” nm ap nA “ ud N ER RUE N \ ER RT RIVER RTK AN N } Kuh ir . UNE RRRRREIRLMENN In DRK N N R va ' ' 14 ER “ ROHR ü Be ; DAN Io \r iM IR \ NN N, n Yyı ‘ vu (1 A rt (i 4 SUNG DREHEN AIRERN Non iv a NUN OR NA n Lei SAU can + u BR u hm AR Ir Et N ERROR RR PRRKOBLU RR NER NEN KRRMENSHÄNNRN N, I M Yan at N RN! RER HINERAIRBUR N AUF iN Puh N A AERO KEN LA NIGATK N SEN Oh Au PR LTR EN Au MN ai ANERIUTN DR Al MAN hy R ' A dr RER Y y En nA SO A EN A Re b h Ash b r INN IOuın Band Wal RIRRDIRSERUWEITUNNTE iM ICHLICH. AN N REHNIORTATNNN DERURURORERL TREO N NE N | nie iR " hr Ki en " STERN N RER, Ko " DR ANNE Kan uhr ALOE LANE RER HN 0 hau ht IRE RE IETATER C ir , ERTUN UA REIT TD PO YIL I \ ht 1 RN ; KRATHTRNN Ron UA ER Nie ENTER EO RUN? 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Jr 5 NE H . & My he N ROMY hr . y\ NEIN N ) Bi N WaNaNE HN En & RR I iM f N IR DR ee “ a KR } ER vu " RR iM Rn R } ‚ ekulane RR EN p ne Gr Not and 5 2% , nnd Ast # he WE ss \ ie \ y eh, RR AM EN BR ANRE AHRN f EN BEN ach Be SENT ARNANEN., Ian ef RR a III RINE ICE IL BREI RT 9 POLEN A \h “ bi un { ft au | N R | BBTKHTN N) BR KRITERIUM w Br, W \ ER A N EDER Y zen 10 1 Ybe ante jlanı rg Nu: ni RE Kr en Sn ER N Kahn N SEHR en Aus und v aa Ki A VER j “ OR WER EN NEN {N a | "un au " Ka N an DANIEL BEE BO ORT FTIR URN sv rl Ka Ni PL HLRUN RN DER Ausınlae, “a } IERENEOGT dene. ie Se BERN KEINE ANGE va BEA N Kun RN In Bl Bar, Dun \ ERS 8 RU Ä AA Kan RAN IRA UA denn 2 RA, ih, Hi len Yu AN a WW N un IPINORRVENIE N RR DR RER URL TEr 7 PEANUUNARN) vi N Dar ANA 5 f sag, EDER An I \ ae Y NE ANETTE NN RR I RYEN + N Hr N r Ai fr Int: N RN NAH. wi \ N u Haan un ee KURLH " iM AN EN Ya Ah A 4 Kin CRDOTAET UN ri Din id ah ERHRNEN \ In) ER [RN NEN ER Y x NR HERR DRIGHUHENNEN, RK DR IE EL UE/U ARE AHLEN Y\ N N HUN, KEN Yanhn j N ’ | r Ei } ir } x EM ch Yayıka Mn JOURNAL fü ORNITHOLOGIE. DEUTSCHES CENTRALORGAN - für die gesammte Ornithologie. In Verbindung mit der Allgemeinen Yeutachen Ornithalugischen Gracllschuft zu Berlin, mit Beiträgen von I Dr. &. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Dir. Dr. @. Radde, Prof. Dr. Altum, Dr. R. Blasius, Dr. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, W. v. Nathusius, Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Dr. @. A. Fischer. Prof. Dr. W. Blasius, Dir. Wiepken, H. Nehrlirg, Ad. Walter, Dr. R. Böhm, Dr. Aug. Müller, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, Josef Talsky, W. Hartwig, C. Deditius, P. M. Wiebke, A. Wiebke, Alex. Schmidt, Herm. Meier und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, herausgegeben von Prof. Dr. Jean Cabanis, Erster Custos des Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin; General-Seer. der Allgem. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. XXXII. Jahrgang. Vierte Folge, 13. Band. Mit 1 Karte, 3 colorirten u. 2 schwarzen Tafeln. Leipzig, 1885. Verlag von L. A. Kittler. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgate. 14, A, Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. Henriettg Street, Coventgarden. 524 Broadway. , Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. D alt re san hea Vierte Folge. 13. Band. £. Heft, Ne. 169. Allgemeine Deutsche Urnitholegische Gesellschaft. Seite Bericht über die (IX.) Jahresversammlung. Abgehalten in Berlin, vom 15.—18. September 1884. Erster Tag, Montag, 15. September, Abends ERS N Zweiter Tag, Dienstag, 16. September, Vormittags. (Stellung- nahme der Gesellschaft zu der auf dem internationalen Ornithologen- Congress in Wien beschlossenen Einrichtung internationaler Be- obachtungsstationen. — Graf v. ee Beobachtungen auf Sylt.) . N an he Dritter Tag, Mikkwoch, 17. Soeben Men v. Berlepsch, über die europäischen Kortnen der Schwanzmeise (Acredula). — Rundgang im Zoolog. Garten.) N a EN. Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlang! NORM. Lem Bl JR Statut der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 4. Zur Avifauna der Insel Waigeu. Von A. Nehrkorn \ 5. Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. (Siehe Jahrg. 1883, 12. 13. S. 162—208.) Von Dr. R. Böhm . Ornithologische Notizen aus Central-Afrika TIL. Naieae Kon Dr. R. Böhm . AN Ornithologische Non aus Oral. Ale II. aha) 2. Von ' Dr. R. Böhm BR Örnithologische Nonzen) aus ya ai Acka Ki. En achense 3. Von Dr. R. Böhm ’ Ban 3) AS EN ET EZB nn Nachtrag zur De caucasica. as: das Jahr 1884. ve . Gustav Radde in Tiflis 3 el in Ost-Preussen ü. Syrndum ur lege ae Ale ex Satilsn Schmid : : . Brutvögel und Gäste Donbersı in Ost- Pre eussen. Von een n ‚Meier Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Bericht über die Oetober-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag, 6. Octbr. 1884 . NETTES OB ne PR ON Bericht üher die Nosoniber: Sans Edel Berlin, 3. November 4 16 23 97 al a a IV Seite 14. Bericht über die December-Sitzung. Verhandelt Berlin, 1. December 1885. (Schalow: Nachruf an W. Thienemann. — Reichenow: Nachruf an H. Bodinus. — Golz und Reichenow: Nachruf an Alf. Brehm. — Schalow: Be Boehmi = Musoph. Rossae juv.) - . . 108 15. Bericht über die Tanuar Sitzung. "yerländelt Berka 5. Taunus 1885. Schalow: Nachruf an J. Rüpell. — Reichenow, Neue Vogel- arten der Pelau-Inseln).. ... . 21.2.0. 1.2 ee Nachrichten: 16. An die Redaction eingegangene Schriften . . . N ee 17. Vorläufige Anzeige. An die Mitglieder der Gesellschait 2 Be 18. nme. Carl Rau, Praeparater. 2.0... 20.0000 ae 2. Heft, No. 170. Aufsätze, Berichte, Briefliches ete.: 1. Uebersicht der in Ost-Afrika gesammelten Vogelarten, mit Angabe der verschiedenen Fundorte. Von Dr. G. A. Fischer. (Mit einer Karte, RabD) 2.02 NE 0. ul. 2. Beiträge zur ÖOrnis des onichen ara yon H. Nehrling. (Schluss, s. Jahrg. 1883, Seite 57) . . . u N en 3. Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. Von Di Sn Müller. (Siehe Journ. 1882, Seite 353 u. ff) . . . . . 151 4. Lestris cephus und Lestris pomarina in Dosen Von oe Dalskyr.,. ne . 162 5. Ueber die Enarakterknechen Unterschsannserechn vesdehiedenes Straussen-Eier. Von W.v. Nathusius. (Hierzu Tab. II u. III) 165° 6. Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean by E. W. Nelson. Bericht \ von P. Matschie u. E. Ziemer . . . . 179 7. Die Vögel des Gouvernements St. ee von Rus din. Auszug aus dem Russischen von C. Deditius . . . .......196 Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 8. Bericht über die Februar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag 2. Februar 1885 . . :.. .. 0.0 20.00 le. u 9. Bericht über die März-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag 2. März 1885. (Reichenow: Ueber Parus pallidiventris n. sp. und Zuplectes ladoensis n. sp.) . . „ale 10. Bericht über die April- une \eodhemita Be MonpeR 18. Anal 1885. (Cabanis: Ueber Chrysotis tuceumana n. sp. und Conurus chlo- ropterus Sou. — Reichenow: Ueber Melittophagus gularis australis.) 220 Nachrichten: 11. An die Redaction eingegangene Schriften . . . 2 2 2 2.2.2 ..228 12. Verkauf einer europäischen Vogel-Sammlung . . . 2 2 2... .224 III. Heft, No. 171. Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: L. 1D SU VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands . ana. Aufsätze, Berichte, Briefliches etec.: Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. Von Ober- stabsarzt Dr. F. Kutter. (Hiezu Tab. IV.) . Ä Richard Böhm. Ein Blatt der Erinnerung von Herman Schale Ein neuer Beweis für die ausserordentliche Härte und Festigkeit der Kukuksei-Schale. Von Ad. Walter. Etwas über das Nisten und die Eierzahl von Kalk, ne eh Picus medius. Von Demselben . Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 6. Bericht über die Mai-Sitzung. Verhandelt Berlin, 4 Mai 188°. (Reichenow: Ueber Textor Böhmi n. sp. und andere Webervögel) Nachrichten: An die Redaction eingegangene Schriften . IV. Heft, No. 172. Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 1. Bericht über die (X.) Jahresversammlung. Abgehalten in Bean schweig vom 28. bis 30. Mai 1885. Erster Tag, Donnerstag, den 28. Mai Abends. RE Zweiter Tag, Freitag, den 29. Mai Vormittags. (R. Blasius, Bericht über die Thätigkeit des permanenten internationalen ornithologischen Comites im ersten Jahre seines Bestehens. — Landois: Eine in Holz selbst gemeisselte Nisthöhle des Parus palustris. — R. Blasius: Bericht über die Thätigkeit des Aus- schusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. — A. Reichenow: Replik zu vorstehendem Berichte, — P. M. Wiebke: Hahnenfedrige Birkhennen. — A. Wiebke: Bastard- formen der Waldhühner. — W. Blasius: Neue Thatsachen be- treffis Alca impennis.) . URN "> Dritter Tag, Sonnabend 30. Mai Vorale are sales bezugs der Thätigkeit des Ausschusses für en der Vögel Deutschlands.) . Garten in Münster i/W. Vor Prof Dr. Landois . a7l 375 . 377 . 381 . 400 2. Anlage I. Die Fuchs den ee im alehen Zoneei chen Be AT, vl Seite 3. Anlage II. Osteologische Studien. (Messungs-Methoden an Vogel- Skeletten.) Von Prof. Dr. Wilh. Blasius .. . N, 4. Anlage III. Ueber einige Vögel von Cochabamba in Bolivia, Von Brot. Dr. WW. blasıns, u. . 416 5." Anlage IV. Unregelmässig und selten erscheinende Wander im Herzogthum Oldenburg. Von Dir. C. F. Wiepken .. . ...419 ' Aufsätze, Berichte, Briefliches ete.: 6. Zum Vogelzuge. Von W. Hartwig. .. 497 7. Compendium der neu beschriebenen ad Ad Arten, von an Reichenow und Herm. Schalow. Serie VIII. (Forts. v. Jahrg. 1884, 8. 88. Me ua a en Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 8. Bericht über die September-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag, 7. September 1885. (Cabanis: Ueber das Vorkommen von Habro- pyga melpoda und A. paludicola in Angola. — Reichenow: Pfiernistes Boehmi n. sp. — Matschie: Presbys bogotensis n. sp.) - “ . . 463 9. Bericht über die October-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag 5. October 1885... we ah ande ae nel 2 REN UD Der Nachrichten: 10. An die Redaction eingegangene Schriften . . . 2» 2 2.2.2... 468 11. Berichtigung . . . 468 Index der hen Naincn des XXXU. a 1835 . 469 \ Tafeln des Jahrganges. Tab. I. Uebersichtskarte der ornithologischen orschmun a Dr. G: AT Eischerst Mann. . 28... Niehe Seite 113 . ab. 11. IT. Unterscheidunssaeichenlreraftedines Strausseneier „ iu lze Tab. IV. Nester u. Ei von Batrachostomus cornutus ._ - y „= 34 Tab. V. Köpfe von Corythaix-Arten: Fig. 1. OCorythaix Hartlaubi. — 2. C. Schuetti. — 3. ©. Living- stoni. — 4. CO. Cabanisi. — 5. C. Reichenowi. Siehe H. Schalow, Musophagidae, Jahrg. 1886, S. 1 u. fi. Tab. VI. Köpfe von Aegialitis-Arten: Fig. 1. Aegialitis occidentalis Cab. Siehe Jahrg. 1872, 5. 168. Ist Abart von nivosa. Hab. Chile. Fig. 2. a. b. Aeg. Mechowi Cab. Angola. S. Jahrg. 1884, S. 437. Fig. 3. a. b. Aeg. gracilis Cab. Jahrg. 1872, S. 158. Fig. 4. a. b. Aeg. venusta (Fehr. u. Rehw.). Jahrg. 1884, 5. 178. Fig. 5. Aeg. bifrontata Cab. Madagascar. Jahrg. 1882, S. 124. JOURNAL. für ORNITHOLOGIE. Dreiunddreissigster Jahrgang. N 169. ER 1885. Allgemeine Deutsche Ornithologische Geseilschaft zu Berlin, Bericht über die (IX) Jahresversammlung. oo. in Berlin, vom 15. bis:18. September 1834. Erster Tag. Sa Montag den 15. September 1884, Abends 7 Uhr, im Sitzungslocale, kleiner Saal des Archi- hausen, Wilhelmstrasse 92, I. ‘Anwesend die Herren: Schütt (Staufen), Nehrkorn (Riddags- hausen), Graf v. Berlepsch (Münden), Huber (Basel), Schu- mann (Crimmitschau), Frick (Burg), Krüger-Velthusen (Spandau), Thiele (Cöpenick) und G. A. Fischer (Barmen). Von Berliner Mitgliedern die Herren: Cabanis, Schalow Deditius, Reichenow, Lehmann, Nauwerk, Hartwig, Mützel, Bolle, Bodinus, Grunack und Matschie. Als Gäste betheiligten sich die Herren: Meister und Kolbe (Beide aus Berlin). Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf. Herr Matschie. Herr Cabanis eröffnet die Versammlung mit herzlichen Worten der Begrüssung für die erschienenen Mitglieder und Gäste. Zu Vorsitzenden der Jahresversammlung werden einstimmig (die Herren Graf v. Berlepsch und Prof. Cabanis gewählt - Beide Herren nehmen mit Dank das ihnen übertragene Ehrenamt - an. Die Schriftführung für die Jahresversammlung wird Herr Matschie versehen. Herr Graf v. Berlepsch übernimmt den Vorsitz. Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 169, Januar 1835. 1 2 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Herr Cabanis verliest das den Mitgliedern als Einladung schon früher gedruckt zugesendete Programm der Jahresversammlung, welches mit einigen Aenderungen in folgender Form angenommen wird: Montag, den 15. September. I. Sitzung. Abends 7 Uhr im kleinen Saale des Architekten- Vereinshauses, Wilhelmstrasse 92. — Eröffnung der Jahresversamm- lung. — Wahl der Vorsitzenden. — Bericht über das verflossene Vereinsjahr. — Wahl der Revisionscommission. — Beschlussfassung über beantragte Statutenänderungen. — Neuwahl für die aus- scheidenden Ausschuss-Mitglieder. Hierauf Abendessen im Franziskaner (Friedrichsstrasse). Dienstag, den 16. September. II. Sitzung. Morgens 9 Uhr im kleinen Saale des Architekten- Vereinshauses. — Stellungnahme der Gesellschaft zu der auf dem Ornithologen-Congress in Wien beschlossenen Einrichtung inter- nationaler Beobachtungsstationen, bezw. Wahl eines reorganisirten Gesellschafts- Ausschusses für diese Angelegenheit. — Vorträge. Bis jetzt sind angemeldet: Dr. Reichenow (Berlin). Vorlegung und Besprechung zweier die geographische Verbreitung der Vögel darstellenden Wandkarten. H. Schalow (Berlin). Ueber die Familie der Musophagiden. P. Matschie (Berlin). Geschichte der Systematik der Vögel seit Linne. Berichte; Diseussionen. — Um 11 Uhr: Frühstückspause. — Um 2 Uhr: Schluss der Sitzung. — Hierauf Mittagessen in den Kaiserhallen (Unter den Linden). — Nachmittags: Besuch des Ausstellungsparkes (Singhalesen). — Abends: Theaterbesuch ete. Mittwoch, den 17. September. Morgens 8%/, Uhr im Kgl. Zoologischen Museum: Besichtigung und Vorträge — Um il Uhr: Fahrt per Stadtbahn nach dem Zoologischen Garten. — Kurze Frühstückspause. — Rundgang - unter Führung des Directors Dr. Bodinus. — Um 4 Uhr: Ge- meinschaftliche Mittagstafel daselbst. — Abends: Schluss-Sitzung. — Entgegennahme des Berichtes der Decharge-Commission. — Neuwall des Vorstandes durch den Ausschuss mit Zuziehung der an den Generalsecretair eingelaufenen schriftlichen Voten der ab- Bericht über die IX. Jahresversammlung. 3 wesenden Ausschuss-Mitglieder. — Bestimmung des Ortes ete. der nächsten Jahresversammlung. Hierauf legt Herr Schalow den Bericht über die Geschäfts- führung des verflossenen Vereinsjahres vor. Er theilt mit, dass von 136 ordentlichen und 18 ausserordentlichen Mitgliedern, mit welchen die Gesellschaft in das Jahr eingetreten sei, 15 resp. 6 ausgeschieden, dagegen 8 Mitglieder neu eingetreten seien. Durch den Tod habe die Gesellschaft drei Herren verloren, Baron von Bohlen-Bohlendorf auf Rügen, Georg Vogel (Zürich) und Senator Danneel in Teterow. Die Anwesenden ehren nach altem Brauche das Andenken der Dahingeschiedenen durch Er- heben von den Sitzen. Herr Schalow erwähnt in Bezug auf die verspätete Fertig- stellung des Geschäfts-Berichtes für das Jahr 1882, dass dem Cassirer die Einziehung der Beiträge überaus schwer gemacht werde und es nur mit der grössten Mühe möglich sei, zur Jahres- versammlung ein einigermassen vollständiges Bild a Kassenlage zusammenzustellen. Für das Jahr 1884 sind 3 Tafeln vorgesehen, deren eine durch Stiftung des Herren Graf von Berlepsch hergestellt wird. Herr Schalow verliest den Entwurf für das nächstjährige Budget, worauf die Wahl der Revisions-Commission erfolgt, in welche die Herren Nehrkorn, Huber und Schütt gewählt werden. Alsdann bringt Herr Cabanis verschiedene Briefe auswärtiger Mitglieder zur Verlesung, welche zu ihrem grossen Bedauern an der diesjährigen Jahresversammlung sich zu betheiligen verhindert sind und den Anwesenden ihre herzlichsten Grüsse übersenden. Es sind dieses die Herren: Director Wiepken (Oldenburg), Justizrath Dr. @olz (z. Z. in Wiesbaden), Oberstabsarzt Dr. Kutter (Kassel), Maler Walter (Kassel), W. Meves (Stockholm), Prof. Dr. W. Blasius und Stabsarzt Dr. R, Blasius (Braunschweig), Oberamtmann F. Heine (St. Burchard), F. Heine jun. (Emers- leben), A. von Pelzeln (Wien), Dr. A. von Brehm (Renten- dorf), L. Holtz (Greifswald), E. Ziemer (Klein Reichow) und Huntemann (Oldenburg). Herr Dr. Hartlaub schreibt, dass er durch Krankheit seine Absicht, zur Jahresversammlung nach Berlin zu kommen, habe aufgeben müssen, und sendet ein Referat über trinäre Nomeneclatur, welches von Herrn Sch alow verlesen wird. 1* 4 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Von einer Beschlussfassung über beantragte Sta- tutenänderungen muss abgesehen werden, nachdem constatirt worden, dass nicht die für solche Angelegenheiten nothwendige Zahl von 25 Mitgliedern anwesend ist. Bei der hierauf stattfindenden Wahl für die ausscheidenden Ausschussmitglieder werden die Herren Prof. Dr. Landois (Münster), Dr. H. Dohrn (Stettin) und H. Schalow (Berlin) wiedergewählt, während Herr Dr. G. A. Fischer als neues Mitglied in den Ausschuss tritt. Kurz nach 10 Uhr schliesst der Vor- sitzende die Versammlung, worauf das Abendessen im Franzis- kaner gemeinschaftlich eingenommen wird und beim guten Glase Bier die Anwesenden in reger Unterhaltung noch lange bei ein- ander bleiben. Zweiter Tag. Dienstag, den 16. September 1884, Vormittags 9 Uhr im Sitzungslocale. Vorsitzender: Herr Graf von Berlepsch. Schriftführer Herr Matschie. Für den ersten Punkt der Tagesordnung: Stellungnahme der Gesellschaft zu der auf dem internationalen Ornithologen-Congress in Wien beschlossenen Ein- richtung internationaler Beobachtungsstationen, bezw. Wahl eines reorganisirten Gesellschafts-Aus- schusses für diese Angelegenheit ertheilt der Vor- sitzende zunächst dem Herrn Reichenow das Wort zum Referat über den Gegenstand der Discussion. Derselbe giebt ein Bild der auf dem Wiener Congress gepflogenen Verhandlungen, welche in dem Beschlusse folgender Resolution gipfelten: „Es ist ein permanentes internationales Comit& zur Errichtung von Vogelbeobachtungsstationen zu wählen und Se. kaiserliche und königliche Hoheit der durchlauchtigste Kronprinz Rudolf zu De das Proteetorat dieses Comites huldreichst übernehmen zu wollen: ‘ | Es ist an das k. u. k. Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Aeusseren in Wien das Ersuchen zu stellen, in geeigneter Weise in allen nicht auf dem Congresse vertretenen Staaten für die Einrichtung ornithologischer Beobachtungsstationen wirken und behufs Ermittlung geeigneter Persönlichkeiten dem internationalen Comite ihre Unterstützung gewähren zu wollen. Die Delegirten der auf dem Congresse vertretenen Staaten werden beauftragt, bei ihren betreffenden Regierungen dahin zu Bericht über die IX. Jahresversammlung. 5 ' wirken a) dass die Einrichtung der ornithologischen Beobachtungs- stationen möglichst gefördert werde, b) dass entsprechende Sub- ventionen zur Geschäftsführung der Beobachtungsstationen und zur Publication der Jahresberichte über die eingelaufenen Beob- achtungen bewillist und für die Bildung von Localcomites in den einzelnen Staaten, welche mit dem Vorsitzenden des internatio- nalen Comites in Verbindung zu treten haben, Vorsorge getroffen werde. ‘Das internationale Comite hat nach folgenden Grundsätzen zu verfahren: a) die ornithologischen Beobachtungen werden für die ganze Erde, in erster Linie jedoch für Europa angestrebt; b) die Beobachtungen werden womöglich nach ein und demselben Schema angestellt, wobei die österreiehisch- -ungarischen Instruc- tionen als Grundlage 'zu dienen haben; c) die Verarbeitung der eingesangenen Berichte erfolgt für die einzelnen Staaten nach den- selben Prineipien, in systematischer Anordnung unter Anwendung der gleichen wissenschaftlichen Terminologie; d) für jedes Land ist ein Verzeichniss der dort vorkommenden Vögel aufzustellen, nach dem Muster des von den Herren von Homeyer und von Tschusi für Deutschland und Oesterreich-Ungarn ausgearbeiteten, unter Beifügung der betreffenden Localnamen: e) zur Erlangung von ornithologischen Beobachtungen ist besondere Rücksicht zu nehmen auf die Heranziehung von Akademien, gelehrten Gesell- schaften, Vereinen, der naturwissenschaftlichen Publieistik, dann der Consulate, der religiösen Missionen, der meteorologischen und verwandten Stationen, des Lehr- und Forstpersonals, des Aufsichts- personals der Leuchtthürme ete.; f) wenn fachkundige, zuverlässige Beobachter zur Verfügung stehen, sollen möglichst über alle vor- kommenden Vogelarten Aufzeichnungen gemacht werden, wenn nicht, bleibt es dem Comit& überlassen, einzelne bekannte Arten speciell zur Beobachtung vorzuschlagen; &) es ist erwünscht, dass gleichzeitig aus dem Gebiete der übrigen Thierwelt und der Pflanzenwelt phaenomenologische Beobachtungen angestellt und einschlägige, meteorologische, Erscheinungen notirt werden. Jeder Staat ist in dem internationalen Comite durch einen oder mehrere Delegirte vertreten,“ So wünschenswerth die Verwirklichung einer solchen Ein- richtung über die ganze bewohnte Erde sich erstreckender Beob- achtungsstationen für die Ornithologie erscheine, so müsse dieselbe doch, nach der Ansicht des Referenten, leider aus praktischen Gründen als illusorisch bezeichnet werden. Zunächst werde es nicht gelingen, in überseeischen Ländern geeignete Beobachter zu gewinnen. Die wenigen im Auslande lebenden Europäer, welche sich speciell für Ornithologie interessiren, be- dürften nicht der Anregung von Seiten eines Comites. Sie schickten 6 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: aus eigenem Antriebe die gesammelten Beobachtungen zur Publi- cation- an die Fachzeitschriften ein, wie dies beispielsweise seit mehr als 30 Jahren für das „Journal für Ornithologie“ geschehen sei. Die Thätigkeit des Ausschusses werde also darin bestehen, solche Personen zur Betheiligung am gemeinsamen Werke heran- zuziehen, welche bisher dem Gegenstande nicht speciellere Auf- merksamkeit zugewendet haben. So sei auf dem Congresse vor- geschlagen, den Jesuitenorden für die Sache zu interessiren. Bei einem solchen Vorgehen werde man aber die traurigsten Er- fahrungen machen. Es könnten Laien wohl veranlasst werden, Vogelbälge und -eier zu sammeln ; zum Beobachten der Vögel aber, zur richtigen Auffassung der Lebenserscheinungen derselben be- fähige nicht eine plötzliche Laune, sondern dazu gehöre eine Uebung von Jugend auf, welche eine natürliche Begabung unter- stützen müsse; spreche man doch öfters sogar solchen ein Ver- ständniss für die Lebenserscheinungen der Vögel ab, die als Bälge vorliegende Vögel mit scharfer Kritik zu unterscheiden und in ihren plastischen Verschiedenheiten zu erfassen vermögen. Dann gehöre zum Beobachten doch zuerst eine genaue Kenntniss der in dem betreffenden Lande vorkommenden Arten, und eine solche sich anzueignen, könne man von Consuln, Kaufleuten oder Missio- naren, welche sich vordem niemals um die Vogelwelt bekümmert haben, nicht erwarten. In zweiter Linie werde es dem Comite auch nicht gelingen, die verschiedenen Nationen zur gemeinsamen Be- theiligung an einem internationalen Werke heran- zuziehen. Zunächst werde England sich ausschliessen und seinen eigenen Weg gehen, wie dies ja in anderen Fällen bei beabsichtigten internationalen Unternehmungen geschehen sei. Die in den britischen Colonien ansässigen Engländer werden nach wie vor ihre Beobachtungen an die englischen Journale schicken oder selbstständig publieiren, nicht aber die gewonnenen Resultate dem Wiener Comite zur Verfügung stellen. Die Ver- einigten Staaten von Nord-Amerika, welche ein recht ausgebildetes System von Beobachtungsstationen bereits besitzen und die ge- sammelten Notizen in Jahresberichten veröffentlichen, haben keine Veranlassung, hinsichtlich dieser Praxis in Zukunft Aenderungen zu treffen. Aber selbst die in überseeischen Ländern lebenden Deutschen, welche sieh mit der Ornithologie beschäftigen, oder Reisende, welche zoologisch noch unbekannte Gebiete erforschen, Bericht über die IX. Jahresversammlung. 1 werden stets und mit Recht der Genugthuung nicht entsagen, die Ergebnisse ihrer Beobachtungen und Forschungen selbständig und unter eigenem Namen in einer ihnen passenden Form der wissenschaftlichen Welt zugänglich zu machen; und wohl selten sich bereit finden lassen, ihre Erfahrungen, die Resultate harter Mühen, einem Ausschusse zu überlassen, welcher dieselben, unter- mischt mit den Untersuchungen, Anderer, veröffentlicht. So dürfte denn ‘die Thätigkeit des internationalen Comites im Wesentlichen auf Deutschland, Oesterreich-Ungarn und diejenigen europäischen Staaten sich beschränken, welche aus Mangel an geeigneten Organen oder wegen des Fehlens einer leiten- den Kraft auf selbständige Thätigkeit verzichten müssen und deshalb dem internationalen Unternehmen sich anschliessen. Ueberwiegend werde also wohl die Wirksamkeit des Wiener Comites mit derjenigen des Ausschusses für die Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands, welchen die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesell- schaft eingesetzt habe, zusammenfallen. Es frage sich demnach, ob unter diesen Umständen die Gesellschaft ihre seit dem Jahre 1875 bestehende Einrichtung ornithologischer Beobachtungssta- tionen aufgeben und dem internationalen Comite überlassen oder, wie bisher, selbständig weiter verfolgen solle? Der Referent betont, dass der Plan dieser Einrichtung von ornithologischen Beobachtungsstationen in Deutschland von ihm selbst ent- worfen und zuerst auf der Jahresversammlung in Braunschweig im Jahre 1875 entwickelt worden sei. Der Redner beansprucht daher für sich das Verdienst, der geistige Urheber des jetzt so beliebt gewordenen Beobachtungsstationen - Systems zu sein. Der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Ge- sellschaft aber gebühre die Anerkennung, diesen Plan zuerst praktisch zur Ausführung gebracht zu haben. Nachdem derselbe in’Deutschland ins Werk gesetzt, sei später England dem Vorgehen der Deutschen gefolgt, sodann sei die gleiche Einrichtung in Nord-Amerika getroffen worden und endlich habe der Wiener Verein nach dem Muster des von der deutschen Gesellschaft be- folgten Systems in Oesterreich Beobachtungsstationen ins Leben gerufen. Der Referent bedauert, dass dieses Verdienst der All- gemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft um die Sache auf dem Congresse in Wien unberücksichtigt ge- blieben sei, dass man die Prioritätsrechte der deutschen Gesell- 8 Deutsche Ormithologische Gesellschaft: schaft so wenig beachtet habe, dass man sogar, trotz des für Deutsch- land seit Jahren bestehenden Ausschusses für Beobachtungssta- tionen, ein neues selbständiges Comite gewählt habe, welchem ‘ die Förderung dieser Angelegenheit im deutschen Reiche obliegen . solle. Der Redner plädirt dringend für das Fortbestehen des Gesellschafts-Ausschusses für die Beobachtungs- stationen der Vögel Deutschlands, hält jedoch eine Reorganisation der Thätigkeit desselben für un- bedingt geboten. Bei der gegenwärtigen Art und Weise der Behandlung seien die Resultate der Beobachtungsstationen, wie sie sich in den Jahresberichten der Gesellschaft darstellen, zum grossen Theile von sehr geringem Nutzen für die Vogelkunde, da meistens all- bekannte Thatsachen wiederholt würden, und mit dem Chaos zu- sammengetragener Daten über die Ankunft und den Abzug der Vögel im grossen Ganzen schlechterdings nichts anzufangen sei, indem es doch für die deutsche Vogelkunde nur nebensächlichen Werth habe, zu wissen, ob Storch oder Schwalbe an irgend einem Orte Deutschlands einmal einige Tage früher, das andere Mal etwas später eingetroffen, und ja auch die allgemeinen Ankunfts- und Abzugszeiten dieser Arten hinreichend bekannt seien. Der Ausschuss müsse sich zunächst darüber klar werden, in welcher Weise eine erspriessliche Förderung der deutschen Vogel- kunde durch die Beobachtungsstationen zu erreichen sei und an dem gesammelten Material eine schärfere Kritik üben. Nach drei Richtungen hin könne man zu positiven Resultaten gelangen. In erster Linie solle das Bestreben des Ausschusses sich darauf richten, die Verbreitung der Vögel in Deutschland festzustellen. Zu diesem Zwecke solle der- selbe Karten anfertigen, auf welchen die Verbreitung je einer Art durch Farben anzugeben sei, so weit dieselbe mit absoluter Ge- nauigkeit nach den bis jetzt vorhandenen Nachweisen verzeichnet werden könne; und zwar müsse jeder einzelne Ort, an welchem die betreffende Art bereits brütend gefunden sei, mit Angabe des Beobachters aufgeführt werden. Die bei der Anfertigung‘ der Karten sich ergebenden Lücken in unserer gegenwärtigen Kennt- niss solle man alsdann mit Hilfe der Mitarbeiter in den ver- schiedenen Theilen Deutschlands auszufüllen versuchen. Auf diese Weise werde es gelingen, die Verbreitung von Raben- und Nebelkrähe, der Zwergtrappe, Schilfsängerarten, Bericht über die IX. Jahresversammlung. 9 die jetzige Nordgrenze der Verbreitung des Girlitz u. a. fest- zustellen. Zweitens müsse der Versuch gemacht werden, die Zug- oder Heeresstrassen zu bestimmen, welche die Wandervögel auf ihren Frühjahrs- und Herbstzügen benutzen. Dazu solle der Ausschuss den Mitarbeitern die Beobachtung der Züge leicht kenntlicher, bei Tage ziehender und daher gut zu beobachtender Arten, wie beispielsweise des Storchs, empfehlen. Gelinge es, eine grosse Anzahl gleichzeitiger Beobachtungen über den Zug der einen Art zu sammeln, so würde es vielleicht möglich sein, durch Zusammenstellung der einzelnen Notizen die Richtung zu bestimmen, welche die wandernden Schaaren genommen haben. Darnach liessen sich ungefähre Zugstrassen construiren, welche als Basis dienen könnten zur Herstellung berichtigter und vervoll- ständigter Bilder der Heeresstrassen unserer Vögel. ‚Drittens solle der Ausschuss die von den Mitarbeitern eingesendeten biologischen Beobachtungen, welche zum grössten Theil allbekannte Thatsachen wiederholen, nicht kritiklos abdrucken. Denn dass die Grasmücken fünf oder . bisweilen sechs Fier legen, bedürfe doch nicht mehr der Erwähnung, dass einmal eine Turteltaube oder ein Hänfling auf der Erde niste, sei eine auffallende Thatsache, aber doch schon öfters beobachtet ‚und in der Litteratur registrirt worden. Auch in dieser Beziehung müsse der Ausschuss den Mitarbeitern ganz bestimmte Fragen über solehe Punkte vorlegen, hinsichtlich welcher noch Unsicherheit bestehe. Wenn der Ausschuss für Beobachtungsstationen in solcher Weise nach einem genau ausgearbeiteten Plane arbeite, würden die schönsten Resultate für die deutsche Vogelkunde zu erwarten sein, während die bisherige Thätigkeit doch nur in einem sehr geringen Grade unsere Kenntniss der einheimischen Vogelwelt gefördert habe. An der hierauf folgenden Discussion betheiligen sich die Herren Cabanis, Nehrkorn, Schumann, Mützel u. A. Herr Nehrkorn giebt im Speciellen den grösseren Er- wartungen Ausdruck, welche er der Wirksamkeit eines internatio- nalen Comites entgegenbringe, namentlich in Bezug auf das zu erhoffende Sammeln von Vogelbälgen und -eiern. Herr Cabanis betont zunächst, dass nach seinem Dafürhalten . die Gesellschaft die Angelegenheit der Beobachtungsstationen BD nn Deutsche Ornithologische Gesellschaft: | fallen lasse möge, da der internationale Wiener Congress, ohne Rücksicht auf die Prioritätsrechte der Allgemeinen Deutschen Orni- thologischen Gesellschaft in kühnem Griffe die Errichtung von Beobachtungsstationen in allen Ländern der Erde beschlossen habe. Der bisher für Deutschland in Wirksamkeit befindliche Ausschuss sei vollständig ignorirt und ein eigenes Comite für Deutschland, bestehend aus den Herren Dr. R. Blasius, E. von Homeyer und Hofrath A. B. Meyer, eingesetzt worden. Es würden daher für dieselbe Sache zwei von einander unabhängige Ausschüsse existiren, und hierdurch rechtfertige sich der Antrag: „Die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesell- schaft möge lieber der Fortführung der Beob- achtungsstationen entsagen und sich der Anbah- nung eines neuen, noch unbetretenen Weges zur Förderung der ornithologischen Interessen zu- wenden.“ Es sei die im Laufe der Jahre vielfach bewährte Aufgabe der Gesellschaft gewesen, als Pfadfinder zu wirken, bis sich Nachahmer gefunden haben. Diesen möge man dann das Weitere überlassen, da ;a der Hauptzweck, anregend und nutz- bringend auf weitere Kreise zu wirken, erreicht sei. Dieser Antrag des Herrn Cabanis findet keine Zustimmung, vielmehr giebt sich in der Versammlung der entschiedene Wille für Fortbestehen der Beobachtungsstationen kund. Herr Cabanis stellt nunmehr, in Uebereinstimmung mit den von Herın Reiche- now dargelegten Ansichten, den Antrag: Das Fortbestehen eines reorganisirten Gesellschafts-Ausschusses für die Beobachtungsstationen der Vögel Deutsch- lands zu beschliessen mit der Maassgabe der Wahrung der Selbständigkeit dieses Ausschusses unter Wiederherstellung der ursprünglichen Leitung desselben durch Herrn Dr. Reiche- now und mit der Erklärung, dass die von Seiten der Gesellschaft veröffentlichten Beobachtungen, nach erfolgtem Drucke, im Interesse der Förderung ornithologischer Zwecke, dem internationalen Wiener Comite auf Wunsch bereitwilligst zur Benutzung frei zu stellen seien. ! \ Im Sinne dieses Antrages gelangt hierauf die folgende Reso- lution einstimmig zur Annahme: Die (IX.) Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin beschliesst das Fortbestehen des Ausschusses für Bericht über die IX. Jahresversammlung. 11 Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands unterReorganisation der Thätigkeit desselben nach dem von Herrn Dr. Reichenow auf der heutigen Ver- sammlung entworfenen Programme. Die Resultate, welche der Ausschuss nach sorg- fältiger, kritischer Beurtheilung der gesammelten Beobachtungs-Notizen erlangt, soll derselbe in der Form von Jahresberichten, wie bisher, im Organe der Gesellschaft veröffentlichen. * Der Ausschuss soll im Falle eines Ansuchens seitens des auf dem Wiener Congresse gewählten internationalen Comites zur Einrichtung von Be- obachtungsstationen, unter Wahrung seiner Selbst- ständigkeit und soweites im allgemeinen Interesse der Vogelkunde liegt, die Zwecke des internatio- nalen Comites zu fördern bestrebt sein. Da die Reorganisation der Thätigkeit des Ausschusses höhere Anforderungen an die Ausschussmitglieder stellt, so erschien es angemessen, die Zahl der Mitglieder zu vermehren, und wurden folgende Herren für die nächsten zwei Jahre in den Ausschuss gewählt: R. Blasius, Hartwig, Matschie, Reichenow- Rohweder, Schalow und Tanere. Herr Reichenow wird beauftragt, die Annahme- Er- klärungen der Wahl seitens der nicht anwesenden Ausschussmit- glieder einzuholen. *) Da die Zeit bereits vorgeschritten, wird einem Antrage des Vorsitzenden, die Verhandlungen auf eine halbe Stunde für die Einnahme eines Frühstücks im Architektenkeller zu unter- _ brechen, Folge gegeben. Hierauf nehmen die Anwesenden gegen 12 Uhr zunächst einige höchst interessante Mittheilungen des Herrn Bodinus entgegen, der noch einmal die Gesellschaft zu der am Mittwoch geplanten Besichtigung des zoologischen Gartens herzlich einladet und daran verschiedene Bemerkungen über den internationalen Vogelmarkt in Antwerpen knüpft. Es sei sehr zu bedauern, dass in neuerer Zeit den Direcetoren zoologischer Gärten an jenem Handelsplatze der Ankauf seltener Thiere durch die abnorm hohe Preise bietenden Londoner Händler *) Herr Tancre hat aus Mangel an Zeit abgelehnt, bei den Herren - R. Blasius und Rohweder steht die definitive Erklärung noch aus, 12 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: fast unmöglich gemacht werde. Es habe sich nach Indien ein Handelsverkehr in Vögeln entwickelt, der für geringwerthige, wie kostbare Arten ganz unerhörte Preise zeitige. Wenn für einen Tukan 300 Mk. in Antwerpen geboten. würden, welcher in Indien für eben soviele Pfund verkauft werde, so könne ein solider Thier- ‘wirth nur darauf verzichten, seinen Bedarf an Vögeln an jenem Orte zu decken. Der Redner schildert in interessanten Zügen die Praxis der mit den raffinirtesten Kniffen vertrauten Auctiona- toren, wie es nur den erfahrensten Fachmännern möglich sei, die künstlich animirten, den Tod im Körper tragenden kranken Thiere von gesunden zu unterscheiden. Er referirt über seine letzten Ankäufe und betont die Schwierigkeit, gewisse Hühnerarten, wie Meleagris ocellata and gallopave, in unserem Klima zu halten. Für den Puter sei die Acelimatisation nur dadurch möglich geworden, dass derselbe, von Spanien herein geführt, durch Generationen hin- durch sich habe an das hiesige Klima gewöhnen können. Fine allgemeine Discussion schliesst sich an die von Herrn Bodinus vorgetragenen bemerkenswerthen Notizen. Herr Reiehenow erklärt hierauf zwei von ihm ent- worfene und ausgeführte Wandkarten, welche die geographische Verbreitung der Vögel darstellen. Er erwähnt, dass er diese Karten zu der internationalen ornithologischen Ausstellungin Wien eingesendet habe. Obwohl dieselben dort keiner Beachtung gewürdigt seien, wage er es dennoch, der Allgemeinen Deutschen Ornitholo- gischen Gesellschaft dieses Werk vorzulegen und glaube einer verständnissvolleren Aufnahme seitens dieser Versammlung sewiss zu sein. Auf diesen Karten ist die geographische Ver- breitung von 153 Familien, Gattungen oder wichtigeren Arten der Vögel graphisch dargestellt. Durch verschiedene Farben und, wo diese nicht mehr ausreichen, durch Schraffirungen und Zeichen mannigfaltiger Art erhält man einen überraschend leichten Ueber- blick über die Verbreitungsgrenzen der einzelnen Familien. Herr Reichenow zeigt an einzelnen Beispielen die Anwendbarkeit dieser Karten. Bei einzelnen Punkten, wie bei der Frage nach der Verbreitung des Strausses, kommt es zu interessanten Dis- eussionen, in welchen Herr Bodinus Gelegenheit nimmt, zu er- klären, dass von einer grossen Menge südafrikanischer Strausse, die er gesehen, kein einziger einen blauen Hals gehabt habe. Die Heimath des Siruthio molybdophanes Rehw. ist noch immer Bericht über die IX. Jahresversammlung. 13 nicht völlig bestimmt und seine eventuelle Uebereinstimmung mit Struthio australis Gurney, der in Süd -Afrika heimineh ist, bedarf noch sehr des Beweises. Der Vorsitzende giebt der Freude der Gesellschaft über diesen erfolgreichen Versuch, die Verbreitung der gesammten Vogel- familien kartographisch darzustellen, in anerkennenden Worten Ausdruck. Herr Mützel wünscht, dass diese Karten in einer Taschen- ausgabe allen Ornithologen zugänglich gemacht werden. Herr Reichenow erwidert, dass die Karten in einem dem- nächst bei Perthes in Gotha erscheinenden physikalischen Hand- atlas zur Publication kommen werden. Her Schalow kommt nunmehr auf die vom Präsidenten der Gesellschaft, Herrn Dr. Hartlaub, angeregte Frage der trinären Nomenelatur zurück und bittet die Anwesenden, ihre Ansicht über den betreffenden Punkt zu äussern. Das Schreiben des Herrn Hartlaub lautet folgendermassen: .„Vor einigen Wochen hat im Lesesaal des Natur. Hist. Museums in London eine Versammlung der hervorragendsten Zoologen Englands getagt unter dem Vorsitze Prof. Flower’s. Der Zweck dieser Versammlung war eine Begegnung und wissen- ‚schaftliche Besprechung mit dem ausgezeichneten amerikanischen Ornithologen Dr. Elliot Coues, der eigens zu dem Zwecke nach England gekommen war, die Ansicht seiner englischen Collegen hinsichtlich der von den amerikanischen Ornithologen in corpore. angenommenen trinomialen Nomenelatur kennen zu lernen und resp. Propaganda für dieselbe zu machen. Einen vollständigen und der Kenntnissnahme im hohen Grade werthen Bericht über diese Versammlung bringen die Nummern 767 und 768 d. J. der be- kannten Zeitschrift „Nature“. Es wird für jetzt genügen, die Hauptergebnisse dieser Besprechung hier zu resumiren. Als solche erscheint einmal die von der überwiegend grossen Mehrzahl der Versammelten anerkannte Thatsache, dass die binomiale Nomenelatur Linne’s sich in zahlreichen Fällen als nicht mehr ausreichend erweise, und dass in einer oder der anderen Weise nothwendig Bedacht darauf zu nehmen sei, dem dadurch ge- schaffenen und in der That dringenden Bedürfnisse abzuhelfen. Die Amerikaner glaubten diese Abhülfe mit der Annahme der trinomialen Bezeichnung gefunden zu haben. Sodann aber andererseits die Bedenken gegenüber einem 14 Deutsche Ornithologische Gesellschaft : solchen Schritte, welche in der absolut nicht zu läugnenden unge- heuren Gefahr gipfeln, dass durch die bedingungslos reeipirte trinomiale Nomenclatur eine lawinenartig anwachsende Ueber- lastung systematischer Werke mit neuen Bezeichnungen für schlecht oder ungenügend begründete Formen entstehen würde, wie Solches ‚seitens indiscreter, weniger geübter und minder kritisch geschulter Seribenten gar nicht ausbleiben könne. Selbst die mit einem ungewöhnlichen Aufwande von logischer Schärfe und glänzender Dialektik vorgebrachte Vertheidigung trinomialer Bezeichnung Henry Seebohm’s, also eines Ornithologen ersten Ranges, vermochte diese Bedenken nicht zu erschüttern. Und nicht minder schwer fiel zu Gunsten derselben in die Wage, dass auf manchen an- deren Gebieten der Zoologie, z. B. auf gewissen paläontologischen, die Zahl der allmählichen Uebergänge eine so colossale und so schwer gegeneinander abzugränzende ist, dass ihnen gegenüber das Auskunftsmittel einer trinomialen Bezeichnung durchaus un- genügend erscheint. Es stellte sich schliesslich beraus, dass die Mehrzahl der anwesenden Zoologen sich bedingungsweise als Trinomialisten bekannten und zwar dergestalt, dass sie sich bereit erklärten, namentlich auf sehr erschöpfend bearbeiteten ornithologischen Gebieten (z. B. Nordamerika) die trinomiale Nomenelatur zu accep- tiren, da die Schwierigkeit nur in dem Maasse der Ausdehnung bei Anwendung derselben bestehen werde. Im Widerspruch mit . Coues sei dagegen an dem Begriff der Species in der Ornitho- logie nicht zu rütteln, da unzweifelhaft eine grosse Anzahl scharf umschriebener und vollkommen differenzirter Arten existire, für welche die binomiale Bezeiehnung unbedingt beizubehalten sei. Es ist dies die namentlich auch von Phil. Lutley Selater vertheidigte Position, welche Ref. zunächst einzuhalten entschlossen ist, ohne jedoch von dem endgültig ausreichen- den und dauernden Werthe dieses ALTE unse genügend fest überzeugt zu sein. Prof. Flower, der hochgeachtete Vorsitzende der Londoner Versammlung, wusste mit vielem Geschiek und glücklichem Humor einer bestimmten Parteinahme auszuweichen. Er bekannte, die Art seiner Studien auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Zoo- logie habe ihm die nomenclatorischen Sorgen und Bedenken noch weniger nahe gerückt und er fühle so was wie Sympathie mit jener jungen Dame, die nachdem sie ein Colleg: tiber Astronomie, Bericht über die IX. Jahresversammlung. 15 gehört, gestand, dass sie alles Uebrige, die Entfernungen, die Bahnen, die chemische Zusammensetzung der Gestirne vollständig begreife; Eines aber begreife sie nicht: wie man die Namen der- selben habe ausfindig machen können“. Die lebhafte Debatte, welche sich über diesen Punkt erhebt, und an welcher der grösste Theil: der Anwesenden sich betheiligt, zeigt, dass die Anwendung der trinären Nomenclatur in be- en Fällen nieht mehr zu umgehen ist und oit einen leichten _ Ausweg bietet für die Charakteristik von klimatischen Abar ten, denen der Werth einer guten Species nicht beiwohnt. Die Ge- sellschaft verhehlt sich jedoch nicht die grossen Schwierigkeiten, welche auf der anderen Seite durch die Bezeichnung einer Art mit drei Namen entstehen und die ohnebin schon complieirte Nomenelatur immer schwieriger gestalten. Schliesslich wird eine Resolution einstimmig angenommen, welche Herr Reichenow in folgender Form vorschlägt: Die (IX.) Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin istder Ansicht, dass den oftinsehr geringem Grade, aber constant abweichenden localen Varietäten mancher Vogelarten der Werth von Species in dem bisher gebräuchlichen Sinne nicht zugestanden werden könne, dass dieselben vielmehr als Subspeeies oder Localrassen unterschieden werden müssten, und deshalb die trinäre Nomenelatur nicht mehr zu ver- meiden sei. Die Versammlung glaubtindessen hin- sichtlich der Anwendung der Trinomina die grösste Vorsicht anempfehlen zu müssen, da dieselbe auf Seiten wenig kritischer Schriftsteller leicht miss- bräuchlich werden kann. Herr Matschie hält alsdann seinen angezeigten Vortrag : Geschichte der Systematik der Vögel seit Linne. Er charakterisirt kurz die wichtigsten der seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgestellten Systeme. Der Vortrag wird in er- weiterter Form später zur Veröffentlichung gelangen. Wegen der bereits vorgeschrittenen Zeit beschränkt Herr Graf von Berlepsch die Mittheilungen über seine vorjährigen Beobachtungen auf der Insel Sylt auf wenige Bemerkungen. Er giebt ein treffendes Bild von dem Leben und Treiben der Sterna caspia, deren einzig bekannter Brutplatz in Deutschland sich auf 16 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: der Nordspitze dieser Insel befindet. Er schildert mit lebhaften Farben den prächtigen Anblick, welchen diese Riesen-Seeschwalbe fliegend darbiete. Die Anzahl der caspischen Seeschwalben, welche in jenem Jahre dort genistet haben, wurde von den Syltern auf etwa 40 Paare geschätzt. Der Vortragende knüpft hieran Bones über auffallend späte Bruten der dortigen Vögel. Sterna caspia hatte Anfang Septembers noch Dunenjunge, welche am Strande sassen und sich dureh schnelles Laufen. zu retten suchten, so dass es Mühe kostete, sie einzuholen. Ein Dunenjunges des Austernfisches wurde am 22. August erlegt. Eine junge noch nicht fligge Lerche wurde am 26. August gegriffen. Auffallend erschien auch das späte Zurückbleiben mancher Zugvögel. So ist Cotyle riparia noch am 9. September (am Tage der Abreise) häufig beobachtet worden, Muscicapa grisola am 4. September etc. Nach 2 Uhr schliesst der Vorsitzende, Herr Graf von Ber- lepsch, die Verhandlungen des Tages, worauf die Theilnehmer in den Kaiserhallen (Unter den Linden 27) ein gemeinschaftliches .‚Mittagsmahl einnehmen. Am Nachmittage erfolgte dem Programm gemäss ein Besichtigung der Hagenbeck’schen Shingalesen- Karawane in den schönen Anlagen des Ausstellungsparkes. Das herrliche Wetter, welebes während des ganzen Verlaufes der Versammlung geherrscht hat, gestattete bis zum Abend den Otni- thologen das grossartige Treiben in diesem weltstädtisch angelegten Vergnügungs - Etablissement zu beobachten. Der Besuch von Theatern bildete den Schluss des Tages. - Dritter Tag. Mittwoch den 17. September 1884, Sitzung Vor- mittags 8’, Uhr im Arbeitszimmer der Ornitholo- gischen Abtheilung des Königlichen Zoologischen Museums in der Universität. Schon früh hatten sich einzelne der Herren in den Räumen des Museums eingefunden, um diese oder jene Frage mit Hülfe der reichen Schätze, welche die ornithologische Sammlung dar- bietet, zur Erledigung zu bringen. Gegen 9 Uhr eröffnet Herr Graf von Berlepsch die Sitzung. Herr Reichenow los eine Reihe her vorragender , neu el- schienener Werke mit kurzem Referate vor. Es sind zum grossen Bericht über die IX. Jahresversammlung. 17 Theile dieselben, welche in der September-Sitzung bereits den Berliner Mitgliedern bekannt geworden sind und hier einem grösseren Kreise zur Kenntniss gebracht werden. Hierauf hält Herr Schalow seinen im Programm angezeigten Vortrag über die Familie der Musophagiden. Das Berliner Museum ist das einzige, welches eine nahezu vollständige Samm- lung dieser schönen Vögel besitzt; sämmtliche Arten von Corythaiz, Musophaga, Corythaeolus und Galliree sind dort vorhanden, von Schizorhis fehlt nur eine Species. Der Vortragende charakterisirt kurz die 5 Gruppen, in welche man die Musophagiden trennen muss und erläutert die Unter- schiede derselben an einer Reihe von Exemplaren. Hierauf geht er auf die Charakteristik der einzelnen Arten über, seine Be- merkungen mit zahlreichen biologischen Notizen würzend nach Beobachtungen, die Dr. R. Böhm, Major von Mechow u. A. gemacht haben. Die Herren Reichenow und Fischer geben _ ihrerseits im Anschlusse an diesen Vortrag ihre in Cameruns und dem Massaigebiet gemachten Erfahrungen über das Leben der Pisangfresser. Der Vortrag wird später als Monographie im Journal veröffentlicht werden. Hierauf ergreift Herr Graf von Berlepsch das Wort, um einen Vortrag über die in Europa vorkommenden Formen der Schwanzmeise (Acredula) zu halten. Der Vortragende hatte in einem der höchst praktischen Kästen, in welchen er seine Vogelbälge aufbewahrt, eine schöne Folge von Schwanzmeisen von der völlig weissköpfigen .bis zu der mit dicken reinschwarzen Scheitel- und Bruststreifen ausgelegt, welche sämmtlich von ihm in Kurhessen gesammelt worden sind. Der Redner knüpft zunächst an seine bereits in der Sitzung der ornithologischen Gesellschaft vom 2. Februar 1830 über diesen Gegenstand gemachten Bemerkungen an und führt dann das Folgende näher aus: In England und im westlichsten Europa (z. B. in Belgien) findet man nur die Form mit schwarzen Scheitelstreifen, welche bereits frühzeitig artlich, als A. rosea Blyth, unterschieden wurde. Freilich liegen auch vereinzelte Fälle des Vorkommens der rein weissköpfigen Form (caudata Linn.) in England und Belgien vor, doch scheint es sich hier nur um solche Vögel zu handeln, die im Winter von Osten oder Norden her dorthin verstrichen Cab, Journ, f. Ornith, XXXIII, Jahrg. No. 169. Januar 1885, 2 18 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: sind. Als Brutvogel kommt in England und Belgien wohl bestimmt nur die „schwarzstreifige‘“ Schwanzmeise vor. Dahingegen wird im Osten, vielleicht schon von Schlesien ab, sicher in Polen, nur allein die rein weissköpfige Form ge- funden. _ Da wo beide so nahe verwandte Formen zusammentreffen, nämlich in Mittel-Deutschland, Oesterreich etec., findet nach der Ansicht des Redners ein häufiges Zwischenbrüten (Verbastardiren) beider statt und ist das Vorkommen aller erdenklichen Zwischen- formen in den mittleren Verbreitungsbezirken nur in diesem Sinne zu erklären. Dass die Vögel mit dicken kohlschwarzen Kopfstreifen und ebensolchen Bruststreifen, welche zur Brutzeit erlegt wurden, Jüngere Vögel der weissköpfigen seien und mit zunehmendem Alter (die schwarzen Streifen verlieren sollten, ist nach Redners Ansicht eine völlig unhaltbare Hypothese, die sich durchaus nicht be- weisen lasse. Jedenfalls stehen ihr die erwähnten geographischen Facta und der Umstand entgegen, dass die östlichen weissköpfigen Schwanzmeisen in jüngerem Alter durchaus keine schwarzen Streifen besitzen. Dass übrigens weissköpfige und schwarzstreifige Vögel mit einander brüten, stehe fest und seien beide Formen häufig „gepaart“ gesehen worden. Es müsse auch noch erwähnt werden, dass verschiedene ‚andere Schwanzmeisen-Arten oder — Formen ebenfalls Neigung zur Verbastardirung zeigen, so die A. irdyi mit der A. rosea in Frankreich ete. Redner wendet sich schliesslich noch gegen die Ausführungen des Herrn Victor von Tschusi, welcher ebenfalls der Naumann’schen Ansicht huldigt, dass die schwarzstreifigeu Vögel mit zunehmendem Alter weissköpfig würden, und vor Kurzem einen diesbezüglichen Aufsatz in den Mittheilungen des Ornithol. Vereins in Wien ver- öffentlichte. Endlich bittet der Vortragende alle Anwesenden, diesem interessanten Gegenstande in Zukunft ihre Aufmerksamkeit zu widmen und bezügliche Beobachtungen anzustellen, damit man die Verbreitungsbezirke beider Formen besser feststellen könne, als dies bis jetzt möglich sei. Alsdann entwickelt der Redner die Naturgeschichte des Roth- Bericht über die IX. Jahresversammlung. 19 kehlehens in monographischer Weise, wie er sie sich für eine möglichst wenig compendiös gehaltene Naturgeschichte der Deutschen Vögel denke. Dem systematischen Namen sollen nur die nothwendigsten Synonyme (ohne Bücherstellen) und die be- kanntesten Localbezeichnungen folgen. Hierauf solle die detaillirte Beschreibung der verschiedenen Kleider gegeben werden. Bei diesem Punkte entspinnt sich über die Art und Weise der Farben- bezeichnungen eine lebhafte Debatte unter den Anwesenden. Herr Nehrkorn glaubt in den Radde’schen Farbentafeln ein Mittel zur gleichmässigen Deutung verschiedener Nuancen gefunden zu haben. Graf Berlepsch bemerkt, dass solche Farben- tafeln mit der Zeit ihr Aussehen verändern, wodurch wiederum die Anwendbarkeit derselben illusorisch gemacht werde. Bei dem Capitel: „geographische Verbreitung“ bemerkt Herr Hartwig, dass ‘er unter 69° nördlicher Breite bei Tromsö noch das Rothkehlchen brütend gefunden habe. Herr Schalow will die Bemerkungen über die geographische Verbreitung weniger ausgedehnt wissen, wogegen eingewendet wird, dass gerade in dieser Frage für Deutschland noch unendlich viel zu thun sei. In Nordamerika kenne man die dort heimischen Vögel viel genauer, wie wir die unsrigen. Manche Frage biete sich beim Rothkehlchen, einem der bekanntesten Vögel, noch dar, welche der Lösung harre, und es sei daher im höchsten Grade wünschenswerth, dass in einem derartigen Werke alle noch dunklen oder unklaren Fragen zur Besprechung gelangten, resp. die Aufmerksamkeit auf dieselben gelenkt würde. | Zum Schlusse seiner Bemerkungen legt Herr Graf von Berlepsch noch einen von ihm im Werrathale bei Hannöv. Münden am 4. April 1835 erlegten Phylloscopus vor, der dem P. rufus am nächsten kommt, sich jedoch von den in derselben Gegend im Mai erlegten Brutvögeln dieser Art sehr wesentlich unterscheidet, sowohl durch grössere Dimensionen wie auch durch viel hellere Färbung, weisslichere Unterseite und weniger grün- liche Oberseite. Die Beine sind beinahe schwarz, während sie bei Brutvögeln aus Mittel-Deutschland stets hellbraun oder _bräunlich- leischfarben gefärbt sind. Herr von Berlepsch vermuthet in dem von ihm erlegten Laubvogel einen nordischen Zugvogel und glaubt, dass er der in Schweden oder Norwegen heimischen Form des P. rufus angehöre, die in diesem Falle von der unsrigen leicht unterschieden werden könne. | 9* 20 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Nachdem hierauf Herr Reichenow die Mittheilung gemacht hat, dass der Catalog der reichhaltigen Bibliothek des ver- storbenen Prof. Schlegel in Leyden erschienen sei, und die Auction derselben in den Tagen vom 13. bis 18. October dieses Jahres stattfinden werde, macht Herr Nehrkorn die Anwesenden auf eine Auswahl von 150 Vogelbälgen aufmerksam, die von Dr. Platen auf der Insel Waigeu bei Neu-Guinea gesammelt worden sind. Herr Nehrkorn bemerkt, dass die ganze Ausbeute, welche er.von dieser Insel erhalten habe, die Zahl von 600 Stücken übertreffe und etwa 110 Arten repräsentire. Es befinden sich darunter viele Species, die von Waigeu bisher nicht nachgewiesen sind. Die Versammlung nimmt die im Museum ausgelegten Bälge als- dann in Augenschein, unter welchen sich interessante Jugend- kleider von Diphyllodes Wüsoni;, TPodargus papuensis ete., ver- schiedene bemerkenswerthe Raubvögel, u. a. ein vollkommener Albinismus von Urospizias poliocephalus, die seltene Ninox theo- macha etc. befinden. Gegen !, 12 Uhr fahren die Mitglieder mit der Stadtbahn nach dem zoologischen Garten, wo zunächst auf der Terrasse das Frühstück eingenommen wird, bei welchem sich bald eine leb- hafte Unterhaltung über die passendste Nahrungsweise gefangener Vögel entwickelt. Unter anderen giebt Herr Bodinus mehrere interessante Fälle zum Besten, die beweisen, dass Fleisch bei Körner- oder Weichfressern in Ausnahmefällen mit Erfols zur Fütterung verwendet werden könne. Ferner erzählt er, dass der sonst überaus tückische Reiher zuweilen bemerkenswerthe Züge von Grossmuth zeige. Ein in seinem Besitze gewesenes Exemplar der Ardea cinerea habe junge Falken aufgefüttert und sogar einem blinden Storche die Nahrung zugetragen. Nunmehr begann der Rundgang zur Besichtigung der sehens- werthesten Formen des an interessanten Vögeln so reichen Gartens unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Bodinus. Unter den Raubvögeln waren besonders ein Junger Sacrorhampus papa, die Harpyia destrucior und Gyps Kolbii, welche die Aufmerksamkeit der Anwesenden fesselten. Vorbei an den Polarmöven ging es zu den Ententeichen mit ihrem reichen Inhalte an Baum- enten- und Höhlengänsearten, wo die alte Frage über das Herunterkommen der jungen Dendrocygnen von den Bäumen lebhaft discutirt wurde, Herr, Bodinus konnte aus seiner Praxis verschiedene Fälle mittheilen, wo die jungen Enten sich Bericht über die IX. Jahresversammlung. 21 freiwillig aus dem Nest auf die Erde gestürzt hatten, ohne durch das Herabfallen irgend einen Schaden davonzutragen. Da- mit sind die Hypothesen über die Art und Weise der Ueberführung junger Baumenten durch die Alten vermittelst des Schnabels etc. auf die Erde hinfällig geworden, wie sich denn auch verschiedene Herren für die Ansicht des Herrn Bodinus aussprachen. Von der seltenen Peposaca metopias zogen 5 schöne Exemplare die Aufmerksamkeit auf sich. Querquedula brasiliensis musste ihren schönen Spiegel den Anwesenden präsentiren, Mareca chiloensis, Pseudolor chionis, Sarcidiornis regia fesselten die Blicke der Theil- nehmer. In der grossen Voliere konnte man Halcyon gularis, Garrulus lanceolatus, Prionites brasiliensis und Albinismen von Corvus monedula mit schwarzen Augen bewundern. Im Gehege der Hokkohühner fielen zwei prächtige Meleagris ocellata und der Argus giganteus auf; von den Tauben seien Oreopelia martinica und Columba maculata erwähnt. Grosse Heiterkeit erregte die groteske Gestalt eines jungen Tantalus ibis; und eine längere Debatte über Artselbständigkeit verursachten die beiden Formen des Wollhals- Storches. Prachtexemplare von Nashornvögeln, die schöne Serie der Oeriornis, die Polyplectron-Arten, Euplocomus praelatus, Phasianus Ellioti zeugten von der Reichhaltigkeit des Gartens. Eine Stimme der Anerkennung nur gab es über den vorzüglichen Futterzustand der gesehenen Thiere und über die hervorragenden Züchtungs- Resultate, die Herr Bodinus zu verzeichnen hat. Ueber 3 Stunden vergingen, ehe der interessante Rundgang vollendet war; alsdann vereinte eine Festtafel die Theilnehmer unter fröhlichen Gesprächen in schönster Stimmung bei einem mit heiteren Trinksprüchen gewürzten, vorzüglich zubereiteten Diner. Zum letzten Male schlug hierauf für diese Jahresversamm- lung die Stunde zu ernster Berathung. Herr Graf von Berlepsch eröffnete gegen 8 Uhr. Abends die Schlusssitzung der (IX.) Jahresversammlung auf der Terrasse des im elektrischen Lichte prangenden Gartens. Den ersten Gegen- stand der Tagesordnung bildete die Wahl des Versamm- -lJungsortes für das nächste Jahr. Von der Oldenburger Versammlung her liest eine Einladung des Herrn Prof. Dr. Landois nach Münster vor. Ausserdem plädirt Herr Nehrkorn für Braunschweig, Herr Schalow für Stettin, während Herr Schumann bittet, Krimmitschau für eine Jahresversammlung in Aussicht zu nehmen. Nachdem‘ 22 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Herr Bodinus sich mit warmen Worten, ebenso wie die Herren Graf von Berlepsch, Cabanis u.a. für Braunschweig ausgesprochen hatten, werden die übrigen Anträge zurückgezogen und Braunschweig als Ort der nächsten Jahresversammlung angenommen. Als Zeit wird das Frühjahr gewählt, gleich nach dem Pfingstfest. Herr Bodinus wünscht, dass die Versammlung an einem Sonntage stattfinde, damit auch den Lehrern die Theil- nahme ermöglicht werde. Herr Graf v. Berlepsch schlägt vor, Herrn Oberamtmann Nehrkorn zum Local-Geschäftsführer zu wählen und denselben zu beauftragen, sich über die geeignetste Zeit und alle Nebenumstände unter dem Beistande der Herren Prof. W. Blasius und Dr. R. Blasius genau zu informiren. Die Versammlung nimınt diesen Vorschlag einstimmig an. Hierauf findet die Wahl des Vorstandes -statt. Von ab- wesenden Ausschussmitgliedern sind 5 Voten eingesendet, nämlich von den Herren Wiepken, Kutter, Heine, v. reizen und W. Blasius. Die genannten Herren, sowie die änwesenden Mitglieder des Ausschusses, die Herren Nehrkorn, Reichenow, Grafvon Berlepsch, Schalow und G. A. Fischer, aka sich sämmtlich für die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes, welcher daher in seiner Gesammtheit mit Herrn Dr. Hartlaub an der Spitze wiedergewählt ist. Im Auftrage der Revisions-Commission ertheilt hierauf Herr Nehrkorn Decharge für die Geschäftsverwaltung der Jahre 1882 und 1883. Herr Schumann zieht einen gegen die Ertheilung der Decharge für das Jahr 1832 gerichteten Protest zurück, nach- dem er die Gründe erfahren, weshalb eine rechtzeitige Zusendung des Geschäftsberichtes an die Mitglieder der Commission nicht erfolgt ist. Hierauf schliesst der Vorsitzende Herr Graf von Berlepsch die Jahresversammlung. Am Morgen des nächsten Tages verliessen die meisten der auswärtigen Theilnehmer Berlin. Hans Graf von Berlepseh. Matschie, Schriftf. Cabanis, Gen.-Secr. Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands. 23 Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands. Auf der IX. Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin ist eine Umgestaltung der Wirksamkeit des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands beschlossen worden. Um eine grössere Gleich- mässigkeit hinsichtlich der Beobachtungen zu erzielen und die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter gemeinsam auf solche Vorgänge im Leben der Vögel zu lenken, bezüglich welcher unsere Kenntniss noch die bedeutendsten Lücken aufzuweisen hat, ist ein eng be- grenzter Plan als Richtschnur für die Beobachter entworfen worden. Die leitenden Gesichtspunkte, nach welchen der Ausschuss für Beobachtungsstationen eine erspriessliche Förderung der deutschen Vogelkunde mit Hülfe seiner Mitarbeiter zu erreichen hofft, sind: 1. Feststellung der geographischen Verbreitung der Vögel in Deutschland. 2. Feststellung der Zug- oder Heeresstrassen, welche ver- ‘ muthlich von vielen Vogelarten bei ihren Zügen im Frühjahr und Herbst benutzt werden. 3. Feststellung zur Zeit noch zweifelhafter Punkte in der Lebensweise der Vögel. Auf Grund des vorstehenden Programms mögen die deutschen Vogelkenner um Beantwortung der nachstehend aufgeworfenen Fragen angelegentlichst ersucht sein. Niemand möge seine Beobachtungen für zu geringfügig halten. Jede, auch die kleinste Notiz wird willkommen sein. 1. Feststellung der geographischen Verbreitung der Vögel Deutschlands, Zu diesem Zweck beabsichtigt der unterzeichnete Ausschuss, Karten anzulegen, auf welchen die Verbreitung je einer, oder, wenn möglich, mehrerer Vogelarten durch Eintragen der mit unbedingter Sicherheit festgestellten Wohnplätze angegeben werden soll. So lange als diese Karten wegen Lückenhaftigkeit noch nicht zur Veröffentlichung sich eignen, werden die Mitarbeiter über die erlangten Resultate und die Fortschritte unserer diesbezüglichen Kenntniss durch die Jahresberichte Mittheilung erhalten. Zur 24 Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands. kartographischen Darstellung der Verbreitung sind zunächst die nachstehend verzeichneten Vogelarten ausgewählt worden und er- suchen wir unsere geehrten Mitarbeiter, uns Nachricht darüber zu geben, welche von diesen Arten als Brutvögel in dem Wohn- -gebiete des Berichterstatters nach dessen eigener zweifelloser Wahr- nehmung vorkommen, wobei die unten in der Anmerkung ange- fügten Notizen zu berücksichtigen sind. Nachtigal (Erithacus luseinia L.) — Sprosser (Erithacus philo- mela Bchst.) — Wachholderdrossel (Turdus pilaris L.) — Schwarz- kehliger Wiesenschmätzer (Pratincola rubicola L.) — Braunkehliger Wiesenschmätzer (Pratincola rubeira L.) — Steindrossel (Monticola saxatılis L.) — Gelbköpfiges Goldhähnchen (Regulus eristatus Koch) — Feuerköpfiges Goldhähnchen (Zegulus ignicapillus Br.) — Ortolan (Emberiza hortulana L.) — Girlitz (Orühagra serinus L.) — Stein- sperling (Passer petronius L.) — Nebelkrähe (Corvus cornix L.) — Rabenkrähe (Corvus corone L.) — Saatkrähe (Corvus fruglegus L.) — Schwarzstirniger Würger (Zanzus minor Gm.) — Halsband- fliegenfänger ((Muscicapa collaris Behst.) [nicht zu verwechseln mit dem Trauerfliegenfänger, Muscicapa atricapella L.] — Zwergfliegen- ° fänger (Muscicapa parva Behst.) — Weissrückenspecht (Dendrocopus leuconotus Behst.) — Schwarzspecht (Dryocopus martius L.) — Grauspecht (Picus canus Gm.) — Schlangenadler (Circastus gallicus Gm.) — Uhu (Bubo ignavus Forst.) — Auerhuhn (Tetrao urogallus L.) — Birkhuhn (Tetrao tetrix L.) — Haselhuhn (Tetrao betulinus Scop.) — Zwergrohrdommel (Ardetta minuta L.) — Zwergtrappe (Otis tetrax L.) — Grosse Sumpfschnepfe (Gallinago major Gm.) — Löffelente (Anas elypeata L.) — Moorente (Fuligula leucophthalma Bchst. s. nyroca Güld.) — Kormoran (Graeulus carbo L.) — Lach- möve (Zarus ridibundus L.). Anmerkungen: 1. Bei jeder Art ist genau das Revier anzugeben, wo dieselbe vom Beobachter selbst brütend gefunden wurde, und zu bemerken, ob der Vogel gemein ist, das heisst: ob er regelmässig an geeig- neten Oertlichkeiten brütet, oder selten, das heisst: nur ausnahms- - weise, bez. nur in einem oder wenigen Paaren innerhalb eines grösseren Bezirkes gefunden wird. Auch ist die Angabe der im Gebiet für die betreffenden Vogelarten gebräuchlichen Namen erwünscht. 2. Bezüglich der in Kolonien nistenden Arten ist die Anzahl der Horste anzugeben. Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands. 25 3. Wo Nebel- und Rabenkrähe zusammen als Brutvögel vor- kommen, ist anzugeben, in welchem Verhältniss dies der Fall ist und ob häufige Bastardirung beider Arten beobachtet wird. 4. Bezüglich des Girlitz, der Wachholderdrossel, des Ortolans und des Zwergfliegenfängers ist, wenn möglich, anzugeben, ob die Art erst in neuerer Zeit eingewandert, und seit welchem Jahre sie ständiger Brutvogel ist. 5. Die Mitarbeiter werden ersucht, ihre Angaben nicht auf den Umkreis ihres Wohnsitzes zu beschränken, sondern auch über das Brüten der aufgezählten Vogelarten an anderen Orten, wo solches seitens des Beobachters selbst auf Excursionen oder Reisen festgestellt werden konnte, Mittheilung zu machen. 6. Die Hinzufügung von solchen Notizen, welche nicht in der Beantwortung der vorstehenden Fragen enthalten sind und dem Beobachter wichtig erscheinen, wird willkommen sein. 2. Feststellung von Zug- oder Heeresstrassen. Für diesen Zweck ersuchen wir die Mitarbeiter, zunächst den Frübjahrs- und Herbstzug der folgenden Vogelarten: Storch (Osconie alba L.) — Reiher (Ardea cinerea L.) — Kranich (Grus cinerea Bchst.) — Kibitz (Vanellus eristatus Meyer) — Wildgans (Anser) [wobei Angabe der Art, wenn möglich, erwünscht ist] und Gabel- weih (Milvus tetinus Sav. Ss. regalis Pall.), während des Jahres 1835 genau zu beobachten und zu notiren: Datum, Tagesstunde, Richtung und Lufthöhe des Zuges, ungefähre Anzahl der ziehenden Individuen sowie die Windrichtung, Witterung, möglichst auch Barometerstand und Temperatur. Auch solche Wanderschaaren der genannten Arten, welche nicht ziehend, sondern rastend beob- achtet wurden, sind zu verzeichnen. Anmerkung: Ueber jede dem Beobachter ausserdem auffallende Erscheinung im Vogelzuge, z. B. das Ueberwintern einzelner Individuen von solchen Arten, welche als unbedingte Sommervögel zu betrachten sind, auch über das Auftreten seltener Gäste im Beobachtungs- gebiet wird Nachricht willkommen sein. 3. Feststellung biologischer Verhältnisse. In dieser Beziehung bitten wir zunächst folgende Frage zu beantworten: Bei welchen Vogelarten haben Sie mehrmaliges Brüten inner- 26 Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands, halb desselben Sommers beobachtet, und zwar war dies regelmässig, häufiger, oder nur ausnahmsweise in besonders fruchtbaren Sommern der Fall? Ferner bitten wir, alle Wahrnehmungen bezüglich der Lebens- . weise der Vögel (Aufenthalt, Nahrung, Nestbau, Neststand, Eierzahl und -färbung, Brutpflege, Gesang u. a.), welche dem Beobachter auffallend und von der Gewohnheit abweichend erscheinen, zu notiren. Die geehrten Mitarbeiter werden ersucht, ihre Notizen an den Geschäftsführer des Ausschusses Dr. Reichenow, Berlin S.W. Grossbeerenstrasse 52, und zwar die Antworten auf die unter Abschnitt 1 sestellten Fragen sofort, diejenigen auf die unter 2 und 3 enthaltenen am 1. November 1885 einzu- schicken. Der Ausschuss für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. Im Auftrage: J. Cabanis, Gen.-Secr. d. A. D. Ornithol. Gesellsch. zu Berlin. Statut der Allgemeinen Deuischen Ornithologischen Gesellschait zu Berlin, 1. | Die „Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft“ ist ein naturwissenschaftlicher Verein, welcher seinen Sitz in der Reichs- hauptstadt Berlin hat. 82. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Ornithologie nach allen Richtungen, namentlich also Erforschung der gesammten Vogelwelt hinsichtlich der Systematik, des Körperbaues, der Lebens- weise und der Bedeutung ihres Lebens für den Haushalt der Natur. Dieser Zweck wird zu erreichen gesucht durch gegenseitigen Austausch der gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen in regelmässig wiederkehrenden Sitzungen, Jahresversammlungen und in einem gemeinschaftlichen Organe. Statut der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. 27 82. Die Gesellschaft ist eine geschlossene und zählt als solche nur ordentliche Mitglieder; doch soll der Vorstand das Recht haben, in besonderen Fällen auch Ehrenmitglieder zu ernennen. Zur Mitgliedschaft ist jeder in Deutschland oder im Auslande lebende Kenner und Liebhaber der Vögel berechtigt. . Nach erfolgter Mel- dung auf Grund der Statuten ist der Vorstand befugt, die Aufnahme zu vollziehen; spricht der Vorstand sich für Abweisung aus, so hat derselbe die definitive Entscheidung im Verein mit dem Aus- schusse zu treffen. Das Mitglied bleibt der Gesellschaft für das folgende Kalenderjahr verpflichtet, wenn es nicht spätestens vier Wochen vor Jahresschluss eine Austrittserklärung an den General- Seeretair schriftlich abgiebt. Ueber Zulassung von Gästen zu den Sitzungen und Jahres- versammlungen entscheidet der Vorstand. 84. Die Angelegenheiten und Interessen der Gesellschaft leitet und wahrt ein geschäftsführender Vorstand und ein Ausschuss, welche aus der Zahl derjenigen Mitolieder periodisch gewählt werden, die als Schriftsteller, Reisende, Sammler oder Züchter Hervor- ragendes geleistet haben, oder überhaupt solcher, die vorzugsweise an der Förderung der Gesellschaft sich zu betheiligen und nach Möglichkeit den Sitzungen, beziehungsweise Jahresversammlungen, persönlich beizuwohnen gewillt sind. SI Der Vorstand, welchem die Geschäftsführung der Gesellschaft obliegt, besteht aus fünf Mitgliedern: dem Präsidenten, dem Vice- Präsidenten, dem General-Seeretair und zwei Beigeordneten, von denen wenigstens drei, darunter der General-Secretair, in Berlin ansässig sein müssen. Es bleibt dem Vorstande überlassen, wie er auf Grund einer von ihm entworfenen Geschäftsordnung seine Thätigkeit auf die einzelnen Mitglieder vertheilen will, und haftet er der Gesellschaft gegenüber solidarisch. Der Ausschuss besteht aus höchstens 16 Mitgliedern. Die- selben sind als Vertrauenspersonen der Gesellschaft in allen wichtigen Fragen vom Vorstande zu Rathe und erforderlichen Falles zur Geschäftsführung oder Vertretung heranzuziehen. In dringenden Fällen soll der Ausschuss auf Antrag des Vorstandes provisorisch die Befugnisse der allgemeinen Versammlungen ausüben können. Die Wirksamkeit des Ausschusses während des Jahres regelt gleichfalls eine von demselben entworfene und von der Jahresver- sammlung genehmigte Geschäftsordnung. Der Vorstand und der Ausschuss bilden zusammen den Ge- sammtvorstand. 28 Statut der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. 8 6. Die Wahl des Vorstandes geschieht alle vier Jahre auf der Jahresversammlung durch den Ausschuss, mit Zuziehung der schrift- lichen Voten der abwesenden Mitglieder desselben, soweit dergleichen bis zur Wahl eingelaufen sind. | Die Ausscheidenden können sogleich wieder gewählt werden. Bei unvorhergesehenen Vacanzen ergänzt sich der Vorstand nach eigenem Ermessen provisorisch bis zur nächsten Jahresversammlung. Von dem Ausschusse scheidet alljährlich, in einer anfangs durch das Loos zu bestimmenden Reihenfolge, der vierte Theil aus. Die Neuwahl, mit zulässiger Wiederwahl, geschieht auf Vorschlag des Vorstandes durch die Jahresversammlung nach absoluter Majorität der anwesenden Mitglieder. Die Jahresversammlungen ernennen für die Dauer ihres Zu- sammenseins jedesmal ihre eigenen Vorsitzenden. sd. Am ersten Montage eines jeden Monats (ausgenommen Juli und August) versammeln sich die in Berlin anwesenden Mitglieder der Gesellschaft zu einer Sitzung. Statt der Juni-Sitzung wird eine Frühjahrs-Excursion unternommen. Ausserdem findet, um sämmtlichen Mitgliedern im voraus die Möglichkeit persönlicher Begegnung und Besprechung zu sichern, alljährlich im Sommer eine Jahresversammlung an einem Orte innerhalb Deutschlands statt, welche jedoch alle zwei Jahre am Sitze der Gesellschaft tagen soll. Auf der Jahresversammlung sind folgende Geschäfte zu er- ledigen: a. Neuwahl für die seit der letzten Versammlung statuten- mässig, beziehungsweise aussergewöhnlich ausgeschiedenen Mit- glieder des Gesammtvorstandes. b. Entgegennahme des vom Vorstande vorzulegenden Berichtes über die Geschäftsführung seit der letzten Versammlung. c. Prüfung und Decharge der im Auftrage des Vorstandes von dem Cassenführer vorzulegenden vorjährigen Rechnung durch eine ad hoc gewählte Revisionscommission von drei anwesenden Mit- gliedern. d. Entgegennahme und Feststellung des seitens des Vorstandes auf Grund eines Normal-Etats vorgelegten Budgets für das laufende Jahr. e. Bestimmung des Ortes, der Zeit und der localen Geschäfts- führer für die nächste Jahresversammlung. Ausserdem kommen alle von mindestens 5 Mitgliedern unter- stützten oder vom Vorstande eingebrachten Anträge, soweit es nach den Statuten zulässig ist, zur Verhandlung. Ausserordentliche Sitzungen und Versammlungen bleiben den Anordnungen des Vorstandes vorbehalten. Statut der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft. 29 88. Alle in den Versammlungen gehaltenen Vorträge und die sonst an die Gesellschaft eingehenden oder von derselben veranlassten ornithologischen Abhandlungen werden in dem 1853 begründeten „Journal für Ornithologie“ veröffentlicht, und gewährt die Gesellschaft die Mittel zur Herstellung naturgetreuer Abbildungen, um den Anforderungen deutscher Wissenschaftlichkeit gemäss ein für die Ornithologie in jeder Beziehung zweckentsprechendes Organ dauernd zu sichern und fortzuentwickeln. Die Protocolle und Sitzungsberichte, insofern sie wissenschaftliche Ergebnisse liefern, alle die Gesellschaft betreffenden Bekanntmachungen und ebenso Wünsche und Anfragen der Mitglieder in Bezug auf Ornithologie, werden ebenfalls durch das Journal zur allgemeinen Kenntniss gebracht. Von allen wichtigen ornithologischen Publicationen, zumal des Auslandes, wird das Organ der Gesellschaft thunlichst Besprechungen, Berichte oder Auszüge bezw. Uebersetzungen bringen. 89. Zur Förderung der Zwecke und zur Bestreitung der Kosten der Gesellschaft zahlt jedes Mitglied einen jährlichen Beitrag von 18 Reichsmark pränumerando im Laufe des Januar. Die erste Beitragszahlung gilt für das laufende Kalenderjahr. Mit dem neuen Jahre wird an jedes Mitglied ein gedrucktes und frankirtes Schreiben gerichtet, worin in Erinnerung gebracht wird, dass die Zahlung für das neue Jahr fällig ist und das Ausbleiben bis zum 1. Februar als die Erlaubniss angesehen wird, den Betrag durch Postvorschuss einzuziehen. Nach erfolgter Zahlung empfängt jedes Mitglied für das laufende Jahr eine auf seinen Namen aus- gestellte Mitgliedskarte, welche dem Inhaber die Rechte und Vor- theile eines Gesellschaftsmitgliedes gewährleistet. Ebenso erhält jedes Mitglied jährlich 4 Hefte oder einen Band des Journals für Ornithologie unmittelbar nach Vollendung des Druckes geliefert. Die Versendung geschieht mittelst frankirter Streifband-Verpaekung unter sorgfältiger Controlle an die im Mit- glieder-Verzeichnisse aufgegebene Adresse, jedoch ohne weitere Gewährleistung durch die Gesellschaft. Allen im Laufe des Jahres hinzutretenden Mitgliedern werden die bereits erschienenen Hefte des betreffenden Jahrganges nachgeliefert. Ss 10. Sämmtliche Meldungen und Zusendungen in Gesellschafts- Angelegenheiten sind frankirt an den General-Secretair zu richten, welcher dieselben dem Vorstande zu übermitteln oder sonstwie das Erforderliche zu veranlassen hat. 511. Zusätze und Aenderungen der Statuten können nur auf einer Jahresversammlung am Sitze der Gesellschaft berathen werden, 30 A. Nehrkorn: Darauf bezügliche Anträge sind wenigstens 6 Wochen vor der . Versammlung an den General-Secretair schriftlich und präcisirt einzusenden und auf die Tages-Ordnung zu setzen. Zur Berathung solcher Anträge ist die Anwesenheit von wenigstens 25 Mitgliedern, zur Gültigkeit des Beschlusses die Majorität von dreivierteln der anwesenden Mitglieder und die Bestätigung des Gesammtvorstandes erforderlich. Zur Gültigkeit eines Beschlusses über Auflösung der Gesellschaft ist die Majorität von dreivierteln sämmtlicher Gesell- schaftsmitglieder erforderlich. Alle anderen, die Statuten nicht be- treffenden Anträge werden durch absolute an der Jahres- versammlung erledigt. 842! Ueber Erweiterungen ihrer Thätigkeit und über Einrichtungen zur Förderung der Gesellschaft, z. B. Anlegung einer oruitho- logischen Gesellschaftsbibliothek, Schriftenaustausch mit anderen ornithologischen Vereinen u. s. w. beschliesst die Gesellschaft durch ihren Gesammtvorstand. Revidirt auf der Jahresversammlung zu Berlin im September 1882, Der Vorstand. Zur Avifauna der Insel Waigen. Von A. Nehrkorn. Herr Dr. Platen, dem ich schon so manche Sammlung von Bälgen, Skeletten, Nestern und Eiern aus Indien und den Molukken verdanke, hat in den Monaten November bis Februar der Jahre 1883—1884 eine Forschungsreise nach der Insel Waigeu (Wageu) unternommen und auf dieser ausser einigen Säugethierbälgen und Skeletten 656 Vogelbälge gesammelt. Herr Dr. Platen reiste von Halmahera, seiner letzten Sammelstation, über Gebe (einer kleinen Insel unter dem Aequator), woselbst auch eine Anzahl Bälge zu- sammengebracht wurde, über welche ich später berichten werde, nach Waigeu, erkrankte hier und war nach mehrmonatlichem Aufenthalte gezwungen, Genesung in dem kühlen Rurakan, einem Dorfe in der Minahassa (Nord-Celebes), zu suchen. Ich beschränke mich darauf, die Vögel, bei deren Bestimmung mich die Herren Prof. Cabanis, Dr. Reichenow und cand. philos. Matschie freundlichst unterstützten, nach Salvadori’s Nomenclatur aufzuzählen und, wo nöthig, einige Anmerkungen hinzuzufügen. Die den Species vorgesetzten No. beziehen sich auf Salvadori’s Werk. Zur Avifauna der Insel Waigeu. si Ord. ACCIPITRES. Fam. Falconidae. Limnaetus gurneyi (Gray). 2. Pandion leucocephalus Gould. 3 8,2 2. Butastur indieus (Gm.). &. Haliastur girrenera (Vieill). 1 & ad., 1 & juv., 2 2 ad,, 122 JUN. 11* 2 Baza reinwardtü (Müll. u. Schleg.). &, 2. 22.” 4 Urospizias poliocephalus (Gm.). 1 3 (Albino), 3 2. 25*. 3 > etorques Salvad. 2 2 ad., 12 juv. 29h] x torquatus (OCuv.). &. 32.* 2 Tachyspizias soloensis (Horsf.). 2 2. Fam. Sirigidae. 41. 2 Ninox theomacha (Bp.). 2 &. Ord. PSITTACI. Fam. Cacatuidae. 56. 3 Cacatua iriton (Temm). 2 &, 12. 62. 15 Mieroglossus aterrimus (Gm.). 7 3, 7 9, 1 Skelett. 64. A Nasiterua pygmaea (Q. u. G.). 34,12. Fam. Psittacidae, 71. 5 Tanygnathus megalorhynchus (Bodd.). 4 4,12. 78. 11 Aprosmictus dorsalis (Q. u. G.). 6 ad, 13 juv, 3 2 ad, 1 2 juv. ! | 87.* 20 Oyelopsittacus aruensis (Schleg.). 3 & ad., 5 3 juv., 10 2 ad,, 1 2 juv., 1 Skelett. 97. 8 Geoffyrous pucherani Bp. 5 g ad, 1 juv, 22. 105. 7 Eclectus pectoralis (S. Müll... 4 8, 3 2. Fam. Trichoglossidae. 112. 10 Lorius lory (L.). 7 8,3 2. 126. 6 Eos wallacei Finsch. 1 d, 4 2 ad, 1 2 juv. 133. 5 Trichoglossus cyanogrammus Wagl. 2 & ad., 1 2 ad, 272 juy. 142. 2 Coriphilus placens (Temm.). 2 2. Ord. PICARIAE. Fam. Bucerotidae. 188. 6 ZIhytidocerus plicatus (Penn.). 2 8, 5 2, 1 Skelett. Fam. Alcedintidae. 192. 4 Alcyone lessoni Cass. 1 d,3 2. 197.* 2 Ceyx solitaria Temm. 2 8. 207. 12 Tanysiptera galatea, Gr. 2 g ad., 5 2 ad., 3 3 juv., 22 juv. SE = gear Gi 32 A. Nehrkorn: 219. 9 Sauropatis saurophaga (G. u. G.). 5 8, 49. 224. 14 Syma torotora Less. 7 & ad., 1& juv. 6 2. 225. 9 Sauromarptis gaudichaudi (Q. u. G). 4 8,5 2. 228. 11 Melidora macrorhina (Less). 4 8 ad., 2 3 juv., 42 1 Skelett. Fam. Coractiridae. 232. 3 Eurysiomus .crassirostris Sclat. 2 &, 12. Fam. Podargidae. 234. 6 Podargus papuensis Q. u. G. 28,3 2 ad., 1 2 pullus. 2355. 3 5 ocellatus Q. u. G. 3 8. (2 helle und 1 sehr dunkeles Exemplar, welche sich im zoologischen Museum zu Berlin, im Museum Graf von Ber- lepsch und in der Coll. Nehrkorn befinden.) Fam. Caprimulgidae. 243. 1 Caprimulgus macrurus Horsf. 2. Fam. Cypselidae. 251. 3 Macropteryx mystacea (Less... 5 &, 3 2. Ord. PASSERES. Fam. Hirundinidae. 257.* 1 Hirundo javanica Sparrm. &. Fam. Muscicapidae. 260. 1 Peltops blainvellei (Less. u. Gurn.). 2. 283. 3 Monarcha chalybeocephalus (Gurn.). 1 d, 2 2. 288. 4 2 melanonotus Sclat. 4 &. 290. 6 Arses batantae Sharpe. 5 &, 12 juv. 294. 4 Sauloprocta melaleuca (Q. u. G.). 24,22. 305. 3 Khripidura setosa (Q. u. G.). 2 4,12. 342. 2 Microeca flavovirescens Gr. 2 £&. 365. 2 Machaerorhynchus albifrons Gr. 2 &. Fam. Campephagidae. 388. 2 Graucalus axllarıs Salvad. 2 &. 393.” 1 Edolüsoma remotum Sharpe. &. Fam, Artamidae. A414.* 10 Artamus leucogaster (Valenc.). 1 & ad., 4 2 ad, 4 Z juv, 19 nv. Fam. Dieruridae. 422. 1 Dieruropsis carbonaria (S. Müll.). 2. Fam. Laneidae. 427. 8 Cracticus cassicus (Bodd.). 3 & ad, 4 2 ad., 1 2 juv. 429. 7 „ quoyi (Less.). 4 d, 3 2%. 437. 442, Zur Avifauna der Insel Waigiu. 33 4 Rhectes cerviniwentris Gr. 3 &, 12. 7 KIchectes leucorhynchus Gr. 3 &, #2. Das mitgesandte Ei (Species No. 10) ähnelt im Allge- meinen den bekannten Oraeticus-Eiern aus Australien. Auf _ chocoladebraunem Grunde stehen theils verwischte, theils 448. 460. 483. 491. 494. 500. 513. 544. 545. 558. 563. 587. scharf markirte schwarzbraune kleine und grössere Flecken, die am stumpfen Ende einen Kranz bilden. Maasse sind: 35 + 25 mm. | 4 Oollurieinca affınis (Gr... 3 &, 12. 3 Pachycephala griseiceps Gr. 2 8, 12. Fam. Nectarineidae. 4 ‚Hermotimia aspasia (Less.). 2 & ad., 2 3 juv. 1 z auriceps (Gr.). 9. 3 Cyrtostomus frenatus (S. Müll... 18, 2 2. Fam. Dicaeidae. 2 Dicaeum pectorale Müll. u. Schleg. 1 4, 12 Ju. 2 Melanocharis nigra (Less.). 2 &. Fam. Meliphagidae. . 2 Melllestes megarhynchus (Gr.). 2 &. 1 % novae guineae (Less). &. 3 Piilotis analoga Rehb. 2 8, 12. Die Eier (Species No. 8) gleichen den übrigen bekannten Ptilotis-Eiern, zeichnen sich nur durch etwas lebhaftere Farben aus. Maasse sind 20,5 4 15,5 mm. 9 Pillotis sonoroides Gr. 4,5 9. 3 Tropidorhynchus novae quineae (S. Müll). 28,18. Fam. Piitidae, 619. 11 Pitta mackloti Temm. 7 S ad. 18 juv., 62. 667. 674. Die Eier (Species No. 9) haben gelblichweissen Grund. Ueber die ganze Fläche gleielimässig vertheilt stehen bräun- lichgraue Schalenllecken und verwischte röthlichbraune Ober- flecken. Sie ähneln am meisten den Eiern der Pitta rufiventris von Halmahera, sind nur etwas kleiner. Maasse sind: 23,5 4 23 mm. Fam. Sturnidae. 3 Calornis obscura (Forster). 1 & juv., 2 92. (Die Maass- und Farbendifferenzen dieser drei Individuen ‚sind so gross, dass ich sie kaum für eine Species halten kann.) 9 Mino dumonti Less. 7 &,2 2. Cab. Journ. f. Ornith. XXXIIL Jahrg. No. 169. Januar 1885. 3 34 A, Nehrkorn: Fam. Oriolidae. 677. 3 Mimeta striata (Q. u. G.). 2 8,12. Fam. Corvidae. 683. 5 Corvus orru Bp. 3 5, 2 2. 686.7 1 „ validissimus Schleg. &. Fam. Paradiseidae. 695. 9 Manueodia atra (Less). 4 &,5 2. 712. 34 Paradisea rubra Lacep. 22 & ad. 7 & juv., 4 ® adı, 12°© juv., 2 Skelette, 115. 54 Diphyllodes wisond Sclat. 40 & ad., 10 & jur, 49% 1 Skelett. 124. 6 Ailuroedus buccoides (Temm.). 4 8, 2 2. Ord. COLUMBAE. Fam. Treronidae. 129. 12 Priilopus superbus (Temm). 9 3,3 2. 130. 20° „". pülchellus (Temm.). 128,82. 143.* 5 » . perlatus (Temm.). 5 2. 754.* 6 ) nanus (Temm). 3 & ad. 28 juv,„19, 759.218 pectoralis (Wagl.). 11 & ad., 1 @ juv., 6 9. 761. 18 Megalbprepra puella (Less.). 14 &, 4 2. Die sehr langgestreckten Eier (Species No. 12) sind weiss und messen 31,5 + 22 mm. 764. 11 Carpophaga myristicivora (Scop.). 5 &, 6 2. 778. 14 Re rufweniris Salvad. 9 8,5 2. 781. 14 $; pinon (Q. u. G.). 8 8, 6 9. 786.* 7 Myristicivora melanura Gr. 48,2 9. Fam. Columbidae. 790. 9 Reinwardtoenas reinwardtü (Temm.). 6 &, 3 2. 739. 9 Macropygia doreya Bp. 8 8,1 2. (Ein in Färbung und Grösse wesentlich. abweichendes Exemplar befindet sich im Berliner zoologischen Museum.) Die Eier sind gelblichweiss und messen 30 + 21,5 mm. Fam. Gouridae. 816. 12 Chalcophaps stephani (P. u. J.). 7,52. 817. 4 Henicophaps albifrons Gr. 2 8,2 2. 821. 13 Goura coronata (L.). 6 & ad., 1 & juv., 6 2. Ord. @ALLINAE. Fam. Megapodiidae. 831. 4 Megapodius freyeineti! Q. u.G. 2 8,22. Zur Avifauna der Insel Waigiu. 35: Ord. @GRALLATORES. R Fam. Rallidae. 851. 7 Rallina trieolor Gr. 3 &, 3 9, 1 Skelett. Fam. Oedicnemidae. 868. 9 Orthorhamphus magnirostris (Geofir.). &, 2. Fam. Charadriidae. 870. 1 Charadrius fulvus Gm. &. 872” 1 Aegialitis geofroyi (Wagl.). 2. 873.* 1 5 mongolica (Pall.). 2. Fam. Scolopacidae. 883. 3 Tringoides hypoleucus (L.). 3 &. 892. 4 Numenius variegatus (Scop.). 4 2. Fam. Ardeidae. 897.* 4 Ardea sumatrana Rafll. 2 3 ad, 13 juv, 19. 901.* 8 Demiegretta sacra (Gm... 4 &, 2 2 ad. normal, 1 2 ad. (var. tota alba), 1 2 juv. 907.* 2 Butorides javanica Horsf. &, 2. 913. 2 Nyeticorax caledonicus (Gm.). 2 &. Fam. Ibidae. 915.F 3 Ibis molueca (Ouv.). 1 Z ad, 13 juv, 19% Ord. NATATORES. Fam. Laridae. 936. 2 Sterna bergü Licht. 2 2. In der Sammlung befinden sich mitbin 103 Species, von welchen Salvadori in seiner Ornithologia della Papuasia e della Molucche nur 81 auf Waigiu vorkommend aufführt. Alle mit einem * ver- sehenen Nummern 'sind entweder neu oder wenigstens von Salvadori nicht ausdrücklich für Waigiu genannt. Ornithologische Notizen aus Central-Afrika IH. Von Dr. R. Böhm. Mitglied der deutschen Expedition nach Ost-Afrika. (Siehe Jahrg. 1883, Seite 162-208.) An Herrn Herman Schalow. Am 16. August hat eine durch einen Grasbrand entstandene Feuersbrunst unser Lager Waidmannsheil am Ugallafluss ver- nichtet. 3* 36 Dr. R. Böhm: Ich habe dabei Alles verloren, was ich besass, mit Ausnahme des Wenigen, was ich auf dem Leibe hatte, und einiger Gewehre, die ich aus unserem mit Pulver- und Munitionsvorräthen angefüllten Hause reissen konnte. Meine beste Büchsflinte ist mit ziemlich . sämmtlicher Munition der für Vogeljagd brauchbaren Hinterlader- . gewehre vernichtet. Verbrannt sind nicht nur meine ganze persön- liche Ausrüstung, nicht nur fast alles Präparir- und Conservir- material, nicht nur alle meine Bücher und Excerpte, sondern auch die seit Absendung meiner letzten Colleetion im Mai zusammen- gebrachten Sammlungen, dabei u. a. auch schöne oologische Prä- parate, meine gesammten Aufzeichnungen, meine in Europa ange- fertisten Zusammenstellungen über die Wirbelthierfaunen von Ost- und Westafrika, alle meine Tagebücher, alle meine zoologischen, speciell ornithologischen Journale, meine botanischen Notizen, ferner alle meine Aquarellskizzen, mehr als 50 Blatt, die später auch zur Erläuterung landschaftlich-ornithologischer Darstellungen dienen sollten, endlich ausser einem ichthyologischen auch zwei soeben fertig gestellte ornithologische. Berichte. Der eine gab eine tabellarisch geordnete Lchextchr meiner in Uniamuesi gesammelten Beobachtungen über Zug, Brut und Federwechsel der Vögel nebst einer allgemeinen Einleitung über den Zusammenhang dieser mit den klimatisch - meteorologischen Verhältnissen des Jahres, der andere eine weitere Fortsetzung: der ornithologischen Notizen. Ersterer ist mit dem betreffenden Manuscript ganz verloren, letzteren versuche ich in Folgendem, soweit mir dies eben allein aus dem Gedächtniss möglich, zu reproduciren. Da ich in diesem Jahre so wie so durch häufige und ‚schwere Fieber, wie durch allerhand meiner speciellen Thätigkeit hinder- liche Umstände — so war ich z. B. erst vor zwei Tagen von einer nothwendigen Reise nach Urambo zum Fluss zurückgekehrt, welche meine Zeit über einen Monat vollkommen anderweitig in Anspruch genommen hatte — sehr viel weniger zum Sammeln und Beobachten gekommen bin, als ich gewünscht hätte, so können die folgenden Notizen nur äusserst dürftig ausfallen. Auch die nächste Zeit muss ich nun, statt, wie beabsichtigt, mit Sammeln am Ugallaflusse, mit Schreiben und neuen Zurüstungen, soweit diese eben thunlich, in Gonda zubringen. Ich habe jetzt nur noch die Hoffnung, dass meine abgeschickten Sammlungen und Berichte glücklich daheim anlangen, sonst ist meine bis- Ornithologische Notizen aus Central-Afrika II. 31 herige Thätigkeit in Afrika zum grössten Theil vergebens ge- wesen. Das Unglück hat mich betroffen, während wir im Begriff stehen, nach den Ländern zwischen Tanganika und Mo&öro-See, also einer ornithologischen, wie überhaupt naturwissenschaftlichen Terra incognita, abzugehen. Ich will dort versuchen, wenigstens ornithologisch zu sammeln, soviel ich kann, muss aber unter den vorwaltenden, unglücklichen Umständen um Nachsicht bitten, wenn meine Bemühungen ein mehr als unbefriedigendes Resultat liefern sollten. Gonda im August 18832. Dr. R. Böhm. Graculus africanus. Ende März langte ein Flug dieses Cormorans auf dem Ugalla- flusse bei Waidmannsheil an, welcher wahrscheinlich wieder auf dem alten Nistpaum daselbst brüten wollte. Letzterer stand aber diesmal im Trockenen und strichen die Vögel längere Zeit, augen- scheinlich unruhig und suchend, den Fluss auf und ab, ohne nachher daselbst zu nisten. Im Juli'sah ich mehrere Exemplare mit weisser Unterseite, . leider fehlten mir aber Zeit und Gelegenheit, dieselben zu erlegen und ihr Geschlecht zu bestimmen. Da sich 1831 bestimmt kein solches Exemplar am Nistbaum befand, so dürften vielleicht nach beendeter Mauser die 22 das halbweisse Kleid erhalten, die 3& dagegen das einfarbig dunkle beständig ns Plotus Levaillanti. Im März zur Paarungszeit sieht man diese Vögel, paarweise oder zu kleinen Trupps vereinigt, Flugkünste ausführen, welche man von diesen Vögein nie erwartet hätte. In schönen, ruhigen Spiralen kreisen sie gleich Raubvögeln hoch in der Luft umher oder fliegen reissenden Fluges geradeaus. Leider gelang es trotz vielfachen Umhersuchens nicht, die Nester zu entdecken, und werden die Vögel wahrscheinlich gemeinschaftlich am unteren Ugalla horsten. Herr Reichard beobachtete einmal einen Schlangenhals- vogel, welcher seinen Standpunkt auf dem Rücken eines schlafenden Flusspferdes genommen hatte. Larus phaeocephalus Aud.? Im Juli ein vereinzeltes Exemplar auf dem oberen Ugalla beobachtet. 38 Dr. R. Böhm: *314. Podiceps minor. g und 2 von einem Eingeborenen auf einem kleinen Teiche bei Gonda gefangen (Bälge verbrannt). *315. Thalassornis leuconota. Diese eigenthümliche, kleine Ente fanden wir im März zu zweien (nicht paarweise) im Ugallaflusse auf einer von Pflanzen ganz bedeckten Strecke still im Wasser liegen. Aufgestört pflegten sie erst eine Strecke weit mit Hülfe der Flügel über das Wasser zu laufen, um dann schnurrenden Fluges dicht über die Wasser- fläche hinzustreichen, wobei sie die Ständer in sonderbarer Weise steif nach hinten ausstreckten. Diese Enten liegen sehr fest und tief im Wasser und lassen sich ohne Mühe mit dem Kahne an- fahren. Hier auch ein Flug von Dendrocygna viduata. Neitapus auritus. Im März paarweis und mit angeschwollenen Fortpflanzungs- organen, Plectropterus gambensis. Junge, welche noch halb mit Dunen bekleidet waren und sehr behend tauchten, wurden im Juli beobachtet. Die alte Gans sucht den Jäger von dem Aufenthaltsorte ihrer noch nicht flüggen Jungen fortzulocken, indem sie, ihre sonstige Scheu und Vorsicht ganz vergessend, mit ängstlichem Gepfeif dicht um ihn umbherfliegt; auf dem Lande einfällt und hier, wie Hügellahm, vor ihm her- läuft. Porphyrio Alleni. Ein Exemplar hielt sich ganz vereinzelt bei Waidmannsheil an einer eng begrenzten Stelle einer mit Wasserpflanzen bedeckten Flussenge auf, war von uns dort bereits im März d. J. beobachtet worden und wurde dann im Juli erlegt (Balg verbrannt). Wahr- scheinlich kommt die Art zusammen mit P. smaragdonotus häufiger am unteren Ugalla vor. Ortygometra nigra. Bei Tage sieht man diese Wasserhühner niemals, wohl aber bei Nacht im Mondschein auf dem offenen Wasser umherschwimmen. Parra africana. Die prachtvollen Eier im März und Juli erhalten. Rhynchaea capensis. Junges im Dunenkleid im Mai erhalten. Ibis Hagedash. Der Hagedash-Ibis ist hier nur am Wasser, nicht aber auch Ornithologische Notizen aus Central-Afrika Ill. 39 in der trockenen Savanne zu finden (ef. dag. F. u. H.). Am Ugalla- flusse fast immer nur paarweis. (Balg verbrannt.) Anastomus lamelliger. Der Klaffschnabel kommt zur Regenzeit in grossen Schaaren in die überschwemmten Felder unmittelbar bei Gonda. Cieonia Addimii. Desgleichen. Zuweilen grosse Flüge vorüberziehend. Wahr- scheinlich ist es diese Art, welche Dr. Kaiser einmal in Kakoma in so ungeheuren Massen überstreichend sah, dass der ganze sichtbare Himmel längere Zeit von ihnen erfüllt war. Ciconia alba. Zur Regenzeit, oft zusammen mit C, Addimü, in den Feldern bei Gonda, wo die Störche Abends truppweis, zuweilen vermischt mit Ardea alba auf trockenen, einzeln im Felde stehenden Bäumen zur Nachtruhe aufhaken. Jedenfalls sind nicht alle derselben europäische Wintergäste, da ich sie noch Ende Mai beobachtet habe. Nach der Regenzeit verstreichen sie sämmtlich. Ardea minuta, Ein einzelnes Exemplar Abends in einem Sumpf bei Gonda beobachtet. Ardetita Sturmii. Im Mai zwei weisse Eier mit dem auf dem Neste gefangenen 2 erhalten. Lobivanellus lateralis, In kleinen Trupps ständig bei Gonda und Urambo. Francolinus rubricollis. Ein frisches Gelege noch im Juni erhalten, während sonst zu dieser Zeit die Jungen sämmtlich flügge waren. Morgens gehen die Ketten dieses Francolins, umherlaufend, suchend und kratzend, ihrer Nahrung nach, gegen Mittag liegen sie dann ziemlich fest unter Büschen, namentlich gern an und auf alten Termitenhügeln. Zuweilen findet man die Vögel auch am Tage aufgebäumt, und hört man dann von ihnen zuweilen ein sonderbares, klägliches Pfeifen. Aufgescheucht rufen sie laut und abgebrochen und er- heben, wenn sie sich wieder gesammelt, ein sonderbares, gellendes, ‚abgebrochenes Geschrei. Dieses Geschrei wird mit sinkender Sonne, zu welcher Zeit die Ketten wieder rege werden, mehr und mehr laut. Abends ziehen sie dann entweder zum Wasser oder in die offene boga hinaus, wobei die Henne mit ihren Jungen häufig auf- steht und lärmend ins Freie streicht. Der alte Habn hält sich 40 Dr. R. Böhm: gern etwas abseits und bäumt, zuweilen in beträchtlicher Höhe, in der Nähe auf. Auf seinem Sitze hält er sich sehr ruhig, höchstens schüttelt er mal das Gefieder. Sobald aber der Ruf eines anderen Hahnes herüberschallt, erhebt er auch, heftig mit Kopf und Hals nickend, sein schmetterndes „Körreck, körreck“. Endlich streicht er laut lockend seiner vorangezogenen Kette nach. Francolinus sp. (Die kleine Art, vielleicht Schlegelii. ?) Mehrmals 3 und 6 Eier erhalten. Die eigenthümlichen, hell- klingenden, dem einer Kindertrompete nicht unähnlichen Stimm- laute dieses kleinen Wald-Francolins hört man besonders gegen Abend durch den puri schallen. Den zweisilbigen, oft wiederholten Ruf des Hahns übersetzen die Waswaheli mit „Qua-upe, Qua-upe“ (nichts da!) und soll derselbe den Jäger von der Suche abrathen, weil kein Wild in der Nähe sei. Am 5. August eine Kette mit függen Jungen beobachtet. Solche Ketten entschliessen sieh oft nur sehr schwer zum Aufstehen, die Vögel bleiben nach kurzem Lauf mit hochgerecktem Hals stehen, entfernen sich auch nicht weit von einander, so dass man mehrere hintereinander erlegen kann. Numida coronata. Gelese vom Februar bis Mai erhalten. Junge im Flaumkleid (zu welehen auch der Francolinus pull.? der ersten Sendung gehört) im März, flügge im Juni erhalten, von welcher Zeit an man auch häufig solche bei den Ketten sah; Junge mit noch ungefärbten, schwärzlichen Nackttheilen am Kopfe am 18. September erhalten. (Bälge juv. u. ad. verbrannt.) Helotarsus ecaudatus. Ein ausgefärbtes Exemplar wurde am Ugallaflusse von einem Eingeborenen beim Kröpfen, angeblich von Fischen, wohl aber | von einem Varanus oder dergl. mit den Händen gefangen. Bei der Missionsstation in Urambo hat ein Pärchen auf einem hohen Baum gehorstet und die zwei im Horst aufgefundenen Eier auch glücklich ausgebracht. Nähere Daten habe ich nicht in Erfahrung gebracht. *316. Vultur occipitalis. Ein & unter einer Schaar von Gyps leuconotus und Neophron pileatus bei dem Cadaver eines am Abend vorher geschossenen Zebras erlegt. Die nackten Kropf- und Halstheile im Eiffeet hochroth gefärbt. (Bälge von Vult. occ. u. Gyps leucon. verbrannt.) | Ornithologische Notizen aus Central-Afrika II. 41 Oena capensis. Ende März 2 bereits stark bebrütete Eier dieser kleinen lang- schwänzigen sp. in einem flachen, losen Neste am Usgallaflusse sefunden. Picus sp. (mit Braun an ki und Kehle). Stösst einen hellen, quiekenden Ruf aus. Im April sehr ver- blichen. | Centropus superciliosus. Im Mai (?) erhielt ich die drei reinweissen mie dieses Kukuks. Das colossale, in einer Bananenstaude dicht bei Gonda angelegte Nest war unordentlich aus Bananenblättern und Rispen zusammen- sefügt, von welchen die letzteren vorzüglich die Basis bildeten. Höhe von 25, Durchmesser von 30 cm. Die Nistmulde war nur flach, verhältnissmässig klein und ohne jede Auspolsterung. Auf- fallender Weise erhielt ich zweimal von verschiedenen Personen hellbräunliche, spärlich rothbraun gefleckte Eier (Gel. No. ?), welche mit Bestimmtheit dem „Widi-Widi“ zugeschrieben wurden und auf der Erde im Grase gefunden sein sollten. Strophe eines Pagazi- Gesangs: „O! widi-widi walakala“, „Ho! der Widi-Widi ist hin- sefallen!“ (Spott über ermüdete, Rast machende Genossen.) Oxylophus afer. Im März auffallend häufig am Wala. & im Uebergangskleid im Juli. Im Allgemeinen gleich der betreffenden Beschreibung von v. Hgl., aber Kropf und Brust mehr isabellgelb wie rauchgrau, die schwärzliche Strichelung bedeckt Kehle und Halsseiten; der weisse Spiegel auf dem Flügel bereits entwickelt. Schwanz oben schwärz- lich mit blauem und Srünem Metallglanz, äusserste Steuerfeder an der Aussenseite mit weissem Längsfleck, der nicht bis zur Spitze geht und bei der rechts bereits in der Mitte schmal beginnt. *317. Coccystes glandarius. Wahrscheinlich war es diese Art, welche am Wala ihr durch- dringendes: „Rück, rück“ bis tief iv die Nacht hören liess. Auf Viehweiden bei Gonda habe ich den Häherkukuk mehrfach bemerkt, ein Exemplar (verbrannt) wurde im Orte selbst erlegt. Chrysococcyx cupreus. Im April hörte man häufig die laute, raubvogelartige Stimme der &$ von den Mrumbabäumen im Orte Gonda selbst erschallen. Die erlesten Exemplare waren sämmtlich 8. Bei Kakoma habe ich den Goldkukuk nie bemerkt. 42 Dr. R. Böhm: Trachyphonus sp. Das laute, gleich dem Schlagen einer losgehenden Weckeruhr losgehende Zetern dieses eigenthümlichen Vogels schlägt zuweilen in ein sanftes, nicht unangenehm klingendes, auf- und absteigendes Trillern um, was einen ganz sonderbaren Effect macht. Gore chlorochlamys. Ruft dieser Vogel nur dreimal hintereinander sein „kuck kuck kuck“, so gilt dies bei den Waniamuesi für ein derartiges schlechtes Vorzeichen, dass sogar ganze Karavanen auf ihrem Wege deshalb Halt machen. #318. Geocoraphus sp. (sehr ähnlich modestus v. Hgl.). Im Juni auf einer von Wildsauen tief aufgebrochenen Sand- bank am Ugalla geschossen. (Balg verbrannt.) Coraphites sp. ? Soll den Rinderheerden folgen und sich auf dem Rücken der Thiere niederlassen. Crithagra buiyracea. In grosser Zahl in den verwüsteten, öden Waldrändern des puri längs der Feldlichtungen von Gonda. Im Januar ein $ mit ausgebildetem, doch noch schalenlosem Ei im Legeschlauch ge- schossen. Passer Swainsont. Mehrfach Gelege und Junge erhalten. Die verhältnissmässig grossen, unordentlich aus Stroh und Hühnerfedern zusammengefügten Nester fand ich an den ver- schiedensten Oertlichkeiten, so in Mauerlöchern, in den Astgabeln von Bäumen in der Nähe der Orte, einmal auch im Blattquirl eines starken Schilfstengels im Sumpfe dicht bei Gonda. Habropygia astrild. Junge dieser sp. (?): mit Roth an der Schwanzbasis. Mund- winkel weiss, an den Ecken leuchtend ultramarinblau. Uraeginthus phoenicotis. Noch im Juni ein frisches Gelege gefunden. Die unordentlich aus feinen Grasrispen und einigen weichen Numida- oder Franco- linus-Federn gleichsam zusammengeballten Nester stehen im Gestrüpp zuweilen unmittelbar über dem Erdboden. Penthetria eques. Im Februar und März sah ich häufig Trupps dieser hübschen Wittwe, gewöhnlich aus einem & und mehreren 2? bestehend, auf Waldwiesen um Gonda. Da ich zur Zeit gewöhnlich durch an- Ornithologische: Notizen aus Central-Afrika III. 43 dauernde Fieber ausser Stand gesetzt war, etwas zu unternehmen, gelang es mir nicht, einen der sehr scheuen -Vögel zu erlangen. Im Mai waren sie sämmtlich verschwunden, während sich von P. macroura noch einzelne Exemplare zeigten. Hyphantornis nigriceps? ‚Auf einer hohen, für heilig und deshalb unberührbar geltenden, von uns indess im oologischen Interesse nicht respectirten Sycomore im Orte Gonda befindet sich eine ständige Brutcolonie. Im Februar waren die Vögel eifrig beschäftigt, die alten Nester auszubessern oder neue anzulegen. Sämmtliche waren derartig an den äussersten Zweigspitzen befestigt, dass es nicht möglich war, intacte Gelege zu erhalten. Am 18. Februar enthielt ein Theil der Nester ‘bereits Eier, im März trugen die Vögel aber noch immer, mit ungeheurem Gelärm und Geschrei ab- und zufliegend, Nistmaterial aus dem Sumpfe . vor dem Thore, in dessen Schilfmassen sie auch zu übernachten pflegten. | Mitte März gelangten wir, den Wala hinabfahrend, in den Ugallafluss und fanden hier mehrere der dichten, über das Wasser selbst hängenden und von einer charakteristischen Baumart (Vergl. ‚ Herb. No. 81?) gebildeten Gebüsche mit Brutcolonien dieses Webers besetzt. . | An einem derselben ‘waren die Vögel noch bis Anfang April mit Bauen beschäftigt, zwei andere wurden von uns am 29. und 30. März ausgebeutet. Das volle Gelege besteht aus drei Eiern, welche theils einfarbig grünblau, theils mit rostbraunen Fleckchen bedeckt sind. Zuweilen findet man solche, die nur sehr spärlich gefleckt sind, also gleichsam Uebergangsformen, nie aber einfarbige und gefleckte in demselben Nest. Die aus grobem und flachem Material geflochtenen und zuweilen mit Mimosenblättern ausge- fütterten Nester waren auch hier an. den äussersten Zweigenden über dem Wasser befestigt und hatten dann und wann eine enge, verlängerte Eingangsröhre. Später fanden wir die Colonien durch- aus verlassen. *319. Hyphantornis olivacea. | Dieser schöne Weber ist ein einsam und ungesellig lebender Vogel, der seine Nester nur an den Flüssen, am liebsten in im ‘Wasser selbst stehenden Büschen anlegt. Jedes Paar hat hier - sein eigenes, ausgedehntes Revier, in welchem es immer wieder den- selben Nistbusch benutzt, indess jedes Jahr neue Nester baut, und 44 Dr. R. Böhm: zwar, wie es scheint, stets ein Brut- und ein kleineres Spielnest. Die rundlichen, fest gebauten Nester werden an den äussersten Enden langer, schwankender und möglichst unerreichbarer Zweige befestigt, hängen aber bei hohem Wasserstande zuweilen bis dicht über dem Wasser herab. Wie andere Weber beisst auch diese Art alle Nebenästchen und Blätter dieser Zweige sorgfältig ab. Beim Bau wird mit der kranzförmigen Thür begonnen, welche anfangs schräg nach oben gerichtet ist und erst später, wenn sich der Zweig unter der Last des Nestes bogig gesenkt hat, nach unten zu liegen kommt. Das Gelege besteht nur aus zwei Eiern, welche sehr ver- schieden gefärbt sind, entweder einfarbig grünlichblau oder auf bläulichem oder oben Grunde rothbraun gefleckt. Einmal fand ich ein einzelnes, auffallend längliches und lebhaft grünblau gefärbtes Ei in einem Neste. Ende März fand ich stark bebrütete Eier und.am 23. (?) zwei Junge, ein nacktes und ein bereits be- fiedertes. Die alten Vögel sind ausserordentlich scheu, kommen selten aus dem dichtesten Laubwerk der Uferbäume und Büsche hervor und kehren, wenn man ein Nest untersucht, erst nach langer Zeit und wenn man vollkommen gedeckt steht, zu demselben ‘ zurück. *320. Lanius minor Gml. (?). Ein Exemplar (Balg verbrannt) Anfang Mai im Gebüsch einer Viehweide bei Gonda erlegt. Dryoscopus hamaius? 2 im März mit hirsekorngrossen, gelben Eiern am Ovar. Rhynchastatus funebris. Im März ein Gelege der röthlichbraunen, an die Falke gewisser Stachelbeeren erinnernden Eier in einem flachen Neste im Gebüsch sefunden. Muscicapa grisola. Im März noch am Usgallaflusse gefunden. Dicerurus divaricatius. Stösst über Gewässern nach Insekten peu bis auf den Spiegel selbst herab. Campephaga nigra. Im Juni & im Uebergangskleid: Oberseite blauschwarz, über- all mit graubraunen Federn vermischt, Unterseite weiss, jede Feder mit schwarzer Querbinde vor dem Ende, überall mit stahl- blauschwarzen Federn untermischt, Kinn und Kehle ganz stahlblau- Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. 45 schwarz. Kleine Deckfedern und grosse Deckfedern der Schwingen 2. Ordnung breit gelb gerandet, Schwingen hellgelb mit schwärz- lichem Längsfleck, letzte Schwingen gleich den Deckfedern. Ohr- segend weiss und blauschwarz, Tibialbefiederung gelb und blau- schwarz gemischt. Pyenonotius nigricans. Im März am Wala das runde, dünnwandige, ziemlich tief- muldige und mit zwei nackten Jungen besetzte Nest in einem ziemlich spärlich belaubten, im Wasser selbst stehenden Busch in ‘ca. ®), Mannshöhe gefunden. Orateropus sp. (gleich denen vom Wualaba). Im Januar ein vereinzeltes & mit kolossal geschwollenen Hoden bei Gonda erlegt. Crateropus Jardinei? Im März und April erhielt ich mehrere Gelege. Auffallend ist mir, dass ich sowohl von Eingeborenen das 2 dieser kleinen sp. mit den Eiern, auf dem Neste gefangen, erhielt, als selbst beim Neste erlegte, während ich sonst stets nur den sehr gemeinen Crateropus Törki (2) schoss. Ein im April geschossenes Exemplar dieser letzteren sp. befand sich jedenfalls nicht in der Fortpflanzungs- zeit und mauserte die Schwungfedern. Motacilla alba. Die sehr lange Fortpflanzungsperiode aus den eingeschickten Gelegen zu ersehen. Die Kehlfärbung ist zu keiner Zeit ganz ‚schwarz. "321. Camaroptera? (Bälge verbrannt.) Dieser kleine Vogel lebt äusserst still und versteckt im tiefsten Diekicht dunkler, verworrener Büsche, wo er zaunkönigartig einen leisen, eintönigen, kläglichen Laut ausstossend, umherschlüpft. Im März fanden sich Gesellschaften von Alten mit mehreren Jungen vor. Von dem & glaube ich einen schnalzenden Gesang gehört zu haben. & Oberseite olivengrün, Flügel olivengrün , Schulterfleck gelb, Unterseite weiss, Kehle und Brust hellgelb, letztere mit schwärzlichem Stern; Iris rehbraun, Füsse fleischfarben, Schnabel Schwarz. juv. (et 22): Unterseite ganz weiss. pull.: dto., das Olivengrün weniger lebhaft, die nackten Mund- ' winkel weisslich, Füsse heller, Iris dunkelbraun. 46 Dr. R. Böhm: Acrocephalus sp. Diese Rohrdrossel hält sich zur Regenzeit in den dichten, mit riesigem Schilf, Bananen und undurchdringlichem Gestrüpp untermischten und zum Theil unter Wasser gesetzten Euphorbien- hecken rings um Gonda auf. Von hier lässt sie ununterbrochen ihr anheimelndes Geknarr hören, zeigt sich aber nur selten und auf flüchtige Augenblicke. An derselben Localität häufig Cala- moherpe, Pycnonotus, nn Dierurus, Drymoeca, ('entropus, Ispidina pieta. #322. Calamoherpe sp. An derselben Stelle wie die vorige sp. und stets im Innern der Gebüsche, daher die aus nächster Nähe geschossenen Exem- plare sehr zerstört. Der leise fortschwatzende Gesang gleicht ganz dem unserer Calamoherpen. Drymoeca sp. No. 220. Im April die nackten Jungen erhalten. Dieselben sehen ausserordentlich sonderbar aus, indem sie mit hellrehbraunem Flaum bedeckt sind, welcher auf dem Kopf eine Krone, wie die eines Pfauenkranichs bildet, und der Rachen inwendig von schneeweisser Farbe ist, von welcher sich tiefschwarze Flecken abheben. Nectarinia collaris. Im März mit angeschwollenen Sexualorganen. Neciarinia gutturalits. Kommt nicht nur in den Bananenanpflanzungen bei den Ort- schaften, sondern auch, in Gemeinschaft mit anderen Nectarinien, auf den sonnigen, bebuschten Hängen der Granitkuppen, welche hier und da aus dem bebauten Land rings um Gonda aufragen, und selbst, fern von menschlichen Niederlassungen, im Ufergebüsch des Ugallaflusses vor. Im ...... erhielt ich ein schönes Nest dieser sp. mit vorspringendem Schutzdach über dem Eingang (ein- gesandt). Die Eier waren vom Finder leider zerbrochen. Irrisor erythrorhynchus. ‘Ein leicht angeschossenes Exemplar versuchte sich in ein Mauseloch zu verkriechen, in dem es jedoch seinen langen Schwanz nicht unterzubringen vermochte, wusste sich, nach Haus gebracht, mit grosser Geschicklichkeit seiner Fussfessel zu entledigen und kletterte schnell und gewandt die Hauswand hinauf. Merops apiaster. Noch im März bei Gonda auf dem Durchzuge. Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. 47 Merops cyanostictus. juv.: Das Kehlband durchaus fehlend, der hellblaue Super- clliarstreif dagegen deutlich und breit. Iris rehbraun. Ceryle mazxima. Der Flug dieses, auch in diesem Jahre in einigen Exemplaren am Ugallafluss beobachteten, grossen Eisvogels ist auffallend still und weich, Obgleich das erlegte 2 (Balg verbrannt!) einen Schuss mit Entenschrot erhalten, versuchte es doch mit Energie schwimmend zu entkommen. Haleyon senegalensis. Ausserordentlich häufig und gar nicht scheu auf dem Wala- flusse. Im März hier stets gepaart undam ....... zwei aus einem Baumloche genommene Junge erhalten. Hirundo senegalensis. Die Senegalschwalbe nistet in der That in Baumlöchern. Wir fanden das Nest im März in einem hohlen, aus dem Wasser selbst ragenden Baumstamm. Die Höhlung war ca. 1 Meter tief und die Eingangsöffnung bis auf ein kleines Flugloch mit Lehm sehr fest vermauert. Ein einziges weisses Ei mit bereits ziemlich ent- wickeltem Embryo lag im Grunde auf einer Unterlage von etwas Stroh und Federn, wurde jedoch leider durch herabfallende Lehm- stücke während der bei der starken Strömung sehr mühsamen Erweiterung der Oeffnung vom Boot aus zerbrochen. Um dieselbe Zeit sah ich auch diese Schwalbe Strohhalme aus den Dächern von Hütten reissen und mit diesen, welche sie jedenfalls zum Nisten benutzen wollten, umherfliegen. Hirundo puella. Diese schöne kleine Art ist in Uniamuesi wie am Zambesi Hausschwalbe. Ich fand ihr aus Lehm gebautes, halbkugliges, ziemlich dünnwandiges und mit einer grossen Eingangsöffnung versehenes Nest an der Innenseite des Strohdachs eines Schuppens auf der englischen Missionsstation in Urambo. Dasselbe enthielt in der ersten Hälfte Juli nackte Junge. Bei Kakoma und Gonda nie bemerkt. Caprimulgus sp. (Die bunte Art mit dem eigenthümlichen Ruf. Eine schöne Suite von Bälgen verbrannt.) Dieser schöne Ziegenmelker ist am Ugallaflusse ausserordentlich häufig, wo er tagsüber unter Büschen, besonders längs des Fluss- 48 | Dr. R. Böhm: ufers selbst, sehr fest liest und, nachdem er sich, aufgescheucht, wieder niedergelassen, .mit einiger Uebung ganz gut zu entdecken ist. Einigemal fand ich Pärchen dicht zusammen sitzend; die er- legten Exemplare waren auffallender Weise sämmtlich 29. Abends schweben diese und andere Ziegenmelker über Sandbänken und ‚ganz kurzrasigen Stellen am Flusse Insekten haschend hin und her, setzen sich von Zeit zu Zeit und fliegen von ihrem Standpunkte, einem Insekte nach, leise weiche Laute ausstossend, auf und wieder zurück. | Beobachtet, aber trotz vieler Bemühungen nicht erlegt und sicher bestimmt, wurden von mir in Uniamuesi noch folgende, meist den Raptatores- angehörige Arten: 1. Ardea ardestiaca.? Cf. Ber. IL. 2. Ardea sp. Einmal sah ich, auf dem Ugalla kreuzend, eine kleine, sehr dunkle Art mit anscheinend braunrothen Schulterdecken vor- überfliegen. | 3. Ardea sp. Klein und sehr bunt gezeichnet, nur ein Exemplar gesehen. 4. Otis sp. Mehrmals im Hochgras und in Feldern aufgestört. Cf. Ber. I. 5. Caccabis sp. Tabora. cf. Ber. 1. 6. Spizaötos (bellicosus?). Auffallend grosse und starke Art, unten im Ganzen weiss, mit schwarzer Kopfzeichnung. Einigemale im puri auf hohen Baum- wipfeln und am Luderplatze bei Kakoma beobachtet. 7. Spizaetos (occipitalis?). Jedenfalls auf diese Art zu beziehen. Tief; dunkelbraun mit weisser Flügelzeichnung und langer, schmaler Haube. Stimme hellblökend. Einigemale am Ugallaflusse gesehen. 8. Falco (biarmicus?). Ziemlich sicher diese Art. Unterseite hellröthlichgelb, mit schwarzem Bartstreif. Bei Gonda und Sassagula in Ugalla. 9. Aguila (rapaz?). Mittelstarker, brauner Adler. Ziemlich selten. 10. Elanus melanopterus? Einen kleinen grauweissen Falken, den ich einige Male auf Ornithologische Notizen aus Central-Afrika II. 49 Feldbäumen bei Gonda sah, glaube ich auf diese Art beziehen zu können. Ein junges, vielleicht zu dieser sp. gehöriges, von Herrn Reichard präparirtes Exemplar ist, ehe ich es näher unter- suchen konnte, mit verbrannt. 11. Buteo? Kräftige, anscheinend gebänderte Art. .12. Meliera» sp. Ein schönes, aber an Flügeln und Schwanz bis zur Unbrauch- barkeit verstümmeltes Exemplar nach Gonda von Eingeborenen gebracht. 13. Cireus sp. Braun, mit weissem Bürzel (\). Vereinzelt von Gonda bis zum Tanganika gesehen. 14. Bubo sp. Von der Grösse unseres D. maximus, anscheinend quer ge- bändert. Ein Exemplar im dichten puri bei Kakoma aufgestört, ein zweites einige Male in der Dunkelheit am Wualaba bemerkt, ohne schussrecht ankommen zu können. 15. Syrnium sp.? Eine grössere, gebänderte Eule einmal bei Gonda zwischen Granitfelsen aufgestört. Auch Herr Reichard hat mehrmals grössere Eulen gesehen, von welchen eine aus einem alten Scopus Horst, den er zu ersteigen versuchte, herausflog. 16. Coliws (siriatus?). Tanganika. Cf. Ber. Il. 17. Barbatula sp. In einem dichten Ufergebüsch am Ugallaflusse sah ieh, durch einen eigenthümlichen Stimmlaut aufmerksam gemacht, einen kleinen Bartvogel, der indess durch den Schuss aus nächster Nähe in Fetzen zerrissen wurde. Jedenfalls war er mit Gelb und Roth gezeichnet. i | 18. Hypochera nitens.? Cf. Ber. II. Glaube ich auch einmal an der Tränke auf einer Sandbank am Ugalla gesehen zu haben, ‚19. Merops (nubicus?). - Mehrmals sahen wir einen Merops mit rother Unterseite hoch über dem Ugallaflusse vorüberfiegen. Offenbar befanden sich die Vögel nur auf dem Durchzuge. Cab. Journ. f. Ormith, XXXILL. Jahrg. No. 169. Januar 1885. 4 50 Dr. R. Böhm: Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag. Von Dr. R. Böhm. In Folge widriger Umstände, besonders der für Anwerbung von Trägern ungünstigen Jahreszeit, sind wir bis jetzt hier in Gonda zurückgehalten worden. Da die hiesige Umgegend für sonstiges ornithologisches Sammeln sehr wenig verspricht, so suchte ich be- sonders durch den Ansitz an z. Th. stundenweit entfernten, einsamen Wassergruben (rambo) im Walde, Sümpfen, auffallenden Baum- gruppen und Felskuppen grösserer Raubvögel habhaft zu werden, denen durch die Pürsche nicht beizukommen, und deren Schlafstände zu erkunden hier bei dem allenthalben einförmig das flache Land bedeckenden puri nieht thunlich ist. Diese freilich sehr zeitraubende Jagdweise erwies sich denn auch als verhältnissmässig erfolgreich. Die Zahl der erlegten Raub- vogelarten stellt sich nun auf 29 (?). Ich sammelte diesmal im Ganzen 12 weitere Vogelarten ein, darunter 6 der im letzten Bericht (August 1882) als Desiderate be- zeichneten (Aguila, Melierax, Buteo?, Circus, Bubo, Otis). In einigen Tagen brechen wir von hier mit ea. 210 Mann auf, Unser vorausgegangener College, Dr. E. Kaiser, ist, nachdem er noch den bisher unbekannten Rikwa-See, S.O. vom Tanganıka, erreicht, dort dem Klima erlegen. Von den neun Europäerrt, die wir im October 1880 zusammen durch die mgunda-mkali zogen, sind nun vier, Lt. de Leu, Cpt. Popelin, Cpt. Ramaeckers, Dr. Kaiser, todt, drei weitere, Hptm. von Schoeler. Mr. Roger, Lt. Becker, nach der Heimath zurückgekehrt, resp. auf dem Wege nach der Küste begriffen, und bleiben demnach nur noch mein College Reichard und ich in Afrika zurück, um uns nun dem tiefsten Innern des Continentes zuzuwenden. Gonda, 16. December 1882. Sterna. Sp. Am 9. Dezember ein einzelnes Exemplar über Gonda weg- streichend gesehen, wo sich bis zum Wala keine irgendwie nennens- werthe Wasserfläche findet. Sarcidiornis melanotus. Die ersten kleinen Flüge sind in diesem Jahr Ende November nach einigen heftigen Regengüssen bei Gonda eingetroffen. . % Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag. 51 Anas Sp. (C£. Bericht III.) Drei Exemplare dieser sonderbaren, kleinen Ente hielt ich einige Zeit in Gefangenschaft. Dieselben zeigten sich von Anfang an sehr zutraulich und lagen den Tag über fast stets im dem ihnen hin- gestellten Wassergefäss, in weichem sie, mit Kopf und Hals tief untertauchend, nach dem hineingeworfenen mtama gründelten. Die weit hinten eingelenkten Beine mit den kolossalen Rudern ver- mögen diese echten Schwimm- und Tauchenten kaum zu tragen, der Gang ist nichts, als ein unbeholfenes Fallen von einem Fuss auf den anderen; auch das Stehen wird den Vögeln schwer und setzen sie sich gleich nieder. Hierbei nehmen sie häufig eine höchst sonderbare Stellung ein, indem sie, ganz auf dem Bauche ruhend, die Beine hoch hinaufziehen und die Ruder seitwärts ab- strecken. Ihre Stimme ist hell pfeifend und zwitschernd, ausserdem lassen sie fortwährend leise, traurige Töne hören. Während sie sich tagsüber sehr ruhig verhielten, wurden sie, sowie die Sonne unter dem Horizonte verschwunden war, sofort unruhig, streckten die Hälse, schüttelten die Flügel, sträubten die Kopffedern, was ihnen ein ganz fremdartiges Aussehen gab, und nahmen heftige Ansätze zum Abfliegen. Jedenfalls führen sie in der Freiheit eine hauptsächlich nächtliche Lebensweise, da wir sie auch auf dem Flusse am Tage stets ganz still im Wasser liegen sahen. Chettusia coronata. Diese Art treibt sich sehr gern auf schwarz gebrannten Flächen im trockenen puri und auf der boga umher, wo sie jede auffällige Erscheinung mit gellendem, dem von Lodivanellus sehr ähnlichem Geschrei begrüsst. Die Pärchen halten treu zusammen und lässt sich, falls der eine Gatte verwundet oder erlegt ist, der andere selbst durch einen Fehlschuss nicht aus dessen Nähe vertreiben. Oursorius senegalensis. Am 26. October wieder ein einzelnes Exemplar auf einem ab- gebrannten Felde bei Gonda erlegt. Totanus sp. No. 1050. Nach den ersten starken Regengüssen Anfang December er- schienen diese Regenpfeifer in Gesellschaft mit Gallinago sp. schaarenweis im Sumpf bei Gonda. Der helle Laut, den sie auffliegend ausstossen, gleicht dem von Actitis. 4* 52 Dr. R. Böhm: Rallus coerulescens. Im Sumpf bei Gonda beobachtet. Ich möchte dieser Ralle ein besonders Abends aus dem Schilfdickicht schallendes, eigen- thümliches Wechseleoncert zuschreiben. Ein Vogel beginnt mit .dumpfem, schnell und schneller werdenden „tuck-tuck-tucke-tucke“, während ein zweiter, oft in ziemlicher Entfer nung, mit einem hellen „die-die-die“ einfällt. Balearica regulorum. In diesem Jahr sah ich bei Gonda den ersten Flug von 5 Stück am 16. October. Abends fallen hier die Pfauenkraniche in sumpfige Niederungen und auf trockene, einzelne Bäume im Felde ein, wo sie sich dann zuweilen selbst ohne Deckung angehen lassen. Der rabenartige Ruf ist von ihrem lauten, hallenden Geschrei wohl zu unterscheiden. Cticonia alba. 1. December das erste Exemplar in diesem Jahr bei Gonda gesehen. Cicontia Abdimii. Der erste Flug von 7 Stück, der einen Augenblick auf Mrumba- Bäumen im Ort aufbäumte, am Abend des 23. November De Myeteria senegalensis. Vereinzelt und pärchenweis sah ich den Satielstorch an fast ausgetrockneten Wasserlachen und kleinen Brunnengruben im weit und breit dürren und verbrannten puri, auch trafich ein Pärchen trotz der bekannten Schüchternheit dieser Vögel wiederholt auf einer kleinen sumpfigen Wiese ganz in der Nähe des Ortes an. Ardea bubuleus. Am 30. November der erste Flug in einem kleinen Regenteich bei Gonda eingetroffen. Otis melanogaster (?). No. 1055. (kiun: mpio.) Diese Trappe ist wenigstens jetzt zum Beginn der Regenzeit auf den abgeernteten oder brachliesenden Feldern wie auch auf savannenartigen Flächen in den Waldrändern um Gonda nicht selten, jedoch nur durch Zufall zu erlegen, da sie in der Regel urplötzlich und oft schon von Weitem aufgeht und, obgleich sie häufig nicht weit abstreicht, dort, wo sie wieder eingefallen, nicht mehr aufzufinden ist, da sie sehr schnell weiter läuft. Bisher traf ich nur vereinzelte Exemplare. Solche sieht man Abends hoch in der Luft hinstreichend wiederholt denselben Wechsel einhalten. a Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag. 53 Das regelmässige Ausspritzen der Excremente, wenn der Vogel erschreckt aufsteht, wird von den Eingeborenen als besonders cha- rakteristisch für diesen angegeben. Struthio camelus. | Der Strauss soll nach Aussage der Eingeborenen auf der boga von Neuru, 8.0. von Ugunda, nicht selten sein. Wir erhielten von dort Mitte October Eier und zwei wenige Tage alte Junge & u. 9, welche mit mehreren anderen zusammen eingefangen waren und bald ausserordentlich zahm wurden. Besonders gern frassen sie zarte, junge Bananenblätter. Ihre Stimme bestand aus gurrenden Lauten. Leider sind beide durch unglückliche Zufälle umge- kommen. : Numida coronata. Hier um Gonda in starken Völkern sehr häufig, sowohl in den weit ausgedehnten Feldlichtungen als in den angrenzenden offenen Holz- und Halbboga-Strichen. Zur jetzigen Zeit trifft man auch wieder einzelne Paare an. Beim Umherziehen, wobei die einzelnen Exemplare von Zeit zu Zeit schnelle Anläufe machen und die Flügel über dem Rücken zusammenschlagen, stossen die Völker ein ununterbrochenes Knarren, Schnarren und Rasseln aus, was trotz seines unterdrückten Klanges sehr weit hörbar ist. Einzelne lassen dagegen sonderbare, heisere Töne hören, welche in ihrer regelmässigen Folge an das Quietschen eines Lastwagen-Rades oder einer Winde erinnern. Von manchen Völkern werden bestimmte Bäume, selbst nachdem sie dort mehr- fach beschossen, immer wieder als: Nachtquartier bezogen. Turtur capicola. Diese Tauben zeigen sich auf ihren abendlichen Trankplätzen ungemein ängstlich und vorsichtig, indem sie beim Anfliegen, das etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang in Gang kommt, erst mehr- fach zu kreisen pflegen, verdächtige Dinge sehr leicht bemerken, und sich erst nach wiederholtem Hin- und Herfliegen zum Nieder- lassen auf benachbarten Büschen und Bäumen entschliessen. Endlich, gewöhnlich erst um Sonnenuntergang selbst, fliegen sie meist ins- gesammt, wie auf Commando, zum Wasser herab, Hier trinken sie indess auch nicht ruhig, sondern flattern ständig auf und ab, stehen auch längere Zeit gleichsam rüttelnd über demselben, was bei den oft grossen Massen der die Tränke besuchenden ganz eigenthümlich aussieht. Noch nie sah ich diese Art gemischt mit T. semitorquatus. 54 Dr. R. Böhm: 325. Turtur sp. No. 1072. Diese Taube, welche mir durch ihre düstere Färbung, nament- jich die schwarze Unterseite der Steuerfedern auffiel, und die ich mich nicht erinnere, sonst eingesammelt zu haben (woran freilich die durchweg verloren gegangenen Notizen Schuld tragen können), schoss ich unter einer grossen Zahl von T. capecola an einem Wald- brunnen. Ihr Kropf war mit Mtama vollgepfropft. 326. Agutila sp. No. 1058. Ein Pärchen dieses kleinen Edeladlers traf ich an einem ein- sam im Wald gelegenen rambo und schoss daselbst das d. Im Magen hatte dasselbe einen Vogel. Die Stimme dieser Adler ist grell und schrill, der Flug ziemlich hastig, wobei kurze, schnelle Flügelschläge mit Schweben abwechseln. Ich sah diesen Adler hoch in der Luft schreiend auf einen Aelotarsus stossen, der im Schnabe] etwas forttrug, wahrscheinlich um ihn zum Loslassen seiner Beute zu bewegen. Tinnunculus alaudarius? Von October an wieder häufig auf den Feldern um Gonda, wo nun auch andere Raubvögel eintreffen. 327. Melierax Sp. No. 1069. Einigemal auf einzelnen Bäumen im Felde angetroffen und ein & erlegt. Im Magen desselben 4 Eidechsen und 1 grosse Feldmaus. 328.2. No. 1061. Ich schoss diesen plump gebauten, mit einem deutlichen, auf- richtbarem Schopf versehenen Raubvogel, dem die grossen, grell- gelben Augen ein ausserordentlich wildes Aussehen geben, von einer Krakel an einem Waldbrunnen. Der erlegte Vogel, ein 9, hatte eine grosse Mantis und ein Chamaeleo in Kropf und Magen, im Legeschlauch ein bald legereifes, mit weisser, noch weicher und dünner Schale umgebenes, rundliches Ei (Maasse 4 und 3,5 em). und mehrere, bereits weit entwickelte am Eierstock. 829. Buteo sp. No. 1070. Wahrscheinlich der im vorigen Bericht als Buzteo? (beobachtet) bezeichnete kräftige Raubvogel. Der Magen des erlegten 2 erwies sich vollgepfropft von Agamen, Federn und Haaren. Eirstere, die Ornithologisehe Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag. 55 vielen Raubvögeln zum bevorzugten Frass dienen, beleben in grosser . Zahl die Gneiskuppen -hiesiger Gegend, doch werden stets nur junge, kleine Exemplare ergriffen. Milvus migrans. Zwei vor unserem Hause geschossene Exemplare (No. 1044, 54) möchte ich als diese Art ansprechen. Obgleich die Milane hier lange nicht so dreist sind, als sie sonst geschildert werden, so kröpfen sie doch furchtlos auf der Erde sitzend die weggeworfenen Cadaver präparirter Vögel etc., holen sich auch gelegentlich ein ‚Küchel weg. 380. Gypogeranus serpentarius. No. 1043. Ein altes prachtvolles & schoss ich an einer fast vertrockneten Wasserlache ganz in der Nähe des Ortes. Im Magen hatte es 10 Agamen und einige grosse Heuschrecken. Den Eingeborenen war der Vogel gänzlich unbekannt. Cireus ranivorus. No. 1073 —76. Anfang December traf diese Rohrweihe in grösserer Zahl in dem vollgeregneten Sumpf beim Orte ein. Anfangs liessen sich die Vögel, beschäftigt die massenhaft zum Vorschein kommenden Frösche und Kröten zu kröpfen oder mit zum Platzen vollem Magen und Kropf auf Büschen und Bäumen der Verdauung pflegend, ohne Mühe angehen, wurden aber sehr schnell gewitzigt. Ihre Stimme ist ein hell und durchdringend pfeifendes Gezwitscher. sale Cor eus.'sp. No. 1019. Diese schöne Weihe (die erwähnte sp. mit weissen Bürzel- federn) sieht man häufig mit langen, weit ausholenden Flügel- schlägen niedrig über die Felder und längs der Waldränder streichen. Nie fällt sie auf Bäume und Büsche, sondern stets auf die Erde ein, wobei sie meist einige auffallende Flugevolutionen ausführt. Abends besucht sie vornehmlich Sümpfe und nasse Wiesen und vereinigt sich hierbei gelegentlich zu kleinen Flügen von 5 — 7 Stück. Ihr Erscheinen erregt hier einen panischen Schrecken unter den Tauben und den zur Tränke einfallenden kleinen Vögeln, auch sah ich sie häufig mit jähen Wendungen abwärts fahrend unter letztere stossen, indess nie Beute machen, Auch der Magen. des beim Trinken erlesten & enthielt nur Reptilien und grosse Heuschrecken. 56 Dr. R Böhm: 332. Bubo sp. No. 1040, 46. Im letzten Bericht als Syrnium? unter den Desideraten auf- geführt. Mehrere Exemplare dieses Uhus hielten sich an einer ver- einzelten Gneiskuppe bei Gonda auf, wahrscheinlich ein Pärchen mit Jungem, von welchen ich das 3 und das letztere erlegte. Tagesüber hielten sie sich in Felsspalten unter Gestrüpp und Ge- sträuch vollkommen versteckt. Erst nach Sonnenuntergang be- gannen sie, unheimliche, abgebrochene Töne, ähnlich dem unter- drückten Schmerzensruf eines Menschen, ausstossend, um die Felsen zu schweben und auf den umstehenden Bäumen aufzuhaken. Hier- bei wurden sie sofort von den noch wachen und munteren Dierurus wüthend überfallen und zeigten ihren Aerger darüber durch zor- niges Verneigen und Kopfnicken. Das am 3. November geschossene Junge, welches in tiefer Dämmerung laut mit dem Schnabel knappend an einer Felsspalte zum Vorschein kam, war wohl ge- rade flügge. Im Magen hatte es eine Maus. Athene capensis (?). Ein einige Zeit gefangen gehaltenes Exemplar benahm sich äusserst drollig und von Anfang an sehr zutraulich. Tagsüber verhielt es sich sehr ruhig, wurde aber nach Sonnenuntergang munter und lief mit komischen Verbeugungen und kreisenden Kopf- bewegungen umher. Heuschrecken und Grillen frass es in grosser Menge, packte sie sehr geschickt mit einer Klaue, hielt sie in dieser, ähnlich wie ein Papagei, hoch, zerbiss erst den Kopt, riss Flügel und Beine ab und verspeiste den fetten Leib, behaglich die Augen zudrückend. Häufig ruhte es auf einem Fuss, den andern einziehend, aus. Versuche, den Kauz zur Jagd auf kleinere Vögel zu benutzen, schlugen fehl, da diese sich gar nicht um ihn bekümmerten. Strix flammea. No. 1047. Am 5. November ein & erlegt, welches aus einem dichten Baum flog und sich, von dem grellen Sonnenschein geblendet, gleich darauf im Grase niederliess. (Zur Vergleichung mit Sir. capensis steht mir keinerlei Litteratur mehr zu Gebote.) Cocceystes glandarius. (Eine Beschreibung von (©. albonotatus steht mir nicht zu Ge- bote.) Der Häherkukuck ist zur Zeit um Gonda pärchenweis nicht selten und wegen seiner geringen Scheu leicht zu erlegen. Seine Ormnithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag. 57 Stimme besteht aus hellen, heiser lachenden und oft hintereinander ausgestossenen Lauten. Ein am 11. October erlegtes Pärchen zeigte stark angeschwollene Sexualorgane, das 2 hatte ziemlich grosse, gelbe Eier am Ovar. Ohrysococey® hat sich anscheinend wieder ganz verzogen. Indicator Sparmanni. 14. October & mit sehr angeschwollenen Hoden erlegt. Indicator major. 7. November hier ein vereinzeltes Exemplar geschossen. Ein altes, ausgewachsenes Exemplar hielten wir einige Zeit gefangen. Es zeigte sich sehr wild und scheu und stiess in der Erregung dumpfe, rauhe Töne aus. Die nackten, sehr wulstigen Kopftheile waren von hoch blutrother Farbe, der Kehlsack von- glänzend blauen Adern durchzogen. Die rechte Kopfseite zeigte sieh unregelmäsig aufgetrieben. Coracias caudata. Diese und andere Racken waren in der ersten Hälfte Sep- tember fast ganz verstrichen, kehrten dann aber mit beginnender Regenzeit wieder hierher zurück. Eurystomus afer. An Wassergruben im Walde sieht man die Breitmäuler zu- weilen schaarenweis in prachtvollen Schwenkungen, welche den Flug der Falken und Schwalben in sich vereinen, bald hoch, bald ganz niedrig hin und her schweben, wobei sie hier die umher- schwirrenden Insekten wegfangen, dort im Fluge selbst einige Tropfen Wasser aufnehmen. Das Violett und Blau ihres Gefieders leuchtet dabei, von den Strahlen der Sonne wechselnd getroffen, in wunderbarer Weise und lässt sich einem solchen Anblick höch- stens der eines Schwarms grosser Meropiden zur Seite stellen. Halcyon senegalensis. | Den Ruf des Senegalfischers hörte ich hier zum ersten Male am 25. November bei einigen Wasserplätzen im Walde, nachdem die Regenzeit schon seit einiger Zeit begonnen. Merops apiaster? Dieser Bienenfresser kommt hier nicht, wie ich nach meinen Beobachtungen in Kakoma und am Ugallaflusse annahm, nur kurze Zeit im Frühling und Herbst auf dem Durchzuge vor, sondern scheint fast im ganzen Jahr anzutreffen zu sein. Indess sieht und hört man sonderbarer Weise die Trupps, welche häufig ziemlich schnell in bestimmter Richtung dahinstreichen, fast stets nur hoch 58 Dr. R. Böhm: in der Luft, so dass es mir lange Zeit hindurch nicht gelang, ein Exemplar zur Bestimmung der sp. zu erhalten, Ich kann deshalb noch nicht angeben, ob dieselben hier wirklich heimisch sind, was ich vorläufig noch entschieden bezweifle. Caprimulgus Sp. (No. 195? schnarrend, weniger lebhaft gefärbt.) Auf einer Bergkuppe traf ich am Tage diesen Ziegenmelker zuweilen in ganzen Gesellschaften von circa 20 Stück vereint an, wie er überhaupt geselliger, als andere sp. ist. Hirundo senegalensis. . Umschwirrt zuweilen in grossen, dichten Schaaren Brünnen- 'gruben auf dem Felde, wie im diehten Walde. Hirundo rustica. | Anfang October hier vereinzelt angetroffen. Ende d. M. sah man bei Sonnenuntergang grössere Flüge von O. nach W. langsam und niedrig über die Felder streichen. Muscicapa cinereola. In Mrumbabäumen in Gonda selbst erlegt. Muscicapa grisola. a 8. October das erste Exemplar geschossen. In letzter Zeit traf ich besonders an einem von Insecten umschwärmten rambo im Walde viele Fliegenschnäpper, die mit Nectarinien im Haschen ihrer Beute wetteiferten. Dierurus divarıcatus. Die Trauer-Drongos werden nach Sonnenuntergang besonders munter. Sie beginnen dann in eigenthümlicher Weise mit hohen und tiefen Tönen abwechselnd einander zuzurufen und hört man ihre Stimme noch in tiefer Dämmerung. Ein am 9. October ge- schossenes & hatte ausserordentlich stark angeschwollene Sexual- organe. Ceblepyris pectoralis. Mitte November gepaart. Lanius collurio. In diesem Jahr am 10. November zum ersten Mal, dann häufig | beobachtet und erlegt. 333 Corvinella? No. 1056. Ein einziges Exemplar auf einem trockenen Feldbaum erlegt, auf den es mit einer Raupe im Schnabel anflog. Nach einer Be- obachtung Herrn Reichards scheint von diesem Vogel ein eigen- Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag. 59 thümlicher, tiefer, langer und anschwellender Pfiff herzurühren, den ' man zuweilen im tiefen Walde vernimmt. Corvus seapulatus. Das Rufen des Schildraben zeigt nach dem Glauben der Ein- geborenen die bevorstehende Ankunft von Caravanen an. Wird vom Dierurus überall heftig verfolgt. | Oriolus larvatus. Junge Exemplare mehrmals im Orte selbst erlegt. Pyromelana flammiceps. | So lange die Feuerfinken ihr gewöhnliches, braunes Kleid tragen, fliegen sie in so enger Gemeinschaft mit Ploceus sanguinı- rostris umher, dass regelmässig ein Schuss unter die dicht ge- ' drängten Schwärme viele Exemplare beider Arten herabwirft (cf. Mdaburu in Ugogo). Abends fallen diese Flüge in das Schilf fast ausgetrockneter Sümpfe zum Trinken und Schlafen ein. Von allen Seiten, erst einzelr, dann immer häufiger, kommen die Schwärme äusserst schnellen, laut sausenden Fluges heran, schwenken dicht . gedrängt, in jähen Wendungen, ähnlich einem Trupp Regenpfeifer, hin und her und fallen brausend in benachbarte Büsche ein, wo sie ihr verworrenes, an- und abschwellendes Gelärm beginnen. Von hier aus stürzen sie sich in das Schilf, stürmen wieder zu- rück und wachsen bald durch neuen Zuzug dermassen an, dass ihr Aufsehen täuschend fernem Donner gleicht. Allmählich rücken die Massen so bis zum Rand freier Lachen vor und stürzen sich dann von geeigneten Stellen, deren Schilfbüschel durch die stetige Wiederbenutzung bereits terrassenförmig abwärts gedrückt sind, auf das Wasser, im Auf- und Abflattern lange Zeit hindurch einen breiten, ununterbrochenen Strom bildend. Hat man sich in einem der dichten Büsche, in welche die Vögel einzuflattern pflegen, ver- steckt, so füllt man einen ordentlichen Luftdruck, wenn die Schwärme wie eine lebende Wand an- und hineinstürmen, und geht man in der Dunkelheit durch das Schilf, so scheinen schwarze brausende Wellen, von den im Schlaf aufgestörten Vögel gebildet, darüber hinzugleiten. Das hastige, unruhige, scheue und flüchtige Benehmen der Feuerfinken zu dieser Zeit contrastirt merkwürdig mit ihrem behäbigen, selbstgefälligen Gebahren, wenn sie in ihrer Hoch- zeitstracht mit gesträubtem Gefieder, zwitschernd und flügel- zitternd sich auf den Halmspitzen zu sonnen und zu brüsten pflegen. 60 Dr. R. Böhm: Vidua paradisea. Den ersten Flug, darunter einige & mit halblangem Schweif, nach stärkerem Einsetzen der Regenzeit am 27. November gesehen. Zur Trockenzeit sind keinerlei Wittwen hier. Xanthodina dentata. .. 17. October mit angeschwollenen Sexualorganen. Der Lockruf ist voll und laut. Drymoeca? Cf. Ber. I (klein, quergestreift, laut fliegend). Dieser kleine Vogel klettert und schlüpft meisenartig im Gebüsch | umher, bald ziemlich laute und volle, bald leise und heisere Töne ausstossend. | Phyllopneuste sp. No. 1025. Vielleicht bisher noch nicht eingesammelt. Calamoherpe sp. Am 9. December zuerst wieder in den Euphorbien beim Ort gehört. Motacilla flava. In diesem Jahre zuerst am 25. October an einem ausge- trockneten Schilfsumpf, dann häufiger beobachtet und erlegt. Motacilla vidua. Im October bauend beobachtet. Wohl kein anderer Vogel hat hier eine so ausgedehnte Fortpflanzungszeit, wie die Wittwen- bachstelze. Sazicola Sen 30. October erlegt. Saztdcola Sp. Die auf dem Mregi-Berge bei Sassagula in Ugalla einge- | sammelte sp. traf ich auch vereinzelt auf Bergkuppen in hiesiger Umgegend an. 334. Cossypha sp. No. 1066. Das Exemplar dieser schönen sp., ein & mit stark ange- schwollenen Hoden, am 24. November beim Ort erlegt. 335. Petrocincla (sazatilis?), No. 1068. Ein Exemplar am 14. November angeschossen, ein zweites auf Gneisfelsen am 27. November erlegt. | Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 2. 61 Turdus libonyanus. Der Schlag dieser Drossel ist kurz, wenig voll, aber angenehm | lautend, lässt sich indess nicht häufig vernehmen. Bu nuloeische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 2. Von Dr. R. Böhm. Karema, März 1883. Von unserer Reise bis zum Tanganika (Bericht nebst Routen- Skizze an die Afrik. Gesellschaft abgesandt) habe ich nur wenige ‚ ornithologische Notizen nachzutragen, mit denen vorläufig meine Beobachtungen in Uniamuesi abschliessen. Gesammelt wurden noch 16 weitere Arten, nämlich: No. 356. Crex.*) (Die sehr diehten Schwanz- und Bürzelfedern stark beschädigt). No. 1088. | Wurde in einem kleinen vergrasten Teich im puri bei Ma- ‚ namlimuka (Ugalla) von einem Hunde gegriffen. | No. 357. Hyphantornis. (Schnabel lang und schwach, schwarzer Zügelstrich.) No. 1089, &. | Dieser kleine gelbe Weber schlüpfte im dichten Ufergebüsch ‚am Mrima-Flusse mit hellem, eigenthümlichen Gesang, der etwas an den Anfang des Schlages von ae erinnerte, umher. 338. Peine No. 1108, 9 33 Hochzeitskleid. No. 1110, & juv. Diesen Feuerfinken traf ich in grossen Mengen in den hohen ‚ und dichten Grasdickichten um die Zuflüsse des Ifume in Kawende. | Wesen und Geschrei erinnert sehr an P. fammiceps, der hier durch- ‚aus fehlte, doch ist der Vogel viel scheuer und zieht sich bei | Verfolgung sofort in das unergründliche Innere der Sümpfe zurück. 339. Pyromelana capensis. No. 1113, 8 Hochzeitskleid, einzelne weisse Federn. Nicht selten bei Karema, zusammen mit P. fammiceps, im Februar und März beide im Hochzeitskleide Ganz entgegen den | *) Da die Sammlungen Dr. R. Böhms, auf welche sich die vorstehenden Notizen beziehen, leider in vollkommen verdorbenem Zustande in Berlin ‚ eingetroffen sind, so war es nicht möglich, die einzelnen von dem Reisenden ‚zweifelhaft gelassenen Arten zu bestimmen. H. Schalow. 62 | Dr. R. Böhm: EEE sonstigen Gewohnheiten der Feuerfinken sah ich diese Art mitten im bergigen Niederwalde auf trockenen Bäumen. Der Flug ist leicht, ruckweise und erinnert, ebenso wie die dabei ausgestossenen Laute, etwas an Neczarinia, 340. ?. No. 1077, & (kleiner grauer Singvogel). In grösserer Zahl in den dichten Hecken und Büschen um Simbile (80. December. Hat einen hübschen, abwechselnden Schlag. 341. Anas erythrorhyncha. No. 1125, 2. Ein angeschossenes Exemplar wurde auf der Station Karema zusammen mit Chenalopex aegyptiacus und Dendrocygna viduata, welch’ letztere Arten sich sehr leicht und schnell völlig einge- wöhnten, eine Zeit lebend gehalten. Ich lege den Balg trotz der beschnittenen Flügel als Beweis des Vorkommens bei. Eine zweite kleine Entenart, von der ein Exemplar erlegt wurde, soweit ich mich erinnere um helibrauner, dunkler getupfter Unterseite, untere Schwanzdecken und Bürzel fein quergestrichelt, Spiegel metallgrün und weiss (vielleicht sparsa?), konnte ich leider wegen heftigen Fiebers nicht näher untersuchen oder präpariren. 342. Pelecanus rufescens. Ein kleines Exemplar von einem Jäger der Station Karema geschossen, in der Umgegend jedenfalls selten. Ganze Länge 140, Flügel 59 cm. Iris helllederbraun, Füsse und Nägel hellchamois- | gelb, Schnabel graurosa, Haken gelb, Kehlsack bläulich, gelb quergeadert, nackte Kopfstellen gelblichgrau, vor dem Auge ein tiefgrauer Fleck. Federn nur schwach fleischröthlich überflogen. Die Schneppe ganz von der für rufescens charakteristischen Form. 343. Coliosthruthus ardens. dd. Februar - bis März im Hochzeitsschmuck. Häufig im hohen Wiesengrase um Karema. Diese Art muss überhaupt um den Tanganika häufig sein, da die langen Schwanzfedern, in grossen Büschen zusammengebunden, einen beliebten Kopfputz der Ein- geborenen, besonders in Marungu, bilden. 344. mu No. 1079, 2 (ähnlich No. 340). In kleiner Gesellschaft in dem Kakoma benachbarten Tongo (1. Januar 1883). Stösst einen scharfen, etwas zischenden Lock- ton aus, | Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 2. 63 345. Ploceus?. No. 1128, &. Lg. 10,5 al. 6,6, al. a caud. 1,3. Iris braun, Schwanz schwarz, Füsse hornbraun, Sohlen hell- gelblich. | Dieser niedliche Vogel ist jetzt häufig im Hochgrase _ um Karema in Gesellschaft von Pyrom. fammiceps. Das schwirrende Geschwätz, mit dem die 33 die 22 verfolgen, erinnert an die letz- tere Art. Die Hoden der erlegten 33 stark angeschwollen. Die rothen Kopffedern sind sämmtlich neu vermausert, z. Th. noch nicht vollständig aus den Kielen hervorgebrochen | 346. Hirundo felifera. No. 1140, 3, 41, 2. Hier und da sieht man Schaaren dieser schönen kleinen Schwalbe über den seichten Lachen am Tanganikastrand umherschweben. Ein Pärchen, vielleicht dasselbe, welches ich schon im vorigen Jahr auf der Station Karema bemerkte, baute während des Februar ihr Nest an der Decke eines im oberen Stock des Wohnhauses ge- legenen Zimmers. Das Nest ist aus Lehm gefertigt, unten spitz zulaufend und mit Stroh etc. ausgepolstert. 347. Hypochera nitens. No. 1138, 2. In den Wiesen bei Karema. Die erlegten Exemplare tief stahl- blau scheinend. Schnabel weiss, nicht roth!, Füsse hellrosa. 348. Coldus leucotis. (?, nicht striatus Not. 11.) No. 1130, 39. In einigen Punkten von der Beschreibung bei F. u. H. ab- weichend: Stirn, Zügel, Kinn schwärzlich, Kehle und Brust fein quergebändert, Ohrgegend bläulich weissgrau, seiden- glänzend, dieser Ton sich über Kehle und Oberbrust verbreitend 'Firstenbasis des Oberschnabels und kleiner Fleck am Mundwinkel bläulichweiss, Unterschnabel an der Basis schwarz, sonst röthlich- weiss. Augenkreis schwärzlich (nicht roth!) Iris braun, über der . Pupille tiefgrün, dann hochgelb. Die vorderen grossen Schilder der Füsse korallroth, Hinter- seite und Sohlen hellgelblich, & Lg. 34,5, al. 10,3, al. a caud. 21. In kleinen Schaaren treibt sich dieser Mäusevogel in den Büschen um Karema umher. Die Vögel sind durchaus nicht scheu, verlangen aber bei ihrer sehr derben Haut zur Erlegung einen ver- hältnissmässig scharfen Schuss und entkommen, wenn nur verwundet, sehr leicht, indem sie mit grosser Schnelligkeit durch Gestrüpp und a Dr. R. Böhm: Gebüsch schlüpfen. Die jetzt reifen wilden Weinbeeren scheinen ihre Lieblingsnahrung zu bilden und werden sie davon sehr fleischig und fett. Ein erlegtes & hatte ausserordentlich angeschwollene Hoden. Am 6. März erhielt ich das Nest mit 2 schwärzlich be- spritzten, bereits angebrüteten Eiern. 349. Charadrius damarensis. No. 1147, &; 1136, 44 2. Kleine Trupps am Sandufer des Tanganika. 350. Tringa subarcuata. No. 1143, 1145, 1146.- dto. 35l. Tringa sp. No. 1148 (defect). Von Sierna sp. (vom Wualaba und Tanganika eingeschickt) sah ich je ein einzelnes Exemplar am 9. December 1882 über Gonda, am’ 29. December am; Katuma-Fluss, viele über der grossen Katani-boga. Oalamoherpe sp. (früher eingesandt) war am 9. December wieder bei Gonda eingetroffen und wurde, wie auch Acrocephalus sp. (dto.) bis hierher überall an geeigneten Localitäten bemerkt. Ciconia alba sah ich in grosser Schaar am 14. December bei Gonda, ver- einzelt Anfang Januar bei Kakoma. Merops apiaster (Böhmi?) von Anfang Januar wieder häufig bei Kakoma, dann in ganz Ugalla zu beobachten. Am Morgen des 9. Januar sah ich am Usalla- Fluss eine grosse Schaar dieser schönen Vögel hoch oben, auf dem Hintergrund die prachtvoll rosenroth bestrahlten Wolken, flötend der eben aufgehenden Sonne entgegen schweben. Steganura Ver- reauxi g trug am 14. December noch ihr gewöhnliches, Anfang Februar in Kawende bereits ihr Prachtkleid, Vidua paradisea & bereits von Anfang December an ihre lange Schweifschleppe, Pen- . thetria macroura war bei Ifume nebst einzelnen, auch hier äusserst scheuen ?. eques gleichfalls im Hochzeitskleid zu treffen. Pyromelan« flammiceps sah ich in der Katani-boga, Anfangs Februar theils hell, theils ganz ausgefärbt, Graculus africanus am Katuma, 28. Januar z. Th. mit weisslicher Unterseite. Numida coronata war im Januar allenthalben gepaart anzu- trefien, Sarcidiornis melanotus, die & mit kolossaler Karunkel (H. 5, L. 6, 9 cm) und ockergelben Federn an den Bauchseiten, Netia- pus auritus und Corythornis eristata dto. an den Flüssen, ' Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 2. 65 | Am 18. Januar sah ich mehrere Dierurus divaricatus im _ Jugendkleid, die mit ihren Alten sonderbare, halb pfeifende, halb zischende Laute ausstossend umherflogen, so dass die Brützeit dieser Art wohl in den November fällt (ef. letzten Bericht). Merops sp. (klein, mit braunem Kopf) war wieder am Msima, _ dann auch am Katuma sehr häufig und äusserst zutraulich, Falco ardostacus, dessen klirrender, vibrirender Ruf dem von alaudarzus gleicht, in grosser Zahl auf den Feldern von Kakoma, neben dieser Art .Buteo sp.? = No. 1070), und Elanus melanopterus. Der helle, durchdringende Kukuksruf, den ich häufig am Wala hörte, rührt doch wohl von Oxylophus afer her, der an den Flüssen von Ugalla nicht selten ist, von Ooccystes glandarius vernahm ich im Fluge ein dumpfes Ku-ku, während ein zweites Exemplar mit hellem, indess nicht lautem Rufen antwortete. Merops supereiliosus, der ganz wie M. apiaster (?) tötet, wurde in Kawenda, besonders in der Katani-boga häufig bemerkt. Ardea melanocephala (? No. 1101) hakte Abends in zahlreicher Gesellschaft mit tiefem, quarrenden Rufen auf einem trockenen Baum innerhalb der Ortsumzäunung von Gongwe am Rand der Katani-boga auf. Der Magen eines dort im Feld erlegten Exemplars enthielt grosse Heuschrecken und eine fusslose Sepide. Lanius caudatus von der Katani-boga an nicht selten pärchen- und truppweis beobachtet. Sehr interessant war das reiche Vogelleben auf den riesigen, ganz baumlosen Flächen dieser mächtigen boga. Weihen, Circus ranivorus, ©. sp. (cf. Gonda No. 1019) und eine schöne weisslich- graue Art mit schwarzen grossen Schwungfedern, die leider nicht eingesammelt wurde, Falco tinnunculus und semitorquatus, Trappen, Macronyx croceus, Merops superciliosus, Sterna Sp., Herundo rustica bildeten die Hauptstafiage der glänzend grünen Ebene. Kleine, klare Teiche an ihrem Rande waren von Wassergeflügel, Reihern, namentlich dudulcus, der schaarenweis den häufigen Büffel- und Zebraheerden folgte, Totanus, Himantopus, Hoplopterus, Mycteria, vor Allem aber von Hunderten von Plectropterus, Sarcidiornis und Dendrocygna viduata belebt, welche vollkommen furchtlos auf wenige Schritt vor dem Beschauer standen, schwammen und ins Wasser einfielen. In dieser weiten Wildniss herrschte unter einem grossen Theil der Thierwelt wirklich noch jene paradiesische Harmlosigkeit, die man sonst selbst im Innern des Continents ganz vergeblich sucht. Den Tanganika fand ich seit dem vorigen Jahr wieder stark Cab. Journ. f. Ornith. XXXIL. Jahrg. No. 169. Januar 1885. 5 66 | Dr. Bi Böhm: gefallen, so dass sich die jetzige Uferlinie einige Schritte weiter seewärts hinzieht. Der sonst nur dünn bewachsene Sandstrand hatsich zum grossen Theil mit einer wüsten und fast undurchdringlichen Vegetation bedeckt, die stellenweis als sumpfiger Morast bis an das Wasser selbst tritt, wo man damals ungehindert den weithin nackten, ‚schlickigen Strand passiren konnte. Die ehedem so häufige Parra ist, wohl in Folge fortgesetzter Verfolgung, hier ganz verschwunden, Haliaetus vocifer bedeutend seltener geworden. Von Halius lucidus sah ich wieder nur ein einzelnes Exemplar fast genau auf derselben Stelle, wie im vorigen Jahre. Zimantopus treibt sich häufig, besonders an binsenbewachsenen Uferstellen umher, ebenso Totanus canescens (No. 1135) im Winterkleide (von dem ich, wenn ich nicht irre, bereits ein defectes Exemplar von Ugalla einsandte.) Ausser der erlegten Mövenart scheinen auch einige andere auf dem See vor- zukommen, so eine kleine und eine grössere im Allgemeinen dunk- lere. Von Rhynchops flavirostris wurden 2 Exemplare, von Jbrs faleinellus ein junges 8 erlegt. Acrocephalus knarrt allenthalben in den Binsen, im dichten Ambatschgebüsch pfeift und ruft eine Phyllopneuste? in lauten, vollen Tönen. Leider lassen sich die Vögel hier nur aus nächster Nähe erlegen, doch lege ich einen sehr zerschossenen Balg zum Vergleich mit dem im vorigen Jahr hier gesammelten Exemplare bei (No. 1121). Merops supereiliosus ist in der Strandgegend gewöhnlich und äusserst zutraulich. Weiter _ landeinwärts sind Lanius caudatus und Centropus nigrorufus (?) nicht selten, in den Büschen lassen sich Cossypha intermedia, Prio- nops Retzii und Dryoscopus aethiopicus hören. Von einem juv. der ersten Art im Journal notirt: „Schwungfedern grau, die letzten mit röthlichgelbem Anflug und rostrothem Spitzenfleck, do. grosse Deck- und Mantelfedern, letztere mit schwärzlichen Endsäumen. Oberkopf schwarz und rostgelb gemischt, letztere Farbe besonders an der Stirn vorherr- schend. Superciliarstreif nur undeutlich, grösstentheils rostgelb und schwärzlich gemischt, nur nach hinten etwas Weiss, Ohrgegend schwärzlich und rostgelb.“ Ein Cosmetornis vexillarius & im Hochzeitsschmuck wurde von einem Falken verfolgt und dabei von einem unserer Leute gefangen und mir lebend gebracht. Leider waren die Schmuckfedern wieder abgebrochen resp. ganz ausgerissen. Die grossen Augen dieser Nachtschwalbe schimnara im Labea tief rubinroth. Endlich wurde auch ein ? vor E’anus melanapterus erlegt, welcher Art ich schon Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 3. 67 öfters vergebens nachgestellt (No. 1116). Im Magen fand sich eine Ratte. Ende Februar baute Ayphantornis nigriceps schaarenweis auf einer hohen Borassuspalme am Ufer eines kleinen in den Tanga- nika sich ergiessenden Bergbaches. Zagonosticta minima, die in den Dächern der Station ihre Nester anlegt, hatte bereits befiederte Junge. Am 7. März wurden 4 Eier gefunden, welche das zahme Exemplar von Numida coronata (cf. Not. ID) in der Nähe der Station gelegt. Da dasselbe sich tagsüber häufig entfernt, so ist es wahrscheinlich von einem wilden Hahn getreten worden. Am 9. März Dendrocygna viduata 2 mit grossen Eiern am Eierstock, das erste Gelege von Pyromelana flammiceps und 2 bald flügge Junge von Nectarinia collaris in einem pantoffelförmigen Neste, am 11. März bald flügge Junge von Passer Swainsonz erhalten. Budytes flavus und Lanius collurio waren Anfang März am Tanganika noch häufig zu sehen. Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 3*. Von Dr. R. Böhm. Qua-Mpara, Westküste des Tanganika, am Ausfluss des Lufuku. 10. Juli 1883. Erlegt und gesammelt wurden an der Ostküste des Tanganika, fast sämmtlich bei Karema, noch 11 weitere Arten, nämlich: No. 352 (Cat. No. 356) Anas pileata Lichst. Pärchenweis am Sandstrande. No. 353 (Cat. No. 359) Sterna nigra L. Zusammen mit der anderen Seeschwalbenart über dem Wasser fischend, jedoch bedeutend seltener. No. 354 (Cat. No. 361) Otis caffra. Am 19. Juni ein prachtvolles & von meinem Jungen am Sand- strande des Sees erlegt: Iris braun, schwärzlich gewässert, nach aussen zu in weisslich übergehend, Oberschenkel grau, Schneide- “ rand und Unterschnabel weisslich, Füsse schmutzig weisslich, nackter Streif vom Mundwinkel an über die Kopfseiten schwärzlich. *) Die Sammlungen, welche die vorstehende Arbeit behandelt, sind noch nicht nach Europa !gelangt. Es mussten daher die einzelnen Arten nach des Reisenden Bestimmunz aufgeführt werden. H. Schalow. 5* 68 . Dr. R. Böhm: L. t.97 em, al. 54 cm, al. a caud. (von der Spitze der längsten Flügeldeckfedern an) 7 cm. Jedenfalls zu O. cafra gehörig, obgleich die Beschreibung von O. Denhami Hgl., Orn. N.O. Afr. Band II., die mir jetzt allein zu Gebote stand, abgesehen von den angegebenen Verschieden- heiten beider sp., nicht ganz übereinstimmt. Der Nacken hinter dem Schwarz des Kopfes ist weiss, nicht ‚cinerea‘“ wie für cafra angegeben, der Hals oben zart zimmtbraun (wie bei Denhami), die Halsseiten weiss (cafra), die Federn des Vorderhalses unter dem Weiss der Kehle dunkelgrau (cafra), nach unten indess heller werdend. Die ersten vier Primärschwingen schwarz, mit weisser Basis der Innenfahne, von der zweiten an mit Spuren von 1—2 unvollständigen, sehr schmalen, weissen Binden an der Aussenfahne, die fünfte mit mehreren unvollständigen weissen Binden, an der Aussenfahne in weisse Spritzen verlaufend, die sechste mit einer unregelmässigen, weissen Binde und sehr breitem, weissen Feld vor der schwarzen, mit weissem Endfleck versehenen Spitze. Die folgenden mit grossem, weissen Endfleck und 2 bis 3 unregel- mässigen, weissen Binden. Der nackte Theil der tibia ca. 3“ lang (Denhami). Die ganze Umgegend der Station, Ebene und Hügel, stand gerade in Flammen und war der Vogel wohl durch die mächtigen, sich erhebenden Rauchwolken angelockt worden. No. 355 (Cat. No. 560) Aguila sp. Ein flügellabm geschossenes Exemplar wird auf der Station Karema lebend gehalten. Die Grösse übertrifft die von Hal. vocifer ziemlich bedeutend. Die Tarsen unbefiedert, Fänge und Schnabel sehr kräftig. Die Färbung sehr unbestimmt, weiss und braun ge- mischt, Kopf weiss, einzelne Scheitelfedern und ein durch das Auge gehender Strich braun. Rücken und Unterseite weiss mit braunen Flecken, kleine obere Deckfedern der Schwingen braun, die kleinsten heller, die grossen weiss und braun, untere Deckfedern gelblichweiss, z. Th. rostroth, Schwingen schwarzbraun, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken und Steuerfedern weiss, letztere mit dunkelbraunen Endflecken. Nackte Zügelstelle und Wachshaut grau, Schnabel schwarz, Fänge schmutzig weiss, Iris braun. No. 356 (Cat. No. 362) Oircaetos (zonurus?). Ein schönes & 2. Juli 1883 bei Saua in Ufipa am Tanganika erlegt, wo es, den Kropf und Magen mit einer Schlange vollgestopft, auf einem trockenen Baum aufgehakt hatte. Die Form der breiten | Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 3. 69 und langen Kopf- und Halsfedern entschieden an Helotarsus erinnernd. ir No. 357 (Cat. No. 355) Amydrus Blythe Hrtl. Die Unterschiede zwischen A. Blythi und Rüppelli scheinen mir doch etwas zweifelhaft, doch habe ich noch keine 22 erhalten. Maasse dreier d&: Fl. Mittl. Schwanzf. Aeuss. Schwanzf, Mundspalte. (vom Mundwinkel bis Schnabelspitze in ge- rader Linie gemessen.) er 16 cm 14 cm 10 cm 3,7 cm 3 16,5 „ l4 „ 1 ,„ SPLEN Die Schwanzmaasse würden also mehr für Rüppelli sprechen. Der Schwanz zieht sich an der Innenfahne der ersten Schwinge 5—5,2 em herauf und ist hier bei 1 scharf abgesetzt, bei den anderen in das Rothbraun yerfliessend. An den folgenden rückt es immer mehr zur Spitze herauf, so dass es schliesslich nur noch einen Endsaum bildet, A. Blythi scheint sich nur am Strande des. Sees aufzuhalten, wo er in Schaaren unter eigenthümlich melodischem Flöten hin- und herfliegt und sich auf nackten, aus dem Wasser ragenden Felsen sehr wohl zu fühlen scheint. Sein Gebahren ist im Allgemeinen ganz glanzstaarenartig. Die hoch in der Luft mit kurzen Flügel- schlägen hinstreichenden Vögel gewähren mit dem langen Keil- schwanz und dem leuchtenden Rothbraun der Schwingen einen prächtigen Anblick. No. 358 (Cat. No. 357) Landus Schalowi Böhm. (Cf. J.f. O. 1884 p. 177.) Der im letzten Bericht als Z. caudatus Cab. bezeichnete, von der Kataniboga westwärts häufige, langschwänzige Würger gehört nichts weniger als dieser Art an (vielleicht L. ezcuditorzus ?). No. 359 (Cat. No. 353) Pytelia sanguinolenta (Temm). In Wiesen und Maisfeldern bei der Station. No. 360 (Cat. No. 358) Pytelia cinereigula Cab. Verbreitung wie die vorige Art. No. 361 Pyromelana nigrifrons Böhm. (Cf. J. f. O. 1884 p. 177.) Erst nachdem ich ein 3 erlegt, da mir die Farbenvertheilung desselben etwas fremdartig zu sein schien, bemerkte ich, dass die bei Karema häufige Art nicht Zammiceps ist, wie ich anfangs an- 70 Dr. R. Böhm: nahm, Leider verhindert mich die bei Katakwa erhaltene Ver- wundung mehr Exemplare einzusammeln. Benehmen und Stimm- laute ganz wie flammiceps. | No. 362 Zyphantornis vitellinus Lichst. Am 17. März fand ich in der Sumpfwildniss, welche zur Ma- sikazeit die Delta der kleinen, zwischen Karema und Kafıssya in ‘ den Tanganika mündenden Flüsse bilden, eine Nistcolonie dieses Webers. Trockene, kiesige und grandige Bänke wechseln dort mit überschwemmten, von hohem und dichtem Rohr, Gras und .Cyperaceen bestandenen Flächen, heckenartigen Ambatschgebüschen und offenen Tümpeln und Teichen ab. Die Nester waren in knie- tief unter Wasser stehenden Ambatschsträuchen gebaut und ähnelten sehr denen von ZH. nigriceps. In den meisten befanden sich be- reits zwei Junge, welche entweder noch ganz nackt, oder schon mit hervorbrechenden Federn bedeckt waren. Andere enthielten zwei Eier, die entweder bläulich mit dunkelbraunen Flecken oder mehr olivengraugrün mit verwaschener Fleckenzeichnung sind. Eine grössere Zahl war auch noch ganz leer oder selbst erst im Bau begriffen. Das verworrene Geschrei der Vögel gleicht durchaus dem anderer Ayphantornis-Arten. Beunruhigt flüchteten sie in be- nachbarte Ambatschdickichte, kehrten aber bald zu den Nestern zurück, wobei sich die 22 schüchterner als die SS zeigten, welch’ letztere von ihren beständigen Raufereien untereinander sehr in Anspruch genommen waren. a Der am Msima-Fluss erlegte Zyphantornis ist wohl 7. auran- tius-Vieill juv. Ich konnte das Geschlecht nicht sicher bestimmen. Die im letzten Berichte als Pyromelana sp. von Qua Seroma auf- geführte Art ist Urobrachya azillaris Sws.; & juv. wie 2, der Superciliarstrich stark ins Gelbe ziehend. Anm.: Coliostruthus scheint mir nicht gut subgenerisch bei Pentheiria untergebracht, vielmehr eher zu Vidua zu gehören, falls man die Art (ardens) nicht generisch absondern will. Die beiden anderen subgenera von Penthetria, Penthetria s. str. und Urobrachya schliessen sich durch die eigenthümlich breit und steif abstehenden, sammtartig schwarzen .Kopf- und Halsfedern im Hochzeitskleide, sowie in der Schwanzbildung unmittelbar an Pyro- melana an, besonders Urobrachya im ganzen Habitus und Benehmen, während Ooliostruthus, Steganura und Vidua sehr wenig mit Pyro- melana gemein haben. Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 3. 71 Auch die am Tanganika erlegten Exemplare von Steganura hatten sämmtlich das isabellbräunliche Halsband von Verreauxi Cass. Herr Reichard beobachtete in der ersten Hälfte Mai am Strande Vögel, welche nach seiner Beschreibung nur Glareola sein können. Dieselben setzten sich mit beginnender Dämmerung zur Nachtruhe auf den Sand und liessen sich hier sehr nah angehen. (Nach der Notiz F. und H. p. 580, bezüglich Prancolinus Cranchi Leach „Cpt. Speke ete.“ müsste der in Uniamuesi ausser- ordentlich häufige Francolinus (Fr. rubrieollis der Etiquetten) zu dieser Art gehören. Ich konnte ihn nach der Abbildung Tab. IX nicht erkennen, zumal die Färbung der Nackttheile ganz „falsch dargestellt ist.) Am 17. März erhielt ich auffallender Weise ein & von Vidua principalis mit sehr grossen Hoden, also adult., im Kleid der 9, während die $3 um diese Zeit sonst sämmtlich ihr Hochzeitskleid tragen. Diese Art lebt in Uniamuesi übrigens nie im Wald auf Hochbäumen, sondern stets in der Schamba um die Ortschaften, sowie in diesen selbst, während sie sich allerdings meist auf Büschen und Bäumen, nicht im Grase oder Getreide selbst aufhält. Am 15. März bekam ich ein mit Baumwolle ausgepolstertes, halboffenes Nest von Nectarinia gutturalis mit zwei fast flüggen Jungen, am 28. Mai zwei bald flügge Reiherjunge, anscheinend von der kleinen, dunklen, gelblichweiss gefleckten Art vom Ugalla- fluss. Der Finder hatte sie im seichten Wasser angetroffen. Zi- rundo filifera baute im Juni zum zweiten Mal im Stationsgebäude von Karema. Motacila vidua hatte in der ersten Hälfte desselben Monats Junge, die bereits selbstständig wurden und, wenn auch noch stümperhaft, zu singen begannen. Der kleine rothköpfige Ploceus (sp. 345) fliegt stets in Schaaren, in denen sich viele 2? und S& juv., aber nur sehr wenig g& ad. befinden. Letztere zeigen sich im Gegensatz zu den übrigen ganz auffallend scheu und sind deshalb in dem schwer durchdringlichen und weit über mannshohen Grase nicht ganz leicht zu erlegen. Die Stimmlaute dieser Vögel sind schwirrend und zirpend und haben beim g ad. einen eigenthümlich metallisch klirrenden Ton, woran sich dessen Gegenwart, auch wenn er noch nicht in Sicht ist, verräth. Diese kleine schwarzschnäblige Form ist eine brillantere Auflage von Pl. sanguinirostris, den ich auffallender Weise noch nie im Hochzeitskleide (mit rosarothem Anflug) geschossen habe. 72 | Dr. R. Böhm: Coliostruthus ardens stösst ein scharfes, lautes Zirpen aus, von Colvus leucotis hörte ich ein angenehm klingendes, hell und voll- tönendes Geschwätz. Budytes flavus traf ich noch am 17. März in kleinen Schaaren am Seestrand. Nach gefallenen Regen streichen hier ganze Trupps von Merops superciliosus (?) langsam dicht über den Sand hin und ‚setzen sich reihenweis nebeneinander. COharadrius hiatieula und die übrigen eingesammelten Regenpfeifer halten sich besonders auf den nackten Bänken, Zungen und Inseln an. der Wasserlinie selbst auf, während Zrecollares kiesige Stellen weiter landeinwärts zwischen den Binsendickichten vorzieht. Letzterer stösst einen hellen, kurz . abgebrochenen Ruf aus, der zuweilen auffallend an das Schreien von Pionias Meyeri erimert. Der hier am häufigsten, weissrückige Totanus (z. B. No. 1171) hält sich meist in kleinen Trupps zusammen, die ziemlich scheu sind. Er geht sehr tief ins Wasser und stösst, hastig vorrennend, mit dem Schnabel auf seine Beute. Beunruhigt beginnt er heftig mit dem Kopf zu nicken und steht dann bald mit hellem, oft hinter- einander ausgestossenem Rufen auf. Noch viel scheuer und des- halb nur schwer zu beschleichen zeigt sich T. canescens (?). Schon von Weitem fliegt er ab, einige Mal ein trauriges, wohlklingendes Flöten ausstossend. Mit ähnlichem, melancholischem und lang- gezogenem Ton flüchtet der gleichfalls sehr schüchterne Ziimantopus autumnalıs. Eine eigenthümliche Gewohnheit beobachtete ich an der am Strand in kleinen Trupps zusammenhaltenden C’henalopex aegyp- tiaeus. Diese Gänse beginnen plötzlich in komisch tanzender Weise zu trippeln, worauf sie schnell den Grund, jedenfalls auf hierdurch - herausgescheuchte kleine Thiere untersuchen. Hoplopterus speciosus zeigt sich hier und da pärchenweis am Strand. Am 13. Mai erhielt ich auch Cursorsus senegalensis, den ich bisher für Uniamuesi nur als flüchtigen Durchzugsvogel zur Zeit der Bogabrände angesehen hatte, und am 22. Mai ein altes, schön ausgefärbtes & von Cursorius chalcopterus, welches den Magen voll kleiner Fische hatte. Die Schwanzzeichnung desselben ist die von Gray angegebene, die des Kopfes weicht in einigen Punkten von der Beschreibung bei Heuglin und namentlich F. u. H. ab. Ich notirte mir: „Stirn gelblichweis und braun gemischt, die zwei gelblichweissen Supereiliarstreifen fast zusammenlaufend, darunter kein schwarzer Superciliar-, sondern gleich der Transocularstrich, [1% Ornithologische Notizen aus Central-Afrika III. Nachtrag 3. 73 welche beide jedenfalls nicht abgesondert sind. Dann folgt ein weisser, hinter dem Auge verlaufender Streif. Die Trans- und Subocularstreifen fast rein schwarz, die Ohrgegend sehr dunkel, Kinn und Kehle wie Hgl. beschreibt, die weisse „Ankerzeichnung“ sehr deutlich. Um das Auge stehen eigenthümliche, harte, am Ende haarartig verlängerte Wimperfederchen. Auch bei diesem Exemplare Beine rosenroth. Sohlen bräunlich orange, Basis des Unterschnabels, Mundwinkel und Augenkreis gleichfalls rosenroth.“ ‚Zwei erlegte Exemplare von Mycteria senegalensis trugen chrom- selbe, nicht wie die bisher geschossenen orangenrothe Karunkeln. Eins derselben hatte zwei Ratten im Magen. Am 5. Juni erhielt ich ein ? von Nisus badius im Uebergangs- kleide. Notirt: „Oberseite grau mit bräunlichem Anfluge. Hals unten fein quergebändert, Brust noch mit rehbrauner Flecken- zeichnung, weiter nach unten in Querbänderung übergehend. Hosen fein rehbraun quergebändert. Bürzeliedern mit fahlbräunlichen, schmalen Rändern. Aussenfahne der äussersten Steuerfedern, namentlich an der linken, mit Spuren von Querbinden, die zwei mittelsten ziemlich deutlich quergebändert. Iris hochgelb.“ (Ck. _ die Beschreibung des & juv. bei F. u. H. p. 83.) Weiterhin erlegte Exemplare von Aypochera nitens & hatten gleichfalls stahlblauen Glanz, weissen Schnabel und horngelbliche Beine. Esist sehr auffallend, dass ich diese Art nirgends in den Waniamuesidörfern fand, während sie Speke in allen Ortschaften wie Sperlinge ihr Wesen treiben sah. Es scheint dies übrigens nicht die einzige selten gewordene oder ganz ausgewanderte Art zu sein. So sah ich häufig hohe Bäume ganz bedeckt mit grossen, mit einer Eingangsröhre versehenen Nestern einer Webervogelart. Immer aber waren alle alt und zerzaust, nie entdeckte ich eine neue Colonie oder konnte etwas über die Vögel erfahren. Bei dieser Gelegenheit darf ich auch wohi erwähnen, dass gegenwärtig alle für Bienen bei den Dörfern auf Bäumen angebrachte Rinden- gehäuse verlassen sind und der Honig nur noch aus den Wäldern geholt wird. 74 Dr. Gustav Radde: Zweiter Nachtrag zur Ornis caucasica. Für das Jahr 1834. Von Dr. Gustav Radde in Tiflis. Meinem Versprechen gemäss (Ornis caucasica p. XI) gebe ich hiermit einen 2. Nachtrag, der erste wurde in dem Werke p. 588 u. 589 vor Abschluss desselben bereits veröffentlicht. a. Systematisches. Aus meinem Vorrathe von Vogelbälgen, welche der hierher zurückkehrende Präparant Rubansky 1883 u. 1884 in Lenkoran präparirte, und zu denen die Exemplare in unmittelbarer Nähe des Ortes erlegt wurden, halte ich Nachstehendes zur Veröffent- lichung geeignet. | 1. Aguila clanga Pall. var. Boeckii E. v. Hom. — E. v. Homeyer beschrieb im Journal für Ornithologie 1875 p. 163 und gab schon 1874 Tab. III die Abbildung eines Vogels und nannte ihn nach dem eifrigen Sammler Prediger Boeck in meiner Vaterstadt (Danzig). Mein Exemplar kommt dem A. Doeckü ganz nahe. Ich halte diesen Adler nur für eine der seltensten Varie- täten von A. clanga Pall. Das vor mir stehende Exemplar wurde im Winter 1883—1884 bei Lenkoran erlegt, woselbst um diese Jahreszeit A. clanga typica in jungen und alten Exemplaren recht häufig ist. Der gesammte Kopf und Hals, sowie die ganze Unterseite des Körpers sammt den unteren Schwanzdecken, den Hosen und Ständern sind einfarbig erbsengelb und zwar auf dem Brustfelde in etwas dunklerer Nuance, auf den Subcaudales und den inneren Hosenseiten dagegen heller. Das Gefieder ist hier überall frisch, die Spitzen der oberen Brustfedern sind in geringem Umfange mit kaum angedeuteten kleinen, grauen Keilflecken versehen. Doch stehen solche nur in geringer Zahl da, tiefer am Leibe und auch auf den Flanken ist Alles einfarbig. Auf dem Mantel und auf den gesammten oberen Flügeldecken dominirt ebenfalls die helle Färbung. Jede einzelne Feder besitzt nur ein mattgrauschwarzes Centralfeld, welches allseitlich von sehr breiter hell gelbweisslicher Einfassung umkantet ist. Die helle Binde der grossen Flügel- decken ist vorhanden, und die Spitzen der Schwingen 2. Ordnung sind ebenfalls hell, schmutzig gelblich, etwas in graubraunlich ziehend. Bei den grösseren Federn des Mantels werden die dunklen Zweiter Nachtrag zur Orvis caucasica. 75 Centralfelder mächtiger und die längsten Scapularfedern sind fast einförmig sepienbraun. Der Schwanz ist ebenso gefärbt, ohne Bänderung (auch von innen her). Ich nehme an diesem Vogel folgende Maasse: In mm. Schnabel von der Spitze bis zur Stirnbasis gerade gemessen . . BE 2 Schnabelhöhe über Her Nasentöchärn Eniesen a 24 lkmespalten.ı uasnuoD, einyilssihiien nase, hi 158 Ersammtlanpeus +. 22. „lokndödganuk, Shrasdld aid 55H Schwanzlänge . . . DIEBE EN DRIN H230--245 vom Flügelbug bis zur 2 Spize sah Anals 331490—520 Barsus „u. . ee IE NOT LO Mittelzehe ]= 61—60 Innenzehe \# 36—34 Aussenzehe El. 40—46 2. bey anıs are nbslens N Bi Juni 1884 wurde an den Ufern der Lenkoranka dieser schöne Vogel, wahrscheinlich ein Männchen (leider hat der Präparant weder genaue Zeiten noch das Geschlecht bemerkt) erlegt, — das erste Exemplar, welches überhaupt auf russischem Gebiete gefunden wurde. Es ist das kein sehr alter Vogel. Die gelblich weissen Federn der Brust und des Bauches sind ganz schmal grauschwärzlich gekantet. Die intensiv kastanienbraunen Federn am Flügelbug und Unterarm besitzen schwärzliche Flecken auf ihren Centraltheilen, welche nicht ganz verdeckt werden. Das Braun des Kopfes und Hinterhalses ist rein, wie auch das der unteren Flügelseite; dagegen erscheinen die Flanken und unteren Tragfedern noch stark in hellgelb-braun gefleckt. Das Auffinden dieser Art in den Grenzen des Russischen Reiches unter dem 38.° n. B. bıetet ein besonderes Interesse. Es berechtigt wohl zu der Annahme, dass auch Ceryle rudis Linn. sich als Seltenheit hier finden lasse, und bestätigt wiederum das Factum, dass die N.O. Afrikaner und Südasiaten einige ihrer Arten bis hierher vorrücken lassen und für diese die Polargrenze des Vorkommens hier gelegen sei. Bis zum Marmorameere wurde C. rudis bereits, wenn auch als grosse Seltenheit nachgewiesen (Nordmann), wird dann in Vorderasien häufiger, ist aber westwärts im Gebiete des Mittelmeers immer nur vereinzelt gefunden worden. Von N.O. Afrika über Indien bis Süd-China. Ihm gegenüber zeigt Halcyon smyrnensis in dem nordwestlichen Gebiete seiner Ver- 76 Dr. Gustav Radde: breitung. ein noch selteneres Vorkommen, und man hätte also auch für die russischen Lande hier eine grössere Wahrscheinlichkeit zum Auffinden von ©. rudis als für Haleyon smyrnensis. 3. Lanius ruficeps Bechst. Es scheint, dass diese Art in manchen Jahren viel häufiger im Talyscher Tieflande erscheint, als in anderen. Der Präparant brachte ohne Mühe 1884 ein _ Dutzend zusammen. Das Schwarz am Vorderkopfe varürt auch bei dieser Art in Bezug auf die Breite der Zone. Ein Männchen besitzt es bis über die Augenhöhe fort. 4. Melanocor ypha sibirica Gul. zeigte sich für kurze Zeit Ende Januar 1884 wieder auf den Dünen von Lenkoran. Die Moorenlerche aber kam nicht. 5. Plegadis falcinellus. Eine grosse Anzahl jüngerer (etwa zweijähriger) Vögel, zeigt am Halse weisse Fleckung, bald hier bald dort in irregulärer Umgrenzung. Das übrige Gefieder hat noch wenig Metallelanz und sind an ihm auch die glanzlosen braunen Töne nicht so klar und intensiv, als bei alten Vögeln. 6. Squatarola helvetica Briss. Anfang April wurden zur Zugzeit 2 alte Vögel im Uebergangskleide erlegt, auf der Rücken- seite vorwaltend noch Winterkleid. 7. Eudromias asiaticus Pall.e Die Anfangs April er- legten Exemplare tragen schöne ausgefärbte Kleider. 8. Strepsilas interpres L. wiederum ein schön ausge- färbter Vogel vom Caspi. 9. Phalaropus cinereus Briss.. Eines der Exemplare trägt das ausgefärbte Sommerkleid und ist ein alter Vogel, das andere jüngere steht im Uebergangshabite. 10. Tringa Temmincki Leisl., reines Winterkleid. 11. Tringa subarguata Güld. Das Exemplar ist besonders interessant, es ist ein fast vollständig ausgefärbter Sommervogel, dessen frisches Gefieder zumal und auf der Brust recht breit grau gekantet ist und hinter dieser Zeichnung besonders auf den seit- lichen Brustfedern die matt schwarzen Schaftfleecken im dunkeln Rostbraun zeigt. Auch das gesammte Kopf- und Rückengefieder ist bereits erneut, und nur die oberen Deckfedern der Flügel und die Scapularfedern stehen alt, vertragen und verschossen da. Ob- gleich auch diesem Vogel leider das Datum, an welchem er erlest wurde, fehlt, so liefert er doch den sichersten Beweis dafür, dass T. subarguata auch im Sommer am Caspi lebt, denn das Kleid entspricht der Zeit vom Ende Mai und Juni. Zweiter Nachtrag zur Ormis caucasica. 77 12. Terekia cinerea Güld. ein alter Vogel im reinen Winterkleide liegt nun auch von Lenkoran vor. 13. Larus fuscus L. babe ich neuerdings für das Ostufer des Schwarzen Meeres nachweisen können. Anfang April d. J. (1884) sah ich mehrere in der Bucht von Nowo-Rossiisk, wo wir vor Anker lagen. Es waren das alte Vögel. Ebenso wird sich sicherlich auch von daher, wie vom Caspi Z. glaucus als Selten- heit nachweisen lassen, davon bin ich überzeugt. — 14. Milvus regalis Briss. Am = September wurde bei Tiflis ein Exemplar erlegt. Dieses trägt ein frisches Kleid am ganzen Körper, nur am Halse ist dies frische Gefieder noch mangel- haft hergestellt. Die Zeit fällt mit dem Herbstzuge zusammen. 15. Pernis apivorus L. Eine Woche später am = wurden bei Tiflis mehrere Wespenbussarde erlegt, darunter ein recht alter Vogel in typischer Tracht. Auch diese Vögel waren auf dem Zuge, | 16. Buteo vulgaris Bechst. Der Herbstzug des Mäuse- bussards fällt bei Tiflis in eben diese Zeit, er muss aber nur ge- ‚ring sein, sonst würden mir doch im Verlaufe so langer Zeit 18. sicherlich mehr Vögel in die Hände gekommen sein. Am 30. Dep- tember brachte man mir 2 junge lebendige Mäusebussarde. Sie trugen ein ungemein dunkles, weiches, einfarbig sepienbraunes Kleid, mit nur geringer hellerer Kantung der Federn. Die Vögel müssen einer späten Brut angehört haben, sie waren wohl noch nicht ganz ausgewachsen, jedenfalls Schwächlinge. Beide waren stark maltraitirt, die Schwanzfedern ganz verstossen. Mitte De- cember begann bei beiden eine starke Mauser, an der sie zu Grunde gingen. Es fielen am Halse und auf der Brust Federn des Jugendkleides aus, aber ich konnte dort noch nicht die An- fänge eines neuen Kleides bemerken. Ich glaube, dass ein so gar zeitiges Erneuern des Gefieders nicht in der Ordnung ist. Die Bussarde tragen das Jugendkleid länger als ein Jahr. Aber in der Gefangenschaft vollzieht sich andererseits die Mauser bei allen meinen grossen Raubvögeln sehr langsam und unvollständig. — 17. Aguila pennata Gul, liest mir nun auch aus Lenko- ran in einem hellgefärbten Exemplare vor. Wir.würden also den Gesammtbestand der Artenzahl für den Kaukasus nach diesen Ergänzungen auf 372 mit 67 Varietäten bis jetzt gebracht haben. 18 Dr. Gustav Radde: b. Linguistisches. In Bezug auf die Grusinischen (Georgischen) Benennungen der Vögel kann ieh nunmehr einige Ergänzungen und Berichtigungen machen, da während des Druckes der Ornis Fürst Raphael Eristow ein lateinisch-grusinisches Vocabular edirte, welches auch Vogel- namen seiner Sprache enthält. So lange wir aber keinen Specia- keine genaue Nomenklatur der Vögel in dieser Sprache geben. Dasselbe gilt auch von den armenischen und tatarischen Be- nennungen. Nur wenn der auf diesem Felde arbeitende Schrift- steller die Vögel genau und erschöpfend die betreffende Sprache kennt, wird die Richtigkeit der Namen garantirt sein. Ich folge dem Systeme und mache nachstehende Ergänzungen und Berichtigungen. Wo meine Namen mit denen Eristow’s über- einstimmen, erwähne ich sie nicht. Für die beiden grossen Vultur- Arten führt Fürst Eristow ausser dem von mir erkundigten Namen auch Paskundshi an. Neophron percnopterus = Warchwi, welche Benennung auch den Pelecanen zukommen soll, die ich als Werchi erkundigte. Falco peregrinus = Schawardeni, bei mir Mimino für alle Jagdfalken. Falco saker —= Bagri, ist wohl tatarischen Ursprungs. Erythropus vespertinus und Cerchneis cenchris = Kirkita. Cerchneis tinnunculus = Ololo, hier zweifle ich an der Richtig- keit des Namens, da der Autor ganz denselben ebensowohl für ‘ ‚listen für Ornithologie unter den Grusiniern haben, wird es auch den Uhu im Mingrelischen, wie auch für Bomdyevlla aufführt. Ich erkundigte Bui für den Uhu. Aguila (alle grossen) — Arziwi, mir wurde grusinisch Orbi genannt. Arziw erkundigte ich bei den Armeniern. Milvus ater wird unter dem Namen Dsera und auch als Pozchwi aufgeführt. Die Armenier nennen die Circus-Arten Dsera. Astur palumbarius = Kori, welche Benennung ich für den Sperber erkundigte. Strigiceps cyaneus — Zud-Kora. Aegolius otus = Kiota. Athene noctua = Kiotidi. Corvus monedula = Tschka. Garrulus glandarius — Dshapara und Bolobettscheda, bei mir Tschehikwi. | Zweiter Nachtrag zur Ornis caucasiea. 719 Parus major = Bolo-Karkasi, auch für alle Meisen; ich er- kundigte: Bse-tswya. Oyanistes coeruleus — Ziwziwa. E. hat hier ©. cyaneus ge- nannt, die im Kaukasus bis jetzt nicht gefunden wurde. Carduelis elegans = Tschitbatona. Montifringilla nivicola —= Tschwinta. Ohrysomüris spinus = Shiwshawi. Galerita eristata = Torola. Alauda arvensis — Mzker-tschita, d. h. wörtlich der Wachtel- Sperling. Budytes melanocephala = Zriala und auch Bsezwia. Motacilla alba —= Zkal-zkala, ich schrieb Tschaltschala. Sylvia cinerea = Asputtschaki. Daulias Hafızd — Bulbuli, dem Persischen entlehnt. -Turdus musicus = Dshidshgi. Turdus viscivorus und T. pilaris = Tscachartwi. Turdus merula = Schaschwi, ich erkundigte: Schoschia. Cinclus aquaticus — Zklis-schaschwi. Eanius excubitor und minor = Dshichola. Lanius collurio — Sirkatschkatschi. Muscicapa atricapilla = Mematlie. Caprimulgus europaeus —= Asidama. Cypselus apus —= Namgala und Mekirie. Sitta caesia — Niblia, auch für die Laubsänger gebräuchlich. Picus, alle Arten — Kodala, ich erkundigte: Chekakuna. Coracias garrula — Kapkapa. Merops apiaster = Kwirioni. Alcedo ispida — Alkuni. Columba livia domest. — Inaga. Oolumba oenas — Mtredi, ich schrieb Tredi überhaupt für die Tauben. Columba palumbus — Kedani. Megaloperdix caucasica — Schurtchi, also ähnlich dem von Motschulski gegebenen : Churtka. Starna einerea — Gnoli, diesen Namen führt E. auch für Caccabis an. Haushuhn — Katani, Haushahn — Mamali. Truthahn = Indouri. Perlhuhn = Ziziro. Tetrao acatoptricus = Potscho. 80 | Dr. Gustav Radde: Attagen francolinus = Turatschi, aus dem Persischen. Porphyrio veterum —= Porpiri. Ciconia alba = Deda mtwrala. Ciconia nigra = Karkati. Ardea cinerea und alba — Bakaki-tschamia, abweichend von Tewsichlapia, Fischschlucker, wie ich erkundigte. Tantalus ibis — Iweosi und Shero; also auch hier sogar zwei Benennungen für den heiligen Vogel. Charadrius, die grossen — Mgrinawi. Vanellus eristatus = Uriis-kwawi. Tringa und Calidris = Msewani. Cygnus, beide Arten —= Gedi. Phalaerocorax carbo —= Gor-ichwa. Larus = Tschapri, für alle. Sterna hirundo —= Metowlia. Nun noch eine Bemerkung über manche armenische Namen, welche den Meisten sehr schwer auszusprechen sein werden. So z. B. der Name für Phalacrocorax Carbo —= Dsknkul. Ich staunte selbst, als ich das gedruckt sah, und wendete mich an meinen Gewährsmann. Aber die Sache hat ihre volle Richtigkeit. Man muss sich nun, falls man auf solche Namen Werth legt, bei ihrer Aussprache zu helfen suchen und zwar dadurch, dass man in diesem Falle ein ganz kurzes trübes e zwischen D und s und ein Va hinter das n setzt. c. Verbesserung einiger Druckfehler. Ich will nur solche Verbesserungen machen, welche dem Sinne nach nöthig sind. Da ich der grossen Entfernung wegen (Cassel— Tiflis, im Sommer 9 Tage, im Winter 12 Tage Posttransport) weder den Abbildungen noch dem Texte das schliessliche Imprimatur geben konnte, so sind doch einige Fehler, trotz der grossen Mühen, ebensowohl des Herrn Verlegers, als auch meiner verehrten Freunde Gebrüder Blasius in Braunschweig (welche die Güte hatten, die letzte Correctur zu lesen) stehen geblieben. Das ist selbst bei einem kalligraphisch ins Reine umgeschriebenen Manuseripte nicht zu vermeiden. Was nebensächlich ist lasse ich hier unberücksichtigt. pag. 29. Ist bei Passer domesticus L. unter der Rubrik Abzug im Herbste aus Versehen ein ja gesetzt, dasselbe müsste bei Passer salicicolus stehen, da ich diesen als Stand- vogel nicht nachweisen konnte, pag. 30. Di 35. N 156. AD, lg 0 “10. En ol. 2100. SER 140. EN NO2. 184. en 180. all: 212. ulsr 1280, 299. BERS2l, N DTH. NOT. 399% rALS, „ 449. mins. Zweiter Nachtrag zur Ornis caucasica. al Otocorys alpestris L. zieht thalwärts und ist insofern nicht ganz fester Standvogel. Cinchus aquaticus letzte Rubrik, lies ja, anstatt nein. Cypselus affınis Gray., lies Ararat anstatt Caspi. Totanus stagnatilis Bechst. wintert im Tieflande einzeln. 11. Zeile von unten, lies Fänge, nicht Flügel. 20. Zeile von oben, lies Nordseite, nicht Südseite. Zeile 6 und 7 müssen vom Folgenden getrennt werden. Erst mit dem Worte „Brehm“ beginnt der Ausspruch Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen Rudolph. Zeile 17 von unten, lies licht, anstatt dicht. Zeile 19 von unten, lies Süsswasser, nicht Südwasser. Zeile 17 von oben, lies Chochlatja, nicht Cholataja. fehlt bei Passer domesticus Citat der Tafel, nämlich: Taf. IX, 1—4. Zeile 2 von unten, lies Gerstenbau, nicht Gartenbau. fehlt bei Passer salicicolus Citat der Tafel, nämlich: Taf. IX, 5. Zeile 10 von unten, lies Jula, nicht Sula. Zeile 8 von oben, lies nordwestlichen, nicht nord- östlichen. Zeile 6 von oben, lies Flecken, nicht Enden. ‚Zeile 15 von oben, lies 12/24, nicht 12/14. Zeile 9 von unten, lies linker, nicht rechter. Zeile 16 von unten, lies Surampasse, nicht Suramthale. Zeile 2 von oben, liess Russisch, nicht Persisch. Zeile 4 von unten, lies 20. Juli/1. Aug., nicht 11. Aug. Zeile 5 von unten, lies Herbstzug, nicht Hauptzug. Zeile 12 von oben, lies später, nicht früher. Zeile 8 von oben, lies zischenden, nicht ziehenden. Zeile 6 von oben hinter Lenkoran das Wort „tatarisch“ zu setzen. ; In Bezug auf die Tafeln habe ich zu bemerken, dass No. 2, Tafel I durchweg dunkler gehalten sein müsste. Taf. IX, 1 müsste das Auge kleiner sein. Taf. X. Die Unterschnabel-Contur ist gar zu gebrochen buchtig. Dr. Gustav Radde. Cab. Journ. f. Omith, XXXIII. Jahrg. No. 169, Januar 1985. 6 82 Alexander Schmidt: Beobachtungen in Ost-Preussen über Syrnium uralense. Von | Alexander Schmidt, Königl. Forstreferendar. Als ich im December vorigen Jahres (1883) in das Revier -Gauleden (Regierungsbezirk Königsberg) kam, machte mich Herr Oberförster Hoffmann aufmerksam auf das Vorkommen der von ihm schon beobachteten Uraleule und gab mir den Rath, dieselbe möglichst zu schonen und nach Kräften zu beobachten, da es immerhin möglich sein könnte, dass der Kauz im Reviere brüte. Schon in den ersten Tagen meines dortigen Aufenthaltes sah ich eine Uraieule, welche sich Abends bei eintretender Dämmerung auf einer jungen Schlagfläche einstellte und hier nach Mäusen jagte. Als ich nun bald nachher durch Beobachtung mehrerer anderer Uraleulen in benachbarten Jagen die Ueberzeugung gewonnen hatte, dass diese Art im Reviere keineswegs wenig vertreten sei, fasste ich den Entschluss, eine zu erlegen. Am Tage nach Weihnachten gelang es mir denn auch, ein sehr schönes Exemplar zu schiessen. Dieses hatte sich gewohnheits- mässig auf der oben erwähnten Schlagfläche bei eintretender Dämmerung wieder eingefunden. Wegen etwas zu grosser Entfernung war der erste Schuss unsicher; die Kugel schlug nur einige Seitenfedern ab. Der Kauz strich weg, hakte aber bald wieder ungefähr 200 m von mir auf; ohne besonders gute Deckung schlich ich nun auf ea. 100 m an und gab ihm einen zweiten Schuss, welcher tödtlich wirkte. Bei Untersuchung fand ich, dass an einem Flügel die Spitzen der 3 ersten Schwingen fehlten, die unbedingt von einer dritten Kugel abgeschlagen sein mussten. Ich machte Herrn Hoffmann hiervon »Mittheilung und erfuhr, dass er auf derselben Schlagfläche ungefähr 4 Wochen vorher nach einem Kauz geschossen, seine Kugel aber nur die Spitzen dreier Schwingen abgeschnitten hätte, welche letztere er aufbewahre. Es war für mich leicht, zu constatiren, dass diese von meinem Exemplare herrührten. Ich erwähne diese Thatsache, um die auch aus zahlreichen späteren Beobachtungen gefolgerte Behauptung zu begründen, dass der Uralkauz sehr wenig scheu ist und nieht, wie ich in einem unserer besten zoologischen Werke gelesen, „gegen Störungen Beobachtungen in Ost-Preussen über Syrnium uralense. 83 höchst empfindlich ist und, wenn er Gefahr vermuthet, sofort seinen Stand verlässt.“ In einer unweit meiner Wohnung liegenden Fichtendiekung . fand ich eines Tages eine Uraleule, welche eine Höhle am Wurzel- knoten einer Espe zur Wohnung gewählt hatte. In derselben lagen zahlreiche Gewölle von 6—8 cm Länge, 3 cm Stärke, walzen- förmiger Gestalt, schleimig glatter Oberfläche und hellgrauer Farbe. Der Kauz kehrte schon am folgenden Tage zu der Höhle zurück und bewohnte dieselbe bis Ende März, um sie alsdann gänzlich aufzugeben. Ich konnte mich fast stets auf 2--3 m der Höhle nähern, ehe derselbe herausstrich. Einen anderen Uralkauz traf ich verschiedene Male unter einer mit dicht herabhängenden Zweigen versehenen Fichte, welche in einem Erlenbruch steht, am Boden sitzen. Ich untersuchte sämmt- liche Gewölle, welche mir im Laufe des Winters zur Hand kamen, und fand niemals etwas anderes in denselben als Haare und mol von Mäusen. Bei mehreren ensen strichen'mir Uraleulen an; dieselben hakten sehr oft vor den Treibern auf, sahen aber sehr scharf um sich und vernahmen mich schon auf ziemlich weite Entfernung. So oft ich den Kauz habe fliegen sehen (während des Winters und beim Brutplatz), niemals habe ich ein Schweben oder Rauschen — von welchem Brehm berichtet — beobachtet. Er streicht mit sanftem, unhörbarem Flügelschlag und mitunter un- gemein schnell, selbst im geschlossenen Holze. So still und verborgen die Uraleule die Winterszeit hin bringt, ebenso auffällig und bemerklich macht sie sich durch ihr reges Wesen zur Zeit der Fortpflanzung. Diese beginnt in den letzten Tagen des Monats März und kündigt sich durch das auffallend häufige Erscheinen der Eule am Tage, durch die Veränderung des seitherigen Aufenthaltes, welcher nun nach älteren Beständen in der’Nähe freier Flächen (Schläge, Wiesen, Moore) verlegt wird, an. Mit dem 28. März begannen zahlreiche Uraleulen im Revier ihre Stimmen vernehmen zu lassen, und sah ich von diesem Tage ab dieselben fast stets in Paaren. Allabendlich, wenn eben die Dämmerung hereinzubrechen be- gann, kurz vor der Zeit des Schnepfenzuges, erschien gewöhnlich das Weibchen auf der von dem Paare nun bestimmt gewählten Schlagfläche, strich einige Male ziemlich tief über den Boden hin 6* Beh.) Alexander Schmidt: und hakte schliesslich auf dem dürren Aste eines alten Ueberhälters auf. Von hier aus jagte es einige Zeit nach Dungkäfern, welche in der warmen Abendluft an ihm vorüber summten und welche es in sehr geschickten Wendungen mit den Fängen zu haschen ver- stand und sofort verzehrte. Die erstmalige Beobachtung dieser Thatsache machte ich in Gemeinschaft mit Herrn Oberförster Hoff- mann am 29. März d. Js. (1884). Nach Beendigung dieser Jagd liess dasselbe seinen Paarruf vernehmen. Derselbe klingt wie ein kurzer, rauh-kreischender Trompetenstoss und hat entfernte Aehnlichkeit mit dem Schreien des Fischreihers. Der Vogel wiederholt denselben in Intervallen von 2 bis 3 Minuten sehr oft, mitunter bis 20 Mal. Nach einiger Zeit wurde auch das Männchen rege und be- antwortete aus dem nahen Hochbestande den Ruf des Weibchens mit einer Stimme, welche dem dumpfen, kurz abgebrochenen Bellen eines sehr starken Hundes ähnelt, das man auf weite Entfernungen hin etwa im Walde vernimmt. Dieser Ton, welcher nicht die ge- ringste Aehnlichkeit mit dem des Weibchens besitzt, wird gewöhnlich 3—4 Mal schnell hinter einander in Zeitabständen von ca. 8 bis 10 Minuten bis in die sinkende Nacht hinein wiederholt; er besitzt . eine solche Kraft, dass man ihn auf Entfernungen von mehr als 2000 m hören kann, während man den des Weibehens kaum auf 150 m hin zu vernehmen vermag. | Diese seltsam klingenden Rufe hörte ich in der ersten Periode der Fortpflanzungszeit der Eule auch am frühen Morgen bei an- brechender Dämmerung, Sie scheinen die einzigen Lautäusserungen des Uralkauzes zu sein, da er nur diese vor und während des Brütens, beim Füttern der Jungen, bei der Vertheidigung gegen andere Vögel, bei den heftigen Angriffen, die er auf mich machte, während ich seinen Horst besties, beim plötzlichen Anblick eines Feuers in der Nacht ete. vernehmei liess. Am Abend des 4. April lockte ich im Jagen 118 des Reviers ein Uraleulenpaar durch Spitzen (Nachahmen des Tones einer Maus), welchem dasselbe sehr eifrig folgte, an mein Versteck heran und erbielt durch glückliche Fügung des Zufalles Gelegenheit, den Begattungsakt zu beobachten, bei welchem das Weibchen sich mit halbausgebreiteten Flügeln und aufgeblähtem Gefieder unter fort- währender Aeusserung des oben erwähnten Tones auf einem dicken Baumast in dessen Längsrichtung niederbeugte. Beobachtungen in Ost-Preussen über Syrmium uralense. 83 Diesem Zufall ist es zu verdanken, dass ich zu constatiren vermochte, von welchem Geschlechte die vorbezeichneten Rufe ge- äussert worden. Unweit dieser Stelle, wo die Begattung stattgefunden, fand ich am Nachmittag des 5. April einen von der Uraleule besetzten Horst, welcher einem Bussard früher als Wohnung gedient haben mochte, und in dem dichten Gezweige einer ästigen Fichte angebracht war. Er enthielt ein Ei der Uraleule, welches dieselbe bebrütete. An den folgenden Tagen sah ich über jener Stelle, welche ich vorläufig nicht besuchen wollte, ein Bussardenpaar kreisen. Am 10. April bemerkte ich die weibliche Uraleule auf der benachbarten Schlagfläche, unaufhörlich schreiend, äusserst unruhig und ängstlich umherziehen. Am 12. bestieg Herr Naturforscher Hartert, welcher sich eifrig an meinen Beobachtungen betheiligte, den Horst und fand in dem- selben 1 Ei der Uraleule und 5 Eier vom Mäusebussard. Am folgenden Tage strich nach längerem Klopfen ein Bussard vom Horste ab. Herr Hartert nahm das seltsame- Gelege aus, welches ich ihm überliess. Der Uralkauz war unzweifelhaft von dem Bussard aus seiner Wohnung vertrieben worden. Am 6. April entdeckte ich in einem anderen Jagen einen zweiten von der Uraleule besetzten Bussardhorst. Derselbe stand auf einer Birke, in lichtem Bestande, ziemlich hoch über der Erde (14 m). Schon von weitem war an dem senkrecht aufstehenden und im Winde flatternden Schwanze des Kauzes zu erkennen, dass derselbe von ihm bewohnt war. Durch diese eigenthümliche Stellung des Schwanzes beim Brüten, welche ich stets beobachtet habe, wird das Aufsuchen der Nester unseres interessanten Kauzes wesentlich erleichtert. Am 4. April war der mir wohlbekannte Horst noch nicht besetzt; das Brutgeschäft musste also eben erst begonnen haben. Ich bestieg den Baum, aus Furcht die Eule zu stören, vor- läufig nicht, sondern beobachtete blos das Benehmen des Vogels bei dem Horste. Es würde mich zu weit führen, die Beobachtungen eines jeden Tages zu schildern, und fasse ich deshalb dieselben zusammen. Es brütet nur das Weibchen. Dieses verlässt am Abend bei einbrechender Nacht und am Morgen lange vor ger ersten Dämmerung den Horst, um zu jagen. Im ersten Drittel der Brutperiode (vom 5. bis 14, April) bleibt 86 Alexander Schmidt: es 2—3 Stunden dem Horste fern; im zweiten Drittel (15. bis 24. April) kehrt es schon nach 1 bis 2 stündiger, im letzten Drittel (24. April bis Anfang Mai) schon nach !/, bis ®/, stündiger Abwesenheit zum Neste zurück. Im ersten Drittel der Zeit sucht es seine Nahrung allein, im ‚2. und letzten Drittel trägt ihm das Männchen einige, jedoch nicht ausreichende Nahrung zu. Bis zum letzten Tage der Brutzeit ist das Weibchen immer gezwungen, noch selbst auf Beute aus- . zugehen. Es sucht diese auf freien Flächen und scheint sich meist mit Mäusen und Käfern, welche letztere es aus der Luft greift, zu be- gnügen; nur ein Mal habe ich beobachtet, dass es ein Eichkätzchen schlug. Ich glaube, dass aus dem Grunde der Uralkauz seinen Briil- platz in der Nähe freier Flächen legt, damit das Weibchen in den wenigen Stunden freier Zeit während des Brütens leicht und schnell zur Nahrung gelangen kann. Sobald das Weibchen den Horst verlässt, lockt es durch seinen Ruf das Männchen herbei, welches sofortige Folge leistet und den Wachdienst über die geliebte Brut übernimmt. In der Nähe des Horstes finden sich niemals Gewölle vor. Am 2. Mai bestieg ich morgens den Horst und fand 2 Eier vor. -Am Abend desselben Tages waren die Jungen ausgefallen. Von Schaalenresten war nichts zu finden. Dieser Horst war mit grünem Fichtenreisig am Bartde belegt, im Inneren aber nicht weiter ausgebaut. Das Weibchen verliess die Jungen sehr ungern und hakte dicht neben mir auf. Die Jungen waren klein (ebenso gross wie die Jungen eines Waldkauzes), von schneeweisser Farbe, hatten bleiblauen Schnabel und Krallen, waren äusserst beweglich, gaben einen leisen, pfeifenden Ton von sich und hatten die Augen noch fast Ren geschlossen. Neben ihnen lag der Vorderkörper einer Arvicola amphibius, welchen das Männchen im Laufe des Tages herangeschleppt haben musste. Kaum hatte ich den Horst verlassen, als das Weibchen, welches mittlerer Weile durch lautes Rufen das Männchen herbei- gezogen hatte, auf denselben zurückkehrte, die Jungen in ihre vorige Lage (mit den Seiten dicht zusammen, die Köpfe nach ver- schiedener Richtung) brachte und sie, den Kopf tief in den Horst Beobachtungen in Ost-Preussen über Syrnium uralense. 87 gedrückt, den Hinterleib sehr stark gehoben, mit der Brust be- deckte. Am Abend dieses Tages verliess das Weibchen einige Minuten die Jungen, hakte auf dem nächsten Baume auf, fing laut zu schreien an, wurde von dem herbeigerufenen Männchen gefüttert und strich dann wieder zum Horste. Von nun ab bestieg ich täglich und mitunter auch zur Nacht- zeit den Horst, bis die Jungen flügge waren — im Ganzen 34 Mal. Ich will auch hier wieder, von der Darstellung der täglichen Beobachtungen abstehend, nur die Hauptresultate erwähnen. Es brachte der Zufall, dass ich am 1. Mai das Gelege eines Waldkauzes (87. aluco) fand (dasselbe befand sich in einer hohlen Espe), aus welchem die Jungen schon am 4. auskamen. Ich nahm am 6. eines dieser Jungen aus und setzte es in den Horst der Uraleule, um mit den anderen Beobachtungen vergleichende Studien über Entwicklung der beiden nahe verwandten Eulenspecies zu verbinden. Die alten Uraleulen nahmen sich des Fremdlings sofort an und ernährten ihn wie die eigenen Kinder. Ich fand sofort einen Unterschied zwischen den Nestlingen beider Arten, welcher darin ‚bestand, dass der junge aluco am Tage die Augen stets fast ge- schlossen hielt, während die Uraleulen die Augen immer vollständig offen hatten. Vom 10. Lebenstage ab traten bei beiden Arten wesentliche Verschiedenheiten hervor. Der Schnabel des Waldkauzes blieb blau, während derselbe bei den jungen Uraleulen in der ganzen vorderen Hälfte und auf der Firste aus der blauen in eine intensiv selbe Färbung überging. Das Innere des Mundes behielt bei ersterem seine bläuliche Färbung und färbte sich bei letzteren rothgelb (während es anfangs auch blau gefärbt war); ebenso verhielt es sich mit der anfänglich bei beiden Arten gleichen Färbung der Krallen, Das mit dem 12. Lebenstage bei beiden Species auftretende . erste Schleiergefieder hatte eine hellgraue Färbung. Bei dem jungen aluco blieb diese Farbe, während sie bei den Uraleulen schon nach 4—5 Tagen einen hellgelben und nach 3 weiteren Tagen einen schmutziggelben Ton annahm. Die sich zu derselben Zeit stark entwickelnden Schnabelborsten überragten bei den Uraleulen schon nach wenigen Tagen bei weitem 88 Alexander Schmidt: die Nasenlöcher, während sie bei aluco dieselben später kaum er- reichten. N Das flaumige Zehengefieder wuchs bei ersterer Art dicht filzig bis tief herab zu den Krallen, bei letzterer spärlich und kaum bis zur halben Zehenlänge. Der junge aluco zeigte stets, wenn ich mich dem Horste ‚näherte, ein geduldiges, wenig scheues Wesen, während die jungen Uraleulen äusserst scheu und bösarlig waren, sich auf den Rücken warfen und mit Schnabel und Fängen heftig nach mir schlugen. Nachdem ich sie schliesslich beruhigt hatte, nahmen sie mir ebenso wie der junge Waldkauz mitgebrachte Stücke von Vögeln aus der Hand. | Am 23. Mai sprang ein junger Uralkauz, als ich den Horst bestieg, aus demselben, und schickte ich diesen mit einem jungen aluco, welcher aus demselben Neste stammte, aus welchem ich den in den Uraleulenhorst eingesetzten entnommen hatte, an Herrn Prof. Altum. Am 28. Mai verliess der junge Uralkauz den Horst, während der Waldkauz zurückblieb. Der letztere wurde zwar noch ge- füttert, aber nicht mehr geschützt und vertheidigt von dem alten Uraleulenpaar. Die Nahrung der Jungen, auf welche ich sorgfältig achtete, bestand in: Eichkätzchen (deren ich über 10 Stück auf dem Horste fand), jungen Tauben, Kukuk, Hehern, unzähligen Arvicolinen und Murinen und zahlreichen kleinen Vögeln verschiedener Arten, als Zaunkönig, Goldamwer, Laubsänger etc. Niemals fand ich aber auf dem Horste eine Spur von Resten junger Rehe und Hasen, die auf der nahe beim Brutplatz liegenden Schlagfläche sehr leicht zu erbeuten gewesen wären. Jagdlich schädlich scheint hiernach der Uralkauz nicht zu sein. Die Nahrung wurde von Männchen und Weibchen gemeinschaftlich den Jungen gebracht und sehr häufig am Tage gesucht. Sobald die Jungen stärker und wehrhafter geworden waren, wurden sie oft stundenlang allein gelassen. Die alten Käuze waren in den ersten Tagen nach dem Aus- fallen der Jungen wenig gefährlich, wurden aber schliesslich äusserst kühn und verwegen. Sobald ich den Baum bestieg, auf welchem der Horst stand, lockte das gewöhnlich in der Nähe befindliche Weibchen das Männchen herbei und machte mit ihm gemeinsam auf mich Angriffe, welche mitunter so heftig und gefährlich waren, Beobachtungen in Ost-Preussen über Syrnium uralense. 89 dass ich schleunigst die Flucht ergreifen musste. Ich musste das Gesicht, welches erhebliche Verletzungen erhalten hatte, durch eine Bienenmütze schützen. Sehr oft schlugen die Alten mit den Fängen durch die Kleidung durch und verwundeten mich auf dem Rücken. Häufig versuchten dieselben mich durch gewaltige Stösse mit der Brust herunterzustürzen. Ich vermochte zuletzt nur noch durch Abfeuern von Schreck- ‚schüssen mich gegen die gefährlichen Angriffe zu sichern. Als ich den nach Eberswalde gesandten jungen Kauz nach Hause trug, verfolgten die Alten mich wohl über 1200 m weit. Mitte Mai fand ich in einem sehr weit von meiner Wohnung gelegenen Jagen einen ebenfalls von Uraleulen besetzten Bussard- horst mit Jungen. Ende Mai wurde eine 4. Brutstätte dieser Eule — eine Höhle in einer alten Linde — entdeckt, in welcher sich zwei sehr schöne und starke Junge befanden. Die Höhlung befindet sich ungefähr 4 müber dem Boden. Ich fand in derselben nur Reste von Mäusen, grösseren und kleineren Vögeln und Eichkätzchen. Die beiden jungen Käuze, welche ich präparirt habe, sind ungleich stark. Der kleinere (jedenfalls Männchen) besitzt nur 7 weisse Querbinden auf Brust und Leib, der grössere (jedenfalls Weibchen) deren 11. Im Uebrigen ist das Gefieder bei beiden gleich gefärbt. ; Nach Vollendung des Brutgeschäftes nimmt die Uraleule wieder ein ruhigeres Wesen an; sie verlässt am Tage nur noch selten ‚ das Versteck. Nur einmal noch hörte ich nachher das Rufen einer solchen, als sie ein Feuer erblickte, welches ich zur Nacht im Walde angezündet hatte. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass der Uralkauz bis jetzt erst einmal brütend in Preussen gefunden worden ist (Revier Kranichbruch. Der Umstand, dass das Revier Gauleden, in welchem ich 4 verschiedene Brutstellen gefunden, in Boden-, Bestands- und Qulturverhältnissen sich sehr wenig von zahlreichen Nachbarrevieren unterscheidet, dürfte zu der Annahme berechtigen, dass die Eule in Ostpreussen weit häufiger vorkommt, als man geglaubt hat. Ich hege die begründete Vermuthung, dass sie sogar in einigen westpreussischen Revieren noch vorkommt, und übergebe diese Arbeit der Oeffentlichkeit mit dem Wunsche, dass die wenigen ‚Beobachtungen über unseren ostpreussischen Stand- und Brutvogel zur vollen Kenntniss seiner Lebensweise bald erweitert und ver- mehrt werden mögen. 90 | Hermann Meier: Brutvögel und Gäste Louisenbergs in Ost-Preussen. Von Hermann Meier. Aufgefordert von Herrn Dr. Reichenow theile nachstehend Brutvögel und Gäste Louisenbergs, soweit ich sie beobachtet habe, mit. Bei einzelnen Vögeln werde ich die Aufzeichnung - meiner Wahrnehmungen auf die Provinz ausdehnen. Louisenberg liegt unter 54° 27' n. Br., 38° 42° ö. L, 115 m über dem Spiegel der Ostsee, ist durchschnitten von wasserreichen Gräben, kleinen Teichen, Wiesen und etwas Bruch, bedeckt mit einem 15 ha. SIOSSEn, parkähnlichen Gehölz, das den Besitz gegen Norden abschliesst, kleineren vorspringenden Gehölzen, die an- lehnend an einen 150 ha. grossen Wald die Grenze gegen Süden machen und mit kleinen, mitten im Felde stehenden Remisen. Die Gehölze bestehen aus Birken, Weissbuchen, Erlen, Eichen und Nadelholz, sind bald licht, bald mit Unterholz, Weidengebüsch und Wachholderbeeren bestanden. Louisenberg ist hügelig, die Differenz zwischen Maximal- und Minimalhöhe beträgt etwa 20 m. Aehnlich ist der Charakter der Umgebung; kleinere und grössere Waldungen sind nicht weiter als I—2 km von einander entfernt und zwischen ihnen in fruchtbaren Feldern stehen vereinzelte Remisen. — Das Beobachtungsgebiet umfasst 140 ha. — Die Vögel werde ich nach „Brehm’s Thierleben“ ordnen und zuerst mit dem lateinischen und dann mit dem hier üblichen Namen bezeichnen. 1. Cuculus canorus. — Kukuk. — Erscheint in der Regel erst Ende April. 2—3 Männchen pflegen regelmässig herzu- kommen. — Flügge. Junge habe in den ersten Tagen des Juli gefunden. — Unsere Leute behaupten, dass er sich, sobald er mit dem Rufen aufhört, in einen Raubvogel verwandele Er wird auch Lebensvogel genannt wohl des Aberglaubens wegen, dass er auf Anfrage so oft seinen Ruf ertönen lässt, als der Frager noch Jahre zu leben hat. 2. Alcedo ispida. — Eisvogel. — Strichvogel. — Selten. 3. Coracias garrula. — Mandelkrähe. — Brutvogel. — 1 Pärchen kommt regelmässig zum Brutgeschäft her. 4. Caprimulgus europaeus. — Ziegenmelker — Wieder- holt während der Brutzeit hier beobachtet. 5. Oypselus apus. — Mauerschwalbe. — Brutvogel. — Gemein. — Erscheint Mitte Mai. 6. Picus martius. — Schwarzspecht. — Wintergast, — Selten. 7. Pieus major. — Grosser Buntspecht. — Strichvogel. 8. Pieus minor. — Kleiner Buntspecht. — Strichvogel. 9. Pieus viridis. — Grünspecht. — Ein sehr seltener Gast. 10. Iyn& torquella. — Wendehals, — Zur Brutzeit hier beobachtet. Brutvögel und Gäste Louisenbergs in Ost-Preussen. 9 11. Falco peregrinus. — Falke. 12. Falco subduteo. — Baumfalk. 13. Falco tinnunculus. — Thurmfalke. 14. Astur nisus. — Sperber. 15. Astur palumbarius. — Habicht. Vorstehende Arten (11—15) sind zur Brutzeit hier angetroffen Sl wurden wo angängig abgeschossen, die Versuche einzelner von ihnen hier zu horsten habe ich vereitelt. 16. Aguela naevia. — Schreiadler. — Im Abbarter Guts- walde — alter Eichenbestand — bei Friedland horstend gefunden, hier streicht er mitunter durch. 17. Haliaetus albicilla. — Seeadler. — An der Ostküste Brutvogel. 18. Pandion haliadtus. — Fischadler. — Brutvogel an der Ostküste, dem Frischen wie Kurischen Haff. 19. Milvus regalis. — Gabelweihe. — Seltener Gast. 20. Buteo vulgaris. — Bussard. — Brutvogel. 21. Archiduteo lagopus. — Rauchfussbussard. — Winter- Gast. — Gemein. — Nur wenn hoher Schnee liest, verlässt er uns, um sofort wieder zu kehren, sobald der Schnee geschmolzen. Ich habe in meinem kleinen Gebiet 14 Bussarde zu gleicher Zeit der Mäuse-Jagd obliegend gefunden. Rebhühner, deren Futterplätze in ihren Jagdgebieten lagen, haben sie nicht behelligt, trotzdem die Hühner ohne Schutz auf freiem Felde waren. Auffallend ist die Regelmässigkeit, mit der sie ihre Mittagsruhe einhalten. 22. Glaueidium passerinum. — Zwergeule. — Im Früh- jahr und Herbst ‚wahrgenommen. 23. Bubo iegnavus. — Uhu. — Im Finkensteiner Forst bei Christburg Brutvogel. 24. Otus vulgaris. — Ohreule. — Brut- und Strichvogel. 25. Syrnium aluco. — Kauz. — Wintergast. 26. Luscinia philomela. — (Sprosser) — Ortsüblicher Name: Nachtigall. — Brutvogel, 1 Pärchen regelmässig hier. Gemein in fast allen Flussniederungen der Provinz. | 27. Erithacus rubecula. — Rothkehlchen. — Streicht im ersten Frühjahr und im Herbst zahlreich im Gebiet umher. e 28. Ruticilla phoenicurus. — Rothschwanz. — Seltener ast. 29. Pratincola rubetra. — Braunkehlehen. — Zur Brut- zeit im Gebiet angetroffen. 30. Pratincola rubicola. — Schwarzkehlchen. — Seltener Gast. 31. Turdus muscdcus. — Singdrossel. — Brutvogel, 3 Paare regelmässig im Gebiet. 32. Turdus pilaris. — Krammetsyvogel. — DBrut- und Strichvogel. — Nistet in Colonien von 25 Paaren auf jungen Birken und Nadelholz in eng begrenztem Revier. Leider haben sie viel von den Nebelkrähen zu leiden. Im vergangenen Jahre wurden 92 Hermann Meier: alle Gelege bis auf 2 von diesen zerstört. Sobald das Gebiet | schneefrei ist, erscheint sie und übersteht dann auch ein paar Grad Kälte. — Während des letzten Winters blieb sie vom Herbst bis in den November, wurde Ende November durch Schneesturm ver- trieben, kehrte Mitte December, als der Schnee geschmolzen, zurück, wich wiederum dem Schnee, erschien dann auf 3 Tage Anfang | Januar und ist seit Ende Januar nun ständig hier. Ostern vorigen | Jahres zogen grössere Schaaren von Süd nach Nord Tag für Tag . hier durch. Plötzlich stopfte der Weiterzug, ja mehrere Flüge kamen sogar von Norden nach Süden zurück. 2 Tage darauf meldeten die Wetterberichte Schneestürme in Scandinavien. Dadurch | blieben Hunderte von Drosseln mehrere Wochen hier. 88. Turdus viscivorus. — Misteldrossel. — Zugvogel. | 34. Troglodytes parvulus. — Zaunkönig. — Standvogel. | Verlässt das Gebiet nur bei hohem Schnee. 35. Sylvia atricapilla. — Schwarzköpfehen. — Brutvogel. 36. Sylvia hortensis. — Graue Grasmücke. — Brutvogel. 37. Sylvia cinerea. — Dorngasmücke. — Brutvogel. 38. Hypolais iceterina. — Gelbe Grasmücke. — Brutvogel. Diese, der Gartensänger, wie die Grasmücken erscheinen erst, wenn Busch und Baum belaubt sind, und brüten zu ein bis drei Paaren, nur vom Gartensänger sind mitunter 5 Paare hier. 39. Phyllopneuste trochilus. — Weidenzeisig. — Zur Brutzeit hier beobachtet. 40. Regulus eristatus. — Goldhähnchen. — Ständiger Wintergast. Im Oetober treffen sie hier in grösseren Schaaren ein und bleiben bis zum Frühjahr, wobei sie sich den Meisengesell- schaften anschliessen. 41. Regulus dgnicapellus. — Goldhähnchen. — Seltener Gast. 42. Calamoherpinae. Fehlen leider im Gebiet, sind aber durch die ganze Provinz verbreitet. 43. Motacilla alba. — Bachstelze. — Brutvogel. Gemein. 44. Motacilla citreola. — Gelbe Bachstelze. — Seltener Gast. Zur Brutzeit in der Nähe des Ostseebades Cranz und en Friedland angetroffen. 45. Motaecilla flava. — Schafstelze. — Brutvogel. 46. Anthus arboreus. — Baumpieper. — Zur Brutzeit beobachtet. 47. Alauda arvensis. — Feldlerche. — Brutvogel. Gemein. 48. Alauda cristata. — Haubenlerche. — Wintergast. 49. Emberiza miliaria. — Grauammer. — Gast. 50. Emberiza citrinella. — Goldammer — Standvogel. Gemein. Im Winter sind mehr Ammern als Sperlinge im Gebiet. 51. Fringilla coelebs. — Buchfink. — Brutvogel. — Gemein. Die Männchen erscheinen Ende März in der Regel 8 bis 14 Tage vor dem Eintreffen der Weibchen und bleiben auch, je nach der Witterung, länger hier als diese. Brutvögel und Gäste Louisenbergs in Ost-Preussen. 95 52. Fringella montifringilla. — Bergfink. — Zug- vogel. — Zahllose Schaaren ziehen im Frühjahr und Herbst hier durch, von denen viele sich längere Zeit hier aufhalten. 53. Ligurinus chloris. — Grünling. — Brutvogel. — Gemein. Wenn ich nicht irre haben einzelne Paare dreimal ge- brütet. — Zu dem einen Nestbau trug das Männchen in Abwesen- heit des Weibehens Perlhuhnfedern zur Auspolsterung der Mulde. Das rückkehrende Weibchen warf diese alle hinaus. Darauf holte das Männchen weiche Putenfedern, aber auch diese fanden keine Gnade, wurden ebenfalls herausgeworfen und von dem Weibchen durch Moos und Schafwolle ersetzt. Wie ich später hörte, war unter unserm Federvieh zu jener Zeit viel Ungeziefer; ich denke das wird der Grund für das sorgsame Weibchen gewesen sein, die Federn aus dem Neste zu entfernen. 54. Chrysomitris spinus. — Zeisig. — Strichvogel. 55. Carduelis elegans. — Stieglitz. — Standvogel und Strichvogel. — Gemein. 56. Cannabina linota. — Bluthänfling. — Strichvogel. 57. Linarta rubra. — Leinfink. — Seltener Gast. 58. Passer domesticus. — Haussperling. — Standvogel. — Gemein. 59. Passer montanus. — Feldsperling. — Standvogel. — Gemein. Die Sperlinge nehmen in ihrem Bestande in der Provinz etwas ab, seitdem man sich daran gewöhnt hat, sie zu den Vögeln zu rechnen, die mehr Schaden als Nutzen bringen. Wenn die wenigen Vertheidiger, die der Sperling heute noch hat, in der an und für sich nach den zeitigen Verhältnissen traurigen Lage wären, Weizen bauen und von dem Ertrage desselben leben zu müssen, würde in kürzester Zeit „der Spatz“ von Niemand mehr vertheidigt werden. — Schadenbringender als der Haussperling ist der Feld- sperling, weil er unsern nützlichsten Vögeln, „den Meisen“, die Wohnungen fortnimmt und sie zum Auswandern treibt. : 60. Coeothraustes vulgaris. — Kernbeisser. — Strich- vogel. 61. Pyrrhula europaea. — Dompiafl. — Strichvogel. — Erscheint in kleinen Flügen von 10 bis 20 Stück, bei denen die Weibchen in der Mehrzahl sind, ausser der Brutzeit zu allen Jahres- zeiten. 62. Lozia pityospittacus. — Kreuzschnabel — In der Kapornschen Haide bei Königsberg angetroffen. » 63. Sturnus vulgaris. — Staar, Sprehn. — Brutvogel. — 12 Nistkasten und etwa 20 natürliche Wohnungen werden all- jährlich von ihm im Gebiet bezogen. Die Mehrzahl brütet zweimal. Sobald die Jungen flügge ziehen sie nach dem Haff, wohin die Alten nach der zweiten Brut folgen. Dort vereinigen sie sich zu unschätzbaren Schaaren, bleiben bis zum Herbst und ziehen dann hier durch, wobei, wenn ich nicht irre, die Männchen, die hier gebrütet haben, noch längere Zeit im Gebiet verweilen. 94 Hermann Meier: 64. Corvus corax. — Rabe. — Als Brutvogel im George- nauer Walde bei Friedland beobachtet. 65. Corvus corone. — Rabenkrähe. — Zugvogel. 66. Corvus cornix. — Nebelkrähe. — Standvogel und \ Strichvogel. — Verlässt das Gebiet nur bei hohem Schnee. Etwa 20 Paare horsteten hier regelmässig in Colonien, wie auch allein. Wenn ich nicht irre bleiben nur wenige Paare ständig hier, die - meisten vereinigen sich, verstärkt durch Zuzüge aus den Norden, } zu grösseren Schaaren und streichen dann je nach den Nahrungs- quellen in der Gegend umher. Als Gast sehe ich sie, ausser zur Saatzeit, sehr gern, als Brutvogel werde ich sie im Gebiet nicht mehr zulassen. Sie raubt, sobald ihre Jungen zu ätzen sind, Alles, was sich ihr als geeignete Kost darbietet und was sie überwältigen | | oder erlangen kann. Im vergangenen Jahr hat sie fast sämmt- liche Gelege des Kleingeflügels zerstört, von den 25 mir bekannten Drosselnestern 23, Fınken, Ammern und Stelzen litten ähnlich. Nur die Nester in nächster Nähe des Wohnhauses blieben ver- schont. 5 Junghasen wurden ihnen abgejagt, davon waren 3 ‚ge- schlagen. Junge Enten, die, nur auf Augenblicke unbewacht, sich auf einem Teiche im Park aufhielten, wurden sofort geraubt. — Nicht unbedeutend ist der Schaden, den sie durch Vertilgen frisch eingebrachter Saat anrichten, namentlich wenn es zur Saatzeit trocken ist und die Saat längere Zeit in der Erde liegt ohne zu keimen. Dass die Krähe (Nebelkrähe) Körner den Mäusen und Engerlingen vorzieht, habe ich in dem vergangenen Jahre wieder- holt beobachtet. Es wurde zu derselben Zeit ein Stoppelschlag gestürzt, in dem viel Mäuse und Engerlinge waren, und ein Brach- feld besäet, in dem weder Mäuse noch Engerlinge zu finden waren. Auf dem Stoppelschlage waren etwa 5 Nebelkrähen, auf dem Saatfelde über Hundert und so blieb das mehrere Tage, bis die Saat anfing zu keimen, dann waren sie allerdings ausschliesslich auf dem Stoppelschlage. — Die Nebelkrähe brütet zweimal. 67. Corvus frugelegus. — Saatkrähe. — Zugvogel. 68. Corvus monedula. — Dohle. — Zug- und Strichvogel. — Wenn sie im Winter in zahllosen Schaaren pfeilschnell von Norden nach Süden durchzieht, pflegt Kälte oder Schnee im Anzuge zu sein. 69. Pica caudata. — Elster, Heister. — Standvogel .der Umgebung. 70. Garrulus glandarius. — Herold. — Brut- und Strich- vogel der Umgebung. — Nachdem ich seit Jahren jede Elster und Heher, die sich im Gebiet zeigten, abgeschossen habe, ist es nur eine seltene Ausnahme, dass sich eine von ihnen hierher verirrt. 11. Lanius excudrtor, — Raubwürger. — Seltener Gast. 72, Lanius minor. — Grauwürger. — Brutvogel der Um- gebung. 73. Lanius collurdo. — Neuntödter. — Brutvogel der Brutvögel und Gäste Louisenbergs in Ost-Preussen. 95 Umgebung. — Die Würger schiesse ich ab und vereitle ihre Absicht hier zu brüten. 74. Hirundo rustica. — Rauchschwalbe. — Brutvogel. — Gemein. — Brütet zweimal, trifft in der letzten Hälfte des April zahlreich ein. 75. Chelidon urbica. — Mehlschwalbe. — Brutvogel. 76. Coiyle riparia. — Uferschwalbe. — Brutvogel. 77. Muscicapa grisola. — Fliegenschnäpper. — Brut- vogel. — Gemein. — Brütet zweimal. 78. Muscicapa atricapilla. — Trauerfliegenfänger. — Habe ihn regelmässig im Frühjahr durchstreichend beobachtet, aber noch nicht im Herbst. | 79. Muscicapa parva. — Zwergfliegenfänger. — Zur Brut- zeit beobachtet. 80. Ampelis garrulus. — Seidenschwanz. — Wintergast. 81. Orcdolus galbula. — Pirol, Junker Bülow. — Brutvogel. 82. Parus major. — Kohlmeise. — Standvogel. 83. Parus coeruleus. — Blaumeise. — Wintergast. 84. Parus ater. — Tannenmeise. — Standvogel. 85. Parus eristatus. — Haubenmeise. — Wintergast. 86. Acredula eaudata. — Schwanzmeise. — Zugvogel. 87. Sitta caesia. — Kleiber. — Standvogel. — Der Kleiber vereinigt im Spätherbst eine grössere Gesellschaft, die er unab- lässig durch Park und Garten führt. In dieser Saison besteht die Parkgesellschaft aus etwa 20 Tannenmeisen, 15 Kohlmeisen, 1 Haubenmeise, 2 Blaumeisen und 1 Baumläufer; verlässt er im Park das Nadelholzgebiet, so bleiben ein Theil der Tannen- und die Haubenmeise zurück, wogegen namentlich zum Abende die Kohlmeisen wieder länger im Garten zurückbleiben und erst später zu den Schlafplätzen nachziehen. — Die Waldgesellschaft ist ähnlich zusammengesetzt, nur sind mehr Blau- und Haubenmeisen dabei. Kommt einmal die Waldgesellschaft nach dem Park, so giebt es unter einander und besonders zwischen den Kleibern viel Gezänke und Gejage ab. Zeitweise gesellen sich ihnen auch die Goldhähnchen zu, doch gehen auch diese nicht aus dem Nadelholzgebiet hinaus. 88. Certhia familiaris. — Baumläufer. — Standvogel. 89. Upupa epops. — Wiedehopf. — Zugvogel. Bei Rasten- burg Brutvogel. 90. Columbda palumbus — Holztaube. — Brutvogel. 91. Columba oenas. — Waldtaube. — Brutvogel. 92. Tetrao tetrix. — Birkhuhn. — Brutvogel in Zehlau, einem mehrere U] Meilen haltenden Bruch. Der Bruch liegt 1 Meile nördlich der Linie Domnau-Friedland, bedeckt mit niedrigem Bestande auf mehrere Meter starker Moosdecke, umgeben von altem hohen Bestande. Zehlau ist Elchrevier und zum Theil un- zugänglich. 93. Bonasia betulina. — Haselhuhn. — Standvogel in Zehlau. 96 Hermann M eier: Brutvögel in Ost-Preussen. 94. Perdiz cinerea. — Rebhuhn. — Standvogel. 95. Coturnix communis. — Wachtel. — Brutvogel. 96. Vanellus eristatus. — Kiebitz. — Brutvogel. 91. Charadrius fluviatilis. — Strandpfeifer. — Gast. 98. Oharadrius cantianus. — Seeregenpfeifer. — An der Ostsee beobachtet. 99. Scolopax rusticola. — Waldschnepfe. — Zuevosel 100. Gallinago gallinaria. — Bekassine. — Gäst. 101. Tringa subarcuata. — Strandläufer. — Zugvogel. 102. Machetes pugnaw. — Kampfhahn. — Gast. 103. Actetis hypoleucos. — Sandpfeifer. — Gast. 104. Ciconia alba. — Storch Adebar. — Brutvogel. 105. Oiconia nigra. — Schwarzer Storch. — In Zehlau, im Georgenauer Walde und bei Oranz als Brutvogel wahrgenommen. 106. Ardea cinerea. — Fischreiher. — Gast. — In den Wäldern Masurens, die an fischreichen grossen Seen liegen, gemein. 107. @rus einerea. — Kranich. — Zugvogel. — In Zehlau und Masuren Brutvogel. Gemein. 108. Crex pratense.s. — Wachtelkönig. — Brutvogel. 109. Stagnicola.chloropus. — Teichhuhn. en nächster Umgebung Brutvogel. 110. Fulica aira. — Blässhuhn. — In Masuren rulsosel Gemein. 1ll. Cygnus musicus. — Schwan. — Zugvogel. — Rastet auf dem Zuge am frischen Haff in derartigen Mengen, dass die Wiesen, auf denen er sich niederlässt, vollständig weiss erscheinen. 112. Anser cinereus. — Wildgans. — Zugvogel. 115. Anas boschas. — Märzente. — Brutvogel. 114. Anas crecca. — Krieckente. — Zugvogel. 115. Spatula clypeata. — Löffelente. — Am Frischen Haff Brutvogel. Gemein. 116. Larus canus. — Sturm-Möve. — Die Möve zieht zu verschiedenen Jahreszeiten, ausser der Brutzeit, hier durch. Vor- aussichtlich besucht sie vom Haff aus die masurischen Seen. 117. Larus marinus. — See-Möve. — An der Ostsee-Küste gemein. 118. G@raculus carbo. — Kormoran. — Am kurischen Haff Brutvogel. Gemein. Ausser vorstehenden Vögeln habe ich noch andere im Gebiet wie in der Provinz entweder selbst beobachtet oder gehört, dass sie vorkommen, habe sie jedoch nicht aufgenommen, weil ich sie nieht mit Sicherheit richtig ansprechen konnte und es mir für vor- liesenden Zweck geeigneter erscheint, eher ein paar Vögel fortzu- lassen als einen zu nennen, dessen Bezeichnung eine unrichtige ist und der dann zu Irrthümern Anlass geben kann. Bericht über die October-Sitzung. 97 Allgemeine Beutsche Ormithologische Gesellschaft zu Berlin. ; Bericht über die October-Sitzung. Verhandelt am Montag, den 6. October 1884, im ' Sitzungslocale, Bibliothekzimmer des Architekten- Vereinshauses, Wilhelmstr. 92, II, Abends 8 Uhr. Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Grunack, Thiele, Deditius, Hartwig, Schalow, Matschie und Krüger-Velthusen. | Als Gast: Herr Spiess (Charlottenburg). Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf. Herr Matschie. Das Protokoll der September-Sitzung wird verlesen und an- ‚genommen. Herr Cabanis legt das soeben erschienene dritte Heft der Zeitschrift für die Gesammte Ornithologie, redigirt von Dr. Julius von Madaräsz, vor und spricht seine Aner- kennung über den prompten Fortgang dieses Unternehmens aus. Auch diesem Hefte ist wiederum eine ganze Reihe guter Tafeln beigegeben, welche unter anderem 4 neue Species darstellen, die A. B. Meyer von Timorlaut beschrieben hat. Aus dem reichen Inhalte dieser Nummer liest Herr Cabanis alsdann einen von K. G. Henke in Dresden verfassten Artikel: Beitrag zur Lösung der Straussenfrage, vor, in welchem aus der Be- schaffenheit der Eier der Schluss gezogen wird auf das Vor- handensein von drei guten Species der Gattung Siruthio. Wenn auch manche der von Henke verfochtenen Hypothesen ohne weiteres nicht unterschrieben werden können, so ist doch diese - seine Annahme wohl zu berücksichtigen und muss seine Arbeit als werthvoller Beitrag zur Lösung der interessanten Straussfrage betrachtet werden. Leider ist bis jetzt eine Diagnose des Gur- ney’schen Str. australis nicht gegeben worden und muss deshalb auf Nachrichten vom Caplande, die eine genauere Beschreibung des südafrikanischen Vogels geben, gewartet werden. Herr Cabanis geht hierauf ein auf die Bemerkungen Johann’s von Csatö über ein bei Nagy-Enyed in Ungarn geschossenes Exemplar von Zanius Homeyeri Cab. Der Abhandlung ist eine Abbildung des betreffenden Vogels beigegeben, welche leider das Hauptkennzeichen, den weissen Bürzel, zu wenig her- vortreten lässt. Cab. Journ. f, Ornith. XXXLIL, Jahrg. No, 169. Januar 1885, 7 98 | Bericht über die October-Sitzung. Dieser Vogel war Herın Reichenow zur Begutachtung übersendet worden, und hatte dieser dabei seine Meinung dahin abgegeben, dass 7. Homeyeri vielleicht nur ein recht alter 7. exeu- bitor sei. Ueber diese Frage entspinnt sich zwischen den Herren Cabanis, Schalow und Reichenow eine lebhafte Debatte. Herr Cabanis verweist auf seine früher im Journal gedruckten - Auseinandersetzungen, welche er voll aufrecht erhält, Herr Schalow vertritt die Annahme einer zweifellos selbständigen Art für die Form Z/omeyeri, während Herr Reichenow die Möglichkeit eines Alterskleides von Z. excubior nicht ausgeschlossen lassen möchte. Bemerkenswerth bleibt bei L. Homeyeri stets der weisse Bürzel, während das Weiss im Schwanze vielfach abändert. Gegen die Ansicht, dass es ein alter Z. excubitor sei, möchte viel- leicht Bogdanow’s Abbildung eines jungen Z. Homeyeri sprechen. Jedenfalls muss auf weiteres Beweismaterial gewartet werden. — Herr Cabanis erwähnt hierauf, dass unser auswärtiges Mitglied, Herr Dr. Alexander Michalovits, unter 7 von ihm erlesten Parus eyanus Pall. eine mit einem gelblichen Anhauch um.den Flüselbug aufführt, die vielleicht zu Parus Pleskei Cab. gehören möchte. Von dem zweiten Hefte der Madaräsz’schen Zeitschrift gelangen Exemplare zur Vertheilung unter die Anwesenden. Nachdem alsdann Herr Matschie das Juliheft der Procee- dings ofthe Zoological Society und mehrere. neuere Arbeiten von Bowdler Sharpe vorgelegt hatte, spricht Herr Reichenow über die im Rosmos (1884, 2. Hft.) erschienene Arbeit von Major Forsyth über zoogeographische Regionen. Dieser Herr ist der Ansicht, dass Uebergangsgebiete wie das Mittelmeer, die Malayischen Inseln, Centralamerika ete. aus den Regionen, denen sie nach Wallace’s Theorie bisher zugetheilt waren, als selbständige Zonen ausgeschieden werden müssten. Er bildet folgende Hauptregionen: 1) Holarktische Region aus der Wallace’schen paläarktischen und nearktischen, wobei die Wallace’sche mittelländische und mandschurische ausge- schlossen sind, mit a) eireumpolarer, b) paläarktischer und ce) ne- arktischer Unterregion, 2) Orientalische Region, mit Ausschluss der W’schen indo-malayischen Provinz, 3) Aethiopische Region, 4) Australische Region mit Ausschluss des westlichen Theiles der W.’schen austro-malayischen Subregion, 5) Neotropische Region, mit Ausschluss der W.’schen mexicanischen und an- Bericht über die October-Sitzung. 99 tillischen Provinz, 6) Mediterrane Uebergangsregion, zwischen holarktischer, äthiopischer und orientalischer Region gelegen, also im Wesentlichen das W.’sche.mittelländische und mandschurische Gebiet umfassend, 7) Austro-orientalische Uebergangsregion, einen Theil der malayischen und austro-malayischen Inseln begreifend, 8) Nearktisch-neotropische Uebergangsregion, zwischen holark- tischer und neotropischer gelegen, das W.’sche mexicanische und antillische Gebiet enthaltend. Herr Reichenow glaubt, dass zum Begriff einer zoogeogra- phischen Region das Vorhandensein von charakteristischen Formen gehöre. Solche fehlen aber den Uebergangsregionen, welche ein Gemisch der Faunen verschiedener an einander grenzender Re- gionen aufweisen, aber keine ihnen eigenthümliche, auffallende Thiergestalten besitzen. Man könne solche Zonen daher nicht den durch typische Thierformen gut charakterisirten Regionen gleichwerthig anreihen und es sei richtiger, dieselben im Walla- ce’schen Sinne als Unterregionen zu denjenigen Gebieten zu zählen, deren Charakter der prävalirende ist. Die paläarktische und nearktische als holarktische zu vereinigen, wie dies von Major Forsyth geschehen, hält Redner bei der grossen Verschiedenheit . der östlichen und westlichen Fauna für unzweckmässig, dagegen empfehle es sich, ein eirecumpolares Gebiet als arktische Zone zu sondern, wie dies zuerst von Schmarda geschehen, und dann zur Vermeidung von Irrthümern den übrig bleibenden Theil der neark- tischen Region als westlich gemässigte, den der paläarktischen (das ‚mittlere Europa und Asien) als östlich gemässigte zu bezeichnen. Hierauf lest Herr Reichenow die 33. Lieferung der Ency- klopädie der Naturwissenschaften vor, in der sich der Schluss seines Aufsatzes über die Geographische Ver- breitung der Vögel sowie eine Geschichte der Vogel- kunde aus seiner Feder befinden. Er erwähnt ausserdem eine Broschüre, in welcher Hern Schalow die Reisen des Dr. Richard Böhm in seiner bekannten anziehenden und fesselnden Erzählungsweise auf Grund von bereits bekannten Mittheilungen und einiger bisher ungedruckter Privatbriefe schildert. Hierauf theilt Herr Cabanis mit, dass von Herrn Dr. Hartlaub vier Exemplare von Arten der Gattung Salpornis Gray, leider zu spät für die Jahresversammlung, eingesendet seien, welche er zur Ansicht des Mitglieder herumreichen lässst. Die Gattung Salpornis Gray wurde im Jahre 1847 auf einen Vogel 7* - 100 Bericht über die Oetober-Sitzung. aus Indien begründet, der S. spilonoia Frankl. genannt wurde. Später hat Bocage von Angola eine zweite von Anchieta ent- deckte Species 5. Salvadorü beschrieben und neuerdings Hartlaub von Emin Bey eine dritte Art erhalten, die er nach diesem be- rühmten Reisenden Salpornis Emini nennt. Alle drei Arten sind äusserst wenig unterschieden und ähneln im ganzen Habitus den ‘Certhien, $. Salvadorü hat grössere Spritzflecke auf dem Rücken, die unregelmässigen Binden des Schwanzes sind breit und nahezu schwarz, während sie bei der neuen Art schmaler und heller er- scheinen. | Es folgte nunmehr in Ausführung des Beschlusses der letzten Jahresversammlung, die weitere Besprechung der Reorgani- sation des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. Herr Reichenow entwickelt das Progamm, welches er für den Ausschuss in Aussicht nimmt. Drei Punkte sind es, welche vorzüglich ins Auge gefasst werden müssen. Zunächst schlägt er vor, die geographische Verbreitung der einzelnen Arten genauer zu erforschen, deren Kenntniss noch sehr viel zu wünschen übrig lässt. Am geeignetsten könne dieses durch Auf- zeichnung auf Karten geschehen. Vorerst könne man sich auf be-. stimmte und auffallende Arten beschränken, möge zu ermitteln suchen, wie weit z. B. der Girlitz, die Zwergtrappe etc. sich finden, die Verbreitung von Nebel- und Rabenkrähe in Deutsch- land feststellen u. dergl. Allmählich seien die Aufzeichnungen auf eine immer grössere Anzahl von Species auszudehnen. Zweitens solle es die Aufgabe des Ausschusses sein, die Strassen festzustellen, auf denen hauptsächlich die Vögel nach wärmeren Gegenden im Herbst fortziehen und auf denen sie ihre Sommerheimat wieder erreichen. Das ist eine viel schwerere Sache als der erste Punkt. Möglich ist aber ihre Erfüllung, wenn man auffällige Vögelzüge an den verschiedensten Punkten beob- achtet, sich daraus eine hypothetische Zugstrasse eonstruirt und auf Grund weiterer Beobachtungen alsdann verbessert. Als dritte Aufgabe stellt der Vortragende Registrirung aller auffälligen und aussergewöhnlichen biologischen Erscheinungen hin, sei es ausnahmsweise Vermehrung oder Verminderung einer Art, plötz- liches Erscheinen an Orten, wo sie bisher nicht beobachtet worden, sei es auffällige Verschiedenheit in der Anzahl der gelegten Eier ete. Interessant wäre auch eine Statistik der Brutstätten seltener Bericht über die November-Sitzung, 101 Vögel und Beobachtungen über die Art und Weise des Aufbruchs zu den Winterquartieren und der Ankunft von denselben. Der Redner erbittet sich im Namen des Ausschusses dringend die Mitwirkung aller Mitglieder für die schwere, aber dankenswerthe Arbeit. Sobald der Plan für die Beobachtungsstationen völlig ausgearbeitet sein wird, soll ein Aufruf die auswärtigen Mitglieder zur Betheiligung an der Arbeit einladen. Ebenso soll dieser _ Aufruf durch die gelesensten Journale eine möglichst allgemeine Verbreitung finden. Die Versammlung erklärt hierauf nach. leb- hafter Discussion, an der sich die meisten der erschienenen Herren, namentlich die Herren Hartwig- und Krüger-Velthusen betheiligen, ihre vollste Zustimmung zu den Plänen, die der Aus- schuss im Sinne hat, und erwartet, in der nächsten Sitzung weitere Aufschlüsse über die Ausführung derselben zu erhalten. Nachdem alsdann Herr Reichenow an einer Karte des Kamerungebietes die merkwürdige Formation dieses Flusssystemes unter grossem Beifall geschildert, erfolgt nach iO Uhr der Schluss der Sitzung. Matschie, Schriftf. Cabanis, Gen.-Secr. Derieht über die November-Sitzung. Verhandelt Berlin am Montag, den 3. November 1884 Abends 38 Uhr, im Sitzungslocale. Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Deditius, Hartwig, v. Dallwitz, Ziemer, Mützel, Lehmann und Matschie. Als Gäste die Herren: Spiess (Charlottenburg) und Gressin (Berlin). Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. Das Protokoll über die October-Sitzung wird verlesen und mit einigen Aenderungen angenommen. Herr Cabanis legt das Juli-Heft der Proceedings of the Zoological Society of London vor, aus dessen In- halte er das Bemerkenswertheste bespricht. Unter Anderem hat Herr Graf v. Berlepsch mit Herrn Taczanowski zusammen wiederum 2 Vögel aus West-Ecuador beschrieben; ferner ist die bereits erwähnte, von Herrn Hartlaub Salpornis Emini genannte Species ebenso wie eine auf Corsika entdeckte Spechtmeise (Sitta Whiteheadi Sharpe) in diesem Hefte abgebildet. 102 Bericht über die November-Sitzung. Ausserdem findet sich in demselben eine interessante Notiz über das Abwerfen und die Erneuerung des hakigen Theiles des Oberschnabels von Pelecanus trachyrhynchus. Herr Cabanis hat auf diese Art der Mauser von Schnäbeln bereits früher hingewiesen. Herr Cabanis erwähnt alsdann, dass der 8., von Herrn Gadow herausgegebene Band des Sharpe’schen Catalogue oftheBirdsin the British Museum allseitig eine überaus scharfe Kritik erfahre und im Öctober-Heft des Ibis, welches er zur Kenntniss der Anwesenden bringt, in einem Artikel von Tristram wiederum arg mitgenommen worden sei. Hierauf ergreift Herr v. Dallwitz das Wort, um einige ergänzende Bemerkungen zu der in der Madaräcz’schen Zeit- schrift erschienenen Arbeit von K. G. Henke: Beitrag zur Lösung der Straussenfrage, zu machen. Der Vortragende erörtert die Unterschiede, welche sich an Straussen-Eiern aus verschiedenen Gegenden finden, durch Vorlegung von 4 Eiern, die er von Herrn Henke in Dresden erhalten hat. Eins derselben stammt aus Nubien, ein zweites aus Süd-Afrika und die übrigen beiden aus dem Somali-Lande. Nach brieflichen Notizen Henke’s soll die südliche Varietät graue, sehr starke Beine haben mit rothen Fersen und graues Gesicht mit rothen Wangen. Die Eier sind leicht in 3 gut kenntliche Typen zu scheiden: das von Struthio camelus L. aus Nubien mit kleinen Poren ist sehr verschieden von dem scharf glänzenden, diekschaligen und gross- porigen Eie des Str. molybdophanes Rehw., während das süd- afrikanische Ei weniger Glanz, aber grosse, viel dichtere Poren so- wie eine viel rauhere Oberfläche zeigt und rundlicher und kleiner ist. An die Bemerkungen des Herrn v. Dallwitz schliesst sich eine Discussion, an welcher die Herren Cabanis, Mützel und Reichenow sich betheiligen. Zunächst wird darauf aufmerksam gemacht, dass glatte Eier aus der Wildniss vorliegen und somit der Glaube, glatte Eier rührten nur von gefangenen Vögeln her, hinfällig wird. Herr Mützel bedauert, dass so geringe Nach- richten über Sir. australis Gurn. vorhanden seien, und hofft, aus den Sammlungen, welche der Missionsdirector Herr Wange- mann in Süd-Afrika zusammengebracht hat, vielleicht einiges Material herauszufinden. Namentlich erwähnt er ein von der Hand eines Buschmannes gemaltes Jagdstück, auf dem seiner Meinung nach auch ein Strauss abgebildet sei, der doch voraussichtlich das Kleid des in der Wildniss lebenden südafrikanischen Vogels tragen werde. Nach diesen interessanten Erörterungen theilt Herr Reiche- . now den Inhalt einer kleinen Abhandlung unseres auswärtigen Mitgliedes, des Herrn Walter in Kassel, mit: Ein neuer Beweis für die ausserordentliche Härte und Festis- keit der Kukukseischale. Dieselbe wird. demnächst im Journal zum Abdruck gelangen. Herr Hartwig lest einen aus Mähren vom Vogelhändler Bericht über die December-Sitzung. 103 Herrn Reiss bezogenen Zeisig vor, der, hochbeiniger und mit längeren Flügeln als die gewöhnlichen Exemplare, sich durch grosse Hinfälligkeit nach Aussage dieses Händlers auszeichnet. Herr Deditius erwähnt, dass diese Varietät häufiger nach Berlin gebracht werde und auch durch den kürzeren Schwanz sowie die satt gelbere Farbe der Unterseite leicht von den typischen Exem- laren zu trennen sei. Herr Cabanis bemerkt hierzu, dass ereits mehrere Fälle constatirt seien, wo Vögel aus slavischem Ge- biete Unterschiede gegen die deutschen Formen zeigten. Herr v. Dallwitz constatirt, dass ein von ihm aus dem zoologischen Garten erworbener Tanygnathus albirostris (Wall.) ein. Weibchen gewesen, was wiederum dafür spräche, dass die weissschnäblige Art zu T. Mülleri (Schleg.) als 2 gehören könne. Herr Matschie legt alsdann der Gesellschaft eine von ihm angefertigte Karte vor, auf welcher die Verbreitung der Raben- und Nebelkrähe in Deutschland, soweit die bis jetzt gesammelten Notizen es möglich machen, dargestellt ist. Für Corvus corone sind alle Brutorte mit rother Farbe, für ©. cornie mit blauer Farbe bezeichnet. Als scheinbare Grenze für die Ausbreitung beider Arten ergiebt sich die Flussscheide zwischen Elbe und Oder. Der Vortragende erbittet in Bezug auf einige sonderbare und unwahrscheinliche Beobachtungen die Meinung der Anwesenden. Auf ähnliche Weise, wie es hier geschehen, sollen die in Aussicht senominenen Karten von den übrigen Mitarbeitern des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands angefertigt werden. Herr Reichenow schlägt vor, selten gebrauchte Brutstätten mit einem Kreuze, häufiger besuchte mit einem Doppelkreuze und regelmässig besetzte Nistorte mit einem Punkte zu bezeichnen. Ferner liest Herr Reichenow den Entwurf des demnächst zu veröftentiichenden Aufrufes für die Beobachtungs- stationen vor, bei welcher Gelegenheit von einigen Mitgliedern noch diese oder jene Aenderung in Vorschlag gebracht wird. Nachdem Herr Lehmann über Brutplätze des. Girlitz in Berlin einige Bemerkungen gemacht hat, wird die Sitzung vom Vorsitzenden geschlossen. } Matschie, Schriftf. Gabanis, Gen.-Secr. Bericht über die Deeember-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 1. December 18834, ‘ Abeäds S Uhr, im Sitzungslocale. Anwesend die Herren: Cabanis, v. Dallwitz, Deditius,. Fischer, Golz, Grunack, Hartwig, Matschie, Mützel, Nauwerk, Reichenow, Schalow, Thiele, Thienen, Wunderlich und Ziemer. Als Gäste die Herren: Gressin, Oberlehrer Lange, 104 Bericht über die December-Sitzung. Löschin, Reiss und Zielke, sämmtlich aus Berlin, Spiess (Charlottenburg) und Meinecke aus Milvaukee in Wiskonsin U. St. N. Amer. Vorsitzender: Herr Golz. Schriftf.: Herr Matschie. Der Bericht über. die November-Sitzung wird verlesen und angenommen. | Zu demselben bemerkt Herr Mützel, dass auf dem dort er- - wähnten Bilde ein Strauss mit schwarzen Beinen abgebildet sei; es würde dieses wiederum ein Beweis mehr dafür sein, dass der südafrikaniseche Vogel vom nordafrikanischen verschieden sei. Keinen Anhalt dagegen gewähre das im Missionshause befindliche _ einzige Straussenei, welches, von Dr. Nachtigal geschenkt, ent- schieden aus dem Sudan stamme. Herr Schalow gedenkt hierauf dreier Mitglieder, welche durch den Tod der Gesellschaft entrissen worden sind. Emil Wuthe gehörte seit dem Jahre 1855, Henning seit dem Jahre 1873 den ausserordentlichen Mitgliedern an. Wilhelm Thiene- mann war seit dem Jahre 1853 ordentliches Mitglied; er stammte aus einer bekannten Ornithologenfamilie, sein Vater und sein Bruder haben in der Rhea, -Naumannia und unserem Journale eine Reihe interessanter Aufsätze, namentlich oologischen Inhalts, veröffentlicht. Der Verstorbene selbst studirte in Halle Theologie, machte alsdann als Hauslehrer verschiedene grössere Reisen und war zuletzt in Zangenberg Pfarrer. Die heimische Ornithologie verliert an ihm einen ihrer besten Jünger, der Deutsche Verein zum Schutze der Vogelwelt einen thatkräftigen Vorsitzenden. Unvergessen wird ihm bleiben, dass er der Zwergtrappe in Deutsch- - land freundliche Aufnahme verschaffte. Der Gesellschaft war er bis vor einem Jahrzehnt etwa ein eifriger Besucher der Versammlungen. Herr Reichenow widmet alsdann dem verstorbenen Director des Berliner Zoologischen Gartens, Dr. Bodinus, einen warm empfundenen Nachruf. In Drewelow bei Anklam im Jahre 1814 geboren, bezog Heinrich Bodinus 1833 die Universität Greifswald, um dort wie später in Berlin dem Studium der Medizin und Naturwissen- schaften sich zu widmen. Nach Absolvirung des Staatsexamens liess er sich in Bergen auf Rügen als praktischer Arzt nieder, von wo er im Jahre 1852 nach Greifswald übersiedelte. Soweit sein Beruf ihn nicht in Anspruch nahm, pflegte er mit Eifer die Neigung, Thiere in Gefangenschaft zu halten und zu warten, und sein Wohnhaus glich bald einem Thiergarten in Kleinem. Als dann 1859 in Köln a. Rh. ein zoologischer Garten gegründet wurde, übertrug man Bodinus die Einrichtung desselben, welche er mit so vielem Verständniss und Geschick durchführte, dass das Institut bald den Ruf einer Musteranstalt auf dem Gebiete der Thierpflege erlangte. Es ist bekannt, wie im Jahre 1568 namentlich auf Anregung des damaligen Finanz-Ministers Freiherrn v. d. Heydt die Re- Bericht über die December-Sitzung. 405 organisation des Berliner zoologischen Gartens beschlossen wurde, und der Vorstand des Gartens konnte wohl keine glücklichere Wahl treffen, als er Dr. Bodinus mit der Umgestaltung und Leitung der Anstalt betraute. Freilich war jene Zeit in besonderem _ Grade der Verwirklichung grossartiger Unternehmungen günstig. Beinahe unbeschränkte Geldmittel lieferten die in das Land ziehenden „Gründerjahre“. Von den Behörden begünstigt, von thatkräftigen Mitarbeitern unterstützt, besann Bodinus das srosse Werk. Aber hoch waren auch die Anforderungen, welche gestellt wurden, und man muss dem Verständniss und der Energie die vollste Anerkennung zollen, mit welchen Bodinus der schwierigen Aufgabe sich gewachsen zeigte. Damals trotz seines langen Bestehens von allen jüngeren, gleichartigen In- stituten anderer Städte überflügelt, entwickelte sich der Berliner zoologische Garten unter Bodinus’ Leitung bald zu derjenigen . Blüthe, welche ihm jetzt, in vielfacher Beziehung wenigstens, den ersten Rang unter den Thiergärten gesichert. — Bodinus war nicht ein Mann der strengen Wissenschaft, sondern die praktische, angewandte Thierkunde, wie man wohl sagen darf, war das von "ihm mit Eifer und vielem Talent gepflegte Feld. Auf diesem hat er mit dem grössten Erfolge gewirkt; in der Thierpflege galt er als Meister unter den Fachgenossen, und es ist zu bedauern, dass er nicht schrifstellerisch thätig gewesen ist und die reichen Er- fahrungen seiner langjährigen: Praxis der Nachwelt erhalten hat. Mit besonderer Vorliebe beschäftigte er sich mit der Zucht edelen Hausgeflügels, und in der Kenntniss und Beurtheilung der Tauben- rassen war er unstreitig die erste Autorität. Um die Ausbreitung der Geflügelzucht und die Liebhaberei für edle Hunderassen hat sich Bodinus als Vorsitzender der Vereine „Cypria“ und „Hektor“ grosse Verdienste erworben. An dem wissenschaftlichen Zwecke der ornithologischen Ge- sellschaft hat Bodinus zwar nicht unmittelbar Antheil genommen. Wenn es aber galt, das Wohl des Vereins zu berathen, so war Bodinus stets der Mann, an welchen man sich nicht vergebens wendete, der durch seinen gewichtigen Rath, sein klares Urtheil um die Förderung der Einrichtungen der Gesellschaft sich grosse Ver- dienste erworben hat, und deshalb wird ihm im Kreise der Orni- thologen Deutschlands stets eine dankbare Erinnerung bewahrt bleiben. Die Zeit rollt vorüber, und mit ihr läuft der Lebensfaden des Menschen ab. In seinen Werken aber lebt der Mann unter der Nachwelt weiter, welcher einem höheren Lebenszwecke gedient, dem es vergönnt war, im Kampfe um’s Dasein sein Ziel zu er- ringen und mit der Ruhmeskrone sich zu schmücken. So hat auch Heinrich Bodinus durch die Neuschöpfung des zoolo- gischen Gartens sich ein dauerndes Denkmal errichtet, und sein Name wird mit dem Institute und durch dieses mit der Geschichte Berlins stets auf das innigste verbunden bleiben. 108 "Bericht über die December-Sitzung. Was Brehm unserer Gesellschaft war, so führt Herr G olz ungefähr nunmehr aus, das eingehender zu schildern, sei unnöthig, da ein Jeder es wisse. Brehm hat die Gesellschaft mitbegründet und er war der Thätigsten einer. Später haben die Verhältnisse ihn zum Wanderleben genöthist, welches ihm ein qualvolles Ende brachte. Anschliessend an die Worte des Vorsitzenden beleuchtet Herr Dr. Reichenow die wissenschaftlichen Verdienste Alfred Brehm Ss: Selten hat ein wissenschaftlicher Schriftsteller so allgemeine Bekanntschaft erlangt, selten so vielfache Anerkennung, so grosse Beliebtheit im Laienpublikum errungen. Aber nicht in lauten Klagen über den Verlust eines weitbekannten und hochgeschätzten Schriftstellers verhallt die Trauer um den zu früh Verstorbenen. Mit stillem, aber tieferem Schmerz schreibt Klio’s Griffel den . theuren Namen in das Buch der Geschichte der Wissenschaft, als der Besten einen hinein. Es war nicht die Gabe, die Wissenschaft zu popularisiren allein, welche Brehm in hohem Maasse besass; seine Fähigkeiten, sein Wirken stellten ihn in die Reihe derjenigen Forscher, welche mitarbeiten an dem gewaltigen Bau des Wissens, welche durch selbständiges Schaffen an der Förderung der Natur- kunde sich betheiligen. Alfred Brehm nahm als Zoolog eine Ausnahmestellung ein. Nicht mit Farbentabelle, Zirkel und Maassstab hat er ge- arbeitet, um den systematischen Zusammenhang der Thierformen zu ergründen, nicht mit dem Secirmesser die Körper zergliedert, nieht mit dem Mikroskop die Gewebe der Organismen untersucht; aber in Wald und Feld das Leben der Thierwelt zu belauschen, mit freiem Blick das Gebahren, die Lebensäusserungen der Vögel zu beobachten, zu erkunden und mit scharfem Auge das Be- zeichnende für die betreffende Art zu erfassen, das war die Anlage, welche die Natur im hohen Grade ihm verliehen hatte. Zehn Jahre lang hat er unter Palmen gewandelt; durch den Urwald der Tropen ist er gezogen und durch den Sonnenbrand der Wüste; die schneebedeekten Klippen des hohen Nordens hat er besucht und die Tundra der Polarzonen; die schroffen Gebirge Central-Asiens bestieg er, um das Leben des Steinbocks und des Haldenhuhns zu erforschen, und in dem deutschen Eichen- und Buchenwald hat er dem Klopfen des Spechtes und dem Gesang des Blaukehlehens im Werftstrauch gelauscht; denn „erst das lebende Thier,“ schrieb er im Vorwort zu seinem „Thierleben“, „ist ein fühlendes und bewegungsfähiges Wesen; das todte, aus- gestopfte, in Weingeist aufbewahrte ist und bleibt nur ein Gegen- stand.“ In zoologischen Kreisen ist diese Forschungsweise Brehm’s nicht immer gebührend gewürdigt worden. Auch die Wissenschaft ist nicht frei vom „Zopf“. Mancherlei Wandlungen hat die zoologische Forsehung im Lauf der Zeit erfahren. Es gab eine Periode, zu welcher man nur in der äusseren Hülle den Charakter der Thierform suchte, ausschliesslich trockene Bälge a, * Bericht über die December-Sitzung. 107 - studirte: die „Balgforschung“. Und als die Einseitigkeit solches Verfahrens erkannt wurde, verfiel man in den entgegengesetzten Fehler: nur das, was das Seeirmesser herauspräparirte, galt als wissenschaftlich, nur mit Achselzucken blickte der Anatom auf den Balggelehrten. In der Gegenwart aber ist auch diese Richtung 'abgethan. Heute herrscht das Mikroskop, und für den Zoologen neuester Schule beginnt die Wissenschaft erst bei mehrhundert- . maliger Vergrösserung. Dem freien Urtheil entgeht es nicht, dass alle diese verschiedenen Richtungen gleichberechtigt sind, dass sie gleichen Theil haben an der Gesammtheit der Wissenschaft, dass die eine die andere zu ergänzen bestimmt ist. Und so steht auch die von Brelim vertretene biologische Forschung in vollem Grade gleichberechtigt neben den systematischen, anato- mischen und mikroskopischen Untersuchungen. Welche Bedeutung die Kenntniss der Lebensweise, insbesondere der höheren Thier- formen, und unter diesen namentlich der an Mannigfaltigkeit der "Lebensäusserungen so reichen Vogelwelt für die Thierkunde hat, das vermögen nur diejenigen voll und ganz zu beurtheilen, welche als Systematiker auf diesem Gebiete gearbeitet haben, und sie‘ empfinden am tiefsten den herben Verlust, welchen die Wissen- schaft durch den Tod eines ihrer eifrigsten Förderer erlitten, und schmücken das Andenken Alfred Brehm’s mit dem Eichenlaub. Um diesen Theil der Forschung, deren Gegenstand die Ergründung der Lebensäusserungen der Thiere bildet, hat Brehni die höchsten Verdienste sich erworben, für-diesen hat er eine neue Aera er- öffnet und durch sein Beispiel wie durch die anziehende Form seiner glänzenden Schilderungen zahlreiche Jünger geworben. Blicken wir in der Geschichte der Zoologie zurück, so finden wir einen Vorgänger unter den Thierkundigen des vorigen Jahrhunderts, welcher in ähnlicher Weise wie Brehm gewirkt; es war dies Louis Leclere Graf v. Buffon. Auch Buffon beschrieb in den Thierformen nicht die todten Gegenstände der Museen, sondern erfasste dieselben in ihrem wahren Sein als lebende Wesen, wo- durch er seinen Schilderungen Reiz und Mannigfaltigkeit verlieh. Dadurch unterschied er sich von seinen Zeitgenossen; durch diese Richtung aber gelang es ihm auch, Interesse und Ver- ständniss für die Thierkunde in weiteren Kreisen zu erwecken und Jünger zu werben, welche an der Förderung der Wissenschaft hervorragenden Antheil genommen haben. Buffon’s Naturgeschichte hat im vorigen Jahrhundert eine gleich weite Verbreitung ge- wonnen wie Brehm’s Thierleben in der Gegenwart, und wenn es gestattet ist, bei einer solehen Parallele gleichbedeutender For- scher den Jüngeren auf den Vorfahren zu beziehen, so müssen wir Alfred Brehm den Buffon des neunzehnten Jahrhunderts nennen. Wir, die wir Brehm’s Zeitgenossen oder seine Schüler ge- wesen, werden das vom ihm mit so grossem Erfolge gepflegte Feld, die Erforschung des Thierlebens, weiter bauen. Den Nachkommen aber mögen seine Werke zur Lehre und Nacheiferung dienen. 108 | Bericht über die Januar-Sitzung. Die Anwesenden ehren das Andenken der Heimgesangenen | durch Erheben von den Sitzen. Herr Schalow hält nunmehr seinen angezeigten Vortrag | über die Ornis der Mark. Seine Mittheilungen bilden den Schluss und die Ergänzung zu den von ihm in den Jahren 1875 und 1881 veröffentlichten Arbeiten. Die Herren Golz, Mützel und | Hartwig machen zu seinen Ausführungen einige Bemerkungen. Die Gesammtzahl der von Herrn Schalow angeführten Arten beträgt 268, von denen 175 Brut- und 90 Zugvögel sind. Schulz ' hatte im Jahre 1845 nur 203 Arten, worunter sich 7 domestieirte befanden, genannt. Kiye Am Schlusse seines Vortrages giebt Herr Schalow eine Aufzählung aller ihm bekannten Sammlungen heimischer Vögel. Herr Reichenow verliest alsdann einige Notizen, welche unser auswärtiges Mitglied Herr Walter über das Nisten und die Eierzahl von Falco subbuteo und Picus medius eingesendet hat. Dieselben werden im Journal abgedruckt werden, | Herr Hartwig zeigt ein abnorm grosses Doppelei einer | Gans vor. Dasselbe misst 127 mm in der Länge, 210 mm im Umfange und 66—67 mm im Durchmesser und ist walzenförmig. Merkwürdig ist an ihm-die wohlausgeprägte Verbindungsnaht der - beiden Hälften. Herr Schalow erklärt hierauf, dass er die von ihm in der Madaräsz’schen Zeitschrift aufgestellte Art Musophaga Boehmi ein- zuziehen genöthigt sei und den dort beschriebenen Vogel für den jungen Vogel von Musophage Bossae halten müsse. Herr Schalow theilt noch Einiges aus einem Briefe des Herrn Walter mit. Brehm hatte behauptet, dass die Staare in Thüringen zweimal brüteten. Herr Walter weist nach, dass die scheinbare zweite Brut nur da vorkomme, wo die Staare in solcher Menge vorhanden sind, dass sie nicht zu gleicher Zeit brüten können. Sowie nun die Brut ausgeflogen sei, beziehe ein anderes Paar die leergewordene Nisthöhle, welches bisher eine geeignete Brutstätte nieht habe finden können. Herr Walter spricht sich in jenem Briefe auch über die Gefährlichkeit der Amseln für junge Vögel aus und kommt zu dem Resultate, dass es nur einzelne Individuen seien, welche solche Unarten an sich haben. Schluss der Sitzung. | Golz. Matschie. Cabanis, Gen.-Scer. Bericht über die Januar-Sitzung. Verhandelt Berlin, am Montag, den 5. Januar 1885, Abends S Uhr im Sitzungslocale. Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Schalow, Matschie, Hartwig, Deditius, Fischer, Thiele und Grunack. ® Bericht über die Januar-Sitzung. 109 Von auswärtigen Mitgliedern: Herr Köppen aus Coburg. Als Gast: Herr Spiess (Charlottenburg). Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Herr Matschie. Herr Schalow widmet nach Verlesung und Annahme des Protokolls über die December-Sitzung dem am 1]. December in Frankfurt a.M. verstorbenen Senior der Afrikaforschung J. Rüppell mit herzlichen Worten einen Nachruf. Rüppel ist der Erste gewesen, der den Nordosten von Afrika systematisch und wissenschaftlich zu durchforschen versuchte und das Interesse der zoologischen Welt für Afrika zu erwecken wusste Herr Schalow entwickelt von des Verstorbenen unablässiger Thätig- keit ein Bild, er zeigt, wie Rüppel von den Nilfällen bis Abes- synien herunter und gegenüber im steinigen Arabien die Fauna _ zu ergründen bestrebt war. Hohe Ehren, die Londoner goldene Medaille etc. sind ihm zu Theil geworden, an seinem Lebensabend noch ‚ward er in Frankfurt a. M. bei Gelegenheit eines von Wiss- mann gehaltenen Vortrages der Gegenstand der grössten Ehren- bezeugungen, um so erhebender, weil sie unvorbereitet der all- gemeinen Verehrung für den greisen Forscher Ausdruck gaben. Seine Schöpfung, das Senkenbergische Museum, seine Werke werden ebenso wie die grosse Anzahl der seinen Autornamen tragenden Species sein Andenken in stetiger Erinnerung fortleben lassen. Die Anwesenden ehren sein Andenken nach gutem, altem Brauch durch Erheben von den Sitzen. Die Herren Cabanis, Reichenow und Schalow legen nunmehr einige neue Erscheinungen der ornithologischen Litteratur vor und besprechen dieselben. Rühmlichst erwähnt sei Newton’s Artikel: „Ornithology“ in der Encyelopaedia Britannica. Nachdem der Verfasser die Schwierigkeit auseinander gesetzt hat, streng wissenschaftliche, systematische und faunistische Arbeiten in übersichtlicher Folge vorzuführen, giebt er ein charakteristisches Bild der Entwicklung der Ornithologie von Aristoteles bis Latham. Fast alle bekannteren Autoren finden gebührende Erwähnung, wenngleich einige Orni- thologen wie Scopoli, Daudin u. a. wohl kaum in ihrem ganzen Werte von ihm aufgefasst worden sind. Nach einer kurzen Erwähnung der Compilatoren, S. Müller, Boddaert und Gmelin bietet er uns einen Abriss der Geschichte der anato- mischen Ornithologie bis Cuvier, führt die Mehrzahl der faunis- tischen Arbeiten in gedrängter Uebersicht auf und giebt alsdann _ einen Ueberblick über die einzelnen Systematiker, unter welchen er denen, welehe dem Quinärsystem huldigten, eine besondere Aufmerksamkeit schenkt. Hierauf geht er über zu der Schule, welche mit Merrem beginnend ihre höchste Entwicklung in Huxley fand, dessen System er in genauerer Ausführung kritisirt. Von weiteren Arbeiten, welche zur Kenntniss der Anwesenden gelangen, nernen wir zwei bedeutende Beiträge zur Kenntniss der Fauna Afrikas, Salvadori’s: Deccelli dello Scioa e della a Bericht über die Januar-Sitzung. Regione fra Zeila e lo Scioa, Genova 1884; und Fischer’s:) Uebersicht der in dem Massailand gesammelten und beobachteten Vogelarten [Separatabdruck aus Madaräsz Zeitschrift]. 1 Beide Arbeiten bieten sehr viel Interessantes und sind mit | Freude zu begrüssen. | Herr Reichenow legt hierauf eine von Kubary auf den Pelau-Inseln gesammelte Collection von Vogelbälgen vor. Die Pelau-Inseln liegen südlich von den Mariannen als westlichste Ausläufer der Carolinen unter den Uliti und Eap-Inseln und ziehen sich von Gilolo nach Nordost herüber. Die Sammlung enthält ausser den meisten der als Bewohner der Pelau-Inseln bekannten Arten drei Formen, welche von Herrn Reichenow als neu cha- rakterisirt werden: Phlegoenas virgon.Sp. Kopf, Hals und Kropf weiss, Scheitel sowie Hinterkopf und | Nacken rehbraun angeflogen; Oberkörper und Flügel glänzend braunviolet, die violette Farbe tritt besonders auf den Flügeln hervor, während der Oberkörper düsterer, kupferbräunlich erscheint. Schwingen braunschwarz ; Schwanzfedern schiefergrau mit schwar- zer Endbinde, Spitzensaum wieder heller. Unterkörper schwarz- grau. Länge ca. 275, Flügel 150, Schwanz 105, Lauf 30, Firste 20 mm. — Diese Art steht der Phlegoenas erythroptera (Gm.) am nächsten, unterscheidet sich von dieser aber leicht durch den rostisabellfarbenen Scheitel, Hinterkopf und Nacken. Rhipidura atr igularis n. Sp. Oberkopf, Nacken, Oberrücken und Flügeldecken erdbraun; Stirn und Augenbrauenstreif rostbraun; Kehle und Kopfseiten schwarz; Kinn und Bartstrich weiss; Bürzel und Oberschwanz- deeken rothbraun; Körperseiten, Steiss und Unterschwanzdecken rostfarben, Mitte des Unterkörpers rostbräunlichweiss, Schwanz- federn schwarz mit rostbrauner Basis und weisser Spitze. Flügel 70, Schwanz 85, Firste 11, Lauf 20 mm. Schliesst sich am nächsten an Rh. rufifrons und Rh. versicolor an. Corvus Kubaryin. sp. Von: den drei Arten Ü©. enca, orru und violaceus durch einen 'schlankeren, an der Spitze dünneren Schnabel, weleher mehr dem- jenigen von C. fruglegus gleicht, unterschieden. In der Grösse am nächsten ©. violaceus, aber das Gefieder rein schwarz mit nur sehr geringem blaugrünlichen Glanz. Länge ca. 400, Flügel 225, Schwanz 160, Lauf” 45, Firste 50 mm. Herr Hartwig erklärt alsdann eine von ihm entworfene und ausgeführte Karte, auf welcher die Verbreitung des Halsband- und Zwergfliegenschnäppers, sowie des Girlitz in Deutschland dargestellt ist. Zum Schlusse referirt Herr Köppen über seine bekannten und mit Erfolg gekrönten Versuche, die Nachtigall bei Coburg im Freien zu züchten. Matschie, Schriftf. Cabanis, Gen.-Seer. m 1884. 71885. 1891. 1892. 1893, Eingegangene Schriften. 111 Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe Jahrgang 1884, Seite 440—444.) Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Redigirt vom Pastor W. Thienemann. IX. Jahrg. No. 11 u. 12; November u. De- cember 1884, Januar 18385. — Vom Verein. Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien. 8. Jahrg. No. 11 u. 12; November u. December ‘1884; 9. en No. 1; Januar 1885 nebst Beiblatt. 1. Jahrg. No. 20-98; 2. Jahre. No. 1—4. — Vom Verein. Proceedings of United States National Mu- seum. Vol. VII. No. 22. Sept. 4. 1884 bis No. 26. Sept. 18. 1884. — Vom United States National Museum. . The-Auk. A Quarterly Joumal of Ornithology. Vol. II. No. 1; January 1885. — Von der American Ornitho- kogıist’s Union. . The Ibis. A Quarterly Journal of Omithology. Ser. V. ‘Vol. III. No. 9. January 1385. — Von der British Or- nithologist’s Union. . Gustav Prütz: Ilustrirtes Mustertauben-Buch. Lieferung VII —XH. .Mit 10 Farbendrucktafen. — Vom Ver- lesser. . Ludwig W underlich: Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Entwickelungsgeschichte des unteren Kehl- kopfes der Vögel. Inaugural-Dissertation. [Sep.-Abdr. aus: Nova Acta der Kaiserl. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Bd. XLVIlL] Halle 1854. — Vom Ver- fasser. A. Franz Helm: Ueber die Hautmuskeln der Vögel: Inaugural-Dissertation. [Sep.-Abdr. aus dem „Journal für Ornithologie“ Jahrg. 1884.] — Vom Verfasser. Dr. G. A. Fischer: Uebersicht der in dem Massailand gesammelten und beobachteten Vogelarten. [Sep.-Abdr. aus „Madaräsz’ Zeitschr. f. d. gesammte Ornith.“ Jahre. 1884.] Cum Tabb. Parus fringv/linus, Eupleetes Friederichsent, Notauges Fischeri, Drepanorhynchus Reichenowi. — Vom Verfasser. TommasoSalvadori: Ueccelli dello Seioa. Genova 1884. ‘ Vom Verfasser. 1894, 1895, Michel Menzbier: Memoires sur les Paridae. I. Le Groupe des Mesanges bleues. (Cyanistes Kaup.) — |Extrait du Bulletin de la Soeiete Zoologique de France pour l’annee -1884.] — Vom Verfasser. A. G. Vorderman: List of the birds from Java. [Over- sedrukt uit het Natuurkundig Tijdsehrift voor Nederlandsch Da Eingegangene Schriften. Indie. Deel XLIV. Allevering 3.] Batavia 1884. — Vom Verfasser. 1896. Bowdler Sharpe: Further Notes on Whitehead’s Nuthateh.. Cum Tab. Sıtta Whiteheadi. [From P. Z. S. 1884, Juni 17.] 1897. Zeitschrift für die gesammte ° T nithologie. Herausgegeben von Dr. Julius von Madaräsz. 1884. 1. Jahre. Heft IV. Budapest. — Vom Herausgeber. 1898. A. Newton: Ornithology. [Reprinted from the „Eneyelo- paedia britannica“, ed. 9. vol. XVIIL] — Vom Ver- tasser. 1899. Theodor Koeppen: Anleitung zur Züchtung und An- siedelung” von Nachtigallen auf Grund eigener Erfahrungen. Berlin, ©. Janke. — Vom Verfasser. 1900. Zeitschrift für Ornithologie und practische Geflügelzucht. Organ des Verbandes der ornithologischen Vereine Pommerns und Mecklenburgs. IV. (IX.) Jahrg. No. 1. — Vom Vor- stande des Stettiner Zweig-Vereins. Vorläufige Anzeige an die Mitglieder der Gesellschaft. Die diesmalige Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft wird Ende Mai, gleich nach den Pfingstfeiertagen,zuBraunschweig abgehalten werden. Die Jahresversammlung beginnt am Mittwoch, den 27. Mai Abends S Uhr, mit einer Vorversammlung und Abend-Sitzung, woran sich dann in den 3 folgenden Tagen Sitzungen und Exeur- sionen anschliessen. Das gedruckte specielle Programm wird den Mitgliedern einige Wochen yoleı zugesandt werden. Der General-Secretär . ‚Prof. Dr. Cabanis. CarlRau, Präparator inLudwigsburg, Mayereistrasse1l, empfiehlt sich im Ausstopfen von Säugethieren, Thier- köpfen, Vögeln, Reptilien, u. dergl. Garantie für schöne, naturgetreue Anfertigung. Auch sucht derselbe Arbeiten zum Ausstopfen für zoologische Museen zu übernehmen. ee G. Pätz’sche Buchdr, (Otto Hauthal) in Naumburg a/S. JOURNAU für ORNITEHOLOGIE Dreiunddreissigster Jahrgang. i Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten, mit Angabe der verschiedenen Fundorte. Von Dr. G. A. Fischer. (Mit einer Karte. Tab. I.) Eschr. et Rchw. Cab. J. f. Orn. 1878, p. 247, 1879, p. 337; 1880, p. 139; 1883, p. 221; 1884, p. 52, 178 und 260. Ornith. Cntrbl. 1880, p. 174, 181; 1882, p. 91. — Fschr. Briefl. Reiseber. J. f. ©. 1878, p. 268; 1879, p. 275; 1880, p. 187. Fischer, v. Madaräsz, Zeitschr. f. d. ges. Orn. 1884, Heft IV. Die im Folgenden aufgeführten Arten sind zum grössten Theile bereits in früheren oben angeführten Publicationen enthalten; etwa 80 Arten, die sich in kleineren Sammlungen befanden, die meine Jäger von Lindi, Usaramo, Usegüa, Mambrui, Lamu und Barawa in den Jahren 1882 und 1835 brachten, finden sich in jenen noch nicht vor. Das Material dieser Sammlungen war mit Ausnahme weniger Exemplare, deren Art von Herrn Dr. Reichenow sicher gestellt worden, noch vollständig vorhanden und wurde sowie auch die im Berliner Museum befindlichen Stücke aus meinen früheren Sammlungen nochmals einer genauen Durchsicht und Ver- gleichung unterworfen. Das Gebiet, in welchem ornithologisch gesammelt wurde, er- streckt sich von 10° südl. bis 1° nördl. Breite und zwischen 36° und 44° östl. Länge. Zanzibar, Bagamojo, Pangani und die Strecke Mombassa-Lamu wurden von mir persönlich kennen gelernt; von den Gebieten des Binnenlandes ausserdem das Wapokomoland, das Gebiet des Pangani-Flusses und die zwischen dem Schneeberge Kilima-Ndjaro, dem Vulcan Dönjo Ngai und Naiwascha-See ge- Cab. Journ. f. Ornith, XXXIII. Jahrg. No. 170. April 1885. 8 D 114 Dr. @. A. Fischer: legenen Massailänder. Es konnten 479 verschiedene Arten ge- sammelt werden, von denen 70 als neu beschrieben wurden. FAM. STRUTHIONIDAE. 1. Siruthio molybdopkanes Rchw. (?)*) Ebene zwischen dem Pare-Gebirge und dem Pangani-Fluss; Steppe zwischen Kilima- Ndjaro und Maeru-Berg; Weideland Sigirari am Fusse des Schnee- bergs (1200 m über dem Meere). Salzsteppe bei Nguruman. Gelidja, Galaland. FAM. COLYMBIDAE. 2. Colymbus minor L. Zanzibar. FAM. LARIDAE. 3. Larus Hemprichi Bp. Hafen von Zanzibar. 4. Larus phaeocephalus Swns. Naiwascha-See. FAM. STERNIDAR. 5. Sterna media Horsf. Zanzibar, Osi-Mündung. 6. Sterna fuliginosa Gm. Zanzibar, Osi-Mündung, För- mosabai.”*) 7. Sterna panaya Gm. Osi-Mündung, Formosabay. 8. Aydrochelidon nigra (L.). Naiwascha-See, Natron- sumpf. Ye Kr nchops flavirostres Vieill. Engatana (Tana-Fluss). FAM. GRACULIDAE. 10. Graeulus africanus (Gm.). Osi-Tana-Gebiet, Kingani, Naiwascha-See, Barawa. 1l. Graceulus lueidus Licht. Osi-Tana-Gebiet. Dieser wie der vorige heisst bei Lamu „nahusa“ (Kapitain). 12. Plotus Levaeillante Licht. Osi-Tana-Gebiet, Kingani. Bei Lamu „tomotomo“. FAM. SULIDAE. 13. Sula capensis (Licht.). Zanzibar (Ostküste). FAM. PELECANIDAE. 14. Pelecanus rufescens Gm. Kleiner See bei Kokotoni (Lamuküste), Tana-Fluss (Unterlauf) Kingani, Natronsumpf bei Ngurumän, Heisst bei Lamu „hajawa“. *) Nach den neuesten, von W. v. Nathusius gemachten Angaben gehört das von mir im Massailande gesammelte.Ei dem St. molybdophanes und nicht St. australis an. **) Brütet auf der kleinen südlich von Zanzibar gelegenen Insel Mafia von Juni — August; von dort werden jährlich von arabischen Fahrzeugen grosse Mengen der Eier zum Verkauf nach Zanzibar gebracht. . Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 115 FAM. ANATIDAE, „bita“ oder „bata“ werden die Enten und Gänse im Allgemeinen genannt. 15. Anas zanthorhyncha Forst. (favirostris Sm.). Nai- wascha-See. 16. Thalassiornis leuconota (Smith). Zanzibar, 17. Querguedula euychnorhynche (Gm.). Galaland bei Mambrui. 18. Hyonetta moschata (L.). Domesticirt an der Küste und im Wapokomoland. 19. Nettopus auritus (Bodd.). Kipini, Wito. 20. Dendrocyena viduata(L.). Kingani, Osi-Tana-Gebiet, Naiwascha-See, Barawa. „manawaija“ bei Lamu. FAM. ANSERIDAE. 21. Sarcidiornis melanoius (Penn.). Engatana. „kwetemsu“ bei Lamu. 22. Chenalopex aegyptiacus (L). Kingani-, Pangani-, Tana-Flussgebiete, Naiwascha-See, Barawa. „bita hosorongi“ bei Lamu. 23. Plectropterus gambensis (L.). Engatana, Kingani Upuni (Pangani-Fluss), Ronga-Flüsschen, Naiwascha-See, FAM. CHARADRIIDAE. 24. Strepsilas interpres (L.). Zanzibar (Ostküste). 25. Glareola ocularis Verr. Ngäu (Tana-Fluss), Sumpf bei Mambrui. 26. Cursorius senegalensis Licht. Lindi. 27. Cursorius chalcopterus Temm. Usaramo, Klein- Aruscha. | 28. Cursordius ceinctus Heugl. Massa; Massailand von Pare bis Nguruman. 29. Cursorius gracilis Fschr. et Rchw. Pare, Kiein- Arucha, Dönjo Ngai-Gebiet. 30. Charadrius hlaticula L. Zanzibar, Formosabay. 31. Oharadrius pecuarius Temm. Mambrui. 32. Charadrius marginatus Vieill. Lindi. 33. Charadrius Feoffroyi Wagl. Usegüa. 34, Charadrius asiaticus Pall.e. Usegüa, Klein -Arucha. 35. Charadrius venustus Fschr. et Rchw. Natron-Sumpf bei Ngurumän. gr 116 ‘Dr. G. A. Fischer: 36. Hoplopterus spinosus (L.). Tschara (Tana - Fluss), Kipini, Barawa. „tirangole“ bei Lamu und bei den Wapokomo genannt. 37. Hoplopterus speciosus (Licht... Pare, Sigirari, Salzsumpf, Naiwascha-See, Kipini. . 88. Hemiparra crassirostris.de Fil. Tschara, Salzsumpf bei Ngurumän. | 39. Chettusia coronata. (Gm.). In den Steppengebieten von Pare bis Nguruman. Schalow, J. f. O. 1883, p. 339: Cheitusia gregaria (Pall.). 40. Ohettusia inornata Sws. Zanzibar. 41. Oedienemus vermiculatus Cab. Ualimi (Wapo- komo) Bagamojo, Pangani, Zanzibar. 42, Oedienemus capenses Licht. Neurumän. Cab. J. f. O. 1878, p. 245. — Schalow, J.f. O. 1883, p. 339: Oedienemus affınis Rüpp. Fam. SCOLOPACIDAE. 43. Tringa subarcuata (Güld.). Zanzibar, Lamu. 44. Actitis hypoleucus (L.). Pangani, Engatana. 45. Totanus glareola (L.). Usegüa, 46. Philomachus pugnax (L.). Lindi (April). 47. Numendus phaeopus L. Osi-Mündung, Zanzibar. Bei Lamu „bilingi“ genannt. 48. Gallinago major (Gm.). Zanzibar, Usegua. 49. Rhynchaea capensis (L.) Lagunen von Upuni (Pan- sani-Fluss). FAM. OTIDIDAE. 50. Otis canicollis Rchw. Ngaruka, Massa, Barawa. 51. Otis maculipennis Cab. Ebene zwischen Pare-Gebirge und Pangani, Gelidja, Kipini. Bei Lamu „mbuamo6si“ venannt. 52. Otis Kori Burch. Steppenland bei Klein-Aruscha, Ki- wangaine (Massaigebiet), Gelidja (Galaland). Fam. GRUIDAE. 53. G@rus regulorum Licht. Maurui, Komboko am Kilima- Ndjaro, Naiwascha-See. An der Zanzibar-Küste „korongo“ genannt. FAM. RALLIDAE. Die rallenartigen Vögel heissen bei den Suaheli kukusiuwa oder kukumäji (Kuku-Huhn; siuwa-dumpf, Teich; maji-Wasser). Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 117 54. Crex pratensis Behst. Zanzibar, 25. April. 55. Ortygometra porzana L. Zanzibar. 56. Oriygometra pygmaea Naum. Muniuni (Wapokomo- land). | 57. Ortiygometra nigra (Gm.). Zanzibar, Osi-Tana-Gebiet, Barawa, Ngurumän, Naiwascha-See. *) 58. Porphyrio Alleni (Thomps.). Zanzibar, Barawa. 59. Porphyrio smaragdonotus Temm. Bagamojo. 60. Fallinula chloropus (L.). Zanzibar, Bagamojo. 61. Fulica eristata Gm. Naiwascha-See. 62. Podica Peterst Hrtl. Muniuni. 63. Parra africana Gm. Zanzibar, Malindi, Kipini, Barawa, - Ungü, Naiwascha-See. FAM. TURNICIDAE. 64. Turnex lepurana (Smith.). Zanzibar, Küstengebiet von Dara Saläm bis Lamu, Maurui. FAM. PTEROCLIDAE. 5, he ee .) Steppenland zwischen Pare 65. Pterocles decoratus Üab Gebirze Kilma Niere, 66. Pterocles exustus Temm. 67. Pterocles gutturalis Sm. . Berg ud FAM. IBIDAE. 68. Ibis aethiopica (Lath.). Osi-Tana-Mündung, Sigirari, Salzsumpf, Ngau (Wapokomo). 69. Ibis Hagedasch (Lath.).. Osi-Tana-Mündung, Gross- Äruscha, Naiwascha-See, Wami-Fluss. Heisst bei Malindi und Lamu „Quarara“. 70. Platalea leucerodia L. Formosabay, Zanzibar. „miko“ der Suaheli, d. h. Löffel. FAM. CICONIDAE. 71. Tantalus dbis L. Malindi, Osi-Tana-Gebiet, Salzsumpf, Barawa. „mismari“ bei Lamu genannt. 72. Anastomus lamelligerus Temm. Engatana, Maurui. „dondo“ bei Lamu genannt. | 73. Leptoptilus crumenifer Cuv. Ngau (Tana-Fluss), Massailand von Sigirari bis Naiwascha-See. „babalona“ bei Lamu und Wapokomo, „girangüs‘ bei Massäi. *) Die Eier gleichen ganz denen von Gallinula chloropus, sind aber kleiner: Länge 31—35, Breite 24—26 mm, 118 Dr. G. A. Fischer: 74. Mycteria senegalensis Shaw. Kipini, Lamu-Küste. Heisst bei Lamu „mismari gomba“. 75. Ciconia episcopus (Bodd.). Bagamojo, Kipini. Fam. PHOENICOPTERIDAE. 76. Phoenicopterus minor Geofir. Festland bei Lamu, Salzsumpf bei Ngurumän. Bei Lamu schingonioka genannt (d. h. Schlangenhals). FAM. SCOPIDAE. 77. Scopus umdretta Gm. Kau am Osi, Wito, Pangani, Aruscha, Salzsumpf, Naiwascha-See. „sinje“ der Suaheli. FAM. ARDEIDAE. 78. Nycticoraz griseus (L.).. Wapokomoland. 79. Ardetta minuta (L.).. Zanzibar. 80. Ardetta pusilla (Vieill.). Zanzibar. 81. Ardea atricapilla Aizel. Ngau, Zanzibar. 82. Ardea comata Pall. Zanzibar, Kipini. 83. Ardea bubulcus Savign. Aruscha. 84. Ardea garzetta L. Zanzibar, Kau am Osi. 85. Ardea alba L. Osi-Fluss. S6. Ardea gularis cineracea Cab. Zanzibar. 87. Ardea ardesiaca Wagl. Bagamajo. 88. Ardea melanocephala Vig. Kingani-Fluss, Pangani, Maurui, Salzsumpf, Malindi, Kipini. 89. Ardea goliath Rüpp. Osi-Fluss, Malindi. FAM. COLUMBIDAE. | Die Tauben im Allgemeinen heissen bei den Suaheli njiwä oder ndiwa. 90. Treron Delalandei (Bp.). Zanzibar, Mombassa, Maurui, Aruscha. Die grünen Tauben heissen in der Suahelisprache „ninga“. 91. Treron Wakefieldi Sh. Engatana. 92. Turtur semitorguatus Rüpp. Zanzibar, Pangani, Mombassa, Lamu, Wapokomoland, Aruscha, Komboko. Auf Zanzibar „hüua“, bei Lamu füngua. [ 93. Turtur senegalensis (L.).. Mombassa, Galaland, Ba- rawa, Pangani, Mkaramo, Masinde. 94. Turtur capicola (Sund.). Zanzibar, Pangani, Mombassa, Aruscha, Matiöm, Naiwascha. Auf Zanzibar „tetere‘‘ genannt. Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 119 95 Turtur albiventris Gray. Usegta, Lindi, Mkaramo (am Pangani). 96. Turiur perspicillata Fschr.etRehw. Ronga-Flüsschen, Ngurumän. 97. Turtur Zugens Rüpp. Nguruman. 95. Oena capensis (L.). Bagamojo, Mambrui, Mkaramo, Klein-Aruscha, Ngurumän. 99. Chalcopelia afra (L.) (chalcospilos Wagl.). Zanzibar, Küstengebiet, Wapokomoland, Aruscha, Ngurumän. „pugi“ auf Zanzibar, „kipure“ bei Mombassa, „kijondi“ bei Lamu. 100. Peristera tympanisiria (Temm.), Zanzibar, Küsten- gebiet, Wapokomoland, Aruscha, Nguruman. „pugi kikombe“ auf Zanzibar. 101. Columba guineensis Briss., Uniamwesi, Komboko, Ngurumän, Naiwascha. FAM. MELEAGRIDAE, Die Helmperlhühner heissen „kanga“, die Haubenperlhühner „kororo“ bei den Suaheli. 102. Aecryllium vulturinum (Hardw.). DBarawa, Massa, Akazienhain längs des Pangani-Flusses von Mkaramo bis Aruscha. 105. Numida coronata Gray. Takaungu, Pangani, Ngaruku, Ngurumän, Naiwascha. 104. Numida mitrata Pall. Dara Salam, Bagamojo, Maurui, Mkaramo, Pare. 105. Numida PucheraniHrtl. Zanzibar (Ostküste), Tom- batu (kleine bewaldete Insel in Norden bei Zanzibar), Bagamojo, Pangani, Ungü, Wapokomoland. FAM. PERDICIDAE, 106. Oaccabis melanocephala (Rüpp.). Makala (südl. Arabien). 107. Francolinus GrantiHrtl. Bagamojo, Pangani, Mom- bassa, Kipini, Lamu, Barawa, Maurui, Pare, Aruscha.*) An der Zanzibarküste allgemein unter dem Namen „kerengende“* bekannt. *) Die Vergleichung von Exemplaren aus Ukamba (Hildebrandt), aus dem Galaland, von Mombassa, Maurui und Pare mit pileatus Smith von Südafrika (Fritsch) und von Inhambane und Tete (Peters) — Finsch führt p. 590 letzteres als Granti auf — ergiebt, dass Granti wesentlich kleiner ist. Den einzigen charakteristischen Unterschied in der Färbung bilden 120 Dr. G. A. Fischer: 108. Francolinus Kirki Hrtil. Tabora.. (Ein Pärchen wurde lebend von einer Karawane von dort mitgebracht.) 109. Francolinus gariepensis Sm. Zanzibar. 110. Francolinus Schuetti Cab. Gross-Aruscha. 11l. Franeolinus Hildebrandti Cab. Gross-Aruscha, Flüsschen wasso njiro unweit Nourumän, Naiwascha. 112. Francolinus Altumdi Fschr. et Rchw. Maurui, Gross- Aruscha, Naiwascha. 113. Pternistes infuscatus Cab. Maurui, Pare, Klein- Aruscha, Mambrui. „Quare“ der Suaheli. \ die kastanienbraunen keilförmigen Flecke auf Kropf und Brust, welche bei Granti weniger gross und ausgebreitet sind; auch ist die dunkele Punk- tirung der Unterseite, besonders der Bauchmitte bei Granti weniger stark hervortretend als bei pileatus. Die beiden pileatus von Inhambane und Tete stehen, was die Grösse anbetrifft, in der Mitte zwischen Granti und pileatus von Südafrika. Die schwarzen bindenartigen Querllecke auf Mantel und Schultern sind kein Artkennzeichen, sondern charakterisiren die noch nicht ausgefärbten Thiere; sie finden sich sowohl bei jüngeren Vögeln von pileatus wie auch von Granti; auch jüngere Kirki besitzen dieselben, und Hartlaub führt diese Zeichnung ebenfalls für seine jüngeren Vögel von ochrogaster an. Ebenso verhält es sich mit den dunklen Querlinien auf Bürzel und Oberschwanzdecken. Die Unterschwanzdecken geben ebenfalls kein Unterscheidungsmerkmal ab; bei 2 Exemplaren von Granti finden sich verwaschene dunkele Flecke und der pileatus von Tete zeigt einfarbig rost- gelbe untere Schwanzdecken. Ein $ Granti von Pare zeigt Bauchmitte und After einfarbig rostgelblichweiss; ein ® aus Ukamba zeigt die Unterseite intensiver ockergelb mit nur schwacher dunkler Punktirung an den Bauch» seiten, ähnlich wie Hartlaub für seine ochrogaster angiebt. Steiss und Unterschwanzdecken sind bei diesem Exemplar roströthliehgelb. In der Kopfzeichnung stimmen pileatus, Granti und Kirki überein; der dunkle Strich auf dem weissen Zügel ist sehr verschieden stark ausgeprägt; bei den 38 ist er im Allgemeinen stärker entwickelt, doch ist er auch bei einem @ von Granti deutlich ausgesprochen. Franecolinus Kirki unterscheidet sich sofort durch die rostrothbraunen, hellumrandeten Schaftflecke der Unterseite; die Punktirung tritt weniger hervor. Im Uebrigen stimmt die Färbung vollkommen mit pileatus und Granti überein. Er ist stärker wie letzterer, aber schwächer wie pileatus von Südafrika. Bei dem alten & zeigen die oberen Schwanzdecken z. Th. einige keilförmige schwarze Schaftflecke, die sich vielleieht noch verlieren, die unteren Schwanzdecken sind rostgelbbräunlich mit spärlicher ver- waschener dunkler Querbänderung; beim noch nicht ausgefärbten 2 sind letztere zahlreicher; die Oberschwanzdecken tragen hier starke Quer- bänderung und dunkele Punktirung. , Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 121 114. Pternistes leucoparaeus Fischr. et Rchw. (J. f. O. 1884, p. 265). Kipini. Fschr. et Rchw. J. f. Orn. 1879, p. 339: Francolinus nudi- collis (Gm.). 115. Pternistes nudicollis (Gm.). Usegua. 116. Coturnix Delegorguei (Deleg.). Gelidja, Bondei. | FAM. VULTURIDAE. 117. Neophron percnopterus (L.). Mossiro (Massai), Usaramo, Malakote (Wapokomoland). Bei-Lamu „täi“ genannt; bei den Massai „motönje“, 118. Neophron pileatus (Burch.). Küstengebiet, Aruscha, Massailand, Usaramo, Wapokomoland. 119. Vultur Kolbi Daud. Takaungu, Wapokomoland, Sigirari. 120.2? Vultiur oceipitalis Burch. Klein-Aruscha. FAM. FALOONIDAE. Die meisten kleineren Falken heissen „kipanga“ bei den Suaheli. 121. Sagittarius serpentarius (Miller.). Mossiro (Massai- land). 122. Polyboroides typicus Sm. Mombassa, Muniuni. 123. Melierax poliopierus Cab. Lamu-Küste. 124. Nisus gabar (Daud.). Usegüa. 125. Nisus badeus (Gm.). Usegua, Mkaramo. 126. Nisus tachiro (Daud.). Lindi. 127. Nisus minullus (Daud.). Wito. 128. Asturinula monogrammica (Temm.). Mombassa, Wito, Wapokomoland, Pangani. 129. Spizaetus occipitalis (Daud.). Bagamojo, Malindi, Wito, Wapokomoland, Maurui, Aruscha. Heisst bei Lamu „kosi kischungi“ (kischungi der Schopf). 130. Milvus Forskali (Gm.). Zanzibar, Küstengebiet, Wa- pokomoland, Maurui, Pare, Aruscha, Massailand bis Naiwascha. Auf Zanzibar „meuwe“, bei Lamu „kengeuwa“ genannt, bei den Gala „rissa“. 131. Baza Verreauxi (Lafr.). Muniuni (Wapokomoland). 132. Elanus melanopterus (Daud.). Zanzibar, Pangani. Mombassa. 133. Haliaetus vocifer (Daud.). Zanzibar, Kingani, Pan- gani, Mombassa, Osi-Tana-Gebiet, Aruscha, Ngurumän, Naiwascha, Bei Lamu „Quasi“ genannt. bar u Dr. 6. A. Fischer: 154. Helotarsus leuconotus Rüpp. Bagamojo. — (Mom- bassa, Mambrui, Bondei.) 135. Cireäetus cinereus Vieill. Küste bei Lamu, Usaramo, Mambrui. 156. Uercäetus fasciolatus Gray. Usaramo. 157. Buteo augur Rüpp. Mombassa, Wito, Aruscha, Nai- - wascha. 138. Duteo desertorum Daud. Maurui. 139. Aguila pennata (Gm.). Maurui. 140. Aguila rapax (Temm.). Klein-Aruscha. 141. Falco Dickinsoni Selat. Lindi. 142. Falco (uvieri Sm. Usaramo. 143. Falco tinnuneulus L. Maurui. 144. Poliohiera® semitorguatus Sm. Massa (Wapo- komoland). ; FAM. STRIGIDAE. | Die Eulen heissen bei den Suaheli bündi oder jündü jündüi. 145. Bubo lacteus (Temm.) Kipini, Wapokomoland, Ngu- ruman, Naiwascha. 146. Scops capenses Sm. Festland bei Lamu. 147. Scotopelia Peli (Temm.). Tana-Flussgebiet. 148. Syrnium Woodfordi (Sm.). Zanzibar, Mombassa, Wito, Wapokomoland, Pangani, Bondei, Maurui. 149. Mieroglaux perlata (Vieill.). Pangani, Pare, Aruscha, Nguruman. 150. Strix flammea L. Zanzibar, Pagani, Lamu. FAM. PSITTACIDAE. 151. Poeocephalus Meyeri (Rüpp.). Akazienhaine am Pangani-Fluss von Mkaramo bis zum Litema-Gebirge am Ronga- Flüsschen. 152. Poeocephalus rufiventris (Rüpp.). In denselben Localitäten wie voriger. 153. Poeocephalus fuscicapillus (Verr.). Lindi, Zan- zibar, Mombassa, Pangani, Usegua, Pare. „Qüarü“ auf Zanzibar, „koensi“ bei Mombassa. 154. Poeocephalus massaicus Fschr. et Rehw. Gross- Aruscha. FAM. MUSOPHAGIDAE. 155. Schizorhis leucogaster Rüpp. Massa, Mkaramo, Pare, Klein-Aruscha, Matiöm, Angäruka. Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 123 156. Schizorhis concolor Sm. Usaramo. 157. Gallirex chlorochlamys Shelley. Pangani, Maurui, - Mandera, Usaramo, Nguru-Berge, Lufidschi. 158. Corythaix Hartlaubi Fschr. etRchw. Gross-Aruscha am Maeru-Berge. Rs 159. Corythaiw Fischert Rehw. Pangani, Takaungu, Wito, Wapokomoland, Bondei, Gross-Aruscha, Komboko, Matiom, Uniamwesi. An der Zanzibarküste allgemein unter dem Namen külü külu oder „kuru kuru“ bekannt. 160. Coryihaix Reichenowi Fschr. Nguru-Berge. 161. Corythaiz Cabanisi Rehw. Bagamojo, Nguru- Berge. *) Der in Cab. J. f. Orn. 1880, p. 141 als Cor. Livingstoni aul- geführte Helmvogel ist Cor. Cabanist; erstere Art ist in den von mir durchforschten Gebieten nicht gefunden worden. Shelley (Proc. Zool. S. 1882, p. 309) führt ©. Livingstoni in der Kirk’schen Col- lection aus Ugogo auf! FAM. COLIIDAE. 162. Colius lewcotis Rüpp. Zanzibar, Mombassa, Takaungu, Kipini, Wapokomoland, Bagamojo, Pangani, Pare, Aruscha, Nguruman. mjumbüru bei Mombassa, mseküku bei Lamu. 163. Colius leucocephalus Fschr. et Rchw. Wapokomo- land, Klein-Aruscha. 164. Colius senegalensis Gm. Mambrui, Pangani, Pare. FAM. CUCULIDAE. 165. Centropus superciliosus H. et Ehr. Zanzibar, Küstengebiet von Lindi bis Lamu, Wapokomoland, Pare, Aruscha, Matiom, Ngurümän, Naiwascha. Im Zanzibar-Dialect „tipitipi“ oder „pitipiti“, im Lamu-Dialect „udugudugu“ genannt. 166. Cenzropus nigrirufus Cuv. Tschara, Gelidja. 167. Zanclostomus australis (Sharpe). Zanzibar, Kipini, Pangani, Masinde, Gross-Aruscha, Nguru-Berge. 168. Coccystes pica (Ehr.) Kipini, Bagamajo, Maurui, Pare, Komboko. *) (C, Cabanisi nähert sich in Bezug auf die Form der Haube mehr dem Livingstoni, indem die vorderen Haubenfedern stärker verlängert sind, als es bei Reichenowi der Fall ist. N DRIG.A Rischer: 169. Coceystes albonotatus Shell. Festland bei Lamu. ' Ein Exemplar von Mombassa (Hildebrandt; Cab. J. £. O. 1878, p. 237 C. serratus) zeigt den weissen Fleck auf der Aussenfahne der äussersten Steuerfeder, das von mir bei Lamu gesammelte Exemplar (J. f. 0. 1878, p. 252 C. serratus) scheint ihn durch Abreiben verloren zu haben. Beide zeigen auf den Unterschwanz- decken grosse graugelbliche Flecke. 170. Coceystes glandarius (L.) Naiwascha. 171. Pachycoceyaz validus (Fschr. et Rehw.). Muniuni. 172. Cueulus nigricans Sws. Lindi, Usaramo, Maurui, Komboko, Mossiro, Gross-Aruseha. 173. Cueulus leptodetus Cab. Kipini. 174. Cuculus Heuglini Cab. Maurui, Pare, Aruscha, Mossiro, Naiwascha. 175. Cuweulus canorus L. Aruscha. 176. Ohrysococcyx smaragdineus Bp. Nguru - Berge. 177. Ohrysococcym Olaasii (Steph.). Kau, Pangani, Maurui, Aruscha, Naiwascha. | 178. Chrysococeyx cupreus (Bodd.). Zanzibar, Lindi, Küstengebiet bis Lamu, Wapokomoland, Pare, Aruscha, Matiöm, Nguru-Berge. FAM. INDICATORIDAE. | Heissen bei den Suaheli: „moneschi nyuki“ d.h. Bienenanzeiger. 179. Indicator minor Steph. Lindi, Bagamojo, Malindi. 180. Indicator major Steph. Litema-Gebirge bei Klein- Aruscha. 181. Indicator Sparmanni Steph. Maurui, Naiwascha, Ualimi. 132. Indicator variegatus Less. Ualimi. 185. Jynx pectoralis Vig. Naiwascha. | FAM. TROGONIDAE. 154. Hapaloderma narina (Vieill.) Wito, Tana - Fluss- gebiet, Bagamojo, Usaramo, Nguru-Berge, Pangani. Es ist mir nicht möglich gewesen, zwischen den von mir ge- sammelten Vögeln aus Ostafrika und solchen aus dem Kaffernlande im Berl. Mus. einen Unterschied zu finden. FAM. CAPITONIDAE. 185. Barbatula simplex Fschr. et Rchw. Pangani. 186. Bardatula affinis Fschr. et Rchw. Malindi, Kipini, Gross-Aruscha. . Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 125 187. Barbatula FischeriRcehw. Zanzibar, Pangani, Gala- land. 188. Megalaema leucotis Sund. Masinde, Komboko. 189. Tricholaema stigmatothoraw Cab. Pangani, Pare, Klein-Aruscha. 190. Tricholaema lacrymosa Cab. Pangani. 191. Pogonorhynchus albicauda Shell. Ronga-Flüsschen bei Klein-Aruscha. 192. Pogonorhynchus melanopterus (Ptrs.). Mombassa, Takaungu, Kipini, Wapokomoland, Pangani, Aruscha. 193. Pogonorhynchus irroratus Cab. Wanikaland, Pangani, 194. Pogonorhynchus frontatus Cab. Matiöm, Nai- wascha. 195. Trachyphonus Boehmi Fschr. et Rehw. Wapo- komoland, Barawa, Wanikaland, Nguru-Berge, Pare, Aruscha. Fschr. et Rehw. J. f. ©. 1879, p. 342: Trachyphonus squami- ceps Heugl. Schalow, J. f. O. 1883, p. 346: 7r. margaritatus (Rüpp.). Cab., J. f. O. 1878, p. 240.: Tr. Arnaudi' (Prev. et Desell.). 196. Trachyphonus cafer (Vieill.). Mandera am Wami- Fluss. FAM. PICIDAE. Die Spechte heissen in der Suabeli-Sprache „gogota“ oder „kigogota“ d. h. Klopfer. 197. Mesopicus namaguus (Licht). Muniuni, Neuru- Berge, Usegua, Klein-Aruscha. Fschr. et Rehw., J. £. O. 1879, p. 343: Picus schoensis Rüpp. — Schalow, J. f. O. 1883, p. 347: Dendrobates schoensis (Rüpp.). — Alle von Hildebrandt, Böhm und mir gesammelten Exemplare sind der echte namaquus. — Shelley (P. Z. S. 1881, p. 593) führt in der Kirk’schen Collection Picus schoensis Rüpp. aus Ugogo auf. 198. Mesopicus rhodeogaster F'schr. et Rehw. Gross- und Klein-Aruscha, Naiwascha. 199. Dendropicus zanzibari (Malh.). Zanzibar. Fschr. et Rcehw., J. f. 0. 1878, p. 254: P. Hartlaubi (Mall). — Cf. Hargitt, Ib. 1883, p. 441. 200. Dendropicus Hemprichi (Ehr.). Zanzibar, Mom- bassa, Ngurumän, Barawa. 201. Campothera imberbis (Sund.). Zanzibar, Pangani. 126 .. Dr. @ A. Fiseher: 202. Campothera Abingon? (Sm). Usaramo, Mandera (am Wami-Fluss), Gross-Aruscha. 203. Campothera mombassteus Fschr. et Rehw. Mom- bassa. Fsehr. et Rehw., J. f. 0. 1878, p. 254: Picus Abingoni’Sm. — Hargitt, Ib. 1883, p. 475. 204. Campothera nubicus (Gm.). Kau, Barawa, Usaramo, Pangani. FAM. BUCEROTIDAE. 205. Tmetoceros abyssinicus (Gm.). Bagamojo, Usa- ramo, Maurui. 206. Buceros cristatus Rüpp. Nguru, Gross-Aruscha, Mkaramo (am Pangani), Masinde. 207. Buceros buccinator (Temm.). Lindi, Nguru, Usa- ramo, Pangani, Wito. 208. Lophoceros melanoleucos (Licht.). Lindi, Baga- mojo, Usegua, Usaramo, Pangani, Wito. 209. Lophoceros nasutus (L.). Wanikaland. 210. Rhynchaceros DeckeniCab. Mkaramo, Ngurumän, Wanikaland, Barawa. 211. Rhynchaceros erythrorhynchus (Temm.). Usa- ramo, Ngurumän, Mossiro. FAM. ALCEDINIDAE. 212. Halcyon chelicutensis (Stanl.). Zanzibar, Küsten- gebiet, Aruscha, Naiwascha, Wapokomoland. „Silessile“ auf Zanzibar. 213. Halcyon orientalis Ptrs. Pangani, Mombassa, Osi- Mündung. 214. Haleyon irrorata Reichb. Zanzibar, Pangani, Klein- Aruscha, Mombassa, Osi-Fluss. 215. Halcyon semicoerulea (Forsk.). Zanzibar, Bagamojo, Usaramo, Pangani, Maurui, Aruscha, Ngurumän, Mombassa, Wapo- komoland. 216. Corythornis eristata (L.). Zanzibar, Pangani, Mom- bassa, Malindi. 217. Ispidina picta (Bodd.). Zanzibar, Usegua, Mombassa, Malindi, Nguruman. 218. Ceryle rudis (L.). Zanzibar, Usegua, Maurui, Wapo- komoland. 219. Ceryle maxima (Pall.). Massa (Tana-Fluss.). Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 127 FAM. MEROPIDAE. Die Bienenfresser heissen bei Lamu „rongwe‘, 220. Merops superciliosus L. Zanzibar, Pangani, Galla- land. 221. Merops nubicus Gm. Bagamojo, Mambrui, Lamu-Küste, Wapokomoland. „simbarongwe“ bei Lamu genannt. 222. Merops albicollis Vieill. Bagamojo, Pangani, Aruscha, Wito. . 223. Melittophagus albifrons (Cab.). Naiwascha. 224, Melittophagus ceyanostictus Cab. Bagamojo, Pau- gani, Sigirari, Ngurumän, Mombassa, Galaland, Lamu. (Cab., J. f. O. 1875, p. 340.) FAM. UPUPIDAE. 225. Irrisor erythrorhynchus (Lath.). Zanzibar, Pan- gani, Nguru, Wanikaland, Wito. 226. Rhinopomastus cyanomelas (Vieill.).. Bagamojo, Nouru, Pangani, Aruscha, Mombassa, Wanikaland, Malindi, Wito. 227. Rhinopomastus Cabaniside Fil. Mossiro, Barawa. 228. Upupa decorata Hrtl. Maurui, Klein-Aruscha, Neuruman. FAM. CORACIIDAE. 229. Coracias garrula L. Massa. 230. Coracias caudata L. Zanzibar, Bajamojo, Takaungu, Wito, Pangani. Auf Zanzibar „mrututu“ genannt. 231. Eurystomus afer (Lath.). Zanzibar, Takaungu, Bam: Bagamojo, Nguru. FAM. CAPRIMULGIDAE. 232. Caprimulgus Fossir. Uerr. Zanzibar, Küstengebiet von Lindi bis Lamu, Wapokomoland, Aruscha, Nguruman, Barawa, Bei Lamu „bakobako“ genannt, oder „watschiwatschi“. 233. Cosmetornis vewillarius (Gould... Ngurumän. FAM. CYPSELIDAE. 234. Oypselus parvus Licht. Zanzibar, Bajamojo, Pangani, Maurui, Takaungu, Lamu. 235. Cypselus affinis Gray. Kiwangaine (Massailand), Naiwascha. 236. COhaetura stietilaema Fschr. et Rehw. _ Ualimi, Usegua (unweit Kipümbui). 128 Dr. G. A. Fischer: In der Uebersicht J. f. O. 1879, p. 344 als Oypselus stieti- laemus aufgeführt. FAM. HIRUNDINIDAE. Die Schwalben heissen in der Suaheli-Sprache ‚„mbajüwäi“ oder „mbaruwäi“. 237. Cotyle rufigula Fehr. et Rchw. Naiwascha. 235. Atticora holomelaena (Sund.). Maurui. 239. Hirundo Monteiri Hrtl. Bagamajo, Pangani, Malindi, Tana-Mündung, Klein-Aruscha, Komboko. 240. Hirundo puella Temm. Bagamojo, Pangani, Ngurumän, Mombassa, Wito, Barawa. A: 241. Hirundo filifera Steph. Zanzibar (Stadt; August), Lindi, Tschara, Wapokomoland. 242, Hirundo aethiopica Blanf. Mombassa, Malindi, Pangani, Maurui, Klein-Aruscha, Komboko, Mossiro. 245. Hirundo albigularis Steckl. Malindi, Bajamojo. 244. Hirundo rustica L. Maurui, Mkaramo, Usaramo, Ualimi, Barawa. FAM. CAMPEPHAGIDAE. 245. Campephaganigra (Vieill.). Pangani, Maurui, Kipini, Muniuni. 246. Campephaga wanthornoides Less. Gross-Aruscha, Naiwascha. FAM. MUSCICAPIDAE. 247. Dutalis grisola (L.). Zanzibar, Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Maurui, Aruscha. 248. Muscicapa cinereola Hrtl. et Finsch. Muniuni. 249. Alseonax murina Fschr. et Rehw. Gross -Aruscha. 250. Diopirornis Fischeri Rchw. Gross-Aruscha, Nai- wascha. 251. Bradyornis pallida (v. Müll.). Küstengebiet von Lindi bis Lamu, Usaramo, Pangani, Maurui, Mkaramo, Aruscha. 252. Bradyornis grisea Rehw. Gross-Aruscha, Dönjo Ngai, Ngurumän. 253. Bradyornis murina Hrtl. Naiwascha. 254. Melanopepla tropicalis Cab. Maurui, Pare, Klein- Aruscha. Cab. J. f. Orn. 1884, p. 241. 255. Erythrocercus Thomsoni Shelley. Lindi. Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 129 256. Trochocercus beivittatus Fschr. et Rchw. Pangani, Usegua, Muniuni. 257. Terpsiphone Ferreti (Guer.). Zanzibar, Küsten- gebiet von Bagamojo bis Lamu, Wapokomoland, Maurui, Aruscha, Ngurumän. Auf Zanzibar „mkia mrefu“ (Langschwanz) genannt. 258. Ohloropeta massaica Fschr. et Rehw. Komboko (am Kilima-Ndjaro). 259. Bias musvcus Vieill. Lindi, Pangani, Maurui. 260. Phrynorhamphus capensis (Smith.). Lindi, Usa- ramo, | 261. Batis pririt (Vieill.). Zanzibar, Pangani, Mombassa, Gross-Aruscha. 262. Batis senegalensis (L.). Zanzibar, Bagamojo, Pan- gani, Mombassa, Malindi. 265. Platystira peltata Sund. Maurui, Usegüa, Mombassa. FAM. LANTIDAE. EN 264. Nilaus drubru (Lath.). Wapokomoland, Mossiro, Usaramo. 265. Necator gularis Hartl. et Finsch. Mocambique, Lindi, Pangani, Nguru, Wito. 266. Dryoscopus sticturus (Hartl. et Finsch.). Nai- wascha. 267. Dryoscopus aethiopicus (Gm.). Gross-Aruscha. 268. Dryoscopus major mossambicus Rchw. Mo- gambique. 269. Dryoscopus cubla (Shaw.). Lindi, Zanzibar, Küsten- gebiet bei Lamu, Wapokomoland, Wito, Maurui, Aruscha. 270. Dryoscopus sublacteus Cass. Zanzibar, Küsten- gebiet von Bagamojo bis Lamu, Wapokomoland, Maurui, Aruscha, Komboko.*) Wird auf Zanzibar „migo“ genannt. 271. Dryoscopus affines (Gray). Zanzibar, Küstengebiet bis Lamu, Wapokomoland, Maurui, Aruscha. *) Die Nester fand ich im Mai und Juni auf Zanzibar im Innern von Mangobäumen, sie sind nach Lanius-Art verfertigt; das Gelege besteht aus 2 Eiern; dieselben sind 20—22 mm. lang, 17—18 dick; auf glänzendem blass grünlichblauem Grunde mit matten violettgrauen und stärker hervor- tretenden bräunlichen grösseren und kleineren, rundlichen und länglichen Flecken besetzt, die vorzüglich am stumpfen Ende stehen. Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 170. April 1885. g un. Dr. G. A. Fischer: 272. Rhynchastatus funebris (Hrtl.). Mombassa, Pare, Aruscha, Ngaruka. Die Vergleichung zahlreicher Exemplare von Ugogo, Gonda, Kakoma (Böhm), Ukamba (Hildebrandt) und von Pare, Aruscha, Ngaruka, Mombassa ergiebt, dass eine kleinere Art lugubris Cab. ‚nicht haltbar ist. Die Flügellänge schwankt zwischen 83 und 92 mm, die Schwanzlänge zwischen 75 und 84. In derselben Localität finden sich kleinere und grössere Exemplare. Die Vögel aus dem Innern scheinen im. Allgemeinen stärker zu sein. Auch zeigen die 22 geringere Maasse. Das von mir auf Mombassa er- legte & gehört zu den kleineren Exemplaren. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dieser Art die Küstenregion wenig zusagt, in der sie nur sehr selten bemerkt wird, während sie im Innern eine häufige Erscheinung ist. Die Stimme variirt in den ver- schiedenen Gebieten. 273. Rhynchastatus nigerrimus Fschr. etRehw. Kipini, Wapokomoland. 274. Chlorophoneus quadricolor (Cass.). Malindi, Mkaramo. 275. Chlorophoneus sulfurcipectus (Less.). Pangani, Malindi, Wapokomoland, Maurui, Mkaramo, Gross-Aruseha. 276. Meristes olivaceus (Vieill... Küstengebiet von Ba- gamojo bis Lamu, Usaramo. Heisst bei Malindi und Lamu „nguo.“ 277. Telephonus irivirgatus Sm. Naiwascha. 278. Telephonus erythropterus (Shaw.). Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu. „kissitcho“ auf Mombassa und bei Lamu. 279. Telephonus minutus Hrtl. Pangani. 280. Sigmodus scopüfrons (Ptrs.) Lindi, Nguru-Berge. 281. Prionops graculinus Cab. Maudera, Pangani, Wa- nikaland, Lamu, Wapokomoland. 252. Prionops talacoma Smith. Mkaramo, Maudera, Usegua. 285. Prionops poliocephalus (Stanley). Massa. 234. Prionops poliolophus Fscehr. et Rehw. Naiwascha. 285. Eurocephalus Rüppelli Bp. Mkaramo, Ngurumän, Wapokomoland, Barawa. Cab. J. f. O. 1878, p. 225; Fschr. et Rehw. J. f. O. 1879, pP: 347: Eur. anguitimens Gm. Uebersieht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 131 286. Urolestes melanoleucus (Jard.). Aruscha, 287. Fiscus caudatus (Cab.). Maurui, Aruscha, Wanika- land, Lamu, Wapokomoland, Barawa.*) 288. Fiscus humeralis (Stanl.. Aruscha, Naiwascha. 289. Enneoctonus minor (Gm.). Mossiro. 290. Enneoctonus collurio (L.). Zanzibar,. Maurui. 291. Enneoctonus affinis Fschr. et Rehw. Lindi, Klein- Aruscha. Conf. J. f. Orn. 1884, p. 261; und v. Madaräsz, Ztschr. f. d. ges. Orn. 1884, Heft IV. 292. Lanius phoenicuroides Sewerz. Bagamojo, Maurui, Kipini. 295. Lanius speculigerus Tacz. Maurui. FAM. DIORURIDAE, 294. Dierurus divaricatus (Licht.). Zanzibar, Küsten- gebiet von Bagamojo bis Lamu, Wapokomoland, Maurui, Pare, Aruscha, Ngurumän. „mlamba“ oder „mramba“ auf Zanzibar, „kosimamba“ bei Lamu. 295. Dierurus Ludwigi Sm. Muniuni (Wapokomoland). FAM. CORVIDAE. 296. Archicoraz albicollis (Lath... Bondei, Maurui, Aruscha, Matiom, Mossiro, Naiwascha. 297. Corvus scapulatus Daud. Zanzibar, Bagamojo, Pan- ganı, Mombassa, Malindi. „küngürü“ auf Zanzibar, „kürabü“ bei Lamu genannt. 298. Corvus umdbrinus Hedenb. Sund. Barawa. FAM. STURNIDAE. 299. Amydrus Rüppelli Verr. Nguru-Berge. Da das vorliegende Exemplar im Vergleich zu südafrikanischen morio im Berl. Museum einen stahlblauen anstatt violetten Glanz zeigt, so wurde es der nordafrikanischen Art zugerechnet. &, Flügel 155, Firste 31 mm. — (Heugl. Orn. N. O. Afr. p. 524.) *) Das nach Lanius-Art verfertigte Nest steht in dornigen Sträuchern oder niedrigen Bäumen; die Eier sind 25—27 mm lang, 18—19 mm dick; sie sind auf blass graugelblichweissem Grunde mit am stumpfen Ende kranzartig angeordneten matten grösseren und kleineren grauvioletten und bräunlich gelben Tupfen und Flecken versehen, die in der Eibreite nur sehr vereinzelt stehen, während die Spitze einfarbig ungefleckt ist. 9* 132 Dr, G. A. Fischer: 300. Lamprotornis purpuropterus Rüpp. Pangani, Ngurumän, Wito, Wapokomoland, Lamu. 301. Cosmopsarus regius F'schr. et Rehw. Massa, Pare. 302. Lamprocolius melanogaster (Sws.). Lindi, Baga- mojo, Usaramo, Pangani, Kipini, Wito, Zanzibar. 303. Lamprocolius sycobius Pirs. Lindi, Wanikaland, Naiwascha. ' 304. Notauges superbus (Rüpp.). Pare, Klein-Aruscha, Ngurumän, Barawa. 305. Notauges Hildebrandti Cab. Massa. 306. Notauges Fischeri Rehw. Pare. 307. Pholidauges Verreauzi Boc. Zanzibar, Mocambique, Lindi, Bagamojo, Maurui, Pare, Lamu, Wapokomoland. 308. Speculipastor bicolor Fschr. et Rchw. Kipini, Wapokomoland. 309. Buphaga erythrorhyncha (Stanl.. Mombassa, Aruscha, Sigirari, Mossiro, Wito, Maurui. FAM. ORIOZIDAE. 310. Oriolus Rolleti Salv. Bagamojo, Pangani, Klein- Aruscha, Mombassa, Wapokomoland. Die von mir gesammelten Exemplare gehören alle dieser kleineren Form von /arvatus an, die aber nicht, wie Shelley (Pr. Z. S. 1881, p. 576) thut, mit dem westafrikanischen dbrachy- rhynchus Swns. vereinigt werden kann. 311. Orcolus notatusPtrs. Zanzibar, Nguru-Berge, Pan- gani, Pare, Masinde, Mombassa, Wanikaland, Mambrui. 312. Oriolus galbula L. Pare, Maurui. FAM. PLOCEIDAE. 313. Textor Dinemelli Horsf. Wapokomoland, Barawa, Pare. 314. Textor intermedius Cab. Pare, _ Aruscha, Utimi (nördlich von Ngurumän). ‚315. Sycobrotus Kersteni Hartl. et Fschr. Zanzibar, Usegua, Nguru, Bondei, Maurui, Wito, Wapokomoland. 316. Sycobrotus bicolor (Vieill.). Lindi. 317. Calyphantria melanotis (Lafrsn.). Naiwascha. 318. Calyphantria erythrogenysFschr.etRchw. Maurui, Pare. 319. em iulegle Reichenowi (Fschr.). Sigirari, Gross-Aruscha, Naiwascha, Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 133 320. Hyphanturgus nigricollis (Vieill.).*) Kipini, Wapokomoland, Gross- Aruscha. 321. Ayphanturgus oculartus (Sm.). Bagamojo, Pan- gani, Usegua, Mombassa, Kipini, Wapokomoland, Aruscha, Nai- _ wascha. 322. Hyphantornis rubiginosus (Rüpp.). Mambrui, Barawa. Rehw., Orn. Centralbl. 1881, p. 79. J. f. O. 1881, p. 334: Hyphantornis castanosoma. 323. Hyphantornis dimidiatus Salv. Klein-Aruscha. 324. Hyphantornis Cabanisi Ptrs. Pangani, Maurui, Malindi, Mambrui, Massa. Unsere Exemplare sind der echte Cabanisi, nicht wie Shelley (Pr. Z. S. 1881, p. 584) zu vwermuthen scheint, 7. nigrifrons Cab. 325. Hyphantornis vitellinus Licht. Ngurumän. 326. Hyphantornis nigriceps Lay. Bagamojo, Pangani, Wapokomoland, Barawa. 327. Hyphantornis aureoflavus (Sm.). Zanzibar, Takaungu, Pangani. „mnana“ auf Zanzibar. 328. Hyphantornis Bojert Hrtl. et Finsch. Zanzibar, Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Aruscha, Matiöm, Wapo- komoland, Barawa. *, Hyphanturgus melanoxanthus Cab. ist ? zu nigricollis (Fschr. J.f. O. 1879, p. 280), ebenso wie Hyphanturgus jonquillaceus (Vieill.) Q zu H. Grayi (Verr.) ist. — Zu der Gattung Hyphanturgus Cab. gehören ausser den ge- nannten noch H. Emini (Hartl.), brachypterus (Swns.) und subpersonata Cab. Die Arten, dieser Gattung unterscheiden sich von denen der Gattung Hyphan- tornis durch den schwächeren, gestreckteren Schnabel, der bei beiden Geschlechtern schwarz gefärbt ist. Die 2? sind nicht wie die der Hyphan- tornis-Arten von den J'y' sehr verschieden gefärbt (sperlingsartig) und unter sich oft zum verwechseln ähnlich, sondern unterscheiden sich nur durch eine andere Kopfzeichnung; sie bauen wie die Gattungen Sycobrotus und Calyphantria Nester mit langer Eingangsröhre (retortenförmige) und leben ebenfalls einzeln oder paarweise‘, seltener findet man wenige Paare zu- sammennistend, nie grosse Colonien wie bei Hyphantornis,; die Nahrung besteht wie bei Sycobrotus und Calyphantria. ausschliesslich in Insekten, während die Hyphantornis-Arten sowohl animaler wie vegetabilischer Nahrung nachgehen, letztere aber vorziehen und während der Erntezeit ausschliesslich von derselben leben. Bei der Gattung Sycobrotus, welche sich durch anders geformten und hellfarbigen Schnabel von Hyphanturgus unterscheidet, sind 7‘ und ?2 gleichgefärbt, 134 | Dr. 6. A. Fischer: Von Mombassa bis Lamu „koti“ genannt, mit welchem Namen auch die anderen Zyphantornis-Arten bezeichnet werden. 329. Nigrita Arnaudi Puch. Matiöm, Nguruman. 330. Nigrita Cabanisi Fischr. et Rchw. Pare. 331. Philagrus melanorhynchus Hgel. Ngurumän. 332. Coryphegnatus unicolor (Fschr. et Rchw.). Zan- zibar, Bagamojo, Mombassa, Wapokomoland, Pangani, Bondei, Maurui, Aruscha. FAM. SPERMESTIDAE. 839. Hyphantica erythrops (Hrtl.). Pangani, Ualimi. 334. Hyphantica cardinalis Hrtl. Ngurumäan. 895. Ayphantica una, (Sund.). Pangani, Kipini, Massa, Pare, Ngurumän. 336. Hyphantica sanguinirostris (L.). Pangani, Usegua, Malindi, Mitole, Barawa. 337. Euplectes flammiceps Swns. Lindi, Zanzibar, Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Nguru-Berge, Maurui, Aruscha, Ngurumän. „baniani mkuba“ auf Zanzibar („mkuba“ gross). 338. Euplectes Friederichseni Fschr. et Rchw. Neu- ruman. | 339. Euplectes nigriventris Cass. Lindi, Zanzibar, Ba- gamojo, Pangani, Maurui, Mombassa, Lamu, Tschara. „baniani mdogo“ auf Zanzibar („mdogo“ klein). 340. Euplectes diadematus F'schr. et Rehw. Malindi, Wapokomoland, Lamu, Pangani, (Zanzibar ?). „mbära“ bei Malindi und Lamu. 341. Orynz capensis (Lindi, Bagamojo, Pangani, Lamu- Küste, Süsua (unweit des Naiwascha See’s). Die im Innern gesammelten Exemplare sind grösser wie die von der Küste stammenden. 342. Urobrachya zanzibarica Shelley. Mocambique, Maurui, Tschara, Engatana. *) *), die Nester sind an sumpfigen Stellen im Hochgräse angebracht; sie ähneln den Nestern von Euplectes, sind aber grösser und fester gewebt; die Eier sind 18—19 lang, 14—15 mm breit, auf graugrünem Grunde mit mehr oder weniger grossen und zusammenfliessenden graubraunen oder bräunlieh violetten Flecken und feinen Pünktchen besetzt, welche oft das ganze stumpfe Ende einnehmen; zuweilen sind einzelne schwärzliche Pünkt- chen eingestreut, | Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten, 135 Bschr et Iıchw.;.Jd. %..0441879, p. 351; Cab. J. 1. O. 1878, p. 231: Penthetria ame is (L.). Bei Lamu und im Wapokomoland „tschongwe“ genannt. 343. Urobrachya egues (Hıtl). Maurui. 344. Urobrachya albonotata (ÜCass.). Lindi. 345. Penthetria macroura (Gm.). Malindi. 346. Penthetria laticauda Licht. Komboko, Susua. 347. Coliostruthus ardens (Bodd.). Nguru-Berge. 348. Steganura Verreauzi (Cass.). Mocambique, Lindi, Usegua, Klein-Aruscha, Nsurumän, Wapokomoland, Barawa. 349. Linura FischeriRchw. Usegua (unweit Kipumbui), Matiöm. 350. Vidua principalis L. Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Usegua, Wapokomoland, Maurui, Aruscha, Ngurumän. 381. Vidua splendens Fischr. et Rchw. Kibaradja, Ngu- rumän. 352. Hypochera uliramarina (Gm.). Kipumbui, Pare, Aruscha, Ngurumän, Usegua, Lindi. 353. Hypochera purpurascens Rehw. Usegüa, Lindi. 354, Habropyga erythronota Vieill. Ngaruka. 355. Habropyga astrild minor Cab. Zanzibar, Küsten- gebiet von Bagamojo bis Lamu, Usegua, Wapokomoland, Aruscha. 356. Uraeginthus phoenicotis (Swns.). Bagamojo, Use- gua, Pangani, Aruscha, Ngurumän; Mombassa. 357. Uraegeinthus ianthinogaster Fschr. et Rchw. Massa, Klein-Aruscha, Barawa. Cab.-J. 1. ©. 1878, p. 229: ? eos granatinus (L.). 358. Pitylia melba (L.). Usegua. Die Pitylia- und verwandten Arten werden bei Lamu „kissiji“ senannt. 359. Pitylia citerior Strekl. Massa, Ngaruka, Pare. 360. Priylia Wieneri Fnsch. (cinereigula Cab.). Zan- zibar. 361. Lagonosticta minima (Vieill.). Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Wapokomoland, Pare, Aruscha, Ngurumän. 362. Hypargos niveiguttata (Ptrs.). Mocambique, Lindi, Pangani, Pare, Malindi. 363. Sporothlastes fasciatus (Gm.). Ngurumän, Usegua. 364. Amauresthes fringilloides (Lafr... Mocambique, Zanzibar. 136 Dr. G. A. Fischer: Bei den Bewohnern von Zanzibar „tongo, simba“ genannt („simba“ der Löwe). 365. Uroloncha cantans (Gm.). Mossiro. 366. Spermestes caniceps (Fschr. et Rchw.). Massa. 367. Spermestes rufodorsalis Ptrs. Zanzibar, Baga- . mojv, Pangani, Mombassa, Wapokomoland. „tongo konga“ auf Zanzibar. 368. Spermestes cucullatus Swns. Zanzibar, Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Wapokomoland, Aruscha. Auf Zanzibar „tongo pofu“ genannt. 369. Oryzornis oryzivora (L.). Zanzibar. Heisst auf Zanzibar „suardi“. FAM. FRINGILLIDAE. 370. Xanthodira pyrgita Hgl. Wapokomoland, Pare, Klein-Aruscha, Naiwascha. 371. Passer diffusus Sm. Zanzibar, Bagamojo, Pangani. „schore uanda“ (uanda — Gehöft) auf Zanzibar, „kojo“ auf Mombassa und Lamu genannt. 372. Passer Swainsoni Rüpp. Malindi, Wapokomoland, Aruscha, Naiwascha. 373. Passer rufoeinctus Fschr. et Rchw. Naiwascha. 374. Sorella Emini Hrtl. Ngurumän. 375. Crithagra strlolata (Rüpp.). Gross-Aruscha. 376. Crithagra angolensis (Gml.). Naiwascha. Cr. atrogularıs Sm.; Fischer, Ztschr. f. d. ges. Ornith. 1884, p. 322. 377. Orithagra chrysopyga Sws. Zanzibar, Mocam- bique, Küstengebiet von Bagamojo bis Lamu, Wapokomoland, Matiöm. Allgemein unter dem Namen „tscheriko“ bekannt; bei Lamu auch „kinangu nangu“ genannt. 378. Crithagra flavivertex Blanf. Gross-Aruscha. 379. Crithagra imberbis Cab. (chloropsis Cab. nec Bp.). Zanzibar. 380, Crithagra sulfurata (L.). Naiwascha. 381. Chrysomitris melanops (Hgl... Naiwascha, Gross- Aruscha. 382. Polymitra flavigastra (Rüpp.), Usaramo, Pan- gani, Maurui, Aruscha, Ngaruka, Naiwascha, Wapokomoland, Barawa. ’ Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 137 | FAM. MOTACILLIDAE. 383. Anthus Raalten?! Temm. Zanzibar, Küstengebiet von Lindi bis Barawa, Wapokomoland, Aruscha, Naiwascha. „mtafia“ auf Zanzibar genannt. 384. Anthus Gouldi Fras. Naiwascha. 385. Anithus sordidus Rüpp. Naiwascha. 386. Macronyz croceus (Vieill.). Lindi, Bagamojo, Usa- ramo, Maurui, Pare, Aruscha, Galaland, Wapokomolard, Lamu, Barawa. 387. Macronyx tenellus Cab. Galaland, Wapokomoland, Pare, Lamu, Barawa. 388. Motacilla vidua Sund. Tana-Fluss-Gebiet, Maurui, Barawa. 389. Budytes flavus (L.). Zanzibar, Küstengebiet von Bagamojo bis Barawa, Wapokomoland, Massailand. FAM. ALAUDIDAE, 390. Coraphites leucotis (Stanl.). Malindi, Wapokomo- land. 391. Coraphites leucoparaea Fschr. et Rchw. Klein- Aruscha, Salzsteppe bei Ngurumän. 392. Spilocorydon hypermetrus F'schr. et Rehw. Kiba- radja, Usaramo, Pare, Sigirari, Naiwascha. 393. Megalophonus planccola (Licht... Usaramo. 394. Megalophonus Fischeri Rehw. Usaramo, Pangani, ‘ Mombassa, Wanikaland, Wapokomoland. Cab. J. f. O. 1878, p. 228: Meg. Buckleyi (Shell.). 395. Megalophonus poeceilosterna (Fschr. et Rchw.). Kibaradja, Pare. Die im J. £. O. 1884, p. 55 als Megalophonus massaicus neu beschriebene Lerche ist poeczlosterna. 396. Megalophonus ruficeps (Rüpp.). Naiwascha. FAM. BRACHYPODIDAE. 397. Pycnonotus Layardi Gurney. Zanzibar, Küsten- gebiet, Wapokomoland, Maurui, Pare, Aruscha. Suaheli: „Schore‘“ oder „schore pilipili“ (pilipili = Pfeffer, weil _ er die Früchte des rothen Pfeffer frisst), auf Mombassa auch „telecatüi“ genannt. 398. Andropadus flavescens Hrtl. Zanzibar, Küsten- gebiet, Wapokomoland, Usaramo, Pare, Aruscha, Komboko, Bei Lamu „sofi‘“ genannt, 138 | \ Dr. 6. A. Fischer: 399. Chlorocichla flaviventris (Sm.). Lindi, Pangani, Masinde, Mombassa, Lamu, Wapokomoland, 400. Kenoctchla tenuirostris Fschr. et Rehw. Lindi. J. f. Orn. 1884, p. 262. 401. Phyllostrephus capenses (Sws.). Usaramo, Usegua, Masinde. 402. Phyllostrephus strepitans (F'schr. et Rehw.) Ma- lindi, Ngurumän. 403. Phyllostrephus Fischeri(Rchw.). Muniuni, Maurui. 404, Phyllostrephus parvus Fschr. et Rehw. Naiwascha J. £. Orn. 1884, p. 262. FAM. MELIPHAGIDAE. 405. Zosterops tenella Hrtl. Kipini, Tschara. 406. Zosterops senegalensis Bp. Gross-Aruscha. 407. Zosierops eurycricotus Fschr. et Rchw. Gross- ‘ Aruscha, FAM. NECTARINIIDAE. Die Nectarinien heissen in der Suahelisprache „Tschosi“ oder „Kitosi“. | 408. Anthothreptes orientalis Hrtl. Usegua, Maurui, Pare, Aruscha, Wapokomoland, Barawa. Fschr. et Rehw., J. f. O. 1879, p. 347: Cinnyris Longuemarü (Less.). Cab. J. f. 0. 1878, p. 227; Schalow, J. f. O. 1885, p. 360: Anthoihreptes Longuemariv Ges). 409. Anthodiaeta zambesiana (Shell.). Zanzibar, Pan- gani, Maurui, Aruscha, Mombassa, Lamu, Wapokomoland. Auf Zanzibar „tschosi mhogo“ genannt, weil oft in den Maniok- feldern (mhogo — Maniok) nistend. Fschr. et Rehw., J. £. O. 1878, p. 260: Nectarinia collaris (Vieill.). Cab. J. f. O. 1878, p. 226: Anthodiaeta collaris (Vieill.). 410. Oinnyris gutturalis (L.). Zanzibar, Pangani, Maurui, Aruscha, Mombassa-Lamu, Wapokomoland, Barawa. Auf Zanzibar tschosi katembo*) genannt. *) Katembo heisst der Säufer, so benannt, weil sie häufig bei dem Ver- suche, die kleinen Insekten, welche in die zum Auffangen des Palmweins bestimmten Gefässe gefallen sind, aus jenen zu fangen, zu viel von der be- rauschenden Flüssigkeit mit geniessen und so halbtrunken gefangen werden, Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 139 411. Cinnyris micerorkynchus Shell. (Jardiner Hıtl. nec Verr.). Zanzibar, Pangani, Mombassa. Cab. J. f. Orn. 1878, p. 227; F'sschr. et Rehw., J. f. Orn. 1879, p- 347: Cinnyris Jardinei (Verr.). 412. Cinnyris Kirki Shell. Mombassa, Mambrui, Tschara, Gross-Aruscha. Synonym mit Oinnyris Kalckreuthl Cab. J. f. O. 1878, p. 227. 413. Cinnyris FalkensteiniFschr. et Rchw. Naiwascha. Cab. J. f. 0. 1878, p. 227: Cinnyris affinis Rüpp. Jüngere Exemplare zeigen den Rücken mehr grünlich wie bei affinis. 414. Cinnyris olivaceus Sm. Zanzibar, Lindi. 415. C'ennyris Fischerei Rehw. Mocambique, Pangani. 416. Drepanorhynchus ReichenowiFschr. Naiwascha. 417. Nectarinda melanogastra Fschr, et Rehw. Ngu- rumän. FAM. PARIDAE. 418. Parus aldiventris Shell. Naiwascha. 419. Parus ndiger Bp. Usegua. j 420. Parus fringillinus Fschr. et Rchw. Gross-Aruscha am Maeru-Berg. 421. Parisoma Boehmi Rcehw. Pare, Matiöm. FAM. TIMELUDAE. 422, Argya rubiginosa(Rüpp.). Pangani, Maurui, Aruscha, Nsurumän, Mombassa, Kipini, Kau. 423. Orateropus KirkvSharpe. Naiwascha, Maurui. (Lay. b. >. Afr., ed. Sharpe, P. 3, p. 213.) (Orateropus hypostictus Cab. et Rehw., J. f. Orn. 1877, pp. 25 und 103.) 424. Crateropus sgquamulatus Shell. Mombassa, Eau Shelley, Ib. 1884, p. 43, Fschr. et Rchw., J.f. O. 1878, p. 260; Cab., J. £. 0. 1878, p- 226: Crateropus a Sharpe. 425. Turdirostris leptorhynchus Fschr. et Rchw. Tschara, Zanzibar. 426. Melocichla mentalis Cab. Pangani, Maurui. 427. Cisticola fortirostreis Jard. Usaramo. Die Cisticolinen werden bei Lamu „Kidosso“ genannt. 428. Cisticola robusta Rüpp. Komboko am Kilima- Ndjaro, 10: Dr. G. A. Fischer: 429. Cisticola sp.? (v. Madaräsz, Ztschr. f. d. ges. Orn. | 1884, Heft IV.). Kikuletua-Bach unweit des Maeru-Berges. 430. Cisticola cantans Heugl. Usaramo. | 431. Cisticola haematocephala Cab. Küstengebiete, Naiwascha-See. 432. Cistecola erythrogenys Rüpp.? Gross-Aruscha, Naiwascha. (Conf. v. Madaräsz, Ztschr. f. d. ges. Orn. 1884, Heft IV.) 433. Oisticola nana Fschr. et Rehw. Ngaruka (Massailand). J. £. Orn. 1834, p. 260. 434. Cisticola erythroptera Jard. Maurui. 455. Cistecola cursitans (Frank.). Zanzibar. 436. Cistrcola isodactyla Ptrs. Ngurumäan, Naiwascha. 437. Drymoecatenella Cab. Kipini, Ngurumän. 438. Burnesia melanocephala Fschr. et Rehw. Pangani. 439. Camaroptera olivacea (Vieill.) net Sund. Zan- zibar, Pangani, Ngurumän. Fschr. et Rchw., J. f. O. 1878, p. 267; 1879, p. 354: Cana: roptera olivacea Sund. Schalow, J. f. ©. 1883, p. 365: Camaroptera olivacea Cab. 440. Camaroptera brevicaudata (Rüpp.), Maurui, Aruscha. | 441. Phyllolais pulchella (Rüpp.). Ngare Kiti (nördlich von Ngurumän). 442. Sylviella leucopsis Fschr. et Rehw. Malindi, Klein- Aruscha. 443. Tricholais occipitalis Fschr. et Rchw. Pangani, Maurui. 444. Euprinodes Golze Fschr. et Rehw. Gross-Aruscha. 445. Apalis chariessa Fschr. et Rchw. Mitole (Wapo- komoland). 446. Calamonastes Fischeri Rchw. Pangani-Fluss un- weit Pare, Ngurumän. Conf. v. Madaräsz, Zeitschr. f. d. ges. Orn. 1884, Heft IV. FAM. SYLVIIDAE. 447, Bradypterus brachypterus (Vieill.).. Tschara, Klein-Aruscha. 448, Acrocephalus baeticatus (Viell.). Zanzibar. Fschr. et Rchw., J. £. O, 1880, p. 143: eo baeticata (Bund.). Uebersicht der in Ostafrika gesammelten Vogelarten. 141 449. Acrocephalus arundinaceus (Gm.). 70 Seemeilen östl. von Socotra an Bord des Schiffes. 450. Hypolais langurda H. et Ehr. Pare. 451. Hypolais pallida H. et Ehr. Pare. 452. Phylloscopus trochilus (L.). Pare. 453. Phylloscopus rufus (Bchst.). Maurui. 454. Sylvia psammochroa (Fschr. et Rchw.). Massa. 455. Erythropygialeucoptera (Rüpp.). Lindi, Usegua, Pangani, Maurui, Aruscha, Ngurumän, Dinjo Ngai, Mossiro. FAM. RHACNEMIDIDAE. 456. Cichladusa argquata Ptrs. Lindi, Usaramo, Pangani. 457. Cichladusa guttata Hgl. Bagamojo, Kipini, Wapo- komoland, Barawa, Pangani, Maurui, Aruscha, Ngurumän, Nai- wascha. *) „Kürumbüisa“ bei Lamu genannt. 458. Cossypha natalensis Sm. Küstengebiet von Baga- mojo bis Lamu, Usegua, Klein-Aruscha. 459. Cossypha Heuglini Hrtl. Küstengebiet von Lindi bis Lamu; Maurui. 460. Cossypha intercedens (Cab.). Aruscha, Naiwascha, Wapokomoland. 461. Cossypha guadrivirgata (Fschr. et Rehw.). Kipini, Pangani. | Cf. Sharpe, Cab. J. f. O. 1882, p. 344. 462. Neocossyphus rufus Fschr. et Rchw. Pangani. 463. Turdus tephronotus Cab. Kipini, Lamu-Küste, Barawa. 464. Turdus tropicalis Ptrs. . Mocambique, Maudera, Usegua, Maurui. Fschr. et Rchw., J. f. O. 1880, p. 144: T. libonyanus Sm. 465. Turdus olivacinus Bp. Naiwascha. 466. Turdus guttatus Vig. Pangani, Mambrui, Kipini. 467. Thamnolaea einnamomeiventris (Lafr.).”*) Maurui. *) Die einfarbig hellblauen Eier messen 21—22 mm in der Länge, 141/,—151/, mm in der Dicke. -**) Die in dem Küstengebiete von Pangani erbeuteten Nestjungen wurden fälschlich als zu albiscapulata Rüpp. gehörig aufgeführt. Bei noch- maliger Vergleichung zeigt sich, dass sie der südafrikanischen Art zuzu- theilen sind: die unteren und oberen Schwanzdeeken sind einfarbig rost- zimmtfarben, ohne braunschwarze Endsäume. 142 H. Nehrling: | Thamnolaea albiscapulata (Rüpp. 1: Fischer, Ztschr. f. d. ges. Orn. 1884, p. 303. | 468. Myrmecocichla aethiops (Licht.). Mossiro, Nai- | wascha. : 469. Myrmecocichla nigra (Vieill.) var. Zeucolaema Rehw. Nguru-Berge. 470. Monticola rufocinerea (Rüpp.). Naiwascha. 411. Monticola sawatilis (L). Bagamojo, Lamu, Maurui. 472. Sawicola isabellina Rüpp. Kipini, Barawa ,‚ Nai- wascha. 473. Saxicola oenanthe (L.). Klein-Aruscha. 414. Saxicola morio H. et Ehr. Lamu-Küste, Barawa. 475. Saxicola Schalowi Fschr. et Rchw. Naiwascha. 476. Campicola Livingstoni Trstr. Bagamojo, Pare, Aruscha, Mossiro, Ngaruka, Naiwascha. Fschr. et a J. f.. 0. 1879, p. 255: Campicola pileata Gm. AT. oe rubicola (L.). Naiwascha. 418. Tarsiger orientalis Fehr. et Rehw. Pangani, 479. Lusciola africana Fschr. et Rehw. Klein-Aruscha. Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois. Von H. Nehrling. (Schluss; siehe Jahrgang 1883, S. 257.) XXIX. FAM. TETRAONIDAE. a. Genus Bonasa Steph. 155. B. umbellus Steph. Wald- oder Buschhuhn; Ruffled Grouse. Seltener Standvogel, aber nur im Walde. b. Genus Oupidonia Reichenbach. 154. C. eupido Brd. Prairiehuhn; Pinnated Grouse, Prairie Chicken, Prairie Hen. Während meines Aufenthalts im nördlichen Illinois hatte ich oft Gelegenheit, das schöne Prairiehuhn genauer kennen zu lernen. Ich fand Nester bei Addison und Schaumburg (Du Page Oo.) immer im hohen Grase der Prairie; das Gelege bestand. meist aus 10 bis 12 Eiern, doch fand ich an 15 Stück in einem Neste. Die Farbe der Eier ist hellbräunlich oder gelblich ; oft sind sie mit ganz kleinen dunkelbraunen Pünktchen besäet. Von Jahr zu Jahr wird auch dieses interessante Huhn seltener. Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois. 143 c. Genus Pedioccetes Baird. 155. P. phasianellus columbianus Coues. Spitzschwän- ziges Prairiehuhn; Sharp-tailed Grouse. Soll früher zahlreich gewesen sein, jetzt selten. Wird leicht mit dem vorigen ver- wechselt. XXX. FAM. PERDICIDAE. Genus Ortys Steph. 156. O. virginianus Bonap. Baumwachtel; Quail, Par- tridge. Zahlreicher Standvogel. XXXI. FAM. ARDEIDAE. a. Genus Ardea Linne. 157. A. herodias L. Blauer Reiher; Great Blue Heron. In sumpfigen Waldgegenden ziemlich zahlreicher Brutvogel. b. Genus Butorides Blyth. 158. B. virescens Bp. Grüner Reiher; Green Heron, Fly- up-the-Creek, Shytepoke. Der häufigste Reiher; brütet zahlreich. c. Genus Botaurus Steph. 159. B. lentiginosus Steph. Rohrdommel; American Bittern, Stake Driver. Brutvogel in Sümpfen mit hohem Schilf, Binsen und Gebüsch bewachsen, zahlreich aber nur da, wohin selten der Fuss eines Menschen tritt. d. Genus Ardetta Gray. 160. A. exilis Gray. Zwergrohrdommel; Least Bittern. Be- wohnt besonders die Sümpfe (Sloughs) der Prairien. XXXIU. FAM. STREPSILIDAE. a. Genus Sirepsilas llliger. 161. $8. interpres 1lllig. Steinwälzer; Turnstone. Gewöhn- licher Vogel am Ufer des Michigansees. XXXIHU. FAM. CHARADRIIDAE. a. Genus Charadrius Linne. 162. ©. domindeus Müller. Goldregenpfeifer ; Golden Plover. Während der Zugzeit nicht selten. b. Genus Oxyechus Reichenbach. 163. O. vociferus Reich. Schreiregenpfeifer; Kill - deer, Zahlreicher Brutvogel in der fruchtbaren Prairie. e. Genus Aegialitis Boie. 164. Ae. semipalmatus Bonap. Halbmondregenpfeifer ; Semipalmated Plover. Nur auf dem Durchzug. 165. Ae. melodus circumcinctus Ridgw. Gürtel- oder Bandregenpfeifer ; Belted Piping Plover. Brütet zahlreich. 144 H. Nehrling: XXXIV. FAM. SCOLOPACIDAE. a. Genus Philohela Gray. 166. P. minor Gray. Amerikanische Waldschnepfe ; American Woodcock. Brutvogel, doch nirgends zahlreich. | b. Genus Gallinago Leach. 167. G. media Wilsonii Ridgw. Gewöhnliche Schnepfe; . Common Snipe. Am zahlreichsten während der Zugzeit; in manchen Gegenden wahrscheinlich auch Brutvogel. c. Genus Micropalama Baird. 168. M. himantopus Brd. Stelzer; Stilted Sandpiper. Nur während der Zugzeit und auch dann selten. d. Genus Tringa Linne. 169. T. canutus Linn. Rothbrüstige Schnepfe; Robin Snipe. Während der Zugzeit. e. Genus Actodromas Kaup. 170. A. maculata Coues. Gefleckter Strandläufer; Pectoral Sandpiper. Zahlreich in der Zugzeit. 171. A. minutilla Bp. Kleiner Strandläufer; Least Sand- piper. Auch von dieser während der Zugzeit zahlreichen Art dürften im nördlichen Illinois nur wenige Pärchen brüten. f. Genus Ereunetes Illiger. 172. E. pusillus Cass. Halbmondstrandläufer; Semipal- mated Sandpiper. Im Herbst beobachtet. g. Genus TozZanus Bechstein. 173. T. flavipes Vieill. Grün- oder Gelbschenkel; Lesser Yellowlegs. Zahlreicher Zugvogel; scheint gar nicht oder doch nur selten im nördlichen Illinois zu brüten. h. Genus Rhyacophilus Kaup. 174. R. solitarius Cass. Einsiedierstrandläufer; Solitary Sandpiper. Der zahlreichste Brutvogel der Familie, namentlich in Sümpfen der Wälder. i. Genus Symphemia Rafinesque. 175. 8. semipalmata Hartl. „Willet“; Willet. Ziemlich zahlreicher Brutvogel an passenden Oertlichkeiten. k. Genus Bariramia Lesson. 176. B. longicauda Bp. Prairie- oder Bartramsregenpfeifer ; Bartram’s Tatler, Tield Plover, Upland Plover, Prairie Plover. Zahlreicher Brutvogel der ebenen Prairie in der Nähe des Wassers. | | | Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois. 145 l. Genus Tringoides Bonaparte. 177. T. macularius Gray. Gemeiner Strandläufer; Spotted Sandpiper. Brutvogel und zahlreich an grösseren Flüssen. m. Genus Numentus Linne. 178. N. longirostris Wils. Brachvogel, Sichelschnäbler; Longbilled Curlew. Berührt gelegentlich des Durchzugs im Früh- ling und Herbst das nördliche Illinois. XXXV. FAM. PHALAROPODIDAE. Genus Steganopus Vieill. 179. 8. Wilsonvi Coues. Wassertreter, Wilson’s’ Wasser- treter; Wilson’s Phalarope. Brutvogel, jedoch selten beobachtet. XXXVI FAM. REOURVIROSTRIDAE. Genus Recurvirostra Linne. 180. R. americana Gmel. Säbelschnäbler; American Avocet. Anscheinend selten und nur im Herbst beobachtet. XXXVIL FAM. RALLIDAE. a. Genus Rallus Bechstein. 181. R. elegans Aud. Wasserhuhn; Red-breasted Rail; King Rail, Mud Hen, Marsh Hen. In ausgedehnten wasserreichen, Sümpfen Brutvogel. 182. R. virginianus Linn. Virginische Ralle; Virginia Rail. Brutvogel, aber seltener als der vorige. Bewohnt dieselben Öertlichkeiten. b. Genus Porzana Vieillot. 183. P. carolina Brd. Gemeines Sumpfhühnchen; Carolina Rail. Ziemlich zahlreicher Brutvogel in sumpfigen Gegenden, in mit Schilf, Wassergräsern und niederem Gestrüpp bestandenen Teich- rändern. 184. P.noveboracensisBrd. Kleines gelbes Teichhühnchen;; Little Yellow Rail. Brutvogel, aber seltener als der vorige. 185. P. jamaicensisBrd. Kleines schwarzes Teichhühnchen; Little Black Rail. Ziemlich zahlreicher Brutvogel, namentlich an kleinen mit Wasserlilien bewachsenen Teichen und Sümpfen. c. Genus Gallinula Brisson. 186. G. galeata Licht. Moorhühnchen; Florida Gallinule. Ziemlich seltener Brutvogel. d. Genus Fulica Linne. 187. F. americana Gmel. Amerikanisches Wasserhuhn; American Coot. Ziemlich zahlreicher Brutvogel. Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 170. April 1885. 10 146 H. Nehrling: XXXVIIL FAM. @RUIDAE. Genus Grus Linne. 188. @. americana Temm. und 189. G. canadensis Temm. Nur während der Zu be- obachtet. XXXIX. FAM. ANATIDAE. a. Genus Chen Boie. 190. ©. hyperboreus Boie. Schneegans; Snow Goose. Häufig während der Zugzeit. 191. ©. caerulescens Ridgw. Blaugans; Blue Goose, Zugzeit. b. Genus Anser Linne. 192. A. albifrons Gambeli Coues. Blässengans; White- fronted Goose. Kommt in der Zugzeit vor. c. Genus Berniela Stephens. 193. DB. canadensis Boie. Schwanen- oder Canadagans; Canada Goose. Diese schöne Gans ist während der Zugzeit sehr zahlreich, doch dürfte sie jetzt nur noch in einzelnen abgelegenen Oertlichkeiten brüten. d. Genus Anas Linne. 194. A. boschas Linn. Stockente; Mallard. Brutvogel. 195. A. odscura Gmel. Schwarze Stockente; Dusky Duck, Black Mallard. Seltener Brutvogel. e. Chaulelasmus Gray. 196. O. sireperus Gray. Mittel-, Schnatter- oder Lärmente; Gadwell. Während der Zugzeit nicht selten. d. Genus Mareca Steph. 197. M. americana Selby. Amerikanische Pfeifente; te: rican Widseon, Baldpate. Häufiger Zugvogel, doch brütet sie hie und da an entlegenen, wasserreichen Oertlichkeiten. e. Dafila Leach. 198. D. acuta Bonap. Spiessente; Pintail Duck. Nicht zahlreich; brütet in sumpfigen Gegenden, wo sich grosse Wasser- flächen in der Nähe befinden. A f. Genus Spatula Boie. 19. S. clypeata Boie. Löffelente, Spatel- oder Schellente. In seichten wasserreichen mit Schilf und allerlei Wasser- pflanzen bestandenen Teichen und Sümpfen vorkommender Brut- vogel. — Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois. 147 g. Genus Querguedula Stephens. 200. Q. discors Steph. Blauflügelige Kriekente; Blue-winged Teal. Brutvogel, aber nur in der Zugzeit häufig. h. Genus Nettion Kaup. 201. N. carolinensis Brd. Grünflügelige Krickente, Kraut- ente. Zahlreich während der Zugzeit; kommt vielleicht auch an manchen Orten noch als Brutvogel vor. i. Genus Fulixz Sundevall. Fuligula Steph. 202. F.marila Brd. Berg-, Muschelente; Scaup Duck. Zug- zeit. Selten. 203. F. affinis Brd. Kleine Moorente; Lesser Scaup Duck und | 204. F. collares Brd. Ringelmoorente; Ring-necked Duck. Nur auf den Märkten Chicagos gesehen. k. Genus Aczx Bole. 205. A. sponsa Boie. Wald-, Braut- oder Sommerente; Wood Duck; Summer Duck. Diese schönste aller unserer Enten kommt nur in Waldgegenden in der Nähe von ausgedehnten wasser- reichen Sümpfen und Teiehen vor. Früher zahlreich, wird sie jetzt von Jahr zu Jahr seltener. Sie brütet in | Baumhöhlungen des niedrigen, ausgedehnten Waldes. l. Genus Aethyia Boie. 206. A. vallisneria Boie. Kanevasente; Canvass-back Duck. Diese schöne, grosse Ente, welche ihren nie sneiheitillghem Namen von ihrer Hauptnahrung: Vallisneria spiralis L., einer in langsam fiessenden und stagnanten Gewässern häufigen Pflanze, erhalten hat, ist während der Zugzeit ein ziemlich zahlreicher Vogel. 207. A. americana Bonap. Rothkopf; Red-head, American Pochard. Selten; nur in der Zugzeit. m. Genus Olangula Flemming. 208. ©. albeola Steph. Schellente, Büffelkopf; Buffle-head, Bütter-ball, Di-Dipper. Spätherbst und frühzeitig im Frühling vorkommend. { n. Genus Hisirionicus Lesson. 209. H. minutus Dresser. Harlekin-, Kragen- oder Strom- ente; Harlequin Duck. Im Winter vorkommend. o. Genus Harelda Leach. 210. H. glacialis Leach. Eisente, Langschwanz; Long- tailed Duck. Im Winter auf offenen Wasser. | 10* 148 H. Nehrling: p: Genus Somater.a Leach. 211. S. mollissima Dresseri Coues. Amerikanische Eider- ente; American Eider. Wintergast auf Lake Michigan. gq. Oidemia Flemming. 212. O0. americana Sw. Trauer- oder Rabenente; Black- Scoter. Im Winter auf dem Michigan. A r. Genus Melanetia Boie. 213. M. velvetina Brd. Sammetente; Velvet Scoter. Zahl- reich auf dem Lake Michigan im Winter. Ss. Genus Pelionetta Kaup. 214. P. perspicillata Kaup. Brillenente; Surf Duck, Sea Coot. Wintergast auf dem Michigansee. t. Genus Erismatura Bonaparte. 215. E. rubida Bonap. Ruderente; Ruddy Duck. Eine der zahlreichsten Enten während der Brutzeit. Bevorzugt zum Aufenthalt wasserreiche, mit Binsen, Seggen, Schilf und Wasser- lilien dicht bewachsene Prairiesümpfe und Teiche. u. Genus Mergus Linne. 216. M. serrator Linn. Rothbrüstiger Säger, Sägetaucher. Redbreasted Merganser. Seltener Brutvogel, zahlreich während der Zuszeit. v. Genus Lophodytes Reichenbach. 217. Z. cucullatus Reich. Haubensäger; Stroded Merganser, Sheldrake. Brutvogel in sumpfigen Waldgegenden, aber nicht zahlreich. XL. FAM. LARIDAE,. a. Genus Rissa Leach. 218. R.tridactyla Bonap. Dreizehen-, Winter- oder Fischer- möve; Kittiwoke Gull. Kommt als een an die Küste des Michigan. b. Genus Zarus Linne: 219. L. glaweus Brünnich. Eismöve, Tauchermöve; Glaucous Gull. Wintergast; ebenso: 220. L.marinus L. Mantelmöve ; Great Black-backed Gull und | 221. L. leucopterus Faber. Polarmöre; White-headed Gull. 222. L. argentatus smichsontänar Coues. Amerika- nische Heringsmöve; American Herring Gull. Häufiger Wintergast. : .e. Genus Xema Leach. 223. X. Sabinei Leach. Gabelschwanzmöve; Fork-tailed Gull. Sehr seltener Wintergast. Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois. 149 d. Genus Siterna Linne. | 224. S. anglvca Mont. Lachseeschwalbe, Sumpfseeschwalbe; Marsh Tern. Sommergast, ebenso: 225. 8. caspia Pall. Raubseeschwalbe; Caspian Tern und 226. S5. regia Gamb. Königsseeschwalbe; Royal Tern. 227. 8. fluviatilis Naum. Gemeine Seeschwalbe, Common Tern. Im Sommer zeitweise sehr häufig. e. Genus Zydrochelidon Boie. 228. H. lariformis surinamensis Ridgw. Schwarze Seeschwalbe; Black Tern. Im Sommer am Michigansee ein sehr häufiger Vogel. XLI. FAM. STERCORARILDAE. Genus Szercorarcdus Briss. 229. 8. pomatorhinus Temm. Raubmöve, Skuamöve; Skua, Pomarine Ja&ger. Wintergast am Michigansee; nicht zahlreich. XLIL. FAM. PODICIPEDIDAE, a. Genus Dytes Kaup. 230. D. auritus Ridgw. Gehörnter Steissfuss, Horntaucher; Storned Grebe. Ziemlich zahlreich während der Zugzeit, sehr vereinzelt im Sommer. b. Genus Podylymbus Lesson. . 231. P. podiceps Lawr. Steissfuss, Taucher, Tauchente; Thick-billed Grebe, Water Witch, Dab Chick. In ausgedehnten sumpfigen Gegenden, wo eine grosse Anzahl verschiedener Wasser- pflanzen beisammen stehen, Brutvogel. Bei Ansicht eines Menschen taucht er schnell unter und kommt gewöhnlich da wieder zum Vorschein, wo dichte Wasserpflanzen stehen. XLII. FAM. COLYMBIDAE., Genus Colymbus Linne. 232. C.torguatus Brünnich. Eistaucher, Gitterlumme; Great Northern Diver, Loon. Wintergast. 233. C. septentrionales Linn. Rothhalsiger Taucher, roth- halsige Lumme, Nordseetaucher. Red-throated Diver. Wintergast. Am Schlusse dieser „Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois“ möchte ich bemerken, dass die Zahl der Sumpf- und Wasservögel sicherlich grösser sein wird, als ich hier angegeben. Ich hatte nicht die Gelegenheit, diesen Vögeln mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auch möchte ich hier bemerken, dass gerade die orni- thologische Literatur über Sumpf- und Wasservögel Nordamerikas grosse Lücken zeigt. Noch immer lässt der vierte Band der 150 H. Nehrling: „History of North American Birds“ (von Baird, Brewer und Ridgway) auf sich warten,*) obwohl seit Ausgabe des dritten Bandes acht Jahre verflossen sind. Das Beste aus neuerer Zeit über diesen Zweig der Ornithologie findet sich in „Birds of the North-West“ (1874) von unserem ausgezeichneten, unermüdlichen Dr. Elliott Coues . und in C. J. Maynard’s „Birds of Eastern Nord America“ (1879). Nachträgliche Bemerkungen. Seite 412 des XXVIII. Bandes des „Journal für Ornithologie“ habe ich angegeben, dass Harporhynchus rufus und Galeoscoptes carolinensis gleichzeitig, etwa anfangs Mai, erscheinen. Hierauf schrieb mir Herr Otto Widmann von St. Louis (Mo.) Folgendes: „Es fiel mir auf, dass Sie sagen, „sie erscheint mit der Katzen- drossel zu gleicher Zeit“. Ich wusste nämlich, dass die Ankunfts- zeiten dieser beiden Arten weit auseinanderliegen, was St. Louis betrifft. Ich bin gewohnt, Harporhynchus rufus als einen der ersten Sänger zu begrüssen, wenn die Bäume noch kahl sind und Alles noch winterlich aussieht, während die Katzendrossel mit zu denen gehört, welche warten, bis die Sträucher grün sind. Im Jahre 1879 und 1880 sah ich den ersten Harp. rufus am 29. März, im Jahre 1878 sogar schon am 22. März. Freilich war das Früh- jahr des Jahres 1878 ausserordentlich früh eingetreten, denn am 12. März war dieselbe Magnolie, die sonst Anfangs April, dieses Jahr (1881) erst am 24. April in Blüthe kam, schon in voller Blüthe. Unsere Katzendrossel kam jedoch, trotz allem schönen Wetter, auch im Jahre 1878 erst am 24. April, 1879 ebenfalls am 24. April. Im Jahre 1880 sah ich die erste schon am 18. und am 21. April hörte ich mehrere singen; dieses Jahr erschien sie erst am 25. April. — Ganz natürlich ist es, dass Chicago und St. Louis mit ihrem verschiedenen Klima auch verschiedene Ankunftszeiten aufweisen, und mag der Unterschied bei den frühankommenden ein weit grösserer sein, als bei den Ende April und Anfangs Mai An- kommenden. Die ersteren werden viel häufiger durch kaltes Wetter und Schnee zurückgehalten, während die späteren meistens rasch die Reise nach dem Norden fortsetzen, also unter Umständen die anderen noch einholen können.“ Wahrscheinlich kommt Harporhynchus rufus auch im nörd- lichen Illinois bedeutend früher an als Galeoscoptes carolinensis- Da es aber Anfangs April und oft auch noch Mitte April dort *) Ist inzwischen in 2 Voll. unter dem Titel: The Water Birds of North America erschienen. Der Herausgeber. Dr. Aug. Müller: Nachtrag zur Ornis ‘der Insel Salanga. 151 recht winterliches Wetter ist, so sind diese Vögel in dem dichten Gestrüpp der Sümpfe und Flussniederungen jedenfalls meinen Beobachtungen entgangen. Band XXIX (1881) p. 201 ist irrthümlich angegeben, dass Progne purpurea im nördlichen Illinois jährlich zwei Bruten mache. Dieses geschieht jedoch nur, wenn die erste Brut verunglückte; nur eine Brut findet in der Regel statt. Auch in St. Louis, etwa 300 englische Meilen südwestlich von Chicago, findet, nach den Angaben des Herrn Widmann, jährlich nur eine Brut statt. Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. Von Dr. August Müller in Frankfurt a/M. (Siehe Journal 1882, Seite 353 u. ff.) Dem unermüdlichen Sammeleifer des Herrn Capt. Johannes Weber in Tongkah auf Salanga verdanken wir wieder reiche zoologische Sammlungen. Im Anschluss an meine frühere Arbeit *) lasse ich eine Aufzählung des in der letzten Sendung enthalten gewesenen ornithologischen Materials folgen. Dasselbe weist zehn für Salanga neue Arten“*) auf. Auch die bereits von genannter Insel bekannten Species glaube ich von der Liste nicht ausschliessen zu dürfen und begründe dies einestheils in den vom Sammler sorg- fältig notirten Daten, anderntheils aber auch in dem weiteren Messungsmateriale, was uns durch diese wiederholte Ausbeute ge- boten wurde. Wer jemals zoogeographische Studien verfolgte, wird dies gerechtfertigt finden. Wie sehr Daten- und Messungs-Angaben aus Arbeiten über nächstliegende Gebiete späteren zoogeographischen Untersuchungen helfend und stützend an die Hand gehen, habe ich bei Bearbeitung des ersten Beitrages zur Ornis von Salanga zur Genüge erfahren. Für diesmal habe ich Angaben über geo- graphische Verbreitungsverhältnisse unterlassen. Die Anzahl der für die Insel neuen Arten ist zu klein, und ich behalte mir dem- entsprechende Mittheilungen für später vor, wo ich hoffe, dass reicheres hierzu zu verwendendes Material vorliegt. Nur möchte ich nicht unterlassen, Herrn Capt. Weber für die aufopfernden Be- *) Cab., Journ. f. Ornithol., p. 353—448. **) In der systemat. Aufzählung mit vorgedrucktem * versehen. | 152 | Dr. August Müller: mühungen, deren er sich im Interesse der Sache unterzog und sich | auch noch fernerhin zu unterziehen bereit erklärt hat, hiermit nochmals verbindlichen Dank abzustatten. Merula obscura (Gmel.). 2 Stück ad., erlest am 9. und 10. December. Long. tot. 195 und 198 mm, rostri a rictu 26 mm, al. 117 ‚und 119 mm, caud. 81 und 85 mm, tars. 28, 5 und 29,5 mm. Monticola solitaria (P. L. 8. Müller). 5 Stück, als 4 92 ad. (oder 33 juv.) und 1& juv. Die ersteren erlegt am 24. October, 4. November und 10. December, das letztere am 27. December. & juv.: Long. tot. 195 mm, rostri a rictu 30 mm, al. 118 mm, caud. 80 mm, tars. 30 mm. Maasse der übrigen 4 Individuen: Long. tot. 179 bis 205 mm, rostri a rietu 28 bis 29 mm, al 111 bis 118 mm, caud. 70 bis 90 mm, tars. 27 bis 30 mm. Am jungen Männchen tritt eine kastanienbraune Färbung nur an den unteren Schwanzdeckfedern auf. Dem Abdomen fehlt sie ganz und gar. Copsyehus mindanensis (Gmel.). 1 Stück 3 ad., erlegt am 23. December. Zeichnung der vierten Schwanzfeder: schwarz bis auf weissen Endileck ; der dritten Schwanz- feder: weiss mit schwarzer Berandung. Copsychus macrurus (Gmel.). 1 Stück 3 ad., erlegt am 31. December. Motacilla sulphurea Bechst. 1 Stück, .erlegt am 17. October. Long. tot. 175 mm, rostri a rietu 17,5 mm, al. 78 mm, caud. 92 mm, tars. 19 mm. Corydalla malayensis (Eyton). 1 Stück ad., erlest am 1. November. *Leucocerca javanica (Sparrm.). 1 Stück ad., erlegt am 27. December. Hypothymis azurea (Bodd.). 1 Stück 3 ad., erlegt am 19. October. Long. tot. 155 mm, rostri a rietu 18,5 mm, al. 73 zn caud, 76 mm, tars. 14,5 mm. Pericrocotus elegans (M’Clell). 2 Stück 33 ad., erlegt am 19. September und 10. Oc- | tober, | Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. 153 Long. tot. 187 und 176 mm, rostri a rietu 21 mm, al. 87 und 83 mm, caud. 83 und 85 mm, tars. 15,5 und 15 mm. Behufs Sonderung der hierher gehörigen und sich oft sehr nahe stehenden rothen Fliegenfänger hat man die Berandungs- verhältnisse der Schwingen als massgebende Merkmale mit in Betracht gezogen. Es ist deshalb nicht ohne Interesse, darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass selbst bei Individuen gleicher Art die Schwingenberandung nicht immer die gleiche ist. Darin stimmen beide vorliegende Exemplare überein, dass die Aussen- fahne der beiden mittleren Schwanzfedern in ihrer ganzen Aus- dehnung durch rothe Farbe eingenommen ist, und diese gleiche Farbe an der Innenfahne der betreffenden Schwanzfedern nur auf einen kleinen Raum an der Basis der Federn beschränkt bleibt. Während dagegen an dem einen Individuum die dritte Handschwinge an ihrer Aussenfahne einen schmalen rothen Saum trägt, und dieser an der Innenfahne bereits die Gestalt eines breiten Bandes angenommen hat, treffen wir ähnliche Verhältnisse am zweiten Individium erst an der vierten Schwinge. Hier ist die dritte Schwinge fast vollkommen schwarz (eine geringe Spur von Roth an der Innenfahne ausgenommen), ähnlich wie dies an der zweiten Schwinge des erst geschilderten Individuums der Fall ist. Pericrocotus cinereus Lafr. 1 Stück ad., erlegt am 19. December. Long. tot. 198 mm, rostri a rietu 18,5 mm, al. 93 mm., caud. 28 mm, tars. 14,5 mm. Lanius superciliosus Lath. 8 Stück, erlegt während der Monate October, November, December und Januar, innerhalb der Zeit vom 12. October bis 4. Januar. Long. tot. 170 bis 194 mm, rostri a rietu 21,5 bis 23,5 mm, al. 738 bis 89 mm, caud. 80 bis 95 mm, tars. 24 bis 26 mm. Die grössere Anzahl der vorliegenden Stücke zeigt noch die wellise Querstrichelung auf der Unterpartie in mehr oder minder entwickelter Ausdehnung, dementsprechend an diesen selben Indi- viduen das Braun auf der Oberseite bei intensiver Querstrichelung der Bauchregion stark, im abnehmenden Falle dagegen nur schwach zur Geltung kommt. Ein Individuum (vom 3. November) hat eine Querstrichelung nur noch auf die Seiten des Abdomens beschränkt. An diesem deckt das Braun der Oberseite ein hellgrauer Schleier, der nach vorn zu immer mehr zur Geltung gelangt, so dass Scheitel 154 Dr. August Müller: und Stirne sich in hellgrauer Befiederung präsentiren.: Das be- treffende Exemplar dürfte wohl ein altes & sein. Stichhaltige Unterschiede, die an vorliegenden Exemplaren beide Geschlechter getrennt halten liessen, habe ich nicht vorfinden können. Somit können wir wohl annehmen, dass die jungen d& vor der ersten Mauser ein Kleid tragen, das sie nicht mit Sicherheit vom alten 2 " unterscheiden lässt. Jora tiphia (L.). 1 Stück ad., erlegt am 29. December. Trägt das typische Kleid der J. ceylonica (Gmel), hat aber schwarze Flügeldecken und Schwingen sowie eben solche Schwanz- federn. 4 Eier vom 2. Juni zeigen viel Uebereinstimmung mit jenen von Mixornis gularis.*) Napodes erythroptera (Blyth.). 3 Eier mit Funddatum vom 10. Juni. Sie haben hellblaugrüne Färbung und erinnern an ie Eier der Gattung Zosterops. Ihre Maasse sind: 18,9: 13,3; 19 5718,5;; 19,7: 13,6 mm. Bestimmt wurden solche nach einem der Beige Nestvögel. Dicaeum eceruentatum (L.). 1 Stück & ad., erlegt am 5. November, Anthotreptes malaccensis (Scop.). - 8 Stück, als 7 && ad., erlegt während der Monate October, December und Januar und 1 2 ad., erlegt am 17. December. Ein von Herrn Dr. Kutter dieser Species zugetheiltes Ei misst: 13:12,3 mm. Otocompsa pyrrhotis (Hodgs.). 2 Stück ad., erlegt am 15. und 19. December. Loedorusa plumosus (Blyth.). 1 Stück ad., erlegt am 16. December. Long. tot. 183 mm, rostr. culm. 15,5 mm, rostri a rietu 21:mm, al. 8 mm, caud. 83 mm, tars. 19,5 mm. ) Loedorusa Finlaysonk (Strickl.). 1 Stück ad., erlegt am 4. December. Prosecusa melanocephala (Gmel.). 14 Stück ad., erlegt innerhalb der Zeit vom 4. November bis 1. Januar. *), Cab. Journal für Ornith. 1883, p. 370. Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. 155 Irena pwella (Lath.). 13 Stück, als 9 &Z ad., erlegt innerhalb der Zeit vom 15. No- vember bis 31. December, und 4 92 ad., erlest am 31. ‚December und 3. Januar. Dicrourus annectans Fa 9 Stück, als 7 ad., erlegt während der Monate October (am häufigsten) und November, sowie 2 med., erlegt im Monat December. Buchanga leucogenys Walden. 5 Stück ad., erlegt während der Monate November und December. Hypocentor aureolus (Pall.). 1 Stück & ad., erlegt am 28. December. Long. tot. 152 Mm., rostr. culm. 11,5 mm., al. 74 mm, caud. 63 mm, tars. 19 mm. Passer montanus (L.). Die wiederholt vom Sammler eingesandten Eier (10 Stück) bestätigen ganz und gar meine früher gemachten Mittheilungen. Uroloncha acuticauda (Hodgs.). 15 Stück Eier vom 12. März. Sie messen: Längsachse 13,2 bis 16,5 mm, Breitachse 10,1 bis 11,3 mm. Calornis chalybaeus (Horsf.). 4 hierher gehörige Eier messen: 27,3:21,1 mm, 26,5: 20,7 mm, 25,8:20,6 mm, 26,8:21 mm. Eulabes intermedia (A. Hay.). 2 Stück ad., erlest am 17. October und 12 December. Long. tot. 275 und 268 mm, rostri a rietu 40 und 42 mm, al. 168 und 171 mm, caud. 83 und 91 mm, tars. 37 und 55 mm- Oriolus indiceus Jerd. 6 Stück, als 5 && ad., und 1 2 ad., erlegt während der Mo- nate November und December. Eurystomus orientalis (L.). 2 Stück ad., erlegt am 3. Januar. Upupa'longirostris Jerd. 2 Stück :ad., erlegt am 20. und 21. December. Long. tot..265 und 280 mm, rostr. culm. 51 und 57,5 mm., rostri a rietu 58,5 und 67 mm, al. 125 und 143 mm, caud. 95 und 111 mm, tars. 21 und 22 mm. Merops philippinus L. 10 Stück ad. et juv., erlegt während der Monate October, No- vember und December. 156 Dr. August Müller: Maasse von 4 ad.: Long. tot. 260 bis 278 mm, rostri a rietu 49 bis 55 mm, al. 125 bis 132 mm, caud. 125 bis 146 mm. Melittias quinticolor (Vieill.). 15 Stück ad., erlegt während der Monate October, November und December, im letzteren am zahlreichsten. Alcedo bengalensis Gmel. ' 6 Stück ad., erlegt während der Monate Oetober, November und December. Rostri a rietu 45 bis 48 mm, al. 68 bis 71 mm. Entomobia pileata (Bodd.). 8 Stück ad., erlegt am 17. October, 15., 16., 25. und 26. No- vember sowie 2., 25. und 31. December. Rostri a rictu 71 bis 75 mm, al. 122 bis 129 mm. Sauropatis chloris (Bodd.). ] Stück ad., erlest am 30. October. Dichoceros Homrac (Hodgs.). (Dichoceros bicornis (L.).) 1 Stück 2 ad. Long. tot. 820 mm, al. 423 mm, caud. 575 mm, tars. 5l mm, dig. med. exel. ung. 58 mm, ung. culm. 30 mm. Die kürzeste Entfernung vom hinteren Ende des Schnabel- aufsatzes bis zur Schnabelspitze: 284 mm, die grösste Länge des Aufsatzes in gerader Linie gemessen: 133 mm, die grösste Länge des Oberschnabels in gerader Linie gemessen: 215 mm, die des Unterschnabels: 213 mm, die grösste Höhe des Schnabels incl. Aufsatz: 92 mm. Zum Unterschiede von D. bicornis wird für D. Homrai das Fehlen der für dscornis typischen schwarzen Schattirung an der Schnabelbasis und dem Schnabelaufsatz als Artencharakteristicum angegeben. Mit Rücksicht hierauf hätten wir in dem vorliegenden Exemplare einen typischen D. Homrai vor uns. Die früheren Sendungen von Salanga brachten jedoch nur typische Exemplare von decornes.*) Der Umstand nun, dass sich beide Formen, von welchen dicornis den Vertreter für die eonti- nental-indischen, Zomrax dagegen jenen für die insular-malayischen Gebiete abgeben soll, nunmehr auf einem kleinen, geographisch abgesonderten Gebiete zusammen vorfinden, lässt eine Artenbe- rechtigung für beide mindestens sehr fraglich erscheinen. Wissen *) Cab. Journal für Ornith,, p. 402. Nachtrag zur Ormis der Insel Salanga. 157 wir doch, das bicorn:s selbst noch auf Sumatra beobachtet wurde und dass Homrai seinen Verbreitungsbezirk wohl kaum noch weiter nach Süden ausdehnt. Gesetzt der Fall, dass beide Formen ihre hier in Frage kommenden Charaktere für beide Geschlechter — andere Unterschiede existiren überhaupt nicht — constant bewahren, muss es uns schon auffallend erscheinen, dass sie, die sich doch so sehr nahe stehen, gleiche Verbreitungsbezirke theilen. Dennoch glaubte man sich neuerdings berechtigt, die Färbungsverschieden- heiten der Schnäbel als stichhaltige Arten-Trennungsmerkmale an- zuerkennen, obschon bereits Hodgson*) nachgewiesen hat, dass man in den Individuen mit einfarbigen Schnäbeln die 22 und in jenen mit schwarzer Schattirung an Schnabel und Schnabelaufsatz die $& einer und derselben Species aufzufassen hat. Dieser Um- stand erklärt es denn auch, wenn das vorliegende $ in seinen Maassen hinter den in früheren Sendungen enthalten gewesenen 3& in Etwas zurücksteht. Homra: wäre somit als selbstständige Species zu streichen. Cacomantis threnodes Cab. u. Heine. 9 Stück, als 4 ad. und 5 juv., erlegt sämmtlich während des Monats December. Flügelmaasse der Alten 99 bis 106 mm‘, der Jungen 96 bis 108 mm. | *Hieracococceyz fugaz (Horsf.). 1 Stück juv. vom 28. December. Long. tot. 226 mm, rostri a rietu 30 mm, al. 182 mm, caud. 145 mm, tars. 19 mm. Wir haben es hier nicht mit dem sehr nahe verwandten H. nanus Hume, welcher bereits in einem Stück von Salanga nach- gewiesen wurde, zu thun. *IDieracococceyx sparverioides (Vi2.). 8 Stück, als 2 ad. und 6 juv., erlegt innerhalb der Zeit vom 13. December bis 7. Januar. Die Maasse der beiden alten Vögel sind: Long. tot. 363 und 394 mm, rostri a rietu 34 und 35 mm, al. 247 und 240 mm, caud. 222 und 235 mm, tars. 23,5 und 26 mm. Die Maasse der jungen Vögel variiren zwischen: Long. tot. 346/392 mm, rostri a rietu 32,5/36 mm, al. 217/235 mm, caud. 191/228 mm, tars. 23/26 mm. #) A Catalogue of the Birds of the Museum of Hon. East India Comp. 158 Dr. August Müller: Eudynamis malayanus Cab. u. H. 1 Stück ad. vom 7. November. Centrococceyx rufipennis (ll.). 1 Stück ad. vom 15. November. Indopicus strictus (Horsf.). 2 Stück 3Z ad., erlegt am 10. December und 1. Januar. . Long. tot. 240 und 298 mm, rostr. culm. 40 und 47,5 mm, och a rictu 47 und 56 mm, ab nare 28 und 38 mm, al. 155 und 157 mm, caud. 102 und 100 mm, tars. 23 mm. Draleton das eine Exemplar einen so auffallend schwach ent- wickelten Schnabel aufweist, steht es in der Farbenlebhaftigkeit des Gefieders keineswegs den anderen Individuen nach. Chryonotus javanensis (Lyngb.). 1 Stück g ad., erlest am 3. Januar. Long. tot. 239 mm, rostr. eulm. 29 mm, rostri a rietu 40 mm, ab nare 23,5 mm, al. 135 mm, caud. 98 mm, tars. 22 mm. Oallolophus malaccensis (Lath.). 2 Stück 8 und 2 ad., erlegt am 12. December. Rostri a rictu 32 und 30,5 mm, al. 126 mm. Xantholaema haemacephala (Müll.). 6 Stück ad., erlegt während des Monates December. Xantholaema Duvaucelli (Less.). 1 Stück ad., erlegt am 7. December. *Polioaetus ichthyaetus (Horst.). 1 Stück ad. Long. tot. 607 mm, rostr. eulm. 46,5, rostri a rictu 60 mm, al. 450 mm, caud. 265 mm, tars. 86 mm, dig. med. excl. ung. 58 mm, ung. culm. eiusd. dig. 41,5 mm, hallux. excel. ung. 49 mm. Cuncuma leucogaster (Gmel.). 1 Stück ad. Long. tot. 590 mm, rostr. culm. 47 mm, rostri a rietu 56 mm, al. 535 mm, caud. 235 mm, tars. 37 mm, dig. med. exl. ung. 61 mm, ung. culm. eiusd. dig. 33 mm., hallux excl. ung. 45 mm. Baza lophotes (Cuv, Temm.). 2 Stück vom 4. Januar und 10. December. Long. tot. 295 und 310 mm, rostri a rietu 26 und 25 mm, al. 225 und 244 mm, caud. 141 und 142 mm, tars. 25 mm. Das vom 10. December datirte Exemplar zeigt die braunen Querbinden des Abdomens nach dem Bürzel zu weit intensiver ausgeprägt, als dies am anderen Vogel der Fall ist. Auch kommt Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. 159 am December-Vogel das Braun an den Aussenfahnen der Schwingen nur sehr untergeordnet zur Geltung, eine weisse Berandung der Secundärschwingen fehlt gänzlich. An dem zweiten Exemplare werden die Aussenfahnen der Secundärschwingen fast ausschliesslich dureh Braun eingenommen, an jeder einzelnen Feder nach dem freien Ende zu durch ein breites weisses Band unterbrochen. Micronisus poliopsis Hume. 1 Stück 2 juv. Long. tot. 330 mm, rostri a rietu 17 mm, al. 218 mm, eaud. 177 mm, tars. 54 mm. Osmotreron viridis (Scop.). 4 Stück ad., als 2 3 erlegt am 19. und 21. October und 2 29, erlegt am 20. October und 2. December. Maasse der &&: Long. tot. 245 und 261 mm, rostri a rietu 22 und 21 mm, al. 142 und 144 mm, caud. 95 und 100 mm, tars. 22 mm. Maasse der 2?: Long. tot. 233 und 226 mm, rostri a rietu 21 mm, al. 1355 und 137 mm, caud. 83 mm, tars. 20,5 und 21 mm. *Osmotreron bicincta (erd.) 1 Stück 2 ad. Long. tot. 265 mm, rostri a rietu 23 mm, al. 165 mm, caud. 110 mm, tars. 23 mm. Als südlichstes Vorkommen für diese Art hatte man bis dato Tenasserim angegeben. Hier schliesst sich nach Süden die nächst verwandte, aber bedeutend kleinere und auch von Salanga in mehr- fachen Exemplaren bekannte Art, Osmotreron viridis (Scop.) an, und breitet sich über den grössten Theil des malayischen Archipels aus. Es wäre somit die in Rede stehende, echt continentale Art kaum von Salanga zu erwarten gewesen. Da mir aber behufs sorgfältigen Vergleiches noch weibliche Exemplare der O. viridis von Salanga vorlagen und die Unterscheidungscharaktere so con- stante sind, ist eine Verwechslung absolut ausgeschlossen. Der gelbe Anflug auf der Unterseite bleibt bei vwiridis nur auf das Abdomen beschränkt, während er an bicincta die ganze Unterseite und sogar noch die Kehlpartie einnimmt und weit intensiver zur Wirkung gelangt. Auch das Gelb an den Schwingen kommt an bieineta mehr zur Geltung. Die grauen Endbinden auf der Unter- seite der Schwanzfedern haben an dicincta nahezu eine Breite von 15 mm, dagegen sie an veridis nur in Form sehr schmaler Rand- 160 | Dr. August Müller: binden erhalten sind. Das aschgraue Nackenband, welches an bieineta jene scharfe Trennung bewirkt zwischen der Kopf- und Rückenbefiederung, fehlt an viridis gänzlich. Hier erscheint die ganze Oberseite in einem mehr einheitlichem Colorit, die etwas hellere Stirnbefiederung — wie wir sie jaauch an bieineti Eonnen — ausgeschlossen. @eopelia striata (L.). 3 Stück ad., erlegt am 20. October und 1. November. Rostri a rietu 16 bis 17 mm, al. 95 bis 98 mm. An einem Individuum ist die weinrothe Farbe auf der Brust- Mediane verhältnismässig sehr schwach ausgeprägt und die Quer- bänderung erleidet dadurch kaum eine Unterbrechung. Diese Form vermittelt somit einen Uebergang zu der ausschliesslich insularen G. Maugei (Temm.). Turtur tigrinus (Temm.). 3 Stück ad., erlegt am 20. October und 2. November. Long. tot. 307 bis 310 mm, rostri a rietu 22 bis 23 mm, al. 142 bis 150 mm, caud. 148 bis 151 mm. \ Turnix plumbipes Hodgs. Hierher gehörige Eier wurden am 10. und 11. Juni auf gefunden. * Excalfactoria chinenses (L.). Einige für das Genus typische Eier mit nur sehr schwacher Fleckung werden von Herrn Dr. Kutter dieser Species mit ziem- licher Wahrscheinlichkeit zugetheilt. Euplocomus Vieillot! G. R. Gray. 1 Stück & ad. Rostri a rictu 40 mm, al. 270 mm, tars. 90 mm. Lobivanellus atronuchalis Blyth. 4 Stück ad. erlegt am 26. October, 3. und 7. November. Rostri a ricetu 33 mm, al. 203 bis 213 mm, caud. 106 bis 112 mm, tars. 72 bis 80 mm. Charadrius longipes Temm. 3 Stück ad., erlegt am 18. October und 15. November, sämmtlich im typischen Winterkleid. Rostri a rietu 24 bis 26 mm, al. 160 bis 163 mm, tars. 38 bis 40 mm. Cirripedesmus Geoffroyi (Wagl.). 1 Stück ad., erlegt am 28. October. Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. 161 Long. tot. 196 mm, rostri & rietu 27 mm, rostr. culm. 24 mm, al. 128 mm, caud. 61 mm, tars. 37 mm. Aegialites fluviatilis (Bechst.). 5 Stück ad., erlegt am 19., 24. und 29. October. Rostr. culm. 13 bis 13,5 mm, al. 106 bis 114 mm. Tringoides hypoleucos (L.). 4 Stück ad., erlegt am 17., 18. und 22. October sowie 3. November. Rostr. m 25 bis 26 mm, al. 109 bis 115 mm. *Tringa minuta Leisl. 1 Stück ad. erlegt am 19. October. Long. tot. 148 mm, rostri a rictu 18 mm, al. 100 mm, caud. 48 mm, tars. 18,5 mm. -+#Ardea cinerea L. 1 Stück med. Rostr. culm. 122 mm, rostri a rietu 157 mm, al. 442 mm, caud. 175 mm, tars. 159 mm. Butorides javanica (Horsf.). 5 Stück, davon 2 Exemplare am 27. November und 11. De- cember erlegt. Rostr. culm. 60 bis 63 mm, al. 187 bis 2238 mm, tars, 50 bis 59 mm. Wenn wir hier in den kleineren Individuen auch die Jüngeren vermuthen, so dürfte die Kopf- und Nackenstreifung mit dem zu- nehmenden Alter an Intensivität abnehmen. Bubuleus coromandus (Bodd.). 5 Stück vom 8., 26. und 27. November. Rostr. culm. 60 bis 74 mm, al. 231 bis 298 mm, tars. 81 bis 110 mm. An den beiden grössten Exemplaren ist der für die betreffende Species so charakteristische rostfarbene Anflug der: Scheitelfedern ° fast vollkommen verschwunden. Es scheint also, dass dieser mit dem zunehmenden Alter verloren geht und nur an den jüngeren Individuen auftritt. Erodius garzetta (L.). 1 Stück ad. Rostr. culm. 83 mm, al. 275 mm, tars. 94 mm. Spilura stenura an): 1 Stück ad. Long. tot. 246 mm, rostr. culm. 65 mm, al. 130 mm, caud. 60 mm, tars. 34 mm. Cab, Journ. f. Ornith, XXXIIT. Jahrg. No. 170. April 1885. 11 162 Josef Talsky: Erythra phoenicura (Penn.). 5 Stück ad., erlegt am 4., 7. und 28. November sowie 16. und 20. December. Rostri a rictu 36 bis 40 mm, al. 143 bis 154 mm, caud. 66 bis 70 mm, tars. 50 bis 56 mm. *Dendrocygna arcuata (Cur.). 2 Stück ad., erlest am 9. und 15. December. Long. tot. 297 und 310 mm, rostr. culm. 42,5 und 43 mm, al. 189 und 191 mm, tars. 45 und 46 mm, dig. med. inel. ung, 65 und 67 mm. | Lestris cephus Keys. etBl. und Lesiris pomarina Temm. in Oesterreich. Von Josef Talsky, in Neutitschein (Mähren). Am 17. September 1832 wurde dem hiesigen Hutfabrikanten, H. Aug. Hückel, von einem befreundeten Landsmann aus Hoch- filzen, im östlichen Tirol, ein ihm unbekannter Wasservogel im Fleische eingeschickt. Als mir derselbe zur Bestimmung vor- gewiesen wurde, fand ich zu meiner grösten Verwunderung, dass es eine Lesiris cephus im Jugendkleide sei, ein Vogel, dessen Vorkommen in unseren Ländern zu den grössten Seltenheiten ge- hört. Sein Gefieder ist im Allgemeinen dunkel gefärbt. Die Unterseite grauschwarz, jede einzelne Feder an der Spitze hellroth grau gesäumt. Je weiter gegen den Steiss, desto lichter wird die Grundfarbe. Die Oberseite ist noch um einige Töne dunkler als der Uuterleib; das Gefieder des Oberrückens ‘wie unten rostgrau gesäumt. Die lichten Federränder nehmen gegen den Kopf an Breite ab und sind am Scheitel kaum mehr zu unterscheiden. Die zwei ersten Schwungfedern haben rein weisse Schäfte, die folgenden drei grauweisse und nimmt die lichte Färbung der Federschäfte mit der Länge der Federn ab; die kleineren Schwungfedern sind in allen Theilen dem schwärzlichen Gefieder der Oberseite gleich. Der Schwanz, sammt den zwei ziemlich zugespitzten, verlängerten Mittelfedern, stimmt mit der Farbe des Rückens überein. Der Schnabel ist an der Wurzel bleigrau, die Spitze schwarz. Der Tarsus hat lichtbleigraue Färbung, wogegen das erste Drittel der Zehen sammt Schwimmhaut gelblichgrau, die beiden andren und die scharfen Krallen schwarz sind. Das Auge war dunkelbraun. Lestris cephus Keys. et Bl. und Lestris pomarına Temm. 163 Die Körpermasse dieser Raubmöve stellten sich wie folgt: heraus: Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der ver- längerten. Mittelfedern ur. > .u..1i9:. 2er men 040.cm Das Hervorragen der Mittelfeden . : 2.2.2. 2.0; Flugweite . . Ba Naht BR Flügel vom Bug ia zur Spitze Ban are > Zonen Schwanzlänge ohne die Mittelfedern . . . .....135 „ Die Flügelspitzen überragten das Schwanzende um . 25 „ Beknabeltiesten:) zul varhosl cr Banks man ir tagla 12h Beikenlinsenysınıyn. 9) Zn arms: say 305 Od Warsusı -ul0% se yeah ernten zn Bar dB Mittelzehe ohne Ba], Yan aaa: Barldealls le. ATaLba 25 Nagel derselben . . . . 0: Die näheren Umstände, u, Ham ie ohne nordische Wanderer erlest wurde, blieben mir leider unbekannt; doch glaube ich annehmen zu müssen, dass dies auf einem Felde geschehen sei, weil ich in dem Magen des Verunglückten eine noch unverdaute, gut erhaltene, kopflose Maus von 5 cm Körper- und 5. 5 em Schwanzlänge gefunden habe. Der Körper des Vogels war stark abgemagert, ohne jede Spur von Fett. — Am 2. October 1882, also etwa 14 Tage nach der Tiroler Sendung, überbrachte mir ein Landmann aus der 2 Wegstunden südlich von Neutitschein gelegenen Ortschaft Hostaschowitz einen von ihm selbst auf einem Acker erbeuteten Vogel. Es war wieder eine kleine Raubmöve. Die Grössenverhältnisse dieser auf mährischem Boden zum Schusse gebrachten Seemöve stimmen bis auf unbedeutende Abweichungen, als: Totallänge — 2 cm, Ver- längerung der Schwanzmittelfedern — 0,8 cm, Schnabelfirste — 0,2 cm, Hakenlänge, — 0,1 em, Tarsus — 0,5 em, — mit jenen der Tiroler Möve vollkommen überein. Die Farbe des Gefieders jedoch ist in allen Theilen merklich lichter. Die Schwanz- und Schwungfedern sind schwarz, an den Spitzen weiss gesäumt; die Oberseite des Körpers hat von dem lichtgrauen, braun ge- gewässerten Nacken an ein buntes Aussehen, da das schwarz- braune Kleingefieder, die Deekfedern nicht ausgenommen, mit 2— 5 mm breiten grauweissen Enden versehen ist. Die Ursache dieser von mir hervorgehobenen Unterschiede in Grösse und Farbe der beiden verglichenen Exemplare liegt wohl nur in dem Altersunter- schiede beider Vögel, der es ja bekannt ist, dass zwischen dem j 11* 164 Josef Talsky: Kleide der jungen und der alten Möven zahlreiche Uebergänge bestehen. Allem Anschein nach musste diese Raubmöve in hohem Grade ermattet gewesen sein, da sie von dem Schützen am Ackerboden hockend angetroffen und erlegt worden ist. Das Gewicht ihres sehr herabgekommenen Körpers betrug 20 Dekagramm, und als Inhalt ihres zusammengezogenen Magens fand ich eine entschieden nach Fischen riechende braungelbe, breiige Flüssigkeit. Nach ‚starker Verdünnung derselben mit Wasser löste sich dieselbe auf und fielen Quarzkörnchen reichlich zu Boden des Gefässes, zwischen denen Stücke eines Regenwurmes als die einzigen animalischen Nahrungsreste des ausserordentlich seltenen Zugvogels zum Vor- schein kamen. Ueberdies waren noch drei hanfkorngrosse Frag- mente einer Pflanzensamenschale und ein 4 cm langes und 3 mm breites Stückchen eines Grashalmes vorhanden, — Der Vogel wurde von mir präparirt und meiner Sammlung einverleibt. Die Wanderlust der Raubmöven mochte wohl im verflossenen Herbste eine ungewöhnlich rege und allgemeine gewesen sein; denn ausser den beiden Fällen über das Vorkommen von Zestris cephus weiss ich noch von einem Dritten zu berichten, der die Art Zestris pomarina Temm. betrifft. Einige Tage später, nachdem ich nämlich meine kleine Raubmöve bereits im Trocknen hatte, wurde ich aufgefordert, bei dem eingangserwähnten Hutfabrikanten einen Vogel in Augen- schein zu nehmen, welcher kürzlich, halb verhungert und zu Tode ermattet, auf einem Gebirgsfelde in der nächsten Umgebung von Neutitschein ergriffen worden war. Sofort folgte ich der Einladung und fand — nochmals eine, jedoch grössere junge Möve und zwar ein Exemplar der obengenannten mittleren Raub- mövenart. Der Vogel war bereits durch Verabreichung von reichlicher Nahrung, Mäuse, rohes Fleisch, namentlich Herz, ge- kräftigt und bewegte sich in dem ihm zugewiesenen Raume des gut angelegten, mit einem Drahtgitter umgebenen Hühnerhofes ganz frisch und munter. — Sein Gefieder gleicht mehr dem Gefieder der hier an erster Stelle beschriebenen, kleinen Raubmöve, ist aber im Ganzen von etwas lichterer Farbe. Ich habe dem Gefangenen seit jener Zeit öfters Besuche abge- stattet und wahrgenommen, dass er vom ersten Augenblicke seiner Haft bis zur Stunde (13. December 1882), sehr zahm und zutraulich Lestris cephus Keys. et Bl. und Lestris pomarına Temm. 165 ‚ist, die dargebotenen Futterstücke aus der Hand nimmt, sie gierig verschluckt und stets bei gutem Appetite sich befindet. Ich will dem unfreiwilligen Gaste auch in der Folge meine Aufmerksamkeit zuwenden und über sein weiteres Schicksal berichten. — Zum Schlusse sei hier noch einer Thatsache erwähnt, welche geeignet zu sein scheint, über die Ankunft der Raubmöven in meinem Beobachtungsgebiete einigen Aufschluss zu geben. Mehrere höchst achtbare Mitbürger erstatteten mir nämlich seinerzeit Be- richt über eine grosse Schaar grösserer, fremdartig kreischender Vögel, welche um die zehnte Stunde in einer der letzten September- nächte v. J. über dem, durch Gasflammen erleuchteten Stadtplatze von Neutitschein nahezu eine Viertelstunde wirr durcheinander flogen und nachher weiter gezogen sind. Es dürfte wohl kaum unglaublich erscheinen, wenn ich es wage, die Vermuthung auszu- sprechen, dass diese befiederte Gesellschaft ein Raubmöven- schwarm gewesen war, aus dessen Mitte die beiden von mir zu- letzt behandelten Mitglieder in der Umgebung der Stadt zurück- geblieben sind. Ueber die charakteristischen Unterscheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. Von W. v. Nathusius, Königsborn. Hierzu Tab. II. u. III. Die Berichte über die Januar- und Februarsitzungen der all- gemeinen deutschen ornith. Gesellschaft (Aprilheft v. 1884. d. J. f. Ornith.) erwähnen der Verhandlungen über die Verschiedenheiten bei Straussen-Eiern, auf welche neuerdings die Aufmerksamkeit gelenkt ist, Einsender nahm hieraus Veranlassung, sich an Herrn K.G. Henke mit der Bitte zu wenden, ihm in irgend einer Weise zur Erlangung von Material behufs einer eingehenden Untersuchung der fraglichen Verschiedenheiten zu verhelfen. Herr Henke hatte die grosse Güte, von Exemplaren, welche bei neuerdings empfangenen Transporten leider zerbrochen sind, in reichlicher Menge Schalenstücke sowohl von Eiern des Somali-Strausses (S%. molybdophanes Rehw.), als auch von den glattschaligen Eiern, welche er als von St. camelus herrührend betrachtet, geschenkweise, "und auch eine zwar be- 166 W. v. Nathusius: schädigte, aber vollständige Eischale vom Zulu-Strauss (St. australis Gurney), aus Port Elisabeth bezogen, käuflich zu überlassen. Ferner theilte Herr Henke mir seinen „Beitrag zur Lösung der Straussen-Eierfrage im Separatabdruck a. d. Zeitschr. f. d. ges. Ornithologie und interessante bezügliche Notizen brieflich mit, wofür ich herzlichen Dank hiermit aus- spreche. Ausserdem lagen mir zum Vergleich die Reste der drei Ei- schalen vor, welche ich zu meinen früheren Untersuchungen be- nutzt hatte resp. die älteren Schliffe von denselben und zwar. No. 1. 1867 von Keitel bezogen. Ursprungsangabe fehlt. Ich bemerke schon jetzt, dass es durchaus mit dem Zulu-Strauss von Port Elisabeth übereinstimmt und dasjenige Exemplar ist, auf welches sich meine Mittheilungen in Bd. XVIII p. 225. d. Zeitschr. f. w. Zoologie beziehen. Namentlich sind die dort gegebenen Ab- bildungen nach Präparaten von dieser Eischale gefertigt. No. 2. Bald darauf aus einer alten kleinen Privatsammlung als Geschenk erhalten, beschädigt und sehr schleeht eonservirt, glattschalig. Stimmt, wenn auch nicht ganz, ‚mit denjenigen Fragmenten überein, welche Henke als von Sir. camelus oder dem Rothbein-Strauss herrührend bezeichnet, Auf den Unter- schied komme ich später zurück. No. 3. Im Juni 1869 von Keitel mit so frischem Inhalt, dass der Dotter noch geniessbar war, bezogen. Ueber den Ursprung erinnere ich mich der ausweichenden Antwort: über Hamburg be- zogen. Damals lagen gerade Mittheilungen über erfolgreiche Straussenzuchien in Südfrankreich vor, ich vermuthete also, dass das Ei von dort stamme; es kann aber ebensogut aus irgend einem zoologischen Garten sein. Der Kürze halber werde ich diese 3 Eier in dem Folgenden nur mit den angegebenen Nummern bezeichnen, die neu er- haltenen als Somali-, Zulu-*) und Rothbein-Strauss. Ich bezweifle nicht, dass St. molybdophanes Rehw. als gute Species Geltung behält, aber im Allgemeinen ist die Speciesfrage doch noch offen, nnd wenn die 3 Formen, welche in Frage kommen, früher sämmtlich als camelus bezeichnet wurden, muss Verwirrung *) Verstehe ich recht, so identifieirt Henke den Zulu-Strauss mit St. australis Gurney. Ich aeceptire die erstere Bezeichnung, da ich eine neue nicht wagen möchte, obgleich das betreffende Ei aus Port Elisabeth, also dem eigentlichen Kapland, ist. Unterscheidungszeiehen verschiedener Straussen-Eier. 167 bei älteren Sammlungs-Etiketten dadurch entstehen, dass für eine derselben der zusammenfassende Name beibehalten wird. Während des Druckes: kann ich noch hinzufügen, dass die Verh. d. ornith. Ges. im October und November 84 mir erst nachträglich bekannt geworden sind, wodurch sich ihre Nicht- erwähnung entschuldigt, und schieke übrigens noch voraus, dass es sich um eine vorläufige Notiz über die erlangten Unter- suchungsresultate und nicht um eine erschöpfende Darstellung derselben handelt. Zu letzterer würden zahlreiche Abbildungen ‚erforderlieh sein, welche wahrscheinlich nur photographisch her- zustellen sind. Obgleich, ausser zahlreichen älteren, 26 neuere Schliffpräparate vorliegen, bleiben doch noch einige Lücken aus- zufüllen, und ich sehe nicht ab, bis wann zu einer vollständigen Bearbeitung Musse sich finden wird.. So will ich nicht zögern, dasjenige mitzutheilen, was, wie ich denke, die Frage wesentlich klären wird. Die Zuhülfenahme der in der Z. f. w. Zool. Bd. XVII. H. 2. gegebenen Abbildungen wird Demjenigen zu empfehlen sein, welcher ihr ein eingehenderes Interesse schenkt. Was in der Februar-Sitzung darüber angeführt ist, dass beim Somali-Strauss die sogenannten Poren — es sind Grübchen, in welche Gruppen von Porenkanälen münden — in eigenthümlicher Weise in Zonen geordnet sind, so ist dies ein nicht berechtigstes Generalisiren dessen, was bei einzelnen oder mehreren Eiern vor- kommt. Da mein Material aus Schalenfragmenten besteht, ist es weniger geeignet, diese Verhältnisse zu zeigen; wenn aber Henke, der neuerdings 264 Straussen-Eier untersucht hat, auf der zu der angeführten Arbeit gehörigen Taf. XII ein Somali- Ei ab- bildet, bei welchem die Grübehen über die ganze Schale gleich- mässig vertheilt sind, so kann die zonenweise Vertheilung nichts Typisches sein. Henke findet ausser andern einen constanten Unterschied zwischen dem Somali- und dem Zulu-Strauss darin, dass bei ersterem die Poren-Grübchen viel dünner gesäet sind, wie auch die schon angeführte Abbildung zeigt, welche ein Zulu-Ei neben einem Somali-Ei darstellt. Die Grössen von Eiern varliren derartig, dass dies als Species- Unterschied nicht geltend gemacht werden kann, und zuweilen gilt dies auch, wie ich in diesem Journal (Aprilheft 1882) nachgewiesen habe, für die Schalendicke. Ich bin übrigens zweifelhaft, ob die von Henke hier angegebenen Zahlen sich nicht 168 W. v. Nathusius: auf Messungen beziehen, bei denen die Schalenhaut einge- schlossen ist. Einige Messungen von Querschliffen der Schale ergaben mir: Somali. . . ee 02 m derslb. Anderes ee. en... se n 5 ee 1a... > # H N le; Zulan) a RN Be RIED BR Rothbein u. N N. nn, Re NO ES, Auch mehrere Men ent den Deckelistaniernh von So Fragmenten und den andern Eiern ergaben übereinstimmend nicht voll 2 mm. Henke macht mich mit Recht darauf aufmerksam, dass unter den beim Transport zerbrochenen Eiern der Natur der Sache nach die dünneren Schalen vorherrschen müssen. Dieses zugegeben und ohne zu bestreiten, dass Somali durchschnittlich etwas dickere Schale habe, scheint es mir doch bedenklich, auf ein so variables Verhältniss einen Speciesunterschied zu begründen. Nebenbei be- merke ich, dass es mir auch scheint, als ob häufig die Schale an den Polen etwas dicker sei, als an dem Aequator des Eies. Die nähere Untersuchung der Porengrübchen ist es, welche einen constanten und leicht zu erkennenden Unterschied des Somali- vom Zulu-Strauss ergiebt. Wie ich a. a.O. vom Ei Nr. 1 (Zulu-Strauss) beschrieben und’ T. XIV Fig. 10 und 12, T. XV. Fig. 11 und 14 abgebildet habe, münden in die dem blossen Auge sichtbaren Grübchen ganze Gruppen von theilweis verzweigten Porenkanälchen und zwar nicht in der Art, dass jedes Kanälchen mit seinem Lumen für sich mündet, sondern die Mündungen bilden schmale, theilweis netzförmig verbundene Spalten, in welche mehrere Kanälchen vereinigt auslaufen (T. XIV Fig. 12). Diese Mündungen sind, wie das ganze Grübchen, mit einem Färbemittel leicht annehmenden Gewebe (Oberhäutchen) überzogen. Dieses Gewebe dringt ziemlich tief in die Kanälchen ein und bewirkt, wie ich damals durch einfache hydrostatische Experimente nachgewiesen habe, dass in trocknem Zustande ein Luftwechsel durch die Porenkanäle statt- finden kann, während bei Benetzung der Schale ein Eindringen von Wasser ausgeschlossen ist. Dieses findet ebenso beim Somali-Ei statt, d. h. auch seine Unterscheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. 169 Kanälchen sind durch ein tingirbares Oberhäutehen geschlossen, aber sie münden jedes für sich in die Sohle des gemeinsamen Grübehens und zwar der Regel nach in grösserer Zahl als beim Zulu-Strauss, so dass auch das ganze Grübchen grösser und in die Augen fallender ist. Diese geringere Zahl der Porenkanälchen in den Gruppen, welche die Grübehen bilden beim Zulu-Strauss, wird vielleicht durch den der Regel nach engerem Stand der letzteren, ausgeglichen. Ganz anders sind diese Verhältnisse beim rothbeinigen Strauss. Henke hat das Verdienst, auf diese durch ihre glatte, grübchen- freie Oberfläche !so sehr charakteristischen Eischalen neuerdings aufmerksam gemacht zu haben. Er führt an, dass sie ganz glatt- schalig erscheinen, sich jedoch mit der Lupe die unregelmässig gruppirten Poren, wie mit einer feinen Nadel tief eingestochen, erkennen lassen. Schliffe und gefärbte Schalenstückchen zeigen dies deutlicher aber auch, dass ein merklicher Theil der Kanäle nicht gruppen- weis steht, sondern, einzeln unregelmässig verstreut ist. Die Mündungen der Kanälchen sind meist rundlich, ausnahmsweise in die Länge gezogen, und zuweilen tritt eine lineare Stellung bei den nicht ganz vereinzelten, und eine Tendenz zu einer solchen in den Gruppen hervor. Um diese chrakteristischen Verschiedenheiten hervortreten zu lassen, bedarf es übrigens der Anfertigung von Schliffen nicht. Werden die Eischalen gefärbt, so treten diese Verhältnisse bei etwa sechzehnfacher Linearvergrösserung schon deutlich hervor. Zur Färbung genügt karminsaures Ammoniak (Rothe Tinte), aber eine spirituöse Lösung von Anilinroth färbt schneller und intensiver. Man würde einzelne Stellen eines Eies färben können, das damit nicht aufhören würde, sauberes Sammlungsobject zu sein. Uebrigens hat das die Porenmündungen ausfüllende Gewebe meist ohnehin eine bräunliche Färbung angenommen, so dass sich die Unter- schiede für den Kundigen auch ohne Färbung bei der angegebenen oder schon bei schwächerer Vergrösserung erkennen lassen. Die hübschesten Präparate habe ich erhalten, indem ich Schalenstücke so lange in Kalilauge kochte, bis die Schalenhaut aufgelöst war. Hiermit zugleich löst sich das Oberhäutchen, und sind dadurch die Mündungen der Porenkanäle vollständig ge- öffnet. Reibt man nun die äussere Fläche mit feinem rothen Eisenoxyd (Polirpulver) ein und polirt mit einem weichea Leder 170 W. v. Nathusius: \ nach, so sind nur die Mündungen der Kanäle mit rothem Pulver gefüllt und geben bei Betrachtung in direeter Beleuchtung unter schwacher Vergrösserung sehr deutlicheund charakteristische Bilder. Ich gebe in Fig. 1, 2 und 3 Abbildungen nach solchen Präparaten, welche bei dreizehnfacher Vergrösserung mit Hülfe der Camera Lueida gezeichnet sind, vom Rothbein-, Zulu und Somali- - Strauss. k Es bestehen also zwischen den 3 Kategorien von Eiern scharfe und, soweit das vorliegende Material dies zu beurtheilen gestattet, constante Unterscheiduugsmerkmale; ob dieses Art-Ver- schiedenheit bedeutet oder nur constant geworden Variation (Rassen) darstellt, ist eine weitere Frage. Diese Frage stellt sich um so dringender, als das bisher Ab- gehandelte, sich eigentlich nur auf Bildungen der äussersten’ Schichte — der Oberfläche bezieht, und hier individuelle Variation, oder vielleicht richtiger ausgedrückt: Teratologie ein ziemlich häufiges Vorkomniss bei Vogel-Eiern ist; indess ist zu bemerken, dass ich mich vielfach bemüht habe, diese Verhältnisse zu ver- folgen, aber bei andern grösseren Eiern von ähnlich complieirter Structur, wie bei Gänsen und Schwänen, zwar häufig individuelle Abweichung, nie aber Rassen- Unterschiede habe finden können es sei denn in der Färbung. Rassenunterschiede in dieser Be- ziehuug sind ja beim Hausgeflügel bekannt. Verzweigte und gruppenförmig gestellte Porenkanäle kommen nur bei Sirutno vor. Dei Rhea, Dinornis und Aepyornis sind sie allerdings auch mehrfach gegabelt, aber nur fächerförmig in einer Richtung. So fehlt der Vergleich mit anderen Eiern, der ‚ ergeben könnte, ob man in der Verschiedenheit der Gruppenbildung einen Artunterschied sehen muss. Jedenfalls treten aber bei unsern Straussen-Eiern noch andere Verschiedenheiten auf. ) Früher habe ich a. a. ©. T. XV Fig. 13 und 14 abgebildet, wie beim Zulu-Strauss die äusserste Schicht der Schale sich durch- sichtiger von den tiefern durch die Schalenkörperchen und Hohl- räumchen stark getrübten Schichten abhebt. Sie enthält zwar einzelne Schalen-Körperchen, auf welche damals, wo so vieles Neue und Fremdartige entgegentrat, zumal bei den ersten noch sehr unvollkommenen Präparaten nicht geachtet wurde. Sie hätten auch bei der verhältnissmässig schwachen Vergrösserung nicht deutlich wiedergegeben werden können, aber im Ganzen tritt Unterscheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. 171 diese Schicht doch hier als eine klarere auf. Ebenso ist es beim Rothbein-Strauss. Bei dem Somali-Strauss schliesst sie eine so grosse Zahl von Schalenkörperchen ein, dass sie gar nicht den Eindruck einer besondern Schicht macht und fast so stark getrübt ist, als die tieferen Schichten. Die 4 Fragmente, von welchen Radial- schliffe gefertigt sind, und welche so ausgesucht wurden, dass sie von verschiedenen Eiern herrühren müssen, stimmen hierin überein. Ferner: Bei den Radialschliffen vom Somali-Strauss ist die Mammillenschicht, also ungefähr das innere Drittel der Schale wesentlich durchsichtiger als die äusseren Schichten. Beim Zulu verhält es sich umgekehrt. Hier ist die Mammillenschicht bei durchfallendem Licht die dunklere. Dies rührt daher, dass in derselben bei jenem die Querschnitte der dunkeln horizontalen Lagen weit schmäler, als die dazwischen liegenden nur schwach ge- trübtensind. Beim Zulu-Strauss sind die dunkeln Lagen verhältniss- mässig breiter. Beim Rothbein-Straus ist die Mammillenschicht etwas heller als die äussere Schicht, aber doch nicht in dem Maasse als beim Somali. Es sind dies Unterschiede, welchen ich speecifische Bedeutung um so mehr beilegen möchte, als sich das Kriterium bei früheren Untersuchungen der Schwäne als ein spezifisches bewährt hat, während in andern Beziehungen erhebliche individuelle Ab- weichungen vorlagen. Bei diesen Untersuchungen war mein erster Gedanke, die specifische Verschiedenheit durch diejenige Methode zu prüfen, über welche ich mehrfach, zuletzt in der Juli-Nummer von 1382. d. Journ. berichtete, nämlich durch Feststellung der Dimensionen der Querschnitte der Mammillen, wie sie sich in von’ der innern Fläche angeschliffenen und dann mit feinstem rothen Eisenoxyd eingeriebenen Schalenstückchen darstellen. Die ersten derartigen Präparate ergaben auch einen auffallenden Unterschied zwischen dem Somali- und dem ‚Rothbein-Strauss: bei letzterem ca. 0,027 [mm als Durchschnitt der aus einem Präparat gezeichneten 12 grössten Querschnitte: bei ersterem kaum '/, also ca. 0,009 [Jmm. Aber schon ein zweites Präparat vom Somali-Strauss wich hiervon gänzlich ab. Die Querschnitte waren nur um weniges kleiner als vom Rothbein. Einige frühere Präparate waren über- haupt schon unbrauchbar gewesen wegen der in ihnen vor- kommenden Unregelmässigkeiten. Ich darf dies gegenüber dem 172 W. v. Nathusius: früher von andern Eiern Berichteten nicht verschweigen, aber hinzufügen, dass es aus mehreren Gründen erklärlich wird. Erstens hatte sich schon früher ergeben, dass zuweilen ver- schiedene Fragmente derselben Schale, auch wenn sie möglichst vom Aequator der Eier genommen wurden, Abweichungen ergaben, welche durch Durchschnittsberechnungen aus mehreren Präparaten ausgeglichen werden mussten. Die so viel grössere Dimension der Straussen-Eier bringt es mit sich, dass ein solcher Durch- schnitt schwerer zu erlangen ist, da das zum Präparat verwendete Schalenfragment einen sehr viel kleineren Theil der sanzen Schale ausmacht, als bei einem kleineren Ei. Zweitens ist schon constructiv zu verstehen, dass an den Polen das Verhältniss sich anders in den Präparaten, als am Aequator des Eies darstellen muss; ich habe deshalb zu diesen Bestimmungen stets Fragmente vom Aequator verwendet. Mein Untersuchungsmaterial, wesentlich aus Fragmenten bestehend, ge- stattete aber nicht, diese Regel mit Sicherheit durchzuführen. Trotzdem muss ich aber annehmen, dass ein besonderer Grund vorliegt für so weit abweichende Resultate, als ich sie bei ver- schiedenen Fragmenten vom Somali-Strauss erlangt habe. Viel- leicht ist er folgender: Betrachtet man einen radialen Querschliff dieser Schale da, wo er durch die aus so zahlreichen einzelnen Kanälen bestehende Gruppe derselben geht, so sieht man, dass dieses Gebilde einen gewissen Einfluss auf den ganzen Bau ausübt. Die Endungen der Mammillen scheinen in dieser Region stärker, und die Zu- nahme der Dieke nach aussen eine schnellere. Vielleicht beruhen die gefundenen Unregelmässigkeiten hierauf, denn es ist leicht verständlich, dass die Messungsresultate durch die Lage der Region zu den Porenkanalgruppen beeinflusst werden. Bei anderen Vogel-Eiern kommt eine solche Bildung der Porenkanäle nicht vor. Die Structur der Straussen-Eier gestattet, die Messungen noch in anderer Art vorzunehmen. Die Mammillen-Endungen sind mit annähernd halbkugelförmigen Segmenten in die obere Schicht der Schalenhaut eingesenkt, und die Fasern der letzteren gehen durch diesen Theil der Mammillen quer hindurch. Dieses giebt in den Tangentialschliffen ein eigenthümliches, leicht zu erkennen- des Bild (vgl. Fig. 4 B u. 5 i. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XVII H. 2); es lassen sich aus dieser Region der Schliffe Mammillen- querschnitte leicht in der Art messen, dass man sicher ist, dass Unterscheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. 173 diese Messungen einer bestimmten, mit anderen Präparaten ver- gleichbaren Stelle entsprechen. In dieser Weise habe ich einige Messungen vorgenommen, welche wieder das Resultat ergaben, dass die Structur beim Somali-Strauss in dieser Beziehung durchschnittlich eine feinere ist, wenn ich es so ausdrücken darf, beim Rothbein-Strauss eine gröbere; aber auch hier schwanken die Resultate je nach den ausgewählten Stellen noch zu sehr, als dass ich jetzt schon bestimmte Zahlen geben möchte. - Ob und wie die früher von mir benutzten und in Fragmenten noch vorhandenen Eier in die aus den Henke’schen Sendungen festgestellten Kategorien passend unterzubringen sind, ist eine interessante Frage. Bei No. 1 ist sie, wie schon gelegentlich be- _ merkt, dahin zu beantworten, dass völlige Uebereinstimmung mit - dem Zulu-Ei aus Port Elisabeth besteht. Bei No. 2 schien zuerst und nach dem allgemeinen Ein- drucke die Uebereinstimmung mit dem Rothbein-Strauss aus Aden eine befriedigende zu sein; als indess die Mündungen der Poren- kanäle an Schliffen, namentlich aber an in Lauge gekochten und mit Eisenoxyd eingeriebenen Schalenstücken genauer untersucht wurden, zeigten sie sich bei vom Aequator des Eies entnommenen Fragmenten stark in die Länge gezogen und theils zur Ver- einigung in Gruppen neigend, welche, wenn auch nur entfernt an die netzförmigen Figuren beim Zulu-Strauss erinnern. Bei den aus der Nähe der Pole entnommenen Stücken haben zwar die einzelnstehenden Poren runde Mündungen, dagegen treten hier wirklich Gruppen aus netzartig verbundenen Spalten gebildet auf. Beide Bildungen sind in Fig. 5 u. 6 nach ähnlichen Präparaten als Fig. 1, 2 u. 3 gezeichnet. Auch in den Querschliffen ist die Mammillen-Schieht dunkler, als die äusseren Schichten, also auch dieses Verhältniss vom Rothbein-Strauss abweichend. Das Ei No. 3 wich in der Stellung resp. Entfernung der Porenkanal-Gruppen so vollständig von dem Zulu-Ei und der No. 1 ab, und stimmt in dieser Beziehung so mit vielen Frag- menten vom Somali, dass ein Vergleich mit diesem zunächst oblag. Die wesentliche Verschiedenheit in der Gestaltung der Porenkanalgruppen ist hier indess evident, wie Fig. 7 und 3 er- geben. Auch fehlt beim Ei No. 3 die Helligkeit der Mammillen- schicht und die starke Trübung der äussersten Schiehten, wie sie das Somali-Ei hat. Jedenfalls ist No. 3 dem Zulu viel ähnlicher als dem Somalıi. di 174 Ä W.v. Nathusius: Und doch stimmt dieses Ei, auch abgesehen von dem weit- läufigerem Stande der Porenkanal-Gruppen, nicht ganz mit ersterem überein. Zwar münden in diesen Gruppen die einzelnen Kanäle in ein System netzförmig zusammenhängender Spalten, aber zwischen diesen Gruppen kommen ziemlich zahlreiche einzeln mündende Porenkanäle vor, was beim Zulu nur ganz ausnahmsweise der - Fall ist. Auch die Mammillenschicht ist nieht so ausgesprochen undurchsichtiger. - So könnte man in der That in den Eiern No. 2 und 3 Ueber- sangsstufen von den glattschaligen Eiern (Rothbein-Strauss) in’die Zulu-Eier sehen. Um dieses mit Bestimmtheit aussprechen zu können, müsste allerdings eine grössere Zahl von diesen Formen untersucht sein. Zwar habe ich sämmtliche glattschalige Fragmente, die ich der Güte von Herrn Henke verdanke, vergeblich nach solchen Ge- staltungen der Porenmündungen durchsucht, wie sie das Ei No. 2 bietet; aber diese Fragmente gehören wahrscheinlich zu einem und demselben Ei. Beim Zulu-Ei habe ich allerdings eine befriedigende Uebereinstimmung meiner No. 1 mit dem unzweifelhaft aus Port Elisabeth stammenden Ei gefunden, aber zwei übereinstimmende Individuen sind doch noch zu wenig, um sichere Schlüsse zu ziehen. Indess glaube ich doch darauf hinweisen zu dürfen, dass Henke a. a. OÖ. erwähnt, dass St. camelus, weil er das beste Feder- material liefern solle, öfter zur Zucht nach Süd-Afrika eingeführt werde. Dann wäre Bastardirung mit dem Zulu-Strauss, welche auch in den Eischalen hervorträte, leicht begreiflich, dadurch aber die speeifische Verschiedenheit nicht ausgeschlossen. Die Möglichkeit der Bastardirung geht bei den Vögeln sehr weit. Sie kommt sogar bei verschiedenen Genera vor, wie z. B. zwischen Phasianus und Gallus, auch im wilden Zustande zwischen Birkhahn und Auerhuhn, und Bastarde zwischen verschiedenen Species desselben Genus sind häufig von unbegrenzter Fruchtbar- keit, wie bei Corvus cornix und corone; auch bei Anser domesticus und cygnoides. Wie Henke berichtet, hat sich in Dresden der männliche St. molybdophanes schon mit dem Weibchen von 7. camelus ge- paart. Das Resultat scheint freilich noch nicht vorzuliegen. Unterseheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. 175 Kann ich hiernach die speeifische Verschiedenheit des Somali- Strausses vom Zulu- und dem Rothbein- auch nieht mit absoluter Bestimmtheit aus der Beschaffenheit der Eier nachweisen, und er- scheint sie zwischen den beiden letzteren noch zweifelhafter, so machen doch die Verhältnisse der Eischalen das Bestehen von drei verschiedenen Species sehr wahrscheinlich. Jedenfalls glaube ich gezeigt zu haben, dass zwischen den Eiern des Somali und des Zulu ein bestimmter, leicht zu charakterisirender Unterschied in der Art der Ausmündung der Porenkanäle besteht: ein Unter- schied der von individueller Variation unabhängig ist. Was die glattschaligen Eier betrifft, so ist ihr ganzer Habitus, auch wenn das, was mein Ei No. 2 zeigt, als individuelle Ab- weichung vorkommen könnte, ein sowohl vom Somali als vom Zulu so auffallend abweichender, dass er schon ohne nähere Untersuchung unzweideutig hervortritt. Aber hier wird es sich zunächst darum handeln, den Ursprung dieser Eier genauer festzustellen; denn es ist schliesslich, wenn auch eine berechtigte Vermuthung, doch immer nur eine Vermuthung, dass sie von St. camelus, wenn dieser Name für den rothbeinigen Strauss bleiben soll, herrühren. Die 8 Stück, von deren einem ich Fragmente untersuchen konnte, hat Henke aus Aden erhalten und muthmasst, dass sie aus dem Sudan stammen, möglicherweise auch aus dem Kap- lande gekommen sein können, da die betreffende Persönlichkeit Handelsbeziehungen mit diesem Lande unterhalten soll. Hierzu muss ich bemerken, dass es höchst auffallend wäre, wenn aus dem Kaplande so ganz verschiedene Eier kämen. Das Ei, welches ich, um nicht verschiedene Bezeichnungen zu häufen, Henke folgend als Zulu-Strauss bezeichnet habe, stammt aus Port Elisabeth. Letzteres liegt aber im eigentlichen Kaplande, in fast gleicher Breite mit Kapstadt und nur um ca. 6° östlicher. Aden liegt aber in Arabien, das jedenfalls auch eine Heimath der Straussen ist. Dies beweist freilich Nichts für den asiatischen Ursprung dieser glattschaligen Eier. Die Handelsverbindungen Adens können sehr wohl auch afrikanische Eier dorthinführen. Ein Umweg wäre es freilich, Abyssinische oder Sudanesische Eier über Aden nach Europa zu führen. Meine faunistischen Kenntnisse sind zu gering, als dass ich anders als mit grosser Sehüchternheit die Bemerkung wagte, dass die beiden grossen Verbreitungs-Gebiete des Strauss in Afrika 176 W.v. Nathusius: sich nicht zu berühren scheinen. Das südliche scheint sich an der Westküste nur bis zum 15. Grad S. Br. zu erstrecken (vgl. Falkenhausen, Afrikas Westküste, S. 101). Für den jetzt durch Livingstone, Stanley und Cameron so viel besprochenen äquatorialen Gürtel ist mir die Erwähnung des Strauss nicht erinnerlich. Doch ich will mich nicht in Erörterungen ergehen, die. sehr zweifelhaften Werth haben würden. Auch auf die als charak- teristisch betrachteten Hautfärbungen beim erwachsenen Vogel darf ich um so weniger eingehen, als mich die vorgefundenen Notizen einigermassen verwirren. Offenbar ist, wie schon aus Cuviers Beschreibung des in Paris beobachteten Paars hervor- geht, wenigstens die Intensivität der Rothfärbung wechselnd. Dies muss für alle Fälle angenommen werden, wo Röthe daraus entsteht, dass die Blutfarbe unter einer durchsichtigen Hornschicht hervortritt; aber es kommt auch wirkliche rothe Pigmentirung der Hornschicht selbst vor. Manche Beschreibungen lassen un- klar, welcher von beiden Fällen vorliegt. | Reichenow giebt für den St. molybdophanes des Berliner Zool. Gartens blass mennigrothe Horntafeln an der Vorderseite des übrigens graublauen Laufs an (d. J. Aprilheft v. 1584). Henke eitirt nach Arthur Douglas: Ostrich farming of South Africa pag. 95, dass bei gut genährten und frühentwickelten jungen Vögeln beim Hahn ein tiefes Scharlach an der Vorderseite des Beins und um die Augen vorkommt, auch die hinteren Sehnen der Beine roth (pink) seien. Ferner: Dass Menges an 97 Exemplaren des Somali-Strausses die von Douglas geschilderten rothen Stellen nicht wahrgenommen hat. Weiter eitirt er den mündlichen Bericht eines zuverlässig erscheinenden jungen Kaufmannes, nach welchem der Zulu-Strauss grauhäutig ist, und erwähnt endlich noch, dass Dr. Selater den grauhäutigen Strauss aus Süd-Afrika von camelus nicht zu trennen vermocht hat. Er schreibt dies dem Mangel genügenden Ver- gleichsmaterials zu. Wie soll man das Alles zusammenbringen, zumal es sich doch wenigstens in Süd-Afrika nicht um ein schwer zu erlangen- des Jagdthier handelt, sondern dort der Strauss zu Hunderten oder Tausenden gezähmt der Gegenstand einer lucrativen Industrie ist ? Vielleicht sind diese Hautfärbungen noch variabler, als an- genommen wird. Umsomehr steigt der Werth der den Eiern ent- nommenen Kriterien. Unterscheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. 177 Nachdem die charakteristischen Unterschiede der drei vor- kommenden Kategorien von Eiern festgestellt sind, ist die nächste und unumgängliche Aufgabe, diese auf Eier, deren Heimath un- zweifelhaft ist, anzuwenden, namentlich die Heimathsgrenzen der glattschaligen Eier zu ermitteln. Die Frage nach der Natur und dem Ursprung der Eihüllen tritt bei jeder oologischen Untersuchung von Neuem hervor; ich glaube also nicht unberührt lassen zu dürfen, dass mein verehrter Freund Landois im Januarheft v. 1884 d. Journ. eine Arbeit von Tarchanoff kurz erwähnt hatte und ihr in dieser Beziehung eine Bedeutung beizumessen geneigt war. Nach Einsicht der Original- arbeit (Pflüger’s Arch. f. Physiol. Bd. XXXIIH. 1834) kann ich mich dem nicht anschliessen und muss in der Kürze bemerken, dass der Zweck und die Richtung der Tarchanoff’schen Arbeit überhaupt in andrer Richtung liegt. Er will die chemische und physiologische Differenz des Eiweisses bei verschiedenen Vogel- Ordnungen nachweisen. Esist dies allerdings eine interessante Frage, in welcher er auch ältere, merkwürdiger Weise wenig beachtete Arbeiten von Valeneienne und Fremy eitirt. Auch ich hatte schon in meinen früheren Arbeiten auf die grosse Verschiedenheit der Structur der Eiweisshülle bei den Oseines gegenüber Hühnern und Schwimmvögein hingewiesen. Aber T. übersieht gänzlich, dass es sich neben der ohue Zweifel interessanten chemischen Frage um eine morphologische handelt; und als er gelegentlich andrer Versuche in einem einzelnen Fall die Bildung einer Hülle um einen in den-Oviduct eines Huhns eingeführten Fremdkörper beobachtete, hat er, wie aus dem Unterlassen jeder Bemerkung hierüber zur Genüge hervor- seht, unterlassen, die Structur dieser Hülle mikro- skopisch zu untersuchen! Danach war es unberechtigt, von ‚‚einem. völlig formirten Ei“ und von einer „Schalenmembran“ zu sprechen. Letztere ist ein so charakteristisches Gewebe, dass auch der oberflächlichsten. Unter- suchung ihr Nachweis nicht hätte entgehen können. Aus privaten Mittheilungen ist mir bekannt geworden, dass bei ähnlichen Experimenten Anderer ebenfalls ein hautartiger Ueberzug auf einem in den Oviduct gebrachten Fremdkörper ge- funden und in diesem Fall näher untersucht ist. Die Structur Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 170. April 1885. 12 178 W.v. Nathusius: Straussen-Eier. hat sich als identisch mit der der Schleimhaut des Eileiters ergeben. Auf noch nicht publieirte mir privatim bekannt gewordene Mittheilungen näher einzugehen halte ich mich nicht für be- rechtigt; als Ergänzung der T.’schen Beobachtung wollte ich dieses doch aber nicht ganz unerwähnt lassen. Ich glaube folgern zu müssen, dass man diese Vorgänge vielleicht mit dem in Ver- bindung bringen kann, was Ebstein (Natur u. Beh. d. Harnsteine, Wiesbaden 1884) über die Bildung der Harnsteine um Fremd- körper beobachtet hat, jedenfalls aber nicht mit der Eibildung, denn die Structur-Elemente der Eihüllen, sei es der Schale, sei es der Schalenhaut, lassen sich in keinerlei Beziehung zu denen der Schleimhautfetzen bringen, welche zuweilen an den in den Eileiter eingebrachten Fremdkörpern haftend gefunden sind. Was im Allgemeinen die Frage der periplastischen oder exoplastischen Bildung der Eihüllen betrifft, so ist es mir durch die vorstehenden Untersuchungen der Porenkanal-Gruppen bei Struthio nahe gelegt, darauf hinzuweisen, dass ihre charakteristische Gestaltung bei der Annahme einer periplastischen Bildung ganz unerklärlich bleibt. Ferner glaube ich erwähnen zu dürfen, dass demjenigen, was ich im Juliheft v. 1882 d. J. über die Structur der sogenannten Ueberzüge der Eischalen veröffentlicht habe, eine Reihe neuer interessanter Befunde bei Orotophaga guira, Sula und Carbo hin- zugetreten ist. Dieselben wurden in Magdeburg in der zoologischen Section der dort im September v. J. tagenden deutschen Natur- forscherversammlung mitgetheilt. Das Wesentliche dieser Mit- theilung ist in dem während der Versammlung erschienenen Tageblatt derselben S. 89 u. ff. veröffentlicht. Hierauf hinzu- weisen erlaube ich mir, da es sich auch hier um neu gefundene Strueturverhältnisse handelt, welche m. E. nieht auf eine me- chanische Bildung der Eihülle zurück geführt werden können. Sue een nn v Die Abbildungen auf FT. II und III stellen Porenkanalgruppen nach mit Eisenoxyd präparirten Schalenstücken (vgl. S. 269) bei 13/1 dar. Fi. 1 Zulu-Strauss, Fig. 2 Somali-Strauss, Fig. 3 Rothbein-Strauss (alle 3 von Henke), Fig. 4 Ei No. 1 Zulu-Strauss von Keitel, Fig. 5 Ei Nr. 2 glattschalig vom Pol, Fig. 6 dasselbe vom Aegquator des Eies ‚Fig 7 undsEi Nr, 3 Ur- sprung unbekannt, vom Aequator des Eies. P. Matschie und E. Ziemer: Birds of Bering Sea etc. 179 Birds of Bering Sea and the Aretie Ocean by E. W. Nelson in: Arctic Cruise of the Revenue Steamer Corwin 1881, pp. 55—118. Bericht von P. Matschie und E. Ziemer. Am 21. Juni 18831 verliess der ,„Corwin“, nach kurzem Aufenthalte, St. Michael auf Alaska, um seiner Aufgabe hachzu- kommen, die darin bestand, die „Jeannette“ und zwei vermisste Walfischfänger aufzusuchen. Zu diesem Zwecke berührte der Corwin in der Zeit vom 21. Juni bis zum 4. October nach und nach sämmtliche Punkte der Küste Alaskas von der Berings- strasse im Süden bis zum Point Barrow im Norden, die sibirische Küste ebenso von der Strasse an bis zum Nordcap, lief alle inner- halb dieses Gebietes liegenden Inseln an, fuhr im Norden längs der Grenze des festen Eises hin, landete auf der Wrangel- und der Herald-Insel und durchkreuzte dies ganze Gebiet. An Bord des Corwin nun befand sich der Verfassr der oben genannten Arbeit, E. W. Nelson, welcher vorher schon über vier Jahre in St. Michael gewohnt und die Ornis der Umgegend er- forscht hatte. Die Resultate seiner Beobachtungen und Sammlungen während dieses seines Aufenthaltes und während der Reise selbst veröffent- lichte Nelson in dem oben genannten Werke, wobei er auch die Arbeiten seiner Vorgänger: Dail’s und Bannister’s, Dr. Beau’s, Nordenskjoeld’s, Elliott’s und ebenso die Notizen Mr. Newcombe’s, des Naturforschers der Jeannette, benutzte und so Alles zusammen- stellte, was bisher über dies Gebiet bekannt geworden ist. Da sich diese interessante Arbeit nun aber in einem sehr schwer zugänglichen Reisewerke befindet, hielt die Redaction dieses Journals es für zweckmässig, ein Verzeichniss der aufgeführten Arten mit kurzen Bemerkungen über die Verbreitung u. s. w. zu geben. Auf- gezählt sind 192 Arten, von denen jedoch in Folge eines Versehens zwei, nämlich Zagopus rupestris und Larus cachinnans, je unter zwei Nummern aufgeführt sind, ein Versehen, das bereits in dem Werke selbst in einem beigegebenen Druckfehlerverzeichniss corri- girt ist. Es bleiben demnach noch 190 Arten. Die allgemeine Verbreitung einer Art über die Küste des Fest- landes von Alaska, sämmtliche Inseln des Gebietes und über die Küste Sibiriens ist durch das Wort „überall“ ausgedrückt. Im 12* 180 P. Matschie und E. Ziemer: Uebrigen ist mit „Küste“ die des Festlandes von Alaska oberhalb der Halbinsel Aliaska gemeint. | 1. Hylocichla aliciae Baird. Aeusserst häufig in der ganzen arktischen Region nördlich von der Hudsonsbai bis zur Beringsstrasse und quer hinüber bis Kamtschatka, brütend, soweit es noch Zwergweiden oder Erlen- Sestrüpp giebt. 2. Hylocichla nanus Aud. Wird nur darauf hin aufgeführt, dass Ridgway den Turdus aonalaschkae Gm. zu dieser Art zieht; kein Exemplar aus dem Ge- biete bekannt. 83. Merula migratoria (L.) Sw. a. Rich. | Bewaldete Theile des Innern bis über den Polarkreis hinaus; zur Zugzeit gelegentlich an den Küsten des Norton-Sund; ein ver- | schlagenes Exemplar erhielt Elliott von den Seal-Islands. Kodiak- Halbinsel im Sommer; streicht wahrscheinlich bis Nordostasien . oder bis zum Chukchi-Lande; am Kotzebue Sund auf dem Zuge: | 4, Hesperocichla naevia (Gm.) Baird. | Wie vorige Art im Innern; Mackenzie (Richardson). Brütet zuweilen nahe dem Norton- und Kotzebue-Sund. Von den Inseln. und der asiatischen Küste nicht bekannt. | 5. Cinclus mezicanus Swains. Aleuten, in den Norton- und Kotzebue-Sund mündende Flüsse; Standvogel; fehlt auf den übrigen Inseln des Gebietes. 6. Cyanecula suecica (L.) Br. Mehrere Exemplare bei St. Michael, Norton- Sund, von Dr. Adam | gesammelt (Juni 1852). 7. Sazicola oenanthe (L.) Bechst. Zuerst von Dall in Alaska am mittleren Yukon sefunden, darauf von Dr. Beau im Sommer 1830 nicht selten an der Küste ‚vom Kotzebue-Sund bis zum Cap Lisburne angetroffen. Nelson erhielt die Art im Herbst und Frühjahr bei St. Michael am Norton- Sund und ein Exemplar von dem King-Island durch einen Eskimo. Nach Nelson gelangt S. oenanthe hierher nicht etwa durch Sibirien, sondern zieht seiner Ansicht nach von Grönland aus längs den Nordküsten Amerikas bis Alaska und bis Nord-Ost-Sibirien. 8. Sylvia eversmanni Bp. „Flüge dieses kleinen Vogels kamen Mitte Juni und liessen sich auf der Vega nieder, welche sich zu Tapkan, nordwestlich der > Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean. 181 Strasse, im Winterquartiere befand. Dies geschah, bevor die Erde frei war von Schnee, und schienen die Vögel sehr erschöpft zu sein“. 9. Phylloscopus borealis (Blas.) Dresser. Das erste amerikanische Exemplar dieser Art wurde 1866 bei St. Michael, Norton-Sund, von dem Naturforscher der „Western Union Telegraph Expedition“ u, Nelson erhielt ebenda drei Exemplare. 10. Parus atricapillus septentrionalis (Harris) Allen, Kommt unregelmässig, namentlich um den Norton-und Kotzebue- Sund im Herbste und manchmal auch im Frühjahr vor. ll. Parus cincius grisescens Sh. et Dress. Nord:Alaska; kommt gelegentlich an die Küsten. 12. Parus hudsontcus Forster. Wälder im Innern, gelegentlich an den Küsten. 13. Anorthura alascensis (Baird.) Coues. Aleuten und Fur-Seal-Islands; Standvogel, meist in Paaren. ‚Einer der gemeinsten Vögel auf der St. Georg’s Insel, fehlt aber nach Elliott gänzlich auf der nur etwa 30 (See-) Meilen entfernten St. Paul’s Insel. 14. Budytes flava (L.) Gray. Kommt Ende Mai oder Anfangs Juni, brütet geeigneten Orts an der Küste von der Yukonmündung im Süden bis zur Südküste des Kotzebue-Sund im Norden; zieht Ende August. 15. Anthus ludoveicianus (Gm.) Licht. Nicht zahlreich; kommt zeitig, brütet nördlich der Berings- strasse; kommt auf den Aleuten und der Chukchi-Halbinsel vor. Zieht Anfangs August. 16. Anthus pratensis (L.) Bechst. . Ein einzelnes Exemplar von Dall bei St. Michael während der „Russian American Telegraph Expedition“ erlegt. 17. Motacilla ocularis Swinh. Plover Bay, Sibirien (Dalı, Dr. Beau); Nelson erlegte eben da am 26. Juni 1881 ein altes Männchen im reinen Sommerkleide; ein Exemplar auf Atkha, der westlichsten der Aleuten, beobachtet (Mr. Turner); im Winter 1881 bis 1882 von Mr. L. Belding in Südcalifornien erlegt. 18. Helminthophaga celata (Say) Baird. _ Gewöhnlicher Brutvogel des Innern Nord-Alaskas; an der Küste gewöhnlich nur auf dem Herbstzuge während der ersten Hälfte des August. Von den Inseln und der sibirischen Küste nicht bekannt, | 182 | P. Matschie und E. Ziemer: 19. Dendroeca aestiva (Gm.) Baird.. Gewöhnlicher Sommervogel des amerikanischen Festlandes bis in den Polarkreis. 20. Dendroeca coronata (L.) Gray. Gelegentlich und zwar nicht gerade selten an der Küste, 21. Dendroeca striata (Forster) Baird. Gemein im Innern; an der Küste im Herbst und Frühjahr auf dem Zuge. Von den Inseln und der sibirischen Küste nicht nachgewiesen. 22. Sturus naevius (Bodd.) Coues. Brütet in grosser Anzahl auf den kleinen Inseln im unteren Yukon und in geeigneten Dickichten nahe der Küste des Norton- Sund, nördlich bis zum Kotzebue-Sund. 23. Myiodioctes pusillus (Wils.) Bp. Buschparthieen längs der Küste von der Yukonmündung nörd- lich bis zum Kotzebue-Sund; häufiger im Innern. Kommt Ende Mai oder Anfangs Juni. 24. Lanius borealis Vieill.*) Yukonmündung und Küsten des Kotzebue- und des Norton- Sund; selten. Sehr selten an anderen Stellen der Küste. Am wenigsten selten noch an der Yukonmündung. 25. Lanius eristatus L.*) Nelson wurde am 12. August ein Exemplar dieser Art gebracht, als das Schiff eben die Wrangelinsel verlassen wollte; es war en Vogel vom Jahr, der todt aufgefunden worden war. | 26. Hirundo eryihrogastra Bodd. Sehr zahlreich in St. Michael, selten auf den Aleuten; soll westlich von Aonalaschka nicht mehr. vorkommen. Küste des Beringsmeeres bis zum Arctischen Ocean. 27. Tachycincta bicolor (Vieill.) Cab. Gemein am Norton-Sund im Herbst und Frühjahre, im test und Ende Mai; brütet im Innern. An der asiatischen Küste und auf den Inseln bisher nicht gefunden. 28. Pinicola enucleator (L.) Vieill. Aeusserst selten an den waldlosen Küsten; in den Wäldern, welche sich bis an den Norton-Sund erstrecken, nicht eben seltener Standvogel. *) Vergl. Journ. f. Orn. 1884 Seite 247. Es fragt sich, ob der hier aufgeführte Vogel nicht etwa zu Zanius major Pall. zu ziehen ist. Ueber Lanius cristatus L. siehe an derselben Stelle. Der Herausgeber. Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean, 183 i 29. Loxia curvirostra americana (Wils.) Coues. Ein Exemplar im Winter bei St. Michael (Turner). Dies Exemplar, wie solche von Sitka sind beträchtlich kleiner als die Vögel des Innern und des Ostens von Amerika. 30. Loxia leucoptera Gm. Sehr gemein im Innern, selten an der Küste. Von den Inseln und der sibirischen Küste nicht nachgewiesen. Standvogel. 3l. Zeucosticte griseinucha (Brandt) Baird. Eine der häufigsten Vogelarten auf den Aleuten von Kodiak im Osten bis Atkha und Atton im Westen; Standvogel. Nördlich bis zur St. Matthew’s und den Seal Inseln, wo die Art jedoch Zug- vogel ist. Scheint äuf die Inseln beschränkt zu sein. 32. Aegiothus canescens exilipes Coues) Ridgw. Wohl der häufigste Landvogel des Gebietes; überall; Stand- vogel. - ' 33. Aegiothus linaria (L.) Cab. Verbreitung wie vorige Art, scheint jedoch auf den Seal-Inseln, einem Theile der Aleuten, der Wrangel- und Herald-Insel zu fehlen. = meisten streichen im Winter südlicher. 34. Plecirophanes nivalis (L.) Meyer. Geeigneten Orts überall zahlreich. 35. Centrophanes lapponicus (L.) Cab. Gemeiner Sommervogel auf dem Festlande Alaskas bis zum Point Barrow, besonders häufig um den Norton- und den Kotzebue- Sund; weniger häufig auf den nahen Inseln und an der sibirischen Küste. Standvogel auf den Aleuten. Scheint auf der Wrangel- und _ der Herald-Insel nicht vorzukommen. 86. Passerculus sandwichensis (Gm.) Baird. Gemeiner Sommervogel auf den Aleuten und von dort östlich und südlich längs der Küste. Zieht im Mai und Ende October. Die Exemplare dieser, wie einiger anderer auf den Aleuten lebenden Arten (z.B. Melospiza cinerea, Leucosticte griseinucha, die Aegiothus- Arten von Kodiak und Pinzcola enucleator) haben einen längeren und stärkeren Schnabel als die Vögel aus dem Innern des Fest- _ landes. 37. Passerculus sandwichensis alaudinus (Bp.) Ridg. Zahlreich längs der Küste des Beringsmeeres mindestens bis zum Point Hope und wahrscheinlich bis zum Point Barrow; be- sonders häufig an der Küste zwischen der Halbinsel Aliaska und dem Kotzebue-Sund. Diese Art und nicht ?. anthinus, wie früher 184 1 P. Matschie und E. Ziemer: angegeben worden, kommt hier vor. P. anthinus scheint auf Californien beschränkt zu sein. 38. Zonotrichia Gambeli intermedia Ridgw. Ziemlich gemeiner Sommergast an der Küste, nördlich von —— er Aliaska, erscheint am letzten Mai auf St. Michael. Auf den Aleuten und anderen Inseln der asiatischen Küste sowie der Beringssee unbekannt. Singt den ganzen Tag. Brutvogel. 39. Zonotrichia coronata (Pall.) Baird. Sehr seltener Sommergast und Brutvogel am Norton -Sund. Im Herbst mit dem vorigen zusammen in der Nähe der Häuser. 40. Spizella montana (Forst.) Ridgw. Vom Mai bis Anfang October überall an der Nordküste des Festlandes von Alaska. Brütet nördlich bis zum Kotzebue-Sund. Sehr furchtsam. Von Mai bis October in der Nähe der Häuser zahlreicher. Brutvogel. 41. Junco hyemalts (Linn.) Sc. Sehr selten auf St. Michael, an der Yukonmündung häufiger, wo er in geringer Anzahl brüte. Am Kotzebue-Sund und der Norton-Bay sparsam vorhanden; auf den Inseln und der sibirischen Küste unbekannt. 42. Melospiza cinerea (Gm.) Ridgw. Auf den Aleuten bis östlich zum Kodiak-Island häufig. Be- wohner der rauhen Küsten. Sein Gesang ist lauter als der seines östlichen Verwandten. 43. Passerella iliaca (Merrem) Gm. Gemein an der Alaskaküste bis zum Kotzebue-Sund; Ankunft am letzten Mai, auf den Inseln und der sibirischen Küste nicht bekannt. 44. Passerella iliaca townsendi (Gm.) Ridgw. Identisch mit Gmelin’s Emberiza unalascheensis von Una- laska; nie wieder beobachtet, vielleicht irgend ein Kleid von Mel. cinerea; Passerella townsendi auf Shumagin-Islands südlich von Aliaska beobachtet. 45. Scolecophagus ferrugineus (Gm.) Swains. An der Ostküste der Beringssee im Frühjahr und Herbst häufig, brütet an den Mündungen des Yukon und Kuskogquim. Im Sommer am Kotzebue Sund. Unbekannt an der asiatischen Küste und auf den Inseln. 46, Corvus corax carnivorus (Bartr.) Ridgw. Ueberall häufig und zudringlich, nicht vorhanden auf den. Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean. 185 Seal-Inseln; Nordenskioeld fand sie hoch oben an der arctischen Küste. 47. Pica rustica hudsonica (Scop.) Baird. Geht bis zur Bristol-Bay, im Innern noch weiter nördlich. 48. Perisoreus canadensis fumifrons Ridgw. Häufig im Innern, wandert an die Flussmündungen. Ein einziges Mal am Strande selbst beobachtet. 49. Eremophila alpestris lucolaema Coues. Sehr selten an den Küsten und auf St. Michael. Auf Nova Zembla und Spitzbergen Brutvogel, von den Inseln nicht bekannt. | 50. Empidonaz pusillus (Swains) Baird. Zwei Exemplare von St. Michael im Frühling gesammelt. 51. Picus pubescens Linn. Im Innern häufig, macht Streifzüge an die Küsten, fehlt auf den Inseln. Zuweilen in den Ellergebüschen am Kotzebue-Sund. 52. Colaptes auratus (Linn.) Swains. Kommt selten an die Küsten in der Nähe der Berings- strasse. j 53. Ceryle alcyon (Linn.) Boie. Im Innern häufig, an der Küste sehr selten an Fluss- _ mündungen. 54, Asvo accipitrinus (Pall.) Newton. Auf den Aleuten und an der ganzen Küste bis zum Cap Barrow, zuweilen sehr häufig. Erscheint Ende Mai. Von den Inseln nicht bekannt. 55. Ulula cinerea (Gm.) Bp. An der Küste sehr selten; fehlt auf den Inseln. 56. Ulula cinerea lapponica (Retz) Ridgw. » Einmal von Turner auf St. Michael am Norton-Sund ge sammelt. 57. Nyetale Tegmalmi Bp. Ein Exemplar von St. Michael. 58. Nyetale Tegmalmi Richardson? (Bp.) Ridgw. Kommt bisweilen aus dem Innern an die Flussmündungen. Bei den Eingeboreren „the blind owl“. Brütet am. Yukonfluss. 59. Bubo virginianus subarcticus (Hoy.) Ridgw. Ziemlich häufig an der Küste, fehlt auf den Inseln und der sibirischen Küste. 60. Nyetea scandiaca '(Linn.) Newton. Ueberall an der Küste, auf der Wrangelinsel im Sommer ge- 186 P. Matschie und E. Ziemer: sehen, auf den nördlichen Inseln wie an der sibirischen Küste Standvogel. 61. Surnia funerea (Linn.) Rich. u. Swains. Im Innern, selten an der Küste. Auf den Inseln unbekannt. 62. Surnia funerea ulula (Linn.) Ridgw. Ein Exemplar bei St. Michael geschossen, fehlt auf den - Inseln. 63. Hierofalco gyrfalco candicans (Gm.) Ridgw. Einige Male an der Nordküste von Alaska beobachtet. 64. Hierofalco gyrfalco sacer (Forst.) Ridgw. Häufiger Brutvogel an den Küsten überall, jagt im Herbst Schneehühner. 65. Falco peregrinus naevius (Gm.) Ridgw. Sehr selten im Inneren von Nordalaska, noch seltener an der Küste der -Beringssee. Unbekannt auf den Inseln und an der sibirischen Küste. 66. Falco peregrinus Pealei Ridgw. 6 bis 7 Vögel 20 Meilen von Ounalaska auf der See be- obachtet, 67. Aesalon columbarius (Linn.) Kaup. Unbekannt auf den Aleuten und Seal-Inseln, sonst häufig an der Küste bis zum Kotzebue-Sund. 68. Pandion haliaötus carolinensis (Gm.) Ridgw. Besucht von den Wäldern des Innern aus die Küsten der Beringssee; 2 Exemplare im Mai an der Yukonmündung gesehen und 2 andere am Norton-Sund gesammelt. 69. Circus hudsonius (Linn.) Vieill. Häufiger Zugvogel auf "Alaska, gelegentlich auch auf den Aleuten gefunden. 70. Acceipiter fuscus (Gm.) Bp. Nur an der Küste des Festlanudes von Alaska selten ge- funden. 71. Astur atricapellus (Wils.) Bp. Im Frühling und Herbst häufig Schneehühner jagend. Yasık striatus Ridgw. ist ein älterer Vogel dieser Art. Auf allen Küsten. 72. Archibuteo lagopus sancti-Johannis (Gm.) Rigdw. An der ganzen Küste von Alaska, sowie auf dem östlichen Theile der Aleuten häufiger Sommergast. Auf Ounalaska Nest und Eier gefunden. Dem altweltlichen Vogel vollständig gleichend. Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean. 187 73. Aquila chrysaetus canadensis (Linn.) Ridgw. Sehr selten und nur an der Festlandsküste. Schwingen und Schwanz, ebenso wie vom folgenden, bei den Eskimos sehr ge- schätzt. 74. Haliaötus leucocephalus (Linn.) Savig. Auf den Aleuten sehr häufig; an der Küste seltener. 75. Canace canadensis (Linn.) Bp. An der Küste seltener Brutvogel, im Innern häufiger, nicht verschieden von den Vögeln aus Maine und Neu-Braunschweig. 76. Bonasa umbellus umbelloides (Dougl.) Baird. Nördliche Varietät von Bonasa umbellus; in denselben Gegenden wie die vorige. 77. Lagobus albus (Gm.) Aud. | In grosser Zahl in ‚Nordalaska sowie an der ganzen Küste; fehlt auf den Aleuten, mit Ausnahme der östlichsten Insel, ebenso ist es auf den Inseln des Beringsmeeres nicht vorhanden, mit Ausnahme von St. Lawrence. 18. Lagopus rupestris (Gm.) Leach. An der Ostküste von Alaska und an der Beringsstrasse, jedoch seltener als voriges, an der sibirischen Küste existirt eine nahe \verwandte Art. . 79. Lagopus ee (Gm.) Leach. 2 Exemplare von Ounalaska. 80. Lagopus rupestris atkhensis Turner. Nur auf Atkha, der westlichsten Insel der Aleuten, getroffen, Vom Ounalaskavogel verschieden. 81. Lagopus alpinus Nels. Vielleicht an der Beringsstrasse. Von Nordenskioeld nordwest- lich derselben gefunden. 82. Haematopus niger Pall. Geht nicht über die Aleuten und Kurilen hinaus. 83. Strepsilas interpres (Linn.) Dlig. Einzeln an der ganzen Küste bis zum Cap Barrow. Im Herbst geht er nach Süden und findet sich auf den Inseln mit Ausnahme der Aleuten. Bei Cap Lisburne im August brütend gefunden. 84. Strepsilas melanocephalus Vig. Häufiger als der vorhergehende an der Küste von Alaska und brütet häufig am Norton-Sund. Am Wrangel-Island und Herald- Island beobachtet. 188 P. Matschie und E. Ziemer: 85. Aphriza virgata (Gm.) Gray. Einzeln bei St. Michael, nicht scheu. Mit Heteroscelus incanus Coues zusammen im August erscheinend. 86. Squatarola helvetica (Linn.) Cuv. Im Mai an Flussmündungen, um zu brüten. Geht vereinzelt bis Cap Barrow. Nicht beobachtet auf einer der Inseln. 87. Charadrius dominicus Müll, Ueberall an der Küste und auf den Inseln im Sommer. 88. Charadrius dominicus fulvus (Gm.) Ridgw. Auf der Wrangelinsel am ‘12. August im Brutkleide ange- troffen. Auf dem Meer zwischen Aleuten und Californien beobachtet. 89. Aegealites semipalmatus Bonap. Ueberall an der Küste vereinzelt, auf St. Lawrence gefunden. 90. Aegialites mongolicus (Pall.) Swinh. Zwei Exemplare von der Halbinsel Choris im Kotzebue-Sund im Sommer 1849 (Museum zu Oxford, Proc. of Zool. Soc. 1871 p. 110). 91. Gallinago media Wilsoni (Temm.) Ridgw. Im Innern häufig, an der Küste seltener Brutvogel. Auf den Inseln unbekannt, ebenso auf der sibirischen Küste. 9%. Macrorhamphus griseus scolopaceus (Say) Coues. Gemein am Kotzebue-Sund, auf den Inseln fehlend; auf sibi- rischer Seite bei Cap Wankarem getroffen. 93. Arquatella couesi (Bruenn.) Baird. Brütet im Herbst auf den Aleuten, sowie auf der ganzen Küste bis zum Norton-Sund. 94. Arqguatella ptilocnemis (Coues) Ridgw. Im Sommer auf dem Fur Seal-, St. Matthew- und St. Lawrence- Inseln. Sein trillernder Pfiff ist lauter als der von Tringa semi- palmata. | 95. Actodromas acuminata (Horsf.) Ridgw. N: Vom August bis zum Winter bei St. Michael häufig. Am Kotzebue-Sund, beim Port Clarence ebenfalls gefunden; ‚brüten wahrscheinlich in der Nähe von Cap Wankarem. 96. Actodromas maculata (Vieill.) Coues. ‚Brütet häufig an der Yukonmündung im Juni. Auf den Inseln nicht bekannt, an der Nordküste von Sibirien zahlreich; an dem Kotzebue-Sund ziemlich häufig. 97. Burinorhynchus pygmaeus. Vom Frühling bis zum Juli in Tapkan; in der Plower-Bay ein erwachsenes Weibchen im Brutkleide erbeutet. Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctie Ocean. 189 98. Actodromas Bairdı Coues. Nur an der Küste des Festlandes von Cap Hope bis Cap Barrow häufig, am Norton-Sund selten ; auf St. Lawrence beobachtet. 99. Actodromas minutella (Vieill.) Bp. Vom Norton-Sund nordwärts, aber seltener als A. Bairdk. 100. Pelidna alpina americana Cass. Nördlich vom Kotzebue-Sund und an der sibirischen Küste sehr häufig. Auch bei St. Michael brütend. Auf St. Lawrence gemein, auf den Sealinseln beobachtet. 101. Ereunetes pustllus (Linn.) Cass. Häufigster Brutvogel an der ganzen Küste, auf St. Lawrence sowie auf der asiatischen Seite. 102. Calidris arenaria (Linn.) llie. Nicht ein Exemplar gesehen; kommt aber jedenfalls unregel- mässig vor. 103. Limosa lapponica novae-zealandiae Gray. Berührt die Aleuten und andere Inseln auf dem Zuge und ist ‚dann häufig während der Brutzeit an der Küste. Kommt bei St. Michael am 1. Juni an und bleibt bis Ende August. 104. Limosa haemastica (Linn.) Coues. ‘ Sehr selten; Mr. Dall erhielt vom Yukon 2 Exemplare. 105. Totanus flavipes (Gm.) Vieill. Sehr selten, am Yukon am zahlreichsten ; bei St. Michael 2 bis 3 ‚Exemplare während 4 Sommer beobachtet. 106. Heteroscelus incanus (Gm.) Coues. Leben versteckt und erscheinen im Anfang August. Inseln und Festland. Nördlich von der Beringsstrasse nicht bekannt. 107. Tryngites rufescens (Vieill.) Cab. - Wie voriger Zugvogel, geht im Frühling nach dem Norden. An den Küsten des Beringsmeeres selten, bei Cap Wankarem häufig. An manchen Punkten der arctischen Küsten häufig. 108. Numenius hudsonicus Lath. Zugvogel im Frühling und Herbst, einige brüten an der Küste. Unbekannt in Sibirien und auf den Inseln ausser St. Lawrence. 109. Numenius borealis (Forst) Lath. Häufiger als voriger am Norton-Sund, brütet dort öfter. Er- scheint mit dem vorigen zusammen. Wahrscheinlich auch auf den Inseln; ganze Küste und Sealinseln. Bei Cap Wankarem 4 Exem- plare beobachtet. 190, P. Matschie und E. Ziemer: 110. Numenius tahitiensis (Gm.) Cass. Im Frühling 1880 wurde ein Männchen erbeutet. 111. Phalaropus fulicarius (L.) Bp. Sehr häufig an den Küsten von Sibirien und Alaska bis zu der Wrangel- und Heraldinsel; brütet von der Kuskoquimmündung an nordwärts und an der Küste von Sibirien. Den Wallfischfahrern als „bowhead birds“ bekannt. 112. Lobipes hyperboreus (L.) Cuv. Noch häufiger wie vorstehender an der Küste von Alaska, nördlicher ist der vorhergehende in grösserer Anzahl zu finden. In Sibirien ist er spärlicher, während die andere Art dort sehr häufig vorkommt. Beide Formen vereinigen sich gern in Flügen. Brütet auf den Aleuten und auch auf St. Lawrenee, wo der vorige nistet. 113. Grus fraterculus Cass. An der ganzen Küste von Alaska häufig, namentlich i im Norden. Auf St. Lawrence gefunden. 114. Olor americanus (Sharpless) Bp. Am Kotzebue-Sund einmal gefunden; brütet am Yukon. 115. Chen hyperboreus (Pall.) Boie. Wie voriger von den Inseln nicht bekannt, berührt auf dem Zuge die Küsten von Alaska. 116. Anser albifrons @Gambeli (Hartl.) Coues. Ueberall häufiger Brutvogel, berührt auf dem Zuge die Aleuten. 117. Berniela canadensis leucoparea (Brandt) Cass. Verbreitung wie vorige, brütet auch auf den Aleuten. Beim Yukon sehr häufig, fehlt aber auf St. Lawrence Auf den west- lichen Aleuten domesticirt. 118. Bernicla canadensis oceidentalis (Baird) Dall. und Bann. Durch hellere Farben und grössere Gestalt unterschieden, ist sie am häufigsten am Yukon und fehlt ganz auf den Aleuten. Die wahre BD. canadensis fehlt ganz. 119. Bernicla nigricans (Lawr,) Cass. In ungeheuren Schaaren während der Frühlingszeit überall. Der Yukon ist ihre südlichste Brutstätte. Im Herbst erscheint sie sparsamer. 120. Philacte canagica (Sevast.) Bannist. Südlich und westlich vom Yukon in grossen Schaaren auf den Inseln und auf dem Festlande. Nelson’s Birds of Bering Sea and the Artic Ocean. 191 121. Anas boscas Linn. Ziemlich selten, am häufigsten südlich von der Kuskoquim- mündung; brütet nicht auf den .Aleuten. KR Bar 122. Dafila acuta (Linn.) Bp. Ueberaus häufiger Brutvogel an der Küste und auf St. Lawrence. 123. Mareca penelope (Linn.) Selby. Elliot sah auf den Sealinseln wenige, Dall erhielt von Ouna- laska diese Species, bei St. Michael sehr selten. 124. Mareca americana (Gm.) Steph. Am Norton-Sund häufig, an der Küste Brutvogel. Auf den Inseln nicht beobachtet, nur am Hotham Inlet häufig. Erscheint später als D. acuta im Frühling. 125. Spatula clypeata (Linn.) Boie. Zwischen Norton-Sund und dem Kuskoquim nicht selten. Kommt in St. Michael Mitte Mai an, brütet dort und geht gegen Ende September nach dem Süden. Auf den Inseln und der Nordost- küste von Sibirien nicht beobachtet. 126. Querguedula discors (Linn.) Steph. Bei St. Michael und am Yukon selten, brütet am Cap Romanzoft. Auf Ounalaska nicht sicher beobachtet. 127. Nettion carolinensis (Gmel.) Baird. An der Küste bis zum Cap Barrow und auf den west- lichen Aleuten ziemlich häufig; fehlt auf den Inseln und brütet unzweifelhaft auf St. Lawrence. Auch am Hotham-Inlet ist sie zahlreich. 128. Fulix marila (Linn.) Baird. Ueberall sehr häufiger Brutvogel. 129. Clangula glaucium americana (Bp.) Ridgw. Auf dem Festlande nur und dort Selten. 4 Exemplare bei St. Michael beobachtet. 130. Clangula albeola (Linn.) Steph. Dall führt sie für die Yukonmündung an, nicht beobachtet. 131. Histrionicus minutus (Linn.) Dresser. Ueberall häufig, nördlich von der Meerenge seltener. 132. Harelda glacialis (Linn.) Leach. Sehr häufig überall vom April bis zum Herbst. 133. Polystieta Stelleri (Pall.) Brandt. Ueberall verbreitet, auf den Aleuten Brutvogel; nördlich von St. Michael selten, auf St. Lawrence brütend. Bei Cap Wankarem in Schaaren von Tausenden. 192 P. Matschie und E. Ziemer: 134. Lampronetia Fischert Brandt. An der Küste nördlich vom Kuskogquin häufig bis zum Norton- Sund, darüber hinaus selten. Nach Dall in Unalaska selten. | 135. Somateria V-nigra Gray. Ueberall mehr oder minder häufiger Brutvogel. 136. Somateria spectabilis (Linn.) Boie. Sehr häufig auf den Aleuten im Winter, einige brüten dort, die übrigen gehen an die sibirischen Küsten. Auf Alaska sehr selten. Bei Cap Barrow in grossen Schaaren; ebenso bei Cap Wankarem und auf der Wrangelinse] beobachtet. | 137. Oedemia americana Sw. u. Rich. Auf den Aleuten im Winter gemein, brütet an der ganzen Küste bis zur St. Lawrenceinsel, wo sie ebenso wie am Kotzebue- Sund und auf der sibirischen Küste seltener werden. 138. Melanetta fusca (Linn.) Boie. Auf Ounalaska, sowie am Norton-Sund und weiter nördlich beobachtet. Brütet nördlicher als Oed. americana- 139. Pelioneita perspicillata (Linn.) Kaup. Im Herbst und Frühling bei St. Michael ziemlich häufig, auch bei Cap Wankarem beobachtet, niemals jedoch brütend, obwohl sie unzweifelhaft auf der ganzen nördliehen Küste nistet. 140. Mergus merganser americanus (Cass.) Ridew. Nie beobachtet. Dall erwähnt Exemplare von Ounalaska, was wohl ein Irrthum ist. 141. Mergus serrator Linn. An beiden Küsten, der amerikanischen und asiatischen in wechselnder Häufigkeit; niemals selten. 142. Lophodytes cuceullatus (Linn.) Reich. Ein einzelner Flug von Mr. Bannister 1865 bei St. Michael im October beobachtet. 143. Phalacrocoraz veolaceus (Gm.) Ridgw. An allen Festlands- und Inselküsten sehr zahlreich, brütet bis zum Norton-Sund in grosser Menge. 144. Phalacrocorax bicristatus Pall. Winterstandvogel auf den Fur-sealinseln ebenso auf den Aleuten. Er legt 3 bis 4 Eier. Nordenskjoeld fand ihn am Nordcap. 145. Pagophila eburnea (Phipps) Kaup. Häufig auf Spitzbergen, Nova Zembla, Heraldinsel; südlich von der Beringsstrasse ist sie nicht bemerkt. } Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctie Ocean. 193 146. Rissa tridactyla Kotzebue: (Bp.) Coues. Gemein im arktischen Meere; an den Küsten von Alaska und Sibirien fehlt sie. Auf St. Lawrence gefunden. 147. Rissa brevirostris Brandt. | Häufiger Brutvogel auf den Aleuten und Fur-Sealinseln. 148. Larus glaucus Bruenn. Ueberall häufig, brütet auf Bear Island, Spitzbergen und Nowa Zemlya, wie auf den sibirischen Inseln, auf den Herald- und Wrangelinseln; heisst dort Burgemeister. 149. Larus leucopterus Faber. Weit häufiger noch als vorstehender auf den Aleuten und an allen Küsten. 150. Larus marinus (Linn.). Auf Diomede-Island in der Beringsstrasse und auf Ounalaska beobachtet, bei St. Michael sehr selten. 151. Larus affin.s Reinh. ‚Häufig in der Plover Bay und an den Küsten der Berings- strasse, auf der amerikanischen Seite nicht beobachtet. 152. Larus cachinnans Pall. Am Yukon gelegentlich beobachtet, selten an der Landküste, auf den Inseln nicht gefunden, wo sie zweifelsohne vorkommt. 1535. Larus cachinnans Pall. An der sibirischen Küste nicht beobachtet. 154. Larus brachyrhynchus Rich. Von Aliaska bis zum Norton-Sund häufig, kommt am Kotzebue- Sund vor, aber fehlt auf den Inseln und an der sibirischen Küste. 155. Larus philadelphiae (Orb.) Gray. Selten an der Küste von Alaska, einmal bei St. Michael in srösserer Anzahl getroffen; fehlt auf den Inseln. 156. Rhodostethia rosea (Macgill.) Bruch. Junges Exemplar bei St. Michael am 1. October erbeutet; Nordenskjöld fand ein Exemplar in der Beringsstrasse, ebenso Mr. Newcomb. 157. Xema Sabinei (J. Sabine) Leach. An der Küste von Aliaska aufwärts sehr gemeiner Brutvogel. Auf der Wrangel- und St. Lawrenceinsel beobachtet. 158. Sterna caspia Pall. Am Yukonflusse zweimal beobachtet. Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 170. April 1885. 13 194 P. Matschie und E. Ziemer: 159. Sterna macrura Naum.' Gemein an beiden Küsten, brütet am Ufer der Flüsse. 160. Sterna aleutica Baird. An der ganzen Küste und an der sibirischen Seite Br ub- vogel. 161. Stercorardius pomatorhinus (Temm.) Vieill. Brutvogel überall nördlich vom Kuskoquim, streifen bis zu den Aleuten. 162. Stercorarius crepidatus (Banks.) Vieill. Hat ungefähr dieselbe Verbreitung wie vorige in gleicher Zahl. 163. Siercorarius parasiticus (Linn.) Saunders. Seltener, an der Küste des Norton-Sund ziemlich zahlreich, auf St. Lawrence und bis Spitzbergen beobachtet. 165a. Diomedea nigripes Aud. Geht bis zu den Aleuten hinauf, hauptsächlich junge Exemplare wurden beobachtet. 164. Diomedea brachyura Linn. Bei Cap Rome, St. Lawrence, Plover Bay beobachtet, sehr häufig bei den Aleuten. 165. Fulmarus glacialis Rodgerse (Cass.) Coues. Ueberaus häufig auf allen tieferen Stellen des Beringmeeres, geht bis zu dem Packeis. Bei St. Lawrence und in der Plower- bay sehr häufig. Bei Ounalaska in Schaaren von Hunderten. 166. Priocella ienuirostris (Aud.) Ridgw. Beim Kotzebue-Sund einmal getroifen, vielleicht bei Ounalaska beobachtet. 167. Cymochorea leucorrhoa (Vieill.) Coues. Bei den Aleuten sehr zahlreich. 168. Oymochorea melaena (Bp.) Coues. Vielleicht zwischen den Aleuten und San Francisco beob- achtet. 169. Oceanodroma furcata (Gmel.) Bp. Brütend auf Unimak-Pass bei Ounalaska gefunden, zahlreich auf den Aleuten und dem Beringsmeer. 170. Fregaita grallaria (Vieill.) Bp. Vermuthlich 800—900 Meilen südlich von den Aleuten be- obachtet. 171. Podiceps Holboelli Reich. An der Küste von Alaska zahlreicher Brutvoge. An der Nelson’s Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean. 195 sibirischen Küste und auf den Inseln nicht gefunden. Brütet am Kotzebue-Sund. 172. Dytes auritus (Linn.) Ridgw. Im Innern häufig, an der Küste sparsamer Brutvogel. Auch am Kotzebue-Sund gefunden. 173. Colymbus torguatus Bruenn. An beiden Küsten des Beringmeeres und der Arktischen See seltener Brutvogel. 174. Colymbus Adanisi Gray. Brütet am Kotzebue-Sund, bei St. Michael im Herbst gefunden, fehlt auf den Inseln. _ 175. Colymbus arcticus Linn. An beiden Küsten häufiger Brutvogel; auf den Inseln nicht beobachtet. 176. Colymbus pacificus Lawr. Bei St. Michael einmal gefunden. 177. Colymbus septentrionalis Linn. Hat in gleicher Anzahl gleiche Verbreitung wie Ü. arcticus. 178. Fratercula corniculaia (Naum.) Gray. Auf allen Felsenriffen der Aleuten und des Beringmeeres, sowie der Küste brütend und bis zum Ostcap beobachtet. 179. Lunda eirrhata Pall. Weniger häufig als voriger in derselben Verbreitung. 180. Phaleris psitiacula (Pall.) Temm. In grosser Menge auf allen Inseln des Beringmeeres und den Aleuten. 181. Simorhynchus eristatellus (Pall.) Merrem. Sehr zahlreich im Beringmeer , bevorzugt tiefere Stellen. Darum an der Küste von Alaska selten. Auf der Wrangelinsel beobachtet. 182. Simorhynchus pygmaeus (Gmel.) Ridgw. Leben auf den Aleuten, nicht beobachtet. 183. Ciceronia pusilla (Pall.) Ridgw. Auf den Aleuten und allen Inseln bis zur Beringstrasse in ungeheurer Anzahl. Am Festlande von Alaska selten, gemein an der sibirischen Küste. Am Cap Icy noch beobachtet. 184. Ptycorhamphus aleuticus (Pall.) Brandt. Auf den Aleuten nicht beobachtet, aber bestimmt dort vor- kommend. 13* | 196 Carl Deditius: Auszug aus 185. Synthilborhamphus antiguus (Gm.) Coues. Auf den Aleuten nicht beobachtet, jedoch dort. vorkommend. 186. Brachyrhamphus marmoratus (Gm.) Brandt. Von den Aleuten an der Westküste des Beringmeeres bis zur Beringsstrasse überaus häufiger Brutvogel. 187. Brachyrhamphus Kittlitzi Brandt. Bei Unalaska im Frühling 1877 im Brutkleide beobachtet; Turner fand ein Exemplar auf einer der westiichsten Inseln, 188. Uria grylle (Linn.) Bruenn. Sehr häufig bis zur Herald- und Wrangelingel. 189. Uria columba (Pall.) Cass. Der häufigste Taucher von den Aleuten bis zur Wrangel- und Heraldinse. Am Ostcap, bei Neusibirien etc. -brütend. 190, Lomvia troile californdca (Bryant) Coues. Seine Verbreitung erstreckt sich zu den Aleuten nordwärts. Nicht beobachtet. | 191. Lomvia arra (Pall.) Bp. An beiden Küsten des Beringmeeres zu Tausenden. Am Kotzebue-Sund seltener. 192. Lomvia arra Brunnichke (Sch.) Ridgw. Brütet auf Spitzbergen, Nowa Zemlya und andern Inseln nördlich vom 80. Grad. Nicht beobachtet. Die Vögel des &ouvernements St. Petersburg von Eug. Büchner. Auszug aus dem Russischen von Carl Deditius. Herr Eugen Büchner, welchem wir bereits mehrere Bei- träge zur Vogelfauna Russlands verdanken, hat im vergangenen Jahre eine ausführliche Uebersicht über die Vögel des. Gouverne- ments St. Petersburg in russischer Sprache veröffentlicht. Die Ergebnisse dieser Arbeit in einem kurzen Auszuge den Lesern. dieses Journals zugänglich zu machen, dürfte um so mehr ange- zeigt sein, als in früheren Jahrgängen des Journals für Ornithologie dasselbe Thema von J. v. Fischer und F. v. Brandt*) behandelt worden ist, und diese Publieationen in der vorliegenden Arbeit theilweise Berichtigungen erfahren haben. * *) Zu vergleichen: J. v. Fischer, Journ. Orn. 1872 p. 385—390 und Fr. v. Brandt, Journ. Orn. 1880 p. 225—254. Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 197 Die Gesammtzahl der vom Verfasser für das Gebiet aufge- führten Arten beträgt 251. Die angegebenen Daten sind nach altem Styl zu rechnen. Turdus viscivorus Linn. Nicht gleichmässig verbreitet, theilweise gemein, theilweise nicht zu finden. Brütet unzweifelhaft zweimal jährlich. | Turdus musicus Linn. Ueberall verbreiteter Brutvogel. Ankunft Anfang April. Turdus ildacus Linn. Ziemlich seltener Brutvogel. An- kunft Anfang April, Abzug im October. Turdus pilaris Linn. Ueberall verhreiteter Brutvogel. An- kunft Anfang April, viele überwintern auch. Turdus merula Linn. Sehr seltener Brutvogel. Nach Fischer’s Angabe ziemlich gemeiner Brutvogel. Turdus torguatus Linn. Sehr seltener Durchzugs- vogel. | Cinclus melanogaster Ü. L. Brehm. Sehr selten im Herbst und Winter. | Saxicola oenanthe Linn. Ueberall gemeiner Brutvogel. Ankunft Mitte April. Pratincola rubetra (Linn.) Ueberall gemeiner Brutvogel. - Ankunft 20. April. T Pratincola rubdicola (Linn) Kommt nicht vor, ist bisher mit Pratincola rubetra (Linn.) verwechselt worden. Ruticilla phoenicurus (Linn.) Ziemlich gemeiner Brut- vogel. T Ruticilla titys (Scop.) Sicher hier nicht zu finden. Nach Fischer aber gemeiner Brutvogel. Oyanecula leucoeyana C, L. Brehm. Nistend selten anzutreffen. Cyanecula suecica (Linn.) Brütend noch nicht gefunden, nur als Zugvogel. Erithacus rubecula (Linn.) Ueberall' ziemlich häufiger Brutvogel. Ankunft Ende März bis Mitte April. Daulias philomela (Bechst.) Um Petersburg herum zahl- reicher Brutvogel, in anderen Gegenden selten, in manchen gar nicht, Ankunft Anfang Mai. Daulias luscinia (Linn.) kommt hier - Bezeichnet solche Arten, welehe von anderen Autoren irrthümlich für das Gebiet angeführt wurden. 198 | Carl Deditius: Auszug aus nicht vor. Fischer behauptet, hier beide Arten gefunden zu haben. Sylvia cinerea Bechst. Stellenweise zahlreicher Brut- vogel. Sylvia curruc«a (Linn... Ueberall, aber nicht zahlreich. Bei Oranienbaum gemeiner Brutvogel. Sylvia atricapilla (Linn.) Stellenweise gemeiner Brut- vogel. ' Sylvia hortensis Bechst. Ueberall gemeiner Brutvogel. Sylvia nisoria Bechst. Nur stellenweise Brutvogel. Fischer zählt sie zu den gemeinen Brutvögeln. Regulus cristatus Koch. Ziemlich gemeiner Standvogel. Im Sommer viel weniger als im Winter zu finden, Fischer ver- wechselt R. favicapillus Naum. mit R. ignicapillus Brehm. ? Regulus ignicapillus (C. L. Brehm). Ueber das Vor- kommen herrscht noch keine Einigkeit. Es ist indess nicht un- wahrscheinlich, dass dieser Vogel in einigen Theilen des Gouverne- ments zu finden ist. | Phylloscopus superctiliosus (Gm.). Erst ein Exemplar gefunden. Phylloscopus rufus (Bechst.) Stellenweise sehr gemeiner Brutvogel. Phylloscopus trochtlus (Linn.). Ueberall gemeiner Brut- vogel. Ankunft Anfang April. Phylloscopus sibilatrix (Bechst.). Ziemlich häufiger Brutvogel. Von früheren Beobachtern übersehen, erst 1878 von Michalowski entdeckt. T Phylloscopus borealis (Blasius). Kommt nicht vor. Hypolais icterina (Vieill.). Stellenweise gemeiner Brut- vogel. T Hypolais caligata (Licht.). Nach Fischer seltener Brut- vogel, gehört aber dem Gebiet nicht an. Acrocephalus dumetorum Blyth. Von Meres im Gouver- nement zuerst entdeckt. Brandt hat diesen Vogel für A. palusiris (Bechst.) gehalten. T Acrocephalus aquaticus (Gmel.). Kommt nicht vor. Acrocephalus schoenobaenus (Linn.). Ueberall ver- breiteter Brutvogel. Locustella naevia (Bodd.). Mehr verbreiteter Brutvogel, als man bisher annahm. Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 199 Loeustella fluvVasilis (Wolf). An geeigneten Oertlich- keiten beständig zu finden. Accentor modularis (Linn.). Selten beobachteter Brut- vogel. Acredula eaudata (Linn). Ziemlich häufiger Brutvogel. Parus major Linn. Ziemlich selten. Parus ater Linn. Ziemlich gemein. T Parus palusiris Linn. Kommt vielleicht im südwest- lichen Theile des Gouvernements vor. Was sonst darüber berichtet ist, beruht auf Irrthum und kann sich nur auf Parus borealis de Selys. beziehen. Parus borealis de Selys. Am meisten verbreitete Meise, Brutvogel. Parus ceinctus Bodd. Alljährlich in geringer Anzahl auf dem Durchzuge von September bis November beobachtet. Parus coeruleus Linn. Stellenweise sehr zahlreicher Standvogel, stellenweise nicht zu finden. Parus Pleskei Cab. In geringer Anzahl bei Petersburg beobachtet. Parus cyanus Pall. Seltener Standvogel. Lophophanes cristatus (Linn.). Stellenweise sehr ge- meiner Brutvogel. Bastard von Lophophanes ceristatus (Linn.) und Parus borealis de Selys in der Nähe von Petersburg gefunden. Sitta uralensis Licht. Oefter bei Petersburg zu finden, Standvogel. Sitta europaea Linn. Sehr selten. S. uralensis Licht. wird damit verwechselt. Certhia familiareds Linn. Ueberall, aber nicht zahlreich verbreiteter Standvogel. Troglodytes parvulus Koch. Ziemlich verbreiteter Stand- vogel. | | Motacilla alba Linn. Ueberall anzutreffen. Ankunft ge- wöhnlich Anfang April, Abzug im September. + Motacilla melanope Pall. Sicher nicht vorhanden. Motacilla flava Linn. Brutvogel, bisher unbekannt ge- wesen und mit M. viridis verwechselt. Motacilla viridis Gmel. Nicht selten zu finden, an manchen Orten sogar sehr zahlreicher Brutvogel. Ankunft Ende April oder Anfang Mai. 200 Carl Deditius: Auszug aus Anthus pratensis (Linn.) Ziemlich seltener Brutvogel. Anthus trivialis (Linn.). Ueberall gemeiner Brutvogel. Brandt erwähnt den Vogelnicht und Fischer bezeichnet ihn als selten. T Anthus campestris (Linn... Kommt nicht vor. Falk’s Angabe ist irrthümlich. 7 Anthus spinoletta (Linn... Kommt nicht vor. T Anthus obscurus (Lath... Kommt nicht vor. Oriolus galbula Linn. Ueberall ziemlich gemeiner Brut- vogel.e Ankunft 1. Hälfte Mai. Lanius excubitor Linn. Ziemlich seltener Standvogel. Lanius borealis europaeus Bogd. Sehr selten. Nach Seebohm nur auf dem Durchzuge beobachtet. Lanius collurio Linn. Gemeiner Brutvogel. Ankunft 1. Hälfte Mai. Ampele‘s garrulus Linn. Beständiger Wintervogel. An- kunft im October, selten im September. Nach Bode Rückzug im April. Muscicapa grisola (Linn... Einer der am meisten ver- breiteten Brutvögel. Ankunft Anfang Mai. Muscicapa atricapilla Linn. Ziemlich gemeiner Sommer- vogel. Ankunft Ende April oder Anfang Mai. Fischer erwähnt nur M. collaris Bechst., vergisst aber M. atricapilla, weil er beide ver- wechselt. M. collaris ist hier noch nicht gefunden worden. Muscicapa parva Bechst. Ziemlich selten. Hirundo rustica Linn. Ueberall gemeiner Brutvogel. An- kunft Ende April, Abzug Ende August, selten Anfang September. Chelidon urbrica (Linn.). Ueberall gemeiner Brutvogel. Ankunft Ende April:oder Anfang Mai. Cotyle riparia (Linn.). Nicht seltener Brutvogel. Carduelis elegans Steph. Beständiger, aber seltener Brut- vogel. Nach Fischer nicht selten. T Ohrysomitris citrinella (Linn.), Kommt nicht vor. Ohrysomitris spinus (Linn.). Sehr gemeiner Standvogel. Ligurinus chloris (Linn.). Ziemlich seltener Standvogel und nicht Sommervogel, wie Andere behaupten. Coccothraustes vulgaris Pall. Sehr seltener Brutvogel. Passer domestieus (Linn.). In allen Städten und Dörfern gemein, nistet dreimal jährlich. Passer montanus (Linn.). Weniger gemein als der vorige, obgleich stellenweise sehr zahlreich. Fringilla coelebs Linn. Gehört zu den gemeinsten Brut- Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 201 vögeln. Einige Männchen überwintern hier. Ankunft in der 2. Hälfte März; die Männchen kommen 5 Tage früher als die Weibchen an. Fringilla montifringella Linn. Auf dem Frühjahrs- und Herbstdurchzuge sehr gemein. Wahrscheinlich hier auch Brut- vogel. | Linota cannabina (Linn.). Ziemlich gemeiner Brutvogel. . Linota linaria (Linn.). Sehr verbreiteter Wintervogel. An- kunft im October, Abzug im März. Linota exilipes (Coues). Wintervogel. Linota flavirostris (Linn.). Sehr selten auf dem Durch- zuge. ; Carpodacus erythrinus (Pall.). Ziemlich gemeiner Brut- vogel. Ankunft etwa 10. Mai. Pyrrhula major C.L. Brehm. Ueberall ziemlich gemeiner Brutvogel. Ein Theil überwintert hier. T Pyrrhula.cineracea Cab. Zu dieser Art bemerkt der Verfasser: Im Februar 1877 hat Pleske aus der Petersburger Umgegend ein Gimpelmännchen erhalten, welches sich dadurch unterschied, dass ihm die ziegelrothen Flecke am Rande der Schwung- federn 2. Ordnung fehlten, wohingegen die äusseren Steuerfedern unterseits weisse Flecke zeigten. Dieses Exemplar wurde behufs Bestimmmung nach Berlin geschickt und von Prof. Cabanis als Pyrrhula cineracea bestimmt. Die angeführten Merkmale erweisen sich indessen nicht als hinreichend, um daraufhin die Art P. cineracea zusondern. Einmal werden die weissen Flecke an den äusseren Steuerfedern auch bei Exemplaren von P. major aus der Petersburger Gegend gefunden, andererseits ist das Nicht- vorhandensein der ziegelrothen Flecke an den äusseren Schwung- federn zweiter Ordnung auch bei Individuen des gewöhnlichen Gimpels mehrmals festgestellt, durch Herrn von Homeyer und durch L. Taczanowski an einem Exemplar der Warschauer Gegend. Nach einer Vergleichung des vorliegenden Exemplares mit einem Vogel vom Baikalsee kann ich dasselbe nicht als P. cineracea ansprechen, sondern halte es für eine zufällige Abweichung des gemeinen Gimpel. Pinvcola enueleator (Linn.). Ueberwintert alljährlich. An- kunft October, Abzug noch nicht festgestellt. Loxia pityopsittacus Bechst. Seltener Wintervogel. Ob Brutvogel, ist noch nicht festgestellt. Fischer behauptet es, 202 | Carl Deditius: Auszug aus Loxia rubrifasccata (C. L. Brehm). Nicht selten, wahr- scheinlich Brutvogel. Loxia eurvirostra Linn. Ziemlich zahlreich, namentlich im Herbst und Winter. Unzweifelhaft Brutvogel. Lozia bifasciata (C. L. Brehm). Seltener Wintervogel, bei hinreichender Nahrung sehr zahlreich. T Emberiza miliarda Linn. Nach Fischer gemeiner Brut- vogel, in Wirklichkeit noch nie gefunden. Emberiza citrinella Linn. Sehr gemeiner Standvogel. Streicht zum Theil auch nach dem Süden. T Emberiza horiulana Linn. Kommt nicht vor. Emberiza rustica Pall. Jährlich auf dem Durchzuge in geringer Anzahl zu finden. Emberiza schoeneiclus Linn. Brutvogel. Theilweise ziemlich gemein, theilweise gar nicht zu finden. Die Zugzeit ist noch nicht festgestellt. Plectrophanes lapponicus (Linn.). Sehr selten auf dem Frühjahrsdurchzuge. Plectrophanes nivalis (Linn). Wintervogel. Kommt zahlreich im October und nicht im August und September, wie Meyer behauptet, und zieht im April fort. Galerita cristata (Linn.). Ziemlich seltener Standvogel. Alauda arvensis Linn. Ueberall anzutrefien. Ankunft 2. Hälfte März, Abzug im September, selten im October. Alauda arborea Linn. Ziemlich selten, auch schon brütend gefunden. Melanocorypha bimaculata (MEnttr.). Erst ein Exemplar erlangt. Otocorys alpestiris (Linn.). Im Frühjahr und Herbst auf dem Durchzuge.. Sturnus vulgaris Linn. Ziemlich gemeiner Brutvogel. An- kunft Ende März, Abzug Ende September. ? Pastor roseus (Linn.). Kommt nicht vor. Nucifraga caryocatactes (Linn... Auf dem Herbst- durchzuge zuweilen in grösserer Menge anzutreffen. Wahrscheinlich auch Brutvogel. Perisoreus infaustus (Linn.). Ziemlich seltener Brutvogel. Garrulus glandarius (Linn.). Ueberall ziemlich gemeiner Brutvogel. Pica rustica (Scop.). . Gemeiner Standvogel. Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 203 Corvus monedula Linn. Ueberall gemeiner Standvogel. Hier heller als in Schweden gefärbt und deshalb zu Zycos collaris Drum. zu rechnen. + Corvus corone Linn. Kommt hier nicht vor. Fischer’s Angabe, dass C. corone hier sehr gemein sei, ist unrichtig. Corvus cornixz Linn. Ueberall sehr gemein. Corvus frugilegus Linn. Verbreitung noch wenig be- kannt, doch zahlreich anzutreffen. Ankunft 1. Hälfte März, Abzug Ende October. Corvus corax Linn. Ueberall in geringer Anzahl. Oypselus apus (Linn.). Verbreiteter Brutvogel. Ankunft Anfang Mai, Abzug gegen Mitte August. Caprimulgus europaeus Linn. Gemeiner Brutvogel. Dryocopus martius (Linn.). Ueberall ziemlich verbreiteter Brutvogel. Picus major Linn. Sehr verbreiteter Brutvogel. Ueber- wintert hier zum Theil. Picus leuconotus Bechst. Seltener Standvogel. Nach Brandt weniger selten. T Picus medius Linn. Kommt hier nicht vor, wenn auch oft das Gegentheil behauptet wird. Brandt bezeichnet P. medius sogar als sehr gemein. Picus minor Linn. Wurde bisher als sehr seltener Brut- vogel bezeichnet, kommt aber öfter vor. Picoides iridactylus (Linn.). Sehr seltener Brutvogel. Gecinus viridis (Linn.) Nach Fischer und Brandt sehr seltener Brutvogel. Seit 1881 bis 1882 als weniger selten be- obachtet. Gecinus canus (Gmel.). Aeusserst selten. Jynx torquilla Linn. Ziemlich gemeiner Brutvogel. An- kunft Ende April und Anfang Mai, Abzug im August. f Alcedo ispida Linn. Kommt nicht vor. Coracias garrula Linn. Selten zu finden, soll hier aber Brutvogel sein. Upupa epops Linn. Aeusserst selten. OCuculus canorus Linn. Ueberall verbreiteter Brutvogel. Ankunft Ende April und Anfang Mai, Abzug 1. Hälfte September. 'T Striz flammea Linn. Kommt hier nicht vor, wenn auch Fischer das Gegentheil zu behaupten versucht. Asto otus (Linn.), Seltener Standvogel. 204 | Carl Deditius: Auszug aus Asio aceipiirinus (Pall.) Nicht seltener Brutvogel. Ueber- wintert hier zum Theil. Syrnium aluco (Linn.). Ziemlich gemeiner Standvogel. Syrnium uralense (Pall.). Seltener Standvogel. Syrnium lapponicum (Sparrm.). Kommt nur selten und zufällig hierher. Nyctea scandiaca (Linn.). Nicht seltener Wintervogel. Surnda nisorda Meyer et Wolf, Wintervogel. Nyectala Tengmalme (Gmel.). Ziemlich seltener Stand- vogel. | Bubo ignavus Forst. Standvogel, aber nicht zahlreich verbreitet. Glaueidieum passerinum (Linn.). Ziemlich seltener Stand- vogel. | Circus aeruginosus (Linn.). Sehr selten, Circus cineraceus (Mont.). Im Ganzen erst 2 Exemplare bemerkt. Circus cyaneus (Linn... Gemeiner Brutvogel. Die Mehr- zahl der Beobachter erwähnt von diesem Vogel gar nichts. Buteo vulpinus Licht. Ende September und Anfang October sehr oft auf dem Durchzuge zu finden. Wurde bisher für B. vulgaris Bechst. gehalten, Mensbier hat aber unsere Art als B. vulpinus Licht. bestimmt. Archibuteo lagopus (Gmel.) Nur auf dem Frühjahrs- und Herbstdurchzuge in grösserer Anzahl zu finden. Aguila pomarina C. L. Brehm. Erst 2 Exemplare beob- achtet, davon 1. brütend. Aguila clanga Pall. Unzweifelhaft hier. ? Agquila imperialis (Bechst.) Fischer will hier 2 Exem- plare erlegt haben. Andere Beobachtungen fehlen. Aguila chrysaötus (Linn.). Seltener Standvogel. Aquila nobilis Pall. Seltener Standvogel. Haliactus albicilla (Linn.) Nicht seltener Brutvogel, überwintert auch zum Theil. Circadtus gallicus (Gmel.). Sehr seltener Brutvogel. Astur palumbarius (Linn). Gemeiner Standvogel. Accipiter nisus (Linn.). Sehr gemeiner Brutvogel. T Milvus regalis Roux. Kommt gar nicht vor. Die dar- über vorhandenen Berichte betreffen M. ater. Milvus ater (Gm.). Seltener Brutvogel. Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 205 Pernis apivorus (Linn). Theilweise ziemlich gemeiner Brutvogel. Befremdend bleibt, dass bis 1871 Niemand etwas von diesem Vogel erwähnt, ausser Kessler. Falco gyrfalco Linn. Sehr seltener Zugvogel. + Falcoislandus Gmel. Kommt hier nicht vor. Falco peregrinus Tunstall. Ziemlich gemeiner Standvogel. Falco subduteo Linn. Seltener Brutvogel. Falco aesalon Tunstall. Ziemlich selten. Falco vespertinus Linn. Nichtseltener Brutvogel. Fischer’s Behauptung, dass dieser Vogel hier gemein sei, ist irrig. Falco tinnunculus Linn. Ueberall gemein. Ankunft Ende März, Abzug im September. Pandion haliaötus (Linn.). Nicht selten. Nest noch nicht gefunden, muss aber hier brüten. Phalacrocoraz carbo (Linn.). Kommt sehr selten hierher. + Phalacrocorax pygmaeus Pall. Kommt nicht .vor. Pelecanus sp. Wiederholt sehuden, aber nicht bestimmt, Muthmasslich ?. onocrotalus Linn. Ardea cinerea Linn. Selten, aber noch nie brütend ge- funden. + Ardea alba Linn. Vorkommen noch nicht bestimmt. Ardetta minuta (Linn). Erst 2 Exemplare gefunden. + Nyeticorax griseus (Linn.). Kommt nicht vor. Botaurus stellaris (Linn.). Gemeiner Sommervogel. Ciconia alba Bechst. Wird mit jedem Jahr zahlreicher, ob- gleich das Nisten bis zur Zeit noch nicht beobachtet ist. Cieonia nigra (Linn.).. Erst 2 Exemplare gefunden. + Plegadis falcinellus (Linn.). Vorkommen unbestimmt. Zuverlässige Angaben fehlen. ‘ Anser cinereus Meyer. Auf dem Frühjahrs- und Herbst- durchzuge nicht selten. Anser segetum Naum. Auf dem Durchzuge nicht selten. Anser arvensis C. I. Brehm. Ziemlich gemeiner Durch- zugsvogel, namentlich im Herbst. Anser albifrons (Scop.). Sehr seltener Durchzugsvogel. Anser erythropus (Linn). Erst 1 Exemplar gefunden. Bernicla dbrenta (Pall). Nicht seltener Durchzugsvogel. Bernicla leuwcopsis (Behst.) Durchzugsvogel gegen ande, Mai, dann Ende September und October. + Cygnus olor (Gmel). Die Behauptung Fischer’s,, dass 206 Carl Deditius: Auszug aus der Vogel im Frühjahr und Herbst hier durchzieht, entbehrt jeder Begründung. Oygnus musticus Bechst. Sehr gemein auf dem Frühjahrs- durchzuge von Ende März bis Mitte April, auch später, und auf dem Herbstrückzuge im September und October. Oygnus Bewicki Yarr. Durchzugsvogel. | Vulpanser tadorna (Linn.). Sehr selten. Fischer’s Angabe, dass der Vogel hier oft nistet, ist irrthümlich. Anas boscas Linn. Ueberall häufiger Brutvogel. Ueber- wintert auch zum Theil. Ankunft März, Abzug Ende October. Chaulelasmus sireperus (Linn.). Nur vereinzelt ge- funden. Von Fischer ohne Veranlassung als gewöhnlicher Brut- vogel bezeichnet. Spatula clypeata (Linn... Häufg. Kommt 2. Hälfte April. Anfang October hier noch gefunden. Ueber das Nisten ist nichts bekannt. Querguwedula crecca (Linn... Gemeiner Brutvogel. An- kunft Mitte April. Im October selten zu finden. Querguedula circia (Linn.). Seltener Brutvogel. Ausser Fischer sind alle Beobachter darüber einig, dass diese Ente hier selten ist. Ä Dafila acuta (Linn). Auf dem Durchzuge sehr gemein, als Brutvogel ziemlich selten. Nach Fischer’s Behauptung soll diese Ente hier ein gemeiner Brutvogel sein. Mareca penelope (Linn... Auf dem Durchzuge gemein. Fischer’s Behauptung, dass diese Ente in grosser Anzahl hier nistet, ist unrichtig. Fuligula ferina (Linn.). Seltener Brutvogel. T Fuligula rufina (Pall). Kommt nicht vor. Fuligula marila (Linn). In grösserer Anzahl auf dem Meere. Fuligula cristata (Leach.). Im Frühjahr und Herbst ge- mein, aber nicht Brutvogel. T Nyroca ferruginea (Gmel.). Kommt nicht vor. Olangula glauceon (Linn). Auf dem Frühjahrs- und Herbstdurchzuge an den Küsten gemein, im Binnenlande selten. Harelda glaciales (Linn.). Aufdem Frühjahrs- und Herbst- durchzuge gemein. Obgleich Brandt diesen Vogel für einen hiesigen Brutvogel hält, ist er brütend hier noch nie gefunden worden. T Somateria mollissima (Linn). Kommt nicht vor. Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 207 Somateria Stelleri (Pall). Soll nach Baer hier vor- kommen. Oidemia fusca (Linn.). Nur auf dem Durchzuge. Fischer zählt sie zu den hiesigen Brutvögeln, obgleich das Brüten hier noch nie beobachtet ist. Oidemia ndigra (Linn.). Seltener Durchzugsvogel. Mergus merganser Linn. Im April und October, an der Newa nicht selten. Mergus serrator Linn. Nicht seltener Durchzugsvogel. Mergus albellus Linn. Ziemlich seltener Durchzugsvogel. Columba palumbus Linn. Ziemlich verbreiteter Brut- vogel. 7 Columba livia Bonnat. Kann nicht mitgezählt werden, wenn sie auch in haibwildem Zustande vorkommt. Columba oenas Linn. Ziemlich seltener Brutvogel. ÖSyrrhaptes paradoxus (Pall... Fischer’s Bericht, dass S. paradozxus jährlich in grösseren Mengen gefunden wird, ist nach seinem eigenen Zugeständnisse ungenau. Perdiz einerea Lath. Selten und stellenweise Standvogel, an manchen Orten häufiger. Nach Middendorf von der Kaiserin Katharina IH. 1770 hier eingeführt. Coturnizdactylisonans Meyer. Stellenweise und ziemlich selten. Von Fischer irrthümlich zu den sehr verbreiteten Vögeln gezählt. Lagopus albus (Gmel.) Verbreiteter Brutvogel. Durch die fortschreitende Landescultur im Abnehmen. Bonasa betulina (Scop.). Ueberall in grossen gemischten Waldungen Brutvogel. Tetrao tetrix Linn. Verbreiteter Standvogel. Bastarde von T. teiriz und T. urogallus, ebenso von T. tetrix und B. betulina kommen bisweilen, wenngleich selten, vor. Auch ein Bastard von T. teirix und L. albus ist ge- funden worden. Tetrao urogallus Linn. Das seltenste Huhn. Rallus aguaticus Linn. Sehr selten. Porzana maruetta (Leach.). Häufiger Brutvogel. Abzug im August und September. Crex pratensis Bechst. Sehr gemeiner Brutvogel. Ankunft Anfang Mai, Abzug August und September. Gallinulla chloropus (Linn.). Seltener Sommervogel. 208 Carl Deditius: Auszug aus - Fulica aira Linn. Nur selten beobachtet. Grus commwunis Bechst. Gemeiner Brutvogel. Die Mei- nungen über die Ankunftszeit sind sehr verschieden. Akzug im August und Anfang September. T @rus leucogeranus Pall. Nur Pallas will ihn hier ge- sehen haben, was angezweifelt wird. Otis tarda Linn. Erst 1 Exemplar entdeckt. Otis tetrax Linn. Kommt sehr selten her. T Vedicnemus scolopax (Gmel.).. Kommt nicht vor. Charadrius pluwvialis Linn. Auf dem Durehzuge nicht selten, namentlich im Herbst. Ohne Zweifel hier Brutvogel, wenn auch noch nicht brütend gefunden. Squatarola helvetica (Linn.). Durchzugsvogel. “Nach Brandt hier auch im Sommer gefunden. 7 Aegialitis Geoffroyü (Wagl.). Temminck will zwar 1 Exemplar hier gefunden haben, was bezweifelt wird. ? Aegialitis cantiana (Lath.).,. Ob die Brandt’schen Exemplare bei Petersburg gefunden sind, soll noch constatirt werden. Aegialitis curonica (Gmel.). Seltener Brutvogel. Aegvalitis hiaticula (Linn.). Brutvogel. Abzug Sep- tember. Eudromias morinellus (Linn... Sehr seltener Brutvogel. Vanellus morinellus Bechst. Gemeiner Brutvogel. Strepsilas interpres (Linn.). Seltener Durchzugsvogel. Haematopus ostrealegus Linn. Auf dem Frühjahrs- durchzuge sehr gemein, im Herbst aber selten. Nach Brandt hie- siger Brutvogel; Beweise fehlen. i Phalaropus hyperboreus (Linn.). Auf dem Frühjahrs- durchzuge sehr selten, im Herbst ziemlich gemein, Scolopax rusticola (Linn.). Verbreiteter Brutvogel. An- _ kunft 2. Hälfte März oder Anfang April, Abzug im September ‚und October. Gallinago major (Gmel.). Brütend wenig zu finden, auf dem Durchzuge aber in grossen Schaaren, Ankunftszeit unbekannt, aber ohne Zweifel später als bei der Becassine. Abzug beginnt Anfang August. Gallinago gallinaria (Gmel.. Sehr gemeiner Brutvogel. Ankunft gegen Mitte April, Abzug beginnt gegen Ende August und dauert bis October, Eug. Büchner. Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. 209 Gallinago gallinula (Linn) Ohne Zweifel hiesiger Brut- vogel, doch fehlen noch zuverlässige Beobachtungen. Limicolaplatyrhyncha(Temm.). Seltener Durchzugsvogel. Tringa alpina Linn. Zahlreicher Durchzugsvogel. Tringa minuta Leisl. Ziemlich zahlreich auf dem Durch- zuge im Mai und August. Tringa Temmincki Leisl. Durchzugsvogel. Tringa subarguata (Güld... Ziemlich gemeiner Durch- zugsvogel. ? Tringa striata Linn. Nur von Pallas bemerkt, weitere Beobachtungen fehlen. Tringa canutus Linn. Selten auf dem Durchzuge. Nach Fischer hiesiger gemeiner Brutvogel. Macheites pugnax (Linn). Sehr gemeiner Brutvogel. Ankunft gegen Ende April, Abzug August. Calidris arenaria (Linn.). Auf dem Herbstdurchzuge in unbestimmter Menge, auf dem Frühjahrszuge noch nie bemerkt. Actitis hypoleucus (Linn.). Gemeiner Brutvogel. An- kunft 2. Hälfte April, Abzug 2. Hälfte August. T Aectitis macularia (Linn.). Zu streichen. Totanus ochropus (Linn.). Gemeiner Brutvogel. Ankunft Mitte April, Abzug Ende August.- Totanus glareola (Linn... Zahlreicher Brutvogel. T Totanus stagnatilis Bechst. Irrthümlich von Brandt angegeben. Totanus calidris (Linn.). Nicht selten, soll nach Fischer hier nisten. > Totanus fuscus (Linn.). Seltener Durchzugsvogel. Totanus canescens (Gmel.). Gemeiner Durchzugsvogel, auch schon brütend gefunden. Limosalapponica (Linn.). Durchzugsvogel. Von Brandt irrthümlich als hiesiger Brutvogel bezeichnet. Limosa aegocephala (Linn.). Sehr selten. Von Fischer als gemeiner Brutvogel bezeichnet. Numenius phaeopus (Linn.). Durchzugsvogel, auch hier brütend gefunden. Numenius arguwata (Linn... Gemeiner Brutvogel. An- kunft April. T Sterna macrura Naum. Kommt nicht vor. Cab. Journ. £. Ornith. XXXIII. Jahrg. No..170 April 1885. 14 210 E ug. Büchner. Vögel des Gouvernements St. Petersburg. Sterna fluviatilis Naum. Gemeiner Brutvogel. Sterna minuta Linn. Sehr seltener Brutvogel. Sterna caspia Patl. Erst 2 Exemplare beobachtet. Hydrochelidon nigra (Linn.). Stellenweise sehr gemein. T Pagophila eburnea (Phipps.) Fischer will den Vogel einige Mal an der finländischen Grenze beobachtet haben. Eine ‘solche Angabe entzieht sich jeder Kritik, wie Büchner und Pleske beweisen. ’ Larus ridibundus Linn. Ankunft 1. Hälfte April. Nur im Frühjahr, theilweise zahlreich zu finden. | Larus minutus Pall. Gemeiner Brutvogel am Ladogasee, sonst selten. Larus canus Linn. Verbreiteter Brutvogel, an vielen Orten sehr zahlreich. | Larus argentatus Gmel. Sehr gemein. Kommt Ende März oder Anfang April und zieht sehr spät fort. Larus fuscus Linn. Auf dem Meere sehr gemein, auch auf der Newa zu finden. Larus marinus Linn. Ziemlich selten, stellenweise zahl- reicher. Dass der Vogel auf der Newa gemein ist, behauptet Fischer mit Unrecht. Larus glaucus Fabr. Erst einige Exemplare beobachtet. T Rissa tridactyla (Linn... Kommt nicht vor. Stercorarius pomatorhinus (Temm.). Selten auf dem Durchzuge. Stercorarius crepidatus (Banks). Ziemlich seltener Sommervogel. Stercorarius parasiticus (Linn.). Sehr selten. Uria grylle (Linn.). Erst 2 wahrscheinlich verschlagene Exemplare $efunden. Colymbus arceticus Linn. Brutvogel. Ankunfts- und Ab- zugszeit nicht festgestellt, wahrscheinlich Mai und October. ‚Colymbus septentreconalis Linn. Durchzugsvogel. Podiceps cristatus (Linn.). Brutvogel. Podiceps subceristatus (Jacq,) Nur von Meres be- obachtet. Podiceps auritus (Linn.). Seltener Brutvogel. Podiceps minor Lath. Sehr Selten. Im Ganzen 251 Arten. Die mit T versehenen Arten sind nicht mitgerechnuet. / Bericht über die Februar-Sitzung. 211 Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin. Bericht über die Februar-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 2. Februar 1885, Abends S Uhr, im Sitzungslocale, Bibliothekzimmer des Architeeten-Vereinshauses, Wilhelmstr. 92, I. ‚ Anwesend die Herren: Bolle, CGabanis, Deditius, Fischer, Grunack, Hartwig, Matschie, Reichenow, Schalow und Thiele. Von auswärtigen Mitgliedern die Herren: Hartert (Wesel) und Köppen (Coburg). Als Gäste die Herren: Spiess (Charlottenburg), Reiss, Loeschin und Wernich (sämmtlich aus Berlin). Vorsitzender: Herr Bolle, Schriftf.: Herr Matschie. Der Bericht über die Januar-Sitzung wird verlesen und an- genommen. Herr Cabanis legt eine Anzahl eingegangener Schriften vor. A. G. Vorderman, welchem wir schon eine ganze Reihe werthvoller faunistischer Arbeiten verdanken, hat alle ihm be- kannten auf Java lebenden Vögel in einer „List of the Birds from Java“ zusammengestellt. 404 Species zählt er auf, von denen 14 für die Avifauna von Java neu sind, und unter welchen eine: Brachypteryz salaccensis als nova species verzeichnet wird. Michel Menzbier bietet eine fleissige uud gründliche Arbeit in dem ersten Theile seiner in „Bulletin de la Soeiete Zoologique de France“ veröffentlichten „M&moires sur les Paridae“. Er nimmt in der hier behandelten Familie der Blau- meisen 6 Species an: Cyanistes coeruleus, ultramarinus, persicus, Pleskei, cyanus und flavipectus. C. Tenerifae betrachtet er als gute Subspecies zu C. ultramarınus, von welcher sie sich durch erheb- lichere Grösse und die weniger ausgeprägte und nicht weisse Flügelbinde unterscheidet; von C. cyanus sondert er die Se- vertzow’sche var. tian.-schanica als Unterart wegen ihrer graublauen, nicht weissen Kopfoberseite ab. Durch eine gewissenhafte Unter- suchung von 145 Exemplaren und genaue Angabe der gefundenen Maasse ist es ihm gelungen, seinen Schlussfolgerungen einen hohen Grad von überzeugender Kraft zu verleihen. Die Herren Bolle und Reichenow sprechen sich ebenfalls für die Artver- schiedenheit von C. Tenerifae und C. ultramarinus aus und be- 14* >, 212 Bericht über die Februar-Sitzung. tonen namentlich die heller grünlichere Unterseite bei. ersterer neben der verschiedenen Grösse. Gustav Prütz’s. ‚„Illustrirtes Mustertaubenbuch“ ist bis zur 12. Lieferung gediehen. Der Text zeichnet sich durch eine klare und auch dem Laien verständliche Darstellung aus, die Abbildungen sind deutlich und zweckentsprechend. Herr Cabanis weist hierauf auf den reichen Inhalt der Januarnummer des „Auk“ hin. Herr Reichenow widmet dem für uns wichtigsten Artikel in der vorliegenden Nummer dieser Zeitschrift einige Worte. Es ist dies der „Preliminary Report of the Committee on Bird Migration.“ Durch Versendung von 6000 Cireularen ist es dem ‚Comite gelungen, 700 Beobachter, unter denen sich 25 Damen befinden, zu erlangen, deren Mittheilungen von 11 „Superintendenten‘‘ be- arbeitet werden. Die in Amerika versendeten Fragebogen ent- sprechen im wesentlichen dem früher von unserem Ausschusse ver- wendeten. Herr Reichenow lest alsdann den zweiten Theil der Waterbirds von Baird, Brewer und Ridgway vor, welcher durch glänzende Ausstattung, vorzügliche Abbildungen und übersichtliche Darstellung sich würdig den bereits erschienenen Theilen dieses Prachtwerks „Birds of North America“ anschliesst. Er spricht speciell seine Genugthuung über die gute und vorsich- tige Anwendung der trinären Nomenclatur aus. Ferner bringt er ein Werk von Rochebrune zur Kenntniss der Anwesenden: „Faune de la Senegambie.“ Es sind 686 Arten als heimisch in Senegambien aufgeführt. Misstrauen erregen die Angaben des Verfassers, dass Psütacus erithacus neben Ps. timneh, Buceros abyssinicus und caffer neben BD. guineensis, Balearica regu- lorum neben BD. pavonina im Gebiete vorkommen, wodurch die bisherigen Anschauungen über die Verbreitung der Vögel in Afrika über den Haufen geworfen werden. Diese Angaben bedürfen dringend der Bestätigung. Sehr mangelhaft sind die Abbildungen. Die Herren R. Ridgway und L. Stejneger haben in den „Proceedings of the Biological Society of Washington 1832— 1885“ eine Reihe interessanter Artikel veröffentlicht, welche in Se- paratabzügen vorliegen, und zwar der erstgenannte Autor: A. Review of the American Crossbills of the Z. curvirostra Type; Note on the Anas hyperboreus and A. albatus; Remarks on the / Bericht über die Februar-Sitzung. 213 type speeimens of Muscicapa fulvifrons and Mitrephorus pallescens ; Note regarding the earliest name for Carpodacus haemorrhous ; Deseriptions of some new North American birds; Deseription of a new American Kingfisher (Ceryle supereiliosa stictoptera), Notes on Psaltriparus Grindae; Note on the generic name COalodromas; Description of some new species of birds from Cozumel Island, Yucatan; L. Stejneger: Diagnoses of new species of birds from Kamtshatka and the Commander Islands. Herr Reichenow lenkt alsdann die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf eine Karte von Afrika, welche von dem geograph. Institut in Weimar herausgegeben wird und im ersten, die nordöst- lichen Gebiet des Erdtheils enthaltenden Blatte vorliegt. Wenn- gleich mit dieser Publication nicht speciellem ornithologischen Zwecke gedient wird, so rechtfertigt sich doch ein Hinweis auf dieselbe, da es bei der von so vielen Seiten jetzt begonnenen wissenschaftlichen, insonderheit auch ornithologischen Erfor- schung ‘Afrikas von Wichtigkeit ist, eine Karte zu besitzen, auf welcher man die Routen der neueren Reisenden zu verfolgen und die einzelnen Stationen der Sammler, welche man auf den älteren Karten meistens vergebens sucht, aufzufinden vermag. Die Vor- theile, welche die vorliegende Karte neben der Berücksichtigung der neuesten Forschungen gewährt, sind unter Anderem: Genügend grosser Massstab, welcher auch ein hinreichendes Eingehen in Details ermöglicht, Beigabe von Nebenkarten, wie von Angra Pequena, dem Congogebiet, dem deutschen Besitz an der Guinea- küste, Hervorhebung der deutschen Consulate in Afrika, Berück- sichtigung der grossen Dampferlinien. Die Karte erscheint in vier Blättern, welche einzeln benutzt oder auch zu einer grösseren Tafel von 1,30 M. Höhe und 1 M. Breite zusammengefügt werden können. Der Preis beträgt nur 8 Mark. Herr Schalow bespricht 2 Arbeiten, welche, in der Januar- nummer des Ibis enthalten, sich mit europäischer Ornis befassen. Einmal hat J. Whitehead eine Zusammenstellung von 176 Arten der Insel Corsica gegeben, unter denen sich eine neue, die schon erwähnte Sitta Whiteheadi Sharpe befindet; ferner führt C. Dixon von St. Kilda, einer Insel der Westhebriden, 67 Species auf, von welchen eine, Troglodytes hirtensis Seebohm, als neu beschrieben wird, welche dem Alöutenvogel Tr. parvulus pallescens sehr nahe steht. Herr Schalow macht ferner darauf aufmerksam, dass in ‚214 Bericht über die Februar-Sitzung. dieser Arbeit einige höchst bemerkenswerthe Notizen über Alca impennis sich finden, welche beweisen, dass noch im Jahre 1822 auf St. Kilda der Brillenalk gefunden worden ist. Herr Schalow erwähnt zum Schlusse eine kleine Arbeit unseres auswärtigen Mitgliedes, des Herrn Professor Liebe über: „Die Uebelthäter in der Vogelwelt,“ in welcher der Ver- fasser zu einem gewissen Resultat gelangt. Er sagt: - . Immer sind es Ausnahmen, welche sich durch die in der. höheren Blutwärme und in dem rascheren Stoffwechsel begründete gesteigerte Erregbarkeit der Vögel leicht erklären lassen. Nicht aber sieht man in ihnen eine angeerbte Gewohnheit und charae- terisirende Eigenthümlichkeit. Eine rege Debatte schliesst sich an die Vorlegung dieser Arbeit. Herr Bolle will für die Meisen einen generellen Hang zu der- artigen Unarten annehmen, während er im Uebrigen mit Herrn Liebe sich einverstanden erklärt. Von Zeit zu Zeit würde von einzelnen Ornithologen der Bann über bestimmte Arten ausge- sprochen; so hätte Snell die Spechtmeise, Walter den Buntspecht, Schacht den Wendehals in die Acht erklärt. Er glaube nicht an eine böswillige Anlage dieser Arten und halte die einzeln auf- tretenden Unthaten für Ausschreitungen gewisser Individuen. Herr Köppen erwähnt, dass er unter Staarkästen dreimal junge, nackte Vögel gefunden habe, die ohne Zweifel von den Staaren geraubt seien. Die Herren Reichenow und Bolle sind der Ansicht, dass Uebelthaten dieser Art bei sehr vielen Species vorkommen können. Keineswegs dürfe man deshalb der Species den Vorwurf der Mord- lust machen. Herr Fischer bemerkt, dass er im Magen eines Irrisor ein- mal einen jungen Hyphantornis gefunden habe. Herr Matschie verliest hierauf einen Brief unseres aus- wärtigen Mitgliedes, des Herrn Dr. Pag& in Cottbus, in welchem derselbe sagt: Ich habe noch eine Vogelleiche einer fring. carduelis beigelegt, deren Gefieder nach der letzten Mauser vollständig verfärbt ist. Die Veränderung bezieht sich sogar auf den Ober- schnabel, dessen First von der Mitte bis zur Endspitze sonst dunkelbraun bis schwarz ist. Der Vogel starb am 4. Jan. wahr- scheinlich an einer Affeetion der Leber. Eine Section unterliess ich, um Ihnen den Vogel unlädirt übersenden zu können. Er lebte mit circa 12 andern heimischen Finken in einem grossen Gesellschaftskäfig. 3 andere in demselben befindliche Stieglitze, die unter denselben Verhältnissen bei gutem Licht, guter Luft und gleicher Verpflegung lebten, sind wohl und munter und im besten Gefieder. Ich meine also, dass solche Verfärbungen nur aus innerer Ursache herzuleiten sind. An eine Lebererkrankung denke ich hierbei deshalb, weil durch dieselbe (chronisch) ein Zerfall der rothen Blutkörperehen folgen kann. Die Pigment- Bericht über die Februar-Sitzung. 215 massen eirculiren dann im Blute (melanaimie) und führen sie überall hin, wo Blut ist, also auch in die sich neu bildende Feder bei der Mauser und lagern dort das zerfallene tiefschwarze oder schwarzbraune Blutpigment ab. Es ist ja auch selten, dass Vögel mit solchen Farbenveränderungen lange ausdauern; natür- lich, da sicherlich ceapilläre Gefässverstopfungen z. Br sin Milz, Nieren und Gehirn sehr leicht zu Stande kommen werden. Ueber die Art und Weise dieses Verfärbungsphänomens ent- spinnt sich unter den Anwesenden eine lebhafte Discussion, an welcher namentlich die Herren Hartwig, Fischer, Bolle und Reichenow sich betheiligen, welche jedoch zu keinem positiven Resultat führt. Es ist zu wünschen, dass jeder Fall von Melanis- mus pathologisch untersucht und zunächst durch Section eine etwaige Lebererkrankung festgestellt werde. Herr Matschie theilt ferner mit, dass unter den Beobach- tungsberichten, welche bis jetzt dem Ausschusse für Beobachtungs- stationen der Vögel Deutschlands zugesendet worden sind, zwei sich finden, in denen über Auffindung von Beutelmeisennestern gesprochen wird. Die Fundstätten befinden sich bei Oschersleben, Neuhaldensleben und Suderode b. Vienenburg. Während bei den ersten beiden Fundstätten eine Verwechselung mit den Nestern der Schwanzmeise nicht ganz ausgeschlossen erscheint (genaue Nachrichten darüber stehen noch aus), liegt dagegeu kein Grund vor, an der Richtigkeit der letzten Mittheilung zu zweifeln. Herr Bolle weist darauf hin, dass nach dem Chronisten Beckmann Aegithalus pendulinus am "Veeker-See bei Prenzlau ge- brütet habe und deshalb ein etwaiges Wiederauftreten dieses Vogels in Deutschland nieht zu den Unmöglichkeiten gehöre. Herr Matschie liest alsdann einen Aufsatz vor: „Beobach- tungen im Forstrevier Gauleden über Syrnium wralense“ von Alexander Schmidt, welcher bereits im Journale (Jahrgang 1885 Seite 824 u. ff.) veröffentlicht worden ist. Herr Schalow bemerkt, dass er mit Bezug auf die von ihm s. Z. gegebene Besprechung des von Herrn E. v. Homeyer und von Herrn Vietor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen auf Tännen- hof bei Hallein, Salzburg, veröffentlichten Liste der österreichisch- ungarischen Vögel (ef. J. f. O. 1884, p. 232) von Herrn Victor Ritter von Tschusi auf die Einleitung zn jenem Verzeichniss aufmerksam gemacht worden sei, in der gesagt wird, dass die den wissenschaftlichen Namen beigefügten Bezeichnungen solche derSchriftsprache seien. Der von dem Redner gerügte Mangel, dass die in der Liste gegebenen Namen nicht Vulgärnamen seien, wird dadurch hinfällig. Auf Wunsch des Herrn Victor Ritter von Tschusi berichtigt Herr Schalow diesen Irrthum. Bolle. ' Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. I Beriehiunr die Marz Scans Bericht über die März-Sitzung. VerhandeltBerlin, Montag den 2.März 1885, Abends 8 Uhr im Sitzungslocale. Anwesend die Herren: Cabanis, Deditius, Fischer, Grunack, Hartert, Hartwig, Lehmann, Matschie, Nauwerck, Reichenow, Schalow, Thiele und Ziemer. Als Gäste die Herren: Gressin, Loeschin, Reiss und Zielke aus Berlin, sowie Müller (Charlottenburg). Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf. Herr Matschie. Der Bericht über die Februar-Sitzung wird. verlesen und an- genommen. | Herr Cabanis legt verschiedene neu erschienene Schriften vor, welche in den letzten vier Wochen eingegangen sind. . Th. Köppen, unser Mitglied in Coburg, hat seine Be- obachtungen und Züchtungs- wie Ansiedelungsergebnisse in einem von der Verlagsbuchhandlung ansprechend ausgestatteten Schriftchen veröffentlicht: Anleitung zur Züchtung und Ansiedelung von Nachtigallen auf Grund eigener Erfahrungen. Berlin, Otto Janke. In diesem Werkchen ist in anschaulicher Art und Weise die Beschaffung von passenden Vögeln, ihre Pflege, ihre Züchtung im Freien und in Brutkäfigen, sowie die Ansiedlung besprocheu. Die hervorragenden Ergebnisse, welche der Verfasser bei der Züchtung und Wiederansiedlung von Nachtigallen in Coburg in den Jahren 1879—1884 erreicht hat, sind der beste Beweis für die Zweckmässigkeit der von ihm ge- lehrten Methode, und kann der 112 Seiten einnehmende kleine Leit- faden Liebhabern unseres edelsten Singvogels nur empfohlen werden. Gustav Prütz: Illustrirtes Mustertauben-Buch, auf welches in diesem Journal bereits früher (Jahrg. 1884, Seite 437) hingewiesen wurde, liegt jetzt in der 13. Lieferung vor. Ausstattung wie Inhalt sind dieselben geblieben und verdienen gleiches Lob. Die einzelnen Racen sind kurz und treffend eharac- terisirt, über Zucht und Pflege finden sich eingehende Mittheilungen, welche von des Verfassers scharfem Blicke und guter Sachkennt- niss zeugen. Die Verlagsbuchhandlung von J. F. Richter in Ham- burg hat durch sauberen Druck und Beigabe von trefflichen Bunt- drucktafeln, welche der Hamburger Maler Ch. Förster nach der Natur aufgenommen hat, das Ihrige zur Herstellung eines auch strengeren Ansprüchen entprechenden Werkes gethan. G. Meyer bietet den 4. Jahrgang seines „Kalender für Ge- flügelfreunde“, in welchem sich Beiträge von Baldamus, Bodinus, Dürigen etc. befinden. A. G. Vorderman hat einen „Alphabetische Index der in Deel XLI, XLIIL, XLIll und XLIV, van het natuurkundig Tijd- schrift voor Nederlandsch-Jndie beschrevenen Bataviasche Vogels“ gegeben, in welchem er auch den inländischen Vogelnamen ge- bührende Aufmerksamkeit schenkt. Bericht über die März-Sitzung. RT Herr Schalow legt vor: W. Swoff: Beiträge zur Histo- logie des Haares, der Borste, des Stachels und der Feder. Herr Hartert bringt zur Kenntniss der Anwesenden eine von ihm herausgegebene und soeben erschienene Broschüre: „Die Feinde der Jagd“ (Berlin 1875). Dieses kleine Buch ist nicht für Ornithologeu, sondern für Jäger geschrieben, enthält jedoch eine ganze Reihe bemerkenswerther biologischer Mittheilungen über Fortpflanzung, Wanderung und Nahrung unserer einheimischen Vögel und berücksichtigt hauptsächlich die dem Wildstande ver- meintlich und wirklich schädlichen Species. Eine grosse Anzahl guter Abbildungen, z. Th. Brehm’s Thierleben entnommen, z. Th. Originalzeichnungen von Mützel, Specht.u. A. unterstützen den Text. Herr Ziemer spricht über 2 von ihm angefertigte Karten, auf welchen die Verbreitung der Moor- und Löffelente, sowie der beiden Goldhähnchen dargestellt ist. Die Resultate, welche er für erstere gefunden, sind bei dem grossen Mangel sicherer Beob- achtungen noch sehr lückenhaft. Erfreulicheres ist von den beiden Regulus-Arten zu berichten und ein Ergebniss scheint bereits festgehalten werden zu können, dass Regulus ignicapillus eine be- sondere Vorliebe für Fichtenwaldungen zeigt. Herr Schalow bestätigt dieses durch die Bemerkung, dass die einzige Stelle, an welcher in der Mark das feuerköpfige Gold- hähnchen gefunden wird, ein Fichtenbestand bei Eberswalde ist. . Herr Deditius hat sich der grossen Mühe unterzogen, das Werk Eugen Büchners: „Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg 1884, welches in russischer Sprache erschienen ist, mit den in früheren Jahrgängen dieses Journals (1872, 8. 385 ff. und 1880, S. 225ff), erschienenen Arbeiten von J.v. Fischer und F. v. Brandt zu vergleichen. Sein Vortrag ist im Auszuge im Journale veröffentlicht worden. Siehe Jahrg. 1885 S. 196 u. ff. Herr Reichenow zeigt eine Anzahl von Bälgen vor, welche der Afrikareisende Teusz während seines Aufenthaltes am Stanley Pool gesammelt hat. Es sind etwa 200 Arten, welche jedoch nicht viel Neues bieten, da Teusz sein Augenmerk hauptsächlich nur auf auffallende Species gerichtet hat. Seine Exemplare zeichnen sich jedoch durch saubere und sorgfältige Präparation aus. Be- merkenswerth möchte das Vorkommen von Corythais Meriani und Buffoni, Schizorhis senegalensis, Hoplopterus albiceps, Lamprocolius plendidus sein. Ein Exemplar von Parus rufientris Boc. giebt dem Vortragenden Gelegenheit, Verschiedenheiten von den durch Dr. Böhm aus Ostafrika eingesandten Individuen zu constatiren. Letztere unterscheiden sich durch eine viel blassere Unterseite, Herr Reichenow hält daher eine specifische Sonderung der ostafrikanischen Form für nothwendig und nennt dieselbe Parus pallidiventris Rehw. n. sp. P. rufiventri Boe. simillimus, sed abdomine pallidiore, dilute cervino nec cinnamomeo, dorso cinereo parum dilutiore. Hab. Kakoma. 218 Bericht über die März-Sitzuneg. Das interessanteste Ergebniss der Teusz’schen Reise in ornitho- logischer Beziehung ist der Nachweis von Balaeniceps rex am Stanley Pool. Der Reisende hatte mehrfach Gelegenheit, auf den Vogel zu schiessen, leider bei der weiten Distance ohne Erfolg. Somit sind die Angaben von Pechuel-Loesche und Johnston (Ibis 1883, p. 233 und 578) bestätigt. Herr Reichenow characterisirtsodann folgendeneue Weberart: Euplectes ladoönsis Rchw. n. sp. E. taha Smith simillimus, sed minor, colore nigro genarum retro ad cervicem versus minus extenso, pectoris lateribus et hypo- ehondriis luteis nee nigris, fascia cervicali nigra angustiore. L. alae 58 mm. Hab. Lado (Central-Afrika). Herr v. Pelzeln hat bereits in seiner Arbeit über die Sen- dungen Emin Bey’s (Verh. z. b. Ges. Wien 1832, p. 507) auf die geringere Flügellänge der Lado-Exemplare von südafrikanischen aufmerksam gemacht. Ausserdem erscheint die schwarze Nacken- binde schmaler, das Schwarz der Kopfseiten dehnt sich nicht so weit auf den Hals aus als bei Individuen aus Südafrika und die Seiten des Kropfes, der Brust und des Bauches sind gelb, während E.taha nur einen gelben Fleck jederseits der Brust zeigt. Weichen und Halsseiten hingegen schwarz wie die übrige Unterseite sind. Wir haben somit drei sehr nahe stehende Abarten, welche passend trinomial zu nennen wären: 1. Euplectes taha Smith als Stammform, 2. E.taha scioanus Salv. von Schoa, 3. E.taha ladoönsis Rehw. von Lado. Herr Reichenow weist auf eine bevorstehende neue orni- thologische Expedition nach Westafrika hin. Herr Hartert, der anwesend ist, wird in kurzer Frist mit dem bekannten Reisenden Flegel zusammen den Niger aufwärts bis zum Binue fahren; dort soll Hartert auf einer Station bleiben und wird daselbst sich hauptsächlich mit ornithologischen Studien beschäftigen. Herr Reichenow wünscht dem scheidenden Mitgliede in herzlichen Worten den besten Erfolg und glückliches, gesundes Wiedersehn. Herr Reiss stellt der Versammlung 2 Melanismen von Stieg- litzen vor, deren einer im Käfig schwarz geworden ist, während der andere aus einem Schwarme von 60-70 Genossen mit 5 gleichfalls schwarzen, vielleicht einer Familie angehörigen Stieg- litzen bei Prag gefangen wurde. Letzterer Vogel ist sehr klein und zeigt in der Schnabelgegend nur ganz geringes Durch- schimmern von Roth. Leider starb derselbe bereits am 2. Tage nach der Sitzung und ziert jetzt das hiesige zoologische Museum, dem er durch Herrn Reiss geschenkt wurde. Herr Sehalow spricht über das von ihm bereits früher vor- geleste Werk von Radde: Ornis caucasica. Herr Radde beabsichtigt dem ersten Nachtrag zu seinem Werke, welcher bereits veröffentlicht ist, weitere folgen zu lassen. Der zweite, bereits in diesem Journale erschienene Nachtrag bringt noch Bericht über die März-Sitzung. 210 _ wenig Neues, wogegen die späteren sehr interessante Aufklärungen namentlich über das Gebiet der Turkmenen zu geben versprechen, wohin Radde im Auftrage der russischen Regierung in kurzer Zeit gehen wird. Herr Schalow. erwähnt u. A., dass durch Radde’s Zugdatenzusammenstellung, sowie seine Uebersicht über den Vogelzug Palmen’s empirische Schlussfolgerungen bestätigt werden. Herr Hartwig verliest einige schriftliche Mittheilungen unseres Mitgliedes, des Herrn Wernich, nach welchen in diesem Winter an verschiedenen Orten Deutschlands Waldschnepfen ge- schossen worden sind. So war dieses der Fall bei dem Forst- haus Rahden in der Nähe von Lamstedt, einige Meilen südlich von der Elbmündung, wo Herr Oberförster Stolze bei 13° Kälte am 23. Januar dieses Jahres eine Waldschnepfe erlegte. Herr Wernich schreibt: „Dass die Waldschnepfen auch in unserer Gegend (Berlin) zum öfteren im Winter bei Treibjagden ge- schossen werden,.gehört nicht zu den Seltenheiten. Es sind dieses Schnepfen, die später ausgekommen, — vielleicht, dass die erste Brut gestört ist — und auch natürlich erst spät aus dem Norden hier erschienen sind. Durch schlechtes Wetter an der Fortsetzung ihrer Reise verhindert, überwintern sie bei uns, und ich habe schon Fälle erlebt, dass sie dann auch bei uns brüten.“ Dass auch Becassinen zuweilen überwintern, ist bekannt. Einen Fall dieser Art theilt Herr Wernich in Folgendem mit: „Am 1. December 1384 bei 6° Kälte bemerkte der Revierförster Wittstock bei Ravenstein (Pommern) auf einer Feldjagd eine Becassine (Gallinago gallinaria Gm.) vor den Treibern aufstehen und gelang es ihm, dieselbe zu schiessen. Die Schnepfe war sehr feist, ein Beweis, dass dieselbe irgendwo noch hat stechen können. Meiner Meinung nach hat die Schnepfe irgend an den Stendern, — vielleicht durch einen früheren Schuss — einen Schaden gehabt und es nun nicht gewagt, die Reise nach dem Süden zu unternehmen. Die Becassine lebt auch nicht aus- schliesslich von Sumpfwürmern; ich habe dieselben schon zu ver- schiedenen Malen 1 bis 2 Meilen von einem Sumpfe entfernt, in Kartoffelfeldern angetroffen und geschossen und zwar nicht etwa bei anhaltend nassem Wetter, sondern bei längerer Zeit anhalten- der grosser Dürre.“ Herr Wernich macht aufmerksam auf einen in der Nr. 22 des „Weidmann“ befindlichen für das Gemüthsleben der Vögel interessanten Beitrag, welchen ein Thierfreund aus Frohburg liefert: „Ich habe seit Jahren einen Stieglitz im Bauer. Kürzlich setzte ich ihn während der warmen Mittagsstunden zum Fenster hinaus. Durch seinen Gesang lockte er nach kurzer Zeit einen Schwarm von etwa 30 Stieglitzen herbei, die alle auf einem. Baume gegenüber sich niederliesseu. Bald flogen sie wieder fort, und nicht lange darauf kam ein kranker Kamerad, der den Schwanz verloren hatte und auch sonst matt zu sein schien. Dieser setzte 220 Bericht über die April-Sitzung. sich auf das Bauer, mein Stieglitz flog auf die oberste Sprosse und fütterte den Leidenden wie eine Mutter ihr Kind.“ Herr Hartwig theilt eine briefliche Notiz des Herrn Förster Liedtke in Nendza (Oberschlesien) mit. Vergangenen Sommer ge- langte ich beim Revierbegang, begleitet von einem Forstlehrling, in die Nähe eines Bestandes von altem Nadelholz, wo meines Wissens ein Schwarzspecht nistete. Wir sahen auch alsbald den Vogel nach seinem Neste streichen und bemerkten, dass er einen weissen Gegenstand im Schnabel trug, welcher nach genauerem Hinblicken von uns Beiden als ein Vogelei, ungefähr von der Grösse desjenigen einer Turteltaube, erkannt wurde. Jedenfalls trug der Specht die Beute seiner jungen Familie, vielleicht zum Nachtisch, zu. Ob andere Fälle dieser Art bei Specht-Arten beob- achtet worden sind, ist mir nicht bekannt; neben der gewöhn- lichen Insektenkost dürfte aber wohl eine gelegentlich erbeutete, feinere Eierspeise namentlich einem jungen Picus wohl munden und bekommen. | Zum Schlusse theilt Herr Ziemer mit, dass nach einem Briefe des Herrn Lehrer Treichel in Dörsentin b. Cöslin ein Vultur fulvus am 29. Mai 1884 im königl. Schutzbezirke Schloss- kämpen der Oberförsterei Oberfier vom königl. Förster Herrn Schultz geschossen wurde. Der Geier zeigte keinerlei Merkmale früherer Gefangenschaft und spannte 2,60 m. Matschie, Schriftf. Cabanis, Gen.-Seecr. Bericht über die April-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 13. April 1855, Abends 8 Uhr im Sitzungslocale. Anwesend die Herren: Bolle, Cabanis, von Dallwitz, Deditius, Grunack, Krüger-Velthusen, Matschie, Nauwerck, Reichenow, Schalow und Thiele. Als Gäste die Herren: Gressin, Loeschin, Sasse und Zielke aus Berlin, Spiess (Charlottenburg) und Dr. Gadow (Cambridge). hat: Vorsitzender: Herr Bolle. Schriftf.: Herr Matschie. Nach Verlesung und Annahme des Berichtes über die März- sitzung, legt Herr Cabanis einige neu eingegangene Schriften vor. Von E. Hargitt sind 2 Fortsetzungen der „Notes on Wood- peckers“ zu nennen, welche die Gattungen Micropternus und Hemi- cercus behandeln. Alph. Dubois liefert 2 Abhandlungen: Remarques sur les alouettes du genre Otfocorys, und Revue critigue des oiseaux de la famille des Bueerotides: Dubois kommt in der ersten Arbeit zu dem Resultate, dass die Gattung Otocorys in Wahrheit nur einen specifischen Typus umfasst, welchem aus demselben Stamme hervorgegangene Varietäten zu zuzählen sind. In der Uebersicht Bericht über die April-Sitzung. | 221 über die Familie der Bucerotidae verfolgt Dubois das gleiche Prineip der Zusammenziehung. Er zählt 44 Arten auf und be- trachtet unter Anderm die drei Formen von Ducorvus als Varie- . täten von D. abyssinieus. L. Olphe-Galliard ist im Begriffe eine Sammlung von Monographien aller im südlichen Europa vorkommenden Gattungen zu verfassen. In dem vorliegenden Faseicule XXXIIle behandelt er die Passereae. Interessant ist, dass er die Sperlinge als Unter- familie der Ploceidae ansieht, weil sie wie jene ein Nest mit seit- licher Oeffnung bauen, weil sie in Gesellschaft nisten und Gräser zur Herstellung des "Nestes gebrauchen. Gegen diese Ansicht könnte die Abwesenheit einer ersten kleinen Schwinge sprechen, . welches Kennzeichen freilich bei den Alaudidae auch nicht für ‚die Familie massgebend ist. Pagenstecher giebt eine Aufzählung der von der Süd- Georgia-Expedition gesammelten Vögel mit Rücksicht auf die auf den Kerguelen nachgewiesenen Arten. Der von Cabanis be- schriebene Anthus aniarehicus ist abgebildet. Prütz’ Mustertaubenbuch nimmt einen guten Fortgang. Von Charles B. Cory ist ein reich ausgestattetes Werk erschienen: The Birds of Haiti and San Domingo. Dasselbe um- fasst in 4 Theilen die Beschreibung von 111 Arten, von welchen 32 San Domingo eigenthümlich sind. 42 Arten sind auf zum Theil vorzüglichen Tafeln abgebildet. Leider ist biologischen Mittheilungen nur wenig Rechnung getragen. Herr Cabanis theilt hierauf mit, dass Dr. Gundlach wieder einmal eine Anzahl seltener Vögel von Haiti dem hiesigen Zoo- logischen Museum zum Geschenk gemacht hat, unter welchen sich auch Picumnus Lawrenci Cory, der einzige auf den Antillen vor- kommende Specht dieser Gattung, befindet. Herr Schalow lest den 'Zoologischen Jahresbericht von Carus für das Jahr 1883 vor, dessen -ornithologischer Theil die Herren Reichenow und Schalo w bearbeitet Teben. Interessant ist aus demselben eine Zusammenstellung der von den einzelnen ‚Völkern hervorgebrachten ornithologischen Arbeiten. Von im Ganzen 674 Abhandlungen fallen auf England 304, Deutschland 170, Amerika 140, Frankreich und Belgien 44, Italien 6, Polen 5, Ungarn 2 Schweden 3 und Holland 2. Herr Sehalow bespricht das Januarheft der Madaräsz’schen Zeitschrift für die gesammte Ornithologie. Herr Cabanis beschreibt eine klimatische Abart der Chrysotis Preirei aus Tukuman, für welche er den Namen ıChrysotis tucumana NOV. spec. vorschlägt. Der Tukumanvogel ist durch die rothe Stirn sowie die rothen Decken der Handsehwingen der Montevideoform sehr ähnlich, unter- scheidet sich aber sofort durch den die rothen Farben entbehren- den grüngefärbten Flügelbug und Flügelrand und dadurch, dass 222 Bericht über die April-Sitzung. die Zügel und Postorbitalgegend keine Spur von Roth aufweist, welche Abzeichen selbst junge Ohr. Fretrei stets haben. Herr Cabanis spricht über einige Conurus-Arten mit Bezug auf seine im Journal 1881 pag. 107° gemachten Ausführungen. Conurus Gundlachi ist, wie ein von Dr. Gundlach dem hiesigen Kgl. Zoologischen Museum übersendetes Exemplar von C. chloro- pterus zeigt, von dieser Art bedeutend verschieden. C. Gundlachi ist ein viel kleinerer Vogel und durch die an der oben erwähnten Stelle angegebenen Merkmale constant von*C. chloropterus unter- schieden. Dieser letztere hat nur die kleinen unteren Flügel- decken roth gefärbt und stimmt in der Grösse mit ©. gwianensis Briss. überein. ©. Gundlachi ist in der Färbung sehr ähnlich der von Souance beschriebenen Psittacara Maugei, welche auf ein frag- lich aus Portorico stammendes Exemplar begründet wurde Ps. Maugei soll aber noch grösser als (’. guianensis sein, während C. Gundlachi wesentlich kleiner als guianensis und chloropterus ist. Durchaus nicht zu identifieiren mit chloropterus ist der brasilianische OÖ. propinguus Sel. mit dengoldgelben grösseren Unterflügeldecken. Letztere Art wird von Souance vom guianischen Vogel nicht ge- trennt und hat Selater gleichfalls seinen propinguus wieder ein- eingezogen. | Herr Reichenow legt Schalenschliffe der drei afrikanischen Straussenarten vor, welche Herr v. Nathusius eingesandt hat. Die von diesem Herrn bei der mieroscopischen Untersuchung der Strausseneischalen erzielten Resultate sind bereits im Journal 1885 Seite 165 ff. veröffentlicht, weswegen ein weiteres Eingehen auf die interessanten Ausführungen desselben hier vermieden werden kann. Herr Reichenow macht auf die Verschiedenheiten südlicher und nördlicher Exemplare von Melittophaga gularıs aufmerksam. Bei der typischen Form von der Goldküste und ebenso bei Exemplaren von Liberia zeigt die Stirn und ein breiter Augen- brauenstrich dieselbe hell kobaltblaue Farbe wie der Bürzel. Individuen von Angola und vom Congo haben hingegen blau- grünlichen Stirasaum und einen kaum angedeuteten olivengrünen Augenbrauenstreif. Der Vortragende unterscheidet letztere Form als M. gularıs australis. Individuen von Gabun und Kamerun stimmen mit den Angolavögeln überein, nur ist der Augenbrauen- strich deutlicher und blaugrün. Ob hier noch eine dritte Rasse vor- liegt, bleibt bis auf weiteres dahingestellt. Vorläufig möchte der Vortragende nur die nördliche und südliche Rasse annehmen, deren Trennungsgrenze wahrscheinlich die Kamerungegend als nördlichster Punkt der südlichen Abart ist. In der Nigergegend dürfte noch die typische Form vorkommen. Zum Schlusse giebt Herr Dr. Gadow einige Mittheilungen über die ihm unterstehenden ornithologischen Sammlungen in Cambridge. Bolle. Matschie. Cabanis, Gen.-Secr. 1901. 1902. 1903. 1904. 1905. 1905. 1907. 1908. 1909. 1910. KALT. 1912. 1913. Eingegangene Schriften. 223 Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe Seite 111 u. 112.) Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien. 9. Jahrg. Nr. 2, Februar 1885 — Nr. 4, April 1885 nebst Beiblatt, 2. Jahrg. Nr. 5—Nr. 17. — Vom Bierein. Ä G. N. Lawrence: Desecriptions of supposed New Species of Birds of the Families Tyrannidae, Oypselidae and Colum- bidae. [From the Annals of the N. Y. Academy of Sciences, _ Vol. III, Nr. 5, January 5 th, 1885.] — Vom Verfasser. Eugen Büchner: Die Vögel des Gouvernements St. Petersburg. Material, Litteratur und Kıitik. Gänzlich in russischer Sprache gedruckt. — Vom Verfasser. Gustav Prütz: Illustrirtes Mustertauben-Buch. Lieferung 13—15. Mit 6 Farbendrucktafeln. — Vom Verleger. Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. X. Jahrg. No. 2. Februar bis No. 3 März. — Vom Verein. A. @. Vorderman: Alphabetische Index der in Deel XLI—XLIV van het Natuurkundig Tijdschrift voor Neder- landsch Indi& beschrevenen Bataviasche Vogels. |[Over- gedrukt uit het Natuurkundig Tijdschrift vor Nederlandsch Indi& Deel XLIV, Aflevering 3. — Vom Verfasser. Gustav Meyer. Kalender für Geflügelfreunde. 1885. Minden, W. Köhler. — Vom Verleger. P. L. Selater: On the Muscicapine Genus Chasiempis. Cum Tab: Chasiempis sandwichensis. [From the Ibis, Ser. V. Vol. III. January 1885, pag. 17—19.]. — Vom Ver- fasser. ‚ Zeitschrift für Ornithologie und praktische Geflügelzucht. IX. Jahrg. No. 2. — Vom Vorstande des Stettiner Zweigvereins. Edward Hargitt: Notes on Woodpeckers. — No. VII. On the Genus Hemicerceus. [From the Ibis Ser. V. Vol. II. October 1884, pag. 244—259.]| — Vom Ver- fasser. Hargitt: Notes on Woodpeckers. — No. IX. An the Genus Micropternus. [From the Ibis, Ser. V. Vol. III. Januar 1885, pag. 1—16.]| — Von Demselben. M. Alph. Dubois: Revue critigue des oiseaux de la famille des Buc£rotides. [Extrait du Bulletin du Musee Royal d’histoire naturelle de Belgique. Tom. III.—1884.] Vom Verfasser. Dubois: Remarques sur les alouettes du Genre Otocorys. [Extrait du Bulletin du Musce Royal d’histoire naturelle de Belgique. Tom IIl.—1884] — Von Demselben. 224 1914. ol: 1916. 1917 1918. 1919: 1920. 1921. Eingegangene Schriften. Proceedings of United States National Museum: Vol. VII. No. 27—Sept. 16. 1884 bis No. 39. Febr. 6. 1885. — Vom United States National Museum. R. Ridgway: Description of some new species of birds from Cozumel island Yucatan. [From the Proceedings | of the Biological Society of Washington. Vol. IIl, 188485. Febr. 26, 1885.] — Vom Verfasser. Prof. Dr. Pagenstecher: Die Vögel Süd - Georgiens, nach der Ausbeute der deutschen Polarstation in 1852 und 1883. Mit einer Tafel in Farbendruck. [Aus dem Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg I] Hamburg 1885. — Vom Verfasser. Leon Olphe-Galliard: Contributions ala Faune ornithologique de 1l’Europe occidentale. Fas- cicule XXXIlIe, Ploceidae 1885. — Vom Verfasser. Thelbis: A Quarterly Journal of de Ornithologie. Edited by Sclater and Saunders. Ser. V. Vol. III. No. 10. April 1885. — Von der Britisch Ornithologist’s Union. Hermann Schalow: Zur Ormis der Mark Brandenburg: Ein dritter Beitrag. [Separatabdruck aus der Zeitschrift für die gesammte Ornithologie 1885. Druck des Franklin- Verein: Budapest. — Vom Verfasser. The Auk: A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. TIL. No. 2. April 1885. — Von der American Ornitho- logist’s Union. Charles B. Cory: The Birds of Haiti and San Domingo. 4 Partes cum XXIII Tabb. Price 20 Dollars. Estes and Lauriat, Boston 1885. — Vom Verfasser. Verkauf einer europäischen Vogel-Sammlung. Die Sammlung des verstorbenen Kammerherrn v. Krieger (Sondershausen) soll im Ganzen oder getheilt verkauft werden. Die Gegenstände sind tadellos ausgestopft und vorzüglich erhalten. Besonders reichhaltig sind die europäischen Raubvögel Die meisten in Kästen mit Glasscheibe. Die Sammlung ist in Weimar, Junkerstrasse 2, zur Besich- tigung ausgestellt und werden auf Anfragen specielle Preisver- zeichnisse zugesandt von Herrn v. Krieger in Weimar. Ze G. Pätz’sche Buchdr. (Otto Hauthal) in Naumburg a/S. JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Dreiunddreissigster Jahrgang. Van, ahrenbesiehe assd) des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. Verzeichniss der Mitarbeiter. I. Norddeutsehland. 1. Westlicher Theil, Oldenburg, Hannover, Bremen, Hamburg, Schleswig, Holstein. 1. Director C. F. Wiepken, Oldenburg, Grossherzogthum Oldenburg. (Wie.) 2. Lehrer Huntemann, Oldenburg, Grossherzogthum Olden- burg. (Hu.) 3. Organist H. Fiek, Grasberg (Stade), Provinz Hannover. (F.) 4. Gustos Fr. Böckman n, Hamburg. (Bö.) 5. Lehrer Paulssen, Flensburg ‚ Provinz Schleswig - Hol- stein. (P.) 6. Gymnasiallehrer Rohweder, Husum, Prov. Schleswig-Hol- stein. (Roh.) 2. Mittlerer Theil, Altmark, Mittelmark, Priegnitz, Uckermark, Mecklenburg, westliches Pommern. 7. Lehrer Martins, Plänitz bei Neustadt a. d. Dosse, Provinz Brandenburg. (M.) 8. Professor Dr. Altum, Eberswalde, Prov. Brandenburg. (Al.) 9. Lieutenant v. Nathusiu s, Tangermünde, Prov. Branden- burg. (v. N.) 3. Oestlicher Theil, Neumark, östliches Pommern, Posen. 10. Stud. jur. Ziemer, Beleard, Pommern. (Z.) boy. kHomeyer, Woyein bei Bromberg, Posen. (v. H.) Cab. Journ. £. Ornith. XXXIIL. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 15 226 4. VIII. Jahresbericht (1833) des Ausschusses Provinz Preussen. 12. Oberförster Volkmann in Lanskerofen bei Insterburg. (V.) 13. Förster Spalding, Kurwien, Kreis Johannisburg, Reg.- Bez. Gumbinnen. (Sp.) 14. Wire Robitzsch, Norkitten, Reg.-Bez. Gumbinnen. (Rob.) II. Mitteldeutschland. Westlicher Theil, Rheinprovinz, Westfalen, Kurhessen, Grossherzogthum Hessen. 15. Baumeister C. Sachse, Altenkirchen, Reg.-Bez. Coblenz. (S.) 16. Professor Hoffmann, Giessen, Gr ossher zogthum Hessen. (Ho.) 17. Maler A. Walter, Cassel, Provinz Hessen-Nassau. Oi Dr 18. Präparator Koch in Münster, Westfalen. (K.) Mittlerer Theil, Harz, Thüringen, Anhalt, Provinz Sachsen (südlicher Theil), Königr eich Sachsen. 19. Oberförster Lüders in Schiesshaus, Holzminden. (L.) 20. Oberförster Sehultze in Golmbach bei Holzminden. (Sch.) 21. Oberförster Rackebrandt in Kaierde bei Stadtoldendorf. (Ra.) 22. Oberförster v. Vultejus, Walkerried a/Harz. (v. V.) 23. Förster Eilers, Wieda a/Harz. (E.) 24. Forstmeister Beling ‚ Seesen a/Harz. (Be.) 25. Oberförster Neubauer, Seesen a/Harz, (N.) 26. Oberförster Achilles, Langelsheim a/Harz. (Ach.) 27. Oberförster Stolze, Altenbrak a/Harz. (St.) 28. Oberförster Thiele, Allrode a/Harz. (T.) 29. Kammerrath Dommes, Braunschweig. (D.) 30. Dr. R. Blasius, Braunschweig. (Bl.) 31. Candidat Hintze in Ambleben bei Schöppenstedt. (H.) 32. Oberförster Uhde in Calvörde, Helmstedt. (U.) 33. Förster de Lamare, Marienthal bei Helmstedt. (d. L.) Oestlicher Theil, Schlesien und Riesengebirge. Beobachter fehlen. II. Süddeutschland. Westlicher Theil, Elsass-Lothringen, Pfalz, Gross- herzogthum Hessen (südlicher Theil), Baden, Württemberg. Beobachter fehlen. Oestlicher Theil, Baiern. 34. Pfarrer Jäc k el, Windsheim, Bezirksamt Uffenheim, König- reich Baiern. (Ü. ) für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 227 Die unterzeichneten Mitglieder des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands legen im Nachfolgenden den 8. Jahresbericht vor, der die Zeit umfasst vom 1. Januar 1883 bis zum 31. December 1883. Da Herr Dr. Müller zu unserem grössten Bedauern durch angegriffene Gesundheit und Ueberbürdung mit anderweitigen Berutsgeschäften verhindert war, an der Bearbeitung der einge- gangenen Notizen Theil zu nehmen, so cooptirte der Ausschuss erın A. Walter in Cassel. Das eingelaufene Material wurde in der Weise vertheilt, dass Dr. R. Blasius als Vorsitzender des Ausschusses neben der Gesammtredaction und dem allgemeinen Theile des Berichtes von den Singvögeln die Gattungen Accentor, Cinclus, Regulus, Phyllopneuste, Hypolais, Acrocephalus, Calamo- herpe, Sylvia, Merula, Turdus, Monticola, Ruticilla, Luseinia, Dandalus, Sasicola, Pratincola, Motacilla, Budytes, Anihus, Agrodroma und die Hühner, R. Tancre sämmtliche übrigen Singvögel bis auf die Familie der Corviden, A. Walter die Cor- viden, sämmtliche Schrei-, Kletter-, Raubvögel und Tauben und J. Rohweder die Sumpf- und Schwimmvögel übernahm. Wenn auch in den früheren Berichten durch Vergleichung der Beobachtungsorte mit den im Beginne des Berichtes nach dem Wohnsitze aufgeführten Beobachtern der betreffende Gewährs- mann in jedem einzelnen Falle mit Leichtigkeit zu constatiren war, so hat es der Ausschuss dennoch, um vielfach ausgesprochenen Wünschen nachzukommen, versucht, in dieser Beziehung die Autor- schaft der einzelnen Beobachtungen noch klarer zu stellen durch Hinzufügung des Namens der Beobachter resp. der oben ange- führten Signaturen, die bei jeder einzelnen Beobachtung in Klammern zugesetzt wurden. Um eine Vergleichung mit den analogen Berichten aus Oester- reich-Ungarn, Dänemark und anderen benachbarten Ländern zu erleichtern, ist die Nomenclatur und systematische Anordnung, wie sie von E. F. v. Homeyer in seinen Verzeichnissen der Vögel Oesterreich- Ungarns und Deutschlands angegeben ist, auch in diesem Berichte angenommen. Zum Schlusse sprechen wir allen Beobachtern, die uns Notizen mitgetheilt haben, unseren verbindlichsten Dank aus. Dr. R. Blasius. J. Rohweder. R. Tancere. A. Walter. I. Allgemeiner Theil. Auch in dem Jahre 1883 erfolgte die Ankunft unserer ersten Zugvögel ziemlich früh. Januar und Februar zeigten verhältniss- mässig sehr geringe Kälte, im Februar, der sonst doch mit zu den strengen Wintermonaten gerechnet werden muss, lag das Tagesmittel der Temperatur überhaupt nur an 6 Tagen in der Braunschweiger Gegend unter dem Gefrierpunkte. Bis zum 20. Fe- bruar herrschten in Deutschland fast ausschliesslich östliche Winde, 15* 228 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses vom 17. bis 20. Februar lag die Temperatur unter dem Geirier- punkte. Am 20. Februar trat eine vollständige Wetteränderung ein, ein flacher Luftwirbel, der vom Kanal her in Deutschland eindrang, brachte trübes Wetter, schnelles Steigen der Temperatur und anfangs südwestliche, später westliche Winde. Mit diesem plötzlichen Wetterumschlag fällt der Frühjahrsanzug der Sing- drosseln zusammen, in Baiern hauptsächlich am 24. und 26. Fe- ‘bruar zuerst beobachtet, bei Münster i/W. am 25. Februar, - bei Wieda a/Harz am 23. Februar, bei Helmstedt am 1. März. Aehnlich war die Ankunft der weissenBachstelzen, in Baiern Ende Fe- bruar und Anfang März, bei Altenkirchen einzelne Ende Februar, bei Giessen 25. Februar, bei Münster i/W. 23. Februar, bei Homburg a/H. 22. Februar, bei Helmstedt 26. Februar ete. Der März war ein total abnormer Monat, namentlich durch die strenge Kälte. Die im Januar und Februar fehlende Winter- kälte schien sich förmlich aufgespeichert zu haben, wie Dr. Ass- mann in seinen Weiterberichten von Magdeburg sagte, und nun in ununterbrochenem harten Froste dem Frühlingsmonate einen ausgesprochenen winterlichen Character auizudrängen. Schon am 2. März trat über ganz Deutschland Kälte ein bei Nordwind, am 6. März fiel Schnee bei heftigen Nordwestwinden, am 9. März begann es, auffallend kälter zu werden, am 15. März hatte man bei Magdeburg — 15° C., so hielt sich die Temperatur unter oder nahe über 0° bis zum 30. März und begann erst am 31. März bei Südwind langsam zu steigen. Höchst interessant ist es, die Witterungseinflüsse in Bezug auf unsere ersten Frühlingsboten zu studiren. An vielen Orten, wo die Singdrosseln bereits Ende Februar eingetrofen waren, fand ein vollständiger Rückzug statt, so bei Münster, wo die Drosseln erst am 30. März wieder beob- achtet wurden, und bei Wieda am Südrande des Harzes, wo sie vom 5. bis 26. resp. 31. März verschwunden waren; an anderen Orten, die offenbar von dem ersten Einwanderungsschube der Drosseln noch nicht erreicht waren, sehen wir dieselben erst Ende März oder Anfang April eintreffen. Der nordöstlichste Punkt der ersten Einwanderung scheint der Harz gewesen zu sein, Braun- schweig erhielt seine Singdrosseln erst nach der starken März- kälte bei dem zweiten grossen Einwanderungsschube, 30. März; Oldenburg und Flensburg am 2. April, Belgard am 12. April, Norkitten am 10. April. — Analog kommen auch die meisten Bachstelzen in 2 grösseren Einwanderungszügen, der erste, wie oben geschildert, Ende Februar, der zweite Ende März und Anfang April, bei Wieda a/H. am 27. März resp. 31. März, bei Oldenburg 31. März, bei Grasberg 8. April, bei Flensburg 1. April, bei Bel- gard 3. April. So hat sich auch 1883 bei den Singdrosseln und weissen Bachstelzen die Erscheinung wiederholt, dass sie zuerst in S.W.- Deutschland ankommen, dann in Mitteldeutschland, zuletzt in N.O.-Deutschland, ähnlich wie 1882. für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 229. Die Kraniche haben sich in ihrer grossen Mehrzahl dem zweiten Einwanderungsschube angeschlossen, nur bei Eberswalde wurde am 28. Februar ein Zug beobachtet, alle übrigen Beobachter in Deutschland melden Kraniche erst von Ende März, haupt- sächlich war es der 27. März, an dem die Kraniche zogen, immer von S.W. nach N.O. Brutvögel in Pommern kamen erst am 9. April an. Auch der erste unserer eigentlichen Sänger, der Weiden- laubvogel, wurde durch die starke Märzkälte zurückgehalten. Die ersten wurden beobachtet in Baiern am 3. April, bei Alten- kirchen, Münster und Hamburg am 30. März, bei Braunschweig 7. April, bei Oldenburg 4. April einzeln, 9. April häufig, bei Gras- berg 2. April, bei Eberswalde am 19. April, bei Flensburg am 27. April und bei Norkitten am 28. April. Der April stellte in seinen Witterungsverhältnissen gleichsam den Nachwinter zum März dar, die mittlere Temperatur war 6, 9°C., sie lag vollständig 2° unter dem langjährigen Durchschnitt. Erst in der dritten Woche begann die Temperatur zu steigen, fiel dann wieder plötzlich am 19., um in der letzten Woche langsam wieder zu steigen. Die auffallend niedrige Temperatur der ersten beiden April- wochen und die meistens herrschenden Nord-Ost- und Ostwinde hemmten offenbar den Anzug der eigentlichen Sänger. Vom 14. April an begann die Temperatur zu steigen, am 16. April bekamen westliche Luftströmungen die Oberhand, damit trafen dann ein Theil unserer Sommergäste ein. Der Fitis wurde am 13. April bei Burgpreppach in Baiern, am 15. April bei Münster i/W., am 18. April bei Suderode am Nordrande des Harzes beobachtet, auch die Nachtigall drang am 19. April schon bis Schweinfurt in Baiern vor, das Müllerchen wurde bei Münster i/W. am 22. April, bei Braunschweig am 24. April, bei Grasberg am 23. April, bei Hamburg am 20. April beobachtet; der Kuckuk scheint auch Mitte April auf deutschem Boden angelangt zu sein, hierfür sprechen die Beobachtungen aus Baiern, Altenkirchen und Giessen, weiter nördlich kam er erst Ende April und Anfang Mai an, so in Flensburg am 2. Mai, Belgard am 5. Mai, Norkitten in Ostpreussen am 1. Mai. Der Mai war in meteorologischer Beziehung als annährend normal zu bezeichnen. Die stark zurückgehaltene Vegetation ent- wickelte sich bei der milden, sommerwarmen Temperatur ausser- ordentlich rasch. Der Anzug der späteren Sommergäste verlief in durchaus normaler Weise. Der Hauptanzug der Thurm- schwalben fand am 27. April statt, Ankunft in Windsheim Abends, und 28. April Nachmittags Ankunft in Braunschweig und in Münster und am 1. Mai und folgenden Tagen (2. Mai Ebrach in Baiern, Oldenburg, 7. Mai in Hamburg, 9. Mai in Flensburg, 1. Mai in Belgard, 5. Mai in Norkitten in Ost- preussen). 230 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Beim Abzuge im Herbste ist die Thurmschwalbe einer derjenigen Sommergäste, der uns zuerst verlässt. Ende Juli und Anfang August herrschten im Allgemeinen westliche Winde und hohe Temperaturen, der Abzug der Thurmschwalben fand ca. 8 Tage später statt als im Jahre 1882. Die Hauptmasse der Segler scheint Deutschland am 6. August verlassen zu haben - (Windsheim, Cassel, Münster). Mehr nördlich blieben sie länger, Belgard meldet den 16, Flensburg den 20. als Tag der Abreise an. Einzelne Nachzügler wurden in Altenkirchen noch am 2. und 3. September beobachtet, einer noch am 7. September bei Inter- laken in der Schweiz. | Von den Kranichen liegen interessante Daten über den Abzug vor. Bei Belgard waren am 24. October noch die meisten Kraniche da, bei Münster i/W. passirten am 27. October colossale Züge von N.O. nach S.W. Schon Anfang October scheinen viele Kraniche nach Süden gegangen zu sein, bei Münster passirten die ersten am 5. October, bei Walkenried und bei Altenkirchen am 6. October starke Züge. Eimige scheinen sich auffallend ver- spätet zu haben, so kamen am 12. November noch Züge bei Oldenburg durch und am 4. December noch 8 Vögel über den Harz von N. nach S. ziehend. Die Graudrosseln zogen hauptsächlich im ersten Drittel des October, einige passirten schon Ende September (in Pommern vom 15. September bis 6. October!), einige zogen erst Ende Oc- tober durch. Die Weinvögel zogen durch von Anfang October bis Anfang November, die Hauptmassen wurden beobachtet in der zweiten Woche October und den letzten Tagen October und ersten Tagen November. Der Seidenschwanz ist bis zum Süden Deutschlands vor- gedrungen. So wurden in der Zeit von Anfang Januar bis 24. April kleinere Schwärme beobachtet in Oberbaiern und Ober- schwaben (sogar noch am 24. April), im Sauerlande, bei Münster, am Harze bei Seesen, bei Braunschweig, bei Grasberg und bei Hamburg. Es scheint fast, als wenn die rauhe Witterung der ersten Aprilwochen unsere hochnordischen Wintergäste länger als gewöhnlich bei uns zurückgehalten hätte. — Auch im Herbste 1883 wurden Seidenschwänze wieder mehrfach beobachtet, so bei Flensburg, im October bei Kurwien in Ostpreussen und bei Münster Ende November. Für den Rückzug nach den Brutorten im Norden sind wahrscheinlich die in Deutschland in der vierten Aprilwoche herrschenden Temperaturen maassgebend gewesen. Während am 23. April im nordwestlichsten Deutschland Schnee fiel und die Temperatur im westlichen Deutschland überhaupt 9° unter dem Normalen lag, stieg die Temperatur am 24. und 25. April ganz enorm in Centraleuropa, die letzten Beobachtungen der Seiden- schwänze auf deutschem Boden liegen vor vom 24. April. Es ist bekannt, dass in jeder Zugzeit aussergewöhnliche Zug- ' tage vorkommen, an denen besonders viele Vögel der verschiedensten für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 231 - Arten ziehen. In dieser Beziehung theilt uns unser Berichterstatter aus Flensburg, Herr Paulssen mit, dass am Abend des 25. April (Windrichtung W., fast still, sanfter Regen, sehr mild) von 8 bis 11 Uhr Abends ein ungewöhnlich starker Vogelzug stattfand; um 12 Uhr wurden nur vereinzelte Stimmen gehört. Die stille Luft . ertönte weithin von tausendstimmigem Ruf; darin wurden erkannt: verschiedene Entenarten, Regenpfeifer und Rottgänse, die meisten Stimmen waren aber unbekannt. Es ist nun von Interesse, die Gründe für diese auffallende Erscheinung aufzufinden. Ein Blick auf die Wetterkarte der Magdeburgischen Zeitung (diese sind überhaupt bei dem allge- meinen Theile dieses Berichtes zu Grunde gelegt!) vom 25. April genügt, um uns eine wahrscheinliche Erklärung zu geben. Während am 24. April durch ganz Deutschland Ostwinde, an der holländischen Küste und im südwestlichen Deutschland sogar Nord-Ostwinde wehten, so gingen die Windrichtungen am 25. April fast radiär aus ganz Deutschland in Schleswig-Holstein zusammen. Bei regnerischem, trübem, im Norden Deutschlands wärmer gewordenem Wetter finden wir in ganz Ost-Deutschland Ostwinde, in Mittel- Deutschland, z. B. bei Cassel, Südwind, und in West-Deutschland West- resp..Südwestwinde, an der holländischen, friesischen Küste ganz parallel dem Meeresufer verlaufend. Es scheint, als wenn begünstigt durch die schwachen Luftströmungen die ganze Masse der nach dem Norden über Dänemark hinziehenden Sumpf- und Wasservögel sich auf der schmalen Landbrücke von Schleswig- Holstein dort bei Flensburg zusammengefunden hätten. Eine beachtenswerthe Betrachtung über den Vogelzug gegen den Wind giebt uns A. Walter in Cassel: „Da an den meisten Tagen der Zugzeit im Herbst der Wind aus Süd oder Südwest kam, so wurden die meisten Vögel gegen den Wind ziehend beobachtet. Mehrmals schlugen die Vögel genau die Richtung, aus der der recht starke Wind blies, ein und kamen ganz gut vorwärts. Dass die Vögel nicht gegen den Wind ziehen, . wie A. und K. Müller behaupten, ist nach meiner vielfachen Be- obachtung eine falsche Annahme. Gegen Ende October kam bei starkem Südwestwinde an einem Vormittage zuerst ein kleiner Schwarm Turdus, genau nach Südwest steuernd. Trotz des heftigen Windes bemerkte man kein Schwanken. Gleich darauf zog in derselben Richtung ein Reiher fort, der sich nur langsam fortbewegte und hin und her schwankte. Doch glaube ich, dass auch ihm das Fortkommen besser gelungen wäre, wenn er ein weiteres Ziel vor Augen gehabt hätte. Das war aber nicht der Fall, denn er nahm nach einigen Tausend Schritten an einem Teiche Platz. Wenige Minuten nach der Beobachtung des Reihers zog über mir eine Tringa fort; trotz des heftigen Windes schnur- grade fliegend. Sie schlug nicht genau die Windrichtung ein, sondern nahm die nach S.S.W. Am 4. October zogen -Milvus regalıs, am 6. Milvus migrans bei Südwind nach S.S.W. Auch Buteo vulgaris 232 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses versteht es, wie ich recht oft beobachtet habe, ausgezeichnet, ohne Flügelschlag in grossen Kreisen sich gegen den Wind fortzubewegen, fortzuschrauben. Manchen Vögeln mag ein entgegenziehender Wind unbequem, wohl auch hinderlich zum Fortzuge sein, und sie mögen wohl einen oder mehrere Tage ruhen, um besseren Wind zu erlangen, doch kann das nicht als Regel gelten. I Spiecielkenkirenl: 1. @yps fulvus Gm. — Brauner Geier. In Oberbaiern wurde am 17. September ein sehr starkes- Exemplar des Gänsegeiers mit 2,70 m Klafterung im Revier Detten- schwang, ein zweites ebenfalls noch anwesendes am 23. September in dem einige Stunden davon entfernten Revier Jesenwang erlegt. Um dieselbe Zeit wurde vor einigen Jahren in Hochstadt bei Seefeldt am Ammersee ebenfalls ein Gänsegeier geschossen. (Jäckel.) 2. Milvus regalis auct. — Rother Milan. In Windsheim Ankunft im oberen Aischthal Anfang März, zahl- reicher erst am 20. März; in Cassel am 5. März; in Münster am 24. März; in Allrode am 27. März; in Braunschweig wurden die ersten Ende Februar bemerkt; in Hamburg am 15. März. Abzug: in Cassel am 4. October bei Südwind und Regen, gegen den Wind fliegend. Bruten: In Windsheim brütet Milvus regalis in den grösseren Waldungen, ebenso bei Cassel. Bei Braunschweig wurden am 25. April 2 Eier gefunden; ebenso im Ambleben am 3. Mai ein besetztes Nest. In Flensburg bemerkte man am 14. April ein Paar im Walde, welches heftig auf einen Mäusebussard stiess. Dieser war mit dem Ausbau seines Horstes beschäftigt, muste aber jetzt unter kläglichem Geschrei den Platz verlassen. „Als die Gabelweihen mich sahen,“ heisst es im Bericht, „fogen sie über den Wald fort. Nach 4 bis 5 Stunden kam ich wieder an denselben Ort und sah das Weibchen von Milvus regalis plötzlich aus einer Baumkrone aus einem Nest herausfliegen. Ich erstieg den Baum und fand ein grosses Ei von Mil. regalis. Der Horst gehörte dem Mäusebussard an, denn er enthielt keine Lumpen- oder Papierstücke. Vier Tage darauf be- suchte ich wieder den Horst und fand das einzelne Ei verlassen - vor. Ob wohl die Noth die Königsweihe gezwungen hat, das Ei in ein fremdes Nest zu legen, und ob wohl ein Paar Corvus coraz, welches schon seit Mitte März in unmittelbarer Nähe (40 Schritt entfernt) brütete, den ihm unangenehmen Nachbarn aus dem Revier brachte? — Den 28. April fand ich wieder einen Horst mit 3 Eiern. Der Horst hat durch mehrjährigen Aufbau eine bedeutende Höhe erlangt und war mit einer Menge von Lumpen und Papier bedeckt. 50 Schritt entfernt stand Ciconia nigra auf seinem Neste. Am 16. Mai endlich fand ich abermals in einem Bussardneste 1 Ei der Königsweihe verlassen, und zwar in demselben Walde, in dem ich das erste traf. (Paulsen.) In Kl. Reichow in Pommern wurden die für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 233 beiden Paare von Melvus regalis, die früher dort horsteten, nicht mehr gesehen und nur Königsweihen im Frühjahr und Herbst an- getroffen. 3. Milvus ater Gm. — Schwarzbrauner Milan. Der schwarze Milan, der in der Provinz Brandenburg häufiger Brutvogel ist, wurde nur an 2 Beobachtungsstationen, und auch dort nur als Durchzugsvogel beobachtet: — Im Münsterlande wurde am 21. April ein Weibchen erlegt und war dies das erste, das je- mals dort bemerkt wurde, In Cassel zogen mehrere am 15. März durch und erschienen am 6. und 24. October auf dem Rückzüge wieder mehrere zugleich. 4. Cerchneis tinnunculus Linn. — 'Thurmfalke. Der Thurmfalk ist für Deutschland Sommervogel; es ziehen jedoch nicht alle Vögel aus Deutschland und in Norddeutschland sowohl, wie noch mehr in Süddeutschland bleiben Vögel den ganzen Winter über zurück. So wird aus Windsheim berichtet, dass so- wohl dort wie in Ansbach, Augsburg und auf den Frauenthürmen in München einige überwintern. Er ist in Baiern der häufigste Raubvogel. Ankunft: in Altenkirchen zogen am 30. März 5 Stück und ein abgesondertes Paar durch. In Cassel kam der Thurmfalk zu Anfang März an; einige Vögel waren im Winter hier geblieben. In Walkenried wurde er zuerst am 12. Februar gesehen. Abzug: in Belgard am 6. October bei kaltem N.N.W.-Wind und regnerischem Wetter und am 15. und 16. October bei kräftigem S.O.-Wind und klarem Wetter je ein Stück. Bruten: Bei Cassel horstet er in den Steinbrüchen unweit Sandershausen und fürchtet sich nicht vor dem Getreibe der Menschen unter ihm. Sogar in einem Viaduct der Cassel-Frankfurter Eisen- bahn stand sein Nest, über das der Eisenbahnzug, nur einige Meter höher oft Tagsüber hinfuhr. Bei Braunschweig wurde am 5. April ein Paar am fast fertigen Horste beobachtet. Bei Belgard brütet der Thurmfalk ziemlich häufig, in manchen Jahren auch bei Kl. Reichow. Im April findet er sich an den Brutplätzen ein. Aus Münster wird berichtet, dass der Vogel in dortiger Gegend selten wird. Am 20. October wurde ein altes Weibchen auf dem Krammetsvogel-Heerde gefangen. 5. Erythropus vespertinus Linn. — Rothfussfalke. Aus Belgard in Pommern wird über den in Deutschland nur selten vorkommenden Vogel Folgendes berichtet: „Am 24. Mai sahen wir, mein Freund Perrin und ich, in der Nähe des Dorfes Vorwerk nahe bei Belgard einen kleinen Falken, dessen Flug und die Art und Weise, in welcher er das Terrain absuchte, von denen der hier vorkommenden Arten abzuweichen schien; wir gingen deshalb näher, ‘konnten aber nicht einig werden, bis der Vogel dicht an uns — keine 20 Schritte entfernt — lang- 234 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses sam vorüberflog und wir gleichzeitig den Abendfalk in ihm erkannten. Es war ein schönes altes Männchen, dessen rothe Augenkreise, Fänge und Federhosen prächtig sich abhohen von der dunklen Färbung der übrigen Theile. Der Vogel bewegte sich, immer das Feld absuchend, allmählig weiter und zwar ziemlich genau nach N.W. zu, bis er nach einer halben Stunde etwa unsern Blicken entschwand.‘“ (Ziemer.) 6. Hypotriorchis aesalon Tunstall. — Zwergfalke. Der Steinfalk, der regelmässig alle Jahre im Herbst erscheint und an einigen Orten auch den ganzen Winter über verweilt, er- schien in Baiern im October und wurde hei Augsburg am 19. Oe- tober ein junges Männchen geschossen. In Münster wurde schon am 24. September ein altes prächtiges Männchen erlegt. Weibchen und junge Männchen kommen hier in jedem Jahre einzeln vor, so am 11. October ein Weibchen, ein altes Männchen dagegen hatte ich in hiesiger Gegend noch nicht erhalten.“ (Koch.) In Oldenburg wurde am 4. October ein junges Weibchen erlegt. In Kl. Reichow in Pommern ist der Steinfalk oder Zwergfalk ein regelmässiger Passant und als solcher nicht eben selten, hin und wieder bleibt auch einer den Winter über dort. Er wird im Herbste häufiger gesehen als im Frühjahr. „Am 1. October wurde bei Regenwetter und S.W.-Wind ein altes Weibchen geschossen. Im December wurden fast täglich einige Exemplare gesehen, so auch am 24. December 2, von denen einer, ein junges Männchen, geschossen wurde. Am 31. December schlug einer in geringer Entfernung von mir einen Turdus pilaris.“ (Ziemer.) 7. Falco subbuteo L. — Lerchenfalk. Das erste Erscheinen des in Deutschland nicht gerade selten vorkommenden Sommervogels ist nur in Walkenried am Harz notirt worden. Ankunftin Walkenried am 29. März. Abzug in Walkenried im October, in Flensburg am 18. Sep- tember. Es verliessen wenigstens an diesem Tage die Alten mit den grossgezogenen Jungen den Brutplatz, an dem sie in den letzten fünf Wochen verweilt hatten. In Kl. Reichow in Pommern zog am 25. September ein Baumfalk von N.N.O. nach 8.S.W. bei Südwestwind (Vormittags schönes Wetter, Nachmittags Regen- schauer). Bei Cassel ist der Baumfalk nicht Brutvogel, zeigt sich überhaupt dort nur selten, wurde jedoch in den letzten Jahren mehrmals in der Umgegend, z. B. der Carlsaue, geschossen. Bei Kl. Reichow wurde er während des Sommers mehrfach . gesehen und brütete muthmasslich in den benachbarten Forsten von Podewils und Schinz, 2 Güter, die an Kl. Reichow grenzen. Bei Flensburg ist er m 2 Wäldern Brutvogel. Dies Jahr wurden die Horste nicht aufgefunden, obgleich am 11. Juni an dem einen alten Brutorte das Baumfalkenpaar gesehen und am 17. Juni ebenda ein Männchen bemerkt wurde, das auf einen Mäusebussard für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 235 stiess. Am zweiten Brutplatze sah man das Paar zu Anfang des Juni, aber auch hier wurde kein Horst entdeckt, und doch waren am 11. August die Alten mit den ausgeflogenen Jungen am Platze, blieben dort 5 Wochen und zogen am 19. Septembee davon. „Viel Vergnügen,“ so schreibt unser Beobachter, „gewährte es mir, dem Spiel der Jungen zuzuschauen. Mit hellem Kichern kommen sie unter flinken Schlägen der langen spitzen Flügel aus den Baum- kronen hervor, schweben dann leicht durch die stille Abendluft, breiten wiederholt auf Augenblicke den Schwanz fächerförmig aus, eins lässt wiederum seine helle Stimme vernehmen, worauf ein anderes spielend auf das rufende herabstösst; es folgt ein Fliehen und Verfolgen, das die grösste Meisterschaft in der Flugkunst zeigt und jeden Beobachter zur Bewunderung hinreissen muss. Endlich schwenken sie ab und fussen nun auf einem dürren freien Ast. — Am 6. September stiess das eine Junge auf einen vorüber- ziehenden jungen Fischreiher herab, zu anderer Zeit bemerkte ich die jungen Falken Zarus ridibundus und Sterna hirundo attakiren“. (Paulsen.) 8. Falco peregrinus L. — Wanderfalk. Der Wanderfaik ist in Deutschland zum Theil Standvogel, häufiger jedoch Strichvogel und auch Zugvogel, denn regelmässig ziehen alljährlich Wanderfalken durch Deutschland hindurch nach Süden. Aus Windsheim wird berichtet, dass am 13. Februar ein Weibchen des Wanderfalken in Oberschwaben, ein Männchen am 22. Juli bei Schleisheim in Oberbaiern geschossen wurde. In Cassel ist er Standvogel, der im Winter aus den Gebirgs- wäldern herabkommt, um in der Stadt unter den Tauben seine Jagd auszuüben. In Walkenried wurde er vom 20. März bis 28. October beobachtet. In Oldenburg wurde am 16. März ein sehr grosses Weibchen, am 28. September ein Männchen geschossen. In Hamburg waren 2 Wanderfalken den ganzen Winter über in der Stadt. In Kl. Reichow in Pommern trieb sich im December und Januar ein altes Weibchen umher. Durchziehend wurde dort ein Wanderfalk am 29. August bei starkem S.W.-Winde und regne- rischem Wetter und ein Weibchen am 1. September bei S.S.O.- Wind und schönem klaren Wetter beobachtet. Der letztere Vogel sass in Roggenstoppeln auf einem Stein und hatte es wahrscheinlich auf ein Volk Rebhühner abgesehen, das nachher ganz in der Nähe von den Hunden gefunden wurde. (Ziemer.) Bruten wurden entdeckt in Cassel und im Herzogthum Braun- schweig. An ersterem Orte, vielmehr in näherer Umgegend,brüten 2 Paare regelmässig alle Jahre, trotzdem ihnen immer: die Eier ge- nommen werden. Gewöhnlich geschieht dies am 2. April. In diesem ‘Jahr wurde die Excursion zu diesem Zweck bis zum 8. April ver- schoben, weil man vermuthete, dass wegen der kalten Märztage und des Schnees in demselben Monat die Falken etwas später 236 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses legen möchten. Der nächstgelegene Horst in steiler Felswand war indess schon geplündert, der zweite 3 Stunden von Cassel entfernte enthielt 4 schöne Eier. Auf einem dem Horst gegenüberliesenden Felsen wurden die letzten Nahrungsreste des Falkenpaars gefunden, bestehend in einem Kopf einer männlichen Amsel, den Flügeln eines Eichelhähers, den Flügeln und Füssen eines Kiebitzes, den ‚Federn und Resten von 5 oder 6 Haustauben und den Flügeln von mehreren Singdrosseln. (Walter.) Im Harz wurden an der Rohmker Klippe im Ockerthale am 23. April Eier im Horste gefunden. (Blasius.) Aus Windsheim wird noch berichtet, dass auf einer Hühner- jagd bei Aign am Inn ein solcher Falke die Frechheit hatte, an- gesichts der mit Hunden das Feld absuchenden Jäger von 2 auf- gestandenen Rebhühnern, welche nicht beschossen wurden, weil es ein geltes altes Paar war, mit rapider Schnelligkeit das eine zu greifen und trotz der nachgesendeten Schüsse sich mit der Beute davon zu machen. (Jäckel.) 9. Astur palumbarius Linn. — Habicht. Aus Windsheim wird mitgetheilt, dass ein Präparator in Augs- burg in den Monaten November und December 9 Habiehte stopfte. In Cassel ist er Sommer und Winter anzutreffen, doch nicht gerade häufig. In Walkenried am Harz wurde am 19. Februar der erste Hühnerhabicht dieses Jahres gesehen. Bei Braunschweig, Flensburg und in Peterwitz bei Cöslin in Pommern ist er Brutvogel. Bruten wurden bemerkt: Bei Braunschweig am 25. April > Eier; ferner bei Oldenburg, wo am 26. April ein Holzwärter ein Weibchen im Jugendkleide vom Horst herabschoss, in welchem 2 angebrütete Eier lagen. Bei Flensburg wurden am 15. April Männchen und Weibchen am Brutplatz ruhend angetroffen und am 17. April daselbst das Nest mit 3 Eiern gefunden. „Nicht der grosse Horst vom vorigen Jahre, an dem das Weibchen geschossen wurde, war wiedergewählt, sondern ein neuer in der Nähe des alten gebaut. Am 29. April wurde ein anderer Horst mit Eiern entdeckt.“ (Paulssen.) Ein Gelege stark gefleckter Eier brachte ein Freund von einer Excursion nach -Peterwitz bei Cöslin in Pommern mit, die wegen starker Brütung leider nicht mehr präparirt werden konnten (Ziemer.) ; Ein rührendes Beispiel von aufopfernder Liebe zu seinen Jungen, das unser Mitleid in noch höherem Grade erregen würde, wenn wir nicht zugleich erwägten, dass der Hühnerhabicht ein sehr schädlicher Vogel ist, führt uns unser Mitarbeiter aus Flensburg vor. Er schreibt: „Am 27. Mai d. J. unternahmen mehrere Freunde und ich eine ornithologische Streiftour nach einem 3 Meilen von hier entferntem Forste. Daselbst fanden wir in einer starken Buche in bedeutender Höhe einen Horst, dessen Grösse allgemeine Be- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 237 wunderung erregte. Rufen, Händeklatschen und Klopfen gegen den Stamm waren ohne Erfolg und so nahmen wir an, dass das - Nest unbesetzt sei. Im Weggehen traf Freund T. mit einem glück- lichen Steinwurf den Baum und im Nu strich ein Hühnerhabicht über den Rand hinweg. Unsere Gesellschaft beschloss einen Ver- such zu machen, den Räuber zu erlegen. Nachdem wir einen weiteren Theil des Waldes durchwandert, vom Förster Erlaubniss und Schiessgewehr erhalten hatten, kehrten wir zum Horstbaum zurück. Jetzt fasste B. mit der Doppeltlinte Posten, ein Wurf an das Nest brachte den Zurückgekehrten wieder zum Vorschein, 2 Schüsse krachten — aber wir alle sahen dem Vogel mit der grössten Sicherheit durch das grüne Laubdach der Buchen fort- streichen. Eine halbe Stunde lagerten wir nun am nicht fernen Waldesrand und gingen dann abermals nach dem Brutort und E. nahm jetzt die Waffe zur Hand. Donnernde Schläge gegen den Buchenstamm bewirkten kein Abtliegen des Vogels, es musste zum dritten Male ein Stein an’ den Horst geworfen werden und wirklich wider unser Erwarten flog der Vogel vom Horst ab, 2 Blitze zuckten und — nochmals sahen wir — die meisten wohl mit grosser Genugthuung — wie gewandt der Vogel durch die Zweige schoss. Nun war man aber einmal in Erregung und wollte Alles versuchen, um den Vogel in die Hände zu bekommen. Wir kehrten zum Lagerplatz zurück, warteten 20 Minuten, dann ging’s wieder zum Horst. Nun sollte B. II. seine Kunst im Schiessen zeigen. Das alte Vorspiel wiederholte sich, dann ein Knall und — den zweiten Fehlschuss ersparte sich unser Freund und schaute verlegen vor sich hin. Nochmals ging’s hin zum Lagerplatz und wieder zurück nach 15 Minuten. No. 4 war nun T., der die Probe bestehen sollte. Trotz der Schüsse war das Weibchen wieder zurückgekehrt. Diesmal kostete es jedoch viele Anstrengungen, dasselbe aus dem Nest zu treiben. Nur ein Knall ertönte, denn schnell hatte der ge- ängstiste Vogel hinter starken Aesten und Baumkronen Schutz gefunden. Jetzt erstieg ich die Buche. Bisher war der Habicht stumm geflohen und stumm zurückgekehrt; als ich aber eine kleine Strecke geklettert, da ertönte aus nicht weiter Ferne das ängstliche Kichern. Ders Horst hatte einen gewaltigen Umfang, die Mulde war mit Buchenlaub (sonst habe ich Tannenzweige darin gefunden) dicht belegt, darauf lagen 3 wenige Tage alte Junge, welche piepsend dem Rand näher kamen, als ich hinüberblickte.. Unten angekommen verliessen wir den Platz, nur T. blieb in einer kleinen Tannengruppe dicht beim Horstbau stehen, um noch die letzte Patrone zu versenden. Keine 200 Schritte waren wir gegangen, da wurde gefeuert, und der siebente Schuss brachte die treue- Mutter zu Boden. — Die Jungen holten wir nicht herunter, weil wir untersuchen wollten, ob das Männchen sich derselben annehmen würde. Auf unsere Bitte liess der Förster am Orte genau acht- geben; da jedoch kein Habicht zu sehen noch-zu hören war, wurde am andern Tage der Baum erstiegen; der Horst war leer. Viel- 238 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses leicht haben die daselbst nicht seltenen Marder den Bau besucht und ausgeraubt. — Der geschossene Vogel war ein starkes Weibchen und ist jetzt ein prachtvolles Stück in der Lehrmittelsammlung unserer Schulanstalt.“ (Paulssen.) Ueber eine erfolglose Jagd wird aus Kl. Reichow berichtet: „ich sah den Habicht auf Anas creeca und Grus cinerea stossen. Erstere entkamen ihm durch ihre Schnelligkeit, letztere (4 Stück) dadurch, dass sie sich eng an einander drängten und kreisend höher stiegen. Sowie sich einer hierbei von den übrigen etwas entfernte, kam der Habicht sogleich näher. Wohl 10 Minuten ging es so, dann gab der Habicht die Jagd auf, die Kraniche ordneten sich wieder und nahmen ihren unterbrochenen Flug von N.O. nach S.W. wieder auf.“ „Häufig wird dieser arge Räuber von Krähen begleitet und manchmal arg belästigt, wofür er freilich auch die eine oder andere schlägt, wie ich es zweimal und mein Bruder einmal gesehen hat. In diesem letzteren Falle kam die herabgeschlagene Krähe nur deshalb noch davon, weil mein Bruder hinzueilte und mit dem Stocke nach dem Räuber warf. — Am 7. September fand ich neben den Ueberresten eines gekröpften Rebhuhns die Visitenkarte dieses Habichts in Gestalt einer Schwanzfeder.“ (Ziemer.) 10. Accipiter nisus Linn. — Sperber. Alle Beobachter, die über den Sperber Mittheilung machen, bezeichnen ihn als häufig vorkommenden Stand- und Strichvogel. In Augsburg stopfte ein Präparator 17 Sperber in den Monaten November und December. In Cassel ist er ziemlich häufiger Standvogel, ebenso auch in Walkenried am Harz, wo er am 28. Februar beobachtet wurde. Bei Flensburg ist er häufiger Brutvogel und in Kl. Reichow in Pommern nächst Duteo vulgaris und Falco tinnunculus der häufigste Tagraubvogel. Am zahlreichsten wurde er dort in der Zeit vom 29. September bis 15. October, von N.O. nach S.W. streichend, gesehen. Bruten wurden beobachtet in Flensburg: am 16. April 1 Ei in einem neugebauten Horst desselben Tannenwäldehens, in dem er schon mehrere Jahre regelmässig brütete. Nachdem das Ei ge- nommen, war am 19., am.21., 24. und 26. April jedes Mal 1 Ei ' im Nest, welches auch jedes Mal genommen wurde, so dass also der Vogel immer wieder in den leeren Horst legte. Dies geschah an demselben Orte, wo im vorigen Jahre dasselbe Fxperiment ge- macht wurde. — „Am 22. April ein Nest mit 5 bebrüteten Eiern. Das Weibchen sass so fest auf dem Horst, dass es sich ‘durch Klopfen an den jungen Tannenbaum nicht abtreiben liess. Erst, als ich dem Horst ganz nahe war, erhob es sich und breitete die Flügel aus, als wollte es sich zum Schlagen bereit machen. Mit genauer Noth entging es meiner Hand, die ich auf das Nest schlug.“ — Am 23. April noch ein Nest mit 3 Eiern, 1 Ei lag zerbrochen an der Erde, und am 27. Mai ein Nest mit 6 Eiern. (Paulssen.) für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 239 Von der Frechheit dieses Raubvogels einige Beispiele aus Klein- Reichow in Pommern: „Einer dieser Räuber schlug eine Singdrossel fast vor meinen Füssen, flog trotz des Hallos, das ich anstinmte, ruhig etwa 20 Schritte weiter und begann dieselbe zu rupfen; ich rief nun meinen Freund, der mit einer Flobertbüchse wenige Schritte von mir entfernt im Gebüsch sich befand, herbei. Erst als dieser beinahe neben dem Sperber aus dem Gebüsche trat, strich der Räuber ab und mit seiner Beute dicht an mir vorüber ins Dickicht.“ „Ein anderer stiess auf eine Krähe, die ahnungslos auf einem Gartenzaune sass, packte sie, purzelte mit ihr auf die Erde und wälzte sich dort im Kampfe mitihr herum. Die Krähe, dieim Rücken gepackt und desshalb ziemlich wehrlos war, schrie ganz erbärmlich, worauf 2 andere in der Nähe befindliche herbeieilten und mit lautem Geschrei über den Sperber herfielen, der nun seine Beute schleunigst losliess und sich eiligst aus dem Staube machte. Der geschlagenen Krähe gelang es erst nach 2 oder 3 vergeblichen Versuchen aufzufliegen.“ „Der Sperber stösst nicht nur von oben und den Seiten auf sein Opfer, sondern auch gerade von unten nach oben, wie ich dies von einem Weibchen gesehen habe, welches eine Taube ver- folgte. Dasselbe stiess zweimal von der Seite, dann von oben und schliesslich, als es hierbei etwa 3m unter die Taube gekommen war, sobald es sie eingeholt hatte, senkrecht von unten nach ohen, wobei es sich ganz auf den Rücken legte und die Fänge weit aus- 'streckte, und zwar vollführte es dies Manöver mit einer solchen Schnelligkeit und Geschicklichkeit, dass die sehr schnelle und ge- wandte Taube nur mit genauer Noth entwischte“. (Ziemer.) 11. Pandion haliaetus Linn. — Fischadler. Der Fischadler ist in Baiern an geeigneten Plätzen in grossen Forsten Brutvogel. Am 1. October wurde einer bei Freising an der Isar, ein anderer am Lech bei Thierhaupten in Oberbaiern am 18, ein dritter an der Vils in Niederbaiern bei Eichendorf am 17. October, ein vierter in der Oberpfalz bei Schwandorf am 13. No- vember erlegt. Bei Cassel ist er nicht Brutvogel, durchstreicht aber das Gebiet zuweilen, Bei Münster wurde am 24. September ein Vogel erlegt. In Walkenried im Harz wurde ein Exemplar auf dem Eckteiche am 27. April beobachtet. Bei Lankerofen in Ostpreussen ist der Fischadler häufig. 12. Aguila naevia Gm. — Schreiadler. Der Schreiadler ist bei Cassel nicht Brutvogel, kommt aber beim Durchzuge vor. 2 schöne dunkele Exemplare wurden im October geschossen und vum Präparator Beckmann gestopft. (Walter.) Im Campstiege wurde, wie aus Braunschweig berichtet wird, ein Paar am 3. Mai beobachtet. (Blasius.) In der nächsten Umgebung von Belgard wird er nur im Früh- jahr und Herbst gesehen, jedoch schon 10 km von Belgard, be- 240 SSVELL. Jahresbericht (1883) des Ausschusses findet sich ein Horst bei Arnhausen und in der Nähe von Cöslin beim Orte Peterwitz ebenfalls. „Von letzterem Horste wurde 1879 das Weibchen geschossen und einem meiner Freunde zum Ausstopfen gebracht. Am 25. April d. J. sah ich auf der Fahrt nach Belgard in der Nähe des Dorfes Vorwerk einen Schrei- adler; derselbe sass unmittelbar neben dem Wege und strich erst ab, als der Wagen sich ihm bis auf etwa 20 Schritt genähert hatte. Es war noch kein ganz alter Vogel, wie die noch deutlich sichtbaren hellen Tropfenflecke zeigten. Es war an diesem: Tage schönes warmes Wetter bei S.O.-Wind.“ (Ziemer.) Der Schreiadler ist auch in anderen Gegenden der Provinz Pommern Brutvogel, z. B. einige Meilen von Naugard entfernt. In der Provinz Brandenburg werden alljährlich Horste im Potsdamer Regierungsbezirk gefunden. Der Vogel zieht die Ebene dem Ge- birge vor. (Walter.) In Lankerofen in Ostpreussen ist der Schreiadler häufig. (Volkmann.) ' 13. Aguila chrysaetos Linn. — Goldadler. Der Steinadler kam in Baiern, in Hamburg und in Ostpreussen vor. Die Berichte lauten: Im Algäu schoss im Laufe dieses Jahres Herr Leo Dorn zn Hindelang, Oberjäger Sr. K. Hoh. des Prinzen Luitpold von Baiern, 6 Steinadler: am 3. Januar ein altes Weib- chen an der Rothspitz, am 9. Februar ebenda ein altes Männchen, (2,10m breit), am 28. März ein Prachtstück im Retterschwanger- thal, am 20. April einen am südwestlichen Abhang der Rothspitz, den fünften am 26. November am Hochdaumen (Flügelspannung 2,10 m) und den sechsten am 20. December am Hirschberg. Letzterer, ein riesiges Exemplar von angeblich 8 Euss Flugweite mit unge- wöhnlich starken Fängen und Gewafi, ist der 26. Adler, den Dorn in seiner waidmännischen Praxis seit 1860 erlegt hat. Am 5. April hatte er das seltene Schauspiel, am Hochdaumen (Haseneck) zwei Adler erzürnten Feinden gleich auf einander baizen und sich einige Secunden lang in der Luft packen zu sehen. Der scheinbar erbitterte Kampf war aber nur Spiel und derbes Liebes- getändel, denn nach halbstündigem Kreisen liess sich der eine auf einer Felsenspitze nieder, während der andere noch eine Weile hoch über ihm majestätische Kreise zog, plötzlich aber sich senk- recht herabliess und, der Adlerin auf den Rücken tretend und sie mit dem Schnabel am Kopfe festhaltend, mit hängenden Flügeln die Begattung vornahm. Das Weibchen hatte sich, ehe noch der Gatte ganz in ihre Nähe kam, schon völlig niedergebückt, ver- harrte nach dem Acte, dem sofort abgestrichenen Männchen nach- blickend, noch einige Augenblicke in dieser Stellung und eilte ihm dann schliesslich nach, bis beide über den Spitzen zwischen dem grossen und kleinen Daumen den Augen ihres Beobachters ent- schwanden. „Den Steinadler unserer Gebirge auszurotten wird nicht wohl gelingen. Ausser zur Herbstzeit ist es schwer, einen solchen zu für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 241 erlegen. Im Sommer bewohnt er die höchsten, zum grössten Theil unzugänglichen Felsenschlösser, im Winter zwingt ihn zwar Kälte, tiefer Schnee und Hunger, die Vorberge und Thäler zu durchstreifen, besonders wo für das Wild schöne Winterstände ‚sind, aber je strenger der Winter ist, desto mehr zwingt er auch den Feind des Adlers, den Jäger, unten im Thal zu bleiben. Nur ein so kühner, stahlharter Steiger und so schneidiger, unverdrossener Hochgebirgsjäger, wie Leo Dorn, vermag alsdann dem König der Lüfte durch unablässige Verfolgung empfindlichen Abbruch zu thun. Wirklich ist auch um Hindelang 1883 kein Adlergeheck aufge- kommen und kein Adler aus dem Horst genommen worden. Mit welchen Mühen und Gefahren die Jagd zur Winterzeit verknüpft ist, mögen einige Mitteilungen Dorn’s illustriren. Den ersten diesjährigen Adler zu fangen, brach der kühne Jäger Morgens 2%, Uhr am 3. Januar auf, vermochte aber, an Ort und Stelle angekommen, wegen eines inzwischen ausgebrochenen heftigen Schneesturms nicht das Eisen zu legen, pürschte sich nur bis auf mehr denn 100 Gänge aufwärts auf Händen und Knieen im tiefen Schnee an den auf einer hohen, halbdürren Fichte sitzenden Adler, begünstigt von dem rasenden, Alles verfinsterndem Sturme, heran und schoss ihn während einer kürzeren, windstilleren Pause, die den Baum und Adler zu sehen gestattete, herab. Den zweiten zu fangen, mühte sich Dorn seit Wochen ab, aber alle List war umsonst. Der schlaue vorsichtige Vogel nahm die geringste „Aenderung“ wahr. Da entschloss sich Dorn, mit der Büchse sein Glück zu versuchen. Jeden Morgen brach er um 2?/, Uhr auf, um nach 3- bis Astündigem Steigen im Schnee vor Tagesanbruch am Platze zu sein. In 4 Tagen sass er auf einer Höhe von 4200 Fuss in rauher Bergluft 31 Stunden bei einem gerissenen Reh, welches der Adler im Auge hatte, auf dem Ansitze, bis es ihm endlich am 9. Februar Morgens 9 Uhr gelang, denselben mit wohlgezieltem Büchsenschuss zu erlegen. Am 20. April früh 2 Uhr, als Dorn wieder unter sehr schwierigen Umständen das Thal hineinwanderte, hörte er bereits den Donner der niedergehenden Lawinen und sah solche Tags über auf gefahrvollem Wege durch den vom lauen Wetter weichgewordenen Schnee donnernd, dass die Erde zitterte, in die Tiefe stürzen; doch brachte er seinen vierten Adler heim. Am 26. November erlegte er im Retterschwanger- thal bei Tagesanbruch ein Stück Wild und stieg, nachdem es auf- gebrochen war, weiter in das Thal ein. Doch der tiefe schwere Sehnee und die gefahrbringenden Staublawinen zwangen ihn, Nach- mittags wieder umzukehren und auf zeiner Fährte wieder zurück- zusehen. Durch das „Hassen“ der Raben aufmerksam gemacht, sah Dorn mit dem Fernglase auf dem geschossenen Stück Wild einen Adler fussen. Der Abend war vorgerückt und bei den schwierigen Wegverhältnissen bot der grosse Umweg, welcher ge- macht werden musste, um an den Adler schussgerecht zu kommen, Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 16 242 VIII. Jahresbericht (1833) des Ausschusses wenig Aussicht auf Erfolg. Doch gelang es dem unverdrossenen Waidmann dem inzwischen auf einer dürren hohen Fichte aufge- bäumten. Vogel schussmässig anzukommen und ihn auf 120 bis 130 Schritt herabzuschiessen. Am 20. December endlich hatte Dorn einen Rehbock und 2 Hasen erlegt und wollte dem neuerdings am. Hirschberg beobachteten Adler von immenser Grösse in aller Frühe ein Paar Eisen legen. Sturm und Schneegestöber machten aber -alle Mühe zu nichte, weshalb er beschloss, bei der Beute ein Paar Stunden unter einer Fichte anzusitzen. Nur mit grösster Mühe fand Dorn den Platz wieder, wo das Wild lag, denn mehr als meterhoch war der Schnee gefallen. Aus den Paar Stunden wurden 9 Stunden des Passens und Dorn war so vollständig eingeschneit, dass, wie er schreibt, kein Vogel ihn in nächster Nähe wahr- nehmen konnte. Endlich strich der Vogel heran und fiel unter . wohlgezieltem Schusse. Am 31. Mai wurde ein Steinadler in der Gegend von Augsburg (Schwabmünchen) beobachtet, im October einer auf dem freiherrlich von Crailsheim-Ammerang’schen Revier Wolfsberg, ein anderer bei Endorf, ein dritter am 13. December in der Oberpfalz bei Amberg, ein vierter am 15. December im Revier Schleching, Forstamts Marquartstein in Oberbaiern, erlegt. | Nach einer bei meterhohem Schnee und grausamem Wetter mühsam bergan gemachten Pürsche stand dem Förster Bauer auf 5 bis 600 Schritt ein Adler auf und liess sich auf der Schneide eines Steinrückens auf einer grossen Fichte nieder. Trotz des mühsamen Weges pürschte sich Bauer durch eine Schlucht bis auf 300 Schritt, durch Fichten gedeckt, hinan, konnte aber weiter keine Deckung mehr finden, wollte auf solche Entbehrung mit einer gewöhnlichen Pürschbüchse den Schuss nicht riskiren und beschloss, das „Hasengeschrei“ zu machen. Kaum hatte er sequäkt, so strich der Adler pfeilschnell in einer Höhe von etwa 150 Fuss gerade auf ihn zu und über ihn hinweg. Ein gut gezielter Büchsenschuss brachte ihn zu den Füssen des glücklichen Schützen. Herr Bauer zu Schleching berichtet, es sei dieser Adler seit 25 Jahren der erste in dieser Gegend gewesen und habe 1m Körper- länge und 2,52 m Flügelweite gehabt. (Jäckel.) Bei Hamburg wurde im November ein Agudla chrysaetos- Männchen erlegt. Aus Kurwien in Ostpreussen wird berichtet, dass der Hülfs- jäger Nicolai behauptet, im December einen Steinadler mehrmals gesehen zu haben, stets von Raben verfolgt. (Spalding.) 14. Haliacötus albieilla Linn. — Seeadler. In Oberbaiern und Schwaben nicht seltener Wintergast, nördlich der Donau selten. Am 11. Januar und Anfang Februar wurden 2 Seeadler bei München (Hirschau) geschossen. Aus Oldenburg wird berichtet, dass am 21. October ein Weibchen auf Wangerooge erlegt wurde. Aus Flensburg wird für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 243 mitgetheilt, dass 2 Exemplare in Dittmarschen am 22. März, 1 Exemplar in Langenhorn, einem Dorfe der Westküste Schleswigs, Mitte December erlegt wurde. Dieser letztere stiess auf die zahmen Enten im Teiche herab, jedoch ohne Erfolg. Der Eigenthümer war aber schnell mit der Flinte da und schoss den Adler. Die Flügel- weite betrug reichlich 2'/; m; die Krallen waren theils abgestumpft. (Paulssen.) | 15. Pernis apivorus Linn. — Wespenbussard. Brut-Sommervogel in Baiern, bei München wurden mehrere erlegt. In Altenkirchen ist er ebenfalls Brutvogel, ebenso bei Kassel und bei Münster. Hier wurde er am 14. Mai zuerst be- obachtet. Auch in Flensburg wird ein Paar gebrütet haben, da es zu Anfang des Juni mehrmals beobachtet wurde. Am 25. August wurde daselbst ein Wespenbussard vom Boden im Walde aufge- scheucht, ebenso Ende September ein Exemplar nahe der Fahr- Strasse am Wall, das damit beschäftigt war, ein Wespennest aus- zunehmen. Ein vorüberfahrender Landmann kam dabei dem Raubvogel so nahe, dass er annahm, derselbe könne nicht fliegen. Mit der Peitsche ging er auf den Vogel zu und dachte schon, glücklichen Fang zu machen; da erst wurde der Wespenbussard aufmerksam und zog davon. (Paulssen.) Brut. Ein Gelege von 2 frischen Eiern wurde bei Altenkirchen ' am 19. Juni genommen. Bei Cassel wurden 2 Eier des Wespen- bussards zu Anfang des Juni aus einem Horst genommen, der Anfang Mai ein Gelege des Milvus regalis enthalten hatte, das ebenfalls genommen war. Nun legte der Wespenbussard noch einmal 2 Eier in dasselbe Nest im Laufe des Monats. (Walter.) Der Kropfinhalt eines am 5. Juni bei Münster beim Horste erlegten Weibchens bestand ausschliesslich aus ca. 1000 Stück Raupen und zwar nur Spannerraupen (F. defoliaria oder ähnliche). Diese Raupen waren hier in diesem Jahre ungemein häufig, namentlich in Eichenwäldern. Bei einem am 10. September er- legten Vogel bestand der Inhalt des Kropfes aus Wespenbrut und und einigen Spinnen. (Koch.) 16. Archibuteo lagopus Chr. L. Br. — Rauhfussbussard. Der in den Wintermonaten in Deutschland oft in grosser - Menge erscheinende oder Deutschland durchziehende Rauhfuss- bussard wird in Windsheim als unbedingter Wintervogel be- zeichnet. Ende October wurden mehrere bei Uffenheim in Mittel- franken und im December 4 Stück in den Leehauen unterhalb Augsburg erlegt. Bei Cassel zogen am 2. und 6. December jedesmal 3 Stück in Abständen von ca. 1000 Fuss südlich bei S.O. Wind. In Oldenburg wurde am 10. April ein Weibchen erlegt. Aus Flensburg wird gemeldet: Ungewöhnlich häufig hat sich dieser Bussard zum Herbst und Winter eingestellt, besonders im grossen Forste Handewitz. Am 10. November wurde ein grosses Exemplar erlegt, in welehem sich Ueberreste von 13 Mäusen vor- 16* 244 VIII. Jahresbericht (1833) des Ausschusses fanden; kurze Zeit vorher war ein junges Exemplar erlegt worden und am 22. December wurde wieder an demselben Forst ein alter Vogel erbeutet. Genannte Vögel wurden fast alle gegen Abend, wenn sie zu Walde strichen, von den Jägern, deren Jagdgebiet am Forst liegt, geschossen. (Paulssen.) Aus Belgard in Pommern lautet der Bericht; „Der Rauhfuss- bussard kommt alle Winter in namhafter Anzahl vor. Die ersten stellen sieh um die Mitte des Octobers ein; sobald es ernstlich Winter wird, kommt die Hauptmasse. Um diese Zeit sieht man öfter 5—6 Stück gleichzeitige. Die meisten ziehen bald weiter südlich, so dass man Ende December und Anfangs Januar ge- wöhnlich nur wenige bemerkt. Von Ende Januar an ziehen sie dann langsam wieder nach N.O. fort. Den ersten Ankömmling sah ich am 13. Oetober Vormittags bei schönem, klarem Wetter und O.N.O.-Wind, dann am 22. October 5 Stück. Den letzten beobachtete ich am 9. April (S.W.-Wind). Alle, welche ich bis- her untersuchen konnte, etwa ein Dutzend, hatten Mäuse im Kropf, einer sogar 8 Stück erst ganz vor Kurzem gefangene.“ (Ziemer.) 17. Buteo vulgaris Behst. — Mäusebussard. Der Mäusebussard ist ein recht häufiger Brutvogel Deutschlands, der gegen den Winter hin zum grössten Theil Deutschland ver- lässt und in südlicher oder südwestlicher Richtung fortzieht. So- wohl im Norden wie im Süden Deutschlands sieht man jedoch auch im Winter einzelne Vögel und nicht nur im gelinden, sondern auch im strengen Winter, aber nicht alle Jahre. In der Umgegend von Cassel waren in den letzten beiden Wintern stets einige auf den Feldern in der Nähe den Gebirgsbäche anzutreffen. Ueber den Zug wird berichtet: In Altenkirchen am 25. März ein Zug von mindestens 100 Stück, am 27. März ebenso. In München fand, wie aus Windsheim berichtet wird, Ende October ein starker Bussardzug statt. In Cassel wurden Anfang December mehrere von N.O. nach S.W. einzeln ziehend bemerkt. In Flens- burg tummelten sich am 25. Februar 3 Stück im Sturm herum und am 25. März zogen 6 Stück nach N.O. In Belgard sah man die Bussarde zahlreich auf dem Durchzuge vom 15.bis 22. October: bei regnerischem Wetter und S.O. und S.W.-Winde. Ein Bussard, dem im August mit der Büchse 2 Schwanzfedern bis zur Hälfte . weggeschossen waren, wurde noch bis Mitte December dort ge- sehen, später nicht mehr. Zu Anfang des Februar zogen die ersten Zurückgekommenen wieder nordwärts. In Kurwien (Ostpreussen) fand sich nach dem Abzuge zu Anfang des Winters trotz der gelinden Witterung doch erst am 26. Februar der Bussard wieder ein. Ueber die Brut lauten die Berichte: Bei Cassel waren ca. 12 Horste zu Anfang April besetzt. Im Walde bei Suderode am Harz war, wie aus Braunschweig mitgetheilt wird, ein Pärchen schon am 2. März am Horste beschäftigt und am 18. April wurde daselbst ein fertiger Horst entdeckt; in Campstiege bei Braunschweig pe für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 245 waren zu dieser Zeit schon 2 und 3 Eier in dortigen Horsten, In Flensburg wurden Brutvögel am 8. und 14. April vom Horst gejagt, am 15. April ein Nest mit 1 Ei, am 20. April eins mit 4 Eiern, am 21. April mit 3 Eiern, am 22. April wieder mit 3 Eiern und eins mit 1 Ei, am 24. April 2 Nester mit Eiern und noch 4 andere Nester von DBrutvögeln besetzt gefunden. Am 28. April wieder ein Nest mit 2 Eiern, auf einem anderen brütet der Vogel und am 29. April 2 Nester mit Eiern. Am 11. und 12. Mai wurden 2 sehr fest sitzende Weibchen aus ihren Horsten getrieben, am 19. Mai ein Nest mit 3 Eiern, am 27. Mai 2 Nester mit Jungen, am 16. Juni noch ein Nest mit 2 Eiern und am 25. Juni ein Horst mit grossen Jungen angetroffen. Es wurden also fast 2 Dutzend Nester gefunden. Genannte Nester, so schreibt unser Berichterstatter, befanden sich in 9, theils grossen, theils kleineren Wäldern, die ich mehrfach durchsuchte, um Genaues über das Vorkommen von brütenden Raubvögeln zu erfahren. Das vorerwähnte Bussardpaar, dessen Nest am 20. April 4 Eier enthielt, horstet seit wenigstens 8 Jahren in demselben Walde. Das Weibchen ist hell gefärbt und zeigt sich sehr dreist in der Vertheidigung seines Horstes; die Eier sind wenig ge- zeichnet, einzelne fast wie weiss. In diesem und im vorigen Jahre enthielt der Horst 4 Eier, in früheren Jahren nur 3. Das dies- jährige Gelege von 4 Eiern wurde am 20. April für eine Sammlung genommen, am 16, Juni brütete dasselbe Paar in einem andern Horste, nahe dem ersten, auf 2 Eiern. Den Horstbaum erstieg ich mehrmals, um die Brutzeit und die Entwickelung der Jungen zu beobachten. Bei den ersten Besuchen geberdete sich das Weibchen wie wüthend, bei meinem Weggehen folgte es eine längere Strecke und stiess mehrmals sausend über meinen Kopf hinweg, dass ich mich jedes Mal unwillkürlich bückte, weil ich eine ernste Ohrfeige fürchtete. Dann aber änderte sich plötzlich das Benehmen, denn als ich eines Tages‘ wieder beim Horst an- langte, blieb Alles ruhig und kein Bussard liess sich sehen. Ich befürchtete, dass derselbe vom Waldaufseher weggeschossen sei, da dieser schon mehrmals auf ihn gefeuert und ihm schon einmal einige Hagelkörner durch die Schwungfedern des einen Flügels getrieben hatte. Ich erstieg also den Baum und fand die beiden Eier mit der gewöhnlichen Brutwärme im Neste. Nach einigen Tagen verlief mein Besuch genau in derselben Weise, die Bier waren wieder warm, aber kein Bussard war vorher bemerkt worden. Am folgenden Tage machte ich einen Umweg und kam von der entgegengesetzten Seite zum Nest, gedeckt durch Gebüsch. Nun bemerkte ich, dicht am Horstbaum angekommen, wie der Bussard vom Nest strich und im Wald verschwand, ohne einen Ton von sich zu geben. — Die beiden Jungen, prachtvoll gefärbt, kamen glücklich auf und am 13. August, als ich wieder den Baum erstieg, flogen sie davon, bevor ich den Horst erreicht. (Paulssen.) -. 246 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses In Belgard findet man etwa um die Mitte April volle Gelege, die meistentheils aus 3 Eiern bestehen; nur einmal wurden 2 und einmal 4 Eier im Horst bemerkt. Varietäten kamen vor in Windsheim, wo am 17. Mai ein starkes altes Weibchen der weissen Varietät, das mit einem ge- wöhnlich gefärbten Männchen gepaart war, geschossen wurde. Nahrung. Da diese hauptsächlich aus Mäusen besteht und ‘der Mäusebussard durch Verzehren einer Unmasse derselben dem Landwirth nützlich wird, so wird er auch von diesem mehr ge- schätzt als vom Forstmann, dem er hin und wieder ein Häschen raubt oder gar einmal auf Rebhühner stösst, obgleich letzterer Fall nicht zu den gewöhnlichen Vorkommnissen zu rechnen ist, denn es sind nur einzelne Individuen, die sich solche Ungehörig- keiten zu Schulden kommen lassen. Dass Bussarde auch Eisvögel, Finken und dergl. oder auch alte Hasen geraubt hätten, wie ich im vorigen Jahre las, beruht auf Irrthum, denn der Bussard ist gar nicht befähigt, solche Vögel zu fangen, nicht kräftig genug, einen alten Hasen zu bewältigen. Und doch soll hier sogleich Mittheilung gemacht werden von einer Jagd des Bussard auf einen halberwachsenen Hasen, die beweist, dass wenigstens bei einzelnen Bussarden Ausschreitungen vorkommen, die geeignet sind, das ganze Bussardgeschlecht dem Forstmann schädlich erscheinen zu lassen. -- „Im Sommer 1832 bemerkte mein Bruder, K. Oberförster in Reiersdorf, bei einer Ausfahrt auf freiem Felde einen Bussard, der einen Hasen von der Grösse eines fast ausgewachsenen Haus- kaninchens zu bewältigen suchte, ihn auch schon ganz ermüdet hatte und ihn immer wieder von neuem packte. Mein Bruder, der zufällig kein Gewehr mit sich führte, entriss dem Kutscher die Peitsche, sprang vom Wagen und lief, mit der Peitsche knallend, auf die sich Balgenden los, brachte den Bussard aber erst zum Weichen, nachdem er sich ihm auf einige 20 Schritt genähert hatte. Aber auch jetzt flog der Bussard nicht weiter als etwa 100 Schritt, setzte sich auf eine Kiefer und musste auch hier ver- scheucht werden. Den sehr ermatteten Hasen trieb mein Bruder in ein nicht fernes Kornfeld.‘“ (Walter.) \ Aus Belgard wird berichtet: „Bisher sah ich den Bussard nur einmal auf Rebhühner Jagd machen und zwar erfolglos; alle untersuchten hatten Mäuse im Kropf.“ (Ziemer.) Bei Cassel und zwar bei dem Rittergute Windhausen sind ähnlich, wie es in Schlesien gebräuchlich ist, auf dem Felde in grösseren Zwischenräumen ca. 8 Fuss hohe Stäbe, oben mit einem horizontalen Querholz versehen, aufgerichtet, damit der Bussard sich darauf setze und bequem seine Mäusejagd betreiben könne. Wie ich mich überzeugt habe, benutzt er diese Sitze recht fleissig. (Walter.) 18. Circus aeruginosus Linn. — Sumpfweihe. Dieser in Deutschland im Allgemeinen nicht seltene Vogel wurde nur in Belgard und Kl. Reichow beobachtet. Die Rohr- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 247 weihe ist zwar dort nicht Brutvogel, weil es an Oertlichkeiten zum Nisten fehlt, doch wurde sie in Kl. Reichow am 24. October beobachtet und in Belgard zur selben Zeit geschossen. Am 18. Mai 1882 sah man auch am Salzsee ein Paar. 19. Circus cyaneus Linn. — Kornweihe. Aus Windsheim wird mitgetheilt, dass in der Augsburger Gegend bei Pfersee am 6. April, im Monat Juli auf dem Lechfeld 4 Männchen und ein Weibchen, im September bei Bobingen und bei Rain, Oberbaiern, 2 Weibehen, bei Dillingen auf dem Donauried 1 Männchen und am 12. November auf dem Lechfeld ein altes Weibchen erlegt wurden. In Cassel wurde in den letzten Tagen des März ein altes Männchen, auf den Feldern kreisend, beobachtet. Brutvogel ist er dort ebensowenig wie C. aeruginosus. In Münster fing man auf dem Vogelheerde ein altes Weibchen. In Hamburg erlegte man am 15. März ein Weibchen. In Kl. Reichow in Pommern wurde der Vogel brütend nie gefunden, doch einige Male das Gebiet durchziehend angetroffen. Ein altes Männchen, das zuerst am 3. April wahrgenommen wurde, hielt sich längere Zeit bei Kl. Reichow auf. Es hatte sich dort einen kleinen Hügel in einer grossen Wiese als Ruheplatz gewählt, von wo aus es seine Raubzüge unternahm. Das Revier schien ihm sehr zu gefallen, denn er liess sich durch Nachstellungen durchaus nicht vertreiben, bis ihm endlich bei einem zufälligen Zusammen- treffen 2 Ladungen Vogeldunst auf den Pelz gebrannt wurden. Von da ab wurde es nicht mehr gesehen. Mehrfach setzten Krähen ihm nach und tüchtig zu, denen es nach Art der Bussarde dadurch zu entgehen suchte, dass es möglichst schnell in engen Kreisen sich hoch in die Luft schwang. (Ziemer.) 20. Circus pallidus Sykes. — Steppenweihe. Am 28. October wurde bei Hamburg eine Steppenweihe erlegt. 21. Circus cineraceus Mont. — Wiesenweihe. Aus Münster wird berichtet: Am 10. Juli erhielt der hiesige zoologische Garten 3 junge stark halbwüchsige Weihen. Alle 3 zeichneten sich durch ganz abnorme Färbung aus, so dass es mir anfangs selber zweifelhaft war, welcher Art dieselben angehörten. Dieselben waren nämlich vollständig dunkelschwarzbraun ohne jede Zeichnung. Leider wurden 2 Exemplare von einem Kolkraben, welcher unglücklicherweise in denselben Käfig gesetzt war, zerrissen. Das dritte Stück lebt noch und hat bis jetzt (Februar 1884) noch keine Veränderung im Gefieder gezeigt. (Koch.) 22. Athene noctua Retz. — Steinkauz. | Der Steinkauz ist in Cassel Standvogel, doch nicht häufig, genau dasselbe wird aus Belgard und Kl. Reichow berichtet, wo er in hohlen Bäumen, in Belgard im Kirchthum nistet. 23. Nyetale Tengmalmi Gm. — Rauhfusskauz. Ein Rauhfusskauz wurde am 25. October im Algäuer Gebirge bei Niedersonthofen geschossen. (Jäckel.) 248 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses 24. Syrnium alueo Linn. — Waldkauz. Der Waldkauz wird als häufiger Standvogel bei Cassel, bei Wieda und Altenbrak im Harz bezeichnet, als weniger häufig wird er in Belgard und Lanskerofen in Ostpreussen angegeben. Bruten wurden beobachtet: in Altenkirchen, wo-am 14. Mai 5 junge Waldkäuze ausflogen. Bei Cassel, wo in frühern Jahren schon am 25. und 26. Fe- - bruar Eier genommen wurden, wurde im April dieses Jahres öfter ein Waldkauz in ein und demselben Baume angetroffen. Man fahndete nun nach dem Gelege. Nur eine Oeffnung in ca. 20 Fuss Höhe hatte der Baum und als diese untersucht wurde, erwies sich die Höhlung so tief, dass man mit einem langen Stabe nicht das Ende’ erreichen konnte; die Eule jedoch wurde hervorgescheucht. Nun wurde in die am Fusse auf einer Seite morsche Eiche mit einem Beile dicht über dem Erdboden ein Loch geschlagen und — 3 Kier des Waldkauzes, auf blosser Erde liegend, kamen zum Vorschein. In Wieda liessen die in die Mitte des April ausgeflogenen Jungen Abends wimmernde Töne hören. In Altenbrak im Harz brütete ein Waldkauz im Hause eines Fleischers auf dem Taubenschlage. Kurz vor Beendigung des Brut- geschäftes wurde dem auf 3 Eiern brütenden Weibchen der Aus- sang aus dem Taubenschlage durch ein Drahtgitter versperrt und ihm darnach Futter in Form von Fleischabfällen nebst Wasser täglich verabreicht. Daneben unterliess es jedoch das Männchen nicht, allnächtlich allerlei Nahrung von aussen herbeizuschaffen. Ein Theil davon wurde täglich noch vor dem Eingange zum Taubenschlage vorgefunden. Diese Nahrung bestand in Mäusen, Vögeln (Drosseln und Meisen) und sogar Fröschen. Nachdem die Jungen herangewachsen waren, wurden sie nebst der alten Eule der Freiheit zurückgegeben. (Stolze.) In Braunschweig wurden am 1. Mai 4 fast flügge Junge überbracht. Bei Flensburg fand man am 7. April 2 bebrütete Eier im Nest von Oorvus corax. — Aus Belgard heisst es: „Beim Neste ist er, wenn Junge vorhanden sind, den Menschen gegenüber sehr muthig. So flog z. B. ein Weibchen einem Freunde, der sich ein Junges zum Aufziehen holen wollte, mehrmals in die Haare, riss ihm die Mütze ab und packte ihn mehrmals kräftige im Rücken.“ (Ziemer). Der Waldkauz ist weniger ausschliesslich nützlich, als andere Eulen, z. B. die Ohreulen. Wir fanden öfter die Ueberreste von Vögeln, z. B. Luscinia, Upupa und Sylvia in seinen Nisthöhlen. (Ziemer.) 25. Striz flammea Linn. — Schleiereule. Sie ist in Windsheim selten geworden, nachdem im heurigen Jahre die letzten Reste der Stadtmauer und der früher zahlreichen Mauerthürme gefallen sind. | für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 449 In Cassel ist sie nicht häufiger Standvogel, so auch in Münster; in Flensburg und Belgard Brutvogel. Ueber die Brut wird aus Flensburg ausführlich berichtet: Am 24. März wurde das erste Nest mit 2 Eiern und Schalen von zerbrochenen Eiern gefunden. Am 6. April legte eine Schleiereule das erste Ei in einen Raum desselben Taubenhauses, in dem im vorigen Jahre eine Schleiereule auf 6 Eiern brütete und, als diese genommen wurden, dann 8 Eier legte und auch 8 Junge glücklich aufbrachte. Die Taubenherberge besteht in einem 2 Meter langen Kasten, welcher durch 3 Brettehen in 4 Räume getheilt ist. Der- selbe ist an der inneren Seite einer Scheunenmauer so angebracht, dass die 4 Fluglöcher draussen von der unteren Kante des Stroh- daches überragt werden. Das am 6. April gelegte erste Ei lag im östlichen Endraum. Scheinbar ohne Grund verliess die Eule diesen Platz und das Ei und wählte den westlichen Endraum, legte hier am 8. das zweite, am 10. das dritte, am 12. das vierte, am 14. das fünfte, 16. das sechste, am 18, April das siehente Ei und begann nun zu brüten. Während der Legezeit waren im Nestraum täglich 2—3 Mäuse zu finden. Jeden Tag nahm man nun ein Ei weg, so dass die Eule zuletzt auf einem Ei brütend sass. Auch dieses wurde am 25. April genommen. Dennoch hielt sich die Beraubte an dem Ort, was an den eingeschleppten Mäusen, die wieder täglich zu finden waren, zu bemerken war. Am 9. Mai lag das erste Ei des zweiten Geleges da, die Mäuse daneben, dann folgte alle 2 Tage ein Ei, so dass am 21. Mai das siebente Ei gelegt wurde. Alle Morgen lagen 1 bis 4 Mäuse am Nest, die mehrmals, so am 18. Mai am Mittage verzehrt waren. Am 9. Juni war ein Junges und 6 Eier im Nest; am 10. Juni 4 Mäuse daneben; am 11. Juni 2 Junge und 7 Mäuse; 12. Juni 3 Junge, 8 Mäuse; am 15. Juni 4 Junge, 5 Mäuse; 17. Juni 5 Junge, 6 Mäuse; 19. Juni 6 Junge, 53 Mäuse. Am 21. Juni kam das siebente Junge aus und 6 Mäuse lagen am Nestrand. Nachdem alle 7 Junge aus- gekommen, betrug die Zahl der Mäuse am 22. Juni 9, 23. Juni 11 Mäuse, 24. Juni 6 Mäuse, 26. Juni 10 Mäuse, 27. Juni 2 Mäuse, am 1. Juli keine Maus, am 2. Juli 8 Mäuse, am 3. Juli eine Maus und von da ab keine Maus mehr am Nest. Zwischen den ersten und letzten Jungen war ein auffallender Unterschied in der Grösse und Entwicklung. Am 5. August wagten sich die ältesten Jungen aus dem Nestraum auf das Brett vor den Fluglöchern und gingen in einen Nebenraum. Am 7. August flog ein Junges vom Nistplatz über den Wall ins Feld hinaus, während die 3 jüngsten noch immer im Nestraum blieben. Am 23. August flog das letzte Junge aus. (Paulssen.) In Belgard brüten 2 bis 3 Paare im Kirchthurm. Nahrung: Aus Windsheim liest folgender Bericht vor: Die viel umstrittene Nahrungsweise der Schleiereule gründlich zu erforschen, habe ich die auch in Beziehung auf die Erkenntniss der geographischen Verbreitung unser Kleinsäuger dankbare Mühe 250 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses der Untersuchung von 9605 Gewöllen aus allen Kreisen Baierns nicht gescheut und in denselben gefunden die Reste von 88 Fledermäusen 47 Maulwürfen 7493 Spitzmäusen, darunter. 1031 Wasserspitzmäusen, 2375 Wald-, 237 Zwerg- und 3852 Weisszahnspitz- mäusen 2 Haselmäusen (Myoxus avellanarius,) 38 Wanderratten (Mus decumanus)) 7670 Haus- und Waldmäusen (Mus musculus und sd- vaticus,) 13965 Wühlmäusen (131 Arvicola glareolus, 48 amphibius, ‚373 agrestis und 13413 arvalis) und 1 Häschen (Zepus timidus) ; Summa 29,254 Säugethiere. Zieht man hiervon die Fledermäuse und Haselmäuschen, erstere als durchaus nützlich, letztere als für Forst- und Landwirthschaft nicht in Betracht kommend, sowie 6462 Wald-, Zwerg- und Weiss- zahnspitzmäuse (die Wasserspitzmaus ist schädlich, die andern Arten werden von Manchen für überwiegend nützlich gehalten, was ich trotz Allem, was sich dagegen sagen liesse, nicht anfechten will) und das einzige Häschen als nützlich, so verbleiben 22,751 Schadenthiere, Maulwürfe, Ratten, Haus-, Wald-, Feld- und Wasser- spitzmäuse gegen 6503 Thiere, von denen 38 unbestritten nützlich, 6462 von zweifelhafter Nützlichkeit sind und 1, das Häschen, bei dem die Frage nach dem wirthschaftlichem Werth der Schleiereule - nicht in Betracht kommt. An Vögeln fanden sich in den Gewöllen 547 Stück, darunter 144 unbestimmbare, 3 Steinkauze (Striw noczua), ein Ziegenmelker, 19 Mauersegler, 16 Rauch- und Hausschwalben, 36 Hausrothschwänze, 13 Feldlerchen, 2 Staare, 6 Ammerlinge, 305 Haus- und Feldsperlinge, 1 Kirschkernbeisser und ein Wachtel- küchlein. Nimmt man die 144 unbestimmbar gewesenen Reste als durchweg nützlichen Vögeln zugehörig an und zieht die 305 Sperlinge und den Kernbeisser als schädlich von der Gesammtsumme der Vögel ab, so wurden einschliesslich der 3 nach meinem Urtheil ebenfalls nützlichen Käuzchen 241 nützliche und 306 schädliche Vögel, also im Ganzen 23,057 Schadenthiere (Säuger und Vögel) verzehrt, gewiss ein glänzendes Zeugniss für die hohe Nützlichkeit unserer vielverkannten, verleumdeten und verfolgten Schleiereule. Frösche und Insecten gehören zu ihrer Lieblingsnahrung nicht, denn in den 9605 Gewöllen fanden sich die Knochen von nur 116 Thaufröschen und Teichfröschen und die Chitinpanzer von beiläufig 300 kleineren Insecten, letztere hauptsächlich Käfer aus den Gattungen Poecilus, Pterostichus, Harpalus, Stenolophus, Blater, Silpha, Aphodius, Tenebrio, Curculio, Chrysomela; ferner Erd- schnaken ( Tipula), Kaukerfe (Forficula aurieularia), Calopteryx virgo, Acheta campestris, Wanzen, Roll- und Mauerasseln. Alle für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 251 diese Insecten etc. kamen gewiss aus den Magen der verzehrten Frösche in den Magen und die Gewölle der Eule, während die aus letzteren ebenfalls entwickelten Grossinsekten, 4 Geotrupes stercorartus, 13 Melolontha hippocastani und 99 Melol, vulgaris, 1 Rhizotrogus, 1 Trichius eremita, 31 Säbelheuschrecken (Locusta verrucivora und virzdissima) und 26 Maulwurfsgrillen (Gryllotalpa vulgaris) von der Eule selbst gefangen wurden. Die wenigen Frösche und Grossinseeten sind land- und forstwissenschaftlich entweder von keiner Bedeutung, oder, wie die allerdings sehr schädlichen Maikäfer und Maulwurfsgrillen, in verhältnissmässig so geringer Anzahl verzehrt worden, dass sie der Schleiereule auf ' das Nützlichkeitskonto nicht gesetzt werden können. 143 Gewölle vom Schlosse Erbach in Würtemberg enthielten: 3 Maulwürfe | i 204 Spitzmäuse (27 Sor. fodiens, 16 vulgaris, 3pygmaeus, 5leucodon)) 105 echte Mäuse (1 Mus minutus, 104 musculus und sülvaticus) 55 Wühlmäuse (1 Arvicola amphibius, 6 agrestis, 48 arvalis), an Vögeln: 1 Schwalbe 38 Haussperlinge 4 unbestimmbare Vögel und 2 Frösche Professor Dr. Döbner in Aschaffenburg entwickelte aus 36 Ge- wöllen von dem Boden der dortigen St. Agatha-Kirche 33 Schädel von Arvzcola arvalis o. „ 4. amphibius Mus musculus Mus minutus 1 " „ Sorew vulgaris ». Fodiens , S „» araneus leucodon ” # k Oypselus apus 2 „» Coturnie dactylisonans und 2 Reste unbestimmbarer Vögel. Andere. von mir untersuchte Gewölle von Stuttgart und von Rheinfels am Rhein stimmten in Bezug auf ihren Inhalt und das numerische Verhalten der Spitzmäuse zu den schädlichen Mäusen mit den baierischen Gewöllen vollständig überein. Von Vögeln raubt die Schleiereule solche Arten besonders, welche bis spät in den Abend hinein entweder noch im Freien auf Häusern oder in ihren Nestern unruhig sind und zwitschern, sowie solche, welche bei dem ersten Tagesgrauen, wenn die Eule noch raubgierig umherstreift, bereits munter sind und den jungen Tag mit ihren Locktönen und Liedern begrüssen, wie Schwalben, Segler, Hausröthlinge u. a. (Jäckel.) | Anmerkung. Bezugnehmend auf die hier zu den nützlichen Thieren (von Herrn Pfarrer Jäckel, wie es scheint, nur mit Wider- FB ausm-ın 252 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses streben) gezählte Wald-Spitzmaus, Sorex vulgaris, erlaube ich mir die Frage: Ist es den Beschützern dieser Spitzmaus bekannt, dass ölhaltiger Samen, z. B. Hanf, ein Leckerbissen für Sorex vulgaris ist, dass sie in feuchten Wiesen, an buschigen Gräben Eier und unbewachte junge Kleinvögel frisst? Hat die Spitzmaus, die bei feuchter Witterung, namentlich bei Regenwetter, auch dürres Land und sandigen Boden betritt, erst einmal Hanfsamen gekostet, dann ‚stellt sie sich auch bei trocknem, heissem Wetter auf dem dürren Boden täglich ein und kann hier in mit Hanf geköderten passenden Mäusefallen zahlreich gefangen werden. (Walter.) Aus Münster wird gemeldet: Im December erhielt ich eine Schleiereule, welche Reste eines Sperlings im Magen hatte. Bisher hatte ich bei dieser Art noch keine Vogelreste gefunden. (Koch.) 26. Bubo mazimus Sibb. — Uhu. Ein prächtiger Uhu wurde Mitte Februar bei Hirschau (München), ein zweiter in Ebertshausen bei Landshut, ein dritter bei Staffelsee, er En am 2. November in Schwaben bei Gundelfingen geschossen. - äckel.) Ne Bei Cassel ist der Uhu Standvogel. Wenn auch nicht häufig, so brütet doch an der Waldeck’schen Grenze alle Jahr ein Paar. Es wurden 2 Junge aus dem Horst genommen. (Walter.) Bei Lanskerofen in Ostpreussen kommt der Uhu einzeln vor. Ich habe ihn in diesem Jahr zweimal gehört. (Volkmann.) Aus Altenbrak im Herzogthum Brauuschweig wird Folgendes berichtet: „Der Uhu wurde noch vor einigen Jahren im unteren Bodethale bei der Rosstrappe gesehen und haust vermuthlich noch dort. Ich schliesse, indem ich meine Beobachtung hier folgen lasse, dass er den oberen Theil des hiesigen Reviers (jenem in Kellerborn im Forstrevier Allrode vis ä vis) in letzter Zeit besucht hat. Vor ca. 8 Tagen fand ich bei 40 cm hohem Schnee einen von einem Raubvogel getödteten und vom Kopfe an bis zu den ersten Rippen hinter den Blattknochen verzehrten Hasen. (Kopf, Hals, Löffel, Schulter und Blattknochen fehlten.) Derselbe hatte zwischen jungen Lohden geäst, war also zur Nachtzeit geschlagen worden und in Folge davon auf der Stelle verendet. Es musste also ein grosses, krältiges Thier ihm den sofortigen Garaus gemacht haben, welches herbeigeflogen sein musste, da der frische Schnee vom Tage zuvor ausser den Hasenfährten keine anderen nachwies. Der Rest des Rumpfes des Hasen war etwa 30 Schritte fortgetragen, wobei der- selbe den Schnee gestreift hatte. Eine rundliche, 5 em tiefe und etwa 15 cm breite Furche war in demselben zurückgelassen, Am Ende derselben steckte der Rest des Hasen in einem lichten Ge- büsch. — Auf dem Platze, wo der Hase zu einem guten Drittheil verzehrt war, fanden sich nur noch kleine Reste von den beiden Vorderläufen desselben und ferner ein Gewölle von 12 em Länge und 4 cm Stärke im Durchmesser vor. Das Gewölle enthielt mehrere bis 3 em lange und 1'/, em breite und 2 Millimeter dicke Knochensplitter. — Es darf diese Leistung wohl dem sonst für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 253 ziemlich kräftigen, einem ausgewachsenen Hasen gegenüber aber doch zu schwachen Waldkauz nicht zugeschrieben werden, welcher ja Standvogel im Reviere ist. Ich nehme also an, dass kein anderer Vogel als der Uhu jenen Hasen geschlagen und verzehrt, und den Rest desselben zu einer späteren Mahlzeit im Gebüsch gesichert hat. Leider war ich am Abend gehindert, bei dem Reste Wache zu halten, um sicher zu erfahren, ob der Uhu oder ein anderer Raubvogel den Raub verübt hatte. (Stolze.) Anmerkung. Unzweifelhaft ist der Räuber ein Uhu ge- wesen, denn ein Waldkauz hat durchaus nicht die Kraft, einen alten Hasen bewältigen zu können. Selbst wenn der Raub bei Tage ausgeführt und also möglicherweise der Hase von einem Hühnerhabicht ergriffen worden wäre, der bekanntlich auch auf alte Hasen Jagd macht, so würde doch der Schauplatz des An- grifies ein ganz anderes Aussehen gehabt haben. Der Schnee müsste in weiter Ausdehnung Spuren des heftigen Kampfes auf- weisen, den der Habicht mit dem sich wälzenden und springenden Hasen bestanden. Das aufgefundene Gewölle und der in ein Gebüsch getragene Rest des Hasen sprechen ebenfalls für die Annahme, dass nur der Uhu der Räuber sein konnte, denn Tagraubvögel tragen zwar zum Theil (nicht alle) die geschlagene Beute an einen versteckten Platz, um sie dort zu verzehren, lassen aber die Reste liegen, dagegen verstecken alle Nachtraubvögel auch die Reste der Mahlzeit. (Walter.) 27. Otus vulgaris Flemm. — Waldohreule. Die Waldohreule ist Stand-, beziehungsweise Strichvogel und in Deutschland fast überall gemein, wie auch die Berichte unserer Beobachter darthun. Aus Windsheim wird gemeldet, dass in Augs- burg 2 Präparatoren in den Monaten November und December 31 Waldohreulen stopften. ' In Saargemünd wurde sie am 5. April zuerst gesehen; bei Cassel ist sie als Brutvogel nicht sehr häufig, desto häufiger als soleher in Plänitz bei Neustadt a. Dosse, wo sie in den Krähen- nestern der Feldgehölze nistet. Aus Kl. Reichow wird gemeldet, dass sie wohl kaum in einem, wenn auch noch so kleinen Kiefern- gehölz fehle und dort in mäusereichen Jahren Standvogel, in anderen Strichvogel sei. Ueber das Brutgeschäft heisst es: „brütet wohl zweimal, denn man findet noch im September kleine Junge im Horst; ich selbst besitze eine lebende Ohreule seit 15 Jahren, die ich am 1. August 1869 klein aus dem Horste nahm. (Walter, Cassel.) Aus Kl. Reichow in Pommern lautet der Bericht: „Volle Gelege findet man je nach der Witterung und, je nachdem es viel oder wenig Mäuse giebt, früher oder später von Mitte März bis Anfang Mai. Volle Gelege bestehen in der Regel aus 6 Stück, weniger oft aus 5, noch weniger oft, wenn im Ganzen auch gar nicht so selten, aus 7 Stück. Letztere Anzahl fand ich in einem Horste, zu welchem mich am 4. April 1882 der:Paarungsruf des 254 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Männchens führte. Die Eier lagen in zwei Reihen, das siebente Ei gleichsam den Anfang einer dritten Reihe bildend. Mein Freund Perrin fand mehrmals 7 Stück und zwar öfter als Gelege aus nur 5 Stück bestehend. (Ziemer.) Nahrung: Umfangreiche Berichte über die Nahrung dieser Eulen liegen vor, 'die wieder einmal recht deutliches Zeugniss von dem grossen Nutzen des Vogels ablegen, aus Windsheim: In 1489 Gewöllen dieser Eule fand ich 26 Maulwürfe 21 Spitzmäuse (1 Sorex fodiens, 16 vulgaris, 2 pygmaeus und 2 leucodon,) | 156 Waldmäuse (Mus silvaticus) 1734 Wühlmäuse (30 Arvicola glareolus, 113 agrestris, 1585 arvales und 6 amphibius ) 37 Kleinvögel (Buchfinken, Feldsperlinge, Ammerlinge, Meisen, Lerchen, Pieper, Rothkehlchen und einen rothrückigen Würger) 4 Maikäfer 16 Rosskäfer 9 Laufkäfer 1 Blattkäfer 3 Säbelheuschrecken 27 Maulwurfsgrillen 7 Feldgrillen 8 Thaufrösche. Mit Hinweglassung der wirthschaftlich gleichgültigen Frösche und meisten Insecten und der in zu geringer Anzahl verzehrten Maikäfer und Maulwurfsgrillen repräsentirt dieser Speisezettel 34 nützliche Kleinvögel, kein Rebhuhn, keine Haus- und Wildtaube und 20 suspect nützliche Spitzmäuse (fodiens ist als schädliches Thier allgemein anerkannt), in summa 54 nützliche Thiere, dagegen 1916 schädliche, lauter Mäuse und Maulwürfe und kein Häschen. Mein verstorbener Freund, der Pelzhändler J. F. Leu in Augs- burg, ein vorzüglicher Beobachter, stopfte in 7 Jahren 235 Wald- ohreulen, welche alle, mit Ausnahme einer einzigen, bei der sich 2 junge Baumpieper (Anthus arboreus,) vorfanden, die Kröpfe und Magen voll von Mäusen hatten. Aus 250 Gewöllen entwickelte Herr Lehrer Andr. Wiedemann in Augsburg: 1 Maulwurf 1 Spitzmaus (8. vulgaris) 22 Waldmäuse (M. silvaticus.) 527 Feldmäuse (Arvzcola arvalis.) 20 Ackermäuse (Arvic. agrestis,) 56 unbestimmbare Mäuse und 2 kleine Vögel, sonach 4 nützliche und 626 schädliche Thiere. Von mir untersuchte 65 Gewölle von Mariahof (Obersteier- mark) enthielten; für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 255 6 Waldmäuse (Mus silvaticus.) 87 Feld- und Feldwühlmäuse (1 Arvicola glareolus, 3 agrestis, 83 arvalis, also 95 Schadenthiere, keine Spitzmaus, keinen Vogel, dagegen einen Käfer (Geotrupes silvaticus). Dass die Waldohreule bei tiefem Schnee, wenn die Mäuse aus ihren Löchern nicht herauskommen können, von Hunger getrieben, Rebhühner im Lager überfällt und schlägt, zu solcher Zeit hie und da, wiewohl höchst selten, in räuberischer Absicht in Tauben- schläge eindringt, ist erwiesen; dergleichen Ausserordentlichkeiten aber hören auf, sobald sie wieder durch Witterungswechsel in den Stand gesetzt ist, ihre gewöhnliche Nahrung, die Mäuse, rauben zu können. Sie muss demnach alseiner der nützlichsten Vögel dem Land- und Forstwirth angelegentlichst empfohlen werden. (Jäckel.) In Münster aufgefundene und untersuchte 60 Stück dieser Eule angehörigen Gewölle enthielten 120 Mäuseschädel (Arvicola glareolus, arvalis, agrestis und Mus silvaticus), ferner Reste von. Insecten, nämlich eines Dyziscus marginalis und von Geotrypes iyphaeus & 2? — keinen Spitzmausschädel. (Koch.) Hierzu möchte ich bemerken, dass meine seit 15 Jahren in Ge- fangenschaft gehaltene zahme Ohreule keine Spitzmäuse frisst. Sie nimmt sie zwar auf, wirft sie aber sogleich fort, sobald sie sie mit der Zunge berührt hat. Nur nachdem ihr 4 Tage lang nichts Anderes gereicht wurde als täglich frische Spitzmäuse, entschloss sie sich, am 5. Tage eine zu verzehren. Von dem zerhackten und unter einander gemischten Fleisch einer Haus- und einer Spitzmaus, denen beide vorher das Fell abgezogen ist, nimmt sie Stücke auf, wirft sie aber sogleich fort und frisst erst am 3. Tage solches Gemisch, dann auch nur, wenn es frisch ist. Hieraus folgt, dass Waldohreulen Spitzmäuse nur dann in der Freiheit fressen, wenn ihnen Nahrung fehlt. (Walter.) 28. Drachyotus palustris Forster. — Sumpfohreule. Aus Windsheim wird berichtet, dass im Laufe des Jahres 2 Präparatoren in Augsburg 35 Sumpfohreulen stopften; aus Münster, dass die Sumpfohreule selten war und nur einzelne, das erste Exemplar am 20. October, zum Ausstopfen gebracht wurden. In Oldenburg wurde am 9. October ein Exemplar erlegt. Auch in Belgard war die Sumpfohreule in diesem Jahr sehr selten, nur am 12. October wurden 2 oder 3 Stück beobachtet. Auf dem Frühjahrszuge wurde die Eule dort nie gesehen. Der Durchzug ist ziemlich unregelmässig, steht aber in engem Zu- sammenhange mit der grösseren oder geringeren Menge von Mäusen. „So war die Sumpfohreule, wie unser Mitarbeiter meldet, im Herbste 1879 ungemein häufig, so dass ich stets und nahezu überall bei meinen Jagden meistens einzelne Exemplare aufjagte, im Moore und an anderen besonders geeigneten Orten aber manchmal 40 bis 50 Stück und darüber zusammen antraf; ebenso war es in der ganzen Umgegend; es gab in jenem Herbste viele Mäuse. — 256 ° VII Jahresbericht (1883) des Ausschusses Im Herbste 1880 wollte ich 1 oder 2 Stück zum Ausstopfen haben, konnte aber trotz eifrigsten Suchens noch nicht eine einzige zu Gesichte bekommen; damals gab es sehr wenig Mäuse. — Im Herbste 1882 gab es eine ziemlich grosse Menge Mäuse und dem- gemäss auch ziemlich viele Sumpfohreulen, jedoch immerhin lange nicht so viele wie 1879, wogegen sie aber diesmal den ganzen Winter hindurch hierblieben. Die erste sah ich am 2. September; ‘am 7. October waren eine ziemliche Menge hier, vom 16.—18. Oc- tober während des heftigen Schneegestöbers beobachtete ich sie mehrfach; am 27. December traf ich bei heftigem Schneegestöber 6 Stück in den Gifkenbergen in einem dichten Eichengebüsch.“ (Ziemer.) 29. Caprimulgus europaeus Linn. — Nachtschwalbe. Der Ziegenmelker ist in keiner Gegend Deutschlands zahl- reich, bei Cassel sogar recht seltener Brutvogel. Am häufigsten wird er beim Durchzuge bemerkt. Ankunft: Aus Windsheim in Baiern wird sein erstes Er- scheinen am 6. Mai, bei Burgpreppach aus Altenkirchen am 26. April, aus Münster am 9. Mai gemeldet. Abzug: In Windsheim am 16. September, in Kl. Reichow in Pommern am 24. September. Dort wurde der Herbstzug vom 21. August bis in den September hinein beobachtet und ist der Vogel dann und bei seiner Ankunft im Mai nicht selten. Zwei frische Eier wurden am 27. Juli bei Kloetzin nahe Kl. Reichow gefunden. 30. Öypselus apus Linn. — Mauersegler. Ankunft: In Windsheim am 27. April Abends 64, Uhr, Tags darauf viele. In anderen Orten Baierns erschienen sie später: in Ebrach am 2., in Burgpreppach am 4., in Arberg am 6. Mai. Allerwärts waren in jenem Gebiet die Segler in grosser Anzahl vorhanden, namentlich am 28. Mai in dem an mittelalterlichen. Bauten überreichen Rothenburg o. T. In Altenkirchen erschienen die ersten ebenfalls am 27., in Giessen am 26., in Cassel am 27., in Münster am 28. April; am 4. Mai waren am letzteren Orte alle eingetroffen. In Braunschweig die ersten am 28. April Nachmittags bei starkem Ostwind nach N.O. ziehend; in Allrode am 29., in Grasberg (Hannover) 27. April; in Oldenburg am 2. Mai einzeln, am 4. häufig; in Hamburg-am 7., in Flensburg am 9. ‘Mai die 6 ersten; in Belgard (Pommern) am 1. Mai, in Norkitten in Ost- preussen am 5. Mai. Abzug: In Windsheim am 6. August. Von da an bis 21. kamen einzelne und ‚kleine Flüge nördlicherer Durchzügler durch. In Altenkirchen am 2. und 3. September, in Giessen am 1. August, in Cassel am 6. August, Tags zuvor in grossen Schwärmen die Luft durchkreisend; in Münster am 6. August das Gros; einzelne wurden noch am 13., 17. und 18. August bemerkt. In Braun- schweig sah Herr Kammerrath Dommes am 9. August noch mehrere und sogar am 7. September auf einer Tour von Interlaken nach für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands, 257 Lauterbrunn noch einen Segler. : In Flensburg zogen sie am 20., in Belgard am 16. August von N.O. nach S.W. ab. Die rauhe Witterung brachte in einigen Gegenden den Seglern Verderben, in anderen blieb sie ohne nachtheilige Wirkung, z. B. in Windsheim. „Auf die grosse Hitze der ersten Julihälfte, welche das Thermometer bis zu 25° R. im Schatten steigen machte, folgte in der zweiten Hälfte eine empfindliche Kühle von nur 10° R, Die oberbaierischen und algäuer Berge waren bis zur Hälfte ihrer Höhe herab mit Schnee wie mitten im Winter bedeckt, in den Thälern und in der Ebene regnete es jeden Tag und war das Wetter so winterlich unfreundlich, dass in vielen Häusern geheizt wurde. Gleichwohl litten während dieser Zeit die robusten Segler nicht; man fand keine Verendeten und bemerkte nach Eintritt besserer Witterung keine Abnahme ihrer Zahl, während die weit empfindlicheren Schwalben unter der Kälte schwer zu leiden hatten. (Jäckel.) In Münster sind viele Cypselus apus bei dem anhaltenden en umgekommen, Alte und Junge sind total abgemagert. Koch In Flensburg wurden mehrfach todte Mauersegler am Strande des Hafens gefunden; vielleicht dass dieselben beim Hinjagen über die Meeresfläche dem Wasser zu nahe gekommen sind, oder ob andere Ursachen zu dieser ungewöhnlichen Erscheinung vorlagen ? (Paulssen.) Volle Gelege wurden in der zweiten Hälfte des Mai in Cassel und in Belgard gefunden. Von Oypselus melba berichtet Herr Professor Dr. Altum, dass er 6 Stück dieser Vögel noch am 20. August um den Rigikopf fliegend beobachtet habe, ziemlich spät in Vergleich zu Cyps. apus. 31. Hirundo rustica Linn. — Rauchschwalbe. Wie die vorige unbedingter Sommervogel. Ankunft: In Schweinfurt am 30. März; Windsheim 4, Gunzenhausen 5., Burgpreppach 7. April, doch verzögerte sich ihr Eintreffen an manchen Orten bis in das letzte Drittel des Monats; in Kuhlsheim, nahe bei Windsheim, fehlten die Rauchschwalben noch am 15. April gänzlich; in Erbach fanden sie sich am 13., in Arberg am 21. April ein. Auch in diesem Jahre kamen im Juli wieder sehr viele Schwalben vor Hunger und Kälte um; bei Altenkirchen wurde schon am 4. März die erste gesehen, vom 23. März an häufiger; bei Cassel wurde am 11. April die erste bemerkt, 8 Tage später mehr; bei Schiesshaus am 27., Walkenried 16., Wieda 26. und 29. April; bei Allrode am 3. Mai. Bei Braunschweig wurde vom Förster Weiss die erste schon am 31. März, nach den Zeitungen 3 Stück am 4. April, und von Herrn Dr. Blasius am 22. April beobachtet. An den vorhergehenden Tagen war es sehr unfreund- lich, kalt mit scharfem O.- und N.O.-Wind. Bei Ambleben vom Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 17 258 . VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses 15. bis 17. April mehrere; bei Grasberg 26. April, in der vorher- gehenden Nacht Nordwind. Flensburg am 30. April 5 Stück, Tags vorher Ost-Wind. Am 3. Mai ebener Schneefall bei N.O. und keine Schwalbe bemerkbar. Bei Plänitz erfolgte die Ankunft dieser Art am 22. April bei N.O.-Wind; bei Eberswalde am i0., Belgard vom 19.—25. stets paarweise; Insterburg 19. April; bei Kurwien am 27. April die erste. Der Abzug bei Windsheim Ende August und dauerte bis Ende October; dort wurde die letzte am 5., in Burgpreppach am 8. und in Augsburg am 27. October gesehen. Herr Walter in Cassel schreibt über den Rückzug: „Der Ab- zug dieser Schwalbe ist sehr verschieden. Diejenigen, die weiter im Norden gebrütet haben, treffen hier ein, füttern auch hier noch ihre Jungen, wenn die hiesigen schon längst abgezogen sind. Aw 7. September sah man hier überall die Rauchschwalben fliegen. Am 8. waren sie alle verschwunden, bis auf vielleicht nur 5 Stück, die ich weiter unten schildere. Es trat nämlich am 7. kalte, nasse Witterung ein, und wurde augenscheinlich der Abzug durch diese bewirkt. Drei junge, eben ausgeflogene Rauchschwalben sassen am 7. September dicht vor meinem Fenster auf einer vom Fenster über den Hof’ gezogenen Leine und wurden Tags über von den Alten fleissig gefüttert. Am Abend, als es schon dunkelte, fing es an zu regnen nnd unglücklicherweise sassen die jungen Schwalben so, dass sie nicht nur der Regen traf, sondern dass auch das vom Dach herabtröpfelnde Wasser sie bespritzte. Sie rückten indess so eng zusammen, dass die gegenseitige Erwärmung sie vor dem Tode bewahrte. Am Morgen waren sie zwar sehr hülflos, doch hielten sie sich und gegen Mittag verliessen sie ihren Platz, nach- dem die Alten sie mit Nahrung gestärkt hatten. In der ganzen Stadt sah man aber von den vielen Tags vorher bemerkten Schwalben nicht eine, auch ausserhalb der Stadt konnte ich trotz eifrigen Forschens keine auftreiben, und so blieb es mehrere Tage; Der Wind kam an diesem Tage aus Norden und die höchste Tem- peratur am Tage betrug 11!/,;, Grad. Ohne Frage waren nun die hier heimischen Schwalben abgezogen. Nach 3 Tagen erschienen zum ersten Male wieder zerstreute Schaaren, verschwanden aber noch im Laufe des Tages, und so ging es mehrere Wochen fort. Am 15. October Morgens erschienen grosse Schwärme, von denen ein Flug von mindestens 100 Stück meinen Garten occupirte. Es befanden sich nämlich in diesem Fluge so viele junge und sichtlich ermüdete Schwalben, dass eine Rast nothwendig sein muste. Die grossen Birnbäume wurden in Beschlag genommen und die trockenen und frischen oberen Zweige von den jungen Schwalben besetzt. Die Alten brachten Nahrung und setzten sich dann auch öfter in die Zweige. Am Nachmittage waren alle verschwunden. Endlich am 31. October kamen die drei letzten mir zu Gesicht. Ich erinnere mich nicht, jemals so spät Schwalben gesehen zu haben. Das Resultat meiner Beobachtungen in dem vergangenen Jahre für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 259 war also: Die hiesigen Schwalben zogen 7 Wochen früher fort, als die aus höherem Norden kommenden hier durchpassirten.‘“ Bei Münster wurde die letzte am 5. October, bei Schiesshaus am 19. alte, am 23. September junge Schwalben zuletzt gesehen. Bei Oldenburg und Wilhelmshafen waren am 23. resp. 26. Sep- tember noch viele. Bei Belgard erfolgte der Rückzug vom 29. Sep- tember bis 13. October und bei Kurwien vom Ende August bis Ende September. 32. Hirundo urbica Linn. — Stadtschwalbe. Zugvogel auf allen Stationen. Ankunft: Bei, Windsheim die erste am 26. April, am 8. Mai waren alle da, jedoch erschienen sie hier, sowie in Schweinfurt und Aschaffenburg, in auffallend geringer Zahl; Altenkirchen 17. April; bei Cassel am 20. April der erste kleine Flug bemerkt, der bei O.N.O.-Wind in nordöstlicher Richtung zog; bei Münster am 22. April; bei Wieda am 27. April die erste auf dem Durchzuge, am 4, Mai die ersten Brutvögel; bei Allrode am 26. April; bei Amb- leben Mitte Mai; Oldenburg 3. Mai; Grassberg 26. April, in der Nacht vorher Nordwind; Flensburg 15. Mai; bei Belgard am 1., Kurwien 2., und Norkitten am 5. Mai. Die ersten flüggen Jungen wurden bemerkt in Oldenburg am 1. Juli und bei Windsheim noch am 25. und bei Flensburg am 21. September Junge im Nest. Abzug: Die letzten wurden bemerkt bei Windsheim am 5. October; bei Cassel Ende September; Münster 4. October; Wieda 24. September; bei Ambleben am 28. September noch in grosser Zahl; bei Wilhelmshafen am 26. September. Herr Stud. Ziemer constatirte bei Belgard den Abzug der Hausschwalben in der Nacht vom 24. auf den 25. September, am 24. N.N.O., trübe, kühl; 25. S.W.-Wind. 33. Hirundo riparia Linn. — Uferschwalbe. Hierüber berichtet Herr Stud. Ziemer aus Belgard: „Kommt und zieht gleichzeitig mit urbica ; sie brütet bei Belgard ziemlich zahlreich in den Ufern der Persante; bei Klein-Reichow dagegen gräbt sie sich ihre Nisthöhlen mehr oder minder entfernt vom Wasser in die steilen Wände der Mergelgruben und ähnlichen Stellen. Die Zahl der hier nistenden ändert sehr; in einzelnen Jahren in grosser Menge vorhanden, findet man sie in anderen in kaum einem halben Dutzend Paaren.“ Bei Cassel nicht häufiger Brutvogel. Bei Münster Ankunft am 28. April. 34. Cuculus canorus Linn. — Kukuk. Ankunft: In Windsheim am 15., Burgpreppach 16., in Ebrach und Burgbernheim am 7., bei Arberg am 20. April und bei Hindelang im Algäu am Gailenberg am 1. Mai. In Alten- kirchen am 15. April einzeln, am 18. überall; in Giessen am 18., in Cassel am 20., in Münster 25. April, in Wieda am Harz 1. Mai, Allrode a./H. 2. Mai, Walkenried a./H. 20. April, Riddagshausen 17* 260 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses bei Braunschweig 28. April, Braunschweig 2. Mai, Oldenburg 30. April bei N.O.-Wind, bei Grasberg in “Hannover 6. Mai bei Ostwind und warmem Wetter, in Plänitz bei Neustadt a. Dosse 27. April, in Eberswalde 9. Mai, in Flensburg 2. Mai, Belgard 5. Mai, Kurwien in Ostpreussen 27. April und in Norkitten in Ostpreussen am 1. Mai. Abzug: Bei Burgpreppach in Baiern wurde. am 13. September ein junger auf dem Zuge befindlicher Vogel erlegt, am 12. ein alter bei Münster, am 16. und 24. September je einer in Flensburg. In Belgard wurde der letzte am 17. September gesehen und am l: August ein Kukuk, noch eifrig rufend, beobachtet. Brut: Bei Windsheim wurde in den Hassbergen am 23. Juni ein junger Kukuk von der Grösse einer Feldlerche, bei Burg- preppach am 9. Juli ein fast nackter Nestling gefunden. In Alten- kirchen lag ein Kukuksei im Nest von Turdus merula neben 4 Eiern dieses Vogels, von denen eins ein Spurei. „Es ist das zweite Mal, dass ich ein Kukuksei bei Turdus merula fand, ebenso kam mir bisher ein Kukuksei zweimal bei Turdus musicus vor,“ (Sachse.) In Cassel lest der Kukuk in der Regel nur in Rubecula-Nester, doch wurde dies Jahr auch ein Ei neben 2 Eiern der Goldammer gefunden. „Auf meiner Reise in die Provinz Brandenburg, die ich alljährlich zur Beobachtung des Kukuks unternehme, fand ich im Juni und Juli 14 Kukukseier. Bemerkenswerth war, dass Herr Lehrer Martins und ich in kaum einer Stunde 3 Kukukseier fanden und zwar alle 3 in Zanius collurio-Nestern in der Nähe von Neu- stadt a. Dosse. In früheren Jahren wurden hier keine Kukuks- eier in Nestern des Würgers entdeckt. Meinen früheren Beobach- tungen entgegen habe ich dieses Jahr zum ersten Mal bemerkt, dass der Kukuk nicht wie sonst immer Nesteier kurz vor dem Legen seines Eies entfernte, sondern, dass er schon 2 Tage vor- her aus einem mit 5 frischen Zaunkönigseiern belegten Nest 3 Eier beseitigte und also erst 48 Stunden später sein Ei hinzufügte.“ (Walter.) In Oldenburg wurde am 26. Juni ein blaues Kukuksei in einem Gelege des Gartenrothschwanzes gefunden und am 4. Juli ein lügger Kukuk bemerkt, der von seinen Pflegeeltern, den weissen Bachstelzen, gefüttert wurde. (Huntemann,) Aus Plänitz bei Neustadt a. Dosse wird Folgendes berichtet: „Am 28. Mai excursirten Herr Ad. Walter und ich im Plänitzer Laubwalde. In einem Theile desselben, einem vor 3 Jahren abge- holzten Erlenbruche, der nun bis zu etwa 2 Meter hohen Gebüschen hervorgewachsen war, fand ich in Zeit von einer guten halben Stunde in je 2 Zanius collurio-Nestern 4 Eier und 1 Oueulus-Bi. Nach kurzer Zeit hatte auch Herr Walter ein solches Gelege mit gleicher Eierzahl gefunden. Am 2. Juni entdeckte ich in oben er- wähntem Bruche in einem ZDanius collurio-Nest wiederum ein Ouculus-Ei neben einem Lanius collurio-EBi. Am 25. Juni wurde in einem Kleefelde unseres Dorfes beim Ernten ein Emberiza für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 261 miliaria-Nest mit 2 Eiern des Vogels und einem Kukuksei gefunden. Die beiden Emberrza miliaria-Eier waren stark bebrütet, das Ou- culus-Ei aber frisch. Unfern dieses Orts, etwa 50 Meter davon entfernt, entdeckte man 8 Tage zuvor einen fast flüggen Kukuk; die Pflegeeltern, Motacilla fava, Kuhstelzen, fütterten sehr eifrig das Nestkind.“ (Martins.) In Belgard, wo der Kukuk namentlich im Stadtwalde häufig vorkommt, wurde sein Ei gefunden am 8. Juni neben 2 Stück Sylvia nisoria, TS. ia us „ hortensis, essall as 1%,, „ atricapila, BRAD: ©, alt ;, „ atricapilla, e ah » 15» Phyllopneuste rufa Dies letztere Nest war verlassen und die Eier verdorben. (Ziemer.) Mageninhalt: Herr Apotheker Link fand im Magen eines im Frühjahr geschossenen Kukuks ausser Bockkäferresten eine ziemliche Menge von Borkenkäfern (Bostrychus typographus), die wahrscheinlich damals an den von ihnen befallenen Fichtenstämmen schwärmten, beziehungsweise aus ihren Fluglöchern hervorgekommen waren.‘ (Jäckel-Windsheim.) Mageninhalt eines am 27. April bei Münster erlegten Vogels war: mehrere Carabus nitens, Geotrypes typhaeus 8 2, Lina tremul. etc., eines am 12. September erlegten: 2 Locusta viridissima, 3 Raupen von Zasiocampa rubi und eine grosse Anzahl Raupen einer Noctua. (Koch.) 35. Alcedo ispida Linn. — Eisvogel. Der Eisvogel ist Stand- und Strichvogel, wurde in einigen Beobachtungsstationen jedoch nur als Strichvogel angetroffen. So wurden in Wieda am Harz nur 2 Vögel Mitte September beobachtet, - von denen einer erlegt wurde. Auch in und nahe der Stadt Olden- burg ist er nur im Herbst häufig, in Flensburg ebenfalls nur Strichvogel. Dort wurde Mitte September ein Eisvogel in der Vorstadt lebend ergriffen und am 23. September einer am Hafen gesehen. Ebenso bemerkte man ihn in Klein-Reichow (Pommern) nur im Herbst und Winter, von Mitte September bis Mitte März. In Cassel und an der oberen Hunte im Oldenburgischen kommt er als Brutvogel häufig, bei Belgardund Lanskerofen in Ostpreussen als solcher nur spärlich vor, obgleich an letzterem Ort sich fisch- reiche Seen befinden. Ueber die Brut wird berichtet: „Das erste Gelege mit 7 frischen Eiern fand ich am 28. April; derselbe Vogel hatte, nach- dem ihm das erste Gelege genommen, am 15. Mai in einem 2 Fuss von der alten Nisthöhle angelegten Bau wieder 7 Eier, die schon einige Tage bebrütet gewesen waren, als sie genommen wurden, Sie zeigten keine Bebrütung, denn sie waren sämmtlich verdorben (Eiweiss und Dotter waren gemischt). Der Grund lag jedenfalls darin, dass es mehrere Tage hindurch stark geregnet hatte und das Wasser durch die dünne Oberfläche des Bodens hindurch ins 262 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Nest gedrungen war. Der Vogel sass zwar auf dem Nest, als ich die Eier nahm, doch war das Nest ganz nass. In einem anderen Nest waren schon am 7. Mai kleine Junge.“ (Walter.) In Münster wurden am 27. Mai 2 Nester ausgegraben, beide etwa 90cm tief. No. I enthielt 7 fast vollständig flügge Junge, No. II 6 etwas über halbwüchsige Junge. „Das Paar ad I hatte ‚etwa 10 Fuss von dem alten Nest entfernt noch einmal gebrütet, doch kam ich erst im Herbst dazu, als die Jungen bereits ausge- flogen. (Koch.) In Belgard wurden auf der Rabeninsel am 10. Mai 2 voll- ständig fertige, aber noch leere Nisthöhlen gefunden. (Ziemer.) Der Vogel wird wegen der Schönheit seiner Farbe häufig ge- schossen und dann ausgestopft. Präparator Honstetter in Augs- burg stopfte, wie aus Windsheim berichtet wird, im Laufe des Jahres 49 Eisvögel. Noch mehr wird der Eisvogel aber wegen seiner Fischnahrung verfolgt, es werden sogar Prämien für seine Einlieferung von Fischerei-Vereinen gezahlt. „So war es vor kurzem noch hier in Cassel. Im Jahre 1832 setzte nämlich der Casseler Verein für Fischzucht 50 Pfennige Prämie für jeden eingelieferten Vogel fest und die Folge war, dass allein im Jahre 1832 107 Eis- vögel dem Verein überbracht wurden. Vielfache Proteste gegen . diese neue Massregel, welche mit der Zeit die gänzliche Ausrottung der prachtvollen Vögel hier herbeigeführt hätte, haben bewirkt, dass vorläufig vom Prämienzahlen Abstand genommen ist und wir uns noch ferner des Anblicks der schönen Vögel, der Zierde der Gewässer unserer Parkanlagen, erfreuen können. Der Schaden, der durch den Vogel hier verursacht wird, ist ganz unbedeutend und nur da, wo künstliche Fischzucht betrieben wird, kann der Fischbestand durch ihn erheblicher geschädigt werden.“ (Walter.) Dagegen berichtet der Beobachter aus Kaierde, Kreis Holz- minden: „Gegen die von Brehm gemachte Wahrnehmung, der Eis- vogel sei der Fischzucht nur in geringem Masse deshalb nach- theilig, weil er nur kleine Fische und in unerheblichen Quantitäten zu sieh nähme, spricht der Umstand, dass in dem Magen verschie- dener zur Untersuchung gezogener Vögel ausschliesslich Theile von Fischen herrührend (also ohne Beimischung von Kerbthieren) vorgefunden wurden. Ungeachtet seines engen Schlundes vermag er dennoch Fische bis zu einer Länge von 8cm zu verschlucken, was an einem mit einem Fische im Halse und Schlunde befindlichen vor einigen Tagen hier erlegten Vogel genügend erkannt ist. Mit- hin dürfte der Nachtheil, den dieser zugleich in Rücksicht auf seine ausserordentlich rasche Verdauungsfähigkeit den Fischen zu- fügen kann, ein grösserer sein, als dies aus der mehrfach. ange- führten Brehm’schen Schrift hervorgeht.“ (Rackebrandt.) 36. Coracias garrula Linn. — Blaurake. Dieser Vogel, der in einigen Wäldern der Provinz Brandenburg, z. B. im Templiner Kreise, nicht seltener Brutvogel ist, wurde nur auf wenigen Beobachtungsstationen und dort auch nur vereinzelt für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 263 angetroffen. In Baiern wurde bei der Burgstallmühle von Wieseth- bruck bei Arberg eine Mandelkrähe geschossen, in Cassel ist sie sar nicht bemerkt worden und kommt dort als Brutvogel bestimmt nicht vor. Aus Seesen im Herzogthum Braunschweig wird berichtet: „Coracias garrula kommt sonst in hiesiger Gegend als Brut- oder Durchzugsvogel nicht vor, es wurde aber am 5. September ein Exemplar geschossen, welches sich am Saume des Waldes einige Zeit aufgehalten hatte.“ (Beling.) „Bei Boissin, 7 klm ostwärts von Belgard, wurden Anfangs Mai 2 Stück beobachtet und im Herbst 1882 fand man dort die Federn eines von einem Raubvogel geschlagenen Exemplars, wurde aber sonst nie bemerkt.‘“ (Ziemer.) In der zweiten Hälfte des Juli verlassen in der Provinz Branden- burg die fliggen Jungen ihr gewöhnlich in hohlen Eichen stehendes Nest und werden dann von den Alten auf die am Waldrande ge- lesenen Felder geführt, wo man sie häufig auf den Getreide-Mandeln (aufgerichtete und aneinander gereihte Getreide-Garben, immer 15 an Zahl) sitzen sieht, um dort ihr Futter von den alten Vögeln in Empfang zu nehmen. Daher der Name Mandelkrähe! (Walter.) 37. Oriolus galbula Linn. — Goldamsel. Sommervogel auf allen Stationen. Ankunft: bei Arberg am 2. Mai, in den Hassbergen am 15. und im Steigerwald am 17. Mai; bei Altenkirchen am 6. Mai; bei Münster am 5. Mai; bei Walkenried am 4. Mai; bei Grasberg am 23. Mai; bei Insterburg am 9. Mai; bei Norkitten am 13. Mai. Der Rückzug erfolgte bei Burgpreppach gegen den 12. August; bei Walkenried am 29. August; Ambleben am 10. August und bei Belgard am 21. August. Am 3. Juni wurden 3 Nester bei Alten- kirchen gefunden. 38. Sturnus vulgaris Linn. — Staar. Für Cassel als Strich-, Stand- und Brutvogel bezeichnet; als Letzterer häufig. Ankunft: Im Baier. Voigtlande am 12. Februar; in Oberfranken am 16. Januar, wahrscheinlich überwinterte; in Erbach am 17. Januar, bei Nürnberg am 1. Februar, in Windsheim am 5. Februar und in Hindelang (Aleäu) am 6. Februar. Wurde bei Cassel während der beiden letzten Winter in jeder Woche in Zügen und einzeln bemerkt. Bei Münster, Anfang Januar, Walkenried 19. Januar, Allrode 27. Februar, bei Braunschweig am 12. Februar, bei Ambleben am 31. Januar; bei Oldenburg Ende Januar; bei Flensburg 12. Februar; bei Eberswalde 15. Februar; bei Belgard 12. Februar; bei Insterburg 11. März; bei Norkitten am 28. Februar und bei Kurwien am 2. März. Während der Kälte im März gingen viele Staare bei Winds- heim durch Hunger zu Grunde, die vorhandenen blieben aber sämmtlich da, ebenso bei Braunschweig, und sassen dort des Morgens bei 15° R. zu 6—7 dicht aneinander, wie steif gefroren, auf den Zweigen und bewegten sich erst, nachdem die Sonne 264 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses 2 Stunden lang auf sie geschienen hatte. Bei Ambleben wurde bei der Kälte ein Staar gefangen, der mit dem Schwanze in der Hecke festgefroren war; auch wurde beobachtet, dass 3 Stück in einen Kasten krochen. Der Abzug erfolgte: am 25. October bei Oldenburg — die letzten —; vom 17.—24. October bei Belgard. Flügge Junge wurden am 27. Mai bei Oldenburg gesehen. 39. Lycos monedula Linn. — Dohle. Die Dohle ist Standvogel in Windsheim und Cassel, ebenso in Belgard (Pommern). Im Herbst und Winter dehnt sie ihre Aus- flüge jedoch weiter aus und erscheint an vielen Orten in Verein mit Krähen und Staaren als Strichvogel. Als solche wurden starke Flüge in Burgpreppach in Baiern am 10. März und 2. November gesehen. Zum Nestbau schritten die Dohlen in Windsheim am 31 März, in Braunschweig am 5. April, in Oldenburg am 9. April, in Flens- burg am 7. April. Fast auf allen Stationen wurden die Nester sowohl in alten Gebäuden, Kirchthürmen, Schornsteinen wie in hohlen Bäumen, besonders Eichen und Linden, gefunden. Sie ent- hielten Eier: in Windsheim am 18. April, in Belgard am 24. April. Flügge Junge wurden in Oldenburg am 29. Mai gesehen. In Braunschweig hat ihre Anzahl sehr abgenommen gegen früher. Ueber ihre Schädlichkeit wird aus Windsheim berichtet: „Die Dohle zieht im Mai aus den Staarenhäusern im Flugloch sitzende junge Staare heraus, raubt junge Stieglitze aus den Nestern und plündert Ende September meine Zwetschenbäume.“ (Jäckel.) 40. Corvus coraz Linn. — Kolkrabe. Fast überall als Standvogel bezeichnet, so in den Algäuer Alpen und bei Windsheim (Baiern), in Cassel und Lanskerofen (Ostpreussen). In einigen Gegenden ist er nur durchstreichend oder einige Zeit verweilend angetroffen wurden. In Walkenried im Harz wurde er am 10. April durchstreichend und in Altenbrak im Harz einige Monate, September und October, verweilend beobachtet, ebenso in Belgard (Pommern) im September und October. Ueber das Brutgeschäft wird berichtet: In Flensburg wurden am 19. März 5, 8—10 Tage bebrütete Eier, am 21. 22. März und 1. und 2. April frische Eier gefunden. Am 14. April hörte man in einem Nest die Jungen schreien. — Bei Oldenburg wurden am 13. Mai flügge Junge gesehen. Von den am 19. März bei Flensburg gefundenen angebrüteten Eiern wurden 4 genommen und das 5. im Nest gelassen. Der Rabe brütete auf dem einen Ei weiter. (Paulssen.) 41. Corvus corone Linn. — Rabenkrähe. Es möge hier noch einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Rabenkrähe nur im westlichen und südlichen Deutschland (Matschie) Brut- resp. Standvogel ist, während in Nordostdeutschland für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 265 ihre Stelle die Nebelkrähe einnimnt. Beide kommen gemeinsam als Brutvögel nur da war, wo die Gebiete der Raben- und der Nebelkrähe aneinander stossen, z. B. an der unteren Elbe bei Wittenberge, bei Havelberg in der Mark Brandenburg ete. Es kann daher nicht auffallen, wenn in den Berichten der Beobachtungs- stationen Nordostdeutschlands grösstentheils nur von der Ankunft- und Abzugszeit der Rabenkrähe gesprochen, in Mittel- und Süddeutschland dagegen nur von dem Durchzuge der Nebel- krähe mitgetheilt wird. Beide sind in ihrem Gebiete mehr Stand- als Strichvogel. Am 27. März rüsten sich bei Vienenburg (Braunschweig) grosse Schwärme von Corvus corone und C. cornix zum Abzuge. In Kurwien, Regierungsbezirk Gumbinnen, wurde Corvus corone im November zum ersten Male bemerkt, in früheren Jahren nie gesehen. Ueber die Brutzeit wird aus Braunschweig berichtet: Am 24, April baut Corvus corone neben unserm Garten in einer Pappel; am 5. Mai Nester mit 4 und 5 stark bebrüteten Eiern. (Blasius). In Oldenburg am 22. April Gelege von 5 stark bebrüteten Eiern, am 27. Mai flügge Junge. (Huntemann). In Flensburg am 15. April 2 Nester mit Eiern, am 2. Mai ein Nest mit. 2 Eiern, bebrütet. und am 14. Mai noch 2 Nester mit Eiern. (Paulssen.) Bei Mühldorf (Annabrunn) in Ober-Baiern wurde ein weissge- fleekter und bei Landsberg (Holzhausen) ein vollständiger Albino mit rothen Augen geschossen. (Jäckel.) In Ambleben waren die Rabenkrähen fortwährend beschäftigt, die reifenden Wallnüsse abzuhacken. (Hintze.) 42. Corvus corniz Linn. — Nebelkrähe. In Cassel wurden nur im Winter einige bemerkt; in Walken- ried am Harz zogen sie im April, in Braunschweig Ende März, 2 Tage vor Aufhören der Kälte ab. In Ambleben, Herzogthum Braunschweig, wurden am 16. October die ersten gesehen, In Oldenburg kamen einzelne am 4. October, grössere Schaaren am 5. October an und verliessen am 30. März die Gegend, doch wurden noch 7 Stück am 12. April bei Nordwind von Süden nach Norden ziehend bemerkt. In Hamburg Abzug am 22. März. Aus Belgard im Pommern liegen folgende bemerkenswerthe Beobachtungen über Ankunft und Abzug der Nebelkrähen ‘vor: Die hier überall häufigen und besonders in einigen kleinen Kiefern-Feldgehölzen in bedeutender Anzahl brütenden Nebelkrähen sind Standvögel, während die weiter nördlich oder vielmehr nord- östlich vorhandenen hier regelmässige Passanten sind. Dies geht aus folgenden Beobachtungen hervor, die ich mehrfach gemacht habe: Sobald im Herbste nordöstliche und nördliche Winde an- haltender und rauher zu wehen beginnen, was meistens um die Mitte des October eintritt, kommen hier Krähen in bedeutender Anzahl von N.O. nach S.W. durchgezogen und zwar von Vor- 266 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses mittags von 10 Uhr etwa bis gegen Abend fast ununterbrochen. Dabei fliegen sie einzeln, in. mehr oder minder grossen Abständen von einander, alle in gleicher Höhe (etwa 250 m), genau in der- selben Richtung und in gleichmässigem Fluge. Dieser Zug dauert gewöhnlich einige Tage. Während dieser Zeit treiben sich die biesigen Nebelkrähen ganz ruhig in derselben Weise umher wie sehon den ganzen September hindurch. Diese Beobachtung habe ich jeden Herbst gemacht. Viel weniger auffallend ist der Rück- zug im Frühjahr. Dass aber die den Winter hindurch hier verweilenden in der That die hiesigen Brutvögel und ihre Jungen sind, zeigt ihr ganzes Benehmen, namentlich ihr Verhalten mir gegenüber. Wenn nämlich im Spätsommer die hiesigen Krähen in grossen Flügen auf die Birn- und Aepfelbäume fallen und ziemlich be- deutenden Schaden an diesem Obst verursachen, pflege ich so lange unter sie zu schiessen, bis sie die verbotenen Früchte meiden. Hierbei nun lernen mich alle genau kennen und fürchten. Wenn ich nun nach zweimonatlicher Abwesenheit nach Hause komme, so genügt mein Erscheinen, um alle Krähen in schnellste Flucht zu jagen; sie kennen mich eben noch. Ich führe dies deshalb hier an, weil meine Beobachtung des Herbstzuges zugleich mit den Universitätsferien zu Ende ist und man deshalb meinen könnte, die hiesigen Krähen zögen erst später, etwa im November, weiter südlich. (Ziemer.) Bruten: In Flensburg am 2. und 12. Mai ein Nest mit Eiern; in Belgard schon am 13. April 2 Nester, auf denen die Weibchen brüteten, ebenda am 16 April ein Nest mit 4 Eiern und am 19. April eins mit 6 Eiern. In Norkitten (Ostpreussen) trug Corvus cornie am 11. April die ersten Reiser zu Horst in der Spitze eines Ahorns. In Flensburg fiel es auf, dass sowohl von Corvus cornix als Corvus corone mehrfach Nester gefunden wurden, die nur 2 Eier enthielten, die bebrütet waren. In Belgard enthielt am 15. April ein Nest 7 frische Eier. 43. Corvus frugilegus Linn. — Saatkrähe. Ueber den Zug dieses Strichvogels wird berichtet: Vom 17. bis 31. März zogen grosse Schaaren meist in den frühen Morgen- stunden und Mittags in nördlicher Richtung über Windsheim (Baiern). Bei Belgard in Pommern erschienen am 12. October ca. 50 Stück bei N.N W. von N.O. nach S.W. ziehend, am 13. Oetober 10 Stück bei schwachem O.N.O. in gleicher Richtung, am 18. October bei heftigem S.W. 50 Stück niedrig über der Erde, am 21. bei S.W. und regnerischem Wetter 12 Stück ebenso und nach S.W. ziehend.. Am 22. October ein Flug zusammen mit Dohlen und Nebelkrähen Futter suchend bei S.W. und warmem, klarem Wetter. In Oldenburg waren sie am 30. März in voller Anzahl wieder da. für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 267 ° Ueber die Brut wurde Folgendes beobachtet: Aus einer seit etwa 15 Jahren zwischen Olching und Mairach in Oberbaiern an- gesiedelten Colonie erhielt Herr Lehrer Wiedemann am 7. Mai etwas bebrütete Eier. (Jäckel.) In Braunschweig bauen sie an der Stadt in Hollandt’s Parke Anfang April; am 18. April eine Colonie bauend bei Suderode beobachtet. (Blasius.) In Klein- Reichow in Pommern haben die Saatkrähen am 30. April nahe- zu flügge Junge, einige wenige noch Eier. (Ziemer.) In vielen Gegenden hält man die Saatkrähen für mehr schädlich als nützlich und sucht sie durch Schiessen und Zerstören ihrer Nester auszurotten; so in Standemin (Pommern). Dort bemerkte man früher die Saatkrähe nur im Frühjahr und Herbst; seit 1879 haben sie sich aber hier in einem zum Parke gehörenden Kiefern- bestande angesiedelt. 1880 war die Zahl der brütenden noch ge- ring, 1881 machten sie sich schon ziemlich bemerklich; Pfingsten 1882 sah man mehrmals einen Zug, der aus mehr als 200 Stück bestand. In Folge beharrlichen Schiessens der Saatkrähen und Zerstören ihrer Nester ist die Colonie bei Standemin jetzt ziemlich oder ganz verlassen. Hier im Herbst geschossene hatten stets nur Ge- treidekörner im Magen. (Ziemer.) Ueber das Festhalten der Brutplätze trotz ihrer Verfolgung wird von Neuem aus Baiern gemeldet: Wie zähe die „Ruchen“ oder „Rügen“ an Gegenden festhalten, in denen sie sich häuslich niedergelassen haben, erhellt aus Klosterheilsbronnschen Acten Amts Waizendorf vom Jahre 1525. Dort hatten Klosterunterthanen im Bauernkrieg dem edlen Matern von Kaldermannstetten, genannt Stettner, zu Wiesethbruck aus seinem dortigen Wäldchen ein Essen junger Ruchen geholt, wofür sie nach dem Kriege dem Markgrafen Casimir von Ansbach angezeigt und zu einer Geldstrafe verurtheilt wurden. In den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts brüteten die „Rügen“ massenhaft im Mönchwalde bei Lindenbühl wo grosse Jagden auf die jungen Vögel abgehalten wurden, später in einem Wäldchen bei Grossenried, gegenwärtig im Espach- Hölzchen bei Sommersdorf — Weidenbach und in den Feldhölzern am Bahnhof Triesdorf. Alle genannten Oertlichkeiten liegen auf einem Flächenraum von 2 bis 4 Stunden. (Jäckel.) 44. Pica caudata Boie. — Elster, Schackelelster, Häster. Die Elster ist in Cassel und in der Provinz Hessen überhaupt ein sehr häufiger Brut- und Standvogel, dagegen im Herzogthum Braunschweig selten, sogar in manchen Gegenden ‚gar nicht an- zutrefien, so in Ambleben, wo sie vom Beobachter noch gar nicht bemerkt wurde. In Wieda ist sie ein seltener Gast und wurde nur einmal im Jahre am 27. April gesehen. In Pommern ist sie häufig und besonders in den Bauerndörfern in der Gegend von Belgard häufiger Brutvogel. Sie nimmt aber in jener Gegend an Anzahl ab gegen früher und in Klein-Reichow ist sie kaum noch anzutreffen. In der Provinz Brandenburg fehlt sie nirgends, auch 268 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses aus Kurwien in Ostpreussen wird gemeldet, dass dort mehrere Paare brüten. Ueber das Fortpflanzungsgeschäft wird berichtet: Aus Olden- burg: den 10. April beim Nestbau, 28 Mai flügge Junge; aus Flensburg: 14. Mai ein Nest mit 6 bebrüteten Eiern, darunter ein hellblaues; aus Belgard (Pommern): Volle Gelege findet man in der ersten Hälfte des Mai. „Am 10. Juni fand einer meiner Ereunde ein Gelege von 7 Stück frischer, auffallend kleiner Eier; dieselben massen im Durch- schnitt 31:23 mm, waren also nicht bedeutend grösser als die von Lanius excubitor.“ (Ziemer.) 45. Garrulus glandarius Linn. — Eichelhäher, in Oldenburg: „Hager“, in Cassel: „Häger“, in Belgard: „Hultschrieger“, in der Mark: „Holzschreier“, Er ist mehr Strich- als Standvogel. Gemein in Cassel, nimmt in Oldenburg wegen der heranwachsenden Nadelwälder stetig zu. Auch in Klein-Reichow (Pommern) häufig. Ueber den Zug liegen folgende Beobachtungen vor: Aus Baiern: Am 27. April zogen auf der Frankenhöhe in dem Wäldchen meiner isolirten Bergkuppe auf einmal gegen 40 bis 50 Eichelhäher heran, liessen sich auf Bäumen nieder und setzten alsbald ihren Flug in der angenommenen Richtung gegen Östen fort. Dem Hauptzuge folgten noch eine Menge mehr zerstreuter Nachzügler. Nach wenigen Stunden kamen wieder etwa 50 Häher aus dem ge- genüberliegenden Waldsaum hervor, sammelten sich auf einem in ihrer Zuglinie zwischenliegenden Wildobstbaum und setzten dann ihren Flug in derselben Richtung fort. Was mag zu einer Zeit, wo diese Vögel gewöhnlich schon mit Nesterbau fertig oder noch damit beschäftigt sind, dieser Erscheinung zu Grunde gelegen haben ? Auswanderung oder Aufsuchung einer bevorzugten, anderswo fehlenden Nahrung? Schwerlich. Wahrscheinlich hatte der strenge, lang anhaltende Nachwinter diese Vögel nach Süden getrieben, von wo sie nun sehr verspätet zurückkekrten. (Jäckel.) Anmerkung: Sicherlich ist die letztere Annahme des scharfen Beobachters in Windsheim die richtige. Wir sehen ja dasselbe auch bei anderen Vogelarten, z. B. bei den Buchfinken, Hring. coelebs, von denen auch stets im Winter einige hierbleiben und nicht nur Männchen, sondern auch Weibchen. Bis zur Mitte des April und noch drüber hinaus kommen täglich Schwärme von Finkenweibchen von S.W. her gezogen und lassen sich an Wald- rändern und auf Aeckern nieder, um nach kurzer Rast weiter zu reisen. Zu dieser Zeit haben aber die hier brütenden schon ihren Nestbau vollendet. Die Nachzügler sind immer solche Vögel, deren Heim mehr nach Nordosten gelegen ist. Uebrigens ist im Jahr 1832/83 ein ganz aussergewöhnlich starker, von nördlicheren Ländern aus- gehender Häherzug durch Deutschland auch anderorts beobachtet worden. Siehe Monatsschrift des deutschen Vereins zum Schutz der Vogelwelt, Jahrgang 1882, Seite 284. (Walter.) für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 269 In Flensburg wurde am 1. April ein zahlreicher Zug im Walde gesehen; in Belgard begann der Zug am 3. September,‘ dann am 27. September bei S.W.-Wind und regnerischem Wetter ein Flug von ca. 25. Stück von O.N.O. nach W.S.W. ziehend, und bis zum 22. October fast täglich mehrere. Einzelne blieben während des Winters dort. | Ueber die Brut wird berichtet: In Cassel erstes Ge- lege von 5 Eiern am 5. Mai, ein Gelege von 5 Eiern, die ein wenig angebrütet waren, am 14. Mai. In anderer Gegend, z. B. bei Berlin, ist die Eierzahl stets grösser; ich fand dort 7, 8 und einmal 9 Eier im Nest (Walter). Im Herzogthum Braunschweig wurde in Camp- stiege am 3. Mai ein Ei im Nest gefunden; in Altenkirchen am 14. Mai stark bebrütete Eier. 46. Nucifraga caryocatactes Linn. — Tannenhäher. Der Tannenhäher kam in diesem Jahre nur auf einigen Beob- achtungsstationen vor. Auch in Cassel zeigte er sich durchziehend nicht, wurde aber in früheren Jahren schon hier geschossen. Da- gegen erschienen viele im Baierschen Flachland im Herbst, einzelne in Mittelfranken bei Erlangen, Büchenbach. Als Brutvogel findet er sich in einzelnen Paaren in Lansker- ofen in Ostpreussen. | AT. Gecinus viridis Linn. — Grünspecht. Dieser Vogel ist bei Cassel ein recht häufiger Stand- und Strichvogel, in anderen Gegenden seltener. In Flensburg wurden 3 Paare im Gebiet bemerkt; in Kl. Reichow in Pommern wurde er nur einmal im October beobachtet. In Lanskerofen (Ostpreussen) wurde er überhaupt nur einmal beobachtet. Gelege findet man Anfang Mai bei Cassel, der Picus canus brütet dort etwas später. „Leider,“ so schreibt unser Berichterstatter aus Flensburg, „wird dieser so in die Augen fallende Vogel von manchem Jäger, in dessen Bereich er kommt, niedergeschossen und steht später aus- sestopft in staubiger Ecke, ohne weiter beobachtet zu werden. Genau das gleiche Schicksal theilen viele andere unserer schönsten Vögel mit dem Grünspecht.“ (Paulssen.) 48. Gecinus canus Gm. — Grauspecht. Er ist noch seltener als Preus wiridis, nur nicht in Cassel, wo er wie ersterer recht häufiger Brutvogel ist. Sein Gelege findet man meist in der Mitte des Mai vollständig, während der Grün- specht dann schon brütet. (Walter.) Am 21. Mai wurde auf der Nachtigalleninsel bei Belgard das Nest in einer Eiche, etwa 10 Meter über der Erde, gefunden. Die Vögel paarten sich, demnach hatte das Weibchen noch nicht gelegt. (Ziemer.) 49. Dryocopus martius Linn. — Schwarzspecht. Dieser Vogel ist im südwestlichen Deutschland selten, im nordöstlichen dagegen häufig, auch in der Provinz Brandenburg kommt er in einigen grösseren Wäldern vor. (Walter.) 270 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses In Belgard in Pommern wurde ein junger Vogel im Herbst beobachtet; in Lanskerofen und in Kurwien in Ostpreussen ist er ein häufiger Standvogel. 50. Picus major Linn. — Grosser Buntspecht. Der grosse Buntspecht ist Stand- oder Strichvogel, meisten- theils beides zugleich. In den meisten Gegenden Deutschlands ist er häufig, so in Cassel, der ganzen Provinz Brandenburg, im ' Herzogthum Braunschweig bei Altenbrak, in Ostpreussen bei Lanskerofen etc.; nur aus Belgard wird gemeldet, dass er dort eben häufig vorkommt, jedoch an geeigneten Stellen überall rütet.“ | Das Gelege ist gewöhnlich nach Ablauf der ersten Woche des Mai vollständig, in Flensburg wurde jedoch erst am 27. Mai ein solches genommen. Am 16. und 21. Juni waren dort Junge in den Nestern. Bekanntlich nährt sich dieser Specht nicht nur von Insecten, sondern auch von Samen, und im Winter besteht sogar seine Hauptnahrung aus Kiefernsamen, den er aus den Zapfen heraus- hackt, nachdem er die Zapfen am Baum abgebissen und in eine Spalte oder ein selbstgemeisseltes Baumloch gezwängt hat. Grosse Haufen solcher der Samen entleerter Zapfen werden an den Stellen gefunden, wo der Buntspecht seine Werkstatt eingerichtet hat. Nun wird aus Altenbrak im Herzogthum Braunschweig berichtet, dass er dort auch Fichtensamen in Menge verzehrt. „Die Plätze, wo die Spechte die Fichtenzapfen zur Gewinnung des Samens aus denselben zusammengebracht hatten, glichen allemal einer Werkstatt eines Handwerkers, welcher neben seinem Hau- klotze die Abfälle in grossen Massen ansammeln lässt.“ (Stolze.) 5l. Picus leuconotus Bechst. — Weissrückiger Buntspecht. Anfangs März wurde ein sehr schönes Männchen in einer Innaue nächst Rosenheim in Oberbaiern geschossen. 52. Picus medius Linn. — Mittlerer Buntspecht. Der mittlere Buntspecht ist nur an wenigen. Orten beobachtet worden, obgleich der Vogel in vielen Gegenden Deutschlands häufig ist. Es hat dies wohl darin seinen Grund, dass der Vogel oft mit dem grossen Buntspecht verwechselt wird, von dem er in der Entfernung allerdings nicht leicht zu unterscheiden ist. Es sei hier zum leichteren Auffinden und zur besseren Beobachtung des Vogels darauf aufmerksam gemacht, dass die Nisthöhle des mittleren Buntspechts in der Regel sich unter Manneshöhe oder in Mannes- höhe befindet, die des grossen Buntspechts gewöhnlich höher steht. Er ist in Cassel ebenso häufig wie der grosse Buntspecht und benutzt seine niedrig angelegte Nisthöhle mehrere Jahre hinter- einander zur Brut. (Walter.) In Flensburg wurde am 24. August ein frisches Exemplar zum Ausstopfen gebracht, welches im nahen Marienwaide erbeutet war. Es ist dies das erste Stück, welches dort erkannt ist. Viel- leicht ist er oft mit Pieus mjaor verwechselt worden, (Paulssen). “ für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. Zul. 53. Picus minor Linn. — Kleiner Buntspecht. Er ist wie der vorige Stand- und Strichvogel und wird nie so häufis in Deutschland angetroffen, wie der grosse Buntspecht, doch ist er in mancher Gegend nicht eben selten. In Windsheim (Baiern) ist er selten. Ein Exemplar wurde auf Chausseebäumen bei Uffenheim gesehen. In Münster nicht. häufig, doch Brutvogel dort. In Cassel brütet er nicht eben selten und kommt von August an mit Meisen, Baumläufern etc. in die Gärten. In Oldenburg wurde nur am 19. April ein Weibchen be- obachtet. In Klein-Reichow in Pommern war er früher ziemlich häufig, namentlich in einem kleinen Buchenwäldchen, in dem sich eine Anzahl Aspen befanden; jetzt, nachdem diese bis auf einige jüngere Bäume gefällt sind, ist er dort zur Brutzeit selten; bei Belgard kam er nur im Herbst und Winter vor. In Norkitten (Ostpreussen) wurde am 14. Mai in einem Ellernbruch ein Paar beobachtet, das sich begattete und in eine hohe Erle ein- und ausschlüpfte. Ueber das Brutgeschäft wird noch weiter aus Münster be- richtet: „Ich konnte in diesem Jahre über das Brutgeschäft dieses hier nicht häufigen Spechtes genauere Beobachtungen anstellen. Im hiesigen Schlossgarten liess in der ersten Hälfte des April ein Kleinspecht alltäglich sein Schnurrliedehen hören und zwar trommelte derselbe immer genau auf derselben Stelle. Diese befand sich etwa 5m hoch und zwar am Hauptstamm einer Espe. Der Ast war vollständig gesund und mochte etwa 15 cm Durchmesser haben. Hier trug der Vogel oft stundenlang, namentlich zwischen 1 bis 21], Uhr Mittags, sein Liedchen vor, das Trommeln war ungemein laut, so dass es durch den ganzen Garten schallte.e Am 19. April hörte ich ihn an einer ziemlich entfernt liegenden Stelle des Gartens hämmern und entdeckte dann auch bald die Nisthöhle, die bereits 5 cm tief war. Die Stelle, welche zur Brutstätte erkoren war, be- fand sich kaum 4m vom Boden in einem vollständig morschen Erlenstumpf. Grade über der Eingangshöhle sass gleichsam als Schutzdach ein grosser Pilz. Täglich konnte ich nun den Specht bei seiner Arbeit beobachten und zwar aus allernächster Nähe. Trotz eifriger Arbeit war die Höhle erst, wie es schien, am 5. Mai fertig. Bei Anfertigung der Nisthöhle beobachtete ich ausschliesslich das Männchen, das Weibchen war überhaupt während dieser Zeit gar nicht in der Nähe zu sehen. Am 29. Mai schienen kleine Junge im Nest zu sein; das Männchen suchte nämlich, ganz nach Art der Meisen an den äussersten Zweigspitzen hängend,. diese nach kleinen Insecten etc. ab und flog hiermit alle paar Minuten nach dem Neste. Etwa 8 Tage später konnte man auch schon die Jungen zwitschern hören und am 20. Juni waren die Jungen ausgeflogen.‘“ (Koch.) 54. Picoides tridactylus Linn. — Dreizehiger Buntspecht. Dieser Specht wurde Anfang März bei Ruhpolding in Ober- baiern erlegt. 272 VIIL Jahresbericht (1883) des Ausschusses 55. Iynz torguilla Linn. — Wendehals, Drehhals. Der Wendehals kommt als häufiger Brutvogel vor in Cassel, Belgard, wenn auch hier nicht so gemein wie bei Halle und den Mansfelder Seen. Ankunft: in Baiern bei Burgpreppach am 13. April, bei Ebrach am 17. April, bei Windsheim am 29. April; in Altenkirchen am 19. April, in Giessen und Cassel am 20. April, in Münster am 26. April, Walkenried am 12. April, Seesen am 18. April, Braun- schweig am 13. April, Ambleben am 15. April, in Hamburg bei einer Excursion schon am 8. April bemerkt, in Eberswalde am 3. Mai, in Flensburg am 16. Mai, in Belgard Ende April und in Norkitten in Ostpreussen am 23. April. Abzug: in Burgpreppach am 20. September, in Belgard während des September. Bruten wurden beobachtet: in Allrode, Herzogthum Braun- schweig, am 30. Juni ein Nest mit 9 flüggen Jungen im Astloch einer Buche, in Oldenburg am 3. Juli flügge Junge; in Belgard am 31. Mai ein Nest mit 6 frischen Eiern. 56. Sitta caesia Meyer. — Spechtmeise, Kleiber. Bei Cassel und Belgard häufiger Brutvogel. Das erste Gelege wurde bei Cassel am 21. April, ein zweites mit 8 Eiern am 26. April gefunden. 57. Cerihia ers Linn. — Baumläufer. Stand- und Strichvogel bei Cassel, Ambleben und Belgard. Das erste Gelege bei Cassel am 17. April, und bei Belgard am 8. Mai ein Nest mit kleinen Jungen gefunden. 58. Upupa epops Linn. — Wiedehopf. Ankunft: in München am 7. April, bei Arberg in Baiern am 22. April, in Altenkirchen am 27. April, in Münster am 6. April, in Cassel am 7. April, in Walkenried am 10. April. In Braun- schweig wurde schon am 5. April ein Wiedehopf an einem hohen Baum am Münzberge beobachtet, in Belgard am 21. und in Kurwien in Ostpreussen am 22. April. Abzug: in Burgpreppach in Baiern der letzte am 28. August, in Klein-Reichow in Pommern am 22. August bei N.N.O.-Wind und schönem Wetter. 59. Lanius ezcubitor Linn. — Raubwürger. Als Standvogel für Windsheim, Uffenheim und Cassel auf- geführt. Bei Oldenburg am 4. und 5. October je 1 Exemplar; bei Flens- burg 30. März, 10. November und 2. December je 1 oder 2 Exem- plare. Bei Belgard am 26. März, 20.—31. December mehrere. Erstes Gelege am 18. April bei Altenkirchen, zweites desselben Paares am 5. Mai genommen. 60. Zanius minor Linn. — Kleiner Grauwürger. Bei Cassel seltener Brutvogel. Bei Klein-Reichow zum ersten Male im vorigen Jahre ein Paar brütend beobachtet. Kommt bei Belgard im ersten Drittel des Mai und zieht gegen Ende August für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 273 wieder fort. Volle Gelege wurden daselbst im ersten Drittel des Juni gefunden. 61. Lanius rufus Brss. — Rothköpfiger Würger. Nicht seltener Brutvogel bei Cassel, am 26. April die ersten gesehen. Bei Belgard Anfang Juli fHügge Junge. 62. Lanius collurio Linn. — Rothrückiger Würger. Als Ankunftszeiten werden angegeben für: Windsheim 5. Mai, Burgpreppach 9. Mai, Cassel 9. Mai, Münster 14. Mai, woselbst diese Art mit jedem Jahre spärlicher wird; Flensburg 14, Mai, Belgard 5. Mai und Norkitten 12. Mai. Der Rückzug fand statt in Windsheim am 24. August und bei Cassel Ende September. 63. Muscicapa grisola Linn. — Grauer Fliegenfänger. Unbedingter Sommervogel. Seine Ankunft erfolgte: in Windsheim am 16. Mai, Alten- kirchen 10. April, Cassel in den ersten Tagen des Mai, Münster 3.—9. Mai, Ambleben 16.—20. Mai, Oldenburg 3.—7. Mai, Flensburg 19. Mai. Bei Oldenburg wurden am 20. Juni flügge Junge gesehen und der Rückzug ist für Münster mit dem 10. und für Ambleben mit dem 1. September angegeben. Zu dem Kapitel der kuriosen Nistweise dieses Vogels fügt Herr Jäckel noch die Mittheilung, dass bei ihm ein Nest auf dem seitlich an neuem Grabmonumente hängendem, aus-Draht und Perlen gefertigten Todtenkranze gestanden, und dass darin die Jungen ausgebracht sind. Herr Lehrer Martius in Plänitz hat ein Gelege von 5 rein hellblaugrünen Eiern genommen, die denen von M. atricapilla gleichen. Herr Walter, Cassel, der zur Zeit in Plänitz sich aufhielt, bestätigt, dass der Vogel wirklich M. grisola gewesen ist. 64. Muscicapa luctuosa Linn. — Schwarzrückiger Fliegen- fänger. Häufiger Brutvogel bei Cassel. Ankunft: 27. April bei Münster, 1. Mai bei Allrode, 29. April, O.-Wind, ein & bei Braunschweig, am 3. Mai massenweise ebenda- selbst, 4. Mai bei Oldenburg, 2. Mai bei Flensburg, 26. April bei Eberswalde, 3. Mai bei Belgard und 1. Mai bei Norkitten. Herr Walter, Cassel, berichtet über diesen Vogel ferner: „In den letzten Tagen des April, sowie in den ersten 8 Tagen des Mai zeigte sich hier eine grosse Anzahl Zugvögel, die in Gärten, Vor- hölzern und im Laubwalde der Nahrung so ruhig nachgingen, als wollten sie ihr Heim hier aufschlagen. Es waren unter den Männchen ebensoviele mit schwarzem Kopf und schwarzem Ober- körper, wie mit grauem Kopf und grauem Oberkörper. Mitte Mai waren keine schwarzen Vögel mehr zu erblieken und die Anzahl der Vögel war auch bei weitem geringer geworden. Hiesige Vogel- kundige halten die schwarzen für eine besondere Art, die nur hier durchzieht und nicht hier brütet. Nach Naumann sollen die schwarzen nur solche junge Vögel sein, die einen zweiten Federwechsel im Frühjahre noch nicht durchgemacht haben. Sie sollen dann nach Cab. Journ, f. Ornith. XXXII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 18 974 __ VIIL Jahresbericht (1883) des Ausschusses diesem zweiten Wechsel für immer grau bleiben. Mir scheint die Sache noch nicht aufgeklärt. Dass die grauen, jungen Vögel im Frühjahr ein schönes, tiefschwarzes Kleid bekommen, dies schnell wieder ablegen und dann für immer grau bleiben (Männchen), kommt mir doch gar zu unwahrscheinlich vor. Ich wünsche, man untersuche diese Sache noch recht genau. Den Herbstzug konnte ich bisher noch nicht beobachten. Die Vögel müssen, umgekehrt - wie im Frühjahre, schnell durchziehen. Im Herbst dürften also nach Naumann keine schwarzen Vögel vorkommen können.“ Volles Gelege am 15. Mai bei Cassel; es besteht in der Regel aus 6 blassblaugrünen Eiern, seltener aus 5. 65. Muscicapa albicollis Temm. — Weisshalsiger Fliegen- fänger. Hierüber berichtet aus Belgard Herr Stud. Ziemer: „Von dieser Art beobachtete ich bisher nur zwei Männchen auf dem Früh- jahrszuge: 1879 in den ersten Tagen des Mai bei Klein-Reichow und 1880 am 4. Mai bei Belgard. Beide liessen sich aus nächster Nähe betrachten.“ Im Steigerwald ziemlich häufiger Brutvogel (J.). 66. Bombyeilla garrula Linn. — Seidenschwanz. Ist im vorigen Jahre an verschiedenen Orten vorgekommen, so in Oberbaiern und Oberschwaben am 3. Februar, 1. April und 24. April Exemplare erlegt; bei Wintersberg im Sauerlande am 6. Januar 3 Stück, bei Münster am 14. Januar 6 Stück erbeutet und mehrere Schwärme beobachtet; ebenso Ende November ein Flug von 16 Stück. Bei Seesen sah unser Beobachter 12 Stück vom 30. Januar bis 12. Februar. Im Januar ist diese Art mehr- fach bei Riddagshausen (Braunschweig) gesehen und gefangen; desgleichen bei Grasberg. Vom Februar bis 23. April viele bei Hamburg. Im Herbste 1 Exemplar bei Flensburg gefangen und im October bei Kurwien. 67. Accentor modularis Linn. — Heckenbraunelle. Bei Burgpreppach in Unterfranken am 20. März angekommen, am 3. October abgezogen (Jäckel); bei Cassel am 5. Februar die ersten im Garten gesehen, 1!/; ° Wärme, Nordwestwind. Am 22. Mai flog die erste Brut aus. Brütet 2 mal. Am 8. Juli noch Eier, aber schon zur Hälfte bebrütet, gefunden (Walter); bei Altenkirchen am 14. Mai 5 Eier (Sachse); bei Braunschweig 2 Paare, ein & sehr eifrig singend, im botanischen Garten 29. April beobachtet (R. Blasius); von Ambleben schreibt Hintze:: „4. April, bei nasskalter Witterung zwei im Gebüsch; ausserdem hörte ien den Gesang von der obersten Spitze einer Fichte herab. Mitte Mai Nest im Buchs- baum 4 Fuss hoch, mit 4 Eiern, 20. Mai brütet. 8. Juni Junge ausgeflogen. 24. Mai in Weissdornhecke Nest mit 4 Eiern; am 27. Mai 3 Junge (ein Ei nicht ausgekommen). 7. Juni Nest leer. 25. September, 28. Sept 'mber halten sich fortwährend Flüvögel im niedrigen Unkraut des Gartens auf. Circa 8—10 Tage lang sehr viel im Garten. Am 2. December 1 Flüvogel in den Johannisbeeren.“ für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 275 Bei Oldenburg wurden im Januar und Februar mehr Exemplare gesehen, als im November und December. Die überwin- ternden Vögel scheinen meist Männchen zu sein, denn 3 unter- suchte Vögel, die verunglückt waren, erwiesen sich als solche. 3. April einzeln singend; am 8. April ist hier wohl das Gros ein- getroffen (N.O.-Wind auch die Tage vorher). Am 22. Mai Nest mit 3 Eiern; am 29. Mai nackte Junge. Am 16. Juni 5 flügge Junge. Nest ein Meter hoch, von der Ornithologen-Versammlung be- sichtigt. Am 22. Juni wurden im Hasbruch 2 Nester gefunden, eins mit 5 Eiern und nur ca. 20cm von der Erde, das andere mit 6 Eiern in einer grossen Tanne und über 2m von der Erde. Am 23. Juni waren schon viele flügge Junge hier zu beobachten (Hunte- mann); bei Grasberg Ankunft am 30. März bei scharfem Ostwinde. Tags zuvor war Morgens Wind und Schnee, Nachmittags war es still und sonnig; Nachtfrost (Fick); bei Hamburg 30. März über- all (Boeckmann); bei Flensburg 4. Februar das alte Fxemplar wieder im Garten; nach längerer Pause wieder am 283. Februar am selbigen Platze, den Frühlingsgesang versuchend; bei schlechtem Wetter in tiefer liegende Gärten ziehend; 27. März zum ersten Mal 2 Exemplare (Paar?) im Garten bemerkt. 22. Mai Nest mit 5 Eiern, welche für eine Sammlung genommen wurden; der Vogel flog gleich in das leere Nest und brütete weiter; 16. Juni Nest mit kleinen Jungen (Paulssen); bei Belgard wurde er nur einige Male auf dem Frühjahrszuge (im April) bemerkt und ausserdem 1879 am 28. Januar ein schönes altes Männchen in Schlingen ge- fangen, 1883 auf dem Frühjahrszuge 19. April ein altes Männchen (die Tage vorher S.W., am 19. S.W., Nachmittags scharfer, kalter N.N.O.). Herbstzug: 7. October (N.N.O.) ein junger Vogel; am 9. October (S.W. trüb) mehrere rastend. (Ziemer.) 68. Troglodytes parvulus Linn. — Zaunkönig. Sehr häufiger Standvogel bei Cassel; bei Ambleben nur im Frühjahr und Herbst; regelmässiger, aber nicht häufiger Brutvogel bei Belgard. Nimmt bei Oldenburg an Zahl zu. Die ersten Gelege wurden bei Cassel am 8. Mai, bei Flens- burg am 22. Mai und bei Belgard Ende Mai und Anfang Juni ge- funden. Bei Oldenburg flügge Junge am 6. Juni gesehen. 69. Cincelus aquaticus Linn. — Bachamgel. In Alterkirchen fand Sachse am 2. April 5 bebrütete, am 18. April 6 eben bebrütete, am 3. Mai 5 frische Eier. Von Cassel schreibt Walter: „Nicht selten. Kommt hier ebenso oft in der niedrigen Region wie im höheren Gebirge (bis 500 m) vor. Stand- vogel. Brütet 2 mal“. Von Kaierde am Hilse theilt Rackebrandt folgende Beo- bachtungen mit: „Die hier am Hilse entspringenden, vom Kaierder und Wenzer Reviere ausgehenden Gebirgsbäche, welche von ihrer Entstehung an, nach einem ca. 10 km langen Laufe sich in die Leine ergiessen, haben die Gelegenheit zur Be- obachtung des vorgenannten Vogels insofern sehr begünstigt, als 18* 276 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses im Verlaufe der letzteren Jahre eine wesentliche Vermehrung des- selben sich gezeigt hat. Die hierdurch hervorgerufene Befürchtung, der eine oder der andere von ihnen würde der Fischzucht (Forellenfischerei) nachtheilig werden, hat denn auch zunächst zu eingehendern Untersuchungen des Mageninhalts von mehr denn einem Dutzend des Cinclus geführt; und stützt sich diese Untersuchung nicht nur auf das Erkennen mit blossem Auge, sondern auf genaue Betrachtungen durch ein etwa zwei- hundertfünfzigfach vergrösserndes Mikroskop, wie solches hier ge- wöhnlich zum Untersuchen von Fleich auf Trichinen benutzt wird. In keinem dieser Magen zeigte sich auch nur eine Spur von Fischresten, vielmehr bestanden die Speisen lediglich aus Theilen der Larven von Ufer-, Eintags-, Frühlings- und dergl. Fliegen, wie solche auf dem Grunde der gedachten Bäche in Menge vor- zufinden sind, obgleich sich dem Vogel ohne Zweifel Gelegenheit geboten haben wird, junge Fischbrut, welche sich ebenfalls dort zahlreich findet, mit aufzunehmen. Für gleichen Umstand spricht auch die Art und Weise, wie der Vogel seine Nahrung aus den Wasser entnimmt, indem er entweder auf dem Grunde der Bäche stehend, oder aber mit Hülfe seiner Flügel sich oft in einer Tiefe von 0,5 m unter dem Wasser auf dem Grunde fortbewegt, während, wenn das Ergreifen junger Fische seine Absicht gewesen wäre, er ohne Zweifel Ziekzack- bewegungen im Wasser zu machen nöthig gehabt hätte (ohne sich gerade auf dem Grunde zu bewegen), wozu ihn seine nicht mit Schwimmhäuten versehenen Füsse kaum geeignet machen würden. Ferner ist denn auch bei den häufigen Betrachtungen des nach Nahrung suchenden Vogels hier niemals gesehen worden, dass von ihm erkennbare Fische vom Grunde des Wassers hervorgeholt sind. Desgleichen abweichend von den anderwärts gemachten Beob- achtungen zeigte es sich, dass vielleicht in Folge des milden Wetters der Winter 1881—1882 und 1882—1883 die Paarzeit bereits Ende Januar begann, während dieselbe sonst frühestens Anfang März einzutreten pflest. Von dieser Zeit an zeigte auch der Vogel seine Eigenthümlich- keit, ein bestimmtes Terrain, von mindestens 1 km Ausdehnung, zu behaupten, während er nach der Brutzeit und bis zu deren Beginn friedlich mit andern zusammen lebte. Vielleicht erwähnenswerth möchte noch die Erscheinung sein, dass während der Brutzeit unter den im Neste befindlichen Jungen sich Feuersalamander zeigten, vermuthlich um die durch jene entwickelte Wärme sich nutzbar zu machen, nicht aber, wie dies vielseitig bisher angenommen wurde, als Futter für die Jungen zu dienen“. 70. Poecile palustris Linn. — Sumpfmeise. Bei Cassel ziemlich häufig; bei Belgard zum Theil Stand-, zum Theil Strichvogel; sie nistet dort überall in ziemlicher Anzahl und macht meist 2 Bruten. für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 277 Flügge Junge der ersten Brut wurden bei Oldenburg am 15. Juni, solche der zweiten am 17. Juli gesehen. 71. Parus ater Linn. — Tannenmeise. Bei Cassel häufig; bei Belgard selten. Am 1. Mai bei Windsheim ein Nest mit 5 Eiern in einer Steinmauer und ein anderes zwischen den Statuen im Marmor- gestein der Cascaden des Wilhelmshöher Parkes gefunden; ebenso ein solches mit beinahe fliggen Jungen bei Belgard. 12. Parus eristatus Linn. — Haubenmeise. Bei Cassel nicht selten; bei Kl. Reichow ziemlich zahlreich brütend; ebendaselbst in den ietzten Tagen des Juli ein Nest mit 6 frischen Eiern gefunden. 13. Parus major Linn. — Kohlmeise. Als Strich- und Standvogel für Cassel, Ambleben und Belgard aufgeführt. Am 8. Mai daselbst Nest mit 12 Eiern und am 12. Juni bei Oldenburg flügge Junge. 74. Parus coeruleus Linn. — Blaumeise. Bei Cassel häufig; bei Ambleben Strichvogel und bei Belgard überall häufiger Standvogel. Am 15. Juli bei Oldenburg flügge Junge. 15. Acredula caudata Linn. — Schwanzmeise. Als Strichvogel häufig bei Cassel und Kl. Reichow; als Brut- vogel dort weniger häufig; bei Kurwien wurden am 10. und 15. De- cember Züge beobachtet. Am 10. Mai bei Belgard Nester mit frischen Eiern gefunden. 76. Regulus cristatus Koch. — Gelbköpfiges Goldhähnchen. Das Gelbköpfige Goldhähnchen ist bei Belgard regelmässiger Passant, selten bemerkt man im Winter ein hiergebliebenes. Es kommt im April und October durch. 1881 baute ein Paar bei Belgard, wurde aber verstört, noch ehe das Weibchen zu legen begonnen hatte. (Ziemer.) 17. Regulus ignicapillus Chr. L. Br. — Feuerköpfiges Goldhähnchen. Jäckel berichtet: ‚Ich erhielt am 13. April ein Weibchen, welches einer Hauskatze abgenommen worden war, die es in der Hecke. eines Wallgartens zu Windsheim gefangen hatte.“ — Bei Altenkirchen fand Sachse am 25. April das erste Ei, am 18. Mai Gelege von 10 eben bebrüteten Eiern. Bei Münster am 8. April das erste Exemplar beobachtet, später im Schlossgarten nicht selten (Koch); von Cassel berichtet Walter Folgendes: „ZAe- gulus ignicapillus kommt als Brutvogel hier viel häufiger vor als Regulus cristatus. Begulus ignicapillus habe ich noch nie im Winter gesehen; beide Arten brüten zweimal. Vom 20. April un- gefähr ab beginnt bei beiden der Bau des Nestes, bei Regulus cristatus mitunter, doch selten, etwas früher. Bei beiden beträgt die Eierzahl höchstens 10. Beider Nester sind nicht von einander zu unterscheiden. Der Stand der Nester ist bei beiden zwar sehr 278 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses verschieden, aber die Verschiedenheit beiden gemeinsam. Beider Nester kommen nämlich in Höhe von 5 Fuss und auch von 60 Fuss vor, am häufigsten 8--10 Fuss hoch. Immer stehen sie im Nadel- holz, am häufigsten in mittelhohen Fichten, sind aber von aussen, vor dem Baum, nicht zu sehen, da das aus Moos und mit Spinn- weben verfilzte, fast 3, Kugel bildende Nest so an die Zweige ge- heftet wird, dass es von den darüber hängenden Zweigen bedeckt wird. Dennoch sind die Nester von einem geübten Nestersucher nicht allzuschwer zu entdecken. Man lernt nämlich leicht durch Uebung den richtigen Baum, den passenden Standort und Zweig fürs Nest kennen und erkennt bald, dass das Nest immer nur auf der Seite des Baumes steht, wo er nicht durch anderes Gebüsch verdeckt wird. Das Nest wird also nie in dichtes Gebüsch hinein gebaut, sondern ragt nach dem Freien hin, ist aber dennoch immer von überhängenden Nadeln dicht geschützt. Die schmutzig lehm- farbigen Eier des Regulus cristatus sind den gelbröthlichen des Regulus ignicapillus an Grösse gleich. — Die ersten Gelege wurden gefunden am 4. Mai von Regulus ignicapillus und zwar 2 Eier in einem und 6 Eier in einem anderen Nest. Von Regulus cristatus entdeckte ich das erste Gelege am 9. Mai. Es enthielt 10 frische Eier“, Bei Ambleben Ankunft Mitte April, zahlreich in den Gärten, am 2, September der Abzug begonnen, der bis Anfang November dauerte. (Hintze.) 78. Phyllopneuste sibilatrix Behst. — Waldlaubvogel. In Burgpreppach 2. Mai und 26. August, Steigerwald bei Ebrach 16. Mai (Jäckel); bei Münster i/W. am 28. April (Koch); bei Braunschweig 29. April zuerst neben unserem Garten gehört, (Die ganzen Tage, auch später strammer Ostwind) 4 11° R. — 30. April’ mehrere, 1. Mai allgemein da (Blasius); bei Oldenburg 30. April (N.O.Wind) einzeln schwirrend, erst am 9. Mai erscheinen sie häufig (Huntemann); bei Flensburg 6. Mai ersten Ge- sang gehört. — Dieser Laubvogel war im verflossenen Sommer in grösseren und kleineren Wäldern recht zahlreich vorhanden (Paulssen); bei Eberswalde 4. Mai (Altum); bei Norkitten 4. Mai (Robitzsch). Von Cassel berichtet Walter: „Ein recht häufiger Brutvogel, in jedem Walde anzutreffen. Am 20. April den ersten bemerkt, 8 Tage später mehrere, Abzug: Anfang October die letzten. In der letzten Hälfte des Mai die vollen Gelege gefunden. Das Gelege besteht aus 6 oder 7 Eiern (6 häufiger als 7). Das Nest wird nie mit Federn ausgelegt, wodurch es sogleich von dem der Phyllopneuste trochilus und Phyllopneuste rufa zu unterscheiden ist, und steht immer an oder in der Erde. Brütet 2 mal.“ Ueber die Umgegend Belgards erzählt Ziemer: „Dieser Laub- vogel war noch vor wenigen Jahren regelmässiger Brutvogel bei Klein-Reichow; jetzt ist er dort in Folge verschiedener Terrain- veränderungen gänzlich verschwunden; kaum, dass man im Früh- jahre oder Herbste den einen oder den andern bemerkt. Auch bei Belgard ist die Art selten; ich beobachtete dort nur 2 Paare zur für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 279 Brutzeit. Brütete bei Klein-Reichow in reinem Laubwalde, bei Belgard in vermischten Beständen beobachtet. Kommt im ersten Drittel des Mai und zieht im September.“ Vom Jahre 1882 meldet Ziemer aus Halle Ankunft am 28. April (Doelauer Haide.) 79. Phyllopneuste trochilus Linn. — Fitislaubvogel. In den Hassbergen (Burgpreppach) 13. April, Windsheim 26. April (Jäckel); bei Münster i/W. 15. April (Koch); bei Braun- schweig 18. April im Parke von Suderode zuerst gehört, (8.5.0. und warme Witterung) (Blasius); bei Oldenburg 17. April häufig singend (N.W.-Wind), vorher nicht gehört. 28. Mai Nest mit 4 Eiern. 13. Juni mehrfach flügge Junge gesehen. 12. Mai Nest mit 8 Eiern (Huntemann); bei Grasberg am 24. April bei weichem Ostwind. Tags zuvor: scharfer Nord mit etwas Schnee (Fick); bei Flensburg: 29. April ersten Gesang an mehreren Stellen gehört; 19. Mai bauend (Paulssen); bei Eberswalde 21. April (Altum). Walter berichtet von Cassel: „Phyllopneuste trochilus,, Fitislaub- sänger, und Ph. rufa, Weicenlaubvogel, hierBacköfchen gen., beide, besonders Ph. rufa, erscheinen etwas früher als PA. sibelatrix und verweilen auch länger im Herbst. In den letzten Tagen des März habe ich Phyllopneuste rufa schon in mehreren Paaren gesehen und Ende October noch mehrere bemerkt. Beide brüten 2 mal. Am 6. Mai schon vollzähliges Gelege gefunden. Phyllopneuste rufa legt das erste Mal regelmässig 6 Eier, dagegen Ph. trochilus fast regelmässig 7 Eier, bei der zweiten Brut (Ende Juni oder Anfang Juli vollständige Eierzahl) findet man immer nur 5 Eier. Ein Irr- thum, ich will lieber sagen, ein Versehen ist es, wenn Dr. Brehm in seinem „Ilustr. Thierleben“, fünfter Band Seite 206 schreibt: „Phyllopneuste trochilus brütet meist schon in der ersten Hälfte des März, der Weidenlaubsänger ungefähr um dieselbe Zeit.“ Sie sind ja um diese Zeit noch nicht einmal heimgekehrt.“ Von Belgard schreibt Ziemer: „Hier bei weitem der häufigste Laubvogel, kommt im April und zieht im September fort. Ankunft: 1830 den 10. April, 1881 den 19. April, am 22. April singen die Männchen eifrig, 1882 am 20. April mit einem ‘ Male sehr zahlreich hier; alle singen eifrig. Volle Gelege, ausnahmslos 6 Stück, findet man hier in den letzten Tagen des Mai, z. B. 1879 am 3., 6. und 7. Juni je ein Nest mit 6 etwa 8 Tage bebrüteten Eiern u. s. w., 1880 am 15. Juni flügge Junge u. s. w. Ueberall, im Laubwalde wie im Nadelholze, mit oder ohne Unterholz, über ganz trockenem oder nassem Boden, selbst in manns- hohem Gebüsch findet man den Fitis; einzig in reinem Wachholder- gebüsch und ganz jungen, sehr diehten Kiefern- und Fichten- schonungen beobachtete ich ihn noch nicht. In reinen Kiefernbe- ständen, auf deren Boden man vergeblich nach einem kleinen Busche oder Grasbüschel sucht, baut er sein Nest unter einen herabge- 280 VIIL Jahresbericht (1883) des Ausschusses fallenen, wenn auch noch so kleinen Zweig, oder unter die an irgend einer Stelle hoch liegenden Kiefernadeln“. 80. Phyllopneuste rufa Lath. — Weidenlaubvogel. Bei Arberg in Mittelfranken sang der Weidenzeisig sehr spät, erst am 3. April. Ueberhaupt verzögerte sich die Ankunft vieler unserer Zugvögel durch die lang andauernde kalte Witterung und den späten Frühlingseintritt auffallend lange. In Windsheim und - Umgegend wurde während des ganzen Frühjahrs nicht ein Stück gesehen oder gehört (Jäckel); bei Altenkirchen 30. März (Sachse); bei Münster i/W. 30. März in einigen wenigen Exemplaren, am 8. April noch immer nur ganz einzeln, erst gegen den 15. April alle hier; am 7. October letztes Stück beobachtet (Koch). Bei Braun- schweig sang der erste im Garten 7. April Nachmittags (gestern und heute S.S.O.-Wind, + 6 bis 4 8° R., schönes Wetter, mässiger Wind) (Blasius); bei Oldenburg 4. April ein Pärchen ge- sehen (N.-Wind), 8. April einzeln an verschiedenen Plätzen singend (N.O.), 9. April überall häufig singend (S.W.), Abzug in den letzten Deptembertagen (Huntemann); bei Grasberg traf er am 2. April ein, Wetter still und sonnig mit leichten Nachtfrösten (Fick); bei Hamburg 30. März angekommen (Boeckmann); bei Flensburg 27. Aprilersten Gesang gehört (Paulssen); bei Eberswalde 19. April (Altum); bei Norkitten am 28. April (Robitzsch). Von Belgard berichtet Ziemer: ‚Der Weidenlaubvogel kommt etwas früher als der Fitis und zieht bis Ende September fort. Ankunft: 1879 am 9. April, 1881 am 16. April, 1882 am 4. April (die Tage vorher S.W., schön; am 3. April N.O. schwach, trüb; 4. April O., sehr schön), an welchem Tage bereits viele recht eifrig sangen. Diese Art ist bedeutend weniger häufig, als die vorige, während der Brutzeit. 1580 am 25. Juli bei Belgard ein verlassenes Nest mit einem eigenen und einem Kukuksei. 1882 am 31. Mai Nest mit 5 etwa 4—5 Tage bebrüteten Eiern. Am 6. April zuerst singende Männchen beobachtet.“ 81. Hypolais salicaria Bp. — Gartenspötter. Ankunft bei Münster i/W. am 10. Mai (Koch); bei Halle a/S. beobachtete Ziemer Folgendes: „1882 die ersten am 8. Mai; am 24. Mai fertiges Nest; am 26. Juni Nest mit 4 frischen Eiern; am 16. Juli mit 2 Jungen. 1883 am 21. Mai fertiges Nest; am 15. Juni bei Wörmlitz Nest mit 3 eben ausgefallenen Jungen und einem Ei.“ Bei Braunschweig 10. Mai Morgens zuerst gehört . (Tags vorher sehr warmes (+ 18° R.) Wetter und S.W.-Wind) (Blasius); bei Seesen a/H. 15. Mai zuerst singen gehört (Beling); bei Oldenburg 8. Mai (S-O.-Wind) ein Exemplar singend; 9. Mai mehrfach gehört (Huntemann); bei Grasberg: Ankunft am 19. Mai bei Nordsturm mit Regenschauern. Tages zuvor feucht, kühl; Nachts Sturm und Regen (Fick); bei Flensburg 14. Mai ersten Gesang gehört (Paulssen); bei Eberswalde 14. Mai (Altum); bei Norkitten 10. Mai (Robitzsch). für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 281 Bei Ambleben a/Elme fand Hintze am 1. Juli ein Nest mit ausfliegenden Jungen. Von Cassel berichtet Walter: „Ankunft Anfang Mai, Abzug An- fang September. Nicht selten. Ungestört brütet sie nur einmal. Brütet aber zum 2. Male noch, wenn ihr die schon flüggen Jungen genommen werden. Am 26. Juni raubte eine Katze die schon befiederten Jungen, 2 Tage darauf bauten die Vögel 10 Schritt davon ein neues Nest und schon 8 Tage nach dem Ausrauben des ersten Nestes lag 1 Ei im zweiten Nest“, Von Belgard schreibt Ziemer: „Brütet hier ziemlich häufig; sie kommt um die Mitte Mai und zieht in der zweiten Hälfte des August fort. Volle Gelege, meist 5 Stück, findet man von Anfang Juni bis Mitte Juli, am zahlreichsten Mitte Juni; z. B. 1880: 6. Juni 5 St.; 11. Juni 3 Nester & 5 St. u. s. w.“ 82. Acrocephalus palustris Behst. — Sumpfrohrsänger. Nach Walter nicht häufig bei Cassel, vom 1. Juni ab, aber nicht früher, Gelege. Nach Ziemer ist der Sumpfrohrsänger bei Belgard regelmässiger und häufiger Brutvogel, der hauptsächlich das Gebüsch an den alten Flussbettstrecken der Persante bewohnt. Eier findet man den Monat Juni durch; z. B.: 1880 am 5. Juni Nest mit 2 Eiern; am 11. Juni, am 14. und 15. Juni je ein Nest mit 5, am 20. Juni mit 4, 21. Juni mit 5, 29. Juni mit 4 frischen Eiern u. s. w. ; Volle Gelege enthalten stets 5 Eier; ich fand nie weniger als 5 Junge in einem Neste. Das Nest steht meistens in dichtem, reichlich mit Brennnesseln und anderem hohen Kraut durchwachsenem Weidengebüsch; einige Male fand ich es an Stellen, an denen ich es nie vermuthet hätte; so z. B. am 7. Juni 1880 ganz frei in einem Graben, etwa 10 cm über dem Wasserspiegel zwischen 4 Stängeln von Scirpus lacustris L.; dasselbe war an diesem Tage nahezu fertig und enthielt am 10. Juni 2, am 11. 3 und 14. 5 Eier. Ein anderes Nest stand, ebenfalls ganz frei, in der Gabel eines Weidenastes etwa 1,5 m vom Ufer entfernt und ca. 0,20 cm über dem Wasserspiegel der Persante, so dass man nur schwimmend dazu kommen konnte; es enthielt 5 nahezu flügge Junge. 18383 die ersten Sumpfrohrsänger am 10. Mai gehört. 83. Acrocephalus arundinaceus Naum. — Teichrohr- sänger. Bei Burgpreppach beobachtet am 28. August (Jäckel); bei Münster i/W. am 3. Mai, am 19. August noch kaum flügge Junge (Koch); am Mannsfelder Salzsee bei Halle a/S. hörte Ziemer am 18. Mai einige Männchen. Bei Cassel nach Walter nicht häufig, erst vom ersten Juni ab Gelege. 282 VIN. Jahresbericht (1883) des Ausschusses 84. Acrocephalusiurdoides Meyer. — Drosselrohrsänger. Ziemer berichtet von Halle a/S.: „1882: die ersten am 3. Mai (Salzsee) gehört; am 18. Mai dort sehr zahlreich; am 26. Juni fertiges, aber noch leeres Nest; 16. Juli Nest mit 4 frischen Eiern; Maasse derselben: 1) 22,4:16, 2) 22,6:17, 3) 23: 16,25, %) 23.39.1629. 1883 am 10. Mai am Salzsee zu 5—10 Stück in den dem Ufer nahen Bäumen.“ Bei Marienthal am 2. Mai angekommen, 1 Paar dort nistend (de Lamare). Aus Belgard schreibt Ziemer: „Brütet aus Mangel an geeigneten Aufenthaltsorten nicht in dem Gebiete; dagegen ist er wenige Meilen südlich auf der Seeenplatte überall sehr häufig. Bei Belgard wurde er nur in einzelnen Exemplaren auf dem Frühjahrsdurchzuge im weiten Drittel des Mai bemerkt.“ | 85. Locustella naevia Bodd. — Heuschreckenrohrsänger. Ziemer schreibt darüber Folgendes: „Ein junges Männehen dieser Art schoss ich am 18. August vorigen Jahres (1882) bei Kl. Reichow; dasselbe flog dicht vor dem Hunde aus einem Haferfelde auf. Sonst nicht bemerkt.“ 86. Calamoherpe aguatica Lath. — Binsensänger. Ziemer schreibt darüber: „Diesen Rohrsänger beobachtete einer meiner Freunde mehrfach mitten im Sommer; bei Kl. Reichow schoss ich 1881 am 16. August ein junges, wohl auf dem Zuge befindliches Männchen. 1880 am 22. Mai wurde bei Belgard das sichere Nest mit 4 frischen Eiern gefunden.“ 87. Calamoherpe phragmitis Bechst. — Schilfrohrsänger. Bei Burgpreppäch beobachtet am 28. August. (Jäckel.) Von Cassel berichtet Walter: „Hier seltener Brutvogel. Brütet 2 mal, die anderen Rohrsänger C. palustris, arundinacea und turdordes ungestört nur Imal. Das erste Gelege enthält fast immer 6 Eier, das zweite 5. Schon am 15. Mai das erste volle Gelege gefunden, sewöhnlich etwas später.“ Von Halle erzählt Ziemer: „1882 am 28. April zuerst gehört; unterm 3. und 18. Mai als am Salzsee gehört notirt. 1883 zuerst am 5. Mai gehört. “ Bei Braunschweig 26. April zuerst (Blasius), bei Oldenburg 13. Mai häufig singend (Huntemann). Von Belgard berichtet Ziemer: ‚Dieser Rohrsänger brütet bei Belgard an der Persante regelmässig und ziemlich häufig; er kommt in den letzten Tagen des April oder den ersten des Mai und zieht im September. Volle Gelege findet man in der zweiten Hälfte des Mai; spätere Gelege rühren wohl immer von Paaren her, denen die erste Brut zerstört wurde, was hier sehr häufig durch die Persante geschieht. Die Vögel bauen hier mit Vorliebe in die niedrigen Bruchweiden- gesträuche, die hart am Ufer der Persante, oder am Rande der für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 283 alten Flussbettstrecken stehen; steigt nun das Wasser der Per- sante nach einem heftigen Gewitterregen um etwa 30-35 em an, was ziemlich häufig geschieht, so werden viele Nester weg- geschwemmt oder doch durchnässt und von den Vögeln verlassen. Nach einer solchen Periode fand ich schon mehrmals mit meinen Freunden bis zu einem halben Dutzend derartige Nester. Nester mit Eiern oder Jungen wurden gefunden: 1879 am 12. Juni (7 St., zum Ausfallen reif); 21. Juni (1 eben ausgefallenes Junges und 5 Eier). 1880 am 5. Juni (2 eben ausgefallene Junge und 4 Eier); 15. Juni (6 kleine Junge); 17. Juni (5 flügge Junge) u. s. w. Stehen die Nester hier auch fast immer hart am Wasser, so stehen sie doch nie so, dass man nicht ohne Weiteres zu ihnen gelangen könnte; meistens kann man sie vollständig trockenen Fusses erreichen. Ankunft: 1880 am 25. April, 18831 am 2. Mai.“ 88. Sylvia curruca Linn. — Müllerchen. Bei Cassel „kleine Singschmetze“ genannt (Walter). Ankunft: In den Wallgärten zu Windsheim am 30. April, in den Stadtgärten am 6. Mai das erste Müllerchen gehört (Jäckel); bei Münster i/W. am 22. April (Koch); bei Braunschweig am 24. April Morgens zuerst gehört (offenbar in der Nacht vorher angekommen!), 23. April hatten wir noch starken N.O.-Wind, in der Nacht war der Wind durch O. nach S.O. herumgegangen, während an den Tagen vorher unangenehme trockne Kälte (Nachts bis 0°) herrschte, hatten wir 24. April feuchte warme Luft (Mittags 4 12°) Wärme). — 3. Mai 4 frische Eier (Blasius); bei Ambleben 25. April die ersten im Garten, später mehr (Hintze); bei Hamburg am 20. April (Böckmann); bei Grasberg am 23. April bei weichem Nordwest mit etwas Regen, die Nacht vorher Reif (Fick); bei Oldenburg erst 2. Mai beobachtet (Huntemann); bei Eberswalde 28. April (Altum); bei Norkitten am 3. Mai (Robitzsch); über frühere Jahre schreibt Volkmann, 1870 bei Pesterwitz bei Ohlau am 30. April, 1876 bei Marienwerder am 21. April. Ueber die Brutverhältnisse schreibt Sachse von Altenkirchen: 3. Mai volles Gelege; Ziemer von Halle a/S.: 1882 am 17. Juni Nest mit 4 angebrüteten, 1883 am 4. Mai mit 2 frischen und am 10. Mai mit 4 frischen Eiern. Durchschnittsmaasse von 8 Stück: 16,4:12,3 mm; Hintze von Ambleben: 24. Mai Nest in Fichte, der Vogel brütet; 27. Mai Nest in Weissdornhecke, darin am 28. Mai 5 Eier, 8. Juni 3 Junge und 3 Eier, Huntemann von Olden- burg 26. Mai 5 Eier. Bei Ambleben am 3. September die letzten beobachtet. (Hintze.) Von Belgard berichtet Ziemer Folgendes: „Sylvia ceurruca ist hier die seltenste Grasmücke; sie ist immer nur in einigen, wenigen ' Paaren vertreten. Sie kommt meistens in der ersten Hälfte des April (1881 am 284 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses 31. März schon mehrere beobachtet) und zieht während des Sep- tembers wieder fort. Am 29. August 1831 schoss ich bei Kl. Reichow einen schönen Albino dieser Art, den ich in einem dichten Schwarzdorngebüsch bemerkte: Augensterne, Schnabel und Füsse waren wie gewöhnlich gefärbt, die ganze Unterseite reinweiss, die Oberseite mit Aus- nahme der Schwingen und Steuerfedern, die schwach, aber deutlich 'roströthlichgrau waren, ebenso; das ganze Gefieder hatte einen seidenartigen Glanz“. 89. Sylvia cinerea Lath. — Dorngrasmücke. In Burgpreppach 3. April und 10. September (Jäckel); bei Münster i/W. 29. April angekommen (Koch); bei Braunschweig 30. April (Blasius); bei Flensburg 29. April (Paulssen). Ueber Bruten berichtet Huntemann von Oldenburg: „7. Mai beim Bauen eines später gestörten Nestes beschäftigt. 21. Mai Nest mit einem Ei gefunden, dasselbe hatte am :25. Mai 5 Eier (später nicht beobachtet). Dann wurde auf einer Spaziertour noch am 16. Juli ein Nest mit einem Ei gefunden, welches bei meiner Annäherung vom Vogel verlassen wurde (ob zweite Brut?)“; bei Flensburg am 21. Juni Nest mit kleinen Jungen. (Paulssen.) Von Belgard schreibt Ziemer: „Dies ist bei weitem die häufigste Grasmücke; sie kommt in der zweiten Hälfte des April und zieht Ende September und Anfangs October. Sie macht 2 Bruten; volle Gelege findet man von Ende Mai bis in den Juli. 1880: 25. Mai Nest mit 6 St., 2. Juni (3 und 5 Stück), 7. Juni (5 und 6 St.); 11. Juni (2 St.) u. s. w. Während das Nest der ersten Brut immer fast oder ganz auf der Erde steht, findet man diejenigen der späteren Bruten meistens mehr oder minder hoch (bis zu 60 cm etwa) über der Erde in dichten Büschen. In ihrem Neste findet man hier ziemlich häuflg Kukukseier. 1832 am 8. Mai fertiges Nest; dasselbe enthält am 11. Mail, am 19. Mai 5 etwas angebrütete Eier; 13. Juli Nest mit einem frischen Eie. | 1883 am 22. Mai Nest mit 5 Eiern; Maasse: 1) 17:13; 2).17.5: 1352; 5) B.1:3,5 9 185.135, I adımmz - 90. Sylvia nisoria Behst. — Sperbergrasmücke. Ist bei Belgard regelmässiger und sehr häufiger Brutvogel, der im ersten Drittel des Mai ankommt und jeden September wegzieht. Von Anfangs Juni an findet man volle Gelege. 1880 am 10. Juni Nest mit 2 eigenen und 1 Kukuks-Ei. (Ziemer.) 91. Sylvia atricapilla Linn. — Mönch. Bei Burgpreppach in Unterfranken beobachtet am 18. April und 27. September (Jäckel); singt bei Altenkirchen am 26. April (Sachse); bei Münster i/W. 19. April ein Stück beobachtet, 22. April zahlreich (Koch); bei Halle am 14. Juni 1882 Nest mit einem Ei für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 285 (Nachtigalleninsel); am 21. Juni Nest mit 4 kleinen Jungen und einem kleinen Eie (Ziemer); bei Braunschweig am 19. April zuerst gehört (Dommes); über Ambleben berichtet Hintze: „War während des Sommers nicht hier. 29. August gesehen am Wasser, wahr- scheinlich auf der Durchreise.“ Bei Grasberg erschien der Mönch am 16. Mai bei warmem stillem S.W., der in N.W. überging, doch blieb es warm (Fick); bei Hamburg 1. Mai (Böckmann); bei Oldenburg 8. Mai S.W. einzeln schlagend, am 9. Mai mehrfach gehört (Huntemann); bei Flensburg 2. Juni Nest mit 5 Eiern, Männchen sehr fest auf dem Neste sitzend (Abends); bei Ebers- walde 29. April singend (Altum). Von Belgard schreibt Ziemer: „Der Mönch ist häufiger Brut- vogel, der Ende April oder Anfangs Mai kommt und im October wieder wegzieht. (1880 am 7. November noch ein Männchen bei Belgard beobachtet.) Volle Gelege findet man von Anfang Juni bis Mitte Juli, am häufigsten um die Mitte des Juni, z. B. 1879 am 3. Juni (6 Stück); 7. Juli (3 und 1 Stück); 1880 am 6. Juni (3 Stück); 11. Juni (2 und 5 Stück); 18. Juni (5 Nester & 5 Stück); 5. Juli (3 Stück und 1 Cuculus-Ei); 25. Juli (2 Stück und 1 Cu- culus-Ei) u. s. w.“ Aus früheren Jahren giebt Volkmann folgende Ankunftszeiten: bei Berlin 1861 am 7. Mai, 1862 am 24. April, bei Potsdam 1865 am 20. April. 92. Sylvia hortensis auct. — Gartengrasmiücke. Bei Cassel „grosse Singschmetze“ (Walter) genannt. Bei Burgpreppach in Unterfranken beobachtet am 30. April und 20. September (Jäckel); bei Münster i/W. am 7. Mai ange- kommen (Koch); bei Halle am 14. Juni bei Wörmlitz Nest mit 5 Eiern (Ziemer). Von Oldenburg schreibt Huntemann: „War nach meiner An- sicht 1883 hier häufiger als in den vorletzten Jahren. Nest am 22. Juni mit 4 Eiern. (Ornithologen-Versammlung besichtigt.) Am 15. Juni wurden flügge Junge von den Alten gefüttert.‘“ Sonst überall bei Hamburg am 20. April (Böckmann); bei Norkitten 3. Mai an- gekommen (Robitzsch); von Belgard berichtet Ziemer: „Kommt im der ersten Hälfte des Mai und zieht im September, sie ist stellen- weise sehr häufig, während sie an manchen scheinbar ebenso ge- eigneten Orten ganz fehlt. Volle Gelege findet man von der Mitte des Juni bis gegen Ende Juli. 1880 am 18. Juni ein Ei von Cu- culus canorus und 3 Nesteier.“ Aus früheren Jahren berichtet Yalkaana folgende Ankunfts- . zeiten: bei Berlin 1882 am 11. April, bei Potsdam 1865 am 23. April, bei Carlshorst bei Neustettin am 18. April. 93. Merula vulgaris Leach. — Schwarzdrossel. Aus Baiern berichtet Jäckel: „In den Weinbergen von Schwein- furt thaten die Amseln Schaden, "entleerten manche Stöcke ganz und liessen nur die leeren Kämme zurück. Ueberwintern in Augs- burg. Während des Schnees und Frostes im März kamen in Winds- 286 VIII Jahresbericht (1883) des Ausschusses heim viele Amseln in die Hecken unserer Gärten und auf schnee- freie Raine an der Aisch. Bei Altenkirchen singt sie am 5. Februar (Sachse); Walter theilt Folgendes von Cassel mit: „Die Amsel ist hier Staudvogel, brütet in den Gärten besonders sehr zahlreich und lässt sich im Winter mit den Tauben und Hühnern auf dem Hofe füttern. In meinem Garten war das erste Gelege mit 5 Eiern am 15. April vollständig. 2malige Brut. Die meisten Nester ent- - hielten nur 4 Eier. Am 9. Mai sehe ich eben ausgeflogene junge Amseln im Garten“. Ziemer schreibt von Halle a/S.: „1882 am 24. Mai verlassenes Nest mit 3 Eiern; 1883 am 8. Mai Nest mit todten Jungen; am 9. Mai Nest in einem Gerüstloche einer Mauer.“ Bei Braun- schweig sangen sie bereits Ende Februar, in der Kälte im März verstummten alle, Ende März begann der Gesang wieder nach Auf- hören der strengen Kälte, & und $ beginnen zum Neste zu tragen. 18. April Nest mit 3 Eiern im Parke zu Wülperode. — 26. April beginnen sie bei uns im Garten zu bauen. 3. Mai 3 frische Eier im Campstiege (Blasius); bei Marienthal am 12. Februar angekommen, erster Gesang am 15. Februar, 31. März Nest mit 2 Eiern (de Lamare). Von Ambleben berichtet Hintze Folgendes: „Im Winter 4 Stück im Garten... Eine wurde vom Sperber verzehrt, der sich täglich sehen lässt. 9. April ein Paar im Garten. Den Gesang haben wir schon in den ersten Tagen des Februar gehört. Nest in einem Tlexbusche in der Höhe von 7 Fuss. 12. April 1 Ei, 13. April 2 Eier, 14. April 3 Eier. Das Weibchen legt Morgens früh, sonst hält sich das Paar durchaus nicht in der Nähe des Nestes auf. 15. April sass das Weibchen sehr lange auf dem Neste, erst gegen Abend verliess es dasselbe, nach 7 Uhr sass es wieder im Neste. 16. April sass das Weibchen .bis gegen Mittag. Als ich mich längere Zeit in der Nähe aufhielt, suchte sich das Weibchen vom Neste zu stehlen. 5 Eier lagen darin. & habe ich nicht brüten sehen, nur Mittags am 23. April sass es auf dem Nestrande, während das Weibchen nicht anwesend war. 29. April Nachmittags junge Drosseln. Anfang Juni zweites Nest. Die Jungen sind ausgeflogen am 23. oder 24. Juni. Das Drosselpaar hat noch einmal gebrütet, denn ich fand am 15. September eben ausgeflogene Drosseln im Garten“, Huntemann theilt aus Oldenburg Folgendes mit: „19. April Nest mit 1 Ei, nach 3 Tagen 4 Eier (wurde ausgenomen). 15. Juni flügge Junge 1. Brut. 18. Juni Turdus merula Nest mit 2 Eiern. 2. Brut. Desgleichen 20. Juli Nest mit 4 Eiern. Am 12. August sagte mir mein Freund Dr. Katenkamp in Delmenhorst, dass sich im Park seines Schwagers ein Schwarzdrosselnest mit 5 Jungen befände. Das Weibchen fuhr wie toll auf die Personen zu, die sich diesem Nest irgendwie näherten. Man musste sich die Hände vor das Gesicht halten, weil der Vogel es immer auf die Augen abgesehen hatte und darnach stach. Der Spitzhund hatte grosse Scheu vor der Drossel, die sich einige Male auf seinen Kopf gesetzt und denselben mit dem Schnabel bearbeitet hatte. für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 287 Aehnliches berichtet Wiepken von einer Singdrossel in den Abhandl: des naturw. Vereins zu Bremen. Am 30. October einige T. merula mit T. musicus streichend gesehen. Es waren in diesem Jahre wenig gefangene Schwarzdrosseln auf dem Markte. Am 19. Juni wurde eine Schwarzdrossel mit einigen weissen Flügel- federn und ganz weissem Schwanze gefangen“. Aus Flensburg erfahren wir von Paulssen Folgendes: ‚3. März erster Gesang. 19. Mai Nest mit 4 Eiern, anderes Nest mit 1 Ei, 29. Mai Nest mit 1 Ei; 2. Juni die beiden ersten Nester verlassen und die Eier darin zerbrochen gefunden. — November und December zahlreich in der Nähe der Stadt. Eine Amsel hatte beim Nestbau Ausdauer in der Arbeit bewiesen. Standort des Nestes war der schräge Absatz an der Biegung eines Baumstammes. Massen von Moos, mit dünnen Reisern vermischt, waren so auf die schräge Unterlage gebaut, dass eine wagerechte Fläche für den Weiterbau gewonnen wurde“. Ziemer berichtet aus Belgard: „Die Amsel kommt regelmässig als Brutvogel vor, ist jedoch im Belgarder Stadtwalde verhältniss- mässig selten, während sie bei Klein-Reichow recht häufig brütet. Sie ist theils .Stand-, theils Strichvogel (oder richtiger eigentlich: Zugvogel); sie findet sich in der zweiten Hälfte des März bei ihren Brutplätzen ein. 2 Bruten. Die Amseln stellten sich erst Anfangs April 1883 an ihren Brutorten ein, fingen auch an zu bauen, legten aber bis Ende des Monats noch gar nicht.“ 94. Merula torguata. Boie. — Ringamesel. Aus Baiern berichtet uns Jäckel: „Am 26. April, einem lieb- lichen Vormittag, hielt die Schildamsel ihren Einzug in die Al- gäuer Berge bei Hindelang (Haseneck, Rothspitz). Tags vorher wurde an demselben Ort vom frühen Morgen bis Abends 5 Uhr noch kein Vogel weder gehört noch gesehen. Am genannten Tage aber waren an einem schneefreien Brunnquell, wo sich das erste spärliche Grün zeigte, ein Lerchen-, ein Weissdrossel-, ein Ringamsel- und ein Steinröthelpaar versammelt und badete sich eine Weissdrossel“. Bei Münster i/W. am 30. April noch 18 erhalten. Auf dem Herbstzuge langten die ersten mit idkacus am 21. September an, sehr früh, kommen in der Regel nicht vor Mitte October hier an. Bis zum 15. October war der Drosselzug ein äusserst starker (Koch); am 24. October waren bei Oldenburg reichlich 1 Dutzend auf dem Markte (Huntemann); bei Belgard beobachtete sie Ziemer bisher nur einmal (sehr schönes altes 3) am 7. Mai 1879. 95. Turdus obscurus Lath. Am 3. März 1883 wurde in Hamburg ein frisches Exemplar auf dem Markte gekauft, das in der Nähe Hamburgs mit Wein- drosseln in Dohnen gefangen war (Böckmann). 96. Turdus pilaris Linn. — Wachholderdrossel. Aus Baiern berichtet Jäckel: „Im Winter 1882/83 erhielt Dr. Gust. Wild vom Markte in München eine seltene Varietät 288 "VIII Jahresbericht (1883) des Ausschusses mit schneeweissen Flügeln, weisser Brust, albinotischen Füssen und normal gefärbtem Schnabel. In der Gräfwaldung bei Windsheim waren im letzten Winter Hunderte von Krammetsvögeln anwesend und wurden die letzten am 7. April geschossen, die letzten bei Burgpreppach am 13. April gesehen. Im baierischen Voigtlande (Hof) fingen diese Vögel 1870 an, sich . anzusiedeln, und brüten zur Zeit sehr häufig in allen Revieren, auf denen sich parzellenweise isolirte Holzbestände befinden, so dass die Jagd auf junge Krammetsvögel ein Sommervergnügen dortiger Jagdfreunde ist. Seit 2 Jahren brüten sie dieht an der Stadt am Fusse des Theresiensteins, einer städtischen Anlage, auf Erlen am Ufer der Saale. Stammbach bei Münchberg in Oberfranken: Auch hier ein häufiger Brutvogel, der kleine Wiesen- und Feldhölzchen liebt und sein Nest auf 30- bis 40jährigen Fichten in deren unteren Aesten dicht am Stamme anlegt, in grösseren, zusammenhängen- den Waldungen aber nicht brütet. In der Oberpfalz traf der Königl. Bezirksamtmann D. Jobst als Student in den letzten Tagen einer Ostervacanz beiläufig im Jahre 1852 eine Stunde südöstlich von Schwandorf zwei Krammets- vögel beim Nestbau an und schoss in einem späteren Jahre während der Herbstyvacanz einen Jungen, welcher seinen Flügel- blutkielen und der sogenannten Aetze an der Schnabelfüge nach wenige Tage zuvor das Nest verlassen haben konnte. Letzteres stand in einem Föhrengehölze ein paar Hundert Schritte von den angrenzenden Feldern entfernt, auf 2 nebeneinander vor- springenden Astresten in der Höhe von etwa 10 Meter. Nürnberger Reichswald. Hier brütet der Krammetsvogel nach Beobachtung des Königl, Oberförsters Leykam seit etwa 9 Jahren auf dem Revier Forsthof. ; Arberg bei Gunzenhausen. Hier brütete im Sommer 1883 nur ein einziges Paar in weiter Umgegend. Die alten Vögel schlugen am 12, Juni während des resultatlosen Suchens nach den Jungen und dem. Neste grossen Lärm auf. Hilpoltstein in der Oberpfalz. Seit einigen Jahren brütet hier der Krammetsvogel in niedern Kiefernbeständen in der Nähe von Wiesen. Am 21. Juni erhielt ich von dort zum Beweise ein Junges, vollständig flügges, am Telegraphendraht verunglücktes Weibchen der heurigen Brut in der Mauser zum ersten Herbstkleid. Auf den Revieren des Grafen von Hegnenberg-Dux zwischen Augsburg und München beobachtete der Thiermaler Otto Grashey im Laufe der heurigen Pürschzeit (Juni 1883) namentlich in der Schlossallee und auf einem Schlage in der Nähe von Hofhegnen- berg eine ungewöhnliche Zahl dort brütender Krammetsvögel. Am 18. August erhielt ich aus der Gräfwaldung bei Winds- heim einen jungen, ohne Zweifel hier ausgebrüteten Vogel im ersten Herbstkleide, mit den hellrostgelben, auf dem Oberrücken für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 289 und den Schulterfedern wie Haferkörner, auf den kleinen Flügel- deckfedern wie Nägel, die Plotten nach unten, gestalteten Schaft- strichen. Als die letzten Wintergäste am 13. April in starken Flügen durch Unterfranken nach dem Norden zurückkehrten, waren von unseren Sommervögeln bereits anwesend die Blaukehlchen, Haus- rothschwänze, grauen Grasmücken, Rauchschwalben und Wende- hälse. Bei Münster i/W. auf dem Frühjahrszuge äusserst zahlreich, am 8. April wurden z. B. Schaaren von mehreren Tausenden beobachtet, pilaris ist bisher nie in solch enormer Masse ge- sehen. Die letzten Exemplare wurden am 5. und 9. Mai beobachtet. Herbstzug ebenfalls stark. (Koch). Walter berichtet von Cassel: „Als Brutvogel ist mir hier kein Vogel vorgekommen; doch entdeckte ich zu Ende Mai in der Provinz Brandenburg in der Nähe des Zusammenflusses der Havel und Elbe auf freiem Felde eine Brutcolonie, circa 40 Paar stark, deren Nester, auf Kopfweiden standen. Da sie von den Bauerknaben des naheliegenden Dorfes Quitzöbel sehr gestört wurden, so verzogen sie sich im Laufe des Juni nach und nach. Hier bei Cassel erschienen die Vögel im Frühjahr häufig in den Flügen der Staare, mit denen sie gemeinsam die Wiesen nach Nahrung absuchten. Aufgescheucht schlossen sie sich immer wieder den Staaren an, beim Suchen nach Futter hielten sie sich aber von dem Gedränge der Staare fern, Im December, am 2., traf ich einen einzelnen Vogel an der Landstrasse sitzend“. Aus der Gegend von Halle a/S. erzählt Ziemer: „1882 am 14. Mäi: Die Wachholderdrosseln sitzen fest auf den Eiern. 1834 am 4. Mai viele fertige Nester; einige Weibchen brüten bereits; am 10. Mai brüten alle; 5 an diesem Tage genommene Eier messen: I, II und III 30:21; IV 30:21,5; V 29:21,25 mm. Diese Art brütet hier im Gegensatz zur Umgegend von Bel- gard in starken Colonien“. Von Seesen a/Harz berichtet Beling: „Am 30. März für dieses Mal die letzten Individuen — 4 Stück — gesehen. Im Herbst erschienen die Drosseln mit dem Beginn des Monats November, verzehrten bald die Ebereschenbeeren an den hiesigen Chausseen und verschwanden im Laufe des December.“ In Allrode a/Harz wurden am 12. December bei 20 cm hohem Schnee und furchtbarstem Unwetter noch Schacker beo- bachtet, auch am 11. Januar 18384 waren noch 4 Schacker dort (Thiele), Bei Suderode bei Vienenburg am 2. März grosse Schaaren im Parke, am 18. April Schwarm von 20 Stück eben- daselbst (Blasius), bei Ambleben Anfangs October zahlreich, 15. und 16. October sehr zahlreich, 26. October zahlreich, und am 3. November wenige. (Hintze.) Cab. Journ. f, Ormith, XXXIIL. J ahrg. No. 171. Juli 1885. 19 290 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Von Oldenburg schreibt Huntemann: ‚Im Februar-Zuge bis zu 200 und darüber auf den Wiesen. Im März gingen sehr viele durch den späten Frost und Schneefall ein. So wurden mir am 11. März zwei verhungerte Drosseln gebracht, desgleichen am 14. März, zwar lebend, doch starben dieselben bald. Am 12. April 10 T. pilaris nach N.W. dem Winde entgegen ziehend, am 4. Mai 5 Exemplare auf einem Baume sitzend gesehen, des- ‘ gleichen am 4. October 3 T. plaris. Am 1. November wurden hier viele gefangene angeboten.“ Bei Grasberg waren die Wachholderdrosseln noch am 1. Mai anwesend. (Fick.) | Von Flensburg berichtet Paulssen: ‚7. März einige Exemplare, 3. April ungefähr 30 Stück nach N.W. ziehend, 7. April wohl gegen 200 Stück aus dem Walde abstreichend, 15. April grosse Schaar aus einem benachbarten Walde, 29. April grosse Schaar im Gehege bei Apenrade angetroffen. (Auf die Anfrage im Jahresbericht 1881, ob 7. pilaris im hiesigen Gebiet Brutvogel sei, die Mittheilung, dass bisher kein Nest dieses Vogels gefunden worden ist.)“ Ueber das Vorkommen und Brüten bei Belgard in Pommern berichtet Ziemer Folgendes: „Die Wachholderdrossel ist ein regel- mässiger und häufiger Brutvogel, der nicht leicht in irgend einem Gehölze fehlt; ich fand sie ebenso wohl in kleinen, kaum einen Morgen grossen, ganz trockenen Kiefernbeständen, wie in Erlen- brüchen, gemischtem Laubwald und grösseren Gärten. Sie ist Zugvogel, Passant und Wintervogel zugleieh: erstere sind die hiesigen Brutvögel, die meistens gegen Mitte October wegziehen und Ende März wiederkommen. Bald nach ihrem Wegzuge langen die Passanten in grossen Flügen an; am spä- testen kommen dann noch kleinere Flüge, die den Winter über hier bleiben. Die Wachholderdrossel brütet regelmässig zweimal im Jahre; wie schon oben bemerkt, scheint sie hier keine besondere An- forderungen an ihre Aufenthaltsorte zu stellen, auch keinen Baum besonders zu lieben, da ich ihr Nest auf Erlen, Buchen, Eichen, Kiefern und Obstbäumen fand. (Auf Birken fand ich ihr Nest noch nie.) *) Im Gegensatz zu andern Gegenden fand ich diese Art hier noch nicht in Colonien, sondern stets einzeln brütend, ja, ich sah hier noch nie 2 Nester, die weniger als 150—200 Schritte von einander entfernt waren. Herbstzug. Die hiesigen Brutvögel waren gegen Mitte des September sämmtlich verschwunden, Der Durchzug der nordischen Brutvögel begann am 5. Oc- *) Hiernach ist zu berichtigen im VII. Jahresberichte (1882) p. 13, Zeile 2 von oben, wo es heissen muss „am wenigsten wohl auf Birken“, statt „am meisten wohl auf Birken“, für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 291 tober, an welchem Tage ich einen kleinen Flug beobachtete; den nächsten Flug sah ich am 10. October; von diesem Tage an täglich. Die Zahl der überwinternden Wachholderdrosseln war in Folge der ungewöhnlich milden Witterung sehr gross. Diese Drossel brütet übrigens bei Klein-Reichow von Jahr zu Jahr häufiger; im Sommer 1882 kam sie zuerst im August in die Gärten, in diesem Jahr brüteten bereits mehrere Paare in unmittelbarer Nähe der Häuser. Während des Nachwinters im März litten die Wachholder- drosseln ziemlich stark; in kleinen Flügen hockten sie mit ge- sträubtem Gefieder traurig auf einigermassen geschützt stehenden Birken, kaum den Jäger beachtend, den sie sonst so vorsichtig fliehen. Der Hauptzug fiel im Frühjahre in die Zeit vom 16. bis 20. April, während welcher Tage bei S.W.-Winden warmes reg- nerisches Wetter herrschte.“ | Von Norkitten schreibt Robitzsch: „Am 22. Mai begann Turdus piaris mit dem Bau des Nestes, welches in der Spitzen- Gabelung eines Apfelbaumes im Garten dicht an einem Stalle aufgebaut wurde. Die 6 Eier nahm ich später weg und präpa- rirte sie für meine Sammlung.“ 97. Turdus viscivorus Linn. — Misteldrossel. Bei Münster i/W. am 7. September bereits 8 Stück beobachtet, äusserst früh! (Koch.) | Bei Cassel nicht häufiger Brutvogel, am 13. April Nest mit 5 Eiern, brütet mindestens 2 mal. (Walter.) 1882 am 23. Mai in der Doelauer Haide ein Nest mit einem Ei; am 2. Juni 3 weitere Eier Eier in demselben. Nach Rey und Schlüter wurde die Art hier noch nicht brütend gefunden. Maasse der Eier: I 29,25:22,75; II 29,75:23,25; III 30:23; IV. 30,25:23,5 mm. (Ziemer.) Bei Wieda a/H. fielen am 2. April gegen Abend eirca 40 Stück in einer Fiehtenlichtung ein und blieben bis Ende November (Eilers), bei Allrode kamen sie am 5. März an, ein Exemplar wurde noch am 29. December beobachtet (Thiele), bei Oldenburg am 2. Januar 18 Stück unweit der Küste, am 24. October 3 Stück auf dem Markte (Huntemann), bei Belgard am 31. März 1 Paar beobachtet (S.O.-Wind, hell und warm). Ueber das weitere Vor- kommen dort schreibt Ziemer: „Diese Drossel kommt, so viel mir bekannt, nur als Durchzugs- resp. Wintervogel vor. Sie kommt im März und October durch; brütend ist sie weder von mir noch von meinen Freunden bisher aufgefunden.“ Volkmann hörte den Gesang zuerst bei Oessbe in der Tuchler- haide 1873 am 10. März, bei Bülowhaide in der Tuchlerhaide 1875 am 26. März, bei Marienwerder 1876 am 30. März, bei Lanskerofen 1878 am 5. März, 1880 am 4. März, 1881 am 24. März und 1382 am 9. März. Aus Flensburg berichtet Paulssen: „3. April, 15. April und 197 299 - VIII Jahresbericht (1883) des Ausschusses 11. Mai an mehreren Stellen der Umgegend angetroffen. Wenn auch ein Nest, trotz eifrigen Suchens, nicht gefunden wurde, so hat doch ohne Zweifel diese Drossel an nieht wenigen Stellen des Gebietes gebrütet; ein Exemplar vertrieb aus seinem Revier einen Kernbeisser und einen Kleiber.“ 98. Turdus musicus Linn. — Singdrossel. Bei Belgard „Gries’- oder Grau-Draussel“ genannt (Ziemer). In den Algäuer Bergen sang die Weissdrossel sehr laut und schön auf dem Gailenberg bei Hindelang bereits am 10. Februar. Ankunft bei Nürnberg, Arberg am 24. Februar, bei Ebrach im Steigerwalde am 26. Februar; in den Hassbergen die erste ge- hört am 3. März. Am 16. Mai traf Förster Jägerhuber in Arberg bereits junge, ausgeflogene Weissdrosseln an, das Jahr vorher schon am 11. Mai. Während des Schnees und Frostes im März kamen viele dieser Drosseln ganz nahe an die Stadt Windsheim heran und trieben sich Nahrung suchend in den Wallgärten und sonnigen Rainen umher (Jäckel); bei Altenkirchen am 11. Februar leise, am 24. Februar laut gesungen (Sachse); bei Münster i/W. trafen ‘die ersten Singdrosseln am 25. Februar ein. Anfang März trat aber heftiges Frostwetter mit theilweise starken Schneefällen ein, welches bis zum 28. März anhielt. Die Singdrosseln waren während dieser kalten Tage vollständig wieder verschwunden und wurden erst am 30. März wieder beobachtet. In Folge dieser Kälte trafen auch verschiedene andere Vogelarten viel später, wie sonst ein. Am 27. October von Turdus musicus eine blasse (gelblich weisse) Varietät erhalten (Koch); bei Schiesshaus bei Holzminden 13. Februar erster Gesang (Lüders); bei Wieda am 23. Februar bis 5. März die ersten, dann trat Kälte und Schnee ein, welches einen vollständigen Rückzug zur Folge hatte, am 26. März kamen einzelne, am 31. März mehrere, nach- dem Thauwetter eingetreten war (Eilers) ; bei Braunschweig erste Singdrossel am Walle gehört am 30. März Abends (Dommes und Blasius), am 11. April noch massenweise auf dem Zuge im benach- barten Mascheroderholze (Blasius); bei Marienthal am 1. März Züge aus S.W. kommend (de Lamare); bei Oldenburg am 2. April zuerst singend gehört, am 11. April 1 Exemplar nach W. fliegend, am 12. April 12 Exemplar nach Osten ziehend (N.W.- Wind), am 16. April 2 Exemplare auf dem Zuge nach W. (W.- Wind), am 21. April sehr viele T. musicus auf dem Durchzuge, am 22. April seltener, am 23. April, N.W.-Wind, Morgens 3 Exem- plare singend, am 24. und 25. April wieder hier sehr häufig, am 4. Mai einzeln noch nach W. ziehend (Huntemann); bei Flensburg erst am 2. April bemerkt (Paulssen). Aus Belgard berichtet Ziemer: „Kommt gewöhnlich in der ersten Hälfte des März und zieht von Anfang September bis Anfang November wieder weg. An geeigneten Orten, namentlich bei Kl. Reichow brütet die Art sehr häufig. Erstes Gelege meistens zu Ende April vollzählig; zweites Ende Juni. Unter den hier brütenden giebt es ganz vortreffliche Sänger; für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 293 namentlich zwei zeichneten sich aus; dieselben übertrafen die hiesigen Sprosser bei weitem und konnten sich dreist mit den Nachtigallen, die ich bisher hörte, messen. Die Reinheit und volle Rundung der Töne und die grosse Zahl ihrer Strophen war bewundernswerth; dabei hatten sie nicht eine einzige misstönende oder auch nur unangenehm klingende Strophe. Leider kamen beide im dritten Frühjahre nicht wieder; wahrscheinlich waren sie schmählich in irgend einer Dohne um- gekommen. 1883 in der Zeit vom 12. bis 20. April noch starker Durchzug nach Norden bei S.O.- und S.W.-Winden und schönem Wetter. Am 18. April mehrere angefangene Nester hiesiger Brutvögel. Eier wurden erst im Mai gefunden.“ Bei Norkitten am 10. April angekommen (Robitzsch). Volk- mann berichtet über die Ankunftszeiten in früheren Jahren: bei Eberswalde 1366 am 24. Februar, 1867 am 24. Februar, bei Carlshorst bei Neustettin 1869 am 17. März, bei Pesterwitz bei Ohlau 1870 am 31. März, bei Oessbe in der Tuchlerhaide 1872 am 10. März. | Ueber die Brutverhältnisse wird Folgendes berichtet: Bei Cassel häufiger Brutvogel, auf kleinem Revier am 27. April 8 Nester mit 2X5, 3x4, 3 und 2X2 Eiern (Walter); bei Halle a/S. 1883 am 21. Mai Nest mit 5 stark bebrüteten Eiern auf der Nachtigalleninsel; diese Eier sind aussergewöhnlich lang und schmal, sie messen: I 28:19, II 28:19,5, III 23,5:19, IV 28,8:19,5, V 30:19mm. Am 13. Juni bei Wörmlitz ein Nest mit 5 stark bebrüteten Eiern, eins mit 4 etwa 8 Tage alten Jungen und einem klaren Eie (26:19 mm) (Ziemer); am 27. April ein Nest mit 4 stark bebrüteten Eiern oben in einem Wasenhaufen bei Wieda a/H (Eilers); bei Marienthal erstes Gelege 28. April. Die Jungen flogen aus am 14. Mai; zweites Gelege am 26. Juni, die Brut flog aus am 3. August. Ein drittes Gelege fand nicht statt (de Lamare); bei Ambleben 7. Mai im Elm in einer Fichte 2 Fuss hoch Nest mit 5 Eiern, 14. Mai darin Junge, 7. Mai ein Nest mit 2 Eiern im Elm. 14. Mai im Elm ein Nest mit 3 Eiern (Hintze); bei Oldenburg 7. Mai ein Pärchen bauend beobachtet, 17. Juni - Hügge Junge erster Brut, 19. Juni zweite Brut, Nest mit 3 Eiern (Huntemann); bei Flensburg 9. Mai Nest mit 1 Ei; 19. Mai Nest mit 5 Eiern, anderes Nest mit 5 Eiern, dito mit 4 Jungen, dito mit 4 Eiern, dito mit 4 Jungen; 16. Juni Nest mit 5 Eiern, 23. Juni Nest mit 5 Jungen im Dunenkleid (Paulssen). Ueber den Herbstzug liegen folgende Beobachtungen vor, ausser den weiter unten unter Turdus iliacus mitgetheilten Notizen: bei Wieda a/H. fand der Rückzug von Anfang October bis Ende November statt. Der Vogelfang war gering (Eilers); bei Seesen a/H. war der Durchzug nach dem Süden am reichlichsten im ersten Dritttheil des Monats October, dauerte dann aber in abgeschwächtem Maasse ziemlich gleichmässig bis fast zum Monatsschlusse fort 294 VIIL. Jahresbericht (1883) des Ausschusses (Beling); bei Marienthal Abzug der Brutvögel in der Zeit vom 26. September bis 4. October (de Lamare); bei Ambleben auf dem Zuge im Garten bemerkt seit 20. September, 26. September zahl- reich bis 28. Morgens, Mittags waren sie verschwunden (West- wind) (Hintze); bei Oldenburg 1. October in Zügen von. 10—20 gegen Westen ziehend gegen den Wind. Desgleichen am folgenden Tage. Am 3. October den ganzen Tag Züge von 50—60 nach Westen bei S.W.-Wind. Am 3., 4. und 5. October war der Haupt- durchzug der Singdrosseln. Im Allgemeinen ist der Krammets- vogelfang 1883 recht lohnend gewesen. So fing Einer im Münster- lande an einem Tage nach Zeitungsberichten über 700 Stück. 7. October wurde ein T. musicus Q mit ganz weisser Kehle ge- fangen (Huntemann); bei Belgard Herbstzug in der Hauptsache vom 15. September bis zum 6. October, meistens bei S.O.-, S.- und S.W.-Winden und mehr oder minder regnerischem Wetter; besonders stark war der Durchzug am 15. September, nachdem zuvor mehrere Tage hindurch N.O.-Wind geherrscht hatte (Ziemer); Volkmann beobachtete sie im Winter 1870/71 zu Tausenden vor Paris. 99. Turdusiliacus Linn. — Weindrossel. Ueber den Frühjahrszug liegen folgende Beobachtungen vor: bei Arberg in Mittelfranken am 4. April auf hohen Bäumen eine grosse Schaar am Wiesenrande singend (Jäckel); bei Altenkirchen am 26. Februar (Sachse); Walter schreibt von Cassel: „Am 13., 14. und 15. April zogen besonders viele dieser Vögel hier durch. Auch einzeln hielten sie sich in den Gärten auf. Noch später gegen Ende April erschienen kleinere Züge mit Turdus musicus vereint, die alle nach Norden gingen, denn die hier nistenden 7, musicus waren schon mit dem Brutgeschäft weit vorgeschritten ;“ am 11. April viele Weinvögel auf dem Zuge im Mascheroderholze bei Braunschweig beobachtet (Dommes); bei Marienthal Mitte März die ersten Züge (de Lamare); Anfang März bei Hamburg in Dohnen gefangen (Böckmann); von Belgard berichtet Ziemer: „Diese Art ist regelmässiger und häufiger Passant, der im Früh- jahre vom 20. März bis gegen Ende April durchzieht. Bemerkens- werth war der Frühjahrszug 1881. Nachdem am 12. April die ersten, einige wenige, eingetroffen waren, stieg ihre Anzahl von Tag zu Tag, so dass am 22. desselben Monats tausende in einem etwa 10 Hektar grossen Buchenwäldchen zu gleicher Zeit ihren eigenthümlichen Gesang erschallen liessen, wodurch ein geradezu betäubender Lärm entstand, den zu überschreien Singdrosseln und Amseln vergeblich sich bemühten. Am Näachmittage des folgenden Tages waren sie bis auf etwa 200 verschwunden, die auch in den beiden nächsten Tagen wegzogen. 1882. Vom 19.— 21. März S.W., schön; am Abend des 21. Gewitter, danach einige Tage kühl und trüb bei N.O. Am 22. die ersten 7. vliacus. Mitte April bei warmen S.O.-Winden der Zug auf dem Höhepunkte, jedoch lange nicht so lebhaft, wie im Jahre vorher. Gegen Ende des für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 295 Monats die letzten verschwunden. 1883. Die ersten am 6. April (N. trüb, kühl); vom 16. bis 18. April (S.W. schön) der Zug auf dem Höhenpunkte; am 20. April (N.N.O. schön) nur noch wenige.“ Bei Norkitten zogen sie am 20. April durch (Robitzsch). Ueber den Herbstzug wird Folgendes berichtet: Aus Alten- kirchen liegt nachfolgendes Verzeichniss der vom Förster Seidel in Jägerhaus im Herbste 1883 gefangenen Krammetsvögel vor (siehe Seite 296 und 297)). Bei Cassel wurden mehrere am 8. November im Garten be- obachtet (Walter); Beling schreibt aus Seesen: „Der Fang im Dohnenstiege begann am 6. October, lieferte indessen, abgesehen von den letzten drei Tagen des Monats und den ersten drei Tagen des November, an denen sich eine etwas grössere Anzahl fing, nur geringe Resultate. Derselbe dauerte ziemlich gleichmässig fort bis nach der Mitte des November.“ Neubauer berichtet ebendaher: Die Arten der im vorigen Jahre in meinem Dohnenstiege gefangenen 333 Stück Drosseln (Zugvögel) bestehen in folgenden: 206 Stück Zippen 113 ,„ Weinvögel 7 ,„ Sehwarzdrosseln 8 6, Schnarren 4 ,„ Schacker. Der erste Weinvogel fing sich am 2. October. Bei Ambleben wurde am 3. November ein Weinvogel in einer Dohne gefangen (Hintze); Huntemann berichtet aus Oldenburg: „Eine kleine Schaar Weindrosseln streichend im Gehölz (O.-Wind). 5. October einige Weinvögel nach S.W. dem Winde entgegen- ziehend. Am 18. und 26. October hier die meisten 7. iliacus.“ Ziemer schreibt aus Belgard: „Ueber den Herbstzug habe ich bis- her keine ausreichenden Beobachtungen gemacht; so viel jedoch kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass die Zahl der Passanten hier im Herbste bedeutend kleiner ist, als im Frühjahre. Auf dem Herbstzuge beobachtete ich sie gegen Ende October 1882. Auf dem Herbstzuge die ersten am 14. October, zahlreich am 17. October 1883.“ Volkmann beobachtete sie im Winter 1870/71 zu Tausenden vor Paris. 100. Monticola saxwatilıs Linn. — Steindrossel. Ankunft in den Algäuer Bergen (Hindelang) am 26. April (Jäckel). 101. Ruticilla tithys Linn. — Hausrothschwänzchen. Bei Cassel häufiger Brutvogel (Walter); bei Belgard gar nicht, bei Klein-Reichow nur in 1 Paare, bei Cöslin in einzelnen Paaren beobachtet (Ziemer); bei Halle a/S. sehr häufiger Brutvogel (Ziemer). Ankunft in den Steigerwald-Gegenden bei Ebrach am 15. März, bei Marktbibart am 23. März, in den Orten der Hass- berge (Burgpreppach) am 2. April, bei Windsheim am 27. März, bei Arherg (Gunzenhausen) am 31. April (Jäckel); bei Altenkirchen 296 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Verzeichniss der im Herbst 1883 in 1200 Dohnen gefangenen Krammetsvögel. 2 | E 5 —D (@) oO Be) ee ee Datum. d 8 2 E 2 sSı9a 8 2 Bemerkungen, 82|2|88 3 88 een. eu ee aa eher een 110 | | 341 6 2.110110 14 OB 3101028 30 92 no 21 008 U E e| 1 ı8 | 6 Sl ee 13 230 6/10.| 1/45 | 22 68 | 8 ON Ro De A Sa0. m 6 21 4 | 6 30a 3 2702 30 107105 34..10 | 25 38 | TIyDUORI. U 80 11 25 291,01 12.10. A 105 13./10. 321010 19105 R 14./10. 116 al 1910 NE 229... IG.ON vor 1 23005 ® 17./10. Südweststurm NUSH DL DE DE 1) 11 OLOSı A INS De 20./10.| 2 4 Sl. 21710, 2 88 IS 22.10.74 12 11071 23.10," 4 73. 1v27 I 2 36.02 24.110. U A230 2 Sum 2 25./10. 31 | 2 33 | 26./10. 4 A. 2 27.110. 1/20 Sun 98.10, a 6| 1 29.100 2ı 4 202,58 30.1001 14 1 | ner, 2 31./10. 2 ae is 3 3 PAR SR re al 1712830781 4.111. U zn Hua 25 6) 28 1 Sa. | 97 [185 475 | 28 | 18 | 3 ]806 | 99 | für Beob achtungsstationen der Vögel Deutschlands. 297 | — 3 = So 2 PS LS ua &n S im QO 5 © 17} S . {=} Datum. | 3 = a = 2 sa © | @ | Bemerkungen, = Q = e 5 E2) & rd © - 8 = ro) B=| 3 = = Ss „an B 50 a = on = a = Se as anne a na | 2. = | Br el Trsp. | 97 Jısö \475 | 28 | ıs | 3 Isos | 99 6./11. 23109 31 7.111. 7| IA 2 8/11. | 6.673 | 91| Sul 1 Ber, 14 10,111. Sun agdl tar a3 v2 nt Haken: RT. 9 9 it. |. 1 ie 04 23 1 13./11. Bl I 20, Mi 14./11. 1202 14 15./11. Sulans | 6 1 Häher. 16./11. 3 3) 1 EL a 4 il 1 2 DL. 1 1 ea, 6 6 23./11. 3 3 zalgulae 3 3 | Sa.|100 |185 |586 | 82 | 18 | 4 975 105 | 2| Jägerhaus den 5. December 18835, Seidel, Förster. Ende Februar 1 Exemplar, 25. März mehrere (Sachse); bei Münster i/W. 2. April (sehr spät!) (Koch); bei Cassel 29. März die ersten, Tags darauf mehrere (Walter); bei Wieda 1. April mehrere (Eilers); ebenso bei Allrode (Thiele); bei Braunschweig am 31. März S.O.-Wind uud 4 2° R. (Dommes und Blasius); bei Horn- burg am 31. März (Blasius); an meinem Hause in Braunschweig & am 13. April, 2 am 14. April (Blasius); bei Ambleben am 1. April das erste Paar (Hintze); bei Oldenburg am 1. April einzeln (N.W.-Wind), am 7. April das Gros (N.O.-Wind) (Huntemann); bei Grasberg am 9. April bei hellem, stillem Wetter mit Nacht- frösten (Fick); bei Hamburg am 6. April (Böckmann); bei Flens- burg am 2. April (Paulssen) ; bei Eberswalde am 3. April (Altum); bei Lanskerofen im Jahre 1881 am 22. April (Volkmann). Brütet bei Cassel 2 mal, am 15. April das erste Ei ge- funden (Walter); beginnt bei Braunschweig zu bauen am 14. April (Blasius); von Ambleben berichtet Hintze: „Nest in einem Loche der Gartenmauer: 29. April 1 Ei, 4. Mai 4 Eier, 18. Mai Junge. 298 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Dasselbe Paar baut zum zweiten Male in einem anderen Loche derselben Mauer. (3 Junge, die Ende Juni kleine Federn hatten.) In den Löchern dieser Mauern, die mit Spalierobst bewachsen sind, bauen schon seit Jahren gern die Rothschwänze.“ Bei Olden- burg am 28. Mai Nest mit 6 nackten Jungen und 1 Ei (Hunte- mann); bei Halle a/S. 1882 am 25. Mai 2 Nester mit 2 und 4 frischen Eiern; am 21. Juni auf der Rabeninsel Nest mit 4 etwas bebrüteten Eiern. I 18:13,5 II 18,5:14,25. 1) 19:14,5 2) 19:14,5 >) 195.145 1979215. Ziemer,) Abzug: Der letzte Hausrothschwanz in Burgpreppach ge- sehen am 16. October (Jäckel); bei Cassel am 21. October (Walter); bei Wieda Ende October (Eilers); bei Ambleben 29. September noch beobachtet (Hintze); bei Oldenburg 7. October 1 Paar im Hochmoor angetroffen, 22. October das letzte Paar in der Stadt beobachtet (Huntemann). 102. Ruticilla phoenicura Linn. — Gartenrothschwanz. Bei Belgard zwar regelmässiger Brutvogel, aber immer nur in einzelnen Paaren (Ziemer) ; bei Cassel häufiger Brutvogel (Walter). Ankunft: Bei Burgpreppach in Unterfranken‘ am 28. März (Jäckel); Altenkirchen am 30. März (Sachse); Giessen am 25. April (Hoffmann); Münster i/W. 13. April die ersten, 15. April häufig (Koch); Cassel 27. März das erste Männchen, an der Chaussee von Baum zu Baum fliegend (Walter); Braunschweig am 27. April, starker Ostwind (Blasius), bereits am 2. April von Dommes be- obachtet; bei Marienthal am 30. März (de Lamare); bei Olden- burg 15. April einzeln singend, N.-Wind, 17. April häufig singend, N.W.-Wind (Huntemann); bei Grasberg am 22. April bei trockenem, frostfreiem Wetter, am Tage zuvor, wie auch am Tage nachher wehte scharfer Nordwind (Fick); bei Flensburg am 21. April, an demselben Tage, wie voriges Jahr (Paulssen); bei Norkitten am 4. Mai (Robitzsch). Von Volkmann liegen eine Reihe von An- kunftsdaten aus früheren Jahren vor: 1862 bei Berlin am 23. April, 1863 bei Mühlenbeck bei Berlin am 23. März, 1865 bei Potsdam am 20. April, 1866 bei Fberswalde am 17. April, 1867 am 30. März, 1870 bei Pesterwitz bei Ohlau am 11. April, 1872 bei Oessbe in der Tuchlerhaide am 3. April, 1881 bei Lanskerofen am 23. April. Brütet bei Cassel 2 mal, am 3. Mai 6 frische Eier (Walter); Huntemann berichtet aus Oldenburg Folgendes: „24. Mai Nest mit 6 bebrüteten Eiern. Dann wieder ein Nest am 6. Juni mit 8 Eiern. Am 13. Juni mehrfach flügge Junge. Der scheue Garten- rothschwanz scheint sich von Jahr zu Jahr mehr zu domesticiren. So sang einer Tag für Tag in einem kleinen Apfelbaum, der 6m von der Schule steht, und genirte sich durchaus nicht, wenn das Fenster geöffnet war und die Schulkinder mit den Tafeln klapperten. Am 26. Mai hatte ich bei Nacht das Fenster meiner Wohnstube etwas vorstehen lassen. Gegen 4 Uhr Morgens bemerkte ich (wegen Zahnweh konnte ich nicht schlafen), wie der oben er- wähnte Rothschwanz neugierig in meine Stube sah und durch die für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 299 kleine Fensteröffnung schlüpft: Doch bald bemerkte er seine Gefangenschaft und flog ungestüm gegen die Scheiben. Ich stand auf und öffnete das Fenster. Der Vogel fliegt hinaus, setzt sich aber gleich in den 6 m entfernten Obstbaum und singt mir munter sein Liedehen vor. Sonst pflegen doch die Vögel nach einer solchen Affaire weit vom Hause wegzufliegen. Am 26. Juni wurde ein Nest von unserm Vogel mit 4 Nesteiern und einem blauen Kukuksei dem Museum zugeschickt.“ — Bei Halle a/S.: 1882 am 19. Mai Nest mit 7 Eiern; am 2. Juni Nest (in ein altes Häher- nest gebaut) mit 4 Eiern. Die Eier des ersteren Geleges messen von 18:13 bis zu 18,5: 14; die des zweiten von 19: 14,5 bis 19,75: 14,5. Durchsehnitt von beiden (11 Stück): 18,5:14,1 mm (Ziemer). Ueber den Herbstzug liegen folgende Beobachtungen vor: Apotheker Link sah 1881 einen einzelnen Gartenrothschwanz noch am 30. November und 1882 flog ein junger, auffallend magerer Vogel der Art am 6. December in das Zimmer des Lehrers zu Birkach (Jäckel); bei Cassel Abzug in den ersten Tagen des October (Walter); bei Marienthal Anfang October (de Lamare); bei Belgard am 5. September auf dem Durchzuge bei S.W.-Wind und Regen (Ziemer). 103. Luseinia minor Chr. L. Br. — Nachtigall. Bei Belgard einzeln, wenn auch nur auf dem Zuge (Ziemer). Die ersten wurden im Frühjahre beobachtet bei Schweinfurt am 19. April (Jäckel); bei Windsheim am 29. April ein schlagendes Männchen (Jäckel) ; bei Giessen 7. Mai (Hoffmann) ; bei Münster i/W. 23. April die erste, 25. April ziemlich zahlreich (etwa die Hälfte), 30. April wohl alle vorhanden (Koch); bei Halle am 26. April die erste (Ziemer); bei Braunschweig am 25. April Morgens (in der Nacht vom 24. April zum 25. April wehte heftiger Wind, der von 8.0. durch S. nach W. ging, am 25. April Morgens strammer W.-Wind, bedeckter Himmel und kühle Witterung, 4-6°R.) (Blasius); am 25. April Morgens wurde auch von Dommes die erste Nachtigall bei Braunschweig gehört, am 27. April waren mehrere vorhanden, am 27. Juni noch gesungen (Dommes); bei Marien- thal am 8. Mai (de Lamare); bei Ambleben am 23. April nur durchziehend (Hintze); bei Oldenburg am 25. April Abends (Hunte- mann); bei Hamburg am 20. April (Böckmann); bei Eberswalde am 30. April (Altum); bei Belgard am 26. April (1882 am 28. April) (Ziemer). -— Ausserdem liegen von Volkmann folgende Beobach- tungen aus früheren Jahren vor: bei Berlin 1860 am 8. Mai, 1861 am 28. April, 1862 am 27. April, bei Potsdam 1865 am 16. April, ' bei Eberswalde 1866 am 23. April (vom Professor Schneider schon am 21. April gehört), 1867 am 24. April, bei Pesterwitz bei Ohlau 1870 am 22. April, vor Paris 1871 am 11. April, bei Hagen bei Lascowitz 1874 am 11. Mai. Bei Oldenburg am 19. Mai Nest mit 3 Eiern, am 11. Juni flügge Junge, am 11. August 2 Junge, von denen das Männchen Gesangsübungen (Zwitschern!) anstellte (Huntemann). 300 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Bei Hamburg schienen sie 28. August abzuziehen (Böckmann). In der Gegend von Aschaffenburg stellten sich die Nachtigallen in auffallend geringer Auzahl ein (Jäckel). In Münster i/W. wurden im Schlossgarten 24 singende Männchen gezählt, so häufig ist dort die Nachtigall (Koch). Bei Cassel ist sie kein häufiger Brut- vogel (Walter). Bei Golmbach waren früher verhältnissmässig viel Nachtigallen, in den letzten Jahren waren es immer weniger, in diesem waren fast gar keine da (Schultze). Auch bei Amb- leben haben die Nachtigallen in den letzten Jahren abgenommen (Hintze). Ueber den Gesang berichtet Ziemer folgende interessante Be- obachtungen aus Belgard: „Unter den von zweien meiner Freunde hier gefangenen Männchen dieser und der folgenden Art befand sich eins, das gerade zwischen beiden stand und dessen Schlag aus zwei ganz verschiedenen Theilen sich zusammensetzte; der eine Theil trug ganz den Charakter des Nachtigallenschlages, während der andere, weitaus häufiger vorgetragen, ganz dem Schlage der hiesigen Sprosser glich.“ 104. Luscinia philomela Bechst. — Sprosser. Der Sprosser ist bei Belgard regelmässiger und nicht eben seltener Brutvogel, der in den ersten Tagen des Mai kommt und Anfangs September wieder wegzieht. Hauptzugtage waren: 1879 der 6., 1880 der 9., 1881 der 4. Mai, resp. die denselben voraufgehenden Nächte; an den ge- nannten Tagen wimmelte es überall von diesen Vögeln. Bei Kl. Reichow nistesten im vergangenen Jahre (1882) 5 Paare, während sonst nur auf dem Durchzuge einige bemerkt wurden. Volle Gelege in der ersten Hälfte des Juni. In diesem Jahre kam der Sprosser erst sehr spät, Mitte Mai, an (Ziemer); bei Norkitten am 4. Mai zuerst gehört. (Robitzsch.) Brütet bei Lanskerofen. (Volkmann.) 105. Cyanecula suecica Chr. L. Br. — Weisssterniges Blau- kehlchen. Bei Windsheim am 4 April die ‚ersten, bei Burgpreppach in Unterfranken am 7. April. Es gab sehr viele und war der Herbst- strieh Mitte September lebhaft. (Jäckel.) Bei Münster i/W. am 15. April die ersten, während sonst in der Regel die ersten Blau- kehlehen in den ersten Tagen des April oder einzeln auch in den letzten Tagen des März eintreffen. Ein interessantes Exemplar wurde am 17. April erlegt, dasselbe, mit äusserst intensiv blauer Kehle, trägt weissen Stern, doch sind die sämmtlichen weissen Federchen blau gerandet, so dass der Fleck vollständig verdeckt wird. Im Allgemeinen scheinen sie nicht so häufig zu sein, wie im vorigen Jahre. Am 25. Mai wurde ein Nest mit flüggen Jungen gefunden. (Koch.) Bei Flensburg scheint das Blaukehlchen für immer ver- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 301 . sehwunden zu sein, vor 20 Jahren wurde 1 Exemplar unmittelbar vor der Stadt erlegt. (Paulssen.) Ziemer berichtet Folgendes: „Das weisssternige Blaukehlehen ist bei Belgard regelmässiger, an einigen besonders günstigen Stellen sogar sehr häufiger Brutvogel. Es kommt gewöhnlich in dem ersten Drittel des April hier an und zieht von Mitte August bis Mitte October wieder weg. Auf dem Frühjahrszuge: 1879 den 1. April die ersten, 1880 den 25. April, 1881 den 15. April schon zahlreich da. Auf dem Herbstzuge beobachtete ich es: 1879 am 21. August (in einem Lupinenfelde), 1881 am 11. September (3 Stück bei Kl. Reichow in den Gifkenbergen, wo im Sommer Eimberiza hortu- lana sich aufhält; am 19. September (2 Stück); am 10. October vergangenen Jahres (1882) setzte sich um Sonnenuntergang, als ich im Moore auf Anstand war, ein Weibehen dicht vor meine Füsse, lief dort einige Minuten umher, schwang sich dann laut lockend hoch in die Luft und flog nach S.W. zu. (Wetter trüb; Ostwind.) Das Blaukehlehen macht regelmässig 2 Bruten, deren Gelege Mitte Mai und Mitte Juni vollzählig sind; doch findet man auch im Juli noch frische Gelege. Daten: 1880 am i. Juni (6 St.; stark bebrütet), 19. Juni 5 St. (frisch), 25. Juli 2 Nester & 2 und 4 St.; 1881 am 21. Mai 8,5t,021. Juni 6 St. u. w.“ Von Halle a/S. berichtet ebenfalls Ziemer: „1882 am 283. April an der Saale (nahe Köpzig) beobachtet; am 8. Mai daselbst ein Nest gefunden in dem Augenblicke, als ein kleines Wiesel (Mustela vulgaris) die Eier ausfrass; wie viel Eier das Nest enthalten hatte, konnte nicht mehr festgestellt werden, doch waren es wohl nur 2 Stück gewesen.“ 106. Dandalus rubeculus Linn. — Rothkehlchen. Ankunft bei Ebrach in Oberfranken am 14. März, bei Winds- heim am 16. März bei starkem Thauwetter. Bei Burgpreppach ‚in Unterfranken die letzten gesehen am 30. October. In gelinden Wintern bleiben einzelne da. (Jäckel.) Bei Cassel häufiger Brutvogel. Zugzeit im Herbst den ganzen October, November und einzelne sieht man sogar im December. Von Mitte März an Ankunft, doch zuerst nur einzelne bemerkt. Ende März sehr zahlreich. Gelege von 7 Eiern schon am 1. Mai gefunden, brütet 2mal. Hier legt der Kukuk am häufigsten sein Ei in Rubecula-Nester. (Walter.) Bei Wieda a/H. am 2. April das erste, und Anfang November das letzte Exemplar beobachtet (Eilers), bei Allrode a/H. auch am 2. April das erste Exemplar beobachtet (Thiele), bei Braunschweig 14. Februar das erste Exemplar in den Anlagen (Dommes), bei Marienthal Ankunft 28. März, waren im Anfang November noch hier. Erstes Gelege, in einer Hainbuchen-Heeke, wies 5 Eier auf. Das Weibehen brütete 11 Tage. Vom Ausschlüpfen bis zum Aus- 302? VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses fliegen vergingen 12 Tage. Zweites Gelege am 16. Juni erstes Ei, am 22. Juni viertes Ei. (de Lamare.) Hintze berichtet aus Ambleben am Elme bei Braunschweig Folgendes: „Während des Winters hielten sich mehrere im Garten. Ungefähr am 10. März fiel hoher Schnee und ein Rothkehlehen flog ins Haus. Es wurde gefangen und fing einige Tage später schon an zu singen. Seit 5. April hört man im Garten überall das Schmettern des Rothkehlehens, bei Sonnenschein auch das’ Singen. 12. April noch sehr zahlreich, 14. April scheinen weniger zu werden, 15. April noch ungefähr 8 St. im Garten. Abend gegen 8 Uhr, als es schon vollständig dunkel war, liess ein Rothkehlehen hoch aus einer Fichte noch sein Lied hören. 22. April Rothkehlchen zahl- reich, 4. Mai einzelne im Garten. Der Rückzug begann am 17. August. In den letzten Tagen des Monats schon zahlreicher, 3. September noch vereinzelt, 10. Sep- tember noch zahlreicher, 26. September zahlreich. Ein Rothkehlehen mit lahmem Fusse war sehr zutraulich und hielt sich in einem Fichtengebüsch über 14 Tage. Vor Menschen hatte es nicht die geringste Scheu und liess sich in nächster Nähe beobachten. Trotz des lahmen Fusses vertrieb es tapfer die anderen Roth- kehlchen aus seinem Gebiet. 28. September bei Westwind fast alle verschwunden. Bis 12. October noch ziemlich zahlreich, dann allmählich Abnahme. 8. November zuweilen lässt sich noch ein Rothkehlcheu ver- nehmen. Bei Westwind zogen die Rothkehlchen immer fort, es waren wenigstens immer nur einzelneim Garten, wenn Westwind herrschte. Den Winter über haben sich hier drei Rothkehlchen auf- gehalten.“ Huntemann erzählt von Oldenburg: „Im Winter 1882/83 sind mehr Exemplare bei uns geblieben als in dem von 1883/84. Zwei verunglückte Rothkehlehen erwiesen sich als Männchen bei der a 2. April bei uns häufig und singend, 7. Juni flügge unge.“ Bei Flensburg am 15. April plötzlich häufig auftretend, singend. In den vorhergehenden Tagen Windrichtung O. und S.0., kalt; am genannten Datum Abends S.-Wind., mild; am 16. April W.-Wind, ebner Regen, mild, sehr schön. (Paulssen.) Aus Belgard berichtet Ziemer: „Das Rothkehlchen ist überall häufig, kommt im März, zieht im October; 2 Bruten. Kaum einen andern Vogel kann man so bequem bei seinem Wegzuge beobachten, wie das Rothkehlehen; kaum ist die Sonne untergegangen, so wird es überall im Gebüsch lebendig, auf allen Seiten lässt eine am Tage ungeahnte Zahl dieser Vögel ihre Stimmen erschallen; allmählich gehen sie höher in den Bäumen und drängen sich nach dem Südwestrande des Gebüsches, von wo sie sich, laut lockend, einzeln hoch in die Luft schwingen. für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 303 Jeden Herbst habe ich sie fast jeden Abend beobachtet, noch nie aber, wenn südwestliche Winde ‚herrschten, sondern immer nur bei östlichen und nördlichen, einige wenige Male bei reinen Westwinden. Während des heftigen Nachwinters im März 1883 nicht bemerkt; die ersten gesehen am 6. April (Nordwind, trübes, kühles Wetter). Beginn des Herbstzuges am 20. September bei S.W.-Wind und regnerischem Wetter.“ Von Volkmann liegen eine Reihe von Beobachtungen aus früheren Jahren vor: Ankunft bei Berlin 1862 am 6. April, bei Mühlenbeck bei Berlin 1863 am 12. April, bei Potsdam 1865 am 19. März, bei Eberswalde 1866 am 31. März, 1867 am 27. März, 1868 am 30. März, bei Pesterwitz bei Ohlau 1870 am 10. April, bei Oessbe in der Tuchlerhaide 1372 am 5. April, bei Lanskerofen 18581 am 29. März. Bei Norkitten kamen die Rothkehlchen am 16. April an. (Robitzsch.) 107. Sazicola Oenanthe Linn. — Grauer Steinschmätzer. Bei Cassel nicht seltener Brutvogel (Walter). Aus Grasberg berichtet Fick: „Auch in diesem Jahre ist es mir so wenig, wie 1381 und 1882 gelungen, ihn aufzufinden, während er sonst keineswegs selten war. Ein Grund dafür ist mir nicht bekannt; die Bodencultur scheint mir nicht in dem Maass fortgeschritten, um ihn zu vertreiben.“ - Ankunft bei Windsheim am 3. April (Jäckel); 30. März & auf dem Felde bei Altenkirchen (Sachse); bei Münster i/W. am 8. April (Koch); bei Allrode a/H. am 2. Mai (Thiele); bei Braun- schweig 2. Mai (Dommes); bei Wülperode a/H. am 18. April im Okerthale, seit 2 Tagen $.8.0.-Wind (Blasius); bei Ambleben am Elm am 15. April gesehen (Hintze); bei Oldenburg 8. April ein Exemplar gesehen (W.-Wind), 13. April ein Pärchen gesehen an einer Stelle, wo alljährlich eins brütet, 23. April häufig (Huntemann); bei Hamburg am 8. April (Böckmann); bei Flens- burg am 5. April (Paulssen); bei Eberswalde am 2. und 3. April (Altum); bei Belgard beobachtete Ziemer Folgendes: ‚Der Stein- schmätzer brütet bei Belgard nur in 1—2 Paaren, bei Klein-Reichow dagegen ziemlich häufig. Er kommt in der ersten Hälfte des April und zieht von Anfang September bis Anfang October wieder weg. Die ersten bemerkte ich 1879 am 3. April, 1881 am 11. April. 1882: Nachdem in den letzten Tagen des März S.W.- Winde mit Regen geherrscht hatten, traten vom 2. April an N.O.- dann O.-, endlich N.W.-Wind ein bis zum 12. April. Am 13. April N. mit heftigem Schneegestöber, am 14. April S.O.; während dieser ganzen Zeit fror es des Nachts stark. Vom 15. April an S.W.-, S.- und S.O0.-Winde. Während dieser Zeit nun trafen die ersten S. oenanthe (1 Paar) am 5. April, ein einzelner am 19. April ein; am 20. April wimmelte es überall von diesen Vögeln. 1883: Die 304 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses ersten Steinschmätzer gesehen am 10. April (am 9. April S.W., trüb; am 10. April N.W., Vormittags Regen); Hauptzug vom 13.—19. April bei S.W.-Winden.“ Bei Norkitten am 14. April an- gekommen (Robitzsch). — Volkmann berichtet aus früheren Jahren über die Ankunftszeiten Folgendes: bei Berlin 1862 am 13. April, bei Potsdam 1865 am 17. April, bei Eberswalde 1866 am 11. April, 1867 am 19. April, bei Pesterwitz bei Ohlau 1870 am 30. April, ‚bei Oessbe in der Tuchlerhaide 1872 am 1. April, 1873 am 26. März, bei Hagen bei Laskowitz am 9. April. Ueber die Brutverhältnisse wird Folgendes berichtet: Bei Cassel Ende April Eier, 6, auch 7 das erste Mal (Walter); bei Halle 1882 am 13. Mai Nest mit 6 frischen Eiern; am 18. Mai am Mansfelder Salzsee zahlreich beobachtet. 1883 am 13. Mai 6 Nester & 6 Eier am Salzsee. Maasse von 17 Eiern: das kleinste 20:15 das grösste 22:16,5, Durchschnitt 20,7: 15,8 (Ziemer); bei Ambleben 10. Juni ein Nest mit 7 blaugrünen Eiern in einem Loche des Chausseegrabens. Mitte Juni 5 blaugrüne Eier in einem Loche der Kiesgrube. Das Loch 5—6 Zoll weit, zwei Fuss tief in wagerechter Richtung. Am Ende stand das Nest (Hintze). Von Belgard berichtet Ziemer: „Der Steinschmätzer macht regel- mässig 2 Bruten, deren Gelege Mitte Mai und Ende Juni resp. Anfangs Juli vollzählig sind“. Anfang September waren sie noch zahlreich bei Münster i/W. (Koch). 108. Pratincola rubetra Linn. — Braunkehliger Wiesen- schmätzer. Ankunft bei Windsheim am 26. April (Jäckel); bei Münster i/W. 26. April (Koch); von Cassel meldet Walter Folgendes: „Häufiger Brutvogel. Da er mehrere Wochen später heimkehrt als Zr. rubicola, so brütet er auch nur einmal. Eierzahl gewöhnlich 7, häufig auch 6.“ Von Halle a/S. berichtet Ziemer: „1832 am 14. Mai, 1883 am 5. Mai die ersten Wiesenschmätzer gesehen.“ Bei Braunschweig am 30. April von Nehrkorn, am 3. Mai zuerst von Blasius be- obachtet; bei Oldenburg am 6. Juni Nest mit 5 bebrüteten Eiern (Huntemann); bei Grasberg Ankunft am 2. Mai bei bedeckter Luft und kaltem Südwestwinde. Tags zuvor war es hell bei scharfem Nordwinde (Fick); bei Flensburg Ankunft am 3. Mai (Paulssen); Ziemer schreibt über Belgard: „Diese Art ist regelmässiger, aber nicht sehr häufiger Brutvogel, der in den ersten Tagen des Mai kommt und den September durch wegzieht. 1880 am 17. Juni Nest mit 4 etwa 8 Tage alten Jungen; 1882 am 30. Mai Nest mit 3 Eiern.“ Robitzsch bemerkte ihn in Norkitten zuerst am 1. Mai. 109. Pratincola rubicola Linn. — Schwarzkehliger Wiesen- schmätzer. Ankunft bei Burgpreppach in Unterfranken am 26. April (Jäckel); bei Münster i/W. die ersten Exemplare am 2. April (aber nur ganz einzelne), am 3. April zahlreicher. Doch schien diese Art bedeutend weniger häufig zu sein, wie in früheren Jahren. In gelinden Wintern bleibt wohl mal das eine oder andere für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 305 Stück hier, so erhielt ich am 31. December & und 2 hier (Koch); von Cassel berichtet Walter Folgendes: „Ist hier bei weitem nicht so häufig wie Pr. rubetra, kommt aber doch nordwärts der Stadt in 6 bis 7 Paaren als Brutvogel vor. Der Vogel erscheint wenigstens 14 Tage früher als Pr. rubetra und schreitet etwa 3 Wochen früher zur Nestanlage als rubetra. Am 30. April fand ich 2 mal schon über die Hälfte bebrütete Eier. 2 malige Brut. Eierzahl 5 oder 6“; bei Oldenburg am 28. Mai ein Paar gesehen, was anscheinend brütete, weil die Vögel die ängstlich flatternden Bewegungen brüten- der Vögel machten (Huntemann). "110. Motacilla alba Linn. — Weisse Bachstelze. Bei Belgard ‚„Scheeperknecht“, ‚Wippstart“ genannt (Ziemer). Ankunft bei Burgpreppach in Unterfranken am 283. Februar, in Ebrach im Steigerwalde am 2. März, bei Windsheim am 5. März, bei Hindelang im Algäu Ende März (Jäckel); einzelne blieben den ganzen Winter über bei Altenkirchen, 26. Januar 1 Exemplar be- obachtet, am 24, März 2 Flüge von je 40 Stück, einzelne schon in der letzten Februarwoche (Sachse); bei Giessen die erste am 25. Februar (Hoffnıann); bei Münster i/W. am 23. Februar (Koch); von Cassel schreibt Walter: „Häufiger Brutvogel. Am 11. Februar das erste Paar gesehen und am 6. November noch einen Vogel fliegend beobachtet“; von Halle a/S. schreibt Ziemer: „1882 am 14. Mai nahe Ammendorf flügge Junge; am 19. Mai nahe Röpzig Nest mit 5 Eiern; am 18. Mai zahlreich an den Mansfelder Seeen beobachtet; am 18. November 2 Stück an der Saale. Maasse von 4 Eiern: 19,25— 20,5: 14,75“; bei Schiesshaus 27. April angekommen (Lüders); bei Wieda a/H. Motacilla alba am 27. März einzeln, am 31. März viele, am 24. September noch 2 Exemplare (Eilers); bei Allrode a/H. 1. April angekommen (Thiele); bei Braunschweig am 12. März (— 7° R., N.N.W.-Wind) 1 Exemplar beobachtet (Dommes); bei Hornburg a/Harze am 22. Februar (Blasius); bei Marienthal 26. Februar Ankunft, 24.—25. October Abzug (de La- mare); bei Ambleben vom 10. April (mehrere!) bis 29. September beobachtet (Hintze); aus Oldenburg berichtet Huntemann: „31. März ein Exemplar Mittags aus Osten kommend und sich auf ein Haus setzend (S.W.-Wind). Am folgenden Tage sah ich die Bachstelze mehrfach (N.W.-Wind). Am 3. October hatten sich etwa reichlich 30 Stück auf einem Acker versammelt, später habe ich keine mehr gesehen“; aus Grasberg berichtet Fick: „Sie traf ein am 8. April bei hellem, stillem Wetter mit Nachtfrösten“; in Flensburg 1. April angekommen (Paulssen); in Plänitz ebenso am 1. April bei strenger Kälte und N.O.-Wind (Martins); über Belgard schreibt Ziemer: „Regelmässiger, doch nicht gerade häufiger Brutvogel, der meistens in der ersten Hälfte des März ankommt und von Mitte September bis Mitte October wieder fortzieht. Die ersten beobachtete ich: 1880 am 10., 1881 am 11. und 1882 am 19. März, immer bei Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 20 306 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses südlichen und südwestlichen Winden. 2 Bruten. Frühestes Ge- lege: 1880 am 24. April. 1883. Die ersten am 3. April bei S.W.- Wind und schönem, klarem Wetter. Herbstzug vom 30. August bis Mitte October“. v. Homeyer berichtet aus Woyein von einem kleinen Fluge am 24. October; bei Norkitten am 7. April angekommen (Robitzsch). Aus früheren Jahren berichtet Volkmann folgende An- kunftszeiten: „Berlin 1861 am 24. März, 1862 am 9. März, Mühlen- beek bei Berlin 1863 am 4. März, Potsdam am 15. März, bei Eberswalde am 13. März, 1867 am 25. März, bei Carlshorst bei Neustettin 1869 am 6. April, bei Pesterwitz bei Ohlau 1870 am 8. März, vor Paris 1571 am 6. März, bei Oessbe (Tuchlerhaide) 1875 am 25. März, bei Hagen bei Leskowitz am 24. März, bei Bülowhaide (Tuchlerhaide) 1575 am 31. März, bei Marienwerder 1876 am 31. März, bei Lanskerofen 1878 am 10. März, 1880 am 24. März, 1881 am 27. März, 1882 am 15. März“. 111. Motacilla sulphurea Bechst. — Gebirgsbachstelze. Bei Windsheim und in Unterfranken überwinternd (Jäckel), auch bei Altenkirchen blieben einzelne den ganzen Winter über, am 26. April auf 5 Eiern das & brütend, das beim Annähern ab- flog (Sachse); bei Münster i/W. am 1. September und 21. October beobachtet (Koch); von Cassel schreibt Walter: „In warmen Wintern bleiben einige Paare hier, z. B. vorigen Winter. Brütet 2mal. Am 26. April ein Nest mit 6 Eiern gefunden. Das Nest findet man ebenso oft unten in der Ebene an den Bächen wie oben an den Gebirgsbächen“; von Wieda a/H. schreibt Eilers: „am 2. und 3. März einzeln, dann Rückzug bis 26. März, bis Mitte November noch einzelne Exemplare beobachtet‘; bei Allrode 27. März an- gekommen (Thiele); bei Marienthal Ankunft 26. Februar, Abzug 4. November (de Lamare); von Ambleben schreibt Hintze: „ge- . sehen am 4. April (sollen schon längere Zeit hier sein), baut ein Nest an einem alten Stamme, der mit Epheu überzogen ist, dicht am Teiche im Garten. 12. April Nest fast fertig, gebaut aus Würzelchen und Gras, mit tiefer runder Mulde. 18. April 1 Ei; 19. April 2 Eier; 20. April 3 Eier; 21. April 4 Eier; 22. April brütet auf 5 Eiern, lässt sich fast mit der Hand berühren, ohne das Nest zu verlassen. . Vor dem Brüten habe ich das Pärchen in der Nähe des Nestes fast nie gesehen. 5. Mai Nachmittags, 1 Ei schon gesprungen, die Brutzeit dauert also 14—15 Tage. 19. Mai die Jungen haben keinen Platz mehr im Neste. 20. Mai Mittags ausgeflogen. Seitdem treiben sie sich im Garten, meistens am Teiche herum. Die Alten haben viel zu thun mit den Jungen, die nicht recht hören wollen. Anfang Juni verschwand die ganze Familie. 29. Juni die alten Bachstelzen wieder im Garten mit 4 oder 5 neuen Jungen die schon etwas fliegen konnten. 6. Juli störte ich sie Abends aus dem Schlafe. Dicht beim alten Nistplatz ist eine kleine Birke für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 307 über das Wasser hingewachsen, in dieser sassen sie. Seit Anfang August sind alle verschwunden. Während des Winters ist eine gelbe Bachstelze hier geblieben.“ 112. Budytes flavus Linn. — Gelbe Schafstelze. Bei Belgard „‚Lämmerjung“. (Ziemer.) "Ankunft bei Windsheim am 4. April (eine einzelne), noch am 21. April sieht man wenige, erst am 28. April ist sie zahlreich (Jäckel); bei Münster i/W. 18. April (Koch); von Cassel schreibt Walter: ‚In den ersten Tagen des April waren die ersten hier, Anfang October zogen die letzten ab. Brütet ungestört wohl nur l1mal“; von Halle a/S. schreibt Ziemer: „Am 18. Mai 1882 in mehreren Paaren an den Mannsfelder Seeen beobachtet“; von Marienthal schreibt de Lamare: „Ankunft 14. April, am 28. No- vember noch 1 Exemplar gesehen“; von Oldenburg schreibt Huntemann: „Am 16. April bei O.-Wind einzeln, 19. April bei O.-Wind häufiger“. In Hamburg am 8. April angekommen (Böckmann); in Flens- burg am 29. April (Paulssen); in Eberswalde am 23. April (Altum); von Belgard schreibt Ziemer: „Ist ein regelmässiger, bei Belgard ziemlich seltener, bei Kl. Reichow dagegen auf einem ziemlich trockenen Moore sehr häufiger Brutvogel, der hier gewöhnlich in den letzten Tagen des April und den ersten des Mai ankommt und während des September wieder wegzieht. 1831 beobachtete ich eine einzelne Schafstelze bereits am 14. März bei allerdings sehr schönem Wetter und S.W.-Wind. Anfangs Juni volle Gelege“. Bei Norkitten am 25. April angekommen (Robitzsch); aus früheren Jahren berichtet Volkmann folgende Ankunitszeiten: Berlin 1862 am 19. April, Eberswalde 1866 am 2. Mai, 1867 am 1. Mai, Lanskerofen 1851 am 19. April. 113. Budytes borealis Sundew. — Nordische Schafstelze. Ziemer berichtet von Halle a/S.: „1882 am 11. Mai bei Röpzig a/S. ein altes Männchen beobachtet und zwar aus einer Entfernung von kaum 5 Schritt; der Vogel suchte emsig nach Nahrung ; am 17. Mai 6 Stück bei Giebichenstein a/S“. 114. Anthus pratensis Linn. — Wiesenpieper. Bei Burgpreppach in Unterfranken 15. März und wieder 24. October, Windsheim 18. April etliche an Wasserlachen eines Hutwasens (Jäckel); bei Münster i/W. 25. März angekommen (Koch); bei Cassel von Anfang bis Mitte April hinaus auf Feldern und Wiesen kleinere wie grössere Züge täglich (Walter); einzelne blieben bei Oldenburg den Winter über, am 23. März waren dieselben schon häufig wieder, 9. April in Paarung gesehen. Am 2. October zogen den ganzen Tag mit einigen Unter- brechungen Schaaren von 20—50 Stück nach SW. dem Winde entgegen (Huntemann); zeigte sich bei Grasberg am 23. April bei frostfreiem, trockenem Wetter, mit sehr scharfem Nordwinde am Tage zuvor und nachher (Fick); von Belgard schreibt Ziemer: „Der Wiesenpieper ist regelmässiger, nicht eben seltener Brutvogel, 20% 308 - VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses der im März kommt und Ende September bis Anfang October wieder wegzieht; er macht 2 Bruten, deren Gelege gewöhnlich um die Mitte des Mai und Ende Juni resp. Anfangs Juli voll- zählig sind“; bei Norkitten am 16. April angekommen (Robitzsch). 115. Anthus arboreus Bechst. — Baumpieper. Ankunft bei Burgpreppach in Unterfranken am 13. April, bei Arberg in Mittelfranken die ersten gehört und gesehen erst am 10. Mai, ungewöhnlich spät. Von Ende August bis Mitte - September bei Windsheim starker Herbstzug (Jäckel); bei Münster i/W. 15. April (Koch); bei Cassel häufiger Brutvogel, brütet 2 mal (Walter); bei Braunschweig am 3. Mai singend (Blasius); bei Oldenburg 17. April häufig und singend, 20. Juni Nest mit 4 Eiern, 23. Juni ein solches mit 3 beflaumten Jungen (Huntemann) ; 8. April in Hamburg angekommen (Böckmann); bei Flensburg 29. April ersten Gesang gehört; 21. Juni Nest mit 5 Eiern (Paulssen); am 26. April bei Eberswalde angekommen (Altum); von Belgard schreibt Ziemer: ‚ist überall häufig, kommt im April und zieht im September und Anfang October. — 2 Bruten, deren Gelege Mitte Mai und Ende Juni oder Anfangs Juli vollzählig sind. 1882 am 1. Juni 2 Nester mit 5 und 4 stark bebrüteten Eiern“. 116. Agrodroma campesiris Bechst. — Brachpieper. Bei Windsheim erst am 6. Mai den ersten Brachpieper gehört, mehrere am 14. Mai (Jäckel); bei Hamburg 30. März (Böck- mann); wurde von Walter nur einmal auf dem Zuge bemerkt bei Oassel. Ein Exemplar 1879 Mitte Juli bei Kl. Reichow bei Belgard in den sogenannten Gifkenbergen auf einem Terrain geschossen, auf welchem Zmberiza hortulana und Alauda arborea brüten, sonst nicht bemerkt. (Ziemer.) 117. Galerida eristata Linn. — Haubenlerche. Um Windsheim gemeiner Standvogel; ebenso für Cassel, Walkenried, Braunschweig, Kurwien und Belgard mit Standvogel bezeichnet. nei Cassel am 7. April das erste Gelege gefunden; brütet 2 mal. 118. Zullula arborea Linn. — Baumlerche. Als Brutvogel für Cassel aufgeführt. Ankunft bei Münster am 18. Februar; Walkenried am 26. Fe- bruar; Altenkirchen am 8. März, bei Belgard Anfang März; bei Insterburg am 9. März und bei Zymna am 24. März. Bei Olden- burg wurden noch im November und December kleine Flüge beobachtet. 119. Alauda arvensis Linn. — Feldlerche. Ueber den Frühjahrszug dieses Vogels wird berichtet: Er- schienen bei Nürnberg am 31. Januar; bei Erbach am 1. Februar; bei Windsheim am 5. Februar; bei Münster am 11. Februar; bei Flensburg am 4. Februar; bei Grasberg am 5. Februar; bei Giessen am 26. Februar; bei Wieda am 2. März; bei Seesen am für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 309 18. Februar; bei Allrode am 14. Februar; bei Braunschweig An- fang März die ersten; sie hatten sich daselbst bei tiefem Schnee am 19. und 27. März zu grossen Schwärmen vereinigt. Bei Olden- burg waren während des ganzen Winters Lerchen anzutreffen. Am 5. Februar dort grosse Schaaren; 2 mit schwarzen Füssen erlegt; ebenso 2 am 7. April; bei Belgard kamen sie am 12. Fe- bruar bei S.W.-Wind an, bei Insterburg am 24, Zymna am 22., und Norkitten am 24. Februar. Die letzten wurden in Giessen am 4. October, in Cassel Ende October, und 4. bis 6. October bei S.W.-Wind in Oldenburg beobachtet. 120. Miliaria europaea Swains. — Grauammer. Standvogel. Für Windsheim als Zugvogel bezeichnet, der daselbst im Winter niemals vorhanden sein soll. Auch bei Cassel recht selten. In ziemlicher Anzahl bei Belgard brütend. 121. Emberiza eitrinella Linn. — Goldammer. Allenthalben Standvogel. Gelege davon wurden gefunden: bei Ambleben am 15. und 17. April; 16., 18. und 19. Mai; bei Flensburg am 12. und 29. Mai; bei Belgard am 3. Mai. Bei Cassel wurde in einem Goldammernest ein Kukuksei gefunden. 122. Emberiza hortulana Linn. — Gartenammer. Bei Münster in diesem Jahre an passenden Oertlichkeiten recht zahlreich; Ankunft daselbst am 29. April. Ebenfalls häufig bei Oldenburg; erschien bei Grasberg am 12. Mai bei S.-Wind. Brütet bei Kl. Reiehow (Belgard), am 16. Mai Nest mit 4 Eiern ebenda. 123. Schönicola schoeniclus Linn. — Rohrammer. Häufiger Brutvogel bei Cassel. Ankunft: 2. April bei Münster; 6. März bei Oldenburg; 27. April bei Insterburg; 2. April bei Belgard. Rückzug in Belgard in der ersten Hälfte des October. Macht 2 Bruten. 124. Plectrophanes lapponica Linn. — Lerchensporn- ammer. Am 29. März 1 Stück bei Altenkirchen zum ersten Male erlegt (Sachse). 125. Plectrophanes nivalis Linn. — Schneespornammer. Es wurden 1 Exemplar am 23. September, und 2 Stück im October bei Flensburg erlegt; bei Belgard im December und Januar. 126. Passer montanus Linn. — Feldsperling. Ueberall häufiger Standvogel. Am 16. Juni bei Flensburg, 13. Mai und 16. Juli bei Olden- burg Nester mit Eiern. 127. Passer domesticus Linn. — Haussperling. Standvogel überall. 310 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses . Ein Paar nistete bei Augsburg in einer Uferschwalbenhöhle in der dortigen Sandgrube. Am 27. April Gelege und am 27. Mai flügge Junge bei Oldenburg; ebenso am 20. Mai bei Flensburg Junge ausgeflogen. 128. Fringilla coelebs Linn. — Buchfink. Häufiger Brutvogel bei Cassel, der daselbst auch im Winter vorkommt, und zwar sind von Herm Walter nicht nur Männchen, sondern auch — allerdings selten — Weibchen im December be- obachtet. Ebenso bleibt nach Herrn Stud. Ziemer eine Anzahl Männchen selbst im härtesten Winter bei Belgard. Ferner wurden auch bei Oldenburg Weibchen in geringer Zahl während des Winters beobachtet; diese Art nimmt dort beständig an Zahl zu. Ankunft bei Windsheim am 16. März, am 29. März erster Schlag. Am 2. März grosse Schwärme 3 und 2 bei Braunschweig; 19. Februar bei Wieda; am 4. März eine sehr grosse Schaar bei Ambleben; am 2. März bei Flensburg; 9. April bei Belgard ein Flug von 5—600 Stück; bei Norkitten am 4. April zuerst. Herr Walter aus Cassel berichtet ferner: „Der Frühjahrszug währt recht lange. Vom 12. Februar ab, an welchem Tage ich den ersten Schwarm von ca. 100 Stück, Männchen, beobachtete, sah ich jede Woche Züge bis Anfang Mai. Die Aprilzüge be- stehen aus lauter Weibchen. Wenn hier brütende Finken schon Nester haben, langen immer noch nach Nordosten ziehende Schaaren mit Weibchen an. Mit diesen letzteren ziehen Schaaren von Fring. montifringilla mit.“ Und Herr Cand. Hintze in Ambleben schreibt: „Ein Beweis, dass die Finken ihre alten Nistplätze wieder aufsuchen: In diesem Jahre wurde ein ausgezeichneter Schläger, der sich durch seine zwei vorzüglichen Schläge auszeichnete, unter demselben Baume gefangen, wo man ihm voriges Jahr vergebens nachgestellt hatte. Ein in diesem Frühjahre gefangener Fink entkam nach 14 Tagen aus dem Käfige, wurde aber 8 Tage später an der- selben Stelle, wo er das erste Mal gefangen war, wieder ein- gefangen.“ Erstes Gelege bei Cassel am 24. April; bei Ambleben am 3. Mai; bei Oldenburg 8. Mai und bei Flensbure am 14. Mai. 129. Fringilla montifringilla Linn. — Bergfink. Regelmässiger Wintervogel bei Belgard. Bei Cassel im Winter wenige bemerkt; im Frühjahr viele unter den Zügen von Fring. coelebs. Bei Münster am 7. October, jedoch nicht häufig in diesem Herbste.. Bei Wieda wurde am 7. April eine Schaar von ca. 1000 Stück beobachtet, welche mit vielem Lärm von Ort zu Ort zog und die Buchenkerne verzehrte; hielt sich bis Ende April daselbst auf. Bei Grasberg erschien diese Art Mitte Februar, und bei Flensburg am 1. September. 130. Ob coorhr au stos vulgaris Pall. — Kirschen . Veberwintert bei Altenkirchen regelmässig. Für Cassel mit „nicht gerade häufig“ und für Belgard als „verhältnissmässig für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 311 selten‘ bezeichnet. Bei Münster und Flensburg ist dieser Vogel häufiger geworden. 131. Ligurinus chloris Linn. — Grünfink, Grünling. Als häufiger Brut-, Strieh- und Standvogel für Cassel und Belgard notirt. Bei Ambleben der häufigste Vogel der Gärten. Für Grasberg ist der 11. April als Ankunftszeit angegeben. Nester wurden gefunden am 5. Mai in Braunschweig, 18., 20., 22., 25. Mai und 7. und 8. Juni in Ambleben. 132. Serinus hortulanus Koch. — Girlitz. Bei Windsheim seltener Strichvogel. Von Herrn Dr. Blasius sind einige Dutzend Paare bei Braunschweig ausgesetzt. Bei Cassel als Brutvogel bemerkt. 133. Chrysomitris spinus Linn. — Erlenzeisig. Be Als nicht häufiger Brut- und Strichvogel für Cassel; als regel- mässiger Wintervogel für Belgard aufgeführt. Bei Münster in diesem Herbste nicht zahlreich; einen kleinen Schwarm dort am 1. November beobachtet; am 6. Februar bei Ambleben den ersten, am 1. Juli ein grosser Flug, worunter viele Junge; in Grasberg erschienen die ersten Schwärme im Februar; . bei Flensburg am 12. und 24. December; vom November bis Ende März bei Belgard. In Oldenburg wurden viele todte Zeisige in Stadt und Um- gegend gefunden und der strenge Märzwinter als Todesursache angegeben. 134. Carduelis elegans Steph. — Stieglitz. Als Brutvogel sehr zahlreich bei Cassel; nicht gerade selten bei Belgard. Am 6. Mai fast fertiges Nest bei Braunschweis, und am 17. Mai bei Flensburg mehrere Paare bauend. 135. Cannabina sanguinea Landb. — Bluthänfling. Häufiger Brut- und Standvogel bei Cassel und Belgard. Vereinigt sich in letzterer Gegend im Herbste zu Schaaren von 200 bis 500 Stück, verschwindet grösstentheils im No- vember, um sich im März an seinem Brutplatze wieder ein- zufinden. Bei Flensburg am 22. April Abends gegen 300 Stück in der trockenen Krone einer Eiche singend. Ueber den verschiedenen Standort der Nester wird berichtet aus Cassel, dass dieselben neuerdings vielfach in aufgeschichtetem Torf, besonders aber in Holzklaftern angelegt werden und man nur noch selten Nester im Gebüsch trifft, ferner fand Herr Walter eins im Rohre und eins an der Erde unter einem Strauche. Am 12. April bei Ambleben 3 fertige Nester in Taxus, Wach- holder und Buchsbaum; am 11. Mai bei Röpzig -(Belgard) ein Nest mit 6 Eiern; dasselbe hing freischwebend zwischen feinen, dünnen Wurzeln, die aus dem etwas überstehenden Ufer grade herabhingen. Es befand sich etwa 1,25 Meter über dem Wasser- spiegel. Brütet oft 3 mal. 312 VIII Jahresbericht (1883) des Ausschusses 136. Cannabina flavirostris Linn. — Berghänfling. Hierüber ist nur aus Belgard der Bericht eingegangen, dass diese Art in kalten Wintern im November daselbst erscheint und bis zum Februar verweilt. 137. Linaria alnorum Chr. L. Br. — Nordischer Leinfink. Hierüber berichtet nur Herr Walter aus Cassel, dass dort in . diesem Jahre keine bemerkt wurden, sonst aber diese Art im Winter daselbst zu finden sei. 133. Pyrrhula europaea Vieill. — Dompfaft. Bei Cassel als Brutvogel nicht gerade zahlreich, dagegen im Herbste und Winier mitunter massenhaft. Am 27. November 2 Stück bei Wieda, und am 23. April noch 3 Stück bei Belgard gesehen; ebendort ist diese Art regelmässiger Wintervogel, der je nach der Witterung im December oder Januar eintrifft und im Februar wieder fortzieht. 1359. Loxia curvirostra Linn. — Fichtenkreuzschnabel. Bei Cassel nicht häufiger Brutvogel, der überhaupt nur selten dort bemerkt wird. Einzelne Exemplare im Herbste bei Wieda. . Ein < ist am 28. August bei Oldenburg gefangen. 140. Columba palumbus Linn. — Ringeltaube. Ankunft: Bei Hindelang im Algäu in Baiern erster Ruf am 15. Februar. Dieser Ort am Gailenberg ist die wärmste Lage der Gegend, bei Arberg in Baiern am 5. März. In Cassel wurde die erste am 3. März, ein Flug von 10 Stück am 15. März gesehen; in Schiesshaus Kreis Holzminden a. d. Weser am 15. Februar, in Walkenried am Harz am 24. Februar, in Wieda in Braunschweig am 1. März einzeln, in Allrode am 14. Februar, in Braunschweig am 1. April, in Ambleben am 2. Februar. Aus Oldenburg wird berichtet, dass die Ringeltaube sowohl im Januar, wie in den beiden Monaten vorher, November und December, dort blieb. Am 25. Februar sah der Berichterstatter einen grossen Schwarm an der Küste. In Hamburg wurden sie am 22. März beobachtet, in Belgard am 30. März 2 Stück bei S.S.O.-Wind und schönem Wetter, am 2. April 1 Stück bei W.-Wind und trübem und kühlem Wetter, am 3. April 8 Stück bei S.-Wind und klarem schönem Wetter. Abzug: In Belgard die letzten (5 Stück) am 11. October bei S.8.0.-Wind und trübem Wetter. Bruten: In Münster wurde das erste frische Gelege am 13. April gefunden und noch am 26. September und 3. October kaum halbwüchsige Junge genommen (Koch). In Braunschweig suchte in unserem Garten eine Ringeltaube am 28. April nach einem Nistplatz (Blasius). In Oldenburg am 20. April ein Nest mit 1 Ei, am 21. mit 2 Eiern. Das Nest stand nur 2 Meter vom Boden entfernt in einer jungen Pinus strodus (Huntemann). In Flensburg wurde am 3. Mai ein Nest mit 1 Ei, am 12. Mai ein Nest mit 2 Eiern und am 25. Juni (zweite Brut) ein Nest mit 2 Eiern entdeckt (Paulssen). In Belgard fanden alljährlich 2 Bruten für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 313 statt, das Gelege der ersten Brut wurde im April, das der zweiten Brut im Juni gefunden (Ziemer). In Lanskerofen bei Wattriemen, Ostpreussen, brütet die Ringeltaube in unmittelbarer Nähe nicht, vielleicht wegen der 420—600 Fuss betragenden Er- hebung über dem Meere; denn 150 Fuss tiefer, 14, Meile von hier, kommt sie als Brutvogel vor (Volkmann). 141. C(olumba oenas Linn. — Hohltaube. Ankunft: Im Steigerwald bei Ebrach in Baiern am 22. Fe- bruar, im Hassgebirge bei Burgpreppach in Baiern am 5. Mäız; in Walkenried im Harz erst am 3. April; in Wieda im Harz vom : 27. Februar bis 3. März, dann am 27. März bei starkem Schnee- gestöber; in Langelsheim im Herzogthum Braunschweig schon am 12. Januar (siehe weiter unten!); in Allrode 4. März, in Braun- schweig am 1. April, in Hamburg am 22. März, in Eberswalde am 15. Februar, in Belgard am 2. April, in den Jahren vorher am 10. und 18. März, in Norkitten in Ostpreussen am 8. April, in Kurwien in Ostpreussen am 31. März. Ueber die frühe Ankunft in Langelsheim wird berichtet: „Am 12. Januar wurde von mir selbst im Forstorte Sangenberg in der Nähe der Veltheim-Schneisse ein Flug wilder Tauben, die ich als Columba oenas erkannte, wahrgenommen, auf die ich durch das Geräusch des Abfliegens aus den Gipfeln der Fichten ganz in meiner Nähe aufmerksam gemacht wurde. Einige Tage drauf sind solche Tauben auch im Forstorte Grimberg gesehen worden. Dieses aussergewöhnlich frühe Erscheinen lässt sich wohl nur aus dem so gelinden und schneearmen Winter erklären (Achilles). Abzug: In Walkenried am 1. October, in Belgard Ende September. Bruten wurden beobachtet in Belgard, wo sie im Stadt- walde nistet, jedoch immer seltener wird, da die hohlen Eichen nach und nach verschwinden. ( Sie brütet dort, wie überall da, wo sie nistet, 2 mal. | In Cassel brütet die Hohltaube nicht häufig, obgleich an hohlen Bäumen kein Mangel ist. 142. Turtur auritus Ray. — Turteltaube. Ankunft: In Burgpreppach in Baiern am 16. April, bei Arberg in Mittelfranken am 7. Mai, in Altenkirchen am 1. Mai, in Münster 3. Mai, in Allrode am Harz 8. Mai, in Ambleben Anfang Mai, in Walkenried am 2. Mai, in Hamburg am 7. Mai, in Belgard Anfang Mai, Norkitten in Ostpreussen am 6. Mai. Abzug: In Burgpreppach am 15. September, in Münster ebenfalls am 15., in Belgard am 4. September bei S.W.-Wind. Bruten wurden in Belgard Ende Mai, und eine zweite Brut mit einige Tagen alten Jungen am 6. August gefunden. In Cassel ist die Turteltaube recht seltener Brutvogel, in anderen Gegenden Deutschlands häufig; nur bei Belgard ist sie nicht zahlreich und kommt nur in einem oder einigen Paaren vor. 314 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses 143. Tetrao urogallus Linn. — Auerhuhn. Aus Baiern berichtet Pfarrer Jäckel: „Im oberbaierischen Hochlande balzten die Auerhähne Mitte Mai gut und wurden ein- zelne bereits erlegt; bei Hindelang im Algäu begann die Balzzeit Anfangs April, war am wärmsten Mitte Mai und schloss Ende Mai. Prinz Ludwig von Baiern schoss auf seinen Jagden bei Pfronten im Algäu in 6 Morgengängen 6 Hähne. Im baierischen Walde bei Passau (Thürnau) wurden bis zum 26. April 5, in der Oberpfalz auf den freiherrlich von Künsbergschen Jagden bis zum 16. Mai bei ungünstiger Witterung 2 Hähne, in Oberfranken in den Fichtelgebirgsforsten Martinlamitz bis Anfang Mai in einer Abtheilung (Hau) 5, bei Rehau in derselben Zeit 6, auf dem Revier Arzberg bis Mitte Mai 5 und Mitte April bei Marktleuthen ein Hahn, im Veldensteiner Forst auf dem Reviere Schnabelwaid einer am 17. April und auf der Revier Bärnheck einer am 6. Mai ge- schossen. Einen bei Oesdorf Forstamts Forchheim am 16. Mai erlegten jungen Hahn habe ich erhalten. In Mittelfranken wurde ein Hahn am 12. April bei Dürrenhembach, ein anderer noch am 18. Mai, dem Schlusse der Balzzeit, geschossen und im Nürnberger Reichswald auf der Revier Wendelstein am 26. April Morgens ein von einem andern Auerhahn bekämpfter uud ge- tödteter Auerhahn aufgefunden, dem das eine Auge ausgeschlagen war und der sonst am Halse bedeutende Verwundungen an sich trug. Der dazu gekommene Forstbeamte sah den Sieger noch abstreichen. Im Spessart wurden in nächster Umgebung von Lohr bis Anfangs Mai 5 Stück zur Strecke gebracht und hat sich durch Schutz und Hege diese herrliche Wildgattung, eine Zierde unserer Wälder, wieder ziemlich gemehrt. In den Hassbergen fehlte Auerwild eigentlich nie, aber in der Gegend von Burg- preppach war es seit fast 12 Jahren verschwunden. Dank der Schonung in den letzten 3 Jahren hat es sich aber wieder der- artig vermehrt, dass im Frühjahr 1883 bei B. auf dem Eichelberge allein 3 belegte Nester gefunden wurden, aus denen 2 Bruten mit 17 Jungen glücklich ausgekommen sind, während die dritte durch Kinder zerstört wurde. Auch an anderen Orten brüteten mehrere Hennen glücklich, so dass der Stand dieses Wildgeflügels ein an- sehnlicher zu nennen ist. Herr Apotheker J. A. Link verwitterte die erwähnten 3 Nester gegen Füchse und anderes vierfüssiges Raubzeug mit einer Mischung von schwarzem Steinöl, Teufelsdreck und Wachholdertheeröl, indem er den Boden der Umgebung der Nester auf etwa 20 Schritte im Umkreise damit beträufelte. So abscheulich auch an den gerade sehr heissen Tagen der Gestank war, so brüteten die Hennen gleichwohl ruhig weiter. Nicht zu fern von den Nestern hausten Füchse in einem Steinbruche in Bauen, die man nicht graben kann. Die Füchse hatten einen ab- gestreiften Dachs, der zum Präpariren des Skeletts in einen Ameisen- haufen gelegt war, aus diesem heraus eine ziemliche Strecke weit in ein Gebüsch geschleppt und dort angeschnitten. Link ver- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 315 witterte die Umgebung dieses Gebüsches auf einige Schritte im Umkreise und der Rest des Dachses blieb nun unberührt. Auch einige frisch geschossene Krähen wurden zu einem Experimente benützt. Die ausserhalb des Bereiches des Gestanks gelegte Krähe war schon am andern Morgen verschwunden, die innerhalb der Verwitterung hingelegte aber nach langer Zeit, noch unangetastet. Ein nachahmungswerthes Verfahren! Auf den Herbsttreibjagden wurden Auerhähne erlegt im baierischen Wald (Neureichenau), in der Oberpfalz bei Sulzbach, in Oberfranken bei Oesdorf, im Voigtland bei Oberkotzau und eine verstrichene Henne bei Lands- berg in Oberbaiern.“ 144. Teirao tetrixz Linn. — Birkhuhn. Pfarrer Jäckel in Windsheim berichtet: Am 16. Mai keugeln die Spielhähne in dem oberbaierischen Hochlande flott. Man hält aber noch mit dem Abschusse zurück, um die Hennen ge- hörig treten zu lassen, Im Algäu (Hindelang) balzten einige Hähne schon Ende Februar und Anfangs März untertags. Die eigentliche Balze begann am 4. April, war am wärmsten vom 8. bis 15. Mai und endigte auf den Vorbergen-am 15. Mai, in den tieferen Thälern Anfangs Juni. Hier ist die Balz um 15 bis 20 Tage, ja sogar um einen Monat später, je nachdem die Witte- rnng ist. Bei Neureichenau im baierischen Antheil des Böhmer- walds wurde ein Hahn am 9. Mai, auf den freiherrl. von Küns- bergschen Jagden bei Fronberg in der Oberpfalz in 6 Tagen bei un- günstiger Witterung 6 Hähne geschossen und 6 gefehlt. Graf von Castell schoss an einem Morgen aus einem Schirm 3 Hähne. Die Balze lieferte heuer allerwärts günstige Resultate. Auf einer Herbsttreibjagd bei Oberkotzkau (Hof) wurden am 8. October 4, bei Sulzbach in der Oberpfalz am 12. October 2 Hähne geschossen. 145. Tetrao hybr. medius Meyer. — Rackelhuhn. Ein Rackelhahn wurde bei Zell am See in Oesterreich erlegt (Jäckel). 146. Starna cinerea Linn. — Rebhuhn. Aus Baiern berichtet Pfarrer Jäckel Folgendes: „Das Gedeihen der Rebhühner war nach den localen Verhältnissen ein sehr verschiedenes. Während in einzelnen Gegenden die Resultate der Jagd wohl befriedigten, wurde von vielen Seiten stark geklagt. Durch ungünstige Witterungsverhältnisse, in Folge schwerer Hagelschläge und Ueberschwemmungen der Wiesen gingen viele Bruten zu Grunde, ganz abgesehen von den jährlich sich ergebenden Verlustprocenten bei dem Mähen der Kleefelder. Im Allgemeinen war nur ein mittelmässiges Hühner- jahr zu verzeichnen. In der Rheinpfalz biieben die Erträgnisse der Jagd weit hinter den ohnehin nicht hochgespannten Erwartungen zurück. Auch in den Mösern um München waren die Resultate wenig günstig, in manchen Mooslagen schlecht; bei Eröffnung der Hofjagd im Allacher Revier wurden 101 Stück Hühner geschossen. In der Gegend von Aschheim in Oberbaiern waren die Felder 316 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses gut mit Hühnern besetzt. Dagegen wurden im Revier Hirschau in einem tief gelegenen Kleestücke 7 Gelege verlassen gefunden, wohl in Folge der schweren Gewitterregen, welche, da der Boden nicht mehr im Stande war, einzusaugen, ganze Feldstücke so sehr mit Wasser anfüllten, dass die Gelege unter Wasser gesetzt und von den brütenden Hennen verlassen werden mussten. In Nieder- baiern, das die sChönsten Hühnerlagen besitzt, waren die Ver- hältnisse gleichfalls schlecht. Man traf Gelthühner in beträcht- licher Anzahl, welche theils paarweise, theils zusammengestrichen in Trupps von 5 bis 6 Stücken angetroffen wurden. Häufig waren Nachbruten mit wenigen zur Schusszeit nur wachtelgrossen Jungen. Auch in Oberfranken (Lichtenfels) gab es bei Eröffnung der Jagd sehr viele Gelthühner und noch so schwache Junge, dass sie vor dem suchenden Hunde nicht einmal aufstehen konnten. Dagegen wurde um Würzburg die Saison als brillant bezeichnet und waren die Ketten meist stark, 17, 19—24 Stück. In Mittelfranken wurden die Erwartungen auf ein gutes Hühnerjahr schwer getäuscht; so um Windsheim, während eine Stunde davon um Ipsheim, Kauben- heim und Schwebheim die Jagd eine sehr gute war, so dass ein Jagdpächter auf letzterer Flurmarkung gegen 140 Stück erlegte und Anfangs November noch Hühner genug hatte. Auch bei Markt Bibart gab es viele Hühner und im December fanden sie sich zahlreich auf den sehr üppigen Saaten bei Windsheim ein. 147. Coturniz dactylisonans Meyer. — Wachtel. Die Wachtel war in diesem Jahre auffallend selten bei Winds- heim, Uffenheim und Rothenburg o. T. Sie kam dahier am 16. Mai an und wurde nur hie und da in den sonst besten Lagen eine einzelne bis in die zweite Hälfte des Juli gehört, wo des Abends 3 Stück in einer Feldung nahe Windsheim schlugen (Jäckel). Aehnlich berichtet Koch, dass sie bei Münster ungemein spärlich war. „Von mir nur 1 Stück gehört, meines Wissens nie hier so selten gewesen.“ 148. Phasianus colchicus Linn. — Fasan. Koch schreibt aus Münster i/W.: Der Fasan gedeiht in hie- siger Gegend recht gut und vermehrt sich von Jahr zu Jahr stetig. Sowohl in diesem als auch im vorigen Herbste erhielt ich Exemplare, deren Kropfinhalt fast ausschliesslich aus Maden einer Fliegenart bestand (oft 200 bis 300 Stück). Ich vermu- thete, dass es die Larve einer Bibionide sei, wandte mich aber, um sicher zu sein, an Herrn Oberforstmeister Beling in Seesen am Harz, mit der Bitte, die Larven zu bestimmen. Derselbe war denn auch so freundlich mir mitzutheilen, dass es die Larve von Bibio marei sei, welche zu Hunderten zusammen unter faulenden Pflanzenstoffen ete. leben. Diese Larven scheinen ein Lieblings- futter der Fasanen zu sein, namentlich in den Herbstmonaten. 149. Otis tarda Linn. — Grosstrappe. Bei Uffenheim (Windsheim) wurde am 6. October eine Trappe angeschossen, aber nicht erlangt (J.). Bei Belgard kommt sie nur für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 317 zuweilen im Herbste vor; so wurde sie z. B. October 1880 bei Crampe, August 1882 drei Stück bei Klein-Reichow und Schinz beobachtet (Z.). 150. Otis tetrax Linn. — Zwergtrappe. In der Gegend von Münster i/W. wurde am 31. December ein junges Männchen erlegt; dasselbe wurde auf dem Wildmarkt als Birkhuhn feilgeboten. Für die dortige Gegend ist die Zwerg- trappe eine grosse Seltenheit; vor ca. 50 Jahren wurde ein Stück erlegt und in den 70er Jahren ebenfalls ein Exemplar (K.). 151. Oedienemus crepitans Linn. — Triel. Bei Klein-Reichow wurde er Anfang October von unserm Be- obachter mehrmals gehört und einmal gesehen, aber nicht erlegt. Am 21. September 1879 wurde ein junger Vogel bei Schlönnwitz (7 km von Schievelbein) geschossen ; derselbe flog unmittelbar vor den Füssen der Schützen an der Scheide zwischen einem Stoppel- felde und einem Sturzacker auf (Z.). 152. Charadrius pluvialis Linn. — Gold-Regenpfeifer. Bei Belgard „Bräkvagel“, e Bei Oldenburg wurde am 2. April ein Stück und am 9. April 9 Stück auf einem Felde gesehen (Hu.). Bei Flensburg befanden sich am 27. Mai mehrere Paare am Brutplatz (P.). Bei Belgard kommt er im Herbst regelmässig durch, im Frühjahr beobachtete unser Berichterstatter ihn bisher nur einmal und zwar am 3. Mai 1379 auf dem Darkower Moore (etwa 20 Stück). Im Herbst fällt der Hauptzug in den September, doch kommen einzelne schon früher, manche bleiben bis spät in den October. So fand man 1880 am 23. Juli drei junge Vögel bei Klein-Reichow, und 1882 am 22. August zogen bei S.W.-Wind und regnerischem Wetter ca. 20—25 Stück von N.N.W. nach S.S.0. Im September 1878 wurde bei Belgard eine ungeheure Menge von Goldregenpfeifern beobachtet, man schätzte sie auf weit über 1000 Stück. In diesem Jahre dauerte der Zug vom 8. September bis zum 12. Oc- tober (Z.). 153. Aegialites hiaticula Linn. — Sand-Regenpfeifer. Am 17. April (15.—17. S.W., am 16. etwas Regen, sonst schön) wurde ein Paar bei Belgard gesehen (Z.). 154. Aegialites minor M. u. W. — Fluss-Regenpfeifer. Brütet in 3—4 Paaren regelmässig bei Klein-Reichow und Crampe; diese kommen hier um die Mitte des April an und ziehen Ende Juli und Anfang August weg. Durchzügler aus dem Nord- osten trifft man hier noch bis in das letzte Drittel des Monats an. 1332 waren am 6. August die hiesigen Brutvögel schon weg; am 9. August bei Nordwind ein einzelner auf dem Durchzuge; am 14. August (Vm. S.S.0., Regen, gegen Abend N.N.O.) zwei Stück ; am 22. bei S.W. und Regen drei Stück, die letzten. Kleine, etwa drei Tage alte Junge fand man am 31. Mai 1882 bei Klein- Reichow. Bei einem am 22. August 1882 geschossenen jungen Vogel mass der linke Tarsus nur 2 em, während der rechte die 318 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses normale Länge hatte; Spuren einer Verletzung waren nicht auf- zufinden (Z.). 155. Vanellus eristatus Linn. — Kibitz. Ankunft in Unterfranken am 26. Februar; ein Ausstopfer in München erhielt vom 12. bis 15. März 14 Kibitze. Während des heftigen Nachwinters im genannten Monat ging eine Menge von Zugvögeln, Kibitze, Schnepfen, Drosseln, Amseln und Staare zu- srunde (J.). Bei Altenkirchen ging es den ersten Kibitzen schlecht, da vom 4. März an viel Schnee lag, und manche kamen ums Leben; doch auch während der folgenden 14 Tage bei schneiden- dem Ostwind und — 9° bis — 10° Kälte (am 23. und 24.) und Schneefall (am 24.) zeigten sich noch immer viele Kibitze; am 24. Schwärme von 100, 50, 30 Stück; ein Rückzug fand nicht statt, am 30. März waren fast alle weg (S.). — Aus Cassel be- richtet Herr Walter: „Der Kibitz war hier in diesem Jahre nicht Brutvogel, kommt aber doch als solcher vor, wie ich denn in früheren Jahren von den Bauern auf den Markt gebrachte Eier hier gesehen habe. AI& Zugvogel erschien er hier dies Jahr in grosser Menge. Am 13. März sah ich die ersten vier, die, da die Wiesen mit Schnee bedeckt waren, in die Gärten einfielen. Am 14. März kamen hier grosse Züge an. Der Schnee lag mehrere Zoll hoch, Nachts war 5° Kälte, um 9°, Uhr Morgens, als ich den ersten Zug bemerkte, noch 2 ° Kälte, Südwind, Schneegestöber. Der erste Zug zog nach S.W. vorüber. Dann kamen kleinere und grössere Züge, die sich theils auf den schneebedeckten Wiesen, theils in den Gärten niederliessen. Wie wenig Nahrung sie fanden, beweist, dass an diesem Tage auf den Aeckern an 50 todte Vögel aufgelesen wurden. Bei solcher Gelegenheit sind die Sonntagsjäger nicht faul; sie schossen denn auch tüchtig unter die frierenden und hungernden Schaaren und tödteten viele. Dem Präparator Beckmann wurden am folgenden Tage 40 Stück ein- geliefert.‘“ — Bei Seesen wurden die ersten am 14. März gesehen (Be.); bei Walkenried zeigten sich am 6. Eebruar zwei Stück am Geiersberge (v. V.). Bei Wieda wurden am 14. März bei Schnee und Frost die Vögel durch Hunger an die warmen Quellen ge- trieben; bei einem erlegten war der Magen völlig leer (R.). — Bei Allrode waren von den durchziehenden Kibitzen in der Zeit vom 6. März (wo bei nordöstlichen, kalten Winden Frost und Schneewetter eintrat) bis zum 19. März (wo der Boden noch schneebedeckt war und 1—2° Kälte bei Ostwind herrschte) an offenen Bächen einige zurückgeblieben, um kümmerlich ihr Leben zu fristen; seit dem 20. März blieben sie verschwunden (Th.)., — Bei Braunschweig erschienen die ersten Anfang März; Herr Kammerrath Dommes sah am 6. März eine grosse Menge bei Hedwigsburg; die Nacht vorher war ziemlich stürmisch und hatte in dortiger Gegend Schnee gebracht. Bei der Kälte Mitte März litten die Vögel furchtbar, und viele gingen ein (Bl). — Am 26. Februar waren auf den Wiesen bei Jerxheim und Gunsleben für Beobachtungsstationen des Vögel Deutschlands. 319 (Ambleben) viele Kibitze; am 22. März war Alles mit Schnee be- deckt und kein einziger zu sehen. Am 16., 17. und 20. März flogen einige von O. nach W. über das Dorf, kaum 50 Fuss hoch; sie waren offenbar vom Hunger arg zugerichtet, da sie sich nur mit matten Flügelschlägen fortbewegten und von ihrer sonstigen Reg- samkeit nichts sehen liessen (H.). — Bei Oldenburg zogen am 15. Februar grössere Schaaren bei Nordostwind nach N.W. (Hu.). — Bei Grasberg wurden die ersten am 14. April bemerkt (F.). — Bei Ham- burg erschienen sie am 22. März (Bö.). — Bei Flensburg am 21. Februar, am 30. März ein starker Zug (P.). — Bei Eberswalde mehrere am 13. März (Al.). — Bei Belgard, wo er zahlreich auf dem Ulenburger und Darkower, in mehreren Paaren auf dem Lenzer Moore, einzeln bei Klein-Reichow brütet, wurden die ersten Ankömm- linge beobachtet 1879 am 9. März etwa 10 St., 1880 am 9. März bei S.S.W.-Wind, 1881 am 13. März sechs Stück bei Ostwind nach S.W. (die Nacht vorher Sturm und starker Frost), am 15. März zwei Paare an ihren Brutplätzen, am 17. März mehrere bei S.W.- Wind nach N.O. ziehend; 1883 am 29. März bei W.N.W.-Wind und Thauwetter ein Exemplar; am 30. März bei S.S.O.-Wind und sehr schönem, warmem Wetter Vm. 9!/, Uhr 1 Stück, 11 Uhr 4 Stück, 12 Uhr 11 Stück, alle von S.S.W. nach N.N.O., am 3. April bei S.W.-Wind zwei Stück ebenso (Z.). — Herr Oberförster Volk- mann verzeichnete als Ankunftszeiten: bei Berlin 1860 d. 19. April, 1861 d. 24. März, 1862 d. 9. März, 1863 d. 6. März; Potsdam 1865 d. 8. April; Neustadt-Eberswalde 1866 d. 2. April, 1867 d. 25. März, 1868 d. 5. März; Carlshorst 1869 d. 22. März; Ohlau 1870 d. 10. März; Tuchlerhaide 1872 d. 23. März, 1873 d. 11. März, 1875 d. 28. März; Marienwerder 1376 d. 29. März; Lanskerofen 1879 d. 12. März, 1881 d. 21. März. — Bei Kurwien wurden die ersten am 3. April (Sp.), bei Norkitten am 25. März bemerkt (Rob.). Die ersten Eier wurden gefunden bei Braunschweig am 15. April; bei Jerxheim am 21. April 11 Stück ganz frisch (Bl.); bei Oldenburg am 26. März; am 7. April schickten die ‚„Getreuen von Jever“ dem Reichskanzler ihre 101 Kibitzeier (Hu.). Bei Bel- gard fand man 1879 am 22. April stark bebrütete Gelege; 1880 am 10. April 1 Ei, am 16. April 25 Stück; 1881 am 13. April 11 Stück. In einem Gelege befand sich neben drei normalen Eiern ein sehr kleines, 40:30 mm, fast ganz schwarzes Ei; das- selbe war etwa 5—6 Tage bebrütet, der Embryo ebenso gross wie in den andern Eiern, doch wäre derselbe wahrscheinlich zu Grunde gegangen, da nur selfr wenig Eigelb vorhanden war (Z.). — Ende November 1882 erhielt Herr Apotheker Link (Windsheim) einen vereinzelten jungen Kibitz von der Baunach (J.). 156. Strepsilas interpres Linn. — Steinwälzer. Im Mai wurden vier Stück an der Eider erlegt (P.). 157. Grus einereus Linn. — Kranich. Ist in der Gegend von Cassel nicht Brutvogel, auch auf dem Durchzuge kam unserm Beobachter nur einmal ein grosser Zug 320 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses zu Gesicht. Bei Münster wurde der Frühjahrszug nicht bemerkt, in der Ruhrgegend hatten sich am 22. April drei Stück nieder- gelassen, von denen eins erlegt wurde (K.). Bei Altenkirchen wurde am 30. März 121/, Uhr ein Flug von 20 Stück, 4!, Uhr Nm. zwei Züge von 16 und 10 Stück beob- achtet (Ostwind, helles Wetter, in der vorhergehenden Nacht — 2°) (S.). Bei Walkenried zogen am 27. März 10', Uhr Vm, 32 Stück nach N.O., 11:!/, Uhr ea. 50 Stück nach N.O,, 4!/, Uhr Nm. ea. 100 Stück nach N.O., gegen 5 Uhr ca. 150 Stück nach N.O.; am 4. April 5 Uhr Nm. 11 Stück nach O. (v. V.). — Bei Seesen am 22. März Nm. 4 Uhr (O.-Wind und leicht verschleierter Himmel) ein Zug von etwa 200 Stück nach N.O., am 27. Mätrz Abends nach 6 Uhr (Windstille) ein ungefähr gleich grosser Zug nach N., am 2. April Abends 6%, Uhr bei geringer östlicher Luft- strömung ein Zug von 70—80 Stück nach N.O. (B.). — Bei Wieda am 27. März Mittags 11'/,;, Uhr (kalter Nordwind) zwei Züge nach N.O., Nm. 2'/, Uhr ein Zug (N.W.-Wind) nach N.O., am 28. März Vm. 11 Uhr ein Zug nach N.O. (E.). — Bei Allrode am 27. März Nm. 2 Uhr ein grosser Zug nach N.O., desgleichen am 1. April Nm. 5 Uhr (Th.). — Bei Braunschweig wurden am 3. April starke Züge beobachtet, nach Zeitungsnachrichten bereits auch Ende März (Bl.). — Bei Ambleben flogen am 26. März ca. 100 Stück in N.N.O.-Richtung über den Eim (Hi.). — Bei Ebers- walde wurde schon am 28. Februar ein Zug beobachtet (A.). — Bei Belgard sah man die ersten am 26. März (bis zum 22. März N.O., scharfer Frost, viel Schuee, vom 23. an 5.W; vom 25. an Thauwetter) (Z.). — Oberförster Volkmann verzeichnete: Mühlen- beck 1863 den 6. März, Potsdam 1865 den 24. März, Neustadt- Eberswalde 1867 den 25. März, Charlottenthal 1872 den 31. Mäız, Bülowshaide 1875 den 30. März, Lanskerofen 1331 den 31. März und 1882 den 25. März. — Bei Kurwien wurden die ersten am 3. April bemerkt (Sp:). „Bei Kl. Reichow trafen die Brutvögel am 9. April in ihren Revieren an. Die Gelege findet man hier Ende April oder An- fang Mai. Das Nest befindet sich durchaus nicht in grossen Brüchen und dergl., sondern gewöhnlich auf einer mehr oder minder grossen Kufe in einem Feldteiche ete.; so befand sich eins auf einer grossen Kufe in einem höchstens 120 Schritt langen und 40 Schritt breiten Feldteiche höchstens 10 Schritt vom Ufer; ein anderes ganz ähnlich auf einer kleinen Insel in einem etwa doppelt so grossen Teiche. Erster&s Nest enthielt 2 Eier, aus denen kurz vor Pfingsten 1878 die Jungen fielen; letzteres 1879 gegen Ende Mai ein zum Auskommen reifes Ei, es misst 98:64; _ zwei andere 96,5:61,5 und 90:63. Am 5. Juni 1880 fand mein Hühnerhund kei Kl. Reichow einen etwas über einen Fuss hohen, gänzlich mit Dunen bekleideten jungen Kranich. Der kleine Kerl stand hoch aufgerichtet in einem kleinen Bruchweidenbusche und hackte muthig nach Pikas, wobei er einen sonderbar zischen- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 321 den Laut hören liess. Ich holte ihn heraus und besah ihn genau, wobei ich manchen gutgezielten, aber noch schwachen Schnabel- hieb erhielt; der kleine Bursche in seinem dichten Dunenkleide und mit den dicken Ständern sah ungemein possierlich aus. Als ich ihn wieder hinsetzte und fortzuscheuchen suchte, stellte er sich in Position und hackte abwechselnd nach mir und dem Hunde, der ihn mit Verwunderung anschaute; da er nicht ging, so musste ich mit dem Hunde das Feld räumen; erst als wir einige zwanzig Schritt weg waren, machte er Kehrt und ging gemessenen Schrittes in das Gebüsch. Die alten Vögel kreisten unterdessen mit lautem Angstgeschrei über mir, kamen jedoch nicht sehr nahe“ (Ziemer). — Bei Ismaning (Oberbaiern) wurde am 23. August ein stark in der Mauser befindliches Weibchen geschossen; ein Paar dieser Vögel hielt sich dort seit einigen Jahren auf (J.). Der Abzug fällt bei Kl: Reichow in den October, schon Anfang September schaaren sich die Kraniche zusammen; diese Schaaren wachsen den September hindurch immer mehr an, zu- letzt auf 300400 Stück und darüber, bis diese Masse, die sich die ganze Zeit hindurch auf einem unverhältnissmässig kleinen Gebiete aufgehalten hat, etwa um die Mitte des October ver- schwindet. Ein solches Sammlungsgebiet befindet sich zwischen Kl. und Gr. Reichow, Schintz, Standemin und Sager. Am 10. Sep- tember 1882 waren etwa 100 Stück zusammen; am 13. October gegen 200; am 15. und 16. October trat heftiges Schneegestöber ein; am 17. etwa 250—300 Kraniche, am nächsten Tage waren alle verschwunden. Am 24. August 1883 kreisten 13 Stück hoch in der Luft, am 25. zogen 15 Stück nach S.W., am 4. September 7 Stück kreisend, am 9. vier Stück nach S8.S.W. ziehend, am 13. sechs Stück nach Nahrung suchend, am 22. etwa 100 Stück bei Standemin, am 3. October ca. 200 Stück bei Schintz, am 4. zehn Stück kreisend, am 12., 13., 18. je fünf Stück Nahrung suchend, am 22. ungefähr 50 Stück auf einem Roggenschlage; am 24. waren noch die meisten Kraniche hier (Z). — Bei Oldenburg kamen am 12. November Züge von über 200 Stück durch; eine grosse Schaar hielt sich bis Anfang December im Hochmoore auf; am Hunte-Emskanal wurde ein junges Männchen erlegt (H.). — Am 4. December bei sehr heftigem W.S.W. und Schneefall, der _ am Morgen in den Holzbeständen, also bei ruhigem Fall, bereits 10 em hoch lag, zogen 8 Kraniche von N. nach S. über das Revier Altenbrak (St.).. — Bei Münster wurde die erste Schaar am 5. Oetober bemerkt; am 27. passierten kolossale Züge den ganzen Tag über, namentlich um die Mittagszeit fünf aussergewöhnlich grosse Züge (ca. 1000 Stück) in kurzen Pausen von N.O. nach S.W, ziehend; am 7. November wurde noch ein Zug von ca. 80 Stück nach S.W, ziehend beobachtet (K.). — Bei Walkenried zogen am 6. October 2 Uhr Nm. ca. 60 Stück vorüber (v. V.). — Cab. Journ. £. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 21 | 322 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Bei Altenkirchen passierten am 6. October vier Züge; Nm. 5!/, Uhr drei Züge von 70, 200 und 8 Stück, um 54), Uhr ein Zug von ca. 60 Stück (S.). ‘ Herr Ziemer theilt noch Folgendes mit: „Im August ver- gangenen Jahres (1882) erzählte mir ein Hirte, wie ein Fuchs versucht habe, einen Kranich zu fangen. Reinecke habe sich den drei Vögeln, die ihn wohl gesehen, aber nicht weiter beachtet, scheinbar eifrig suchend und dabei bald links, bald rechts sich wendend, immer mehr genähert, bis er aus einer Entfernung von etwa 20 Schritt mit weiten Sprüngen auf den nächsten zuge- stürmt sei. Er habe aber nur eine gute Hand voll Federn erwischt und die Kraniche seien mit lautem Geschrei davongeflogen. Mir schien die Geschichte damals nicht recht glaublich; jetzt aber halte ich sie für wahr; denn kaum 14 Tage später fand ich dicht vor einem befahrenen Fuchsbau die noch ziemlich frischen Ueber- reste eines jungen Kranichs.“ 158. Ciconia alba Bechst. — Weisser Storch. Ankunft in Bruck bei Erlangen am 23. Februar; in Würzburg am 20. März; in Windsheim der erste am 24. März, der zweite am 1. April; in Fürth bei Nürnberg am 30. März (J.); bei Giessen am 22. Februar (Ho.); in Seesen erschien am 9. April Nm. gegen 3 Uhr ein Stück am Neste, vom 12. bis 15. wurde keiner gesehen, am 16. war wiederum ein Individuum vorhanden, dem sich am 17. das zweite zugesellte (Be.); bereits am 27. März wurde da- selbst ein über die Stadt fliegendes Exemplar beobachtet (N.); bei Braunschweig (Wülperode) am 18. April das Weibchen auf dem Neste sitzend, das Männchen auf dem Rande stehend (B\.); bei Ambleben, wo der Storch nicht brütend vorkommt, zog ein Stück am 12. April in bedeutender Höhe nach N. über die Elm (Hi.); bei Calvörde am 5. April (U.); in Königsborn bei Magde- burg am 9. März ein Exemplar, das nach kurzem Aufenthalt weiterzog (v. N.); bei Oldenburg am 12. April um 5 und 6 Uhr bei N.W.-Wind je drei Stück von S.—N. ziehend (Hu.); bei Ham- burg am 6. April (Bö.); bei Flensburg am 25. März 8 Stück nach N. ziehend, wenige Minuten später 12 Stück in gleicher Richtung (P.); bei Belgard wurden die ersten beobachtet: 1879 und 1880 am 29. März, 1881 am 6. April, 1882 traf das Männchen in Kl. Reichow erst am 23. April ein und blieb den ganzen Sommer über allein, die übrigen Störche in der Umgegend waren beinahe 3 Wochen früher bei den Horsten eingetroffen; 1883 erschien in Belgard am 8. April bei Nordwind und trüber, kühler Witterung das Männchen, am 13. April das Weibchen (Z.). Von Herrn Oberförster Volkmann sind folgende Ankunftszeiten notirt: Berlin 1860 d. 26. März, 1861 d. 24. März, 1862 d. 13. März, 1865 d. 6. April; Potsdam 1865 d. 6. April; Neustadt-Eberswalde 1866 d. 3. April, 1867 d. 13. April, 1868 d. 13. April; Carlshorst 1869 | d. 22. März; Peterwitz 1870 d. 8. April; Charlottenthal (Tuchler- haide) 1872 d. 1. April, 1873 d. 25. März; Hagen bei Laskowitz Pr le Eee Fe für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 323 1874 d. 6. April; Bülowshaide 1875 d. 16. April; Lanskerofen 1877 d. 31. März, 1878 d. 28. März, 1879 d. 30. März, 1881 d. 30. März, 1882 d. 31. März. Bei Kurwien wurde der erste am 9. April, der zweite am 11. April gesehen (Sp.); bei Norkitten erschien der erste am 11. April (Rob.). Ausser der Zugzeit wurden einzelne Störche beobachtet: Bei Münster i/W. am 2. Juni 2 Stück; bei Ambleben am 6. Mai 2 Stück, die längere Zeit über dem Hofe schwebten. Bei Calvörde verliess der Storch, offenbar in Folge der anhaltenden Dürre, be- reits Ende Juni die Gegend, um nicht wieder zu kehren. Bei Walkenried zeigte sich am 29. Mai ein Stück. Am 2. Juni Abends sah der Förster Jägerhuber in Arberg 14 Störche im Oberambacher Gemeindewald umherstreichen und sich nach einigem Kreisen zum Uebernachten auf Föhrenüberständen niederlassen (Jäckel). In Ipsheim bei Windsheim wurde von dem Schlote des alten markgräflichen Getreidemagazins das Nest abgenommen und ein neues Rad mit Verzäunung zur bequemsten Anlegung eines neuen Nestes aufgesetzt. Von den früheren Bewohnern blieb aber im ersten Jahre nur ein einziger da; in jedem der nächsten Jahre kamen zwar Störche auf die neue Niststätte, verschwanden aber nach kurzer Zeit und belästigten das Windsheimer Brutpaar 1833 durch fortgesetzte erbitterte Kämpfe derart, dass es ohne Nach- kommen blieb. Auf dem Abzuge wurde beobachtet: Bei Belgard 1879 am 28. August ein einzelner, 1880 am 25. August der letzte, 1881 am 24. August noch 15 Stück, am 27. ein einzelner, 1835 am 22. August bei nordöstlichem Winde 16 Stück von N.O.—S.W., am 25., 26. und 29. August (S.W.-Wind) noch einzelne (Z.). In Seesen, wo die drei jungen Störche am 2. August ihre ersten Flugübungen machten, versammelten sich am 20. August Abends 34 Stück bei dem dortigen Neste; der Abzug erfolgte in der nächsten Nacht, nur ein Individuum wurde nochmals am folgenden Abend beim Neste gesehen (Be.). Die Windsheimer Störche sah man am 26. August zum letzten Mal auf ihrem Nesie; ganz um dieselbe Zeit zogen sie in Erlangen und Aschaffenburg ab (J.). — Am 9. September zeigten sich noch vier Störche auf dem Gross- herzoglichen Schlosse in Oldenburg (Hu.), und am 15. October wurde noch ein kreisendes und in südwestlicher Richtung ab- ziehendes Exemplar bei Woyein (Bromberg) beobachtet (v. H.). Bei Bargdeheide in Holstein blieb ein anscheinend kranker Storch den Winter über; gegen den December hatte er sich erholt, zog aber nicht fort; obgleich er von den Dorfbewohnern gefüttert wurde, zeigte er sich doch nicht zutraulicher als die Sommer- störche (Bö.). Einem in Husum überwinternden Storche konnte man nicht die geringste Schwäche anmerken; er durchstreifte bei Thauwetter die Umgegend, besuchte die verschiedenen, noch recht zahlreichen Nester der Stadt und kehrte Abends auf seinen Hof, resp. in seinen Stall zurück. Sein Geklapper mitten im Winter 824 _ VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses E3 und seine Erscheinung auf den beschneiten Nestern machte einen eigenartigen Eindruck. Im vorigen Frühjahr ist er unter oder mit seinen zurückgekehrten Brüdern verschwunden (Roh.). Aus Belgard wird berichtet, dass der Storch daselbst immer seltener wird; während noch vor 5 bis 6 Jahren fast täglich 2 bis 3 fremde Paare die glücklichen Besitzer eines Horstes hartnäckig bekämpften, um sich ein Heim zu erobern, sieht man jetzt schon . manchen Horst leer stehen, und von jenen Kämpfen wird nichts mehr bemerkt (Z.). Bei Cassel brütete er vor einigen Jahren noch auf einem Gebäude an der Aue, seitdem ist er nicht mehr Brut- vogel im Gebiet; in grösserer Entfernung ist er noch in Nieder- hessen als Brutvogel anzutreffen, im Ganzen aber selten (Wa.). 159. Ciconia nigra Linn. — Schwarzer Storch. Im Gebiet von Cassel kommt der schwarze Storch nicht als Brutvogel vor; ein einzelnes Exemplar sah unser Beobachter (Wa.) daselbst im August fliegen. Auch bei Belgard sieht man ihn nur zuweilen einzeln, so im Juli 1579 bei Klein-Reichow; am 22. Juni _ 1880 kreiste einer längere Zeit über Belgard;; 1332 "hielt sich ein wahrscheinlich junger Vogel den ganzen Juli hindurch bei Klein- Reichow auf; er stand dort fast täglich an einem Teiche, aus welchem er die in Menge vorhandenen kleinen Karauschen fing (Z). Am 24. Juli wurde ein Stück bei Neuburg an der Donau geschossen, und Mitte October hielten sich zwei Stück längere Zeit auf dem Lechfelde (Öberottmarshausen) auf (J.) Beim Forst- ort Langenberg (Walkenried) nistete früher alljährlich ein Paar; als aber der Forst verjüngt wurde, siedelte das Storchpaar, ob- gleich man die alten Horstbäume geschont hatte, im vorigen Jahre nach dem gegenüberliegenden Forstort Oberaue über; in diesem Jahre ist es ganz ausgeblieben. Bei Lanskerofen brütet er seit Jahren in zwei Paaren (V.). Ankunft bei Charlottenthal (Tuchlerhaide) 1872 am 2. April bei Lanskerofen 1851 am 14. April (Vlkm.). Bei Flensburg wurden am 22. März 1883 Männchen und Weibchen auf dem Neste stehend beobachtet (P.). 160. Ardea cinerea Linn. — Fischreiher. Ankunft bei Walkenried am 11. April; bei Oldenburg wurden am 6. Januar zwei Stück nach N.O. ziehend (bei Ostwind) beobachtet, und am 2. April wurde daselbst ein Weibehen mit sehr entwickelten Eierstöcken erlegt (Hu.); bei Belgard trifft er regelmässig Mitte März ein (Z.); bei Kurwien wurde der erste am 5. April bemerkt. ÖOberförster Volkmann hat von 1860 an die Ankunft für verschiedene Gegenden notirt wie folgt: Berlin d. 6. April 1860, d. 6. März 1861, d. 9. März 1862, d. 4. März 1863; Potsdam d. 7. März 1865; Neustadt-Eberswalde d. 26. Februar 1866; Carlshorst bei Neustettin d. 22. März 1869; Peterwitz bei Ohlau d. 29. März 1870; Lanskerofen d. 19. März 1879, d. 11. März 1881, d. 17. März 1882, — letzteres mit der Notiz, dass mehrere den ganzen Winter dort bleiben. — „Unter den Horsten im Winds- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 325 heimer Stadtwalde Schussbach lagen am 24. April die Schalen der ausgeschlüpften Jungen. Hier sind seit langen Jahren in den Altholzbeständen auf mächtigen, bis zu 180 jährigen Fichten und Tannen mit theilweise dürren Gipfeln in Etagen zahlreiche Reiher- horste aufgebaut. Ungewöhnlich heftige Stürme in den Jahren 1868 und 1870 durchlöcherten und brachen diese nur noch in Resten vorhandenen schönen Bestände. Gegenwärtig horsten die Reiher im Distriet II Saulach am liebsten auf den alten Tannen, auf welchen oft 3 bis 5 Horste stehen. Mit dem Verschwinden dieser ehrwürdigen Bestände wird der Reiherstand mehr und mehr seiner Auflösung entgegengehen, da den Vögeln in der Neuzeit durch die Bestrebungen der rationellen Fischzucht mehr Beachtung geschenkt und stärker zu Leibe gegangen wird, als es bisher der Fall war. Infolge der angestellten Ausrottungsversuche sind auch einzelne Paare aus dem Schussbach ausgewandert und haben sich deren 4 bis 5 bei Helmitzheim an der unterfränkischen Kreisgrenze angesiedelt. Ein altes Männchen hatte im April nur Frösche im Magen.“ (J.) Herr Walter berichtet aus Cassel, dass der Fisch- reiher fast das ganze Jahr hindurch an allen freien Wassern, besonders an der Fulda, anzutreffen sei, dass er jedoch in dem von ihm beobachteten Gebiete als Brutvogel nicht vorkomme. In dem Gebiet von Belgard befindet sich der einzige Stand, etwa 11/, Dutzend Horste, bei Neutuchfitz (Z.). Auf dem Herbstzuge wurden beobachtet: Bei Wieda am 16. October sechs Stück (Ei); bei Oldenburg mehrfache Züge im November, auch am 24. December noch zwei Stück; bei Belgard ziehen die Reiher vom August an und den September hindurch langsam fort, man sieht ihn dann und vorher häufig einzeln an den Fischteichen etc. stehen; es sind dies meist junge Vögel; am 11. September zog ein Reiher kurz nach Sonnenuntergang hoch in der Luft von N.O. nach S.W., bei N.O.-Wind; am 21. September bei S.W.-Wind zwei Stück in gleicher Richtung, ebenfalls Abends (Z.). In der Nähe von Husum nistete ein Paar in einem Haufen Faschinen, die zum Zweck einer Deichausbesserung am Strande zusammengeworfen waren, — gewissermassen ein Horst zur ebenen Erde (Rohweder) ! 161. Ardea ralloides Scop. — Rallenreiher. Ein altes Männchen wurde am 8. Juni bei Schongau am Lech in Oberbaiern erlegt (J.). 162. Botaurus stellaris Linn. — Rohrdommel. In Oberbaiern und Schwaben wurden vier Stück, einer am 16. Januar bei Tapfheim, zwei am 30. Januar bei Todtenweiss und Kirchheim, einer am 30. August bei Schwandorf (Freihöls) in der Oberpfalz geschossen. (J.) Bei Cassel kommt unser Vogel wie auch Bot. minutus nicht vor (Wa.). Bei Münster wurde am 29. März ein Exemplar erlegt (K.); im Jeverlande (Oldenburg) ein Männchen am 17. März (Hu.). Im letzten Drittel des März wurde ein Stück bei Belgard in nächster Nähe der Stadt geschossen, ein zweites 326 VI. Jahresbericht (1883) des Ausschusses in denselben Tagen bei Glützig, 15 km südsüdöstlich von Belgard. Nur auf dem Zuge kommt die Rohrdommel in dortiger Gegend zuweilen vor (Z.). 163. Rallus aguaticus Linn. — Wasserralle. Bei Windsheim wurde am 1. April ein Männchen erlegt (J.); bei Walkenried die Ankunft am 31. März beobachtet (v. V.). Auf dem Herbstzuge wurde bei Flensburg am 5. September ein Exem- .plar geschossen (P.); bei Walkenried am 20. October das letzte Stück gesehen (v. V.) und bei Oldenburg am 24. December zwei Individuen auf einem Graben beobachtet, die ganz munter waren, aber sich durchaus nieht scheu zeigten (Hu.). Ueber das Vorkommen der Wasserralle bei Belgard schreibt unser Beobachter (Z.), dass er sie bisher nur zweimal auf dem Herbstzuge (1850 am 11. September einen jungen, 1881 am 12. Sep- tember einen alten Vogel) bei Klein-Reichow beobachtet habe; dass er aber in diesem Jahre das Brüten unseres Vogels bei letzt- senanntem Orte habe constatiren können: „Am 2. August fing mein Hühnerhund ein altes Männchen; von da ab suchte ich täglich nach den Jungen und fand am 23. August mitten im Moore auf einer Kufe, von kniehohem Wasser umgeben, ein Nest, fast ganz unter Wasser stehend, und in und bei demselben drei Eier von Rallus aquaticus, in welchen die zum Ausfallen reifen Jungen wahrscheinlich durch die Nässe getödtet waren. Ein Ei wurde zerbrochen, die beiden anderen maassen: 36,5:26,5 und 86,15:27 mm.“ 164. Orez pratensis Behst. — Wiesenralle. Bei Windsheim „Knechtmäh“; bei Cassel „Schnarcher“. Während er im vorigen Jahre bei Windsheim auffallend häufig war, war er daselbst heuer so selten, dass unser Bericht- erstatter nicht einen einzigen hörte; auf der Hühnerjagd wurden im Herbst einige geschossen (J.). Bei Cassel ist er eben nicht häufiger Brutvogel (Wa.). Bei Belgard kommt er von Mitte Mai bis Ende September überall vor, ist aber auch hier in manchen Jahren viel weniger häufig, so in diesem Jahre. Der erste Ruf wurde gehört: bei Flensburg am 16. Mai, bei Belgard am 10. Mai (1882 am 8. Mai), bei Norkitten am 21. Mai. Bei Belgard wurden Wachtelkönige auf dem Herbstzuge be- obachtet am 12., 16., 17. und 26. September, ferner am 9. und am 22. October je ein und zwei Exemplare; 1881 wurde daselbst am 17., 1882 am 21. October das letzte Stück geschossen (Z.). Bei Walkenried wurde der letzte am 27. October bemerkt (v. V.) und bei Münster noch im December ein Exemplar erhalten (K.). 165. Gallinula porzana Linn. — Getüpfeltes Sumpfhuhn. Bei Belgard „klein Wäterküken“, Seltener Brutvogel bei Cassel (Wa.). Bei Belgard geeigneten Orts überall gemein, bei Klein-Reichow, Schintz u. s. w. geradezu häufig zur Brutzeit, namentlich in nassen Jahren. Es trifft dort Anfang April ein und zieht gegen Ende September fort. Im Jahre für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 327 1881 wurden die letzten 2 Stück von unserem Berichterstatter am 27. September erlegt; da das eine dieser Exemplare, ein sehr altes Männchen, sich durch seine Grösse auszeichnete, so seien hier die Maasse desselben mit denen des gleichzeitig geschossenen Männchens zusammengestellt: I. & ad. Länge 24,75; Flügel 12,6; Schnabel 2,1; Schwanz 5,4; IR ad. n0,011028,504.) 1,0 ,12,215 lds 3 5,3; I. Fusswurzel 3,6; Mittelzehe + Kralle 4,7; Aussenzehe 3,7; IL „ 8,9; „ 22: „ 3,4; I. Innenzehe 3,6; Hinterzehe 1,45; Flugbreite 39 Ben. 21305, 26| un Auf dem diesjährigen (1883) Herbstzuge wurde es bei Belgard vom 26. September bis zum 16. October beobachtet, und zwar namentlich am 15. und 16. October (bei kräftigem O.S.0.-Wind und hellem Wetter) häufig (Z.). Bei Windsheim wurden am 9. und 10. September zwei Stück geschossen (J.). 166. Gallinula chloropus Linn. — Grünfüssiges Teich- huhn. „Gewöhnt sich leicht an die Menschen, brütet daher auch trotz des Mangels an grösseren Wasserflächen in der Gegend von Cassel nicht selten; im Dorfe Kirchditwold in nächster Nähe von Cassel brüten die Teichhühnchen in dem dem ersten Gasthause gegenüberliegenden Teiche, wo man alte und junge Vögel recht genau beobachten kann“ (Wa.). Bei Belgard brütet es geeigneten Orts überall, wenn auch nicht eben zahlreich; es kommt dort Mitte März an und zieht Anfang October fort (Z.). Bei Walkenried wurde das erste Exemplar am 5. April, bei Belgard am 13. April (Morgens S.O.-, später N.W.-Wind und trübe Luft) beobachtet. Im Jahre 1881 am 17. März hörte unser Be- richterstatter in Belgard frühmorgens bei S.W.-Wind ein Teich- huhn mehrmals hoch in der Luft locken; es flog dabei, der Stimme nach zu urtheilen, genau mit dem Winde; gleichzeitig zogen: Emberiza schoeniclus, Alauda arborea, Corvus frugilegus, Vanellus cristatus. Starke Dunenjunge der zweiten Brut wurden an dem letzt- genannten Beobachtungsort am 21. Juni 1879 beobachtet; am 15. Juli 1880 daselbst ein Nest mit drei frischen Eiern gefunden; am 4. August 1883 waren die Jungen halb befiedert. Ein am 9. August vom Hunde gefangenes altes Männchen befand sich in der Mauser; es hatte sämmtliche alte Schwingen verloren, die neuen brachen eben aus den Kielen; wieder in Freiheit gesetzt, “tauchte es, schwamm ungefähr 20 Schritt unter Wasser fort und verkroch sich eiligst im Schilfe. Zwei am 14. August von den Hunden gefangene Junge waren vollständig befiedert (Z.). Der- selbe Beobachter berichtet weiter: Wie in diesem Jahre, so habe 328 - VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses ich auch früher schon mehrfach von meinen Hunden gefangene und unverletzt mir überbrachte Teichhühner auf freiem, klarem Wasser wieder in Freiheit gesetzt und beim Schwimmen unter Wasser beobachtet; dabei bemerkte ich, dass die alten Vögel und ebenso die nahezu oder ganz ausgewachsenen und befiederten Jungen unter Wasser eine ganz wagerechte Richtung annehmen, während jüngere, mehr oder minder noch mit Dunen befiederte beim wagerechten Schwimmen eine mehr schräge Stellung an- ‚nehmen, so dass eine durch Schwanz- und Schnabelspitze geleste Linie in ihrer Verlängerung in einiger Entfernung vor dem Vogel den Grund treffen würde; es steht dies wahrscheinlich im Zu- sammenhang mit dem Umstande, dass die Dunen, an sich schon leichter, auch noch eine viel bedeutendere Menge Luft festhalten, als Federn. Bei Delmenhorst (Oldenburg) wurde am 31. December ein Vogel auf einem Teiche ergriffen (Hu.). 167. Fulica atra Linn. — Schwarzes Wasserhuhn. Bei Cassel kommt es im Frühjahr häufig vor; wegen Mangels an grösseren Teichen, Sümpfen und Seen ist es als Brutvogel da- selbst selten (Wa.). Ankunft bei Walkenried am 11. April (v. V.); bei Berlin 1860 am 6. April, 1862 am 9. März; bei Lanskerofen 1881 am 15. April (Vlkm.). Abzug bei Walkenried am 24. October. Bei Belgard wurde am 3. Mai 1882 ein Nest mit einem Ei gefunden, am 18. Mai zwei Nester mit je 4 Eiern, 1883 am 13. Mai vier Nester mit je einem Ei und ein Nest mit 4 Eiern, Maasse der Eier: 51—56:34,5—37 mm ; Durchschnitt 52,5: 35,6 (Z.). 168. Numenius argquatus Linn. — Grosser Brachvogel. Auf den Mösern Oberbaierns und Schwabens brütet er zahl- reich, in Mittelfranken bis herauf über Gunzenhausen auf den Altmühlwiesen bei Altenmuhr (J.); bei Belgard kommt er selten, und zwar nur auf dem Herbstzuge vor (Z.). Während des Herbst- zuges wurden am 10. August bei schwachem Nordwind und schönem Wetter 8 Stück beobachtet, die von N.O.—-S.W., über Belgard hinzogen (Z.). — Am 5. November hielten sich etwa 40 Stück unweit Siebentisch bei Augsburg auf, zu gleicher Zeit ober- halb der Stadt 11 Stück (J.). An der oldenburgischen Küste wurden einzelne während des ganzeu Jahres gesehen (Hu.). 169. Limosa aegocephala Bechst. — Schwarzschwänzige Uferschnepfe. Wurde bei Belgard bisher nur einmal und zwar am 5. Mai auf dem Darkower Moore in einem Paare beobachtet; die Vögel waren wenig scheu, so dass sie sich aus einer Entfernung von 60 Schritt längere Zeit beobachten liessen (Z.). Bei Olden- burg zogen am 25. März drei Stück nach Westen (Hu.). 170. Scolopax rusticola Linn. — Waldschnepfe. Bei Forchheim (Reuth) in Oberfranken nnd bei Hassfurt in Unterfranken wurden bereits am 4. und 14. Februar zwei Schnepfen für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 329 erlegt, welche wohl Lagerschnepfen gewesen sein dürften. In der Rheinpfalz kamen die ersten Zugschnepfen am 20. Februar bei Speyer zum Schuss und war der Strich in den Waldungen der Rheinebene Ende dieses Monats und Anfang März im besten Gang. Bei Arberg in Mittelfranken und bei Röttingen und Ettmann in Unterfranken wurden die ersten Ankömmlinge auf dem Abend- und Morgenanstand am 24. Februar geschossen; bei Oesdorf im südlichen Oberfranken am 1. März. Die bei Beginn dieses Monats eingetretene und bis auf — 18° gestiegene Kälte sowie der in .der zweiten Märzhälfte liegende tiefe Schnee unterbrachen den Zug, der erst in der letzten Woche des Monats wieder in Gang kam und im Vorspessart, bei Aschaffenburg, im Maingrunde bei Würzburg, Dettelbach, Gramschatz, Kitzingen, Wernfeld, Burg- preppach, in der Rhön, in. den Steigerwaldgegenden bei Markt Bibart u. s. w. lebhaft wurde und meistens reiche Ausbeute lieferte. In Mittelfranken (Nürnberg, Arberg) begann der Strich wieder am 26., bei Windsheim am 29. März, bei Ansbach und Uffenheim am 1. April, ging dann, wie zu erwarten war, schnell vorüber und war bei Windsheim am 9. April, Mitte des Monats fast überall vorbei. Nur in den noch mit Schnee bedeckten Wäldern, z. B. der Oberpfalz, gab es noch etwas Jagdsport (Jäckel). — Bei Münster war den ganzen März über, bei Frostwetter und Schnee, von Schnepfen fast nichts zu spüren, plötzlich aber, am 30. und 31. März, bei warmer Witterung, zeigten sie sich in grosser An- zahl, später wurden nur wenige gefunden (K.). — Bei Wieda wurde am 4. April (N.W.-Wind und schönes Wetter) ein Exem- plar angetroffen und dann keine mehr gesehen; der Schnepfen- strich war überhaupt sehr gering, da der Schnee in den: Bergen sehr langsam thaute (E.). — Bei Altenkirchen strich die erste am 14. Februar, am 18. wurde die erste balzende erlegt. Während des überaus gelinden Winters blieben manche dort, so dass auf jeder Treibjagd einzelne getroffen wurden; am 30. März wurden keine mehr gefunden. Die Saison war schlecht, selbst in den besten Ständen strichen wenige (S.). — Bei Braunschweig kamen einzelne den ganzen Winter hindurch vor; am 1. April erschienen die ersten, aber nur sehr vereinzelt erlegten Exemplare auf dem Markte; am 31. März wurden zwei auf dem Striche bei Thun ge- sehen; in der ersten Woche des April war sie überall in den Hölzern der Umgegend zu finden; am 11. April wurden zwei im Rautheimer Holze gefunden; am 14. April ein Stück in Allrode a/H. geschossen (Bl.). — Bei Calvörde erschienen die ersten am 23. März (U.). — Bei Oldenburg war der Frühjahrszug gleich Null; am 17. März war ein Stück durch Anfliegen an einen Telegraphen- draht verendet, am 28. März wurde eine geschossen (Hu.). — Bei Hamburg wurde die erste am 18. März; bei Eberswalde am 2. und 3. April gefunden. Bei Belgard wurde am 29. und 30. März je eine gesehen (23.—28. S.W.; 29. W.N.W.; 30. S.S.0.-Wind); sie kommt daselbst immer nur einzeln vor (Z.). — Herr Volkmann 330 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses notirte folgende Ankunftszeiten: Mühlenbeck bei Berlin 1863 am 2. März, Potsdam 1865 am 8. April, Neustadt-Eberswalde 1866 am 28. Februar, 1867 am 25. März, 1868 am 27. Februar, Carls- horst bei Neustettin 1869 am 1. April, Peterwitz bei Ohlau 1870 am 30. März, Charlottenthal (Tuchlerhaide) 1872 am 27. März, 1873 am 11. März, Hagen bei Laskowitz 1874 am 16. Mätz, Marienwerder 1876 am 16. März, Lanskerofen 1878 am 25. März, 1881 am 12. April, 1882 am 15. März. — Ankunft bei Kurwien am 10. April (Sp.); bei Norkitten am 10. April (Rob.). Im Belgarder Stadtwalde wurde sie den ganzen Sommer hin- durch angetroffen; in Wieda war sie diesen Sommer seltener als gewöhnlich. Ueber den Rückzug liegen folgende Beobachtungen vor: Bei Kurwien wurden Mitte December zwei Stück beim Treiben ge- schossen. Im Oldenburgischen entschädigte der Herbstzug reichlich für den schlechten Ausfall des Frühjahrszuges; seit vielen Jahren ist dort die Schnepfenjagd nicht so günstig gewesen; der Zu begann am 18. October; am 23. wurden an einer Stelle 12 Stück erlest. Es waren so viele Schnepfen am Markt, dass die Preise um 1!/, Mark gefallen waren; Ende October zogen nur noch einzelne durch; so wurden am 16. November zwei Stück gesehen, und am 1. December wurde noch eine erlegt (H.). Auch bei Calvörde erschienen sie ungewöhnlich zahlreich, besonders in den trockenen Kieferdiekungen; auch hier blieben sie bis Anfang De- cember, so dass der Durchzug acht Wochen dauerte (U.). Bei Wieda erfolgte der Rückzug von Mitte October bis Mitte November; auch hier waren die Schnepfen zahlreich (E.). Ebenso bei Münster, besonders vom 15.—20. November, so dass sie mit 1,50 Mark pro - Stück verkauft wurden (K.). Bei Hof im Voigtlande erfolgte der Hauptzug am 8. October, bei Burk in Mitielfranken am 24. Oc- tober, bei München in den letzten Octobertagen und Anfang No- vember, bei Windsheim am 28. November, und Ende December wurden hier noch einige beim Treibjagen beobachtet (J.).. Bei Allrode wurde am 7. December Morgens 9 Uhr (bis 9° Kälte und 12 em hohem Schnee) noch eine Schnepfe gesehen (Th.). 171. Gallinago scolopacina bp. — Bekassine. Bei Belgard ‚„Himmelszaeg“. Kommt bei Cassel nur als Zugvogel vor (Wa.); bei Belgard ist sie regelmässiger, wenn auch nicht überall zahlreicher Brut- vogel (Z.). Aufdem Frühjahrszuge wurden bei Braunschweig in der zweiten Woche des April mehrere geschossen (Bl.); bei Grasberg zeigten sich die ersten am 11. April (tags vorher Nordsturm mit etwas Hagel und Regen). Ankunft bei Belgard 1830 am 27. März, am 2. April zahlreich; 1881 am 27. März, am 13. April der Zug auf dem Höhepunkte; 1882 am 6. April (N.N.W., schönes Wetter, die Tage vorher Ostwind), am 15. (S.W. schön) zahlreich (Z.). Am 5. Juli wurden auf einem Moore bei Coesfeld (Münster) für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 331 2 Gelege & 4 Stück gefunden, das eine sehr stark bebrütet, das andere schwächer; die Alten standen in der Mauser (K.). Bei Oldenburg am 50. April ein Gelege von 4 angebrüteten Eiern; volle Gelege bei Belgard von Ende April an; am 24. Juli 1880 bei Kl. Reichow noch kleine, nicht függe Junge (Z.). Auf dem Herbstzuge beobachtet: Bei Oldenburg am 30. Sep- tember, an den folgenden Tagen mehrere; der Hauptzug war am 7. October; sehr viele zogen nach S.W. gegen den Wind (Hu.). Bei Belgard wurden die letzten gesehen 1881 am 17., 1882 am 21. October 172. Gallinago major Bp. — Grosse Sumpfschnepfe. Wurde bei Kl. Reichow bisher nur einmal, und zwar am 31. August 1881 angetroffen (Z.). | 173. Gallinago gallinula L. — Kleine Sumpfschnepfe. Sehr häufiger Zugvogel bei Belgard, namentlich im Frühjahr; die ersten kommen gewöhnlich bald nach Anfang April, gegen Ende des Monats sind sie am zahlreichsten, Mitte Mai ist der Zug erst vollständig; vorüber; einzelne wurden auch noch im Juni beobachtet, ein Brüten derselben jedoch bis jetzt nicht festgestellt. Am 9. April wurde ein in der Mauser befindlicher Vogel ge- schossen, Kopf und Hals waren mit eben aufbrechenden Kielen bedeckt (Z.). Ankunft bei Norkitten am 17. April (Rob.). Der Herbstzug fand bei Belgard von Ende September bis Mitte October statt; bei Oldenburg wurde am 5. und 6. October je ein Stück erlegt. Ueber eine gefangen gehaltene kleine Sumpfschnepfe macht Herr Ziemer folgende Mittheilung: „Am 1. Mai 1879 gelang es mir, eine Haarschnepfe, die ich beim Suchen nach dem Neste von Anthus pratensis dicht vor mir sitzen sah, mit dem Hute zu be- decken und so zu fangen; ich nahm sie mit nach Hause und hielt sie längere Zeit; da sie aber nicht selbst. fressen wollte und deshalb mit Regenwürmern, Mehlwürmern, Ameiseneiern u. dergl. gestopft werden musste, liess ich sie nach etwa 14 Tagen wieder fliegen. Ihren weiten Käfig durchmass sie in allen Richtungen, immer langsamen, gleichmässigen Schrittes; dabei hielt sie Körper und Hals wagerecht und den Schnabel senkrecht, so dass dessen Spitze nur etwa 2—3 mm über dem Boden hinfuhr, bei jedem Schritte langsam mit dem Kopfe nickend;; sie erinnerte mich dann jedesmal lebhaft an einen alten, krummen Mann, der auf einen Stab von seiner eigenen Grösse sich stützend, langsam einher schreitet; die Aehnlichkeit der ganzen Figur der beiden war eine wahrhaft frappirende. 174. Totanus calidris Linn. — Gambettwasserläufer. Brütet regelmässig in der Nähe von Belgard auf dem Ulen- burger und Darkower Moore; bei Kl. Reichow wurde er dagegen nur einmal auf dem Zuge (2. April 1880) beobachtet (Z.). Bei Cassel ist er ziemlich sicher nicht Brutvogel; am 9. April und am 20. September wurde er daselbst durchziehend bemerkt (Wa.). 3322 VIII Jahresbericht (1883) des Ausschusses : Am 18. April wurde ein Stück bei Windsheim erlegt; am 18. Mai 1832 und am 13. Mai 1885 mehrfach an den Mansfelder Seeen bemerkt. Eier wurden bei Belgard gefunden am 22. April 1879 zwei Stück, am 25. April, am 3. und 5. Mai je 4 Stück (Z.). 175. Totanus glottis Bechst. — Heller Wasserläufer. Am 2. September wurden drei Stück an der oldenburgischen _ Küste und Anfang September einzelne auf Wangerooge beob- achtet (Hu.). 176. Totanus ochropus Linn. — Punktirter Wasserlänfer. Kommt bei Belgard regelmässig auf dem Zuge vor und zwar in der ersten Hälfte des April und im Juli; in diesem Jahre wurde er am 3. April (bei klarem Wetter und S.W.-Wind) und am 7. April (N.-Wind und trübe, kalte Luft) daselbst beobachtet; ferner auf. dem Herbstzuge am 4. August ein Stück und am ®. "August ein Junges Männchen (Z.). Bei Münster zeigte er sich bereits am 20. Juli. Unser Berichterstatter in Belgard beobachtete einst bei Kl. Reichow ein Paar im Juni, konnte aber kein Nest finden, obwohl die Vögel ihrem Benehmen nach sich am Brutplatze befanden. Im Juli 1880 stiess ein Wasserläufer mehrere Male mit lautem Geschrei auf eine halberwachsene Ente, deren grosse Angst ihn sehr zu be- lustigen schien (Z.). 177. Totanus glareola Linn. -—— Bruch-Wasserläufer. Kommt bei Belgard auf dem Frühjahrszuge im April vor; 1879 wurden noch am 3. Mai mehrere Individuen auf dem Darkower Moor’ angetroffen. Bei Windsheim zeigte sich am 16. Februar ein Exem- plar an der alten Aisch (Z.). 178. Actitis hypoleucus Linn. — Fluss-Uferläufer. Kommt bei Belgard, namentlich an der Persante, regelmässig zur Zugzeit, im April und August (zum Theil auch schon im Juli) vor. Ankunft bei Münster in Westfalen am 9. Mai. — Am 13. Juli 1882 ein Paar mit seinen Jungen an der Saale bei Cröllwitz (Z.). — Bei Hamburg am 4. September angetroffen (Bö.). 179. Machetes pugnax Linn. — Kampfschnepfe. Bei Windsheim wurden 2 Stück, darunter ein sehr schönes Männchen, erlegt; bei Augsburg ein Männchen im Prachtkleid (J.). 180. Tringa cinerea Linn. — Isländischer Strandläufer. Im September zeigten sich an einer Pfütze auf Wangerooge täglich 3 Stück (Wie.). 181. Tringa alpina Linn. -— Alpen-Strandläufer. Auf dem Darkower Moore bei Belgard kommt er im Frühjahr regelmässig und häufig vor. Von der Mitte des April bis tief in den Mai hinein kann man ihn dort antreffen, zuerst in grossen Schaaren, zuletzt in Paaren, die vermuthlich daselbst auch brüten (Z.). 182. Tringa subarguata Güldenst. — Bogenschnäbliger Strandläufer. Anfang September wurde ein Stück auf Wangerooge erlegt (Wie.). für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 335 183. Limicola platyrhyncha Temm. — Kleiner Sumpf- läufer. Ein junges Männchen wurde am 23. September an der Donau bei Lauingen in Schwaben erlegt (J.). 184. Calidris arenaria Linn. — Ufer-Sanderling. Wurde Ende August und Anfang September vielfach auf Wangerooge erlest, auch sonst in kleinen Trupps an der olden- burgischen Küste gesehen (Wie.). | 185. Berniclatorguata Bechst. — Ringelgans. Vom 23. bis 26. April wurden hunderte auf dem Greifswalder Bodden gesehen (Al... Im November und December zeigten sich hunderte an der oldenburger Küste, von denen manche erlegt wurden (Hu.). Bei Münster wurde am 23. Februar ein Männchen geschossen (K.). 186. Anser cinereus Meyer. — Graugans. Wurde bei Cassel nur auf dem Durchzuge beobachtet (Wa.). Bei Walkenried zogen am 22. Februar ca. 50 Stück nach O,, am 6. October 70—S0 Stück nach W. (v. V.). Bei Ambleben am 15. Februar ein Zug nach N.O. (Hu.). Bei Belgard wurde die Graugans nur einige Male mit vollster Sicherheit beobachtet, so z. B. am 3. und 5. Mai 1879 auf dem Darkower Moore, und am 15. März 1882 auf dem Wege nach Belgard in der Nähe von Camissow; es scheint somit, als brüteten hier in der Nähe einzelne Paare (Z.). Bei Norkitten wurden am 27. März und 4. April grosse Schaaren gesehen (Rob.). 187. Anser segetum Meyer. — Saatgans. Zieht bei Belgard regelmässig im Frühjahr (März) und Herbst (September, October, November) durch (Z.). Bei Münster wurden am 12. März 2 Stück erlegt (K.). Bei Belgard passirte am 4. März 1880 (Westwind, etwas Regen) ein Flug nach N.N.W.; am 22. März 1881 ca. 80 Stück. Auf dem Herbstzuge wurden beobachtet bei letztgenanntem Orte 1880 am 2. November 5 Stück nach S.W.; 1882 am 24. Sep- tember Vormitttags 11 Uhr 9 Stück bei N.O.-Wind nach S.W., am 9. October 6 Stück mit N.O.-Wind nach S.W.; 1883 am 25. Sep- tember Morgens 5 Stück nach W. (S.8.0.-Wind), am 6. Oetober 2 Stück bei N.N.W. nach S.W., am 9. October bei S.W.-Wind und trübem Wetter 4 Stück nach S.W. (Z.). — Bei Münster wurde am 25. September ein Stück erlegt, am 5. October ein Zug beob- achtet (K.). — Am 5. December zog bei Schneefall ein Flug von etwa 200 Stück an Windsheim vorüber nach SW., bald darnach ein zweiter Flug von beiläufig 50 Stück nach W. in das obere Aischthal, und am gleichen Tage ein Zug von 47 Gänsen in gerader Richtung von Nord nach Süd über den Bahnhof in Würzburg (J.). Bei Calvörde blieben die Wintergäste: Anser segetum und cinereus, Fuligula ferina ete. in diesem wie im vorigen Winter aus (U.). Weitere Beobachtungen über Wildgänse ohne Angabe der 334 VII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses Species: Bei Altenkirchen zogen am 24. März 100 Stück durch (S.); bei Allrode passirte am 26 März Nm. ein grosser Zug von S.W.—N.O. (Th); bei Eberswalde war im Januar fortwährend Gänsezug, den 15. Februar wurden mehrere nach N.O. ziehend be- obachtet (Al.). 188. Oygnus musicus Bechst. — Singschwan. Ende Februar wurde ein Exemplar bei Freising an der Dorfen im Erdinger Moos erlegt, ein anderer in den Lechauen in der Gegend von Landsberg; letzterer war 1,50 m lang, 2,50 m breit und über 10 kg schwer (J.).. Vom Greifswalder Bodden waren die Singschwäne am 23. April vor etwa 8 Tagen verschwunden (Al... Bei Hamburg am 3. März beobachtet (Bö.). Bei Flensburg zog am 14. November ein Stück nach N. (P.). Bei Belgard hat unser Beobachter bisher nur einmal 2 Stück gesehen, am 10. März 1831, Nachmittags 2 Uhr bei S.W.-Wind; dieselben flogen höchstens 20 m hoch längs der Persante von W. nach O. (Z.). 189. Oygnus minor Pall. — Kleiner Singsehwan. Bei Oldenburg zogen am 23. Februar 25 Stück nach Osten gegen den Wind; am 26. November wurden 16 Stück im einer Entfernung von 200 Schritt beobachtet (Hu.). 190. Tadorna cornuta Gm. — Brandente. Am 30. September wurde ein Männchen bei Hamburg er- legt (Bö.). 191. Spatula clypeata Linn. — Löffelente. Bei Belgard wurde sie einige Male paarweise beobachtet, so u. A. am 3. Mai 1879 im Darkower Moore, am 18. April 1880 ein Paar nahe Belgard an der Persante; brütend wurde sie aber bisher dort nicht gefunden (Z.). Am 3. April wurde ein altes Männchen bei Münster erlegt (K.) und am 15. September ein Exemplar bei Flensburg (P.). 192. Anas boschas Linn. — Stockente. Kommt in der Gegend von Cassel recht häufig vor, wurde auch im Winter dort bemerkt. Sie brütet in den Niederungen und auch ziemlich hoch im Gebirge; auf Wilhelmshöhe nistet sie an den oberen Wasserfällen unter Gesträuch und Gestein; am 1. Mai flog eine Ente hart unter der Teufelsbrücke auf Wilhelms- höhe aus einer Höhlung unter einer kleinen Fichte, worauf auf dem blossen Boden der Höhle ein frisch gelegtes Entenei gefunden wurde (Wa.). — Auf den überschwemmten Wiesen des oberen Aisch- srundes bei Windsheim gab es im Frühjahr sehr viele Stockenten und Flüge von 15 bis 20 Stück noch Anfang April; ein am 7. Mai in einem See bei Windsheim angetroffenes Paar dürfte im Brut- geschäft gestört worden sein und scheint seine Eier verloren zu haben (J.). — Am 18. April wurden auf den Teichen in Süderode bei Braunschweig Eier in den Nestern gefunden (Bl.). — Bei Belgard hielten sich am 5. April die Vögel in Paaren zusammen ; am 21. Mai wurde ein verlegtes Ei gefunden; am 6. August wurde ein Zug noch nicht flügger Enten angetrofien (Z.). Bei Lansker- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 335 ofen kommen von den Entenarten nur die Stockente und die Krickente brütend vor (V.). 195. Anas acuta Linn. — Spiessente. Brutvogel bei Cassel; am 18. Mai erhielt unser Berichterstatter ein Ei, das an dem 10 Minuten von der Stadt entfernten Fackel- teich aus einem Nest genommen war (Wa.). Bei Windsheim sassen am 22. März 8 Stück in einem Wiesengraben, ein Männchen wurde geschossen; am 4. April wurden dort die letzten gesehen (J.). — Auf der Elbe und Alster bei Hamburg waren am 18. März sehr viele Enten ; soviel mit Bestimmtheit festgestellt werden konnte, waren es acuta, penelope, ferina und marzla (Bö.). 194. Anas querquedula Linn. — Knäckente. Bei Windsheim wurde am 6. April ein Männchen geschossen (J.). Bei Belgard wurde sie im Frühjahr in ziemlicher Anzahl auf dem Darkower Moore beobachtet, und zwar den ganzen April und Mai hindurch; Eier wurden indess bis jetzt daselbst nieht gefunden. Am 15. August wurden 10 Stück auf dem Priorteiche bei Walken- ried gesehen (v. V.). 195. Anas crecca Linn. — Krickente, Bei Belgard „Krick- oder Krück-aent“. ‘Wurde im Frühjahr mehrmals auf den überschwemmten Wiesen bei Cassel gesehen, ist daselbst aber als Brutvogel nicht vorhanden (Wa.). Bei Kl. Reichow, Schintz, Glötzin ete. brütet sie regelmässig in einigen Paaren, kommt auch, namentlich auf dem Herbstzuge, in ziemlicher Anzahl zur Zugzeit daselbst vor; bei Belgard wurde sie dagegen noch nicht beobachtet. Am 11. Juli 1879 wurden in jener Gegend flügge Junge, am 22. Juli 1830 ein Zug ganz kleiner Jungen gesehen; am 27. waren die letzteren zum Theil befiedert, am 31. begannen die Schwingen hervorzubrechen, am 10. August waren sie vollständig befiedert und ausgewachsen. Am 2. April 1881 flog ein Zug von 10 Stück nach Norden, am 13. waren die Brutvögel bei Kl. Reichow eingetroffen; am 8. September ein Zug nach S.W., am 24. September ein solcher ebenfalls nach S.W. (Z.). Am 6. April wurden bei Altenkirchen einige auf dem Durchzuge beobachtet (8... — Auf den fränkischen Gewässern zeigten sich Kriekenten im Februar; vom 13. bis 20. März wurden bei Winds- heim 3 Stück erlegt (J.).. Bei Münster wurde am 14. April und im September je ein altes Männchen geschossen (K.). 196. Anas penelope Linn. — Pfeifente. Am 18. October wurden ca. 30 Stück auf dem Hirseteiche bei Walkenried beobachtet (v. V.). 197. Fuligula marila Linn. — Bergente. In der Zeit vom 23. bis 26. April wurden Bergenten im Pracht- kleide auf dem Greifswalder Bodden gesehen (Al.). 198. Clangula glaucion Linn. — Schellente. Wie die vorige. 199. Harelda glaevalis Leach. — Eisente. War von 23. bis 26. April in grosser Menge auf dem Greifs- 8336 _ VII Jahresbericht (1883) des Ausschusses walder Bodden; die Mauser zum Sommerkleid zeigte sich in den verschiedensten Stadien (Al.). 200. Oedemia nigra Linn. — Trauerente. Vom 23. bis 26. April auf dem Greifswalder Bodden; Alte im Prachtkleid und einzelne Junge (Al.). 201. Mergus merganser Linn. — Grosser Säger. Am 2. April wurde in der Jachenau an der Jachen (Ober- . baiern) ein Männchen erlegt (J.); am 4. März ein Exemplar auf einem kleinen See in der Nähe Flensburgs (P.).. Bei Münster, wo er in den letzten Jahren fast gar nieht vorgekommen, wurde am 16. Januar ein Weibchen geschossen (K.). Bei Oldenburg wurde am 15. Februar ein Männchen, am 18. Februar mehrere Stück erlegt; auch am 28. März waren sie dort häufig (Hu.). 202. Mergus serrator Linn. — Mittlerer Säger. Auf dem Greifswalder Bodden zeigten sich vom 23. bis 26. April Vögel im Prachtkleide (Al.). 205. Uria grylle Linn. — Gryli-Lumme. Auf Wangerooge wurde am 16. November ein Weibchen er- legt (Hu.). 204. Podiceps cristatus Linn. — Haubentaucher. Am 6. April wurde ein Weibchen bei Stattach in Oberbaiern geschossen. Ein lebender, in der Donau bei Donaustauf beim Fischen im Netz gefangener Haubensteissfuss war in der ober- pfälzischen Fischereiausstellung in Regensburg im Mai dieses Jahres ausgestellt (J.). Bei Münster wurde am 7. April ein pracht- volles Männchen auf der Ems erlegt (K.). — An den Mansfelder Seeen fanden sich am 18. Mai 1882 mehrere fertige, aber leere Nester; am 13. Mai 1883 ein Nest mit einem Ei: 55,5:36 mm (Z.). 205. Podiceps minor Gm. — Zwerg-Steissfuss. Wurde Ende Februar zweimal auf der Oker bei Braunschweig beobachtet (Bl... Zwei auf einem Teiche bei Windsheim erlegte Exemplare, junge Vögel der diesjährigen Brut, hatten kleine und mittelgrosse Wasserkäfer, Larven von Wasserinseeten, 1 Naueoris cimicoides, 6 Notonecta glauca, kleine Conchylien, 15 Planorbis albus und einen kleinen Zimnaeus im Magen, kein Fischlein und keine Federn (J.).. Am 15. November wurden bei Münster 3 Stück in einem Fischnetz gefangen (K.). Bei Cassel erscheinen Col. minor und cristatus im Frühjahr regelmässig an den Teichen, machen auch Anstalt zur Brut, werden aber wegen der geringen Aus- dehnung des Wassers und wegen des vielen Verkehrs verscheucht; ob sie daselbst doch irgendwo zur Fortpflanzung schreiten, konnte unser Beobachter bis jetzt nicht ausfindig machen. In den ersten Tagen des April zeigten sich einige Paare auf dem Fackelteich, doch nur einen Tag (Wa.). 206. Colymbus arcticus Linn. — Polar-Seetaucher. Die in der Zeit vom 23. bis 26. April auf dem Greifswalder Bodden beobachteten trugen alle das Winterkleid; nur ausnahms- weise zeigte sich ein Anfang vom Prachtkleid (Al.). für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. 337 207. Colymbus glacialis Linn. — Eis-Seetaucher. Am 12. November wurde ein altes Männchen bei Rennerts- hofen in Schwaben erlegt (J.). Bei Hamburg wurde am 30. Sep- tember ein Männchen geschossen (Bö.). 208. Colymbus septentrionalis Linn. — Nord -See- taucher. Bei Oldenburg wurde am 28. März ein Stück geschossen (Hu.). 209. Sula bassana Linn. — Bass-Tölpel. Am 16. April wurde ein Männchen bei Oldenburg erlegt (Hu.). Bei Husum und auf den Inseln wurden im Spätherbst mehrere ge- griffen, darunter nur ein altes Thier. 210. Larus canus Linn. — Sturm-Möve. Zwischen dem 23. und 26. April auf dem Greifswalder Bodden in der Mauser (Al.). Bei Belgard nur einige Male beobachtet, u. A. am 7. Mai 1880 3 Stück nach N. ziehend; am 12. December eine einzelne nach O. (Z.). 211. Rissa iredactyla Linn. — Dreizehige Möve. Ein Männchen wurde am 1. März bei Freising an der Isar geschossen (J.). 212. Xema ridibundum Linn. — Lach-Mörve. Bei Cassel nur auf dem Durchzuge beobachtet (Wa.). Bei Münster zeigte sich am 12. März ein grosser Schwarm auf der Ems; am 26. Juli wurde daselbst ein altes Männchen geschossen (K.). Vom 23. bis 26. April auf dem Greifswalder Bodden beob- achtet (Al.). Bei Belgard kommt sie ziemlich häufig vor; namentlich im Frühjahr sieht man sie zuweilen in grösserer Anzahl auf überschwemmten Wiesen; bei Kl. Reichow wurde bisher nur ein altes Männchen am 5. April 1880 gesehen (Z.). 213. Sterna anglica Mont. — Lach- Meerschwalbe. | Am 6. Juni wurden die Vögel auf ihren Brutplätzen bei Flens- burg angetroffen (P.). 214. Sterna fluviatilis Naum. — Fluss-Seeschwalbe. ‘Bei Belgard kommt sie hin und wieder im Juli und August uiezeln oder in einigen wenigen Individuen an der Persante vor (Z.). Worde bei Cassel nur auf dem Durchzuge beobachtet (W.). Bei Flensburg wurden am 6. Juli Nester mit 1, 2 und 3 Eiern ge- funden (P.). 215. Sterna minuta Linn. — Zwerg-Seeschwalbe. Wurde bei Cassel nur auf dem Durchzuge bemerkt (Wa.). 216. Hydrochelidon nigra Linn. — Schwarze Seeschwalbe. Am 1. Mai auf der schwäbischen Donau beobachtet; ein Stück wurde bei Grünzburg erlegt (J.). Am 3. Mai 1882 wurde ein Individuum auf der Teufelsbrücke (Salzsee) bemerkt (Z.). Cab. Journ. f. Ornith. XXXTII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 22 338 Dr. F. Kutter: Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’. Von Oberstabsarzt Dr. F. Kutter. (Hierzu Tab. IV.) Im Anschlusse an die im J. f. O. 1834, 8. 224 ff, abgedruckten Notizen über eine Anzahl von Heırn F. Grabowsky in S.-O.- Borneo gesammelter Vogeleier lasse ich hier einige Bemerkungen über die weitere Ausbeute von Nestern und Eiern in dem er- wähnten Gebiete folgen. Es sind dabei wiederum handschriftliche Notizen des verdienstlichen Forschers zu Grunde gelegt worden, und konnten zugleich nunmehr auch die schon der ersten Sendung zugehörigen Nester, welche mir nachträglich zugegangen sind, Berücksichtigung finden. Ebenso ist es durch weitere Ermittelungen bezw. schätzbare mündliche Aufklärungen des Sammlers ermöglicht worden, den grössten Theil des von mir a. a. O., als mehr minder zweifelhaft, nur flüchtig erwähnten oologischen Materials sicher zu identifieiren, — wodurch indessen die vorläufigen Annahmen fast durchweg Bestätigung gefunden haben. Für gefällige Bestimmung derjenigen Exemplare der ornitho- logischen Sammlungen Grabowsky’s, auf welche dieser betreffs der Mehrzahl der eingesandten Nester ete. in seinen Notizen Bezug genommen hat, bin ich Herrn Professor W. Blasius zu Dank verpflichtet. l. Ketupa javanensis Less. „Katatupi“. — Eine am 19. April 1583 zu Kampong Moenti, Distriet Batang alai, gefundene Bruthöhle dieser Eule befand sich in einer Baumspalte, etwa 12 m über dem Boden und enthielt ein unbebrütetes Ei. Die ca. 17 cm im Durchmesser haltende Nist- unterlage bestand aus feineren und gröberen Gräsern, kleinen Aststückchen und einigen Federn. Das fast kugelige, nach der Spitze hin nur wenig verschmälerte Ei ist von milchweisser Farbe. Die bei durchfallendem Lichte gelbliche Schale zeigt schwachen Glanz und feines, gleichmässises Korn. Hier und da finden sich, mehr minder die Schalenfläche überragend, einzelne jener rund- lichen Körnchen, wie sie auch sonst, besonders bei Euleneiern, nicht selten vorzukommen pflegen und die durch nachträglich ab- gesonderte Kalkklümpchen, welche sich in die noch weiche Schalenmasse einlagern, bedingt zu werden scheinen. Das Sehalen- Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. 339 gewicht ist 407 cg; die Maasse, 55,5 -+ 47,4 mm, stimmen nahezu mit denen eines javanischen Exemplars überein, dessen Dimensionen nach Bernstein (J. f. O. 1860, S. 428) 52-448 mm betrugen, während Eier der nahe verwandten K. ceylonensis (Gm.) nach A. Hume’s Angaben (Nests a. eggs of Indian birds p. 65) durch- sehnittlich länger und somit etwas schlanker zu sein scheinen, was sich auch an Exemplaren meiner Sammlung bestätigt findet. Das vorliegende Borneo-Ei ist indessen noch durch eine be- sondere Eigenthümlichkeit von Interesse. Unzweifelhaft in Folge einer während der Ausbildung des Ei’s im Uterus erfolgten Ver- letzung, bezw. beschränkten Berstung der Schale, zeigt sich, nahe dem schmaleren Ende, eine schräg zur Längsaxe verlaufende, 12 mm lange Narbe, deren reichlich 1 mm weit klaffende Ränder sich scharf von dem dazwischen liegenden, kaum ein wenig ver- tieften und mit neuer Schalenmasse gefüllten Grunde abheben. In der Gegend dieser Narbe bemerkt man zugleich eine mässige Hervorwölbung, oberhalb derselben aber eine entsprechende Ab- flachung der Schale, so dass die Profilirung des Ei’s an dieser Seite etwas unregelmässig erscheint. Aehnliche Spuren stattgehabter und wieder verheilter Ver- letzungen finden sich übrigens bei etwas aufmerksamerer Be- trachtung nicht so gar selten an den Eiern. Ohne Zweifel sind dieselben meist, wenn nicht ausschliesslich, auf einen mehr minder direeten äusseren Insult derselben im Uterus zurückzuführen. Erstrecken sich die dadurch bedingten Einrisse der Eihüllen nicht blos auf den kalkigen Theil derselben, sondern durchdringen sie zugleich auch die Schalenhaut, so wird, bei beträchtlicher Aus- dehnung der Verletzung, natürlich ein Ausfliessen des Inhaltes er- folgen, welcher alsdann mit den Eihüllen, als Fehlgeburt, aus- gestossen wird. Andernfalls kann, bei nur oberflächlichen und, wie der vorliegende Fall lehrt, selbst bei penetrirenden, aber nicht besonders ausgedehnten Verletzungen der Eihüllen, in der an- gedeuteten Weise Verheilung der Risse durch Narbenbildung er- folgen. Verhältnissmässig am häufigsten habe ich derartige Wahr- nehmungen an den Eiern von Raubvögeln gemacht, durch deren Lebensthätigkeit ja auch offenbar, — wie beim Stossen auf die Beute ete. — Insulte des in der Ausbildung begriffenen Ei’s, welches in der Unterbauchgegend nach aussen nur von dünnen Weichtheilschichten überdeckt ist, am meisten begünstigt werden. 22° 340 Dr. F. Kutter: Ich besitze u. a. ein Ei von Circus cyaneus (L.), welches in einer Ausdehnung von nahezu der Hälfte der gesammten Schalenfläche ein unregelmässiges Netzwerk von wesentlich concentrisch ver- laufenden Rissen und Sprüngen aufweist, die sämmtlich solide ver- narbt sind und sich zum Theil nur noch mit Hülfe der Lupe als .seichte oder schwach angedeutete Rinnen in den oberflächlichen Schalenschichten erkennen lassen. Die Form dieses Ei’s ist eine völlig regelmässige in seinen Contouren, und hat hier ganz augen- scheinlich eine starke Quetschung desselben in utero einen Ein- druck der Schale bedingt, welcher, da in diesem Falle die Schalen- haut wesentlich intact geblieben sein muss, sich nachmals wieder ausgeglichen hat. Bekanntlich gelingt es nicht selten, auch an ausgebildeten und noch vollen, oder doch erst kurz zuvor entleerten Eischalen, zufällig entstandene Schaleneindrücke, mittelst Einpressen von Luft durch das Bohrloch oder Ansaugen der Depression, in ähn- licher Weise künstlich auszugleichen. Freilich bleiben dann die Risse und Sprünge der Kalkschale bestehen, und das Ei wird, wenn man nicht die Vorsicht gebraucht hat, die eingedrückte Stelle vor der Operation mit etwas Gummilösung zu bepinseln, nur durch die der Innenfläche anliegende Schalenhaut zusammen- gehalten. — Ich erwähne dies beiläufig, damit man nicht ver- muthe, es handele sich wohl auch bei dem vorerwähnten Weihenei um eine solche post partum entstandene, indessen bei nur geringer Aufmerksamkeit sehr leicht als solche zu unterscheidende Be- schädigung. Als hübsches Beispiel einer der erwähnten Naturheilungen findet sich auf Taf. 1 des Jahrg. 1858 der Naumannia ein Rebhuhnei abgebildet, welches deutlich die Merkmale einer während der Ausbildung erlittenen ausgedehnten Verletzung durch ein Schrotkorn nachweisen liess. 2. Üentrococcya javanensis (Dum.), var. pusillus Brüggem. „Bubut tjelakoep“. — Seinen früheren Bemerkungen zur Fort- pflanzungsgeschichte dieser Species fügt Grabowsky in den neueren Mittheilungen hinzu, dass er den Vogel meist in der Nähe von Padangs, d. i. mit meterhohem Alang-Alang-Grase bewachsenen Flächen sah, wo er auch nistet. Zur Herstellung des Nestes biegt dieser Sporenkukuk das obere Drittel eines grossen Grasbüschels nach einwärts und verflicht die grünbleibenden Halme zu einer Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s, 341 Kuppel über dem dazwischen hängenden, mit seitlichem Eingange versehenen Kugelneste. Dieses selbst besteht, wie die der meisten Gattungsverwandten, aus dürren Gräsern. Ein am 10. Mai 1883 zu Bonga Djannar gefundenes Nest stand 75 em über dem Boden und hatte einen Durchmesser von + 25 cm. Es war mit einigen Blättern ausgekleidet und enthielt ein mir vorliegendes fast kugel- förmiges, ziemlich rauhschaliges, kalkweisses, schwach gelblich durchscheinendes und vollkommen glanzloses Ei, welches erheblich kleiner als die früher beschriebenen ist und, bei 47 cg Schalen- gewicht, 25,0 + 22,0 mm misst. Ein aus einem’ anderen Neste entnommenes Sparei, von nur 18,8 + 16,5 mm Grösse, hat dagegen, trotz vollständiger Entleerung des Inhalts, ein Gewicht von 55 eg. ‚Bekanntlich ist ein solches Missverhältniss nichts ungewöhnliches, und findet man oit, dass winzige Spareier in ihrem Schalengewichte nahezu dasjenige der normalen Eier desselben Geleges erreichen, wenn nicht übertreffen, somit also zur Ausbildung beider Kategorien ein im Wesentlichen gleiches Quantum Schalenmaterial zur Ver- wendung gelangt. Die Variabilität der Grössenverhältnisse scheint bei den Eiern der Ceniropodinae, wie bei denen der Cuculidae überhaupt, eine ziemlich beträchtliche zu sein. Auch Grabowsky fand, wie er gelegentlich erwähnt, erhebliche Grössenschwankungen, selbst unter den Eiern eines Geleges. Was die systematische Stellung der Centropodinae Bp. anlangt, so bilden dieselben nach oologischen Merkmalen, soweit mein Beurtheilungs- Material reicht, mit den PAhoenicophainae Gr. und den Saurotherinae Gr. eine wohlumgrenzte Unterfamilie der Cu- culidae. 3. Batrachosiomus cornutus (Temm.) Tab. IV. „boeroeng kaut“; 2 Nester, 1 Ei. — Die in jeder Beziehung höchst merkwürdigen und eigenartigen Nestehen, deren treffliche Abbildungen auf Tafel IV. der kunstfertigen Hand des Herrn Ad. Walter zu verdanken sind, haben im Allgemeinen die Gestalt runder, oben vollkommen flacher oder nach der Mitte hin kaum merklich vertiefter Fusspolsterkissen. Die Höhe beider Nester be- trägt ca. 3,5 cm; bei bist der ein wenig grössere Längsdurch- messer, welcher mit der Richtung des tragenden Zweiges zusammen- fällt 6,5, der Querdurchmesser 5,5 cm; bei a bildet die obere Fläche eine fast kreisrunde Scheibe von ca. 6,0 cm Durchmesser. Von einer Nestmulde kann hiernach nicht die Rede sein. Das Nist- 342 Dr. FE. Kutter: material besteht fast lediglich aus den grauen und bräunlichen Flaumfedern des Vogels, welche mit wenig Moos und anderen weichen Pflanzentheilen, sowie einigen zarten Gespinnstfäden zu einem lockeren, weich-elastischen, dabei aber gut zusammen- hangenden Filze verwebt sind. Bei Nest b findet sich noch eine reiche und zierliche Bekleidung des seitlichen Umfanges mit gelblich - grauen Flechten, wie sie meist die Aeste des Kamiri - Baumes (Aleurites moluccana), auf dem es stand, zu bedecken pflegen. Auch im Uebrigen ähnelt, wie der Sammler hervorhebt, die allge- meine Färbung ete. des Nestes sehr der Rinde dieses Baumes, und der imitative Charakter des Nestes wird dadurch derartig erhöht, dass es ungemein schwer fällt, dasselbe, auch bei besonders darauf gelenkter Aufmerksamkeit und in geringem Abstande, als solches zu erkennen, bezw. von einem Astknorren oder dergl. zu unter- scheiden. Nest b wurde zu Kampong Moeroeng am 27. April 1883 mit einem jungen Vogel (No. 443) gefunden, dessen Zugehörigkeit zu der oben bezeichneten Art noch nicht zweifellos festgestellt ist; Nest a, zu welchem die mit Balgnummer 360 und 361 bezeichneten Vögel gehören, wurde am !1. Juni 1882 zu Kamp. Pagat entdeckt. Letzteres stand, etwa 4 m hoch, am Ende der Blattrippe eines durch Abhauen der Spitze verstiümmelten Wedels der Zuckerpalme (Arenga saccharifera). Offenbar um dem lockeren Bauwerke auf dieser schwankenden Stütze mehr Halt zu verleihen, hat in diesem Falle der Vogel für zweckmässig gehalten, auch die Unterseite der tragenden Blattrippe und zugleich den am Ende derselben auf- wärts stehenden, eingerollten und vertrockneten Rest eines der seitlichen Fiederblätter mit in das Nest einzuschliessen. Das Ei, welches schon der ersten Sendung beilag, ist gestreckt gleichhälftig, von rein milchweisser Farbe, bei durchfallendem Lichte schwach gelblich, fast glanzlos und misst 29,0 18,8 mm, bei 33 eg Gewicht. Die Schalentextur zeigt feines Korn, dünn gesäte, unregelmässig vertheilte, Nache Porung und ähnelt am meisten dem Typus der Oypselidae, weniger dem der Caprimulginae; aber auch mit dem — vielleicht nur individuell nicht recht be- zeichnend entwickelten — Korn eines Podargus-Eies, welches mir freundlichst aus der Colleetio Hollandt zur Vergleichung übermittelt wurde, finde ich verhältnissmässig geringe Uebereinstimmung. Selbstverständlich reicher indessen solche einzelne Untersuchungs- objecte meist zur Fixirung des generellen Typus nicht aus. Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. 343 Im Anschlusse hieran kann ich auch nicht unerwähnt lassen, dass Bernstein — meines Wissens der Einzige, welcher bisher über ein Datrachostomus-Ei berichtet hat — nach einer von ihm auf Java gemachten Beobachtung (J. f. O. 1860, 8. 428) zwar das Nest unseres Vogels sehr übereinstimmend mit den obigen schildert, das dazu gehörige Ei aber, bei übrigens ganz ähnlichen Form- und Grössenverhältnissen mit dem mir vorliegenden, als bunt gefleckt beschreibt. Da es sich hierbei nicht nur um eine regelmässige Anordnung der Zeichnung handelt, sondern auch Schalen- und Oberflecke deutlich als solche gekennzeichnet werden, so erscheint die Annahme ausgeschlossen, dass dieser sonst sehr zuverlässige und sachkundige Berichterstatter etwa durch eine zu- fällige Beschmutzung des Ei’s getäuscht worden sein könne, und ich muss zunächst darauf verzichten, den sich hieraus ergebenden Widerspruch zu lösen. Immerhin veranlasste mich dieser Umstand vordem, das vom Sammler ausdrücklich einem Caprimulgiden zu- geschriebene Ei nicht ohne Weiteres als Batrachostomus anzu- sprechen, wie es nach Analogie der verwandten Geschlechter Po- dargus und Aegotheles, deren Eier bekanntlich ungefleckt weiss sind, nahe gelegt schien. Inzwischen kann ich, nach der mir noch neuerdings mündlich wiederholten positiven Versicherung Gra- bowsky’s, dass er selbst das fragliche Exemplar einem den vor- stehend beschriebenen völlig gleichen Neste entnommen habe, an der Identität desselben nieht wohl ferner zweifeln, und gelingt es hoffentlich demnächst, durch weitere controlirende Beobachtungen hierüber völlige Gewissheit zu gewinnen. Einstweilen kann als feststehend gelten, dass der Vogel stets nur ein Ei legt,. zumal, übereinstimmend mit den vorerwähnten Wahrnehmungen, auch Hodgson nur ein Junges auf dem (an- scheinend ähnlich construirten) Neste von Otothrix Hodgsoni Gr. fand. Ebenso darf angenommen werden, dass der, nach Bern- stein’s Beobachtungen, der Länge nach auf dem Zweige sitzende und das Nest nur mit dem Unterleibe bedeckende Vogel durch sofortige und ununterbrochene Bebrütung für die Sicherheit seines Eies bedacht sein muss, da andernfalls augenscheinlich die leichteste Ersehütterung, ja ein Lufthauch genügen würde, dasselbe von dem flachen und schmalen Nestpolster herabrollen zu lassen. Dies wird u. a. auch durch die Bemerkung Grabowsky’s bestätigt, dass die alten Vögel stets am Neste zu finden und leicht auf diesem zu fangen seien. 344 Dr. F. Kutter: 4. Cypselus infamatus Selat. Ein mir erst kürzlich vorgelegtes, winzig kleines, taschen- förmiges Nestchen, welches dem Sammler im Dorfe Rangas von einem Kaben überbracht wurde und an dem der J. f. O. 1884, S. 217, unter No. 6, als fragliche Colloc. fuciphaga (Thunb.) von . W. Blasius erwähnte junge Vogel hing, gehört unzweifelhaft einer kleinen Cypselus-Art an. Da indessen die Nistweise von C. palmarum Gr. und 0. infumatus Selat., ‘die hier in Betracht kommen können*), eine sehr übereinstimmende ist, so lässt sich das vorliegende Object an sich nur mit einer gewissen Wahrschein- lichkeit auf letztere Art beziehen, insofern bisher allein deren Vor- kommen auf Borneo mit Sicherheit nachgewiesen ist. Der Querdurchmesser des zierlichen Nestchens beträgt nur 3,5, die Höhe der etwas defeeten hinteren Nestwand etwa 4,5 em. In seiner Form erinnert es sehr an die Bauten der Salanganen; doch ist die Rückwand, mit der es an einem Palmblatte befestigt war, relativ höher, der vordere Rand tiefer ausgeschweift, so dass die zur Aufnahme der Eier dienende seichte Tasche kaum geräumig genug erscheint, um diese vor dem Herausfallen zu bewahren. Wahrscheinlich werden auch sie, wie es A. Brehm an den Eiern des verwandten C, parvus Licht. beobachtet hat, vom Vogel mit Speichelleim am Neste angekittet. Nach den Wahrnehmungen von Godwin Austen (Hume, Nests a. eggs ete., p. 88) ver- richtet C. infumatus am Neste hängend sein Brutgeschäft, und sollen ebenso die ausgeschlüpften Jungen genöthigt sein, in dieser Position an demselben angeklammert bis zur völlig erlangten Flug- fähigkeit zu verharren, — was durch den vorliegenden Fall be- stätigt erscheint. ; Es bedarf bei dieser Gelegenheit kaum des erneuten Hinweises darauf, wie sich die nahe Blutsverwandtschaft der Geschlechter Oypselus, Chaetura, Dendrochelidon und Collocalia ganz allgemein auch in der ähnlichen Nistweise und in der sehr übereinstimmenden Kennzeichnung der Eier ausspricht. 5. Collocalia Linchi Horsf. u. Moore. „Boeroeng sarang lomot“. — Zu den J. f. O. 1884, S. 227 be- *) Oypselus Lowi Sharpe, von Labuan, dürfte schon wegen seiner viel grösseren Dimensionen auszuschliessen sein; auch ist, wie ich Gelegenheit hatte, mich zu überzeugen, bei dem fraglichen jungen Vogel die Gabelung des Schwanzes sehr ausgesprochen. Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. 345 schriebenen Eiern liegen mir nunmehr auch die s. Z. vom Sammler beigefügten Nester vor. Sie gehören, wie zu erwarten war, zu den „nicht essbaren“ *), besitzen die genugsam bekannte Form und Bauart und sind zum Theil zu mehreren, colonieenartig eng an ein- ander gefügt. Besonders die von den Deekwandungen der Felsen- höhlen stammenden zeigen an ihren Anhaftungsstellen massen- hafte Anhäufungen des zu einer durchscheinend weissen, gelblichen oder bräunlichen, hornartigen Masse erstarrten Speichelleims. Im Uebrigen besteht das Baumaterial der am 30. April 1832 in der Höhle von Batu laki gesammelten Nester, welche nur Junge in verschiedenen Entwickelungsstadien enthielten, lediglich aus Moos, welchem durch Speichelüberzug ein hoher Grad von Festigkeit verliehen ist. Andere Exemplare, welche einige Tage später, am 3. Mai, in einer Höhle des Berges Batoe bini mit Eiern gefunden wurden, bestehen fast durchweg aus schichtweise neben- und über- einander gelagerten gelbbraunen Pflanzenfasern, welche mit dem Klebestoff fest unter einander verkittet sind. Nur bei einzelnen Stücken findet sich gelegentlich dazwischen auch Moos, wie bei den ersteren, verwendet. Ebenso sind bei beiden Kategorien hier und da einzelne Federchen des Vogels, die wohl zufällig beim Bauen an dem klebrigen Material hängen geblieben sind, einge- schlossen. Der Querdurchmesser der Nester beträgt zwischen 5 und 7, der gerade 4—5 cm. Die Höhe der Wandungen ist, je nach der mehr verticalen oder horizontalen Richtung der Anheftungs- flächen, eine sehr verschiedene; meist überragt die Rückwand be- trächtlich den vorderen ausgeschweiften Rand. Einzelne Nester haben vollkommen die Gestalt einer halbkugeligen Schale; bei der Mehrzahl überwiegt indessen der Querdurchmesser, und die Wölbung beschränkt sich auf den vorspringenden Nesttheil, während die hintere Wand mehr minder flach erscheint. Im Ganzen zeigt die vorliegende reiche Suite von Nestern nach Grösse, Gestalt und Baustoffen eine bemerkenswerthe Ueber- einstimmung sowohl mit solchen derselben Species, die ich von Mindanao erhielt, als auch mit denen der Cebu-Salangane (J. f. O. 1882, S. 174) und endlich auch mit Nestern der Ü. spodiopygia (Peale) aus Polynesien, welche dem Museum Godeffroy zu- gingen. *) Die im J. f. O. 1884, S. 222 wiedergegebene Notiz, dass die essbaren Nester von dieser Art stammten, beruht auf einem Missverständnisse. 346 ‚Dr. F. Kutter: 6. Collocalia nidifica G. R. Gray. „Boeroeng sarang putih“. — 2 Stück der hinreichend bekannten „essbaren Schwalbennester“, welche lediglich aus dem schalenartig geformten Speichelleim bestehen, in dem, wie bei den vorigen, hier und da ein vereinzeltes Federchen eingebettet ist. Ich kann dieselben nach den classischen Untersuchungen Bernstein’s (J. f. 0. 1859, S. 111 ff.) nur der oben genannten Species zu- schreiben, obwohl über die Art, welche diese Nester verfertigt, bei Finigen noeh immer Zweifel zu bestehen scheinen und u. a. auch in Salvadori’s Uceelli di Borneo sich bei obiger Art — nach Doria — ausdrücklich vermerkt findet: „il suo nido non & edule“.*) Die beiden vorliegenden Exemplare stammen nach Grabowsky’s Mittheilungen von Tjantong, in Tanah Bumbu, an der Ostküste Borneo’s, wo die Nester zu bestimmten Zeiten des Jahres von den dort ansässigen Orang boekits (Bergmenschen) in den Höhlen der Vogelklippen gesammelt werden. Sie gehören zu der elfenbein- farbigen, besten Sorte, von welcher das Kati (0,625 kg) an Ort und Stelle 25 Gulden kostet, in Bandjermasin schon bis zu 40 Al. bezahlt wird, während man das Kati der alten, dunkel gefärbten Nester nur auf 2,50 fl. schätzt. 7. Cyornis elegans (Temm.). „Sisigi dammar“. — 1 nach Angaben des Sammlers wahr- scheinlich dieser Cyornis-Art angehöriges Nest mit 2 unbebrüteten Eiern, gefunden am 1. Mai 1883 zu Kamp. Moeroeng. Das ziemlich locker gebaute, flach napfförmige Nest hat eine Breite von 9 und ein Höhe von wenig über 4 cm.; Durchmesser des Napfes 6, Tiefe desselben 3,5 cm. Das Nistmaterial besteht fast nur aus den dunkelbraunen bis schwarzen, pferdehaarähnlichen Fasern, wie sie sich zwischen dem Stamme und den Blattstielen der Hanau- oder Zuckerpalme (Arenga saccharifera) finden und nach den Mit- theilungen verschiedener Beobachter vielfach von verwandten Arten mit besonderer Vorliebe zum Bau ihrer Nester oder mindestens zur inneren Auskleidung derselben verwendet werden. Dieses vor- *) Wie mir nachträglich von Herrn Prof. W. Blasius freundlichst mit- getheilt wird, findet sich in dem kürzlich erschienenen P. IV der P, Z. 8. 1884, p. 532—538, eine Arbeit von N. Pryer — An account of a visit to the ‘Birds’-nest Caves of British North Borneo — aus welcher hervorgeht, dass die „essbaren Nester‘ thatsächlich der C. fuciphaga (Thunb.) (= (. nidifiea G. R. Gray) angehören. Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Bornev’s. 347 treffliche Baumaterial ist mit wenigen braunen Bast- und Blatt- stückehen zu einem wohlgerundeten und innen sorgfältig geglätteten Napfe verwebt. Auch die Eier gleichen denen der übrigen Oyornis-Arten, so- weit mir dieselben bekannt sind. Sie sind gedrungen eigestaltig, von grünlich grauer Grundfarbe und einer diese fast verdeckenden Zeichnung kleiner, verwaschener und vielfach in einander fliessender, blass röthlich brauner Flecken, welche am stumpfen Ende ring- oder kappenförmig zusammengedrängt stehen. Bei dem einen Stücke finden sich daselbst auch Andeutungen schwarzer Haar- linien. Die Schale zeigt schwachen Glanz und das bezeichnende, ziemlich stark granulirte Museieapiden-Korn. Grösse: 19—19,5 + 14,5 mm, Gewicht 13 eg. Im Ganzen ähneln die vorliegenden Exemplare einigermassen manchen blass gefärbten Eiern von Mus- cicapa grisola L. Zu dem oologischen Typus von Cyorn:s, dem sich andererseits Neltava und Stoparola anschliessen, gehört, beiläufig bemerkt, auch das Ei von Aihyacornis (Rutieilla!) fuliginosa (Vig.)» während eine unmittelbare Vereinigung dieser Art mit Aanthopygia Blyth, wie sie in Sharpe’s Catal. B. B. M., Vol. IV, geschehen ist, nach oologischen Merkmalen unthunlich erscheint. 8. Rhipidura perlata S. Müll. „Boeroeng kanji oder Kasisikat“. — Mehrere Nester und Eier, welche den sehr übereinstimmenden Typus aller Gattungsverwandten tragen. Sämmtliche Nester von Ahrpidura-Arten, welche ich unter- suchen konnte, mochten sie vom indischen Festlande oder von den Sunda-Inseln, von den Philippinen oder Australien und Polynesien stammen, zeichnen sich in gleicher Weise durch sorgfältigen und soliden Bau ihrer zierlichen Napfnester aus, welche innen sauber mit Grashalmen und biegsamen Pflanzenfasern ausgekleidet, aussen stets mehr oder minder mit Spinnweben oder anderen Insekten- gespinsten überzogen und dabei so sorgsam geglättet sind, dass nirgends ein Hälmehen oder Spitzehen unordentlich hervorsteht und das Ganze wie vom Drechsler abgedreht erscheint. Der hier- durch erzielte feste Zusammenhalt des Bauwerks scheint eine grosse Dauerbarkeit und Wetterbeständigkeit zu bedingen, da nicht selten auch ältere Nester vom Sammler gefunden wurden. Bei den vor- liegenden schwankt die Höhe zwischen 3,5 und 5, die Breite zwischen 5,5 und 6,5 em; Durchmesser des Napfes 4,5 bis 5, Tiefe desselben 2—3 cm. Als Standort des Nestes wird ein Zweig, eine Astgabel ein Baumstumpf oder dergl. gewählt; eines derselben ist gerade 348 Da Bauten auf der Spitze eines abgebrochenen, dürren, 4 cm dieken Musaeeen- Schaftes erbaut. Auch die Eier stimmen ausserordentlich mit denen der übrigen ‘ Gattungsverwandten überein. Sie sind gedrungen eigestaltig, von grünlich weisser oder isabellgelber Grundfarbe und nahe dem stumpfen Ende mit einem 3—4 mm breiten Kranze mehr minder dicht stehender grauer Schalen- und bräunlicher Oberflecken geziert, während die übrige Schalenfläche spärliche oder gar keine Zeich- nung trägt. Die grünlich gelb durchscheinende Schale ist fast glanzlos, fein und ziemlich regelmässig granulirt. Maasse: 17,7 + 13,5 bis 18,4 + 14 mm.; Gewicht: 8—11 eg. Der oologische Typus des Genus #hipidura zeigt nächste Verwandtschaft mit Tschitrea, Myiagra und Seisura, an welche Gruppe sich einerseits die Mehrzahl der Lanidae und — sehr ausgesprochen! — die Artamidae, andererseits Monarcha und einige von den Systematikern den Zanüdae untergeordnete Gruppen, wie Vanga, Myiolestes etc. anschliessen, während der Eitypus der meisten übrigen Muscicapidae (desgleichen auch einiger Lanüdae, wie Dryoscopus, Laniarius ete.) als ein ziemlich abweichender erscheint. 9. Dicaeum sp. „Uhit“. — Ein dem Sammler unter dieser Bezeichnung über- brachtes Nest mit 3 noch fast nackten Jungen, welche in Spiritus conservirt vorliegen, gehört meines Erachtens unzweifelhaft der obigen Gattung an, doch vermag ich nicht zu entscheiden, welcher Spe- cies. — Das sehr zierliche Beutelnest hat etwa die Grösse und Gestalt eines Truthuhn-Eies. An der Spitze, wo sich auch das runde, 1,5 em weite Flugloch befindet, läuft es in einen etwa 3 cm langen und 1,5 em dicken Strang aus, mit dem es an einem dünnen Blattzweige befestigt ist. Der ganze Bau, einschliesslich des Anhängels, besteht aus einem, besonders innen sorgfältig ge- ebneten, weichen, filzartigen Gewebe dunkelkastanienbrauner, feinster vegetabilischer Fasern, unter denen sich anscheinend auch Theile von Knospenschuppen befinden. Das Ganze ist mit einigen wenigen Gespinnstfäden und vereinzelten haarartigen Fasern der Zuckerpalme gefestigt. — Ein zweites, sonst ganz ähnliches, nur ein wenig kleineres Nestchen, welches aussen hier und da noch mit etwas grünem Moose und einigen Baumflechten ge- ziert ist, wurde leer gefunden und dürfte wohl derselben Art an- gehören. ; Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. 349 10. ? Oyrtöstomus peetoralis (Horsf.). Das am 11. April 1883 zu Kamp. Moeroeng mit 2 jungen Vögeln (welche in Spiritus eingesandt wurden) entdeckte Nest eines Honigsaugers („Boeroeng soehit“) glaube ich, nach den im Wesentlichen damitübereinstimmenden Schilderungen verschiedener Beobachter‘, der oben genannten Species zuschreiben zu sollen. Nach den Notizen des Sammlers hing das Nest, etwa 8 m hoch, an der Spitze eines Blattzweiges; es hat die Gestalt eines lang- gestreckten Beutels mit einem oberen, sich strangartig ver- schmälernden Theile und ist locker, sowie ziemlich dünnwandig aus den schon mehrfach erwähnten schwarzbraunen Fasern der Areng- Palme, untermischt mit trockenen Blättern, Baststreifen und Rinden- stückehen zusammengefügt. Dazwischen eingestreut finden sich zahlreiche kleine Flocken eines weisslichen Insektengespinnstes, so dass das Ganze ein ziemlich buntscheckiges und zugleich etwas zerzaustes Aussehen gewinnt. Innen sind die Stoffe besser geordnet und geglättet. Die Länge des ganzen Baues beträgt 19 cm, der grösste Durchmesser in seiner unteren Hälfte 6 cm. Das seitlich angebrachte Flugloch, dessen unterer Rand etwa 4,5 cm über der Basis liegt, ist langoval und verhältnissmässig gross (5 cm hoch und halb so breit); es wird durch einen oberhalb entspringenden, schräg nach vorn und abwärts gerichteten dachartigen Ausbau überdeckt, der indessen nur sehr lose geflochten und überall durch- sichtig ist, so dass er den brütenden Vogel zwar gleich einem Vorhange zu verhüllen vermag, ihm aber den Ausguck nicht verwehrt. 11. Pycnonotus analis (Horst.). „Boeroeng karoeang, dajak. Pampoeloe“. — Nest mit 2 un- bebrüteten Eiern; Kamp. Moeroeng, 11. April 1883. Dasselbe stand in der Zweiggabel eines niedrigen Strauches; es ist, wie die Nester aller Gattungsverwandten, ein ziemlich solider Napfbau, innen sorgfältig mit fadenförmigen elastischen Pfilanzenfasern aus- gelegt, äusserlich aus den trockenen Stengeln einer Lycopodiaceen- Art und dem Baste einer Musa, sowie trockenen Blättern zu- sammengefügt. Höhe 7, Breite 9 cm.; Tiefe des Napfes 5, oberer Durchmesser desselben 7 cm. Die Eier sind von solchen der nächstverwandten Bülbül-Arten nieht zu unterscheiden, auf röthlichgrauem Grunde ziemlich locker mit violetgrauen und purpurbraunen Flecken gezeichnet, die am stumpfen Ende etwas dichter stehen. Maasse: 21,9-4+ 15,4 und 22--15,6 mm; Gewicht: 13 eg. 350 Dr. F. Kutter: Ein zweites Nest, welches am 13. März 1882, 1 m hoch in einem Strauche, zu Martapura, mit 2 stark bebrüteten Eiern ge- funden wurde und dem vorigen in jeder Beziehung gleicht, ist mit demselben Localnamen bezeichnet und gehört wohl auch der- selben Species an. 12. Mixornis borneensis Bp. „Boeroeng sakoetau“. — Unter dieser Bezeichnung befand sich in der ersten Sendung ein am 3. August 1881 zu Tumbang Hiang gesammeltes Nest mit 2 Eiern, welche indessen fast zer- trümmert in meine Hände gelangten. Soweit sich aus den Schalen- resten ermitteln lässt, zweifle ich nicht an der richtigen Identifi- eirung der Objeete. Das anscheinend nicht ganz vollständige Nest ist ein dünnwandiger, lockerer Napfbau, aussen aus trockenen Bambusblättern zusammengefügt und innen mit feinen Gräsern und Bastfasern ausgelegt. Durchmesser 8, Napftiefe ca. 4 em. Die Eier sind ungleichhälftig, mit abgerundeter Spitze und auf weissem Grunde unregelmässig zerstreut mit kleineren und grösseren röthlich grauen und rothbraunen Flecken gezeichnet, welche am stumpfen Ende dichter stehen. — Ein ganz ähnliches, nur etwas kleineres Ei lag der zweiten Sendung unter dem Namen „Koetau- Koetau“ bei. Die Zeichnung besteht in sparsam über die Ober- fläche vertheilten und nur am stumpfen Ende zu einem lockeren Kranze sich häufenden kleinen rundlichen Flecken von den er- wähnten Farbentönen. Die Schale ist glänzend, glatt, mit sehr vereinzelten, flachen Poren versehen. Maasse: 17,513 mm; Gewicht: 10 eg. 13. Prinia superciliaris Salv. „Boeroeng bani oder Katjintjierak“. — Unter vorstehenden Localnamen des Brutvogels liegt ein Nest vor, welches zu Kamp. Moeroeng, am 27. April 1883, mit 3 stark bebrüteten Eiern ge- funden wurde. Letztere erweisen sich als vollständig überein- stimmend mit 2 Exemplaren, welche in der vorigen Sendung unter dem für Jora veridissima angegebenen Localnamen „Punei hara“ enthalten waren. Da indessen die fraglichen Eier in sehr augen- fälliger Weiser dem eigenartigen Typus einiger Prinien, insbesondere P. socialis Syk. (Stewart: Blyth) entsprechen, so konnten dieselben schon damals unschwer, trotz der durch die Bezeichnung ent- gegenstehenden Bedenken, mit Sicherheit einer der letztgenannten mindestens sehr nahe stehenden Art zugeschrieben werden. Diese. Annahme hat nunmehr durch Einsendung eines Balges (No. 472), Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. 351 welchen Grabowsky ausdrücklich als gleichartig mit dem Nest- vogel bezeichnet, Bestätigung gefunden. Das Nest, welches zwischen Reishalmen befestigt war, ähnelt, wie zu erwarten stand, insbesondere einem von Ticekell (ef. Hume, Nests & eggs etc., p. 334) beschriebenen Neste der P. fla- viventris (Deless.) und ebenso manchen nicht vollkommen über- wölbten der P. socialis Syk. Es ist tief napfförmig, an der vorderen Seite tief bogenförmig ausgeschnitten, während der obere Theil der verlängerten Rückwand ein wenig nach innen überhängt. Das Gebilde hat somit eine gewisse Aehnlichkeit mit einem auf die Spitze gestellten Pantoffel. Die Höhe der Rückwand beträgt 15, die der vorderen Seite am Ausschnitt S em; Durchmesser des Napfes und Tiefe desselben 5 em. Das Baumaterial besteht aus feinen Gräsern und Rispen, welche aussen mit Baststreifen und trockenen schilfartigen Blättern verflochten sind; als innere Aus- kleidung sind die, anscheinend bei vielen Borneo-Vögeln so be- liebten Arengfasern verwendet. Der Napf ist mässig diekwandig, der verlängerte Theil der Rückwand ziemlich locker zusammen- geflochten. Die allerliebsten, glänzend ziegelrothen, am stumpfen Ende meist kranz- oder kappenartig etwas dunkler schattirten Eier zeigen theilweise noch schwache Andeutungen einer Zeichnung von kleinen Flecken, die bei durchfallendem Lichte schärfer hervertreten. Die Maasse der vorliegenden 5 Stück halten sich zwischen 16,2 + 12 und 14,7 + 11,5 mm; Gewicht 6,5 bis 8 eg. Bestimmte Unter- scheidungsmerkmale von Eiern der P. socialis vermag ich nicht anzugeben; demselben Typus gehören, soweit mir bekannt, die Eier von P. fHlaviventres (Deless.) und P. sonitans Swinh. an, welche letztere indessen gelblicheren Grund und bestimmtere rothe Fleekung zeigen. 14. Oopsychus amoenus (Horsf.). „Boeroeng kadjadjau, dajak. Tindjau“. — Nest mit 3 stark be- brüteten Eiern, Boenga djannar, 27. Mai 1883. Der erstgenannte Localname entspricht offenbar der, laut Bernstein, auf Java gebräuchlichen malayischen Bezeichnung „kudjitja“ für Cops. minda- nensis (Gm.). Nach Grabowsky’s Mittheilungen ist der Kad- jadjau einer der im Sammelgebiete am weitesten verbreiteten Vögel, welcher ebenso durch seine wohllautende Stimme, ein an- gsenehmes drosselähnliches Pfeifen, wie durch munteres und be- wegliches Wesen für sich einnimmt. Sein Nest pflegt er bald 352 Dr. F. Kutter: höher, bald niedriger in Baumlöchern und Baumspalten anzulegen. Das vorliegende stand in der Höhlung einer Cocospalme. Es ist ein dürftiger, kunstlos zusammengefügter, flacher Napfbau aus Wurzeln und einigen Pflanzenfasern. Durchmesser 9—10, Napf- tiefe 4 em. | Wie ich in Salvadori’s Uccelli di Borneo vermerkt finde, beschreibt Mottley die Eier als ammerartig — „somigliano a quelle dello zigolo giallo ( Emberiza citrinella)“ —, womit ich ge- stehen muss, an den vorliegenden auch nicht die geringste Aehn- lichkeit finden zu können. Dieselben stimmen vielmehr vollkommen mit denen der übrigen Copsychus-Arten überein und erinnern somit an den Typus vieler Drosseleier. Sie sind gestreckt eigestaltig und auf hell grünlichem Grunde über und über mit kleinen, ver- waschenen und zum Theil in einander fliessenden, kastanien- braunen Flecken bedeckt. Die Schale zeigt lebhaften Glanz und feines Korn, mit tiefen, locker zerstreuten Poren. Maasse: 264 17,4 und 26,5 4 17,5 mm, Gewicht: 26 cg. 15. Padda oryzivora (L). „GSlatik“ — Ein am 11. Juni 1882, zu Kamp. Pagat, bei Barabei, im Unterbau eines Adlerhorstes gefundenes Nest enthielt 2 frische Eier. Diese sind gedrungen eigestaltig, weiss, elanzlos, mit ziemlich grobem, unregelmässig gewellten Korn und zahlreichen, tiefen Poren. Maasse: 18,0—+-13,5 und 17,2-+-14,0 mm; Gewicht: 12 eg. 16. Munca atricapilla (Vieill.). Zwei frische Gelege von 3 und 4 Stück; a) „Boeroeng ampit, Tumbang hiang, 29. August 1831“; b) „Boer. bibit, Lihong Bahajja, 17. Januar 1852“. Die weissen, glanzlosen Eier sind in dem einen Gelege schlank, in dem anderen gedrungen eigestaltig; Schalen- textur den vorigen ähnlich, nur etwas feiner. Maasse: 13,5 bis 15--10,2 bis 11 mm; Gewicht: 5 bis 6 eg. Die Nester bilden nach den Notizen des Sammlers grosse Klumpen dürren Grases, mit 5 cm breiter und 7,5 em tiefer Höhlung. 17. Treron fulvicollis (Wagl.). Ein mit dem Localnamen ‚Punay“ bezeichnetes Taubenei, welches der ersten Sendung beilag, gehört nach den angestellten Ermittelungen wahrscheinlich der vorgenannten Species an, obwohl ich es von Eiern der verwandten T. vernans (L.) objeetiv nicht zu unterscheiden vermag. Das fragliche Exemplar wurde am 13. März Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. 353 1882 unbebrütet in einem, nach Art der meisten Verwandten, lose aus einigen Ruthen und Zweigen zusammengeschichteten Neste gefunden. Es ist gleichhälftig oval, weiss, innen schwach gelblich durchscheinend, 27-20 mm gross und von 35 eg Gewicht. Die Schale zeigt feines Taubenkorn. 18. Excalfactoria chinensis (L.). „Pikau oder Pipikau“. — Dieser von Grabowsky notirte Loealname ist fast gleichlautend mit dem von Bernstein (J.f.O. 1861, S. 189) für Java angegebenen „Pepiko“ Auch die Nist- weise wird von beiden Forschern sehr übereinstimmend beschrieben. Nach den Mittheilungen des Erstgenannten pflegt sich der auf- geschreckte Vogel nur zu kurzem, etwa 2 m hohen Fluge über den Boden zu erheben und meist noch innerhalb Schrotschuss- weite wieder einzufallen, um sich alsdann sofort laufend der weiteren Verfolgung zu entziehen. Bei einigermassen vorgeschrittener Be- brütung der Eier ist er leicht auf dem Neste zu greifen. Letzteres wird nur durch eine mit wenigen dürren Grasblättern ausgelegte Bodenvertiefung gebildet und steht wohl verborgen zwischen hohen und dichten Grasbüscheln, durch welche Laufpfade den Zugang vermitteln. Frische Eier wurden zu Martapura und Boenga Djannar im März und April gefunden. Darunter befindet sich ein schwach bebrütetes und somit wohl vollzähliges Gelege von 5 Stück. Das Gewicht der im Uebrigen genügend bekannten Eier schwankt innerhalb 30 und 43 cg; Maasse zwischen 23,0—+18,5 und 25,7 + 20,5 mm. | 19. Ortygometra cinerea (Vieill.). Zwei am 11. und 14. April 1883 zu Boenga Djannar, mit je 2 und 4 schwach bebrüteten Eiern, am Boden gefundene Nester. Eines der letzteren, welches vorliegt, ist ein lockerer, flacher Napf- bau, zu unterst aus Schilfblättern bestehend und mit feinen Gräsern ausgekleidet. Durchmesser des Napfes ca.7, Tiefe desselben 3,5 em. Das andere Nest war nach den Notizen des Sammlers aus den Blättern von Reisstroh gebaut. Die Eier ähneln dem von mir J. f. 0.1884, S. 226, beschriebenen der ersten Sendung, sind aber etwas breiter und von mehr ge- drungener Form. Die auf dem hell lehmfarbigen Grunde sich meist kräftiger abhebende Zeichnung von röthlichbraunen und einigen violetten Punkten und Fleckchen steht zum Theil locker über die Cab. Journ. f. Ornith. XXXIIL Jahrg. No. 171. Juli 1885. 23 354 Herman Schalow: Schalenfläche vertheilt, nur am stumpfen Ende kranzförmig zu- sammengedrängt, so dass einige dieser Exemplare sich in ihrem Typus dem der Gallinulinae nähern und besonders ziemlich genau Miniatur-Ausgaben der Eier von Erythra phoenicura (Lath.) gleichen. Maasse zwischen 28,4 + 22,2 und 30,1 4 23,6 mm; Gewicht 50 . bis 57 eg. Richard Bohm. Ein Blatt der Erinnerung. von Herman Schalow. „Die Todten reiten schnell!“ Wenige Monate sind erst dahin- gegangen, dass wir Alfred Brehm und Heinrich Bodinus zur ewigen Ruhe bestattet, und schon wieder trägt der Telegraph die Trauerkunde durch das Land, dass einer der Besten aus dem Kreise zoologischer Arbeit aufgehört hat, das sonnige Licht zu schauen. Eine kurze Mittheilung seines überlebenden Gefährten Reichard, die durch Gerhard Rohlfs in Sansibar übermittelt wird, - meldet uns den Tod Richard Böhms. Schnell und mit jähem Schlage sind die Hoffnungen zerstört worden, die Verwandte und Freunde bis zum letzten Augenblick gehest. Statt der Jubelnachricht, dass es wieder einem kühnen Pionier der Wissenschaft gelungen, den schwarzen Continent von Ost nach West zu durchqueren, trifft von dem Punkte, von dem Böhm seine Wanderungen begonnen, von Sansibar, die nieder- schmetternde Kunde ein, dass der Reisende nie wieder der deutschen Heimath Erde betreten wird. Ein hochbegabter, ein edler Mensch ist den Seinen, ist der Wissenschaft entrissen worden. Ein Ritter ohne Furcht und Tadel hat er in all’ dem Unglück, das ihn während seiner vierjährigen Reisen in Afrika mit entsetzlicher Beharrlichkeit verfolgt, muthig und unentwegt an den Idealen festzehalten, denen er in den frohen Tagen der Jugend Treue geschworen. Ein für das Höchste be- geisterter junger Forscher, adlig in jenes Wortes hehrer Bedeutung, welche wir nur auf die edelsten Geister anzuwenden gewohnt sind, ist in der Blüthe seiner Jahre durch den unerbittlichen Tod von dieser Erde abberufen worden. Am 1. October 1854 wurde Richard Böhm in Berlin geboren. Sein Vater war der bekannte Arzt, Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Ludwig Böhm, dessen plötzlicher, durch eine Blutvergiftung herbei- seführter Tod in allen Kreisen Berlins s. Z. die grösste Theilnahme hervorrief. Seine Mutter ist eine Tochter des Generals v. Meye- rinck, eine nahe Verwandte des auch als Schriftsteller bekannt ge- wordenen Oberjägermeisters unseres Kaisers, Excellenz J. v. Meye- rinck. In Berlin besuchte Böhm die Schule. Nach einem glän- Ein Blatt der Erinnerung. 355 zenden Examen verliess er mit dem Zeugniss der Reife 1874 das Wilhelmsgymnasium, um sich, seinen innersten Neigungen folgend, zoologischen Studien zu widmen. Von frühester Jugend an hatte er sich mit der Thierwelt beschäftigt. Eidechsen, Schlangen und Lurche wurden von ihm in Gefangenschaft gehalten, und deren verstecktes Leben und Treiben zum Gegenstande beharrlichster Beobachtung gemacht. Als er an einem Weihnachtstage Brehm’s Thierleben zum Geschenk erhielt, wurde dieses Werk eine Quelle ungeahnter Freuden für den lernbegierigen Knaben. Es ist für Böhm’s spätere, fast ausschliesslich auf die Erforschung der höheren Thierwelt gerichtete Thätigkeit characteristisch, dass er sich bereits in jugendlichem Alter auf das lebhafteste zu den Vertebraten hingezogen fühlte, den Gliederthieren dagegen, be- sonders also den Käfern und Schmetterlingen, die durch ihre Farbenpracht, durch ihre oft sonderbare Form und Gestaltung wie durch den wunderbaren Process ihrer Verwandlung meist den Sinn der Jugend auf sich zu lenken und den Ausgangspunkt für zoologische Beschäftigungen zu bilden pflegen, durchaus kein Interesse entgegenbrachte. Es reizte ihn, das höher organisirte Thier in seinem instinetiven Leben und Treiben zu beobachten, die Beziehungen des einzelnen Individuums zu der Gesammtheit kennen zu lernen, das selbstständige und selbstthätige, eigenartige Handeln in einzeln gegebenen Lagen des Daseins zu erkennen. Er suchte zu prüfen, wie sich die Handlungsweise der Thiere, welche meist als das Ergebniss eines uns unverständlichen Natur- triebes angesehen wird, als eine Folge besonderer Sinnesschärfe, als eine verständige Verwerthung der empfangenen Sinneseindrücke erklären lässt. Eine warme Liebe für die umgebende Natur war Böhm gegeben. Nichts konnte ihm ein grösseres Gefühl tiefster Befriedigung gewähren, als diese warme Liebe durch ein freies, ungebundenes, von allem Zwange losgelöstes Umherstreifen in Wald und Feld bethätigen zu können. Für viele seiner späteren wissenschaftlichen Arbeiten ist ihm in Fachkreisen die lebhafteste Anerkennung zu Theil geworden, aber diese Arbeiten, die auf den mühsamsten und eingehendsten wissenschaftlichen Studien, auf den peinlichsten Untersuchungen mit Mikroskop und Skalpell beruhten, galten ihm weniger, als jene kleinen Skizzen, die auf Grund eigener Beobachtungen das Leben der Thiere-zu schildern suchten. Gefestigt wurde diese Liebe für ein ungebundenes „Strolehen“ in Gottes freier Natur in jenen Jahren, als Böhm durch seinen Grossvater, einen leidenschaftlichen Jäger, angeregt, selbst zur Büchse greifen durfte, um sich zum waidgerechten Jäger heranzubilden, und um auf den ausgedehnten Gütern seines Onkels, des Grafen Plessen auf Ivenack, der geliebten Jagd nach- zugehen. Nach abgelegtem Abiturientenexamen begab sich Böhm nach der Schweiz und liess sich an der Academie zu Lausanne imma- triculiren. Ein oder zwei Semester hörte er dort Zoologie und 23* 356 Herman Schalow: vergleichende Anatomie. Von Lausanne ging er nach Jena. Hier waren es vornehmlich des genialen Häckel Lehren, die den jungen Studenten mächtig fesselten. Von der Ueberzeugung durchdrungen, dass die Entwicklungsgeschichte der Organismen in der Gegenwart eine herrschende Stelle einzunehmen berufen sei und nicht mehr als ein isolirtes Specialfach einzelner Natur- ‚forscher betrachtet werden dürfe, nahm Böhm, voll und ganz, die Ansichten seines Lehrers in sich auf und trat mit all’ der ihm eigenen Energie für dieselben ein, nicht nur mit Bezug auf die Stellung, welche Häckel der Entwieklungsgeschichte unter den übrigen Wissenschaften zugewiesen wissen wollte, sondern auch bezüglich der vielfachen Aufgaben, des Begriffs, Inhalts und Um- fanges dieser jüngsten Disciplin naturwissenschaftlicher Forsehung. Gleich wie Häckel und vor diesem Carl Ernst Baer, so glaubte auch Böhm Beobachtung und Reflexion, beide als die einzigen und in sich vollkommen gleichberechtigten Richtungen und Wege, die dem Ziele einer wissenschaftlichen Entwicklungsgeschichte entgegenführen, betrachten zu müssen. Jede der beiden Methoden der Forschung für sich allein hält er nach seiner Ueberzeugung für unzureichend und lückenhaft, beide bedürfen und ergänzen einander in weitgehendster Weise. Noch heute ist es mir als ob ich meinen Freund Böhm höre, wie er gegen diejenigen Zoologen zu Felde zog, die sich eine ganz hervorragende und in vieler Be- ziehung unübertreffliche Kenntniss in der Detailforschung erworben, nun aber in ihrer Einseitigkeit voller Dünkel auf Diejenigen herabblicken, die auch die andere methodische Richtung der Forschung gewahrt wissen wollen. Wie oft richteten sich seine Aeusserungen in dieser Beziehung gegen den verstorbenen Prof. Peters, der, ein Gegner des Darwinismus, stets die Ansicht vertrat, dass, obwohl bereits seit vielen Decennien ein ausserordentliches und umfangreiches Material in unseren Sammlungen zusammen- gebracht worden ist, dennoch noch lange nicht genug davon zu einer synthetischen Bearbeitung desselben vorhanden sei. Gegen den Vorwurf von solcher Seite „Hypothesendrechsler“ zu sein, machte Böhm stets auf das energischste Front. Mit einer Fülle von Scharfsinn pflegte er die Lehren Häckel’s ‚ den er auf das innigste verehrte, gegen die Gegner des Darwinismus zu ver- theidigen. Während seiner Studienzeit in Jena arbeitete Böhm ausser- ordentlich fleissig. Von früher Jugend an war in ihm die Ueber- zeugung rege, dass er Alles, was er zu erreichen wünschte, durch eiserne Arbeit erringen müsse. Das Glück lächle ihm nie, pflegte er damals oft zu sagen, ein Ausspruch, der leider zur Wahrheit geworden ist. Die freien Stunden, die ihm neben Collesien und Arbeiten in den Laboratorien blieben, benutzte er zu zoologischen Exeursionen. Sein Verkehr beschränkte sich auf wenige Studien- genossen, deren Wesen ihm sympathisch, Das studentische Leben und Treiben mit seinen Extravaganzen war seiner vornehm zurück- Ein Blatt der Erinnerung. 357 haltenden Natur in der Seele verhasst. In einem kleinen Kreise Gleichgesinnter fühlte Böhm sich wohl, hier trat er aus der ihm oft zum Vorwurf gemachten Reserve heraus, hier kam sein leb- haftes, jugendfrohes Wesen zu prächtiger Entfaltung. Und trotz- dem, dass 'er dem studentischen Leben fern blieb, eine Carcer- strafe ist dennoch über ihn verhängt worden. Und das ging so zu. Eines Tages, er war bereits von Jena nach Berlin über- gesiedelt, forderte ich ilın auf, mit mir eine Excursion zu unter- nehmen. „Ich kann nicht,“ antwortete er mir, „ich muss brummen.“ „Du brummen?“, erwiderte ich, „wie kommst Du denn dazu?“ und lachend erzählte er mir die Geschichte. Auf einer Exeursion in Jenas Umgegend, die er eines Tages, irre ich nicht, mit Jacques v. Bedriaga, der gleich ihm bei Häckel arbeitete, und der sich inzwischen durch eine Reihe herpetologischer Arbeiten vortheil- haft bekannt gemacht, unternommen hatte, fand Böhm einen Igel, der dem Verenden nahe war. Beim Mähen des Getreides musste das Thier durch Sensenhiebe stark verwundet worden sein. Entkräftet, voller Blut und Eiter und bedeckt mit Schmeiss- fliesen und deren ekler Brut lag es am Wege. Trotz des pene- tranten Geruches nahm Böhm den armen Kerl mit in seine Be- hausung, reinigte mit Carbol die Wunden und unterwarf ihn einer regelrechten Behandlung. Er hatte die Freude zu sehen, dass sich das Thier langsam erholte, und die Wunden heilten. Wie nun aber dem Igel in seiner Reconvaleszenz die nothwendige und naturgemässe Nahrung zuführen? Das Aufstellen von Fallen zum Fangen von Mäusen ergab geringe Beute. Da kam Böhm auf eine grossartige Idee. Er lieh sich eine alte Donnerbüchse, — der Lauf fünf Fuss lang — und knallte munter im Garten seines Hauswirths die Spatzen von den Kirschbäumen. Ob eines der- artigen Frevels und des erschrecklichen „Gedonners“ entsetzte sich aber das friedfertige Gemüth von zwei alten Jungfern, die - in demselben Hause wohnten und Zeugen der Jagd wurden. Sie verklagten Böhm beim Hauswirth, dieser reichte schliesslich, da sich unser Freund durchaus nicht stören liess, beim hohen Senat die Klage ein, und Böhm wurde wegen unbefugten Schiessens in den Gärten der Stadt zu einer Carcerstrafe verdonnert, die er, bereits nach Berlin übergesiedelt, hier absitzen musste. Aus unserer Excursion wurde nichts. In Berlin hörte Böhm bei Prof. Peters allgemeine Zoologie, bei Prof. v. Martens Collegien über die Fauna der Mark, über Mollusken u. a. Vornehmlich aber arbeitete er unter Prof. Cabanis’ und Dr. Reichenows’ Leitung in der ornithologischen Abtheilung des Kgl. Zoologischen Museums. Durch seinen Studiengenossen, Hans Gadow, jetzt Dozent für Zoologie und vergleichende Anatomie der Wirbelthiere in Cambridge, war er bei den genannten Ge- lehrten eingeführt worden. Den Abschluss fanden Böhm’s Studien bei seinem alten Lehrer in Jena, wo er 1877 promovirte, Auf Häckel’s Veranlassung hatte er während seiner Arbeiten in den 358 - Herman Schalow: dortigen Laboratorien den Medusen seine specielle Aufmerksam- keit geschenkt und Material für eine grössere Arbeit über die- selben gesammelt. Zweimal besuchte er Helgoland, ein Mal zur Frühjahrszeit, als noch kein Badegast auf dem rothen Felsen war, und ein Mal im späten Herbst. An frisch gesammelten Exem- plaren machte er hier anatomische Untersuchungen, mikroskopirte, zeichnete und stellte seine Doctordissertation fertige. Unter dem ‘ Titel: „Helgolander Leptomedusen“ wurde dieselbe im Jahre 1878 veröffentlicht (Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 12 p. 68—203). Sechs Tafeln Abbildungen, von Böhm gezeichnet, wurden derselben beigegeben. Die Entdeckung des Polymorphismus und des Gene- rationswechsels bei den Zoophyten hatte diese in den letzten Jahren zum Gegenstand lebhafter Streitfragen gemacht. Viele sorgfältige und sich ergänzende Arbeiten wurden nöthig, um Klar- heit in die verworrene Materie zu bringen. Böhm war im Laufe seiner Untersuchungen zu der Ueberzeugung gelangt, dass ein Theil dieser neuen Aufschlüsse von eingehender Untersuchung verwandter Thierklassen erwartet werden dürfte Er erwählte für seine Arbeiten die Klasse der Hydromedusen. Im Anschluss an die Mittheilungen van Beneden’s, Agassiz’, Leuckart’s, Forbes’ u.a. veröffentlichte Böhm in seiner Dissertation einen Beitrag zur Kenntniss einiger Leptomedusen. Dieselbe behandelt, nach ein- gehenden Studien über Anatomie und Histologie, über Knospung der Leptomedusen, die Böhm im August an einem Polyp der Bougainvilla ramosa und im April an einer Meduse der Zizzia octopunctata trefilich beobachten konnte, nach sorgfältigen Unter- suchungen der morphologischen Individualitätsstufen der eraspe- doteh Medusen, auf deren ganz ausserordentliche Bedeutung Häckel in dem ersten Bande seiner grossen Monographie der Kalk- schwämme hingewiesen hatte, nach diesen allgemeinen Theilen, : im ganzen 14 beobachtete und untersuchte Arten. Hier geht - Böhm ganz eingehend auf die ausserordentlich verwirrte und unklare Synonymie und Systematik der craspedoten Medusen ein. Er gelangt nach der Untersuchung der wenigen Arten, die er auf Helgoland im lebenden Zustande beobachten konnte, zu der festen Ueberzeugung, dass eine grosse Anzahl der be- schriebenen Species eingezogen werden müsse. Häckel hat sich ausserordentlich arerkennend über diese Arbeit seines Schülers ausgesprochen. Nach Beendigung seiner Studien blieb Böhm in Berlin, um sich für seine afrikanischen Reisen vorzubereiten. Bereits in frühen Jahren hatte er sich die zoologische Erforschung Afrikas zum Ziel gesetzt. Mit aller Energie ging er daran, diesem Lebens- ziele näher zu treten. Die Zeit bis zum April 1880, in welcher Böhm Deutschland verliess, wurde zu eifrigen Studien und Vor- bereitungen aller Art — selbst das Schustern, Löthen und Anderes lernte er — verwendet. Aber neben ernster Arbeit wurde auch der Verkehr mit gleichgesinnten Freunden eifrig gepflegt. Ein Blatt der Erinnerung. | 359 .. Fast täglich war ich in jener Zeit mit Böhm zusammen. Die herrliehen Stunden, die ich damals mit ihm verlebt, werden mir nie aus der Erinnerung schwinden und sich stets in ungetrübter Klarheit wiederspiegeln, wenn ich des ‚unglücklichen Freundes gedenke. Wir hatten damals Alles, was wir brauchten. Tages Arbeit, Abends Gäste — theilnehmende und geistig belebte Ge- nossen, die gleich Böhm denselben Idealen nachstrebten und durch ernstes Arbeiten im Getriebe wissenschaftlichen Lebens eine Position zu erringen suchten. Oft auch, sehr oft, sassen wir Beide Abends allein in dem mit Werner’s und Wilberg’s Bildern geschmückten Cafe Bauer, um erst in frühester Morgenstunde uns zu trennen. In solchen Stunden habe ich Böhm recht kennen und lieben gelernt. Da gab er sich voll und ganz, da offenbarte er sein Fühlen und Denken. Im ernsten Gespräch und im fröhlichen Geplauder ver- theilte er mehr als er empfing. Mit warmen Worten, voll mit- theilender Ueberzeugung, trat er für seine Ansichten ein. Nicht nur fachlichen Dingen galten unsere Debatten: meine Berufsthätig- keit als Kaufmann, irgend ein neues Buch, ein neues Bild, eine politische Ansicht bildeten den Gegenstand zum Austausch der Meinungen. Besonders in Bezug auf die darstellende Kunst liebte Böhm sein Urtheil abzugeben. Und dies nicht ohne Grund. Hat er doch selbst mit vielem Talent gezeichnet und aquarellirt. Sein Lehrer in dieser Kunst, der bekannte Historienmaler Professor Händler, sagte mir noch jüngst, dass Böhm mit seinem Talent .ein tüchtiger Maler hätte werden können. Die Abbildungen zu seinen zoologischen Arbeiten sind ganz vorzüglich. Ich besitze einen grossen Quartband, den er mir kurz vor seiner Abreise ge- schenkt, ein Manuscript, in welchem er eine Hofjagd unseres Kaisers in der Schorfhaide bei Werbellin schildert. Dem be- sleitenden Text ist eine grosse Anzahl von Zeichnungen beigefügt, theils Episoden der Jagd darstellend, theils Thierbilder. Alle diese Zeichnungen zeugen von liebevoller und ceharacteristischer Nachahmung der Natur, die aus der Freude an der scharfen Be- obachtung hervorgeht. Aus vollem Herzen habe ich oft Böhm über sein Zeichentalent mein Compliment gemacht und im Voraus meine aufrichtige Freude über all’ die lebensvollen Skizzen aus- gesprochen, die er aus Afrika heimbringen sollte. In die Zeit der Vorbereitung für seine afrikanischen Reisen tielen einzelne kleine Ausflüge nach Cassel, wo er an der Natur- forscherversammlung Theil nahm, nach Stettin, zu einer Jahresver- sammlung der Allg. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, die Böhm und den übrigen Theilnehmern Gelegenheit gab, die prächtigen Curower Sumpfgebiete mit ihren grossen Cormorankolonien kennen zu lernen (Centralbl. 1379 p. 101), sowie schliesslich ein längerer Aufenthalt auf den Gütern seines Onkels, des Grafen Plessen- Ivenack, und auf der Insel Sylt. Die beiden letzteren Ausflüge, die der Jagd wie ornithologischer Beobachtung gewidmet waren, sind von ihm in anziehendster Weise im Ornithologischen Central- SE em Sehallow. blatt (1878) geschildert worden. Neben diesen kleinen Reisen wurden jagdlich - zoologische Excursionen nach allen Theilen der Mark Brandenburg unternommen. Böhm war ein trefflicher Waidmann, der selten mit seiner Büchse einen Fehlschuss that und wie ein Mann der grünen Farbe im klassischen Waidmanns- latein nach Hartigs Lexikon sich auszudrücken pflegte, ebenso aber auch in Petermann’s köstlichen Jagdgeschichten Bescheid - wusste. Als Ergebniss der Beobachtungen und Wanderungen in unserer heimischen Mark darf ein Vortrag gelten, welchen Böhm, einer Einladung des Ornith. Vereins in Stettin folgend, im Januar 1880 gehalten. Der Vortrag wurde später unter dem Titel: „Im Sande der Mark“ in der Zeitschrift des genannten Vereins (4. Jahrg. No. 3—8) veröffentlicht. Er enthält köstliche Schilderungen unserer so oft mit Unrecht geschmähten Heimath. Die öden, traurigen Haiden mit ihren Thymian- und Ginsterbüschen, das Gebiet des Spreewaldes mit seinen Erlen- und Bruchwaldungen, die einsamen, armseligen, im hohen Kieferforst verlorenen Haidedörfer, finden in Böhm einen verständnissvollen, warm empfindenden Schilderer. Er hatte damals schon manch’ Stück Erde gesehen, aber über gross- artigen und gewaltigen Eindrücken aus der Fremde hatte er noch immer nicht verlernt, stets wieder gerne im Thymiankraut eines unserer winzigen Höhenzüge zu liegen und hinüber zu schauen über die weiten einförmigen Forsten, wo das goldige Roth, das dem oberen Theil des Kiefernstammes eigen ist, im Abendschein durch die Nadeln leuchtet, wo die ferneren Waldzüge sich immer mehr in ein dämmriges Blau hüllen, wo der strenge Duft sich hinbreitet und selten einmal der gellende Schrei eines Weih die rings waltende Stille unterbricht. Neben der vorerwähnten Arbeit und einer Reihe anderer popu- lärer Aufsätze im Ornithologischen Centralblatt, in der Deutschen Acclimatisation, im Feuilleton des Deutschen Montagblattes, einer’ Anzahl von Artikeln über Protozoen in der Encyelopädie der Natur- wissenschaften, veröffentlichte Böhm in dieser Zeit noch zwei wissen- schaftliche Specialarbeiten. Auf Veranlassung des Directors des Berliner Museums, Prof. Peters, bearbeitete er die in der gedachten Sammlung befindlichen Pycnogoniden. Die erste dieser Arbeiten: „Ueber die Pyenogoniden des kgl. zool. Museums zu Berlin, insbe- sondere über die von S. M.S. Gazelle mitgebrachten Arten“ erschien in dem Monatsbericht der kgl. Academie der Wissenschaften (20. Febr. 1879), die zweite in den Sitzungsberichten der Gesellschaft natur- forschender Freunde in Berlin (1879, p. 53 u. 140). Böhm beschrieb in diesen Untersuchungen, zu denen er verschiedene Tafeln mit Ab- bildungen zeichnete, mehrere neue Genera und Arten. Dr. C. Hoekin Leyden, eine Autorität, citirt in seinem grossen Werke: Report on the Pycnogonida, dredged by H. M. S. Challenger (London 1881 gr. 4°) sehr oft die Böhm’schen Untersuchungen und erkennt die sämmt- lichen von Böhm als neu beschriebenen Gattungen und Arten an. Ein Blatt der Erinnerung. 361 Eine derselben, Pyenogonum chelatum, erhebt er zum Typus einer neuen Gattung, die er Böhm zu Ehren Böhmia benannte. All’ die vorerwähnten Arbeiten und Beschäftigungen gingen bescheiden neben den eifrig betriebenen Vorbereitungen für die afrikanische Reise her. Ursprünglich beabsichtigte Böhm mit dem Major von Mechow nach dem Quango zu gehen, entschloss sich aber später einem Rufe der Deutschen afrikanischen Gesellschaft zu folgen und sich zur Gründung von Stationen nach Ostafrika zu begeben. Mit allem Eifer ging er daran Arabisch und die Suaheli-Sprache zu lernen. Seine Lehrerin in der letzteren war Frau Ruete, die bekannte Prinzessin Salima von Sansibar, die damals in Berlin lebte. Im Anfang April 1880 verliess Böhm mit seinen Begleitern, Hauptmann von Schöler und Ingenieur Paul Reichard, Berlin, der Geograph der Gesellschaft, Dr. Kayser, folgte in einem Monat nach. Am 5. des gedachten Monats drückten wir, Dr. Reichenow und ich, auf dem Anhalter Bahnhofe in Berlin dem scheidenden - Freunde zum letzten Male die Hand. Nichts sagte uns, dass wir für's Leben Abschied genommen! Wenn ich nun zu dem Abschnitt in Böhm’s Leben komme, der die Reisen desselben im östlichen Aequatorial-Afrika umfasst, so ergreift mich ein Gefühl des Missbehagens, wenn ich dieselben schildern soll. Unglück und nichts als Unglück ist zu berichten. Mit Wehmuth muss es uns erfüllen, wenn wir sehen, wie sich ein Misserfolg nach dem andern an die Sohlen eines Forschers heftet, der mit heiliger Begeisterung das Ziel, das er sich gesetzt, verfolgt, der kühn sein Bestes giebt und muthig sein Leben für die er- wählte Sache in die Schanze schlägt. Und doch wieder, wenn ich die Reisebriefe durchblättere, die in grosser Anzahl vor mir liegen, und die mir ein getreueres Abbild seines Fühlens und Denkens geben als die umfangreichen für die Oeffentlichkeit bestimmten Berichte, wenn ich in diesen Briefen eine Fülle von Widerwärtigkeiten, von traurigen Zufällen aller Art finde, so muss ich mir doch bewundernd die Frage vorlegen, wie ist es möglich, dass bei alle dem Böhm nichts von seiner rastiosen Energie, von seinem zielbewussten Streben, von seinem zähen Festhalten an dem einmal gefassten Plan eingebüsst hat. Seiner Energie, seinem heldenhaften Eintreten a die einmal begonnene Arbeit müssen wir die höchste Achtung zollen. Es würde die Grenzen dieser Erinnerungen weit überschreiten, wollte ich an dieser Stelle eingehend die Reisen Böhm’s schildern. Ich kann um so leichter hierauf verzichten, als Böhm selbst in den Mittheilungen der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland (1880-1885) umfassende Berichte erstattet hat, deren Leetüre nicht genug empfohlen werden kann. Es genüge hier die kurze folgende Darstellung. In Sansibar angekommen galt es die nöthigen Vorbereitungen ür den Marsch in das Innere zu treffen. Die Zeit, in der die 362 Herman Schalow: Karawanen organisirt wurden, benutzte Böhm, um die Insel Sansibar sowie einige Theile des gegenüber liegenden Küstenstrichs kennen zu lernen. Nach allen Richtungen hin durchstreifte er sammelnd und beobachtend das Gebiet, und die reizenden Schilderungen, welche er über Sansibar und Bagamojo veröffentlicht hat (Ornith. Centralbl.), verdanken diesen einsamen Excursionen ihre Entstehung. Am 27. Juli erfolgte der Aufbruch von Bagamojo, zur Abreise in das Innere. Schon in den ersten Tagen des Marsches machten sich starke Fieber- und Dissenterieanfälle bei den Reisenden in härtester Weise bemerkbar. Nach zwei und einhalb monatlicher, anstrengender Wanderung rückte man in Tabora ein. ‚„Tabora!“ schreibt Böhm in einem seiner Briefe, „Tabora! war der Ruf, der auf den langen Märschen in den dürren Wildnissen der berüchtigten Meunda Mkali die ermüdeten Träger anspornte, Tabora war uns allen das gelobte Land, wo es Ruhe, zu essen und zu trinken gab.“ „Die Menschheit,“ so fährt er an anderer Stelle dieses Briefes fort, „ist gerade so wenig angenehm und anziehend, wie ich sie mir gedacht hatte, und ich sehne mich schon nach dem Augenblick, wo ich mich endlich mit der Natur beschäftigen kann. Nur in wenigen Stunden, für mich die schönsten während der oft so be- schwerlichen Reise, habe ich einiges sammeln können. Anderen mögen die Waschenzis, Wagogs und. Wahehas mit ihren ocker- und fettbesechmierten Körpern, ihrer grellrothen und weissen Be- malung, ihren hohen Federkopfputzen, grossen Lederschilden, Spiessen, Rasseln und Schellen und ihrem wüsten, frechen und dummdreisten Benehmen interessanter sein: ich habe sie zur Ge- nüge in ihrer Habsucht und Mordlust kennen gelernt und war froh, wenn ich einmal allein zwischen Fels und Baum und Lianen- sewirr umherstreifen konnte.“ Nach kurzer Rast in Tabora brachen die Deutschen mit ihrer Karawane wieder auf, um weiter westlich zu wandern. Es wurde beschlossen, das auf dem Wege von Tabora nach Karema gelegene Kakoma als Niederlassungsort zu wählen. Als man hier angelangt, kehrte Herr v. Schöler, der ohne irgend welche wissenschaftliche Aufgabe nur die practischen Zwecke verfolgen sollte, nach Europa zurück. Ueber ein Jahr diente Kakoma den deutschen Forschern als Aufenthalt, Das Gebiet dieses Ortes sowie die weitere Umgegend desselben wurde nach jeder Richtung hin in sorgfältigster Weise erforscht. Böhm wie seine Begleiter haben viele werthvolle Berichte, Resultate ihrer Forschungen und Wanderungen, heimgesendet. Böhm besuchte von Kakoma aus vorzüglıch den Ugallafluss, zur Erforschung des Thierlebens. Reichard hatte eine Jagdhütte, Waidmannsheil genannt, für ihn errichtet. Hier verweilte Böhm viel und oft, begleitet von einigen seiner Schwarzen. Hier bearbeitete er seine Sammlungen, hier schrieb er seine Berichte und seine Briefe. Waidmannsheil war seine eigentliche Station. Und wie musste ihn, den geborenen Beobachter des Lebens der Thiere, den Ein Blatt der Erinnerung. 363 waidgerechten Jäger, der mit einer guten Portion Idealismus für das entbehrungsreiche und mühselige Leben in diesen wilden Ufer- waldungen begabt war, ein solcher Aufenthalt reizen, fern von dem ewigen Aerger mit der schwarzen Bande in Kakoma. Nach dem Tode des Sultans Mlimangomke von Ugunda siedelten die Deutschen, einer Einladung der Nachfolgerin, Discha, folgend, nach Gonda über. Während Reichard die Ueberführung der Sachen nach Gonda leitete, unternahmen Böhm und Dr. Kayser eine mehr- monatliche Reise nach dem Tanganykasee. Sie wollten versuchen, auf einem bisher weder von Europäern noch Arabern besuchten Wege nach Karema, wo sich die belgischen Reisenden nieder- gelassen hatten, zu wandern. Gleich in den ersten Tagen des Marsches hatten Böhm wie Kayser an heftigen Fieberanfällen, verbunden mit quälendem Durst und starkem Erbrechen, zu leiden. Mit Mühe schleppten sie sich vorwärts. Die Hitze war unerträglich. Nach anstrengendster Wanderung kam endlich am 22. November von einer Berghöhe zum ersten Male der Tanganyka, bei der trüben Beleuchtung des regnerischen Tages, als eine neblig düster- graue Fläche erscheinend, in Sicht. Bald war Karema erreicht, wo die Reisenden von Capt. Ramaeckers auf das herzlichste auf- senommen wurden. Die Rückkehr nach Gonda verzögerte sich etwas, da Böhm von einem ausserordentlich starken Fieber er- sriffen wurde, welches ihn zwang, längere Zeit in Karema zu ver- weilen. Nach mühseligsten Märschen — oft mussten die Reisenden auf unebenen, glitschigen Wegen durch strudelndes, bis zum Gürtel reichendes Wasser waten, oft überrascht von mächtigen Gewitter- regen — langten Böhm und Kayser am 23. December 1881 wieder in Gonda an, wo sie mit wahrhaft rührender Freude von Reichard und ihren alten Begleitern empfangen wurden. Nach der Heimkehr von Karema hielt die Bearbeitung der auf der letzten Reise gesammelten Naturalien wie die Aufzeich- nungen über die genommene Route die Reisenden längere Zeit in Gonda. Später, im März des foleenden Jahres, wurde eine Er- forschungstour nach dem wenig bekannten Walaflusse unternommen. Im Sommer desselben Jahres beschäftigten neue Pläne für eine Reise in das Innere die Reisenden. Während die Vorbereitungen ‚hierzu getroffen wurden, begab sich Böhm nach Waidmannsheil. Er gedachte die Zeit bis zur Abreise hauptsächlich auf das Erlegen, Beobachten, Zeichnen und Präpariren des dort ausserordentlich häufigen, grossen Wildes zu verwenden. Zunächst stellte er zwei umfangreichere ornithologische und eine ichtyologische Arbeit fertig. Da brach plötzlich ein furchtbares Unglück über ihn herein. Von einigen seiner Leute war das Gras in der Nähe des Lagers an- gezündet worden, die Flamme griff plötzlich um sich, das Lager fing an zu brennen, und in kurzem war Waidmannsheil ein schwarzer, rauchender Schutthaufen. Böhm hatte Alles verloren, was er besass, mit Ausnahme des Wenigen, was er auf dem lieibe hatte. Verbrannt war nicht nur seine gesammte Ausrüstung, nicht 364 Herman Schalow: nur alles Material zum Sammeln, Präpariren und Conserviren, - sondern auch alle seine schriftlichen Aufzeichnungen, seine bereits in Europa angefertigten faunistischen Zusammenstellungen, seine Excerpte, Notizen, Abbildungen, alle seine Tagebücher, seine zoologischen Journale, botanischen Notizen, über 50 Blatt grosse Aquarellen, seine zoologischen Sammlungen und die vor kurzem fertig gestellten Arbeiten. Durch den furchtbaren Brand, der der Expedition fast die ganze Munition für die Gewehre, das Archiv, die Copirbücher u. s. w. raubte, hatte Böhm nicht nur den grössten Theil der bisherigen Arbeitsresultate verloren, es war ihm auch die Möglichkeit genommen, in den unerforschten Gebieten, die sein Fuss demnächst betreten sollte, in befriedigender Weise arbeiten zu können. Niedergeschmettert durch das Unglück, vom Noth- wendigsten entblösst, halb verhungert, langte der Reisende wieder in Gonda an. Nach wenigen Monaten hatten die Deutschen einen andern, einen härteren Verlust zu beklagen. Um die Mitte November starb plötzlich Dr. Kayser am Rikwasee, wohin er sich begeben hatte. Im Ufersande gruben ihm seine Begleiter das Bett zur ewige Ruhe. Gegen Ende des December verliessen Böhm und Reichard Gonda, erreichten auf bisher noch nie beschrittenen Wegen Karema, um von hier aus die beabsichtigte Reise in das Innere anzutreten. Die Ueberschreitung des Tanganykasees erhielt durch eine Ver- wundung, welche Böhm bei der Erstürmung des Ortes Katakwa empfing, eine Verzögerung. Zwei Schüsse durchbehrten das rechte Bein, ohne zum Glück den Knochen zu verletzen. Nach einem äusserst beschwerlichen Transport über einen, durch ein in der Nacht niedergegangenes, heftiges Unwetter geschwollenen Fluss, in dem die Träger mit dem Kranken strauchelten, durch die Sümpfe und über die unwegsamen Bergpfade in erstickender Sonnengluth, erreichte man Karema. Für Böhm begannen traurige Tage. Die Wunden fingen an stark zu eitern und entsetzlich zu riechen. Be- sonders Nachts wurde er von heftigen Wundfiebern gepeinigt. Dabei die fast unbewegliche Rückenlage in kaum erträglicher Hitze, dabei gequält von Morgen bis Abend von Insecten. Langsam ver- rannen da dem Armen die traurigen Stunden, Tage und” Wochen. Endlich nach vier Monaten war er im Stande, den Tanganykasee zu überschreiten und sich mit Reichard, der voraus gegangen, in Qua Mpara am Lufuko, im Lande der wilden Marungu zu vereinen. Vor hier aus sollte der Marsch in das Innere angetreten werden. Der letzte Brief, den Böhm an seine Verwandten richtete, datirt vom 24. Juli 1883 und meldet seine glückliche Ankunft am West- ufer des Sees. Er schliesst mit den Worten: „Ehe wir in die Urwaldungen des unbekannten Innern untertauchen, rufe ich Euch Allen ein herzliches Lebewohl zu!“ — Nach diesen letzten Lebenszeichen, die nach der Heimath gelangt, begann für die Verwandten und Freunde Böhm’s eine herbe Zeit des Wartens und Harrens, eine Zeit in Sorgen und banger Un- F Ein Blatt der Erinnerung. 365 gewissheit.. Nichts hörte man mehr von der Reisenden Schicksal; sie waren verschollen. Monate und Monate verrannen, aber sie brachten keine Kunde von den beiden muthigen Forschern. In banger Erwartung hoffte man täglich auf die Nachricht, dass es Böhm und Reichard gelungen, den schwarzen Continent von Ost nach West zu durchqueren. Aber kein Telegramm meldete die frohe Kunde. Da plötzlich, nach beinahe zwei Jahren, im Mai 1885, kommt endlich eine Nachricht, aber eine Nachricht, die mit einem Schlage erbarmungslos alle Hoffnungen zerstört und in ihrer kalten Nacktheit nur die Frage über das wie und wo offen lässt. Ein bald darauf eintrefiender Brief des überlebenden Gefährten an die unglückliche Mutter Böhm’s löst alle Fragen. Böhm war todt! „Er verschied,“ so heisst es in dem Briefe Reichard’s, „am 27. März 1884 am Fieber nach zehntägigem, schweren und schmerzhaften Krankenlager, während der Belagerung von Katapena, im südlichen Urua, drei Tagereisen südlich von dem von uns entdeckten Upämbasee.“ Während der Wanderung vom Tanganika nach dem vorgenannten See hatte Böhm zwei äusserst heftige Fieberanfälle zu überwinden gehabt. Die Reisenden be- absichtisten die Quellen des Lualaba und Lufira zu erforschen, wurden aber durch das Misstrauen des Häuptlings Msiri zurück- gehalten. „Wir waren gezwungen ,“ fährt Reichard in dem oben erwähnten Briefe fort, „vollständig unthätig zu bleiben. Dies war für Böhm um so empfindlicher, als alle die für seine Arbeiten nothwendigen Dinge noch nicht in seinen Besitz gelangt waren. Er war ausser Stande, irgend welch’ Material für spätere Arbeiten zu sammeln. Hierzu kam noch ein unaugenehmer Auftritt mit unseren Leuten, und so konnte sein ohnedies schon sehr geschwächter Körper dem Aerger, den Enttäuschungen und Aufregungen nicht länger widerstehen. Am Abend des 16. März, nachdem wir noch über unsere zukünftigen, gemeinsamen Unternehmungen gesprochen, überfiel ihn plötzlich ein sehr heftiges Fieber. Wachend verbrachte ich die Nacht. Am 22. März trat eine Besserung ein. Wir unter- hielten uns den ganzen Nachmittag, so dass ich glaubte Anzeichen von Genesung wahrnehmen zu dürfen. Am nächsten Morgen war jedoch sein Zustand ein derartiger, dass ich alle Hoffnung auf- geben musste. Tag und Nacht wieh ich nicht von seiner Seite. Er rief mich fortwährend bei meinem Namen und bat mich flehent- lichst um Hülfe, die ich ihm doch nicht zu Theil werden lassen konnte. Nicht einmal um ihn zu täuschen konnte ich ihm indifferente Mittel reichen, da er selbst Wasser nur in ganz geringer Menge bei sich behalten konnte. Was ich dabei für Seelenqualen aus- gestanden, lässt sich nicht beschreiben. Am 26. gegen Abend, reichte er mir die Hand und sagte: Glaube mir, ich muss sterben, ich habe einen Ekel vor mir. Die folgende Nacht war fürchterlich, für ihn und für mich. Am Morgen sagte er: Vielleicht sterbe ich, vielleicht wendet sich’s zum Bessern. Er bat mich oft, ihm die Füsse, die er nicht mehr bewegen konnte, zu reiben, was ihm 366 Herman Schalow: ausserordentlich wohl that. Gegen 9 Ubr Vormittag bemerkte ich plötzlich eine Veränderung in seinem Zustand. Die vorher ganz gelbe Haut wurde blasser und blasser und an den Beinen leder- artig. Er bat mich nochmals, mich mit weitgeöfineten Augen an- sehend, ihm die Beine zu reiben. Das Sprechen kostete ihm bereits grosse Anstrengung, seine geistigen Kräfte hatten nachgelassen. Von nun ab lag er ruhig, ohne noch etwas zu sprechen. Gegen 12 Uhr verschied er nach kurzem Todeskampfe. Ich drückte ihm die Augen zu und begrub ihn am Nachmittag, eine halbe Stunde vom Lager eutfernt, unter einem schönen Baume. Alle Spuren "musste ich sorgfältig verwischen, um seine irdischen Reste nicht der Leichenschändung durch die Warua auszusetzen.“ — Dies der Bericht seines treuen Genossen! So endete, im noch nicht vollendeten dreissigsten Lebensjahre, ein junger, für die heilige Sache der Wissenschaft begeisterter Forscher, der zu den grössten Hoffnungen berechtigte, und dem seine Freunde eine glänzende wissenschaftliche Zukunft voraus- sagten! So starb ein Afrikareisender, der, ohne Zögern darf man dies behaupten, sich in so vollendeter Weise für seinen schweren Beruf vorbereitet, wie Wenige von Denen, die in jüngster Zeit zur Erforschung des schwarzen Erdtheils hinausgezogen. Die zoolo- gische Wissenschaft verliert in Böhm einen ihrer berufensten Ver- treter. In hohem Grade waren ihm die Gaben zur Ausübung seiner Thätigkeit als Naturforscher verliehen worden. Ein scharfer Blick für die Eigenarten des Thierlebens, eine warme Liebe für die um- gebende Natur, ein schnelles Erfassen der characteristischen Wechsel- beziehungen zwischen Thier- und Pflanzenwelt waren ihm in reichem Maasse gegeben, und eingehende, ernste wissenschaftliche Studien der Thiere aller Klassen hatten den ihm von der Natur verliehenen Blick erweitert, geschärft und über die engen Grenzen einer Dis- ciplin hinausgeführt. — Mit wenigen Worten möchte ich noch an dieser Stelle auf die ornithologische Thätigkeit des Dahingeschiedenen in Afrika. hin- weisen. Von den reichen Sammlungen, vun denen die nach Europa ge- sandten Berichte sprechen, sind bis jetzt nur drei in die Heimath gelangt. Ueber die erste der hier glücklich angekommenen Samm- lungen, hauptsächlich aus dem Gebiete von Kakoma, habe ich bereits in Cabanis’ Journal (1885 p. 337) eingehend berichtet. Die anderen von Böhm gemachten Sammlungen, aus denen bereits in brieflichen Mittheilungen und kurzen Noten Einiges gegeben, sind theils in Tabora, theils in Karema deponirt worden, und zwar deshalb, weil es dem Reisenden an der nothwendigsten Em- ballage fehlte, um seine Sammlungen zu verpacken. Hoffentlich werden sie von Reichard, der sich bereits auf der Rückreise nach Europa befindet, heimgebracht werden. Sie sollen dann zusammen mit einer kleinen Sammlung vom Ugalla, die inzwischen hier ein- getroffen, in eingehendster Weise bearbeitet werden. Böhm’s Ein Blatt der Erinnerung. 367 Sammlungen haben uns mit vielen neuen Arten bekannt gemacht. Dr. Reichenow hat eine grosse Anzahl derselben beschrieben und mehrere nach Böhm benannt. Ich beschrieb Chaetura Böhmi; Böhm selbst hat aus den bisher noch nicht nach Berlin gelangten Sammlungen eine Anzahl neuer Arten, darunter einen langge- schwänzten grauen Würger, Lanius Schalowi, eine reizend ge- zeichnete kleine Ralle, Crex lugens, eine Pyromelana nigrifrons u. a. beschrieben, Arten, über deren Werth uns die hoffentlich bald eintreffenden Sammlungen Aufschluss geben werden. Neben diesen neuen Arten nehmen die Sammlungen Böhm’s als ein Ganzes inso- fern ein besonderes Interesse für sich in Anspruch, als sie in einem Theile Afrikas gesammelt worden sind, aus dem bisher Nichts be- kannt geworden war. So tief im Westen des ostafrikanischen Gebietes hat nie ein Forscher zuvor gearbeitet. Für unsere Kennt- niss der geographischen Verbreitung der Vögel Afrikas sind Böhm’s Sammlungen zweifellos von grossem Werth. Sie scheinen auf das Ueberzeugendste darzuthun, dass es eine grosse Anzahl von Arten giebt, welche. für Centralafrika characteristisch zu sein scheinen, Arten, welche von Böhm an der östlichen Grenze dieses central- afrikanischen Gebietes gesammelt worden sind, und weiche die portugisischen Forscher Monteiro, Anchieta u. a. von der westlichen Grenze dieser Zone, den östlichen Strichen des portugisischen Westafrika, heimgebracht haben. Vielleicht wird sich dieser Cha- racter der Böhm’schen Sammlungen noch schärfer in jenen Collectionen ausprägen, welche aus den Gebieten von Karema, vom Tanganika und aus Marungu stammen. Nach Eintrefien dieser letzteren wird es möglich sein, auf die Bedeutung der Böbm’schen Sammlungen gerade nach dieser Richtung hin eingehender zurück zu kommen. Es wird dann auch bei der Besprechung der Bedeu- tung dieser Sammlungen für unsere Kenntniss der Verbreitung der Vögel der äthiopischen Region darauf hingewiesen werden können, wie sich in den Böhm’schen Sammlungen, mit einigen ge- ringen Ausnahmen, wie z. B. Francolinus Altumi, Hyphantica car- dinalis u. a., keine der vielen characteristischen Arten vorgefunden haben, welche von Dr. Emin-Bey in Ladö und von Dr. Fischer jüngst im Massailande entdeckt worden sind, Gebiete, welche wohl zweifellos mit den von Böhm durchforschten in zoogeographischer Hinsicht in naher Beziehung stehen. Auf diese interessanten Fragen näher einzugehen behalte ich mir für die Bearbeitung der Samm- lungen vor. Vor allem aber muss bei der Besprechung von Böhm’s ornithologischer Thätigkeit in Africa die Aufmerksamkeit auf die ganz vorzüglichen Lebensbeobachtungen, welche von ihm gemacht worden sind, gelenkt werden. Sie enthalten eine Fülle grossartigen Materials über das Leben afrikanischer Arten, deren Kenntniss bis- her gleich Null für uns gewesen ist. Sie bilden werthvollste Er- gänzungen zu den Arbeiten eines Heuglin, Hartmann und Alfred Brehm. Aus jeder, auch der kleinsten Beobachtung ersehen wir die glänzende Befähigung Böhm’s, das Characteristische in dem 368 Herman Schalow: Ein Blatt der Erinnerung. Erscheinen und Sein der einzelnen Arten zu erfassen und auf dem Hintergrunde afrikanischer Landschaft plastisch und lebensvoll zu schildern. Mit grosser Freude entsinne ich mich noch der October- Sitzung im Jahre 1831. in der Allgemeinen Deutschen Ornith, Ge- sellschaft, in der durch Dr. Reichenow die ersten Berichte Böhm’s zur Vorlage gelangten und in Alfred Brehm einen begeisterten und anerkennenden Lobredner fanden. Alle diese Berichte wurden in Cabanis’ Journal (1382/85) sowie im Ornith. Centralblatt (1882) _ veröffentlicht. Sie geben uns einen beredten Hinweis auf das, was wir von Böhm’s reichen Kenntnissen und nicht minder von seiner packenden Darstellung dann zu erwarten gehabt hätten, wenn die Berichte erst nicht mehr während der kurzen Rast im Zelte, nach aufreibendem, unruhigen Marsch, sondern im behaglichen Heim ge- schaffen worden wären. Aber selbst das verhältnissmässig Wenige, was wir von ihm besitzen, zeist uns, dass die Ornithologie auf dem Felde biologischer Forschung dem Reisenden viel, ja ganz ausserordentlich viel, zu verdanken hat. — — Fern von seiner märkischen Heimath, die er so sehr geliebt, ruht Böhm in fremder Erde. Kein Zeichen, kein Mal deutet die Stätte, wo der jugendliche Forscher zur ewigen Ruhe gebettet ist. Nichts erinnert dort im Süden, nahe dem Upämbasee, dass hier ein Herz zu schlagen aufgehört, das sich für alles Gute und Schöne begeistert hat, was die Gegenwart gezeitigt. Ein treuer Sohn, ein aufrichtiger Freund, ein guter und edler Mensch ruht dort von mühevoller Erdenwanderung aus. _ Der letzte Brief, aus Qua Mpara vom 17. August 1885, den ich von Böhm erhielt, schloss mit den Worten: „Ich sage Dir herzlich Adieu! Hoffentlich lasse ich längere Zeit nichts von mir hören. Unterdessen vergiss nicht ganz Deinen treuen Freund und Strolchgenossen Richard Böhm.“ Nein, Du armer Freund, wir Alle, die wir mit Dir gearbeitet und gestrebt, wir werden Dich nie vergessen, wir werden Dir stets ein treues, ehrendes Andenken bewahren! Und auch fernen Ge- schlechtern wird Dein Name nicht verloren sein. Mit ehernem Griffel wird ihn die Geschichte, als einen der Besten, auf jenen un- vergänglichen Tafeln verzeichnen, welche kommenden Generationen die Kunde geben, von hingebendster Arbeit im Dienste der Wissen- schaft, von begeistertem Streben nach lichter Wahrheit und von mühevollem Ringen nach der Erweiterung unserer menschlichen Erkenntniss! Ruhe sanft in fremder Erde! Ad. Walter: Festigkeit der Kukuksei-Schale. 369 Ein neuer Beweis für die ausserordentliche Härte und Festigkeit der Kukuksei-Schale. Am 1. Juli d. J. fand ich auf einer Exeursion, die ich von Cassel aus in die Umgegend machte, in den Sprösslingen eines Buchenstammes in Höhe von ca. 6 Fuss hart am Stamm ein Nest des Accentor modularis, von dem der Vogel abflog. Da ich nicht ins Nest sehen konnte, holte ich mit der Hand ein Ei aus dem Gelege heraus. Gegen die Sonne gehalten, erschien es ganz klar, und ich nalım deshalb an, dass das Gelege unbebrütet sei. Bei genauerer Untersuchung erblickte ich im Nest neben 3 Accentor-Eiern ein Kukuksei und hob deshalb das Nest aus. Beim Einpacken der Eier gewahrte ich jedoch zu meinem Leidwesen, dass alle Eier stark bebrütet waren und nur das zuerst aus dem Nest genommene Accentor-Ei klar war, weil unfruchtbar. Da das abgerissene Nest nicht wieder placirt werden konnte, so nahm ich alle Eier mit, nachdem ich sie mit einer Nähnadel angebohrt hatte, um weitere Entwicklung zu verhindern. Erst nach mehreren Stunden, am späten Abend, kehrte ich heim und nahm nun noch einmal die Eier in Augenschein. Da bemerkte ich, dass das Kukuksei schon vom Embryo durchstossen, „ange- pickt“, war und ein kleines Loch zeigte, aus dem eine kleine Spitze herausschaute. Ich vergrösserte nun mittelst des Eierbohrers die feinen, früher mit der Nähnadel gemachten Löcher der Eier und stach mit der Nadel in das Innere. Das des Kukukseies war so hart, dass ich nicht tief mit der Nadel eindringen konnte, aber ich bemerkte, dass das Bohrloch sich schloss und wieder öffnete, dass also der Embryo lebte. Mir war das sehr peinlich und weil meine erneuerten Versuche mit der Nadel nicht besseren Erfolg hatten, legte ich alle Eier in ein mit Wasser gefülltes Glas und be- schwerte sie mit einem Brettchen, so dass sie vollständig unter Wasser kamen. Die 3 bebrüteten Accentor Hier verhielten sich unter dem Brett ruhig, das Kukuksei aber schaukelte hin und her, lag dann wieder einen Augenblick still, fing aber bald wieder von neuem an, sich zu bewegen. Als nach 10 Minuten keine Aenderung ein- getreten war und ich keinen ‚andern Rath wusste, wandte ich mich missgestimmt ab und ging zur Ruhe. — Am andern Morgen war natürlich alles stillim Glase. Nachdem ich einige vergebliche Versuche gemacht hatte, etwas vom Inhalt der Eier herauszublasen, legte ich dieselben wieder wie vorher in das Wasserglas. Einige Tage später platzten 2 Accentor-Eier von selbst, das dritte barst in dem Augenblick, als ich den Versuch machte, aus dem Ei etwas durch Blasen herauszubringen, das Kukuksei aber blieb unverändert und erst am 10. Tage konnte ich, da nun das Innere in Fäulniss übergegangen und vom Wasser aufgeweicht war, etwas heraus- blasen. Jeden folgenden Tag setzte ich meine Versuche fort, so dass am 14. Tage das Kukuksei leer und rein geworden war; alle Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 171. Juli 1885. 24 370 at | Ad. Walter: Knochen hatte ich nach und nach ausgespült oder auch durch die durchaus nicht grosse Oeffnung behutsam herausgezogen. Welches Ei ausser dem Kukuksei würde wohl, wenn es schon vom ausgebildeten Embryo durchstossen gewesen wäre, beim Prä- pariren unversehrt geblieben sein? Eier von Scolopax gallinago, von Numenius arguatus, von Ardeola minuta und anderen Vögeln _ platzen schon beim Hineinblasen auseinander, wenn sie nur !/, be- brütet sind; Raubvogeleier kann man noch entleeren, wenn sie schon 3/, bebrütet sind, aber ein Ei von der Grösse eines Kukuks- eies kann Niemand präpariren, wenn es schon zum Ausschlüpfen des Embryo reif und von diesem schon durchbohrt ist, es müsste denn eben ein Kukuksei selbst sein. Mein präparirtes Kukuksei hat nun zwar 2 Löcher, das eine von mir, das andere vom Embryo gemacht, aber das vom Kukuk gemachte ist kaum zu bemerken zwischen den dunkelen Flecken des Eies, und grade dies Loch macht mir das Ei werthvoller, da es so recht die Härte und Festigkeit des Eies documentirt. Es freute mich, dass ich dies Ei dem Dr. Kutter, einem der Ersten, die auf die Härte und das schwere Gewicht des Kukuks- eies öffentlich aufmerksam gemacht haben, gleich am Tage nach dem Auffinden, also vor der Präparation und nach der Entleerung zeigen konnte. Ad. Walter. Etwas über das Nisten und die Eierzahl von Falco subbuteo und Picus medius. Falco subbuteo benutzt für sein Gelege gewöhnlich ein fremdes Nest, am liebsten ein Krähennest, dann aber auch Kolkraben- und ähnliche Horste. Mitunter trägt er selbst die Nestmaterialien zu seinem kümmerlichen, nachlässig gebauten Horst zusammen. Das Gelege findet man in der Regel vollzählig nach der ersten Woche des Juni, doch kommen auch noch frische erste Gelege bis zum 20. Juni und drüber vor. Die Anzahl der Eier ist nicht so gross wie bei den anderen kleinen Falken; sie beträgt 2, 3 und 4. Ge- wöhnlich legen die Weibchen, die einmal 2 Eier gelegt haben, auch in späteren Jahren nur 2 Eier; ebenso machen es die 3 oder 4 Eier gelegt haben, indem sie in der Regel wieder im nächsten Jahre 3 und 4 Eier legen. Nimmt man dem Falken sein erstes Gelege, so legt er zum zweiten Mal, doch nicht in denselben Horst, wie es der Sperber macht, sondern in einen andern, wenn möglich in der Nähe be- findlichen von Corvus corniz oder corax. Dies zweite Gelege besteht aber fast immer nur aus einem Ei und daher kommt es, dass man so häufig im Horste nur 1 Ei vorfindet oder im August neben den alten Vögeln nur einen jungen Vogel bemerkt. Pieus medius wird noch gar zu häufig übersehen, weil er in Grösse und Farbe wenig von Preus major abweicht. Da die Farbenunterschiede namentlich des rothköpfigen Picus medius- Weibchen vom schwarzköpfigem Pieus major-Weibchen bekannt Nisten und Eierzahl von Falco subbuieo und Picus medius. 371 sind, so will ich die weiteren Unterscheidungsmerkmale nicht auf- führen, sondern nur ein Merkmal angeben, durch das man in der Brutzeit auf ihn aufmerksam gemacht wird und das beim grossen Buntspecht selten zutrifft. - Der Picus medius hämmert nämlich sein Nistloch selten über Mannshöhe, gewöhnlich unter Mannshöhe, dagegen Picus major fast immer höher. Ich selbst nahm 1881 im Brieselang aus einer etwa 4 Fuss hoch angelegten Röhre 7 Eier, bei welcher Gelegen- heit ich das Weibchen aus dem Loch zog, weil es durchaus nicht anders herauszubringen war. Auf ganz gleiche Weise nahm ich im folgenden Jahr dort wieder 7 Eier. Hier i in Cassel werden von einem eifrigen und tüchtigen Vogel- kenner auf eigenthümliche, aber sehr praktische Weise die Nester des Picus medius entleert. Praktisch nenne ich das Entleeren deshalb, weil der Vogel bei dieser Entleerungsmethode das Nest von neuem benutzt, ja sogar Jahre lang. Der Herr, der einige Nisthöhlen schon seit Jahren kennt, aber auch noch jährlich neue auskundschaftet, bohrt nämlich, nachdem er mittelst eines be- schwerten Fadens die Tiefe des Nestes erforscht, mit einem starken Centrumbohrer in der Höhe der Eierlage in den Stamm ein Loch, holt mit einem Theelöffel die Eier heraus und schlägt dann einen vorher schon zugeschnittenen Spund, der genau die Breite des Centrumbohrers hat, in das Loch, so dass, da der Spund auf der äusseren Seite auch mit Rinde versehen ist und auch noch mit Erde bestrichen wird, das ausgebohrte Loch am Baum fast gar nicht mehr zu erkennen ist. Durch diese Entleerungsmethode wird das Eingangsloch gar nicht verletzt und der Vogel benutzt nun die Röhre immer wieder von neuem. Dr. Kutter und ich be- helm in Gegenwart des betreffenden Herrn mehrere dieser ester. Die Eierzahl beträgt auch hier 6 und 7. Einmal lagen das Jahr nur 5 im Nest. . Ad. Walter. Allgemeine Bentsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin. Bericht über die Mai-Sitzung. Verhandelt Berlin, Montag den 4. Mai 1885, Abends 8 Uhr, im Sitzungslocale, Bibliothekzimmer des Architecten-Vereinshauses, Wilhelmstr. 92 II. Anwesend die Herren: Bolle, von Dallwitz, Deditius, Grunack, Matschie, Mützel, Nauwerck, Reichenow, Schalow und Thiele. Vorsitzender: Herr Bolle. Schriftf. Hr. Matschie. Herr Bolle eröffnet die Sitzung, das Andenken unseres im fernen Afrika untergegangenen Mitgliedes Dr. Richard Böhm in bewegten Worten ehrend. Ein ausführlicher Nachruf wird von Herrn Schalow im Journal erscheinen. Heu Reichenow theilt mit, dass Dr. G. A. Fischer am Dur 372 Bericht über die Mai-Sitzung. 21. April Deutschland verlassen habe, um von Sansibar aus, das Massailand südlich umgehend, auf der Karawanenstrasse das süd- östliche Ende des Victoria-Nyansa zu erreichen. Von dort aus be- absichtigt er, um den See herum nach dem Bar el Gebel vorzu- dringen und den seit Monaten verschollenen Dr. Junker auf- zusuchen. Bei der bekannten ornithologischen Tüchtigkeit des thatkräftigen Reisenden dürfen wir wiederum auf eine namhafte "Bereicherung der Artenkenntniss von Ostafrika hoffen. Herr Reichenow legt hierauf unter anderen, ihm zuge- gangenen Schriften die neueste Lieferung des von ihm redigirten Handwörterbuches für Zoologie vor. Herr Matschie bespricht kurz den 10. Band des Catalogue of Birds in the British Museum, welcher von Sharpe be- arbeitet worden ist. Er behandelt auf 682 Seiten 448 Arten der Familien Dicaeidae, Hirundinidae, Ampelidae, Mniotiltidae, Mo- tacillidae und ist mit 12 Tafeln ausgestattet. Herr Schalow hebt die bedeutenderen Abhandlungen, welche sich in der Aprilnummer des „Ibis“ finden, hervor, und bespricht eine Anzahl von Arbeiten, welche Stejneger im „Auk“ und in den Proc. of the United States National Museum veröffentlicht hat. Herr Reichenow, welcher mit einer Monographie der Weber- vögel beschäftigt ist, macht die Anwesenden mit einigen Resultaten bekannt, die sich bei genauerem Studium dieser interessanten Gruppe bereits ergeben haben. 1) Unter den von Böhm eingesendeten Sammlungen befinden sich auch mehrere Exemplare: von grossen Webern, welche bisher unter dem Namen Textor Dinemelli Horsf. gegangen waren. Nun hat sich aber herausgestellt, dass die Böhm’schen Vögel ganz bedeutend von den durch Fischer u. a. am Küstenrande gesammelten ver- schieden sind. Während letztere an den Schwungfedern sowie an den Deckfedern der Schwingen breite weisse Säume besitzen und oben braun gefärbt sind, zeichnen sich erstere durch dunklere, braunschwarze Oberseite und Fehlen der weissen Säume an den Flügelfedern aus. Dazu kommt eine viel bedeutendere Grösse. Finsch und Hartlaub hatten bereits einen von Speke in Uniamwesi erlegten Vogel beschrieben, der mit den Böhm’schen Exemplaren übereinstimmt; sie hielten ihn für eine Varietät. Diese Annahme ist jedoch ausgeschl ossen, da mehrere an verschiedenen Orten ge- schossene Exemplare vorliegen. Herr Reichenow nennt diese neue Art: Textor Böhmi zum Andenken an den heimgegangenen Freund. Die Verbreitung von Textor Böhmi erstreckt sich über das Gebiet zwischen dem Tanganjıka und Victoria Nyanssa. 2) Schon Reichenbach hatte die weissen Textor-Weber von den schwarzen generisch getrennt unter dem Namen Dinemella. Da dieser Name den Regeln des zoologischen Nomenelatur nicht entspricht, so schlägt Herr Reichenow für denselben den neuen Namen ZDLimoneres vor. 3) Herr Shelley hat (Ibis 1882 p. 355 T. 7) einen Weber unter dem Namen Sharpia Ayresi beschrieben und abgebildet. Bericht über die Mai-Sitzung. 373 Diese Beschreibung passt durchaus auf das Weibehen von Caly- phantria rudriceps (Sund.), von welchem sich ein von Wahlberg ge- sammeltes Exemplar im Berliner Museum befindet. Da Wahlberg’s Angabe bezüglich der Färbung des weiblichen Vogels genannter Art vollständig dem aus der Analogie verwandter Arten sich er- gebenden Schlüssen entspricht, so trägt der Vortragende kein Be- denken, die Shelley’sche Art auf das Weibchen von C. rudriceps zu beziehen. 4) Herr Prof. Cabanis hat unter dem Namen Sycobrotus amaurocephalus (J. O. 1880 p. 349 T. 3) einen Weber beschrieben mit der Angabe, dass diese Art von dem Ploceus bicolor Vieill. Südafrikas sich u. a. durch schwarzbraune Kehle unterscheide. Der Vortragende fand nun, dass Vieillot die westliche dunkel- kehlige Form beschrieben hat, während die südliche weisskehlige zuerst von Lichtenstein als Fringilla gregalis abgesondert, später von Vigors Ploceus chrysogaster und von Swainson Symplectes chrysomus genannt wurde. Somit fällt Sycobrotus amaurocephalus Cab. mit Ploceus bicolor Vieill. zusammen. Für die südliche Form würde der Vigors’sche Name chrysogaster anzunehmen sein, da der ältere gregalis Leht. der einsamen Lebensweise des Vogels wider- spricht. Symplectes bicolor bewohnt. Westafrika vom Senegal: bis Angola, Symplectes chrysogaster Südafrika im Osten nordwärts bis zum Sambesi. Im tropischen Ostafrika kommt aber eine dritte Abart vor, welche sich unter den Fischer’schen Sammlungen ge- funden hat und welche der Vortragende Symplectes stietifrons Fschr. u. Rchw. benennt. Die Oberseite ist bei dieser Form wie bei 8. chrysogaster gefärbt, aber die Stirnfedern haben blassbraune Spitzen. Die Kehlfedern sind dunkelbraun mit hellbraunen Schaft- strichen und Spitzen. Kopf und Brust intensiver gelb, mehr gold- gelb gefärbt. Fischer sammelte die Art in Lindi. Nach Finsch und Hartlaub (0. O. Afr. p. 404) soll sich im British Museum ein Exemplar befinden, welches der von den genannten Autoren ge- gebenen Beschreibung nach auf 8. stiezefrons zu beziehen sein möchte. 5) FPloceus baglafecht Vieill. (= Hyphantornis Guerini Gray) ist kein ZPlocews oder Hyphantornis, vielmehr ein Symplectes, welcher den beiden Arten Symplectes Reichenowi und Emin eng sich anschliesst. 6) Symplectes nigricollis Vieill. bezieht sich nicht wie von Finsch und Hartlaub (Orn. O. Afr. p. 405) angenommen wurde, auf den ostafrikanischen Vogel, sondern auf die westliche Art Gray! Verr. Die Synonymie dieser Art glaubt Verfasser in fol- gender Weise endgültig entwirrt zu haben: Symplectes nigrecollis (Vieill.) Malimbus nigricollis Vieill. Ois,. Chant. p. 74 (1805). — 2: Ploceus jonquillaceus Vieill. N. D. H. N. 34 p. 129 und Ene. Meth. 2 p. 700. — Ploceus atrogularis Voigt Cuvier’s Thierr. 1 p. 564 (1831). — Hyphantornis Grayi Verr. Rev. Mag. Zool. 1851 p. 514. — 9: Symplectes chrysophrys J. u. E. Verr. J. 0. 1855 p. 106. — Hyphantornis amauronotus Rchw. J. O. 1877 p. 27. 374 Bericht tiber die Mai-Sitzung. Hab. Westafrika vom Senegal bis zur Loangoküste. Für die ostafrikanische Form bleibt der Name Sycobrotus me- lanoxanthus Cab. bestehen, welcher dem weiblichen Vogel dieser Art beigelegt wurde. Vielleicht bezieht sich auch Ploceus flavo- capillus Vieill. auf diesen Vogel. Die von Viellot gegebene Be- schreibung passt sehr gut mit Ausnahme des nicht erwähnten schwarzen Augenstrichs, doch giebt der Autor als Vaterland den Kongo an. 7) Hyphantornis crocata Hartl. ist das Weibchen von Sym- plectes ocularius (Smith). Von Dr. Fischer wurde das Weibchen des Brillenwebers, welches mit dem Typus von Z. crocata genau über- einstimmt, auf dem Neste ergriffen, so dass ein Irrthum ausge- schlossen scheint. Fischer’s Angabe gewinnt noch dadurch an Wahrscheinlichkeit, als Z. erocata der Färbung nach nur das Weibchen eines. Sycodrotus (Symplectes), kein Hyphantornis sein kann. 8) Hyphantornis castaneigula Cab. scheint mit H. zanthop- terus F. et Hartl. zusammenzufallen. Die wesentlichste Abweichung der letztgenannten Art von der ersteren liegt darin, dass die Basis der Handschwingen auf zwei Drittel deren Länge rein gelb sein soll. Diese Angabe möchte, wenn anders nicht etwa bei der Be- schreibung ein Fehler unterlaufen ist, auf eine Ausartung schliessen lassen, da vollständig gelbe Färbung der Schwingen sonst bei keiner einzigen Ploceus-Art vorkommt, vielmehr stets nur mehr oder minder breite gelbe Aussensäume vorhanden sind. 9) Hyphantornis melanops Cab. fällt mit Ploceus auricapillus Sws. zusammen. Der Vortragende glaubt eine grössere und kleinere Form des Kaffernwebers constant unterscheiden zu können. Der kleineren, gelber gefärbten, kommen die vorgenannten Namen zu, die grössere ist als Ploceus velatus Vieill. zu bezeichnen, auf welche sich auch Ploceus personatus Sws. nec Vieill,, Ayphantornis nigrifrons Cab., Ploceus mariquensis Smith und Ploceus chloronotus Rchb. beziehen. 10) Endlich hat der Vortragende gefunden, dass Hyphantornis Cabanisi Ptrs. mit Ploceus intermedius Rüpp. zusammenfällt. Herr Reichenow hebt hervor, dass er selten so dankbare Unter- suchungen ausgeführt, wie sie ihm die Beschäftigung mit der Gruppe der Webervögel geboten, da namentlich die Zyphantornis- Arten bisher noch sehr ungenügend bekannt waren, insonderheit die Nomenclatur noch im höchsten Grade verworren war. Für diese Untersuchungen liegt jetzt im Berliner Museum ein Material vor, wie es kein anderes Museum aufzuweisen hat. Von den etwa 70 bekannten Arten der Gattungen Textor, Sycobrus, Anaplectes, Calyphantria, Symplectes und Ploceus (Hyphantornis) fehlen im Berliner Museum nur 6. Die weiteren Resultate seiner Arbeit wird der Vortragende in einer demnächst bei Th. Fischer in Kassel als zweiter Theil seiner Vogelbilder aus fernen Zonen erscheinenden Monographie veröffentlichen. Herr von Dallwitz legt eine in der Priegnitz vom Neste Bericht über die Mai-Sitzung. 375 geschossene Nebelkrähe vor, welche durch ihre dunkle Farbe auf- fällt. Herr von Dallwitz versichert, dass dieser Vogel unmög- lich .ein Bastard sein könne, da in der ganzen dortigen Gegend nie- mals eine Rabenkrähe zur Brutzeit gesehen wurde. Herr Nauwerck theilt mit, dass er in Lichterfelde den Girlitz (Serinus hortulanus Koch) gesehen und gehört habe. Herr Schalow erwähnt, dass dieser Vogel sogar schon bei Plänitz un- Be Wusterhausen a. D. vom Lehrer Martin beobachtet wor- en sei. Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn Professor Altum ist eine Henzconetta Stelleri im Jahre 1854 in der Mark geschossen und soll im Berliner Museum aufgestellt sein. Eine Besprechung der in den Tagen vom 28. bis 31. Mai in Braunschweig stattfindenden Jahresversammlung bildet den Schluss der Sizung. Bolle. Matschie, Reichenow, Schriftführer. stellv. Seeretair. Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe Seite 223, 224. 1922. Mittheilungendes Ornithologischen Vereinsin Wien. 9. Jahrg. No. 5—10, Mai bis Juli 1885 nebst Bei- blatt, Jahrg. 2 No. 18—25. — Vom Verein. 1923. M. Menzbier: On the geographical distribution of birds in European Russia north of de Caucasus. Part. I. Rapaces Diurnae. [From the Ibis, July 1884.] — Vom Verfasser. 1924. M. Alph. Dubois: Revue des oiseaux observ6s en Belgique. [Extrait du Bulletin du Musede Royal d’hist. nat. de Bel- gique IV.] Vom Verfasser. 1925. R. Bowdler Sharpe and Claude W. Wyatt: A Mo- nograph of the Zerundinidae or family of swallows.. Pro- spectus. London. Henry Sotheran & Co. 185. Vom Verfasser. 1926. Zeitschrift für Ornithologie und practische Ge- flügelzucht. IV. (XL) Jahrg. No. 5—7. Vom Vor- stande des Stettiner Zweig-Vereins. 1927. Proceedings of the United States National Mu- seum. Jahrg. 18834. Index, und Vol. VIII. No. 1—18, April 20, 1885 bis July 13, 1885, — Vom United States National Museum. 1928. Gustav Prütz: Illustrirtes Mustertauben-Buch. Hamburg 1885 bei J. F. Richter. Lieferung XVI. bis XXL Mit 12 Farbendrucktafeln.. — Vom Verleger. 1929. Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Redigirt von Prof. Dr. R. Th. Liebe. X. Jahrg. No. 5 u. 6, Mai und Juni 1885. — Vom Verein. 876 1930. 1931: 1932. 1933. 1934. 1835. 1956. 1937. 1938. 1939. 1940. 1941, Eingegangene Schriften. Proceedings ofthe Natural History Society of Wiseonsin. March 1885. -——- Von der Natural History Society of Wisconsin. F. T. Pember: Catalogue of American Birds’ Eggs for sale. Granville, Washington Co. New-York. U. 8. A. 1885. Von der Handlung. Dr. W. Wurm: Die Taubheit des schleifenden Auerhahns. Eine Erwiderung [Sep. Abdr. aus der Zeitschr. für wis- sensch. Zoologie, 1885.| Vom Verfasser. L. Taczanowski et Comte H. v. Berlepsch: Trois- ieme liste des Oiseaux recueillis par M. Stolzmann dans l’Ecuador. Cum Tab. VIL. 1. Odontorhynchus Branicküü. 2. Synallaxıs singularis. VIII. Urothraupus Stolzmanni. [From P. Z. S. Febr. 1885.] — Vom Verfasser. E. Hargitt. Notes on Woodpeckers. No. X. On the Genus Thriponax. [From „the Ibis‘ for April 1885.] — Vom Verfasser. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol- II. No. 3. Juli 1885. Von der American Ornitologist’s Union. The Ibis: A Quarterly Journal of Ornithology. Ser. V. Vol. III. No. 11. July 1885. — Von der British Orni- thologist’s Union. M. Fürbringer: Ueber das Schulter- und Ellenbogenge- lenk bei Vögeln und Reptilien. Ueber Deutung und Nomen- klatur der Muskulatur des Vogelflügels. P. L. Selater: Ueber Colius nigricollis und erythromelon. Mit Abbildung. Aus. P. Z. S. 1884 Nov. 18. p. 530. Bulletin of the Brookville Society of Natural History. No. 1. 1885. — Von der Brookville So- ciety of Natural History. Joh. Palacky: Ueber Wallace’s thiergeographische Zonen vom ornithologischen Standpunkt. [Aus den Sitzungsberichten der Kgl. böhmischen Ges. d. Wiss. 15. Mai 1885.| — Vom Verfasser. H.v. Berlepsch und Dr. H. v. Ihering: Die Vögel der Umgegend von Taquara do Mundo Prov. Rio Grande do Sul. Mit 4 colorirten Tafeln: 1. Pyrrhocoma ruficeps (Strickl) 9, &: 2. Spermophila supercilaris Pelz. 3. Haplospiza uni- color Cab. 3, 2. 4. Picumnus Iheringi, Berlepsch sp. n. und Picumnus Temminki, Lafr. [Sep. Abdr. a. d. Zeitsch. f. d. ges. Orn. 1885. Budapest. — Von Hans Graf v. Ber- lepsch. hg — x « ' *. Pätz’sche Buchdruckerei (Otto Hanthal) in Naumburg a/S. JOURNAL für ORNITHOLOGIE. Dreiunddreissigster Jahrgang. Bericht über die (X.) Jahresversammlung. Abgehalten in Braunschweig, vom 28. bis 30. Mai 1885. Erster Tag. Donnerstag, den 28. Mai 1885, Abends 8 Uhr: Sitzung im Restaurant Cisse (Schrader’s Hötel, Gördelingerstrasse). Anwesend von auswärtigen Mitgliedern die Herren: Wiepken (Oldenburg), Reichenow (Berlin), Matschie (Berlin), Schu- mann (Crimmitschau), Wiebke I. und Wiebke II. (Hamburg), Landois (Münster), F. Heine (Emersleben), von Braunschweiger Mitgliedern die Herren Nehrkorn, Vieweg, Rhamm, Bla- sius I. und Blasius I. Als Gäste betheiligten sich die Herren Oberlehrer Dr. Noack, Präparator Rilke, R.Hieronymi, H.Bardenwerper, sämmt- lich aus Braunschweig, und Herr Lehmann (Bonn). Herr Nehrkorn begrüsst als Localgeschäftsführer die Ver- sammlung mit herzlichen Worten und verliest das den Mitgliedern als Einladung bereits früher gedruckt zugesendete Programm der Jahresversammlung. Zum Vorsitzenden für die Dauer der Jahresversammlung wird dann gewählt Herr Wiepken, zu stellvertretenden Vorsitzenden die Herren Schumann und Landois, zu Schriftführern die Herren Blasius I. und Blasius I. Herr Director Wiepken übernimmt den Vorsitz. Cab. Journ. £f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 172. October 1885. 25 378 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Es wird zunächst auf Grundlage des Einladungsprogramms die definitive Tagesordnung festgestellt. Donnerstag, den 28. Mai. I. Sitzung. Abends 8 Uhr im Restaurant Cisse. Bericht des Herrn Dr. Reiehenow über die Geschäftsführung. -— Wahl der Revisionscommission. Freitag, den 29. Mai. II. Sitzung. Morgens 9 Uhr im Restaurant Cisse. Vorträge: 1. Herr Professor Landois: Ueber den Mageninhalt der Spechte in Westfalen. 2. Derselbe: Die Züchtung des Uhus im Westfälischen Zoolo- gischen Garten.: 3. Derselbe: Besteht eine Uebereinstimmung in der Anlage von Vogelherden ? 4, Derselbe: Demonstration einer in Holz gemeisselten Nist- höhle von Parus palustris. 5. Herr Director Wiepken: Unregelmässig und selten er- scheinende Wandervögel im Herzogthum Oldenburg. 6. Herr Paul M. Wiebke I.: Hahnenfedrige Birkhennen (mit Demonstrationen). 7. Herr Anton Wiebke II.: Demonstration von einigen Bastardformen der Waldhühner. 8. Herr Professor Dr. W. Blasius: Neue Thatsachen in Betreff des Aussterbens von Alca impennis (nach brieflichen Mit- theilungen von A. Newton und W. Preyer). 9. Derselbe: Die ornithologischen Sammlungen Russlands. 10. Herr Dr. R. Blasius: Bericht über die Thätigkeit des permanenten internationalen ornithologischen Comite’s im ersten Jahre seines Bestekens. 11. Derselbe: Bericht über die Thätigkeit des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands seit 1882. 12. Derselbe: Demonstration von mehreren Verbreitungskarten der Vögel Deutschlands. 13. Derselbe: Ornithologische Reiseskizzen aus Belgien und Holland. . Hierauf 1'/, Uhr Festessen in Schrader’s Hötel. — Nach- mittags: 3 Uhr Excursion nach Steterburg. Abends 8 Uhr auf Bericht über die X. Jahresversammlung. 379 Einladung des Dr. R. Blasius gemüthliches Zusammensein im Garten der Frau Ida Hausmann, Cellerstrasse 26. Sonnabend, den 30. Mai. III. Sitzung im Herzoglichen Naturhistorischen Museum: Morgens 9, Uhr. Vorträge: 1. Herr Dr. Reichenow: Ueber die Struetur der Eischaalen der verschiedenen Strauss-Arten. 2. Herr Professor Dr. W. Blasius: Beitrag zur Kenntniss der Vogelfauna von Celebes. 8. Derselbe: Osteologische Studien (Messungsmethoden an Vogelskeletten). 4. Derselbe: Vorlage interessanter Vögel: a) von Borneo und Central-Asien, nebst Mittheilungen übeı Grabowsky’s letzte Forschungen auf Borneo. b) von Süd- und Mittel-Amerika nebst Vorlesung brieflicher Mittheilungen des Professors Eugen von Boeck in Cocha- bamba über einige bolivianische Vögel. 5. Derselbe: Vorlesung des übersandten Manuscriptes eines Vortrages vom ÖOberstabsarzt Dr. Kutter: „Beitrag zur Fort- pflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s“ nebst Demonstration von zugehörigen Nestern. 6. Herr Dr. R. Blasius: Ueber die bisher bekannten Bastarde von Glaucion elangula und Mergus serrator, „Mergus anatarius Eimbeck“. 7. Herr Oberamtmann A. Nehrkorn: Demonstration einiger Sammlungsobjecte. Hierauf 1 Uhr Frühstück in Bertram’s Restauration. Nach- mittags 3 Uhr Excursion nach Riddagshausen und Abendessen daselbst auf Einladung des Herrn Oberamtmann A. Nehrkorn. Sonntag, den 31. Mai. Excursion nach dem Harze. Nach Feststellung des Programms legte der stellvertretende Secretär, Herr Dr. Reichenow, den Bericht über die Geschäfts- führung während des verflossenen Vereinsjahres vor. Die Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zählte im Jahre 1884: Ordentliche Mitelieder . . : ...... 185 Ausserordentliche Mitglieder . - ... . 13 ın Summa 148. 25* 380 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Von den ordentlichen Mitgliedern schieden aus .. . . 11 Von den ausserordentlichen Mitgliedern schieden aus . 3 zusammen 14 Es traten en ua. er sa eo so dass mehr ausschieden 4 Durch den Tod verlor die Gesellschaft: Förster Henning, Dr. Bodinus, Dr.. Böhm, Dr. Brehm, Pastor Thienemann. Neu eingetreten im Jahre 1884: Cand. phil. P. Matschie, Berlin. Stud. jur. E. Ziemer, Berlin. Stud. jur. v. Dallwitz, Berlin. Director Scherenberg, Grohn. Baumeister Sachse, Altenkirchen. Dr. Wunderlich, Frankfurt a. M. Dr. Pollen, Scheweningen. Ordentl. Lehrer W. Hartwig, Berlin. Postsecretär Deditius, Berlin. Major v. Bardeleben, Ohlau. Aus dem Ausschusse scheiden aus die Herren v. Pelzeln, Heine sen, Reichenow und GrafRoedern. Eine Ergänzungs- wahl wird bis zur Sonnabendssitzung ausgesetzt. Dann legt Herr Dr. Reichenow die Rechnung pro 1884 und das Budget pro 1885 vor. In die Revisions-Commission werden ge- wählt die Herren: Schumann, Wiebke I. und Rhamn. Die Herren A. Reichenow, A. Nehrkorn, W. und R. Blasius bringen verschiedene Briefe auswärtiger Mitglieder zur Verlesung, die zu ihrem grossen Bedauern verhindert sind, an der diesjährigen Jahresversammlung sich zu betheiligen, und die herzlichsten Grüsse übersenden. So sind im Geiste bei der Versammlung anwesend die Herren: Hartlaub (Bremen), Cabanis (Berlin), Heine sen. (Halberstadt), H. von Berlepsch (Münden), Hecker (Görlitz), v. Pelzeln (Wien), Hugo Wernich (Berlin, Sachse (Alten- kirchen), Rohweder (Husum), Meyer (Dresden), Kutter (Cassel), v. Madaräsz (Buda-Pest), Tancr& (Anclam), Schalow (Berlin), Hartwig (Berlin), Liebe (Gera), v. Tschusi (Hallein) und Radde (Tiflis), von dem Tags vorher telegraphischer Gruss aus dem Kaukasus eingelaufen war. Gegen 10 Uhr schliesst der Vorsitzende die Versammlung, worauf noch eine gemeinschaftliche Excursion nach dem nahe gelegenen Wilhelmsgarten unternommen wird. Unter wechselnden Bericht über die X. Jahresversammlung. 381 musikalischen Genüssen und bei einem guten Glase Bier blieben die Anwesenden noch lange in heiterer Unterhaltung bei einander. Zweiter Tag. Freitag, den 29. Mai 1885, Vormittags 9 Uhr: Sitzung im Restaurant Cisse. Vorsitzender: Herr Director Wiepken. Schriftführer: Pro- fessor Dr. W. Blasius und Dr. R. Blasius. Nachdem vom Vorsitzenden zunächst der verstorbenen Mitglieder gedacht war und die Anwesenden sich zu Ehren derselben von ihren Sitzen erhoben hatten, beschloss man die nächste Jahresversamm- lung zu Berlin in der Pfingstwoche 1886 abzuhalten und den Ge- neralsecretär mit den Vorbereitungen zu derselben zu betrauen. Dann hielt Herr Dr. R. Blasius seinen angekündigten Vortrag: Bericht über die Thätigkeit des permanenten internationalen ornithologischen Gomit&@’s im ersten Jahre seines Bestehens. Nachdem Redner geschildert hatte, dass die Bestrebungen, regelmässige Beobachtungen über die Wan- derungen der Vögel anzustellen, zuerst methodisch vom Baron de Selys-Longchamps in Belgien zu praktischen Resultaten ge- führt seien, indem derselbe durch die Acad&mie royale de Belgique die Errichtung eine Reihe von Beobachtungsstationen in Belgien, Holland, England, Frankreich, Schweiz und Italien veranlasste und das Resultat derselben von 1841—1846 in den M&moires d’ Acad&mie royale de Belgique veröffentlichte, dass dann später in Russland Dr. A. von Middendorf die Resultate ähnlicher Forsch- ungen in seinem Werke „Die Jsepiptesen Russlands“ nieder- legte, kam derselbe auf die ähnlichen Bestrebungen in Deutsch- land su sprechen, die ihren Anfang einem Antrage des Dr. A. Reichenow auf der Deutschen Ornithologen-Versammlung in Braun- schweig im Jahre 1875 verdanken, 7 Jahresberichte (von 1876 an) liegen bisher als Arbeiten des von der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft eingesetzten Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands vor. Aehnliche Arbeiten wurden seitdem in England (seit 1879), Oesterreich und Ungarn (seit 1882), Dänemark (seit 1883) und den Vereinigten Staaten von Nordamerika (seit 1884) gemacht. Die Arbeiten in diesen ver- schiedenen Ländern legten den Wunsch nahe, möglichst in allen Ländern der Erde ähnliche Beobachtungen anzubahnen. Diesem Wunsche gab der erste Internationale Ornithologen-Congress in 382 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Wien im April 1884 Ausdruck, indem er ein permanentes inter- nationales ornithologisches Comit&e einsetzte, das nach den im Journal für Ornithologie, Heft I, Jahrgang 1885, pag. 4 abge- druckten Grundsätzen zu verfahren hätte. Zum Protektor dieses Comite’s wurde Seine Kaiserl. Königl. Hoheit der Kronprinz Rudolf von Oesterreich-Ungarn, zum Präsidenten Dr. R. Blasius und zum Secretär Dr. G. von Hayek gewählt. Das Comite suchte sich zu- nächst möglichst zu ergänzen, so dass zur Zeit darin 49 verschie- dene Länder aller Erdtheile durch 80 Mitglieder vertreten sind. Von den verschiedensten Ländern wurden dem Comite jähr- liche Subsidien zugesichert, so von Oesterreich-Ungarn, Preussen, Sachsen, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Königreich Sachsen, Elsass-Lothringen etc. Um möglichst viele ornithologische Beobachtungen zu erlangen und möglichst viele Kreise für das Unternehmen zu interessiren, wurden Aufforderungen zur Betheiligung an den Arbeiten abge- sandt an 14 Academien, 32 gelehrte Gesellschaften, viele Vereine, eine Reihe von Zeitschriften, 38 Consulate, 4 religiöse Missionen, 20 meteorologische Stationen, viele Behörden und Museen. Besonderer Werth wurde darauf gelegt, nach englischem und amerikanischem Beispiele das Personal der Leuchtthürme zu Be- obachtungen heranzuziehen, möglichst an allen Küsten der Erde. Zur Veröffentlichung der demnächst . eingehenden Berichte, speciell aus den Ländern, die bisher kein eigenes ornithologisches Organ besitzen, wurde die Zeitschrift „Ornis“ gegründet, die zu gleicher Zeit regelmässig über die Thätigkeit des internationalen permanenten ornithologischen Comite’s zu berichten hat und als Organ desselben anzusehen ist. Aus den einzelnen Ländern ist Folgendes zu berichten: In Bel- gien haben die beiden Delegirten Edm. de Selys-Longchamps und Alph. Dubois ähnliche Aufrufe wie der deutsche Ausschuss für Be- obachtungsstationen erlassen und ein Verzeichniss der Vögel Bel- giens herausgegeben. Für das Jahr 1885 ist ein ornithologischer Jahresbericht zu erwarten. Aus Borneo werden biologische Be- obachtungen von Fritz Grabowsky zur Veröffentlichung kommen. Aus Dänemark ist der Jahresbericht pro 1833 von Professor Dr. Lütken im Druck. In Frankreich ist unter dem Präsidium von M. A. Milne Edwards eine ornithologische Commission gebildet, deren Schriftführer Dr. Oustalet ist. Dieselbe bereitet die Einrich- tung von Beobachtungsstationen über ganz Frankreich vor. Durch Bericht über die X. Jahresversammlung. 383 Vermittelung des Marineministeriums werden auf allen Leucht- thürmen, auch denen der Colonien, Beobachtungen angestellt. In Griechenland hat Dr. Krüper die Angelegenheit in die Hand ge- nommen; von Helgoland sandte der Delegirte Dr. Gätke einen sehr interessanten Bericht pro 1884, der demnächst in der „Ornis“ er- scheint; für Island will Benedict Gröndal Beobachtungen machen; von Neu-Süd-Wales sind Notizen über die Zugvögel und regel- mässige ornithologische Jahresberichte von E. P. Ramsay in Aus- sicht gestellt; in den Niederlanden hat H. Albarda regelmässige Berichte über die Provinz Friesland versprochen; in Oesterreich- Ungarn ist der zweite Jahresbericht pro 1883 druckfertig; von Ru- mänien hat Graf Alleon eine Reihe von Beobachtungen einge- sandt, die demnächst zur Veröffentlichung gelangen; in Russland hat sich unter dem Vorsitze von Staatsrath von Schrenck eine orni- thologische Commission gebildet, die die Vorarbeiten für regel- mässige ornithologische Jahresberichte in die Hand genommen hat; über die Ostseeprovinzen hat Professor Dr. M. Braun in Dorpat bereits ein Netz ven Beobachtungsstationen etablirt; in Schweden werden regelmässige Beobachtungen auf den Leuchtthürmen ange- stellt; in der Schweiz ist auf Veranlassung des Bundesrathes eine ornithologische Commission gebildet, die einen Aufruf zu ornitho- logischen Beobachtungen erlassen hat und vom Herbste 1885. an ein Netz von ‚Beobachtungsstationen über die ganze Schweiz in Thätigkeit haben wird. — Allen Ländern geht als leuchtendes Beispiel voran die Regierung der „Vereinigten Staaten von Nord- amerika“, die das unter dem Vorsitze von Dr. C. Hart Merriam arbeitende Committee on the Migration of birds durch einen jähr- lichen Zuschuss von 22,000 Mark in den Stand gesetzt hat, die von über 1000 Beobachtern aus ganz Amerika eingelaufenen Notizen zusammenzustellen und zu veröffentlichen. Einen be- sonderen Werth legt das dortige Comit& auch auf die Erforschung der Nützlichkeit resp. Sehädlichkeit der Vögel, speciell für die Landwirthe. Der erste Bericht pro 1884 wird demnächst er- scheinen. In Betreff weiterer Einzelheiten verwies Redner auf den dem- nächst in der „Ornis‘“ erscheinenden officiellen Bericht. Nachdem Herr Oberamtmann A. Nehrkorn der Freude Aus- druck gegeben hatte, dass es dem Comit& gelungen sei, schon so viel zu leisten, und der Vorsitzende, Herr Director Wiepken, der Thätigkeit des permanenten internationalen ornithologischen 384 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Comite’s auch fernerhin den besten Erfolg gewünscht hatte, ergriff Herr Professor Dr. Landois das Wort. Zunächst sprach derselbe über den Mageninhalt der Spechte in Westfalen. Aus einer grossen Reihe von Unter- suchungen der Spechtmägen, die in entomologischen Journalen demnächst zur Veröffentlichung kommen sollen, geht als wesent- lichstes Resultat hervor, dass die Spechte alle Arten von Insecten zur Nahrung nehmen, die in und am Holze vorkommen. Dann demonstrirte Herr Professor Dr. H. Landois eine in Holz gemeisselte Nisthöhle der Sumpfmeise (Parus palustris)). „Es dürfte wohl noch selten beobachtet sein, dass Meisen über- haupt sich selbst nach Art der Spechte in Baumstämmen Höhlen meisseln, weshalb wir einen hierher gehörigen Fall genauer mit- theilen. In der Nähe des Wassergrabens in unserem Schlossgarten stand eine Erle, deren Stamm 24 cm im Durchmesser hielt. In der grösseren Hälfte war der Stamm kerngesund und fest; nur an der einen Seite befand sich eine tiefergreifende morsche Stelle, von Rinde ziemlich entblösst, sonst glatt. Hier fing die Sumpfmeise, Parus palustris L., an, zu picken und zu meisseln, und zwar beob- achteten wir sie bei diesem Geschäfte zuerst am 1. April 1885. Die Eingangsöffnung ist länglich oval, von-oben nach unten gemessen 4 cm im Lichten, quer gemessen 2,5 cm. Die Tiefe der ausge- meisselten Höhle beträgt 19 cm. Oben führt ein engerer Gang in die 13 cm breite Nisthöhle. Diese für den kleinen Vogel doch so gewaltig grosse Arbeit wurde in drei Wochen fertig gestellt; denn am 21. April trug derselbe das erste Nestmaterial herbei und legte einige Tage später bereits die ersten Eier.“ Endlich berichtete Herr Professor Dr. Landois über: Züchtung des Uhus im westfälischen zoolo- gischen Garten in Münster i/W. (siehe Anlage 1.) An die Mittheilungen von Professor Dr. Landois knüpfte Herr Oberamtmann A. Nehrkorn die Bemerkung, dass manche Lehr- bücher in Betreff der Nistweise der Vögel ziemlich unzuver- lässig seien. So werde in mehreren von ihm namhaft ge- machten Büchern behauptet, dass Tannen- und Haubenmeisen nur in Löchern, allenfalls in alten Eichhörnchen-Nestern nisteten. Er habe aber kürzlich auf dem Elme ein Tannenmeisennest (Parus ater) etwa 3 Meter hoch fast in der Spitze einer jungen Fichte M Bericht über die X. Jahresversammlung. 385 mit 8 bebrüteten Eiern gefunden und das Nest zuerst von unten für das eines jungen Bluthänflings gehalten. Unweit davon habe einer seiner Söhne in einer anderen stärkeren Fichte etwa 5 Meter hoch ein Haubenmeisennest (Zophophanes eristatus) mit 9 frischen Eiern gefunden. Er könne sich diese Abweichung von der sonst regelmässigen Nistweise genannter Meisen nur dadurch erklären, dass in dem forstlich vorzüglich bewirthschafteten Elme kein hohler Baum anzutreffen sei. Auf Antrag von Herrn Dr. A. Reichenow ertheilt der Vor- sitzende an Herrn Dr. R. Blasius zunächst das Wort für seinen angekündigten Vortrag: Bericht über die Thätigkeit des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. Der Redner erwähnte, dass er seinen letzten Bericht über die Thätigkeit des Ausschusses auf der Jahresversammlung 1882 in Berlin zum Vortrage gebracht habe (cf. Ornith. Centralbl. 1882. No. 21 u. 22). Wegen der Nothwendigkeit vorzeitiger Abreise habe er die Vorwürfe, welche auf derselben Versammlung Hr. Schalow bei ‚Gelegenheit des Vortrages über die Fortschritte auf dem Gebiete der Ornithologie während der letzten 5 Jahre (cf. Journ. f. Ornith. 1883 p. 230) dem Ausschusse gemacht habe, damals nicht gleich widerlegen können und er müsse daher zunächst auf diese Be- merkungen hier eingehen. Dass alle tüchtigen Localfaunisten ihre Beobachtungen lieber selbstständig zu publiciren suchen würden, habe sich nicht bestätigt; denn es sei dem Ausschusse gelungen, zu bewirken, dass die Mehrzahl unserer besten Beobachter ihre Notizen eingesandt habe, wie z. B. Jäckel, Altum, Rohweder, Koch, Wiepken, Quistorp etc. — Dass hauptsächlich dabei die jüngeren Kräfte in Betracht kommen würden, sei richtig und ganz natürlich. — Als eine Dienstpflicht sei das Einsenden von Beobachtungen durch- aus nicht den Braunschweigischen Forstbeamten übertragen; es sei dies immer nur freier Wille und eine höheren Orts nur empfohlene Thätigkeit gewesen. — Falsche Notizen würden immer vorkommen, und Bemerkungen über das Brüten von Fringilla montium und montifringilla z. B. seien, wenn eingesandt, wenigstens nicht in die Berichte des Ausschusses aufgenommen. Natürlich seien möglichst zuverlässige und zahlreiche Beobachter erwünscht. Die Zahl sei aber durch die Bemühungen in der letzten Zeit sehr beträchtlich, auf weit über 500, angewachsen. — Das ganze literarische Material auch mit zu verarbeiten, habe der Ausschuss nicht für nöthig er- 386 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: achtet, da dies ja Jedem, der sich mit diesen Fragen beschäftigen wolle, schon zur Verfügung stehe. Die meteorologischen Verhält- nisse seien von dem Ausschusse nicht vollständig vernachlässigt und auf die Unterscheidung der Localrassen habe man in dem Aufrufe ausdrücklich hingewiesen. — Sowie er demnach glaube, dass Schalow’s Vorwürfe von 1882 unbegründet seien, so müsse er auch Reichenow’s Referat auf der letzten Generalversammlung in Berlin, welcher er, der Redner, leider nicht habe anwohnen können, bei dieser Gelegenheit zu widerlegen suchen (ef. Journ. f. Ornith. 1885, p. 4). Zunächst müsse er moniren, dass bei der Einladung zu der damaligen Versammlung fälschlich gesagt sei, der inter- nationale Ornithologen-Congress habe die Einrichtung internationaler Beobachtungsstationen beschlossen, während es sich doch nur um die Einsetzung eines internationalen Comite’s zur Einrichtung von Beobachtungsstationen in den verschiedenen Ländern gehandelt habe, und dass anfangs nur ‚die Wahl eines Ausschusses für diese Angelegenheit“ auf das Programm gesetzt war, während dann nachher von der „Wahl eines reorganisirten Gesellschafts-Ausschusses für diese Angelegenheit“ die Rede war. Das sei etwas ganz Ver- schiedenes und er habe im Voraus nicht ahnen können, dass das Letztere beabsichtigt gewesen sei; sonst würde er auf jede Weise dies rechtzeitig zu bekämpfen gesucht haben, damit die Schwierig- keiten möglichst vermieden wären, die seit vorigem Jahre eingetreten seien und denen nun die gegenwärtige Generalversammlung in der einen oder anderen Weise ein Ende machen müsse. In Bezug auf die Kritik, welche Dr. Reichenow über die Beschlüsse des inter- nationalen Congresses ausgeübt habe, und die Vorhersage, dass die Verwirklichung der Zwecke des internationalen Comite’s illusorisch bleiben würde, dass es nicht gelingen werde, in überseeischen Ländern geeignete Beobachter zu gewinnen und die verschiedenen Nationen zur gemeinsamen Betheiligung an einem internationalen Werke heranzuziehen, brauche er nur auf seine vorher gemachten Mittheilungen über die Thätigkeit und die bisherigen Resultate des internationalen Comite’s zu verweisen. Punkt für Punkt liesse sich daraus entnehmen, dass diese Vorhersagen glücklicherweise nicht eingetroffen seien. Dies komme jedoch für die vorliegende Frage weniger in Betracht, als vielmehr die irrige Meinung, es müsse die Thätigkeit des Wiener Comite’s überwiegend mit der- jenigen des Ausschusses für die Beobachtungsstationen Deutsch- lands zusammenfallen, so dass also nothwendigerweise das erstere Bericht über die X. Jahresversammlung. 387 dem letzteren Concurrenz machen müsste. Dies sei vollständig unrichtig. Der deutsche Ausschuss solle nach der Meinung des Wiener Congresses und Comite’s durchaus nicht seine Thätigkeit aufgeben, sondern gerade so für Deutschland weiter arbeiten, wie die entsprechenden Ausschüsse von Oesterreich, Dänemark, Russland, der Schweiz, Nord-Amerika und England in ihren Ländern. Es seien daher die in das internationale Comit&e gewählten 3 deutschen Herren durchaus nicht als ein neues Comite zur Förderung der Angelegenheit in Deutschland zu bezeichnen. Man habe auch in Wien, wie er beiläufig gegen Reichenow’s und Cabanis’ bei Ge- legenheit der vorjährigen Verhandlung gemachten Vorwürfe be- merken müsse, niemals die Verdienste und die Prioritätsrechte der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Bezug auf die Beobachtungsstationen vernachlässigt oder gar verneint; und es sei ein später sogleich verbesserter einfacher Lapsus Calami, dass als erster Anreger für Deutschland nicht Reichenow, sondern Brehm genannt sei, der damals 1875 den Reichenow’schen Antrag nur warm befürwortet habe; übrigens könne Deutschland im All- gemeinen nicht die Priorität beanspruchen, da Selys-Longchamps in Belgien und dann Middendorf in Russland mit ähnlichen Zielen schon vorher vorgegangen seien. — Was nun die Reorganisationsvor- schläge Reichenow’s (l. c. p. 8) anbetreffe, so könne er den meisten sehr wohl zustimmen und habe auch schon in vielen Punkten danach gehandelt; doch müsse er bemerken, dass gerade Reichenow anfangs gegen eine zu scharfe Kritik der einzelnen Beobachtungen aufgetreten sei und dass man sich hüten müsse, durch ein zu aus- gedehntes Streichen der biologischen Beobachtungen der einzelnen Beobachter dieselben vor den Kopf zu stossen. — Mit den in dieser Beziehung von der vorigen Generalversammlung gefassten drei Resolutionen sei er in sachlicher Beziehung durchaus einver- standen, nur sei die dritte Resolution überflüssig gewesen, da erals damals unbestrittener Vorsitzender des deutschen Ausschusses schon vorher dem internationalen Comite die Zusage der Unterstützung gegeben habe, was man, wie auch die damalige Zusammensetzung des Ausschusses, auf eine diesbezügliche Anfrage leicht von ihm hätte in Erfahrung bringen können. Die Hauptdifferenz beruhe nur noch in der Personenfrage bei der Zusammensetzung und der Leitung des Ausschusses, da die vorjährige Versammlung ohne vollständige Berücksichtigung der Mitglieder und der Geschäfts- ordnung des bisherigen Ausschusses einen neuen verstärkten Aus- 388 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: schuss gewählt habe, dessen Geschäftsführung, wenn auch nur provisorisch, dem Dr. Reichenow übertragen sei. Er müsse bean- tragen, dass die diesjährige Versammlung 1) ausdrücklich anerkennt, dass Herr Walter-Cassel, dessen bisherige Mitgliedschaft die vorige Versammlung ignorirt habe, sich legitim in dem Ausschusse befindet; 2) darüber entscheidet, ob die bisherigen genannten Mitglieder -Blasius, Rohweder, Tancr& (und event. Walter) auf unbestimmte Zeit oder auch nur wie die neugewählten als auf 2 Jahre gewählt angesehen werden; 3) ausdrücklich feststellt, ob er (Redner) als bisheriger Leiter oder Reichenow als im vorigen Jahre dazu desig- nirter die fernere Geschäftsführung zu übernehmen habe. Je nach dem Ausfalle dieser Beschlüsse würde er in der Lage sein, sich zu entschliessen, entweder aus dem Ausschusse auszutreten oder demselben noch ferner seine Kräfte zu widmen. Herr Professor Landois ist entschieden der Ansicht, dass in diese Streitfrage heute oder doch noch während der gegen- wärtigen Versammlung Klarheit gebracht werden müsse, und bittet, die Punkte, über welche abgestimmt werden soll, genau schriftlich dem Wortlaute nach festzustellen. Sodann ergreift Herr Dr. Reichenow das Wort: Im Ganzen habe Dr. Blasius die Geschichte der Begründung von Beobachtungs- stationen richtig dargestellt; jedoch könne die Publication von Selys-Longchamps nicht als Vorläufer der gegenwärtig in Deutsch- land bestehenden Einrichtung ornithologischer Beobachtungssta- tionen aufgefasst werden. Dieselbe sei in Deutschland wenig be- kannt geworden. Vieleher sei auf die bezüglichen Pläne hinzu- weisen, mit welchen Baron König-Warthausen, Pastor Brehm und Dr. Baldamus in den Jahren 1855 und 1856 an die Oeffentlichkeit getreten, freilich ohne ein praktisches Ergebniss zu erzielen. Alle diese Publicationen seien jedenfalls den auf der Jahresversammlung in Braunschweig 1875 vereinigten Ornithologen nicht in der Er- innerung gewesen, sondern erst neuerdings wieder in das gebüh- rende Licht gestellt worden. Er, Redner, habe die Idee der Ein- richtung von Beobachtungsstationen selbständig gefasst nnd müsse in Betreff der Anregung in Deutschland für sich die Priorität in Anspruch nehmen. Auf seinen (Reichenow’s) Antrag seien 1875 Bau, Schalow und er selber zuerst in den Ausschuss gewählt und Dr. R. Blasius erst nachher cooptirt. Er habe Anfangs alle die Mühen der Einrichtung übernommen, ohne den Titel eines „Präsi- denten‘‘ in Anspruch zu nehmen; später aber zeitweise wegen Ar- Bericht über die X. Jahresversammlung. “08 beitsüberhäufung austreten müssen. Die Methode habe bald viele Mängel gezeigt. Des Redners Hofinung, dass dieselbe umge- staltet und verbessert werden würde, habe sich nicht verwirklicht; nach wie vor hätten die Berichte viele Irrthümer enthalten, die man schwer wieder corrigiren könne. Auch die Zahl der Beobachter sei nicht vermehrt. Alle die vielen, von verschiedenen Seiten aus- gesprochenen Kritiken und tadelnden Beurtheilungen hätten leider keine Verbesserung der Methode des Ausschusses bewirkt. So sei schon längere Zeit vor dem Wiener Congresse der Gedanke der Reorganisation des Ausschusses aufgetaucht und besprochen. — Die Beschlüsse des Wiener Congresses hätten dann zu den be- kannten Beschlüssen der vorjährigen Jahresversammlung geführt. Wesentlich sei dabei die grosse Gefahr in Betracht gekommen, welche durch Begründung eines neuen ornithologischen Organs dem Journal für Ornithologie und damit auch der Gesellschaft gedroht habe und welcher man habe vorbeugen müssen. Auch die in Wien erfolgte Wahl des aus drei Personen bestehenden Comite’s für Deutschland konnte doch einzig als ein Beiseiteschieben des Ausschusses unserer Gesellschaft aufgefasst werden. Andernfalls hätte man doch, wie das bezüglich anderer Länder geschehen, die Angelegenheit für Deutschland unserer Gesellschaft überlassen müssen, noch dazu da unsere Einrichtungen anderen Ländern und auch dem Wiener Beschlusse als Muster gedient hätten. Wegen der grösseren Arbeit habe man die Zahi der Ausschuss-Mitglieder um 4 Personen erhöht. Ueber die augenblickliche Zusammen- setzung des frühern Ausschusses sei man nicht unterrichtet gewesen, da derselbe keinerlei Berichte darüber eingesandt habe. Hätte man sewusst, dass Herr Walter Mitglied des bisherigen Ausschusses ge- wesen, so würde derselbe sicher wiedergewählt worden sein. Er (Redner) sei beauftragt gewesen, die gewählten Ausschuss-Mit- glieder zu benachrichtigen und in Betreff der Annahme der Wahl zu befragen. Dies sei geschehen. An Dr. Blasius habe er zu- gleich die Bitte gerichtet, auch fernerhin die Initiative bei der Führung der Geschäfte des Ausschusses zu übernehmen, da er selbst wegen vielseitiger anderer Beschäftigungen überhaupt nur nothge- drungen die Leitung der Angelegenheit wieder in die Hand nehmen würde. Darauf sei lange Zeit keine Antwort und nach etwa drei Wochen eine kurze ausweichende Erklärung erfolgt. Aus ver- schiedenen andern Erscheinungen habe er den Schluss zieken müssen, dass Dr. Blasius, obgleich doch der Gesellschaft gewiss das Recht 390 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: zustehe, ein Mandat, das sie früher gegeben, wieder zurückzu- ziehen, also auch an Stelle des nicht „in Permanenz“ gewählten früheren Ausschusses einen neuen zu wählen, nicht die Absicht habe, sich mit ihm zu verständigen. Nachdem dann seitens des Dr. Blasius ohne vorangegangene definitive Verständigung mit den auf der 1884er Jahresversammlung gewählten Ausschussmitgliedern, wenngleich unter theilweiser Benutzung des von denselben aufge- stellten Programms, ein Aufruf veröffentlicht wurde, seien auch die Berliner Ausschussmitglieder selbständig vorgegangen, in Folge dessen sich ea. 570 Beobachter gemeldet hätten, von denen 120 schon Notizen gesandt. Gegen jenes selbständige Vorgehen des Herrn Dr. Blasius müsse er Protest erheben. Er wünsche, dass auf dieser Versammlung eine Einigung der beiden Parteien erzielt, insbeson- dere auch, dass Herr Walter, welcher aus den angegebenen Ur- sachen im Vorjahre nicht zur Wahl gelangte, wieder zur Bethei- ligung an dem Ausschusse durch geeigneten Modus gewonnen werde, doch seien die beiden Grundbedingungen: Festhalten an dem Beschlusse der vorjährigen Versammlung und Wahrung der Selbständigkeit unserer Gesellschaft. Was seine Kritik der Wiener Beschlüsse betreffe, so halte er dieselbe im vollsten Umfange aufrecht. Die von Herrn Dr. Blasius vorher gegebene Darstellung der Thätigkeit des internationalen Comite’s handele wohl von viel- seitigen und grossartigen Versprechungen, weise indessen bis jetzt noch keine Ergebnisse auf. Herr Dr. Blasius verweist in seiner Erwiderung auf eine Anzahl von Ausführungen seines eben gehaltenen Vortrages, aus denen die Vorwürfe des Vorredners gewissermassen im Voraus widerlegt seien. Vor Allem sei niemals die Absicht des Wiener Comite’s dahin gegangen, dem deutschen Ausschusse Concurrenz zu machen und die Selbständigkeit des Vorgehens der Deutschen Gesellschaft anzutasten. Dem Journal, habe man niemals die Absicht gehabt, das auf Deutschland bezügliche Material zu entziehen, wenn dasselbe in Bezug auf den unverkürzten Abdruck und die Se- paratabdrücke das erforderliche Entgegenkommen zeige — Dass er bei der Abfassung seines Aufrufs möglichst die von der vor- jährigen Versammlung gutgeheissenen und in Reichenow’s Ent- wurfe dargelesten Gesichtspunkte auch seinerseits benutzt hätte, sollte die Gesellschaft wahrlich ihm nicht zum Vorwurfe machen, da er gerade die Absicht gehabt habe, hierin den Beschlüssen der Gesellschaft Folge zu leisten, und dass er bei der Versendung des Bericht über die X. Jahresversammlung. 391 Aufrufes und bei anderen diesbezüglichen Verhandlungen das Brief- papier des internationalen Comite’s benutzt hätte, sei ihm doch auch nicht zum Vorwurf zu machen, da er damit der Gesellschaft Kosten erspart habe. — Dass die Gesellschaft beständig über die Zusammensetzung des Ausschusses auf dem Laufenden zu erhalten und darüber gewissermassen ex officio von dem Ausschusse Bericht zu erwarten habe, könne er nicht zugeben. Auf eine diesbezüg- liche Anfrage würde selbstverstänlich bereitwilligst Bericht erstattet sein. — Irrtbümer seien allerdings einzeln in den früheren Be- richten untergelaufen; es sei seine Absicht, diese später zu revidiren und zu widerrufen. Irrthümer könnten übrigens überall vor- kommen. Dass er mit seiner Antwort längere Zeit gezögert, erkläre sich daraus, dass er in der Zwischenzeit alle Hebel in Beweguung gesetzt habe, um die bisherigen bewährten Mitarbeiter im Ausschusse dieser Thätigkeit zu erhalten, während dieselben sonst sich in Folge der Beschlüsse der vorjährigen Berliner Versammlung wahrscheinlich zurückgezogen haben würden. — Die Meinung, er (Redner) habe nicht den Wunsch gehabt, sich zu verständigen, sei irrthümlich ; die dafür scheinbar sprechenden äussern Anzeichen erklärten sich, wie speciell ausgeführt wird, alle auf ganz andere und viel natürlichere Weise. Er habe gleich darum gebeten, die Ausführung der vorjährigen Beschlüsse bis zur diesjährigen Versammlung zu vertagen, weil er stets den Glauben und die Hoffnung gehabt habe, dass auf der- selben im persönlichen Verkehr eine Verständigung gefunden werden würde. Herr Professor Landois bittet nochmals darum, dass die zur Abstimmung vorzulegenden Propositionen beider Parteien schriftlich formulirt würden, damit über dieselben möglichst ohne weitere Discussion en werden könne. Herr Dr. Reichenow möchte vor Allem constatirt Sc ob die Versammlung die vorjährigen Beschlüsse und Ausschuss- wahlen für richtig und gültig ansieht. Nach einer kurzen Discussion der Herren Oberamtmann A. Nehrkorn und Dr. Reichenow über die vorjährige Ver- handlung der Frage und die Abstimmung bei Gelegenheit dieser Beschlüsse erwähnt Herr Dr. R. Blasius, dass auch die Publi- cation des Berichtes des: Ausschusses pro 1883 im Journal für Ornithologie den Gegenstand der diesjährigen Beschlüsse bilden müsste; der Ausschuss müsse davor gesichert sein, dass ohne seine Zustimmung Kürzungen ausgeführt werden, und müsse auch die 293 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: für seine Zwecke erforderlichen Separatabdrücke gegen Wiederersatz der Kosten für Papier und Druck fordern dürfen. — Nachdem Herr Professor Landois erklärt hatte, dass er diese Fragen als secundäre erst nachher behandelt zu sehen wünsche und deshalb für jetzt Schluss der Debatte beantrage, äussert sich Herr Dr. Reichenow dahin, dass er glaube, dass vielleicht eine direete ‚Verständigung über gemeinsame Anträge mit Herrn Dr. Blasius möglich sei. Die Versammlung hielt eine solche Verständigung allgemein für das Günstigste und stellte an die beiden Herren das Ersuchen, möglichst einen Compromiss-Antrag aufzusetzen, der dann der Versammlung zur Abstimmung vorzulegen sei. Zu diesem Zwecke wurde sodann eine Commission eingesetzt, bestehend aus den Herren Director Wiepken-Oldenburg, Dr. Reichenow-Berlin und Dr. R. Blasius-Braunschweig, und denselben der Auftrag ertheilt, möglichst noch in der heutigen, jedenfalls spätestens in der morgenden Sitzung Bericht zu erstatten und diejenigen formulirten Anträge über die zukünftige Geschäftsführung und Thätigkeit des Ausschusses für Beobachtungsstationen in Deutschland vorzulegen, auf welche sich unter Mitwirkung des unparteiischen Mitgliedes der Commission die beiden Parteien einigen würden. Die Commission trat sodann sofort zu einer Berathung zusammen. In Folge dessen übernimmt Herr Schumann den Vorsitz und ertheilt darauf das Wort an Herrn Paul M. Wiebke für den angekündigten Vortrag über „Hahnenfedrige Birkhennen“ Derselbe zeigte einige sehr interessante Exemplare von hahnen- fedrigen Birkhennen vor und wies zunächst auf eine grosse Aehn- lichkeit derselben mit Hähnen im Uebergangskleide hin, ging dann im Allgemeinen auf die Ursachen der Hahnenfedrigkeit ein*), als deren Veranlassung er Störungen in den Geschlechtsfunetionen an- nahm, und betonte, wie durch vergleichende anatomische Unter- suchungen gleichzeitig geschossener hahnenfedriger und normaler Birkhennen bis zur Evidenz erwiesen sei, dass die Bierstöcke der hahnenfedrigen Hennen immer atrophirt oder Uebergänge zum Hermaphroditismus bemerkbar seien. Redner macht auf die interessante Erscheinung aufmerksam, dass die hahnenfedrigen Birkhennen meist mit einem weissen Kehl- flecken versehen sind. *) Herr W. bereitet eine eingehendere Untersuchung über die ass der Hahnenfedrigkeit für den Abdruck in dieser Zeitschrift vor. Bericht über die X. Jahresversammlung. 393 - Henke*) will dieses auf Rückschlag zurückführen und nimmt an, dass das ursprüngliche Kleid unseres Birkhahnes nicht so ne: wie jetzt, gefärbt, sondern mit einer grossen weissen earbing, etwa wie bei den Tetraogallus-Arten, versehen ge- wesen sei. Es ist klar, dass die Birkhähne nicht immer so gefärbt waren, wie wir sie jetzt finden, und dass ihre Ureltern ihren schwarz- liebenden Hennen zu Gefallen sich u. a. auch zur Anlegung eines schwarzen Kleides ohne weissen Kehlfleck, im Falle derselbe über- haupt vorhanden war, bequemen mussten. ‚ Ist Henke’s Voraussetzung richtig, so wären die hahnen- fedrigen Birkhennen also nichts weiter als Rückfälle in den Urtypus! | Dagegen spricht aber wohl die eigenthümliche Correlation, welche zwischen der Habnenfedrigkeit und der zweifellosen Sterilität resp. dem zwitterähnlichen Zustande sämmtlicher hahnenfedriger . Birkhennen besteht. Nun mag der Zeitpunkt, wo die Stammeltern der Birkhühner das eventuell den Tetraogallus-Arten ähnliche Kleid trugen, auch noch so weit zurückgelegt werden, um Zeit für alle Stadien der Veränderungen zu finden, welche die Farbe, Grösse und Form der Federn, sowohl bei den Hähnen wie auch bei den Hennen durch- machen mussten, um das jetzt als „normal“ bezeichnete Kleid zu bilden, so muss doch immerhin zugestanden werden, dass die Birk- hühner, als sie das Urkleid trugen, so hoch entwickelt waren, dass sie keinenfalls mehr als Zwitter oder geschlechtlich noch nicht vollkommen entwickelt erschienen. Nun sind aber die hahnenfedrigen Birkhennen zweifellos ge- schlechtlich nichts weniger als normal, und man ist daher wohl gezwungen, für das Ele mama la der Hennen ausschliess- lich Störungen in den Geschlechtsfunctionen, nicht aber Atavismus anzunehmen und daher auch für die weisse Kehle der hahnenfedrigen: Birkhennen eine andere Erklärung, als den Rückschlag, aufzu- suchen. Hierauf ertheilt der Vorsitzende Herın Anton Wiebke das Wort, für seinen Vortrag über „Bastardformen der Waldhühner“, *) Hahnenfedrige Hennen. Dresden. 1884. Manuscript. Cab. Journ. f. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 172. October 1885, 26 394 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Der Redner knüpft zunächst einige Bemerkungen an den soeben gehaltenen Vortrag seines Bruders. Er weist darauf hin, dass hahnenfedrige Birkhennen, von denen ° 6 verschiedene Exemplare der Sammlung Wiebke in vorzüglicher Erhaltung ausliegen, oft als solche nicht erkannt und für männ- liches oder weibliches „Rackelwild“ (Tetrao medius Meyer), oder aber auch für Hähne oder Hennen noch unbekannter Tetraonen- Formen gehalten werden. So führt Redner an, dass in dem December-Heft der „Mit- theilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ von 1884 fälschlich eine hahnenfedrige Birkhenne als Rackelhahn bestimmt worden ist. Eine fernere Berichtigung macht derselbe zu von Middendorfi’s „Sibirische Reise“. Den dort p. 201 beschriebenen jungen Birkhahn erklärt Herr Wiebke für keinen männlichen Vogel, sondern wegen des weissen Kehlflecks, der weissen Zügelstreifen und anderer Merkmale, welche auf Hahnenfedrigkeit schliessen lassen, für eine hochgradig hahnenfedrige Birkhenne und zeigt ein Stück (Perm, 16. December 1883) vor, welches genau mit dem von Middendorff erwähnten Exemplar übereinzustimmen scheint. Sodann demonstrirt der Vortragende ein Weibchen von Tetrao medius Meyer, und bemerkt, nachdem er auf das seltene Vor- kommen dieses Bastards aufmerksam gemacht hat, dass merk- würdiger Weise diejenigen hahnenfedrigen Birkhennen, welche nur eine geringe Hahnenfedrigkeit zeigen und dabei einen beinahe normalen Schwanz tragen, häufig für Hennen von 7. medius ange- sprochen werden. Er selbst hat in den letzten Jahren von ver- schiedenen Naturalienhandlungen solche hahnenfedrige Birkhennen als Rackelhennen eingeschickt erhalten. Dieser Irrthum mag namentlich dadurch hervorgerufen werden, dass die hahnenfedrigen Birkhennen constant 2 weisse Binden über dem Flügel zu tragen scheinen, welches Moment gewöhnlich als besonderes Kennzeichen der Rackelhenne angegeben wird. Die vorgezeigte Rackelhenne (Olonetz, 11. December : 1883) macht den Gesammteindruck einer kleinen Auerhenne. Die Total- länge beträgt 53 cm. Der zusammengelegte Schwanz ist nur ca. 3 mm tief ausgeschnitten, und über dem Flügel findet sich nur eine sehr schmale weisse Binde. Zum Schluss legt Herr Wiebke 4 Bastarde von Birk- und Schneehuhn vor; hierüber gedenkt derselbe, bei umfangreicherem Material eine ausführliche Arbeit erscheinen zu lassen. — Drei Bericht über die X. Jahresversammlung. 395 dieser Exemplare sind sogenannte Moorbirkhühner, Tetrao lagopoides Nilss., worunter auch das noch so wenig bekannte Weibehen. Das eine Männchen, welches am 12. December 1884 in der Umgegend von Helsingfors geschossen wurde, misst von der Schnabel- bis zur äussersten Schwanzspitze 5l cm. Die starkglänzenden schwarzen Kopf-, Oberhals-, Nacken- und Schulterfedern haben an der Spitze weisse Ränder, nur ganz wenige Federn des Kopfes bräunliche. Die Zügelstreifen sind weiss, Sämmtliche Rücken- federn und der Bürzel sind dunkel-kastanienbraun mit schwarzen Querbändern und Zickzacks; alle diese Federn haben feine weisse Endsäume: Ausserdem ist der Rücken mit einigen schwarzen Federn untermischt. Die blendend weisse Unterseite mit ihren grossen schwarzen Kropf-, Weichen- und Bauchfedern, sowie die Flügel- deckfedern gleichen in Farbe und Zeichnung etwa dem von Nau- mann im VI. Bande als Titelkupfer abgebildeten Vogel. Be- merkenswerth ist, dass viele dieser Federn an der einen Hälfte des Schaftes weiss, an der anderen Hälfte schwarz sind. Die bräunlich schwarzgrauen Schwingfedern, welche weisse Spitzen haben, sind nur an der Mitte der Aussenfahne weiss, im Uebrigen sind dieselben weisslich bespritzt. Der eigenthümlich gespaltene Schwanz ist mit Ausnahme der linken Aussenfeder, welche schwarz- braun, und eine der Mittelfedern, welche an der Spitze bräunlich punktirt ist, schwarz. Sämmtliche Schwanzfedern, auf der Unter- seite sehr glänzend, haben weisse Endsäume, die besonders auf den mittleren Federn sehr breit werden. Die Unterschwanzdeck- federn sind weiss. Die Läufe und etwa ein Dritttheil der ziemlich kurzfransigen Zehen haben eine dem Moorschneehuhn ähnliche Befiederung, welche die hintere Zehe ganz verdeckt. Die breiten Nägel gleichen mehr denen des Birkhahnes. Das andere männliche Exemplar (Petrosavodsk, 23. December 1884) neigt sich dagegen in Schnabel- und Nagelbildung bedeutend mehr zu Lagopus albus Gm. Auch sind die sehr kurz befransten Zehen bis zur Hälfte mit den haarähnlichen Federn bewachsen, welche so lang sind, dass nur die Nägel daraus hervorragen; Hinter- zehe mit Nagel ist bei dieser Befiederung nicht sichtbar. Die Läufe auf der Oberseite bräunlich bespritzt. Die stark glänzenden Federn an Kopf, Hals, Nacken, Schultern und Oberrücken sind tief schwarz, viele Federn der Flügeldecken, des Unterrückens und der Oberschwanzdeckfedern dunkelkastanienbraun gefärbt. Die Weichen und der Bauch dieses Exemplares sind ungefleckt. _Die 26* 396 Deutsche Ornithologische ‚Gesellschaft: braungrauen Schwingfedern an der Spitze und Aussenfahne weiss, an den übrigen Theilen weiss gesprenkelt; die Schäfte gleichfalls braungrau. Von den 18 Federn des kohlschwarzen Schwanzes haben die mittleren sehr breite weisse Endsäume. Die Unter- schwanzdeckfedern, sowie die ganze Unterseite, blendend weiss. Am Kropf einige schwarze Federn. Zügelstreifen weiss. Total- länge 52 cm. Das Weibchen hierzu (Kasan, 2. März 1884) ist auf der Unter- seite weiss und besonders an der Brust schwärzlich gefleckt; auf der Mitte des Bauches sind die weissen Federn sehr schwarz ge- säumt. Kopf, Hals und Nacken sind lebhaft roth-gelbbraun, alle übrigen Theile des Oberkörpers etwas dunkler rothbraun, schwarz gebändert und gefleckt. Die Nacken- und Oberflügeldeckfedern haben breite weisse Endsäume. Die bräunlich grauen Schwing- federn sind an der Aussenfahne weiss gerandet und ebenso ge- sprenkelt. Ueber dem Flügel zwei breite weisse Binden. Das Schwarze des Unterrückens hat schönen blauen Stahlglanz und es sind dort alle Federn weiss gesäumt. Die rothbraun und schwarz gebänderten Schwanzfedern haben auffallend breite weise End- säume, desgleichen die Schwanzdeckfedern. Die Unterschwanz- deckfedern sind weiss, ein kleiner Theil ihrer Schäfte nach der Spitze zu schwarz. Der Kehlfieck weisslich. Die weisslichen Zügel nur schwach angedeutet. Der Schnabel ist gestreckt. Die Läufe sind weiss, deren obere Seite grau bräunlich gesprengelt. Die Zehen sind an der Wurzelhälfte nur schwach befiedert, haben kurze Fransen und wenig gestreckte Nägel. Die Totallänge beträgt 48 cm, Das vierte Exemplar (Gouv. Nowgorod, 17. Januar 1884), das zur Besprechung gelangt, hält Herr Wiebke für den bis jetzt noch nicht aufgefundenen Bastard von Birk- und Schneehuhn, welcher aus der umgekehrten Vermischung wie T. lagopordes entstanden sei, so dass demnach der Vater ein Birkhahn und die Mutter eine Schneehenne sein müsste. Das vorgelegte Stück, dessen Totallänge 46,5 cm beträgt, ist in der Gestalt vorherrschend Birkhenne, während die Färbung zum grössten Theil dem Schneehuhn gehört. Die Federn am Kopf, Hals, Nacken und an der etwas blasser gefärbten Kehle sind licht gelbbraun, an der Spitze schwarz und mit weissen Säumen versehen. Das übrige Gefieder ist blendend weiss und jede einzelne Feder auf der Mitte mit einem schwarzen Flecken aus- gestattet. Diese Fleckenbildung ist auf dem Rücken mehr birnen- Bericht über die X. Jahresversammlung. 397 und nach dem Bürzel hin mehr lanzettförmig. Die weissen Schwing- federn, welche sehr kurz sind, haben zu beiden Seiten des Schaftes einen breiten bräunlich-grauen Saum. Sämmtliche Federn des tief ausgeschnittenen weissen Schwanzes haben auf der Mitte schwarze Längsstriche, die an der Spitze einen grossen Flecken bilden. Diese schwarzen Zeichnungen sind indess auf dem Schwanz und der Brust kaum sichtbar, da dieselben durch die darüberliegenden breiten weissen Aussenränder der Nebenfedern wieder verdeckt werden. Der weisse Bauch ist schwarz und quer gestreift. Die Läufe sind mit weissen haarähnlichen Federn bedeckt, die die Zehen nur wenig überragen. Letztere sind sehr lang befranst und die Nägel haben Form und Farbe des Schneehuhns. — Herr Wiebke hat dieses Exemplar von seinem sonst sehr zuverlässigen russischen Correspondenten erhalten, zweifelt aber, ob die Bestimmung als Weibchen auf Sectionsbefund beruht. Ausserdem legten die Herren Wiebke der Versammlung noch einen weissbäuchigen Auerhahn (Gouv. St. Petersburg, 27. März 1884); Tetrao urogalloides Middendorff, 2 (Nicolajefsk am Amur, 28. December 1881) und einen Falco caudicans Gm., 2 (aus Lichten- fels, Grönland, 13. März 1882) vor. Letzterer zeichnete sich be- sonders durch eine reinweisse Unterseite und durch einen binden- losen Schwanz aus. i An der Discussion über diese interessanten Vorlagen be- theiligen sich die Herren Nehrkorn, Wiepken, Landois, Heine und Rhamm. Hierauf legte Herr Professor Dr. W. Blasius einige ost- sibirische von den Gebrüdern Dörries gesammelten Vogelbälge vor, welche die Herren Gebrüder Wiebke zur Demonstration auf der Versammlung im Auftrage des Vaters der Sammler aus Ham- burg mitgebracht hatten. Schon seit mehreren Jahren haben sich die Gebrüder Därries aus Hamburg durch das Sammeln von Natu- ralien verschiedener Art, besonders aber auch von Vögeln in Ost- Sibirien, für die Wissenschaft sehr verdient gemacht. Dr. Bolau hat die Sammel-Resultate derselben auf der Insel Askold im Journal für Ornithologie (1880 p. 113 ff.), an der Mündung des Ussuri- Flusses in den Amur und im Suiffun-Gebiet ebenda (1881 p. 51 und 1882 p. 328) ausführlich besprochen. Eine von den Gebrüdern Dörries auf der Insel Askold und bei Baranowsky gefundene Specht- Art ist von E. Hargitt als eine neue Art erkannt und zu Ehren der Sammler als Jyngipieus Doerriesi beschrieben worden (Ibis R} N 1898 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: 1881 p. 398). — In den letzten Jahren sind wieder zahlreiche neue Sendungen aus Ost-Sibirien eingetroffen, deren ausführliche Bearbeitung durch Herrn Dr. Bolau im Laufe dieses Jahres zu erwarten steht. Besonders interessant dürften die Sammlungen von Sidimi aus den ersten Monaten des Jahres 1834 sein, von wo z. B. Sierna longipennis (28. und 29. April), Uria Carbo (6. Mai), ‚Cinclus Pallast! (30. Januar und 7. Februar), Oypselus pacvficus (3. Juni, 10 Juni), Suthora bulomachus (12. Januar, 2. Februar) etc. vorliegen. Ferner sind noch besonders interessant: . Zanius bucephalus von der Insel Askold (11. Mai 1883), Bubo Blakistoni, Grus viridirostris etc. — Einen grossen Theil dieser und anderer Arten konnte der Vortragende der Versammlung zur Vorlage bringen. Sodann hielt Herr Professor Dr. Wilh. Blasius zum Schlusse der heutigen Sitzung seinen angekündigten Vortrag: „Neue That- sachen in Betreff des Aussterbens von Alca impennis L. (nach brieflichen Mittheilungen von A. Newton und W. Preyer)‘‘ und legte dar, dass und in welcher Weise es gelungen wäre, die Widersprüche zu lösen, welche bis jetzt noch immer in der Literatur zwischen den Angaben der beiden ausgezeichneten und gleich glaubwürdigen Gelehrten Professor Dr. Alfr. Newton in Cambridge (England) und Professor Dr. Will. Preyer in Jena in Bezug auf die letzten Lebensschicksale des Riesenalks auf Island bestanden hätten. Durch direete Correspondenz, zu deren Zustandekommen seine eigene Arbeit und seine mit beiden Professoren gewechselten Briefe nicht unwesentlich beigetragen hätten, seien die beiden genannten Forscher über alle Streitfragen zu einem Einverständniss gelangt und es habe sich bei gegenseitisem Austausch der Actenstücke, auf welche sich ein Jeder bei seinen Angaben gestützt hatte, herausgestellt, dass die Quellen, aus welchen Will. Preyer seine Mittheilungen geschöpft hatte, unsichere und nicht vollständig glaubwürdige gewesen seien. Beide Gelehrte hättem ihm (dem Vortragenden) von diesem Re- sultate ihrer Correspondenz brieflich Mittheilung gemacht unter Uebersendung der wichtigsten Beweismittel, die er bei dieser Ge- legenheit der Versammlung vorlegen könne, und ihn bevollmächtigt, dieses, wie er glaube für die endgültige Beurtheilung des Aussterbens von Alca impennis auf Island sehr bedeutsame Resultat öffentlich bekannt zu machen. Die Gelegenheit dieses Vortrages benutzte der Redner, um einige Ergänzungen zu seinem auf der Ornithologen- Versammlung zu Oldenburg gehaltenen und später in erweiterter Form im Journal für Ornithologie (1884 p. 58 ff.) publicirten Vor- Bericht über die X. Jahresversammlung. 399 trage: „Zur Geschichte der Ueberreste von Alca impennis“ zu geben. Diese Mittheilungen werden später übersichtlich zusammengestellt im Journal veröffentlicht werden. — Im Anschluss daran legte der Vortragende den Prospect und einige auf Eier und Knochen sich beziehende Tafeln eines im Erscheinen begriffenen grösseren Werkes über Alca impennis von Symington Grieve in Edinburg vor, welches unter dem Titel ‚The Great Auk, or Garefowl (Alca im- pennis Linn.). Its History, Archaeology, and Remains“ einen sehr reichen Inhalt zu geben verspreche. Derselbe sei nach dem Pro- specte der folgende: Einleitung. Die Verbreitung des Riesenalks. Der lebende Vogel in Amerika. Desgl. in Europa. Die Ueberreste des Riesenalks: Einleitung hierzu. Entdeckungen in Nord-Amerika. Die Ueberbleibsel in Dänemark und Island. Die Britischen Ueber- reste: Keiss in Caithness-shire. Oronsay in Argylishire. Specielles über den Muschelhaufen auf Oronsay, in dem Ueberreste gefunden wurden. Englische Ueberreste. Die Lebensweise des Riesenalks u. s. w. Die noch existirenden Bälge, Knochen und Eier. Nach- bildungen von Bälgen u. Eiern. Die Benutzung des Riesenalks durch den Menschen. Die Benennungen desselben und die Ety- mologie der Namen. Die Periode, während welcher der Riesenalk _ lebte. Schluss. Inhaltsverzeichniss. Diesem Hauptinhalt werden noch hinzugefügt drei Anhänge (1. Recapitulation der verschiedenen Forschungen über die Verbreitung des Riesenalks von J. Steenstrup, übersetzt aus dem Dänischen. 2. Auszugsweise Uebersetzung des- jenigen Theiles von Wilh. Blasius’ Abhandlung: „Zur Geschichte der Ueberreste von Alca impennis Linn.“, welcher über die Bälge und Eier handelt. 3. Die älteste Entdeckung von Neufundland durch Madoc, den Sohn Owen Gwyneth, Fürsten von Nord-Wales. im Jahre 1170) und neun Illustrationen (1. Abbildung des gestopften Exemplars des Riesenalks im Central-Park-Museum zu New-York. 2. Desgl. von verschiedenen Knochen, gefunden zu Keiss in Caithness- shire. 3. Ansicht des Muschelhaufens von Caisteal-nan-gillean auf Oronsay. . 4. Lithographisches Bild der dort gefundenen Knochen. 5. Abbildung eines Knochens aus dem Kjökkenmödding zu Havelse (Dänemark), nach Steenstrupp einer Varietät angehörend. 6. Desgl. des einzigen bis jetzt in England gefundenen Riesenalk-Knöchens. 7. Farbige Abbildungen der beiden Eier im Museum of Science and Art in Edinburg. 8. Reproduction der im „Museum Wormianum“ 1655 gegebenen Figur eines Riesenalks. 9. Eine colorirte Karte, mit Angabe der Grenzen der nachgewiesenen Verbreitung des Riesenalks, 400 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: seiner Brutplätze u. s. w. von John Bartholomew.). Das ganze Werk, das in Quarto erscheint, verspricht, eine wesentliche Förderung unserer Kenntnisse des Riesenalks zu bieten. Der Vortragende erwähnte, dass das Erscheinen des Werkes nahe bevorstehen müsste, da er schon vor vielen Monaten die Druckbogen des Anhanges zur Durchsicht und Hinzufügung von Original-Nachträgen in Händen gehabt habe. Gegen 2 Uhr vereinigten sich die Theilnehmer zum gemein- schaftlichen Festessen und machten am Nachmittage eine Excursion zu Wagen nach Steterburg, um unter Führung des Försters Busch die dortige Saatkrähencolonie zu besichtigen. Einige Exemplare wurden erlegt und von Herrn Professor Landois an Ort und Stelle sofort der Mageninhalt untersucht. Ausser einigen Insecten und vielen Steinen fand man auch einige Getreidekörner. Auf der Rückfahrt wurde dem Oeconomen Herrn Ebeling in Leifferde ein kurzer Besuch abgestattet und dessen naturhistorische Sammlung besichtigt. Ein grosser Theil der bei uns vorkommenden Vögel ist in schönen Exemplaren vom Besitzer selbst ausgestopft und auf- gestellt vorhanden. Ganz besonders interessant sind die plastischen Gruppenbilder, welche Herr Ebeling unter der sorgfältigsten Aus- bildung der Staffage und Pflanzenumgebung hergestellt hat. Den Abend brachte die Versammlung in höchst gemüthlicher Weise bei einem Glase Bier oder Wein auf Einladung von Herrn Dr. R. Blasius in dem Garten von Frau Ida Hausmann zu. Der pracht- volle Sommerabend gestattete ein längeres Zusammensein im Freien. Ein kleines Feuerwerk beleuchtete in magischer Weise die schönen Baumgruppen des Gartens. Dritter Tag. Sonnabend, den 30. Mai, Vormittags 9 Uhr: - Sitzung im Herzog- lichen Naturhistorischen Museum. Vorsitzender: Herr Director Wiepken. Schriftführer: Dr. R. Blasius und Professor Dr. W. Blasius. Nachdem zunächst der Vorschlag von Herrn A. Nehrkorn an- genommen ist, das Frühstück nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, bei Bertram, sondern in dem näher gelegenen Restaurant Görtz einzunehmen, wird auf Bericht von Herrn Schumann den Kassen- führern Debrze ertheilt. Herr Dr. R. Blasius verliest darauf die Vorschläge, die die gestern niedergesetzte Commission (Wiepken, Reichenow und R. Blasius) in Bezug auf die Thätigkeit des Ausschusses für Beob- Bericht über die X. Jahresversammlung. 401 achtungsstationen der Vögel Deutschlands zu machen hat. Die- selben lauten: „In Anbetracht der über Erwarten zahlreichen Betheiligung deutscher Vogelkenner an der Thätigkeit des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands und der dadurch vergrösserten Arbeitslast beschliesst die Jahresversammlung - auf Antrag des Ausschusses, demselben das Recht der Cooptation zu ertheilen. Der Ausschuss für Beobachtungsstationen besteht somit zur Zeit aus den Herren Reichenow, Hartwig, Schalow, Rohweder, Tancre, Walter, R. Blasius, v. Berg, Jäckel, Deditius, Ziemer und Matschie. Vom Jahre 1836 an findet eine Neuwahl resp. Wiederwahl des Ausschusses auf je 4 Jahre statt. Die Geschäfte des Ausschusses, die Gesammtredaction des Berichtes, die Be- richterstattung an die Gesellschaft, der Verkehr mit dem perma- nenten internationalen ornithologischen Comite, die Correspondenz Namens des Ausschusses etc. führt der Vorsitzende resp. dessen Stellvertreter. Der Vorsitzende ist zur Zeit Dr. R. Blasius, der stellvertretende Vorsitzende Dr. A. Reichenow. Alle eingehenden ornithologischen Beobachtungen und Berichte sind an den Vor- sitzenden zu richten. Der vom Vorsitzenden redigirte Jahresbericht ist baldmöglichst dem Herausgeber des Journals für Ornithologie zum Drucke zu übersenden. Aenderungen in demselben dürfen womöglich nicht, sonst nur in Uebereinstimmung mit dem Vor- sitzenden des Ausschusses stattfinden. Derselbe erhält die für die Mitarbeiter und zur sonstigen Propaganda für die Beobachtungs- stationen erforderlichen Separatabdrücke gegen Erstattung der Papier- und Druckkosten. Die Jahresversammlung acceptirt das Anerbieten des perma- nenten internationalen ornithologischen Comite’'s, zu den Kosten der Drucklegung des Berichtes, der Herausgabe von Verbreitungs- karten und der kartographischen Darstellung der eventuellen Zug- strassen der Vögel beizutragen. Die Jahresversammlung erklärt sich auf Antrag des Ausschusses mit den seitens des Vorsitzenden des Ausschusses im April 1884 dem permanenten internationalen ornithologischen Comite gemachten Zusagen auf Unterstützung der Bestrebungen desselben einverstanden. Die weitere Bearbeitung der Berichte geschieht im Interesse der Gleichmässig- keit mit anderen Ländern, wie Oesterreich, Däne- mark u. s. w. auf Grundlage der für den deutschen Jahresbericht pro 1884 angenommenen Grundsätze, Nomenclatur, Anordnung etec., 402 | Deutsche Ornithologische Gesellschaft: die den vom permanenten internationalen ornithologischen Comite angerathenen sowie den von der 1884er Jahresversammlung zu Berlin beschlossenen Prineipien Rechnung tragen. Alle Veröffent- lichungen und Maassnahmen des Ausschusses geschehen auf ge- meinsamen Beschluss der Mitglieder des Ausschusses. Bei Meinungs- verschiedenheiten entscheidet die Mehrheit.“ Auf Vorschlag des Herrn Schumann werden diese Vorschläge von der Versammlung einstimmung en bloc angenommen. Es findet dann die Neuwahl der Ausschussmitglieder statt. Aus der Wahl gehen hervor die Herren : Reichenow, Pelzeln, Heinesen.undGraf Rödern. Sämmtliche ausscheidende Herren sind also wiedergewählt. Herr Professor Dr. W. Blasius verliest hierauf unter Vorlage der zugehörigen von Fritz Grabowsky gesammelten Nester den Vortrag vom Oberstabsarzt Dr. Kutter „Beitrag zur Fort- pflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s“, der im Journal (Juli-Heft) zum Abdruck gekommen ist. Dann bringt der- selbe einen Beitrag zur Kenntniss der Vogelfauna von Celebes zur Mittheilung. Nachdem der Vortragende erwähnt hatte, dass er demnächst eine Reihe verschiedener Colleetionen von Vögeln aus Celebes aus- führlicher zu bearbeiten gedenke, die er in der letzten Zeit theils selbst erhalten, theils wenigstens zu untersuchen Gelegenheit ge- habt hätte, ging er zur speciellen Besprechung einer von Dr. Platen im Jahre 1878 in Süd-Celebes zusammengebrachten Collection über, die Herr Naturalien-Händler Wilh. Schlüter in Halle a/Saale ihm zur wissenschaftlichen Bestimmung und Verwerthung anvertraut habe. Bei der Vorlage grösserer Reihen von vielen der gesammelten Arten bemerkte der Redner, dass die genannte Naturalienhandlung an Lieb- haber Doubletten der meisten Arten noch abzugeben hätte. Die Sammlungen aus Süd-Celebes seien deshalb von besonderem Interesse, weil mit sicheren Fundstellen versehene Stücke aus dieser Gegend überhaupt bis jetzt wenig in die Museen gekommen seien. Auch sei Süd-Celebes seit der ornithologischen Durchforschung durch Wallace und in geringerem Umfange durch A. B. Meyer, vor. denen, viele Jahrzehnte früher, nur Reinwardt und Salomon Müller und wenige andere Forschungsreisende dort eine Sammelthätigkeit entfaltet hätten, von Platen zuerst wieder in der Gegend von Märos und Kalibangkere (District Tjamba) gründlicher erforscht. Die faunistischen Resultate der Platen’schen Sammlungen sind daher nicht unwichtig: Amaurornis phoenicura und Nyeticorax caledonicus Bericht über die X. Jahresversammlung, 403 sind seit Reinwardt, bezw. S. Müller zuerst wieder in Süd-Celebes auf- gefunden. Nach Wallace’s Sammelthätigkeit hat Platen zuerst wieder Butastur liventer, Oyrtostomus frenatus, Hypothymis puella, Pratincola caprata und Poliatus humzilis dort gefunden. Auch ist er der erste Samnnler, der für das schon länger aufGrund unbestimmter Nachrichten angenommene dortige Vorkommen von Macropteryx Wallacei und Scythrops novae-hollandiae persönlich die Bürgschaft übernimmt. Platen hat ferner den ersten sicheren Nachweis des Vorkommens auf der südwestlichen Halbinsel von Celebes erbracht für Duceros exaratus, Ptilopus melanospilus, Spilopelia tigrina, Totanus glareola, Ardea purpurea, Herodias nigripes, Bubulcus coromandus, Ardeola speciosa, Ardetta cinnamomea und Ardeiralla flavicollis. Für die letztere Art, die bis jetzt nur in wenigen Exemplaren von Rosenberg und Faber vorlag, bedeutet dies überhaupt den ersten sicheren Fundort auf der ganzen Insel. Durch die Sammlungen wird ferner difinitiv bewiesen, dass „ÜOentrococeyx affinis“ nur das grössere Weibchen von Centroooccy& javanensis ist. Es ergeben sich Geschlechts- unterschiede von Interesse für Scythrops novae-hollandiae, Bastlornis celebensis u. A., ferner die Bestätigung der Artberechtigung von Alophonerpes Wallace und Streptocitta albicollis im Gegensätze zu den verwandten nordcelebensischen Arten derselben Gattungen. Sodann liegen interessante Jugend- und Uebergangskleider vor von Prioniturus platurus, Oranorhinus cassidix, Coracias Temminckı, Her- motimia porphyrolaema, Carpophaga radiata, Turacoena menadensis, Nycticoras caledonicus und Ardetta cinnamomea. Grössere Reihen von Spilornis rufipectus, Milvus affınis und vielen anderen Arten, welche der Vortragende nach einander vor Augen führte, lassen interessante Schlussfolgerungen zu in Bezug auf die verwandten Formen Spiornzs sulaensis, Mivus cheela Jrd. (= govinda Sharpe, nee Sykes) von Indien u. s. w. — Möglicherweise sind endlich die Celebes-Exemplare der Arten Cyriostomus frenatus und Merops philippinus als für Celebes charakteristische Local-Rassen abzutrennen, u. Ss. w. Herr Dr. R. Blasius legt darauf von ihm vorbereitete Ver- breitungskarten folgender Vögel in Deutschland vor: Circaetos gallicus Gm. Schlangenadler, Tetrao urogallus Linn. Auerhuhn, Tetrao tetrix Linn, Birkhuhn, Tetrao medius Meyer. Rackelhuhn, Tetrao bonasia Linn. Haselhuhn, Otis tetrax Linn. Zwergtrappe, SW, er" 404 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: Ardetta minuta Linn. Zwergrohrdommel, Gallinago major Bp. Sumpfschnepfe, 9. Spatula clypeata Linn. Löffelente, 10. Fuligula nyroca Güldenst. Moorente, 11. Carbo cormoranus M. u. W. Kormoran, 12. Xema ridibundum Linn. Lachmöve, ‚und bemerkt, dass noch folgende demnächst fertig würden: 13. COerchneis cenchris Naum. Röthelfalke, 14. Milvus ater Gm. Schwarzer Gabelweih. 15. Bubo maximus Sibb. Uhu, 16. Coracias garrula Linn. Blaurake, 17. Gecinus canus Gm. Grauspecht, 18. Dryocopus martius Linn. Schwarzspecht, 19. Picus leuconotus Bechst. Weissrückiger Buntspecht. Dieselben sind in der Weise zusammengestellt, dass aus den bis- her an den Ausschuss für Beobachtungsstationen der Vögel Deutsch- lands eingesandten und in den Berichten veröffentlichten Notizen und aus der gesammten ornithologischen Literatur Deutschlands die Brutplätze notirt und mit rothem Punkte und schwarzer Schrift in die Reimer’schen Karten-Netze eingetragen wurden. Durch Einsendung von Notizen waren besonders behülflich die Herren Tancre, Sachse, Dr. Rey und Walter. Bei Anlegung der Karten half mit Rath und That Herr Pattenhausen, Docent an der hiesigen technischen Hochschule. Die Karten werden durch in diesem Jahre eingehende mit Sicherheit zu erwartende Notizen noch weiter ver- vollständigt werden und dann mit begleitendem Texte seitens des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands ver- öffentlicht werden. s Herr Dr. A. Reichenow demonstrirte hierauf an Präparaten von Herrn von Nathusius (Königsborn) die mikroskopischen Unter- schiede der Eischaalen von Struthio camelus L. und Siruthio molyb- dophanes Reich. Bezüglich dieser Mittheilungen ist auf den Auf- satz des Herrn v. Nathusius in dem diesjährigen Bande des Journals für Ornithologie S. 165 zu verweisen. Herr Professor Dr. W. Blasius sprach dann über Osteo- logische Studien (Messungsmethoden an Vogelske- letten (siehe Anlage II) und demonstrirte einige Vögel von Borneo und Central-Asien. Von Borneo liegen dem Vortragenden augenblicklich ausser zahlreichen Bälgen auch etwa 2'/, Hundert zu ca. 100 Arten ge- Bericht über die X. Jahresversammlung. 405 hörige Spiritus-Vögel vor, welche Herr Fritz Grabowsky in Süd-Ost-Borneo gesammelt hat. Eine ausführliche Zusammenstellung dieser letzten auf Borneo gewonnenen Sammelresultate Grabowsky’s, der nunmehr auf mehrere Jahre nach Neu-Guinea geht, wird beabsichtigt. Zur Demonstration gelangten schöne Exemplare von Argusianus Grayi, Carpococcy& radiatus und anderen Arten. — Ausserdem wurden Bälge von Melanocorypha mazxima (3 u. 2) und Podoces Henderson? aus Central-Asien vorgelegt, welche kürzlich das Herzogliche Naturhistorische Museum in Braunschweig nebst zahlreichen anderen Sammlungen von einem Gönner, Herrn Dr. Emil Riebeck, geschenkt erhalten hat. Endlich zeigte Herr Professor Dr. W. Blasius einige Vögel von Süd- und Mittel-Amerika. Aus Guatemala hat das Herzogliche Naturhistorische Museum in Braunschweig im Laufe der letzten Jahre grössere Collectionen von Vogelbälgen durch die Güte des Herrn Vice-Consul Sarg ge- schenkt erhalten, und aus San Salvador gelangte eine grössere Sammlung zur Bestimmung und wissenschaftlichen Verwerthung ebendorthin. Einige interessantere Arten beider Sammlungen, über welche Publicationen vorbereitet werden, gelangten zur Vorlage. Ausserdem wurden eine Reihe derjenigen Bälge vorgelegt, welche der im vorigen Jahre publieirten „Ornis des Thales von Cochabamba in Bolivia“ von Prof. Eug. von Boeck zu Grunde gelegen haben und die dem Braunschweiger Museum einverleibt worden sind (Mittheil. d. Orn. Ver. Wien, 1884, No. 7 u. 11). Ganz besonders besprochen und demonstrirt wurde: das Jugendkleid von Geranoaetus melanoleucus, auf welches von Boeck seine Aguila boliviana be- gründet hatte, und die Bälge der überaus seltenen Arten: Andigena cucullatus und Nothura marmorata, welche letztere Art übrigens in ihrem Verhältniss zu der nahe verwandten gewöhnlichen Art maculosa noch nicht ganz sicher gestellt ist. Hieran schloss Professor Dr. W. Blasius eine Vorlesung brief- licher Mittheilungen über einige Vögel von Cocha- bamba von Professor Eugen von Boeck (siehe Anlage III). Herr Dr. R. Blasius sprach mit specieller Demonstration des braunschweiger Exemplars und der Abbildung des Vogels aus dem Museum in Upsala über die bisher bekannten Bastarde von @laucion clangula und Mergus serrator, Mergus anatarius Eimbeck. (Dieser Vortag wird später im Journal ab- gedruckt werden.) 406 Deutsche Ornithologische Gesellschaft: In der sich anschliessenden Discussion erwähnt Herr Wiepken, dass Oberforstmeister von Negelein die Begattung von Mergus albellus $ und Glaucvon clangula 2 beobachtet habe. Herr Wiebke I. macht darauf aufmerksam, dass ein Bastard von Mergus merganser und A. boschas in ihrer Sammlung auch röthliche Farbe an den Füssen zeige, wie das braunschweiger Exemplar. W. Blasius hat ‚den Rumpf dieses Stückes zur anatomischen Untersuchung zur Zeit hier im Museum und will demnächst über die Untersuchung desselben, speciell des Brustbeines, berichten. Zum Schluss hält der Vorsitzende, Herr Director Wiepken, seinen angekündigten Vortrag über: „Unregelmässig und selten erscheinende Wandervögel im Herzogsthum Oldenburg (siehe Anlage IV). In der Discussion bestätigt Herr R. Blasius die Ansicht, dass manche Vögel gänzlich unregelmässig wandern. So fiel im Anfange der Jahre 1826 ein Schwarm von vielen 100 Felsentauben (Columba livia Linn.) im Thüringer Walde bei Hitzacker ein, nach dem mündlichen Bericht des letzthin verstorbenen Forstmeisters Lincker, der damals auf der dortigen Forstacademie studirte. Herr Wiebke erwähnte das plötzliche Erscheinen von Columda livia Linn. bei Hamburg im Jahre 1875. Wegen der vorgeschrittenen Zeit konnten die übrigen ange- kündigten Vorträge nicht mehr gehalten werden. Nachdem Herr Professor Dr. W. Blasius noch eine Einladung der Versammlung nach Halberstadt Seitens des Herrn Oberamtmann F. Heine verlesen hatte, wurde die Sitzung gegen 1 Uhr geschlossen. Nach einem sehr gemüthlichen Mittagsessen in dem Restaurant Görtz (Bier-Convent) wurde die geplante Excursion nach Riddags- hausen unternommen. Der erste Ausflug galt den Teichen. Im Fischerhause wurde ein Glas Bier und Butterbrod gereicht, dann von einem Theile der Gäste eine Kahnfahrt unternommen, um Rohrsänger und Wasserhühner etwas in der Nähe zu betrachten. Leider war der Himmel nicht günstig, ein kleiner Landregen be- gann und wurde immer gründlicher, so dass sich alsbald die ganze Gesellschaft wieder nach dem Parke von Riddagshausen zurückzog. Eine Reihe besetzter Nester von Nachtigallen, Mönch, Fitis etc. konnten den Gästen in den schattigen Gebüschen gezeist werden. Im Hause demonstrirte Herr Oberamtmann Nehrkorn den Anwesenden mehrere Kästen seiner Eiersammlung und machte namentlich au die auch nach den Eiern gut begrenzten Genera aufmerksam. Es Bericht über die X. Jahresversammlung. 407 sei leicht, bei einigermassen sicherem Blick, die meisten unbekannten Eier generisch bestimmen zu können. Wenn dann auch noch das . Nest vorhanden wäre und der Fundort sicher sei, so könne man auch die Species bezeichnen. Doch sei hier immer nur mit grösster Reserve zu verfahren. N. machte auch Mittheilungen über seine Sammler in den verschiedensten Gegenden der Erde; wie leicht es diesen würde, Bälge zu acquiriren, so schwierig sei es da- gegen, Eier zu erlangen, da die Eingeborenen zum Klettern und Suchen zu träge seien und die Vögel fast das ganze Jahr hindurch brüteten. Die schon ziemlich umfangreiche Bälgesammlung, auf einem besonderen Zimmer untergebracht, gab zu manchen interes- santen Fragen und Auseinandersetzungen Veranlassung. Von der letzten Platen’schen Sendung aus Waig&u waren noch Suiten vor- handen, so namentlich von Paradisea rubra, bei der man die all- mälige Entwickelung der Schwanzfedern beobachten konnte. Nach einem festlichen Abendessen, bei dem mancher Toast er- klang und namentlich der abwesenden Damen und der fernen Ge- nossen bis in den Kaukasus hinein gedacht, auch dem Präsidium und dem Localgeschäftsführer für die aufopfernde Thätigkeit während der Versammlung der Dank der Versammelten ausgesprochen wurde, vereinigte der Vorsitzende die Theilnehmer an der Versammlung noch zu einer kurzen Sitzung, in der, weil das ungünstige Wetter die für den folgenden Tag geplante Harz-Fahrt unausführbar er- scheinen liess, der officielle Schluss der Jahresversammlung ver- kündigt wurde mit der Hoffnung auf frohes Wiedersehen im näch- sten Frühjahr in Berlin. Dir. ©. F. Wiepken. Dr.R. Blasius. Dr. Wilh. Blasius. Dr. Reichenow, stellvert. Secretär. Anlage 1. Die Züchtung des Uhus im Westfälischen Zoologischen Garten in Münster i/W. Von Professor Dr. N. Landois in Münster i/W. Im Gegensatze zu den übrigen Zoologischen Gärten hat sich der Westfälische die Aufgabe gestellt, nur einheimische, europäische Thiere wissenschaftlicher Beobachtung halber zur Schau zu stellen. Manches interessante Resultat wurde in demselben bereits erzielt. Als Beleg dürfte nachstehende Schilderung des Brutgeschäftes in Gefangenschaft gehaltener Uhus dienen. 408 Dr. H. Landois: In unserem verhältnissmässig kleinen Uhubehälter des zoolo- gischen Gartens befinden sich als Nestpaar 2 männliche und 1 weiblicher Uhu. Auch in diesem Jahre legte das Weibchen am 27. März das erste Ei, einige Tage später das zweite, beide in einer Vertiefung auf dem Boden. Wir schützten die Niststelle durch einen angestellten Bretterverschlag und war der Uhu seit längerer Zeit am Brüten. Am 3. Mai beobachteten wir in dem Käfige Eierschaalenreste und schlossen daraus, dass die Jungen ausgeschlüpft sein müssten. Bei dem Brutgeschäft waren also 34 Tage verflossen. Das Weibehen liess sich durch nichts bewegen, die Nestmulde zu verlassen. Erst am 8. Mai beobachteten wir, dass das Weibchen kurze Zeit die Jungen verliess, jedoch bald zu diesen zurück- kehrte. Das eine in dem Käfig vorhandene Männchen bekümmerte sich -um nichts. Ein ganz anderes Wesen zeigte das zweite. Nicht allein, dass es sich stets in grösserer Nähe des Nestes aufhielt, schleppte. es auch alle Leckerbissen dem Weibchen zu. Wurden Mäuse, Vögel, Kaninchen u. s. w, in den Käfig geworfen, so trug das Männchen diese auch bald dem Weibchen zu. Selbst stillte es seinen Hunger mit Pferdefleisch. Das Weibchen giebt merk- würdige Laute von sich, die an das Glucksen einer Henne erinnern: „tucke, tucke, tucke, tucke“, — 3 bis 5 mal; dann wohl ein dumpfes „huhu“. Diese Laute werden vom Männchen in nicht viel ab- weichendem Tone beantwortet. Die Fütterung der Jungen konnten wir von Anfang an ziemlich genau beobachten. Das Weibchen lüftete die Brustfedern und die Jungen steckten ihre Köpfe hervor. Kleine Fleischstückehen, welche von dem Kaninchen etwa unter den Fängen abgerissen wurden, steckte das Weibchen den Jungen in den geöffneten Schnabel. Die Jungen geben während der Fütterung leise piepende Laute von sich etwa wie „wipe, wipe, wipe“. Am 24. Mai verliess der eine kleine Uhu, nach oberflächlicher Schätzung schon etwa 25 cm hoch, zum ersten Male sein Versteck. Das ursprünglich schneeweisse Dunenkleid hatte bereits einen Stich ins Graue und Bräunliche angenommen. Es war ein höchst Kko- mischer Anblick, wie das unbehülfliche Thier heranwatschelte. Die Zehen eingekrümmt, stolperte der junge Uhu fast bei jedem Schritt. Dann reckte er Hals und Flügel und sah mit seinen ledergelben Augen uns neugierig an. Da gewahrte er einen Sperling vor sich Züchtigung des Uhus im Zoologischen Garten in Münster. 409 liegen, und sofort hatte er denselben erfasst, um ihn zu ver- schlingen. Der Bissen war aber zu gross; er würgte und würgte, jedoch vergeblich. Dann schleppte er denselben in die Nestmulde zurück. Nach wenigen Minuten kam er wiederum hervor. Er sah "nun einen Brocken Weissbrot, den die Kinder in wohlmeinender Absicht, aber unverständiger Weise in den Käfig geworfen. Auch dieser wurde mit dem Schnabel erfasst und zu verschlingen ver- sucht. Doch dieser Bissen war zu gross; auch mochte der Uhu merken, dass er für ihn nicht zur Nahrung tauge; er liess ihn fallen und begab sich zur Mutter zurück. Von nun an wurden Wanderungs- versuche häufiger angestellt. Anlage II. Osteologische Studien (Messungs-Methoden an Vogel- Skeletten). | Von Professor Dr. Wilh. Blasius in Braunschweig. Ein Jeder, der sich eingehender mit der vergleichenden Östeologie der Vögel beschäftigt hat und dem eine grössere Reihe von Vogel-Skeletten durch die Hände gegangen ist, wird schon das Bedürfniss empfunden haben, Messungs-Schemata zu besitzen, nach denen man wenigstens bei der Mehrzahl der verschiedenen Skelettformen Maasse gewinnen kann, die, weil nach den gleichen Principien genommen, eine directe Vergleichung unter einander zulassen. Die kleine Reihe von Maassen, welche bei einer jeden Art, bezw. bei einem jeden abgebildeten Skelette, u. A. Eyton in seiner Osteologia Avium und neuerdings A. B. Meyer in seinen Abbildungen von Vogel-Skeletten gegeben haben, genügt zwar sehr wohl dazu, einen ungefähren Begriff von der Grösse des betreffenden Skeletts zu geben, lässt jedoch, wenn man bei einigen Fragen mehr in’s Einzelne gehen will, oft im Stiche. Die Prineipien, welche bei dem Messen der äussern Theile des Vogelkörpers angewendet werden, sind schon viel mehr ausgebildet, obgleich auch hier wohl noch Manches zu modifieiren und zu verbessern übrig bleibt, gerade wie auch bei den Messungen von Säugethier-Körpern und -Skeletten, obgleich deren Methode gerade in den letzten Jahrzehnten sehr ver- vollkommet ist. — Mir selbst war der Mangel solcher Schemata zum Messen von Vogel-Skeletten sehr fühlbar, wenn ich von Auswärts Cab, Journ. £. Oxnith, XXXII. Jahrg. No. 172. October 1885. 27 410 Prof Dr WEROBlasıwe: grössere Sendungen von solchen auf eine kurze Zeit anvertraut erhielt oder wenn ich auf Reisen in Museen und andern Samm- lungen den dort befindlichen Vogel-Skeletten eine nur vorüber- gehende Aufmerksamkeit schenken konnte. Dann hatte ich oft und meist das Bestreben, nicht nur die wichtigsten Form-Ver- schiedenheiten durch Beschreibungen und Skizzen dem Gedächtnisse zu bewahren, sondern auch diejenigen Messungen auszuführen, von denen ich annehmen durfte, dass sie mir bei spätern Vergleichungen mit den Stücken anderer Sammlungen von Nutzen sein könnten. Bei der Auswahl der Maasse, bezw. der zu messenden Theile, gab es da anfangs ein mehr oder weniger planloses Umhergreifen, und wenn ich später an die Vergleichung ging, so sah ich, dass viele überflüssige Messungen ausgeführt und viele durchaus nothwendige ausgelassen waren. Dies wäre vermieden worden, wenn mir ein passendes Schema vorgelegen hätte. — Ich bin allerdings durchaus ı der Ansicht, dass sich ein einzelnes Schema niemals wird auffinden lassen, nach welehem die Messungen der verschiedenen Ordnungen einer und derselben Thierklasse, ja selbst der verschiedenen Fa- milien einer und derselben Ordnung, ohne jede Ausnahme in ge- nügender Weise ausgeführt werden können. Um zunächst ein handgreifliches Beispiel aus der Mammalogie zu wählen, wird es z. B. niemals möglich sein, den Körper der Fledermäuse nach demselben Schema zu messen, wie den der Mäuse, der Inseeten- fresser, der Atien oder gar der Walfische, die fast alle wiederum untereinander grosse Abweichungen zeigen. Die Maasse, die man am Skelett der Nagethiere zweckmässig nehmen muss, sind z. B. wieder durchaus nicht übereinstimmend mit den wichtigeren Maassen an dem Skelett der Insectenfresser. Die Schädelmaasse speciell der Nagethiere lassen sich nicht nach denselben Prineipien nehmen, als die der Raubthiere; ja sogar Maasstabellen für den Marderschädel lassen sich für die nahe verwandte Raubthierfamilie der Katzen nur nach einigen, bei Ausführung der Messungen allerdings sich von selbst ergebenden Correcturen, Auslassungen und Zusätzen an- wenden. — Wenn schon so bei den Säugethieren sich ergiebt, dass man nicht Alles auf ein und dasselbe Schema zurückführen kann, noch vielmehr dürfte dies bei den Vögeln der Fall sein, wo doch eine sehr grosse Variation in dem Aufbau des Skelettes beobachtet werden kann und wo das rapide Wachsthum der Knochen in der Jugend durch kleine Veranlassungen bisweilen zu merkwürdigen individuellen Schwankungen führt. — Dem nachdenkenden Be- Osteologische Studien (Messungs-Methoden an Vogel-Skeletten). 411 obachter werden stets die Mängel eines Messungs-Schemas, bei der einen Gruppe in dieser, bei der andern Gruppe in jener Richtung, vor Augen treten, und er darf sich der Pflicht nicht entziehen, dasselbe, wo es nöthig ist, zu ergänzen und zu modifieiren, um nicht diejenigen Maasse zu vernachlässigen, welche für die be- treffende Gruppe vielleicht von ganz besonderem systematischen und morphologischen Werthe sind. Dies musste ich vorausschicken, um nicht in den Verdacht zu kommen, als wollte ich mit den folgenden Auseinandersetzungen ein fehlerhaft übertriebenes Schematisiren befürworten. — Doch ein gewisses, sorgfältig ausgewähltes Schema als Grundlage für die wichtigsten Messungen zu besitzen, halte ich für sehr vortheilhaft. Ich habe mir nun allmählich im Laufe meiner Messungs-Praxis eine Reihe von Skelett-Maassen ausgewählt, welche sich bei den allermeisten Vogel-Arten anwenden lassen und (was für die praktische Verwerthung bei der Durchmusterung von Roh-Skeletten, die von Reisenden gesammelt sind, oder von mit Erhaltung der Bänder präparirten Skeletten, wie man solche augenblicklich noch in den meisten Museen findet, einige Bedeutung haben dürfte) mehr oder weniger leicht auch an Skeletten von der verschiedensten Präpa- rationsweise genommen werden können. Ich meine durchaus nicht, dass ich mit dieser bisherigen Auswahl schon etwas absolut oder auch nur relativ Richtiges getroffen habe; im Gegentheil, ich glaube, dass dieselbe noch sehr ns me älhe und ergänzungsbedürftig ist. Dass ich aber schon jetzt, trotz der noch vorhandenen und mir sehr wohl bekannten Mängel, diese Frage öffentlich zu be- sprechen mir erlaube, geschieht deswegen, weil ich aus der öfient- lichen Anregung eine günstige Einwirkung auf die weitere Aus- bildung eines solchen Messungs-Schemas für Vogel-Skelette erhoffte. Es haben vielleicht schon Viele auf diesem Gebiete eigene Er- fahrungen gesammelt, die sie, wie ich hoffe und bitte, die Güte haben werden, öffentlich oder privatim mir zur Verfügung zu stellen. Am Schädel (Cranium) nehme ich mindestens die folgenden vier Maasse: Zuerst die grösste Breite des Gehirnschädels; es liegt dieselbe in der Regel noch in dem Bereiche des Stirnbeins (Os frontale) und zwar vielfach dicht hinter der stärksten Einschnürung des mittleren Stirnbeintheiles. — Die geringste Breite des Schädels an der Einschnürung der Stirnbeine, mein zweites Maass, ist, gerade so wie das erste, in den meisten Fällen sehr leicht zu be- stimmen. — Es wäre sodann zwar in vielen Fällen leicht, die 97° 412 Prof. Dr. Wilh, Blasius: Gesammtlänge des Schädels von der hintersten Wölbung des Gehirn- schädels über dem Foramen magnum bis zur vordersten Spitze des Os intermaxillare zu bestimmen; allein häufig ist es unmöglich, dies Maass richtig festzustellen, weil entweder die Schnabelspitze verletzt ist, oder noch die Horndecke des Oberschnabels fest aufliegend vorhanden ist, so dass das Gesammtmaass entweder zu kurz oder zu lang ausfallen würde. In solchen Fällen kann man dann wenigstens ein für die Beurtheilung der Länge des hinteren Schädeltheiles nicht unwichtiges Längenmaass dadurch erhalten, dass man von der am Weitesten nach hinten liegenden Wölbung des Gehirnschädels misst bis zu dem Winkel, welcher zwischen den beiden nach vorn gerichteten und divergirenden Fortsätzen des Nasenbeins (Os nasale) der einen oder der andern Seite sich bildet. Da der erstere Punkt in der Mittellinie zu liegen pflegt und der zweite Punkt stets seit- lich, so handelt es sich hier um ein etwas schräg und diagonal ver- laufendes Längenmaass. — Wo die Schnabelspitze der Horndecke entkleidet ist und die Spitze des Os intermaxillare unverletzt vor- liegt, kann man viertens von dem Winkel des Nasenbeins bis zu diesem Punkte messen. — Die Summe dieser beiden Maasse ist dann natürlich etwas grösser, als die Gesammtlänge des Schädels. — An der Schädelbasis und dem Unterkiefer ist es mir bis jetzt leider nicht gelungen, praktische Maasse auszufinden, d. h. Maasse, die wissenschaftliche Verwendbarkeit mit leichter Ausführbarkeit der Messung verbinden. | Für ein zweites wichtiges Maass-Object halte ich das Brust- bein (Sternum). An demselben sind zunächst mindestens zwei Längenmaase zu nehmen, beide von dem hintern (untern) Rande, und zwar, wie ich glaube, am Besten von der Mitte desselben aus. Es ist dieser Ausgangspunkt für die Längenmaasse meist gut zu treffen. Oft, z. B. bei den Raubvögeln, Klettervögeln, vielen Sumpf- vögeln u. Ss. w., ist dieser Punkt ein weit vorragender. In andern Fällen, wie z. B. bei den Singvögeln, ist der Hinterrand in einem sehr flachen Bogen convex gebildet; in diesem letzteren Falle wird es nicht immer leicht sein, gerade an die Mitte des Randes den Zirkel anzusetzen; allein der Verlauf der in der Mittellinie liegenden Crista wird meist richtig leiten, und wenn man wirklich nicht ganz genau die Mitte getroffen hat, so ist wegen des sehr flachen Bogens, den der Rand beschreibt, der Fehler kein grosser. In noch andern Fällen ist der Hinterrand des Brustbeins flach ausgeschweift (wie bei Upupa epops) oder stark concav ausgebuchtet (wie bei Osteologische Studien (Messungs-Methoden an Vogel-Skeletten). 415 Podiceps); man wird hier am Besten den Zirkel an der tiefsten Stelle der Mittelbucht einsetzen, wenn man natürlich auf diese Weise auch nicht ein Maass für die Gesammtlänge des Brust- beins erhält, das seitlich grösser sein würde, als in der Mittellinie. — Von dem eben beschriebenen Punkte aus messe ich erstens die „Länge der Crista Sterni“, d. h. die Entfernung bis zu dem nach vorn (bezw. oben) am Weitesten vorragenden Punkte der Crista. Leicht sieht man, dass dieses Maas nur in seltenen Fällen der wirk- lichen Länge der Crista entspricht; denn dieselbe geht nicht immer bis zum Hinterrande des Brustbeins und auch nach der Form des oberen (vorderen) schnabelföürmigen Endes der Crista können hier Unsicherheiten eintreten, zumal wenn dieses mit der Furcula in Ver- wachsung tritt. Allein mir ist es nicht gelungen, ein anderes Maass auszufinden, das sich wenigstens so wie dieses bei den meisten Vogel-Brustbeinen leicht nehmen lässt. Das andere Längenmaass geht von dem erstbeschriebenen Punkte bis zur Mitte der Spina sternalis, die bekanntlich in vielen Fällen (z. B. bei den Singvögeln) gabelförmig getheilt erscheint, in anderen dagegen spitz oder rund- lich abgestumpft endigt. Dies Maass zu nehmen macht selten Schwierigkeiten und es ist der eigentliche Ausdruck für die Länge des Brustbeins, wenn dasselbe auch bei einer concaven Ausbildung des Hinterrandes und einer Gabelung der Spina sternalis seitlich noch länger erscheinen würde. — Die Breite des Brustbeins suche ich an drei verschiedenen Stellen zu bestimmen, nämlich zunächst die grösste Breite vorn, d.h. an den Rippen oder vordern Seiten- Fortsätzen (Processus laterales anteriores, sive costales). Bei den meisten Vögeln treten diese ziemlich weit seitlich heraus und sie sind auch fest und gar nicht oder doch wenig biegsam gebildet, so dass man die weiteste Entfernung der äussern Ränder dieser Fort- sätze leicht mit dem Zirkel messen kann. Nur bei den Singvögeln, einigen Klettervögeln u. s. w. sind diese Fortsätze sehr lang und dünn und können sich leicht verbiegen, so dass die Messung un- sicher und nicht ganz richtig ausfallen kann. Ein zweites Breiten- maass nehme ich an der schmalsten Stelle der Mitte. Eine solche ist in den allermeisten Fällen deutlich zu finden, d.h. eine Stelle, von wo aus sowohl nach vorn, als auch nach hinten die Breite zunimmt. Einige Schwierigkeiten hat man wohl bei einigen Raub- und Sumpfvögeln zu überwinden, unter den ersteren z. B. bei Pandson, wo die Brustbeinränder nach hinten gleichmässig eonvergiren, bei Gypogeramus ete., unter den letzteren z. B. bei G@rus, Psophia etc., S 414 Prof. Dr. Wilh..Blasius: wo die Brustbeinränder auf weite Strecken ziemlich parallel ver- laufen. — Als drittes Breitenmaass nehme ich die grösste Breite in der hintern (bezw. untern) Hälfte des Brustbeins. Dieses Maass ist natürlich bei einer gleichmässigen CGonvergenz der Brustbein- Ränder nach hinten unmöglich zu nehmen. In der Regel fällt dasselbe mit dem grössten Abstande der hintern seitlichen Fort- sätze (Processus laterales posteriores) zusammen, und da diese häufig dünn und beweglich sind, und sich auch gern im trockenen Skelette unnatürlich nach hinten krümmen, so kann dies Maass nur eine beschränkte Bedeutung haben; es ist mir aber nicht gelungen, ein anderes zu finden, welches über die Breite des Hintertheiles des Brustbeins bessere Auskunft geben kann. An der Furcula, wenn diese vorhanden ist, messe ich die Länge des einen Flügels, von der Mitte unten bis zu dem Ende der einen oder andern Hälfte oben. Der Messung der Länge der Scapula setzen sich meist praktische Schwierigkeiten entgegen; deshalb habe ich diese meist ausgelassen. — Am Os coracoideum, und den je drei grossen Röhrenknochen, der Vorderextremität: Humerus, Ulna und Radius, und der Hinterextremität: Femur, Tibia und Tarsus (eigentlich (Tarsometatarsus) ist einfach die grösste Länge zu bestimmen. Eine Messung der Handwurzel- und Mittelhand- knochen und Phalangen der Flügel habe ich in der Regel unterlassen, weil diese meist mit Bandmassen derartig bedeckt bleiben, dass die Schwieriskeit der Messung nicht im Verhältniss zu dem nicht sehr grossen Nutzen zn stehen scheint. Wo diese Knochen aber frei liegen, sollte man nicht unterlassen, auch wenigstens die Länge des so auffallend gebildeten verwachsenen Metacarpus und des ersten, längsten Gliedes des am Weitesten vorragenden zweiten Fingers zu bestimmen. — Die Maasse an den Zehen der Hinter- extremität zu nehmen, habe ich bei den von mir untersuchten Skeletten vielfach deshalb unterlassen, weil diese Maasse fast mit derselben Genauigkeit an Bälgen, gestopften und Spiritusexemplaren gewonnen werden können, die man meist viel reichlicher als Skelette zur Verfügung hat. Eine ganz besondere Schwierigkeit bereitet noch die Ausmessung des Beckens (Pelvis). Ich suche an demselben, wie beim Brust- bein, zwei Längenmaasse und drei Breitenmaasse zu nehmen.. Das erste der Längenmaasse kann man, nach Analogie mit dem Säuge- thier-, bezw. menschlichen Ban, als den grössten Durchmesser des Eingangs in das kleine Becken bezeichnen; der obere Aus- Osteologische Studien.(Messungs-Methoden an Vogel-Skeletten). 415 gangspunkt, der weiteste Vorsprung derjenigen Linie, welche seitlich von der Lenden- und Kreuzwirbelsäule das grosse und kleine Becken trennt, ungefähr der Grenze zwischen Pars glutaea und Pars renalis des Darmbeins entsprechend‘, ist meist. ohne grosse Mühe zu treffen. Als Endpunkt dieses diagonal zu nehmenden Längenmaasses wähle ich den Endpunkt des Schambeins (Os pubis) derselben Seite; nur der Umstand, dass das Schambein in sehr vielen Fällen sehr dünn, beweglich und zerbrechlich und daher an vielen Skeletten factisch nicht vollständig erhalten ist, macht diese Messung schwieriger und oft unausführbar. Bei dem andern Längen- maasse bestimme ich vom Rücken her die ganze Länge des meist ‚festeren und festverwachsenen hintern Theiles des Beckens vom vordersten, obersten Ende des Darmbeins (Os ilium) bis zum untersten, hintersten Ende des Sitzbeins (Os ischii). Dies Maass kann man vechts oder links, seitlich neben der Wirbelsäule, nehmen. Die drei Breitenmaasse ia Beckens werden 1) vorn, 2) etwa in der Mitte - und 3) hinten genommen, und zwar vom Rücken her und über die Mittellinie symmetrisch übergreifend. Das vordere Maass giebt die grösste Breite der Pars glutaea beider durch die Wirbelsäule natürlich verbundenen Darmbeine an; fast überall ist hier die breiteste Stelle “ leicht aufzufinden. Das mittlere Maass zeigt die kleinste Entfernung der einander zugewandten oberen, hinteren Ränder der Pfannen- _ gelenke beider Seiten an, und als letztes Maass wird die grösste Breite des unteren, hinteren Beckentheiles gewählt, wobei aller- dings nicht das meist leicht bewegliche Schambein, sondern nur das Darm- und Sitzbein mit ihrer festen Verwachsung in Betracht kommen dürfen. Meistens zeigt sich hier eine convexe Vorbiegung der seitlichen Ränder, die den Einsatz der Zirkelspitzen leicht an der riehtigen Stelle ermöglicht; in anderen Fällen, hauptsächlich bei Schwimmvögeln, Puffinus, Colymbus, Podiceps ete., erweitert sich aber die Breite des Beckens nach hinten zu beständig und die grösste Breite liegt in den untersten, hintersten Spitzen des Beckens; in diesen Fällen wird die Breite natürlich hier bestimmt. Zum Schluss wiederhole ich, dass obige Darlegungen nur eine provisorische Bedeutung haben und möglichst nur zur Anregung von Erörterungen über die besten Messungs-Methoden an Vogel- Skeletten dienen sollen, welehe dann hoffentlich zu einer weiteren Ausbildung dieser Methoden führen werden. 416 Prof. Dr. Wilh. Blasius: Anlage IH. Ueber einige Vögel von Cochabamba ir (Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn Prof. Eu; Von Professor Dr. Wilh. Blasius in Braunse - Aufder Versammlung der Allgemeinen Deutscht x } Gesellschaft in Oldenburg (1883) konnte ich nach briefliäten Mit- theilungen des Herrn Professor Eug. von Boeck in Ccchabamba über eine auf bolivianischem Gebiete aufgefundene Psophia-Art be- richten, welche der genannte Gelehrte für eine neue, noch un- beschriebene Art gehalten und mit dem Namen cantatrix versehen - hatte. Nach der anfangs allein vorliegenden Beschreibung zeigten sich am Meisten Aehnlichkeiten und Verwandtschaften mit der bis in die Gegend von Bolivia sich ausbreitenden Art leucoptera; nach der geographischen Verbreitung der bis jetzt bekannten Psophia- Arten zu schliessen, konnte sehr wohl anzunehmen sein, dass die bolivianische Form specifisch abzutrennen sei, wie ich dies in meiner die sämmtlichen bis jetzt beschriebenen Arten dieser Gattung synoptisch behandelnden kleinen Arbeit glaube genügend dar-, gelegt zu haben (Journ. f. Ornith. 1834 p. 203). Eine definitive Entscheidung dieser Frage musste aber noch vorbehalten bleiben. — Später erhielt ich von Prof. von Boeck einen Psophra-Balg aus Cochabamba übersandt, der unter No. 8978 dem Braunschweiger Museum einverleibt worden ist und den ich schon an einer andern Stelle kurz erwähnt habe, ohne damals zu wissen, dass dies das- jenige Exemplar war, auf welches, als es sich noch im lebenden Zustande befand, sich die Original-Beschreibung von Psophia can- tatria bezieht (cf. Eugen von Boeck: Ornis des Thales von Cocha- bamba in Bolivia und der nächsten Umgebung. Mit Anmerkungen von Wilh. Blasius. Separat-Abdruck aus No. 7 und 11 der „Mit- theilungen des Ornithologischen Vereins in Wien, 1834“; pag. 23. Der Balg war sehr defeet und schien mir noch jugendlich zu sein, so dass ich über die Artberechtigung mir noch kein definitives Urtheil hatte bilden können. Inzwischen habe ich von Herrn Prof. von Boeck in mehreren Briefen neue Mittheilungen über diese fragliche Psophia-Art erhalten, deren Veröffentlichung von Interesse‘ sein dürfte: „Der gesandte Psophia-Balg gehört demselben Thiere an, dessen Beschreibung ich Ihnen geschickt hatte, Es findet sich Ueber einige Vögel von Cochabamba in Bolivia. 417 % -5-# "wm Provinzen Beni in den Gebieten der Flüsse Mamore, von der Lende„ Nehenflüsse des Amazonas. Das Departement Becken trennt, 0 und 14° s. Br. und 65 und 67° w. L. von Pars renalis de „, theilweise mit Wäldern, Sümpfen und grossen Mühe zu treffen gecktes Land. Der Vogel findet sich sehr häufig Längenmaässes ., Fjüsse und Bäche“ (d. d. 17/10 1884). derselben Seitt ne Exemplar, das ich lange Zeit lebend beobachtet habe, wurde amı Rio Secure, einem Nebenflusse des Mamorg, ge- fangen. Lieser Fluss hat seinen Ursprung im Departement von Cochabamba, 16° 14‘s. Br. und 68° 50’ w, L. von Paris und mündetin den Mamore am westlichen Ufer unter 14°16°s. Br. also viel südlicher als die Cachoeira von Guazara guacu, welche unter 10°30’ s. Br. liegt. Zugleich habeich den Irrthum zu berichtigen, als ob die Artsich am Rio Beni befände. Die Berichterstatter über den Fundort des Vogels sprachen, wie ich später erfuhr, nur von den Flüssen im Departement des Beni, das sich über vier Breitegrade erstreckt und zu welchem ausser dem Secure auch die Flüsse Chimore, Chapare, Yacuma ete. gehören. — Festgestellt ist also jedenfalls, dass der Vogel in Bolivia und zwar auch im Departement von Cochabamba vor- kommt“ (d. d. 13/12 1884). „Von der fraglichen Psophia-Art habe ich abermals ein leben- des Exemplar untersucht, und die Beschreibung und Maasse stimmen genau mit meinen früheren Angaben überein. Von den in Ihrem Aufsatze ausführlicher beschriebenen Arten kommt aller- dings Psophia leucoptera dieser am Nächsten, aber die Maasse stimmen nicht. Mein im Ganzen kleineres Individuum misst nur: Totallänge 20“, Tarsen 4” 8", Schnakel 13/,“. Der jetzt hier lebende Vogel ist gleichfalls an einem Nebenflusse des Mamore im Departement von La Paz, angrenzend an dasjenige von Cocha- bamba, gefangen“ (d. d. 6/1 1885). Ausser über die fragliche Psophia cantatriw enthalten einige neuere Briefe noch interessante Mitteilungen über einzelne andere bolivianische Vögel: „Auch die Sonnenralle (Eurypyga helias) kommt in Bolivia vor, und zwar im Gebiete des Mamore, vor seiner Einmündung in den Madera. Ich habe ein leider sehr verkümmertes, vernach- lässigtes und verhungertes Exemplar davon in meinem Besitze, das eine Zeit lang hier in einem Hause gehalten wurde. Da die Fliegen, die seine Hauptnahrung bilden, zu gewisser Zeit hier sehr selten sind, konnte das arme Thier nicht lange leben. Das 418 Prof. Dr. Wilh. Blasius: Vorkommen des Vogels in Bolivia modifieirt also einigermaassen die Angabe Brehm’s (Thierleben Bd. III. p. 412). Ebenso erhielt ich vor einigen Monaten einen hier höchst seltenen Nyetibius, den ersten, welchen ich in 15 Jahren hier zu Gesicht bekam; es scheint N. jamaicensis zu sein, jedoch werde ich Ihnen denselben mit nächster Sendung zukommen lassen“ (d..d. 6/1 1885). Von hervorragendem Interesse erscheinen mir die folgenden Mittheilungen über einen jungen Condor: Sarcorkamphus gryphus (L.), welche ich einem an mich gerichteten Briefe des Professors von Boeck vom 20. März 1885 entnehme: „Vor einigen Wochen erhielt ich einen jungen Condor, noch ganz im Flaumkleide, wobei nur an den Spitzen der Flügel die Federbildung beginnt. Der Vogel kann höchstens 1 bis 2 Monate alt sein. Fast alle Condors, die ganz jung hierher gebracht wurden, kamen Ende Februar oder Anfangs März an. Im November 1876 auf einer Reise über die Cordilleren traf ich in einem von steilen Felsen eingeschlossenen Flussthale, hoch oben in einer Felsenhöhle ein Condorweibchen, das (wahrscheinlich durch das Brutgeschäft in Anspruch genommen) selbst durch mehrere Revolver- schüsse, deren Kugeln dicht neben dem Vogel einschlugen, sich nicht zum Auffliegen bewegen liess. Durch diese Thatsachen scheint mir die Brütezeit des Condors erwiesen so wie sie D’Orbigny von November bis Februar bestimmt hat (ef. Taezanowski, Ornithologie du Perou I. pag. 79), im Gegensatz zu Tschudi’s An- gabe (Fauna Peruana p. 67), der dieselbe auf April bis Juni verlegt. Daserste Flaumkleid ist ganz weiss; später ist es dunkel- braun und dicht wollig. Der Vogel, welchen ich gegenwärtig aufziehe, ist noch sehr unbehilflich; er legt sich meistens platt auf den Bauch und streckt die Flügel aus, er geht hüpfend und unbeholfen, ist aber sehr zahm und sucht überall die Gesellschaft des Menschen auf. Im Fressen leistet er Erstaunliches. Mit dem Geflügel des Hofes, das ihn im Anfange mit grosser Scheu be- trachtete, lebt er bis jetzt in ziemlicher Verträglichkeit. Vor einigen Tagen machte ihm sein grosser Vetter, der Condor, welchen die Polizei hier zahm hält, einen Besuch, wurde aber von dem Jungen mit Fauchen und Federsträuben empfangen; auch bei längerem Aufenthalte stellten sich keine freundschaftlichen Beziehungen zwischen Beiden her.“ Post-Sceriptum. In einem ferneren Briefe vom 14. Mai 1885 schreibt Herr Professor von Boeck: Ueber einige Vögel von Cochabamba. 419 „Mein junger Condor bekömmt allmählich Schwanz- und Schwungfedern ; jedoch Flügeldeckfedern und Unterleib sind noch vollständig flaumartig. Sein Benehmen ist sehr possierlich, er geht nicht, sondern hüpft mit beiden Beinen zugleich, legt sich übrigens noch gern platt auf den Boden, wenn er immer eine weiche Unterlage finden kann; ist äusserst zahm, mischt sich unter die Hühner und Enten zur Fütterzeit und frisst mit denselben Maiskörner. Mit ‘dem Hunde hat er innige Freundschaft. geschlossen und in ihren Spielen bilden sie oft malerische Gruppirungen.“ Anlage IV. Unregelmässig und selten erscheinende Wandervögel im Herzosthum Oldenburg. Von Director C. F. Wiepken in Oldenburg. M. H. Ueber die Wanderung der Vögel ist schon viel ge- schrieben und auch manches aufgeklärt, indessen bleibt noch viel zu thun übrig und manches wird wohl ein Räthsel bleiben. Eine der besten Schriften in dieser Beziehung ist jedenfalls „die Wande- rungen der Vögel“ von unserm verehrten Freunde v. Homeyer. Das Kapitel „Unregelmässige Züge“ kann ich jedoch nicht ganz mit meinen Beobachtungen in Einklang bringen und ist die Ver- anlassung der nachstehenden Zusammenstellung der seit länger als 50 Jahren im Herzogthum Oldenburg von mir beobachteten un- regelmässigen und seltenen Wanderer. v. Homeyer sagt p. 114: „Von verschiedenen Schriftstellern sind diejenigen Vogelarten, welche in einem gewissen Lande oder in einer bestimmten Gegend nicht alljährlich bemerkt werden, oder wenigstens nicht bemerkt worden sind, als unregelmässige Wanderer oder sogenannte Irrgäste betrachtet worden. ”) Schon oft habe ich gegen letztere Bezeichnung und theilweise auch gegen erstere verschiedenen Widerspruch erhoben, da dieselbe wesentlich auf mangelhafter oder falscher Beobachtung beruht. So wie im Allgemeinen die bisherigen Beobachtungen des Zuges nur als höchst dürftig angesehen werden können, so sind im Besondern die Gruppen dieser Zugkategorien gänzlich verkannt. Bei genauerer *) Ueber die Bezeichnung „Irrgäste“ bin in mit v. Homeyer ganz ein- verstanden. 420 Dir. 'C.F.!Wiepken: ' Untersuchung und Beobachtung finden wir nämlich, dass diese Züge wesentlich nicht unregelmässig sind, dass dieselben zwar bei verschiedenen Arten in verschiedener Ausdehnung und lange nicht in allen Jahren gleich, dennoch alljährlich stattfinden.“ Auf den Seidenschwanz, der als Beispiel angeführt wird, passt obiger Passus ganz vorzüglich, auch auf verschiedene andere, aber ob er auf alle unten angeführte angewandt werden kann, glaube ich kaum. Zunächst will ich nun diejenigen Vögel zusammenstellen, die ich in dem angegebenen Zeitraum beobachtet habe, und gerne zu- geben, dass die Beobachtungen in manchen Fällen mangelhaft ge- wesen sein können, allein in Betreff des Species kann um so weniger ein Irrthum vorgekommen sein, weilich in den allermeisten Fällen ein oder mehrere Exemplare von den Thieren erhalten habe. A. Unregelmässige Wandtrer. Zu dieser Gruppe zähle ich diejenigen Vögel, welche ich in den letzten 50 Jahren mehr oder weniger häufig, einige auch zeit- weise als regelmässige Passanten beobachtet. Pandion haliaötus besuchte in den fünfziger und sechziger Jahren jeden Sommer den Zwischenahner See (es war anscheinend ein Pärchen), bis das ? abgeschossen wurde, seitdem ist keiner wieder gesehen. Buteo lagopus kommt ganz unregelmässig, mitunter zeigt er sich ziemlich häufig und dann bleibt er jahrelang fort, seit 1876 keinen bemerkt. Coracias garrulla. Ein Pärchen brütete jahrelang in einem hoblen Baum eines Bauernhofes, bis der Baum umwehte; obgleich nun in der Umgebung kein Mangel an ähnlichen Baumlöchern war, hat die Blauracke den Brutplatz nicht wieder besucht und ist über- haupt nur ganz selten im südlichen Theile des Herzosthums ge- sehen. Ampelis garrullus erscheint in ungleichen Perioden in grossen Schaaren, in der Zwischenzeit sieht man mitunter einzelne, aber nicht alljährlich, Regulus ignicapillus wird sehr selten im Winter in unsern Nadelholzwaldungen angetroffen und ist bis jetzt nur in einzelnen Exemplaren gesehen. Cinclus aquaticus kommt im Herbst, mitunter auch im Winter zu uns, gehört aber auch zu den seltneren Wanderern. Calamodyta aquatica habe ich in den 40 ger Jahren einmal auf Ueber seltene Wandervögel im Herzogthum Oldenburg. 421 dem Frühlingszuge an der Hunte gesehen und 1883 und 1884 im August familienweise an der Weser. Motacilla sulphurea verschiedenemal im September gesehen, es waren stets junge Vögel. Otocorys alpestris mitunter im Winter zwischen Feldlerchen, die letzten am 23. December 1878 gesehen und ein Pärchen davon erlegt. Linota montium und Acanthis linaria kommen nicht gerade selten zu uns, jedoch unregelmässig. Nucifraga caryocatactes besucht uns wie der Seidenschwanz periodisch, aber viel seltener, und niemals habe ich in der Zwischen- zeit einzelne Streiflinge bemerkt; seit 1876 habe ich ihn nicht ge- sehen. Columba oenas einzelne im Herbst und Frühling (März), aber nicht häufig. Squatarola helvetica habe ich dann und wann im Juni an der ' Küste erlegt, alle waren alte 34, dagegen im Herbste nur junge, jedoch nicht alljährlich, sondern nur selten. Strepsilas interpres nur einmal im Juni paarweise an der Küste angetroffen und im September auf Wangerooge junge Vögel. Nach Aussage dortiger Jäger kommt der Steinwälzer nur selten vor. Totanus fuscus kommt im Frühling und Herbst an Tümpeln im Innern des Landes vor, jedoch nicht alljährlich, vielmehr ziemlich selten. Tringa minuta ist im September wiederholt auf Wangerooge und an der Weser gesehen und erlegt. Tringa Temmincki, desgleichen auf einer Weserinsel, aber seltener. Grus cinereus kommt selten durch, ich habe ihn nur viermal beobachtet, zweimal im October (ganze Züge) und je einmal im November und Januar (nur einzelne). Platalea leucorodia im Sommer einzeln und in kleinen Trupps mehr an der Weser als am Innern des Landes; in den letzten Jahren häufiger als früher. Cygnus minor habe ich zuerst 1861 beobachtet, nachdem ich im November ein junges Q erhalten, welches in der Nähe der Stadt aus einem Zuge von 7 erlegt war; die 6 übrigen, 2 weisse und 4 graue, haben sich in der Gegend noch etwa 14 Tage auf- gehalten. Erst Mitte der siebziger Jahre zeigte er sich wieder 422 : Dir. C. F. Wiepken: und ist seitdem ein regelmässiger Passant, indessen hat seine Zahl in den letzten Jahren sehr abgenommen, 1884 bis 1885 ist nur ein kleiner Zug bemerkt, vielleicht bleibt er wieder eine zeitlang ganz fort; 1879 erschien er am zahlreichsten. Bernicla leucopsis und Brenta sind unregelmässige Passanten, letztere bleibt aber nicht im Sommer an der Oldenburger Küste, wie es im IV. Jahresbericht des Ausschusses für Beobachtungs- stationen der Vögel Da nda im Journal für Ornithologie 1880 p. 401 steht. .. Somateria mollissima kommt hier im Herbst und Winter selten durch, habe aber nur junge Vögel erhalten, während ich einmal im Juni an der Küste einige alte &4 beobachtet. Halieus Carbo einzeln und in kleinen Trupps beobachtet, kommt sehr unregelmässig. Dysporus bassanus gehört zwar nicht zu den seltenen Passanten, erscheint jedoch nicht alljährlich, selbst an der Küste nicht; im . Ganzen mehr alte als junge Vögel erhalten. Sterna macrura hat in den fünfziger Jahren alljährlich in grosser Anzahl auf den oberahnischen Feldern im Jahdebusen ge- brütet, kehrte aber nicht wieder, als auf der Insel eine Hütte für Schlengenarbeiter errichtet wurde. Mergulus Alle, Uria Grylie, Cepphus Lomvia, Alca torda und Fratercula arctica sind an der Küste einzeln beobachtet und erlegt, stürmische Winterung wird bei ihrem Erscheinen nicht ohne Einfluss sein. Aehnlich verhält es sich mit ZLestres pomarina und parasitica, sowie mit Thalassidroma pelagica und Leachi, diese sind bis jetzt nur bei und nach Sturm beobachtet und werden nicht selten ins Binnenland verschlagen, wo sie dann an Nahrungsmangel zu Grunde gehen; es sind schon mehrmals nach anhaltendem Sturm einzelne und auch mehrere von diesen Vögeln sau ermattet oder todt ge- funden. B. Seltene Wanderer. Vögel, die in dem erwähnten Zeitraum höchstens dreimal, ent- weder einzeln oder in Gesellschaft, beobachtet, nenne ich seltene Wanderer, hierher gehören folgende: Vultur einereus ist nur einmal (12. Juni 1863) erlegt, es war ein altes 2. Agurla fulva zweimal, ein 1jähriges S Anfang der dreissiger Jahre und ein etwa 3 jähriges 3 1871, beide im Winter bei an- haltendem Schneewetter. ! ‘ ‚Ueber seltene Wandervögel im Herzosthum Oldenburg. 425 Aqgurla naevia dreimal, ein junges 2 im Herbst 1875, ein junges Q im Herbst 1863 und ein altes & im Juni 1884. Circus pallidus ist einmal im September erlegt, es war ein altes 2. Surnia nisoria einmal, nyciea dreimal und Bubo mazimus ein- mal erlegt und dreimal gehört, alle im Winter. Picus martius einmal gesehen, P. canus einmal erlegt und minor dreimal erlegt. Merops apiaster ist im Mai 1876 hier beobachtet und zwei g& erlegt. Panurus biarmicus ist dreimal gesehen, ein Pärchen hat sich längere Zeit an einem schilfreichen Teich aufgehalten, ist aber nicht zum Brüten gekommen. Turdus atrigularis ist zweimal gefangen, 1339 2 junge Vögel und 1882 ein altes 9. Turdus pallens erhielt ich im October 1879, es war ein altes 9. Turdus migratorius ist einmal im October 1876 gefangen, es war ein altes Z. Anthus aquaticus habeich einmal im September im ausgefärbten Kleide gesehen, ich war so nahe, dass ich deutlich die schwarzen Füsse erkennen konnte. Loxia pityopsittacus ist zweimal bei uns beobachtet und zwar im Jahre 1576 von November bis Mai 1877 in Zügen von 7 bis 30 Stück ; im folgenden Jahre kamen sie wieder, aber in geringerer Zahl. Auch L. curvirostra hat uns zweimal besucht, im August 1839 habe ich ihn familienweise in Obstgärten gesehen und im Winter 1840 trat er in dem Forstrevier Varel so zahlreich auf, dass der dortige Oberförster ihn abschiessen liess, weil er seine Fichten- samen-Ernte in Frage stellte. Carpodacus erythrinus ist einmal (9. Juni oO bemerkt, es waren 4, von denen ein 2 erlegt. Syrrhaptes paradoxus ist 1863 an verschiedenen Stellen im Herzogsthum erlegt (altes 3). Otis tarda im Januar 186] in der Nähe der Stadt erlegt und 1870 hat sich ein Pärchen den ganzen Sommer im Moor bei Grossenmeer aufgehalten, ist aber nicht zum Brüten gekommen. Otis teirax ist in den Wintern 1844, 1871 und 1878 erlegt, es waren alle (1 & und 2 22) junge Vögel. Eudromias morinellus ist dreimal beobachtet und erlegt, ein 424 Dir. C. F. Wiepken: einzelnes Exemplar im Mai 1858, zwei junge Vögel am 1. September 1872 und am 2. September 1873 ein altes & an derselben Stelle. Phalaropus cinereus ist im Juli 1872 an der Küste erlegt, es war ein (einzelnes) &, welches noch das Winterkleid trug. Ardea alba einmal (20. November 1878) in der Marsch ein & erlegt, welches sehr scheu war. Scotaeus nycticorax auch nur einmal erlegt, es war ein altes q. Oygnus Olor kam im Februar 1881 zugleich mit musicus an, wurde in kleinen Trupps von 5 bis 5 gesehen, hielt sich immer getrennt von letzterem; es wurden 2 graue davon erlegt. In den dreissiger und vierziger Jahren habe ich auch je 1 junges Exemplar erhalten. Anser brachyrhynchus ist hier Anfang November 1854 zum ersten Mal und zwar in grossen Zügen erschienen, sie waren so wenig scheu, dass ein Jäger 14 an einem Tage erlegte; am 7. Fe- bruar wurden die ersten auf dem Rückzuge geschossen. Im No- vember hatten wir um die Zeit Ost- und Südost-Wind und im Februar West, Südwest und Süd, sie zogen also mit dem Winde. Pelecanus onocrotalus ist nur einmal (im Juli 1858) erlegt, es war ein alter Vogel. Sterna anglica ist meines Wissens auch nur einmal an der Küste erlegt. Procellaria glacialis ist nach einem N.W.-Sturm (im November 1855) in unmittelbarer Nähe der Stadt todt gefunden, die mit einer kalkähnlichen Masse ausgefüllten Nasenlöcher sowie die Abmagerung bekundeten, dass der Vogel krank gewesen. Oldenburg hat also verhältnissmässig viele (36) unregelmässige und (28) seltene neben beiläufig 154 regelmässige Wandervögel. Die 56 als unregelmässige Wanderer bezeichnete haben in dem angegebenen Zeitraum häufiger gefehlt, als sie anwesend gewesen sind, und wenn auch die Beobachtung eine mangelhafte gewesen, so dass manche ein Dutzend Jahre und mehr nicht bemerkt sind, ändert das nichts an der Sache. Seidensehwanz, Flachsfink und Berghänfling sind am häu- figsten gekommen, ich habe sie mitunter mehrere Jahre nach ein- ander beobachtet, aber. dennoch möchte ich behaupten, dass sie in dem Zeitraum nähezu eben so oft weggeblieben als gekommen sind; sie haben aus irgend einem Grunde ihre Reise abgekürzt und sind nicht bis Oldenburg vorgedrungen, ähnlich wird es sich auch mit andern verhalten. Ueber seltene Wandervögel im Herzogthum Oldenburg. 425 Von den seltneren. will ich nur das feuerköpfige Goldhähnchen, den Wasserschmätzer, die Hohltaube, den Kranich und Löffelreiher erwähnen. Ersteres habe ich nur im Winter beobachtet, wogegen Naumann sagt, dass es noch niemals um diese Jahreszeit in Deutsch- land beobachtet sei. Der Wasserschmätzer ist wohl mehr Stand- und Strich- als Wandervogel; die Hohltaube ist nie in kleinen Zügen, sondern stets einzeln beobachtet, ihr. Reisecours scheint nicht über Oldenburg zu gehen, wie das mit dem Kranich auch der Fall ist, sie werden daher für Oldenburg stets unregelmässige Wandervögel bleiben. Der Löffelreiher ist einzeln, paarweise und in kleinen Trupps im Mai, Juni und Juli beobachtet, fast nur alte Vögel. Da im Juni und Juli keine Zugzeit mehr ist, sind es viel- leicht alte, nieht mehr fortpflanzungsfähige Exemplare gewesen, wie ich das auch von den alten Eiderenten-Männchen vermuthe, die ich zu gleicher Zeit an der Küste beobachtete. Einige Zugvögel kommen gewissermassen unfreiwillig zu uns, dies sind diejenigen Seevögel, welche durch Witterungsverhält- nisse, vorzüglich wohl durch Sturm gezwungen an unsere Küste, ja manchmal bis ins Binnenland kommen, wie die Lesiris- und Thalassidrome-Arten. Betrachten wir jetzt die seltenen Wanderer etwas näher, so finden wir, dass der graue Geier, der Steinadler, die Sperbereule, der grosse Silberreiher und der gemeine Pelekan nicht allein in Oldenburg, sondern in ganz Deutschland seltene Wanderer sind. Es ist anzunehmen, dass diese Vögel allein und nicht in Ge- sellschaft gereist, aber was ist die Veranlassung zu einer so weiten Reise? Wir wissen es nicht, können höchstens Muthmassungen haben. Jedenfalls haben bei jedem ein oder mehrere Factoren gewirkt, die bei den einzelnen wieder verschieden gewesen sein mögen, und nur beim Steinadler können wir vielleicht annehmen, dass Witterungsverhältnisse ihn gezwungen, die Alpen zu ver- lassen. Auch von den in Deutschland brütenden giebt es „Herum- schweifer“,; wie C. L. Brehm derartige Wanderer nennt. Hierher gehören der Schreiadler, die Steppenweihe, der Uhu, der Schwarz- und Grauspecht und der Nachtreiher. Die Bartmeise und der grosse Trappe sind einmal paarweise während der Brutzeit hier gewesen und haben vielleicht Umschau gehalten, ob es angebracht, sich hier häuslich einzurichten, indessen “Cab. Journ. £. Ornith. XXXIII. Jahrg. No. 172. October 1885. 28 26 m) Dir. C. F. Wiepken: scheint das Resultat kein ‚günstiges gewesen zu sein, denn sie sind nicht allein nicht zum Brüten gekommen, sondern auch nicht wiedergekehrt. = Ganz ausserordentliche Ursachen haben wohl veranlasst, dass die Bienenfresser und Steppenhühner bis hierher gekommen, sollten erstere vielleicht den Heuschrecken gefolgt sein, die derzeit bis nach Deutschland vorgedrungen waren? Die beiden Kreuzschnäbel haben uns nur zweimal besucht und weil sie Ueberfluss an Nahrung fanden, ist es eigentlich bei ihrer herumschweifenden Lebensweise zu bewundern, dass sie nicht wiedergekommen sind. ' Der Wasserpieper, der Karmin-Gimpel, der Mornell-Regen- pfeifer und der schmalschnäblige Wassertreter sind wohl als Ver- sprengte von den betreffenden Zügen anzusehen. Anders verhält es sich wohl mit den beiden sibirischen und der amerikanischen Drossel, letztere.ist wohl am seltensten selbst in Deutschland beobachtet, und erstere öfterer als die zweite. Diese ist nach Mittheilung der Herren Gebrüder Wiebke in Ham- burg auch dort im Oetober 1882 gefangen. Die sibirischen und auch einige amerikanische Drosseln kommen vielleicht öfter zu uns und werden auch wohl gefangen, gelangen indessen nicht immer in die richtigen Hände und werden dann unerkannt verspeist. Der Höckerschwan gehört auch wohl zu den Wanderern, deren Zugstrasse nicht über Oldenburg geht, und die Lachseeschwalbe ist wohl wie die meisten Seevögel als versprengt anzusehen. Auffallend ist es jedoch, dass die kurzschnablige Gans hier zum ersten Mal und zwar so zahlreich erschien. Vielleicht macht sie es wie der kleine Singschwan und kommt alljährlich wieder trotz der schlechten Behandlung, die ihr zu Theil geworden. Es ist nicht anzunehmen, dass diese Gans bisher übersehen, weil hier jeder jagdbare oder auch als fremd angesehene Vogel nicht leicht unbeachtet bleibt, indem jeder Grundbesitzer, wenn er auch nur einen halben Morgen Land besitzt, nicht Ornithologe, wohl aber auf seinem Grund und Boden Jagdherr und in den meisten Fällen auch Jäger ist, daher jedes Thier, welches ihm auffällt, auch erlegt und er weiss, wo er’s verwerthen kann. Ohne diese allgemeine Jagdfreiheit würde ich manchen seltenen Vogel nicht erhalten, und verschiedene Beobachtungen nicht haben machen können. Seltene Wandervögel im Herzogthum Öldenbure. 427 Ich glaube nun angedeutet zu haben, dass die meisten der unregelmässigen und ein Theil der seltenen Wanderer als von ihrem Hauptzuge abgesprengte anzusehen und dass Oldenburg, in Betreff der Zugstrassen dieser Vögel, eine ungünstige Lage hat. Angenommen, die betreffenden Zugvögel wandern in be- stimmten Richtungen gemeinsam von ihren Brutplätzen weg, was freilich noch nicht erwiesen, dann ist es noch fraglich, ob sie immer diese Zugstrassen innehalten oder nach Umständen dieselben ändern. Letzteres scheint mit dem kleinen Singschwan und der kurzschnabligen Gans der Fall gewesen zu sein; denn es ist nicht anzunehmen, dass sie in so langer Zeit blos übergezogen. Ersterer ist in den letzten Jahren regelmässig wiedergekehrt und letztere, die sich an verschiedenen geeigneten Plätzen niedergelassen (Bremen, Oldenburg, Augustfehn), besucht uns vielleicht auch wieder. Die genannten Ortschaften geben uns auch die Zug- richtung an, und dass sie mit dem Winde gezogen, ist schon oben gesagt. Obgleich die obigen Beobachtungen schon theilweise ver- öffentlicht, so habe ich geglaubt, dieselben zusammenstellen zu sollen, um sie den Herren Fachgenossen zum Vergleich mitzutheilen. Aehnliche Zusammenstellungen von sämmtlichen deutschen Be- obachtungsstationen könnten vielleicht etwas zu Aufklärung der Zugstrassenfrage beitragen. Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. Zum Vogelzuge. Von W. Hartwig. Es scheint mir, als würde die Ansicht, unsere Zugvögel hielten auf ihrer Herbst- und Frühjahrswanderung bestimmte linienförmige Strassen im Palmen’schen Sinne inne, die mehr und mehr herr- schende würde; dies aber könnte, wie ich glaube, der endgültigen Lösung zum Schaden gereichen. So sagt z. B. Weismann: „Der andere Theil der Begründung (des Vorrückens nach Norden näm- lich) liegt in der interessanten Thatsache, dass die Zugstrassen, auf welchen heute die Wandervögel hin und her ziehen, ver- schieden sind bei Vögeln von verschiedener Lebensweisse, dass sie im allgemeinen genau so laufen, wie die betreffende Art bei 28* 428 | | W. Hartwig: ihrer allmähligen Ausbreitung nach Norden hin vorwärts gerückt sein muss. Diese Erkenntniss ist ganz neuen Datums; wir ver- danken sie dem schwedischen Naturforscher Palme&n.“*) Im Umgange hört man jetzt ebenfalls sehr häufig von Zug- strassen sprechen. Der Grund dürfte in nicht allzuseltenen Fällen Bequemlichkeit sein; man will nicht selber Material mühsam zu- sammen stellen und das zusammengestellte auf seine Richtigkeit und Brauchbarkeit für den gegebenen Zweck gründlich prüfen. Man spricht oft allgemein von Zugstrassen im Sinne Palmen’s, auch von Binnenlandsvögeln, obwohl Palmen in seinem bekannten Wercke sich selber zweimal dagegen nachdrücklich verwahrt hat, als hätte er für die letzteren oleichfalls, wie für seine 19 Küsten- vögel, Zugstrassen aufstellen wollen. Er sagt in Bezug darauf: „Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, glaubt der Ver- fasser ein für allemal hervorheben zu müssen, dass die nach- folgende Darstellung nur die gewählten Arten betrifft und keine Gültigkeit für andere beansprucht.“ **) Die zweite hierhergehörige Stelle lautet: „Die Schlussfolgerungen bezogen sich aber nur auf diese Arten und sind nicht als allgemein gültig angegeben.“***) Obgleich Palmen nur für seine 19 Arten Küstenvözel die auf der seinem Werke beigegebenen Karte roth ausgezogenen Zug- strassen gelten lassen will, hat er leider aber auch für andere Vögel die Fluss- und Nebenflussthäler entlang fein punktierte Zugstrassen, seine „fHuviolitoralen Zugstrassen“, angedeutet, was immerhin zu Missverständnissen, besonders bei nicht genauer Durchsicht seiner Arbeit, Veranlassung geben kann, da ja das Kartenbild sich leichter und fester dem Gedächtnisse einprägt, als die Textworte. Dieser sehr verzeihliche Irrthum ist ja auch vonE. F.v. Homeyer begangen worden, wie wir aus folgenden Worten dieses Autors ersehen: „Der Kern der Arbeit (Palmen’s Zugstr. d. Vögel) gipfelt in der Annahme, dass die Vögel den Meeresküsten und den Strom- läufen bei ihren Wanderungen folgen.“ 7) Wenn nun aber auch Palmen nur für seine 19 ausgewählten Arten, welche nach seinem eigenen Auspruche ausschlieslich hocharktische Brutvögel und hauptsächlich Küstenbewohner sind, *) Weismann, Wandern der Vögel, 1878 p. 26. **) Palmen, :Zugstrassen der Vögel, 1876 p. 53. ***) Palmen, p. 177. +) E. F. von Homeyer, Wanderungen der Vögel, 1881 p. 69. Zum Vogelzuge. | | 429 die Zugstrassen festgestellt zu haben glaubt, so kann ich jedoch auch dem nicht beipflichten, sobald ich mir die Orts- u. Zeitan- gaben in Bezug auf diese Vögel genau ansehe; es sind derselben zu wenige, und diese wenigen Angaben sind dazu noch sehr un- bestimmt, welche Unbestimmtheit freilich nicht an Palmen, sondern an den von ihm mühsam zusammengetragenen Originalangaben liegt. Um diese meine Behauptung zu begründen, will ich, da der für meine Ausführungen mir gewährte Raum ein beschränkter ist, ich auch wohl das von Palmen gesammelte Material als be- kannt voraussetzen darf, nur von zwei Palmen’schen Arten die Orts- und Zeitangaben mit einigen Bemerkungen hierher setzen: I. Cygnus minor Pall. 1. Nowaja Semlja: Kostin Scharr: „Ende August“. 2. Oestliches Norddeutschland: „Hin und wieder im Innern“. (Wann?) 3. Dänemark: a) Füen: „Nicht alljährlich“. b) Flensburgjord*): „Nicht alljährlich“. 4. Länder südlich von der Nordsee: a) Oldenburg: „Einmal an der Küste im Winter“. (Unbestimmt!) b) Holland: „Sehr selten; im Winter 1870—1871 nicht selten“. 5. Britische Inseln: „Im Winter vielmals gefunden. In Irland im Winter“. (Un- bestimmt!) 6. Küstengegenden Frankreichs: „In strengen Wintern an der Nordküste“. 7. Das Innere Deutschlands: a) Anhalt: „In gewissen Wintern“. b) Möckern (bei Leipzig). c) Muldethal. d) Gotha. e) Mark Brandenburg. f) Westphalen. g) Münsterland. (Alles ohne bestimmte Zeitangabe!) 8 Russland, a) Ural. (Wann?) *) Gehört seit etwa 20 Jahren zu Preussen! 430 10. 11. W. Hartwig: b) Jekaterinenburg. (Wann?) Südliches Westasien: a) Astrachan: „Ende Februar und Anfang März nicht zahl- reich“. b) Aralo-Thianschangebiet: „Im Durchzuge (wann?) und zur Winterszeit“. Westliches Sibirien: Grenze zwischen dem Gouv. Jekat. und Tobolsk: „Zieht hier“. (Wann?) Mittel- und Ostsibirien: a) Tolstoinos: „Im Mai“. b) Jeniseimündung: „Ende August“. c) Tareinor: „Im April“. d) Irkutsk: „Im April“, II. Anser ruficollis Pall. Schweden: a) Lund: „October 1793“. b) Ystadt: „Spätherbst 1830“ c) Mörkö: „Frühling 1838“. . Oestliches Norddeutschland: Pommern (Insel Koos): „Ein paar Mal“ (Wann?) Dänemark: a) Nord-Seeland: „Einmal 6 Exemplare“. (Wann?) b) Ribe: Sehr selten“. (Wann?) c) Füen: Sehr selten“. (Wann?) . Länder südlich von der Nordsee: a) Holland: „Ziemlich selten“. (Wann?) b) Belgien: „Einmal“. (Wann?) . Britische Inseln: „An der Ost- und Südküste öfter angetroffen, als sonst in Europa“. (Wann?) Küstengegenden Frankreichs: „Zufälligerweise im Winter; Normandie einmal“. (Wann?) Das Innere Deutschlands: a) Sachsen: „Einmal“. (Wann?) b) Strassburg. | ce) Galizien*): „Einmal ein Schwarm“. (Wann?) *) Galizien zu Deutschland! Zum Vogelzuge. 431 d) Boppingen (Württemberg). 8. Mittelmeerländer: Florenz: „12. Februar 1869 ein Exemplar“. 9. Russland: a) Sarepta. b) Orel. c) Küsten des Schwarzen Meeres: „Sehr selten“. 10. Westsibirien: „Zahlreich („nistend ?“) (wann?) an den Mündungen des Ob- flusses.“ 11. Südliches Westasien: a) Orenburg: „Im Durchzuge“. b) Astrachan: „Ende Februar und Anfang März“. 12. Mittel und Ostsibirien: Taimyrland: „Brütet hier“. Aus den vorstehenden wenigen Orts- und meist recht unbe- stimmten Zeitangaben über den Anser ruficollis Pall. ist doch wohl kaum mehr zu ersehen, als dass er im arktischen Asien heimathet und Winterquartier hauptsächlich in der Umgebung des Caspi- sees aufsucht. Eine linienförmige Zugstrasse ergiebt sich sicherlich nicht daraus; wenigstens will esmir beim besten Willen nicht gelingen. Um eine bestimmte Zugstrasse des Anser ruficollis Pall. vom Taimyrlande bis zum Caspisee zu construiren, gehörten für mich viel mehr Ortsangaben mit überall beigefügtem ganz genauem Datum und gleichzeitiger Bemerkung über Zugrichtung an der Be- obachtungsstelle. Ich würde nach den vorstehenden Angaben eher schliessen, dass die Rothhalsgans die ziemlich ausgedehnte Steppengegend zwischen Eismeer und Caspisee in breiter Front durchzieht, über- all da rastend, wo die Steppe als Andenken, dass sie einstmals Meeresgrund gewesen, eine üppige Salzflora, die Hauptnahrung dieser Gans, zurückgelassen hat. Aehnlich, wie mit der Rothhalsgans, ergeht es mir mit dem Oygnus minor Pall. Ich ersehe aus den von Palmen darüber ge- sammelten Angaben nicht mehr, als dass der kleine Schwan auf seinem Herbstzuge in Westeuropa bis zum Canal (etwa 50° nördl. Br.), in Osteuropa bis zum Caspisee (etwa 45° nördl. Br.) und in Südwestsibirien bis zum Thianschan (etwa 40° nördl. Br.) geht. Eine Zugstrasse zu zeichnen, würde mir auch für diese Species nach dem vorliegenden Material nicht möglich sein. 452 W. Hartwig: Cygnus Bewickü Yarr. brütet sehr zahlreich auf dem Gänse- lande im Südwesten von Nowaja Semlja. Nordenskiöld fand ihn dort „in Menge und seine Nester in bedeutender Zahl“ und zwar am 28. Juli 1878.*) Solcher Daten, welche wegen ihrer Bestimmtheit brauchbar sind, finden wir aber unter den oben angeführten nur sehr wenige. Die Angaben über den Zug von Oygnus minor Pall. und Anser ruficolles Pall., dieser beiden von den 19 von Palmen ge- wählten Arten, mögen genügen, um zu zeigen, dass daraus keine bestimmten, nach Ost und West eng begrenzten, Zugstrassen zu construiren sind. Ebenso dürfte es uns bei genauerer Prüfung ergehen, wollten wir es versuchen, aus den Orts- und Zeitangaben seiner anderen Wahlvögel linienförmige Zugstrassen aufzubauen. Seit einem Jahre sammelt der Ausschuss für Beobachtungs- stationen Material zur Anfertigung möglichst genauer Verbreitungs- karten über die Vögel Deutschlands. Seitdem ich diesem Aus- schusse angehöre, wurde es mir von Tag zu Tag mehr zur Ge- wissheit, dass die Vögel, über deren Verbreitung ich Stoff zu sammeln und zu bearbeiten habe, meist dort vorkommen, wo auf- merksame und gewissenhafte Beobachter vorhanden sind. Ebenso scheinen mir Palm&n’s 19 Vogelarten dort zu ziehen, wo Beobachter vorhanden sind oder vorhanden waren. Es sind in dem ungeheuren Gebiete, durch welche die von Palmen aus- gewählten Arten ziehen, viel zu wenig Beobachter vorhanden. Erst wenn die Zahl der aufmerksamen und kundigen Beobachter, welche sich keine Mühe und Zeit verdriessen lassen, welche genau den Tag, selbst die Stunde registriren und soviel wie möglich auch die Richtung des ziehenden Vogels, wo sich dieses direct beobachten lässt, angeben, erst dann werden wir allgemeiner daran gehen können, bestimmte Zugstrassen, vom Brutgebiet bis zur Winterstation führend, zu construiren. Ich bin aber der festen Ueberzeugung, dazu werden wir nie kommen, da keine solche Zugstrassen, bestimmt nicht für die Binnenlandsvögel, vor- handen sind. Wenn in Gebirgsländern mit nicht unbedeutenden Erhebungen sich die Zugvögel in den milden Thälern mit passender Nahrung zum Herbste und im Frühjahre häufen und denselben streckenweis folgen, so sind diese kurzen Wege, durch die Beschaffenheit der *) Nordenskiöld, Umseglung Asiens und Europas, I p. 63 u. 109. Zum Vogelzuge. 433 Erdoberfläche in den betreffenden Gegenden bedingt, nicht zu ver- gleichen und zu verwechseln mit den weiten von Palmen gezeich- neten Strassen von Spitzbergen (80° nördl. Br.) bis nach Afrikas subtropischen und tropischen Gestaden, in einer Ausdehnung von 50 und mehr Graden. Wenn Radde gefunden hat, dass im Kaukasus bestimmte Zugstrassen existiren und infolgedessen dem beipflichtet, was Palmen und vor diesem schon v. Middendorff und Wallace in dieser Hinsicht ausgesprochen, so bemerke ich dazu, dass dort die bestimmende Ursache für die Erzeugung von örtlichen Strassen am Ufer des Pontus und Caspisees und in den Thälern des Kaukasus, ganz meinen obigen Ausführungen gemäss, dieses Gebirgsmassiv selber ist. Der hohe, unwirthliche Kamm ist nur in den Thaleinschnitten und zu beiden Seiten am Meere zu passiren. Dies erkennt Radde in folgenden Worten an: „Vieles, was Palmen und vor ihm schon Wallace und namentlich v. Middendorff in dieser Hinsicht (in Bezug auf Zugstrassen nämlich) aufstellten, muss ich wenigstens für den Kaukasus unbedingt.als richtig an- erkennen und es somit auch unterschreiben. In diesem Gebiete, vielleicht deutlicher als irgendwo auf der Erde, finden sich durch schärfsten und unvermittelten Gegensatz in der Territorialbildung die Wanderrichtungen der Zugvögel dic- tatorisch erzwungen... Aber das riesige Gebirge schaffte allen diese Schwierigkeiten und die Richtung seiner Erhebungsaxe erzwang auch die Richtung der Bewegungen.. So nöthigt Henn auch dieselbe Erhebungsaxe den wanderrden Vogel, die Tiefländer zu suchen, die Ufer der beiden Meere zu erreichen und von da aus die en Thäler zu bevölkern, oder ihre Sommerinsassen im Herbste wieder dorthin zu dirigiren.‘“*) Fast gleichlautend spricht sich Radde schon in der Einleitung zu seinem schönen Werke (p. 18) aus. Aehnlich, wie im Kaukasus, dürfte es in Bezug auf örtliches Hervortreten von sogenannten Zugstrassen in allen Gebirgsländern Europas und der anderen Continente sein. Im Jahre 18383 auf meiner Rückreise aus dem äussersten Norden Europas (Finnmarken) traf ich schon in den letzten Juli- tagen im unteren Gudbrandsdal, eirca 62° nördl. Br. und etwa *, Radde, Ornis caucasica, 1884 p. 586. 434 W. Hartwig: 400m über dem Meeresspiegel bei sehr rauhem und regnerischem Wetter so grosse Schaaren von Fringuilla caelebs, Motacilla alba und Budytes viridis (?) Gm., wie ich diese Vögel bis dahin noch nie so zahlreich gefunden hatte. Ich fuhr im zweiräderigen Karren von Nord nach Süd täglich etwa 12 geogr. Meilen, aber 2 Tage hintereinander dieselben Mengen. Das schmale untere Gudbrandsdal kann nicht solche Massen j von Vögeln während der Nistzeit ernähren. Diese Schaaren kamen sicherlich schon aus dem oberen Gudbrandsdal und Romsdal, welche beide nördlicher gelegen sind, aber im Zusammenhange mit dem erstgenannten stehen. Auf ihrem Zuge nach Süden sind sie hier gezwungen, streng dem Gudbrandsdal zu folgen. Wollten sie östlich oder westlich ausweichen, so kämen sie auf die be- rüchtigten Fjelds, welche steinige Wüsteneien mit theilweiser Schneebedeckung sind, ohne Pflanzen- und Insektenleben, was diesen ziehenden Schaaren den Lebensunterhalt gewähren könnte Innerhalb dieser steinigen Hochebenen mit aufgesetzten Gebirgen finden wir überhaupt Leben nur in den milderen Thälern. Wer ‚hier ansässig und aufmerksamer Naturbeobachter ist, Kann leicht, wenn er allherbstlich und im Frühjahr die durchziehenden Vogel- schaaren bemerkt, und niemals Gelegenheit hatte, in weiter Ebene dieses Phaenomen zu beobachten, zum Anhänger der Zugstrassen- theorie werden. Nun ist aber der allergrösste Theil unseres Continents Flach- land, und so gestaltet sich der Vogelzug in dem überwiegenden Gebiete Europas ganz anders als in den Gebirgsthälern und an den Stellen, wo hohe Gebirge bis dicht an das Meer heran- treten. So wie die ziehenden Vögel diese engen Gebirgsthäler und schmalen Küstensäume passiert haben, ändert sich die Sache: das Zusammenpferchen und die Stauung hört auf, die Wanderung in breiter Front tritt wieder ein, und zwar in Europa im allge- meinen in nordost-südwestlicher Richtung. Dieser letzte Satz über allgemeine Richtung des Zuges führt mich wieder auf Palmen zurück. Derselbe wendet sich bekanntlich gegen diese schon mehr als einmal und, wenn ich nicht irre, zu- erst von Tiedemann im 3. Bd. seiner Zoologie (1814). ausge- sprochene Ansicht mit den Worten: „So ist die nordost-südwest- liche Richtung in Deutschland zum Range der Normalrichtung des Vogelzuges erhoben worden. Indessen brauchen wir nur auf Zum Vogelzuge. 435 die vorhergehende Untersuchung hinzuweisen, um zu zeigen, dass diese Vorstellungsweise nicht die richtige ist.“ *) Palmen sagt auf Seite 49 seines Werkes: „Von allen nordischen Vögeln bilden die hocharktischen Brutvögel die am meisten ab- geschlossene und begrenzte Gruppe, und die Voruntersuchungen haben auch erwiesen, dass ihre Züge einigermassen überein- stimmend stattfinden.“ Dies „Uebereinstimmend“ soll doch wohl heissen: in einige bestimmte Strassen eingeengt. Gewiss, je weiter nach Norden hinauf eine Species brütet, desto mehr wird sie auf ihren Zügen den Eindruck hervorbringen, als folgte sie einer oder einigen linienförmigen Strassen. Denken wir uns, eine Art nistete innerhalb des 89. Parallels, so müsste sie während ihres Zuges auf jeden Beobachter wegen ihrer geringen flächlichen Ausdehnung, wenn sie nicht in der Richtung der verschiedenen Meridiane auseinander stiebte, den Eindruck machen, als verfolgte sie eine engbegrenzte Zugstrasse. Je weiter nach Süden eine Art nistet, desto weniger wird sie auf ihren Wanderungen den Eindruck hervorbringen, als folgte sie einer Zugstrasse. In diesem Falle lässt auch Palmen die Art auf mehreren Zugstrassen wandern. Er sagt auf Seite 45: „Wenn man dagegen findet, dass die Orte, wo eine Art wahr- genommen worden ist, über die ganze Zwischenzone mehr gleich- mässig verbreitet sind, so darf man jedoch nicht behaupten, dass sie keinen Strassen folgt, denn es kann im Gegentheil der Fall sein, dass die Art längs mehrerer und reichlich ver- zweigter Linien zieht, welche gerade durch ihre Anzahl und gleichmässige Vertheilung scheinbar verschwinden und daher bei dem vorerwähnten Verfahren der Aufmerksamkeit entgehen.“ Nun, wenn die Art ihre Brutzone über viele Breitengrade ausdehnt und „längs mehrerer und reichlich verzweigter Linien zieht“, dabei, füge ich hinzu, einzeln oder auch truppweise, familienweise ihre Nistplätze von oft nur sehr geringer Ausdeh- dehnung verlässt, darf man da wirklich noch von Zugstrassen der Art sprechen? Darf man da Zugstrassen, welche den Haupt- und Nebenflüssen folgen, einzeichnen? Ich glaube nein. Vielmehr ist es hier am Orte, von einem Ziehen in breiter Front zu sprechen, wie auch E. F. v. Homeyer will, wenn er sagt: *) Palmen, p. 287, u. a. anderen Orten ähnlich. 436 W. Hartwig: „Sie ziehen nicht eine bestimmte schmale Strasse, sie ziehen gleichmässig, fächerförmig über weite Landstrecken.“ *) Wollten wir die Zersplitterung der Zugstrassen noch weiter ausdehnen, so kämen wir endlich auf eine Zugstrasse jedes ein- . zelnen Vogelindividuums; denn jeder einzelne Vogel muss von Punkt zu Punkt vorrücken. Die durch eine Linie verbundenen Punkte würden seine Zugstrasse sein. Je mehr nach Süden eine Art nistet und je häufiger sie vorkommt, desto mehr wachsen diese individuellen Zugstrassen in’s Unendliche den Bahnen der fallenden Regentropfen nicht unähnlich, nur horizontal, nicht ver- tical, wie die der letzteren. Damit ist dann aber der Begriff der Strasse gefallen. Ich führte vorhin aus, dass, je nördlicher eine Art nistet, desto mehr ist sie geeignet, durch ihre Wanderungen in uns die Vorstellung von Zugstrassen hervor zu bringen. Nun kommt bei den Palmen’schen Vögeln noch hinzu, dass sie Küstenvögel sind, welche bei ihrer Nahrungssuche hauptsächlich auf das Meer an- gewiesen sind. Sie werden also, dass ist selbstverständlich, auch auf der Wanderung, soviel wie möglich, der Küste folgen, aber nicht auf linienförmiger Strasse. Die Species als solche folgt auf ihrer Süd- und Nordwanderung nach meinem Dafürhalten nicht einer oder einigen „linienför- migen Strassen;“**) sie rückt vielmehr in breiter Front vor. Hierbei habe ich freilich, was ich nochmals nachdrücklich betone, die Binnenlandsvögel im Auge, welche ihre Brutzone in west- östlicher Richtung über grosse Räume ansdehnen. Sie machen aber die Hauptmasse der Zugvögel aus. Im Verlauf des Zuges müssen sich die Artgenossen eines jeden Brutplatzes auf einer ganz bestimmten und engbegrenzten Strasse nach Süden und wieder zurück bewegen. Sie werden sich dabei von ihrem Brutplatze zunächst nach einer südlicher liegenden Oertlichkeit von möglichst ähnlicher Beschaffenheit, welche auch die specifische Nahrung gewährt, begeben, und so fort, bis zur Winterherberge. Auf diesem bestimmten Wege werden sie dadurch gehalten, dass links und rechts die Gegend nicht leer, sondern mit so viel Individuen gleicher Art besetzt ist, als dieselbe zu ernähren ver- *) E. F. v. Homeyer, Wanderungen der Vögel, p. 71 u. auf p. 116 ähnlich, **) Palmen, p. 280. Zum Vogelzuge. 437 mag. Dies ist bedingt durch das Bestreben jedes Lebewesens, sich in geometrischer Progression zu vermehren. Will also der Zugvogel nach Ost oder West ausweichen, so kommt er, da die ganze Vogelwelt sich nach Süden verschiebt, an einen mit gleichartigen Individuen besetzten‘ Ort, und der Kampf um’s Dasein (,„struggle for life‘) in wahrsten Sinne des Wortes be- ginnt, bis die Eindringlinge wieder in ihr Gebiet zurückgeworfen worden sind. Die Artgenossen jedes Brutplatzes, oder auch die geschaarten mehrerer, fliegen von einem in ihrer Zugrichtung gelegenen Futterplatze zum andern. Diese Futterplätze und Raststationen werden gewiss zum grossen Theile seit undenklicher Zeit inne gehalten und sind, möchte ich sagen, durch Ueberlieferung ent- standen; viele bestehen vielleicht, seitdem es Vogelzug über- haupt giebt. Auch in ihren Winterstationen, woselbst zur Zeit ihres Aufent- halts Nahrung in Fülle vorhanden ist, haben sicherlich die ver- schiedenen Localformen bestimmte Gebiete inne; wenngleich wir . bis jetzt wenig oder garnicht darüber unterrichtet sind. Stets habe ich bis jetzt die Nord-Süd-Wandernng zuerst ge- nannt; aus dem Grunde, weil ich überzeugt bin, dass in dieser Richtung der Vogelzug seinen Anfang nahm, der Zugvogel also nach Süden zu streichen begann. Ich bin der Ansicht, dass die Heimath der Zugvögel immer in ihrer gegenwärtigen Brutzone lag, den Schwankungen jedoch unterworfen, welche ich bald zu berühren haben werde. Wären die Zugvögel der gemässigten und höheren Breiten vom Süden allmählich nach dem Norden eingewandert, wie viele ornithologische Schriftsteller annehmen, so würden, wenn nicht viele, so gewiss doch manche und besonders von denen, welche in der Heimath mehrmals brüten, auch in ihren Winterherbergen hecken, woselbst sie an Nahrung doch keinen Mangel leiden, aber von keiner Art ist dies behannt. Sie würden auch nicht so allgemein geschaart leben und sich scheu wie Fremdlinge benehmen. Ich pfliehte den Ornithologen bei, welche der Ansicht sind, dass unsere Zugvögel ursprünglich Standvögel waren. Sie wurden erst, meine ich, zum Strich nach Süden gezwungen, als an den Nistorten ihrer Brutzone das ursprünglich bedeutend wärmere Klima sich so ungünstig gestaltet hatte, dass während einer ge- wissen Zeit im Jahre (Winter) sie nicht mehr die nöthigen Lebens- 438 W. Hartwig: bedingungen fanden. Dies geschah aber so allmählich, dass es vielleicht erst nach Jahrtausenden zu bemerken war. Mit grösster Wahrscheinlichkeit lässt sich aussprechen, dass dies Zurückdrängen der Vogelwelt durch die Ausdehnung des erten Landeises (Glaci- alperiode) geschah. Während der günstigen Zeit (Sommer) drängte die gesammte Vogelwelt wieder nach Norden, um hier dem Brut- 'geschäfte, wie sie gewohnt war, obzuliegen. Auf die Eiszeit als Ursache der Entstehung des Vogelzuges greift schon Malm an mehreren Stellen der Einleitung zu seiner Fauna*) zurück. Er ist aber der Ansicht, dass der Vogelzug erst mit dem Zurückweichen des Eises durch das Vordringen der im Süden heimathenden Vogelwelt nach Norden begann, der Zug also mit der Süd-Nord-Wanderung seinen Anfang nahm; während ich, wie ich schon vorhin aussprach, der gegentheiligen Meinung bin. ‘Die Verbreitungsgrenze nach Norden ist stets schwankend, weil sie bedingt wird durch das Vordringen oder Zurückweichen des Landeises. Da gegenwärtig noch die günstige Periode andauert, so ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass viele, wenn nicht die meisten Vögel allsommerlich nach Norden noch etwas Raum zu gewinnen suchen, welches Streben freilich immer erst nach längeren Zeiträumen bemerkt werden kann. Durch das sehr allmähliche Entstehen eines wirklichen Zuges war die Möglichkeit gegeben, dass durch das „Ueberleben des Passendsten“ und durch Vererbung das Ortsgedächtniss und andere für den Zug nützliche Eigenschaften des Vogels zu einer solehen Vollkommenheit sich entwickeln konnten, wie wir es jetzt an den entsprechenden Vögeln bewundern. Das Flugvermögen der Vögel wird häufig unter —, selten überschätzt. Die Zugvögel brauchen deshalb gerade nicht an den Meerengen das Mittelmeer zu überschreiten. Lassen wir den Zug- vogel in nordost-südwestlicher Richtung ziehen und ihn selbst die breitesten Stellen des Mittelmeeres überfliegen, so braucht er doch im ungünstigsten Falle kaum mehr als 50 geographische Meilen ohne Rast zurück zu legen, und das dürfte für die meisten Zug- vögel keine unmögliche Leistung sein. An dieser Stelle möchte ich auch hervorheben, dass E. F. v. Homeyer irrt, wenn er Wallace vorwirft, derselbe hätte auf der Karte den Wandervögeln als Passage über das Mittelmeer den *) Göteborgs och Bohusläns Fauna af A. W. Malm, 1877 p. 26—49, Zum Vogelzuge. 439 kürzesten Weg ausgesucht.*) In diesem Falle hätte Wallace sicherlich die Zugvögel nicht von Sieilien über Malta nach Afrika ziehen lassen**), da die Entfernung zwischen der Südwestspitze Siciliens und dem Cap Bon nur halb so gross ist, als die zwischen Malta und dem nächsten Punkte der afrikanischen Küste. Wallace hat sich hier wohl leiten lassen durch Thatsachen, welche in der geologischen Entwicklung unseres Planeten ihren Grund haben. Den Autoren, welche meinen, der Zugvogel könne auf der grossen Wasserfläche des Mittelmeeres seine Richtung verlieren, erwidere ich, dass selbst ein normales menschliches Auge bei geringer Er- hebung über den Meeresspiegel von der ligurischen Küste aus Corsica erblicken kann. Ein Vogel aber mit seinem scharfen Ge- sicht wird bei einer Höhe von kaum tausend Metern das Land bei Tage nie aus dem Auge verlieren und selbst in mondheller Nacht es meist in Sicht haben. Die Wanderer, welche sehr nied- rig ziehen oder ausnahmsweise in dunkler Nacht den Flug über das Mittelmeer wagen, dürften sich in ähnlicher Weise der Himmelsriehtung bewusst sein, wie die Bewohner gewisser Inseln der Südsee, welche bekanntlich weite Seereisen im gebrechlichen Nachen ohne Kompass oder sonstige, die Weltrichtung zeigende Vorrichtung, unternehmen, wobei ihnen selbstverständlich nicht . immer die Gestirne leuchten. Die Individuen unter den Zugvögeln, bei welchen diese Eigenschaft des Sich-zurecht-findens, auch dann, wenn das Land dem Auge entschwindet, wenig ausgebildet ist, werden häufig genug zu Grunde gehen. Dafür können aber auch die Ueberlebenden durch Vererbung ihre mehr entwickelten nütz- lichen Eigenschaften auf ihre Nachkommen übertragen. Was treibt die Vögel zur Wanderung? So ist schon oft gefragt worden, und die Beantworter dieser Frage haben die verschiedenste Auskunft darüber ertheilt. Schon Linne führt als treibende Ursache des Vogelzuges den Nahrungsmangel an. Bufion stellt in dem Kapitel: Von der Natur der Vögel, denselben ebenfalls obenan, wenn er sagt: „Sobald es ihnen an Lebens- mitteln anfängt zu mangeln, sobald ihnen Frost und Hitze be- schwerlich werden, sind sie auf ihren Rückzug bedacht.“ Es ist durchaus nicht meine Absicht, die verschiedenen An- sichten über die Ursache des Vogelzuges hier anzuführen, nur ei- *) E. F. von Homeyer, Wanderungen der Vögel, p. 42 u. 43. ”*) Wallace, Geographische Verbreitung der Thiere, I p. 26. 440 | W. Hartwig: nige, oder genauer besehen: eine, muss ich noch hierher setzen, weil ich mich in der Folge gegen sie wenden will. Wallace führt ausser den soeben genannten Ursachen für den Zug der nordischen Vögel noch die Dunkelheit an, welche die- selben in gastlichere Klimate treiben soll”) Wallace’s epoche- machendes Werk erschien im März 1876. Aber schon früher (das - Vorwort ist 1875 geschrieben) sagt Perty: „Eher möchte ich an- nehmen, dass die Vögel durch die scheinbare jährliche Bewegung der Sonne nach Süden und Norden vom Aequator zum Wandern angetrieben werden.‘““**) E. F. v. Homeyer sagt: „Es war wohl erklärlich, dass ich in Rücksicht auf die Zugzeiten der Vögel es für wahrscheinlich hielt, dass das schwindende und kommende Licht und die damit verbundene Beschaffenheit der Luft von wesentlichem Einflusse sein müsse. Ich habe diese meine Ansicht jedoch bisher nicht öffentlich ausgesprochen, während die vortrefflichen Natur- 'beobachter, Gebrüder Adolf und Karl Müller, dies bereits gethan haben. Aber zuerst hat ein ausserordentlich begabter schwedischer Dichter (Runberg) bestimmt und klar gesagt, dass das Licht die bewegende Kraft für den Vogelzug sei.“ ***) Zu dieser von E. F. v. Homeyer ausgesprochenen Ansicht möchte ich bemerken: Schon 6 Jahre vor E. F. v. Homeyer sprach Perty fast dasselbe, aber mit anderen Worten, aus; auch die von mir vorhin angeführte Ansicht von Wallace besagt, genau besehen, dasselbe: Dunkelheit nennt’s der eine, schwindendesLicht der andere Autor. Den Worten eines Dichters beweisende Kraft in: Bezug auf eine wissenschaftliche Hypothese beizulegen, halte ich nicht für gerathen. Poetische Ergüsse des Dichters, welcher gewohnt ist, der Phantasie die Zügel schiessen zu lassen, sollten doch dem Naturforscher, der seiner Phantasie eben nicht die Zügel schiessen lassen darf, nur das sein, was es dem Dichter selber ist: Dichtung, Gedankenbild. Der schwedische Dichter J. L. Runeberg hat laut Palmen (p. 276, Note) die Ansicht, dass die Zugvögel ziehen, um „mehr Licht“ zu finden, im August 1874 ausgesprochen. Es ist wohl mit aller Bestimmtheit anzunehmen, dass Perty und Wallace von *) Geogr. Verbr. der Thiere, I p. 26. **) Perty, Seelenleben der Thiere, 1876 p. 161. »»*) BE, F. v. Homeyer, Wanderungen der Vögel, 1881 p. 320 u. 321, Zum Vogelzuge. 441 dem Ausspruche Runeberg’s nichts gewusst haben; wenn sie ihn gekannt hätten, so würden diese Autoren ihn so genommen haben, wie er genommen werden muss: als Dichterwort. Wenn Dichterworte als Beweismittel in die Wissenschaft ein- geführt werden sollen, so möchte ich doch daran erinnern, dass schon vor mehr als 50 Jahren unser Landsmann Hey geschrieben . hat: „Ihr lieben Störche, was habt ihr im Sinn, warum fliegt ihr alle zur Sonne hin?“ Wer sich der Mühe unterziehen wollte, die Diehter daraufhin durchzublättern, würde vielleicht ähnliche Aussprüche mehrfach finden. i Wenn E. F. v. Homeyer der Ansicht ist, die Vögel folgen dem Lichte, was nach meiner Auffassung, sollen die Worte Inhalt haben, doch nur bedeuten kann, sie suchen auf der Wanderung stets Orte mit längerer Tagesdauer zu erreichen, so irrt er, wie ich weiter unten durch eine Tabelle über Zu- u. Abnahme des Tages während der Zeit in welcher die Wanderung beginnt und auch zu einem grossen Theile vollendet wird, beweisen werde. Vorher will ich nur noch darauf hinweisen, dass auch inner- halb des Polarkreises verschiedene Vögel überwintern; diesen kommt tage- ja wochenlang die Sonne nicht über den Horizont. Sie wissen doch ihre Nahrung zu finden, und da diese ihnen auch während der dunklen Zeit zugänglich ist, bleiben sie. Viele Eulen u.a. Vögel, welche bei Tage dunkle Schlupfwinkel aufsuchen und nur des Nachts auf die Nahrungssuche gehen, leben auch bei uns, und selbst in den Tropen, fast immer in ähnlicher Dunkelheit, wie die Vögel innerhalb des Polarkreises während des Winters. Ausserdem giebt es Thiere aus fast allen Klassen, welche in beinahe absoluter Finsterniss leben, wie z. B. Echinomys antricola in den Höhlen von Minas Geraes (Brasilien), Proteus anguinus in den Höhlen des Karst, Amblyopsis spelaeus (ein Fisch) in der Mam-- muthhöhle in Kentucky, Leptoderus Hohenwartii (ein Käfer) und Obisium longimanum (Arachnoide) in der Adelsberger Grotte, und viele andere. Weit bin ich davon entfernt, den Werth des Lichtes zu unter- schätzen; ich wollte nur durch vorstehende Ausführungen darauf aufmerksam machen, dass man für gewisse Fälle auch denselben nicht überschätzen darf. Wenn die Lebewesen nur dienliche Nah- rung erlangen können, so finden sie sich oft an den für sie scheinbar ungünstigsten Orten. Cab. Journ. f. Ornith, XXXILI. Jahrg. No, 172, October 1885. 29 Au - W. Hartwig: Um den Lichtverlust, welchen der ziehende Vogel erleidet, zur Anschauung zu bringen, füge ich folgende Tabelle ein: 1. Tabelle: Tageslänge in Stunden und Minuten. Herbst. Frühjahr. else = 5 F ; |ziE Nora 98 le, 5 | A| = nal | Ss ee (9) © » © © & ie Breite.| < << 2 | 2 | 5 |S5 |zeit|) er | 2 | ereeTe | er ins E E a las nos a Ar) ri [IQ „ Kun! [1 Lu! - {oı| - | - 60° |15.2 [14.10 13.11, 12.19|11.23|10.30| 60° | 9.41|10.20 11.12|12.10/13.7 |14.1 580 114.50|14.2 |13.8 |12.19 11.28 10.200| 58° | 9.51\10.27|11.18\12.9 |13.3 \13.53 56° 1114.40 | 13.56 13.5 |12.19/11.33|10.49| 56° |10.0 10.34 11.39 12,8 12.39 | 13.46 540 14.09 13.48|13.1 [12.17 11.35 10.53] 54° |10.s |10.42|11.95|12.8 |12.55| 13.39 520 |14.19|13.40| 12.58) 12.17|11.37\10.57| 52° |10.16|10.48|11.97| 12.8 |12.52 13.32 50° 14.8 |13.34 12.54 12.16 11.39 11.2 | 50° |10.23|10.52|11.30\12.3 12.49 |13.26 480 |13.59|13.28 | 12.50| 12.15 11.41 /11.7 | 48° |10.31|10.56 | 11.33 12.3 |12.45 13.20 46° 113.50 |13.20 12.46 12.12 11.44 11.11] 46° |10.39|11.0 |11.37)12.8 |12.41 13.12 Nehmen wir an, ein Vogel wanderte im Herbste von 60° nördl. Br. bis zu 50° nördl. Br. und legte diese 10° in 21 Tagen zurück. Er soll seine Wanderung unter dem 60. Parallelkreise am 21. August beginnen, so wird er am 11. September unter dem 50. Parallel sein. Sehen wir uns die vorstehende Tabelle an, so finden wir leicht, dass unter dem 60. Parallel die helle Zeit (Tag) am 21. August 15h 2m währt. Der Zugvogel ist am 11. September an einem Punkte (50° nördl. Br.), wo die helle Zeit nur noch 12h 54m dauert. Weilte er noch am 11. September unter 60° nördl. Br., so hätte er einen Tag von 13h 11m; er befindet sich also an einem Orte, der thatsächlich einen um 17 Minuten kürzeren Tag hat, als der Ort, von welehem aus er die Wanderung begann. Je weiter nach Norden wir die Heimath des Vogels verlegen, desto grösser wird die Differenz, d. h. desto mehr helle Zeit büsst der Zugvogel während der Wanderung ein. Ausserdem dauert in den nördlicheren Breiten die Dämmerung länger, als in den südlicheren Breiten; der Verlust an heller Zeit, während welcher der Vogel auf die Nahrungssuche gehen kann, wird bei seinem Vordringen nach Süden dadurch noch beträchtlicher. Selbst wenn der Vogel unter dem 60. Parallel seine Wanderung erst am 11. September unternähme und zwar in der Geschwindigkeit von 1°in 2 Tagen, so wäre er nach 10 Tagen (21. September) an einem Orte (55° Zum Vogelzuge. 443 nördl. Br.), der von der Sonne direkt nicht länger beschienen wird, als sein Ausgangspunkt. Nun legt aber wohl jeder Zugvogel in kürzerer Zeit solche Strecken von 2—3° zurück, ruht dann, so lange ihm die Lebens- bedingungen am Rastplatze gegeben sind, und eilt nun bis zur nächsten Raststation schnell weiter. Dadurch erleidet der ziehende Vogel zwischen Fortzugs- und Ankunftspunkt noch mehr Einbusse an heller Zeit. Man kann mir auf die vorstehenden Ausführungen entgegen- halten, dass der Vogel, je später er zu ziehen anfängt, desto weniger Zeit einbüsse, bis dieser Verlust endlich in sein Gegen- theil umschlägt. Darauf ist aber zu erwidern, dass zu der Zeit, wo das Minus an heller Zeit in höheren Breiten wirklich in’s Gewicht fällt, der echte Zugvogel schon unter geographischen Breiten weilt, wo die Tageslänge überhaupt nicht mehr sehr wechselt. Und wenn meine Ausführungen auch für wenige Spätwanderer nicht ganz zutreffen, so treffen sie doch voll und ganz für die Hauptmasse der Wander- vögel zu. Wenn aber die bei weitem überwiegende Menge der Zugvögel nicht wandert, um „mehr Licht“ zu haben, so dürfen wir dies auch für den kleineren Theil nicht gelten lassen. Während des Frühjahrszuges ist das Verhältniss in Bezug auf Lichteinbusse oder Liehtgewinnung dasselbe, wie beim Herbstzuge. Man sehe die vorstehende Tabelle über Tageslänge vom 21. Februar bis zum 11. April an. Wenn der Zugvogel seine Winterstation verlässt, verliert er anfänglich an heller Zeit mehr, als später, bis nach dem Frühlingsaequinoctium sich das Verhältniss ändert. Die Hauptsache ist aber auch für den Frühjahrszug das Factum, dass bei Beginn der Wanderung die allermeisten Zugvögel an Licht bedeutende Einbusse erleiden. Nachdem ich bewiesen zu haben glaube, dass das „schwindende und kommende Licht“ nicht die treibende Ursache des Zugphaeno- mens sein kann, greife ich wieder auf die schon erwähnte Annahme Linnes, der Nahrungsmangel sei dieselbe, zurück. Soviel Schrift- steller sich auch seit Linne mit dem Vogelzuge beschäftigt haben, wohl fast alle führen, wenn nicht als einzige und alleinige Ursache, so doch als eine der Hauptursachen, den Nahrungsmangel an. Obgleich viele Naturwissenschafter sich gegen die Annahme gewendet haben, als sei der Nahrungsmangel die einzige Ursache des Zugphaenomens, so möchte ich mieh dennoch 29* 444 W. Hartwig: für diese Annahme aussprechen. Die reinen Pflanzenfresser unter den Vögeln sind direkt von denselben abhängig und müssen, wenn ihnen die Pflanzenwelt der Heimath nicht mehr den nöthigen Lebens- unterhalt gewährt, in die Fremde auf die Nahrungssuche gehen, Dabei können, wenn wir die gemässigten Breiten in Betracht ziehen, die Körner- und Beerenfresser sich, wenn diese Früchte anfangen ‘zu mangeln, an Knospen ete. halten, wie sie auch theilweis thun. Den Pflanzenfressern aber, welehe nördlich von der eigentlichen Waldregion heimathen, kann durch Schnee der Zugang zu tauglicher Nahrung gesperrt werden. Sie müssen südlich ziehen. Dies thun sie daher auch nicht regelmässig in jedem Jahre, sondern meist nur in schneereichen Wintern. Sie gehen dann auch nur soweit nach Süden, wie sie nöthig haben, um Zugang zu dienlicher Nah- rung zu erhalten. Gewisse nordische Vögel erscheinen daher auch bei uns nicht immer in den kältesten, sondern in den schneereichsten Wintern. Freilich decken sich oft die Begriffe schneereich und kalt und er- zeugen daher leicht in uns die Vorstellung, als zwänge die Kälte diese Vögel zum Zuge. Um viele hierher gehörige Beispiele anzuführen, mangelt es an Raum. Ich will es jedoch nicht unterlassen, einige hierher zu setzen. Der klassische Faber sagt: „Das Schneehuhn wird im Sommer auf Heiden, Wiesen und in Gebüschen gefunden, wo es sich von den Blättern von Empetrum nigrum und den Augen von Birken und Weiden nährt; es steigt, so wie der Schneeammer, im Herbste nach und nach höher auf die Gebirge, wenn der Same der Bergflanzen reif ist.“*) An einer anderen Stelle theilt er mit: „Tetrao islandorum und Emberiza nivalis, welche den Winter über in Island verbleiben, gehen in der strengen Jahreszeit höher auf die Gebirge und setzen sich da einem härteren Klima aus, in der Hofinung, eine reichlichere Nahrung zu erhalten“.**) Fällt jedoch zu viel Schnee in den Gebirgen, so werden die ge- nannten Vögel auf einige Zeit in die für sie weniger ergiebigen Thäler getrieben. Verhält es sich mit unseren Grünfinken, Gold- ammern etc. viel anders, welche durch Schneefall schaarenweis in die Dorfstrassen und auf die Bauerngehöfte getrieben werden, die aber dort verschwinden, sobald der Schnee fortgegangen ist? In schnee- losen Wintern begeben sie sich nie in solchen Massen in die Dörfer. *) Faber, Hochnordische Vögel, p. 65. **) Faber, p. 68. Zum Vogelzuge, 445 Faber berichtet auch *), dass Rallus aguaticus und Hae- matopus ostralegus Standvögel auf Island sind und Srurnus vulgaris ein solcher auf den Färöer ist. Zallus aquaticus wird . auf Island durch die warmen Quellen zurückgehalten, welche, trotz des härtesten Winters rings umher, hinreichende Nahrung gewähren. Ebenso müssen Zaematopus und Sturnus an den genannten Orten ihren Lebensunterhalt finden, da ihre südlicheren Artgenossen wandern. Die Fischfresser unter den Vögeln des hohen Nordens und die, welche andere Meeresthiere verzehren, weichen dem andrängenden Eise nur deshalb, weil dasselbe ihnen den Zugang zur Nahrung verschliesst. Die Insektenfresser unter den Vögeln, welchen Schneemassen im Winter die Larven, Puppen und Eier der Kerbthiere nicht un- erreichbar machen können, bleiben bei uns. Von anderen Kerb- thierfressern aber bleiben in schneereichen Wintern keine, in schnee- losen Wintern jedoch, trotz Kälte, oft einige zurück. Einzelne Rothkehlchen überwintern z. B. in den meisten Jahren im Berliner Thiergarten. Auch bei ziemlich strenger Kälte vernahm ich oft ihr Schnick, Schnick aus dem diehten Gebüsch mit humusreichem Boden; fiel aber zu reichlich Schnee, so verschwanden sie, weil nun, da auch die letzten Beeren verzehrt oder verwittert waren, selbst unter dem dichtesten Tannengebüsch ihnen die kärglichste Insektennahrung nicht mehr zugänglich war. Wie im Herbste der Nahrungsmangel den Zugvogel nach Süden treibt, so ist dieser es auch, welcher ihn im Frühjahre zur Reise nach Norden zwingt, denn die Hitze des Südens wirkt ähn- lich auf die Pflanzen- und Insektenwelt, die hauptsächlichsten Nahrungsquellen des Vogels, wie die Kälte des Nordens, Wenn es Thatsache ist, dass die Zugvögel durch die Ab- und Zunahme ihrer Nahrung zum Wandern getrieben werden, die Nahrung der allermeisten aber direkt oder indirekt vom Pflanzen- reich abhängig ist, so müssen die Wandervögel auf ihren Zügen auch gleichen Schritt halten mit dem Kommen und Schwinden ihrer Nahrungsquelle, mit der Entwicklung der Pflanzen. Ich lasse hier, um dies darzuthun, eine Tabelle folgen, worauf von 24 Orten Europas das erste Erblühen von 2 fast überall vor- kommenden Pflanzen und die mittleren Ankunftszeiten von 2 allbe- kannten insektenfressenden Zugvögeln nebeneinander gestellt sind: *) Hochnordische Vögel, p. 17. 446 .. W. Hartwig: 2. Ta Nördl. 15—180 27—29° 31—329 Breite. östl. v. Ferro. östl. v. Ferro. östl. v. Ferro. Christiania: 23 m 60° av..18 V rust. 6. V : pad, 17. V can. 12, V 57. Carlisle: — ‚Flensburg: — 55° lav.9)..... rust.*) 13. IV (lav. ........ . |rust. 24. IV (4) padao)n. 22 lean. 52H VEA) pad ee. can. 10. V (4) Hamburg: S m 54° av. 1. V (3) |rust. 18.IV (6) pad. 7. V (4) can. 6. V (6) 8 Manchester: — Ludwigslust: 36 m Stettin: 20 m Be lan. nn... rust. 18. IV (13)| av. 11. IV (1) |rust. 16. IV ()| av. 30. IV (27) |rust. 17. IV (5) EG HIR Sonn can, 24. IV (13) pad. 21. IV (1)|jcan. 7. V (6) |pad. 5. V (25) |can. 10. V Braunschweig: 75 m Berlin: 40 m 52%, Be park yust. 14. IV (5)lav.3. V(12)|rust.17.IV (4: Cöpenik) pad. 2. V (30) |can. 1. V (7) |pad.2.V(9)can. 5. V (4: Cöpenik) EN Catsfield: — 51° av. 19. IV (26)| rust. 15. IV (15) DAUER ee . \ean. 26. IV (15) 500 491),0 490 Stuitgart: 268 m 48%), ? ae zust. 6. IV (@&) made can. 16. IV (8) 480 Kirchdorf: 449 m av. 22. IV (16) |rust. 6. IV pad. 28. IV (16)| can. 22. IV 47° 461,0 46 . Laibach: 287 m 0 av. 12. IV (10) |rust. 25. III |pad. 24. IV (10)|can, 12. IV. %) av. = Prunus avium Lin. pad. — Prunus padus Lin. x) rust. — Zirundo ruslica Lin. ean, — (Cuculus canorus Lin. belle. 33—340 Senftenberg: 420 m av. 6 V (15) |rust. 20. IV pad. 9. V (14) |can, 1. V Wien: 200 m pad. 1. V (9) Zum Vogelzuge. av.22.1V(11) Leutscha av. 7.V (11) pad. 7. V (11) Rosenau ad. 23. IV (7) ‚pad. 2. V 5) av. 17. IV (2l)|rust. 4. IV pad. 22. IV (24)| can. 17. IV Cilli: 234 m av.13. IV (5)| rust. 17. III pad.22,IV(7)| can, 18. IV Biala: 323 m rust. 16. IV can. 25. IV : 540 m rust. 14, IV can. 24. IV : 293 m rust. 8. IV can, 18, IV 447 \ TTTTTTÖÖäÖäÖ Ta es nn 37—390 östl. v. Ferro. } östl. v. Ferro, östl. v. Ferro, 47—480 östl. v. Ferro. 41—420 St. Petersburg: ,10 m av. 6. VI. (ö)/rust. 9. V pad. 27. V(23)|can. 14. V Riga: 10 m av. 20. V (3)|rust, 2. V pad. 21. V(9)|can, 7. V Lemberg: 298 m av. 7. V (12)|rust. 23. IV pad.7.V (17\|can, 28. IV Kischinew: 90 m av.25.1V (19)|rust.15.1V (9) pad. 7. V (12)|can.28.IV(10) Mediasch: 148 m av.18.IV (12)|rust. 30. III pad,22.IV(12|can. 11. IV Man ersieht aus vorstehender Tabelle sofort, dass im Westen unseres Erdtheiles die Pflanzen sich schneller entwickeln, als im Osten, dass 448 Be W. Hartwig: dem entsprechend aber auch im Westen die Zugvögel früher er- scheinen, oder vielmehr schneller vordringen, als im Osten. Um Missverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, dass ich durchaus nicht der Ansicht bin, dass gerade diese beiden Insekten- fresser von solchen Kerbthieren leben, welche von der Existenz und Entwicklung der beiden von mir angeführten Prunusarten ‚abhängig sind. Ich war bei der Auswahl der Pflanzen und Vögel nur darauf bedacht, solche gegenüber zu stellen, bei welchen Entwicklungsperiode und Zugzeit ungefähr zusammenfallen. Ich durfte nicht die Entwicklung der Haselnuss und den Zug von Cypselus apus miteinander vergleichen, da die Entfaltungszeit der einen und der Zug des anderen über zwei Monate auseinander liegen. — Nachdem ich so, wie vorhin bemerkt, die Auswahl ge- troffen hatte, fing ich an zu rechnen. Ich habe nicht blos bei den Arten, welche auf der beige- gebenen Tabelle stehen, sondern noch bei S anderen, mit welchen ich mich bis jetzt beschäftigte, fast dieselbe Uebereinstimmung ge- funden. Es ist bis heute von mir über diese 12 Arten phaenolo- gisches Material aus über 100 Orten von 15° bis 48° östl. Länge und von 46° bis 60° nördl. Breite gesammelt und tabellarisch zu- sammengestellt worden. Diese Originaltabelle, mit deren Erwei- terung ich fortwährend beschäftigt bin, konnte ich aus Raummangel hier nicht zum Abdruck bringen lassen; dazu findet sich vielleicht später und an anderer Stelle Gelegenheit. Zur Erläuterung füge ich nur noch hinzu, dass die in Klammern stehende Zahl neben dem Speciesnamen die Zahl der Beobachtungs- jahre angiebt, woraus ich das Mittel berechnet habe und zwar aus den Jahresberichten dieses Journals. Wo diese eingeklammerten Zahlen fehlen, habe ich das schon berechnete Mittel für die An- kunftszeiten der Vögel entnommen aus: „Karl Fritsch, Normale Zeiten für den Zug der Vögel, Wien 1874.“ Die nicht von mir berechneten Mittel über das Erblühen der Pflanzen sind entnommen aus: „H. Hofimann, Resultate der wichtigsten pflanzen-phaenolo- gischen Beobachtungen in Europa, Giessen 1885.“ Die Beobach- tungen aus den drei englischen Städten sind dem 103. Bande der „Annalen der Physik“ entnommen. Die mittleren Ankunftszeiten der beiden Vögel aus Kischinew, Riga und Petersburg sind nach „v. Middendorf’s Isepiptesen“ berechnet. Die Zahl rechts neben dem Ortsnamen giebt die absolute Höhe in Metern an. Um dem Leser theils das zeitraubende Nachrechnen zu er- sparen, Sehritthalten beider Es Zum Vogelzuge. nämlich die 449 theils aber auch, um die Uebereinstimmung und das Phaenomene, Entwicklung der Pflanzen und das Vordringen der Zugvögel zu zeigen, lasse ich hier nachstehende Tabelle folgen: Süden: ra (521/29) — ee 7,5° 3. Tabelle. | Norden: Kallecn (46°) — Stettin eat 7,50 : 1° = 2,4 Tag. Dein 115 Tag. rust.: 1° — 3 Tae.ja can.: 1 — 3,7 Tag. Cilli (46%/,°) — Senftenberg (50°): 3,50 av. 1° — 6,5 Tas, pad.: 1° — 4,8 Tag. rust.: 1° — 9,7 Tag. can. 1) = 37 Tag: Mediasch (46°) — Riga (57°): 11° eva 2,9 Wars. rust.: 19 = 3 Tag. Ir Südwesten: ‚lav.: 1° — 3,4 Tag. 2.\pad.: 10 — 9,4 Tag. | Nordosten: Laibach (46%) — Riga (57°): 11° rust.:1%—3,2 Tag. can. u 2, 3 Tao. En (46°/,0) — Petersburg (60°): 13,50 N — A Tag! alt 1° — 2,6 Tag. rust.. 1° —3,7 Tag. can. I — 9 Tag. Laibach (46%) — Petersburg (60°): 14° av: 0 3.3 Ta pad.: 10 — 2,4 Tag. rust.: 10 — 2,3 Tag. cam. 1 — 12, = Tag. Wien (480%) — Petersburg (60°): 12° av.: 1° — 4,2 Tag. Trust. 10 2,0 Tas pad. 9, == 9, 6 Tag.|can.: 1° = 2,3 Tag.|pad.:; 1° = 2,9 Tag.|can.: 1° = 2,3 Tag. Mittel: Mittel: : 10 = 3,9 Tag.|rust. : 1° = 4,6 Tag.lav.: 10 — 3,9 Tag.|rust.: 19 = 3 Tag. a = 9, 7 Tag.\can.: 1° — 2,8 Tag.lpad.: 1° = 9, 6 Tag.\can.: 1° — 2,2 Tag. Aus der vorstehenden Tabelle geht nicht nur hervor, dass im Westen unseres Erdtheiles die Pflanzen in ihrer Entwickelung und die Zugvögel auf ihrer Reise schneller vorschreiten, als im Osten, was sich aus Abtheilung I der Tabelle ergiebt; nein, wir sehen auch ‘aus Abtheilung II derselben, dass in südwest-nordöstlicher Richtung die Uebereinstimmung beider Phaenomene am grössten, ja gerade- zu auffällig ist. Mag nun auch Palmen sich noch so sehr gegen die Annahme einer allgemeinen oder Haupt-Zugriehtung wenden; sie besteht dennoch. Wir werden, falls wir für die einzelnen Binnenlands- vögel Mitteleuropas auf den Zug bezügliches Material sammeln und dann zu rechnen anfangen, für die meisten eine nordost-süd- *) av. = Prunus avium Lin. pad. = Prunus padus Lin. **) rust. — Hirundo rustica Lin. can, =. (uculus canorus Lin, 450 W. Hartwis: westliche Zugrichtung herausrechnen. Aus diesen einzelnen Zug- richtungen resultirt dann aber doch sicherlich eine ebensolche all- gemeine oder Hauptrichtung. Zwischen Cilli-Senftenberg ist das Vordringen der Zugvögel ein so auffallend langsames, dass man unwillkürlich Beobachtungs- fehler voraussetzen möchte. Strenge Vertreter der Strassentheorie werden vielleicht sagen: beide Orte liegen an verschiedenen Zug- strassen oder: der eine Ort liegt an einer Haupt-, der andere an einer Neben-Zugstrasse. Ich weise jedoch darauf hin, dass das Erblühen der Pflanzen auf diesem Bogen verhältnissmässig eben- so langsam vorschreitet, die Erscheinung also bestimmt‘ einen anderen Grund haben muss. Achnliches findet man nach der 2. Tabelle auch noch zwischen anderen Orten. Eine bestimmte Ursache vermag ich dafür nieht anzugeben und blosse Vermuthungen möchte ich hier nicht aussprechen. Von Südwest zieht in Europa der Frühling, die Entwicklung der Pflanzenwelt, heran, und ebenso findet der Heranzug der von dieser direkt oder indirekt abhängigen Vogelwelt statt. Der Herbst, das Einschlummern und Vergehen des Pflanzenwuchses, schreitet in unserem Erdtheile von Nordost nach Südwest vor, und dem ent- sprechend findet der Herbstzug der Vögel statt. In Amerika rückt die Entwicklung der Pflanzen von Südost nach Nordwest vor, der Herbst aber zieht dort von Nordwest heran; dem entsprechend findet in der Neuen Welt auch der Vogel- zug statt. Die Entwicklung der Pflanzenwelt findet im schnelleren Tempo statt, als das Einschlummern; daher ist auch der Frühjahrszug der Vögel viel mehr in die Augen springend, als der Herbstzug. In Nordamerika schlummert die Natur im Herbste langsamer ein, als in Europa; das Erwachen im Frühlinge ist dort stür- mischer, als hier. Dem entsprechend muss auch in der Neuen Welt der Herbst-Vogelzug weniger bemerkbar, als in Europa, der Früh- jahrszug aber viel auffälliger sein, als bei uns. Material, um diese von mir ausgesprochene Meinung zu beweisen, habe ich nicht zur Hand. Vielleicht existiren auch für diesen Zweck zu verwerthende vergleichbare Beobachtungen in genügender Zahl garnicht, und es würden dann nur Ornithologen, welche das Zugphaenomen beider Hemisphaeren aus eigener Anschauung kennen, die Richtigkeit meiner Ansicht verneinen oder bejahen können. Zum Vogelzuge. 451 \ Zum Schlusse fasse ich meine vorstehenden Ausführungen noch einmal kurz in folgenden Sätze zusammen: 1. Die wenigen Daten, welche Palmen in Bezug auf seine neunzehn Mustervögel mittheilt, sind viel zu unbestimmt, als dass daraufhin linienförmige Zugstrassen auch nur für diese hochnor- dischen Küstenvögel eonstruirt werden könnten. 2. Obwohl Palmen sich gegen die schon so oft ausgesprochene Ansicht eines allgemeinen nordost-südwestlichen Zuges der euro- päischen Binnenlandsvögel wendet, so besteht ganz bestimmt ein solcher dennoch, 3. Bestimmte Zugstrassen im Sinne Palmen’s bestehen nicht, sind wenigstens bis jetzt nicht festgestellt; nur örtlich, wo die Gestaltung der Erdoberfläche die ziehenden Vögel dazu zwingt, kann der Eindruck solcher hervorgebracht werden. 4. Das schwindende und kommende Sonnenlicht kann nicht die treibende Ursache des Vogelzuges sein, da der Zugvogel bei Beginn des Zuges, sowohl im Herbste als auch im Frühjabre, fort- während an Orte kommt, welche einen kürzeren Tag haben, als die, welche er verliess. 5. Die Ursache des Zugphaenomens ist Nahrungsmangel; die Wärme als solche ist von sehr untergeordneter oder gar keiner Bedeutung. 6. Die Zugvögel drangen bei Entstehung des Zuges nicht aus dem Süden in höhere Breiten vor, sondern heimatheten stets hier und wurden durch allmähliche ungünstigere Gestaltung des Klimas in höheren und mässigen Breiten, welches höchstwahrscheinlich durch das Herannahen des ersten Landeises verursacht wurde, nach und nach in südlichere Breiten gedrängt; sie suchen aber während der warmen Jahreszeit ihre ursprünglichen Heimstätten wieder zu erreichen, um dort zu nisten. 7. Die von Südwest nach Nordost sich bewegenden Zugvögel Mitteleuropas halten mit der in derselben Richtung vorschreitenden Entwicklung der Pflanzenwelt, ihrer direkten oder indirekten Nahrungsquelle, gleichen Schritt. Mit den vorstehenden Erörterungen wollte ich wieder einmal eine Frage anregen, über die seit einem Jahrhundert schon so viel geschrieben, und die doch immer noch nicht allseitig genug beleuchtet worden ist; ich versuchte einige Irrthümer zu berichtigen, damit sie nicht zum Schaden der Wissenschaft als schon bewiesene Thatsachen allgemein in Umlauf kämen. Anderntheils wollte ich 452 | W. Hartwig: aber auch einige schon längst ausgesprochene Thatsachen, welche in der Neuzeit in den Hintergrund gedrängt wurden, oder welche man als blosse Meinungen und Ansichten bekämpfte, wieder etwas mehr in Erinnerung bringen. Sollte ich selber dabei neue Irrthümer zu den alten gehäuft, statt die letzteren klargestellt zu haben, so wird man mich berichtigen; die Vogelzugfrage aber wird auf jeden Fall daraus Nutzen ziehen. | Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. Von Ant. Reichenow und Herman Schalow. Serie VII. (Enthaltend die während des Jahres 1883 neu beschriebenen Gattungen und Arten), Fam. STRUTRIONIDAE. 1. Siruthio molybdophanes s. Compend. XL Folge. Serie VII. J. ©. 1883. p. 399. Fam. PROCELLARILIDAE. -+ 2. Oestrelata Fischeri. R. Ridgway, Proc. Un. St. Nat. Mus, Vol. 5, p. 656. Ground color of the head, neck, and lower parts pure white, but this unvaried only on the sides of the forehead, lores, malar region, chin, throat, jugulum, and erissum; feathers of middle portion of forehead (longitudinally) and fore part of crown marked with a central spot of slate-color, these spots mostly approaching a lozenge- shaped form, but becoming gradually more transverse posteriorly, and at the same time paler in eolor; the terminal margin of the feathers grayish white; a distinet blackish spot immediately before and beneath the eye; sides of the breast washed with grayish; belly and flanks overlaid by a nearly uniform wash of smoky plum- beous, but the white showing through in places; many feathers of the sides barred with plumbeous-gray; anterior under wing-coverts dark sooty-gray or slate-color, those along the outer margin mainly of the same color; rest of under surface of the wing, including inner webs of primaries, uniform pure white, the latter having merely a narrow, but very abruptly defined, dusky stripe next the shaft, the white being margined for a short distance along the terminal portion with grayish; axillars mainly plumbeous, or barred with the same. Nape, back, scapulars, rump, upper tail-coverts, and middle tail-feathers, bluish plumbeous, darkest on the lower part of the rump, the feathers with distinet dusky shaft-streaks, except on the nape. Tail (except middle feathers) white, with very irregular transverse bars or vermiculations of plumbeous-gray. Lesser Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. 453 wing-coverts dark slate-color (many shades darker than the back); greater coverts, secondaries and tertials plumbeous-gray (more silvery toward edge of wing), very distinctly edged with pure white; three outer primaries and primary coverts slate-black; the inner quills gradually more grayish, and narrowly bordered with white; bill uniform deep black; tarsi, most of basal phalanx of inner toe, and basal portion of webs, light brownish (apparently flesh-colored or lilaceous in life), rest of the feet dusky. Wing 10, 15; tail 4, slightly graduated; culmen 1; depth of bill at base 0,40; tarsus 1,35; middle toe 1,40. Most nearly allied to Oe. defllipiana. Hab.: Alaska. +3. Cymochorea Markhami. O0. Salvin, Proc. Z. S. London Pt. 3, p. 430. Omnino fuliginosa fere unicolor, capite toto paulo plumbescen- tiore, tectrieibus alarum dilutioribus, cauda profunde fureata; rostro et pedibus nigerrimis. Long. tota 9,0; alae 6,9; caudae rectr. med. 2,6; rectr. lat 3,8; tarsi 1,0; dig. med. 1,1; rostri a rictu 1,0. Obs.: C. melaniae Bp. apud Coues, certe similis, sed capite plumbescente, tarsis brevioribus forsan diversa. Hab.: Coast of Peru lat. 19° 40° S. long 75° W. -—4. Diomedea irrorata. OÖ. Salvin, Proc. Z. S. London Pt. 3, p. 430. Supra dorso medio et alis extus fuliginoso-fuscis, dorso antico et uropygio albis, nigro transverse variegatis; capite et cervice toto albis, hac supra flavo lavata; subtus abdomine toto griseo- fusco, albo praecipue in pectore et crisso, minutissime irrorato; alis intus quoque albo et fusco variegatis; cauda fusca ad basin alba; . rostro Havido, mandibulae apice corneo, pedibus corylinis. Long. tota 35,0; alae 20,5; caudae 5,5; rostri a rietu 6,2; tarsi 3,8; dig. med. 5,1. Hab.: Callao Bay, Peru. +5. Puffinus Edwardsii. Y +E. Qustalet, Ann. Sc. Nat. Zool. Tome 16, Art. 5. P. cinereo minor, P. Baroli major, capite, dorso et tectrieibus alarum ex griseo infuscatis; plumis dorsi fulvo lavatis et pallidis marginibus ornatis; tergo canescente, cauda vix cuneata nigricante; gula, pectore medio et abdomine candidis; pectoris lateribus fuscis ; hypochondriis nigricantibus; rostro gracili obseuro, mandibula basin versus rubescente, unco flavescente; pedibus roseis. Long. tot. 0,440; long. de T’aile 0,320; 1. de la queue 0,150; long. du bec 0,050; hauteur du bec & la base 0,012; au milieu 0,010; long. du tarse 0,043; long. du doigt median 0,053 m. (sans l’ongle). Hab.: Iles du Cap-vert. Fam. LARIDAE. -+6. Larus Kumlieni. W. Brewster, Bull. Nutt. Orn. Club. Vol. 8, p. 216. Similis ZL. glaucescenti, sed minor; magis candidus; pennis candidioribus; colore atro in remigibus angustiore ac magis distincto 454 Ant. Reichenow und Herman Schalow: a partibus candidioribus. L. 24; wing 16,25; culmen 1,75; bill from nostril 0,85; from gape 2,60; tarsus 2,35; middle toe and claw 2,27; tail 6,65. Hab.: ‚Cumberland Sound and Greenland, migrating south in winter to the Bay of Fundy and Grand Menan. Fam. CHARADRIDAE. 7. Aegialites albidipectes. ‘ R. Ridgway, Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 5, p. 526. | Forehead (broadly) superciliary stripe (extending back to end of auriculars), cheeks (up to lower eyelid) and lower parts generally pure white, the whole breast strongly tinged with lieht pinkish cinnamon, this growing gradually deeper cinnamon on the sides of the neck and across the nape. A distinct stripe from the rietus to the eye, across the lores, the whole crown, and auriculars, black. Oceiput and upper parts in general, deep brownish gray, tinged, especially on the back, with light yellowish fulvous. Primaries dusky, with white shafts; greater wing coverts distinctly tipped with white; inner secondaries chiefly white. Lateral upper tail- coverts white. Two outer tail-feathers wholly white, the others dusky. Wing 4,10; tail 1,90; culmen 0,60; tarsus 1,05; middle toe 0,55. Hab.: Chili. 4-8. OVedienemus dominicensis. Ch. B. Cory, Journ. Bost. Zool. Soc. 2. p. 46. Top of the head, back, wing coverts, and tail, brown; feathers with very pale edgings, giving a mottled appearance to the back; the tailfeathers showing a band of dull white, succeeded by a broad black tip; breast, slaty, becoming dull white on the throat; abdomen, white, tinged with very pale rufous; a line öf black passing from the top of the eye along the sides of the head to the neck; under surface of wings, white, becoming dark brown at the tips; the shafts of the feathers on the breast and throat, dark brown, forming numerous hair-like lines on the surface of the plumage; legs and feet, greenish yellow; upper mandible, black; under 'mandible, green "at the base, shading into black at the tip; ivis, yellow. Length. 14,50; wing 8,50; tail 3,75; tarsus 3,75; bill 1,50. Hab.: San. Domingo. Fam. RALLIDAE. 9. Aramides Wolf:. H. v. Berlepsch und L. Taczanowski, Proc. Z. 8. London 1883, p. 576. Supra olivaceus, capite fusco-cinereo, auchenio dorsoque ante- riore rufescentibus, uropygio latissime caudaque nigris; "subtus gula cum collo antico superiore dilute einerea; jugulo rubro-rufo, pectore abdomineque medio rufis, olivaceo perfusis ; hypochondriis olivaceis; vertre medio, crisso subeaudalibusque nigris; tectrieibus alarum remigibusque tertiarlis dorso concoloribus; remigibus rufo Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. 455 cinnamomeis, in pogonio externo secundariorum olivaceo lavatis, subalaribus rufis, nigro fasciatis. Longueur de laile 182; queue 60; tarse 70; doigt median 60; ougle 12 mm. | Hab.: Chimbo, Ecuadeur (Stolzman). 10. HZydralector Novae Hollandiae. T. Salvadori, Ornith. Papuas. 3. p. 309. Similis Z. gallinaceo (Tem.), sed major et superne pallidior. Hab.: Australia. Fam. CICONIDAE. 1l. Pseudotantalus.n. Q. R. Ridgway, Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 5. p. 550. Adult with only the fore part of the head naked, the hinder half and entire neck densely feathered; nostrils strietly basal; tertials shorter than primaries and with their webs somewhat decomposed. Bill, legs and tail very much longer and basal outline of bill of different contour. Typus: Tanialus ibis L. Fam. GEOTRYGONIDAE. 12. Otidiphaps insularis. O.Salvin und D. Godman, Proc. Z.S. I,ondon 1883, p. 34. Capite toto, cervice et corpore subtus nigris purpurascente tinetis; interscapulio, secundariis et tectricibus alarum omnibus pure cinnamomeis; remigibus fuseis; cauda nigra; dorso postico viridescenti-nigro, dorso imo et uropygio purpurascente tinctis; rostro corallino rubro; pedibus vinaceo-rubris, flavo squamulatis. Long. tota 15,0; alae 7,4; caudae rectr. mediis 6,6; rectr. lat. 3,3; rostri a rietu 1,15; tarsi 2,6; poll Angl. Hab.: Insula Fergusson dıcta, ad oras Novae Guineae ori- entalis (Goldie). Obs.: Ab. O.nobile crista ocecipitali et macula nuchali absentibus, colore dorsi purius cinnamomeo nec purpureo tincto, colore dorsi postiei viridescente nec omnino purpureo et cauda breviore diversus. Ab. O. cervicali macula nuchali absente, colore dorsi purius cinna- momeo nec purpureo tincto et colore dorsi imi et uropygii purpureo distinguendus. Fam. COLUMBIDAE. 13. Leptoptila pallida. H. v. Berlepsch und L. Taczanowski, Proc. Z, S. London 1883, p. 575. Supra rufo-brunnea, nitore interscapulii violaceo-roseo; fronte albo, vertice cinereo-cyaneo, cervice nuchaque griseis; gula media alba, lateribus capitis pallide ochraceis; collo antico pectoreque roseis, abdomine medio tectriecibusque caudae inferioribus albis; hypochondriis pallide isabellinis; remigibus brunneo-nigricantibus, subtus latissime cum subalaribus rufoeinnamomeis; cauda supra brunneo rufa, rectricibus quatuor externis utrinque ante apicem nigricantibus, albo late terminatis; rostro nigro; pedibus rubris; 456 Ant. Reichenow und Merman Schalone iride pallide flava. Long. de l’aile 171; queue 100; bec 20; tarse 30; partie attenu6ee de la premiere remige 25 mm. Hab: Chimbo, Ecuadeur (Stolzmann). Fam. MEGAPODIIDAE. 14. Megapodius tenimberensis. P. L. Sclater, Proe. Z. 8. London 1883, p. 57. Supra brunnescenti-olivaceus, in cervice magis cinereus, in dorso postico magis brunnescens; pileo suberistato interscapulio concolore; subtus cineraceus olivaceo tinctus; capitis lateralis et gulae pelle rubro plumis paucis obsita; subalaribus ventre conco- loribus; rostro favo; tarsis antice nigris postice rubris, digitis nigris. Long. tota 11,5; alae 9,6; caudae 3,5; tarsı 2,8. Hab.: Kisimoen et Loetoe, ins. Tenimberensium. Obs.: Species pedum colore ad M. geelvinkianum, corporis pietura magis ad M. tumulum appropinquans. Fam. PHASIANIDAE. 15. Polyplectron Helenae. E. W. Oates,.Ibis (5.), Vol. I,0p. 136, D. 5. Affinis P. chingui, sed plumarum ocellis magis violaceis, haud fulvo eircumdatis, fascia superiore et altera inferiore albis praeditis, caudae ocellis minoribus et violaceo chalybeoque nitentibus, nee metallice viridibus fulvo circumdatis, distinguendus. Leg. tot. 24"; al2 3 Scaud, 10. tarsı 3 Hab.: Upper Burma. 16. Pucrasia Jjoretiana. M. Heude, Ibis, (5), Vol. 1, p. 226. Il. difiere des Pucrasiae decrits en ce qu’il n’a pas de brun ni de roux dans le plumage, soit au cou soit aux ailes, soit aux sous-caudales. Il est de la taille du P. zanthospila. Hab.: Zihawei, Shang-hai? Fam. PERDICIDAE. +17. Oallipepla sgquamata castanogastris. W. Brewster, Bull. Nutt. Orn. Club Vol. 8, p. 34. &: Similis CO. sguamatae, sed colore in toto magis plumbeo; capitis lateribus et vertice obscurioribus; macula ferrugineo-castanea in abdomine 2 dissimilis, pallidior ac sine macula castanea. Hab.: Arizona. 13. Perdix (Starna) robusta. E.v. Homeyer, Mitth. Ornitholog. Vereins Wien 7. Jahrg.,p. 92. Stärker und kräftiger als das europäische Rebhuhn, mit stets 15 Steuerfedern, von denen die vier mittleren grau und schwarze Zickzackbänder, gewöhnlich ohne alle Rostfarbe haben, die Seiten- federn sind lebhaft hellrostroth. Gesammtgefieder grauer und reiner als bei ?. cinerea. Hab.: Altai. Fam. FALCONIDAE. 19. Astur candidissimus. B. Dybowski, Bull. Soc. Zool. France 1883, p. 353. Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. 457 A. totus niveus; cera pedibusque flavis; iris brunnea. Long- ueur tot. 3 590, 2 650, L. du vol. & 1130, 2 1180, L. de la queue & 275, 2.300, L. de l’aile & 355, 2 392, L. du tarse & 85, 2 87, L. du doist median & 47, 2 55 mm. 'Hab.: Kamtschatka. +20. Haliaetus hypoleucus. R. Ridgway, Proc. Un. St. Nat. Mus. Vol. 6, p. 90. Young 2: Ground color of pileum, nape, upper back, rump, with lesser and middle wing-coverts dirty white, spotted with grayish brown, the spots of the latter color being chiefly subterminal, but often occupying the tips of the feathers; upper part of rump with white largely predominating; greater wings-coverts and longer scapulars uniform dusky, bordered terminally with mottled dirty grayish white; tertials uniform slate dusky ; upper tail-coverts mottled dusky terminally, mottled white basally; remiges uniform brownish black; reetrices blackish dusky, the inner webs much mottled with pale grayish and buffy white. Side of head with a broad and distinet stripe of nearly uniform brown, occupying the entire orbital, and auricular regions. Entire lower parts white, all the feathers with distinet dusky shaits; those of throat streaked with pale brown, those of jugulum and upper breast with a large terminal spot of dusky, many of the feathers of sides and abdomen with dirty white, the feathers with dusky terminal spots, these largest on crissum, and on upper and inner portions of thishs coalesced so as to form the predominating color. Underside of wing white, spotted with dusky. Bill dusky, inelining to yellowish at tip and base, the rictus yellow; iris faint yellowish white; feet deep yellow, claws black. Wing 24,50; tail 13,50; culmen 2,25; depth of elosed bill 1,50; tarsus 3,60 (naked portion in front only 1,75; after . raising the feathers), middle toe 3; hind claw 1,80. Hab.: Commander Islands. +21. Rupornis Ridgwayi. Ch. B. Cory, Journ. Bost. Zool. Soc. 2, p. 46. Above, slaty brown; shafts of the feathers of the head and upper back, dark brown; under parts, slaty, faintly touched with rufous on the belly and abdomen; chin, dull white; shoulders and thighs, rufous, the latter much the brighter, and faintly pencilled with indistinet pale lines; wings and tail, dark brown, imperfectly banded, with dull white, and showing various shadings of a rufous tinge; all the outer primaries imperfectly banded with white, gradually becoming fainter on the outer webs, until just percep- tible on the sixth, the rest of primaries and secondaries, with the outer web, dark brown; and the inner webs thickly banded with white, showing traces of rufous. Length 13,75; wing 9,15; tail 6; tarsus 2,75; bill 1,20. Hab.: San Domingo . Cab. Journ. £. Ornith. XXXIL. Jahrg. No. 172. October. 1885. 30 458 Ant. Reichenow und Herman Schalow: Fam. STRIGIDAE. 22. Ninox Forbesi. P.-L..Selater,, Proc.’2.'S. London, 1883, pP. D202 77% Supra rufescenti brunnea, fere unicolor, in alarum tectrieibus et scapularibus fasciolis albis variegata; fronte et superciliis albis; alarum remigibus-terreno - brunneis, nigro transfasciatis; subtus dorso concolor, mento albicante, ventre albo transfasciato; tarsis, ‚omnino plumosis, cum subalaribus rufis unicoloribus; alarum et caudae pagina inferiore pallide corylino-brunneo nigro regulariter transfasciata; rostri nigro apice flavicante; digitis fuseis setis ob- tectis. Long. tota 11,0; alae 7,4; caudae 4,5; tarsi 1,3. Hab.: Loetoe Timor Laut. Obs. sp. quoad colores N. hantu maxime affınis, sed facie alba fasciis ventris albis, et alis subtus nigro vittatis diversa. 23. Ninox Goldti. J. H. Gurney, Ibis (5) Vol. 1, p. 170—172. N. terricolor of Ramsay appears to bear a great resemblance in coloration to the present sp., except as regards the tail, all the _ rectrices of which would seem, by his account, to be crossbarred, and not the lateral ones only, the interspaces being „white at the base“, like those on the inner webs of the quill-feathers of the wing. At the same time, thoush the birds I have described differ from N. terricolor in these partieulars, one speeimen has a tail more approaching the description of the tail in that sp. than is the case in the other specimen. Hab.: South-eastern New Guinea. (Auszug aus der seitenlangen Beschreibung. Ref.). 24. Scotopelia Oustaleti. A. T. de Rochebrune, Bull. Soc. Philom. 1882/83, p. 165. Supra nitide fulvo einnamomea, castaneo fasciolata; capite pallidiore fasciis minutis rarioribus; regio parotica luteo cinerea; collo, pectore, epigastrio, laete albo cinnamomeis, rufo maeulatis; tectrieibus einnamomeo rufis, maculis subtriquetris, castaneis; remi- gibus pallidioribus, rachide aurato, fasciis fuscis transversim notatis; subalaribus dilute einnamomeis, fasciis griseo rufis rectrieibus simil- limis ; uropygio luteo albeseente, minute fulvo striolato ; crisso cinereo lutescente, fusco fasciato; cruribus albo einnamomeis, immaculatis; cera rubro carnea; rostro sordide caeruleo, apice nigro; setis basa- libus rigidis, longis, iuteo albis; pedibus et tarsis inferioribus nudis, luteo aurantiacis; iride caeruleo. L. t. 690; al. 502; caud. 261, rostr. 59; tars. 60 mm. Hab.: Senegambie. Obs.: Voisine du Sc. Peli; cette espece s’en distingue par une taille beaucoup plus forte, par les teintes generales de la livree plus päles, par la couleur orange des tarses, et par l’iris bleu et non pas d’un brun noir fonce. 25. Strix dominicensis. Ch. B. Cory, Bull. Nutt. Orn. Club. Vol. 8, p. 95. Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. 459 General plumage above dark brown, shading into orange-rufous on the side of the neck. Quills showing inner webs brownish, outer webs dull orange-rufous, banded with brown. Entire underparts pale orange-rufous mottled with light brown, whitening somewhat on the throat and abdomen. Face deep gray; an ante-orbital spot of black; circle of feathers around the face dark chestnut; bordered with black on thethroat. Tarsus not feathered to the feet. Length 13,50; wing 10; tail 4,60; tarsus 2,45. Hab.: Santo Domingo. 26. Sirix= sororcula. P. L. Selater, Proc. Z. S. London 1883, p. 52. Supra terreno-fusca flavicante variegata, et punetis rotundis albis regulariter aspersa; disco fuciali amplo albo, margine nigricanti- brunneo cicumdata; macula anteoculari nigricante; remigibus fuseis, nigro transfasciatis; in pogoniis externis fulvo maculatis et albido vermieulatis; cauda nigricante, taeniis quinque fulvis transfasciata et albido vermiculata; subtus alba, praecipue in ventre maculis rotundis nigris fulvo einctis aspersa, subalaribus ventre coneoloribus; tarsis postice fere omnino plumulis obtectis, antice digitos versus setis paucis obsitis; rostro et pedibus carneis. Long. tota 11,5; ala 8,5; caudae 3,5; tarsi 2,2. Hab.: Larat, inss.. Tenimberensium. Obs.: Species $8. novae hollandiae affınis et ejusdem formae, sed crassitie valde minore, tarsorum plumis brevioribus et dorsi punctis rotundioribus distinguenda. Fam. MICROPSITTACIDAE. 27. Nasiterna Mortoni. E. P. Ramsay, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales. Vol. 7, p. 35. [Very near to N. Finschi but with rose tint on the feathers round the lower mandible]. Hab: Solomon Islands. Fam. PALAEORNITHIDAE. 28. Tanygnathus subaffinis. P. L. Selater, Proc. Z. S. London 1883, p. 53. Flavicanti-viridis, in pileo et capitis lateribus prasinus, in dorso postico caeruleo lavatus; alis viridibus; scapularium apieibus, campterio alari extus et tectricum majorum marginibus caeruleis; secundariorum tectricibus fHavo marginatis; cauda supra viridi, apice flavicante, subtus obscure aurulento; subalaribus viridibus caeruleo mixtis, alarum pagina inferiore nigricante ; rostro ruberrimo;; pedibus nigris: Long. tota 13,0; alae 9,5; caudae 6,0. Hab.: Larat, inss. Tenimberensium. Obs.: Species 7. affini maxime affınis, sed dorso flavicante viridi vix caeruleo lavato, diversa. Fam. CONURIDAE. 29. Brotogerys panychlorus. Salvin und Godman, Ibis (5). Vol. 1, p. 211, T. 9, fig. 1. Viridis, subtus dilutior, regione paretica flava, loris et mento 30* 460 Ant. Reichenow und Herman Schalow: flavido indutis, alis nigricantibus extus dorso concoloribus; cauda subcuneata brevi, rectricibus omnibus acutis; rostri maxilla pallide corylina, mandibula flavicante. Lg. tot. 5,5; al. 3,7; caud. rectr. med. 1,85; rectr. lat. 1,5; tars. 0,4. 2 mari omnino similis. Hab.: Roraima, Guiana Brit. 30. Psittacula erassirosiris. L. Taczanowski, Proc. Z. S. London 1883, p. 72. P. ceyanopterae simillima, sed crassitie minore, rostro robustiore, coloribus supra obseurioribus, remigibus et secundariis magis caeruleis, et subalaribus viridibus distinguenda. Long. alae 77; caudae 40; rostri 13; tarsi 12 mm. Hab.: Yurimaguas Perou (Stolzman). Fam. PIONIDAE. -431. Chrysotis canifrons. 6. N. Lawrence, Ann. N. Y. Ac. Se. Vol. 2, p. 331. The general coloring is green, the abdomen washed with bluish, the feathers of the hind neck edged with black, and those of the throat mixed with yellow; the front, the chin, and the upper part of the throat, are grayish ash; this color is bordered on the crown with dull pale yellow; sides of the head dull yellow; the primaries are deep blue, with a speculum of bright scarlet; the bend of the wing is clean yellow, marked with scarlet next the body; thighs gray; tail-feathers green, ending rather broadly, with light greenish yellow; the basal portions of the feathers are yellow for half their length, and are marked with red; the outer feather is bluish on the outer web; bill whitish horn-color, with the tip dusky; feet dark gray. Dimensions approximately; length 14 inches; wing 9; tail 6. Habitat: Island of Aruba, West-Indies. Fam. MUSOPHAGIDAE. 32. Corythaiz Cabanisi. Reichenow, J. O. 31. Jahrg. p. 271. C. Reichenowi simillimus, sed alis, dorso et cauda, aeneo-viridi (nec cyaneo) resplendentibus, rectricum apicibus tantum et uropygio chalybeo-caerulescentibus. Lg. al 165; caud. 200; tars. 37; culm. 21 mm. Hab.: Bagamojo, Nguru-Berge. Fam. CUCULIDAE. 33. Rhamphomantis Rollese. E. P. Ramsay, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol. 8, p. 23. Head and neck, a stripe from the angle of the mouth on the other side of the throat to below the ear-coverts black, with greenish metallic reflexions; a narrow white line from the nostrils to the base of the ear-coverts, throat and ear-coverts, rufous; under surface of the wings and under wing-coverts pale cinnamon buff; the remain- der of the under surfaces of the body and the under tail-coverts light brown tinged with light cinnamon buff; all the upper surface Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. 461 rich brown, glossy; traces of rufous margins on the wing coverts and quills; under surface of the tail and anterior portions of the quills brown; bill black; legs lead blue. Length 7,5; wing 4,2; tail 4 in.; tarsus 0,75; bill from forehead 0,75; from gape 0,83. Female. Rich glossy brown all over, strongly washed with rufous on the margin of the feathers; all the feathers except the quills and tail ‘barred indistinctly with ashy; throat ashy white barred with blackish brown on the forehead, a narrow white stripe forming shaftlines from the nostrils to below the ear-coverts; below the eye a narrow ashy wbite line; there are a few ashy white freckles on the hind neck; all the under surface of the body brown washed with rufous buff and having narrow cross lines of a brownish tint, remains of blackish eross bars on some of the tail feathers; under wing-coverts and webs of the quills pale cinnamon buff; bill blackish brown; legs lead-blue. Length 7,2; wing 4 in.; tail 3,7; tarsus 0,75; bill from forehead 0,8; from angle of the mouth 0,85. Hab.: Mount Astrolabe, New Guinea. Fam. CAPITONIDAE. 34. Ohotorea versicolor (Raffl.) v. borneensis. W. Blasius, Verhandl k. k. Zool, bot. Ges. Wien 1883, p. 25. Während bei dem Malakkavogel sich die an den Seiten des Halses stehenden rothen Flecken beinahe in der Mittellinie vereinigen und auf diese Weise hinter der blauen Kehle ein beinahe geschlossenes rothes Halsband bilden, bleiben diese rothen Flecke bei den Borneo-Vogel in Folge der weiteren Ausbreitung der blauen Färbung nach unten isolirt und etwa 1,5—2 cm. von einander getrennt; und während bei dem Malakkavogel sich das Roth des Kopfes im Nacken zu einem queren Nackenbande bedeutend er- weitert, schliesst bei allen Borneobälgen die rothe Kopffärbung, im Ganzen ein Oval bildend, nach hinten ohne Erweiterung mit stumpfer Spitze ab. Hab.: Borneo. Fam. PICIDAE. +35. Chloronerpes (Campias) frontalis. J. Cabanis, J. O. 31. Jahrg. p. 110. Dem C. maeulifrons Spix ähnlich und wie dieser mit dunkler, hellgefleckter Stirn, aber in den Maassen etwas grösser. 'Das Roth der Haube ist dunkler, beginnt weiter nach vorn und erstreckt sich nach hinten weiter bis zum Nacken. Die goldgelbe Einfassung der beim Männchen rothen, beim Weibehen schwärzlichen, hell punk- tirten Haube, wie sie maculvfrons in beiden Geschlechtern zeigt, fehlt bei frontalis gänzlich. Die helle Querfleckung der Oberseite ist bei letzterem markirter und zeigen die Spitzen der längsten oberen Schwanzdecken beim Männchen zuweilen eine Andeutung von rothem Anflug. Die Unterseite erscheint dunkler, dichter quer- gewellt; die helle Querzeichnung schmaler. Hab.: Tucuman. +36. Chloronerpes rubiginosus tucumanus. 462 Ant. Reichenow und Herman Schalow: J. Cabanis, J. O. 31. Jahrg. p. 103. Südlichste Abart des ©. rubiginosus Sws. und von demselben hauptsächlich nur durch etwas grössere Körperverhältnisse und durch dunkler gefärbte Unterseite verschieden, indem der letzteren der lebhafte, gelbliche Anflug fehlt. Die Querbänderung ist auf der ganzen Unterseite, mit Einschluss der Bauchmitte, gleichmässig. Die dunklen Querbänder sind breiter, schwärzlicher, die hellen ‚schmaler. Hab.: Tucuman. +37. Colaptes longirostris, J. Cabanis, J. O. 31. Jahrg. p. 97. Unterscheidet sich von C. rupicola d’Orb. hauptsächlich durch den auffallend langen Schnabel, welcher länger als bei irgend einer anderen Colaptes-Art ist. In allen Verhältnissen grösser als der peruanische Vogel. Länge des Schnabels von der Stirn gemessen 55 mm., vom Mundwinkel 59 mm. Hab.: Tucuman. 38. Dendropicus zantholophus. E. Hargitt, Ibis (ö). Vol. 1, p. 173. D. scapis remigum et rectricum nigris; uropygio et Supracau- dalibus flavicanti-olivaceis; plumis frontalibus albo terminatis; sin- eipitis plumis flavo apicatis; occipite toto flavo. Lg. tot. 7; culm. , 15; al. 4,3; tars. 0,75. Hab.: Gaboon. -39. Phloeotomus Schulze. J. Cabanis, J. O. 31. Jahrg. p. 102. Eine Diminutivform des nordischen Ph. pieatus (Lin.). Der Grösse nach gehört dieser Specht zu den kleinsten amerikanischen Schwarzspechten. In der Färbung unterscheidet er sich von PA. pileatus nur durch Folgendes: Die rothe Haube ist verhältnissmässig entwickelter und zugespitzter. Die Hauptfärbung des Gefieders zeigt ein intensiveres Schwarz. Die weissen Abzeichen, welche PA. pdleatus im Gefieder zeigt, finden sich auch bei dieser neuen Art, nur ist die Ausdehnung des Weiss an der Unterseite der Flügel und am Flügelbug eine bedeutend geringere als bei der grossen Born Species. Hab.: Central-Argentinien. 40. Pricus Danfordi. E. Hargitt, Ibis (8). Vol. 1, p. 172. P. similis P. minori, sed fascia genali nigra post regionem paroticam producta et cum oceipite conjuncta distinguendus. Leg. tot. 5,3; culm. 0,65; al: 3,4; caud. 1,85; tars. 0,55. Hab.: In Europa meridionali-orientali et in Asia minore. 41. Picus japonicus. H. Seebohm, Ibis (5). Vol. 1, p. 24. The Colour of the underparts agrees with P. major-cissa from Scandinavia; but the white on the secondaries is more developed and the white on the innermost secondaries is as much developed Compendium der neu beschriebenen Gattungen und Arten. 463 as in P. luciani. It is probably only subspecifically distinet from P. major, as the Sakhalin bird is somewhat intermediate. Hab.: Hakodadi, Yokohama, Yezo, Kurile Islands. 42. Picus major kamtschaticus. B. Dybowski, Bull. Soc. Zool. France 1883, p. 368. Distinet des Oiseaux d’Europe prineipalement par la bande frontale d’un blanc presque pur, le blanc du dessous parfaitement pur; les taches blanches de la barbe externe des r&miges beaucoup plus longues, formant &galement cing bandes & travers l’aile, mais beaucoup plus larges; la barbe externe de la 2e r&mige blanche dans sa moiti& basale et avec une ou deux taches blanches sur la moitie suivante; les taches terminales cömmencant depuis la 4e remige; premiere rectrice blanche dans les deux tiers terminaux, la suivante dans sa moitie, la 3e a la barbe externe blanche jusqu’& la moitie, l’interne dans le tiers. Les jeunes en premier plumage ont aussi du blanc sur les rectrices medianes. Hab.: Kamtschatka, visitant pendant les deux passages T’ile Behring. Allgemeine Beutsche Brnithologische Gesellschaft zu Berlin. Bericht über die September-Sitzung. Verhandelt Montag, den 7. September 1885, Abends 8 Uhr im Sitzungslokale, Bibliothekzimmer des Ar- chitekten-Vereinshauses, Wilhelmsstr. 92. U. Anwesend die Herren: Cabanis, Schalow, Thiele, Hartwig, Wernich, Krüger-Velthusen und Matschie Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftführer: Hr. Matschie. Herr Cabanis eröffnet die Sitzung mit einigen Bemerkungen über den schwachen Besuch der Septemberversammlung und giebt der Meinung Ausdruck, dass künftig die Sommerferien der Ge- sellschaft wohl besser bis zum October ausgedehnt werden dürften. Herr Thiele klagt über den Fortfall der Frühjahrs-Excursion, welche wegen der fast gleichzeittg in u ne tagenden Jahres- versammlung ausfiel. Der Vorsitzende legt alsdann nach Verlesung und Annahme des Protokolls für die Mai-Sitzung eine grössere Zahl neu einge- gangener Schriften vor, deren Titel bereits im Julihefte des Journals (Seite 375/76) veröffentlicht sind. N Graf von Berlepsch und H. von Ihering lieferten eine mit grossem Fleisse verfasste Uebersicht der in der Umgebung von Taquara in Süd-Brasilien vorkommenden Vögel; es werden 235 Arten behandelt. Die Arbeit bildet einen werthvollen Beitrag zur 464 Bericht über die September-Sitzung. Avifauna der Provinz Rio Grande do Sul. Auf 4 Tafeln sind einige seltenere, theilweise neue Arten abgebildet. Von G. Prütz’ Taubenbuch liegen wieder einige Hefte vor, die den früher er- schienenen in nichts nachgeben. Professor Fürbringer weist in einer kleinen Abhandlung auf die merkwürdige Beschaffenheit der von Coracoid und Scapula gebildeten Fossa articularis bei Vögeln hin, welche hier nicht aus hyalinem Knorpel, sondern einem ganz characteristischen Gewebe besteht. Dr. Wurm hat ein sehr be- merkenswerthes Werk über: Naturgeschichte, Jagd und Hege des Auerwildes geliefert, in welchem er mit der Gründlichkeit des Kenners in anziehender, niemals trocken erscheinender Weise in 5 Capiteln: Waidmannssprache und Waidmannsbrauch, Natur- geschichte, Jagd, Aufzucht des Auerwildes sowie sonstige Ver- wendung desselben schildert. Das treffliche Buch ist Ornithologen ebenso wie Jägern sehr zu empfehlen. Herr Schalow bespricht aus der Julinummer des „Ibis“ eine Arbeit von M. Menzbier: Distribution of birds in Russia north of the Caucasus. Herr Cabanis spricht über das Vorkommen von Habropyga - melpoda (Vieill.) und Zadr. paludicola Heugl. in Angola. Beide Arten werden von Barboza du Bocage in dessen umfassendem Werke für Angola nicht aufgeführt. Erst durch die Sammlungen des Herrn Major von Mechow sind diese Ärten mit Sicherheit für Angola zu notiren. Herr. Cabanis legt zwei von Herrn v. Mechow an das Berliner Museum gelieferte Exemplare vor. Das eine, am Rio Kuango im Decemder 1880 erlegte Stück ist mit dem Orangebäckchen, 7. melpoda, identisch. Das andere Exemplar, bei Malange im November 1879 erlegt, hat hellaschgraue Kopfseiten, matt gelbliche Bauchmitte und die Bedeckung der Schenkel lebhaft rosenroth angeflogen. Es stimmt also anscheinend ganz mit der von Heuglin gegebenen Abbildung und Beschreibung seiner HZ. paludicola über- ein. Eine Vergleichung der Heuglin’schen Typen mit dem Exemplar von Angola bliebe dennoch sehr erwünscht. Da Heuglin nur Weibchen beschrieben hat, (sein als junges & gedeutetes Exemplar gehört sicherlich zu einer anderen Art,) läge bei der sonst grossen Aehn- lichkeit mit Z. melpoda die Annahme nahe, dass paludicola das 2 zu melpoda sei. Der Umstand aber, dass das Weibchen von melpoda nach allem, was bisher bekannt sei, mit dem & als ziemlich gleich gefärbt angenommen werde, spräche gegen diese Annahme. Bericht über die September-Sitzung. 465 Es müsse daher bis auf weiteres, in Betracht der angegebenen Unterschiede, A. paludicola als specifisch gesondert zu halten sein. Herr Hartwig theilt hierauf seine Beobachtungen über die Existenz von 2 Rassen von Serinus musicus (Vieill.) mit, deren eive durch kolbigeren Schnabel und merklichere Grösse ausgezeichnet ist. Herr Matschie giebt einige Bemerkungen über die Gattung Pternistes Wael. Er weist nach, dass Pi. Oranchü (Leach) bisher stets fälschlich auch auf den ostafrikanischen Vogel bezogen wurde; letztere ist eine durchaus verschiedene, selbständige Art. Perdix Cranchii wurde von Leach in Tuckey’s Narrat. of an exped. to explore the river Zaire 1818 App. p. 408 zuerst beschrieben und von J. E. Gray und Hardwick in der Ill. of Ind. Zool. II. (1831—34) t. 19 f. 2 als Perdix punctulata abgebildet. Das von Leach beschriebene Originalexemplar befindet sich im British Museum. Durch Schütt ist das Berliner Museum in den Besitz von 3 typischen Exemplaren ($ 2 und jun.) gelangt, die mit der Gray’schen Abbildung völlig übereinstimmen. Sclater erhielt ein von Speke eingesammeltes Exemplar einer Piernzstes von Usui und hielt dasselbe irrthümlich für das & des im British Museum befindlichen Exemplars von Pt. Cranchüi (Leach). In dieser Annahme folgte ihm Hartlaub — P. Z. S. 1865, p. 666 — Finsch- Hartlaub-Vögel Ost-Afr. p. 579 und Heuglin-Orn. Ost-Afr. p. 302 fi. Finsch und Hartlaub geben eine ziemlich gute Abbildung des ost- afrikanischen Vogels auf Tab. IX. ihres Werkes. Von den letzteren liegt jetzt ein Exemplar vor, welches das Berliner Museum durch Böhm erhielt, und welches von Dr. Reichenow Pfernistes Böhmi genannt wurde. Im Namen des abwesenden Autors legt der Vor- tragende das Exemplar und die Beschreibung der neuen Art vor: Pternistes Böhmi Rehw. n. Sp. Federn des Oberkopfes und Rückens, Flügeldecken und Schwanz erdbraun mit schwarzbraunem Mittelstrich, welcher besonders bei den Federn des Vorderkopfes, der Schultern und des Bürzels deut- lich hervortritt; Schwanzfedern mit undeutlichen zackigen Querbinden, Zügel, Augengegend und Kehle nackt. Die lanzettförmigen Federn der Stirn,‘ eines Augenbrauen- und Schläfenstriches, der Wangen und des Halses schwarz mit weissem Saum. ÖOhrfedern erdbraun. Oberbrustfedern auf weissem Grunde mit schwarzem Mittelstrich und schmalen zackigen schwarzen Querbinden gezeichnet. Federn des übrigen Abdomen weiss mit schwarzem Mittelstrich und breiten rothbraunen, innen schmal schwarz gesäumten Seitenrändern; auf ‚466. Bericht über die September-Sitzung. den Körperseiten sind die weissen Theile der Federn mit undeut- liehen schwarzen, zackigen Querbinden gezeichnet. Steiss fahlbraun. Unterschwanzdecken in der Mitte dunkelbraun, an den Säumen bräunlich weiss, bei einzelnen Federn ein hellerer Fleck, in der Mitte des braunen Theiles. Handschwingen einfarbig braun, Arm- schwingen auf der Aussenfahne unregelmässig heller gefleckt oder quergebändert, die letzten mit keilförmigem schwarzbraunen Mittel- fleck. Flügel 170—180, Schwanz 75, Firste 27, Lauf 55, Mittel- zehe 45 mm. Hab.: Gonda, Kakoma (Inneres Ostafrika). Von Pt. Oranchi unterscheidet sich diese Art auf den ersten Blick durch die breiten schwarzen Mittelstriche der Federn von Oberbrust und Abdomen. Herr Matschie legt alsdann einen anscheinend neuen Zaun, könig von Bogota als +-Presbys bogotensis n. SP. vor. Derselbe ist viel grösser als Presbys peruanus Cab., welchem er sonst sehr nahe steht. Ferner fehlt ihm der olivengraue Augen- streif, und das Braun der Oberseite und der Weichen ist noch dunkler, mehr ins Olivenfarbige spielend. Von Presbys olivascens (Sel. et Salvin) unterscheidet ihn das Fehlen des schwarzen, durch das Auge gehenden Streifs sofort. Long. 16,5 mm.; rostr. a fr. 13 mm.; al. 80 mm.; caud. 70 mm.; tars. 27 mm. Hab.: Bogota. (Hettner). \ Herr Schalow spricht über die Verbreitung von Süsswasser- mollusken durch Vögel nach Mittheilungen, welche sich in der Juli- nummer des „Auk“ finden, und berichtet über 2 interessante Artikel der „Nature“ über das Nisten der Spechte in Ameisennestern. Herr Hartwig hält einen Vortrag über den Vogelzug, welcher im Journal, weiter vorn, veröffentlicht ist. Eine lebhafte Debatte schliesst sich an die interessanten Aus- führungen des Redners. Schluss der Sitzung. Matschie, Schriftf. Cabanis, Gen.-Secr. Bericht über die October-Sitzung. 467 Bericht über die Oetober-Sitzung. Verhandelt Montag den 5. October 1885, Abends 8 Uhr, im Sitzungslokale. Anwesend die Herren: Cabanis, Reichenow, Krüger- Velthusen, Wacke, Hartwig, Müller, Matschie, Gru- nack, Mützel, Deditius, Nauwerck und Schalow. Als Gäste die Herren: Hofbuchhändler Paasch, Maler Arndt, Assessor Adam, Bock, Pantzer, Tismar, Bünger und Dr. Ehrenreich (sämmtlich aus Berlin). Vorsitzender: Herr Cabanis. Schriftf.: Hr. Matschie. Herr Reichenow referirt nach Vorlesung und Annahme des Protokolls der letzten Sitzung über eine kleine Arbeit von Schacht: „Aus dem Vogelleben der Heimath,“ in welcher die theilweise schon im „Zool. Garten‘ und anderen Orts publicirten biologischen Notizen des bekannten Ornithologen gesammelt sind. Herr Cabanis legt eine Anzahl neu erschienener und ein- gegangener Schriften vor. ‘Herr Hartwig macht die Anwesenden mit einigen Mittheilungen hinsichtiich der Fortpflanzungsgeschichte von Echidna und Orni- thorhynchus bekannt, welche sich in englischen Zeitschriften finden. Hierauf erhält Herr Schalow das Wort zu einer Gedächtniss- rede auf unser im fernen Afrika vom Tode ereiltes Mitglied Dr. R. Böhm. Tiefbewegt ehren die Anwesenden nach Schluss der ergreifenden Worte den verstorbenen Freund nach altem Brauche durch Erheben von den Sitzen. Der Nachruf wird im Journal veröffentlicht werden. Herr Paasch legt eine Anzahl von Farbendrucktafeln vor, welche in seiner (der Greve’schen) Offiein hergestellt, europäische Vögel in einer Vollendung des Farbendrucks darstellen, wie sie bisher wohl noch nicht erreicht worden. | Eine Reihe von kleinen Mittheilungen schliesst die Sitzung. Aus denselben heben wir hervor, dass am 5. Juli dieses Jahres, also zur Brutzeit, von Herrn Ziegeleibesitzer Nölte in Nieder- Finow eine Ardea purpurea geschossen wurde. Es wäre nicht unmöglich, dass dieser für Norddeutschland höchst seltene Vogel dort gebrütet hat. Schluss der Sitzung. Matschie, Schriftf. Cabanis, Gen.-Secr. 468 1942. 1943. 1944. 1945. 1946, 1947. 1948. 1949. 1950. 1951. 1952. 1953. "An die Redaction eingegangene Schriften. Nachrichten. An die Redaction eingegangene Schriften. (Siehe Seite 375—876.) Leon Olphe-Galliard: Contributions & la Faune Ornithologique de P’Europe occidentale. Fascicule I. und V. (Oygnidae.). — Vom Verfasser. M. E. Oustalet: Rapport sur le Congres et /’Exposition ornithologiques de Vienne, en 1884. [Extrait des archives des missions scientifiques et litteraires. III. Ser. Tome XII. ] 1885. — Vom Verfasser. K. Th. Liebe: Veränderlichkeit im Nestbau der einzelnen Vogelarten. [Sonderabdruck aus der ‚‚Monatsschr. d. Deutsch. Ver. z. Schutze d. Vogelwelt.“ X. Jahrg. 1885, Nr. 6 und 7.] Vom Verfasser. Mittheilungen des Ornithologischen Vereins in Wien. 9. Jahrg. Nr. 11—23. 2. August bis 25. October 1885. — Vom Verein. Zeitschrift für Ornithologie und practische Geflügelzucht. IV. (IX.) Jahrg. Nr. 3-10. August — October 1885. — Vom Vorstande des Stettiner Zweig-Vereins. Gustav Prütz. Illustrirtes Mustertauben-Buch. 46. Ham- burg 1885 bei J. F. Richter. Lieferung XXII—XXV. Mit 8 Farbendrucktafeln. Vom Verleger. Dr. W. Wurm. Das Auerwild, dessen Naturgeschichte, Jagd und Hege. Eine ornithologische und jagdliche Mono- graphie. Zweite vermehrte Auflage. Mit 2 Tafeln. Wien 1885. Verlag von Gerold’s Sohn. — Vom Verleger. The Auk. A Quarterly Journal of Ornithology. Vol. II. Nr. 4. October 1885. — Von der Amer. Ornithologist’s Union. The Ibis. A Quaiterly Journal of Ornithology. Fifth Series. Vol. III. Nr. 12. October 1885. — Von der Brit. Ornithologist’s Union. | P. L. Selater. On a new Pheasant. (Cum Tab. XXI. Phasianus principalis.) [From Proc. Z. S. London, April 21, 1885.] — Vom Verfasser. P. L. Selater. Description of a new Species of Icterus. | From Pr. Z. S. London, June 16, 1885.] — Vom Verfasser. Leonh. Stejneger. Diagnoses of new Species of Birds from Kamtschatka and the Commander Islands. [From Proc. Biological Soc. Washington, Vol. II, 1882—84.] — Vom Verfasser. Berichtigung. Auf Seite 222 statt Melittophaga gularis lies Meropiscus elle Te Acanthis linaria 421. Accentor 227, 369. — modularıs 199, 274, 369. Accipiter fuscus 186. — nısus 204, 238. Accipitres 31. Acredula 17. — caudata 17, 95, 199, 277. — irbyı 18. — rosea 17, 18. Acrocephalus 66, 227. — aquaticus 198. arundinaceus 141, 281. baeticus 140. dumetorum 198. palustris 281. sehoenobaenus 198. sp. 46, 64. — turdoides 282. Acryllium vulturinum 119. Actitis 51. — hypoleucos 96, 116, 209, 332. — macularia 209. Actodromas 144. — acumınata 188. — Bairdiı 189. — maculata 144, 188. — minutilla 144, 189. Aegialites albidipectus 454. — fluviatilis 161. — hiaticula 317. — minor 317. — mongolicus 188. — semipalmatus 188. ‚Aegialitis 143. — bifrontata Tab. VI. — cantiana 208. — euronica 208. — geoffroyi 35, 208. gracilis Tab. VI. — hiaticula 208. — Mechowi Tab. VI. Index. 1885. Aegsalitis melodus cir- cumcinctus 145. — mongolica 35. occidentalis Tab. VI. semipalmatus 143. venusta Tab. VI. Aegiothus 185. — canescens exilipes 183. — linaria 183. Aesithalus pendulinus 215. Aegolius otus 78. Aegotheles 343. Aepyornis 170. Aesalon ecolumbarıus 186. Aethyia 147. — americana 147. — vallisneria 147. | Agrodroma 227. — campestris 308. Ailurocdus buceoides 34. Aix 147. — sponsa 147. Alauda arborea 202, 308, 327. — arvensis 72, 92, 202, 308. — cristata 99. Alaudidae 137, 221. Alca impennis 214, 378, 398, 399. — torda 422. Alcedinidae 31, 126. Alcedo bengalensis 156. — ispida 79, 90, 203, 261. Alcyone lessoni 31. Alophonerpes Wallacei 403. Alseonax murina 128. Amauresthes fringilloides 135. Amaurornis 402. Ampelidae 372. Ampelis garrula 95, 200, phoenicura 420. Amydrus Blythi 69. Amydrus Rüppelli 69,131. — morio 131. Anaplectes 374. Anas 146. — acuta 335. — albatus 212. — boscas 191, 206. — boschas 96, 146, 206, 334, 406. crecca 96, 238, 33. elypeata 24. erythrorhyncha 62. ferina 335. flavirostris 115. hyperboreus 212. marila 335. obscura 146. penelope 335. pileata 68. querquedula 335. sparsa (?) 62. sp. 5l. xanthorhyncha 115. Anatidae 115, 146. Anostomus lamelligerus 39, 117. Andigena eucullatus 405. Andropadus flavescens 137. Anorthura alascensis 181. Anser 25, 146. — albifrons 205. — Gambeli 146, 190. — arvensis 205. brachyrhynchus 424. cinereus 96, 205, 333. cygnoides 174. domesticus 174. ı — erythropus 205. ruficollis 430, 431,432. — segetum 205, 333. ı Anseridae 115. Anthodiaeta collaris 138. ı Anthothreptes Longue- mariı 138. — malaccensis 154. — orientalis 138. 470 Anthothreptes zambesi- ana 138. Anthus 227. — antarcticus 221. aquaticus 423. arboreus 92, 254, 308. campestris 200. — Gouldi 137. — ludovicianus 181. — obscurus 200. — pratensis 181,200, 307, 331. — Raaltenı 137. — sordidus 137. spinoletta 200. Apalis chariessa 140. Aphriza virgata 188. Aprosmictus dorsalis 31. Aquila 50, 78. — Boeckii 74. — boliviana 405. — chrysaetus 204, 240, 242. — canadensis 187. — clanga 74, 204. — — typica 74. — var. Boeckiüi 74. — fulva 422, — imperialis 204. — naevia 91, 239, 423. — nobilis 204. — pennata 77, 122. — pomarina 204. — rapax 122, — rapax (?) 48. — sp. 54, 68. Aramides Wolfi 454. Archibuteo lagopus 91, 204, 243. — lagopus sancti Johan- nis 186. Archicorax albicollis 131. Ardea 143. — alba 39, 80, 118, 205, 424. — ardesiaca 118. — ardesiaca (?) 48. — atricapilla 118. — bubuleus 52, 65, 118. — cinerea 20, 25, 80, 96, 161, 205, 324. — comata 118. — garzetta 118. — goliath 118. — gularis eineracea 118. — herodias 143. — melanocephala 118. — melanocephala (?) 65. — minuta 39, 118. — purpurea 403, 460. | INDEX, Ardea pusilla 118. — ralloides 325. — spec. 48. — sumatrana 35. Ardeidae 35, 118, 143. Ardeiralla flavicollis 403. Ardeola minuta 370. — speciosa 403. Ardetta 143. — cinnamomea 403. — exilis 143. — minuta 24, 205, 404. — Sturmil 39. Argus giganteus 21. Argusianus Grayi 405. Argya rubiginosa 139. Arquatella Touesi 188. — ptilocnemis 188. Arses batantae 32. Artamidae 32, 348. Artamus leucogaster 32. Asio accipitrinus 185, 204. — otus 203. Astur atricapillus 186. — candidissimus 456. — nisus 91. — palumbarius 78, 91, 204, 236. — striatus 186. Asturinula monogrammi- ca 121. Athene capensis (?) 56. — noctua 78, 247. Attagen francolinus 80. Atticora holomelaena 128. Balaeniceps rex 218. Balearica pavonina 212. — regulorum 52, 212. Barbatula affınis 124. — Fischeri 125. — spec. 49. — sımplex 124. Bartramia 144. — longicauda 144. Basilornis celebensis 403. Batis pririt 129. — senegalensis 129. Batrachostomus 343. — cornutus 341. Baza lophotes 158. — Reinvardtii 31. — Verreauxi 121. Bernicla 146. — brenta 205, 422. — canadensis 146, 190. — — leucoparea 190. — leucopsis 205, 422. — nigricans 190. Bernicla occidentalis 190. — torquata 333. Bias musicus 129. Bombyecilla 78. — garrula 274. Bonasa 142, — betulina. 95, 207. — umbellus 142, 187. — — umbelloides 187. Botaurus 143. — lentiginosus 143. — minutus 325. — stellaris 205, 325. Brachyotus palustris 255. Brachypodidae 137. Brachypteryx salaccensis Brachyrhamphus Kitt- litzı 196. — marmoratus 196. Bradyornis grisea 128. — murina 128. — pallida 128. Bradypterus brachypte- rus 140. Brotogerys panychlorus 459. Bubo 50. — Blackistoni 398. — ignavus 24, 91, 204. — lacteus 192. — maximus 49, 252, 404, 423. — sp. 49, 56. — virginianus subarcti- cus 185. Bubuleus coromandus 161, 403. Buceros abyssinicus 212. — buceinator 126. — caffer 212. — cristatus 126. — exaratus 403. — guineensis 212. Bucerotidae 31, 126, 221. Bucorvus 221. — abyssinicus 221. Buchanga leucogenys 155. Budytes 2297. — borealis 307. — flavus 67, 72, 137, 181, 307. — melanocephala 79. — viridis 433. Buphaga erythrorhyncha 132. Burnesia melanocephala 140. Butalis grisola 128, Butastur indicus 31. — liventer 403. . Buteo (?) 49, 50, 54. — augur 122. — desertorum 122. — lagopus 420. — sp. 54, 65. — vulgaris 77, 91, 204, 231, 238, 244. — vulpinus 204. Butorides 143. — javanica 35, 161. — virescens 143. Cacatua triton 31. Cacatuidae 31. Caccabis 79. — melanocephala 119. — sp. 48. Cacomantis 157. Calamodyta aquatica 420. Calamoherpe 46, 227. — aquatica 282. — arundinacea 282. — baetica 140. — palustris 282. — phragmitis 282. — spec. 46, 60, 64. — turdoides 282. Calamoherpinae 92. Calamonastes Fischeri 140. Calıidris 80. — arenaria 189, 209, 333. Calodromas 213. Callipepla castanogastris 456. — squamata 456. Callolophus malaccensis 158. Calornis chalybaeus 155. — obsceura 33. Calyphantria 133, 374. — erythrogenys 132. — melanotis 132. — rubriceps 373. Camaroptera (?) 45. — brevicaudata 140. — olivacea 140. Campephaga nigra 44, 128. threnodes — xanthornoides 128, Campephagidae 32, 128. Campias frontalis 461. Campicola Livingstoni 142. — pileata 142. Campothera Abingoni 126. INDEX. Campotheraimberbis 125. — mombassicus 126. — nubicus 126. Canace canadensis 187. Cannabina flavirostris 312. — lınosa 9. — sanguinea 311. Capitonidae 124, 461. Caprimulgidae 32, 127. Caprimulginae 342. Caprimulgus europaeus 79, 90, 203, 256. — Fossii 127. — macrurus 32. — sp. 47, 58. Carbo 178. — cormoranus 404. Carduelis elegans 79, 93, 200, 311. Carpococeyx radiatus 405. Carpodacus erythrinus 201, 423. — haemorrhous 213. Carpophaga myristici- vora 34. — pinon 34 — radıata 403. — rufiventris 34. Ceblepyris pectoralıs 58. Centrococeyx affinis 403. — javanensis 403. — — var. pusillus 340. — rufipennis 158. Centrophanes lapponicus Centropodinae 341. Centropus 46. — nigrirufus 123. — nigrorufus (?) 66. — superciliosus 41, 123. Cerchneis cenchris 78, 404. — tinnunculus 78, 233. Ceriornis 21. Certhia familiarıs 95, 199, 272. Ceryle alcyon 185. — maxima 47, 126. — rudis 75, 76, 126. — superciliosa stietop- tera 213. Ceyx solitarıa 31. Chaetura 344. — Boehmi 367. — stietilaema 127. Chalcopelia afra 119. — chaleospilos 119. 'Chalcophaps Stephani34. 4arl Charadriidae 35,115, 143, 454. Charadrius 86, 143. — asiatius 115. — cantianus 96. — damarensis 64. — dominicus 143, 188. — fluviatilis 96. — fulvus 35, 188. — Geoffroyi 115. — hiaticula 72, 115. — longipes 160. — margınatus 115. — pecuarius 115. — pluvialis 208, 317. — tricollaris 72. — venustus 115. Chasiempis 223. — sandwichensis 223. Chaulelasmus 146. — streperus 146, 206. Chelidon urbica 95, 200. Chen 146. — caerulescens 146. — hyperboreus 146, 190. Chenalopex aegyptiacus 62, 72, 115. Chettusia coronata 51, 116. — gregaria 116. — ıinornata 116. Chloroecichla flaviventris 138. Chloronerpes (Campias) frontalıs 461. Chloronerpes frontalis — maceulifrons 461. — rubiginosus 462. — — tucumanus 461. Chloropeta massaica 129. Chlorophoneus quadrico- lor 130. — sulfureipectus 130. Chotorea versicolor var. borneensis 461. Chrysococeyx 57. — Claasii 124. — cupreus 41, 124. — smaragdineus 124. Chrysomitris citrinella 200. — melanops 136. — spinus 79, 9, 200,311. Chrysonotus javensis 158. Chrysotis canifrons 460. — Pretrei 221, 222. —- tucumana 221. Ciceronia pusilla 195. Cichladusa arquata 14l. 412 Cichladusa guttata 141. Ciconia Abdımi 39, 52. — alba 25, 39, 52, 64, 80, 96, 205, 322. — episcopus 118. — nigra 80, 96, 205, 232, 324. Ciconidae 117, 455. Cinclus 227, 276. — aquaticus 79, 81, 275, 420. — melanogaster 197. — mexicanus 180. — Pallasi 398. Cinnyris affinis 139. — Falkensteini 139. — Fischeri 139. — gutturalis 138. — Jardinei 139. — Kalckreuthi 139. - — Kirki 139. — Longuemarii 138. — microrhynchus 139. — olivaceus 139. Circaetus einereus 122. — fasciolatus 122. _ — gallicus 24, 204, 403. — zonurus (?) 68. Circus 50, 78. — aeruginosus 204, 246, 247. — ceineraceus 204, 247. — eyaneus 204, 247, 340. — hudsonius 186. — pallidus 247, 423. — ranivorus 55, 65. — sp. 49, 55, 69. Cirripedesmus Geoffroyi 160. Cisticola cantans 140. cursitans 140. erythroptera 140. erythrogenys 140. fortirostris 139. haematocephala 140. isodactyla 140. nana 140, robusta 139. — sp.? 140. Clangula 147. — albeola 147, 191. — glaucion 206, 335. — — amerlcana 191. Üoceothraustes vulgaris 93, 200, 310. Coccystes albonotatus 56, 124. — glandarius 41, 56, 65, 124. ale el — pica 193. INDEX. Cocceystes serratus 124. Colaptes 462. — auratus 185. — longirostris 462. — rupicola 462. Coliostruthus 70. — ardens 62, 72, 135. Coliidae 123. Colius erythromelon 376. — leucocephalus 123. — leucotis 63, 72, 123. — nigricollis 376. — senegalensis 123. — striatus 63. (?) 49. Collocalia 344. — fuciphaga 344, 346. — Linchi 344. — nidifica 346. B — spodiopygia 345. Calterteinele, affinis 33. Columba guineensis 119. -— livia 207, 406. — — domestica 79. — maculata 21. — oenas 79, 95, 207, 313, 421. — palumbus 79, 95, 207, 312. Columbae 34. Columbidae 34, 118, 223, 455. Colymbidae 114, 149. Colymbus 415. — Adanisi 19. — arcticus 195, 210, 336. — ceristatus 336. — glacialis 337. — minor 114, ‚336. — pacificus 195. — septentrionalis 195, 210, 337. — torquatus 149, 19. Conuridae 459, Conurus 222. — chloropterus 222, — guianensis 222. 149, | — Gundlachi 222. | — Maugei 222. — propinquus 222. Copsychus 352. — amoenus 351. — macrurus 152. — mindanensis 152, 351. Coracias caudata 57, 127. — garrula 79, 90, 127, 203, 262,263, 404, 420. — Temmincki 403. Coraciidae 32, 127. Coraphites leucoparaea 137. — leueotis 137. — sp. (?) 42. Coriphilus placens 31, Corvidae 34, 131. Corvinella (?) 58. Corvus corax 94, 203, 232, 248, 264, 370. — — carnivorus 184. — cornix 24, 94, 103, 174, 203, 265, 266, 370. — corone 24, 94, 103, 174, 203, 264, 265, 266. — enca 110. — frugilegus 24, 94, 110, 203, 397. — Kubaryi 110. — monedula 21, 78, 94, 203. — orru 34, 110. — scapulatus 59, 131. — umbrinus 131. — valıdissimus 34. — violaceus 110. Corydallamalayensis 152. Coryphegnatus unicolor 134. Corythaeolus 17. Corythaix 17. — Buffoni 217. — Cabanisi 123, 460. — chlorochlamys 42. — Fischeri 123. — Hartlaubi 123. — Livingstoni 123. — Meriani 217. "— Reichenowi 123, 460. Corythornis cristata 64, Cosmetornis vexillarius 66, 127. Cosmopsarus regius 132. Cossypha 61. — Heuglini 141. — intercedens 141. — intermedia 66. — natalensis 141. — quadrivirgata 141. — sp. 60. Coturnix communis 96. — dactylisonans 207. 251, 316. — Delegorguei 121. Cotyle riparia 16, 95, 200. — rufigula 128. Cepphus lomvia 422. Cracticus 33. — cassicus 32. — Quoyi 32, - Cranorhinus cässidix 403. Crateropus hypostietus 139 Jardinei (?) 45. — Kirki 139. Kirki (?) 45. — sp: 45. — squamulatus 139. Crex 61. — lugens 367. — pratensis 96, 117, 207, 326. Crithagra angolensis 136. — atrogularis 136. — butyracea 42, — chloropsis 136. — chrysopyga 136. flavivertex 136. — imberbis 136. — serinus 24. striolata 136. — sulfurata 136. Crotophaga guira 178. Cuculidae 123. 341, 460, Cuculus 260, 261, 285. — canorus 90, 124, 203, 259, 285, 446, 447, 449. — — Heuglini 124. leptodetus 124. —. nigricans 124. Cuncumaleucogaster 158. Cupidonia 142. — cupido 142, Cursoriuschalcopterus72, — ee 115. — gracilis 115. — senegalensis 51, 72, 115. Cyanecula leucocyana 197. — sueeica 180, 197, 300. Cyanistes 111. — coeruleus 79, 211. — cyaneus 79. — ceyanus 211. — — var. tian-schanica 211. — flavipectus 211. — persıcus 211. — Pleskei 211. — Teneriffae 211. — ultramarinus 211. Cyelopsittacus aruensis 31. Cygnidae 468. Cygnus 80. — Bewicki 206, 432, — minor 334, 421, 429, 431, 432. Cab. Journ. f, Ornith, XXXIIL Jahrg, No, 172. October 1885. INDEX. Cygnus musicus 96, 206, 334, 424. — olor 205, 424. Cymochorea leucorrhoa 194. | — Markhami 453, — melaena 194. — Melaniae 453, Cyornis 346, 347, — elegans 346. Cypselidae 32, 127, 223, 342. | Cypselus 344. affınis 81, 197. apus 79, 90, 203, 251, 256, 257, 448. infumatus 344. Lowi 344. . melba 257. pacificus 398. palmarum 344. parvus 127, 344. stictilaemus 128. Cyrtostomus frenatus 35, 403. — pectoralis 349. Dafila 146. — acuta 146, 191, 206. Dandalus 227. — rubeculus 301. Daulias Hafızı 79. — luseinia 197. — philomela 197. Demiegretta sacra 35. — — var. tota alba 35. Dendrobates 125. Dendrochelidon 344. Dendrocopus leuconotus schoensis Dendrocyena viduata 115. — arcuata 162. — viduata 38, 62, 65, 67. Dendroeca aestiva 182, — coronata 182. — striata 182. Dendropicus 125. — xantholophus 462. — zanzibari 125. Dicaeidae 33, 372. Dicaeum sp. 348. — cruentatum 154, — pectorale 33. Dichoceros bicornis 156, 157. — Homrai 156, 157. Dierourus annectans 155. Dieruridae 32, 131. Hemprichi ı Dryocopus 475 Dieruropsis carbonaria 32 Dierurus 46, 56. , — divaricatus 44, 58, 65, 131. — Ludwigi 131. Dinemellia 372. Dinornis 170. Diomedea brachyura 194. — irrorata 453. — nigripes 194. Dioptrornis Fischeri 128. Diphyllodes Wilsoni 20, 34. Drymoeca 46. ı— (?) 60. | — sp. 46. — tenella 140. Drepanorhynchus Rei- chenowi 111, 139. martius 24, 203, 269, 404. Dryoscopus 348. — aethiopieus 66, 129. affinis 129. cubla 129. hamatus (?) 4. major mossambicus 129. sablacteus 129. — stieturus 129. Dysporus bassanus 422, Dytes 149. — auritus 149, 195. Eclectus pectoralis 31. Edoliisoma remotum 32. Elanus melanopterus 65, 66, 124. — melanopterus (?) 48. Emberiza ceitrinella 92, 202, 309, 352. — hortulana 24, 202, 301. 308, 309. — miliaria 92, 202, 261. — nıvalıs 444, — rustiea 202. sehoeniclus 202. — unalaschkensis 184. Empidonax pusillus 185, Enneoctonus affınis 131. — collurio 131. — minor 131. Entomobia pileata 156. Eos wallacei 31. Eremophila alpestris leu- colaema 185. Ereunetes 144. — pusillus 144, 189. Erismatura 148, 3l 4714 Erismatura rubida 148. Erithacus luscinia 24. — philomela 24. — rubecula 91, 197. Erodius garzetta 161. Erythra phoenicura 162, 354. Erythrocercus Thomsoni 128. R Erythropus 78, 233. Erythropygia leucoptera 141. vespertinus Eudromias asiaticus 76. — morinellus 208, 423. Eudynamis malayanus 158. Eulabes intermedia 155. Euplectes 134. — diadematus 134. — flammiceps 134. — Friederichseni 134. — ladoensis 218. — nigriventris 134. — scioanus 218. « — taha 218. Euplocomus praelatus 21. — Vieilloti 160. Euprinodes Golzi 140. Eurocephalus anguiti- mens 130. — Rüppelli 130. Eurynorhynchus pygmae- us 188, Eurypyga helias 417. Eurystomus afer 57, 127. — crassirostris 32. — orientalis 155. Excalfactoria chinensis 160, 353. 111, Falco aesalon 205. — alaudarıus 65. — ardesiacus 65. — biarmieus (?) 48. — ceandıcans 397. — Cuvieri 122. — Diekinsoni 122, — gyrfalco 205. — islandus 205. — peregrinus 78, 91,205, 235. — — naevius 186. — — Pealei 186, — sacer 78. — semitorquatus 65. — subbuteo 91, 108, 205. 234, 370, 371. — tinnunceulus 65, 91, 122, 205, 238. INDEX. Falco vespertinus 205. Falconidae 31, 121, 456. Fiseus eaudatus 131. — humeralis 131. Franecolinus 42, 71. Altumi 120. 367. Cranchi 71. gariepensis 120. Granti 119, 120. Hildebrandti 120. Kirkı 120. nudicollis 121. ochrogaster 120. pileatus 119, 120. pull. (?) 40. rubricollis 39, 71. sp. 40. Schlegelii (?) 40. — Schuetti 120. Fraterceula aretica 492, — cornieulata 195. Fregatta grallaria 194. Fringilla carduelis 214. — coelebs 92, 200, 268, 310, 433. — gregalis 373. — montifringilla 93, 201, 310, 385. — montium 38. Fringillidae 136. Fulica 145. — americana 145. — atra 96, 208, 328. — cristata 117, Fuligula 147. — affınis 147. — collarıs 147. — erıstata 206. — ferina 206. 333. — leucophthalma 24, — marila 147, 206, 835. — nyroca 24, 404, — rufina 206. Fulix. 147. — marıla 191. ale elle lal: Fulmarus glacialis Rod- gersi 194. Galeoscoptes carolinensis Galerida eristata 308. Galerita ceristata 79, 202. Gallinae 34. Gallinago 51, 144. — gallinaria 96, 208. 219. — gallinula 209, 331. — major 24, 116, 208, 331, 404. — media Wilsoni 144, 188. — scolopacina 330. Gallinula 145. j — chloropus 117, 207, 327. — galeata 145. — porzana 326. Gallinulinae 354. Gallirex 17. — chlorochlamys 123. Gallus 174. Garrulus glandarius 78, 94, 202, 268. — lanceolatus 21. Gecinus canus 203, 269, 404. — viridis 203, 269. Geocoraphusmodestus42, — sp. 42. Geoffroyus Pucherani 31. Geopelia Maugei 160. — striata 160. Geotrygonidae 455. Geranoäetus melanoleu- cus 405. Glareola 71. — ocularis 115. Glaucidium passerinum 91, 204. Glaucion clangula 379, 405, 406. Goura coronata 34. Gouridae 34, Graculidae 114. Graculus afrieanus 37, 64, 114. — carbo 24, 96. — lueidus 114. Grallatores 35. Graucalus axillaris 32. Gruidae 116: 146. Grus 146, 413. — americana 146. canadensis 146. cinerea 25, 96, 238. cinereus 319, 421. communis 208. fraterculus 190, leucogeranus 208. regulorum 116. — virıdirostris 398. Gypogeranus 413. — serpentarius 55. Gyps fulvus 232, — Kolbii 20. — leuconotus 40, ala ale ‚Habropyga astrild 42. -— astrild minor 135, — erythronota 135. — melpoda 464. — paludicola 464, 465. | Haematopus 445. Haematopus niger 187. — ostrealegus 208, 445. Haleyon chelieutensis 126. gularis 21. irrorata 126. orientalis 126. semicoerulea 126. senegalensis 47, 57. smyrnensis 75, 76. Elena Haliaötus albicilla 91,204, 242. — hypoleucus 457. — leucocephalus 187. — vocifer 66, 121. Haliastur girrenera 31. Halieus carbo 422. — lueidus 66. Hapaloderma narina 124. Haplospiza unicolor 376. Harelda 147. — glaeialis 147, 191, 206, 335. Harporhynchusrufus 150. Harpyia destructor 20. Helminthophaga celata 181 Helotarsus 54, 69. — ecaudatus 40. — leuconotus 122. Hemicercus 220, 223. Hemiparra crassirostris 116. Heniconetta Stelleri 375. Henicophaps albifrons 34. Hermotimia aspasia 33. — auriceps 33. — porphyrolaema 403. Herodias nigripes 403. Hesperocichla naevia 180, Heteroscelus incanus 188. 189. Hieracococcyx fugax 197. — nanus 157. — sparverioides 157. Hierofalco syrfalco can- dicans 186. — — sacer 186. Himantopus 65, 66. — autumnalis 72. Hirundinidae 32, 372, 875. Hirundo aethiopiea 128. — albigularis 128. — erythrogastra 182. — ülifera 63, 71, 128. — javanica 32. — Monteiri 128. — puella 47, 128. — riparia 259. 128, | INDEX. Hirundo rustica 58, 65, 95, 128, 200, 257, 446, 447. — senegalensis 47, 58. — urbica 259. Hitrionicus 147. — minutus 147, 191. Hoplopterus 65. — albiceps 217. — speciosus 72, 116. — spinosus 116. ı Hydralector gallinaceus \— NovaeHollandiae 45». Hydrochelidon 149, | — lariformis surinamen- sis 149. — nigra 114, 210, 337. Hylocichla Aliciae 180. — nanus 180. Hyonetta moschata 115. Hypargos niveiguttata 135. Hyphantica aethiopica 134. — cardinalıs 134, 367. — erythrops 134. — sanguinirostris 134, Hyphantornis 61, 70, 133, 134, 214, 373, 374, — amauronotus 373. aurantıus 70. aureoflavus 133. Bojeri 133. Cabanisi 133, 374. castanosoma 133. castaneigula 374. crocata 374. dimidiatus 133. Grayi 373. Guerini 373. menalops 374. nigriceps 43, 67, 70. 133 Paare nigrifrons 133, 374. olivacea 43. rubiginosus 133. vitellinus 70, 133. — xanthopterus 374. Hyphanturgus 133. — brachypterus 133. — Emini 133. — Grayi 133. — jonquillaceus 133. — melanoxanthus 133. — nigricollis 133. — ocularius 133. — Reichenowi 132. — subpersonata 133. Elypocentor aureolus 155. Hypochera nitens (?) 49. za 475 Hypochera nitens 63, 73. — purpurascens 135. — ultramarina 135. Hypolais 297. — caligata 198. icterina 92, 198. languida 141. pallıda 141. salicaria 280. Hypothymis azurea 152. — puella 403. Hypotriorchis 234. aesalon Ibidae 38, 117. Ibis aethiopica 117. — faleinellus 66. — Hagedasch 38, 117. — molucea 35. Ieterus. 468. Indicator major 57, 124. — minor 124. — Sparmanni 57, 124. — variegatus 124. Indicatoridae 124. Indopieus strietus 158. Iora ceylonica 154. — tiphia 154. — viridissima 350. Irena puella 155. Irrisor 214. — erythrorhynchus 46, 127 Ispidina pieta 46, 126. Iunco hyemalis 184. Iyngipicus Doerriesi 397. Iynx torquilla 90, 208, 272. — pectoralis 124. Ketupa ceylonensis 339, — javanensis 338. Lagonostieta minima 67, 135. Lagopus albus 187, 207, 395 — alpinus 187. — rupestris 179, 187. — — atkhensis 187. Lamprocolius melano- gaster 132. — splendidus 217. — sycobius 132. Lampronetta 192. Lamprotornis purpurop- terus 132. Laniarius 348. Laniidae 33, 129, 348. Lanius 129. 131. 31* Fischeri 476 Lanius borealis 182. — — europaeus 200. — bucephalus 398. — caudatus 65, 66, 69. — collurio 58, 67, 79, 94, 200, 260, 273. —- cristatus 182. — exeubitor 79, 94, 98, 200, 268, 272. .— ‚exeubitorius (?) 69. — Homeyeri 97, 98. — major 182. — minor 24, 7), 94, 272. — phoenicurcides 131. — ruficeps 76. — rufus 273. — Schalowi 69, 367. — speculigerus 131. — superciliosus 153. Laridae 35. 114, 453. Larus 80, 148. — affınis 193. — argentatus 210. — — smithsonianus 148. — brachyrhynchus 193. — cachinnans 179, 193. — canus 96, 210, 337. — fuscus 77, 210. 148, glaucescens 453. glaucus 77, 148, 193, 210. — Hemprichi 114. — Kumlieni 453. — leucopterus 146, 193. — marinus 96, 148, 193, 210. — minor (?) 44. — minutus 210. — phaeocephalus 114. — phaeocephalus (?) 37. — Philadelphiae 193. — ridibundus 24, 210, 235. Leptoptila pallıda 455. Leptoptilus crumenifer 117. Lestris 425. — cephus 162, 163, 164 165. — parasitica 422. — pomarina 162, 164. 165, 422. Leucocerca javanıca 152. Leucosticte griseinucha 183. Ligurinus chloris 93, 200, 3ll 163, Limicola 209, 333 Limnaetus Gurneyi 31. platyrhyncha INDEX. Limoneres 372. Limosa aegocephala 209, 328. Linaria alnorum 312. — rubra 93. Linota cannabina 201. — exilipes 201. — flavirostris 201. — Jınarıa 201. — montium 421. Linura Fischeri 135. Lobipes hyperboreus 19%. Lobivanellus 51. — atronuchalis 160. — lateralis 39. Locustella Aluviatilis 199. — naevıa 198. LoedorusaFinlaysoni 154. — plumosus 154. Lomvia arra 196. — — Brunnichi 190, 196. — troile californıca 196. — nasutus 126. Lophodytes 148. — cueullatus 148, 192. Lophophanes cristatus 199, 385. Lorius lory 81. Loxia bifaseiata 202. — eurvirostra 202, 212, 312, 423. i Loxia curvirostra amerl- cana 183. — leucoptera 183. — pityopsittacus 93, 201, 423 — rubrifasciata 202. Limosa haemastica 189, — lapponica 209. — — Novyae Zealandiae 189. Lullula arborea 308, Lunda eirrhata 195. Luscinia 227, 248. — afrıcana 142. — minor 299. — philomela 91, 300. Lycos collaris 203. — monedula 264. Machaerorhynchus albi- frons 32. Machetes pugnax 96, 209, 332. Macronyx eroceus 65, 137. — tenellus 137. Macropteryx mystacea 32. — Wallacei 403. Macropygia doreya 34. Macrorhamphus griseus scolopaceus 188. Malimbus nigricollis 373. Manucodia atra 34. Mareca 146. — americana 146, 191. — chilöensis 21. — penelope 191, 206. Megalaema leucotis 125. Megaloperdix caucasica 9 Mecalophonus Buckleyi 137 — Fischeri 137. — massaicus 137. — planicola 137. — poecilosterna 137. — ruficeps 137. Megaloprepia puella 34. | Megapodiidae 34, 456. Megapodius Freycineti Lophoceros melanoleucos 34 — geelvinkianus 456. — tenimberensis 456. — tumulus 456. Melanetta 148. — fusca 192. — velvetina 148. Melanocharis nigra 33. Melanocorypha bimacu- lata 202. — maxima 405. — sibiriea 76. Melanopepla 128. Meleagridae 119. Meleagris gallopavo 12, — ocellata 12, 21. Melidora macrorhina 32. Melierax 50. — poliopterus 121. — sp. 49, 54. Melilestes megarhyncehus 3 tropicalis — Novae Guineae 33. Meliphagidae 33, 138. Melittias quinticolor 156. Melittophagus albifrons 127. — eyanostietus 197. Meloeichla mentalis 139. Molospiza cinerea 183, 184. Mergulus alle 422, Mergus 148. — albellus 207, 406. — anatarıus 379, 405. — merganser 207, 336, 406. 4 americanus 192, Mergus serrator 148, 192, 207, 336, 379. 405. Meristes olivaceus 130. Meropidae 197. Meropiscus gularis 222, — — australis 222, 468. Merops 49. — albicollis 197. — apiaster 46, 64, 79, 423. — — (?) 57, 65. Böhmi (?) 64. eyanostictus 47. nubicus 1297. (?) 49. philippinus 155, 408. sp. 65. superciliosus 65, 66, 127. — — (?) 72. Merula 227. — migratoria 180. — obscura 152. — torquata 287. — vulgaris 285. Mesopicus namaquus 125. — rhodeogaster 125. Microeca flavovirescens 32. Microglaux perlata 122. Microglossus aterrimus 31. Micronisus poliopsis 159. Micropalama 144. — himantopus 144. Micropsittacidae 459. Micropternus 220, 223. Miliaria europaea 309. Milvus affinis 403. — ater 78, 204, 233, 404. cheela 403. Forskalı 121. govinda 403. ıictinus 29. migrans 55, 231. regalis 25, 77, 91, 204, 231,232, 233, 248. Mimeta striata 34. Mino Dumonti 33. Mitrephorus pallescens 213. Eee Mixornis borneensis 350. gularis 154. Mniotiltidae 372. Monarcha 348. — chalybeocephala 32. — melanonotos 32. Monticola 297. — rufocinerea 142, — saxatilis 24, 142, 295. INDEX. Monticola solitaria 152. Montifringilla nivicola 79. Motaeilla 297. — alba 45, 79, 92, 199, 305, 433. eitreola 92. flava 60, 92, 199, 261. melanope 199. ocularis 181. sulfurea 152, 306, 421. vidua 60, 71, 137. — viridis 199. Motacillidae 137, 372. Munia atricapilla 352. Museicapa albicollis 974. — atricapilla 24, 79, 95, 200, 273. cinereola 58, 128. collaris 24, 200. fulvifrons 213. srisola 16, 44, 58, 95, 200, 273, 347. luctuosa 273. — parva 24, 95, 200. Museicapidae 32, 128, 348. Musophaga 17. — Boehmi 108. — Rossae 108. Musophagidae 122, 460. Myiagra 348. Mycteria 65. — senegalensis 52, 73, 18. Myiodioctes pusillus 182. Myiolestes 348, Myristicivora melanura Myrmecocichla aethiops — nigra var. leucolaema 142. Napodes erythroptera 154. Nasiterna Finchi 459. — Mortoni 459. — pygmaea 31. Natatores 35. Nectarinia 62. — collaris 46, 67, 138. — gutturalis 46, 71. — melanogastra 139. Nectariniidae 33, 138. Neocossyphus rufus 141. Neophron percnopterus 78, 121. — pileatus 40, 121. Nettapus auritus 38, 64, 115. Nettion 147. — carolinensis 147, 191. 477 Nicator gularis 129. Nigrita Arnaudi 134. — Cabanisi 134. Nilaus brubru 129. | Niltava 347. Ninox Forbesi 458. — Goldii 458. — hantu 458, — terricolor 458. — theomacha 20, 31. Nisus badius 73, 121. — gabar 121. — minullus 121. — tachiro 121. Notauges Fischeri 111, 132. — Hildebrandti 132. — superbus 132. Nothura maculosa 405. — marmorata 405. Nucifraga caryocatactes 202, 269, 421. Numenius 145. — arquata 209. — arquatus 328, 370. — borealis 189. hudsonicus 189. longirostris 145. phaeopus 116, 200. tahitiensis 190. — variegatus 35. Numida 42, — coronata 40, 53, 64, 67, 119. — mitrata 119. — Pucherani 119. Nyetale Richardsoni 185. — Tegmalmi 185, 204, 247. Nyctea scandiaca 204. Nyctibius 418. — jamaicensis 418. Nycticorax caledonicus 35, 402, 403.- — griseus 118, 205. Nyroca ferruginea 206. 185, Oceanodroma furcata194. Odontorhynchus Branik- kıi 376. Oedemia americana 192. — nigra 386. Oedienemidae 35. Oedicnemus affınis 116. — capensis 116. crepitans 317. dominicensis 454. scolopax 208. vermiculatus 116. | Oena capensis 41, 119. 478 Oestrelata 453. — Fischeri 452. Oidemia 148. — americana 148, — fusea 207. — nigra 207. Olor americanus 190. Oreopelia martinica 21. Oriolidae 34, 132. Oriolus brachyrhynchus 132 defillipiana en galbula 95, 132, 200, — indieus 155. — larvatus 59, 132. — notatus 132, — Rolleti 132. Orthorhamphus rostris 35. Ortygometra einerea 353. — nigra 38, 117. — porzana 117. — pygmaea 117. Ortyx 143. — virginianus 143. Orynx capensis 134. Oryzornis oryzivora 136. Oscines 177. Osmotreron bieineta 159, 160. — viridis 159, 160. Otididae 116. Otidiphaps cervicalis 455. — insularis 455. — nobilis 455. Otis 50. — cafira 67, 68. — canicollis 116. — Denhami 68. — Kori 116. maculipennis 116. — melanogaster (?) 52. — sp. 48. — tarda 208, 316, 493. tetrax 24, 208, 317, 403, 423. Otocompsa pyrrhotis 154. Otocorys 220, 2923. — alpestris 81, 202, 421. Otothrix Hodgsoni 343, Ötus vulgaris 91, 253. Oxyechus 143, — vociferus 143. Oxylophus afer 41, 65. magni- Pachycephala griseiceps 33. Pachycoceyx validus 124. Padda oryzivora 359, INDEX, Pagophila eburnea 199, 210. Palaeornithidae 459. Pandion 413. — haliaetus 91, 205, 239, 420. — — carolinensis 186. — leucocephalus 31. Panurus biarmicus 493, Paradisea rubra 34, 406. Paradiseidae 34. Parra 66. — africana 38, 117. Paridae 139, 211. Parus albiventris 139. — ater 95, 199, 277, 304. — atricapillus septen- trionalis 181. Boehmi 139. borealis 199, einetus 199. — grisescens 181. coeruleus 95, 199, 277. eristatus 95, 277. cyanus 98, 199. fringillinus 111, 139. hudsonicus 181. major 79, 95, 199, 277. niger 139. pallidiventris 217. alustris 199, 378,384. leskei 98, 199. — rufiventris 217. Passer diffusus 136, — domesticus 80, 81, 93, 200, 309, — montanns 93,155,200, 309. — petronius 24, — rufoeinctus 136. — salicicolus 80, 81. — Swainsoni 42, 67, 136. Passerculus anthinus 183, 184. — sandwichensis 183. — — alaudınus 183, Passereae 221. Passerella iliaca 184, — — Townsendi 184. — Townsendi 184, Passeres 32. Pastor roseus 209. Pedioecetes 143. — phasianellus bianus 143. Pelecanidae 114. Pelecanus onocrotalus 205. — rufescens 62, 114, ==. AUS) colum- | =-- trachyrhynchus 102, Pelidna alpina americana 189. | Pelionetta 148. — perspicillata 148, 192, Peltops Blainvillei 32, Penthetria 70, — ardens 70. — axillaris 135. — eques 42, 64. — laticauda 135. — macroura 64, 135. Peposaca metopias 21. Perdicidae 119, 143, 456. Perdix cinerea 96, 207, 456. — Cranchii 465. — punetulata 465. — robusta 456. Pericrocotus cinereus 153, — elegans 152. Perisoreus canadensis fumifrons 185. — infaustus 202, Peristera tympanistria 9. Pernis apivorus 77, 205, 243. Petrocincla saxatilis (?) 6 Phalacrocorax bieristatus 192. — carbo 80, 205. — pygmaeus 205. — violaceus 19. Phalaropodidae 145. Phalaropus ceinereus 76, 424. — fuliearius 190. — hyperboreus 208. Phaleris psittacula 195. Phasianidae 456. Phasianus 174. — colchieus 316. — Ellioti 21, — principalis 468, Erilac® canagica 190. Philagrus melanorhyn- chus 134. Philohela 144. — minor 144. Philomachus pugnax 116. Phlegoenas erythroptera 110. — virgo 110, Phloeotomus pileatus 462. — Schulzi 462. Phoenicophainae 341. Phoenicopteridae 118. Phoenicopterus minor 118. Pholidauges Verreauxi 132. ‚ Phrynorhamphus capen- sis 129. Phyllolais pulchella 140. Phyllopneuste 2297. — rufa 261, 278, 279,280. — sibilatrix 278, 279. — sp. 60. — trochilus 92, 278, 279. Phyllopneuste (?) 66. Phyllosceopus 29. — borealis 181, 198. — rufus 19, 141, 198. — sibilatrix 198. — superciliosus 198. — trochilus 141, 198. Phyllostrephus capensis 138 — Fischeri 138. — parvus 138. — strepitans 138. Pica caudata 94, 967. — rustica 202. — — hudsonica 185, Picariae 31. Picidae 125, 461. Picoides tridaetylus 203, 271 Picumnus Iheringi 376. — Lawrencei 221. — Temmincki 376. Picus 79, 221. Abingoni 126, canus 24, 269, 4923. Danfordi 462. Hartlaubi 125. japonicus 462. leuconotus 203, 270, 404. Lucianı 463. major 90, 203, 270, 370, 376. major-cissa 462. — kamtschatieus 463. martius 90, 4923, medius 108, 203, 270, 370, 371. minor 90, 203, 271, 462. pubescens 185. schoensis 125. sp. 41. viridis 90, 269. Pinicola enucleator 182, 183, 201. : Pionias Meyeri 72. Pionidae 460. Pitta mackloti 33, — rufiventris 33. Pittidae 33. Karel | | INDEX. Pitylia 135. — cinereigula 135. — citerior 135. — melba 135. — Wieneri 135. Platalea leucerodia 117, 421 Platystira peltata 129, Plecetrophanes lapponi- cus 202, 309. — nivalis 183, 202, 309. Plectopterus 65. — gambensis 38, 115. Plegadis faleinellus 76, 205. Pioceidae 132, 221, 2924. Ploceus 71, 373, 374, — atrogularis 373. — auricapillus 374. — baglafecht 373, bicolor 373. — chloronotus 374. — chrysogaster 373. flavocapillus 374. intermedius 374. Jonquillaceus 373. — mariquensis 374, — personatus 374. — sanguinirostris 59, 71. — velatus 374. Ploceus (?) 63. Plotus Levaillanti 37, 114. Podargidae 32. Podargus 342, 343. — ocellatus 32. — papuensis 20, 32. Podica Petersi 117, Podoces Hendersoni 405. Podiceps 413, 415, — auritus 210. — cristatus 210, 336. — Holboelli 194. — minor 38, 210, 336. — suberistatus 210. Podicipedidae 149. Poecile palustris 276. Pogonorhynchus albicau- da 125. — frontatus 125. — irroratus 125. — melanopterus 125. Podylymbus 149. — podiceps 149. Poeocephalus fuseicapil- lus 122. ' — massalcus 122, —- Meyeri 122, Polia&tus humilis 403. Polioaetus ichthyaetus 158. 479 Poliohierax semitorqua- tus 122, Polyboroides typieus 121. Polymitra flavigastra 136. Polyplectron 21. — chinquis 456. — Helenae 456. Polysticta Stelleri 191. Porphyrio Alleni 38, 117. — smaragdonotus38, 117. — veterum 80. Porzana 145. — carolina 145. — jamaicensis 145. — maruetta 207. — noveboracensis 145. Pratincola 227. — caprata 403. — rubetra 24, 91, 197. 304, 305. — rubicola 24, 91, 142, 197, 304. Presbys bogotensis 466. — olivascens 466. ı— peruanus 466. Prinia flaviventris 351. — socialis 350, 351. — sonitans 351. — Stewarti 350. — superciliaris 350. Priocella tenuirostris 194. Prionites brasiliensis 21. Prioniturus platurus 403. Prionops graculinus 130. — poliocephalus 130. — poliolophus 130, — Retzii 66. — talacoma 130. Procellaria glacialis 424. Procellariidae 459, Progne purpurea 151. Prosecusa melanocephala 154. Psaltriparus Grindae 213. 'Pseudolor chionis 21. Pseudotantalus 455. Psittaci 31. Psittacidae 31, 122, Psittacus erithacus 212. — timneh 212. Psittacula crassirostris 460. — cyanoptera 460. Psophia 413, 416, 417. — cantatrix 416, 417. — leucoptera 416, 417. Pternistes 465. — Böhmi 465. — Cranchii 465, 466. — infuscatus 120. [= leucoparaeus 121, 480 Pternistes nudicollis 121. Pterocles decoratus 117. — exustus 117. — gutturalis 117. Pteroclidae 117. Ptilopus. _melanospilus 408. — nanus 84. pectoralis 34. perlatus 34. — pulchellus 34. superbus 34. Ptilotis 33, — analoga 33. — sonoroides 33. Ptychorhamphus_ aleuti- eus 19. Pucrasia 456. — joretiana 456. — xanthospila 456. Puffinus 415. — Barolı 453. — cinereus 453. — Edwardsii 453. Pyenonotus 46. — analis 349. — Layardi 137. — nigricans 45. Pyromelana 46, 61, 70. — capensis 61. — flammiceps 59, 61, 63. 64, 67, 69, 70. — nigrifrons 69, 367. — sanguinolenta 69. — spec. 70. Pyrrhocoma ruficeps 376. Pyrrhula eineraeca 201. — europaea 9, 312. — major 201. Pytelia einereigula 69. Querquedula 147. — brasiliensis 21. — ceircia 206. —- erecca 206. — discors 147, 191. — erythrorhyncha 115. INDEX. Regulus cristatus 24, 92, 198, 277, 278. — flavicapillus 198. — ignicapillus 24, 92,198, 217, 277, 278, 420. Reinwardtoenas rein- wardtii 34. Rhacnemididae 141. Rhamphomantis Rollesi 460. Rhea 170. Rhectes cerviniventris 33, — leucorhynchus 33. Rhinopomastus Cabanisi 127. — ceyanomelas 127. Rhipidura 347, 348. — atrigularis 110. perlata 347. — rufifrons 110. — setosa 32. — versicolor 110. Rhyacophilus 144. — solitarius 144. Rhyacornis fuliginosa 347. Rhynchaceros Deckeni 126. — erythrorhynchus 126. Rhynchaea capensis 38. 116 Rhynchastatus funebris 44, 130. — lugubris 130. — nigerrimus 130. Rhynchops flavirostris 66, 114 Rhytidocerus plicatus 31. Rissa 148. — brevirostris 193. — tridactyla 148, 210, 337. -— — Kotzebuei 193. Rhodostethia rosea 193. Rubecula 260, 301. Rupornis Ridgwayi 457. Ruticilla 297. — fuliginosa 347, Rallidae35, 116, 145, 454. | — phoenicurus 91, 197, Rallina tricolor 35. Rallus 145. — aquaticus 44, 55, 207, 326, 445. — coerulescens 32. — elegans 145. — virginianus 145. Raptatores 48, Recurvirostra 145, — americana 145. Recurvirostridae 145. Regulus 217, 227. I 248 a — titys 197, 295. Sareidiornis 65. — melanotus 50, 64,115. zT regia 21. arcorhamphus gryphus 418. P styp — papa 20. Sagittarius serpentarius 121 Salpornis 99. | Salpornis Emini 100, 101. — Salvadorii 100. — spilonota 100. Sauloprocta melaleuca 32. Sauromarptis gaudichau- dii 32. Sauropatis chloris 156. — saurophaga 32. Saurotherinae 341. Saxicola 227. — isabellina 142, — morio 142. — oenanthe 60, 142, 180, 197, 303. — Schalowi 142. — spec. 60. Schoenicola 309. Schizorhis 17. — concolor 123. — leucogaster 122. — senegalensis 217. Scolecophagus ferrugi- neus 148. Scolopacidae 35, 116, 144. Scolopax gallinago 370. — rustieola 96, 208, 328. Scopidae 118. ; Scops capensis 122. Scopus 49. — umbretta 118. Scotaeus nycticorax 424. Scotopelia Oustaleti 458. — Peli 122, 458. Scythrops Novae-Hollan- diae 403. Seisura 348. Serinus hortulanus 311. 375. — musicus 465. Sharpia_Ayresi 372. Sigmodus scopifrons 130. Simorhynchuscristatellus 19. bp _- maeus i St en 79, 95, 272. — europaea 199. — uralensis 199. — Whiteheadi 101, 112, 213. Siurus naevius 182. Somateria 148. — mollissima 206, 422. — — Dresseri 148. — spectabilis192. — Stelleri 207. — V-nigra 192. Sorella Emini 136. Spatula 146. schoenielus Spatula clypeata 96, 146, 191, 206, 334, 404. Speculipastor bicolor 132, Spermestes caniceps 136. — cucullatus 136. — rufodorsalis 136. Spermestidae 134. Spermophila supereiliaris 376 Spilocorydon hyperme- trus 137. Spilopelia tigrina 403. Spilornis rufipectus 403. '— sulaensis 403. Spilura stenura 161. Spizaötos bellicosus (?) 48. — oceipitalis 121. — — (?) 48. Spizella montana 184. Sporothlastes fasciatus 135. Squatarola helvetica 76, 188, 208, 421. Stagnicola chloropus 96. Starna cinerea 79, 315. — robusta 456. Steganopus 145. — Wilsonii 145. Steganura 70, 71. — Verreauxi 64, 711, 35. Stercorariidae 149, Stercorarius 149. — crepidatus 194. — parasiticus 194, 216. — pomatorhinus149, 194, 210. Sterna 149. aleutica 194. anglica 149, 337, 424. Bergii 35. caspia 15, 16, 149, 193, 210. fluviatilis 149, 210, 337. fuliginosa 114. hirundo 80, 235. longipennis 398. macrura 194, 209, 422. media 114. minuta 210, 337. nigra 68. panaya 114. regia 149. — sp. 50, 64, 65. Sternidae 114. Stoparula 347. Strepsilas interpres 76, 115, 187, 208, 319, EA | PEEErZEn I INDEX. Strepsilidae 143. Streptocitta albicollis 403. Strigiceps cyaneus 78. Strigidae 31, 122, 458. Strix aluco 87, 88. — capensis 56. — dominicensis 458. — flammea 56, 122, 203, 248. — noctua 250. — NovaeHollandiae 459. — sororeula 459. Struthio 97, 170. — australis 13, 97, 102, 114, 166. — camelus 53, 102, 165, 166, 174, 175, 176, 404. — molybdophanes 12, 102, 114, 165, 166, 174, 176, 404, 452. "Struthionidae 114, 452. Sturnidae 131. Sturnus 445. — vulgaris 33, 93, 202, 263, 445. Sula 178. — bassana 337. — ceapensis 114. Sulidae 114. Surnia funerea 186. — nisoria 204, 423. — nycetea 423. — ulula 186. Suthora bulomachus 398. Sycobius 374. Sycobrotus 133, 374. — amaurocephalus 373. — bicolor 132. — Kersteni 132. — melanoxanthus 374. Sylvia 227, 248, — atricapilla 92, 198, 261, 284. — cinerea 79, 92, 198, 284. | — eurruca 198, 283. — Eversmanni 180. — hortensis 92, 198, 261, 285. —- nisoria 198, 261, 284. — psammochroa 14l. Sylviella leucopsis 140. Sylviidae 140. Syma torotoro 32. Symphemia 144. — semipalmata 144. Symplectes 373, 374. — bicolor 373. — melanocephalus re chrysogaster 373. 481 Symplectes chrysomus 373. — chrysophrys 373. Emini 373. Grayi 373. nigricollis 373. — ocularius 374. — Reichenowi 373. — stietifrons 373. Synallaxis singularis 376. Synthliborhamphus anti- quus 196. | Syrnium (?) 49, 56. — aluco 91, 204, 248. — lapponicum 204, — uralense 82, 83, 85, 87, 89, 204, 215. — Woodfordi 122. ‘Syrrhaptes paradoxus 207, 423. Tachycineta bicolor 182. Tachyspizias solvonsis31, Tadorna cornuta 334. Tantalus ibis 21, 80, 117, 455. Tanygnathus affınis 459. — albirostris 103. — megalorhynchus 31. — Mülleri 103. — subaffinis 459. Tanysiptera galatea 31. Tarsiges orientalis 142. Telephonuserythropterus 130. — minutus 130. — trivirgatus 130. Terekia cinerea 77. Terpsiphone Terreti 129. Tetrao acatoptrieus 79. — betulinus 24. — bonasia 403. — islandorum 444, lagopoides 395, 396. medius 315, 394, 403. tetrix 24, 95, 207, 315, 403. urogalloides 307. urogallus 24, 207, 314, 403. Tetraogallus 39. Tetraonidae 142. Textor 374. — Böhmi 372. — Dinemelli 132, 372. — intermedius 132. Thamnolaea albiscapu- lata 141, 142. — cinnamomeiventris 141. | Thalassidroma 425. 482 Thalassidroma palagica 422. — Leachi 422. Thalassiorniss leuconota 115. Thalassiornis leuconota 38. Thriponax 376. Timeliidae 139. Tinnunculus alaudarius (?) 54. Tmetoceros 126. Totanus 65, 72, 144. — calıdrıs 209, 331. — canescens 66, 72, 209. — flavipes 144, 189. — fuseus 209, 421. — glareola 116, 209, 332, 403. — glottis 332. — ochropus 209, 332. — spec. 51. — stagnatilis 81, 209. Trachyphonus Arnaudi 125. Boehmi 125. cafer 125. margaritatus 125. sp. 42. — squamiceps 125. Treron Delalandei 118. — fulvicollis 352. — vernans 352. — Wakefieldi 118. Treronidae 34. Trichoglossidae 31. abyssinicus Trichoglossus eyano- grammus 31. Tricholaema lacrymosa 125. — stigmatothorax 125. Tricholais oceipitalis 140. Tringa 80, 144, 231. — alpina 209, 332. canutus 144, 209. ceinerea 332. minuta 161, 209, 421. semipalmata 188. spec. 64. striata 209. subarquata 64, 76, 96, 116, 332. Temmincki 76, 421. Tringoides 145. — hypoleucus 35, 161. — macularius 145. Trochocereus bivittatus 129. INDEX. Troglodytes hirtensis 213. — parvulus 92, 199, 275. — — pallescens 213. Trogonidae 124. Tropidorhynchus guineae 33. Tryngites rufescens 189. Tschitrea 348. novae Turacoena menadensis 403. Turdirostris leptorhyn- chus 139. Turdus 227, 231. — aonalaschkae 180. — atrigularis 423. — guttatus 141. — ılıacus 197, 293, 294, 295. libonyanus 61, 141. merula 79, 197, 260, 286, 287. ımusicus 79, 91, 197, 260, 287, 292, 294. migratorius 423. obscurus 287. pallens 423. pilaris 24, 79, 91, 197, 234, 287, 289, 290,291. tephronotus 141. torquatus 197. tropicalis 141. — viscivorus 79, 92, 197, 291. Turnieidae 117. Turnix lepurana 117. — plumbipes 160. Turtur albiventris 119. — auritus 313. capicola 53, 54, 118. lugens 119. perspieillata 119. semitorquatus 53, 118. senegalensis 118. spec. 54. — tigrinus 160. Tyrannidae 223. -Ulula cinerea 185. — — lapponica 185. Upupa 248. — decorata 127. — epops 95, 203, 272, 412. — longirostris 155. Upupidae 127. Uraeginthus granatinus 135 ee ee - janthinogaster 135. | — phoenicotus 42, 135. m I EEE NET IE Uria carbo 398. — columba 196. — grylie 196, 210, 336, 422, Urobrachya 70. — albonotata 135. — axillaris 70. — eques 135. — zanzibarica 134. Urolestes melanoleucus 131. Uroloncha 155. — cantans 136. Urospizias etorques 31. — poliocepalus 20, 31. — torquatus 31. Urothraupis Stolzmanni 8376. acuticauda Vanellus eristatus 25, 80, 96, 318, 327. — morinellus 208. Vanga 348. Vidua 70. — paradisea 60, 64. — prineipalis 71, 135. — splendens 135. Vulpanser tadorna 206. Vultor 78. — cinereus 422. — fulvus 220. — Kolbi 121. — oceipitalis 40, 121. Vulturidae 121. Xanthodina dentata 60. Xanthodira pyrgita 136. Xantholaema Duvauceli 158. — haemacephala 158. Xanthopygia 347. Xema 148. — ridıbundum 337, 404. — Sabinei 148, 193. Xenoeichla tenuirostris 138. Zanclostomus australis 123. Zonotrichia coronata 184. — Gambeli intermedia 184. Zosterops 154. — eurycricotus 138. — senegalensis 138. — tenella 138. G. Pätz’sche Buchdruckerei (Otto Hauthal) in Naumburg a/S. J N 4 i | Cab Journ.f Orn 1885 UEBERSICHTSKARTE der ornithologischen Forschun$sßebiete Dr.G.A.FISCHERS. 1:5.000,000 . Manyara (NawonsumpT) Gab. Journ.£f. Orn. 1885. ‚Cab. Journ. f.Orn LeM.v. 1885. Nest und Ei von Batrachostomus cornutus Temm. (ab. Journ.f.Orn.1885. lau „.Corythaix Harllaubi Fschr.&Rehw. 2.C.Schütti Cab. 3.C. Livingstoni Gray. 4.0. Cabanisi F'schr.& Rehw. 5.C.Reichenowi Fschr. Gab. Journ.f. Orn.1885. Tr Tab. VI. 1. Aegialitis-occidentalis Gab. 2a A. Mechowi Cab. 2b 2 3aA gracilis Cab. 3b 2 4a A .venusta Fschr. &Rchw. 4 2 5A. bifrontatus Cab. 3 ä JOURNAL x für ORNITHOLOGIE, DEUTSCHES CENTRALORGAN für die gsesammite Ornithologie. In Verbindung mit der ‚ Allgemeinen ventschen arnithulagischen Graellachuft zu Berlin, mit Beiträgen von Dr. G. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Prof. Dr. Altum, F. Heine jun., Dr. R. Blasius, Dr. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm, Schalow, Dr. G. A. Fischer, Prof. Dr. W. Blasius, Dir. Wiepken, Dr. H. Bolau, H. Nehrling, J. Rohweder, Ad. Walter, Dr. R. Böhm, Dr. Aug. Müller, Dr. Jul. v. Madaräsz, Prof. Dr. Landois, Fritz Schulz, G. Mützel, Adolf Mejer, J. Tancre, Paul Maätschie, E. Ziemer, Dr. F. Helm und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, herausgegeben von Prof. Dr. Jean Cabanis, Erster Custos am Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin General-Secr. der Allgem. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. XXXIIT. Jahrgang. Heft I. Vierte Folge, 13. Band. Leipzig, 1885. Verlag von LA. Kittler. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgate. 14. A, Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. Heurietta Street, Coventgarden. i 524 Broadway. Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rınk. praen. nn Ruten s Inhalt des I. Heftes, Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Seite 1. Bericht über die (IX.) Jahresversammlung. Abgehalten in Berlin, vom 15.—18. September 1884. Erster Tag, Montag, 15. September, Abends . . ...... 01 Zweiter Tag, Dienstag, 16. September, Vormittags. (Stellung- nahme der Gesellschaft zu der auf dem internationalen Ornitho- logen-Congress in Wien beschlossenen Einrichtung internationaler Beobachtungsstationen. Graf v. be Beobachtungen auf Sa ee ee a Dritter Tag, Mittwoch, 17. a (Grat v. Berlepsch, über die europäischen Be der Schwanzmeise (Acredula). — Eudoaus: im Zagloe.. Gärtem.2.2. 0 ae 22.0, 2, 2. Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands . . . 23 3. Statut der Allgemeinen Deutschen nik ologieelen Becher zu Burn See. Aufsätze, Berichte, Briefliches etc. 4. Zur Avifauna der Insel Waigeu. Von A. Nehrkorn . . . 30 5. Ornithologische Notizen aus Central-Afrika II. er Een 1883, S. 162208.) Von Dr.R. Böhm ..... ... 35 6. Ornithologische Notizen aus ul Afrika III. re eh Dr. DR Bokm. ,...%. 50 . 7. Ornithologische Be aus la Afrika mn. Nachil ag 2. Voi Dr. Inabohm: .*. =. 61 8. Ornithologische Nova aus oil Afrika m. las 3. Von Dr. R. Böhm en re 10 67 9. Zweiter Nachtrag zur Ornis caucasica. F a das Fr 1884. var Dr. Baus ay R.addein -Billis eat. ee a ER 10. Beobachtungen in Ost-Preussen ü. Syrnium uralense. Von Alexander BT ke a ee, SE a RE RB 11. Brutvögel und Gäste Louisenbergs in Ost- Pie Von Hermann en Me ee eg 12, Betcht über die. Oetaber- Sitzung. Verhandelt Berlin, 1884 . . . ee} . ...0.. . Ke . . Kr } Si, 13. Bericht iiber. die November-Sitzung, _ Verhandelt Berl 5 I SHE NSS AHTPE Rn: Alf, es — an Rossae juv.) no ne 15. Bericht über die Jannar-Sitzung. Verhandelt Berlin 5. arten der Ban Inseln) . RN) I DA Mn N er 3 16. An die Redaetion eingegangene Schriften a Te 17. Vorläufige Anzeige. An die ] Mitglieder der Gesellschaft 18, Anzeige. ' Carl Rau, Praeparator , 2. re u. In Angelegenheiten des „Journals für Ornithologie“ | meinen deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ w Folgende z zu beachten: er Postsendungen, sind an cn Bee des Journals | der Gesellschaft Prof. Dr, Cabanis in Berlin D amt 68, Alte Jacobs-Str. No. 103a. zu senden; rl > heit vermittelten Zusendung en an den Verlogon, L.A, Kittlerin zu richten. G. Pätzsche Buchdr, (Otto Hauthal) in Naumbure a/8. * JOURNAL für ORNITHOLOGIE DEUTSCHES CENTRALORGAN für die gsesammite Ornithologie. In Verbindung mit der Allgemeinen ventachen arnithulngiachen Goxellschaft zu Berlin, mit Beiträgen von ‚Dr. &. Hartlaub, Dr. €. Bolle, Prof. Dr. Altum, F. Heine jun., Dr. R. Blasius,, Dr. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Dr. @. A. Fischer, Prof. Dr. W. Blasius, Dir. Wiepken, Dr. H. Bolau, H. Nehrling, J. Rohweder, Ad. Walter, Dr. R. Böhm, Dr. Aug. Müller, Dr. Jul. v. Madaräsz, Prof. Dr. Landois, Fritz Schulz, @. Mützel, Adolf Mejer, J. Tancere, Paul Matschie, E. Ziemer, Dr. F. Helm und anderen Ornithologen des In- und Auslandes, herausgegeben von Prof. Dr. Jean Cabanis, Erster Custos am Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin; General-Seer. der Allgem. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. XXXII. Jahrgang. | Heft II. Vierte Folge, 13. Band. April 1885. Mit 2 schwarzen Tafeln und 1 Leipzig, 1885. Verlag’yon L. A, Kittler. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgate. 14. A, Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. ö 524 Broadway. ( g Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. EN) Ai hi Se Rn ER] 27 Inhalt des II. Heftes. Aufsätze, Berichte, Briefliches ete.: 1. Uebersicht der in Ost-Afrika gesammelten Vogelarten, mit Angabe der verschiedenen Fundorte. Von Dr. G. A. Fischer. (Mit einer Seite Karte, Tab. 0... 0 a 2. Beiträge zur Ornis des nördlichen Illinois. Von H. Bi (Schluss; s. Jahrg. 1883, Seite 257) . . ... ee 3. Nachtrag zur Ornis der Insel Salanga. Von Dr. Augusı Müller. (Siehe Journ. 1882, Seite 353 u. fl.) . . .... ? on 4. Lestris cephus und Lestris pomarina in Oesterreich. Von a Talsky. a re 2 ee Ve EB Se 5. Ueber die charakteristischen Unterscheidungszeichen verschiedener Straussen-Eier. Von W.v. Nathusius. (Hierzu Tab. II u. III) 165 6. Birds of Bering Sea and the Arctic Ocean by E. W. Nelson. Bericht von P. Matschie u. E. Ziemer .. . rn 5 alt) 7. Die Vögel des Gouvernements St. Poren von Bi Büchner. Auszug aus dem Russischen von C. Deditius . . ......1% Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: 8. Bericht über die Fobrunr- Sitzung, Verhandelt Berlin, Montag 9. Februar. 1885... ... lt 9. Bericht über die März- Sika, Verhandelt Berlin, Montag 2. März 1885. (Reichenow: Ueber Parus n. sp. und a: ladoensısniasp)s. er . 216 10. Bericht über die April-Sitzung. Verhandelt Ben Montaie 13, April 1885. (Cabanis: Ueber Ohrysotis tuceumana n. sp. und Conurus chlo- ropterus Sou. — Reichenow: Ueber Melittophagus gularis australis.) 220 Nachrichten: 11. An die Redaetion eingegangene Schriften . . . 2 2..2....2.23 12. Verkauf einer europäischen Vogel-Sammlung . . . . 2... 2.0.24 In Angelegenheiten. des „Journals für Ornithologie“ und der „Allge- meinen deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ wird gebeten das Folgende zu beachten: Alle für die Redaction sowie für die „ornithologische Gesell- schaft‘ bestimmten Zusendungen, Mittheilungen, Manuscripte, Beilagen und sonstigen Postsendungen, sind an den Herausgeber des Journals und General- Secretair der Gesellschaft Prof. Dr. Cabanis in Berlin SW., Post- amt 68, Alte Jacobs-Str. No. 103a. zu senden; dagegen alle den Buchhandel betreffenden oder durch Buchhändler- -Gelegen- heit vermittelten Zusendungen an den Auen L. A. Kittler in Leipzig: zu richten. G. Pätz’sche Buchdr. (Otto Hautbal) In Naumbure a/S. JOURNAL für _ ORNITHOLOGIE. DEUTSCHES CENTRALORGAN für die sesammite Ornithologie. In Verbindung mit der Allgemeinen ventschen urnithulngischen Gegellachaft zu Berlin, mit Beiträgen von Dr. @. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Prof. Dr. Altum, F. Heine jun., Dr. R. Blasius, Dr. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Dr. G. A. Fischer, Prof. Dr. W. Blasius, Dir. Wiepken, Dr. H. Bolau, H. Nehrling, J. Rohweder, Ad. Walter, Dr. R. Böhm, Dr. Aug. Müller, Dr. Jul. v. Madaräsz, Prof. Dr. Landois, Fritz Schulz, G. Mützel, Adolf Mejer, J. Tanere, Paul Matschie, E. Ziemer, Dr. F. Helm und anderen Ornithologen des In- ; und Auslandes, herausgegeben von Prof. Dr. Jean Cabanis, Erster Custos am Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin; General-Secer. der Allgem. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. XXXII. Jahrgang. Heft II. Vierte Folge, 13. Band. Juli 1885. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgate. 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway. Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. ES REDEN A ERDE RR Inhalt des III. Heftes. Allgemeine Deutsche Ornithologische Gesellschaft zu Berlin: Seite 1. VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses für a 5 der Vögel Deutschlands „=... ...... 20,0 ty . Aufsätze, Berichte, Briefliches etec.: w Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Vögel Borneo’s. Von Ober- stabsarzt Dr. F, Kutter. (Hiezu Tab. IV.) - „02 Se 3. Richard Böhm. Ein Blatt der Erinnerung von Herman Schalow 354 4. Ein neuer Beweis für die ausserordentliche Härte und F estigkeit der Kukukser-Sehale. Von Ad. Walter. 2 0 a ...369 5. Etwas über das Nisten und die Eierzahl von Halco subbuteo 2a Picus medius. Von Demselben . Deine. EU Allgemeine Deutsche Ornithologische 'Gesellschaft zu Berlin: 6. Bericht über die Mai-Sitzung. Verhandelt Berlin, 4. Mai 188), (Reichenow: Ueber Textor Böhmi n. sp. und andere Webervögel) 371 Nachrichten: 7. An die Redaction eingegangene Schriften . . . 2 2. 22... 8D Tab, IV. Nester und Ei von Batrachostomus cornutus. In Angelegenheiten des „Journals für Ornithologie“ und der „Allge- meinen deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin“ wird gebeten das Folgende zu beachten: Alle für die Redaction sowie für die „ornithologische Gesell- schaft“ bestimmten Zusendungen, Mittheilungen, Manuscripte, Beilagen und sonstigen Postsendungen, sind an den Herausgeber des Journals und General- Secretair der Gesellschaft Prof. Dr. Cabanis in Berlin SW., Post- amt 68, Alte Jacobs-Str. No. 103a. zu senden; dagegen alle den Buchhandsl betreffenden oder durch Buchhändler-Gelegen- heit vermittelten Zusendungen an den Verleger, L. A. Kittler in Leipzie zu richten. G. Tätz’sche Buchdr. (Otto Hauthal) in Naumburg a. S. 2 | JOURNAL für ORNITHOLOGIE DEUTSCHES CENTRALORGAN für die sesammite Ornithologie. In Verbindung mit der - Allgemeinen Rentachen Ornithulngiscehen Genellschaft zu Berlin, mit Beiträgen von’ Dr. @. Hartlaub, Dr. C. Bolle, Dir. Dr. @. Radde, Prof. Dr. Altum, Dr. R. Blasius, Dr. F. Kutter, Dr. H. Golz, Dr. Ant. Reichenow, W. v. Nathusius, Graf v. Berlepsch, A. Nehrkorn, Herm. Schalow, Dr. &. A. Fischer, Prof. Dr. W. Blasius, Dir. Wiepken, H. Nehrling, Ad. Walter, Dr. R. Böhm, Dr. Aug. Müller, Prof. Dr. Landois, Paul Matschie, E. Ziemer, Josef Talsky, W. Hartwig, C. Deditius, P. M. Wiebke, A. Wiebke, Alex. Schmidt, Herm. Meier und anderen Ornithologen des In- ; und Auslandes, herausgegeben von Prof. Dr. Jean Cabanis, Erster Custos des Königl. Zoologischen Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin; General-Secr. der Allgem. deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin. XXXII. Jahrgang. Heft IV. Vierte Folge, 13. Ba Mit 2 colorirten TA, Leipzig, 1885. Verlag von L. A. Kittler. LONDON, PARIS, NEW-YORK, Williams & Norgate. 14. A. Franck, rue Richelieu, 67. B. Westermann & Co. Henrietta Street, Coventgarden. 524 Broadway. 2 Preis des Jahrganges (4 Hefte mit Abbildungen) 20 Rmk. praen. Sy NER EN RR Mellillnnln A EAN RAT A N LEN WSOh AARA LEN. Ä) wi SEE RER ar hl al ie Yen wo yeah hiaitaln PR BER b wht \ ae } TER OHI HER TEIP EREN EEE RT er vi } fr Pr he har % N EAN EL EN AbEBAUSENAUSEED Bike Ya Ä \ r ’ KARA, AH RR Eee h vr Wen A \ N N Mn Bearluegehen EUER IR NR Nez uns Wu \ ul: DENE Eau en ut iv‘ TEEN N aa u \ BET RR UN NR AO io‘ Free TUN f DER RATEN RT [ar PT urbe RR 2 on DeaB ıD Mil Ward h ’ Ahr un a‘ ' f ug yet NEBEN HA VEL ICE vr vi it L f [m f EP RELAT, BENENNEN un f AAN ae vs ruhe f PoREHN, EEE TEA GEHE EITEREHEER, h IRRE RL EERNIEBONESER BEER SUR EA BET ER eh) ch RR BEER SUR A HELM , AN ab. iE AS EEE RT IRB NORRICU TUN ESPTRNIF RIEGEL) Kur Ne N Nr \ ? NER A LA ERNAE ah hY/ Eh BBEAFENEÄR ANA Aneslaal le f \ IERERT DENIED Pa A dpa. 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Rn EICHE TEN ROH N PEN Kl hi ‘ RUE EN BERERAHNEN U MN u ah De Vet tik Rare Uran er Pa rt N BR} warnt DIE OIC TU FIG TER PAR WER TI DAR Da a BET Bu vo vhs ’ BRAD hd Aal EUR TURN va vn haha vi ‚ LEN, yeah DA) Krank sh v us ih NDR Hp dh LIES URL Ra I SZ EL yymilens u} ur * ' KARA OAURLR ORLOR Be IBATKLTRLANTERTD N Wa a wu ruhe v Wensk HAN a HEN wer h Wh ' wart vhs dm m Rd ul rh ur N [ VO AU AU RR U.E mV het Wiebe eb siht wa DREH he f hl 4 (IR IK Re) vn NE NR De De NE en Adna ask MERARL-B RER RE NS s Vereine oh, uhr ‚ (WW) "+ HRS Haren dead KRORD.: aale BEINE In DR DR IE RR DE URL IE RE) Va BR Aun Wa DR Pferde u UA ann Wr Knall k kunt yon we Ü hr Da: in ha ie Ad na N nA DEN ih \ FANDEN n N BR EL IR ae Be anbr hnh, hi. 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