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1

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I^tuA unb l^erlag oon (Seocg Zehner

1905

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1757—1777

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1905

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ijrap^ie

feud^t feien,

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V. <^

1757.

@nttturf unb 9nffinbigung eineiS SoUegit ber pl^^flfc^en (Seograp^ie nebft bem Snl^ange einer turnen Setrad^tung über bie grage: Db bie SßeßiDinbe in unfern (Segenben barutn feud^t feien, »eil fte über ein grofee« SWeer fireid&en i

1758.

9leuer gel^rbegriff ber Semegung unb SRu^e unb ber batnit öerfnüpf* ten Folgerungen in ben erften ®rünben ber 9latur»iffenf(^aft 13

1759.

SSerfud^ einiger SBetradbtungen über ben DptttnidmuiS 27

1760.

®ebanfen bei bem frfl^jeitigen Ableben beiS $errn 3ol^ann f^riebrtd^ t)ou Sfunf 37

1762.

S)te falfdbc @pi^ftnbigfeit ber t){er f^Dogifiifdb^n Figuren ermtefen 45

1763.

2>er einjtg möglid^e Seueidgrunb ju einer S)entonf}ratton bed 3)a« fein« ®otte8 63

9)orrebe 65

Ihrfte Hbü^eilitng^ »orin ber iBeioeidgrimb ^ur S)emonßrotion bed ta- feln« ©otte« geliefert wirb 70

VI

1. Setra^tung. Som ^ofein überhaupt 70

2. Setrod^tung. 8on bet innern Sl^Oglic^feit, in fo fem fie ein

S)afein Dorau^fe^t 77

3. IBetra^tung. ^on bem f^le^terbtngd notl^wenbigen 2)afein 81

4. Betrachtung. SBeweidgrunb au einer S)emonftration beiS 2)a-

fein« ©otte« 87

Sweite Wt^etlmig Don bem roeitlAufttgen 9luten, ber biefer 8eweiiS- ort befonberd eigen tfl 93

1. IBetra(^tung, ^orin aud ber wahrgenommenen (^in^eit in

ben SBefen ber ^inge auf baiS S)afein (S^otieiS a posteriori gc« f^loffen wirb 93

2. ^Betrachtung. Unterf^eibung ber Xbl^Angigleit aller 2)inge oon

&oti in bie moralifd^e unb unmoralif^e 100

3. iBetra^tung. ^on ber ftbl^dngigfeit ber S)inge ber S^It Don

&ott oermittelfl ber Drbnung ber !Ratur, ober ol^ne biefelbe . 103

4. 8etracl(|tung. Gebrauch unfered Seweidgrunbed in S3eurt^ei«

lung ber ^oHfommen^eit einer ^elt nac^ bem Saufe ber 9latur 108

5. SBetrad^tung, Sßorin bie Unauldnglic^feit ber gemd^nli^en

SRetl^obe ber $ß^9flfot(eo(ogie gewiefen »irb 116

6. Betrachtung. Berbefferte !Dtet^obe ber $^^fiIot^eologie . . 123

7. Betraci^tung. ftodmogonie 137

8. Betrachtung. Bon ber göttlichen Stflgenugfamfeit 151

dritte tlbtl^eilnitg, fBorin barget^an mirb: bai auger bem audge* fährten Bemeidgrunbe fein onberer au einer 2)emonftration oom S)afetn @otteiS mögli^ fei . 155

SSerfud^ ben Segriff ber negatiüen ©rögen in bie Selttoeidl^ett ein* jufü^ren 165

Borrebe 167

(Srfier Slbfc^nitt. (Sriöuterung be« Begriffe« oon ben negatioeu @rd6en überhaupt 171

Sweiter ^Cbfd^nitt, 3n welkem Beifpiele au« ber SBeltmeid^eit an- geführt merben, barin ber Begriff ber negatioen (JBrdgen oorfommt 179

S)ritter Hbfc^nttt, @nt^lt einige Betradtitungen, welche au berttn- wenbung be« gebatikten Begriff« auf bie (JBegenflAnbe ber Seit« n>ei«^eit oorbereiten fdnnen 189

1764.

Seobad^tungen Aber baS ©efül^I bed @d)önen unb @r^abenen ... 205

(Srfler tlbf^nitt. Bon ben unterfd^iebenen (S^genftAnben be« &t» fü^l« Dom (Sr^abenen unb ©^dnen 207

vu

Sroeiter tlbf^nitt. 9)on ben (Si()enf(^aften be« (Sr^obenen unb @(^dnen am ^enf^en fiberl^oupt 211

S)rttter Slbfc^nitt. ®on bem Unterf(^tebe beiS (Srl^obenen unb @d^d- nen in htm (BegenDerl^dltniB beiber ®ef<3^le(^ter 228

Vierter Slbfc^nttt. S3on ben 9{ationQl4araftem, in fo fern fie ouf bem unterfd^ieblid^en (Beffll^l be« Chrl^obenen unb Sd^dnen benil^en 243

Scrfüd^ über bie Ärant^cttcn beiS Äoi)feg 267

ltnterfud)ung &ber bie S^eutltd^fett ber ®runbfd^e ber natflrlid^en äl^eoloßie unb ber SRoral 273

(Jinlettung 275

(Srfte Setra^tung. allgemeine $erg(ei(!^ung ber ^rt §ur ®eu)ig^eit im mat^emattfc^en (Srfenntniffe ju gelangen mit ber im p]^i(ofo>

p^iWen 276

3weiteS3etra4tung. S)ie einzige SRetl^obe, ^\\x l^ötl^ftmögU^en &f

roibl&eit in ber SRetap^t^fif ^u gelungen 288

S)rttte ^etra^tung. $on ber!Ratur ber metap^^fifd^en ^ewigl^eit 290 Vierte ^Betrachtung. 8)on ber ®eut(i(^!eit unb Oewig^eit, beren bie erfie ®rfinbe ber natürlichen (Bottedgela^rt^eit unb SRoral fd^ig finb 296

1765-

Slad^rid^t t)on ber Sinric^tung feiner SBorlefungen in bem SBinter« l^albenja^re t)on 1765—1766 308

1766.

Srdume eine« Oeifterfel^er«, erldutert burdfe Srfiume ber aReta|)]^qjtf 8i5

(Sin Sorberi(!^t, ber fe^r wenig für bie Sludffll^rung Derfpric^t .... 317 S)er erfle Sfieil, weld^er bogmatifc^ ifl 319

1. ^auptftüc!. (5in oeroidelter metapd^flfd^er ^oten, ben man nad^

Belieben auflbfen ober ob^auen fann . 319

2. ^uptftfic!. (Sin Fragment ber geheimen $l^ilofop(ie, bie (Be-

meinfc^aft mit ber (BeifteriDelt au eröffnen 829

8. ^auptflfid. tlntifabbala. (S\n {|(ragment ber gemeinen $^ilo-

foppte, bie <S(emeinf4aft mit ber ^eiftermelt aufau^eben ... 842 4. ^auptftfic!. Stieoretif4er (Schlug aud ben gefammten SBetrad^«

tungen bed erflen 2:^eild 848

2)er aweite S^ieil, welcher ^iftorifc^ ift 853

1. ^auptftftcf. (Sine (trafi^lung, beren SBal^rl^eit ber beliebigen (tr-

funbigung M Seferd empfohlen wirb 858

VHI

2. ^uptflütf. (5fftatif(^e Steife eine« ©d^wörmer« bur^ bie d^eifler-

weit a57

8. ^auptflfl(!. ^raltif^er @d^Iufe aud ber gaitaen ttb^onblimg . 368

1768*

93on betn erften ©runbe beiS Unterfc^tebed ber ©egenben im Sfiaume 375

1770,

De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principüs .... 385

Sectio I. De notione mundi geiferatim 387

Sectio II. De sensibilium atque intelligibilium discrimine generatim 392

Sectio III. De principüs formae mundi sensibilis 398

Sectio IV. De principio formae mundi intelligibilis 406

Sectio V. De methodo circa sensitiva et intellectualia in metaphysicis 410

1771.

Sfiecenfton t)on SRoöcattd Sd^rtft: 93on bem förperltd^en loefentltdten Unterfc^tebe smifd^en ber Structur ber Spiere unb 3Reiif(!^€n . 42i

1775-

S3on ben t)erf(!^iebenen Sfiacen ber ÜRenfd^en 427

1776— 1777.

auffd^e, baö ^l^ilantl^ropin betreffenb 445

(Sxftex «uffaft 447

gmeiter Sluffai «n boiS gemeine Bt\m 449

AnmerkungeD 453

M* Mmarmi HantB

cSnf iDUxf un6 '^KnRünbtgung

eines

goffegü ber p^pfifc^en §eopap^ie

nebfi bem Slnl^ange einer furzen Betrachtung

aber bie t^rage:

D6 bic äBeftwinbc in unfern ©egenben barum feud^t feien, weit fie über ein groleS 9Keer ftreid^en.

1

4

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S)er t)ernünftige ©efd^mad unferer aufgellärten Qtikn ift t)ermutl^» lid^ fo allgemein geworben, bag man DorauiS fe^en lann, t^ toerben nur loenige gefunben werben, benen eS gleichgültig »dre biejenigen 9Rerf» iDurbigfetten ber Slatur ju fennen, bie bie @rbfugel aud^ in anbern ®e«

& genben in ftd^ fagt, »eld^e ftd^ auger il^rem ®eft(!^tölrei[e befinben. @6 ifl aud^ für leinen gringern SSorjug anjufel^en, ba^ bie leid^tgläubige Se« lounberung, bie Pflegerin unenbli(!^er ^irngefpinfte , ber bel^utfamen Prüfung $la^ gema(!^t l^at, »oburd^ »ir in ben @tanb gefegt »erben, aud beglaubigten S^^gniffen ft(!^ere ifenntniffe einjujiel^en, o^ne in ®e«

10 fal^r JU fein, ftatt ber Erlangung einer rid^tigen SBiffenfdöaft ber natür^^ Ud^en 3Rerfn)nrbigfeiten und in einer SBelt Don i^abeln gu verirren.

S)ie 93etra(!^tung ber @rbe ift Dornel^mlid^ breifad^. S)ie matl^ema» tifd^e fielet bie @rbe als einen beinal^e tugelformigen unb Don ®efd^5pfen leeren SBeltforper an, beffen ©röfee, gigur unb ©irfel, bie auf il^m muffen

15 gebadet werben, {te eno&gt. S)ie politifd^e le^rt bie SBolIerfd^aften, bie ©emeinfd^aft, bie bie SRenfd^en unter einanber burc^ bie SRegierungSform, ^anblung unb gegenfeitigeS Sntereffe ^aben, bie äieligion, ©ebr&ud^e n. f. xo. fennen; bie pl&^fifd&e ©eograp^ie erwägt blofe bie SRaturbcfd^affen» l^eit berßrbfugel unb. »aS auf i^r bepnblid^ ift: bieSReere, ba« fefte

»0 8anb, bie ©ebirge, glüffe, ben SuftfreiS; ben aßenfd^en, bie Spiere, ^flanjen unb 5Klneralien. Mt^ biefe« aber nicftt mit berjenigen 3Soll« fi&nbigfeit unb pl^ilofopl^ifc^en ©enau^eit in ben 2:^eilen, meldte ein ®e« fd^dftc ber ?^qpf unb SRaturgefd&id&te ift, fonbern mit ber öernünftigen SReubegierbe eine« SHeifenben, ber attentl^alben baS SRertoürbige, baö

n Sonberbare unb ©d^öne auffud&t, feine gefammelte Seobad^tungen öer« gleid^t nnb feinen $lan überbenit.

4 (Sntwurf eineiS SoIIegti btx pl^^fifd^en (S^eogrop^te.

3d^ glaube bemerlt )u l^aben, bag bie erfte gtoei Gattungen ber @rb« betrad^tung ^filfiSmittel genug für ftc^ finbett, tooburd^ ein fiel^rbegieriger auf eine fo bequeme al^ ^tnret(!^enbe kxt fortjufommen im Staube ift; allein eine Dollftdnbige unb ri(!^tige @infid§t in ber brüten fül^rt me^r Semul^ung unb ^inberniffe mit ^^. S)ie 9la(!^ri(l^ten, bie l^iegu bienen, & finb in Dielen unb großen SBerfen gerftreuet, unb ed fep nod^ an einem fiel^rbud^e, Dermittelfi beffen biefe SSiffenfd^aft gum afabemifd^en ®e« braud^e gefd^idt gemad^t toerben lönnte. S)a]^er fagte idi gleid^ gu 9(n« fange meiner afabemif(!^en Sel^rjtunben ben @ntfd^iufe, biefe SBiffenfd^aft in befonbern SSorlefungen nad^ Einleitung eines fummarifd^en @ntmurfed lo Dorgutragen. S)iefeS Igabe id^ in einem l^albjAl^rigen (SoQegio gur ©enug« t^uung meiner ^enen ßul^&rer geleiftet. Seitbem l^abe id^ meinen $Ian anfe^nlid^ ertoeitert. 3<% l^^be au8 aUen OueUen gefd^öpft, allen SSorratl^ aufgefud^t unb auger bemienigen, \x>a^ bie SBerfe bed Varenius, BufTon unb Lulofs Don ben allgemeinen ©ränben ber p]^qfif(!^en ©eograpl^ie ent- 15 l^alten, bie grünblic^ften Sefd^reibungen befonberer Sauber Don gefc^idCten äieifenben, bie allgemeine ^iftorie aller Steifen, bie ®5ttingifd^e @amm« lung neuer Steifen, baiS ^amburgifc^e unb Seipgiger SRagagin, bie Sd^riften ber Slfabemie ber SBiffcnfd^aften gu 5ßariö unb ©todl^olm u. a. m. bur(!^gegangen unb auS allem, tuaS gu biefem ßtDed gel^örte, ein 30 Softem gemat^t. Sd^ liefere ^ier l^ieDon einen furgen ©ntmurf. ÜHan mirb urtl^eilen tonnen, ob ed, ol^ne bem Flamen eines ©elel^rten SIbbrudb gu tl^un, erlaubt fei, in biefen S)ingen untDiffenb gu fein.

9SotBeteitung. 25

S)te @rbe tDirb furglid^ nac^ il^rer t^igur, ©röge, Semegung unb ben (Sirfeln, bie tDegen biefer auf il^r mfiffen gebadet toerben, betrachtet, bod^ ol^ne {t(^ in biefenige Sßeitläuftigfeit eingulaffen, bie für bie matl^ematijd^e ©eograpl^ie gehört. 9llle8 biefeS »irb auf bem Globo unb guglei(!^ bie (äint^eilung in SKeere, fefle« Sanb unb 3«frtn, bie Proportion i^rer ©röfee, 30 bie j^limata, bie Segriffe ber S&nge, ber S reite, ber SageiSl&nge unb ber Sal^reSgeiten ffirgUd^ gemiefen.

(Entwurf etneö SoIIegtt bet p^i)ftf^en ©eogropl^te. g

I. Sittgemeiner 2^eil ber t)]^9[ifd^en ©eograjjl^te.

SSom 5Keere.

& S)effen ßintl^eilung in ben Dcean, bie mittelldnbifd^en 9Reere unb bic @ccn. SSon Archipelagis. SSon ben 33u{en, 5Kccrcngen, ^dfcn, Slnfer» planen. SSom 93oben beS 9ReereiS unb beffen 9e[(!^Qffenl^eit. äSon ber Siefe beffelben, in Derfd^iebenen SReeren gegen einanber Derglid^en. 93om Senfblei unb ber 3:&u(!^ergIo(Ie. SRetl^oben, Derfunfene Sad^en in bie

10 $5^e gu bringen. S3om S)ru(I beS SReermafferd. 93on feiner @aliigteit. SerfcJ^iebene SWelnungen ber Urfadjc berfelben. ßubereitung beö SKccr* faljeS. Sßetl^oben, ©eemaffer [flg ju madgen. SSon ber S)urd^ftd^tigfeit, bem Sendeten, ber f^arbe beffelben unb ben Urfad^en il^rer 93er[(^ieben]^eit. SSon ber j^&lte unb SBärme beffelben in unterf(!^iebUd^en liefen. Db bad

15 SBeltmeer in allen feinen Sl^eilen gleid^ l^od^ ftel^e. SBarum baS SReer Don ben f^Iuffen nid^t DoKer toerbe. Db ^eere unb @een eine untertrbifd^e ©enieinfd^aft l^aben. Smegung beS SReereS burc^ bie ©tarnte. SBie »eit bie{elbe ftd^ in ber 5S:iefe erftredte. S)ie SReere unb @een, bie am unrul^ig« ften {tnb. 93on ber @bbe unb $Iut]^. ©efe^e berjelben unb Urfad^e. ab»

20 meid^ung oon biefen ©efe^en. SlDgemeine Settegung beS SReereö. SSie biefe burd^ bit j(fiften unb i^elf en anberiS beftimmt toerbe. SSon ben SReer« ftrömen. S3on SReerftrubeln. Urfad^en berfelben. äSon bem 3nge ber SBaffer in ben 9Reerengen. 93om @ii$meer. @d^n)immenbe 6iSfeIber. SRorbifd^e« Sreibl^olj. einige anbere SKerftoutbigfeiten. SSon flippen

SS unb @Qnbbänfen. ^on inl&nbifd^en @een unb 3Roräften. 9Rerfn}urbige @een toie ber ßirfni^er unb anbere.

3tt>eited ^anpfftadf. ©efd^ic^te bed feften SanbeS unb ber ^nfeln.

93on ben unbelannten Säubern, bie eS entoeber gdnglid^ ober gum

so SE^eil pnb. 3)tc Serge, ©ebirge, baS fefte Sanb unb bie Snfeln in einem

fqftematifd&en Segriffe betrad^tet. SSon Vorgebirgen, ^albinfeln, Sanb»

engen. SSerglid^enc ^ö^e ber naml^aftefien Serge über ben ganjen @rb»

frei». Slllerlel Seobad^tungen auf i^ren ©pifeen in öerfd^lebenen SBelt»

6 (Snttoutf etneö SoIIegit ber p]^^flf(!^en ©eogrop^te.

tl^cllen. SSom ©letfd^cr ober bem fcJ^iöcijcrlfd^en ©iSmccrc. ÜHctl^oben, il^rc ^öl^e ju meffen. 93on ben nQtürIi(!^en unb f&nftli(!^en ^ö^Ien unb j^luften. ^on bcr ©tructur bc8 grbdumpenS. 2)en stratis il^rcr SKatcric. £)rb» nung unb Sage. SSon ben Srjgdngen. SSon ber SB&rme, ^älte unb ber Suft in Derfd^iebenen liefen, ^iflorie ber ©rbbeben unb feuerfpeienben 5 Serge auf ber gangen erbfugel. Setrat^tung ber Snfeln, Jorool)! berer, bie gemig als [old^e erfannt merben, als oon benen eS {meifel^aft ift.

©efdgid^te ber Quellen unb SBrunnen.

SSerfd^iebene ^^potl^efen oon tl^rem Urfprung. Seobad^tungen, bax^ 10 aus berfelbe fann erfannt n}erben. ÖueKen, n)eIdE)e ))eriobif(!^ fliegen. SSer- fteinernbe, mineralifdöe, l^eifee unb überaus falte Quellen. SSom ßement» »affer. 6ntjunbbare Srunnen. SSom Petroleo unb Naphta. SSon S8er* dnberung, bem @ntftel^en unb SSergel^en ber Quellen, ^om ©raben ber Srunnen. 15

Viertes ^auptpdf« ®e[d^id^te ber %\vi\\t unb iBäd^e.

Urfprung ber %\\i\\e. SSergleid^ung ber merftofirbigften auf bcr @rbe in 2lnfel(ung ber £dnge il^reS SaufS, i^rer ©d^nelligfeit, ber SKenge il^reS SSafferS; üon il^rer ätid^tung, ber ®r5ge i^reS Slbl^angeS, Sluffd^wellung, 20 Überfd^memmung, S)amtnen unb Sul^nen, ben berül^mteften banalen. SSon SBafferfdUen. 3Son Slüffen, bie im Sanbc uerjtegen. 3Son fold^en, bie pd^ unter bie 6rbe Derbergen unb toieber l^erDorfommcn. SSon Slüjfen, bie ©olbfanb ful^ren. SDlctl^obc eS abjufonbern. SSon ber unterfc^iebenen Sd^mere beS SBafferS ber Slüffe. 25

gfünfteS ^npiftud.

©efd^ic^te beS £uftfreifeS.

^o^e ber Sltmofpl^dre. 3)ie brei SRegionen berfelben. S3crgleid)ung ber @igenjd^aften ber £uft in t)erfcf)iebenen SSSeltgegenben, in Slnfel^ung ber Sd^mere, 2:roden](|eit , t^eucf)ligfeit, ©efunb^eit. Setrad^tung il^rer 30 @igenfd^aft in großen ^5^en unb liefen. SBirfung ber Suft auf baS Sid^t ber Sterne in oerfd^iebenen Sdnbern,

(Sntmurf elned (SoHegtt ber pl^^pf^^n @eo0ra))l^te. ^

(Sefd^id^te ber SSinbe.

2)ie Dornel^mfien unb geringern Urfad^en berfelben. ^I^re 6in^ tl^eilung nad^ ben SBeltgegenben. SBinbe Don Derfd^iebenen (Sigenfd^aften, ber Srodenl^eit, ^eu^te, SSdrme, Adlte unb ©efunbl^eit. SBom ^affat«

5 iDinbe, beffen aSgemeinen unb befonbern ©efe^en nad^ 93efd^affen]^eit ber Srbftrid^e. SSon ben SRouffoniS. 93on ben abtoed^felnben @ee« unb Sanb« »inben. SSon benen, bie in einer ©egenb bie me^refte 3^it l^errfd^en. SSon ber ©d^neüigfeit ber SBinbe. SSon ben SBlnbftitten, ben ©türmen, Dr= lanen, Sqpl^onS, ber SSafferl^ofe unb SSoIIenbrüd^en , nac^ ben SSelt»

10 gegenben, ttorin fte l^errfd^en, il^ren ®e[e^en unb Urfac^en ertoogen. S)ie SBinbe in Derfd^iebenen @r^öl^ungen Don ber 6rbe mit einanber Derglid^en. Sinxit ^Betrachtung einiger befonbern Suftbegebenl^eiten.

eedlöte» $a]t))tfiüdt

SSon bem B^fammenlgange ber SSitterung mit bem ßrbftridge 15 ober ben S^^teSjeiten in Derfc^iebenen Sänbern.

SSorin ber SSinter in ber l^eigen ßone befleiße. SBarum nid^t in allen ßrbftrid^en, bie eben baffelbe j(lima l^aben, ber SBinter ober @ommer gu gleid^er 3^it unb auf gIeidE)e Slrt gefd^iel^t. SSol^er ber l^ei^e @rbftrid^ be« mol^nbar fei. SfufjA^Iung ber fiänber, bie unter einem ^immelsftrid^e so liegen unb ioäi in Sufel^ung ber SBärme unb Si&ltc fel^r unterfd^ieben finb. SBon ber j^&lte in bem ffiblid^en Dcean unb Urfad^e berfelben. 93on ben ©egenben ber größten ^i^e unb j(älte auf bem Srbboben, ben ©raben unb äBirfungen berfelben. S3on S&nbern, barin ed niemals, unb anbern, barin faft beß&nbig regnet.

s5 eiebenteö ^aapt^M.

©efc^id^te ber großen SSeränberungen, bie bie @rbe el^ebem

erlitten l^at.

a) 93on ben SSeränberungen, bie auf berfelben nod^ fortbauren.

SBirfung ber Slfiffe in SSer&nberung ber ©efialt ber (Srbe aud ben

so @;rem)>eln beS 9lild, UmajonenftromS, 3Rifftpppi unb anberer. Sßirfungen

bed Siegend unb ber ©ie^dd^e. Ob bad fefte Sanb immer erniebrigt unb

bas 3Reer nad^ unb nad^ er^o^t »erbe. 93on ber äßirfung ber äSinbe ouf

S ttntioitrf dne0 (SoHegit ber p^^fif«!^ fSeogrop^e.

bte Sfränbcrung ber ßrbgefiQlt Soit ber Seranbening berfelben burd^ (Srbbebfit. Sttrd^ ben SRenfd^en. SBeftdttgung burd^ Setfpiele. Son ber fortbattrenben Serdtiberung bed fejien Sanbed in SReer unb beö Steered in fefle$ Sanb. Seobad^tungen l^ieoon nnb 9teinungen Don ben folgen berfelben. ^qpot^efe beiS SinnduiS. Db bte SBemegnngen ber Srbe, bte & tdgUd^e foiDo^l atö bie id^rlic^e, einer SSeränberung nntenoorfen feien.

b) 3)enfmQle ber Serdnberung ber @rbe in ben ältejlen QdUn.

aOeS fefte Sanb ifl el^ebem ber Soben beö 3Rmt^ getoefen. SetoetS' tl^fimer an^ ben in ber 6rbe unb auf ^ol^en Sergen befinblid^en 9Ru{(!^el» fd^ic^ten, üerfteinerten ober in Stein abgeformten @eetl§ieren unb @ee» lo )>Panjen. SetoeiSt^ümer beS SuffonS auiS ber ©eftalt ber ©ebirge. S)ag bie SSerfinberung beS feflen Sanbe« in SWcer unb be« 3Reere« in fefteS Sanb in langett ^erioben oftennalS auf einanber gefolgt fei; a\x& ben stratifl, toeld^e Überbleibfei bed @eegrunbed entl^alten unb mit benen, fo ^robucte beS feften Äanbe« in jtc^ fd^liefecn, abtoed^feln, bemiefen. 5Bon 15 unterirbifc^en SBdlbern. SJoge i^rer üerfd^ütteten aSdume. SSol^cr in bjcfen @rbf(^i(!^ten me^rent^eilS oon inbianifd^en Silieren unb ®etDd(!^fen Über« blcibfel anjutreffen feien. Seurtl^eilung ber fogenanutcn ©piele ber 9latur. S3on ben Steinen, toelc^e eigentlid^ üerfteinerte Sieile au8 bem Sl^terreid^ finb. 20

c) S^eorie ber ©rbe, ober ®rünbe ber alten ©efc^id^te berfelben.

Db eine eingige allgemeine Überfc^ioemmung lote bie 9loa(!^ifd^e alle blefe SSerdnberungen l^abe l^eroorbringen fönnen. allgemeine Setrad^tung ber ®eftalt beö feften 2anbeS, ber 3fii(:^tung unb beö abl^öngeS ber ®e» blrge, ber Sanbcöfpifeen unb Snfeln, auö bereu Analogie auf bie Urfad)e 25 il^reS Urfprung« unb il^rer SSerdnberungen gef(:^loffen loirb. Folgerung au8 ber a3ef(:^affen]^eit ber erbfd^idöten unb bem, toaS jte in pcft enthalten. Di bie Steife ber ©rbc ftd^ el^ebem oerdnbert l^abe. Seurt^eilung ber ^qpot^efen beS SBoobtoarb, turnet, SB^ifton, geibnij, Suffon u. a. m. 9fte|ultat aui$ ben Oerglid^enen 93eurt]^eilungen. so

9((^ted «au))tp«. SBon ber S^ifffa^rt.

aSon ben SR^ombiS, ber Soyobromie, ber ©d^ifförofe, ber ©dödfeung beS äBegeS unb Sorrection berfelben. ä3on (Srfinbung ber Sdnge unb

Srcite. ^rflfunß bc8 ®runbe8. Slnberc SKcrftDürbiflfeitcn bei ber See« fal^rt. SSon ben merftoürbiaftcn Seereifen alter unb neuer 3«ten. SSon ber 93ermutl§ung neuer Sänber unb ben 93emül§ungen fte gu entbetfen.

IL 3)er t)]^9Jtfci^en &toQxap^t befonberer 2^eit

5 1) 3)q8 SCl^ierreicl^, barin ber 5Kenf(:^ na^ bcm Unter[(!^icbc feiner natürlidgen Silbung unb f^arbe in Derfc^iebenen ©egenben ber @rbe auf eine oergleidgenbe SIrt betrQ(!^tet »irb; jiDeitend bie merfmfirbigfien Spiere, [omol^I bie auf bem Sanbe als in ber Suft als anäi im 9Baf[er ftc^ aufhalten, bie 3lm)>]^ibien unb merfmurbigfte ^njecten, nad^ ber ©eld^id^te

10 il^rer 5Ratur erttogen werben.

2) 3)a8 ^flanjenreid^, baDon alle blejenige ©ctodc^fe ber (ärbe, bie bie aufmerffamleft enttoeber burt^ il^re ©eltfamfeit ober befonbern 92u^en oorne^mlic^ auf fid^ giel^en, erfldrt toerben.

3) 3)a8 5Kineralreid), beffen angenel^mfte unb in ben menf(!ölid^cn 15 Stufen ober SSergnfigen am meiften einflie^enbe 3Rer!n)urbigTeiten auf

eine ^iftorifd^e unb p^ilofopl^ifd^e 9lrt burd^gegangen »erben.

3d^ trage biefeS juerft in ber naturlidöen Drbnung ber ßlaffen Dor unb gel^e gule^t in geograpl^ifd^er Sel^rart ade Sauber ber @rbe burd^, um bie Steigungen ber SRenfd^en, bie auS bem ^immelSftrid^e, barin fte leben,

20 l^erfiiegen, bie SRannigfaltigfeit i^rer äJorurtl^eile unb S)en!ungdart, in fo fern biefeS alled baju bienen fann, ben SRenfd^en na^er mit ftd^ felbft befannt gu mad^en, einen furjen Segriff il^rer fünfte, ^anblung unb SBiffenfd^aft, eine Srj&l^lung ber oben f(!^on erflärten Sanbedprobucte an i^ren gel^örigen Drten, bie Suftbefd^affenl^eit u. f. »., mit einem SBorte,

25 aUeS, \x>a& gur pl^Qftfd^en @rbbetrad^tung gel^ört, barjulegen.

SlUeS koirb in fd^riftlid^en fummarifd^en Sufffi^en , toeld^e gur leid^^ teren SBieberl^olung biefer ol^nebem burd^ il^re Slnnel^mli(!^feit bie Stuf» merffamfeit genug unter^altenben Sßiffenfd^aft bienen follen, gufammen gefaxt loerben.

30 S)ie äStffenfd^aft, loooon gegento&rtiger Slbrig einen @ntiourf bar« legt, toirb in biefem Sommer^albenjal^re vorgetragen toerben. 3c^ toerbe aud^ bie Slaturkoiffenfd^aft nad^ Einleitung beS ^anbbud^eS beS $errn

10 (Sfnttourf eined (SoIIegU ber pl^^fif<!§en (S^eograpl^ie.

©. ßbcrl^arb in befonbern Soricfunflen crflfircn. 3)ic Sogif toirb natb ber SReierifd^en turjen (Einleitung unb bie 9RetQ))]^9ftf nad^ ber Sin» tteifung beö 93Qumei[ter8 gelefen. 3c^ l^abe im Dermid^enen l^alben 2[Q]^re auf SSerfangen einiger Ferren biefen S3e(i^[el mit bem gmar grfinb« lid^ern, aber [d^toereren Sanmgartenju il^rer S3efriebigung angefteUt. 5 3Ran mirb inbeffen bie f^rei^eit ber SS^affl l^aben, t)on toeld^em Don beiben man fic^ größere SSortl^eile Derfpred^en ttirb. 3n ber SRatl^ematil merben bie alten S3orle[ungen fortgefe^t unb neue angefangen. 3Reine Semfil^un^ gen »erben gludtlid^ genug fein, menn fie ben SeifaU berjenigen, bie gmar nid^t ben größten, bod^ fc^d^barften Sl^eil auSmad^en, nämli(!^ ber 10 SSermmftigen, ertoerben fönnen.

Slnl^ang einet lutgen 99etrad^tttng

über bie Sröge:

Db bie äBefitoinbe in unferen ©egenben barum feud^t feien,

toeil fie über ein gro^eiS 9Reer ftreid^en. 15

SBenn man bie Urfad^e ber 9laturbegeben]^eiten, bie t?on ber ^immelS« gegenb unb Sefd^affenl^eit ber @rbftrid^e ab^&ngen, einfel^en xo'iVi, fo l&uft man oft ©efal^r fein Softem burt^ eine nic^t Dorl^ergefel^ene Suftanj über ben Raufen faden ju fe^en, ttenn man nid^t Dörfer Derglid^ene Srfdjei« nungen unb Seoba(!^tungen anberer Sauber gu Sfiatl^e gebogen l^at. @d 20 f&nt iebermann leidet ein, bie naffe SSSitterung, bie und bie äSeftminbe jujiel^en, ber Sage unfered SanbeS jujufd^reiben, n)eldE)em ein großes 9J2eer gegen Slbenb liegt. 9Qein biefe fo leidet, fo natürlich fd^einenbe @r!ldrung rnirb burd^ 93erglei(!^ung mit ber SSSitterung anberer Sänber fel^r jtoeifel* l^aft gema(!^t, koo nic^t gänjüd^ aufgel^oben. 9Rudfd^enbroeT, ber fonft 35 eben berfelben SReinung gugetban ift, mirb bennod^ barin ein loenig un« geioig, menn er ermagt, ba^ ber 9lorbminb in ben Slieberlanben ein trodfener SSinb fei, ob er gleid^ über baS groge beutfd^e SReer unb felbft über ben norbifdöen Dcean ftreid^t. 6r fc^reibt feine SErodtenl^eit ber i^ölte beffelben ju. Mein menn im @ommer bie @onne biefen Dcean l^inldng:« 30 lidb ermdrmt, fo fdQt biefer SSormanb meg, unb ber SBinb bleibt bem un« gead^tet trodten. 9Ran finbet aber in ber pl^9fif(!ben ©eograpl^ie nod^ ftdrfere ©rünbe miber bie gemeine 3Reinung.

Cnttourf eineiS Soüegit ber pl^^Pf^en @eograp^te. 11

3n bem ganjen inbi[(]^en Dcean Dom Slrcl^ipelagud ber $]^il{p)>inen an bis in iai Sirabifd^e 2lteer l^errfcl^en baS ^a\)x l|inburdb gtoei 9Be(!bfeI« minbe: ber Slorbofttoinb Dom Dctober bid in ben Wiai unb ber Sübkoefi« loinb Dom 3Rai biiS in ben £)ctober. S)er erfte ful^rt eine l^eitere Suft mit

s fidb, unb ber le^te ift bie Urfad^e ber SRegenmonate in biefen Sänbern, obgleich einer foiool^l als ber anbere über gro^e 9Reere fireic^t. SBei ben pl^ilippinifd^en unfein, in 3ßinbanao unb ben ftbrigen, loirb biefed nod^ jtd^tbarer. S)er oftlidge äRouffon fommt über baS fafi gr&njenlofe ftiUe 9teer l^er unb bringt bennod^ l^eiter SBetter gutoege; bagegen ber meftüd^e

10 SBed^felminb, ber über ©egenben flrei(!öt, bie mit Suf^ln unb SanbeS* fpi^en be[det finb, bie SHegengeit mit ^äi fül^rt. J(olbe fü^rt<in, bag auf bem SSorgebirge ber guten ^opung, fokool^I auf ber tDeftU(!^en als oft« li(^en bap gel^örigen ©egenb, bie Dftminbe baS trotfene SBetter, bie SBeftioinbe aber bie naffe ^cil^redieit gumege bringen, obgleid^ ni(!^t abgu»

15 feigen ift, toarum ber SBefttoinb lebiglid^ feu(!^t fein foUte, ba gegen Dften ein ebenfo »eiteö 9Reer als gegen SBeften liegt, ^n bem mejrifanifd^en SReerbufen an ber Sanbenge Don Manama, in ßartl^agena unb anber« iDdrtS »ec^feln fo toie im inbifd^en 3ßeere bie 9l.£).« unb 3B.@.3B.«9Binbe bie gtoei S^i^reS^älften ]^inbur(!b. S)ie erften, toeld^e man S3rifen nennt,

20 jinb trotfen unb mad^en eine l^eitere Suft. S)ie le^te, mel(!be man S3en* baoalen nennt, {tnb feud^t, unb mit il^nen tommt bie Siegenjeit. 9lun fommen aber bie 9l.O.«3Binbe über ben großen Sltlantifdgen Dcean unb finb nidE)tSbeftotDeniger trodlen. 3)ie 9B.@.äS.«3Binbe aber tonnen Don feinem großen @tridE)e beS ftiUen 9ReereS l^erfommen, meil in einer mittel«

25 mäßigen 6ntfernung Dom feften Sanbe beft&nbige Oftioinbe biefe @ee be« ^errf^en. Sluf ber Salfrt, bie bie maniQifdE)e ®allion Don Slcapulco nad^ 9RaniQa aufteilt, unb ba {ie, um ben £)ftminb gu genießen, {td^ nid^t meit Dom Äquator entfernt, finbet fie faft beftdnbig l^eitereS SBetter. Slllein bei ber Steife Don SRanilla nad^ SIcapulco, ba {te auf eine gemiffe ^öl^e

30 über ben norblidben SBenbegirtel fteuret, fdl^rt fte mit ^ulfe ber bafelbft l^errfdbenben SSeftminbe nad^ Slmerifa unb ift fo gen)i^ bafelbft öftere Siegen angutreffen, bag fte fid^ auf biefe lange i^al^rt nidbt einmal mit SBaffer Derforgt, unb aUe Derloren fein toürben, menn fte ausbleiben foQ» ten. 9lun fage man mir, »enn man bie gemeine 3Reinung bel^auptet, eine

tb begreifliche Urfac^e, marum ber Dftminb, ber auf bem ftiUen 9Reere unb gmar in ber »drmften ©egenb ftrei(^t, aUein troden, ber 9Beftn}inb aber, ber über benfelben Dcean toel^t, feucht unb regen^aft fein muffe.

12 (Entwurf etneS (SoUegü ber p^^fif(!^en QkoqtapJ^xe.

3ßi(^ bunit, biefeS fei mel^r als guretd^enb, ben ©ebanlen gum toenigften gtoetfel^aft gu machen: bag bei und bie SSefltoinbe il^re 9eu(!^< tigfeit Don bem gegen Sßeften gelegenen 3Reere entlel^nen. 68 f (^eint oieü ntel^r, bog bie äBeftttinbe in allen ©egenben ber (Srbe eine Urfad^e ber feud^ten SSitterung abgeben, ob x6i gleid^ nici^t in SIbrebe fein toiQ: bag & bie Sefd^affenl^eit ber ©egenben, barüber fie ftreici^en, bfterd biefe Sigen« fd^aft t^erringern !onne; fo koie in bem fublid^en Steile Don Werften ge« fd^iel^t, ba bie ©übioeftioinbe, toeld^e über bie oerbrannte ©egenben oon Sirabien giel^en, bürre unb l^ei^e 8uft mit ftd^ führen. S)ie @nge bed Sfiaumed l^inbert mid^ bie Urfad^e Don biefer @igenf(!^aft ber SSeftioinbe lo gu erfl&ren. @oDten nid^t biefelbe, ba fte bem aQgemeinen unb natürlid^en 3uge ber Suft oon SRorgen gegen Slbenb, ber in bem oierten Sap. ber p^9|. ©eogropl^ie erfldrt toirb, entgegen ftreid^en, eben um bedtoiden bie JDünfte jufammen treiben unb oerbicfen, bamit bie guft iebergeit er* füQt ift? 3um menigfien, loenn man bie Suft als ein SiuftöfungSmittel 15 (menstruum) ber geud^tigfeit auf ber @rbe anpeilt, fo ift nit^t genug fte mit biefer h\& jur Sättigung angefüllt anjunel^men, toenn man er» fldren »in, »arum pe biefelbe fallen laffe, b. i. »arum eS regne, fonbern man mufe eine Urfad)e anjeigen, bie fie nieberfd^ldgt (präcipitirt), baS ift; bie bie Suft notl^igt, fie auS il^ren 3^if(^(nrdumen fahren ju laffen, ba» 20 mit bie fünfte fic^ oereinigen unb l^erabfaDen fönnen.

ült. 3mmatmel üants

Steuer Sel^rbegriff bcr

unb ber bamit öerfuüt)ften Folgerungen

in ben erften ©rflnben ber SlatunDiffenfd^aft,

looburd^ ^ug^ltl^ feine Sotlefungen in biefem l^alben Saläre angefflnbigt tt)eTben.

3)en Iften $(pril 1758.

Sienn in einer )>]^{Iofo|)]^t[d^en %xaQt baS einftimmtge Urtl^ett ber SBelttoeifen ein SSqH todre, über meieren ju fcj^reiten, eS ffir ein gleid^ fträflidb^ö SSerbrec^en mit bemj|enigen, toel^ed StemuiS beging, mägte ge» Italien »erben, fo mürbe idb mir ben SSonoi^ tool^I Dergel^en laffen, meinen

& ßinf&Qen loiber baS entfd^eibenbe ©utacl^ten beS el^rmürbigen großen Raufend biejenige grreil^eit }u erlauben, bie burc^ ni(!btd toeiter als burd^ bie gcfunbe SSernunft geret^tfertlgt ift. 3(ft würbe, »enn mir einfiele, ein ®efe^ gu beftreiten, »e^eiS nad^ bem Sted^te beS ^erfommend einen unangefod^tenen 93e{i^ in ben Sel^rbüd^ern ber SBeltoeifen [d^on [eit 3a^r*

10 l^unberten l^er bel^auptet l^at, mid^ felbft balb befd^eiben, ba^ id^ entmeber ptte el^er fommen ober bamit jurüdl bleiben foQen. 9lun id^ aber eine groge ^enge fold^er unternel^menben j^öpfe um mid^ erblidte, bie mit bem ©efe^e beS Slnfel^enS nichts wollen gu fd^affen Igaben, unb gegen bie man bodb fo ^iel 9lad^fid^t l^at i^re 9Reinungen lool^l gar gu prüfen unb il^nen

15 nadbi^benfen, fo koage idb eS auf ein gleid^ günftigeS @(^idEfal midb unter fte gu mengen unb bie Segriffe ber Bewegung unb ber SRul^e, imgleic^en ber mit ber le^tem Derbunbenen Srägl^eitSlraft gu unterfud^en unb gu Denoerfen; ob id^ gletd^ toeig, bag bieienige Ferren, meiere gemol^nt finb, aQe ©ebanlen als @preu »eggumerfen, bie nidbt auf bie So'Cingmül^le bed

ao äSolffifcf)en ober eines anbern berül^mten Sel^rgebäubeS aufgefc^üttet mor« ben, bei bem erften Slnblidl bie 3ßübe ber Prüfung für unnötbig unb bie gange Betrachtung für unridbtig erfldren merben.

16 Steuer Se^rbegnff ber Semegung unb 9tu(e.

9leue begriffe ber Setoegung unb Süul^e.

3(^ münfc^e, bag ftc^ meine £efer auf einen Sugenblid in biejenige äSerfaffung beS ©emütl^d Derfe^en lönnten, koeld^e QaxM für fo unum« gdnglid^ nöt^ig gur @rlangung rid^tiger Sinftc^ten l^ält, unb loorin i4 mid^ ie^t beflnbe, n&mlid^ {id^ [o lange, ald biefe Setrad^tung lodert, aller ^ erlernten Segriffe oergeffen gu machen unb ben äSeg gur SSal^rl^eit ol^ne einen anbern Sül^rer al« bie blofee gefunbe SBemunft Don felber angutreten.

3n biefer Stellung erfenne id^, bag bie Setoegung bie SSerdnberung bt& Orts fei. 3d& begreife aber aud^ balb: bag ber £)rt eined S)inge5 burd^ bie Sage, burd^ bie Stellung, ober burd^ bie dunere Segie^ung bef« felben gegen anbere, bie um i^n ftnb, erfannt toerbe. 9lun fann idb ^inen j(5r)>er in Segie^ung auf getoiffe dunere ©egenftdnbe, bie il^n gundd^fl umgeben, betradbten, unb bann koerbe id^, menn er biefe Segielgung nid^t dnbert, fagen, er rul^e. @o balb id^ il^n aber in SSerl^dltnig auf eine @|)]^dre Don meiterem Umfange anfeile, fo ift eS möglid^, ba^ eben ber i& j^örper gufammt feinen naiven ©egenftdnben feine SteUung in Slnfel^ung iener dnbert, unb id^ loerbe il^m aud biefem ©eftd^tdpunfte eine SBetoegung mittl^eilen. 9lun {lel^td mir frei, meinen ©eßd^tSlreiiS fo fel^r gu ertoeitern, als id^ koiU, unb meinen Xivptx in Segie^ung auf immer entferntere Um- freife gu betrad^ten, unb id^ begreife, bag mein Urtl^eil oon ber Seioegung ao unb ber Siul^e biefed j(5rperd niemals beftdnbig fei, fonbern fid) bei neuen Sludftdgten immer oerdnbern fönne. @e^et g. @., idi befinbe mi(!^ in einem @dgiffe, »eld^ed auf bem $regel an ber SRel^be liegt. 3d& l^abe eine Augel oor mir auf bem 3:ifd^e liegen; i^ betrad^te fte in 9lnfe{|ung beS Sifd^ed, ber SBdnbe unb anberer Steile beö @d^iffeS unb fage, fte rul^e. Salb barauf febe id^ aud bem @d^iffe nad^ bem Ufer ^in unb merfe, ba^ baS

1

9leuer Sel^rbegttff bet IBetoegund unb SRul^. 17

Sau, iDomit eS befejtigt mar, aufg6htü))ft fei, unb bad @dMtf langfam ben Strom l^erabtreibe; id^ fage alsbalb: bie ^ugel beilegt ftd^ unb gtoar Don ÜRorgen gegen Slbenb nad^ ber Sftid^tung bed ^luffed. S^manb fagt mir aber, bie @rbe breite ftd^ in ber täglid^en Semegung mit t)iel grSgerer

5 ®ef(l^tt)inbigfeit t)on Slbenb gegen 3Rorgen; alSbalb uoerbe id^ anbereS Sinnes unb lege ber j(ugel eine ganj entgegen gefegte Seteegung bei, mit einer ©efd^minbigfeit, bie auS ber Stemenmiffenfd^aft leidet befiimmt koirb. %ber man erinnert mid^, bag bie ganje j^ugel ber @rbe in Sin» fel^ung beS ^lanetengebdubeS t)on 9(benb gegen SRorgen in einer nod^

10 jd^neOem Semegung fei. 3d^ bin genötl^igt biefelbe meiner j(ugel beiju» legen unb dnbere bie (Sefd^minbigfeit, bie id^ il^r üorl^er gab. S^Ie^t lel^rt mid^ SrableQ, bag baS gange $lanetengeb&ube jufammt ber Sonne ma]^rf(^einlid^er SBeife eine S3errüd(ung in Slnfel^ung beS ^ijrftemen« l^immeld erleibe. 3d^ frage: nad^ meld^er Seite unb mit toeld^er ®t^

» fd^toinbigfeit? 9Ran antwortet mir nid^t. Unb nun koerbe id^ fd^tt)inbli(^t, id^ mei^ nid^t me]§r, ob meine j^ugel rul^e ober fid^ betoege, tool^in unb mit meldier ©efd^toinbigleit. 3e^t fange id^ an eingufel^en, bag mir in bem Sludbrud(e ber Semegung unb Stulpe etmad fe^lt. 3$ foQ i^n niemals in abfolutem SSerftanbe braud^en, fonbern immer ref))ectioe. 2»d^ foU nie«

so malS fagen: (Sin Xbxpzx ru^t, ol^ne bagu gu fe^en, in Snfel^ung toeld^er S)inge er rul^e, unb niemals f))red^en, er betoege ftd^, ol^ne gugleid^ bie ©egenfiänbe gu nennen, in Stnfe^ung bereu er feine Segiel^ung dnbert. SSenn id^ mir aud^ gleid^ einen matl^ematifd^en Sfiaum leer t)on aQen ®e« fd^5))fen als ein Se^dltnig ber j(örper einbilbeu tooQte, fo toärbe mir

33 biefeS bod^ ni(^ts Reifen. SDenn looburd^ foQ id^ bie Sl^eile beffelben unb bie üerfd^iebnen $ld^e unterfd^eiben, bie t)on nid^ts J(5r))erUd^em einge« nommen ftnb?

fStun ne^me id^ gioei Xbrptx an, bereu ber eine B in Snfel^ung aller mir gun&d^fi befannten ©egenftdnbe rul^t, ber anbere A aber gegen il^n

30 mit einer beftimmten ©efd^minbigleit anrfidCt. S)ie Jhtgel B mag nun in einer nod^ fo unt)erdnberten Segiel^ung gegen anbere dunere ©egenftdnbe beharren, fo ift fte barin bod^ nid^t, toenn man fte in Snfel^ung ber be« megten Jhigel A betrad^tet. S)enn i^re Segie^ung ift gegenseitig, bie SSer» dnberung berfelben alfo aud^. S)ie j^ugel B, meldte in Stnfel^ung getoiffer

35 Dbjiecte ru^enb genannt mirb, nimmt an ber SSerdnberung ber gegenfeiti« gen Stelationen mit ber Jhtgel A gleid^en Slnt^eil, fie fommen beibe ein« anber ndl^er. Sßarum foQ id^ benn tro^ allem Sigenfinn ber S))rad^e

ItaBt'l Cd^riftcn. ttcrfc IL 2

18 wiener Se^tbegriff ber Oemegitno unb 9lu^.

ni4t fagen: 3)ie JCugel B, bie giDar in Snfel^ung anberer dugerlid^en Oegenftdnbe in fftvXit ift, beftnbet pd^ bo<^ in Snfel^ung ber betoegten Jtugel A in gleid^md^iger Semegung?

3^r merbet mir jugeftel^en: bag, menn Don ber Sirfnng, bie bie beibe j(irper im Sufammenftoge gegen einanber auSfiben, bie 9tebe x% & bie Segiel^ung auf anbere dunere S)inge Riebet ni(^tö )u fc!baf[en ^abe. Senn man alfo bie Serdnberung, bie ^ier Dorgel^t, blog in Snfe^ung ber beiben Xbrptx A unb B betrad^ten mug, unb man gie^t feine ®ebanfen Don allen dugeren ®egenftdnben ab, jo fage man mir: ob man auiS bem, toad gioifclben beiben Dorgel^t, abnel^men I5nne, bag einer Don beiben rul^e unb blo6 ber anbere {{(^ beioege, unb meld^er Don il^nen rul^e ober {id^ be- mege? Sirb man bie Seioegung nid^t beiben unb gmar beiben in gleichem SRage beilegen mfiffen? S)te Snnd^erung berfelben gegen einanber lommt einem jo gut als bem anbern gu. @e^et, bag eine jhtgel A Don 3 ^ 9Raf[e fid^ gegen eine anbere B Don 2 «l, Doeld^e in Snfel^ung beS nm^ 15 gebenben 9fiaum8 ru^t, bemege; ber 9iaum Don 5 ^^u^, ber gD)if(^en beiben Doar, mirb in einer @ecunbe gurüdgelegt. Unb menn ic^ alfo blog auf bie Sßerdnberung, bie gkoifc^en beiben j(5rpem Dorgel^t, fel^e, fo lann id^ nichts Doeiter fagen, alS: 3 «n 9Raffe unb 2 ^ SRaffe fommen einanber in einer @ecunbe um 5 f^ug ndl^er. S)a iäf nun nid^t bie gringfte Ur« 90 fad^e l^abe bem einen Don biefen Körpern Dor bem anbern einen größeren Sint^eil an biefer Serdnberung beizulegen, fo merbe id^, um auf beiben Seiten eine DoQtommene ®leid^^eit ju erl^alten, bie ©efd^Doinbigleit Don 5 f^ug in einer @ecunbe in umgefel^rtem SSerl^dltnig ber 9Raffen Der- t^eilen muffen, b. i. ber Xbrptx Don 3 <a. mirb 2 ®rabe ®ef(btt)tnbig« n feit, ber Don 2 ^ aber 3 ®rabe gu feinem Snt^eile belommen, unb mit biefen Ardften toerben fie u^irllid^ bei bem @toge in einanber D)lr{en. Uneradbtet aQer SRu^e alfo, barin ber Mrptx B in Snfel^ung ber anbern ndd^ften ®egenfidnbe bed 9taume8 fein mag, ^at er bennod^ eine »al^rl^afte 93eD)egung in Snfel^ung eined leben J(örperS, ber gegen so i]§n anrfidt, unb gtoar eine Seioegung, bie ieneS feiner gleid^ ift; fo bag beiber Semegungen @umme berienigen gleid^ ift, bie in bem Xbxptx A allein gebadet Doerben mug, menn man fid^ B ald in abfoluter SRu^e DorfteOt.

äBoQte man fi(^ biefem ungeachtet ben Sigenftnn ber @))rad^e an« 35 fed^ten laffen, fo gebe id^ auf gu bebenten, ob man audb tool^l bei einerlei 9iebe bleiben merbe. SBenn eine 12pfanbige j^anonenfugel in ber ©egenb

Steuer Sel^rbegnff bet SSemegung unb SRu^e. 19

Don $ariiS Dom SRorgen gegen Slbenb uotber eine 9Rauer gefd^offen totrb, fo fagt jelbft ber $^Uofo))]^, fte betoege ftd^ mit 600 f^ug in einer @ecunbe ©ejc^ioinbigleit, ob er glei(]^ ^ngefiel^t: bag, meil bie @rbe in biefer Sreite beinal^e eben bie Seioegung Don Slbenb gegen 9Rorgen ^at, bie j(raft bed

5 ^ulDerd eigentUd^ nid^tiS anberS getl^an ^at als nur biefe Seteegung ber j(ugel auf ju^eben ; gleid^teol^I, unb o^ne fid^ burd^ bie t&glid^e ober i&^r^ lic^e Setoegung ber 6rbe irren gu laffen, gefte^t man ^eimlic^ : ba^ bie SSer^ältniffe, bie bie j^ugel unb bie 9Rauer in Slnfe^ung beS na^e ober »eit uml^er umgebenben Sftaumed l^aben, l^ier nid^tö gur @ad^e t^un, fon«

10 bern eiS blo^ auf bie SSegie^ung anfomme, bie biefe gtoei Xbxp^x gegen einanber ^aben. Sei folc^em ®eftänbnif[e aber, toeld^em Don beiben moUte man refpectioe auf ben anbern bie Stulpe beilegen? ba bad $^&nomenon ber Sßerdnberung ni(^tö anberS gu erfennen giebt, als bag beibe einanber gen&l^ert merben, menn man nid^t Dielmel^r gugiebt, bag beibe fid^ gegen

15 einanber bemegen, bie Jhtgel gegen bie 3Rauer unb bie 9Rauer gegen bie j^ugel, unb gaar eine mit fo Diel j(raft a\& bie anbere.

^an fe^e n&mlid^ ben Sftaum, ber gtoifd^en beiben j^örpern gurfldt« gelegt mirb, biDibirt burc^ bie 3^it, ald bie Summe ber beiberfettigen ®e« fc^minbigfeiten an; man fpred^e: Doie fid^ Derl^&lt bie @umme ber 3Raffen

90 A unb B gu ber 9Raffe beö J^brperS A, fo Derl^ält ftd^ bie gegebene ®e« fd^minbigfeit gu ber ©efc^minbigteit beS ^brperis B, toeld^e, menn man fte Don ber geba(^ten Sotalgefc^minbigfeit abgießt, bie ©efd^minbigfeit Don A übrig l&gt. Slldbann mirb man bie gange Dorgegangene SSeränberung unter beibe j^örper gleich Dertl^eilt ]§aben, unb mit biefen gleid^en j^rdften

25 »erben fte einanber auc^ im @toge treffen. S4 gi^^^ l^terauS gu meinem Bmed(e nur folgenbe 2 SoroKarien.

1) (Sin feber Xbxptr, in Slnfel^ung beffen fid^ ein anberer bett)egt, ift aud^ felber in Snfe^ung feneis in Semegung, unb ti ift alfo unm5glid^, bag ein JlSrper gegen einen anlaufen foKte, ber in abfoluter äiu^e ift.

so 2) SSirtung unb ©egenmirfung ift in bem @toge ber j^örper immer gleic^.

SSon ber 2:rdg]^eitsfraft

@8 Dsärbe Dielleid^t niemals einem 9Renfd^en eingefallen fein Dorgu»

geben: ba^ ein JSbrper, ber, fo lange ein gegen il^n anlanfenber j(5rper

35 t^n nod^ nid^t berfil^rt, Döllig rul^ig, ober menn man ed fo DoiD, im ©leid^»

geioid^te ber j^raft ift, bennod^ im Slugenblid(e beS @to|ed pl5^li(^ eine

20 9Uan S^tbegtiff ber Sömeqvmq imb 9h4e.

Setoegttns 0^fl^ ^^^ ftogenben üon jelber annehmen, ober jid^ in ein Ubergemi^t i>erfe^en foQte, um in tl^m eine entgegen gefegte i(raft anf« gnl^ben, toenn ni^t and ber Crfa^rung erbeute, bag in einem Sufianbe, ben ein Seber für ben Sufianb ber äün^e ^ait, ber Jtirper in einen ieg^ li^en ^anbelnben mit gleid^em Grabe entgegen loirtte. 9htn id^ aber be» s toiefen ^abe, bag, oaS man fdlfdiUc^ für eine ffttä)t in anje^ung beS ftogenben JtörperiS gehalten l^at, in ber si^at begiel^nngdtoeife auf il^n eine Semegung fei: fo leuchtet Don f eiber ein, bag biefe Sräg^eitSfraft o^ne 9lot^ erbaut fei unb bei jebem @toge eine Semegnng eines JCörperd gegen einen anbem, mit glei^em ®rabe i^m entgegen bemegten angetroffen lo toerbe, melc^eS bie @(ei<l^]^eit ber SBirlung nnb ®egenu>irlung, o^ne eine befonbere 9rt ber Slaturlraft erbenfen gn bürfen, ganj leidet unb begreif« 11(6 erfldrt. ©leid^mol^l bient biefe angenommene j^aft ungemein ge» fcl^itft bagu aQe 93eu>egungiSgefe^e fe^r richtig unb leidet barauis l^ergu« leiten. Über ^iegu bient fte nur eben fo, oie bie SHeutonifc^e angie^ungS« n traft aOer Waterie gn (Srüdrung ber großen Semegungen beS SeltbaueS, ndmlid^ nur ali baS ®efe^ einer burd) bie (Srfa^rung erlannten äuge« meinen ßrfd^einung, mooon man bie Urfac^e ni(^t meig, unb meldte folg« lid^ man ftc!^ nic^t übereilen mug fogleii^ auf eine bal^in gielenbe innere Slaturfraft gn fd^ieben. 20

^di fann, ol^ne etuaS oon bem SHed^te meines Se^rgebdubeS gu Der- geben, in biefem SSerftanbe gang loo^l gugefte^en: bag alle j^örper in anfel^ung ber gegen fie bemegten eine Srdgl^eitSfraft ^aben, b. i. eine J(raft, ber ^anblung im gleichen ®rabe entgegen gu toirten, benn biefeS ift nid^td als ein ßrfa^rungSgefe^; allein fie fd^einen nur ße in DöUiger 35 fRvif)t als eine innere i(raft an ftc^ gu l^aben, benn fte l^aben fte in ber %\iat blog barum, loeil fte gegen ben anlaufenben in »irllid^er unb gleicher Seioegung ftnb, unb fte l^aben fold^e nimmer, in fo fern fte fic^ ref))ectioe auf i^n in SHul^e befinben.

@S fann aud^ gar nic^t fd^toer fallen bie angenommene begriffe ber 30 Srdg^eitStraft auS anbern ©rünben gu ttiberlegen.

3)enn 1) eS mag ein Äörper nod^ fo oicl Ärdftc l^abcn, toenn er in Siu^e ift, fo muffen fte boc^ alsbann gemig in i^m im ©leid^gemid^te fein. SBle fott es benn guge^en, baft, fo balb ber ftofeenbc Äörper biefen rul^eu» ben berül^rt, ber legiere ftd^ plö^lic^ felber in eine gegen bie Seite beS an« 35 laufenben übenoiegenbe Semegung ober Seftrebung oerfe^en foll, um in l^m einen Sl^eil feiner Äraft gu Dertilgen? ©enn toürbe feine innere ^aft

9{euer Sel^rbegriff bet SBemegung unb fRul^e. 21

felbfl im SugenMidCe beS @toged nod^ immer im ©letd^geloid^te fein, fo mürbe fte biefer mit nid^tö SSiberftanb leiften. Unb gefegt aud^ bag

2) biefe :t)I5^lid^ entftanbene Sejlrebung mSglid^ uodre, fo iioflrbe ber leibenbe JSorper felbjl Don bem @toge feine Semegung befommen; benn

5 ber @to^ unb bie ©egenmirhing uoärben fic^ einanber aufl^eben, unb ed tt)ürbe barauS nid^tö mel^r folgen, a\& bag beibe j(5r))er aufl^örten in ein« anber )u loirlen, nid^t aber, bag ber gezogene ftd^ nad^ biefem betoegen foQte. Unb auger biefem, toeil bie Sr&gl^eitdfraft eine natürlid^e Jhaft ift, fo mägte fte, loenn glei(]^ bais ©leid^gemic^t burd^ hen @tog aufgel^oben

10 toorben, p(^ bod^ ben 9(ugenblid( brauf t)on felber mieber l^erfieüen, b. t.

ber geflogene j(5rper mägte aldbalb nad^ bem @toge mieber rul^ig fein.

Sd^ entl^alte mi^ noc^ loeit mel^rerer ®rünbe, bie id^ loiber ben SBe»

griff ber Sräg^eitöfraft in Sereitfc^aft l^abe angufü^ren. 3$ toßrbe eben

fo tool^l bie metapl^^fifd^e Seioeife beteud^ien f5nnen, bie man bat)on oor

15 fi4 finbet. HOein i(^ ^abe l^ier nid^t ein Sud^, fonbern einen Sogen gu fdtireiben, in beffen fleinen Inbegriff {t(^ biefe frud^tbare SRaterie mug be« fd^rdnlen laffen.

äSon bem ®efe^e ber SontinuitAt, in fo fern ti oon bem 93egriffe ber 2:räg]^eitSlraft ungertrennlid^ ift.

20 9Ba8 bie äSertl^eibiger bes gemeinen SSegriffeS Don ber Semegung am meiften in SSerlegenl^eit fe^en mug, ift biefed, bag fie nid^t um^in fönnen, ftd^ ein anbereiS, miHfürlic^ed ®efe^ lotber il^ren äßiQen aufbringen au ta^en, loenn fte bie SemegungiSgefe^e nad^ i^rem Sel^rbegriffe ertldren tDoUen. 3)iefe ^ulfleiftenbe ^qpot^efe ift haS ®efe^ ber Kontinuität, too«

25 Don Dielleid^t bie toenigften SRed^anifer bemerlt baben mögen, bag, fo fe^r fte au(^ f eibigem entgegen fein kooDen, fte eiS bod^ l^eimlid^ annel^men muffen, loenn fte ben @tog ber Xbtptx aM htn angenommenen Segriffen ber Seioegung erll&ren tooUen. 3d^ oerfte^e aber l^ierunter nur baS pi)t)^ fifd^e ®efe^ ber Kontinuität, toeld^eiS ftd^ niemals bemeifen, aber mol^l

30 loiberlegen Idgt; benn maS bad im logifd^en Sinne*) anlangt, fo ift eS

*) 3(^ wiU, ol^ne bie Formel biefer Siegel l^ier l^in^ufe^en, nut einige ^Bei*

fpiele baoon anfül^ren. 93ad ba fiberl^aupt gilt, wenn ein ^iJrper auf einen anbent

beioegten anfld^t, bad gilt au^, toenn er einen ru^enben trifft, benn bie SRul^e ift

M eint unenblid^ fleine iBetoegung an^ufe^en. SSenn ein ^dftenntag Don ber

35 toirflii^ IBeioegung überl^ut^t gilt, fo mu6 t^ an(^ oom blogen S)rudFe gelten;

lUt« »ff"', rtortH« V'rt«*" 4 toi «>*; TiMt, <•

^ Ib^tt«^ ^^"^ ^Irbegriff bet SBemegung itnb 9tu|e. 23

;:nzr2te^:^ 9Benn id^ üorgebe, bag ein Xbxptx in einen anbern niemals mit if^f/j^l^ einem ®rabe j(raft auf einmal loirlen linne, o^ne aQe mSglid^e Heine g^jfjljLp^Stoif^^cngrabe Dornet burc^jußel^cn, fo, fage id^, »erbe er in l^n gar nlcftt in a t^' ^^^^^ fönnen. S)enn eS mag no(]^ f o ein unenblid^ fleined SRoment fein, 'ar Wb? ^ ^^'^^^^t ^^ *^ ^'wem augenbUde wirft, unb toeld^eä pd^ in einem benimm« w ATA? *^^ S^ittl^cild^en ju einer gegebenen ®ef d^winbigfeit l^duft, fo ift bief m aU'* ^^°^^"* immer eine plö^Ud^e SBirfung, bie nad^ bem ®ef e^e ber Eon* ni >^^ ***^wiWt erfilid^ l^fttte burd^ aUe unenblic^e ®rabe ber gringeren 3Womente

. ' '; burd^gel^en foOen unb au^ lönnen; benn ed lägt |t<^ immer t)on einem f-^J) gegebenen SKoment ein anbere«, fleinereö beulen, au8 beffen Summirung f ^ j^ jene« ertoad^fen ift. 3- 6- ba8 SRoment ber ©c^mere ift gemife unenblid^

m?p Heiner, al8 ba8 2Roment ber ^anblung bei bem Stofte ber Äfirper, »eil ^%f^^ biefe in einer gang unmerflid^en Seit grofee ®rabe ©efd^winbigleit juwege ^,mst, tiYingen fann, toeld^e bie ©c^mere in »eit längerer nur erjeugen fönnte. ^P-> »fo ifl felbfl ba« Woment ber SBirfung beim ©tofee plö^Iic^ unb bem fe im.:: gjgfe^e ber ©ontinuität guttiber. SRan barf aud^ nid^t öortoenben, gebe '^•^;^' gar feine öottfommen l&arte Äörper in ber Slatur. 3!)enn e8 ift l^ier genug öfÄ^ jte nur gu gebenfen unb bie aSemegungSgefe^e berfelbcn gu befiimmen, ?#'• toeil nur öermitteip berfelben biefenige, nad^ tocld^en biegfame Äörper ^^"^ 20 einanber ftofeen, gefunben »erben Bnnen. Unbfiberbem ^atbod^ ein feg«» n,^' lid^er Weiche j(5rper einen gewiffen ®rab beS ßulammenl^angeS , mit ^^"^ weld^em er in Snfe^ung beS i^m gleichen ober Reinem SRomentd in ber j^raft bes fto^enben ald ein harter Mxptx lann angefel^en »erben, unb »enn nur in Snfel^ung biefeS eine |)Ii^lid^e SBirfung möglich ift, fo »irb fl^- 35 jie aud^ in Snfe^ung grigerer ®rabe ^att flnben f5nnen.

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©d^Iäffel gur (Erläuterung ber ®efe^e bes @to|eiS nad^ bem neuen IBegriffe ber Seioegung unb Stulpe.

9Ba8 in bem @to^e gmifd^en ben beiben gegenfeitig »irfenben Rhx^ pem üorgel^t, i{l nad^ unferm Se^rbegriffe aud bem üorigen f c^on flar. @d

30 befielet nämlid^ blog barin: bag äßirfung unb ®egen»irfung beiberfeitig gleid^ ftnb, unb bag beibe j(5rper nad^ bem @toge begiel^ungsweife auf« einanber ru^en, »enn fte einanber nämlid^ gerabe gu getroffen ^aben, unb man Don aOer ^^eberfraft abftral^irt. SQein unter ber ^Benennung üon Seioegungdgefe^en Derftel^t man nic^t bIo| bie Siegeln ber Segie^ung, bie

35 bie ftogenbe khx)ftx einer in Slnfel^ung bed anbern betommin, fonbem

24 9leuer Sel^tbegriff bet SBemegung unb SRul^e.

Dornel^mlid^ aud^ bte äSeränberung i^red fiugeren ßufianbed in Slbftd^i auf ben SHaurn, barin {ie fid^ befinben. SDiefed tft eigentlich ju reben nur baS dugere $]§änomenon beffen, voa^ unmittelbar gti)if(]^en il^nen t)orge« gangen ijü; unb biefeS ))erlangt man gu toiffen.

Su bem @nbe ne^me man erftlid^ gteei j^örper A unb B, ben erftem » t)on 3 «t 3Raffe, ben gleiten ))on 2 ^ unb biefen le^tern in Slnfe^ung beiS SlaumS, barin er fid^ beftnbet, aliS rul^enb, ben erjlern aber in 9lb» ftc^t auf biefen SRaum als belegt mit einer ©efd^minbigteit t)on 5 ®ra« ben an in einem geraben einlaufe auf ben ^bxptx B. Sßeil man nun bem j(5r))er B nad^ unfern @&^en begie^ungdiioeife auf A eine ©efc^toin« lo bigfeit Don 3 ®raben, bem A aber gegen B Don 2 ©raben beilegen mug, fo toerben burd^ ben @tog biefe jmei gleid^e ^r&fte einanber aufl^eben, unb beibe Doerben gegen einanber re[pectiDe rul^en. Sßeil aber B, uoeld^eiS bejiel^ungiSiDeife auf bie anbere ©egenftdnbe rul^te, biefem {ufolge eine refpectioe Seioegung Don 2 ©raben auf A ^at, fo D)irb eben biefe aud^ 15 bem umgebenben 9taume parallel unb in gleid^er ©efd^toinbigfeit mit bem ^5rper B muffen guerlannt toerben. 9lun ^ebt ber @to6 Don A biefe IBe» Doegung Don 2 ©raben in B auf, nid^t aber in bem umgebenben äiaume, als in »eld^em nid^t geioirlt Doirb; alfo »irb biefer fortfahren ftd^ nad^ ber Dorigen äiid^tung bed J^brperS B gu betoegen, ober, loeld^ed einerlei ift, so ber j(5rper B toirb in entgegengefe^ter 9iid^tung, nAmlid^ in ber Sftid^tung beS fto^enben A, mit 2 ©raben ©efc^toinbigteit in Slnfel^ung beS um« gebenben SItaumed nad^ bem @to|e fortrüd(en, mithin aud^ ber j(5rper A in berfelben Sltid^tung unb mit berfelben ©efd^toinbigteit, toeil er in Sin« fe^ung B rul^t. Sllfo »erben beibe ^5rper nad^ bem @to^e mit 2 ©raben as ©efd^toinbigteit fortlaufen. 3Ran fielet ^ierauS : bag eine in einem Mxptx aufgel^obene ©efd^toinbigfeit, »eld^e nur refpectioe auf ben anlaufenben j^örper in bem geflogenen gefegt »orben, unb bie er nid^t in Stnfe^ung beS SftaumS ^atte, in il^m eigentlid^ einen gleid^en ©rab ber SSeioegung in Stbftd^t auf ben fRanvx in ber 9iid^tung beS @toged l^erDor bringt. so

Sßenn gtt)ei j^orper A unb B Don ben ^Raffen toie Dörfer, A aber mit 3 ©raben unb B mit 2 in entgegengefe^ter Sltid^tung gegen einanber an« laufen, fo muffen, Dsenn man nur bad gegenfeitige SBerl^&ltnig ber 93e« toegung biefer ^5rper gegen einanber betrachtet, bie ©efc^Minbigleiten 3 unb 2 fummirt koerben unb nad^ bem obigen biefe @umme unter fte in 35 umgelel^rtem SSerl^dltnig ber äßaffen Dertl^eilt werben, fo ba^ A 2 ©rabe ©efc^koinbigteit, B aber 3 belommt, iDomit fte fi(^ folglid^ burd^ bie ©leid^«

9leuer 8el^rbegriff ber SBetoegung unb SRul^e. 25

l^eit ber entgegengefe^ten j(rAfte in ref))ecti))e Sltul^e gegen einanber \>tx» fe^en. SBeil nun burd^ bie x^]pecti\>t SSetoegung ber beiben Xbrptx gegen einanber in B eine ®ef(!^n)inbtgfeit 3 gefegt uourbe, bie B begiel^ungiS« iioeife auf ben dugern ätaum nid^t gdnjlic^, fonbern nur baoon 2 ®rabe

5 l^at, fo tt)irb nad^ bem turj ju))or 9ngemer!ten, bie Sluf^ebung einer ®e« fd^tt)inbigfeit, bie in bem Mxptt nid^t in Sinfe^ung beS 9taumed anju« treffen uoar, eine SSeteegung in entgegengefe^ter SRid^tung in Sinfel^ung eben beffelben ^Raumes fefife^en, b. i. B toirb mit einem ®rabe ©efc^toin» bigfeit unb A gleicJ^faUiS mit biefem ®rabe, loeil eiS refpectiüe auf B ru^t,

10 in ber 9ii(^tung, barin A ben @tog t^at, fortbetoegt koerben.

es iD&re leidet, bie ©efe^e ber Semegung bei bem Stoge ber XbxptXf bie mit ungleid^er ©efd^toinbigfeit nad^ einerlei SHid^tung fortlaufen, im« gleid^en bie Siegeln beiS Stoßes elaftifd^er Xixpex aud ben gum ©runbe gelegten Gegriffen l^erguleiten. Sd uodre aud^ no(!^ nöt^ig, ba& Sorge»

15 tragene burc^ mehrere @rIAuterungen in ein grSger Sid^t gu fe^en. S)iefeS aUed tinnte gefc^el^en, »enn in einer fo reid^en äßaterie unb bei fo engen ©rAnaen bed StaumeS eS möglid^ U)Are tJoUftAnbig in bem Sn^alte unb bod^ aud^ koortreid^ im SluSbrudte gu fein.

S)er SntiDurf r>t>n meinen SSorlefungen in bem gegenmArtigen l^alben

so Sa^re x\t folgenber: 3d^ toerbe bie äSernunftlel^re über ben SuSgug bed

äßeierd t)ortragen. S)ie 3Retap]§Qftf gebenfe id^ ie^tnad^ bem^anbbud^e

bed SaumeiflerS gu erllAren. Sn einer 9Rittn)od^^ unb @onnabenb8«

ftunbe merbe tc^ bie in ben üorigen Sagen abge^anbelte @A^e polemifc^

betrad^ten, »eld^ed meiner SReinung nad^ eins ber üorjfiglic^ften SRittel

25 ift }u grfinblid^en (Sinftd^ten gu gelangen. S)ie SRatl^ematit U)irb aber

SBoIffenS SluSgug angefangen loerben. Senn einige Ferren gu einem

SoUegio ber Slaturtoiffenfd^aft über (Sber^arbs ^anbbud^ ^Belieben ^a«

ben, fo merbe i(^ i^rem Verlangen ein ©nüge gu leiften fu^en. 3d^ l^abe

in bem DerlDid^enen falben ^a^re bie pl^Qftfd^e ©eogropl^ie nad^ meinen

30 eigenen Suffd^en Dorgelefen unb gebenfe biefe nfl^lic^e unb angenehme

9Siffenf(^aft aufS neue mit üerfd^iebenen ßnioeiterungen üorgutragen.

einiger SSctrad^tungen über ben

Don

M. IMMANUEL KANT,

wobur^ er luqUiä) feine Sorlefungen auf bad beDorfte^enbe ^albe 3a^t anlünbigt.

3)en 7. Dctobet 1759.

@eitbem man ftc^ Don ®ott einen gejiemenben Segriff gemad^t ^at, ift DieDeid^t lein ®ebanfe natürli(l()er gemefen, als biefer, bag, loenn er to&^It, er nur baS Sefie iD&^le. SBenn man Dom SIejranber fagte, bag er glaubte ni(^tj} getrau gu ^aben, fo lange ffir i^n no(^ etmad 2U t^un fibrig

5 mar, fo mirb fic^ biefeiS mit einer unenblid^ größeren Siid^tigleit Don bem gütigfien unb mdc^tigften unter allen SSefen fagen laffen. Seibnia l^at auc^ bamit nid^td 9leueiS Dorgutragen geglaubt, menn er fagte: biefe äSelt fei unter allen m5gli(^en bie befte, ober meld^eS eben fo Diel ift: ber 3n« begriff alles beffen, mad ®ott auger ftd^ l^eroor gebrad^t l^at, ift bas 93e{te,

10 was nur ^erDor gu bringen mbglid^ mar; fonbern baS 9leue beftanb nur in ber SKnmenbung, um bei ben @(^mierigteiten, bie man Don bem Vix^ fprunge beS 935fen mad^t, ben Sinotm abgul^auen, ber fo fd^koer aufgu« löfen ift. 6in ®eban{e, ber fo leidet, fo natürlid^ ift, ben man enblid^ fo oft fagt, bag er gemein mirb unb Seute Don g&rtlid^em @efd^mad(e Der«

13 efelt, lann fid^ nic^t lange im Slnfe^en erl^alten. 9Ba8 l^at man benn ffir S^re buDon, mit bem großen Raufen mit gu benfen unb einen @a^ gu behaupten, ber fo leidet gu bemeifen ift? Subtile ^[rrt^ümer ftnb ein Steig fflr bie Eigenliebe, mel(^e bie eigene St&rle gerne fü^lt; offenbare SBal^r« Reiten l^ingegen merben fo leicht unb burc^ einen fo gemeinen 93er{lanb

90 eingefel^en, bag ^ il^nen enbli^ fo ge^t loie j[enen ®ef&ngen, meldte man nid^t me^r ertragen lann, fo balb fie aud bem Sßunbe beis $öbels er« f<|aOen. 9Iit einem SSorte: man fc^ä^t gemiffe Srtenntniffe fifterS nid^t barum ^oc^, loeil fte richtig ftnb, fonbern meil fie unS maS loften, unb man l^at nid^t gerne bie äBal^r^eit gutes j^aufs. S)iefemnad^ l^at man eS

35 erftlic^ augerorbentlid^, bann fd^5n unb enblid^ rid^tig gefunben, gu be» l^aupten, bag eS ®ott beliebt l^abe unter aUen miglid^en SBelten biefe gu

30 ^erfu^ einiget SBetra^tungen fiber ben Dptimidmud.

to&^Un, nid^t »eil fte beffer toat a\i bie übrige, bie in feiner ®emalt iDaren, fonbern uoeil ti lurjum il^m fo beliebte. Unb marum beliebte ed benn bir, bu 6n)iger, frage id^ mit S)emut]^, baS Sd^Iec^tere bem Seffem üorgujiel^en? Unb ^enfc^en legen bem SHter^öi^ften bie Slntmort in ben 9Runb: && gefiel mir dfo, unb baiS ift genug. 5

3(^ entmerfe je^t mit einiger ßilfertigfeit Slnmertungen, bie baiS Ur* tl^eil aber bie @treit!gleit erleichtern tonnen, meiere ftd^ l^ierüber erhoben ^at. Sßeine Ferren QvXiixn merben fte oielleid^t bienlid^ finben, ben 93or« trag, ben id^ über biefen Slrtifel in ben Sorlefungen t^ue, in feinem Qvl^ fammenl^ange beffer eingufel^en. ^c^ fange bemnadb alfo an gu fd^liegen. 10

SBenn feine SSelt gebadet merben lann, über bie fid^ nid^t no<| eine beffere benfen liege, fo l^at ber ^öc^fte Serftanb unmöglid^ bie ßrlenntnig aller möglichen 3Belten l^aben fonnen; nun ift bad le^tere falfd^, alfo a\x^ bai erftere. 3)ie Stid^tigfeit beS Dberfa^eS erl^eOt alfo: toenn id^ ed Don einer {eben eingelnen 3bee, bie man fid^ nur t)on einer SBelt mad^en mag, 15 fagen lann, bag bie SßorfteQung einer nod^ beffern mbglidb fei, fo fann biefeS au(^ Don allen ^been ber Sielten im gbttlid^en SBerfianbe gefagt »erben; alfo ftnb beffere SSelten mbglid^ ald alle, bie fo Don ®ott ertannt »erben, unb ®ott l^at nid^t Don allen mSglid^en äSelten j^enntnig gel^abt. 3d^ bilbe mir ein, bag ber Unterfa^ Don j[ebem SHed^tgl&ubigen merbe ein« ao ger&umt »erben, unb fc^liege, ba^ ed falfd^ fei, gu bel^aupten, e8 lönne feine SBelt gebac^t »erben, über bie ftc^ nid^t nod^ eine beffere beuten liege, ober, »eld^eS einerlei ift, eS ift eine SSelt möglid^, über bie {i(^ feine be^ere benfen l&gt. hieraus folgt nun g»ar freilid^ nid^t, bag eine unter allen möglichen SSelten muffe bie DoHfommenfte fein, benn »enn 2»ei 25 ober mehrere berfelben an Sßollfommen^eit gleid^ »ären, fo »ürbe, »enn gleid^ feine beffere al8 eine Don beiben fönnte gebadet »erben, bod^ feine bie befte fein, »eil beibe einerlei ®rab ber ®üte l^aben.

Um biefen ^»eiten @d^lug machen gu fönnen, fteUe idb folgenbe 93e« trad^tung an, bie mir neu gu fein fc^eint. 3Ran erlaube mir guDbrberft, so bag id^ bie abfolute SSoIlfommen^eit*) eines 3)inge8, »enn man fie ol^ne

*) S)ie SSoUfommenl^eit im refpectioen lOerflanbe ifl bie Bufammenflimmung bed 9){annigfaltigen ^u einet gemifyen Süegel, biefe mag fein, toel^e fie tooUe. @o ifi manc^et betrug, man^e SR&ubertotte ooUfommen in il^rer fltt. ^lUein im ab- foluten ^erftanbe ift ehoad nur DoUfontmen, in fo fem bod 9)^annigfaltige in bem- 35 felben ben ©runb einet ^Realität in fld^ entl^AIt. 2)ie ©tiJge biefet dlealitdt beflimmt ben ®tab bet ^oUfornmenl^eit. Unb weil @ott bie ^öc^fle ateaUtat ift, fo nifitbe

^tx\uäi einiger iBeirad^tungen über ben Optitni^mud. 31

irgenb eine abfielt ffir ftc^ felbil betrad^tet, in bem ®rabe ber 9tealität fe^e. 3$ "ffob^ in biefer SSorauSfe^ung bie SSeiflimmung ber meifien Sßelttoeifen auf meiner @eite unb tonnte fel^r Iei(^t btefen SSegriff x^ifU fertigen. !Run be]§Qu))te ic^, bag SÜealität unb SHeaUt&t niemal« al8 foI(^e

ft tinnen unterfd^ieben fein. 2)enn menn ^äi ^inge Don einanber unter« fd^eiben, fo gefd^ie^^t eS burd^ baSfenige, toaS in bem einen ift unb in bem anbern nic^t ifi. SSenn aber ^Realitäten al8 fold^e betrad^tet toerben, fo ift ein iebed SRerlmal in il^nen ))öfttir); foUten ßd^ nun biefelbe t)on einanber als Stealitäten unterf(^eiben, fo mfi^te in ber einen etmaS ^ofitioeS fein,

10 toai in ber anbern ni^t m&re, alfo toflrbe in ber einen etmaiS ^legatioeiS gebadet loerben, looburd^ fte ftd^ Don ber anbern unterfd^eiben liege, baiS l^eigt, {te merben nic^t ald 9lealit&ten mit einanber Derglic^en, melc^ed bod^ geforbert tourbe. S)emnad^ unterfd^eiben fic^ SflealitAt unb 9lealit&t Don einanber burd^ nid^tiS ald burd^ bie einer Don beiben anl^&ngenbe

» Slegationen, Slbmefen^eiten, Sd^ranfen, bad ift nid^t in Slnfe^ung il^rer 93efd^a{fen^eit (qualitate), fonbern ®r5^e (gradu).

S)emnad^ menn 2)inge Don einanber unterfd^ieben fiub, fo unter» fd^eiben fie fid^ ieberjeit nur burc^ ben ®rab i^rer Sftealit&t, unb unter» fc^ieblid^e 3)inge I5nnen nie einerlei ®rab ber SHealität ^aben. aifo

so tbnnen il^n aud^ niemals gtoei unterfd^iebene SBelten l^aben ; baS ^eigt, eS finb nic^t gtoei SBelten mbglic^, tDel(^e gleid^ gut, glei(^ DoDtommen lo&ren. i^err Sieinl^arb fagt in feiner ^reisfc^rift Dom DptimiSmuS: eine Sßelt Tonne Dool^l eben bie Summe Don SHealit&ten, aber anberer SIrt l^aben atö bie anbere, unb alSbann toAren es Derfd^iebene äSelten unb bo(^ Don

SS gleicher SSoUtommenl^eit. STOein er irrt in bem ©ebanfen, ald loenn 9teali» tdten Don gleid^em ®rab bod^ {bunten in il^rer Sefdbaffenl^eit (qualitate) Don einanber unterfdbieben fein. 2)enn um ed nod^malS ju fügen, man fe^e, bag fte ti lo&ren, fo loürbe in einer etmais fein, »ad in ber anbern ni(^t ift, alfo mfirben fte ftc^ burd^ bie 93eflimmungen A unb non A unter»

30 fd^eiben, DooDon bie eine allemal eine loal^rl^afte äSerneinung ift, mitl^in burd^ bie @(^ranten berfelben unb ben ®rab, nic^t aber burd^ i^re SBe» f^affen^eit; benn bie SSemeinungen f innen niemals gu ben Dualitäten einer Stealitdt gejAl^lt toerben, fonbern fie fd^rAnfen fie ein unb beftimmen il^ren ®rab. S>iefe Setrad^tung ift abftract unb mürbe loo^l einiger ßr»

35 Iduterungen bebürfen, meiere i(^ aber anberer ®elegen]§eit Dorbe^alte.

biefer lOegriff mit bemfenigen fibereintreffen, ha man fagte, ed ift etniaiS DoQfommen, in fo fern ed mit ben göttlichen C^igenf^aften aufammenftimmt.

32 Serfudg elntger Setradgtungen über ben DptimtdmuS.

äBir fnb fo totxt gelommen grfinbUd^ einjufel^en, bag unter aUen mSglid^en SBelten eine bie Dolllommenjte fei, fo ba| i^r koeber eine an Srefflid^Ieit Dorgel^t nod^ eine anbete i^r gleich fommt. Db biefeS nun bie toirllid^e Sßelt fei ober nid^t, kooQen loir balb erkodgen; je^t kooQen loir bas Slbgel^anbelte in ein grdgereiS Sid^t gu fe^en fud^en. 5

&& giebt ®r5gen, oon benen ft(!^ leine beuten Idgt, bag nid^t eine nod^ gr5gere finnte gebadet koerben. S)ie grigte unter aQen S^I^Ien, bie gef(^U)inbe{te unter aEen Sekoegungen finb oon biefer Slrt. @elbft ber g5ttUd^e äSerftanb benft fie nid^t, benn fie {tnb, loie £eibnig anmerlt, be« trflgli^e Segriffe (notlones deceptrices), oon benen eS fd^eint, bag man 10 etkoag burd^ {te beult, bie aber in ber 5Si§at nid^ts oorfteEen. 9lun fagen bie ©egner beiS Optimismus: eine ooUfommenfte unter allen äBelten fei fo koie bie größte unter allen QafiUn ein koiberfpred&cnbcr Segriff; benn man tonne eben fo lool^I gu einer Summe ber Sflealität in einer Sßelt einige mel^rere l^ingutl^un, koie gu ber @umme ber @inl^eiten in einer Qa\jil 15 anbere Sinl^eiten tonnen l^ingugetl^an loerben, ol^ne ba^ iemals koaS ®r5gteS l^erauStommt.

Dl^ne l^ier gu erkoäl^nen, bag man nid^t fuglid^ ben ®rab ber Siealität eines S)ingeS in 93ergleid^ung ber lleinem als eine 3^^! in äSergleid^ung mit il^ren @in]^eiten anfeilen tann, fo ful^re id^ nur foIgenbeS an, um gu ao geigen, bag bie angefül^rte Snftang nid^t kool^l paffe. @S ift gar teine größte Bal^I miglid^, eS ift aber ein grbgter ®rab ber SRealität m5glid^, unb biefer beftnbet ftd^ in ®ott. Seilet ba ben erften ©runb, koarum man l^ier fid& fälfd^Hd^ ber S^^lbegriffe bebient. 2)er Segriff einer grbfeten enblid^en QaJfi ift ein abftracter Segriff ber Siell^eit fd^Ied^tl^in, loeld^e 95 enblid^ ift, gu »eld^er aber gleid^U)ol()l mel^r l^ingugebad^t koerben tann, ol^ne bag fie aufl^ört enblid^ gu fein; in koeld^er alfo bie @nblid^teit ber ®r5ge teine beftimmte, fonbern nur allgemeine @d^ranten fe^t, to)eSkoegen teiner k)on fold^en Qafiltn baS $räbtcat ber größten gutommen tann; benn man mag eine beftimmte !iRenge gebenten, toie man loiQ, fo tann biefe so eine febe enblid^e ßai^I ol^ne Slad^tl^eil ber @nblid^teit burd^ bie {)ingu« tl^uung Dermel^ren. S)er ®rab ber Siealitdt einer SBelt ift l^ingegen etwas burd^gdngig SeftimmteS; bie @d^ranten , bie ber m5glid^ grigtenSoD« tommenl^eit einer SBelt gefegt ftnb, ftnb nid^t blog allgemein, fonbern burc^ einen ®rab, ber notl()koenbig in i^r fel^len mu^, feftgefe^t. S)ie Un« 35 abl^dngigteit, bie @elbftgenugfamteit, bie ©egenkoart an aQen Drten, bie SRad^t gu erfd^affen u. f. ko. finb Solltommenl^eiten, bie teine äBelt l^aben

$evfu(i^ einiger SetTa(!^iungen ober beti Dptimidmud. 33

lann. <&ier ift tS ntd^t fo tote bei ber matl^emattfd^en Unenblt(i^Ieit, bag bad (Snblid^e burd^ eine beftänbig fortgefe^te unb immer möglid^e Steige« rung mit bem Unenblid^en na(]^ bem ®e{e^e ber Kontinuität gufammen* ^ängt. $ier ift ber Slbf^anb ber unenblt(i^en Sfiealität unb ber enblid^en

5 burc^ eine beftimmte ®röge, bie i^ren Unterfd^ieb audma(i^t, fefigefe^t. Unb bie SBelt, bie ftcj^ auf berjenigen Sproffe Don ber 2eiter ber SBefen befinbet, loo bie j^luft anl^ebt, bie bie unermegUd^en ©rabe ber äSoD« lommenl^eit ent^&lt, loeld^e ben (Sioigen über jebeiS ©efd^opf erl^eben, biefe SSelt, fage ic^, ift bad äSoUtommenfte unter allem, koaS enblid^ ift.

10 SRid^ beud^t, man f5nne anie^t mit einer (Setoigl^eit, koeld^er bie ®egner loenigftend nid^ts ®r5gereS entgegen gu fe^en ^aben, einfel^en: ti fei unter aUem Snblid^en, toaS miglid^ koar, eine SSelt oon ber gr5^ten äSortrefflid^Ieit baS ]^5(^fte enblid^e ®ut, allein lofirbig oon bem oberften unter aüen SSefen geioäl^It ju toerben, um mit bem Unenblid^en gufammen»

15 genommen bie größte @umme, bie fein lann, audgumac^en.

3Benn man mir ba$ oben Sewiefene gugiebt, koenn man mit mir ein« fiimmig ift, ba^ unter aDen mSgltd^en Sßelten eine notl^koenbig bie ooU« fommenfie fei, fo )>erlange id^ nic^t ferner gu ftreiten. Slid^t alle S(ud« fc^ioeifung in SReinungen fann unS gu ber Semfil^ung oerbinblid^ mad^en

20 jte mit Sorgfalt gu beanttoorten. SBenn fid^ i^manb aufmirft gu behaupten, bie l^öd^fte äBeiSl^eit l^abe bad @d^led^tere beffer finben fonnen atö ba& Sefte, ober bie l^dd^fte ©fite l^abe {td^ ein Heiner ®ut mel^r belieben laffen als ein grdgereg, loeld^eS eben f o kool^I in il^rer ©emalt loar, fo l^alte id^ mid^ nid^t länger auf. 3Ran bebient fid^ ber SSeltioeiS^eit fel^r fd^Ied^t,

25 to)enn man {te bagu gebraucht bie ©runbfä^e ber gefunben SSernunft um«

gule^ren, unb man t^ut i^r loenig ßl^re an, loenn man, um fold^e 93e*

mäl^ungen gu koiberlegen, eS nod^ n5tbig finbet il^re äBaffen aufgubieten.

S)erienige, meld^em ed gu meitläuftig loäre, fid^ in aQe bie feinen

fragen, bie mir bid bal^er aufgeworfen unb beantmortet l^aben, ftudmeife

30 eingulaffen, loflrbe gkoar mit etmad lo^niger Sd^ulgelel^rfamleit, aber oieUeic^t mit eben fo bftnbigem Urtl^eil eined rid^tigen SSerftanbeS oon ber* felben SSal^r^eit koeit leidster fönnen ubergeugt koerben. (Sr toürbe fo f daliegen: @ine oollfommenfle SBelt ifi möglid^, loeil fte koirllid^ ift, unb fte ift koirflid^, koeil {te burd^ ben koeifeften unb gfitigften Siatl^fd^Iug ift

35 l^eroorgebrad^t koorben. Sntkoeber id^ lann mir gar leinen Segriff k>on einer Bal^I madben, ober man mä^It nad^ ^Belieben; mad aber beliebt, baS gef&nt; gefallen aber unb für gut l^alten, k)orgfiglid^ belieben, ft(^ k)orgfig«

itaat*! etftrlftcn. IBcrfc. II. 3

34 9)erfu(^ einiger Betrachtungen über ben DptimiSmud.

Itd^ getanen laffen unb für )}orjägUd^ gut Italien, {tnb meiner 3Retnung mäi nur llnterfd^iebe ber SBorte. ^orum koetl ®ott bte(e SSelt unter allen mßglid^en, bie er lannte, allein ipäl^lte, mug er fte für bie befte ge« galten ]§aben, unb loeil fein tlrtl^eil niematö fel^It, fo ift fte eS a\x6) in ber 3:i^at. SBenn eS aud^ miglid^ loäre, bad l^öd^fte äSefen f5nnte nat^ ber er« 5 bid^teten S(rt Don f^rei^eit, bie einige auf bie Sal^n gebrad^t ^aben, ko&I^Ien unb unter x>iA Sefferem ba8 Sd^led^tere Dorjie^en burd^ id^ meig nic^t \oai ffir ein unbebingtes ^Belieben, fo lo&rbe ed bod^ biefed nimmer getl^an l^aben. !iRan mag ftd^ fo etwas Don irgenb einer Untergottl^eit ber Isabel tr&umen laffen, aber bem ®ott ber ®5tter gejiemt lein SSeif , atö meld^eS 10 feiner »ürbig ift, b. i. loelc^eig unter attem 3R5gIid^en bad Sefte ift. 93ieEeid^t ifl bie größere Übereinftimmung mit ben gittlid^en @igen« fd^aften ber ©runb bed 9fiat^fd^Iu{fed, ber biefer SSelt, ol^ne il^ren befon« bem inneren SSorjug in Betrachtung }u jiel^en, bad S)afein gab. SBo^Ian, aud^ bann ifl nod^ gekoigf bag fte DoDfommener fei aU aDe anbere m5g« 15 lic^e. S)enn meil aud ber SSirfung ju fe^en ift, bag aQe anbere in ge« ringerer Übereinftimmung mit ben @igenfd^aften beS äBiüend ©otttS ge- loefen, in ®ott aber aUeS Stealitdt ift, mit biefer aber nichts in größerer Harmonie ift, atö koorin felbft eine gr&gere 9iealit&t anjutreffen, fo mug bie grigte SRealitdt, bie einer SSelt gufommen lann, in leiner a\i in ber 20 gegenioartigen befinblid^ fein. ift ferner biefeS oielleid^t ein Skoang bed SßiQend unb eine Slotl^koenbigleit, koeld^e bie ^rei^eit aufl^ebt, nic^t uml^in JU fonnen, baSienige gu ko&^Ien, koad man beutlic^ unb rid^tig furg Sefte erfennt. ®m\ii menn baiS ©egent^eil l^ieoon $reil()eit ift, menn l^ier itoei Sd^eibeioege in einem Sab^rintl^ oon @d^U)ierig!eiten jtnb, koo 25 xäi auf bie @>efa]^r gu irren mid^ gu einem entfd^lie^en foll, fo beftnne id^ mid^ nid^t lange. S)anl fär eine fold^e f^rei^eit, bie baS Sefte unter bem, koad gu fd^affen mbglid^ koar, inS emige 3l\ijti Derbannt, um tro^ allem SluSfprud^e ber SBeidl^eit bem Übel gu gebieten, bag eS (Stkoaä fei. SSenn id^ burc^auS unter ^rrtl^&mern koä^Ien foU, fo lobe id^ mir lieber fene so gütige 9lot^koenbigleit, mobei man fi(^ fo kool^l befinbet, unb looraud nid^td anberd ald ia& Sefte entfpringen lann. 3<^ bin bemnad^ unb Dielleid^t ein 2:]^eil meiner fiefer mit mir fibergeugt, id^ bin gugleid^ erfreut, mid^ als einen Bürger in einer SSelt gu feigen, bie nid^t beffer m5glid^ koar. 93on bem beften unter allem SSefen gu bem Dollfommenften unter aDen 35 m5glid^en (Sntmürfen als ein geringes ©lieb, an mir felbft unwfirbig unb um beS ©angen koillen auSerlefen, ft^&^e id^ mein S)afein befto ^5^er,

9erfu(^ einiger Setrac^tungen über ben DpttmidmuS. 35

iDeil it^ erforen warb, in beut beften $Iane eine ©teile eingune^men. 3<^ rufe oQem ©efd^ipfe ju, U)el(^ed ftd^ nt(]^t felbft unmürbig mad^t fo ju feigen: $eil und, mir ftnb! unb ber St^öpfer ^at an und äBoJ^IgefaDen. Unermegli(]^e Stäume unb (Smigleiten »erben lool^I nur üor bem 9uge beS SQwiffenben bie Steid^t^ümer ber @(]^5pfung in il^rem gangen Umfange eröffnen, i(^ aber a\x& bem ©eftc^töpunfte, morin id^ mid^ beftnbe, beioaff« net bur(^ bie Sinfidb^r ^^^ meiaiem fd^ioad^en SSerftanbe Derliel^en ift, merbe um mid^ fd^auen, fo meit idb !ann, unb immer me^r einfel^en lernen: ba^ bas ©attje bas 99efte fei, unb alles um bed (Bangen millen gut fei*

10 3<6 koerbe in bem beüorftel^enben l^alben Sa^re bie Sogif, tote id^ ge« mol^nt bin, fiber ^iReiern, bie SRetapl^^ftt über Saumgarten, über eben benfelben aud^ bie @tl^if, bie pl^^fifc^e ®eograpbie über meine eigene ^anbfd^rift, bie reine SRat^ematif, bie i(^ anfange, in einer befonbern, bie medbanijd^e SSiffenfd^aften aber in einer anbern @tunbe, beibe nac^

13 Solffen Dortragen. S)ie Sintl^eilung ber @tunben mirb befonberiS be* fannt gemad^t. SRan meig fc^on, bag idb iebe biefer äBiffenfdbaften in einem falben S^l^re gu 6nbe bringe unb, wenn biefeg gu lurg ift, ben Steft in einigen @tunben beS folgenben nadb^ole.

®et>an!ett

bei bem frfil^jeittgen Sbleben

btö

^offam '^xkbndf von §?«nR,

in einem @enbfd^retben an bie

^od^tDOl^Igeborne f^rau^

vetroxii. ^xau ^ittmetjerin Don SfunR,

ertfrau.ber Äa^menfc^en unb Äal^tenfd^en ®üter in Äurlanb,

be8 feiig SJerftorbenen C)oci^betrübte gfrau aKutter,

oon

M. 3mmanuel ftant^

^el^rer ber SBeltmeidl^eit auf ber Kfobemie au J^Ä^nigdbero.

^od^mol^Igebortte fjrau Siittmeifteritt,

GJndbigc ^rau!

Senn bie üRenft^en unter baS ©etümmel il^rer ®ef4dfte unb Ser« ftreuungen geioo^nt lo&ren biSioeilen ernftl^afte SugenbUd e ber le^r«

ft retd^en Betrachtungen gu mengen, \>a\a fie ba8 täglici^e Säeifpiel ber Sitel« feit unferer Sbftc^ten in bem @d^i(ffale i^rer SRitbflrger aufforbert: fo »firben il^re ^reuben )}tenet(^t meniger raufdjenb fein, aber bie SteQe ber* felben m&rbe eine ruhige {^eiterteit ber @eele einnehmen, ber feine guf&De me^r unerwartet ftnb, unb felbft bie fanfte @(]^n)ermut^, biefed g&rtlic^e

10 ®effi^I, baüon ein ebled ^erg auffci^toiat, menn eS in einfamer @tiae bie

9{id)tdn)firbigreit be^i^nigen enoAgt, maiS bei und gemeinigli(]^ für grog

unb wichtig gilt, mürbe me^r ma^re ©lucffeligfeit enthalten ald bie un*

geftfime Selufligung bed Sei(]^tfinnigen unb bad laute Sadjen bed Sporen.

@o aber mengt fid^ ber grbgte {)aufe ber SRenfc^en febr begierig in

15 bad ®ebrAnge berfenigen, bie auf ber äJrfidte, meldje bie SSorfebung Aber einen 3^^eil bed Sbgrunbed ber (Smigteit gefc^Iagen l^at, unb bie mir Seben feigen, gemiffen SBafferblafen nadjiaufen unb fic^ feine 9Rü^e nel^men auf bie Sadbretter fl^t ju baben, bie einen nad) bem anbern neben ibnen in bie Siefe l^erabftnfen laffen, bereu Wag Unenblidjteit ift, unb moDon

10 fie felbft enblid) mitten in ibrem ungeftfimen Saufe oerfdjlungen merben. 6in gemiffer alter S)id)ter bringt in bad ®emälbe bed menfc^licben SebenS einen rübrenben ßugr inbem er ben taum gebornen 9Renf(]^en abfdjilbert. S)a8 JHnb, fpricbt er, erfflQt aldbalb bie guft mit traurigem Sinfeln, mie es einer ^erfon guftebt, bie in eine SSelt treten foQ, mo fo Diel S)rangfale

n auf fte märten. SQein in ber ^olg^ t)er 3<ib^^ Derbinbet biefer SRenfd^ mit ber j^unft fid) elenb gu mad)en nocb biejenige, ed Dor ficb felbft gu verbergen burd) bie 3)e(fe, bie er auf bie traurigen ©egenft&nbe bed 2e« benS mirfti unb befleißigt {t^ einer lei^tfiunigen Kcbtlojigreit bei ber

40 ®eban7en bei htm frfi^ieitigen Kbleben b. ^erm 3oi^. f^rtebc. r>. ^unT.

SRenge ber Übel, bie il^n umgeben, unb bie il^n gleic^iDol^I unipiberfe^lid^ iu einem ipeit fc^mergl^aftern ®eful^I enbU(i^ gurüd fäl^ren. Ob il^n gleid^ unter aDen Übeln Dor bem Sobe am meiften grauet, fo [(i^etnt er bod) auf bad Seifpiel beffelben bei feinen 3Ritbfirgern fel^r toenig S((i^t gu ^aben, auger U)enn nähere SSerbinbungen feine Sufmerffamfett DorgügU(]^ er» 6 meden. Qn einer Qtxt, ba ein kofitl^enber Jtrieg bie Siiegel beiS fdjmarjen ^bgrunbed eröffnet, um aDe Sirübfale über baS menfd^Uc^e @ef(lbl^<^t l^er* Dorbrec^en ju laffen, ba fielet man mol^I, mie ber gemol^nte SUnbUcf ber 9lot^ unb bed Sobed benen, bie felbft mit beiben bebro^t werben, eine faltjtnnige ©leid^gültigfeit einpögt, bag fie auf ba$ Sd^idfal i^rer 93rä« lo ber U)enig a(]^t ^aben. SDein iDenn in ber ruhigen Stille bed bürgerlichen Sebend auS bem (Sirfel berer, bie und entmeber nal^e angelten ober bie mir lieben, bie fo Diel ober me^r Derfpred^enbe Hoffnungen l^atten atö koir, bie mit eben bem @ifer i^ren Slbftc^ten unb Sntmürfen nadj^ingen, ald U)ir t^un, menn biefe, fage id^, nad) bem Süat^fc^luffe beffen« ber aDmäd^» ^ tig über alled gebietet, mitten in bem £aufe i^rer Seftrebungen ergriffen merben, loenn ber Sob in feierlid^er @tille fidi bem @ied)bette beS j^ram len n&^ert, toenn biefer 9iiefe, oor bem bie 9latur fd^aubert, mit lang* famem Sritt l^eranfommt, um ii^n in eifernen Slrmen ein}uf(]^liegen, ali* bann ermad^t mo^l bad ®efäl|l berer, bie eS fonft in S^^ftreuungen er« ao fticfen. @in fd^ioermät^iged ®efä^l fprid^t aud bem ^nmenbigen beö ^qx» jend badienige, mad in einer SSerfammlung ber 9l5mer eindmald mit fo Diel ^Beifall gehört lourbe, meil ed unferer allgemeinen Smpfinbung fo ge» m&g ift: ^6i bin ein SReufd), unb »ad SJtenfd^en koiberfal^rt, tann audb tni(]^ treffen. S)er $reunb ober aud^ ber SSermanbte fpric^t n ftu ftc^ felbft: ^ii befinbe mid^ im ©etfimmel oon ®ef(^äften unb im ®e^ br&nge oon £ebendpflic^ten, unb mein ^reunb befanb fid^ Dor turjem aud^ in benfelben, ic^ genieße meined gebend rul^ig unb unbefummert, aber mer meig, mie lange? S<^ oergnuge mid^ mit meinen f^reunben unb fud^e il^n unter benfelben, 30

Sbn aber l^ält am ernfien Ovtt, 2)er nii^iß jurricfe lägt, 2)te d^toigfeit mit fiarfen Srmen feft.

J& oller.

3u biefen ernftl^aften ©ebanfen erl^ebt mid^, ©n&bigef^rau, bad ss frfil^ieitige ^bfterben ^ero U)firbigen^errn@o^ned, melc^ed @iean« te^t fp biQig bemetnen. ^6i empfinbe ald einer feiner e^maligen Seigrer

^ebanfeit bei bem frü^aetiigen Ableben b. ^erm Sol^. gtiebv. D. gun?. 41

bie[en Serluft mit ft^merjlid^em Seileib, ob id^ gtei(]^ freUi(]^ bie ®rige ber Setrfibnig fcj^toerlid) auSbrfiden faun, bie biefenige betreffen mug, koelc^e mit biefem ^offnungdoollen {ungen $)errn bur^ naivere Sanbe oerfnfipft loaren. 6». ®naben werben mir erlauben, bog {(i^ gu

» biefen menigen Seilen, baburd^ i^i bie S((]^tung audgubrflden tracj^te, bie id^ ffir biefen meinen el^emaligen Su^^rer gel^egt ^abe, nod^ einige ®t^ banlen beifüge, koeld^e bei bem gegeniodrtigen Suftanbe meines ©emfitl^iS in mir auffteigen.

6in jjeber SRenfdb mad^t ftd^ einen eigenen $Ian feiner Seftimmung

10 anf biefer SSelt. ©efd^icfUd^feiten, bie er ermerben xoWi, @]^re unb ®e« mä^Iid^feit, bie er ftd^ baoon aufd t&nftige Derfpric^t, bauerl^iafte ®lnd^ feligteiten im e^elid^en Seben unb eine lange Sflei^e Don SSergnAgen ober Don Unternehmungen mad^en bie S3ilber ber Sauberlaterne aud, bie er ftc^ ftnnreid^ geic^net unb lebhaft nad^einanber in feinen Sinbilbungen fpielen

15 Idgt; ber 2:ob, ber biefeS Sc^attenfpiel f erliegt, geigt fic^ nur in bunfeler Serne unb loirb burd^ baS Sic^t, baS aber bie angenehmere @teDen oer:: breitet ift, Derbunfelt unb untenntlid^ gemacht. äSdl^renb biefen Sr&ume« reien fäl^rt unS unfer ma^reiS @(^id(fal gang anbere 3Bege. 3)ad Sood, bad uniS mirtlid^ gu tl()eil loirb, fie^t bemjenigen feiten ftl^nlid^, load »ir

30 und oerfpradb^ti, »ir finben unS bei jebem @d^ritte/ben mir t^un, in un« feren (Srmartungen getdufd^t; inbeffen oerfolgt gleid^mol^l bie Sinbilbung il^r ®efc^dfte unb ermfibet nid^t neue Sntmfirfe gu geid^nen, bid ber Sob, ber nodb immer fern gu fein fc^eint, plb^lid^ bem gangen Spiele ein @nbe mad^t. SSenn ber SJtenfd) auS biefer Belt ber f^abeln, baoon er burd^

3> 6inbilbungen felbft @d^5pfer ifi unb barin er fid^ fo gerne auf^dlt, in bieienige burd^ ben SSerftanb gurucfgefü^rt mirb, barin i^n bie SBorfe^ung iDirflid^ gefegt ^at, fo mirb er burd^ .einen lounberfamen SSiberfpruc^ in SBermirrung gefegt, ben er bafelbft antrifft unb ber feine $lane gdnglid^ gu nid^te mad)t, inbem er feiner (Siurtd^t unauftöSlid^e 9tdt^fel oorlegt.

90 Sufteimenbe SSerbienfte einer l^offnungdooUen Sugenb oenoelfen oft frü^* geitig unter ber Saft fd^merer Brautzeiten, unb ein unmidtommener Sob burd^ftreid^t ben gangen @ntmurf ber Hoffnung, barauf man gered^net ^atte. £er 9Rann oon ©efd^idlid^feit, oon SSerbienften, oon Steidjt^um ift ni(^t immer berienige, meldjem bie SSorfe^ung bad meitefte giel bed

3$ Bebend geftedt ^at, um bie f^räc^te von allen biefen rec^t gu geniegen. S>ie fShreunbfc^aften, bie bie gdrtltc^ften finb, bie S^en, bie bie meifte ®lfidtfelig(eit oerfpred^en, merben oft burd^ ben frfi^eften 3:ob unerbittlich

42 ^ebanfen bei beut frfi^eitigen Hbleben b. ^erm Sol^. ^rtebr. t>, ffunf.

gerriffen; inbeffen bag Krmutl^ unb @Ienb gemetniglid^ an bem SRoden ber ^arjen einen langen f^aben gießen unb Diele nur fd^einen {t(]^ ober anbern jur ^ßlage fo lange ju leben. 3n biefem f(6einbaren SBiberfprucfte tl^eilt gleid^mo^l ber oberfte Sel^errfc^er einem |eben baS SooS feinet @d)i(Ifal8 mit meifer ^anb auS. @r verbirgt baiS ßnbe unferer Seftim- 5 mung auf biefer äBelt in unerforfc^Uc^e S)unfel^eit, macibt und burd^ triebe gefc^&ftig, burcib Hoffnung getroft unb b\xx6i bie glfidCfelige Un» kDtffenl^eit beS jSunftigen eben fo befliffen auf 8lbft(]^ten unb (Sntwttrfe gu finnen, »enn fte balb aQe foDen ein @nbe l^aben, als »enn koir uniS im anfange berfelben bef&nben: k^

S)o6 ieber feinen ^etd t>oUtnht, ben i^m ber ^immel audetfe^n.

^ope.

Unter biefen Setrad^tungen rid^tet ber Seife (aber koie feiten ftnbet {td^ ein folc^er!) bie Sufmerffamfeit oornebmlic^ auf feine groge Seftim« mung ienfeit bem ©rabe. @r verliert bie äSerbinblic^teit nid^t auS ben u Singen, bie i^m ber Soften auferlegt, auf meldten i^n l^ier bie SSorfe^ung gefegt l^at. 93ernfinftig in feinen Sntmflrfen, aber o^ne (Sigenftnn, juoer« fid^tlid^ auf bie Srf&Qung feiner $)offnung, aber o^ne Ungebulb, befc^ei« ben in äSünfc^en, o^ne Dorjufd^reiben, oertrauenb, o^ne gu pochen, ift er eifrig in Seiftung feiner $flic^ten, aber bereit mit einer d^riftlid^en 9te< 29 ftgnation ftc^ in ben 93efe^l bed |)ö(^ften gu ergeben, menn ed i^m gefällt, mitten unter aDen biefen SBeftrebungen il^n oon ber Sü^ne abgurufen, »orauf er gefteüt mar. 3Bir finben bie SBege ber SSorfe^ung allemal melfc unb anbetungdmfirbig in ben @tüden, mo mir fie einigermaßen einfe^en (5nnen ; foQten {ie ed ba nic^t noc^ meit mel^r fein, mo mir ed nic^t fönnen? (Sin frül^iieitiger 2:ob berer, Don benen mir und Diel fc^meic^lenbe |)off» nung mad^ten, fej^t und in @d)reden; aber mie oft mag nidl)t biefed eben bie grbgte (Sunft bed ^immeld fein! Seftanb nid^t manc^ed SRenfc^en Unglüd oorne^mlic^ in ber SSergögerung bed Sobed, ber gar gu f&umig mar, nad) ben rül()mlidbften Auftritten bed Sebend gu red^ter Seit einen so !lbfd)nitt gu machen?

@d ftirbt ber l^offnungdoolle Jüngling, unb mie Diel glauben mir nic^t abgebrod^ener ©lüdfeligleit bei fo frühem äSerluftegu oermiffen? SQein im Säuere ber @c^idfale lautet ed oielleid^t anberd. SSerfu^rungen, bie fid^ fc^on oon fern erhoben, um eine nodb nid)t fe^r bem&^rte Sugenb ss gu ftürgen, Srübfale unb SSibermdrtigfeiten, momit bie Sufunft bro^te, allem biefem entfloli biefer ®lud)elige, ben ein früher 2:oD in einer gefeg«

Oebanfen bei bem frül^aeltigen 9bUben b. ^emt 3ol^. ^riebr. D. 9iinf . 43

neten @tunbe l^inmeg führte; tnbeffen bog f^reunbe unb SSemanbte, un« ttiffenb beö j^ünftigeti, ben Serluft berienigen ^af^xt betoeinen, Don benen fte ftd) einbilbeni bag {{e baS Seben il^reö Angehörigen bereinft ru^mlit^ mfirben gefrönt l^aben. 3<^ n)ill, el^e id^ biefe ipenige Seilen fd^Hege,

s eine Iletne Seid^nung oon bem Seben unb bem S^araftere bed f eltg Ser* ftorbenen entmerfen. S)a9, mad idb anful^re, ifi mir aud ber Stadb^it^t feines getreuen $errn ^ofmeifterS, ber il^n jArtlic^ bemeint, unb au8 meiner eigenen JCenntni| betannt. 9Ste Diel gute 6igenf(^aften giebt ti nid^t no^, bie nur berfenige lennt, ber ind Snnerfte ber bergen fie^t, unb

10 bie um befto ebler |inb, je meniger fte beftrebt ftnb, öffentlich in bie Augen 2U fallen !

^rr Sodann Sriebri(6 Don f^unt mar ben 4. Octobr. 1738 au8 einem Dornel^men abliefen $aufe in JCurlanb geboren, ßr l^at Don jtinb« l^eit an niemals einer DoDtommenen @efunb^eit genoffen. Sr mürbe mit

15 großer Sorgfalt erjogen, bejeigte Diel Steig im @tubiren unb ^tte ein ^erji meldbeS Don %atur bagu gemacht mar, um gu eUen (Sigenfdb^ften gebilbet gu merben. 6r tum ben 15. ^unii 1759 nebft feinem (ungern {^errn Sruber unter ber Anffi^rung ibreS $)errn f)ofmeifterd auf ^ieftge äfabemie. Sr untermarf fit^ mit aOer Sereitmidigteit bem 6;ramen beS

» bamaligen $errn S)e€anu8 unb machte feinem gleige unb ber Untermei» fung feines $errn ^ofmeifterS @^re. 6r mol^nte ben SBorlefungen bed ^txxtn @onftftoriaIrat^ unb ^rofeff orS SeSle, iej^f ger Seit äiectorid 9Rag' nifid ber Unioerfit&t, imglei^en benen beS Ferren S)oct. ber 9ied)tSgeIebr* famleit Sund unb ben meinigen mit einer Unoerbroffenbeit bei, bie gum

» 9Rufter biente. Sr lebte eingebogen unb ftiQ, moburd) ßr audb bie menige itr&fte feines jur Abgel^rung geneigten JSörperS nod^ erhielt, bis Sr gegen baS (Snbe beS SebruarS biefeS Sa^reS baoon nadb unb nad^ fo angegriffen mürbe, bag Sl^n meber bie ^ßege unb Sorgfalt, bie an 3^n gemanbt mar, nod^ ber Steig eines gefd)idften ArgteS länger erhalten tonnte; fo bag

so Sr ben 4. 9Rai biefeS 3<^^reS, nad^bem (Sr fidb ^it ber €tanb^aftigfeit unb feurigen Snbadbt eines Sl^rtften }u einem erbauHt^en Snbe Dorbe« rettet l^atte, unter bem 93eiftanbe feines getreuen @eelforgerS fanft unb felig Derfd^ieb unb in ber l^ieftgen i^atl^ebralKrd^e ftanbeSmägig beerbigt marb.

u Sr mar Don fünfter unb getaffener ®emfit^Sart, leutfelig unb be* ft^eiben gegen febermann, gfitig unb gum aQgemeinen SBo^lmoDen geneigt, eifrig befliffen, um fi(^ gur Sietbe feines ^aufeS unb gum 9tu^en feines

44 (^ebanfen Bei bent frül^aettigen $(b(eben b. ^erm So^. Sriebr. b. f^unf.

äSaterlanbeS gel^örig auSgubilben. @r l^at niemals iemanb iPobur(!^ an« berd betrübt alS burd^ [einen S:ob. @r befliß ft(^ einer ungel^euc^elten grömmigfeit. (5r toSre ein recfttfd^affcner Sürger für bie SBelt geworben, aDein ber Statl^fd^Iug beiS |)ö(l^ften »oDte, bag er einer im {)tmmel werben foQte. @ein Seben ift ein Fragment, weld^eS uniS bad fibrige l^at wfinfd^en s iaffen, beffen und ein frul^er Sob beraubt l^at.

(Sr mürbe )}erbienen benjentgen jum SRufter t)orgefteIIt gu werben, bie bie 3!a^re il^rer (Srjie^ung unb ^ugenb rül^mlid^ jurädjulegen benfen, Wenn ein ftiHed SSerbienft auf ßatterl^afte ©emfitl^er eben ben ßinbrud ber Slad^eiferung wirfte, aliS bie falfd^ fcj^immernbe (Sigenfd^aften berieni« lo gen tl^un, beren @itelfeit nur auf ben @d^ein ber 5£ugenb gel^t, o^ne ftd^ um ia& SBefen berfelben ju befümmern. @r ift Don benen, welchen er am gehörte, oon feinen f$reunben unb aDen benen, bie S'^in fannten, fe^r be« bauert worben.

S)iefeiS ftnb, ®n&bige$rau, bie S^g^ ^on bem @]^arafter S)ero 15 DormalS im geben mit Siecht fo geliebten Ferren @o]^nd, weld^e, fo fd^wac]^ fie aud^ entworfen worben, gletc^wol)! Diel ju fel^r bie äBel^mutl^ erneuern werben, bie @ie über feinen äSerluft empftnben. Slber eben biefe bebauerte @igenfd^aften {tnb ed, bie in fold^em SSerlufte ju nid^t geringem 2:rofte gereichen; benn nur benen, weld^e bie wid^tigfte unter aQen S(b« 90 ftd^ten leic^tftnnig auS ben Slugen fe^en, fann ed gleich Diel fein, in wet d^em Suftonbc pe bie Sl^rigen ber ©wigfeit überliefern. Sd^ überl^ebe mic^ ber Semü^ung, @w. ®naben weitlduftige STroftgrünbe in biefer Setrüb« ntg barjulegen. S)ie bemüt^ige @ntfagung unferer eigenen SSünfd^e, wenn ed ber weifeften SSorfe^ung gef&Üt ein anbereS gu befd^liegen, unb bie 25 d^rlftlid^e @ebnfud^t nad^ einerlei feiigem ^kU, gu weld^em anbere Dor und gelangt finb, DermSgen mel^r jur Seru^igung bed bergend, ald alle ®rfinbe einer trocfenen unb traftlofen Serebfamfeit. 3!d^ l^abe bie @l^re mit größtem Sfiefpect gu fein,

§0(i^njo^töcbornc ^rau, »o

©näbige JJ^au JRittmeifterin,

(Sw. ©naben ifonigSberg, ben 6. Sun. 1760. ge^orfamjter JDiener

3. ^awt. 35

Pte faffc^e ^piiftnbiflReit

ber

Dtcr ftjlTogtlitfc^en ^^iguren

crh)ic[cn

Don

M. 3mmanttel ftant*

§1.

aUflcmcincr Scflriff üon bcr SRatur bcr aScrnunftfd^lüffc.

@tn)Qd als einSRertmal mit einem 3)inge üergleid^enl^eigt urt^eilen. 3)ad S)ing felber i[t bod @ubiect, bad aRerlmal bad $räbicat. 3)ie SSer»

5 gleid^ung mtrb burd^ bad SSerbinbungdjeidien ift ober finb auSgebrüdt, meld^ed, wenn ed fd)Ie(!^t^in gebraut^t mirb, baS $räbicat als ein SRerl» mal bed @ubiectd begeit^net, ift ed aber mit bem Qtxiitn ber SSerneinung bel^aftet, bad $räbicat aliS ein bem @ubiect entgegen gefe^teiS SRerlmal ju ertennen giebt. 3n bem erftern f^aU ift bad Urt^eil beia^enb, im anbern

10 üerneinenb. 3Ran üerftel^t leidet, bag, menn man bad $räbicat ein SRerl» mal nennt, baburd^ nid^t gejagt merbe, bag ed ein 3)?erlmal bed @ubiectd fei; benn biefed ift nur in bejal^enben Urtl^eilen alfo; fonbern bag ed ald ein 3)?erfmal üon irgenb einem 3)inge angefel^en merbe, ob ed gleid^ in einem oerneinenben Urtl^eile bem @ubiecte beffelben miberfprid^t. @o ift

15 ein ®eift bad S)ing, bad id^ gebenfe; gufammengefe^t ein SRerlmal oon irgenb etmad; bad Urtl^eil: ein ®eift ift nid^t gufammengefe^t, fteUt biefed 3Rerfmal a\& miberflreitenb bem S)inge felber oor.

SBad ein äRerfmal oon bem SRertmale eined S)inged ift, bad nennt man ein mittelbares SRerlmal beffelben. @o ift notl^menbig ein

20 unmittelbares 3)?erlmal ©olteS, unoeränberlid^ aber ein SRerfmal beS Stotl^menbigen unb ein mittelbares SRerfmal ®otteS. 3)?an ftel^t leidet: bag baS unmittelbare 3)?erfmal gmifd^en bem entfernten unb ber @ad^e felbft bie Stelle eines 3tt)ifd^enmerImalS (nota intermedia) oertrete, meil nur burc^ baffelbe baS entfernte SRerfmal mit ber @ad^e felbft oer»

25 glid^en mirb. 3!lian tann aber aud^ ein SRerfmal mit einer @ad^e burc^ ein Swifd^enmerlmal oerneinenb oergleid^en, baburd^ bag man erlennt,

48 ^te falfd^e ©pt^ftnbigfett ber Dter f^Hogifttfcl^en Figuren.

bafe etwaö bcm unmittelbaren SRerlmal einer ©ad^e miberftreite. 3u» fällig miberftreitet aliS ein SRerlmal bem Slotl^menbigen; notl^menbig aber ift ein SRerlmal üon ®ott, unb man ertennt al{o üermittelft eined ßuoifcl^enmerlmaliS, ba^ gufäQig fein ®ott U)iberf))re(l^e.

SRunmel^r errid^te id^ meine SRealerllärung üon einem SSernunft« 5 fd^luffe. @in iebed Urtl^eil burd^ ein mittelbare^ SRerfmal ift ein SSernunftfd^lug, ober mit anbern SBorten: er ift bie SSergleid^ung eine« ÜRerfmalö mit einer ©ad^e »ermittelft eines Swifd^enmerlmalö. 2)iefe§ ßöJifd&cnmerlmal fnota intermedia) in einem SSernunftfd^lufe l^eifet aud^ fonft ber mittlere ^au^^tbegriff (terminas medius); melc^eS bie 10 anbere ^auptbegriffe pnb, ift genugfam belannt.

Um bie 93ejie]^ung bed SRerlmalS gu ber @ad^e in bem Urt^eile: bie menfd^lic^e @eele ift ein ©eift, beutlid^ ju erfennen, bebieneid^ mid^ beS Stt^U^^K^^^f^ölö vernünftig, fo bafe Id^ üermittelft beffelben ein ® eift gu fein alö ein mittelbares SRerlmal ber meufd^lid^en Seele anfeile. 15 @S muffen notl^tDenbig l^ier brei Urtl^eile Dorfommen, nämlid^:

1. ein ®eift fein ift ein 5Werfmal beö SSernünftigen;

2. aSernünftig ift ein SRerlmal ber menfd^lid^en Seele;

3. 6in (Seift fein ift ein ÜRerlmal ber menfd^lid^en Seele;

benn bie SSergleid^ung eines entfernten SKerlmalS mit ber Sad^e felbft ift 20 nid^t anberS mie burd^ biefe brei ^anblungen mbglid^.

3n ber gorm ber Urtl^eile toürben jte fo lauten: SlHeS SSernünftige ift ein ®eift, bie Seele beS SKenfd^en ift üernünftig, folglid^ ift bie Seele beS SKenfd^en ein ®eift. 3)iefeS ift nun ein bejal^enber SBernunftfd^lufe. SSBaS bie oerneinenben anlangt, fo f&Qt eS eben fo leidet in bie Slugen, 25 bag, koeil id^ ben SBiberftreit eines $räbicats unb SubjectS nid^t iebergeit flar genug erlenne, id^ mid^, menn id^ lann, beS ^ülfSmittelS bebienen muffe, meine einjtd^t burd^ ein Sö)ifc^enmerlmal ju erleid^tern. Se^et, man lege mir baS üerneinenbe Urtl^eil Dor: S)ie S)auer ©otteS ift burd^ leine S^it ju meffen, unb id^ flnbe nid^t, bafe mir biefeS ^räbicat, fo un* 30 mittelbar mit bem Subjecte oerglid^en, eine genugfam flare 3bee beS SBiberftreitS gebe, fo bebiene id^ mid^ eines SRerlmalS, baS id^ mir um mittelbar in biefem Subfecte DorfteUen lann, unb üergleid^e baS $räbicat bamit unb öermittelft beffelben mit ber Sad^e felbft. S)urd^ bie S^it meParfeinkoiberftreitet allem Unt)eränberlid^en,unt)eränberlid^ 35 aber ift ein SDterlmal ©otteS, alfo u. f. xo. S)iefeS fbrmlid^ auSgebrüdCt

3>ic folfd^c Öptipnbtgfdt her ötcr f^ttogifttf^lcn Sigurcit. 49

tt)ürbe fo lauten: 5Rid^t« Unocranbcriidöc* ift meßbar burd^ bic Seit, bic JDaucr ®ottc8 ijl unücrfinbcrUd^, tolgli^^ u. f. ».

§2.

5ßon bcn obcrjicn Sdcgcln aller SSernunftfcl^lülfe.

& 9luS bem ^(ngefül^rten erlennt man, bag bie erfte unb allgemeine Siegel aller bejal^enben aSernunftfcftlüffe fei: 6in SRerlmal öom Wtexh mal ift ein 3^erlmal ber ©ad^e felbft (nota notae est etiam nota rei ipsias); Don allen Derneinenben: 3Bad bem äRerlmal eineiSS)inged n)iberf))rid^t, miberfprid^t bem S)inge felbfl (repugnans notae

10 repugnat rei ipsi). JSeine biefer Sfiegeln ifl ferner eined Semeifed fällig. S)enn ein Semeid ift nur burd^ einen ober mel^r SSernunftfd^lüffe m5gli(!^, bie oberfte f^ormel aller SSemunftfd^luffe bemnad^ bemeifen moQen, mürbe feigen im Sirlel fc^liegen. SlUein bag biefe Sfiegeln ben allgemeinen unb legten ®runb aller Dernfinftigen ©d^lu^art entl^alten, erl^eUt baraud, meil

15 biefenige, bie f onft bid bal^er Don allen Sogif ern für bie erfte Siegeln aller SSernunftf d^lüffe gel^alten morben, ben einjtgen ®runb il^rer SSBal^rl^ett auS ben unfrigen entlel^nen muffen. 2)a8 Dictum de omni, ber oberfte ®runb aller beial^enben SSemunftfd^lüffe, lautet alfo: SBad Don einem Segriff aU« gemein befallt mtrb, mirb aud^ Don einem {eben beial^t, ber unter il^m ent«

so galten ift. S)er Semeiögrunb l^ieüon ift flar. derjenige Segriff, unter melc^em anbere entl^alten ftnb, ift allemal atö ein 3)?erfmal oon biefen ab« gefonbert morben; mad nun biefem Segriff gufommt, bad ift ein SRerlmal eined äRertmald, mitl^in aud^ ein äRerlmal ber @ad^en felbft, Don benen er ift abgefonbert morben, b. i. er lommt ben niebrigen gu, bie unter il^m

25 entl^alten ftnb. Sin feber, ber nur einigermaßen in logifd^en JSenntniffen untermiefen ift, fielet leidet ein: baß biefed 3)ictum lebiglid^ um biefed ©runbeö miHen mal^r fei unb baß es alfo unter unferer erften Siegel ftel^e. S)aS Dictum de nollo ftel^t in eben fold^em Serl^ältniß gegen unfere gmeite Siegel äßaS Don einem Segriffe allgemein oerneint mirb, bad mirb aud^

30 Don allen bemjenigen oemetnt, mad unter bemfelben entl^alten ift. S)enn berjenige Segriff, unter meld^em biefe anbere entl^alten ftnb, ift nur ein Don il^nen abgefonberted SRerfmal. äßad aber biefem iSütxtmal miber« fprid^t, mieberfpric^t aud^ ben @ad^en felbft; folglid^ mad ben ]^5l^ern Se» griffen miberfprid^t, muß aud^ ben niebrigen miberftreiten, bie unter tl^m

35 ftel^en.

itant*! Cd^riftcn. «Serie. IT. 4

44 @ebanfen M bent frül^a^t^d^n ^bteben b. ^emt So^. Sriebv. b. ffunf.

93aterlanb€d ge]^5rig audiubilben. @r l^at niemals |etnanb tt)obuT(!^ an« betd betrübt als burd^ feinen 2:ob. (St beßig ftc^ einer ungel^eud^elten $römmigfeit. @r tt)Sre ein rec^tfd^affener Bürger fär bie SSelt geworben, aUein ber Sfiatl^fd^Iug beS ^öd^ften moUte, ba^ er einer im ^immel merben foQte. @ein Seben ift ein Fragment, mH^t^ und bad fibrige l^at tofinfd^en s loffen, beffen und ein frfil^er 2:ob beraubt ^at.

@r märbe Derbienen benjenigen gum SRufter DorgejteQt ju toerben, bie bie ^af^xt il^rer (Srgie^ung unb Sugenb rü^mli(^ jurädjulegen benfen, tt)enn ein ftiUed SSerbienft auf ^atterl^afte ©emfitl^er eben ben (Sinbrud ber 9la(!^eiferung mirlte, atö bie falfc!^ fc^immernbe (Sigenfd^aften berjeni« lo gen tl^un, beren @itelleit nur auf ben Sd^ein ber Stugenb gel^t, ol^ne jtd^ um baS äSefen berfelben ju beffimmern. @r ift Don benen, toeld^en er an^ ge]^5rte, üon feinen $reunben unb aUen benen, bie ^l^n fannten, fel^r be» banert morben.

S)iefe8 ftnb, ©n&bige^rau, bie ßuge üon bem Sl^aralter S)ero is Dormatö im Seben mit Sfied^t fo geliebten Ferren @o]^nl$, toeld^e, fo fd^mad^ fte aud^ entworfen toorben, gleid^mol^I t)iel gu fel^r bie SSBel^mut^ erneuern werben, bie @ie über feinen SSerluft empfinben. Slber eben biefe bebauerte @igenfd^aften ftnb ed, bie in fold^em SSerlufte gu nid^t geringem Srofte gereid^en; benn nur benen, weld^e bie wid^tigfte unter aUen 8b« so ftd^ten leid^tjtnnig a\x^ ben S(ugen fe^en, lann ed gleid^ üiel fein, in mel« d^em Suftanbe fte bie Sl^rigen ber ©wigleit überliefern. Sd& überl^ebe mid^ ber Semül^ung, Sw. ©naben weitläuf tige 2:roftgrünbe in biefer 93etrüb» nig bargulegen. 3)ie bemütl^ige @ntfagung unferer eigenen SSünfd^e, wenn ed ber weifeften SSorfel^ung gefftUt ein anbered gu befd^liegen, unb bie ss d^riftlid^e ©el^nfud^t uad^ einerlei feiigem ßi^I^r gu weld^em anbere t)or und gelangt ftnb, vermögen mel^r gur Serul^igung bed bergend, old alle ©rünbe einer trodenen unb Iraftlofen Serebfamfeit. 3^ l^abe bie (Sljxt mit größtem Sdefpect gu fein,

©oiä^tooi^tgcborttc grau, »o

©näbige ^xan Sdittmeifterin,

@w. ©naben J(onigSberg, ben 6. Sun. 1760. ge^orfarafier S)iener

3. J^Qltt. 35

Pie faffcje §pi|f^n5tflRcit

bec

Dter ftjffogiliifc^en grtguren

crwicfen

üon

M. 3mmauuel lant

52 2)te fatfdge Spi^finbigfett ber \)\tx f^Hogifüfc^en Figuren.

Sn bcr gtöeiten Siflur finb feine anbre al8 Dermifd^te

aSernunftfd^Iuffe möglid^.

3)ie Siegel ber gtteiten gigur ijt btefe: SBem ein 3Rerfmal eine« 3)tnged tt)iberf))ri(!^t, bad toiberfprit^t bem S)inge felbet. S)iefer @a^ Ifl nur barum tt)a]^r, toeil baiSientge, bem ein 3RertmaI n)iberf))ri(!^t, bad & tt)iber{pri(l^i aud^ biefem SRerfmal, mad aber einem 3)?erlmal toiberfprid^t, ttiberftreitet ber @a(!^e felbft, alfo ba^ienige, bem ein SRertmal einer @a(^e toiberfprid^t, bad ttiberftreitet ber @a(!^e felber. $ier ift nun offenbar, bag Uo& befimegen, totW i6) ben Dberfa^ aU einen üerneinenben @a^ f(!^le(!^i« ^in umlel^ren lann, eine Sd^Iugfolge Dermittelfl bed Unterfa^ed auf bie lo ßonclujton möglid^ ifi S)emna(!^ mug biefe Umfel^rung babei gel^eim ge« bad^i toerben, fonft fd^liegen meine @ft^e nid^t. 3)er burd^ bie Umlel^rung l^eraud gebrad^te @a^ aber ift eine eingefd^obene unmittelbare $oIge aud bem erfteren, unb ber SSeruunftfd^lug l^at Dier Urtl^eile unb ift ein ratio- cinlam hybridum, g. @. toenn id^ fage: 15

Äein ®eiji ift tl^eilbar; aae Materie ift t^eilbar; S'olgHd^ ift leine SRaterie ein ©eift,

fo f daliege iii red^t, nur bie @d^Iug!raft ftedCt barin, tteil aud bem erften @a^: fein ® eift ift tl^eilbar, burd^ eine unmittelbare f^olgerung fliegt: 20 folglid^ nid^td Sl^eilbareS ift ein ®eift, unb nad^ biefem aUed nad^ ber allgemeinen Siegel aller SSernunftfd^l&ffe rid^tig folgt. Slber ba nur traft biefer baraufi gu giel^enben unmittelbaren f^olgerung eine @d^lug« f&l^igleit in bem Argumente ift, fo gel^ört biefelbe mit bogu, unb er l^at Dier Urtl^eile: 35

Äein ®eift ift tl^eilbar;

Unb bal^er nid^tiS ST^eilbareiS ift ein ®eift; alle SRaterie ift tl^eilbar;

SWit^in feine SHaterie ift ein ®eift.

3n ber britten S^igur finb leine anbere als Dermifd^te 30

Sßernunftfc^lüffe möglid^-

S)ie Siegel ber britten ^igur ift folgenbe: äßad einer @ad^e gulommt ober U)iberfpri(!^t, bad lommt aud^ gu ober koiberfprid^t einigen, bie unter einem onbern SRcrImale biefer Sad^e entl^alten finb. S){efer @a^ felber

S)te falfc^e ©pt^finbififett ber Dter f^Uogiftifc^en giguren. 53

tft nur barum \Daf)x, meil id^ baiS Urt^eil, in »eld^em gefagt mirb, bog ein anberefi 3Si^xfmal biefer Sad^e gufotnmt, (per conversionem logicam) umlel^ren fattn, ttoburd^ ed ber SRegel aller Sernunftfd^läffe gem&g mirb. (SS \id^t i. (S.:

5 Sine 9Renf(!^ett ftnb @ünber;

SlUe 3Renf(l^eti ftnb üernfinftig; 9lIfo einige SBernfinftige ftnb @unber.

S)tefejS fd^Iiegt nur, tt)e{I id^ burd^ eine Umlel^rung per acoidens aud

bem Unterfa^ alfo fd^Ite^en lann: folgltd^ ftnb einige Dernänfttge äßefen

10 9Renf(!^en, unb olUbann merben bie 93egrtffe nad^ ber SÜegel aller SSer«

nunftfd^Iftffe Derglit^en, aber nur Dermittelfi eines eingef d^obnen unmittel»

baren @d^luf[ed, unb man f)at ein ratiocinitim hybridum :

9Ue SRenfd^en ftnb @ünber; Sine SRenfd^en ftnb Dernfinftig; 15 3)?it]^in einige äSernünftige ftnb SRenfd^en;

Sllfo einige SSernAnftige ftnb @finber.

@ben baffelbe lann man fel^r leidet in ber üerneinenben 9rt biefer f^igur geigen, toeld^ed id^ um ber j^ürge miüen toeglaffe.

3n ber vierten Sigur finb feine anbere toie öermifd^te 20 SBernunftfd^lüffe mbglid^.

3)ie @d^lugart in biefer f^orm ift fo unnatürlid^ unb grünbet ft(!^ auf fo Diel mögliche 3ioif(^^nf(^lAf[^f i'i^ cA^ eingefd^oben gebadet merben mfiffen, ha^ bie Siegel, bie id^ bat)on allgemein Dortragen Ibnnte, fel^r bunlel unb unüerfiänblid^ fein mürbe. Um bedmillen toill id^ nur fagen,

35 um meld^er Sebingungen millen eine Sd^luglraft barin liegt, ^n ben Der« neinenben Srten biefer 93ernunftfd^lüf[e ift barum, »eil id^ entmeber burc!^ logifd^e Umtebrung ober 6ontra))o{ttion bie ©teilen ber ^auptbegriffe oer^ finbem unb alfo nad^ {ebem SSorberja^e feine unmittelbare @d)lu^folge gebenlen lann, fo bag biefe @d^lugfolgen bie Sejiel^ung befommen, bie fte

30 in einem SSernunftfd^luffe nad^ ber allgemeinen Siegel Aber^aupt l^aben mäffen, eine rid^tige f^olgerung mbglic^. SSon ben bejlal^enben aber toerbe id^ jeigen, bag ^e in ber oierten f^igur gar nid^t mbglid^ feien. 3)er Der« neinenbe äJernunftfd^lug nad^ biefer Sigur mirb, koie er eigentlid^ gebac^t werben mug, fid^ auf folgenbe Srt barfteQen :

54 S)te falfd^e 6pt^ftnbtgfett bet uter f^aogtfttf(^en f^tguren.

Äcin ©ummcr ift geleiert; gfolgl. lein ©elel^rter ift bumm. @inige ©elel^rte ftnb fromm; golgl- einige Sfromme finb geleiert; 9lfo einige f^romme {tnb nid^t bumm. .•>

@d fei ein S^nogidmuiS Don ber gtoeiten S(rt:

6in jeber ®eift ip etnfat^; SQed @tnfa(^e ift unoenoedUd^; Sllfo einiges Unoeroedlid^e ift ein ®eift.

$ier leud^tet beutlid^ in bte S(ugen, bag baS ©d^Iugurl^eil, fo toie eiS lo ba ftel^t, Qud ben S^orberf&^en gar nid^t fliegen tonne. 9Ran oernimmt biefeiS gleid^, fo balb man ben mittlem ^auptbegriff bamit Dergleid^t. ^äi lann namlid^ nid^t fagen: einiget Unoerttedlit^e ift ein ®eift, meil ed eim fad^ ift; benn barum, koeil etmad einfad^ ift, ift ed nid^t fofort ein ®eift. f^erner fo fönnen burd^ aQe möglid^e logifd^e S^eränberungen bie SSorber« 15 fä^e nic^t fo eingerid^tet »erben, bag ber ©d^lu^a^ ober aud^ nur ein anberer @a^, aud koeld^em berfelbe atö eine unmittelbare f^olge ßiegt, fönnte l^ergeleitet »erben, menn nämlid^ nad^ ber in allen Figuren einmal feftgefe^ten Sfiegel bie ^auptbegriffe il^re ©teilen fo l^aben foUen, bag ber größere ^auptbegriff im Dbcrfa^, ber Heinere im ttnterfa^e üorfomme.*) 20 Unb obgletd^, toenn id^ bie ©teilen ber ^auptbegriffe gänjlid^ oer&nbere, fo bafe berjenige ber fleinere wirb, ber Dorl^er ber größere toar, unb um«» gefeiert, ein @d^lugfa^, aud bem bie gegebene (Sonclufton fliegt, lann ge« folgert toerben, fo ift bod^ alsbann aud^ eine ganglid^e SSerfe^ung ber 93orberf&^e notl^ig, unb ber nad^ ber vierten f^igur erl^altene fo genannte 35 SSernunftfd^lug entl^ält tool^l bie SRaterialien, aber nid^t bie f^orm, tt)or»

*) S)tefe Siegel grfmbet fld^ auf bte f^ntl^etif^e Drbnung, nad^ totläjex guerfl bad entfernte unb bann ba^ ndl^ere 3J^er!ntal mit bem ©ubjecte t)erQlt(^en mirb. Sn- beffen wenn biefelbe gTetc^ ald blöd roillfürlid^ angefel^en mürbe, fo mirb fte bod^ unumgdngltd^ ndt^tg, fo balb man Dter Stguren ^aben mtll. 2)enn fo balb ed 30 einerlei ifl, ob \6) bad ^r&bicat ber (Sonclufton in ben Dberfa^ ober Unterfa^ bringe, fo ifl bie erfte gigur Don ber Dterten gar ni^t unterfc^ieben. (^inen ber- gteid^en ^el^ler finbet man in (Srufii Sogif (Seite 600 bie ^nmert

2)tc folfc^e ©pt^finbtflfeit ber öicr ftjUogiftifd^cn giguren. 55

nad^ flcfi^Ioffen tocrbcn foll, unb ift gar lein gScrnunftfdöIufe nad^ bcr logifd^en Drbnung, in ber aUein bie @int]^eilung ber üier f^iguren möglich \% tt)el(l^eS bei ber Derneinenben @d^lu^art in berfelben f^igur ftd^ gang anberiS beftnbet. @d koirb nämlid^ fo l^eigen muffen:

5 ein ieber ®eift ift einfad^;

9llled Sinfad^e ift unDertDedlid^; aif 0 ein jeber ®eift ift unüertöcSltc^ ; aRitl^in einigeis UnDertoedlid^e ift ein ©eift.

S)iefeiS fd^liegt ganj rid^ttg, aUein ein bergleid^en 93ernunftfd^Iug ift üon 10 bem in ber erften i^igur nid^t burd^ eine anbere ©teUe h^^ mittlem ^anpU begriff« unterjd^iebcn, fonbern nnr barin, bafe bie ©teilen ber aSorberfä^e Derdnbert toorben*) unb in bem @d^Iugfa^e bie ©teilen ber ^auptbegriffe. 3)arin beftel^t aber gar nid^t bie S3eränbcrung ber ffigur. 6inen gel^ler Don biefer Slrt finbet man an bem angeffil^rten Drte ber (Sruftfd^en Sogil, 15 too man burd^ biefe f^reil^eit, bie ©teile ber SSorberf&^e gu Deränbern, geglaubt l^at in ber vierten Sigur unb gttar natfirlid^er gu fc^liegen. @d ift f(!^abe um bie SRul^e, bie {td^ ein groger ©eift giebt, an einer unnu^en ©ad^e beffern gu tooUen. 9Ran lann nur toad 9lü^lid^ed tl^un, menn man fie t)erni(^tigt.

20 § 5.

S)ie logifd^e Sintl^eilung ber Dier f^llogiftifd^en f^iguren

ift eine falfd^e ©pi^finbigfeit.

5!Wan fann nid^t in 3lbrebe fein, bafe in allen biefen öier giguren rid^tig gefd^loffen »erben f5nne. 9lun ift aber unftreitig, bag fte alle, bie 35 erfte aufgenommen, nur burd^ einen Umfd^meif unb eingemengte Stt)ifd^en« fd^läffe bie f^olge beftimmen, unb bag eben berfelbe ©d^lugfa^ auiS bem nämlid^en 3Rittelbegriffe in ber erften $tgur rein unb untermengt ab- folgen toürbe. $ier fSnnte man nun benlen, bag barum bie brei anbere f^iguren ]^5(^ftend unnä^e, ni(^t aber falfd^ to&ren. allein toenn man bie

so *} S)enn toenn berje ntge @a^ bet Dberfa^ t{l, in btm bad $r&bicat ber @on*

clufion oorfommt, fo ifl t)on ber eigentlichen ^onclufion, bie ^ier ani ben S^orber- fö^en unmittelbar ßiegt, ber ^meite @a^ ber Dberfa^ unb ber erfte ber Unterfa^. Hldbann aber aUti m^ ber erften Sigur gefc^Ioffen, nur fo, bag ber aufge* gebene ©d^lugfa^ anS btm, melier aundc^ft an^ gebadeten Urt^eilen folgt, burc^

35 eine logifd^e Umfe^rung gegogen n)irb.

56 ^te falfd^e ©pi^finbiafeit bet t)ter fQlIogifltfd^en Figuren.

^l^äjt emägt, in bet {!e erfunben koorben unb no(!^ immer Dorgetragen iDerben, fo toirb man anberiS urt^eilen. SBenn eiS barauf anläme, eine 9)tenge Don Sd^Iäffen, bie unter bie ^aupturtl^eile gemengt m&ren, mit biefen fo ju t)ern)t(leln, bag, inbem einige audgebrüdt, onbere Derfd^toiegen tt)firben, ed Diele JSunft loftete, il^re Übereinftimmung mit ben SRegeln ju 5 fd^Iiegen ju beurtl^eilen, fo mürbe man tool^l eben nid^t mel^r f^iguren, aber bod^ mel^r r&tl^fell^Qfte Sd^läffe, bie iSopfbred^eniS genug mod^en lönnten, nod^ baju erpnnen f5nnen. @d ifi aber ber Qmd ber Sogif, nid^t gu t)ertt)id(eln, fonbern aufgulöfen, nid^t DerbedCt, fonbern augenfd^einlid^ etmaS üorjutragen. ©al^er foflen biefe üier ©d^Iufearten einfad^, unüer« 10 mengt unb ol^ne »erbedtte Sttebenfdölüffe fein, fonft ift il^nen bie grei^eit nic^i gugeftanben, in einem logifd^en SSortrage ald i^ormeln ber beutlid^« ften aSorftcIlung eine« aSernunftfd^luffc« gu erfd^einen. ift aud^ getoife, bag bid bal^er ade Sogiler fte für einfädle 9Sernunftfd^Iüf[e ol^ne not]^:> menbige S)ajU)ifd^en{e^ung Don anbern Urtl^eilen angefel^en l^aben, fonft 15 mürbe il^nen niemals biefeö Sürgerred^t fein ertl^eilt morben. 68 ftnb alfo bie übrige brei ©d^lufearten al« Siegeln ber aSernunftfd^lüffe überhaupt rtd^tig, ald fold^e aber, bie einen einfad^en unb reinen @d^lug entl^ielten, falfd^. S)iefe Unric^tigfeit, meldte eiS gu einem SHed^te mad^t, @inftd^ten DermidEeln ju bürfen, anftatt bag bie Sogil gu il^rem eigentl^ümlid^en 20 Stt)e(te l^at, aUed auf bie einfad^fte @rfenntnigart gu bringen, ift um befto größer, Je mel)r befonbere [Regeln (bereu eine jebe §igur etlid^e eigene l^at) nötl^ig ftnb, um bei biefen ©eitenfprüngen ftc^ nid^t felbft ein Sein unter» gufd^lagen. 3n ber Sl^at, mo {emald auf eine gänglid^ unnü^e ©ad^e Diel @d^arf{tnnigleit Dermanbt unb Diel fd^einbare ©elel^rfamleit Derfd^menbet 25 ttorben ift, fo ift biefe. 3)ie fo genannte 2Robi, bie in ieber Sigur moglid^ finb, burd^ feltfame SSörter ängebeutet, bie gugleid^ mit Diel ge» l^eimer JSunft Sud^ftaben entl^alten, tt)elc^e bie SSermanblung in bie erfte erleid^ tern, werben lünftigl^in eine fd^ä^bare @elten^eit Don ber S)enlung8« art bed menfd^lid^en SSerftanbed enthalten, menn bereinft ber el^rmürbige so Sfioft beiS Slltertl^umd einer beffer untermiefnen 9lad^Iommenfd^aft bie emjtge unb Dergeblid^e Semül^ungen il^ren SSorfal^ren an biefen Überbleibfeln mirb bett)unbern unb bebauren leieren.

@d ift aud^ leidet, bie erfte SSeronlaffung gu biefer Spi^finbigleit gu entbeden. S)erienige fo guerft einen S^QogidmuiS in brei 9ieil^en überein» 33 anber fd^rieb, il^n mie ein @d^ad^brett anfal), unb Derfud^te, maS aud ber SJerfe^ung ber Stellen beS SRittelbegriffd l^erauSlommen möd^te, ber tt)ar

3)ic \al\6)e ©pi^finblgfeit bcr t>\tx f^nogiftlfd&cn {Jtgurcn. 57

eben fo betroffen, ha er getoal^r »arb, bafe ein üernünftiger Sinn l^erauS* lam, ald einer, ber ein Slnogramm im Flamen ftnbei @U \oax eben fo finbifd^ fic^ über bad eine mie über baS anbre gu erfreuen, oornebmlid^ ba man barüber Dergag, bag man nid^ts 9leued in Slnfebung ber S)eutlid^teit,

5 fonbern nur eine SSermel^rung ber Unbeutlid^Ieit aufbräd^te. StUein c9 ift einmal baS £ood beiS menfd^lic^en SSerftonbed fo beioanbt; entmeber er ift grüblerifc^ unb gerätl^ auf f^ra^en, ober er l^afd^t oerkoegen nad^ ju großen ©egenft&nben unb bauet Suftfd^Iölfer. SSon bem großen Raufen berS)enIer mäl^It ber eine bie Qa^il 666, ber anbere ben Urfprung ber Siliere unb

10 Spangen, ober bie ©c^elmniffe ber S3orfe]^ung. S)er Srrtbum, barin bcibe geratl^en, ift oon fel^r oerf^iebenem ©efc^madt, fo toie bie Xbp\t oer« fc^ieben ftnb.

S)ie koiffenSmürbige S)inge Raufen ftd^ gu unfern Seiten. Salb koirb unfere i^äl^igteit gu fc^toad^ unb unfere Sebendgeit gu lurg fein, nur ben

15 nü^lid^ften S^eil baraud gu faffen. && bieten fid^ SÜeid^tl^ümer im Über*

flu^e bar, toeld^e eingunel^men mir mand^en unnü^en $lunber toieber meg«

werfen muffen. 6d to&re beffer gemefen, fid^ niemals bamit gu beläftigen.

3d^ mürbe mir gu fel^r fd^meid^eln, menn id^ glaubte, bag bie SIrbeit

Don einigen @tunben oermögenb fein merbe, ben j^oloffen umguftürgen, ber

20 fein ^aupt in bie äBoIfen bed Sltertl^umd oerbirgt, unb beffen $üge oon Sl^on ftnb. 3Reine Slbfid^t ift nur, Sfied^enfd^aft gu geben, medmegen ic^ in bem logifdben SSortrage, in meld^em i(^ nid^t alles meiner @inftd^t gemdg einrid^ten fann, fonbern mand^ed bem l^errfd^enben ©efc^madt gu ©efallen tl^un mug, in biefen SRaterien nur lurg fein merbe, um bie S^it, bie idb

S5 babei geminne, gur mirllid^en ßrmeiterung nü^Ii(^er 6inft(^ten gu oer* menben.

@jS giebt nod^ eine gemiffe anbere Sraud^barleit ber S^IIogiftil, n&m« lid^ Dermittelft il^rer in einem geleierten SBortmed^fel bem Unbel^utfamen ben Sftang abgulaufen. S)a biefed aber gur SUl^letil ber ©elel^rten gehört,

30 einer JSunft, bie fonft mo^l fe^r nü^d^ fein mag, nur bag fte ni(^t oiel gum SSortl^eil ber äSal^rl^eit beiträgt, fo übergel^e id^ fte l^ier mit @tia« fd^meigen.

§ 6. Sd^lu^etrad^tung.

35 Sßir ftnb bemnac^ belel^rt, bag bie oberfte Siegeln aller äSernunft:* fd^lüffe unmittelbar auf bieienige Drbnung ber ^Begriffe fül^ren, bie man

58 ®ie falfd^e @pt^ftnbtg!eit bet t>\n f^nogtfttfd^en Stguren.

bic crftc fjigur nennt, bafe alle anbre Sßerfetiunflen be8 SKittelbeßriffS nur eine rid^tige ©d^lugfolge geben, inbent fe burc^ leidste unmittelbare ^Folgerungen auf foI(^e @ä^e fül^ren, bie in ber einf&ltigen Orbnung ber erften Sfigur üerfnüpft jtnb, bafe e8 unmöglidfe fei, in mel^r tole in einer f^igur einfach unb unDermengt ju fd^liegen, meil bod^ immer nur bie erfte 5 Sigur, bie burc^ öerftedtte Sf olgerungen in einem SSemunftfd^Iuffe »erborgen liegt, bie ©d^lugfraft entl^dlt unb bie oer&nberte Stellung ber Segriffe nur einen Ileinen ober grögern Umfd^toeif Derurfad^t, ben man gu burd^laufen l^at, um bie $olge eingufel^eni unb ba^ bie Sintl^eilung ber f^iguren über» ijavLptf in fo fern pe reine unb mit feinen ßtoifc^enurtl^eilen üermifd^te 10 Sd^läffe entl^alten foQen, falfd^ unb unmSglid^ fei. 3Bie unfere allgemeine ©runbregeln aller 93ernunft{d^Iuf[e gugleic!^ bie befonbern SRegeln ber fo genannten erften $igur entl^alten, imgleid^en mie man aus bem gegebenen ©(l^lu^a^e unb bem mittlem ^auptbegriffe fogleid^ einen ieben SSernunft« f d^Iug aud einer ber übrigen f^iguren o^ne bie unnü^e äBeitl&uftigleit ber 15 Sfiebuctiondformeln in bie erfte unb einfädle ©d^lugart Deränbern I5nne, fo bag enttoeber bie (Sonclufton felber ober ein @a^, barauS biefe burd^ unmittelbare Folgerung fliegt, gefd^loffen toirb, ift aud unferer @rl&uterung fo leidet abjune^men, bag id^ mid^ babei nic^t aufl^alte.

3d^ miQ biefe Setrad^tung nic^t enbigen, ol^ne einige Snmerlungen 20 beigefügt gu l^aben, bie aud^ anbermeitig Don erl^eblid^em 9lu^en fein linnten.

3d^ fage bemnad^ erftli^, bag ein beutlid^erSegriff nurburc^ein Urtl^eil, ein oollftänbiger aber ni(^t anberd ald burc^ einen äS er <> nunftf d^lug miglid^ fei. @d toirb nämlid^ gu einem beutlid^en Segriff er« 95 forbcrt, bag id^ ettoaö alö ein SKerfmal eine« 3)inge8 flar erlenne, biefeS aber ift ein ttrtl^eil. Um einen beutlid^en Segriff üom ^bxptx gu ^aben, ftelle id& mir bie Unburd^bringlid^feit alö ein ÜRerlmal beffelben flar oor. 3)iefe ajorfteUung aber ift nid^tö anber« aW ber Oebanfe: ein Äörper ift unburd^bringlid^. ^lebci ift nur gu merfen, bag biefeS Urtl^eil 30 nid&t ber beutlld^e Segriff felber, fonbern bie 4)anblung fei, tooburd^ er ttirflidö toirb; benn bie Sorftellung, bie nad^ biefer ^anblung oon ber ©adöe felbft entfpringt, ifl beutlid^. ifl leidet gu geigen, bafe ein Dott- ftänbiger Segriff nur burd^ einen Sernunftfdölufe möglid^ fei, man barf nur ben erften Parag. biefer abl^anblung nad^fel^en. Um beämiHen fönnte 35 man einen beutlid^en Segriff aud^ einen folc^en nennen, ber burd^ ein Ur« tl^eil flar ift, einen »ottftfinbigen aber, ber burd^ einen Sernunftfc^lu^

S)ie falfd^e ©pt^ftnbigfeit ber t)ter ft^Hogiflifd^en Figuren. 59

bcutlic^ ift. Sft bic SßoUftanbtBfcit Dom crften ®rabe, jo Iji bcr SScrnunft- fd^lu^ ein einfad^er, i[i jte Dom gleiten ober brüten, fo ift jie nnr burd^ eine Süeil^e Don JSettenfd^Ififfen, bie ber SBerftanb nad^ ber 9(rt eines @orited Dertürjt, mogUd^. ^ieraud erl^eüt aud^ ein »efentlid^er Sfel^Ier ber £ogif,

5 fo koie fte gemeiniglic!^ abgel^anbelt uirb, bog Don ben beutlid^en unb DoQ« ft&nbigen Segriffen el^er gel^anbelt D^irb, tijie oon ttrt^ellen unb SSernunft* fd^Iäffen, obgletd^ |ene nur burd^ btefe m5glid^ finb.

Streitend eben fo augenfd^einlic^ mie ed ift, bog }um DoIIftdnbigen Segrlffc feine anbere ©runbfraft ber Seele erforbert »erbe, wie jum beut*

10 lid^en (Inbem eben biefelbe Sfä^igfeit, bie etmaö unmittelbar al8 ein ÜRerf« mal in einem ©ingc erfennt, aud& in biefem 2Rerf male mleber ein anbereS äRerlmal DorgufteQen unb alfo bie @ad^e burd^ ein entferntes ^ertmal gu beuten gebraud^jt tt)irb): eben fo leidet fäQt eS aud^ in bie Sugen, bag Serfianb unb SSernunft, b. t. ba& SScrmögen, beutlid^ ju erfcnnen unb

13 baöienige, SSernunftfd^lüffe ju mad^en, feine Derfd^iebene ©runbffil^ig* feiten feien. Seibe beftel^en im SSermögen ju urtl^eilen; toenn man aber mittelbar urt^eilt, fo f^liegt man.

drittens ift l^ierauS aud^ abgunel^men, bag bie obere ßrfenntnigfraft fd^led^terbingS nur auf bem SSermögen gu urtl^eilen berul^e. S)emnad^

20 toenn ein SBefcn urtl^eilen fann, fo l^at e8 bie obere ßrfenntnifefäl^igfelt, fSrinbet man Urfad^e, il^m biefe le^tere ab2uf))red^en, fo Dermag efi aud^ nid^t ju urtl^eilen. 2)ie SSerabfäumung fold^er Betrachtungen l^at einen berül^mten ©elel^rten Deranlafet, ben Silieren beutlid^e Segriffe guauftel^n. ein Dd^ö, l^eifet e«, l^at in feiner SSorftellung Dom Stalle bod^ aud& eine

25 flare aSorfteUung Don feinem ÜRerfmale ber ST^üre, alfo einen beutlid^en Segriff Dom Stalle. 68 ift leidet, l^ier bie SSeriDirrung ju Derl&üten. Sflid^t barin beftel^t bie ©eutlid^feit eine« ScgriffS, bafe baöfenige, toa« ein 3Kert» mal Dom S)inge ift, flar DorgefteHt werbe, fonbcrn bafe al8 ein SRerf mal be8 3)inge8 erfannt »erbe. ©ieStl^ürc ift gmar etwa« jum Stalle ©ebörigeS

30 unb fann jum ÜRerfmal beffclben bienen, aber nur berjenige, ber ba« Ur* t^eil abfaßt: biefe Spre gel^ört gu biefem Stalle, bot einen beut» lid^en Segriff Don bem (Sebfiube, unb biefeö ift p(^erli(^ über ba8 Ser» mbgen beS Siel^eS.

Sdö gel^e nod^ weiter unb fage: ift ganj wa8 anber« S)inge Don

35 einanber unterfd^eibenunbbenUnterfc^iebber3)ingeerfennen. 35a8 le^tere ift nur burd^ Urtl^eilen möglich unb fann Don feinem unDernfinftigen 2:^iere gefd^e^en. f^olgenbe Sintl^eilung fann Don großem Sinken fein.

60 ^ie falfi^e @pi^ftnbig!fit ber Diec f^Hogtflifi^en giguren.

Sogtf d^ unterf (Reiben, l^eigt erlennen, bag ein S)ing A nid^t B fei, unb ifl iebergeit ein Derneinenbed Urt^eil, pl^^fifd^ unterfd^eiben, l^eigt, burd^ Derfc^iebene SorfteQungen gu oerfc^iebenen ^anblungen getrieben toerben. S)er ^unb unterfd^elbet ben Sraten Dom Srote, »eil er anberd Dom Sraten, aliS oom Srote geräl^rt koirb (benn oerfd^iebene S)inge Der» 5 urJQd^en oerfd^iebne Smpfinbungen), unb bie (Smpftnbungen Dom erftern ift ein ®runb einer anbem Segierbe in il^m ald bie 00m le^tern,*) nad^ ber natürlichen SSerfnüpfung feiner 5£riebe mit feinen SSorfteUungen. 3!lian fann l^ieraud bie äSeranlaffung giel^en, bem mefentlid^en Unterfd^iebe ber Dernänftigen unb Dernunftlofen Spiere beffer nad^gubenlen. Sßenn man lo eingufe^en oermag, toad benn badienige ffir eine gel^eime JSraft fei, \do^ burd^ baS Urt^eilen möglich mirb, fo koirb man ben JSnoten aufI5fen. ÜReine je^ige Meinung gel^t bal^in, bog biefe JSraft ober f^&l^igleit nid^tfi anberd fei ald bod SSermbgen bed innern @inned, b. i. feine eigene f8ox^ fteQungen gum D&iecte feiner ©ebanlen gu mad^en. 3)iefed SSermögen ifi 15 nid^t aud einem anbem abguleiten, efi ift ein ®runboerm5gen im eigent> lid^en SSerftanbe unb lann, toie id^ bafär ^alte, blod Dernünftigen SBefen eigen fein. Suf bemfelben aber berul^t bie gange obere @rfenntni&Iraft. 3d^ f(6Iiege mit einer SSorfteUung, bie benjenigen angenehm fein mug, toeld^e bad SSergnflgen aber bie (Sinl^eit in bem menfd^Iid^en (Srienntniffe so em))ftnben fönnen. S(IIe beja^enbe Urtl^eile [teilen unter einer gemeinfd^aft« liefen i^ormel, bem @a^e ber Sinftimmung: Cuilibet subjecto competit praedicatam ipsi identicam; alle Derneinenbe unter bem @a^e bed äBiber« fpru(!^8: NuUi subjecto competit praedicatum ipsi oppositum. SlUe be« ial^enbe 93ernunftf(^Iüffe ftnb unter ber SÜegel entl^olten: Nota notae est 35 nota rei ipsius; aUe Derneinenbe unter biefer: Oppositum notae opponitur rei ipsi. ^Ile Urtl^eile, bie unmittelbar unter ben @ä^en ber Sinftimmung ober bed äBiberfprud^fi fiel^cn, bad ifi, bei benen toeber bie Sbentität nod^ ber SSBiberftreit burd^ ein 3^if<^^nmerlmal (mithin nid)t oermittelft ber Serglieberung ber ä^egriffe), fonbern unmittelbar eingefe^en toirb, ftnb 30

*) (SS ifl in ber ^ai Don ber Augerfien (Sr]^eblid|feit,.bei ber Unterfu^ung ber tl^ierifd^en SQatur hierauf od^t gu ^aben. SBir merben an il^nen lebtgUd^ Augere ^anblungen geioal^r, beren Berfd^ieben^eit unterfd^iebli^e Sefltmnuingen i^rer 9e< gierbe angetgt. Ob in t^rem Sitnem biejenige ^onblung ber C^rfenntnigfraft t)ot' gel^t, ba f!e fid^ ber ftbereinftimmung ober bed Sßiberftrettd beiSienigen, toad in 35 einer C^mpftnbung ifl, mit bem, mad in einer anbem beftnbltdl ifi, bemüht finb unb alfo urtl^etlen, bad folgt gar niäjt barouö.

S)ie fatf^e @pt^finbta!ett bet Dter f^Hogiftifc^en Figuren. 61

unenoetölid^e Urtl^etle, bieiemge, mo {te mittelbar ertannt werben lann, jtnb ertteidlic^. 3)ie tnetif^Iid^e @rlenntni^ ift DoQ fold^er unertteiiSlic^et Urtl^eile. 93or ieglic^er S)eftnUion fommen beren etU(!^e \)ox, fo bolb man, um ju il^r ju gelangen, badienige, mai^ man gunäd^ft unb unmittelbar an einem S)inge erlennt, jtd^ als ein SRerfmal beffelben üorfteUt. S)ie|en{ge äBeltmeije irren, bie fo Derfal^ren, aliS toenn ti gar leine unenueidUil^e ©runbmal^rl^eiten auger einer gebe. S)ieienigen irren eben fo fel^r, bie o^ne genugfame ©em&^rleiftung ju freigebig jtnb, Derfc^iebene i^rer @&^e biefejS SSorjugd ju mürbigen.

3)cr

etn$t0 mog(t($e S^eiDebgrunb

ju einer

Pemonfiratton

beg

pafcitiö 6oHe0

oon

Jt. 3mtnanuel üant.

Ne mea dona tibi studio disposta fideli, Intellecta prias quam sint, contempta relinquas.

LÜCRETIÜS.

& S^ ^abe leine fo l^ol^e 3Reinung Don bem 9}u^en einer Semubung, tt)ie bie gegentt)&rtige ift, aU tt)enn bie micl^tigfte aQer unferer @rfenntntf[e: @d iftetn ©Ott, o^neSetl^filfe tiefermetap^^jtfc^erUnterfu^ungen toanle unb in ®efa]^r fei. 3)ie SSorfel^ung l^at nid^t getoollt, bag unfre gur ©lud» felifllcit l^ödöPnfttl^ifle ßinftc^ten auf bcr Spifeflnbigfeit feiner @cl)lüffe be«

10 rul^en folltcn, fonbcrn pc bem natürlid^en gemeinen SScrftanbe unmittelbar überliefert, ber, »enn man il^n nid^t burc^ falfd^e Äunji Derwint, nW^t ermangelt und gerabe gum SSal^ren unb Slfi^Ud^en gu fül^ren, in fo fern koir beffelben äugerft bebürftig ftnb. S)al^er berienige ©ebraud^ ber ge* funben SSernunft, ber felbft nod^ innerl^alb ben Sd^ranlen gemeiner @in«

15 ft^ten ift, genugfam uberffil^renbe Seioeidtümer oon bem S)afe{n unb ben eigenf^aften btefeS Sßefend an bie $anb giebt, obgleid^ ber fubtile f^or« f(!^er aÜertoärtiS bie 3)emonftration unb bie Slbgemeffenl^eit genau be« jlimmter Segriffe ober regelm&feig oerlnüpfter SSernunftfi^lüffe oermifet. ®Ieid^ix)O^I lann man fi^ n^t entbred^en biefe S)emonftration ju fud^en,

so ob fie ftd^ ni(!^t irgenbioo barböte. S>enn ol^ne ber biDigen Segierbe ju erioäl^nen, beren ein ber SHad^forfd^ung geiool^nter SSerftanb fit^ nid^t ent» fd^Iagen (ann, in einer fo koid^tigen @rTenntni^ ettoad SSoUftänbiged unb beutlid^ Segriffened gu erreid^en, fo i[t nod^ gu l^offen, bag eine bergleid^en @in|td^t, loenn man il^rer m&d^tig getoorben, oiel mel^rered in biefem

9s ©egenftanbe aufn&ren Ibnnte. Qm biefem Qxotdt aber gu gelangen mu^

fta«t'l6(^tiftett. Octfc IL 5

66 SBeweiSgnmb su einer S)emon{hation bei ^afeind (Botted.

man fld^ auf ben bobenlofen Slbgrunb ber ÜRetapl^^jt! koagen. (Sin ftnfterer Dcean ol^ne Ufer unb ol^ne Seud^ttl^ürme, ido man eS n)ie ber Seefahrer auf einem unbefd^ifften SReere anfangen mug, loeld^er, fo balb er irgenb» IDO Sanb betritt, feine ^al^rt ))rfift unb unterfu^t, ob nid^t etma unbe«* merfte ©ecftröme feinen Äauf Dertoirrt l^aben, aller fflel^utfamfeit unge« 5 ad^tet, bie bie jhtnft gu fd^iffen nur immer gebieten mag.

3)iefe ©emonpration tft tnbeffen nod^ niemal« erfunben ttorben, iDeld^e« fd^on Don anbern angemerft ift. SBad i(^ l^ier liefere, tft aud^ nur ber Sekoeidgrunb gu einer S>emon{lration, ein mflbfam gefammelted ^a\x^ geratbr loeld^eS ber Prüfung beiS J^ennerS \>ox Slugen gelegt ift, um auS 10 beffen brauchbaren @tüden nad^ ben Siegeln ber S)auerbafttgleit unb ber SSol^lgereimtl^eit bad ®ebäube gu Dollfä^ren. @ben fo toenig koie id^ baS« ienige, loa« id^ liefere, für bie S)emonftration f eiber miD gel^alten koiffen, fo koenig finb bie 9(ufl5fungen ber Segriffe, beren id^ mic^ bebiene, fd^on S)efinitionen. @ie finb, koie mic^ bfinit, rid^tige SRerlmale ber @ad^en, 15 koooon id^ l^anbele, tüd^tig, um barauiS gu abgemeffenen (Srllärungen gu gelangen, an {id^ felbft um ber Sßabrbeit unb S>eutlid^!e{t koillen braud^» bar, aber fie enoarten nod^ bie le^te $anb bed J^finftlerS, um ben S)e^s nitionen beigegfip gu koerben. giebt eine ßcit, koo man in einer fold^en SBiffenfc^aft, koie bie SKetap^^pf ift, ftd^ getraut atte« gu erflfiren unb aUeS 20 gu bemonftriren, unb koieberum eine anbere, wo man {td^ nur mit ^rd^t unb äßi^trauen an bergleid^en ttnternel^mungen loagt.

S)ie aSetrad^tungen, bie td^ barlege, finb bie golge eine« langen 5Rad&« benlen«, aber bie 8(rt bed SSortrageiS l^at baS SRerlmal einer unt)onenbeten Slu«arbeitung an jid^, in fo fern ocrfd^iebcne »efd^fiftigungen bie bagu er* 25 forberlidfte ßcit nid^t übrig gelaffen i^aben. ift tnbeffen eine febr ocr* geblid^e (Sinfc^meidblung, ben Sefer um SSergei^ung gu bitten, bag man ibm, um koeld^er Urfad^e koillen aud^ fei, nur mit ettoa« @(^led^tem babe aufmarten (önnen. @r koirb ed niematö oergeben, man mag fic^ ent« fd^ulbigen, toie man loill. 3n meinem tiraOe ift bie nid^t oöllig audgebilbete so (äeftalt bc« 3BerIö nid^t foioobl einer SSernad^läf jtgung als einer ttntcr^^ laffung aus «bflc^ten beigumeffen. 3^ kooHte nur bie erfte 3ügc eines ^auptriffeS enttoerfen, nadb meldten, koie id^ glaube, ein ©eb&ube oon nid^t geringer S3ortreffli^Icit fönnte aufgeführt koerben, koenn unter geübtem ^finben bie Scid^nuug in ben SEb^ilen me^r SRid^tigfeit unb im ®angen zl eine oottenbete SRegelmfifeiglcit erbielte. 3n biefer abftd^t koäre eS un= nötbig geioefcn, gar gu oiel ängjilid^e Sorgfalt gu oerioenben, um in ein-

öorrcbe. 67

gelnen Stüden afle ßfige genau auSgumalen, ba ber Sntkourf im ©attjen allererji bad ftrenge Urtl^eil ber 3Reijler in ber j^unft abguioarten ^at. ^ l^abe bal^er 5fterd nur Semeidtpmer angefäl^rt, o^ne mid^ anjumagen, ba^ id^ i]^reSerInü{)fung mit ber f^olgerung für ie^t beutUd^ geigen f5nnte.

B 34 l^abe bidmeilen gemeine SSerftanbeSurtl^eile angeful^rt, ol^ne i^nen burd^ logifd^e JSunjl bie ©eftolt ber ^irefiigTeit gu geben, bie einä3Qu[tü(I in einem @9{iem l^aben mug, entmeber xotil id^ t& fetter fanb, ober xotil bie Sßeit» I&uftigleit ber ndtl^igen SSorbereitung ber ®rige, bie badSSerl l^aben foDte, nid^t gem&g mar, ober aud^ toeil id^ mid^ bered^tigt gu fein glaubte, ba id^

10 leine 3>emon{tration anfünbige, ber flrorberung, bie man mit Stecht an f^ftematifc^e SSerfaffer tl^ut, entfd^Iagen gu fein. (Sin Heiner Sl^eil berer, bie fi(^ baö Urt^eil aber äBerfe bed ®eifteS anmaßen, tt)irft läl^ne IBIidte auf bad ®ange eines SBerfud^d unb betrad^tet Dornel^mlid^ bie Segiel^ung, bie bie $au))tftfidte beffelben gu einem täd^tigen Sau l^aben fönnten, toenn

16 man gemiffe Sttängel ergängte ober S^el^ler Derbefferte. S)icfc art Scfer ift eiS, bereu Urt^eil bem menfd^Iid^en (Srlenntni^ ))orne]^mIi(^ nuj^bar ift. äBaS bie übrige anlangt, meldte, unt)ermigenb eine SSerlnupfung im ®rogen gu überfeinen, an einem ober anbern tleinen S^^eile grüblerifd^ ge» l^eftet ftnb, unbefümmert ob ber Sabel, ben er etma Derbiente, aud^ ben

90 SSertl^ beS (Sangen anfed^te, unb ob nic^t S^erbefferungen in eingelnen @tüd(en ben $au{)tplan, ber nur in SJ^eilen fel^Ierl^aft ift, erl^alten lönnen, biefe, bie nur immer bejirebt ftnb, einen {eben angefangenen ä3au in Srümmer gu Dermanbeln, fönnen gmar um il^rer 3Renge koiQen gu f ürcl^ten fein, aUein i^r Urtl^eil ift, load bie Sntfd^eibung beS maleren äBertl^eS an«

15 langt, bei Vernünftigen t)on loenig Sebeutung.

Sd^ l^abe mid^ an einigen Orten Dielleid^t nid^t umft&nblid^ genug erflärt, um benen, bie nur eine fd^einbare SSeranlaffung mfinfc^en, auf eine ©tftrift ben bitteren SSoriourf be« Snglauben« gu »crfen, atte (8e* legenl^eit bagu gu benehmen, aUein toeld^e Sel^utfamleit ^Atte biefeS aud^

so iDO^I Derl^inbern linnen; id^ glaube inbeffen für biejenige beutlid^ genug gerebet gu l^aben, bie nid^tö anberd in einer Sd^rift finben tooDen, als mag bed SerfafferiS Slbftd^t gemefen ift l^inein gu legen. S4 ^be mid^ fo menig mie mdglidin mit SSiberlegungen eingelaffen, fo fel^r aud^ meine @d^e Don anberer i^ren abmeid^en. 3){efe @ntgegenfteaung ift ettoaiS, bad i^ bem

35 Slac^benlen bed Seferd, ber beibe eingefe^en ^at, überlaffe. äBenn man bie Urtl^eile ber unoerpetlten SSemunft in Derfd^iebenen benlenben^erfonen mit ber Slufrid^tigleit eines unbeftod^enen Sad^toalterS ))rüfte, ber oon

6d Senieidgrunb au einer S)emonfhation bed lS)afeind (Botted.

gloet flrittigen S^txUn bie ©rfinbe fo abloiegt, bo^ er ftd^ in ®ebanTen in blc ©tcUc bercr, bic pc Dorbringen, fclbft ücrfe^t, um jtc fo ftarl gu pnbcn, ald fie nur immer werben fonnen, unb bann aUererft audjumad^en, toeld^em SEl^eile er \iä) tDtbmen n)oUe, fo kofirbe Diel loeniger Uneiniglcit in ben SReinungen ber ^^ilofop^en fein, unb eine unge^eucl^elte SiQigleit, fid^ 5 felbft ber @ad^e beiS ©egentl^eild in bem ®rabe anjunel^men, als eS mbi^ tid^ ift, tDürbe bolb bie forfcl^enbe JSöpfe auf einem SBege Dereinigen.

3n einer fd^toeren IBetrad^iung, mie bie gegenm&rtige ifl, lann idb mi(^ lool^I ium Doraud barauf gefaxt machen, bag mand^er @a^ unrichtig, mand^e @rlduterung unsulänglic^ unb mand^e fludfül^rung gebred^Iid^ 10 unb mangell^aft fein toerbe. 3(^ mad^e feine fold^e grorberung auf eine unbefd^r&nfte Untergeid^nung beS Seferd, bie id^ felbft fd^toerlid^ einem SBerfaffer bekoilligen toürbe. @diDirb mir bal^er nid^t fremb fein Don anbern in mand^en @tflden eined beffern belel^rt ju merben, aud^ ttirb man mi(^ gelehrig finben, fold^en Unterrid^t angunel^men. @d ift fd^tter bem 9n* 16 fprud^e auf Slid^tigTeit gu entfagen, ben man im anfange guDerftd^tlid^ Augerte, atö man ©rflnbe Dortrug, aOein eS ift nid^t eben fo fd^iDer, menn biefer Sinfprudb gelinbe, unftd^er unb befd^eiben xoax. @elbfi bie feinfte @itelfeit, ttenn fie ftd^ kool^I Derftel^t, mirb bemerlen, bag nid^t toeniger SSerbienft bagu gel^ört fid^ flbergeugen gu laffen als felbft gu übergeugen, 20 unb bag iene ^anblung oieQeid^t mel^r tta^re @^re mad^t, in fo fern me^r (Sntfagung unb Selbftprüfung bagu aU gu ber anbern erforbert koirb. @iS (önnte fd^einen eine äJerle^ung ber (Sinl^eit, bie man bei ber Setrad^tung feined ©egenftanbeS Dor Sugen ^aben mu^, gu fein, bag l^in unb mieber giemlid^ audfü^rlic^e p^^pfd^e (Srlduterungen Dorlommen; allein ba meine 25 Slbfid^t in biefen f^&Den oorne^mlid^ auf bie SRet^obe, Dermittelft ber Slaturmiffenfd^aft gur Srienntnig ©otteS l^inaufgufteigen, geridbtet ift, fo l^abe i(^ biefeußtoedt ol^ne bergleid^enSeifpiele nid^t mol^I erreid^enfönnen. S)ie fiebente IBetrad^tung ber gioeiten Slbtl^eilung bebarf beSfaDS etmaS me^r 9lad^ftd^t, oornel^mlid^ ba i^r ^n^alt aud einem Sud^e, koeld^eS id^ so el^ebem ol^ne 9lennung meined 9lamenS l^erauägab *) gegogen koorben, koo

^ 2)er 2:itel beffelben ift: ^dlgetneine 9laturgefd()td()te unb 2:§eorie bed ^tmmeld. ^önigdberg unb Setpgtg 1755. 2)tefe ^c^rift, bie roenig befannt geroorben, niu6 unter anbern an^ ni(!^t gur j^enntnig bed berühmten ^erm 3. ^. Lambert gelangt fein, ber fed^d Sa^re ^ernac^ in feinen j^odmologifd^en 35 Briefen 1761 eben biefetbe Zf^toxle ))on ber f^ftematifc^en Serfaffung bed SBelt« baued im &xoitn, ber SJ^ild^flrage, ben SRebelftemen u. f. f. ^vorgetragen §ot, bie

^ombe. 69

l^ieDon auSfül^rlid^er, o&gtoar in SSerfnüpfung mit Derfd^iebeneu ettoas gesagten ^Qpotl^efen gel^anbelt toatb. S)ie SSertoanbtfd^aft inbeffen, bie gum minbeflen bie erlaubte Steilheit fic^ an fol^e @rflarungen gu toagen mit meiner ^auptab{t(!^t ^at, imgleid^en ber Sßunfc^, einiges an biefer 5 i^Qpot^efe t)on j^ennern beurtl^eilt ju fe^en, l^aben ))eranlagt biefe Se« trad^tung eingumifc^en, bie tiielleid^t gu furg ift, um afle ©rfinbe berfelben gu Derftel^en, ober aud^ gu loeitl&uftig für bieienige, bie ^ier ni^tS xoit SRetopl^^fif angutreffen Dermutl^en, unb Don benen fie fäglid^ fann aber« fd^Iagen merben. @d mirb oielleic^t notl^ig fein einige S)ru(Ife^Ier, bie ben

10 @inu bed SSortrageiS oerdnbern fönnten, unb bie man am (Snbe bed äBerfS jte^t, Dorl^er gu öerbeffern, el^« man biefe Si^rift lieft.

S)ad SBerf felber befielet auS brei Slbtl^eilungen, baoon bie er[te ben SetoeiiSgrunb felber, bie gmeite ben meitl&uftigen 9lu^en beffelben, bie britte aber ®runbe ))orIegt, um bargut^un, ba^ (ein anberer gu einer

15 S>emonflration Dom 3)afein ®otted mSglid^ fei.

man in meiner gebauten 2:^eorie bed ^imnteld im erflen Sl^eile, img(ei(!^en in ber Sorrebe bafelbfl antrifft, unb moDon tttoa^ in einem furzen Sbriffe (Bette 154 bid 158^) btl^ gegenniärtigen äBerfd angezeigt niirb. S)ie Übereinflimmung ber ®e- banfen biefed finnreit^en SRanned mit benen, bie ic^ bamald Dortrug, roelcl^e fafl 20 Md auf bie fleineren SüQt untereinonber fibereinfommen, üergrögert meine SBer* mutl^ung: bog birfer (Sntrourf in ber ffolge meistere SBeftfitigung erhalten werbe.

0 Der Originalausgabe (1763). Vgl. unten S. 139—141.

griic 5lbtMI«n9,

norin ber

©cioeiggrunb jur 2)cmonfh:atton bcg ©afcin« ©ottc«

geliefert wirb.

erftc 1&ttxtt<^ttm^.

Som ^afein ttbec{|au))t.

£iie Siegel ber ®ränblic^leit erforbert e8 nic^t anemal, bog felbft im tieHtnnißflen fflortrage ein leber »orfommenbe fflegrlft enttoittelt ober er> TIAtt »etbe: wenn man tiAmlt^ tier{id)ert ift, bag ber blos Hare gemeine Sßegtiff in bem %aVit, ba er gebraucht uirb, leinen Wigver^anb seran> i laffen Wnne; \o wie bet aBcfetfinftler bie ge^etm[tcn etgenfi^aften unb Sßer^&ltniffe bes 3tu§gebe^nten mit ber gTö^ten @emig^eit aufbedt, ob er P^ gleii^ ijiebei lebigli^ beS gemeinen Segriffä »om JRaum bebient, unb ttie felbft in ber aDertieffinnigften ^i{yen[^aft bad SSoit ä^orftellung genau genug tteiftanben unb mit ßut)eT^(f)t gebraucht mirb, mietno^I feine i Sebeutung niemals burc^ eine @rt(&rung tann aufgelöfet Werben.

3(^ würbe mic^ baijn in biefen Selrac^tungen nic^t bld gur Sluflgfung bee fe^r einfa^en unb no^lDerftanbnen SBegiiffS bes £iafeinä oerfteigen, wenn nid^t ^ler gerobe bi-T ,>a[l mm, rvo Biejc SUcrnbiäiimitiiij i'Eriiiiivung unb Wichtige Srrt^fimfr oeranlafjcn tann. (SS ijt fic^cr, Dafe er in ber ; übrigen gangen Sßelhueiäijeit fo uncniwirfelt, wie er im gemeinen ©cbrautft Botlommt, oI)ne Sebcnlcu tonne angebrad)! werben, bie cinjige ^rage bom ofifolut not^wenbigen nnb zufälligen 3)öfein ausgenommen, benn

I. %m- 1- Vttxtt^tMQ. SSom 3)afrin OK^aiVpt. 71

^ier ^dt eine fuBtUere tRa^forfdgung aus einem unglfidlii^ seffinßelten, fonft fe^c reinen Beßtiff irrige S^lüffe gejogen, bie pt^ ober einen ber irl^aEieRften Si^eile ivc Seltiuetdl^eit Vertieftet falben.

ÜRiin cnnaite nit^t, bafi ic^ mit einer fönnlid^en ^iFIfirung beS S)a-

s feinS ben Anfang mai^en nerbe. @S uiüre )u toünf^en, bog man biefeä niemals t^dte, na es fo unfid^er \% rl^tig ei^iürt ju ^aben, unb biefeS ift öfter, als man too^I benft. 3(^ awrbe (o uerfo^ren als einer, her bie Definition fu(^t unb fli^ juoor Bon bemjenlgen »erfi^ert, uaS man mit Scmifi^eit beja^enb ober vemetnenb tion bem ©egenftanbe ber erdirung

iB fagen lann, ob et Q[ei<^ no(^ nic^t ausmalt, uorin ber ausfä^rli<% be< ^immte fflegriff beffelben bepetie. Sänge Borger, t%t mon eine (ärfldrung tton feinem ©egenftanbe wagt, unb felbft bann, wenn man fid| gar nidit getraut fic ju geben, fann man Diel Don berfelben Sai^e mit grSgter &(• migtiett fagen. ^ gmeifle, bafi einer Jemals richtig erfl&rt ^abe, uaS ber

u Sftaum fet. SQetn o^ne midi bamit eingulaffen, bin ic^ geui|, ba^, too er ift, Äußere Begleitungen fein mfiffen, ba{i er nic^t melir als brci Hb* melfungen ^aben f&nne, u. f. u. Sine Begierbe mag fein, maS fte uiQ, fo grünbet fie fl(& auf irgenb eine SBorfleQung, fie (ejt eine gujt an bem Begehrten DornuS u. f. f. Oft tann aus biefem, maS man Dor aUer

»> Sefinttion Don bet @a^e geiutl ffieig, baS, maS jur 3[bfid|t unferer Unter= fui^ung gehört, gang fi^er hergeleitet merben, unb man toagt fid^ alSbann in unnöt^ige Sc^mierigfeiten, uenn man fii!^ bis ba^in Derftetgt. S}ie 3)Iett|obenfu(^t, bie Sladbalimung beS ^atl^ematiferS, ber auf einer too^I' geb&Iinten €trafie fielet fortfc^reitet, auf bem f(4lü|ifrigen Boben ber

u Weta^^qfif ^at eine IDtenge foli^er i^e^Itritte Deronlafit, bie man beftänbig vor Singen fle^t, unb bo(^ i^ loenig Hoffnung, bog man baburt^ gewarnt unb be^ntfamer ju fein lernen »erbe. SJiefe 3Rctl^obe ift eS atteln, traft melditr idl einige SufFIärungen E)offe, bie ic^ Dergeblic^ bei anbern gefudit ^abe; benn maS bie fi^meidielliafte äiorfteQung anlangt, bie man fii^

» mac^t, bafi man burd^ größere @d^arf finntgteit eS be|fer als anbre treffen xoz^t, lo vzT\itl]l man cuo^I, bag feberjeit aUe fo gerebtt E)aben, bie unS i einem fremben 3"'f)um in ben iljiigen ^aben jle'^en monen.

72 Senieidgrunb au einer IDemonflrotion be^ ^afeinö ®otte^.

1.

3)ad S)afein ift gor lein ^röbtcat ober 3)eterminQtion ))on

irgenb einem S)inge.

S)iefer @a|; f^eint fellfam unb miberjinntg, allein er ift ungegioeifeU geioig. Sfle^met ein Subiect, toelc^ed il^r tDoDt, g. @. ben SuIiuiS Sdfar. 6 Söffet aOe feine erbenflid^e $r&bicate, felbft bie ber Seit unb beS Drtd ni(!^t auiSgenommen, in i^m iufammen, fo toerbet il^r balb begreifen, bog er mit aQen biefen äSeftimmungen ejriftiren, ober aud^ nid^t ejriftiren lann. S)aS Sefen, toelc^eS biefer SBelt unb biefem gelben in berfelben bod S)q« fein gab, lonute aQe biefe ^rdbicate, nic^t ein einiges aufgenommen, er« lo ifennen unb il^n bod^ atö ein bloS möglid^ 3)ing anfeilen, baS, feinen fRat^ fd^lug ausgenommen, nic^t e;riftirt. Sßer lann in Sbrebe giel^en, bag aRiKionen oon 3)ingen, bie toirflid^ nid^t bafinb, nad^ allen $räbicaten, bie fte entl^alten toürben, toenn fie e;riftirten, blod miglid^ feien; bag in ber SSorfteDung, bie baS ^öd^fte SSefen Don il^nen l^at, nid^t eine eingige is äSeftimmung ermangele, obgleich bad S)afein nid^t mit barunter ift, benn ti erfennt fie nur ald m5glid^e S)inge. @S fann alfo nid^t ftatt ftnben, bag, menn fie ejriftiren, fie ein ^rdbtcat mel^r entl^ielten, benn bei ber 3DtögIid^Ieit eines S>ingeS nad^ feiner burd^gdngigen Seftimmung fann gar lein $rdbicat fe]()Ien. Unb toenn eS ®ott gefaDen l^dtte, eine anbere 20 SReil^e ber S)inge, eine anbere SBelt gu f(|affen, fo »ürbe fte mit aQen ben Seftimmungen unb leinen me^r e;ciftirt l^aben, bie er an il^r bod^ erfennt, ob fie gleich 6I0S möglid^ ift.

©leic^mol^l bebient man fid^ beS SluSbrudS ))om S)afeln als eines ^rdbicatS, unb man fann biefeS aud^ fidler unb ol^ne beforglid^e ^rx^ as t^fimer tl^un, fo lange man eS nid^t barauf ausfegt, baS S)afein aus bloS m5glid^en äSegriffen l^erleiten gu toollen, loie man gu tl^un {)flegt, toenn man bie abfolut notl^menbige ^ifteng bemeifen toiQ. S)enn aisbann fud^t man umfonft unter ben ^rdbicaten eines fold^en moglid^en SßefenS, baS S)afein finbet fid^ getoi^ nid^t barunter. 6S ift aber baS S)afein in ben so i^dDen, ba eS im gemeinen Stebegebraud^ als ein ^rdbicat Dorfommt, nid^t fotool^l ein $rdbicat Don bem S)inge felbft, als Dielmel^r oon bem ®^ banfen, ben man baoon ^at. g. @. bem @eeein]^orn fommt bie @;rifteng gu, bem Sanbeinl^orn nid^t. 6S toill biefeS nid^ts anberS fagen, alS: bie SSorftellung beS @eeeinl^ornS ift ein @rfal^rungSbegriff, baS ift, bie SSor« 35 ftellung eines e;riftirenben S)ingeS. S)a]^er man aud^, um bie Stid^tigfeit

1. W>ii. 1. ^tttaä^tnnq. fßom S)afein üUx^anpt 73

biefeS @a^e8 Don bem 3)afein einer fold^en Sad^e bargutl^un, nid^t in bem Segrijfe bti @ubiects fud^t, benn ba flnbet man nur $räbtcate ber SRög« lid^Ieit, jonbem in bem Urfprunge ber @rfenntnig, bie id^ baDon l^abe. S$ l^abe, fagt man, eS gefeiten, oberDon benenDernommen, bieeSgefe^enl^aben.

5 6S ift bal^er lein Dölltg rid^tiger 8(uiSbrud( ju jagen: @in @eeein§orn ift ein eyipirenb Silier, fonbern umgefel^rt: einem gewiffen eyipirenben Seetl^icre fommen bie ^r&bicategu, bie i(| an einem (Sinl^orngufammengebenfe. Sticht: regelmäßige @ed^dede ejrifiiren in ber 9latur, fonbern: getoiffen SHngen in ber!Ratur, toiebenSienengeQenoberbemSerglr^ftallfTommenbie^r&bicate

10 iVL, bie in einem Sed^SedCe beifammen gebadet werben. @ine {ebe menfd^Ud^e @prad^e l^atDon benßufäDlgf eilen il^reiS Urfprungd einige nid^t judnbernbe Unrid^tigleiten, unb eS toArbe grüblerifd^ unb unnü^ fein, too in bem ge« toöl^nlid^en ®ebraud^e gar feine 3Rigbeutungen baraud erfolgen lönnen, an il^r gu Fünfteln unb eingufd^rönleni genug baß in ben feltnern f$dQen

15 einer l^öl^er gesteigerten äSetrac^tung , too t& nStl^ig ift, biefe Unter« fc^eibungen beigefügt werben. 3Ran mirb Don bem l^ier 9ingefül^rten nur aKererft jureid^enb urtl^eilen fönnen, toenn man \>a8 folgenbe toirb gelefen l^aben.

2.

80 S)aS S)afein ift bie abfolute $ofition eined S)ingeS unb unter» fd^eibet fid^ baburd^ aud^ oon jeglid^em ^räbicate, meld^eS aU ein fold^ed iebergeit bloiS bejiel^ungdtoeife auf ein anber 3)ing

gefegt tolrb.

^er 93egriff ber ^ofition ober @e^ung ift DöDig einfad^ unb mit bem

25 Dom @ein überl^aupt einerlei. 9lun (ann ettoaS alä blod begiel^ungdmeife

gefegt, ober beffer bloS bie Segiel^ung (respectus logicus) Don etmaS alö

einem SRertmat gu einem S)inge gebadet toerben, unb bann ift baS @ein,

baS ift bie $o{ttion biefer 93egiel^ung, nid^td aU ber äSerbinbungdbegriff

in einem Urt^eile. Siirb nid^t blod biefe äSegiel^ung, fonbern bie @ad^e an

30 unb für {td^ felbft gefej^t betrad^tet, fo ift biefeS @ein fo Diel ald S)afein.

@o einfach ift biefer äSegriff, baß man nid^ts gu feiner Sludioidelung

fagen lann, als nur bie Se^utfamleit angumerfen, baß er nid^t mit ben

SSer^dltniffen, bie bie S)inge gu i^ren 3Rerf malen l^aben, Dermed^f elt toerbe.

9Benn man einfielet, baß unfere gefammte @rlenntniß ftd^ bod^ gule^t

s5 in unauflöslidöen Gegriffen enbige, fo begreift man aud^, baß einige

geben toerbe, bie beinal^e unaufldslid^ {tnb, baS ift, too bie ÜRerlmale nur

74 Seroei^grunb ^ einer S)emon{hotif)n bed S)Qfeittd @otted.

fcl^r »cnig flftrcr unb einfädlet jtnb, afe bic Sad&c fclbji. 3)tcfe8 ift ber %aU bei unjerer Srn&rung ))on ber ßicifteng. 3<^ gefiel^e gerne, bag burc^ btefelbe ber ^Begriff beß ©rllfirten nur in einem fel^r Reinen ®rabc beut» lid^ iDerbe. StKein bie Slatur beS ©egenflanbeS in äSegie^ung auf bie ?ßtx^ mögen unfereS SSerftanbeS t)er[tattet aud^ leinen l^ö^ern ®rab. 5

SBenn id^ fage: ®ott ijl allmä^tig, fo toirb nur biefe logifd^e Se« gie^ung jtDi jd^en ®ott unb ber S(Ilma^t gebac^t, ba bie le^tere ein SRerN mal bed erftern ift. Sßeiter toirb l^ier ni^tS gefegt. Dh ®ott fei, baS ift, abfolute gefegt fei ober e;riftire, baS ift barin gar nic^t entl^alten. 3)al^er aud^ biefeS @ein gang rid^tig felbft bei ben Sejiel^ungen gebrandet »irb, 10 bie Unbinge gegen einanber l^aben. S- 6- 2)^^ ®ott beä ©pinoja ifi un* auf]^5rlid^en SSer&nberungen unterworfen.

äBenn id^ mir oorfteQe, ®ott fpred^e aber eine möglid^e Sßelt fein all« mdd^tiged SBerbe, fo ertl^eilt er bem in feinem SSerftanbe oorgefteSten ©anjen feine neue äSeftimmungen, er fe^t nid^t ein neueä $räbicat l^inju, 15 fonbern er fefet biefe Steige berS)inge, inioeld^er alles fonfl nur Begie^ungö» toeife auf biefed ®anje gefegt toar, mit aDen $räbicaten abfolute ober fd^lecl^tl^in. S)ie äSejiel^ungen aller $räbicate gu il^ren @ubiecten begeid^nen niemals ettoaS @;riftirenbeS, baS @ubiect muffe benn fc^on als e;riftirenb ))orauS gefegt toerben. ®ott ift allmaci^tig, mug ein toa^rer @a^ aud^ in ao bem Urt^cil beSjenigen bleiben, ber beffen SJafein nid^t erlennt, toenn er mi(^ nur uo^l tierftel^t, toie id^ ben Segriff ©otteS ne^me. allein fein SJafcin mufe unmittelbar gu ber art gel^ören, loie fein SSegriff gefefet wirb, benn in ben $r&btcaten felber toirb es ni(^t gefunben. Unb toenn nic^t fd^on baS @ubiect als e;riftirenb DorauSgefe^t ift, fo bleibt eS bei jeglid^em 25 5ßräbicate unbeftimmt, ob eS gu einem eyiftirenben ober bloS m5gli(^en ©ubiecte gehöre. S)aS 3)afein fann bal&er felber fein 5ßrdbicat fein. Sage xif : ©Ott ift ein e7:ifttrenb 3)ing, fo f d^eint eS, als toenn id^ bie Segiel^ung eines $t&btcats gum ©ubjecte auSbrudtte. allein es liegt aud^ eine Un» rid^tigleit in biefem SluSbrudt. ©enau gefagt, follte eS l^ei^en: StmaS 30 ßyiitirenbeS ift ©ott, baS ift, einem eyi jiirenben 2)inge fommen biefenigen ^räbicate gu, bie toir gufammen genommen burc^ ben SluSbrud: ©ott, be» geid^nen. SJiefe 5ßrdbicate jinb begiel^ungSioeife auf biefeS ©ubiect gefegt, allein baS 2)ing felber fammt allen ^räbicaten ift fd^led^tl^ln flefefet.

3(^ beforge burd^ gu loeitlfiuftige Erläuterung einer fo einfachen Sbee 35 unDernel^mltd^ gu merben. 3<^ lönnte auc^ nod^ befürchten bie ßärtlid^Ieit berer, bie oornel^mlid^ über Sirodten^eit fingen, gu beleibigen. allein ol^ne

1. ^btl^. 1. Sßeixaä^tmq. ^om S)afetn üBerl^aupt. 75

biefen Sabel fflr ettoaS ©eringeS gu Italien, mu^ id^ mir biedmal l^iegu ßrlaubnig auiSbitten. S)enn ob id^ jd^on an ber überfeinen Sßeidl^eit ber^* ienigen, toelc^e fidlere unb braud^bare IBegriffe in il^rer logifd^en @d^melg« lüd^e fo lange flbertreiben, abjiel^en unb verfeinern, bis fte in S)&m))fen 5 unb fläd^ttgen @aljen Derraud^en, fo koenig ©efd^madt als j[emanb anberS finbe, fo ift ber ©egenftanb ber Setrad^tung, ben id^ oor mir l^abe, bod^ t)on ber 9(rt, bag man eniioeber g&nglid^ es aufgeben mug, eine bemon« ftratioif(!^e ©etoigl^eit baoon jemals gu erlangen, ober eS {td^ mug gefaQen laf[en, feine äSegriffe bis in biefe Atomen aufgulöfen.

10 3.

JSann id^ lool^l fagen, bag im 3)afein mel^r als in ber bloßen

SWogUc^feitfei?

3)iefe Srage gu beantworten, merle id^ nur guoor an, bag man unter« fd^eiben mäffe, toas ba gefegt fei, unb »ie eS gefegt fei. äBaS baS erftere

15 anlangt, fo ift in einem toirllid^en S)inge nid^t mel^r gefegt als in einem

bloS möglid^en, benn aDe SSejlimmungen unb ^räbicate beS loirRid^en Tonnen auc^ bei ber blogen 3R5glid^feit beffelben angetroffen loerben, aber baS le^tere betreffenb, fo ift aOerbingS burd^ bie SßirfHd^feit mel^r gefegt. S>enn frage id^: mic ift alles biefeS bei ber blogen SRöglic^Ieit gefegt?, fo

20 merbe id^ inne, eS gefd^el^e nur begiel^ungSmeife auf baS S)ing felber, b. i. toenn ein Triangel ift, fo ftnb brei Seiten, ein befd^loffener 9iaum, brei SBinfel u. f. ko., ober beffer: bie äSegie^ungen biefer ^eftimmungen gu einem fold^en @tmaS, nie ein Triangel ift, ftnb blo^ gefegt, aber e;riftirt er, fo ift alles biefeS abfolute, b. i. bie @ad^e felbft gufammt biefen 99e«

25 giel^ungen, mitl^in mel^r gefegt. Um bal^er in einer fo fubtilen SBorfteÜung alles gufammen gu fa^en, koaS bie SSerioirrung Derivaten lann, fo fage id^: in einem 6;riftirenben mirb nid^ts me^r gefegt als in einem bloS 3Rög» lid^en (benn aisbann ift bie Siebe Dou ben ^räbicaten beffelben), aDein burd^ etmaS @;riftirenbeS toirb me^r gefegt als burd^ ein bloS SRoglic^eS,

30 benn biefeS gel^t aud^ auf abfolute $o{ttion ber Sad^e felbft. Sogar ift in ber bloßen aR5glid^feit nid^t bie Sac^e felbft, fonbern eS ftnb bloge Se« giel^ungen oon @ttt)aS gu 6ttt)aS nad^ bem @a^e beS Sßiberfprud^S gefegt, unb es bleibt feft, bag baS S)afeln eigentlid^ gar lein ^rdbicat Don irgenb einem S>inge fei. Dbgleid^ meine Slbfid^t ^ier gar nid^t ift mit Sßiber«

legungen mic^ eingulaffen, unb meiner 3Reinung nad^, aenn ein SSerfaffer

76 Setoeti^dninb 51t einer S)emonflrdHon bed S)afetnd ^oiM.

mit Dorurtl^eUfreier S>enlungdart anbetet ®ebanlen gelefen unb butd^ ba« mit DerInfi))fteS Slad^benlen fie fid^ eigen gemalt l^at, et baS Uttl^eil fibet feine neue unb abtoeid^enbe Sel^tfo^e jiemlid^ ^d^et bem 2efet flbetloffen Faun, fo miD iäi ioä) nut mit menig äBotten botauf fügten.

S)ie SSoIff if d^ e (Stil&tung bed S)afeinS, bag eine Stgängung bet 5 9RögIid^Teit fei, ift offenbat fel^t unbeftimmt. SBenn man nid^t f(!^on Dot« ^et tDeig, \oai ühtr bie 3RigIi(!^fett in einem S>in8e (ann gebac^t metben, fo toirb man eS but^ biefe @rfl&tung nid^t letnen. Saumgatten fü^rt bie butd^gdngige innete Seftimmung, in fo fetn fie badfenige etg&ngt, mag butd^ bie im SSefen liegenbe obet bataud ßtegenbe ^tdbicate unbeftimmt 10 gelaffen ift, ald ba^ienige an, mad im 3)afein me^t als in bet bloßen SRög» Ud^Ieit ift; aDein mit l^aben fd^on gefeiten, bag in bzx SSetbinbung eines S)ingeS mit aOen etbenfltd^en $tAbicaten niemals einttnterfd^ieb beffelben Don einem bloS 3R5gIid^en liege. Übetbem lann bet @a^, bag ein möglid^ S)ing, als ein foIc^eS bettac^tet, in Slnfel^ung Dielet ^tdbicate unbeftimmt 15 fei, menn et fo nad^ bem äSud^ftaben genommen mitb, eine gtoge Untic^tig« feit Detanlaffen. £)enn bie Siegel bet SluSfd^liegung eines SRtttletn {mifd^en gmei mibetfpted^enb entgegen ©efe^ten Detbietet biefeS, unb eS ift ba^et g. e. ein 5Wenfd^, bet nid^t eine gewiffe Statut, ßcit, Ältet, Ott u. b. g. l^&tte, unmöglid^. 3Ran mug il^n oielmel^t in biefem @inne nel^men: butc^ so bie an einem S)inge gufammengebac^te ^tdbicate finb oiele anbete gang unb gat nid^t bejtimmt, fo mie butd^ baSienige, maS in bem Segtiff eines SRenfd^en als eines fold^en gufammengenommen ift, in flnfel^ung bet be« fonbetn SRerlmale beS flltetS, Otts u. f. m. nid^ts auSgemad^t mirb. 9bet biefe Stt betUnbeftimmtl^eit ift alsbann eben fo tool^l bei einem e;ciftitenben 25 als bei einem bloS möglichen S)inge angutteffen, meSmegen biefelbe gu tei» nem Untetfd^iebe beibet lann gebtaud^t metben. S)et betfilgmte Stuft uS ted^net baS^tgenbioo unb S^^genbmenn gu bett unttüglid^en Seftimmungen beS 3)afeinS. Slllein o^ne uns in bie $tüfung beS @a^eS felbet, bag alles, aas ba ift, itgenbao obet itgenbmenn fein muffe, eingulaffen, fo gel^öten 30 biefe ^tdbicate nod^ immet aud^ gu bloS mbglid^en fingen. S)enn fo lönnte an mand^en beftimmten Dtten mand^et 3Renfd^ gu einet gemif[en Seit e;riftiten, beffen aQe äSeftimmungen bet Slllmiffenbe, fo mie fte il^m beitool^nen mätben, menn et ejriftitte, mol^l (ennt, unb bet gleid^mol^l mit!« lid^ nid^t ba ift; unb bet eioige 3ube Sll^aSoetuS nad^ aßen Sdnbetn, bie 35 et butd^manbetn, obet aSen Seiten, bie et butd^leben foH, ift ol^ne ßtoeifel ein möglid^et SRenfd^. 3Ran mitb bod^ l^offentlid^ nid^t fotbetn, ba| baS

1. %bi|. 2. Setrad^tuttg. Sott ber innem !IR5glid^!ett xc. .77

Srgenbloo unb Srgenbwettn nur bann ein gurei<]^enb ÜRerlmat bti S)afein8 fei, »enn bad S)tng loirllid^ ba ober alsbann i[t, benn ba tofirbe man forbem, bag badfenige fd^on eingeräumt merbe, toai man ftd^ an^eifd^ig mad^t, burd^ ein tauglid^eiS SRerfmal Don fetber fenntUd^ gu mad^en.

5 Qtütitt SBetvad^tttttg.

SSon ber innem aWöglid^feit, in fo fern fie ein S)afein

ooraugfe^t.

1.

SdSt^ifle Unterfc^eibung bei bcm »egriffe ber 5Kögli(^Ieit.

10 SlDed, toai in jtd^ felbft loiberfpred^enb ift, ift innerlich unm5glid^. S)iefeS ift ein magrer @a^, menn man eS gleid^ ba^in gefteDt fein Idgt, bag ed eine loa^re Srtldrung fei. Sei biefem SBiberfpruc^e aber ift flar, bag etmad mit (SttoaS im logifd^en äSiberftreit ftel^en muffe, baS ifi, ba8« ienige Derneinen muffe, voaS in eben bemfelben gugleid^ bejal^t ift. @etbft

16 nac^ bem Ferren 6ruf iuiS, ber biefen Streit ni^t blod in einem innem äßiberfprud^e fe^t, fonbern bel^auptet, bag er überhaupt burd^ ben SSer« ftanb nad^ einem il^m natürlid^en ©efe^e mal^rgenpmmen loerbe, ift im Unmöglid^en aUemal eine SSerhtfipf ung mit @tu)ad, loaS gefegt, unb StmaS, looburd^ ed gugleic^ aufgehoben mirb. S)iefe Siepugnani nenne id^ baS

20 l^ormale ber Unbenflid^Ieit ober Unmoglid^feit; ba& SRateriale, load ^iebei gegeben ift, unb toelc^eS in fold^em Streite ftel^t, ift an ftc^ felber ettoaS unb lann gebac^t loerben. (Sin Sriangef, ber DieredEic^t lodre, ift fd^Ied^ter« bingg unmöglich. Snbeffen ift gleid^tool^l ein Triangel, imgleic^en etioad SSieredttd^ted an fid^ felber SttoaS. 3)iefe Unmöglid^feit berul^t lebiglid^

25 auf logif^en Regierungen Don einem 3)enn{d^en gum anbern, ba eind nur nic^t ein 3Rerf mal bed anbern fein fann. @ben fo mug in j[eber 3ß5glid^« feit baiS (StmaS, toai gebadet toirb, unb bann bie Übereinftimmung bed* ienigen, toai in il^m gugleid^ gebadet toirb, mit bem@a^e beiSSBiberfpruc^d unterfd^ieben »erben. @in Triangel, ber einen redeten SBinfel l^at, ift an

30 fid^ felber möglid^. S)er Siriangel fotoo^I, als ber redete SSinlel pnb bie Data ober baS 3RateriaIe in biefem 3ßöglid^en, bie Übereinftimmung aber beS einen mit bem anbern nac^ bem @a^e bed SBiberfprud^g finb bai formale ber SRogUd^feit. 3d^ loerbe biefeS legiere aud^ bai Sogifd^e in

78 SetoetiSgrunb ju einer jDemonfhation bed ^afeind ©otted.

ber SRöglid^Ieit nennen, tteti bie Sergleic^ung ber ^rdbicate mit il^ren @ubiecten naij ber Sfiegel ber SBal^rl^eit nt(]^tS anberd ald eine logifc^e Segie^ung i[t, iaS SttoaS ober voa& in biefer Übereinftimmung [tel^t, mirb bidmeilen baS Sieale ber 3R5gI{(!^Ieit feigen. Übrigend bemerfe i(^, bag l^ier jebergeit Don feiner anbern SRögli^feit ober Unntöglid^feit, ali ber innern ober fd^ted^terbingS unb abfolute fo genannten bie Siebe fein mirb.

2.

S)ie innere SRoglid^feit aller 3)inge fe^t irgenb ein

S)afein DorauS.

@S ift aud bem anlegt Sngeffil^rten beutlid^ gu erfel^en, bag bie 3R5g« lo lid^feitmegfalle, nic^t aUein menn ein innerer SStberfprud^ ald bai Sogifd^e ber Unmoglid^feit angntreffen, fonbern aud^ loenn fein 3RateriaIe, fein Datum gu benfen ba ift. S)enn alSbann ift nid^td S)enfli(^ed gegeben aUeS 3ß5gli(6e aber ift ettoad, toa^ gebadet merben fann, unb bem bie logifd^e Sejiel^ung gemfig bem @a^e bed Sßiberfprud^d gufommt. 15

SBenn nun aDeiS S)afein aufgehoben loirb, fo ift nid^tiS fd^led^tl^in ge« fe^t, ed ift überhaupt gar nid^td gegeben, fein Sßateriale gu irgenb ettoaS S)enflid^em, unb aDe 9RögIi^feit fdllt g&nglid^ meg. @S ift jwar fein innerer SBiberfprud^ in ber SSerneinung aDer Spfteng. 3)enn ba ^iegu erforbert tourbe, bag etioaS gefegt unb gugleic^ aufgehoben »erben mfigte, so l^ier aber überall nid^ts gefegt ift, fo fann man freiließ nid^t fagen, bag biefe Sluf^ebung einen innern SBiberfprud^ enthalte. SDein bag irgenb eine SRöglid^feit fei unb bod^ gar nid^tS äßirflid^eS, baS loiberfprid^t pd^, »eil, »enn nid^ts ejciftirt, aud^ nid^ts gegeben ift, bad ba benflid^ »äre, unb man ftd^ felbft »iberftreitet, menn man gleid^wol^l »iK, bag etmaS as mbglid^ fei. SBir I)aben in ber ßerglieberung beS Segriffd Dom S^afein Derftanben, bag bad @etn ober fd^led^tl^in ©efe^t fein, »enn man biefe Borte bagu m6ji braud^t, logifd^e Sejiel^ungen ber ^rdbicate gu Subjiecten auögubrficfen, gang genau einerlei mit bem S)afein bebeute. S)emnad^ gu fagen: ed e;rtftirt nid^tiS, l^eigt eben fo Diel, alS: ed ift gang unb gar nichts; 30 unb es »iberfprid^t ftd^ offenbar, beffen ungead^tet l^ingugufügen, ed fei etwas möglid^.

1. mif), 2. JBetrod^tunö. ©on her innern sWögtid^feit k. 79

3.

6S ift fc^Ied^terbingd unm5gU(l^, bag gar nid^td e;:iftire.

äßoburd^ ade 3R5gU(l^feit überl^aupt aufgel^oben lotrb, bad i[t fd^Ied^teibingd unmöglich. 3)enn biefeS jtnb gleid^bebeutenbe audbrüde.

5 giun »irb crftlid^ burd^ ba«, toaS fldö felbft wiberfpricl^t, ba8 gormalc aller aRSgltd^feit, ndmltd^ bie Übereinftimmung mit bem @a^e ht^ SSiber^ fprud^S, aufgehoben, bal^er ift, loas in ji(6 felbft ttiberfpred^enb ift, fd^led^terbingS unmöglid^. S)tefe« i{l aber ni^t ber t^all, in bem loir bie gdnglid^e Beraubung alled 3)afeinS ju betrachten ^aben. S)enn barin

10 liegt, tt)ic erwiefen ift, fein innerer SBiberfprudö- ^Mn tooburd^ baS 9Rateriale unb bie Data ju allem ^5gli(^en aufgel^oben werben, baburd^ ttirb aud^ aUe aRoglid^feit öerneint. 5Run gefd^iel^t biefe« burd^ bie auf* Hebung alles S)afein§, alfo wenn aUeS S)afein Derneint wirb, fo wirb aud^ alle SRöglid^Ieit aufgehoben. Sßitl^in ift fd^led^terbingS unmöglid^, ba^

15 gar nid^tS e;ciftire.

4.

alle 3ß5glid^feit ift in irgenb etwas äSirllid^em gegeben, entweber in bemfelben aU eine SBeftlmmung, ober burd^

baffelbeaU eine i^olge.

90 (Ss ifi oon aller 3R5glid^feit indgefammt unb oon ieber infonberl^eit barjut^un, bag fte etwas äßirflid^eS, eS fei nun ein S)ing ober mehrere, oorauSfe^e. S)iefe Sejiel^ung aDer 2Roglid^feit auf irgenb ein S)afein lann nun gwiefad^ fein. @ntweber baS 3R5glid^e ift nur benflid^, in fo fern eS felber wirflic^ ift, unb bann ift bie SRöglic^Ieit in bem äSirflid^en

n als eine Seftimmung gegeben; ober eS ift möglid^ barum, weil etwas anberS wirllid^ ift, b. i. feine innere 3R5glid^Ieit ift als eine $olge burd^ ein anber S)afein gegeben. 3)ie erlduternbe Seifpiele fönnen nod^ nid^t füglic^ l^ier ^erbei gefc^afft werben. 35ic Slatur beSjenigen ©ubiects, weld^eS baS einjige ift, baS gu einem Seifpiele in biefer Setrad^tung

30 bienen lann, foR allererft erwogen werben, ^nbeffen bemerle id^ nur nod^, bog id^ baSienige SBirtlid^e, burd^ weld^eS als einen ©runb bie innere 5K5glld^fclt anbercr gegeben ift, bm erften 3lealgrunb biefer abfolutcn ÜR5glt(^feit nennen werbe, fo wie ber @a^ beSlBiberfprud^S ber erfte logifc^e ©runb berfelben ift, weil in ber Übereinftimmung mit il^m baS

80 93e»ei^runb au einer S)emonfiratii)n beiS 2)afeind ®otie^.

f^ormale ber 3R5gIt(^Iett liegt, f o lote \tnti bie Data unb bad SRateriale im 3)enni(!^en liefert.

^6i begreife ttol^I, ba^ @&^e Don berjenigen Srt, al8 in biefer 99e« tra(!^tung Dorgetragen loerben, nod^ mand^er (Sridutentng bebürftig {inb, um baSjenige Sic^t gu befommen, baS gur 9[ugenf(^einli<]^leit erforbert » tt)irb. 3nbeffen legt bie f o fe^r abgezogene 9latur btS ©egenftanbed felbfi aOer Sentfi^ung ber größeren aufllarung ^inberniffe, fo loie bie mifro* ffopifc^en i^unftgriffe bed ©e^endgmar baS Silb beS ©egenftanbeS bid }ur Unterfd^eibung fel^r Heiner ^^iU enoeitem, aber aud^ in bemfelben SRage bie ^eüigfeit unb Sebl^aftigleit beS SinbrudtS oerminbern. ©leid^kool^l lo koiQ id^ fo oiel, als i(^ oermag, ben ©ebanfen oon bem felbft bei ber innren SRöglid^feit iebergeit gum ©runbe Uegenben 3)afein in eine etmaS grbgere Sla^eit gu ben gemeinern Segriffen eines gefunben SerftanbeS gu bringen fud^en.

3^r erfennet, bafe ein feuriger Äirper, ein Ufliger SReufd^ ober ber» is gleidben etmaS mbgli^ feien, unb loenn id^ nichts mel^r als bie innere gjlöglidöleit »erlange, fo werbet il^r gar nid^t nöt^ig flnben, bafe ein Äörpcr ober gcucr u. f. \o. als bie Data l^iegu epftiren mfiff en, benn fte pnb einmal benflid^, unb baS ift genug. S)ie Bufammenftimmung aber beS ^räbicats feurig mit bem Subtecte J^orper nad^ bem ©runbe beS Sßiberfprud^S liegt so in blefcn Segriffen felber, pe mJgcn toirflid^e ober bloS möglid^e 35ingc fein. 3d^ rdume au(^ ein, bag meber Sibxptx nod^ ^euer mirflic^e S)inge fein bürfen, unb gleic^mo^l ein feuriger j^örper innerlid^ m5glid^ fei. allein {(^ fa^re fort gu fragen: ift benn ein i^örper felber an pd^ mbglic^? Sl^r »erbet mir, mell i^r ^ier eud^ nid^t auf ©rfa^rung berufen muffet, 25 bie Data gu feiner 3ßögli(^feit, nfimlid^ SluSbe^nung, Unburd^bringlid^feit, ^raft unb toer meig maS mel^r, l^ergd^len unb bagu fe^en, bag barin fein innerer 3Biberpreit fei. Sd^ räume nod^ alles ein, aDein i^r mflgt mir dtec^enfd^aft geben, meStoegen il^r ben Segriff ber SuSbel^nung als ein Datum fo gerabe angune^men Siecht l^abt, benn gefegt, er bebeute nid^ts, so f 0 ift eure bafär ausgegebene SRögUd^feit beS i^örperS ein Slenbmerf . SS tt)dre aud& fel^r unrichtig, pd^ auf bie erfal^rung megen biefeS Dati gu be» rufen, benn eS iji fe^t eben bie ffrage, ob eine innere aWöglid^felt beS feurigen ÄörperS Patt pnbet, wenn gleid^ gar nid^ts ejcipirt. ®efefet baft i^r anlegt nid^t me^r ben Segriff ber »uSbe^nung in einfad^ere Data ger« »s fdllen lönnt, um angugeigen, bai in i^m nichts SBiberpreitenbeS fei, wie ll^r benn notl^wenbig gulefet auf ettoaS, beffen 5K5gli(^feit nid^t gergliebert

1. $(Bt^. 3. 93etra4tung. Son htm fd^Ied^terbingd notl^menbigen S)afein. 81

loerben lann, lommen utftgt, fo tft aldbann l^ier bie f^rage, ob fRaum ober S(uSbe^nung leere SB5rter jinb, ober ob fie tttoaS begelc^nen. 3)er SRangel beiS äBiberfprud^d mad^t eiS l^ier nid^t auS; ein leereS Sßort begeic^net nie« malg ettoaS SBiberfpred^enbeS. Sßenn nid^t ber fRanm, e;ci[tirt, ober koenig«

& ftenS burd^ etioad @;:iftirenbeS gegeben ijl als eine $oIge, fo bebeutet baS Sßort fRanm gar ntd^td. @o lange il^r no(^ bie SRögUd^feiten burc^ ben @a^ beö 9Biberfpru(^S beio&l^ret, fo fu^et i^r eud^ auf badjenige, toai eud^ in bem S)inge S)enflid^ed gegeben ifi, unb betrachtet nur bie SSertnilpfung nad^ biefer logifd^en 9^egel; aber am @nbe, menn i^r bebenlet, koie euc^

10 benn btefeS gegeben fei, Ibnnt il^r eud^ nimmer koorauf anberS, als auf ein S)afein berufen.

SlDein »ir ttoDen ben Sortgang biefer Setrad^tungen abmarten. S)ie Snmenbung felber loirb einen ^Begriff fagtid^er mad^en, ben, ol^ne ftd^ felbfi gu übersteigen, man laum fär ftd^ aüein beutlic^ mad^en fann, loeil er oon

13 bem erften, n)aS beim S)enHid^en gum ©runbe Hegt, felber l^anbelt.

dritte SBetrad^tuttg* 93on bem fd^Ied^terbingS notl^raenbigen SDafein.

1.

Segriff ber abfolut notl^ioenbigen ßjriftenj fiberl^aupt..

30 @d^led^terbingS not^ioenbig ift, beffen ®egent^eil an fid^ felbft un« mbglid^ ift. S)iefeS ift eine ungegkoeifelt rid^tige Slominal-erfldrung. SBenn id^ aber frage: morauf lommt eS benn an, bamit baS 9li(^tfein eines S)ingeS fc^lec^terbingS unmiglic^ fei?, fo ift baS, loaS id^ fuc^e, bie Stealerlldrung, bie unS allein gu unferm Qxotdz etmaS nu^en lann. S(De

3d unfere Segriffe Don ber inneren 9lot^menbigfeit in ben (Sigenfc^aften möglicher 3)inge, oon melc^er Slrt fte aud^ fein mögen, laufen barauf ^in« aus, bag baS ©egentl^eil ftd^ felber miberfprid^t. allein »enn eS auf eine fd^led^terbingS notl^menbigeßjrifteng anfommt, fo koürbe man mit fd^led^tem @rfolg burd^ baS nAmlid^e SRerlmal bei il^r ettoaS gu oerftel^en fud^en.

30 5DaS S)afein ift gar fein ^rdbicat unb bie Suf^ebung beS S)afeinS leine SSerneinung eines $rdbicatS, tooburd^ etmaS in einem 3)inge follte auf« gehoben merben unb ein innerer äBiberfprud^ entftel^en fbnnen. 3)ie Stuf« l^ebung eines ejciftirenben S)ingeS ift eine Dötlige SSerneinung alle beS«

Stant'9 e^xiUtn, aSerfr. U. Q

82 fßttDti&^xmb au einer 2)emi)nflration bed S)afetnd (SotteiS.

ienigen, tvaS fc^Iec^t^tn ober abfolute burd^ fein S)afein gefegt mürbe. 3)ie logifc^e Regierungen gmifd^en bem Sün^t als einem äRöglic^en unb feinen ^r&btcaten bleiben gleid^mol^I. SQein biefe finb gang toai anberd, ald bie ^ofttion beS S^inged gufammt feinen ^rdbicaten fd^Iec^t^in, aU »orin bad S)afein befielet. S)emna(l^ »irb nid^t eben baffelbe, »ad in bem 5Dtnge 5 gefegt U)irb, fonbern roai anberS burd^ baiS Slid^tfein aufgehoben, unb ifi bemnac^ l^ierin niemals ein Siberfprud^. ^n ber ledern Betrachtung btefeS 9Berl8 mirb aOeS biefeS in bem gaUe, ba man bie abfoIutnotJ^« menbige ß^rifleng toirflicl^ Dermeint ^at burc^ ben @a^ beS SSBiberfprud^S gu begreifen, burc^ eine flare (Sntmidelung btefer Untaugli(j^leit über* 10 geugenber gemad^t toerben. 9Ran lann inbeffen bie Slotl^menbigfeit in ben ^rdbtcaten bloS mögli^er Segriffe bie logifd^e SRotl^menbigfeit nennen. SDetn bieienige, beren ^auptgrunb id^ auffu(i^e, nfimlid^ bie bed S)afetndr ift bie abfolute SHealnotl^menbigfeit. ^c^ ftnbe guerfl: bag, maS iij fd^Iec^teri: bingS als nid^tS unb unmöglid^ anfeilen foD, baS muffe aOeS S)enlli(be 15 Dertilgen. S)enn bliebe babei no(j^ ettoaS gu benfen übrig, fo toäxt eS nid^t gdnglid^ unbenHid^ unb fd^Ied^tl^in unmöglid^.

Sßenn id^ nun einen Slugenblid nad^benfe, koeSmegen baSienige, loaS fid^ loiberfprid^t, fd^led^terbingS nid^ts unb unmöglich fei, fo bemerfe ic^: bag, meil babur^ ber @a^ beS äSiberfpruc^S, ber le^te logifc^e ©runb 20 aUeS S)enllid^en, aufgel^oben loirb, ade 3R5gIid^feit Derfd^ioinbe, unb nichts babei mel^r gu benfen fei. 3d^ nel^me barauS alsbalb ab, ba^, koenn xi) aUeS S)afein fiberl^aupt aufgebe, unb I)ieburd^ ber le^te Sfiealgrunb alles S)enflic^en megffillt, gleic^fatts aKe aRöglid^feit Derfd^ioinbet, unb nichts me^r gu benfen bleibt. 3)emnad^ fann etioaS fd^Ie<!^terbingS notl^menbig 25 fem, entteeber »enn burd^ fein ©egent^eil baS gormale aUeS 3)enfli(^en aufgel^oben U}irb, baS ift, menn eS fic^ felbft loiberfprid^t, ober aud^ »enn fein 9lid^tfein baS SRateriale gu aDem si)enfli$en unb alle Data bagu auf« ^ebt. S)as erfte finbet, vok gefagt, niemals beim 3)afein ftatt, unb meil fein britteS möglieb ift, fo ift entteeber ber Segriff öon ber f(^led^terbingS 30 not^menbigen 6? ifteng gar ein tdufc^enber unb falfd^er Segriff, ober er mu^ barin berul^en, bag baS 9lid^tfein eines S)ingeS gugleid^ bie S3er» neinung Don ben Datis gu allem S)enfli(^en fei. 3)ag aber biefer Segriff nid^t erbid^tet, fonbern etmaS Sßal^r^afteS fei, erl^etlt auf folgenbe 9lrt.

1. $(M1^. 3. Säetrad^tung. iSon bem fci^ted^terbingd not^menbtgen S)afetn. 83

2.

@d e^riftirtein fd^Iec^terbingS notl^ioenbigeS Sßefen.

aOe äRöglid^feit fe^t etoaS SBirflid^eS DorauS, »orin unb kooburd^ aDed S)ennt(!^e gegeben ift. S)emna(^ ift eine getoiffe SBirHic^feit, beren

6 aufl^ebung felbfl aOe innere SRögUd^feit überhaupt aufgeben ttfirbe. 3)ad» ienige aber, beffen Sufl^ebung ober SSerneinung aUe 9R5gU(^feit Dertilgt, ift fii^Iec^terbtngd not^iDenbig. S)emna(l^ ejcifitirt etwas abfolut notb- n)enbiger SSeife. 93iS bal^in erl^ellt, bag ein 3)afein eineiS ober mebrerer S)inge felbft aller SRögUd^feit gum ®runbe liege, unb bag biefeS S)afe{n

10 an fid^ felbji notl^wenbig fei. 9Ran fann bierauS au(b Iei(btU(b ben Segriff ber ßuf&Qigteit abnebmen. Suf&Hig ift nacb ber SBorterTI&rung, bef[en Oegentl^eU miglicb t{t. Um aber bie Sacberfldrung baoon gu finben, fo mug man auf folgenbe Srt unterf(beiben. 3m logifcben 93erftanbe ift haS^ jenige ald ein $räbicat an einem @ubiecte gufaQig, bef[en ©egentl^eil bem«

15 felben nicbt miberfpricbt. 3- @- @inem Sriangel uberbaupt ift ed gufdRig, bag er recbtioinflicbt fei. 3>iefe SufaOigfeit finbet lebigtid^ bei ber Se< gie^ung ber ^rAbicate gu ibren ©ubjecten {latt unb leibet, loeil baS 3)a< fein lein ^rdbicat ift, au(b gar leine Slnwenbung auf bie 6;tiftenj. S)a« gegen ift im 9iealoerftanbe iufäQig baiSientge, beffen ÜHi^tfein gu benfen

30 ift, ba& ift, beffen Slufbebung ni(bt aOeiS S)enllicbe aufl^ebt. SSenn bem« nacb bie innere 9RogIi(bfeit ber S)inge ein gemiffes 3)afein ni(bt ooraud^ fe^t, fo ift biefed sufdOig, »eil fein ©egentl^eil bie aRöglid^feit nicbt auf« bebt. Dber: 3)adj|enige S)afein, kooburcb ni(bt baiS 3RateriaIe gu allem S)enni(ben gegeben ift, o^ne melcbed alfo no(b etwas gu benfen, baS ift,

25 m5gli(b ift, beffen ©egentbeil ift im 9leatoerftanbe m5gUd^, unb baS ift in eben bemfelben SSerftanbe aud^ guf&tlig.

3.

S)aS notbtoenbige Sßefen ift einig.

Sßeil baS notbioenbige SSefen ben legten 9iealgrunb aQer anbern 30 aRdgU(b(eit entb&lt, fo wirb ein iebeS anbere S)ing nur mögli(b fein, in fo fern eS bur(b i^n als einen ®runb gegeben ift. S)emna(l^ lann ein iebeS onbere S)ing nur al8 eine l^olge oon ibm ftatt finben unb ift alfo aQer onbem S)inge 3RigU(^Ieit unb S)afein oon i^m abl^dngenb. (Stwad aber, was felbft abbdngenb ift, enthält ni<bt ben legten SHealgrunb aller aR5g'

6^

84 8ett>etögrunb au einer S)emonftTatton beiS S)afetnd ®otied.

lid^feit unb i{l bemnacl^ ntd^t fcJ^Ied^terbtngS notl^menbig. SRitl^in I5nnen ni^t mel^rere 3)inge abfolut notl^menbig fein.

Se^et, A fei ein notl^toenbigeS Sßefen unb B ein anbetet. @o ift Der« möge ber (SrHärung B nur in fo fern möglich, atö ed burc^ einen anbern ®runb A al$ bie Solge beffelben gegeben ift. SBeil aber Dermige ber & aSoraudfe^ung B felber not^menbig ift, fo i{i feine ^RSglid^feit in i§m als ein ^rdbicat unb nic^t atö eine Srolge auS einem anbern unb bod^ nur als eine grolge laut bem vorigen gegeben, loeld^ed fi(^ koiberfprid^t.

4.

S)a8 notl^ioenbige SSefen ift einfad^. lo

3)ag fein Sufammengefe^teiS aud Diel Subftangen ein fc^ted^terbingS notl^ttenbiged SSefen fein fönne, er^eOt auf folgenbe Srt. @e^et, ed fei nur eins feiner Steile fd^Ied^terbingd notl^ttenbig, fo ftnb bie anbern nur inSgefamntt als t^olgen burd^ il^n möglid^ unb ge]^5ren nid^t gu il^m als 9lebent^eile. ©ebenfet eud^, es lo&ren ntel^rere ober aDe not^menbig, fo 15 toiberfprid^t biefes ber Dorigen Stummer. 6S bleibt bemnac^ nid^ts fibrig, als fte muffen ein iebeS befonberS gufdUig, alle aber gufammen fd^led^ter« bingS notl^ti}enbig ejriftiren. 3t\xn ift biefeS aber unmbglid^, meil ein ^iQxtQüt Don Subftangen nid^t mel^r ÜHotl^menbigleit im 3)afetn ^aben lann, als ben Steilen gulommt, unb ba biefen gar feine gufommt, fonbern so i^re @]ciftenj gufdllig ifl, fo D)ärbe aud^ bie beS ©anjen guf&Ilig fein. Sßenn man gebdd^te, ftd^ auf bie ßrfldrung beS notl^koenbigen SSefenS be« rufen gu f5nnen, fo bag man fagte, in jeglid^em ber Sl^eile mdren bie legten Data einiger innern 2R5gli(l^feit, in aUen gufammen aUeS 3ß5glid^e gegeben, fo tofirbe man ettoaS gang Ungereimtes nur auf eine oerborgene 25 Slrt DorgefteUt ^aben. 3)enn menn man ftd^ alSbann bie innere SRöglid^« feit fo gebenft, ba^ einige fönnen aufgel^obenkoerben, bod^ fo, ba^brigenS, »aS burd^ bie anbere 5£]^eile nod^ S)enf(id^eS gegeben worben, bliebe, fo mflgte man ftd^ Dorftellen, eS fei an |td^ möglich, bag bie innere 3R5gltd^« feit Derneint ober aufgel^oben merbe. @S ift aber gdnglid^ unbenflid^ unb so koiberfpred^enb, bag etmaS nid^tS fei, unb biefeS miQ fo Diel fagen: eine innere 3ß5glid^feit aufl^eben, ift aUeS S)entlid^e Dertilgen, D)orauS erl^eQt, ba^ bie Data gu jebem 3)enfli(^en in bemienigen S)inge muffen gegeben fein, beffen Slufl^ebung aud^ baS ®egent^eil aOer 9R5glid^feit ift, bag alfo, tt)aS ben legten ®runb Don einer innern 3ß5glid^feit entl^dlt, il^n aud^ Don 35

1. f[bl!|. 3. S3etrad^tung. Sßon bem fd^Ied^ierbingd not^ioenbigen S)afein. 85

aUer überhaupt enthalte, mitl^tn biefer ®runb nid^t in Derfd^iebenen @ub« {tätigen Dert^eitt fein fbnne.

5. S)a& notl^ioenbige SSBefen ift unDerdnberlid^ unb etoig.

5 SSeil felbft feine eigene äJIöglid^Ieit unb {ebe anbere biefeiS S)afein Doraudfe^t, fo ift feine anbere Slrt ber Sjttfteng beffelben möglid^, ba^ l^eigt, ed lann baS notl^toenbige Sßefen nidbt auf Dielerlei Srt ejrtftiren. St&mlid^ aDeg, \oa& ba ift, ift burd^g&ngig beftimmt; ba biefeS SBefen nun lebigUc^ barum mbglic^ ift, tteil ed ejriftirt, fo finbet leine 3RögIi(^Ieit

beffelben ftatt, auger in fo fern eS in ber 2;i^at ba ift; ift alfo auf feine anbere Srt möglid^, als tote ed mirflid^ ift. 3)emna(!^ fann eiS nid^t auf anbere 9[rt beftimmt ober Deranbert merben. @ein Slid^tfein ift fc^Ie^ter» bingd unmdglid^, mitl^in aud^ fein Urfprung unb Untergang, bemnac^ ift es emig.

15 6.

S)a& notl^ioenbige 3Befen entl^&lt bie l^öd^fte äUealität.

3)a bie Data gu aUer 9R5glid^feit in i^m angutreffen fein muffen, ent« toeber als 93eftimmungen beffelben, ober alS t^olgen, bie burd^ il^n als ben erften SHealgrunb gegeben finb, fo fielet man, bag ade 9iealit&t auf eine

20 ober anbere Srt burd^ il^n begriffen fei. 9Dein eben biefelbeSeftimmungen, burc^ bie biefeS 3Befen ber l^b^fle ©runb ift Don aller möglid^en Sftealitdt, fcfeen in i^m felber ben größten ®rab realer eigenfd^aften, ber nur immer einem 3)inge beitool^nen fann. SBeil ein foIc^eS äSefen alfo baS realfte unter allen m5glid^en ift, inbem fogar alle anbere nur burc^ baffelbe mog«

25 lid^ finb, fo ift btefeS nid^t fo gu Derftel^en, bag ade mbgltd^e Sftealitdt gu feinen Seftimmungen gel^öre. S)iefeS ift eine SSermengung ber Segriffe, bie bis bal^in ungemein ge^errfd^t l^at. 9Ran ertl^etlt aQe Stealitdten ®ott ober bem notl^toenbigen SBefen o^ne Unterfd^ieb als ^rdbicate, ol^ne koal^r«* gunel^men, ba^ fie nimmermel^r in einem eingigen @ubj[ect als Seftimmungen

30 neben einanber fönnen ftatt finben. S)ie Unburd^bringlid^feit ber Äörper, bie SuSbel^nung u. b. g. f5nnen ni^t @igenfd^aften Don bemlenigen fein, ber ba SSerftanb unb äSiUen ^at. ßs ift aud^ umfonft eine SluS^ud^t barin gu fud^en, bag man bie gebadete aSefd^a^en^eiten nid^t für loal^re SRealitdt ^alte. es ifl o^ne allen ßweifel ber ©tofe eines ÄörperS ober

33 bie Äraft beS Sufammenl^angeS ettoaS toal^rl^aftig ^ßoptioeS. eben fo ift

86 SSemeiiBgrunb au einer ^emonftration bed S)afetnd ®otteiS.

ber Sd^merg in ben Smpftnbungen eines ©eifted nimmermel^r eine bloge Seraubung. @in irriger ®ebanle ^at eine fold^e SSorfteDung bem ©d^eine mij fiere(fttfertiflt. 68 l^cifet: Sftealltat unb »calitdt »ibcrfpred^cn elm anber niemals, loeil betbeS roa^xt Sejal^ungen finb; bemnad^ iDiberftreiten {ie au(^ einanber nid^t in einem Subjecte. £>b i(^ nnn gleid^ einräume, 5 bag l^ier fein logifd^er Sßiberftreit fei, fo ift babnrd^ bod^ nid^t bie gHeal* repugnang gel^oben. 3)ie{e finbet ieberjeit ftatt, loenn etmaS als ein ®runb bie golge Don etmad anberm burd^ eine reale @ntgegenfe^ung Dernid^tigt. 3)ie Sen)egungSfraft eines J^drperS nad^ einer 3)irection unb bie Senbenj mit gleid^em ©rabe in entgegengefe^ter [tefjen nid^t im SSiberfprud^e. @ie 10 {inb aud^ mirflid^ gugleic^ in einem Rbx^tx möglid^. 9lber eine Demid^tigt bie 9iealfoIge aus ber anbern, unb ba fonft ))on jeber inSbefonbere bie f^olge eine loirllid^e Semegung fein »urbe, fo ift pe je^t Don beiben gu» fammen in einem ©ubjecte 0, baS ift, bie Solge öon biefen entgegen ge» festen 93eU}egungSlräften ift bie SHul^e. 3)te SHul^e aber ift ol^ne S^^if^l i& möglid^, n)orauS man benn a\x6) fielet, bag bie Sftealrepugnang ganj loaS anberS fei als bie logifd^e ober ber 3Biberfprud^; benn baS, n)aS barauS folgt, ift fd^led^terbingS unmöglid^. 9lun lann aber in bem aDerrealften äSefen feine äfiealrepugnang ober pofitioer SBiberftreit feiner eigenen 93e« ftimmungen fein, koeil bie i^olge baoon eine Beraubung ober SRangel fein 20 mürbe, meld^eS feiner ]^54ften ^tealitdt miberfprid^t, unb ba, menn alle Sfiealit&ten in bemfelben als 93eftimmungen lägen, ein folc^er 3Biberftreit entftel^en mägte, fo f5nnen fie nid^t inSgefammt als ^räbicate in il^m fein, mithin meil fie bod^ alle burd^ i^n gegeben finb, fo merben fte ent* meber gu feinen Seftimmungen ober i^olgen gel^ören. 25

@S f5nnte aud^ beim erften SnblidE fd^einen ju folgen: bag, koeil baS not^toenbige Sßefen ben legten Sflealgrunb aller anbern SRöglid^feit ent^ l^ält, in il^m aud^ ber ©runb ber 9R&ngel unb SSerneinungen ber SSefen ber S)inge liegen mäffe, toelc^eS, menn eS gugelaffen mürbe, aud^ ben @d^lug oeranlaffen bürfte, bag eS felbft 9legationen unter feinen ^rdbi^^ 30 caten ^aben muffe unb nimmermehr nid^ts als Stealität. Mtxn man rid^te nur feine Äugen auf ben einmal feftgefe^ten SSegriff beff elben. 3n feinem S)afein ift feine eigene 2R5glid^teit urfprüngUd^ gegeben. 3)abur(^, bag es nun anbere 3){ögli$feiten ftnb, mooon eS ben ätealgrunb ent^&lt, folgt nad^ bem @a^e beS SBiberfprud^S, bag eS nid^t bie SRöglic^feit beS realften 35 SSefenS felber unb bal^er fold^e Sßögli^feiten, meiere SSerneinungen unb 5Kängel entl^alten, fein muffen.

1. 9bi]^. 4. Sßtfx. SBemeidgntnb au einer S)emonflratton bed S)afeind @otted. 87

S)emna(^ beruht bie 3ß5gUcl^feit aUer anbern S)inge in ^(nfel^ung beffen, voa& in il^nen real ift, auf bem notJ^toenbigen SBefen als einem 9%ealgrunbe, bie 39t&ngel aber barauf, tteil eS anbete 3)inge unb nid^t baiS Urmefen felber ftnb, al^ einem logifd^en ®runbe. S)ie SRöglic^Ieit beiS

5 Äörpcrö, in fo fern er auäbel^nung, Äräfte u. b. g. fjat, ift in bem oberpen aller SBefen gegrünbet; in fo fern il^m bie Äraft ju benfen gebrici^t, fo liegt biefe äSerneinung in i^m felbft nad^ bem @a^ bed SBiberf{)rud^S.

3n ber Zf^at itnb SSerneinungen an fiä) felbft nid^t Stwad, ober benf« lid^, meld^ed man ft(^ leid^tlid^ auf folgenbe 8rt faglid^ mad^en tann. @e^et

10 nid^td als ÜUegationen, fo ift gar ni(i)ts gegeben unb fein (StmaS, baS gu benlen »Are. SSerneinungen ftnb alfo nur burd^ bie entgegengefe^te $ofttionen benllic^, ober Dielme^r, eS ftnb ^ofttionen mogUd^, bie ni^t bie größte finb. Unb l^ierin liegen fc^on nad^ bem @a^e ber ^bentitdt bie SSerneinungen felber. @S fdllt aud^ leidet in bie Singen, bag aUe ben

15 3ßöglid^Ieiten anberer 3)inge beimol^nenbe 93erneinungen leinen fR^aU grunb (meil fie nid^ts ^ofttioeS jtnb), mitl^in lebiglid^ einen logifd^en ®runb DorauSfe^en.

äSievte SBetrad^tung«

Setüeiggrunb ju einer S)emonftration be2 S)afein2 @otte8.

20

1.

£)as notl^menbige SBefen ift ein ®eift.

@S ift oben bemiefen, ba^ bad not^ioenbige äBefen eine einfädle @ub« fiang fei, imgleid^en ba^ ni^ aDein alle anbere 9%ealitat bur$ baffelbe als einen ®runb gegeben fei, fonbem aud^ bie gr5gt mögliche, bie in einem

35 SBefen als Seftimmung lann entl^alten fein, il^m beimol^ne. 3t\xn fönnen Derfd^iebene Sekoeife geführt toerben, bag l^ieju aud^ bie @igenfd^aften beS SerftanbeS unb SBillenS gel^ören. 3)enn erftli^, beibeS ift »al^re Siealitdt, unb beibeS lann mit ber grSgt mögli^en in einem S)inge beifammen be« ftel^n, loeld^eS le^tere man burd^ ein unmittelbares Urt^eil beS 93erftanbeS

30 einjuraumen fid^ gebrungen fielet, ob eS gtoar nid^t ffiglic^ ju berienigen S)eutlid^teit gebracht toerben fann, »eld^e logifc^ DoDfommene Setoeife erforbern.

Sn)eitenS jtnb bie @igenfd^aften eines ©eifteS, SSerftanb unb SBiOen, Don ber 9rt, ba^ mir uns feine 9tealitAt benfen fonnen, bie in 6rmangelung

88 SeueiiSgrunb einet 2)etnonfiration bed ^afetnd @otte«.

berfelben einem SSefen eine @rfe^ung tl^un lönnte, meldte bem Slbgang berjelben gletd^ loäre. Unb ba biefe Stgenfd^aften alfo bieienige pnb, »eld^e ber l^öd^ften ®rabe ber SHeditdt fd^ig jtnb, gleid^iool^I aber unter •bie mögUd^en gel^iren, fo mugte burd^ baiS notl^menbtge SSefen, a\^ einen ®runb, SSerftanb unb SSiUe unb ade 9iealität ber geifttgen 9latur an 5 anbern möglid^ fein, bie glei$)ool|l inil^m felbft nic^t al^ eine Seftimmung angetroffen lourbe. 6S U)firbe bemnad^ bie Solge größer fein als felbft ber ®runb. S)enn eiS ift gettig, bag, koenn bad ^öd^fte SSefen nid^t felbft S3e^ ftanb unb äSiDen l^at, ein iebeS anbere, toeld^eS burd^ eS mit biefen (Sigen^ fd^aften gefegt toerbe, unerac^tet ed abl^dngenb mdre unb mand^erlei anbere 10 aRdngel ber SKacftt u. f. ». l^dtte, gleid^tool^l in 8lnfe^ung biefer eigen»* fd&aften öon ber J^öd^ften Slrt jenem in aUealitdt öorgel&en mflfete. SBeil nun bie $olge ben ®runb nid^t übertreffen lann, fo muffen SSerftanb unb 3Bine ber notj^toenbigen einfad^en Subftanj ald @tgenfd^aften beimol^nen, baö Ift, fte ift ein ®eift. 15

S)r{ttenS, Drbnung, @d^5n]^eit, SBoIlfommen^eit in allem, load m5g« li(^ i{l, fe^en ein äBefen DorauS, in beffen @igenfd^aften entmeber biefe Segiel^ungen gegrünbet finb, ober bod^ loenigftenS burd^ toeld^eS Sßefen bie S)inge biefen SBejiel^ungen gemdg ald aud einem ^auptgrunbe möglich finb. !Run ift baS notl^menbige äSefen ber l^inldnglid^e ^tealgrunb aQed so anbern, voa& auger il^m m5glid^ ift, folglich loirb in i^m aud^ bieienige (Sigenfd^aft, burd^ toeld^e biefen Segiel^ungen gemdg alled auger il^m loirf- lid^ loerben fann, anzutreffen fein. @d fd^eint aber, bag ber ®runb ber dugern 3R5glid^Ieit, ber Drbnung, @d^5n]^eit unb SSoDfommenl^eit nid^t gureid^enb ift, »ofern nid^t ein bem SSerftanbe gemdger SBille ))oraud ge» 25 fe^t ift. aifo »erben biefe ©igenfd^aften bem oberften SBefen muffen bei- gemeffen »erben.

3ebermann erfennt, bafe ungead^tet aller ®rünbe ber^eröorbringung Don ^flanjen unb Sdumen bennod^ regelmäßige SlumenftüdCe, SUReeu u. b. g. nur burd^ einen S^erftanb, ber fte entwirft, unb burd^ einen äBillen, 30 ber fte auSful^rt, möglid^ ftnb. SlHe 2Äa(i)t ober ^eroorbringungölraft, imgleid^en alle anbere Data jur 3R5glid^(eit ol^ne einen 93erftanb ftnb un» guldnglid^ bie SRoglic^Ieit fold^er Drbnung ooQftdnbig gu mod^en.

SluS einem biefer l^ier angefül^rten ®rünbe, ober au8 il^nen inö» gefammt koirb ber 99en)eiS, baß bad notl^ioenbige SBefen äBiUen unb 93er^ 35 ftanb ^aben, mitl^in ein ®eift fein mßffe, l^ergeleitet »erben fönnen. Sd^

1.9M^. 4.9etr. Säemeidgrunb au einer ^etnonftratton be« 2)afaniS ®otteiB. 89

begnüge mid^ bloiS, ben Semeidgrunb DoUftAnbig gu mad^en. SReine 8lb« Pd^t ift nid^t eine formlid^e S^emonfiration bargulegen.

2.

6S ift ein ®ott.

& @S e;:iftirt etoaS fd^Ied^terbingd notl^ttenbig. 3)iefe8 ift einig in feinem 3Befen, einfad^ in feiner @ubftang, ein ®eift nad^ feiner Statur, ettig in feiner 3)auer, unoeränberlid^ in feiner Sefd^affenl^eit, aUgenug« fam in Slnfe^ung aUeS aR5gIid^en unb äBirtlid^en. @S ift ein ®ott. 3d^ gebe l^ier leine beftimmte (SrHärung Don bem ^Begriffe Don ®ott. 3d^

10 mfigte biefed tl^un, n)enn i(^ meinen ©egenftanb f^ftematifd^ betrad^ten kDoDte. 9BaS i(^ l^ier barlege, foll bie Slnal^fe fein, baburd^ man ft(^ gur förmlid^en Sel^rDerfaffung tflc^tig mad^en fann. S)ie (Srflärung bed S3e* grip ber ©ott^eit mag inbeffen angeorbnet koerben, koie man ti ffir gut finbet, fo bin id^ böd^ getti^, bag baSfenige 3Befen, beffen 3)afein xoxt nur

15 eben beriefen l^aben, eben ba^ienige gbttlid^e Sßefen fei, beffen Unter« fd^eibungSgeid^en man auf eine ober bie anbere Slrt in bie tilrgefte 93e« nennung bringen loirb.

3.

9(nmerlung.

20 Seil aus ber brüten ä3etrad^tung nichts me^r erhellt, ald ba^ aQe Siealitdt entioeber in bem not^ioenbigen SBefen als eine Seftimmung ober burd^ baffelbe als einen ®runb mflffe gegeben fein, fo kofirbe bis ba^in unentfd^ieben bleiben, ob bie ßigenfd^aften bes SSerftanbeS unb äBiUenS in bem oberften SBefen als il^m beiU)ol^nenbe Seftimmungen angutreffen

25 feien, ober bloS burd^ baffelbe an anberen S)ingen als f^olgen angufe^en todren. SBdre baS le^tere, fo mürbe unerac^tet aller SSorgfige, bie Don biefem Urmefen aus ber ßuldnglid^feit, ßinl^eit unb Unabl^dngigfeit feines 5DafeinS als eines großen @runbeS in bie Sugen leud^ten, bod^ feine 9latur berfenigen tteit nac^ftel^en, bie man fi$ benfen mug, »enn man einen

so ©Ott benft. S)enn felber ol^ne (Srfenntni^ unb (Sntfd^lieiung, »ürbe eS ein blinblingS notl^ioenbiger ®runb anberer 3)inge unb fogar anberer ©eifter fein unb fi(^ Don bem emigen @d^id(fale einiger Sllten in nid^ts unter* fd^eiben, als bag eS begreiflid^er bef^rieben lodre. S)ieS ift bie Urfad^e, toeSkoegen in ieglid^er Se^rDerfaffung auf biefen Umftanb befonberS ge*

90 iSemei^grunb au einet ^emonftration beiS S)afe{nd @otted.

fe^en werben mu^, unb toarum mir il^n nid^t l^aben auS ben Slugen fe^en Knncn.

3(^ ^Qbe in bem ganzen Sufammenl^ange aller bxSijtx vorgetragenen ju meinem Semeife gel^origen ©rünbe nirgenb bed andbrudiS Don SSoU^» fommenl^eit gebac^t. 9li(^t ald menn id^ bafür hielte, aDe Sfiealitdt fei s f^on fo Diel mie aUe SSoIlfommen^eit, ober aud^ bie größte Sufammen« ftimmung gu (Sinem maijz fte and. 3<^ l^abe mid^tige Urfad^en Don biefem Urtl^eile Dieler anbern fel^r abjugelien. ^ad^bem i^ lange 3^it über ben Segrijf ber SSoUfommen^eit inSgemein ober inöbefonberc forgfditige Unterfud^ungen angefteUt l^abe, fo bin x6) belel^rt n)orben; bag in einer lo genauem ^enntnig berfelben überaus Diel Derborgen liege, xoa^ bie 9latur eines ®eifteö, unfer eigen ©efül^l unb felbft bie erften Segriffe ber pxaU tifd^en äSeltmeiSl^eit auffldren fann.

3d& bin inne geworben, ba^ ber Sluöbrudt ber SSoÜfommenl^eit gmar in einigen i^dUen, nad^ ber Unpd^erl^eit ieber Sprad^e Ausartungen Don 15 bem eigentl^umli(I)en Sinne leibe, bie giemli^ meit abmeieren, ba^ er aber in ber Sebeutung, barauf l^auptffid^Uc^ jebermann felbft bei jenen ^b^ irrungen ad^t l|at, aDemal eine Segiel^ung auf ein äBefen, mlijtS Srfennt« nig unb ä3egierbe l^at, DorauSfe^e. S)a eS nun Diel gu D}eitl&uftig geiDorben fein D}firbe, ben 99eD}eiSgrunb Don ®ott, unb ber i^m beimol^nenben dleali« 20 tat bis ju biefer Segiel^ung l|inburd^ gu ful^ren, ob eS gmar Dermöge beffen, toaS gum ©runbe liegt, gar tDol^I tl^unlid^ gemefen märe, fo l^abe ic^ eS ber Slbftd^t biefer Slätter nid^t gemd^ befunben, burd^ bie ^erbeigiel^ung biefeS 93egrip Slnlag gu einer aDgugrogen SBeitIduftigleit gu geben.

4. 25

»efd^Iufe.

(Sin ieber tDirb fel^r Ulijt nad^ bem tDie gebadet geffil^rten Seweife fo offenbare fjolgerungen ^inguffigen fönnen, als ba finb: 3d^, ber xä) benfe, bin fein fo fd^led^terbingS not^menbigeS äBefen, benn ic^ bin nid^t ber ®runb aller 3tealitdt, ic^ bin Derdnberlid^; fein anber SBefen, beffen 3lid^t» 30 fein möglid^ ift, baS ift, beffen Slufl^ebung nid^t guglei(^ aDe 9R5glid^feit aufl^ebt, fein Derdnberlid^eS S)ing ober in meld^em @$ranfen ftnb, mitl^in aud^ nid^t bie 3Belt ift Don einer fold^en Statur; bie äSelt ift nid^t ein accibenS ber ©ott^eit, toeil in i^r äßiberftreit, aRdngel, äSerdnberlic^Ieit, alles ©egentl^eile ber Seftimmungen einer ©ottl^eit angetroffen toerben; 35

1.9(bil^. 4.93etr. S3emetdgrunb au einer 2)enionflratton beS 2)ofeind ©otted. 91

®ott ifi ni(^t bie einige @ubftang, bie ba e;ctfiirt, unb alle anbre ftnb nur ab^ängenb Don tl[)m ba u. f. U).

Sd^ bemerle ^ter nur nod^ folgenbes. 3)er 93en)eiSgrunb ))on bem S)afein @otted, ben toir geben, ift lebiglid^ barauf erbauet, toeil etmad

6 ntoglid^ iß. S)emnad^ ift er ein Semeid, ber Doülommen a priori geffil^rt werben lann. mirb meber meine @;rifteng noc^ bie t)on anbern @eiftern nod^ bie Don ber lörperlid^en SBelt DorauiSgefe^t. @r ift in ber ^l^at Don bem innern j^ennjeid^en ber abfoluten Siotl^menbigteit l^ergenommen. 9Ran erlennt auf biefe äBeife ba§ S)afein biefed SßefenS auS bemienigen,

10 ttaS KDirlüd^ bie abfolute ^otl^menbigfeit beffelben audmad^t, alfo red^t genetifd^.

8lDe ädemeife, bie fonft Don ben SSBirfungen biefed äSefend auf fein, ald einer Urfad^e, 3)afein gefäl^rt »erben mod^ten, gefegt bag fie aud^ fo ftrenge betteifen möd^ten, als fie ed nid^t tl^un, lönnen bod^ niemals bie

15 9latur biefer 9lot^menbigfeit begreiflid^ mad^en. S3IoS barauS, bag ettoaS fd^Ied^terbingS notl^menbig e;riftirt, ift eS m5gU(^, bag etmaS eine erfte Urfac^e oon anberem fei, aber barauS bag etmaS eine erfie, baS ift, unab- l^ängige Urfad^e ift, folgt nur, bag, toenn bie Birfungen ba finb, fte aud^ e;riftiren muffe, nid^t aber bag fie fd^lec^terbingS notl^toenbiger 3Beife

20 ba fei.

äßeil nun ferner aus bem angepriefnen SemetSgrunbe erbeut, ba^ aUe SSefen anberer S)inge unb baS Steale aUer 9R5gUd^Ieit in biefem einigen Sßefen gegrünbet feien, in meld^em bie größte ©rabe beS SSerftan« beS unb eines SßiQenS, ber ber grogt moglid^e ©runb ift, angutreffen, unb

35 Doeil in einem folc^en aDeS in ber dugerft möglichen Übereinftimmung fein mu^, fo koirb barauS fd^on gum DorauS abgunel^men fein, bag, ba ein SBiile iebergeit bie innere SRbglid^feit ber @a$e felbft oorauSfe^t, ber ©runb ber 3RögIid^feit, baS ift, baS äSefen ©otteS, mit feinem SBiOen in ber größten Sufammenftimmung fein toerbe, nic^t als menn ®ott burd^

30 feinen SSiDen ber ©runb ber inneren SRoglic^Ieit m&re, fonbern »eil eben biefelbe unenblid^e ^atur, bie bie Segiel^ung eines ©runbeS auf alleSBefen ber S)inge l^at, gugleid^ bie 93egiel)ung ber ^öc^ften Segierbe auf bie ba« bur(^ gegebene größte folgen ^at, unb bie Untere nur burd^ bie SiorauS« fe^ung ber erftern frud^tbar fein tann. 3)emnad^ toerben bie 3ßögUd^Ieiten

SS ber S)inge felbft, bie burd^ bie göttltd^e 3latux gegeben finb, mit feiner großen Segierbe gufammenftimmen. ^n biefer ßufammenftimmung aber befielet baS ®ute unb bie SSollfommen^eit. Unb meil fie mit einem Aber«

92 Sßtmi^qimh au einet 2)etnonfitQtton bed S)afetnd &oiM.

einftimmen, fo ttirb felbft in ben 9R5gIi(J^Ie{ten ber S)inge @inl^ett, ^ar^ monie unb Drbnung angutreffen fein.

äSenn kDtr aber aud^ burd^ eine reife SBeurtl^eilung ber »efentlid^en Sigenfd^aften ber S)inge, bie unS burd^ @rfal^rung belannt werben, felbfi in ben notl^toenbigen Seftimmungen i^rer innem äRöglid^Ieit eine @in« 5 l^cit im äRannigfaltigen unb äSol^Igereimt^eit in bem (getrennten mal^r« nel^men, fo loerben n)ir burd^ ben Srfenntni^toeg a posteriori auf ein einiget $rincipium aller SRöglid^Ieit iurüdfd^Iiegen f5nnen unb unS gu« le^t bei bemfelben ©runbbegrtffe beS f(j^le(!^terbingd not]^n)enbigenS)afeinS befinben, üon bem mir burd^ ben Sßeg a priori anf&nglid^ ausgegangen 10 n)aren. Stunme^r foU unfere Sbfic^t barauf gerid^tet fein, gu feigen, ob felbft in ber innern SRöglid^Ieit ber S)inge eine notl^menbige Segiel^ung auf Drbnung unb Harmonie unb in biefem unerme^Ii^en SRannigfaltigen Sinl^eit anzutreffen fei, bamit voix baraud urt^eilen lönnen, ob bie äßefen ber S)inge felbft einen oberften gemeinfd^aftlic^en ®runb erlennen. 15

3n)eite »t^eitaö

t)on bem

»cttlduftiöen ^Ru^cn, bcr btcfcr Sdttotx^axt

befonbcr« eigen ifl*

SBorin au8 ber wal^rgenommenen ©inl^eit in ben SBefen ber S)in9e auf ba8 S)afein ©otteg a posteriori gcfd^Ioffen wirb*

1.

S)te etnl^eit in bem aRannigfaltigen ber SBefen ber S)tnge 10 gettiefen an ben Sigenfd^aften beS Slaumd.

S)ie not^toenbige Seflimmungen bed fftanms Derfd^affen bem 9Reg« fünfiler ein nid^t gemeines SSergnflgen burd^ bie Sugenfd^einlid^teit in ber äbergeugung unb burd^ bie (9enauigTeit in ber SuSfül^rung, imgleid^en burd^ ben n)eiten Umfang ber 8Inn)enbung, n)ogegen ba8 gefammte menfd^«

IS lid^e Srtenntnig nid^ts aufjugeigen l^at, baö il^m beil&me, Dietoeniger ed äbertr&fe. ^^ betrad^te aber anje^t ben n&mlid^en ®egenftanb in einem gang anbern ®e|i(!^töpuntte. 3d^ fel^e il^n mit einem ))]^ilDfo))]^if(!^en üuge an unb merbe geioal^r: bag bei fo notl^ioenbigen Seftimmungen Orbnung unb Harmonie unb in einem ungel^euren 3RannigfaItigen Sufammen«

ao ))a{fung unb (Sinl^eit l^errfd^e. 2^4 toiVi g. S.« bag ein ätaum burd^ bie S3ett)egung einer geraben Sinie um einen feften $untt umgrengt merbe. 3d^ begreife gar leitet, bag id^ baburd^ einen Jhreiö l^abe, ber in aOen feinen fünften Don bem gebadeten fefien $unft gleiii^e Entfernungen l^at.

94 SBemeiiSgrunb au einer 2)emonflration beiS 2)afetnd (S^otted.

Mtxn x^ finbe gar feine Seranlaffung unter einer fo einfältigen Son« ftruction fe^r Diel SRannigfaltigeS juüermut^en, baS eben baburd^ großen Siegeln ber Drbnung unterworfen fei. ^nbeffen entbede id^, bag aUe gerobe Sinien, bie einanber quo einem beliebigen $unft innerl^alb bem (Sirfel burd^freugen, inbem fte an ben UmIreiS flogen, febergeit in geo« & metrif(]^er Proportion gef (Quitten ftnb; imgleic^en bag aUe biefenige, bie üon einem $un!t augerl^alb bem Greife biefen burt^fd^neiben, jebergeit in fold^e Stüde gerlegt »erben, bie {t(^ umgefel^rt üerl^olten ß>ie il^re ©angen. SSenn man bebenft, xok unenblid^ oiel oerfd^iebene Sagen biefe Sinien an» nel^men lönnen, inbem fte btn (Sirtel mie gebadet burc^fd^neiben, unb voa^x^ lo nimmt, vok fte gleit^iool^l beftänbig unter htm n&mltd^en ®efe^e flehen, üon bem fte nic^t abmeid^en löunen, fo ift ed unerac^tet beffen, bag bie SBal^rl^eit baoon leidet begriffen mirb, benno(^ etmaS Uitermarteled, bag fo menig Slnftalt in ber Sejd^reibung biefer f^igur unb gleic^mol^I fo Diel Drbnung unb in bem SRannigfaltigen eine fo üolllommne Sinl^eit barauS 15 erfolgt.

SBenn aufgegeben toare, bag fd^iefe ^I&d^en in oerfc^iebenen 9tet' gungen gegen ben ^origont, bod^ oon fold^er S&nge angeorbnet würben, bamit frei ^erabroOenbe j(5rper barauf gerabe in gleid^er Qdt l^erab lämen, fo wirb ein ieber, ber bie med^anifc^e ©efe^e uerftel^t, einfe^en, ao bag l^iegu mand^erlei SSeranftaltung gel^öre. 9tun finbet ftd^ aber biefe @inrid^tung im Sirfel Don felber mit unenblic^ oiel Slbtoed^felung ber Stellungen unb bod^ in jebem Stalle mit ber größten Siid^tigfeit. S)enn alle Seltnen, bie an ben S^ertilalburd^meffer ftogen, fie mögen oon beffen oberften ober unterften $unfte ausgeben, nad^ welchen Steigungen man 35 aud^ miH, l^aben inögefammt baS gemein: bag ber freie i^aU burc^ biefelbe in gleid^en Seiten gef(^ie^t. ^ii erinnere mic^, ba^ ein Derft&nbiger Sel^r» ling, als il^m biefer @a^ mit feinem 99ett)eife Don mir vorgetragen kourbe, nac^bem er aUeS lool^l Derftanb, babur(^ nid^t koeniger, tote burd^ ein Slaturmunber geröl^rt würbe. Unb in ber Sl^at wirb man burd^ eine fo 30 fonberbare SSeretnigung 00m äRannigfaltigen nad^ fo frud^tbaren Siegeln in einer fo fd^led^t unb einfältig f(^einenben @ad^e, als ein SirlelfreiS ift, überrafd^t unb mit Siedet in SBewunberung gefegt. @d ift au(^ lein SBunber ber Statur, welches burd^ bie ©c^önl^eit ober Drbnung, bie barin l^errfd^t, mel^r Urfad^e gum ßrftaunen g&be, eS mägte benn fein, bag ed 35 beSWegen gefd^&l^e, weil bie Urfad^e berfelben ba nid^t fo beutlic^ eingu« feigen ift, unb bie Sewunberung eine Sod^ter ber Unwiffenl^eit ift.

2. Hbt]^. 1. SBetr. ^ortn auf ba» 2)afetn ©otted a posteriori gef d^Ioffen loirb. 95

S)ai $elb, barauf id^ S)enTn)firbi8leiten fammle, ift bat)on fo t)oa, bag, ol^ne einen %u^ toeiter fe^en gu burfen, fid^ auf berfelben Stelle, ba mix und befinben, no(^ ungäl^Iige @(^on^eiten borbieten. @d giebt Stuf« löfnngen ber ©eometrie, too baöientge, roai nur burd^ loeitläuftige Ser»

& anjlattung f(^eint m5glid^ gu fein, ftd^ glei(^fam ol^ne ade ^unft in ber @ac^e felbft borlegt. 3)iefe merben üon tebermann als artig empfunben unb bie[ed um befto me^r, je weniger man felbft babei ju tl^un l^at, unb ie üermidelter gleid^mol^I bie Sluflöfung ju fein fd^eint. S)er (Sirtelring giDifc^en jtt)ei jheijen, bie einen gemeinfc^aftlid^en ^ittelpunlt ^aben, l^at

10 eine üon einer @irfel{läd^e fel^r t)erfd^iebene ®eflalt, unb eS lommt |eber<> man anfAnglid^ ald mnl^jam unb fünftli(^ t)or, il^n in biefe $igur gu t)er« toanbeln. SlHein fo balb id^ einfel^e, ba^ bie ben inwenbigen Sirfel be^ rül^renbe Sinie, fo toeit gejogen, bis {te gu beiben @eiten ben Umlreiö beS großem fc^neibet, ber S)urd^meffer biefeS 6irfelS fei, beffen $Iäd^e bem

i& Snl^alt bed @irfelringe8 gerabe gleid^ ift, fo fann id^ nic^t um^in einige Sefrembung aber bie einfältige 9rt gu äugern, toie ba& ®efud^te in ber 9{atur ber @ad^e feljbft {td^ fo leicht offenbart, unb meiner S3emfil^ung l^ie« bei fajl nid^ts beijumeffen ift.

SSBir ^aben, um in ben not^menbigen @igenfd^aften beS Siaumd 6in«

90 l^eit bei ber größten 3RannigfaItigfeit unb ßufammenl^ang in bem, mad eine oon bem anbern gang abgefonberte Stotl^tDenbigfeit gu ^aben fd^eint, gu bemerfen, nur bloö unfere Sugen auf bie (Sirlelfigur gerichtet, »eld^e beren nod^ unenblid^e l^at, baoon ein Keiner S^eil befannt ift. hieraus I&gt ftd^ abnel^men, toe^e Unermeglid^Ieit folc^er ^armonifd^en S3e'

25 gie^ungen fonft in ben Sigenfd^aften bed StaumS liege, beren üiele bie ^ol^ere ©eometrie in ben SSertoanbtjd^aften ber Derfd^iebenen ®ef(^led^ler ber frummen Sinien barlegt, unb alle auger ber Übung be8 SerßanbeS burd^ bie benllid^e (Sinftc^t berfelben bad ©efül^l auf eine äl^nlid^e ober erl^abnere 8lrt toie bie gufällige @(^ön]^eiten ber Statur rühren.

so Sßenn man bei bergleid^en Slnorbnungen ber SRatur berechtigt ift nad^ einem Orunbe einer fo »eit erftredCten Übereinftlmmung beS 5Wannig- faltigen gu fragen, foll man ed benn meniger fein bei SBal^rnel^mung bed ebenmaged unb ber (Sinl^eit in ben unenblid^ oielf&ltigen Seflimmungen bed Sflaumö? 3ft biefe Harmonie barum meniger befremblic^, toeil fie

36 notl^toenbig ift? 3c^ ^alte baför, fle fei e8 barum nur befto mel&r. Unb toeil badienige SSiele, baoon iebeS feine befonbere unb unabl^ängige 9{ot^« menbigfeit l^ätte, nimmermel^r Drbnung, äBol^lgereimt^eit unb Sinl^eit in

96 fßttotx&gpmh au einer S)etnonfhaiiott bed <3)afein^ (S^otted.

ben gegenfeitigen Regierungen l^aBen fönnte, mirB man habxxxi) nid^t eben fokDol^I, kDie burd^ bie Harmonie in ben gufdlligen S(nftQlten ber Statur auf bie SSermut^ung eines oberften ®runbed felbft ber 3Befen ber S)inge gefül^rt, ba bie Sinl^eit beö ®runbeS aud^ @inl^eit in bem Umfange aOer folgen Deranlagt? &

2.

S)u @in]^eit im SRannigfaltigen ber äSefen ber S)inge, getoiefen an bemjenigen, ma8 in ben SemegungSgefe^en

notl^kDenbig ifi.

SBenn man in ber SRatur eine Snorbnung entbedft, bie um eined be« lo fonbern QtotdS n)inen fd^eint getroffen gu fein, inbem fte {td^ nid^t bloS nad^ ben allgemeinen Sigenft^aften ber äRaterie toflrbe bargeboten l^aben, fo feigen mir biefe Snftalt atö gufdOig unb al8 bie f^olge einer SBa^I an. Seigen fid^ nun neue Ubereinftimmung, Drbnung unb Sinken unb befon« berS bagu abgerid^tete SRittelurfad^en, fo beurtl^eilen mir biefelbe auf bie i:^ d^nlid^e S(rt; biefer Sufammen^ang ifl ber Statur ber.@ad^en gang fremb, unb blod meil es femanb beliebt l^at fte fo ju t)er!nü))fen, {leiten fte in biefer Harmonie. 3Ran Tann leint aOgemeine Urfad^e angeben, meSmegen bie flauen ber JCa^e, beS £5men u. a. m. fo gebauet {tnb, bag {te fporen, baS ifl, fid^ gurfidlegen t5nnen, als meil irgenb ein Url^eber f e gu bem 20 Stoedte, um t)or bem abfd^Ieifen geftd^ert gu fein, fo angeorbnet l^at, inbem biefe Siliere gefd^idte SBertgeuge l^aben muffen, il^ren Sflaub ju ergreifen unb gu l^alten. 8Dein menn gemiffe allgemeinere Sefc^affenl^eiten, bie ber 3Raterie beimol^nen, auger einem äSortl^eile, ben fte fd^affen, unb um beffen millen man ftt^ üorftellen fann, bag fte fo georbnet morben, ol^ne 25 bie minbejle neue Sorlel^rung gleic^mol^I eine befonbere Sauglic^Ieit gu ^od^ mel^r Ubereinflimmung geigen, menn ein einf&ItigeS ®efe^, baS j[eber« / mann um eines gemiffen ®uten millen aOein fd^on n5t]^ig finben mftrbe^ \ gleid^mol^I eine ausgebreitete f^ud^tbarteit an nod^ t)iel mel^rerem geigt, 'toenn bie äbrigen Stufen unb Sßo^Igereimtl^eiten barauS ol^ne JCunft, 30 fonbern üielmel^r notl^ioenbiger SBeife fliegen, menn enblit^ biefeS ftc^ burd^ bie gange materiale Statur fo befinbet: fo liegen offenbar felbft in ben Sßefen ber S)inge burd^g&ngige Segiel^ungen gur Sinl^eit unb gum Qn^ fammenl^ange, unb eine aügemeine Harmonie breitet fid^ über baS Steid^ ber SRöglid^Ieit felber auS. S)iefeS veranlagt eine 93ekDunberung über fo 35 loiel Sd^idlid^teit unb natfirlid^e Buf^iiiQicnpaffung, bie, inbem fte bie

2. «bt^. 1 . ^etr. SSBotin auf baS S)af ein @oried a posteriori gef Stoffen loirb. 97

))einl{(j^e unb erjmungene Jhtnft entbel^rlid^ mad^t, gletd^mo^I felber ntmmermel^r bem Ungef&l^r beigemeffen werben lonn, fonbern eine in ben SR&glid^feiten felbfl liegenbe Sin^ett unb bie gemeinft^aftlid^e übl^dngig« leit felbfl ber SBefen aller S)tnge t)on einem einigen großen ©runbe an«

K i^igt- 3<^ toerbe biefe fel^r groge SRerfmürbigleit burd^ einige leidste Sei» fpiele beutli(^ gu machen fuc^en, inbem id^ bie SRetl^obe forgf&ltig befolge, aud bem, \Da& burd^ Seobad^tung unmittelbar gemig ifü, gu bem allge« meinem Urtl^eile langfam hinauf gu fteigen.

9Ran lann einen Sinken unter tauf enb tt&l^len , tteömegen man ed

10 als n5t]^ig anfeilen fann, bag ein SuftfreiS fei, menn man burd^auS einen QtDtä gum ®runbe gu l^aben t)erlangt, looburd^ eine Slnftalt in ber 9latur guerfl t)eranla6t morben. ^i) r&nme alfo biefeS ein unb nenne ettoa iai 8t^men ber 9Renf(^en unb Siliere als bie Snbabftd^t biejer SSeranftaltung. SRun giebt biefe Suft burd^ bie n&mlid^e @igenfd^aften unb feine mel^r, bie

15 fie gum Stl^em^olen allein bebfirfte, gugleic^ Slnlag gu einer Unenblid^Ieit Don fd^5nen folgen, bie bamit notl^teenbiger Sßeife begleitet ftnb unb nid^t bflrfen burd^ befonbere Anlagen beförbert »erben. @ben biefelbe elaflifd^e JCraft unb ®ett)i(6t ber £uft mad^t bas Saugen möglid^, ol^ne teeld^eS iunge 2;^iere ber Stal^rung entbel^ren mußten, unb bie SRöglid^feit

90 ber ^um))n)erte ift bat)on eine not^toenbige S^olge. S)ur(^ fie gef^ie^t es, bag S^ud^tigteit in S)ünften l^inaufgegogen ttirb, meldte fid^ oben in Solfen Derbidten, bie ben Sag oerf(^5nern, öfters bie übermäßige ^i^e ber @onne milbern, t)orne]^mlic^ aber bagu bleuen, bie trodfene ©egenben ber Srbfl&d^e bur(^ ben 9laub Don ben SSafferbetten ber niebrigeu milbe

95 gu befeud^ten. S)ie S)dmmerung, bie ben Sag t)erl&ngert unb bem Sluge burd^ allm&^lige Sn)lf(>^^ngrabe ben Überfd^ritt Don ber ^aijt gum Sage unfc^&blid^ mac^t, unb Dornel^mlid^ bie äßinbe ftnb gang natürlid^e unb ungegmungene folgen berfelben.

SteOet eud^ Dor, ein 3Sttn\ä) mad^e ftd^ einen @ntkDurf, mie bie JCüflen

30 ber B&nber beS feigen SBeltflric^S, bie fonft l^eiger fein müßten als bie tiefer im Banbe liegenbe ©egenben, eine etaaS erträglichere SBdrme foKten genießen lönnen, fo airb er am natürlid^flen auf einen @eeß>inb verfallen, ber gu biefer Slbfid^t in ben l^eißeften SageSftunben neigen müßte, äßeil aber, ba eS gur Stad^tgeit über ber @ee Diel gefd^ainber lalt

35 »irb als über bem Sanbe, nic^t guträgUd^ fein bürfte, baß berfelbe äßinb immer iDel^te, fo loürbe er iDünfd^en, baß es ber SSorfel^ung gefallen l^ätte es fo gu Deranftalten, bamit in ben mittlem @tunben ber 9lad^t ber äSinb

«ftnfl Ci^iiftcB. Snfc U. 7

98 Setoefdgrunb ^u einer 2)emonflraiton bed S)afetnd ®otted.

t)om Sonbe mieber jurfidf feierte, toeld^ed aud^ Dtel anbern 9lu^€n mit beförbern lönnte. 9tun kDürbe nur bte %xaQt fein, burd^ meldte SRed^antl unb fünftli(]^e Slnorbnung btefer SBinbedmed^fel gu erl^alten m&re, unb l^iebei mürbe man nod^ groge Urfad^e l^oben ju beforgen: bag, ba ber äRenfd^ nic^t verlangen fann, bog aQe Slaturgefe^e ftd^ ju feiner Sequem» 5 lid^feit anfd^idfen follen, biefed 3RitteI gmar möglid^, aber mit ben fibrigen nötl^igen Slnftalten fo übel 3ufammen))affenb fein burfte, bag bie oberfte Sßeidl^eit barum nid^t gu üerorbnen gut f&nbe. aUe^ bicfed SBebenlen ift inbeffen unnötl^ig. 3Bad eine nac^ fiberlegter Sßal^I getroffene 8norb« nung t^un n)firbe, t)erri(I)tet l^ier bieSuft nad^ ben allgemeinen 93emegungd« 10 gefe^en, unb eben baffelbe einfädle $rinciptum il^rer anbernieitigen 9tu^« barfeit bringt aud^ biefe ol^ne neue unb befonbere anftalten l^erDor. S)ie Don ber Siagedl^i^e t)erbännte Suft über bem brennenben Soben eines fold^en SanbeS meidet notl^ttenbiger SBeife ber bi(^tern unb fd^merern über bem lül^Ien SReere unb t)erurfad^t ben @een)inb, ber um besniinen t)on ben 15 l^eigeften Xagedftunben an bis fp&t in ben Slbenb mel^t, unb bie @eeluft, bie aus ben nämlid^en Urfad)en am 2;age fo ftarf nid^t erl^i^t Sorben aar, als bie über bem Sanbe, üerlfil^It beS 9tad^tS gef^ioinber, giel^t fi(!^ gufammen unb t)eranlagt ben Siüdgug ber Sanbluft gur Slad^tjeit. ^tbtx^ mann toeig : bag aOe lüften beS l^eigen SBelttl^eilS biefen äied^f elminb ao genießen.

2Sd^ l^abe, um bie äSegiel^ungen, koeld^e einfädle unb fel^r aOgemeine SSeioegungSgefe^e burd^ bie Slotl^menbigleit i^reS SSefenS auf £)rbnung unb SSol^Igereimtl^eit l^aben, gu geigen, nur meinen Slid auf einen tleinen S^eil ber 9latur, n&mlid^ auf bie SBirtungen ber Suft, gemorfen. 9ßan 25 loirb leidet getoal^r loerben, ba% bie gange unermeglid^e ©trede ber großen SHaturorbnung in eben bemfelben Setrad^t üor mir offen liege. 34 be» l^alte mir t)or, nod^ etmad in bem^olgenben gu6rn)eiterung biefer fd^önen SluSftc^t beigufügen. Slnie^t ttürbe td^ etmaS SBefentlid^eS auS ber ad^t laffen, toenn i(^ nid^t ber loid^tigen (Sntbedung beS^errn t>. SRaupertuiS so gebAd^te, bie er in Snfel^ung ber Sßol^lgereimtl^eit ber notJ^toenbigen unb adgemeinften SemegungSgefe^e gemad^t l^at.

S)ad, toaS mir gum Semeife angefül^rt l^aben, betrifft gioar koeit auS« gebreitete unb notl^menbige ©efe^e, allein nur t)on einer befonbem 9lrt ber äRaterien ber äBelt S)er $err r>. aRaupertuiS bemieS bagegen: bag felbfi 35 bie aUgemeinften ®efe^e, koornad^ bie SRaterie fiberl^aupt airtt, \oxooijH im ®letd^gen)ic^te als beim @toge, foiool^l ber elafttfd^en als unelaftifd^en

2.9(bt^. 1.93etr. Sorin auf baS® afein eotteda posteriori gefd^loffentoirb. 99

Rht^tx, bei bem Snjtel^en bed Sid^tS in ber SBred^ung eben fo gut, atö beim SurädCftogen beffelben in ber 9lb))ranung, einer l^errfd^enben Siegel unterworfen ftnb, nad^ loeld^er bie größte @parfamfeit in ber ^anblung iebergeit beobachtet ift. S)ur(l^ biefe @ntbedung fnb bie SBirlungen ber

& SRoterie ungea^tet ber großen Serfd^iebenl^eiten, bie fte an ft(!^ l^aben nibgen, unter eine oHgemeine i^ormel gebrad^t, bie eine Segiel^ung auf an^&nbigfeit, Sd^bnbeit unb SBol^Igereimtl^eit audbrödft. ©leid^iool^I finb bie ©efe^e ber Setoegung felber fo bemanbt, bag {t(^ nimmermebr eine SRaterie obne {te benfen Idgt, unb fie finb fo notbmenbig, bag ^e

10 aud^ ol^ne bie minbefte SSerfud^e auS ber aOgemeinen unb koefentlid^en Sefd^affenbeit aUer SRaterie mit größter S)eutli(6teit lönnen hergeleitet werben. S)er gebadete fc^arf finnige ©ele^rte empfanb atebalb, bag, in« bem baburd^ in bem unenblid^en 3Rannigfaltigen bed Unioerfum @inbeit unb in bem blinblingd SRotl^toenbigen Orbnung Derurfad^t wirb, irgenb

IS ein oberfteS $rincipium fein muffe, loooon aUed biefed feine Harmonie unb anft&nbigleit l^er b^^^n fann. @r glaubte mit SHed^t, bag ein fo allgemeiner Sufammenl^ang in ben einfad^ften Staturen ber S)inge einen weit tauglichem ®runb an bie $anb gebe, irgenb in einem oolllommenen Urwefen bie le^te Urfacbe oon aUem in ber SBelt mit ©ewigb^it angu«

so treffen, als alle SBabmel^mung oerfd^iebener jufäUigen unb oerdnberlic^en Sinorbnung nacb befonbern ©efe^en. Slunmel^r fam eS barauf an, weld^en ©ebraud^ bie bollere Sßelttoeidl^eit oon biefer wid^tigen neuen @inftd^t mitrbe mad^en tonnen, unb id^ glaube in ber SRutb'magung nid^t }u fel^len, wenn id^ bafür l^alte, ba§ bie tönigli(!^e Slabemie ber Sßiffenfd^aften in

25 Serlin biefeS jur Slbfid^t ber ^reidfrage gel^abt l^abe: ob bie Sewegungö« gefe^e notbwenbig ober guf AQig feien, unb weld^e niemanb ber Erwartung gem&g beantwortet l^at.

Sßenn bie SufAKigfeit im Slealoerfianbe genommen wirb, bag fie in ber Slbl^&ngigTeit beS SRaterialen ber 9R5gIid^feit oon einem anbern befielet,

30 fo ift augenfcbeinlid^, bag bie Sewegungdgefe^e unb bie aDgemeine (Sigen« f(!^aften ber SRaterie, bie il^nen gel^ord^en, irgenb oon einem großen gemein« fd^aftlidben Urwefen, bem ©runbe ber Drbnung unb SBoblgereimtl^eit, abl^dngen muffen. S)enn wer wollte baf&r galten : bag in einem weitl&uf« tigen SRannigfaltigen , worin iebed eingelne feine eigene oötlig unab«

35 l^Angige 9{atur bdtte, gleid^wo^I burd^ ein befremblid^ Ungefdbr fi(b aUeS foQte gerabe fo fd^idfen, ba^ wol^l mit einanber reimte unb im ©angen Sinl^eit ftd^ l^eroorfdnbe. aOein bag biefed gemeinfcbaftlid^e ^rincipium

7*

100 S3e»etdgninb au einet 2)emonflratton bed 2)atetniS ©otted.

ni(i)t bloS auf baö S)afein bfefcr SRatcrie unb bcr l^r ertl^eiltcn Sigen* fd^aftcn gelten müffc, fonbcrn fclbft auf bic SWöglid^fclt einer SWaterie über« l^aupt unb auf haS SSefen felbft, leud^tet baburij^ beutlid^ in bie Sugen, uoeil baS, wa^ einen SRaum erfüHen foO, toai ber Semegung bed @toge8 unb S)ru(IeS foQ f&l^ig fein, gar m(^t unter anbern Sebingungen lann s gebadet werben, ald biejenige ftnb, tt)orau$ bie genannten ®efe^e notl^« »enbiger SSeife Verfliegen. Stuf biefen $ug fielet man ein: bag biefe SBette« gungSgefe^e ber 3Raterie fd^Ied^terbingS not^menbig feien, baS i[t, toenn bie 3)7ögli^feit ber SRaterie t>oxaM gefegt mirb, eS il^r toiberfpred^e, nad^ anbern ©efe^en gu mirfen, melc^ed eine logifd^e SHot^menbigfeit wn ber lo oberften Slrt ift, bag gleid^ttobl bie innere ^öglid^feit ber SRaterie felbft, nämlid^ bie Data unb ba^ fRtak, xoaS biefem S)enni(l^en jum ©runbe liegt, nic^t unabhängig ober für fic^ felbft gegeben fei, fonbern burd^ irgenb ein $rincipium, in toelc^em bad 9)7annigfaltige @in]^eit unb bad SSerfcl^iebene SSertnfipfung befommt, gefegt fei, toelc^eS bie ßuf&Kigleit 15 ber SBemegungSgefe^e im Sieatoerftanbe betoeifet.

StotÜt aSetra^tang.

Unterfd^eibung ber Slbl^ängigfeit atter S)in9e öon (Sott in bie

moraltfd^e unb unmoralifd^e*

Sc^ nenne biefenige Slbl^dngigfeit eines S)ingeS t)on ©ott, ba er ein 20 ®runb beffelben burd^ feinen SSiQen ift, moralifc^, aOe äbrige aber ift unmoralifd^. SSenn id^ bemnad^ bel^aupte, ®ott entl^alte ben legten ®runb felbfl ber innem ^öglid^Ieit ber S)inge, fo mirb ein jeber leidet üerfte^en, bag biefe Slbl^dngigleit nur unmoralifd^ fein Tann; benn ber SBiOe mad[)t nid^ts m5glid^, fonbern befd^Iiegt nur, toaS ald möglich fc^on 25 t)orau8gefett ift. 3n fo fern ®ott ben ®runb üon bem 35afein ber 35inge entl^AIt, fo geftel^e id^, ba^ biefe Slbbdngigleit ieberjeit moralifd^ fei, bag ift, bag fie barum e;ciftiren, meil er gesollt ^at, ba^ fte fein follten.

@d bietet n&mlid^ bie innere SRöglic^Ieit ber S)inge bemjenigen, ber ij^r S)afein befd^Iog, äRaterialien bar, bie eine ungemeine Sauglid^Ieit jur so Übereinftimmung unb eine in i^rem 3Sefen liegenbe Sufammenpaffung gu einem auf vielfältige Srt orbentlid^en unb fc^bnen ©anjen entl^alten. 3)a6 ein 2uftfrei8 ejciflirt, fann um bcr barauö ju erreid^enben Qxotdt »iQen ®ott atö einem moralif(^en ©runbe beigemeffen koerben. allein

2. ^t^. 2. »etr. nni€t\ä)t\bnnQ ber ^bl^ängtgfeit atter S)inge Don @ott. 101

bafe eine fo grofee ^ruifitbartelt in bem SBefen eine« eingigcn, fo einfacftcn > ©runbeiS liegt, fo Diel fd^on in feiner aßöglid^teit liegenbe ©djidlid^feit unb Harmonie, ml6it nic^t neuer äSorlel^rungen bebarf, um mit anbern möglichen S)ingen einer äBelt mannigfaltigen Sftegeln ber Drbnung ge<> 5 m&g fid^ gufammen gu fd^iden, baS fann gen)ig nic^t mieberum einer freien äSal^I beigemeffen »erben; »eil aller (Sntfd^lug eines SSiOenS bie @r« lenntnig ber SRöglid^teit beS gu Sefd^liegenben Dorauö fe^t.

Sllleg baSjienige, beffen ©runb in einer freien 3Bal^l gefuc^t »erben foK, mug in fo fern auc^ gufdQig fein. 9tun ift bie Sereinigung t)ieler unb

10 mannigfaltiger ^^olgen unter einanber, bie not^toenbig aud einem einzigen ®runbe fliegen, nid^t eine gufällige Sereinigung ; mitl^in lann biefe nid^t einer freittiOiigen Seflimmung jugefc^rieben »erben. @o l^aben »ir oben gefe^n, bag bie SRöglid^Ieit ber $ump»erte, beS Stimmend, bie @r]^ebung ber pfftgen 3Raterien, »enn »el(!^e ba {tnb, in S)ünjte, bie äSinbe ^c. Don

15 einanber unjertrennlid^ ftnb, »eil fte aUe aud einem einzigen ®runbe ndmlic^ ber Glafticität unb @d^»ere ber Suft, abl^&ngen, unb biefe Über« einftimmung beS 3Rannigfaltigen in ßinem ift ba^er Ieined»egeS guf&Uig unb alfo nid^t einem moralifc^en ®runbe beigumeffen.

3d^ gel^e l^ier nur immer auf bie Segiel^ung, bie ba8 Sßefen ber Suft, so ober eines {eben anbern S)inged gu ber möglid^en ^erDorbringung fo Dieler fd^bnen i^olgen ^at, baS ift, id^ betrachte nur bie Sauglic^Teit il^rer 9iatur gu fo Diel Sttieden, unb ba ift bie ISin^eit »egen ber Über« einftimmung eines einigen ©runbeS gu fo Diel mbglid^en i^olgen ge»ig notl^»enbig, unb biefe möglid^e i^olgen ftnb in fo fern Don einanber unb 35 Don bem S)inge felbft ungertrennli(^. äBaS bie »irllid^e ^erDorbringung biefer 9lu^en anlangt, fo ift fte in fo fern gufätlig, als eins Don ben S)ingen, barauf fid^ baS S)ing begiel^t, fehlen, ober eine frembe^raft bie SBirlung ^inbem lann.

3n ben @igenfd^aften beS SHaumS liegen fd^öne SSerl^ältniffe unb in 30 bem unermeMi(^ SRannigfaltigen feiner Seftimmungen eine be»unbernS« »ürbige ISinl^eit. S)aS 3)afein aller biefer SBol^lgereimt^eit, in fo fern SRaterie ben Sflaum erfüDen foQte, ift mit allen i^ren ^^olgen ber SSintür ber erfien Urfac^e beigumeffen; allein »aS bie Vereinbarung fo Dieler folgen, bie alle mit ben S)ingen in ber äßelt in fo groger Harmonie 35 ftel^en, unter einanber anlangt, fo »ürbe eS ungereimt fein, fte »ieberum in einem SBillen gu fud^en. Unter anbern not]^»enbigen f^olgen aus ber

102 SBetoetiSdninb au einer ^emonfiration bed S)afetnd (BotteiS.

Statur ber Suft ift ax\^ biefentge gu gal^Ien, ba burd^ {te ben barin be» iDegten äRaterien SBiberftanb geleiftet mirb. S)i€ Sftegentropfen, inbem fie t)Dn ungemeiner ^ol^e l^erabfaüen, &)erben burd^ {te aufgel^alten unb lommen mit mdgiger @(^nelliglett l^erab, ba fte ol^ne biefe SSergögerung eine fel^r t)erberbli(!^e ©emalt im ^erabftfirgen Don foI(^er $5]^e toflrben s erworben l^aben. S)iefed iil ein ä$ort^eiI, ber, iDeil ol^ne il^n bie Suft nic^t möglid^ ift, nid^t burd^ einen befonbern Sftatl^fd^Iug mit ben äbrigen ßigenfc^aften berjelben Derbunben morben. S)er ßufammenl^ang ber Sl^eile ber SRaterie mag nun 3. @. bei bem äßaffer eine not^menbige f^olge t)on ber 9R5gIi(!^feit ber äRaterie überl^au))t, ober eine bejonberä oeran« 10 [taltete Slnorbnung fein, fo i[t bie unmittelbare äBirlung bar>on bie runbe f^igur Keiner Steile berfelben, aU ber Siegentropfen. S)abur(I) aber loirb ber fc^one farbid^te Sogen nad^ fel^r aUgemeinen ääemegungdgefe^en mög» I{(^, ber mit einer räl^renben ^rad^t unb SRegelmägigteit aber bem ©e:' {tc^tdfreife fte^t, menn bie unüerbedtte @onne in bie gegenüber l^erab« u faUenbe ^Regentropfen ftral^It. S)ag pfftge SRaterien unb fc^mere Körper ba ftnb, lann nur bem Segel^ren biefeS mäd^tigen Urhebers beigemeffen merben, bag aber ein Sßeltlörper in feinem fläfftgen ßuftanbe ganj notl^« toenbiger äBeife fo aUgemeinen ®efe^en gu ^olge eine j^ugelgeftalt angu» nel^men beftrebt ift, toeld^e na(^^er beffer, mie irgenb eine anbere mögliche 20 mit ben fibrigen ßmeden beö Unioerfum gufammenftimmt, inbem g. @. eine fold^e Oberfl&d^e ber gleid^förmigjien äSert^eilung beS £id^td f&l^ig ift, bas liegt in bem 3Befen ber @ad^e felbft.

S)er ßufammenl^ang ber SRaterie unb ber SBiberftanb, ben bie Sl^eile mit il^rer Srennbarfeit oerbinben, mad^t bie Sfleibung notl^menbig, meldte 2s oon fo großem 9lu^en ift unb fo loo^l mit ber £)rbnung in aUen mannig» faltigen SlaturDeränberungen gufammenftimmt, ald irgenb etioad, loaS nid^t ans fo aOgemeinen ©rfinben gefloffen to&re, fonbern burd^ eine be«> fonbere 9(nftalt märe l^ingu getommen. SBenn Süeibung bie Semegungen nid^t Dergögerte, fo mürbe bie 3(ufbet|altung ber einmal l^erDorgebrac^ten so Gräfte burc^ bie SRittl^eilung an anbere, bie Burüdfd^Iagung unb immer fortgefe^te Snftöge unb @rf(4ütterungen aUed gule^t in SSermirrung bringen. 3)ie ^la^en, morauf Körper liegen, mähten febergeit t)onfommen magere(!^t fein (melc^eS fie nur feiten fein fönnen), fonft märben biefe iebergeit gUtfd^en. SlUe gebrel^te @trid(e Italien nur burd^ S^eibung. S)enn 35 bie Sdben, mel^e nic^t bie gange Sdnge bed @trid(d ^aben, mürben mit ber minbeften ^raft audeinanbergegogen merben, menn nid^t bie ber Araft,

2. ^bi^. 3. JBeir. $on ber ^b^&ngigfett hex ^tnge t)on ®ott. 103

tt)omit fte burd^ bad Sßinben an einanber gepreßt ftnb, gem&ge SfteiVung

^6i ffi^re l^ier barum fo loenig gead^tete unb gemeine f^olgen au8 ben einf&Uigften unb allgemeinften ^laturgefe^en an, bamit man barauS 5 fomo^I bie gro^e unb unenblid^ n)eit ausgebreitete Bufammenftimmung, bie bie äBefen ber 3)inge äberl^aupt untereinanber l^aben, unb bie groge folgen, bie berfelben beigumeffen fnb, aud^ in ben fällen abnehme, voo man ni(^t gefc^idt genug x% mand^e Slaturorbnung big auf fold^e ein»^ faltige unb aQgemeine ©runbe gurfid gu fül^ren, als au<]^ bamit man ia&

10 äßibeTJtnnige empfinbe, n)ad barin liegt, aenn man bei bergleid^en Über« einftimmungen bie Sßeidl^eit ©otted als ben befonbern ®runb berfelben nennt. S)ag S)inge ba finb, bie fo t)iel fdjdne äSegiel^ung l^aben, ift ber toeifen SSal^I beSienigen, ber fte um biefer Harmonie ttiQen l^ertorbrad^te, beigumeffen, ba^ aber ein jebeS berfelben eine fo ausgebreitete @d^i(Ili(!^s

15 feit gu t)ielfältiger Übereinftimmung burd^ einfädle ®runbe enthielte, unb baburc!^ eine bemunberSmurbige (Sinl^eit im (Sangen fonnte erl^alten n)erben, liegt felbft in ber SRdglid^feit ber 3)inge, unb ba l^ier baS 3u» fäKige, aas bei ieber Sßal^I DorauS gefegt loerben mug, Derfd^ioinbet, fo lann ber ®runb biefer @inl^eit gioar in einem n)eifen Sßefen, aber ni(^t

30 Dermittelft feiner SBeiS^eit gefud^t loerben.

®tttie aSetrad^titttg«

5Bon ber Slbl^ängiglcit ber S)in9e ber SBelt öon (Sott öermittelft ber Drbnung ber Slatur, ober ol^ne biefelbe.

1.

25 Sintl^eilung ber Sßeltbegebenl^eiten, in fo fern fie unter ber

£)rbnung ber 9latur ftel^en ober nic^t

@S fielet etmaS unter ber Drbnung ber 9latur, in fo fem fein S)afein ober feine SSer&nberung in ben JCr&ften ber Statur gureit^enb gegränbet ift- $iegu tt)irb erforbert erftlid^, bag bie ^raft ber 9latur bat)on bie 30 ttirfenbe Urfad^e fei; gioeitenS, ba^ bie Slrt, »ie fte auf bie $er))orbringung biefer »irfung gerichtet ift, felbft in einer Siegel ber natürlid^n SQ8irfungS» gefe^e l^inreic^enb gegrünbet fei. S)ergleid^en Segebenl^eiten l^eigen aud^ fc^lec^tl^in na türlid^e SBeltbegebenl^eiten. S)agegen too biefeS nid^t ift, fo

104 Seroeidgrunb ^u einer S)emonftratton bed S)afetnd ®otted.

i{i ber t^all, ber unter fold^em ©runbe nit^t ftel^t, etload Ubernatürlid^ed, unb biefed finbet {tott, entmeber in fo fern bie ndd^fle toirtenbe Urfad^e aufeer ber SRatur ift, ba« ift, in fo fern bie göttliifte Äraft pe unmittelbar l^ert)orbringt, ober jmeitend menn auc^ nur bie Srt, n)ie bie Jhr&fte ber Statur auf biefen i^ad gerid^tet »orben, nid^t unter einer Siegel ber Statur 5 enthalten ifi 3m erftern %aU nenne id^ bie fflegebenl&eit materialiter, im anbern formaliter fibernatürlid^. 3)a blod ber le^tere $aQ einige (Erläuterung ju bebürfen fd^eint, inbem baS übrige für fid^ Aar ift, fo n)iK id^ bat)on Seifpiele anfül^ren. @d finb t)iele jhdfte in ber Statur, bie baS SSermögen l^aben, eingelne SRenfc^en, ober Staaten, ober baS ganje 10 menfd^lidöe Oefd&led^t gu öerberben: ßrbbeben, ©turmioinbe, ÜReerS« betoegungen, JCometen k. @S ift aud^ nad^ einem aKgemeinen ®efe^e genugfam in ber ä$erfaf[ung ber Statur gegrünbet, ba§ einiges t)on biefen bidmeilen gefd^iel^t. allein unter ben ©efe^en, koornat^ eS gefd^ie^t, |tnb bie Safter unb baS moralif^e SSerberben ber SRenfdbengefd^led^ter gar » leine natürlid^e ©rünbe, bie bamit in äSerbinbung ftänben. S)ie SRiffe« tl^aten einer @tabt ^aben leinen @influg auf baS verborgene $euer ber @rbe, unb bie fi))pigfeiten ber erften 3Selt gehörten nid^t }U ben toirtenben Urfad^en, toeld^e bie Kometen in il^ren^al^nen gu fid^ l^erab gleiten fonnten. Unb n)enn ftd^ ein fold^er $atl ereignet, man mi^t il^n aber einem natür« so liefen ©efe^e bei, fo mill man bamit fagen, bag tS ein Unglüd, nid^t aber ia^ eS eine Strafe fei, inbem bad moralifd^e SSerl^alten ber SRenfd^en fein ©runb ber @rbbeben nad^ einem natfirlid^en ©efe^e fein fann, meil l^ier leine SSerfnüpfung Don ttrfad^en unb SSirfungen ftatt finbet. Q. 6. 9Benn baS @rbbeben bie @tabt ^ort Sto^al in S^maica umtel^rt,*) fo 95 n)irb berjenige, ber biefed eine natürliche Segebenl^eit nennt, barunter Derftel^en: bag, ob gmar bie Saftert^aten ber Stnaol^ner nad^ bem d^^gnig il^reS $rebigerg eine fold^e SSermüftung aol^l ald ein Strafgerid^t Derbient l^ätten, bennoc^ biefer i^all als einer Don Dielen angufel^en fei, ber ftd^ bis« loeilen nac^ einem allgemeinern ©efe^e ber Statur gutrdgt, ba ©egenben so ber 6rbe unb unter biefen biSmeilen @täbte unb unter biefen bann unb mann aud^ fel^r lafterl^afte @t&bte erfc^üttert loerben. @oll eS bagegen als eine Strafe betrad^tet merben, fo muffen biefe Ar&fte ber Statur, ba fte nad^ einem natürlid^en ©efe^e ben ßufammenl^ang mit ber $ü]^rung ber SRenfc^en nic^t l^aben Idnnen, auf |eben fold^en eingelnen f^aU burd^ S5

*) Stelle fRai oon ber SBett Einfang, SBeränb. unb Untergang.

2. ^btJ^. 3. fßtit, Ißon ber »B^ängigfeit her 2)inge t)on ®ott. 105

bae l^od^fte SBefen befonberd gerid^tet fein; oldbann aber ift bieSegeben- l^eit im formalen Serftanbe übernatürlich, obgleich bie 9RitteIurfa(6e eine ^aft ber 9latur toar. Unb menn auc^ burd^ eine lange Stetige t)on SSor« bereitungen, bie baju befonberS in bie mirffamen ^rdfte ber SBelt ange«

6 legt maren, biefe Segebenl^eit enblid^ als ein @trafgerid^t gu @tanbe Tarn, menn man gleid^ annel^men kootlte, bag fd^on bei ber @d^öpfung ®ott aUe Slnftalten baju gemacht l^&tte, bag fte nad^l^er bur(6 bie barauf in ber 9latur gerid^teten Jbr&fte gur redeten ß^it geft^el^en foQte (mie man biefed in SBl^iftonS ^toxie üon ber @ünbflut]^, in fo fern fte oom j^ometen l^er»

10 rfll^ren foll, fid^ fo gebenlen lann), fo ift bai äbernatürlid^e baburd^ gar ni^t loeningert, fonbern nur tteit bis in bie @d^öpfung l^inauS t)erf(!^oben unb baburd^ unbefd^reiblid^ t)ermel^rt »orben. S)enn biefe ganje Stetigen« folge, in fo fern bie 9lrt il^rer Snorbnung fid^ auf ben SuSgang be}og, inbem fte in Stnfel^ung beffelben gar nid^t ald eine ^olge auö aOgemeinem

u SRaturgefe^en angufel^en n)ar, begeic^net eine unmittelbare, nod^ größere göttliche Sorgfalt, bie auf eine fo lange ^ette oon Solg^n gerid^tet mar, um aud^ ben ^inberniffen audjuioeid^en, bie bie genaue Srreid^ung ber gefud)ten SBirfungen lonnten t)erfel^Ien mad^en.

hingegen giebt ti Strafen unb Selol^nungen nad^ ber Drbnung ber

20 9latur, barum meil bad moralifd^e äSer^alten ber SRenfd^en mit il^nen nac^ ben ®efe^en ber Urfac^en unb Sßirlungen in SSerlnüpfung ftebt. SSilbe SBoIluft unb Unmä^igfeit enbigen fid^ in einem fied^en unb marter« üoUen Seben. fRinU unb SlrgUft fd^eitern jule^t, unb @]^rlic^feit ift bod^ am @nbe bie befte $olitiI. ^n allen biefem gefc^iel^t bie SBerfnüpfung ber

S6 folgen nad^ ben ©efe^en ber 9{atur. @o t)iel aber aud^ immer berienigen Strafen ober Selol^nungen ober jeber anberen Segebenl^eiten in ber SSelt fein mögen, baoon bie Sftid^tung ber 9laturfr&fte {ebergeit au^erorbentlid^ auf ieben einzelnen $all ^at gefd^e^en muffen, toenn gleid^ eine getoiffe 6inf5rmigfeit unter oielen berfelben l^errfd^t, fo ftnb fie {mar einem

30 unmittelbaren'göttli(^en ®efe^e, nämlid^ bemjeuigen feiner SBeiiSl^eit, aber feinem 9llaturgefe^e untergeorbnet.

106 SBemet^grunb au einet S)emonftrattoti bed S)QfeiniS ®otted.

(Sitit^eilung ber natürlid^en SegeBenl^eiten, in fo fern fie unter ber notl^menbigen ober gufdIUgen Drbnung

ber 9latur fte^en.

aUe ©Inge ber 5Ratur pnb gufdllig In il^rem 35afeln. ©le SSer« 5 tnilpfung oerfd^iebener Slrten üon S)ingen, g. @. ber Suft, ber @rbe, beS äBafferd, ift gleid^faUS ol^ne S^eifel guf&aig unb in fo fern blöd ber 3Bia« für bed oberften Url^eberd beigumeffen. aUetn obgleid^ bie 9laturgefe^e in fo fern leine Slot^toenbigteit gu l^aben fc^einen, als bie S)tnge felbft, baoon fie ftnb, imgleid^en bie äSerlnäpf ungen, barin fte audgefibt nierben 10 tonnen, guf&Dig ftnb, fo bleibt gleid^mo^l eine 9lrt ber Slotl^menbigteit übrig, bie fel^r merfmürbig ift. (SS giebt n&mlid^ oiele 9Raturgefe|[e, beren ßin^eit notl^menbig ift, ha^ ift, n)0 eben berfelbe ®runb ber Überein» ftimmung gu einem ©efe^e aud^ anbere ®efe^e notl^wenbig ma(^t. 3- @. eben biefelbe elaftifd^e j^raft unb Sd^mere ber Suft, bie ein ®runb 15 ift ber ®efe^e bed Sltl^eml^olend, ift notl^ioenbiger SBeife gugleid^ ein ®runb oon ber 9R5gIic^feit ber ^umpmerle, oon ber SRiglid^Ieit ber gu ergeugen« ben äBoIfen, ber Unterl^altung beS f^euerd, ber SBinbe k. @d ift not^« n)enbig, ba^ gu ben übrigen ber ©runb angutreffen fei, fo balb aud^ nur gu einem eingigen berfelben ®runb ba ift. S)agegen »enn ber ®runb 20 einer gemiffen 9(rt äl^nlid^er SBirtungen nad^ einem ®efe^e nid^t gugleid^ ber ®runb einer anbern 9lrt Sßirlungen nad^ einem anbern ®efe^e in bemfelben SBefen ift, fo ift bie Vereinbarung biefer ®efe^e gufdOig, ober ed l^errfd^t in biefen ®efe^en gufdQige Sinl^eit, unb »ad fid^ barnad^ in bem 3)inge guträgt, gefd^iel^t nad^ einer gufdüigen ^laturorbnung. S)er 2& SRenfd^ fielet, l^ort, ried^t, fd^medtt u. f. tt)., aber nid^t eben biefelbe 6igen« fd^aften, bie bie ®ränbe bed ©eisend ftnb, ftnb aud^ bie bed @d^med(en8. 6r mug anbere Drganen gum ^5ren loie gum S^meden l^aben. S)ie SSereinbarung fo oerfd^iebener Vermögen ift gufdQig unb, ba fte gur 93oII< lommenl^eit abgielt, fünftlid^. Sei {ebem Drgane ift mieberum Ifinftlid^e so @in]^eit. ^n bem siuge ift ber %]it\\, ber Sid^t einfaUen Idgt, ein anberer ald ber, fo ed bricht, nod^ ein anberer, fo bai SBilb auffdngt. 3)agegen finb eS nid^t anbere Urfad^en, bie ber @rbe bie j^ugelrunbung oerfd^affen, nod^ anbere, bie mtber ben S)re]^ungdfd^tDung bie j^örper ber @rbe gurüd galten, nod^ eine anbere, bie ben äRonb im Greife erl^dlt, fonbern bie ein^ 35 gige @c^mere ift eine Urfac^e, bie not^ioenbiger SBeife gu allem biefem

(

2. m>rfi. 3. SBetr. Sott ber ^b^ängtgfett her 2)lnde Don @ott. 107

gureid^t. Stuit ifl ed ol^ne S^^if^l eine äSoütommenl^eit, bag gu aKen biefen äSirlungen ®rflitbe in ber Statur angetroffen loerben, unb ttenn ber n&mli(]^e ®runb, ber bie eine beftimmt, aut^ ju ben anbern l^tnreid^enb ift, um be^o mei^r Sinl^eit tt&d^ft baburd^ bem ©angen gu. S)iefe Sin^»

5 l^eit aber unb mit il§r bie SSoIIIommenl^eit ift in bem ^ier angeful^rten

/%aVit notl^toenbig unb Hebt bem äSefen ber @a(]^e an, unb aUe SBol^t

v^ereimtl^eit, t$rud)tbarleit unb Sd^dnl^eit, bie il^r in fo fern gu Derbanlen

ift, l^ängt oon ®ott oermitteiß ber toefentlici^en Orbnung ber 9latur ab,

ober Dermiltelft bei^ienigen, mad in ber Orbnung ber 9latur notl^toenbig

10 ifi. 9Ran mirb mid^ l^offentlic!^ fd^on oerftel^en, bag xdi biefe Slot^menbig:» teit nid)t auf ba<S 2)afein biefer 2)inge felber, fonbern lebiglic^ auf bie in i^rer SRöglid^feit liegenbe Übereinftimmung unb ßinl^eit atö einen noti^« toenbigen ©runb einer fo fiberaud großen Siauglid^Ieit unb Srud^tbarleit erjlredtt toiffen tolü. 3)ie ©efdjöpfe be« ^flanjem unb S^Ierreid^« bieten

15 burd^gängig bie betounbernSmärbigfte 93eifptele einer gufäDigen, aber mit groger SSeiSl^eit ubereinftimmenben @in^eit bar. ®ef&|e, bie @aft fangen, ©efäge, bie 2uft fangen, bieienige, fo ben @aft ausarbeiten, unb bie, fo il^n audbünften k., ein großes Mannigfaltige, baoon iebed eingeln leine Saugltdileit gu ben Sßirtungen beS anbern l^at, unb mo bie SSereinbarnng

io berfelben gur gefammten SSoQIommenl^eit lunftlid^ ift, fo ba^ bie ^flange felbft mit i^ren 33egiel^ungen auf fo oerfd^iebene S^^dCe ein guf&Qigeg unb tointfirlid^eS (Sine auSmad^t.

S)agegen liefert oomel^mlid^ bie unorganifd^e 9latur unauSfpred^Iid^ oiel S3emeidt]^&mer einer notl^ttenbigen @in^eit in ber 93egie]^ung eine<S

35 einfad^en ©runbeg auf txtU anftänbige fSroIgen, bermagen bag man aud^ betoogen toirb, gu oermutl^en, ba| oieOeit^t ba, m felbft in ber organi« fd^en Slatur mand)e SSoQtommen^eit fd^einen lann i^re befonbere Slnftalt gu ®runbe gu l^aben, fte mo^I eine not^toenbige t^olge au8 eben bemfelben @runbe fein mag, meld^er fte mit Dielen anbern fd)önen äBirlungen fd^on

30 in feitter loefentlicl^en grud^tbarleit oerlnüpft, fo bag aud^ fogar in biefen

9{aturreid^en mel^r notl^menbige @in^eit fein mag ald man tool^l benft.

SBeil nun bie Gräfte ber SRatur unb i^re äSirfungdgefe^e ben ®runb

einer Orbnung ber 9tatur entl^alten, meldte, in fo fern fte mannigfaltige

Harmonie in einer not^ioenbigen @in^eit gufammenfagt, oeranla^t, ba|

35 bie SSerInflpfung oieler SSoDtommenl^eit in einem ©runbe gum ®efe^e Oirb, fo ^at man t)erf(^iebene Staturtoirfungen in Slnfel^ung i^rer @d)on< ^eit unb SlA^lid^feit unter ber mefentlic^en 9laturorbnung unb oermittelft

110 SeiDetdgrunb au einer 2)etnon^ation M S)afetnd &oiM.

betnjienigen äSefen an ftd^, in toeld^em aHt& mit ben Sigenfd^afien ber

SßeiSl^eit unb ®üte jufammenjiimmt. 3Ran lann oon il^nen Übereins»

ftimmung unb fd^öne SSerlnüpfung enoorten unb eine notl^menbige @in»

l^eit in ben mand^erlei oortl^eill^aften Sejiel^ungen, bie ein einziger ©runb

gu t)iel anftdnbigen ©efe^en l^at. @<S mirb nid^t nitl^tg fein, bog bafelbft, ^

mo bie 9latur nac!^ notl^menbigen ©efe^en mtrit, unmittelbare göttlit^e

audbefferungen bagtDifd^en fommen, meil, in fo fern bie ^^olgen nac^ ber

Drbnung ber 9latur notl^menbig {tnb, nimmermel^r felbft nad) ben aUge-

meinften ©efe^en ftd^ maS ®ott SRigfdQiged eräugnen fann. 3)enn mie

fönten boc^ bie f^olgen ber S)inge, beren gufddige SSerfnäpfung Don bem lo

SBillen ©otteS ab^&ngt, il^re toefentltcj^e Sejiel^ungen aber atö bie ©ränbe

beS9lotl^n)enbigen in berülaturorbnung Don bemjenigen in ©Ott l^erräl^ren,

mad mit feinen Sigenfc^aften fiberl^aupt in ber größten Harmonie ftel^t,

mie I5nnen biefe, fage id^, feinem SBiUen entgegen fein? Unb fo mftffen

aUe bie SSerdnberungen ber äSelt, bie mecl^anifd^, mitl^in aud ben 33e» 15

n)egung<Sgefe^en not^menbig finb, iebergeit barum gut fein, meil {te natür«

lid^er Sßeife not^menbig finb, unb tS ift gu ermarten, bag bie tjfolge un«

Derbefferlic^ fein merbe, fo balb pe nad^ ber Drbnung ber 9latur unauö«

bleiblid^ ip.*) 3d^ bcmerfe aber, bamit aller 5Wi6üerftanb öerl^ütet

merbe: bag bie SSerdnberungen in ber SBelt enttoeber ani ber erflen Sin« »o

orbnung bed Unioerfum unb ben aUgemeinen unb befonbern ©efe^en ber

SRatur not^menbig {tnb, bergleit^en aM baSjenige ift, mag in ber fbrper«

lid^en äSelt med^anifd^ Dorgel^t, ober bag fte gleid^tool^I bei allem biefem

eine nid^t genugfam begriffene BufdQigfeit l^aben, mie bie ^anblungen

aud ber f^reil^eit, beren 3Ratur nid^t gehörig eingefe^en ttirb. S)ie le^tere 25

art ber äBeltoerdnberungen, in fo fern fte fd^einen eine Ungebunben^eit

in anfe^ung beftimmenber ©rünbe unb notl^toenbiger ©efe^e an ftd^ gu

l^aben, enthalten in fo weit eine SRoglid^feit in ftd^ oon ber allgemeinen I

*) äBenn esS ein notl^wenbtger SluiSgang ber fflaiut ift, wie 9lewton Demteint, ba^ ein äBeltf^ftem, tote bafSjenige Don unferer @onne, enbltd^ ^unt DöQigen @till- so ftanb unb aUgenteiner fRiü^t gelange, fo würbe i(^ nid^t mit il^nt l^in^ufe^en: bag ed nötl^ig fei, bai ®ott ei3 burd^ ein SSunber mieber l^erfteQe. S)enn weil t& ein (Erfolg iß, baranf bie !Ratur nod^ il^ren wefentli^ften ©efe^en notl^wenbiger SBeife beflimmt ift, fo t)emtut^e id^ ^ierauiS, bag er auä^ gut fei. (5d barf unS biefeiS nidbt aU ein bebauem^würbiger $$erlufl t)orfomnten, benn wir wiffen ni(!^t, welche 3& Unerme^Iid^leit bie fid^ immerfort in anbem i^immeldgegenbcn bilbenbe 9iQtut l^abe, um burd^ groge Srud^tbarfeit biefen Slbgong be^ Unioerfum anberwörtd reii^Iid^ ju erfe^en.

2.W)il^. 4.S9etr. ©ebr.unf.SeioeiSgr.inSBeurtl^.b.^oafommenl^.em.SßeU. Hl

Sbgtelung ber 9laturbiiige gur SSoIIfommenl^eit abgutoeic^en. Unb um bedmillen lann man ermatten, bag Abematürlid^e Srgdnjungen nbtl^ig fein bürften, toeil m5gUd^ ift, bag in biefem Setrad^t ber Sauf ber SRatur mit bem SSiDen ®oiM biömeilen wiberftreitenb fein fönne. ^xf & beffen ba felbjt bie j^räfte frei ^anblenber SBefen in ber SSerlnüpfung mit bem Übrigen be<S Unioerfum ni(]^t ganj aDen ®efe^en entgegen jtnb, fonbern immer, menn gleid) ni(!bt notl^igenben ©rünben, bennod^ fold^en, bie nac^ ben Sftegeln ber SSiDfür bie Sudübung auf eine anbere 8(rt gemig mad)en, untertDorfen ftnb, fo ift bie aUgemeine ab^ängigfeit ber Sßefen

10 ber 2)inge Don ©ott aud^ l^ier nod^ feberjeit ein groger @runb, bie t^ol« gen, bie felbft unter biefer ärt Don S)ingen naii bem Saufe ber SRatur {td^ gutragen, (ol^ne bag bie fdbeinbare Sbrneic^ung in einzelnen Säuen und irre mad^en barf) im ©angen für anfidnbig unb ber Siegel bed Seften gemäg eingufel^en: fo bag nur feiten bie Drbnung ber SRalur einer un»

15 mittelbarn übernatärlic^en SBerbefferung ober @rgängung benöt^igt ijt, iDie benn au(^ bie Offenbarung berfelben nur in Snfel^ung gemiffer Seiten unb getoiffer SSöIfer Srmä^nung tl^ut. S)ie @rfal^rung ftimmt audb mit biefer Slb^dngigfeit fogar ber freieften ^anblungen oon einer großen natürlid^en Siegel uberein. S)enn fo gufädig mie audb immer bie @nt«

90 fdbliegung gum ^eiratl^en fein mag, fo ^nbet man bodb in eben bemfelben Sanbe, bag bad SSerl^dltnig ber @^en gu ber Qdfil ber Sebenben giemlid^ beftdnbig fei, menn man groge SoX^Un nimmt, unb bag g. 6. unter HO SRenfc^en beiberlei ©efd^Ied^tö {t(^ ein S^epaar finbet. ^^bermann meig, mie Diel bie f^rreil^eit ber SRenfdben gu SSerldngerung ober SSertfirgung bed

25 SebenS beitrage. ©leid^mol^l muffen felbft biefe freie ^anblungen einer großen Drbnung untermorfen fein, meil im S>urd^fd^nitte, menn man groge SRengen nimmt, bie Saffl ber Sterbenben gegen bie Sebenben fel^r genau immer in eben bemfelben SSerl^dltnig fte^t. 34 begnüge mid^ mit biefen menigen SBetteiötl^ümern, um ti einigermaßen Derftdnblic^ gu

30 mad^en, bag felbft bie ©efe^e ber greil^eit leine fold^e Ungebunbenl^eit in Slnfe^ung ber Siegeln einer allgemeinen 9laturorbnung mit fic^ fül^ren, bag nic^t eben berfelbe ®runb, ber in ber übrigen 9latur fd^on in ben SBefen ber 3)inge felbft eine unaudbleiblid^e Segie^ung auf 3$ollfommen> ^eit unb äBo^Igereimtl^eit befeftigt, aud^ in bem natürlid^en Saufe bed

35 freien SSerl^altenS n)enigftenS eine größere Senlung auf ein SSSo^lgefaUen bed l^öd^ften äSefend ol^ne oielfdltige äBunber oerurfad^en foUte. SRein älugenmert ift aber mel^r auf ben SSerlauf ber ^laturDerdnberungen ge^

112 Setoeidgrunb au einer S)etnonfiration bed S)afein(8 (Botted.

xxäiM, in fo fem fte burd^ eingepflanzte ®efe|e notl^tüenbig ftnb. Sßunber toerben in einer fold^en Drbnung entoeber gar nicl^t ober nur feiten nötl^ig fein, meil ed nic^t füglic!^ fein lann, bag {tc^ fold^e UnDoQfommenl^eiten natfirlid^er äBeife ]^ert)orfänben, bie i^rer bebfirftig mdren.

3Benn id^ mir ben 33egriff Don ben S>ingen ber Statur mad^te, ben k man gemeinigli(]^ Don il^nen l^at, bag i^re innere 9R5gIi(]^Ieit fär ftd^ um abhängig unb o^ne einen fremben ©runb fei, fo oärbe id^ ed gar nid^t unermartet finben, koenn man fagte, eine 993elt Don einiger SSoDIommen» l^eit fei o^ne Diele übernatürliche Sßirlungen unmöglid^. 34 ^^^^^ e<S Dielmel^r feltfam unb unbegreiflic!^ finben, mie ol^ne eine beftdnbige Steige lo DonSBunbern etmaSSauglid^eS burd^ einen natfirlid^en großen Sufammen« l^ang in i^r follte geleiftet merben (önnen. 2)enn e<S mügte ein befremb« lid^eS Ungef&^r fein: ba^ bie SBefen ber S)inge, bie ieglid^ed für fttb feine abgefonberte ^lotl^toenbigleit l^&tten, jtc^ fo foQten jufammenfc^iclen, bag {elbfl bie l^öt^fte SBeidl^eit aui i^nen ein großes ©anje Dereinbaren lönnte, u in tDeId)em bei fo Dtelfdltiger Slb^dngigfeit bennod^ nad^ allgemeinen ®t^ fe^en unDerbefferIi(^e Harmonie unb @d^5n]^eit l^erDorleud^tete. S>agegen ba id^ belel^rt bin, bag barum nur, meil ein ®ott iji, ettoaS anberö m5g» lid^ fei, fo ermarte ic^ felbft Don ben 9RögIid^feiten ber 3)inge eine 3u^ fammenftimmung, bie i^rem großen ^rincipium gemdg ift, unb eine ao Sd^iddid^Ieit burc^ allgemeine Snorbnungen ju einem ©angen gufammen gu paffen, baö mit ber SBeid^eit eben beffelben SBefend rid^tig l^armonirt, Don bem fte il^ren ©runb entlel^nen^ unb id^ finbe eS fogar tounberbar: bag, fo fern etmaö nac^ bem Saufe ber 9latur gemdg allgemeinen ®efe^en gefd^iel^t, ober gefcl^el^en mürbe, ed ®ott migfdDig unb eined äSunberd jur 25 SluSbe^erung bebürftig [ein foUte; unb menn ed gefd^ie^t, fo gel^ort felbft bie SBeranlaffung bagu gu ben 2)ingen, bie ftd^ biiSmeilen gutragen, Don ung aber nimmermel^r f5nnen begriffen merben.

9Ran mirb eS aut^ o^ne @d^mierigleit Derftel^en, bag, menn man ben mefentlid^en ®runb einfielt, tteömegen äBunber gur SSoQIommen^eit ber 30 993elt feiten nötl^ig fein lönnen, biefeS aud§ Don benienigen gelte, bie mir in ber Dorigen 93etrad^tung übematürlid^e Segebenl^eiten im formalen SSerftanbe genannt l^aben, unb bie man in gemeinen Urt^eilen barum fe^r puftg einräumt, meil man burd^ einen Derfe^rten 33egriff barin etmas 9latürli(^eö gu flnben glaubt. 35

2.^M^. 4.l8eir. Oebr.unf.9ett>etiSgr.inSeurt]^.b.Soafommen]^.fbt.9BeIt 113

2.

9Ba8 aud unferm SemetSgrunbe gum SSorjuge einer ober anberer 9laturorbnung gefc^Ioffen merben fann.

3n bem äSerfal^ren ber gereinigten SBelhoeidl^eit l^errf(!^t eine 9tegel,

5 bie, menn {te gleid^ nid^t fdrmlid^ gefagt, bennod^ in ber Slu^äbung jeber« xett beoba(^tet mirb : bog in aller 9{a(]bforf cl)ung ber Urf ad^en gu gemiffen SBirfungen man eine groge Slufmertfamleit bezeigen mflffe, bie @tn^eit ber Statur fo fel^r mie möglid) gu erl^alten, baS ift, vielerlei Sßirhtngen aud einem eingigen, jd)on befannten ®runbe l^erguleiten unb nid)t gu Der^^

10 fij^iebenen äBirfungen megen einiger fd^einbaren größeren UnäJ^nlid^teit jogleic^ neue unb Derfd^iebene mirfenbe Urfad^en angunel^men. ^an px&» fnmirt bemnad^, bag in ber 9latur groge (Sinl^eit fei in Snfe^ung ber Q\x» Idnglid^feit eineö einigen ®runbe<S gu mancherlei 8rt f^olgen, unb glaubt Urfad^e gu ^aben, bie ^Bereinigung einer 8rt @rfd^einungen mit benen

15 t)on anberer $lrt me^rent^eilS als etmaS 9lotl§tDenbigeiS unb nid^t ald eine SBirlung einer (änftlid^en unb guf&Qigen Orbnung angufel^en. SBie oieler^» lei SBirtungen merben nid^t ani ber einigen j^raft ber ©d^mere l^ergeleitet, bagu man e^ebem Derfd)iebene Urfac^en glaubte nöt^ig gu pnben: baS Steigen einiger Sibxp^x unb ba<S t^aQen anberer. S)ie SBirbel, um bie

90 ^immetöförper in Greifen gu erl^alten, ftnb abgefteUt, fo balb man bie ttrfad^e berfelben in jener einfad)en Slaturfraft gefunben ^at. 2Ran prd» fumirt mit großem ®runbe: bag bie SluSbel^nung ber j^örper burc^ bie SS&rme, bad £i(4t, bie eleftrifd^e Araft, bie ®en)itter, oielleic^t aud) bie magnetifd^e Araft oielerlei @rfd^einungen einer unb eben berfelben toir^

9s famen Materie, bie in allen SUdumen ausgebreitet ijl, ndmlid^ beS ttl^erS, feil unb man ift fiberl^aupt ungufrieben, loenn man ftd^ genitl^igt jte^t ein neues $rinci))ium gu einer 3lrt Sßirfungen angune^men. @elbft ba, 0)0 ein fel^r genaues (Sbenmag eine befonbere lünftlid^e Slnorbnung gu erl^eifd^en fd^eint, ift man geneigt fte bem not^menbigeu @rfoIg aus au«

30 gemeinem ®efe^en beigumeffen unb nod^ immer bie 9tegel ber @inl^eit gu beobad^ten, el^e man eine lünftlic^e SSerffigung gum ®runbe fe^e. S)ie @(^neeflguren ftnb fo regelmdgig unb fo toeit aber aDeS plumpe, baS ber blinbe Befall gumege bringen lann, gierlid^, bag man fajt ein SRi^trauen in bie 9(ufrid^tigfeit berer fe^en follte, bie unS Slbgeid^nungen baoon ge«

35 geben l^aben, menn nid^t ein jeber Sßinter ungdl^lige ©elegen^eit gdbe einen |eben burd^ eigene @rfa^rung bat>on gu t)erfid^ern. 3Ran mirb menig

ItaBt'» 6(|t{ftrs. Octfe. IL g

114 Setoetögrunb au einer S)emon{hation M 2)afeiniS ®otteiS.

SBlumen antreffen, oeld^e, fo oiel man du^erltd^ toal^me^men lann, mel^r !Rettigfeit unb fJroportion geigten, unb man ftel^t gar ni^tiS, toai bie Jhinfl l^ertoorbrtngen lann, baS ba mel^r 9tt(]^tigleit enthielte, ali biefe Srgeugungen, bie bie Slatur mit fo oiel Serfcl^oenbung über bie (Srbfldc^e auSftreuet. Unb gUtläiWoffi. l^at fid^ niemanb in ben @inn fommen laffen 5 fie oon einem befonberen Sd^neejamen herzuleiten unb eine tünfUid^e Drbnung ber Statut gu erfinnen, fonbern man migt fte als eine Sieben« folge aOgemeineren ®efe^en bei, odt^e bie 93ilbung biefed ^robuctS mit not^ttenbiger ßinl^ett juglei«^ unter fid^ bef äffen.*)

®lei(^n)o^l ift bie SRatur rei(^ an einer gemiffen anbem Sirt t>on ^er« 10 t>orbringungen, 00 aQe SSelttteid^eit, bie über i^re ßntfte^ungdart nad^« ftnnt, fi<^ genitl^igt fte^t, biefen Seg )u t>erlaffen. Oroge Jhtnft unb eine auf&Qige Vereinbarung bur^ freie Sal^l geioiffen Sbftd^ten gemdg ift bafelbjl augenfd^einlid^ unb »irb gugleid^ ber ®mnb eined befonbem 9laturgefe^e«, n)eld^ee gur Iflnfilid^en 9laturorbnung gehört. S)er 93au u ber ^flangen unb 2;]^iere geigt eine foI<!^e Snftalt, mogu bie allgemeine unb notl^menbige 9laturgefe^e ungul&nglid^ finb. 3>a ed nun ungereimt fein mürbe bie erfte Srgeugttng einer ^flange ober S^ierS aM eine med^anift^e SRebenfoIge au8 aQgemeinen 9laturgefe^en gu betrad^ten, fo bleibt glei<!ii« kool^l no(^ eine boppelte $rage übrig, bie aue bem angeffll^rten (Srunbe »o unentfc^ieben ift : ob n&mli<^ ein iebed Snbioibuum berfelben unmittet bar oon ®ott gebauet unb alfo übernatürlid^en Urfprungd fei, unb nur bie Sortpflangung, bad ift, ber Übergang oon S^it gu 3eit gur SuSmidte« lung einem natürlid^en ®efe^e anoertrauet fei, ober ob einige Jubioibuen beg ^flangen« unb S;^ierreidt|<S gmar unmittelbar göttlid^en UrfprungS n feien, jebod^ mit einem une nid^t begreiflichen Sermbgen, nad^ einem orbentUc^en 9laturgefe^e i^red glei<^en gu ergeugen unb nid^t blo« auSgu« loidCeln. SBon beiben @eiten geigen ftd§ ©d^toierigleiten. 68 ift oieUeic^t unmbgUc^ auSgumad^en, loeld^e bie grbgte fei; aUein mas uns l^ier an« gel^t, ift nur baS Ubergemid^t ber ®rünbe, in fo fern fie metapl^^ftfd^ finb 30 gu bemerten. 3Bie g. & ein 93aum burd^ eine innere med^anifc^e Ser« faffung foQ oermdgenb fein ben Slal^rungSfaft fo gu formen unb gu mobein,

*) 2)te ben (Beroftd^fen ft^nli^e gigur bed ^ä^immtl» ^atte Diele betoogen benfelben unter bie $robucte beiS ^flonaenreid^d au gftl^Ien. Snbeffen na^ anbem IBeoba^tungen oiel wa^rfc^einli^er, bag bie anfc^einenbe S^egelmAgigfeit ss beffelben ni^t ^inbem fönne, i^ fo wie ben 8aum ber Siane ald eine golge aud ben gemeinen ®efe^en ber @ublimining angufe^en.

S.HDbtl^. 4.®eto. iBebr.unf.)8eti)df8gr.in®eurt^.b.9oQfommen]^.ein.aBelt. 115

bog in bem Suge ber 93Iätter ober feinem ©amen etmad entft&nbe, baS einen dl^nlic^en 93aum im fleinen, ober .moraud boc^ ein fol^er werben f5nnte, enthielte, ift nad^ allen unfern JCenntniffen auf leine 3Beife eingu« fe^en. 3>ie innerliche f^ornien beS |)erm Don S3uff on unb bie Elemente

s organifc^er 9Raterie, bie ft(]^ gu ^olge i^rer (Srinnerungen ben ®efe|en ber Segierben unb beS Slbfd)eue8 gemäg nac^ ber SReinung beö $enn t)on äßaupertui^S gufammenffigen , ftnb entueber eben fo unDerftänblic^ als bie @a(^e felbft, ober ganj »iafürlic!^ erbad^t. allein ol^ne ft(^ an ber«> gleid^en S^orien gu feieren, mug man benn barum felbft eine anbere ba«

10 für aufoerfen, bie eben fo n)infärli(]^ ift, ndmlic^ bag alle biefe 3nbioi«> buen übernatfirlid^en Urf))rungd feien, meil man i^re natürliche 6nt- fiel^ungdart gar nid^t begreift? $at mo^I temalS einer bad SSermögen bt& |)efen8 feine<S gleichen gu erzeugen mec^anifd^ begreiflid^ gemad^t? unb gleid^mol^l begiel^t man ftc^ beSfatld nid^t auf einen übernatürlichen

16 ®runb.

2)a in biefem f^ralle ber Urf))rung aDer folcI)er organifcI)en ^robucte als oöüig übernatürlid^ angefallen mirb, fo glaubt man bennot^ etmaS für ben 9taturaIp]^iIofop]^en übrig gu laffen, menn man il^n mit ber Srt ber aümd^Iigen $ortpf[angung fpielen lägt, allein man bebente n)O^I: bag

so man baburd^ bad Übernatürlidie nid^t Derminbert, benn eS mag biefe übernatürliche @rgeugung gur S^it ber @d^öpfung ober nad^ unb nad^ in Derfc^iebenen ß^itpunlten gefc^el^en, fo ift in bem le^teren S^lle nid^t me^r Übernatürlid^eg aU im erften, benn ber gange Unterfc^ieb l&uft nic^t auf ben ®rab ber unmittelbaren g5ttlid^en ^anblung, fonbern lebigUci^ auf

26 bad SSenn l^inauS. SSaS aber iene natürlid^e Drbnung ber SluSmidelung anlangt, fo ift fte nid^t eine Siegel ber ^rud^tbarteit ber Statur, fonbern eine ^et^obe eines unnü^en Umfc^meifS. 2)enn eS toirb baburd^ nid^t ber minbefte ®rab einer unmittelbaren göttlichen ^anblung befpart. S)em> nad^ fd^eint es uuDermeiblic^: entmeber bei ieber Segattung bie Silbung

90 ber ^uc^t unmittelbar einer gittlid^en ^anblung beigumeffen, ober ber erften göttlichen Snorbnung ber ^flangen unb Siliere eine Slauglid^Ieit gugulaffen, il^reS ®letd^en in ber f^olge nad^ einem natürlid^en ®efe^e nic^t bloS gu entmidCeln, fonbern ma^rl^aftig gu ergeugen.

Steine gegenm&rtige Sbftd^t ift nur ^ieburd^ gu geigen, bag man ben

36 Slaturbingen eine größere 9Röglic^teit nac^ aDgemeinen ®efe^en il^re

Srolgen ^erDorgubringen einräumen muffe, als man eS gemeiniglid^ t^ut

116 SetoeiiSgrunb au einer 2)emonfitatlon M 2)afeiiiiS Gotte«.

äBorin bie Ungutänglid^!ett ber geMd^nlid^en SRetl^obe ber

^l^^jtfotl^eologie getuiefen Mtrb.

1.

fßon ber ^l^^filotl^eologie überl^aupt. 5

$llle Sitten, bad 3)Qfein (SotteS au<S ben SBirtungen be{fel6en gu er» fennen, laffen {td^ auf bie brei folgenbe bringen. (Sntmeber man gelangt gu biefer Stfenntni^ burd^ bie äSa^rne^mung beöfenigen, maS bie Drb« nung ber 9latur unterbri^t unb biejenige SRac^t unmittelbar begeid^net, toelc^er bie Statur untertDorfen ift, biefe Überzeugung toirb burc^ SSun« 10 ber t)eranlagt; ober bie gufdOige Drbnung ber Statur , Don ber man beut« lid^ einjte^t, bag fte auf oielerlei anbere 9lrt möglich mar, in ber gleich« mol^I groge j(unft, SRad^t unb ®fite l^erüorleuc^tet, ffi^rt auf ben gött* lid^en Url^eber, ober brütend bie notl^menbige (Sinl^eit, bie in ber 9t tur mal^rgenommen mirb, unb bie mef entließe Orbnung ber 3)inge, meldte 15 grogen Siegeln ber SBoüIommen^eit gemäg ift, lurg baS, toa& in ber Sieget m&gigfeit ber Statur Stotl^menbigeS ift, leitet auf ein oberfleS $rincipium nic^t aOein biefed S)afeind, fonbern felbft aUer SRoglic^feit.

3Benn 9Renf(^en DöQig Dermilbert ftnb, ober eine l^al^ftarrige Sod« ^eit i^re Sugen t)erf(^Iiegt, atöbann fd^eint baS erftere SRittel eingig unb 90 aUein einige ©ernalt an fic^ gu ^aben, fie 00m S>afein bed ^od^ften äBefenS gu überfül^ren. S)agegen flnbet bie rid^tige Betrachtung einer mol^lgear» teten @eele an fo Diel guf&Öiger @d^5n^eit unb gmedCmägiger SSerbinbung, mie bie Orbnung ber Statur barbietet, Semeidtl^ümer genug, einen mit groger äSeiSl^eit unb ^aiit begleiteten Sßillen barauS abgunel^men, unb 35 ftnb gu biefer Ubergeugung, fo fern fie gum tugenbl^aften SSer^alten l^inldnglid^, baS ift, moralifd^ gemig fein foll, bie gemeine Segri^e bed SSerfianbed l^inreid^enb. 3^ ber britten 8(rt gu fd)Iiegen mirb notl^men« biger Sßeife äBeltmeiö^eit erforbert, unb ed ift aud^ eingig unb aUein ein l^i^erer ®rab berfelben f&l^ig, mit einer Alar^eit unb Ubergeugung, bie so ber ®ri|e ber Sßa^r^eit gem&g ift, gu bem n&mli(^en ®egenftanbe gn ge« langen.

2. flkhtf^: 5. 8ftv. Unaulänglt^feit b. gewd^nl. SRetl^obe b. ^^^fifot^eolodie. 117

^ie beibe leitete Srten lann man pl^^ftlotl^eologifd^e SRetl^oben nennen; benn fte geigen beibe ben SSeg, aM ben S3etra(]^tungen über bie 9latur }ur ßrlenntnig ®otte8 hinauf gu {ietgen.

2.

5 3)ie SSortl^eile unb aud^ bie i^el^Ier ber gemil^nlid^en

$]^9filot]^eolo0ie.

S)ad ^auptmerfmal ber bis bal^in gebr&ud^Iid)en pl^9ftfd)t]^eoIo^ gif(]^en ÜRetl^obe bejiel^t barin: bag bie SSoDIommenl^eit unb aftegelmägig« feit erfllid) i^rer BufäUigfeit nac^ ge^drig begriffen , unb atöbann bie

10 {QnfUid)e Drbnung nac^ aDen gmedFmä^igen SBejiel^ungen barin gemiefen iDirb, um baraud auf einen meifen unb gätigen SBiOen gu fc^Iiegen, nad^^ l^er aber gugleic^ burc^ bie l^ingugeffigte 93etra(!btung ber ©roge beS 9Berfö ber 93egriff ber unermeglid^en 3Ra(|t beS Ur^eberiS bamit oer^ einigt mirb.

15 3)iefe ÜRetl^obe ift t)ortreffIi(]^: erjllid^ meil bie Überzeugung über« aus finnlid) unb ba^er fel^r lebhaft unb einne^menb unb bemnat^ au(^ bem gemeinften SSerf^anbe leicl^t unb faglic^ ift; gmeitenS toeil fte natfir:» Ii(!ber ift als irgenb eine anbere, inbem o^ne So'^ifcl ^in jeber Don il^r gu«> erfl anfängt; brittenS loeil fte einen fel^r anfd^auenben Segriff Don ber

90 ^ol^en SBeiSl^eit, SBorforge ober auc^ ber SRad^t beS anbetungSmürbigen SiefenS Derf^afft, melc^er bie Seele fuQt unb bie größte ©etsalt l^at auf (Srftaunen, S)emutl^ unb @^rfur(^t gu mirlen.*) S)iefe SemeiSart ift Diel prattifc^er als irgenb eine anbere felbft in Slnfe^ung beS ^l^ilofopl^en. £enn ob er gleid^ für feinen forfc^enben ober grflblenben SSerftanb l^ier

S5 nid^t bie beftimmte abgegogene 2!t^ee ber ©ott^eit antrifft unb bie ®m'\^^

*) Sßenn i^ unter anbern bie mifroffopifd^e Seobac^tungen bed lS)octor ^iH, bie man im ^amb. 3)^agQ5. antrifft, ertoäge unb fe^e ao^Iretc^e X^tergefc^led^ter in einem einzigen Sßaffertropfen, rdubenfdje Wirten, mit SBerl^eugen bed ^erberbenS auSgerüfiet, bie Don no^ mdti^ttgem S^rannen biefer SQBaffermelt aerftört merben,

30 inbem fle gefliegen finb anbre au oerfolgen; »enn td^ bie fftänU, bie ©emalt unb bie @cene bed Sufruljrd in einem S^ropfen 3Raterie anfe^e unb erljebe t^on ba meine lugen in bie {)d^e, um ben unermeglici^en SRaum Don SBelten roie Don ©tauberen »immeln au fe^en, fo !ann feine menfd^tidje ^}pxa6)t ba& @efü^l auiSbrfidfen, mad ein fol^er @eban!e erregt, unb aQe fubtile metaplj^ftfc^e S^güeberung mei^t fel^r

35 »ett ber Srl^aben^eit unb SSSürbe, bie einer folgen infc^ouung eigen ift.

118 9eioei9grimb au einet S)emon{iratton bei8 S)afehii$ &oüti^.

I^ett felbjl m(|t matj^emotifd^, fonbern moralifd^ ifl, fo bemd(|tigen ftd^ bod^ fo Diel SBemeiötl^fimer, leber Don fo großem Sinbrudf, feiner @eele, unb bie @pecuIation folgt rul^tg mit einem gemiffen Sutrauen einer Über^ geugung, bie fd^on $Ia^ genommen ^at. Sd^toerlit^ mürbe mol^I jemanb feine ganje ©lädfeligleit auf bie angemaßte SHic^tigfeit eineg metapl^^ft« 5 ftben SemeifeS magen, oornel^mlic^ menn il^m lebl^afte ftnnlid^e Über* rebungen entgegen ftänben. SlDein bie ©emalt ber Überzeugung, bie l^ier« auö ermdc^jt, barum eben tteil fte fo finnlid^ iji, ift aud^ fo gefegt unb unerfc^fitterlid^, bag pe feine ©efa^r oon Sc^Iugreben unb Unterfd^eibun«* gen beforgt unb {t(^ meit über bie 3Ra(!bt fpi|fänbiger (Sinmürfe koegfe^t. 10 ®Ieid^mo^I l^at biefe SRet^obe il^re Sel^Ier, bie beträd^tlid^ genug ftnb, ob fte gmar eigentlid^ nur bem Serfa^ren berfenigen gugured^nen finb, bie ft(^ i^rer bebient ^aben.

1. @ie betrad^tet alle SSoUtommenl^eit, |)armonie unb @d)5n]^eit ber 9latur als guf&nig unb alg eine SInorbnung burd^ äBeidl^eit, ba bod^ oiele 15 berfelben mit notl^menbiger Sinl^eit au8 ben mefentli(|jien Siegeln ber Slatur abfliegen. S>ad, maS ber 9lbft(^t ber ^^^fifot^eologie Riebet am fd^äblid^ften ift, befielt barin, bag ^e biefe Buf&aigteit ber ^laturooa* lommenl^eit aliS l^öd^ftnbtl^ig gum Semeife eined meifen Ur^eberd anfielet, bal^er aUe notl^menbige SBol^Igereimt^eiten ber S)inge ber 3Belt bei biefer so 93orau8fe^ung gef&l^rlitbe @inmürfe merben.

Um ficb Don biefem f^el^Ier gu übergeugen, merte man auf nad^ftel^en« bes. 9Ran |tet)t, mie bie SSerfaffer na(^ biefer Sßetl^obe geflie^en ftnb, bie an ungd^ligen (Snbabftd^ten reid^e ^robucte beS ^flangen» unb Si^terreid^S nid^t aUein ber SRad^t bed Ungefä^rg, fonbern aud^ ber mec^anifd^en !Rot^« as menbigteit nac^ allgemeinen ©efe^en ber materialen !Ratur gu entreißen. Unb hierin tann eS il^nen aud) nid^t im minbeften fc^mer merben. 5)a& Übergemid^t ber ®rünbe auf il^rer @eite ift gar gu fel^r entfd^ieben. ^Mn menn fie ft(^ oon ber organifc^en SRatur gur unorganifd^en menben, fo be^ l^arren fte nod) immer auf eben berfelben SRetl^obe, a&ein fie ftnben fid^ so bafelbft faft |ebergeit burd^ bie Deränberte 9latur ber Satten in @d^mie* rigfeiten befangen, benen fte nid^t auiStoeidben tonnen. @ie reben nod^ immer oon ber burc^ groge SßeiiS^eit getroffenen SSereinbarung fo Dieler nü^Iic^en @igenfc^aften beS £uftIreifeS, ben äBolfen, bem Siegen, ben äSinben, ber S)dmmerung 2C. ic, atö menn bie @igenfd^aft, ttoburc^ bie 35 Suft gu @rgeugung ber äßinbe auferlegt ift, mit berfenigen, moburd^ fte S^""*"*^ nitfiie^t, ober »oburc^ fie in großen ^ö^en bünner ©irb, eben fo

2. ntfi. 5, IBetr. Unaulftnglid^fett b. qmö^nl SRet^obe b.$]^9fifot(eologte. 1 19

üemittelfi.einer »eifen SBal^l tt&re t)ereinigt morben, ttie etoa bei einer Spinne bie t>eTf(l^iebene 8ugen, toomit fte tl^rem Staube auflauert, mit ben SSarjen, mxa\x^ bie @))innenfeibe als burd^ S^tlßäitx gegogen mirb, mit ben feinen jtlauen ober aud^ ben 33aIIen il^rer $fi|e, babur(| fte fte 5 gufammenSebt ober ftd^ baran erl^ält, in einem Siliere Derhtilpft ftnb. 3n biefem le^teren $aQ ifi bie Sinl^eit bei allen t)erbunbenen Sllu^barteiten (atö in meld^er bie SSoUIommenl^eit befielet) offenbar gufäOig unb einer meifen SBiOfür beijumeffen, ba fte im ®egentl^eil im erfteren %aU notl^« menbig ift unb, menn nur eine Sauglid^Ieit Don ben erttdl^nten ber Suft

10 beigemeffen mirb, bie anbere unmigli<!^ baoon gu trennen ift. 6ben ba« burd^ bag man feine anbere Srt bie ä^oDIommenl^eit ber 9latur gu be« urtl^eilen einräumt, atö burd^ bie Slnftalt ber SSeiS^eit fo mirb eine iebe ausgebreitete ßinl^eit, in fo fem fie offenbar als not^menbig erfannt n)irb, einen gef&J^rlidjen (Sintourf auSmad^en. 3Bir loerben balb fe^en, ba^

15 nad^ unferer SRetl^obe aue einer fold^en @in]^eit gleid^iool^l aud^ auf bie g5ttli(^e SBeidl^eit gefd^Ioffen mirb, aber nid^t fo, bag fie oon ber tteifen SSal^l als il^rer Urfad^e, fonbem oon einem fold^en @runbe in einem oberften SBefen hergeleitet koirb, meld^er gugleid^ ein ®runb einer großen Seidl^t in il^m fein mug, mitl^in »o^l oon einem loeifen SBefen, aber

sa ni(^t burd^ feine 3Sei«]^eit.

2. 5Diefe äRetbobe ifl nid^t genugfam pl^ilofopl^ifd^ unb l^at auc^ öfters bie Ausbreitung ber pl^ilofopl^tfd^en (Srtenntni^ fel^r gel^inbert. @o balb eine 9laturanftalt |nü|lid^ ift, fo mirb fte gemeiniglid^ unmittel» bar aus ber Sbftd^t bes g5ttlid^en SBillenS, ober bod^ burd^ eine befonberS

35 burc^ j(unfi oeranfialtete Drbnung ber 9latur erfldrt; entn)eber meil man einmal ftc^ in ben Aopf gefegt l^at, bie SSirtungen ber !Ratur gemäg tl^ren aQgemein^en ©efe^en linnten auf fold^e SSol^lgereimtl^eit nid^t auslaufen, ober menn man einr&umte, fte l^dtten au(^ fold^e f^olgen, fo n)ürbe biefes feigen bie SBotllommenl^eit ber Sßelt einem blinben Ungefd^r gutrauen,

30 »oburd^ ber gottlid^e Url^eber fel^r mürbe oerfannt toerben. S>a^tx koerben in ein^m fold^en f^alle ber SRaturforfd^ung ©rengen gefegt. 3)ie emiebrigte Semunft fielet gerne oon einer vetteren Unterfud^ung ab, tteil fie fold)e l^ier als Sormi^ anfielet, unb baS SSorurt^eil ift befto gefd]^rlid)er, »eil eS ben f^aulen einen SSorgug oor bem unermübeten f^orfd^er giebt burd^

35 bttt Sormanb ber Slnbad^t unb ber biUigen Untenoerfung unter ben großen Url^ber, in beffen @rfenntni^ ft(^ alle SBeiSl^eit oereinbaren mug. SRan ergdl^lt g. @. bie Sinken ber ®ebirge, beren eS ungd^lige giebt, unb

120 Setoeidgrunb au einer S)emonftTation bed Safeind Gotted.

fo balb man beren rec^t t)iel unb unter biefen fold^e, bie bag menfc^Iid^e ®ef(]ble(^t nid^t entbehren fann, gufammen gebracht l^at, fo glaubt man Urfa(]^e gu l^aben fie als eine unmittelbare göttlid^e Sln^alt angufel^en. 3)enn fte atö eine ^^olge aud aDgemeinen SemegungSgefe^en j^u betraditen (meil man k)on biefen gar nid^t oermutl^et, bag fte auf f<^5ne unb nüj^Iid^e & folgen follten eine Segiel^ung l^aben, eS mägte henn etma Mn ungefp^r fein), baiS mürbe i^rer SReinung nai^ l^eigen, einen mefentlid^en äSortl^il be<S 9Renfd)engef(!^Ied)td auf ben blinben SufaQ anlommen laffen. ;.@ben fo ift es mit ber Setrad^tung ber f^Ififfe ber @rbe bemanbt. ägen^ man bie pb9itf(^t]^eoIogif(]^en SBerf affer ^ört, fo mirb man bal^in gebjvad^t {t(^ u) oorgufteDen, il^re Saufrinnen rndren aUe oon @ott audge^i^It. @& J^i^t au(^ nic^t pl^ilofopl^iren: menn man, inbem man einen jeben einzelnen ä9erg ober jeben eingelnen Strom atö eine befonbere Slb^d)t ®otted bf» trat^tet, bie nac^ aUgemeinen ©efe^en nic^t märbe erreicht toorben fein, menn man, fage i(!^, aldbann {td^ bie|enige 9RitteI erftnnt, beren befonbe^ » ren SSorle^rung ftd) ettoa ©Ott möchte bebient l^aben, um biefe SnbiDibual» SBirtungen l^eraug ju bringen. S)enn nad^ bemienigen, koaS in ber britten SBetrad^tung biefer Slbt^eilung gegeigt morben, ift bergleid^en $robuct bennot^ in fo fern immer ubernatärlid^; ja, meil ed nid)t nad^ einer Dtb^ nung ber Slatur (inbem eS nur als eine einzelne 33egeben^eit burc^ eigene so Slnftalten eiitftanb) erllärt toerben lann, fo grünbet ft(!^ ein folc^eS SSer« fahren gu urtl^eilen auf eine Derfel^rte SSorfteUung oom SSorguge ber 3ta^ tur an jtd^ felber, menn fie aud^ burd^ S^oang auf einen eingelnen f^all foQte gelenft toerben mäffen, »eld^ed nat^ aUer unferer Sinjtd^t als ein SRittel beS Umfc^toeifS unb nid^t als ein SSerfa^ren ber SBetSl^eit fann as angefe^en merben.*) SSllS 9leQ) ton burd^ untrfiglid^e SBemeife ft(^ ubergeugt l^atte, bog ber @rbforper bieienige i^igur l^abe, auf ber aUe burc^ ben 3>re]^ungSfd^mung oerdnberte SRic^tungen ber Sd^koere fenfred^t ft&nben, fo fc^lo^ er: bie @rbe fei im Slnfange flüfftg gemefen unb l^abe nac^ ben

*) (S(8 roöre gu wfinfc^eu, bog in bergletc^en SoQen, roo bie Offenbarung 9laä^ 3o ric^t giebt/ bo% eine äBeltbegebenl^eit ein auBerorbentlic^ed, göttlid^ei^ i^er^dngnig fei, ber S^orwi^ ber $l^i(ofop^en möchte gemäßigt roerben i^re pl^^fifc^e (Sinfic^ten ouS* auframen ; benn fie t^un ber SReügion gar feinen 2)ienft unb ma^en ed nur an)eifel- ^aft, ob bie ^egebenl^eit nic^t gar ein natürlicher BufaH fei; roie in bemjenigen t^all, ba man bie Vertilgung beS ^eereS unter ©an^erib bem ^itibe ©am^el bei« 35 mißt, ^ie ^l^ilofopl^ie lommt Riebet gememiglic^ ind 4)ebrönge, wie in ber ^l^iflon^ fc^en S^^eorie, bie aftronomifc^e ^ometenfenntnig 5ur 3ibeler!iärung ju gebraut^.

2.«btl^. 5.i8etr. Uitanldngl^feitb.fieiodl^nl.üRetl^obeb.^l^^fßot^eoIogie. 121

(S>efe|en ber @tatil Dermitielft ber Umbreldung gerabe biefe ©eftalt ange« nommen. (Sr lannte fo gut lote fonft jemonb bie SSortl^eile, bie in ber j(ugdrunbung eines SSeltförperd liegen, unb aud^ bie ^5(^ft nöt^ige Slb* plattnng, um ben nac^i^eiligen folgen ber Sld^fenbre^ung Dorjubeugen. 5 S>it\t^ ftnb indgefammt Slnorbnungen, bie eines meifen Url^eberS lourbig ftnb. ©leid^ttol^l trug er fein Sebenlen fte ben not^ioenbigfien med^a- nifd^en ®efe|)en al& eine äBirfung beijumeffen, unb beforgte ni(]^t, babei ben großen ^egierer aDer S)inge aud ben äiugen ju oerlieren.

6d ift alfo anii ficl^er gu oermut^en, ba^ er nimmermel^r in Sn«

10 fel^ung beS Saued ber Planeten, il^rer Uml&ufe unb ber SteDung il^rer Greife unmittelbor ju einer göttli(t)en Sinjialt feine 3uPu(!^t toürbe ge» nommen ^aben, menn er nid)t geurt^eilt l^dtte: bag l^ier ein med^onifd^er Urf{)rung unmöglich fei, nid^t megen ber Ungul&nglitl^reit berfelben jur Stegelm&gigleit unb Drbnung äberl^aupt (benn marum beforgte er nic^t

u biefe Untauglit^feit in bem oorl^er eno&l^nten i^aDe?), fonbern koeil bie $immeldrdume leer ftnb, unb feine ®emeinfd^aft ber S^irfungen ber Pla- neten ineinanber, il^re Greife gu ftellen, in biefem Suftanbe mbglid^ ift. Senn ed il^m tnbeffen beigefaQen märe gu fragen, ob {te benn aud^ ieber- geit leer gemefen, unb ob nid^t menigftenS im adererften ßuftanbe, ba

so biefe äidume oielleid^t im Sufammenbange erfüllt maren, biejenige 9Bir« fung möglid^ geioefen, beren folgen ftd^ feitbem erl^alten l^aben, menn er oon biefer a&eralteften 93efd^affenl^eit eine gegrünbete SSermui^ung ge- l^abt l^ätte, fo tann man oerftd^ert fein, bag er auf eine ber ^^ilofop^ie gegiemenbe 8rt in ben aQgemeinen medljanifd^en ©efe^en bie ®rünbe oon

S5 ber 93efd^affen^eit bed SSeltbaueS gefuc^t l^aben kofirbe, o^ne beSfaHd in Sorgen gu fein, bag biefe Srflärung ben Urfprung ber äBelt aus ben Rauben beS Schöpfers ber SRad^t bes Ungefd^rS überlieferte. 3)aS be- rühmte Seifpiel beS 9{emton barf bemnac^ nid^t bem faulen SSeilrauen gum SSonoanbe bienen, eine übereilte Berufung auf eine unmittelbare

so g5ttlt(!^e Slnftalt für eine ßrtldrung in pl^ilofop^if(!^em ©efc^made au9» gugeben.

äberl^aupt l^aben freilid^ ungdl^lbare Snorbnungen ber 9lätur, ba fte na<!^ ben aQgemeinjten ©efe^en immer nod^ gufdUig ftnb, feinen anbern ®runb als bie meife Slbfid^t beSjenigen, ber gemollt l^at, bog |te fo unb

35 nid^t anberS oerfnüpft loerben foUten. 9ber man fann nid^t umgefel^rt fd^liegen: oo eine natürliche Serfnüpfung mit bemienigen übereinftimmt, loaS einer meifen äSSa^l gemdg ift, ba ift fie au(^ na(^ ben ungemeinen

122 SBewetdgrunb au ehter ^etnonflvatiott bed S)afeind ®otte«.

SBirtungSgefe^en ber 9{atur gufAQig unb burd^ lünftlid^e fSrfigung auger« orbentlid^ fejl gefegt loorben. @<S fann bei biefer Srt gu benfen jid^ öfters gutragen, bag bie ßn^edCe ber ®efe^e, bie man {t(| einbilbet, unrichtig ftnb, unb bann l^at man auger biefem Srrtl^ume noc^ ben Sd^aben, bag man bie toirtenbe Urfacl^en vorbeigegangen unb jtd^ unmittelbar an eine Sb^ s ftd^t, bie nur erbid^tet ifi, gel^alten l^at. ©ägmild^ l^atte el^ebem t)ermeint, ben ®runb, marum me^r Andbc^en aie 9Rägbd)en geboren »erben, in biefer Sbfid^t ber äSorfe^nng gu ftnben, bamit burd^ bie größere S^^I berer oom 9Ranndgefd)Ied^te ber SSerluft ergdngt merbe, ben biefeS ®e- fd^Ied^t burdb j(rieg unb gef&l^rlidbere llrten bed ®emerbee Dor bem anbem lo erleibet. SlUein burd^ fpdtere 9eobad)tttngen mürbe eben biefer forgfdltige unb vernünftige 5Wann belel^rt: bafe biefer ftberfd^ug ber Ändbc^en in ben Salären ber JSinbl^eit burd^ ben Sob fo meggenommen merbe, bag nod^ eine geringere ßa^I mdnnlid)en atö bie bed meiblic^en ®efd^le<^t8 in bie ^üf)xt gelangen, mo bie voriger ermdftnte Urfad^en aUererfi ®ränbe bed is aSerluft^S entl^alten lönnen. 3Ran l^atUrfad^e gu glauben, bag biefe3Sert^ »ürbigleit ein 2fatt fei, ber unter einer Diel aügemeinern SRegcl ftel^en mag, ndmlid^ bag ber ftdrtere ^t\l ber SRenfd^enarten aud^ einen grige« ren Sutl^eil an ber S^ugungetl^dtigleit ^abe, um in btn beiberfeitigen ^robttcten feine eigene 8rt fibermiegenb gu mad^en, bag aber bagegen, so meil me^r bagu gel^ört, bag etmaS, meldte« bie ®runblage gu grigerer SSoüIommenl^eit l^at, aud) in ber SuSbilbung aQe gu @rrei(^ung berfelben gel^örige Umftdnbe antreffe, eine gröfeete Qalil berer Don minber üolt lommener Srt ben ®rab ber SSoUftdubigfeit erreichen merbe, als ber« jenigen, gu beren SSoQftdnbigteit mel^r ßufammentreffung Don ®rfinben a& erforbert mirb. @S mag aber mit biefer Siegel eine Sefc^affenl^eit l^aben, meldte eS moUe, fo lann man l^iebei menigfienS bie ünmerlung mad^en: bag es bie @rmeiterung ber p^ilofopl^ifd^en ßinftd^t l^inbere, ft(^ an bie moralifd^e ®rünbe, baS iji, an bie Srlduterung auS Stt)ed(en, gu menben, ba mo es not^ gu oermutl^en ifl, bag pl^9|tfd^e ®rünbe burd^ eine Ser« so tnäpfung mit notl^menbigen aDgemeineren ®efe^en bie iSrolge beftimmen. 3. 2)iefe Sßet^obe fann nur bagu bienen, einen Url^eber ber 93er> Inüpfungen unb f&nftlid)en Sufammenfügungen ber SBelt, aber nid^t ber 9Raterie felbft unb ben Urfprung ber 33eftanbt^eile beS Univerfum gu be* metfen. S)iejer betrdc^tUd^e ^el^ler mug alle biefenige, bie ftc^ i^rer aDein ss bebienen, in ®efa^r beS^enigen S^rtl^umS laffen, ben man ben feineren ^tt^eiSmuS nennt, unb nac^ meld^em ®ott im eigentlichen SBerftanbe als

2. WAf^. 6. Setr. ^etbefTerte SRei^obe bet $^9fi!oi^eolo9ie. ] 23

ein Serhnetfter unb nicj^t ald ein Sd^öpfer ber SSelt, ber gtoar bie SRa:» terie georbnet unb geformt, nid^t aber l^erDorgebrod^t unb erfd^affen Ijat, angefel^en merbe. 3)a id^ biefe Ungulänglid^leit in ber näd^flen Setroc!^* tung erm&gen toerbe, fo begnüge id^ mid^ fte l^ier nur angemerlt gu l^aben.

5 Übrigens bleibt bie gebQd)te SRetl^obe iebergeit eine berfenigen, bie fomol^I ber SSfirbe als aud^ ber Sd^mdd^e bes menfd^Iid^en SSerjianbed am meiften gem&g ftnb. @d ftnb in ber Sll^at ungäl^lbare Unorbnungen in ber 9tatur, beren näd^fier ®runb eine (Snbabftd^t il^reS Url^eberd fein mu|, unb es ift ber leid^tefle SBeg, ber auf il^n fül^rt, menn man bieienige Sn»

10 ftalten ermdgt, bie feiner SBeiSl^eit unmittelbar untergeorbnet ^nb. 2)a« l^er ift eS biQig feine Semä^ungen oielmel^r barauf gu menben jte gu er« gdngen als angufed^ten, il^re f^el^Ier gu Derbeffern als fte um beSmiÜen ge« ringfd^ä|ig gu l^alten. 2)ie folgenbe 93etrad^tung foQ ftd^ mit biefer Hb» {td)t befc^&ftigen.

15 @e^fte 99etTa^tttng«

^erbefferte 3J2et^obe ber ^^^füotl^eologie.

1.

Drbnung unb Snftdnbigleit, menn fie glet<^ notl^ttenbig i{l, begeid^net einen k)erftdnbigen Urheber.

30 6S lann nid^ts bem ®ebanfen Don einem gittUd)en Url^eber beS UniDerfum nadbtl^eiliger unb gugleid^ unvernünftiger fein, als toenn man bereit ift eine groge unb frudtitbare Sftegel ber Slnftänbigfeit, 9lu^bar!eit unb Ubereinftimmung bem ungefdl^ren ^n^aVi beigumeffen; bergleid^en baS @linamen ber Sltomen in bem Sel^rgebdube beS 3)emofrituS unb

2s epifurS mar. D^ne bog id^ mid^ bei ber Ungereimtheit unb oorfe^Iidben äSerblenbung biefer Srt gu urt^eilen Dertoeile, ba fte genugfam oon an« bem ift augenfd^einlid^ gemacht toorben, fo bemerle id^ bagegen: bag bie mal^rgenommene Slot^menbigleit in Segiel^ung ber S)inge auf regelmdgige Serfnfipfungen unb ber Sufammen^ang nu^Iic^er ©efej^e mit einer not^«

30 iDenbigen @in]^eit eben fomol^I als bie gufdOigfie unb miOfürlic^fte anftalt einen SemeiStl^um t)on einem meifen Url^eber abgebe; obgleidb bie Slb- l^dngigleit Don i^m in biefem ©efid^tspunfte auf anbere 9lrt mug oorge« ^ellt merben. Um biefeS gel^orig eingufe^en, fo merte ic^ an: bag bie brbnung unb t>{elfdltige oortl^eil^afte ßufammenftimmung überhaupt

124 SetoeÜSgrunb ju einer 2)emonfhation be« S)afetttiS Q^oiM.

einen Derfiänbigen Url^ber begeid^net, nod^ el^e man boron benit, ob biefe Sejte^ung ben 2)ingen notl^menbig ober gufdSig fei. Slod^ ben Urtl^eilen ber gemeinen gefunben SSernunft \)at bie Sbfolge ber äSeltoeronberungen, ober biejenige SBer{nä)}fung, an beren @telle eine anbere m5gU(% toor, ob {te glei(!^ einen Karen SSemeiSgrunb ber Suf&Higleit an bie ^anb giebt, 5 menig SSirtung, bem 93erftanbe bie Sermutl^ung eined Url^eberd gu oer« anlaffen. 68 mirb bagu ^l^ilofop^ie erforbert, unb felbft beren ©ebraud^ tft in biefem f^aDe Dermidelt unb fd^Ifl^ferig. S)agegen mad^t gro^e Siegel» magigleit unb SBo^Igereimt^eit in einem oielftimmid^ten iparmonifd^en ftu^ig, unb bie gemeine Vernunft felbft fann fte ol^ue einen oer^dnbigen 10 Url^eber nimmer möglid^ ftnben. S)ie eine Siegel ber Snft&nbtgfeit mag in ber anbem fd^on mefentli(!^ Hegen, ober miOfürlid^ bamit oerbunben fein, fo finbet man ed gerabe gu unmSglid^, bag Orbnung unb Siegel« mägigfeit entmeber oon Ungefdl^r, ober aud^ unter oiel 3)ingen, bie i^r oerfd^iebened S)afein ^aben, fo oon felbft foQte ftatt finben, benn uimmer« is meliir ift ausgebreitete {)armonie o^ne einen oerftänbigen ©runb i^rer SRöglid^feit nad^ gureid^enb gegeben. Unb l^ier äugert ftd^ alSbalb ein groger Unterfd^ieb gmifd^en ber Slrt, mie man bie SSoQfommenl^eit il^rem Urf))runge nad^ gu beurt^eilen l^abe.

2. 90

Slotl^toenbige Drbnung ber üRatur begeid^net felbft einen Url^eber ber SRaterie, bie fo georbnet ift.

3)ie Drbnung in ber 9latur, in fo fern fte ald gufdUig unb au8 ber SßiDIür eines oerftdnbigen Sßefend entfpringenb angefe^en mirb, ift gar lein Semeis baoon, bag aud^ bie S)inge ber Slatur, bie in fold^er Orb« 25 nung nad^ SBetS^eit oertnüpft ftnb, felbft Don biefem Url^eber i^r S)afein l^aben. 3)enn lebiglid^ biefe äSerbinbung ift fo bemanbt, bag fie einen oer« ftdnbigen $lan oorauSfe^t, ba^er aud^ SlriftoteleS unb Diele anbere $^Uo« fo))^en beS Sltertl^umS nid^t bie SRaterie ober ben @tof[ ber Slatur, fon« bern nur bie gorm oon ber ©ottl^eit l^erleiteten. SSielleid^t nur feit ber so Seit, als uns bie Offenbarung eine ooUfommene 8lb^dngigleit ber SSelt oou ©Ott geleiert l^at, l^at auc^ aUererft bie SSeltmeiS^eit bie gehörige föt» mä^ung baran gemanbt, ben Urf))rung ber S)inge felbft, bie ben ro^en 3eug ber 9latur auSmad^en, als fo etmaS gu betrad^ten, maS o^ne einen Urheber nid^t mögUd^ fei. Sd^ gmeifle, baB eS iemanben l^iemit gelungen 95

2. mt^. 6. Setr. Oerbefferte ^tif^obt ber ^^^fifot^eolo^ie. 125

jei, unb id^ loerbe in ber legten Sbtl^eilung (Srfinbe meinet Urtl^eitö an^ fül^ren. ßum minbeften tann bie gufänige Orbnung ber Steile ber äßelt, in fo fern fte einen Urfprung ouS SBiOffir angeigt, gar nid)t8 gum SBe» loeife baDon beitragen. Q, (S. Sn bem 93au eined S^ierS pnb ©liebmagen

5 ber {tnnlid^en gmpfinbung mit benen ber miDfürlid^en SBeioegung unb ber £ebenät^eile fo fünftlid^ oerbunben, bag man bod^aft fein mug (benn fo unüemünftig fann ein ^enfd^ nid^t fein), fo balb man barauf gefül^rt mirb einen meifen Url^eber gu oerfennen, ber bie SRaterie, baraud ein tl^ierifd^er Stbxpzx gufammen gefegt ift, in fo Dortrefflid^e Drbnung ge»

10 brad^t l^at. 9Rel^r folgt ^ierauS gar nic^t. Ob biefe SRaterie für fic^ emig unb unabhängig, ober aud^ oon eben bemfelben Urheber ^ert)orgebrad)t fei, bad ift barin gar nid^t entf^ieben. ®ang anberS aber fällt bad Ur» tl^eil aus, menn man mal^rnimmt, bag nid^t aQe SlaturooSfommen^eit ffinftlid^, fonbern Siegeln t)on groger 9lu^barfeit aud^ mit notl^ioenbiger

15 ein^eit Derbunben pnb, unb biefe 93ereinbarung in ben 3R5glid^feiten ber S>inge felbft liegt. SBaS foU man bei biefer SSa^rnel^mung urtl^eilen? 3ft biefe Sin^eit, biefe frud^tbare SBo^Igereimt^eit ol^ne Slb^ängigfeit t)on einem loeifen Url^eber m5glid)? S)ad formale fo groger unb oielfältiger äiegelmägigfeit oerbietet biefed. 3Beil inbeffen biefe Sinl^eit gteic^mo^l

90 felbft in ben 3RögIid^feiten ber S)inge gegrfinbet ift, fo mug ein meifed Sßefen fein, o^ne meld^ed aOe biefe Staturbinge felbft nid^t möglid^ finb, unb in toeldbem ald einem großen ©runbe fid^ bie Sßefen fo mand^er Sla^» turbinge gu fo regelmäßigen 93egie][)ungen oereinbaren. 9ll8bann aber ift tlar, bag nidbt allein bie Slrt ber SSerbinbung, fonbern bie S)inge felbft

^ nur burd^ biefed SBefen möglid^ finb, baS ift, nur als Sßirtungen oon i^m ejriftiren fönnen, meld^ed bie oöllige 8lbbängigfeit ber Slatur oon ®ott allererft l^inreid^enb gu erfennen giebt. f^rägtman nun: loie bangen biefe Staturen oon fold^em SBefen ab, bamit ic^ barauS bie Übereinftimmung mit ben Siegeln ber SBei^b^it oerfte^en fönne? 34 anmorte: fie l^ängen

so oon bemienigen in biefem SBefen ab, mad, inbem ed ben ®runb ber 3R5g« lidbteit ber 3)inge entl^ält, aud^ ber @runb feiner eigenen Sßeidbeit ift; benn biefe fe^t überhaupt jjene oorauiS.*) Sei biefer ßin^eit aber bed

*) fDie SBeid^eit fe^t ooroud: ba% äbereinfttmmung unb (^tn^eit in ben Se-

jie^ungen mögli^ fei. 2)QSjeniQe SBefen. roeld^ed Don DöQig unabhängiger 9{atur ift,

35 fann nur roetfe fein, in fo fern in i^m ®rftnbe, felbft fol^er ntöglicben Harmonie

unb 8onfommen^eiten, bie feiner Sludfft^rung fid) barbieten, entboUen finb. fB&re

in ben 9}5gU4(eiten ber 2)inge (eine folc^e Seaie^ung auf Drbnung unb 9)oII(ommen-

126 Semddorunb au einer S)emonfhotton bed S)afeittd Ootted.

(SrunbeS fott)0^l beS SßefenS aller S)inge, ald ber SSeiS^ett, ®äte unb aRod^t ift ed not^roenbig: ba^ aOe aRögl^feit mit biefen ßigenfc^aften j^armonire.

3. SftcQeln ber oerbefferten Wetl^obe ber $^9fi(otl^eologie. 5

3(^ faffe {te in folgenbem lurj {ufammen: S)ur(j^ bad 3utratten auf bie $ru(!^tbarfeit ber aQgemeinen 9laturgeje^e megen i^rer 8[b^ängigfeit Dom göttlid^en Sßefen geleitet, fu(!^e man

1. S)te Urfad^e felbft ber Dort^eil^afteften SBerfaffungen in fold^en aKgemeinen ®efe^en, bie mit einer not^menbigen (Sinl^eit auger anbern 10 anft&nbigen folgen aud^ auf bie {)erDorbringung biejer 3Birtungen in Segiel^ung jle^en.

2. SRan bemerte bas Sßotl^rDenbige in biefer Serfnüpfung oerfd^ie« bener Sauglid^Ieiten in einem ®runbe, tt)eil fomol^I bie Srt, um baraud auf bie ab^&ngigteit t)on ®ott gu fd^Iiegen, t)on berfenigen üerfd^ieben ift, 15 tt)eld)e eigentU4 bie fünftltd^e unb gemäl^Ite (Sinl^eit gum Slugenmerf l^at, ald auc^ um ben @rfoIg nad^ beftänbigen unb notl^menbigen ®efe^en t)om ungefähren Qvi\aVi ju unterfc^eiben.

3. SRan Dermutl^e nid^t aDein in ber unorganifd^en, fonbem auc^ ber organijirten 9latur eine größere not^menbige @in^eit, atö fo gerabe gu in ao bie Slugen fdUt S)enn felbft im Saue eines Stieres ift gu uermut^en: bag eine einjige Sntage eine frud)tbare Sauglid^Ieit gu üiel t)ortl^eil^aften Solgen ^aben merbe, mogu mir anfänglich oielerlei befonbere Slnftalten nStl^ig finben möchten. S)iefe Slufmerlfamfeit ift fomol^l ber $^ilofop^ie fe^r gemäg, als aud^ ber ))^9ftf(!^«tl^eologifd^en f^olgerung üortl^eill^aft. as

4. SRan bebiene ftc^ ber o^enbar tünftlid^en Drbnung, um barauS auf bie SBeii^l^eit eines Url^eberS als einen ©runb, ber mefentlid^en unb notl^menbigen @in][)eit aber in benSlaturgefe^en, um baraud auf ein meifeS Sßefen als einen ©runb, aber nid^t Dermittelft feiner SßeiS^eit, fonbern Dermöge beSienigen in il^m, maS mit biefer ^armoniren mug, gu fc^liegen. »

5. SRan fd^liege auS ben gufdlligen SSerbinbungen ber SSelt auf ben Url^eber ber Slrt, mie baS Unioerfum gnfammengefügt ift, oon ber

(ett befinbU^r fo toäxt Betd^eit eine (S^imöre. S&re ober btefe SRögUd^feit in htm roeifen SBefen nic^t felbft gegrünbet, fo fdnnte biefe äBeiS^eit nimmermehr in oOer Hbfi^t unabl^Angtg fein. 35

AJ

^Ik

2. nif^ 6. Setr. 9erbeiferie äJlet^obe ber ^^ftfotl^eologie. 127

not^ttenbigen (Sinl^eit aber auf eben baffelbe SBefen als einen Urheber {ogar ber SRaterie unb beiS ®ninbftoffeiS aQer 9{aturbinge.

6. 3Ran enoeitere biefe SRet^obe burd^ allgemeine Siegeln, meldte bie ®ränbe ber Sßol^Igereimt^eit besientgen, mad med^anifc^ ober aud^ 5 geometrifd^ not^roenbig ift, mit bem Sejten bed (Sanjen fönnen oerftänb^ lid^ mad^en, unb oerabfdume nid^t, felbjt bie ßigenfd^aften bed StaumeS in biefem (Sefid^töpunfte ju ertodgen unb aud ber ßinl^ett in bem großen ÜRannigfaltigen beffelben ben ndmlic^en ^auptbegriff gu erldutern.

4. 10 (Srlduterung biefer Siegeln.

3d^ toiU einige Seifpiele anfuhren, um bie gebadete SRetl^obe Der« fldnblid^er ju mad^en. S)ie ®ebirge ber @rbe {tnb eine ber nü^Iid^ften Serfaffungen auf berfelben, unb Surnet, ber pe ffir nid^tS SefferS, als eine milbe S^encüjlnng gur ©träfe unf erer @ünbe anfielet, ^at ol^ne 3n>eifel

y^ Unrecht. 9lad^ ber gett)5^nUd^en SRetl^obe ber ^^^fitotl^eologie merben bie ausgebreitete SBortl^eile biefer Sergfiredten erjd^lt, unb barauf merben fie als eine göttliche Slnftalt burd^ gro^e SBeiSl^eit um fo t)ielfdltig abge« gielter Sinken mitten angefe^en. 9la(^ einer folc^en Srt gu urtl^eilen mirb man auf bie (Sebanlen gebrad^t : ba^ aDgemeine ®efe^e ol^ne eine eigene

20 Iflnftltd^e Snorbnung auf biefen t!all eine folc^e ®eftalt ber Srbfldd^e nid^t gumege gebrad^t l^dtten, unb bie ^Berufung auf ben aQmdd^tigen SSillen gebietet ber forfd^enbenSemunft ein ehrerbietiges Sd^meigen. S)a« gegen ifi nad^ einer beffer untermiefenen S)enIungSart ber 9lu^e unb bie 6(65nl^eit biefer 9laturanftalt gar fein ®runb, bie allgemeine unb ein«

25 fdttige SBirfungSgef e^e ber ÜRaterie Dorbei gu gelten, um biefe 93erfaffung nid^t als eine Siebenfolge berfelben angufel^en. 6S m5d^te oielleid^t fd^mer anSgumac^en fein: ob bie j^ugelfigur ber 6rbe äberl^aupt nid^t oon noc^ betrdd^tlid^erem SSortl^eile unb mic^tigem f^olgen fei, als biefenigen Un« eben^eiten, bie i^re Dberfldd^e oon biefer abgemeffenen Slunbung etmaS

30 abmeieren mad^en. ®leid^mo^l finbet fein $^ilofo))][) einiges Sebenfen fie als eine Sirtung ber aDgemeinften ftatifd^en ®efe^e in ber allerdlteften (Spod^e ber Seit angufel^en. SSarum foKten bie Ungleid^^eiten unb iper« i^orragungen nid^t aud^ gu fold^en natürlid^en unb ungefünftelten Sßir* lungen gehören? (SS f(^eint: bag bei einem leben großen äßeltförper ber

a& Sttfianb, ba er aus ber Slftffigleit in bie f^eftigteit allmd^lig äberge^t,

128 Semd^grunb au einet S)emonflratioit bed 2)afein)S d^otte^.

fel^r not^menbig mit ber Srgettgung loettlduftiger ^bJfien Derbunben fei, bie ftd^ unter feiner fd^on gel^ärteten SRinbe finben mfiffen, menn bie leicft^ teften ÜRaterien feines inttenbigen, nod^ ftüffigen j^lumpend/ barunter Quc^ bie Suft ift, mit aOmä^Uger Slbfonberung unter biefen empor jteigen, unb bog, ba bie SSeitläuftigfeit biefer $5^Ien ein äSer^dltntg gu ber ©röge s bed äSeltförperS l^aben mug, bie (Sinpnlungen ber fefien ©emölbe eben fo tt)eit ausgebreitet fein merben. @elbjt eine Srt Don Stegelmä^igteit, menigftenS bie j^ettenreil^e biefer Unebenheiten, barf bei einer fold^en @r« geugungSart nid^t fremb unb unerwartet f feinen. S)enn man meig, bag baS Sluffteigen ber leidsten 8rten in einem großen ©emifd^e an einem lo Drte einen @inf[ug auf bie nämlid^e Semegung in bem bena(!^barten 3:i^eile beS ®emengfels l^abe. 34 '^^itte mi(^ bei biefer SrflärungSart nic^t lange auf, mie ic^ benn alliier feine Sbftd^t l^abe, einige (Srgebenl^eit in Snfe^ung berfelben gu begeigen, fonbern nur eine {(eine @rläuterung ber SRetl^obe gu urt^eilen burd^ biefelbe bargulegen. 15

S)aS gange fejle Sanb ber @rbe ifi mit ben Saufrinnen ber @tröme als mit $urd^en auf eine fel^r üortl^eill^afte 8rt burd^gogen. 6s {tnb aber aud^ fo Diel Unebenheiten, S^&Ux unb flache ®egenben auf allem fefien Sanbe : bag eS beim erften Snblidt fd^eint notl^menbig gu fein, bag bie 5ta« näle, barin bie Sßaffer berfelben rinnen, befonberS gebauet unb georbnet so fein muffen, mibrigenfalld nad^ ber Unregelmägigteit alles übrigen SobenS bie Don ben ^b^en laufenbe äSaffer n)eit unb breit auSfc^meifen, Diele ^l&d^en äberfc^emmen, in 2;^älern @een mad^en unb baS Sanb e^er tt)ilb unb unbraud^bar als fd^bn unb mol^lgeorbnet mad^en müßten. SBer mirb nid^t ^ier einen großen Unfd^ein gu einer nötl^igen augerorbentlic^en Ser« 35 anfialtung gemal^r? Snbeffen mürbe aUer 9laturforfd)ung über bie Ur« fad^e ber Qttbm burd^ eine angenommene übernatürliche Slnorbnung ein Snbe gemod^timetben. SBeil id^ mid^ hingegen biefe 8lrt ber Sfiegelmdgig^ leit nid^t irre md(j^eii.laffe unb nidbt fogleid^ i^re Urfad^e au^er bem 93e« girl allgemeiner med^anifd^er ©efe^e ermarte, fo folge id^ ber 93eobad)tung, 30 um barauS etmas auf bie SrgeugungSart biefer Ströme abgunel^men. ^c^ merbe gemal^r: bag oiele f^lut^betten ber Ströme ft(^ noc^ bis j[e^t auS« bilben, unb bag fie il^re eigene Ufer erl^öl^en, bis fte baS umliegenbe Sanb nid^t me^r fo fel^r mie el^ebem überfd^memmen. S^^ n)erbe gemig, bag ade Ströme Dor SlterS mirflid^ fo auSgef(!^meift ^aben, als mir be» S5 forgten, bag fie eS ol^ne eine augerorbentlid^e Slnftalt tl^un müßten, unb ijCl^ nel^me barauS ab, bag leine fold^e augerorbentlid^e (Sinrid^tung j[emals

2. ^Xbi%. 6. Seit. Serbeiferte ^ttS^obt ber ^l^füotl^eotodie. 129

vorgegangen fei. 2)er Smogonenftrom geigt in einer @tred(e Don einigen l^unbert SReilen beutUd^e Spuren, bag er e^ebem lein eingefd^rdntteS ^lut^bette gehabt, fonbern meit unb breit baS Sanb äberfd^memmt l^aben muffe; benn bad Srbreid^ gu beiben Seiten ifi bid in groge äßeiten flad^

5 mie ein @ee unb befte^t aud ^lugfd^Iamm, mo ein Jhefel eben fo feiten ift mie ein 3)emant. @ben boffelbe finbet man beim SRifftfftppi. Unb über« ^aupt geigen ber 31x1 unb anbere Ströme, bag bief e JCandle mit ber S^it Diel meiter verlängert Sorben, unb ba tt)o ber Strom feinen Sudflu^ gu l^aben fd^ien, tteil er ^6i nal^e gur See fiber ben flad^en Soben ausbreitete,

10 bauet er aUm&l^Ud^ feine Saufrinne aud unb fliegt weiter in einem Der« Idngerten ^lutl^bette. Sldbann aber, nad^bem id^ burd^ (Srfabrungen auf bie Spur gebrad^t loorben, glaube id^ bie gange 3)ted^anil oon ber Silbung ber f^Iutl^rinnen aller Ströme auf folgenbe einfältige ®ränbe bringen gu tonnen. S)aS oon ben {)ö^en laufenbe DueQ« ober 9ftegeniDaf[er ergog {td^

15 anfdnglid^ nad^ bem Sb^ang bed SobeniS unregelmäßig, füQte mand^e Sedier an unb breitete fid^ Aber mand^e flad^e ®egenben aud. aUein in bemienigen Striche, tt)o irgenb ber Quq htS äSafferS am fd^nelljlen mar, fonnte ed ber ©efd^minbigfeit megen feinen Sdglamm nid^t fo loo^l ab« fe^en, ben eg ^ergegen gu beiben Seiten oiel l^dufiger faden lieg. S)abur(^

so mürben bie Ufer erl^ö^t, inbeffen bag ber ftdrtfte 3ug bed SSafferd feine SRinne erl^ielt. SKit ber S^it, al« ber Suflug be« SBafferö felber geringer mürbe (meld^ed in ber f$[olge ber 3^it enblid^ gefd^e^en mugte au8 Ur« fad^en, bie ben j^ennern ber ©efd^id^te ber @rbe belannt jtnb), fo über« fdbritt ber Strom bieienige Ufer nid^t mel^r, bie er fid^ felbft aufgefül^rt

SS ^atte, unb aud ber milben Unorbnung entfprang Slegelmdgigleit unb Dfbnung. 9Ran fte^t offenbar, bag biefed nod^ bis auf biefe S^itf Dor« nel^mlid^ bei ben SRünbungen ber Ströme, bie ibre iüngften 5£beile jinb, Dorgebt, unb gleidbmie nad^ biefem $lane bad llbfe^en btS Sdblammed nal^e bei ben Stetten, mo ber Strom anfangs feine neue Ufer überfd^ritt,

30 häufiger als meiter baoon gefd^el^en mugte, fo mirb man auc^ nod^ gemal^r, bag mirflid^ an oiel Drten, mo ein Strom burdb flad^e (Segenben läuft, fein äiinnfal l^öl^er liegt als bie umliegenbe ßbenen.

@S giebt gemiffe attgemeine Stegein, nad^ benen bie SBirtungen ber Statur gefc^el^en, unb bie einiges Sid^t in ber Segiebung ber med^anifd^en

35 ®efe^e auf Drbnung unb äBoblgereimtl^eit geben lönnen, beren eine ift: bie j(rdfte ber Semegung unb beS SßiberjlanbeS mirfen fo lange auf ein« anber, bis fie flc^ bie minbefte {)inberni6 leiften. S)ie ®ränbe biefeS ®e«

Itaxt'l ec^ciften. SBnfe. IL Q

130 Semeidaninb 3u efntt <&«nDii^tlon htS XafrtnS 9oütS.

ft^eS laffen fi4 fe^r leidit efnfe^en; aKcln bie Segie^ung, bie btffen golge auf Stfgelm&gigleit unb Sortl^ell E|at, i^ bifl jur Setounberung iseit' Idnftig unb giog. 3)ie Splc^flotbe, eine algebraift^e JErümmung, ift von biefer Statur: bag 3<^^>tc unb ®etrlefie, nac^ i^r abgcninbet, bie minbe^ möfllitöe SRetbung an elnanber erleiben. 3>er berühmte $en ¥rof. ÄÄ[t> b ner ertDdI)ttt an einem Drte: bag i^m Don einem erfal^rnen 99ergit)erl8> Det^Anbigen an ben SRafc^inen, bie lange im Sebrauc^e gemefen, gezeigt worben, bog fii^ mirflii^ btefe gigur enblt^ bun^ lange Betoegung ab=> ft^Ieife ; eine ^gur, bie eine siemli^ Veroidelte €on|lruction jum ®runbe i|at, unb bie mit allet i^rer StegelmAfifgteit eine i^olge non einem gemeinen lo @efe|^e ber 9tatur ift.

Um etmas auS ben fc^lec^ten ütatunDlrtungen anjuffi^ren, was, in« bem t& unter bem e^n ermA^nten @efe^e ^e^t, um befiatQen einen 3[us< {^log auf 9tegelmäfeigfeit an ffc^ jeigt, ffi^re i^ eine Don ben äütrfungen ber ^Ififfe an. @d ift uegen ber grogen SSerf ^teben^eiten befi Sbf^uffeS » aDer ®egenben iz& feften SanbeS fe^r ju enoarten, bafi bie @tr3me, bie auf biefem abfange laufen, ^in unb mieber ftetle Stürze unb SafferfAUe ^ben mürben, beren nu(^ mirnii^ einige, objmar feiten, vorfommen unb eine groge UnregelmAgigteit unb Unbequemlit^teit enthalten. aSein tS fADt leicbt in bie Augen: bag, toenn glei^ (nie ju oermut^en) in bem 20 erpen »erailbcrten ßuftanbe bergleit^en SBofferfälle I|5uflg tnaren, bennot^ bie ®emalt itS SbfturjeS baS lodere ISrbrei^, ifa felbft einige noc^ nicbt genugfam ge{)drtete t^elsarten werbe eingegraben unb meggewafi^en ^aben, bis ber @trom feinen Slinnfal ju einem siemli^ glei(^f6rmid)ten Slbl^ang gefentt l^atte, bal^er, mo aut^ noc^ ^fferfäKe finb, ber Soben felfti^t jft k unb in fe^r viel @egenben ber @trom jUiif^en iVei f^eil abgef^nittenen Ufern Wuft, fflojn)if(^en er fein tiefliegenbe« Seite »ermut^liilö felbp ein- get(&nttten ^at. ÜRan finbet fe^r nfifelic^, bafe fap oUe Ströme in bem grSfeten ^tiU i^re« igaufe» einen getDiffen ®rab ®ef^ttinbigreit nitftt äberfd)ieiten, bei giemliä) mAgig ip unb uoburc^ f!e fc^ipar ftnb. Ob* m j gleiii nun biefe« im anfange uon ber fo fe^r nerf^iebenen abft^iefelgfeit

; bei SobenS, worüber fle laufen, laum alletn ofine befonbere jhinf) gu er*

I uarten pAnbe, fo lA^t fic^ bot^ leii^tltd) erachten, bag mit ber Seit ein

! gemiffer ®rab ber €c^nelligleft fii% von felbft l^abe finben mäffen, ben fie

j ni<4t Itiäfüiäi übertreten tonnen, ber a3obcn befi Sanbeg mag abf^iegig n

: fein, wie er raiH, wenn er nur loder iß. S>enn fie werben iE|n fo lange

I abfpü^Ien, ft4 hineinarbeiten unb i^r Seite an einigen JDrten fenten, an

2. Wf^. 6. Btto. 8etbefTerte äJlet^obe ber fß1fi)^foff^ioloq\t. 131

anbern er]^51^en, bis ba^ienige, loaS fie oom ®runbe fortreiten, toenn {ie angefd^moOen finb, bemienigen, tt)a8 fte in ben Szlttti ber trägeren Se»» ttegung faUen laffen, giemlid^ gleid^ ift. S)ie ©eroalt tt)irtt l^ier fo lange, bis jte fd^ felbß jum gemdgigtem ®rabe gebracl^t l^at, unb bis bie

5 Sed^fetoirfung bed anjtoges unb be« SSiberflanbed gur ©leid^^eit aug> gefi^logen Ijl.

3)ie 9latur bietet unjäl^Iige SBeifpiele Don einer ausgebreiteten 9lu|« barleit einer unb eben berfelben Sad^e gu einem Dielf&Itigen ®ebrau4e bar. iSS ift fel^r oerlel^rt biefe SSort^eile fogleid^ ate ßtoedte unb als bie«

10 ienigen @rfoIge angufe^en, ttelc^e bie SSettegungSgränbe entl^ielten, meS« »egen bie Urfad^en berfelben burc^ göttlid^e äSifltür in ber Seit ange« orbnet mürben. S)er ÜRonb f<lbafft unter anbern SBort^eilen aud^ biefen, ba^ 6bbe unb ^lut^ @d^iffe aud^ »iber ober ol^ne äSinbe Dermittelft ber @tr5me in ben ©tragen unb nal^e beim feflen Sanbe in SBemegung fe^en.

15 SBermittelft feiner unb ber SupiterS-Sirabanten flnbet man bie Sänge beS SReerS. S)ie ^robucte auS atten 9laturreid^en l^aben ein {ebeS eine groge 9lu^barfeit, toooon man einige auc^ gum ®ebraud^e mad^t. 6S ift eine miberfinnige 8rt gu urt^eilen, menn man, ttie eS gemeiniglid^ gefc^iel^t, biefe aQe gu btn SemegungSgränben ber gbttlid^en SSal^l gdl^It unb jtd^

30 megen beS äSortl^eilS ber 3u))iterSmonbe auf bie toeife Snftalt beS Ur« ^eberS beruft, bie ben ÜRenfd^en baburd^ ein SRittel bie Sänge ber £)rter gu beftimmen l^at an bie {)anb geben ttoUen. 3Ran ^üte {td^, bag man bie &pbtttxt\ eines SBoItaire nid^t mit Siecht auf ftd^ giel^e, ber in einem äl^n» H(^en Sone fagt: fe^et ba, marum mir Stufen l^aben; ol^ne ßmeifel bamit

SS mir SriSen barauf Redten fönnten. S)urdb bie gbttlid^e SSiOtür mirb nodb nidbt genugfamer ®runb angegeben, meSmegen eben biefelbe SRittel, bie einen 3medt gu erreid^en allein nbtl^ig mären, no4 in fo oiel anberer SBe^ giel^ung oortl^eill^aft feien. S)ie)enige bemunbemsmürbige ®emeinfd^aft, bie unter ben SBefen aUeS (Srfd^affenen l^enfd^t, bag il^re 9laturen ein«

30 anber nid^t fremb finb, fonbem, in oielfa^er {)armonie üerfnüpft, {td^ gu einanber oon felb^ fc^idten unb eine ausgebreitete not^menbige Serein« barung gur gef ammten Soülommenl^eit in il^ren äBefen entl^alten, baS ift ber @runb fo mannigfaltiger Slu^barteiten, bie man nad^ unferer 9Re« t^obe als SemeiStl^ümer eines l^bd^ft meifen Url^eberS, aber nidgt in aDen

u SdDen als 8[nftalten, bie burd^ befonbere Sßeis^eit mit ben übrigen um ber befonbern ülebenoort^eile mitten oerbunben morben, anfeilen fann. O^ne gmeifel finb bie SemegungSgrfinbe, meSmegen Su^iter 3Ronbe

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182 Setoeidgrunb lu einer 2)emonfhotion M S)afeind d^otted.

I^aben foUte, Dodjldnbig, teenn gleid^ niemald burd^ bie Sifinbung ber @el^ro^re biefelbe gu SReffung ber S&nge genügt tofirben. 2)iefe %u^en, bie als 9{ebenfoIgen angufel^en {tnb, lommen gleid^rool^l mit in Snfd^Iag, um bie unermeglicl^e ®rö^e beS Url^eberS aOer 5Dinge barauS abgu« nel^men. S)enn fie finb nebft SRillionen anbeten dl^nlid^er Srt SetteiS« 5 tl^ümer oon ber großen jCette, bie felbfi in ben SRöglid^Ieiten ber S)inge bie Sl^eile ber Sd^öpfung vereinbart, bie einanber nid^tö angnge^en fc^ei* nen ; benn f onji f ann man au(^ nid^t aUemal bie Sinken, bie ber (Srf olg einer freitt)illigen Snftalt nad^ jtd^ gie^t unb bie ber Url^eber lennt unb in feinem SRat^fd^luffe mit befaßt, um beömiüen gu ben SSetDegungSgrän« 10 ben folc^er SBal^l gdl^Ien, tt)enn biefe ndmlid^ au(^ unangefel^en fold^er 9lebenfolgen fd^on oodftdnbig maren. Dl^ne ßn^eifel l^at baS SBaffer barum nid^t bie 9latur jid^ loagred^t gu {teilen, bamit man {ic^ barin fpiegeln t5nne. S)ergleid^en beobad^tete 9lu^barleiten lönnen, menn man mit äSer* nunft urtl^eilen tt)in, nad^ ber eingefd^rdntten ))]^9ftfd^t]^eoIogifd^en 9Re» 15 t^obe, bie im ®ebraud^e ift, gar nid^t gu ber Sbftd^t, bie man l^ier oor Sugen ]^at, genügt werben. 9lur eingig unb allein ber Snfa|, ben n)ir il^r gu geben gefud^t l^aben, lann fold^e gefammelte Seobad^tungen gu (Srfin« ben ber tt)i(^tigen f^olgerung auf bie allgemeine Unterorbnung aOer 5Dinge unter ein l^öd^ft meifeS Sßefen tüd^tig mad^en. Srmeitert eure ab« 90 {id^ten, fo oiel i^r lönnt, über bie unermegUd^e %u|en, bie ein (Sefd^öpf in taufenbfad^er Segiel^ung menigftend ber 9R5glid^Ieit nad^ barbietet (ber eingige Aofodbaum fd^afft bem Snbianer ungdl^lige), oerlnilpfet in ber» gleid^en Segiel^ungen bie entlegenften ©lieber ber Sd^öpfung mit einanber. Sßenn il^r bie ^robucte ber unmittelbar Ifinftlid^en Snftalten gegiemenb 25 bemunbert l^abt, fo unterlaffet nid^t, aud^ in bem ergi^enben SublidE ber frud^tbaren Segiel^ung, bie bie 9R5glid^Ieiten ber erfd^affenen 2)inge auf burd^gdngige Harmonie l^aben, unb ber ungelünfielten Slbfolge fo mannig« faltiger Sd^önl^eit, bie ^d^ \>on felbft barbietet, biefenige SRac^t gu be« munbern unb angubeten, in beren eioigen ©runbqueUe bie 3Befen ber 30 5Dinge gu einem ))ortrefflid^en $lane gleid^fam bereit barliegen.

^ä) merfe im SSorübergel^en an, bag baS groge ©egenoerl^dltnig, baS unter ben 3)ingen ber SBelt in Slnfel^ung beS l^dufigen SlnlaffeS, ben {ie gu ^l^nlid^feiten, Slnalogien, $araOelen unb, mie man {te fonft nennen min, geben, nid^t fo gang fläd^tig oerbient überfeinen gu werben. Ol^ne 35 mid^ bei bem (Sebraud^, ben biefed auf Spiele beS SBi^eS l^at unb ber mel^rent^eilS nur eingebilbet ift, aufgu^alten, liegt l^ierin nod^ für ben

2. HM^. 6. Setr. Serbefferte ^ti^obt hex ^l^^fifotl^ologie. 133

^Pojo^l^n ein, tt)ie mir bfintt, loid^tiger ^egenftonb beS Slad^bentend »erborgen, teie foI(!^e Ubereinlunft fel^r Derfd^iebener S)inge in einem ge« toiffen gemeinfil^aftlid^en (Srunbe ber ®lei(!^f5nnigleit fo grog nnb loeit» Iduftig unb bo4 gugleid^ fo genau fein lönne. S)iefe Analogien ftnb anii

& fel^r nötl^ige ^ftlfSmittel unferer Srlenntni^, bie SRat^ematil felber liefert bereu einige, gd^ entl^alte mid^ Seifpiele angufäl^ren, benn eS ift gu be^ forgen, bog nad^ ber oerfd^iebenen Slrl, mie bergleid^en ä^nlid^Ieiten euq)funben loerben, fte nid^t biefelbe SBirtung über ieben anbern 93erflanb l^aben möd^ten, unb ber ®ebanle, ben id^ l^ier einjtreue, ift ol^nebem un«

10 üoDenbet unb no<l^ ni(!^t genugfam üerftdnblid^.

Senn man fragen foQte, meld^eS benn ber ®ebraud^ fei, ben man üon ber großen (Sinl^eit in ben mand^erlei SBerl^dltniffen beS ätaumed, »eld^e ber 9RegfünjtIer erforfd^t, mad^en fonnte, fo Dermutl^e id^, bag aVi^ gemeine Segriffe ))on ber Sinl^eit ber mat^ematifd^en Dbiecte au(^ bie

u ®ränbe ber Sinl^eit unb SSoIlIommenl^eit in ber Slatur lönnten ju er« lennen geben, ß- @- @d ift itnter aDen f$[iguren bie @irlelfigur biejenige, barin eben ber ttmfreiS ben gr5^t möglichen SRaum befd^Iie^t, ben ein folc^er Umfang nur bef äffen fann, barum nämlid^, meil eine genaue ®Ieid^l^eit in bem Slbftanbe biefer ttmgr&ngung oon einem SRittelpunfte

90 barin burd^gdngig l^errfd^t Senn eine f^igur burd^ gerabe Sinien foU eingefc^Ioffen merben, fo fann bie gr5gt mSglid^e ®letd^]^eit in ünfe^ung bee SbjlanbeS berfelben oom ÜRittelpunfte nur ftatt finben, loenn nid^t aUein bie (Sntf emungen ber Sßintelpunfte oon biefem SRittelpuntte unter* einanber, fonbem aud^ bie ^erpenbifel aud biefem auf bie Seiten ein«

» anber oöDig gleidg finb. 2)arau8 loirb nun ein regelmdgigeS ^ol^gon, nnb ed geigt ft(^ burd^ bie Geometrie, bag mit eben bemfelben Umtreife ein anbered ^ol^gon üon eben ber 3^^^ Seiten iebergeit einen Ileinern ätaum einfd^Iiegen tt)ürbe ali bas reguläre. 9lo(^ ift eine unb gloar bie einfac^jte Srt ber ©leif^l^eit in bem Sbftanbe oon einem SRittelpunfte

90 mögli<^, ndmlid^ loenn bloS bie Entfernung ber SSinlelpunfte beS SieledS t)on bemfelben ^ittelpunlte burd^gdngig gleich ijt, unb ba geigt fid^, bag ein iebeS irregulire ^ol^gon, loeld^eS im 6irtel ftel^en lann, ben größten aHaum einfd^lie^t unter allen, ber oon eben benfelben Seiten nur immer lann befd^Ioffen merben. Singer biefem ift gule^t baSienige $ol9gon, in

35 toeld^em nod^ fiberbem bie ®xb%t ber Seite bem Sb^anbe beS äSinfel« pmätS oom SRittetpunIte gleich ift, bae ift, baS regelmäßige Sed^SedT, unter allen S^iguren fiber^au{)t biefenige, bie mit bem Ileinften Umfange

134 SetoetiSgrunb au einer 2)enu)ttflration bed S)afeini8 (BotteiS.

ben gr5|ten fRavm fo einf (fliegt, ba^ {{e }uglei(^r fiugerlid^ mit onberen gleid^en ^guren gufammengefe^t, leine S^if^^iirdume übrig Idgt. 68 bietet fid^ ^ier fe^r bolb biefe Semertuug bar, bag bad ©egenDerl^&ltnig bes (Sri^ten unb j^leinften im SHaume auf bie ®Ietd^l^eit antomme. Unb ba bie Statur fonjt Diel %&Ut einer notl^menbigen Oleid^l^eit an bie ipanb 5 giebt, fo fönnen bie SRegeln, bie man a\x6 ben gebadeten fällen ber ®eo« metrie in Snfel^ung beS allgemeinen ®runbee foId^eS (SkegenDerl^dltniffed beS ©rösten unb jCleinften jiel^t, au(]^ auf bie not^toenbige Beobachtung bei^ ©efe^eS ber @parfamleit in ber 9tatur angetoanbt werben, ^n ben ©efe^en beS Sto^eS ift in fo fern lebergeit eine gemiffe ©leic^l^eit not^^» 10 n)enbig: bag na^ bem @toge, menn fte unelaftifd^ finb, beiber j^örper ©efd^ioinbtgfeit iebergeit gletc^ fei, ba^, menn fte elaftifc^ finb, beibe bur<ib bie f^eberfraft immer gleich geflogen merben unb gmar mit einer JCraft, momit ber @tog gefd^al^, bag ber SRittetpunft ber Sd^mere beiber j^irper burd^ ben @tog in feiner Stu^e ober Semegung gar nic^t oerdnbert mirb u :c. :c. S)ie 93er^dltniffe bed Slaumd {tnb fo unenblid^ mannigfaltig unb oerftatten gleid^mo^l eine fo gemiffe Srienntnig unb ttare Snfd^auung, bag, gleid^mie fte fd^on öftere gu Symbolen ber Srienntntffe oon gang anberer 9[rt oortrefflid^ gebient ^aben (3. @. bie (Srmartungen in ben ©lüdöfdUen audgubrüden), alfo aud^ SRittel an bie {)anb geben fönnen, 20 bie SRegeln ber SBollIommenl^ett in natürlid^ not^menbigen SBirtungd« gefe^en, in fo fem fte auf äSerl^dltniffe anlommen, aud ben einfad^fien unb aOgemeinften ©rftnben gu erfennen.

&it iä) biefe Setrad^tung befc^liege, miU id^ alle oerfd^iebene ®rabe ber pl^ilofopl^ifd^en SrAdrungSart ber in ber äßelt oorfommenben @rfdgei« 25 nungen ber SSoOfommenl^eit, in fo fern man fie inägefammt unter ®ott betrad^tet, anffibren, inbem id^ oon berientgen 8rt gu urtl^eilen anfange, mo bie ^bilofopbie fid^ nod^ oerbirgt, unb bei berfenigen enbige, mo fie il^re größte SBeftrebung geigt, ^ii rebe oon ber Drbnung, @db5n^eit unb anßdnbigleit, in fo fern fie ber ®runb ift, bie S)inge ber SSelt auf eine ao ber SSeltmeidbett anftdnbige^rt einem gbttlid^enUrl^eber unter gu orbnen.

ßrftlic^, man fann eine eingelne Segebenl^eit in bem 93erlaufe ber 9{atur als etmad unmittelbar oon einer- gSttlid^en {)anblung {)errubrens bed anfeben, unb bie ^b^ofop^ie bat l^ier lein anber ®efdbdfle atö nur einen Semeidgrunb biefer augerorbentlidben Sbbdngigleit angugeigen.

StoeitenS, man betrachtet eine Segebenbeit ber SSelt ald eine, iporauf atö auf einen eingelnen %QSi bie äRed^anil ber äßelt üon ber

2. Wt^. 6. Betr. Serbefferte an^et^obe ber ^^^flfot^eologte. 135

Schöpfung l^er befonberS abgerid^tet toax, tt)ie 3. (S. bie Süitbftutl^ nac^ bem Sel^rgeb&ube Derfc^iebener 9leuern. aidbaitit tft aber bie Segebenl^eit nidgt weniger übernatärlic^. 2)te Slaturoiffenfc^aft, moDon bie gebadete äSeltioeife l^iebei (Sebraud^ machen, bient nur baju il^re eigene ®efd^idt> i lid^feit }u geigen unb etoad gu erfinnen, toaS ft(^ etoa nad^ allgemeinen ülatnrgefe^en erdugnen Ibnnte, unb beffen 6rfolg auf bie vorgegebene au^erorbentlid^e Segebenl^eit l^inaudliefe. 2)enn fonft ein fold^ed Sßer« fahren ber göttUd^en SBeiiSl^eit nic^t gemfig, bie niemale barauf abgielt mit unnü|er JCunft gu prallten, loeld^e man felbft an einem SRenfd^en 10 tabeln koürbe, ber, »enn il^n g. 6. ni(|te abl^ielte eine j^anone unmittel^ bar abgufeuren, ein f^euerfd^Iog mit einem Ul^nDert anbringen moUte, moburd^ fie in bem gefetzten Slugenblid bur(| med^anifd^e {{nnrei(|e SRittel loSbrennen foKte.

S)rittend| toenn geioiffe @tfldte ber 9latur als eine ))on ber Sd^op«

15 fung l^er baurenbe Slnftalt, bie unmittelbar von ber ^anb bed großen

SßertmeijlerS ^enfil^rt, angefel^en »erben; unbgttar teie eine Slnftalt, bie

a\S ein eingelneS S)ing unb nid^t tt)ie eine Snorbnung mä) einem beftdn«

bigen ®efe|e eingefül^rt »orben; g. 6. teenn man bel^auptet, ®ott l^abe

bie ®ebirge, bie Slüffe, bie Planeten unb il^re Semegung mit bem Sin«

30 fange aDer S)inge gugleic^ unmittelbar georbnet. 5Da ol^ne ßtoeifel ein

ßufianb ber %atur ber erfte fein mu|i in tteld^em bie f^orm ber S)inge

eben fo mol^I toie bie SRaterie unmittelbar üon ®ott abl^ängt, fo b^t biefe

Slrt gu urtl^eilen in fo fem einen pl^ilofopbii^^n (Srunb. 3nbe^en meil

ed äbereilt ift, el^e unb bevor man bie 2;auglid^Ieit, bie ben 9laturbtngen

» na(^ allgemeinen (Sefe^en eigen ift, geprüft l^at, eine Snfialt unmittelbar

ber Sc^öpfungS^anblung beigumeffen, barum koeil fte vortl^eill^aft unb

orbentlid^ ift, fo ift fte in fo meit nur in fel^r tleinem @rabe pb^ofopl^ifd^.

Viertens, menn man einer Iflnftlid^en Drbnung ber 9latur ettt)ad

beimißt, bevor bie ttnguldnglid^Ieit, bie fte l^iegu nac^ gemeinen ®efe^en

90 ]^at, gel^orig erlannt morben, g. (S. ivenn man zt\oa& aud ber Drbnung

beS $flangen«> unb S^ierreid^S erlldrt, load vieSeid^t in gemeinen med^a^»

nifc^en j(rdften liegt, bloS beSmegen meil Orbnung unb @d^5n]^eit barin

grog {tnb. Siai ^l^ilofopl^ifc^e biefer 8[rt gu urtl^eilen ift alsbann nod^

geringer, tt)enn ein iebeS eingelne Ziim ober ^flange unmittelbar ber

35 Schöpfung untergeorbnet koirb, als koenn au^er einigem unmittelbar @r«

fc^affenen bie anbere $robucte bemfelben nac^ einem ®efe^e ber Qtrx^

gungsfdl^igleit (nid^t blos bed Suemidtelungdvermögend) untergeorbnet

136 IBetoetdgninb au ehtet S)emonfiraiion M ^ofetnd d^otted.

werben, meil im Ie|tern %oSi me^r na(% ber Drbnung ber 9latur ertlfirt tt)irb ; es mügte benn fein, bag biefer i^re Ungul&nglic^feit in Snf el^ung beffen Hat eraiefen iDerben f5nnte. 6d gel^ört aber aiic^ gu biefem ®rabe ber ))]^tIofo|)]^if(l^en @rndrungdart eine jjebe Ableitung einer Slnftalt in ber SBelt auS fünftlid^en unb um einer Sbpd^t iDiKen erricj^teten ®efe|en 5 uberl^aupt unb nid^t bloS im Silier« unb ftßangenreidge;*) g. @. menn man Dom Sd^nee unb ben Slorbfd^einen fo rebet, als ob bie Drbnung ber 9latur, bie beibe l^erDorbringt, um bed Slu^enS beS ©ronidnberd ober Sappen teiOen (bamit er in ben langen Sldc^ten nid^t gang im fjfinßern fei) eingeffil^rt lo&re, obgleid^ ed nod^ immer gu Dermut^en ift, ba| biefed 10 eine lool^lpaffenbe ülebenfolge mit not^ioenbiger Sin^eit au8 anbern ®e» fe^en fei. SRan ift faft febergeit in (Sefal^r btefeS ^e^IerS, menn man einige Stufen ber SRenfd^en gum ©runbe einer befonbern göttlid^en 93er« anftaltung angiebt, g. 6. bag SBalb unb Selb mel^rentl^eild mit grüner i^arbe bebedt ift, meil btefe unter allen färben bie mittlere Stärfe ^at, 15 um bad Suge in mäßiger Übung gu erl^alten. ^tegegen lann man ein« menben, bag ber Seiool^ner ber S)at)i8ftrage Dom Sd^nee faft blinb mxb unb feine S^flud^t gu ben @(^neebriSen nel^men mug. (Si ift nid^t tabeU l^aft, bag man bie nü^Uc^e Solgen auffud^t unb fte einem gutigen Ur» lieber beimißt, fonbem bag bie Drbnung ber Statur, barnad^ jte gefd^el^en, 20 als funftlid^ unb miKfärlid^ mit anbern Derbunben oorgefteEt ttirb, ba {te boC^ Dielleid^t mit anbern in not^menbiger Sinl^eit fielet.

fünftens. 8lm mel^rften entl^dlt bie SRet^obe aber bie DoQIommene Slnftalten ber 9latur gu urtl^eilen ben ®eift loal^rer Sßeltmeidl^eit, koenn fte, lebergeit bereit, aud^ äbernatfirlid^e SSegebenl^eiten gugulaffen, im« 25 gleid^en bie mal^rl^aftig lünftlid^e Slnorbnungen ber 9latur nid^t gu Der* lennen, l^auptf&d^Iic^ bie Slbgielung auf SSort^eile unb aOe SBo^Igereimt* l^eit {id^ nid^t l^inbern Idgt, bie ©rünbe baDon in notl^menbigen allgemeinen ©efe^en aufgufud^en, mit großer Sd^tfamfeit auf bie Srl^altung ber @in« l^eit unb mit einer Demfinftigen Abneigung, bie 3^^! ber 9latururfad^en 30 um berentmiUen gu DerDielfdltigen. Sßenn l^iegu nod^ bie Sufmerifamleit

*) 3^ l^abe in ber awetten !Rutnmer ber britten Betrachtung btefed Slbfd^nitted unter ben Sdetfptelen ber Iftnftlt^en Sflaturorbnung blod bie auS bem Sßflan^en" unb S^ierreid^e angeführt. @(S ift aber au merfen, bag eine j[ebe Slnorbnung etneiS @e« fe^ed um eined befonbern Ü^hi^enS roillen, barum roeil fie l^ieburd^ Don ber not^* 35 roenbigen (^nl^eit mit anbern 9laturgefe^en aufgenommen toirb, fünftlid^ fei, mie aud einigen ^ter erwähnten Seifpielen au erfe^en.

iS

2. )(bt^. 7. Seit, jeodmogonte. 137

auf bie allgemeine Siegeln gefügt mirb, mliit ben ®runb ber notj^roenbi« gen Serbtnbung bedienigen, road natürlid^er SSetfe ol^ne befonbere Snftalt Dorgel^t, mit ben Siegeln bei^ äSort^eitö ober ber Slnnel^mlic^feit Dernäuf« tiger SBefen f5nnen begreiflid^ matten, unb man alSbann gu bem gött* lid^en Url^eber l^inauf [teigt, fo erfüOt biefe p^^ftfd^tl^eologifd^eart gu ur« teilen il^re $flt(!^ten gel^örig.*)

Siebente Setrad^tnttg. ^oSmogonie.

@ine {)9pot]^efe med^anifd^er SrtlärungSart beS Urf))rung8 10 ber SBeltforper unb ber Urfac^en t^rer SSemegungen gemfi^

ben oorl^er ermiefenen Siegeln.

3)ie Srigur ber {)immeteI5rper, bie SRed^anil, nad^ ber {te {td^ belegen unb ein SBeltf^ftem audmad^en, imgleid^en bie mand^erlei 93eranberun« geui benen bie Stellung i^rer Areife in ber f^olge ber Seit unterworfen ift,

15 alles biefeS ift ein S^eil ber Slaturmiffenfd^aft geioorben, ber mit fo gro» ger 3)eutlid^Ieit unb Gemigl^eit begriffen roirb, ba^ man aud^ nic^t eine eingige anbere Sinftc^t follte aufgeigen f5nnen, loeld^e einen naturlid^en (Segenßanb (ber nur einigermaßen biefed feiner SRannigfaltigfeit bei« fdme) auf eine fo ungegkoeifelt rid^tige Sirt unb mit fold^er Sugenfd^ein«

20 lic^teit erlldrte. äSenn man biefed in @rtDdgung giel^t, foüte man ba nid^t aud^ auf bie SSermutl^ung geratl^en, baß ber Sujlanb ber 9iatur, in mel* (^em biefer Sau feinen Anfang na^m, unb i^m bie 93emegungen, bie tej^t nad^ fo einfältigen unb begreiflid^en ®efe^en fortbauren, guerft einge^» brfidEt koorben, ebenfalls leidster eingufel^en unb faßlid^er fein loerbe, atö

36 Dielieid^t baS mel^rjle, tt)o))on loir fonft in ber Siatur ben Urfprung fuc^en. 2)ie ®runbe, bie biefer SSermutl^ung gfinftig finb, liegen am Sage. Slle biefe ^immeldförper {tnb runbe SRaffen, fo oiel man meiß, ol^ne Organi' fation unb gel^eime ^nftgubereitung. S)ie Jbraft, baburd^ fie gegogen

*) 3<^ n)in ^temit nur fagen, bag btefed ber ^eg für bie menf4Ii(^e Vernunft ao fein mftffe. 2)enn »er toirb ed glet(^n)0^1 jemofö oer^üten fdnnen Riebet Dielföltig gu inen, nad^ bem $ope:

(&t^, fc^reibe d^otted roeifer Drbnung bed SRegimented Siegeln Dor, 2)ann fe^re »ieber in bt^ felber ^ule^t ^utüd unb fei ein S(|or.

138 Sßmei&qtwxb au einer S)emonflratiott beiS tafelnd d^otteö.

iDerben, ifi allem Snfel^en nad^ eine ber ÜRaterie eigene (Srunbtraft, barf alfo nnb lann nid^t erllärt roerben. 2)te äBurfSbeioegung, mit tteld^er fte ij^ren f^Iug Derricj^ten, unb bie 9ii<i^tung, na(^ ber biefer S^mung il^nen ertl^eitt morben, ift gufammt ber Silbnng i^rer SRaffen baS ^aupti&^^ lid^fte, \a faft baS einzige, moDon man bie erjle nat&rlid^e ttrfad^en ju 5 fnc^en l^at: einfditige unb bei roeitem nid^t {0 Dermidelte SBirfungen, tt)ie bie meiften anbete ber 9latnr ftnb, bei meldten gemeinigli(^ bie ®efet^e gar ntd^t mit matl^ematifd^er SHid^ttgfeit befannt finb, nad^ benen fte ge« fd^e^en, ba pe im ©egent^eil l^ier in bem begreiflid^ften $Iane oor Singen liegen. @8 ijt aud^ bei einem fo großen Slnfd^ein eines glüddid^en SrfolgS 10 fonft nid^td im SSege, ald ber @inbrudt Don ber räl^renben ©roge eines folc^en 9laturfifi(l9, als ein Sonnenf^jtem ift, tt)o bie natfirlid^en Urfad^en alle uerbdd^tig ftnb, n)eil il^re Sul&ngli(|Ieit Diel gu nid^tig unb bem @(^ö))fung8red^te beS oberjten Url^eberS entgegen gu fein fd^eint. Slllein fönnte man eben biefeS nid^t anöi Don ber aRed^anit fagen, tt)obur(^ ein 15 großer SßeltbaUi nad^bem er einmal ba ift, feine Semegungen fortl^in er« l^Alt? S)ie gange (Sr^altung berfelben fommt auf eben baffelbe (Sefej^ an, mornac^ ein Stein, ber in ber Suft getoorfen x\t, feine Sal^n befd^reibt; ein einf&ltigeS ®efe^, frud^tbar an ben regelmdgigflen fS^olgen unb märbig, bag il^m bie Sufred^t^altnng eines gangen SßeltbaueS anDertraut merbe. 30

SBon ber anbern Seite, ttirb man fagen, ift man nid^t DermSgenb bie 9latnrurfad^en beutlic^ gu mad^en, kpoburc^ baS Der&(|tlid^fie j^raut nad^ D5llig begreiflid^en med^anifd^en (Sefe^en ergeugt »erbe, unb man tt)agt ftd^ an bie Srll&rung Don bem Urf))runge eineS Sßeltf^fiemS im ®rogen. Slllein ift iemals ein $l^ilofo))l^ aud^ im Staube gemefen, nur 25 bie ®efe|e, mornad^ ber SSad^St^um ober bie innere Sekoegung in einer fd^on Dorl^anbenen ^flange gefd^iel^t, bermagen beutlid^ unb matl^ematifd^ fid^r gu mad^en, tt)ie biefenige gemad^t pnb, loeld^en aUe Seioegungen ber S3eltf5rper gemd| ftnb. S)ie Statur ber ®egenjtdnbe ift ^ier gang Der» dnbert. 5DaS ®roge, baS @rftaunlid^e ift l^ier unenblid^ begreiflicher als so baS j^leine unb SemunbernSkoärbige, unb bie (Srgeugung eines Planeten gufammt ber Urfad^e ber SSurfSbetoegung, moburd^ er gefd^leubert mirb, um im j(reife gu laufen, n^irb allem Snfd^eine nad^ leidster unb beutlid^er eingufel^en fein, als bie @rgeugung einer eingigen Sc^nee^de, in ber bie abgemeffene Stid^tigleit eines fed^SedEid^ten Sternes bem Slnfel^en nad^ ge» S5 nauer ift als bie Stunbung ber j(reife, loorin Planeten laufen, unb an loeld^er bie Strahlen Diel rid^tiger fid^ auf eine ^Idd^e begießen, als bie

2. 9(bt]^. 7. S9etr. ^odmogottie. 139

Salinen biefer $immeldt5rper gegen ben gemeinf4)aftli(!^en $Ian il^rec JtreidbetDegungen tl^un.

3(!^ toerbe ben SBerfud^ einer @rfldrung Don bem Urfprunge bti SeltbaueS nad^ allgemeinen me(!^anif4)en ®efe^en barlegen, nid^t oon

5 ber gefammten Slaturorbnung, fonbern nur oon ben großen äßaffen unb i^ren iSreifen, mliit bie ro^efte ©runblage ber Statur au8ma4)en. 3<% l^offe einiges gu fagen, maS anbern gu toiil^tigen Setrad^tungen 8nla^ geben lann, obgleii!^ mein Snttourf grob unb unaudgearbeitet ifi. ßinigeS baoon l^at in meiner 9Reinung einen ®rab ber SBal^rfc^einliil^teit, ber bei

10 einem fleinern ®egenfianbe ttenig 3n)eifel äbrig laffen mürbe, unb ber nur baS SBorurtl^eil einer grS^em erforberlid^en ^unft, ald man ben aD« gemeinen 9}aturgefe^en gutraut, entgegen fielen fann. (Sd gefd^ie^t oft: ba^ man ba^ienige gmar nid^t finbet, mad man eigentlid^ fudbtr aber bo4 auf biefem SBege anbere SBort^eile, bie man nic^t oermutl^et, antrifft

15 8[u(^ ein fold^er 9hi^e mürbe ein genugfamer ®eminn fein, menn er p(^ bem 9{a4)benlen anberer barb5te, gefegt au(!^ ba^ bie $)au^tgmedte ber ^^potl^efe babei üerf(!^minben foOten. 3<^ merbe bie aDgemeine ®raoi« tation ber 9Raterie nad^ bem Slemton ober feinen 9la(^foIgern l^iebei wx^ audfe^en. 3)ieienige, mel(!^e etma burd^ eine 3>efinition ber 9Reta)>I^Q{t{

30 nac^ i^rem ®ef(^madte glauben bie Folgerung fd^arffinniger SRdnner aus Seobad^tung unb matl^ematifd^er @(^Iugart gu oerniil^ten , merben bie folgenbe @d^e als etmoS, bad überbem mit ber $)au))tab{id^t biefer @(!^rift nur eine entfernte SBermanbtfd^aft l^at, überfd^lagen Unnen.

1. 95 Srmeiterte Slufifid^t in ben Inbegriff beS Unioerfum.

2)ie fec^S Planeten mit i^ren Segleitern bemegen pd^ in J(reifen, bie nid^t meit üon einem gemeinfc^aftlic^en $Iane, ndmlid^ ber üerldngerten äquatorSfldd^e ber @onne, abvotH^tn. SDie jtometen bagegen laufen in Sahnen, bie fel^r meit baoon abftel^en, unb fd^meifen na^ aDen Seiten

so meit oon biefer Segie^ungSfldcbe aus. SSenn nun anftatt fo meniger $la<» neten ober Äometen einige taufenb berfelben gu unferer @onnenmelt ge« (orten, fo mürbe ber S^iertreiS als eine oon ungd^ligen @temen erleud^« tete 3one, ober mie ein Streif, ber fid^ in einem blaffen @d^immer oer« liert, erf^etnen, in mel(!(em einige ndl^ere Planeten in giemlid^em ©lange,

36 bie entfernten aber burc^ i^re SRenge unb SRattigteit beS Sic^ts nur eine

i

140 Setoei^gcunb ^u einet S)emonfiTatton M S)afetnd (Botted.

neblic^te Srfd^einung barfteQen koürben. 3)enn ed toürben bei ber Areid« bemegunfir barin aQe biefe indgefammt um bie Sonne fi&nben, feberieit in allen Sl^etlen btefeS 2:i^terlreife8 einige fein, menn gleid^ anbre il^ren $la^ oer&nbert l^dtten. 3)agegen mürben bie j^ometen bie ®egenben ju beiben Seiten biefer listen ßone in aller ni5gli(!^en ßerftrenung bebeden. 5 Sßenn mir, burd^ biefe (Srbid^tung vorbereitet (in melc^er mir ni(!^t8 metter als bie SRenge ber Abrper unferer ^lanetenmelt in ®ebanten Dermel^rt l^aben), unfere Kugen auf ben meiteren Umfang beS Uniüerfum rieten, fo feigen mir mirllid^ eine liäitt 3one, in meld^er @teme, ob fte gmar aUem Slnfel^en nad^ fel^r ungleid^e äSeiten Don und l^aben, bennod^ gu einer unb 10 eben berfelben f$I&d^e bid^ter mie anbermdrts ge^uft ftnb, bageegn bie ^immeldgegenben gu beiben Seiten mit Sternen nad^ aDer Krt ber 3^^ ftrenung bebedCt finb. S)\t SRiIil^ftra^e, bie id^ meine, l^at fel^r genau bie Siid^tung eineS grbgten Si^I^» eine Seftimmung, bie aOer Sufmerifam» !eit mertl^ ift, unb baraud ftd^ Derftel^en I&^t, bag unfere Sonne unb mir n mit il^r unS in bemfenigen ^eere ber Sterne mit beflnben, melil^eS fi(^ gu einer gemiffen gemeinfc^aftlid^en Segiel^ungSfl&d^e am meiften brdngt, unb bie 9inaIogie ift l^ier ein fel^r groger ®runb gu oermut^en: bag biefe Sonnen, gu bereu Saffl, auii bie unfrige gehört, ein SBeltf^ftem auSmad^en, baS im ®rogen nad^ äl^nlid^en ®efe^en georbnet ift, ald unfre Planeten- 30 melt im j^leinen; bag alle biefe Sonnen fammt il^ren Segleitern irgenb einen ÜRittetpunIt i^rer gemeinfd^aftlid^en j^reife l^aben mögen, unb bag fte nur um ber unermeglid^en @ntfernung miOen unb megen ber langen Seit il^rer j(rei8l&ufe, il^re Drter gar ni4)t gu t)er&nbern fd^einen, ob gmar bennod^ bei etlid^en mirtlid^ einige SSerrädung il^rer Stetten ifi beobad^tet 25 morben; bag bie 93al^nen biefer großen äBelt!5r:per ft(!^ eben fo auf eine gemeinfdbaftlid^e i^lfi^e begiel^en, oon ber fte ni4)t meit abmei(!^en, unb bag biefenige, meldte mit meit geringerer Häufung bie übrige ®egenben bes Fimmels einnel^men, ben Kometen unferer ^lanetenmelt barin dl^n« lid^ ^nb. 30

Sind biefem Segriffe, ber, mie mid^ bünit, bie gr5gte äBal^rfd^einlid^^ !eit l^at, Idgt ftd^ oermut^en, bag, menn t8 mel^r fol(!^e l^ö^ere äßeltorb« nungen giebt, ate biefenige, bagu unfre Sonne gel^ört, unb bie bem, ber in ibr feinen Staub ^at, bie erfc^einung ber SRild^ftrage Derf^afft, in ber Stiefe beS SSeltraumS einige berfelben mie blaffe, fd^immernbe ^Id^e 35 merben gu feben fein unb, menn ber 93egiel^ung8:plan einer fold^en anbern 3ufammenorbnung ber$i;rfterne fd^ief gegen unS geftellt ift, mie elliptifc^e

2. $(bt]^. 7. SSetr. l^oSmogonte. 141

^guren erfd^einen merben, bie in einem Keinen fRanm aud großer 3Belte ein @onnenf9ftem, mie baS t)on unfrer SRild^ftra^e ift, barfteUen. Unb bergleid^en ^Id^d^en l^at mirflii!^ bie Slftronomie f(!^on t)orl&ngft entbedt, obgleid^ bie 3Reinung, bie man ft^ baDon gemacl^t l^at, fel^r t)erj4ieben

5 ifi, tt)ie man in beS ^erm t)on aRaupertuiS 93u(!^e Don ber f^igur ber &Uxnt fe^en lann.

3d^ münfd^e, bag biefe ääetrad^tung mit einiger Slufmerlfamleit mbifitt enoogen merben; niäit aDein meil ber Segriff, ber baburd^ t)on ber @45pfung ermdd^fi, erfiaunlidg t)iel rül^renber ift, als er fonfi fein lann

10 (inbem ein ung&I^Ibared $eer Sonnen mie bie unfrige ein @9flem anS^ mad^t, beffen (SHieber burd^ ^(reiiSbemegungen t)erbunben pnb, biefe @9fteme felbft aber, beren oermutl^Iicb mieber unjdl^lige {tnb, mot)on mir einige mal^mel^men fönnen, felbft ©lieber einer nod^ ^öl^ern Drbnung fein mögen), fonbern aud^ meil felbft bie Beobachtung ber und naiven %x]:*

15 fteme ober üielmel^r langfam manbeinben Sonnen, burd^ einen fold^en Segriff geleitet, t)ieneid^t mand^eö entbeden lann, maS ber Slufmerlfam« leit entmifd^t, in fo fern ni4)t ein gemiffer $lan gu unterfuc^en ifi.

2.

©rünbe für einen med^anifd^en Urfprung unferer 20 $Ianetenmelt äberl^au:pt.

3)ie Planeten bemegen fid^ um unfere @onne inSgefammt nac!^ einer» lei Stid^tung nnb nur mit geringer Slbmeid^ung t)on einem gemeinfd^aft« liefen Segie^ungSpIane, meld^er bie (Sfliptit ift, gerabe fo, als j(5rper, bie bnri!^ eine ÜRaterie fortgeriffen merben, bie, inbem fie ben ganjen

35 9tanm anffiDt, il^re Semegung mirbelnb um eine Kd^fe oerric^tet. S)ie Planeten ^nb indgefammt fd^mer jur @onne l^in, unb bie ®r5^e beS Sei» tenfil^mungS mfigte eine genau abgemeffene Siid^tigfeit l^aben, menn {te baburd^ in Sirlellreifen gu laufen foDen gebrad^t merben; unb mie bei bergleiil^en mec^anift^er SSirfung eine geometrifd^e ©enauigfeit nid^t gu

30 ermarten fte^t, fo meid^en au(!^ aDe j(reife, obgmar nid^t t)iel, t)on ber @ir- lelrunbung ab. Sie befleißen aud SRaterien, bie nad^ SflemtonS Sered^» nungen, |e entfernter fte Don ber Sonne ftnb, Don befto minberer S)id^tig« leit finb, fo mie aud^ ein jeber ed naturlid^ finben mfirbe, menn {te fi^ in bem Staume, barin fie fc^meben, oon einem bafelbft gerftreuten SBeltftoff

35 gebilbet l^ötten. S)enn bei ber Seftrebung, momit aDeö gur Sonne ftnft,

142 Setoeidgnmb au einer SDemonflratton bed S)afeind (Botted.

tnfiffen bie aRaterien btd^terer ^rt {1(^ mel^r gut Sonne brdngen unb {{($ in ber !Ra]^eit gu il^r mel^r l^dufen, aI8 bie Don leid^terer 9irt, beren f^aQ megen i^rer minbern 3)i(l^tigte{t me^r oergfigert wirb. S>it SRaterie ber @onne aber ift na(!^ bt9 ü. Suffon Semerfung an 2)i(^tiglett berfenigen, bie bie fummirte SRaffe aller Planeten gufammen l^aben mürbe, giemlid^ 5 gleii!^, toeld^efi au(!^ mit einer med^anifd^en 93Ubung tool^l gufammen fiimmt, nad^ meld^er in t)erf(l^iebenen ^5^en an& t)erfd^{ebenen (Sattungen ber Elemente bie Planeten fid^ gebilbet l^aben mögen, fonfi aDe übrige aber, bie biefen 9taum erfüllten, oermengt auf il^ren gemeinfd^aftlid^en SRittelpuntt, bie @onne, mögen niebergeftürgt fein. 10

S>erienige, meld^er biefem ungead^tet bergleid^en Sau unmittelbar in bie $anb ©ottefi miU übergeben miffen, o^ne beSfaDiS ben mec^anifd^en (Sefe^en etmad gugutrauen, ijt genötl^igt etmad angufül^ren, medmegen er l^ier baiSjenige notl^menbig finbet, maS er fonft in ber 9laturle^re nid^t leid^tlid^ gul&gt. (Sr fann gar feine Qxotdt nennen, toarum eS beffer m&re, u ba^ bie Planeten Dielmebr nad) einer Stid^tung als nad^ t)erfd^iebenen, nal^e gu einem Segiel^ungdplane al8 na(^ aOerlei ®egenben in Greifen liefen. 3)er ^immeldraum ift anfe^t leer, unb bei aDer biefer Säemegung mürben fte einanber feine ^inberniffe leiften. 3(^ befd^eibe mid^ gerne, ba^ ti verborgene StoedEe geben I5nne, bie nai^ ber gemeinen SRed^anit so nld^t mdren erreid^t morben unb bie lein ÜRenfi!^ einfielet; aDein t& ifi feinem erlaubt fie \>oxani gu fe^en, menn er eine Sßeinung barauf grün« ben miß, ol^ne ba^ er fie angugeigen oermag. äBenn benn enblid^ ®ott unmittelbar ben Planeten bie äßurfdfraft ert^eilt unb i^re Areife gefteUt l^dtte, fo ifi gu oermutl^en, bag fie niäit bad SRerfmal ber Unt)oafommen^ 25 l^eit unb 9lbmei(!^ung, meld^eS bei iebem $robuct ber Statur angutreffen, an ftd^ geigen mürben. SSar ti gut, bag fie ftd^ auf eine $Idd^e begießen fönten, fo ift gu t)ermut^en, er mürbe i^re Äreife genau barauf geftedt l^aben, mar ed gut, ba^ ^e ber @irfelbemegung na^e fdmen, fo fann man glauben, i^re Sal^n mürbe genau ein @trfelfreis gemorben fein, unb eS so ift nid^t abgufel^en, megmegen üuSnal^men oon ber genauefien Slid^tigfeit felbft bei bemjenigen, maS eine unmittelbare göttliche Aunft^anblung fein foUte, übrig bleiben mußten.

3)ie (§>Iieber ber @onnenmeIt au8 ben entferntefien (S^egenben, bie J^ometen, laufen fel^r eccentrifc^. @ie fönnten, menn ed auf eine unmittel« 35 bare göttlid^e ^anblung antdme , eben f 0 mol^l in 6irtelf reifen bemegt fein, menn gleid^ il^re SSal^nen Don ber Sfliptif nod^ fo fel^r abmeid^en.

2. Sl^t^. 7. iBetr. ^odmogonie. 143

S)ie 9lu^en ber fo großen Sccentricitdt loerben in biefem f^aQ mit gtoger Attl^n^eit erfonnen, benn ti i{t e^er begreiflich, bag ein Sßeltlörper, in einer ^immeteregion, meldte es and^ fei, in gleichem Slbflanbe immer bt» »egt, bie biefer äBeite gemdge (Sinrid^tung l^abe, als bag er auf bie groge

5 äSerfd^iebenl^eit ber Seiten gleid^ üortl^eill^aft eingerid^tet fei; unb toai bie SBortl^eile, bie 9Remton anfftl^rt, anlangt, fo ift {id)tbar, bag fie fonfi nid^t bie minbefie äSal^rfd^einlid^Ieit l^aben, auger bag bei ber einmal Dor«» aus gefeilten unmittelbaren g5ttlid^en Knorbnung jte bo4 gum minbeften in einigem SSormanbe eines QmdtS bienen I5nnen.

10 am beutlid^ßen f&nt biefer %t^Ux, ben Sau ber ^(anetenmelt gitt« lid^en Slbfid^ten unmittelbar unter gu orbnen, in bie Singen, ba mo man t)on ber mit ber ßunal^me ber Entfernungen umgefel^rt abne^menben S)l(l^tigfeit ber Planeten 9ett)egungSgrünbe erbid^ten miß. 3)er Sonnen SSirfung, l^eigt eS, nimmt in biefem 3ßage ab, unb eS mar anfidnbig, bag

n bie 3)id^tig!eit ber j(brper, bie burc^ fie foDten ermdrmt merben, au(^ biefer pro:portionirIid) eingerid^tet mürbe. Sinn ift belannt, bag bie @onne nur eine geringe 5!;iefe unter bie £>berfldd^e eines SSeltIbrperS mirlt, unb aus il^rem (Sinfluffe benfelben gu ermdrmen lann alfo nid^t auf bie S)idb« ügleit beS gangen Alum))enS gefd^Ioffen merben. $ier ift bie f^olgerung

90 aus bem Qtozdt Diel gn grog. 3)aS 9RitteI, ndmlid^ bie üerminberte 3)id^» tigfeit beS gangen J^luntpenS, begreift eine äSeitIduftigfeit ber Suftalt, meiere für bie ®rö6e beS SmedS überftüffig unb unnötl^ig ift.

2lu aUen natürlid^en ^eroorbringungen, in fo fem fte auf SBo^lge« reimt^eit, £>rbnung unb 9}u^en l^inauSlaufen, geigen fid^ gmar Überein«

SS ftimmnngen mit göttlichen Sbftd^ten, aber au(^ ^Rerfmale beS UrfprungS aus allgemeinen ®efe^en, bereu f^olgen fid^ nod^ oiel meiter als auf foU i^vx eingelnen %aVi erftreden unb bemnad^ in jeber eingelnen äBirlung Spuren üon einer SBermengung fold^er ©efe^e an ftd^ geigen, bie nid^t lebigli(^ auf biefeS eingige ^robuct gerid)tet maren. Um beSmiDen finben

30 auäi Sbmeidjungen oon ber grögt möglid^en ©enauigfeit in Slnfe^ung eines befonbern Stozd^ ftatt. 3)agegen mirb eine unmittelbar übematür« lid^e Slnftalt, barum meil il^re SuSfül^rung gar nid^t bie f^olgen auS aD» gemeinem SSirlungSgefe^en ber SRaterie üorauS fe^t, aud^ nic^t burc!^ befonbere fi(^ einmengenbe 9lebenfolgen berfelben entßeOt merben, fonbern

3s ben ¥lctn ber dugerft möglid^en 9ii(!^tigfeit genau gu @tanbe bringen. 3n ben ndl^erm Sl^eilen ber $lanetenmelt gum gemeinfd^aftlid^en 9Rittel« )>untte ift eine größere Slnndl^emng gur üiDigen Orbnung unb abgemeffe«

144 S3emetö0runb au einer ^emonßratton bed S)afeind (Botted.

nen ®enautg!ett, bie na(^ ben ©renken beS @Qjlem8 l^inauS, ober tt)ett t)on bem Segiel^ungfiplane gu ben Seiten in ätegelloftgteit unb Slbmeid^un«« gen ausartet, getabe fo tt)ie eS t)on einer SBerfaffung gu enoarten ifi, bie med^anifil^en Urfpmngd i{t. Sei einer unmittelbar göttlichen Slnorbnung tonnen niemals unDoUftdnbig eneid^te SiXotäz angetroffen toerben, fonbem 5 allentl^alben geigt ft(!^ bie größte 9ii^tig!eit unb Sibgemeffenl^eit, toit man unter anbem am Sau ber Siliere gen^al^r mirb.

3.

jturjer Sbrlg ber loal^rfd^einlid^ften Krt, toie ein Planeten«»

f^ftem mec^anifd^ l^at gebilbet n^erben !önnen. 10

S)ie eben ie^t angefäl^rte Semeidgr&nbe für einen medjanifd^en VLx* fprung ftnb fo mic^tig, bag felbft nur einige berfelben Dorl&ngft aDe Slatur» forfd^er bemogen l^aben, bie Urfad^e ber ^lanetenf reife in natürlid^en Semegh&ften gu fu4)en, oornel^mlic^ votil bie Planeten in eben berfelben 9tid^tung, toorin bie Sonne ft^) um il^re Kil^fe fd^toingt, um fie in j^eifen 15 laufen, unb il^re Salinen fo fel^r nal^e mit biefer il^rer ^quatoriSfl&d^e gu«* fammen treffen. Sleioton toar ber groge S^rftörer aQer biefer SBirbel, an benen man gleid^mol^I nod^ lange nac!^ feinen 3)emonftrationen l^ing, toie an bem Seifpiel bed berül^mten ^enn oon äßairan gu feigen ift. S)ie ftd^ere unb fibergeugenbe Seioeist^ümer ber 9lett)tonifd^en SBeltmeiS^eit »> geigten augenf(^einlid^, bag fo etmaS, toie bie SBirbel fein foOten, meldte bie Planeten ^erum fül^rten, gar nid^t am ^immel angetroffen toerbe unb ba^ fo gang unb gar !ein Strom fold^er glflf figteit in biefen 9tftumen fei, ba^ felbft bie Aometeufd^toeife quer burc!^ aDe biefe j^reife i^re unoer<» rftdKe Semegung fortfe^en. @S mar fidler l^ieraud gu f daliegen: bag, fo 25 mie ber ^immelfiraum ie^t leer ober unenblid^ banne ift, {eine med^anif d^e Urfad^e ftatt finben f5nne, bie ben Planeten i^re jfreidbemegung ein» brfidte. ^Oein fofort atte med^anifd^e ©efe^e oorbei ge^en unb burd^ eine fü^ne ^Qpotl^efe ®ott unmittelbar bie Planeten merfen gu laffen, bamit fte in Serbinbung mit il^rer Sd^mere fid^ in j(reifen bemegen foDten, mar 30 ein gu meiter Sd^ritt, als bag er innerhalb bem 93egir(e ber äBeltmeid^eit l^fitte bleiben fdnnen. @d fäDt alSbalb in bie Singen, bag nod^ ein f^all äbrig bleibe, mo med^anifd^e Urfad^en biefer SSerfaffung möglid^ feien: menn ndmlid^ ber fRavim beS Panetenbaued, ber anje^t leer ift, Dörfer erfüDt mar, um eine ®emeinf(^aft ber Semegfräfte burc^ ade ©egenben 35

2. SlBtlft. 7. S3etr. Jbdmogotiie. 145

MefeS Seiirld, morin bte Slnjiel^ung unferer 6onne ]^errf4)t, gu t)eran«: laffen.

Unb l^ier lann i(^ bieienige Sefd^affenl^eit angeigen, loeld^e bie eingige m5gl{(^e ift, unter ber eine me(!^antf(^e Urfac^e ber ^immetöbeiDegungen

5 ftott finbet, meld^ed gur SRed^tfertigung einer ^^potl^efe ein betrdd^tlic^er Itmfianb ifi, beffen man ftd^nur feiten loirb rfil^men !5nnen. S)a bie dt&nxat anlieft leer ßnb, fo muffen fie e^ebem erfüllt getoefen fein, fonft l^at niemals eine ausgebreitete Birlung ber in i^reifen treibenben 93ett)eglrdfte ftatt finben fönnen. Unb eS mu^ bemnad^ biefe t)erbreitete 9Raterie ftd^ l^ernad^

10 auf bie $immeMför:per oerfammelt l^aben, bad ift, toenn t(^ ed nä^er be« trad^te, biefe $immetöt5rper felbft merben ft(!^ au8 bem t)erbreiteten ©runb^^ ftoffe in benäldumen bed @onnenbaued gebilbet l^aben, unb bie Seioegung, bie bie Sl^eild^en il^reS Bnfammenfa^eS im Suftanbe ber S^^reuung litten, ift bei il^nen na(^ ber SSereinbarung in abgefonberte 3Raffen fibrig

15 geblieben. @eitbem finb biefe Sfläume leer. Sie entl^alten leine SRaterie, bie unter biefen j(5rpem gur SRittl^eilung beS Jheidfd^toungeS bienen fbnnte. Kber fie Pub tS nid^t immer getoefen, unb toix merben Semegun« gen getoal^r, tooüon ie^t feine natürlid^e Urfa(^en ftatt finben f5nnen, bie aber Überbleibfei beS anerdlteften ro^en ßuftanbeS ber 9latur ftnb.

» Son biefer Semerfung miO id^ nur nod^ einen Sd^ritt tl^un, um mi(^ einem mal^rfil^einlid^en SSegrijf t)on ber Sntftel^ungSart biefer grogen Stoffen unb ber Urfacl^e i^rer S3emegungen gu ndl^ern, inbem idft bie grfinblic^ere S^oQffi^rung eines geringen @d^attenrif[eS bem forfd^enben Sefer felbft überlaffe. 9Senn bemnad^ ber Stoff gu Silbung ber Sonne

» unb aQer ^immetötbtper, bie il^rer mdd^tigen Slngie^ung gu ®ebote ftel^en, burd^ ben gangen Staum ber Panetentoelt gerftreuet toar, unb es toar ir< genb in bem Drte, ben |e|t ber j(lumpe ber Sonne einnimmt, 9Raterie t>on ftdrieren Sngiel^ungSlrdften, fo entfianb eine aDgemeine Senfung l^iegu, unb bie Sngiel^ung beS.SonnenlörperS koud^S mit il^rer SRaffe. (SS

90 ift leidet gu Dermut^en, bag in bem aDgemeinen f^aD ber ^artifeln felbft oon ben entlegenften ©egenben beS SSeltbaued bie SRaterien bid^terer 9rt in ben tiefem ®egenben, too fid^ aDeS gum gemeinfd^aftlld^en äßittetpunfte ^inbrdngte, fid^ nad^ bem SRage loerben gehäuft l^aben, als fte bem Sßittel» punfte ndl^er toaren, obgtoar in aOen Sftegionen äßaterien oon aOerlei S(rt

» ber 3)id^tigfeit toaren. S)enn nur bie Sl^etld^en oon ber f4)merften ©attung fonnten baS größte SBermögen l^aben in bief em @§aoS hnxii baS ©emenge ber leid^teren gu bringen, um in grbgere Stal^eit gum ©raDitationSpuntte

tast'l C^ciftei. Seile, n. 10

146 IBetoeidgrunb au einer S)emon{lTatton M S)afeind (BotteiS.

gu gelangen. 3n ben Sekoegungen, bie t)on t)erf(l^tebentli(l^ l^ol^em %aü in ber @:pl^äre uml^er entsprangen, tonnte niematö ber SBlberftanb ber einanber l^inbemben $arti!eln fo t)oniommen gleid^ fein, ba^ ni(!^t nad^ irgenb einer Seite bie enoorbene ©efd^minbigteiten in eine Slbbeugung auSfd^Iagen foQten. Unb in biefem Umftanbe geigt {t(!^ eine fel^r gemeine s Sftegel ber ®egenn)irlung ber SRaterien, bag fte einanber fo lange treiben ober lenten unb einfd^rdnfen, bis fte fid^ bie minbefte ^inbemi^ leiften; toeld^em gemäg bie Seitenbeioegungen fii^ enblid^ in eine gemeinfd^aft« Ud^e Umbrel^ung nad^ einer unb eben berfelben Sftid^tung üereinigen mußten. S)ie ^artifeln bemnad^, looraud bie 6onne gebilbet lourbe, lamen lo auf i^r fd^on mit biefer Seitenbetoegung an, unb bie @onne, au8 biefem @toffe gebilbet, mugte eine Umbrel^ung in eben berfelben Sftid^tung l^aben. @8 ift aber aus ben ©efe^en ber ®rat)itation Aar: bag in biefem ^erumgefd^ioungenen SBeltftoffe alle £]^eile mäffen beftrebt geioefen fein, ben $Ian, ber in ber 9li(^tung il^reS gemeinfd^aftlic^en Umf(!^mungeS u burd^ ben HRittetpunft ber @onne gel^t, unb ber nad^ unferen @(!^Iuf[en mit ber tquatorSflftd^e biefeS ^immelStörperS gufammentrifft, gu burd^« f(!^neiben, loofem fie nid^t fd^on ft(^ in bemfelben befanben. 2)emnad() toerben aDe biefe 2:^eile oomel^mlii!^ nal^e gur @onne il^re grb^te ^fiufung in bem Siaume l^aben, ber ber t)erlängerten 3i[quatorSfIä4)e berfelben nal^e 20 i{t. Snblid^ ift tS aud^ fel^r natfirlid^, ba^, ha bie ^artileln einanber fo lange l^inbem ober befd^Ieunigen, mit einem SBorte, einanber flogen ober treiben muffen, bis eines beS anbem Setoegung gar nid^t mel^r ftSren lann, gule^t aÜeS auf ben ßuftanb auSfd^lage, bag nur biefenige S^tiU d^en fd^tt)eben bleiben, bie gerabe ben ®rab beS 6eitenfd^ttungeS ^aben, 2s ber erforbert toirb in bent Sbflanbe, barin {te t)on ber Sonne finb, ber ®rat)itation baS ®Ieid^gemi(^t gu leiften, bamit ein ieglid^eS fi(!^ in freier Setoegung in concentrif(!^en ßiirteln ]^erumfd^tt)inge. S)iefe @d^neDig!eit ift eine Sßirlung beS gaDeS unb bie Semegung gur Seiten eine f^olge beS fo lange baurenben ®egenftogeS, bis alles in bie SSerfaffung ber minbeften so ^inberniffe ftd^ t)on felbft gefd^idtt l^at. 3)ie übrigen Sl^eilil^en, bie eine fold^e abgemeffene ®enauig!eit nid^t erreid^en lonnten, mflffen bei all« mftl^lig abne^menber SSeioegung gum SRittelpunIte ber aQgemeinen ®ra« Ditation gefunfen fein, um ben i^luntpen ber Sonne gu Dermel^ren, ber bemnad^ eine 3)id^tigfeit l^aben loirb, loeld^e ber t)on ben fibrigen SRate« ss rien in bem um fie befinblic^en Sflaume im 3)ur(!^f(^nitte genommen giem* lid^ gleid^ ifi; fo bod^, bag na(^ ben angeffil^rten Umftdnben i^re SKaffe

3. «Btl^. 7. Setr. jeofSmogonie. 147

not^menbig bie äßenge ber Materie, bie in bem Sesirle um fte fd^meben geblieben, meii äbertretfen toirb.

3n biejem Suftanbe, ber mir natürlid^ gu fein fd^eint, ba ein t)er« breiteter 6totf gu Silbung t)erf4)iebener ^immel8f5r:per in einem engen

5 Sftanm gundd^jl ber t)erldngerten f^Iäd^e bed @onnenfiquator8 Don befio mel^rer 2)i(l^tigfeit ie ndl^er bem SRittelpunfte, unb aDentl^alben mit einem Sd^munge, ber in biefem Slbftanbe gur freien Sirlelbetoegung l^inl&nglid^ toar, nad^ ben Sentralgefe^en bis in gro^e Seiten um bie @onne fic^ ]^erumfd^tt)ang, toenn man ba fe^t, bag fid^ anS biefen S^eild^en Planeten

10 bilbeten, fo tann ed nid^t feilten, bag {te nid^t @d^tt)ungdfrdfte l^aben fott* ten, baburd^ fie in Jheifen, bie ben Sirleln fel^r na^e (ommen, {td^ be^ megen foQten, ob fte gleid^ etioaS baoon abmeid^en, meil fie fid^ au8 S^eil» d^en oon unterfd^iebli4)er $5]^e fammleten. @d ift eben fo lool^I fel^r natür« lid^, bag biejenige Planeten, bie fid^ in grogen $ö^en bilben, (mo ber

15 Siaum um fte oiel großer ift, ber ba t)eranlagt, bag ber Unterfd^ieb ber ©efd^toinbigfeit ber ^artiteln bie j^raft, toomit ^t gum ÜRittelpuntte be« ' Planeten gegogen merben, übertreffe} bafelbft aud^ größere Alumpen al8 nal^e gur Sonne geioinnen. S)ie Übereinstimmung mit t)ielen anbem 9terhoärbig!eiten ber ^lanetentoelt übergebe id^, loeil fte ftd^ t)on felbft

20 barbietet.*) ^n ben entlegenften Sl^eilen bed @9ftemd unb oornel^mlid^ in großen SBeiten t)om Segiel^ungSpIane merben bie ftd^ bilbenbe Sbipex, bie J(ometen, biefe 9iegelmä|igfeit nid^t l^aben !5nnen. Unb fo toirb ber 9iaum ber ^lanetentoelt leer toerben, nad^bem ftd^ aDeiS in abgefonberte SRaffen vereinbart l^at. S)od^ fönnen nod^ in fpdterer @po(^e ^artifeln

35 a\x& ben dugerften ©rengen biefer Singiel^ungdfpl^dre l^erabgefunlen fein, bie fortl^in iebergeit frei im ^immelsraume in Greifen ft(^ um bie @onne bemegen mögen : SRaterien oon ber dugerften S)ännigteit unb oielleid^t ber Stoff, toorauS bad Sobia!aHid^t befielet.

4. so Slnmertung.

S)ie 9ibftd^t biefer Setrad^tung ift t)orne]^mIid^, um ein 93eifpiel oon bem Serfal^en gu geben, gu toeld^em und unfere oorige Setoeife bered^tigt

*) 2)te ^ilbung eined fleineren ©^fiemd, ba^ alS ein X^eil au ber Planeten- weit gehört, mie bed Suptterd unb @atum6, imgteic^en bie ^(d^fenbre^ungen biefer 35 ^immeldför^iier merben megen ber Sütalogie unter biefer (Sxfl&mnq mit begriffen.

10*

148 OmeiiSgnsnb ju dncc 3)emotiflTtttton bed 2)<ifeind <Botte<.

^aben, ba man nämliii^ bte ungegrfinbete Seforgnig loegf^afft, als totnn eine iebe Stll&ntng einer großen ünfialt ber SSelt ani allgemeinen Xatur« gefe^en ben boSl^aften ^einben ber Sleligion eine Sude öffne, in il^re SoU« merfe gn bringen. ^Reiner SReinung na(^ ^at bie angefäl^rte $9pot^fe jnm minbefien ®rfinbe genug für fid^, um SRdnner oon ausgebreiteter & @in{i(^t gu einer ndl^ern $rfifung beS barin üorgeftellten $Iand| ber nur ein grober Umrig ift, eingulaben. SRein &mtd, in fo fern er biefe @(^rift betrifft, ift erffiDt, menn man, burd^ baS Sutrauen gu ber 9iegelmd^igteit unb Drbnung, bie au8 allgemeinen 9laturgefe^en fliegen tann, üorbe» reitet, nur ber natfirli<|en SBeltioeid^eit ein freiered Selb öffnet unb eine lo SrfldmngSart, mie biefe ober eine anbere als möglid^ unb mit ber (Sr» lenntni^ eines loeifen ®otteS lool^l gufammenflimmenb angufe^n fann bettogen merben.

@8 kodre übrigens ber pl^ilofopbtfd^^n SSefirebung mo^l mfirbig, na(^> bem bie SBirbel, baS beliebte BeiÄgeug fo t)ieler 6Qfteme, auger^alb ber is @p]^dre ber 9latur auf beS HRiltonS 2imbuS ber Sitelleit oenoiefen loor« ben, bag man gleid^mol^l gehörig forf(!^te, ob nid^t bie Statur ol^ne Srbid^«^ tung befonberer i^rdfte felber etmaS barböte, maS bie burc^gel^enbs nadb einerlei ®egenb gerid^tete Sd^toungSbetoegung ber Planeten erlldren lönnte, ba bie anbere oon ben Sentrallrdften in ber ©raoitation als einem so bauerl^aften SSerbanbe ber Statur gegeben ift. 3um toenigften entfernt fid^ ber Don uns entmorfene $lan ni(!^t oon ber Siegel ber Sinl^eit, benn felbft biefe @d^tt)ungs!raft mirb als eine f^olge auS ber ©raoitation ah geleitet, toie eS gufdlltgen Semegungen anftdnbig ift, benn biefe foDen als Erfolge aus ben ber SRaterie aud^ in 9tul^e beimol^nenben Ardften l^erge«» 26 leitet koerben.

äberbieS merle id^ an, ba^ baS atomiftifd^e Softem beS S)emotrituS unb (SpifurS uneracl^tet beS erften Snfil^einS oon ^bnlid^feit bod^ eine gang oerfd^iebene Segiel^ung gu ber f^olgerung auf einen Urheber ber äßelt l^abe, als ber ßnttourf beS unfrigen. 3n ienem toar bie SSetoegung emig so unb ol^ne Url^eber unb ber Sufammenftog, ber reid^e JDueQ fo Dieler Drb« nung, ein Ungefdl^r unb ein S^faD, toogu ft(^ nirgenb ein ®runb fanb. $ier fül^rt ein erlannteS unb mal^reS ®efe^ ber Statur nac!^ einer fel^r be<> greiflid^en SSorauSfe^ung mit 9tot^menbig!eit auf Drbnung, unb ba l^ier ein beftimmenber ©runb eines SluSfd^lagS auf Stegelmdgigfeit angetroffen 35 koirb unb etmaS, loaS bie Statur im ©leif e ber SBol^lgereimtl^eit unb @d^öu« l^elt er^dlt, fo tt)irb man auf bie SBermutl^ung eines ®runbeS geful^rt, aus

2. SKBtl^. 7. 8etr. Aotoogonie. 149

betn bie Stotl^iDenbigteit ber SBeiie^ung int S^olllommeiil^eit !ann tter« ßanben koerbem

Um tnbeffen nod^ burd^ ein anber Seif^iel begreiflii!^ gu mad^en, koie bie äBirfung ber ®rat)itatton in ber SBerbinbung jerfhreuter Elemente 6 Siegelmä^igleit unb @(!^ön]^eit l^erüor ju bringen notl^koenbiger äBeife 6e* {timmt fei, fo tt)iD id^ eine Srflfirung t)on ber met^anifd^en (SrjeugnngSart bed @atumu8ringe8 beiffigen, bie, tt)ie mir bünit, fo Diel SBal^rfd^elnlid^^ feit l^at, a\9 man es t)on einer ^^potl^ef e nnr ertoarten lann. 3Ran rdume mir nnr ein: bag 6atnrn in bem er^en SBeltalter mit einer Stmofpl^ftre

10 umgeben getoefen, bergleid^en man an t)erf4)iebnen J(ometen gefeiten, bie fid^ ber Sonne nid^t fel^r ndl^ern unb ol^ne Sd^ipeife erf(!^einen, ba^ bie Stl^eild^en bed 3)un{tfreife8 Don biefem Planeten (bem mir eine 9[4)fen« brel^nng gugeftel^en tooDen) aufgeftiegen ftnb, unb ba^ in ber f^olge biefe fünfte, es fei barum, meil ber planet t)erlfl^lte, ober aud anbern Ur»

15 fad^en, anfingen fi(!^ mieber gu i^m nieber gu fenten, fo erfolgt baS übrige mit med^anifc^er Sftid^tigleit. 3)enn ba aUe 2^eil(!^en oon bem fünfte ber Dberfffid^e, ba jte aufgeftiegen, eine biefem Drte gleid^e ©efd^minbigfeit l^aben mfiffen, um bie S(d^fe beS Planeten fid^ gu bemegen, fo mäffen alle Dermittelft biefeS ©eitenfd^toungS beftrebt getoefen fein, nad^ ben Siegeln

20 ber Sentralfr&fte freie j(reife um ben @aturn gu befd^reiben.*) 68 m&ffen aber aDe biefenige Sl^eild^en, beren ®ef(^n)inbigfeit nid^t gerabe ben ®rab l^at, bie ber attraction ber ^ö^e, mo fie f^itoeben, burd^ Sentrifugallraft genau baS ®lei(4gemid^t leiftet, einanber notl^menbig fto^en unb t)er« gbgem, bis nur bieienige, bie in freier Sirlelbemegung nad^ Sentralgefe^en

SS umlaufen tbnnen, um btn Saturn in j(reifen bemegt, übrig bleiben, bie übrige aber nad^ unb nad^ auf beffen &ber{ld4)e gurfid faden. SRnn muffen not^menbig aDe biefe @irlelbemegungen bie oerldngerte i^Idc^e beS @a> turnuSdquatorS bur^fd^neiben, meld^eS einem {eben, ber bie Sentralgefe^e mei^, betannt ift; alfo toerben fid^ enblic^ um ben Saturn bie übrige

30 S:^ild^en feiner t)ormaI{gen Sltmofpl^dre gu einer girlelrunben (Sbene brdngen, bie ben t)erldngerten Äquator biefeS Planeten einnimmt, unb beren du^erfter 9tanb burd^ eben biefelbe Urfac^e, bie bei ben J(ometen bie ®renge ber Stmofp^dre beftimmt, aud^ l^ier abgefd^nitten ift. S)iefer

*) Saturn betoegt f!d^ um feine 94fe, nad^ ber S^oraudfe^ung. (Sin jebeS 36 S^etl^en, bad oon i^m auffleigt, mug ba^er eben biefelbe ©eitenbemegung l^oben unb fie, gu xotlä^tt ^5^e eS au^ gelangt, bafelbfl fortfe^en.

150 Semeidgnmb au einer S)emonfiroHon bed S)Qfelnd (BotteiB.

Simbud t)on frei bekoegtem SSeltßoffe mug notl^iDenbig ein Sting koerben, ober t)ielme^r eS Ibnnen gebadete Seioegungen auf leine anbre Srigur als bie eines 9Unge8 audf(!^lagen. S)enn ba fte aOe il^re ®efd^tt)inb{gleit jur Sirtelbetoegung nur Don ben fünften ber Dberfldd^e bei @aiurnS l^aben tSnnen, oon ba fte aufgejliegen finb, fo muffen biefenige, bie oon beffen 5 Äquator ftd^ erl^oben l^aben, bie größte Sd^neUigleit befi|$en. 3)a nnn unter aDen Seiten oon beffen SRittetpunlte nur eine ift, too biefe ®e« f(!^n)inbig!eit gerabe gur @ixf elbetoegung taugt, unb in ieber fleinern Snt» fernung ju fd^toad^ ift, fo tolrb ein €irfel(rei8 in biefem SimbuS ani bem 9RitteIpunIt beS SaturnS gegogen toerben Ibnnen, innerl^alb toeld^em alle 10 $artiMn gur £>berflä4)e biefeS Paneten nieberfaUeu muffen, aQe übrige aber gioifd^en biefem gebadeten Sirlel nnb bem feines äu^erften SRanbeS (folglich bie in einem ringförmid^ten dtanm entl^altene) loerben fortl^in frei fd)tt)ebenb in @ir!el!reifen um i^n in Settegung bleiben.

9Rad^ einer f oI4)en Kufibfung gelangt man auf f^olgen, burd^ bie bie 15 Seit ber ä(^fenbrel^ung beS @aturnS gegeben ift, unb gmar mit fo oiel äSal^rfd^einlid^Ieit, als man biefen ©rfinben einräumt, tt)oburd^ fie gu« gleid^ beftimmt voxxb. S)enn toeil bie ^artifeln beS inneren SftanbeS eben biefelbe ©efd^toinbigleit l^aben loie biejenige, bie ein ^nft beS @aturnuS* fiquatorS l^at, unb überbem biefe ©efd^ninbigleit nad^ ben ©efe^en ber ao ©raoitation ben gur ßirfelbemegung gel^brigen ®rab l^at, fo fann man aus bem SBerl^dltniffe beS KbftanbeS eines ber @aturnuS«2;rabanten gu bem Slbftanbe beS innern SRanbeS beS SRingeS oom SRittelpunfte beS $la« neten, imgleid^en auS ber gegebenen 3^it beS Umlaufs beS S^rabanten bie Seit beS Umfc^ttungS ber S^eild^en in bem intt)enbigen SRanbe finben, 25 aus biefer aber unb bem SSerl^&Itnig beS tieinften S)urd^mefferS 00m Sflinge gu bem beS Planeten biefeS feine ^d^fenbrel^ung. Unb fo finbet ft(^ burd^ Sied^nung: ba| @aturn ftd^ in 5 Stunben unb ungef&l^r 40 SRinuten um feine 9(d^fe breiten muffe, toeld^eS, votnn man bie Analogie mit ben übrigen Planeten l^iebei gu äiatbe giel^t, mit ber 3^it ber Umttenbung berfelben 30 tool^l gu l^armoniren fc^eint.

Unb fo mag benn bie SSorauSfe^ung ber !ometifd^en Stmofppre, bie ber @aturn im anfange möd^te gehabt l^aben, gugeftanben merben ober nid^t, fo bleibt biefenige i^olgerung, bie id^ gur @rl&uterung meines ^aupt» faj^eS barauS gie^e, tt)ie mid^ bünft, giemlid^ fidler: ba^, totnn ein folc^er S5 S)unft(retS um i^n gemcfen, bie med^anifd^e 6rgeugung eines fd^nebenben SRiugeS eine notl^menbige f^olge barauS l^at fein muffen, unb bag bal^er

2. «(BQ. 8. Setr. I^oit btt götiUd^en m^mne^aadtlt 151

ber audfd^lag bet attgemeinen ©efe^en überlaff enen Statur felbft aus bem ^cM auf Stegelmdgigidt abgiele.

SSon ber göttüd^en Stttgcnugfamfeit

5 S)te Summe aller biefer 93etra(l^tungen filiert uns auf einen ^Begriff t)on bem ]^54)ften äßefen, ber oJLti in {td^ fa^t, »ad man nur ju gebenlen Dermag, menn ÜRenfd^en, auiS Staube gemacht, e8 toagen auSfpdl^enbe Slide l^inter ben SSor^ang ju werfen, ber bie ®e]^eimntffe beS Unerforjd^« lid^en ffir erfd^affene Sugen i^erbtrgt. ;;®ott t{t allgenugjam. äßaS ba ijt,

10 ti fei möglid^ ober ttirlUd^, baS ift nur etmaü, in fo fern ed bur(^ il^n ge« geben ifi. @ine menJ4)U(l^e @:pra(l^e fann ben Unenblid^en fo gu {td^ felbft reben laffen: ^i) bin oon Smigleit gu @tt)igteit, auger mir ift ni(!^ts, ol^ne in fo fern e8 burd^ mid^ etmaiS ift. S)iefer ©ebanle, ber erl^abenfte unter aDen, ift no4) fel^r oemad^l&ffigt, ober mel^rentl^eilS

15 gar nic^t berührt morben. S)a8, voai fi(!^ in ben SRöglic^Ieiten ber S)inge gu SSoMommenl^eit unb @d^5nl^eit in oortreffli(!^en planen barbietet, ift als ein für fid^ notl^toenbiger ©egenftanb ber g5ttUd^en äSeiSl^eiti aber nid^t felbft als eine f^olge oon biefem unbegreiflichen äSefen angefel^en »orben. 3Ran l^at bie Slbpngigleit anberer S)inge bloS auf il^r Safein

30 eingefd^r&ntt, »oburd^ ein groger Sntl^eil an bem ©runbe oon fo oiel äSoQIommenl^eit {euer oberften Statur entgogen unb id^ toeig nid^t toeld^em eioigen Unbinge beigemeffen mirb.

t^u(!^tbarfeit eines eingigen ©runbeS an otel folgen, Sufammen» ftimmung unb Sd^idKid^feit ber Staturen, nad^ aDgemeinen ©efe^en ol^ne

35 bftem äSiberftreit in einem regelm&gigen $Iane gufammen gu :paffen, müf[en guoSrberft in ben SRoglid^Ieiten ber 3)inge angetroffen toerben, unb nur alsbann lann äBeiSl^eit t^&tig fein fte gu tofil^Ien. 9ßel(!^e @d^ran« fen, bie bem Unabl^&ngigen auS einem fremben ®runbe gefej^t fein toür«' ben, menn felbft biefe .3R5gIid^!eiten nid^t in il^m gegränbet tofiren? Unb

30 »aS für ein unüerftdnblid^eS Ungefähr, bag ft(!^ in biefem Selbe ber 3RbQ^ lid^Ieit ol^ne SSorauSfe^ung irgenb eines (^ijtirenben @in^eit unb frud^t« bare Sufammenpaffung ftnbet, baburc^ baS SSefen Don ben ]^5d(|ften ©ra^^ ben ber ÜRad^t unb SSeiSl^eit, toenn jene fingere SSerl^&Itniffe mit feinem innem SBermbgen oerglic^en mxbtn, fi^ im @tanbe fielet groge SBoQ<

152 SeiPfiStnmb ^er S>eiiumßsation be6 S)afeiitd Sottet.

tommenl^eit juloege gu bringen? ®eioig, eine foI<|e SorfteDung äberliefert nimmermel^r ben Urfprung bed ®uten ol^ne aOen Kbbrnd^ in bie $anb eines einzigen SBefenS. Kid $ugen bie ^enbelu^r erfanb, fo lonnte er, toenn er baran badete, fid^ biefe ®lei4f5nnig{eit, meldte i^re SSoUIommen« l^eit auSmad^t, nimmer gdnslid^ beimeffen; bie !Ratur ber @9lloibe, bie eS 6 möglii!^ ma^t, ba^ fleine unb gro|e Sogen burdg freien %oB, in berfelben in gleid^er Qtxt befd^rieben toerben, fonnte biefe Kudffil^mng lebiglid^ in feine ®ett)alt fe^en. 3)ag au8 bm einfacl^en ®mnbe ber @(!^mere fo ein großer Umfang t)on fd^önen Solgen aud^ nur möglich ift, mfirbe, »enn es nii^t oon bem, ber bwcii toirfliil^e Ausübung aOen biefen ßufammen« lo l^ang l^erDor gebracl^t l^at, felbft abginge, feinen Sntl^eil an ber reigenben 6in]^eit unb bem großen Umfange fo oieler, auf einem einzigen ©runbe berul^enber £)rbnung offenbar fd(|m&Iem unb tl^eilen.

S)ie Seiounberung fiber bie Slbfolge einer äBirtung aud einer Ur» fa4)e l^ört auf, fo balb id^ bie 3uI&ngli4)Ieit ber Urfad^e gu il^r beutli(^ u unb leidet einjel^e. S(uf biefen %vi^ lann leine SBenunberung mel^r ftatt ftnben, menn id^ ben med^anif(!^en SSau beS menf4)Iid^en StbxptxS, ober »eld^er !unftUd^en Snorbnung id^ aud^ loill, als ein 3BerI beS SOmfid^» tigen betrad^te unb bloS auf bie 9SirIli4)feit fe^e, benn eS ift leidet unb beutlii!^ gu oerfiel^en: ba^ ber, fo aQeS lann, aud(| eine jold^e SRafd^ine, so menn pe mbglid^ ift, l^eroorbringen lönne. 9iDein eS bleibt gleid^too^l Se^ munberung öbrig, man mag gleid^ biefeS gur leid^teren 93egreifung ange* ffil^rt l^aben, toie man min. S)enn eS ift erftaunlid^, bag aud^ nur fo etmaS mie ein tl^ierifc^er Xbxptt m5gli(!^ mar. Unb menn id^ gleid^ aDe fiebern unb Stbl^ren, alle 9len}engefd^e, $ebel unb med^anifc^e (Sinrid(|tung bef« n felben oMig einfe^en tbnnte, fo bliebe bod^ immer Semunberung äbrig, mie es mbglid^ fei, bag fo vielfältige SBerri(^tungen in einem Sau Der« einigt morben, mie ftc^ bie ©efd^&fte gu einem ßtoede mit benen, moburd^ ein anberer erreid^t mirb, fo mol^l paaren laffen, mie eben biefelbe ßu^ fammenffigung augerbem nod^ bagu bient bie 9Raf(^ine gu erl^alten unb so bie l^olgen aus guf&Kigen Verlegungen mieber gu oerbeffern, unb mie es moglid^ mar, ba^ ein ÜRenfd^ !onnte ein fo feines ©emebe fein unb uner» ad^tet fo oieler ©rünbe beS SBerberbenS no(^ fo lange bauren. 9la(^bem id^ and) enblic^ mic^ belel^rt l^abe, bag fo oiel Sinl^ett unb Harmonie barum mbglid^ fei, meil ein äBefen ba ift, meld^eS nebft ben ©rünben ber 35 äBirtlid^Ieit au^ bie oon aOer SRöglid^Ieit enthält, fo ^ebt biefeS nod^ ntd^t ben ®runb ber Semunberung auf. S)enn man fann ftd^ gmar burd^

2. tat^. 8. IBetr. 8on ber göttlid^en 91Igenugfatn!eit. 153

bit Snalogie beff en, maS ÜRenf (!^en ausüben, einigen SSegriff baDon ma4)en, ta)ie ein Sefen bie Itrfad^e Don etoaS SBirflid^em fein fönne, nimmetmel^r aber, toie eS ben ®runb ber innern ÜRbglid^Ieit i)on anbern S)ingen ent« balte, unb es fd^eint, als menn biefer ®ebanle t)iel gu l^od^ fteigt, ald bag

5 il^n ein erfd^affeneS SBefen erreid^en I5nnte.

3)tefer l^ol^e Segriff ber göttlid^en Statur, koenn toir fie nad^ il^rer SUgenugfamteit gebenlen, tann felbft in bem Urtl^eil fiber bie 99efd()affen« l^eit mSgltd^er S)tnge, mo und unmittelbar ©rünbe ber <£ntf (Reibung fel^Ien, gu einem ^filfsmittel bienen, aud il^r als einem ©runbe auf frembe

10 9R5gIid^Ieit als eine golge gu f daliegen. @S ift bie f^rage: ob nid^t unter aDen mSglid^en äBelten eine Steigerung ol^ne (Snbe in ben ©raben ber 93oU!ommen]^eit angutreffen fei, ba gar leine natfirlid^e Orbnung m5glid^ 1% über bie nid^t nod^ eine t)ortreffUd^ere fSnne gebadet merben; ferner, toenn id^ aud^ l^ierin eine l^bd^fte @tufe gugfibe, ob ni4)t toenigftenS felbft

15 t)erfd^iebene SBelten, bie t)on feiner übertroffen toerben, einanber an 93oU« lommenbeit gdnglid^ gleid^ mdren. 93ei bergleid^en i^ragen ift eS fd^mer unb t)ienei(^t unm5glid^ auS ber Setrad^tung möglid^er S){nge aQein et* maS gu enlfd^eiben. SlQein »enn id^ beibe Slufgaben in SSertnüpfung mit bem g5ttlid^en Sßefen erto&ge unb er!enne, bag ber SSorgug ber äSal^l, ber

so einer SSelt t)or ber anbern gu Sl^eil toirb, ol^ne ben SSorgug in bem Ur* tbeile eben beffelben äßejenS, meld^ieS m&^It, ober gar miber biefeS Urtbeil einen äßangel in ber Übereinftimmung feiner üerfd^iebenen tl^&tigen Ar&fte unb eine oerfd^iebene Segiel^ung feiner äßirffamteit ol^ne eine :proportio« nirte SSerfd^iebenl^eit in ben ©rünben, mitl^in einen äbelftanb in bem

25 t)oDIommenften SSefen abnel^men laffe, fo fd^Iie^e id^ mit groger Über« geugung: bag bie vorgelegten S&Qe erbid^tet unb unm5glid^ fein muffen. S)enn id^ begreife na(^ ben gefammten SSorbereitungen, bie man gefeben ]^at: ba^ man t)lel toeniger ©runb ^abe, auS DorauSgefe^ten 9R5gIid^» feiten, bie man gleid^tool^l nid^t genug bemäl^ren lann, auf ein notbkoen»

30 bigeS 93etragen beS t)oIltommenften SBefenS gu fd^liegen (melcbeS fo be« fd^affen ift, bag eS ben 93egriff ber größten Harmonie in il^m gu fcbm&Iern fd^eint), als auS ber erlannten Harmonie, bie bie SRöglicbleiten ber S)inge mit ber göttlicben Slatur ^aben muffen, i)on bemienigen, maS biefem 9Se» fen am anft&nbigften gu fein erlannt mirb, auf bie 3J{5gIid^feit gu fd^Uegen.

35 3d^ merbe alfo i^ermutl^en, bag in ben 9R5gIi(bteiten aDer äBelten feine fold^e äSerl^&ltniffe fein fSnnen, bie einen ©runb ber SSerlegen^eit in ber t)ernünftigen Sßal^I beS ^5d(|ften SSefenS entl^alten müßten; benn eben

154 SBetDeuSgrunb au einet 2)emonfiratbn bed S)afeiTtiS @ottei$.

biefed ol&erfte SBefen entl^ält ben legten ®runb aller biefer 3ß5gli(l^feit, in koeld^er alfo niemals etmoS anberS, atö toaS mit intern Urfyrunge l^ar« monirt, lann angutreffen fein.

&8 ift aud^ biefer Aber aM aRSglid^e unb äßirflid^e enoeiterte Se^ griff ber göttlid^en StUgenugfamleit ein Diel richtigerer SluSbrud, bie 5 größte SSoUIommenl^eit biefeS äSefenS gu begeid^nen, ald ber beS Unenb» liefen, beffen man ftd^ gemeiniglid^ bebient. 3)enn ob man biefen le^tern gmar auslegen lann, mie man mill, fo ifi er feiner eigentlid^en 93ebeutung nad^ bod^ offenbar matl^ematifd^. @r begei<^net bad SSerl^ältni^ einer ©röge gu einer anbem als bem 3Rage, meld^eS SSerl^ältnig größer i{l ald 10 alle 3al^l. Siatitx in bem etgentlid^en SBortDerftanbe bie göttliche @rfennt« nig unenblid^ l^eigen toürbe, in fo fern fte Dergleid^ungSmeife gegen irgenb eine angeblid^e anbete @rfenntnig ein SSerl^ältni^ l^at, melc^eS alle mög» lid^e 3a^l überfteigt. S)a nun eine fold^e SSergleid^ung g5ttUd^e äSeftim« mungen mit benen ber erfd^affenen 3)inge in eine ©leid^artigfeit, bie man 15 nid^t mol^l bel^aupten fann, Derfe^t unb überbem baS, toaS man baburd^ loill, nämlid^ ben unDerringerten ä3e{i^ Don aller SSoKIommenl^eit, nid^t gerabe gu Derftel^en giebt, fo finbet jtd^ bagegen aKeS, koaS man l^iebei gu beulen Dermag, in bem SluSbtudte ber Slllgenugfamfeit beifammen. 3)ie Benennung ber Unenblid^Ieit ift gleid^mol^l fd^5n unb eigentlid^ äftl^etifd^. ao 3)ie Srmeiterung über alle S^l^lb^g^ffe rül^tt unb fe^t bie @eele butd^ eine gemiffe SSetlegenl^eit in Stftaunen. 3)agegen ift ber SluSbrudF, ben mir empfehlen, ber logif<^en SRid^tigteit mel^r angemeffen.

Dritte Slbt^citoö,

aaSorin bärgetl^an toirb: ha% au^er bcm auggefül^rten ^tmii- grunbe fein anbercr ju einer S)emonftration oom S)afein

@otteS möglid^ fei«

5 1.

@int]^eilung aller m5gli(!^en SetoeiSgränbe Dom 3)afein

©otted.

S)ie Uberjeugung Don ber großen äßal^rl^eit: tS ift ein ®ott, menn {ie ben l^öc^ften ®rab mat]^emati[<^er ©emi^l^eit l^aben foK, l^at biefeS

10 Signe: ba^ {ie nur burd^ einen eingigen SBeg lann erlangt toerben, unb giebt biefer Setrat^tung ben SSorjug, bag bte pl^ilofopl^ifd^e Semfil^ungen {ic^ bei einem einzigen Semeidgrunbe Dereinigen muffen, um bie f^e^Ier, bie in ber SluiSfül^rung beffelben m5d^ten eingelaufen fein, Dielmel^r gu Derbeffern ald il^n gu Denoerfen, fo balb man äbergeugt ift, bag feine SSal^l

15 unter mel^r bergleid^en mSgltd^ fei.

Um biefeS bargutl^un, fo erinnere {(!^, ba^ man bie f^orberung nid^t aus ben Slugen Derlieren muffe, meldte eigentlid^ gu erfuKen ift: nämlid^ nid^t bad S)afein einer fel^r großen unb fel^r DoUIommenen erften Urfad^e, fonbern beiS aller^5d^ften äSefenS, nid^t bie Sjrifteng Don einem ober mel^«

so reren berfelben, fonbern Don einem eingigen unb biefeS ntd^t burd^ bloge ©rünbe ber Sßa^rfd^einlid^Ieit, fonbern mit matl^emattfd^er (Soibeng gu bemeifen.

JlKe Semeidgrunbe für bad 3)afein ©otteS tonnen nur entmeber auiS ben SSerftanbdbegriffen btS bloiS SRdglid^en, ober au8 bem Srfal^rungd^

156 ^Bekoetögnmb au einer Semonfhotion M ^afeind (BotieiB.

begriffe bes (Bj^fHxtnim, l^ergenommen »erben, ^n bem erfleren f^alle loirb entoeber t)on bem SRögUd^en als einem ®runbe auf baS S)afein ®otteS als eine f^olge, ober aus bem SRöglid^en als einer f^olge auf bie göttlid^e @;riftens als einen ©runb gefd^loffen. ^m gtoeiten f^alle koirb mieberum entkoeber aus bemjenigen, beffen S)a[ein toir erfal^ren, bloS auf bie ßjtifieng einer erfien unb unabl^ängigen Urfa(!^e, Dermitteljl ber Serglieberung biefeS SegriffS aber auf bie g5ttlid^e (Sigenfd^aften berfel* ben geft^loffen, ober eS toerben auS bem, maS bie Srfal^rung leiert, fomol^l baS 3)afein als aud^ bieSigenfd^aften beffelben unmittelbar gefolgert.

2. 10

Prüfung ber SetoeiSgränbe ber erfien Slrt.

äßenn auS bem Segriffe beS bloS SRöglid^en als einem ©runbe baS 3)afein als eine Srolgerung foll gefd^loffen merben, fo mu^ burd^ bie Serglieberung biefeS SegriffeS bie gebadete (Sjrifteng barin tonnen ange« troffen merben; benn eS giebt feine anbere Ableitung einer f^olge auS is einem Segriffe beS 3R5glid^en als burd^ bie logifd^e Sluflöfung. SlSbann mügte aber baS S)afein mie ein $r&bicat in bem 3R5glid^en entl^alten fein. 3)a biefeS nun nad^ ber erften 93etra(^tung ber erften abtl^eilung nimmer^» mel^r ftatt finbet, fo erl^ellt: bag ein äSemeiS ber äßal^rl^eit, Don ber toir reben, auf bie ertodl^nte Slrt unmoglid^ fei. 20

3nbef[en ^aben mir einen berül^mten 93etoeiS, ber auf biefen ®runb erbauet ift, n&mlid^ ben fo genannten Sartefianif d^en. 3Ran erbenit {td^ iuoörberft einen 93egriff oon einem möglid^en 3)inge, in toeld^em man aOe toal^re SSoUfommen^eit fid^ vereinbart oorftellt. 9lun nimmt man an, baS 5Dafein fei aud^ eine SSoUIommenl^eit ber S)inge; alfo fd^liegt man auS as ber SRöglid^feit eines oollfommenften SBefenS auf feine @;riftenj. @ben fo lönnte man auS bem Segrtffe einer (eben @a(^e, toeld^e aud^ nur als bie ooHtommenfte il^rer Slrt oorgejleUt mirb, j. @. barauS allein fd^on, ba^ eine ooUIommenfte SBelt gu gebenfen ift, auf il^r 3)afein fd^lie^en. hinein ol^ne mid^ in eine umftänblic^e SS^iberlegung biefeS SemeifeS eingulaffen, so meldte man fd^on bei anbern antrifft, fo begiel^e id^ mic^ nur auf baS« jenige, loaS im Slnfange biefeS äßerlS ift erll&rt koorben, bag ndmlid^ baS S)afein gar {ein $r&bicat, mitl^in aud^ fein $r&bicat ber SSoIIIommen« ^eit fei, unb bal^er aus einer @rlldrung, meldte eine miUfitrlid^e SSereim barung oerfd^iebener ^r&bicate entl^dlt, um ben 93egriff oon irgenb einem 35

8. Kbt^. 2)og fein onberer Setoeidgrunb m5glid^ fei. 157

m5glt(!^en S)inge au8 }u ma^en, ntmmermel^r auf bai 3)afein biefeS S)inged unb folglii!^ au(!^ ni^t auf baS S)afein ©otteS I5nne gefd^Ioffen »erben.

S)a8egen ifi ber Sd^Iug Don ben 3Rögltd^I^iten ber S^inge als folgen

5 auf baS S)afein ®otte8 ald einen ®runb Don gang anbrer S(rt. $ter mirb unterfu^t, ob ni^t bagu, bag ehoaS möglt(!^ fei, irgenb eitoaS 6]ci{liren« befi Doraudgefe^t fein mflffe, unb ob badienige S)afein, ol^ne loel^eS felbjl leine innere 3R5glt$feit j)att finbet, nic^t fold^e Sigenfd^aften entl^alte, ate tt)ir gufammen in bem Segrlffe ber ©ottl^eit Derbinben. 3n biefem

10 f^alle ift guDorberft Kar, bag id^ nid^t auS ber bebtngten ^RögU^feit auf ein 3)afein fd^Iiegen ISnne, koenn iij nid^t bie (Sjrifteng beffen, xoaS nur unter geioiffen 93ebingungen rniQüä^ ift, DorauSfeie, benn bie bebingte 3R5gU(^fett giebt lebigUd^ gu Derftel^en, bag etmaS nur in getoiffen 93er« Infl))fungen e;tißiren fönne, unb baS S)afein ber Urfad^e koirb nur in fo

15 fem bargetl^an, aU bie $oIge ejaftirt, l^ier aber foK fte nid^t anS bem Sia* fein berfelben gefd^loffen koerben, bal^er ein fold^er Seioeid nur auS ber innem 9RögIit^feit gefül^rt koerben fann, koofern er gar ftatt finbet. $er« ner koirb man gekoal^r, bag er auS ber abfoluten 9R5gIit^Ieit aller S>inge äber]^au))t entfpringen mäffe. S)enn ei ifi nur bie innere 3R5gIid^Ieit

30 felbfi, Don ber erlannt koerben foK, bag fie irgenb ein S)afein oorauS fe^e, unb nid^t bie befonbere $r&bicate, baburd^ {id^ ein SRögli^eS Don bem anbem unterfd^eibet; benn ber Unterfd^ieb ber $r&bicote finbet aud^ beim blo« 9}5glid^en ftatt unb begei(!^net niemals etkoaS (SjriftirenbeS. S>em« nad^ kofirbe auf bie enodl^nte 9lrt aud ber innern 9Rdglid^Ieit alles S)enf«

25 litten ein göttli(^ed S)af ein mfiffen gefolgert koerben. S)ag biefeS geft^el^en fönne, ift in ber gangen erften flbtl^eilung biefed 3Ser!S gekoiefen koorben.

3.

Prüfung ber SekoeiSgrfinbe ber gkoeiten Slrt.

S)er 93ekoeid, ba man aus ben (Srfal^rungdbegriffen Don bem, koaS so ba ift, auf bie @]ri{leng einer erften unb unabl^ängigen Urfad^e nad^ ben 9fiegeln ber Saufalfc^Iflffe, aud biefer aber burd^ logifd^e Serglieberung beS Segriffes auf bie ßigenfd^aften berfelben, koeld^e eine ©ottl^eit be« gei^nen, fommen koill, ift berfil^mt unb Domel^mlid^ bur(^ bie Sd^ule ber Solffif d^en ^l^ilofopl^en fel^r in Slnfel^en gebrad^t koorben, allein er ift u gleid^iDol^l gang unmbglid^. S(^ r&ume eiUi bag bis gu bem 6a)^e: loenn

158 8e»ei^ntnb au einer 2)emonflTaiion be< 5S)afehiiS Ootted.

etmad ba ift, fo ejrifiirt aud^ etkoaS, toad üon feinem anbern S>tnQe ab^&ngt, afleS regelm&^ig gefolgert fei, id^ gebe alfo gu, bog bad S)afein irgenb eined ober mel^rer S)inge, bie toeiter leine SBirtungen Don einem anbern {inb, tool^I enotefen barliege. 9lun ifi ber gleite Sd^ritt gu bem 6a^e, bag biefed nnabl^&ngige S)ing fd^Ied^terbingd notl^* 5 loenbig fei, fd^on Diel toeniger guDerldffig, ba er Dermittelfl befi @a^ed Dom gureid^enben ®runbe, ber nod^ immer angefod^ten koirb, gefül^rt mx^ ben mug; allein i(^ trage fein Sebenfen aud^ bis fo meit aUed gu unter« f(^reiben. @d e;tiftirt bemnad^ etmaS f^Ied^terbingd notl^ioenbiger SBeife. 8ud biefem Segriffe bed abfolut not^menbigen 9Befen8 foUen nun feine 10 ßigenfd^aften ber l^dc^flen SoUfommen^eit unb ßinl^eit l^rgeleitet »erben. S>er Segriff ber abfoluten Slotl^koenbigfeit aber, ber l^ier gum ®runbe liegt, fann auf gtoiefa^e Slrt genommen merben, tote in ber erften 8b» tl^eilung gegeigt V(t. 3n ber erften Slrt, ba'fte bie logifd^e Stotl^toenbigfeit oon uns genannt morben, mägte gegeigt n)erben: bag bad (Segent^il be$« 15 fentgen S)inged fid^ felbft miberfpre^e, in toeld^em aDe SoUfommenl^eit ober Stealität angutreffen, unb alfo baSienige SBefen eingig unb alletn fd^lec^terbingd notl^koenbig im S)afein fei, beffen $räbicate aDe mal^r« l^aftig befallen b ftnb. Unb ba aud eben berfelben burd^gdngigen SSerein« barung aUer Stealitdt in einem SBefen foll gefc^loffen loerben, bag ed ein 30 eingiged fei, fo ift flar, bag bie ß^tglieberung ber Segriffe beiS 9lot]^« menbigen auf folc^en Orünben berufen toerbe, na(^ benen id^ anä) umge« feiert mfiffe f erliegen fönnen: koorin afle Süealitdit ift, baS e;tiftirt not^«^ n)enbiger äßeife. 9tun ift ni(^t aSein biefe @(^lugart nad^ ber Dorigen Stummer unm5glid^, fonbern ed ift infonberl^eit merfmürbig, bag auf biefe 25 9rt ber SemeiiS gar ni(^t auf ben ßrfal^rungSbegriff, ber gang, ol^ne il^n gu braud^en, DorauS gefegt ift, erbauet loirb, fonbern eben fo mie ber &ir« tefianifd^e lebiglic^ auf Segriffe, in loeld^en man in ber Sbentitdt ober bem äßiberftreit ber ^rdbicate iaS 3)afein eines äBefenS gu finben oer« meint.*) so

*) S)iefe« ifl ba9 Sornel^mfle, »orauf id^ l^ier oudgel^e. SBenn id^ bie 9li>tb« »enbigfeit eined 93egrtffeiS barin fe^e, bai fid^ ha9 (i^egentl^eil wiberforid^t, unb alö« bann bel^aupte, ba$ Unenblid^e fei f 0 befd^affen, fo mar eiS gang unn5t^ig bie (i^^ifleng bed notl^menbigen äßefend ooraud au fe^en, inbem fie fd^on au9 bem ^Begriffe bei UnenbUd^en folgt. 3a iene Dorangefd^icfte C^iifieng ifi in bem fdttot\\e felbft DöUig S5 mftgig. ^enn ba in bem Fortgang beffelben ber S3egrtff ber ^Rotl^menbigfeit unb UnenbUd^feit aU fDe^felbegriffe angefe^en merben« fo »irb »irflid^ barum ou« ber

3. m^. 2)d| fein cmberer SBe»etiSgtunb mdgli^ fet. 159

@d ift meine S(b{i$t ntd^t, bie Semeife felber ju gergliebern, bie man biefer 3Retl^obe gemd^ bei Derfd^tebenen antrifft. (SS ifl leidet il^re %e\)U fd^Ififfe aufgubeden, unb biefeS i{l au(!^ fd^on gum Sil^eil Don anbern ge^ f^el^en. 3nbef[en ba man glei^iool^l no(!^ immer l^offen fönnte, bag il^rem 5 ^el^Ier burc^ einige SSerbefferungen abgul^elfen fet, fo erjtel^t man aud unferer Setrad^tung, bag, eS mag aud^ au8 il^nen loerben, toaS ba moUe, fie bo(^ niemals etmaS anberS als @d^lüffe aud Gegriffen möglid^er S)inge, nid^t aber aud @rfa]^rung merben tonnen unb alfo allenfalls ben Seioeifen ber erften Slrt beigugdl^len jtnb.

10 9BaS nun ben gmeiten SemeiS Don berfenigen Slrt anlangt, ba auS ßrfal^rungSbegriffen t)on e;ciftirenben S)ingen auf baS S>afein ©otteS unb gttgleid^ feine Sigenfd^aften gefd^loffen toirb, fo Derl^&lt eS fid^ l^iemit gang anberS. 3)tefer SemeiS i{l nid^t allein möglid^, fonbern aud^ auf alle Sßeife mfirbig burd^ Dereinigte Semfil^ungen gur gel^Srigen SBoKIommenl^eit ge«

» brad^t gu merben. 3)ie 3)inge ber äSelt, meldte fid^ unfern ©innen offen« baren, geigen fomol^l beutlic^e SRerhnale il^rer Sufdlltgfeit, als aui^ bur(^ bie (Sröge, bie Drbnung unb gmedmfi^ige Slnftalten, bie man aOentl^alben gekoal^r mirb, SemeiStpmer eines Dernänftigen Url^eberS Don groger SBeiSl^eit, SRac^t unb ®fite. S)ie groge (Sinl^eit in einem fo meitläuftigen

so Gängen l&gt abnel^men, bag nur ein eingiger Url^eber aller biefer S>inge fei, unb »enn gleid^ in allen biefen Sc^lüffen feine geometrifd^e Strenge ^erDorblicft, fo entl^alten fie boc^ unftrittig fo oiel Sdad^brud, bag jte einen feben SSemünftigen nad^ Siegeln, bie ber natürlid^e gefunbe Serftanb be« folgt, feinen Slugenblid l^ierüber im S^oeifel laffen.

35

4.

6S finb fiberl^aupt nur gkoet äSemeife Dom S)afein ©otteS

möglic^.

SluS allen biefen Seurtl^eilungen ift gu erfel^en: bag, loenn man auS

^Begriffen möglid^er 3)inge fc^liegen koill, fein anber Slrgument ffir baS

30 S)afein ©otteS möglid^ fei, als baSfenige, too felbft bie innere SRöglid^feit

aller S>inge als etmaS angefel^n loirb, toaS irgenb ein S)afein DorauS«

fe^t, mie eS oon uns in ber erften ^btl^eilung biefeS äßerfs gefd^el^en ifi.

C^rfiena bed 9lot]^ioenbigen auf bie llnenbli(^feit gefd^loffen, meil ba& UnenbU^e (unb a»ar allein) not^menbig e^iftirt.

160 9etodd0nntb au einer S>emon{hation bed S)Qfeind 9otM.

Smglei^en erl^ellt, bag, loenn Don bem, koaS unS (Srfal^rung Don ejrifiU renben S>tngen lel^rt, ber Sd^Iug gu eben berfelben SBal^rl^eit foB l^tnauf ftetgen, berlBekoeid nur burd^ bte in ben S)lngen ber SBelt »al^rgenommene Stgenfd^aften unb bie guf&IIige Snorbnung beS Seltgangen auf haS Sia^ fein fomol^l ald aud^ bie Sefc^affenl^eit ber oberflen Urfac^e lann geffil^rt 6 loerben. SRan erlaube mir, bog i$ ben erften Seioeid ben ontoIogif(6en, ben gkoeiten aber ben loSmoIogifc^en nenne.

S)tefer loemologifc^e Seioeid ift, loie mid^ bünft, fo alt mie bie menfd^Iid^e Sernunft. @r ift fo natfirlid^, fo einnel^menb unb erweitert fein Kad^benfen au$ fo fel^r mit bem Sortgang unferer (Sinjid^ten, bag lo er fo lange bauren mug, atö eS irgenb ein vernünftig ©ef^opf geben mirb, toelc^ed an ber eblen Setra^tung S^etl gu nel^men tt)ünf<^t, (Sott au8 feinen äBerfen gu erlennen. S)er]^amd, Slteuioent^td unb Dieler anbe« rer Semül^ungen l^aben ber menf^Ud^en Semunft in biefer Sbfic^t @l^re gemacht, obgleich bidmeilen Diel (SiteUeit mit untergelaufen ift, allerlei is pl^^ftf^en Sinftd^ten ober aud^ ^irngefpinften burd^ bie Sofung bed 9te» ligiondeiferS ein el^noürbtg Slnfe^en gu geben. Sei aller biefer SSortreff» Uc^Ieit ifi biefe SemeiiSart boc^ immer ber matl^ematif^en @etoig]^eit unb ©enauigfeit unffil^ig. 9Ran loirb iebergeit nur auf irgenb einen unbegreif* lid^ großen Url^eber beSj[enigen ©angen, koad fid^ unfern Sinnen barbietet, so fd^liegen I5nnen, nid^t aber auf bad S>afein beS DoDfommenfien unter allen möglid^en Sßefen. @iS loirb bie grbgte Sßal^rfd^einlid^feit Don ber äSelt fein, ba^ nur ein einiger erfter Url^eber fei, aUein biefer Ubergeu« gung mirb Diel an ber Sludfül^rlid^Ieit, bie ber fredifften ßtoeifelfud^t tro^t, ermangeln. Siai mad^t: loir tonnen nid^t auf mel^r ober größere (Sigen^ n fd^aften in ber Urfac^e fd^liegen, als kotr gerabe nötl^ig finben, um ben ®rab unb Sefc^affen^eit ber äßirlungen barauiS gu Derftel^en; loenn mir nämlid^ Don bem 3)afein biefer Urfac^e feinen anbem 8lnla^ gu urtl^eilen l^aben, als ben, fo uns bie 9ßir!ungen geben. 9lun erfennen loir Diel äSoIlfommenl^eit, ®r5ge unb Drbnung in ber Sßelt unb I5nnen barauS so nichts mel^r mit logifd^er @d^ärfe fd^liegen, als bag bie Urfad^e berfelben Diel SSerftanb, 3Rad^t unb ®üte be^^en muffe, feineStoegeS aber bag fie alles miffe, oermoge k. :c. @S ift ein unermeßliches ®ange, in meld^em n)ir Sinl^eit unb burc^gdngige SSerbtfipfung ma^rnel^men, unb mir fönnen mit großem ©runbe barauS ermeffen, baß ein einiger Url^eber beffelben » fei. SUein mir mfiffen unS bef (Reiben, baß mir nid^t alles Srfd^affene lennen, unb bal^er urtl^eilen, baß, maS uns belannt ift, nur einen Ur«

3. Kbt^. Sag fein onberet IBetoeiiSgrunb mJ^qli^ fei. 161

^eber bilden laffe, morauS mir Dennutl^en, kooS unS aud^ nid^t betannt ifl, »erbe eben fo beu)anbt [ein; toel^eS su)ar fel^r Dernfinftig gebadet ift, aber n{(!^t ftrenge fd^Iiegt.

Wogegen koofern »ir unS nic^t gu fel^r fc^meid^eln, fo fd^eint unfer 5 entiDorfener ontologifd^e SetteiS berfenigen @(^&rfe fällig }u fein, bie man in einer 3)emonftrat{on forbert. ^nbeffen menn bie i^rage märe, melc^er benn überl^aupt unter beiben ber bejle fei, fo lofirbe man ant« iDorten: fo balb ed auf logifc^e @enauigfeit unb SSoUft&nbigfeit anlommt, fo ijl tS ber ontologifc^e, oerlangt man aber f^a^Ii(^leit ffir ben ge« 10 meinen ri^tigen 93egriff, Sebl^aftigleit beS (Sinbrudtd, @(^önbeit unb 93e< toegfraft auf bie moralifd^e Sriebfebern ber menfc^Iid^en 9latur, fo ift bem todmologifd^en Semeife ber SBorgug gugugeftel^en. Unb ba ed ol^ne 3n)eifel oon mel^r Sr^eblic^feit ift, ben Sßenfc^en mit l^ol^en Smpfinbun« gen, bie frud^tbar an ebler Sl^ätigleit finb, gu beleben, inbem man gu« 15 gleid^ ben gefunben SBerftanb ftbergeugt, als mit forgf&Itig abgezogenen Sernunftfd^Iüffen }u untermeifen, baburc^ ba^ ber feinern @pecuIation ein ®nfige getl^an toirb, fo ift, »enn man aufrichtig oerfal^ren toill, bem befannten loSmoIogifd^en Setoeife ber SSorgug ber allgemeinem 9lu|^bar« teit nic^t abjufpred^en.

20 (Sd ift bemnac^ tein f c^meid^Ierifd^er ftunftgriff , ber um fremben Sei« fall bul^lt, fonbem Sufrid^tigfeit, koenn id^ einer fold^en üuiSfftl^rung ber koi^tigen Srtenninig Don®ott unb feinen Sigenfcl^aften, aldäteimarud in feinem Suc^e Don ber natfirlid^en Steligion liefert, ben SSorgug ber ülu^barfeit gerne einräume aber einen ieben anbern Sekoeid, in meltbem

25 mel^r auf logifd^e @(^drfe gefeiten loorben, unb Aber ben meinigen. S)enn ol^ne ben SBertl^ biefer unb anberer @d^riften biefeS 3Ranned in &xxoä» gung }u giel^en, ber l^auptfdd^Ud^ in einem ungefunftelten (äebraud^e einer gefunben unb fc^bnen Sernunft befleißt, fo l^aben berglei<^en ®rfinbe mir!« lid^ eine gro^e SBemeiSiraft unb erregen mel^r Slnfc^auung atö bie logifc^

so abgezogene Segriffe, obgleich bie le^tere ben ®egenftanb genauer gu \>tx^ ftel^en geben.

Oletc^mol^I ba ein forfd^enber SSerflanb, loenn er einmal auf bie

@pur ber Unterfuc^ung geratl^en ift, nid^t el^er befriebigt mirb, ald bis

alled um il^n lid^t i{l unb bis fic^, »enn id^ mic^ fo audbrüdten barf, ber

35 Str'slf ber feine f^age umgrengt, völlig fd^liegt, fo U)irb niemanb eine

Semü^ung, bie mie bie gegenm&rtige auf bie logifd^e ©enauigleit in

itant'l et^riftcn. IBerrc IL H

162 8eiDetdgrunb au einer ^emotifirotion beö S^afeind &oite9.

einem fo fel^r »idötigen 6rlenntntffe Deraanbt ifl, für unnü^ unb über» flüfftg l^alten, Dorne^mlid^ meil eiS Diele ^dDe giebt, ba o^ne foli^e @org» falt bie SlntDenbung feiner SSegriffe unftd^er unb jmeifel^aft bleiben ©ürbe.

5. 6

6fS ifl nid^t mel^r aU eine etngige S)emonftration t)om S)afein ®otted möglidbr toooon ber Semeidgrunb oben

gegeben morben.

Sind bem biSl^erigen erl^eUt: bag unter ben t)ier erbentlic^en SemeiS» grünben, bie koir auf jmei ^auptarten gebrad^t ^aben, ber ßarteftantfd^e lo fomo^l, aU ber, fo auiS bem @rfa]^rungdbegriffe Dom S)afein oermittelft ber Suflöfung beiS S3egriffed oon einem unab^ngigen 3)inge gefül^rt loorben, folfd^ unb g&ngli(^ unmöglid^ feien, baiS t[t, ba^ fte ni(^t etroa mit feiner gel^origen ©d^firfe, fonbern gar nic^t bettcifen. ift ferner gejeigt n)orben, bag ber Semeis aud ben @igenf(^aften ber S)inge ber is SBelt auf baö 3)afein unb bie 6igenfd)aften ber ©ottl^eit ju fd^liefeen einen tüd^tigen unb fe(|r fd^5nen SemetiSgrunb entl^alte, nur bag er nimmermel^r ber ©d^ärfe einer ©emonftration fdl^ig tft. SRun bleibt nid^ts übrig, a(d ba^ entmeber gar fein [trenger SemeiS l^ieoon moglid^ fei, ober bag er auf bemienigen Semeidgrunbe berul^en muffe, ben mir 20 oben angegeigt ^aben. S)a oon ber SRögUd^feit eineiS Semeifed fd^Ied^tl^in bie Siebe ift, fo mirb niemanb baS erftere behaupten, unb bie i^olge fdllt bemienigen gem&g a\x^, xoa^ mir angezeigt l^aben. 6d ift nur ein ®ott unb nur ein SemeiSgrunb, burd^ meldten eiS möglid^ ift, fein 3)afein mit ber Sßal^rnel^mung berj[entgen 9lott|menbigfeit einjufel^en, bie f<^Ied^ter< 25 bingd aUeS ©egentl^eil oernid^tigt: ein Urt^eil, barauf felbft bie Se- fd^affenl^eit bt^ @egenftanbeS unmittelbar fül^ren fönnte. Sllle anbere S)inge, meldte irgenb ba ftnb, tonnten aud^ nid^t fein. 3)ie @rfal^rung oon gufaDigen Saugen fann bemnad^ feinen tüchtigen SemeiSgrunb ab« geben, bai S)afein beiSjenigen baraud gu erfennen, oon bem t^ unmöglich 30 ift, bafe er nid^t fei. 9lur lebigUc^ barin, bafe bie Verneinung ber gött« U^en @;rifteng oollig 3l\6itö ift, liegt ber Unterfc^ieb feine« 3)afeind oon anberer ©inge il^rem. ©ie innere SRoglid^feit, bie SBefen ber 3)inge jtnb nun ba^ienige, beffen Suf^ebung alled ^enflic^e oertilgt. Sterin mirb

3. m^. lS)ag fein anbetet IBekoeidgtunb mdgll^ fei. 163

alfo baS eigene 3RerImaI Don bem 3)afetn beS Sßefend aller SSefen be« fielen, hierin fud^t ben Seioetötl^um, unb mnn il^r il^n nid^t bafelbft angutreffen Dermeint, fo fd^Iaget euc^ Don biefem ungebahnten ^ugfteige auf bie gro^e ^eeredflra^e ber menfd^Iic^en äSernunft. @8 1{1 burd^aud nötl^ig, ba| man {id^ Dom S)afein ®otted fibergeuge; ifi aber nid^t eben fo nötl^ig, bag man ed bemonflrire.

(Snbe.

!!•

tX (Vi ^

6er neflatit)en ^ro^en

in bie 2Bett)pet«liett (injnfiUireit

wm

M* Srnmaimd Hant.

^oxxtbt

S)er (Sthxauä), ben man in ber SBeltmeiSl^eit t)on ber äßatl^emotil machen lann, beftel^t entmeber in ber ^lad^ol^mung il^rer äJtet^obe, ober in ber loirflid^en Snmenbung t^rer @d^e <iuf bie ©egenft&nbe ber $^iIo« 5 fopl^ie. SRon fel^t nict)t, bag ber erftere bis bal^er t)on einigem 9lu^en gemefen fei, fo großen SBortl^eil man ftd) aud^ anf&nglid^ baoon t)erfprad^; unb es ftnb auc^ anm&{)lic^ bie Dlelbebeutenbe (S^rennamen meggefallen, mit benen man bie p]^iIo[o|)l^ifc^e @ä^e aud @iferfu(^t gegen bie ®eo« metrie auiSfd^mfidte, iDeil man befd^eibentlid^ einfal^: bag eS nid^t mol^I

10 ftel^e in mittelmfigigen Umft&nben tro^ig gn tl^nn unb baS befc^merlid^e non liquet allem biefem ©epr&nge leineSmeged meid^en mollte.

S)er jmeite ©ebraud^ ift bagegen für bie Stl^eile ber SßelttoeiSl^eit, bie er betroffen l^at, befto oortl^eiH^after gemorben, meldte baburd), ba^ pe bie Seigren ber SRatl^ematil in il^ren 9lu^en t)ermanbteni ftd^ ju einer

15 $5l^e gefd^ioungen l^aben, barauf fie fonft feinen 9[nf|)ntd^ l^ätten mad^en tonnen. @iS ftnb biefed aber aut^ nur bie gur ^taturlel^re gel^örige @in« ftd^ten, man mügte benn etma bie Sogt! ber Srmartungen in ©lüddf&llen auc^ gur SBelttoeiSl^eit gäl^len mollen. SSad bie 3Reta))]^t)ftt anlangt, fo l^ot biefe SBiffenfd^aft, anftatt fidö einige oon ben Gegriffen ober Seigren

20 ber SRatl^ematil gu 9lu^e gu mad^en, oielmel^r ftc^ öfters miber fte be« maffnet, unb mo fie DieKeid^t fidlere ®runblagen ^&tte entlel^nen lönnen, um i^re Setrad^tungen barauf gu grünben, fielet man fie bemül^t, auS ben Gegriffen bed äßatl^ematiterS nichts aU feine @rbid^tungen gu mad^en, bie au^er feinem f^elbe toenig SBal^reS an fid^ l^aben. SRan fann leidet

25 erratl^en, auf »eld^er ©eite ber SSortl^eil fein toerbe in bem Streite gtoeier

168 Serfu4, ben SBedtiff bn negaHoen ®rö^en In bie 9SeIt»ei«^it einaufü^ren.

SBiffenfd^aften, beten bie eine alle iniSgefammt an ®etDi|]^eit unb S>eut« Ud^jfeit übertrifft, bie anbere aber fid^ aDererft beftrebt baju ju gelangen.

S)ie SRetapl^^ftl fuc^t 3. @. bie 9latur beS Slaumed unb ben oberften ®runb gu finben, baraud ftd^ beffen StögU^Ieit Derfiel^en Ifigt. 9lun lann mol^l l^iegu nid^tS bel^ülflii^er fein, als koenn man guDerl&ffig enoiefene 5 S)ata irgenb »ol^er entlel^nen lann. um fie in [einer Setra^tung gum ®runbe gu legen. S>ie ©eometrie liefert bereu einige, tteld^e bie äuge« meinften (Sigenfd^aften bed StaumeS betreffen, g. 6. bag ber Staum gar nid^t aud einfad^en Steilen beftel^e; aUein man gel^t fie Dorbei unb fe^t fein Sutrauen lebiglidi) auf bad gtoeibeutige SetDugtfein biefeiS SegriffS, 10 inbem man il^n auf eine gang abflracte 9[rt benft. Senn bann bie @peculation nad^ biefem SSerfal^ren mit ben @fi^en ber SRatl^ematit nid^t flbereinftimmen xoiVi, fo fud^t man feinen erffinftelten 99egriff burd^ ben Sonourf gu retten, ben man biefer SBiffenfd^aft mac^t, ald loenn bie Se« griffe, bie fie gum ©runbe legt, nid^t Don ber maleren 9latur beS 9laume8 15 abgegogen, fonbern midliirlid^ erfonnen morben. S)ie matl^ematifc^e 9e« trad^tung ber Semegung, Derbunben mit ber (Srienntnig bed 9taumed, geben gleid^er ®eftalt \>xü S>ata an bie $anb, um bie metapl^^fifd^e 9e« trad^tung Don ber S^xt in bem ©leife ber äSal^rl^eit gu erl^alten. S)er be« rfil^mte^err 6uler l^at l^iegu unteranbern einige Seranlaffung gegeben,*) so aUein eiS fd^eint bequemer, ftd^ in finftern unb ferner gu prfifenben 9b« ftractionen aufgul^alten, als mit einer SBiffenfd^aft in SSerbinbung gu treten, toeld^e nur an Derftdnblid^en unb augenfd^einlid^en Sinfid^ten 3:]^eil nimmt.

S)er Segriff beS unenblid^ i(Ieinen, barauf bie SRatl^ematil fo öftern 25 l^inauS lommt, mirb mit einer angemaßten S)reifligfeit fo gerabe gu ald erbid^tet oerttorfen, anftatt ba| man el^er Dermutl^en foOte, bag man nod^ nid^t genug buDon Derft&nbe, um ein Urtl^eil barfiber gu fdllen. S)ie 9latur felbft fd^eint gleic^mo^l ni(^t unbeutU^e Seu)eidtpmer an bie $anb gu geben, ba| biefer Segriff fel^r loal^r fei. S>enn loenn ed j(r&fte 30 giebt, meldte eine 3^it l^inburd^ continuirlid^ tt)irlen, um Setoegungen l^eroorgubringen, U)ie allem Slnfel^en nad^ bie @d^tt)ere ift, fo muß bie Jhaft, bie fie im Slnfangeaugenbltde ober in Sftul^e ausübt, gegen bie, meldte fie in einer 3^tt mittl^eilt, unenbli^ Hein fein. @d ift fetter, id^ geftel^e eS, in bie 9latur biefer Segriffe l^ineingubringen; aber biefe

*) Histoire de l'Acad. Royale des sc. et belies lettr. l'ann. 1748.

»orrebc. 169

Sd^mierigfeit fann aUenfaUS nur bte Sel^utfamfeit unfid^erer Ser« mutl^ungen, aber ntd^t entjd^eibenbe SuSfprftd^e ber Unm5glid^feit red^t« fertigen.

3d^ l^abe fAr {e^t bte abfld^t, einen Segriff, ber in ber ÜRatl^ematit

5 befannt genug, allein ber SSelttoeidl^eit nod^ fel^r frembe ifi, in SBejiel^ung auf biefe gu betrachten. @d finb biefe Setrad^tungen nur Heine Snf&nge, n)ie tS gu gefc^e^en pf(egt, loenn man neue Sudftc^ten eröffnen loiD, allein fie tbnnen ))ieDei(^t gu loid^tigen f^olgen 9nla^ geben. Sud ber SSerab» j&umung bed Segriffd ber negati))en ®ri6en finb eine 9Renge wn gfel^Iern

10 ober aud^ SRigbeutungen ber SReinungen anberer in ber SSeltweidl^eit entfprungen. SSenn e8 g. @. bem berftl^mten Ferren S). 6rufiu8 beliebt l^&tte, fid^ ben @inn ber SRat^ematiter bei biefem ^Begriffe befannt gu mad^en, fo »firbe er bte Sergleic^ung htS 3tmton nid^t bid gur 9e« »unberung falfd^ gefunben l^aben*), ber bie angiel^enbe ^raft, loeld^e in

15 ))erme^rter SBeite, bod^ na^e bei ben Jtirpern, nad^ unb naC^n (ine gu« rfldftogenbe ausartet, mit ben Sieil^en ))ergleid^t, in benen ba, »o bie po^tlüt (Srbgen aufl^&ren, bie negative anfangen. S)enn ti finb bie nega« ti))e ®r5gen nid^t 9{egationen ))on ®rbgen, »ie bie ä§nlid^teit beS SuS« brudS i§n l^at Dermutl^en laffen, fonbem ttxoaS an fic^ felbft »al^r^aftig

20 fJofitiDed, nur maS bem anbem entgegengefe^t ift. Unb fo ift bie nega« tit>e 9ngie§ung nid^t bie älul^e, »ie er bafflr ^dlt, fonbem bie »a^re ßu« rfidtftogung.

S)od^ id^ fd^reite gur Übl^anblung felbfi, um gu geigen, loeld^e Km loenbung biefer Segriff äber]^au))t in ber SBelttoeiiSl^eit §aben tonne.

95 ^ (Enifiu« fflataxl 2. Z:^. § 295.

S)er Segriff ber negattoen ®r5gen ift in ber SRat^ematit lange im (Bebraud^ geioefen unb bafelbft aud^ Don ber dugerften (Srl^eblid^teit. 3n« beffen ift bie SorfteHung, bie fid^ bie me§rfte baDon mad^ten, unb bie (Sx^ Idutemng, bie fie gaben, lounberlid^ nnb »iberfpred^enb; obgleid^ barau« auf bie Ünioenbung {eine Unrid^tigteit abflog, benn bie befonbere Siegeln 5 vertraten bie @teDe ber S)eftniKon unb Derfid^erten ben ©ebraud^; loaiS aber in bem Urtl^eil über bie 9latur biefeS abftracten Segriffd geirrt fein mod^te, blieb mägig unb l^atte leine f^olgen. 9{iemanb §at DieQeid^t beut» lid^er unb beßimmter geioiefen, loaS man fi(^ unter ben negatioen®r5gen DorjupeUen l^abe, ali ber berftl^mte ^err $rofeffor Ääftner,*) unter 10 beffen ^dnben alled genau, faglic^ unb angenehm mirb. S)er 2!abel, ben er bei biefer ©elegenl^eit auf bie @tnt^eilungSfud^t eines grunbabftracten ^l^ilofopl^en »irft, ift oiel aügenieiner, atö er bafelbft auSgebrfidt »irb, unb lann als eine Slufforberung angefel^en »erben, bie ^rAfte ber ange» matten @(^arf{innig(eit mancher S)en(er an einem loal^ren unb braud^» i& baren begriffe gu prüfen, um feine 93efd^affenl^eitp^iIofopl^ifd^ feftgufe^en, beffen Stic^tigteit burd(| bie SRat^ematil fd^on geftd^ert ift, loeld^eS ein ^aQ ift, bem bie falfd^e ÜRetap^^ftl gerne audmeic^t: »eil l^ier geleierter ttn« ftnn nid^t fo leidet loie fonft baS 93(enb»erl oon ©rflnblid^Ieit gu machen oermag. Snbem ic^ eS unternel^me ber Sßeltmeidl^eit ben ©etotnn oon 20 einem annoc^ ungebraud^ten, objtoar ^öd[)ft notl^igen, 93egriffe gu Der» fc^affen, fo »ünfd^e ic^ aud^ leine anbere Sftid^ter gu l^aben, als Don ber Slrt toie berienige 9Rann Don allgemeiner Stuftest ift, beffen Sd^riften mir l^iegu bie SSeranlaffung geben. S)enn load bie metapl^^fifd^e ^nteUi« gengen Don DoHenbeter Sinftd^t anlangt, fo mflgte man fel(|r unerfahren 35 fein, wznn man ^i^ einbilbete, ba^ gu il^rer SBeiSl^eit nod^ etmad tonnte ^ingugetl^an, ober Don i^rem äSal^ne etnad I5nnte J^inmeg genommen »erben.

•) «nfangdgr. b. Urltl&m. ®. 59—62.

ffirficr mmitl

(Srlöuterung hti Begriffes t)on ben ttegatioen ®rö§en äberl^oupt.

(Sinanber entgegengefe^t ift: mr^on eineö basjenige aufl^ebt, »ad bntäi baS anbre gefegt ift. S)iefe (Sntgegenfe^ung i^ gmiefad^: enttoeber

5 logifd^ bnxij ben S9Biberft)ntd^, ober real, b. i. o§ne S9Biberft)rud^.

2)ie erfte Oppofition, n&mlid^ bie logifd^e, ift biefenige, toorauf man bis bal^er einjig unb aUein fein Sugenmerf gerichtet ^at. @ie befielet barin: bag Don eben bemfelben S)inge ettoaS gugleid^ befallt unb verneint tt)irb. IDie f^olge biefer logifd^en Serinflpfung i^ gar nid^tS (nihil

10 negativnin irrepräsentabile), loie ber @a^ be8 SSiberfprud^S ci auSfagt. Sin Sibxptx in 93e»egung ift (StoaS, ein kbxptx, ber nid^t in Seuegung ift, ift aud^ (iiroai (cogitabile); aUein ein Xbxptx, ber in Semegung unb in eben bemfelben SBerftanbe gugleid^ nid^t in SBeioegung m&re, ift gar nid^tS.

15 S)ie gleite Dppofition, nämlid^ bie reale, ift biefenige: ba gmei ^rdbicate eines S)inge8 entgegengefe^t finb, aber nid^t burd^ ben @a^ bt& SSiberfpmd^S. @8 l^ebt l^ier and^ einiS baSienige auf, maS burd^ baS anbere gefegt iß; aUein bie ^olge ift @ttt)ae (cogitabile). Semegfraft eines ^bxptxi nad^ einer ®egenb unb eine gleiche Seftrebung eben bt\^

90 felben in entgegengefe^ter ätid^tung loiberfpred^en einanber nic^t unb ftnb als fJrdbicate in einem Jtdrper jugleid^ möglld^. S)ie Solge ba))on ift bie Stulpe, meldte mms (repräsentabile) ift. @S ift biefe« gleid^mol^l eine loal^re (Sntgegenfe^ung. S>enn roaS burd^ bie eine Senbeng, loenn fie aUeimoAre, gefegt loirb, »irb burd^ bie anbere aufgel^oben, unb beibe £en«

n beugen finb »ol^rl^afte ^rdbicate eines unb eben beffelben S>ingeS, bie

172 93erfu(!^, ben Segriff ber neoattoen trögen in bie SBelhoeiiS^eit etnauffll^ren.

tl^m gU0lei(^ gufommen. S>ie gfolge \>ax>on ift aud^ 9li(^t8, aBer in einem anbern SSerfianbe tote beim SSiberfpruc^ (nihil privativum, reprasenta- bUe). SSir moUen biefe« ^Wi ffinftigl^in Sero = 0 nennen, itnb tS ift beffen Sebeutung mit ber wn einer SSerneinung (negatio), Mangel, Hb« loefenl^eit, bie fonjl bei SSelttoeifen im 0ebrau(^ finb, einerlei, nur mit 5 einer nd§eren 93e{iimmung, bie »eiter unten Dorlommen »irb.

Set ber logijc^en 9te))ugnang mirb nur auf biejenige Segie^ung ge* feigen, baburd^ bie ^r&bicate eined S)inge8 einanber unb i^re Solgen burd^ ben S9Biberf))rud^ aufgeben. SSel^eS ))on beiben loa^r^aftig befal^enb (re- alitas) unb »eld^eS toal^rl^aftig Derneinenb (negatio) fei, barauf ^at man 10 l^iebei gar nid^t ad^t. 3* ^- 9in[ter unb nid^t finfier in einerlei 93er{)anbe gugleidd fein ift in eben bemfelben @ub)ecte ein SBiberfprud^. S)aS erftere f^r&bicat ift logif4 beia§enb, baS anbere logifd^ Derneinenb, obgleid^ {ened im metapl^^fifd^en SSerftanbe eine !Regatton ift. S)ie Slealrepugnan} be« rul^t aud^ auf einer Sejiel^ung jioeier ^rdbicate eben beffelben S)inge8 u gegen einanber; aber biefe i^ oon gang anberer 9rt. S)urd^ eines berfelben ift badienige nic^t ))emeint, loas burd^ bas anbre befallt ift, benn biefeö ift unmbgUd^, fonbem beibe $rdbicate A unb B finb bejal^enb; nur ba Don iebem befonbers bie f^olgen a unb b fein mfirben, fo ift burd^ beibe gufammen in einem @ubiect nid^t eins, aud^ nid^t bad anbre, alfo ift bie so l^olge 3ero. @e^et, jemanb l^abe bie l[cti))fd^ulb A=100 aUl^lr. gegen einen anbern, fo ift biefeS ein ®runb einer eben fo grogen 6inna§me. @8 §abe aber eben berfelbe aud^ eine $aff{))fd^ulb B=100 Slt^lr., fo ift bief eS ein ®runb, fo Diel meggugeben. Seibe @c^ulben gufammen finb ein ®runb 00m 3ero, b. i. loeber ®elb gu geben nod^ gu betommen. 9Ran 25 fie§t leidet ein: ba^ biefeS 3ero ein ))er]^ältnigmäiiged 9{id^t8 fei^ inbem n&mlid^ nur eine geioiffe f^olge nic^t ift, mie in biefem pralle ein getoiffeS Kapital unb in bem oben angefftl^rten eine geioiffe 93emegung nid^t ift; bagegen ift bei ber Sluf^ebung burd^ ben äSiberfprud^ fd^led^tl^in SHid^tS. S)emnad^ fann bai nihil negativum nid^t burd^ 3^^^ = 0 auSgebrüdt so loerben, benn biefeS enthält {einen äßiberfprud^. @d l&gt fid^ benfen, bag eine geioiffe Seioegung nid^t fei, bag fie aber gugleid^ fei unb nid^t fei, l&gt fid^ garnid^t beuten.

S)ie SRatl^ematiter bebienen ftd^ nun ber 93egriffe biefer realen (SnU gegenfe^ung bei il^ren 0rbgen, unb um fold^e angugeigen, begeid^nen fie ss biefelbe mit + unb . S>a eine lebe fold^e (Sntgegenfe^ung gegenfeitig ift, fo fielet man leidet, bag eine bie anbere enttoeber gang ober gum S^eil

1. HBfe^nHt 173

aufl^ebe, ol^ne bag beSfaÜS biqenigen, \>ox benen + fielet, Don benen, wx benen [tel^t, unterfd^ieben {tnb. @in Sd^iff reife Don Portugal ani na4 Sraftlien. 3Ran bejeid^ne alle bie @treden, bie eS mit bem SRorgen^^ minbe tl^ut, mit + unb bie, fo es burd^ ben Sbenbminb gurüdlegt, mit .

6 S)ie Säulen felbft foDen aReilen bebeuten. @o ift bie f^a^rt in fieben Siiflen +12 + 7-3—5 + 8=19 SKeilcn, bie nad^ »cftcn gefommen if). S)ieienige ®r5gen, Dor benen fte^t, §aben biefed nur als ein Seichen ber (Sntgegenfe^ung, in fo fern fie mit benen, bie + x>ox fid^ §aben, guf ammen genommen merben foQen ; ftel^en fie aber mit benen, Dor

10 meldten audd ift, in Serbinbung, fo finbet l^ier teine (Sntgegenfe^ung mel^r ftatt, loeil biefe ein ®egen))er^&Itni§ ift, loelc^eS nur gmifc^en + unb angetroffen mirb. Unb ba bie @ubtraction ein Sufl^eben ift, loelc^eS gefd^iel^t, loenn entgegengefe^te (Srögen gufammen genommen merben, fo ift flar: bag baS— eigentlid^ ni(!^t ein S^i^^n ber @ubtraction

15 fein linne, loie eS gemeiniglid^ DorgefteUt »irb, fonbern bag + unb gttfammen nur aUererfl eine abjiel^ung bejetd^nen. ©al^er 4 6 = —9 gar feine ©ubtraction war, fonbern eine »irflld^e SSermel^rung unb Sufammentl^uung Don 0r5§en einerlei 9rt. 9ber + 9 5=4 bebeutet eine Sbjiel^ung, inbem bie 3ctd^cn ber Sntgegenfe^ung anbeuten, bag bie

90 eine in ber anbern, fo oiel il^r gleid^ ift, aufgebe. (Sben fo bebeutet baS Seid^en + ffir fi(^ allein eigentlid^ feine Sbbition, fonbern nur in fo fern bie 0rbge, baoor eS fielet, mit einer anbem, baoor aud^ + fte§t, ober ge« bad^t loirb, foK ))erbunben loerben. @oII fte aber mit einer, baoor fielet, jufammen genommen loerben, fo fann biefeS nid^t anberS als oermittelft

SS ber ßntgegenfe^ung gefd^e^en, unb ba bebeutet bas Stliftn + fomo^l als baS eine @ubtraction, n&mlid^ ba& eine ®r5ge in ber anbem, fo Diel il^r gleid^ ift, ouf^ebe, toie .—9 + 4=— 5. Um beSmillen bebeutet baS Brikett in bem fJaHe —9— 4 =—13 feine ©ubtraction, fonbern eben fotool^I eine abbition, »ie baS SAäitn + im ejrempel +9 + 4=

30 +13. S)enn über]^aut)t, fo fern bie3eid^en einerlei finb, fo mfiffen bie begeid^nete @ad^en fd^led^tl^in fummirt loerben, in fo fern fie aber t>tx* fd^ieben finb, fönnen fte nur burd^ eine Sntgegenfe^ung, b. i. Dermittelft ber ©ubtraction, gufammen genommen merben. S)emnad^ bienen biefe gtoei Seichen in ber ®r56en»iffenf(^aft nur, um biefenige gu unterfd^eiben,

M bie einanber entgegengef e^t finb, baS ift, bie einanber in ber Sufammen« nel^mung gang ober gum Sl^eil aufgeben: bamit man erfHid^ biefeS ®egen« Derl^dltni^ barauS erfenne, unb gioeitenS, nad^bem man eine Don ber an«

176 Serfu^, ben Begriff ber negatiMn (Brdfien in bie Bettmeid^it etnauffi^ren.

gegenfeitig bie Solge aufgeben, ßum aKgemetnen Semeife bient folgenbeS. S)te etnanber miberfireitenbe SBeftimmungen muffen erßlid^ in eben bem« felben Subjecte angetroffen merben. 3)enn gefegt eS fei eine 93eftimmnng in einem S>inge nnb eine anbre, meldte man miU, in einem anbern, fo entfpringt barauS feine mirllid^e ßntgegenfe^ung.*) 3toeiten8| ed (ann % eine ber ot)|)onirten SBeftimmungen bei einer Slealentgegenfe^ung nid^t bai contrabictorifd^e ®egent^eil ber anbern fein; benn aldbann m&re ber SSibetfireit logifd^ unb, loie obengeioiefen morben, unm5gUd^. S)ritten8, ed tann eine Seßimmung nid^t ehoad anberd ))erneinen, als \x>a& burd^ bie anbre gefegt ifl; benn barin liegt gar leine (Sntgegenfe^ung. lo Sierten«, fie fbnnen, in fo fem fie einanber miberßreiten, nic^t alle beibe Demeinenb fein, benn aUbann loirb burc^ feine etmaS gefegt, \»a& bur(6 bie^anbre anfgel^oben lofirbe. S)emnad^ muffen in ieber ä^ealent« gegenfe^ung bie $rdbicate aUe beibe pofitio fein, bodj^ fo, bag in ber 9Ser« fnfipfung fid^ bie grolgen in bemfelben Subfecte gegenfeitig aufl^eben. u Huf fold^e SSeife finb S)mge, beren eins alft bie Slegatioe beS anbern be« trachtet loirb, beibe, für fid^ betrad^tet, ))ofitio, allein in einem €ubiecte oerbunben, i^ bie f^olge baoon bad 3^o. S)ie %afiTt gegen Sbenb ifi eben foiDO^l eine pofttioe Semegung, atö bie gegen Worgen, nur in eben bem« felben Skiffe lieben fid^ bie baburd^ {urädgelegte SSege einanber gang »o ober gum S^eil auf.

^ieburd^ toiU id^ nun nid^t gemeint l^aben, als ob biefe einanber realentgegengefe^te 3>inge ni(^t übrigens oiel Verneinungen in fid^ fd^Uffen. (Sin @(6iff, hat na<6 SSeflen bemegt mirb, betoegt fid^ aUbann nid^t nad^ Often ober @fiben )c ic, ti ifi aud^ nid^t in allen Orten )u« 25 gleich: oiele SHegationen, bie feiner Semegung aufleben. SQein badfenige toaS in ber ofilid^en fomo^l ali mefUid^en Semegung bei aDen biefen 93er« neinungen nod^ f^ofitioed ift, biefed ift baS eingige, toai einanber real loiberfireiten fann unb loooon bie Srolge Qtxo ift.

9Ran fann eben biefeS burd^ aUgemeine S^id^^n auf folgenbe Srt er«* so Idutern. ITOe ma^r§afte SSemeinungen, bie mithin mbglid^ finb (benn bie aSemeinung eben beffelben, maS in bem Subject gugleid^ gefegt ifi, ifi unmbglid^), fbnnen burd^ baiS Qtxo = 0 audgebrüdt »erben unb bie Se» ia^ung burd^ ein jeglid^ed t)ofitioe S^id^en; bie Serfnüpfung aber in bem«

^ 9Bir »erben in ber Solge no^ ^on einer Potentialen (Snigegenfef^ung u ^anbeln. ,

1. «bf^niit. 177

fclbcn ©ubjcctc burd^ + ober . ^icr ertcnnt man, bafe A + 0 = A, A— 0=A, 0 + 0=0, 0— 0=0*) inSflcfammt feine ßntgegcnfetunflen finb unb bag in feinem ehoaS, xoa^ gefegt loar, aufgel^oben lotrb. ^m* gleid^en ift A + A feine Suf^ebung, unb eS bleibt fein %aU äbrig ald

5 biefer: A A = 0, b. i. t>a^ t)on S>ingen, beren eines bie ^{egatiDe bed anbern ifi, beibe A itnb alfo mal^r^aftig pofttiD finb, bo(^ fo, ba§ eines basfenige aufgebt, toai burd^S anbre gefegt ift, meld^eS l^ier burd^ bad Seid^en angebeutet mirb.

S)ie jioeite Stegel, loeld^e eigentlid^ bie umgefel^rte ber erften ift,

10 lautet alfo: SDentl^alben, mo ein pofitiDer ®runb ift unb bie f^olge ift gleid^mol^l Qtxo, ba ifi eine Stealentgegenfe^ung, b. i. biefer ®runb ift mit einem anbern pofitiDen ©runbe in SSerfnfipfung, loelc^er bie 9{egatiDe beS erfteren ift. SBenn ein @d^iff im freien SReer-mirflic^ burd^ SRorgen* ttinb getrieben loirb, unb eS fommt nid^t Don ber Stelle, wenigftenS nid^t

15 fo Diel, als ber SBinb bagu (Srunb entl^ält, fo mug ein @eeftrom i^m ent« gegenftreic^en. S)iefeStDiD im allgemeinen SSerftanbe fo Diel fagen: bag bie Suf^ebung ber $oIge eines pofttinen ©runbeS ieberjeit auc^ einen t)ofitiDen ®runb er^eifd^e. @S fei ein beliebiger (Srunb gu einer f^olge b, fo fann niemals bie fjolge 0 fein, als in fo fern ein (Srunb ju b, b. i.

30 gu ettt)aS »a^rl^aftig $o|ttiDem, ba ift, n)eld^eS bem erften entgegengefe^t ifl: b-b=0. SSBenn iemanbS SJerlaffenfd^aft 10000 SRt^lr. (Sapital ent- l^dlt, fo fann bie gange (Srbfd^aft nidbt BloS 60009lt^lr. auSmad^en, auger in fo fem 10000 4000 = 6000 ift, baS ift, in fo fern Dier taufenb 2:^aler @d^ulben ober anberer Sufmanb bamtt oerbunben ift. S)aS

35 folgenbe »irb gur Srl&uterung biefer ®efe^e Diel beitragen.

3c^ mad^e gu biefer Slbt^eilung nod^ folgenbe Snmerfung als gum Sefd^luffe. S)ie Verneinung, in fo fern pe bie $olge einer realen @nt* gegenfe^ung ift loill ic^ Seraubung (privatio) nennen; eine jebe ^tx^ neinung aber, in fo fern fie nid^t auS biefer Slrt DonSftepugnang entfpringt,

30 * Tlan fdnnte l^ier auf bie ©ebanfen !ominen: bai 0— A nod^ ein ^aU fei,

ber l^ier oudgeloffen worben. SQein biefer ift im p^ilofop^ifd^en S^erftanbe unmöglid^; benn Don 9lid^tS fann toai $ofltit)ed nimmermehr meggenommen merben. äBenn in ber Watl^emati! biefer SuSbnnf in ber Snwenbung richtig ifi, fo fommt eS ba^er, meil bad Stto weber bie IBermel^rung nod^ 93erminberung burc^ anbre (Brdgen im

35 geringflen etwaS Anbert. A + 0 A ift noc^ immer A A, unb bal^er baS Stxo gang mügig ift S)er Gebanfe, melc^er baoon entlehnt worben, alS wenn negatioe trögen weniger wie Sli^t^ »dren, ifi bal^er nichtig unb ungereimt.

«AMt'ie^tiftC«. Octtc IL 12

178 Serfu4, ben Segriff ber negattoen (Br5gen in bie SBeltmeidl^eii einauffl^rnt.

foD ^ier ein SRangel (defectos, absentia) l^eigen. S)ie festere erforbert feinen ))ofUi))en ®runb| fonbern nur ben Mangel beffelben; bie erftere aber ^at einen loal^ren ®runb ber $o|ition unb einen eben fo großen ent« gcgengefe^ten. Stulpe ifi in einem kbxptt entoeber blog ein 9?angel, b. i. eine SSerneinung ber SBemeguug, in fo fern teine Semegtraft ba ift: ober eine ^Beraubung, in fo fern loo^l 93eioegIraft angutreffen, aber bie ^olge, ndmlid^ bie Semegung, burd^ eine entgegengefe^te Jhraft aufgel^oben loirb.

3n »eld^em Seifpiele ani bet äBeltmetöl^eit angefül^rt metben^ borin bet ä3egrtff bet negativen Qit&%tn botlommt

1. Sin ieber Jtorper »Iberftel^t burd^ Unburd^bringlid^teit ber Se^»

s toegtraf t eined anbern in ben älaum eingubringen, ben er einnimmt. S>a er bei ber straft beS anbern gur Seioegung gleid^ioo^l ein ©runb feiner Sftul^e ift, fo folgt aus bem Dorigen: bag bie Unburd^bringlid^teit eben fo »ol^l eine »a^re Jtraft in ben Steilen beS JtdrperS ))oraudfe^, ))ermittelft beren fie gufammen einen SItaum einnel^men, ate bieienige immer fein

10 mag, momit ein anberer in biefen Slaum ftd^ ju belegen beftrebt ift.

Stellet eud^ gur (Srlduterung gmei ^^bem \>ox, bie gegen einanber ftreben. D^ne ßn^eifel galten fte fid^ burc^ gleid^e j(r&fte in Stu^e. @e^et gioifdden beibe eine lieber Don glet(!^er @pannfraft: fo loirb biefe burc!^ i^re Seftrebung bie nämltd^e SSirtung leiften unb beibe fiebern nad^ ber

IS 9tegel ber (Sleid^l^eit ber SBirfung unb ©egentoirtung in Stulpe erl^alten. Sin bie ©teUe biefer f^eber bringet bagegen einen {eben feften JKbrper ba« gmifc^en, fo mirb burd^ ii^n eben baffelbe gefd^el^en, unb bie Dorl^er ge« badete fiebern merben burd^ feine Unburd^bringlid^teit in älu^e erl^alten toerben. S)ie Urfad^e ber Unburd^bringlid^teit ift bemnad^ eine malere

so straft, benn fie t^ut baffelbe, »aS eine malere straft t^ut. äßenn il^r nun Sngiel^nng eine Urfad^e, meldte eS aui^ fein mag, nennet, ))erm5ge beren ein Übrptx anbere nöt^igt, gegen ben älaum, ben er einnimmt, gu brfidten ober ftd^ gu belegen (eS ift aber l^ier genug fid^ biefe Slngie^ung nur gu gebenfen), fo ifl bie Unburd^bringlid^Ieit eine negative Sngie^ung.

12*

180 93erfu^, ben Segriff ber negaitt)en ®r56en in bie SBeltmetdl^eli etnaufül^ren.

3)abur(^ mtrb alSbann angegetgt, bag fte ein eben fo po{ttit>er ®runb fei als eine jebe anbere Seioegfraft in ber 9latur, unb ba bie negative 9m giel^ung eigentlid^ eine malere Surfldftogung ift, fo loirb in ben jfrdften ber@lemente, Dermöge beten fte einen fftanm einnehmen, bod^ aber fo, bag fie biefem felbß @d^ran(en fe^en, burd^ ben @onf(ictu8 gmeier Jtrdfte, bie 5 einanber entgegengefe^t ftnb, Slnla^ gu Dielen Srldnterungen gegeben, »orin id^ glaube gu einer bentlid^en unb iu))erl&f{igen ßrlenntnig ge* lommen gu fein, bie id^ in einer anbern Slbl^anbtung betannt mad^en loerbe.

2. äßir looKen ein 93eifpiel aud ber @eelenlebre nel^men. (Si ift bie 10 tJrrage: ob Unluft lebtgUd^ ein ÜRangel ber Suft, ober ein ®mnb ber 93e« raubung berfelben, ber an fid^ felbfl gioar toaS ^ofitiDeS, unb nid^t lebig« U(^ ba$ contrabictorifd^e ©egentl^eil oon Suft, i^r aber im 9fteaberflanbe entgegengefe^t fei, unb alfo ob bie Unluft eine negatioe Suft tonne ge* nannt werben. 9lun le^rt gleich anfangt bie innere Smpfinbung: bag bie » Unluft mel^r als eine bloge SSerneinung fei. S)enn toad man aud^ nur fflr 2uft bciben mag, fo fel^lt ^iebei bod^ immer einige moglid^e Suft, fo lange loir eingefc^r&nfte SSefen ftnb. S)erienige, loeld^er ein 9Rebicament, baS toxt bad reine SSaffer fd^medt, einnimmt, l^at DieQeid^t eine Suft Aber bie erwartete ®efunb](ieit; in bem @ef(!^mad(e hingegen fül^lt er tbtn (eine 30 Suft: biefer SRangel ift aber nod^ nid^t Unluft. ®ebet il^m ein Slrgnei» mittel Don äBermutb- S)iefe Smpfinbung ift fel^r pofttiD. ^ier ift nid^t ein bloßer ÜRangel Don Suft, fonbern etwas, was ein wal^rer ®ruub beS ®e« fft^lS ift, weld^eS man Unluft nennt.

Sllein man (ann aus ber angeführten Erläuterung allenfalls nur e^ 35 Tennen: bag bie Unluft nid^t lebiglid^ einSRangel, fonbern eine pofitiDeßm« pfinbung fei; bag fie aber fowobl etwas ^ofttiDeS, alSaud^ ber Suft real ent« gegen gefegt fei, erbeut am beutlid^ften auf folgenbe Slrt. 9Kan bringt einer fpartanifd^en SRutter bie 9{ad^ri(^t, bag il^r @o^n im 2;reffen für bas SBaterlanb ^elbenmütl^ig gefod^ten l^abe. S>a& angenehme ©efül^l ber so Suft bemdd^tigt.ftd^ il^rer @eele. (SS wirb b^njugefügt, er l^abe biebei einen rül^mlid^en Zob erlitten. 3)iefeS t)erminbert gar fe^r jene Suft unb fe^t fie auf einen geringem (Srab. !Rennet bie ®rabe ber Suft auS bem erften ®runbe aDein 4a, unb bie Unluft fei blog eine Verneinung = 0, fo ift, nacbbem beibeS gufammen genommen worben, ber SBertb bes 9Ser« 35 gnügenS 4a + 0 = 4a, unb alfo wdte bie Suft burd^ bie SRad^rid^t beS

«.VM

2. W>\^nÜt 181

SobeSnid^t ))ermtnbert morben, meld^ed falfd^ ijt. @iS fei bemnad^ bie Suft aus feiner beuiefenen Sopf erteit = 4 a unb, toa& ba fibrig bleibt, na$« bem mi ber anbern Urfac^e bie ttnluft mitgemirlt l^at, = Sa, fo ifi bie Unluß =a, unb fte ift bie 9{egatiDe ber 2ufi, ndmlid^ a unb bal^er 5 4a— a=3a.

S)ie @d^d^ung beS ganjen äßertl^S ber gefammten Suft in einem \>tx^ mifd^ten Suftanbe loürbe aud^ fel^r ungereimt fein, loenn ttnluft eine bloge SBerneinung unb bem Qtxo gleich lo&re. Semanb l^at ein 2anbgut gelauft, beffen ©rtrag id^rH(:^ 2000 «t^lr. ip. SKan brflde ben ®rab ber

10 Suft über biefe ßinnal^me, in fo fern fte rein ift, mit 2000 auS. Slled, xoai er aber r>i>n biefer (Sinnal^me abgeben mug, ol^ne eS gu genießen, ifi ein ®runb ber ttnluft: ©runbgin« 200 rnfflx., ®efinbeIo^n 100 äütl^Ir., fRt^ paxatnx 150 dtO^lx. jdl^rU^. SP bie ttnluß eine bloge äSemeinung =0, fo ift, alled in einanber gered^net, bie Suft, bie er an feinem j(auf l^at,

16 2000 + 0 + 0 + 0 = 2000, b. t. eben fo grofe, al8 toenn er ben ertrag ol^ne Slbgaben genießen f5nnte. 9lun ift aber offenbar, iaf^ er fid^ nid^t mel^r Aber biefe @infünfte gu erfreuen l^at, ald in fo fem i^m nad^ Slbgug ber Kbgaben loaS äbrig bleibt, unb es ift ber ®rab beS äBol^lgefallend 2000—200—100— 150= 1550. (Sd ift bemnac^ bie ttnluft nid^t blofe

90 ein SRangel ber Suft, fonbern ein pofitiDer 0runb, bieienige Suft, bie aus einem anbern ®runbe ftatt finbet, gang ober gum S^eil aufgul^eben, unb i(^ nenne fie ba^er eine negative Suft. S)er SRangel ber Suft foiool^t als ber ttnluft, in fo fern er a\xi bem SRangel ber ®rünbe l^iegu l^ergu- leiten ift, W ©leic^gültigteit (indiflferentia). S)tx SRangel ber Suft

85 foiool^l als ttnluft, in fo fern er eine f^olge auS ber 9flealoppofttion glei« c^er ©runbe ift, l^eigt baS (Sleid^gemic^t (aequilibrium): beibeS ift Sero, baS erftere aber eine 93erneinung fd^lec^tl^in, baS gmeite eine 93e« raubung. S)er S^ftanb bti ®emüt]^S, in loeld^em bei ungleid^er entgegen« gefegter Suft unb ttnluft oon einer biefer beiben Smpftnbungen etmaS

so übrig bleibt, ift baS Übergeioid^t ber Suft ober ttnluft (suprapondium voluptatis vel taedii). !Ra4 bergleid^en Segriffen fud^te ber ^err 0. SRaupertuiS in feinem SSerfud^e ber moralifd^en SSelttoeiSl^eit bie Summe ber ©lüdCfeligleit beS menfd^lid^en SebenS gu fc^d^en, unb fie tann aud^ nid^t anberd gefd^d^t werben, nur bag biefe Slufgabe für

SRenfd^en unaufibSlid^ ift, meil nur gleid^artige (Smpfinbungen tonnen in Summen gegogen merben, baS ©efül^l aber in bem fel^r oern)id(elten Q\x^ ftanbe bed SebenS nad^ ber ÜRannigfaltigteit ber älfil^rungen fel^r Der»

182 Serfu^, bcn Segriff ber negaitoen i&xbitn ht hie SBelhüeidl^eit einauffi^im.

fd^ieben fd^eint. S)er Salcul gab biefeui geleierten SRonne ein negatiüeS %ac\t, morin td^ ibm gletd^o^o^l nid^t beißimme.

Sud biefen (SrAnben (annman bieSSerabfd^euung eine negative SBegierbe, ben^ag eine negatiDe Siebe, bie^&^Iid^teit eine ne« gatiDe Sd^bnl^eit, ben Sabel einen negativen Sftul^m ic. nennen. 5 SRon tbnnte l^iebei DieUeid^t benfen: bag biefeS alleS nur eine j(rdmerei mit SBorten fei. SlQein nur bieienige merben fo urtl^eilen, bie nid^t »iffen, loel^er SSort^eil barin {tedt, »enn bie SluSbrflde gugleid^ bad Sßerl^&ltnig gu fc^on befannten Segriffen angetgen, mt>on bie minbefte ^rfal^renl^eit in ber SRatl^ematit lebermann leidet belel^ren tann. S)er f^etjler, barin um 10 biefer SSernad^läffigung miDen Diele ^l^ilofop^en DerfaDen finb, liegt am 2;age. 3Ran finbet, bag fie mel^rentl^eild bie Übel mie Möge SSerneinungen bel^anbeln, ob e8 gleid^ nad^ unfern Erläuterungen offenbar ift: bag ti Übel bed SRangelS (mala defectus) unb Übel ber Beraubung (mala priva- tionis) giebt. S)ie erftern {inb SBerneinungen, gu beren entgegengefe^ter » ^ofition fein ©runb ift, bie le^tern fe^en poftttüe ©rünbe Doraud, bad^ jenige ®ute aufgul^eben, mogu mirllide ein anberer (Srunb ijt, unb ftnb ein negatit)ed ®ute. S)iefe8 le^tere ift ein t)iel größeres Übel atö bad erftere. SRid^t geben ift in SSerl^ciltnife auf ben, ber bebürftig ift, ein Übel, aber SRel^men, ßrpreffen, ©tel^len ift in Sbjtd^t auf i^n ein t)iel 20 grbgered, unb Slel^men ift ein negatiDeS ©eben. 3Ran tonnte ein i^nlid^eiS bei logifd^en SSer^&ltniffen geigen. 3^^ tl^umer ftnb negatioe äSal^rl^eiten (man oermenge biefeS ni^t mit ber äSaJ^rl^eit negatioer @a^e), eine SSiberlegung ift ein negatioer Semeid; allein id^ be« forge mid^ l^iebei gu lange aufgul^alten. @d ift meine abfid^t nur biefe a ^Begriffe in ben ®ang gu bringen, ber 9lu^e mirb {td(| burc^ ben ®e» braud^ finben, unb id^ merbe ba))on im brüten Slbfd^nitt einige ^ujSftd^ten geben.

3. S)ie Segriffe ber realen @ntgegenfe^ung l^aben aud^ il^re nu^lic^e Slnmenbung in ber praßifd^en äSeltmeiSl^eit. Untugenb(demeritnm)ift so nic^t lebiglid^ eine Verneinung, fonbern eine negatioe Sugenb (me- ritum negativum). £Denn Untugcnb fann nur Statt finben, in fo fern als in einem 3Sefen ein innere^ ®efe^ ift (entioeber blog bad ®emif[en ober auc^ bad Setougtfein eines pofttioen ®efe^eä), meld^em entgegengel^anbelt tttrb. ©lefe« innere ®efefe ift ein pojitiocr ®runb einer guten ^anblung, 35 unb bie $olge tann blo^ barum ßero fein, meil bieienige, meldte aus bem Semugtfein beS ®efe^eS allein fliegen märbe, aufgel^oben mirb. @S ift

r

2. »f^nitt. 183

alfo l^ter eine Beraubung, eine reale Sntgegenfe^ung unb nid^t bIo| ein SRangel. 3Ran bilbe fic^ nic^t ein, bag biefeS lebislic^ auf bie 9e* gel^ungSfel^Ier (demerita commissionis) unb nid^t gugleid^ auf bie Unterlaffungdfel^ler (demerita omissionis) gel^e. @in unvernünftig 6 Silier verübt feine 2;ugenb. (Sd i[t biefe Unterlaffung aber nid^t Un< tugenb (demeritum). S)enn ti ift feinem inneren ©efe^e entgegen ge« ^anbelt »orben. 68 marb nid^t burc^ inneres moralifd^eS ©efül^l gu einer guten ^anblung getrieben, unb baburd^, bag t& il^m miberftanben, ober Dermittelft eines (Segengemid^tS mürbe baS Qtxo ober bie Unterlaffung

10 als eine f^olge nid^t beßimmt. @ie ift l^ier eine SSerneinung fd^led^t^in aus SRangel eines pofitioen ©runbeS unb feine Beraubung. @e^et ba« gegen einen SRenfd^en, ber bemienigen, beffen 9lot^ er Pe^t unb beut er leicht l^elfen fann, ni(!^t l^ilft. ^ier ift, loie in bem bergen eines {eben SRenfc^en, fo auc^ bei il^m ein pofttioeS^®efe^ ber 9l&^{tenltebe. 2)iefeS

15 mug übermogen loerben. 6S gel^ört ^tegu eine mirflid^e innere ^anblung aus SetoegungSurfad^en, bamit bie Unterlaffung möglid^ fei. 2)ie{eS Sero ift bie f^olge einer realen Sntgegenfe^ung. (SS foftet aud^ loirflid^ einigen SRenfc^en im Slnfange mertltd^e ^ül^e einiges ®ute gu unter« laffeu, toogu fie bie pofttioe antriebe in ftdb bemerten; bie ©emol^n^eit er^»

au leid^tert aUeS,unb biefe^anblung mirb gule^tmenig me^r mal^rgenommen. 6S ftnb bemnad^ bie 93ege^ungSfünben oon ben Unterla^ungSfünben moralifd^ nid^t ber 9lrt, fonbern ber ®roge nad^ nur unterf (Rieben, ^l^^fifd^, n&mlid^ btn äußern i^olgen nad^, finb {te aud^ mo^ ber 9lrt nac^ verfd^ieben. S)er{enige, ber nid^ts betommt, leibet ein Übel beS

SS Mangels unb, bem genommen loirb, ein Übel ber SSeraubung. Slllein maS ben moraltfc^en Suf^^^nb beSienigen, bem bie UnterlaffungSfünbe gu« fommt, anlangt, fo loirb gur SBegel^ungSfünbe nur ein grbgerer ®rab ber ^anblung erfordert: fo loie baS ©egengeuid^t am ^ebel eine loal^rl^afte ^raft anmenbet, um bie Saft blog in Sfiu^e gu erl^alten, unb nur einiger

30 SJermel^rung bebarf, um {ie auf bie anbere @eite mtrtlidb iu belegen. @ben alfo, loer nic^t begal^lt, toaS er fd^ulbig ift, ber mirb in getotffen VLm^ ftänben betrügen, um gu gewinnen, unb mer nid^t l^ilft, toenn er fann, ber mirb, fo balb fidb bie 93emegurfad^en oergrbgern, ben anbern verberben. Siebe unb 9li(^t'Siebe pnb einS baS contra bictorifd^e ©egent^eil vom an>

35 bern. 9lid^t«Siebe ift eine mal^rl^afte 93erneinung, aber inSlnfel^ung beffen, ivogu man ftd^ einer 93erbinblid^feit gu lieben bemüht ift, ift biefe 93erneinung nur burd^ reale (Sntgegenfe^ung unb mitl^in nur als eine

184 Serfud^, ben Segriff ber negaitt)en (»xb^tn in bie äBeltweidl^eit einauffll^ren.

Beraubung möglid^. ttnb in einem fold^en f^aDe ifi nid^t gu lieben unb gu Raffen nur eine 93erf(^ieben§eit in ®raben. 8De Unterlaffungen, bie jmar SR&ngel einer grigeren ntoralifc^en SBoQtommenl^eit ftnb, ober nid^t UnterlaffungSfänben, finb bagegen nid^tö als SSemeinungen fd^led^t^in einer geioiffen Sugenb unb nid^t SBeraubungen ober Untugenb. SSon biefer 5 9lrt jtnb bie SR&ngel ber ^eiligen unb bie t^el^ler ebler @eelen. Qi fel^It ein gemiffer größerer (Srunb ber äSoHfommenl^eit, unb ber SRangel äußert fid^ nid^t um ber (Sntgegenmirlung ttiQen.

fSRan lönnte bie Slnmenbung ber angeffll^rten 93egri{fe auf bie ®egen» [t&nbe ber prattifd^en SBeltmeidl^eit nod^ je^r ermeitem. 93 erböte ftnb 10 negative ©ebote, Strafen negatiDe Belohnungen u. f.U). SUein meine 9lbftd^t ift für ie^t erreid^t, loenn nur ber ©ebraud^ biefeS ®e> bantenS überhaupt oerjlanben loirb. ^ii bemerfe lool^l: bag Sefern Don aufgell&rter @in{id^t bie bisl^erige (SrI&uterung loeitl&uftiger oorlommen merbe, als notl^ig ift. SlDein man xoxxb mid^ entfc^ulbigen, fo balb man 15 bebenft, ba^ es fonft nod^ ein fel^r ungelehriges (Sefd^led^t oon Seur« tl^eilern gebe, meldte, inbem fie il^r geben nur mit einem einzigen SBud^e gubringen, nid^ts Der [teilen, als maS barin entl^alten ift, unb in 9nfe§ung beren bie Augerfte SSeitläuftigfeit nic^t uberpfftg ift

4. 9Bir moQen nod^ ein Seifpiel auS ber 9}aturn)iffenfd^aft enttel^nen. 20 3n ber 3tat\xi giebt eS Diel Seraubungen aus bem (SonflictuS gioeier mirlenben Urfad^en, beren eine bie ^olge ber anbern burd^ reale (Sntgegen» fe^ung aufgebt. @S ift aber oftmals ungemig, ob eS nid^t oieOeid^t blog bie SSerneinung beS SRangelS fei, meil eine pofttioe Urfad^e fe^lt, ober ob es bie golge ber Dppofttion mal^rl^after Ar&fte fei, fo mie bie Sltu^e ent« 25 U)eber ber fel^lenben 93emegurfad^e, ober bem Streit gmeier einanber auf« l^altenben 93emegträfte beigumeffen ift. @S ift g. @. eine berühmte ^rage, ob bie j^älte eine pofttioe Urfad^e erl^eifd^e, ober ob fie als ein Sßangel fd^le^t^in ber ^bmefen^eit ber Urfad^e ber SS&rme beigumeffen fei. 3<^ ^alte midd, fo meit es gu meinem ßtoedte bient, l^iebei ein menig auf. Ol^ne so 3n)eifel ift bie j^&lte f eiber nur eine SSerneinung ber Sßdrme, unb eS ift leidet eingufe^en, bag fte an fid^ felbft aud^ ol^ne pofttioen ®runb möglid^ fei. @ben fo leidet ift eS aber gu oerftel^en: bag fte aud^ oon einer pofttioen Urfac^e ^err&^ren fbnne unb mirflidb biSioeilen barauS entfpringe, maS man aud^ ffir eine 9Reinung 00m Urfprunge ber 9B&rme annel^men mag. S5 9Ran fennt feine abfolute St&ltt in ber !Ratur, unb menn man oon il^r re^ bet, fo oerftel^t man fte nur oergleid^ungSmeife. 3lun flimmen ©rfal^rung

2. «Bfc^nitt. 185

itnb SSernunftgrfinbe gufammen, ben ®ebanfen beS berfil^mten )). SRud«* fd^enbroel gu beft&tigen: bag bie (Sradmuns nid^t in ber innern @r^ jc^fittenmg, fonbern in bem »irflid^en Übergänge bed (SlementarfeuerS aus einer Materie in bie anbere bejlel^e, obgleich biefer Übergang Der«

5 mut^Iid^ mit einer innern (Srfd^ätterung begleitet fein mag, imgleid^en biefe erregte (Srfc^fitterung ben Sitdtritt bed (SlementarfeuerS au8 ben jtbrpern beförbert. 9uf biefen Srng, menn baS Seuerelement unter ben jtbrpem in einem gemiffen 9flaum im ®(etd^gett)i(^te ift, fo {inb fte Der« l^dltni^meife gegen etnanber »eber falt nod^ loarm. Sjt biefeS ®Ieid^»

10 gemid^t gel^oben, fo ift bteienige SRaterie, in bie baS @Iementarfeuer über« gel^t, Derl^&Itnigmeife gegen ben ^brper, ber baburc^ beffelben beraubt tt)irb, talt, biefer bagegen l^eigt/in fo fern er in jene 9Raterie biefe 3B&rme fiberWfet, in «nfel^ung berfelben warm, ©erßuftanb in biefer Jßerdnbe» rung §eigt bei ienem ßrm&rmung, bei biefem (Srldltung, bis aOed mie«

15 berum im 0lei^gett)id^te ift.

9{un ift loo^I nid^td natarlid^er gu gebenfen, a\i bag bie Sngiel^ungS^ frdfte ber SKaterie biefe« fubtile unb elaflifd^e SWfftge fo lange in »e« Regung fe^en unb bie SKaffe ber j^örper bamit anfüDen, bis eS aUermdrtd im ®Iei(i^gemid^te ift, wenn nämli(!^ bie Sfidume in bem SSerl^dltnig ber

20 Sngiel^ungen, bie bafelbft mirlen, bamit angefüDt ftnb. Unb l^ier fdUt eS beutlit^ in bie Slugen: bag eine SRaterie, bie eine anbere in ber 93erä^rung erldltet, burd^ mal^rl^afte Äraft (ber «njiel^ung) ba« glementarfeuer raube, loomit bie 3Raffe ber anbem erffillt mar, unb bag bie ^dlte ieneS Körpers eine negative SBdrme genannt merben fönne, meil bie äSer«

25 neinung, bie in ben mdrmeren Rbxptx baraud folgt, eine Beraubung ift. aUein ^ier mfirbe bie Sinfiil^rung biefer Benennung o^ne 9lu^en unb nid^t oiel beffer al« ein SBortfpiel fein. 3Reine Slbftd^t ift l^iebei nur auf badfenige, mad folgt, gert(!^tet.

(Si ift lange betannt, bag bie magnetifd^e Körper gmei einanber ent«

30 gegenftel^enbe @nben l^aben, bie man $ole nennt unb beren ber eine ben gleid^namigen f^unlt an bem anbem jurudftbgt unb ben anbem anjie^t. aOein ber berfil^mte $rof. SpinuS jeigte in einer Sbl^anblung Don ber fil^nlic^teit ber eleftrifd^en JSraft mit ber magnetif d^en : bag elettriftrte Stbxptx bei einer gemiffen Sel^anblung eben fo mol^l gmei $oIe an ftd^

35 geigen, beren einen er ben pofitiDen, ben anbem ben negatioen $ol nennt, unb moDon ber eine ba^ienige angießt, maS ber anbre jurüdEftögt. S)iefe Srfd^einung mirb am beutUd^ften mal^rgenommen, menn eine älbl^re

186 $erfu^, ben begriff ber neoatioen @röfien in bie 3BeltWftd(eit einaufül^ren.

einem elettrifc^en j(örper nol^e genug gebrad^t tt)trb, bod^ fo, bag {te leinen f^unlen au8 il^m {iel^t. 34 bel^aut)te nun: bag bei ben @m&rmungen ober 6rlältungen, b. i. bei aQen SSeränberungen ber SBdrme ober X&\k, oornel^mlid^i ben fd^ineQen, bie in einem ^ufammenl^dngenben 3RitteIraum ober in bie Sänge ausgebreiteten j^örper an einem (Snbe gefd^e^en, ieber» 5 }eit gleic^fam jmei $oIe ber äBärme anjutreffen ftnb, tt)OOon ber eine pofttio, b. i. Aber ben oorigen ®rab beiS gebadeten J^örperS, ber anbere negatio, nämlic^ unter biefen ®rab loarm, b. 1. lalt, U)irb. 9Ran U)eig, bag oerfd(|iebene @rbgrfifte intoenbig befto [tarieren t^roft ieigen, ie mel^r brausen bie @onneSuft unb @rbe eriodrmt, unb 3Rat]^ia8 93el, ber bie 10 im farpatif(6en ©ebfirge befd^reibt, ffigt l^ingu, bag e9 eine ©etoo^nl^eit ber Sauren in Siebenbürgen fei il^r ®etr&nl lalt ju mad^en, loenn fte ed in bie 6rbe oerfc^arren unb ein fd^neU brennenbeS f^euer brfiber ma(!^en. 6d fc^eint, bag bie (Srbfd^id^te in biefer Qtit auf ber oberen i^lad^e nic^t poptio toarm merben fbnne, ol^ne in etmad größerer 2:iefe bie 15 9legatit)e bat)on ju fein. Soerl^aoe ffil^rt fonft an, bag baS treuer ber Sd^miebel^erbe in einem gemiffen Sbftanbe 5(älte oerurfad^t ^abe. 3n ber freien Suft über ber 6rbp&d(|e fc^eint eben fo toofjil biefe (Sntgegenfe^ung, Dornel^mlid^ bei ben fc^neUen SSeränberungeUi gu l^errfd^en. $err S^cobi ffil^rt irgenbmo in bem ^amb. SRagagin an: bag bei ber ftrengen j^älte, so bie oftermatö meit geflredte Sänber angreift, bod^ gemeiniglid^ in einem langen @trid^e anfel^nlic^e $I&^e jiDtfc^en tnne liegen, mo eS temperirt unb gelinbe ift. @ben fo fanb $err tpinuS bei ber Siö^re, beren i<!^ ge- bad(|te: bag oon bem pofttioen $ol beS einen @nbeS bis gum negatioen beS anbern in gemiffen SBeiten bie pofttio» unb uegatio^eleltrifd^e ©teilen 2s abioeci^felten. 6s ft^eint, fönnc in irgcnb einer SRegion ber 2uft bie Srmärmung nid^t anheben, ol^ne in einer anbern gleid^fam bie SSirlung eines negatioen ^olS, b. i. J¥älte, eben baburd^ ju oeranlaffen, unb auf biefen %\x^ loirb umgefel^rt bie an einem Drte bebenbe gunel^menbe j^&lte bie 3B&rme in einer anbern ©egenb gu oermebren bieuen, gleid^ioie, mnn 30 ein an einem (Snbe erl^i^ter metaUner @tab plo^lid^ im äBaffer abgeIül)U mirb, bie Sßdrme beS anbern @nbeS gunimmt.*) S)emnad^ ^ört ber

*) 2)ie ^ex\u(i)t, um fi(^ ber entgegengefe^ten $oIe ber 3\)ärme geiuig ju machen, mfirben, lote mi^ bftnft, leicht an^ufteUen fein. 3n einer btec^ernen ^ori- aontaleu dibf^xi Don ber Sänge eineS %nie^, welche an beiben Q^nben ein paar ^oü 35 feiifrec^t in bie ^d^e gebogen wöre, n)enn fie mit SBeingeift angefüQt unb auf ber einen @eite berfelbe angeftedt würbe, inbem in bem anbern Snbe baii Sl^ennomeler

2.abf4mtt. 187

Unterfd^ieb ber 9ß&rmpole aliSbalb auf, »enn bte SRittl^eilung ober 93e« raubung 3^it genug gel^abt l^at ftd^ burd^ bte gange SRaterie gleid^f5rmig gu verbreiten, glei(l^tt)ie bte 9t5^re beS Ferren ^rofeffor SptnuS nur einer» lei @leftricität geigt, fo balb fte ben Junten gegogen l^at. SSieDeic^t bag

s aud^ bie groge j(älte ber obern Suftgegenb nid^t lebiglid^ bem Mangel ber ermärmungdmittel, fonbern einer pofttiüen Urfac^e beigumeffen ift, n&m« H(4 bag {te in 9[n[e^ung ber SBärme nad^ bem 9ßage negativ toirb, aU bie untere Suft unb Soben eS poftttD ftnb. Uberl^aupt fd^einen bie magne« tifd^e j(raft, bie @Iettricität unb bie SB&rme burd^ einerlei Sßittelmaterie

10 gu gefd^el^en. SlOe indgefammt lönnen burd^ Stetben erregt toerben, unb id^ Dermutl^e , bag bie SSerfd^iebenl^eit ber $ole unb bie (Sntgegenfe^ung

DAnbe, »firbe jlc^ meinem Sermut^en nac^ biefe negatbe (Snlgegenfe^iing balb aeigen; wie man benn, um burc^ eiiifeitige (SrtAttung bie SBirfung auf ber anbern @ette »a^r^une^men, flc^ bed ©algtoafferd bebienen tonnte, in roet^ed auf ber

15 einen @eite geflogen (Si# geworfen »erben fdnnte. SBei biefer @elegen^eit roiU i^ nur noc^ bemerfeui Don melier SBeoboc^tung, bie ic^ roftnfti^e angefteUt 3U feigen, aQer SBal^rfc^einti^feit nac^ bie (Srndrung ber !finfili(^en 5^älte unb SBörme bei ben 9uf(dfungen geroiffer uennengten ÜJlaterien oiel Sic^t befommen würbe. 5^ Überrebe mic^ nämlid^: ba§ ber Unterfti^ieb biefer ^rfc^einungen Dorne^mIid() barauf

20 berufen werbe, ob bie oermengte glfiffigfeiten nac^ ber oöUigen Vereinbarung me^r ober weniger 9)olutnen einnehmen, aU i^r 9loumedinba(t ^ufammen genommen toor ber Vermifc^ung auftrug. 3ut erfteren ^aUe, bel^aupte id^, werben fie SBArme, im ^weiten ^älte am S^emtometer geigen. S)enn in bem S^He, ba fie na(!^ ber Sermengung ein bic^tered SJ^ebium geben, ift niti^t aüein me^r attractioifd^e 9)}aterie,

35 welche bad (Clement bed benati^barten J^euerd in fi(!^ jie^t, aU t)or^er in einem gleic^ien SRaum, fonbern ed ifl auc^ ju nermut^en: ba\ haß ^ngie^ung^oermögeu größer werbe, ald md^ Proportion ber ^une^menben 2)iti^tigfeit, inbeffen bag viel« Ut^i bie Kudfpannungefraft heß t)erbic^teten tCt^erS nur fo wie bei ber 8uft in Ver^dltnig ber ^t(!^tigfeit annimmt, weil nac^ bexn 9lewton bie Stnaiel^ungen in

30 großer 9la]^eit in oiel größerer Proportion ftel^en aU ber umgefe^rten ber (Snt* femungen. $Cuf folc^e Seife wirb bie SRifd^ung, wenn fie me^r S)id)tlgfeit f^ai, aU beiber mengbarer ©aci^en 2)ic^tigfeit oor ber Vermengung ^ufammeu genommen, in Snfebung ber benati^barten ^drper baß Übergewicht ber ^ngiel^ung gegen ba^ (SIementarfeuer geigen, unb, inbem fie baß S^ermometer beffelben beraubt, 6^d(te

35 blicfen laffen. ^Hed aber wirb umgefel^rt oor fic^ geben, wenn bie SRifcbung ein bfmnered 9Rebium giebt. S)enn inbem fie eine 9)?enge Slementarfeuerd fahren lägt, fo giel^en eiä benadjbarte SRaterien an unb geigen baß ^b^nomenon ber äBdrme. lS)er ^udgang ber Verfu(^e entfpric^t ni(^t immer ben Vermut^ungen. äBenn aber bie Verfu(^e ni(^t lebigli^ eine ©ad^e bed Ungefäbrd fein foUen, fo muffen fie burc^

40 8ermut()ung oerantagt werben.

188 Serfud^, ben Segriff her negativen (Btft|en in bie SBeltmeiiS^eit einauffil^ten.

ber pofttioen unb negatiDen SBitffamfeit burd^ eine gefd^idte Sel^anblung eben fo tt)0l^I bei ben (Srfd^einungen ber SSdrme bürften bemerft »erben. S)ie fdbiefe Sldd^e beS ©alilei, ber ^erpenbtlel beS ^u^genS, bie JDued^ {tlberrdl^re beS Sorriceat, bie £uftt)umpe be« Dtto Oueride unb baS gidferne $ridma beS 9lett)ton l^aben m8 ben Sd^Iüffel gu großen Slatur- s gel^eimniffen gegeben. S>ie negative unb pofttiüe SBirffamleit ber 3Ra« terien, Dornel^mlic^ bei ber @Iettricität, verbergen aQem anfeilen nadb tt)i(6tige @inft^ten, unb eine glüdlid^ere SHad^Iommenfd^aft, in beren fc^5ne 3:age tt)ir l^iuauiSfel^en, tt)irb ^offentlid^ baoon aDgemeine ©efe^e erlennen, tt)aä uns fAr je^t in einer nodb itoeibeutigen 3ttfammen{limmung er[d^eint. lo

(Sntpit einige S3etrad^tungen ^ tüetd^e ju ber ^nwenbung beS gebadeten SegriffS auf bie ©egenftänbe ber aßettweiSl^eit üor*

bereiten lönnen*

5 9Sa8 iäi i\9 ballet vorgetragen l^abe, |lnb nur bie erfte Slide, bie id^ auf einen ®egenftanb Don SBid^tigleit, aber nid^t minberer @d^tt)ierig» feit n)erfe. SSenn man Don ben angefäl^rten Seifpielen, bie begreiflid^ ge«* nug ftnb, }u allgemeinen @ä^en l^inauffteigt, fo ^at man Urfad^e Anwerft beforgt gu fein, bag ftd^ auf einer unbetretenen Sal^n ^el^ltritte jutragen

10 fönnen, bie oiellei^t nur im f^ortgange belannt n)erben. ^d^ gebe bem« nac^ baSfenige, tt)ad ic^ nod^ hierüber gu fagen l^abe, nur fflr einen S3er> fttd^ aud, ber fel^r unDoIlIommen ifi, ob td^ mir gleid^ Don ber Sufmerl« famleit, bie man barauf etma Derioenben möd^te, mannigfaltigen 9lu^en oerfpred^e. ^[d^ loeig ttol^I: ba^ ein bergleid^en ©efidnbnig eine fe^r

15 f(^Ied§te gmpfel^Iung gum SeifaUe ifi fflr bieienige, bie einen breifien bogmatifd^en Son Derlangen, um ftd^ in eine iebe SRidbtung bringen gu laffen, barin man fte l^aben tt)ill. Slber o^ne baS minbefte Sebauren Aber ben Serluft beS SeifaQs Don biefer Slrt gu empflnbeUi febe id^ eS einer fo fd^Iflpfrigen ßrlenntnigi ttie bie metapb^ftfc^e ift, ffir Diel gemdger an,

90 feine ®ebanlen guDbrberft ber bffentlid^en ^rflfung bargulegen in ber ®e' ftalt unfid^erer SBerfud^e, ali fte fogleid^ mit aQem SuSpu^ Don angemaßter ®rflnbl{(^teit unb DoDft&nbiger Übergeugung angulflnbigen, loeil atöbann gemeiniglid§ aQe Sefferung Don ber $anb getoiefen unb ein iebed Übel, ha» barin angutreffen ifl, unbeilbar toirb.

190 9)erfu^, ben Seoriff ber negatioen @rögen in bie SEBelttoeiiS^ett elnauffil^ren.

1. S^bermann Derftel^t leidet, toarum etmaS ntd^t ijt, in fo fern n&m« lid^ ber pofttiDe ®runb bap mangelt , aber toit ba^ienige, n)a8 ba tft, aufhöre gu fein, biefeS fo leicht nid^t Derftanben. (SS e;riftirt g. @. an» ie^t in meiner Seele bie SSorfteOung ber @onne burc^ bie j^raft meiner Sinbilbung. 2)en folgenben Sugenblid l^bre iäi anf biefen (Segenftanb 5 }u gebenlen. 2)iefe 93orfteIlung, toeld^e ttar, ^ört in mir auf ju fein, unb ber n&d^fte ßuflanb ift ba8 3^^^ ^om Dorigen. SSoQte \di gum ®mnbe l^ieüon angeben, bag barum ber (Sebante aufgel^ört n)&re, n)eil id^ im foI> genben SugenblidCe unterlaffen ]^&tte il^n gu bett)irfen, fo tt&re bie Snt» n)ort Don ber f^rage gar nid^t unterf (Rieben; benn e8 ift eben l^ieDon bie 10 SHebe, tt)ie eine ^anblung, bie loirllid^ gefc^iel^t, I5nne unterlaffen toerben, b. i. aufl^ören lönne gu fein.

3d^ fage bemnad^: ein jiebeS SSergel^en ift ein negatives @ntfte^en, b. i. ed toxri, um ettoaS $oftttt)e8, toaS ba ift, aufgul^eben, eben f 0 n)o]^I ein mal^rer Sftealgrunb erforbert, als um es l^erDorgubringen, i& toenn ti nid^t ift. 2)er ®runb l^ieDon ift in bem vorigen entl^alten. 6d fei a gefegt: fo ift nur a— a=0, b. i. nur in fo fern ein gleid^er, aber ent« gegengefe^ter Slealgrunb mit bem ®runbe oon a Derbunben ift, lann a aufgel^oben toerben. S)ie lorperlid^ie 9latur bietet allerm&rtS Setfpiele ba« Don bar. Sine Setoegung l^ört niemals gänglid^ ober gum 2:§eU auf, ol^ne 20 bag eine Setoegiraft, loelc^e berfenigen gleid^ ift, bie bie oerlorene 93e« toegung l^&tte l^erDorbringen tonnen, bamit in ber @ntgegenfe^ung Der* bunben mirb. Mein anöi bie innere (Srfal^rung fiber bie Sluf^ebung ber burd^ bie 2:^ätigleit ber Seele toirllid^ geworbenen SSorftellungen unb 93egierben ftimmt bamit fe^r tt)ol^I gufammen. SRan empflnbet eS in ftd^ 2& felbft fel^r beutlid^: bag, um einen ®ebanlen doQ ®ram bei fid^ Dergel^en gu laffen unb aufgul^eben, toal^rl^afte unb gemeiniglich gro^e Si^ättgteit erforbert toirb. 68 loftet mirflid^e anftrengung eine gum Sad^en reigenbe luftige SSorfteUung gu Dertilgen, loenn man fein (Semfitl^ gur @rnft]|aftig* leit bringen min. (Sine |ebe Slbftraction ift nid^ts anberS, als eine auf- so l^ebung gemiffer Karen ^orfteUungen, toeld^e man gemeiniglich barum an« fteUt, bamit baSfenige, toaS übrig ift, befto Kärer DorgefteUt merbe. Seber« mann n)eig aber, mie Diel 2:]^ätigleit l^iegu erforbert mirb, unb fo fann man bie Sbftraction eine negatiDe Slufmertfamleit nennen, baS ift, ein mal^rl^afteS £^un unb ^anblen, toeld^eS berjienigen ^anblung, S5 moburc^ bie SSorfteUung Aar mirb, entgegengefe^t ift unb burd^ bie S3er« fnfipfung mit i^r baS QtxOf ober ben 9Rangel ber Haren äJorfteÜung gw

3. «ftf^nitt. 191

toege bringt. 2)enn f onft, »enn {te eine Verneinung unb ÜRangel fd^Ied^t« ^tn iD&re, f o tt)firbe bagu eben fo toenig Slnftrengung einer Sixa\t erforbert loerben, ali baju, bag ic^ etoaS nid^t loeig, meil niemals ein ©runb baju loar, J^raft nbtl^ig i{t. 5 6ben biefelbe 9}otl^n)enbigIeit eines pofttiDen ©runbeS gu ^uf^ebung etned inneren 8cciben8 ber @eele geigt fd^ in ber Öberminbung ber Se« flierben, iDobei man {tc^ ber oben angeffil^rien Seifpiele bebienen lann. Uberl^aupt aber, aud^ auger ben $&Qen, ba man {td^ biefer entgegenge« festen S^&tigleit fogar bettugt ifi unb bie \d\x angefül^rt l^aben, l^at man

10 leinen genugfamen ®runb fte aUbann in 8brebe gu giel^en, loenn mir {te ni(^t in un8 Aar bemerlen. 3d(l gebenle g. 6. anfe^t an ben Siger. 2)iefer ®ebanle Derliert {i(^, unb t& f&nt mir bagegen berSd^alal ein. 9ßan tann freilid^ bei bem 3Bed§feI ber äSorfteUungen eben leine befonbere Sefirebung ber @eele in fic^ toal^rnel^men, bie ba mirfte, um eine Don ben gebadeten

IS äSorjlenungen aufgul^eben. SlQein tteld^e bettunberungStofirbige ®e« f(^&ftigleit ift nid^t in ben liefen unfreS ©eijleS verborgen, bie n)ir mitten in ber Sudübung nid^t bemerlen, barum meil ber ^anblungen fel^r Diel ftnb, iebe eingelne aber nur fel^r bunlel Dorgefteüt mirb. 2)ie ^t^ loeidtl^ümer baDon {inb j|ebermann betannt; man mag unter biefen nur

so bie ^anblungen in SrtD&gung giel^en, bie unbemerft in und Dorgel^en, ttenn tt)ir lefen, fo mug man barüber erftaunen. 3Ran lann unter anbern l^ierfiber bie Sogit bed ^eimarud nad^fel^en, n)eld^er l^ierüber S3etrad^tung anfteQt. Unb fo ijt gu urtl^eilen, bag baS Spiel ber SSorjtellungen unb fiberl^aupt aQer S^&tigfeiten unferer @eele, in fo fern il^re f^olgen, nad^«

» bem f e mirüid^ n)aren, n)ieber aufl^ören, entgegengefe^te ^anblungen Dor* audfe^en, buDon eine bie 9legatioe ber anbern ift, gu $oIge ben getoiffen (Srfinben, bie tt)ir angeffll^rt l^aben, ob und gleid^ nid^t immer bie innere (Srfal^rung buDon belel^ren lann.

SBenn man bie ©rfinbe in Srto&gung giel^t, auf meldten bie l^ier an«

30 gefül^rie Siegel berul^t, fo n)irb man aldbalbinne: bag, n)ad bie 8uf« Hebung eines ejdfiirenben ßtioaS anlangt, unter ben Sccibengien ber geiftigen 9laturen beSfaHS lein Unterfd^ieb fein lonne oon ben f^olgen iDirtfamer j^r&fte in ber lötperlid^en Seit, n&mlic^ bag {te niemals anberS aufgel^oben »erben aU burc^ eine loal^re entgegengefe^te Setoegtraft

35 eines anbern, unb ein inneres SccibenS, ein ©ebanle ber Seele, lann nid^t aufhören gu fein, ol^ne eine ttal^rl^aftig tl^&tige Stxa\t eben bef« felben benlenben Subiects. ^er Unterfd^ieb betrifft l^ier nur bie Der«

192 ^erfu^, ben S3egriff ber negatiDen ®rögen in bie SBetttoeidl^eit einaufül^ren.

fd^iebene ©efe^e, toeld^en biefe gmeierlei Slrten Don SBefen untergeorbnet ftnb, tnbem ber 3uftanb ber 2)2aterie niemals anberS ald burd^ ftugere Urfad^e, ber eineiS ©eifteS aber aud^ burd^ eine innere Urfad^e oeränbert »erben fann; bie Slotl^ttenbigfeit ber SRedentgeflenfe^unfl bleibt inbeffen bei biefem Unterfd^iebe immer biefelbe. 5

Sdö bemerfe nod^mate, bafe ein betrügerifcfter Segriff fei, »enn man bie Sluf^ebung ber pofitiDen folgen ber 2:^ätigfeit unferer @eele glaubt Derftanben gu l^aben, toenn man fteUnterlaffungen nennt. (ES ift überaus merfmürbig: bag, je mel^r man feine gemeinfie unb juDerftd^t» lic^fte Urtl^eile burd^forfd^i, befto mel^r man fold^e 93lenbn)erle entbedK, 10 ba \d\x mit äBorten gufrieben ftnb, ol^ne ettoag Don ben @ad(|en ju Der« ftel^en. S)a| id^ fe^t einen gemiffen ©ebanlen nic^t l^abe, ift, »enn er Dorl^er anif nid(|t getoefen ift, barauS freilid^ Derftänblid^ genug, »enn id^ fage, id^ unterlaffe biefed gu beuten; benn biefeS Sßort bebeutet aldbann ben Sßangel bed ©runbeS, »oraud ber 3Rangel ber $oIge begriffen toirb- 15 $eigt ed aber: »ol^er ift ein ©ebanle in mir nic^t me^r, ber furg uorl^er ttar?, fo ift bie Dorige Sntttort gang nid^itig. S)enn biefed 9lid^tfein ift nunmel^r eine ^Beraubung, unb baS Unterlaffen l^at anlegt einen gang anbern @inn,*) n&mlid^ bie Sluf^ebung einer Stl^&tigteit, bie lurg Dorl^er toar. 2)iefeS ifi aber bie f^rage, bie id^ t^ue unb bei ber id^ mic^ burd^ 20 ein SSort nid^t fo leidet abfpetfen laffe. Sei ber Snioenbung ber geba(!^ten Sflegel auf aQerlei ^älle ber 9latur l^at man Diel Se^utfamleit nötl^ig, ba« mit man nic^t fälfd^Iid^ etmaS SerneinenbeS für pofttio l^alte, toeld^ed Ieid(|t gefd(|iel[|t. S)enn ber @inn beS @a^ed, ben idb l^ier angefül^rt l^abe, gel^t auf baS Sntftel^en unb SSergel^en oon etmad, bad ba pofttiD ift. £. @. 35 2)ad S3ergel)en einer f^Iamme, mei( bie Slal^rung erfd(|5pft ift, ift fein negatiDeiS @ntftel)en, b. i. eS grünbet ftc^ nic^t auf eine mal^rl^afte Seueg« fraft, bie berienigen, tooburc^ fte entftel^t, entgegengefe^t ift. S)enn bie f^ortbauer einer t^lamme ift nid^t bie S)auer einer Setoegung, bie fd^on ba ift, fonbern bie beftdnbige @rgeugung neuer Setoegungen anberer so brennbarer ©unfttl^eild^ien.**) ©emnad^ ifi ba« Slufl^oren ber flamme nid^t baS Sluf^eben einer »irflid^en Semegung, fonbern ber 9ßangel neuer

*) S)iefer Sinn felbfi tommt bem SBorte ntd^t einmal etgentliti^ gu.

•*) Gin ieber Äörper, bcffcn S:^cilc fid^ plö^Hc^ in S)unfl öcrwanbcln unb Qlfo bie SurüdPftogung auiSfiben, bie bem S^fantmenl^onge entgegengefe^t ift, \pxü^i 35 Seuer oon fi6) unb brennt, meil bcii Glementorfeuer, bad oor^er im ©tanbe ber Sufammenbrfidfung toar, be^enbe frei wirb unb fid^ ausbreitet.

3. 9(bf4nitt. 193

Setoegungen unb tnel^rerer 2:rennungen, barum tt)etl bie Urfac^e bogu fel^It, nämlid^ bie fernere 9lal^rung bed t^euerS, tt)eld^ed aldbann nid^t atö ein Sluf^eben einer ejrifiirenben Sad^e, fonbern als ber SRangel bei$ ©runbed gu einer möglid^en ^ofttion (ber tteiteren flbfonberung) mug

5 angefel^n n)erben. S)o(l^ genug ^ieDon. ^ij fd^reibe biefeS, um ben 93er« f ud^ten in bergleic^en 8rt Don (Srfenntnig Knlag gu heiterer 93etrad^tung }u geben; bie ttnerfal^renen mürben freilid^ mel^r (Sriduterung gu f orbern bered^tigt fein.

2. S)ie @ä^e, bie ic^ in biefer Plummer Dorgutragen gebente, fc^einen

10 mir Don ber &u|erften äBic^tigleit gu fein. äSorl^er aber mu| i(^ nod^ gu bem aUgemeinen Segriffe ber negatioen ®r5gen eine Seftimmung l^ingu« tl^un, tt)eld§e id^ mit Sebad^t oben bei Seite gefegt l^abe, um bie ®egen* ftdnbe einer angefirengten Kufmertfamteit nid^t gu fel^r gu l^dufen. 3c^ ^abe bidl^er bie ®rünbe ber realen Sntgegenfe^ung nur ermogeui in fo

15 fern fte Sefiimmungen, beren eine bie 9legatioe ber anbern ifi, ttirflid^ in einem unb eben bemfelben 2)inge fe^en, g. 6. Settegirdfte eben beS« f elben j(ör))er8 nac^ einanber gerabe entgegengef e^ten Siid^tungen , unb ba lieben bie ©rünbe il^re beiberfeitige f^olgen, ndmlid^ bie Seioegungen, tt)irllid§ auf. S)a]^er tt)ill id(| fflr je^t biefe Sntgegenfe^ung bie wirf«

30 lid^e nennen (oppositio actualis). S)agegen nennt man mit äted^t folc^e ^rdbicate, bie gioar oerfd^iebenen S)ingen gulommen unb eins bie ^olge bed anbern unmittelbar nid^t aufgeben, bennod^ eind bie SHegatioe beS anbern, in fo fem ein febed fo befd^affen ift, ba| t& boc^ entmeber bie $olge bed anbern, ober menigftenS ettoaS , toai eben fo befiimmt ift toie

35 biefe f^olge unb il^r gleid^ ifi, aufl^eben fbnnte. S)iefe Sntgegenfe^ung tann bie mögliche ^i|en (oppositio potentialis). Seibe finb real, b. i. oon ber logifd^en Oppofttion unterfd^ieben, beibe finb in ber Watl^ematit befidnbig im ®ebraud^e, unb beibe oerbienen eiS aud§ in ber ^l^ilofopl^ie gu fein. 9n gioei j(örpern, bie gegen einanber in eben berfelben geraben

so Sinie mit gleid^en j^rdften ben)egt ftnb, tonnen biefe jh'dfte, ba fte fid^ im @to|e beiben j^örpern mitt^eilen, eine ber anbern 9}egatiDe genannt merben unb gttar im erftern SSerftanbe burd^ bie ttirtlid^e (Sntgegenfe^ung. Sei gioei J^örpern, bie auf berfelben geraben Sinie in entgegenfiel^enber Stid^tung fid^ mit gleid^en j^rdften oon einanber entfernen, ift eine ber

35 anbern Slegatioe; allein ba fte i^re ^dfte ftc^ in biefem SaDe nid^t mit« tl^eilen, fo fielen fie nur in potentialer Sntgegenfe^ung, loeil ein {eber eben fo Diel Jtraft, aU in bem anbern Xbxptx ift, loenn er auf einen

ttanVi m^tiUtn, Serie. IL 13

« A R y"

3^ ^KVJvt^

194 Serfu^ ben Segriff ber negatben (Srftftm in bie aßelttoeiiS^t einauf fi^ren.

fold^en, ber in berfelben Stiftung tt)ie \tntx bmtgt mdre, ftiege, in il^m aufleben mfirbe. @o tuerbe id^ ed aud^ in bem ndd^jtfolgenben wn allen @rünben ber realen ßntgegenfe^ung in ber SSett unb nid^t bloS oon benen^ bie ben Setoegirdften gulommen, oerftel^en. Um aber aud^ mn. ben übrigen ein Seifpid gu geben, fo ttfirbe man fagen fönnen, ba^ bie Suft, 5 bie ein äRenfc^ l^t, nnb eine Unltt|i, bie ein anberer l^at, in potentialer Sntgegenfe^nng ftel^en, ttie fte benn aud^ ttirUid^ gelegentlid^ eine bie Srolge ber anbem aufl^eben, inbem bei biejem realen Sßiberftreit oftmals einer baiSfenige Dernic^tigt, »ad ber anbere feiner Snfl gemä| fc^afft. ^n^ bem id^ nun bie ®rfinbe, tteld^e einanber in beiberlei Serftanbe real ent« 10 gegen gefegt {inb, gang aUgemein nel^me, fo »erlange man oon mir nid^, bag id^ burd^ Seifpiele in (Concreto biefe Segriffe {ebergeit angenfc^ein« Ud^ mad^e. S)enn eben fo Kar nnb faglic^ mie aKeS, loaS gn ben 9e« megungen ge^brt, ber Slnfc^anung tann gemad^t merben, fo fc^ioer unb nnbeutlic^ ftnb bei uniS bie 9tealgr&nbe, bie ntd^t med^anifd^ finb, um u bie SSerl^&ltniffe berfelben gu il^ren f^olgen in ber Sntgegenfe^ung ober Snfammenftimmung begreiflid^ gu madben. 3<^ begnüge mid^ bemnad^ folgenbe @d^e in ibrem allgemeinen Sinne bargntl^un.

®er erfte 6a| ift biefer. ^n allen natürlichen Serdnbe« rungen ber Seit mirb bie Summe beS ^ofitioen, in fo fern fie 30 baburdb gefd^d^t mirb« bag einftimmige(nid^tentgegengefe|te) $ofitionen abbirt unb real entgegengefe^te oon einanber ab« gegogen toerben, meber oermebrt nod^ oerminbert

8nie SBerdnberung befielet barin: bag entmeber etmaS $ofttioedr xoad nid^t toar, gefegt, ober baSienige, toa^ ba n)ar, aufgel^oben toirb. SRatür« »s lid^ aber ijt bie SSerdnberung, in fo fern ber (Brunb berfelben, eben fo mol^l toie bie f^olge gur 3Belt gel^drt. ^n bem erflen ^aUe bemnadb, ba eine $ofttion, bie nid^t mar, gefegt loirb, ift bie SSerdnberung ein (£ntfte||en, S)er Suftanb ber äßelt oor biefer SSerdnberung ijt in dnfel^ung biefer $ofttion bem Qexo = 0 gleich, unb burd^ bieg ßntftel^en i{l bie reale ao ^olge = A. S<^ fftfic ober: ba^i tomn A entfpringt, in einer natfltlid^en Seltt)erdnberung auc^ -^ A entfpringen muffe, b. i. ba| fein natürli^ber ®runb einer realen Srolge fein t5nne, ol^ne gugleid^ ein ®runb einer anbern Solge gu fein, bie bie 9legatioe wn i\)x ift.*) S)enn biemeil bie

*) @o tült 3. <S. im @to6e eined J^rperd auf einen anbem bie ^etDorbringung ss einer neuen SBe»egung mit btt Vufl^ebung einer gleid^n, bie üorber nior, jugUic^

3.OTf^ttUt. 195

l^olge !R{d^tö = 0 ift, auger in f o fern ber ®runb gefegt ijt, f o entl^&lt bie @umme ber ^ofttion in ber f^olge ntd^t mel^r, als in bem Suftanbe ber SBelt entl^Iten n)ar, in fo fern {te ben ®mnb bagu entl^ielte. (Si ent* l^ielt aber biefer guftanb Don berjenigen $ofttion, bie in ber $oIge ift,

5 bad 3^T0, bai l^eigt, in bem vorigen Suftanbe ttar bie $ofitton nid^t, bie in ber f^olge anzutreffen ifi, folglich lann bie SSerdnberung, bie barauiS fliegt, im (Sangen ber SBelt nad^ il^ren tt)irllid^en ober Potentialen l^olgen and^ nic^t anberS als bem Stxo gleich fein, ^a nun einerfeits bie golge pofitit) unb = A ift, gleic^tool^l aber ber gange Sufianb beS Unioerfum

10 ttie Dorl^er in 8nf el^ung ber äier&nbemng A f oQ 3^^^ = 0 fein , bief eS aber unmöglich ift^ auger in fo fern A A gufammengune^men i{t, fo fliegt: bag niemals eine pofttiDe SBerdnberung natürlicher SBeife in ber SBelt gefc^el^e, beren ^olge nic^t im fangen in einer toirflid^en ober Potentialen ßntgegenfe^ung, bie fic^ aufgebt, befleiße. S)iefe @umme giebt

15 aber 3^to = 0, unb oor ber SBer&nberung loar jte ebenfalls = 0, fo bag fte baburc^ ueber Dermel^rt nod^ Derminbert toorben.

^n bem gioeiten l^all, ba bie SSerdnberung in bem Sufl^eben oon ettoas $ofttioem befielt, i^ bie ^olge = 0. (Ss mar aber ber 3uftanb beS gefammten ©runbeS nad^ ber oorigen !Rummer nic^t blog = A, fon^

90 bern A A = 0. 8lfo ift nad§ ber Sirt gu fc^d^eui bie ic^ l^ier oorauS fe^e, bie ^ofttion in ber 3Belt meber Dermel^rt nod^ Derminbert morben.

3d^ min biefen @a^, ber mir mic^tig gu fein fc^eint, gu erläutern fud^en. 3n ben SSer&nberungen ber Jtörpermelt fielet er als eine fd^on Idngft bemiefene mec^anifd^e Siegel feft. @ie mirb fo auSgebrfidK: Quan-

25 titas motus, summando vires corporum in easdem partes et subtrahendo eas quae vergunt in contrarias, per mutuam illorum actionem (con- flictam, pressionem, attraotionem) non mutatur. Slber ob man biefe Siegel gleid^ nid^t in ber reinen SRec^anit unmittelbar auS bem meta« pl^Qftfc^en ©runbe l^erleitet, morauS mir ben allgemeinen ®a^ abgeleitet

30 ^aben, fo berul^t feine äiid^tigfeit bod^ in ber S^at auf biefem ©runbe. ^enn baS ©efe^ ber Srdgl^eit, meld^eS in bem gembl^nlid^en Semeife bie ©runblage auSmad^t, entlelint feine SBal^rl^eit bloS Don bem angefül^rten SemeiSgrunbe, mie id^ leidet geigen tbnnte, menn idb meitlduftig fein bürfte«

gef^iel^t, unb toit niemanb auS einem j^a^ne einen anbem f^toimmenben Aörpec 35 na^ einer (S^egenb flogen !ann, ol^ne felbfl nad^ ber entgegengefe^ten 9li(!^tung ge« trieben 5U merben.

18*

196 ^erfuti^, ben »egriff ber negattoeh (Strogen in bie SBeltmeidl^eit einaufül^.

S){e SrI&utenttig ber Siegel, mit ber toir und befd^dftigen, in ben %&Bitn ber SBer&nberungen, bie ni^t med^anifd^ {inb, g. @. berer in unferer @eele, ober bie wn il^r fiberl^aupt abl^ängen, ift il^rer %atur nad^ fc^toer, toie äberl^aupt biefe SBirfungen fottol^l al8 il^re ®rfinbe bei tteitem fo fa|lic^ unb anfd^anenb bentlid^ nid^t I5nnen bargefteüt »erben, als bie in 5 ber RbxptmAt ©leid^ttol^l tt)ill id^, fo Diel ed mir möglid^ gu fein fd^eint, l^ierin £id^t ju Derfd^a^en fud^en.

SMe SSerabfd^euung ifi eben fo n)o]^I »aS ^ofttioed ali bie Segierbe. 2)ie erfte ifi eine ^olge einer ))oftti))en ttnlufi, toie biefe bie ))ofttii)e f^olge einer Suft ift. 9lur in fo fern mir an eben bemfelben (Segenftonbe £uft 10 unb Unluft gugleid^ emp^nben, fo ftnb bie Segierben unb Serabfd^euungen beffelben in einer ttirllic^en (Sntgegenfe^ung. Siaein in fo fem eben ber* felbe ®runb, ber an einem £)b|ecte Sufi oeranla^t, jugletdb ber ©runb einer roafixtn Unluft an an ber n ttirb, fo finb bie ©runbe ber Segierben gugleic^ ®rünbe ber SSerabfd^euungen, unb ed ifi ber ®runb einer Se« » gierbe gugleic^ ber ®mnb Don (Sttoa^, baS in einer realen Oppofttion ba« mit fielet, ob biefe gleid^ nur potential ift. @o toie bie Seloegungen ber j^5rt)er, bie in berfelben geraben Sinie in entgegengefe^ter Stid^tung ftc^ Don einanber entfernen , ob fte gleich einer beS anbem Settegung felber aufiul^eben nid^t beftrebt finb, bennod^ eine als bie ülegatioe ber anbem 90 angefel^en tt)irb, loeil fte t)otentiaI einanber entgegen^gefe^t ftnb. S)iefem» nad^, ein fo groger ®rab ber Segierbe in iemanb }um Stul^me entfpringt, ein eben fo großer ®rab beS Sbfc^eueiS entfielet }ugleidb in 93eiie^ung auf baS ®egentl^U, unb biefer 8bf(^eu ift gmar nur t)otentiaI, fo lange nod^ bie Umft&nbe nid^t in ber toirllic^en (Sntgegenfe^ung in linfel^ung ber 95 Stul^mbegierbe ftel^en, gleic^iool^l ift burd^ eben biefelbe Urfad^e ber SHul^m« begierbe ein t>ofitiDer ®mnb eines gleichen ®rabeS ber Unluft in ber @eele feftgefe^t, in fo fern ft(^ bie Umftänbe ber Seit benen entgegen« gefegt jutragen mbc^ten, bie bie erftere begänftigen.*) S93ir tterben balb feigen, ba| ed in bem DoQIommenften äBefen nid^t f 0 beioanbt fei, unb ba| 30 ber ®runb feiner l^öc^ftenSuft fogaraUeaRbglid^Ieit ber Unluft auSf daliege.

Sei ben ^anblungen beS SBerftanbeS finben mir fogar, bag, in ie l^bl^erem ®rabe eine gen)iffe 3bee Aar ober beutUd§ gemad^t loirb, befto

*) Um beS »iUen xm^tt ber fiotfc^e Seife oUe bergleid^en Stiebe, bie ein ©effil^l groger finnli^er 8ufl entl^olten, ausrotten, tt)eil man mit il^nen augleii!^ 35 &rfinbe groger Unjufriebenl^eit unb ^igDergnttgend pflanai, bie na4 bem ab« toei^felnben @piel bed SßeltlaufS ben ganzen Sßertl^ ber erflem aufl^eben fömten.

3. «bWnltt 197

mel^r werben bte fibrige üerbunfelt unb il^re JCIarl^eU verringert, fo bag bas $ofttiDe, loaS bei einer fold^en SSer&nberung tDirKid^ tt)irb, mit einer realen unb toirflid^en Sntgegenfe^ung Derbunben ift, bie, loenn man aDeiS nad^ ber ertt)&]^nfen 9rt gu fc^d^en iufammen nimmt, ben ®rab beS ^of* & tiDen burd^ bie SSerdnbemng toeber vermel^rt nod^ üerminbert.

(Cer gleite ®a| ifi folgenber: Stile Stealgrfinbe beS Uni« üerfum, toenn man biejenige fummirt, toeldbe einftimmig finb unb bie Don einanber abjiel^ti bie einanber entgegengefe^t finb, geben ein $actt, baiS bem Stxo gleich ift. S)aS ©anje ber

10 äßelt ift an fi(^ felbft 9lic^t«, au^er in fo fern bnrc^ ben Sillen eines anbern (StmaS ift. @8 ift bemnad^ bie @umme aQer ejriftirenben Stealität, in fo fern fte in ber Sßelt gegrfinbet ift, für {id^ felbft betrachtet bem 3ero = 0 gleic^. Db nun gleid^ aQe möglid^e Slealitdt in SSer^tnig auf ben göttlid^en SiOen ein gracit giebt, baS pofttiD ift, fo n)irb gleich*

15 tt)o]^I baburd^ bad äBefen einer äSelt nid^t aufgel^oben. 8u8 biefem äBefen aber fliegt notl^toenbiger äBeife, ba^ bie 6;rlfteni beejenigen, toaS in il^r gegrfinbet ift, an unb ffir fid^ aQein bem S^ro gleich fei. Sllfo ift bie Summe beS @j:iftirenben in ber SBelt in SSerl^dltnig auf benfenigen ®runb, ber auger il^r ift, pofitiD, aber in SSerJ^dltnig ber inneren ffitaU

20 grfinbe gegen einanber bem Qtxo gleic^. 3)a nun in bem erften SSerl^dlt« niffe niemals eine (Sntgegenfe^ung ber Sftealgrunbe ber Sßelt gegen ben göttlid^en äBiUen ftatt flnben tann, fo ift in biefer abftd^t leine Slufl^ebung, unb bie Summe ift t)ofUiD. Seil aber in bem gioeiten SSerl^dltniffe baS $acit 3^0 ift, fo folgt, bag bie pofttioen ®r&nbe in einer (Sntgegenfe^ung

r> ftel^en muffen, in tteld^er fie betrad^tet unb fummirt S^to geben.

Slnmerlung )ur gtoeiten Plummer.

3c^ l^abe biefe sioei @&|e in ber Slbfid^t oorgetragen, um ben Sefer ium 9}ad^benlen Aber biefen ®egenflanb eingulaben. 34 geftel^e aud^, bag fte für mid^ felbft nid^t lid^t genug, noc^ mit genugfamer Slugenfd^ein«

30 lid^Ieit au8 il^ren ®rfinben einiufel^eu ftnb. Snbeffen bin id§ gar fel^r itberfäl^rt, ba^ unDoUenbete SSerfud^e, im abftracten @rlenntniffe probte» matifd^ vorgetragen, bem SSad^St^um ber l^öl^ern Seltmeisl^eit fel^r gu» trdglic^ fein I5nnen: meil ein anberer fel^r oft ben 9uffd§lu| in einer tief verborgenen f^rage leidster antrifft, als berjenige, ber il^m bagu Slnlag

giebt unb beffen Seftrebungen oieüeid^t nur bie ^dlfte ber Sd^toierigleiten

198 Serfud^, bett begriff ber negativen i&xbitn in bie Seltmei^l^eit dnaufü^en.

liaben flberoinben tonnen. 2)er Snl^dt biefer @&|e fd^eint mir eine ge« iDiffe SSürbe an fid^ ju l^aben, n)eld^e ttol^I 5U einer genouen Prüfung ber« felben aufmuntern tann, ttofem man nur il^ren @inn toofjH begreift, toeld^ieS in bergleid)en 8rt Don ßrlenntnig nid^t fo leidet ift.

3d^ toiU inbeffen nod^ einigen 3Rigbeutungen borgurommen fud^en. 5 9Ran würbe mid^ ganj unb gar nid^t berftel^en, koenn man ftc^ einbilbete, id^ l^dtte burd^ ben er^en @a^ fagen kooQen: bag fiberl^aupt bie @umme ber Sftealitdt burd^ bie äBeltDer&nberungen gar nid^t Dermel^rt nod^ Der«» minbert totxht. S)iefe8 ift fo gang unb gar nid^t mein @inn , bag aud^ bie gum 93eif))iel angefül^rte med^anifd^e ätegel gerabe bad ®egent^eil 10 öerftattet. JDenn burd^ ben ©tofe ber Äörper toirb bie Summe ber Se* toegungen balb Dermel^rt, balb Derminbert, menn man fte für ftd^ be« trad^tet, allein bad f^acit, nad^ ber gugleid^ beigefügten Slrt ge« f d^5|t, i{t ba^ienige, xoai einerlei bleibt. S)enn bie ßntgegenfe^ungen jtnb in Dielen $&Den nur Potential, too bie Semegträfte einanber tt)irnid() 15 nic^t aufl^eben unb too alfo eine SSerme^rung ftatt finbet. SKein nad^ ber einmal gur ätid^tfd^nur angenommenen Sd^&^ung muffen boc^ aud^ biefe Don einanber abgegogen n)erben.

(Sben f 0 mug man bei ber 3(ntt)enbung biefeS @a^ed auf unmed^anifd^e äSerdnberungen urt^eilen. Sin gleicher äRigoerftanb n)ürbe ed fein, loenn 20 man ftd^ einfallen liege, bag nad^ eben bemfelben @a^e bie SSoQfommen» l^eit ber SSelt gar nid^t koad^fen lönnte. S)enn e8 tt)irb |a burd^ biefen @a^ gar nid^t geleugnet, bag bie @umme ber Stealit&t überl^aupt nid^t natürlicher Sßeife follte oermel^rt »erben lönnen. Überbem beftel^t in biefem ßonflictud ber entgegengefe^ten Sfiealgrünbe gar fel^r bie SSoK- 25 lommenlieit ber 3Belt überl^aupt, gleichwie ber materiale 2;^eil berfelben gang offenbar blöd burd^ ben @treit ber j^rafte in einem regelmäßigen Saufe erl^alten wirb. Unb e$ ift immer ein großer SRißoerftanb, menn man bie @umme ber ^Realität mit ber ©rbße ber SSollfommenl^eit ald einerlei anfielet. Sßir l^aben oben gefeiten, baß Unluft eben fo mol^l pofitio 30 fei toie Suft, toer tt)urbe fte aber eine äSoUtommenl^eit nennen?

3. 3Bir l^aben fd^on angemerlt, baß ti oftmals fc^mer fei auSgu« mad^en, ob gettiffe 93erneinungen ber 9latur bloße SRdngel um eineö fel^lenben ©runbeS n)illen, ober Seraubungen feien au^ ber äiealentgegen* fe^ung gtt)eier pofttiDen ©rünbe. 3n ber materialen SBelt ftnb bie 93ei« 35 fpiele l^ieoon l^dufig. S){e gufammenl^dngenbe Steile eines j[eben Xbrptxi brüdten gegen einanber mit »al^ren Ärdften (ber angicl^ung), unb bie

^olge biefer Seftrebungen toixbt bie Serringerung beS StaumeSinl^altö fein, toenn ntd^t eben fo n)a]^r]^afte Sl^ätigTeiten il^nen im gleid^en ©rabe entgegentt)trtten burc!^ bie Sutädjlogung ber Elemente, beren Sirfung ber ®runb ber Unburd^bringlid^teit ift. ^ter ift Sftul^e, ni(i^t tt)eil Sen)eg« i Irafte ffl^Ieni fonbern totW fte einanber entgegen ivirlen. @ben fo rul^en bie (Setttd^te an beiben äBagearmen, toenn fie nad^ ben ©efe^en bed ®Ieid^« geioid^tS am i^ebel ang^rac^t ftnb. ^an lann biefen Segriff meit über bie ©renken ber materialen SBelt auSbel^nen. &6 ift eben nid^t ndtl^ig, ba|, n)enn U)ir glauben in einer g&ngli^en Untl^dtigfeit beiS ©eifieS gu

10 fein, bie @nmme ber Sftealgrfinbe bed S)enlen8 unb Segel^rend Keiner fei als in bem Sufianbe, ba fid^ einige ®rabe biefer SBirffamleit bem Se« wu|tfein offenbaren. €aget bem gele{)rteften SJfanne in ben Sugenblidten, ba er mu^ig unb rul^ig ift, bag er etoad erjdi^Ien unb oon feiner @inftd§t foK pren laffen! 6r meig nic^tö, nnb il^r finbet il^n in biefem Suflanbe

15 leer, o^ne beftimmte Srmägungen ober SBeurt^eilungen. ®tht i^m nur SXnlag burd^ eine $rage, ober burd^ eure eigene UrtJ^eile! Seine SBiffen« fc^aft offenbart ftd^ in einer Sfleil^e Don Sil^atigfeiten, bie eine fold^e SRic^« tung l^aben, ba^ fie il^m unb eud^ ba9 Semugtfein biefer feiner @inftd^t möglid^ mad^en. Dl^ne ä\oe\\ü n)aren bie älealgrünbe bagu lange in i^m

90 anzutreffen, aber ba bie $oIge in Slnfel^ung beS Semugtfeind B^^o ^^^r fo mußten fie einanber in fo fern entgegen gefegt gemefen fein. @o liegt berjjenige ©onner, ben bie Äunft gum SBerberben erfanb, in bem S^wg** l^aufe eines durften aufbel^alten gu einem Ifinftigen j^riege, in brol^enber @tine, bi£, menn ein Derrätl^erifd^er Sunber il^n berül^rt, er im Sli^e auf«

25 f&]|rt unb um ftc^ l^er alles oermüftet. 3)ie @pannfebern, bie unauf^ör« lic^ bereit maren aufgufpringen, lagen in il^m burd^ m&c^tige Sngie^ung gebunben unb etn)arteten ben Steig eines ^euerfuntenS, um ftd^ gu be» freien. @S ftedEt etmaS ®roM unb, »ie mxöi bfinlt, fe^r SRid^tigeS in bem ©ebanlen bcS ^errn Don Seibnig: 3)ie Seele befaßt baS gange Unioer^^

ao fum mit il^rer SBorfteÜungStraft, obgleid^ nur ein unenblid^ Heiner S^eil biefer SJorftettungcn flar ifi. 3n ber Jl^at muffen aHe Slrten oon Segriffen nur auf ber innern Sl^ätigleit unferS ©eifteS, als auf i^rem ®runbe, be:' rul^en. Stufeere 3)inge Wnnen tool^l bie Sebingung entl^alten, unter toel« c^er fte ftd^ auf eine ober anbere 9(rt ^er^ortl^un, aber nid^t bie j^raft fie

35 loirflic^ l^eroorgubringen. SDie S)enIungSfraft ber @eele mug SRealgrunbe gu il^nen aUen enthalten, fo Diel il^rer natürlicher äBeife in ibr entfpringen follen, unb bie @rfd^einungen ber entftel^enben unb Dergel^enben Ji^ennt^^

200 ^erfud^, ben SBegriff ber negativen &xb^tn in bie SßeUtoeidl^eit einaufül^mt.

ntffe ftnb aUem Slnfe^en nad^ nur ber (Sinftimmung ober @ntgegenfe^ung aller biefer Sl^fitigteit beijumeffen. SRan tattn biefe Urtl^eile aliS Srl&ute» rungen bed erften @a^e8 ber vorigen !fhimmer anfeilen.

3n tnoralifd^en fingen ijt hai Qtxo gleic^faDs nid(|t immer oIiS eine SSerneinung bed SßangelS gu betrachten unb eine |)o{ttiDe ^olge Don mel^r & ®roge nic^t ieberjeit ein SetoeiS oon einer größeren ST^&tigfeit, bie in ber SHid^tung auf biefe $oIge angettanbt »orben. ®ebet einem ÜRenfd^en jel^n ®rabe üieibenf d^aft, bie in' einem geioiffen ^aQe ben Siegeln ber $fli(!^t tt)iberfireitet, g. @. ©elbgeig! Saffet il^n gttölf ®rabe Seftrebung nac^ ®rttnbf&|en ber 9l&c6fienliebe ann)enben; bie f^olge ifi Don gmei ®raben, lo fo Diel als er tDol)Itl^ätig unb l^ülfreid^ fein n)irb. ©ebentet eud^ einen an« bern Don brei ®raben ®elbbegierbe unb Don fteben ®raben SSermbgen nad& ®runbffi^en ber SSerbinblic^teit gu l^anbeln ! ^ie ^anblung mirb Dier ©rabe grog fein, ald fo Diel nad^ bem @treite feiner Segierbe er einem anbern 3Renfd^eu nfl^lid^ fein mirb. @d ift aber unftreitig: bag, in fo fern » bie gebac^te Seibenf(!^aft aliS natfirlid^ unb unmtlltärlid^ lann angefel^en merben, ber moralifd^e äBertl^ ber ^anblung bed erfteren größer fei atö be^ gleiten, obgmar, menn man fte burd^ bie lebenbige j^raft fd(|ä^en monte, bie f$olge in bem le^teren f^aU iene äbertrifft. Um be8 koiDen ift ed SRenfd^en unmöglich ben ®rab ber tugenb^aften ©efinnung anberer 90 aus il^ren ^anblungen fidler gu fd^liegen, unb eS l^at aud^ berienige bad Sudeten ftc^ allein Dorbel^alten, ber in bad ^nnerfte ber bergen fielet.

4. SBenn man eS koagen miK biefe Segriffe auf baS fo gebrechliche Srienntnig angumenben, koeld^eS ÜRenfd^en Don ber unenblid^en ©ottl^eit l^aben f5nnen, koeld^e Sd^mierigteiten umgeben alsbann nid^t unfere äufeerfte Seftrebungen? 3)a mir bie ©runblage gu biefen Segriffen nur Don uniS felbfi l^ernel^men tonnen, fo ift e8 in ben me^rften f^äUen bunlel, ob mir biefe 3>bee eigentlid^ ober nur Dermittelft einiger Analogie auf bie» fen unbegreiflichen ©egenftanb übertragen foDen. @imonibe8 ift noc^ immer ein Sßeifer, ber nac^ Dielfältiger S^S^^^ng unb Sluffd^ub feinem so $flrften bie Sntmort gab: ^e me^r id^ aber ®ott nad^ftnne, befto meniger Dermag ic^ il^n eingufel^en. @o lautet nic^t bie @prad^e bed geleierten ^öbeld. @r mei^ nid^td, er Derftel^t nid^td, aber er rebet Don allem, unb maö er rebet, barauf pod^t er. 3n bem ^öd^ften SBefen fönnen feine ®rünbe ber ^Beraubung ober einer Stealentgegenfe^ung ftatt finben. S)enn meil S5 in il)m unb burd^ il^n alles gegeben ift, fo ift burd^ ben SlUbeft^ ber 93e« ftimmungen in feinem eigenen JDafein leine innere Sluf^ebung möglid^.

3. «bfi^nitt. 201

Um beSttrtOen ifi baS ®efa^I ber Unluft fein ^räbicat, »elc^eiS ber ©ott^^ l^eit ge)temenb ifl S)tx 9Renf(^ ^at niemaüS eine Segierbe gu einem ®e« genfianbe, ol^ne bai ©egent^eil |)ofttit) gu oeTQbfd^euen, b. i. nic^t attein fo, bag bie Segiel^ung feines SSiUend bad contrabictorifc^e ©egentl^eil ber

ö Segierbe, fonbern i^r Stealentgegengefe^ted (Xbfc^eu), ndmli(^ eine $oIge Qud t)o{ttit)er Unlufi, ifi. Sei {eber Segierbe, bie ein treuer t^ru^rer l^at feinen ©c^filer »o^l gu gießen, ifi ein jeber Srfolg, ber feinem SBege^ren nic^t gemdg ift, il^m pojitio entgegen unb ein ®runb ber Unluft. S)ie Serl^&itniffe ber ®egenflänbe auf ben göttlichen SSiQen finb Don gang

10 anberer Srt. Sigentlid^ ifi fein fiugered S)ing ein ©runb tteber ber Sufi no^ Unlufi in bemfelben; benn er l^dngt ni^t im minbeften oon tixoai anberm ab, unb eS tto^nt bem burc!^ ftc^ felbfi Seligen nid)t biefe reine Sufi bei, meil iai ®ute auger il^m e^rifiirt, fonbern eS e^rifiirt biefeiS ®ute barum, tteil bie ettige SBorfteQung feiner 99{ögUd)feit unb bie bamit t)er<

15 bunbene Suft ein .©runb ber oollgogenen Segierbe ifi. SBenn man bie concrete Sorftettung Don ber Statur beS Sege^renS aUeS Srfd^affenen ^ie« mit Dergleid^t, fo koirb man geval^r, bag ber SSiQe beiS Unerfd^affenen koenig ^^nli^eS bamit ^aben (bnne; koelc^ed benn aud^ in Snfe^ung ber übrigen SBefiimmungen bemienigen nid^t unermartet fein mirb, nelc^er

30 biefeS mol^l fagt, bag ber Unterfd^ieb in ber Qualitdt unermeßlich fein mfiffe, ttenn man S)inge oergleic^t, beren bie einen fftr ftd^ felbft Slit^td finb, hai anbre aber bai^jenige, burd^ melc^eS aQein Mt8 ift.

allgemeine Slnmerfung.

S)a bifr grünblic^en $l^iIofot)]^en, koie fie ftc^ felbfi nennen, tdglic^ 35 me^r koerben, inbem fte fo tief in aUe @a^en einfd^auen, bag it)nen auc^ nid^td verborgen bleibt, maS fie nid^t ertidren unb begreifen tonnten, fo fel^e id^ fc^on t)oraud, baß ber Segriff ber Sftealentgegenfe^ung, neld^er im Slnfange biefer Slb^anblung t>on mir gum ®runbe gelegt loorben, i^nen fe^r feiert unb ber Segriff ber negatioen ®rbgen, ber barauf gebauet 30 koorben, nic^t grfinblic^ genug t)orfommen merbe. 3c^, ber id^ auS ber @(^koäd^e meiner Sinfic^t fein ®e^eimniß mad^e, nad^ nelc^er id) ge^ meiniglidb ba^^tenige am koenigftcn begreife, mad atte 9Renf<^en leidet gu k)erfte^en glauben, fc^meidble mir burc^ mein Unoermögen ein Stecht gu bem Seiftanbe biefer großen ®eifler gu ^aben, baß il^re l^ol^e äßeid^eit

202 8erfud^, ben 9egrf ff ta nr gattoen ®rd|ai in bte Seitioet^tt etn^ffi^ien.

bie Sfidc auffüllen möge, bie meine mangelhafte einfielt l^at übrig laffen muffen.

3c^ t)erfte]^e fel^r too^I, toie eine f^olge burd^ einen ©runb na^ ber Siegel ber S^^ntität gefegt »erbe, barum meil fte burd^ bie Berglteberung ber Segriffe in i^m enthalten befunben n)irb. @o ift bie ülotl^menbigleit s ein ®runb ber Unoerdnberli^teit, bie Bufammenfe^ung ein ®runb ber S^eilbarf eit , bie Unenblic^feit ein ®runb ber Sinmiffen^eit k. ic, unb biefe SSerfnfipfung bed ©runbeS mit ber Solgc t^nn id^ beutlid^ einfe^en, meil bie Solge »irflic^ einerlei ifi mit einem 2:^eilbegriffe bed ©runbeS unb, inbem fte fc^on in i^m befaßt »irb, bur(^ benfelben nac^ ber Siegel lo ber @infiimmung gefegt »irb. äSie aber etvad aud etmaS anberm, aber nic^t nad^ ber Siegel ber Sbentität fliege, ba^ ift etmaS, meld^eS id^ mir gerne möd^te beutlid(| machen laffen. ^d) nenne bie erftere Slrt eined ®runbeS ben logifc^en ®runb, toeil feine Sej^iel^ung auf bie Solge logifd^, nämlic^ beutlid^ nac^ ber Siegel ber 3bentit&t, Tann eingefe^en merben, 15 ben ©runb aber ber jmeiteu Slrt nenne id^ ben Stealgrunb, tteil biefe Se- gie^ung U)0^l gu meinen magren Segriffen gehört, aber bie Xrt berfelben auf feinerlei Sßeife lann beurt^eilt merben.

9Bad nun biefen Slealgrunb unb beffen Segie^ung auf bie f^olge am langt, fo fteDt ftc^ meine ^rage in biefer einfad^en ©eftalt bar: mic foll so idb es Derftel^en, ba^, toetl (Stma^ ift, ettoad anberd fei? (Sine logifd^e f^olge mirb eigentli^ nur barum gefegt, n)eil fte einerlei ift mit bem ©runbe. 3)er SRenfi!^ Tann fel^Ien; ber ®runb biefer t^c^lbarleit liegt in ber ßnblic^Teit feiner 9latur, benn menn i(^ ben Segriff eines enblid^en ©eifleS auflöfe, fo fc^e id^, bafe bie gel^lbarleit in bemfelben liege, baS 25 ift, einerlei fei mit bemieuigcn, toaS in bem Segriffe eine» ®eifteg ent* Italien ift. ^Qein ber SSiQe ®otteS ent^&lt ben Slealgrunb Dom 3)afein ber 38elt. 2)er göttliche SßiOe ift etroaS. S)ie e^iftirenbe Sßelt ift etmaS gang anberes. 2»nbeffen burd(| baS einen)irb baS anbre gefegt. 3)er Buftanb, in n)eld(|em id^ ben Flamen @ tag tri t t)ore, ift ettoaS, baburd^ so iDirb etn)aS anberS, ndmlid) mein ©ebauTe Don einem ^^Uofopl^, gefegt 6in Äörper A ift in Setoegung, ein anbcrer B in ber geraben Sinie ber«» felben in Slul^e. S)ie Semegung Don A ift etmaS, bie Don B ift etmaS an^ berS, unb bo(^ mirb burd^ bie eine bie anbre gefegt. 2i^r möget nun ben Segriff Dom göttlid^en äBoIlen gergliebern, fo Diel eud^ beliebt, fo iDerbet 95 it)r niemals eine e;ciftirenbe SBelt barin antreffen, a(S aenn fte barin ent« galten unb um ber ^i^^ntität D}illen baburc^ gefegt fei, unb fo in ben

8. «bfd^nitt. 203

fibrigen ^AD^n. 3(^ Iaf[e mid^ aud^ bur^ bie 9B5rtev Urfad^e unb äSir« Tung, J^aft unb ^anblung niii^t abjpetfen. S>enn tuenn id^ ettoaS fc^on ald eine Urfad^e toooon anfeile, ober i^r ben Segriff einer kraft beilege, fo I^Qbe i(^ in il^r fd^on bie 93ejie]^ung beS SiealgrunbeS in ber So(ge ge«

5 bac^t, unb bann i[t leidet bie ^Option ber f^olge na<^ ber Siegel ber 3bentitdt ein^ufel^en. ß. 3. S)ur(^ ben aOrndd^tigen SBiOen ®otted fann :mQn ganj beutlic^i baS S>afein ber Sßelt t)er[te^en. Slllein l^ier bebeutet bie SRadbt ba^ienige &roa& in ®ott, moburd^ anbre S)inge gefegt merben. S>iefe« Sort aber begeic^net f(^on bie Segie^ung eined SiealgrunbeS auf

10 bie 9olge, bie i(^ mir gerne möchte erll&ren laffen. ©elegentUc^ merfe iii nur an, ba^ bie ßintl^eilung beS $errn 6ruf iud in ben 3>beal« unb fRtaU grunb Don ber meinigen gdnglic^ unterfc^ieben fei. S)enn fein 3bealgrunb ift einerlei mit bem (Srfenntniggrunbe, unb ba ift leicht einjufel^en, bag, menn i(^ ttxoai fc^on ald einen ®runb anfe^e, id^ barauS bie f^olge

15 fd(|Iiegen fann. S)a^er nac^ feinen @ä^en ber Xbenbioinb ein Siealgrunb oon SftegenkoolTen ift unb gugleid^ ein Sbealgrunb, meil id^ fte barauS er« lennen unb ooraud oermutl^en Tann. Siac^ unfern ^Begriffen aber ift ber Siealgrunb niemals ein logifd^er ®runb, unb burdi) ben äBinb mirb ber Siegen nic^t gu folge ber Siegel ber ^bentitdt gefegt. 3)ie oon und oben

30 oorgetragene Unterfc^eibung ber logifdb^n unb realen @ntgegenfe^ung ift ber |e^t gebac^ten oom logifc^en unb SRealgrunbe parattel.

^ie erftere fe^e id^ beutlid^ ein oermittelft bed Sa^eS oom SBiber« ft)ru^e, unb ic^ begreife, mie, aenn id) bie Unenblii^Teit ©otteS fe^e, ba« buriJb baS $r&bicat ber ©terblic^Teit aufgehoben mirb, meil es ndmlid^

95 iener miberfpric^t. Sinein mie burdb bie Semegung eined Xbxptxi bie Se« megung eines anbern aufgehoben merbe, ba biefe mit j[ener bo<^ nic^t im Sßiberft)rud^e fielet, baS ift eine anbere i^rage. Sßenn id^ bie Unburc^« bringlid^feit oorauSfe^e, mel(!^e mit einer {eben j^raft, bie in ben Siaum, ben ein kbxptx einnimmt, eingubringen trachtet, in realer (Sntgegeufe^ung

30 ftel^t, fo lann i(^ bie 9(uft)ebung ber Semegungen fc^on oerfte^en; als« bann ^abe ic^ aber eine Siealentgegenfe^ung auf eine anbere gebracht. SRan oerfud^e nun, ob man bie Siealentgegenfe^ung überl^aupt erfldren unb beutlic^ lonne gu erfennen geben, miebarum, meiletmaSift, et« maS anberS aufgehoben merbe, unb ob man etmaS mel^r fagen Tonne,

» als maS id^ baoon fagte, ndmlic^ lebiglid^ Da^ eS nic^t burc^ ben €a^ beS SSiberfpruc^S gefd^el^e. ^c^ ^abe über bie 9latur unfere^S SrTenntniffeS in Slnfe^ung unferer ttrtl^eile oon ©rünben unb folgen nac^gebad^t, unb

204 Serfuc^, ben begriff ber negativen Ordnen in bie SSelttoetöleit einaufü^n.

id^ merbe bad Slefultat biefer Setrad^tungen bereinfl audfäl^rlid^ borlegen. Sud bemfelben ftnbet ftd^, bo^ bie Sejie^ung eines StealgrunbeS auf et« toaS, baS baburd^ gefegt ober aufgel^oben \»xxb, gar nid^t burd^ ein Urt^eil, fonbern blöd burd^ einen Segriff f5nne audgebrüdt merben, ben man lool^l bwxti 8lufl5fung ju einfad^eren 93egnffen Don Stealgrünben bringen tann, 5 fo bod^, bag gule^t aQe unfre @rfenntniffe t)on biefer Segte^ung fi^ in einfad^en unb unauflöSlid^en 93egriffen ber Slealgrünbe enbigen, beren SSerl^dltnig }ur f^olge gar ntdbt Tann beutlid^ gemadbt toerben. 93i8 bal^in koerben bieienige, beren angemaßte @in{td^t feine 6(^ranfen lennt, bie 9Ret]^oben i^rer ^^ilofopl^ie Derfu(^en, bis loie koeit fte in bergleid^en 10 grage gelangen lönnen.

eofac^tungen

über

baö ^efu^f

be«

Motten uttb ^i^aßcttctt.

9on

M, 3vmamti f aitf.

(Srfter SW^fftnitt

SSon ben utiterfci^iebenen (Segenftänben beS ©efü^tS Dom

(Srl^abenen unb @d^önen*

S)ie Derfd^iebene @m))finbungen beS SSergnfigend ober beS SSerbruffcS

& berul^en nid^t fo fel^r auf ber Sefd)a{fen^eit ber äugeren S)inge, bie fie er« regen, ali auf bem iebem SRenfd^en eigenen ©efü^Ie babur^ mit Suft ober Unlu^ gerührt )u »erben. S)a]^er fommen bie f^reuben einiger SRenfd^en, iDoran anbre einen (SM ^aben, bie oerliebte Seibenfd^aft, bie ifterS jeber* mann ein ätätl^fel i{t, ober auc^ ber lebl^afte SSibertoine, ben ber eine

10 iDoran emt)finbet, mad bem anbern DoIIig glei(!^gfiltig ifi. S)a^ %Ai ber Seobad^tungen biefer SBefonberl^eiten ber menfd^Iid^en Statur erfiredt ft^ fel^r toeit unb verbirgt annoc^ einen reid^en SSorrat!^ ju Sntbedungen, bie eben fo anmut^ig als lel^neid^ {tnb. ^ loerfe fär ie^t meinen Slid nur auf einige Stellen, bie {t(^ in biefem Segirle befonberä auSgunel^men

15 f (feinen, unb aud^ auf biefe mel^r baä Sluge eines 93eoba(^terS aI8 bed ^^ilofopl^en.

Seil ein SRenfd^ ftdg nur in fo fern glücflid^ finbet, ald er eine 9lei» gung befriebigt, fo ifl baS ©effi^l, toeld^eS i^n ffi^ig mad^t groge 93er« gnägen gu genießen, o^ne bagu auSne^menbe 2;alente )u bebürfen, gemi^

so nic^t eine itleinigfeit. SSo^lbeleibte ^erfonen, beren geiftreid^fter Slutor ibr J(od^ ifl unb beren SBerfe Don feinem ®ef(bmad( fi(b in i^rem J^eUer befinben, »erben bei gemeinen Boten unb einem plumpen @d^erg in eben fo lebhafte f^eube geratben, als biej[enige ifl, toorauf ^erfonen oon ebeler C^mpfinbung fo flolg tbun. (Sin bequemer SRann, ber bie SSorlefung ber

208 ^eoba^Umqtn über bad (Beffi^I bed Gd^dnen uttb (Sr^abenen.

93fi(l^er liebt, tteil ed f{^ fe^r too^I babei einfd^Iafen Idgt, ber j^aufmann, bem aUe Sergnflgen I&ppif^ fc^einen, baSfenige auiSgenommen, \»ai ein Huger SRann geniest, »enn er feinen ^anblungSDortl^eil überfc^I&gt, ber* jenige, ber bad anbre ©efd^Ied^t nur in fo fern liebt, als er eS gn ben ge« niegbaren @Q^en gd^It, ber Siebl^aber ber Sagb, er mag nun t^Iiegen o tagen »ie S>omittan ober »übe £l^iere tt)ie 9 . ., aUe biefe ^aben ein ®e» fäl^I, meld^ed fte f&^ig ma^t Vergnügen nad^ il^rer Srt )u genießen, ol^ne ba^ fte anbere beneiben bfirfen ober aud^ t)on anbern ftd^ einen Segriff ma^en f5nnen; attein id^ menbe für ie^t barauf (eine Sufmertfamfeit. (Sa giebt nod^ ein ©efäl^I Don feinerer ^rt, ttel^eS enttoeber barum fo la genannt toirb, »eil man tS Idnger ol^ne ©dttigung unb (Srfd^öpfung ge» niesen (ann, ober meil e8 fo gu fagen eine Sleijbarleit ber @eele oorauS« fe^t, bie biefe iugleic^ gu tugenbl^aften ^Regungen gefd^idt mad^t, ober meil ed Talente unb äSerftanbeSoorguge angeigt, ba im (Segentl^eil jene bei ))öDiger ®ebanfenIoftgfeit ftatt finben fönnen. S)iefe« ©efäl^I e«, mo« 15 üon id^ eine @eite betrad^ten toill. S)od^ fd^Iie^e id^ l^ieoon bie Steigung aud, meiere auf l^ol^e S3erflanbe8«6infid^ten geheftet iß, unb ben Sfteig, beffen ein Jtepler fdl^ig mar, menn er, mie Sa^le berid^tet, eine feiner (Smpfinbungen nid^t um ein Sflrftentl^um märbe oerTauft l^aben. S)iefe @mpftnbung ift gar gu fein, atö bag fte in gegentodrtigen ßntmurf ge« 90 Igoren follte, toeld^er nur baS ftnnlic^e ®efü^I berühren mirb, beffen aud^ gemeinere @eelen fdl^ig finb.

S)ai feinere ®efu]^I, toaS toir nun eriodgen moDen, Domel^m« lid^ gmiefad^er Srt: baS ©effil^I be8 ^l^oBenen unb beS @^dneit* 3)ie 9üü^rung üon beiben ift angenel^m, aber auf fel^r oerfd^iebene SSeife. S)er 2s 9(nblid eines ©ebirged, beffen befd^neite ©ipfel ftd^ über SSoIfen er^ben, bie äSefd^reibung eined rafenben @turmd, ober bie Sd^ilberung beS })bUU fd^en Sleid^S ))on SRilton erregen SSo^Igefatten, aber mit ® raufen; ba« gegen bie SuSftc^t auf blumenreidbe SBiefen, Sudler mit f^Idngelnben 93dd^en, bebedt t)on toeibenben beerben, bie Sefd^reibung bed ßl^ftum, 30 ober Römers Sd^ilberung oon bem Gürtel ber äSenuS Deranlaffen auc^ eine angenel^me (Smpfinbung, bie aber frö^lic^ unb Idc^lenb ift 3)amit iener (Sinbrud auf unS in gel^öriger @tdrfe gefdiel^en (5nne, fo muffen toir ein ©eful^I beS (Srl^abenen unb, um bie le^tere re(^t gu genießen, ein ©efü^l für baS @(^bne l^aben. ^ol^e Si^en unb einfame Schatten ss im l^eiligen $aine |tnb erl^aben, 93lumenbetten, niebrige ^eden unb in Figuren gefd^nittene Sdume ftnb fc^ön. S)ie 9lad^t ift ergaben, ber Sag

1. «bfc^nltt. 209

ifl fd^on. ©emüt^Sarten, bie ein ©efül^I für bai Srl^abene befi^en, toer« ben burd^ bie rul^ige @tiDe eines @ommerabenbe8, toenn baS gitternbe £i(^t ber Sterne burd^ bie braune ©d^atten ber Stad^t l^inburd^ brid^t unb ber einfame SRonb im ©eftc^tslreife fielet, aQmä^Iig in l^o^e @mt)ftnbun<

5 gen gejogen, Don ^reunbfd^aft, Don SSerad^tung ber SSelt, oon (Smigleit. 3)er gl&njenbe Za^ pgt gefc^&ftigen 6ifer unb ein ©eful^I üon Suftigleit ein. 3)qS Srl^abene rul^rt, baS Schone reist. S>ie SRiene beS SRenfd^en, ber im üoUen ©eful^I beS erhabnen ftc^ befinbet, ifi ernjt^aft, bi«meilen ftarr unb erftaunt. 3)agegen fünbigt fid^ bie lebl^afte 6m|)finbung beS

10 @(^önen burd^ gldngenbe ^eiterfeit in ben Slugen, burc^ Süfi^ beS gä^IenS unb oft burc^ laute SuftigTeit an. S)a8 (Srl^abene ift mieberum üerfd^iebe« ner Srt. S)ai ®effi^l bejfelben ift biätoeilen mit einigem ®raufen ober au(^ Sc^mermutl^, in einigen f^&Den bloS mit rul^iger Semunberung unb in nod) anbem mit einer über einen erl^abenen $Ian verbreiteten @(^&n^

15 l^eit begleitet. 3)aS erftere ttiU id^ baS @c!^retf^aft«(gt]^aiene, bad gmeite ba^S (Sble unb baä britte baS ^rdd^tige nennen. 2;iefe @infam« feit ift erl^aben, aber auf eine fc^redP^afte Ülrt.*) JDal^er grofee, locitge»

*) 5^ mtH nur ein Seifptel Don bem eblen ©raufen geben, tt)el(|ed bie Se- fd^reibung einer g&nalid^eu d^injamfett einfldgen !ann, unb aiel^e um bedioiden einige

20 ©tellfn aud(Saraaand Siraunt im Srem. üRogoatn, 93Qnb IV, @eite 539 aud. 2)ie- fer !arge 9ieic^e l^atte m^ bem Wla^e, aU feine SReic^tPmer junal^men, fein .^era bem SRitleiben unb ber Siebe gegen ieben anbem üerfc^loffen. Snbeffeti, fo mie bie SRenfc^enliebe in i^m erfattete, nal^m bie (2hnf!gleit feiner @ebeter unb ber Sfieligiond' It^anblungen 3u. 9la4 biefem (S^efi&nbniffe fäl^rt er alfo fort 3u reben: l(n einem

25 ^enbe, ba ic^ bei meiner Sampe meine SRec^nungen gog unb ben «i^nblungdoortl^eil fiberfi^Iug, übeno&Itigte mic^ ber @(!^Iaf. 3n biefem Buftonbe fa^ ic^ ben (^ngel bed Sobed »ie einen SBirbelminb über mic^ lommen, er fd^Iug m\^, el^e ic^ ben fc!^re(f(ic^en @treic^ abbitten lonnte. 34 erharrte, aU ic^ gema^r »arb, ba| mein 8ood für bie (Sroigfeit geworfen fei, unb bog gu allem (Stuten, baiS ic^ oerübt, ni(|td

30 fonnte ^injuget^an unb t)on allem SBöfen, ba^ i^ getrau, nic^td fonnte ^inmegge« nommen »erben. 3<^ voaxb t)or ben 2:^ron beffen, ber in bem britten ^immel loo^nt, geführt. S)er ^ian^, ber oor mir flammte, rebete mic^ alfo an: ^ara^an, bein (Bottedbienfi ift oerioorfen. S)u ^afl bein {)era ber 9)>{enfc^enliebe oerfc^Ioffen unb beine @(i^&^e mit einer eifernen ^anb gel^alten. 2)u l^afl nur für bic^ felbjl gelebt,

35 unb barum follfl bu auc^ !ünftig in (Smigleit allein unb oon aller ©emeinfc^aft mit ber ganzen @d^5pfung audgeftogen leben. 3n biefem 9ugenbli(fe marb ic^ burd^ eine unfi(!^tbare @etoalt fortgeriffen unb burc^ ba^ gldn^enbe ©ebfiube ber@(|5pfung getrieben. 3<^ lie6 balb unafi^tige äßelten hinter mir. Kid ic^ mic^ bem dugerfien Chtbe ber Statur näherte, merfte \6), bai bie ©dgatten bed gren^enlofen Seeren fic^

210 9eoBd<!^ttmden Aber ba« (BeJßbC M ^5nen itnb W^aUntn,

flredte (Sxnibta, ttie bie ungel^eure SBüfie 6(!^amo in ber Sartarei, ieber« jeit anlag gegeben l^aben fflrd^terlic^e Sd^atten, J(oboIbe unb (Sefpenfter* lart^en bal^in gu »erfe^en.

S)ai @T]^abene mug {ebeTgeit grog, bad @(^5ne lann auc^ Hein fein. S)a8 ßrl^abene mug einfdlttg, baS @(|bne fann gepult unb gegiert fein. 5 6ine groge ^ö^e ifi eben fo loo^I erl^aben a\i eine groge Siefe; aUein biefe ifi mit ber (Smp ftnbung beS @(^Qubem8 begleitet, iene mit ber Se« ttunberung; bal^er biefe ßmpfinbung fd^red^aft erlauben unb fene ebel fein fann. S>er anblid einer dgijptifc^en $qramiben rü^rt, mie Raffel« quifl berid^tet, tteit mel^r, qU man f (^ qu8 aQer Sefc^reibung eS t)or» 10 fieOen fann, aber il^r Sau ifi einfditig unb ebel. S)ie $eter«Iir(^e in fftom ifi prdd^tig. SSeil auf biefen 6ntn)urf, ber grog unb einfditig ifi, 6(^ön» l^eit, ). e. ®oIb, mofaifd^e ürbeit :c. :c. fo Derbreitet ifi, bag bie (Smpfin^ bung beS ßr^abenen bod^ am meiften l^inburd^ ttirft, fo l^eigt ber (Segen* ftanb t)rdd&tig. 6in Xrfenal mug ebel unb einfditig, ein 9tefibengf(^Iog u prdd^tig unb ein Sufipalafi f(^5n unb gegiert fein.

6ine lange S>auer ifi erl^aben. 3ft fi^ ^on »ergangener S^üi fo ifi fie ebel; mirb fie in einer unabfel^Iid^en Sufunft üorauS gefeiten, fo l^at fie etmaS Dom ©d^redl^aften an ftd^. (Sin ®ebdube au8 bem entfemtefien Slltertl^um ifi el^rtofirbig. ^allerS Sefc^reibung Don ber Ifinftigen (StDig> ao (eit fibgt ein fanfteS (Sraufen unb Don ber »ergangenen fiarre Setoun« berung ein.

in bie Siefe Dor mi^ betabfenften. (Sin fürd^terlid^e« ffttiä^ t>on ettiger ©tiUe, (Sin- famfeit unb ginflernigl Unaudfpred^Uc^eiS (Braufen fiberfiel mi4 bei biefem $(nbU(f. 34 verlor allgema^ bie legten @teme and bem Gefixte, unb enbli^ erlofd^ ber 95 letzte glimmembe @(^ein bed Siebte in ber öu^erften Sin^emift. S)ie Sobedängfte ber Sergweiflung nabmen mit jebem lugenblide au, fo »ie feber SCugenbüd meine (Entfernung Don ber legten bewobnten Belt Dennebrt& 34 bebaute mit unleibli^er ^eraendangfl, ha% »enn gel^ntaufenbntal taufenb S^bte mi^ ienfeit ben (Brennen olleiS drf^offenen »flrben »eiter gebraut l^aben, i^ bo^ nocb immerbin in ben uner« 30 meinten 9(bgrunb ber {f infiemig DonoArtd fcbauen toflrbe obne ^filfe ober «Hoffnung

einiger 9tfidffebr. 3n biefer Betäubung firedEte i^ meine ^önbe mit fol^er

.^eftigleit na^ ®egenft&nben ber SBDirfli^feit aud, baft i^ barflber enoa^te. Unb nun bin i^ belebrt morben, fDlenf^en b^^dufc^dben; benn au(b ber (Beringfle Don benienigen, bie i(b im @toIae meinet (BIfidCd Don meiner ^üu geu)iefen b^tte, »firbe ss in iener erfd^rettlid^n Ginbbe Don mir allen S^^ben Don ®oIconba »eit fein Do^ gegogen »orben.

2. Vb\^n\U. 211

3tt)citer mmitt

ä^on ben ^tgenfci^Qften beS (Srl^abenen unb ©d^dnen am

9Renf(!^en überl^aupt.

S^erftanb ifi erl^aben, 9Bi^ ift fc^on. jeäl^nl^eit tfi erl^aben unb grog,

5 £tfi ifi Hein, aber fd^ön. 2)ie Sel^utfamreit, fagte Sromttell, ift eine Sfirgenneiftertugenb. SSabr^aftigreit unb 9leblt(bleit ift einfältig unb. ebel, @(beri unb gefäUige @(bmei^elei ift fein unb fd^ön. 3lrtigteit ift bie ed^önbeit ber Sugenb. Uneigennü^iger S)ienftcifer ift ebel, ©efcbliffen» beit (^oliteffe) unb ^öfli^Ieit finb f(bön. Srbabene @tgenf(baften flögen

10 ^ocbacbtung, fcböne aber Siebe ein. Seute, beren ©efäbl ))ornebmlid^ auf bad @(b5ne gebt, fuc^en ibre reblid^e, beftfinbige unb ernflbafte f^reunbe nur in ber 9totb auf; ben fcber^baften, artigen unb boflid)en ©efettfcbafter aber enodbl^n fte ft(b gum Umgange. 9Ran fcbfi^t mand^en Diel gu bo(bf als bag man ibn lieben fSnne. @r flögt SSetounberung ein, aber er ift )u

15 xotit fiber und, als bag mir mit ber 93ertraulid^feit ber Siebe uns ibm gu nfib^tn getrauen.

S)ieienige, »elcbe beiberlei ®efübl in ficb vereinbaren, »erben finben: ba^ bie 9^fibrung Don bem 6rbabenen mä(btiger ift »ie bie t)om ©d^önen, nur bag fie obne Sbroecbfelung ober ^Begleitung ber le^teren ermübet unb

30 nid^t fo lange genoffen »erben fann.*) 3)ie b^b^^ @mt)finbungen, gu benen bie Unterrebung in einer ©efeOfd^aft oon guter 3BabI ficb bismeilen erbebt, muffen ficb bagmifd^en in beiteren @d^erg auflöfen, unb bie la^enbe i^reuben foüen mit ber gerfibrten, ernftbaften ^iene ben fd^önen Sontraft ma^en, tt)el<ber beibe ürten oon Smpfinbung ungegtoungen abtted^ifeln

35 I&gt. Sreunbfd^aft b^t bau))tfdd^li(b ben ßug beS (Srbabenen, ©e* fd^Ied^terliebe aber beS @cb5nen an ficb- S>ocb geben S&ttlid^feit unb

^ ^ie Smpfhtbungen bed (ätfyahtntn fpannen bie Jtr&fte ber ®eele flöiJer an unb ermflben ba^er el^er. 9Ran toirb ein ©d^&fergebic^t länger in einer $oIge lefett lönnen aU SRiltond DerloreneS ^arabieS unb ben be la amtiere tönger loie ben 30 i(oung. SS f(|eint mir fogar ein ^el^Ier bed Unteren a{& eineS moratif^eu 2)ic^terd Sil fein, ba% er gar gu einförmig im erl^abenen 247ne anl^&lt; benn bie ©tfirfe beS (iHnbrudPd !ann nur burd^ Sbfte^ungen mit fanfteren ©teilen erneuert merben. S3et bem @(|dnen ermfibet nic^td me|r aU mül^fame j^unfl, bie fi(| babei k)errdt]^. S)ie Bemühung gu reigen wirb peinlid^ unb mit Qef(!^tt)erli(!^feit empfunben.

14*

212 9eoBa(!^unoen übet bad Sefül^I bed @(!^dnen unb Srl^abenen.

tiefe ^oc^ac^tung ber festeren eine gemiffe SBfirbe unb ßr^abenl^eit, ba» gegen gaulel^after @d^er) unb SBertrauIid^feit baS Kolorit bcd Sd^onen in biefer (Smpfinbung erl^ö^en. 3)Qd2;rauerfpiel mitetfd^eibet fid^ mei» ner SReinung nad^ Dom Suftfptele t)orne]^mIi(i^ barin: bai in bem erfte« ren baS ©efäl^l fürs (Srl^abene, im gmeiten für bad @(l^5ne gerührt & »irb. 3n bem erfteren jeigen |t(^ grofemüt^ige Aufopferung für frembe« SBol^l, fü^ne (gntfd^loffen^eit in (Sefal^ren unb geprüfte Sreue. ©ic Siebe ifl bajelbfl fd^toermüt^ig, gärtlic^ unb DoQ ^od^ad^tung ; bad Unglüd an« berer beuegt in bem 93ufen beS ßufc^auerd tl^eilnel^menbe (Sutpfinbungen unb Idfef fein grofemütl^ig ^erj für frembe 5ftot^ Mopfen. (Sr toirb fanft lo gerül^rt unb ffi^lt bie SBürbe feiner eigenen Statur, ©agegen jtellt baS Suftfpiel feine fR&nU, tounberlid^e äSermirrungen unb SBi^ige, bie {tc^ l^erauiSjujiel^en ttiffen, 9larren, bie ft(^ betrügen laffen, @pa|e unb lädier« lid^e g^araftere t)or. S)ie Siebe ift l^ier nic^t fo grdmifd^, jte ift luftig unb üertraulid^. S>od^ t5nnen fo xoxt in anbern tSr&IIen, alfo aud^ in biefen baiS 15 @ble mit bem @d^5nen in gemiffem ®rabe vereinbart »erben.

@elbft bie Safter unb moralifd^e ®ebred^en fül^ren öfters gleic^mol^I einige ßüge beS ßrl^abenen ober @d^önen bei ftd^; menigfienS fo toie fie unferem ftnnlid^en ®efü]^I erfc^einen, ol^ne bur(b SSernunft geprüft gu fein, 3)er 3orn eine« fjurd&tbaren ift erl^aben, »ie Sld^illeS' ßorn in ber 20 Sliabe. Überl^aupt ift ber ^elb beS Römers fd^redlic^ erl^aben, bed SBirgtU feiner bagegen ebel. Offenbare breifte Städte nac^ großer S3e« leibigung l^at ettoaS ©rogeS an ftc^, Unb fo unerlaubt fte aud^ fein mag, fo rül^rt fte in ber Srgdl^Iung gleid^iool^l mit ©raufen unb SSol^lgefaDen. Uli @d^ad^ 9labir )ur 9ta(^tgeit Don einigen SSerfc^mornen in feinem ßelte 25 überfatten marb, fo rief er, »ie ^anma^ ergdp, nad^bem er fd^on einige Sßunben betommen unbftd^ DoQ SSersmeifelung loel^rte: ßrbarmung! id^ toill eud^ allen vergeben. Siner unter il^nen anttoortete, inbem er ben @&bel in bie ^öl^e l^ob: S)u l^aft feine ßrbarmung beioiefen unb oerbienftaud^ feine. @ntfd^Ioffene SSenvegenl^eit an einem @d^el« so men ift 1^5d^ft gef&l^rlid^, aber jte rül^rt bod^ in ber (Srg&^Iung, unb felbft menn er gu einem fd^dnblid^en Sobe gefc^leppt toirb, fo verebelt er i^n nod^ getoiffermagen baburc^, bag er il^m tro^ig unb mit SBerad^tung ent« gegen gel^t. SSon ber anbern @eite l^at ein liftig auSgebad^ter (Sntwurf, ttenn er gleid^ auf ein 93ubenftüd( ausgebt, etuaS an jtd^, mad fein ift ss unb beladet mirb. Sul^Ierif^e 9leigung (Soquetterie) im feinen SBerftanbe, ndmlid^ eine ®efliffen^eit eingunel^men unb gu reijen, an einer fonft arti«

2. 9l6f4nitt. 213

gen $erfon ift »telleid^t tabel^aft, aber bod^ f(^5n unb mirb gemeiniglid^ bem el^rbaren, ernftl^aften Stnjlanbe Dorgegogen.

S>ie ©eftalt ber $erfonen, bie burd^ il^r äugered Snfel^en gefallen, fd^Idgt balb in eine, balb in bie anbere Slrt be8 ©efü^tö ein. (Sine groge

5 Statur emirbt {tc^ älnfel^en unb Sl(^tung, eine fleine mel^r SBertrauIid^^ feit. ®elb|l bie bräunlid^e $arbe unb fd^marge Sugen f{nb bem iSxffobt^ nen, blaue Singen unb blonbe f^arbe bem @(^5nen ndl^er DerlDanbt. @in etn^aS grögered alter vereinbart fi(^ mel^r mit ben Sigenfc^aften beS (Sr^ l^abenen, ^ugenb aber mit benen bc8 Schönen. @o ift ed au(^ mit bem

10 Ünterfdbi^be ber @t&nbe bemanbt, unb in aßen biefen nur ertedl^nten Se^ jie^ungen mäffen fogar bie J^leibungen auf biefen ttnterfc^ieb bed ®e< fu^ld eintreffen, ©roge, anfe()nli(l^e $erfonen muffen Sinfalt, ^öd^fteniS $ra(^t in il^rer j(leibung beobad^ten, Meine fönnen gepult unb gefd)mudCt fein. S)em 9[(ter geaiemen bunflere färben unb @inf5rmigfeit im Sin«

15 juge, bie Sugenb fc^immert burc^ federe unb lebhaft abflec^enbe SiUU bungSftude. Unter ben @tänben mu^ bei gteidb^in 93ermögen unb Stange ber ®eiftli(!^e bie grögte (Sinfalt, ber Staatsmann bie meifte ^rac^t gei^ gen. 3)er Sicidbeo fann ftc^ au$t)u^en, mie ti H)m beliebt.

Sluc^ in dugerlid^en ©IfidSumftdnben ift etmaS, baS »enigftend nac^

20 bem Sßaline ber SRenfc^en in biefe ßmpfinbungen einfc^ldgt ®eburt unb

Sitel finben bie 9Renfd^en gemeiniglid(| gur Sichtung geneigt. Siei^t^um

au(^ ol^ne SSerbienfte mirb felbft Don Uneigennu^igen geehrt, tiermutl^lid^

»eil ftd^ mit feiner SSorfteUung (Sntmärfe oon großen ^anblungen oer^

einbaren, bie baburd) tonnten ausgeführt toerben. S)iefe Sld^tung trifft

25 gelegentlid^ audb maudb^n reichen Schürten, ber folc^e ^anblungen nie»

mals auSfiben mirb unb Don bem eblen (äeful^I teinen 93egriff ^at, mel(^ed

Sieidbt^&tner eingig unb allein fd^d^bar machen fann. SBaS bad Übel ber

Slrmut^ Dergr56ert, ift bie ©eringfc^d^ung, meiere au(^ nic^t burc^ 93er»

bienfte gdnglic^ fann übermogen merben, koenigftenS nic^t Dor gemeinen

so Slugen, »0 nic^t SRang unb Sitel biefeS :plumpe ©efül^I tdufc^en unb eini»

germagen gu beffen SSort^eil hintergehen.

3n ber menfd^lid^en 5Ratur finben ftc^ niemal« rül^mlid^e ßigen«

fdt)aften, ol^ne bag gugleic^ Slbartungen berfelben burd^ unenblid^e @d^atti»

rungen bis gur dufeerften Unöollfommen^eit übergel^en follten. ©ie

35 ßigenfd^aft beS @d&re(Ili(^»@rl^abenen, ttenn fte gang unnatürli^

214 Srobo^^tmigen übet ba£ ^cffi^l M &^na ttnb (Ki^^encn.

tDirb, abenteuernd^.^) ttnnatfirlid^e 3>iitge, in fofern ba8 erhabene barin gemeint ift, ob eS gleiii^ oenig ober gar nid^t angetroffen mirb, ftnb 9ra|en. SBer baS abentenerlid^e liebt unb glaubt, ifi ein $b<tntaft, bie Steigung gu S^a^en madbt ben ® rille nfdnger. Xnbererfeitd artet baS (Seffil^I bed Sdbbuen auiS, menn baS Sble babei gdnjlic^ mangelt, 5 unb man nennt eS Idpt)if ^. @ine SRanniSperfon »on biefer Sigenfd^aft, »enn {ie fung ift, l^eigt ein Saff e; ifi fie im mittleren Sllter, fo ift eS ein 0e(I: SSeil bem labberen Xlter bad Srl^abene am notl^menbigfien ifi, fo ifi ein alter (Sed baS oer&dbtUc^fie ©efdbbpf in ber Statur, fo »ie ein junger OriQenfdnger ba8 »ibrigfie unb unletblic^fte ifi Sd^erge unb 10 SRunterleit fd^Iagen in hau ®efä]^I beS €d§önen ein. (Sleid^ttol^I fann noc^ jiemlic^ Diel Serftanb binburc^fc^einen, unb in fo fern tonnen fie me^r ober weniger bem Srl^abenen oermanbt fein. S)er, in beffen 9Run» terfeit biefe S)a}umif(^ung unmerfli^ ifi, f afelt. 3>er befidnbig fafelt, ifi albern. ÜRan merft leicht, ba^ aud^ finge Seute bidmeilen fafeln, unb u bag nid^t »enig ©eifi bagu gel^öre ben Serftanb eine Turje 3^it Don fei« nem Soften abjurufen, ol^ne ba^ babei ttxoaS oerfel^en ttirb. S^erjenige, beffen Sieben ober ^anblungen meber beluftigen nocb rubren, ift lang« »eilig. S>er Sangweilige, in fo fern er gleic^mo^l beibeiS }u t^un ge« f(^äftigifi, ift abgefd^madt. S)er Slbgefc^madte, »enn er aufgeblafen 20 ift, ift ein SRarr.**)

3d^ »iU biefen »unberlic^en 8(bri| ber menfd^lidben @db»a(^^eiten burd^ 93eifpiele et»ad oerftdnbli(^er machen; benn ber, melc^em ^ogartb^ ®rabfii(^el fel^It, mag, »aS ber S^id^nung am XuSbrude mangelt, burdb 93e[<^reibung erfe^en. Jtubne Übernebmung ber ©efa^ren für unfere, beg 25 SSaterlanbe«, ober unfcrcr greunbe SRec^te ift erbaben. SDie Äreujjüge, bie alte 9titterf(^aft »aren abenteuerltd^; bie 3)uene, ein elenber Sieft

*) 3n fo F^n bie (Srl^abenl^ett ober ©c^önl^eit hai be!annte 3RitteIntag über- fd^reitet, fo pflegt man fie romaiiifc^ 3U nennen.

**) Tlan benterft bolb, bai biefe el^noürbige ^feUfci^aft fi^ in aroei Sogen 30 tl^eile, in bie ber ©riUenf&nger unb bie ber @ecfen. (^in gelehrter ®nQenf&nger mirb befc^eibentlic^ ein $ebant genannt. SBenn er bie tro^ige Sßei^l^eitdmtene annimmt, »ie bie S)unfe alter unb neuer iJ^iten, fo fle^t i^m bie ^Q\>pe mit ©(^eUen gut aum ®efic^te. 2)ie klaffe ber Seelen wirb mel^r in ber großen SBelt angetroffen. ®ie ift t)iellei(|t no(| beffer aU bie erftere. SRan (at an i^nen t)iel au oerbienen 35 unb Diel 3u lachen. 3n biefer ^aricatur maij^t g(ei(|)oo$l einer bem anbern ein fc^ief Tlaul unb ftdgt mit feinem leeren ^opf an ben ^opf feinet iOruberi^.

2. «bf^nitt. . 215

ber le^tem aus einem k^erlel^rten Segriff hti &ixtntvi\S, finb f^ra^en. Sd^mermfitl^ige Gntfernung »on bem ©erdufc^e ber SSelt aud einem red^t:> m&gigen Überbruffe ifl ebet S)er alten (Sremiten einfieblerifd^e ünba^t mar abenteuernd^. j(15fter unb bergleid^en ®rdber, um lebenbige ^tU 5 lige einjufperreni finb Sra^en. Segkoingung feiner Seibenfd^aften burd^ 0runbf&^e tft erl^aben. j^afieiungen, Oelübbe nnb anbere SRönd^Stugen« ben mel^r finb ^ta^en. ^eilige j^nod^en, l^eiligeä ^olj unb aQer ber« gleid^en $Iunber, ben l^eiltgen Stuhlgang beS großen Sama Don Eibet nic^t audgefc^Ioffen, finb f^ra^en. 9$on ben SSerlen bed Sßi^eS unb beS

10 feinen ®efü^te faQen bie epifc^e ®ebi^te bed SSirgilS unb jeiot)ftocId xn& (SbU, Römers unb SßUtond inS Sbenteuerlid^e. S)it SBertoanbelun» gen beS OoibS finb $ra^en, bie t^eenm&rdben beS fran}dftf(^en 8ber« mi^ed finb bie elenbeften ^ra^en, bie fematö auSge^edt morben. 8na» freontifc^e Gebleute finb gemeiniglid^ fel^r nal^e beim S&ppif d^en.

15 S)ie SSerfe beg SBerftanbeS unb @d^arffinnigfeit, in fo fern il^re ®egenftdnbe aud§ etuaS fär bad ©effi^I ent^alteUi nel^men gleid^faUS einigen Slnt^eil an ben gebac^ten SSerfd^ieben^eiten. S)ie mat^ematifdb^ SSorfteQung Don ber unermellidb^n ®r5^e beS SSeltbaueS, bie Setrad^« tungen ber SRetaipl^^fif oon ber ßmigfeit, ber äSorfe^ung, ber Unfterblid^»

30 feit unferer 6eele enthalten eine geioiffe Srl^abenl^eit unb SBürbe. $in»

gegen »irb bie SSeltmeiSl^eit auc^ burd^ Diel leere Spi^finbigleiten ent»

fteat, unb ber Slnfd^ein ber ®rfinbli(^teit l^inbert nic^t, bag bie Dier f^Qo^

gifiifd^en Sriguren nid^t gu @d^ulfra^en gegdl^It )u merben Derbienten.

3n moralif^en @igenfd§aften i^ malere 2;ugenb allein erl^aben. @d

35 giebt gleid^mol^t gute fittliclbe Qualitdten, bie liebendttärbig unb fd^ön finb unb, in fo fern fie mit ber Sugenb l^armoniren, auc^ als ebel ange« feigen »erben, ob fie gleid^ eigentlid^ nid^t jur tugenbl^aften ®eftnnung gegd^It merben fbnnen. S)a& VLxt^til l^ieräber ift fein unb DeriDideU. Wan fann gemig bie ©emfit^SDerfaffung nid^t tugenbl^aft nennen, bie ein

30 Quell fold^er ^anblungen ift, auf toelc^e gaar au^ bie Sugenb ^inauS» laufen märbe. aOein aus einem ©runbe, ber nur gufdQiger äBeife bamit fibereinftimmt, feiner 9latur nac^ aber ben aQgemeinen Siegeln berSlugenb aud^ öfters »iberftreiten fann. Sine gettiffe äBeid^mfit^igteit, bie leidet» Ii(^ in ein marmeS ©effil^I beS SRitleibenS gefegt mirb, ift fc^ön unb

35 liebendtofirbig; benn eS geigt eine gütige S^eilne^mung an bem Sd^idffale anberer SRenfc^en an, morauf ®runbfä^e ber 2;ugenb gleid^faüS l^inauS« ffil^ren. Sinein biefe gutartige Seibenfd^aft ift gleid^iDOl^I fd^toad^ unb

216 IBeoBd^tuitfien über bad .Oeffll^t M ^H^bnttt imb Sti^obenen.

febergeit blinb. 3>enn fe^et, biefe (Srnpflnbung belege eu(i^, mit eurem aufiDanbe einem Slotl^Ieibenben aufgul^elfen, aUein il^r felb einem anbern fd^ulbig unb fe^t eud^ baburd^ au^er @tanb, bie {Irenge ^flid^t ber ®e« re(i^tigleit gu erfüQen, fo lann offenbar bie ^anblung au8 teinem tugenb« l^aften Sßorfa^e entfpringen, benn ein fold^er fönnte eud^ unm5gli(j^ an« 5 reigen eine l^öl^ere SSerbinblid^Ieit btefer blinben Sejauberung aufzuopfern. SSenn bagegen bie allgemeine SSol^Igemogenl^eit gegen baS menfd^Ud^e ©efd^Ied^t in eud^ jum ©runbfa^e gemorben ift, meld^em i^r ieberjeit eure ^anblungen unterorbnet, atöbaun bleibt bie Siebe gegen ben 9{ot]^leiben» ben noiii allein fie ift ie^t au8 einem l^öl^ern @tanb{)unlte in baS koal^re 10 93er^dltni^ gegen eure gefammte ^flid^t oerfe^t morben. S>ie allgemeine äSol^Igekoogenl^eit ift ein ®runb ber 2:^eilne]^mung an feinem Übel, aber aud^ gugleid^ ber ®ere(j^tigfeit, nad^ beren 93orf(^rift il^r ie^t biefe ^anb* lung unterlaffen mflffet. @o balb nun biefeS ©effi^l gu feiner gel^origen SIQgemeinl^eit geftiegen ift, fo ift ed erl^aben, aber au(^ fditer. S)enn eS 15 t[t nid^t m5gli(j^, bag unfer Sufen für febeö !ERenf(^en Slnt^eil oon QaxU lid^feit auffd^meQe unb bei {eber fremben ülotl^ in SSel^mutl^ fd^toimme, f on[t koärbe ber Sugenbl^afte, unauf^örlid^ in mitleibigen Sil^rdnen toie ^eraflit fcj^melgenb, bei aKer biefer ©ut^ergigleit gleid^mol^l nid^td meiter alä ein meid^mfit^iger 9Rügiggfinger merben.*) 20

S>ie gmeite 8(rt bed gütigen ©efül^Id, toeld^ed gmar fd^5n unb liebend^* koürbig, aber nod^ nid^t bie ©runbtage einer koal^ren Stugenb ift, ift bie ©efdlligfeit, eine Steigung, anbern burd^ ^^reunbliddleit, burd^ @in« miQigung in i^r SSerlangen unb burd^ ©leid^förmigleit unfereS ^Betragend mit il^ren ©eftnnungen angenel^m gu n)erben. S>iefer ®runb einer reigen« 25 ben ©efelligfeit ift fd^ön unb bie Siegfamleit eined fold^en bergend gut« artig, hinein fte ift fo gar feine Sugenb, bag, too nid^t l^öl^ere ®runb{d^e

*) Set nöl^erer (Srioögung ftnbet man, bai, fo ttebeniSiDürbtg oud^ bie mit* leibige Q^igenfc^oft fein mag, fie bo(^ bie SBürbe ber Sugenb nid^t an fi<i^ fiobe. ($in (eibenbeiS 5^inb, ein unglüdflid^ed unb artige^ ^frauen^immer roicb unfer ^erg so mit biefer äBe^mut^ anfüKen, inbem wir 3U glei^er 3^it bie ^la^ric^t Don einer grogen @(!^Iac^t mit ^artftnn Deme^men, in welker, mie Iei(^t gu erad^ten, ein onfefinlid^er ^eil bed menfd^lid^en (^efd^Iei^t^S unter graufamen Übeln unDerfd^ulbet erliegen mug. SRoncl^er ^rin^, ber fein @efid^t Don äßel^mutl^ für eine einaige um glücflid^e $erfon njegwanbte, gab gleii^wol^l ouS einem ofterS eitlen Semegungd« ss grunbe gu gleicher S^it ben SBefe^l gum ^iege. (Sd ift ^ier gar feine Proportion in ber Sirlung, mie fonn man benn fagen, ba^ bie allgemeine SRenfcgenliebe bie Urfoij&e fei?

2. STbWnitt. 217

% €d^ranlen fe^en unb ße fd^mad^en, aOe Sajler barauiS entf{)ringen tonnen. 3)enn nid^t ju gebenlen, bog biefe ©ef&Qigfeit gegen bie, mit ttelddcn \o\x umgel^en, fel^r oft eine Ungered^tigfeit gegen anbre t[t, bie fi(!^ auger biefem Ileinen Strtel befinben, fo loirb ein folc^er Wann, menn

5 man biefen antrieb aUein nimmt, aQe Safter l^aben f5nnen, nid^t au8 un» mittelbarer 9leigung, fonberu meil er gerne gu gefaUen lebt @r lotrb au8 Uebreid^er ©efeUigfeit ein Sügner, ein SKüfeiggdnger, ein ©äufer k. h\ fein, benn er l^anbelt nid^t nad^ ben Sliegeln, bie auf bad äBol^lDerl^alten Aber» l^au^t gelten, fonbern nac^ einer 9leigung, bie an ftd^ f(^5n, aber, inbem

10 pe ol^ne Haltung unb ol^ne ©runbfd^e i[t, lappifd^ mirb.

S)emnad^ fann malere Sugenb nur auf ®runb(ä^e gepfropft »erben, toeld^e, je allgemeiner pe pnb, befto erl^abener unb ebler »irb pe. S)iefe ©runbfä^e pnb nid^t fpeculatioifd^e Siegeln, fonbern baS Semugtfein eined ©effil^Id, bad in iebem menfd^Iid^en SBufen lebt unb pc^ Diel meiter als

15 auf bie befonbere ©rflnbe beS SRitleibend unb ber ©ef&QigTeit erftredtt. 3d^ glaube, id^ fa^e aUeS jufammen, menn idd fage, eS fei baS ©eful^I tion bet ScJ^dnl^eit unb bet SBurbe ber menfcJ^Iid^eit Statur. S)ad erftere i[t ein ®runb ber allgemeinen äSo^Igemogenl^eit, baS j^toeite ber aUgemetnen SSd^tung, unb toenn biefeS ©efii^I bie größte SSoQfommenl^eit

20 in irgenb einem menfd^Ud^en bergen l^fitte, fo toflrbe biefer SRenfd^ pd^ }mar aud^ felb[t lieben unb fd^fi^en, aber nur in fo fem er einer oon aitn i[t, auf bie fein ausgebreitetes unb ebleS ®efül)I pd^ auSbe^nt. 9lur inbem man einer fo eru)eiterten Steigung feine befonbere unterorbnet, fönnen unfere gütige 2;riebe proportionirt angemanbt merben unb ben eblen Sn»

25 ftanb gutoege bringen, ber bie @d^5n]^eit ber Siugenb ip.

3n Slnfel^ung ber Sd^iodd^e ber menf(^lid^en 9latur unb ber geringen SRad^t, loeld^e baS allgemeine moralifd^e ©eful^I aber bie mel^rfte bergen ausfiben koürbe, l^at bie SSorfel^ung bergleid^en ^ulfleipenbe abriebe als Supplemente ber Sugenb in unS gelegt, bie, inbem pe einige auc^ ol^ne

so ©runbf&^e }u fd^önen ^anblungen bemegen, gugleid^ anbern, bie burd^ biefe le^tere regiert »erben, einen größeren @to& unb einen [tdrfern Sin* trieb bagu geben fönnen. Sßitleiben unb ©efdUigleit pnb ©rünbe oon fc^önen ^anblungen, bie oieQeic^t burd^ baS Übergemid^t eines gröberen Sigennu^eS inSgefammt mürben erftidEt toerben, allein nid^t unmittelbare

35 ©rfinbe ber 2;ugenb, toie mir gefeiten ^aben, obgleich, ba pe burd^ bie 93er« manbtfd^aft mit il^r geabelt merben, pe aud^ i^ren Flamen ermerben. ^i) tarn pe ba^er aboptirte 2;ugenben nennen, bietenige aber, bie auf

218 Sßtobaü^timqtn flBer bdö (Befül^I M 64dnen unb (Ev^abfnen.

®runbf%n beruht, bie dd^te Sugenb. S^ne pnb f(^n unb reigenb, biefe aOein i{t erl^aben unb e^mürbig. SRan nennt ein ®emät]^, in meU d^em bie erflere (Snt)>finbungen regieren, ein gutes $erg unb ben SRen« fd^en t)on folil^er SIrt gütiger jig; bagegen man mit SRed^t bem Sugenb« haften auS QKrunbfd^en ein ebleS $erj beilegt, il^n felber aber einen 5 r ed^ tf (!^af f en en nennt. S)iefe aboptirte 2;ugenben l^aben gleid^mol^I mit ben maleren Sugenben groge ^nlid^feit, inbem {ie bad ©efubl einer un« mittelbaren Su[t an gütigen unb mo^ImoQenben ^anblungen entl^alten. 3>er ©ut^erjige iDirb obne meitere 9b{id^t aud unmittelbarer (SefdOigleit friebfam unb ]^5flid^ mit eudd umgeben unb aufrid^tiged Seileib bei ber 10 9lot]^ eined anbern empfinben.

aUein ba biefe moralifd^e ©^mpatl^ie gleid^iDol^l nod^ nid^t genug \% bie trdge menfd^Iic^e 9latur gu gemeinnft^igen ^anblungen anzutreiben, fo b^t bie 93orfel^ung in unS noät ein gemiffed ©efübl gelegt, meld^ed fein ift unb und in SBeioegung fe^en, ober au(b bem gröberen (Sigennu^e unb 15 ber gemeinen äBoUuft baS ©leid^gemid^t leiften lann. S)iefed ift bad ©e» \ixt)\ für &\ixt unb beffen i^olge bie @d^am. S>ie SReinung, bie anberc t)on unferm äSert^e l^aben mögen, unb ibr Urtl^eil Don unfern ^anblungen ift ein SemegungSgrunb Don großem ®ett)id^te, ber und mant^e Kufopfe« rungen ablodft, unb mad ein guter Sl^eil ber 9Renfd(|en meber auS einer 20 unmittelbar auffteigenben Stegung ber QKut^ergigleit, nod^ aud ®runb« fd^en tofirbe getban l^aben, gefd^ie^t oft genug blo^ um bed duneren @t^eineS toillen aud einem äßal^ne, ber fe^r nü^li(b, obgtoar an ftd^ felbft febr feid^t ift, als loenn baS Urtl^eil anberer ben SBertl^ Don uns unb unfern ^anblungen beftimmte. SSaS auS biefem eintriebe gefc^ie^t, ift nid^t im 25 minbeften tugenbbaft, U)eStt)egen au(b ein feber, ber für einen fold^en ge- balten merben min, ben SSetoeguugSgrunb ber @^rbegierbe U)o]^lbebd(btig oerl^ep. @S ift aud^ biefe Steigung ni(bt einmal fo nabe koie bie ®ut« ^erjigfeit ber dd^ten 2;ugenb oertoanbt, loeil fie nid^t unmittelbar burdd bie @(bön]^eit ber ^anblungen, fonbern burd^ ben in frembe Slugen fallen« so ben Slnftanb berfelben bemegt toerben tann. 3(b tann bemnad^, ba gleid^« mobl baS ©efül^l für @^rc fein ift, baS Sugenbdbnlicbe, »aS babur(b oer» anlagt mirb, ben 2;ugenbf(bimmer nennen.

SSergleid^en mir bie ©emütl^Sarten ber SRenfcben, in fo fern eine Don biefen brei ©attungen beS ©effi^lS in ibneu ]^errf(bt unb t)en moralifd^en 35 ßbörafter beftimmt, fo finben toir, bafe eine jebe berfelben mit einem ber gemöl^nlid^ermagen eingetbeilten Slemperamente in ndl^erer äSermanbt«

2. Kbfe^nitt. 219

fil^aft ftel^e, bad^ fo, bag aber biefed ein größerer Sßangel beS moralif^en ®effl]^l8 bem {)]^Iegtnatif4en jum Sntl^eil tterben mürbe. Stielet al8 tt)enn bad ^auptmerltnal in bem ©^aralter biefer Derfd^iebenen ©emütl^igarten auf bie gebaute QüQt anifime; benn bad gröbere ©effil^I, g. @. beS (Sigen«

5 nu^ed, ber genteinen SBoOuf) k. :c., erto&gen mir in biefer Kbl^anblung gar nid^t, unb auf bergleid^en Steigungen mirb bei ber gemöl^nlid^en @in« t^eilung gleid^mol^l t>orgflgUd^ gefeiten; fonbern meil bie erm&l^nte feinere moralifd^e (Smpfinbutigen ftd^ leidster mit einem ober bem anbern biefer Temperamente Dereinbaren laffen unb mirUid^ meiftentl^eilS bamit Der^^

10 einigt finb.

(Sin inniglid^ed ©effil^I für bie @d^5n]^eit unb SBürbe ber menfd^lid^en 9latur unb eine §af[ung unb @tftrfe beS ©emfitl^d, l^ierauf atö auf einen aOgemeinen ©runb feine gefammte ^anblungen }u bejiel^en, ift ernftl^aft unb gefeQt ftd^ nid^t mo^l mit einer flatterl^aften Suftigleit, nod^ mit bem

15 Unbeftanb eined Seid^tfinnigen. 6$ ndl^ert ftd(| fogar ber Qijtotxm)xt% einer fanften unb eblen @mpfinbung, in fo fern fie {i(^ auf badienige ©raufen grünbet, bad eine eingefd^rdnlte @eele fü^It, menn fte, t>on einem großen 33orfa^e üoll, bie ©efal^ren fielet, bie pe gu überftel^en l^at, unb ben fd^meren, aber großen @ieg ber @elbftäberminbung t)or Slugeu l^at. S)ie

20 äd^te Sugenb alfo aui ©runbfd^en l^at etmaS an ftd^, mad am meiften mit ber meland(|olifd^en ©emütl^Süerfaffung im gemilberten SSerftanbe gufammenguftimmen fd^eint.

S)ie ©utl^ergigfeit eine @(^ön]^eit unb feine Steigbarfeit beS ^erjenS, mii bem SInlag, ber ftd^ üorfinbet, in einzelnen f^dden mit äßitleiben

25 ober SBol^ItvoQen gerül^rt gu koerben, ift bem äBed^fel ber Umftdnbe fel^r untermorfen, unb inbem bie Semegung ber Seele nid^t auf einem aUge» meinen ®runbf a^e berul^t, fo nimmt {te leid^tlic^ t)eränberte ®eftalten an, nad^bem bie ©egenftdnbe eine ober bie anbere Seite barbieten. Unb ba biefe Steigung auf bad @d^öne ^inaudlduft, fo fc^eint fie pd^ mit berjcnigen

30 @emütl^öart, bie man fanguinif d^ nennt, toelc^e flatterl^aft unb ben fß^^ luftigungen ergeben ift, am natürlic^ften gu vereinbaren, ^n biefem 2;empe« ramente merben mir bie beliebte Sigenfd^aften, bie mir aboptirte 2;ugenben nannten, gu fuc^en l^aben.

S)ad ®efü^I für bie g^re ift fonft fdion gemöl^nlid^ aU ein SRerfmal

35 ber d^olerifd^en Somplejciou angenommen morben, unb mir tonnen ba-

burd^ Stnlag nel^men bie moralifd^e folgen biefed feinen ©efül^U, mel(i)e

220 ^oba^tungen über bad ®effi]^I bed @45nen unb Stl^abenen.

mel^rentetlö nur aufS ©d^immern abgezielt ftnb, gu Sd^ilberung eines ]oh i^en S^aralterd aufgufuc^en.

!Rieinald ift ein äßenfd^ ol^ne aOe ©puren ber feineren @mpftnbung, oDetn ein größerer SRangel berfelben, ber t)erglei(l^ungdmeife au^ %vi\iU lofigfeit l^eigt, fommt in ben @l^arafter beS p^legmatifd^en, ben man 5 fonft aud^ fogor ber grobem Srlebfebern, alö ber ®elbbegierbe k. ic, be» raubt, bie mir aber jufamntt anbern, t)er{(i)tDifterten Steigungen il^m aUen» faQS laffen fonnen, m\\ fie gar nic^t in biefen $lan gel^ören.

Sagt und ante^t bie @mpftnbungen beS ßrl^abenen unb @d^5nen, t)orne]^mItd^ fo fern fie moralifd^ {inb, unter ber angenommenen ßintl^ei« 10 hing ber Stemperamente naiver betrad^ten.

S)er, beffen®efu^l inSSReland^oUfd^e ein|(!^Iägt, wirb nicl^t barum fo genannt, »eil er, ber greuben beö Seben« beraubt, jtd& in finfterer @(!^n)ermutb l^drmt, fonbern tteil feine @mpfinbungen, toenn fie fiber einen gewiffen ®rab üergrofeert toürben, ober burd^ einige Urfad^en eine falfci^e 15 9lid^tung befämen, auf biefelbe leidster atö einen anbern ßuftanb auö= laufen loflrben. (Sr bat t)oriüglid^ ein ®ef&^l fär bad (Sr^abene. @elbft bie ©c^önl^eit, für toeldje er eben fo IDO^I @mpftnbung l^at, mug il^n nid^t allein reiben, fonbern, inbem fte il^m gugleid^ SBemunberung ein« flöfet, rühren. 3)er ©enufe ber Vergnügen ift bei i^m ernft^after, aber 20 um besmiden nid^t geringer. SllleSlül^rungen beS ßrl^abenen ](|aben mel^r 93egaubernbed an ftd^ als bie gaufelnbe Steige beS @d^5nen. @ein SBol^U bcfinben wirb e^er ßufrieben^eit als Suftigfeit fein. @r ift ftanbl^aft. Um beStoillen orbnet er feine ©mpfinbungen unter ®runbf&fee. Sie finb befto weniger bem Unbeftanbe unb ber SSerfinberung unterworfen, Je all» 25 gemeiner biefer ®runbfa^ ift, welchem fte untergeorbnet »erben, unb [t ertüeiterter alfo baS l)obe ©efül^l ift, weld^eS bie niebere unter ftd^ befafet. SlUe befonbcre ©rünbe ber Steigungen ftnb Dielen 8luSual)men unb Slnbc- rungen untermorfen, wofern fte nid^t auS einem fold^en oberen ®runbe abgeleitet ftnb. S)er muntere unb freunblid^e Sllceft fagt: 3d^ liebe unb 30 fd)afee meine grau, benn fte ift fd^on, fd^meid^el^aft unb Ilug. SBie aber, wenn fte nun burd^ Äranff)eit entfteUt, burd^ Filter mürrifd^ unb, nad^bem bie erfte Segaubcrung Derfd^wunben, eu(^ nid^t flflger fd^einen würbe Wie icbe anbere? 2Benn ber ®runb nic^t mel^r ba ift, wa§ fann auS ber Steigung werben? Siebmet bagegen ben wol^lwoUenben unb gefegten Slbraft, weld^er 30 bei ftdö benft: gd^ werbe biefer ^erfon liebreid^ unb mit Sld^tung begegnen, benn fte ift meine grau. 2)iefe ®epnnung ift ebel unb grofemütl^ig. Stun*»

2. abfd^nitt. 221

tnel^r in5gen bit sufäUtge Sleije {t(!^ änbern, fte i[t gleic^moT)! nod^ immer feine ^tau. S)er eble ®runb bleibt unb ift nitftt bem Unbeftanbe äufecrcr SJinge fo fcl&r untcmorfen. 2Son folc^er Sefdiaffenl^eit ftnb (ärunbfdfec in aSergleic^ung ber Siegungen, bic^bloS bei eingelnen aSeranlaffungen auf=

6 maQen, unb [o ifi ber SRann t)on ®runb[d^en in ®cgen^alt mit bem« ienigen, toeld^em gelegentlich eine gutl^crgigc unb liebreid^e Se»egung an» toanbelt. SSie aber toenn fogar bie geheime ©prad^e feines ^erjenS alfo lautete: 3^ mufe jenem 3Kenfd)en ba gu $ülfe fommen, benn er leibet; ni(!^t ha^ er etioa mein i^reunb ober ©efeUfd^after mfire, ober bag id^ il^n

10 fdl^ig l^icltc bereinft SBol^Hl&at mit 3)anfbarfeit gu cnoibern. (gö ift je^t leine 8«it gu öernünfteln unb ftd^ bei Sragen aufgul^alten : er ift ein 3Renfd^, unb »aS SRenfd^en miberffil^rt, baiS trifft auc^ mid^. SlUbann ftüfet p^ fein aScrfal^ren ouf ben l^ötftften ®runb beS SBol^lttollenö in ber menfd^lid^en SRatur unb ift fiufeerft erljaben, fott)ol)l feiner Unt)erdnbcrlid)=

15 leit nad^, als um ber Slllgemeinl^eit feiner Slnmenbung miUen.

3d^ fal^re in meinen Slnmerfungen fort. 2)er 5Kenfdö öon meland&o« lifd^er ©emfitl^öDerfaffung befümmert {ic^ loenig barum, mad anbere ur« tl^eilen, koad pe fär gut ober für toa^r l^alten, er ftit^t ftd^ bedfaUS bloS auf feine eigene Sinftd^t. SSSeil bie SemegungSgrünbe in i^m bie Statur

20 ber Orunbfd^e annel^men, fo ift er nid^t leidet auf anbere ®ebanfen gu bringen; feine Stanbl^aftigfeit artet aud^ biStoeilen in (Sigenftnn aud. @r {iel^t ben SBed^fel ber SRoben mit ©leid^gultigteit unb il^ren @d^immer mit aSerad^tung an. greunbfd^aft ift erl^iaben unb bal^er für fein ©efül^l. 6r !ann Dielleic^t einen öerduberlid^en fjreunb öerlieren, allein biefer Der*

95 liert il^n nid^t eben fo balb. @elb[t bad Slnbenfen ber erlofd^en^en Sreunb« fd^aft ift i^m nod^ el^rtoürbig. ©efprdd^igfeit ift fd^bn, gebanfenoolle 93er= fd^miegenl^eit erl^aben. 6r ift ein guter SSermal^rer feiner unb anberer Oel^eimniffe. SBal^rl^aftigfeit ift erl^aben, unb er l^afet Sügen ober SSer» fteUung. 6r l^at ein ^ol^eö ©efül^l Don ber SBürbe ber menfd&lid^en Statur.

so (Sr f^d^t {id^ felbft unb l^dlt einen SRenfc^en für ein ®efdt)o))f, bad ba ad(|tung üerbient. (5r erbulbct feine oermorfene Untertl^dnigfelt unb at^mct ^eil^eit in einem eblen SBufen. Sine j^etten oon ben Dergolbeten an, bie man am ^ofe trdgt, bis gu bem fd^meren @ifen bed ©aleerenftlaDen ftnb i^m abfc^euUd^. gr Ift ein ftrenger SHic^ter feiner felbft unb anberer unb

35 nid^t feiten feiner fokoo^l ald ber SBelt überbrüfftg.

3n ber Ausartung biefeS 6^ara!ter« neigt ftd^ bie grnfil^aftigfeit gur @d^i9ermut]^, bie Snbad^t gur Sd^mdrmeret, ber f^reil^eitSeifer gum Sn»

224 SSeoha^tmqen fiber bad ®efä(( beS ©^dnen unb fol^abenen.

felbfi ift, fo emirbt er Dor gemeinen Stugen eben bie $o(!^f(!^ä^ung als ber Sugenbbafte, aber t)or feineren Stugen t)erbirgt er ftd^ forgf&Itig, loeil er mobl U)ei^, bog bie Sntbedung ber gel^eimen Sriebfeber ber @]^rbegierbe i^n um bie Sichtung bringen würbe. (5r i[t bal^er ber SBerfteUung fel)r er« geben, in ber Sleligion l^euil^Ierifd^, im Umgange ein ©^meid^Ier, in 5 Siaatsparteien »ettertDenbit^ nac^ ben Umflänben. (Sr ift gerne ein @I(at)e ber ©rogen, um baburd^ ein S^rann über ©eringere ju merben. S)ie 9lait)et&t, biefe eble ober fd^öne Einfalt, meldte baS Siegel ber !Ratur unb nid^t ber Jhtnft auf ßd^ tr&gt, ift il^m g&njlid^ frembe. S>a]^er menn fein ©efd^mad ausartet, fo »irb fein @d^immer fd^reienb, b. i. auf eine 10 tDibrige 9rt pral^Ienb. 6r ger&tl^ alsbann foiool^l feinem @til als bem SuSpu^e nad) in ben ©aUimatbiaS (baS Übertriebene), eine 9lrt ^ra^en, bie in Snfel^ung beS $räd(|tigen baSienige ift, waS baS Slbenteuerlid^e ober ©riDenl^afte in Slnfel^ung beS @rnft]^aft«(Sr]^abenen. 3n Seleibi» gungen faUt er alsbann auf S^cilAmpfe ober $rocef[e unb in bem bür- x5 gerlid^en 93er^AItniffe auf Sühnen, SSortritt unb Sitel. @o lange er nur nod^ eitel ift, b. i. Qü^xt fud^t unb bemalet ifi in bie Stugen gu fatten, fo lann er nod^ tool^I gebulbet merben, allein koenn bei g&njlid^em SRangel toirflid^er SSorjüge unb a;alente er aufgeblafcn toirb, fo ift er baS, njoffir er am minbeften gerne möd^te gel^alten merben, nämlid^ ein !Rarr. 20

S)a in ber pl^legmatifdbenSRifd^ung feine ^ngrebiengien t)om (Sr« liabenen ober Sd^onen in fonberlid^ merflid^em ©rabe l^ineingulommen pflegen, fo gel^ört biefe ©emütl^Seigenfd^aft nid^t in ben Bufammenl^ang unferer ©rioägungen.

SSon toeld^er Slrt aud(| biefe feinere (Smpfinbungen fein mbgen, t)on 25 benen U)ir bis ba^er gel^anbelt l^aben, eS mögen erl^abene ober fd^öne fein, fo l^aben {te bod^ baS @d^id(fal gemein, ba^ fte in bem Urt^eil beSjenigen, ber fein barauf geftimmteS ©effil^l ^at, jebergeit Derfel^rt unb ungereimt fd^einen. (Sin äßenfd^ Don einer ruhigen unb eigennfi^igen @m|igfeit l)at fo ju reben gar nid^t bie Organen, um ben eblen 3ug in einem ©ebid^te 30 ober in einer ^elbentugenb gu empfinben, er lieft lieber einen älobinfon als einen ©ranbifon unb l^ält ben 6ato für einen eigenpnnigen SHarren. eben fo fd&eint ^erfonen üon etwas ernft^after ©emfitl^Sart basfenige Idppifd^, toaS anbern reigenb ift, unb bie gaufelnbe Slaioet&t einer @d^df er« l)anblung ift il)nen abgefd^madEt unb tinbi[d(|. Slud^ felbft menn baS ©e» 35 mutl^ nid^t gftnglic^ oI)ne ein einftimmigeS feineres ©efü^l ift, ftnb bod^ bie ©rabe ber Steigbarfeit beffelben fel^r oerfd^ieben, unb man fielet, ba^

2. «Bf^nitt. 225

ber eine etmae ebel unb anfl&nbig ftnbet, mag bem anbem gtoar gro^, aber abenteuerlid^ t>orIommt. S){e ©elegenl^eitetti bie {t(!^ barbieten, bei unmoralifd^en S)ingen ettoaS Don bem ©efül^I beS anbem audgnfpdl^en, lönnen und Sniag geben mit giemlid^er äSBa^rfd^einlid^Ieit aud^ auf feine

5 Smpflnbung in Snfel^ung ber l^o^eren ®emftt^8eigenfd^aften unb felbfi

berer bed bergen« gu fd^Iiegen. äSer bei einer fd^önen ÜRujil lange Seile

]^at, giebt flarfe SSermutl^ung, ba^ bie Sd^önl^eiten ber Sd^reibart unb

bie feine Segauberungen ber Siebe menig ®ett)alt über il^n l^aben merben.

ee ift ein gen)if[er ®eifl ber JCleinigleiten (esprit des bagatelles),

10 meld^er eine Srt Don feinem ®efül^I anjeigt, meld^ee aber gerabe auf bad ®egent]^eil Don bem Sr^abenen abgielt. @in ®e{cl^mad( für etmad, »eil ed fel^r f ünfilid^ unb mül^fam ift, Serfe, bie fi(^ Dor« unb räctoftrtS lefen laffen, fRiti\t\, U^ren in Stingen, ^lol^Ietten k. k. Sin ®e[(^madC für aOed, load abgegirfelt unb auf peinliil^e SBeife orbentlid^, obgkoar o^ne

16 %u^en ift, g. e. Sudler, bie fein gierlid^ in langen Steigen im Sudler« fd^ranle ftel^en, unb ein leerer Rofl ber {te anfielet unb jid^ erfreuet, Bim« mer, bie mie o{)tifd^e Aaften gegiert unb überaus fauber geuafil^en ftnb, gufammt einem ungaftfreien unb mürrif(!^en Sßirte, ber fie bemo^nt. @in Gefd^mad an aQem bemtenigen, koad feiten ift, fo menig tote ed aud^ fonft

90 inneni äSert l^aben mag. (Spittetd 2am{)e, ein ^anbfd^u^ Don j(5nig j^arl bem 3tt)5lften; in gemiffer Slrt fd^ldgt bie SRüngenfud^t mit l^ierauf ein. @old^e $erfonen (teilen fel^r im Serbad^t, bag {te in ben 9Sif[enfd^aften ®rübler unb ®rillenf&nger, in ben Sitten aber für aOe bai, mad auf freie Srt f(^5n ober ebel ift, ol^ne ®efü^l fein merben.

2i 3Ran tl^ut einanber gmar Unred^t, toenn man benienigen, ber ben äSBertl^, ober bie €(^önl^eit beffen, toai und rül^rt, ober reigt, nic^t einfielet, bamtt abfertigt, ba^ er ed nic^t Derfiel^e. @d lommt l^iebei nic^t fo fel^r baranf an, koad ber 93er ftanb einfeH fonbern mad bad ®efü]^l empfinbe. Gleic^mol^l l^aben bie ^dl^igleiten ber @eele einen f o großen Sufammen«

10 l^ang: ba^ man mel^rentl^eild Don ber (Srf(!^einung ber (Sm^finbung auf bie Talente ber ßinftd^t f(!^liegen lann. S)enn eS mürben bemienigen, ber Diele SerfianbeSDorgüge l^at, biefe Salente Dergeblid^ ertl^eilt fein, menn er nid^t gugleid^ ftarle @m{)finbung für bad »al^rl^aftig @ble ober @45ne l^tte, meldte bie Sriebfeber fein mu^, {ene ®emüt]^dgaben mol^l unb regel«

u md^ig angumenben.*)

*) aßan fielet aud^, bog eine getoiffe geinigfeit bed ®efül^Id einem anienf^ett ^uat Qerbienfie angerei^net toirb. 2)a6 lemanb in 9(eif(j^ ohit jhi^en eine oute

ItanVi «(Triften. «Bftfe. II. 15

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226 IBeoBad^tungeit über bod ®ef&l^( btS ®<!^önen unb (Srl^abenen.

@g if) einmal gebrfiuci^Hd^, nur baSienige nü^Ud^ gu nennen, toa^ unferer ^56e.r£iLSatSfinbung ein ©nfige leiften lann, voai und Überfluß im effen unb SErlnlen, aufmonb fn Äteibung unb in ^^anSflerdtl^e, im* gleichen SSerfcJ^menbung in ©afiereien t)erfd^affen lann, ob ic^ glei^ ni(f|t fel^e, »atum nid^t atte«, ma« nur immer meinet lebl^aftejten ®c!ü||l_er^ 5 münfd^t \% eben fo m%\ ben nfi^li(j^en S){ngen foUte beigeg&p merben. SQein alles gleid^mol^l auf biefen %n^ genommen, fo ifi berjenige, melden ber S4aennu^^e]^errf(]^t, ein ÜRenfd^, mit meld^em man Aber ben feineren ©ef^mad tiiemalS oernünfteln mu^. @in ^ul^n ifl frellid^ in fold^em S3e» trac^t beffer ald ein Papagei, ein JCod^topf nü^lid^er als ein ^orceQdn* 10 gefd^irr, alle koi^ige j^öpfe in ber 3Selt gelten nid^t ben Sßertl^ eines Sauren, unb bie Semül^ung bie SBeite ber f^;rfteme gu entbetfen lann fo lange ausgefegt bleiben, bis man fibereingejfommen fein mirb, tok ber ^ug auf bas oort^eill^aftefte lönne geffll^rt merben. siiQein koeld^e 2:i^or« l^eit ifi eS, ftd^ in einen fold^en @treit einjulaffen, koo eS unmögli^ ift fid^ 15 einanber auf einftimmige Smpfinbungen gu führen, toeil baS ©effll^l gar nid^t einftimmig ifl! ®lei(^mo^l toirb bod^ ein SRenfd^ Don ber grSbften unb gemeinften @nq)finbung loal^mel^men lönnen: ba^ bie Steige unb 9ln« nel^mlid^ten beS SebenS, meldte bie entbel^rlid^fie gu fein fil^einen, unfere meijle Sorgfalt auf ftd^ jie^en, unb bag mir menig 2;riebfebem gu fo Diel« 30 fdltigen Semfll^ungen übrig l^aben mfirben, koenn mir jene auSfd^liegen kDonten. Smgleid^en ifi kool^l niemanb fo grob, bag er ni^t em^finbe, bag eine ftttlid^e ^anblung menigjtenS an einem anbern um befto mel^r r&l^re, ie meiter fie oom @igennu^e ifi, unb ie mel^r {ene eblere antriebe in i^r ^erDorjled^H. 95

äSenn id^ bie ebele unb fd^mad^e Seite ber 9Renfd^en loed^felsmeife bemerle, fo Dertoeife id^ eS mir felbfi, ba^ id^ ni(^t benjenigen @tanb^unft gu nel^men Dermag, oon mo biefe Sbfted^ungen baS groge ®em&lbe ber gangen menfd^lid^en 9latur gleid^mol^l in einer rAl^renben ®eftalt bar« fteKen. S>enn id^ befd^eibe mid^ gerne: ba^, fo fern es gu bem (Sntmurfe so

TtaJjii^tlt tl^un lann, imfileid^en bai er unDergleic^nd^ mol^I fd^I&ft, bau to\xb man i^m tüofjH <kld ein Seid^en etneS guten ÜRagenS, aber ni(|t al& ein iSSerbienfl auS« legen. S)agegen mer einen ^til feiner ^af^l^tii bem Inl^ören einer !DhtfiI auf- opfert ober bei einer ©d^ilberei fi4 in eine angenel^me gerftreuung oertiefen lann, ober einige mi^ige @ac^en, menn eiS au6^ nur poetif^e 5^1einigleiten mdren, gerne w lieft, ^at bod^ faft in |ebermannd Kugen ben Knftanb eined feineren ÜJi^enfi^en, \>on bem man eine Dort^eiQaftere unb für i^n rül^mlid^ere Weinung l^at.

2. «bWnitt. 227

bcr großen Sttatur g^^ört, blefe grotcSic Stellungen nid&t anberä a\S einen ebelcn Sluöbrud geben Wunen, ob man fd^on üiel gu furjftd^tig Ip, jlc in biefem SSerl^dltnlRe ju überfeinen. Um inbejfen boc^ einen \äitoaiitn ^\id l^ierauf gu »erfen: fo glaube id^ folgenbe« anmerfen ju f5nnen. ©erienigen

6 unter ben SWenfd^en, ble nod^ ©runbfdfeen üerfal^ren, pnb nur fel^r wenige, mKfjt^ aud^ überaus gut i[t, ba ed [o leicht gefc^el^en lann, bag man in biefeit ©runbfä^en ine unb alsbann ber Slad^tl^eil, ber baraud enoäd^ll, fid^ um befto xotittt erftredt, j[e aUgemeiner ber ©runbfa^ unb je flanb^after bie $erfon ift, bic i^n pd& Dorgefefet l^at. 2)erer, fo auö

10 gutl^ergigen 2;r{eben l^anbeln, ^nb toett mel^rere, toelddeS dugerft Dortrefflid^ ift, ob eS gleich einzeln nid^t a\& ein fonberlid^eS SSerbienfl ber $erf on lann angered^net toerben ; benn biefe iugenbl^afte Snftincte feilten mol^l bidtoeilen, aQein im 3)urdnfdnnitte leiften fie eben fo tool^l bie groge Slbfid^t ber ytatnx, xoit bie übrige ^nftincte, bie fo regelmäßig bie tl^ierifd^e

15 9BeU betoegen. 3)erer, bie il^r aüerliebfieS @elb[t a\i ben einjigen Se^^ giel^ungdpunlt il^er Semü^ungen ftarr Dor 9ugen l^aben, unb bie um ben @igennu^ als um bie große Sd^fe alleig gu bre^en fud^en, giebt eS bie m et fie, morüber aud^ ni(i)td SSort^eill^aftered fein lann, benn biefe finb bie emfigften, orbentUd^ften unb bel^utfamfien; fie geben bem ®angen

30 {Haltung unb i^eftigleit, inbem fie aud^ ol^ne il^re Sbftd^t gemeinnü^ig toerben, bie not^loenbigen IBebürfntffe l^erbeifd^affen unb bie ©runblage Hefern, über toeld^e feinere Seelen Sdijönl^eit unb SSBo^Igereimtl^eit oer« breiten lonnen. Snblid^ ift bie Sl^rliebe in aller Sßenfc^en bergen, ob« gmar in ungleid^em 3Raße, oerbreitet morben, toeld^eS bem ®angen eine

96 bis gur SBemunberung reigenbe Sd^dnl^eit geben muß. S>enn koiemo^I bie e^rbegierbe ein tl^örid^ter SBal^n ift, fo fern er gur SRegel toirb, ber man bie übrigen Steigungen unterorbnet, fo ift fie bod^ als ein begleitenber Srieb &ußerft Dortrefflid^. S)enn inbem ein feber auf ber großen Sül^ne feinen l^errfd^enben Steigungen gemdß bie ^anblungen oerfolgt, fo mirb er gu«

30 gleid^ burd^ einen gel^eimen antrieb beioogen, in ©ebanfen außer ^d^ felbft einen Stanbpunft gu nel^men, um ben Snftanb gu beurtl)eilen, ben fein Setragen l^at, loie eS ausfeile unb bem ßufd^auer in bie Slugen falle. S)aburdn vereinbaren fid(| bie oerfd^iebene ©ruppen in ein ©emdibe oon prdddtigem 9[uSbrud(, m mitten unter großer ^annigfaltig!eit Sin^eit

36 ^eroorleu^tet, unb bad ©ange ber moralifd^en Statur Sd^ön^eit unb SSürbe an fid^ geigt.

16*

228 SSeoBad^tungen über bad (Skfftl^I M @d§önen unb (Sil^benen.

2)rittcr «bf^ttttt.

9$on bem Unterfd^iebe beS ^rl^aBenen unb (Sd^dnen in bem

©egenoerl^ältnig beiber ©efd^Ied^ter.

S)erj[enige, fo juerfi ba8 gfrauenjimmer unter bem Flamen bed f(i^5« nen ©efd^led^ts begriffen ^at, lann t^ieUeid^t etwas Sil^meiddell^afteS s l^aben jagen ttoOen, aber er l^at es beffer getrotfen, atö er mol^I felbft ge« glaubt l^aben mag. S>enn ol^ne in (SrtDdgung gu gießen, bag il^re ®ejtaU Aberl^aupt feiner, il^re QüQt g&rter unb fanfter, il^re ÜRiene im SmSbrude ber ^eunblid^Ieit, beö Sd^er jed nnb ber Seutfeligteit bebentenber unb ein« nel^menber i[t, ald bei bem mfinnlid^en ®efd^Ie(^t, o^ne aud^ baSienige gu lo Dergeffen, tt)ad man fAr bie geheime Sauberlraft abred^nen mug, moburt^ fit unfere Seibenfd^aft jum Dortl^eill^aften Urtl^eile für fie geneigt mad^en, fo liegen Domel^mlid^ in bem ®emfit^dd^aralter biefeS ®efd(|le(!^tö eigen« tl^ümlid^e 3&g^ bie eS Don bem unferen beutlid^ unterfd^eiben unb bie bar« auf l^auptf ft(!^Iid^ l^inauSlaufen, {ie burd^ bad9RertmaIbed@(^5nenIennt<i u tt(^ jtt mad^en. StnbererfeitS I5nnten mir auf bie Benennung bed eblen ®ef(^Ied^tö Snfprudd mad^en, menn eS ntd^t aud^ Don einer eblen ®e« müt^Sart erforbert koftrbe, 6^rennamen absulel^nen unb fie lieber gu er« tl^eilen al& ju empfangen, ^ieburd^ mirb nun nid^t t^erfianben: bag bad t^rauenjimmer ebeler (Sigenfd^aften ermangelte, ober ba§ mdnnlid^e ®e« «o f(^le(!^t ber Sd^önl^eiten g&nglit^ entbel^ren mfigte, t>ielme]^r ermartet man, bag ein iebed ®efd^Ied^t beibe vereinbare, boc^ fo, bag bon einem fSrrauen« {immer aUe anbere SBorgfige fid^ nur bagu Dereinigen foHen, um btn (S^a« ratter beiS @d(|5nen gu erl^öl^en, meld^er ber eigentlid^e Segiel^ungdpunlt ift, unb bagegen unter ben mdnnlid^en @igenfd(iaften bad ßrl^abene aK n ba8 Aenngeid^en feiner Slrt beutlid^ l^erDorfted^e. hierauf mfiffen alle Ur« tl^eile Don biefen gmei Gattungen, fotool^I bie r&l^mlid^e als bie bts ZahAi, fid^ begiel^en, aQe (Srgiel^ung unb Untermeifung mug biefeS t^or Sugen l^aben unb aQe Semftl^ung, bie fittlit^e SoHIommenl^eit bed einen ober bed anbern gu bef5rbern, too man nid^t ben reigenben Unterf(^ieb unlenntlidd ao machen loia, ben bie Statur gtoifil^en gmei SRenfd^engattungen l^at treffen moQen. S)enn tS ift l^ier nid^t genug fid^ t^orgufteOen, bag man äRenfc^en oor ftd^ l^abe, man mug gugleid^ nid^t aud ber ad^t laffen, ba^ biefe 3Ren« fd^en nid^t oon einerlei 8rt finb.

3. ICbf^nitt. 229

Sias tSrrauenjimmer l^t ein angebomeS ftMtni ®efül^l fflr aUee, toai fd^in, iterlidd unb geft^müdtt ift. @d^on in ber Jtinbl^eit {inb fie gerne gepn^t itnb gefaUen fid^, loenn fie gejiert finb. @{e {inb reinlid^ unb fel^r airtHd^ in anje^ung aQeS beffen, »ad 6Iel oerurfac^t. @ie lieben ben » Sd^erj unb I5nnen burd^ Jtlelnigteiten, toenn {ie nur munter unb lad^enb finb, unterl^Iten »erben. Sie l^aben fel^ frfil^ ein {tttfameS Sefen an fid^, loiffen {id^ einen feinen Snftanb ju geben unb befi^en fid^ {elb|i; unb biefeS in einem Klter, »enn unfere »ol^lerjogene m&nnlid^e Sugenb nodd unb&nbig, t5I))i{d^ unb verlegen ifl. @ie l^aben r>it\ tl^eilnel^menbe (Sm*

10 pflnbungeni ©utl^erjigleit unb ÜRitleiben, gießen bad @(^dne bem fft&l^ U(^en wx unb »erben ben Überflu| bee Unterhalte gerne in @parf amieit t)ermanbeln, um ben 8(uftt)anb auf baS @d^immembe unb ben ^u^ ju unterflü^en. @ie {tnb oon fe^r j&rtli(^er ßm^finbung in Snfel^ung ber minbeflen Seleibigung unb flberaue fein, ben geringjten SRangel ber Suf«

u merifamleit unb Sd^tung gegen fie ju bemerten. Stür^, fie entl^alten in ber menfd^Iid^en 9latur ben ^auptgrunb ber Slbfted^ung ber fd^önen Sigen- f(!^aften mit ben ebelen unb Derfeinem felbft baS mdnnli(!^e ®efd^Ied^t.

9Ran »irb mir ^offentli(!^ bie ^erj&^lung ber m&nnli(!^en ßigen« fd^aften, in fo fem {te lenen paraQel finb, f(^enlen unb {td^ befriebigen

30 beibe nur in ber ®egeneinanberl^altung au betrad^ten. S)ad fd^5ne ®e« fd^Ied(|t l^at eben [o »ol^l 93erftanb ate bae minnlic^e, nur ifl ein fdb^ner Serflanb, ber unfrige foU ein tiefer Serftanb fein, »eld^eö ein au8brud( ift, ber einerlei mit bem Srl^abenen bebeutet.

Sur @d^5n]^eit aDer^anblungen gel^5rt t)orne^mlid^, ba^ fie Seid^tig«

96 teit an fic^ geigen unb ol^ne pelnlid^e Semü^ung fd^einen Dolljogen gu »erben; bagegen Sefirebungen unb fiber»unbene €l(!^»ierigteiten Se« »unberung enegen unb gum @r]^abenen gel^ören. SiefeS Slac^ftnnen unb eine lange fortgefe^te SSetra^tung {tnb ebel, aber fd^»er unb fd^idfen fi(^ nid^t »0^1 für eine $erfon, bei ber bie ungeg»ungene Steige nid^td anberS

30 als eine fdböne 9latur geigen follen. SRfll^fameS Sernen ober peinlidies ®rAbeln, »enn ee gleid^ ein ^auengimmer barin ^od^ bringen foDte, oer« tilgen bie Sorguge, bie il^rem ®ef(!bled^te eigentl^ümlii!^ finb, unb lonnen biefelbe »ol^l um ber Settenl^eit »illen gum ®egen{lanbe einer lalten fßt» »unberung mailben, aber fie »erben gugleid^ bie Steige f(!^»&d^en, »oburdd

36 fie il^re gro|e ®e»alt über bad anbere ®ef(!ble(!^t ausüben. Sin trauen« gimmer, baiS ben Xop\ t)oa ®rie(!^if(!^ ^at, »ie bie g^rau S>acier, ober über bie SReddanil grünblid^e €treitigteiten fül^rt, »ie bie SRarquifin t^on

230 9ei>&a4timgen fiber bQ& (Sef&^l M B^^nitn imb (h^abcncii.

e^aflelet, mag nur immerhin noil^ einen Sart bagn ^ben; benn biefer würbe t^teOeid^t bie SKene bed Sieffinnd noc^ lenntliil^er auSbruden, um loeldien fte ft^ beioerben. S>er ft^bne Serflanb »i^It gn feinen ®egen- ftinben alle«, \oa& mit bem feineren ®effil^I na^ üenoanbt ifi, unb aber« ligt abfhracte Speculattonen ober Jlenntniffe, bie nü^Iic^, aber troden 5 finb, bem emftgen, grfinblid^en unb tiefen Serfianbe. 3>a8 grauengimmer mirb bemnad^ leine Geometrie lernen; mirb Dom @a^e be« gureid^en» ben ®runbed, ober ben SRonaben nur fo oiel loiffen, a\& ha not^ig ift, um bad 6ali in ben @))ottgebi(^ten gu oerne^men, meldte bie feid^te ®rübler unf ered Oefd^Ied^td burd^gegogen l^aben. 3>ie €d^ftnen Ibnnen ben (SarteftuS 10 feine äSirbel immer breiten laffen, o^ne fid^ barum gu befummern, n)enn aud^ ber artige ^ontenelle i^nen unter ben Sanbelflernen ©efeDfd^aft letflen ttoQte, unb bie Sngiel^ung i^rer Steige oerliert nid^tä oon i^rer ®t^ malt, menn fte gleid^ nt(^td Don aOem bem miffen, mad Slgarotti gu i^rem 93eften oon ben Slngiel^ungdlr&ften ber groben aRaterien nad^ bem u ülemton aufgugeid^nen bemül^t geioefen. @ie »erben in ber ®efd^id^te fid^ nid^t ben ^opf mit Sd^Iad^ten unb in ber @rbbefd^reibung nid^t mit t^eftungen anfuQen; benn eS fd^idt {id^ für fte eben fo menig, bag fte mii Sd^ie^pulüer, als für bie SRanndperfonen, ia^ fie nad^ Sifam ried^en foUen. 90

fc^eint eine boSl^afte Sift ber SRanndperfonen gu fein, bag fie baS fd^one ©efd^Ied^t gu biefem oerfel^rten ©ef^made l^aben oerleiten moQen. S)enn mol^l bemüht i^rer Sc^ioäd^e in Slnfe^ung ber natürlid^en Steige beffelben, unb bag ein eingiger fd^alf^after 93lid fte mel^r in SSermirrung fe^e aU bie ft^koerfte @d^ulfrage, fe^en ^e {td^, fo balb bad f^auengimmer 25 in biefen ©efd^mod einfc^ldgt, in einer entfd^iebenen Überlegenheit unb {tnb in bem SSortl^eile, ben {te fonft fcl^toerlid^ l^aben mürben, mit einer grogmütl^igen 9lad[){td^t ben Cd^mäd^en i^rer @itelteit aufgul^elfen. 3)er Snl^alt ber großen SBiff enfd^aft beS f^rouengimmerd ift Dielmel^r ber SRenfd^ unb unter ben 3ßenfc^en ber 3Rann. S^i'e äBeltmeidl^eit ift nt(!^t SSemünf^^ so teln, f onbern (Smpfinben. Sei ber ©elegenl^eit, bie man il^nen geben toill it|re fd^öne 9latur audgubilben, mug man biefeS SSerl^ältnig jebergeit t)or äugen liaben. SRan tttrb i^r gefammted moralifcl^eg ©efül^I unb ni(^t il^r ©ebad^tnig gu enoeiiern fud^en unb gmar nic^t burd^ aUgemeine ätegeln, fonbern burd^ einiges Urtl^etl über baS Setragen, toeld^eS fte um ftd^ feigen. 33 2)ie Seifpiele, bie man au« anbern Seiten entlcl^nt, um ben ©influfe ein* gufel^en, ben bad f(^5ne ®e{(^le(^t in bie Sßeltgef d^äfte gel^abt l^at, bie man«

8. IKfd^niti 231

d^erlei Serl^ftltniffe, barin ti in anbnn S^Ualtem ober in fremben Sanben gegen bai mftnnlid^e geftanben, ber (SSfaxafttx Beiber, fo fem er {id^ l^ie« burd^ erldutern I&|t, unb ber Derfinberlid^e ©efd^ntad ber SSergnügungen mad^en il^re gange ©efd^iil^te unb ©eogropl^ie auS. @8 ift fd^5n, ba^ einem 5 f^rauengimmer ber anblid einer j^arte, bie entoeber ben gangen (Srbireid ober bie Dornel^mfte Steile ber äSelt oorflellt, angenel^m gemad^t loerbe. S)iefed gefd^iel^t baburd^, ba| man fie nur in ber 8[bftd[|t Dorlegt, um bie unterfd^ieblid^e Sl^araltere ber äSfilter, bie {te beioo^nen, bie SSerfd^ieben« l^eiten il^red ©efd^madld unb ftttlid^en ®efül^tö, Dornel^mlid^ in Slnfel^ung

10 ber SBirfung, bie biefe auf bie ©efd^Ied^teroerl^&Itniffe ^aben, babei gu fd^ilbern, mit einigen leidsten @rlftuterungen au8 ber SBerfd^iebenl^eit ber ^immelsjlrid^e, il^rer i^reil^eit ober ©tlaoerei. 6S ift loenig baran gelegen, ob {ie bie befonbere Slbtl^eilungen biefer Sdnber, il^r ©eioerbe, SRad^t unb Sel^errfd^er to)if[en ober nic^t. @ben fo »erben fie oon bem Sßeltgebdube

15 nid^tö mel^r gu lennen nötl^ig l^aben, a\i nbtl^ig ift, ben ^nhlid beS $im« meld an einem fd^önen ^Ibenbe i^nen rül^renb gu mad^en, menn {te einiger» magen begriffen l^aben, bag nod^ mel^r äSelten unb bafelbft nod^ mel^r fd^one (Sefd^opfe angutreffen finb. ©efü^I für @(i^ilbereien oon SluöbrudC unb für bie Sonlunft, nid^t in fo fern fie Jhtnft, fonbern (Smpfinbung

30 dugert, aQed biefed oerfeinert ober erl^ebt ben ®efd^mad( biefeö ©efd^Ied^tö unb \)at iebergeit einige SSerhiä^fung mit ftttlid^en Stegungen. 9liemald ein falter unb fpeculatber Unterrid^t, iebergeit @mpflnbungen, unb gtoar bie fo nal^e tote moglid^ bei il^rem ©efd^led^toerl^&Itniffe bleiben. S)iefe Unterioeifung ift barum fo feiten, meil fie Salente, (Srfal^renl^eit unb ein

as ^erg ooQ ©eful^l erforbert, unb jeber anbern lann bas ^rauengimmer fel^r loo^l entbel^ren, mte eS benn aud^ ol^ne biefe ftd^ oon felbft gemeiniglid^ fel^r kool^l audbilbet.

S>ie Slugenb bed i^rauengimmerd ift eine fd^one Sugenb.*) S)ie beS mftnnlid^en ®efd^Ied(|tS foll eine ebele Sugenb fein. @ie merben bad

30 Söfe oermeiben, nid^t toeil ed unred^t, fonbern loeil eS l^Aglid) ift, unb tugenbl^afte ^anblungen bebeuten bei il^nen foldbe, bie fittlid^ fd^bn finb. Stic^tS oon €onen, nid^ts oon SRüffen, nid^ts oon @(^ulbigleit. S)ad ^auengimmer ift aQer 93ef el^Ie unb aQeS mürrif d^en ätx>an%tS unleiblid^.

*) 2)tefe lourbe oben, @. 24 [217], in einem fitengen Urtl^eil aboptirte Slugenb zb genannt; l^ter, ba fie um beS ©efcl^Ie^tiS^arofterd miUen eine gönßige SRei^tfertigung Derbient, ^eigt fie überhaupt eine f(|5ne Sugenb.

€ie i^n etiiHtf nur banmi, odl cS i^nen fo belidtt, mib Me Jhinfl befielt barin gn maätta, bag il^en intr boSiemge bdiebe, WA gut ifi. 3d^ glaube f (!^iDerti4, bag baS fd^ne (Bef^Ied^t bcr 0niiibffi|e fibig fri, nnb t(^ ^offe babnr^ nid^t gn beleibigen, beim biefe finb ait4 iufterfi fetten beim m£nnlt(^en« S>af&r aber 1^ bie Sotfe^nng in ibren Snfen gütige » nnb »ol^InwOenbe Srnpfinbungen, ein feines 0efü$[ ffir anfi&nbigfeit nnb eine gef&Dige 6eeie gegeben. 9Ran forbere \a niibt Snfopfernngen nnb gro^fit^igen @eIbp2tDang. Sin Slonn ning eS feiner ^uen nie* ntaU fagen, isenn er einen 2^1 feines SermbgenS nm einen S^ennb in @efa]^r fe|t. Sarunt »iO er ibre ntnntere (Befpr&ibiglett feffdn, babnnb lo ba^ er il^r 9emfit| mit einem mistigen (Be^eimniffe beUfUgt, beffen auf* bema^mng il^m allein obliegt? @elbfl r>\tlt t)on i^ren Sd^koadbl^etten finb fo ju reben f (!^ dne greller. Seleibigung ober Itnglüd bemegen i^re jarte 6eele jur SSe^mutb- Skr SRann mn| niematt anbre als gro^mfttbige Sl^rdnen »einen, ^te, fo er in Schmer gen ober aber OlfidSumß&nbe oer* u gie^t, mad^en il^n ueräd^tlicb- S>ie (Sitelleit, bie man bem \ifintn @e» fd^led^te fo Oielf&ltig oorrfldt, koofem fie [a an bemfelben ein ^e^Ier ifi, fo ift ße nur ein fibbner ^el^ler. 3>enn ju gefd^meigen, bag bie StannS* perfonen, bie bem ^rauenjimmer fo gerne f(bmei(beln, Abel baran fein toürben, toenn biefeS nid^t geneigt mdre eS mo^l aufgunel^men, fo beleben ao fie baburdd »irttiib ibre Steige. S>iefe Steigung ifi ein antrieb, Snne^m* Ud^Ieiten unb ben guten 8(nflanb gu geigen, tl^ren munteren äBib fpielen gu laffen, imglei(ben burcb bie t>er&nberlid^e Srfinbungen beS $u^eS gu fd^immern unb il^re €(b5nl^t gu er^d^en. hierin ift nun fo gar nicbtS SBeletblgenbeS für anbere, fonbem oielmel^r, menn eS mit gutem ®e* 25 f(bmad(e gemad^t toirb, fo t^iel artiges, ba| eS fel^r ungegogen ift bagegen mit mürrifd^em Sabel loSgugiel^en. (Sin i^auengimmer, baS hierin gar gu flatterl^aft unb gautelnb ifi, l^ei|t eine %drrin; toeld^er auSbrudC gletd^tool^l leine fo l^arte 99ebeutung l^at, als mit oeränberter Snbfilbe beim SRanne, fo gar bag, koenn man ftd^ unteretnanber oerftel^t, eS mo^l ao blSmetlen eine Dertrauli^be @d(|meid^elei angeigen tann. Sßenn bie @itel* feit ein ^el^ler ift, ber an einem f^auengimmer fel^r mol^I ßntfd^ulbignng ))erbient, fo ift baS aufgeblafene 9Bef en an il^nen nid^t aOlein, fo mie an SRenf d^en überl^aupt tabel^aft, fonbem oerunftaltet gdnglid^ il^ren ®e* f(ble(btS(^araIter. S)enn biefe Stgenfcbaft ift überaus bumm unb ^d^licb S5 unb bem elnne^menbeu befcbeibenen Steige gdnglicb entgegen gefegt. SUS* bann ifi eine fold^e $erfon in einer fd^lüpfrigen Stellung. @ie XDXxb ftcb

3. «bfd^niit. 233

gefallen laffen ol^ne aQe Slad^fid^t unb f(!^arf beurtl^eilt gu »erben; benn »er anf ^od^ad^tung (od^t, forbett afleS nnt ftd^ }um Sabel auf. (Sine Hebe 6ntbedCung aud^ beS minbejien f^el^IetS mad^t {ebermann eine malere Srreube, nnb baS SBort 9ldrtin üerliert l^ier feine gemilberte Sebeutung.

5 9Ran ntug (Eitelfeit unb Slufgeblafenl^eit {eberjeit unterfd^eiben. 3)ie erftere fuc^t ^OeifaQ unb e^rt gemiffennaBen biefenige, um beten »iOen fte f{(^ biefe Semü^ung giebt, bie joeite glaubt fid^ fd^on in bent tt5Qigen Sefi^e beffelben, unb inbent {ie leinen gu enoerben bejirebt, fo getoinnt fte aud^ feinen.

10 SBenn einige Sngrebiengien tton (Eitelfeit ein f^auengimmer in ben 8ttgen beS ntdnnlid^en (Sefd^Ied^tS gar nid^t »erungieren, fo bienen fte bod^, ie ftd^tbarer fte finb, um befto mel^r bod f(f)öne ®efd^led^t unter einanber gu veruneinigen. @ie beurtl^eilen einanber alsbann fel^r fd^arf, »eil eine ber anberen Steige gu verbunfein fd^eint, unb eS finb aud^ »irflii!^ biefenige,

15 bie nod^ ftarfe Snntagungen auf (Eroberung ma(!^en, fetten greunbinnen von einanber im maleren SSerflanbe.

3)em ©deinen ift nichts fo fe§r entgegengefe^t als ber (Sfel, fo »ie nid^td tiefer unter bad (Erhabene fintt ald baS 2d(!^erlid^e. 3)a]^er fann einem 3Ranne fein @d^impf empfinblid^er fein, als bag er ein 9larr, unb

so einem f^rauengimmer, ba^ fte etel^aft genannt »erbe. 2)er engUfd^e Su« f (Iraner ^tt bafür: bag einem 3Ranne fein äSonourf t5nne gemad^t »er« ben, ber fr&nfenber fei, ale »enn er für einen Sugner, unb einem grauen» gimmer fein bittrerer, als »enn {ie für unteufc^ ge^atten »irb. ^if »iE biefeS, in fo fern eS nad^ ber Strenge ber ÜRoral beurtl^eiU »irb, in feinem

n äBertl^e laffen. SOein ^ier ift bie fjrrage nid^t, »aS an {i(^ felbft ben größten 2;abel verbiene, {onbern »ad »irflic^ am aflerl^ärteften empfun» ben »erbe. Unb ba frage ic^ einen {eben Sefer, ob, »enn er fid^ in @e« banten auf biefen %aVi fe^t, er nid^t meiner SReinung beiftimmen muffe. 3)ie Sungfer Slinon SencIoS mad^te nid^t bie minbeflen Slnfprud^e auf bie

80 (E^re ber Äeufc^^eit, unb gleic^mo^I »ärbe {ie unerbittlich beleibigt »or^» ben fein, »enn einer il^rer Siebl^aber fic^ in feinem Urtl^eile fo »eit follte vergangen §aben: unb man »eig baS graufame Sd^idffal beS 9RonaI> beSc^i um eines beleibigenben SluSbrudfS »iOen von fold^er Slrt bei einer Sürflin, bie eben feine Sucretia ^at vorfteflen »oHen. @S ift unauSfte^:»

35 lid^, bag man nic^t einmal follte S3ofeS tl^un fönnen, »enn man gleid^ »ollte, »eil auc^ bie Unterlaffung beffelben alsbann iebergeit nur eine fe^r g»eibeutige Sugenb ift.

234 iOeobad^tungen über bad @efftl§l beiS @$önen unb Stl^benen.

Um tton biefem ISIell^aften fid^ fo ixieit afö möglid^ gu entfernen, ge< l^ört bie Steinlid^teit, bie gtoar einem jjeben ÜRenfd^en niol^I anfielet, bei bem fd^önen ©efd^Ied^te unter bie Sugenben oom er{len Stange unb fann fdimerlid^ üon bemfelben gu l^od^ getrieben merben, ba fie gleid^mol^I an einem 9Ranne bidmeilen gum Übermaße fteigt unb aldbann Ifippifd^ mirb. 5

S)ie @d^aml^aftigfeit ift ein ©el^eimnig ber Statur foixio^I einer Steigung ©d^ranten gu fe^en, bie fel^r unbfinbig ift unb, inbem fte ben Stuf ber Statur für {td^ l^at, {td^ immer mit guten, fittlid^en @igenfd^aften gu Dertragen fd^eint, menn fte gleid^ auSfd^meift. @ie ift bemnad^ atö ein Supplement ber ©runbf&^e ^5d^fi nötl^ig; benn giebt leinen %aVi, ba 10 bie Steigung fo leidet gum @opl^iften »irb, gefäQige ©runbfd^e gu erRü- geln, a\S l^ier. @ie bient aber aud^ augleid^, um einen gel^eimni^DoDen äSorl^ang felbft üor bie gegiemenbften unb notl^igften Qmdt ber Statur gu gielien, bamit bie gar gu gemeine Setanntfd^aft mit benfelben nid^t @fel ober gum minbeften ©leid^gültigleit üeranlaffe in Slnfe^ung ber Snb:' i& abftc^ten eineä S^riebe^, toorauf bie feinften unb lebl^afteften Steigungen ber menfd^Iid^en Statur gepfropft ftnb. S)iefe Sigenfd^aft ift bem fd^önen ©efc^led^t ))orgägIid^ eigen unb i^m fel^r anftfinbig. (S& ift aud^ eine plumpe unb ))erdd^tlic^e Ungegogen{)eit, burd^ bie Slrt pöbell^after @(!^erge, koeld^e man 3oten nennt, bie gartlid(|e @ittfamfeit beffelben in äSerlegen- ao l^eit ober UniDillen gu fe^en. Beil inbeffen, man mag nun um baS ®e« l^eimuig fo weit l^erumgel^en, a\S man immer koiQ, bie ®efd^led^terneigung bod^ allen ben übrigen Steigen enblid^ gum @runbe liegt, unb ein grauen» gimmer immer atö ein ^rauengimmer ber angenel^me ©egenftanb einer lool^lgejitteten Unterl^altung ift, fo möd^te barauiS oielleid^t gu erfl&ren 25 fein, loarum fonft artige SßannSperfonen fic^ biSkoeilen bie t^reil^eit nel^ men, burd^ ben Heinen SRutl^ioillen il^rer Sd^erge einige feine Slnfpielun» gen burc^fd^einen gu laffen, meiere mad^en, bag man fte lof e ober fd^alf:» l^af t nennt, unb too, inbem fie nieber burd^ auSfpdl^enbe Slide beleibigen, nod^ bie Sichtung gu oerle^en gebenten, fte glauben bered^tigt gu fein, bie so ^crfon, bie c8 mit unwilliger ober fpröber SRiene aufnimmt, eine ©^r» barfeitspebantin gu nennen, ^ä) f flirre biefeS nur an, meil ed ge» meiniglidd afö ein etmaS lül^ner Sug t)om fd^5nen Umgange angefel^en n3irb, aud^ in ber Sl^at oon ie l^er oiel SBi^ barauf ift oerfc^menbet mor« ben ; toa^ aber ba^ Urtl^eil nac^ moralif d^er Strenge anlangt, fo gel^ört 35 baS nid^t l^iel^er, ba id^ in ber ßmpfinbung beS @d^onen nur bie @rfd^ei- nungen gu beobadi)ten unb gu erläutern l^abe.

3. «bf^nttt. 285

3)ie eMe Stgenfd^aften biefed (Sefd^lec^tö, meldte {ebod^, mie toir fd^on angemerlt l^aben, niemals baS ©effil^I beö 6(!^önen unfenntU(l^.ma(^en muffen, {ünbigen {id^ burd^ nid^tö beutUd^er unb {td^erer an aU burd(| bie )93efd^eibenl^eit einer Srt ))on ebler Einfalt unb 9lait)et&t bei grogen

& Sorgägen. Sud berfelben leud^tet eine rul^ige SBol^Igemogenl^eit unb 9[d^« tung gegen anbere l^erttor, gugleic^ mit einem getoiffen eblen3utrauen auf ftd^ {elb|l unb einer bifligen @elbftfd^d^ung Derbunben, meldte bei einer erl^abenen (Semätl^Sart iebcrjeit anzutreffen ift. Snbem biefe feine SRifd^ung gugleid^ burd^ Sfieije einnimmt unb burc^ Sd^tung riil^rt, fo

10 fleUt fie aUe übrige fd^immernbe (Sigenfd^aften tt>iber ben äRutJ^miDen bzi S^abelö unb ber Spottfud^t in Sid^erl^eit. ^erfonen üon biefer ©emAtl^ö« art l^aben aud^ ein $erj gur S^reunbfd^aft, melddeS an einem f^rauengimmer niemals tann l^od^ genug gefd^ä^t iDerben, »eil eS fo gar feiten ift unb gugleid^ fo überaus reigenb fein mug.

u 2)a unfere Slbftd^t i{l über Smpfinbungen gu urtl^eilen, fo fann eS nid^t unangenel^m fein bie SBerfd^iebenl^eit beS (SinbrudFS, ben bie ©eftalt unb ©eftddtSgüge beS fc^önen ®efd^led^ts auf baS mfinnlid^e machen, mo möglid^ unter Segriffe ju bringen. 3)iefe ganje SSegaubernng ift im ®runbe über ben (Sefd&led^tertrieb öerbreitet. S)ie SRatur öerfolgt xijxt

30 groge Sbftd^t, unb aOe i^einigfeiten, bie fid^ J^ingugefeUen, fte mögen nun fo koeit baoon abguftel^en fd^einen, mie fte kooKen, ftnb nur SBerbrämungen unb entlel^nen il^ren S^eig boc^ am @nbe auS eben berfelben Duelle. @in gefunber unb berber ®ef d^madC, ber ftd^ iebergeit fel^r nal^e bei biefem triebe l^dlt, koirb burd^ bie SReige beS SluftanbeS, ber ©eftd^tSgüge, ber

35 Singen k. k. an einem f^rrauengimmer menig angefod^ten, unb inbem er eigentlid^ nur aufS @ef(^led^t ge^t, fo fielet er mel)rentl^eiU bie 2)elicatef[e anberer als leere S&nbelei an.

Sßenn biefer @efd^mad( gleid^ niddt fein ift, fo ift er beSmegen bod^

nid^t gu Derad^ten. S)enn ber größte 2;^eil ber 9ßenfd^en befolgt r>txm\U

so telft beffelben bie grofee Drbnung ber 9iatur auf eine fel^r einfaltige unb

fiebere ärt.*) 3)aburc^ »erben bie meiften ßl^cn bewirft unb gmar Don

bem emftgften Sl^eile beS menfd^lic^en ®efc^led^ts, unb inbem ber ÜJtann

*) 9Bie aUe 2)titge in ber SBelt auc^ il^re f^ltmme (Seite ^aben, fo bei bie*

fem Gefc^made nur au bebauren, bog er leichter wie ein anberer in ^nberlid^feit

35 ausartet. S)enn roeil bad %mex, bad eine $erfon entjünbet fy\{, eine jebe oubre

ipieber Idfc^en fann, fo finb ntc^t genug (Bc^toierigfeiten ba, bie eine unbonbige

9leigung einfc^rönfen fdnnten.

236 Seobo^tttngen über bod Seffil§I M S^bnen unb Qr^enen.

bcn Aopf nid^t »on 6ejaubernben Wenen, fd^mad^tenben Slugen, eblem anjianbe k. k. »oS l^at, aud^ nid^tö wn aOem biefem tterflel^t, fo »irb er befto aufmerlfamer auf l^ausl^dlterifd^e Sugenben, €parfamfeit ic. k. unb auf baS (Stngebrad^te. SaS ben etmaS feineren ®efd^madt anlangt, um beffentotnen eS nöt^ig fein mö(!^te einen Unterf d^ieb unter ben duger« & lid^en Steigen beS f^auensimmerd gu ntad^en, fo ijl berfelbe entmeber auf baiS; »ad in ber ®eftalt unb beut auSbrudCe beS ©eftd^ts ntoralif d^ ifl, ober auf baS Unmoralifc^e geheftet. (Sin Srrauenjimmer n)irb in 9n« fel^ung ber 8nne]^mli(!^feiten wn ber Unteren ürt l^übfd^ genannt. (Sin pro|)ortionirIid^er )93au, regelmd^ige S&ge, f^arben tton äuge unb ®e{td^t, lo bie gierlic^ abfte(!^en, lauter ©d^önl^eiten, bie aud^ an einem Slumen« ftrauge gefaUen unb einen lalten SeifaQ erloerben. S)a8 (Sefid^t fdber fagt nid^ts, ob tS gleich l^übfd^ ijl, unb rebet nic^t gum bergen. Sias ben Sudbrud ber 3&ge, ber äugen unb ber SRienen anlangt, ber moralifd^ ijl, fo gel^t er entmeber auf bad (Sefft^l beS (Srl^abenen, ober beS @d^önen. u 6in ^rauengimmer, an meld^em bie Snnel^mlid^feiten, bie i^rem (Se* fd^Ied^t gegiemen, oomel^mlid^ ben moralifd^en SuSbrud beS (Srlgabenen ^erDorfted^en laffen, l^eigt fd^bn im eigentlid^en 93erjlanbe, bieienige, be» ren moraIif(!^e 3^d^nung, fo fern fie in ben ÜRienen ober (Sefid^tSgügen pd^ fennbar mad^t, bie (Sigenfd^aften beS Sd^bnen anf&nbigt, ift annel^m« lo lid^ unb, loenn fie eS in einem l^b^em (Srabe ift, reigenb. 3)ie erftere I&gt unter einer SRiene oon (Selaffenl^eit unb einem eblen Slnjlanbe ben Schimmer eines fd^5nen äSerftanbeS au8 befd^eibenen Slidten l^orfpie« len, unb inbem fid^ in i^rem (Sefid^t ein gdrtUd^ (Sefül^I unb tDol^Ittoäen« beS $erg abmalt, fo bemdd^tigt ^e {td^ fomo^l ber 9leigung als ber $od^< 35 ad^tung eines mdnnlid^en ^ergenS. 3)ie gtoeite geigt aRunterleit unb SBi^ in lad^enben 8ugen, ettt>aS feinen aßutl^millen , baS Sd^dferl^afte ber @c^erge unb fd^all^afte @pr5bigfeit. Sie reigt, nienn bie erftere rül^rt, unb baS ©efäl^l ber Siebe, beffen fie fdl^ig ift unb toeld^e fte anberen ein« flögt, ift flatterl^aft, aber fc^ön, bagegen bie (Smpftnbung ber erfteren 90 gdrtlid^, mit Sld^tung oerbunben unb beftdnbig ift. 3c^ mag mic^ nid^t in gar gu auSfül^rlic^e ß^rgUeberungen tton biefer Slrt einlaffen; benn in fold^en f^dKen fd^eint ber 93erfaf[er |ebergeit feine eigene 92eigung gu ma« len. Snbeffen berül^re id^ noc^ : ba^ ber (Sefc^madC, ben üiele 3)amen an einer gefunben, aber blaffen Sarbe ftnben, ftc^ l^ier tterftel^en laffe. S)enn a& biefe begleitet gemeiniglid^ eine (Semütl^Sart oon mel^r innerem ©efül^l unb gdrtlid^er Smpftnbung, koelc^eS gur (Sigenf(^aft beS Srl^abenen ge»

8. febfd^nitt. 237

l^5rt, bagegen bte rotl^e unb blfil^enbe %axht weniger üon ber erfteren, aDetn mel^r tton ber frbl^Itd^en unb muntern (Semätl^dart anfftnbigt; e8 ift aber ber SiteUeit gemdger gu räl^ren unb gu feffeln als ju reigen unb angulodten. 6S tonnen bagegen ^erfonen ol^ne afleS moralifd^e ©effil^I ft unb o^ne einigen SuSbrudt, ber auf @m|)ftnbungen beutete, fel^r l^&bfd^ fein, allein fie »erben meber rfil^ren nod^ reigen, ed fei benn benienigen berben ®ef d^madt, tton bent »ir Sno&^nung getl^an l^aben, meld^er ft4 bitoeilen etmaS verfeinert unb bann nad^ feiner art au4 todl^It. @d ift fd^Iimm, bag berglei(^en fd^5ne ©efd^dpfe leid^tlic^ in ben ^el^Ier ber Sluf «

10 geblafenl^eit verfaQen bur4 baS Seiougtfein ber fd^Snen f^igur, bte il^nen il^r €|)iegel geigt, unb aud einem ÜRangel feinerer (Sm|)ftnbungen; ba fie bann afleS gegen fid^ taltfinnig mad^en, ben €d^meid^Ier audge* nommen, ber auf Slbfid^ten auSgel^t unb Sldnfe fd^miebet.

3Ran fann nad^ biefen Segriffen vielleid^t etnaS von ber fo oer*

u fd^iebenen äBirlung verftel^en, bie bie (Seftalt eben beffelben flauen» gimmerS auf ben ®efd^madt ber ^dnner tl^ut. 3)adienige, »ad in biefem 6inbrud(e ftd^ gu nal^e auf ben (Sefd^Ied^tertrieb begiel^t unb mit bem be» fonbem »ollfiftigen SBa^ne, barin fi^ eines {eben Sntppnbung einflei» bet, einftimmig fein mag, berfil^re id^ nid^t, meil ed auger bem Segirte

30 beS feinern (Sefd^maded ift; unb tS tann vielleid^t rid^tig fein, toai ber ^err r>. Suffon vermutl^et, bag biefenige ®eftalt, bie ben erften @inbrud( mad^t, gu ber Seit, loenn biefer S^rieb nod^ neu ift unb ftd^ gu entmideln anfdngt, baS Urbilb bleibe, »orauf in ber lünftigen S^it alle meiblid^e Silbungen mel^r ober weniger einfd^Iagen mfiffen, meldte bie pl^antaftifd^e

95 @el^nfud^t rege mad^en fönnen, baburd^ eine giemlid^ grobe Steigung unter ben verfd^iebenen ®egenftdnben eines ®efd^Ied^ts gu »dielen genöt^tgt »irb. äBaS ben etmaS feineren ®efd^madt anlangt, fo behaupte id^, bag bieienige 9ixt von €d^ön]geit, meldte toix bie pbfd^e ®ejtalt genannt l^aben, von allen ![Rdnnern giemlid^ gleid^firmig beurtl^eilt »erbe, unb

so bag barüber bie ÜReinungen nid^t fo verfd^ieben feien, »ie man »ol^l g^ meinfglid^ bafür l^dlt. S)ie circaffifd^e unb georgifd^e 9Rdbd^en ftnb von allen 6uro|)dem, bie burd^ il^re Sdnber reifen, {ebergeit fär überaus l^übfd^ gel^alten »orben. S)ie Surfen, bie Slraber, bie Werfer muffen »ol^I mit biefem ®efd^madte fel^r einftimmig fein, »eil fie fe^r begierig

S5 ftnb il^re Sblterfc^aft burd^ fo feines Slut gu verfc^bnem, unb man merlt aud^ an, bag ber perfifd^en 9fiace biefeS »irllid^ gelungen ift. 3)ie ftauf« leute von Sni^^i^ttn ermangeln gleid^faOS nid^t, von einem boSl^aften

238 iOeoba^tungen über bad (&efmi bed @(^5nen unb Chrl^abenen.

I^anbel mit fo fd^önen ©efd^öpfen großen SortJ^eil gu gleiten, inbem fte fold^e ben lederl^aften fRziiien il^reä SanbeS gufü^ren, unb man {iel^t, bag, fo fel^r aud^ ber (Sigenftnn bt& ®efd^madS in bie[en tterfd^iebenen SBeltgegenben abiDcid^enb fein mag, bennod^ baiSfenige, n)a8 einmal in einer berfelben ald t)oriilgIi(l^ l^fibf (!^ erlannt mirb, in aQen übrigen aud^ s baffir gel^alten merbe. Sßo aber ftd^ in bad Urt^eil über bie feine ®efialt badjenige einmengt, mad in ben Sfiß^n moralifd^ ifl, fo ifl ber ©efd^madt bei oerfd^iebenen äRannSperfonen iebergeit fel^r oerfd^ieben, foiool^I nad^« bem il^r ftttlid^eS ©eful^l felbft unterfd^ieben ift, atö aud^ nad^ ber »er« fd^iebenen Sebeutung, bie ber SuSbrudf bed @efid^td in eineiS jeben Sßal^ne lo l^aben mag. 9ßan finbet, bag biejenige Silbungen, bie beim erften Sin« blidte nid(|t fonberlic^e Sßirlung tl^un, meil fte nid^t auf eine entfd^iebene Slrt l^übf^ finb, gemeiniglid^, fo balb fie bei naiverer S3elanntfd^aft ju ge* faKen anfangen, aud^ meit mel^r einnel^men unb ftd^ beftdnbig }u Der* fc^önem fd^einen; bagegen bad ^flbfd^e Snfel^en, koaiS fid^ auf einmal an« tfinbigt, in ber t^olge mit größerem iSaltftnn ma^rgenommen wirb, meU d^ed oermutl^Iid^ bal^er lommt, bag moralifc^e SReige, mo fte ftc^tbar »er« ben, mel^r feffeln, imgleid^en meil fte ftd(| nur bei ®elegenl)eit ftttlid^er @mpfinbungen in Sßirffamleit fe^en unb ftc^ gleid^fam entbedten laffen, iebe @ntbedCung eineiS neuen Sfieiged aber immer nod^ mel^r berfelben Der« ao mutigen lägt; anftatt bag aQe Slnnel^mlic^teiten, bie ft^ gar nic^t oer« l^el^len, nad^bem fte gleid^ anfangt il^re gange Sßirlung ausgeübt l^aben, in ber f^olge nichts loeiter t^un lönnen, atö ben verliebten SBormi^ abgu« tul^len unb il^n allmdl^Ug jur ©leic^gültigfeit gu bringen.

Unter biefen 93eobad^tungen bietet ftc^ gang natürlid^ folgenbe Sin« 95 mertung bar. S)aS gang einfältige unb grobe ©efu^I in ben ®ef(^led^ter« neigungen ful^rt gmar fel^r grabe gum großen StoedCe ber 9latur, unb in« bem eS il^re f^orberungen erfüllt, ift eS gefd^idCt bie $erfon felbft ol^ne Um« fd^toeife glüddid^ gu mad^en, allein um ber großen SlDgemeinlieit millen artet eS lei(^tli(^ in SluiSfdimetfung unb Süberlid^teit aud. 8[n ber anberen ao @eite bient ein fel^r oerfeinigter ©efc^madC gtoar bagu, einer ungeftümen Steigung bie SBtlbl^eit gu benel^men unb, inbem er fold^e nur auf fel^r toenig ©egenfidnbe einfd^ränlt, ^e ftttfam unb anft&nbig gu mad^en, allein fte üerfel^lt gemeiniglid^ bie groge Snbabftc^t ber Statur, unb ba fie mel^r forbert ober ermartet, als biefe gemeiniglid^ leiftet, fo pflegt fie bie $erfon n Don fo belicater Smpfinbung fel^r feiten glfidlid^ gu mad^en. S)ie erftere Oemütl^öart mirb ungefd^lad^t, »eil fie auf alle von einem ®efd^led^te

3. fXb^^xAH. 239

gel^t, bie gtteite grfiblerifd^, inbeui [xt eigentlid^ auf leinen gel^t, fonbem nur mit einem ©egenftanbe befd^fiftigt ift, ben bie üerliebte Steigung ftd^ in (Sebanten fd^afft unb mit aßen eblen unb fd^bnen (Sigenfd^aften au8« giert, loeld^e bie 9latur feiten in einem SRenfd^en üereinigt unb nod^ feltner

5 bemienigen pful^rt, ber fte fd^d^en lann unb ber üieDeic^t eines fold^en Seft^eS »ürbig fein mürbe. 3)a]^er entfpringt ber Sluffc^ub unb enbltd^ bie Könige (Sntfagung auf bie el^elid^e SBerbinbung, ober, meld^eS t)teDeid[)t eben fo fd^Iimm ift, eine grämifd^e Sieue nad^ einer getroffenen äBal^I, meldte bie großen Srmartungen nid^t erfuUt, bie man fid^ gemacht l^atte;

10 benn nid^t feiten finbet ber dfopifd^e ^al^n eine $erle, melc^em ein ge« meinet ®erftenforn beffer mürbe gegiemt l^aben.

Sir Ibnnen l^iebei äberl^aupt bemerlen, bag, fo reigenb aud^ bie 6in^ brädCe beS }drtlid^en ©eful^Id fein mögen, man bod^ Urfad^e l^abe in ber Serfeinigung beffelben bel^utfam gu fein, mofern mir und nid^t burd^ über«

15 gro^e ateijbarteit nur oiel Unmuts unb eine QueUe oon Übel erflfigeln moUen. 3d^ möchte ebleren Seelen mo^I üorfc^Iagen, bad ®efül^l in Sin* fel^ung ber (Sigenfd^aften, bie il^nen felbft gufommen, ober ber^anblungen, bie fte felber tl^un, fo fel^r gu verfeineren, als fie tonnen, bagegen in 9(n« fel^ung beffen, toaS fte genießen, ober Don anbern ermarten, ben ©efd^madC

10 in feiner Einfalt gu erhalten: menn id^ nur einfalle, mie biefeS gu leiften mbglid^ fei. ^n bem fSfaUe aber, bag eS anginge, mürben {ie anbere glfidC« lid^ mad^en unb aud^ felbft glüdHid^ fein. @d ift niemals aud ben Singen gu laffen: bag, in meld^er Slrt ed auc^ fei, man leine fel^r l^o^e Slnfprüd^e auf bie ©lüdfeligleiten bed SebeniS unb bie SBoQtommenl^eit ber SRenfd^en

95 mad^en muffe; benn berienige, meld^er iebergeit nur etmaiS Mittelmäßiges ermartet, l^at ben JBortl^eil, bafe ber ©rfolg feiten feine Hoffnung miber» legt, bagegen bismeilen il^n aud^ mol^I unüermutl^ete SSodtommenl^eiten übenafd^en.

allen biefen Steigen brol^t enblic^ baS alter, ber groge 93ermfi{ter ber

so ©d^önl^eit, unb eS muffen, menn ed nad^ ber natürlid^en Drbnung gelten fön, allmdl^lig bie erl^abenen unb eblen (Sigenfd^aften bie Stelle ber fd^önen einnel^men, um eine $erfon, fo toie fte nad^ldgt liebenSmürbig gu fein, immer einer größeren Sd^tung mertl^ gu mad^en. SReiner SReinung nad) fönte in ber fd^önen (Sinfalt, bie burd^ ein verfeinertes ©efül^l an aUem,

S5 mad reigenb unb ebel ift, erl^oben morben, bie gange SoQIommenl^eit beS fd^önen ®efd^ledgtS in ber SBlütl^e ber 3al^re befleißen, aamd^lig, fo toie bie anf))r&d^e auf Steigungen nad^laffen, tonnte baS Sefen ber Sudler unb

240 Seobad^tungen üha bai Oefft^I bed ®<!^5nen imb (Erhabenen.

bte Sroeiterung ber (Sinftd^t unüermerlt bie erlebigte SteDe ber ®ra}ien burd^ bie SRufen erfe^en, unb ber (Seemann foQte ber erjle Se^rmeifter fein. (Slei^kDol^I tt>enn felbfi bie aOem f$rrauen}immer fo fd^redlid^e ®fO(itt beiS SltiDerbenS l^eranlommt, fo gel^ört eis bod^ aud^ alsbann nod^ immer jum fd^önen ®efd^led^t, unb ti tterunjiert ft(^ felbfi, menn eS in einer art s üon SSergmeiflung biefen @^aralter Idnger gu erl^alten fi(^ einer mürrifd^en unb gr&mifd^en Saune äberlägt.

(Sine bejal^rte $erfon, »eld^e mit einem ftttfamen unb freunblid^en äSefen ber ®efenfd)aft beitt>o§nt, auf eine muntere unb Dernfinftige 8rt gefprdd^ig ift, bie Sernügen ber Sugenb, barin fte felbft nid^t Slntl^il lo nimmt, mit 9[n{tanb begünftigt unb, inbem fte ffir aDeS forgt, Sufrieben» l^eit unb äBol^IgefaÜen an ber greube, bie um fie ttorgel^t, ttendt^, ift nod^ immer eine feinere $erfon, als ein SRann in gleid^em aiter unb DieDeid^t nod^ liebensmfirbiger als ein 9Rfib(!^en, miemol^I in einem anberen Ser^ ftanbe. 3^<i^ m5d^te bie |)Iatonifd^e Siebe mol^l etmaS gu m^ftifd^ fein, is toeld^e ein alter ^^ilofopl^ ))orgab, menn er t)on bem ®egenftanbe feiner Steigung fagte: S)ie (Sragien refibiren in il^ren 9flungeln, unb meine Seele fd^eint auf meinen Sippen gu fd^toeben, »enn id^ il^ren »eilen ^unb lüffe; allein bergleid^en änfpr&d^e mäffen als* bann aud^ aufgegeben merben. Sin alter 3ßann, ber verliebt tl^ut, ift ein so ®td, unb bie d]^nli(!^e Snmagungen bed anbem ®efd^led^td {tnb alSbann etell^aft. Sn ber Statur liegt eS niemals, menn tt>ir nid^t mit einem guten 8n[tanbe erfd^einen, fonbem baran, bag man fte üerlel^ren min.

3)amit id^ meinen £e;rt nid^t auS ben 8ugen verliere, fo toiU id^ nod^ einige 93etrad^tungen aber ben Sinflu^ aufteilen, ben ein Öefd^led^t aufs n anbere ^aben lann, beffen ©efül^l gu oerfd^öneren ober gu Dereblen. 2)aS f^rauengimmer l^at ein ttorgfiglid^eS (Sefäl^l für baS @d^ine, fo fem eS il^nen felbfi gufommt, aber für baS @ble, in fo meit eS am mdnn« lid^en ©efc^led^te angetroffen loirb. 3)er 9Rann bagegen l^at ein ent* fd^iebeneS ©efül^l für baS @ble, maS gu feinen 6igenfd^aften gel^ört, so für baS 6db5ne aber, in fo fem eS an bem fSfrauengimmer angutreffen ift. 3)arauS mug folgen, ba^ bie Qmtdt ber Statur barauf gelten, ben ^ann burd^ bie ®efd^le(^temeigung nod^ mel^r gu oereblen unb baS t^rauengimmer burd^ eben biefelbe nod^ mel^r gu oerfd^önern. (Sin tSrrauengimmer ifl barüber menig oerlegen, ba^ fte gemiffe ^o^e (Sinjid^ten » nid^t beft^t, ba^ fte furd^tfam unb gu toid^tigen (Sefc^dften nid^t auferlegt ift K. K., fte ift fd^in unb nimmt ein, unb baS ift genug. S>agegen forbert

r

3. «bf<!^ntti. 241

fte aDe bieje 6igenf(!^aften am 3Ranne, unb bie ßrl^abenl^eit il^rer @eele geigt {td^ nur barin, bag fie biefe eble Sigenfd^aften gu fc^a^en toeig, fo fem fte bei tl^m anzutreffen {inb. SBie iDärbe ed fonjl tool^I möglid^ fein, bag fo Diel männlid^ie ^ra^engeftd^ter, ob fte gleid^ SSerbienfte be^^en

5 mögen, fo artige unb feine grauen betommen Unnten! 3)agegen ifi ber SRann Diel belicater in Sinfel^ung ber fd^inen Steige be8 gtauengtmmerd. 6r ifi bur(^ bie feine ®e|talt beffelben, bie muntere SlaiDetdt unb bie reigenbe f^eunblid^teit genugfam fd^abloö gel^alten »egen bed 9ßangeI8 Don Sfid^ergelel^rfamteit unb toegen anberer SRdngel, bie er burd^ feine

10 eigene Salente erfe^en mug. (Sitelfeit unb SRoben t5nnen n)o]^I biefen natürlid^en trieben eine falfd^e Slid^tung geben unb aud mand^er SRannS« ptx\on einen fügen Ferren, au8 bem Srauengimmer aber eine $eban» tin ober Slmagone mad^en, aOein bie 9latur fud^t bod^ febergeit gu il^rer Orbnung gurfldgufül^ren. 9Ran tann barauS urtl^eilen, meiere mdd^tige

15 Sinftfiff e bie ©efc^led^terneigung Dornel^mlid^ auf baiS mdnnlid)e ®efd)Ie(l^t ^aben linnte, um ed gu Dereblen, menn anftatt Dieler trodenen Untermei* fungen bad moralifd^e ®effi^I hti ^auengimmerd geitig entmidelt toflrbe, um badfenige ge]^5rig gu empftnben, xoai gu ber Sßurbe unb ben erl^abe« neu 6igenf(!^aften bed anberen ®efd^Ied^t8 gel^ört, unb baburd^ Dorbereitet

30 mürbe, ben Idi)))if c^en ßieraffen mit äSerad^tung angufel^en unb ftd^ feinen anbem (Sigenfd^aften atö ben SBerbienften gu ergeben. 6d ift aud^ gemig, bag bie ®emalt i^rer Steige baburd^ überl^au))t geminnen mürbe; benn ed geigt ft(^, bag bie Segauberung berfelben mel^rentl^eilS nur auf eblere Seelen mirle, bie anbere ftnb ntc^t fein genug, {ie gu empftnben. Sben fo

n fagte ber S)id^ter @tmonibed, als man il^m rietl^ Dor ben £l^effaliern feine fd^5ne ®efdnge l^ören gu laffen: 3)ief e Aerle finb gu bumm ba« gu, aU ba^ fie Don einem fold^en SRanne, mie id^ bin, fönnten betrogen merben. ^an ^at ed fonft fc^on ald eine SBirlung bed Um« gangeS mit bem f deinen ®efd^Ied^t angefe^en, bag bie mdnnlid^e @itten

so fanfter, i§r Setragen artiger unb gefd^Iiffener unb i^r Snftanb gierlid^er geworben; aüein biefeä ift nur ein Sort^eil in ber Slebenfad^e.*) (SS liegt

*) S)iefft fßüttf^ felbfl toirb gor fel§r gemhtbert bun!^ bie iBeobad^tung, »eilige

man gematl^t l^aben miU, ba§ bteienige SRanndperfonen, toeld^e au fTfll^ unb au l^dufig

in fold^en Öefellfd^aften etngefiocl^ten finb, benen ba9 ffrauengimmer ben Son giebt,

35 gemeiniglid^ etwad I&ppif4 n>eTben unb im männlid^en Umgänge langneiüg ober

an^ Der&d^tUd^ finb, meil fie ben (Bt\^mad an einer Unterl^aUung oerloren l§aben,

«aif« €(l(riften. SBerfc IL 16

242 ISeoba^tungen fiber bad (&t\^l beiS &^bntn unb Crl^abenen.

am meijlen baran, bag ber ÜRann ate 3ßann ttoQIommner merbe unb bie %xavi al& ein SBeib, b. i. ba^ bie Sriebfebem ber ©eftbled^terneigung bem SBinfe ber 9latur gemd^ tt>i^en, ben einen nod^ mel^r ju üereblen unb bie Sigenfd^aften ber anbren gu üerf d^önem. SBenn aU^& aufiS ^ugerfte lommt, fo ttiirb ber ÜRonn, breijt auf feine JBerbienjie, fagen Tonnen: SBenn il^r 5 mid^ gleid^ nid^t liebt, fo toill id^ eud^ jmingen mid^ i^od^gu« ad^ten, unb baS ^tauenjimmer, ftd^er ber SRad^t i^rer SReige, toirb ant« morten: Sßenn il^r unS gleid^ ni(^t innerlid^ l^od^fd^&^et, fo gloingen mir eud^ bod^ und gu lieben, ^n (Ermangelung fold^er ®runbfd^e fielet man SRdnner Sßeiblid^teiten annel^men, um gu gefaUen, 10 unb ^rauengimmer biSoeilen (n)ieixiol^I Diel feltner) einen mdnnlid^en dn» ftanb Ifinftlen, um ^od^ad^tung eingufidgen; load man aber miber ben S)ant ber 9latur mad^t, baS mad^t man {ebergeit fel^r fd^Ied^t.

3n bem e]^eH(benSeben foll bad Dereinigte $aar gleid^fam eine eingige moralifd^e $erfon audmad^en, n)eld^e burd^ ben SBerftanb bed SRanneiS » unb ben ®efd^mad( ber ^auen belebt unb regiert mirb. S)enn nid^t aKein bag man fenem mel^r auf @rfa^rung gegrfinbete (Sinjtd^t, biefem aber me^r ^rei^eit unb S^id^tigteit in ber Smpftnbung gutrauen tann, fo ift eine ®emütl^Sart, [t erl^abener fte ift, aud^ um be{to geneigter bie größte 9bftd(|t ber 93emä]^ungen in ber 3ufrieben^eit eineiS geliebten ©egenftan« 20 beS gu fe^en, unb anbererfeitd je fd^5ner fte ift, befto me^r fud^t fie burc^ ®efdlligteit biefe 93emü^ung gu ermiebem. & ift alfo in einem fold^em äSerl^dltniffe ein SSorgugöjlreit Idppifd^ unb, mo er fid^ erdugnet, bad ftd^erfte SRerlmal «ined plumpen ober ungleid^ gepaarten ®ef(^mad(eiS. SBenn ed bal^in fommt, ba^ bie 9fiebe Dom Siedete beS Sefel^le^aberS ift, 9& fo ift bie @ad^e fd^on dugerft oerberbt; benn mo bie gange SSerbinbung eigentlid^ nur auf Steigung errid^tet i{t, ba ijt fie fd^on l^alb gerriffen, fo balb fid^ bad Sollen anfängt ^5ren gu laffen. 2)ie Slnmagung beS trauen« gimmerS in biefem l^arten Sone ift du^erft l^dglid^ unb beiS SRanneiS im Pd^jlen ®rabe unebel unb oerdc^tlid^. ^nbeff en bringt ed bie toeife Drb« 30 nung ber 2)inge fo mit fid^ : bag alle biefe geinigfeiten unb S&rtlid^Ieiten ber @mpftnbung nur im Slnfange il^re gange @tdrle l^aben, in ber f^olge aber burd^ ®emeinf(^aft unb l^duiSlid^e angelegenl^eit aKmdl^lig [tumpfer loerben unb bann in oertraulid^e Siebe ausarten, too enblid^ bie gro^e

bie gtoar munter, obec bod^ an^ ton toMi^em (Bel^alt, amar fc^era^aft, aber an^ 35 bur^ entfl^afte (Bef|»:ad^e nüj^ltd^ fein mu|.

4. «bfc^nttt. 243

Jhinft bariti bejlel^t, nod^ genugfame Slefte tton ienen }u erlitten, bamit ®letd^gultigfeit unb Überbrug nid^t ben gangen SSert^ bed Sergnfigend aufgeben, um beffenhoinen eS emgig unb allein oerlo^nt l^at eine fold^e aSerbinbung eingngel^en.

Vierter Slbf^nitt

SSon ben Slationald^araftern,*) in fo fern jte auf bem unter- fd^ieblid^en ®efü^( beS ©r^abenen unb ©d^önen berufen.

Unter ben Sölferfci^aften unfereS SSelttl^eitö ftnb meiner Meinung nad^ bie ^talidner unb Srrangofen bieienige, meldte im ®effi^I be8

10 Sd^inen, bie3>eutfd^e aber, (Sngidnber unb Spanier, bie burd^ baS ®efü^I bed Srl^abenen fid^ unter allen übrigen am meiften auS» nel^men. $)olIanb fann fftr ba^ienige Sanb gel^alten merben, »o biefer feinere ®efd^mad giemlid^ unmerdic^ wirb. 3)ad @d^5ne felbft ift entme» ber begaubernb unb r&^renb, ober lad^enb unb reigenb. 2)a8 erftere l^at

u etmad tton bem (Srl^abenen an fid^, unb baS ®emät§ in biefem ©efül^l ift tiefpnnig unb entgfidt, in bem @effi]^I ber guieiten 9rt aber Idd^Ienb unb fröl^Iid^. S)en Stalidnem fd^eint bie erftere, ben fjfrangofen bie gmeite 8lrt bed fd^onen ®eful^tö oorgäglid^ angemeffen ju fein, ^n bem Stationär (l^araftere, ber ben SluSbrud bed (Erhabenen an ftd^ l^at, ift biefeS entme«

90 ber bad üon ber fd^redt^aftem 9rt, baS fid^ ein menig gum Übenteuer« lid^en neigt, ober ed ift ein ®effi^I ffir baS @ble, ober für baS $r&(^tige. 3d^ glaube ®ränbe gu l^aben baö ®t\&%l ber erfteren Slrt bem Spanier,

^ SReine $Cbfi(^t ifl gar nic^t, bie (S^oraftere ber SSößerf^aften audffi^rli^ au f4)i(bem, fonbem tc^ entwerfe nur einige Qüqt, bie bad (Befühl Ded C^r^obenen unb

S5 ©c^önen on il^nen audbrüdten. ÜJ^an !onn Ulä^t erachten, bag an bergleic^en B^i^' nung nur eine leibli^e diid^tigfeit fönne oerlongt werben, hai bie Urbilber baoon nur in bem großen {>aufen berienigen, bie auf ein feinereiS @effi^( $(nfpru(!^ mad^en, ^eroorfted^en, unb'bafted feiner !Ration an (Bemfit^^arten fe^te, ioeI<!^e bie Dortreff« (id^fie (5igenf(^aften t>on biefer $(rt vereinbaren. Um betSroitten lann ber Zahtl, ber

30 gelegentlich auf ein ^oit fallen möchte, feinen beleibigen, mit er benn Don fold^er 9^atur ifi, bag ein iegli<!^er i^n roie einen San auf feinen Slac^bar fd^Iagen fann. Db biefe 9lationaIunterfd^iebe aufädig feien unb oon ben B^itlfiuften unb ber ffte* gierungdart ab^ngen, ober mit einer geioiffen 9lot^tt)enbigfeit an bad ftlima ge« bunbcn feien, ba^ unterfu^e id^ (ier ni^t

16*

244 Seobad^hingen ftbet bad ®efül^I bed @d^5nen unb St^abenen.

ber jmeiten bem @nglänber unb ber britten bem 3)eutfd^en beilegen gu tonnen. 2)a8 ©efäl^l fürd $räd^ttge ift feiner %atur nad^ ntd^t original, fo tote bie übrigen Slrten beS (Sejd^madd, unb obgleid^ ein !Ra(!^Q]^mungS« geifi mit jebem anbern ©efül^l fann oerbunben fein, fo ift er bod^ bem f&r baS @4tmmemb«(Sr]^Qbene mel^r eigen, benn ift biefeö eigentlid^i & ein gemifc^ted ©efül^I aud bem bed @4önen unb beS (Sblen, loo [ebeS, für ftd^ betrad^tet, tdlter ift, unb bal^er bai @emüt]g frei genug ift, bei ber Serfnäpfung beffelben auf 93eifpiele gu merlen, unb aud^ beren eintrieb t)onnot^en Igat. 3)er 3)eutfd^e toirb bemnac^ toeniger ©efäl^l in Slnfel^ung bed @d^onen l^aben a\i ber fS^tangofe unb meniger oon bemiemgen, mafi lo auf baö (Erl^abene gel^t, ald ber Sngldnber, aber in ben Odilen, mo bei« bed oerbunben erfd^einen foH, mirb feinem ©efül^l me^r gemd^ fein, koie er benn aud^ bie f^el^ler glAdUd^ oermeiben koirb, in bie eine aud» fd)kDeifenbe @tdr(e einer feben biefer Strien beS ®effll^ld allein geratl^en fbnnte. u

3d& berühre nur flfid(|tig bie ^flnfte unb bie SBiffenfd^aften, beren SSal^l ben ®efd^mad( ber Stationen beftdtigen lann, meldten mir il^nen bei» gemeffen l^aben. 3)aS italidnifd^e (Senie l^at fid^ oomel^mlid^ in ber 2:on» lunft, ber 9Ralerei, SBilbl^auerlunft unb ber Slrd^itettur l^eroorgetl^an. ane biefe fc^ine StM^t finben einen glei(b feinen ®efd^mad( in ^ant» so reid^ ffir fid^, obgleic!^ bie @d^bn^eit berfelben l^ier toeniger rül^renb ift. 3)er ©efd^mad in Snfe^ung ber bid^terifd^en ober rebnerifd^en SSoKIom« menbeit fdQt in ^ranfreid^ mel^r in ba^S Schöne, in @nglanb mel^r in bad (Srl^abene. 3)ie feine Sd^erge, baä Suftfpiel, bie lad^enbe @atire, bad oer^ Hebte Sdnbeln unb bie leicht unb natärlid^ flie^enbe @d^reibart pnb bort 35 original. 3n @nglanb bagegen ©ebanten oon tieffinnigem ^nl^alt, bad 2;rauerf|)iel, baS epifd^e ©ebid^t unb überhaupt fd^mered ®oIb oon äii^e, meld^ed unter frang5fifd^em $)ammer gu bünnen Sldttd^en oon großer £)berf[dd^e lann gebebnt merben. 3ln 2)eutfd(|Ianb fd^immert ber SSi^ nod^ fe^r burd^ bie Solie. @bebem mar er fd^reienb^ burc^ SBeifpiele aber so unb ben SSerjlanb ber 9lation ift er gmar reigenber unb ebler gemorben, aber iened mit meniger Sllaioetdt, biefeS mit einem minber lül^nen @d^munge, als in ben ermdl^nten SBblterfd^aften. 2)er ©efd^mad ber l^ot Idnbifd^en 9lation an einer peiulid^en Drbnung unb einer ßi^tUd^feit, bie in Sefümmernig unb SBerlegenl^eit fe^t, Id^t aud^ menig ©efäl^l in 8n« 35 febung ber ungelfinftelten unb freien Semegungen beS ©enied oermutl^en, beffen @(^inbeit burd^ bie dngfUid^e SBerbütung ber f^l^Ier nur märbe

4. «bfe^nitt. 245

entttellt werben. Slid^tö fann aDen Afinften unb SBiffenfd^aften mel^r tnU gegen fein als ein abenteuerlid^er (Siefd^mad, »eil biefer bie Statur t>tx^ brel^t, iDeI(!^e baS Urbilb aOeS @(!^5nen unb Sblen ift. 3)af)tx l^at bie fpanifc^e Station aud^ menig ®efü^I f ftr bie fd^önen Stün^t unb SBiffen«' s fd^aften an fid^ gegeigt

S)ie ®em&t^8d^araltere ber ä35Iferfd^aften finb am lenntlid^ften bei bemienigen, maiS an i^nen moralifd^ ift; um beSttiOen moQen toir nod^ bad Derf(^iebene ®efft]^I berfelben in Stnfel^ung bes (Srl^abenen unb @c^o« neu aud biefem ®eftd^te|)unlte in Sro&gung giel^en.*)

10 2)er ©panier ift ernft^aft, Derfd^miegen unb malgrl^aft. @S giebt menig rebUd^ere ^aufleute in ber SBelt als bie fpanifc^en. @r l^at eine ftolge Seele unb mel^r ©ef&l^I für groge als für f(^5ne ^anblungen. S)a in feiner 9Rif(^ung menig üon bem gütigen unb fanften Sio^lxooVim an» gutreffen ift, fo ift er öfters l^art unb aud^ tool^I graufam. 3)aS Sluto

16 ba f^e erl^ält ftc^ nid^t fotool^I burd^ ben Siberglauben, als burd^ bie aben« teuerli(be Steigung ber Station, meiere burd^ einen el^rmürbig'fc^redNid^en ^ufgug gerül^rt mirb, loorin eS ben mit 3^eufelSgeftalten bemalten @an Senito ben fSrlammen, bie eine toütl^enbe Slnbad^t entgünbet l^at, über« liefern fielet. SJtan lann nid^t fagen, ber Spanier fei l^od^mütl^iger, ober

20 oerliebter als {emanb aus einem anbern 93olIe, allein er ift beibeS auf eine abenteuerlid^e 8rt, bie feltfam unb ungemol^nUd^ ift. 2)en $flug ftel^en laffen unb mit einem langen 3)egen unb SRantel fo lange auf bem aiderfelbe fpagieren, bis ber oorüber reifenbe ^rembe oorbei ift, ober in einem Stiergefec^te, too bie @(!^5nen beS fianbeS einmal unoerfd^leiert ge«

as feigen merben, feine 99e^errfd^erin burd^ einen befonberen ®rug anfünbigen unb bann il^r gu (Sl^ren ft^ in einen gefä^rlid^en JSampf mit einem tt)il« ben Stl^iere koagen, finb ungemöl^nlid^e unb feltfame ^anblungeui bie tton bem Staturlic^en meit abmeid^en.

S)er Stalidner fd(|eint ein gemif(^teS ©efül^l gu l^aben üon bem eines

30 Spaniers unb bem eines f^rangofen; mel^r ©efül^l für baS Schöne als ber er^ere unb mel^r für baS ßrl^abene als ber le^tere. Sluf biefe Slrt fönnen, toie i(^ meine, bie übrige Büge feines moralifd^en@l^arafterS erlldrtioerben.

*) ($S ift !aum n5t^i(|, bag i^ l^ier meine oortge d^ntfd^uIbigunQ toieberigole.

3n iebetn 9)oI!e entl^Alt ber feinfte S^eU rü^mlid^e (Sl^araÜere Don oUer 9lrt, unb

35 men ein ober onberer Säbel treffen foUte, ber wirb, wenn er fein genug ift, feinen

^ort^eil Derftel^en, ber barauf anfommt, bog er jeben anbern feinem @4icffole über«

lägt, pd^ felbft aber aufnimmt.

246 9eobQ<!^titngeit über bad Seffll^I hU @$5nen unb Stl^abenen.

S)er f^rangofe l^at ein l^errfdgcnbeS ©efül^I fär bai moralifd^ Qäibnt. 6r ift artig, l^öflid^ unb gefällig. @r mtrb fe§r gefd^minbe Der» traulid^, i{l fd^ergl^aft unb frei im Umgange, unb ber SuSbrud ein SRann ober eine S^ameüongutemSonel^atnur eine Derft&nblic^e SSebeutung für ben, ber baiS artige ©efäl^I eined fjrranjofen enoorben l^at. €elbft 5 feine erl^abene @mpfinbnngen, beren er nid^t menige l^at, finb bem ®^ fü^Ie bed ©deinen untergeorbnet unb befommen nur i^re @tArfe bur^ bie Bufammenjlimmung mit bem (enteren. @r i{i fel^r gerne mi^ig unb mirb einem (SinfaQe ol^ne Sebenfen etmad tton ber SSal^rl^eit aufopfern. 3)agegen, mo man nid^t mi^ig fein lann *) jeigt er eben fo lool^l grünb«» 10 lid^e Sinjtd^t, a\S femanb au8 irgenb einem anbem 93oIfe j. @. in ber SRatl^ematit unb in ben übrigen trodenen ober tiefftnnigen Sänften unb SSiffenfd^aften. 6in Son 3Rot l^at bei i^m nid^t ben P(btigen äßertl^ als anbermdrtS, eS mirb begierig oerbreitet unb in Sudlern aufbel^alten, mte bie toid^tigfte Segebenl^eit. (Sr ift ein rul^iger Sürger unb rdd^t {t(^ u megen ber Sebrfidungen ber ©eneralpdd^ter burd^ Satiren, ober burd^ $arlament8»9iemon{trationen, meiere, nac^bem fte il^rer 8lb{t(bt gemd^ ben äSdtern be^ SBoIte ein fc^bneS patriotifd^eS anfeilen gegeben l^aben, nid^tS toeiter tl^un, ald bag ^e burd^ eine rfi^mlic^e SBenoeifung gefront unb in ftnnreid^en Sobgebid^ten befungen merben. 3)er ©egenftanb, auf 20 meldten ftd^ bie 93erbienfte unb Slationalfdl^igtciten biefed SoIfS am mtU jten bejiel^en, ift baS ^rauengimmer.**) Slid^t aliS menn eS l^ier mel^r als

*) 3n ber SRetapb^fi!, bei SRoralunb ben ^el^ren ber 9{elioton !ann man bei ben ®(!^rtften biefer ^Ration nici^t bebutfam genug fein. (&& b^4t barin gemeinig* Udb otel \^bnt^ IBIenbioerf, meld^ed in einer falten Unterfud^nng bie $robe ni^t 35 l^ött. ^er {(ranaofe liebt bad j^fibne in feinen ^udfprfidb^n; allein um aurSa^r« l^ett au gelangen, mug man nic^t fübn, fonbem bebutfam fein. 3n ber (S^efd^id^te bat er gerne $(ne!boten, benen nidbtd weiter feblt, a(iS ba6 au wünfc^en ift, ba6 fie nur wabr »Aren.

**) 2)a(S Qrauenaimmer giebt in f^anfreidb <^Il^n (Befeüf^aften unb aUem Um* so gange ben S:on. 9htn ift wobt nidbt au (dugnen, bag bie (BefeUfd^aften obne ba% f(^dne ®ef<!ble(bt h^tmlid^ fcbmatfloiS unb (angweUig finb; allein wenn bie ®ame borin ben fcbbnen Zon angiebt, fo f oUte ber !lRann feinerfeitiS ben ebten angeben. Sßibrigen« faUd wirb ber Umgang eben fo wobt langweilig, aber aud einem entgegengefe^ten @runbe: weit nicbtd fo febr t>erefelt ald lauter @figig!eit. 9laä) bem franabfifc^en @ef(bmade beiftt ed nidb^: 3ft ber 4)en au .^aufe?, fonbem: 3ft SRobome au {)aufe1 antabame ift t>or ber 2:oitette, 3Rabame bat fßaptnx^ (eine Strt fc^bner @riUen); fura, mit SRabame unb Don !IRabame befcbdftigen fi(b alle Unterrebungen unb alle 8uft<

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4. «bfd^nftt. 247

anbertodrts geliebt ober gefd^&^t toürbe, fonbern »eil eiS bie bejie 93eran^ Iciffung giebt bie beliebtefie Salente be« äßi^eS, ber artigfeit unb ber guten SRanieren in ilgrem Sid^te gu geigen; übrigens Hebt eine eitele $er« fon eined {eben ®t\6il^ti febergeit nur ftd^ felbft; bie anbete iji bloS il^r 5 @pielixiert. 2)a ben ^rangofen an eblen @igenfd^aften gar nici^t ge« brid^t, nur bag biefe burd^ bie ßmpfinbung beS @(^5nen aDein ISnnen belebt merben, fo »ürbe bad fd^5ne ©efd^Ied^t l^ier einen mäd^tigern Sin» fing l^aben fönnen, bie ebelfte $)anblungen bed mdnnlid^en gu ertoeden unb rege gu mad^en, als irgenb fon|l in ber Sßelt, koenn man bebad^t

10 tDäre, biefe SHid^tung befi !RationaIgeifteS ein toenig gu begfinjligen. @S i[t @d^abe, bag bie Silien nid^t fpinnen.

^er Srel^Ier, moran biefer 9lationaId^aratter am n&d^ften gr&ngt, ift baS S&ppifd^e, ober mit einem l^öflid^eren SluSbrude baS Seid^tjinnige. SBid^tige 3)inge koerben als ®pa^t bebanbelt, unb JSleinigfeiten bienen

15 gur ernft^afteften Sefc^dftigung. ^m 9(Iter fingt ber f^angofe alsbann nod^ luftige Sieber unb ift, fo Diel er lann, aud^ galant gegen baS grauen» gimmer. 99ei biefen SInmerlungen l^abe id^ gro^e ©eiodl^rSmdnner auS eben berfelben SBoIferfd^aft auf meiner @eite unb giel^e mid^ hinter einen ÜRontcSquieu unb S)'^embert, um toiber jeben beforglic^en Unkoinen

»0 ftd^er gu fein.

^er (Sngidnberiftim Slnfange einer feben Selanntfd^aft faltfinnig unb gegen einen f^remben gleid^gültig. @r l^at menig Steigung gu fleinen ®efdlligfeiten; bagegen mirb er, fo balb er ein f^reunb ift, gu großen 2)ienftleiftungen auferlegt. 6r bemül^t ftd^ koenig im Umgange mt^ig gu

35 fein, ober einen artigen Slnfianb gu geigen, bagegen ift er Derftdnbig unb gefegt. @r ift ein fd(|Iec^ter Stad^al^mer, frdgt nid^t Diel barnad^, toaS an» bere urtl^eilen, unb folgt lebiglid^ feinem eigenen ©efc^madCe. @r ift in Serl^dltnig auf baS i^rauengimmer nid^t Don frangöjifd^er Slrtigfeit, aber begeigt gegen baffelbe meit mel^r 9[d(|tung unb treibt biefe Dielleid^t gu koeit,

30 barletteit. Subeffen tfi ha^ Srauengimmer baburc^ gar nid^tmel^r geeiert. C^tn ^tn\d^, welcher t&nbelt, ift ieberadt o^ne (Befühl foiool^l bet wahren Hd^tung aU au^ ber adrtlii^en Siebe. 34 mdd^te wo^I, um wer mei^ wie t>ie(, baSjenige nic^t gefagt l^oben, was SRouffeau fo t)erwegen behauptet: bag ein Srauen^immer niemals et- was ntel^r a(S ein grogeS ^tnb werbe, allein ber f(^arffi(!^tige ©c^wei^er

35 fd^rieb btefeS in %xa\\tuxd), unb t^ermut^Iic^ empfanb er eS alS ein fo groger Ser- t^etbiger beS fronen (S^efc^Ied^tS mit C^ntrüpung, bag man bemfelben nic^t mit me^r wirllic^er St^tung bafelb^ begegnet.

248 Seoba^tungen über bad ®emi M ®^bntn unb (^l^abenen.

inbem er im (Sl^eßanbe feiner f^rauen gemeinigttd^ ein unumfd^r&ntteS anfeilen einrdumt. @r ift fianbl^aft, bii^aeilen Ui jur {)artnfidtg!eit, lül^n unb entf(i^Ioffen, oft bis gur Sßermeffenl^eit unb ^anbelt nad^ ®runb^ fd^en gemeinigli^ bis gum (Sigenfinne. 6r »irb Iet^tK(i^ ein @onber« ling, ni(i^t aus (Sitelleit, fonbern »eil er ^S) koenig um anbre betfimmert 5 unb feinem ©efd^made auS ©efdiligleit ober Slad^al^mung nid^t leid^tlid^ ®emalt tl^ut; um beSmiüen toirb er feiten fo f el^r geliebt als ber ^rangofe, aber, menn er gelaunt ijt, gemeintgli(]^ mel^r l^oii^gead^tet*

3)er S)eutf(]^e ^at ein gemifd^teS ©efü^I aus bem eines @ngldnberS unb bem eines f^angofen, fc^eint aber bem erfteren am ndd^ften gu tom» 10 men, unb bie größere ^^nlid^feit mit bem le^teren ift nur getfinftelt unb na(i^gea]^mt. @r l^at eine glüdlid^e SRifd^ung in bem ©efu^Ie fokoo^l beS @r]^abenen unb beS @(i^önen; unb toenn er in bem erfteren eS nid^t einem @ngldnber, im gmeiten aber bem ^rangofen nid^t gleid^ tl^ut, fo flbertrifft er fte beibe, in fo fern er fie oerbinbet. @r geigt me^r ®efälligteit im Um« n gange als ber erftere, unb toenn er gletd^ nid^t fo oiel angenel^me fiebl^aftig«* feit unb Sßi^ in bie ©efellfd^aft bringt, als ber i^rangofe, fo du^ert er bod^ barin mel^r Sefd^eibenl^eit unb SSerftanb. @r ift, fo mie in aller 9lrt beS ©efd^madtS, alfo aud^ in ber Siebe giemltd^ met^obifd^, unb inbem er baS @d^5ne mit bem @blen oerbinbet, fo ift er in ber @m:pfinbung beiber falt 20 genug, um feinen ^opf mit ben Überlegungen beS SnftanbeS, ber $rad^t unb beS Sluffe^enS gu befd^dftigen. S)a^er ftnb Familie, Sitel unb 9iang bei il^m fomol^l im bfirgerlid^en SSerl^dltniffe als in ber Siebe ©ad^en Don groger Sebeutung. @r frdgt meit me^r als bie oorige bamad^, koaS bie Seute oon il^m urtl^eilen möd^ten, unb koo etmaS in feinem 6^a> 25 rattere ift, baS ben SBunfd^ einer ^auptoerbefferung rege mad^en fbnnte, fo ift es biefe Sd^mad^^eit, nad^ meld^er er fid^ nid^t erfü^nt original gu fein, ob er gleich bagu alle Salente ^at, unb bag er ftd^ gu Diel mit ber SReinung anberer einldgt, meld^eS ben ftttlid^en (Sigenfd^aften aDe ^aU tung nimmt, inbem eS fte koettermenbifd^ unb falfd^ gefünftelt mad^t. 30

S)er ^olldnber ift Don einer orbentlid^en unb empgen ®emüt^art, unb inbem er lebiglid^ auf baS 9lü^Iid^e fte^t, fo l^at er »enig ©effi^l fflr baSienige, tt)aS im feineren SSerftanbe fc^ön ober erl^aben ift. Sin großer SRann bebeutet bei il^m eben fo Diel als ein reid^er äRann, unter htm f^reunbe oerfte^t er feinen Sorrefponbenten, unb ein Sefuc^ ift il^m fel^r 35 langmeilig, ber il^m nid^tS einbringt. @r mod^t ben ßontraft fotoo^l

4. «bfc^nitt. 249

gegen ben grangofen a\i ben (Sngidnber unb ifi gewiffeniiagen ein fel^r p^Iegmati|irter 3)eutf(l^e.

Sßenn »ir ben 93erfu(]^ biefer ®ebanfen in irgenb einem f^aOe an«> »enben, um g. @. bad ©efül^l ber (S^re gu emdgen, fo geigen {t(i^ folgenbe

& 9lattonaIunterf(]^iebe. S)ie @m:t)ftnbung ffir bie S^re ift am $rango{en (Sitelfeit, an bem Spanier ^oSimntl), an bem ßngidnber @toIg, an bem 3)eutf(l^en (^offart unb an bem ^oDdnber Sufgeblafenl^eit. S)iefe Sudbrütfe fd^einen beim erjlen Snblitfe einerlei gu bebeuten, aDein fie bemerfen na(]^ bem SReid^tl^um unferer beutfd^en Sprad^e fel^r fennt«

10 Ii(^e Unterfd^iebe. 3)ie (Sitelfeit bul^lt um Seifaa, ift flatterhaft unb üerdnberlid^, il^r dugereS Setragen aber ift l^dflid^. 3)er ^od^mfltl^ige DoD t>on fdlf(]^li(^ eingebilbeten großen Sorgägen unb bemirbt ßd^ nid^t t>iel um ben SeifaO anberer, feine Suffü^rung ift fteif unb l^od^ traben b* S>er €toIg ifi eigentlid^ nur ein größeres Semu^tfein feined eigenen

IS 9Bert^e8, ber dfterS fel^r rid^tig fein tann (um beSaiHen er aud^ biSmeilen ein ebler @toIg ^ei^t; niemals aber fann i(^ iemanben einen eblen $od^« mutl^ beilegen, »eil biefer j[ebergeit eine unrid^tige unb &bertriebene@elbft« fd^d^ung angeigt), bad Setragen bed @toIgen gegen anbere ift gleid^* gältig unb laltpnnig. 3)er ^offdrtige ift ein @toIger, ber gugleid^

SD eitel ift.^) S)er SeifaD aber, ben er bei anbern fud^t, befielt in S^ren« begeugungen. 3)a]^er fd^immert er gerne burd^ Sitel, Sl^nenregißer unb ®eprdnge. S)er S>eutf(l^e ift Domel^mlid^ Don biefer @d^mad§]^eit angeftetft. 3)ie äB5rter: (Sndbig, $o(^geneigt, $od^« unb Sßo^Igeb. unb bergleid^en Sombaft me^r, mad^en feine @)>rad^e fteif unb ungemanbt unb Derl^inbern

25 gar fe^r bie fd^dne (Sinfalt, »eld^e anbere Sölter il^rer @d^reibart geben tbnnen. S)ai Setragen eined ^offdrtigen in bem Umgange ifi Sere» monie. 3)er Sufgeblafene ift ein $o(^müt]^iger, »eld^er beutlid^e SRerlmale ber Sera^tung anberer in feinem Setragen du^ert. 3n ber Suffäl^rung ift er grob. 3)iefe elenbe @igenfd^aft entfernt pd^ am meite^

30 ften t>om feineren (Sefd^matfe, meil pe offenbar bumm ift; benn bad ift gemi^ ni^t ba8 SRittel, bem (Sefä^l für (Sl^re ein ®n&ge gu leiften, ba| man bur(^ offenbare Serac^tung aOed um fi(^ gum ^affe unb gur bei^en- ben Spötterei aufforbert.

*) W tfi nt<^t nötbidi bag ein ^offärtiget aufiletd^ bo^mflt^ig fei, b. i. fi<^ 35 eine flbcrtnebene, falf(!^e CHnbtIbung t>on feinen Qotjfigen mac^e, fonbern er fann otellei^t \i^ nic^t ^d^er fc^&^en, a(d er mert^ ifl, er ^at aber nur einen' falf^en d^efc^matf, biefen feinen f&txi^ dugerüc^ gettenb gu ma^^n.

250 floM^gen fiber bad (Befülftl M @4dnen uitb (Stl^abenen.

3n ber Siebe l^aben ber 3)eutf(l^e unb ber @nglfinber einen giemlid^ guten SRagen, etoaS fein Don Smpfinbung, mel^r aber oon gefunbem unb berbem ©efd^made. S)er Staliäner i[t in biefem fünfte gräblerifd^, ber Spanier pl^antaftifd^, ber f^rangofe Dernaf(i^t.

S)ie äieltgion unfereS SBelttl^eitö ifi ni(i^t bie ©ad^e eines eigen« s einigen ®ef(i^matf8, fonbem Don e^noürbigerem Urfprunge. S)a]^er I5n« nen aud^ nur bie Sudfd^koetfungen in berfelben unb bad, xoai barin ben SRenfd^en eigentl^fimlid^ angel^ört, Qtiäim Don ben Derf d^iebenen 9lationaI« eigenfd^aften abgeben, ^di bringe biefe SuSfc^aeifungen unter folgenbe ^auptbegriffe: Seid^tgldubigfeit (Srebulität), Aberglaube (Super^ 10 ftition), @d^tt)ärmerei (ganaticiam) unb ®leid^gültig!eit(3nbijfe« rentiSm). Seid^tgl&ubig i{l mebrentl^eite ber unmiffenbe 2:^eil einer ieben Station, ob er gleidb fein merflid^ed feineres ®efü](|I l^at. S)ie Über« rebung fommt lebiglid^ auf baS ^brenfagen unb baS fd^einbare Anfeilen an, ol^ne ba^ einige 9rt beS feinern ®e[u^Id ba^u bie Sriebfeber ent« 15 l^ielte. S)ie Seifpiele ganger 93ölfer oon biefer Slrt mug man in 9lorben fud^en. S)er Seid^tgldubige, koenn er oon abenteuerlichem ®efd^madt ift, mirb abergläubifd^. S)ie{er ©efd^madt ift fogar an ftd^ felbjl ein ®runb etkoaS leichter gu glauben^), unb oon gmei SRenfd^en, bereu ber eine oon biefem ©eful^I angefteA, ber anbere aber oon falter unb gemdgigter ©e« 20 mütbSart ift, toirb ber erftere, menn er gleid^ koirUid^ mel^r SSerftanb l^at, bennod^ burd^ feine ^errfd^enbe Steigung el^er oerleitet tt)erben etmad Un« naturlid^eS gu glauben, als ber anbere, meieren nic^t feine Sinftd^t, fon« bern fein gemeines unb p^legmatifd^eS ©efül^l oor biefer SuSfd^meifung bekoal^rt. S)er Sbergldubifd^e in ber SReligion fteUt gtoifd^en fid^ unb bem n l(|öd^ften ©egenftanbe ber äSerel^rung gerne gekoiffe mdd^tige unb erftaun« lid^e SRenfd^en, SRiefen fo ju reben ber {)eiligfeit, benen bie Statur ge]^ord)t unb bereu befd^mörenbe Stimme bie eiferne Si^ore beS SartaruS auf< ober gufc^Ue^t, bie, inbem fie mit il^rem Raupte ben ^immel berül^ren, il^ren

*) Tlan f^at fonft bemerft, bai bie (Snglänber ai^ ein fo HugeiS S^olf gleich* so roobi leic^tlii^ burc^ eine breiftc Slnfünbigung einer ipunberli^en unb ungereimten ©ad^e fönnen beruht werben fie anfänglich gu glauben; motHm-man oiele ^etfpirle ^at. SlÜetn eine ffi^ne @emüt^dart, Dorberettet burci^ Derfc^iebene Erfahrungen, in welchen ntancbe feltfame S)inge gletd^tool^l maf^x befunben worben, hti^i gef(^n)inbe burcb bie fleine äBebenfltc^feiten. oon benen ein fd^wad^er unb miglrauifc^er ^opf 35 balb aufgefallen wirb unb fo o^ne fein ^erbtenft bi^roeilen oor bem 3trt^um Der« roa^rt ratrb.

i. IttMaUi. 251

Sru^ nod^ auf ber nieberen Srbe ftel^en l^aben. 3)ie Untemeifung ber ge« funben SSemunft koirb bemnad^ in Spanien groge ^inberniffe ju fiber» minben l^aben, nid^t banim »eil {te bie Unkuiffenl^eit bafelbft ju Dertreiben l^atp fonbern »eil ein feltfamer (Sefd^mad il^r entgegenftel^t, »eld^em ba8

5 9tatärlid§e gemein ift, unb ber niemals glaubt in einer erl^abenen 6m> pfinbung gu fein, aenn fein ®egenflanb ni(^t abenteuerlid^ ifi. 3)ie Sd^mdrmerei ift fo gu fagen eine anbäd^tige Sermeffenl^eit unb mirb buri!^ einen gemiffen Stolg unb ein gar gu gro^ed Sutrauen gu {td^ felbft veranlagt, um ben ^immlif(i^en Slaturen nd^er gu treten unb fi(i^ burd^

10 einen erfiaunlid^en ^lug fiber bie gemöl^nlid^e unb üorgefd^riebene Drb> nung gu ergeben. 3)er Sd^mdrmer rebet nur Don unmittelbarer (Singebung unb Dom befc^aulid^en Seben, inbeffen ba^ ber Sbergldubifc^e Dor ben Sil« bern groger »unbertl^dtiger ^eiligen (Selfibbe tl^ut unb fein Sutrauen auf bie eingebilbete unb unnad^a^mlid^e 93orgfige anberer ^erfonen Don feiner

15 eigenen 9latur fe^t. @elbft bie SluSfd^meif ungen f fil^ren, ttie koir oben be« mertt §aben, S^id^^n bed Slationalgefül^tö bei fid^, unb fo ifi ber i^anati« ciSmud^) koenigßend in ben Dorigen Seiten am meiften in S)eut|d^lanb unb @nglanb angutreffen gemefen unb ift gleid^fam ein unnatürlid^er 8Iud« mud^d bed eblen ®effi^tö, »elc^eS gu bem ß^arafter biefer ä35lfer gel^brt,

20 unb flber^aupt bei koeitem nid^t fo fd^dblid^, ald bie abergldubifd^e 9lei* gung, »enn er gleid^ im anfange ungeflfim ift, meil bie (Srl^i^ung eineö fd^kodrmerifd^en ®eifted aUmdblig Derffi^lt unb feiner 9latur nad^ enblit^ gur orbentlid^en SRdgigung gelangen mug, anftatt bag ber Aberglaube fid^ in einer ruhigen unb leibenben ©emfitl^Sbefd^affen^eit uuDermerft

25 tiefer einmurgelt unb bem gefeffelten SRenfd^en baS Sutrauen gdnglid^ be» nimmt, {td^ Don einem fc^dblid^en SBal^ne j[emal8 gu befreien. @nblid^ ift ein (Siteler unb Seid^tpnniger (ebergeit o^ne ftdrfered ©effll^l fftr baS ßrl^abene, unb feine äieligion ifi o^ne SRä^rung, melirentlieitö nur eine @ad^e ber SRobe, »eld^e er mit aller artigteit begebt unb (alt bleibt.

90 3)iefe8 ifi ber prattifd^e ^nbifferentidmud, gu »eld^em ber frangö^ fifdde 9lationalgeift am meiften geneigt gu fein fc^eint, moDon bis gur

*) S)eT SanatictiSm mug Dom (irnt^uftadmud jeberaeit unterf(!^teben »erben. Sener glaubt eine unmittelbare unb ongerorbentlti^e (Bemeinfc^aft mit einer ^df^eren 9^otur au ffll^len, biefer bebeutet ben Suftanb M (S^emüt^d, ha baffelbe buri^ irgenb 35 einen (Brunbfa^ Aber ben ge^iemenben &xah er^if^t worben, ed fei nun bun!^ bie !D?o;ime ber patrtotifc^en Sugenb, ober ber greunbfc^ft, ober ber SHeltgion, o^ne bai l^iebei bie (Sinbilbung einer übematflrlt^en (Bemeinf^aft etwaS gu f(!^affen l^at.

252 Seoba^tungen über bad @efü^I M ®45nen unb (Srl^abenen.

frevelhaften @p5tterei nur ein @(]^ritt ift unb ber im (Srunbe, koenn auf ben inneren äBert^ gefeiten kolrb, Don einer gdnjHd^en abfagung »enig Doraud l^at.

(Se^en mir mit einem ^äd^tigen SKde nod^ bie anbere SSeltt^eile burd^, fo treffen mir ben Araber al& ben ebelften 9Renf(i^en im Oriente 5 an, bod^ Don einem ©efül^l, meld^ed fe^r in bad 8(benteuerli(j^e ausartet. @r ift gaftfrei, gro^mfit^ig unb ma^rl^aft; allein feine Srgd^lung unb ®^ fd^id^te unb fiberl^au^t feine (Smpfinbung ift febergeit mit etmaS SBunber» barem burd^flod^ten. @eine erl^i^te @inbilbungdfraft ftellt il^m bie Sad^en in unnatürlichen unb Dergogenen Silbern bar, unb felbft bie Sudbreitung 10 feiner Steligion mar ein groged Abenteuer. SBenn bie Araber gleid^fam bie ©panier bed Orients ftnb, fo ftnb bie $erf er bie i^rangofen oon Sfen. @ie ftnb gute 3)i(l^ter, l^öflid^ unb oon giemlid^ feinem ©efd^madte. @ie ftnb nic^t fo ftrenge Sefolger bed Sdlam unb erlauben il^rer gur Suftigfeit aufgelegten ©emütdart eine giemlid^ milbe Sudlegung bed J^oran. S)ie 15 Saponefer tonnten gleid^fam als bie @ngl&nber biefeS SBeltt^eild angefe- l^en merben, aber laum in einer anbern @igenfd^aft, ald il^rer ©tanb^aftig« feit, bie bis gur äugerften ^alsftarrigfeit ausartet, i^rer Sapferfeit unb äSerad^tung beS 2:obeS. Übrigens geigen fte menig äßerfmale eines feineren ©efül^lS an ftd^. 3)ie ^nbianer ^aben einen l^errfc^enben ©efd^mad oon so Sfra^en oon berjenigen Slrt, bie ins Sbenteuerlid^e einfd^ldgt. ^l^re SRe* ligion befte^t auS graben, ©ö^enbilber oon ungeheurer ©eftalt, ber un« f(i)d^bare3a^n beS mdc^tigen ^ffen ^anuman, bie unnatürlid^e Sitgun« gen ber f$atirS(]^eibnif(J^er SSettelmönd^e) u. f. m. ftnb in biefem ©efd^made. S3k millfürlid^e ^Aufopferung ber SBeiber in eben bemfelben Scheiterhaufen, ss ber bie Seid^e ibreS SRanneS oergel^rt, ift ein f(JbeuSli(!^eS Abenteuer. SBeld^e Idpptfc^e t^ra^en eutbalten nic^t bie meitfd^ic^tige unb auSftubirte 60m* plimente ber @^ ine f er; felbft tl^re (Semdlbe ftnb fra^enliaft unb fteOen munberlid^e unb unnatürlid^e ©eftalten oor, bergleidb^n nirgenb in ber SBelt angutrcffen ftnb. @ie Ibüben aud^ ebrmfirbige f^ra^en, barum metl 30 fte oon uraltem ©ebraud^ ftnb,^) unb feine äSolferfd^aft in ber S3$elt ^at bereu me^r als biefe.

*) ^lan begel^t nocb in $eftng bie Zeremonie, bei einer <Sonneu* ober SRonb- ftnfterntg burd) grogeci ^eröufd) ben 2)rQ(4en au oerjagen, ber biefe ^immelSförper Derfc^lingen loiU, unb be^ölt einen elenben @ebraud^ oud ben alteften Briten ber 35 Unmiffen^eit bei, ob man gleich jel^t beffer belehrt ift.

4. «bf^nitt. 253

S>ie %egcrd Don Sfrifa ^aben Don ber 9latur fein ©effil^I, meld^eS über baS fi&ppifd^e ftiege. ^err $ume forbert (ebermann auf, ein eingigeS aSeifpiel anjuffll^ren, ba ein Sieger Salente gettiefen l^abe, unb bel^auptet: bag unter ben ^unberttaufenben Don Sd^narjen, bie a\x& il^ren S&nbern 6 anbenodrtö Derf ül^rt »erben, obgleich bereu fel^r oiele aud§ in f^reil^eit ge« fe^t toerben, btnnoöi ni(]^t ein eiujiger j[emate gefunben koorben, ber ent »eber in J^unft ober 9Si{fenf(]^aft, ober irgenb einer anbern rfil^mliil^en @igen{(]^aft ehoaS ®roged DorgefteHt l^abe, obgleid^ unter ben Seiten |i(^ beft&nbig XDtliSjt auS bemniebrigften $öbel empor fd^mingen unb bur(^ t>or^

10 jäglid^e ©aben in ber SBelt ein 9lnfe()en ertoerben. @o toefentUiJ^ ift ber Unterfd^ieb gaifd^en biefen gmei 3Renf4enge[(]^le(]^tern, unb er fd^eint eben fo gro^ in Snfel^ung ber ©emfttl^i^fäl^igfeiten, als ber f^arbe nad^ gu fein. S)ie unter i^nen weit ausgebreitete SReligion ber Sfetifc^e ift oieDeid^t eine 9rt oon ©o^enbienft, ttelc^er fo tief inS Sdppifd^e ftnit, ald tS nur immer

15 Don ber menf(]^lid^en 9latur möglit^ gu fein fd^eint. 6ine SBogelfeber, ein ftul^l^orn, eine 3Ruf(]^el, ober iebe anbere gemeine @ad^e, fo balb fte burd^ einige SBorte eingemeil^t Sorben, ifi ein ®egen{tanb ber SBerel^rung unb ber Anrufung in Sibfd^toüren. S)ie @(]^margen ftnb fel^r eitel, aber auf 9legerart unb fo plauber^aft, bag fte mit $rugeln muffen auS ein»

90 anber gefagt tterben.

Unter allen Sßil ben ift {eine SSöUerfd^aft, koelil^e einen fo erhabenen ©emutl^Sd^arafter an ftd^ geigte, als bie oon 9lorbameriIa. @ie l^aben ein ftarfeS (Sefä^I für @]^re, unb inbem fte, um fte gu erjagen, ttilbe Sbenteuer l^unberte oon Steilen meit auffüllten, fo ftnb fte nod§ du^erft

95 aufmerffam ben minbeften Slbbrud^ berfelben gu üerpten, ttenn il^r eben fo liiarter $einb, nad^bem er fte ergriffen l^at, burd^ grauf ame Qualen feige @eufger t>on i^nen gu ergmingen fud^t. S>er canabifc^e Sßilbe ifi übrigens ttal^rbaft unb reblid^ S)ie ^reunbfd^aft, bie er errid^tet, ifi eben fo aben* teuerli(]^ unb entl^upaftifd^, als ttaS iemalS aus ben dlteften unb fabel«

30 l^aften Seiten baoon gemelbet »orben. (Sr ifi dugerft fiolg, empfinbet ben gangen SSert^ ber ^rei^eit unb erbulbet felbft in ber (Srgiel^ung feine Se« gegnung, meldte il^m eine niebrige Unterwerfung empfinben lie^e. E^fur« guS l^at koa^rfd^einlic^er SBeife eben bergleid^en SBilben ®efe^e gegeben, unb koenn ein ®efe^geber unter ben feil^S Stationen auffidnbe, fo ttürbe

36 man eine fpartanifd^e Slepublif ftd^ in ber neuen SSelt ergeben feigen; mie benn bie Untemel^mung ber Argonauten Don ben J(riegeSgfigen biefer Jnbianer toenig unterfd^ieben ift, unb ^a\t>n oor bem SttafafuHa«

254 SBeobad^tungen über bad Gefügt bed (Schönen unb (irrl^abenen.

fulla nid^tö alS bie Sl^re cined grie(i^if(i^en 9lamcnS Doraud ^at. SDe biefe SBHbe l^aben »enig ©efäl^I für ba& @(l^5ne im moraUf(^en Ser« ftanbe, unb bie gro^müt^ige SSergebung einer Seleibigung, bie jugleid^ ebel unb {d^5n ifi, i[t ali Sugenb unter ben SBilben DöIIig unbelannt, fon< bern »irb »ie eine elenbe f^eigl^eit Derad^tet. Sctpferleit ifi baS größte & SSerbienft bed Sßilben unb SHad^e feine fü^efte SBoIIuft. ^ie fibrigen Sin* geborne biefeS äBelttl^eilS jeigen »enig @)>uren eines (Skmät^Sd^arafterd, toAiSjtr gu feineren (Smpfinbungen aufgelegt kodre, unb eine au^erorbent« lid^e f^ü^IIoftgfeit mad^t ia^ SRerlmal Diefer SRenfd^engattungen auS.

Setrad^ten »ir bad ©efd^Iec^ter^äSerl^ältnig in biefen SBelttl^eilen, fo lo finben »ir, ba| ber Europäer einzig unb aOein bad ®e^eimnig gefun» ben l^at, ben finnlid^en äteij einer mdd^tigen 9leigung mit fo Diel Slumen gu fc^müdten unb mit fo oiel SRoralifd^em gu burd^fled^ten, ba| er bie Sn» nel^mlid^feiten beffelben nid^t aOein überaus erl^ö^t, fonbern aud^ fel^r an» ftänbig gemad^t l^at. S)er Semofiner beS Orients in biefem fünfte 15 oon fe^r falfd^em ©efd^made. Snbem er leinen Segriff l^at oon bem fttt» lid^ @d^5nen, baS mit biefem abriebe fann oerbunben koerben, fo bügt er aud^ fogar ben SBert^ bed {innlid^en SBergnügenS ein, unb fein ^aram ift il^m eine beftdnbige Quelle üon Unrul^e. @r gerdtl^ auf aOerlei oerliebte Srra^en, worunter bad eingebilbete^leinob einS ber oornel^mften ift, beffen so er ftd^ oor allem ju oerftd^ern fud^t, beffen ganger SSertl^ nur barin befielet, ba^ man es gerbrid^t, unb Don loelc^em man äber^aupt in unferem S&AU tl^eil Diel l^dmifd^en 3n)eifel l^egt, unb gu beffen (Srl^altung er {td^ fel^r un> billiger unb öfters elell^after SRittel bebient. S)a]^er ift bie f^rauenSperfon bafelbft febergeit im ®efdngniffe, {te mag nun ein äRdbd^en fein, ober einen barbarifd^en, untüd^tigen unb febergeit argkoöl^nifd^en SRann ^aben. 2ln ben £dnbern ber@d^ioargen koaS lann man ba 99effereS erkoarten, als koaS burd^gdngig bafelbft angetroffen mirb, ndmlid^ baS koeiblic^e ®efd^led^t in ber tiefften Stlaoerei? 6in Sergagter ift aDemal ein ftren« ger ^err über ben Sd^kodd^eren, fo koie aud^ bei unS berfenige SRann 30 iebergeit ein 2:9rann in ber j^üc^e ift, koeld^er auger feinem ^aufe ftc^ faum erfül^nt j[emanben unter bie 8[ugen gu treten. S>er $ater Sabat melbet gkoar, bag ein 9tegergimmermann, bem er baS l^od^müt^ige SSer» fal^ren gegen feine SBeiber k>orgeix)orfen, geantkoortet l^abe : 3^r SBeige feib rechte 9larren, benn guerft rdumet il^r euren Sßeibern fo ss k)iel ein, unb l^ernad^ flagt il^r, menn fie eud^ ben JSopf toll mad^en; eS ift aud^, als »enn l^ierin fo etkoaS kodre, koaS k>ielleid^t Der«

.4. «bf^niH. 255

«

btente in Überlegung glsgogen gu werben, aUein turgum, biefer Sttxl koac Dom JCopf bis auf bie f^A^e gan j fd^marg, ein beutlid^er ^mtxi, bag baS, U)ad er jagte, bumm mar. Unter aOen Silben ftnb {eine, bei benen baS tteiblid^e (Sefd^Ied^t in gri^erem airtliil^en Snfel^en jl&nbe, a\S bie oon

6 (Sanabo. Sienei(!^t übertreffen {ie barin fogar unferen gefttteten SBelttl^eil. Slid^t a\i koenn man benf^rauen bafelbfi bemfitl^ige Slufmartungen ma^te; ba8 ftnb nur Somplimente. !Rein fte l^aben mirtltd^ gu befehlen. @ie Der« fammlen fid§ unb beratl^fd^Iagen über bie mid^tigfie Snorbnungen ber Station, Aber j(rieg unb ^rieben; @ie fil^iden barauf il^re übgeorbnete

10 an ben männli(]^en äiatl^, unb gemeiniglid^ ift i^re Stimme bieienige, melij^e entf(^eibet. S[ber pe erfaufen biefen SSorgug treuer genug. @te l^aben aOe ^uglid^e Sngelegenl^eiten auf bem ^alfe unb nel^men an aOen Sefd^merlic^Ieiten ber SRdnner mit Sutl^eil.

Sßenn mir gule^t nod^ einige Slide auf bie ®ef(]^i(^te merfen, fo

15 fel^n mir ben ©efij^mad ber SRenfd^en mie einen $roteud ftets manbel« bare ®efialten annehmen. S)ie alten Seiten ber (Sried^en unb ätömer geigten beutlid^e äRerlmale einei» fid^ten ®efft^lS ffir baS Sd^öne fomol^I ali ba« (Srl^abene in ber S)id^tfunfi, ber Silb^auerfunft, ber »rd^iteftur, ber ©efe^gebung unb felbfi in ben @itten. S)ie ^Regierung ber rbmifd^en

90 J^aifer Derdnberte bie eble fomo^I als bie fd^öne (Sinfalt in ba& $rd(^tige unb banu in ben falfd^en Sd^immer, mooon unS nod^ bie Überbleibfel il^rer Serebfamleit, S>i(4tfunft unb felbß bie ©efd^id^te i^rer Sitten b^ leieren lönnen. aUmd^Iig erlofd^ aud^ biefer fRt\t bed feinern ©efd^madö mit bem gdnglid^en Serfall \>ti Staats. S)ie Sarbaren, uad^bem fie

25 il^rerfeitS if)re 3Rad^t befeftigten, ful^rten einen gemiffen üerlel^rten ©e« fdl^madt ein, ben man ben gotl^ifd^en nennt, unb ber auf fjfra^en auslief. 9Ran fal^ nid^t aUein f^ra^en in ber Sautunft, fonbern aud^ in ben SBiffen* fd^aften unb ben übrigen ©ebrdut^en. S)ai oerunartete ®efü^l, ba eS einmal burd^ falfd^e j(unft geführt marb, na^m el^er eine lebe anbere na-

30 tftrlid^e ®eftalt, als bie alte ßinfalt ber 9latur an unb mar entmeber beim Übertriebeneu, ober beim Sdppifd^en. S)er ^bd^fte Sd^mung, ben baS menfd^lid^e ®enie nal^m, um gu bem @rl§abenen aufgufteigen, beftanb in abenteuern. 9Ran fal^ geiftlid^e unb meltlic^e Abenteurer unb oftmals eine mibrige unb ungel^eure Saftarbart oon beiben. SRbnc^e mit bem SReg»

35 bud^ in einer unb ber ^riegeSfal^ne in ber anbern ^anb, benen gange $eere betrogener Sd^lad^topfer folgten, um in anbern ^immelSgegenben unb in einem l^eiligeren Soben il^re ®ebeine Derfd^arren gu laffen, einge«

256 S9eo6a(^tunden über bad ®efil^t bt9 @45nen unb Cri^abenen.

meiste ftrieger, burd^ feierliii^e ®elflbbe gur ^etoalttl^&tigleit unb aRifff tl^aten geheiligt, in ber $oIge eine feltfame Srt oon ]^eroif(^en $^anta{ien, tt)el(^e fi^ 9titter nannten unb Abenteuer auffud^ten, Surniere, Sn)ei« fdm:pfe unb romanifc^e ^anblungen. Sß&l^renb biefer S^it tvarb bie 9te« ligion jufammt ben 9Bi^enf(]^atten unb @itten burd^ elenbe f^ra^en ent« & fteDt, unb man bewerft, ba^ ber ©efd^matf nid^t Iei(^tlid^ auf einer @eite ausartet, ol^ne au(^ in aDem übrigen, ttad gum feineren ®efä^l ge]^5rt, beutlid^e S^id^^n feiner SSerberbniß barjulegen. S>ie JSIofiergelübbe mad^« ten aus einem großen Sl^eil uuparer 9Ren{d^en gal^Ireid^e (BefeUfd^aften emfiger 3Rflgigg&nger, bereu grublerifc^e Sebendart pe gefd^itft madl^te, lo taufenb @d^ulfra^en audgul^edEen, »eld^e t>on ba in größere äBelt audgin« gen unb i^re Slrt verbreiteten. (Snblid^ nac^bem bad menfd^lid^e (Senie Don einer faft gfinglid^en S^^ßörung fid^ bur(!| eine 8rt von $alingenefte glfidtlid^ mieberum erhoben l^at, fo feigen »ir in unfern Sagen ben rid^tigen (Sefc^madt bed @d^5nen unb ßblen fomol^l in ben duften unb SSiffen« ts fd^aften ald in Snfel^ung beS €ittlid^en aufblähen, unb e8 ift nid^td mel^r gu toünfd^en, qlS bag ber falfd^e @d^immer, ber fo leid^tlid^ tdufd^t, un8 nid^t uni)ermer(t üon ber eblen (Sinfalt entferne, Dornel^mlid^ aber, ba| bad nod^ unentbedtte ®e]^eimni| ber Srgiel^ung bem alten SBa^ne ent» riffen koerbe, um bad fittlid^e ®effi]^I frü^geitig in bem Sufen eines {eben so fungen SBeltbärgerS gu einer t^&tigen Smpfinbung gu txf)bf)tn, bamit nid^t aOe $einig{eit bloS auf baS pd^tige unb mäßige SSergnfigen l^in« auslaufe, baStenige, »aS auger unS Dorgel^t, mit me^r ober meniger ®e« fd^madte gu beurtl^eilen.

i

ü6« 5ie Äiav&^eitm bes ^lopfcs.

itant*« GArlften. Scrfe. II. 17

i

über bic Äranf^citcn bcg Äo^)fc«*

S)ie (Sinfalt unb ©nfigfamfeit ber Statur forbert unb bilbet an bem SRenfd^en nur gemeine Segriffe unb eine plumpe Sfleblid^teit, ber fünft:»

6 U(i^e 3®<^ng unb bie Üppigfeit ber bürgerlichen Sßerfaffung l^edt Sßi^Iinge unb SSernunftler, gelegentlid^ aber aud^ Starren unb Setrfiger aud unb gebiert ben n)eifen ober ftttfamen @(j^ein, bei bem man fomo^I bed 93er« ftanbed als ber äied^tfd^affenlieit entbel)ren fann, menn nur ber fc^öne Schleier bid^te genug getoebt ift, ben bie Slnftänbigteit über bie gel^eime

10 ©ebred^en beiS j(opfed ober bed ^ergeniS ausbreitet. 9lad§ bem 3Rage, als bie ^unft l^od^ [teigt, merben SSernunft unb Sugenb enblid^ baS aUgemeine Sofungdkoort, boc^ fo, bag ber Sifer Don beiben gu fpred^en lool^l unter« miefene unb artige ^erfonen überleben fann fi^ mit i^rem Seft^e gu bel&ftigen. S)ie allgemeine Sc^tung, barin beibe gepriefene (Sigenfc^aften

15 fte^en, mad^t gleid^mol^l biefen merttid^en llnterfd^ieb, bag (ebermann koeit eiferfüd^tiger auf bie SerftanbeiSDorgüge ald auf bie guten @igenfd^aften bed SBiOenS ift, unb ba^ in ber SSergleid^ung gkoifc^en S)umm]^ett unb @d^elmerei niemanb einen Slugenblid aufteilt, fic^ gum SSortl^eil ber le^* teren gu erllären; toeld^ed auc^ getoig fel^r mol)! auiSgebac^t ift, loeil, »enn

20 alled überfiaupt auf J^unft antommt, bie feine Sd^Iauigleit nid^t fann ent« beirrt toerben, lool^I aber bie äteblid^teit, bie in fold^em SSerl^&Uniffe nur ^inberlid^ ift. ^6^ lebe unter toeifen unb mol^Igefttteten bürgern, n&mlid^ unter benen, bie ftc^ barauf oerftel^en fo gu fd^einen, unb id^ fd^meid^le mir, man noerbe fo biUig fein, mir oon biefer Seinigteit aud§ fo oiel gugutrauen,

25 ba|, tt)enn id^ gletd^ in bem Seft^e ber betod^rteften ^ilungSmittel »dre,

17*

260 ^^erfud^ über bie ftranf^etien bed ftopfed.

bte J^ranH^eiten beS ^opfed unb beS ^erjend aud bem ®runbe gu lieben, ic^ bod^ Sebenfen tragen märbe biefen altDäterifd^en $Iunber bem öffent« lid^en ©emerbe in ben Sßeg gu legen, ao^lbemugt, bag bie beliebte SRobe« cur beS SSerjtanbed unb bed ^erjend fd^on in ertDunfd^tem f^ortgange fei unb bag Dornel^mlid^ bie Srgte bed erfteren, bie fid^ Sogiler nennen, fel^r s gut bem allgemeinen SSerlangen ©nfige leiflen, feitbem fie bie iDid^tige Sntbedung gemad^t l^aben: bag ber menfd^Iid^e Xop\ eigentUd^ eine Srommel fei, bie nur barum Hingt, meil fie leer ift. Sd^ fel^e bemnad^ nid^tS SeffereS ffir mid^, aU bie 3Ret^obe ber trgte nac^gua^men, meldte glauben, il^rem Patienten fel^r üiel genügt gu l^aben, ttenn fie feiner lo j(ranll^eit einen 9tamen geben, unb entmerfe eine Heine Onomaftif ber ®ebre^en be« Äo^)fe« Don ber Säl^mung beffelben an in ber Slöbf innig» feit bid gu beffen ä^ergudungen in ber SoII^eit; aber um biefe elell^afte Brautzeiten in il^rer aHmäl^Ud^en Sbftammung gu erfennen, finbe id^ notl^ig, gum DorauS bie milbere ®rabe berfelben Don ber S)umm{öpfig« 15 feit an bid gur Starrheit gu erl&utern, toeil biefe ßigenfd^aften im bfir» gerlid^en SSerl^ältniffe gangbarer ftnb unb bennod^ gu ben erfteren ffil^ren. S>er ftumpfe Xop\ ermangelt beiS Sßi|ed, ber S>ummfopf beiS Serjtanbeö. 3)ie Sel^enbigfeit etwa« gu faffen unb jtd^ gu erinnern, im« gleid^en bie Seic^tigfeit, ed gegiemenb auiSgubrädten, lommen gar fe^r auf 20 ben äßi^ an; bal^er berjenige, loeld^er nid^t bumm ift, gleid^uool^I fe^r ftumpf fein lann, in fofern il^m fd^merlid^ etmaS in ben J(opf loiU, ob er ed gleid^ nad^^er mit größerer Steife beS Urtf)eild einfel^en mag, unb bie Sd^mierigleit {td^ audbrudCen gu lönnen bemeifet nid^td minber als bie äSerftanbedfd^igfeit, fonbern nur, bag ber 3Bi^ nid^t gnugfame SSeiplfe 25 leifte, ben ©ebanfen in bie mand^erlei Scid^en eingufleiben, bereu einige il^m am gefd^icfteften anpaffen. S>er berühmte Sefuit @Iat)iu8 kourbe ald unfäl^ig auS ben @d^ulen getagt (benn nad^ ber SSerftanbedprobe ber Drbile ift ein Bnabe gu gar nid^td nü^e, menn er meber SBerfe nod^ @d^ul« d^rien mad^en fann), er geriet]^ nad^l^er gufdUiger SBeife auf bie SKatl&e*' 30 matif, bad @piel änberte ftc^, unb feine üormaligen Seigrer loaren gegen i^n nur ©ummfjpfe. 2)a8 praftifd^e Urt^eil über Sad^cn, fo »ie e8 ber Sanbmann, ber Äünftler ober ©eefal^rer 2c. bebarf , ift üon bemienigen felör unterfd&ieben, »eld^eS man über bie ^anbgriffc fällt, loonad^ jid^ SRenfc^en unter einanber bel^anbeln. S>ad le^tere ift nid^t fomol^I S3er> ss ftanb, atö oielme^r äSerfc^mi^tl^eit, unb ber liebenSmürbige SRangel biefer fo fel^r gepriefenen gS^igleit Reifet ©infalt. Sft bleUrfad^e berfelben in

$^etfud^ fiber bie Aranf|etten bed Stop\t§. 261

ber @(l^tt)&d§e ber Urt^eilStraft äberl^aupt gu fuc^en, fo l^eigt ein fold^er aRenf(]^ ein Zxopl StnfaltSpinjel ;c. S)a bie fH&nU unb falfc^e jSun^griffe in ber bflrgerlid^en ©efeUfc^aft aUmä^Ud^ gu gemol^nUd^en SRajcimen »erben unb bad @piel ber menfd^Ud^en ^anblungen fel^r oer^ 5 mideln, fo \\i tS fein SEBunber, koenn ein fonft Derftdnbiger unb rebU(]^er äRann, bem entoeber aEe biefe Sd^lauigteit ju ntx&äitlxöi ift, atö bag er fid^ bamit befd^dfttge, ober ber fein el^rlid^ed unb tt)0^l»ollenbed ^erg nid^t bagu belegen fann, ftd^ t)on ber menfd^Iid^en Statur einen fo Derl^agten ^^fl^iff i^ mad^en , unter Setrflgern allermdrtS in @d^lingen gerat^en

10 unb il^nen oiel gu lachen geben muffe, fo bag iule|t ber SluSbrud: ein guter SRann, nid^t ntel^r auf eine t>erblftnite Slrt, fonbem fo gerabe gu

einen 6infalt8^)infel, gelegentltd^ aud^ einen ^ bebeute; benn in

ber @d^elmenfprad^e ift niemanb ein t)erftfinbiger SRann, als ber aOe anbere für ni(^t8 SefferS l^dlt, als »aS er felbft ift, ndmlid^ für ^Betrüger.

15 S)ie 2;riebe ber menfd^lid^en !Ratur, koeld^e, menn fie Don Diel ®raben ftnb, Seibenfd^aften l^eigen, ftnb bie Semegfrdfte beiS äSiUend; ber 93er« ftanb fommt nur bagu, fowol^I baS gange $acit ber Sefriebigung aller Steigungen indgefammt auS bem oorgefteQten Qxotdt gu fd^d^en, als aud^ bie SRittel gu biefem audgufinben. 3ft etma eine Seibenfc^aft befonberS

ao mdc^tig, fo l^ilft bie SSerftanbedfd^igleit bagegen nur toenig; benn ber be» gauberte 9Renfd^ fte{)t gkoar bie ©runbe toiber feine Sieblingdneigung fel^r gut, aEein er ffil^lt ftd^ ol^nmdd^tig il^nen ben tl^dtigen Stad^brudt gu geben. SBenn biefe Steigung an fid^ gut ift, ttenn bie $erfon übrigens Dernänftig ift, nur ba^ ber übemiegenbe ^ang bie Sludftd^t in Slnfel^ung ber

25 fci^limmen fSfolgen öerfd^lie^t , fo ift biefer Suftanb ber gef e|f elten S8er* nunft Sl^orl^eit. Sin S^or lann Diel SSerftanb l^aben felbft in bem Ur« t^eil fiber biejenige ^anblungen, barin er t^öric^t ift, er mu^ fogar giem« lid^ Diel SBerftanb unb ein gut $erg befi^en, bamit er gu biefer gemilberten Benennung feiner SluSfd^toeifungen berechtigt fei. S)er Sl^or {ann allen»

30 fall« einen Dortrefflid^en Sftat^geber ffir anbere abgeben, toenn gleid^ fein 9iat^ bei il^m felbft o^ne SEBirlung ift. @r toirb nur burc^ @d^aben ober burd^ Sllter gefd^eut, iseld^eS aber 5fterd nur eine 3:^or]^eit üerbrdnget, um einer anbern ^la^ gu mad^en. S)ie oerliebte Seibenfc^aft, ober ein groger ®rab ber @]^rbegierbe l^aben Don je l^er Diele Dernfinftige Seute gu Sporen

35 gemacht. Sin SJtdbd^en notl^igt ben furd^tbaren aicibed ben §aben am Sftodten gu gleiten, unb Sltl^end mutige 93firger fd^idten burd^ i^r Idppifd^eS Sob ben Sllejranber an bai @nbe ber SBelt. &8 giebt aud^ Steigungen

262 Serfud^ fiber bie Jhranfl^eiten bed ^opfed.

t>on minberer ^eftigleit unb Sllgemetnl^eit, loeld^e gleiiJ^tDol^l nxiSjt tx^ mangeln il^re St^orl^eit gu ergeugen: ber Saugeifi, bie Silberneigung, bie 93fid^erfu(l^t. 3)er ausgeartete SRenfd^ ift au§ feiner natürlid^en ©teUe geiDtd^en unb mirb Don aUem gegogen unb r>on allem gef)alten. S)em Sl^oren ift ber gef diente Sßann entgegengefe^t; mer aber ol^ne Sl^orl^eit s ift, ift ein SB ei f er. 3)iefer SBeife fann et»a im 5Konbe gefud^t »erben; üielleid^t ba^ man bafelbft o^neSeibenfc^aft ift unb unenbltd^ DielSSeruunft l^at. 3)er Unempflnblid^e ift burd^ feine S)umm^eit miber 2;i^orI)eit ge^^ pd^ert; öor gemeinen Slugen aber l^at er bie 3Riene eines SBeifen. ^qrrl^o fa^ auf einem @d^tffe im @turm, ba iebermann ängftlic^ befd^äftigt mar, lo ein @(^mein ru6ig aud feinem Sroge freffen unb fagte, inbem er auf baf> felbe »ie«: „So fott bie aiu^e eines SBeifen fein.'' ©er Unempflnblic^e ift ber SBeife beS ^^rrl^o.

Sßenn bie f)err{d^enbe Beibenfc^aft an {td^ felbft l^affenSHourbig unb gugleid^ abgefd^madCt genug ift, um baSjenige, maS ber natürlid^en Slbfid^t 15 berfelben gerabe entgegen gefegt ift, für bie SSefricbigung berfclben gu Italien, fo ift biefer ßwftanb ber t)erle^rten Vernunft Slarrl^eit. 3)er kiiox üerftel^t bie malere Sbftd^t feiner Seibenfd^aft fe^r mo^l, menn er gleidö il^r eine ©tärfe einräumt, toeld^e bie SSernunft gu feffeln üermag. 3)er 9iarr aber ift baburd^ gugleid^ fo bumm gemad)t, ba^ er alsbann 20 nur glaubt im SSefl^e gu fein, menn er ftd^ beS 93ege]^rten mirflic^ beraubt. ^qrr^uS mugte fel^r mol^I, bag Sapferteit unb SRac^t ungemeine 93e« munberung ermerben; er befolgte ben Srieb ber @^rfu(^t gang rid^tig unb mar nichts toeiter, als mofür i^n @ineaS f)ielt, nämlic^ ein S^l^or. SBenn aber 9lero jtcft bem öffentlichen (Sefpotte ausfegt, inbem er t)on einer 25 äSül^ne elenbe SSerfe ablieft, um ben S)i(^terpreiS gu erlangen, unb nod) am 6nbe feines SebenS fugt: quantus artifex morior!, fo fef)e ic^ an biefem gef ürd^teten unb ausgelachten SSel^errf d^er üon Sftom nid^ts SBeff eres, als einen Starren, ^i) l^alte bajür, bafe aüe Sflarrljeit eigentlid^ auf gmei Seibenfc^aften gepfropft fei, ben 4)oc^mut^ unb ben ®eig. a3eibe 9lcigun= 30 gen ftnb ungered^t unb »erben bo^er gel^afet, beibe pnb iljrer Sftatur nacft abgefd)maclt, unb i^r Qmd gerport pd^ felbft. S)er|)od^mfit^ige öufeert eine uuDerbedte Slnma^ung beS SSorgugeS Dor anberen burd^ eine beut- lid^e ©eringfc^a^ung berfelben. @r glaubt geeiert gu fein, inbem er auS» geppffen mirb, benn eS ift nid^ts Kärer, als ba^ bie SSerad^tung anberer 35 biefer il^rc eigene ©itelfeit gegen ben 8lnmafeer empöre. 35er ®eigigc l^at feiner SReinung nad^ fel^r t)iel nöt^ig unb fann unmoglid^ baS minbepe

Setfu^ über bie ^anü^eiten M J^opfeiS. 263

feiner ®üter entbel^ren; er entbel^rt inbeffen mirllid^ i^rer aDer, inbem er burd^ JSargl^eit einen 93efd^Iag auf biefelbe legt. SDie SSerblenbung beS ^oc^mutl^eS tnac^ttl^eUd alberne, %il8 aufgeblafene Starren, nad^« bem enttoeber Idppifd^e i^Iatterl^aftigleit ober fteife S)umm]^ett in bem 6 leeren JCopfe 93eft^ genommen l^at. S)ie filgige ^abfud^t l^at Don ie l^er ju Diel Idc^erlid^en ©efc^id^ten Slnlag gegeben, bie fd^koerlid^ munbe^ lid^er Idnnen audgejonnen koerben, atö fte mirflid^ gefd^el^en. S)er £^or ift nic^t meife, ber Sßarr ift nid^t flug. S)er @pott, ben ber Sl^or auf ^d^ gie^t, ift luftig unb fc^onenb, ber 9tarr oerbient bie fc^&rffte ®eigel bes

10 ©at^rd, allein er fü^It fte gleid^too^I nid^t. ÜRan barf nid^t gdnglid^ oer» jioeifeln, bag ein Sl^or nod^ einmal gefd^eut merben lönne, »er aber einen Starren flug gu mad^en gebeult, koäfd^t einen SRol^ren. S)ie Urfac^e ift, bag bei fenem bo(^ eine loal^re unb natürli^e Steigung l^errfd^t, loeld^e bie SSernunft allenfaQd nur feffelt, bei biefem aber ein albernes ^irnge«

15 fpenft, bas il^re ©runbfd^e umle^rt. 3c^ überlaffe ed anbem audgumad^en, ob man mirflic^ Urfac^e ^abe aber bie kounberlic^e äSa^rfagung bti^oU bergd belümmert ju fein: bag ndmlic^ ber tdglid^e Sukoac^S ber Starren bebenflic^ fei unb fürd^ten laffe, fte lönnten e8 ftd^ too^l nod^ in ben Siop\ fe^en, bie fünfte Sßonard^ie ju ftiften. ©efe^t aber, bag fte biefeS auc^

30 im @d^ilbe fäl^rten, fo bürften fte ftd^ gleid^iool^I nic^t fo fel^r beeifern; benn einer linnte bem anbern fäglid^ inS Dl^r fagen, loas ber belannte $of[enreiger eines benad^barten |)ofed, ald er in StarrenHeibern burc^ eine polnifd^e @tabt ritt, ben @tubenten gurief, bie il^m nad^liefen: „^l^r |)erren, feib fleißig, lernet etmad, benn menn unfer ju oiel ftnb, fo fonnen

35 tt)ir nimmermehr aQe 93rob l^aben."

Sc^.lomme oon ben ©ebrec^en bed JSopfed, koelc^e Derad^tet unb ge« ^ö^nt merben, gu benen, bie man gemeiniglich niit SJtitleiben anfielet, oon benen, meiere bie freie bürgerliche ©emeinfc^aft nid^t aufl^eben, gu ben^« ienigen, bereu ftd^ bie obrigleitlid^e SBorforge annimmt unb um koel^er

30 koillen fte äSerfügungen mad^t. 3c^ t^eile biefe Aranl^eiten aioiefac^ ein, in bie ber Ol^nmad^t unb in bie ber SBerlel^rt^eit. S)ie erftere ftel^en unter ber ungemeinen ^Benennung ber S 15 bf innigfeit, bie jmeite unter bem Stamen beS geft5rten ©emütl^S. S)er Slobftnnige befinbet ftc^ in einer großen D^nmad^t bed ©ebdd^tniffeS, ber SBernunft unb gemeiniglich aud^

35 fogar ber ftnnlic^en ßmpfinbungen. S)iefeS Übel ift me^rentl^eils unl^eit bar, benn loenn eS fd^ioer ift bie koilbe Unorbnungen beS gehörten ©el^imS ju lieben, fo mug eS beinal^e unmbglid^ fein in feine erftorbene Organen

264 i^erfud^ über bie jhpanfl^elten bed ^opfe«.

ein neues £eben gu gießen. 3)ie @rf(^einungen biefer Sd^koad^l^eit, koeld^e ben UnglftdElid^en niemals au8 bem @tanbe ber ^(inbl^eit l^erauiSgel^en I&gt, pnb ju belannt, ald bag cd nötl^tg lo&re ftd^ babei lange aufju» l^alten.

S)ie ©ebred^en bed geftbrten Kopfes laffen {!d^ auf fo Diel Derfd^ie« 5 bene ^auptgattungen bringen, ald ©emütl^Sfäl^igleiten ftnb, bie baburd^ angegriffen moxben. ^äi üermeine fte indgefammt unter folgenbe brei Sin- tl^eilungen orbnen ju f innen: erftlid^ bie SSerlel^rt^eit ber @rfa^rungdbe» griffe in ber äSerrüdungi gmeitend bie in Unorbnung gebraute Urtl^eiliS^ traft j)und(i)ft bei btefer Srfal^rung in bem SBal^nfinn, brittenS bie in 10 Snjel^ung allgemeinerer Urtl^eile Derfe^rt geworbene SSernunft in bem SSal^nioi^e. 3lQe äbrige 6rf (Meinungen bed trauten ©el^irniS tonnen, toxt mi(^ büntt, entmeber aU oerf^iebene ©rabe ber ermähnten BufäQe, ober atö eine unglädEIic^e SSereinbarung biefer Übel unter einanber, ober enblid^ als bie @in))fro{)fung berfelben auf mächtige Seibenfc^aften ange« 15 feigen unb ben angeführten klaffen untergeorbnet »erben.

SSad bad erfte Übel, ndmli(!b bie SSerrfidung, anlangt, fo erlautere id^ bie @rfd^einungen berfelben auf folgenbe Slrt. S)ie @eele eines jeben SRenfd^en ift felbft in bem gefunbeften ßuftanbe gefd^dftig, aQerlei Silber oon S)ingen, bie nic^t gegenwärtig ftnb, ju malen, ober awij an ber 93or:^ 20 fteQung gegenwärtiger S)inge einige unooUfommene ^^nlic^teit gu t)olI» enben burd^ einen ober anbern d^imdrif^en ßug, ben bie fdbdpfc^if^e S)id^« tungdfd^igteit mit in bie 6mpfinbung eingeic^net. 3Ran l^at gar nic^t Ur« fadie JU glauben: bag in bem ßuftanbe beS äSadb^nS unfer ©eift l^iebei anbere ©efe^e befolge als im @d^Iafe, eS ift oielmel^r ju t)ermut^en, bag 25 nur bie lebhaften ftnnlid^en @inbrfi(Ie in bem erften ^^aUe bie gdrtere 93i^ ber ber S^imdren k)erbunteln unb untenntlid^ mad^en, anftatt ba^ biefe im @(^Iafe il^re gange @tdrte l^aben, in meld^em allen dugerlid^en Sinbr&dCen ber Sufl^ng gu ber Seele ocrfd^loffen ift. 68 ift ba^er tein SBunber, bafe S£rdume, fo lange fte bauren, für wal^rl^afte Srfal^rungen wirtlid^erS)inge so gel^alten werben. S)enn ba fie alsbann in ber @eele bie ftdrtfte SorfteU - lungen finb, fo finb fie in biefem Suftanbe eben baS, was im SSadb^n bie @mpfiubungen ftnb. ^an fe^e nun, bag gewiffe ßl^imdren, bur(^ weld^c Urfad^e es aud^ fei, glei^fam eine ober anbereDrgane beS ©e^irneS t)erle^t bdtten, bermagen bag ber @inbrud( auf biefelbe eben fo tief unb gugleid^ ss eben fo richtig geworben wdre, als i^n eine ftnnlid^e Smpfinbung nur mad^en tann, fo wirb biefeS ^irngefpenft felbft im SBad^en bei guter, ge^

Serfu^ Aber bie ^ronf^eiten beiS Stop\t9. 265

funber Vernunft bennod^ fär eine kDirflid^e Srfal^rung gel^alten toerben muffen. 3)enn eS tt&re umfonft, einer @mpfinbung, ober berjenigen 93or« fteüung, bie il^r an @tärfe gleid^ lommt, Sernunftgrünbe entgegen ju fe^en, koeil k)on kDirllidgen S)ingen bie @inne koeit größere Überjeugung

5 geben atö ein SSernunftfd^lug; jum menigften lann berjenige, ben biefe S^im&re be;taubert, niemoU bur(^ äSernflnfteln bal^in gebrad^t »erben, an ber SBirflid^feit feiner üermeinten @mpfinbung ju {toeifeln. 9ßan fin« bet auc^: bag $erfonen, bie in anbern f^dDen gnug reife SSernunft geigen, gleid^mo^l feft barauf bel^arren, mit aller Sld^tfamfeit toer meig maS für

10 ©efpenfiergeftalten unb ^ra^engeftd^ter gefe^en gu l^aben, unb bag fte lool^l gar fein genug finb, il^re etngebilbete @rfa^rung mit manchem fub« tilen SBernunfturtl)eU in ßufammen^ang gu bringen. S)ie{e Sigenfd^aft beS ©eftörten, ua6i toAäi^x er ol^ne einen bejonberd mertlid^en ®rab einer ][|eftigen jtranll^eit im ttad^enben ßuftanbe gettol^nt ift, geuiffe S)inge atö

15 flar empfunben {id^ DorgufteHen, t)on benen gleid^tto^l nid^ts gegenm&rtig ifl, Reifet bie SSerrüdfung. ©er SSerrüdtte ift alfo ein Srfiumer im äßad^en. 3ft bad gemöl^nlid^eädlenbmerf feiner @inne nur gumSl^eil eine Sl^imdre, größten SldeilS aber eine mirtlid^e @mpfinbung, fo ift ber, fo im ^bl^eren ®rabe gu fold^er S^erfel^rtl^eit aufgelegt ift, ein ^^antaft. SSBenn

so mir nac^ bem (Srmadien in einer Idffigen unb fanften ßerftreuung liegen, fo geid^net unfere @inbilbung bie unregelmdgigen t^iguren etma ber S3ett' üorl^dnge, ober gemiffer i^ledCe einer naiven Sßanb gu 3Renf(^engeftaIten aus mit einer fd^einbaren SHid^tigteit, meiere und auf eine nid)t unange» genel^me 9(rt unterl^dlt, 'mooon mir aber bad SIenbmerl ben SlugenblidC,

25 menn mir moDen, gerftreuen. SSBir trdumen alSbann nur g um S^j^eil unb l^aben bie Sl^imdre in unferer ®emalt. ©efd^iel^t etmaiS bem ^l^nlid^ed in einem ^o^eren ®rabe, ol^ne bag bie Slufmerffamfeit beS SBad^enben bad Slenbmert in ber tdufd^enben ßinbilbung abgufonbern vermag, fo Idgt biefe SBerfe^rt^eit einen ^^antaften t^ermut^en. S)iefer @elbftbetrug in

30 ben Smpfinbungen ift übrigens fel^r gemein, unb fo lange er nur mittel« mdgig ift, mirb er mit einer fol(^en Benennung oerfd^ont, obgn)ar, menn eine £eibenfd^aft I)ingufommt, biefelbe ©emütl^Sfc^mdc^e in mirllic^e $l^antafterei ausarten fann. @onft feigen burd^ eine gemö]^nlid)e 3$er« blenbung bie SRenfd^en nid^t, mas ba ift, f onbern maS il^nen i^re Steigung

35 Dormalt, ber 9taturalienfammler im S^lorentinerftein @tdbte, ber Slnbdd^« tige im gefledEten SRarmor bie ^afftonSgefd^ic^te, jene S)ame burc^ ein @e^ro^r im 3Ronbe bie Statten gmeier 93erliebten, tl^r Pfarrer aber gmei

266 Serfu(^ über bie ^anf^etten bed ^opfeiS.

JSird^t^ürme. S)er ©d^reden mad^t au8 ben Stral^Ien bee SRorbUd^tö Spiele unb Sd^toerter unb bei ber SDdmmerung au8 einem äBegmeifer ein SRiefenßefpenft.

S)te p^antafttfd^e ©emätl^iSbefd^aftenl^eit ift nirgenb gemeiner als in ber $t|{)odbonbrie. 3)ie @^imären, loelc^e biefe Aranl^eit auSl^edt, tau« 5 fd^en eigentlich nid^t bie fingeren Sinne, fonbern mad^en nur bem ^Qpo« d^onbriften ein SBIenbmert Don einer Smpfinbung feines eigenen ßuftan« ftanbed, entmeber bed ^orperd ober ber Seele, bie grögtentl^eitö eine leere ©riUe ift. S)er ^qpod^onbrift l^at ein Übel, baS, an meld^em Drte ed aud^ feinen ^aupt^^ ^aben mag, bennoc^ ma^rfd^einli^er SBeife ba8 9ler« 10 Dengemebe in allerlei Stl^eilen bed JSorperS unftätig burd^uanbert. 6iS jie^t aber t)orne^mlid^ einen meland^olifd^en 3)unft um ben @i^ ber Seele, ber« magen bag ber Patient ba^ Slenbmert faft aDer JSrant^eiten, Don benen er nur l^ort, an ftd^ felbft fulilt. @r rebet ba^er oon nid^tS lieber als Don feiner UupägU^feit, liefet gerne mebicinifd^e Säc^er, finbet aflent^alben u feine eigenen B^f&Ke, in ©efellfd^aft manbelt i^n aud^ mol^l unDermerft feine gute Saune an, unb alSbann lacl)t er Diel, fpeifet gut unb l^at gemei» niglidö baS anfeilen eineö gefunben 3Renfc^en. 3)ie innere ^l^antafterei beffclben anlangenb, fo befommen bie Silber in feinem ®el&irne öfter« eine Starte unb 3)auer, bie il^m befd^ioerlic^ ift. SSBenu i^m eine Ifid^erlid^c 20 %\iux im Äopfe ift (ob er ftc gleicft fclber nur für ein Silb ber $^anta« tafte erfennt), wenn biefe ®rillc il^m ein ungejiemenbeS Sad^cn in anberer ©egenuart ablodt, ol^ne bag er bie Urfad)e baDon anzeigt, ober menn aüerl^anb pnftere S?orfteHungen in il^m einen gemaltfamen Srieb rege mad^en, irgenb etmag Söfeg gu ftiften, Dor beffen SluSbruc^ er felbft fingft» 25 lidö beforgt ift, unb ber gleidöroo^l niemals jurSl^at fommt: alSbannl^at fein ßuftanb oiel t^nlid^eS mit bem eines SBerrüdten, allein eS l&at feine 5Rot^. 3)aS Übel ift nid^t tief gemurielt unb l^ebt ftd^, in fo weit eS bas ©emütl^ angebt, gemeiniglid^ entroeber Don felbft, ober burd^ einige arge» neimittel. einerlei SSorftedung loirlt nac^ bem Derfd^icbenen ©emüt^S* 30 guftanbe ber 2Wenf(i^en in gang unterfdöieblid^cn ©raben auf bie ©rnpfin' bung. es giebt bal^er eine Slrt Don ?ß]^antafterei, bie jemanbcn bloS beS« megen bcigemeffen mirb, weil ber ®rab beS ©cfö^ls, baburcft er Don ge» loiffen ®egenftdnben gerührt mirb, für bie aWäfeigung eines gefunben ÄopfeS auSfd&ioeifenb ju fein geuft^eilt loirb. auf biefen gufe ift ber ss aJtelan^olicuS ein ^^antaft in anfel^ung ber Übel beS SebenS. 3)ie Siebe l^at überaus Diel pl^antaftifc^e entjüdungen, unb baS feine Äunft«

Serfuc^ aber bte ^anfl^eiten bed ^opfed. 267

ftüd ber alten Staaten beftanb bartn, bie Surger für bte @mpfinbung ber offentU^en SBol^lfal^rt gu $]^antaften ju mad^en. Sßer burd) eine mora« lifd^e @mpfinbung aliS burc!^ einen ©runbfa^ me^r erl^i^t tioirb, als es anbere nac!^ il^rem matten unb 5fterS uneblen ©efü^l ftt^ üor«

5 fteQen fönnen, ift in il^rer SSorfteDung ein $]^antaft. 34 J^^D^ i^^^t ärifiibeS unter SSu(!^erer, ben @pif tet unter ^ofleute unb ben Sol^ann 3acob SHoujfeau unter bie S)octoren ber Sorbonne. 2Rid^ beud^t, ic^ Idöre ein lauteS ^ol^ngeldd^ter, unb l^unbert Stimmen rufen: SBelc^e ^^antailen! fDiefer gmeibeutige Slnfd^ein oon ^^antafterei in an {tc^

10 guten, moralifc^en @mpfinbungen ift ber Sntl^ufiaSmuS, unb eS ift niemals o^ne benfelben in ber SSelt etmaS ©rogeS auSgerit^tet morben. ©ang anberS ift eS mit bem ^anatiler (äSifiondr, Sd^mdrmer) be» toanbt. 3)iefer ift eigentlidö ein SSerrüdter öon einer vermeinten unmit« telbaren (Singebung unb einer großen SSertrauli^feit mit ben 3)t&(^ten

15 beS Fimmels. S)ie menfd^lid^e 9tatur fennt fein gefdl^rlid^ereS 93lenbmerf. SSenn ber SluSbrud^ baoon neu ift, menn ber betrogene SRenfd^ Sialente l^at unb ber groge ^aufe vorbereitet ift biefeS ®dt)rungSmittel innigft auf juneldmen, alsbann erbulbet bismeilen fogar ber Staat SSergudungen. 3)ie Scj^mdrmerei fü^rt benS3egeifterten auf baS ^[ufeerfte, ben SKal^omet

20 auf ben gftrftentl^ron unb ben 3ol)ann von Serben aufs Slutgerüft. 3c^ fann noi^ in gemiffcr SRafee ju ber SSerfel^rtl^eit beS itopfeS, jo fern biefelbe bie ©rfal^rungSbegriffe betrifft, baS geftorte erinnerungSöer^ mögen jät)len. S)enn biejeS tdufd^t ben @lenben, ber bamit angefochten ift, burt^ eine d^imdrif^e SSorfteUung, mer meig maS für eines vormaligen

23 SwftflubeS, ber »ir!licl^ niemals gemefen ift. ©erjenige, toeld^er oon ben ©fitern rebet, bie er e^ebem befeffen l^aben min, ober von bem ^önig= reid)e, baS er gel^abt ^at, unb jtd^ übrigens in Slnfel^ung feines ie^igen SuftanbeS nic^t merflidö betrügt, ift ein SSerrüdter in anfe^ung ber ßr«» innerung. 2)er bejal^rte 3KurrIo|)f, melc^er feft glaubt, bafe in feiner 3u»

30 genb bie SBelt viel orbentlid^er unb bie ÜWenfc^en beffer gemefen mdren, ift ein ^l^antaft in Slnfel^ung ber Erinnerung.

S3iS ba^in nun ift in bem geftörten Äopfe bieSerftanbeSlraft eigent» lid^ nid^t angegriffen, jum menigften ifts nit^t notl^menbig, bag fie eS fei; benn ber gel^ler ftedt eigentlid^ nur in ben Segrijfen, bie Urtl^eile

35 felber, menn man bie verfel^rte @m))finbung als mal^r annel^men moQte, fönnen ganj rid^tig, fo fogar ungemein vernünftig fein. @ine Störung beS SBerftanbeS bagegen befte^t barin : ba^ man auS allenfalls richtigen Sr-

268 SerfiK^ über bte Jhranf^etten bed ^opfed.

fal^rungen gan} üerfel^rt urtl^eilt: unb Don biefer jfranf^eit ift ber erfte ©rab ber äSal^njtnn, melc^er in ben n&d^ften Urtl^eilen aud ber Srfa^ rung ber gemeinen SSerftanbeSregel entgegen l^anbelt. SDerSSal^nf innige fie^t ober erinnert jid^ ber ©egenftänbe fo rid^tig mie jeber ®efunbe, nur er beutet gemeiniglidb bad Setragen anberer SRenfd^eu burc^ einen unge« 5 reimten SBal^n auf. ftc^ auS, unb glaubt barauS toer meig »ad für bebenl« lid^e Slbfic^ten lefen ju f5nnen, bie jenen niemals in ben @inn fommen. Sßenn man i^n ^ört, fo foQte man glauben, bie gange @tabt bef^äftige {td^ mit il^m. S)ie SRarftleute, ttelt^e mit einanber l^anbeln unb il^n etma anfeilen, fc^mieben 3lnfc^I&ge loiber il^n, ber Stad^tm&c^ter ruft i^m gum 10 hoffen, unb furg, er fielet nid^td als eine aQgemeine SSerfc^ioörung miber iid^. S)er SReland^olifc^e, meldjer in Snfel^ung feiner traurigen ober fränfenben SSermut^ungen toal^nftnnig ift, ift ein Srübjtnniger. @$ giebt aber auc^ aflertei ergö^enben SBal^niiun, unb bie verliebte Seibenfd^aft fc^meic^elt ober quält ftc^ mit mand^en munberlid^en S)eutungen, bie bem 15 SBal^nfinn d^nlic^ {tnb. @in ^od^mütl^iger ift in geioiffer 3Rage ein SBal^njinniger, uelc^er aus bem betragen anberer, bie i^n fpöttifc!^ angaf« fen, fd^Iiegt, bag fte i^n beuunbern. S)er gtoeite ©rab beS in Slnfel^ung ber oberen @r(enntni0raft geftörten JfopfeS ifi eigentlid^ bie in Unorb« nung gebrad^lc SBernunft, in |o fern jie jic^ in eingebilbeten feineren Ur» 20 ll^eilen über allgemeine 93egrifje auf eine ungereimte 9lrt t)erirrt, unb lann ber äBal^nmi^ genannt merben. 3n bem l^öl^eren ©rabe biefer Störung fd^mdrmen burd^ baS oerbrannte ©el^irn allerlei angemaßte überfeine @in« fixten: bie erfunbene Sänge beS SDteereS, bie Auslegung Don $ro))^^ geiungen, ober mer toeig mad für ein äRifd^mafd^ Don unfluger JSopf« 2s brec^erei. SBenn ber Unglüdflic^e ^iebei jugleit^ bie (Srfafirunggurt^eile Dorbei gel^t, fo Reifet er abermifeig. ^n bem Salle aber, bafe er oiele ri(%» tige ©rfal^rungSurt^eile jum ©runbe liegen l^abe, nur bafe feine gmpfin» bung burd^ bie 9leuigleit unb SRenge ber Solgen, bie fein SBi^ i^m bar» bietet, bergeftalt beraufc^t ift, bafe er nicftt mcl^r auf bie Slid^tigfeit ber au aSerbinbung ac^t l^at, fo entfpringt barauS öfters ein |e^r fcftimmcmber Slnfd]ein oon äBal^ntoi^, mlijtx mit einem großen ©enie jujammen be« ftel^en fann, in fo fern bie langfame ä^ernunft ben empörten SBi^ nic^t mel^r gu begleiten Dermag. 3)er Suftanb beS geftörten ÄopfeS, ber il^n gegen bie äußeren Smpfinbungen fül^lloS mad^t, ift Unfinnigfeit; biefe, fofern ber 3orn barin ^errfc^t, l^eifet bieSlaferei. 3)ieS8erjmeifelungift ein Dorübergel^enber Unpnn eines .S)o|fnungSlofen. 3)ie braufenbe heftig«

aSerfuä^ fiber bie ^anfl^etten bed ^opfed. 269

leit eines ®efi5rten l^eigt fiberl^aupt bie Sobfudgt. S)et Sobfud^tige, in fo fern er unjtnnig ift, \\t toll.

S)er STCenft^ im Suftönbe ber SRatur lann nur ttenig S^orl&citcn unb fd^toerlit^ einiger SRarrldcit unterworfen fein, ©eine Sebürfniffe fjalttn 5 il^n ieberjeit na^e an ber (Srfal^rung unb geben feinem gefunben SSerftanbe eine fo leidste SSefd^dftigung , bag er laum bemerft, er l^abegu feinen ^anblungen SSerftanb nöt^ig. ©einen groben unb gemeinen S3egierben giebt bie Sr&gl^eit eine 3Rdgigung, tDelc^e ber tDenigen Urtl^eitölraft, bie er bebarf, SRad^t genug lägt, über {te feinem größten Sortl^eile gemdg gu

10 ]^errf(^en. 9Bo foHte er too^I gur 9larr][|eit Stoff ^ernel^men, ba er, um anberer Urtl^eil unbef&mmert, meber eitel nod^ aufgeblafen fein fann? 3nbem er öon bem SBertl^c ungenoffener ®üter gar leine SSorfteHung l^at, fo ift er t)or ber Ungereimtheit ber filjigen ^abfud^t ge{tc^ert, unb weil in feinen Xop^ niemals einiger äBi^ Eingang flnbet, fo ift er eben fo mol^I

13 gegen aflen Slbermi^ gut oermal^rt. ©leid^ergeftalt lann bie ©tbrung beS ©emätl^d in biefem ©tanbe ber Einfalt nur feiten ftatt flnben. äBenn bad ©e^irn beS SSilben einigen 9nftog erlitten l^dtte, fo toeig i(^ nid^t, m bie ^^antafterei t)er(ommen follte, um bie gettöl^nUd^e Smpfinbungen, bie il^n aOein unabidfftg befc^dftigen, }u t)erbrdngen. ^elc^er äBa^nftnn

80 lann il^m n)oI)I anmanbeln, ba er niemals Urfa(!^e l^at, ftc^ in feinem Ur« tl^eile meit gu t)erfteigen? S)er äBal^nmi^ aber ift gemig gang unb gar Aber feine Sd^igfeit. 6r loirb, wenn er im Äopfe franf ift, entmcbcr bl5b* .finnig ober toÜ fein, unb aud^ biefeS mug l^5^{t feiten gefd^el^en, bettn er iji mel^rentl^eilS gefunb, toeil er frei ift unb SSemegung l^at. ^n ber bür«

25 gerlic^en SSerfaffung finben ft^ eigentlich bie ©d^rungSmittel gu allem biefem SSerberben, bie, menn fie eS gleid^ ni(i|t l^eroorbringen, gleid^mol^l eS gu unterl^alten unb gu t)ergrigeren bienen. S>er SSerftanb, in fo fern er gu ben Slot^menbigfeiten unb ben einfdltigen äSergnflgungen beS SebenS gureid^t, ift ein gefunber SSerftanb, in ttie fern er aber gu ber gefünftel»

30 ten Uppigleit, eS fei im ©enuffe ober in ben äBiffenfd^aften, erforbert mirb, ift ber feine SSerftanb. S)er gefunbe SSerftanb beS SürgerS ttdre alfo fd^on ein fel^r feiner SSerftanb für ben natflrlid^en SRenfd^en, unb bie Se« griffe, bie in geioiffen ©tdnben einen feinen SSerftanb DorauSfe^en, fd^idten ftc^ nid^t mel^r für biej[enigen, toelc^e ber @infalt ber 9latur gum toenigften

S5 in Sinfid^ten nd^er ftnb, unb mad|en, toenn fie gu biefen übergel^en, auS i^nen gemeiniglid^ SRarren. S)er 8lbt Xerraf fon unterfd^eibet irgenbioo bie üon geftörtem ©emütl^e in fold^e, toelc^e aus falfc^en äSorftedungen

270 SSetfud^ über bte ftranl^etten be& Stop^ti,

rid&tifl fcftlicfeen, unb in bieienige, blc au8 rid^tigcn aSorficHungcn auf eine tocrlel^rtc ^xt fc^Uefeen. JDiefe ©intl^cilung ftimmt mit ben toorgetragenen ©fi^en mol^l überein. Sei benen toon ber erfleren »rt, ben ^^antaftcn, ober SSerrüdten, letbet ber SSerftanb eigentlich nid|t, fonbcrn nur ba« aSermögen, tteld[)e8 in ber Seele bie Segrijfe erttedft, bcren bie Urtl^eite« 6 Iraft nad^l^er ftd^ bebient, um fte gu tiergleic^en. S)ie[en JSranfen fann man fe^r rooffl SSernunfturtl^eile entgegenfe^en, menn glei(]^ nid^t i^r Übel }u lieben, bennoc!^ menigftend eS ju milbern. S)a aber bei benen t)on ber gmeiten 9[rt, ben äBal^nfinnigen unb Sßal^ntti^igen, ber SSerftanb felbft angegriffen ift, fo ift ed nid^t allein t^rid^t mit il^nen gu Dernünfteln lo (meil fte nid^t kDal^nftnnig fein mürben, nenn fte btefe 3$ernunftgrünbe faffen f5nnten), fonbern ed ift auc^ ][|ö(^ftfd^äblid|. 3)enn man giebt i^rem t)erf eierten j^opfe nur baburd^ neuen @toff Ungereimtl^eiten au^gul^eden; ber SBiberfprud^ beffert {te nid^t, fonbern erl^i^t fte, unb ift burc^auS nöt^ig, in bem Umgange gegen fte ein faltfinntged unb gütigeiS SSefen u angune^men, gleid^ aliS menn man gar nic^t bemertte, bag il^rem fütx^ ftanbe etmaS fcljle.

3dö l^abe bie ©ebrec^en ber 6r!enntni6fraft Äranl^eiten be§ Äopfeö genannt, fo »ie man baö SSerberben beö SBiÜenS eine Ar auf« l^eit bed bergend nennt, ^äj I)abe aud^ nur auf bie @rf(!^einungen ber» 20 felben im ©emutl^e ad^t gehabt, ol^ne bie SBurgel berfelben audfpi^en gu motten, bie eigentlt^ mol^l im j(5rper liegt unb gttar i^ren ^auptft^ me^r in ben SSerbauungStl^eilen, aU im ©el^irne ^aben mag, toie bie beliebte SBo^enfd^rift, bie unter bem Flamen beiS Slrgted allgemein befannt ift, eS im 150, 151, 152ten @tücfe loal^rfd^einlic^ bartl^ut. 3d^ fann mi(^ fogar 23 auf teinerlei äBeife überreben: ba^ bie @t5rung beiS ©emütl^d, toie man gemeiniglid^ glaubt, au8 ^od^mut^, Siebe, aud gar gu ftarfem 9lad^ftnnen unb koer toeig, toad für einem äJiigbraud^ ber @eelenlrdfte entfpringen folle. S)iefe8 Urtl^eit, toeld^eS bem j^ranfen aud feinem Unglüdfe einen ©runb gu fpöttifc^en SSortourfen mac^t, ift fel^r lieblos unb toirb burd^ so einen gemeinen Snt^um oeranlagt, nad^ toeld^em man Urfad^e unb 3Bir« fung gu oenoed^feln pflegt. äBenn man nur ein toenig auf bie Seifpiele ad^t ^at, fo toirb man getoal^r: bag guerft ber Rbxpex leibe, bag im 9ln» fange, ba ber Äelm ber Äranfl^eit ftd) unoermerft entioidtett, eine gtoei«» beutige SSerlel^rtl^eit gefpürt toirb, bie nod^ feine 93ermut^ung einer @t5« ss rung beS ©emütl^S giebt, unb bie ftd^ in tounberlic^en SiebedgriUen, ober einem aufgeblafenen äSefen , ober in t)ergeblid^em tief |tnnigem ©rüblen

r

SBerfu(^ fiber bte ^anfl^etten bed $opfe«. 271

dugert. 9ßit ber 3^it bricht bie ^(ranlldeit auiS unb giebt 9(nla^ il^ren ©runb in bem n&d^ftDorl^ergel^enben ßuft^nbe bed ©etnätl^d ju [e^en. SRan foQte aber t)telme]^r fagen, ber SRenfd^ fei l^oc^mütl^ig getoorben, weil er fd|on in einigem ®rabe geftört »ar, als, er fei geflört töorben,

& meil er fo l^odgmütl^ig gemefen ift. S)iefe traurigen Übel, menn fte nur nid^t erblid^ ftnb, laffen nod^ eine glüdlid^e ©enefung l^offen, unb ber« Jenige, beffen Seifianb man l^iebei öorne^mlid^ ju fud^en l^at, ift ber argt. S)0(!^ mö^te id^ el^renl^alber ben $]^ilofo{)l^en ni^t gerne au^fd^Uegen, tteld^er bie SDiät beS ©emütl^S t)erorbnen fönnte; nur unter bem Sebing,

10 bag er l^iefär, tDie für feine mel^rfte anbere Sefd^&ftigung feine Sejal^Iung forbere. Qux 6rfenntiid&Ieit mürbe ber Slrgt feinen Seiftanb bem Sß]^Uo= foppen aud^ nid^t t)erfagen, menn biefer bidmeilen bie groge, aber immer Dergeblid^e 6ur ber Slarrl^eit Derfud^te. @r tDürbe g. @. in ber Sobfud^t eined geleierten Sd^reierS in SBetrad|tung giel^en: obnid^t fatl^arftifd^e

15 5IHittel, in toerftfirtter 3)ofe genommen, bagegen et»a§ verfangen foHten. S)enn ba nad^ ben Seobad^tungen beS @mift8 ein fd^led^t ®ebid^t blod eine SHeinigung be^ ©e^irnS ift, burc^ tDeld^eS Diele f^äblid^e fSreud^tig« feiten gur 6rlei(^terung bed franfen Poeten abgezogen merben , marum foHte eine elenbe grüblerifd^e ©d^rift nid^t aut^ bergleid^en fein? 3n bie»

30 fem SaQe aber m&re t^ ratl^fam ^ ber ülatur einen anbern SBeg ber Sfiei« nigung angumeifen, bamit ha& Übel grünblit^ unb in aQer ©title abge» fü^rt tDerbe, ol^ne baS gemeine Sßefen baburd^ gu beunrul^igen.

Aber bie ^eutlid^feit ber ®runbfä|e

ber

nafitrfic^eu ^^eofogie un6 6er gSoraf.

33eanth)ortuufl ber fjragc,

j^önigl. afabemie ber äSiffenfd^aften gu Serlin

auf ba« Sal^r 1763

aufgegeben ^at.

Yeram animo satis haec yestigia parva sagaci Sunt, per quae possis cognoscere caetera tute.

StanVi Cd^riftfn. ttcrfc. H. Xg

Sittleituttö.

S)te t)orgeIegte f^rage ift t)on ber 9(rt, bag, koenn {te gel^Srig aufgeUfet mirb, bie l^5^ere $]^tIofo{)l^ie baburc^ eine beftimtnte ©eftalt belommen inug. Sßenn bie SRetl^obe feft fte^t, na(^ ber bte ^5c4ftm5gU(l^e ©etoig^elt

5 in biefer Srt ber @rlenntnig tann erlangt tterben, unb bie ülatur biefer Überjeugung tooifl eingefe^en mirb, fo mug an ftatt beS eioigenUnbefianbS ber Meinungen unb @(^ulfecten eine unmanbelbare äSorfd^rift ber Sel^r« art bie benfenbe j(5pfe gu einerlei SSemül^ungen vereinbaren; fo tt)ie 3ltxo^ tond ^IRetl^obe in ber Slaturniiffenf^aft bie Ungebunben^eit ber pl^^ftfc^en

10 ^Qpot^efen in ein ftd^ered SSerfa^ren nac^ Srfa^rung unb ©eometrie Der* dnberte. SBeld^e Se^rart mirb aber biefe äib^anblung felber l^aben foQen, in ttelc^er ber 3Reta{)]^9{tI il^r magrer ®rab ber ©emigl^eit fammt beut Sßege, auf n)el(!^em man bagu gelangt, foU gemiefen merben? 3ft biefer SSortrag tioieberum 3Reta))]^9ftf , fo ift bad Urtl^eil beSfelben eben fo un«

15 ftd^er, ate bie äBiffenfc^aft bis bal^in getoefen ift« melcl^e baburd^ l^offt einigen S3eftanb unb ^efügteit gu befommen, unb eS ifi aQeiS Oerloren. 3(1^ »erbe bal^er fixere @rfal^rungiSfd^e unb barauS gegogene unmittel« bare Folgerungen ben gangen ^n^alt meiner Slb^anblung fein laffen. 3<^ merbe mid^ meber auf bie Beeren ber ^l^ilofopl^en, beren Unfid^erl^eit eben

20 bie ©elegenl^eit gu gegenu&rtiger Slufgabe ift, noc^ auf S)efinitionen, bie fo oft trügen, oerlaffen. 3)ie SKetl^obe, beren id| mid^ bebiene, »irb ein«« faltig unb bel^utfam fein. Siniged, toelc^eS man nodd unfid^er finben möd^te, tt)irb oon ber Slrt fein, bag eS nur gur @rl&uterung, ntc^t aber gum SBemeife gebrandet mirb.

18'

Stffgcmeinc SSerglcid^ung bcr Art gut ©ctDi^l^eit im matl^e^ matij^cn ©rienntnifje ju gctangen mit ber im p]^i(o[o:|)]^i[d^cn.

§1. Sixt SRatl^ematif gelangt ju allen il^ren Definitionen s ftintl^etifd^, bie ^l^ilofopl^ie aber anal^tifd^.

SRon tann gu einem {eben aQgemeinen Segriffe auf jtoeierlei SBege lommen, enttoeber burc^ bie milltürltc^e äSerbinbung ber Segriffe, ober burd^ 3[bfonber ung Don bemienigen @rfenntnif[e, toeld^ed burc^ß^r:» glieberung ift beutlid^ gemacht toorben. S)ie SRatl^emati! fagt niemals lo anberd S)efinitionen ab als auf bie erftere Srt. 3ßan gebenft ftd^ j. @. toiUfurlic!^ t)ier gerabe Sinien, bie eine @bene einf(!^Iie^en, fo bag bie ent« gegenfte^enbe Seiten ni(%t parallel jtnb, unb nennt biefe Sißut ein Sra» pegium. 2)er Segriff, ben tci^ erfldre, ift nicj^t oor ber Definition gegeben, fonbern er entfpringt aQererft burd^ biefelbe. @in j(egel mag fonft be« 15 beuten, maS er tooDe ; in ber SRatl^ematif entftel^t er auS ber koillfärlid^en SSorfteUung eines red^tminflidjten 5£riangelS, ber ftd^ um eine Seite brel^t. Die Srilärung eutfpringt l^ier unb in allen anbern fSrdllen offenbar burd^ bie S^ntl^efin.

9Rit ben Definitionen ber SBelttoeiSl^eit ift eS gang anberS betoanbt. so @& ift l^ier ber Segriff t)ou einem Dinge fc^on gegeben, aber t)ermorren ober ni(!^t genugfam befttmmt. ^ä) mug it)n gergliebern, bie abgefon« berte ÜRerfmale gufammen mit bem gegebenen Segriffe in allerlei SÄtten Dergleichen unb biefen abftracten ©ebanlen auSfü^rlid^ unb beftimmt machen. S^bermann l^at g. @. einen Segriff t)on ber Qüt; biefer foQ er« 25

Unterfuii^ung fiber bte 2)eutlid^!ett btt ®runbfä^e tc 1. SBetvad^tung. 277

flfirt »erben. 3d| mufe biefe gbee in allerlei Sejiel^ungen betrad^ten, um 3)ter!male berfelben burd^ S^^ß^i^^^^ung ju entbeden, Derfd^iebene abftra« l&irte SRerfmale öerfnüpfen, ob jte einen gureic^enben fflegrijf geben, unb unter einanber jufammenldalten, ob nid^t gum S^eil etnd bie anbre in {t(^ 5 fd^Iiege. SBoQte id) ^ier fqntldetild^ auf eine S)eftnttion ber ßeit gu fommen fuc^en. tteldö ein glüddid^er Swfall müfete fid^ ereignen, wenn bicfer Se» grijf gerabe berjenige todre, ber bie uns gegebene Sbee oöQig auSbrudte! Snbeffen, mirb man fagen, erll&ren bie ^l^ilofopl^en bismeilen and^ f^ntl^etifd^ unb bie SRatl^ematifer analqtifd^: g. @. uenn ber $]^iIofopl^

10 eine @ubftang mit bem 9ierm5gen ber äSernunft {t(^ miHfürlic^er SBeije gebenft unb pe einen ®elft nennt. 3d& antworte aber: bergleidöen Se* ftimmungen einer SBortbebeutung jtnb niemals {)^iIofop]^if(I)eS)efinitionen, fonbern menu fte ia @rflärungen feigen foQen, fo ftnb eS nur gramma« tifd^e. S)enn bagu gel^ort gar nid^t ^l^ilofop^ie, um gu fagen, maS für

15 einen Flamen id^ einem miQtürlid^en 93egrif[e miQ beigelegt miffen. £eib« nig badete fic^ eine einfädle @ubftang, bie nichts als bunlle SSorftellungen I)ätte, unb nannte fte eine fd^lummernbeültonabe. ^ier l^atte er nid^t biefe 2RonaS erlldrt, fonbern erbad^t; benn ber Segriff berfelben loar il^m nic^t gegeben, fonbern oon il)m erfd^affen toorben. ^ie ^Ratl^ematifer

20 Idaben bagegen bistoeilen analtitifd^ erllärt, id^ geftel^e eS, aber eS ift aud^ iebergeit ein gcl^ler getoefen. 6o l^at SBolff bie Sl^nlid^feit in ber ®eo» metrie mit pl^ilofop^ifd^em 9(uge enoogen, um unter bem allgemeinen Se« griffe berfelben aud^ bie in ber Geometrie Dorfommenbe gu befaffen. 6r l^dtte es immer lönnen untermegenS laffen; benn toenn id^ mir Figuren

25 benfe, in »eichen bie SBinfel, bie bie £inien beS Umf reifes einf daliegen, gegenfeitig gleid^ finb, unb bie Seiten, bie fte einf^liefeen, einerlei 5ßer* l^dltnig l^aben, fo !ann biefeS aUemal als bie S)efinition ber 3(f)nlidl)feit ber l^iguren angefel^en »erben, unb fo mit ben übrigen ^^nlid^feiten ber 9idume. S)em Geometra ift an ber allgemeinen 3)efinition ber t^nlid^Ieit

30 überhaupt gar nid^ts gelegen. @S ift ein ©lud für bie ÜRat^ematif, bag, »enn bisweilen burd^ eine übcberftanbene Dbliegenl^eit ber aRefelünftler fid^ mit fold^en anal^tifdien @rfldrungen einldgt, bod^ in ber 2:^at bei il^m nid^tS barauS gefolgert »irb, ober aud^ feine ndd^fte ^Folgerungen im ® runbe bie mat^ematifd^e S)eftmtion auSmad^en; fonft mürbe biefe SBiffenf^aft

35 eben bemfelben unglüdlic^en S»ift^ ausgefegt fein als bie SBeltmeiS^eit.

S)er SRat^ematifer l^at mit ^Begriffen gu tl^un , bie öfters no(^ einer

pl^ilofot^l^ifd^en @rtlärung fdl^ig ftnb »ie g. @. mit bem S3egriffe Dom

278 Unterfud^ung aber bie S)eutnd^!eit ber (Btunbf&^e k.

SHaume äberl^aupt. Slllein er nimmt einen fold^en Segriff ald gegeben nad^ feiner Haren unb gemeinen IBorfteQung an. SiSmeilen toerben il^m pl^ilofopl^ifc^e (Srll&rungen auS anbern SBiffenfd^aften gegeben, t^ornel^m- lid^ in ber angeioanbten äJ^atl^ematil, g. @. bie (Srfldrung ber glüfftgleit. SlUein aldbann entfpringt bergleid^en ^Definition nid^t in ber ÜRatl^ematiti 5 fonbern mirb bafelbft nur gebrandet. 68 tft baS ©efd^dfte ber SBeltkoeiiS' ^eit, 93egriffe, bie ald i^ertoorren gegeben ftnb, ju gergtiebern, audful^rlic^ unb beftimmt gu mad^en, ber ÜRatl^ematit aber, gegebene 93egriffe Don ®rbgen, bie f(ar unb pd^er ftnb, gu Derlnupfen unb gu i^ergleid^en, um gu feigen, toaS ^ieraud gefolgert toerben Idnne. 10

§2.

9){e 3Rat]^ematit betrad^tet in il^ren S(ufl5fungen, Sekoeifen unb ^Folgerungen bad Sdigemeine unter btn ßeid^en in con- creto, bie SSeltkoeidl^eit baä SLlIgemeine burd^ bie Qtxiien

in abstracto. 15

9)a toir l^ier unfere @ä^e nur als unmittelbare S^olgerungen aud @r« fal^rungen abl^anbeln, fo berufe id^ mid^ toegen beS gegeniodrtigen guerft auf bie Slrit^metif, fomol^l bie allgemeine oon ben unbeftimmten ®rogen, ald bieienige ))on ben S^^len, n)o baiS Serl^&ltnig ber ®r5ge gur (Sinl^eit beftimmt Ift. 3n beibcn merben guerft anftatt ber Sachen fclbft il^reßeid^en 20 mit ben bcfonbcrn fflegcic^nungen il^rcr SBcrmel^rung ober SSerminberung, il^rer SBerl^dltniffe u. f. to. gefegt unb l^ernad^ mit biefen S^id^^n nad^ leichten unb ftd^ern Siegeln oerfabren burd^ SBerfe^ung, SBerfnäpfung ober Slbgiel^en unb mand^erlei SSerdnberung, fo bag bie begeic^nete @ad^en felbft l^iebei gdnglid^ auiS ben ©ebanlen gelaffen toerben, biiS enblid^ beim Se« 25 f(^luffc bie Sebeutung ber f^mbolifc^en Folgerung entgiffert »irb. Qtotu ten8, in ber ®eometrie, um 3. (5. bie eigenfd^aften aller QxxM gu er* lennen, geid^net man einen, in melcl^em man ftatt aller möglid^en ftd^ inner» l^alb bemfelben fd^neibenben fiinien gmei gie^t. 93on biefen bemetfet man bie 93er]^dltnif[e unb betrad^tet in benfelben bie allgemeine Siegel ber SSer« so l^dltniffe ber fid^ in aQen 3i^Ieln burc^Ireugenben fiinien in concreto.

SSergleid^t man ^iemit bad äSerfa^ren ber SBeltmeidl^eit, fo ift eS ba» oon gdnglid^ unterfc^ieben. S>ie S^tc^^n ber pl^tlofop^ifc^en ^Betrachtung ftnb niemals etmaS anberd ald SSBorte, bie toeber in il^rer ßufammen« fe^ung bie2;^eilbegriffe, toorauS bie gange Sbee, koelc^e baS SBort anbeutet, 35

1. Setrad^tuttg. 279

beftel^t, anjetgen, noc^ in ilgren SSerlnfipfungen bte SSetl^dltniffe ber pl^ilo» [opl^ifd^en ©ebanfen gu beselci^nen i^ermdgen. S>a]^er man bei jebem 9la(^« benlen in biefer Slrt ber @rlenntnig bie Sad^e felbjl Dor Sagen l^aben ntug unb gen5t]^igt ifi, fi<l^ bas SlOgemeine in abstracto DorjujleQen, ol^ne biefer 5 nichtigen Srleid^terung ftd^ bebienen gu fönnen, bag man einzelne Qtiäitn ftatt ber aOgemeinen Segriffe ber Sachen felbfi bel^anble. SSenn g. @. ber 3RegIünftIer bart^un toiU, bag ber ätaum ind unenblic^e tl^eilbar fei, fo nimmt er eÜDa eine gerabe Sinie, bie stoifd^en gtnet parallelen fenlrec^t ftel^t, unb sielet auä einem $unlt einer biefer gleid^IaufenbenSinien anbere,

10 bie folci^e fd^neiben. 6r erlennt an biefem Symbole mit größter ©etoig^ l^eit, bag bie ßertl^eilung ol^ne (Snbe fortgel^en mfiffe. S>agegen koenn ber $]^iIofo)}]^ etoa bartl^un miQ , bag ein feber Stbxptt auä einfaci^en @ubs ftanjen beftel^e, fo tt)irb er ftc^ erftlid^ üerftd^em, bag er Aber]^au))t ein ©anjed aud @ubftanjen fei , bag bei biefen bie ßuf <^ininenfe^ung ein gu^

15 f&niger Suftanb fei, ol^ne ben fte gleici^kDol^I e]riftiren tdnnen, ba^ mitl^in aQe ßufammenfe^ung in einem Rbtptx in ©ebanlen lönne aufgel^oben toerben, fo bod^, bag bie Subftanjen, barauS er befielet, ejciftiren; unb ba bad jenige, tt)ad r>oti einem ßufammengefe^ten bleibt, menn ade 3ufam« menfe^ung äber]^au))t aufgel^oben koorben, einfad^ ift, bag ber j^orper aus

00 einfad^en Subftanjen befleißen mfiffe. ^ier lönnen meber f^iguren nod^ ftd^tbare ßcic^en bie ®ebanlen nod^ beren SBer^dltniffe andbrfid(en, aud^ Idgt ftd^ feine SSerfe^ung ber Qtxäitn nad^ Stegein an bie SteUe ber ab« ftracten Setrad^tung fe^en, fo bag man bie SBorfteOung ber @ad^en felbft in biefemSSerfa^ren mit ber fldreren unb leid^teren ber Btü^tn i^ertaufd^te,

25 fonbern baS SLDgemeine mug in abstracto ertoogen merben.

§ 3. 3n ber ÜRatl^ematil finb nur toenig unaufI5dlid^e 93egriffe unb unermeiSlid^e @d^e, in ber ^^ilofopl^ie aber ungdl^Iige.

3)er Segriff ber ©röfee überl^aupt, ber ßinl^cit, ber SRcnge, beS 30 ätaumS u. f. m. finb jum minbeften in ber äRat^ematil unauf toSlid^, ndm« Hd^ il^re Scrglieberung unb @rfldrung gel^ort gar nic^t ffir biefe äBtffen« f^aft. 3d^ toeig mo^I, bog mandbe 3Regfunftler bie ©renjen ber SSiffen« fd^aften vermengen unb in ber ®r5genlel^re bidmeilen )}^iIofo))]^iren aoüen, toeämegen fte bergleic^en Segriffe nod^ ju erfldren fud^en, obgleid^ bie 35 3)efinition in fold^em ^aüe gar feine mat^ematifd^e f^olge l^at. SlUein eS

280 ttnterfud^ung über bie 5Ceutnd^!eit ber ©runbf&^e ic.

ijt gett)ij3, bag ein teber SSegriff in Snfel^ung einer S)tfci^Hn unauflödlic)^ x% ber, er mag fonft Idnnen erHärt merben ober nid^ti eS in biefer SBiffen« fd^aft toenigftenS nid^t bebarf. Unb i(^ l^abe gefagt, bag beren in ber SRat^ematil nur toenige todren. ^i^ gel^e aber no(]^ toeiter unb bel^aupte, ba^ eigentlic)^ gar leine in il^r k)orfommen I5nnen, ndmltd^ in bem 93er> s ftanbe: bag il^re Srlldrung burd^ ß^tglieberung ber 93egrtffe jur mat^e« matifd^en @rfenntnig gel^5rte; gefegt, bag jte aud^ fonft m5glid^ todre. S)enn bie 9Rat]^ematiI erHdrt niemals burd^ Qzx^lx^txvLXiQ einen gegebe« nenSegriff, fonbem burd^ milllärlid^e SSerbinbung ein &bj[ect, beffen ©ebanle eben baburd^ guerft möglich mirb. lo

SSergleid^t man l^iemit bie SBeltmeidl^eit, meld^er Unterfc^ieb leud^tet ba in bie Kugen? 3n aUen il^ren S>ifciplinen, oornel^mlic^ in ber 3Reta« ))]^Qftt ifi eine |ebe S^tglieberung , bie gefd^el^en tann, au(^ nit^ig, benn fomol^I bie 9)eutHd^Ieit ber (Srtenntnig ald bie 9RögIi(^Ieit fidlerer f^olge« rungen ^dngt baoon ah. Slllein man fielet gleid^ gum ooraud, bag eS un« u oermeiblidb fei, in ber S^^gl^i^berung auf unauflddlid^e Segriffe gu fom« men, bie ed entoeber an unb ffir fid^ felbft ober für und fein toerben, unb bag ti beren ungemein oiel geben toerbe, nad^bem e8 unmöglid^ ift, bag allgemeine @rlenntniffe Don fo groger SRannigfaltigleit nur aud menigen ©runbbegriffen jufammengefe^t fein foUten. S)af)tx oiele beinahe gar so nid^t aufgelbfet merben Ibnnen, g.@. ber 93egriff einer SBorftellung, bad Sieben einanber ober 9tad^ einanber fein, anbere nur gum Sl^eil, koie ber 93egriff Dom Slaume, Don ber 3cit, t)on bem mand^erlei®effil^Ie ber menfc^Iic^en Seele, bem ©efül^I beS Srl^abenen, beä @d^5nen, beS @tell^aften u.f. U)., ol^ne beren genaue j^enntnig unb SlufI5fung bie 95 Srtebfebem unferer 9latur ntc^t genug belannt finb, unb too gleid^mol^I ein forgfdltiger Slufmerler gewal^r mirb, bag bie ß^fglieberung bei weitem nid^t juldnglid^ fei. S4 geftel^e, bag bie Srlldrungen Don ber Suft unb Unluft, ber IBegierbe unb bem Slbfd^eu unb bergleic^en ungd^Iige nie« matö bur(^ ^inreid^enbe 9lufl5fungen finb geliefert morben, unb id^ tounbere ao mid^ über biefe Unauflödlid^feit nic^t. S)enn bei Gegriffen Don fo Derfdbi^be« ner 9lrt m&ffen tool^l unterf c^ieblidb^ Elementarbegriffe gum ®runbe liegen. S>er i^e^Ier, ben einige begangen l^aben, alle bergleid^en @rfenntniffe als fold^e gu bel^anbeln, bie in einige toenige einfache Segriffe indgefammt ftd^ gerlegen liegen, ift bemfenigen dl^nlic^, barin bie alten Slaturle^rer fielen: 35 bag alle 9Raterie ber 9latur auS ben fogenannten Dier Elementen befleiße, D}eld^er ©ebanle burd^ beffere Seobad^tung ift aufgel^oben morben.

1. iSetra^tung. 281

ferner liegen in ber SRatl^ematif nur koenig une riD eisliefe @fi^e }um ©runbe, meiere, toenn {ie gleich anbenoärtö nod^ eined SekoeifeS fdl^ig tt)dren, bennod^ in biefer SBiffenfd^aft als unmittelbar getoig angefel^en iDerben: 3)ad ©ange ift allen Sl^eilen gufammen genommen

^ 0l^i^; itDifd^en gioei fünften lann nur eine gerabe Sinie fein u. f. tt). dergleichen ©runbf&^e ftnb bie 9Ratl^ematiIer gemol^nt im anfange il^rer S>i[cipltnen auf juftellen , bamit man gemal^r koerbe, bag feine anbere als fo augenfd^einlid^e @&^e gerabe gu alä loal^r DorauSge« fe^t »erben, aUeS Abrige aber [trenge beriefen loerbe.

10 SSergletd^t man hiermit bie äBeltmeiSl^eit unb namentli(i^ bie SReta* P^'^^^f \o möchte id^ nur gerne eine 2;afel Don ben unermeislid^en @&^en, bie in biefen SBiffenfc^aften burd^ il^re ganje @trede gum ©runbe liegen, aufgejeidinet feigen. @ie mürbe gemig einen $lan ausmachen , ber uner* meglid^ m&re; allein in ber Sluffud^ung biefer unermeidlid^en ©runbma^r«

15 l^eiten befielet bad mic^tigfte ©efd^dfte ber l^öl^ern $l^ilofo))]^ie, unb biefe (Sntbedungen merben niemals ein @nbe nehmen, fo lange {id^ eine folc^e Srt ber @rlenntnig ermeitern mirb. 3)enn melc^eS Obiect eS aud^ fei, fo finb biejenige äRerfmale, meldte ber SSerftanb an il^m guerft unb unmittel« bar mal^rnimmt, bie Data gu eben fo Diel unermeislidben @d^en, meiere

20 benn aud^ bie ©runblage auSmad^en, morauS bie S>efinitionen I5nnen erfunben merben. @l^e id^ nod^ mid^ anfc^id(e gu erlldren, maS ber Sfiaum fei, fo fe^e iij beutlid^ ein, bag, ba mir biefer Segriff gegeben ift , ic^ gu» Dörberft burd^ S^rglieberung biejenige 3Rerfmale, meiere guerft unb un«' mittelbar l^ierin gebadet merben, auffud^en muffe. 3d^ bemerfe bemnad^,

25 bag barin DieleS auger^dlb einanber fei, baf^ biefeS SSiele nic^t @ubjlangen feien, benn id^ miU nic^t bie S>inge im Staume, fonbern ben ätaum felber erlennen, bag ber Staum nur brei Slbmeffungen l^aben lönne u. f. m. S)er« gleid^en @d^e laffen ftd^ mo^l erläutern, inbem man fte in concreto be« trachtet, um fte anfd^auenb gu erlennen; aUein ße laffen fid^ niemals be»

so weifen, ©enn woraus foDte biefeS auc^ gefd^e^en fönnen, ba jte bie erfte unb einfad^fte @)ebanten auSmad^en, bie ic^ oon meinem Obfecte nur l^aben fann, wenn id& i^n anfange gu gebenlen? 3n ber SWat^ematil pnb bie S)efinitionen ber erfte ©ebanle, ben id^ Don bem erllärten 3)inge l^aben fann, barum weil mein Segriff beS DbiectS burc^ bie erfldrung attererft

85 entfpringt, unb ba ift eS fc^le^terbingS ungereimt, pe als erweislich an« gttfe^en. 3n ber SBeltweiSl^eit, wo mir ber SSegriff ber ©ad^e, bie id^ er« fldren foU, gegeben ift, mug baSfenige, waS unmittelbar unb guerft in il^m

282 Unterfu^ung aber bie S)eutnd^rett ber ^nmbfA^e xc.

koal^rgenommen toirb, gu einem unemeidlic^en ©runburt^eile blenen. S>enn ba ^ ben ganjen beutUiJ^en 93egriff ber Sad^e nod^ nid^t l^abe, fonbern aUererft fud^e, fo tann er aud biefem Segriffe fo gar nid^t be* miefen »erben, bag er oielmel^r ba3u bient, biefe beutlid^e (Srlenntni^ unb S)efinition baburc^ ju erjeugen. Sllfo toerbe td^ erfte ©tunburt^eile t>ot 5 aUer ))]^iIo{o)}^if4en (Srfldrung ber @ad^en l^aben mflffen , unb t& f ann l^iebei nur ber f^e^ler k)orge]^en , bag id^ badjenige ffir ein uranfdnglid^eS SRertntal anfeile, toaS nod^ ein abgeleitete^ ift. 3n ber folgenben Setrad^« tung »erben S>inge Dorfommen, bie biefeS auger S^^if^I f^^^n »erben.

§ 4. 10

S)a8 Obfect ber SRatl^ematil ift leidet unb einf&Itig, ber $]^iIofop]^ie aber fc^ioer unb DerkoidCelt.

S)a bie ®röge ben ©egenftanb ber äRatl^ematil ausmacht, unb in Betrachtung berfelben nur barauf gefe^en »irb, »ie ))ielmal et»ad gefegt fei , f 0 leud^tet beutlid^ in bie Sugen , bag biefe (Srfenntnig auf »enigen 15 unb fel^r Haren ©runblel^ren ber aUgemeinen ©rigenlel^re (»eld^eiS eigent» lid^ bie allgemeine Slritl^metil ift) berul^en muffe. 2Ran fielet aud^ bafelbft bie SSermel^rung unb SSerminberung ber ®rigen, i^re ßerfäUung in gleid^e f^actoren bei ber Seigre Don benSBurjeln aud einfältigen unb »enigSrunb« begriffen entfpringen. Sinige »enige f^unbamentalbegriffe Dom Siaume 20 Dermitteln bie Slnmenbung biefer allgemeinen ®r5gen{enntnig auf bie ©eometrie. 9Ran barf jum IBeifpiel nur bie leidste f^aglic^feit eined aritl^» metifd^en ©egenftanbed , ber eine ungel^eure SBiel^eit in ftd^ begreift, mit ber Diel fd^mereren 93egreiflid^Ieit einer pl^ilofopl^ifc^en 3bee, barin man nur »enig gu erlennen fud^t, gufammenl^alten , um ftd^ baoon gu über« 2s geugen. S)ad S3er^&Uni^ einer Srillion gur @in]^eit »irb gang beutlic^ Derftanben, inbeffen bafe bie ffieltmeifen ben fflegriff ber fjrei^eit auä il^ren ßinl^eiten, b. i. i^ren einfadien unb befannten Segriffen, nod^ bi8 j[e^t nid^t ^aben oerft&nblid^ machen lönnen. S)a& ift: ber Oualit&ten, bie bad eigentlid^e Object ber ^^ilofopl^ie auSmad^en, ftnb unenblid^ Dielerlei, 30 bercnUntcrfd^eibung überaus Diel erforbert; imgleid^en ift efi »eit fd^merer, burd^ ßci^gli^berung Dermidtelte (Srienntniffe aufgulbfen, ald burd^ bie S^ntl^efin gegebene einfädle @rtenntniffe gu Derlnüpfen unb fo auf f^olge« rungen gu fommen. ^c^ »eig, bag ed Diele giebt, »eld^e bie SBeltmeiSl^eit in SSergleic^ung mit ber ^5^ern SRatl^eftd {el^r leidet finben. SUlein biefe 35

2. SSetro^tung. 283

nennen aUeS Sßeltoeidl^eit, toaS in ben ^üä)txn {tel^t, koelc^e biefen Sitel fül^ren. 3)er Unter[(^ieb geigt {tci^ burd^ ben @rfoIg. 9)ie pl^ilofopl^ifdben Srtenntntffe l^aben mel^rentl^etliS ba& Sd^idfal ber SReinungen unb ftnb tote bie SReteoren, beten ©lang nid^te für il^re S)auer oerfprid^t. @ie t)er^ f(i^n)tnben, aber bie SRatl^ematit bleibt. S)ie aßetopl^Qftl ift ol^ne Saeifel bie fd^toerfte unter aUen menfd^Ud^en @tn{id^ten; aQein ed ift nod^ niemald eine gefd^rieben morben. 3)ie Aufgabe ber Sltabemie geigt, bag man VLx^ fad^e l^abe, {t(^ nad^ bem SBege gu ertunbigen, auf iDeld^em man fte aUer« erft gu fud^en gebenft.

10 QtüMt aSetrad^tung^

3)ic einjige ÜRetl^obc, jur l^öd^ftmögttd^en (Setot^l^eit in ber

9)2etap]^9fif ju gelangen.

3)ie aRetapl^^fil ift nid^td anberiS als eine ^^ilofop^ie über bie erften ©rünbe unfered @rlenntnif[ed; koaS bemnac^ in ber vorigen Se^^

13 trad^tung Don ber mat^ematifd^en Srfenntnig in SSergleid^ung mit ber $l^ilofop]^ie bargetl^an toorben, bad toirb aud^ in Segiel^ung auf bie 3Re« tapl^^ftl gelten. SBir l^aben namhafte unb toefentli(^e Unterfc^iebe gefe^en, bie gioifc^en ber @rlenntnig in beiben SBiffenjd^aften angutreffen ftnb, unb in S3etrad^t beffen fann man mit bem Sifd^of äBarburton fagen: bag

20 nid^td ber ^l^tlofopl^ie f d^&blid^er getoefen fei a\& bie 3Ratl^ematiI, n&mlid^ bie 9lad^a]^mung berfelben in ber SRetl^obe gu beulen, too fte unm5glid^ lann gebraudbt toerben; benn maä bie Slnwenbung berfelben in ben Sl^eilen berSBelttoeiS^eit anlangt, m bie j^enntnig ber ®rd^en oorlommt, fo ift biefeö etioad gang anberS, unb bie 9lu^barleit baoon ift unermeglid^.

SS 2»n ber SRat^ematit fange id^ mit ber @rfl&rung meined DbiectiS, g. @. eines Triangels, SixUl^ u. f. U)., an, in ber 9Retap^9ftt mug id^ nie« malS bamit anfangen, unb eS ift fo meit gefel^U, bag bie 3)efinition l^ier baS erfte fei, toad id^ oon bem S)tnge erfenne, bag fie oielmel^r faft jeber» geit baS le^te ift. ^dmlid^ in ber SRal^ematit l^abe id^ el^e gar tetnen

30 93egrtff oon meinem ®egenftanbe, bis bie 3)eftnition i^n giebt; in ber 9Retapl^Qft{ l^abe id^ einen begriff, ber mir fd^on gegeben toorben, obgtoar oermorren, id) foll ben beutlic^en, auSfäl^rli^en unb beftimmten baoon auffuc^en. SBie tann id^ benn baoon anfangen? SluguftinuS fagte: Sd& toeig loo^l, koaS bie QM fei, aber toenn mid^ jemanb frigt, »ei^ ic^S nid^t.

284 Unterfut^ung über bte 2)eutliö^feit ber ©runbf&^e ic.

^icr muffen öiel ^anblungcn bcr entoidtlung bunllcr Sbccn, bcr SScr* gIet(^ung,Unterorbnung unb @in{(i^ränfung ))or flc^ gelten, unb t<]^ getraue mir gu fagen: bag, ob man gleid^ Diel SBa^red unb Sc^arfjtnntged Don ber 3eit gejagt l^at, bennod^ bte Stealerlldrung berfelben niemals gegeben morben; benn »ad bie ^amenerll&rung anlangt, fo l^ilft fte und wenig 5 ober nid^td, benn aud^ o^ne ^e Derftel^t man biefed Bort genug, um ed nid^t gu DeriDed^feln. ^&tte man fo Diele rid^tige ^Definitionen, ald in 93öd^ern unter biefem 9tamen Dorlommen, mit meld^er @i(^erl^eit mürbe man nid^t f erliegen unb ^Folgerungen barauiS ableiten tonnen ! SlQein bie @rfa^rung leiert bad ©egentl^eil. 10

3u ber ^^ilofopl^te unb namentlich in ber SRetapl^^ftf lann man oft fel^r Diel Don einem ©egenftanbe beutlid^ unb mit ©emigl^eit erlennen, aud^ fiebere Folgerungen baraud ableiten, el^e man bie S)eftnition beffel» ben befi^t, aud^ felbft bann, rnenn man t^ gar nid^t unternimmt, fte gu geben. 93on einem jeben 2)inge I5nnen mir n&mlid^ Derfd^iebene $r&bi« 15 cate unmittelbar gemig fein, ob id^ gleich beren nod^ nid^t genug fenne, um ben audful^rlid^ beftimmten 93egriff ber @ad^e, b. i. bie S)efinition, gu geben. SSenn ic^ gleich niemals erfldrte, mad eine Segierbe fei, fo mürbe id^ bod^ mit ©emig^eit fagen lonnen, bag eine jebe 93egierbe eine äSorfteüung beiS SBege^rten DorauiSfe^e, bag biefe SSorfteQung eine SSor^er« 20 fel^ung bed Jiänftigen fei, bag mit i^r ba^ ©efül^l ber Suft Derbunben fei u. f. m. SltleS biefeiS nimmt ein ieber in bem unmittelbaren Semugtfein ber Segierbe beftänbig mal^r. ^M bergleid^en Derglid^enen Semertungen lönnte man Dielleic^t enblid^ auf bie S)efinition ber Segierbe lommen. Sllein fo lange aud^ o^ne fte baiSjenige, mad man fuc^t, auiS einigen un« 35 mittelbar gemiffen SRerlmalen beffelben S>ingeiS lann gefolgert merben, fo ift ed unnöt^ig, eine Unternehmung, bie fo fc^lüpfrig ift, gu magen. 3n ber ÜKat^ematil ift biefeö, wie man loeife, gang anberS.

Sn ber SWatl^ematif ift bie Sebeutung ber S^id^^n fidler, »eil man ftd^ leid^tlid^ bemüht werben tann, meldte man il^nen l^at ertl^eilen moUen. 30 3n ber ^l^ilofopl^ie fiberl^aupt unb ber SRetapl^Qftt infonberl^eit l^aben bie SSorte il^re S3ebeutung burd^ ben Siebegebraud^, auger in fo fern fte il^nen burd^ logifc^e Sinfc^ranfung genauer ift beftimmt morben. SBeil aber bei fel^r dl^nlic^en Segriffen, bie bennod^ eine giemlic^e SSerfd^ieben^eit Derftedt enthalten, öfters einerlei äBorte gebrandet werben, fo mug man ss l^ier bei febeSmaliger Snwenbung beS SegriffiS, wenn gleid^ bie ä3enen^ nung beffelben nad^ bem Slebegebrauc^ ftd^ genau gu fd^idCen fd^eint, mit

2. S&titaä^bmQ, 285

groger Sel^utfamfeit ^äit l^aben, ob ed anij toirflid^ einerlei Segriff [et, ber l^ier mit eben bemfelben 3rt<^^n oerbunben morben. äBir jagen: ein 3Renf(^ unterfij^eibet baS ®oIb oom äRefftng, toenn er erlennt, bag in einem äRetalle }. @. ni<l^t biejenige S)id^tigleit fei, bie in bem anbem i[t.

5 3Ran fagt aufserbem: ba^ SSiel^ unterfij^eibet ein S^utter oom anbem, wenn eS baS eine oerjel^rt unb baS anbre liegen tdgt. ^ier koirb in betben f$&Qen baS SSSort: unterfd^eiben, gebraucht, ob eS gleich im erftern f^aUe fo t)iel l^eigt, ald: ben Unterf d^ieb er!ennen, welches niemals gefd^el^en lann, o^ne ju urtl^eilen; im gmeiten aber nur angeigt, bag bei unter»

10 fij^ieblid^en SBorfteQungen unterfd^ieblid^ gel^anbelt mirb, mo eben nic^t nbtl^ig ift, bag ein Urtl^eil ))orge]^e. 3Bie toir benn am SSiel^e nur ge« loal^r toerben, bag eS burd^ oerfd^iebene @mpfinbungen gu ))er[(^iebenen ^anblungen getrieben toerbe, loetd^ed gang kool^l möglid^ ift, ol^ne bag ed im minbeften über bie Übereinftimmung ober SBerfd^iebenl^eit urtl^eilen baif.

15 3[u8 aQem btefem fliegen bie Stegein berfenigen SJtetl^obe, nac^ mU d^er bie l^öd^ftmbglic^e metapl^^ftfd^e ©eioigl^ett eingig unb allein lann er* langt merben, gang natürlid^. @ie finb t)on benen fel^r oerfc^ieben, bie man bis bal^er befolgt l^at, unb oerl^eigen einen bermagen glüdCUd^en 9(uSgang, toenn man fte gur Sntoenbung bringen toirb, bergleid^en man

20 auf einem anbern SBege niemals l^at erkoarten Ibnnen. S>ie er fte unb oornel^mfte Siegel ift btefe: bag man ja nid^t ))on @rfldrungen anfange, ed mägte benn etwa blöd bie äBorterlldrung gefud^t »erben, g.@.: notl^« loenbig ift, beffen ©egent^eil unmbglid^ ift. Slber aud^ ba finb nur »e» nig i^&Qe, too man fo guoerftd^tlid^ ben beutlic^ beftimmten 93egriff gleid^

25 gu Slnfange feftfe^en lann. SSielme^r fud^e man in feinem ©egenftanbe gu« erfi badjenige mit Sorgfalt auf, beffen man oon i^m unmittelbar geioig ift, aud^ el^e man bie S)efinition ba))on l^at. 9Ran giel^e barauS f^olge» Hingen unb fud^e l^auptfäc^lid^ nur toal^re unb gang gemiffe Urtl^eile oon bem Dbjlecte gu enoerben, auc^ ol^ne ft(^ nod^ auf eine t)er]^offte Srfl&rung

80 @taat gu mad^en, toelc^e man niemals toagen, fonbern bann, toenn fte ftd^ aus ben augenfc^einlic^ften Urtl^eilen beutlid^ barbietet, aQererft etnr&u» men mug. S)ie gmeite Siegel ift: bag man bie unmittelbare Urtl^eile ))on bem ®egenftanbe in Slnfel^ung beSjenigen, maS man guerft in il^m mit ©etoigl^eit antrifft, befonberS auSgeid^net unb, nad^bem man gemtg

35 ifl, bag baS eine in bem anbem nid^t entl^alten fei, fte fo loie bie S(]riomen ber ®eometrie als bie ®runblage gu allen f^olgemngen ))oranfd^idtt. hieraus folgt, bag man in ben Setrad^tungen ber 3Reta|)^9ftI febergeit

286 Unterfu^ung über bie S)euilid^!eit ber ©runbf&^e ic.

baSiemge befonbetS audjeici^ne, toad man gekoig toeig, »enn aud^ toe« nig to&re, obgleid^ man au^ SSerfud^e Don ungemtffen @rfenntnif[en ma« c^en lann, um ju fe^en, ob ^e nic^t auf bie Spur ber geioiffen @rfenntnig fül^ren bürftcn, fo bod^, bafe man jte nlc^t mit ben erperen vermengt. 3<lö ful^re bie anbre 93erbaltung8regeln nid^t an, bie bie[e 3Ret^obe mit {eber s anbcrn öernünftigen gemein l^at, unb fd^reite nur baju, pe burd^ Seifpiele beutlid^ ju mad^en.

S)ie dd^te ÜRetl^obe ber aReta))b9pI iP mit berienigen im ©runbe einerlei, bie^letoton in bie ^aturu)if[enfd^aft einführte, unb bie bafelbp Don fo nu^baren f^olgen mar. 9Ran foQ, l^eigt tS bafelbp, burd^ pd^ere lo Erfahrungen, allenfaQd mit ^ülfe ber ©eometrie bie Stegein auffuc^en, nad^ meieren gemipe (Srfd^einungen ber 9latur t)orgeben. 3Benn man gteid^ ben erften ©mnb baoon in ben Jtörpern nic^t einpel^t, fo ip gIei(^mo^I gemig, bag pe nad^ biefem ®efe^e mirifen, unb man erlldrt bie t)ermidCelte Slaturbegebenbeiten, menn man beutlid^ geigt, mie pe unter biefen mobl- » ermiefenen Siegeln entl^alten feien. @ben fo in ber 3Retap^9pI: fud^et burc^ pc^ere innere (Srfal^rung, b. i. ein unmittelbares augenfc^einlid^eiS Semufetfein, biejenige SWcrfmale auf, bie gewi^ im Segriffe üon irgenb einer ungemeinen Sefd^affen^eit liegen, unb ob il^r gleid^ bad gange äSe- fen ber Sac^e nid^t lennet, fo Knut i^r euc^ bod^ berfelben pd^er bebienen, 20 um Dieied in bem S)inge barauS ^erguleiten.

©eifpiel

ber eingig fidlem SRet^obe ber SRetapl^^fil an ber@rfenntnig

ber Sdatur ber Äörper.

3c^ begiel^e mid^ um ber Mxit miUen auf einen 93emeiS, ber in ber 25 erPen 93etra(^tung am @nbe bed gmeiten §p]^d mit toenigem angegeigt koirb, um ben @a^ guerp l^ier gum @)runbe gu legen: bag ein feber kbx* ))er aus einfad^en Subftangen bepeben muffe. Dl^ne ba^ id^ audmad^e, maS ein Übxptt fei, meig id^ bod^ gemig, ba^ er auS Steilen bepe^t, bie e;ripiren mürben, menn pe gleid^ nid^t oerbunben mdren; unb menn ber so begriff einer ©ubftang ein abpral^irter Segriff ip, fo ip er ol^ne ßmei» fei k)on ben I5rperlid^en S>ingen ber 9BeIt. SlUein eS ift aud^ ni^t einmal n5t]^ig, pe @ubpangen gu nennen, genug, bag l^ieraud mit größter ®e« U)igb^it gefolgert merben lann, ein j(5rper bepebe auS einfad^en Steilen, kooDon bie augenfd^einlid^e B^tglieberung lei^t, aber l^ier gu meitlduftig S5

2. »etrat^tung. 287

ift. 9lun lann id^ Dermittelft untrfiglid^er SSetoeife ber ®eometrie bartl^un, ba^ ber Slaum nic^t au^ einfaci^en Steilen befleiße, KDODon bie Slrgumente genugfam befannt ftnb. S)emnad^ ift eine beftimmte 3Renge ber Sl^eile eineiS j[eben JtbrperS, bie aüe einfad^ ftnb, unb eine gleid^e 3ßenge Sl^eile

5 be§ Siaumö, ben er einnimmt, bie aQe gufammengefe^t finb. hieraus folgt, bag ein j[eber einfaci^e Sl^eil (@Iement) im j^örper einen Staum ein« nel^me. ^rage id^ nun: mad l^eigt einen fftanm einnel^men?, fo merbe id^, ol^ne mid^ um baS äBefen beS Siaumä gu beffimmern, inne, ba^, menn ein Siaum Don {ebem 3)inge burd^brungen merben lann, ol^ne baB etmaS

10 ba ift, bad ba miberftel^t, man aQenfaUg, U)enn ed beliebte, fagen möd^te, m&xt ettoaiS in biefem Slaume, niemals aber, biefer Staum koerbe mo» ))on eingenommen. äBorauS id^ erlenne: bag ein Staum n)0))on eingenom« men ift, aenn etmaiS ba ift, toaiS einem betoegten Jtörper miberfiel^t bei ber Seftrebung in benfelben einjubringen. S>iefer SBiberftanb aber ift bie

15 Unburd^bringlid^feit. S)emnad^ nel^men bie Stbxptx ben Staum ein burd^ Unburc^bringlid^Ieit. @8 ift aber bie ^mpenetrabilit&t eine Jtraft. 3)enn fie iugert einen SSiberftanb, b. i. eine einer äugern jtraft entgegengefe^te ^anblung. Unb bie ^raft, bie einem jtörper ju!ommt, mug feinen ein« fachen Sl^eilen gufommen. 3)emnad^ erfüllen bie (Elemente eineiS feben

so jtbrperd il^ren Siaum burd^ bie Jtraft ber Unburd^bringlid^feit. Sc^ frage aber ferner, ob benn bie erften @lemente barum nic^t auSgebel^nt finb, »eil ein j[eglid^e8 im jtbrper einen Slaum erfüllt? $ier fann id^ einmal eine @rfi&rung anbringen, bie unmittelbar getoig ift, n&mlid^ : baSienige iftauSgebe^nt, maä für ftd^ (absolute) gefegt einen SHaum erfüllt, fo

35 toie ein j[eber einzelne j(5rper, toenn id^ gleid^ mir t^orfteQe, ba% fonft auger il^m nid^tiS toAre, einen Slaum erfüllen toürbe. SlQein betrad^te id^ ein fd^led^terbingS einfad^eS (Slement, fo ift, toenn ed allein (ol^ne 93er« Inüpfung mit anbern) gefegt toirb, unmoglid^, bag in il^m i^ieleS ftd^ augerl^alb einanber bef Anbe, unb eS absolute einen Slaum einnel^me. 3)a«

30 \jtx lann eS nic^t audgebel^nt fein. S)a aber eine gegen t>xd iugerlid^e S)inge angetoanbte j^raft ber Unburd^bringUc^Ieit bie Urfac^e ift, bag baS (Slement einen Slaum einnimmt, fo fel^e id^, bag barauS »o^l eine äSiel« l^eit in feiner dugem ^anblung, aber !eine äSiell^eit in Slnfel^ung innerer S:i^eile fliege, mitl^in eS barum nid^t auSgebel^nt fei, loeil eS in bem ^bx*

35 per (in nexu cum aliis) einen fRauxa einnimmt.

Sd^ tt)ill nod^ einige SSorte barauf k)ermenben, um eS augenfd^einlid^ 2u mad^en, loie feid^t bie ä3ett)eife ber ÜRetopl^^ftler feien, toenn fie au8

288 ttnterfu(!^ung über bie S)eutnö^!ett ber ®runbf&^e tc.

tl^rer einmal jum ®runbe gelegten (SrIIdrung ber ©elool^nl^eit gemd^ ge« troft @(^Iflf[e machen, toeld^e i^erloren |tnb, fo 6alb bie 3)efinition trägt @8 i[t belannt: bag bie meifien 9lett)tontaner nod^ weiter al8 9lett)ton gelten unb bel^aupten, ba^ bie Sibxptt einanber aud^ in ber Entfernung unmittelbar (ober, toie fte ed nennen, burd^ ben leeren Staum) angießen. 5 3d^ laffe bie Siic^tigteit biefeS @a^e8, ber getoig r>\tl ©runb fär fi<l^ ^at, bal^in gefteQt fein. Slllein id^ bel^aupte, bag bie 3Reta))l^9ftf gum minbeften il^n nic^t »iberlegt l^abe. ßuerft pnb Äörper öon einanber entfernt, U)enn fte einanber nid^tberul^ren. 3)iefe8 i{t ganj genau bie Sebeu» tung beS SSortä. f^rageic^ nun: toaS i^erjtel^e id^ unter bem SBerfll^ren?, 10 fo merbe id^ inne, bag, ol^ne mid^ um bie 9)efinition gu belfimmern, id^ bod^ iebergeit auS bem äßiberftanbe ber Unburd^bringlid^feit eined anbern Jt5rperd urt^eile, bag \6) Hfn berül^re. S)enn id^ flnbe, bag biefer Segriff urfprünglid^ aud bem ©efü^I entfpringt, mie id^ aud^ burd^ ba§ Urtl^eil ber Slugen nur Dermutl^e, bag eine äRaterie bie anbre beräl^ren merbe, aQcin u bei bem oermerftcn SSBiberftanbe ber 3mi)enetrabilitfit efi allererft getoife meife. auf biefc SBeife, »enn ic^ fage: ein Äörper wirft in einen ent« fernten unmittelbar, fo ^eigt biefed fooiel: er mirft in il^n unmittelbar, aber nic^t i^ermittelft ber Unburd^bringlic^Ieit. @8 i{t aber l^iebei gar« nid^t abgufel^en, marum biefeS unm5glid^ fein foll, ed mügte benn jemanb 20 bartl^un, bie Unburd^brtnglid^feit fei entmeber bie einzige i^raft eines j(ör» perd, ober er lönne loenigftenS mit feiner anbern unmittelbar toirfen, ol^ne ed gugleid^ oermittelft ber ^mpenetrabilitfit gu tl^un. 3)a biefed aber nie« mald bemiefen ift unb bem Snfe^en na6) aud^ fdbmerlic^ uirb beriefen toerben, fo l^at gum toenigften bie SRetapl^^fif gar feinen tüd^tigen ®runb, ss ftd^ loiber bie unmittelbare Sngiel^ung in bie f^erne ju empören. 3n« beffcn laffet bie SetoeiSgrflnbe ber SWetapl^^pfer auftreten, ßuoörberjl erfd^eint bie S>efinition: S>ie unmittelbare gegenfeitige ©egenmart jtoeier Körper ift bie 93eru]^rung. ^ierauS folgt: toenn gmei Stbxptx in ein« anber unmittelbar mirfen, fo berül^ren fte einanber. 9)inge, bie {id^ be« 30 rül^ren, ftnb nid^t entfernt SRitl^in toirfen jtoei Äörper niemals in ber ©ntfcmung unmittelbar in einanber u. f. to. S)le 3)cflnitiott ift er» fd^lid^en. 9tid^t j[ebe unmittelbare ^Jegentoart ift eine Serftl^rung, fon» bem nur bie üermittelft ber Stnpenetrabilitdt, unb alles flbrige ift in ben 9Binb gebauet 35

3d& fal^re in meiner Sbl^anblung koeiter fort @S erl^eUt auS bem an« gefül^rten Seifpiele: ba^ man ))iel )oon einem ©egenftanbe mit ®en)t|^eit

2. SBeira^iung. 289

fottol^l in ber Sßetapl^^ftl, toie in anbern Sßiffenfd^aften fagen fonne, ol^ne tl^n erfldrt gu l^aben. S>tnn l^ier ift toeber, koad ein Körper, nod^ toad ber SRaum fei, erllärt Sorben, nnb Don beiben l^at man bennod^ {UDerläfjige @ä^e. S)ad äSomel^mfte, morauf i<j^ ge^e, ift biefeS: bag man in ber 9Re«

5 tap^^ftt burd^auS analijtifc]^ ))erf a^ren mfiffe, benn il^r ©efd^äfte ift in ber S^at, üerkDorrene @rlenntnif[e aufjulöfen. 93erglei(i^t man l^iemit baä äSerfal^ren ber $^iIofop]^en, fo xok eS in aUen ©dualen im ©d^mange ift, tt)ie t)erle]^rt toirb man eS nid^t ftnben ! S>ie aüerabgejogenfte Segriffe, barauf ber SSerftanb natürltd^er äBeife jule^t l^inauiSgel^t, mad^en bei

10 il^nen ben Slnfang, toeil il^nen einmal ber $Ian bed äJ^atl^ematileriS im Xop\t ift, ben fte burc^auS nad^al^men moUen. S)a]^er finbet ft(^ ein fon» berbarer Unterfd^ieb gtoifd^en ber SRetapl^^ftf unb ieber anbern SSiffen« f d^aft. 3n ber ©eometrie unb anbern 6rfenntnif[en ber ©rögenlel^re f fingt man k)on bem Seid^teren an unb fteigt langfam ju fc^mereren SiuSübun^

15 gen. 3n ber SRetapl^^ftt mirb ber Einfang t)om Sd^merften gemad^t: ))on ber ÜRöglid^feit unb bem S>afein uberl^aupt, ber 9lot^tt)enbigIeit unb Qn^ fäQigfeit u. f. to., lauter S3egriffe, gu benen eine groge Kbftraction unb \Xufuierffamfeit gel^ört, k)orne]^mIid^ ba il^re Qtläitn in ber Knioenbung Diele unmerllid^e Slbartungen erleiben, beren Unterfd^ieb nic^t mug aus

90 ber Sd^t gelaffen werben. @d foll burd^auS f^ntl^etifd^ i^erfal^ren merben. 9Ran etllArt bal^er gleid^ anfangs unb folgert barauS mit Su))erfid^t. S>ie ^l^ilofop^en in biefem ®ef(^mad(e loünfd^en einanber ®\M, bag fte baS ©el^eimnig grünblid^ }u beulen bem ^eglünftler abgelernt Ritten, unb bemerlen gar nid^t, ba^ biefe burd^S Sufammenfe^en 93egriffe ertoer«*

25 ben, ba fene ed burd^ Kuflöf en allein t^un fönnen, koeld^eä bie SRetl^obe gu beulen gang i^er&nbert.

@o balb bagegen bie ^^ilofopl^en ben naturlid^en Sßeg ber gefunben äSemunft einfd^lagen toerben, guerft badfenige, koad fte getoig Don bem abgegogenen »egriffe eine« ©egenftanbe« (g. 6. bem ?Raume ober ßelt)

so toiffen, aufgufud^en, ol&ne nod^ einigen Stnfprud^ auf bie (grfldrungen gu mad^en; toenn pe nur au« biefen fiebern Datis fd^liefeen, toenn fle bei Ieber öerdnberten Slntoenbung eine» begriff« Sd^t l^aben, ob ber SSegriff felber, unerad^tet fein ßeid^en einerlei ift, nid^t l^ier Deränbert fei; fo »er* ben fle Diettetd^t nid^t fo oiel ©infid^ten feil gu bieten l^aben, aber biete»

35 nige, bie fle barlegen, »erben oon einem ftc^em SBertl^e fein. SSon bem Unteren »itt i(^ no(% ein »eifpiel anführen. JDie me^rfte ^^llofop^en fuhren al8 ein (gyempel bunfler g3egriffe biejenige an, bie »ir im tiefen

»anVi e^tiUtn. SBetfe. H. 19

290 Unterfui^ung über bte 2)eutlt(!^fett ber (Brunbfd^e ic.

Schlafe l^aben mögen. 3)unlle SßorfieQungen ftnb bieienigen, beren man fid^ nt(^t betougt tfi 9lun geigen einige Srfal^rungen, bag mir aud^ im tiefen Sd^Iafe SSorftellungen ^aben, unb ba mir und beren nid^t bemugt {inb, fo ftnb fte buntel gemefen. $ier ift bad Semugtfein ))on gmie« fac^er 93ebeutung. 9Ran ifi ftc^ entmeber einer SSorftettung nic^t bemugt, 5 bag man fte l^abe, ober, ba^ man fte gel^abt l^abe. 3)ad erfiere bejeid^net bie S)unlel^eit ber SSorfteUung, fo mie fie in ber @eele ift; bad gmeite jeigt meiter nichts an, als bag man ftc^ i^rer nid^t erinnere. 9tun giebt bie angeführte 3nßans lebiglid^ }u erlennen, bag ed SSorftettungen geben lonne, beren man ftc^ im SBadben nid^t erinnert, moraud aber gar nid^t 10 folgt, bag fte im @(^Iafe nid^t foUten mit Semugtfein Kar gemefen fein; mie in bem (Sftmpä bed ^errn @au))age ))on ber flarrffid^tigen $erfon, ober bei ben gemeinen ^anblungen ber Sd^Iafmanberer. Snbeffen mirb baburd^, ba^ man gar ju leidet and ©(fliegen gel^t, ol^ne l^orl^er burd^ 9(ufmertfamfeit auf oerf c^iebene f^dUe iebedmal bem 93egriffe feine Sebeu« 15 ' tung gegeben gu l^aben, in biefem f^alle ein ))ermut]^Iid^ grogeS ©el^eim«' nig ber 9latur mit Slc^tloftgfeit übergangen: n&mlid^ bag t)ieneid^t im tiefften Sd&Iafe bie gröfete fjcrtigfeit ber Seele im vernünftigen ©cnlen möge ausgeübt merben; benn man l^at feinen anbern ®runb gum ®egen« tl^eil, als bag man beffen ftd^ im SBac^en nidi)t erinnert, melc^er ®runb 30 aber nid^ts bemeift.

6S ifi nod^ lange bie Seit nid^t, in ber SRetapl^tiftt ft)nt^etifd^ gu üerfal^ren; nur menn bie Slnal^ftä und mirb gu beutlid^ unb audful^rlid^ oerftanbenen Segriffen t)er]^olfen l^aben, mirb bie S^nt^eft« btn cinfad^« ften @rlenntnif[en bie gufammengefe^te, ttie in ber SRatl^ematit, unter« s& orbnen Unnen.

Statte 99ettad^ittttg. »Ott ber SRatur ber meto^jl^^fifc^ett ®e»i|]^eit.

§1-

a)le i)]&llofoi)]^ifdöc ©etoifel^eit ifl fiberl^aupt von anberer so

9latur als bie matl^ematifd^e.

5Kan ifl geioi^, in fo fern man erfennt, ba^ e8 unm5glid& fei, bafe eine (grfennlnife falfd^ fei. 3)er Orab biefer ©emife^elt, menn er objective genommen mirb, fommt auf ba« Sureii^enbe in ben SRerfmalen wn ber

3. Setra^tung. 291

Sflotl^KDenbigfeit einer Sßal^rl^eit an, in fo fern er aber sobjective betrachtet U)irb, [o ift er in fo fern größer, als bie Srfenntni^ biefer Slotl^menbigleit mel^r änfc^auung l^at. 3n beiber 93etrad^tung ift bie matl^ematifc^e ©e» iDtg^ett Don anberer 9lrt alä bie ))^tIofo))l^if(^e. ^ä^ merbe biefeä auf

5 baä augenfc^einli^fie bart^un.

3)er menfd^Hd^e SSerftanb ift fo mie {ebe anbre j^raft ber 9latur an gett)if[e Siegeln gebunben. 9Ran irrt nid^t bedkoegen, toeil ber Sßerftanb bie begriffe regellos ))erTnü^ft, fonbern tteil man baSfenige 9RerImaI, toaS man in einem S)inge nid^t toa^rnimmt, auc^ Don il^m Demeint unb

10 urtl^eilt, bag baSienige nici^t fei, tt)ef[en man ftd^ in einem S)inge nid^t beiougt ift. 9lun gelangt erftU<l^ bie Sßatl^ematit ju il^ren 93egriffen ftfntl^etifc^ unb fann fidler fagen: »ad fte fi(!^ in il^rem Dbfecte burd^ bie S)efinition nic^t l^at DorfteQen tDoUen, baS ift barin aud^ nid^t enthalten. 3)enn ber 93egrif[ bed @rll&rten entfpringt attererft burd^ bie Srddrung

16 unb l^at tDeiter gar feine Sebeutung als bie, [o il^m bie S)efinition giebt. ä^ergleic^t man l^iemit bie SSSeltmeiS^eit unb namentlid^ bie 9Reta))]^9{tf, fo ift fte in il^ren @rllarungen toeit unftc^erer, toenn fte »eld^e »agen kotU. ©enn ber fflegriff beS gu ©rflfirenben ift gegeben. Semerft man nun ein ober baS anbre ^erlmal nid^t, U)aS gleid^tDol^l gu feiner l^inreid^enben

30 Unterfd^eibung gel^ört, unb urtl^eilt, bag ju bem auSfül^rlid^en SSegriffe lein folc^eS SRerfmal fel^le, fo koirb bie 3)efinition falfc^ unb trüglid^. Sir I5nnten bergleid^en f^el^ler burd^ ung&pge Seifpiele Dor Singen legen, i(^ begiel^e mid^ aber beSfallS nur auf baS oben Slngefäl^rte Don ber 93e- rfil^rung. Stt)eitenS betrachtet bie SRatl^ematit in tl^ren Brolgerungen

25 unb 99emetfen il^re allgemeine (Srienntnig unter ben 3^^$^^ ^^ concreto, bie SßelttoeiSl^eit aber neben ben Qtii^tn noc^ immer in abstracto. 3)iefe8 mad^t einen naml^aften Unterfd^ieb aus in ber Slrt beiber gur ©emigl^eit 3U gelangen. 3)enn ba bie ß^id^^n ber 9Rat^emati{ finnlid^e Srfenntnig« mittel ftnb, fo fann man mit berfelben ßuDerfid^t, toie man beffen, toaS

30 man mit äugen fielet, Derftc^ert ift, aud^ miffen, bag man feinen SSegriff aus ber Sld^t gelaffen, ba^ eine {ebe eingelne Sergleid^ung nad^ leidsten Siegeln gefc^el^en fei u. f. to. äBobet bie Slufmerffamfeit baburc^ fel^r er« leichtert toirb, ba^ fte nid^t bie @ad^en in i^rer allgemeinen SBorfteOung, fonbern bie S^td^^n in il^rer eingelnen Srfenntnig, bie ba ftnnlid^ ift, su

85 gebenfen l^at. S)agegen Reifen bie SSorte, als bie Qt\üim ber ))l^ilofo))^i^ fd^en (Srtenntnig, gu nid^ts als ber Erinnerung ber begeid^neten aöge« meinen Segriffe. Statt mug i^re Sebeutung iebergeit unmittelbar Dor

19*

292 Unterfud^ung über bte S)eutlt(!^!ett ber ®runbfa^e ic.

Slugcn l^übcn. 35cr reine SSerftanb tnu^ in ber anfirtnflunfl erl^alten »er» ben, unb mie unmerfUc^ entmifd^t ni(^t ein SRerfmal eineS abgefonberten 93egriff8, ba nid^ts Sinnliches und beffen IBerabfdumung offenbaren lann; aldbann aber merben üerfd^iebene S>inge für einerlei gel^alten, unb man gebiert irrige (Srfenntnif[e. 5

^ier ift nun bargct^an morben: bag bie ©rünbe, barauS man ab«* nel^men tann, bag ed unmoglid^ fei, in einem gemiffen pl^ilofop^ifd^en (Sr* fenntniffe geirrt ju ^aben, an ftd^ felber niemals benen gleid^ lommen, bie man im matl^ematifd^en Dor ^c^ ^at. atUein auger biefem ifl aud^ bie Slnfdbauung biefer Srfenntnig, \ot>xA bie Siid^tigleit anlangt, grbger in 10 ber ^at^ematit als in ber SSeltmeiSl^eit: ba in ber erftem bad Dbj[ect in ftnnlid^en 3ei(^en in concreto, in ber le^tern aber immer nur in aQge» meinen abgezogenen 93egriffen betrachtet toirb, bereu Rarer Sinbrud bei toeitem nid^t fo grog fein fann ali ber erfteren. 3n ^^^ ®eometrie, mo bie Seiten mit ben be^eid^neteu @ad^en flberbem eine ^l^nlid^feit l^aben, 15 ift bal^er biefe Soibeng nod^ groger, obgleid^ in ber Sud^ftabenred^nung bie ©etoifel^elt eben fo jumldfftg ift.

§2.

S){e 3Reta))]^9fi{ ift einer ©ekoig^eit, bie jur äberjeugung

l^iureid^t, f&^ig. to

S)ie ©ekoigl^eit in ber SRetapl^Qftf ijl oon eben berfelben Krt, loie in ieber anbern p^ilofopl^ifc^en @rfenntnig, loie biefe benn aud^ nur getoig fein fann, in fo fern pe ben allgemeinen ©rünben, bie bie erfiere liefert, gemAg ift. 68 ift aud (Srfal^rung befannt: bag mir burd^ SBemunftgrünbe aud^ auger ber SRatl^ematil in oielen S^&Ueu bis gur Überjeugung x^bQig 2s geioig »erben fönneu. 3)ie SRetapl^^ftt ift nur eine auf allgemeinere SBernunfteinfid^ten angekoanbte ^^ilofopl^ie, unb eS tann mit il^r unmdg« lid^ anberS beioanbt fein.

Srrtl^ümer entfpringen nic^t allein bal^er, »eil man gemiffe ©Inge nid^t »eig, fonbern »eil man pc^ ju urtl^eilen unternimmt, ob man gleid^ 30 nod^ nid^t allcS »eig, »aS bagu erforbert »irb. ©ine groge SKenge gfalfd^- l&eiten, {a faft atte inSgcfammt l^aben biefem lefetern SJortti^ i^ren ttr* fprung ju banlen. Sl&r »igt einige ^rdbicate oon einem 3)tnge ge»ig. SBol^lan, legt biefe jum Orunbe eurer Sd^lüff e, unb il^r »erbet nid^t irren. SWein i^r »ollt burc^auS eine Definition l^aben; gleid^wo^l feib ifyc nic^t 35

X

3. Setrad^tung. 293

ftd&er, bafe il^r alleö toifet, »aö baju erforbert »irb, unb ba il^r flc beffcn ungeachtet »agt, fo gerottet il^r in Strt^üwer. ©al^er ift möglidö, ben 3rrtöümern ju entgegen, »enn man getoiffe unb beutli(I)e ©rfenntniffe autfu(I)t, o^ne gleicfttoo^l fld^ ber Definitionen fo leid)t an3uma6en. %tx^ 5 ner, i^r fönnt mit Sicherheit auf einen betrdc^tlidben S^eil einer geroiffen golge fc!^lie^en. Srlaubt eud^ {a nid^t, ben @cl^lu^ auf bie gange Solge gu giel^en, fo gering atö aud^ ber Unterfc^ieb gu fein fd^eint. 3c^ gebe gu, bag ber SBemeid gut fei, in beffen SSeft^e man ift, bargutl^un, bag bie @eele nic!^t SRaterie fei. Rittet euc!^ aber, baraud gu fd^Iie^en, bag bie @eele nidgt

10 öon materialer Slatur fei. 35enn hierunter oerftet(t jebermann nici^t allein, ba^ bie @eele feine SRaterie fei, fonbern auc^ nid^t eine folc^e einfache Subftang, bie ein @lement ber SRaterie fein fönne. 3)iefeS erforbert einen befonbern SBemeid, n&mlic^, bag biefeS bentenbe Sßefen nic^t fo, toie ein förperlic^ed @Iement im 9laume fei, burc!^ Unburd^bringlic^teit, nod^ mit

15 anbern gufammen ein 8udgebet)nted unb einen j?Ium))en ausmachen fönne; mooon toirflid^ noc^ fein Semeid gegeben loorben, ber, toenn man il^n audfinbig machte, bie unbegreiflid^e Slrt angeigen toflrbe, toie ein ©eift im 9laume gegenm&rtig fei.

§3.

90 S>U ©ekoig^eit ber erften ®runbu)al|rl|eiten in ber SRetapIi^fit ift üon feiner anbern Slrt, aU in jeber anbern vernünftigen

@rfenntnig au^er ber 9Rat^ematif.

3n unfern Sagen l)at bie ^l^ilofopliie beö $errn 6ruf iu8*) öermeint, ber metap^qftfc^en @rtenntnig eine gang anbre ©eftalt gu geben, ba» S5 burc^ ba^ er bem @a^e bed äSiberfpruc^iS nid^t bad S3orred)t einräumte, ber aDgemeine unb oberfte ©runbfa^ aller Srfenntnig gu fein, bag er öiel anbre unmittelbar gemiffe unb unermeiölid^e ©runbf ä^e einful^rte unb bel^auptete, ed toürbe il^re S^ic^tigfeit aud ber SRatur unfereS äSerftanbeS

*) 34 ^oh^ ndtl^tg gefunben, ber SJ^et^obe biefer neuen äBeltmetd^ett l^ier 30 (^w&l^nung au tl^un. ®ie ift in furgem fo berfi^ntt geworben, fie l^at anä^ in ^n- fel^ung ber befferen lluffldrung mancher C^infic^ten ein fo augeftonbened S^erbienfi, bog ed ein U)efentlic^er SJ^ongel fein »ürbe, luo bon ber ^Itiap^r^^t fiberl^oupt bie fftebt ift, fie mit ©ttüfc^weigen übergangen gu l^aben. äBaS i^ ^ter berühre, ift lebiglic!^ bie tl^r eigene SJ^etl^obe, benn ber Unterf^ieb in eingelnen ©d^en i^ no(( 35 ni^t genug, einen toefentlic^n Unteifc^teb einer ^^ilofopl^ie oon ber anbern au be- aei^nen.

294 Unterfu^ung fiber bie S)eutlid^!ett ber ^niubfä^e :c.

begriffen nad^ ber Siegel: koad xii ntd^t anberS ate toaltx benlen fann, baS ifi mal^r. 3u folc^en ®ntnbf&|en mirb unter anbem geg&^It: toa& tc^ nic^t ejrifHrenb benfen fann, baS i[t einmal nid^t getoefen; ein jebed 2)ing mug irgenbmo unb irgenbmenn fein u. b. g. Sd^ merbe in menig Sorten bie koal^re Sefd^affen^eit ber erften ©ntnbtoal^rl^eiten ber SRetopl^^fil, im« s gleid^en ben »al^ren ©el^alt biefer SRetl^obe bed ^errn Srufiud anjeigen, bie nid^t fo meit ))on ber 2)entungdart ber ^^ilofopl^ie in biefem @tfide abveid^t, ald man kool^I benft. 3Ran tvirb aud^ äber^au))t ben ®rab ber mbglid^en ©emigl^eit ber ^Retap^^ftt l^ierauS abnel^men fonnen.

8lDe toal^re Urt^eile muffen entioeber beia^enb ober oerneinenb fein, lo Seil bie ^orm einer feben 93ej[a^ung barin beftel|t, ba| etmaiS ald ein 3RerImal üon einem S)inge, b. i. a\& einerlei mit bem SRertmale eines 2)inge8, t)orgefteat merbe, fo ift ein febed bejal^enbe Urtl^eil toa^r, toenn baS ^räbicat mit bem ©ubfecte ibentifd^ ift. Unb ba bie g^orm einer feben S^erneinung barin beftel|t, bag etmad einem 3)inge aU mtber« u ftreitenb oorgefteDt merbe, fo ift ein üerneinenbed Urtl^eil ma^r, menn baS $rdbicat bem @ubj[ecte miberfpric^t. 2)er@a| alfo, ber baSSßefen einer feben Sefal^ung audbrfidt unb mithin bie oberfte f^ormel aQer be« fal^enben Urtl^eile entl^dlt, l^eigt: @inem feben Subfecte fommt ein ^räbi- cat gu, koeld^ed i^m ibentifd^ ift. 3)iefed ift ber @a^ ber Sbentität. 20 Unb ba ber @a^, meld^er baiS Sßefen aQer SSerneinung auiSbrücIt: feinem @ubfecte lommt ein ^räDicat gu, melc^ed i^m tDiberfpric^t, ber @a1^ beiS äBiberfpruc^d ift, fo ift btefer bie erfte g^ormel aüer t)erneinenben Ur» tl^eile. Seibe gufammen mad^en bie oberfte unb aDgemeine ®runbf&^e im formalen SBerftanbe öon ber gangen menfc^lid^en SBernunft au«. Unb 25 I|ierin l^aben bie meiften geirrt, bag fte bem @a^ bed äBiberfpruc^« ben 9iang in Snfe^ung aller Sßa^r^etten eingeräumt I|aben, ben er boc^ nur in äSetrac^t ber üerneinenben I|at. ift aber ein feber @a^ unermeid* li(^, ber unmittelbar unter einem biefer oberften ©runbfä^e gebac^t mirb, aber nid^t anber« gebadet toerben fann: nämlid^ menn entmeber bie 2[ben« 30 tität ober ber SBiberfprud^ unmittelbar in ben Segriffen liegt unb nic^t burcft Serglieberung fann ober barf üermittelft eine« S»ifdÖcnwerfmatö eingefe^en »erben. Mt anbere ftnb ermcifilid^. gin Äorper ift t^eilbar, ift ein ermeiSlid^er Safe, benn man fann burd^ Serglieberung unb alfo mittelbar bie Sbentitdt be« ^rabicats unb Subfect« geigen: ber Äörper 35 ifl gufammengef efet, »a« aber gufammengefefet ift, ift tl)cilbar, folg* lic^ ift ein Äörper tl^eilbar. S)aS wrmittelnbe SKerfmal ift ^ier guf am*

3. Setrod^tunö. 295

mengefe^t fein. 9lun giebt t& in ber SßeltoeiSl^eit \>kl unermeiSlid^e @d^e, xok auc^ oben angefül^rt morben. ^iefe ftelien guar aDe unter ben formalen erften ©runbfd^en, aber unmittelbar; in fo fern {te inbef[en gu« gleid^ ®rünbe üon anbern 6rfenntniffen entl&alten, fo jtnb jte bte erften

5 materiale ©runbfd^e ber menf(^li(ften aSernunft. 3- ®- 6^" Körper ift gufammengefe^t, ifl ein unermeidUci^er @a^, in fo fern baiS $räbicat al& ein unmittelbareiS unb erfted 3RerfmaI in bem ^Begriffe bed j^brperd nur fann gebadet loerben. Solche materiale ®runb{d^e machen, mie SrufiuS mit SRed^t fagt, bie ©runblage unb Mtigl^it ber men{(i)U(^en

10 S3ernunft auiS. ^enn mie mir oben ermdl^nt l^aben, {tnb {te ber @toff ju Srfldrungen unb bie Data, moraud ftd^er fann gefd^Ioffen merben, menn man aud^ feine @rf(drung ^at.

Unb I|ierin I|at SrufiuiS Sted^t, menn er anbere Sd^ulen ber äBelt^^ meifen tabelt, ba% {te biefe materiale ©runbfd^e ))orbei gegangen feien

15 unb {t(^ blöd an bie formale gehalten l^aben. 3)enn aud bie(en aOein fann mirtlic^ gar nid^tiS bemiefen merben, meil @d^e erforbert merben, bie ben 9Rittelbegrtff enthalten, moburc^ bad logifdge äSerl^dltntg anberer Segriffe foQ jn einem S3ernunftfd)Iuffe erfannt merben fönnen, unb unter biefen @dien mäffen einige bie erften fein. SLUein man fann nimmermehr

20 einigen @d^en ben SSertIb materialer oberfter ©runbfd^e einrdumen, menn {te nid^t für ieben menfd^lic^en 93erftanb augen((^einli(^ {tnb. ^d^ l^alte aber baffir, bag oerfc^iebene üon benen, bie 6ruf iud anful^rt, {ogar anfe^nlid^e 3n)eifel oerftatten.

Sßad aber bie oberfte Siegel aller ©emigl^eit, bie biefer berul^mte

25 SRann aller @rfenntnig unb alfo auc^ ber metap^Q(tf(^en ))or}ufe^en ge« benft, anlangt: mad i(^ nid^t anberd als ma^r benfen fann, ba6 ift mal|r u. f. m., fo ift leidet eingufe^en, bag biefer @a^ niemals ein ©runb ber 3Sal^rI|eit oon irgenb einem @rfenntnif[e fein fönne. S)enn menn man gefte^t, ha% fein anberer ©runb ber SBalirl^eit fönne ange^

80 geben merben, ald meil man eS unmöglich anberd aU für ma^r balten fbnne, fo giebt man ju üerfte^en, bag gar fein ®runb ber Sßal^r^eit meiter angeblid^ fei, unb bag bie 6rfenntnig unermeidlid^ fei. 9lun giebt ed freilid^ moi|l oiele unermeiiSlid^e @rfenntniffe, allein ba^ ©efu^l ber Über« geugung in Stnfe^ung berfelben ift ein ©eftdnbnig, aber nid^t ein Semeid«

35 grunb baoon, ba% {te ma^r {tnb.

S)ie 3)Ieta:|)^9fif l^at bemnad^ feine formale ober materiale ©runbe ber ©emigl^eit, bie oon anberer 3lrt mdren ald bie ber ÜRegf unft. 3n bei«:

296 Unterfu^ung über bie 3)eutli(!^feit ber @runbfd^e ic.

ben gefd^iel^t ba^ %OTmaU ber Urtl^eile nadi ben @d^en ber ßinjltmmung unb bed Sßiberfprud^d. ^n beiben ^nb unertoeiiSlid^e @ä^e, bie bie®runb« läge ju Sd^Iuffen machen. 9lur ba bie ^Definitionen in ber SRatliematit bie erften unermeiMic^en ^Begriffe ber erfldrten ©ad^en ftnb, fo muffen an beren Statt ))erfd)tebene uneroeidlid^e @ä^e in ber SRetapl^^ftf bie erften s Data angeben, bie aber eben fo {t(!^er fein fönnen, unb toeld^e entioeber ben Stoff ju @r((drungen ober ben ©runb {t(!^erer ^Folgerungen barbieten. @d ift eben fon)oI|I eine gur Übergeugung nötl^ige ©emig^eit, beren bie 3RetapI|q{tf, als koeld^er bie SRatl^ematif fä^ig ift, nur bie (entere ift leidster unb einer großem Slnfd^auung t^eill^aftig. lo

SSierte ^^etrad^tung.

S5on ber 3)eutlid^leit unb ®eh)i6^eit, beren bie erfte ®rünbe ber natürlid^cn ©otteSgcIal^rtl^cit unb 9KoraI fä^ig finb,

§1. £)ie erfte ®ränbe ber natürlid^en ©otteSgelal^rtlieit ftnb ber u größten p^ilofopl^ifc^en @t)ibeng fällig.

68 ift erftlid^ bie Ieici}tefte unb beutlid^fte Unterfd^eibung eines S)ingeiS Don aDen anbern möglid^, koenn biefed 2)ing ein eingigeS mögliche feiner Slrt ift. ^ad Dbiect ber natfirUci}en ^Religion ift bie alleinige erfte Urfac^e; feine SSeftimmungen koerben fo bemanbt fein, ba^ fte nic^t leidet» 20 lic^ mit anberer 2)inge il^ren lönnen t>enDe(i)felt werben. £)te größte Über« geugung aber ift möglid^, too eS fd^led^terbingd notl^menbig ift, bag biefe unb (eine anbere $räbicate einem 3)inge gutommen. 3)enn bei gufäUigen Seftimmungen ift ed me^rent^eiliS fd^mer, bie manbelbaren SBebingungen feiner $r&biCate aufguftnben. ^al^er bad fd^Ied^terbingd notl^menbige 20 Sßefen ein Object ))on ber Slrt ift, bag, fobalb man einmal auf bie äc^te Spur feines Segrifjeö getommen ift, eS nod^ mel|r Sid^er^eit als bie mel^rfte anbere pl^ilofopl^ifd^e Äenntuiffe gu üerfpre^en fc^eint. 3d& lann bei biefem Stl^eil ber Aufgabe nichts anberS t^un, alS bie mögliche p^ilo« fop^if c^e @r(enntnig üon ®ott überhaupt in ßrmägung gießen ; benn eS so loürbe üiel gu toeitlduftig fein, bie toirflic^ üorl^anbenen 2el)ren ber SBelt» loeifen fiber biefen ©egenftanb gu prüfen. S)er ^auptbegriff, ber ftcb ^ier bem SRetopl^^ftfer barbtetet, ift bie fc^led^terbingS not^ioenbige @jctfteng

4. ©etro^tuitg. 297

eines Sßefend. Um barauf gu fommen, lönnte er juerft fragen: ob ed möglid^ fei, bag gang unb gar ntd^td e;ciftire. Sßenn er nun inne toirb, bag aliSbann gar fein 3)afetn gegeben ift, aud^ nid^td }u benlen, unb leine ÜRöglicftfeit flatt finbe, fo barf er nur ben ^Begriff t)on bem

. 5 3)afein bedienigen, mad aOer 2R5gIid^Ieit gum ©runbe liegen niu^, unter« fuc^en. ©iefer ®ebanfe wirb pc^ ertoeitern unb ben beftimmten 33egriff bed fd^Iec^terbingS notl^toenbigen Sßefend feftfe^en. SQein o^ne mid) in biefen $lan befonber« eingulaffen , f o balb ba« 35afeln be8 einigen üoD» fommenften unb notJ^toenbigen Sßejend erfannt ifl, fo merben bie begriffe

10 öon bcffen übrigen Seftimmungen üiel abgemcffener, »eil fie immer bie größten unb öoMommenften ftnb, unb öiel gewiffer, »eil nur biej[cnigc eingeräumt »erben fönnen, bie ba notlitoenbig ftnb. 3(^ foQ g. 6. ben 93e« griff ber göttlichen aUgegentoart beftimmen. 3(4 erfenne leidet, bag badienige äBefen, Don »elci^em alles anbre ab^&ngt, inbem eS felbft unab«

15 l^&ngig ift, burc!^ feine ®egen»art gmar allen anbern ber 3Belt ben Drt beftimmen »erbe, fic^felberaber feinen Drt unter i^nen, inbem eS als« bann mit gur Belt gel^ören »firbe. ®ott ift alfo eigentlid) an feinem Drte, aber er ift allen 2)ingen gegenm&rtig in allen Drten, »o bie 2)inge ftnb. @ben fo fe^e id) ein, bag, inbem bie auf einanber folgenbe

20 2)inge ber 3Belt unter feiner ®e»alt ftnb, er baburd^ ft4 nid^t felbft einen ßeitpunft in biefer SReil^e beflimme, mitl)in bafe in Slnfe^ung feiner nichts vergangen ober fünftig ift. Sßenn id^ alfo fage: ®ott fte^t baS j^ünftige üorfter, fo Reifet biefeS nic%t fo oiel: ®ott ftel&t baSfenige, »aS in anfe^« ung feiner fünftig ift, fonbern: »aS ge»iffen 3)ingen ber SSBelt fünftig

25 ift, b. i. auf einen Suftanb berfelben folgt. i)ierauS ift ju erfennen, bafe bie ßrfcnntnife beS künftigen, SSergangenen unb ®egcn»drtigen in 8ln« fe^ung ber |)anblung beS göttlichen SSerftanbeS gar nid^t üerfc^ieben fei, fonbern bag er fie alle als »irflid^eS^inge beS Unioerfum erfenne; unb man fann üiel beftimmter unb beutlid^er biefeS SSor^erfe^en fid^ an ®ott üor«

30 fteDen, als an einem S)inge, »eld^eS gu bem ®angen ber SSelt mit gehörte.

Sn allen Stäben bemnad^ , »o nid^t ein Analogen ber Bufaüigteit

angutreffen, fann bie metap^qfifd^e Srfenntnig oon ®ott fel^r gemig fein.

aUein baS Urt^eil über feine freie |)anblungen, über bie SBorfel^ung, über

baS S^erfal^ren feiner ®erec4tigfeit unb ®üte, ba felbft in ben ^Begriffen,

35 bie mir t>on biefen Seftimmungen an unS ^aben, nod^ \>\tl UnentmicfelteS ift, fbnnen in biefer äBifienfd^aft nur eine ®e»i^l^eit burc^ Snndl^erung l^aben, ober eine, bie moralifc^ ift.

%

298 Unterfud^ung Aber bie S)eutlte^feit ber @runbf54e tc

§2.

S)te erjlen®rfinbe ber SRoral finb nad^ il^rer gegenmärtigen Sefd^affenlieit nod^ nid^t aller erforberlid^en @))ibeni fd^ig.

Um biefed beutUd^ gu mad^en, toxVi iäi nur geigen, tote toenig felbft ber erfte Segriff ber 93 erbinb lichte it nodg befannt ift, unb toie entfernt & man alfo ba))on fein mfiffe, in ber praltifd^en SBeltmeiiSl^eit bie gur Qr>u beng nbt^ige 3)eutli(l^leit unb ©id^erl^eit ber ©runbbegriffe unb ©runb^ fd^e gu liefern. 3Ran f oll biefed ober |ened ll^un unb bad anbre laffen; bieS ift bie Formel, unter toelc^er eine iebe äSerbinbUd^feit au^gefprod^en toirb. 9lun brftctt iebeS @ ollen eine Slotl^menbigteit ber ^anblung aM lo unb ift einer gtoiefad^en Sebeutung f&^ig. Sd^ foll n&mlid^ entmeber ettoaS tl|un (als ein SRittel), menn id^ etmad anberd (als tintnQmtd) toin, ober idg foll unmittelbar ettoaS anberd (als einen 3^^^) t^un unb mirflit^ madjen. S)aS erftere lonnte man bie 9lot^menbigfeit ber ^Rittet (necessitatem problematicam), bad gtteite bie Slot^toenbigfeit ber is Qwtdt (necessitatem legalem) nennen. S)ie erjlere SIrt ber ülotl^menbig« feit geigt gar leine SSerbinblid^feit an , f onbern nur bie SSorfc^rift als bie Sluflöfung in einem Problem, meldte 3Riltel bieienige ftnb, bereu idg mid^ bebienen muffe, mie id^ einen getoiffen ßtoedC erreichen tDiD. SSer einem anbern üorfd^reibt, koelc^e .^anblungen er ausüben ober unterlaffen muffe, 20 loenn er feine ©lüdfeligteit beförbern moHte, ber I5nnte mol^l gmar oiel« leicht alle Se^ren ber 9Roral barunter bringen, aber fie ftnb alSbann nid^t mel^r SBerbinblid^Ieiten, fonbern etma fo, toie eS eine SBerbinblic^Ieit märe, gmei j^reugbogen gu mad)en, menn ic^ eine gerabe Sinie in gmei gleid^e 2:^eile gerf&llen mill, b. i. eS ftnb gar ntd^t 93erbinblid^Ieiten, fonbern nur 25 Snmeifungen eines gefd^idten SSerl^altenS, menn man einen S^^^ ^^^ retd^en miQ. S>a nun ber ©ebrauc^ ber SRittel feine anbere 9lotl^menbigs feit I|at, als biejenige, fo bem Qmd^ gufommt, fo ftnb ftf lange aDe ^anb« lungen, bie bie 3Roral unter ber 93ebingung gemiffer Qxotd^ oorfc^reibt, gufäDig unb fönnen feine SSerbinblid^teiten feigen, fo lange fie nid^t einem so an ftd^ not^menbigen Qmd^ untergeorbnet merben. ^d^ foU g. @. bie ge« fammte größte SBoQfommenlieit beförbern, ober ic^ foD bem SBiUen ©otteS gemä^ tianblen; toeld^em auc^ oon biefen beiben @&^en bie gange praf« tifc^e SBeltmeiSl^eit untergeorbnet mürbe, fo mu^ biefer @a^, menn er eine Siegel unb ®runb ber SSerbinblid^feit fein foU, bie |)anblung als unmittel« 35 bar not^menbig unb ntc^t unter ber Sebingung eines gemiffen ßmedCS ge»

4. iSetrad^iung. 299

Ifieten. Unb l^ier ftnben toix, bag eine fold^e unmittelbare oberfte SRegel aller SSerbinblidö^it fc^led^terbing« unertoeiSlic^ fein müjfe. ©enn eS i[t aus feiner 93etra(!^tung eines 3)inged ober Segriff ed, raeldde t^ aud^ fei, ntoglid^ ju erlennen unb ju f(!^Iiegen, toaS man tl^un foHe, menn badj|enige,

6 maS ))oraudgefe^t ift, nic^t einß^ed unb bie^anblung ein 9RitteI ift. 2)iefei5 aber mufe nic^t fein, »eil alöbann feine gormel ber SSerbinb^ lid^feit, fonbern ber problematifc^en ®efc^idlid)feit fein tourbe.

Unb nun fann id^ mit menigem anzeigen, bag, nad^bem iii über biefen ©egenftanb lange naci}gebad^t l^abe, i(^ bin uberi^eugt toorben, ba^

10 bie Siegel: 5!;^ue \>a^ SSoHfornmenfte, mad burt^ bic^ möglich ift, ber erfte formale ®runb aller SSerbinblid^feit ju ^anbeln fei, fo U)ie ber @a^: tlnterlaffe baS, moburc^ bie burc^ bic^ grögtmöglid^e SBoUtommenl^eit oer^ l^inbert mirb, t^ in Slnfe^ung ber ^fiic^t gu unterlaff en ift. Unb gleid)» toie auiS ben er[ten formalen ©runbfd^en unferer Urt^eile oom S93al^ren

15 niddtd fliegt, too nid^t materiale erfte ©rünbe gegeben finb, fo fliegt aOein auö biefen jioei Siegeln be« ®uten feine befonberö beftimmte SSerbinbUcft- feit, mo nic^t unermeiiSlic^e materiale ©runbfd^e ber prattifd^en @rfennt< nig bamit oerbunben ftnb.

3Ran l^at eiS nämlich in unfern Sagen aUererft eingufel^en angefangen:

20 bag bad SSermogen, bad SBal^re DorjufteUen, bie Srfenntnig, ba^ienige aber, baS ®ute ju empfinben, ba^ ©efü^l fei, unb bag beibe ja nic^t mit einanber mä^en oertoed^felt merben. ©leid^mie ed nun ungerglieber« lid^e ^Begriffe bed 3BaI|ren, b. t. beiSj|enigen, toaS in ben ©egenft&nben ber Srfenntnig, für ftd^, betrad^tet angetroffen mirb, giebt, alfo giebt e$ auc^

25 ein unauflöSlid)ed ©efu^l beiS ©uten (biefed mirb niemals in einem S)inge f(^led^tt)in, fonbern immer bejiel^ungSmeife auf ein empfinbenbeS SBefen angetroffen). &8 ift ein ©efc^äfte beS SSerftanbeS, ben gufammengefe^ten unb oermorrenen Segriff bed ©uten aufjulofen unb beutlid^ ju mad^en, tnbem er jeigt, mie er aus einfa(!^ern (Smpfinbungen beS ©uten entfpringe.

30 SUDein ift biefeS einmal einfad^, fo ift baS Urt^eil: bteieS ifl gut, oollig unermeiSlid^ unb eine unmittelbare 3Birfung oon bem Semugtfein beS ©efül^lS ber Suft mit ber Sorftellung beS ©egenftanbeS. Unb ba in unS ganj ftd^er oiele einfache @mpftnbungen beS ©uten aujutreffen finb, fo giebt es Diele berglei(!^en unauflöi^ic^e SorfteUungen. 2)emnad^ menn

35 eine |)anblung unmittelbar als gut oorgefteUt mirb, ol^ne bag fte auf eine üerftecfte Slrt ein gemijfcS anbre ©ut, meld^es burd^ S^^öli^^^rung barin fann erfannt merben, unb marum fte ooQfommen ^eigt, entl^alt, fo ift bie

300 Untetfud^ung üBer bie 2)eutn^feit ber @runbfäj)e ic.

9tot^tDenbigIeit biefer ^anblung ein unemeislid^er materialer ©runbfa^ ber aSerblnblicftfett. Q. 6. Siebe ben, ber bidi liebt, i[t ein ^)raftif d&er Sa|, ber i^tDar unter ber oberjlen formalen unb beial^enben 9tegel ber SSerbinb« UijUxt {te^t, aber unmittelbar. S>enn ba ed ni^t meiter burd^ Qtxglixtbt' rung lann gezeigt merben, toarum eine befonbere SBoDfommenl^eit in ber s ©egenliebe ftetfe, fo »irb biefe SRegel nicftt praftifd^, b. i. öermittelft ber Surüdful^rung auf bie Slotl^menbigteit einer anbern Dollfommenen ^anb^ lung, beu)iefen, fonbern unter ber allgemeinen 9tegel guter ^anblungen unmittelbar fubfumirt. SSielleid^t bag mein angejeigted SSeifpiel nid^t beutlid^ unb überjeugenb genug bie @a(^e bartl^ut; aQein bie ©darauf en lo einer Slblianblung , mie bie gegenwärtige ift, bie ic^ Dielleid^t fd^on über« fc^ritten l^abe, erlauben mir ni(!^t bieienige ä^oDjl&nbigleit, bie id^ tDO^I kofinfd^te. @S ift eine unmittelbare ^äglic^teit in ber ^anblung, bie bem SßiDen bei^ienigen, Don bem unfer S>aiein unb aDeiS ®ute ^erlommt, miber« ftreitet. ©iefe ^dfelic^feit ift Rar, »enn gleich nic^t auf bie SRad&t^eile 15 gefeben mirb, bie ald folgen ein fold^ed SSerfa^ren begleiten Ibnnen. £)a« I|er ber @a^ : t^ue bad, XDa& bem äBiQen ©otted gemdg ift, ein materialer ©runbfa^ ber 9Roral wirb, ber gleid^mol^l formaliter unter ber fd^on er< mahnten obersten unb allgemeinen f^ormel, aber unmittelbar ftel^t. 3Ran mu^ eben fomo^l in ber praftifd^en Sßeltmeidl^eit, mie in ber t^eoretifc^en 20 nidbt fo leidbt etn)ad für unermeiSlidb l^alten, toaS ed nid^t ift. ©leic^tDol^l fonnen biefe ©runbfä^e nid^t entbehrt toerben, welche atö $o[tulata bie ©runblagen gu ben übrigen prattifd^en @ä^en entl^alten. ^utdbef on unb anbere I|aben unter bem ^iamen be$ moralifd^en ®efü]^ld l^ieDon einen Anfang gu fc^önen Semertungen geliefert. 26

|)ieraud ift gu erfe^en, bag, ob ed gmar moglidg fein mug, in ben erften ®rünben ber @ittli(^Ieit ben größten ®rab pbilofopl^ifct)er Soibeng gu errei(I)en, gleicftmo^l bie oberften ©rnnbbegrtffe ber SBerbinblid^felt allerer jt pdjerer beftimmt »erben müf[en, in Slnf el)ung beffen ber 3Dlangel ber praftifc^en S93eltmei$]^ett nod^ größer aU ber fpeculatit>en ift, inbem so noc^ allererft audgemad^t koerben mug, ob lebiglic^ ia& Srfenntni^Der« mögen ober baS ®ef ül^l (ber erfte, innere ®runb bed SBege^rungdDermögenS) bie erfte ®runbf&^e bagu entfc^eibe.

!«a^fd^rift. 301

Sftad^fd^rift.

S>iefed jtnb bie ©ebanfen, bie iii bem Urtl^eile ber itönigl. äfabemie bcr SBijfcnfd^aftcn flbcrlicfcre. 3^ getraue midö gu l^offen, bafe bie (ärünbe, ttelc^e vorgetragen toorben , gur perlangten Sluftldrung bed Dbiectd r>on einiger SSebeutung feien. SBad bie Sorgfalt, Slbgemeffenl^eit unb 3ierlic^> feit ber 9ludful|rung anlangt, fo l^abe ic^ lieber etmad in 9n{el|ung ber« felben oerabfdumen moUen; ald mid^ babur(!^ l^inbern gu laffen, j^e gur ge« porigen S^it ber $räfung gu übergeben, oorneI|mIic^ ba biefer 3!Rangel auf ben ^aQ ber gün[tigen Sufnal^me leid^tlic^ (ann ergdngt loerben.

Jt. Jmmanttel ^autd

'ilac^ric^t

oon ber

c;9inri(§fung feiner 'gJorfefutigen

in bem Sßinterl^albenial^re öon 1766—1766.

8lDe Untcmcifung ber 3uflenb l)at tiefe« Sefc^merlit^e an ft(ft, bag man genot^igt ift, mit ber @in{t(!^t ben Salären Dorjuetlen, unb, o^ne bie SReife be« SScrftanbe« ab/iu»arten, folcftc ©rfenntniffe crt^cilcn foll, bte nad^ ber natürlichen Orbnung nur ))on einer geübteren unb t^erfud^ten

5 SSernunft fönntcn begriffen »erben. 5)a^er entfpringen bie etoige S8or« urt^eile ber @d^ulen, mel(!^e ^artn&did^ter unb öfter« abgefd^macfter ftnb als bie gemeinen, unb bie frü^fluge ©efc^mä^igleit iünger S)enler, bie blinber ift aU irgenb ein anberer @igenbunfel unb unl^eilbarer ald bie UniDiffen^eit. ©leid^mol^I ift biefe SSefd^tDerlic^Ieit nit^t gänjlid^ ju üer«

10 metben, meil in bem ßeitalter einer fe^r au«gefcl()müdten b&rgerli(!^en SSerfaffung bie feinere @injt(^ten ju ben SRitteln bed i^ortlommen« ge« Igoren unb SBebürf niff e tterben , bie i^rer 3latur nac^ eigentlich nur jur ßierbe bed Sebend unb glei(!^fam jum @ntbel^rU(l^s@(!^5nen beweiben ge« jäl^lt merben foHten. 3nbeffen ift moglid^ ben öffentlichen ttnterrid^t

15 aud^ in biefem Städte nad^ ber ^iatur me^r gu bequemen, voo nid^t mit i^r g&nglid^ einftimmig ju mad^en. ^enn ba ber natürlid^e f^ortfc^ritt ber mcnfd^lid^en ßrfenntnife biefer ift, bafe ftc^ juerft ber SSerftanb au3» bilbet, inbem er burd^ @rfa]^rung ju anfd^auenben Urtl^eilen unb burd^ biefe gu Segriffen gelangt, bafe barauf blcfe Segriffe in SSerl^dltnife mit

20 il|ren ©runben unb g^olgen burc^ Vernunft unb enblic^ in einem tooffh georbneten ©anjen ))ermittelft ber SBiffenfd^aft erlannt toerben, fo toirb bie UnterkDeifung eben benfelben SBeg ju nel^men I|aben. 93on einem Sel&rer wirb alfo erwartet, bafe er an feinem Sul^örer erftlid^ ben Der« ftanbigen, bann ben Dernänftigen SRann unb enblic^ ben ©elel^r^

26 ten bilbe. Sin fold^e« SSerfal^ren l^at ben SSortl^eil, ba^, toenn ber Sel^r« ling gleid^ niemals ju ber legten @tufe gelangen foQte, »ie ed gemeinig«

ttanVi e^l^riften. 9S«rfe. H. 20

306 9laä)xi^i Don bei (Sinri^tung feiner S^orlefungen

Ud^ gefd^iel^t, er bennod^ burd^ bte UntertDeifung geteonnen ^at unb, too nid^t für bte @d^ule, bod) ffir ba$ Seben gefibter unb flflger gemorben.

Sßenn man bief e 3Ret^obe umfe^rt , f o erf d^nappt ber @d^uler eine Srt ))on SBernunft, el^e no(^ ber SSerftanb an i^m auSgebilbet mürbe, unb trägt erborgte SBiff enf c^aft , bte an il|m gletc^fam nur geflebt unb nt(^t s gemad^fen ift, mobei feine ©emfitl^dfälitgteit nod^ fo unfruchtbar tote fe« matöi aber jugleid^ burd^ ben SBal^n üon SSeidl^eit Diel üerberbter ge> tDorben ift. 3)iefe$ ift bie Urfadge, tvedmegen man nic^t feiten ©ele^rte (etgentlid^ Stubirte) antrifft, bie loenig Ser{tanb geigen, unb marum bie Sfabemien mel|r abgefdjmadte j^opfe in bie SSelt fd^tden a\& trgenb ein lo anberer @tanb be$ gemeinen SßefenS.

S)ie Siegel bed SSer^altend alfo ift biefe: guDörberjt ben SSerftanb ju geitigen unb feinen SSad^dt^um gu bef d^Ieunigen , inbem man tl^n in 6r« fa^rungdurt^eilen übt unb auf badienige aci}tfam maci}t, maiS ilim bte Der« gli(i)ene @mpfinbungen feiner Sinne lehren fönnen. SSon biefen Urt^eilen 15 ober 93egriffen foD er gu ben pl^eren unb entlegnem feinen fül^nen @(^toung unternel^men, fonbern bal^in burd) ben natürlid^en unb geb&^n« ten SuMteig ber niebrigern 93egriffe gelangen, bie il^n aQgemad^ meiter führen; aDe^ aber berjenigen SSerftanbedf&l^igteit gem&g, toeld^e bie oor« Iierge^enbe Übung in il|m not^menbig l^at l^eroorbringen muffen, unb 20 ni(^t nad^ berienigen, bie ber Seigrer an ftc^ felb{t toa^rnimmt, ober toal^r' gune^men glaubt, unb bie er au(^ bei feinem ßuliorer f&lfc^Iid^ DorauS« fe^t. ilurg, er foQ m(!^t gebauten, fonbern beulen lernen; man foQ il^n TiiSjt tragen, fonbern leiten, loenn man min, bag er in Sulunft oon ftd^ felbft gu gelten gefd^idCt fein foE. S5

Sine fold&c ge^rart erforbcrt bie ber SBeltioeiöl^eit eigene SHatur. 35a biefe aber eigentlid^ nur eine Sefd^äftigung für bad 3RannedaIter iß, fo ift fein SBunber , bafe jtc^ ©c^ioierigf eiten l^eroortl^un , loenn man fte ber ungeübteren Sugenbfd^igfeit bequemen mitt. SDer ben Sd^uluntertoeifun* gen entlaffene Jüngling mar gemo^nt gu lernen. 9tunme^r benft er, er so merbe$]^iIofopI|ie lernen, melc^ed aber unmöglid^ ift, benn er foQ jefet pl^ilofopl&iren lernen. Sd^ mitt mld^ beutlid^er erflfiren. alle SBiffenfd&aften , bie man im eigentlichen SBerftanbe lernen fann, laffen ftc^ auf gmei ©attungen bringen: bie ^iftorifd^e unb matl^ematifd^e. Bn ben erftern gel|5ren auger ber eigentlid^en ®efd^ic!^te auc^ bie Statur« u befd^reibung, @prad^funbe, bad pofttioe Stecht k. k. S>a nun in allem, mad ^iftorifd^ ift, eigene (grfalirung ober frembe« S^ugnife, in bem aber.

in bem ffimter^olbeniol^re bon 1765—1766. 307

kOQd mat^ematifd^ if), bie 8lugenf(!^einli(l^lett ber Segriffe unb bie Unfel^l« barfeit ber S)emonftration etmaS audma(!^eR, tvad in ber S^l^at gegeben unb mithin Dorrat^ig unb gleid^fam nur aufjunelimen ift: fo ift eS in beiben ntdglid^ gu lernen, b. i. entmeber in bad ©ebdd^tni^, ober ben 93er«

5 ftanb badjenige einjubrfideU; \oa& alij eine fd^on fertige S)ifciplin und vorgelegt toerben lann. Um alfo aud^ $]^iIofop]^ie 3u lernen, mägte aller« erjl eine mirllic^ üorl^anben fein. 3ßan mü^te ein 93u(^ ))orieigen unb fagen lonnen: feilet, I|ier ift äBeidl^eit unb juDerl&fj^ge Sinj^d^t; lernet eS öerfle^en unb f äffen, bauet fünftigl^in barauf, fo feib i^r ^^Uofopl)en.

10 33id man mir nun ein fol(!^ed 93ud^ ber SSeltmeidiieit jeigen mirb, loorauf x6i mx6i berufen lann, toie etioa auf ben ^ol^b, um einen Umflanb ber ©eft^id^te, ober auf ben @ullibed, um einen @a^ ber ©rögenlel^re ju erläutern: fo erlaube man mir gu fagen: bag man bedßutrauenS beS ge« meinen Sßefend migbraud^e, wenn man, anflatt bie SSerftanbedfdl^igteit

15 ber anocrtrauten Sugenb ju erweitern unb fte gur fftnftig reifern eigenen ßinpc^t audgubilben, fie mit einer bem SSorgeben nad^ f(^on fertigen Sßelt« koeid^eit ]^intergel|t, bie i^nen gu gute oon anbern audgebad^t to&re, toor« auig ein SBIenbmerf oou SBtffenfd^aft entfprtngt, bad nur an einem gemif[en Drte unb unter gemiffen geuten für dd^teSRunge gilt, adermdrtd fonft

90 aber t)enufen ift. S>ie eigent^ämlic^e SRet^obe bed Unterrichts in ber SBeltroet«l)eit ift getctifc^, mie pc einige aite nannten (oon C^xsiv), b. i. forf(^enb, unb mirb nur bei f(!^on geübterer SBernunft in oerfd^iebenen @täcten bogmatifd^, b.i. entfdgieben. Slud^ foK ber p^ofopl^ifd^e SSerfaffer, ben man etwa bei ber Untermeifung gum ®runbe legt, nic^t

95 tt)ie bad Urbilb beS Urtl^eitö, fonbern nur ald eine SSeranlaffung felbft über i^n, ja fogar toiber il^n gu urtl^eilen angefe^en toerben, unb bie 3Re» tl^obe felbft nad^gubenfen unb gu f (fliegen ift ed, beren $ertigleit ber Se^rling eigentlich fuc^t, bie i^m aud^ nur allein nfi^lid^ fein fann, unb toooon bie etma gugleid^ erkoorbene entfc^tebene 6in|id^ten als gufdDige

so Solgen angefelien toerben muffen, gu beren reichem Überfluffe er nur bie frud^tbare 93urgel in ftd^ gu pflangen l^at.

SSergleic^t man l^temit baS buDon fo fe^r abmeid^enbe gemeine ä^er« fal^ren, fo Id^t ftd^ ))erfd^iebened begreifen, toaS fonft befremblid^ in bie äugen fdnt. 9i\& g. 6. toarum ed leine Srt ©elel^rfamteit oom ^anbmerfe

35 giebt, barin fo t)iele SReifter angetroffen »erben ald in ber ^^ilofopl^ie, unb, ba Diele oon benen, toeld^e ©efd^ic^te, Sted^tdgelal^rt^eit, SRatl^ematil u. b. m. gelernt ^aben, ftd^ felbft befd^eiben, bag fte glei^iool^l nod^ nid^t

20»

308 ^a^xxö^i Don ber (Sinrti^tung feiner Qotlefungen

gnug gelernt l^atten, um fold^e toieberum ju leieren: loarum anbererfeitä feiten einer ift, ber ftd^ nid^t in aQem Srnfte einbilben foUte, bag auger feiner übrigen Sefd^dftigung eis i^m gong mögUd^ iD&re etma Sogt!, SRoral u. b. g. üorjutragen , loenn er pd^ mit fold^en j^leinigteiten bemengen »oDte. S)ie Urfad^e tft, toeil in fenen 38tffenf(^aften ein gemeinfc^aftlid^er & Wagftab ba ift, in btefer aber ein feber feinen eigenen ^at. Stitgleic^en mirb man beutlic^ einfel^en, bag eis ber ^l^ilofop^ie fel^r unnatürlich fei eine Srobfunft gu fein, inbem eiS il^rer »efentli^en Sefc^affenl^eit miber« ftreitet, ftd^ bem SSal^ne ber Stad^frage unb bem ®efe^e ber 9Robe ju be^ quemen, unb ba% nur bie 9lot^burft, beren ©emalt nod^ über bie $^i[o« lo fopl^ie ift, fie nöt^igen tann, ftd^ in bie grorm beS gemeinen SeifallS gu fd^miegen.

S)ieientge SSiffenfd^aften, meiere id^ in bem {e^t angefangenen l^alben Sfci^re burd^ ^riüatüorlefungen üorgutragen unb töQig abgul^anbeln ge» benfe, flnb folgenbe: 15

1. Wlttap^tf^t. Sd^ l^abe in einer turjen unb eilfertig abgefaßten Sd^rift*) gu geigen gefud^t: bafe biefe SBiffenfd^aft unerad^tet ber grofeen Semü^ungen ber ©elel^rten um beSmiQen noc^ fo unooDIommen unb un« ftd^er fei, toeil man bad eigent^ümlid^e SSerfal^ren berfelben Dertannt l^at, inbem es nid^t f^nt^etifd^, mie bad Don ber SRatl^ematil, fonbern ana« so l^tifdö ift. SJiefem gufolge ift ba« ginfad^e unb aUgemeinfte in ber ©röfeenle^re aud^ baö 2cid)tcfte, in ber ^auptttiffenfd&aft aber ba§ ©d^mcrfte, in Jener muß feiner Slatur nacft guerft, in bicfer gule^t üor* fommcn. 3" l^ner fängt man bie 2)octrin mit ben Definitionen an, in biefer enbigt man jtc mit benfelbcn unb fo in anbern ©lüden mel^r. Sc§ 25 l^abe feit geraumer 3^it nad^ biefem @ntmurfe gearbeitet, unb inbem mir ein jeglicher Sd^ritt auf biefem SBege bie Quellen ber Srrtl^ümer unb ba« 9itd^tmag be« Urtl^eil« entbcdCt l^at, »obur^ feeingig unb allein üer- mieben »erben Wnnen, menn iemalS möglid^ ift Pc gu üermeiben, fo l^offe idö in furgem baöjenige üoUftäubig barlegen gu lönnen, ma« mir gur so ®runblcgung meine« SSortrage« in ber genannten SBiffcnfdf)aft bienen fann. SBi« bal^in aber fann i(^ fe^r mol^l burc^ eine Heine Siegung ben SBerfaffer, beffen gefebuc^ ic^ üorne^mlid^ um be« SReid^t^um« unb ber ^rdclfton feiner gc^rart »iUen gcioa^lt ^abe, ben 21. ®. Saumgarten, in

•) 5)ic 3wcite öon ben ?lb^anbtunöen, welche bie ^. «. b. So. in öerlin 35 bei (Gelegenheit be« g^reife« auf ba« 3a^r 1763 ^eraudgegeben ^at.

in bm Sinterl^albeniQl^re Don 1765—1766. 309

benfelfien SBeg lenfen. Sd^ fange bemnad^ nad^ einer Ileinen (Stnieitung üon ber empirifd^en ^f^d^ologie an, tteldie eigentlid^ bie meta^^^ftfd^e @rfa]^rung8n){ffenf(l^aft Dom 9Renfd^en ift; benn loaS ben 9(uiSbrud ber @ee[e betrifft, fo ift ed in biefer Slbtl^eilung nod^ nid^t erlaubt gu bel^aup« 5 ten, bag er eine l^abe. S)ie gleite Slbil^eilung, bie üon ber lörperlid^en 9latur überl^aupt l^anbeln foD, entlel^ne id^ auis ben $au:ptftü(Ien ber J^oSmoIogie, baüon ber Materie gel^anbelt »irb, bieid^ fiIeid^tt)o]^I burd^ einige fd^riftlid^e Svi\&iit üoflftdnbig mad^en toerbe. 3)a nun in ber erfteren 3Bif[enfd^aft (gu toeld^er um ber Analogie toillen aud^ bie empi«

10 rifd^c Soologic, b. i. bie Betrachtung ber ai^lere, l^ingugeffigt toirb) alle« Seben, iDaiS in unfere @tnne fäQt, in ber gtoeiten aber alleis Seblofe überl^aupt ermogen toorben, unb ba aQe 2)inge ber äSelt unter biefe gmei @laf[en gebraut toerben tdnnen: fo f errette ic^ gu ber Dntologie, n&mltd^ gur äBiffenfc^aft Don ben aUgemeinem @igenfc^aften aller S)tnge, beren

15 @d^Iug ben Untcrfd^ieb ber geiftigen unb materiellen Sßefen, im« gleid^en beiber SSerfnüpfung ober Trennung unb alfo bie rationale $fqd^ologie entl^dlt. <&ier l^abe id^ nunmel^r ben großen SSortl^eil, nid^t aUetn ben ft^on geübten ßul^örer in bie fd^merfte unter allen pl^ilofopl^i« fd^en ttnterfud^ungen gu ful^ren, fonbern aud^, inbem id^ ba^ Slbftracte bei

20 ieglic^er Setrad^tung in bemjenigen Concreto eriodge, toeld^eiS mir bie oor^ergegangene S)ifct^linen an bie $anb geben, alles in bie größte S)eut« lid^Ieit gu fteEen, ol^ne mir felbft Dorgugreifen, b. i. etkoais gur @rlduterung anful^ren gu bfirfen, toaS allererft ffinftig oorlommen foD, toeld^eS ber ge« meine unb unDermeiblid^e ^el^ler be8 f^ntl^etifd^en 93ortrageiS ift. Bule^t

95 lommt bie Setrad^tung ber Urfac^e aller 3)inge, baS ift bie S93if[en{c^aft oon (Sott unb ber SSelt. ^6) lann nid^t uml^in nod^ eines SSortl^eilS gu gebenfen, ber gioar nur auf guf&Kigen Urfad^en berul^t, aber gleid^tt)o][|l nid^t gring gu fd^d^en ift, unb ben id^ auS biefer äßet^obe gu giel^en ge« benle. Sebermann toei^, loie eifrig ber Slnfang ber SoEegien Don ber

30 muntern unb unbeftdnbigen Sugenb gemad^t loirb , unb tote barauf bie «^irfdle allmd^lig ettoaS gerdumiger toerben. @e^e id^ nun, bag baS« ienige, mai nid^t gefd^el^en foll, gleid^tool^l alles (SrinnernS ungead^tet tünftig nod^ immer ge{d^e][|en rnirb: fo bel^dlt bie gebuchte Sel^rart eine xf)x eigene Slu^barleit. S)enn ber Qn^x^x, beff en Sifer aud^ felbft f d^on gegen

35 ba& 6nbe ber empirifd^en ^f^d^ologie auSgebunftet »dre (meld^eS bod^ bei einer folgen 8lrt bes SSerfal^renS laum gu Dermutl^en ift), loärbe gleid^» iDol^l etioas ge]§5rt ^aben, tooS iffvx bnx^ feine Seid^tigleit fa|lid^, burd^

310 Sta^nd^i Don ber Ciitri<!^tung feiner S^otlefungen

baä Sntereffante annel^mlic^ unb burc^ bie l^duftge %6Sit ber anioetibung im £eben braud^bar lofire; ba im (Segentl^eil, toenn bie Dntologie, eine fc^tter ju faffenbe SBif[enf(!^aft, il^n Don ber t^ortfe^ung abgef^redt l^&tte, baä, toad er etoa m5d^ie begriffen l^aben, il^m gu gar nid^tö meiter^in nu^en fann. 9

2. Softtt. fßon btefer aSiffenfc^aft finb eigentlid^ gioei ©attungen. ©ic Don ber erjien ift eine Äritil unb 5Bqrfcl^ri[t beö gefunbcn Ser« ftanbed, fo loie berfelbe einerfeitö an bie grobe Segriffe unb bie Un« miffen^eit, anbererfeitö aber an bie SBiffenfdbaft unb ©elel^rfamfett an^ grenjt. S)ie £ogi{ Don biefer SIrt ift eis, »eld^e man im anfange ber afa« 10 bemifd^en Untertseifung aller ^^ilofop^ie Doranfd)iden foll, gleid^fam bie Ouarantaine (mofem eS mir erlaubt ift mid^ alfo auSjubrfiden), meldte ber Sel^rling Italien mug, ber auis bem £anbe beS SSorurt^eitö unb beS 3rrt^um8 in bais ©ebiet ber aufgefl&rteren Sernunft unb ber SSiffen* fd^aften übergel^en xoxü. £)ie jmeite ®attung üon Sogt! ift bie JCritit unb u äSorfd^rift ber eigentlichen ©elel^rfamleit unb lann niemdid anberä ald nad^ ben SBiffenf haften, beren Organon fte fein foK, abgel^anbelt toerben, bamit bad SSerfal^ren regelmäßiger toerbe, meld^eiS man bei ber Ausübung gebrandet l^at, unb bie 9latur ber 3)ifciplin gufammt ben 9Rit» teln xf)xtx SSerbefferung eingefel^en »erbe, auf fold^e Seife füge i(^ ju so @nbe ber 3Retapl^9ft{ eine Setrad^tung über bie eigentl^ümlid^e SRet^obe berfelben bei, als ein Drganon biefer SBiffenfd^aft, loeld^eS im anfange berfelben nid^t an feiner regten Stelle fein »ürbe, inbem tS unmoglid^ ift bie Siegeln beutlid^ gu mad^en, menn noc^ {eine Seifpiele bei ber ^anb finb , an loeld^en man fie in concreto jeigen {ann. S>tx Seigrer muß frei« ao lidb bad Drganon Dörfer inne l^aben, el^e er bie äBiffenfd^aft oortr&gt, ba* mit er ftd^ felbft barnad^ rid^te, aber bem ßul^irer muß er eS niemals an« beris ald gule^t Dortragen. S)ie j(riti{ unb äSorfd^rift ber gefammten SSelt« loeiSl^eit ald eined ©angen, biefe Dollftdnbige £ogi{, lann alfo il^ren $la^ bei ber Unterkoeifung nur am @nbe ber gefammten ^l^ilofop^ie l^aben, so ba bie fc^on ermorbene JCenntniffe berfelben unb bie ®efd^id^te ber menfd^« Ud^en 3Reinungen eS eingig unb allein möglid^ mad^en, Setrad^tungen über ben Urfprung il^rer ßinftd^ten foiool^l, als i^rer ^^rtl^ümer angu« fteQen unb ben genauen ©runbriß gu entwerfen, nad^ »eld^em ein fold^eS ©ebdube ber S3ernunft bauerl^aft unb regelmäßig foü aufgefül^rt loerben. 35

3d^ totxbt bie Sogil Don ber erften Srt Dortragen unb gtoar nad^ bem ^anbbud^e be« ^rn. $rof. SReier , toeil biefer bie ®rengen ber icfct ge*

in bm Shtter^albeniol^re Don 1765—1766. 311

badeten abftd^ten »ol^I üor Slugen l^at unb gugleidg Slnlag gtebt, neben ber ßultur ber feineren unb gelcl&rten SBernunft bte Silbung be» gmar ge«» meinen, ober tJ^fitigcn unb gefunben SSerftanbeS ju begreifen, jene für bad betrad^tenbe, biefe für bad tl^&tige unb bürgerltd^e Seben. SSobei gu«

5 glei^ bte fel^r nol^e Serttanbtfc^aft ber SRaterien 9(nlag giebt, bei ber j(rittt berSernunfi einige Slide auf bte jeritil beiS ©efc^madiS, b. i. bie äji]^eti{, gu toerfen, baüon bie Siegeln ber einen ieberjeit bogu btenen, bte ber anbem gu erläutern , unb il^re Slbfted^ung ein 9Rtttel ift, beibe beffer gu begreifen.

10 3. mifit S)ie utoralifc^e Siütxotig^üt .^at biefed befonbere Sd^id« fal, bag fte nod^ el^er mie bie SRetapl^Qjtl ben @d^ein ber SBiffenfd^aft unb einigciS Snfel^en Don ©r&nblic^feit annimmt, loenn gleid^ leine Don beiben bei i^r angutreffen ift; moDon bie Urfad^e barin liegt: ba^ bie Unterfd^ei« bung bed ®uten unb 93öfen in ben ^anblungen unb baS Urtl^eil über bie

u ftttlic^e 9te(^tmfi^igleit gerabe gu unb ol^ne ben Umfd^ioeif ber ä3emeife oon bem menfd^lid^en bergen burc^ badjenige, toaS man @entiment nennt, leidet unb rid^tig erlannt merben lann; bal^er, toeil bie Srage meieren« tl^eilis fd^on Dor ben SSernunftgrftnben entfd^ieben ift, toeld^ed in ber SReta« pl^Qftl ftd^ nid^t fo üerl^ält, fein SSunber \% bag man fid^ ni4)t fonberlid^

so fd^ttierig begeigt, ©rfinbe, bie nur einigen @d^ein ber 3:äd^tigleit l^aben, als iauglid^ burd^ge^en gu laffen. Um bedkoiUen ift nid^td gemeiner, atö ber Sitel eines SRoralp^ilofopl^en unb nid^td feltener, atö einen fold^en Flamen gu Derbienen.

3d& loerbe fär )e^t bie allgemeine praltif d^e 3Beltn)eiiS][|eit unb

26 bie SEugenblel^re, beibe nad^Saumgarten, Dortragen. S)ie S3erfud^e bed ©l^afteSburQ, ^utd^efon unb <^ume, toeld^e, obgioar unDoUenbet unb mangell^aft, gleid^tool^l nod^ am iveiteften in ber Sluffud^ung ber erften ®rünbe aller @ittlid^Ieit gelangt ftnb, loerben bieienige ^rdcifton unb Srgdngung erl^alten, bie il^nen mangelt; unb inbem id^ in ber Sugenb«

so leiere febergeit badjenige l^iftorifd^ unb p^ilofopl^ifd^ ermdge, »ad ge« fd^iel^t, el^e id^ angeige, loaS gefd^el^en foll, fo toerbe id^ bte SRetl^obe beutltd^ mad^en, nad^ toeld^er man ben SRenfd^en ftubiren mu^, nid^t aUein benienigen, ber burd^ bie Der&nberlid^e ©eftalt, meldte il^m fein gu<i f&niger Suftanb einbrfictt, entfteOt unb als ein fold^er felbjt Don ^J^ilo^»

85 fop][|en faft iebergeit Derlannt »orben; fonbern bie Statur bed SRenf^en, bie immer bleibt, unb bereu eigentl^fimlid^e @teEe in ber @d^bpfung, ba« mit man koiffe, loeld^e SSoQIommenl^eit il^m im @tanbe ber rollen unb

312 fta^ti^i Don ber ffinn<!^tttng fetner S^otlefungen

loelc^e im @tanbe ber toeifen Sinfolt angemeffen fei, toaS bagegen bie äSorfd^rift feineiS fßtxlialknS fei, loenn er, inbem er aM beiberlei (Strengen l^erauSgel^t, bie l^öd^fte @tufe ber pl^^ftfc^en ober tnoralifc^en SSortrefflid^' feit gu berül^ren trad)tet, aber Don beiben mel^r ober loeniger abtoeid^t. S)tefe SRetl^obe ber fittlid^en Unterfud^ung ift eine fd^ine Sntbedtung um & ferer ßeiten unb ift, loenn man fte in il^rem Dilligen $Iane enodgt, ben Sitten gdn;(lid[) unbelannt geioefen.

4. ^lf\f^ifyt (Stügtapffit^ ate id^ gleid^ ju SInfange meiner afa« bemifd^en Untertoeifung erfannte, bag eine gro^e SBernad^Idffigung ber fhibirenben Sugenb üomel^mlidö barin bejiel&e, bafe fte frül&e Dernünf«« ^o teln lernt, ol^ne gnugfame l^iftorifd^e JCenntniffe, »eld^e bie Stette ber (Srfal^renl^eit vertreten I5nnen, p befi^en: fo jagte i4 ben Snfc^Iag, bie ^iftorie üon bem ie^igen 3uftanbe ber (Srbe ober bie ®eograp]^ie im »eiteften Serftanbe gu einem angenel^men unb leisten Inbegriff bed> ienigen gu ma^en, load fie gu einer praftifd^en SSernunft vorbereiten unb is bienen tinnte, bie £uft rege gu mad^en, bie barin angefangene j(enntnif[e immer mel^r audgubretten. 3d^ nannte eine fold^e S)ifciplin oon bem« jenigen 31^eile, morauf bamaliS mein Dornel^mfteiS Sugenmerl gerid^tet mar: pl^Qfifd^e ©eograpl^ie. @ettbem l^abe t(^ biefen @ntn)urf aQmdl^lig erweitert, unb j[e^t gebenle iät, inbem id^ biefenige Sbtl^eilung me^r gu« 20 fammengiel^e, loeld^e auf bie pl^^ftfd^e SRerhoürbigleiten ber (Srbe gel^t, ßeit gu geioinnen, um ben SBortrag fiber bie anbern Sl^eile berfelben, bie nod^ gemeinnü^iger finb, loeiter auiSgubreiten. S)iefe £)ifci))Iin loirb alfo eine pl^Qfif d^e, moralifd^e unb politif ^e ©eograpl^ie fein, loorin gu« erft bie SRerltoürbigleiten ber 9latur burd^ il^re brei äieid^e angegeigt 25 werben, aber mit ber SuiSioal^l ber|enigen unter ungdl^Iig anbern, loeld^e fid^ burd^ ben Steig il^rer ©eUenl^eit, ober aud^ burd^ ben @tnflug, toeld^en fte Dermtttelft beS ^anbeld unb ber ©eioerbe auf bie Staaten ^aben, oor« nel^mltd^ ber aDgemeinen BiPegierbe barbieten. 3)iefer Sl^eil, loeld^er gugletd^ bais natürttd^e SSerl^dltnig aller Sauber unb 3ßeere unb ben so ®runb il^rer SSerlnilpfung entl^dtt, ift bad eigentlid^e fSfunbament aUer ©efd^id^te, ol^ne loeld^eS fte oon SRdrddenergdl^lungen toenig unterfd^ieben ift. S)ie gioette Sbtl^eilung betrad^tet ben 3ßenfd^en nad^ ber SRannig« faltigteit feiner naturlid^en (Stgenfd^aften unb bem Unterfd^iebe bedienigen, loaS an il^m moralifd^ ift, auf ber gangen 6rbe; eine fel^r loid^tige unb 35 eben fo reigenbe SBetrad^tung, ol^ne loeld^e man fi^merlid^ allgemeine Ur« tl^eile Dom ÜRenfd^en fdtten {ann, unb n)o bie unter einanber unb mit bem

in bem SBmterl^albenial^re t)on 1765—1766. 313

moralifd^en ßuftanbe dlterer ßeiten gefd^el^ene SSergleid^ung und eine groge kaxit bed menfd^Iic^en ©efd^Ied^tö oor Sagen legt. Sule^t »irb ba^ienige, toaiS allS eine $oIge aulS ber äSed^felmirfung beiber üorl^er er« gdl^Uen jträfte angefe^en »erben fann, namlic!^ ber ßuftanb ber Staaten

5 unb SSölferfd^aften auf ber 6rbe, ertoogen, ntd^t fotto^l U)ie er auf ben ju» fälligen ttrfad^en ber Unternehmung unb beiS Sd^idfaled einzelner 9Ren« fd^en atö ettoa ber SRegierungdfoIge, ben Eroberungen unb StaatiSrdnfen berul^t, fonbern in SSer^dltnig auf bad« toad beftdnbiger ift unb ben ent« fernten ©runb Don fenen entl^dlt, ndmli^ bie Sage i^rer Sdnber, bie $ro«

10 bucte, @itten, ©ettetbe, ^anblung unb SeDöIferung. @elbft bieSSer» jüngung, toenn id^ eS fo nennen foll, einer SBiffenfd^aft Don fo tteitldufti^ gen S(udftd)ten nad^ einem Heineren SRagftabe l^at i^ren großen 9lu^en, inbem baburc!^ allein bie Sinl^eit ber (Srtenntnig, ol^ne meiere aUed Sßiffen nur Studmert ijt, erlangt mirb. 3)arf id^ nid^t aud^ in einem gefeUigen

15 Sal^rl^unberte, allS bad je^ige ift, ben SSorrat^, ben eine groge äßannig» faltigfeit angenel^mer unb belel^renber j^enntniffe Don leidster ^aglid^Ieit jum Unterl^alt bed UmgangeiS barbietet, unter ben 9lu^en ted^nen, meldten öor Slugen 3U l^aben, für bie SBiffenfd^aft feine grniebrigung ift? ßum toenigften fann ed einem ©elel^rten nid^t angenehm fein, ftd^ öfters in ber

i>ü SScrlegenl^cit gu feigen, loorln pd^ berSlebner Sfoftateö befanb, toeld^er, als man i^n in einer ©efeUfd^aft aufmunterte, bod^ aud^ ettoad gu fpred^en, fagen mugte: 2BaS id^ »ei^, fd^idt fic^ nid^t, unb loaS fid^ fd^idt, U)ei^ id^ nid^t.

S)iefe8 ift bie lurge Slngeige ber S3efd^dftigungen, meldte id^ für baS

25 angefangene l^albe 3ol^r ber Slfabemie loibme, unb bie id^ nur batum notl^ig gu fein erad^tet, bamit man ftd^ einigen Segriff Don ber Se^rart mad^en lönne , loorin ic^ ie^t einige SSerdnberung gu treffen n&^lid^ ge^» funbenl^abe. Mihi sie est usus: Tibi ut opus facto est, face. TererOitia.

%duOTC cine$ 6eijcrfc^cr0,

erläutert burc^

^ditme 5er gSefap^pftß.

Telat aegri somnia, vanae

Finguntor species.

Hob.

(gilt S5orl>ert*t

t)cr fel^r tocnig für bxt Slu^fül^rung öcrfj)n(i^t

S>a& @d^attenrei(]^ ifi hai ^arabieS ber $^antaften. $ier ftnben fte ein unbegrdnjteS Sanb« tto {te ftt^ nac^ SSeUeben anbauen fonnen. $9«

5 ^oc^onbrif^e S)finfte, 9(mmenmdrd^en unb j^loftenounber Iaf[en eis il^nen an Saugeug nid^t ermangeln. S)ie $l^iIofop^en gelegnen ben ©runbrig unb dnbern il^n mieberum ober Derioerfen i^n, mie i^re ©eiool^nl^eit t[t. 9lur baS l^eilige SRom ^at bafelbft eintrdgUd^e ^rooinjen; bie jmei jhonen beiS unftd^tbaren fRt\6)^ [tn^en bie britte, ald bad l^infdllige S)iabem feiner

10 irbi{d)en ^ol^eit, unb bie @ci)lfif[el, mld^t bie beibe Pforten ber anbern Sßelt auft^un, öffnen gugleid^ fqmpat^etifc^ bie j^aßen ber gegeniodrtigen. 3)erglei(i^en SRedjtfame bed ©eifterreid^S, in fo fern ed burd^ bie ®rünbe ber @taatöflugbeit bemiefen ifi, ergeben ftd^ meit über aQe ol^nmdcl^tige ßinmärfe ber ©d^ulmeifen , unb il^r ®ebraud^ ober SRi^rau^ ift f4on

15 }u el^riDurbig, als bag er ftd^ einer fo oerttorfenen ^rftfung auiSjufe^en nöt^ig bdtte. Slllein bie gemeine @r gd^Iungen, bie fo üiel ©lauben ftnben unb meuigftenS fo fd^led^t beftritten ftnb, meiSmegen laufen bie fo unge^ nü^t ober ungeal^nbet umber unb fd^leid^en ficb felbft in bie Sel^roerfaffun^ gen ein, ob fte gleich ben äSemeiS 00m SSort^eil l^ergenommen (argumen-

90 tum ab utili) ni(bt für ftd^ l^aben, melc^er ber ubergeugenbfte unter allen ift? Sßeld^er ^^ilofopb b^t nicbt einmal iioifd^en ben Setbeurungen eines oernitnftigen unb feft überrebeten äugenjeugen unb ber inneren ©egen«' loel^r eines unfiberioinblicben Stoetfeld bie einfdltigfte $tgur gemacht, bie man jtd^ oorfteHen lann? SoU er bie 3fii(btigfett aller folcfter ©eifter^»

S5 erfcbeinungen gdnjlid^ abldugnen? äSaS lann er für ©rünbe anfül^ren, fte ju loiberlegen?

318 St&ume eineiS (Beifierfel^eriS, erläutert bur4 £r&ume ber Slletapl^^fi!.

@oIl er aud^ nur eine einzige biefer Srg&I^Iungen atö mal^d^einlid^ einräumen? SBie ttid^tig m&re ein foId^eS ©eftänbnig, unb in xotldit er« ftaunlic^e Steigen ftel^t man l^inauS, loenn aud^ nur eine fold^e Segeben« ^eit a\& beriefen Doraudgefe^t »erben Tonnte! (SiS ift »ol^I nod^ ein britter SqQ übrig, ndmlid^ fid^ mit bergleid^en DoriDi^igen ober mäßigen grra« 5 gen gar nid^t gu bemengen unb fid^ an baS Slü^Iid^e gu l^alten. SBeil biefer Snfd^Iag aber Dernfinftig ift, fo iji er iebergeit ton grünblid^en ®e« leierten bur^ bie SRel^rl^eit ber Stimmen üenoorfen iDorben.

S)a ed eben fo »ol^I ein bummeS SSorurtl^eil ift, üon üielem, baiS mit einigem @d^ein ber SSa^rl^eit erjdp mirb, ol^ne ®runb fRi^td )u glau« 10 ben, atö ton bem, »ad bad gemeine ©erfid^t fagt, ol^ne ^räfung 9lUe8 jtt glauben, fo liefe ftcft ber SBerfaffer biefer Sd^rift, um bem erften SSor« urtl^eile auäjuioeid^en, gum Sl^eil oon bem le^teren fortfd^Ieppen. (Sr be« fennt mit einer getoiffen S)emät^igung; bafe er fo treul^ergig aar, ber Ba^rl^eit einiger Srgdl^lungen Don ber ertodl^nten 9lrt nad^gufpuren. (Sr u

fanb ttie gemeiniglid^, too man nid^lö gu fud^en |at

er fanb nid^ts. !Run ift biefeS mol^l an ftc^ felbft fc^on eine l^inldngli(^e Urfadje, ein Suc^ gu f (^reiben; aUein ed tam nod^ ba^ienige ^ingu, mad befd^eibenen SSerfaffern fd^on mel^rmaU Sudler abgebrungen l^at, baö ungeftüme 9nl^alten befannter unb unbefannter f^reunbe. Überbem mar so ein grofeed SBerf getauft unb, meld^eis nod^ fd^limmer ift, gelefen morben, unb biefe 3Rü^e follte nid^t verloren fein. S)arauä entftanb nun bie gegen* todrtige 9b]^anbtung, meld)e, loie man fid^ fd^meid^elt, ben Sefer nad^ ber Sefd^affen^eit ber @ad^e o5IIig bef riebigen foÜ, inbem er bad SSornel^mfte nid^t oerfte^en, bad anbere nid^t glauben, bog übrige aber belachen loirb. 25

Der er(ie X^tii,

toetd^cr bogmatifd^ ijl* erftcg ^auptftücl,

(Sin Dermidelter metapl^^fifd^er j^noten, ben man nad^ 5 SSelieben aufidfen ober abbauen tann.

SBenn aUeiS baiSjenige, voa^ Don ©eiftem ber Sd^uUnabe l^erbetet, ber groge ^aufe eri^dl^lt unb ber ^l^ilofop^ bemonftrirt, gufammen ge« nommen mirb, fo f(!^etnt eis leinen Keinen Sl^eil oon unferm SStffen auS« gumad^en. 9tici)tö beftomeniger getraue id^ mid^ ju behaupten, bag, menn

10 ^ iemanb einfiele, jid^ bei ber f^rage etmaiS ju üertoeilen, maiS benn bad eigentlid^ für ein S)ing fei, »ooon man unter bem 9tamen eineg ®eifted fo üiel ju üerftc^en glaubt, er aUc biefe SSielmiffer in bie bcfcfttoerlid^Pe SSerlegenl^eit oerfe^en mürbe. S)a^ met^obifd)e (Sef^md^ ber l^ol^en @(^u« len ift oftmals nur ein (Sinoerftdubnig, burd^ terdnberlid^e äSortbebeutun»

16 gen einer fd^mer gu löfenben ^rage auSgumei^en, meil baiS bequeme unb mel^rentl^eild vernünftige: ^ij mei^ nid^t, auf 9[{abemien nid^t leidet« lid^ ge^Jrt »irb. ®emiffe neuere 25elt»cifcn, mie pc jtd^ gerne nennen laffen, lommen fel^r leidet über biefe JJrage l^inmeg. (gln ®cift, l^eifet e8, ift ein SBefen, meines SSernunft l^at. @o ift ed benn alfo leine äBunbergabe

20 ©eiftcr ju fel&en; benn »er aRenf(^cn jtel^t, ber fielet SBefen, bie äJernunft l^aben. allein, fd^rt man fort, biefeS SSefen, maS im 3Ren{d^en SBernunft l^at, ift nur ein S^eil oom aßenfd^en, unb biefer Stl^eil, ber il^n belebt, ein ®eift. SSfol^lan benn: el^e il^r alfo bemeifet, bag nur ein geiftigeS äße» fcn SSernunft l^aben lönne, fo forget bod^, bafe id^ juü5rber|t oerftel^c, ma«

95 id^ mir unter einem geiftigen äßefen für einen Segriff gu mad^en l^abe. S)iefe @elb{ttdufd^ung, ob fie gleid^ grob genug ift, um mit l^alb offe* nen äugen bemerlt gu merben, ift bod^ Don fel^r begreiflid^em Urf))runge«

320 Zx&nmt etned (Beifterfel^erd, erl&utert burd^ Sr&utne ber Wlttap^r^j^l

S)enn mt>on man fräl^jeitig aU ein jtinb fel^r üiel koeig, baDon i{l man jtd^er, f^&ter l^in unb im ällter nid^tis gu aiffen, unb ber SRann ber ®ränb« Itd^feit mirb gule^t ^ö^ftenS ber @op]^i{l feines Sugenbtoa^neS.

Sd^ meig alfo nid^t, ob eS ©eifier gebe, ia toaiS nod^ mel^r i{l, i(| meig nid^t einmal, koaiS bais 3Bort ®ei{l bebeute. £)a ic^ ed inbeffen oft 5 felbft gebrandet ober anbere ^abe braud^en ]^5ren, fo mug bod^ etmad bar« unter üerftonben toerben, eS mag nun biefed ßttoad ein ^irngefpinft ober loaiS Sßirflid^ed fein. Um biefe üerftedte Sebeutung auiSguioidFeln, fo l^alte x6i meinen fd^Ied^t üerftanbenen Segriff an allerlei t^äQe ber 8[n^ toenbung, unb baburd^, bag id^ bemerte, auf loeld^en er trifft unb tteld^em 10 er guttiber ift, üerl^offe id^ bcffen üerborgenen Sinn ju entfalten.*)

SRe^met etma einen Siaum oon einem ^ubiffug unb fe^et, eS fei et» toa^i baS biefen 9iaum erfuQt, b. i. bem Einbringen iebelS anbern S)inge$ »iberftel^t, fo mirb niemanb baS SBefen, voa& auf fol^e SBeife im SRaum ift, geiftig nennen. @iS n)urbe offenbar materiell feigen, toeil ed auS- 15 gebel^nt, unbur(^bringli(i^ unb mie aQed J(or{)erli(!^e ber Sl^eilbarfeit unb btn ®efe^en beiS @togeS untermorfen ift. Sid bal^in ftnb mir nod^ auf bem gebäl^nten ©leife anberer ^l^ilofopl^en. Sllletn beutet eud^ ein ein^ fad^eS SSefen unb gebet il^m gugleid^ ä$ernunft; mirb bieS alSbann bie äSebeutung be^S 3Borted ®eift gerabe auffüllen? S>am\t xi) biefeis ent« 20

*) SBenn ber ©cflriff eincö ©elfte« öon unfern eignen ©rfal^runö^begriffen ab« gefonbert m&re, fo roürbe bad ^erfa^ren i^n beuttid^ ^u machen leitet fein, inbem man nnr biejenigen SD^ierfmale ananjeiflen ^ätte, roel^e un« bie Sinne an blefer Slrt SSefen offenbarten, unb rooburc^ wir fie öon materiellen Singen unterft^eiben. 9Run aber n^trb oon @eiftern gerebet, felbft atdbann, menn man aroetfelt, ob ed gar ber« 25 gteid^en Sefen gebe. ^Ifo fann ber begriff t)on ber getfttgen ^atux nid^t ald ein t)on ber ^rfa'^rung abftra^irter bel)anbeU merben. S^^agt t^r aber: SS^ie ift man benn gu biefem begriff Aber^aupt gefommen, n:)enn ed ni(^t burc^ Slbftraction gef^e^en ijl? 3d) antworte: 93iele 23egriffe entfpringen burd) geheime unb bunfele ©(^lüffe bei ®e(egenf)elt ber (Srfal^rungen unb pflan^en^ f!(^ nac^l^er auf anbere fort ol^ne SBe« 30 rougtfein ber @rfa^rung felbft ober beS ©c^luffe«, welcher ben begriff über biefelbe errichtet f)at ©olt^e 93egriffe !ann man erfd^Uci^ene nennen. S)erglei(^en finb t)ie(e, bie 5um S^^eit nt(^td aU ein äBa^n ber ^inbilbung, jum S^^eil and) wa^r ftnb, inbem and) bun!ele (Sd^lüffe ni(^t immer irren. 2)er Sf2ebegebrau(^ unb bie ^erbtnbung eineS ^uSbrud« mit t)erfc^iebenen @rjöl)lungen, in benen jeber^eit einerlei ^au^tmerfmal 35 anzutreffen ift, geben il)m eine beftimmte 8ebeutung, meldte folglit^ nur baburc^ fann entfaltet merben , ba% man biefen t)erftedten 8inn buri^ eine ^erglei(!^ung mit allerlei g&llen ber Slnmenbung; bie mit i^m einftimmig ftnb, ober i^m roiberftreiten, auiS fetner S)un!el^ett Ijeroor^ie^t.

(£rfter Sl^eil. 1. ^auptflüd. 321

bede, fo toiK id^ bie Vernunft bem befagten einfad^en Sßefen aliS eine Innere (Siflenfcftaft laffen, für ie^t e8 aber nur in dufeeren SerJ^ältniffen betrachten. Unb nunmel^r froge i(^: ttenn i6i biefe einfädle Subftanj in ienen fRanm üom j^ubilfug, ber üoll SKaterie ijl, fe^en mitt, koirb atöbann

5 ein einfa(^eiS Clement berfelben ben $la^ räumen mfiffen, bamit il^n biefer ®eift erfülle? 3Weinct i^r, ja? SBol&lan, fo »irb ber gebadete SRaum, um einen gtoeiten ®eift einzunehmen, ein gmeited 6lementartl^eild^en üerlieren muffen, unb fo loirb enbli(!^, menn man fortfährt, ein j^ubiffug Staum Don ©eiftern erfüllt fein, bereu j^lumpe eben fo mo^l burd^ Unburc^bringlid^«

10 feit loiberfte^t, als ttenn er ooll SRaterie lofire, unb eben fo toie biefe ber ®efe^e bed StogeiS fällig fein mug. 9lun mürben aber bergleid^en @ub« ftanjen, ob fie gleid^ in ftd^ SSernunftTraft l^aben mögen, bod^ dugerlid^ oon ben @lementen ber ÜRaterie gar nid^t unterfd^ieben fein, bei benen man aud^ nur bie j^räfte ii)rer äußeren ©egenmart fennt unb, maiS ju

15 il^ren inneren Sigenfd^aften gel^ören mag, gar nid^t meig. 6d ift alfo auger ßmeifel, bag eine fold^e Slrt einfad^er Subftangen nid^t geiftige SBefen l^eigen kofirben, baüon jtlumpen gufammengeballt merben f&nnten. 3^r »erbet alfo ben SBegriff eined ®eifte« nur beibel^alten fJnnen, menn il^r eud^ SBefen gebenft, bie fogar in einem ton äßaterie erfüllten 9iaume

30 gegenmdrtig fein I5nnen;^) äSefen alfo, meldte bie @igenf(^aft berUn* burd^bringlic^feit nid^t an ftd^ l^aben, unb bereu fo oiele, als man auc^ min, vereinigt niemaliS ein foUbed ©ange auSmad^en. Sinfad^e SBefen oon biefer 9rt merben immaterielle SSefen unb , menn fte S3ernunft l^aben, ©eifter genannt merben. @infad^e @ubftangen aber, bereu Bufammen«

25 fe^ung ein unburd^bringlid^eiS unb au<Sgebe][|nte8 ©anje giebt, merben materielle 6in][|eiten, i^rSanjeiS aber SRaterie l^eigen. @ntmeber ber9lame eines ©eifleS ift ein 3Bort ol^ne allen @inn, ober feine Sebeutung ift bie angejeigte.

*) Wlan wirb l^ter (etd^tlic^ gema^r: ha% id^ nur Don (S^eiflem, bie dd ^iit 30 5Utn SBeltgan^en gel^dren, unb ni(!^t Don bent unenblic^en @eifie rebe, ber ber Ur- heber unb (Srl^alter beffelben ift S)enn ber S3egriff Don ber geiftigen 9lQtur bed legieren ifi leicht, meil er lebtglid^ negattD ift unb barin befielet, bog man bie Gigen« fi^aften ber SRaterie an il^m Demetnt, bie einer unenblii^en unb fc^ted^terbingS notl^* roenbigen ©ubflang wiberftreiten. S)agegen bei einer geifHgen ©ubfiang, bie mit 35 ber SRaterie in Sereinigung fein foQ, n>ie 5. (S. ber menf(^lt(^en ©eete, Äußert fiä) bie ©(^miertgreit: bag id^ eine roec^felfeittge Serfnfipfung berfelben mit lörperlic^en SBefen gu einem ©anjen benfen unb benno^ bie einzige belannte Xrt ber Serbin« bung, roel^e unter materiellen SBefen fiatt flnbet, ouf^ben foü.

Stann ec^iiftcB. Serie n. 21

822 Sr&ume etned (Belfierfe^erd, ertdutert bur(^^2:räume bei SRetap^^fi!.

93on ber (Srndrung, xoai ber Segriff eined ©eifted entl^alte, ifl ber Schritt nod^ ungemein meit gu bem @a^e, bag fold^e tRaturen tDirflit!^, ia aud^ nur möglich feien. 3Ran finbet in beu @d^riften ber ^^ilofop^en red^t gute Semeife, barauf man fic^ ücrlaffen fann: ba^ alled, load ba benft, einfach fein mäffe, bag eine {ebe Dernunftigbenfenbe @ubftanj eine :> (Sinl^eit ber 9latur fei, unb bad unt^eilbare 3<^ nicbt Tonne in einem ®a\u gen Don oiel oerbunbenen S)ingen oert^eilt fein. SReine @eele mirb alfo eine einfache @ubftanj fein, aber eis bleibt burc^ biefen SSemeid not^ immer unauSgemad^t, ob fie oon ber Slrt berjenigen fei, bie in tem 9taume Dereinigt ein audgebel^nted unb uubur(i^bringli(^ed ©anje geben, unb alfo i<> materieQ, ober ob fte immateriell unb folglid^ ein ®eift fei, j|a fogar, ob eine fold^e §[rt Sßefen atö bieienige, fo man geiftige nennt, nur m5g» lid) fei.

Unb l^iebei fann x6i nid^t uml^in üor äbereilten @ntfd^eibungen gu marnen, meiere in ben tiefften unb bunfelften (fragen fid^ am Ieid)teften u einbringen. SBad nämli^ iiu ben gemeinen (Srfa^rungdbegriffen gel^ört, baiS pflegt man gemeiniglid^ fo angufel^en, ald ob man au^ feine 9Rög« lidblcit einfel^e. 3)agegen ma^ wn il^nen abtoeic^t unb burdb I^ine @rfal^« rung att4 nidbt einmal ber Slnalogie nad^ üerftänblid^ gemacht merbcn fann, baoon fann man ftd^ freilid^ feinen Segriff mad^en, unb barum 20 {)Pegt man ed gerne als unmöglich fofort gu oermerfen. 3[Ue SRaterie miberfte^t in bem SRaume il^rer ©egenmart unb ^eigt barum unburd^- bringUc^. 3)a^ biefelS gefd^el^e, leiert bie (Srfal^rung, unb bie Sibftraction Don biefer Srfa^rung bringt in und audi) ben allgemeinen Segriff ber äRaterie l^eroor. £)iefer SBiberftanb aber, ben @tmad in bem SRaume fei« 25 ner ©egentoari leiftet, ift auf fold^e Sßeife mol^l erfannt, allein barum nid^t begriffen. S)enn ed ift berfelbe, fo mie aDeS, toais einer 2;^ätig^ feit entgegenmirft, eine loa^re Äraft, unb ba i^re SRid^tung berjenigen entgegen ftel^t, toornad^ bie fortge^ogne ginien ber Ännd^erung .fielen, fo ift fie eineÄraft berSuröäftofeung, meiere ber SRaterie unö folglich 30 aud^ i^ren Elementen mug beigelegt n)erben. 9lun tt)irb ftd^ ein ieber Vernünftige balb befd^eiben, bag ^ier bie meufd}li(^e ßinftd^t gu @nbe fei. 3)enn nur burd^ bie @rfa^rung fann man inne n)erben, bag S)inge ber SBelt, toeld^e mir materiell nennen, eine fold^e j(raft l^aben, niemals aber bie 3Röglid^feit berfelben begreifen. SBenn it^ nun @ubftangen an» 35 berer Art fe^e, bie mit anbern Äräften im Slaume gegenwärtig finb, al8 mit Jener treibenben j^raft, bereu golge bie Unburc^bringlid^feit ifi, fo

^ter S^eit. 1. ^auptftßif. 323

fann i^ freilid^ eine S^dttgfeit berfelbeu, meldte feine Analogie mit meinen @rfa^rungdoorfteDungen ^at, gar nic^t in concreto benfen, unb inbem ic^ i^nen bie @igenf(^aft nel)me, ben Sftaum, in bem jte mirfen, ju erfüllen, jo fte^t mir ein SBegriff ab, »oburd) mir fonft bieS)inge bent^

ß lid^ flnb, meldte in meine @inne fallen, unb ed mug baraud notl^menbig eine 9(rt Don Unbenflic^feit entfpringen. SDein biefe fann barum nidbt a\& eine erfannte UnmögUdjfeit angefe^en toerben, eben barum meil bai @egentl^etl feiner 9Rögltci)feit nad) gleidbfalld uneingefel^en bleiben »irb, objttar beffen SSirtlit^feit in bie @inne fdUt.

10 3Ran fann bemnad^ bie WögUd^feit immaterieller 3Befen annel^men ol^ne 93eforgntg koiberlegt i(u »erben, »iemo^l au^ o^ne Hoffnung, biefe 3Roglic^feit bur(^ SSernunftgrünbe bemeifen ju f5nnen. @ol(^e geiftige Staturen tourben im SRaume gegenwärtig fein, fo bag berfelbe bem unge» achtet für f5rperlid^e SSefen immer bur(!^bringlidb bliebe, »eil il^re ®egen»

15 iDart mo^l eine SBirf famfeit im Sftaume, aber nid^t beffen Erfüllung, b. i. einen SSiberftanb, als ben ©runb ber @olibit&t enthielte. 9{immt man nun eine fol(!^e einfädle geiftige ©ubftang an, fo mürbe man unbe» f(!^abet ibrer Untl^eilbarfeit fagen fönnen: bag ber £)rt i^rer unmittel« baren ©egenmart ni(!^t ein $unft, fonbern felbft ein SRaum fei. 3)enn

20 um bie Sinologie ju $ülfe gu rufen, fo muffen not^menbig felbft bie ein« fa(^en Slemente ber Siixptx ein jeglicl^ed ein Sidumc^en in bem Sibxpex erfüllen, ber ein proportionirter 3;^eil feiner ganjen Sludbel^nung ift, meil fünfte gar nid^t Steile, fonbern ©renken bed älaumed ftnb. S)a biefe Erfüllung bed [Raumes oermittelft einer toirtfamen ^raft (ber SurücE«

Sa fto^ung) gefd^iel^t unb alfo nur einen Umfang ber größeren Sl^dtigfeit, ni(^t aber eine SSiell^eit ber Seftanbtbeile beS mirffamen @ubiects anjeigt, fo koiberftreitet fte gar nic^t ber einfachen 9latur beffelben, obgleid^ freilidb bie 9R5glic^feit l^iet)on nic^t meiter fann beutli(^ gemad)t »erben, melt^eS niemals bei ben erften SBerbdltniffen ber Urfad^en unb SSirfungen angelet.

30 @ben fo mirb mir gum menigften feine enoeiSlii^e Unm5gli(^feit entgegen fte^en, obfd^on bie @adbe felbft unbegreiflicb bleibt, koenn i(^ bel^aupte: ba^ eine geiftige @ubftanj, ob fte gleich einfach ift, bennod^ einen ätaum etnnel^me (b. i. in il^m unmittelbar t^dtig fein fönne), o^ne i^n ju er^ füllen (b. i. materiellen ©ubftangen barin äßiberftanb }u leifien). Sluc^

35 »ürbe eine folc^e immaterielle Subftang ni(^t auSgebe^nt genannt »erben muffen, fo »enig mie eS bie Sin^eiten ber 3Raterie ftnb; benn nur baS« ienige, mas abgefonbert t)on allem unb für fi(^ allein ejrifttrenb einen

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326 %tävattt etned Get^eTfe^erd, erl&ittert biir^ Xx&nmt ber 9)l^ctQp^#f.

Sttttelpunfte il^re« &ttoAt^. 3)ie 9len)en bed ©el^irne« flogen ober er» fi^üttem fie, baburi^ oenirfai^en fte aber« bag nid)t biefer unmittelbare Sinbnicf , fonbem ber, fo auf gang entlegene Steile bei» jforperd gefdjie^t, iebo(^ atö ein augerl^alb beut ®e]^irne gegenofirtiged Object oorgefledt U)irb. 8ud biefem 6i^e bewegt fte auc!^ bie @eile unb $ebel ber gangen ^ SRafc^ine unb oerurfad^t »iOfurlidbe S3eu)egungen na^ t^rem belieben. S>erglei(J^en @&^e laffen ftd^ nur fel^r feid^te, ober gar nid)t bereifen unb, »eil bie 9latur ber 6eele im ®runbe nid^t betannt gnug ift, aut^ nur eben fo fcl^ioac^ loiberlegen. 34 mfirbe alfo mid^ in leine @d)ulgegänfe einlaffen, loo gemeiniglid^ beibe Steile aldbann am meiften gu jagen l^a- lo ben, menn fte üon il^rem ©egenflanbe gar nid^td üerfle^en; fonbem xi^ tDürbe lebiglid^ ben Folgerungen na(!^gel^en, auf bie mid^ eine Seigre Don biefer 9lrt leiten fann. äSeil alfo nad^ ben mir angepriefenen @ä^en meine 6eele, in ber 9lrt loie fte im Staume gegenmärtig ifi, uon {ebem (SIement ber SRaterie ni(!^t unterfd^ieben lo&re, unb bie SSerfianbe^traft 13 eine innere @igenf (!^aft ift, loelc^e i(^ in biefen Elementen bod^ ni(!^t mal^r» nehmen lönnte, toenn gleid^ felbige in il)nen aOen angetroffen lourbe, fo lönnte tein taugU(!^er ©runb angefül^rt loerben, me^megen ni(!^t meine @eele eine oon ben @ubftangen fei, loeld^e bie 3Raterie ausmachen, unb toarum nid^t il^re befonbere @rf(!^einungen lebiglit^ Don bem Drte ^erräl^- 2> ren foQten, ben fte in einer tunftUc^en SRafd^ine, tote ber tl^iertfcl^e Sibx* per ift, einnimmt, koo bie 9teroenuereinigung ber inneren ^d^igfeit beS S)enfen8 unb ber SSiUffir gu ftatten fommt. Slldbann aber mürbe man lein elgent^ämlic^ed äRerlmal ber @eele me^r mit @i(!^er]^eit erfennen, mel(^ed fie Don bem rollen ®runb[toffe ber lörperlic^en Naturen unterfd^iebe, 25

ber Setzen für bie gu ermedPenbe Sbeen, um in bereu SSeglettung unb Unter« ftfi^ung biefen ben erforberlici^en &tab ^(arl^eit ju geben. S)ie S^ä^en unferer ^ox' fteöungen aber finb Domel^mlic^ fotc^e, bie entmeber burc^d @e^dr ober ha& @efi(^t empfangen finb, totlö^t beibe @inne txnxä) bie ^inbrüdPe im @e^ime bewegt merben, inbem i^re Drganen au^ biefem Sl^eile am nöc^ften liegen. äBenit nun bie dx' 30 n)e(fung biefer Qtx^^n, totl6^e ^artefiuS ideas materiales nennt, eigentlich eine £Reigung ber fflexttn gu einer öl^ntic^en Semegung mit berjenigen ift, meldte bie (Smpfinbung e^ebem l^eroorbrac^te, fo mirb bad <^en)ebe beS ©el^irnS im !Rac^ben!en Dome^mlic^ genöt^igt merben mit K)ormaIigen (Sinbrüden ^armonif^ 5u beben unb baburc^ ermübet merben. S)enn menn baiS 2)enlen aug(ei(j^ affectooU ift, fo empfiubet 35 man nic^t allein ^nftrengungen beiS (S^e^irned, fonbern juglei^ Angriffe ber reig« baren S:^eile, meiere fonft mit ben SorfteHungen ber in 8eibenf^aft perfekten @eele in ©^mpatl^ie fte^en.

(Srfler ^l^etl. L $aiU)tflfidF. 327

unb Seibntjenö fd^erjl^Qfter (Sinfall, na(!^ toeld^em toir DieQeid^t im JSaffee Sltomen üerf (i^Iudten , moraud SRenfdjenfeelen loerben foden, iD&re nid^t mel^r ein ©ebante jum Sachen. SSürbe aber auf fold^en %ai[ biefe« ben« fenbe 3(^ nt(!^t bem gemeinen @(!^i(ffale materieUer Staturen untertvorfen 3 fein, unb, toie ed burt^ ben Befall au$ bem (S^aoö aller Slemente gejogen morben, um eine l]^ierif(^e SRafc^ine ju beleben, marum foQte ed, nad^bem biefe gufäDige SSereinigung aufgel^ört l^at, nid^t aud^ tfinftig ba^in toie« berum jurüdfe^ren? @d ift biötoeilen notl^ig ben 3)enfer, ber auf un» xeöiUm Sßege ift, burd^ bie i^olgen gu erfc^redten, bamit er aufmerffamer

10 auf bie ©runbf&^e »erbe, burd^ loeld^e er fid^ glei(^fam tr&umenb l^at fortführen laffen.

2[d^ geftel)e, bag id^ fel^r geneigt fei bad 3)afein immaterieller 9ta« turen in ber SBelt ju bel)au))ten unb meine Seele felbft in bie j(laffe bie« fer Sßefen gu Derfe^en.*) Slldbann aber, U)ie ge]^eimnigt)on toirb nidbt bie

15 ©emeinfd^aft gmif^en einem ©elfte unb einem Körper? 9lber koie natflr« Uii ift nid^t gugleic^ biefe Unbegreiflic^feit, ba unfere 93egriffe Äußerer $anblungen Don benen ber 9Raterte abgejogen morben unb jebergeit mit ben 93ebingungen beä 3)ruded ober @togeS oerbunben ftnb, bie l^ier nid^t [tatt finben? S)enn koie follte mo^I eine immaterieUe @ub[tanj ber 9Ra«

20 terie im SSege liegen, bamit biefe in il^rer Sekoegung auf einen ®eift ftoge, unb mie fönnen ISrperlid^e S)inge Sßirfungen auf ein frembeg äBefen audäben, bad i^nen nic^t Unburd^bringlid^Ieit entgegen [teUt, ober

*) S)er @ninb l^ieoon, ber mir felbft fel^r bunM tfi unb roo^rf^einli^er SBeife au6^ tuo^I fo bleiben mirb, trifft augleic^ auf bad empftnbenbe 3Befen in ben 2;^ieren.

25 S^Qd in ber SSelt ein ^rindpium beiS Bebend ent^ölt, fc^eint immaterieller SRatur au fein. lS)enn aUed Beben beruht auf bem inneren Vermögen, fi(!^ felbft na^ äBillfür 5u beftimmen. lS)a hingegen bad »efentlid^e ÜJ^erhnal ber SJ^aterte in ber ^rfüQung beiS 9iaumed burd^ eine notl^roenbige ^oft befte^t, bie burc^ Augere ©egenmirfung befc^rönlt ift; bal^er ber Buftanb alled beffen, wad materieH ift,

äu^erlic^ ab^ängenb unb geamungen ift, biejenige Staturen aber, bie felbft t^ätig unb aud i^rer innem ^aft n^irffam ben @runb bed Bebend entl^alten foHen, Iura biejienige, beren eigene äBiUIfir fid^ Don felber au beftimmen unb au üeränbem Dermögenb ift, fd^werlid^ materieller 92atur fein fönnen. SD^on lann üemfinftiger äBeife nic^t Derlangen, bag eine fo unbefannte Urt Sßefen, bie man mel^rent^eild

35 nur ^Q^ot^etifc^ erfennt, in ben Slbt^eilungen i^rer Derfc^iebenen Gattungen follte begriffen »erben; aum »enigften fmb biejenige immateriellen SBefen, bie ben ®runb bed t^ierif(^en Bebend entl^alten, oon benjenigen unterfc^ieben, bie in il^rer ©elbfl- tl^ötigteit üßemunft begreifen unb @etßer genannt »erben.

328 Stftutne etned ®et|lerfe^erd, erläutert burd^ Sirdume ber SRetopl^Qfif.

loeldgeS fie auf feine 9ßeife l^inbert, ftd^ in bemfelben ätaume, barin gegeniD&rtig ift, juglei^ gu befinben? @d f^eint, ein geifiiged SBefen fei ber 3Raterie innigft gegenbärtig, mit ber Derbunben tft, unb toirle nid^t auf bieienige Xri^tt ber Slemente, iDomit biefe untereinanber in ä^erl^alt* niffen finb, fonbern auf bai innere ^rinctpium il^reS SuftanbeS. S)enn & eine iebe Subftan}, felbft ein einfache« (SIement ber SRaterie mug bod^ irgenb eine innere Si^dtigleit a\& ben ®runb ber du^erlid^en Sßirffamleit l^aben, »enn ic!^ glei(!^ nid^t angugeben toeig, iDorin fol(!^e befleiße.*) 9ln« bererfeitö märbe bei folc^en ®runbf&^en bie @eele au(^ in biefen inneren Seflimmungen ald Sßirlungen ben 3u[tanb bed Uni))erfum anf(^auenb lo erlennen, ber bie Urfaci)e berfelben i[t. SBeld^e ülot^menbigfeit aber Der* urfacbe, bag ein ®eift unb ein Körper gufammen @ined ausmache, unb U)el(!^e ©ränbe bei gen)tf[en S^^f^^^^ngen biefe 6inl^eit n)ieberum auf« lieben, biefe i^ragen überfteigen nebft Derfc^iebenen anbern fe^r mit meine ginftc^t, unb mie »enig \6i aud) fonft breifte bin, meine SSerftanbeStäl^ig» 15 leit an ben ©e^eimniffen ber Statur gu meffen, fo bin i(^ gleidimo^l gu« üerftc^tlic^ gnug, feinen nod) fo furdjterltd) auSgerüfteten ®egner ju fd)euen (menn ict) fonft einige 9leigung gum ©treiten ^tte), um in biefem Satte mit i^m ben SSerfuc^ ber ©egengränbe im S93iberlegen gu madjen, ber bei ben ©ele^rten eigentlich bie ®ef(!^ictli(!^feit ift, einanber bag 3t\iiU ao loiffen gu bemonftriren.

*) 8eibnia fogte, blefer innere @runb aUer feiner Süßeren SJerWltniffe unb i^rer SSer&nberungen fei eine ^orftellungdfraft, unb fpdtere ^^tlofop^en em« pfingen biefen unaudgefü^rten @ebanfen mit @elä^ter. @ie Ratten aber nidjt übet get^an, roenn fie i^or^er bei ft^ überlegt Rotten, ob benn eine ©ubflon^, mie ein 25 einfacher Zf^til ber Materie ift, o^ne allen inneren 3uftanb mdglic^ fei, unb menn fie bann biefen etma ni(^t au^fc^Iiegen wollten, fo rofirbe i^nen obgelegen ^aben, irgenb einen anbern möglici^en innern 3uftanb 5U erfinnen, alS ben ber ^orfteüungen unb ber Sl^dttg!eiten, bie t)on i^nen ab^ängenb finb. Sebermonn fte^t oon felber, ba^, menn man au(^ ben einfachen C^lementartl^etlen ber Materie ein Vermögen 30 bunfler ^^orfteUungen jugefte^t, baraud no^ feine ^orfteUungSfraft ber 3)^aterie felbft erfolge, loeil Diel (Subfianjen t)on folc^er ttrt, in einem (Sonden üerbunDen, bod^ niemaliS eine benlenbe (Stn^eit auiSmac^en Idnnen.

(Srfler S^etl. 2. ^auptftflif. 329

SfteitcS $mi|)tftü(f*

@in ^^ragment ber gel^eimen $l^tlo[opl^ie, bie ©emeinfd^aft

mit bcr OciftcriDcIt ju eröffnen.

S)er Snitiat l^at fc^on ben groben unb an ben fiu^erlid^en Sinnen 5 flebenben 93erftanb gu ^ö^ern unb abgezogenen Segriffen gemo^nt, unb nun lann er geiftige unb ))on förperlid^em 3^uge entl)ünte ©eftalten in berjenigen S)&mmerung feigen, »omit bad f(!^n)ac^e Std)t ber 9Retap^t|fiI ba^ SReid^ ber Sd^atten {td^tbar ma(^t. 3Bir tootten bal^er nac!^ ber be^ fc^merlic^en SSorbereitung , »elc^e überftanben ift, und auf ben gef&f)r^ 10 lid^en Sßeg toagen.

Ibant obscuri sola sub nocte per umbras, Perque domos Ditis vacuas et inania regua.

VIRGILIÜS.

3)ie tobte SRaterie, müöit ben SSeltraum erfüllt tft ibrer eigentl^üm«

13 lid^en Statur nac^ im Staube ber Srägl^eit unb ber 93e^arrU(!bIeit in einer* lei Buftanbe, fte ^at @oIibität, SuSbebnung unb f^tgur, unb il^re Srfd^ei« nungen, bie auf aDen biefen ©rünben berufen, Iaf[en eine pb^f if d)e @r» Ilärung ju, bie jugleid) matbematifd) tft, unb ^ufammen meci)anifct) ge« nannt mirb. SBenn man anbererfeitiS feine 9l(i)tfamfeit auf biejenigc Slrt

20 SSefen rici)tet, meldje ben ©runb beS Sebend in bem 9BeItgan;ten entbal« ten, bie um bedviUen nicbt Don ber Kxt ftnb, bag fte ald 93eftanbtbetle ben klumpen unb bie Sudbebnung ber leblofen 3Raterie Dermebren, no(^ Don ibr na(^ Den ©efe^en ber Serübrung unb bed @toBed letben, fonbern Dielmebr burd^ innere 2;t)dtigteit ftd) felbft unb uberbem ben tobten Stoff

25 ber 9latur rege macben, fo mirD man, koo ni(!bt mit ber S)eutlict)feit einer S)emonftration, bocb koentgftenS mit ber Sorempfinbung eineiS nici)t un« geübten äierftanbed {td) oon bem S)a[ein immaterieQer SBefen überrebet finDen, bereu befonbere SStrfungdgefe^e pneumatifd^ unb, fo fern bie förperlitbe SQ8efen SKittelurfacben ibrer SBirfungen in ber materiellen

30 Sßelt ftnb, organif(!b genannt merben. S)a biefe immaterielle SBefen felbfttl^&tige ^rtnctpien ftnb, mitbin @ubftanjen unb für pcb beftebenbe Staturen, fo ift bteienige i^olge, auf bie man iun&(!bft gerätb, biefe: bag fte untereinanber, unmittelbar vereinigt, DieQeicbt ein groged ©anje au^^ machen mögen, koelcbeä man bie immaterielle SBelt (mundus intelligibilis)

as nennen tann. S)enn mit melc^em ©runbe ber äßal^rf(^einlicbteit moHte

330 ^rÄume eine« ©etfterfe^er«, erläutert burd^ 3:raiimc ber ÜRetop^ijfif.

man idoI^I bel^aupten, bag bergleid^en Sßefeti Don einanber dl^nlid^er !Ratur nur Dcrmtttclft anbcrer (förpcriicftcn ©Inge) ton frcmbcr Seld^affcnl^cit in ®cmcinf(ftaft [teilen fönnten, inbcm bicfcS le^tcrc noäi DlcI rdt^fcl^after al8 ba« erftc ift?

a)iefc immaterielle SBelt fann alfo al8 ein für pcft beftel^enbe« 5 Oanje angefc^en werben, berenSI&eile untercinanber in tt)ed)|elfeitiger 35er« fnüpfung unb ©emeinfdjaft [tel)en, anät ol^ne Sermittelung förderlicher ©inge, fo bafe biefeS lefetereSSer^dltnife jufäHig ift unb nur einigen jufom* meu barf, ja, mo e^ au4 angetroffen mirb, ni(]^t ^inbert, bag ni(^t eben bte immaterielle 3Sefen, meldte Durd^ bie SSermittelung ber SRaterie iuein- i'^ anber loirfen, auger biefem nod) in einer befonbern unb burd^g&ngigen äSerbinbung ftel^en unb ieber^eit untereinanber alä immaterielle SBefen loec^felfeitige 6inflüffe ausüben, fo t>a% bad SSer^oltnig berfelben üermittelfi ber SRaterie nur jufällig unb auf einer befonberen gottUd^en Snftalt be» rul^t, iene hingegen natfirlid^ unb unauflöSlt(!^ ift. 15

Snbem man benn auf fold^e SBeife ade ^rincipien beS Seben^ in ber ganzen SRatur als fo Diel unförperlit^e @ubftanjen untereinanber in ®e« meinfd)aft, aber aud^ jum £^eil mit ber 9){aterie oereintgt jufammennimmt, fo gebenft man ftc!^ ein großes ©anje ber immateriellen 3Belt, eine uner« meglid^e, aber unbelannte Stufenfolge Don Sßefen unb tl^ätigen Staturen, 20 burd^ ioeld)e ber tobte @toff ber j(örpermelt allein belebt mirb. 93iä auf meldije ©lieber aber ber Statur Seben ausgebreitet fei, unb meiere biejenigen ®rabe beffelben feien, bie äundd)ft an bie Dollige SebloPgfeit grenjen, ift DieDeid^t unmöglid^ jemals mit @ic^er^eit auSgumad^en. 2)er$9logoiS» muS belebt aDeS, berSRaterialiSmuS bagegen, menn er genau ermogen 25 mirb, tobtet alles. SRaupertuiS mag ben organif(^en 9ia]^rungSt^eil(^en aller Sintere ben ntebrigften @rab Seben bei; anbere ^^ilofop^en feigen an i^nen nichts als tobte klumpen, meiere nur bienen, ben ^ebegeug ber t]&lerif(^en ÜWofc^inen ju oergröfeern. 3)aS ungegmeifelte 3RerImal beS SebenS an bem, »aS in unfere dufeere Sinne fdHt, ift wol^I bie freie Se» 30 toegung, bie ba bliden lagt, bag fte auS SßiDfär entfprungen fei; allein ber Schlug ift nid^t jtd^er, bag, mo biefeS Sßerfmal nt^t angetroffen toirb, aud^ fein ®rab beS SebenS befinblid^ fei. 93oer^aaDe fagt an einem Drte: S)aS Stl^ier ift eine spflange, bie i^re SBurjel im 3Ragen(inmenbig) ^at. aSielleid^t fönnte ein anberer eben fo ungetabelt mit biefen SBegriffen fpie« 35 len unb fagen: Sie^flanje ift einS^ier, baS feinen SRagen in beräBurjel (dugerlic^) l^at. S)a]^er auc^ ben le^teren bie Organen ber

(Srflet ^eil. 2. ^auptftficf. 331

minfürlid^en Seioegung unb mit il^nen bte augerlid^e SRerfmoIe beö Scbcn« fel^lcn f önncn, bic bod^ bcn crftcrcn notJ^wcnbig pnb, »eil ein SBefcn, weldjeö bie ©erfgeuge feiner (Srnd^rung in pd^ l^at, pd^ felbft feinem SBe« bArfnig gemäg mug bemegen f5nnen, ba^ienige aber, an koeld^em biefelbe

5 auger^alb unb in bem Elemente fetner Unterl^altung eingefenft ftnb, fc^on gnugfam burd^ äußere j(r&fte erl^alten mirb unb, menn ed gleid^ ein ^rinciptum beiS inneren gebend in ber SSegetation entI)dU, bod) leine organif d[)e @inrid^tung gur äugerlid^en miQfärlid^en St^&tigtett bebarf . 34 verlange nid^tö Don aOem biefem auf SSemeiiSgrunben, benn augerbem bag

10 id^ fel^r mentg gum Sortl^eil Don bergleid^en SRutl^ma^ungen kofirbe gu fagen l^aben, fo ^aben fte nod^ aU beft&ubte oeraltete (ariden ben @pott ber SRobe miber jtd^. S)ie Sllten glaubten n&mlic^ breierlei art Dom Seben annel^men gu fönnen, baS pflangenartige, ba<S t^ierifd^e unb bai Dernünftige. SBenn fte bie brei immaterielle ^rincipien berfelben in

15 bem SRenfd^en Dereinigten, fo möd^ten fte kool^l Unred^t ^aben, menn fte aber fold^e unter bie breierlei ©attungen ber n)adbfenben unb il^red ®lei(^en ergeugenben ®efd^öt)fe Dertl^eilten, fo fagten fie freilid^ koo^l etmaS Uner« meiiSlid^eS, aber barum nod^ nid^tUngereimted, Dorne^mlic^ in bem Urtl^eile beSjenigen, ber baö befonbere Seben ber Don einigen Silieren abgetrennten

20 a:i^eile, bie Irritabilität, biefe fo tool)l ertoiefene, aber aud^ gugleid^ fo unerflärlid^e ßigenfd^aft ber %a\zxn eines tl^ierifc^en JCörperö unb einiger ®en)&d[)fe, unb enblidi) bie nal^e SSerioanbtfc^aft ber ^olQpen unb anberer 3oopl^9ten mit ben ©em&c^fen in Setrad^t gießen koollte. Übrigen^ ifl bie sberufung auf immaterieUe ^rincipien eine Suflud^t ber faulen $^ilo«

1)5 foppte unb barum aud^ bie ^rHärungSart in biefem ©efd^made nad^ aller 9Roglid^!eit gu Dermeiben, bamit biejenigen ©raube ber 3Belterfd^einungen, meldte auf ben SekoegungSgefe^en ber bloßen SRaterie berufen, unb meldte au(^ eingig unb allein ber Segreiflid^Ieit fälbig ftnb, in i^rem gangen Um:: fange erlannt merben. ®leic^n)0l)l bin id^ übergeugt, bag @ta^l, melc^er

30 bie l^ierifdl}e SSeränberungen gerne organifc^ erflärt, oftmals ber 9Bal^r^eit näl^er fei, als ^ofmann, Soerl^aaoe u. a. m., meldte bie immaterielle j^räfte aus bem 3ufammenl^ange laffen, ftd^ an bie med^anifc^e ©rünbe l^alten unb l^ierin einer mel^r pbilofopl(|ifd^en 9J{et^obe folgen, bie D)ol)l biS^ meilen fel^lt, aber mel^rmalS gutrifft, unb bie aud) aQein inberSBiffenfd^aft

Don nü^lid^er Slnmenbung ift, menn anberfeitS Don bem @influffe ber SBefen Don unforperli(^er Statur ^od^ftenS nur erfannt merben lann, bag er ba fei, niemals aber, mie er gugel^e unb mie meit ftd^ feine SBirtfamfeit erftredfe.

332 S^r&ume etned @^eifterfe]^erd, erläutert bnxö) SIr&ume ber 9Reta))]^^fif.

So »urbc bcnn alfo bie immaterielle SBelt guerft alle erf(6affene S»' telligengen, beren einige mit ber SRaterie gu einer $erfon Derbunben finb, anbere aber nid^t, in ftd^ befaffen, äberbem bie empfinbenbe @ub)ecte in allen 2:^{erarten unb enblid^ alle $rincipien beiS SebenS, tDeld)e fonft no(!^ in ber 9latur mo fein mögen, ob biefed ft(!^ gleic!^ burd^ feine äugerli(!^e 5 j?enngei(!^en ber koidfürlid^en Seioegung offenbarte. Sllle biefe imma- terielle $Raturen, fage id^, fte mögen nun il^re ©inflüffe in ber Äörpertoelt ausüben ober nid^t, aDe oernünftige SSefen, beren gufäDiger 3uftanb t^ie» rif^ ift, es fei l)ier auf ber ßrbe ober in anbern ^immelölörpern, fte mo* gen ben ro^en 3cwg ber SWaterie je^t ober fünftig beleben, ober el^ebem belebt I)aben, kourben nad^ biefen Segriffen in einer il^rer 9tatur gemdgen ©emeinfd^aft [teilen, bie nid^t auf ben ^ebingungen berul)t, moburd) baö SSerl^dltnife ber Jtörper eingefd^ränft ift, unb wo bie ßntfernung ber Drter ober ber S^italter, toeld^e in ber fi(!^tbaren SSelt bie groge j(luft auSmai^t, bie alle ®emeinfd)aft aufl^ebt, oerfdöminbet. 3)ie menfd)lid)e Seele mürbe u ba^er fd)on in bem gegenmärtigen Seben als oerfnüpft mit gmei SBelten gugleid^ muffen angefel^en merben, oon meldten fte, fo fern fte gu perfön» li(^er ©Inl^cit mit einem Äörper oerbunben ift, bie materiefle aüein Aar empfinbet, bagegen als ein ®lieb ber ®eiftermelt bie reine ßinflüffe im» materiefler 9laturen empfängt unb ert^eilt, fo ba§, fo balb jene Serbin» 20 bung aufgel)ört ^at, bie ©emeinfd^aft, barin fte {ebergeit mit geiftigen Staturen fte^t, aUein übrig bleibt unb fid^ i^rem Semugtfein gum Haren Stnfd^auen eröffnen müfete.*)

*) SSßenn man tiott bem ^tmmel alS bem 8t^e ber ©eltgen rebet, fo fe^t bie gemeine 5)orfteUunfl i!|n gerne über fid), ^od^ in bem unerme6Ii(!6en SSeltrournc 25 Tlan bebenft aber nic^t, bag unfre (Srbe, auS biefen @egenben gelegen, auc^ olS einer Don bm (Sternen bed .i^immel^ erfc^eine, unb bag bie Sewol^ner anberer Gelten mit eben fo gutem @runDe nac^ und l^in geigen fönnten unb fagen: ©e^et ha ben SOo^npIa^ emiger Si^^uben unb einen t)immlifc^en Slufentl^alt, meld^er ju« bereitet ift, unS bereinft au empfangen. @in rounberlic^er Sal^n namli4 mact)t, so ha^ ber ^ol^e ging, ben bie Hoffnung nimmt, immer mit bem ^Begriffe beS ©tetgenS Derbunben ift, o^ne 5U bebenfen, bag, fo ^o(^ man auc^ geftiegen ifi, man bo(^ mieber finfen muffe, um allenfalls in einer anbern Söelt feften 8u6 ju faffen. dlaö^ btn ongefü^rten S3egrlffen aber mürbe ber Jpimmel eigentliii^ bie ©eiftermelt fein, ober, menn man miK, ber feiige ^^eU berfelben, unb biefe mürbe mon meber 35 über ftc^ no^ unter fic^ ju fuc^en ^aben, meil ein fol^eS immoterieUe ^an^e nic^t nac^ ben Entfernungen ober ^la^tten gegen lörperlic^e S)inge, fonbem in geiftigen

(Srfler ^^eil. 2. ^aupiftflcf. 333

@d mirb nad^gerabe befd)merltd^, immer bie be^utfame @prad^e ber SScrnunft au führen. 3Barum foHte eS mir nic^t aucft erlaubt fein im afabemifc^en Jone gu rcben, ber entfd^cibenber i[t unb fotoo^l ben aSer» faffer als ben 2efer bed Stad^benfend äber^ebt, koeld^eiS über lang ober furg

5 beibe nur gu einer oerbrieglicben Unentfd^Ioffeul^eit fül^ren mug. @d ift bemnac!^ fo gut dS bemonftrirt, ober ed fonnte leid^tlic^ beriefen merben, menn man koeitläuftig fein loollte, ober nod^ beffer, ed mirb funftig, id^ meig nidjt mo ober loenn, no4 beriefen merben: bag bie menfd^Ud)e @eele auc^ in biefem £eben in einer unauflodlid^ Derfnäpften ®emeinfct)aft mit

10 aUen immateriellen SRaturen ber ©eifterroelt fte^e, ha^ fte »et^felweifc in biefe »irle unb t)on il^nen Sinbrudfe empfange, beren fte ^ij aber aI8 9Renf(^ nic^t bekougt ift, fo lange alleiS mol)! ftel)t. ^nbererfeitiS ift ed anöi toa^rfd^einlid^, bag bie geiftige 9laturen unmittelbar feine ftnnlid^e ISmpfinDung Don ber jf örpermelt mit Semugtfein l^aben lönnen, koeil f e

15 mit feinem Stl^eil ber 3Raterie gu einer $erfon üerbunben ftnb, um ftc^ Dermittelft bef[elben i()reä Drtd in bem materiellen 9Beltgan3en unb burd^ ffinftlid^e Organen beS 93er^dltniffe<S ber audgebe^nten SBefen gegen ftc^ unb gegen einanber betonet gu toerben, bag fie aber KooI)l in bie @eelen ber SRenfd^en als SBefen t)on einerlei 9latur einfließen fonnen unb aud^

20 loirflid^ iebergeit mit i^nen in medifelfeitiger ©emeinfd^aft ftel^en, bod^ fo, baß in ber SRittl^eilung ber SSorftettungen bieienige, koeld^e bie @eele aU ein oon ber J(örpenoelt abl^dngenbed SBefen in fic^ ent^&lt, ni^t in an* bere geiftige SBefen unb bie 93egriffe ber le^teren, a\& anfc^auenbe fßox^ ftedungen t)on immateriellen S)ingen, nic^t in baS flare 93emußtfein beiS

S5 3Renf(^en fibergel^en f5nnen, koenigftend nic^t in il^rer etgentlid^en Se« fd^affenl^eit, »eil bie SRaterialien gu beiberlei ^bttn Don oerf^iebener art ftnb.

@d to&rbe fd^ön fein, menn eine bergleid^en f^ftematifc^e Serfaffung ber (Seiftermelt, al« toir pe Dorfteflen, nid^t lebigUc^ au« bem begriffe

30 Don ber geiftigen 5Ratur überhaupt, ber gar gu fe^r ^^pot^etifd^ ift, fon» bern au« irgenb einer mirtlid^en unb allgemein gugeftanbenenSeobad^tung fönnte gefd^loffen, ober aud^ nur U)a^rf(^einlid^ Dermut^et merben. S)a^er loage id^ auf bie 9la(^{id^t be« Sefer«, einen 93erfudE) Don biefer Slrt l^ier eingufd^alten, ber gD}ar ettta« außer meinem äßege liegt unb auc^ Don ber

35 Serfnüpfungen feinet Steile unteretnonber DorgefteHt »erben mug, iDemgftend bie dliebec berfelben fic^ nur nad^ folgen Ser^dltntffen tl^rer felbft berougt finb.

334 Sröume eineS ^eifterfel^eriS, erläutert burc^ Sröume ber ^tiapf^t^^xt

Soibeng meit gnug entfernt ift, gletci^mo^l aber ju nid^t unangenehmen äSermutl^ungen Slnlag ju geben f(f)eint.

Unter ben Ärdften, bie ba*3 menf^lid^e ^erj bewegen, fd^einen einige ber mäcfttigften aufeerbalb bemfelben ju liegen, bie aUo nid^t etwa al§ bloge SRittei jid^ auf bie @igennit^igfeit unb ^rioatbebürfnig al^ auf ein r> 3iel, baS innerhalb bem 9Ren|(^en felbft Hegt, be^iel^en, fonbern welcj^e machen, ba& bie Senbenjen unferer [Regungen ben Sörennpunft il^rer 9Ser» cinigung außer un§ in anbere vernünftige SBefen Derfe^en; »orauö ein Streit jweier ilrdfte cntfpringt, ndmlidö ber ßigenl^eit, bie alleä auf ftd^ bejiel^t, unb ber ©emeinnftfeigfeit, baburci^ ba§ ©emutl^ gegen anbere aufeer lo ftc^ getrieben ober gebogen wirb. 34 ^alte mic^ bei bem Sriebe nid^t auf, öermöge beffen wir \o ftarf unb fo allgemein am Urt^eile anberer Pngen unb frembe ^Billigung ober Seifall jur SSoüenbung beö unfrlgen oon un^ felbft fo nöt^ig ju fein erad)ten, woraus, wenn glei(^ biiSweileu ein iibeloerftanbener S^renwalin entfpringt, bennod^ felbft in ber uncigen* is nufeigften unb wal^rl^afteften ®emiitt)öart ein geheimer 3"9 üerfpürt wirb, baSjenige, waö man für jid^ felbft al§ gut ober wa^r erfennt, mit bem Urt^eil anberer gu vergleichen, um beibe einftimmig }u mad^en, im« gleid)en eine jebe menfdilidie ©eele auf bem ©rfenntni^wege gleidjfam angul^alten, wenn pe einen anbern Sufefteig ju gelten fd^eint, afö ben wir 20 eingeschlagen ^aben, weld^eS aOeiS vielleicht eine empfunbene Slbl^ängigfeit unferer eigenen Urt^eile vom allgemeinen menfc!)lidöen SSerftanbe ift unb ein 3Rittel wirb, bem ©angen benfenber SBefen eine ?lrt von SSer* nunftein^eit ju oerfcl)affen.

3c^ übergebe aber biefe fonft uid^t unerfieblic^e Setrad^tung unb 25 ^alte mic^ für je^t an eine anbere, weld^e einleuc^tcnber unb betrdc!)tlidöcr ift, fo viel unferc 8lb|ldbt betrifft. SBenu wir dufeere S)inge auf unfer Sebürfni^ beglel&en, fo fönnen wir biefcö nid^t tbun, ot)ne un« i^ugleic^ burd^ eine gewiffe gmpfinbung gebunben unb eingefc^rdnft gu füllten, bie uns merfen Idfet, bafe in uns gleid^fam ein frember 3Bille wirffam fei, unb 30 unfer eigen ^Belieben bie 33ebingung oon dufeerer 33eiftimmung nöt^ig l^abe. @ine geheime aKad)t nötl^igt unS unfere Slbpc^t gugleid^ auf anberer S33o^l ober na^ frember 3Billfür ju richten, ob biefeS gleich öfters ungern gefc!)ie^t unb ber eigennüfeigen Steigung ftarf wiberftreitet, unb ber $unft,

(Srfter 2:^eil. 2. ^auptpfidf. 335

iQol^in bie ätid^tung^Iinien unferer Sriebe jufammenlaufen, ift aI[o nid^t blo^ in und, fonbern jinb no(^ Six&\k, bie unS bemegen, in bem SBoDen anberer auger und. S)a^er entfpringen bie fittlid^en Slntriebe, bie und oft wiber ben ©anl bed ßigennu^eS fottreiöen, baS ftarfe ®efe^ ber ©d^ul» 5 bigfeit unb ba^ f(!^md(!^ere ber (äiitigfeit, beren iebed und manche Slufopfe« rung abbringt, unb obgleid^ beibe bann unb mann burd^ eigennü^ige $Reigungen überwogen »erben, boc^ nirgenb in ber menf(f)lid)en 5Ratur ermangeln, i^rc SBirfli(i^feit ju dufeern. S)aburd^ fe^en wir und in ben getieimften Semeggrünben abl^&ngig Don ber SRegel bed allge«

10 meinen SBillend, unb ed entfpringt baraud in ber 9BeIt aller benfenben 3laturen eine moralifd^c ßinl^eit unb f^ftematifd^c SSerfaffung nac^ blog geiftigen ©efe^en. SBill man biefe in und empfunbene 9lott)igung unfered äßillend jur (Sinftimmung mit bem allgemeinen SBiDen bad fitt» lid|e ®ef ü()l nennen, fo rebet man baoou nur ald oon einer Srfd^einung

15 beffen, mad in und mirflii!^ oorge^t, ol^ne bie Urfa(!^en bedfelben audju» machen. @o nannte 9lemton bad fidjere ®efe^ ber Seftrebungen aUer SRaterie fid) einanber ju naivem bie ©raoitation berfelben, inbem er [eine mat^ematifc^e 3)emon[trationen nid()t in eine Derbrieglid^e Sljeil« ne^mung an pl^ilofopl^ifd^en ©treitigfeiten verflechten wollte, bie ftc^ über

20 bie Urfac^e berfelben er&ugnen tonnten, ©leid^mol^l trug er fein Seben« fen biefe ©raDitation ald eine wal^re Sßirfung einer allgemeinen Sl^dtig« feit ber SJtaterie ineinanber gu be^anbeln unb gab il)r ba()er aud^ ben Flamen ber Sln^ie^ung. Sollte ed nic^t möglid^ fein bie ßrfdjeinung ber fittUc^en antriebe in ben benfenben Staturen, wie fol^e fic^ auf ein«

25 anber wed^feldweife bejiel^en, glei(!^falld ald bie f^olge einer wal^rl^aftig tl^&tigen j?raft, babur^ geiftige Staturen ineinanber einfließen, Dorju« fteDen, fo baß bad ftttlic^e ©efü^l biefe empfunbene Slbl^&ngigfeit bed ^rioatwillend Dom allgemeinen SBiDen wdre unb eine $olge ber na* türlic^en unb allgemeinen äBed^felwirfung, baburd^ bie immaterielle äBelt

30 il^re pttlid^e @in^eit erlangt, inbem fte fid^ nad^ ben ©efe^en biefed il^r eigenen ßufcimmenl^anged ju einem Softem oon geiftiger äJoQfommenl^eit bilbet? Sßenn man biefen ©ebanfen fo oiel @d)einbarfeit iugefte()t, ald erforberlid^ ift, um bie ^ül^e ju Derbienen fte an il^ren ^^olgen ju meffen, fo wirb man oieUeid^t bur(^ ben Sfieij berfelben unoermerft in einige ^ar«

35 teilic^feit gegen fie oerßoc^ten werben. S)enn ed fd^einen in biefem f^aUe bie Unregelmdßigteiten mel^rent^eild }u oerfd^winben, bie fonft bei bem SBiberfpruc^ ber moralifc^en unb p^^itfc^en SSerl^dltniffe ber 3Renf(^en

836 Srdume eined @e'tfterfe^erd, erlöuteri bur^ Traume ber ^letop^^ftf.

I^ter auf ber @rbe fo befremblid^ in bte Sugen fallen, alle ^Roralität ber ^anblungen fann nad^ ber Drbnung ber Statur niemals i^re üoDfiänbige SBirlung in bem leiblid^en Seben bed 9Renf(!^en ^aben, mol^I aber in ber (Seiftermelt nac^ pueumatifc^en ©efe^en. 3)ie toa^re Slbjtdbten, bie ge^ l^eimc IBewegßrünbe üielcr au§ D^nmadbt frudjtlofen Seftrebungen, ber -^ <Steg über {tc^ felbft, ober aut^ bidmeilen bte verborgene Sude bei fc^ein^ barlid^ guten ^anblungen |lnb mel^rentJ^eUiS für ben pl^^ftfd^en Srfolg in bem törperlt(!^en Suftanbe oerloren, {te mürben aber auf folc^e SSeife in ber immaterietten SBelt als frud^tbare ©rfinbe angefel^en loerben mäffen unb in Slufe^ung tl^rer nac!^ pneumatif(]^en ©efe^en gu $oIge ber SSer« i** tnüpfung beS ^rioatmiOeniS unb beS allgemeinen äBiOend, b. i. ber @in« l^eit unb beö ®anjen ber ©eiftermelt, eine ber pttlid&en Sefc^affen^eit ber freien SSidtiir angemeffene SBirfung ausüben ober auöi gegenfeitig em« pfangen. 3)enn meil bad ©ittUd^e ber S^at ben inneren Suftanb bed ®eifteö betrifft, fo fann aud^ natürlicher SBeife nur in ber unmittel* 15 baren ©emeinfc^aft ber ©elfter bie ber ganjen 9Roralitat abäquate SBir- tung nac^ ftd^ gießen. S)abur(l^ mürbe ed nun gefc^el^en, bag bie Seele beS ÜRenf(^en \6ion in biefem Seben bem pttlic^en Suftanbe gufolge i^re Stelle unter ben getftigen ©ubftangen bed UniDerfum einnel^men mü|te, fo mie nat^ ben ©efe^en ber Semegung bie 3Raterien beö SBeltraumö jtcft i-. in foldö^ Drbnung gegeneinanber fe^en, bie il^ren Äorperfr&ften gemafe ift.*) aSenn benn enblid^ burd^ ben Sob bie ©emeinfdöcift ber Seele mit . ber Äörpermelt aufgehoben morben, fo mürbe baö Seben in ber anbern 3Belt nur eine natürlidie gortfe^ung berjenigen SJerfnüpfung fein, barin fte mit i^r fc^on in biefem geben geftanben mar, unb bie gefammte golgen -:> ber l^ier ausgeübten Sittlici^feit mürben ftc^ bort in ben SBirfungen mieber finben, bie ein mit ber gangen ©eiftermelt in unaufloölid^er ®emeinf(^aft ftel^enbeS SBefen [d^on Dörfer bafelbft nad^ pneumatifd^en ©efe^en auS^ geübt l^at. 3)ie ©egenmart unb bie ßufunft mürben alfo gleid^fam au« einem Stüdte fein unb ein ftetigeS ©ange auSmad^en, felbft na(ft ber Drb« so

*) 5)te au& bem ©runbc ber SWoralitÄt entfprinßcnbe SBed^fclroirfungen bc3 ÜJIenfd^en unb ber @eiftermelt no(^ ben ©efe^en bed pneumottfc^en ^tnf[uffeiS fönnte mon barin fe^en, bafe barauö natürlld^er SBeife eine nähere (Semetnfci^aft einer guten ober böfen (Seele mit guten unb böfen ©eiftem entfpringe, unb {ene baburc^ f«^ felbft bem Steile ber geiftigen SRepublif angefeilten, ber i^rer pttlit^cn 33 S3efc^affen^eit gemäg ift, mit ber S^eilne^mung an allen folgen, bie boraud nad^ ber Drbnung ber Sl^atur entfielen mögen.

(Srfler ^eil. 2. ^ouptflüd. 337

nung bcr 5Ratur. S)icfcr Ic^terc Umftanb ifl t)on bcfonbcrcr ßrlö^Blid^feit 3)cnn in einer aSermutl^unfl nad^ blofeen ®rünben ber SSernunft Ift eine grofee ©d^mlerigfelt, ttenn man, um ben Übelftanb gu ^eben, ber QUO ber unDoUenbeten Harmonie jkotfd^en ber 9){oraIltdt unb tl^ren ^^olgen

5 In blefer SBelt entfprlngt, gu einem augerorbentIi(!^en gottU^en Sßllten feine S^Pud^t nel^mcn mufe: »eil, fo mal^rfclö^inUd) au(6 ba« ttrt^eil über benfelben nad^ nnferen Segriffen Don ber göttlid^en SSetöl^eit fein mag, immer ein ftarfer SSerbacftt übrig bleibt, bafe ble fc^toad^e Segriffe unfere« aSerftanbeö Dlellcidbt auf ben ^öc^ften fel)r t)erfe^rt übertragen toorben,

10 ba beS 3Renf(^en Dblicgenl^eit nur ift, t)on bem g5ttUd&en SBlUen gu ur* tl^eUen aud ber äßo^Igereimt^eit, ble er mlrflic^ in ber SSelt koa^rnimmt, ober loeld^e er nad^ ber SRegel ber Analogie gemä| ber 9laturorbnung barin t)ermut]^en fann, nid^t aber nac!^ bem ISntmurfe feiner eigenen SBeid« l^eit, ben er gugleid) bem göttlid^en SBlQen gur Sorfd^rlft mad^t, befugt ift,

15 neue unb milltürlic^e 9(norbnungen in ber gegenio&rtigen ober ffinftigen äBelt gu erftnnen.

Sßir lenfen nunmel^r unfere Setrad^tung koieberum in ben oorigen SBeg ein unb näl^ern un8 bem QMt, »eld^cö »Ir un« t)orgefe^t l^atten. SBenn eiS jtc^ mit ber ©elftermelt unb bem Slnt^elle, ben unfere Seele an

20 i^r l|at, fo t)er^dlt, »ie ber abrife, ben »ir ert^ellten, i^n öorfteHt: fo fdbeint faft nid^t« befremblid^er gu fein, al« bafe bie ©eiftergcmeinfc^aft n{(^t eine gang allgemeine unb geko5^nlic^e Sac^e ift, unb baS Sluier» orbentli^e betrifft faft mel^r bie Seltenl^eit ber @rfd^elnungen , ali bie ÜWoglid^feit berfelben. S)lefe Sd^mlerlgfelt Idfet ft* inbeffen giemlic^ gut

25 lieben unb ift gum Sl^eil au(^ [d^on gel^oben loorben. S)enn bie SSor^ ^eUung, bie ble @eele bed SRenfc^en Don ^c^ felbft atö einem ©elfte burc^ ein immaterielle^ Snld^auen ^at, inbem fte jid^ in SSerl^dltnife gegen SBcfen Don d^nlld^er 9latur betrachtet, ift oon berienigen gang Derf(^ieben, ba ll^r Semu^tfeln ft(^ felbft atö einen SRenfd^en Dorfteat burdb ein Silb, baS

30 feinen Urfprung aud bem ISlnbrude Ibrperllc^er Organen ^at, unb »elc^ed in Serl^dltnig gegen feine anbere ald materielle S)inge Dorgefteüt n)irb. 6d Ift bemnad^ gmar einerlei @ubiect, maS ber ftc^tbaren unb unfic^tbaren SSelt gugleic^ ald ein @lleb angel^ort, aber nlc^t eben biejelbe ^erfon, »eil ble SorfteQungen ber einen l^rer Derfd^lebenen Sefc^affenl^elt megen

35 feine begleltenbe ^b^tn Don benen ber anbern Sßelt ftnb, unb bal^er, \oai

itanV$ Ci^rfftCB. Scrfc. U. 22

338 Stdume eine« (Beiflerfel^erdi erläutert burd^ 3:räume ber ^etap^i)fif.

id^ als ®eifi benfe, Don mir als SRenfc^ nid^t erinnert toirb, unb unige« gefeiert mein ßuftanb ald eineiS SRenfcben in bie SorileUung meiner felbfi qM eines ©eifted gar ni(!^t l^inein fommt Übrigens mögen bie fßot^ {tenungen Don ber ®eiftermelt fo flar unb anf(!^auenb fein, toie man miO,*) fo i[t biefeS boc^ ni(^t J^inl&nglii^, um mi^ beren als SRenfd^ be« 5 teufet ju »erben ; »ie benn fogar bie 98or jtellung feiner felbfi (b. i. ber Seele) als eines ®eifteS lool^l burc^ ©djiuffe erworben mirb, bei feinem SRenfd^en aber ein anfd^auenber unb @rfal^rungSbegriff ifi.

©iefe Unglcid^artigfeit ber geifligen SSorfieUungen unb berer, bie }um leibli^en Seben beS 9Renf(!^en gehören, barf inbeffen nid^t als eine 10 fo grofee ^inbernife angefel^en »erben, bafe fte ade 9Rögli(^feit aufl^ebe, fid^ biSioeilen ber (Sinpffe Don Seiten ber ©eifienoelt fogar in biefem Seben bemugt gu koerben. 3)enn fte (önnen in baS perf5nli(!^e SSemufetfein beS 9Renf(^en gtoar nid^t unmittelbar, aber bo(!^ fo übergel^en, bafe fte nad^ bem ®efe^ ber oergefeUfd^afteten Segrtffe biefenige Silber rege 15

♦) Solan famt blefe« burcift eine geroiffc «rt oon awlefoc^er ^erfönll^fett, bie ber ©eele felbfi in $(nfe^ung biefeiS 8ebenS aufommt, erldutem. ®en)tffe $^iIo- fopl^en glauben, fic^ ol^ne ben mtnbeflen beforglid^en CHnfpruc^ auf ben ßuftanb bed feften ©^lafeS berufen au fdnnen, wenn fie bie äBirfltc^^feit bunfeler SorfleHun- gen bemetfen wollen, ba fi^ bo($ nichts weiter l^ieDon mit @i(^erbeit fagen lögt, 20 atö bag wir und im Sßa^en feiner Don benjenigen erinnern, bie wir im feften ©((lafe etwa mochten gel^abt l^aben, unb baraud nur fo Diel folgt, bag fie beim C^wa^en nid^t flar DorgefieHt worben, nic^t aber, bag fie aud^ bamald, otS wir fd^Iiefen, bunfel waren. S^ oermut^e Dtelmel^r, bag biefelbe ftörer unb au^ge* breiteter fein mögen, a(d felbft bie fl&rften im SBa^en: weil biefeS bei ber DdUigen 20 SRu^e äugerer @inne Don einem fo t^&tigen SBBefen, a\& bie ©eele ift, au erworten ift, wiewol^I, ba ber Körper bed SJlenfc^en au ^er gett ni<!^t mit empfunben ift, beim Chrwac^en bie beglcitenbe ^htt beffelben ermangelt, wetd^e ben Dorigen 3u' ftanb ber ®ebanfen ald au eben berfelben $erfon gel^örig aum ^ewugtfein Der« l^elfen fönnte. S)te ^anblungen einiger ©d^lafwonberer, welche biiSweilen in \olä)em 30 Suftanbe mel^r QlJerftanb ald fonft a^^d^u, ob fie glei<!^ ni(!^tS baDon beim C^wad^en erinnern, beft&tigen bie SRöglid^feit beffen, wa^ \^ Dom fefien @d^lafe Dermut^e. lS)te 2:r&ume bagegen, bod ift, bie tBorfieUungen bed ©c^Iafenben, beren er fid^ beim ^noac^en erinnert, gel^dren nid^t l^iel^er. 2)enn aldbann f^IAft ber SRenfdl^ ni(^t DöHig; er empfinbet in einem gewiffen @rabe flar unb webt feine ®eifteS« 35 l^anblungen in bie (SinbrüdPe ber öugeren @inne. S)a]^er er flc^ i^rer aum 2:^etl nac^^er erinnert, aber aud^ an il^nen lauter wilbe unb abgefd^madCte Q^l^imdren an- trifft, wie fie eS benn not^wenbig fein muffen, ba in i^nen 3been ber ^^antafie unb bie ber äußeren (Smpfinbung untereinanber geworfen werben.

(Srßer 2:^etl. 2. |^auptflü(f. 339

mad^cn, bie mit il^ncn t)cmattbt pnb unb analoflifd^c SSorftellungcn unfcrcr Sinne crmccicn, bic »o^l ntc^t bcr flctftigc Scflriff fdbcr, aber bo(^ bcren Symbolen ftnb. 3)enn ed tft bo(!^ immer eben biefelbe @ubftanj, bie ju btefer SBelt fomol^I aliS ju ber anbern tote ein ©lieb gel^ört, unb beiberlei

5 Slrt oon SSorfteUungen gel^ören gu bemfelben @ub)ecte unb jtnb mit ein« anber Derfnfipft. 3)ie 9Roglic^feit ^itoon lönnen mir einigermaßen ba« burd) faßlic!^ ma(!^en, menn mir betrad^ten, mie unfere l^ö^ere SSernunft« begriffe, meldte {td^ ben geiftigen giemlic^ näl^em, gemö^nlid^ermaßen gleid^fam ein forperlii^ ^leib annel^men, um ^d^ in j^lar^eit gu fe^en.

10 2)a^er bie moralifd^e 6igenf(^Qften ber ©ott^eit unter ben ä^orfteQun« gen bed Qoxn^f ber Siferfuc^t, ber Sorml^ergigleit, ber Stäche, u. b. g. öorgefteüt merben; bal^er perfoniflciren S)id)ter bie Sugenben, ßajier ober anbere @igen[d^aften ber Statur, bod^ \o, baß bie malere ^bee bed SSerftan:: bed ^inburd^fd^eint; fo fteQt ber ©eometra bie Qtit bnxdi eine Sinie ))or,

ij obgleid^ SHaum unb B^tt nur eine Übereinlunft in 93erl^&Itniffen l^aben unb aljo mo^I ber Slnalogie nad^, niemals aber ber Dualitdt nadb mit einanber übereintreffen; ba^er nimmt bie SSorfleUung ber gottlid^en Smig« leit felbft bei ^^ilolop^en ben Sd^ein einer unenblid^en S^xt an, fo fel)r mie man {tc^ aud^ ptet betbe ju oermengen, unb eine große Urfad^e, toti^

20 megen bie SRat^ematifer gemeinigli(^ abgeneigt ftnb, bie Seibntjifd^e 9Ro« naben einpräumen, ift mo^I biefe, baß fte nid^t uml^in lönnen ftc^ an il^nen fleine Jdämp^en oorgufteHen. S)a]^er ift ed nid^t unmal^rfd^einlid^, baß geiftige Smpfinbungen in ba& 93emußtfein übergel^en Ibnnten, menn fte $l^antaften erregen, bie mit i^nen Dermanbt ftnb. auf biefe Srt mür<

25 ben 3been, bie burd^ einen geiftigen Sinfluß mitgetl^eilt ftnb, ftd^ in bie Seid()en berjentgen Sprache einfleiben, bie ber SKenfd^ fonft im ®ebraud^ ^at, bie empfunbene ®egenmart eineiS ©eifteiS in bad Silb einer menf d^» lidben $igur, Drbnung unb @d^5n^eit ber immaterieDen äBelt in $^an« taften, bie unfere Sinne fonft im Seben vergnügen, u. f. m.

30 S>iefe art ber ISrf(^einungen fann gIeid)mol^I ni(^t etmad Gemeine« unb ®em5^nli(^ejS fein, fonbern ftdi) nur bei $erfonen er&ugnen, beren Organen*) eine ungemö^nlid^ große 9ieljbar(eit ^aben, bie Silber ber

*) 34 Derfte^e l^terunter ni^t bie Organen ber dugeren (ihnpfinbmig, fonbern bod ©enforium ber Seele, roie man eS nennt, b. l benjenigen ^l^eil bed (Sk^ime^, 36 beffen Bewegung bie mand^erlei Silber mib ^orfteümtgen ber benlenben @eele ju begleiten pflegt, mie bte ^^Uofopl^en bafür l^alten.

22*

340 Zr&vmt eine« (Mflffffl^, erläutert bur4 SrAume ber SRetop^pftt

$]^ontaf{e bem tnnern 3nfianbe ber @eele gemfig burd^ l^armonifcbe 9^ koegung mel^r gu üerftärfen, ald getoo^nltd^er Seife bei gefunbeit SRen^ fc^en gefd^ie^t unb aud^ 0efd)e^en foO. Sold^e feltfame $erfonen tourben in geiDiffen Sugenbliden mit ber 8pparen} mand^er ®egen{l&nbe al^ auger i^nen angefod^ten fein, »eld^e jte für eine ®egenn>art oon geijligen : Staturen galten »firben, bie auf i^re förperlic^e Sinne fiele, obgleid^ ^ie« bei nur ein Slenbuerf ber ßinbilbung Dorgel^t, bod^ fo, bag bie 1Irfad;e baüon ein »a^rl^after geifiiger Sinflug ift, ber nid^t unmittelbar empfun- ben »erben fann, fonbem ftd^ nur burd^ t)enDanbte Silber ber ^^antape, »eld^e ben €d^ein ber Smpfinbungen annehmen, 3um 93emugtfein 10 offenbart.

3)ie (Srgiel^ungdbegriffe, ober aud^ mand^erlei fonfi eingefd^üd^ene SBal^n »ärben l^iebei i^re SioDe fpielen, mo SSerblenbung mit Sa^r^eit untermengt mirb, unb eine »irflic^e geiftige Smpftnbung gmar gum ®runbe liegt, bie bod^ in @(^attenbilber ber ftnnlid^en S)inge umgefd)affen 1:. morben. 3Ran wirb aber aud^ iugeben, bag bie @tgenfd)aft auf fold^e SBeife bie (Sinbrude ber ©eiftermelt in biefem üieben jum Karen 8nfd^auen audgumitfeln fdjmerlid^ mogu nfi^en fönne; meil babei bie geifitge @m> pfinbung notl^menbig fo genau in ba^ ^irngefpenfi ber ßinbilbung üer» rotht Q)irb, bag e$ unmoglid^ fein mug in berfelben bad SBa^re Don ben so groben SIenbmerfen, bie e& umgeben, guunterfd^eiben. S^gleid^en mürbe ein foldber Buftanb, ba er ein Deränberted ©leic^gemid^t in ben Heroen Doraudfe^t, meiere fogar burd^ bie Sßirffamfeit ber blog geiftig empfin« benben @eele in unnatürliche ä3emegung Derfe^t merben, eine mirfltd^e JCranf^eit angeigen. (Snbltc^ mürbe eiS gar nidjt befremblid^ fein, an einem ss ©eifterfel^er gugleic^ einen ^l^antaften angutreffen, gum menigfien in Sn« fel^ung ber begleitenben Silber oon biefen feinen @rf(^einungen, meil 93or« fteüungen, bie il^rer 9latur nad^ fremb unb mit benen im leiblid^en Qn^ ftanbe bed SRenfc^en unoereinbar ftnb, fid^ beroorbrdngen, unb übelge« paarte Silber in bie dugere ISmpflnbung ^ereingiel^en, moburd^ milbe 30 @]^tm&ren unb munberlic^e f^ra^en audge^edtt merben, bie in langem ®t^ fc^Ieppe ben betrogenen Sinnen oorgauleln, ob fie glei^ einen maleren geiftigen @influ|3 gum ®runbe ^aben mögen.

9lunme]^r Tann man nid^t t)erlegen fein, oon ben ©efpenjlterergä^Iun» gen, bie ben ^^ilofopl^en fo oft in ben SBeg lommen, imgleid^en allerlei 35 ®eiftereinPüffen, oon benen l^ie ober ba bte Sfiebe gel^t, fd^einbare Ser* nunftgrünbe angugeben. Slbgefd^iebene @eelen unb reine ©eifter finnen

(Sr^tt V^l 2. .^auptflüd. 341

gloar niemals unfern fingeren Sinnen gegenlDfirtig fein, mit fonft mit ber SRaterie in ©emetnfd^aft ftel^en, aber tooijil auf ben ©eift beiS 9Ren« fd^en, ber mit il^nen ju einer großen SRepublit gel^ört, mirfen, fo bag bie SBorfteDungen, loeld^e fte in il^m erioeden, ftd^ na(]^ bem ®efe^e feiner 5 ^l^antafte in Dermanbte Silber einfleiben unb bie ^ppareng ber il^nen gemftgen ®egenftfinbe ald auger il^m erregen. 2)tefe 2:&uf(^ung lann einen ieben @inn betreffen, unb fo fe^r biefelbe aud^ mit ungereimten ^irnge« fpinften untermengt mfire, fo bürfte man fid^ biefed ni(^t abl^alten laffen, l^ierunter geiftige 6tnflüffe gu oermutl^en. Sd^ m&rbe ber @(^arf{td^tigfeit

lo beiS Seferd gu na^e treten, menn id^ mic^ bei ber flnioenbung biefer @r» fl&rungdart nod^ aufhalten moDte. S)enn metapl^qftfd^e ^qpot^efen ^aben eine fo ungemeine 99iegfamTeit an ftd^, bag man fel^r ungefd^idCt fein m&gte, loenn man bie gegenU)drtige nic^t einer ieben Srgfil^Iung bequemen tonnte, fogar el^e man i^re SBal^rl^aftigteit unterfud^t l^at, meld^eS in t)te«

15 len S^&Uen unmöglich unb in noc^ mehreren fel^r unl^öflid^ ifi

SBenn inbeffen bie SSort^eile unb 9lad^t^eile in etnanber gered^net merben, bie bemjenigen ermad^fen fönnen, ber nid^t aOein für bie fic^tbare SSelt, fonbern aud^ ffir bie unftc^tbare in gemiffem ®rabe organi^rt ift (mofern eS jjemald einen fold^en gegeben ^at), fo fd^eint ein ©efd^ent oon

20 biefer Slrt bemjenigen gleid^ gu fein, momit 3uno ben Sirefiad beel^rte, bie il^n guoor blinb mad^te, bamit fte il^m bie ®abe gu U)eiffagen ertl^eilen fSnnte. 2)enn nac^ ben obigen @fi^en gu urt^eilen, lann bie anfd^auenbe JSenntnig ber an bem Sßelt aOl^ier nur erlangt U)erben, inbem man etU)ad Don bemjenigen SSerftanbe einbaut, meldten man fftr bie gegen mdrt ige

35 nötl^ig l^at. ^di U)eig aud^ nid^t, ob felbft geioiffe $^iIofop]^en g&nglid^ Don biefer l^arten Sebingung frei fein foQten, totl6)t fo fleißig unb Der« tieft il^re metapl^qfifc^e ©lafer nad^ jenen entlegenen ©egenben ^inrid^ten unb SBunberbinge Don bal^er gu ergfil^Ien miffen, gum menigfien mißgönne i6i il^nen leine t)on i^ren gntbedungen ; nur beforge id^: bai il^nen irgenb

so ein !D}ann t)on gutem SBerftanbe unb U)enig $einigteit eben baffelbe bürfte gu Derfte^n geben, U)ad bem £^(^0 be 99ra^e fein j(utfd^er antwortete, ald jener meinte gur Slac^tgeit nad^ ben Sternen ben lürgeften äSeg fallen gu Ibnnen: ®uter ^err, auf ben ^immel mögt il^r eud^ koo^I oer« ftel^en, ^ier aber auf ber ISrbe feib il^rein 9larr.

342 S^t&unte etned (Bdfterfel^etd, ett&utert butd^ Srdume ber ^D^etap^^^ft^.

3)rtttc8 ^auptftücf^

Slntlfobbala. @ln gtagmcnt ber gemeinen ^l&ilofopl^ie, bie ®emetnf(]^aft mit ber ©eifiermelt aufjul^eben.

SrifloteleiS fagt irgenbiDo: Sßenn loir toad^en, fo l^aben iDir eine gemeinfcftaftlidö^ SBelt, trdumen »ir aber, fo l^at ein fc* » ber feine eigne. 3Rid^ bänit, man foDte n^ol^l ben lej^teren @a^ um» lel&ren unb fagen fönnen: »enn öon ücrfdöi^benen SRenfc^en ein jeglicher feine eigene SBelt bat, fo ift gu »ermut^en, bafe fte träumen, Sluf biefen gufe, menn »ir bie Suftbaumeifter ber mand^erlei ©ebanfenmelten be* trachten, bereu ieglidö^^ bie feinige mit Sluöfd^liefeung anberer ru^ig be« lo »o^nt, benjenigen etwa, tteld^er bie Drbnung ber 5)inge, fo ttie fte üon SBolffen aud menig Saujeug ber @rfa^ruug, aber me^r erfc^Itd^enen Segriffen gejimmert, ober bie, fo üou GrufiuS burdö i>i^ magif(!^e J^raft einiger ©prfid^e Dom S)entli(^eu unb Unbenflid^en aud Slic^td l^er« vorgebracht tcorben, bemol^nt, fo merben ü3ir und bei bem SBiberfpruc^e 15 il^rer SJiftonen gebulben, bis biefe Ferren ausgeträumt l^aben. 3)enn menn fte einmal, fo ®ott min, DöDig mad^en, b. i. gu einem Slide, ber bie @inftimmung mit anberem SReufd^euDerftanbe nid)t auSfd^liegt, bie Slugen auft^un iDerben, fo mirb niemanb Don il^nen etmad fe^en, maS nid)t ieöem anbern gleitbfadd bei bem Sid^te il^rer SemeiStl^ümer augenftbeinlid^ unb 90 gewife erfcbeinen follte, unb bie ^J^üofop^en werben gu berfelbigen S^it eine gemeinfdjaftlitbe SBelt bemo^nen, bergleic^en bie ©röfeenlel^rer fcfton längft inne get)abt t)aben, melcbe miditige S3egebenl^eit nict)t lange me^r onftel^en fann, »ofern geroiffen S^idl^n unb SSorbebeutungen gu trauen ift, bie feit einiger S^it ober bem 4)orijonte ber SBiffenfc^aften erfc^ie« 25 nen ftnb.

3n gemiffer a3ern)anbtfd)aft mit ben Srfiumern ber SSernunft ftefien bie Srfiumer ber ©mpfinbung, unb unter biefelbe werben ge« meiniglic^ biejentge, fo biiSmeilen mit ©eiftern gu tbun l^oben, gegä^lt unb gmar aud bem n&mlid)en ©runbe mie bie Dorigen, weil fte etmaiS so feigen, maö fein anberer gefunber SMenjc^ jtelöt, unb tbre eigene ®emein« fc^aft mit SBefen ^aben, Die ftd) niemanben fonft offenbaren, fo gute @inne er auc^ ^aben mag. 6d ift aud^ bie Benennung ber Sr&umereien, wenn man Doraudfe^t, bag bie gebad)te 6rfc^einungen auf bloge .|)irn« gefpenfter auslaufen, in fo fern |)affenb, ald bie eine fo gut wie bie anbere 35

(ihrfter ^t\l 8. ^auptflüdT.

felbft auiSgel^ecIte Silber ftnb, bie glei^mol^I dd malere ®egenfldnbe bie @inne betrugen; aDein loenn man {tc^ einbilbet, bag beibe Soufd^ungen fibrigend in i^rer ISntftebungdart {t^ dl^nlidb gnug lodren, um bie Quelle ber einen aud^ gur 6rndrung ber anbern jureic^enb gu flnben, fo betrugt

5 man ftc^ fe^r. S)erienige, ber im Sßad^en ftc^ in 6rbidi)tungen unb 6^tm&* ren, meldte feine ftetd frud^tbare 6inbilbung aud^ectt, bermagen vertieft, bag er auf bie 6mpfinbung ber Sinne loenig Sld^t l^at, bie il^m j[e^t am mei« ften angelegen ftnb, mirb mit Sfied^t ein mad^enberStr&umer genannt. S)enn ed bürfen nur bie @mpfinbungen ber @inne no(^ etmaiS mel^r in

10 i^rer @t&rfe nac^laffen, fo mirb er fd^Iafen, unb bie Dorige Sl^imdren merben ma^re Srdume fein. S)ie Urfad^e, medmegen {te eS nid^t fc^on im Sßad^en ftnb, ift biefe, loeil er fte gu ber Qtit ald in fid^, anbere ©egen« ftdnbe aber, bie er empflnbet, atö auger {tc^ DorfteDt, folglid^ {ene gu SSirfungen feiner eignen Sl^dtigfeit, biefe aber gu bemj[enigen gdl^It, mad

15 er Don äugen empfdngt unb erleibet. S)enn l^iebei fommt ed aOed auf bad SSer^dltnig an, barin bie ©egenitdnbe auf i^n felbft atö einen ÜRen« fd^en, folglid^ aud^ auf feinen Stixptx gebadet merben. S)a^tx lönnen bie ndmlic^e Silber il^n im SSad^en mo^l fe^r bef d)dftigen , aber ni(t)t be^ trügen, fo flar fte auc^ fein mbgen. S)enn ob er gleidb alSbann eine Sor«

20 ftellung t)on ftdb felbft unb feinem Körper aud^ im ©e^irne ^at, gegen bie er feine p^antaftifd^e Silber in Serbdltnig fe^t, fo mad)t bod^ bie U)ir^ lid^e (Smpfinbung feined JCörperd burd) dugere @inne gegen j[ene (Si^U mdren einen Sontraft ober Slbftec^ung, um fene atö Don ftc^ audge^edt, biefe aber [ald empfunben angufel^en. Schlummert er l^iebei ein, fo er«

2t lifd^t bie empfunbene SorfteDung feined JCörperd, unb t& bleibt blog bie felbftgeb leitete übrig, gegen meldte bie anbre @^imären ald in dugerem Serbdltnig gebadet merben unb aud^, fo lange man fdjldft, ben Srdumen» ben betragen muffen, meil feine (Smpfinbung ba ift, bie in Sergleic^ung mit {euer bad Urbilb t)om S^attenbilbe, ndmlidb bad ^ugere Dom Innern,

so unterfd^eiben liege.

Son ma^enben Srdumem ftnb bemnadb bie ©eifterfel^er nid^t blog bem ®rabe, fonbem ber Slrt na^ gdnglic^ unterfc^ieben. 2)enn biefe refe« riren im äBadjen unb oft bei ber grbgten Sebl^aftigfeit anberer ßmpfin« bungen gemiffe ©egenftdnbe unter bie dugerlic^e Stellen ber anbern

S)inge, bie fte mirflid) um ftc^ loa^rnel^men, unb bie f^rage ift l^ier nur, mie t^ gugel^e, bag fte bad Slenbioert i^rer (Sinbilbung auger fic^ Der« fe^en unb gmar in Ser^dltnig auf i^ren j(5rper, ben fte aud^ burd^ dugere

344 Zx&mnt dned edflftfe^ev0, etfäntett hnr^ Sräinne ber aRetop^^ft!.

6inne cmpfinben. S)ie gro§e Klarst t^reS ^imgefpinfied fann ^tcDon ntd)t bte Urfad)e fein, benn cS fomnit ^ter auf ben Ort an, iDol^in t& ald ein (Segenfianb oerfe^t ifl, nnb ba^ verlange id^, bag man jteige, »ie bie Seele ein fold^eö Silb, nmd fie bo4 ali^ in ft^ enthalten DorjieDen foUte, in ein Qan^ anber 9Ser^altni§, nämlid^ in einen Drt ftugerlid^ & unb unter bie ®egenßänbe, oerfe^e, bie fid^ il^rer »trllidien Gmpfinbung barbieten. 8u(l^ »erbe id^ mid) buxii bie Snfä^rung anberer %&üt, bie einige %^nlid)feit mit folc^er Säufd^ung ^aben unb etma im fieberhaften Suflanbe oorfaDen, nid^t abfertigen laffen; benn gefunb ober Iranf, »ie ber 3ufi<(nb it& betrogenen aud) fein mag, fo »iU man nic^t miffen, ob lo bergleid^en aud^ fon{i gefdjel^er fonbern mie biefer Setrug moglid^ fei.

SSir flnben ober bei bem ®ebraud^ ber äußeren @inne, bag über bie ftlarl^eit, barin bie ®egenfldnbe oorgejtellt merben, man in ber @mpfin* bnng au4 i^ten Drt mit begreife, oielleid^t bisweilen nid^t aOemal mit gleid^er 9ii(^tigfeit, benno(^ ald eine not^menbtge Sebingung ber (Smpftn« is bitng, o^ne ueld^e t& unmöglich m&re bte 3)inge als au^er uns Dorju^ flellen. Riebet »irb ed fel^r ma^rfd^einlid^: bag unfere Seele baS empfun« bene Dbject ba^in in il^rer SorfteQung oerfe^e, n)0 bie oerfd^iebene 9t\6i^ tungSlinien bed (SinbrutfS, bie baffelbe gemad^t ^at, uenn fie fortgegogen »erben, jufammenftogen. 2)a]^er jte^t man einen ftral^lenben $unlt an so bemjenigen Orte, mo bie Don bem Suge in ber äiid^tung bed SinfallS ber Sid^tfiral^len jurudgejogene Sinien ftd^ fc^neiben. 2)iefer $untt, meldten man ben €e^epuntt nennt, ift gmar in ber SBirlung ber3ctflreuungS« puntt, aber in ber Sorfiellung berSammlungdpunIt ber 3)irectionS« linien, nadb meldten bie 6m|)flnbung eingebructt mtrb (focos imaginarius). 25 @o befiimmt man felbfi burd^ ein eingiged Suge einem fid^tbaren Dbjecte ben Ort, mie unter anbem gefd^iel^t, »enn baS Spectrum eines J(5r|)erS bermittelft eines ^ol^l{|}iegelS in ber Suft gefeiten mirb, gerabe ba, too bie Strahlen, meiere aus einem fünfte beS Dbjects ausfliegen, fid^ feinet» ben, tfft fte ins äuge fatten.*) so

*) @o loirb baS Urtl^eil, loeld^eS lott oon bem fti^einbaren Drte na^er Gegen* ft&nbe f&Uen, in ber ©e^efunft gemeiniglich üorgefteüt, unb ftimmt auti^ fe^r gut mit bet (Jrfal^rung. Snbeffen treffen eben biefelbe Cidötftra^len, bte auü einem $un!te auslaufen, t)enndge ber Srec^ung in ben 9(ugenfeu(^ttg!eiten nid^t bioergirenb auf ben @e^enert)en, fonbern bereinigen fic^ bafelbft in einem gSunfte. ^a^tx^ u>enn 35 bie C^mpfinbung lebiglic^ in btefem ffltmn t)orge^t, ber focus imaginarius ni^t au6er bem j^örper, fonbern im S3oben beS ^uged gefegt merben mügte, melc^eS eine

(Sr^tx S^eil. 3. ^auptflüdC 345

S3teIIei(^t tonn man eben fo bei ben ßinbrfiden beö ©d^aHed, tot\\ beffen @t56e anii nad^ geraben Sinien gefd^e^en, onnel^men: bog bte @m« pftnbung beffelben ^ugleid^ mit ber Sßorftellung eined foci imaginarii be« gleitet fei, ber bal^in gefegt iDirb, mo bie gerabe Sinien beiS in 99ebung

5 gefegten 9lerDengeb&ubed, im ©e^irne dugerlid^ fortgegogen, gufammen« flogen. 2)enn man bemerft bie ©egenb unb SBeite eined {db^iDenben Ob« iectd einigermaßen, »enn ber Sd^aU gleid^ leife i[t unb l^inter und ge« jd^ie^t, obfc^on bie gerabe Sinien, bie Don ba gegogen merben fönnen, eben nidbt bie @rbffnung beS Dffx^ treffen, fonbern auf anbere Stellen bed

10 ^auptiS fallen, fo bag man glauben muß, bie Sfiid^tungdUnien ber ßr« fc^ütterung »erben in ber SBorfteUung ber @eele dugerlid^ fortgegogen unb bad fd^allenbe Dbiect in ben ^unft i^red Bufammenftoged oerfe^t. @ben baffelbe fann, mie mid^ bünit, aud^ bon ben fibrigen brei Sinnen gefagt U)erben, loeld^e ftd^ barin bon bem ©eiterte unb bem ©el^or unterfd^eiben,

15 bag ber ©egenfianb ber gmpfinbung mit ben Organen in unmittelbarer 93erü]^rung fielet, unb bie SfÜc^tungdUnien beS {tnnlic^en SReiged ba^er in biefen Organen felbft il^ren $unlt ber Sßereinigung l^aben.

Um bief eiS auf bie Silber ber ßinbilbung angumenben, fo erlaube man mir baiSjenige, »aiS ßartefiud annahm unb bie me^rften ^^ilofopl^en

nac^ il^m billigten, gum ®runbe gu legen: n&mlid^ bag aQe SSorftellungen ber einbilbungdtraft gugleid^ mit gemiffen Seioegungen in bem Sleroen« gemebe ober 9ten)engeifte bed ©el^irneiS begleitet itnb, meldte man ideas materiales nennt, b. i. Dielleid^t mit ber (Srfd^ütterung ober 99ebung bed feinen ßlementiS, meld^ed t)on i^nen abgefonbert mirb, unb bie berjjenigen

25 IBemegung ä^nlid^ ift, meiere ber finnlid^e @inbrutf machen f bnnte, loobon er bie ßopie ift. 9lun berlange ic^ aber mir eingur&umen: bag ber oor« nel^mfte Unterf(^ieb ber SRerDenbemegung in ben $^antaften Don ber in ber Smpflnbung barin beftel^e, bag bie Sfiid^tungdlinien ber Seioegung bei iener fid^ innerhalb bem ©e^irne, bei biefer aber augerl^alb fd^neiben;

30 bal^er, n)eil ber focus imaglnarius, barin bad Ob^ect oorgefteQt mirb, bei ben flaren ßmpfinbungen beS Sßad^end auger mir, ber bon ben $^anta« fien aber, bie id^ gu ber S^it etma l^abe, in mir gefegt mirb, id^, fo lange id^ mad^e, nid^t fehlen tann bie (Sinbilbungen atö meine eigene ^imge« fpinfte oon bem @inbrud( ber Sinne gu unterfd^eiben.

36 ©d^ioiengfeit moc^t, bie id) ie(^t nid^t aufldfen lonn, unb bie mit ben obigen Sö^en fo»ol^( ald mit ber C^al^vung unoereinbar fc^eint.

346 3:rftume eined ©eiflerfel^ni^, erl&uieri burd^ ^rftume ber aReta))^4f!f.

Sßenn man biefed etnrdumt, fo bänft mxii, \>a% i6i über biqenige 8rt Don Störung bed ®emät^iS, bie man ben äSal^njinn unb im ^il^em ©rabe bie Serrädung nennt, etmad Segreiflid^ed gur Urfatj^e anfuhren fönne. S)ad @igentt)fimU(^e biefer JCranf^eit befielet barin: bag ber oer« iDorrene SRenfd^ bloge ®egenft&nbe feiner Sinbilöung auger ftc^ Derfe^t 5 unb ald »irflid^ Dor il^m gegeniDdrtige S)inge anfielet. 9tun ^abe i^ ü^^ fagt: bag nad^ ber gemöl^nlic^en Drbnung bie S)irectiondIinien ber 93e« toegung, bie in bem ©el^irne ald materielle ^ülfdmittel bie ^^antafte be« gleiten, fic^ innerhalb bemfelben burc^fd^neiben muffen, unb mitl^in ber Drt, barin er fid^ feined Silbed bemugt ift, gur Seit bed SBac^end in i^m 10 felbft gebadet merbe. Sßenn id^ alfo fe^e, bag burc^ irgenb einen SufaQ ober JCrantl^eit gemiffe Organen bed ©e^irned fo oergogen unb aud il^rem gel^örigen @Ieid^gemid^t gebrad^t [eien, bag bie Semegung ber !Reroen, bie mit einigen $^antaften l^armonifd^ beben, nac^ fold^en 9fit(l)tungd« Knien gefd^ie^t, ttelc^e fortgegogen fid^ augerl^alb bem ®e^ime burd^« u Ireugen mfirben, fo ift ber focus imaglnarius auger^alb bem benlenben Subject gefegt,*) unb bad Silb, melc^ed ein Sßerl ber blogen @inbilbung ift, mirb aU ein ©egenftanb oorgefteDt, ber ben dugeren @innen gegen« lodrtig m&re. S)ie Seftfirjung über bie t)ermeinte ßrfdbeinung einer @ad^e, bie nad^ ber natärlict)en Orbnung nic^t gugegen fein fodte, mirb, obfc^on fo aud^ anfangt ein fold^ed Sd^attenbilb ber ^l^antafte nur fd^mad^ m&re, balb bie Slufmerffamfeit rege mad^en unb ber Sc^einempfinbung eine fo groge Seb^aftigfeit geben, bie ben betrogenen SRenfd^en an ber Sßal^rl^af«

*) ÜJlan fönnte ald eine entfernte £l§nltd^feit mit bem angeführten BufaSe bie Sefc^affen^eit ber Snmfenen anführen, bie in biefem Buflanbe mit beiben Kugen 25 boppelt fe^en: borum »eil burd^ bie $(nfd^n)ellung ber iBIutgef&ge eine ^inbemi§ entfpringt, bie $(ugena(bfen fo au riti^ten, bog i^re iiertängerte Linien fid^ im $un!te, »orin bod Dbject ift, fd^neiben. (Sben fo mag bie ^ergie^ung ber ^imgeföge, bie Diellei^t nur üorübergel^enb ift unb, fo (ange fie bouert, nur einige 9len>en betrifft, bagu bienen, bag gemiffe Silber ber $]^antafie felbft im S^o^en ald au^er und er« 30 f(!^einen. (Sine fel^r gemeine (Srfa^rung lann mit biefer S&ufc^ung Derglic^ merben. S^enn man nad^ üoUbrac^tem ^c^lafe mit einer (Bem&c^Iic^Ieit, bie einem ©Plummer nal^e fommt, unb gleic^fam mit gebroc^nen Kugen bie mand^erlei {^&ben ber 8ett- Dorl^önge ober be« ©eguge« ober bie fleinen gledfen einer na^en SBanb anfleht, fo mac^t man fid^ barauiS Iei(!^tlic^ Siguren Don Sffenfd^engefid^tem unb bergleid^en. 35 S)aiS 93Ienbmerf ^ört auf, fo balb man roill unb bie Sufmerffamlett anfhengt. ^ier ifl bie ^erfe^ung beiS foci imaginarii ber gS^antafien ber SEBiafftr einigermaßen unterworfen, ba fie bei ber Serrüdfung burd^ feine aBiUfür fann ge^inbert werben.

(Erflev ^dl 3. ^auptptf. 347

tigleit nid^t gioeifeln Idgt. 3){efer SSetrug lann einen jeben dugeren @inn betreffen, benn üon ieglid^em l^aben mir coptrte Silber in ber @inbilbung, unb bie SSerrütfung beiS 9}ert)engen)ebed Tann bie ttrfadie merben, ben focum imaginarium bal^in gu üerfe^en, t)on mo ber ftnnltc^e @inbrucf

5 eined mirtlid^ Dor^anbenen f5rperlic^en ©egenftanbeiS tommen mürbe. 6d ifi Qldbann fein SBunber, menn ber ^^antaft mand^ed fel^r beutlid^ gu fe^en ober gu l^ören glaubt, mad niemanb auger il^m mal^rnimmt, im« gleichen menn biefe ^irngefpenfter il^m erfc^einen unb plö^lic^ t)erf<!^n)tn« ben, ober inbem fte etma einem Sinne, g. @. bem ©eftd^te, oorgauteln,

10 burd^ leinen anbern, mie g. 6. bad ©efül^I, lonnen empfunben merben unb bal^er burd^bringlid^ fd^einen. S)ie gemeine ©eiftererg&^Iungen laufen fo fe^r auf bergleid^en Sefltimmungen l^inaud, bafi fte ben SSerbac^t unge« mein rechtfertigen, fte fönnten mol^I aud einer fold^en QueQe entfprungen fein. Unb fo ift auc^ ber gangbare Segriff oon geiftigen SBefen, ben

15 mir oben aud bem gemeinen 9iebegebrau(!be l^eraudmidCelten, biefer Sdu« fd^ung fel^r gem&g unb oerl&ugnet feinen Urfprung nid^t: meil bie 6igen« f(^aft einer burdjbringlic^en ©egenmart im 9iaume \>a^ mefentlid^e SRerN mal biefed Segriffed au^mad^en foD.

6d ifi aud^ fe^r ma^rf d^einlid^ , bag bie Srgiel^ungdbegriffe t)on

20 ©eifiergeftalten bem franfen Stoppe bie 9Raterialien gu ben t&ufd^enben @inbtlbungen geben, unb bag ein t)on allen fold^en Sorurtl^eilen leered ©e^irn, menn i^m gleite eine Serfe^rt^eit anmanbelte, mol^l nic^t fo (eic^t Silber Don fold^er 9lrt aud^edCen mürbe, f^erner fielet man baraud auc^, bag, ba bie A'rantl^eit beiS ^^antaften nic^t eigentlid^ ben Serftanb, fon«

25 bern bie Sfiufc^ung ber @inne betrifft, ber Unglüdlid^e feine SIenbmerfe burd) fein Sernünfteln ^eben tonne: meil bie ma^re ober fdieinbare @m« pfinbung ber @inne felbft Dor allem ttrtl^eil bed SSerftanbed oor^erge^t unb eine unmittelbare 6oibeng ^at, bie aUe anbre Überrebung meit über« trifft.

30 S)ie f^olge, bie ftd^ aud biefen Setrad^tungen ergiebt, l^at biefed Un^ gelegene an ftd), bag fte bte tiefe Sermut^ungen beiS oorigen ^auptftüctiS gang entbel^rli^ mad^t, unb bag ber Sefer, fo bereitmiUig er aud) fein mochte, ben ibealifd)en ßntmürfen beffelben einigen Seifall eingurdumen, bennoc^ ben Segriff oorgie^en mirb, mel(l)er mel^r ©emdc^Uc^teit unb

35 J(ürge im Sntfc^eiben bei ftd) fül^rt unb ftc^ einen aUgemeineren Seifall oerfpredben fann. S)enn auger bem, bag ed einer oernünftigen 3)entungd« art gemdger gu fein fc^eint, bte ©rfinbe ber ßrlldrung aud bem Stoffe

348 S^rdunte eined (Betflerfel^erd, erldutett bur^ Zxänmt ber 9Reta))]^9{!f.

l^ergunel^men, ben bie Srfal^rung und barbtetet, a\8 {t<!^ in fd^loinbUc^ten Segriffen einer ^alb bid^tenben, l^alb fd^Iiegenben SBemunft ju t)erlieren, fo äußert ftc^ no(]^ bagu auf biefer @ette einiger Snlag }um ©efpötte, iDeld^ed, ed mag nun gegrünbet fein ober nid^t, ein träftigered SRittel ifi als irgenb ein anbereiS, eitele Slad^forfd^ungen gurädi^ul^aUen. 3)enn auf » eine ernfil^afte 9lrt aber bie ^irngefpenfier ber $^antaften Sudlegungen machen ju molleni giebt f(]^on eine fd^Umme SSermutl^ung, unb bie $^Uo« fopl^ie fe^t ft(^ in Serbac^t, neld^e fid^ in fo ^öfit^ttr ®efeDf(]^aft betreffen Idgt Stoar l^abe id^ oben ben SBal^n^nn in bergleic^en Srfd^einung ni(^t beftritten, Dielme^r i^n, jttar nid^t atö bie UrfatJ^e einer eingebilbeten lo ®etftergenieinf(^aft, bod^ atö eine natfirltd^e i^olge berfelben bamit oer« fnäpft; aDein »ad für eine S^orl^eit giebt ed bod^, bie nic^t mit einer bobenlofen SSeltmeiSl^eit fbnnte in @tnftimmung gebrad^t »erben? S)a« l^er t)erbenle idb ^^ bem 2efer feinedmeged, »enn er, anftatt bie ©eifler« feiger für ^albbfirger ber anbern äSelt anjufel^en, fte lurj unb gut ald is 6anbibaten bed ^ofpttald abfertigt unb fid^ baburd^ aDed meiteren !Racb« forfd^end uberl^ebt. äSenn nun aber aDed auf folc^en ^n% genommen xoixbt fo mug aud^ bie Slrt bergleid^en Sbepten beS ©eifterreic^d gu be» l^anbeln üon berienigen nadb ben obigen Gegriffen fel^r oerfd^ieben fein, unb ba man ed fonft nötl^ig fanb, bidioeilen einige berfelben ju brennen, 20 fo U)irb ed je^t gnng fein, fte nur gu purgiren. Sluc^ mdre ed bei biefer Sage ber @ad^en eben nid^t nötl^ig gemefen, fo »eit audgul^olen unb in bem fieberhaften ©el^irne betrogener @(^n)drmer burd^ ^filfe ber 9Reta« |)]^qft I ©e^eimniff e auf guf ud^en. 2)er f c^arf ftd^tige ^ u b i b r a d ^dtte und aÖein baS Sfidt^fel aufibfen lonnen, benn nad^ feiner SReinung: loenn 2s ein l^qpodjonbrifc^er SBinb in ben Singeioeiben tobt, fo fommt ed barauf an, meldje Stic^tung er nimmt, gel^t er abiodrtd, fo ttirb barauS ein S^— , fleigt er aber aufiodrtö, fo ift eine (Srfd^einung ober eine l^eilige (Singebung.

SJicrteg $au|)tftüA so

S:i^eoretif(^er @d^Iug aud ben gefammten IBetrad^tungen

bed erften Sl^eilS.

2)ie SrügUd^feit einer Sßage, bie nad^ bürgerlid^en ®efe^en ein 3fta^ ber ^anblung fein foQ, mirb entbedtt, menn man Baare unb ®em{(^te

(ihrfier Sl^eil. 4. ^auptflöd. 349

il^re @(^alen Dertaufd^en Idgt, unb bie ^arteiUd^fett ber SSerftanbediDage offenbart ft<!^ burd^ eben benfelben jfunftgriff, ol^ne loeld^en man auc^ in p]^iIofop]^if<^en Urt^eilen nimmermehr ein einftimmiged f^acit aud ben Dergltdjenen SIbmiegungen l^erauSbefommen fann. 3>^ l^abe meine @eele

5 t)on SSorurt^eilen gereinigt, id^ l^abe eine jebe blinbe (Srgebenl^eit Dertilgt, mel(i)e fiöi \tmaU einfd^Iid^, um mand^em eingebilbeten 9Bif[en in mir ISingang gu Derfd^affen. 3e^t ift mir nichts angelegen, nid^td el^rmurbig, a(d nad burd^ ben äSeg ber Slufrid^tigfeit in einem rul^igen unb für aUe ©rünbe gugdnglid^en ®emütl^e $Ia^ nimmt; ed mag mein Doriged Ur«

10 tl)eil beftatigen ober aufgeben, mid^ beftimmen ober unentfc^ieben laffen. SBo id^ etmad antreffe, bad mid^ belehrt, ba eigne id^ ed mir ju. S)ad Urtl^eil bedjientgen, ber meine ©ritnbe loiberlegt, ift mein ttrt^eil, nad^« bem \6i ed oorerft gegen bie @d^ale ber @elbfiliebe unb nad^^er in ber» felben gegen meine oermeintlid^e ©rfinbe abgezogen unb in il^m einen

15 größeren ©el^alt gefunben l^abe. €onft betrad^tete ic^ ben aDgemeinen menfd^Iid^en SSerftanb blod aud bem @tanbpun(te bed meinigen: j[e^tfe|^e xti mid^ in bie SteDe einer fremben unb äußeren Vernunft unb beobad^te meine Urtl^eile fammt i^ren ge^eimften S(nl&ffen aud bem ©eftd^tspunlte anberer. 3)ie 9SergIei(^ung beiber 93eobad^tungen giebt gmar fiarfe $a«

20 raDa;ren, aber fte ift aud^ bad einjige SRittel, ben optifd^en IBetrug juDer» ](|äten unb bie Segriffe an bie ma^re ©teUen gu fe^en, barin fte in S(n> fe^ung ber Srfenntni^Dermögen ber menfc^Iid^en 9latur fte^en. 9Ran toirb fagen, bag biefed eine fe^r ernftl^afte @prad[)e fei für eine fo gleid^» gfiltige Aufgabe, ald mir ab^anbeln, bie mel^r ein Spielmerf atö eine

25 ernftlid^e Sefd^äftigung genannt gu U)erben Derbient, unb man l^at nid^t Unred^t fo ju urt^eilen. STOein ob man gmar über eine JSIeinigteit leine groge Surüfiung mad^en barf, fo lann man fte bod^ gar iDol^l bei ©elegen« l^eit berfelben mad^en, unb bie entbel^rlid^e Sel^utfamleit beim @ntfd^eiben in Jtleinigteiten lann gum Seifpiele in U)id^tigen i^äQen bienen. ^<tj flnbe

30 nid^t, bag irgenb eine Slnl^änglid^feit, ober fonft eine oor ber Prüfung eingefd^Iic^ene Steigung meinem ©emütl^e bie Senffamleit nad^ aDerlei ©rünben für ober bamiber benehme, eine eingige aufgenommen. S)ie SSerftanbedmage ift boc^ nid^t gang unparteiifc^, unb ein Slrm berfelben, ber bie Sluffd^rift fu^rt: Hoffnung ber Bulunf t, ^at einen med^anifc^en

35 SSortl^eil, »elc^er mad^t, ba^ auc^ leichte ©rünbe, meldte in bie i^m an« geJ^örige @d^a(e faden, bie ©peculationen Don an fid^ größerem ©emid^te auf ber anbern Seite in bie ^öl^e giel^en. 3)iefes ift bie eingige Unrichtig«

350 Sr&ume eined ^eiflerfel^erd, erl&utert bnt^ Sr&utne ber SReto^l^^ftl.

leit, bie id^ nid^t iDol^l lieben lann, unb bie id^ in ber Sl^at aud^ niemals ^eben totD. 9tun ge^f^e id), bag aUe ßrgdl^Iungen Dom (Srfdb^inen abge« fc^iebener 6eelfn ober Don ®eiftereinflüffen unb aOe Sl^eorien oon ber mutl^maglid^en 9latur geiftiger äBefen unb i^rer SSerfnfipfung mit und nur in ber Sd^ale ber Hoffnung merltic^ mtegen; bagegen in ber ber Spe« & culation aud lauter Suft ju beftel^en fc^einen. Sßenn bie Sludmittelung ber aufgegebenen i^rage nid^t mit einer Dörfer fd^on entfd^iebenen SRei« gung in Sqmpatl^ie ft&nbe, meld^er IBernünftige mürbe mol^l unfd^Ififftg fein, ob er me^r SRöglid^Ieit bartn finben foDte, eine Srt SBefen anju» nehmen, bie mit aUem, mad i^m bie @tnne lehren, gar nid^td ^^nlid^ed lo l^aben, aU einige angeblid^e Erfahrungen bem @elbftbetruge unb ber @r« bic^tung beigumeffen, bie in mel^reren ^^dDen nid^t ungemol^nlic^ ftnb.

3a biefeiS fd^eint aud^ überl^aupt oon ber Beglaubigung ber ©eifter« erjdl^Iungen, meiere f o allgemeinen (Singang finben, bie oornel^mfte ttrfad^e gu fein, unb felbfi bie erfte 2:&ufd^ungen oon oermeinten (Srf^einungen n abgefc^iebener SRenfc^en {tnb oermutl^lid^ aud ber fc^meic^el^aften ^off« nung entft^rungen, bag man noc^ auf irgenb eine 8rt nad^ bem Sobe übrig fei, ba benn bei näd^tlic^en @d^atten oftmals ber SBa^n bie @inne betrog unb aus gmeibeutigen ©eftalten Slenbioerle fc^uf, bie ber oorl^erge^enben ÜReinung gemdg maren, moraud benn enblid^ bie ^l^ilofopl^en flnlag so nahmen bie SSernunftibee oon ©eiftern audjubenten unb fie in Se^roer« f^ffung gu bringen. SRan fielet ed aud^ lool^l meinem anmaglic^en Sel^r« begriff oon ber ®eiftergemeinfd^aft an, ba^ er eben biefelbe äiid^tung netime, in ben bie gemeine Steigung einfd)ldgt. S)enn bie @d^e oerein« baren ftd^ fel^r mertlid^ nur babin, um einen Segriff gu geben, loie ber ss ®et[t beiS SRenfd^en aud biefer SSelt l^eraudge^e,*) b. i. oom ßuftanbe nad^ bem Sobe; mie er aber l^ineintomme, b. i. oon ber Beugung unb Srortpflangung, baoon ermd^ne id^ nic^td; |a fogar nic^t einmal, mie er in biefer SSelt gegenwärtig fei, b. i. loie eine immaterielle Statur in

*) S)a(S @innbllb ber alten ftg^pter für bie @eele war ein ^apiüon, unb so bie ariec^ifd^e ^Benennung bebeutete eben bofelbe. 3Ran fle^t lei^t, hai bie Hoff- nung, todä^t aud bem S^obe nur eine iSerroanblung ma^t, eine folt^e 3bee fammt i^ren Sci^^en oeranlafet f^aU. Snbeffen f)M biefe« feineSroege« ba« Sutrouen au ber [Ric^tiglett ber ^ierau« entfprungenen begriffe. Unfere innere (Sntpfinbung unb bie borauf gegrfinbete Urt^eile bed ^ernunft&iinli^en führen, fo lange fie unoerberbt S5 finb, eben ba^in, too bie SBemunft ^in leiten mfirbe, menn fie erleuchteter unb aus- gebreiteter w&re.

(Srfier SEl^eil. 4 ^au^tftüdT. 351

einem Jt5rper unb burc^ benfelben tDirtforn fein fönne; aUeiS um einer fel^r gültigen Urfa(^e miSen, meldte Diefe ift, bag ic^ ^ieDon indgefammt nid^tö Derfie^e unb folglich mic^ »o^I ^dtte befd^eiben fbnnen, eben fo unmiffenb in Slnje^ung beiS fänftigen SuftanbeiS ju fein, ttofern nid^t bie ^arteilid^^ 5 feit einer 2ieblingdmeinung ben ©rünben, bie fid^ barboten, fo fd^mad^ fte Qud^ fein mod^ten, gur Smpfel^Iung gebient l^ätte.

6ben biefelbe Unmiffen^eit mad^t aud^, ba^ i(^ midi) nic^t unterftel^e fo gdnglid^ aOe SBo^r^eit an ben mand^erlei ©eifterergdl^lungen abguleug^ nen, boc^ mit bem gem5^nlid^en, obgleich munberli^en SSorbel^alt, eine

10 iebe eingelne berfelben in 3tt^if^I iu gießen, aUen jufammen genommen aber einigen ©lauben beijumeffen. S)em Sefer bleibt ba8 Urt^eil frei; maS mid^ aber anlangt, fo ift jum menigften ber Sludfc^Iag auf bie Seite ber ®rünbe bed gmeiten ^auptftüdCd bei mir gro^ gnug, mid^ bei Sin« l^brung ber mand^erlei befremblld^en @rjä^lungen biefer Slrt ernftl^aft

15 unb unentfd^ieben gu erl^alten. ^nbeffen ba eS niemals an ®runben ber SRed^tfertigung fel^lt, »enn baS ®emät^ t)orl^er eingenommen ift, fo toiO id^ bem Sefer mit leiner »eiteren SSertl^eibigung biefer 3)enlungdart be« fc^merlic^ faUen.

S)a id^ mid^ je^t beim @d^Iuffe ber S^eorie t)on ©eiftern befinbe, fo

20 unterftel^e id^ mir nod^ ju fagen: bag biefe ä3etrad^tung, menn jteoon bem Sefer gel^örig genügt mirb, ade p^ilofop^ifd^e @inftd^t oon bergleid^en SBefen ooQenbe, unb bag man baoon oielleic^t Ifinftigl^in nod^ aDerlei meinen, niemals aber me^r mif f en fönne. S)tefeS 93orgeben Hingt jiem« lid^ ru^mrät^ig. 2)enn tS ift geioig fein ben @innen befannter ©egen*

25 ftanb ber 92atur, oon bem man fagen fbnnte, man ^abe il^n burd^ Seob» ad^tung ober SSernunft {emalS erfd^öpft, menn eS auc^ ein SBaffertropfen, ein @anbforn ober etmaS nod^ (Einfacheres lodre; fo unermeßlich ift bie ÜRannigfaltigfeit beSjenigen, maS bie 9latur in i^ren geringften S:t)eilen einem fo eingefd^rdnften SSerfianbe, loie ber menfd)lid^e ift, jur Sluflbfung

30 barbietet. StUein mit bem pl^ilofopl^ifd^en Se^rbegriff oon geiftigen Sßefen ift es ganj anberS bemanbt. (Sr fann oottenbet fein, aber im negatioen SSerftanbe, inbem er ndmlic^ bie ©renken unferer ßinfid^t mit @id^er^eit feflfe^t unb uns überzeugt: bag bie oerfd^iebene @rfd^einungen beS 2e* benS in ber 9latur unb bereu ©efe^e alles feien, loaS uns ju erlennen

S5 oergönnt ift, baS ^rincipium biefeS SebenS aber, b. i. bie geiftige 9latur, loeldje man nid^t fennt, fonbern oermutl^et, niemals pofttio fonne gebaut merben, »eil feine data l^ieju in unferen gefammten (Smpfinbungen an»

352 S^rdume eined (Seiflerfe^eriS, erlduiert bmä) Srdume ber SRetop^^fif.

juttcffcn feien, unb bafe man pd^ mit SSerneinungen beizeiten müffc, um etmaiS Don aDem Sinnlid^en fo fel^r Unterfc^iebened gu benfen, bag aber felbft bie 3R5gIi(i)fett fold^er ^Verneinungen meber auf Srfal^rung, nod^ auf @(I^Iitffen, fonbern auf einer (Srbid^tung berul^e, gu ber eine t)on allen 4)ülfömitteln entblöfete SSernunft ibre S^f^w^t nimmt. Sluf biefen 5 gufe fann bie ^neumatologie ber 9Renf(^en ein ßel^rbegriff i^rer notl^- »enbigen Unwiffenbeit in 2lbjt(bt auf eine üermutl^ete Art SBefen genannt merben unb a\& ein fold^er ber Slufgabe Iei(]^tli(^ ab&quat fein.

Stunmebr lege id^ bie gange 3Raterie Don ©elftem, ein iDeitl&uftig @tfi(I ber 3Retap^9ftt ald abgemacht unb DoHenbet bei Seite. @ie gel^t 10 micb lünftig ni^ts me^r an. ^nbem i(^ ben $Ian meiner 9la(bforf(bung auf biefe ^rt beffer gufammengiel^e unb micb einiger gfinglidb Dergeblid^en Unterfucbungen entfcblage, fo boffe i^ meine geringe 93erftanbeiSfäbigTeit auf bie iibrige ©egenftdnbe üortl^eill^after anlegen gu tonnen. @d ift mel^rent^eitö umfonft bai tteine 9Rag feiner JCraft auf aDe minbi(bte QnU 15 iDfirfe audbebnen gu moDen. S)a]^er gebeut bie JSIugl^eit fomol^I in biefem al3 in anbern gäüen, ben Sufd&nitt ber ©ntmfirfe ben Ärdften angeme[fen gu macben unb, U)enn man ba^ ©roge nic^t füglid^ erreicben fann, fi4 auf bad 9RitteImdgige eingufd^ranfen.

erftcg ^aitptftücf.

@ine Srjfil^Iung, beren Sßal^rl^eit ber beliebigen Srlunbigung 5 bed Seferd empfol^len loirb.

Sit mihi fas audita loqui.

VIRG.

S)ie ^l^ilofopl^ie, beren (Sigenbünlel ma^t, bag fte fid^ felbft allen eiteln f^ragen blog fieDt, fielet fiä) oft bei bem Slnloffe geioiff er Srg&l^Iun*

10 gen in fd^Iimmer Serlegenl^eit, iDenn fte entmeber an einigem in benfelben ungefiraft nic^t giDeifeln ober mand^eö baoon unauSgelad^t nid^t glau« ben barf. Seibe SeftJ^merlid^Ieiten finben ftc^ in gen)if|er SRage bei ben l^erumgel^enben ©eifiergef^id^ten jufammen, bie erfie bei Slnl^örung bed« jenigen, ber fte betl^euret, unb bie gioeite in Setrad^t berer, auf bie man

15 fte loeiter bringt. 3n ber Sl^at aud^ fein SSoriourf bem ^l^tlofopl^en bitterer, atö ber ber Seid^tgl&ubigfeit unb ber Srgebenl^eit in ben gemei« nen äSal^n, unb ba bietenigen, aelc^e ftc^ barauf oerftel^en, guted jSaufS fing gu fd^einen, i^r fpöttifc^ed ®eläd^ter auf aUed loerfen, loaiS bie Un« aiffenben unb bie Sßeifen geioifferma^en gleid^ mad^t, tnbem ed beiben

30 unbegreiflich ift: fo ift fein SBunber, ba^ bie fo l^fiuftg vorgegebene @r« fd^einungen großen (Singang finben, öffentlid^ aber entmeber abgeleugnet ober bod^ tierl^el^It merben. 3Ran fann fic^ bal^er barduf tierlaffen: bag niemals eine Sfabemie ber Sßiffenfd^aften biefe SRaterie gur Preisfrage mad^en merbe; nid^t als loenn bie ®lieber berfelben g&n^Iic^ t)on aOer @r«

35 gebenl^eit in bie gebadete SReinung frei n)&ren, fonbern loeil bie Siegel ber j(lug]^eit ben fragen, toeld^e ber SBormi^ unb bie eitle äSigbegierbe ol^ne Unterfd^ieb aufmirft, mit Siedet 6(^ranfen fe^t. Unb fo »erben bie (Sr«

$tanV$ «d^dficn. Seife. IL 23

354 it&nmt eined Oeiftevfel^erd, evtäutert burd^ tx&umt ber SRetop^fif.

g&I^Iungen Don biefer SIrt »ol^l lebergdt nur ^eimli(]^e ®I&ubige ^aben, dffentüd^ aber burc^ bie ^errfd^enbe ÜRobe bed Unglaubens oertsorfen loerben.

3)a mir inbeffen biefe ganje %xaQt »eber mid^ttg no$ oorbereitet gnug fd^eint, um über biefelbe etmad gu entf^eiben, fo trage id^ fein Se^ s benfen l^ier eine Slac^rid^t ber erU)&^nten Srt angufül^ren unb fie mit DbQiger ©leid^gültigleit bem geneigten ober ungeneigten llrt^eile ber 2efer pxtx^ gu geben.

6iS lebt gu Stod^olm ein gemiffer ^err Sd^toebenberg ol^ne 9mt ober 99ebienung t)on feinem giemlid^ anfe^nltd^en ä3erm5gen. Seine gange lo 93efdb&ftigung befielet barin, bag er, U)ie er felbft fagt, fd^on feit me^r atö gioangig S^tl^ren mit ©eiftern unb abgefd^iebenen Seelen im genauefien Umgange ftel^t, t)on tl^nen 9lad^rid^ten aM ber anbem Sßelt einl^olt unb il^nen bagegen meldte aud ber gegenio&rtigen ertl^eitt, groge 99&nbe fiber feine @ntbedtungen abfagt unb bidmeilen nad^ Sonbon reifet, um bie Sud« u gäbe berfelben gu beforgen. @r ift eben nidbt gurüd^altenb mit feinen ®e« l^eimniffen, fprid^t mit iebermann frei baüon, fd^eint Dodtommen Don bem, mad er Dorgiebt, Aberrebet gu fein ol^ne einigen Slnfc^ein eineiS angelegten 93etruged ober Sl^arlatanerei. @o mte er, menn man il^m felbft glauben barf , ber ©rggeifterfel^er unter allen Oeifterfe^ern ift, fo ift er audb ftdber* so 1x6) ber @rgp](|antaft unter aUen $bantaften, man mag il^n nun aud ber 93efd^reibung berer, meldte il^n fennen, ober aM feinen @d^riften beur^ t^eilen. S)oc^ fann biefer Umftanb biej[enige, meldte ben ©eiftereinfluffen fonft gunftig ftnb, nic^t abgalten, hinter fold^er $l^antafierei noc^ etmad SBabreS gu üermutl^en. SBeil inbeffen ba$ Srebitio aDer SeDoIlm&d^tigten 25 auiS ber anbem äBelt in ben SemeiSt^ämern befte^t, bie fie bur^ gemiffe groben in ber gegenm&rtigen oon il^rem augerorbentlid^en 93eruf ablegen, fo mu^ ic^ oon bemjenigen, U)ad gur äSeglaubigung ber augerorbentlidben @igenf(^aft beiS gebac^teu 9Ranned l^erumgetragen mirb, U)enigftenS baS« jenige anführen, maiS nod^ bei ben meiften einigen ©lauben ftnbet. so

©egen ba^ 6nbe bed Sal^red 1761 mürbe $err ©c^mebenberg gu einer f^urftin gerufen, beren groger SSerftanb unb Sinftd^t ed beinahe um möglich mad^en foDte in bergleid^en f^dHin l^intergangen gu merben. S)ie SSeranlaffung bagu gab bad allgemeine ©erud^t Don ben Dorgegebenen SSijtonen biefeiS äßanneS. 9lad^ einigen f^ragen, bie mel^r barauf abgiel« 30 ten fid^ mit feinen @inbilbungen gu beluftigen, als mirtlic^e SHad^ri^ten aui$ ber anbem äBelt gu Demel^men, oerabfd^iebete i^n bie fS^rftin, inbem

3n)eiter Sl^eil. 1. ^auptftüd. 355

pc il^m Dorl&cr einen gel&eimen aiuftrag tl&at, ber in feine ®eiftcrgemcin* fd^aft einfd^Iug. SHad^ einigen Sagen erfd^ien $err Sd^ioebenberg mit ber Slntoort, meldte t)on ber 9(rt loar, bag fold^e bie f^ürfttn i^rem eigenen ©eftdnbniffe nad^ in bad grogte Srfiaunen üerfe^te, inbem fte fold^e ma^r

5 befanb, unb il^m gleid^mo^I folc^e Don feinem lebenbigen SRenfd^en tonnte ertl^eilt fein. S)iefe 6r}a^Iung ifi au8 bem ääerid^te eineä ©efanbten an bem bortigen $ofe, ber bamatö gugegen loar, an einen anbern fremben ©efanbten in ^openl^agen gebogen morben, flimmt auc^ genau mit bem, n)aS bie befonbere Slad^frage barüber l^at erfunbigen f5nnen, gufammen.

10 Solgenbe Srgdl^Iungen l^aben feine anbere ®en)&]^rleiftung als bie gemeine @age, beren SeioeiS fel^r miglic^ ifi. 9Rabame SRarteüille, bie SßittiDe eines l^oKdnbifd^en (SnDo^e an bem fd^mebifc^en ipofe, iDurbe üon ben 9(nge^5rigen eines ®oIbfc^miebeS um bie Segal^Iung bed SiädftanbeS für ein verfertigte« Silberferöice gemal^nt. 3)ie 2)ame, welche bie regel«

15 mdgige äßirtfc^aft i^re« Der{)orbenen ©emal^Id fannte, loar fibergeugt, bag biefe @d^ulb fd^on bei feinem Sebeu abgemad^t fein mügte; aOein fte fanb in feinen l^interlaffenen papieren gar leinen S3en)eiS. S)a« grauen« gimmer ift Dorgüglid^ geneigt ben (Srgdl^Iungen ber SSal^rf agerei , ber Sraumbeutung unb aUerlei anberer kounberbarer 3)inge ©lauben beigu»

20 meffen. @ie entbedte ba^er il^r anliegen bem ^errn Sd^ioebenberg mit bem @rfud^en, toenn eS loa^r mdre, maS man t)on il^m fagte, bag er mit abgefc^iebenen Seelen im Umgange ftel^e, il^r auS ber anbern SSelt Don i^rem üerfiorbenen ©emal^l SHac^ric^t gu Derfc^affen, luie eS mit ber gebac^* ten anforberung betoanbt fei. iperr Sd^iuebenberg Derfprad^ f old^eS gu tl^un

23 unb fteUte ber S)ame nac^ toenlg Sagen in i^rem ipaufe ben Serid^t ab, bag er bie verlangte j(unbfd^aft eingegogen l^abe, bag in einem @(^ranf, ben er angeigte unb ber i^rer 9Reinung nac^ übdig aufgeräumt mar, [xii nod^ ein Derborgeneä $a(^ befinbe, meld^ed bie erforberlic^e Quittungen entl^ielte. 9Ran fuc^te fofort feiner S3ef(^reibung gufolge unb fanb nebft

30 ber gel^eimen ^oüdnbifd^en 6orreft)onbence bie S^uittungen, iDoburd^ ade gemachte 8lnft)rü(^e üoUig getilgt iDurben.

3)ie britte ©efd^ic^te ift Don ber Slrt, bag ftd^ fel^r leicht ein DoUfidm biger SeioeiS il^rer aHid^tigfeit ober Unrid^tigleit mug geben laffen. @8 koar, U)0 ic^ reii^t berid^tet bin, gegen ba« 6nbe bed 1759ten3aireiS, al8

35 |)err Sd^koebenberg, auS Snglanb lommenb, an einem Slad^mittage gu ®ot^enburg anS Sanb trat. 6r iDurbe benfelben Slbenb gu einer ®e« feUfc^aft bei einem bortigen j(aufmann gegogen unb gab i^r nac^ einigem

23*

356 3:rfiume elned (BetfteTfe)^, erläutert bur^ Srftume her Vttictp^fit

Kufentl^alt mit allen S^id^en ber SefUriung bie ^lod^rid^t, bag eben ie|t in Stod^olm im @fibermalm eine erfd^redlid^e f^euerdbrunfi koütl^f. 9la(!^ Verlauf einiger Stunben, binnen »eichen er fid^ bann unb toann entfernte, berid^tete er ber ©efeUfd^aft, bag bad Breuer gel^emmt fei, im« gleid^en toie loeit eS um ftd^ gegriffen l^abe. 6ben benfelben Kbenb Der« s breitete ftd^ fd^on biefe kounberlid^e Stad^rid^t unb mar ben anbern 9Ror<^ gen in ber gangen @tabt herumgetragen; allein nad^ gmei Sagen aUererft fam ber Serid^t baDon au8 @todE§oIm in ®ot^enburg an, DbDig ein- ftimmig, mie man fagt, mit @d^mebenberg8 SSifionen.

9Ran mirb Dermutl^Iid^ fragen, toai mid^ bo(^ immer l^abe bemegen lo Ibnnen ein fo Derad^teteö ©efd^&fte gu übernel^men, al8 biefed ift, SR&rd^en meiter gu bringen, bie ein äSernfinftiger Sebenten trdgt mit (Bebulb an« gul^ören, ia fold^e gar gum Sejrt pl^ilofopl^ifd^er Unterfud^ungen gu mad^en. Siaein ba bie $^Uofot)]^ie, meiere »ir Doranfd^idCten, eben fo mol^I ein SRdr« d^en mar aud bem @(^laraffenlanbe ber SRetap^^fif, fo fel^e idb nid^td n Unfd^idnid^ed barin, beibe in 93erbinbung auftreten gu laffen; unb marum foDte eiS aud^ eben rfibinüc^er fein, ftd^ burd^ bad blinbe Vertrauen in bie @d^eingrünbe ber Vernunft, als burd^ unbe^utfamen ©tauben an betrag« lic^e (Srga^Iungen l^intergel^en gu laffen?

S^orl^eit unb 93erftanb l^aben fo unlenntlid^ begeid^nete ®rengen, 20 ba^ man fd^merlid^ in bem einen ©ebiete lange fortgel^t, o§ne bidtoeilen einen fleinen Streif in bad anbre gu t§un ; aber maS bie Sreul^ergigfeit anlangt, bie fid^ bereben l&gt, Dielen feften Setl^eurungen felbft miber bie ©egenmel^r bed äSerftanbeS bismeilen etmas eingurdumen, fo fd^eint fie ein 9teft ber alten @tamme]^rlid^feit gu fein, bie freilid^ auf ben fe^igen 25 Suftanb nid^t re(^t t)a^t unb bal^er oft gur S^orl^eit mirb, aber barum bodi^ eben ni(^t ald ein natürliches SrbflfidC ber S)umm]^eit angefel^en merben mu^. 3)a]^er fiberlaffe id^ eS bem Selieben be8 £eferS bei ber munberlid^en Srgdl^lung, mit meld^er id^ mic^ bemenge, j[ene gtoeibeutige SRifd^ung oon äSernunft unb Setc^tgldubigleit in il^re Elemente aufgul&fen 30 unb bie Proportion beiber Sngrebientien fflr meine S)en!ung8art auSgu« red^nen. 3)enn ba t& bei einer fold^en Sixxtif bod^ nur um bie Slnfidnbig« leit gu tl^un ift, fo l^alte id^ mid^ gnugfam Dor bem @pott geftd^ert, ba« burd^ bag id^ mit biefer S^or^eit, menn man fie fo nennen miU, midb gleid^mol^l in red^t guter unb gal^lreid^er ®efellfd)aft befinbe, meld^eS fd^on ss gnug ift, mie $ontenelle glaubt, um menig^enS nid^t für unflug ge« Italien gu merben. S)enn eS ift gu aUen Seiten fo gemefen unb mirb aud^

Stotliet 3:i^eU. 2. ^ouptftflc!. 357

mfjH fünftis^in fo bleiben, bag getoiffe toiberftnnige S)inge felbft bei Sßer« nänftigen (Singang finben, blo^ barum toeil aUgemetn baDon geft)ro(]^en toirb. SiaXfxn ge^&ren bte S^mpatl^ie, bte äßänfci^elrutl^e, bie Sl^nbun« gen, bie Sßirfung ber Sinbilbungölraft fd^toangerer flauen, bie Sinflüffe

& ber ÜRonbiDed^fel auf Siliere unb ^ßangen u. b. g. ^a l^at nic^t Dor lur» gern iai gemeine Sanbüolt ben ©ele^rten bte @p5tterei gut vergolten, toeld^e fie gemeinigltd^ auf baffelbe ber Seid^tgl&ubigfeit koegen gu loerfen ))flegen? ^enn bur^ DieleS |)orenfagen brad^ten Sixnbtx unb äßeiber enblid^ einen großen S^eil Huger ÜRdnner ba^in, bag {te einen gemeinen

10 9SoIf fär eine ip^dne l^ielten, obgleich fe^t ein feber SSernfinftige leidet einfielet, bag in ben SSdlbern Don Sranfrei(i^ kool^l lein afrüanifc^ed Sftaub« tl^ier herumlaufen »erbe. S)ie Qi^to&ijt bed menfd^lic^en SSerftanbeS in äSerbinbung mit feiner äSi^begierbe ma^t, bag man anfdnglid^ äSal^r^eit unb Setrug ol^ne Unterfd^ieb aufrafft. Slber nad^ unb nad^ Idutern ftd^

15 bie Segriffe, ein Heiner Sfftil bleibt, bai übrige toirb als SluSlel^ric^t U)eg« getoorfen.

SSem alfo iene ©eifterergdl^Iungen eine @ad^e Don äBid^tigleit gu fein fd^einen, ber lann immerhin, im %aU er ®elb gnug unb nichts 99ef« fereS gu tl^un l^at, eine Steife auf eine nd^ere @rlunbigung berfelben loa«

20 gen, fo toie Slrtemibor gum heften ber Sraumbeutung inÄleinafien l^erumgog. 68 mirb il^m aud^ bie Slad^fommenfd^aft oon d^nlid^er S)en« fung^art bafür l^öd^lic^ uerbunben fein, bag er oerptete, bamit nid^t ber« einfi ein anberer ^^ilofirat aufftdnbe, ber nad^ SSerlauf oieler ^a^xt aus unferm @d^toebenberg einen neuen SlpoIIoniuS oon S^ane mad^te,

25 menn bad |)örenfagen gu einem förmlid^en Semeife koirb gereift fein, unb ba8 ungelegene, obgkoar §5d^ftn5tl^ige SSerl^ör ber üugengeugen bereinft unmbglid^ gemorben fein toirb.

BtoeiteS ^au))tftä(I. (Sfftatif(^e Steife eines Sc^mdrmerS bur(^ bie ®ei{tertoeIt.

30 Somnia, terrores magicos, miracula, sagas,

Noctomos lemures, portentaque Thessala .

HORATIÜS.

Sd^ lann bem be^utfamen Sefer auf leinerlei Sßeife fibel nel^men,

toenn ftd^ im f^ortgange biefer @d^rift einiges Sebenfen bei il^m geregt

35 l^dtte über bai SSerfal^ren, baS ber Serfaffer für gut gefunben l^at barin

360 2:räume eined ©eifterfel^rd, erl&utert butä^ Sröunie bei ^eiaplfißt

einjigen unter betten, bie Slriojlo bort mit ber l^ier Derlomen SBernunft angefüllt gefeiten l^at, unb bie il^re 39e{t^er bereinft »erben tsieberfud^en muffen, fo DdUig entleert ift baS gro^e SBerl Don einem jeben Kröpfen berfelben. Slid^tS beftokoeniger ^errfd^t barin eine fo lounberfame Über» eintunft mit bemienigen, load bie feinde @rgrübelung ber Sßemunft fiber s ben fil^nlid^en ©egenftanb l^erauSbringen !ann, bag ber Sefer mir ed ntr* geilten loirb, loenn id^ l^ier biejenige Seltenl^eit in ben @t)ielen ber @in« bilbung finbe, bie fo oiel anbere Sammler in ben Spielen ber Slatur an» getroffen l^aben, ald koenn fte etkoa im fledid^ten SRarmor bie l^eilige ^a- milie, ober in Silbungen Don Sropfftein SRöndge, S^iufftein unb Drgeln, lo ober fogar toie ber Spötter SiScoio auf einer gefrorenen t^enfterfd^eibe bie So^i bed Stieres unb bie breifad^e Stxont entbeden; lauter S)ingef bie niemanb fonft fte^t, als beffen Äopf fd^on oorl^er bamit angefuDt ift. S)aS groge S3erl biefeS Sd^riftftellerd entl^dlt ad^t Quartbanbe ooQ Unftnn, toeld^e er unter bem 5£itel: Arcana caelestia, ber SSelt ate eine 15 neue Offenbarung oorlegt, unb too feine Srfd^einungen mel^rentl^eitö auf bie Sntbedung be8 gel^eimen Sinnes in ben gioei erften 93fi(]^ern SRoftS unb eine dl^nlid^e (Srfl&rungSart ber ganjen ip. Sd^rift angeioenbet »er« ben. SlUe biefe fd^ioärmenbe Sudlegungen gelten mid^ l^ier nid^ts an; man fann aber, loenn man koiQ, einige Slac^rid^ten oon benfelben in bed 20 iperrn 3)octor (Srnefti 5£]^eoI. Sibliotl^ef im erften SBanbe auffud^en. 9lur bie audita et visa, b. i. toa& feine eigne Singen follen gefeiten unb eigene Dl^ren gel^ort l^aben, ftnb alles, toai koir oornel^mlid^ aud ben Seilagen gu feinen (Sapiteln jiel^en koollen, »eil fie allen übrigen Sr&umereien gum ©runbe liegen unb aud^ jiemlid^ in baS Abenteuer einfd^lagen, baö »ir 25 oben auf bem Suftf(^iffe ber SRetapl^^ftf gekoagt l^aben. 3)er Stil bed SßerfafferS ift platt. Seine (Srgdl^lungen unb il^re Bufammenorbnung fc^einen in ber 5£^at au8 fanatifd^em 9[nf(!^atten entfprungen gu fein unb geben gar koenig SSerbad^t, bag fpeculatioe |)irngefpinfte einer oer* fe^rt grüblenben äSernunft il^n bekoogen l^aben foQten, biefelbe gu erbid^ten 30 unb gum Setruge anzulegen, ^n fo fern l^aben fte alfo einige SSid^tigfeit unb oerbienen koirflic^ in einem Keinen SluSguge k)orgeflellt gu koerben, oielleid^t mel^r, als fo manche Spielkoerle l^irnlofer ä^ernfinftler, koeld^e unfere Journale anfc^koeüen, koeil eine gufammenl^&ngenbe 5£dufd^ung ber Sinne überhaupt ein nid merfkoürbiger ^l^dnomenon ift, als ber Setrug 35 ber aSemunft, beffen ®rünbe belannt genug pnb, unb ber auc^ großen £]^eils burd^ koillfürlid^e Sfiic^tung ber ©emfltl^Slräfte unb et»aS mel^r

Bttxttev S^eil. 2. ^auptflüd. 361

93&nbiQttng eines leeren SSomi^eS Knnte Der^tet toerben, ba l^ingegen iene bad erfie f^unbament aller Urtl^eile betrifft, batoiber, menn eS unrid^« tig ift, bie SRegeln ber Sogif toenig vermögen! 3<^ fonbere alfo bei unferm Serfaffer ben äSal^nfinn Dom äBal^nmi^e ab unb übergel^e baSfenige,

s toa& er auf eine Derlel^rte Seife flfigelt, inbem er nid^t bei feinen ^ifio« nen ftel^en bleibt, eben fo roxt man fonjt Dielfditig bei einem ^l^ilofopl^en baSfenige, toaS er beobad^tet, üon bem abfonbern mug, toai er Der« nfinftelt, unb fogar Sd^einerfal^rungen mel^rentl^eitö lel^rreid^er ftnb, als bie @(^eingrünbe au8 ber SSemunft. ^f^bem i(^ alfo bem

10 Sefer einige Don ben Slugenbliden raube, bie er fonß oieüeid^t mit nid^t Diel gr5gerem Stufen auf bie Sefung grfinblid^er @d^riften Don eben ber SRaterie toürbe Dertoanbt l^aben, fo forge idb i^gleid^ f&r bie S&rtlic^« leit feines ©efd^mads, ba ic^ mit äSeglaffung Dieler koilben 6^im&ren bie Quinteffen} beS Sud^S auf »enig tropfen bringe, loofur id^ mir Don il^m

15 eben fo Diel S)anl Derfpred^e, als ein gekoiffer Patient glaubte ben ^rgten fc^ulbig gu fein, bag fte il^n nur bie 9linbe Don ber Ouinquina Dergel^ren liegen, ba {te il^n leid^tlid^ l^&tten nbtl^igen !5nnen ben gangen Saum auf« gueffen.

$err @d^tt)ebenberg tl^eilt feine (Srfd^einungen in brei Slrten ein, ba«

20 Don bie erfie ift, Dom Stbxpcx befreiet gu toerben: ein mittlerer 3uftanb gioifd^en Schlafen unb SSad^en, morin er ©eifter gefe^en, gcl^irt, j[a ge« ffil^It l^at. S)ergleidben ift i^m nur brei« ober Diermal begegnet. 3)ie gkoeite ift, Dom ®ei^e toeggeffil^rt gu »erben, ba er ettoa auf ber@trage ge^t, o^ne {id^ gu Derkoirren, inbeffen bag er im ®ei{te in gang anberen

25 ©egenben ift unb anbermdrts ipäujer, 9Renfd^en, äß&Iber u. b. g. beutlic^ fie^t, unb biefeS kool^I einige @tunben lang, bis er {tdg pl5^lid^ toieberum an feinem rechten Drte gemal^r toirb. 3)iefeS ifl i^m gioei« bis breimal gugeftogen. 3)ie b ritte 9(rt ber (Srfd^einungen ift bie getoil^nlid^e, toelc^e er tdglic^ im Dölligen Sßad^en l^at, unb baDon aud^ ]^au))tf&d^Iid^ biefe

30 feine (Srgd^Iungen hergenommen ftnb.

SLIIe ^enfd^en ftel^en feiner SuSfage nad^ in gleich inniglid^er 93er« binbung mit ber ©eiflermelt; nur fte empfinben eS nic^t, unb ber Unter« fd^ieb gtDifd^en i§m unb ben anbem befielt nur barin, bag fein Snner« fteSaufget^anift,Don loeld^em ©efc^enfe er febergeit mit S^rerbietig«

35 feit rebet (datnm mihi est ex divina Domioi misericordia). 9Ran fte^t aus bem Sufammen^ange, bag, biefe @abe barin befleißen foU, ftd^ ber bunlelen ä^orfteüungen betonet gu toerben, tveld^e bie @eele burd^ il^re

362 S^rdume eined (Sleifletfel^erd, erläutert burd^ SrAume her ^ttaplftjifüt.

beftdnbige Sßerfttfipfung mit ber (Seiftertoelt empfängt. (St unterfd^etbet ballet an betn SRenfd^en baS dunere unb innere Öebdd^tnig. Sened l^at er Ol» eine $erfon, bie gu ber fic^tbaren SSelt ge^5rt, biefed aber Iraft fei« neö Sufammenl^anged mit ber ©eiftenoelt. 3)arauf grünbet {id^ aud^ ber Unterf(!^ieb beS dugeren unb inneren SRenfd^en, unb fein eigener 93orjug 5 befielet barin, ba^ er fd^on in biefem Seben ate eine $erfon fiij in ber ©efeUfc^aft ber ©eifler fielet unb Don il^nen aud^ als eine fold^e erfannt iDirb. 3n biefem innem ©ebdd^tnig loirb au(!b aDefi aufbel^alten, toaS aud bem duneren üerfc^tounben toar, unb ed gel^t nid^td t)on aOen 93or> fteOungen eines 3Renf(^en jemals verloren. !Rad^ bem Sobe ijt bie @r^ 10 innerung alleS beSienigen, »aS jemals in feine @eele fam unb toaS il^m felbft el^ebem verborgen blieb, baS DoUltdnbige Sud^ feines SebenS.

S)ie ©egentoart ber ®eifter trifft gtoar nur feinen innern @inn. 3)iefeS erregt il^m aber bie ap))arenj berfelben als auger i§m unb gmar unter einer menfd^Iid^en f^igur. S)ie ©eifterfprad^e ift eine unmittelbare is ÜRittl^cilung ber 3been, fie ijt aber jebergeit mit ber ai)parenj berjenigen Sprache Derbunben, bie er fonjt \pxiiit, unb koirb uorgefteUt als auger il^m. Sin ®eift lieft in eines anbem ®eifteS ©ebddbtnig bie ä^orftellun« gen, bie biefer barin mit JSIarl^eit entl^dlt. @o fe^en bie ®eifter in @(^U)ebenbergen feine Sßorftellungen, bie er üon biefer äSelt l^at, mit fo so Harem SInfdgauen, bag fte ftd^ babei felbft l^intergel^en unb fid^ öfters ein« bilben, fie feigen unmittelbar bie @ad^en, koeld^eS bo(^ unm5glid^ ift, benn fein reiner ®eift l^at bie minbefte Smpfinbung Don ber törperlid^en SBelt; allein burd^ bie ©emeinfdb^ift mit anbern @eelen lebenber SRenfd^en !5n* neu fte aud^ feine SBorfteDung baoon ^aben, »eil il^r ^nnerfteS nidbt auf« 95 getrau ift, b. i. il^r innerer @inn gdnjlid^ bunfele SSorftellungen ent^dlt. 3)a]^er i^ Sd^ioebenberg baS redete Drafel ber ©eifter, koeld^e eben fo neu« gierig finb in ibm ben gegenmdrtigen ßuftanb ber SSelt gu befc^auen, als er es ift in il^rem ®ebdd)tnig toie in einem Spiegel bie ffiunber ber ©eifterkoelt gu betrad^ten. Dbgleid^ biefe ®eifter mit allen anbern Seelen so lebenber SRenfd^en gleichfalls in ber genaueften äSerbtnbung ftel^en unb in biefelbe loirfen ober Don il^nen leiben, fo miffen fte bod^ biefeS eben fo toenig, als eS bie SRenfd^en loiffen, loeil biefer i^r innerer @inn, loeld^er gu i^rer geifttgen ^erfönlid^feit gehört, gang buntel ift. @S meinen alfo bie ©elfter: bag baSjenige, loaS auS bem (Stnfluffe ber 3Renfd^enfeelen in 35 il^nen gekoirft koorben, oon il^nen alletn gebat^t fei, fo loie aud^ bie 3Ren* fd^en in biefem Seben nid^t anberS glauben, als bag alle il^re ®ebanfen

' Stteltet ^eU. 2. ^Qupiftfldf. 363

ünb SStllenSregungen qu8 il^nen felbfi entfpringen, ob fte gleid) in ber S^at oftmals aus ber unjic^tbaren SSelt in fte übergel^en. Snbeffen l^at eine jebe menfd^Uc^e Seele fcJ^on In biefem geben il^re Stelle in ber ©elfter» loelt unb gel^ört ju einer gemiffen Societät, bie ieberjeit il^rem Innern

5 ßuftanbe bed SSal^ren unb ®uten, b. i. beS äSerftanbeS unb SSiUenS, ge« mi^ ifl. @8 l^aben aber bie SteUen ber ©eifler untereinanber niil^ts mit bem Sftaume ber firperlic^en Sßelt gemein; bal^er bie Seele eined 9Renf(^en in Snbien mit ber eines anbern in @urot)a, loaS bie geiftige Sagen betrifft, oft bie n&c^fle 9{a(]^baren finb, unb bagegen bie, fo bem j(5rper nad^ in

10 einem $aufe kool^nen, na(!^ {enen SSer^&Itniffen koeit gnug Don einanber entfernt fein fönnen. Stirbt ber SKenfc^, fo öerdnbert bie Seele nid^t il^re Stelle, fonbern em))finbet fic^ nur in berfelben, barin fie in Slnfel^ung anberer ®ei|ter fc^on in biefem Seben loar. Übrigens, obgleid^ baS Sßer> l^dltnig ber ®eifter untereinanber lein »al^rer Sftaum i{l, fo l^at baffelbe

15 bod^ bei i^nen bie Slpparenj beffelben, unb il^re ä3er!nüt)fungen »erben unter ber begleitenben Sebingung ber Slal^eiten, il^re äSerfii^iebenl^eiten aber als SSBeiten DorgefieOt, fo mie bie ®ei{ter felber toirftid^ nic^t auSge:» bel^nt finb, einanber aber bod^ bie ^paxtni einer menfd^Iic^en f^igur geben, ^n biefem eingebilbeten Staume i{l eine burc^gängige ®emein«

20 fd^aft ber geiftigen 9laturen. Sdbtoebenberg fprid^t mit abgefdbiebenen Seelen, menn eS i^m beliebt, unb lieft in il^rem ©eb&d^tnig (äSorjleDungS» traft) ben|enigen Suftanb, barin fte fid^ felbft bef(!^auen, unb fielet biefen eben fo flar als mit leiblid^en Sugen. Slud^ tft bie ungeheure Entfernung ber oernfinftigen ääekool^ner ber 9Be(t in Slbfidbt auf baS geiftige Sßeltgange

25 ffir nid^tS gu l^alten, unb mit einem Semol^ner beS SaturnS gu reben, ift i^m eben fo leicht, als eine abgefc^iebene 3Renfd^enfeele gu fpre(!^en. SDeS fommt auf baS SSerl^ältnig beS innern S^ftonbeS unb auf bie SBertnüp» fung an, bie fte untereinanber nad^ il^rer Übereinftimmung im Sßal^ren unb im ® Uten l^aben; bie entferntere ®eifter aber lönnen leid^tlid^ burd^

30 äSermittelung anberer in ®emeinfd^aft tommen. 3)a]^er brandet ber 9Renfd^ auc^ nic^t in ben übrigen Sßeltförpern loirflidg gemol^ntgul^aben, um biefelbe bereinft mit allen i^ren SBunbern gu fennen. Seine Seele liefet in bem ®eb&d^tniffe anberer abgefc^iebenen Sßeltbürger il^re ä^or» fteOungen, bie biefe Don il^rem Seben unb SSo^npla^e l^aben, unb jiel^t

35 barin bie @egenft&nbe fo gut loie hnx^ ein unmittelbares 9nfd^auen.

(Sin ^auptbegriff in Sd^mebenbergS ^l^antafterei tft biefer: S)ie fir« ))erlid^e Sßefen l^aben feine eigene Subji^eng, fonbern befte§en lebiglid^

364 S^tAume eine« ecifierfe^erd, erläutert bur^ SrAume ber SRetopl^^fi!.

burd^ bie (Beiflertoelt, toietool^I ein jeber Xbrptx ni(^t burd^ einen ®eifi oQein, fonbern burd^ aQe ittfammengenommen. Sia^tx ^at bie (Sriennt« nt^ ber materienen S)inge gkoeierlei Sebeutung, einen äu^erlid^en Sinn in SBerl^iltni^ ber ÜRaterie aufeinanber unb einen innern, in fo fem fie als SSirtungen bie j^r&fte ber (Seifienoelt begeid^nen, bie il^re Urfac^en » ftnb. @o l^at ber Xbtptx beS 3Renf(^en ein SBerl^&Itnig ber Sl^eile unter« einanber nac^ materiellen ®efej^en; aber in fo fem er burd^ ben ®eift, ber in il^m lebt, erhalten toirb, ^aben feine Derfd^iebene ®Iiebmagen unb i^re SrunÜionen einen bejeid^nenben SSertl^ fär bieienige @eelenfrdfte, burd^ beren äßirhtng fie il^re ®efialt, 2:^itigfeit unb Sel^arrlid^feit ^aben. lo S>{efer innere @inn ift ben SRenfd^en unbefannt, unb ben l^at Sdgtoeben« berg, beffen ^nnerfted aufgetl^an ifl, ben SRenfc^en belannt mad^en ttoOen. SRit aOen anbern fingen ber fidgtbaren SSelt ift t& eben fo bemanbt, fie ^aben, »ie gefagt, eine 99ebeutung ald Sadgen, tteld^ed toenig ift, unb eine anbere al8 Stii^^n, toelc^eS mel^r ifi. 2)iefed ift aud^ ber Urfprung » ber neuen Kudlegungeni bie er Don ber Sd^rift l^at machen tooOen. S>enn ber innere 6inn, n&mlid^ bie f^mboUfd^e Segiel^ung afler barin ergdl^Iten 3)inge auf bie ®eifienoelt, ift, ttie er fd^ttdnnt, ber j^ern il^re« SSertl^i bafi übrige ift nur bie Sd^ale. SBa8 aber toieberum in biefer f^mboUfd^en SSerInflpfung förperlidger S)inge als Silber mit bem innern geiftigen Su* 'o ftanbe toid^tig ift, befielt barin: «De ®eifier fteUen ftd^ einanber ieber» jeit unter bem änfd^ein auSgebel^nter ®eftalten Dor, unb bie ßinpffe aUer biefer geiftigen SSefen untereinanber erregen i^nen gugleic^ bie 9ippaxtni wn nod^ anbem auSgebe^nten SSefen unb gleid^fam Don einer materialen 9Belt, beren Silber bo(^ nur Symbolen il^reS inneren Suftan« 25 bed finb, aber gleidgteol^l eine fo Hare unb bauerl^afte 5£duf(^ung bes @in* nes oerurfad^en, ba^ \o\^t ber mirllid^en (Smpfinbung folc^er ®egenfidnbe gleid^ iß. ((Sin I&nftiger KuSleger toirb barauS f(!^Iie|en: ba^ Sd^tee» benberg ein Sbealift fei, toeil er ber ÜRaterie biefer SSelt aud^ bie eigne @ub{ifteng abfprid^t unb fie bal^er DieÜeidbt nur fär eine gufammenl^dn« so genbe 6rf(!^einung l^alten mag, meldte aus ber 93erlnü))fung ber ®eißer« U)elt entft)ringt.) (Sr rebet alfo Don ®drten, meitlduftigen ®egenben, äßol^npld^en, ®allerien unb SIrcaben ber ®eifter, bie er mit eigenen 8u« gen in bem fldrften Sichte fdl^e, unb Derftd^ert: bag, ba er mit aUen feinen $reunben naC^ il^rem Sobe oielfdltig geft)ro(l^en, er an benen, bie nur ss lurjlid^ geftorben, faft iebergeit gefunben ^dtte, ba| fie {id^ !aum l^dtten Überreben t5nnen gejtorben gu fein, toeil pe eine dl^nlid^e äßelt um fid^

3n>eiter 3:^eil. 2. ^aii)>tflü(f. 365

fdl^en; imgleid^en, bog ®ei{iergefenf(i^aften Don einerlei innerem Sui^anbe einerlei Sppareng ber ®egenb unb anberer bafelbft befinblic^en 3)inge l^iiten, bie Serinberung il^red Suftanbed aber fei mit bem Schein ber Serdnberung bed Orts oerbunben. SSeil nun ieberjeit, »enn bie (Beifter

5 ben SRenfi^enfeelen i^re ®eban!en mittl^eilen, biefe mit ber Kppareng ma« terieOer S)inge Derbunben finb, meldte im ®runbe nur !raft einer 9e}ie« l^ung auf ben geißigen @inn, bo(^ mit aDem Sd^ein ber SBirltic^Ieit fid) bemienigen Dermalen, ber fold^e entpfdngt, fo ift barauS ber SSorratl^ ber ttilben unb unauSfpred^Ii^ albernen ®ejtalten l^erguleiten, »eldge unfer

10 @d^n)irmer bei feinem t&glid^en ®eiflerumgange in aOer JHarl^eit }u feigen glaubt.

S<^ ^abe fd^on angeffll^rt, bag nad^ unferm SSerfaffer bie mand^erlei j(rdfte unb Sigenfd^aften ber Seele mit ben il^rer Slegierung untergeorb* neten Organen be8 ^bxpexi in S^mpat^ie flel^en. S)er gan^e dunere

15 SRenfd^ correfponbirt alfo bem gangen Innern SRenfd^en, unb luenn bal^er ein merflid^er geiftiger Sinflug aud ber unfid^tbaren äBelt eine ober an^ bere biefer feiner Seelenfrdfte oorgüglid^ trifft, fo empflnbet er aud^ l^ar* monifd^ bie apparente ®egen»art beffelben an ben ®Iiebmagen feines duneren SRenfd^en, bie biefen correfponbiren. S)a]^in bejiel^t er nun eine

20 groge SRannigfaltigleit t)on (Smpfinbungen an feinem j^irper, bie feber« seit mit ber geiftigen 9ef(!^auung Derbunben finb, beren Ungereimtheit aber gu grog ift, als bag id^ ed »agen bürfte nur eine eingige berfelben anguffl^ren.

hieraus !ann man fid^ nun, toofern man tS ber SRül^e toertl^ l^dlt,

25 einen 93egriff Don ber abenteuerlid^ften unb feltfamjten Sinbilbung mad^en, in meldte fid^ alle feine Srdumereien vereinbaren. @o koie ndm> lid^ Derfd^iebene j(rdfte unb fjfd^igleiten bietenige Sin^eit ausmachen, toeld^e bie @eele ober ber innere SRenfd^ ift, fo mad^en aud^ Derfc^iebene ®eifter (beren ^auptd^araftere fid^ eben fo auf einanber begiel^en, mie bie

30 mand^erlei ^d^igfeiten eines ®eifteS untereinanber) eine @ocietdt auS, toeld^e bie llppareng eines großen SRenfd^en an ft(^ geigt, unb in »eld^em Sc^attenbilbe ein ieber ®eifi fid^ an bemienigen Orte unb in ben fd^ein* baren ®liebmagen fte^t, bie feiner eigentpmlid^en SSerrid^tung in einem folc^en geißigen Xbxptx gemdg ßnb. KDe ®eißerfocietdten aber gufam«

35 men unb bie gange Sßelt aDer biefer unß(4tbaren SBefen erfd^eint gule^t felbft »leberum in ber llppareng beS größten SRenfd^en. (Sine ung^ ^eure unb riefenmdgige ^l^antape, gu toeld^er ßd^ Dielleid^t eine alte lin«

366 ^rdume elneiS ®etfhrfe^eriS, erldutert bitr^ 2:r&inne ber Slletap^^f!!.

blfd^e SSorßellung auSgebel^nt l^at, \otnn ehoa in Sd^uletii um bem ®e* bdd^tnig gu $ülfe }u fommen, ein ganger SBelttl^eil unter bem 93ilbe einer ft^enben Si^ngfrau u. b. g. ben Sel^rltngen üorgemalt loirb. 3n biefem unermeglid^en SRenfd^en ift eine burd^gdngige innigfte ©emeinfd^aft eines ®ei{te8 mit allen unb aOer mit einem, unb loie aud^ immer bie Sage ber 5 lebenben äßefen gegeneinanber in biefer SBelt, ober beren SSerdnberung befc^af en fein mag, fo ^aben fie boc^ eine gang anbere Stelle im größten 9Renfd^(n, meldte {ie niemals Derdnbern unb koelc^e nur bem Sd^eine nad^ ein Ort in einem unermeglid^en Sftaume, in ber 2:i^at aber eine beftimmte «rt i^rer Ser^dltniffe unb @inpffe ift. 10

SC^ bin es mube bie kDilben i^irngefpinße beS drgften Sd^iodrmerS unter aUen gu copiren, ober folc^e bis gu feinen Sefd^reibungen üom 3u» ftanbe nad^ bem Sobe fortgufe^en. ^i^ l^abe auc^ nod^ anbere Sebent lid^feiten. 3)enn obgleid^ ein 9laturfammler unter ben prd|)arirten €tädEen tl^ierlfc^er 3^u0ungen nid^t nur folc^e, bie in natürlid^er $orm gebilbet 15 finb, fonbern au(^ SRiggeburten in feinem @(^ranfe aufflellt, fo mug er bo(^ bel^utfam fein, jie ni^t jebermann unb nid^t gar gu beuttid^ feigen gu laffen. 3)enn eS fönnten unter ben SSonoi^igen lei(!^tlid^ f(!^n)angere $er* fönen fein, bei benen eS einen fd^limmen @inbrud( mad^en bürfte. Unb ba unter meinen Sefern einige in Slnfel^ung ber ibealen Smpfdngnig eben so fomol^I in anbem Umftdnben fein mögen, fo iDürbe mir eS leib tl^un, toenn fte ftd^ l^ier ettoa tooran foOten Derfel^en ^aben. ^nbeffen meil idg ^e bod^ gleich anfangs gemarnt l^abe, fo ftel^e id^ fftr ni(!^ts unb l^offe, man toerbe mir bie SRonbfdlber ni^t aufbärben, bie bei biefer äSeranlaffung oon il^rer fruchtbaren @inbilbung möchten geboren loerben. 23

Übrigens ^abe id^ ben 2:rdumereien unfereS SSerfafferS feine eigene unterfd^oben, fonbern folc^e burd^ einen getreuen SluSgug bem bequemen unb loirtlifd^aftlid^en Sefer (ber einem Ileinen SSonoi^e ni(^t fo leicht 7 gjfunb ©terlinge aufopfern mödfete) bargeboten. QtDax pnb bie un« mittelbare ^nfc^auungen mel^rent^eils oon mir loeggelaffen loorben, toeil so bergleid^en toilbe ^irngefpinße nur ben 9lad^tf(^Iaf beS SeferS fibreti tourben; auc^ ift ber oermorrene @inn feiner @röffnungen ^in unb loieber in eine etioaS gangbare Sprache eingefleibet morben ; allein bie|)aupt« g&ge beS ^briffeS l^aben baburc^ in il^rer Sftid^tigfeit nid^t gelitten, ©leic^* lool^l ift es nur umfonft eS oerl^el^len gu koollen, loeil eS S^bermann bod^ 35 fo in bie Sugen fdOt, bag alle biefe Slrbeit am 6nbe auf nichts l^erauS« laufe. S)enn ba bie vorgegebene ^rioaterfc^einungen beS Sud^S ftd^ felbft

JL

S»etter ^^il. 2. ^auptftfidT. 367

nid^t bekoeifen I5nnen, fo tonnte ber SeioegungSgrunb, jid^ mit il^nen ah }ugeben, nur in ber ä^ermut^ung liegen, bag ber SSerfaffer gur Seglau» bigung berfelben {tc^ Dielletdgt auf äSorf&De oon ber oben ertoil^nten 8lrt, bie burdb lebenbe 3^ugen bejl&tigt »erben tonnten, berufen toftrbe. 3)ers gleid^en aber finbet man nirgenb. Unb fo gießen mir unS mit einiger 99e» fc^dmung üon einem t^öric^ten äSerfud^e gurüdE mit ber oernünftigen, ob« gleid^ etmaS fpäten Slnmerlung: bag baS jdugbenten me^rent^eilö eine leichte Sad^e fei, aber leiber nur, nac^bem man fid^ eine Seit lang l^at ]^interge§en laffen.

10 3d^ ^abe einen unbantbaren @toff bearbeitet, ben mir bie Slodgfrage unb 3ubringU(!^teit Dormi^iger unb mäßiger ^reunbe unterlegte. Snbem i4 biefem Seic^tftnn meine Semfil^ung unterwarf, fo l^abe ic^ guglei(!^ beffen (Srmartung betrogen unb meber bem 9leugierigen burc^ Slac^rid^ten, nod^ bem fjrorfd^enben burd^ Sernunftgr&nbe etmad gur Sefriebigung

15 audgerid^tet. äienn teine anbre 9bfid^t biefe Slrbeit befeelte, fo l^abe id^ meine Seit verloren; id^ ^abe bad Sutrauen beö SeferiS verloren, beffen (Sriunbigung unb SBBigbegierbe i(^ burdg einen langmeiligen Ummeg gu bemfelben $untte ber Unmiffenl^eit gefül^rt l^abe, aud meldgem er l^eraud^ gegangen mar. SUein i^ i^atte in ber SC^at einen SioedC ^^^ Sugen, ber

so mir mid^tiger fd^eint als ber, meieren id^ oorgab, unb biefen meine idg er» reid^t gu l^aben. S)ie ÜRetap^^fit, in meldte i(^ baö @(^id(fal ^abe verliebt gu fein, ob idg mid^ gleid^ oon xffx nur feiten einiger ®unfibegeugungen rfil^men lann, leiftet gmeierlei SSortl^eile. 3)er erfie ift, ben Aufgaben ein ®nfige gu t§un, bie bad forfd^enbe @emfit^ aufmirft, menn oerborge«

25 nern (Sigenfd^aften ber S)inge burd^ SBernunft nac^fpdl^t. Sber l^ier täufd^t ber Kudgang nur gar gu oft bie |)offnung unb ift biedmal au(^ unfern begierigen $dnben entgangen.

Ter frastra comprensa manus effugit imago Par levibus yentis yolacriqae simillima somno. 30 VIRG.

Sitx anbre SSort^eil ift ber Statur bed menfd^Iidgen SSerflanbed mel^r angemeffen unb befte^t barin: eingufe^en, ob bie Slufgabe au8 bemjenigen, maS man miffen lann, aud^ beftimmt fei unb melc^ed Ser^dltnig bie $rage gu ben Srfal^rungäbegriffen l^abe, barauf ftd^ aUe unfre llrt^eile

368 S:TAume dneiB (Beifierfel^etd, ertftutert bitr^ 2:r&tmte ber SRetapl^^ftf.

feberjeit flfl^n mäffen. 3n fo fern ift bie Vlttap\ft)^t eine Sßiffenfd^aft Don ben Orengen ber menfd^Uc^en SSernunft, unb ba ein Ileined Sanb iebergeit üiel Orenge l^at, flberl^aupt att(^ mel^r baran liegt feine S3eft^ungen »ol^I iu lennen unb gu be]^au))ten, als blinblingS auf @r> oberungen auSjuge^en, fo ift biefer 9lu^e ber enodl^nten SSiffenfi^aft ber s unbefonntefte unb gugleid) ber tDid^tigfte, vie er benn aud^ nur giemlii^ fpdt unb nad^ langer Srfal^rung erreid^t »irb. ^(^ ^abe biefe (Srenge l^ier gtoar ni(^t genau beftimmt, aber bod^ in fo tteit angegeigt, bag ber Sefer bei loeiterem SHad^benlen finben »irb, er fSnne jid^ aller uergeblid^en 9la(l|« forfd^ung fiberl^eben in Snfel^ung einer Srage, tooju bie data in einer lo anbem Seit, ald in toeldger er entpfinbet, anzutreffen ftnb. 3<% ^abe alfo meine S^t oerloren, bamit ic^ fie gewinne. 34 ^<^be meinen 8ef er l^inter» gangen, bamit id^ il^m nü^te, unb venu id^ i^m gleid^ leine neue Sinfid^t barbot, f o vertilgte id^ bod^ ben äßal^n unb baä eitele äBiffen, meld^ed ben Serfianb aufbldl^t unb in feinem engen 9laume ben $Ia^ audffiOt, ben 15 bie Seigren ber SßeiSl^it unb ber nfi^lid^en Unterioeifung einnehmen Hunten.

äßen bie bisi^erigen 99etradgtungen ermfibet l^aben, ol^ne i§n ju be« leieren, beffen Ungebulb fann fid^ nunmel^r bamit aufridgten, loaS 3>io« genes, koie man fagt, feinen gd^nenben Su^^tern gufpradg, als er baS 20 le^te S^latt eines langmeiligen S3ud^S fal^: Sourage, meine Ferren, id^ fel^e Sanb. SBorl^er loanbelten ttir ttie S)emofrit im leeren Slaume, tDol^in uns bie Sd^metterlingSflfigel ber aRetap^^jif gel^oben l^atten, unb unterl^ielten unS bafelbft mit geiftigen ®eftalten. 3e^t, ba bie ftip« tifd^ei^raft ber Selbfterfenntnig bie feibene @d^mingen }ufammenge)o^ 35 gen l^at, feigen »ir unS toieber auf bem niebrigen Soben ber Srfal^rung unb beS gemeinen SBerftanbeS; glfldtlic^! menn toir benfelben als uuferen angemiefenen $la^ betrad^ten, auS loeld^em U)ir niemals ungefhraft ^in> ausgeben, unb ber aud) alles ent^dlt, loaS unS befriebigen lann, fo lange mir uns am 9lfl^lid^en Italien. 90

3)ritte8 ^au^tftücf. ^raltifd^er @d^lu^ auS ber gangen Sbl^anblung.

(Sinem {eben Sormi^e nad^gul^dngen unb ber (Srfenntnigfud^t leine anbre ©rengen gu Derftatten als baS Unoerm5gen, ift ein @ifer, meld^er

3»eiter S^eil. 8. ^auptftftdf. 369

btx ®ele]^rfamlett nid^t fibel anjiel^t. Sinein unter ungdl^Iigen Stuf« gaben, bie ftd^ felbft barbieten, bieienige auStodl^Ien, beren Sluflifung bem ÜRenfd^en angelegen ift, ifi ba8 SSerbtenft ber SSeidl^ett. äBenn bie 9Siffenf(^aft il^ren Rxtx& burc^Iaufen l^at, fo gelangt fie natärlid^er SBelfe

5 3u bem $untte eined befc^eibenen 9Rigtrauen8 unb fagt, unkoillig Aber fiii felbfl: SBie üiel S)inge giebt eS bod^, bie id^ nid^t einfe^e! Slber bie burd^ Srfal^rung gereifte 93ernunft, koeld^e jur SßeiSl^eit iDirb, fprtd^t in bem 3Runbe beS @of rated mitten unter ben SSBaaren eined Sa^rmarftiS mit l^eiterer @eele: SSie t)iel3)tnge giebt eS bod^, bie

10 id^allenid^tbraudge! Auf fold^e Slrt fliegen enblid^ gioei ääeflrebun« gen üon fo und^nlid^er Statur in eine gufammen, ob fie gleid^ anfangs nac^ fel^r oerfc^iebenen Sfiid^tungen ausgingen, inbem bie erfle eitel unb ungufrieben, bie jtoeite aber gefegt unb gnügfam ift. S)enn um oernfinf« tig au »d^Ien, mug man oor^er felbfl baö (Sntbel^rUd^e, ia baS Unmig«

15 lic^e fennen ; aber enblid^ gelangt bie äBiffenf d^aft gu ber Seftimmung ber i^r burc^ bie 9latur ber menfd^Iic^en SSernunft gefegten ©rengen; aUe bobenlofe Suttofirfe aber, bie oielleid^t an ftd^ felbft nic^t untoürbig fein mögen, nur bag fie auger ber Spl^dre beS äRenfd^en liegen, fliel^en auf ben SimbuS ber (Sitelleit. aidbann toirb felbft bie SRetapl^^fil baSjenige,

so loooon fie ie^t nod^ giemlid^ loeit entfernt ifi, unb toad man oon il^r am »enigften »ermutigen follte, bie Segleiterin ber SßeiSl^eit. S)enn fo lange bie 9Reinung einer Sßöglic^feit, gu fo entfernten (Siuftd^ten gu ge« langen, übrig bleibt, fo ruft bie loeife (Sinfalt oergeblic^, bag fold^e groge S3eftrebungen entbel^rlid^ feien. 3)ie annel^mlic^Ieit, totl^t bie &t*

25 Weiterung beS SSiffenS begleitet, koirb fel^r leicht ben @(]^ein ber ^ßid^t* mdgigleit annehmen unb au8 fener oorfe^Iid^en unb überlegten ®nfig« fomfeit eine bumme @infalt ma(!^en, bie fid^ ber SSerebelung unferer SHatur eutgegenfe^en toill. S)ie t^ragen Don ber geiftigen 9latur, oon ber fyreil^eit unb SSorl^erbefKmmung, bem tünftigen Suftanbe u. b. g. bringen

30 anfdnglic^ aUe j(rdfte beS SSerftanbeö in SBemegung unb giel^en ben 3Ren« fd^en bur(^ il^re SBortrefflidgfeit in ben äßetteifer ber @peculation, koeld^e ol^ne Itnterfc^ieb Hfigelt unb entfdb^ii^^t, le^rt ober koiberlegt, loie ed bie @d^eineinft(^t febedmal mit fic^ bringt. Sßenn biefe 9lad^forfd^ung aber in ^l^ilofop^ie auSfd^ldgt, bie Aber i§r eigen SSerfal^ren urt^eilt, unb bie

zi nidgt bie ©egenftdnbe allein, fonbem beren SSerl^dltnig gu bem äSerfianbe beS SRenfd^en lennt, fo giel^en fic^ bie ®rengen enger gufammen, unb bie 2Rarffieine toerben gelegt, meldte bie SHad^forfd^ung aud i^rem eigent^m*

Itant'l ec^rtften. Ocrfc IL 24

370 3:r&ume eined (Beiflecfel^rd, erl&utert bur^ Srftume ber ^ttapi^^^t

lid^en Sejlrle niemals mel^r audfd^metfen laffen. Sir l^aben einige $^iIo« f opl^ie nöt^ig gel^abt, um bie @(lbtt)ierig!elten gu lennen, »eld^e einen Se» griff umgeben, ben man gemeinigliii^ als fe^r bequem unb alltdgig be« ^anbelt. (Stioad mebr $§i(ofop^ie entfernt biefeS ©(^attenbilb ber Sin* ßdbt nod^ mel^r unb ftberjeugt un8, ba| ed gdnjilid^ auger bem ®e{t(!^tS« 5 treife ber Sßenfc^en liege. 3)enn in ben äSerl^&Itniffen ber Urfad^e unb äBirlung, ber @ubftang unb ber |)anblung bient anfänglid^ bie $^ilofo« }fif)k bagu, bie oertDidelte (Srfd^einungen auf julöfen unb foldb^ ^uf ein* fadb^te äSorfteQungen gu bringen. 3ft ^<^^ ober enbli(^ gu ben ®runb* Der^dltniffen gelangt, fo l^at bai ©efdbdfte ber ^^ilofopl^ie ein (Snbe, unb 10 toie ettoaS f6nne eine Urfad^e fein ober eine j^raft ^aben, ift unmöglich femals bur^ SSernunft eingufe]()en, fonbern biefe Ser^&ltniffe muffen le* biglic^ aus ber (Srfal^rung genommen toerben. S)enn unfere SSemunft« regel gel^t nur auf bie äSergleidbung nac^ ber Jbentität unb bem SBi« berfprud^e. @o fern aber etmaS eine Urfad^e ifi, fo »irb burc^ (St loa 8 i& ettoaS SlnberS gefegt, unb eS ifl alfo lein 3ufammen]^ang oermige ber @inftimmung anzutreffen; »ie benn aud^, loenn i(^ eben baffelbe nidbt oi& eine Urfadbc anfeilen loill, niemals ein äSiberfprud^ entfpringt, meil eS ftd^ nid^t contrabicirt, loenn etioaS gefegt ift, etmaS anbered aufgul^eben. S)a]^er bie ©runbbegriffe ber S)inge als Urfad^en, bie ber )(r&fte unb 90 ^anblungen, toenn jie nid^t auS ber Srfal^rung l^ergenommen ftnb, gdnj* li4 toiQt&rlic^ finb unb meber bemiefen nod^ miberlegt toerben finnen. ^6i loeig mol^I, bag baS 3)enfen unb SBoUen meinen j(5rper bekoege, aber idb t<inn biefe Srfc^elnung als eine einfache @rfal^rung niemals burd^ Serglteberung auf eine anbere bringen unb fte ba§er toobl erfennen, aber nic^t einteilen. 3)a^ mein SBille meinen 9lrm bemegt, ift mir nid^t Der« ftdnblid^er, als toenn femanb fügte, bag berfelbe au(^ ben SRonb in fei« nem Jheife gurfid^alten tonnte; ber Unterfd^ieb ift nur biefer: bag idb jleneS erfal^re, biefeS aber niemals in meine @inne gefommen ifl. 3(^ er« fenne in mir SSerdnberungen als in einem @ubiecte, koad lebt, ndmlidb 30 ©ebanfen, äßillfur k. ic, unb koeil biefe Sefiimmungen oon anberer Srt finb als alles, toaS gufammengenommen meinen 93egriff oom i^irper mad^t, fo beute id^ mir biDigerma^en ein untirperlidbeS unb bel^arrli^eS SSefen. Db biefeS audb ol^ne Serbinbung mit bem Rbxptx beuten toerbe, tann oermittelfl biefer aus (Srfal^rung erfannten 9latur niemals ge^ S5 fd^loffen koerben. 34 bin mit meiner Srt SSefen burd^ SBermittelung f5r^ iperlid^er ®efe^e in S3ertnfl))fung, ob i^ aber au(|f fonft na(|f anbem 9t^

Bwetter S^etl. 3. ^auptfiüd. 371

fe^en, toeld^e id^ pneumatifd^ nennen »in, ol^ne bie SSermittelung ber 9Ra« terie in SSerbinbung jlel^e, ober iemald ftel^en toerbe, lann i^ auf feiner« lei äßeife auS bemienigen fdgliegen, toa9 mir gegeben ift. SlUe folc^e Ur« t^eile, tDie biej[enige Don ber SIrt, tote meine @eele ben j^örper beilegt,

3 ober mit anbern SSefen i^rer Slrt j[e^t ober fünftig in SSer^dltnig fte^t, lönnen niemals ehoaö mel^r a\i (Srbic^tungen fein unb gtoar bei loeitem nic^t einmal oon bemfenigen Sßert^e, atö bie in ber Slaturtoiffenfd^aft, toeldje man ^^pot^efen nennt, bei meldten man feine ©runbfrdfte erftnnt, fonbern biefenige, melii^e man burc^ (Srfal^rung fd^on fennt, nur auf eine

10 ben (Srfc^einungen angemeffene ^rt oerbinbet, unb beren ÜRöglid^feit ftd^ alfo ieberjeit mu^ fönnen betoeifen laffen; bagegen im erften f^aUe felbfi neue f^unbamentatoerl^&ttniffe oon Urfad^e unb äßirfung angenommen loerben, in toeld^en man niemals ben minbefien Segriff il^rer 9R5gIid^feit l^aben tann unb alfo nur f4öpferif(!^ ober d^imärifd^, toie man ed nennen

15 toiU, bid^tet. S)ie 99egreiflidgfeit Derfc^iebener maleren, ober angeblichen @rfd^einungen au8 bergleid^en angenommenen ©runbibeen bient biefen gu gar feinem SSortl^eile. S)enn man fann leidet oon aOem ®runb an« geben, toenn man bered^tigt ifi, 3:i^&tigf eiten unb äßirf ungSgef e^e* gu er> {innen, loie man toill. Sßir muffen alfo märten, biö loir i}ielleid^t in ber

20 funftigen äßelt burd^ neue @rfa]^rungen unb neue Sdegriffe oon ben und nod^ verborgenen j(räften in unferm bentenben @elb{t merben belehrt mer» ben. @o l^aben unS bie SBeobad^tungen ft)dterer S^it^it, nad)bem fie burd^ SRatl^ematit aufgelbfet loorben, bie Rxa\t ber Slngiel^ung an ber 9Raterie offenbart, Don beren 9Rögli(!^teit (meil fie eine ©runbfraft gu fein fd^eint)

25 man ftd^ niemals einigen ferneren 93egriff mirb mad^en fönnen. 3)ie» ienige, meldte, ol^ne ben SeioeiS aus ber (Srfal^rung in |)&nben gu §aben, Dörfer fic^ eine fol(^e ßigenfc^aft l^&tten erftnnen moOen, m&rben als £^o« ren mit Sfled^t Derbient l^aben auSgela(!^t gu toerben. S)a nun bie 93er« nunftgrfinbe in bergleid^en f^&Uen meber gur @rfinbung nodg gur Seft&ti«

30 gung ber 9R5glid^feit ober Unm5gli(!^teit oon ber minbeften 6r§ebli(!^feit finb: fo tann man nur ben Srfal^rungen baS SRed^t ber @ntf(!^eibung ein« räumen, fo toie ic^ es aud^ ber Qtit, meiere Srfal^rung bringt, überlaffe, etmaS fiber bie gepriefene ipeiltrdfte beS SRagnetS in S^^^nfranf^eiten auSgumac^en, menn fie eben fo Diel Seobadgtungen toirb Dorgeigen finnen,

» bag magnetifd^e Stdbe auf Sleifd^ unb JSnod^en mirten, als toir fdbon oor uns l^aben, ba^ eS auf Stfen unb @ta^l gefd^el^e. Sßenn aber getoiffe an« gebli^e (Srfal^rungen ^d^ in fein unter ben meiften ÜRenf d^en einftimmigeS

24*

372 träume etned ©etflerfel^erd, erläutert burd^ Sr&ume ber SRetap^^ft^

®e[e^ ber (Smpfinbung bringen laffen unb dfo nur eine Stegellofigteit in ben S^^S^^fl^n ^^^ Sinne beioeifen loürben (loie ed in ber S^at mit ben l^erumgel^enben ©eifterer^fil^Iungen bemanbt i{l), fo ifl rat^jam fte nur abjubre(^en: toeil ber 3RangeI ber (Sinftimmung unb ©leic^förmig« leit aisbann ber ]^iftori[c^en @rfenntnig aQe SBeioeiSlraft nimmt unb fte :> untauglid^ mad^t, al8 ein f^unbament ju irgenb einem ©efe^e ber Srfal^« rung gu bienen, toorüber ber SSerftanb urt^eilen tonnte.

@o mie man einerfeits burd^ etmad tiefere SRad^forfc^ung einfel^en lernt, bag bie ubergeugenbe unb p^ilofopl^ifc^e @inft(^t in bem $aDe, mo« ))on tt)ir reben, unm5gli(^ fei, fo iDirb man aud^ anbererfeitd bei einem lo rul^igen unb ))orurt^eiIfreien ©emütl^e gefte^en muffen, bag fte entbel^r« lid^ unb unnötl^ig fei. S)ie Sitelteit ber SBiffenfd^aft entf(^ulbigt gerne i^re Sef(^&ftigung mit bem SSormanbe ber 3Bi(^tigteit, unb fo giebt man auc^ l^ier gemeiniglid^ ))or, bag bie Sßernunfteinftc^t ))on ber geiftigen 9latur ber @eele gu ber Überzeugung ))on bem S)afein nac^ bem Sobe, u biefe aber gum SSetoegungSgrunbe eined tugenb^aften SebenS fel^r nöt^ig fei; bie mäßige 9teubegierbe aber fe^t l^ingu, bag bie SSal^rl^aftigteit ber Srfd^einungen abgefd^iebener @eelen ))on aDem biefem fogar einen Se« loeiS aud ber iSrfa^rung abgeben I5nne. SHIein bie Xüa\)xt 3Beid^eit ift bie Segleiterin ber Sinfalt, unb ba bei i^r bad ^erg bem Sßerftanbe bie 20 SSorfd^rift giebt, fo mad^t fte gemeiniglich bie gro^e Surüflungen ber ®e« lel^rfamteit entbe^rlid^, unb il^re Qrotdt beburfen nid^t fold^er SRittel, bie nimmermel^r in aDer 9Renfd^en ©emalt fein lönnen. 9Bie? ift ti benn nur barum gut tugenbl^aft gu fein, meil ed eine anbre SBelt giebt, ober merben bie ^anblungen nid^t Dielme^r bereinft belol^nt merben, weil fte an ftd^ 25 felbft gut unb tugenb^aft loaren? 6nt]§&lt baS $erg beS SRenfd^en ntd^t unmittelbare ftttlid^e SSorfd^riften, unb mug man, um il^n alliier feiner IBeftimmung gemäg gu beioegen, burd^aud bie SRafd^inen an eine anbere äSelt anfe^en? Aann berjenige mol^l reblid^, fann er lool^l tugenbl^aft l^eigen, melc^er ftd^ gern feinen SiebltngSlaftern ergeben mürbe, menn il^n so nur teine lünftige Strafe fc^redCte, unb mirb man nic^t Dielmel^r fagen muffen, ba^ er gioar bie Sludfibung ber Sod^eit fd^eue, bie lafterl^afte ©efinnung aber in feiner Seele n&l^re, bag er ben SSort^eil ber tugenb« ä^nltd^en ^anblungen liebe, bie Sugenb felbft aber l^affe? Unb in ber S:^at leiert bie @rfa^rung aud^ : bag fo Diele, loelc^e Don ber ffinftigen ss äSelt belel^rt unb äbergeugt ftnb, gleid^mol^l bem Safter unb ber ^lieber« träd^tigteit ergeben, nur auf SRittel ^nnen, ben brol^enben f^olgen ber

Stoeiter 2:^eU. 3. ^auptflflc!. 373

Sulunft argliflig amSgutoeic^en; aber ed l^at idoI^I niemald eine red^t« fd^affene @eele gelebt, koeld^e ben ©ebanfen l^ätte ertragen finnen, bag mit bem £obe aDed gu @nbe fei, unb beren eble ©eftnnung ft(^ ni(^t gur Hoffnung ber Sufunft erl^oben l^&tte. S)a]^er fd^eint ed ber menfd^Iic^en

5 9latur unb ber Sieinigteit ber Sitten gemäßer gu fein: bie Srioartung ber Ifinftigen äßelt auf bie Smpfinbungen einer kool^Igearteten @eele, als um« geleiert il^r äBol^berl^aUen auf bie Hoffnung ber anbern äßelt gu grünben. @o ifi aud^ ber moralifd^e ©laube bemanbt, beffen @infalt mand^er @pi^ftnbigfeit bed SSernünftelnS überhoben fein lann, unb toeld^er eingig

10 unb aDein bem 3Renfd^en in jeglichem ßuftanbe angemeffen ift, inbem er i^n o^ne Umfd^iDeif gu feinen toa^ren S^tdtn ffil^rt. Sagt und bemnac^ aDe lärmenbe Sel^roerfaffungen Don fo entfernten ®egenft&nben ber @pe« culation unb ber @orge müßiger Aipfe uberlaffen. @ie ftnb und in ber S^at gleid^gültig, unb ber augenblicflic^e Schein ber ®rünbe für ober

15 baioiber mag Dielleid^t über ben SeifaD ber Schulen, fd^merlid^ aber et« load über ba& fünftige @d^idCfaI ber Sieblid^en entfd^eiben. @d mar aud^ bie menfd^Iid^e SSernunft nic^t gnugfam bagu beflügelt, bag fie fo l^ol^e äßolten treuen follte, bie und bie ©el^eimniffe ber anbern SSelt au8 ben S(ugen gießen, unb ben SBiPegierigen, bie {t(^ nad^ berfelben fo angele«

20 gentlic^ erfunbigen, lann man ben einfältigen, aber fel^r natürlichen 93e« fd^eib geben: bag eS mol^l am ratl^famften fei, menn fie fid^ gu gebul« ben beliebten, bis fie merben bal^in lommen. S)a aber unfer Sd^idfal in ber fünftigen äSelt oermutl^lid^ fel^r barauf anlommen mag, tt)ie mir unfern $o{ten in ber gegenm&rtigen oermaltet l^aben, fo fc^liege

25 id^ mit bemfenigen, mas Sßo Itaire feinen el^rlid^en 6anbibe na(^ fo ))iel unnü^en @d^ulftreitigfeiten gum 93ef(^luffe fagen l&gt: Sagt und unfer ©lud beforgen, in ben ©arten gelten unb arbeiten!

Ik

5e5 %nia(dfuk$ 6er ^egenben im 'Slaume.

S)er Beräl^mte Seibni} 6efa^ t>xA toirflid^e Sinfid^ten, tooburd^ er bie SBiffenfd^aften bereid^erte, aber noc^ t>\tl größere Sntmürfe ju fold^eu, bereit ÜuSfül^rung bie SSelt Don il^m ))ergeben8 ertoartet l^at. Db bie Urfad^e barin gu fe^en: bag il^m feine Sßerfud^e no(^ gu un))oIlenbet fd^ie*

5 nen, eine SebenfHd^feit, loeld^e ))erbien{t))onen ÜR&nnem eigen ift unb bie ber ®ele]^rfamleit {ebergeit Diel fd^ä^bare f^rtagmente entgegen l^at, ober ob t& iffxa gegangen ift, koie Soerl^aaoeoon großen ßl^emiflen oermut^et, bag fie öftere JCunftftfidCe oorgaben, ali U)enn fie im Seft^e berfelben todren, ba fte eigentlid^ nur in ber Uberrebung unb bem Sutrauen gu

10 i^rer ®efd^i(flid^Ieit fianben, bag i^nen bie 9(udfül^rung berfelben nid^t mißlingen lönnte, menn fie einmal biefelbe fibernel^men looDten, baö toill i(^ l^ter nid^t entfd^eiben. S^nt menigften l^at ed ben Snfd^ein, bag eine geQ)iffe matbematifdbe 3)ifciplin, Q)eld^e er gum ooraud Analysin situs betitelte unb beren SSerluft unter anbern Süff on bei Snoägung ber 3u»

15 fammenfaltungen ber Statur in ben j(eimen bebauert l^at, lool^I niemals etoaö mel^r aU ein ®ebanfenbing gemefen fei. 3d^ oei^ nic^t genau, in toie fern ber ®egenftanb, ben ic^ mir l^ier gur Setrad^tung oorfe^e, bem« ienigen oenoanbt fei, ben ber gebadete gro^e 3Rann im @inne ^atte; aQetn na(^ ber SBortbebeutung gu urtl^eilen, fud^e ic^ l^ier pl^ilofopl^ifd^ ben

20 erflen ®runb ber 9RögIid^feit bedienigen, tt)0))on er bie ®rb|en matl^ema* tifd^ gu beftimmen oorl^abenö oar. S)enn bie Sagen ber Steile beS Staumö in Segie^ung auf einanber fe^en bie ©egenb oorauS, nadb oel« d^er fie in foId()em SBerl^&Itni^ georbnet finb, unb im abgegogenften Sßer« ftanbe befielet bie ©egenb nic^t in ber Segiel^ung eined S)inged im Siaume

25 auf baö anbere, meld^eö eigentUd^ ber SBegriff ber Sage ift, fonbem in bem SSerl^&Itniffe beS S^fiemd biefer Sagen gu bem abfoluten SSeltraume. Sei aOem Sudgebel^nten ift bie Sage feiner Xl^eile gegen einanber aud il^m felbfi l^inreid^enb gu erlennen, bie ®egenb aber, mol^in biefe £)rbnung ber Sü^eile gerichtet i% begiel^t fid^ auf ben 9laum au^er bemfelben unb gmar

378 Son bem erfien (Bninbe bed Unterf^icbe^ ber (Begenben hn Staunte.

n{(!^t auf beffen £)rter, koeil biefeS nid^tS anberS fein toürbe, als bie Sage eben berfelben Steile in einem &u|eren Serl^ältni^, fonbem auf ben aO« gemeinen fRanvx a\i eine ßinl^eit, mo))Dn jebe SnSbel^nung koie ein Sil^eil angefel^en »erben mu^. (Si ifl fein SBnnber, toenn ber Sefer biefe 9e« griffe nod^ fel^r unDerftänblid^ finbet, bie fid^ and^ aQererfi im grortgange s aujfl&ren foQen, i(6 fe^e bal^er nid^ts meiter l^ingn, als bag mein Qxotd in biefer Sbl^anblung fei, gn t)erfn(l^en, ob nid^t in ben anfc^auenben Ur« t^eilen ber Kudbel^nung, bergleid^en bie 9Re^funfl entl^ält, ein et)ibenter Setoeie gn finben fei: ba^ ber abfolute Siaum nnabl^ängig Don bem 3)afein aller SRaterie nnb felbft aU ber erfie®rnnb ber lo 9RögIid^feit il^rer Suf ammenf e^ung eine eigene 9tealit&t l^abe. 3ebermann toei^, mit t)ergeblid^ bie Semfil^nngen ber ^l^ilofopl^en ge« »efen finb, biefen $unft ))ermittelfl ber abgegogenften Urtl^eile ber 9Reta« p^qft! einmal au^er aQen Streit }u fej^en, unb ic^ fenne leinen äSerfnc^ biefed gleid^fam a posteriori andiufftl^ren (n&mlid^ t)ermittelfi anberer is unleugbaren @ä^e, bie felbft gioar au^er bem Segirle ber ^Retapl^^fit liegen, aber bo(^ burc^ beren Xnkoenbung in concreto einen ^robirftein \>ün i^rer Sti^tigleit abgeben tinnen), ate bie Xbl^anblung beS berfil^mten (SulerS beö Altern in ber ^iftorie ber Si. afab. b. SS. gu Serl. t)om ^afft 1748, bie bennod^ i^ren 3^etf nid^t t>bUiQ erreid^t, »eil fie nur bie » @d^mierigleiten geigt, ben aOgemeinftenSeteegungögefe^en eine beftimmte Sebeutung gu geben, »enn man leinen anbern Segriff btS Siaumeö an« nimmt als benfenigen, ber au8 ber Kbftraction t)on bem Sßerl^&ltnig loirl« lid^er 3)inge entfpringt, allein bie nic^t minbere @(^tt)ierigfeiten unbe« rfil^rt l&^t, meldte bei ber Slntoenbung gebadeter ®efej^e fibrig bleiben 25 loenn man fie nac^ bem Segriffe beS abfoluten SiaumeS in concreto Dor* ftellen totQ. S)er Seioeid, ben ic^ l^ier fu(]^e, foK nid^t ben aRe(!banifem, »ie ^ttt @uler gnr Slbpd^t l^atte, fonbem felbft ben Slte^tünftlem einen äbergeugenben ®mnb an bie $anb geben, mit ber il^nen getoöl^nlic^en (Soibeng bie äBirflid^feit il^red abfoluten äfiaumeö be]^au)}ten gu Ibnnen. » Sd^ mad^e bagn folgenbe Sorbereitung.

3n bem fir))erli(!ben Staume laffen fic^ »egen feiner brei Hbmeffun« gen brei Sld(^en beulen, bie einanber indgefammt red^tmiuHidbt fdbnei* ben. S)a toir aDed, toad au^er und ift, burd^ bie Sinnen nur in fo fem lennen, ald eS in Segiel^ung auf un8 felbft ftebt, fo ift fein SBunber, bag u »ir oon bem aSerl^dltnig biefer 9)urd^fd^nittdfl&dben gu unferem Stbtptx ben erften ®mnb l^emel^men, ben Segriff ber ®egenben im Siaume gu

Son htm erflett ®runbe beiS Unterf^tebeiS ber (Begenben hn Staunte. 379

erieugen. 3)ie t^I&d^e, toorauf bie Sänge unfereö StbxptxS fenfre(!^t fielet, l^eigt in Slnfel^ung unfer l^orijontal; unb biefe^origontalfläcl^e giebt S(nla^ }u bem Unterfd^iebe ber ©egenben, bie koir burd^ Oben unb Unten be^ gei(^nen. 9(uf biefer f^I&d^e lonnen gtoei anbere fenlred^t {teilen unb fid^

5 gttgleid^ red^tiDinnid^t bur^Ireugen, fo ba^ bie Sdnge beS menf(^Ii(^en Stixptxi in ber Sinie bed 3)ur(l^f(^nittd gebac^t toirb. 3)ie eine biefer SerticQlfläd^en tl^eilt ben j^örper in gkoei &ugerU(6 dl^nlid^e ^dlften unb giebt ben (Srunb beS Unterfd^iebed ber redeten unb linfen @eite ab, bie anbere, loeld^e auf il^r ))er))enbicular fielet, mad^t, bag loir ben Segri^ ber

10 t)orberen unb l^interen @eite l^aben tonnen. Sei einem befd^riebenen 93Iatte g. d. unterfd^eiben toir juerft bie obere oon ber unteren Seite ber @d^rift, tt)ir bemerfen ben Unterfc^ieb ber oorberen unb l^intern @eite, unb bann feigen toir auf bie Sage ber Sdbriftgüge Don ber Sinlen gegen bie [Rechte ober umgefel^rt. $ier ifl immer eben biefelbe Sage ber Steile, bie

15 auf ber f^Iäd^e georbnet finb, gegen einanber unb in aDen @t&dCen einerlei ^igur, man mag bad Slatt breiten, loie man toiD, aber ber Unterf(^ieb ber @)egenben lommt bei biefer äSorftellung fo fel^r in Snfd^Iag unb ifl mit bem SinbrudCe, ben ber ftc^tbare ©egenftanb mad^t, fo genau oerbun» ben: bag eben biefelbe Schrift, auf fold^e äßeife gefe^en, bag aOed t)on

20 ber Siedeten gegen bie Sinle gefeiert loirb, roaS oorl^er bie entgegengefe^te ®egenb l^ielt, unlenntlid^ U)irb.

@ogar ftnb unfere Urtl^eile oon ben äSeltgegenben bem Segriffe un» tergeorbnet, ben toir wn ©egenben überl^aupt l^aben, infofem fie in S3er> l^&Itnig auf bie Seiten unfered XbxptxS beftimmt finb. SBaS toir fonft

25 am ^immel unb auf ber (Srbe unabhängig oon biefem ®runbbegriffe an Sßerl^&ltniffen erlennen, baS finb nur Sagen ber ®egen{t&nbe unter einan« ber. äBenn id^ aud^ nod^ fo gut bie Drbnung ber S(btl^eilungen be8 ^ori» gont8 XDtx^t fo tann id^ bod^ bie ©egenben barnad^ nur beftimmen, inbem id^ mir beu)u^t bin, nadb toeld^er $anb biefe Drbnung fortlaufe, unb bie

30 aQergenauefte ^immetölarte, toenn au^er ber Sage ber Sterne unter ein« anber nid^t no(^ burd^ bie Stellung btS SlbriffeS gegen meine $dnbe bie ®egenb beterminirt koürbe, fo genau koie id^ fie aud^ in ®ebanlen l^&tte, iDürbe mic^ boc^ hic^t in ben Staub fe^en, aud einer befannten ®egenb, g. @. !Rorben, gu toiffen, auf meld^er Seite bed ^origontd id^ ben Sonnen«

35 aufgang gu fud^en l^&tte. (Sben fo ift mit ber geogra))l^if c^en, ia mit un« ferer gemeinften JCenntnig ber Sage ber £)rter betoanbt, bie und gu nid^td l^ilft, toenn loir bie fo georbnete S)inge unb ba8 gange Softem ber toec^»

380 9on bem erften ®runbe beiS Unterf^tebed ber (Begenben im Flaume.

felfeitigen Sagen nid^t burc^ bie SSegiel^ung auf bie @etten unfered ^ör« perd nad^ ben ©egenben fieQen fönnen. Sogar befielet ein fel^r naml^af« ted JCenngetd^en ber !Raturerjeugungen, loeld^ed gelegentlid^ felbfi gum Unterfd^iebe ber Slrten Sniag geben lann, in ber beftimmten ©egenb, loor« nad^ bie Drbnung il^rer Sl^eile geteert ifi unb looburc^ gioei ©efd^bpfe s tonnen unterfd^ieben loerben, obglet^ {te fomol^I in Snfel^ung ber ©rö^e ald aud^ ber Proportion unb felbfl ber Sage ber Steile unter einanber oöQig fiberein tommen möd^ten. S)ie $aare auf bem äSirbel aller 9Ren« fd^en {tnb ))on ber Sinlen gegen bie SRed^te geioanbt. Silier ^opfen loinbet fid^ oon ber Sinfen gegen bie SHed^te um feine @tange; bie Sol^nen aber lo nel^men eine entgegengefe^te äBenbung. $aft aQe @(^ned(en, nur etQ)a brei Gattungen aufgenommen, l^aben il^re 3>re]^ung, loenn man Don oben l^erab, b. i. ))on ber @pi^e jur SRünbung, gel^t, Don ber Sinfen gegen bie Siedete. £iefe beftimmte @igenf(^aft lool^nt eben berfelben ®attung Don ©ef^bpfen unoeränberlid^ bei ol^ne einiged S3er]^dltni| auf bie ^albfugel, » iDofelbft fte ftd^ beftnben, unb auf bie 9fii(])tung ber t&glid^en @onnen< unb 9Ronbdbett)egung, bie uniS Don ber Sinlen gegen bie [Rechte, unfern ^ntipoben aber biefem entgegen I&uft, loeil bei ben angeffll^rten 9latur» probucten bie.Urfad^e ber Sßinbung in ben @amen felbft liegt; bal^inge« gen, 0)0 eine gemiffe ^rel^ung bem Saufe biefer ^immeldförper gugejd^rte« 20 ben iserben fann, loie 3Rariotte ein fold^ed ®efe^ an ben Sßinben miU beobad^tet ^aben, bie Dom neuen gum DoDen Sichte gerne Don ber Sinfen gur Siedeten ben gangen ßompag burd^Iaufen, ba mu^ biefe J^reiSbeu^e« gung auf ber anberen ^albfugel nad^ ber anbern ^anb l^erumgel^en, mie eS aud^ toirtlic^ S)on UUoa burc^ feine Beobachtungen auf bemfäb« 2s lid^en 3Reere beft&tigt gu finben meint.

3)a baS Derfd^iebene ©effll^l ber redeten unb linlen @eite gum Ur« t^eil ber ©egenben Don fo großer 9lot^menbigteit ift, fo l^at bie %atur eS gugleic^ an bie mec^anifd^e @inrid^tung beS menfd^Iid^en JCirperd ge« fnfipft, Dermittelft beren bie eine, ndmlic^ bie redete Seite, einen unge« 30 gmeifelten SSorgug ber ©ekoanbtl^eit unb DieOeid^t aud^ ber @tärle Dor ber Hufen l^at. 3)a]^er aDe SSölfer ber @rbe rec^tfd^ ftnb (menn man eingelne SluSnal^men bei Seite fe^t, meldte, fo toie bie beS @d$ieleniS, bie SlQge« meinl^eit ber Sfiegel nac^ ber naturlid^en Drbnung nid^t urnfto^en tonnen). 3Ran beioegt feinen j^örper leidster Don ber Siedeten gegen bie Sinte atö 35 biefem entgegen, koenn man aufd $ferb fteigt ober fiber einen ®raben fc^reitet. 9Ran fd^reibt aIlertD&rt8 mit ber rechten $anb, unb mit il^r

^on bem crften (S^rimbe bed Unterfd^iebed ber ^egenben im 9iaume. 381

tl^ut man aUtS, mogu ©ejd^id unb @tarle erforbert mirb. @o iDte aber bie rechte Seite Dor ber linfen ben SSort^eil ber IBetoegtraft }u l^aben f(!^etnt, fo ^at bie Unfe il^n \>ox ber redeten in Snfel^ung ber Smpfinb« [am feit, loenn man einigen 9taturforf(i^ern glauben barf, j. @. bem

5 Sorelli unb Sonnet, beren bererftere Don bem Unten Sluge, ber an« bere aud^ Dom linfen Dl^re behauptet: bag ber @inn in i^nen ftärfer fei, als ber an ben gleid^namigen SBertjeugen ber redeten Seite. Unb fo ftnb bie beiben Seiten bed menfd)Iid^en j^örperd ungead^tet il^rer großen fiuge« ren äil^nUc^feit bur(^ eine flare ßmpfinbung gnugfam unterf (Rieben, toenn

10 man gleid^ bie oerfd^iebene Sage ber inmenbigen Steile unb baS mertUd^e JClopfen bed bergend bei Seite fe^t, tnbem biefer SRudfel bei feinem jje* beiSmaligen Sufammengiel^en mit feiner Spi^e in fc^iefer ädemegung an bie Unfe Seite ber Sruft anft5gt.

äSir mollen alfo bart^un: bag ber oollft&nbige 93eftimmung8grunb

13 einer forperUc^en ©eftaU nic^t lebigUd^ auf bem SSerl^&Unig unb Sage feiner Steile gegen einanber beruhe, fonbern noc^ überbem auf einer Se« giel^ung gegen btn allgemeinen abfoluten fRanm, fo loie i^n ftd^ bie 9Re6« funftler benfen, bod^ fo, bag biefed SSer^äUnig nic^t unmittelbar tann loal^rgenommen merben, aber mol^I biejenige Unterfc^iebe ber j^örper, bie

20 einjig unb allein auf btefem ®runbe berul[)en. äBenn gmei Figuren, auf einer @bene gegeid^net, einanber gleid^ unb d^nUc^ ftnb, fo beden fte ein« anber. Slllein mit ber forperUd^en Sudbe^nung, ober auc^ ben Sinien unb $Id(^en, bie nid^t in einer 6bene Uegen, ift ed oft gang anberd be« manbt. Sie fbnnen DöQig gleid^ unb ä^nUd^, iebo(^ an fid^ felbft fo Der«

25 fd^ieben fein, bag bie ©rengen ber einen nid^t gugleic^ bie ©rengen ber anbem fein tonnen. (Sin Sd^raubengeminbe, meld^eS um feine Spille Don ber Sinien gegen bie Siedete gefül^rt ift, mirb in eine fold^e SRutter niemals paffen, beren ©finge Don ber S^ed^ten gegen bie Sinte laufen, ob« gleid^ bie ^ide ber Spinbel unb bie Qa^\ ber Sd^raubeng&nge in gleicher

80 ^ö^e einftimmig m&ren. @in fpl^drifc^er 3;riangel lann einem anbern DoUig gleich unb äl^nUd^ fein, ol^ne il^n bod^ gu beden. 3)odb ha^ gemeinfte unb n&rfte Seifpiel l^aben mir an ben ©Uebmagen beö menfc^Uc^en j^ör« perS, meldte gegen bie SSerticalfl&d^e beffelben f^mmetrifd^ georbnet ftnb. S)ie redete ^anb ift ber Unten &^nUd^ unb gleich, unb menn man bIo| auf

3r> eine berfelben allein fte^t, auf bie Proportion unb Sage ber Sl^eile unter einanber unb auf bie ®rö|e bed ©angen, fo mug eine DoQft&nbige 9^^ fd^reibung ber einen in allen Studen aud^ Don ber anbern gelten.

382 93on bem erften ®nmbe bed Untetfd^tebed ber (Begenbcn im SRaunte.

3d^ nenne einen Körper, ber einem anbern DoQig gleid^ unb ä^nlid^ ift, ob er fllet(i^ ni(]^t In eben benfelben ®renjen fann bef(^Ioffen werben, fein incongruenteö ©egenftfid. Um nun beffen ?WÖ8lii^felt ju jei= gen: fo nel^me man einen Äorper an, ber nid^t au« jwei ^ftlften befielt, bie fqmmetrifd^ gegen eine eingige JDurc^fd^nittöjIfic^e georbnet finb, fon» 6 bern etwa eine 3Renf(^en]^anb. 9Ran f&IIe aud aQen fünften il^rer Dberfldd^e auf eine il^r gegenüber gepellte Safel ^erpenbifelllnien unb verlängere fte eben fo weit \)\nttx berfelben, al8 biefe 5ßunfte oor il^r Ue« gen, fo matten bie (Snbpunfte ber fo oerWngerten Sinien, »enn fte oer* bunben werben, bie gläd^e einer förderlichen ©eftalt au8, bie baö incon«^ lo gruente Oegenftürf ber oorigen ift, b. i. wenn bie gegebene ^anb eine rechte ift, fo ift beren ©egenftüd eine Hnfe. ©ie »bbilbung eine« Dbiect« im ©piegel beruht auf eben benfelben ©rünben. S)enn e8 erf(]^eint feber» geit eben fo meit hinter bemfelben, ald vor feiner Sldd^e fielet, unb ba« ^er ift baö Silb einer rechten ^anb in bemfelben iebergeit eine Itnfe. Se« 15 ftebt bad Dbfect felber aud gmei incongruenten ©egenftüden, mie ber menfd^lid^e Abrper, menn man ibn Dermittelft eined S3erticalburct)fd^nittd von Dorne nac^ b^t^t^n tbeilt, fo ift fein 93ilb il^m congruent, toelcbed man leicbt erfennt, wenn man ed in ©ebanten eine l^albe S)rebung machen Idgt; benn baS ©egenftäd 00m ©egenftüde eines Dbiectd ift biefem not^« fo menbig congruent.

@o oiel mag gnug fein, um bie SRiglid^Ieit ooQig dl^nlid^er unb glei« d^er unb bocb tncongruenter Sfidume gu oerftel^en. SSir gelten je^t gut pbilofopbif^^n Slnwenbuug biefer Segriffe. @8 ift fcbon au« bem gemei« nen Seifpiele beiber ^dnbe offenbar : bag bie ^^igur eines Airperd ber n f^igur eines anbern oöQig d^nlic^ unb bie ©roge ber SluSbebnung gang gleich fein fönne, fo ba| bennod^ ein innerer Unterf^b^^^ i^'^^^fl bleibt, ndmlid^ ber: bag bie Dberfldd^e, bie ben einen bef daliegt, ben anbern un« möglid^ einfc^lie^en lönne. äSeil biefe Dberfldc^e ben forperlid^en Sftaum beS einen begrengt, bie bem anbern nic^t gur ©renge bienen fann, man so mag i^n breben unb menben, wie man wiQ, fo mug biefe SSerfdbi^benl^eit eine fold^e fein, bie auf einem inneren ©runbe berubt. 35iefer Innere ©runb ber SSerfcbiebenbeit aber !ann nic^t auf bie unterfdbiebene 9rt ber SSerbinbung ber Sb^tle beS AorperS unter einanber anlommen; benn wie man auS bem angefübrten Seifpiele ftebt, fo lann in Snfel^ung beffen 35 alles ))illig einerlei fein, ©leid^wol^l wenn man ftd^ oorftedt: baS erfte ®d^ipfungSft&d folle eine SReufd^en^anb fein, fo ift eS notl^wenbig ent^

Son hem etflen (Brunbe bed Unterf^iebeiS ber (Segenben im 9laume. 383

meber eine Sted^te ober eine Sinfe, unb um bie eine l^erDorjubrtngen, mar eine anbere ^anblung ber fc^affenben Urfac^e not^ig, qI8 bie, moburd^ il^r ©egenftfidC gemad^t »erben lonnte.

!Rimmt man nun ben Segriff Dieler neueren ^l^ilofopl^en, t)ome]^m:s

5 lid^ ber 3)eutfd^en an, ba| ber SRaum nur in bem äußeren Sßer^&Itniffe ber neben einanber beftnblid^en Sl^eile ber 3Raterie befte^e, fo »ürbe aller toirllid^e äiaum in bem angeführten %aUt nur berfenige fein, ben bief e $anb einnimmt. äBeil aber gar lein Unterfd^ieb in bem SSer^ältniffe ber Steile berfelben unter ftd^ ftatt finbet, fie mag eine Siedete ober Sinfe

10 fein, fo mürbe biefe ^anb in Snfel^ung einer foldjen Sigenfd^aft g&njKc^ unbeftimmt fein, b. i. {te mürbe auf jebe @eite bed menfd^Iic^en J(ir))er8 ))affen, meld^ed unmöglid^ ifl.

(Sg ift hieraus flar: bag nic^t bie Seftimmungen bed SRaumeS %oU gen oon ben Sagen ber 2:^eile ber SRaterie gegen einanber, fonbern biefe

13 f^olgen oon jenen finb, unb bag alfo in ber Sefc^affen^eit ber JCörper Unterfc^iebe angetroffen merben lönnen unb gmar malere Unterfc^iebe, bie fid^ lebiglid^ auf ben abfoluten unb urfprfinglid^en SRaum bejiel^en, meil nur burd^ i^n baS SSer^&ltnig lörperlic^er S)inge möglich ift, unb bag, meil ber abfolute ätaum fein ©egen^anb einer fingeren @m:pfinbung,

30 fonbern ein ©runbbegriff ift, ber alle biefelbe guerft mögli(^ mad^t, mir badjienige, maS in ber ©eftalt eined JCdrperd lebiglic^ bie Sejie^ung auf ben reinen äiaum angelet, nur burd^ bie ©egenl^altung mit anbern JCir» ))ern ))erne]§men lönnen.

6in nac^finnenber Sefer mirb bal^er ben Segriff beS SRaumed, fo mie

25 il^n ber 3Re|IflnftIer benft unb aud^ fd^arffinnige ^^ilofop^en i^n in ben Se^rbegriff ber Slaturmiffenfc^aft aufgenommen l^aben, ni^t für ein blo« geS ®ebanlenbing anfeilen, obgleich ed nic^t an @d^mierigfeiten fe^lt, bie biefen Segriff umgeben, menn man feine äiealitat, meiere bem innern @inne anfc^auenb gnug ift, burc^ Sernunftibeen faffen miD. Slber biefe

30 Sefd^merlid^Ieit jeigt fid^ aDerm&rtd, menn man über bie erften data un« ferer Srienntnig nod^ p^tlofop^iren mill, aber fte ift niemals fo entfc^ei^ benb ald biej[enige, meldte ftd^ ^eroort^ut, menn bie folgen eined ange* nommenen Segriffö ber augenfd^einlid^ften Srfa^rung miberfpred^en.

DE

MUNDI SENSIBILIS

ATQUE

INTELLIGIBILIS

FORMA ET PRINCIPIIS.

DISSERTATIO PRO LOGO

PROFE88IONI8 LOO. BT METAPH. ORDINARIAE RITE 8IBI TINDICANDO,

QUAM

EXI0BNTIBn8 STATUTIS ACADBHICI8

PUBUCB TUBBITÜR

IMMANUEL KANT.

RB8P0NDBNTIS MÜNERE FUNQETUR

MARCUS HERTZ,

BBROLINEM8I8, GENTB IÜDAEÜ8, VBDICINAE BT PHIL080PHIAB CULTOR,

CONTRA OPPONENTES

GEORGIUM WILHELMUM SCHREIBER,

REO. BOR. ART. 8TUD.

lOHANNEM AÜGUSTÜM STEIN,

REG. BOR. I. U. C. ET

GEORGroM DANIELEM SGHROETER,

ELBINO. & 8. THEOL. C.

IN AÜDITORIO MAXIMO

HORIS MATÜTINIS ET POMERIDIANIS CONSUETIS

D. XXI. AUG. A. MDCCLXX.

ttanVi «(^riftca. mtttt, IL 25

AÜGUSTISSIMO

SERENISSIMO ATQUE POTENTISSIMO

PRINCIPI AC DOMINO,

DOMINO

FKIDE KIC O,

RBGI PRÜ880RÜM,

MARCHIOMI BRANDENBURGICO,

8. R. I. ARCHICAMBRARIO BT ELBCTORI,

8UPRBM0 6ILB8IAE DUCI,

ETC. ETC. ETC.

PATRI PATRIAE GLEMENTISSIMO,

REG! AC DOMINO SüO INDÜLGENTISSIMO,

hu demandati sibi maoeris primltias devote mente offert

subiectiBsimiu

IMMANUEL KANT.

SECTIO I.

De notione mundi generatim.

§1.

In Gomposito substaDtiali, quemadmodum analysis non terminatur

5 nisi parte quae uon est totum, h. e. Simplici, ita synthesis nonnisi toto quod non est pars, i. e. Mundo.

In hac conceptus substrati expositione praeter notas, quae perti- nent ad distinctam cognitionem obiecti, etiam ad duplicem iliius e mentis natura genesin aliquantulum respexi, quae quoniam, exempli

10 instar, methodo in metaphysicis penitius perspiciendae inservire pot- est, mihi haud parum commendabilis esse videtur. Aliud enim est, datis partibus compositionem totius sibi concipere, per notionem ab- stractam intellectus, aliud, hanc notionem generalem, tanquam ratio- nis quoddam problema, exsequi per facultatem cognoscendi sensitivam,

15 h. e. in concreto eandem sibi repraesentare intuitu distincto. Prius fit per Gonceptum compositionis in genere, quatenus plura sub eo (re- spective erga se invicem) continentur, adeoque per ideas intellectus et universales; posterius nititur condicionihtis temporis, quatenus, partem parti successive adiungendo, conceptus compositi est genetice i. e. per

20 Synthesin possibilis, et pertinet ad leges intuitus. Pari modo, dato composito substantiali facile pervenitur ad ideam simplicium, notionem intellectualem compositionis generaliter tollende; quae enim, remota omni coniunctione, remanent, sunt simplicia. Secundum leges vero cognitionis intuitivae id non fit, i. e. compositio omnis non toUitur,

25 nisi a toto dato ad partes quascunque possibiles regrediendo, h. e. per

25*

388 De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

analysin*), quae iterum nititur condicione temporis. Cum autem ad compositum requiratar partium multitudo^ ad totum omnüudo, nee ana- lysis, nee synthesis erunt completae, adeoque nee per priorem conceptus simplicis^ nee per posteriorem conceptus tottua emerget, nisi utraque tempore finito et assignabili absolvi possit. 3

Quoniam vero in qiuinto continuo regreasus a toto ad partes dabiles, in infinito autem progressus a partibus ad totum datum carerU termino, ideoque ab una parte analysis, ab altera synthesis completae sint im- possibiles, nee totum in priori casu secundum leges intuitus quoad com- posäionem, nee in posteriori compositum quoad totalüatem complete 10 cogitari possunt. Hine patet, qui fiat, ut, cum irrepraesentabüe et m- possibile vulgo eiusdem significatus habeantur, conceptus tam coniinui quam infiniti a plurimis reiieiantur, quippe quorum, secundum leges cognitionü intuitivae^ repraesentatio plane est impossibilis. Quanquam autem barum e non paucis scbolis explosarnm notionum, praesertim 15 prioris, causam hie non gero**), maximi tarnen momenti erit monu-

*) Vocibus analysis et synthesis duplex significatus commnniter tribuitur. Nempe synthesis est Tel qualitcuiva, progressus in serie MuboreUnatorum a ratione ad rationatum, yel quanUtcuiva^ progressus in serie coordinatomm a parte data per illius complementa ad totum. Pari modo analysis, priori sensu sumpta, est regressos so a rationalo ad rationem^ posteriori autem significatu regressns a toto ad parte* ipsias possibiles s. mediatas, h. e. partium partes, adeoque non est divisio, sed »ubdivisio com- positi dati. Tam synthesin quam analysin posteriori tantum significatu hie sumimus.

**) Qui infinitum mathematicum actuale reiiciunt, non admodum grayi labore funguntur. Gonfingunt nempe talem infiniti definitionem, ex qua contradictionem S5 aliquam exsculpere possint. Infinitum ipsis dicitur: quantum, quo maius est impossibiU^ et mathematicum: est multitudo (unitatis dabilis), qua maior est impossibilis. Quia autem hie pro infinito ponunt maximum, maxima autem multitudo est im- possibilis, fffcile concludunt contra infinitum a semet ipsis confictum. Aut multi- tudinem infinitam vocant numerum inßnitum, et hunc absonum esse docent, quod so utique est in propatulo, sed quo non pugnatur nisi cum umbris ingenii. Si yero infinitum mathematicum conceperint ceu quantum, quod relatum ad mensuram tanquam unitatem est multitudo omni numero maior, si porro notassent, mensurabiU- iatem hic tantum denotare relationem ad modulum intellectus huroani, per quem, nonnisi successive addendo unum uni, ad eonceptum mukitudinit definitum et, absol- 95 vendo hunc progressum tempore finito, ad completum, qui Yocatur numerus, pertingere licet : luculenter perspexissent, quae non congruunt cum certa lege cuiusdam sub- iecti, non ideo omnem intellectionem excedere, cum, qui absque successiya appli- catione mensurae multitudinem uno obtutu distinete cernat, dari possit intellectus, quanquam utique non humanus. 40

Sectio I. De notione roundi generatim. 389

ifise: gravissimo illos errore labi, qui tarn perversa argumentandi ratione utaotur. Quicquid enim repugnat legibus intellectus et rationis, utique est impossibile; quod autem, cum rationis purae sit obiectum, legibus cognitionis intuitivae tantummodo non mbest^ non item. Mam hie

5 dissensus inter facultatem sensitivam et intellectualem (quarum indolem mox ezponam) nihil indigitat, nisi, ^[uas mens ab intelleciu acceptas fert ideas dbstractas^ illas in concreto exsequi et in intuüua commutare sae- penumero non posse, Haec autem relnctantia auMectiva mentitur, ut plurimum, repugnaotiam aliquam obiectivam, et incautos facile fallit,

10 limitibus, quibus mens humaua circumscribitnr, pro iis habitis, quibus ipsa rerum essentia continetur.

Ceterum compositis substantialibus sensuum testimonio aut ut- cunque aliter datis, dari tarn simplicia quam mundum, cum facile pates- cat, argumento ab intellectus rationibus deprompto: in definitione

nostra causas etiam in subiecti indole contentas digito monstravi, ne notio mundi videatur mere arbitraria et, ut fit in mathematicis, ad de- ducenda tantum inde consectaria conficta. Nam mens, in conceptum compositi, tarn resolvendo quam componendo, intenta, in quibus tam a priori quam a posteriori parte acquiescat, terminos sibi exposcit et

20 praesumit.

§•2.

Momenta, in mundi definitione attendenda, haec sunt: I. Matbbia (in sensu transscendentali) h.e. partes, quae hie sumun- tur esse subetantiae. Poteramus consensus nostrae definitioois cum signi-

25 ficatu vocis communi plane esse incurii, cum non sit nisi veluti quaestio quaedam problematis, secundum leges rationis oborti: quipote plures substantiae possint coalescere in unum, et quibus condicionibus nitatur, ut hoc unum non sit pars alterius. Verum vis vocis mundi,- quatenus usu Yulgari celebratur, nitro nobis occurrit. Nemo enim accidentia,

30 tanquam partes, accenset mundo, sed, tanquam determinationes, statui. Hinc mundus sie dictus egoistums, qui absolvitur unica substantia sim- plici cum suis accidentibus, parum apposite vocatur mundus, nisi forte imaginarius. Eandem ob causam ad totum mundanum non licet seriem succes8ivi)rum (nempestatuum) tanquam partem referre; modificationes

35 enim non sunt partes subiecti, sed rationata, Tandem naturam sub- stantiarum^ quae mundum constituunt, utrum sint contingentes an ne-

390 ^^ mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

cessariae» in censum hie non vocavi, nee talem determinationem gratis in definitione recondo, postmodum, ut fit, eandem speciosa quadam argutandi ratione indidem deprompturos, sed contingentiam e condicio- nibus hie positis abunde concludi posse postea docebo.

II. Forma., qnae consistit in substantiarum coordinatiane, non sub- ^ ordinatione. Coordinata enim se invicem respiciant ut complementa ad totum, mbordinata ut causatum et causa, s. generatim ut principium et principiatum. Prior relatio est reciproca et homonymay ita, ut quod- libet correlatum alterum respiciat ut determinans, simulque ut deter- minatum, posterior est heteix>nyma^ nempe ab una parte nonnisi depen- m dentiae, ab altera causalitatis. Coordinatio haec concipitur ut realis et obiectiva, non ut idealis et subiecti mero arbitrio fulta, per quod, multi- tudinem quamlibet pro lubitu summando, ef&ngas totum. Plura enim complectendo nullo negotio efiicis totum repraesentationia^ non ideo autem repraesentationem totius. Ideo, si forte sint quaedam substan- 15 tiarum tota, nullo sibi nexu devincta, complezus illorum, per quem mens multitudinem cogit in unum ideale, nihil amplius loqueretur, nisi pluralitatem mundorum una cogitatione comprehensorum. Nexus autem, formam mundi essentialem constituens, spectatur ut principium in- ßuauum poasibilium substantiarum mundum constituentium. Actuales 20 enim influxus non pertinent ad essentiam, sed ad statum, et vires ipsae transeuntes, influxuum causae, supponunt principium aliquod, per quod possibile sit, ut Status plurium, quorum subsistentia ceteroquin est a se invicem independens, se mutuo respiciant ut rationata; a quo prin- cipio si discesseris, vim transeuntem in mundo ut.possibilem sumere 25 non licet. Et haec quidem forma mundo essentialis propterea est immti- tabüis neque uUi vicissitudini obnoxia; idque primo ob rationem hgicam^ quia mutatio quaelibet supponit identitatem subiecti, succedentibus sibi invicem determinationibus. Hinc mundus, per omnes Status sibi successivos idem manens mundus, eandem tuetur formam fundamen- 30 talem. Nam ad identitatem totius non sufficit identitas partium^ sed requiritur compositionis characteristicae identitas. Potissimum autem idem e rattone reali sequitur. Nam natura mundi, quae est principium primum internum determinationum variabilium quorumlibet ad statum ipsius pertinentium, quoniam ipsa sibi non potest esse opposita, natura- S5 liter, h. e. a se ipsa, est immutabilis; adeoque datur in mundo quolibet forma quaedam naturae ipsius accensenda, constans, invariabiiis, ceu

Sectio I. De notione mundi generatim. 391

prinoipium perenne formae cuiaslibet coDtingentis et transitoriae, quae pertinet ad rnuDdi statum. Qai hanc disquisitiooem insuper habent, frostrantar conceptibus spaiii ac temporü^ quasi condicionibus per se iam datis atque primitivis, quarum ope, scilicet, absqae ullo alio prin- 5 cipio, non solum possibile sit, sed et Decessarium, ut plura actualia se mutuo respiciant uti compartes et constituant totam. Verum mox docebo, has notiones plane non esse rationales atque uUius nezus ideas obiectivas, sed phaenomena^ et testari quidem principium aliquod nexus universalis commune, non autem exponere.

10 III. Univebsitas, quae est omnitudo compartium absoluta. Nam

respectu ad compositum aliquod datam habito, quanquam illud adbuc sit pars alterius, tamen semper obtinet omnitudo quaedam camparattva^ nempe partium ad illud quantum pertinentium. Hie autem, quaecun- que se invicem ut compartes ad totum quodcunque respiciunt, coniunc-

15 tim posita intelliguntur. Totalitas haec absoluta, quanquam conceptus quotidiani et facile obvii speciem prae se ferat, praesertim cum nega- tive enuntiatur, sicuti fit in definitione, tamen penitius perpensa crucem figere philosopho videtur. Nam statuum universi in aetemum sibi succe- dentium nunquam absolvenda series quomodo redigi possit in totum,

20 omnes omnino vicissitudines comprehendens, aegre concipi potest. Quippe per infinitudinem ipsam necesse est, ut careat termino, ideoque non datur succedentium series, nisi quae est pars alterius, ita, ut ean- dem ob causam completudo omnimoda s. totalitas absoltUa hinc plane exsulare videatar. Quanquam enim notio partis universaliter sumi

23 possit, et, quaecunque sub hac notione continentur, si posita spectentur in eadem serie, constituant unum: tamen omniailla svmtUsumenda esse per conceptum totiua exigi videtur; quod in casu dato est impossibile. Nam quoniam toti seriei nihil succedit, posita autem successivorum Serie non datur, cui nihil succedat, nisi ultimum: erit in aeternitate

■M) ultimum; quod est absonum. Quae infiniti successivi totalitatem premit düficnltas, ab infinito simultaneo abesse forsitan quisquam putaverit, propterea, quod 8imuUaneita,8 complexum omniam eodem tempore di- serte profiteri videatur. Verum si infinitum simultaneum admittatur, concedenda etiam est totalitas infiniti successivi, posteriori autem ne-

3d gata, tollitur et prius. Nam infinitum simultaneum inexhaustam aeter- nitati materiam praebet, ad successive progrediendum per innumeras eins partes in infinitum, quae tamen series omnibus numeris absoluta

392 ^^ mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

actu daretur in infiDito simultaneo, ideöque, quae successive addendo nunqaam est absolvenda series, tarnen tota esset dabilis. Ex hac spinosa quaestione semet extricatarus notet: tarn successivam quam simulta- neam plurium coordinationem (quia nituntur conceptibus temporis) non pertinere äd conceptum intellectualem totius, sed tantum ad condiciones intuitus sensitivi] ideoque, etiamsi non sint sensitive conceptibiles, ta- rnen ideo non cessare esse intellectuales. Ad bunc autem conceptum sufißcit: dari quomodocunque coordinata et omnia cogitari tanquam pertinentia ad unum.

10

SECTIO IL

De sensibilium atque intelligibilium discrimine generatim.

§.3.

Senmalttas est receptivitas subiecti, per quam possibile est, ut status ipsius repraesentativus obiecti alicuius praesentia certo modo afficiatur. Intelligentia (rationalitas) ^^i facultas subiecti, per quam, quae in sensus 15 ipsius per qualitatem suam incurrere non possunt, repraesentare valet. Obiectum sensualitatis est sensibile; quod autem nihil continet, nisi per intelligentiam cognoscendum, est intelligibile. Prius scholis veterum phaenomenon^ posterius noumenon audiebat. Cognitio, quatenus sub- iecta est legibus sensualitatis, est sensitiva^ intelligentiae, est intellec- 20 ttuilü s. rationalis.

§.4.

Cum itaque, quodcunque in cognitione est sensitivi, pendeat a speciali indole subiecti, quatenus a praesentia obiectorum huius vel alius modificationis capax est, quae, pro varietate subiectorum, in di- 25 versis potest esse diversa; quaecunque autem cognitio a tali condicione subiectiva exempta est, nonnisi obiectum respiciat: patet, sensitive co- gitata esse rerum repraesentationes, ^Ui apparent^ intellectualia autem, i^icuti sunt. Repraesentationi autem sensus primo inest quiddam, quod diceres mateinam^ uempe sensatio^ praeterea autem aliquid, quod vocari sc potest /orma, nempe sensibilium species, quae prodit, quatenus varia, quae sensus aiüciunt, naturali quadam animi lege coordinantur. Porro,

Sectio II. De sensibilium atque intelligibilium discrimine generatim. 393

quemadmodum sensatio, quae sensualis repraesentationis materiam coDstituit, praeseDtiam quidem sensibilis alicuius arguit, sed quoad qualitatem pendet a natura subiecti, quatenus ab isto obiecto est modi- ficabilis; ita etiam eiusdem repraesentationis forma testatur utique

5 quendam sensorom respectum aut relationem, verum proprie non est adumbratio aut schema quoddam obiecti, sed nonnisi lex quaedam menti insita, sensa ab obiecti praesentia orta sibimet coordinandi. Nam per formam seu speciem obiecta sensus non feriunt; ideoque, ut varia obiecti sensum afficientia in totum aliquod repraesentationis coalescant,

10 opus est interne mentis principio, per quod varia illa secundum stabiles et innatas leges speciem quandam induant.

§.5.

Ad sensualem itaque Cognitionen! pertinet tarn materia, quae est sensatio, et per quam cognitiones dicuntur aensuales^ quam forma, per

1-^ quam, etiamsi reperiatur absque omni sensatione, repraesentationes vocantur sensitivae, Quod ab altera parte attinet intellectualia^ ante omnia probe notandum est, usum intellectus s. superiods animae facul- tatis esse duplicem : quorum priori dantur conceptus ipsi vel rerum vel respectuum, qui est usus realis; posteriori autem undecuuque dati

20 sibi tantum subordinantur^ inferiores nempe superioribus (notis com- munibus) et conferuntur inter se secundum princ. contrad., qui usus dicitur logicus. Est autem usus intellectus logicus omnibus scientiis communis, realis non item. Data euim quomodocunque cognitio spec- tatur vel contenta sub nota pluribus communi, vel illi opposita, idque

25 vel immediate et proxime, ut fit in iudiciis ad distinctam, vel mediate, ut in ratiociniis ad adaequatam cognitionem. Datis igitur cognitionibus sensitivis, per usum intellectus logicum sensitivae isubordinantur aliis sensitivis, ut conceptibus communibus, et phaenomena legibus phaeno- menorum generalioribus. Maximi autem momenti hie est, notasse,

30 cognitiones semper habendas esse pro sensitivis, quantuscunque circa illas intellectui fuerit usus logicus. Nam vocantur sensitivae propter genesin^ non ob collationem quoad identitatem vel oppositionem. Hinc generalissimae leges empiricae sunt nihilo secius sensuales et, quae in geometria reperiuntur, formae sensitivae principia (respectus in spatio

35 determinati), quantumcunque intellectus circa illa versetur, argumen-

394 1^0 mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

tando e sensitive datis (per intoitam purum) secundam regulas logicas, tarnen non excedunt sensitivorum classem. In sensualibus autem et phaenomenis id, quod antecedit usum intellectus logicnm, dicitur appa- rerUia, quae autem apparentiis plaribus per intellectum comparatis oritur cognitio reflexa, vocatur eaperientia. Ab apparentia itaque ad 5 experientiam via non est, nisi per reflexionem secundum usum in- tellectus logicum. Experientiae conceptus communes dicuntar empirici^ et obiecta phaenomena, leges autem tam experientiae quam generatim omnis cognitionis sensitivae vocantur leges pbaenomenorum. Conceptus itaque empirici per reductionem ad maiorem universalitatem non fiunt 10 intellectuales in sensu real% et non excedunt speciem cognitionis sensi- tivae, sed, quousque abstrahendo adscendant, sensitivi manent in in- definitum.

§.6.

Quod autem intellectaalia stricte talia attinet, in quibus usus in- 15 tellectua est realis, conceptus tales tam obiectorum quam respectunm dantur per ipsam naturam intellectus, neque ab uUo sensuum usu sunt abstracti, nee formam ullam continent cognitionis sensitivae, qua talis. Necesse autem hie est, maximam ambignitatem vocis abstracti notare, quam, ne nostram de intellectualibus disquisitionem maculet, antea 20 abstergendam esse satius duco. Nempe proprio dicendum esset: ab oZt- quibus abstrahere^ non aliquid abstraJiei'e, Prius denotat, quod in con- ceptu quodam ad alia quomodocunque ipsi nexa non attendamus; posterius autem, quod non detur, nisi in concreto et ita, ut a coniunctis separetur. Hinc conceptus intellectualis abstrahit ab omni sensitivo, 25 non abstrahitur a sensitivis, et forsitan rectius diceretur abstrahens quam abstractus, Quare intellectuales consultius est ideas purasy qui autem empirice tantum dantur conceptus, abstractos nominare.

§•7.

Ex hisce videre est, sensitivum male exponi per confusius cogni- so tum, intellectuale per id, cuius est cognitio distincta, Nam haec sunt tantum discrimina logica et quae daia^ quae omni logicae comparationi substernuntur, plane non tangunt, Possunt autem sensitiva admodum esse distincta et intellectualia maxime confusa. Prius animadvertimus

^

Sectio II. De sensibilium atque intelligibilium discrimine generatim. 395

in sensitivae cognitionis prototypo, geometria^ posterius in intellectua- lium omnium organo, metaphydca^ quae, quantum operae navet ad dispellendas, quae intellectum communem obfuscant, confusionis nebu- las, quanquam non semper tarn felici quam in priori fit successu, in

3 propatulo est. Nihilo tarnen secius harum cognitionum qaaelibet stem- matis sai signum tuetar, ita, ut priores, quantumcunque distinctae, ob originem vocentar sensitivae, posteriores, utat confasae, maneant in- tellectuales, quales v. g. sunt conceptus morales, non experiundo, sed per ipsnm intellectum purum cogniti. Vereor autor, ne 111. Wolffius

10 per hoc inter sensitiva et intellectualia discrimen, quod ipsi non est nisi logicum, nobilissimum illud antiquitatis de phaenomenarum et noumenorum indole disserendi institutum, magno philosophiae detri- mento, totum forsitan aboleverit, animosque ab ipsorum indagatione ad logicas saepenumero minutias averterit.

15 §. 8.

Philosopbia autem prima continens principia usus intellectus puri est Metaphysiga. Scientia vero illi propaedeutica est, quae discrimen docet sensitivae cognitionis ab intellectuali; cuius in hac nostra disser- tatione specimen exhibemus. Cum itaque in metaphysica non reperian-

2u tur principia empirica, conceptus in ipsa obvii non quaerendi sunt in sensibus, sed in ipsa natura intellectus puri, non tanquam conceptus connatij sed e legibus menti insitis (attendendo ad eins actiones occa- sione experientiae) abstracti, adeoque acquisiti, Uuius generis sunt possibilitas, exsistentia, necessitas, substantia, causa etc. cum suis oppo-

25 sitis aut correlatis; quae cum nunquam ceu partes repraesentationem ullam sensualem ingrediantur, inde abstrahi nullo modo potuerunt

§.9.

Intellectualium duplex potissimum finis est: prior elencticua, per quem negative prosunt, quando nempe sensitive concepta arcent a nou- 30 menis, et, quanquam scientiam non provehant latum unguem, tamen eandem ab errorum contagio immunem praestant. Posterior est dogma- ticus^ secundum quem principia generalia intellectus puri, qualia ex- hibet ontologia, aut psychologia rationalis, exeunt in exemplar aliquod.

396 I)o mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

nonnisi intellectu puro conoipiendum et omnium aliorom qaoad reali- tates mensuram commuDemv quod est Pebfbctio Noumenon. Haec autem est vel in sensu theoretico*), vel practico talis. In priori est ens summum, Deus, in posteriori sensu Pebfbctio mo&alis. Phäosophia igitur moralüy quatenus principia diiudicandi prima suppeditat, non s cognoscitur nisi per intellectum purum et pertinet ipsa ad philosophiam puram, quique ipsius criteria ad sensum voluptatis aut taedii protraxit, summo iure reprehenditur Epicurus, una cum neotericis quibusdam, ipsum e longinquo quadamtenus secutis, uti Shaftesbury et asseclae. In quolibet autem genere eorum, quorum quantitas est variabilis, mcuBt- lo mum est mensura communis et principium cognoscendi. Maaimum per- fecttonü Yocatur nunc temporis ideale, Piatoni idea (quemadmodnm ipsius idea reipublicae), et omnium, sub generali perfectionis alicnius notione contentorum, est principium, quatenus minores gradus nonnisi limitando mazimum determinari posse censentur; Dens autem, cum ut 15 ideale perfectionis sit principium cognoscendi, ut realiter exsistens simal est omnis omnino perfectionis principium fiendi.

§.10.

Intellectualium non datur (homini) intuüua^ sed nonnisi cognüio aymbolicay et intellectio nobis tantnm licet per conceptus universales 20 in abstracto, non per singularem in concreto. Omnis enim intuitus noster adstringitur principio cuidam formae, sub qua sola aliquid im- mediate, s. ut singulare^ a mente cemi et non tantnm discursive per conceptus generales concipi potest. Principium autem hoc formale nostri intuitus (spatium et tempus) est condicio, sub qua aliqnid sen- S5 suum nostrorum obiectum esse potest, adeoque, ut condicio cognitionis sensitivae, non est medium ad intuitum intellectualem. Praeterea omnis nostrae cognitionis materia non datur nisi a sensibus, sed noumenon, qua tale, non conoipiendum est per repraesentationes a sensationibus depromptas; ideo conceptus intelligibilis, qua talis, est destitutns ab so Omnibus datü intuitus humani. Intuitus nempe mentis nostrae semper

*) Theoretice aliquid spectamus, quatenus non attendlmus nisi ad ea, quae enti competunt, practice autem, si ea, quae ipsi per libertatem inesse debebant, dispicimus.

Sectio IL De sensibilium atque intelligibilium discrimine generatim. 397

est pamvfis] adeoque eatenus tantam, quatenus aliquid sensus Dostros afficere potest, possibilis. Divinus autem intuitus, qui obiectorum est priocipium^ non principiatam, cum sit independens, est archetypas et propterea perfecte intellectualis.

5 §. 11.

Qaanqaam autem phaenomena proprie sint rerum species, non ideae, neque internam et absolutam obiectorum qualitatem exprimant: nibilo tarnen minus illorum cognitio est verissima. Primo enim, qua- tenus sensnales sunt conceptus s. apprehensiones, ceu causata testan-

10 tur de praesentia obiecti, quod contra idealismum; quatenus autem iudicia spectas circa sensitive cognita, cum veritas in iudicando con- sistat in consensu praedicati cum subiecto dato, conceptus autem sub- iecti, quatenus est pbaenomenon, non detur nisi per relationem ad facul- tatem cognoscendi sensitivam, et secundum eandem etiam praedicata

IS dentur sensitive observabilia, patet, repraesentationes subiecti atque praedicati fieri secundum leges communes, adeoque ansam praebere Cognition! verissimae.

§.12.

Quaecunque ad sensus nostros referuntur ut obiecta, sunt pbaeno- 90 mena; quae autem, cum sensus non tangant, formam tantum singu- larem sensualitatis continent, pertinent ad intuitum purum (i. e. a sen- sationibus vacuum, ideo autem non intellectualem). Phaenomena re- censentur et exponuntur, primo sensus externi in Physiga, deinde sensxia intemi in Psychologia empirica. Intuitus autem purus (humanus) non ^S5 est conceptus universalis s. logicus, sub quo^ sed singularis, in quo sen- sibilia qnaelibet cogitantur, ideoque continet conceptus spatii et tem- poris; qui, cum quoad qualitatem nihil de sensibilibus determinent, non sunt obiecta scientiae, nisi quoad quantitatem. Hinc Mathesis puea spatium considerat in Geohbtbia, tempus in Meghanica pura. Accedit 80 hisce conceptus quidam, in se quidem intellectualis, sed cuius tamen actuatio in concreto exigit opitulantes notiones temporis et spatii (successive addendo pinra et iuxta se simul ponendo), qui est conceptus ntimm, quem tractat Abithmbuoa. Mathesis itaqne pura, omnis nostrae sensitivae cognitionis formam exponens, est cnioslibet intoi-

398 1^0 mundi sensibilis atque intelligibilis forma et priiicipiis.

tivae et distinctae cognitionis organon; et, quoDiam eius obiecta ipsa sunt omnis intuitus non solum principia formalia, sed ipsa intuitus originarüy largitur Cognitionen! verissimam simulque summae eviden- tiae in aliis exemplar. Sensualium itaque dahir scientiay quanquam, cum sint phaenomena, non datur intellectio realis, sed tan tum logica; .% hinc patet, quo sensu^ qui e schola Eleatica hauserunt, scientiam phae- nomenis denegasse censendi sint

SECTIO m.

De principiis formae mundi sensibilis.

§. 13. 10

Principium formae universi est, quod continet rationem nexus universalis, quo pmnes substantiae atque earum status pertinent ad idem totum, quod dicitur mundus. Principium formae mundi aensibüia est, quod continet rationem nexus universalis omnium, quatenus sunt phaenomena. Forma mundi intelligibilis agnoscit principium obiectivum, is h. e. causam aliquam, per quam exsistentium in se est colligatio. Mun- dus autem, quatenus spectatur ut phaenomenon, h. e. respective ad sensualitatem mentis humanae, non agnoscit aliud principium formae nisi subiectivum, b. e. certam animi legem, per quam necesse est, ut omnia, quae sensuum obiecta (per istorum qualitatem) esse possunt so necessario pertinere videantur ad idem totum. Quodcunque igitur tan- dem sit principium formae mundi sensibilis, tamen non complectitur nisi actualia^ quatenus in sensus cadere posse putantur, ideoque nee immateriales substantias, quae, qua tales, iam per detinitionem a sen- sibus externis omnino excluduntur, nee mundi causam, quae, cum per 25 illam mens ipsa exsistat et sensu aliquo poUeat, sensuum obiectum esse non potest. Haec principia formalia universi phaenomeni absolute prima, catholica et cuiuslibet praeterea in cognitione humana sensitivi quasi Schemata et condiciones, bina esse, tempus et spatium, iam demonstrabo.

§. 14. 30

De tempore.

1. Idea temporis non oritur, sed suppanitur a sensibus, Quae enim in sensus incurrunt, utrum simul sint, an post se invicem, nonnisi per

Sectio III. De principiis formae mundi sensibilis. 399

ideam temporis repraesentari potest; neqae successio gignit conceptam temporis sed ad illum provocat. Ideoqae temporis notio, veluti per experientiam acquiBita, pessime definitur per seriem actualium post se invicem exsistentiain. Nam, quid significet vocula paaty non intelligo, 5 nisi praevio iam temporis conceptu. Sunt enim post se invicem, quae exsistunt temporibtis diveraisy quemadmodum simtd sunt, quae exsistunt tempore eodem.

2. Idea temporis est singtdaris, non generalis. Tempos enim qnodlibet non cogitatur, nisi tanquam pars unius eiusdem temporis

10 immensi. Duos annos si cogitas, non potes tibi repraesentare, nisi de- terminato erga se invicem positu, et, si immediate se non sequantur, nonnisi tempore quodam intermedio sibimet iunctos. Quodnam autem tempomm diversorum sit priusy quodnam posterius^ nuUa ratione per notas aliquas intellectui conceptibiles definiri potest, nisi in circulum

15 vitiosom incurrere velis, et mens illud non discernit, nisi per intuitum singnlarem. Praeterea omnia concipis actualia in tempore posita, non mb ipsius notione generali, tanquam nota communi, contenta.

3. Idea itaque temporis est intuittLs^ et quoniam ante omnem sen- sationem concipitur, tanquam condicio respectuum in sensibilibus ob-

so viorum, est inhiitus non sensualis, sed purus,

4. Tempus est quantum continuum et legum continui in mutationi- bus universi principium. Continuum enim est quantum, quod non con- stat simplicibus. Quia autem per tempus non cogitantur nisi relationes absque datis uUis entibus ergase invicem relatis, in tempore, ceu quanto,

26 est compositio, quae, si tota sublata concipiatur, nihil plane reliqui facit. Cuius autem compositi, sublata omni compositione, nihil omnino remanet, illud non constat partibus simplicibus. Ergo etc. Pars itaque temporis quaelibet est tempus, et, quae sunt in tempore, simplicia, nempe momenta, non sunt partes illius^ sed termini^ quos interiacet

30 tempus. Nam datis duobus momentis non datur tempus, nisi quatenus

in illis actualia sibi succedunt; igitur praeter momentum datum ne-

cesse est, ut detur tempus, in cuius parte posteriori sit momentum aliud.

Lex autem continuitatis metaphysica haec est: mtUationes omnes

sunt continuae s. fluunt, h. e. non succedunt sibi Status oppositi, nisi

36 per seriem statuum diversorum intermediam. Quia enim Status duo oppositi sunt in diversis temporis momentis, inter duo autem momenta semper sit tempus aliquod interceptum, in cuius infinita momentorum

400 1^0 mundi sensibilis atqae intelligibilis forma et principiis.

Serie substantia neo est in uno stataum datoram, nee in altero, nee tarnen in nulle: erit in diversis, et sie porro in infinitum.

Celeb. Eaestnerus, hanc Leibnizii legem examini sabiecturos, pro- Yoeat eins defensores^), ut demonstrent: motumpuncti continuum per omnia latera trianguli esse impassibilem, quod utique, concessa lege con- 5 tinuitatis, probari necesse esset. En igitar demonstrationem qaaesitam. Denotent literae a^ c ^^^^ puncta angularia trianguli rectilinei. Si mobile incedat motu continuo per lineas ab, bc, ea^ h. e. totum peri- metrum figurae, necesse est, ut per punctum b in directione a i, per idem autem punctum h etiam in directione b c moveatur. Cum autem 10 hi motus sint diversi, non possnnt esse simuL Ergo momentum prae- sentiae puncti mobilis in vertice b, qnatenus movetur in directione a 6, est diversum a momento praesentiae puncti mobilis in eodem vertice 6, quatenus movetur secundnm directionem b e, Sed inter duo momenta est tempus, ergo mobile in eodem puncto per tempus aliquod praesens u est, i. e. quiescit^ ideoque non incedit motu continuo, quod contra hypo- thesin. Eadem demonstratio valet de motu per quaslibet rectas, angulnm includentes dabilem. Ergo corpus non mutat directionem in motu con- tinuo, nisi secundum lineam, cuius nuUa pars est recta, h. e. curvam, secundum placita Leibnizii. 90

5. Tempus non est obiectivum aliquid et recde, nee substantia^ nee accidens, nee relatio, sed subiectiva condicio per naturam mentis hu- manae necessaria, quaelibet sensibilia certa lege sibi coordinandi, et intuitus purus. Substantias enim pariter ac accidentia coordinamus, tam secundum simultaneitatem, quam successionem, nonnisi per con- 25 ceptum temporis; ideoque huius notio, tanquam principium formae, istorum conceptibus est antiquior. Quod autem relationes attinet s. re- spectus quoscunque, quatenus sensibus sunt obvii, utrum nempe simul sint, an post se invicem, nihil aliud involvunt, nisi positus in tempore determinandos, vel in eodem ipsius puncto, vel diversis. 30

Qui realitatem temporis obiectivam asserunt, aut illud tanquam fluxum aliquem in exsistendo continuum, absque ulla tarnen re exsi- stente (common tum absurdissimum!), concipiunt, uti potissimum Anglorum philosophi, aut tanquam abstractum reale a sucoessione statuum intemorum, uti Leibnizius et asseclae statuunt. Posterioria ss

*) Höhere Hechanick, S. 354.

Sectio m. De principiis formae mundi sensibilis. 401

autem sententiae falsitas, cum circulo vitioso in temporis definitioDe obvia luculenter semet ipsam prodat, et praeterea simultaneitatem*), maximnm temporis consectariam, plane negligat, ita omoem sanae ratioDis usum intertarbat, qaod non motus leges secundum temporis

5 mensuram, sed tempus ipsum, quoad ipsius Dataram, per observata in motu aut qoalibet mutationum internarum serie determinari postulet, quo omnis regularum certitudo plane aboletur. Quod autem temporis quantüatem non aestimare possimus, nisi in concreto, nempe vei motu vel cogitationum serie^ id inde est, quoniam conceptus temporis tan-

10 tummodo lege mentis interna nititur, neque est intuitus quidam conna- tus, adeoque nonnisi sensuum ope actus ille animi, sua sensa coordi- nantis, eliciatur. Tantum vero abest, ut quis unquam temporis con- ceptum adhuG rationis ope aliunde deducat et explicet, ut potius ipsum principium contradictionis eundem praemittat ac sibi condicionis loco

15 substernat. A enim et non A non repugnant^ nisi simul (h. e. tempore

eodem) cogitata de eodem, post ae autem (diversis temporibus) eidem

competere possunt. Inde possibilitas mutationum nonnisi in tempore

cogitabilis, neque tempus cogitabile per mutationes, sed vice versa.

6. Quanquam autem temptts in se et absolute positum sit ens ima-

ao ginarium, tamen, quatenus ad immutabilem legem sensibilium, qua talium, pertinet, est conceptus verissimus et per omnia possibilia sen- suum obiecta in infmitum patens intuitivae repraesentationis condicio. Cum enim simultanea, qua talia, sensibus obvia fieri non possint nisi ope temporis, mutationes autem non sint nisi per tempus cogitabiles:

25 patet, bunc conceptum universalem phaenomenorum formam continere, adeoque omnes in mundo eventus observabiles, omnes motus omnesque internas vicissitudines necessario cum axiomatibus de tempore cogno-

*) Simultanea non sunt ideo talia, quia sibi non succedunt. Nam remota successione tollitur quidem coniunctio aliqua, quae erat per seriem temporis, sed

30 inde non statim oritur alia yera relatio, qualis est coniunctio omnium in momento eodem. Simultanea enim perinde iunguntur eodem temporis momento, quam successiva diversis. Ideo, quanquam tempus sit unius tantum dimensionis, tamen ubiquÜQM temporis (ut cum Newtono loquar), per quam omnia sensitive cogitabilia sunt aliquando^ addit quanto actualium alteram dimensionem, quatenus veluti pen-

35 dent ab eodem temporis puncto. Nam si tempus designes linea recta in infinitum producta, et simultanea in quolibet temporis puncto per lineas ordinatim appii- catas: superficies, quae ita generatur, repraesentabit mundum phaenomenon^ tarn quoad substantiam, quam quoad accidentia.

jrant'ied^riften. SScTfe. H. 26

402 ^^ mundi sensibilis atque intelli^bilis forma et priacipiis.

scendis partimque a nobis expositis coDsentire, quoDiam nonniai sub hisce condicionibtis sensuum ohiecta esse et caordinari posaunt, Absonom igitur est, coDtra prima temporis pari postulata, e. g. coDtinuitatem etc., rationem armare velle, cum legibus consequaDtur, quibus nihil prius, nihil antiquius reperitur, ipsaque ratio in osu principii contradictionis 5 huius conceptus adminiculo carere non possit; osque adeo est primi- tivus et originarius.

7. Tempus itaque est principium formale mundi sensänlis absolute primum. Omnia enim quomodocunque sensibilia non possunt cogitari, nisi vel simul, vel post se invicem posita, adeoque unici temporis tractu 10 quasi involuta ac semet determinato positu respicientia, ita, ut per hunc coDceptum, omnis sensitivi primarium, necessario oriatur totum formale, quod non est pars alterius, h. e. mundus phaenomenon.

§15. De spatio. 15

A. Conceptus spatii non absirahitur a sensationünis eatemis. Non enim aliquid ut extra me positum concipere licet, nisi illud repraesen- tando tanquam in loco, ab eo, in quo ipse sum, diverse, neque res extra se invicem, nisi iilas collocando in spatii diversis locis. Possibilitas igitur perceptionum externarum, qua talium, supponit conceptum spatii, 30 non creat] sicuti etiam, quae sunt in spatio, sensus afficiunt, spatium ipsum sensibus hauriri non potest.

B. Conceptus spatii est singularis repraesentatio omnia in se com- prehendens, non sub se continens notio abstracta et communis. Quae enim dicis spatia plura^ non sunt nisi eiusdem immensi spatii partes, 35 certo positu se invicem respicientes, neque pedem cubicum concipere tibi potes, nisi ambienti spatio quaquaversum conterminum.

C. Conceptus spatii itaque est intuitus purus, cum sit conceptus singularis, sensationibus non conflatus, sed omnis sensationis externae forma fundamentalis. Hunc vero intuitum purum in axiomatibus geo- 30 metriae et qualibet constructione postulatorum s. etiam problematum mentali animadvertere proclive est. Non dari enim in spatio plures quam tres dimensiones, inter duo puncta non esse nisi rectam unicam,

e dato in superficie plana puncto cum data recta circulum describere, etc., non ex universali aliqua spatii notione concludi, sed in ipso tantum 35

!^

Sectio III. De principiis formae mundi sensibilis. 403

velat in concreto cei*nt potest. Quae iaceant in spatio dato unani pla- gam versus, quae in oppositam vergant^ discursive describi s. ad notas intellectuales revocari nulia mentis acie possunt, ideoque, cum in soli- dis perfecte similibus atque aequalibus, sed discongruentibus, cuius

5 generis sunt manus sinistra et dextra (quatenus solum secundum ex- tensionem concipiuntur) aut triangula sphaerica e duobus hemisphaeriis oppositis, Sit diversitas, per quam impossibile est, ut termini exten- sionis coincidant, quanquam per omnia, quae notis menti per sermonem intelligibilibus efferre licet, sibi substitui possint, patet hie nonnisi qua-

10 dam intuitione pura diversitatem, nempe discongruentiam, notari posse. Hinc geometria principiis utitur non indubitatis solum ac discursivis, sed sub obtutum mentis cadentibus, et evidentia in demonstrationibus (quae est claritas certae cognitionis, quatenus assimilatur sensuali) non solum in ipsa est maxima, sed et unica, quae datur in scientiis puris,

n omnisque evidentiae in aliis exemplar et medium, quia, cum geometria spatii relationes contempletur, cuius conceptus ipsam omnis intuitus sensualis formam in se continet, nihil potest in perceptis sensu externo darum esse et perspicuum, nisi mediante eodem intuitu, in quo con- templando scientia illa versatur. Ceterum geometria propositiones suas

20 universales non demonstrat obiectum cogitando per conceptum univer- salem, quod fit in rationalibus, sed illud oculis subiiciendo per intuitum singularem, quod fit in sensitivis*).

D. Spatium non est aliquid obiectivi et realis, nee substantia, nee accidens, nee relatio; sed suJbiectivum et ideale et e natura mentis stabili

25 lege proficiscens veluti Schema omnia omnino externe sensa sibi coor- dinandi. Qui spatii realitatem defendunt, vel illud ut absolutum et im- mensum rerum possibilium receptaculum sibi concipiunt, quae senten- tia, post Anglos, geometrarum plurimis arridet, vel contendunt esse ipsam rerum exsistentium relationem, rebus sublatis plane evanescen-

30 *) Quod spatiam necessario concipiendum sit tanquam qaantum continuum,

cum facile 8it demonstratu, hie praetereo. Inde autem fit, ut simpIex in spatio non Sit pars, sed terminus. Terminus autem generaliter est id in quanto continuo, quod rationem continet limitum. Spatium, quod non est terminus alterius, est completum (toUdum), Terminus solidi est tuperßeies, superficiei linea^ lineae punctum,

35 Ergo tria sunt terminorum genera in spatio, quemadmodum tres dimensiones. Herum terminorum duo (superficies et linea) ipsi sunt spatia. Conceptus termini non ingreditur aliud quantum nisi spatium aut tempus.

26»

404 1^6 mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

tem et nonnisi in actaalibus cogitabilem, uti, post Leibnizium, nostra- tum plurimi statuuDt. Qaod attinet primum illad inane rationis com- inentam, cum veras relationes infinitas absqae uUis erga se relatis entibus fingat, pertinet ad mundum fabulosum. Verum qai in senten- tiam posteriorem abeunt, longo deteriori errore labuntur. Quippe cum 6 illi nonnisi conceptibus quibusdam rationaiibus s. ad noumena perti- nentibus offendiculum ponant, ceteroquin intellectui maxime abscon- ditis, e. g. quaestionibus de mundo spirituali, de omnipraesentia etc., hi ipsis phaenomenis et omnium phaenomenorum fidissimo interpreti, geometriae, adversa fronte repugnant. Nam ne apertum in definiendo lo spatio circulum, quo necessario intricantur, in medium proferam, geo- metriam, ab apice certitudinis deturbatam, in earum scientiarum cen- sum reiiciunt, quarum principia sunt empirica. Nam si omnes spatii affectiones nonnisi per experientiam a relationibus externis mutuatae sunt, axiomatibus geometricis non inest universalitas nisi comparativa, is qualis acquiritur per inductionem, h. e. aeque late patens ac observatur, neque necessitas nisi secundum stabilitas naturae leges, neque praecisio nisi arbitrario confi'cta, et spes est, ut fit in empiricis, spatium ali- quando detegendi aliis affectionibus primitivis praeditum, et forte etiam bilineum rectilineum. 20

E. Quanquam conceptus spatii^ ut obiectivi alicuius et realis entis vel affectionis, sit imaginarius, nihilo tamen secius respecHve ad sensit bilia quaecunque non solum est verissimvs^ sed et omnis veritatis in sensualitate externa fundamentum. Nam res non possunt sub uUa spe- cie sensibus apparere, nisi mediante vi animi, omnes sensationes secun- 25 dum stabilem et naturae suae insitam legem coordinante. Cum itaque nihil omnino sensibus sit dabile nisi primitivis spatii axiomatibus eius- que consectariis (geometria praecipiente) conformiter, quanquam herum principium non sit nisi subiectivum, tamen necessario hisce consentiet, quia eatenus sibimet ipsi consentit, et leges sensualitatis erunt leges so naturae, quatenus in sensua cadere potest. Natura itaque geometriae praeceptis ad amussim subiecta est, quoad omnes affectiones spatii ibi demonstratas, non ex hypothesi ficta, sed intuitive data, tanquam con- diciooe subiectiva omnium phaenomenorum, quibus unquam natura sensibus patefieri potest. Corte, nisi conceptus spatii per mentis naturam 35 originarie datus esset (ita, ut, qui relationes quascunque alias, quam per ipsum praecipiuntur, mente effingere allaboraret, operam luderet,

s\

Seetio III. De principiis formae mundi sensibilis. 405

qaia hoc ipso conceptu in figmenti sui subsidiam uti coactus esset), geometriae m philosophia naturali usus parum tutas foret; dubitari enim posset, an ipsa notio haec ab experientia deprompta satis cum natura consentiat, negatis forsitaD, a quibus abstracta erat, determina- 5 tionibus, cuius aliquibus etiam suspicio in mentem incidit. Spatium itaque est principium formale mundi sensibilis absolute primum non solum propterea, quod nonnisi per illius conceptum obiecta universi possint esse phaenomena, sed potissimum hanc ob rationem, quod per essentiam non est nisi unicum, omnia omnino externe sensibilia com- 10 plectens, adeoque principium constituit universitatis^ h. e. totius, quod non potest esse pars alterias.

Corollarium.

En itaque bina cognitionis sensitivae principia, non, quemadmo- dum est in intellectualibus, conceptus generales, sed intuitus singulares,

15 attamen puri; in quibus, non sicut leges rationis praecipiunt, partes et potissimum simplices cootinent rationem possibilitatis compositi, sed, secundum exemplar intuitus sensitivi, infinitum continet rationem partis cuiusqne cogitabilis ac tandem simplicis s. potius termini, Nam, non- nisi dato infinite tarn spatio quam tempore, spatium et tempus quod-

20 übet definitum limitando est assignabile, et tam punctum quam mo- mentum per se cogitari non possunt, sed non concipiuntur nisi in dato iam spatio et tempore, tanquam horum termini. Ergo omnes affectiones primitivae horum conceptuum sunt extra cancellos rationis, ideoque nullo modo intellectualiter explicari possunt. Nihilo tamen minus sunt

25 substrata intellectus^ e datis intuitive primis secundum leges logicas consectaria concludentis, maxima qua fieri potest certitudine. Horum quidem conceptuum alter proprio intuitum obiecti^ alter statum concer- nit, inprimis repraesentativum. Ideo etiam spatium temporis ipsius con- ceptui ceu typus adhibetur, repraesentando hoc per lineam eiusque ter-

30 minos (momenta) per puncta. Tempus autem universali atque rationali conceptvi magis appropinquat, complectendo omnia omnino suis re- spectibus, nempe spatium ipsum et praeterea accidentia, quae in rela- tionibus spatii comprehensa non sunt, uti cogitationes animi. Prae- terea autem tempus leges quidem rationi non dictitat, sed tamen prae-

35 cipuas constituit condiciones, quibus faventäms secundum rationis leges

406 ^^ mundi sensibilis aique intelligibilis forma et principiis.

mens notianes suas can/erre posait; sie, quid sit impossibile, iudicare noD possam, Disi de eodem subiecto eodem tempore praedicans A et nan A, Et praesertim, si intellectum advertimus ad experientiam, respectos causae et causati in externis quidem obiectis indiget relationibas spatii, in Omnibus autem tam externis quam internis, nonnisi temporis re- 3 spectu opitulante, quid sit prius, quidnam posterius, s. causa et causa- tum, edoceri mens potest Et vel ipsius spatii quantitatem intelligibilem reddere non licet, nisi illud, relatum ad mensuram tanquam unitatem, exponamus numero, qui ipse non est nisi multitudo numerando^ h. e. in tempore dato successive unum uni addendo, distincte cognita. i>

Tandem quasi sponte cuilibet oboritur quaestio, utrum conceptus uterque sit connatus^ an acquisitus. Posterius quidem per demonstrata iam videtur refutatum, prius autem, quia viam sternit philosopbiae pi- grorum, nlteriorem quamlibet indagationem per citationem causae pri- mae irritam declaranti, non ita temere admittendum est. Verum con- is ceptus uterque procul dubio acquisitum est^ non a sensu quidem obiec- torum (sensatio enim materiam dat, non formam cognitionis humanae) abstractus, sed ab ipsa mentis actione, secundum perpetuas leges sensa sua coordinante, quasi typus immutabilis, ideoque intuitive cognoscen- dos. Sensationes enim excitant hunc mentis actum, non influunt in- 20 tuitum, neque aliud hie connatum est nisi lex animi, secundum quam certa ratione sensa sua e praesentia obiecti coniungit.

SECTIO IV.

De principio formae mundi intelligibilis.

§. 16. 25

Qui spatium et tempus pro reali aliquo et absolute necessario omnium possibilium substantiarum et statuum quasi vinculo habent, haud quidquam aliud requiri putant ad concipiendum, quipote exsisten- tibus pluribus quidam respectus originarius competat, ceu influxuum possibilium condicio primitiva et formae essentialis universi principium. so Nam quia, quaecunque exsistunt, ex ipsorum sententia necessario sunt alicubi, cur sibi certa ratione praesto sint, inquirere supervacaneum ipsis videtur, quoniam id ex spatii, omnia comprehendentis, universi-

Sectio lY. De principio formae mundi intelligibilis. 407

täte per se determinetar. Verum praeterqaam,'quod hie conceptus, uti iam demonstratum est, subiecti potius leges sensitivas quam ipsorum obiectorum condiciones attineat, si vel maxime Uli realitatem largiaris, tarnen non denotat, nisi intuitive datam coordinationis universalis

5 possibilitatem, adeoque nihilo minus intacta manet quaestio, nonnisi intellectui solubilis: quonam principio ipsa haec relatio omnium sub- stantiarum nitatur^ quae intuitive spectata vocatur spatiam. In hoc itaque cardo vertitur quaestionis de principio formae mundi intelli- gibilis, ut pateat, quonam pacto possibile sit, tU plures substantiae in

10 rnuttu) sint commercio et hac ratione pertineant ad idem totum, quod dicitur mundus. Mundum autem hie non contemplamur quoad mate- riam, i. e. substantiarum, quibus constat, naturas, utrum sint materiales an immateriales, sed quoad formam, b. e. quipote generatim inter plu- res locum habeat nexns et inter omnes totalitas.

15 §. 17.

Datis pluribus substantiis, principium commercii inter illas possi- bilis non sola ipsarum eamtentia constat^ sed aliud quid praeterea re- quiritur, ex quo relationes mutuae intelligantur. Nam propter ipsam subsistentiam non respiciunt aliud quicquam necessario, nisi forte sui

20 causam, at causati respectus ad causam non est commercium, sed de- pendentia. Igitur, si quoddam illis cum aliis commercium intercedat, ratione peculiari, hoc praecise determinante, opus est.

Et in hoc quidem consistit influxus physici irpcuiov ^euSoc, secun- dum vulgarem ipsius sensum: quod commercium substantiarum et

25 vires transeuntes per solam ipsarum exsistentiam affatim cognoscibiles temere sumat, adeoque non tam sit systema aliquod quam potius omnis systematis philosophici, tanquam in hoc argumento superflui, neglectus. A qua macula si hunc conceptum liberamus, habemus commercii genus, quod unicum reale dici et a quo mundi totum reale, non ideale aut

30 imaginarium dici meretur.

§.18.

Totum e stibstantiis necessarüs est impombile. Quoniam enim sua cuique exsistentia abunde constat, citra omnem ab alia quavis depen- dentiam, quae plane in necessaria non cadit: patet, non solum cpmmer-

408 ^^ mandi sensibilis atque intelligibüis forma et principiis.

cium substantiarum (h. e. dependeDtiam statuum reciprocam) ex ipsa- rum exsisteDtia non conseqai, sed ipsis tanquam necessariis competere omnino non posse.

§.19.

Totam itaqae substantiarum est totum contingentium, et mundus^ 5 per suam essenttam^ meris constat contingentibus, Praeterea nulla sub- stantia necessaria est in nexu cum mundo, nisi ut causa cum causato, ideoque non ut pars cum complementis suis ad totum (quia nexus com- partium est mutaae dependentiae, quae in ens necessarium non cadit). Causa itaque mundi est ens extramundanum, adeoque non est anima 10 mundi, nee praesentia ipsius in mundo est localis, sed virtualis.

§.20.

Substantiae mundanae sunt entia ah alio^ sed non a diversis, sed omnia ab uno. Fac enim illas esse causata plurium entium necessario- rum: in commercio non essent effectus, quorum causae ab omni rela- iri tione mutua sunt alienae. Ergo Unitas in coniunctione substantiarum universi est consectarium dependentiae omnium ab uno. Hinc forma uni- versi testatur de causa materiae et nonnisi causa universorum unica est causa universitatisy neque est mundi architectus^ qui non sit simul creator.

20

"i

§.21.

Si plures forent causae primae ac necessariae cum suis causatis, eorum opificia essent mundi, non mundus, quia nullo modo connecte- rentur ad idem totum; et vice versa si sint plures mundi extra se actuales, dantur plures causae primae ac necessariae, ita tamen, ut nee mundus unus cum altere^ nee causa unius cum mundo causato alterius i' in ullo sint commercio.

Plures itaque mundi extra se actuales non per ipsum sui conceptum sunt impossibiles (uti Wolfifius per notionem complexus s. multitudinis, quam ad totum, qua tale, sufficere putavit, perperam conclusit), sed sub sola hac condicione, si unica tantum exsistat causa omnium necessaria. 30 Si vero admittantur plures, erunt plures mündig in sensu strictissimo metaphysico, eatra se possibHes.

Sectio IV. De principio formae mundi intelligibilis. 409

§22.

Si, quemadmodum a dato mundo ad causam omnium ipsius par- tium unicam valet consequentia, ita etiam vice versa a data causa communi omnibus ad nexum horum inter se, adeoque ad formam

5 mundi, similiter procederet argumentatio (quanquam fateor hanc con clusionem mihi non aeque perspicuam videri), nexus substantiarum primitivus non foret contingens, sed per sustentationem omnium aprtn- cipio communi necessarius, adeoque harmonia proficiscens ab ipsa earum subsistentia, fundata in causa communi, procederet secundum regulas

10 communes. Harmoniam autem talem voco generaliter stabilitam, cum illa, quae locum non habet, nisi quatenus status quilibet substantiae individuales adaptantur statui alterius, sit harmonia singtdariter stabi- Uta et commercium e priori harmonia sit reale et physicum^ e posteriori autem ideale et sympatheticum. Commercium itaque omne substan-

15 tiarum universi est externe stabilitum (per causam omnium communem), et vel generaliter stabilitum per influxum physicum (emendatiorem), vel individualiter ipsarnm statibus conciliatum, posterius autem vel per primam cuiusvis substantiae constitutionem originarie fundatum, vel occasione cuiuslibet mutationis impressum, quorum illud harmonia

so praestahilita^ hoc occasionaliamtLS audit. Si itaque per sustentationem omnium substantiarum ab uno neceasatna esset coniunctio omnium, qua constituunt unum, commercium substantiarum universale erit per m- ßuaum physicum^ et mundustotum reale; sin minus, commercium erit sympatheticum (h. e. harmonia absque vero commercio) et mundus

2.1 nonnisi totum ideale. Mihi quidem, quanquam non demonstratum, tamen abunde etiam aliis ex rationibus probatum est prius.

Scholion.

Si pedem aliquantulum ultra terminos certitudinis apodicticae, quae metaphysicam decet, promovere fas esset, operae pretium videtur ^i) quaedam, quae pertinent ad intuitus sensitivi non solum leges, sed etiam causas, per intellectum tantum cognoscendas, indagare. Nempe mens humana non afficitur ab externis, mundusque ipsius adspectui non patet in infinitum, nisi quatenus ipsa cum omnibus aliis sustentatur ab eadem m vnAnita unius. Hinc non sentit externa^ nisi per praesen-

410 mondi sensibilis atqae intelligibilis forma et prineipüs.

tiam eiosdem causae sustentatricis commanis, ideoqoe spatiam, qaod est condicio universalis et necessaria compraesentiae omDium sensitive cognita, dici potest Omnipbaesentia Phabmombnon. (Causa enim uni- versi non est omnibas atqae singulis propterea praesens, qaia est in ipsomm locis, sed sunt loca h. e. relationes sabstantiarum possibiles, 3 quia omnibas intime praesens est.) Porro, qaoniam possibilitas muta- tionam et saccessionom omnium, caias principium, qaatenas sensitive cognoscitur, residet in concepta temporis, supponit perdarabilitatem subiecti, cuius statas opposifi succedant, id autem^ caias statas flaant, aon darat, nisi sustentetar ab alio: conceptas temporis tanqaam anici 10 infiniti et immutabilis*), in qao sunt et durant omnia, estcauaae gene- ralis (letemitas phaenomenon. Verum consultius videtur littus legere cognitionum per intellectus nostri mediocritatem nobis concessanun, quam in altum indagationum eiusmodi mysticarum provehi, quemad- modum fecit Malebranchius, cuius sententia ab ea, quae hie exponitur, 15 proxime abest: nempe no8 omnia intueri in Deo.

SECTIO V.

De methodo circa sensitiva et intellectualia in metaphysicis.

§.23.

In Omnibus scientiis, quarum principia intuitive dantur, vel per 20 intuitum sensualem (experientiam), vel per intuitum sensitivum qni- dem^ at purum (conceptus spatii, temporis et numeri), h. e. in scientia naturali et mathesi, usus dat meihodum^ et tentando atque inveniendo, postquam scientia ad amplitudinem aliquam et concinnitatem provecta est, elucescit, qua via atque ratione incedendum sit, ut fiat consummata 25 et, abstersis maculis tam errorum quam confusarum cogitationum, purior nitescat; perinde ac grammatica post usum uberiorem sermonis, stilus post poematum aut orationum elegantia exempla regulis et disci- plinae ansam praebuerunt. TJ^us autem inteUectua in talibus scientiis,

*) Temporis momenta non sibi yidentur succedere, quia hoc pacto aliud ad- 30 huc tempus ad momentonim successionem praemittendum esset; sed per intuitum sensitiyum actualia quasi per seriem continuam momentorum descendere Tidentur.

Sectio V. De methodo circa sensitiva et intellectualia in metaphysicis. 411

quarum tarn conceptas primitivi quam axiomata sensitivo intuita dan- tar, non est nisi logicua^ h. e. per quem tantam cognitiones sibi invicem subordiDamas quoad universalitatem conformiter principio contra- dictionis, phaeDomena phaenomenis generalioribas, consectaria intuitus

5 puri axiomatibus intaitivis. Verum in philosopbia pura, qualis est meta- physica, in qaa iisus inteüectus circa principia est realü^ h. e. conceptus rerum et relationum primitivi atque ipsa axiomata per ipsum intellec- tum parum primitive dantur, et, qucniam non sant intaitus, ab errori- bus Don sunt immunia, methodus antevertit omnem sdenttam, et, qaid-

10 quid tentatar ante haius praecepta probe excussa et firmiter stabilita, temere conceptum et inter vana mentis ladibria reiiciendum videtar. Nam, cum rectus rationis usus bic ipsa principia constituat, et tam obiecta quam, quae de ipsis cogitanda sunt, axiomata per ipsius in- dolem solam primo innotescant, expositio legum rationis purae est ipsa

15 scientiae genesis, et earum a legibus suppositiciis distinctio criterium veritatis. Hinc, qucniam methodus huius scientiae hoc tempore cele- brata non sit, nisi qualem logicaomnibus scientiis generaliter praecipit, illa autem, quae singulari metaphysicae ingenio sit accommodata, plane ignoretur, mirum non est, quod huius indaginis studiosi saxum suum

20 Sisypheum volvendo in aevum vix aliquid adhucdum profecisse videan- tur. Quanquam autem mihi hie nee animus est nee copia fusius de tam insigni et latissime patehti argumento disserendi, tamen, quae partem huius methodi haud contemnendam constituunt, nempe sensüivae cogni" tionis cum inUllectuali contagium^ non quatenus solum incautis obrepit

25 in applicatione principiorum, sed ipsa principia spuria sub specie axio- matum effingit, brevibus iam adumbrabo.

§.24.

Omnis metaphysicae circa sensitiva atque intellectualia methodus ad hoc potissimum praeceptum redit: sollicite cavendum esse, ne prin-

30 cipia sensüivae cognitumia domesttca terminoa suos migrent ac inteüectur- alia afficiant Nam ({m^kpraedicatum in quolibet iudicio, intellectualiter enuntiato, est condicio^ absque qua subiectum cogitabile non esse asse- ritur, adeoque praedicatum sit cognoscendi principium: si est conceptus sensitivus, non erit nisi condicio sensitivae cognitionis possibilis, adeo-

35 que apprime quadrabit in subiectum iudicii, cuius conceptus itidem est

412 I>o mundi sensibilis atque intellig^bilis forma et principiis.

sensitivus. At si admoveatur conceptui intellectaali, iudicium tale Donnisi secundum leges sabiectivas erit validum, hinc de notione in- tellectaali ipsa noD praedicandum et obiective efferendum, sed tantum ut condiciOy absque qua aensitivae cognüumi canceptua dati locus nan est*). Qaoniam autem praestigiae intellectus, per sabornationem con- 5 ceptus sensitivi, tanquam notae intellectualis, dici potest (secundam analogiam significatus recepti) Vitium mbreptionisy erit permutatio in- tellectualimn et sensitivorum mtium subreptionia metaphystcum (phae- nomenon inteUectuatum^ si barbarae voci venia est), adeoque axioma tale hybridum^ quod sensitiva pro necessario adhaerentibus conceptui 10 intellectuali venditat, mihi vocatur aaiama mbrepticium. Et ex hisce quidem axiomatibus spuriis prodienint principia fallendi intellectus per omnem metaphysicam pessime grassata. Ut antem habeamns, quod in promptu sit et luculenter cognoscibile, honun iudiciomm criterium et veluti Lydium lapidem, quo illa dinoscamos a genuinis, simolque, si 15 forsan firmiter adbaerere intellectui videantur, artem quandam doci- masticam, cuius ope, quantum pertineat ad sensitiva, qnantum ad in- tellectualia, aeqna fieri possit aestimatio, altius in hanc quaestionem descendendom esse puto.

§.25.

En igitur Pbingipixjm Rbductionis axiomatis cuiuslibet subrepticii : 8% de conceptu quocunque intellectuali generaliter quicquam praedicatury quod pertinet ad respectus Späth atque Temporis: obiective non est enuntiandum et non denotat nisi condidonem, sine qua conceptus daius

so

*) Fecundus et facilis est huius criterii usus in dinoscendis principiis, quae 25 tantum leges cognitionis sensitivae enuntiaut, ab iis, quae praeterea aliquid circa obiecta ipsa praecipiunt. Nam si praedicatum sit conceptus intellectualis, respectus ad subiectum iudicii, quantumyis sensitive cogitatum, denotat semper notam obiecto ipsi competentem. At «1 pratdicatwn sit conceptus sensitivusy quoniam leges cogni- tionis sensitivae non sunt condiciones possibilitatis reram ipsarum, de subiecto 30 iudicii inteüectualüer cogitato non valebit, adeoque obiective enuntiari non potent. Sic in Yulgari illo axiomate : quicquid exsüiü, est (üicubi, cum praedicatum contineat condiciones cognitionis sensitivae, non potent de subiecto iudicii, nempe exsistenti quolibet, generaliter enuntiari; adeoque formula haec obiective praecipiens fetlsa est. Verum si convertatufi jDOsitio, ita ut praedicatum fiat conceptus intellectualis, 35 emerget verissima, uti: K^^|mI aticMf exsistit.

Sectio y. De methodo circa sensitiYa et intellectualia in metaphysicis. 413

senaüive cognoscibilis non est Quod eiasmodi axioma sit spurium et, si DOD falsum, saltim temere et precario assertum, lüde liquet: quia, cum subiectum iudicii intellectualiter concipiatur, pertinet ad obiectum, praedicatum autem, cum determluationes spatii ac temporis contineat,

5 pertinet taotum ad condiciones sensitivae cognitioDis humanae, quae, quia non cuilibet coguitioni eiusdem obiecti uecessario adhaeret, de dato coDceptu intellectuali uulversaliter enuDtiari nou potest. Quod autem intellectus huic subreptionis vitio tarn facile subiiciatur, inde est, quia sub patrocinio alius cuiusdam regulae verissimae deluditur. Recte

10 enim supponimus : quicquid uUo plane intuitu cognosci non potest^ pror^ ma na9i esse cogitabile, adeoque impossibile. Quoniam autem alium in- tuitum, praeter eum, qui fit secuodum formam spatii ac temporis, uullo meutis conatu ne flugendo quidem assequi possumus, accidit, ut omoem omnino intuitum, qui hisce legibus adstrictus non est, pro impossibili

15 habeamus (intuitum purum intellectualem et legibus sensuum exem- ptum, qualis est divinus, quem Plato vocat ideam, praetereuntes),ideoqu6 omnia possibilia'axiomatibus sensitivis spatii ac temporis subiiciamus.

§26.

Omnes autem sensitivarum cognitionum sub specie intellectualium 30 praestigiae, e quibus oriuntur axiomata subrepticia, ad tres species revocari possunt, quarum formulas generales has habeto:

1. Eadem condicio sensitiva, sub qua sola intuitus obiecti est possi- bilis, est condicio ipsius possibüitatis obiecti,

2. Eadem condicio sensitiva, sub qua sola data sibi conferri possunt 25 ad/ormandum conceptum obiecti intellectualem, est etiam condicio

ipsius possibilitatis obiecti.

3. Eadem condicio sensitiva, sub qua subsumptio obiecti alicuius obvii sub dato conceptu intellectuali solum possi bilis est, est etiam con- dicio possibilitatis ipsius obiecti.

30

§.27.

Axioma subrepticium Primae classis est: quicquid esty est alicubi et aliquando*). Hoc vero principio spurio omnia entia, etiamsi in-

*) Spatium et tempus concipiuntur, quasi omnia sensibus ulla ratione obvia in se comprebendant. Ideo non datnr secondam leges mentis bumanae ullins entis

414 ^^ mundi sensibilis atque iDtelligibilis forma et principüs.

tellectualiter cognoscantur, condicioDibos spatii atque temporis in exsi- stendo adstrioguntur. Hinc de substantiarum immaterialium (quarum tameD eandem ob causam nuUus datur intuitus sensitivus, nee sub tali forma repraesentatio) locis in universo corporeo, de sede animae, et id genus aliis quaestiones iactant inanes, et cum sensitiva intellectualibus, s ceu quadrata rotundis, improbe misceantur, plerumque accidit, ut dis- ceptantium alter hircum mulgere, alter cribnim supponere videatur. Est autem immaterialium in mundo corporeo praesentia virtualis, non localis (quanquam ita improprie vocitetur); spatium autem non con- tinet condiciones possibilium actionum mutuarum, nisi materiae; quid- lo nam vero immaterialibus substantiis relationes externas virium tarn inter se quam erga corpora constituat, intellectum bumanum plane fugit, uti vel perspicacissimus Eulerus, cetera phaenomenorum magnus indagator et arbiter (in literis ad principem quandam Germaniae missis) argute notavit. Cum autem ad entis summi et extramundani conceptum u pervenerint, dici non potest, quantum hisce obvolitantibus intellectui umbris ludificentur. Pi^aesentiam Dei sibi fingunt localem^ Deumque mundo involvunt, tanquam infinite spatio simul comprehensum, hanc ipsi limitationem compensaturi, videlicet, localitate quasi per eminent tiam concepta, h. e. infinita. At in pluribus locis simul esse absolute so impossibile est, quia loca diversa sunt extra se invicem, ideoque, quod est in pluribus locis, est extra semet ipsum sibique ipsi externe prae- sens, quod implicat. Quod autem tempus attinet, postquam iilud non solum legibus cognitionis sensitivae exemerunt, sed ultra mundi ter- minos ad ipsum ens extramundanum, tanquam condicionem exsistentiae 25 ipsius, transtulerunt, inextricabili labyrintho sese involvunt. Hinc ab- sonis quaestionibus ingenia excruciant^ v. g. cur Dens mundum non multis retro saeculis condiderit Facile quidem concipi posse sibi per- suadent, quipote Dens praesentia, h. e. actualia temporis in quo esty cernat; at quomodo fatura, h. e. actualia temporis in quo nondum eaty so

intuitus, nisi ut in spatio ac tempore content!. Gomparari huic praeiudicio potest aliud, quod proprio non est axioma subrepticium, sed ludibrium phantasiae, quod ita exponi posset generali formula: quicquid exsistit, in iÜo est spatium et tempus^ h. e. omnis substantia est extenso et continuo mutata, Quanquam enim, quorum conceptus sunt crassiores, hac imaginandi lege firmiter adstringuntur, tarnen facile ss ipsi perspiciunt, hoc pertinere tantum ad conatus phantasiae, rerum sibi species adumbrandi, non ad condiciones ezsistendi.

Sectio y. De methodo circa sensitiva et intellectualia in metaphydicis. 415

prospiciat, difficile intellectu putant. (Quasi exsistentia entis necessarii per omnia temporis imaginarii momenta successive descendat et, parte durationis suae iam exhausta, quam adhuc victurus sit aeternitatem una cum simultaneis muodi eventibus prospiciat.) Quae omnia ootione 5 temporis probe perspecta fumi instar evanescunt.

§.28.

Segundae speciei praeiudicia, cum intellectui imponaot per con- diciones sensitivas, quibus mens adstringitur, si in quibusdam casibus ad conceptum intellectualem pertingere vult, adhuc magis se abscon-

10 dunt. Herum unum est quod quantitatis, alterum quod qualitatum generaliter afficit cognitionem. Prius est: omnis mtUtitudo actualis est dabäü numero ideoque omne quantum finitum, posterius: quicquid est impossibile^ sibi contradicit. In utroque conceptus temporis quidem non ingreditur notionem ipsam praedicati, neque censetur nota esse subiecti,

15 attamen ut medium inseryit conceptui praedicati informando, adeoque ceu condicio afficit conceptum intellectualem subiecti, quätenus nonnisi ipsius subsidio ad hunc pertingimus.

Quod itaque attinet prtusy cum omne quantum atque series quae- libet non cognoscatur distincte, nisi per coordinationem successivam,

20 conceptus intellectualis quanti et multitudinis opitulante tantum hoc conceptu temporis oritur et nunquam pertingit ad completudinem, nisi synthesis absolvi possit tempore finito. Inde est, quod infinita series coordinatorum secundum intellectus nostri limites distincte comprehendi non possit, adeoque per Vitium subreptionis videatur impossibilis.

2s Nempe secundum leges intellectus puri quaelibet series causatorum habet sui principium, h. e. non datur regressus in serie causatorum absque termino, secundum leges autem sensitivas quaelibet series coor- dinatorum habet sui initium assignabile, quae propositiones, quarum posterior mensurabüitatem seriei, prior dependentiam totius involvit,

30 perperam habentur pro identicis. Pari modo argumento intellectus^ quo probatur^ quod dato composito substantiali dentur compositionis prin- cipia, h. e. simplicia, se adiungit suppositicium aliquod, a sensitiva cognitione subomatum, quod nempe in tali composito regressus in par- tium compositione non detur in infinitum, h. e. quod definitus detur in

35 quolibet composito partium numerus, cuius certe sensus priori non est

416 ^e mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis.

geminus, adeoqae temere illi substituitur. Quod itaque quantum mun- danam sit limitatum (non maximum), quod agnoscat sui principium, quod Corpora coosteot simplicibus, sub rationis signo utique certo co- gDOsci potest. Quod autem Universum, quoad molem, sit mathematice finitum, quod aetas ipsius transacta sit ad meDsuram dabilis, quod sim- s plicium, quodlibet corpus constituentium, sit definitus numerus, sunt propositiones, quae aperte ortum suum e natura cognitionis sensitivae loquuntur, et utcunque ceteroquin haberi possint pro veris, tarnen ma- cula haud dubia originis suae laborant.

Quod autem postet'itis concernit aaioma stArepticium, oritur temere lo convertendo contradictionis principium. Adhaeret autem huic primitivo iudicio conceptus temporis eatenus, quod, datis eodem tempore contra- dictorie oppositis in eodem, liqueat impossibilitas, quoditaenuntiatur: quicquid aimtd est ac non est^ est impossibüe. Hie, cum per intellectum ali- quid praedicetur in casu, qui secundum leges sensitivas datus est, iudi- is cium apprime verum est et evidentissimum. Contra ea, si convertas idem axioma ita ut dicas: omne impossibüe simul est ac non est s. in- volvit contradictionem, per sensitivam cognitionem generaliter aliquid praedicas de obiecto rationis, ideoque conceptum intellectualem de possibili aut impossibili subiicis condicionibus cognitionis sensitivae, ao nempe respectibus temporis, quod quidem de legibus, quibus adstrin- gitur et limitatur intellectus humanus, verissimum est, obiective autem et generaliter nulio modo concedi potest. Nempe noster quidem intel- lectus impossibilitatem non animadvertüy nisi ubi notare potest simul - taneam oppositorum de eodem enuntiationem, h. e. tantummodo ubi 25 occurrit contradictio. Ubicunque igitur talis condicio non obvenit, ibi nullum intellectui humano de impossibilitate iudicium vacat. Quod autem ideo nulii plane intellectui liceat, adeoque, quicquid non involvit contradictionem^ ideo sit possiiüe, temere concluditur, subiectivas iudi- candi condiciones pro obiectivis habende. Hinc tot vana commenta 30 virium^ nescio quarum, pro lubitu confictarum, quae absque obstaculo repugnantiae e quolibet ingenio architectonico, seu si mavis, ad chimae- ras proclivi turbatim prorumpunt. Nam, cum vis non aliud sit, quam respectua substantiae A ad aliud quiddam B (accidens) tanquam ratio- nis ad rationatum: vis cuiusque possibilitas non nititur identitate 35 causae et causati, s. substantiae et accidentis, ideoque etiam impossi- bilitas virium falso confictarum nonpendet a sola contradictione, Nullam

Sectio V. De methodo circa sensitiya et intellectualia in metaphysicis. 417

igitor vtifi oriffinariam ut possibilem saniere licet, nisi dcttam ab expef^ eniia, neque ulla intellectus perspicacia eins posaibilitas a priori con- dpi polest

§. 29.

5 Tbbtiae speciei axiomata subrepticia e condicionibus stibiecto pro-

priiB, a quibus in obiecta temere transferuntur, non ita pullulant, ut (quemadmodum fit in iis, quae sunt classis secundae) ad conceptum intellectualem per sensitive data sola pateat via, sed quia bis tantum auxiliantibus ad datum per experientiam casum applicari^ h. e. co-

10 gnosci potest, utrum aliquid sub certo conceptu intellectuali contineatur, necne. Eiusmodi esttritumilludin quibusdamscholis: quicquid exnstit contingenter ^ aliquando non exBtititr Oritur hoc principium supposi- ticium e penuria intellectus, contingentiae aut necessitatis notas nomi- nales plerumque, reales raro perspicientis. Hinc utrum oppositum ali-

15 cuius substantiae possibile sit, cum per notas a priori depromptas vix perspiciatur, aliunde non cognoscetur, quam si eam aliqtuzndo norißi- isse camtet; et mutationes verius testantur contingentiam, quam contin- gentia mutabilitatem, ita ut, si nihil in mundo obveniret fluxum et transitorium, vix aliqua nobis notio contingentiae oboriretur. Ideoque

20 propositio directa cum sit verissima: quicquid aliquando nonfuit^ est contingens, inversa ipsius non indigitat nisi condiciones, sub quibus solis, utrum aliquid exsistat necessario an contingenter, dinoscere licet; ideoque si ceu lex subiectiva (qualis revera est) enuntietur, ita efferri debet: de quo non constat, quod aliquando non fuerit^ iUius contingen^

35 tiae notae sufficierUez per communem intelligentiam non dantur; quod tandem tacite abit in condicionem obiectivam, quasi absque hoc an- nexo contingentiae plane locus non sit. Quo facto exsurgit axioma adulterinum et erroneum. Nam mundus hie, quanquam contingenter exsistens, est sempitemus h. e. omni tempori simultaneus, ut ideo

30 tempus aliquod fuisse, quo non exstiterit., perperam asseratur.

§. 30.

Accedunt principiis subrepticiis magna affinitate alia quaedam, quae quidem conceptui dato intellectuali nullam sensitivae cognitionis maculam affricant; sed quibus tarnen intellectus ita luditur, ut ipsa

ftant*« e^xiUtn. Seife, n. 27

418 ^^ mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principüs.

habeat pro argumentis ab obiecto depromptis, cum tantammodo p^ convenientiam cum libero et amplo intellectus usu, pro ipsius singulari natura, nobis commendentur. Ideoque, aeque ac ea quae superius a no- bis enumerata sunt, nituntur rationibus ntbiectivisy verum non legibus sensitivae cognitionis, sed ipsius intellectualis, nempe condicionibus, qui- 5 bus ipsi facile videtur et promptum perspicacia sua utendi. Liceat mihi herum principiorum, quantum equidem scio, nondum alibi distincte expositorum, hie coronidis loco mentionem aliquam loücere. Voco autem principia convenientiae regulas illas iudicandi, quibus libenter DOS submittimus et quasi axiomatibus inhaeremus, haue solum ob ratio- 10 nem, quia, si ab iis discessefimus, intellectui nostro ntdluinfere de ob- iecto dato iudicium liceret. In horum censum veniunt sequentia. Primum, quo sumimus, omnia in universoßeri secundum ordinem naturae] quod quidem principium Epicurus absque uUa restrictione, omnes autem philosophi cum rarissima et non sine summa necessitate admittenda 15 exceptione uno ore profitentur. Ita autem statuimus, non propterea, quod eventuum mundanorum secundum leges naturae communes tam amplam possideamus cognitionem, aut supernaturalium nobis pateret vel impossibilitas, vel minima possibiiitas hypothetica, sed quia, si ab ordine naturae discesseris, intellectui nuUus plane usus esset, et teme- 20 raria citatio supernaturalium est pulvinar intellectus pigri. Eandem ob rationem miracula comparativa, influxus nempe spirituum, soUicite arcemus ab expositione phaenomenorum, quia, cum eorum natura nobis incognita sit, intellectus magno suo detrimento a luce experientiae, per quam solam legum iudicandi sibi comparandarum ipsi copia est, ad 25 umbras incognitarum nobis specierum et causarum averteretur. Sb- CUNDUM estfavor ille unitatis, philosophico ingenio proprius, a quo per- vulgatus iste canon profluxit: principia non esse muUiplicanda praeter summam necessitatem; cui su£fragamur, non ideo, quia causalem in mundo unitatem vel ratione vel experientia perspiciamus, sed illam 3u ipsam indagamiis impulsu intellectus, qui tantundem sibi in expli- catione phaenomenorum profecisse videtur, quantum ab eodem prin- cipio ad plurima rationata descendere ipsi concessum est. Tebtium eins generis principiorum est: nihil omnino materiae oriri, autinterire^ om- nesque mundi vicissitudines solam concernere formam; quod postu- 35 latum, suadente intellectu communi, omnes philosophorum scholas per- vagatum est, non quod iUud pro comperto aut per argumenta a priori

^

Sectio V. De methodo circa sensitiva et intellectualia in metaphysicis. 419

demonstrato habitum 'sit, sed quia, si materiam ipsam fluxam et trans- itoriam admiseris, nihil plaoe stabile et perdurabile reliqui fieret, quod explicationi pbaenomenorum secundum leges universales et perpetuas adeoqne usui intellectus amplius inserviret.

5 Et haec quidem de methodo, potissimum circa discrimen sensitivae

atque intellectualis cognitionis, quae si aliquando curatiori indagatione ad amussim redacta fuerit, scientiae propaedeuticae loco erit, omnib.us in ipsos metaphysicae recessos penetraturis immensum quantam pro- fdturae.

10 Nota. Quoniain in postrema bac sectione indagatio metbodi omnem facit

paginam, et regulae praecipientes yeram circa sensitiva argumentandi formam pro- pria luce splendeant, nee eam ab exemplis illustrationis causa allatis mutaentur, boram tantummodo quasi in transcunu mentionem inieci. Quare miram non est, nonnulla ibi audacius quam yerius plerisque asserta Tisum iii, quae utique, cum ali-

15 quando licebit esse prolixiori, maius argumentorum rebus sibi ezposcent. Sic, quae §. 27 de immaterialinm localitate attuli, explicatione indigent, quam, si placet, quae- ras apud Eulerum 1. c. Tom. 2. p. 49 53. Anima enim non propterea cum corpore est in commercio, quia in certo ipsius loco detinetur, sed tribuitur ipsi locus in uni- yerso determinatus ideo, quia cum corpore quodam est in mutuo commercio,'quo so-

20 luto omnis ipsius in spatio positus tollitur. Loeaiüat itaque illius est derivadva et contingenter ipsi concillata, non primitiva atque exsistentiae ipsius adbaerens con- dicio necessaria, propterea quod quaecunque per se sensuum extemorum (quales sunt homini) obiecta esse non possunt, i. e. immaterialia, a condicione uniyersali ex- terne seneibüiumy nempe spatio, plane eximuntur. Hinc animae localitas absoluta et

S5 immediata denegari et tarnen bypotbetica et mediata tribui potest.

27

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Son bem fSrperlid^en loefentli^en Unterfd^iebe gtDtfd^en ber @tructur ber agiere unb ÜRenfd^en. Sine afabemtfd^e 9ftebe, gel^alten auf bem ana^ tomifd^en Sweater gu $aDia Don Dr. $eter 3RoScati, $rof. ber Unat. HuS bem Stalienifd^en fiberf ej^t Don Sol^ann S3edmann, $rof. in ©dt*

5 ttngen.

S>a l^aben loir kuieberum ben natürlichen SRenfd^en auf aUen Sieren, loorauf il^n ein fd^arf finniger B^i'gli^berer gurüdbringt, ba eS bem ein^ fel^enben Siouffeau ^iemit als ^^ilofopl^en nid^t ^at gelingen kDoIIen. 2>er Dr. SRodcati bemeifet, ha^ ber aufredete ®ang beS ÜRenfdben ge«

10 gkDungen unb tDibernatürlid^ fei, bag er gmar fo gebauet fei, um in biefer SteUung ftdb erl^alten unb bemegen gu Ibnnen; bag aber, kuenn er ftd^ fold^ed gur 9lot^tt)enbigteit unb beftdnbigen ©emol^n^eit madbt, i^m Un« gemdd^Iid^teiten unb Jhant^eiten barauS entfpringen , bie gnugfam be» loeifen, er fei burd^ SSemunft unb Slac^a^mung herleitet morben Don ber

u erjlen, tl^ierifd^en (Sinrid^tung abguD)ei(l^en. S)er SRenfd^ ifl in feinem 3n« loenbigen nid^t anberS gebauet atö alle Spiere, bie auf Dier trügen {le^en. äSenn er ftd^ nun aufrid^tet: fo betommen feine @ingeD)eibe, Dorne^mlid^ bie Seibedfrud^t ber f(!^U)angem $erfonen eine l^erab^&ngenbe Sage unb eine l^albumgetel^rte SteUung, bie, D)enn fie mit ber liegenben ober auf

20 äSieren gefleOten oft abD)ed^fett, nid^t eben fonberlic!^ ubie folgen ergeugen fann, aber baburd^, ba^ fte bejldnbig fortgefej^t U)irb, 3Ri|geftaItungen unb eine Stenge jtranfl^eiten Derurfad^t. @o Derldngert g. @. bad ^erg, ba ed genbtl^igt mirb gu l^dngen, bie IBlutgefdge, an bie eS gelnüpft ift, nimmt eine fd^iefe Sage an, inbem eS ftd^ auf bad 3&)^^gf^Q f^A^t unb

35 mit feiner @pi^e gegen bie linfe @eite glitfd^t, eine Sage, barin ber 3Renfd^ unb gmar ber emad^fene ftd^ Don aQen Sieren unterfd^eibet, unb baburd^ er gu SIneuriSmen, ^ergHopfen, (Sngbrfiftigteit, Srufüoafferfud^t ;c. einen

424 Sllecenfion Don ^oika^ Sd^rift: ^. b. Uipttl mefentl. Untertriebe tc

unDermeiblid^en^ang befommt. 93ei biefer gerabenSteDung bedWenfdgen fintt baS ®e(rdfe (Mesenterinm), t)on ber Safl bet Singemeibe gegogen, fenfred^t l^entnter , mirb oerldngert unb ge[d^tt)dd^t unb gu einer SRenge IBrüd^e Dorbereftet. 3n ber $fortaber, bie leine klappen l^at, mirb ftd^ iai Slut baburd^ , bag ed in il^r miber bie SHid^tung ber Sd^^ere fteigen 5 mug, langfam unb fd^toerer betDegen« als bei ber loagred^ten Sage bed äfiumpfS gefd^el^en tDürbe« kDoraud ^^pod^onbrie, ^dmorrl^oiben k. k. ent« fpringen; gu gefd^meigen: bag bie @d^ioierigfeit, meldte ber Umlauf beS iblutö , iaS burd^ bie S3Iutabem ber Seine US gum bergen gerabe in bie ^öl^e {ieigen mug, erleibet, ®efd&&)ül{ie, Hberfröpfe ;c. k. nid^t fetten nad^ 10 ftd^ gie^t. äSornel^mlid^ i{i ber SHad^t^eil aud biefer fenfred^ten SteQung bei @d^U)angern fomol^l in Slnfel^ung ber f^rud^t, al8 aud^ ber üRutter fel^r ftd^tbar. S)aS j^inb , baiS l^ieburd^ auf ben J(opf gejtellt toirb , empfdngt iai Slut in fel^r ungleid^em SSerl^dltniffe: inbem fold^eS in meit größerer Stenge nad^ ben obem Sl^eilen, in ben äop\ unb bie Urme, getrieben mirb, u U)oburd^ beibe in gang anbereSSerl^dltniffe auSgebel^ntmerben unb tt>ad^fen, al8 bei allen übrigen Silieren. Sud bem erftern Suff^ff^ entfpringen tth» lid^e aUeigungen gum Sd^minbel, gum @d^lage, gu JSopffd^mergen unb äSal^nmi^; aui bem ßubrange beS Sintis gu ben Sirmen unb Ableitung t)on ben Seinen bie merftofirbige unb fon{) bei teinem S^l^ier mal^r«» 20 genommene S)i(Spro))ortion: ba| bie Sirme berf^rud^t Aber il^r gegiemenbeS Serl^dltnil Idnger unb bie Seine Iftrger n)erben , meld^eS fid^ gmar nad^ ber ®eburt burd^ bie befidnbig fenlrec^te Stellung n)ieberum t)erbeffert, aber bod^ bereifet, ba| ber $rud^t t>ox\)tt ®mQlt gefd^el^en fein muffe. S)it @d^dben ber gipeifügigen 9Rutter flnb ^eroorfd^ie^ung ber ®ebdr« 2& mutter, ungeitige ©eburten ;c. 2c., meldte mit einer Sliabe t)on anbem Übeln au8 il^rer aufredeten Stellung entfpringen unb mot^on bie t)ierfü|ige (Sefd^öpfe frei finb. SRan Ibnnte biefe SemeiSgr&nbe, bag unfere t^ierifd^e Statur eigentlid^ t)ierfü^ig fei, nod^ burd^ anbre Dermel^ren. Unter allen t^ierfügigen 2:]eieren ift nid^t ein eingtgeS, meld^eS nid^t fd^toimmen Ibnntei 30 tt)enn ti burd^ Sufdlle inS SBaffer gerdt^ Sitt SRenfd^ attein erfduft, tt)o er baS Sd^mimmen nid^t befonberiS gelernt ^at. S)xt Urfad^e ift, meil er bie ©emol^n^eit abgelegt ^at, auf Sieren gu gelten; benn biefe Semegung ift es , burd^ bie er ftd^ auf bem SBaffer ol^ne aOe Jbtnft erl^atten tt>ürbe, unb moburd^ alle k)ierfä^ige ®ef d^öpfe f d^mimmen , bie fon^ bad Sßaffer 35 t^erabfd^euen. @o parabo^r aud^ biefer @a^ unfered italienifd^en SoctorS [ijtintn mag, fo erl^dtt er bod^ in ben ^dnben eines fo fd^arffinnigen unb

Stecenfion Don ^diccM ©d^rift: ^. b. f^rperl. »efentl. Unterf^iebe tc 425

pl^ilofopl^ift^en S^ßUebererS beinal^e eine t^öüige ©etoi^l^eit. 9Ran fielet barauS: bie erfie SJorfotge ber SHatur fei getoefen, bag ber SRenfd^ aU ein 2:^ier fär fid^ unb feine 8rt erl^alten loerbe; unb l^iegu mar bie« jenige Stellung, meldte feinem inmenbigen Sau, ber Sage ber f^rud^t unb

5 ber Srl^altung in ®efa]^ren am gemA^efien ifl, bie üierf&gige; bag in i^m aber aud^ ein Aeim üon Sernunft gelegt fei, looburd^ er, tt>enn flid^ fold^er entu)idelt, ffir bie ©efellfd^aft beftimmt i^, unb t)ermittel{i beren er für beftdnbig bie l^iegu gefd^idtefte SteUung, ndmlid^ bie gioei« fähige, annimmt, moburd^ er auf einer Seite unenblid^ t)M aber bie

10 Sil^iere gewinnt, aber aud^ mit ben11ngemdd^Iid^Ieitent)orlieb nel^men mug, bie il^m baraud entfpringen, ba^ er fein $au))t über feine alte Sameraben fo {iol} erl^oben l^at. J(oftet 24 gr.

93on ben

pcif(6ic5cncn 'glaccn

ber

"^tnfdien.

1. Son bet äSerfd^iebenl^eit ber ffiaccn äberl^aupt.

S)ie SSorlefung, toüäft iäf anlunbige, loirb mel^r eine nü^Ud^e Unterl^altung, ald eine miil^fame Sef^dftigung fein; bälget bie Unterfu^ung,. toontit id^ biefe Sntfinbigung begleite, gmar etoad für ben SSerflanb, aber ntel^r loie ein ®piel 5 beffelben, ald eine tiefe Ütad^forfd^ung entl^alten toirb.O

3m Sl^ierreid^e gränbet ftd^ bie 9{atureint^eilung in Gattungen unb arten auf hai gemeinfd^aftltd^e ®efe|^ ber f^ortpflangung , unb bie Sin« l^eit ber ©attungen ifi nid^td anberS, ald bie @in^eit ber geugenben Araft, kDeldje för eine gemiffe SRannigfaltigteit üon Silieren burd^gängig geltenb

10 ifi. 3)a^er mu| bie Säffonfc^e 9ftegel, bag Spiere, bie mit einanber frud^tbare jungen ergeugen, (Don kueld^er Serfd^iebenl^eit ber ®eftalt fte a\x6i fein mögen) boc^ gu einer unb berfelben p^^rtf^en ®attung gehören, eigentlid^ nur al8 bie S)eftnition einer 9laturgattung ber Siliere überhaupt gum Unterfd^iebe üon aOen @d^ulgattungen berfelben angefe^en werben.

15 S)ie @(^uleintl^eilung gel^t aufklaffen, xoeliit nad) ^^nlid^feiten, bie 9latureint^eilung aber auf St&mme, tt)el(^e bie Siliere nad^ SBenoanbt» f (baften in Slnfel^ung ber (Srgeugung eint^eilt. ^zne Derfd^afft ein @d^ul« f^fiem für t>a& ©ebäd^tnig; biefe ein Slaturf Aftern für ben SSerftanb: bie erftere ^at nur gur abftd^t, bie ©efd^ipfe unter Sitel, bie gmeite, fte unter

20 ®efe^e gu bringen.

9lad^ biefem ^Begriffe gel()5ren alle ÜRenfd^en auf ber weiten @rbe gu einer unb berfelben 9laturgattung , loeil fie burd^gdngig mit einanber frud^tbare Ainber geugen, fo groge SJerfd^iebenl^eiten aud^ fonft in i^rer ®eftalt mbgen angetroffen koerben. SBon biefer ßinl^eit ber SHaturgattung,

95 ^) Die Worte: Sie tohh, welche in A* ?or der Abhandlung stehen, fehlen

in A».

430 ^on ben Derfc^iebenen fRactn ber SRenfd^en.

kDeldge eben fo üiel ifi, ald bie Sin^ett ber ffir fie gemeinfd^aftUd^ gültigen Seugungdfraft, lann man nur eine eingige natürU(J^e Urfad^e anffll^ren: ndmli(j^, bag fie aDe gu einem eingigen ©tamme gel^oren, kDorauS fie un« erad^tet i^rer SSerfd^iebenl^eiten entfprungen ftnb, ober bo6i kDenigfieniS l^aben entfpringen fönnen. ^m erftern f^alle gel^ören bie SRenfc^en nid^t 5 blo^ gu einer unb berfelben ©attung, fonbern anii gu einer Familie; im gleiten finb fte einanber ä^nlid^, aber nid^t üermanbt, unb eiS mußten Diel SocQlfd^öpfungen angenommen loerben; eine SReinung, koeld^e bie 3al()I ber tlrfa(!^en o^ne 3lot\) oeroielfclltigt. @ine S^iergattung , bie gu« gleic!^ einen gemeinfd^aftlic^en Stamm, ^at, ent^dlt unter ftd^ nid^tDer« 10 fc^iebene Srten (benn biefe bebeuten eben bie SSerfd^ieben^eiten ber üb« ftammung); fonbern il)re ^bmeic^ungen üon einanber l^eigen Sbar« tungen, koenn fte erblich ftnb. 3)ie erblichen SRerfmale ber Sbftammung, toenn fte mit i^rer Sbfunft einftimmig ftnb, l^eigen Slad^artungen; lönnte aber bie Slbartung nic^t mel^r bie urfprünglid^e @tammbilbung u l^erfteHen, fo mürbe fie SluSartung l^eigen.

Unter ben abartungen, b.i. ben erblicI^enSSerfdgiebenl^eiten ber Siliere, bie gu einem eingigen Stamme gel^ören, l^eigen bieienigen, koeld^e ftd^ fo« mol^I bei aUen ISerpflangungen (93erfe|^ungen in anbre Sanbftrid^e) in langen Beugungen unter fid^ beftänbig erl^alten, als auc^ in ber ISer« so mif(!^ung mit anbern Sbartungen beffelbigen Stamms t^bergeit l^alb« f(%lä(!^tige Sunge geugen, SHacen. 5)te, fo bei atten SBerpflangungen baö Unterfc^eibenbe il^rer Sbartung gmar beft&nbig erl^alten unb alfo nac^« arten, aber in ber SSermifd^ung mit anbern nid^t not^menbig l()albf(i^ld(!^tig geugen, l^eigen Spielarten; bie aber, fo gkoar oft, aber n{(!^t beftdnbig 25 nad^arten, SSartetdten. Umgefel^rtl^eigt bieSbartung, koeld^e mit anbern gmar l^albfc^Idc^tig ergeugt, aber burc^ bie SSerpflangung nad^ unb nad^ erlifd^t, ein befonberer Sd^Iag.

S(uf biefe äSeife ftnb Sieger unb SB ei ge gtoar nid^t üerfd^iebene 9rten oon 3Renfd^en (benn fie gel^ören oermutl^Iic!^ gu einem Stamme), aber bod^ so gmet Derfd^iebene Sftacen: toeil iebe berfelben ftd^ in aOen Sanbftrid^en perpetuirt, unb beibe mit einanber notl^menbig ^albfc^Idd^tige j^inber ober ißlenblinge (SRulatten) ergeugen. ©agegen ftnb Slonbe unb Sru« nette nid^t Derfc^iebene ^acen ber Sßeigen, meil ein blonber 3ßann oon einer brünetten ^^rau aud^ lauter blonbe j^inber ^aben tann, obgleid^ jebe 35 biefer abartungen ftc^ bei allen SSerpflangungen lange Beugungen l^in« burd^ er^dlt. ©al^er ftnb fte Spielarten ber SBeifeen. ©nblid^ bringt bie

iOon ben Derfd^tebenen fRacen ber SJ^enfd^en. 431

Sefd^affcn^cit be« IBobcn« (gcud&tiBfeit ober Srodcnl^elt), imglcidöen ber 9lal^rung nQ(^ unb nad^ einen erbitten Unterfc^ieb ober @d)Iag unter 5£^tere einerlei Stammet unb Sftace oornel^mlid^ in Snfel^ung ber ®röge, ber Proportion ber ©liebmagen (plump ober gefd^Ianl), inglei(!^en bed

5 9lQtureIld, ber jkDar in ber SSermifdiung mit fremben l^albfd^lad^tig an« artet, aber auf einem anbern Soben unb bei anberer 9la^rung (felbft o^ne SSerdnberung beiS Alima) in menig Beugungen Derfc^minbet. @d ift an^ genel^m, ben oerfc^iebenen @d^lag ber 3Renf(!^en na(j^ SSerfd^ieben^eit biefer Urfad^en ju bemerlen, mo er in eben bemfelben Sanbe bloS nac^ ben

10 ^rooinjen fenntlid^ ift (mie ftd^ bie Söotier, bie einen feud^ten, Don ben Slt^enienfern unterf(!^ieben, bie einen trodnen Soben bemol^nten), meldte SSerfc^iebenl^eit oft freilid^ nur einem aufmerifamen 9uge fenntlid^ ift, Don anbern aber belacht loirb. 3Ba(S blo^ ju ben SSariet&ten gel^ört unb alfo an ^6) felbjl (objkoar eben nid^t be^dnbig) erblich ift, fann bod^

15 burd^ (S^en, bie immer in benfelben f^amilien Derbleiben, baS}enige mit ber S^it l^erDorbringen, load ic^ ben Familien fd^ lag nenne, D)0 ftd^ et» rnad @l^aralteriftif(^eg enblic^ f o tief in bie ßeugungdtraft einmurgelt, bag ed einer Spielart nal^e lommt unb {id^ mie biefe perpetuirt. 3ßan toxU biefeS an bem alten Slbel Don 93enebig, Dorne^mlid^ ben 3)amen bef[elben

20 bemerft ^aben. 3um menigiten ftnb in ber neu entbedtten ^njel Ota^eite bie ablidben grauen inögefammt gröfeern SBud^fe« alö bie gemeinen. 8uf ber SRögUd^feit, burd^ forgfältige 9(uSfonberung ber auSartenben ®e« burten Don ben einfc^Iagenben enblid^ einen bauerl^aften f^amilienfd^Iag gu errid^ten, berul^te bieSReinung bed^errn Don SRaupertuiS: einen

25 Don 9latur eblen Sd^Iag Sßenfc^en in irgenb einer $roDing gu giel^en, morin SJerftanb, Sfid^tigleit unb äted^tfd^affenl^eit erblid^ mären. @in Sin« fc^Iag, ber meiner ÜReinung nad^ an fid^ felbji gmar t^unlid^ , aber burd^ bie meifere Slatur gang idoI()I Derl^inbert ift, meil eben in ber SSermengung beiS Söfen mit bem ®uten bie großen Sriebfebern liegen, meldte bie

30 fd^lafenben JCr&fte ber 9Renfd^l()eit in @piel fe^en unb fte nbt^igen, aUe il^re Salente gu entmidCeln unb {id^ ber SSoQIommen^eit il^rer IBeftimmung gu ndl^ern. äßenn bie Statur ungeftört (ol^ne SSerpflangung ober frembe Sermifd^ung) Diele Beugungen ^inburd^ mirlen fann , f o bringt jte \eitx» geit enblid^ einen bauerl^aften @d^lag l^erDor, ber 935ller{d^aften auf

S5 immer tenntlid^ mad^t unb eine 9ftace mürbe genannt merben, kuenn baS 6]^aralteri{)ifd^e nid^t gu unbebeutenb fd^iene unb gu fd^mer gu befd^reiben m&re, um barauf eine befonbere flbtl^eilung gu grftnben.

432 Soit ben üerfc^iebenett ftaceit ber SRenfc^ett

2. (Sintl^eilung ber SRenfc^engattung in il^re

Derf(^iebene a^acen.

3$ glaube, man ^abe nur nitl^ig, Di er SHacen berfelben angune^ men, um aDe bem erften Slid tenntUt^e unb {id^ perpetuirenbellnterf triebe bat)on ableiten gu tonnen. Sie finb 1) bie Stace ber SSeigen, 2) bie s SHegerracei 3)bie]^unnifd^e (mungalifd^e ober talmudifd^e) älace, 4) bie ^inbuifd^e ober t|inbi{lanifd^e älace. Qn ber erftem, bie i^ren Dor« nebmften 6i^ in Suropa b<it, rechne id^ noij bie SRol^ren (ÜRauren üon afrita), bie Araber (nad^ bem 9ltebu^r), ben tfirtif (^ ^atarif c^en Sblter» {lamm unb bie $erfer, imgleic^en aDe übrige Sblter t)on üßen, bie nid^t lo burt^ bie fibrigen übtbeilungen namentlich baüon ausgenommen finb. S)ie Slegerrace ber norblic^en ^albfugel i{l blog in Üfrita, bie ber ffiblid^en (augerl^alb Üfrita) oermutblid^ nur in . Sleuguinea eingeboren (Aato- chthones), in einigen benachbarten ^nfeln aber bloge SSerpflangungen. S)ie talmuclt|c!^e SRace fc^eint unter ben j^oic^ottifc^en am reinften, unter ben u Sorgötd etttad, unter ben S){ingorifd^en me^r mit tatarifd^em Slute Der« mif ct)t }u fein unb ift eben biefelbe, toelc^e in ben diteften QtxUn ben Flamen ber ^unnen , fpdter ben Flamen ber SRungalen (in toeiter 93ebeutung) unb ie^t ber £)lötd fü^rt. 3)ie l^inbiftanifc^e 9tace ift in bem Sanbe biefed ^Ramend fe^r rein unb uralt, aber oon bem Solte auf ber jenfeitigen $alb< 20 infel Snbien)^ unterfcl)ieben. SSon biefen Dier Stacen glaube id^ ade übrige erblit^e SSölterc^araftere ableiten ju tonnen: entmeber aU oermifdite ober angel^enbe SRacen, ttooon bie erfte aud ber SSermifd^ung Derfc^ie^ bener entfprungen ift, bie gmeite in bem j^lima noc^ nid^t lange genug ge» tool^nt ^at, um ben €^aratter ber Stace beffelben DöQig anjune^men. 60 n t|at bie äSermif cbung beS tatarift^en mit bem ^unnif c!^en 93Iute an ben j^ara« talpaten, ben Slagaien unb anbem ^albracen l^eroorgebrad^t. S)ai ^in« biftani jc^e Slut, üermifcl)t mit bem ber alten Scqt^en (in unb um Slibet) unb me^r ober toeniger Don bem l^unnifd^en, f^at DieOeid^t bie Semol^ner ber jenfeitigen ^albinfel ^nbiend, bie Stontinefen unb Sdbinefen, aU eine so Dermifc^te Stace ergeugt. S)ie Setoo^ner ber nörblid^en @idtufte üfiend finb ein 93eifpiel einer ange^enben ^unnifc^en älace, too fi(^ fd^on bad burc^gdngig fc^ttarge ^aar, bad bartlofe Jtinn, bad flache ®e{t(^t unb langgefc^li^te, »enig geöffnete 8(ugen geigen: bie Sßirlung ber (SiSgone an einem ^olle, ttelC^eS in fpdtern Seiten aud milberem ^immetöftrtd^e 35 in biefe 6t^e getrieben »orben, fo tt)ie bie @eela{)pen, ein Kbftamm bt&

Son beit Derf<^tebeneit Ractn ber SRenff^eit. 433

ungrifd^en UioXfi, in nid^t gar niel Sal^rl^unberten fd^on aiemltd^ in bad ßigentl^fimlid^e beS falten ^immelfirid^d eingeartet finb, ob |ie gtoar Don einem tool^Igetoad^fenen Solle au8 ber temperirtenSone entfproffen toartn. Snblid^ f(^einen bie Smeritaner eine nod^ nid^t D5Dig eingeartete

ft ]^unnif(^e ätace gu fein. 3)enn im äugerßen Storbioefien oon Simerita (»ofelb^ aud^ aOer SSermutl^ung nad^ bie Seo5IIerung bie|e8 SBeltt^eitö aus bem Sßorboften oon Sfien toegen ber fibereinfiimmenben SE^ierarten in beiben gefc^el^en fein mag), an ben norbUd^en Mfttn Don ber ^ub< fonSbai, finb bie Settol^ner ben JCalmuden ganj d^nlid^. äSeiter l^in in

10 Sfiben loirb baS (Seßd^t juar offener unb erl^obener, aber baS bartlofe j^lnn, baS burd^g&ngig fd^marge $aar, bie rotl^braune (Seßd^tdfarbe, im« gleid^en bie j^älte unb UnempftnbUt^feit beS SlatureOd, lauter Überbleibfel oon ber SBirtung eines langen aufentl^alts in lalten äSeltftrid^en, »ie mir balb fe^en merben, gelten oon bem dugerften !Rorben biefeS SSeltt^eilS bis

15 gum Staaten« @ilanbe fort. 3)er längere Sufentl^att ber Stammo&ter ber Slmeritaner in 31. D. oon Sften unb bem benad^barten SR. 9S. oon Smerifa ^at bie lalmudKfd^e Silbung gurSSontommenl^eit gebrad^t, bie gefd^toinbere Ausbreitung il^rer flbtömmlinge aber nad^ bem @üben biefeS 9Selttt|eilS bie ameritanifd^e. 93on flmerila auS ift gar ni(^tS meiter beoMfert. S)enn

20 auf ben Snf^In beS ftiOen SReerS finb aDe Sinmo^ner, einige Sieger auS« genommen b&rtig; oielme^r geben fie einige 3ci(^€n ber Sbtunft oon ben SRalaqen, eben fo toie bie auf ben funbaifc^en Snfeln; unb bie 8rt oon 2e]^nSregierung, tt)eld^e man auf ber Snfel Otal^eite antraf, unb meldte aud^ bie getoil^nlid^e @taatsoerfaffung ber SRala^en ift, befl&tigt biefe

95 93ermutl^ung.

S)ie Urfad^e, Sieger unb äSeige fflr ©runbracen angunel^men, ift für fid^ felbfl nar. 9BaS bie j^inbiftanift^e unb talmudfifd^e betrifft, fo ift baS Dlioengelb, loelc^eS bem mel^r ober toenigen braunen ber l^eigen Sänber gum ®runbe liegt, bei ben erpern eben fo toenig, als baS originale (Sepd^t

so ber jmeiten Don irgenb einem anbern betannten Slationd^arafter abgu« leiten, unb beibe brfiden fid^ in oermifd^ten Begattungen unausbleiblich

. ab. 6ben biefeS gilt oon ber in bie falmud(if(^e Silbung einfd^lagen« ben unb bamit burd^ einerlei Urfat^e nertnflpften amerifanifd^en älace. S)er Dflinbianer giebi burd^ Sermifd^ung mit bem Beigen ben gelben

35 SR e fügen, mie ber Smerifaner mit bemfelben ben r Otiten unb ber SBeige mit bem Sieger ben SRulatten, ber Smeritaner mit eben bemfel« ben ben j^abugl ober ben fd^margen Äaraiben: toeld^eS febergeit tennt*

«aaCf ed^rificn. 93rrre. II. 28

434 Son ben t)erf(^iebfnen 9(actn ber SRenf^en.

H(^ bejeid^nete SIenblinge finb unb il^re SIbfunft non dd^ten Slacen be« loeifen.

3. Son ben unmittelbaren Urfad^en bed Ursprungs biefer

Derfd^iebenen ätacen.

S)ie in ber Statur eines organifd^en J(5rper8 (®en)&d^f e8 ober Sl^iereS) s liegenben (Srflnbe einer beftimmten üuStoidelung l^ei^en, toenn biefe 8ud« tt)id(elung befonbere Steile betrifft, j^eime; betrifft |ie aber nur bie ®xb%t ober baS Serl^dltni^ ber Sl^eile untereinanber, fo nenne id^ {ie natürlicl^e Anlagen. 3n ben SBögeln oon berfelben 9(rt, bie bod^ in oerfd^iebenen J^Iimaten leben f oUen, liegen j^eime jur Sudtoidelung einer neuen Sd^id^t lo $ebem, »enn fie im falten j^lima leben, bie aber gurfldtgel^alten »erben, toenn fie fic^ im gemäßigten aufhalten foUen. Seil in einem lalten £anbe baS äBeiientorn me^r gegen feud^te j^dlte gefd^fi^t toerben muß, als in einem trodtnen ober marmen, fo liegt in i^m eine Dörfer beftimmte f^&l^ig« feit ober natflrlid^e Ünlage, nad^ unb nad^ eine bidtere^aut l^erüorgu« 13 bringen. 2)iefe f^urforge ber Slatur, i^r (Seft^öpf burc^ Derftedfte innere SSorfel^rungen auf allerlei tfinftige Ümft&nbe auSjurüfteUi bamit eS fid^ erl^alte unb ber Serfd^iebenl^eit beS J^Iima ober beS SobenS an» gemeffen fei, ift beiounberndtt)ärbig unb bringt bei ber äBanberung unb SSerpflanjung ber £t|iere unb ©eiofid^fe bem @d^eine nad^ neue S(rten l^er« 20 oor, meiere nid^td anberS als S[bartungen unb Stacen oon berfelben ®aU tung finb, beren j^eime unb natürlid^e Einlagen ftc^ nur gelegentlid^ in langen S^itlduften auf Derfd^iebene äBeife entmidtelt l^aben.*)

*) S3iT nel^men bie ^Benennungen 9laturbef ^retbung unb 9laturgef(!^td^te gemetntglt^ in einerlei @tnne. SlQetn ed ifl flor, bai bie j^enntnig ber Sloturbinge, ss n>ie fie je^t finb, immer noc!^ bie (irfenntnig Don bemjenigen rofmfd^en loffe, mod fie el^ebem geroefen finb, unb bur^ toeld^e BitU^t Don iQerfinberungen fte bur^gegangen, um an jebem Drte in il^ren gegenmftrtigen guftanb au gelangen. S)te fRaturgef^i^te, woran ed und fafl nod^ gAnalt^ fe^, rofirbe und bie 9)eränberung ber (Srbgeflalt, inglet^en bie ber (Srbgef^5pfe ($flanaen unb Siliere), 30 bie fie burd^ natflrli^e äSanbrungen erlitten liaben, unb il^re baraud entfprungene Sbartungen Don bem Urbilbe ber @tammgattung lehren. @ie mfirbe oermutl^ticl^ eine groge 91>^enge f^einbar oerfd^iebene Srten gu SRacen eben berfelben (Battung aurficfffi^ren unb baS ie^t fo n>eitlftufttge ^ulf^ftem ber SMturbefd^reibung in ein p^t^flfd^ed @^ftem ffir ben Serflanb oerroanbetn. S5

8on ben üerfc^tebenen fRacm ber !D2enfd^en. 435

3)er Sttfall, ober allgemeine tned^anifd^e (Sefe^e fönnen fo^e Su« fammen))a{fungen nid^t l^erDorbringen. S)a]^er muffen toir bergleid^en ge^ legenilid^e 8[n8tDid(eInngen a\i Dorgebilbet anfel^n. aOein felbft ba, too {td^ nid^tö gmedm&gigeS jeigt, baS bloge SSermögen, feinen befonbern

6 angenommenen 6^arafterfoTt3upf[anjen,f(^on9en)eife8genn0: bagbagu ein befonberer JCeim ober natärlid^e Sniage in bem organifc^en (Sefd^ipf ansutreffen gen)efen. S)enn dunere S)inge fönnen lool^l ®eIegen]|eiiS^ aber nid^i beiDorbringenbe Urfad^en Don bemjenigen fein, toai notl^toenbig anerbt unb nad^artet. 60 toenig atö ber 3ufaE ober pb^Pf^^^^ed^anifd^e

10 Urfadb^n einen organifd^en Jtörper berDorbringen Ibnnen, fo toenig »erben fte itt feiner S^gungStraft ettoas l^intufelen, b. i. ettoad bemirten, toaS fi(^ felbfi fortpflanzt, toenn ti eine befonbere ©eftalt ober SSerb&Itnig ber Stbeile ift.*) Suft, @onne unb !Rabrung lönnen einen i^ierifd^en ^bxptx in feinem Sßad^dtbume mobificiren, aber biefe SSeränberung nid^t gugleid^

15 mit einer geugenben j^raft nerfeben, bie Dermbgenb to&re, f{(^ felbft aud^ obne biefe Urfad^e lieber beroorgubringen; fonbern toai fid^ fortt^flanjen foU, mug in ber geugungdlraft fcbon Dorl^er gelegen baben, al8 norber beftimmt gu einer gelegentUd^en ändtotdelung ben Umft&nben gem&g, barein bad ©efd^öpf geratben tann, unb in toeld^en ed fid^ befl&nbig er«

80 balten foQ. 3)enn in bie S^ugungdtraft mug nid^ts bem Spiere f^rembeS

binein tommen fönnen, toa^ oermögenb tD&xt, bad ®efd^bpf nad^ unb

natb t)on feiner urfprfinglid^en unb n)efentlid^en Seftimmung gu ent*

fernen unb toabre Sudartungen berDorgubringen, bie ftd^ perpetuirten.

S)er ÜRenftb koar für aOe JClimaten unb für iebe SBefd^affenl^eit beS

25 Sobend beftimmt; folglid^ mußten in ibm mand^erlei j(eime unb natürlid^e Anlagen bereit liegen, um gelegentlid^ enttoeber au8gemid(elt ober gurüdC« gebalten gu »erben, bamit er feinem $la^e in ber SSelt angemeffen mürbe unb in bem gfortgange ber Beugungen bemfelben gleicbfam angeboren unb bafür gemad^t gu fein fd^iene. äBir moUen nad^ biefen ^Begriffen bie gange

so 3Renf(bengattung auf ber meiten ßrbe burd^gebn unb bafelbft gmedmd^ige Urfad^en feiner 8(bartungen anfübren, mo bie natürlitben nid^t mobl ein« gufeben {inb, bingcgen natürlid^e, mo mir bie Stt^edCe nid^t gemabr merben. $ier merfe id^ nur an: ba^ Suft unb Sonne biejlenigen Urfad^en gu fein

*) Ihranf^eiien flnb bidmeilen erbti^. W>tt biefe bebfitfen Teiner Drgontfation, 35 fonbern nur eineiS ffemientö f^&bltd^er @Afte, bie fi^ burd^ SCnfle^ung fortpflongen. &e arten auä^ ni^t not^menbtg an.

28*

436 Sott ben üerf(^lebenen 9tacm ber Wtm^d^.

fd^clnen, wellige auf bic SeußunaSfroft innlgfl einfliefeen unb eine bauet* ^afie (SninidCelung ber j(eime unb Anlagen ^eroorbringen, b. i. eine aiace grünben f5unen; ba hingegen bie befonbere SRa^rung jtoar einen ed^Iag 9Renf<J^en l^erDorbringen tann, beffen Unterfd^eibenbed aber bei a3er))flaniungen balb erlifd^t fRai auf bie Seugungdtraft l^aften fofl, :^ mu^ nid^t bie @r]^altung be« SebenS, fonbern bie Duelle beffelben, b. i. bie erften $rinci|>ien feiner ll^ierifdgen 6inri(]^tung unb Seioegung, afflciren.

3)er Slenfd^, in bie SiSgone nerfe^t, mugte nad^ unb na4 in eine Heinere Statur ausarten, loeil bei biefer, »enn bie Stxa\t beS bergend lo biefelbe bleibt, ber Slutumlauf in fargerer Seit gefd^ie^ ber fhtlSfdblag alfo fd^neOer unb bie SIuttD&rme griger mirb. Sn ber Sl^at fanb auc^ Srang bie (Srinlänber nid^t aUein meit unter ber Statur ber (Suropder, fonbern aud^ t)on mertlid^ größerer natürlid^en ^i^e il^reS Sibtptti. @elbfi baS ÜRi^Derl^&ltni^ guifc^en ber gangen Seibed^5l^e unb ben (urgen Seinen 15 an ben nirblit^ften S5Item ift i^rem ^lima angemeffen , ba biefe Steile bed j(5rperd uegen i^rer @ntlegen^eit Dom^ergen in ber M\U mel^rOefa^r leiben. ®lei(^tt)ol^l fd^einen bodb bie meiften ber ie^t betannten eintDO^ner ber @idgone nur fpätere SnUmmlinge bafelbfl gu fein, tele bie Sappen, meldte mit ben ^nnen aus einerlei Stamme, nämlid^ bem ungrif(^en, ent^ » fprungen, nur feit ber SuStoanberung ber festem (auS bem Dften Don äfien) bie ie^igen@i^e eingenommen ^aben unb bodb fd^on in biefeS JHima auf einen giemlic^en ®rab eingeartet finb.

Senn aber ein norblid^eS Soll lange ßeitldufte l^inburdb genitl^igt ift, ben einflug Don ber j(&lte ber SiSgone audgufle]|en, fo mäffen fld^ ss mit il^m nod^ größere 93er&nberungen gutragen. 9[De audmidelung, loo* burd^ ber ^brper feine @&fte nur ;Derf(^menbet, mug in biefem audtroct« nenben |)immeldftridbe nad^ unb nadb gel^emmt merben. S)a^er merben bie Sttxmt beS ^aarmud^feS mit ber S^it unterbrfldtt, fo ba| nur bieienigen fibrig bleiben, loeld^e gur notl^menbigen SebedTung bes ^aupteS erforber« lid^ finb. ä^ermöge einer natflrlt(^en Anlage merben au(^ bie l^eiDorragem ben 3:^eile beS ®ejtd^t8, meldbes am loenigfien einer Sebedtung fd^ig ifi, ba fte bnrd^ bie Adite unauf^&rlid(| leiben, oermittelfi einer ^flrforge ber Statur aümdl^Itg flat^er merben, um ftd(| beffer gu erlitten. 3)ie mulfiige Srl^ö^ung unter bjcn 8ugen, bie l^albgefd^Ioffenen unb blingenben 8ugen ss fd(|ienen gur SSermMing berfelben tl^eild gegen bie auStrodCnenbe Adite ber £uft, t^eilS gr '^^^ ^ ^neelld^t (mogegen bie SSflmoS aud^ Sd^nee*

\

Qon ben Derf^iebenen diacm ber ÜRenfd^en. 437

briOen braud^en) »ie neranßaltet ju fein, ob fte gleid^ aud^ ds natötlld^e SSirfungen bei Sttima angefel^en »erben lönnen, bie felbfi in milbern |)immel«ftri(l^en, nur in toeit geringerm 9Rage, p bemerlen finb. @o entfpringt nad^ unb nad^ bad bartlofe j^inn, bie gepletfd^te 9lafe, bfinne 6 2i|)pen, blinjenbe Sugen, bad flad^e ©efid^t, bie rbüfM^ braune ^arbe mit bem fc^tDargen $aare, mit einem SBorte, bie talmudifd^e (Sefid^tS* bilbung, »eld^e in einer langen Steige Don S^ufiung^n in bemfelben J^Iima fid^ bis gu einer bauerl^aften 9tace eintturjelt, bie fid^ erl^&It, loenn ein fold^etf SSoII gleid^ nad^l^er in milbern ^immetefirid^en neue @i|e ge«

10 tt)innt.

9tan tt)irb ol^ne Stoeifel fragen, mit »eld^em Siedete id^bie talmudCifd^e Silbung, toeld^e ie^t in einem milbern |)immel8ftri(6e in il^rer größten SSoDft&nbigteit angetroffen toirb, tief auS 9lorben ober !Rorboften herleiten Ibnne. Steine Urfad^e i{t biefe. «^erobot berichtet fd^on aus feinenSeiten:

15 bag bie argipp&er, Setool^ner eines SanbeS am %u%t ^ol^er ®ebirge, in einer ®egenb, loeld^e man ffir bie bed UralgebirgeS galten fann , lafjH unb flad^naftd^t »Aren unb i^re 93&ume mit »eigen S)ed(en (üermutl^Iid^ Derftel^t er grilgaelte) bebedCten. S)tefe ©eftalt finbet man {e^t in grbgerm ober Heinerm SRage im fRorboften oon Elften, Dornel^mlid^ aber in bem

so norbmeplid^en Sl^eil oon Smerifa, ben man oon ber |)ubfonSbai aus l^t entbeden tbnnen, tt)o nad^ einigen neuen 9lad^ri(^ten bie Seioo^ner toie malere JSalmucten auSfel^n. Sebenit man nun , bag in ber Alteften 3t\t ^itxt unb SRenfd^en in biefer ®egenb gtoift^en 8l{ien unb Kmerifa muffen geioed^felt l^aben, inbem man einerlei Siliere in bem lalten ^immelsftrid^e

36 beiber SBelttl^eile antrifft, ha% biefe menfd^lid^e ätace f{(^ aDererfi ettoa 1000 Saläre nor unferer geitred^nung (nadb bem S)eSguigneS) fiber ben Smurftrom l^inauS ben @^inefen geigte unb nad^ unb nadb rubere 935Ifer Don tatarif(^en, ungrifd^en unb anbern Stimmen aus il^ren Si^en oer< trieb, fo toirb biefe übftammung aus bem falten SSeltftrid^e nid^t gang

90 erjtDungen fd^einen.

SaS aber baS 93ome]^m{te ifi, nämlid^ bie Ableitung ber Smeri* lauer als einer nid^t oöllig eingearteten älace, eines SSollS, baS lange ben norblid^jten SSeltprid^ bemol^nt l^at, mirb gar fe^r burd^ ben erftidKen l^aareStoud^S an allen 2:^eilen beS J^örperS auger bem Raupte, burdb i^ic

35 r5t^li(^e (Sifenroftfarbe ber Idlteren unb bie bunflere j^upferfarbe l^eigeire^ Sanbfirid^e biefeS SBeltt^eilS beftdtigt. S)enn baS 9totl^braune fd^eint (als eine SBirtung ber Suftf&ure) eben fo bem lalten XXivxar toie baS

438 Son bnt Deifc^iebenen fKoctn ber 9)?enfil^i.

Dltoenbraun (aU rine Sirlung be« Sattgen^aft^eaDic^ten ber 6äfte) beut l^ei^en ^ImmeMflrid^e angemeffen gu fein, o^ne einmal baS fRatureO ber Kmerilaner in Snfc^Iag gu bringen, loeld^ed eine ^alb erlofd^ene £ebenAlraft Den&t^,*) bie om natärlic^flen ffir bie Sirfung einer falten Sßeltgegenb angefe^en merben fann. »

S)ie grblte feu^te ^i^e bed tDarmenJ^Iimamu^l^ingegen an einem SSoIfe, baS barin alt genug geioorben, um feinem Soben DöDig anguarien, Sßirfungen geigen, bie ben Dorigen gar fel^r entgegengefe^t finb. (Sd »irb gerabe baS SBiberfpiel ber talmucfif(^en Silbung erzeugt loerben. 3>er SBu^d ber fd^mammid^ten Steile beS jCörper« mugte in einem l^eigen unb lo feud^ten JHima {unel^men; bal^er eine biete @tfilpnafe unb SSurftltppen. 3)ie l^aut mugte geblt fein, ni(^t blo^ um bie gu ftarle auSbAnpung gu mäßigen, fonbem bie fd^dblid^e (Sinfaugung ber f&ulic^ten Seud^tigfeiten ber Suft gtt nerl^üten. S)er Überflug ber Sifent^eild^en, bie f onft in iebem 2Renf(^enbIute angetroffen n)erben unb ^ier bvLx6) bie fluSbfinfiung beS 15 p]^oSp]^orif(^en Sauren (tt)ornad^ alle Sßeger jtinten) in ber ne^fbrmigen @nbftang gefällt ttorben, Derurfad^t bie burd^ bai Dber^&utd^en burd^« fd^einenbe Sd^m&rge, unb ber fiarte Sifengel^alt im Slute fd^eint aud^ nfttl^ig gu fein, um ber @r|d^laffung aller Sl^eile t)orgubeugen. S>a& Öl ber ^aut, wlt^tS ben gum ^aareStoud^S erforberlic^en 3la^rungdfd^leim so fftio&d^t, Derftattete laum bie ßrgeugung einer ben J(opf bebedenben SBoDe. Übrigens ift feuchte äSdrme bem ftarfen 9BBu(^8 ber Spiere überhaupt befftrberlid^, unb furg, eS entfpringt ber Sieger, ber feinem j^lima n)o^l angemeffen, uAmlid^ flart, fleift^ig, gelent, aber unter ber reit^lid^en 93er« forgung feines SRutterlanbeS faul, neid^lic^ unb tänbelnb ift. 95

S)er@ingebome t)on$inbiftan lann atö auS einer ber dlteflen menfd^> Ud^en ätacen entfproffen angefel^en merben. @ein Sanb, toeld^eS norbm&rtS an ein ^o^ed (Bebflrge geftä^t unb Don Slorben nad^ @fiben bis gur @pi^e feiner ^albinfel üon einer langen Sergreil^e burd^gogen ift (mogu id^ norb« toäris nod^ Stibet, Dielleid^t ben allgemeinen 3uflu(^tSort beS menfd^li(^en zo 0ef(4led^tS tt)&^renb unb beffen ^flangfd^ule nad^ ber legten großen Sie» Solution unfrer 6rbe, mitred^ne), l^at in einem gludlid^en ^immelSfirid^e

"") Um nur ein ^etfpiel anguf flirren, fo bebient man [xd^ in Surinam ber rotten SKaüen (Smerifaner) nur QQetn gu ^dudlid^en arbeiten, weil fte aur ffelb- arbeit gu f^ma^ finb, atS mogu man Sieger brau<^t. ©lei^raol^I fe^It eS ^ter u ni^t an Bioang^mitteln; aber eS gebrt^t ben Singebomen biefeS SSelttl^eilS über* ^aupt an Sermdgen unb SDauer^aftigfeit

Sott ben t)eif4iebenen SRacen ber SJIenf^en. 439

bie Donfommenfte Sd^eitelung ber SSaffer (Ablauf nad^ jttel SReeren), bie fonfi fein im glfidltd^en ^immeläftrid^e Uegenber S^eil bed feften Sanbed Don Sften ^at. 6iS tonnte alfo in ben dlteften Seiten troden unb betool^nbar fein, ba \otDOfjH bie öjllid^e ^albinfel Snbiend, als @^ina (meil in it|nen ft bie $Iflf[e, an {latt fid^ ju fd^eiteln, |>aranel laufen) in ienen Seiten ber Überfc^memmungen nod^ unbemol^nt fein mußten. $ier lonnte jic^ alfo in langen Seitl&uften eine fefie menfd^Iid^e Stace grünben. S)ai OliDen« gelb ber ^aut bed ^nbianers, bie na^re Sigeunerfarbe, mldit beut me^r ober tt)eniger buntein 93raun anberer Sftlid^eren SSilter gum ®runbe liegt,

10 ijt aud^ eben fo d^aralteripifd^ unb in ber Slad^artung befi&nbig, als bie fd^marje ^arbe ber !Reger unb fd^eint jufammt ber äbrigen Silbung unb

** bem Derfd^iebenen 9latureQe eben fo bie Sßirtung einer trodenen, mie bie festere ber feudalen $i^e ju fein. 9la(^ ^errn S^eS finb bie gemeinen j(ranl^eiten ber Snbianer Derftopfte ®allen unb gefd^ttoDene Sebern;

IS i^re angebome Sarbe aber ift gleid^fam gelbffit^tig unb fd^eint eine com tinuirlic^e Sbfonberung ber inS 93Iut getretenen ®aQe ju bereifen, tt)eld^e als feifenartig bie Derbidften Sdfte DieOeit^t aufidfet unb Derflüd^tigt unb baburd^ n)enigftenS in ben äugern Steilen baS 93Iut abtfll^lt. Sine l^ierauf ober auf etnaS^^nlid^eS l^inauSlaufenbeSelbftl^ftlfe ber katixt, burd^ eine

20 gen)if[e Drganifation (bereu SBirfung fidb an ber $aut geigt) baSjenige continuirlit^ meggufd^affen, »aS ben Slutumlauf reigt, mag »ol^I bie Ur« fad^e ber falten ^&nbe ber Snbianer fein*) unb Dielleid^t (toiemol^l man

*) 34 ^otte ^toax fonft gelefen*. boft biefe Snbianer bie IBefonber^eit faltet ^öitbe bei großer ^i^e l^oben, unb ha% biefeS eine gru^t il^rer S^ü^tern^eit unb

SRögigfeit fein foHe. HÜein aU i<^ bad Vergnügen l^atte, ben aufmerffamen unb einfe^enben 9letfenben, ^errn (Sa ton, ber einige 3a^re alS l^oQAnbifd^et @onfuI unb 6^ef i^rer (Stabliffementd gu SBaffora ic. geftanben, bei feiner 2)ur4reife burd^ j^önigdberg gu fprec^en, fo benad^rid^tigte er mt^: bog, ald er in @urat ntit ber @emal^Iin eined europAifd^en (SonfulS getanat J^aU, er Derrounbert gen>efen wdre,

30 f^wi^ige unb falte ^ftnbe an il^r au füllen (bie (Beraol^nl^eit ber ^anbfcl^ul^e ifl bort nodg ni^t angenommen), unb ba er anbeni feine IBefrembung gedugert, gur Stntroort befommen ^dbti fie ^ah^ eine Snbianerin aur SRutter gel^abt, unb biefe ^tgenf^aft fei an il^nen erbli^. Sbenberfelbe beaeugte au^, bog, menn man bie ^inber ber $arfid mit benen ber Snbianer bort aufammen fä^e, bie Ser-

35 fd^iebenl^eit ber SRacen in ber meinen Sarbe ber erften unb ber gelbbraunen ber ameiten foglei^ in bie $(ugen falle; ingleic^en, bQ% bie Snbianer in il^rem IBaue nodg baS Unterf^eibenbe an fic^ ^fttten, ha% i^re @d^enfet über bti^ bei unS ge- »j^^nli^e Ser^ftltnig Idnger »ftren.

440 9on ben Derf^tebenen 9iacen ber SRenf^en.

bieftö nod^ nid^t Uoba6)ttt f)at) einer fiberl^aupt neningerten Sluto&rme, bie pe fällig mad^t, bie ${^e beS j^lima ol^ne SHad^tl^eil gu ertragen.

S)a l^at man nun SRutl^magungen , bie »enigpen« (Brunb genug ^aben, um anbern 3Rutl^magungen bie Sßage gu l^alten, toeld^e bie S3er« fd^iebenl^eiten ber SRenfd^engattung f o unvereinbar finben, bag fte bed^alb & lieber Diele £oca(f(l^5pfungen annel^men. SRit 93oltairen fagen: ®ott, ber bas Stennt^ier inSapplanb fd^uf, um bai fSRooi biefer !aIten(Begenben gu Dergel^ren, 6er fc^uf aud^ bafelbft ben Sapplänber, um biefeS Stennt^ier gu effen, ifi lein übler @infaa für einen S)id^ter, aber ein fd^Iet^ter Sel^elf ffir ben ^l^ilofopl^en, ber bie JCette ber 9latururfa(^en nid^t Derlaffen barf, lo als ba, tDO er {te augenfd^einlid^ an baS unmittelbare SSerl^&ngnig gelnäpft

SRan fd^reibt jje^t mit gutem ®runbe bie Derfd^iebenen Sarben ber ®en)dd^fe bem burd§ unterfd^ieblid^e Säfte gefdDten @ifen gu. S)a aDeS 5£^ierblut @i{en entl^&It, fo l^inbert und nid^tS, bie Derfc^iebene f^arbe u biefer SRenfd^enracen eben berfelben Urfad^e beigumeffen. Stuf biefe Srt »ärbe etua bas Saigfaure, ober bad pl^ospl^orifd^ @aure, ober ba« flfl(^«. tig Saugenl^afte ber auSffi^renben (Bef&ge ber $aut bie (Sifentl^eild^en im äteticulum rotl^, ober fd^uarg, ober gelb nieberf (plagen. 3n bem ®ef(^le(^te ber SBei^en tofirbe aber biefeS in ben @&ften aufgelöfete @i{en 20 gar nid^t niebergefc^lagen unb baburd^ gugleid^ bie DoHfommene SRifd^ung ber @dfte unb Starte biefeS SRenfd^enfd^lagS Dor ben äbrigen bett)iefen. 3)od^ biefeS ift nur eine f^üd^tige Snreigung gur Unterfud^ung in einem l^elbe, iDortn id^ gu fremb bin, um mit einigem Sutraun auc^ nur 2Rutl^^ magungen gu »agen. 95

SBir l^aben Dier menfd^Iid^e Stacen geg&l^lt, worunter aDe SRannig^ faltigleiten biefer ©attung foEen begriffen fein. SQe Sbartungen aber bebürfen bod^ einer@tammgattung, bie mir entueber für fd^on erlofd^en ausgeben ober ans ben Dorl^anbenen biejenige auSfud^en muffen, toomit loir bie Stammgattung am meipen Dergleid^en Idnnen. f^reilit^ fann man so ni(^t l^offen, jje^t irgenbtt)o in ber SSelt bie urfprünglid^e menfc^Iid^e ®e» ftalt unDerdnbert angutreffen. @ben auS biefem ^ange ber Statur, bem 93o« ben aQerttdrtiS in langen Seugungen anguarten, mug fe^t bie SRenfd^enge« ftalt allenthalben mit SocalmobificaKon behaftet fein. SIDein ber (Srbftridb Dom Slften bis gum 52ften (Brabe ber breite in ber alten SSelt (meldte » aud^ in Slnfe^ung ber ^eDblterung ben Flamen ber alten SBelt gu Derbienen f(^eint) »irb mit Sted^t für benjlenigen gel^alten, in loeld^em bie glfidlid^fte

^on bell Derfi^iebenen 9(actn ber ^enfc^en. 441

SRifd^ung ber Sinfläffe ber t&ltern unb l^etgern 0egenben unb attd^ ber gtbitt Steid^t^um an @rbgef(^öpfen angetroffen ttirb; too aud^ ber SRenfd^, meil er Don ba aus ju oDen SSerpflangungen gleid^ gut gubereitet i{l, am toentgften oon feiner Urbilbung abgemtd^en fein mfi^te. $ier finben »ir

5 aber jtoar loeige, bod^ brfinette (Sinuol^ner, toeld^e ®eftalt mir alfo ffir bie ber @tammgattung n&d^fte annel^men »oDen. SSon biefer fd^eint bie l^od^blonbe t)on jarter »eiger ^aut, rit^Iid^em $aar, bleid^btauenaugen bie n&(^{te norblid^e Sbartung gu fein , meiere jur S^it ber 9l5mer bie norblid^en ®egenben Don S)eutfd^Ianb unb (anbem Setoeidtl^finiern nad^)

10 toeiter ^in na(^ Often bis gum altaifd^en ©ebflrge, aDenodrtS aber un^ ermeglid^e SSdIber in einem giemlic^ falten Srbftrid^e betool^nte. !Run l^at ber (Sinflug einer lalten unb f endeten Suft, meldte ben Säften einen ^ang gum Sforbut gugiel^t, enblid^ einen gemiffen Sd^Iag 9Renf(^en l^er» Dorgebrad^t, ber bis gur Seft&nbigleit einer Stace tourbe gebiel^en fein,

15 menn in biefem ßrbftridbe nic^t fo ^&ufig frembe SSermifd^ungen ben l^ortgang ber Sbartung unterbrod^en Ratten. 93ir lönnen biefe alfo gum menigften als eine 8nn&^erung ben mirtlic^en Stacen beig&l^Ien, unb als» bann merben biefe in SSerbinbung mit ben 9latururfad^en il^rer (Sntfiel^ung Pd^ unter folgenben 8(brig bringen taffen.

20 @tammgattung.

Seige oon brünetter Sarbe. Srfte Stace, ^od^blonbe (9{orbI. @ur.) oon feuchter ^fttte. Smeiteälace, ^ferrotl^e (Smerit.) oon trodlner J(äUe. 3)ritte ätace, Sd^ttarge (@enegambia) Don feud^ter $i^e. 35 SSierte 9lace, Dlioengelbe (Snbianer) oon trodtner ^i|e.

4. SSon ben ©elegenl^eitSurfad^en ber ®rünbung

oerfd^iebener 9iacen.

SBBaS bei ber aRannigfaltigfeit ber Stacen auf ber 6rbfld(^e bie größte 6(^nierigtett mac^t, toetd^en (Srfl&rungSgrunb man aud^ annel^men mag, 30 ift: ba^ ä^nli(^e 2anb< unb ^immelsflrid^e bod^ nid^t biefelbe SRace ent» l^alten, ba^ Smerifa in feinem l^eigeften Xlima feine oftinbifd^e, nod^ oiel weniger eine bem Sanbe angeborne 9legergeftalt geigt, bag eS in Arabien ober $erfien fein einl^eimifc^eS inbifc^eS Dlioengelb giebt, ungead^tet biefe

442 ^on ben oerf^tebenen fRoan bet Sü^enf^en.

£änber in j^lima unb Suftbefd^affenl^eit mit jenem Sanbe fel^r fiberein^ lommen, u. f. ». SSad bie erfiere biefer @(^n)ierigteiten betri^, fo I&gt fie {tdb aud ber 8lri ber 9et)5IIerung biefeS ^immelSftrictS foglidb genug beantoorten. 3)enn »enn einmal burd^ ben langen Slufentl^alt feintf StammDoIfö im 91. 0. Don S[fien ober beS benad^barten Smerita f{(^ eine » Siace mie bie ie^ige gegränbet l^atte, fo tonnte biefe burt^ feine fernere Sinßüffe be0 klxma in eine anbere älace oerttanbelt »erben. 3)enn nur bie @tammbilbung tann in eine 9tace ausarten; biefe aber, too fie einmal SBurjel gefaxt unb bie anbern j^eime erftidtt ^at, miberjtel^t aDer Um« formung eben barum , meil ber (Sl^arafter ber ätace einmal in ber Qzü^ lo gungisiraft fibermiegenb geworben.

Sßad aber bie 2ocaIität ber SHegenace betrifft, bie nur Sfrita*) (in ber größten SoQIommenl^eit @enegambia) eigen ift, ingleid^en bie ber inbifd^en, m\6)t in biefeiS Sanb eingefd^Io^en ifi (au^er too fte ofiiodrtd l^albft^Iäd^tig angeartet gu fein fd^eint): fo glaube id^, bag bie Urfad^e » baDon in einem inldnbifc^en 9){eere ber alten 3eit gelegen ^abe, toeld^eS fotool^I ^inbiflan, ali 8(frtfa oon anbern fonft naiven Sänbem abgefonbert getialten. S)enn ber Srbftrid^, ber oon ber ©renge IDaurienS über bie SRungalei, fleine Suc^arei, $erfien, Arabien, 9lubien, bie Sal^ara bis 6apo Slanco in einem nur toenig unterbrod^enen Sufammenl^ange fort» so gel^t, fte^t feinem größten Sil^eite nad^ bem Soben eines alten SReereS a^nlid). S)ie 2&nber in biefem @tri(^e finb baS, toaS 93uad^e $Iatteform nennt, nämlid^ ^ol^e unb mel^rent^eilS magered^t gefteüte ßbenen, in benen bie bafelbfl befinbli(^en ©ebürge nirgenb einen tteitgeftredtten Sbl^ang l^aben, inbem il^r f^ng unter ^origontalliegenbem @anbe oergraben ifl: n ba^er bie ^Iflffe, bereu eS bafelbft »enig giebt, nur einen birjen £auf l^aben unb im @anbe Derftegen. Sie jinb ben SaffinS alter SReere ä^nlid^, meil fie mit $ö^en umgeben finb, in i^rem ^nmenbigen, im ©angen be« trad^tet, SSofferpag l^alten unb bal^er einen Strom toeber einnel^men, nod^ auSlaffen, überbem aud^ mit bem €anbe, bem 9lieberfd^Iag eines alten, lo rul|igen SKeer«, gröfetent^eil« bebecft finb. hieran« wirb nun begreif»

*) 3n bem feigen fübli^en 9BeItftri(^e gtebt eS ou^ einen Hetnen @tamm \>on iRegerS, bie fic^ biS au ben benachbarten Snfeln auiSgebreitet, \)on benen mon megen ber ^ermengung mit SRenf^en t>on inbi|(!^em ^alh\<l^laq htimf^ glauben foUte, bag fie nid^t biefen @egenben angeboren, fonbem oor ^IterS bei einer » @emeinf^aft, barin bie ^IRalaQen mit ^frifa geftanben, na^ unb na<^ ^erfiber- geführt roorben.

fßoii ben oetfd^tebeiten SRncen ber SRenfd^en. 443

Ud^: tt)ie ber inbtfd^e Sl^aratter in $erften unb Srabien ni(^t l^abe SBurjel faffen (önnen, bie bamalS nod^ jum S3aifin eines SReereS bienien, ald ^inbifian Dermutl^Iid^ lange beDolfert toar; ingleid^en, mie {id^ bie Sieger« race fotool^I, als bie inbtfc^e unDermengi Don norbif(^em S3(ute lange 3^it

5 erhalten lonnte, meil fie baDon burd^ eben biefed SReer abgefd^nitten toar. S)ie Slaturbefc^reibung (Sußanb ber 9latur in ber je^igen 3ett) i[t lange nid^t l^inreid^enb, Don ber SRannigfaltigfeit ber abartungen ®runb an» gugeben. 9Ran mug, fo fel^r man aud^ unb gtoar mit Sted^t ber f^re(^]^eit ber SReinungen feinb ifl, eine ®efd^i(^te ber 9latur loagen, toetd^e eine

lu abgefonberte SSiffenfd^aft ifi, bie tool^I nad^ unb nad^ Don SReinungen gu @inftd^ten forträdlen fönnte.

!Die pl^^ftfd^e ©eograpl^ie, bie xäf l^ieburti^ anlunbige, gel^Srt ju einer 3bee, melti^e id^ mir Don einem nu^Iid^en atabemifd^en Unterrid^t mad^e, ben id^ bie Vorübung in ber Jtenntnig ber SSelt nennen lann. 2)ie[e SBelttenntnig ift

1.) ed, »eld^e baju bient, allen fonfl ertDorbenen 9Bijfenf(^aften unb @e{d^idnid^fetten bad ^ragmatifd^e gu oerfd^affen, baburd^ fie nid^t blog ffir bie (Sd^ule, fonbern für bad 8 eben brau^bar werben, unb »oburd^ ber fertig geworbene 8e]^rling auf ben Sc^aupla^ fetner 93e{timmung, nAmIi(^ in bie 98elt, einge- führt »irb. i>kx liegt ein gmiefad^ed Selb Dor i^m, moDon er einen Dorldufigen

9(brig nStl^ig l^at, um aOe fünftige Srfal^rungen barin nad^ Siegeln orbnen gu fSnnen: ndmlid^ bie Statur unb ber 9Renfd^* Seibe @tudFe aber mfijfen barin foSmoIogif (^ ermogen merben, ndmlic^ nid^t nad^ bemienigen, mad il^re ®egen- ftdnbe im @ingelnen SRertofirbiged entl^alten (^l^^fit unb empirifd^e (Seelen- lel^re), fonbern »ad i§r Ser^dltnig im (Sangen, »orin {ie {teilen unb barin ein

25 ieber [elbft [eine SteUe einnimmt, und angumerlen giebt 2)ie erftere Unter* meifung nenne i(^ p^Qfifc^e ©eograpl^ie unb babe fie gur @ommerDorIe[ung beftimmt, bie gmeite 9(ntl^ro))ologie, bie icbfur benäBinter aufbel^alte. 2)ie übrige SSorlefungen biefeS balben Sabred ftnb fc^on ge^origed Drtd offentlid^ angegeigt »orben.O

30 *) Die Worte S)te morben, welche in A' hinter der Abhandlung folgen,

fehlen in A'.

YY-tT

6a$ '^^tfanf^ropin ßetreffenb.

1.

©effau 1776.

erfted @täd beS p^ilantl^ropinifd^en ^xii\t>&, mitgetJ^eilt Don Der« brüberten 3ugenbfreunben an ä^ormfinber ber SRenfd^l^eit, befonberiS

6 loeld^e eine ©c^uberbefferung beginnen, unb an SSäter unb SRfitteri

tt)el(4e jfinber xn^ Seffanifd^e ^l^ilantl^ropin fenben loollen.

Stiematö ift loo^l eine billigere ^orberung an ba& menfd^Uc^e ®e«

fd^Ied^t getl^an unb niemaliS ein fo groger unb {t(^ felbft ausbreiten ber

Stu^e baffir uneigennfi^ig angeboten loorben, atö eS l^ier Don Ferren Sa»

10 febom gefd^iel^t, ber fic^ fammt feinen rul^mmürbigen Sßitgel^ülfen l^ie^: mit ber äßo^Ifa^rt unb SSerbefferung ber SRenfc^en feierlid^ gemeint ^at. S)aS, Mooxan gute unb f(^Ie(]§te jföpfe ^^^rl^unberte l^inburd^ gebrütet fja^ ben, koaS aber o^ne ben feurigen unb ftanbbaften (Sifer eines einjigen einfel^enben unb ruftigen 3RanneS nod^ eben fo Diel S^^rl^unberte in bem

15 @(^ooge frommer 9Bünf(]§e mürbe geblieben fein, ndmlid^ bie dd^te, ber 9latur foiDol^I als aKen bürgerli(]§en Qmizn angemeffene Srjiel^ungS» anftolt, baS fielet {e^t mit feinen unerniartet fd^nellen äBirlungen mirllid^ ba unb forbert frembe 93eiplfe auf, nur um ftd^, fo mie fte fe^t ba ift, gu ertoeitern, il^ren @amen über anbere £finber auS^uftreuen unb il^re &aU

90 tung gu Dereioigen. S)enn barin l^at iaS, loaS nur bie (Sntmidelung ber in ber Sßenfc^l^eit liegenben natürlichen Anlagen ift, einerlei @igenf(]§aft mit ber allgemeinen SRutter 9latur: ba^ fte il^re @amen nid)t auSgel^en Idgt, fonbern |i(^ felbft DerDielfdltigt unb il^re ©attung erl^dlt. 3ebem gemeinen äBefen, febem einzelnen äBeltbürger ift unenblid^ baran gelegen,

95 eine Slnftalt lennen gu lernen, moburc^ eine gang neue Drbnung menf^« Ii(]§er Singe anl^ebt (man !ann ftd^ Don berfelben in biefem 9(rc{)iD unb ber Safeboio'fd^en @(!^rift: f^fir JfoSmopoUten (Sttoai gu lefen k. k.

448 tbtffAte, bo« f^f^anäfoipm Mrefffnb.

bdel^ren), unb bte, tDenn fte f^nell an^ebreitet toirb, eine fo gtofte nnb f 0 toett l^inandfel^be Steform int fSritKitleben f o»o^I| att int bfirgeriictai SBefen hervorbringen mng, al8 man ft^ bei flfi^tigent Süd ni^t leii^t Dorflenen mö^te. Um beSmtOen ifl ti and^ ber etgentli(i[|e Senif febe^ SRenf^enfrennbeS, btefen no^ garten Jteim, fo i^iel an i^m ifl, mit 6org« » fall )u pflegen, )u befdi|ü|en, ober t^n ttenigflenS bem Sc^n^e berer, bie mit einem gnten SBiOen bad Vermögen oerbinben (Snted ^u t^nn, nnab» Idfftg gu empf eitlen; benn toenn er, toie ber glüAt^e 8nfang hoffen Idgt, einmal jum oollftinbigen Sa(i[|dt]^ume gelangt fein toirb, fo merben bie grfl^te beffelben ft^ balb in aOe Ednber nnb bis )nr fpiteflen Sla^fom« 10 menfi^aft oerbreiten. 9)er 13 te SRai ffl in biefer abft^t ein mid^tiger Sag. auf benfelben labet ber feiner €a4e ge»iffe SRann bie gele^rtefle unb einfe^enbfte SR&nner bena(]§barter @t(ibte nnb Untoerfit&ten gum @4auen bedjenigen ein, toai fie blogen (Srg&^Inngen ju glauben fd^koerli^ tt)ürben bemogen toerben fbnnen. 3)a8 ®ute ^at eine unmiber^ u ftel^Iid^e (gemalt, loenn tS angefd^auet koirb. 2>ie 6timme oerbienfboDer unb beglaubigter S)eputirter ber SRenf^l^eit (»ooon tt)ir eine gute in ja^l gu biefem Songreffe loflnfc^en) mflgte bie aufmerffamfeit (SuropenS auf bai, load fie fo na^e angelet, notl^wenbig rege mad^en unb ed gur tl^&tigen S^eilne^mung an einer fo gemeinnfi^igen Snftalt belegen. 3e^t mu^ » ti fc^on febem SRenfd^enfreunbe gum größten Sergnügen unb gu nid^t minber reigenber Hoffnung ber ^Rad^folge eines fo eblen SeifpielS gerei« d^en: ba^ (loie in ber legieren S^i^ung gemelbet morben) baS tß^ilant^ro« pin bur4 eine anfel^nlid^e 93ei^filfe Don ^ol^er $anb megen feiner 9ort< bauer ge^d^ert loorben. @8 ift bei fold^en Um{linben au^ ni(^t gu gmei« sd fein: bog nic^t oon allerlei ©egenben $en|ioniften l^ingu eilen foDten, um fi(^ in biefer Snftalt bie^lfi^e, baran ed oielleid^t balb gebrechen .mbd^te, gu oerfid^ern; voaS aber benen, bie eine fd^neUe Ausbreitung bed ®nten fel^nlid^ loünfd^en, am meiflen am bergen liegt, n&mlid^ baS Sbfenben ge« fd^icfter 6anbibaten na(^ 3)effau, um fid§ in ber pl^ilant^ropifd^en @rgie* so ^ungSart gu belel^ren unb gu üben, biefeS eingige Mittel, in furgem aller« lodrtS gute @d^ulen gu l^aben, baS fd^eint eine ungefdumte Sufmerffamfeit unb gro^mflt^igen Seiftanb oermögenber ©önner oorgfiglid^ gu erforbern. 3n ISraartung: bag biefer äBunfd^ aud§ balb in feine (Srffillung gel^e, ifi es allen Seigrem foioo^I in ber ^x'voaU aU 5ffentlid^en Sc^uluntemeifung » fe^r gu empf eitlen: ft^ ber Safeboio'fc^en @(^riften unb oon il^m l^rauS« gegebenen Sc^ulbfid^er fokool^I gu eigener SSelel^rung, als ber legieren gur

«uffA^e, bad 9^tIant(ropm Utnfftnh. 449

Übung i^rer otiDertrauten Sugenb gu bebienen unb baburd^, fo üiel als oorldufig gef(|)e^en lann, i^re Unteraeifung fcbon fe^t pl^ilantl^ropifc^ gu machen. Stofltt in ber Jtanterfd^en Sud^^anblung 15 gr.

2.

5 an bad gemeine Sefen.

68 fe^lt in ben gefttteten Sdnbern üon (Suropa ni^t an ßrgiel^ungS« anftalten unb an tool^Igemeinteni Slei^e ber Seigrer, febermann in biefem @tflde gu S)ien{len gu fein, unb gleic^mol^l ift ed ie^t einleud^teub betDi^ fen, ba^ fie inSgefammt int erften 3uf4nitt i^erborben finb, ba^, meti aOeS

10 barin ber Slatur entgegen arbeitet, baburc^ bei miUm ni(^t bai ®ute auS beut SRenfd^en gebracht merbe, toogu bie 9latur bie 8nlage gegeben, unb bag, »eil tt)ir t^ierifd^e ®efd^5))fe nur bur«^ auSbilbung gu SRenf^en gemacht »erben, mir in lurgein gang anbre SRenfc^en um un8 fe^en »ür* ben, »enn biefenige Srgiel^ungSmet^obe aDgemein in @4»ang Idme, bie

» »eiSli^ Qu8 ber Statur felbft gegogen unb nid^t Don ber alten ®e»o]^n« l^eit Dörfer unb unerfal^rener 3^itatter fHaotfc^ nac^geal^mt »orben.

(6i ifi aber oergeblid^ biefed $eil beS menf4Ii(|)en (Sef^Ie^t« oon einer aOmd^Ud^en ©(^utoerbefferung gu erwarten. @ie muffen umge« fd^affen »erben, »enn et»ad (8uteS aud i^nen entfielen foD: »eil fie in

M i^rer urfprfinglid^en Sinri^tung fe^Ier^aft {tnb, unb felbfi bie Seigrer ber« felben eine neueSilbung annehmen muffen« Slid^t eine langfameSlef orm, fonbem eine f^neOe ateoolution fann biefeS bemirfen. Unb bagu gehört nii^tfl »eiter, atö nur eine @d^ule, bie nad^ ber deuten SRet^obe oon (Srunbe auS neu angeorbnet, oon aufgeRdrten SRdnnern ni^t mit lo^n«

faltigem, fonbem ebelmfltl^igem ISif er bearbeitet unb »dl^renb i^rem gfort» fd^ritte gur SoDfommenl^eit i^on bem aufmerifamen 8uge ber jCenner in aDen Sdnbern beobachtet unb beurt^eilt, aber au^ burd^ ben i^ereinigten Seitrag aller 9tenf(benfreunbe biö gur (Srreid^ung il^rer SSoDfidnbigfeit unterftfl^t unb fortgeholfen »flrbe.

90 (Sine foI(4e 6(^ule ift nic^t blo^ für bie, »eld^e fte ergießt, fonbern, »eld^eS unenblid^ »ic^tiger ift, burd^ biejenige, benen fie (Selegenl^eit giebt, f{4 na(^ unb na^ in groger 3a^t ^^i '^^^ ^(^^ ^^ »a^ren Sr«

jrait'l Ct^riftfi. 9cifc U. 29

450 Sluffä^f, hai $^t(ant^ropin betreffenb.

giel^ungSmet^obe gu Beßrem }u bilben, ein @amforn, ))ermitte(ft beffen forgfältlger ^fließe in furjcr Seit eine 5WenflC »ol^l untcrtticfcncr ^c^rer eraat^fen fann, bie ein gangeS 2anb balb mit guten Sd^ulen bebecten merben.

2>ie Semü^ungen \>ti gemeinen SefenS aOer Sänber foDten nun 5 barauf guerft gerietet fein, einer folcben Wufterfd^ule Don aOen Orten unb ßnben ^anbrei^ung gu tl^un, um jte balb gu ber gangev SSoIirommen« l^eit gu verhelfen , bagu {te in {td^ felbfl fc^on bie QueDen entl^filt. 3)enn il^re Einrichtung unb Anlage fofort in anberen Sänbern nac^al^men gu tDoUen unb {te felbft, bie baS erfte üoDftfinbige Seifpiel unb ^flangfc^ule lo ber guten ßrgiei^ung merben foll, inbeffen unter SRangel unb^inberniffen in il^rem f^ortfcl^ritt gur SSoDtommenl^eit aufhalten, bai ^eigt fo utel: oU ben @Qmen Dor ber Steife auöfden, um ^ernad^ Uniraut gu ernten.

6ine fol^e (Srgie^ungSanflalt ift nun nid^t mel^r blog eine ft^dne 3bee, fonbern geigt ftc^ mit fid^tbaren Semeifen ber Sbanlic^feit beffen, 15 »Q« Idngft geiDfinfd^t morben, in t^&tigen unb {td^tbaren Semeifen. ®e» mig eine (Srfd^einung unferer Seit, bie, obgmar Don gemeinen Sugen über« fe^en, iebem Derftdnbigen unb an bem SBol^I ber äRenfc^^eit t^eUnel^men* ben Sufc^auer üiel mic^tiger fein mug, a\& ba8 gidngenbe 3l\6itS auf bem iebergeit uerdnbeilidden @(^aupla^e ber großen äßelt, U)oburd^ baS 93efte 30 bed menfc^Uc^en ®efd^led^ts, mo nic^t gurftcfgefe^t, bod§ ni^t um ein ^aar breit meiter gebrad^t mirb.

S)er bffentUd^e 9hif unb Dornel^mli^ bie Dereinigte @timmen ge« miffen^after unb einfel^enber jfenner au8 Derfd^iebenen S&nbern merben bie Sefer biefer S^itung fc^on baS 2)effauifd^e (Sbucationdinftitut n (^^iläntl^ropin) a\» bai&ienige eingige (ennen gelehrt l^aben, »a« biefe aRerfmale ber 93ortreffIi(^feit an ftd^ trdgt, kooDon eine nid^t ber ge< ringften ift: bag eiS feiner (Sinrid^tung gemdg aDe il^m im anfange etma nod^ an^&ngenbe ^el^Ier natürlid^er SBeife Don felbft abnierfen mug. S)ie bamiber {td^ ^ie ober ba regenbe SlnfdÜe unb büstoeilen Sc^md^fc^riften so (bereu eine, ndmlid^ bie SRangeUborfifc^e, neuerlich Don $enn 93afe* boio mit ber eigentl^ümlic^en äBflrbe ber Sted^tfd^affenl^eit beanttoortet un)rben) finb fo gemö^nlidje ©riffe ber Slabelfuc^t unb bed {td^ auf feinem 3Rifte Dert^eibigenben alten ^erfommenS, ba^ eine rul^ige ©leid^gülttg« U\t biefer 9irt £eute, bie auf aUeS, xoaS ftd^ atö gut unb ebel anlftnbigt, ss iebergeit ]^dmif(^e Stiele "loerfen, Dielmel^r einigen SSerbac^t megen ber äßittelmdgigfeit biefeiS fid^ er^ebenben ®uten erregen m&^te.

$[uff&^e, bod ^^tlant^ropin betreffenlr. 451

ffilefem ^npltutc nun , m\6)ti bct aWcnfc^l^cit unb alfo Icr Sl^ciU nel^mung iebeiS SBeltbfirgerS gemibmet ift, einige $ulfe gu leiften (meiere einzeln nur Hein, aber bur(i^ bie SRenge mid)tig nerben fann) mirb ie^t bte (Selegettl^eit bargeboten. äBoIlte man feine SrftnbungiSfraft anftren-

5 gen , um eine ©elegenl^eit gu erbenfen , loo burdd einen geringen Seitrag \iai grogtmoglid^e, bauerl^aftefte unb allgemeine ®ute be[5rbert merben fönnte, fo mügte bo(!^ biej|enige fein, ba ber @ame beiS ®uten felbft, bamit er ftd^ mit ber ^t\\ verbreite unb Deremige, gepßegt unb unterl^al* ten merben fann.

10 S)iefen SSegriffen unb ber guten SReinung gufolge, bie loir un8 Don ber 2i^^ mol^I benfenber ^erfonen unfereS gemeinen SBefend mad)en, be« giel^en mir un8 auf baiS 21fte @tud biefer geleierten unb politifc^en S^i» tung jufammt ber 93eilage unb feigen einer gal^Ireidjen Pränumeration entgegen: oon allen Ferren beiS geiftlid^en unb Sd^ulftanbed, Don @Itern

15 uberl)au{)t, benen, maö ju befferer 93ilbung i^rer jfiuber bient, nid^t gleich« gültig fein fann, ja felbft Don benen, bie, ob ftegleid^nid^t j^inberl^aben, bod^ e^ebem ald j(inber Srgiel^ung genoffen unb eben barum bie SSerbinb» Ui^^feit ertennen merben, mo nid^t gur ä^erme^rung, bod^ menigftenS gur 93ilbung ber ^enfd^en baiS irrige beigutragen.

20 9(uf biefe Don bem 2)effauifc^en Sbucationdinftitut l^erauSfommenbe SRonatdfd^rift unter bem Sitel ^Abagogifc^e Unterl^anblungen mirb nun bie Pränumeration mit 2 SÜtl^Ir. 10 gr. unferS ©elbeö ange» nommen. $lber ba megen ber no(^ ni(f)t gu beftimmenben Sogenga^I am (Snbe beS ^(AjXt^ einiger 9lad^fdbug Derlangt merben fönnte, fo mürbe ti

25 Dielleid^t am beften fein (bod^ mirb biefed iebermannd ä3eUebeu an^eim geftellt), ber 93ef5rberung biefeS äSerfö einen S)ufaten Pränumeration^« meife gu mibmen, mo aldbann {ebem, ber ed oerlangen mürbe, ber äber> fc^ug richtig gurüctbegal^lt merben foD. 3)enn gebac^ted ^nfiitut mad^t ftdb bie Hoffnung: ba^ ed Diele ebelbenfenbe $erfonen in aOen Säubern

30 gebe, bie eine folc^e ®elegenl)eit midig ergreifen mürben, um bei biefer SSeranlaffung über ba8 ^ränumerationSquantum noc^ ein freimilligeS fleineS ©efc^enf, atö einen ^Beitrag gur Unterftü^ung bed feiner 93oIl' fommenl^eit na^en, aber burd^ ben ermatteten 93eiftanb nid^t bei Seiten fortgel^olfenen S^^ftitutiS, l^ingu gu fügen. S)enn ba, mie ^err D. 6. 9%.

35 Süf^ing (mödjentl. giatfer. S. 1776. ©tütf 16) fagt, bie Regierungen {ewiger 3^it gu ^d^ulDerbefferungen fein ®elb gu l^aben fd^einen, fo mirb ed bod^ enblic^, mofern fold^e nid^t gar ungefd^el^en bleiben foH, auf be*

29*

452 KttffAt^e, bod ^^ilantttotrfn beireffenb.

mittelte $r{))at))erfonen anfontmen, biefe fo loi^tige oDgemeine 8ngele« gen^ett burd^ grogmfitl^igen Seitrag felbfi ^u befirbem.

2)ie ^ftnumeration i^iefiged Drtd mirb bei {)emt ^of . Jtant in ben Sor- mittagdflunben Don 10 bid 9ta(bmittag gegen 1 Vi^x unb in ber $anterf<^en Sudb- banblung )u aBer Seit gegen ^r&numerationdfd^ein abgegeben.

Anmerkungen.

cßnitDUti itnb 'gCnRünbigung eines ^olTegti bei

p(t)|)f($en ^eogrop^ie.

Herausgeber: Paul GedaD.

EinleitaDg.

Die Schrift diente als Einladung zu Kants Vorlesungen. Ihre Datirung auf das Jahr 1757, wie sie Borowski giebt,^) ist sichergestellt durch den zuerst von £. Amoldt mitgetheilten Censurvermerk:*) den 13. April 1757. M. Immanuel Kants (Snttourf unb ^nffmbigung etned 6ot(egii ber $bt)fifcf}en ©eograp^ie.

Ein Originaldruck der Schrift war den Herausgebern der s&mmtlicfaen Werke nicht zugänglich, die Ausgabe verdankt einen solchen dem Paulus-Museum ih Worms. Die Yergleichung ergab, dass in dem ersteü Neudruck der Schrift,*) auf welchen alle späteren sich stützten, Auslassungen vorgenommen worden sind. Es fehlt die Colleganzeige (oben 9ao~10ii) und die Überschrift zu der furzen Se* trac^tung (oben 10i3-i5). Die Colleganzeige bringt eine neue Bestätigung^) dafür, dass das Colleg über Physische Geographie im Sommersero ester 1757 gelesen wurde und ergänzt ausserdem das Yerzeichniss der uns bekannt gewordenen Vorlesungen Kants.*)

Drucke: Tl. Srnmonuel S^ani^ (Snttourf unb ^nfünbiguug eineS 6o0egU ber pt)^flfd)en ©eogrop^ie, nebft bem ^n^ange einer furzen iBetrod^tung über bie groge: ob bie SBeftminbe in unfern ®egenben borum feucht fe^n, metl f!e über ein groffe« ÜReer [treiben.

') Darstellung des Lebens und Characters Immanuel Kant's von L. £. Bo- rowski, 1804, S. 56.

*) Act. Fac. Philos. Tom. V p. 252. Vgl. £. Amoldt, Kritische Excurse im Gebiete der Kantforschung, 1894, S. 285.

') Sammlung einiger bisher unbekannt gebliebenen kleinen Schriften von Immanuel Kant Zweite sehr vermehrte Auflage 1807 (Nicolovius), S. 336—350.

^) In den Act. Fac. Phil. a. a. 0. findet sich unter dem 13. April die An- zeige des Collegs über Physische Geographie.

») Vgl. E. Arnoldt a, a. 0. S. 525/6.

456 Snttourf tuib tinffinbigung eined Sonegit bct p^^flf^m flleograp^ie.

Am Ende der Schrift steht unter der Schlussliaie: Mnigdberg, gebnidft bc9 3. 9' S)rtefl, Adnifil. ^reufi. pHoU. 8ud)brutfer.

Ein Neudruck ist zu Lebzeiten Kants nicht erfolgt

Sachliche ErUatemngeii«

4 14 eorcniud] Vgl. E. lu I 4449.

4 14 9u{fon] Vgl. Histoire naturelle g^n^rale et particuliere, 1749 ff.. Bd. L

4i5 8ulof0] Vgl. E. zu 1 4449.

4 17 Steifen] » Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande*, Amsterdam, 1747—74. 21 Bde.

417.18 ®öttinflif(!6e ~ Reifen] ^Sammlung neuer und merkwürdiger Reisen zu Wasser und zu Lande.* Gottingen, 1750—57. 11 Theile.

4 18 bod ^amburgifd^e SOVaga^in] »Das Hamburgische Magazin oder Ge- sammelte Schriften aus der Natur, Vorsehung und gesammten Wissenschaften." Hamburg, 1748—63. 26 Bände.

4 18 Seipiiger ^Dloga^in] „Allgemeines Magazin der Natur, Kunst u. Wissen- schaften.'' Leipzig, 1753—61. 12 Bände.

85 SinnAud] Die Hypothese Linne's wird in § 77 der Rink'schen Ausgabe der Physischen Geographie dargestellt: ®ott bobe, ha bie gan^e (Erbe anfAngIi(!b mit SReer bebecft mar, eine einjige Snfel, bie flc^ in ein Oebirge erl^ob, unter ben Äquator gefegt, barauf ober aUe oerf^iebene 8rten oon Sbteren unb ^flanjen na4 bet 8erf(!^iebenbett ber SSArme unb Mlit, bie ben t>erf(!biebenen ^dben gemdg mar, b^^^ufgefe^t. S)iefe Snfel fyiht iAbtli(!b bur(!b bod tJinfpfilen ber ©ce neucd 8anb gemonnen, unb fo fei aüed fefte 8anb in ber golge Dieler Sa^r^unberte bur4 ben 9lnn)Q(!bd beö SReered entflonben.

829 SBoobmarb] John W., geb. 1665 in Derbyshire, gest 1728 in Gresham College. Von seinen geographisch-geologischen Werken seien erwähnt; .An essay towards a natural history of the earth' (London 1695 S 1702 >, 1723', 1726^; lateinische Übersetzung bei Scheuchzer, Historia Telluris); »Specimen Geographiae Physicae*' (Zürich 1704); „An attempt towards a natural history of the fossils of England** (London 1728—29). Woodward glaubte, bie Sfinb« flut f^abt olle aRatede ber Srbe, aRetaÜe, Steine, Srbe u. f. m. oufgeUft, biefe ober bAtte f!(^ no^ unb na6) gefenft, boraud »Aren bie Srbf^i^ten entfianben, bie Diele Körper frember ^rt in ficb f^Iiegen. (Rinks Ausgabe der Phys. Geo- graphie.)

829 Surnet] Thomas B., geb. um 1635 in Croft, gest 1715 in Charterhouse. Er veröffentlichte seine Theorie unter dem Titel »Telluris theoria sacra, orbis nostri originem et mutationes generales, quas aut jam subiit aut olim subiturus est, com- plectens'. (2 Bände 1681: de Diluyio et Paradiso ; Bd. 3 u. 4 1689: de con- flagratione mundi et de futuro rerum statu.) Der erste Theil seines Werkes ist eine Geologie neptunistischen Charakters, entbehrt jedoch wissenschaftlicher Be*

Leaarten. Orthographie, Interpunetion und Sprache. 457

grnndong und fand daher Yon mehreren Seiten lebhaften Widerspruch. In einem zweiten Werke, «Archaeologiae Philosophicae sive doctrina antiqua de rerum originibus*' (1693), versuchte B. seine Theorie weiter auszubauen.

fB^tflon] Vgl. E. SU I 465 u. Die geologischen Veränderungen be- trachtete W. als Einwirkungen Ton Kometen, die Erde war nach seiner Meinung im Anfange selbst ein Komet (Rinks Ausgabe der Phys. Geographie § 77.)

829 Sdbni)] Die Yon Kant berührte Hypothese findet sich in der Schrift »Protogaea*. Diese entstand 1691 als Ergebniss der Studien Leibnizens über den Bergbau im Harz. Die Leipziger „Acta eruditorum* yeröifentlichten 1693 nur einen Abriss der Schrift, das ganze Werk wurde erst 1749 aus dem Nach- lasse des Philosophen von Christian Ludwig Scheid herausgegeben, und zwar unter dem Titel:' .Protogaea sive de prima facie telluris et antiquissimae histo- riae vestigüs in ipsis naturae monumentis dissertatio*'. Nach Leibnizens Ansicht folgte auf eine plutonische Urbildung der Erde eine neptunische Umbildung.

829 SBuffon] B. meinte, die Strömungen des die ganze Erde bedeckenden Urmeeres hätten die Unebenheiten und Gebirge bewirkt, das Meer hätte sich nach und nach zurückgesogen und die Höhen trocken gelassen. (Rinks Ausgabe der Phys. Geographie § 77.)

10» aRudf^enbroef] VgL E. zu I 118», E. zu 149323.

Uli Stolbt] Peter K., richtiger Kolb (1675—1726). Hauptwerk: Caput Bonae Spei Hodiemum. Das ist Vollständige Beschreibung des Africanischen Vorgebirges der Guten Hofnung, 1719, abgekürzte Ausgabe 1745.

Lesarten.

52S (Sirfni^er] (Sjimitier || 9u in] Frey um, auf? Nicolovius

Paul Gedan.

Orthographie, Interpanetioii und Spraehe.

Vorbemerkung. Die vier kleinen Schriften, welche den II. Band ein- leiten, sind sich zwar zeitlich benachbart und zum Tbeil aus demselben Verlage hervorgegangen; trotzdem ist eine zusammenfassende Behandlung ihrer sprach- lichen Erscheinungen nicht zweckmässig. Zwar fehlt es nicht an gemeinsamen Eigenthümlichkeiten, doch lassen sich solche auch in Drucken verschiedener Jahrzehnte nachweisen, ohne dass wir darum zu einer Zusammenstellung schreiten müssten, und ihre Unterschiede sind zahlreich genug und erklären sich rielfach aus dem verschiedenartigen Inhalt.

Qrthofraphle« Der Vocalismus in Sntmurf unb tCnfünbigung eined (SoUegii ber pt^^fifc^en (Beogropt^ie weist mehrmals e statt A auf: ermeget, netn« Ii(^, anbertpertd; ee in Sd^meere; sehr häufig ep: Senfble^, ^te^^eit, SD^e^nung

458 Cnttoutf uitb tCnffinbiüutig eined GoflegU lex p^^fif^en fllebgro^^ie.

(auch aReinung), aioe^, ame^ter, be^be, bre^fadb» bc^, aUnltt^, feuerft^e^mb, fep, fe^n (Verb.); dazu a\) in 8^0^. Gonsonanten. Dehnnngs-]^ fehlt in Dor» nemt((!^, ^öte; es stört in ^ttx^öfjimt, Sßkberbo^Iung, oerlol^n. Dasu kommt t^: 9ltbntofp]^Are, @4i{fart]^, SRonat^e. Der stimmlose Chittural erscheint als c in Klimata trots griechischer Abkunft, sehr h&ufig als cf im Auslaut und Tor t: $]^9H(fr So0i(t, WlHapffißd u. a., @truAur, $robu<Itei (SonredTtton. Ferner stört die Schreibung des scharfen f- Lautes: ff nach langen Vocalen in groffed, flteffen, beitfe, auffer imd vielen anderen, 6 im Auslaut, so' (Srbfreig, 6ewei6t^ikmer.'I>ie •Verbindimg qu tritt öfter auf: OmHc, liqoator, bfqt>fm. Das Verhältniss von einfacher und Doppelconsonanz ist nicht durchweg dasselbe -wie in der neueren Orthographie: fan (immer), 3((if^ofe, Segrif, ^ofnung; ^flegerinnr morinn^ barinn, innt&nbif4, WorrAfien, unterlnbif^. Anfangsbuchstaben. Adjective, die zusammen mit Substantiven fest gewordene geographische Benennungen bil- den, haben mehrfach die Minuskel. Andererseits tritt zuweilen der Grossbach- stabe ohne Berechtigung auf: i^ugelförmioftt; Seflttt^en . . . Dfltt^^n . . . Oegenb; auch nach Semikolon u.a. Wortverbindung war herzustellen in fo roo^U ob g(ei(^, Soged SAnge, 3<ifl^ S^^t^n. Eigennamen bedurften mehrfach der Änderung: 9J2ufc^enbroe(f, Slfopulfo, Seibni^.

Interpnnotion. Komma fehlt häufig an Satzgrenzen, zuweilen zwischen gleichartigen Satztheilen, sonst selten (bei der Apposition, dem Infinitiv mit um in, vor ober, bo((). Oberflüssig gesetzt ist es nicht oft: vor Satzgliedern, die durch unb angefügt sind, und zur Abgrenzung adverbialer Bestimmungen. - Nur vereinzelt steht Semikolon, wo wir Komma, Komma, auch Punkt, wo wir Semikolon erwarten.

Sprache. Laute. Der Umlaut fehlt. nur einmal in abbangeit. Ab- leitungssilben ermangeln hie und da der Synkope: gröffeften, gehörete (Imperf.), erbötet, gefolget, obgeformeten. Entsprechende Beispiele für das e der Flexions- silbe in der 3. Pers. Sing. Präs. sind wegen des häufigen Vorkommens dieser Form zahlreicher: ermArmet, nennet, {cremet; feblet; fübret. geboret; fcbret bet, bat* leget, ermeget, lieget; ftebet, mebet, ftretc^et, f äffet. Stimmhafte und stimmlose Verschlusslaute, Spiranten, Resonanten und Liquiden, sind gleichmässig vertreten; neben schwachen Verben finden sich starke. -^ Urfacb tritt wie gewöhnlich nur vereinzelt auf. Gleichfalls 1 mal steht ©iebenbeö. Die Flexion bietet fe^n «» fliib 3 mal, es feien 4 mal, die Wortbildung der Adverbien je 1 mal barinnen (sonst barinn), fonften. Syntax. Der Dat. Plur. des Artikels heisst 4 mal öenen. uor mit Acc. steht, wie zu erwarten, noch, wo Drucke der Spätzeit für haben.

Ewald Frey.

* *.

Herausgeber: Kurd Lasswitz.

Einleltang.

Die vom 1. AprÜ 1758 datirte Abhandlung wurde von Kant der Ankündigung seiner Vorlesungen für das betreffende Sommerhalbjahr beigegeben. Das Original hat 8 Seiten in Quart. In den Akten der Facultät (1758, Tom. V S. 279) findet sich die Eintragung: Gensurae Decani scripta sequentia sunt exhibita: d. 31. Mart. M. Kant 0^euer ^egrtf her Seinegung unb Utüt^e, unb ber bamit oertnüpften gol« gerungen.

Die Schrift ist ein interessantes Zeichen, wie frühzeitig einige Grund- gedanken der 3J{etQp^t)f!fd)en ^Cnfang^grAnbe ber 9taturtDiffenf(^aft von Kant ausgebildet wurden.

Drnoke: 1. ^. Smmdnttel j^antd fflemx ße^rbegriff ber Bewegung unb Otu^e, unb ber bamit nerfußpften Folgerungen in ben erften @rflnben ber Statur* »iffenfc^aft. moburd) jugleid) feine S^orlefungen in biefem falben Sabre ongeffinbigt werben. S)en Iften ttpril 1758. Itdnigdberg, gebnitft bei) ^o^onn griebric^ trieft.

2. Sammlung einiger bi^b^i^ unbefaiint gebliebener fletiier ©diriften Don Immanuel ^ant. {^erauiSgegeben non griebrid^ ^^eobor fRmt ^önigeberg, 1800. S. 7—23.

3. Smmauuel Äant'« öermifc^te ©c^riften. Äönigöberg 1807. Bd. IV S. 7—23.

Sachliche ErUuterangen.

163 (Sattel] Descartes im Anfang der Meditationes de prima philosophia (1641) und der Principia philosopbiae (1644).

1712 iBrablei)] S. I 23l3Sff. und sachl. Erl. dazu.

20ij^-20. Die Stelle ist von hervorragender Wichtigkeit, weil sie Kants damalige Stellung zum Begriff der Femkraft klarlegt, in der er nur den Aus- druck eines Gesetzes, nicht eine Eigenschaft der Materie sieht.

223 Seibniaend] S. Erl. zu I 873.

460 SRener 8e^rbegriff ber f&ttotqunq unb Stnl^.

Lesarten.

1616 <Begenfiönbfn] ®efienfhtnbeii || 17» einer] einen || 19» umgebenben]

Lasflwitz umgebenen || 19i9 beit] Schubert bem || 2134 ber] ben || 23i7 boD-

fontmen] Hartenstein DoHlommene || 25i.s Mje^en] Lasswits »erfe^ten || 25u

gtöger] großer, grögered? Hartenstein. ||

Knrd Lasswitx.

Orthographie^ Interpanetioii und Sprache.

(Mhognphle. Yocale. Zu den Schreibungen nemli(^, ©^roeere und den Beispielen für e^ vgl. die vorangehende Schrift »teber = gegen überwiegt; das die Dehnung bezeichnende e fehlt selten. Consonanten. Dehnungs-bi d, Consonanten Verdoppelung und -Vereinfachung sind ähnlich wie in (SntDutf unb Snfünbigung behandelt Als Besonderheiten fallen auf: die Verwendung von f, X. B. jDbjeft, @efunbe, refpeftioe, von i nach kurzen Yocalen, so in Sluged, Ser^dltnifte, geroigen, bagelbe. Im Auslaut wird § mehrfach durch 0 vertreten: ba^ (Conjunction), meid; vor Consonanten durch f: müfle. Neben bartnn er- scheinen morin, barin; neben trift Segriff. Anfangsbuchstaben. Un- gewöhnliche kleine bezw. grosse Buchstaben treten zuweilen auf, wohl theOs durch Druckfehler hervorgerufen: tl^ot (Subst.), S)enfen (Verb.), ^otemifi!^ (Adv.). An andere Drucke aber erinnern nic^td förperli^em, 9e3iebungtoetfe; ebenso die Schreibungen der Eigennamen SBolf, Seibni^.

InterpnnetloB. Zum Fehlen des Kommas vgl. wieder die vorangehende Abhandlung, auch zu seiner Setzung vor unb sowie bei adverbialen Bestimmungen. Manchmal bezeichnet es rein rhetorisch eine Pause, indem es die Glieder eines Satzes in zwei Gruppen trennt Kolon fehlt manchmal; Punkt steht zuweilen, wo Fragezeichen erwartet wird.

Spraehe. Laute, aldbenn und je 1 mal börfen, mfirfte (sonst mtrfen) bieten die einzigen Stammsilbenvocale, die nicht geduldet wurden. Zum Capitel der Ableitungssilben liefern wieder die Verben Material: rul^ete (Ind. Imp.), erbeClete, oufbdreten (Conj. Imp.); gere^tfertiget beneftiget, aurütfgeleget, bemerfet, beftimmet (Part Perf.), entfernetere. Doch sind beim Part auch die synkopirten Formen häufig. Von Adverbien ist allein Dorbero zu nennen. Für Flexionsvocale kommen in Betracht: @efe^e, ferne und die Verbalformen feblet, mAl^ret, erfidret, obftrol^iret, bienet. rubet, Riebet, augeftel^et, fielet, treibet, doch überwiegt Synkope. Flexion, fe^n steht 3 mal für finb. Wort- bildung, je^o findet sich an 2 Stellen. Syntax. 23» ist das Adjeetiv nach einem Pronomen stark flectirt: ein iegli^ft meiner ^6rper. not m. Acc steht stets statt ffir. Je 1 mal finden wir benn &= bann, mann tottm. fSer* bältnig ist 3 mal als Femin. belegt

Ewald Frey.

'^exM einiger 'SSefrac^fitngen u6er ben

©pfimismMs.

Herausgeber: Kurd Lasswitz.

EiDleitimg.

Die Schrift diente als Einladung zu Kants Vorlesungen für das Winter- halbjahr 1759/60. Die Wahl des Themas steht in Zusammenhang mit dem Streit über den Optimismus und die beste der Welten, welcher besonders leb- haft geworden war durch die yon der Berliner Akademie (1763) für das Jahr 1755 gestellte Preisaufgabe, „On demande l'examen du Systeme de Pope, contenu dans la proposition: Tout est bien.* Schon die Stellung der Aufgabe, yor- nehmlich aber die Ertheilung des Preises an die Abhandlung von A. F. Reinhard (s. E. 31 29) hatte yielfache Gegenschriften, unter andern auch yon Hendelssohn, Lessing, Waser und Wieland heryorgerufen (A. Harnack, Gesch. d. k. pr. Akademie d. Wiss. I, 404 ff.). Zu diesen Schriften kamen im October des Jahres 1759 drei Schriften hinzu, yon denen zwei Daniel Weymann, eine Kant zum Verfasser hatten. Am 6. October habilitirte sich Weymann ') in Königsberg mit einer Disser- tation: „De mundo non optimo*. Am 5. October reichte Kant seine Schrift der Gensur ein, sie erschien mit dem Datum S)en 7. Dctober. Darauf yerfasste Weymann eine neue Schrift: .Beantwortung des Versuchs Einiger Betrachtungen über den Optimismus", welche am 13. October der Gensurbehörde yorlag und unter dem 14. October erschien, Verleger war in allen Fällen J. F. Driest in Königsberg.

Titel und Inhalt der zuletzt genannten Schrift zeigen deutlich, dass Wey- mann in Kants Schrift einen Angriff auf seine Dissertation erblicken zu müssen glaubte. Seine Ansicht stimmt aber nicht mit dem thatsächlichen Verlauf überein,

') Weymann wurde im Jahre 1732 in Brieg geboren und starb in Königs- berg im Jahre 1795 Vgl. Möller, Geschichte des altstädtischen Gymnasiums zu Königsberg. Theil H Abschn. 2 S. 11. Königsberg 1849.

462 Oerfud^ einiger 9dr(i<!^tungen über ben DpHmtdmiid.

wie Kant ihn in einem ungedruckten Brief ') an Lindner Tom 28. Oct. 1759 *) schildert: tdl^ier geigte fid^ neulid^ ein Metecrum auf betn ocabemifdjen ^ort^nt ^tx M* Weymann fuc^te bur<!^ eine 3iemlt(!^ unorbentlid^ unb nni>erf}&nbli4 se« f^riebene dh/eriation mieber ben OptimUmus feinen erflen Suftritt auf biefem Spater, welii^eiS ebenfo wo^t ald bad ^ilferbingf^e*) Harlequins fytt, solenne ju mai!^en. 3(^ Wuq i^nt wegen feiner befannten Unbefd^eibenl^it ob i^m ^ opponinn, aber in einem propammate, meld^eiS id^ ben Sag na(!^ feiner dufertat: austeilen lie^,

bert^eibigte ic^ fflr^lic^ ben optimitmut gegen Cmßus, o^ne an We^mann ju benfen. ©eine (Stalle mar gteic^wo^I aufgebrad;t. Soig^nben @onntag fam ein IBogen ooii i^m ^erand, barinn er fic^ g^gen meine oermeinten Angriffe Dert^ibtgte

Dotier Unbef^eiben^eiteit, Ql^erbre^ungen u. b. g. S)ad Urtbeil bed PubUd unb bie fl^tbare UnauftAnbigfeit, ftd^ mit einem Cydopen auf tfaufif^i&ge ein^ulolen, unb Aberbanpt bie SRettuitg eined 93ogend, ber t^ieflei^t, »enn feine 9)ert^ibtgung ^erouiSfouimt, fc^on unter bie t^ergegene 2)inge gehört, geboten mir auf bie an« ftditbigfte 9(rt, bad ifl burc!^ fc^toeigen, au antworten, ^ad finb unfere groge wringe, wovon wir fleinen (Keifter und wunbern, bag braugen niii^t me^r baoon gefproc^en wirb. Die Briefstelle giebt zugleich den Grund an, weshalb bei Wey- mann jene irrthümlicbe Auffassung entstehen konnte. Kant setzte sich in seiner Schrift mit ('rusius auseinander, an welchen sich Weymann eng anschloss; da- her er die gegen jenen gerichteten Angriffe auf sich selbst beziehen konute.

Drucke: 1. ^erfuc^ einiger S3etrd(^tungen über ben Dptimidmud non M. 3mmauue( llant, wobur(^ er a"gt^i<^ f^in^ ^orlefungen auf bad beoorftel^enbe S^^t auffiubigt. 2)en 7. October, 1759. jtönigdberg, gebrudt be^ Sodann griebric^ 2)rteft.

2. 3inmanuel 5^ant'd nermifc^te ©c^riften. J^önigSberg 1807. Bd. IV S. 351 bis 361.

Sachliche Erlftoterongren.

31ss dtein^arb] Adolf Friedrich Reinhard (1728—1783) studirte Jura und Theologie, schliesslich wurde er Assessor am Reichskammergericht zu Wetzlar. Die Preisschrift wurde mit anderen zur Bewerbung eingetroffenen Arbeiten ge- druckt unter dem Titel: „Dissertation qui a remporte le prix propose par PAca- demie royale des sciences et heiles lettres de Prusse sur Poptimisme.* Berlin 1755. Vgl. zu Kants Citat a. a. 0. S. 32. R. war ein Anhänger von Grusius.

3219 (S^egner bed Dptimiömud] Vgl. Crusius, Entwurf der nothwendigen Vernunftwahrheiten. 2te Aufl. 1753 §386.

3320 SBenn fic^ jemanb] Grusius a. a. 0. § 388.

Paul Menzer.

*) Von B. Groethuysen der Ausgabe mitgetheilt.

») Vgl. X 22, 23.

'} Ililferding, von Geburt Italiener, war Schauspielunteruehmer und spielte in Königsberg in den Jahren 1740 und 1742/3. Vgl. A. Hagen, Geschichte des Theaters in Preussen. Neue Preuss. Prov. Blätter X S. 423 ff. 1850.

Orthographie, Interpunction und Sprache. 463

Lesarten.

319 mfi^te] Hartenstein nififfe || dli2 merbeii] nfirben? Rosenkranz || 3 He

föntiten] Hartenstein fonttten || 34 3d aUetn] allen? Rosenkranz. Aber vgl. 35?

Quem (Bef^Opfe. ||

Kurd Lasswitz.

Orthographie^ Interpunetton und Sprache.

Orthographie. Der Yocalismus bietet keine bemerkenswerthen Unter- schiede von dem des vorher besprochenen Druckes, dgl. der Gonsonantis- mus, nur dass ff nach langen Vocalen öfter belegt ist: gri^ffered, und Verein- fachung des ff mehrmals beliebt wird: Srefitcbfett, rrdfnen, bewafnet (doch Segriff). Beides erinnert an die erste Abhandlung des Bandes. Anfangsbuchstaben. Substantivirte Adjective haben oft die Minuskel: bod hefte, etmad pontiUeiS. Das erste Wort nach einem Kolon hat öfter einen grossen Anfangsbuchstaben, auch wenn es keine directe Rede einleitet; ebenso nach Semikolon. Die Schreibungen (BDS^, @Dtt wurden im Neudruck nicht beibehalten. Zur Interponotion Tgl. die vorigen Drucke.

Sprache. Laute. Je t mal stehen aldbetiti. »firfltc^ (sonst loirfltc^), Unter- fc^eib (1 mal Unterfc^ieb). Die Superlativformen grOfiefte und gröfte sind gleich stark vertreten. Einer Synkope der Ableitungssilbe ermangelt nur n>A^(ete. Häufiger sind entsprechende Belege der 3. Pers. Sing. Pr&s.: beftimmet, ge> jiemet, bebienet, fd^etnet, erneuet, irret, aufhöret, nörgelet, benfet. Doch ist auch hier der Yocal meist geschwunden. 2 mal steht ferne. Die Flexionsform fe^n = finb tritt 1 mal, die Wortbildung ntemalen 2 mal (neben memold) auf. Syntax. Zu t)or = ffir vgl. die beiden ersten Drucke, benn ist 1 mal zeitlich gebraucht.

Ewald Frey.

^ebanßen Bei bm früfseitigen '^6fe6en bes iberm gofann "^mbti^ von ^wä.

Herausgeber: Paul Mens er.

EinleitiiBg.

Ober die Veranlassung der Schrift giebt ihr Inhalt hinreichenden Auf- schluss. Sie wurde am 4. Juni 1760 dem Decan der philosophischen Facultät zur Gensur vorgelegt (Act Facult. Phil. Tom. V p. 338).

In letzter Stunde konnte ein Originaldruck aus dem Besiti des Kurländisehen Provinzial-Museums in Mitau^ für die Ausgabe benutzt werden.

Die Schrift umfasst 8 Seiten in Quart Unter Kants Namensunterschriit auf dem Titelblatt findet sich eine Zierleiste von Totenschädeln und unter dieser die Verlagsangabe: Königsberg, gedruckt bey Johann Friedrich Driest Ein Neu> druck erschien in Fr. Th. Rink „Sammlung einiger bisher unbekannt gebliebener kleiner Schriften von Immanuel Kant*, Königsberg 1800 (S. 24—33).

Sachliche ErlinternngeiL

39 si Vgl. T. Lucreti Gari, De rerum natura ed. Brieger, Leipzig 1899, V. 223 f.

4034 ^aQer] Vgl. »Unvollkommenes Gedicht über die Ewigkeit* v. 14—16.

42 13 Vgl. Pope, .Versuch vom Menschen*, aus dem Englischen übersetzt von B. H. Brokes, 1740 S. 11.

4317.18 iftiigem ^rm SBniber] Wilhelm Ernst v. F. (1739—1794).

43» Xi^U] Johann Gottfried T. (1704—1772), seit 1729 Professor der Physik in Königsberg.

4336 Sun!] Johann Daniel F. (Funck) 1721-1764, vom Jahre 1749 ab Lehrer der Rechtsgelehrsamkeit in Königsberg, 1763 Griminalrath. Vgl. Pisanski, Preussische Litteraturgeschichte, 1876, S. 602.

0 Den Hinweis verdankt der Herausgeber A. Warda.

Leaarten, Orthographie, Interpimetion und Sprache. 465

Lesarten.

447 iät] di II

Paul Menzer.

Orthographie, Interpmietioii und Sprache.

Orthographie. Yocale. Es finden sich ^aa^ und h&ofig feelifl, QSIfld- feeligfrit. e^ ist wie in den andern Drucken gebraucht Neben wieberfd^rt u. &. steht ftubierrn. Gonsonanten. Angeführt seien: gebobme Dornetnlit^; SCcabemie. (Sat^ebralfirc^e Sefonud; (Sl^oracfter; befligen (eiffm, auffer u. a., ba6 (Pron.); 9{dt^el; f^ofnungöooll, ontrift entioerffen, ab^uniffm. Mit grossen Anfangsbuchstaben beginnen mehrfach Adjective, obwohl sie ihre eigentliche grammatische Bedeutung bewahrt haben: Kblic^en; mit kleinen andere, die sub- stantiyirt sind: biefer glfl^eelige, ind innerfte.

InterpnBetloD. Komma vermissen wir h&ufig an Satzgrenzen, besonders vor eingeschobenen S&tzen, weniger hinter ihnen; auch vor Infinitiven mit um ^u und bei Appositionen. Dagegen stört es mehrfach bei adverbialen Bestimmungen, vor unb sowie als Bezeichnung von Pausen im Satze; vgl. Steuer ^(^rbegriff b. Seweg. u. 8lube. Der Punkt steht zuweilen, obwohl die vorangehenden Sätze Frage- oder Ausrufungszeichen verlangen.

Spraehe. Laute. Je Imal belegt sind oud^ubruden; aUbenn, wfirfte,

rofirflicQ. Das e der Ableitungssilben ist h&ufig erhalten: gröffeften (l mal neben

gr5|te); fü^rete, mo^nde, brodele (Ind. Imp.); auvOdgeffif^ret, gefteOet, gefrönet,

gelanget u. a.; ebenso das e der 3. Pers. Sing. Pr&s.: f feinet, bemetnet, fennet,

erfüllet, tbeilet, fft^ret, nerlieret, dugefte^et, geltet, titoaä^, ennftget n. a.; Imal

findet sich unorganisches e: entflöge. Vgl. noch ferne; auffobert. Zur

Wortbildung vgl. niemalen (Imal); zur Syntax die mehrfach belegte

schwache Flexion des Adjectivs nach Pr&pos. ohne Artikel: mit longfamen ^ritt,

femer einmaliges aUem biefen. Vereinzelt steht benenienigen, benen «» ben, mann

= menn (daneben das letztere), stets bor = für.

Ewald Frey.

«ABfi e«virtcK. «cifc n. 30

Pie idf^t $pi|flnbiflfteif ber mer

Herausgeber: Kurd Lasswitz.

Etnleitiiiig.

Ober Anlass und Abfassungszeit der Schrift sagt Kant in ihr selbst Fol- gendes: 34 tofirbe mir au fe^r fctmct^eln, wenn ic^ glaubte, ba^ bie Vrbeit oon

einigen ©tunben tiermftgenb fein werbe, ben Jtoloffen umaufifiraen SWeine

^fic^t ifl nur, ate^enfctaft au geben, weswegen i4 in bem logtf^en Vor- trage, in welkem t4 ntc^t aütß meiner (2linfi4t gem&g einrichten fann, fonbem manii^e^ bem ^errf^enben (S^ef^madC OefaUen t^un mug, in btefen SJ^aterien nur Iura fein werbe, um bie Btii, bie tdi babet gewinne, aut wirlti^en (Erweiterung nü(^li4er ü^infi^ten au oerwenben.'} Wir haben daher in der Schrift eine Ein- ladungsschrift Kants zu seinen Vorlesungen zu sehen. Diese Bestimmung muss für ihre Datirung massgebend sein. Das Yerzeichniss der Vorlesungen zeigt nun, dass Kant in jedem der für uns in Betracht kommenden Semester *) Logik las.*) Einen Terminus ad quem gewinnen wir aus Hamanns Gitat unserer Schrift in seinen »Fünf Hirtenbriefen das Schuldrama betreffend*'.^) Ober die Abfassungs- zeit dieser Briefe finden wir in Hamanns Brief an Lindner vom 27. October 1762 die Notiz: „Briefe das Schuldrama betreffend, habe ich angefangen,'^) und dann theilt er am 5. Januar 1763 Lindner mit, dass er an Nicolai die Hirtenbriefe überschickt habe. Das Gitat aus Kants Schrift findet sich in dem 4ten Brief, welchem Hamann das Datum „Den 17. des Wintermonats^ (November) gegeben hat. Vor diesem Tage also, frühestens aber vor dem 27. October, muss die Schrift

») Oben S. 57 18-26.

2) Es kann an die Semester 1761/2, 1762, 1762/3 gedacht werden. Vgl. B. Erdmann, Reflexionen zu Kants Kritik der reinen Vernunft, 1889, Vorwort, S. XVIL

») Vgl. Amoldt a. a. 0. S. 634 f.

*) Hamanns Schriften. Herausgegeben von Friedrich Roth. 1821 ff. Zweiter TheU S. 427. Das Gitat bezieht sich auf oben S. 49 lo.

»} A. a. 0. III S. 175 und 179.

Sachliche Erläutenmgen. Lesarten. 467

Kants in Hamanns Händen gewesen sein. Der Terminus a quo lässt sich mit einiger "Wahrscheinlichkeit auf folgende Weise gewinnen. Die Schrift wird erst im Catalog der Ostermesse 1763 aufgeführt ^ W&re sie schon zum Wintersemester 1761 oder Sommersemester 1762 erschienen, so muss auffallen, dass sie nicht im Mess- catalog der Octobermesse 1762 angezeigt wurde."} Erschien sie aber zu Beginn des Wintersemesters 1762/3, so ist ihr Fehlen im Catalog der Michaelismesse 1762 nicht weiter auffallend, da dieser am 7. October 1762 bereits in Berlin k&uflich zu haben war.') Kants Golleganzeige bei dem Decan fand am 1 1. October*) statt. Einige Tage früher wurden in der Regel die betreffenden Einladungs- schriften dem Decan zur Censur vorgelegt und erschienen dann sehr bald dar- auf. Bei dem geringen Umfang unserer Schrift konnte sie in kurzer Zeit ge- druckt werden und Hamann konnte sie bereits für seine Schrift benutzen.

So l&sst sich schliessen, dass die Schrift zu Beginn des Wintersemesters 1762/3 erschienen ist Diese Auffassung streitet nicht mit den vorhandenen Notiien und beseitigt die bei einer der früheren Datirungen bestehende Schwierig- keit, die verspätete Anzeige im Messcatalog zu erklären.

Drncke: 1. 2)ie falfc^e ©pit^finbigfeit ber x>ier f^Qogillif^en Siguren enotefen Don SR. Smmattuel Staut jtdnigdberg, be^ go^ann S^cob Aanter. 1762.

2. Frankfurt und Leipzig, 1797 (Nachdruck).

8. 3. Stani^ fömmtltdje fletne ©djriften. ifla^ ber 3^iifotge georbnet Mnigd- berg unb 8eipaig. 1797/8. Bd. II S. 113—144 (Nachdruck).

4. Smmanuel jeant'iS Dermlf^te ©Triften. ^aUe 1799 (Tieftrunk). Bd. I

S. 585-610.

Paul Menzer.

Sachliche Erlftnterungen.

5433 (Srufit 8ogtf] Vgl. E. zu I 393 19. Logik = Weg zur Gewissheit und Zuverlässigkeit d^r menschlichen Erkenntniss. Leipzig 1747.

5923 berfil^mteii (belehrten] Vgl. Georg Friedrich Meiers Versuch eines neuen Lehrgebäudes von den Seelen der Thiere. Halle 1749. Von der Vernunft der Thiere, S. 29 ff. Die Erzählung, auf welche Kant anspielt, wird von einer Kuh mitgetheilt

Lesarten.

475 finb] ff^n II 47u bog ed] Tieftrunk bafi || 484 aufäUtg] Tieftrunk not^menbig || 4832 bebiene icl}] bebiene || 50i8 ed] er? Lasswitz || 50as foQ;] foH,

') Ä. a. 0. S. 340.

*) Dass Kanter bei Besorgung der Anzeigen im Messcatalog nicht immer zuverlässig war, ergiebt sich allerdings aus X 118. Doch kann dieser in Bezug auf Kants grössere Schriften vereinzelte Fall natürlich nicht als Widerlegung der obigen Beweisführung betrachtet werden.

*) Berlinische Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen No. 120.

*) Act fac. Phil. V p. 405.

30*

468 ^\t folf^e 6pt|finbigfeit ber Dier f^Qogiflif^en gi(|iiren.

Der Sinn erfordert den Zosati: loo^I irbo4 Hnen Dtrmrngtnt (Wille, Kant- Stadien YIII, 336). Dann mosste es besser weiter heissen: biefer nftmlt^. Das biefer aber des Textes bezieht sich auf Zeile 20—24. Der ganze Satz bedürfte einer ümgestaltnng, ich habe mich daher damit begnügt, das Komma durch ein Semikolon zu ersetzen. || 5096 no<!^] nad) || 51i5 ©a^^e] Zus. Menzer; TgL Z. 18 II 51» fo] Zus. Lasswits || 53n gönn] Druckversehen anstatt gtgur || 54» ei^ l^ltene] Hartenstein entbaltene || 56» fo e«] Tieftrunk fo tf! || 57a8 fft^ren] ffibre II 588 fteinen] fletneren? Hartenstein || 60do(5rfeiiiitiufTe] (Srfrnntniffen wegen bem; Yielleicht auch ben Grfenntniffen || 61a unermeiditcbe] Tieftrunk itnoer- me^llci^e || 61 r einer] einem Rosenkranz. Tieftrunk hat Jenem. ||

Kurd Lasswitz.

OrUiogni^ey Interpimetion und Spnehe.

Von den drei Schriften, welche der Kantersche Verlag in den Jahren 1762 und 1768 der Öffentlichkeit übergab, gilt im Allgemeinen, was über das sprach- liche Verh&ltniss der Abhandlungen der ersten Gruppe in der Vorbemerkung zu den betr. Zusammenstellungen gesagt ist Auch sie werden daher am besten getrennt besprochen.

Ortlioirnipliie. Vocale. In S)te falfc^e @pi|finbigfett ber oier f^nogifUfc!^ Siguren erinnert an die genannte Gruppe das e in nemlitb« je^len, ermegen, das CQ in gte^beit, SRe^nutig, ^we^te, bre^, be^be, fe^, fr^n, das ie in wieberfprec^en.

Mehr Anstoss erregen die Consonanten. Zwar weicht der Gebrauch des dehnenden ( Yon dem unsrigen wenig ab: Dontemtid^ millffl^rltc!^; ebenso die Schreibung des harten Gutturals: @ubie!t (zuweilen ©ubfeä), $iAbifat; Subjecft, SogtdC (und 8ogtI). Aber die Verwendung des stimmlosen f stört Nach langen Vocalen ist ff die Regel: ^eiffen, f^lieffen, Sflffe u. s. w. (nicht aber nach kurzen |: Oe^eimniffe, geftbloffen) ; ebenso d vor Gonsonant und im Auslaut: meßbar, Sernunftf4lud, Qer^ültnid. Die dentale Affricata wird öfter durch | bezeichnet: fiont^, g&n^lic^, fiür^en ; Ygl. noch als Beispiel phonetischer Schreibung rügel^oft.

Auch die Gonsonantendehnung fehlt oder findet sich häufig gegen heutigen Brauch; bei Resonanten: fomt, Demimt, Slnagram; Jtentniffe, genant befant, fdnte, fan; seltener bei Liquiden: algemein, mtl; Srtbum. Wie gewöhnlich macht uns auch das f zu schaffen: StDti^tl, i&u^tn, megiuerffen; andrerseits SSegrif (selten Sefltiff). Anfangsbuchstaben. Substantivirte Adjective sind oft klein ge- druckt: bad, aUed oemünftige. Die Schreibung (BDtteiB erinnert an die Ab- handlung Aber ben Dptimidmud.

InterpimetloD» Komma fehlt oft an Satzgrenzen, zuweilen vor dem In- finitiv mit um ju. Cberflüssig gesetzt ist es meist nicht, ein Vorzug, den die beiden nächsten Kanterschen Drucke nicht theilen; doch steht es mehrfach, wo sich besser Kolon empfahl.

Spraehe. Laute. aUbenn ist fest, wie fast stets in diesen Jahrzehnten. 1 mal kommt Unterfc^eib vor. 2 mal fehlt der Umlaut: audgebnttft Das e der

Orthographie, Interponction und Sprache. 469

Yerbalen Ableitungssilben finden wir selten erhalten; im unflectirten Part Perf.: beja^etp nerndnet je 2 mal; im flectirten: entfernete 3 mal (daneben entfernten).

Die Kanzleiform nunme^ro ist nur 1 mal belegt Häufiger hält sich e in der Flexionssilbe: erteilet, nennet, erfennet, nerfte^et, fielet, beruhet, fitegeti ^ofc^et.

Einzelbelege sind anfa^e und das Adverb ferne. erfobem steht an 3 Stellen.

Die Flexion bietet nach altem Brauche fe^n = finb (9 mal), « feien (3 mal).

Wortbildung. 2 mal steht fonften neben fonfl. Syntax. Schwache Flexion des Adjectivs nach Präposition ohne Artikel erscheint nur 1 mal in uon erheblichen ^hi^eni öfter aber bei Für- und Zahlwörtern: t>ou einen jeben, t>on aUeu bemienigen, ju i^ren etgent^flmli<!^en ßmede. Ob Druckfehler vorliegen oder falsche Analogiebildungen nach einem bei Adjectiven nicht seltenen Brauch, bleibt fraglich. Erwähnt sei noch einmaliges benen = ben und benen|ent0en.

t)or » ffir und banor waren wiederum zu erwarten. iQer^ftttni^ ist 1 mal

Femininum.

Ewald Frey.

Per einaig mö0ß(fe ^eweisgrunö p einer ?emon(lrtttion 5e$ ?afera$ ^otte$.

Herausgeber: Paul Meuzer.

Einleitung.

Ober die Dauer der Arbeit an dieser Schrift hat Kant sich an zwei Stellen geäussert. Er nennt den Setoeidgninb einmal ein tnü^fam gefammelted 9au< ger&t^ und kurz darauf heisst es: 2)ie Setrac^tunoen, bte id^ barlege, flnb bie Solge eine« langen 9{a(^ben!end, aber bie ^rt bed 8ortrageg l^at bad 9)l7eif- mal einer unooUenbeten Sudarbeitung an fic^, in fo fem Derfc^iebene Sefc^ftftigungen bie ba^u erforberlt(!^e S^it nidftt übrig gelaffen l^aben.^ Diese Angaben reichen nicht aus, um die Zeit, welche das lange ÜRac^benfen einerseits, die Ku^arbettung andererseits in Anspruch nahmen, näher zu bestimmen. Die Schrift erschien in der zweiten Hälfte des December 1762. Hamann schreibt hierüber an Nicolai unter dem 21. Christmonat 1762: „Das Wenigste von Beyliegendem habe bisher noch durchlesen können; und der einjige mögliche ^^meidgrunb hat eben die Presse verlassen." ') Von diesem Datum aus lässt sich unter Annahme eines normalen Druckyerlaufs schliessen, dass das Manuscript im Spätherbst des Jahres 1762 abgeschlossen war.

«Gleich nach Erscheinung dieser Schrift wurden hier (in Königsberg) einige unwichtige Bedenklichkeiten von M. Weymann') geschrieben.*^} Weymanns Schrift hatte den Titel «Bedenklichkeiten über den einzig möglichen Beweisgrund des Herrn M. Kants zu einer Demonstration des Daseyns Gottes" und erschien im Jahre 1763 in Kanters Verlag. Die Dedication ist datirt vom U. Januar 1763.

Drucke: 1. ^tx einzig mOglic^e SBemei^grunb au einer S)emonftration bed 2)afe9nd ©otted, oon Tl. 3mmanuel jlant. MM^Sbttq, bei Sol^ann 3a!ob j^anter. 1763.

') Vgl. oben S. 66.

') Vgl. Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte 1888 Bd. I S. 120. Den Hinweis auf diesen Brief verdanke ich A. Warda.

■) Ober Weymann vgl. oben S. 461 A. 1.

*) Borowski a. a. 0. S. 61. Vgl. Hamanns Schriften HI S. 179/80. Kants und Weymanns Schrift wurden zugleich zur Jubilatemesse 1763 angezeigt.

Sachliche Sriäatenmgen. 471

2. 2)er einzige m^liäie SBeweid Dom 2)afe9n ü^otte^, bon Sntmanufl Stant j^önigdberg, 1770. fbet^ Sodann S^cob Kanter.

8. ^er einaig ntögUc^e Seioddgninb ju einer ®emon{hation bed S)afe9nd ®otte« uon Smmanuel ^ant. j^önigdberg; 1788 [falschlich für 1763J. SeQ Sodann Safob Jtanter. 9{eue[r] unDerftnberter ftbbnid 1794.

4. 9leue Hufloge. Seipaig 1794 (Nachdnick).

5. 3. ^ontd fAmmtti^e Heine ©Triften na^ ber Belifolqt georbnet. j^önigd- berg unb Setpatg 1797/8 Bd. 11 S. 145—288 (Nachdrack).

6. SmmanurI RanVi x>ermif(^te e^tiften. ^aUe 1799 (Tieftnmk). Bd. II S. 55—229.

Saehllehe Erlftatemngen.

654 Lucretius] De rerum natura 52/3.

6836.36 j^odmotogif^en SBriefen] Der Titel lautet: „Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Angefertigt Ton J. H. Lambert^. Augsburg 1761.

766 SBoIffif^e (STÜdrung bed 2)afehtd] Vgl. Philosophia prima, sive ontologia .... Autore Christiano Wolfio. Francofurti et Lipsiae 1730 § 174 und „Yernünftige Gedanken yon der Welt und der Seele des Menschen'' Halle 1720 § 14.

768 SBaumgarten] Vgl. Metaphysica ed. ITI Halae 1750 §55.

7627 arufiud] Vgl. £. zu I 393» und in Bezug auf die Textstelle: Christian August Grusii, Entwurf der nothwendigen Vernunft- Wahrheiten, wiefern sie den zufälligen entgegen gesetztet werden. 2^ Aufl. Leipzig 1753. § 46—48.

7716 6ruf in«] Vgl. a. a. 0. § 58.

98 30 ff. SRaupertuid] Die nichtige (SfntbedPung nennt M. das „principe de la moindre quantite d'action*'. Es lautet „dans le choc des corps le mouyement se distribue de maniere, que la quantite d'action, que snppose le changement arriv^, est la plus petite qu'il soit possible. Dans le repos les corps, qui se tiennent en equilibre, doivent etre telleroent situ^s, que s'il leur arrivalt quelque petit mouvement, la quantite d'action serait la moindre**. Essay de cosmologie, Leide 1751 p. 21. Vgl. auch Histoire de Pacademie royale des sciences et helles lettres 1746 S. 268—294 u. d. Titel „les loix du mouvement et du repos deduites d'un principe m^taphysique**.

9936 ^ret^froge] Der Wortlaut war folgender: Si la verite des principes de la statique et de la mecanique est necessaire ou contigente. Die Aufgabe wurde im Jahre 1756 auf 1758 gestellt, dann auf 1760 yerlängert, ohne dass der Preis erteilt wurde.

10486 8lajQ Vgl. E. zu I 44427. Ober das Erdbeben auf Jamaica vgl. die dort angegebene deutsche Übersetzung aus dem Jahre 1698 S. 217 ff.

105o Bbiftond ^^(orie t)on ber @iinbf(utt)] Vgl. E. zu I 465ii. Eine deutsche Übersetzung des Werkes erschien im Jahre 1755 in Wittenberg. Vgl dort besonders S. 166 ff. Ausser auf die Darstellung bei Buffon „Histoire naturelle**

472 Semeidgnmb 5U einet S)emonftration beiB 2)afetnd ®otted.

Bd. I p. 173 sei verwiesen auf: »Obersetzimg der allgemeinen Welthistorie*, 1746, Erster TheU, 2te Aufl. § 223 ff.

lllsa HO] Vgl. Johann Peter Süssmilch, Die göttliche Ordnimg in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, 2te Aufl. 1761/2 S. 118ff. S. ge- traut sich nicht, ein „MitteWerhältniss der Heirathenden zur Zahl der Lebenden zu bestimmen*. Seine Zahlen schwanken zwischen »unter SOiuid 115*. Kant hat wohl die Mitte genommen aus folgender Angabe S.'s: »Will man aber für Dörfer, die vom Ackerbau leben, wie unsere Brandenburgischen und die in Finnland, etwas annehmen: so wurde das Yerhältniss wie 1 zu 108 bis 115 können gebraucht werden** (S. 147). Vgl. auch S. 121, wo die Zahl für Berlin auf HO angegeben und bemerkt wird: »Dies stimmt mit den Brandenburgischen Dörfern fast völlig uberein'^.

114)0 2)oppeIte Sroge] Kant denkt hier an die Evolutionstheorie und die Theorie der Epigenesis. Vgl. Jhitif bet Urt^etldfraft § 81.

11438 @4immel] Kant bezieht sich wohl auf »Des Herrn Joseph Monti Abhandlung vom Schimmel. Aus den Commentar. Scient. Bonon. T. III p. 148*. Hamburger Magazin XIX 563-587, 1757. Vgl. auch ebenda XX & 582 ff.

11496 SBaum ber 2)tQne] Vgl. Maupertuis Venus physique b^ ed. 1748 S. 125: »lorsque l'on mele de Targent et de Pesprit de nitre avec du mercure et de Peau, les parties de ces matieres viennent d'elles memes s'arranger pour form er une Vegetation si semblable a un arbre, qu'on n'a pu lui en refuser le nom (arbre de Diane).

1154 innerliche gormen bed <&erm oon IBuf fon] Vgl. Histoire naturelle etc. 1749 Bd. II cap. II De la r^production en gdneral. Far den Ausdruck innerli^ Sonn vgl. ebenda p. 34.

1155.6 ®efet^en ber Segierben unb beiS 9Cbf(^eued] Vgl. Maupertuis Oeuvres 1756. Bd. n p. 146/7.

11726 ©octor^in] John Hill (1716(?)-1775), ursprunglich Apotheker, war auf verschiedenen Gebieten, besonders dem der Naturwissenschaft schriftstellerisch th&tig. Er schrieb unter anderm: A general natural history, London 1748—52. Die Versuche Hills werden in den Jahren 1753 1758 raitgetheilt, für unsere Stelle kommt der 13. vornehmlich in Betracht, a. a. 0. 1757 S. 233—290.

12036.37 93^iflonf(^en S^eorie] Vgl. E. zu 1059.

1226f. @ikbmtl(^] Vgl. a. a. 0. in der ersten Auflage Gap. V „Von der Fort- pflanzung und Verhältniss des männlichen und weiblichen Geschlechtes* bes. § 61. Diese Ansicht wird in der 2t«n Auflage in der von Kant angegebenen Weise widerlegt § 423—424. Ein neuer Erklärungsversuch wird dann in § 430 gemacht.

12718 Surnet] Vgl. E. zu 899. Zu der Stelle vgl. seine Schrift: Telluris theoria sacra. 1681. In der dritten Aufl. 1702 findet sich seine Theorie über die Entstehung der Gebirge S. 37 ff. Kant giebt B.'s Ansicht nicht genau wieder. Vgl. ebenda S.40: „Notandum vero, quamvis mundi veteris dissolutionem et rationes diluvii secunduffl ordinem causarum naturalium ezplicemus, quod eo magis clare

Lesarten. 473

et distincte intelliganiuri non ideo in poenam humani generis ordinatum fuisse diluvium, singolisque ipsius motibus praefuisse providentiam, inficiamur: imo in eo elucet maxime sapientia divina, quod mondum naturalem morali ita coaptet et attemperet, ut hoius ingeno illius ordo et dispositio semper respondeat

1805] Vgl. £. zu 17010. Die Stelle war nicht aufzufinden. Der Sßtxqwtxh Derftänbifle ist wahrscheinlich Bergrath Borlach in Kosen. Vgl. Anfangsgr. d. angew. Mathematik, 2te Aufl. S. 39.

J31S8 Spötterei eine^ Voltaire] Vgl. Oeuvres completes ed. Holand 1878, XVIII, S. 103. Die Stelle steht im Dictionnaire pbilosophiques Artikel Gauses finales Sect. II.

1351.3 nac^ bem 8e(rgebdube k)erfd)iebener tReuern] Es ist etwa an Raj (a. a. 0. S. 135/6) und Burnet (vgl. £. zu 127 13) zu denken.

137a2.33 Vgl. Pope a. a. 0. S. 35. Das Gitat ist nicht genau.

141 5 SRaupertuid] Vgl. I 254 f. und a. a. 0. Gap. VI.

1424 SBuffon] Vgl. E. zu I 277ao.

14419 aRairan] Vgl. E. zu I 45 is.

14816 ^JRiltond Simbu0 ber C^ttelfeit] Vgl. Paradise lost III v. 495. Limbus wird an der Stelle auch das Paradies der Thoren genannt.

15681 bei anbern] Vgl. F. Gbr. Baumeister, Institutiones metaphysicae. Wittenbergae et Senrestae 1738 p. 545 ff. und Grusius, Entw. d. nothw. Vernunft- Wahrheiten, 2te Aufl. § 235.

15733.34 @(^ii(e ber Bolffifc^en $^ito[op^en] Vgl. J. G. Daries Elementa metaphysices. Ed. nova Jenae 1754. Darin Elementa theologiae naturalis § 44ff. Baumgarten a. a. 0. § 851 und dazu § 308—310. F. Ohr. Baumeister a. a. 0. § 780ff.

1587 anflefodbten mtrb] Vgl. E. zu I 393 19.

16013 ^er^amd] Vgl. £. zu I 254i9.

16018 SRieuwent^t«] Bemard Nieuwentyt (1654—1718). Sein Hauptwerk hat den Titel: Eet regt Gebruik der Wereltbeschouningen und erschien 1715. In franzosischer Obersetzung erschien es 1725 (Paris), 1727, 1760 (Amsterdam). Die Übersetzung Yom Jahre 1727 (durch den Arzt Noguez) hat den Titel: Pexistence de dieu, d^montr^e par les menreilles de la nature; Ton traite de la structure du corps de Phomme, des elements, des astres et de leurs divers effets.

16122 SIteimarud] Der Titel genauer: Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion in zehn Abhandlungen auf eine begreifliche Art erklärt und gerettet Hamburg 1754 u. o.

Lesarten.

Dem Druck wurde der Text der ersten Auflage aus dem Jahre 1763 (A^) zu Grunde gelegt Um den Druck der Auflagen aus den Jahren 1770 (A') und 1794 (A*) hat sich Kant wohl kaum gekümmert. Dies geht vor Allem daraus hervor, dass die von ihm zu A' angegebenen Druckfehler in A^ und A* nur

474 ^etDeidgntnb ju einer S)emonf!ratton bed S)afeind (SSotted.

etwa för das erste Viertel der Schrift berücksichtigt wurden und Versehen wie fQ'iU for iBilb stehen blieben. A^ hat ausserdem die Sorrebe ohne erkennbaren Grund fortgelassen und es fehlt für die (Srfte 9(bt^eilimg die entsprechende Be- zeichnung, während eine solche für die 2^« und 3t« Slbt^eilung vorhanden ist. A' wird auf dem Titelblatt als neue[r] unoerAnberter Hbbtudf der Ausgabe 1763 (falschlich 1783) bezeichnet. So bringt A' die IBorrebe wieder zum Abdruck, schliesst sich aber dann in Seiten- und Zeilenordnung, von geringeren Ab- weichungen abgesehen, durchaus an A' an. Eine Vergleichung des Textbestandes Yon A^ im Verhältniss zu A' und A^ ergab denn auch, dass die beiden letzteren einander in Bezug auf Sprache, Orthographie und Interpunction im Ganzen näher stehen. So ist jene Bezeichnung nicht zu streng zu nehmen. Femer bringen A' und A' dieselben Verbesserungen gegenüber dem Text von A'. Eine ganze Menge der in A' zahlreichen Druckfehler ist verbessert und einige Emen- dationen des Inhalts sind gemacht. Doch lassen sich die letzteren aus der Arbeit eines aufmerksamen Setzers oder Correctors erklären. A* bringt dann wieder einige neue Verbesserungen des Textes der bezeichneten Art Neben dieser Übereinstimmung im Ganzen treten aber Abweichungen zwischen A' und A^ in Sprache, Orthographie und Interpunction hervor und jeder der beiden Drucke weist besondere Druckversehen auf.

Das nachstehende Verzeichniss führt die Abweichungen der Auflagen nur in so weit auf, als sie den Inhalt berühren.

652 Ne] Nee A^ || 65 12 ^u] fehlt || 66 n wiaen] fehlt || 67 19 er] Menzer ed A || 6734 i^ren] Tieftrunk i^rer A || 6824 l^in] l^n A\ \\

72 16 iBeftimmung] Zus. Menzer, ein einaiged? Wille (Kantstudien VIII S. 336/7) II 7333 i^ren SWerTmoIen] Menzer il^reii SRerfmoIe A»-» ij^rem ÜWerfmale A», Tieftrunk, Rosenkranz, Hartenstein, Schiele») Vgl. 7386 und 74i8 || 74? bie] Menzer ba^ A || 7523 finb] Menzer ift A i^e^ie^ung ift? Rosenkranz, Harten- stein II 7526 \<Ü] Zus. Menzer || 762 er] Zus. Menzer || 7681 er fehlt || 77 so ber rechte] Wille bte rechten A || 783 ober] aber? Wille || 80i9 Sufommen- ftlmmung] Wille Siiftimmung A || 82i rourbe] Tieftrunk würbe A || 8233 aflem 3)ennic^en] Tieftrunk allen beiiflic^en A, vgl. 8433 || 8326 in fehlt A> || 858 5] A*'» 2 II 8521 aller] Menzer anbcrer A || 87 15 93erneliiungen] Tieftrunk 53er- etntgitngen A || 889 ed] Schiele i^n A || 8983 in] Tieftrunk im A || 91i7 anberem] Rosenkranz (anberm) anbem A || 9123 feien] fei A || 926.7 roa^rn^men] Tieftrunk loa^rjunel^men A. ||

9513 ben] Tieftrunk bem A || 9535 eS fehlt || 9726,2? 3:age imf(^äbll^] Menzer Zaqt btefen äBec^fel unfdj&blic^ A. Ich nehme an, dass blefen SBed)feI später von Kant übergeschrieben, ben Überfc^ritt aber nicht ausgestrichen wurde. Man konnte auch an eine Beseitigung von ben Überfc^ritt denken und dafür btefen ^ec^fel einsetzen. Hartenstein schreibt bei bem Überfd^ritt || 995 ^^er*

0 Vgl. Phüos. Bibl. Bd. 47 II, Leipzig 1902.

Orthogpraphie, Interpunction und Sprache. 475

fc^teben^eiten] Ai-> 8erf4ieben^fit A> || 103? abnehme] Tieftrunk abnehmen A || 104» ed] Zusatz Tieftrunk || 110» eingefeben] Tieftrank einfeben A || UOss wefentlidjften] Ai-3n>eMU(^n A'll 11132 110] Hartenstein, Rosenkranz, Schiele haben naschlich 10; vgl. E. xu der Stelle. || 11233 bad] Tieftrunk baft A || 117 la bem- na4] Wille benno4 A || llSse auferlegt] A aufgelegt? Tieftrank || 11989 juttauen] Menzer auautrauen A || 1225 fi^] Zusatz Tieftrunk || 122i4 eefd)Ie(btd] Zusatz Tieftrank || 125? ein] A^*' fein A* || 12634 fönnte] Tieftrank fonnte A || 1277 btefem] A> biefen A'-' || 1284 biefen (SRaterien)] Tieftrank bieje (diinbe) A, Schiele || 12837 eine angenommene ftbrrnati^rlic^e] Tieftrank, Hartenstein, Rosen- kranz einer ongenommenen übernatflrlid)en A || 13129 ben] Tieftrunk bem A || 13285 geben, bo4 hefteten mu6, nic^t? Wille || 13237 aufjubalten] Tieftrank Qufgel^atten A || 13339.33 bm allen] unter ollen ben grdgeflen SRaum einfdjUegt? Hartenstein || 13734 merbe] Rosenkranz merben A || 138i3 nichtig] Tieftrank mistig A || ISSas melden] Tieftrank melc^er A || 14437 Urfacfte] A' Urfac^en A'-» II 14533 f{4 merben] Menzer fi^ fehlt, werbe A na4 bem ^afie {!(!b loerben? Rosenkranz || 146 is befanben] Wille beflnben A || 1483 ben] A* bem] A'*> || 1526 fletne] Hein A'-' || 153i3 berubenber] Tieftrank berö^renber A || 15239 fo tpobl] Hartenstein fowol^I A || 15332 einen] Rosenkranz, Hartenstein ein A |j

155» Möge] Hartenstein groge A || 156i7 mügte] Hartenstein mugte A || 15838 ouf SBegrtffe] Menzer au« Begriffen A || 1626 5] Tieftrank 6 A ||

Paul Menzer.

Orthographie, Interpnnetioii und Spraehe.

(Mhof^phie* Der Yocalismus ist derselbe wie im vorher besprochenen Drack. Der Gonsonantismus weicht in mancher Hinsicht ab. Dehnungs-^ fehlt ausser in Dornemlic^ besonders in mar und seinen Zusammensetzungen, wird aber dafür gesetzt in: 9labme, @ee|tr0^me (daneben @tröme), 9{innfabl, SiH- ffib^r Verfobneni mablen, ne^mUd); vgl. dazu barbötbe. d steht selten statt f : SRetapb^fiif; dagegen finden wir öfter f, wo wir c erwarten: ^robufte, ^r&bifat; C; wo wir f schreiben: (Sofodbaum, $unct (neben ^unft), codmologifc^. g ersetzt in Ableitungssilben der Adjective zuweilen das richtigere c^: falflgt, gleich« fdrmtgt Die f* Laute sind ähnlich wie im vorangehenden Dracke behandelt; doch finden wir vorwiegend % nach kurzen Vocalen: (^fentnige, ©c^tfibe, migen, laben. Auch die Gonsonantenvereinfachung bietet keine wesentlichen Ab- weichungen, nur ist sie h&ufiger bei I: Steen, al^ugrog. algemein, f ölten, moUe; und f : iSegrif. Dorlteflicb. antritt, unbrftbift, wogegen ff seltener auftritt: lauffen. AnfangsbuchstaUen. Die Majuskel erscheint mehrfach am unrechten Orte: ^nft )u ©Riffen, Siebente, bte Uitermebütbe (Sröge u. A. Vgl. im übrigen die Bemerkungen über den vorangehenden Drack. Zusammensetzung. Zu- sammengerückt wurden im Neudrack fo mof|l, fo glet(3^, ob ^mar, ein anber,

476 SBeweidgrunb 5U einer 2)emonflration bed S)ofeind (SSotted.

über bem. Eigennamen. Erwähnt seien ^oltdre, n)i)Ifif(3^. Besonders anzuführen ist die Wortbildung <S)at)lb$firQ6e 136 17.

InterpanotloD. Komma fehlt oft an Satzgrenzen, zuweilen Yor dem In- finitiv mit um 5U, bei Appositionen und verwandten Bestimmungen. Es steht häufig vor Satztheilen, die durch unb angeknüpft werden; umschliesst mehrfach adverbiale Bestimmungen, bezeichnet zuweilen Pausen im Satze und tritt öfter unnöthiger Weise zu Klammern. Semikolon und Komma oder Kolon mussten im Neudruck öfter ausgetauscht werden.

Sprache« Laute. Ungewöhnlichen Umlaut bietet nur 1 mal Oorfdmt (sonst 0: befomt, !omt, anfomt). Dagegen fehlt er öfter: ab^ongett; ein^^ebrucft, einbrudfte; ungal^Iige, Uber^euguiig. In den letzten beiden Fällen liegen wohl Druckfehler vor. Auch sonst bieten die Stammsilbenvocale Anlass zu Ein- griffen: aldbenn (stets), untrieglid^ (2 mal), bOrfen (1 mal; sonst stets ä), ftftnben (4 mal), entfiunbe (wohl Druckfehler; 1 mal), ^erumfc^munQ (1 mal). Ab- leitungssilben. Im Superlativ ist das e mehrfach erhalten: gröffefler (häufig; doch auch grögtr), [c^neCfeflen, me^reflen; auch im Ind. Imperf.: erfüUete, Derfü^Iete, fü^retcn, jeigeten; im Conjunct Imperf.: relmete, eInrÄumete, le^irete, erftdrete, »el^ete, prüfcte, forfcftete; fagetc, aeigete; im flectirten Part Perf.: üerbünnete, cnt- femeten; am häufigsten aber im unflectirten: eingerdumet, üerbienet, oorgefieQet, gefül^ret, bejal^et, erreichet, gemägiget, angemerlet u. s. w. Die vorangehenden Consonanten sind sehr verschiedenartig. Von Adverbien mit kanzleimässigem o-Suffix kommen vor: t)orl)ero (1 mal), nunme^ro (2 mal). Flexionssilben. Gollectiva haben das t, mehrfach erhalten : 93Qugerdt^e, (^ttoiö^tt, ©trafgerit^te (auch Strafgericht), ©efe^e. Sehr häufig ist andrerseits Urfac^. Adjective und Adverbien, in fo ferne überwiegt, unnütze steht 1 mal, ebenso fre^erS ^tlh (Druck- fehler?). — Verba. Sehr oft bewahrt ist e in der 3. Pers. Sing. Vgl. die ent- sprechenden Belege beim Part Perf. Unorganisches e haben erhielte, gefc^a^e. Der Consonantismus bietet {{oberung , erfoberU(!b u. A. (daneben seltener die Formen mit r). Flexion. Pronomina. Einzel^le sind bererjenigen, benem jenigen. Verba. fe^n steht für fmb 45, für feien 8 mal; zweifelhaft scheinen 8 Belege: 804, 8831, 96i9, lOOs, IIO22, 12525, 14483, 162ia. Wortbildung. Auch die Adverbien nöthigen oft zu Eingriffen: o^ngefe^r (seltener ungefe^r), ol^nerad^tet (daneben unerod^tet), felbften, fonften (auch foiift), barinnen (häufiger bartn, morin, l^ierin), niemalen (auch niemaliS), jej^o (und |e^t); vereinzelt: l^inban gefegt, öfterer. Vgl. dazu die erweiterten Adjectiv-Comparative bi(!^terem und fc^mererern (1 mal). Syntax. Die Adjectivflexion nach Fürwörtern, Zahl- wörtern und Präpositionen stört öfter; manchmal mag der Wechsel zwischen starken und schwachen Endungen durch Druckfehler hervorgerufen sein. Bei- spiele für unzulässige starke Flexion sind: ein jeber Dorfommenber öegriff, üKer biiS^er {vorgetragener gu meinem i99emeife gel^driger @rftnbe, einer auf&Qigen, aber mit groger SBeiiSl^eit äbereinftimmenber (Sinbeit (Druckfehler?), mit einem und ni(^t begreiflichem Serm^gen; für schwache Flexion: ju irgenb etmad ^enflid^en, in irgenb etmad Sirflic^en, t)on minber ooQIommenen fixt, ju einigen Oormonbe,

Orthographie, Interpunction und Sprache. 477

unfer enimorfene DntoIootfAe Setoei^. Vgl. noch zur Pronominalflexion: Don btefen Planeten (Sing.)/ innerhalb »eichen (dgl.), in meieren (dgl., Datiy), mit feinen Stilen, be^ ieolitben ^rftbicatei non etroad anbem, nttt feinen innem Qer- mögen; und die starke Flexion in jeber anberer HBegebenl^eiten. Die Artikel- formen benen und berer sind verhältnissmässig zahlreich (12 und 5 Belege). 1 mal begegnet Ellipse des ic^. Auch bei den Zahlwörtern finden wir schwache Endungen, wenn auch seltener als beim Pronomen: ju ollen biefem, allen Kn« fdjeine noc^. Präpositionen, nor ist statt für gesetzt, entsprechend norje^t, banor; o^ne regiert 1 mal den Dativ, sonst den Accusativ. 14635 steht auf- fallend um i^r. Conjunctionen. Sehr häufig hat benn temporale Bedeutung. Geschlecht. Ser^&Itnig ist 3 mal Femininum, sonst Neutrum.

Ewald Frey.

'pe(fiDft5||ftf (fii$itfit||reii.

Herausgeber: Kord L »88 witi.

Eialeitns.

In Bezog auf die Schrill findet sich in den Act Fac »lil. Tom. V p. 428 die Eintragung: ,d. UL Jun. M. Kants Serfuct bcn Qennf her SRegattnen Qrdften in bie SBe Itmetb^t dn^uffi^en, nebft bem Sln^nge etnrr ^i)brobi)nainif4Kn tüif« gäbe*. Cber diesen flnbang ist nichts Näheres bekannt Angeseigt wurde die Schrift erst zur Ostermesse 1764.

Ihneke: 1. f^nfu^ ben Begriff ber negotinen üröbfti in bie fBeltmetfi^it rinauffil^ren non d)e. Smmonuel £ont ^aitigöberg, bei) 3otaitn 3acob j^anter 1768.

2. Neueste Auflage, Grätz 1797 (Nachdruck).

3. 3. Staute fAmmtIid)e flrine 64riften. fftad^ ber 3ettfoIge georbnet. Mntg^ berg unb ^txp^xq 1797/98 Bd. II S. 53—112 (Nachdruck).

4. Smmonuel 5tant'd nermif(^te ©Triften, ^ae 1799. Bd.I S. 611— 676.

Sachliche Erläntemngen.

16830 (Suler] S. E. zu I 3783. Kant meint die Abhandlung: .Reflexions sur Pespace et le temps* im angeführten Bande der Eist de PAcad. p. 324—333.

169u (Sruflud] S. E. 1 393 19. Die Schrift hat den Titel: „Anleitung, über natürliche Begebenheiten ordentlich und vorsichtig nachzudenken''. Leipzig 1749.

16913 9een)ton] Der Vergleich findet sich in den der Optik von 1717 an- gehängten Fragen in der 31. (Opera omnia ed. Horsley, London 1779, T. IV.) Die Vorstellung Newtons ist, dass die kleinsten Körpertheilchen anziehende Kr&fte von grösster Stärke bei der Berührung besitzen. Beim Zusammenschluss der Atome vermindern sich diese um so mehr, je grosser die zusammengesetzten Thelle werden, und gehen unter Umständen in abstossende Kräfte über. Dies findet etwa in der Entfernung statt, die wir heute eine moleculare nennen, und

Lesarten. 479

in der Newton die Wirkungsweite der chemischen Sjüfte sieht Die Gravitations- wirkung darf hiermit nicht verwechselt werden. Näheres in Lasswitz, Geschichte der Atomistik, Bd. II p. 568, 569. VgL Lesarten 169 15.

17010 jl&fhier] Abraham Gotthelf K., geb. 1719 zu Leipzig, gast 1800 zu Göttingen. Kästner definirt a. a. 0. (3. Aufl. 1774 S. 62): „Entgegengesetzte Grössen beissen Grössen von einer Art, die unter solchen Bedingungen betrachtet werden, dass die eine die andre vermindert* Er betont die Relativität des Negativen.

17013 $^Uofop^en] Es ist wohl Crusius gemeint Vgl. „Weg zur Gewiss- heit« etc. § 7.

18182 Sffauperluid] Essai de philosophie morale. Berlin 1749. Gap. 3.

185 i.a ÜRudfdjenbroef] S. E. I, 1189. Vgl. Elementa Pbysicae 2 teAufl. 1751 Gap. XXVI De igne. bes. §§ 788, 793.

185S2 lipinud] Franz Ulrich Theodor, geb. 1724 zu Rostock, gest 1802 zu Dorpat Längere Zeit Professor der Physik, Hitglied der Ak. d. W. zu St Peters- burg, Director des Gadettencorps daselbst. Vgl. Sermo academicus de simili- tudine vis electricae atque magneticae. Petropoli 1758. Eine Obersetzung er- schien in Bd. XXII des Hamburger Magazins 1759.

18610 Tlai^ia^ iOcl] Theologe, geb. 1684 zu Gttava in Ungarn, meist in Pressburg, wo er 1749 starb. Schrieb unter anderm ein vierbändiges Werk Notitia Hungariae nova historico-geographica, divisa in partes quattuor. Viennae Austriae 1735—1742.

18616 Soer^aone] S. £. I, 208 19.

1861» SQCobi] Johann Friedrich J. (1712-1791) 1735 Magister der Philo- sophie in Göttingen, dann Prediger an verschiedenen Orten, zur Zeit seines Auf- satzes in Hannover. „Sammlung einiger Erfahrungen und Anmerkungen über die Wärme und Kälte in freier Luft* Zusammengetragen von Hrn. Job. Friedr. Jacobi. Hamb. Mag. 1758 XXI S. 16 f.

18623 |[ptnud] S. E. zu 185 32.

191 23 9leimorud] Vemunftlehre, Hamburg und Kiel 1756. § 35.

19813.14 gef^&^t] S. £. zu I, 11 7 und 168.

20311 Srufiud] S. £. I, 393i9. Vgl. Metaphysik § 34ff., Logik § 140ff.

Lesarten.

1683 anbete] anbem || I6811 bann] benn || 168is geben] gtebt? Lasswitz || 1696 no4] na4 || 169u ber] Lasswitz ba, ba er Tieftrunk, dann konnte aber das er ^schlich auf Crusius bezogen werden || 169 15 Seite] Hier will Wille (Kantstudien VIII S. 836) einfügen flc^ nerminbemb immer no4 eine anatel^enbe bleibt. Eine Lücke liegt aber wohl nicht vor, da es hier nur auf den Vor- zeichenwechsel ankommt Newton meint, dass die Kraft in vermehrter Weite keine anziehende bleibt, sondern in eine abstossende übergeht; anziehend ist

480 ^erfuc^ ben begriff ber negotioen ©rdgen in bie SBeUmeid^eit elnauffll^rett.

sie nur in unmittelbarster Nähe der kleinsten Theilchen, der Übergang in die Abstossung findet aber schon sehr nahe an den Körpern statt. Vgl. Erl. hierzu. Es genügt zur Verdeutlichung der Stelle, die Worte boc^ .... JIdrpem in Kommata zu schliessen. || 16926 2.] 1. ||

17219 fein] entgegengefe^te fein? Lasswitz || 1766 eine] ein« || 1777 bad] Zus. Tieftrunk || 1784 einem] einen ||

18136 ifi] Lasswitz ob^Angt, aU eine Solge .... obl^Angt Hartenstein || 18127 eine] einer || 18330 pe] Lasswitz ed || 18434 fönne] f5nnen || 185ii 5t5r- per] Zus. Lasswitz || 185 12 Jene Materie biefe Sftrme] Lasswitz jenen bieie SRoterie ber SBdrme || 185i3 berfelben] beffdben (im Zusammenhang mit 185i2) || 185» ber] Lasswitz bed ||

19023 ^ätte] WiUe (a. a. 0.) schlägt l^tte vor, aber l^dtte ist richtig, denn die Bewegung ist eben nicht hervorgebracht, sondern zur Hemmung verbraucht. || 19610 Üllur] 9lun || 19620 ber] beiS || 20090 anberer] anbeten || 200s6 i^n] ed? || 20123 badjenige] Zus. Lasswitz |{ 201 inbem] Lasswitz bie, inbent, bie fo Tief- trunk II 20226 vor ^^eifteiS ist enblic^en einzusetzen || 203» bann] benn || 304?

enbigen] enbiget ||

Kurd Lasswitz.

Orthographies Iiiterpimction und Sprache.

Orthographie. Vocale. Doppelvocale haben üJ^aag, ©c^roeere, «^eerb. e steht ziemlich häufig für ä: C^rmegung, o^ngefe!)r, allennertd, besonders oft nemli(!^. Über e^ vgl. die früheren Drucke, roieber = gegen findet sich wohl, doch herrscht roiber. Consonanten. Dehnungs-^ fehlt in SBar^eit und ver- wandten Wörtern, femer in marne^men, t)ümem(i(^ ; es steht in U)iUffi^rIi4, t)er« lol^ren. c! und besonders ! sind beliebt: ^atbematidf, ©ubfedtt, ^ugenmerdf, abftradt; ©pefulation. tlbflraftion, ^rftbifat, ©ubjeft. 6 ist öfter nach kurzen Yocalen gesetzt: ^enntniBe« ^agtDfc^ulb, juDerlägig, (oget. f, S stehen sehr häufig vor Consonanten und im Auslaut: üBemufife^U; mfifte, 9Ridbeutung, Slnlod u. a. Einfache Consonanz statt doppelter fällt wie in den beiden älteren Kanterschen Drucken bei nt, t\, i und f auf (s. 0.). Zuweilen steht ^ statt 3: ^Reifti Qkib* gei^. Anfangsbuchstaben. Erwähnenswerth ist allein die Minuskel sub- stantivirter Adjective, die recht oft erscheint: menig ^ mo^red. Von Namen wurden geändert ©alliiäi, ©tag^rit, SadoII.

Interpiinetioii. Komma fehlt oft an Satzgrenzen, zuweilen bei Appo- sitionen, sowie Infinitiven mit um ^u, o!)ne ^u. Es steht häufig vor unb nebst Satztheilen, manchmal bei adverbialen Bestimmungen, Klammem, hinter benn (benn, menn), zerlegt Sätze in Gmppen von Satzgliedern, trennt Genitiv- Attribute von ihren Beziehungswörtern.

Sprache. Laute. Der Umlaut fehlt in QudgebrudK*(l mal, sonst ü), bntdfe (2 mal), aufamnten^angenben (daneben abhängen). Er findet sich auffallend in

Orthographie, Interpunction und Sprache. 481

9}&l^eii (1 mal). aldbenn steht regelmässig, ttfirfltcb wechselt mit ttltflic^i überwiegt aber. Nur einmal belegt ist bdrfte. Ableitungssilben. Neben dem Superlativ mel^refle (2 mal) treten eine Anzahl Partidpialformen auf, in denen e bewahrt ist: t)emeinet« oorgeftellft, ongefflllet, geirret, bejabet, gefc^ft^^t. Ver- einzelt sind nunme^ro, Plegien (Druckfehler?). Flexionssilben. Einige Gollective haben e bewahrt: ®egengett)i4te (daneben Gleit^gemi^t), (Beirdnfe (aber ©efc^Iec^t, (Befe^). In der 3. Pers. Sing. Pr&s. ist e noch oft erhalten. Die vorangehenden Gonsonanten sind nicht nur Nasale (etfrnnet, ftiinmet), Liquiden (ffl^Iet, lehret) und Spiranten (heftetet), sondern auch Verschlusslaute (leget, benfet) und Affri- caten (fe^et). 1 mal belegt ist einfo^e. Statt in fo ferne findet sich selten in fo fem. Gonsonanten. 9uffobening ist 7 mal gedruckt (daneben seltener er« foibert). Flexion, fe^n vertritt meist finb (20 mal), suweilen feien (3 mal). Wortbildung. Ältere Adverbformen sind fonften (4 mal neben fonft), iej^o, Dorjeto, onje^o (je 1 mal; daneben onieftt), o^iigefel^r (1 mal). Syntax. Die Flexion der Adjectiva und Pronomina erregt auch in diesem Drucke mehrfach Anstoss: ein {eglic^ed poütioed ßeic^en; t)on etmad anbem, oon {eben (Sing.), in ieben Sofle, in einen j^drper (Dat). benen (2 mal), berer (l mal) finden sich als Formen des Artikels. t)or steht im Sinne von für. entsprechend Dorjef^t. In räumlicher Bedeutung regiert es 2 mal auffallender Weise den Acc, so 173 i.s, obwohl kurz vorher die richtige Gonstruction sich findet (Druckfehler?). Je 1 mal belegt sind mann = wenn, benn » bonn. 8et()dltni6 hat an 2 Stellen

weibliches Geschlecht.

Ewald Frey«

ttanVie^'xifUn. Orrfe.*n. 31

itiib (^i$a0fiteti.

Herausgeber: Paul Menzer.

Efaileltiiiigr.

Die Schrift wurde am 8. October 1763 dem Decan rar Genrar ^ Torgelegt Ober die Zeit ihres Erscheinens giebt Hamanns Brief an Lindner vom 1. Februar 1764 Aufschluss: „Eben jetzt arbeite ich an Kant's Beobachtungen über das Gefähl, die ich gern ein wenig umständlich und Torzüglich recensirt sehen wollte.'^') Aus dieser Mittheilung geht hervor, dass die Schrift damals schon erschienen war und sie ist deshalb Yor den Aufsatz 8erfu4 ü6eT bie ^anf^etten bt^ ^Opfed gestellt worden. Vergleicht man femer das Datum des Censurrer- merkes mit Hamanns Nachricht, dass der Ziegenprophet am 13. Januar 1764 er- schien,') so ergiebt sich, dass das Hanuscript der ^Beobachtungen längst abge- schlossen war, als Kant Anlass fand, sich über diesen und das Thema des Auf- satzes zu äussern.

Draeke: 1. ^Beobachtungen fiber bad ®effi^l be« @d^önen unb Q^^benen bon Wl. Sntmanuel j^ont. ^dnigdberg, Ut) So^nn 3acob j^anter, 1764. 2. 1766.

3. «Riga, be^ fjriebric^ ^artfno^, 1771. [Vignette: Füllhorn mit

Blumen, Hercurstab, Blattguirlanden.]

4. [Vignette: Melone (?) mit Blumenzweigen.]

5. [Vignette: Cartouche mit Zweigen.]

6. Sf^euefte 5(ufIoge. ©rd^, gebrudt be^ «nbreoö Se^fam 1797 (Nach- druck).

') Acta Fac. Phil. Tom. V p. 448.

*) A. a. 0. III S. 212/3. Die Recension erschien in den «Konigsberger ge- lehrten und politischen Zeitungen^ am 30. April 1764. >) A. a. 0. Hl S. 286.

Sachliche Erl&aterungen. Lesarten. 483

7. 3. StaiAi fämmtli^e fleine Sd^nften nod^ ber S^itfolge georbnet. 5^5nigd« berg unb Beipatg 1797/8. Bd. U S. 289-378.

8. Smmanuel S^anV^ oennifc^te ©c^nften. 8»etter iBonb. l^aUt 1799 (Tief- tronk). S. 347— 434.

Saehliehe ErläntenmgeiL

208 18 U)ie 19ak)le betteltet] B. citirt aus Thomas Lansias, In Mantissa orat. p. 792.

20920 (Sara^ond S^raum] Der Titel des Magazins heisst: Bremisches Magazin zur Ausbreitung der Wissenschaften und Künste und Tugend. Von einigen Lieb- habern derselben mehrentheils aus den englischen Monatsschriften gesammelt und herausgegeben. Der 4'^« Band erschien im Jahre 1761. G.'s Traum wird als „eine morgenländische Erzählung'^ bezeichnet Kant citirt übrigens nicht genau.

2109.10 ^offelquifl] D. Friedrich Hasselquists . . . Reise nach Pal&stina in den Jahren 1749—1752. Rostock 1762. Die Beschreibung der Pyramiden findet sich dort S. 82—94. Vgl. bes. S. 85.

21226 ^onma^] Jonas H. (1712—1786). Vgl. Herrn Jonas Hanway zuver- lässige Beschreibung. Nebst einer unpartheyischen Historie des grossen Eroberers Nadir Kuli oder Kuli Chams. Hamburg und Leipzig 1754. 2ter Theil S. 396.

22936 %xau S)acter] Anna D. (1654—1720), Frau des Philologen Andre D. und selbst in dem Fache ihres Mannes thätig.

2301 SRarquifin non ^^ofielet] Vgl. E. zu I 45 11.

23012 ^onteneUe] Vgl. Entretiens sur la pluralite des mondes, Paris 1686i Die Unterhaltungen finden mit einer Dame statt.

230 14 9((gQrottt] Vgl. le Neutonianisme pour les dames, Amsterdam 1741.

2532 ^unte] Vgl. Hume, Philosophical works ed. Green & Grose 1874/5, III p. 253.

25432 8abQt] Jean Baptiste L. (1663—1738) war französischer Missionar. Vgl. Voyage du pire Labat aux iles de l'Amerique. Haye 1724, Bd. II p. 54*

Lesarten.

Von den IBeobat^tungen sind Originaldrucke aus den Jahren 1764, 1766 und 1771 vorhanden. Die beiden ersteren erschienen bei Kanter, im Jahre 1771 ist Hartknoch der Verleger. Eine Vergleichung der Drucke ergab, dass Kant sich um die späteren nicht gekümmert hat, und deshalb ist A* dem Neudruck zu Grunde gelegt worden. A* weist gegenüber A^ zwar Verbesserungen der Interpunction auf, doch konnte diese Änderungen der Setzer oder Gorrector vor- nehmen. Verbesserungen des Inhalts sind ausser bei 28880 kaum vorhanden,

81*

484 Oeobad^tungen ühtt ba^ (Beffi^l be0 S^dnen unb (Sr^abenen.

selbst an den Stellen nicht, wo sie leicht möglich waren (z. B. 3397). Dagegen ist eine grosse Zahl von Verschlechterungen in A' eu finden (z. B. 209 lo, 21390> 22411, 234u u. a. m.).

Wie das Verzeichnlss der Drucke schon angiebt, existiren drei verschiedene Drucke, deren Titelblatt gleichmässig das Jahr 1771 zeigt Es ist wahrschein- lich, dass der bei Aufzählung dieser Drucke an erster Stelle genannte (A*) auch der älteste ist, denn er stimmt in Bezug auf Seiten- und Zeileneintheilung, von wenigen Ausnahmen abgesehen, peinlich genau mit A^ und A' überein, während A* und A^ erheblich in dieser Hinsicht abweichend sind. Als Druckvorlage für A* diente anscheinend ein Exemplar von A'. Das Lesartenverzeichniss zeigt, dass A' die in A* enthaltenen Abweichungen, selbst wenn sie Verschlechterungen des Textes sind, in vielen Fällen beibehält (z. B. 209 lo, 234 u, 25434, 264»). Doch sind auch einige Verbesserungen gegenüber A' vorhanden (z. B. 213», 22411, 25310). Ferner hat A* bei 21825 gegenüber A**' die bessere Lesart Diese Verbesserungen stehen an Zahl aber weit zurück hinter den vielen Druck- fehlern und Verschlechterungen des Textes in A* z.B. 21l2a.2S, 219 n, 2396). Schliesslich finden sich Unterschiede des Textes, deren Grund sich nicht erkennen lässt, da der Inhalt sie nicht erforderlich macht (z. B. 20823, 21026,21118,31429 u. a. m.). So kann auf besondere Sorgfalt bei Herstellung des Druckes oder eine Hitwirkung Kants mit Sicherheit nicht geschlossen werden.

A' hat dann anscheinend als Druckvorlage für A^ und A^ gedient. Dies lässt sich daraus schliessen, dass beide die gekennzeichneten Lesarten von A* enthalten (vgl. z. B. 219i7). Die Drucke sind im Ganzen correcter und eine grosse Zahl von Druckfehlem ist verbessert. Auch die Vergleichnng der sprach- lichen Eigenthümlichkeiten zeigte, dass A^ und A^ A' näher stehen, wenn sich {luch eine Anzahl von Übereinstimmungen mit A* nachweisen Hessen. Doch können diese auf den Setzer zurückgeführt werden. Ausserdem weisen A* und A^ gemeinsame Abweichungen inhaltlicher Art von A' auf. Sie werden hier be- sonders mit Hinzufügung der Lesarten von A' und A' aufgeführt:

21087 worben] A»-»-*«* werben || 215is ©erfleüung] SorflcHuiig AI. «.4.5 II 2177 ©efeUlöfeit] A»-» ©ffÄaiöfelt A»-*-* || 229io bem] A'-»-*-* ben || 24285 aber] A'-» ober A*-« || 242i3 3)anf] A>-» Gong A*-* || 249 n Qorafigeu A»-» Scrgnügen A«-* || 252u erlaubten] A>-» erlouben A»-*-* || 2564 romonift^ A'-» romantlfc^c A«-* || 256ii In] A»-» in bie A*-« ||

Dies Verzeichnlss zeigt zugleich, dass A^*'^ theils mit A' gegenüber A**', theils mit A^*> gegenüber A' übereinstimmen, in der Mehrzahl der Fälle aber eine von A>'* abweichende Lesart haben. Welcher der beiden Drucke (A*, A*) der ältere sei, lässt sich nicht mehr feststellen. Die in ihnen vorhandenen, wenig zahlreichen Abweichungen betreffen nur Interpunction und Sprache. A^ hat eine grossere Zahl von Druckfehlem als A^ Ob die drei Drucke 9ämmtlich im Jahre 1771 erschienen, ist nicht zu entscbe^ ^^ber wenig wahrscheiiüich. Im folgenden Verzeichi^n^ht das Sigel aI|IH^ drei Drucke des Jahres 1771, sie haben ausser dei^^^^^eführten aiAS^^yien die gMohci Lesart

Orthographie, Inlerpunction und Sprache. 485

207» Q(!M4ßtr] A<-> gdfliel^et A* j| 206u t«] WUle fif A || SOS» Qm;)fintiungtn] Ti«ftnink tSrfinbungrn A || SOSn nttS n>lr nun] A'-> bat iDlr tt«t II 30910 ^filnhil] A' ^tntt^Wt A'-' || 209» mit bon tUtiit tiant Wille I! älOK Qlitnmtmbc] A'-' jc^lmmtmbt A' |i 2obti&n0t A''> Sobe&mofl A> {{ älOso not^] Zosati Memer; nach dem Origiaal ||

211» loie] A'-' aiä A> || 211» fo] feUt A' jj 21129.13 Ia<^bf Snub«i] A<-> lai^cnben Sttunbe A' || Sil» mte] Ai* aU A* || 212u [ftnnen] fonnt TieftniDk || 213» btntn bti S^Otitn] Ai-> htm Si^Sntn A> |{ 213w tSufd^fn] A'-* toufc^en A* || 2Uii ift (daa ersie)] fehlt A'-> {[ 21433 romanif«] A'-> romanhaft A>; vgl 256« im Verzeichniaa auf S. 481. || 315ifi Sc^aiffinnigfeit] A"'» b«r SdiarffInniBifit || 21S» roitö] lotrbtn? Meoier || 216m oon] A'-' DoiA> II 218» nit^t im] A> imnii^t Ai-< 1| 918sin)aö] A'-* unb naS A* || 219ii füf|!i] A>-) in^lt A* II 3211t um btx] A> bei um A'-* [| 224ii nibtigt] A'-* auf bist A* II 32411 bmQ^t ift] A'-' fl4 btmä^t A' || 325i b»] A> tx &'■* \\ 23530 inneni] A'-» btn innmt || 2265 aai] fehlt |[ 226» ao] A'-i btm |t 227« eine] A' einen A"-' ||

328U m3nnlt4en] A<-* nämli^en A* || 32831 jufllei(^} A'-' ou^ jugCtt^ A> 11 23910 btm] A'-* btn A> || 329» nur te i^] A'-* tS \\t nur A> || 229» bir] A'-' nie A> || 2308 aii ba] A'-' ali A* || 230i< aufju)rid|n(nj A' nnju. jHc^ntn A'-> || 23210 ft^t] A' |e^ A'-' || 233i lafltn mfiffen]? Wille || 233is [ein] Tieftnink feiner A || 234i( gemeine] A' geb^ime A*-' || 234m fic] Zusatz Harlemtein || 2'äiu.zii ift oerft^menbet morben] A'-' petfdinenbct raoibeii tft A* [{ 23510 g»"n'flW"n] A'-» Seinlgleiten A' || 28Öi7 oW] Ä'-» für A> || 238i6 tDOö) AI-' ba« A' II 23830 e«] fehlt A> || 338» er] Hemer fie A 1| 239e Selige«] A>-> Sefiteii A* II 2S9i ei|elid)e] Tieftrank e^Tlittje A || 239u Strfriniguna] A<-* eetfeineiune A* || 2403« aufS] A* nnf A'-' || 24090 roae] A'-* ba« A* |[ 241i8 aU] A<-' \üx A> II 243« ju] fehlt A> || 242» unglet^} A'-' unflleid|fn A> || 24231 Selntgreiten] A'-> Qrin^len A* ||

24310 obtr steht in A> hinler Spanier || 345u ben] fehlt A* || 351ai er] Wille fle A {| 252ii bie] A>-> ber A> [[ 352» oon] fehlt A< || 353io ein] A<-* Don A> II 258« ^unbirlfDOK] A'-' Don tlunbert A* |[ 3543( uiib] A' niil)tA*-'|| 354M Ober] fehlt A'-> |j 235% auslief] A<-> f|inaueilef A> || 255k faleten A' folgen A»-' 1|

PanI Henter.

OrthogimpUe, Interpnnetion nnd Sprache.

OrUiographte. UUmilii der Drack nur geringen Umfang hat, aöthigt er doch lu »abireichen HlngnSen. Vocale. Zwar sind störende Doppelvocale selten und in der Sauptsnche auf Wiaai, gtmin'r maagen (blafig neben Hitmatiung, lagen) beschränkt. Dafür aber mit e statt & auf in Srjetilung, emegeR, hsefi^teiitt, titmü^, DotlWTU und ist eq sehr h&afig inStamnuilbeu:

!

486 Sroboc^tungen ftbet bad Scfü^l Mi &^mn imb di^benen.

«

9)e))nung, frei), ^toe^te« fe^, fei^n, bef4nrl)tr, fd^tri^nb, emgeiofi^tet, ffi^It4, boy (doch Beift>iel, Seileib, SeifaU), belyberlel) und in Ableitungssilben: ^ort^, Sartore^, (Bafiere^, @4mei(^fle9, Vapogel). a^ fand sich in {>ai)n. Ungewöhn- lich ist i statt ie in fficidbeitdininei Surnir, gric^if^; andrerseits steht tc in Oiefonii oudgiengen. Gonsonanten. Hier bedurfte es sehr oft der Änderung. Dehnnngs-b steht in (Kingebobme, oerlo^r, gemobUeiS, t( in^artbel), 9bentbener, ^offart^ (daneben i^offfirtiger), borbiet^en; b fehlt in fBorfd)einlid)fett, oer^Iet, fcölicb« t)omttnIi(b (aber mobl). Die gutturale Tennis wird mehrfach durch c bezeichnet, wo wir t setzen: ScIoDe, (Sorl, (Sreuj^, oft durch f, wo wir c ge- brauchen: Snftinit, fpefulatio, abfiroft, beltfat, auch durch (f: Solcf, ^rancfcetcib, fiatd, unoermerdt (daneben SIenbmetf, ©t&rfe, flnft). Die dentale AffricaU erscheint oft als (: @i^crt, 9let^bar!eit, ^ditoex^n, Slefiben^, grönftt (daneben @d)tner3en, gän^lic^ u. a.). Unter den Labialen ßJlt n auf in Sefttgfett, fangniniftb (aber Quelle). Auch die dentale Spirans macht Schwierigkeiten, soweit sie tonlos erscheint Nach langen Vocalen ist sie oft durch fT bezeichnet: gröffered, genieffen, beiffenben (neben größerer, genießen; nach kurzen finden vir immer ff: (Bebfimniffe, Deronlaffen u. s. w.}. Vor Gonsonant und im Auslaut wird sie vielfach durch f. d bezeichnet: iBemuflfe^n, Sinftemtd, midtrautf4, gro^- m&tbtg, genießbar, IM (doch auch gintlemig, 9lnlag, fldfit u. a.). Gonsonanten- dehnung und einfache Gonsonanz entsprechen gleichfalls nicht immer den für unsere Ausgabe massgebenden Grundsätzen, indessen sind die Abweichungen massig, l statt 11 bieten: »i(, folte, roolten, gleicbfotd; dagegen steht Suftpaflafi. m statt mm hat gefamt (auch ^ufammt); n statt nn 9efanti(!boft, fentlid), fönte (aber fonn). f findet sich in Begrtf, trift. t)ortref[t(b (aber .^offnung), andrer- seits Sliidfd^roeiffung. Sutt t erwarten wir tt in 81ät(!ben, fitlt4 (neben fittltib}; daneben steht 2;ittf(. Auf Einzelerscheinungen (tbörigt, Sermanbftbaft u. a.) gehe ich nicht ein. Auch die Anfangsbuchstaben finden oft nicht tinsere Billigung. Die Minuskel haben substantivisch gebrauchte Adjective: bod fdjdne, ein fangninifcber, bod (Krnftbaft'erbabene, niel orttgeö, etmod groged, nt(^td tior* tbeilboftered; vgl. ^arl bem amOlften (h&ufiger freilich bod (Srbabene, ein ^offdrttger, nitbtd Bel(ibigenbe^). Die Majuskel stört in eigentlichen Adjectiven: JOiiginal, Sfelbaft, btn (Botbifc^en (töefcbmoff), ig^ptifcbe $^ramibe; femer nach Semi- kolon: ^aber, dagegen, 2)ad, (2^^. Unzulässig erscheint die Trennung von fo gor, fo mobl, in bem, fura um, gemiffer maben, feiner ©eitiS. !Dl<rnf(ben (Gattungen. Eigennamen. Anstoss erregen die Schreibungen B^cuigud, Sucretta, ^O' nalbefcbi.

Interpunetlon* Komma ist an Satzgrenzen in der Regel gesetzt, fehlt aber doch sehr oft, zuweilen bei Infinitiven mit um ju, o^ne ju, vor aber, fonbem, hinter Apposition. Dass es adverbiale Bestimmungen nicht einschliesst^ über- rascht uns angenehm. Dagegen steht es oft vor Satztheilen, die durch unb an- gefugt werden und keineswegs immer umfänglich sind. Zuweilen erzeugt es im Satze Pausen, ohne dass ein bestimmter Satztheil es hervorgelockt va haben scheint, 21783. Andere Abweichungen sind unbedeutend.

Orthographie, Interpunction und Sprache. 487

Spraohe. Laute. Stammsilbenvocale. Der Umlaut fehlt Imal in oud* brudfett, ist je 1 mal gesetzt in ^eranfdmmt (sonst fommt). genennet (sonst nann« ten, flenannt). Je 1 mal belegt sind bdrfen, ftfinbe, beftünbe, oufftünbe. Immer steht oldbentt. Yocale der Ableitungssilbeu. Einmaliges obent^eurltc^ ist wohl Druckfehler (sonst abent()euerlt(^}. Im Superlativ ist e mehrfach erhalten: grORefte, me^re[le, feinefte, geiflre icbefler. Verbalformen bieten es im Indic. Imp. : flammete, erflarrrte, mel^rete, ^etgeten; im Conj. Imp.: beftimmete, ^eigete; im un- flectirten Part. Perf.: gfjiemet, geneniiet, geme^net, entflettet, gef flirret, t^erioe^ret, bemfibet^ eingetseil^ft, gef^ä^et (doch auch Synkope in beurt^eilt und nach Ver- schlusslauten); im flectirten: entfemetefier, emgeme^ticte. Ein Einzelbeleg ist die Adverbial bildung itunnie()ro. Flexionssilben. Von neutralen Substantiven haben noch das e (Blei^gemtc^te, ©^dfergebic^te. 2563 steht Slbent^euere (Plur.; Druckfehler?). Die 3. Pers. Sing. Präs. weist oft noch e auf (wenngleich die Synkope überwiegt): jäl^Ift, gefellet, erfftllet, bemaltet, l^dmiet, »o^net, f feinet, Derbienft, nennet; ge^et, bentl^et, gef4ie^et, l^errfc^et, befaffet, Raffet; flfi^et, ft^ä^et, tröget; bemeget, nterfet, erftretfet. 3 mal findet sich fo^e. ferne ist regelmässig (daneben mofem). Gonsonanten. fobern, erfobert bilden die Regel, forbeni ist vereinzelt. 234 1? und an einigen andern Stellen ist getropft belegt. Flexion, benenjentgen, benenfelben, bererjentgen stehen vereinzelt fet^n vertritt 10 mal flnb. Imal feien. Zweifelhaft bleiben 2283«, 23118, 24332,3«, 24682. Wortbildung. Es finden sich i^t (Imal), j[et^o (2 mal), felbften (Imal), fonflen (7 mal). Syntax. Yerh&ltnissmässig oft sind adjectivische Attribute schwach flectirt, wenn sie ohne Artikel hinter Präpositionen stehen; z. B. in ungleichen 9noa6e, oon prd^tigen ^udbrud u. s. w., ))on gefunbem unb berben @^efd)madfe 2503.3, im Ganzen 9 mal. Die angemessene Flexion überwiegt allerdings. Fälschlich ist dann die schwache Endung auch auf Fürworter übertragen worden, wenn nicht Druckfehler vorliegen: mit {eben tlugenblicfe 21037, t)on biefen (&teU ^aften 234 1; vgl. Don ben gütigen . . . SBo^ImoQen 245 is (Druckfehler?), Don allem biefen 236 s. benen steht 6 mal « ben, keineswegs immer im Sinne eines Demonstrativ-Pronomens, vgl. 22182, berer 3 mal «= ber. Die Zahlwörter ^mei und bret finden wir je 1 mal flectirt nach Präposition in attributiver Stellung: bon aroe^en SJ^enft^en, Don biefen bre^en Gattungen. Aufzüge Rection von Verben bieten i^n entgegen ge^et 21233 (Druckfehler?), bor feinere 9ugen ber« birgt er fic^ 2243, gehört in htm Bufonimen^ang 22423, Dor ben Srrtl^iim tet» maleret 25036.8? (auf derselben Seite Z. 24. 25: Dor biefer Studfc^meifung bema^ret). Präpositionen. Dor steht mit 1 Ausnahme statt für, entsprechend baoor, Dorje^t. utn ist 240 is mit dem Dat. verbunden: um i^r. Oonjunctionen. benn. ist nur 24526 zeitlich gebraucht Geschlecht 23786 findet sich bem perfifc^en SRace. Ungewöhnliche Wortstellung bietet im ni^t mtnbeften 21825.36; einen Fehler in der Beziehung Don Aönig Sari ben jioölften 22520.21. In beiden

Fällen ist Druckfehler möglich, doch nicht sicher.

Ewald Frey.

'^erM ^^(^ ^i^ jtianß$etten bes Jtopfes.

Herausgeber: Max Köhler.

Elnleltang

Die äussere Veranlassung zu diesem Aufsats, der anonym in den „Konigs- bergsche Gelehrte und Politische Zeitungen«, 4*«— 8««« Stück, Tom 18—27*«» Fe- bruar 1764 erschien, lag nach dem Zeugniss Yon Borowski (a.a.O.S.64) in dem Auf- treten eines halbverrückten Schwärmers, Namens Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komamicki, der sich in Gesellschaft eines Knaben und einer Viehherde damals bei Königsberg aufhielt ; seine wunderliche Art erregte ein solches Aufsehen, dass Hamann, der Herausgeber der „Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen **, es «unseren Verbindlichkeiten gemäss« hielt, „mit einer Nachricht davon unsere Leser zu unterhalten«. In dem Auszuge, den Borowski (a. a. 0. 206 ff.) von dieser Nachricht (vgl. Hamanns Schriften, ed. Roth III, 236 ff) giebt, lautet sie:

„Es ward aus dem sogenannten Baumwalde im Amte Alexen, ein Aben- theurer, ohngefthr 50 Jahre alt ein neuer Diogenes und ein Schaustuck der menschlichen Natur nach Königsberg gebracht. Er suchte das Lächerliche und Unanständige seiner Lebensart mit einigen Feigenblättern aus der Bibel zu be- mänteln. Dieserwegen und, weil er bis dahin ausser einem kleinen 8jährigen Knaben, eine Heerde von 14 Kühen, 20 Schaafen und 46 Ziegen umherführte, erhielt er hier den Namen eines Ziegenpropheten von der ihn angaffenden Menge. Ausser der Zierde eines langen Barts, wiess er sich, in rauche Thierhäute ge- kleidet, die er um den nackten Körper umschlug, ohne Unterschied der JahreS' Zeiten barfuss und mit unbedecktem Haupte. Eben so der Junge. Ein Paar Kühe dienten ihm zu seinem Angespann, von der Milch der Schaafe, wozn bis- weilen Butter und Honig kam, nährten sich beide. Nur an hohen Festtagen erlaubte er sich, das Fleisch seiner Heerde zu kosten, welches er in Honig sottete. Er genoss davon nichts, als die rechte Schulter und Brust, das übrige ver- schenkte er oder verbrannte es nach 3 Tagen zu Asche. An der Verwandelung dieser menschlichen Gestalt war eine vor 7 Jahren erfahrne Krankheit schuld, die in Unverdaulichkeit und Magenkrämpfen bestand. Nach einem iwanzigtägigen~ Fasten wollte er Jesum mehrere male gesehen haben. Er hatte ihm das Gelübde einer siebenjährigen Wahlfahrt getban, an welcher nun nur noch swei Jahre

Sachliche Erllaterongfen. 489

fehlten. Da man ihn bei Alexen im Walde antraf, hatte er bereits den grossten Theil seiner Heerde verloren. Er kam mit seinem Buben und mit der Bibel in der Hand an, aus welcher er jedem, der ihm etwa Fragen vorlegte, bald einen passenden, oft aber auch ganz unpassenden Spruch citirte u. f. Jeder ging hin und betrachtete den Abentheurer und seinen Buben. Auch K[ant], der sein Gut- achten über die sonderbare Erscheinung zu geben, von Hehreren aufgefordert ward, ging hin und machte folgendes Raisonnement bekannt:

IBet hem Slnf^auen unb 9n(drfn bed begeiflerten gounud unb feinrd Sßubtn tft fftr fold^e Singen, me^e bie ro^e SRatur gerne audfp&l^en, bie unter ber Buc^t ber 9Renfd^en gemeintj^Iic^ fel^t unfenntlic^ wirb, bod üRerfmflrbigfte ber f leine 9B übe, ber in ben Sßdlbem aufgemachten, a0en ^ef^merü^feiten ber SBittentng mit frö^lic^ex 9Runtetfeit %xoii du bieten gelernt ^at, in feinem ®efid()te feine ge< meine gretmfli^igfeit geiget unb non ber Möben Serlegenldeit ntd^td an f!(!^ (at, bie eine Sßitfung ber jhte^tfc^aft ober ber eramungenen K^tfamfeiten in ber feinem (^^te^ung n>irb unb, fur^ ju fagen (wenn man ba^ienige wegnimmt, wad einige SRenfc^en fc^on an il^m oeiberbt ^aben, bie i(n leieren (Belb forbem unb naf4en), ein nollfommned Sttnb in bemjenigen Oerfianbe au fein fd^eint, »ie ed ein (5;perimentalmoralift »iknfc^en fann, ber fo biliig wftre, nic^t tf^tt bie @d^e bed ^erm Stouffeau ben fc^önen ^imgefpinfien beiaujA^Ien, aU bid erfie geprfifet l^ätte. ßum »enigflen bürfte biefe löerounbemng, au weither ni^t alle Bufcbauer f&big finb, weniger au beladen fein, aU biejenige, barin {ened berufene fct)lefif(^e 5^inb mit bem golbnen 3<^6n t)iele beutfd)e Oelel^rte oerfe^t (at, e!)e fie bur^ einen (Bolbfddmibt ber ^ü\it ikber^oben würben, mit ber (Srflänmg biefed äBunberiS fi4 I&nger au ermüben."

Diesem Raisonnement, das ohne Kants Namen mit leichter Änderung der einleitenden Worte {fRadj bem Urtl^eil eined l^iefigen (S^ele^rten, möchte in obiger 9{a4ri4t non unferm begeifterten Sounud, fflr 9ugen, welche . . . . ) zugleich mit dem Bericht Hamanns im 3t«B Stück der „Konigbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen** veröffentlicht wurde, folgte noch die weitere Mittheilung: «Wir kün- digen hiemit zugleich den ersten Originalversuch in unsem nächsten Blättern an, und versprechen uns für die Zufriedenheit unserer Leser mehrere Bey träge von der Gefälligkeit dieses scharfsinnigen und gelehrten Gönners". Im nächsten Stück begann der Abdruck des Serfuc^d fiber bie Shranf^eiten bed j^opfed.

Ein Neudruck erschien zu Lebzeiten Kants in: @ommIung einiger bidl^r unbefannt gebliebener fleiner ©c^riften oon Smmanuel j^ont. herausgegeben Don Sriebric^ S^eobor SRinf, jlönigdberg 1800, S. 34—55.

Saehliehe Erläntenrngen.

200» 6Iat>iud] phristoph Schlüssel, lat Glavius, geb. 1587 in Bamberg, gest. 1612 in Rom, war ein bedeutender Mathematiker und ist bekannt durch seinen Antheil an der Kalenderverbessejrung Gregors XIIL

490 Serfuc^ über bie ^ronü^etten bed ^opfed.

26039 Drbite] Orbil, nach dem Namen des römischen Grammatikers Orbilius Pupillus, des Lehrers des Horaz (Rpist. II, 1, 70 f.), gebildet, bezeichnet allgemein Scbultyrann. Vgl. Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig 1863, II, 478. Über ein französ. Pamphlet aus dem Jahre 1764, das für die Znchtigungs- methode der Jesuiten den Ausdruck: orbilianisme einführte, s. Q. Gompayre, Histoire critique des doctrines de Teducation en France, Paris 1879, II, 244.

2629 $l)rTbo] Vgl. Diogenes Laertius IX, 68.

26986 ^erroffon] Jean Terrasson, 1670—1750, seit 1713 Iflitglied der Aca- demie fran^aise, schrieb: Dissertation critique sur Plliade d'Homere 1725; S^thos, histoire ou vie tiree des monnments-anecdotes de l'ancienne Egypte, 1731; La Philosophie applicable a tous les objets de Tespnt et de la raison, nach seinem Tode von D'Alembert 1754 herausgegeben. Die von Kant erw^nte Unter- scheidung findet sich in diesen Werken nicbt.

27024 S3o4enf4rift] Der Arzt. Eine medicinische Wochenschrift, Hamburg, VI. Theil 1761. Sie wurde verfasst und herausgegeben von Job. Aug. Unzer zu Altona. Die Aufsätze, auf die Kant Bezug nimmt, sind: im 150^0 Stück: Vom Zusammenhang des Verstandes mit der Verdauung; im 151t«n Stuck: Beweis, dass alle Arten des Unsinns durch die Verbesserung der Verdauung curirt werden müssen; im 152ten Stück: Derselbe Beweis insbesondere von einigen hitzigen Deliriis.

27116 ^Beobachtungen bed (Brom] Jonathan Swift, 1667—1745. Vgl. llcpi ßaOou;: s. Anti-Sublime. Das ist: D. Swifts neueste Dicht-Kunst, oder Kunst in der Poesie zu kriechen. . . . Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, Leipzig 1733, Cap. III, S. 77 ff. (Works ed. Sir Walter Scott, 1883, XIII, 29 ff).

Orthographie^ Interpnnction und Sprache.

Orthog^phle. Vocale. aa kommt in ^aa^, ongemoogt (daneben 9nnioger) vor, e statt ä in nemlicä^^öerbrenget (aber ermähnt), e^ ist wie immer h&ufig: (Sdjle^er, ©c5ret)er,fret)e,öerme^nten (auch ÜWeinung), bex^bt, 3n)et)ten«,bre^,yet)n.be^;S3e^^äIfe, ^ropb^d^Qiing; tlr^ene^, ©c^elmereQ, manc^erle^. mteber ist stets die Schreibung für gegen, andrerseits findet sich ^tne statt ÜRtene. Consonanten. t^örigt ist vereinzelt. Dehnungs-1^ steht in fflaf)n\e, empö^rt, gefpül)ret, mahlen (pingere), ne^mlic^; niemal^ld; fehlt in roar^aft, uornemüc^. f steht in ^oftor, c in cat^arctifc^, d öfter statt f: Sogidfer, Dnomaftidf, Tlaif^tmaixä, edel^aft (aber n)irf(i(^, oerftörft u. a.). d finden wir vor Consonant und im Auslaut: vooffi» bemuft, mufte, Wi^hrcmd^, roeid (doch auch beifit, t)eri)agt, Snlog), andrerseits 25i(j^terpret6. Zwischen Vocalen steht ß sehr oft: Serbältnlge, begerd, heften, ntfifte (daneben faffen, Raffen, $offenretger). ^ statt 3 bieten ®et^, Sr^t (aber S(r5ene^). Störende Doppelconsonanz ist selten, z. B. borlnn ; Vereinfachung häufiger: folte; I5nte, unfentll^, fan (auch lönnten, fonn) ; Dortreflic^, «^ofnungd« lofen. Kleine Anfangsbuchstaben haben substantivirte Adjective mehr-

Orthographie, Interpunction und Sprache. 491

fach: ntddtd befferefl» ettoad böfed, bed begehrten; vgl. auch bur^ oemftnfteln. Meist aber steht die Majuskel (ber ^oc^mfltbige). Nach Semikolon findet sich zuweilen grosser Anfangsbuchstabe. Zusammensetzung. Zusammengerückt wurden fo XDofH, fo gar, oh ^inar, feit bem. Eigennamen. Wir erwähnen die Schreibungen ^^neod, Setben, pol^Inif^.

InterpimetlOB« Komma fehlt am häufigsten an Satzgrenzen, ist aber auch hier in der Regel angewandt. Selten vermissen wir es nach Apposition, vor In- finitiv mit um 3U, zwischen gleichartigen Satztheilen, die unverbunden sich folgen 26437. «^ Oberflüssig scheint es uns oft bei adverbialen Bestimmungen, Selten vor unb nebst Satztheil. Rein rhetorisch ist es in benn, ba; bermdgen, ba^] auch 26087 vor b^t^t, wo es eine Pause im Satze schafft. Semikolon steht manchmal, wo Kolon besser ist, z. B. 3648.

Sprache. Laute. Umlaut haben fdmmt, onTömmt (je 1 mal; sonst fontmt). ^b^m^iY^f (!^imQrif4, dxnbxudt sind wohl Druckfehler (sonst ^l^hn&re, audsubrflden u. a.). oldbenn bildet die Regel (2 mal steht olSbann). Ab- leitungssilben. Je 1 mal belegt sind die Superlative f^ftrfefte, gröfieflen, ttte^refte. Der seltene Ind. Imperf. schwacher Yerba hat Synkope, im Conjunctiv aber finden sich t)erfud^ete, ffil^reten. Kinige Belege liefert auch das unflectirte Part. Perf.: entbebret, gefpfibret (neben geehrt, gerfibrl), ge^öbnet, t)erf(bonet, geboffet, beraiifd:et; keine das flectirte: selbst nach Liquida und Resonanz ist das e nicht erhalten geblieben. 2 mal steht das Adverb nadfytxo (neben halber). Flexions- silben. Recht häufig ist e in der 3. Fers. Sing. Präs. gebieret, umfebret (neben aerftöbrt, entbebrt); füdet, fflblet (neben ffiblt); einräutttet; modlet, fiebet, Riebet (neben ma(bt, DeTflebOi mäfd^et, b^Ti^f4et (neben l^eigt, lägt, nerfcbliegt); au^fe^et, becfet, t)eTbrünget, nbtbtget (neben bflnft, fagt u. a.). - Unorganisches e haben fab^r ^ielie (je 1 Beleg). Stets steht in fo ferne. ~ Zum Gonsonantismus vgl. gepropft (2 mal). Den Übergang zur Flexion giebt das selten in damaligen Drucken vorkommende gefd:;i(bt 26526. Flexion. Die Femininform 51DO ist i mal belegt (sonst ^totXji). fet)n vertritt 2 mal finb. Wortbildung. Je 1 mal stehen fonften (neben fonft), borinnen (öfter bortnn). Syntax. Er- wähnt sei der Dativ benen{eingen, die Verbalconstruction gefiebert t)or bie Un* gereimtl^eit 269 13. oor, ^tenor stehen neben gleichbedeutendem ffir, bofür. mann

ist 2 mal conditional = menn, so 259 s.

Ewald Frey.

'SCnfeiMung Ü6ei 6te Peufß^fietf bei ^tmbß^ bei nafüifi($en 'S^eofogte itnb bei 'S^oiof.

Heraasgeber: Kurd Lasswitz.

Elnleitmig.

Die Abhandlung entstand aaf Veranlassung des Preisausschreibens der Berliner Akademie der Wissenschaften. Die Acten derselben enthalten darüber folgende Eintragungen: »28. Hai 1761. La classe de philosophie a agree une question, proposee pour le prix de 1763 par M. le professeur Sulzer. Apres qu'elle aura encore circule dans la classe, le secretaire en dressera Tenonce pour Tassembl^e publique.* Dies geschah am 4. Juni: »Tl (le secretaire) a indique la question que la classe de philosophie speculative propose pour la meme ann<^e. On Pannoncera comme a Tordinaire par un programme.** Den Wortlaut des Preisausschreibens bringen die „Berlinische Nachrichten yon Staats- und Gelehrten Sachen* in No. 75 am 23. Juni 1761:

Die Classe der tiefsinnigen Philosophie schl&gt jetzo auf das Jahr 1763 nachstehende Frage yor:

Man will wissen: Otr die Metaphysischen Wahrheiten überhaupt, und be- sonders die ersten Grundsätze der Theologiae naturalis, und der Moral, eben der deutlichen Beweise fähig sind, als die geometrischen Wahrheiten, und welches, wenn sie besagter Beweise nicht HLhig sind, die eigentliche Natur ihrer Gewiss- heit ist, zu was Yor einem Grade man gemeldete Gewissheit bringen kann, und ob dieser Grad zur yölligen Ueberzeugung zureichend ist?

Man ladet die Gelehrten aller Länder, nur die ordentlichen Mitglieder der Academie nicht, ein, über diese Frage zu arbeiten. Der Preiss, welcher in einer goldenen Gedächtniss-Mfinze, fünfzig Ducaten schwer, bestehet, soll dem- jenigen gegeben werden, dem, nach dem Urtheil der Academie, seine Arbeit am besten gelungen ist. Die sauber und recht leserlich geschriebenen Ab- handlungen werden dem beständigen Secretair derAcademie, Herrn Professor Formey, zugeschickt; die Zeit zu ihrem Empfang ist bis auf den isten Janu&r 1763 bestimmt, hernach aber wird man durchaus keine mehr annehmen, die

Einleitung. 493

Entschnldigongen wegen ihrer langsamen Einsendung mögen auch beschaffen seyn, wie sie wollen.

Man ersucht zugleich die Verfasser, sich nicht zu nennen, sondern bloss eine Sinnschrift zu erwählen, und selbiger einen zugesiegelten Zettel beyzufügen, aus welchem man, mit der Sinnschrift, ihren Namen, und ihre Wohnung, er- sehen kann.

Das Urtheil der Academie wird den Slsten May 1763. in ihrer öffentlichen Versammlung bekannt gemacht werden.

Aus Kants Brief an Formey Yom 28.'Juni 1763 erfahren wir, dass dieser unter dem 31. December 1762 den Empfang des Hanuscripts bestätigt hatO Es kam also gerade noch zur rechten Zeit. So erhalten Kants Bemerkungen über die Abfassungszeit seiner Schrift erwünschte Erläuterung. In der 3la^x\ä^i oon ber (5tnri(^tung fetner S^orlefunoen etc. nennt er sie ein luqe unb eilfertig obgefolte ®d)rtft,*) und in der ^lac^f^rift zur Unterführung heisst es: Sßod bie Sorgfalt, Stbgemeffenl^ett unb 3i'^li4f^it ber ^u^ffi^rung onlangt, fo ^obe t^ Heber etmaiS in ^nfel^ung berfelben oerf&umen wollen, old mtd§ bobur^ ^inbern au (äffen, fte aur gehörigen B^tt ber $rikfung au ikbergeben.*) Wir werden des* halb annehmen dürfen, dass Kant nur kurze Zeit an der Schrift gearbeitet hat und dass diese erst am Ende des Jahres fertig wurde. Im Zusammenhang des über die Abfassungszeit des Semeidgrunbed Gesagten^) ergiebt sich demnach, dass Kant wohl nach Vollendung^) dieser Hauptschrift des Jahres 1762 in den letzten Monaten die Preisschrift ausarbeitete.

Die Acten der Akademie berichten dann weiter unter dem 28. Hai 1763 „Les deux pieces No. XX et XXVIII out balanc^ quelque temps les suffrages qui sont enfin r^unis en fayeur du Nro. XX, mais avec la clause qu'en declairerait dans Tassemblee publique que le N. XXVIII en approchait autant quUl ^tait possible et meritait les plus grands eloges.

Am 2. Juni 1763 wurde in öffentlicher Sitzung die Ertheilung des ersten Preises an Mendelssohn beschlossen. Am 21. Juni bringt dann die schon ge- nannte Zeitung folgende Mittheilung:

«Die Königl. Academie der schönen Künste und Wissenschaften hat folgendes Programma bekannt gemachet:

Da die philosophische Classe Tor zwey Jahren zur Preiss-Frage aufgeworfen hatte: . . .? So hat es sich gefunden, dass bey der öffentlichen Versammlung der Academie yom 2ten Junii dieses Jahres besagte Academie declarirte, dass sie bey ihrer Versammlung vom 31sten May einer gewissen Piece den Preiss

>) X 38/9.

>) Vgl. unten S. 308i«.i7 und X 39.

») Vgl. oben S. 301 6ff.

<) Vgl. oben S. 470.

^) Die Möglichkeit, dass Kant noch während der Ausarbeitung des 8emeii8< grunbe^ auch schon an der Preisschrift arbeitete, ist natürlich nicht ganz aus- zuschliessen.

494 Unterfud^ung über bie 2)eutti<i^!eit ber (i(runbf&1^e ic.

ertheilet hatte, und nach Erofhung des versiegelten Zettels fand sich, dass der geschickte hiesige Jude Moses, Mendels Sohn der Verfasser dieser Piece wäre: die Academie erklärte aber zugleich, dass das deutsche Memoire, welches zur Devise hatte:

Verum animo satis haec vestigia parva sagaci Sunt, per quae possit caetera cognoscere tute der Schrift des gelehrten Juden, welche den Sieg davon getragen hatte, beynahe gleich w&re.**

Dies war wohl die Berliner 3^itung, aus welcher Kant die Nachricht er- hielt, ba6 feine Slb^anblung Dor btejenige erflärt morbeit, meiere ber $reidf4rift am nä(!brten gefommen roöre.i) Weiter theilt Kant in dem Brief seine Absicht mit, einen ^n^ang beträ(^tlt(!^r (Srmeiterungen unb einer n&l^eren (Srflftrung der Schrift zu geben. Dieser Plan blieb, obgleich Formey in seiner Antwort vom 5. Juli 1763') ihm zustimmte, unausgeführt. Zugleich erfahren wir aus Formeys Brief den Grund der Verzögerung des Druckes der Preisschriften. Die mehr- fach genannte Zeitung bringt erst am 24. April 1764 eine Nachricht, nach welcher die beiden Abhandlungen in der Leipziger Jubilate-Messe 1764 zu bekommen sind. Am 16. Mai 1764 berichtet Hamann an Lindner: „Die akademischen Preis- und Wettschriften . . . sind angekommen.*')

Drucke: 1. Unter dem im Text vorgedruckten Titel zusammen mit Mendels- sohns Abhandlung auf p. 67 ff. in „Dissertation qui a remporte le prix propos^ par PAcademie Royale des sciences et belles-lettres de Prusse, sur la nature, les especes, et les degres de Pevidence avec les pieces qui ont concouru. a Berlin chez Haude et Spener, Libraires du Roi et de PAcad^mie. MDCCLXIV.*

2. 3. j^antd fdmmtlic^e fletne ^(^riften. fHadi ber 3eitfoIge georbnet. j^önigö* berg unb Cetpaig, 1797/8. Bd. II S. 479—526 (Nachdruck).

3. Smmanuel j^ont« üermifc^te ©t^riften. ^ofle, 1799 (Tieftrunk). Bd. II S. 1—54.

Paul Menzer.

Sachliche Erlänternngen.

273 5Wotto] Aus Lucretius ,De rerum natura* ed. Brieger 1894 I 403 f.

27721 äBoIff] Elementa matheseos universae, Halao 1717, I S. 96 (Praefatio zu den Elementa geometriae).

28319 ©arburton] William W., geb. 1698 zu Newark, gest. 1779 zu Gloucester. Vgl. Hm. Wilhelm Warburtons critische Abhandlung von dem Erd- beben und Feuerflammen etc. Aus dem Englischen übersetzt. Gotha 1755 S. 18 ff.

28833 $(ugurtinud] In den „Confessiones'* Liber. XI cap. XIV. Die Stelle

») Kants Brief an Formey vom 28. Juni 1763, X 88/9.

') X 40.

3) A. a. 0. III S. 227.

Lesarten. Orthographie, Inierpunction und Sprache. 495

lautet: »Quid est ergo tempos? Si nemo ex me quaerat, scio; si quaerenti ex- plicare yelim, nescio; fidenter tarnen dico, scire me.

29013 ©auDaqe] Francois Boissier de Sauvages de la Groix, Mediciner und Botaniker (1706—1767). Vgl «Betrachtungen über die Seele in der Erstarrung und Schlafwanderung* im Hamburger Magazin VIT S. 489—512.

293 98 ff. (Snifiud] S. E. zu 1 89319.

Lesarten.

2774 etnd] eine Hartenstein || 27726 finb] Zus. Hartenstein || 27928 uner« roetdli^e] unermeglic^e Tieftrank || 281 u unermeidittiben] unermegUc^en Tieftrunk || 28132 i^n] Auf fRanm zu bezieben, daher ed bei Hartenstein und Rosenkranz nicht berechtigt || 282 18 SerfäHunö SerfaHung ||

28328 fie] Lasswitz eiS || 28422 bem] ben Tieftrank || 28531 audaei^net] Hartenstein oufaei^net || 285 ss ba9 eine in bem anbem] Tieftrunk eine in ber anbern ||

29537 bie ber] bie || 29633 bem aj^etap^tjfifer] Tieftrunk ber mtap^t^^t \\ 2974 SJ^ögli^feit] ÜJ^dglic^feit || 29736 lönnen] fann? Hartenstein j| 2985 noc^] Tieftrunk na4 || 2993 meiere ed] Hartenstein melcbed || 2993 fei] feien? Lasswitz. Scheint mir nicht auf ^Betrachtung, sondern auf S)inge(S ober Begriffes zu be- ziehen. II 29935 fie] Tieftrunk ed ||

Eurd Lasswitz.

Orthographie^ Interpunctioii und Sprache.

Orthographie. Yocale. e haben nemlid^, anbermertd; e^ Sl'^e^nung, %te^* ^ett, ame^, aroe^te, bre^, be^be, fe^, fe^n, bet), Se^fpiel, bet)na]^e, mon^eile^. Consonanten. Dehnungs-^ fehlt in Domemlic^, (S^runbroai^eit (aber roa^r« nehmen, mo(I), ist gesetzt in »iUfü^rlic^. c, f, d sind im Allgemeinen wie heute gebraucht. Mehr Anstoss erregt f, 9: ^eift, (Srfenntnid, gemdd (doch meist g: gemig/ unetme6Iid|); besonders ff nach langer Silbe: groffer, lieffen, fi^Iieffen, (eiffen, auffer^olb u. s. w.; selten 6 nach kurzem Vocal: SJ^eging (meist ff: 9Biffenfd|aft). ( steht yereinzelt: itreu^bogen. Verdoppelung der Consonanten ist selten störend: barinn, l^ierinn, Sifc^off, ebenso Vereinfachung: indgefomt, doch oft SSegrif. Anfangsbuchstaben. Hier und da findet sich die Minuskel in substantivirten Adjectiven, z. 6. üiel kOQ^red, und die Majuskel nach Semikolon. Im Ganzen giebt also die Orthographie wenig Anlass zu Eingriffen.

Interpunctioii. Komma fehlt öfter an Satzgrenzen, zuweilen noch an andern Stellen, z. B. hinter b. i. Überflüssig scheint es uns häufig bei adverbialen Bestimmungen, sowie yor unb nebst Satztheil, in bagegen, menn; üome^mlt^,

496 Unterfu^uiiQ Aber bie ^euilid^Ieit bei OninbfA)^ tc.

ba; ti&mniibr bo|; fonbenf, »eit; bdbur^i ba6 u.a. DemonstratiTa werden za- weilen an folgende Relativs&txe angeschlossen: , oon benen bte 295 ts, der Satx wird manchmal in xwei Theile zerlegt und eine Pause geschaffen: , bie 27921. Komma steht mehrfach statt Kolon, s. B. 277 ii, und Semikolon, z. B. 290». Auch andere Zeichen finden wir an Stellen, wo wir sie nicht erwarten, so Semikolon öfter, wo wir Kolon setzen, s. B. 292 ii, Kolon statt Komma Tor bol 27730, 2903 u. a., Fragezeichen statt Ausrufungszeichen 289s, Punkt statt Aus- rufungszeichen 2777 u. a., statt Fragezeichen 275 is u. a.

Spracbe« Laute. Der Umlaut giebt keinen Anlasa zu Änderungen, da- gegen die Stammsilbenyocale in oldbenn (stets), wfirfltd^, mficfen (dgl.), ödrftrn (1 mal). Ableitungssilben. Es finden sich die Superlative gröffefter (4 mal, ebenso oft größte), f(^mereften (1 mal neben fdymerfte), mebrefle (2 mal); die Im- perfectformen einrdumrte, einffib^e (Indic), gebdrete, erflfirete (GonjuncD; die Participien fubfumtret, geirret, gefleUet, entfernet, Dermeinet. Synkope überwiegt und ist im flectirten Particip überall durchgeführt. Ober Adverbien ist nichts zu sagen. Flexionssilben. Das e der 3. Pers. Sing. Pr&s. ist oft erhalten: inet, nennet u. a., flebet, a^^b^t u. a, boffet, fafTet, Derftiflpfet, entfpringet u. a, öfter allerdings beseitigt. Immer steht in fo ferne. Consonanten. 1 mal findet sich erfobert (sonst erforbert, erforberIt(b). Flexion, fe^it steht 14 mal für finb,

2 mal für feien (1 mal ist das damals sehr seltene fe^en belegt); zweifelhaft bleibt die Deutung 28737, 29514. -~ Wortbildung, unadb^^^e (1 mal) ist vielleicht rein orthographisch und nicht als falsche Analogiebildung zu betrachten. fonjien (neben fonft), je^o, obnerad^tet (neben ungeodytet) treten je 1 mal auf. Syntax. Die Flexion adjectivischer Attribute erfordert im Allgemeinen keine Eingriffe. Er- wähnt sei hier aber oud aOen bteiem 285 15. benen steht 1 mal = ben. üor ist stets im Sinne von ffir gesetzt, vgl. baoor. obne regiert 2846 den Datir: o^ne ibr. benn steht 2 mal zeitlieh « bann, z. B. 284 u. Ser^&ltnid hat

3 mal weibliches Geschlecht.

Ewald Frey.

feiner '^^orfefunflen in bem '§BinterJtt(6enjaSre

»on 1765—1766.

Herausgeber: Kurd Lasswitz.

Dineke: 1. j^önigdberg, be^ Sodann 3acob j^anier.

2. @omm(ung einiger bid^er unbefonnt gebliebener Heiner @<i^nften üon Smmanuel ^ant. {x^^QUdgegeben Don griebric^ ^eobor 9iinl. ^Onigdberg, 1800. S. 56—70.

Sachliche Erlftaternngeii.

308i6f. Vgl. oben S. 273-301.

31328 Oitat aus Terentius, He&uton timorumenos y. 80.

Lesarten.

3074 au] Zus. II 3082 feiten] foUten || 8085 tfl] in || 31034 kueld^em] totlä^ \\

31134 DonJ Zus. II 31224 p^^fif^e, morolif^] p^^ßfc^-ntorolif«^* || 312s2 mel<^ed]

Lasswits totl6)t \\ 313 n ben] bie ||

Kurd Lasswits.

Orthographie^ Interpnnctioii und Sprache.

Orthographie. Vocale. aa finden wir in Snaadflob; e in ermegen, nent« lidb, anennertd; e^ in SJ^^e^nung, fre^Itc^, a^^^i ^^^^» be^be, fe^n, be^berle^, SBe^« fall; ie in ©tubierte, »ieber (gegen). Consonanten. Hierher gehört b^^rt* n&digt, wohl auch un5&l^li(!b (vgl- den yorigen Druck, Wortbildung). Dehnungs-^ steht in 9lQ^mt, tb in borbietbet; ( fehlt in nornemlid^, onm&lig. c findet sich in griechischen Wörtern: (So^mologie, (Sritil; d ist sehr häufig: aRat^emotid, JtaHt'l e<^rfftcv. Seife. II. 32

498 ^' Sntmanuel Stani9 9^a^rid6t Don ber (Stnrid|tung feiner ^orlefungen ic,

8ogicf, Slbftracfte u. s. w. Aach f, 9 stören oft: müfle, C^rfenntuid, $(nlad, 9J?aadfiab, ini$braud|e, roetd. Andrerseits findet sich bog (Artikel). Selten ist g nach kurzem Vocal : juoerlög^gc. Vereinzelt sind SRei^, SSenoanbfd^oft, QneQe, Obarantotne (aber bequem). Einfachen Consonanten bieten 5^entniffe (meist örfenntniffe, Wnnten u. s. w.), S5ortrefli(^!eit, ontrift, betrift, Snbeßrif; Doppel- consonanten borinn, toortnn, ©tuffe. Kleine Anfangsbuchstaben haben öfter substantivirte Adjective: ha^ einfot^e unb odgemeinfte. grosse Adjective in eigentlicher Bedeutung: ^d)tfam, j^örperltc^en Statut u. a. Vgl. noch die Schrei- bung ®Dtt. Zusammensetzung, fo gar, onberer @eitd wurden zusammen- gerückt, (£ntbe]^rlid)f(^önen getrennt. Eigennamen. Geändert wurde die Schreibung von (Suclibed, ©(^aftdbur^.

Interponetion» Komma fehlt oft an Satzgrenzen, zuweilen yor Infinitiv mit ol^ne ju, vor fonbem, ober, vor oder hinter Appositionen, die durch b. t., ndmli4 eingeleitet sind, zwischen gleichartigen Satztheilen. Es steht öfter vor unb nebst Satztheil, bei adverbialen Bestimmungen, bildet Pausen im Satze vor bod 30732, vor eine 30933, löst, gleichfalls rein rhetorisch, das durch nähere Bestimmungen beschwerte Substantiv von seinem Artikel ab: bte, . . . ^ev gletc^ung, 31237— 3l3i, was in damaliger Zeit nicht selten ist; steht falsch bei Klammem, z B. 30935.36. Andre Zeichen. Mehrfach ist Semikolon gesetzt, währenb wir Komma oder Kolon erwarten; Kolon statt Punkt 307 9 u. a., Punkt statt Kolon 309 13.

Sprache. Laute. Zum Capitel der Stammsilbenvocale gehört einmaliges rofirflic^. Ableitungssilben. Ich nenne die Superlative fd^raerefle (2 mal), gröfeefte (1 mal), die unflectirten Participien ge^jöret, ge^ö^ilet, gelemet, Dorgeleget, gelanget, neben denen die synkopirten Formen überwiegen; das 2 mal belegte nunme^ro (sonst ba^er, tor^er). Flexionssilben. In @ebiete ist das e bewahrt, öfter, doch verhältnissmässig selten in der 3. Pers. Sing. Präs. : nennet, lernet, benil^et, löget, erf(^nappet. Consonanten. 3078 steht ^te, das unsere Ausgabe entsprechend Kants späterem Brauche nur in Zusammensetzungen duldet. Flexion, ^»o erscheint 1 mal als Femininform des Zahlworts, sonst dient als diese 5n)e9. Wortbildung. Ältere Adverbformen sind ziemlich häufig: felbften, fonften, barinnen stehen mehrmals, 1 mal |e^o (doch auch barinn, luorinn, ie^t). Syntax. Der Dativ Plur. des Artikels heisst 2 mal benen. 31034 findet sich nac^ meieren (Sing., vielleicht Druckfehler). Dor erscheint stets, wo wir ffir erwarten. benn ist 1 mal temporal, Serl^dltniö 1 mal weiblich ge- braucht.

Ewald Frey.

%xame eitted ^dflex(t^ex5, erfduferf bur($ '®rdume

bei 'gSefapJpPß.

Herausgeber: Paul Henzer.

Einleitung.

Der Titel der Schrift deutet ihre doppelte Veranlassung an. Doch liegt die Darstellung der Gründe, welche Kant zur Kritik der Metaphysik seiner Zeit führten, ausserhalb des Rahmens dieser Einleitung und es werden deshalb hier nur die Angaben yerwerthet, welche über Kants Entschluss, sich mit Swedenborg auseinanderzusetzen, Aufschluss geben. Kants Brief an Fr&ulein Charlotte von Knobloch ') und die in diesem mitgetheilten Thatsachen zeugen yon seinem lebhaften Interesse für den Geisterseher. Die entscheidende Ursache zur Abfassung seiner Schrift giebt Kant dann selbst in dem $orberi(^t durch den Hinweis auf boiS unoefifime 9ln^a(ten befonnter unb unbefannter ^reiinbe an.*) Zwei Stellen aus Briefen an Mendelssohn kommen hierfür ebenfalls in Betracht. In dem Brief yom 7. Februar 1766 nennt Kant die Slrdume eine glei^fam abge* brungene @4rift, sie ent^AIt me^r einen flfK^ttgen (Snttourf Don bet 9rt, tote man Aber berglei^en J^ragen urt^etlen foOe aU bie ^udfü^rung felber.') Der Äusserung im f^orberi^t der Schrift entsprechend heisst es dann in dem Brief vom 8. April 1766: 3(^ meid ni^t, ob ®ie be^ S^urd^Iefung biefet in atemlid^er Uuorbnung ab- gefegten ©(^nft einige Aenn^eic^en üon bem UnmiUen werben bemerft (üben, momit td§ fie gefd^rieben (obe; benn ba t4 einmal burd^ bie Sormigtge Qhrfunbigung na4 ben vißontn ht9 ©c^mebenbergd foroo^I be^ $erfo^nen, bie i^n (S^elegenl^eit Ratten felbfl 5u fennen, aI(S au4 oetmittelft einiger (Sorrefponben^ unb anlegt bur4 bie ^rbe^fdiaffung feiner Sßerfe üiel ^atte au reben gegeben, fo fa^e id^ mol^I, bai ic^ ni^t e^er Dor bie unabMgige 92ac^frage »firbe fftu^^e ^ahtn, aU W i^ mic^ ber be^ mir üermut^ten.j^enntnid aller biefer anecdoten entlebigt (ötte.^)

>) Vgl. X 40 ff.

») Vgl. oben S. 318 19 f.

«) X 65.

*) X 66. Vgl. auch oben 867 lo f.

32

500 2rSumc cineö Öciflerfe^er^, erlfiutcrt burrf) Sroiimc bcr 3)?ctop]^t)fTf.

Über die Abfassungszeit unserer Schrift sind wir verhältnissmässig gat orientirtJ) Den Buchhändlern Kanter wurde vom Senat der Universität eine Strafe von 10 Reichsthalern auferlegt, weil sie die Schrift „absque Censura und Imprimatur abgedruckt^ hatten. Darauf richteten sie unter dem 5. März 1766 eine Vorstellung an das Etatsministerium, in welcher es heisst : „Es ist nemlich das Mscpt des Mag. Kant höchst unleserlich geschrieben, und wegen seiner dermahligen vorgestande- nen Reise nach Goldap blätterweise zum Drucke eingesandt, so dass er bey der Correctur so viel Neuerungen vornehmen müssen, dass dieser tractat nur allererst, nachdem er reine abgezogen worden, in seiner jetzigen Beschaffenheit erschienen, weshalb es dieser Umstände wegen theils den Professoribus unmöglich gewesen, diesen tractat zu censiren, theils aber hätten dieselbe eine ganz andere Schrift censirt, wenn man sie ihnen vor der Abdruckung derselben eingehändigt hätte^.^ Nach allen diesen Mittheilungen dürfen wir wohl auf eine nicht allzu lange Zeit der Abfassung unserer Schrift schliessen. Durch den Censurvermerk, nach welchem die gedruckte Schrift am 31. Januar 1766 vorgelegt wurde,^) wird Kants Aufenthalt in Goldap näher bestimmt. Er wird in den Herbstferien dort gewesen sein und hat kurz vor seiner Abreise die noch unfertige Schrift „blätter- weise zum Druck gegeben". Die Abfassung der Schrift fällt also höchst wahr- scheinlich ganz in das Jahr 1765.

Die Schrift erschien anonym. Doch hat Kant die Anonymität nicht zu erhalten gesucht, wie aus seinem Brief an Mendelssohn vom 7. Februar 1766 hervorgeht.*)

Draoke: 1. Traume etneS ©etfterfel^er^, erläutert burc^ ^rüume ber !Dleta« pl^^fl^ ÄönigSbcrg bet) Solftann Sacob Konter 1766. (A»)

2. gRIgo unb Weiau, be\) Sol&onn griebrit^ ^artfnot^ 1766. (Titel- vignette Rosenzweige darstellend.) (A^)

3. Von A' kenntlich unterschieden durch die Titelvignettte, welche

einen sitzenden nackten Genius, der in den Händen einen Blumenstock hält, dar- stellt.6) (A»)

4. 3. Äont« fömmtUt^c ffeine ©c^rlften. Sflot^ ber Seitfolge georbnet.

Äöntgöberö unb ßelpalg 1797/8. Bd. II S. 379—478.

5. 3. Äant'ö öermiMte ©Triften. J&oUe 1799. (Tieftrunk) Bd. II

S. 247—346.

1) Durch A. Wardas Mittheilungen in der Altpr. Mon. Bd. XXXVII S. 535 f. Anmerkung.

') Akten des akademischen Senats zu Königsberg (Censur und verbotene Bücher betr. C. 13).

3) Acta Fac. Phil. Tom. V S. 638.

*) X 65.

*) Nach C. Kehrbachs Unterscheidungen. Vgl. die Lesarten.

Sachliche Erläuterungen. 501

Sachliche Erläaternngen.

315 Citat aus Horatius, De Arte poetica v. 7/8.

3223 $^i(ofop^en] Vgl. Daries, Elementa Metaphysices. Psychologia ratio- ualis § 4, und Baumgarten, Metaphysica § 742 ff.

3254 Schulleiter] Vgl. Daries a. a. 0. Psychologia rationalis § 103 und bes. Corollar I, wo die Kantische Formulierung sich findet: totam animam in toto corpore omnibusque partibus corporis organicis praesentem esse.

32631 ideae materiaUs] Vgl. Passiones animae I art. XXIIlff. XXXV, XLII. Zu dem Ausdruck vgl. Chr. Wolff, Psychologia rationalis § 102 ff., F. C. Baumeister, Philosopbia definitiva cd. III S. 181.

327 1 Seibniaend fd^er^^after (SinfoU] Vgl. M. G. Hansche, Godefridi Guilelmi Leibnitii Principia philosophiae more geometrico demonstrata. Frankfurt und Leipzig 1728 p. 135.

32911.12 Ckat aus Virg. Aeneis VI. 268/9.

33033 8oer^aaDe] Vgl. E. zu I, 208i9. Zu der Stelle vgl. Elementa chemiae 1732 vol. 1 S. 64: ,alimenta plantarum radicibus externis, animalium intemis, hauriuntur".

33129 @ta(I] Georg Ernst St., geb. 1660 in Ansbach, seit 1694 Professor der Medicin in Halle, 1716 Leibarzt des Königs von Preussen, gestorben 1734 in Berlin. Vgl. Stahls Theoria medica vera. Halae 1708. Darin Sect. I Phy- siologia Membrum I. De scopo seu fine corporis, bes. p. 18. Vgl. auch die Schrift: De vera diversitate corporis mixti et vivi .... demonstratio. Halae 1707.

33131 .pofmann] Friedrich H., geb. 1660 in Halle, seit 1693 Professor der Medicin daselbst, 1709 Leibarzt des Königs von Preusseu, 1712 zurück nach Halle, starb dort im Jahre 1742. Vgl. seine Schrift: Philosopbia corporis humani vivi et sani. Liber I. Sect. I cap. I— III, Opera omnia 1740 I p* 26 ff.

33817 gemiffe $t)t(ofopben] Vgl. z.B. Daries, a.a.O. Psychologia empirica §26.

33934 Senforium bcr @eele] Vgl. e! zu 32631.

341 ai ^Qd)0 be ^robe] Die Anecdote war nicht aufzufinden. Es ist anzu- nehmen, dass sie aus früherer Zeit auf B. übertragen wurde. Vgl. Diogenes Laertius I. 34, wo die Anecdote von Thaies erzählt wird.

3424 SriftoteleS] Es liegt ein Irrthum Kants vor. Das Citat ist ein Frag- ment Heraclits. Vgl. H. Diels, Herakleitos von Ephesos 1901. Fragm. 89.

34519 (SQrteftu<$] Vgl. E. zu 326 ai.

34824 ^ubibrad] Vgl. Samuel Butlers Hudibras, ein satyrisches Gedicht wider die Schwärmer und Independenten zur Zeit Carls des Ersten, in neun Gesängen. Aus dem Englischen übersetzt. Hamburg und Leipzig 1765 S. 292/3.

3536 CiUt aus Virg. Aeneis VI, 266.

3549 ©c^roebenberg] Kants Schreibart ist nach den Principien der Ausgabe für Swedenborg erhalten. S. wurde im Jahre 1688 zu Stockholm geboren und starb im Jahre 1772 in London. Über sein Leben und die von Kant mit-

502 Xräume mti 0eifletff^evf, tMatai hm^ Srditme bor Wldap^}^

getheilten Erz&hlmigen Tgl. Tafel, SannDlung von Urkunden betreffend das Leben and den Gharacter Emanael Swedenborgs, Tübingen 1839—45 in Tier Abtfaeilungen.

355 10 (2^3&blunflen] VgLbierzn Kants Brief an Fräulein Charlotte T.Knobloch Tom 10. Aagust 1763(?), X 40ff.

357)0 Hrtemibor] aus Ephesos, schrieb ein Bach Ovctpoxpcxtxo.

357 34 ff. KpoDoniud non S^ne] Pythagoreer des ersten Jahrbanderts n. Chr., stand im Ruf, magische Kanst und die Gabe der Weissagung zu besitzen. Flavius Pfailostratus (um 200 n. Chr.) schrieb eine romanhafte Biographie des ApoUonios.

357 30.31 Citat aus Horatius, Epist II 2, 208/9.

35913 Citat aus Virg. Bucol. III, 65.

3e0i iirtoflo] Flasche im Mond. Gesang 34, Strophe 67 ff.

360u Sitcom] Vgl. Sammlang satyrischer und ernsthafter Schriften, Frank- furt und Leipzig 1739 No. II Yitrea fracta etc. S. 45-90.

360 1& Der Titel lautet ausführlich: Arcana coelestia, quae in scriptura saera seu Terbo domini sunt detecta. Una cum mirabilibus, quae Tisa sunt in mundo spirituum et in coelo angelorum. Londini 1749—56. 8 Bände.

36031 D. Johann August Emesti, Neue theologische Bibliothek, darinnen von den neuesten theologischen Büchern und Schriften Nachricht gegeben irird. Leipzig 1760. Dort im 6. Stück S, 515—527.

36728.29 Citat aus Virg. Aeneis II, 793.

37329 (Sanbibe] Vgl. Candide ou l'optimisme. I. partie am Schlnss.

Lesarten.

C. Eehrbach hat zuerst das Verhältniss der vorhandenen Originaldrucke klargestellt. Er kommt zu dem Resultat, ^dass aus dem Jahre 1766 wenigstens drei typographisch verschiedene Drucke von ungleicher Güte ezistiren* *) Der Wechsel des Verlages wird jetzt aufgeklärt durch die in früheren Ausgaben fortgelassene Mittheilung aus Kants Brief an Lambert vom 31. Dec. 1765: (Sr (Kanter) ift mit feinem vorigen ^atiblungdbebienten ^^n Hartknoch, ber feine affairen onte^t in Riga üermottet, in Compagnie getreten. *) Ober die äusseren Unterscheidungsmerkmale der drei Ausgaben orientirt die am Schluss der Ein- leitung gegebene Aufzählung der Drucke. Ausführlicher bespricht Kehrbach dies Verhältniss. Auch hat er ein, allerdings nicht vollständiges, Verzeichniss der Varianten gegeben. Es fehlen die in nachfolgender Zusammenstellung unter 32214, 32911, 33034, 33335, 334i8, 338i5, 3464, 346i6, 3472, 356i4, 35730, 35730, 35832, 36918 aufgeführten Lesarten.^)

Vergleicht man die Drucke auf ihre Correctbeit, so zeigt sich, dass A' den beiden anderen vorgezogen werden muss. Die Abweichungen, welche A' und A'

') K.'8 Ausgabe in Reclams Universal-Bibliothek S. IX.

») X 52.

^) Ausnahmsweise sind auch offenbare Druckfehler aufgenommen.

. . Lesarten. 5Q3

enthalten, geben selten eine richtigere Lesart. Dagegen weisen sie $ine Anzahl grober Versehen auf, wie z. B. 358 14. Deshalb wurde A' dem Texte zu Grunde gelegt. Die Annahme Kehrbachs,i) dass A' der erste Druck sei, findet jetzt eine sichere Bestätigung durch die in der Einleitung mitgetheilten Thatsachen und die oben citirte Briefstelle.

Es bleibt noch übrig, das Verhältniss von A' zu A' zu bestimmen. Eine Vergleichung der Lesarten zeigt, dass A' allein von A* nur in einem Fall (346 i), w&hrend A' mehrfach von A^ abweicht (vgl. z.B. 354», 35527, 357ao,^358s3, 363», 36480, 36488). Dasselbe Resultat ergab die Vergleichung der Sprache, A' weicht hierin vielfach von A' ab, w&hrend A' fast überall mit A> überein- stimmt Sehr lehrreich ist die Beobachtung eines Druckfehlers (vgl. 838i9X A> hat richtig oergefeUfj^afteten, A' üergefeQfd^aftenten, A* DergefeUfc^aftntbeitp Da anzunehmen ist, dass der der ersten Ausgabe inhaltlich und sprachlich am nächsten stehende Druck zugleich auch zeitlich ihr am nächsten steht, so komme ich zu der Ansicht, dass A' der zweite, A' der dritte Druck ist Dem entspricht auch, dass A' die Versehen von A' und noch einige neu hinzukommende . ent- hält A' wird also wohl als Druckvorlage für A' gedient haben.

In dem folgenden Verzeichniss, wie auch bei Aufzählung der Drucke^ ist trotzdem die von Kehrbach gegebene Reihenfolge und Bezeichnung der Drucke •beibehalten worden (A'^A, A'=B, A'=C bei Kehrbach). Es erschien zweck- mässig, von dieser nicht abzuweichen, um späterer Vergleichung nicht zu grosse Schwierigkeiten zu bereiten.

31717 unb] obn? Wille (Kantstudien VIII S. 388/9) || 3188 ^inaud] A' Iftlerau« A>-» ||

32089 erriditet] A' erretd^et A'** || 322 m (Sntfd^eibungen] A^ (^^ntfd^Iie^ungen A«-« II 32230 Surücfflogung] Menzer ßurüdfftoßung A || 32827 bcffelben] Wille bcrfelben A || 32484 fc^mera^often] A»-» Wmcra^afteflen || 32627 bicfen] Tief- trunk beffen A || 32724 mo^I fehlt A'*> || 32812 auSma^en? Menzer || 32829 Rnb] feien? Hartenstein || 329ii soia fehlt A'** || 3309 ee] Tieftrunk fie A || 33084 SBurael] A^-» ffiuraeln || 3319 biefen] A^ biefem A'-» || ouf] ouö? Hartenstein || 33320 Hinen] Wüle i^r A || 33335 Stelle] A'-' $^clle A^ || 334 is um] A»-» unb A' || 3356 iebe«] Kehrbach jebe A || 3359 Seineggrftnben] A* Semegungdgrfinben A^*' jj 33515 bedfelben] Menzer berfelben || 335i7 !D?Qterte] SRoterien? Menzer; vgl. 33522. jj 33620 SRoteden] Tieftrunk SJ^^aterie A || 337 13 ni^t ober ff] Es fehlt das Subject zu befugt ift. Kant schwebte anscheinend ber Tlen^d^ als solches vor, wozu ihn die beiden er veranlassen konnten. Da die Emendation zweifelhaft blieb, wurde nicht geändert. || 338 15 üergefeKfd^afteten] DergefeUfc^aftenben A', üergefeH- fd^aftetiten A* || 33832 befidtigen] Hartenstein befl&tigt A || 33839 werben] Tief- trunk loirb A II 34215 bemo^nt] Hartenstein bemo^nen A jj 34331 Srdumem] A^

») A. a. 0. S. IK/X.

504 Zräiime eine« Mfierfetec«. cdantert biir4 Sr&nntc bei S^dot^^fil.

3:r&umen A>*> || 844» fBicfntta] fBirai^Idtl WiUe || 345» ienn biefcr] Menzer intern birfem A t| 3464 befie^] A"-« bcfle^ || 3468 bic] ber A*"* II 34610 er] in Bexiebnng m ber Denoonene 9^enf<^ oben Z. 4.5 || 346i£ benfenben] A«-» benfenbe« A' || 347« it^lidm] A> iegUcben A»-» |j 347io «e- f&tl] A> eeficbt A'*s II 347 s dhitiDfiTfen] Hartenstein (üninftrfen A || 350s brr ber] ber A*** || 853« ber] Menzer benen A ||

35810 benlelben] Tieftronk bemfelben A ij 354i5 dbfa^t] A**' abgefaßt A'|| 354 83 gerufen] A' berufen A*-* || 35597 M] A^* fie A' || 356 14 tooranft^lAen] A^ öoronf*icfen A»-» || 357a finben] flnbet A»-« || 35780 «o^««] A>-» »agts i| 35731 portentaque] Tieftmnk protentague A || 358i4 gnugfamer] A> gronfamer A*-* || 35818 bei] A' auf A>*' || 35831 9<iraUenien] Druckfehler in A' || tlnbenniil^e] ttnenbU4e? Hartenatein || 3604 berfelben] WUle beffelben A || 361» nur} A'-' nun A' II 361m Terminen] oerirren? Tieftnmk || 3638 Sogen] A>-* 8oge A^ || 364 ss erregen] Hartenstein erregt A || 364ao ©ubfiiiena] A>-* ^ubftana A' || 364» er fehlt in A' || 36584 finb] Menzer ift A || 366» aflen] Tieftronk aUem A || 369i8 be«] A^ ber A*-* II 36937 t^rrm] Zusatz Hartenstein j| 3703 @d)»ierigfeiten] Harten- stein @d)n>ierigrett A || 371» unb] Zusatz Frey Aber neue ^griffe? Rosenkranz, Kehrbach || 3726 aU^ Zusatz Wille, al« gunbament? Kehrbach ||

Paul Menzer.

Orthographie^ Interpnnetton und Sprache.

Orthographie. Yocale. aa haben SBaoge, 9Roag, ©diaole; e findet sich selten für d: n<rmU4, b^roorbrengen (aber gegenm&rtig, enoA^nten. er§&btt). e^ ist wie immer häufig: SRe^nung. . meinet, fre^, be^be, ^wet^ (aber gioette, ^mti* beutig), fet)n, be^, oQerlei), l^artbc^Uc^feit (aber $b<>ntafei). Consonanten. Dehnungs-b und t^ sind meist wie heute gebraucht (doch ^art^e^lid^feit; Der« ntutli4). Ähnliches gilt von c, i, ä (doch Subiffufi; ttbitroftton, 6pefulatton) und von den f-Lauten (als Ausnahmen erscheinen SRidbraucb; Semetg; @eifter' einfifigen, unfd^lflbig; ^eiffen, ©toffed). Vereinzelte, doch auch in manchen andern Drucken sich findende Schreibungen sind 9lA|eI, Deft, pneomattfcb (aber bequem, OueOe). Wenig ist femer über Consonanteuvereinfachung zu be- richten, matertel, foUe, mil; nimt, famt sind Ausnahmen von der Regel. Da- gegen steht sehr häufig f für ff : ^ofninig, öfnen. trfft, a3fgrlf, ^nflgrif, ®tof. Anfangsbuchstaben. Substantivirte Adjective sind nur selten klein ge- schrieben: ba(S üorne^mße, nic^td öbnlt^e^; auch Adjective in ursprünglicher Bedeutung selten gross: meine Vermeintliche @rflnbe. Zusammensetzung. Zusammengerückt wurden einer ©eitS, anberer @eitd, fo gar. Im Ganzen weicht somit die Orthographie des Druckes von der unsrigen nicht erheblich ab.

Interpanction. Komma fehlt nur an Satzgrenzen häufig, ist aber auch da meist gesetzt. Selten vermissen wir es bei prädicativ gestellten Attributen,

Orthographie, luterpimciion und Sprache. 505

z. B. 82933, vor ober, ob^ipar, Infinitiv mit um ^u, vor der Anrede, hinter Appo- sition. Manchmal lie^ wohl einfach Druckversehen vor. Andrerseits ist es nur zuweilen überflussig gesetzt, so besonders vor Satztheilen, die durch unb angefügt sind. Diese sind dann in der Regel durch nähere Bestimmungen oder angeschlossene Nebensätze belastet, zuweilen aber nur kurz. Hingegen fehlt das Komma hier in der überwiegenden Zahl der Belege, mehrfach selbst dann, wenn die Länge des Satztheils eine vorangehende Pause erklärlich machen würde. Bei adverbialen Bestimmungen steht das Zeichen seltener als in andern Drucken, und ganz vereinzelt sind Fälle wie Komma vor Genitiv-Attributen 331 19 (hinter Sehen), zur Bezeichnung einer Pause im Satze 357 1 (vor felbft), zwischen baburc^, ba%\ borum, meil u. a. Es steht manchmal statt Kolon, so 3696. » Andere Zeichen. Wir finden zuweilen Semikolon statt Komma 330 19, statt Kolon 35816; Punkt statt Ausrufungszeichen 869 e u. a., statt Fragezeichen 3304 u. a.

Sprache« Laute. Stammsilben. Der Umlaut fehlt in abbangenb (1 mal neben ^ufammeii^&ngenbe), steht in fdmmt (1 mal neben fommt). Stets be- gegnen wir aldbenn. 2 mal Unterfc^eib, 1 mal üerabfc^eibete (neben überwiegendem Unterfdiieb). Ableitungssilben. Neben $^ontafie begegnet 2 mal $^antafet. Einmaliges obent^eurlic^rten ist nicht noth wendig Druckfehler. Die Superlative weisen öfter noch e auf: me^reßen, Üdreflen, fetnefte, grögefte (neben ge^etmfteit, rat^famfien). Auch in schwachen Verbalformen ist es nicht selten; so im Ind. Imp.: üert^etleten, l^infc^ieleten (häufiger ert^eilten, befeelte, beehrte, meinte u.a.); öfter im Gonj. Imp.: offenbareten, ^ugefeUeten, mattete, nfigete (aber fogte, f^redfte, beliebten); sehr häufig im unflectirten Part. Perf.: gehöret, gefüt)ret (neben auf« gebort, üerfpfirt, organifirt), etffiUet, üorgefteUet, aufummengebaHet (neben ge^üblt, mttgetbeilt, oorgeftrUt). oudgetrüumet, entfernet, gebienet; errei^^t (neben unter« fud)t), ooraudgefe^et, oerfnupfet (neben Derfnüpft), be^geleget, geit5tbiget (neben erlangt). Auch die seltener auftretende flectirte Form hat es manchmal: eiit« pOete, abgetrenneien, entfernete (aber auch auegebebnter, entfernten). Im Ganzen überwiegt doch die Synkope. Von Adverbien sind vereinzelt belegt: nun« mebro. oorbero, noc^bero (manchmal nunmebr, meist üorber, nodi^er, stets baber). Flexionssilben. Zu nennen sind die Substantive @erfifte, @ebtrne, ^opbifte (aber ®Ieid)gemid)t. ($$ef(ben! u. a.); die zahlreichen Belege für e in der 3. Pers. Sing. Präs. starker und schwacher Verba. Die Beispiele entsprechen den angeführten Participien; hinzu kommen miberftebet, berubet. etnftebet (häufiger ftebt, berubt, ftebt u. a.). Auch hier ist überwiegend Synkope eingetreten. Unorganisches e bietet allein fabe (2 mal). fo ferne steht meist (selten mofern). Flexion. Zu benenfenigeu (2 mal), benenfelben (1 mal) vgl. Syntax, Pronomen. fe^n ver- tritt 28 mal finb, 6 mal feien, entfalten 32037 ist vielleicht nur Druckfehler statt entfoltet. Wortbildung. Die Adverbial formen mussten oft geändert werden: barinnen (1 mal), fonften (6 mal; meist fonft), mr^rmaten (3 mal), obngefebr (2 mal), je^o (1 mal; auch je^t), Dorie^o (1 mal), i^o (8 mal), t^^t (4 mal; vgl. i^ig, 1 mal). Syntax. Mehrfach stört die starke Flexion der Adjective nach Pronomen, sei es, dass sie substantivisch gebraucht sind: ein jeber ^ernftnfttger (2 Belege), sei

506 träume etned (S^etflerfe^riS, erl&utert bur4 Si^umc ber 9Retap^))fif.

68, dass sie adjectivische Attribute sind: in btefem dngebtlbetem SSaume, und

i^rem gebörigem ®leid)getoid)t. Hingegen missfaUen uns schwache Endongen

nach Pr&position ohne Artiliel: Don fdrperUdjen S^uQf, nadb t)oIIbrad)ten Sdilafe,

t)on an fi(!b grögenn @en)t(bte. Vgl. dazu die Pronomina: ton iegtid^ (Sing.),

tüü aUtm biefrn. benen steht 18 mal » ben, berec 1 mal = ber. Flexion

▼on 3roei bietet mit §me^en Sikiten (1 mal). Ungewöhnliche Yerbalconstniction

ist belegt in mornen tox m. Acc 322i4.i6, fidb^m Dor m. Acc. 356». nor ist

stets im Sinne Ton für gesetzt; o^ne regiert 32826 den Datiy, sonst den Accur

satiy. Weibliches Geschlecht weisen ^ebflrfntg (2 mal) und ^er^Attnift (Smrnl;

aber auch Neutrum) auf.

Ewald Frey.

"^on 5em erffen ^runbe 5e5 '^nterf($iebes 5ei ^egenben im %arme.

Henosgeber: Kurd Lasswitz.

Drneke: 1. In den Konigsberger Frag- und Anzeigongsnacbrichten

Stock 6—8.

2. Sammlung einiger bidl^er unbelannt gebliebener fleiner Sänften t>on Smmanuel j^ant. .herausgegeben t^on griebric^ S^eobor Stinf. j(dnig«berg 1800. S. 71-80.

8. Smmanuel ^anf d oermif^ie S^riften. ftbnigdberg 1807. Bd. IV 8. 71-80.

Saehliehe Erlftntenuigeii.

3777 8oer^oobe] S. E. zu I 908i9. Vgl. Elementa cbemiae I p. 2. » 37713 Analy$in $iiiu] Nach Leibniz ist die r&nmliche Ansdehnung nicht (wie bei Descartes) als gegeben vorauszusetzen, sondern durch das Denken zu erzeugen. Es ist die Aufgabe der Analysis Situs als einer neu zu schaifenden Wissenschaft, das Qualitative in der Bedeutung der geometrischen Figuren zu untersuchen und dadurch die Analysis der Grösse als eine Analysis der Lage zu erg&nzen. (Vgl. u. a. L.'s Math. Schriften ed. G. J. Gerhardt Bd. V p. 179.) Ausführlicheres und Quellennachweise in E. Cassirer, Leibniz* System, Marburg 1902, Kap. 3.

378» duUx] S. £. zu 168»), wo dieselbe Abhandlung dtirt ist

380» aRariotte] S. E. zu I 502 is.

380» nfloa] Don Antonio de UUoa, geb. 1716 zu Sevilla, gest 1795 zu Isla de Leon bei Gadix, hoher spanischer Marineoffizier, Mitglied der Royal Society. Vgl. Redacion del viage a la America meridional, übers. Amsterdam 1752.

3815 SiyrrOi] Giovanni Alfonso B., 1008—1679, bekannt durch seine Corpuscnlartheorie und seine physikalische Theorie der Jupiterstrabanten. Vgl.

50H ^oit bent erften ®runbe beS Unterfd^tebed ber @egenben im SRaume.

Des Herrn Alphonsus Borelli Bemerkungen von der ungleichen Stärke der Äugen, woraus man scbliessen kann, dass das linke Auge die Objecte gemeiniglich vid deutlicher sehe als das rechte. Hamburger Magazin,* Bd. XXUI, 1759, S. 641 645. Dort übersetzt aus: J. B. Denis, Recueil des memoires et Conferences sur les arts et les sciences presentees ä Monseigneur le Dauphin pendant l'annee 1672, a Amsterdam 1673. S. 295—298.

Lesarten.

377 10 ftanben] Von Hartenstein in beftanben geändert, weil irrthümlich auf

JCunfiftflcfe bezogen. Das Wort^ bezieht sich aber auf (S^emiften und bedeutet :

sich befanden. (Vgl. I 10 13. || 37935 ber] Zus. Lasswitz |[ 381 3S eine] Hartenstein

etned || 382? i^r oegenftbergeftellte] Lasswitz gegen i^r fibergefleQte || 382 ii ber]

Lasswitz be^. Wohl besser als die Kant vennuthlich vorschwebende Beziehung

auf Körper (Z. 4). ||

Eurd Lasswitz.

Orthographie^ Interpnnetioii nnd Sprache.

Orthographie. Vocale. Wie gewöhnlich betrefifen die Änderungen vor- zugsweise e, welches durch d ersetzt ist: (Srroegung, nemü4, oUertpertd; ep in meinet, amel), bre^, fei), fe^n, IBt^fpiel, einerle^. Dazu kommt ie in ^rebterflein, n)ieberfpre(!^en und seltenes aa: @aamen. Gonsonanten. Dehnungs-^ ist meist wie heute gesetzt; es fehlt in Dorneintic^. Consonantisches t, in den Drucken eine ungewöhnliche Erscheinung, gemahnt uns an Kants eigene Schreibweise, die es in seiner älteren Zeit, besonders den 70er Jahren, bevorzugt: tebe, beni' ienigen, bedienigen. c und l gruppiren sich keineswegs nach der Abstammung der Wörter: Slcabemie Slbftraftion, Sertifolflät^e u. a. VgL auch cörperlic^ (meist Körper) Sehr beliebt ist d: 9WetQpl)l|ritf, ^hd^anider, ©ebonrfc (daneben Wirflieb). d steht für g in ^eölunfl. ^erb&ltnid (aber auch ^erbdltnig), ntt^ Ilngen u. v. a. Mehrfach findet sich ff in langer Silbe: umftoffen, auffer. Ein«el- falle sind ©irl^ältnifee (sonst ff: SBerDoItniffe, »briffe«), jereift- t fehlt in ©emanbfjeit, stört in (SöibenJ, burc^freuden (aber iQtr^en^, einzig). Die Con- sonantendehnung weicht von der heute üblichen nicht ab; dagegen miss^ltuns ^mehrfach Vereinfachung: fan (stets; aber fönnten, unl(rnntli(^)i Segrif, ^egrifd stets). Vereinzelt zeigen sich indgefamt, motten (neben rotfl), 25Iat. Anfangs- buchstaben. Nur dass Adjective öfter mit grossem Buchstaben .beginnen, stört: .^ori^iontal, $eipenbifular, mit ©eograp^ifc^en (5^enntiüffen) u. a.

Interpunctioiu Komma fehlt fast nur an Satzgrenzen, da aber oft. Gesetzt ist es meist richtig; doch entbehren wir es gern bei adverbialen Ber Stimmungen (wenige Belege), vor Satztheilen^ die durch unb angefügt sind (dgh)« nach aUcIn, benn-(vg}. auch unb, menn; unb,. um . . . jiö- Wir erwarten sutt

^ "^

Orthographie, Interpunction und Sprache. 509

seiner Semikolon 380 19; Punkt 3794. Andere Zeichen. Semikolon steht mehrfach für Komma, so 380 16; Kolon statt Punkt 378 ii.

Sprache. Laute. Stammsilbenvocale. 1 mal belegt ist Unterfc^eib (sonst immer Unterf(!^ieb). Ableitungssilben. Der Superlativ flärerte (neben oUge* tneinflen), die Participialformen gefö^ret, geTe^ret (sonst stets Synkope: unberül^rt, itmgefe^rt, befttmtnt u. s. w.), gefteüete (sonst Synkope: atigefft^rten u. a.) sind yereinzelt. Flexionssilben. 1 mal steht @efd)i(fe (neben (S5efe^). In der 3. Sing. Präs. ist e ziemlich häufig noch erhalten, besonders nach 1^: besieget, fie^iet (selten befte^t), ge^et, jtef)et, und nach n: iDo^net, meinet, fd)etnet; seltener nach I: tl^eilet, DorfleÜet; sonst nur noch je 1 mal in maditt, geiget (hier über- wiegt entschieden Synkope). 2 mal steht in fo ferne (neben in wie fem). Flexion. Als Femininum tritt 1 mal jroeene auf (öfter jwe^). fel)n steht = fiiib in 6 Fällen. Wortbildung, Ausser einem Beleg für fonflen finden wir nichts Aufl^lliges. Syntax. Zur Flexion adjectivischer Attribute vgl. beQ ollen Slu^gebe^nten (Sing.) 37726.27; zur Verwendung von benen als Artikelform 37922 und (zum Beweise, dass keineswegs immer demonstrativische Bedeutung zu Grunde liegt) 37821. Zum Capitel der Verbalconstruction führe ich an: onfommen auf m. Dat. 38233.34. Dor steht 1 mal = fär. 38033 findet sich be^ ©etten (Druckfehler?)' neben 381 ii be^ 6ette. benn steht 1 mal temporal. SBer^nltnid hat ausser an 1 Stelle neutrales Geschlecht. Aufifallig ist die Wort- stellung gegen t^r übergefteüte 3827.

Ewald Frey.

De mundi sensibilis atque intelligibilis

forma et principiis.

HerauBgeber: Erich Adickes.

Efnleitiuig.

Am 15. H&rz 1770 starb nach einer langwierigen. Krankheit der ordentliche Professor der Mathematik an der Königsberger Universit&t, Oberhofprediger Lang- bansen. Vermittelst eines von Kant selbst vorgeschlagenen Stellentaosches wurde ihm durch Gabinetsordre vom 31. März 1770 die ordentliche Professar der Logik und Metaphysik übertragen (X 86-90). Schon am 15. Dcc. 1769 rechnete Kant mit einer oieüetd^t no^en vaeance (X 79), wobei er ohne Zweifel den Tod Lang- hansens im Auge hatte. Doch ist es unwahrscheinlich, dass er schon damals an die Ausarbeitung seiner Dissertation ging, deren öffentliche Yertheidigung er vorschriftsmässig beim Antritt der neuen Stelle leiten musste. Gerade in den Jahren 1769—70 waren, wie der handschriftliche Nachlass zeigt, seine Gedanken sehr im FIuss, und alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass er die Dissertation erst in den Monaten April— August des Jahres 1770 ausgearbeitet hat

Sie wurde in Königsberg gedruckt und von dem Buchhändler Kanter dtemlic^ fp&t unb nur in geringer S<^^^ ohne Ankündigung im Messkatalog nach auswärts verschickt (X 118).

Dnick68 1. Regiomontiy Stanno regiae aulicae et aeademteae typo- graphiae,

2. ^ont: i^rfi^ere no4 ntc^t gefainmelte fletne Sänften. Sin^ (in Wirk- lichkeit: Webel in Zeitz). 1795. S. 1—44.

3. JTant: ®dmmtH^e netne (Sänften, ^dnigdberg unb Setpaig (in Wirii- lichkeit: Voigt in Jena). Bd. UL 1797. S. 1—63 (in deutscher Obersetzung).

4. J^ont: 9)erntif^te @d)riften. ^c^te unb Dollßdnbtge Hudgabe. ^aQe, in ber 9tengerf(^en )93uc^^anblung. 1799. Bd. II S. 435— 88 (auf S. 489-566: deutsche Obersetzung von J. H. Tieftrunk). Vgl. zu letzterer Ausgabe XII 206.

Im ersten Band des Briefwechsels beziehen sich auf Kants Ernennung zum Ordinarius und auf die Dissertation die Nrn. 44, 48-59, 62, 63, 65, 70, 71.

Sachliche Erl&atemngen. 511

Soweit die dortigen Angaben die bald auftauchenden Pl&ne einer Umarbeitung und Erweiterung der Dissertation betreffen, sowie die Rolle, welche diese Pläne und die Dissertation selbst in der äusseren Entstehungsgeschichte der JhrtttY ber reinen Vernunft spielen, sind sie von B. Erdmann in seiner Einleitung zum letzteren Werk CIV 570 ff.) verwerthet. Ergänzend füge ich noch hinzu, dass Kant im Sept. 1770 mit dem Plan umgeht, ein paar Sogen zu der Dissertation hinzu 3u t^un, um fie auf fftnftige SRejfe audjugeben, barinn er bie geiler ber <5ilfertig!ett oerbeffem unb seinen @tnn beffer beftimmen min (X 94). 2>ie erf)e unb bterte section, meint er ebenda Lambert gegenüber, lönnen al^ unerheblich fibergangen merben, aber in ber ^me^ten, brttteit unb fünften, ob i^ folci^e jmar megen meiner Unp&dti(!^feit gar nicbt ju meiner S3efriebigung aufgearbeitet f^ahe, fc^etnt mir eine ^atttie 3u liegen, meiere toofjii einer forgfditigem unb meit« (duftigeren 9(u4ffi^rung mfirbig mdre. Im Juni 1771 plant er statt der Neu- herausgabe der Dissertation ein Werk unter bem ^itel: S)ie (Bren|^en ber @inn> lid^feit unb ber Vernunft (X 117). Er bedauert, dass die Dissertation so geringe Verbreitung gefunden hat: meil biefe ber text ifi, inorfiber ba& Weitere in ber folgenben @^rift fod gefagt merben, mei( aud) mand)e abgefonberte (BebanTen bann borfommen, meldte ic^ fc^merüc^ irgenb an^uffi^ren gelegen^eit l^aben bfirfte unb bo4 bie dUsertaiion mit il^ren (^e^Iern feiner neuen Slufloge mfirbig f^eint, fo berbriegt ed mic^ etmad, bog biefe ^(rbeit fo gefcl^minbe ha^ @4t(IfaI aller menfc^« liefen SBemfi^ungen, nemlic^ bie Sergeffen^eit, erbulben mfiffen (X 118).

Hinzuweisen ist noch auf eine kleine Schrift des „Respondenten*^ Marcus Herz: Betrachtungen aus der speculativen Weltweisheit (Königsberg, 1771. J. J. Kanter, kl. 80. 158 S.). Vgl. X 1 18, 120, 121, 127, 128, 135, 139. Das Werk ist der Haupt- sache nach eine deutsche Bearbeitung von Kants Dissertation; Kant selbst nennt es eine Copey derselben (X 135) und beurtheilt es nicht gerade günstig (X 127, 1,35, 139). Doch kann es immerbin an manchen Stellen, wo die Dissertation gar zu kurz ist, zur Feststellung und Erläuterung der Ansichten Kants, wenn auch nur mit grösster Vorsicht, herangezogen werden.

Sachliche Erläuterungen.

39997 Ergo fl/c] Diese Worte sollen m. E. den Beweis für die Kontinuität der Zeit abschliessen; statt des ete. würde es also vollständig heissen: iempus €$t quantum eontinuum. Die Abkürzung E oder E, für Ergo findet sich mehrfach auch in Kants Bemerkungen zu G. Fr. Meiers Auszug aus der Vernunftlehre (cf. die Durchschussseiten zu p. 100, 103 in Kants Handexemplar).

400 3 ff. Kaestnerua] Der vollständige Titel des Werks lautet: Anfangsgründe der hohem Mechanik, welche von der Bewegung fester Korper besonders die praktischen Lehren enthalten. Abgefasst von Abraham Gotthelf Kästner. Der mathematischen Anfangsgründe vierter Theil; erste Abtheilung. Göttingen. 1766. 424 S. 80. 2. sehr verbesserte und vermehrte Auflage. 1793. Der be-

512 ^^ mundi sensibilis atqut intelligihilis forma et principiis.

treffende Passus findet sich im 3. Abschnitt, Absatz 188 (S. 353/4 der ersten, S. 547 der zweiten Aufl.) und lautet: „Das Gesetz der Stetigkeit in der Geo- metrie, wird bei krummen Linien un?erbrüchlich in Acht genommen; aber kann es auch bei geradelinichten Figuren beibehalten werden? Ist es schlechterdings unmöglich, dass ein Punct seinen Weg plötzlich ändert, so kann kein Punet in dem Umfange eines Vierecks oder Dreiecks herumgehen. Wenn also das Gesetz der Stetigkeit in der Geometrie so grosse Ausnahmen leidet, so kann dieses schon einen Zweifel erregen, ob es auch in der Mechanik ganz allgemein sein mag."

400 34 f. Anglorum philosophi . . . Leibnizius et asseclae^ Diese Stelle kehrt, ebenso wie die verwandte 403 28 f., 404 1 (post AngloSj yeometrarum piurimis . . . post Leibnizium, nostratum plurimi) in der ^tHif bcr reinen lüemunft (III 63—64, IV 41—42) inhaltlich unverändert wieder. Zur Sache vgl. Vaibingers Erläute- rungen in seinem Commentar zum letzteren Werk Bd. 11, 1892, S. 412 422.

40133 ubiquUas temporis (ttl cum Newtono loquar)] Kant scheint eine Stelle im Scholium generale am Schluss der „Philosophiae naturalis principia mathe- matica** im Sinn zu haben. Es heissl da im 4. Absatz: Dens „durat semper, et adest ubique, et cxistendo semper et ubique, durationem et spatium constituit. Cum unaquaeque spatii particula sit semper, et unumquodque durationis in- divisibile momentum ubique, certe rerum omnium fabricator ac dominus uon erit nun quam, nusquam.'' Die erste Ausgabe der Principia (1687) enthält das Scholium noch nicht. In der mir vorliegenden, von Th. Le Seur und Fr. Jacquier commentirten Quart- Ausgabe steht die citirte Stelle im 3. Bande (Genevae, 1742) S. 674.

403 28 f., 404 1 Anglos . . . Leibnizium] S. E. zu 40034 f.

40828 Wol/fius] Cf. seine „Cosmologia generalis, raethodo scientifica per- tractata" (Ed. nova. Francofurti et Lipsiae. 1737. A9, § 48, 60, 61), sowie seine „Vemünfftigen Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen übeihaupt* (8. Aufl. Halle, 1741. 8^. § 548—550; man vgl. aber auch § 948—950, die einen andern Beweis gegen die Mehrheit von Welten bringen; ihm entspricht in Wolffs „Theologia naturalis" P. I, 1736, der Paragraph 117).

41015.16 Malebranchius] In Malebranches Werk „De la recherche de la verite' (Paris 1675, 7. Aufl. ebenda 1721) lautet die Oberschrift von Chap. VI im zweiten Theil des dritten Buches : ,Que nous voyons toutes choses en Dien.* In der lateinischen Übersetzung (Genevae, 1691) heisst es: „Nos omnia in Deo videre."

41413.14, 41917 Eulerus] Leonhard Euler (1707—1783) gab, zunächst anonym, „Lettres ä une princesse d'AlIemagne sur divers sujets de Physique et de Philo- sophie" heraus. Sie erschienen zuerst 1768—1772 in drei Bänden; die beiden ersten wurden 1769 ins Deutsche übersetzt unter dem Titel: »Briefe an eine deutsche Prinzessinn über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philo- sophie. Aus dem Französischen übersetzt" (Leipzig). Kants Verweis auf Bd. II

Lesarten. 5X3

S. 49 52 scheint sich auf die deutsche Ausgabe zu beziehen (die erste französische liegt mir nicht vor), und zwar auf den Schluss des 92., sowie den grössten Theil des 93. Briefes. Die Briefe waren an die älteste Tochter des Harkgrafen von Brandenburg-Schwedt gerichtet.

Erich Adickes.

Lesarten.

Es sind zwei Drucke vorhanden, welche sich dadurch von einander unter- scheiden, dass der eine (A^) auf dem Titelblatt das Datum XXI. Aug., der andere (A*) XX. Aug. führt. An Stelle der bei Aufzählung der Drucke angegebenen Druckerei steht in A': Impensis lo. lac. Eanteri. In A' fehlt ausserdem die Widmung.

3879 guae] quae disquisitio? Adickes || 38720 poMi6i7t«, et] Adickes possibilis et] posterius ist Subject zu ptrtinet, |{ 38827 qua\ Tieftrunk quo \\ 391 11.12 respectu datum comparcuiüci] Adickes re^ectu datum comparativa || 394? empirici] Kant unter Errata empiricae \\ 394 12 sensitivi] Thomas sensitivae \\ 394 19. 13 in indtfinituni] Kant schreibt sonst, sogar im Gegensatz zu einem dabeistehenden definitus (vgl. 40519.20, 41534), infinitus (Thomas) || 39528 /nt«] Kant unter Errata usus II 39683 ipsi per Uhertatem inesse] Kant unter Errata ipsiinesse \\ 397l3 detwr] Hartenstein datur \\ 399 12 iuncios] Hartenstein iunctas \\ 39924 absque datis ullis] absque ullis? Adickes; an einer ganz ähnlichen Stelle (4043) fehlt </a/t> auch; die Stellung des Wortes vor entibus ist auffallig; der Gegensatz betrifft die relationes einerseits, die entia relata anderseits, wobei es aber ganz gleichgültig ist, ob diese entia erfahrungsmässig im Raum ausser uns gegeben (dcud) oder Producte der Phantasie (Constructionen in der reinen Anschauung) sind; ich nehme an, dass Kant erst hat schreiben wollen: absque datis ullis erga se invicem relatis^ dann aber für deuis das richtigere entibus eingeschoben und vergessen hat, das ursprüngliche datis auszustreichen (Adickes). [Doch vgl. 4137, 41733 (Thomas).] || 39927 Ergo etc] Hartenstein E etc. Als Randnotiz von Kant (vgl. zu 4015), der entsprechend § 15 auch hier einmal die Abschnitte mit Buchstaben, nicht mit Ziffern, bezeichnen wollte, zu tilgen? Thomas || 39935 intermediam'] Tieftrunk inter mediam \\ 4015 mensuramt sed"] Kant unter Errata mensuram nempe motutH^ sed II 404 1 m actualibus'] Tieftrunk inactualibus \\ 40426 eoordinante] coordinantis? Adickes. Cf. 401 11. 12, 406 21. 22 und zu 406 19. jl 40430 eaienus] Adickes extenus, hactenus Tieftrunk; vgl. 397 1. jj 4054 ahstracia'] Tieftrunk abstractum \\ 405? nonnist] Zus. Adickes; vgl. 402 1. || 405 19 spatium et] Zus. Tieftrunk || 40526 in- teüeetus] Hartenstein inteUectui; inteüeetui coneludenti (vgl. 39432, 401 14.15 und zu 40615)? Thomas || 4069 muhitudo numerando] Kant unter Errata multitudo sit numerando \\ 406 10 distincte] Tieftrunk distineta \\ 40614 quamlibet] Hartenstein quemlibet \\ 40615 dedarantt] Thomas declarantis \\ 40616.17 sensu obieetorum] sensuum obieetis? Adickes || 406 19 eoordinante] coordinantis? Adickes. Gf. 40111.12, «ant*« e^xifUn. 8«tf(. H. 33

514 ^^ mundi senaibUii atffu iMtUi^ünlit forma et primeipiU.

406fi.29 and lu 404». || 40791 au$\ Tieftnmk tZZcu || 409ii qmiibet\ Kftnt unter Errata guaeÜbei || 411 ii vana] Kant unter Errata mana || 412s4 emumiiatulmm] Tieftmnk emmtianda \\ 4138 eofieiptafiir] Adickes eandpimr \\ 4159(roNe^pCiai] Zaa. Thomas. Gf. 4187,»,s8, 415 is,», 416», 4177,io,8S. || 4169 dMa] Tieftnuik dubiia II 4182.3 conoenieniiam cum ««if, pro iiafiira, »obU] Adickes c^m- venitntiamf cum «m, pro natura sio6m. Die Änderung der Satzzeichen hat hier eine Sxnnes&nderung zur Folge; nach der Interpunction des Originals must convenienüam mit pro ipsnu tm^ulari natmra Terbunden werden (so anch Tieftrank in seiner Obersetzimg der Dissertation Bd. II S. 568), es gehört aber zu out Über*

UMU.

Emil Thomas.

%ecenfion von ^oscafb ^nfi.

Herausgeber: Kurd Lasswitz.

Einleitung.

Die Sehrift erschien anonym am 23. Augost 1771 in den ^Konigsbergischen gelehrten und politischen Zeitaugen*, Stuck 67. Kants Verfasserschaft wird ge- sichert durch eine handschriftliche Anmerkung you Kraus zu Walds Ged&chtniss- rede (nach Reicke, Kantiana, 1860):

S. 15. »Die originalsten Autoren, wie paradox sie auch sein mochten, waren seine lieblingsautoren. Daher nahm er selbst den Moscati, der den aufrechten Gang des Menschen als Quelle vieler Krankheiten und mithin als nicht naturgem&ss vorstellte, in einer Recension in Schutz. Denken und wo mög- lich immer was Neues, die gewohnlichen Begriffe überflügelndes Denken war für seinen regen Geist Bedürfhiss. Daher seine Liebe für alle, wenn auch noch so paradoxen Schriften.*'

Ein Neudruck ist zu Lebzeiten Kants nicht erschienen. Die Schrift wurde erst bekannt durch Reickes Abdruck in den Kantiana S. 66^68.

SacUiehe Erlftatemngen.

42417. is etblid^] Der Sinn ist »angeborene^. Wille schl&gt vor (Kant- stadien ym S. 339) „erhebliche". Der Vergleich mit der Originalstelle zeigt aber, dass erMid)e beizubehalten ist Die Stelle lautet (S. 26/27): „Ist es nun nicht leicht einzusehen, dass die grösseren obem Blutgefässe, der grössere Kopf and die grössere Menge Bluts, die bei dem Menschen zu seinem Unterschiede von den vierfüssigen Thieren dahin kommt, uns eine unvermeidliche erbliche organische Neigung zum Schlage, zum Sehwindel, zu Kopfschmerzen und zum Wahnwitze giebt*

OmJo XCCCMIIINI IMNI WUmUttm 9tfttfL

4341S hl] Zus. Wifle .| 424« Si^he] Der Tondüa^ tob Wflle «GhiliAde« wäre ni bflligeii, wenn nicht im Original Sliabe stinde. Die Stelle lautet: «und endlich die gmxe kli^che Iliade Ton nblen ZoflUen.* ||

Kurd Lasswitz.

Orthogn^Uey Intennmetton nd Sprache.

In aller Käne sei erwihnt, was derÄndenmg bedurfte. Orthographie. Voeale: nmagredft; frriy, belebe, a>^W^« f^P"» ^9i »ieber (= gegen; auch »iber). Gonsonanten: oomrmlt4; Gebart^, @<bö^nnnitrr; S)oftor; Ser^Itnid, ®fiotö^; gfiffen, {>eTHorfd)ifffiiiig (meist |); tMi, bonmi). Interpunction. Komma fehlt iwischen gleichartigen Satitheilen 433 is, 3 mal an der Satzgrenxe, sonst noch vereinzelt; ist 3 mal vor imb nebst Satstheil gesetzt, 3 mal bei ad- Tcrbialen Bestimmungen, auch noch in einigen andern Fällen. Semikolon steht statt Kolon 434 14, Kolon statt Semikolon 425s und mehrfach für Komma, z. B. 42494. Sprache. Ich begnnge mich mit der Aufzählung der Formen: b^ fdmmt (1), gelernet 1; sonst Synkope), oor^ro (1), jtef^et (1), fte^t (1), glttfd^ef (1 ; meist Synkope), Dor = für (3).

Ewald Frey.

"§0X1 ben Deif($ie5enen %acm btx ^enf($en.

Heraosgebar: Max Köhler.

Einleitinig«

Der Aufsatz erschien jur SInFänbioung her Sorlefungen ber pl^^fifd^en &to» fftapJ^ie im ©ommerbolbja^r 1775. Nähere Mittheilangen über die äusseren Um- stände seiner Entstehung liegen nicht Tor, auch nicht über die Veranlassung, aus der Kant ihn der erweiternden Umarbeitung unterzog, in der er ihn im nt^n Theil von J. J. Engels „Philosoph für die Welt'' 1777 noch einmal ver- ölFentlichte. Dass diese Umarbeitung Ton Kant selbst herrührt, ergiebt sich so- wohl aus dem Zeugoiss des Herausgebers (vgl. S. 125 «gütigst mitgetheilt Yon Herrn Professor Kant in Königsberg'') als. auch aus den an der Spitze der Les- arten angezogenen Briefen.

Drneke: 1. 9on ben Derfc^iebenen $Racen ber Ttm\ä^tn aar 9(nfflnbigung bet IBotlefungen ber ^^))fif(^en ©eogrop^te im @ommer^aIbenj[o^re 1775, t)on Smmanuel Stant ber 809. unb 9Ret orbentf. $rof. ^löntgdberg, gebrudtt be^ ®. 8. Wartung, ^5nig(. ^of- unb Slcobem. lBu(^bru(fer.

2. 3- 3. öngel, S)er ^ftUofop^i für bic Bett, Mp^iq 1777. n. TheU

S. 125-164.

8. Smmanuel ^ani^ frfll^ere no4 nid^t gefammette üetne @^riften, 8ina, auf Sofien bed ^eroudgeberd. 17»5. S. 87—106.

4. 3* ^ontd fümmtlic^e Heine @4rtften. SRod) ber geitfolge georbnet. ftdnigd* Berg unb geipalfl 1797/8. Bd. 3 S. 65—90.

5. Smmanuel ftant'd Dermifc^te ^djrtften, ^alfe in ber SRengerf^en iBu^* Ijianblung, 1799. Zweiter Band S. 607—682.

Sachliche ErUnteroiigeii.

42910 Sfiffonfd^e SRegel] Vgl. Histoire naturelle: histoire de T&ne. Ed. par 0. S. Sonnini, Paris 1808, XXU 279ff.

431tt Ota^ette] Otaheite, nach englischer, Otahiti, nach französischer Schrei- bimg des 18. Jahrhunderts, «das ist Tahiti^ die grösste der fransösischen

518 ^on ben Derf^iebenen fftac^n ber S^enfc^.

Gesellschaftsinseln, wurde, nachdem schon 1606 der Spanier Quiros auf ihr ge- landet, 1767 von S. Wallis neu entdeckt und dann 1768 von Bougainyille und 1769 Yon Cook besucht Vgl. den auf Grund. von Cooks und J. Banks' Tage- büchern gearbeiteten Bericht Ton Cooks erster Reise in J. Hawkesworth, Ge- schichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, übersetzt Yon J. Fr. Schiller, Berlin 1774, II, 185.

431 M ^Raupettuid] Vgl. Systeme de la nature, these LVI, Oeuvres, Lyon 1756, II, 159.

4329 SRiebul^r] Carsten Niebuhr (Vater des Historikers), 1733—1815, ist bekannt durch seine Reise nach Arabien, die er als Geograph bei einer vom König Friedrich V. ausgestatteten Gesellschaft 1761 Yon Kopenhagen aus antrat und als der einzig Oberlebende durchführte, nachdem alle anderen Geßihrten schon im ersten Jahre den Strapazen erlegen waren. 1767 kehrte er nach Kopen- hagen zurück und veröffentlichte daselbst die Ergebnisse in seiner „Beschreibung von Arabien^ 1772 und „Reisebeschreibung nach Arabien und die angrenzenden Länder* 1774/8.

43323 Dtal^eite] A. a. 0. S. 240.

43613 Srana] David C. Cranz, 1723—1777, begleitete als Schreiber den Grafen Zinzendorf auf verschiedenen Reisen. Als Ergebniss eines einjährigen Aufenthaltes in Grönland erschien: Historie von Grönland, Leipzig 1765. Vgl. S. 177 ff.

43715 örgippdcr] Herodoti historia lib. IV c. 23 (St. 291). Über die Lesart ^OpyiefiTraiot vgl. Herodoti Musae, ed. Creuzer-Baehr, Leipzig 1832, H, 324, nota.

43726 2>eguigned] Joseph de Guignes, 1721—1800, französ. Orientalist. Vgl. seine Histoire generale des Huns, Paris 1756, I, seconde partie, 16 ff.

439 13 3^^^] Edward Ives, gest 1786, englischer Schiffsarzt und Reisender. Vgl. A voyage from England to India in the year 1754 . . . also a joumey from Persia to England by an unusual route, 1773, übersetzt von Chr. W. Dohm, Leipzig 1774/5, Teil II, erster Anhang des Verfassers.

4406 9)o(tairen] Voltaire vertheidigte die Ursprunglichkeit der Lappen ins- besondere gegen Buffon, der sie in seiner Histoire naturelle von den Samojeden ableitete. Vgl. Essai sur les moeurs et Tesprit des nations, eh. 119 und Histoire de l'empire de Russie eh. 1 (Ed. Garnier, Paris 1878—85. XII, 222 f.; XVI, 400).

44223 ^uac^e] Philippe Buache, 1700—1773, ist hervorragend als Kartograph und durch sein methodisches Studium der plastischen Bodenverhältnisse. Ober die Einführung des Begriffs des plateau vgl. s. Essai de geographie physique in den M^moires de l'Academie Royale des Sciences, annee 1758, p. 404.

Lesarten.

Zu Grunde gelegt ist die zweite, durch zahlreiche Zusätze erweiterte Be- arbeitung, auf welche auch alle späteren Erörterungen hinsichtlich einer Fort- führung des hier behandelten Themas Bezug nehmen (vgl. den Briefwechsel mit

Lesarten. 519

Breitkopf X 211, XII 364, mit J. J. Engel X 237, 238 f. und die Einleitung der aSefümmuno be« iQegnffd einer S^enfc^en-SHace 1785). Nur sind die Eingangs- und die Schlussworte der ersten Bearbeitung, wie im Text bemerkt, hinzugefügt.

4296 (Bottungen] ©otiung A> || 429io-u 2)a]^r ntug »erben] S)Q^er

inerben mu6 A^ || 429 n t^erf^offt] A^ nerfdiaffen A* || 429 aweite] anleite ober AI || 429s3 aeugen] eraeugen A^ || 430ii SBerfd^ieben^eiten] 8erfd)teben- l^eit A^ II 43014 feigen] finb A> || 430n ^tü^tn} eraeugen A' || 430i3.s4 unb

nad^arten] Zusatz A' || 430» ni4t] unb A' || 430ao oemiutbü^] Zus. A* || 43084 ber fBeigen] Zus. A* || 43037 fie] fie bi^metlen A^ || 431s einerlei] eben beffelben A^ || 431 19 beffelben] berfelben A* || 43186-37 (Sin gtünben] Zus. A* || 4823-6 3(^ fbnnen] 34 glaube mit nier Slocen berfelben audaulangen, um aOe erbliche unb fi4 perpetuitenbe Unterfc^tebe berfelben bauon obleiten au fönnen A^ || 43216 etmod] weniger A> || 43223 onge^enbe] ange^enbe, ober audge^enbe A' jj 43235 anaune^men] anaune^men, bie lef^te aber burc^ $^erpf[onaung in einen an- bem 8anbf)ri4 fon it^xex alten Btace etmod nerloren l^at, obgleich no^ nt^t völlig ausgeartet tft. A> || 432 S7 ^emorgebroc^t.] l^emorgebrac^t (ot. A^ || 4334 ein- geartete] eingeartete ober ^alb ausgeartete A^ || 433 13 ber SBirfung] ben fBir- fungen A^ jj 433i3 in falten SBfItfirid)en] im falten äBeltftrf^e A^ || 43di5-i9 ber amerifanif^e] Zus. A* || 43333—4843 (Sben bemeifen] 9u4 tidgt bie 9rt, mie bie übrige unDoüfornmene SRacen aud biefen abgeleitet werben f5nnen, baau bei, bie genannte a(S ®runbracen anaufe^en A> || 4346 $ludmidelung] Hudmicfelung beffelben A> || 43435 @inne] ^ebeutung A^ || 43520 bem grem- be«] Zus. II 43523 perpetuirten] perpetuiren A> || 436« beffelben, b. i. afflclren.] beffelben afflciren, b. i. ©eroegung. A> || 436 is ©lei^moW 3n- beffen A' || 436s8 bod^ fd)on] Zus. A' || 43635 bltnaenbe] bltnaembe A^ || 4375 blinaenbe] bltnaembe A' || 43732 eingearteten] eingearteten, ober oieUeic^t ^alb ausgearteten A> || 4386-25 S)ie iß] 2)ie grbgte feud)te .^i^^e beS warmen i^Itma mug hingegen an einem $oIfe, beffen frud)tbarRe 8anbrtri4e gerabe bie« jentge finb, worin ber (Sinflug non beiben am (eftigften tft, wenn eS ie|^t alt genug ifl, um feinem IBoben oöllig anauarten, S^irfungen ^ti^en, bie ben t>ori4ten gar fe^r entgegen gefe(^t finb. S)er Serluft ber @dfte bur^ ^(uSbflnßung (wegen ber ^xl^t ber Sßeltgegenb) erforberte unb bie ^il^t bewirf te eS: bog bie 5^eime beS ^aareSwuc^feS, alS einer Serfc^wenbung berfelben« au^^^fl^^alten würben, auger auf bem .Raupte. S)ie ^aut mugte geblt fein, bamit btefe 9(udbünftung oerminbert würbe. (®ie fd)warae garbe berfelben fann alS eine 9lebenfolge bur^ bie SaHung ber C^ifent^eile, welche in aQem S^terblute enthalten finb, oermittelft ber befonbem'iSigenf^aft ber auSbünflenben @dfte angefe^en werben.) 2>er SBBuc^S ber f4wammi($ten Steile beS MrperS mugte in einem l^eigen unb feud^ten j^lima aune^men; ba^er bie bidfe ©tfilpnafe uub 3Burftlippen. Jhtra eS entfprang ber 9leger, ber feinem jtlima wo^l angemeffen ift: fiarf, fletfc^ig, gelenf, b'on warmem a3Iut ava 9Rifd)ung unb oon trägem wegen @4Iaff^eit ber (Befdge ift. A^ || 43833-37 Um S)auer^aftigfeit] Zus. || 4898 im - tiegenber] Zus. A' || 4396

520 9on ben Derfd^iebencn SHiicen ber 9Rciif^.

—440s ^ter ertragen] ^amoIiS f^etnt ott<!^ Mefed Sanb Don alleii Sfabm ( tCjientf lange 3^t abgefc^ntiten gewefen ju fein. 5S)enn ber gro^ €anbfhrtcb, ber a»ifc^en bem mudtag- unb bcm altaififeen Oebirgei imgleid^ a">if4^ ^ fleinen Suii^arei unb Säurten üine liegt unb ^tnbifian norbrofirtd ob« \ fc^neibet, fo U)ie anbererfettiS ^rfleii unb Srabten, n>el(^ t% roeftm&rtd oon ber J

fibrigen 9Belt abfonbem, finb S&nber, bie gu bem fD^eeie ^in entncber gar leinen, |

ober nur na^e an ben ^ftflen einen furgen Slbbang ^ben (Quad^e nennt ber> gleiten ^o^ unb magrec^t gefteHte Sdnber $Iattefomien) unb alfo gleic^fam Oofftnd alter SReere, bie nad) unb nat!b eingetrocfnet finb, rote ber @anb,*) ber bie %\h^ berfelben faft allentbalben bebeA unb Dermut^Itc^ ein 9lteberf(I^Iag ber alten, ruhigen Baffer \% ed ^ beftdtigen f^eint.

«^inbifian alfo, in iener Qitxi abgefc^nitten oon ber übrigen Seit (n>eU^ man auc^ oon ^frifa oermittelfi ber fBfifle ©abara, bem fld^tbaren IBaffin eined alten ^ttit^j fagen Tann), fonnte in langen 3^ttläuften eine fefle menf(|^i(!be dtoce grönben. S)ad Düoengelb ber ^aut bed 3nbianerdi bie malere 3^d^un^arbe, xotl6^ bem mel^r ober weniger bunfeln S3raun anberer ofllic^en f)dl!er gum (Srunbe liegt, ift ebenfo c^aralteriftifc^ unb in ber lRad)artung beflAnbig, ald bie fd^nrarae garbe ber 9leger uub fAetnt giifammt ber fibrigen ^ilbung unb bem oerfc^iebenen ^latunüe eben fo bie 9Birfung einer trocfenen, mie bie letztere ber feueren ^i^ au fein. S)er Snbianer giebt in ber 9)ermtf4ung mit bem Seiften ben gelben SJ^eftiaeni wie ber $(merifaner ben 9lotben, ober ber le^tere mit bem Sieger ben j^abugl (ben fc^waraen j^araiben), meiere indgefammt Slenblinge finb unb i^re iftblunft oon deuten 9lacen beioetfen.

Srögt man: mit welker ber ledigen 9{acen ber erße SJlenf^enflamm »o^t mdge bie meifte &t)nli4!eit gebabt b^ben, fo mirb man ft(4, miemobl obne jened SJorurtbetl, megen ber anmaftlid^ grögeren ^oEfommen^eit einer {^arbe Don ber anbern oermut^lic^ fflr bie ber Seiften erflören. 2)enn ber 9)2enf(b, beffen Hb* Tdmmlinge in alle ^immel^flric^e einarten follten, fonnte bt^au am gefd)i(fteflen fein, menn er uranfAnglitb bem temperirten ^Itma angemeffen war: weil foldb^ awifc^en ben Aufterften &rAnaen ber 3uftänbe, barin er gerat^en foHte, mitten inne liegt. Unb ^iefelbfi finben mir auc^ oon ben dlteften Briten ^er bie State ber

*) ^te $latteformen l^eiften (Sbenen: weil ber Suft ber in ibrem 3nnem beftnblicben Gebirge mebrentbeild mit boi^aon^^^ liegenbem @anbe bebedt ift, unb fle alfo feinen meiterftrecften Stbbang ibred ^43obend b^ben. Seewegen fte aujd^ otele glfiffe enthalten, bie im @anbe oerfiegen unb hcA 3)2eer nidjt erreid)en, ein Umftanb, ben man fonft nirgenb in ber Seit antrifft. Sllle ©anbwüften finb bobe (Sbenen ($latteformen), unb alle ^o^en (Sbenen finb Sanbmfiften: ein merfmfirbiger @aj^ Aber bad ^anmerf ber (Srbe. @ie finb ald trocfrne Safftnd anaufeben, weil fie oon ^b^tn eingefd)loffen finb, unb bafieim(5lanaen Safferpaft balten, ibr @anb aber fiber ben Quft brr näcbften ober inmenbigen (Gebirge erbebt ift, fo nebmen fie leinen %\\\^ ein unb laffen feinen aud. ^er (Spürtet oon ber (^renae landend on über bie 9)7ungalei, fleine SBucbarei, $erfien, Slrabien 92ubien, bie ©abara bid au (Sapo blanco ift baiS einaige, mad man oon biefer Urt auf ber (Srbe antrifft unb aiemlitb aufomnienbängenb audfie^t.

Orthographie, Interpunction and Sprache. 521

'iBeiften. A> j| 440a bie] tDÜä^t A> || 440is--44dii ^an fönnte] Zus. A> || 440 35 52f)en] Hartenstein 32ßeit A> ||

Max Kohler.

Orthographie^ Interpimctioii und Sprache.

OrtliOflprapliie. Vocale. Als Beleg für e statt & findet sich ne^Iii^ (aber aOeno&rtiS u.a.). e^ ist wieder recht h&afig: SRe^nung, frr^tic^, )iDd), Vottfit, httjht, btl), fe^n, einerlei, SRungale^, 93u(^areQ. Gonsonanten. Neben ^aitni^faUtgffit steht f(!^n>ammigt Dehnungs-^ ist nicht selten: ne^mUi^ (auch nemli^), ged^lt (auch £)l), ungeflö^rt, eingeholten. f steht öfter, wo c su er- warten wäre: Solalttdt, 8oFalf(^5pfun0, 8o!aI'3Robift!ation, Süetif ulum ; andrerseits ©corbut. d ist im Auslant oft zu finden: ©eb&^tnid u. a., SBafferpad (aber ^brt^, größte); andrerseits begegnen wir ^ugUc^. ff folgt sehr oft auf einen langen Vocal oder Diphthong: (eiffen, SSeiffe, Äiiffctn, groffrr (doch auch fc). ^enoanbfcl^aft, nejfdmttg sind yereinzelt. Gonsonanten- Verdoppelung bieten inortnitf barinni (Bema^Itnn, Snbtanerinn (aber inl&nbifc^, Snmenbigen). Vgl. dagegen betrift. Anfangsbuchstaben, im Sxott^itn %afit, (Stner 9<^milie bieten eine auch nicht durch Betonung gerechtfertigte Majuskel (vgl. im erflem Sode). Adjecti?ische Ableitungen von Völker- und Ländernamen haben oft grosse Anfangsbuchstaben: ^unntfc^Ci SRungoüf^e, ^a(mudfifd)e Staa, Die Schreibung der Eigennamen musste häufig geändert werden: ©c^teni Saplanb, (^^utmou;, j^almufen.

InterpuietioB« Komma fehlt sehr selten, steht aber gern vor unb, sowie bei adverbialen Bestimmungen. Erwähnt sei noch 437 ii, wo wir Punkt statt Fragezeichen erwarten. Sonstige Einzelheiten können fibergangen werden.

Sprache« Die Zahl der einer Änderung bedürftigen Formen ist ausser- ordentlich gering: fömmt (1); gröfiefte (öfter grdftte); gendt^tget (aber be« fifttigt), gef&IIet (aber geafi^It), gef&Qeten (aber gefleHte ; Synkope ist die Regel) ; ie(^o (1); ge^et, toiberfle^t (aber gefc^iebt» fitffi, orrficbO, anerbet (aber bletbti f treibt), befldtiget, jdget (aber entfpringt; auch hier waltet Synkope vor).

na4 dve^en SReeren.

Ewald Frey.

itanVi eAriftcn. Snfc U. 34

^ttfPie, bos '^Jtfttiiföropiii ßefreffenb.

Heraasgeber: Paul Menzer.

Einleitong.

1.

Der erste der beiden Aufs&tze erschien anonym am 28. März 1776 in den „Königsbergische Gelehrte und Politische Zeitungen". Kants Verfasserschaft wird gesichert *) durch seinen eigenhändigen Entwurf, dessen Benutzung R. Reicke dem Herausgeber freundlichst gestattete.

Der Aufsatz wurde zuerst durch den Neudruck in R. Reickes Kantiana 1860 (S. 70—72) wieder bekannt gemacht

2.

Der zweite Aufsatz erschien, mit R. unterzeichnet, am 27. März 1777 in derselben Zeitung. Der Anlass lag wohl in den pecuniären Schwierigkeiten des Philanthropins, über welche Campe Kant berichtet hatte.^ Kants Verfasserschaft wird gesichert >) durch die einleitenden Worte, mit denen der Aufsatz in den ^Päda- gogischen Unterhandlungen, herausgegeben von J. B. Basedow und J. H. Campe. ^ Dessau 1777, S. 296—801, abgedruckt wird: „. . . eben so merkwürdig und ehrend ist uns die auf Unpartheylichkeit und Kenntniss unserer Zwecke gegründete Empfehlung des berühmten Herrn Professors Kant, welche in dem 25. Stücke der Konigsbergiscben gelehrten und politischen Zeitungen enthalten ist." Unter dem Artikel steht hier der Tollständige Name Kant.

Ein Neudruck erschien zuerst in: Karl von Raumer, Geschichte der Päda-

0 Vgl. auch die Nachschrift zu Kants Brief an Chr. H. Wolke vom 28. März 1776: :Be^ltegenDe(S 6latt foU einen f leinen iöemetS non ber Hc^tung abgeben, barinn 2)ero 3nftitut in ^iefigen @egenben ju fommen anhebt.

») Vgl. X 187.

») Vgl. auch Kants Brief an F. W. Regge vom 22. März 1777: SSBad ba« $ranumeratti)ndgef(^äfte auf bte pabagogifdie Unter^anblungen betrtft, fo mirb ben nüc^flen S)ünnerftog eine ^lufmanterung baju, imgletc^en eine Sn^etge, toit fie fo mo\iU M bie ©ubfcrtpitonen angefteUet toerben foUen, in ber ^anterfd^en Bettung ju lefen fe^n.

Sachliche Erlftatenmgen. 523

gogik, Stuttgart 1843 ff., Bd. II S. 269-^272. AUgemeiBer bekannt wurde der Auf- satz erst durch Reickes Kantiana (S. 72— 76).>)

Sachliche Erlänternngen.

1.

447 s p(Uant]^ropinif<!6ed ^rd^ivi] Es erschienen im Jahre 1776 drei Stücke des Archiys.

447 0 2)efTautf^ ^^ttontl^ropm] Ober Kants Beziehungen zum Philanthro- pin Ygl. die Briefe No. 98—100, 103, 104, 107, 109, 110, 118, 123, 125, 129.

447 S7 IBafebom'fd^e @c^rtft] Der Titel lautet genauer: „Für Cosmopoliten Etwas zu lesen, zu denken und zu thun. In Ansehung eines in Anhalt-Dessau errichteten Philanthropins oder Pädagogischen Seminars yon ganz neuer Art, die schon alt sein sollte. Ein Antrag an Eltern, an Studirende, an solche, welche die Nothwendigkeit guter Werke practisch glauben, an Woblth&ter armer zur P&dagogie geschickter Genies, und an Staatsmänner, die ihren Monarchen von etwas Anders als von Finanzen und Miliz Vorstellungen thun dürfen. Mindestens zum Anlasse einiger Discurse aufgesetzt oder wiederholt von Job. Beruh. Basedow, Fürsorger des Philanthropins in Dessau." Leipzig 1775.

44811 13 te Tlai] An diesem Tage und den beiden folgenden fand eine öffentliche Prüfung der Schüler des Philanthropins statt, zu welcher Basedow in dem ersten Stück des Archivs einlud.

') Von dem Abdruck des dritten von Reicke Kant zugeschriebenen Auf- satzes vom 24. August 1778 (a. a. 0. S. 76 81) wird hier abgesehen. Schon Hartenstein (S. W. IL S. XI) hat Kants Verfasserschaft bezweifelt mit den Worten: .Abgesehen von dem über ein pädagogisches Detail sich mit einer gewissen Red- seligkeit ausbreitenden Inhalt ist mir namentlich die Wendung, mit welcher am Schlüsse das Philanthropin selbstredend eingeführt wird, viel zu theatralisch." Hartenstein versucht dann W. Crichtons Verfasserschaft wahrscheinlich, zu machen unter Hinweis auf Kants Brief an diesen vom 29. Juli 1778. Es heisst dort: $(ud her (Einlage loerben (&w: ^odje^no: erfe^en, bog, nod^bem mir bte legten Stflcfe ber pübogog: Unter^anbl: ^um nertbetlen fiberfd)t(ft morben, Don mir er* mortet rotrb, bad ^ublifum ouf^ neue, foroo^I ^ur ^ortfe^iing ber Praenumeration, a(d fiber^Qupt 5um So^IiooQen unb äBobttbun gegen bod instüut aufjumuntem. 34 bin Qu4 baju non ^er^en bereit unb miUig; oQein i4 Rnbe bod); bog ber (Sinfiud meit gröBer fe^n mflrbe, inenn (2^n>: ^o^^S^^rm: fi(i) biefer (&Q4e Dorjüg- lt4 angunebmen beliebeten unb ibren !Rabmen unb $$eber junt ISBeften berfelben nerroenben motten (X 218). Hartensteins Ansicht erhält eine neue Stütze durch Kants Brief an Christian Heinrich Wolke vom 4. August 1778, in welchem es heisst: ^6) ^ahe ^(ün ^ofprebiger Doctor Criehton bte liste ber blöder $ränume« rirenben unb ben Sluftrag, ben i^ batte, 3bre ^ngeleoenbeit ffinftig burcb dffent« lic^e iinffinbtgung, eo//(ytrung unb anberweitige ^Semerbungen oufd befte ju treiben, flbergeben, unb er bot foI4< gerne übernommen (X 221). So ergiebt sich, dass Kants Verfasserschaft äusserst unwahrscheinlich , die Crichtons aber sehr wahrscheinlich ist. Auch Reicke nimmt Kant nicht mehr als Verfasser in An> Spruch.

524 «uffAt^t, hH W¥XMAffn^ Mreffenb.

44898 fe^tcitn Scünno] In der Nanuner rom 25. Hin 1776 der Königi- bergiscben Zeitung.

448m SelWfc fon l^o^er ^nb] Gemeint ist die Schenknng des Fdrsten Leopold Friedrich Frans Tun Anhalt-Dessan.

2.

45081 SRongeldborfifi!^] Karl Ehregott Hangelsdorf, geb. zu Dresden im JAhre 1748» 1770 Magister, bis 1777 Lehrer am Philantbropin, 1782 Professor der Beredsamkeit und Geschichte in Königsberg, starb dort im Jahre 1802. H. schrieb im Jahre 1777 das «Erste Wort an das Poblienm, den königl. Däni- schen Prof. Basedow betreffend" (Leipiig). Daranf antwortete das Institat mit der Schrift: ,An das Publikum, die Mangelsdorfsche Schmähschrift wider das Dessauische Educationsinstitut und den Professor Basedow betreffend** Dessau 1777. M. Hess ein ^Zweytes Wort^ im selben Jahre folgen.

45118 21fte €tfltf biefer fielebrten unb ^»olüifd^ deituno] Das Stoek ist Yom 13. M&rz 1777 und bringt die „Anzeige einer Monatsschrift Yon pädago- gischem Inhalte, welche mit dem nächsten Osterquartal ihren Anfang nehmen soll**. Sie ist unterzeichnet: „Das Dessauische Educationsinstitut'' und diente für Kants Darstelhmg mehrfach als Voriage.

45181 $äbagogi|(^e Unter^anblungen] herausgegeben yon J. B. Basedow und J. H. Campe. Dessau 1777—79.

451 88 iBflf^ing] Anton Friedrich B. (1724— 1793), Oberconsistorialrath und Director des Gymnasiums zum grauen Kloster in Berlin, gab die Zeitschrift heraus: „Wöchentliche Nachrichten Ton neuen Landebarten, geographischen, sta- tistischen und historischen Büchern und Schriften** 1773 1787. Vgl. dort a. a. 0. S. 131.

Lesarten.

449 le Dörfer] ro^er? Hartenstein || 450is.ie] Der Text ist hier offenbar

verderbt, doch wurde, da eine ganz sichere Emendation nicht möglich schien,

von einer solchen abgesehen. ||

Paul Menzer.

Orthographie, Interpunetioii und Sprache.

Orthographie. Die zwei Aufsätze sind gleichartig behandelt und können daher zusammen besprochen werden. Der Vocalismus weist häufiges e^ auf: ^er^nmq, fre^iniQig, fe^erlic^, fe^n, htt^, SBe^^üIfe, einerlei; vgl. a^r 9Ra)). Einzel- fälle sind (Soamen; bamteber. Gonsonanten« Hervortretende Zage fehlen. Neben p^tlantropinifc^ stehen angebot^en, SBo^Ifart^; neben (Sbufationftinfütttt (Sodmopoliten, fclaDtfd). Die Schreibung des stimmlosen f stört zuweilen: gleiffe, groffer (meist 6); unabWS^g cmeist ff); müjlf. 1 mal steht crnbte«.

Orthographie, Interpunction und Sprache. 525

Doppelconsonans bietet barimi, Vereinfachang fati (meist fann), {»ofnung, Qor« treflt<!^feit. Anfangsbuchstaben. Einige Änderungen waren nöthig, so bei mangeleborfifcte, belieben (Substant). Zusammengezogen wurden fo wol^li fo fort, ob amar.

Interpnnetloii. Komma fehlt sehr selten: nur 1 mal an der Satzgrense, 451 e zwischen gleichartigen Satztheilen, vereinzelt vor ob ^mar, nach Apposition. öfter stört sein Vorhandensein, besonders vor unb nebst Satztheil, vor und hinter adverbialen Bestimmungen (doch fehlt es manchmal vor oder hinter ihnen, manchmal auch ganz). Falsch gesetzt oder überflüssig ist es zuweilen bei Klammem. Eine Pause im Satze schafft es 45026 vor alö, 45028 vor alle.

Spraehe. Laute. Stammsilbenvocale. 1 mal belegt ist aliSbenn. Ab- leitungssilben, e hat sich in den Superlativen einfe^enbefte, grögeflen gehalten, ebenso in den unflectirten Participien gemeldet, gelonget, nQ(3^geabmet (häufiger begegnen wir Synkope: mitgetbeilt, geteert, gepflegt u. s. w.). Flexionssilben; Hier ist das Yerb&Itniss der Formen ähnlich: ge^Oret, btenet, fte^et (aber meist fehlt e: gef(3^ie^t, angebt, fdjetnt, fe^It, ma(3^t u. s. w.). Consonanten. Nur Soberutig, f Obern fallen auf. Wortbildung. 1 Beleg für i|^t neben sonstigem {e^t, ie^ig findet sich. Syntax. Zu erw&hnen sind: mit (o^nfu(3^ttgen . . .

ebelmüt^igen (Sifer; tior, batior = fflr, bafflr (je 1 mal).

Ewald Frey.

ÜNIVTRSITT

Jtaat't «(Stiften. 9B«rer. II. 35