22 Fang OT 2 x > BUS, AR Wilhelm Gottlieb Heſſe, Kurfuͤrſtl. Maynziſchen Raths, der Weltweißheit und Arzneygelahrheit Doktors, der philoſophiſchen Fakultat zu Erfurt ordentl. Beyſitzers, der Mathematik und Naturlehre ordentl. öffentl. Lehrers, der \ Kurfuͤrſtl Maynziſchen Akademie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften zu Erfurt ordentlichen Mitglieds, bkenoniſche Abhandlung vom Holzan bau. Wie ſolcher | bey gegenwartigen allgemeinen Holzmangel, leichte, geſchwind, vortheilhaft und gemeinnuͤtzig, ſowohl in Waldungen, als auch auf dem platten Lande allenthalben kan erhalten werden. Aus hinlänglichen Gruͤnden der Naturlehre erwieſen, und durch vielfältige eigne beat anderer Erfahrungen J eſtaͤtiget. 1 PER 17 % Ar v, n 2 DAS SSS SSS SSS . Gotha, bey Carl Wilhelm Ettinger, 1779. , e RE A WA | e an, % 1255 iR 055 y ene ei 3 Anti 18 5 ne I 4 3 8 15 0 150 75 a Mae, We e, e een a aus en ‚ma RR, e e 7 e fen, iſt eine Hauptpflicht vor die Stoatsregierung. Denn es iſt nicht genug, die Unterthanen zu ſchuͤtzen; man muß auch vor ih⸗ ren nöthigen Unterhalt und Beduͤrfniſſe Sorge tragen. Ein beſtaͤndiger Vorrath des Brodes und anderer Lebensmittel find es nicht allein, worauf man Bedacht zu nehmen hat; ſondern es giebt viel mehrere andere Beduͤrfniſſe, die zu Erhaltung der Landes unterthanen gehören. Die Staatsregierung muß dahero ſehr darauf ſehen, und wirklich Hand anlegen, ſolche zu ae und zu befoͤrdern. Eine von denen Hauptbeduͤrfniſſen zu Er⸗ e des sg Bes. ift wohl mit 4. Vorrede. mit das Bau und Brennholz, ohne welches wir gewiß nicht beſtehen konnten: Aber in was vor groſſer Verlegenheit find wir leyder nicht ſchon in unferen gegenwaͤrtigen Zeiten, durch den Holz⸗ mangel geſetzt, und wenn wir nur ein wenig mit menſchlicher Empfindung, in das Perſpectiv kuͤnftiger Zeiten, worinne ſich unſere Nachkom⸗ men befinden werden, ſehen wollen; ſo muß es uns, woferne nicht in Zeiten auf geſchwinden und haufigen Holzanbau Bedacht genommen wird, in eine aͤngſtliche Furcht verſetzen. Ein jeder wohldenkender Weltbuͤrger, der nur ein wenig die Sache überleget, ſollte auf das kraͤf⸗ tigſte alles in Bewegung ſetzen, der jetzigen und zukuͤnftigen Holznoth, durch geſchwinden neuen Holzanbau zu begegnen. 1 Die Wenigſten aber, wie ich wahrgenommen, beherzigen dieſe traurige Lage der Sache, und viele darunter denken, oder ſagen wohl gar: So lange ich lebe, wird es ja zu ertragen ſeyn; die zukunft mag auch ſehen, wie fie zu⸗ rechte kommt! Ich erſtaune ganz uͤber eine ſolche rohe Denkungsart, und hoͤchſt niedrige Aus⸗ Vorrede. 7 Ausdruͤcke, welche unſere Voreltern gewiß wuͤr⸗ den verabſcheuet haben; und wenn ſie ſolche wiſſen ſollten, fo würden fie ſich ihrer leichtſin⸗ nigen Nachkommen ſchaͤmen. Doch es ſind dieſe Art Leute nicht die einzigen; ſondern es giebt noch andere, die zwar nicht fo boshaft den⸗ ken, aber doch aus Einfalt glauben, in Laͤndern, wo bloſſer Fruchtbau und wenig Waldung waͤ⸗ ren, fen es ganz unſchicklich und unmöglich, Wal⸗ dungen anzulegen; indem ſolche Anſtalten nur vor Waldoͤrter und Foͤrſter gehoͤreten. Sie waͤren einzig und allein in ſolchen Laͤndern vor den Fruchtbau geordnet; und ſie haͤtten ſich auch niemalen mit dem Holzanbau beſchaͤſtiget; ver⸗ ſtuͤnden und wuͤſten dahero auch nicht die Art und Weiſe, wie ſolcher behandelt werden muͤ—⸗ ſte. Sie ſagen dabey: Wir beobachten un⸗ ſern Ackerbau, wovon wir alle Jahr un⸗ fer nothduͤrftiges Brod ziehen, ſtatt daß wir zwanzig oder dreyßig Jahre auf das Holz warten, und unter der Zeit von Jaͤh⸗ ren zu Jahren dem Landesherrn Zinß und Geeſchoſſe geben ſollen! 55 Bey⸗ 6 Vorrede. - Benpdes ift wahr, und der letzte Punkt fällt dem armen Unterthan, der ohnedem mit der Noth kaͤmpfen muß, freylich hart: Allein iſt es wohl moͤglich, bey unſern aufgeklaͤrtern Zeiten, länger anzuſtehen, ſolche um fich freſſende und endlich gar tödliche Schäden zu heilen? Man unterrichte doch lieber dieſe armen unwiſſenden Leute, wie ſie auf eine leichte Art den Holzan⸗ bau bewerkſtelligen konnen, damit fie fich die Sa⸗ che nicht ſchwerer vorſtellen, als fie iſt. Von Sei⸗ ten der Landesherren erlaſſe man ihnen auf vier⸗ zig bis funfzig Jahr, oder auch gar auf ewig die Zinſen und herrſchaftlichen Abgaben, auf alle diejenigen Aecker, welche ſie mit Holz anpflan⸗ zen. Man mache ein gewiſſes Verhaͤltniß, zwi— ſchen der Anzahl guter Kornaͤcker und ſchlechter Holzacker in jedem Lande. Denn in allen Pro: vinzen wird immer der fuͤnfte, ſechſte oder fie bende Theil der ſchlechteſte ſeyn, ſo ſich befier iu Waldung, als Kornbau ſchicket. f Wenn der Landesherr ſein Intereſſe nichtge ge⸗ nau ſuchet, und die Unterthanen in ihrer bis⸗ herigen Unwiſſenheit, durch deutliche Erklaͤrun⸗ | gen Vorrede. 7 gen auch praktiſche Erkenntniß und Fertigkeit nur erſtlich den Anfang gemacht haben; ſo ge⸗ het ein ſolches heilſames Werk gewiß gut von ſtatten. Nach allen meinen Nachforſchungen, und eingezogenen Erkundigungen, ſehe ich gar wohl ein, die ganze bisherige Vernachlaͤßigung in meinem Vaterland, und mehrerern Provin— zen Teutſchlandes, wo der Mangel an Holz am mehreſten herrſchet, ſteckt am allermeiſten darin⸗ ne, daß die Landes unterthanen auf dem platten Lande, der Holzanpflanzung gar nicht gewohnt ſind. Ich habe mir deswegen ſeit geraumer Zeit, aus einem bloſſen patiotiſchen Eifer vorgenom⸗ men gehabt, allen denenjenigen, und beſonders meinen im irrigen Wahn ſtehenden Landsleu⸗ ten, eine kurze und deutliche Abhandlung von dem Holzanbau aufzuſetzen; um ſie ſowohl zu überzeugen, daß die Anpflanzung des Holzes, fü: wohl in Waldungen, als auch auf dem platten Lande, ihre Pflicht und groſſer Nutzen, wie auch eine ſehr faßliche und leichte Sache ſey. Es iſt freylich nicht genug, ſeinem Mitbuͤrger zu ſa⸗ 3 gen: 8 Vorrede. gen: Pflanzt Holz an, damit ihr deſſen in der Noth habt! man muß fie auch lehren, wie ſie es machen ſollen. Nicht einmal iſt das Beyſpiel allein dasjenige Mittel, uns zu etwas zu bewegen. | Macht dann nicht in unſern Haußhaltungen und Baumaterialien der Holzartickel ein gar zu groſſes aus? Und konnten wir nicht durch einen reichlichen Vorrath des Holzes, ſehr viel Geld zu andern noͤthigen Unterhalt des menſchlichen Lebens erſparen; uͤber dieſes auch vieles Geld vor auswaͤrtiges Holz im Lande behalten, wenn wir mehrers anpflanzten? Ich habe dieſe Abhandlung fo deutlich ein: gerichtet, daß jedermann fie leicht faſſen, und mit vielen Nutzen gebrauchen kan. Ich habe ſie auch nicht blos fo eingerichtet, wie man etwan nur Bäume ſetzen ſoll; ſondern durch Erklaͤ— rungen und Erläuterungen wiſſenſchaftlich ges macht: warum man ſo und nicht anders verfah⸗ ren muß, und wo, oder in welchem Erdreich dies ſes oder jenes Holz am geſchwindeſten waͤchſt. Da es nun in keiner Provinz an Orten und un⸗ Vorrede. 9 unbebauten Strichen Landes fehlen wird; ſo weiß ich gewiß, daß durch dieſe Unterweiſung meine Vorſchlaͤge, wo nicht allezeit im Ganzen, doch wenigſtens zum Theil ſehr vortheilhaft und nuͤtzlich zum Holzanbau gebrauchet und genu⸗ tzet werden kan. Wenn ich allenthalben auf das Lokale in meinem Vaterlande nur haͤtte ſehen wollen; ſo waͤre es blos mechaniſch und nicht vor das Allgemeine geweſen; da ich aber nach richtigen Gruͤnden der Naturlehre und Erfah⸗ rung, die ganze Sache abgehandelt und erwie— fen habe; fo iſt meine Schrift mehr unterweiſend, und aller Orten gemeinnuͤtzig. Vielleicht möchte man mich fragen, da ich kein Forſtmann von metier bin: ob ich dann auch wohl eigene Erfahrungen und praktiſche Eros kaͤnntniß hätte, und wieklich von meinem Ans pflanzen etwas aufweiſen könnte? Ich muß und kan mit Beſtand der Wahrheit, allen denenje— nigen, die dieſe Frage an mich thun werden, mit einem ganz zuverlaͤßigen Ja antworten. Seit vielen Jahren habe ich mich zu meinem eignen Vergnuͤgen mit Holzanbau beſchaͤftiget. u Habe 10 vorrede. Habe ich zwar keine groſſen Waͤlder von lichen Meilen angeleget; ſo bin ich uͤberzeugt, daß wohl auch die groͤſten Forſtbedienten ſich derglei⸗ chen nicht werden ruͤhmen konnen, und wenn auch vielleicht nach und nach eine groſſe Anzahl Forſtbedienter groſſe Waldungen angeleget ha⸗ ben; ſo werden ſie, wie mehrentheils geſchicht, fehlerhaft genug ſeyn, und gewiß im Grunde doch nicht allezeit viel ſagen wollen, auch ohn⸗ fehlbar mehr gekoſtet haben, als wenn Leute von Einſicht in der Naturlehre vor wenigere Ko⸗ ften fie vortheilhaft angeleget hätten. Ich ha: be ſchoͤne groſſe Plantagen, von verſchiedenen ſowohl wilden Holzarten, als auch von Obſt— baͤumen, angebauet, die gewiß einem jeden der ſie ſiehet das Auge vergnuͤgen, welche ich jeder⸗ mann allezeit vorzeigen kan. Manche Klug⸗ duͤnkende möchten doch wohl in der Meynung ſtehen, wann man nicht wuͤrklich groſſe Wal⸗ dungen von etlichen Meilen angeleget hätte; fo ſey auch die Erfahrung und Wiſſenſchaft nicht groß; ja man könnte auch wohl gar nicht ein⸗ mal richtig davon urtheilen. Es kommt mir dieſer ſchwache, ich will nicht ſagen einfaͤltige Ge⸗ dan⸗ Vorrede. 11 danke, eben ſo vor, als wenn gute nach denen Geſetzen der Natur erlangte richtige Einſichten und Erfahrungen, mit Meilen abgemeſſen wer⸗ den muͤſten, und im Mittelmaͤſigen ſolche nicht weit beſſer angeſtellet werden koͤnnten, als im Groſſen ſchlechte und unrichtige, davon uns die Beyſpiele oft genug uͤberfuͤhrt haben. Letztere wird kein kluger und einſichtsvoller Mann hoch⸗ ſchaͤtzen. Es gehöret zu richtigen Erfahrungen gewiß mehr, als aus falſchen Urtheilen, oder Urſachen entſtandene Irrthuͤmer vor richtige Erfahrungen auszugeben. Ich will vielmehr ſagen richtige Erfahrungen, verlangen einen vorzuͤglichen Verſtand, genaue Beobachtungen, Einſicht und Wiſſenſchaft von einer ie Na⸗ turlehre. Ich habe mich dahero ſehr gehuͤtet, anderer ihren Erfahrungen meinen Beyfall zu geben, wenn fie nicht mit denen meinigen genau ange⸗ ſtellten uͤbereingekommen ſind; oder, wie ich aus der Natur der Koͤrper, nach denen Grund— ſaͤtzen einer richtigen Naturlehre, ſie wenigſtens nicht wahrſcheinlich gefunden habe. Wie 12 | Vorrede. Wie oft habe ich nicht mit verſchiedenen groß fen Forſtmaͤnnern über ihr metier zu ſprechen Gelegenheit genommen, und bey einigen groſſe Einſichten in das Forſtweſen gefunden: woruns ter ich einen wahren alten Freund meines Hau⸗ ſes, den ſeeligen Hrn. Landjaͤgermeiſter von Lengefeld nennen will. Aus deſſen und noch einigen mehrern ihren mündlichen Belehrungen, habe ich ſehr viele ſchoͤne Erfahrungen gehöͤret; dahingegen mir andere ſo erbaͤrmliches Zeug vorſagten, daß ich in Erſtaunen geſetzt wurde. Verſchiedene wichen ſogar meinem Geſpraͤch aus, und lenkten es auf ganz andere Gegen» ſtaͤnde. Ich weiß nicht, ob dieſe letzte Art Her⸗ ren, aus ihrer Wiſſenſchaft ein Geheimniß mach⸗ ten, oder was vor eine andere Urſach ſie darzu bewegte. Zu einer guten Forſtwiſſenſchaft gehüret mehr, als von Jahren zu Jahren in der Ord— nung das Holz zu faͤllen, und etwan nur das abgeleerte Erdreich wieder rauch machen zu laſ⸗ ſen, damit der ausgefallne Saame von Baͤu⸗ men in ſolchen aufgehet, und wieder friſch Holz bringt; bringt; oder man fact den Saamen ſo obenhin, laͤſſet ihn keimen und wachſen; oder man pflan⸗ zet junge Baͤumgen; im uͤbrigen wird weiter nichts beobachtet, als was die mechaniſchen mangelhaften Handgriffe mit ſich bringen. Das andere üͤberlaͤſſet man der gütigen Natur. In der Folge wird ſichs zeigen, daß dieſe Wiſſenſchaft mehr haben will, als daß man nur etwas unvollkommenes Holz angepflanzet hat. Wie viele geben nicht ganz falſche Urtheile vor richtige Erfahrungen aus; ſie ſchwaͤtzen in das Gelak hinein, um andere glaubend zu machen, es waͤre alles herrlich ausgedacht, und gemacht, was fie. ſagten. Es ſind dahero auch ihre Ar— beiten niemalen, wie ſie ſeyn ſollten. Durch die Laͤnge der Zeit und vielfaͤltige Erfahrung, habe ich mir ein Geſetz gemacht, welches mich nie⸗ malen betrogen hat: die groͤſten Schwaͤtzer wife ſen immer von einer Sache am wenigſten; ſie ſind aber doch dabey in ihren Urtheilen ſo ver⸗ wegen, eben als wenn ſie es aus dem Grunde verſtuͤnden. Ein 14 Vorrede. Ein wahrer Forſtverſtaͤndiger muß eine aus⸗ gebreitete Wiſſenſchaft haben. Mathematik, Naturlehre, Naturgeſchichte auch etwas Chymie ſind darzu unumgaͤnglich noͤthig. Die Meßkunſt beſtimmet den Umfang und die Graͤnzen auch die Abtheilungen der Waldun⸗ gen, damit bey Faͤllung der Baͤume die gehoͤri⸗ ge Ordnung beobachtet wird. Anderer Vor⸗ fälle nicht zu gedenken, wo fie noch unumgaͤng⸗ lich noͤthig iſt. Auſſer derſelben iſt in unzehli⸗ chen Faͤllen die Mechanik eine Hauptlehre mit vor das Forſtweſen zu Herausreiſſung der Stoͤ⸗ cke und Wurzeln, geſchickter Faͤllung und Fort⸗ ſchaffung groſſer Baum u. d. m. Die Natur⸗ lehre lehrt den Forſtmann die Geſetze der Na⸗ tur bey der Ausſaat, Keimung, Pflanzung und Wachsthum der Baͤume und Straͤucher, wie auch die Verhaͤltniß derſelben gegen einander in verſchiedenen Erdboden. Und da die Chy⸗ mie ein praktiſcher Theil der Naturlehre iſt; ſo giebt ſolche die Kaͤnntniß der mancherley Erds arten, ingleichen die verſchiedene Natur der Saͤfte in denen Saamen ſowohl, als in denen Baͤumen. Die Naturgeſchichte aber beſtim⸗ g met — eo - Vorrede. 15 met die Geſchlechter der Holzarten, auch wie die ſchaͤdlichen groſſen und kleinen Thiere zu vertreiben ſind. Es iſt alſo nicht genug, nur die gewöhnlichen Holzarten nennen zu konnen; ſondern man muß auch immer jeden ihre Na⸗ tur und Eigenſchaften genau kennen, und die Vortheile, fo dabey zu beobachten find, wohl ein⸗ ſehen. Denn wenn ein Forſtmann nicht mehr vor ſich hat, als etwan nur gewiſſe Jahre bey einem alten Foͤrſter feine Lehrjahre ausgeſtan⸗ den zu haben; ſo iſt er noch gar nicht zu einem wahren Forſtverſtaͤndigen geſchickt. Er wird ohne allen Grund und aus Mangel obiger Wifs ſenſchaften, ſeines Lehrmeiſters gelernte und an⸗ genommene Fehler immer aus Hochachtung und Liebe vor denſelben, beybehalten, da er ſie nicht veiflich beurtheilen kan. In verſchiedener groſ— fer Herren beſonders in den Königlich Preußis ſchen Staaten hat man gar vortrefliche Anftal: ten gemacht, das Forſtweſen auf einen ſo rich⸗ tigen Fuß zu ſetzen. Es werden junge Leute die ſich dem Forſtweſen widmen, wiſſenſchaft⸗ lich theoretiſch und praktiſch unterrichtet. Der Hr. Profeſſor Gleditſch, ein Mann deſſen groſ⸗ 16 Dorrede. groſſe und weitlaͤufige Kaͤnntniſſe, da fie ohne⸗ dem bekannt ſind, ich hier nicht zu ruͤhmen nd⸗ thig habe, giebt darinne öffentlichen Unterricht, und ſo viel ich weiß, werden ſeine Vorleſungen auſſer denen ordentlichen Forſtleuten auch vom Adel und andern hohen Bedienten beſucht; wo hernach aus dieſen Zuhörern die groſſen und klei⸗ nen Forſtbedienungen beſetzt werden. Die Wir⸗ kungen davon ſollen aber auch in dieſem Staa⸗ te ganz auſſerordentlich ſeyn. Ich habe meine eigne Erfahrungen mit vie⸗ len wuͤrdigen und erfahrnen Maͤnnern, die ihre Lebenszeit in dieſem Fache zugebracht, und mir theils mündlich, theils ſchriftlich ihre Erfahrun⸗ gen mitgetheilet haben, zuſammen gehalten. Eben ſo ſind aus denen neueſten gruͤndlichen Schriften eines du Hamel de Monceau, Ha- les, Bonnet, Ellis, Maurice, Wallerius, von Len⸗ gefeld, wie auch aus denen Abhandlungen der Akademie der Wiſſenſchaften zu Pa⸗ ris, Stockholm, Berlin; ingleichen aus de⸗ nen Breßlauer und Berliner Sammlun⸗ gen, Vorrede. 17 gen, Hamburgiſchen Magazin, and meh⸗ rern neuern zuverlaͤßigen Schriften, die Ver⸗ ſuche und Erfahrungen von mir geſammlet wor⸗ den, die ich mit den meinigen, na meiner we⸗ nigen Einficht, und aus Gründen der Natur⸗ lehre beurtheilet habe, um ein U daraus zu | a Zu Erlangung einer vollſtaͤndigern Erkaͤnnt⸗ niß von dem Holzanbau, habe ich uͤber dieſes noch ſelbſt verſchiedene Waͤlder durchreiſet, da⸗ ſelbſt genaue Beobachtungen, Anmerkungen und Erfahrungen angeſtellet, mich mit denen da⸗ ſigen Forſtleuten fleiſig unterredet, ihre Erfah— rungen angehoͤret, und nichts uͤbergangen, was zu Erweiterung meiner Einſichten in das allge⸗ meine ſowohl, als auch auf beſondere Faͤlle be⸗ nutzt werden koͤnnte. Wie dann uͤberhaupt das mein einziges Vergnuͤgen bey der kleinſten Rei⸗ ſe iſt, mein ganzes Augenmerk auf die Mannich⸗ faltigkeit der Natur und hien Begebenheiten zu richten. Die hier und da mit eingeſtreute Theorie ar der Naturlehre, it er lauter richtige Er⸗ fah⸗ 18 Vorrede. fahrungen gegruͤndet. Ich kan nichts davor, wenn Leute die keine haben, oder aus Mangel der Wiſſenſchaft, ſolche nicht einſehen, oder wohl gar eben fo, wie der Bauer vor uͤberfluͤßig und unndthig halten, daran einen Ekel finden. Man laſſe ihnen dieſe ihre elende Meynung, wenn nur verſtaͤndigern und einſichtsvollen Maͤnnern, die Sache dadurch deutlich und begreiflich wird. Iſt es dann nicht allezeit beſſer, man wird gruͤnd⸗ lich und mit Ueberzeugung belehret, wie man ſich dabey verhalten ſoll, und weiß mit Einſicht nach feſtgeſetzten Gruͤnden der Natur, die An⸗ pflanzung in jedem Lande, ohne von andern mit der Naſe auf das Lokale geſtoſſen zu werden? Keine Wiſſenſchaften haben in der groſſen und kleinen Oekonomie mehrere Vortheile verſchaft, als die Mathematik, Naturlehre, und Natur⸗ hiſtorie. Wer wird ſich alſo wohl wundern, daß da in dieſem Jahrhundert dieſe Wiſſen⸗ ſchaften, auf einem hohen Grad geſtiegen ſind, die Haußhaltungswiſſenſchaft auch eine ganz andere Geſtalt erhalten hat. Wir ſind jetzo im Stande mit Grund und Nutzen, nicht allein die Oe Oekonomie geſchickter zu treiben; fondern auch immer mehrere Vortheite noch zu erfinden. Ich bin alſo bey Einrichtung dieſer kleinen | Schrift hauptfächlich darauf bedacht geweſen, daß ein jeder meiner Landsleute, wie auch ande⸗ re meiner Mitbuͤrger Teutſchlands, ſolche mit Nutzen gebrauchen ſollen. Eigentlich iſt dieſe Abhandlung vor mein Vaterland aufgeſetzt wor⸗ den: weil meine Landsleute ſich niemalen, mei⸗ nes Wiſſens, wegen ihres guten Ackerbaues, um den Holzanbau bemuͤhet haben. Die mehreſten glauben, es ſey der Holzanbau in dem Erfurti⸗ ſchen unſchicklich, oder wohl gar unmöglich zu unternehmen; aber was das mehreſte iſt, ſie wiſ⸗ fen nicht, wie fie es angreifen ſollen. Dieſe Schrift kurz zu faſſen, iſt bey mir beſonders dieſer Bewegungsgrund geweſen, daß fie auch von Ungelehrten mit Deutlichkeit gele⸗ fen werden kan. Dann bey weitläufigen Aus⸗ fuͤhrungen werden viele ungelehrte Leſer gar leicht ermuͤdet und abgeſchreckt, und wenn ſie das letzte leſen, haben ſie auch ſchon das erſte vergeſſen. Die mehreſten Leute welche nicht N ** ein 20 Vorrede. ein beſonderer Eifer zum Leſen antreibet, haben ſchon vor ein ſtarkes Buch einen Ekel, und laß ſen lieber den daraus zu ziehenden Nutzen fah⸗ ren. In dieſer Groͤſſe iſt eine ſolche Abhand⸗ lung vor den Mittelmann, der ſich gerne mit dem Holzanbau abgeben will, bequemer zu leſen, an» zuſchaffen und zu begreifen; als wenn die Sa⸗ che gar zu weltlaͤuftig abgehandelt worden waͤ⸗ re. Ich kenne meine Landsleute, ſie wollen nur erſtlich einen guten Begrif von einer Sache haben, und den Nutzen und die Möglichkeit eine ſehen, dann ſind ſie feurig und faͤhig genug, ein nutzbares Werk zu übernehmen, und auszufuͤh⸗ ren; hingegen habe ich bey ihnen eine ſehr wich⸗ tige Anmerkung auch gemacht, daß ſo lange ſie keinen Anfang und gute Folge ſehen, ſo ſtellen fie ſich ſolche ungewohnliche Dinge, weit ſchwe⸗ rer, ja wohl gar unmöglich vor. Ich habe wahr: genommen, feit der Zeit ich meine Plantagen angeleget habe, find mir viele unvermerkt nach⸗ gefolget. Bey einigen ſonſt guten Schriftſtellern habe ich gefunden, daß ſie ien guten Rath zum Un⸗ Vorrede. EN Ungluͤck vor den Holzanbau, mit weit ausſehen⸗ den Beſchwerlichkeiten und langſamen Vorthei⸗ len, dieſe Sache mehr er ſchweren, als befördern. Es giebt Schriftſteller über den Holzanbau, die nur einzig und allein auf lauter gutes Nadel und Laubholz zum Bauen dringen; dargegen das geſchwind und leicht wachſende nur mit einem verächtlichen Auge anfehen, eben, als wenn dieſe Hoͤlzer eine ſo ſchlechte und we⸗ nig nutzende Sache wären. Kurzſichtige Leu⸗ te werden dadurch ſchon von Holzanbau abge⸗ ſchreckt, wenn ſie ſiebenzig, achtzig und mehre⸗ re Jahre darauf warten ſollen. Sie urtheilen: dergleichen konnten fie nach dem Lauf der Na: tur nicht erleben; und gewiſſermaſen verdenke ich es kurzſichtigen Leuten auch ganz und gar nicht. Zu jeder Beſchaͤftigung in der Oekono⸗ mie, alſo auch zum Holzanbau iſt doch immer ein natuͤrlicher Antrieb, bey ſeinem Leben auch etwas von ſeinen Bemuͤhungen zu genieſſen. Dieſes haben ſolche Leute bey geſchwind und leicht wachſenden Hoͤlzern zu hoffen, und bey ſolcher Gelegenheit, wird dann doch auch eben⸗ falls vor die Nachkommen mit beſſern Hoͤlzern 5 Ku ge: a2 Vorrede. geſorget. Wird dann nicht ſchon bey haͤufigen geſchwind wachſenden Hoͤlzern zu Brennholz, einigermaſen der Noth abgeholfen, und der ge⸗ genwaͤrtige Vorrath guter Waldungen ge⸗ ſchonet? welche in Ermangelung derſelben, doch angegriffen wuͤrden. Was hilft uns alles weitlaͤufige Predigen, von Anlegung guter Bauwaͤlder und deren Nutzen, wenn es uns in gegenwaͤrtiger Noth an Brennholz zugleich feh⸗ let! Man fange nur hauptſaͤchlich an, geſchwind wachſende Hölzer anzupflanzen, dann findet ſich jener Anbau guter Holzer ebenfalls: Vielleicht wendet man mir ein: ich ſagte hier viel von dem groſſen Nutzen der geſchwind wach ſenden Hoͤl⸗ zer, und dennoch haͤtte ich in gegenwaͤrtiger Schrift, ein Langes und Breites von den lang⸗ ſam wachſenden Nadel und harten Laubholzern auch geredet, worauf man doch ſo viele Jahre warten muͤſte! Allein meine lieben Leſer! auf dieſen Vorwurf, will ich nur mit ganz weni⸗ gem antworten. Es lehret die Erfahrung: al⸗ les Wachsthum hat ſeine gewiſſe Zeit, alſo auch das Holz, und man darf nicht glauben, wenn 1 1 Jahr Nah von geſchwindeſtem Wachs⸗ | thum Vorrede. 23 thum geſaͤet oder gepflanzet wird, ſolches auch gleich das dritte oder vierte Jahr gefället were den kan. Die Hauptabſicht iſt hierbey dieſe, auf die Zukunft, wo immer mehr Holzmangel entſtehen muß, zu ſehen. Man fange alſo nur bald an zu ſaͤen, und zu pflanzen; fo wird man auch bald erndten. Ich glaube nicht, daß bey dem geſchwind wachſenden Holz, der vorgeſchla⸗ gene Anbau harter Laub oder Nadelhoͤlzer ge⸗ mißbilliget, und verabſaͤumet werden kan. Kein Staat darf die guten Nadelhoͤlzer und harten Laubhoͤlzer, wo ſich das Erdreich und die Lage dazu ſchickt, vernachlaͤßigen. Denn nebſt den geſchwind wachſenden Hoͤlzern, wachſen dieſe Waldungen in der Folge der Jahre in ein gar groſſes Kapital, und ſchaffen einem Lande, auch einer Familie eines guten Haußvaters, einen unausſprechlichen Nutzen, und in der Folge ei⸗ nen wahren Reichthum. Sind ſie gleich nicht wie die leichten Hoͤlzer alle funfzehn oder zwan⸗ zig Jahre zu fällen; fo iſt hingegen in ſieben⸗ zig oder achtzig Jahren, ihr geſammletes Ka⸗ pital auch ungleich groͤſſer und anſehnlicher vor die Nachkommen, welches man bey den an⸗ PTR dern 24 Vorrede. dern geſchwind wachſenden gelaſſen mit an⸗ ſehen kan. Ich habe verſchiedene Familien ge⸗ kannt, die durch ererbte Waldungen von ihren Eltern und Großeltern anſehnlich reich gewor⸗ den find. Inzwiſchen find dieſe harten Waͤl⸗ der dennoch auch unter der Zeit, durch ihr Un⸗ terholz nicht ohne Benutzung; ihre Reinigung, welche alle fuͤnf und zwanzig bis dreyßig Jahre unter den Laßbaͤumen abgetrieben wird, iſt gleichfalls ein ergiebiger Nutzen. Ich habe in dieſer Abhandlung mir auch noch alle Muͤhe gegeben, gute Vorſchlaͤge zu machen, wie durch Erſparung des Holzes, auch Aufſu⸗ chung anderer Feuerungsmittel, welche zum Verbrennen deſſen Stelle vertreten, der Holz⸗ noth in Teutſchland einigermaſen abgeholfen werden moͤchte. Ich habe auch gezeigt, wie durch eine richtige Beurtheilung des Grund und Bo⸗ dens, Klima, und der Himmelsgegenden, das Wachsthum verſchiedener Holzarten geſchwin⸗ der befördert wird. Ich habe dabey nicht uns terlaſſen, die beſten Saamen, woraus friſches ine Holz weit geſchwinder waͤchſet, zu be⸗ | ſchrei⸗ Vorrede. =“ ſchreiben, und den ſchlechten oder beſſern Wachs» thum phyſiſch zu erklaͤren; nicht weniger dit allervortheilhafteſte Art der Ausſaat, Verpflan⸗ zung junger Baͤumgen, und Anlegung junger Waͤlder, vorgetragen; ingleichen die Art und Weiſe wie ſolche zu warten, und zu welcher Zeit fie am beſten zu fällen find; wie auch noch auf⸗ fer den Waldungen, hauptſaͤch lich auf dem plat⸗ ten Lande, bey Städten und Dörfern, der Holz⸗ anbau ſehr nuͤtzlich ſeyn wuͤrde, wenn um die Ortſchaften, Gemeinheiten, die Landesunter— thanen, auch jede Haußvaͤter, in ihren Gärten, Zaͤunen, Wieſen, Riedern, Suͤmpfen und Ges meindeplaͤtzen, auch an ihren Wegen und Strafen, die mehrentheils ode liegen, und keinen Nutzen ſchaffen, ſchickliche, geſchwindwachſende und jeden Ort angemeſſene Baͤume, anpflanz⸗ ten. Dieſe würden gar leicht und ohne Bes ſchwerde, auch ohne Nachtheil des Acker— baues zum groͤſten Nutzen geſchwinde und leichte zu erhalten ſeyn, und groſſen Nu⸗ tzen ſchaffen. ** 9 Es 26 Vorrede. Es ſoll mir zu einem wahren Vergnuͤgen ge⸗ reichen, wenn dieſer mein kleiner Auffag und Anweiſung zum Holzanbau, zu einem allgemei⸗ nen Nutzen meine Landesleute auch auswaͤr⸗ tige Mitbuͤrger Teutſchlandes aufmuntern ſollte. Geſchrieben Erfurt im Jan. 1779: 2 Inhalt. | Erſter Abſchnitt. V' den Urſachen des Holzmangels in Teutſchland, und wie ſolchen abzu⸗ helfen. | | | Zweiter Abſchnitt. Betrachtungen tiber den Grund und Bo⸗ den zu Anpflanzung verſchiedener Holzarten, ingleichen von denen ver⸗ ſchiedenen Himmelsgegenden und La⸗ gen der Waͤlder. Dritter Abſchnitt. Von dem Saamen der Baͤume, ihrer Keimung und Auswickelung. Vierter Abſchnitt. Von Wachsthum und dem darzu gehört: gen Nahrungsſaft der Baume. Fünfter Abſchnitt. Von der Ausſaat, Pflanzung und Anle⸗ gung der Walder. Sechſter Abſchnitt. Von den mancherley HJolzſaamen und de⸗ ren Ausſaat, ingleichen wie und auf 17 was Inhalt. was Art zu Anbauung der Wälder Ti hinlaͤnglich Stämmgen erhalten Siebenter Abſchnitt. Wo und in was vor Erdreich, die man⸗ cherley Arten Baͤume am beſten zu einem geſchwinden vortheilhaften Wachsthum anzupflanzen ſind. Achter Abſchnitt. Von den vornehmſten Nadelhoͤlzern in unſern Waͤldern Teutſchlandes. Neunter Abſchnitt. Wie auſſer den Wäldern auch auf dem platten Lande ohne Nachtheil deſſel⸗ ben, mit dem groͤſten Nutzen der Holz⸗ anwuchs befoͤrdert werden kan. | Erſter Oekonomiſche Abhandlung Holzanbau. Erſter Abſchnitt. Von den Urſachen des Holzmangels in Teutſch⸗ land, und wie ſolchen abzuhelfen. Y % 5 A Vor vielen Jahrhunderten waren, nach denen hiſtoriſchen Beſchreibungen des lui Caefaris, Taciti, und anderer mehr, die Waͤlder Teutſchlandes unendlich groͤſſer und mit Holz angefuͤllter, als in den darauf folgenden Zeiten. Sie ſagen: daß man ze⸗ ben, zwanzig, auch wohl vierzig Tage habe reifen muͤſ ſen, ehe man durch ſolche gekommen ſey. Vielleicht moͤchte es laͤcherlich ſcheinen, wann ich mich nur auf A die 2 a — — die Zeugniſſe und Nachrichten ſolcher alten Seri⸗ benten, die vor ein paar tauſend Jahren gelebet, und unſere teutſche Waldungen ſo auſſerordentlich beſchrieben haben, allein berufen wollte; Es bez zeigen aber auch gleichfalls neuere Hiſtorienſchrei⸗ ber, daß der Umfang, und die Graͤnzen unſerer da— maligen Waldungen, unendlich groͤſſer, auch durch die anſehnlichſten Landſchaften verbreitet geweſen wären, wo jetzo gar keine Spur davon mehr zu hös ren noch zu ſehen iſt. Des damaligen groſſen Holz⸗ vorrathes ohngeachtet, muß man ſich doch auſſeror⸗ dentlich verwundern, wie unſere Voreltern in Ge— brauch deſſelben dennoch die groͤßte Sparſamkeit beobachtet haben. Sie bauten ihre Haͤuſer nicht etwa leichte und duͤnne in den Waͤnden; ſondern Maſſiv; machten die Thuͤren und Fenſter in die Zimmer klein; taͤfelten die Stuben an Decken und Waͤnden mit Bretern, damit das Mauerwerk nicht ſo kaͤltete; heitzten wenige Zimmer, und wenn ja ein Haußvater wegen ſeiner Geſchaͤfte oder Bedienung ein Zimmer vor ſich alleine noͤthig hatte; ſo wurde in der nemlichen Wohnſtube ſeiner Familie, ein von Bretern verfertigtes Kabinet angeleget, welches durch die Stubenwaͤrme zugleich mit gewaͤrmet wur⸗ de, damit er alleine und ungeſtoͤrt ſeinen Geſchaͤften nachleben konnte. Habe ich doch in einem zwar je⸗ tzo unbewohnten Herzoglichen Schloß geſehen, wie in * 3 in dem Wohnzimmer der Herzog nur ein ſolches Kabinet gehabt, die Gemahlin aber mit der Fami— lie in dem Hauptzimmer gewohnet hatte: Bey dem jetzigen groſſen Holzmangel hingegen, verſchwenden wir ganz Sorgenloß ſo viel Holz, ſtatt daß wir weit ſparſamer damit umgehen ſollten. Unſere Haͤuſer ſind mehrentheils leichte gebauet, wir legen groſſe Thuͤren und Fenſter in Menge an, heißen dabey faft alle Zimmer derſelben, obne was die Küchen: Waſch⸗ und Brauhaͤuſer und mehrere andere der: gleichen Feuerungen wegnehmen. Kurz wir gehen mit dem Holz ſo um, als wenn ganz Teutſchland ein dichter Wald waͤre, und ohnedem das Holz dar⸗ inne verfaulen muͤſte. Wie ſehr aber vor Zeiten ſchon dem gemeinen Weſen an Erhaltung der Waldungen gelegen, be— zeigen die uralten Forft: Ordnungen derer weiſen Landesregenten. Niemand hat ſonſten zum Korn— bau, ohne obrigkeitliche Erlaubuiß das Holz aus: rotten, oder gar uͤber die Proportion der Waldung mißbrauchen und abfaͤllen doͤrfen; ſondern es iſt jedem ſein gehoͤriges zugemeſſen worden, damit im— mer an Bau: und Brennholz ein noͤthiger Vorrath verbleiben mußte; ja es ſind ſogar gegen Wald— verwuͤſter Kayſerliche Mandate ausgefertiget wor— den. In unſern Zeiten wird dieſe groſſe Aufſicht A 2 nicht 4 — — nicht fo genau beobachtet. Dahero iſt auch mehr Holzmangel entſtanden. Ich will nun jeder— mann bey der jetzigen tage der Sachen zur Ueber— legung anheimſtellen, was in der Folge noch vor traurige Umſtaͤnde kommen werden. Es leiden ſchon jetzo wegen des Holzmangels die nuͤtzlichſten Fabricken und Werkſtaͤtte, und man macht ſich faſt keine Hofnung ihrer Vortheile ferner zu genieſſen. Dieſer Mangel wird endlich unſere Nachkommen in die unerträglichfte Verlegenheit ſetzen. Zu dieſer Verſchwendung kommt nun noch, die Sorgloſigkeit und Nachlaͤßigkeit vieler Kammer⸗ Finanz- und Domainen⸗Raͤthe groſſer Regenten Teutſchlandes, welche ihre Obliegenheit eben ſo ei— frig nicht beobachten, als fie ſollten, und durch nens en Anban junger Waldungen, in der Folge der Zeit noch groͤſſern Uebel vorzukommen ſuchen. Ich ba: be angemerket, daß bey einigen der Grundſatz ſtar⸗ ken Eindruck gemacht hat, mit fremden Holzhandel ihren Unterthanen zu helfen; wenn man aber die Sache genauer unterſuchet, ſo gehet die ganze In— tention nur dahinaus, die Schatulle des Landes⸗ Herrn vorzuͤglich zu bereichern. Denn man ſu— chet doch allezeit von denen Landes Unterthanen ei⸗ ne ſtarke Proviſion zu nehmen. Dieſe und andere dergleichen Anſtalten halte ich vor keine groſſe pas trio⸗ triotiſche Sorgfalt vor ein Land, und dem Landes: Herrn ſelbſt. Es iſt nicht zu laͤugnen, dem Landes⸗ Herrn flieſſen dadurch wenige tauſend Reichsthaler von der Noth ſeiner Unterthanen zu, die ihn aber nicht reich machen: Allein auf der andern Seite, wird vor fremdes Holz ſehr viel Geld aus dem Lan⸗ de geſchleppt, und unter dieſen Umſtaͤnden leiden auf alle Fälle des Landes Unterthanen. Der Landes⸗ Herr und fie werden von Jahren zu Jahren aͤrmer: da doch der Reichthum der Unterthanen allezeit des Landes Herrn ſeine Schatzkammer iſt; ſind dieſe verarmet, fo iſt der Landes-Herr auch nicht vermoͤ— gend, etwas auſſerordentliches von ihnen zu for— dern, ja ſie ſind die ordentlichen Abgaben zu geben oft nicht im Stande. Endlich entſtehen einzelne Emigrationen, und mehrere üble Folgen vor einen Landes Herrn. Wenn ja aus wahrer guten Ab— ſicht und Vorſorge Finanz⸗ und Kammer ⸗Kollegia zum Beſten des Landes, mit auswaͤrtigen Holz han⸗ deln wollen; fo ſollten fie mit einer geringen Pro: viſiou zufrieden ſeyn, und den Preiß des auswärz tigen Holzes nicht ſelbſt erhoͤben, damit der Preiß des zugefuͤhrten auslaͤndiſchen Holzes, ebenfalls nicht geſteuret werden koͤnnte. Würde auf dieſe Weiſe denen Unterthanen nicht merklich geholſen, und gieng vor eben ſo viel Holz, nicht weniger Geld aus dem Lande? A 3 Wann — — 6 ö u Wann durch kluge Policey⸗Anſtalten Holzſpa⸗ tungs⸗Verfuͤgungen gemacht wuͤrden; ſo koͤnnte, bey gegenwaͤrtigen zunehmenden Holzmangel, der noch groͤſſern Noth in der Zukunft doch in etwas vorge: beuget werden. Weit beſſer und vortheilhafter iſt es freylich, es wuͤrden, auſſer den Holzerſparungen, alle in einem Lande vorhandene Waldungen mehr angebauet und gewartet; nicht urbare und zu Fruchtbau weniger taugliche Platze und Aecker, mit Holz angeſaͤet und bepflanzet, damit dem Mangel deſſelben, wo nicht ganz, doch um ein groſſes abge— holfen würde. Eben daran ſollten die Kammer: und Finanz,⸗Kollegia ſtark arbeiten, und entweder ein anſehnlich Kapital anwenden, oder die Eigen: thuͤmer und Unterthanen darzu aufmuntern und an⸗ halten. Es iſt wahrhaftig ein wahres Ungluͤck vor ein Land, ja vor den Landes⸗Herrn ſelbſt, wann man nur auf den gegenwaͤrtigen Thaler ſparet, und durch Dermerrung der Landes: herrlichen Schatulle deſſelben Gnade zu er— werben ſuchet; hingegen das anſehnliche Ka: pital des Landes Herrn, ich meyne den Flor ſeiner Laͤnder und Unterthanen, in mißliche und verlegene Umſtaͤnde verſetzet ſiehet. Sind dann ſolche Kollegia nicht gewiſſenshalber verbun— den, dieſer allgemeinen Noth der Laͤnder, durch Au— wendung, eines anſehnlichen Kapitals, zum An: bau — 7 bau und Verbeſſerung ſowohl alter, als neuer Wal dungen zu Huͤlfe zu kommen? Ich weiß gewiß, Kas pital und Intereſſen würden in einer gewiſſen Anz zahl Jahre, weit groͤſſer herauskommen, als man gedacht, und vor die Länder würde oben drauf vaͤ⸗ terlich geſorget ſeyn. 8 In vieler Herren Landen Teutſchlands, hat man ſchon ſeit einigen Jahren, auf den eingeriſſenen Mangel, und die Nothwendigkeit des Holzes, ein nicht geringes Augenmerk gerichtet, theils durch ſparſamern Gebrauch deſſelben, theils, durch neus veranſtalteten Anbau junger Waͤlder, der bevorſte⸗ henden gröſſern Noth vorzubeugen. Man findet aber dieſe ſo ruͤhmliche Unterneh⸗ mungen nicht allein bey verſchiedenen unſerer teut— ſchen Regenten; ſondern in Frankreich und for gar in denen Nordiſchen Reichen, als Schwe⸗ den, Daͤnnemark, Bußland, welche doch mit groſſen Waldungen verſehen find, gebraucht man auch jetzo groͤſſere Sparſamkeit und Vorſicht, als ſonſt, und der Holzanbau wird auf alle moͤgliche Art und Weiſe dabey auch noch befoͤrdert. Denn in dieſen Ländern ſowohl, als in Teutſchland, find die Winter kaͤlter und anhaltender, als in denen A 4 | wärs 8 aaa waͤrmern Landern; folglich erfordern fie auch mehr reres Holz. Bey Ausfuͤhrung dieſer praktiſchen Abhandlung, kommt es nun wohl hauptſaͤchlich darauf an: wie, und auf was Art dem bisherigen Solzmangel geſchickt, leichte und geſchwinde abgeholfen werden koͤnne? Wenn ich mich kurz faſſe, ſo ſind meiner wenigen Einſicht nach zwey Hauptwege vor⸗ handen, der allgemeinen Noth vorzukommen, in die man einſchlagen muß. Der Eine iſt, ein durch mancherley Vortheile ſparſamerer Gebrauch des Holzes. Der zweyte aber ein geſchwinder und haͤufiger Anbau deſſelben. Es iſt nicht zu laͤugnen, der erſte Punkt iſt geſchwinder praktika⸗ bel, als der zweyte. Denn eine gute Policey kan durch vortheilhafte Veranſtaltungen, bey denen vers ſchiedenen Feuerungen, zu Erſparung des Holzes, in einem Staate gar groſſen Nutzen ſchaffen. Ich will nur zum Beweiß anfuͤhren, beſondere wohl eingerichtete Stuben-Oefen, auch Feuer⸗Seerde von mancherley Art. Dieſes alles iſt durch Sach: verſtaͤndige Maͤnner in einem Staate gar bald und leichte ins Werk gerichtet. Es doͤrfen ja nur Sach: verftändige Männer, den Töpfern die Figur, Maaß und Proportion, auch Einrichtung, von beſondern gu⸗ RN 8 guten Oefen geben, und zugleich anbefeblen, keine andere Arten von Oefen zu fuͤhren und zu ſetzen, als ſolche, die durch Erfahrungs: Proben mit we— niger Holz, als andere, am beſten die Zimmer hi— tzen. Auf dieſe Weiſe entſtehet ſchon im Ganzen eine groſſe Sparfarafeit in Holze. Eben ſo ſollten auch die Mauermeiſter, zu Ver— fertigung und Errichtung der Feuer-Heerde, von Feuer Verſtaͤndigen, die Mathematik und und Phys ſik gut ſtudieret haben, und die Natur und Eigen— ſchaften des Feuers, aus der Naturlehre kennen, nach Maaß und guter Unterrichtung erklaͤrt bekom— men, damit fie ſich bey Setzung der Feuer- und Kür chen⸗Heerde, Keſſel und Brandewein Blaſen, Braupfannen, Ziegel: und Kalk-Oefen, welche ob: nedem die groͤſten Holzfreſſer find, auch andern Feuerungen bey mancherley Fabricken, zur Holz— ſparkunſt darnach richten, und die Landes-Untertha⸗ nen ſolchergeſtalt, ohne, daß ſie es ſelbſt wuͤſten, groſſe Holzerſparung haͤtten. Womit brennen dann die Hollaͤnder und Engellaͤnder ihre Zie⸗ geln und Kalk? mit nichts als Torf und Steinkoh— len. Sind dieſe Arbeits⸗Leute nur der Sache eins mal recht kundig, alsdann gehet alles von ſelbſt in ſeiner Ordnung fort. Ich muß hierbey aber doch noch 1 UREN daß ſehr viele Baumeiſter, die blos A 5 pra⸗ N 10 ä praktiſch ohne theoretiſche mathematiſche und phy ſikaliſche Wiſſenſchaften, ihre Baukunſt erlernet ha⸗ ben, dieſe Arbeits Leute zu unterrichten nicht im Stande ſind. Es hat ſchon vor zehn rag das Nn Preußiſche General- Ober Finanz : Kriegs und Domainen: Direktorium, durch einen ausge; ſetzten Preiß, der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin aufgetragen, die Frage zu eroͤrtern: Wie die beſten Stubendͤfen zu Erſparung des Holzes eingerichtet werden muͤſten? Aus denen eingeſandten Schriften, hat endlich die Akademie, nach vorhero angeſtellten Verſuchen, den Preißofen und noch zwey andere von denen bewaͤhr⸗ teſten Oefen, nebſt ihren Beſchreibungen, dem Publikum im Druck vorgeleget. Auſſer dieſen Oefen, haben verſchiedene einſichts⸗ volle Maͤnner, noch mehrere nutzbare Oefen zur Holzſparkunſt erbauet, probiret, und probat vorge— ſchlagen, derer man ſich in einem wohleingerichteten Staate, mit gröften Nutzen und Vortheil bedie— nen koͤnnte. Dahin gehören wohl des Le ut mans ſeine Vulcanus famulans; ingleichen Lehmans Holzſparkunſt; von denen neuern aber des Koͤni⸗ glich u F 11 glich⸗Preußiſchen Kriegs- und Domainen- Raths, auch Ober⸗Baudirektors, Herrn Dietrichs An: weiſung vn Stube -Oefen und Küchen. Fer— ner eine Beſchreibung eines Ungenannten von Verbeſſerung der Stuben Oefen, ſo zu Eiſenach bey Grießbach 1754. herausgekommen; welche Art Oefen auch hernach in denen Berliner Sammlun— gen zu Beförderung der Naturgeſchichte, Hauß— haltungs Kunſt, Kemeral Wiſſenſchaft und der dahinein ſchlagenden Litteratur, ſo daſelbſt bey dem Buchhaͤndler Pauli 1768. gleich im erſten Stuͤck herausgekommen ſind, zu finden iſt. In Staͤdten find dieſe Holzſpar⸗Oefen gewißlich mit dem größten Nutzen und Vortheil zu gebrauchen: allein bey Landwirthſchaften muß man viel gekuͤnſteltes weg: laſſen, und die Verbeſſerungen zum wirrhſchaft— lichen Gebrauch anwenden. Wenn nur in einer Stadt, ich will wenig rechnen, jedes Hauß eins in das andere gerechnet, Eine Klafter Holz dadurch erſparete; ſo wuͤrde es in meiner Vaterſtadt wohl über drey tauſend Klaf— tern betragen. Wenn ich nun hart und weiches Holz nach hieſigen Preiß A Sechs Reichsthaler rech⸗ nen will; fo betragen dieſe drey tauſend Klaftern Holz Achtzehn tauſend Reichsthaler, die jährlich der Stadt verlohren gehen. Welcher Vortheil vor eis nen 12 1 nen Staat, da ich doch ſehr wenig gerechnet habe. Ich geſchweige, was nun bey Brauhaͤuſern, Fie⸗ gelbütten und andern Neben Feuerungen auch auf dem Lande, erſparet werden koͤnnte? Alle dieſe Feuerungen, worzu noch die Backoͤ⸗ fen, Fabricken, Faͤrbereyen, Seitenfiedereyen, Brannteweinbrennereyen, Toͤpferoͤfen, Walz darren und mehrere dergleichen Holz benoͤthigten Gewerbe, nicht zu gedenken des noͤthigen Baur holzes, wenn man fie nur ganz gering berechnen wollte, hier allein mehr als ſechzig tauſend Reichs⸗ thaler alle Jahr brauchen: alſo gehet auf die Art alle Jahr ſo viel Geld aus dem Lande, daß in Sum⸗ ma ſiebenzig bis achtzig tauſend Reichsthaler bes trägt, Welcher Schade vor ein Land? Obgleich durch angefuͤhrte Mittel, Einſchraͤnkun⸗ gen und Maaßregeln vor die Feuerungen, nicht we— nig Holz erſparet wuͤrde; ſo ſind doch dieſe nicht die einzigen und hinlaͤnglichen, der eingeriſſenen all—⸗ gemeinen Holznoth Schranken zu ſetzen, fo lange das Bauweſen noch das Holz unnoͤthig verſchwen— det. Unſer Teutſchland, iſt ſeit einigen Jahrhun— derten, weit mehr bevoͤlkert, als ſonſt; auch haben ſich durch verſchiedene Emigrationen, mehrere Un— terthanen in ein und andere Länder, wo ſonſten flat: ke — 13 ke Waldungen waren, niedergefaffen, und durch haͤufigeres Anbauen auch Fabricken Anlegen, die Holzkonſumtion vermehret, welches man im Anfang von Seiten der Policey nicht erwogen hat. Unſere Alten bauten bey dem reichlichen Holz— vorrath, doch mehr maſſiv, nicht etwan, wie ich glaube, zu Erſparung des Holzes; ſondern viel mehr ſich vor Brand zu ſichern: Wir hingegen bau⸗ en mehr von Holz, um unſicher in der Feuersnoth zu ſeyn, und verſchwenden dabey deſſelben viel mehr. Ich ſehe ſchon zum voraus die mancherley Einwuͤrfe, die man mir auf dieſen Punkt machen wird, theils wegen der theuren und koſtbaren maßi— ven Bauart, theils aber auch wegen der Ohnmoͤg⸗ lichkeit, aus Mangel der Materialien in manchen Landern; allein dieſe Zweifel haben ſchon anſehn— liche Bauverſtaͤndige ſehr gut gehoben, und die Wirklichkeit gezeiget, daß beſonders auf dem Lan— de, wo faſt alles von Holz gebauet wird, durch ans dere leichte Mittel und Wege, die Gebäude dauer: hafter, und eben ſo wohlfeil gebauet werden koͤn— nen. Ich will jetzo mich in dieſer Abhandlung nicht weitlaͤuftig auf dieſes Fach einlaſſen; ſondern die Wißbegierigen auf das erſte Stuͤck gedachter Berliner Sammlungen verweiſen, wo ebenfalls viele ſchoͤne Verſuche und Vorſchlaͤge, zu einer Holz I4 R Holzſparenden Bauart, bey wirthſchaftlichen Ge⸗ baͤuden auf dem Lande zu finden find. Auſſer des nen ſchaͤdlichen Folgen der Feuersnoth bey hölzer: nen Gebaͤuden, zeiget der Verfaſſer gar deutlich, wie ſolche Gebaͤude mit leichten Koſten, ohne vieles Holz aufgebauet werden koͤnnen. Zur Ueberzeu⸗ gung finden ſich dabey alle Bauanſchlaͤge und Riſ⸗ ſe, welche gewiß ſehr brauchbar ſind. Wuͤrde auf dieſe guten Policey Anſtalten, nicht in der Geſchwindigkeit viel Holz erſparet werden? und waͤren dieſe vorſichtigen Einrichtungen nicht eben fo gut, als wenn man ſchon in der Gefchwins digkeit ein anſehnlich Stuͤck Wald angebauet hätte? dieſe vorgeſchlagene Holzerſparung, macht in der Folge der Jahre gar ein Groſſes aus; ja ich will behaupten, daß es viel mehr thut, als wenn man durch friſchen Anbau eines groſſen Strich Holzes, worauf man wohl fünf und zwanzig, vierzig, ſech⸗ zig, auch hundert Jahre, nach Beſchaffenheit der Hoͤlzer warten muß. Denn unter der Zeit wird durch die Verſchwendung, die Noth noch viel groͤſ⸗ fer werden, als fie jetzo iſt. Wer dieſe Betrach⸗ tungen und Vorſchlaͤge recht erwaͤget, muß mir ge⸗ wiß Beyſall geben. Noch — 15 Noch eines gewiſſen Mittels zur Holzſparkunſt, darf ich nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen, ich mey⸗ ne den Torf und die Steinkohlen. Dieſe zwey brennbaren Materien, wenn wir ſie ſuchen wollen, werden faſt in jedem Lande zu finden ſeyn, und ſie vertreten mit vielen Nutzen die Stelle des Holzes. Alle ſumpfigte Wieſen, die entweder gar wenig, oder ſaures Graß und Pinſen tragen, laſſen gewiß Torf finden; eben ſo wird man auch an vielen Orten Steinkohlen und brennbare Erde graben, wels che ſtatt des Holzes Feuerung geben, und einem Lande durch die Schonung des Holzes groſſen Nu— Gen ſchaffen. Gegen die Steinkohlen werden mir vielleicht vielerley Einwuͤrfe, in Anſehung der Geſundheit wegen des ſchweflichen Geruchs gemacht werden, beſonders in denen Oefen: allein es koͤnnten ja hier zu Lande, die Steinkohlen ſo gut, wie in England vorhero abgeſchwefelt werden. Und uͤber dieſes wäre es doch ein groſſer Vortheil und Behuf zur Feuerung, wenn dieſe Brenn⸗Materialien nur zum Brauen, Waſchen, Faͤrben oder andern Manufak— tur⸗Arbeiten, ſtatt Holzes gebraucht wuͤrden. Wir haben ja in unſern Zeiten davon die vortreflichſten Schriften, welche die Aufſuchung, Behandlungen, und die davon zu erhaltenden Vortheile beſchreiben. Da 16 — Da nun in dieſer Abhandlung die Frage haupt⸗ ſaͤchlich dahin gehet: wie und wo die Solzan⸗ pflanzung in den Waldungen, und auſſer den⸗ ſelben am ſchicklichſten, leichteſten, und ge: ſchwindeſten zu befoͤrdern ſey; ſo komme ich nun auf den zweyten Punkt des wirklichen Holzan⸗ baues. Wenn ich blos von den praftifchen Hands griffen und Verrichtungen ſchreiben wollte; ſo wuͤr⸗ de es ohne Anwendung und richtige Erklaͤrung aus der Naturlehre, warum dieſes oder jenes ſo, und nicht anders geſchehen muß, nicht genug zu einer wahren Aufnahme des Holzanbaues ſeyn. Ich wers de dahero in der Folge bey jeder Sache die Gruͤn— de aus der Naturlehre beybringen, und durch Er— fahrungen zu beſtaͤtigen ſuchen. Ich unterziehe mich mit vielem Vergnuͤgen die⸗ ſes Geſchaͤftes, vorzüglich aber aus Liebe vor den Erſurtiſchen Staat, als mein Vaterland, wo der Vorrath an Holz, vor eine ſo anſehnliche Stadt und Land niemalen hinlaͤnglich iſt; ſondern vor vieles Geld alljaͤhrlich aus fremden Landen das nöthige Bau und Brennholz gekauft werden muß. Obgleich das Holz vor jedes Land, beſonders aber vor das Er- furtiſche ein hoͤchſt noͤthiges Landes-Produkt iſt; fo habe ich doch wahrgenommen, weil es zum Korn— bau faſt allgemein fruchtbar iſt, daß meine Mit⸗ 5 buͤr⸗ — mn — 17 Bürger auf die Holzanpflanzung gar keine Nuͤckſicht nehmen, und ſich damit abgeben. So fruchtbar aber dieſe Landſchaft auch immer iſt; ſo giebt es doch auch gewiſſe Gegenden, welche zum Holzan— bau weit eintraͤglicher, als zum Kornbau waͤren. Ich will dahero zur Aufmunterung meiner Sande; leute ihnen von der Anpflanzung verſchiedener Hoͤl— zer, eine deutliche und vollſtaͤndige Beſchreibung machen: anbey das Erdreich und die Lagen genau anzeigen, wo eine oder die andere Holzart am be— ſten fortkommt, und geſchwinde waͤchſet, damit man ſich beym Anbau nach jedes Ortes Lage und Beſchaf— fenheit, ganz leichte finden kan. Es fehler in unſern Erfurtiſchen Lande, ſowohl an Brennholz als Bauholz. Wo alſo von beyden wenig iſt; fo muß folglich das mehreſte gegen baare Zahlung, aus fremden Herrſchaften hergehohlet werden, welches theils die Fuhren, theils andere Um— ſtaͤnde theuer machen: nicht zu gedenken der groſſe en Geldſummen, die alle Jahr davor aus dem Lande gehen. Ich habe mich ſeit vielen Jahren zu meinem wahr ren Vergnügen, mit Anpflanzungen, ſowohl wilder Hoͤlzer, als Obſtbaͤumen, beſchaͤftiget, und durch ei— gene, wie auch anderer verſtaͤndiger, einfichtsvoller Maͤn⸗ Männer ihrer Verſuche, viele Erfahrungen ge: ſammlet, auch dabey dieſes Geſchaͤfte, als ein Lieb⸗ lings Studium vor mich gehalten. Ich kan vieie wilde, als auch Obſt Plantagen, die das Auge vers gnuͤgen, jedermann aufweiſen, wovon ich ſchon vies len Nutzen ziehe, und in folgenden Jahren, wenn mir Gott das Leben frifter, zu ziehen gedenke. Ich bin bey meinen Anpflanzungen nicht zufrieden ge⸗ weſen, nur die Baͤume in die Erde zu ſetzen, und ſolche hernach nur wachſen zu laſſen; ich habe aber dabey auch nachgedacht, die beſten Buͤcher daruͤber fleißig geleſen, und meine, wie auch anderer gute Erfahrungen angewand. Wie oͤfters aber bin ich in Erſtaunen gerathen, wann ich mich mit manchen Forſtbedienten über ihr Metier in Geſpraͤch eingelaſſen hatte, und ſo viel elende Nachrichten und Urtheile erhielte, woraus ich nichts als Stuͤckwerk, von der groͤſten Unvoll⸗ kommenheit ſahe. Vielmalen giengen ihre Mey⸗ nungen auf Aberglauben hinaus, wo gar kein phy⸗ ſikaliſcher Grundſatz ſtatt hatte. Wie koͤnnen alſo ſolche gute und ſonſt ehrliche Leute, die ihre Wiſſen⸗ ſchaft auf bandwerkeriſche Art erlernet haben, zur Aufnahme eines Landes, einen guten Rath geben? Es ſoll mich herzlich erfreuen, wann meine gute Abſicht bey meinen Landsleuten, oder auch in an⸗ dern dern Landſchaften zur Aufnahme des Holzanbaues etwas gutes ſtiften ſollte. Damit dieſe Schriſt gemeinnuͤtzig ſey; ſo habe ich mich auf das Lokale im Erſurtiſchen Lande allein, gar zu genau nicht eingelaſſen, vielmehr die Natur und Beſchaffenheit eines jeden Erdreichs, und der verſchiedenen Holzarten, welche ſich in das eine oder andere am beſten ſchicken, und in ſolchen geſchwind wachſen, beſchrieben und angezeiget. Auf dieſe Art wird man in dem Erfurtiſchen, wie auch in allen andern Ländern, wenn man nur ein wenig aufmerfs ſam ſeyn will, mit Grund und gehoͤriger Einſicht mehr, als mechaniſch ſich helfen koͤnnen. Wann nun von dem Holzanbau die Rede ſeyn ſoll; ſo muß der Anfang erſtlich bey denen Waldun⸗ gen gemacht werden, weil dieſe die Grundlage alles Holzanbaues ſind. Hier muß aber hauptſaͤchlich 1.) der Boden oder das Erdreich, worinne ein und das andere Solz am beſten ſich ſchickt, und darinne leichte waͤchſet, in Betrachtung gezo⸗ gen weeden. 2.) Wie die Aus ſaat und Des pflanzung derſelben vorgenommen wird. 3.) Wie ſich die Baumarten in ihren geſchwinden und langſamen Wachsthum gegen einander 8 B 2 ver⸗ 20 — verhalten. * Wie man die Anpflanzungen beffer, als nur durch das Abſchlagen enen, kan. Zweiter Abſchnitt. Betrachtung uͤber den Grund und Boden zu Anpflanzung verſchiedener Holzarten, inglei⸗ chen von den verſchiedenen Himmels⸗ Gegenden und Lagen der Waͤlder. Eibe Menge unwiderſprechlicher Erfahrungen bekraͤftigen die Wahrheit: daß eine jede Art Pflanzen, zu einem kraͤftigen Wachsthum ein ihr beſonders zutraͤglich Erdreich erfordert. Nehmen wir denn nicht wahr, daß gewiſſe Pflanzen, Stauden und Baͤume, in einem Lan⸗ de beſſer wachſen und fortkommen, als in dem andern? Können wir wohl die vorkommenden Veraͤnderungen in Soͤlzern, Blättern, Blu⸗ men und Sruͤchten bey den Baͤumen von ei⸗ nerley Art ablaͤugnen, wenn ſie nemlich aus einem Lande in ein anderes, wo ein ganz an⸗ derer Grund und Boden iſt, verfesst werden? und finden wir nicht, daß manches Holz abſo⸗ } lut — ar lut in naſſen, anderes aber im trocknen Boden beſſer waͤchſt und fortkommt? Ann Wir wollen alſo erſtlich unterſuchen die verfchier denen Arten des Grundes und Bodens, worinne eine jede Holzart am beſten und geſchwindeſten waͤch⸗ ſet. Wir finden in den Wäldern mehrentheils 1.) thonigten, lettigten und leimigten: 2.) Magern, trocknen, duͤrren, ſteinigten, und ſan⸗ digten: 3.) Naſſen und e 4.0 Gu⸗ ten und frudhkbaten Boden. Es laſſen ſich viele Eigenſchaften durch Unter; ſuchung finden, wenn die verſchiedenen Erdarten durch Auslaugen, oder andere Chymiſche Verſuche, auch aͤuſſerliche ſinnliche Betrachtungen, nach ihrer Guͤte erkgunt werden. Der Geſchmack, Geruch, Gefuͤhl, zeigen vieles davon. Es find dahero eis nige Erdarten, kalter, hitziger, temperirter, fruch nge Yo und unfruchtbarer Natur. f Ueber dieſes wird man ſelten die Erdlagen des Bodens von einerley Art allenthalben antreffen. Manchmal iſt obeuher gutes Erdreich, und ein Fuß mehr oder weniger drunter kommt der elende⸗ ſte Boden. Umgekehrt findet man obenher ſchlech⸗ ten Grund, gleich drunter hingegen kommt guter fruchtbarer Boden. In letzteter Art thun diejenis B 3 gen 22 I — —— ——¼¼ gen Baͤume beſſer, ſo tiefe Wurzeln ſchlagen, und aus der Tiefe ihre Nahrung ſuchen, welches bey ers ſtern Boden, ſo vortheilhaft nicht ſeyn wuͤrde; hin⸗ gegen wachſen in der erſtern Art, diejenigen Baͤume deren Wurzeln flach laufen, beſſer, als in letzterer. Ich will dahero die verſchiedenen Gattungen von Erdreich kuͤrzlich abhandeln, und darnach zeigen, welche Arten von Holz in einem oder andern am ber ſten und geſchwindeſten wachſen. Die mancherley Erdarten ſind ſelten oder wohl niemalen reine Erde; ſondern mit andern mehr oder weniger vermiſchet. Hier will ich mich nur auf diejenigen Erdarten einlaſſen, die zu dem wilden Holzwuchs in Wäldern gewöhnlich gefunden werden» Die Kalkartige Erde, wenn fie mit anderer guten Erde vermiſcht iſt, giebt einen ſehr guten Boden zum Holzwuchs: weil ſie alkaliſcher Natur iſt, und die Salpetrige Luftſaͤure leichter und haͤufi⸗ ger annimmt, welche durch den Regen die fruchtba— ren Theilgen der Erde aufloͤſet. In einem kalkartigen Boden, wird der Kalk von Waſſer aufgeloͤſet, welcher hernach auch eine groͤſ⸗ ſere Aufloͤſungskraft hat, die fetten Theilgen leichter annimmt, und denen Hoͤlzern zur Nahrung durch das Waſſer beybringt. Sie iſt durch die Aufloͤ⸗ ſung — 23 ſung des Kalkes dabey eine wärmere Erde, als ans dere, und ihre warme Gaͤhrung befördert auch vor: zuͤglich eine friſche Keimung des Saamens und Wachsthum der Baͤume. Wenn ſie aber zu ſehr kalkartig iſt; ſo thut ſie bey ausbleibenden Regen und groſſer Hitze denen Baumwurzeln Schaden, indem dieſelben verbrennen. Viele Aehnlichkeit hat auch die Tupferde. Bey Muͤhlberg, ingleichen zu Schloß⸗ vippach bey Erfurt, iſt ſolche zu finden. Die thonigte Erde, wird mehr und häufiger gefunden. Wenn ſolche auch nicht allenthalben in der Ober— flaͤche iſt; ſo findet ſich ſolche doch unter derſelben. Die Thonerde an ſich betrachtet, iſt eine zaͤhe, fettanfuͤhlende, klebrichte, und aus ſehr zarten Theis len beſtehende Erde. Mehrentheils iſt ſie auf der Oberflaͤche des Erdbodens, mit verſchiedenen andern fremden ſandigten, oder guten Erdtheilen vermiſcht, die feine Zaͤhe und klebrichte Natur mildert. Nach gemachten Chymiſchen Verſuchen, finden ſich wenig oder gar keine fettigten Theile zum Wachsthum in den eigentlichen Thon; hingegen in den Leimen tref— fen wir eher etwas fette und ſalzlgte Theile an. Die Baͤume werden alſo in Thon wenig oder keine Nahrung finden. Indeſſen kan ein mit lockerer Er; de vermiſchter Thon dennoch auch fruchtbar werden. Er erhaͤlt unter einer gemaͤſigten Vermiſchung, die B 4 Feuch⸗ 24 | — Feuchtigkeiten in dem Erdreich länger, als eine los ckere Erde, daß die Feuchtigkeiten, fetten und fals zigten Theilgen, nicht ſo geſchwinde ausduͤnſten. Eben fo laͤßt er auch die aufgeloͤſeten Nahrungs⸗ theilgen nicht ſo tief hinunter ſinken, daß ſie die Wurzeln noch erreichen koͤnnen. Wo der Boden aber zu ſehr thonigt iſt; fo iſt er dem Wachsthum nachtheilig. Er iſt von Natur kalt, behaͤlt die Feuch⸗ tigkeiten zu lang, läßt keine Luft zu den Wurzeln, und die Sonnenſtrahlen koͤnnen ihn nicht fo erwaͤr⸗ men, wie ander lockeres Erdreich. Beym Pflan⸗ zen iſt er auch ſchwer zu bearbeiten. AN Viel aͤhnliches hat mit der Thonerde die Merz geler de, fo aus Ralker de und Thon beſtehet. Sie iſt beſſer als die Thonerde zum Wachsthum der Baͤume. Sie faͤllt durch das Waſſer ausein— ander, wird mehlicht, trocknet auch nicht ſo bald aus, und da ſie nach angeſtellten Verſuchen keine fetten und ſalzigten Theile in ſich hat, ſo ſollte man zwar an ihrer Fruchtbarkeit zweifeln. Gleichwohl aber befoͤrdert ſie das Wachsthum, und ihre Frucht⸗ barkeit entſtehet in ihrer beſondern anziehenden Kraft der fruchtbaren Theile, aus der Atmoſphaͤre. Wenn der Mergel mit fruchtbarer Erde vermen— get iſt; ſo loͤßt er die Fettigkeit des damit vermeng⸗ ten — 23 ten Erdreichs auf, ziehet die darinne ſich befindende zu vielen ſauren Theilgen in ſich, welche hernach ſich mit den fetten ligten Theilen in hinlaͤnglichen Waſ— ſer vermiſchen, und in die Saugroͤhren der Baͤume eindringen. Feſtes und thonigtes Land macht er locker, und gar zu lockern und ſandigten Boden, giebt er mehrern Zuſammenhang: nur darf er nicht allzuhaͤufig vermenget ſeyn. | An verfchiedenen Orten im Erfurtifchen, als am Steiger, zu Hochheim, Hochwinden, Tonndorf und Tiefengruben giebt es dergleichen viel. Der thonigte, lettigte und Leim Grund, iſt von verſchiedener Farbe, theils roth, grau, weißlich und gelb. Er iſt klebrigt und kothigt, wenn er von Regen naß wird. Keine Erde nimmt fo viel Waſ⸗ ſer an, als dieſe, und behaͤlt ſolches auch laͤnger, als andere. Wenn thonigter, lettigter Boden einmal aber geſaͤttigt ift, dann nimmt er nichts mehr von Waſſer an; ſondern das Waſſer bleibt drüber ſte— hen. So bald er austrocknet wird er hart, und zerfaͤllt in keinen Staub, er reißt lieber auf. Die Letten führen allerley metalliſche, beſonders Eiſen und vitrioliſche Theile bey ſich. Der mit Vitriol— Theilen geſchwaͤngerte, iſt vor das Wachsthum der Baͤume der ſchlechteſte. Mehrentheils liegt er ſehr DS 5 tief, 26 re aut tief, iſt Falter Natur, und wird im Sommer nicht fo recht erwaͤrmet, als wie ein gutes Erdreich; des⸗ wegen die Wurzeln der Baͤume nicht ſonderlich wachſen: weil fie durch die Feſtigkeit deſſelben nicht leicht durchdringen koͤnnen. Man ttift dahero auf ſolchen Letten auch wenige und dabey von Herzen ſchlechte Baͤume an. Iſt der Letten mit Mergel oder Sand oder guter Erde vermiſcht; ſo koͤnnen die Baumwurzeln beſſer fortlaufen, die Feuchtigkeit leichter eindringen, und das Wachsthum der Bäur me wird ſchoͤner und eintraͤglicher. Solchen mers gelartigen Boden, findet man in dem Etrfurtiſchen bin und wieder, z. B. zu Tonndorf, Tiefengru⸗ ben, Soch winden, Hochheim, Wittern und am Steiger. Der magere trockne und duͤrre Boden, befte: het mehrentheils aus Stein- oder Kießſand, oder auch aus Staubſand, und iſt dabey Felſenartig. Der Regen lauft durch ſolchen, wie durch ein Sieb, weswegen er nicht allein leicht und geſchwinde aus- trocknet; ſondern es erhitzt ihn auch die Sonne weit mehr, als ander Erdreich. Mehrentheils hat er kalkartige oder ſolche Theilgen bey ſich, die durch das Schmelzen zu Glaß werden. Sein Korn ſo— wohl, als ſeine Farbe iſt verſchieden. Ich habe in einigen Waldungen, wo die ſchoͤnſten Tannen, Kuͤhn⸗ — — . 27 Kuͤhnbaͤume und Fichten ſehr geſund und dichte ſtunden, lauter ſolchen Boden mit Felſen- Grund angetroffen. Nachdem ich aber das Erdreich wei ter unterſuchte, fand ich dennoch auch Leimen— Grund, und andere Erde hier und da mit unter— menget. Es wurde ſtark Harz daſelbſt geſcharret, und das Holz hatte das geſundeſte und vortreflichſte Wachsthum. Wer ſollte wohl dieſes glauben, wenn die Natur uns nicht davon vollkommen uͤber— zeugte. Ich habe mehr als einmal meine Be— trachtungen daruͤber gemacht, und gar nicht begrei— fen koͤnnen, wie in dem ſandigten Boden die Na— delhoͤlzer, welche doch viel oͤligte Theile haben mol: len, ſo herrlich wachſen: allein der groſſe Stahl ſchloß mir dieſen Zweifel auf; indem er in ſeinem Tractat von der Gaͤhrung nicht ohne Grund be— hauptet, daß die aufgeſchloſſenen ſchwefelichten Theilgen, in dem kieſigten und ſandigten Boden ſehr viel zur Nahrung der Nadelhoͤlzer beytragen, auch eine groſſe Menge ſolcher Theile ihnen geben. Denn wo ſollten ſie ſonſt in denen Waͤldern die viele Fettigkeit ber erhalten. In einem ſolchen ſandigten und lockern Boden, wenn nur die untern Erdlagen nicht ſo felſigt ſind, dringen die Baum— wurzeln leichter und tiefer ein, breiten ſich auch mehr aus. Sie ziehen alſo aus der Tiefe, obſchon es 28 22 — es oben her duͤrre wird, ihre voͤllige Nahrung: weil durch den Sand die Feuchtigkeiten mehr in die Tier fe gehen; wohingegen der obere Boden ganz flach, unten drunter aber felſigt iſt, finden die Wurzeln freylich weniger Nahrung, und man ſtehet ſolches gleich an dem Wachsthum der Baͤume. Dieſes habe ich in einer groſſen Waldung des Thuͤringer Waldes wahrgenommen, wo auf manchen groſſen Strichen, die ſchoͤnſten Bäume waren, auf andern aber von nemlichen Alter ſehr elendes und mageres Holz ſtund. Ohngeäͤchtet dieſe letztern Bäume viel kleiner waren, und juͤnger zu ſeyn ſchienen; ſo ſahen ihre Rinden weit aͤlter und abgelebter aus, als an denen groͤſſern und kraͤftig erwachſenen ſtarken Baͤu⸗ men; fie waren dabey ſtark brandigt. Wie will es aber auch anders kommen, wenn gleich unter der obern Erde felſigter Grund liegt, und die Regen den Sommer durch ausbleiben, die Sonne den Sand erhitzet; ſo muͤſſen die Wurzeln verbrennen, und die Bäume, welche keinen hinlaͤnglichen Nahe rungsſaft bekommen, krank werden, und vor der Zeit abſterben. Maſſer und ſumpfigter Grund, auch wohl | gar mit ſtehenden Waſſer, ift zum Holzanbau ein ſchlechter Boden: weil nur gewiſſe Arten Waffers hoͤlzer, die an Guͤte und Gebrauch denen guten Hoͤl⸗ —— 29 Hoͤlzern weit nachgehen muͤſſen, gepflanzet werden koͤnnen. Alles Holz fo darauf waͤchſt, iſt ſehr leich⸗ te und waͤſſerig, und taugt, weil es wenigere gute Beſtandtheile hat, und kein gutes kraͤftiges Holz giebt, weder ſonderlich zum Brennen, noch auch zu andern Gebrauch. Dieſer Boden hat allezeit Moor: und Schlammerde. Inzwiſchen ſoll man ihn dennoch auch nicht uns benutzt laſſen, da die leichten Hölzer den Mangel des Holzes mit erleichtern helfen. Sollte ſich das Waſſer durch Graben ableiten laſſen, ſo waͤchſt das Holz beſſer und dichter; wiewohl die Erfahrung ge⸗ zeiget hat, daß in dergleichen Erdreich niemalen ſonderliches Holz gezogen worden iſt. Die unters irrdiſchen Quellen find allezeit daran Urſache. Gi— chen, Ulmen, Buchen, Aſchen, die in einem fol: chen Boden erwachſen ſind, haben niemalen die Dichte, Schwere und Feſtigkeit, wie diejenigen, ſo auf trocknen und guten Grunde erwachſen, anderer Gebrechen und Maͤngel nicht zu gedenken. Ein guter fruchtbarer Boden, iſt allerdings zu allen Wachsthum der beſte; aber wo wird er allent⸗ halben angetroffen? Er iſt ſeltener, als der gerin— ge, und wird immer mehr zu nuͤtzlichern Dingen gebraucht. Dieſer laͤſt ſich leicht anfeuchten, es 5 er⸗ 30 — — erhaͤlt ſich auch in demſelben die Feuchtigkeit länger, und loͤſet die darinne ſich befindenden haͤufigern Nahrungs⸗Theilgen auf, welche ſodann die Baum⸗ wurzeln in groͤſſerer Menge an ſich ziehen, und dem Baum ein friſches Wachsthum geben. Eine fol: che Erde iſt teigigt, klebricht, doch nicht wie der Leim und Letten. Die Farbe iſt nicht uͤberein. Manche iſt ſchwaͤrzlich, roͤthlich, braͤunlich und graulich. Ich habe alleweile geſagt: es wachſen in ſolcher fruchtbaren Erde die Bäume natürlich weit ge— ſchwinder und maſtiger, als in ſchlechten Boden; doch muß dieſes gute Erdreich keine flache Lage har ben, und nicht etwa gleich darunter Sand, Felſen, Thon oder andere unfruchtbare Erdlagen ne ſondern tief gehen. | Ich koͤnnte von den verſchiedenen Arten des Erd: reichs noch mehreres ſagen, wenn ich nicht beſorgte zu weitlaͤuftig zu werden; was ich aber davon ger ſagt habe, will ich nun auf die Holzanpflanzungen in Waͤldern anwenden. Es uͤberzeugt uns die Erfahrung, daß in denen Waͤldern, weil ſie mehrentheils bergigt ſind, nie— mals einerley Grund und Boden angetroffen wird. Es —— — 31 Es finden ſich in denſelben faſt alle beſchriebene Erdarten. In Thaͤlern iſt das Erdreich faft alle: zeit beſſer, als auf den Bergen: weil die ſtarken Regen in der Laͤnge der Zeit, von denen Bergen die gute Erde herabſchwemmen, die geringe thonigte und ſandigte hingegen oben bleibet. Bey der Holzanpflanzung muß alſo wohl darauf geſe⸗ hen werden, jede Art Boden mit ſolchen Arten Holzung anzubauen, die ſich am beſten darein ſchicken, wenn ein geſundes und geſchwindes Wachsthum erfolgen ſoll. Ein guter Freund, der ſonſten in dem Koͤnigreich Preuſſen geweſen war, hat mich, als wir auf die daſigen Waldungen zu ſprechen kamen, verſichert: Sie waͤren nicht nur ſehr groß, ſondern ſie haͤtten ihm wegen der Mannichfaltigkeit und Abwechſe⸗ lungen derer mancherley Holzarten, beſonders auf: merkſam gemacht; bald wäre ihm ein groffer Wald: ſtrich bloſſes Nadelholz, bald aber groſſe Waldun⸗ gen von dieſem und jenem Laubholz, als Buchen, Eichen, Birken, und andere mehr, vorgekommen, welche Veraͤnderung gegen unſere Waͤlder von eis nerley Holz, ihn ſehr befremdet haͤtte. Aus dieſer Erzehlung ſchloß ich gleich, die daſigen Forſtbedien⸗ ten muͤſten bey der Anpflanzung der Waͤlder, auf die Guͤte, und mehr oder wenigere Fruchtbarkeit des 32 N re des verſchiedenen Erdreichs, ein genaues Augen: merk gerichtet haben; damit ſie in guten hartes und feſtes Holz, im geringern aber leichtes Holz, ge— ſchwinde hervorbringen koͤnnen. Denn in jedem Eeroreich, waͤchſt nicht alles Holz geſchwind und vortheilhaft. Man hat dahero in unſern Sorſten ſehr darauf zu ſehen Urſache, nach je⸗ des Grundes Natur und Eigenſchaft, auch treibenden Kraft, nicht einerley Holz; ſondern wie ſich jede Holzart auf einen und den andern Boden, am beſten ſchickt, und ihr angemeſſen iſt anzubauen. Wird dieſer Umſtand beob⸗ achtet; ſo kan man auch eines geſchwinden und vortheilhafren Anwuchſes verſichert ſeyn. Es giebt dieſes auſſer der Erfahrung auch die geſunde Vernunft. Wem ſollte dann wohl einfallen, an quelligte und ſumpfigte Orte, Eichen, Buchen oder Nadelholz anzulegen; oder aber auf guten frucht— baren Boden, Aſpen, Pappeln, Linden, Weyden oder Erlen zu pflanzen, oder auszuſaͤen? Es wach— ſen ja wohl in ſchlechten, naſſen und magern Grund, die Baͤume auch, aber hartes Holz wird in derglei⸗ chen immer ſchlechtes Holz bleiben, und in guten Boden, werden die leichten und geringen Hoͤlzer, nach ihrer angeſchaffenen Natur und Eigenſchaften, dennoch nicht hartes und feſtes Holz werden. Zu 1 r —— — / . Zu einem geſchwinden und gefunden guten Wachsthum des Solzes, kommt es demnaͤchſt auch viel auf die Lage und Klima an. Manches Klima bringt weit ſchoͤneres Holz hervor, als ein anderes. In manchen kommen verſchiedene Holz: arten gar nicht fort. Z. B. ſollen in denen ſehr kalten nordiſchen Laͤndern, wo doch groſſe Waldun⸗ gen ſind, wenige und zum Theil gar keine Eichen anzutreffen ſeyn. Ich habe geleſen, daß man ſchon über Stockholm hinaus, wenige, und in Lapland gar keine antreffe. In Norwegen, wo doch in gewiſſen Provinzen die Kaͤlte nicht in ſo hohen Grad iſt, als in Lapland, foll es ebenfalls derglei⸗ chen fo häufig nicht geben. In Spanien, Ita— lien, Frankreich, Teutſchland und mehrern gemaͤ⸗ ſigtern Laͤndern, hat man derer deſto mehr. Man hat angemerkt: je heiſer das Land iſt, deſto dichter und feſter iſt ihr Holz. In der Zona torrida ſoll es gar keine, oder doch ſehr ſelten welche geben, und wenn man ja einige fände, ſo waͤren fie entwe⸗ der auf hohen Bergen, oder in der Gegend von Mitternacht, wo die Luft eben ſo, wie auf hohen Bergen gemaͤſiget iſt. Einige zweifeln gar noch daran, weil zu Dominique, Martinique, Cayen⸗ ne, es keine Eichen Bit: C Daß 34 Fe Daß das verfchiedene Klima feſteres oder lockes res Holz giebt, ſiehet man gar leicht an denen Hol: zern ſelbſt. In denen heiſſen Landſtrichen, wird das Eichen⸗Holz, wegen der ſtaͤrkern Ausduͤnſtung, weit dichter und feſter ſeyn, als in gemaͤſigten Laͤn⸗ dern. Das Gewichte zweyer Stuͤcken Holz von einerley Groͤſſe, aus heiſſern und gemaͤſſigtern Laͤn⸗ dern, wie auch die Bearbeitung derſelben, ſind Be⸗ weiſe von dieſer Wahrheit. Das Eichen Holz aus Spanien und Italien, ingleichen aus denen heif ſen Provinzen Frankreichs, iſt weit haͤrter, und ſchwerer, als unſer teutſches. Findet man es doch in unſern Waldungen nicht überein Das Eichen Holz auf einem hitzigen, trocknen, fruchtbaren Erd— boden, beſonders gegen Mittag gelegen, iſt ſchon in unſern Laͤndern beſſer, als in kalten, lettigten und naſſen Boden gegen Mitternacht zu. Eichen Waͤl⸗ der ſollen dahero mehr gegen Mittag, und auf nicht gar zu hohen Bergen, als gegen Mitternacht an⸗ geleget werden. Auf hohen Bergen, und in der Gegend nach Mitternacht, iſt es allemal kaͤlter, als auf niedrigen, und dem platten Lande. Die Er: fahrung beſtaͤtiget dieſen Satz, indem die Eichen am Hange der Berge allezeit beffer ſtehen, als auf dem Gipfel derſelben. Denn am Hange der Ber— ge, iſt das Erdreich beſſer und fruchtbarer, wie auch die Wärme ſtaͤrker, als auf der Höhe; die Baͤu— me 2 — l IR 35 me haben dabey mehr warme Luft, und die Sonne kan das Erdreich beſſer erwaͤrmen; wodurch die Baͤume alſo beſſer ausduͤnſten, auch dichter und fe: ſter im Holz werden. Kurz, man wird allenthal— ben wahrnehmen, es wachſen alle Bäume am Han⸗ ge beſſer, als auf der Hoͤhe der Berge. In tiefen Thaͤlern gehet die Sonne ſpaͤt auf, und bald wieder unter; mithin wird auch das Erdreich weniger und langſamer erwaͤrmet als auf der Hoͤhe. Wir empfinden dieſes ganz merklich, wenn wir auf einer Anhoͤhe ſind, und in ein tiefes Thal herunter kommen; ſo kommt es uns vor, als wenn wir in einen ganz kaͤltern Himmelsſtrich gekommen waͤren. Die Bäume im Thal ſind dahero allezeit kleiner, als die am Hange der Berge, ob ſie gleich einerley Alter haben: weil ſie von der Kaͤlte und laͤngern Froͤſten zur Fruͤhlingszeit im Wachsthum zuruͤck gehalten werden. So viel iſt gewiß und die Erfahrung beſtaͤtiget es auch, daß alles gegen Mittag erwachſene Holz, feſter und dichter iſt, als das, ſo nach andern Ge— genden ſtehet; dem ungeachtet wollen doch viele Forſtverſtaͤndige dieſer Meynung nicht beypflichten; ſondern behaupten, es wuͤchſen die Eichen und an: dere Arten Baͤume, gegen Morgen, Abend und We Wi * + — — 36 e Mitternacht, eben ſo gut, als gegen Mittag; man wendet ſogar gegen die Mittagsſeite vieles ein, ſo ſich anfaͤnglich auch hoͤren laͤßt; ſo bald aber an⸗ dere Himmelsgegenden auch in Erwaͤgung gezogen werden, ſo hat ſede ſolche Beſchaffenheiten, woran ebenfalls viel auszuſetzen waͤre, und die Mittags⸗ ſeite dennoch in unſerm Himmelsſtrich immer die beſte in meinen Gedanken bleibt. Bey der mittaͤ— gigen Gegend, wird im Winter und Frühjahr of“ ters die Sonne eine Erwaͤrmung machen: Allein eben dieſes wollen einige als ſchaͤdlich anſehen, weil das aufgerhaute junge Holz wieder ge'roͤre und gleichſam wie ein Glatteiß dem Holze ſchadete. Wenn wir aber bedenken, daß es im Winter und Fruͤhjahr doch noch nicht fo ſaftig, als im Sommer iſt; ſo wird folglich der Froſt eben fo auſſerordent⸗ lich das junge Holz nicht verderben. Bey der Mitternachtsſeite, wird das Holz freylich von der Sonne nicht ſo aufgethauet, und deswegen ſtehet auch in dieſer Gegend das Holz in ſeinem Wuchs immer ſchoͤner, weil die Gipfel nicht ſo leicht erfrie⸗ ren; hingegen iſt das Holz viel leichter, und nicht ſo dichte, da es nicht ſo ſtark, als das mittaͤgige, aus⸗ dunſtet. Diejenige Waldung, fo gegen Abend lie: get, leidet viel im Herbſt von den heftigen Sturm- winden, und im Sommer von Schloſen, die die jungen Aeſte zerbrechen, oder N wenigſtens der⸗ ſelben ſelben Schale zerquetſchen, wodurch fie knorplich oder kernſchaͤlig werden. Gegen Morgen leiden zwar die Baͤume von dieſen angefuͤhrten ſchaͤdlichen Urſachen nicht ſo viel, da die wenigen Sonnenbli— cke im Winter und Fruͤhjahr von der Seite nichts aufthauen, daß das Holz hernach gefrieren koͤnnte. Es kommen auch von Morgen felten groſſe Sturm—⸗ winde und Hagelwetter; dennoch thun die Fruͤh—⸗ lingsfroͤſte dem jungen Hot an rg re c Schaden. Aus allen dieſen angeführten Betrachtungen, wird ein jeder verftändiger und erfahrner Forft:Ber dienter, oder wer auch ſonſten Holz anzupflanzen Willens iſt, gar fuͤglich und leicht einſehen, wie er ſich bey dem Anbau der Waldungen in Anſehung des verſchiedenen Erdreiches, age, Berge und Thaͤ⸗ ler, ingleichen der mancherley Holzarten, wovon im folgenden ein mehreres geſagt werden ſoll, genau einzurichten und zu verhalten hat, wenn die Soͤl⸗ zer geſchwind und gur a follen. Dritter r Abſchnitt. Von den Saamen der Baume, ihrer Keimung und luswicklung. De Waldungen werden entweder durch Ausſaat, oder mit wirkuchen Solz⸗ C 3 ſtaͤm⸗ 3 8 — —_ 1 ſtaͤmmigen angepflanzet. Wir wollen beyde Arten unterſuchen, und durch reife Beurtheilung, ſowohl nach der Naturlehre, als auch Erfahrung, beleuchten und beſtimmen. Die Ausſaat geſchieht durch die Saamen der verſchiedenen Holzarten, wenn vorhero das Erdreich hinlaͤnglich darzu bear⸗ beitet worden iſt. Ehe ich aber auf die Ausſaat ſelbſt komme, muß ich doch erſtlich von der Natur der Saamen etwas weniges reden; darnach auch, was bey der Ausſaat vor Handgriffe und Vortheile zu beobachten ſind. Es giebt ſehr viele Arten von Saamen, die aber niemalen einerley Natur und Geſtalt haben. Eis nige ſind ſo geſtaltet und bekannt, daß man an ih⸗ rer aͤuſſerlichen Figur gleich die Arten der Baͤume erkennet. Manche ſind in harten hoͤlzernen Kap⸗ ſeln, und werden Steinſaamen genennet, als Nuͤſ— fe, Zwetſchgen, Pflaumen, Pfirſchen, Kirſchen, Kor⸗ nelius⸗Kirſchen und ſo weiter. Andere haben nur zaͤhe und harte Haͤute, ſo ſie einhuͤllen, wie z. B. die Kaſtanien, Roßkaſtanien, Eicheln, Buchaͤckern u. d. m. Wieder andere find nur in dünne Häuts gen und Schaͤlgen eingewickelt. Einige ſind rund, oval, laͤnglich, breit, gedruckt, geruͤpt und fo weiter. Manche ſind hart, andere leicht zerbrechlich, ober W ö auch 2 — — 39 auch weich. Einige haben einen einfachen, ande re einen doppelten Kern. u. ſ. f. Diejenigen Saamen mit zarten Haͤutgen ſind mehren:heils klein, und in ihrer Figur ſehr verfchies den. Einige ſind regulair, andere irregulair; man⸗ che auch in ihrer Huͤlſe ſo klein, daß man ſich in ſol⸗ cher faſt keinen Keim vorftellen ſollte. Eben fo zeigen auch die Farben eine groſſe Verſchieden; heit an. N; Es ift zu verwundern, wie durch die Allmacht und Weißheit des Schoͤpfers, aus einem fo kleinen Saamenkoͤrngen, ſo groſſe Baͤume wachſen koͤnnen. Wann uns die Erfahrung davon nicht fo augen: ſcheinlich uͤberzeugte; ſo wuͤrde es faſt unglaublich ſcheinen. Indeſſen ſteckt doch in jedem dieſer Saa⸗ menkoͤrngen ein beſonderer Baum. So bald nun ein jeder Saame in der feuchten Erde lieget und aufquillet; fo koͤmmt der Keim zii: ſchen feinen zweyen Lappen (lobis) hervor, und their let ſich in zwey Stiele, deren einer die Wurzel, der andere den Stanım mit feiner Feder macht. An Bohnen, Erbſen, Eicheln, Nuͤſſen und Mandeln, auch mehrern andern groſſen Saamen, ſind dieſe Keime deutlicher zu ſehen, als an kleinen. Es iſt ſonderbar, daß bey ſehr vielen Saamen die zwey C 4 Saa— * — —— er N 40 Saamen⸗Lappen, (lobt), mit dem Stamm aus der Erde hervor kommen, und fo lange daran bleiben, bis die in die Erde geſchlagene Wurzel, den Stamm hinlaͤnglich ernaͤhren kan. Noch ſonderbarer und bewunderungswuͤrdiger iſt die Weißheit Gottes, daß dieſe Lobi dem Stamm und Wurzel des Bau— mes, oder der Pflanze, gleich bey ihrem erſten Wachsthum zu geſchwinder und kraͤftiger Nahrung dienen. Wenn die Saamen keine Lappen haben; ſo naͤh⸗ ret doch die Subſtanz in dem Saamenforn gleich: falls auf einige Zeit ihre Pflanze. Wenn man die Saamenkoͤrner nach ihrer Keimung mit den kleinen Pflaͤnzgen aushebet, wird der Balg von der Saamenhaut leer gefunden. Anfaͤnglich nach dem Auskeimen, muß die Wur⸗ zel ſowohl, als das Staͤmmgen zugleich wachſen, damit erſtere dem Stamm und Aeſten hinlaͤngliche Nahrung aus der Erde verſchaffen kan. Dieſes erſte Wachsthum, ehe die ganz kleine Wurzel aus der Erde die hinlängliche Nahrung giebt, hat der weiſe Schoͤpfer durch die Lappen geordnet. Man gebe nur in der Folge der Zeit, bey dem Wache: thum der Pflanzen und Bäume, auf die Lappen genau acht; fo wird man wahrnehmen, wie fie im: mer — ar mer dünner werden, und nach und nach fih in Blätter verwandeln, die man hernach Saamen— Blaͤtter nennet; doch werden nicht bey allen Pflan— zen die Lappen Saamen,-Blaͤtter; ſondern fie blei— ben bey manchen immer gruͤn und ſaftig, bekommen auch bisweilen eine andere Farbe, als ſie vom An— fange in dem Saamen hatten. Die Naturforſcher haben allerley Verſuche da— mit angeſtellet, und es beſtaͤtiget dieſe Wahrheit die Erfahrung. Man hat die in Waſſer eingeweich— ten Bohnen, die man Phaſeolen nennet, nach eini— gen Tagen, die beyden Lobos weggeſchnitten, und mit vieler angewandten Muͤhe, die Keime ohne die Lappen, noch zum Wachsthum gebracht. Die zar— ten Keimgen wuchſen und bluͤheten zwar, machten aber nur ganz kleine Pflaͤnzgen, ohngefehr zwey Zoll lang: Dahingegen die andern Pflanzen von den nemlichen Bohnen, ſo zu gleicher Zeit geleget wor— den waren, mit beybehaltenen Lappen anderthalb Schuh hoch in die Hoͤhe giengen. Sollte wohl jemand noch zweifeln, daß die Saamen- Lappen, ſowohl vor Wurzel als Pflanze, zu ihrer erſten Nahrung und ſernern friſchen Wachsthum dienten? Es kan dieſes auch noch durch mehrere Verſuche bewieſen werden. In denen aufgequellten und durchſchnittenen keimenden Bohnen ihren Lappen, f C 5 hat 4 42 — um hat man unzehlige kleine Gefaͤßgen gefunden, wel: che die Vergroͤſſerungs Glaͤſer denen Naturfor⸗ ſchern noch deutlicher gemacht haben. Herr Bon: net bat durch andere Verſuche dieſe zarten Gefäß; gen noch ſichtbarer gemacht, da er die Bohnen in Dinte aufgequellet, und die ſonſt ganz ſichtbaren grünen, als auch unſichtbaren zaͤrtern Gefaͤßgen, völlig ſchwarz gefunden, fo, daß man fie zehlen und mit Naͤchſchneiden weiter verfolgen konnte. Die Anzahl der Lappen bey denen Pflanzen, iſt nicht al⸗ lenthalben uͤberein; manche haben deren ne man⸗ che aber mehrere. Ich weiß gewiß, dieſe ſo wichtige Anmerkungen und Verſuche, werden bey den meiſten Forſtbedien⸗ ten, als unnütze und uͤberfluͤßig angeſehen werden: Allein ich will ſie bitten, nur nicht zu voreilig zu ur⸗ theilen, weil die Folge den groſſen Nutzen dieſer ausgemachten Wahrheit zeigen wird. Viele dier ſer unwiſſenden Herren verwundern ſich vielleicht oft, warum auf dieſen und jenen fonft ganz guten Erdboden, der ausgeſtreute Saame nicht aufgehen, oder wenn er zur Noth aufgegangen iſt, nicht friſch fortwachſen will; ſondern ein ſchlechtes und verbut⸗ tetes Holz giebt. Es geſchicht auch oft, daß wenn der Holz- Saame völlig aufgehet, fo wachſen manche Baͤumgen ganz friſch und geſund in die Höhe, die | an⸗ — u 43 3 andern aber gleich darneben und auf dem nenli: chen Boden, bleiben klein und elend. Wer alſo die Natur, Guͤte und Reife des Saamens nicht verſtehet, der ſuchet dann das ſchlechte Wachsthum in ganz unrechten Urſachen. Bald ſoll der Boden ſchuld daran ſeyn, daß er zu mager iſt; bald iſt er ſalpetrich; bald ſollen die Himmelsſtriche; bald die Witterung nach der Ausſaat, und Gott weiß, was ſonſt noch mehr einfaͤltige Gedanken angege— ben werden, daran Schuld haben, daß ſo ſchlechtes Holz davon entſtanden iſt. Wenn die guten eu: te es nicht wiſſen, wovon der ſchlechte Wuchs her— kommt; ſo will ich ihnen es mit wenigen Worten ſagen: Ihr Saame war nicht reif, und hatte keine reifen Lappen, oder er war von gar zu alten Baͤumen genommen, die nicht dem Saa⸗ men hinlaͤnglichen geſunden Nahrungsſaft zu⸗ führen konnten. ben fo iſt allezeit der Saas me in Gedickig nicht ſo reif und vollkom⸗ men, als an denen Baͤumen die freye Luft und Sonne beſtaͤndig haben. Mittelalter der Baͤume giebt den beſten Saamen. Es macht dann auch ſogar das Klima bey der Räumung und Wachsthum groſſe Ver aͤnderung, beſon— ders wenn der Saame aus einem waͤrmern in ein kaͤlteres gebracht wird. . Auf 44 | un £ Auf dieſen wichtigen Umſtand geben die wenige ſten Forſtleute, weil es ihnen an der Natur wiſſen⸗ ſchaft fehlet, gar nicht acht. Sie denken: Saa⸗ men iſt Saamen; alsdann aber gehet ſchlechter und tauber Saamen icht auf, oder giebt wenigſtens elendes Holz. Wer hingegen geſundes und ger ſchwindes Wachsthum haben will, muß rech⸗ ten reiſen und gefunden Saamen darzu neh ⸗ men. Es iſt dabero hoͤchſt noͤthig ehe der Saame geſaͤer wird, ſolchen erſtlich durch al⸗ lerley Mittel zu ſchwingen, und den tauben und halbreifen von dem guten fo viel möglich abzuſondern. Auf dieſe urt bekommt man allezeit einen friſchen gefunden Anflug, von dem man ſich in der Zukunft alles Gute ver⸗ ſprechen kan. Denn recht reifer Saame von nicht zu alten Baͤumen, hat einen guten gez ſunden Reim, die (Lobi) oder Lappen find recht reif und kraͤftig; dieſe geben nach der Ausſaat, denen Reimen zu ihrem Wachsthum gleich vom An ang die erſte beſte naͤhrende Kraft dei Wurzel ſowohl, als dem Stamme — und Zweigen daß bernach die Baͤumgen in den olgenden Jahren geſchwinde, friſch und geſund ſortwachſen und viel eher abgeſchla⸗ gen werden konnen als von ſchlechten Saas men gewachſenes Holz. Es iſt ganz natürlich und | 45 und leicht zu begreifen, bey gefunden und frifchen Wuͤrzelgen, wird die, Feuchtigkeit aus der Erde häufiger angezogen, der Nahrungsſaſt in denen reis fen Lappen gut aufgelöfet, und der jungen Pflanze zu ihrem Wachsthum gleich im Anfang dargerei— het. Unter der Zeit, da die Lobi ihre Nahrung verlohren haben, bekommen die Hauptwurzeln meh—⸗ rere Haarwurzeln, dadurch die Baͤumgen immer haͤufigern Nahrungsſaft erhalten, daß fie friſch und geſchwinde fortwachſen koͤnnen. Schlechter und unreifer Saame hingegen, kan wegen ſeines ſchwa— chen und ungeſunden Keimes, und der unnahrhaf—⸗ ten Lappen, die wohl gar bey dem Keimen in der Erde ſchon verderben und faulen, niemalen aufge— hen. Wenn auch einiger aufgehet, ſo giebt er doch allezeit ein elendes verbuttetes Holz, das weder ge— ſchwinde waͤchſet, noch lange ſtehet, vielmehr in der Helfte der Jahre abſtirbet. So bald die junge Haupt- oder Herzwurzel, Ne— benwurzeln getrieben hat; ſo treibt das Staͤmm— gen Blätter, welche zwar im Herbſt abfallen, dar⸗ gegen ſich friſche Knoſpen wieder anſetzen, die das andere Jahr friſche Zweiglein und Blaͤtter treiben. Anfaͤnglich ſind die Holzfiebern des Staͤmmgens ſehr weich, bis ſie von Jahren zu Jahren mehr Haͤrte bekommen. Die: 46 un Dieſe zarte und weiche Struktur der Staͤmm— gen, giebt einen weit geſchwindern Wuchs, als ſchon hart gewordenes Holz; weil durch die annoch wei— chen und weiten Saſtroͤhrgen der Nahrungsſaft häufiger und geſchwinder gehet, mithin der Länge und Dicke nach ſich vergroͤſſern koͤnnen. Wie ſich aber das Holz verhaͤrtet, ſo vermindert ſich auch das Wachsthum in die Laͤnge; ja bey gaͤnzlicher Ver— haͤrtung hoͤret die Verlaͤngerung gar auf. Hierbey muß ich eine Anmerkung machen. Aus dieſem Beweiß wird man deutlich ſehen, daß aus ſchlechten Saamen, die Saftroͤhren der Baͤum— gen, gleich vom Anfang ihres Wachsthums, enger und elender werden muͤſſen; deswegen auch dieſe Art Holz ſich geſchwinder verhaͤrtet, das Wachs⸗ thum fruͤher auf hoͤret, und dabey klein bleibet. Man wird ſerner wahrnehmen, ſo bald der Baum nicht mehr ſtark in die Laͤnge treibet, dann waͤchſt er in die Dicke und Aeſte. Erfahrung mit ausge: gluͤhten Draht um die Staͤmme geleget, haben ge— wieſen, wie viel die Staͤmme in ein oder mehr Jah⸗ ren, dicker geworden ſind. Zu einem geſunden und geſchwinden chen Wachsthum wird nun aber auch freye Luft und Sonne erfordert. Denn die warme Luft und Waf: ſer, en 47 fer, find thaͤtige Urſachen zu einer geſchwinden wirf ſamen Keimung und Wachsthum des Saamens. Ohne dieſe kan keine Gaͤhrung und Keimung gut vor ſich gehen. Hingegen wird beydes durch Kälte, Unfruchtbarkeit des Ackers, und ſchlech⸗ ten Saamen verbindet. Ich habe auch noch mancherley Anmerkungen bey dem verſchiedenen Wachsthum der Baͤume in Waldungen gemacht, und die frey, oder vorn an der Stirn des Waldes ſtehende Baͤume, ſowohl im Ganzen betrachtet, als auch beſonders an Stamm und Aeſten, die nach der freyen Luft und Sonne ſtunden, ein weit beſſe— res Wachsthum gefunden, vor denen die tiefer im Wald ſtunden. Sie waren zwar nicht ſo hoch, aber ſtaͤrker an Staͤmmen und ausgebreiteter an Aeſten; dargegen wo die Baͤume in Dickig ſtunden, gieng ihr Wuchs mehr in die Höhe, als in Schaft und Aeſte, ohngeachtet ſie von einerley Alter waren. Noch mehr waren die freyſtehende, oder gleich vorn am Walde ſtehende Baͤume nach der Sonne und Luft zu, an Aeſten und Sommerlatten ſtaͤrker, als die Aeſte des nemlichen Baumes, ſo gegen den Wald zu ſtunden. Aus obigen Beweiſen laͤßt fich dieſe Erfahrung gar leicht einſehen, und erklären, Es beweiſen dieſes auch alle Hecken die an Mau— ren ſtehen, wo ebenfalls ihre Zweige weniger nach der Mauer, vielmehr nach der freyen Luft und Sons: ne 43 — — j ne vorwärts wachſen; am meßreſten thun es die, fo gegen Mittag liegen. Ehe ich der Sache recht nachgedacht, und darüber mancherley Beobachtun⸗ gen gemacht hatte, konnte ich nicht gleich begreifen, warum die vorderſten Bäume des Waldes, beſon⸗ ders gegen Mittag ſtaͤrker an Stamm und Aeſten; hingegen die im Dickig hoͤher und ſchwaͤcher waren: Allein als ich in meinem groſſen Garten hin und wieder einzelne junge Obſtbaͤume ſetzte, die in duft und Sonne frey ſtunden, einige aber zwiſchen alte, aus der Urſache geſetzt wurden, damit wenn dieſe feine Kronen wuͤrden erlangt haben, ich die alten wegſchlagen wollte; ſo ſahe ich zu meiner groͤſten Verwunderung, wie unter den alten Baͤumen, ſtatt Kronen zu ziehen, meine jungen Bäume im Gedir ckig immer nur in die Höhe giengen; die andern aber von gleichem Alter und Arten, ſo in Luft und Sonne frey ſtunden, in der nemlichen Zeit ſchoͤne Kronen erhalten hatten. Ich ließ alſo die im Di— ckig ſtehende Bäume fortſchieſſen, bis fie mit denen Alten oben in der freyen duft und Sonne einerley Hoͤhe hatten, dann machten ſie auch Kronen, und die Staͤmme, welche durch das ſchnelle in die Ho: he wachſen, duͤnne geblieben waren, wurden her— nach auch ſtaͤrker. Hierdurch war mir begreiflich, warum die Baͤume im Gedickig boͤher und duͤnner ER wach⸗ — x 40 wachſen, als diejenigen am Ende des Waldes, fo freye duft und Sonne haben. Vierter Abſchnitt. Von Wachsthum und dem darzu gehörigen Nahrungs⸗Saft der Bäume. u einem geſunden und friſchen Wachsthum der Waldungen, ſoll man ſo viel als moglich iſt, ein denen ver ſchiedenen Holzarten angemeſſenes Erdreich erwaͤhlen. Gutes, wohl: gelegenes, fruchtbares Land darzu zu nehmen, waͤre freylich ſchade, weil ſolches zum Kornbau vortheil: hafter iſt. Am beſten werden zu Waldungen, ho— he, oͤde, nicht urbare Berge, Hügel, Ränder, Rlüfte, naſſe Thaͤler, und ſandigte, ſteinigte, ſchlechte Aecker, die zum Kornbau untuͤchtig ſind, gewaͤhlet: weil auf ſolche Berge theils der Duͤn— ger zu fuͤhren, theils die andern oͤkonomiſchen Be— gattungen ſehr beſchwerlich ſind. Ich habe oͤfters in Waldungen ſteinigte, ſandigte und felſenartige Berge gefunden, auf und zwiſchen denen Felſen— bergen, dennoch das geſundeſte und ſchoͤnſte Holz ſtund. Manche waren Mergelartig, andere ſuͤhr— ten vielen Kieß und Staubſand bey ſich, und das ' D Na⸗ 50 — Nadelholz ſtund herrlich darauf. Man hätte faſt glauben ſollen, fie wären auf dem beſten und fruchts bareſten Boden erwachſen. Wer es verſtehet, weiß gar wohl die Guͤte des Holzes zu unterſcheiden, welches auf hohen Bergen erwachſen iſt, gegen das, fo in Thaͤlern geſtanden hat. Es waͤchſet jenes bis tziger und duͤrrer; aber es wird auch feſter und taug⸗ licher, als dieſes, ſo feuchter und ſchwammigter waͤchſet, weshalber man es auch lieber zum Baur en, als Verbrennen nimmt. Erſteres hat auch noch dieſe gute Eigenſchaft, wie überhaupt alle tro— cken erwachſene Hölzer, daß fie nicht von Würmern, wie letztere geſtochen werden. Manche Leute bilden ſich ein, auf felſigten, ſtei⸗ nigten, und ſandigten Boden, weil dieſer keine anz dere Fruͤchte traͤgt, koͤnnte auch kein Holz wachſen. Sie glauben vielmehr zum Holz muͤſte nur gute Erde die Beſtandtheile zum Wachsthum ſolcher groſſen Baͤume hergeben. Ich vergebe es allen denjenigen, die keine Erkenntniß in der Naturlehre, noch vielweniger richtige Erfahrungen haben, gar gerne, wenn ſie ſich ſo irrige Begriffe machen. Denn wenn ſie die ſo wichtigen, als nuͤtzlichen Er— fahrungen wuͤſten, welche zeithero die Naturforſcher uͤber das Wale der Pflanzen angeſtellet ha⸗ ben; — 51 ben; ſo wuͤrden ſie ſich auch ganz andere Begriffe davon machen. Um ſolchen in Wiſſenſchaften armen Leuten, will ich doch nur einige Erfahrungen verſchiedener Na— turforſcher anführen, welche deutlich genug bewei— fen, daß zum Nahrungsſaft und Wachsthum der Baͤume wenig wahre Erde erforderlich iſt. Boyle trocknete Erde in Backofen, und wog ſolche nach— hero. Hierauf ſteckte er Kuͤrbiskern darein, und begoß ſolche fleißig mit Regen oder Flußwaſſer. Die eine Pflanze mit ſammt der Frucht, wog in allen drey Pfund; die andere aber funfzehn Pfund, und in beyden Verſuchen hatte die Erde faſt keinen merklichen Abgang, nachdem ſie wieder gewogen wurde, gehabt. Helmont in ſeinen Operibus pag. 104. $. 30. machte ebenfalls einen artigen Verſuch. Er nahm zweyhundert Pfund trockne Erde in ein Gefaͤß, und pflanzte darein einen fuͤnfpfuͤndigen Weydenbaum, welchen er fleiſig mit bloſſen Waſſer begoß; und damit an der Richtigkeit dieſes Ver: ſuches nichts fehlte, bedeckte er oben das Gefaͤß mit einem loͤchrichten Blech, damit kein Staub und Flogerde darzu kommen ſollte. Der Baum wuchs, und nach fuͤnf Jahren wurde er wieder aus der Er— de genommen; ſo wog der Baum mit feinen Aeſten, Wurzeln und Stamm 169 Pfund: nicht zu geden: | D 2 ken 52 9 ken der in vier Herbſten abgefallenen Blätter, fo er nicht gewogen hatte. Nachdem die Erde wieder voͤllig ausgetrocknet war, und aufs neue gewogen wurde; ſo hatte ſolche kaum zwey Unzen in ihrem Gewichte verlohren. Auf gleiche Weiſe haben die Herren du Hamel, Hales, Bonnet, Gleditſch und andere mehr, darinne ſehr wichtige Verſuche und Erfahrungen gemacht, die vorzuͤglich leſenswuͤrdig find. Unter andern will ich nur von Herrn Bon- net ein paar merkwuͤrdige Erfahrungen anfuͤhren, die viel Aufmerkſamkeit verdienen. Ich will hier nicht derjenigen gedenken, ſo mit kleinen zarten Pflanzen, ſondern die mit Baͤumen und Stauden angeſtellet worden find. Er hat Bäume in blof ſes Moos gepflanzet, und ſolches angedrückt, auch nur mit Waſſer begoſſen, daraus find ihm die ſchoͤn⸗ ſten Fruͤchte geworden, als Reine Claude, Pflau⸗ men, weiſſe Weintrauben, die ſo ſchoͤn und von ſo gutem Geſchmack geweſen, als wenn fie in der bes ſten Erde geſtanden haͤtten. Zuweilen hat er nur das Moos angedruckt, ohngefaͤhr des Jahrs drey— bis viermahl. Ja er hat bemerket, daß die Erde von verfaultem Moos, den Pflanzen nicht einmal ſo zutraͤglich geweſen, als das friſche Moss ſelbſt: weswegen er die Moos-Erde weggenommen, und ihnen friſches Moos gegeben. Von einem Wein— ſtock, welchen er auch in einen Kaſten voll Moos ſunf⸗ 1 funfjehn Zoll ins Gevierte gefeßt, ſagt er: wären in etlichen Monaten die Reben acht Schuh lang ge trieben geweſen, und der Weinſtock haͤtte acht groſſe Trauben von beſten Geſchmack gebracht. | Eben fo findet man oft auch auf alten hohen und zwiſchen alten Mauren Bäume hervorwachſen. Ich habe eine ziemliche Erle noch vor einigen ab: ren hier auf einen gemauerten Bruͤcken Joch unter der hieſigen Hoſpital Bruͤcke, ſo weit uͤber dem Waſſer hervor gewachſen war, mit Verwunderung vielmahlen betrachtet; ingleichen auf einer alten Mauer, bey dem biefigen Jeſuiter-Collegio, etliche Bäume vom Sorbo oder Vogelbeer Baum, auch Ebreſche genannt, mit Bluͤthen und vielen Fruͤch— ten wachſen ſehen. Es kan ihnen alſo auf ſolchen Mauren nichts, als das fruchtbare Regenwaſſer, und der Salpeter in der Mauer Nahrung gegeben haben. Ich muß aber dabey auch noch gedenken, daß ſie beyderſeits ſehr langſam wuchſen, und nicht gar zu groß wurden, wie andere, die in fruchtbaren Boden geſetzt ſind. Dann die wenigen Wurzeln und naͤhrende Luft⸗Materte, kan dieſes allein nicht ſo kraͤftig zwingen, als wenn durch viele Wurzeln haͤufige Nahrung zugefuͤhret wird. Wenigſtens erhellet ſo viel daraus, daß die Erde, als Erde, das D 3 wer 54 1 wenigſte zum Wachsthum beytraͤgt, ſondern die in 8 der Erde enthaltene Nahrungstheile. Nun moͤchte man fragen: woher die Nahrung des Baumes gekommen ſey, da ſo wenig Erde zu einem ſolchen Wachsthum gekommen iſt? Jeder— man wird alſo ſagen: Es muͤſſe blos von Waſſer und ſeinen aufgeloͤßten Nahrungstheilgen herkom— men, welches auch die Blumen-Gewaͤchſe, die zur Winterszeit in denen Zimmern auf Waſſer-Bou⸗ telligen wachſen, beweiſen. Viele werden auch un: fehlbar ſagen: dieſe Verſuche möchten wohl nicht viel beweiſen, daß bloſſes Waſſer das Wachsthum mache, und ich bin der Meinung auch; ſondern wenn in ſolchen zarte oͤligte, ſalzigte, und Erdtheil⸗ gen aufgeloͤſet, und vermiſchet ſind; ſo geben ſie den Pflanzen und Baͤumen einen guten Nahrungs: ſaft. Eben daraus muͤſſen auch die verſchiedenen Duͤngarten beurtheilet werden, welche eine unfrucht— bare Erde nach ihrer Menge fruchtbar machen. Das Waſſer hat alſo nach obigen Erfahrungen und Verſuchen aus dem Moos, Saͤgeſpaͤnen und an— dern dergleichen unbedeutend ſcheinenden Materien, dieſe oben benannte Theile aufgeloͤſet, und den Baͤumen und Gewaͤchſen zur Nahrung gedienet. Es gaͤßt ſich dieſes um fo mehr erklaͤren, weil das zur Erde gewordene Moos, nach des Herrn Bonnets | Der 35 Verſuch, das Wachsthum nicht fo befördert hat, als friſches, indem die Nahrungstheilgen ſchon aus: geſogen waren; folglich das Waller allein an und vor ſich kein Nahrungsmittel für die Pflanzen iſt, und das Wachsthum ausmacht; es iſt nur viel— mehr das Aufloͤſungsmittel, welches die nahrhaften Theile ausziehet, in fich faſſet, und denen Bäumen zufuͤhret. | Man kan alſo aus diefen Beweiſen und Erfah: rungen, folgende Betrachtungen auf das Wachs; thum der Waldungen anſtellen, wie nemlich durch die waͤſſerichten Feuchtigkeiten in ſandigten, mergel— artigten und felſigten Bergen, dennoch gut Holz wachſen kan. Ich gebe alſo zu, das Waſſer iſt der Grund alles Wachsthums bey Pflanzen und Baͤu⸗ men, in fo ferne es das Aufloͤſungsmittel der Ber ſtandtheile, nemlich einer ſehr zarten mit mehr oder weniger ſalzigten und oͤligten Theilgen verbundene Erde iſt. Ich habe ſchon in kurz vorhergehenden geſagt: man muͤſſe die verfchiedenen Erdreiche und Duͤngarten beurtheilen, durch welche man eine groͤſ— ſere Menge von dieſen Theilgen mit der unfrucht— baren Erde verbindet. Reines Waſſer, welches keine dergleichen Theilgen in fich hält, wird dahero auch kein Nahrungsmittel, fuͤr das Wachsthum der Baͤume und Pflanzen ſeyn. Man trift ja in D 4 Wal⸗ Waldungen, wie ich oben angefuͤhret habe, in einer nicht gar zu groſſen Gegend, gewiſſe Striche an, die ſich an ihrer Fruchtbarkeit vor andern auszeich⸗ nen, und weit ſchoͤneres Holz fuͤhren, als andere dar⸗ an liegende, ohngeachtet die ganze Gegend einerley Regenwaſſer erhält. Eben fo giebt es Korn-Ae⸗ cker, die neben einander liegen, wo der eine Hauß: vater ſeinen Acker gehoͤrig wartet und duͤnget, der andere aber es unterlaͤßt. Erſterer hat freylich beſ— ſere Früchte, als letzterer, wenn fie gleich neben eins ander liegen, und einerley Regen bekommen. Es muͤſſen auf die Art mehrere und fruchtbarere Be: ſtandtheile zum Nahrungsſaft und Wachsthum aus dem fetten Acker aufgeloͤſet worden ſeyn, als aus dem magern. Dieſes iſt auch ohnſtreitig die wah⸗ re Urſache, warum ein ordentlicher Haußwirth nie⸗ malen zwey Jahr hintereinander, ſeinen Acker mit Korn oder Rocken uͤber Winter beſtellet: weil er aus der Erfahrung weiß, es fällı die Ernde nach der zweyten Ausſaat weit ſchlechter aus, als die er: ſte; und wird daruͤber ein ſolcher Hausvatec befra— get, warum er dieſes thut; ſo iſt ſeine Antwort: weil der Acker nicht mehr die Kraft oder genugſa— me Nahrungstheile hat, nemliche Fruͤchte in dem Maaß hervorzubringen; deswegen er Fruͤchte von geringerer Art, als Gerſte, Hafer u. d. g. die weni⸗ ger —̃—— <> ger Nahrung und andere Beſtandtheile bedürfen, als der Rocken, binterher beſtellet. Ich glaube dahero mit vieler Wahrſcheinlichkeit, es nehmen immer dieſe oder jene Art Fruͤchte, von den wahrhaften Beſtandtheilen, nach Verhaͤltniß, in groͤſſerer oder geringerer Menge, vor den andern in ſich, welches ebenfalls auch die unterſchiedenen Arten von Baͤumen thun. Einige nehmen mehr oͤlichte, oder ſalzigte und erdigte an, andere aber ſind waͤßrichter und duͤnner, haben auch weniger oͤligte und ſalzigte Theile in ihrem Nahrungsſaft. Dies ſes zeiget auch die taͤgliche Erfahrung, daß der Saft der Pflanzen und Baͤume, den ſie an ſich ge— zogen haben, ganz verſchieden iſt, ob er gleich aus einerley Grund und Boden angezogen wird. Ei— nige haben einen durchſichtigen, andere einen gel: ben, noch andere einen milchigten Saft, noch andes re einen gummigten, andere einen harzigten, bey ei: nigen iſt er beydes zugleich u. ſ. f. Der Geſchmack und Geruch der Fruͤchte ſind ſogar Merkmale da— von. Manche Fruͤchte ſchmecken ſuͤß, und ihre Suͤßigkeit iſt noch über dieſes in denen mancherley Fruͤchten ſo verſchieden, daß keine mit der andern uͤbereinkommt. Einige ſind gewuͤrzhaft, ſaͤuerlich, ſtrenge, anziehend, bitter, u. d. g. Findet man doch bey wilden Holz ein nemliches. Die Eicheln D 7 ſind ſind in ihrem Geſchmack anders, als die Buchaͤckern, Nuͤſſe und dergleichen. Iſt doch ſchon auch der Saft wilder Baͤume unterſchieden. Birkenſaft ſchmeckt anders, als der Saft von Eichen, Erlen, Eſchen, Kuͤhnbaum, Tannen, Fichten und Wey—⸗ den, u. ſ. w. Unterſcheidet ſich doch ſogar eine je: de Art Holz von der andern, in ſeiner Struktur, Saftroͤhrgen, und andern Beſchaffenheiten, wie uns die Vergroͤſſerungsglaͤſer ſolches deutlich zeigen. Manches iſt ſchwerer und dichter, manches aber leichter und minder dichte, ingleichen ihre Rinde, Zweige, Blaͤtter und Farbe ſind Zeugen von groſ⸗ ſen Veraͤnderungen. Ob nun ſchon alle dieſe Wahrnehmungen richtig und gegründet find; fo koͤnnen wir dennoch nicht fo gleich geradezu ſchlieſſen, als würden auch in der Erde fo mancherley beſondere Nahrungsſaͤfte ftes cken, die jeder Baum nach ſeiner Art und Natur erforderte; ſondern es muß dieſe Sache genauer unterſuchet werden: weil aus dieſer Lehre, bey Anpflanzung der Baͤume, ſehr vieles Nutzba⸗ re aufgelöfet, und erklaͤret wird. Ehe der Nahrungsſaft in die Pflanzen und Baͤu⸗ me kommt; fo iſt er anfänglich in der Erde ganz roh, ob er gleich in ſolcher durch allerley Vermi⸗ ſchung, EST 39 (Hung, Gaͤhrung und Faͤulung aufgeloͤſet wird. Sobald aber dieſer rohe, und zum Wachsthum der Pflanzen noch ungeſchickte Saft, von den zarten Wuͤrzelgen aus der Erde gleichſam wie ein Dunſt angezogen wird; ſo entſtehet ſchon in jeder Pflanze und Baum, durch die verſchiedene ſpeeifiſche Schwe— re der Wurzeln und Faſern derſelben, eine ganz an: dere Zubereitung und Eigenſchaft in der Pflanze ſelbſt, als er vorhero war, und alsdann verdient er erſtlich den wahren Nahmen eines Nahrungsſaftes. Daß in einerley Arten Bäumen von verſchiede⸗ nem Alter, der Nahrungsſaft nicht von gleicher Be— ſchaffenheit und Verhaͤltniß iſt, zeiget ſogar die tägliche Erfahrung. Ein junger Eichenbaum von ein paar Jahren, hat mit ſeinen noch ſehr weichen und ſpecifiſch leichtern und zarten Wuͤrzelgen, einen viel feinern Nahrungsſaft an ſich gezogen, als ein funfzig⸗ oder hundertjaͤhriger: weil deſſen haͤrtere und jpecififch ſchwerere Wurzeln, auch ein mit ſchwe⸗ rern Theilen vermiſchten und angefuͤllten Nahrungs— ſaft an ſich ziehen, aus welchen nach der Gröffe des Baumes allezeit ein ſtaͤrkeres und dichteres Wachsthum erfolget. Wir finden dieſes ſogar auch deutlich im thieriſchen Reich. Das Blut iſt bey Kindern leichter, dünner und waͤſſerigter; ſogar ih: re feſten Theile ſind ebenfalls auch viel weicher, als bey 60 EFT * bey Alten. Ihre abgeſonderten Saͤfte haben mehr Fluͤßigkeit und wenigere Konſiſtenz als bey alten, auch die feſten Theile, ſind in ihrem Wachsthum weicher. Daraus laͤßt ſich nun auch leicht begreis fen, daß in der Jugend das Wachsthum bey Thie: ren und Pflanzen geſchwinder fortgehet. Die gepfropften und okulirten Baumarten, be: weiſen nach unveraͤnderter Beſchaffenheit ihrer Wurzeln und Stämiie worauf fie gepfropft oder okulirt find, daß die Saugroͤhrgen der aufgepfropf— ten Stamme eben fo, wie die mancherley Holzarten ganz verſchiedene Eigenſchaften haben. Ein Apri⸗ koſen oder Pfirſchbaum bringen, nachdem ſie auf Pflaumen⸗Staͤmme okuliret ſind, die ſchmackhafte⸗ ſten Fruͤchte; und ein wilder Suͤßkirſchbaum, auf welchen ganz andere Kirſchen okuliret ſind, bringt ebenfalls weit beſſere Kirſchen von anderer Art, Feis nesweges aber Pflaumen oder Suͤßkirſchen. Man ſiehet alſo daraus eine der groͤßten Abweichung des Baumes, von feir-m untern Stamm, in Anſehung des Holzes, Platter, Blüten und Früchten, ohn— geachtet der erſte Stamm und Wurzel, worauf ſie okulict wurden, eben ſo in ihrer Natur verblieben, als fie vorhero waren. Es muͤſſen dahero in de: nen Baͤumen und Pflanzen ſchon proportionirte Werkzeuge ſeyn, die den Nahrungsſaft zubereiten. Wer um — 81 Wer wird dann nun noch zweifeln, daß die Saͤfte nach der Verſchiedenheit der Struktur, Mechanis: mus, auch beſondern verſchiedenen Schwere und Dichte, in Anſehung der Anziehung, Vermiſchung und Abſonderung der N eine gar groſſe Vers aͤnderung leiden. In den Rahrungsſäſten findet man durch chy⸗ miſche Unterſuchungen und Scheidungen ohne Feuer, noch auſſer den Lufttheilgen, ſchmierigte Des le, weſentliche Salze von verſchiedener Natur; in⸗ gleichen ſchleimigte Saͤfte, gummoͤſeharzigte, oder ganz harzigte, auch geiſtige, riechende Saͤfte. Es ſind dieſe Beſtandtheile auch nicht in jedem Pflan⸗ zengewaͤchſe überein; ſondern eine jede Art, hat ſei⸗ ne beſondere Miſchung und Verhaͤltniß. So be; kommt man auch ebenfalls in verſchiedenen Baum— arten mehr oder weniger dergleichen Theile, als Salze, Oele, Geiſt, Erde uf. w. Nachdem ein Gewaͤchſe mehr oder weniger waͤſſerige Theile hat, die die aufaelößten und gemiſchten andern Theile in ſich nehmen, nachdem machen ſie die Pflanzen fäftigee oder trockner. Daß die Salze die Erde verduͤnnen, und das oͤligte Weſen aufſchlieſſen, auch mit Beyhuͤlfe des Sonnenfeuers, Waſſers, und der Luft, in einen wuͤrkſamen Saft verwandeln, daran wird wohl niemand zweifeln. Indeſſen muß 62 muß bey jeder Art Holzgewaͤchſen, doch allezeit dier ſe Vermiſchung in einer gewiſſen Verhaͤltniß der Theile gegen einander geſchehen, wenn die Erde ei— ne rechte Fruchtbarkeit erhalten ſoll. Erſaͤuffet nicht eine allzugroſſe Naͤſſe alle diejenigen Baͤume, die keine Warfer- Bäume ſind? Und macht nicht allzuvieles Salz auch die Erde unfruchtbar? Eben fo hindern auch zu viel Hitze und auszehrende Wins de, das Wachsthum der Pflanzen. Daß aber al— ler Saft der Bäume, durch die Abſonderungen eis ne ganz andere Eigenſchaft erhaͤlt, als vorhero die Miſchung in der Erde war, wird daher klar: weil die chymiſchen Unterfachungen aus der Erde, uns die— jenigen Beſtandtheile nicht geben, wie wir ſie aus denen Pflanzen und Baͤumen erhalten. Es wird ſchon in denen Wurzeln und Baͤumen der rohe Mahrungsſaft aus der Erde zubereitet, daß er for wohl in den Wurzeln und Stamm, als auch Zweigen, bis in den hoͤchſten Gipfel zu dem Wachsthum von verſchiedener Art, ganz verſchieden iſt. Unten iſt er weit ſubſtanzioͤſer und dicker, als oben in denen zar⸗ ten Zweigen und Blättern. Die Elektriſche Mar terie in der Luft, hat nebſt der Sonnenwaͤrme auf eine feine Zubereitung eines geſunden Nahrungs— ſaftes, und daher entſtehenden Wachsthums, den groͤſten Einfluß mit. Kein Menſch wird wohl dar⸗ wieder etwas einzuwenden haben. Man muß nur ö die die Wärme auf eine doppelte Art betrachten, ein: mal als eine Almoſphaͤriſche Waͤrme, und zum ans dern als eine Waͤrme in der Erde. Beyde Arten von Waͤrme, haben die ſtaͤrkſten Einfluͤſſe auf die Säfte, ſolche ſowohl in Gaͤhrung, Vermi— ſchung und Bewegung zu ſetzen, als auch die Saft: roͤhren der Bäume auszudehnen, damit der zube— reitete Saft deſto leichter und beſſer in ihnen auf— ſteigen und ſich ausbreiten kan. Würden die Säfs te nicht fort beweget; ſo wuͤrden ſie ſtocken und fau⸗ len, und die Baͤume verderben. Deswegen, wann die Witterung im Herbſt beginnet kaͤlter zu wer— den, waͤchſt kein Baum mehr, ihre Saftroͤhren vers engern ſich, und nehmen weniger Saft ein, ja die Saͤfte in der Erde ſelbſt loͤſen ſich nicht mehr fo auf, und miſchen ſich nicht fo gut, als in der wars men Witterung, bis endlich der Winter die ganze Oekonomie des Baumes aufhebt. | Ich habe an friſch geſetzten Obſtbaͤumen, die (wohl zu merken) auf einen zu fetten Boden gezo⸗ gen wurden, und ſehr ſaftig erwachſen waren, gar deutlich angemerkt, daß, als ſie im Herbſt geſetzt wurden, ihre Staͤmme den Winter durch ganz zu— ſammenwelkten, die Schale runzlicht wurde, und ich nicht glaubte einen einzigen davon zu erhalten. Im Fruͤhjahr und Sommer aber, wartete ich ſie mit Gieſſen, und fand, daß, obgleich viele davon abfiurs ben, — — — 64 ben, doch die mehreſten erhalten wurden. Ich fand ſchon im Fruͤhjahr und gegen den Sommer die Staͤmme wieder ausgedehnt, und die Schaale glatt, da die Waͤrme die Saftroͤhren wieder aus⸗ dehnte, und friſcher Saft hinein trat. Die Wärme in der Erde zur Herbft: und Win⸗ terszeit, ſchaft denen Baͤumen auch nicht geringen Nutzen. Es gerinnen und gefrieren die Saͤfte nicht ſo leicht. Am mehreſten aber nimmt man die⸗ ſes wahr, wann ſie in guten fetten Lande ſtehen, welches von Natur allezeit waͤrmer, als mager Land iſt, oder ihre Säfte viel oͤlichtes und fettigtes We— ſen bey ſich haben, wie z. E. die Nadelhoͤlzer, oder andere harte Hoͤlzer, als Eichen, Buchen, u. d. gl. welche mehr Kaͤlte vertragen koͤnnen, als waͤſſerichte Hoͤlzer mit weiten Saftroͤhren, wie z. B. Nußbaͤu⸗ me, Apfelbaͤume u. a. m. Es iſt auch aus eben dem Grund beſſer, daß die jungen Baͤume in fruͤ— bem Herbſt verſetzt werden, als im Fruͤhjahr: weil die Wurzeln in der warmen Erde ſchon anziehen, im Fruͤhjahr hingegen ſchon das Erdreich ſehr kalt iſt. Es eignet ſich jeder Baum nur dasjenige aus dem Nahrungsſafte zu, was er nach feinem natuͤrli⸗ chen angeſchaffenen Bau anziehet, und ihm zu ſei⸗ ner ner Unterhaltung annehmlich iſt. Die andern Theile, die ſich darzu nicht ſchicken, und nach ſeiner Diſpoſition nicht angezogen werden Fönnen, bleiben alſo in der Erde zuruͤck oder dinften wohl wieder aus. Man ſiehet ja auch bey Menſchen und Thies ren, dieſe ſo ſeltſam ſcheinende Veraͤnderung, in Betracht ihrer Nahrung, Geſchmack an Fleiſch, Figur, Farbe, Abſonderung der mancherley verſchie— denen Säfte; da doch bey allen Menſchen und Thie⸗ ren, nach denen chymiſchen Unterſuchungen der Aerz⸗ te, das Blut aus keinen andern, als fetten oͤligten, oder ſchweflichten, ſalzigten, erdigten, Luft und groͤ⸗ ſtentheils waͤßrichten Theilen beſtehet. Wer ſollte wohl aus dieſer Vermiſchung der Beſtandtheile des Bluts, ſich ſo vielerley ganz anders gemiſchte und abgeſonderte Saͤfte, in dem thieriſchen Koͤrper vor— ſtellen? Und gleichwohl ſind ſie doch da. Die ge⸗ lehrten Aerzte beweiſen aus Anatomiſchen, Phyſi⸗ ſchen Gründen und Erfahrungen, daß aus der mes chaniſchen Struktur, Figur, Direktion der Gefäffe, beſondern ſpecifiſchen Schwere der Eingeweide, die Abſonderungen auf eine ganz natuͤrliche Art vor ſich gehen; ſo, daß kein beſonderer Saft, weder mit dem Blut ſelbſt, noch ſie alle unter ſich, eine Gleichheit oder Aehnlichkeit haben. Sollte man mich wohl eines Fehlers beſchuldigen, wenn ich nach denen Geſetzen der Natur eine Anwendung davon auf d E die 66 ——. | die Baͤume und Pflanzen machen wollte, Ob man gleich bey denen Pflanzen, nicht einen ordentlichen Umlauf der Säfte, dergleichen bey den Thieren ger ſunden wird, annehmen kan. Nach ihrem Mechanißmus, ihrer verſchiedenen ſpecifiſchen Schwere und Dichte der Saugroͤhrgen in denen Wurzeln, Stamm und Zweigen, ziehen und ſaugen ſolche aus der Erde ihren Nahrungs fäft, nach dem Verphaͤltniß ihrer Natur an ſich, und diejenigen Theile, fo ſich vor ihre Natur und Eis genſchaft nicht ſchicken, oder entweder nach ihrer Gröffe, Berhättniß, F Figur, oder ſpeeifiſchen Schwe⸗ re nicht angezogen werden koͤnnen, laſſen ſie zuruͤck, welche andern Holzarten darnach zu ihrem Wachs- thum und Nahrung zutraͤglich und erforderlich find, Ein Eichenbaum nimmt viel ſchwerere und ſalzig⸗ tere Theile an, als ein Linden oder Aſpenbaum. Die Buche und Eſche nehmen auch ſchwerere Thei⸗ le an, als die Erle, Weyde, und dergleichen mehr. Man fieher ja überhaupt noch gar deutlich, an je⸗ des Holzes ſeiner groͤſſern und geringern Feſtigkeit und Härte, daß ihre Beſtandtheile, wovon ſie wach⸗ ſen, nicht von einerley Natur ſeyn muͤſſen. Indeſ—⸗ ſen bin ich doch nicht im Stande ſicher zu ſagen: ob die beſondere Zubereitung, Miſchung und Pro⸗ portion der Saͤfte, allein in denen Wurzeln, oder | Kae Stamm — — — 67 Stamm und Zweigen geſchicht; ich getraue mir viel mehr zu beweiſen, es geſchehen ſolche in allen Theis len des Baumes ganz beſonders. Es ſcheinet mir die Rinde der Pflanzen und Bäume viel Aehnlichkeit mit den Druͤſen der Thie⸗ re zu haben, und wie im Thierreich durch Beymi- ſchung verſchiedener anderer Saͤfte, eine ganz ander re Art entſtehet; fo muß ohnfehlbar auch in den Baͤumen dergleichen geſchehen. Die Baumrinden ſind nichts anders als ein ſchwammigtes zelligtes Gewebe. Die Erfahrung belehrt uns deutlich, daß in dem Stamm des Baums, die innern Saugroͤhren ihr re Hohlungen nach und nach verlieren, und nur durch die aͤuſſern Lagen des Holzes, vorzuͤglich aber durch die Rinde, der Nahrungsſaft ſich beweget. Oefters iſt ja das Mark unten in dem Stamm der Bäume ganz ausgetrocknet, oder wohl gar verfau: let, und der Baum waͤchſt doch fort; hingegen wenn die Schaale des Baumes verdirbet; ſo ſtirbt der Baum ab. Die groͤbſten Theile ſetzen ſich am ſtaͤrkſten im Stamm und dicken Aeſten an; alſo wird dadurch der uͤbrige aufſteigende Nahrungs— ſaft leichter und verduͤnnter, welcher ſodann in zaͤr— teres und leichteres Holz und Aeſte eindringet; der E 2 ganz 68 | ganz duͤnneſte gehet hernach in die Sommerlatten und Blaͤtter. Es laͤſt ſich dieſes gar leicht begrei⸗ fen. Wenn die groͤbern und ſchwerern Theile des durch die Wurzeln eingeſaugten Nahrungsſaftes unten in Stamm abgeſetzet worden ſind; ſo wird alſo der uͤbrige angezogene Nahrungsſaft von ſelbſt duͤnner und fluͤßiger, welcher nach und nach bis in die Gipfel und Aufferfien Zweiglein, Blaͤtter und Fruͤchte, aufſteiget und anſetzet; folglich in dem Baume ſelbſt die unterſchiedene Miſchungen und proportionirte Verhaͤltniß der Beſtandtheile zum Wachsthum ganz natürlich vor fich gehen. Daß nicht zum beſſern Wachsthum verſchiedener Holzarten, auch ein oder ander Erdreich, Lage, und gewiſſer Strich Landes, Klima, nuͤtzlicher und dien⸗ licher ſeyn ſollten, bezeiget die Erfahrung. Es iſt ſo gewiß als richtig, an manchen Orten wachſen manche Arten Bäume ſehr vortreflich: wogegen ans dere daſelbſt ſchmachten und verbutten. Hierzu aber koͤnnen zuweilen noch andere Urſa⸗ chen kommen. Manche Baͤume, als wie die Erle, Weyde und m. d. g. wollen lieber viel Feuchtigkeit; andere aber wenigere haben. Zu viel Waſſer giebt aber manchen Baͤumen einen verdorbenen oder all⸗ zuduͤnnen Nahrungsſaft, und der Luft wird an der nen — Er u 4 69 nen Wurzeln der Zugang dadurch verſaget; Eben fo kan auch der Mangel deſſelben ſchaden, befon: ders auf hitzigen Erdboden. Eine gemaͤſigte Mens ge Waſſer giebt den Bäumen das beſte Wachsthum. Einſtmalen hat mir ein erfahrner Forftverftän: diger die Frage aufgeworfen, woruͤber ich ihm nach der Naturlehre meine Meynung ſagen ſollte: Ob man nicht an die Orte, wo vorhero Nadelholz oder Laubholz geſtanden, ein von auderer Natur gearte⸗ tes Holz anfliegen laſſen ſollte; nemlich wo Nadel: holz geftanden, Laubholz; und wo Laubholz gewe⸗ ſen waͤre, Nadelholz anzulegen? Seine Gedanken giengen blos auf die Aehnlichkeit der Feldfruͤchte, wie eine Art derſelben auf die andere folgen muͤſte, wenn man einen Acker gut benutzen wollte. Dieſer Gedanke gefiel mir recht wohl, und ich gab ihm daruͤber meine Phyſikaliſchen Erklaͤrungen, und einige Erfahrungen, welche dieſe Meynung be: ſtaͤrkten. Eine jede Feldfrucht, hat ebenfalls ſeine beſon⸗ dere Natur und Eigenſchaft. Einige haben mehr oͤligte, mehr falzigte, mehrere Erdtheile und ders gleichen bey ſich, als andere. Dahero auch die Abwechſelung der Fruͤchte einen großen Nutzen E 3 hat. 70 — nn hat. Waitzen, Rocken, haben ein zaͤrteres und kraͤftigeres Mehl, als Gerſte und Hafer. Manche Frucht nimmt auch einer andern wenigere Beſtand— theile weg, als eine andere. Wenn der Landmann durch die Brache feinen Acker ein Jahr ruhen laͤßt, damit er beſſere Fruͤchte hernach drauf bauen kan; ſo pflegt er doch auch in die Brache Erbſen und Boͤhngen zu ſaͤen, ohne ſonderlichen Nachtheil feis ner Abſicht: weil dieſe Früchte mehr grobe und er: digte, als fette und ſalzigte Theile aus dem Acker ziehen. Ich habe mit Obſtbaͤumen auf die Art Er⸗ fahrungen angeſtellet. Wo ein alter abgelebter Apfelbaum oder Birnbaum ausgerottet wurde, ba: be ich einen andern von nemlicher Art wieder auf die Stelle geſetzt, und ſie ſtockten und wollten nicht fortwachſen: weil der erſte alte Baum, allen ihren eigenthuͤmlichen Nahrungsſaft weit um ſich herum aus der Erde ausgeſogen hatte; andere aber wie z. E. Birn und Zwetſchenbaͤume, deren Wurs zeln und Saugroͤhren, in ihrer Struktur und Durch— meſſer ſowohl, als auch nach ihrer eigenen Schwe— re, wiederum eine ganz andere Miſchung von Nah—⸗ rungsſaft an ſich ziehen, wuchſen auf ſolchen Plaͤ— tzen beſſer. Doch will ich hierdurch eben nicht be— haupten; ob nicht dergleichen Pflaumen und Birn oder Aepfelbaͤume auf einem guten und fetten Bor den auch nicht geſchwinder und kraͤftiger wachſen ſoll⸗ — 71 ſollten; ſo viel iſt wohl ſicher, daß andere Baͤume auf einem ſolchen Platz eher wachſen, als ſolche, die von nemlicher Natur ſind, wie der alte weggeraͤum— te war. Indeſſen erkundigte ich mich bey dieſem Freund: welcher mir die Abwechſelung der ver— ſchiedenen Baumarten, als eine ſonderbare Erfah— rung vortrug; ob er nicht in Waldungen Verſuche damit angeſtellet haͤtte? worauf er mich verſicherte, daß es wirklich geſchehen wäre, und es die Erfah: rung beſtaͤtigte. Es verdienet dieſe Anmerkung wuͤrklich, fernere Proben damit zu machen: weil wir allerdinges mit allen Unterſuchungen eine ſo genaue Erkaͤnntniß, der groͤſten Wahrſcheinlichkeit unge— achtet, davon noch nicht haben erhalten koͤnnen. Es laͤßt ſich wahrſcheinlich begreifen, daß, da die Laub— hoͤlzer nicht ſo harzigte Theile, als die Nadelhoͤlzer an ſich nehmen, ſolche alſo auf einander zu beſſern Wachsthum folgen koͤnnen. Herr Ellis in Eng⸗ land hat durch Erfahrungen gefunden, daß wo Ei— chen geſtanden die Buchen ganz vortreflich wachſen, und er behauptet ſie wuͤchſen ſo geſchwinde daß man ſie in zwanzig Jahren oder dreyßig Jahren fällen koͤnnte. — > ren — — — — — E 4 Fuͤnf⸗ 72 5 Fünfter Abſchnitt. Von der Ausſaat, Pflanzung und Anlegung s der Waͤlder. u Anlegung der Wälder, ſoll man niemalen gus te zum Fruchtbau dienliche Felder nehmen. Es dienen darzu akkurat die ſchlechteſten und uns brauchbareſten Grundſtuͤcken eines Landes, welche weder zu einem noch zum andern Gebrauch nuͤtzlich ſind. In verſchiedenen Laͤndern, wo der Kornbau fehlet, habe ich auch ſehr ſchlechten Boden mit groſ— ſer Muͤhe urbar gemacht und angelegt geſehen. An ſteilen Bergen waren Felder, Gärten und Wein: berge angebauet: weil die Inwohner der Gegenden uͤberhaupt nicht viel Land hatten, die aber aller an⸗ gewandten Muͤhe und Arbeit, dennoch nicht allents halben vielen Nutzen ſchaften. In andern Laͤn⸗ dern, wo ſehr fruchtbares Land war, habe ich hin— gegen ſehr viel Berge und Felder, von noch mittel: maͤſiger Guͤte, wahrgenommen, welche weder auf eine noch andere Art benutzt wurden. Ich muß dieſes auch leyder von meinem Vaterland im Ers furtiſchen ſagen. Ich habe mehr als einmal mei, ne Mitbuͤrger daruͤber befraget: warum ſie dieſe und jene Berge und Aecker ſo kahl und oͤde liegen lieſſen, auch wenigſtens nicht mit Holz bepflanzten? worauf ich zur Antwort erhielte: es waͤchſt nichts drauf! REEL TI — — 73 drauf! Mir kommt es aber vor, weil des fruchtba— ren Landes in den Erfurtiſchen viel, und man der Holzanpflanzung gar nicht gewohnt iſt; fo wird auf die Benutzung ſolcher Plaͤtze kein Augenmerk gerich— tet. Auf den oͤden Bergen, und zum Theil fchlechs ten Aeckern nach denen Waldungen zu, koͤnnen in dieſer Landſchaft viele tauſend mit Holz angepflans zet werden. Z. E. bey Muͤhlberg, auf dem Stei⸗ ger, bey Melchendorf, Schelleroda, Hayn, Tonndorf, Witterda, und noch ſehr vielen an— dern Ortſchaften mehr; nicht zu gedenken der klei—⸗ nen Hügel, Ränder, Erdkluͤfte, leere Plaͤtze, Moraͤſte, Daͤmme, Zaͤune, Rieder, Ufer an de⸗ nen Fluͤſſen u. ſ. w. fo um die Stadt und Dörfer befindlich ſind; was koͤnnte vor vieles Holz nach und nach zum Bauen und zum Verbrennen nicht auf dieſe Plaͤtze angebauet werden; und was vor Nutzen würde dem Erfurtifchen Staate nicht das durch verſchaffet. Eben ſo koͤnnten dergleichen Plaͤ— tze in andern Laͤndern auch benutzet werden, die doch ohne allen Gebrauch liegen bleiben. Es iſt eine unverantwortliche Nachlaͤßigkeit, wenn ſolche Hai⸗ den, leere Pläße der Städte und Dörfer, auch Guͤ— ter oͤde liegen bleiden, die doch, wenn fie nichts truͤ⸗ gen, Holz von allerley Art tragen wuͤrden; befons ders wo ohnedem der Holzmangel in einem Lande groß iſt. E 5 Ga 74 — Geſetzt es wollten Landesherren und Unter⸗ thanen gute Erinnerungen und Aufmunterung an⸗ nehmen, und ſich dieſer fo hoͤchſtnoͤthigen Holzan⸗ pflanzung unterziehen; ſo ſehe ich doch zum voraus ſchon verſchiedene Hinderniſſe, die man dieſer gu⸗ ten Unternehmung und Ausfuͤhrung in Weg legen wird. Theils werden herrſchaftliche, adliche, auch wohl Gemeindetriften ſich darwider legen, und ein ſo heilſames Werk hindern wollen, welche doch im Grunde jeden Weltbürger, insbeſondere dem ganz zen Staate weniger Nutzen ſchaffen, als ein reich— licher Anbau des Holzes. Denn wenn die Pach— ters und Edelleute, auch die Gemeinden, nach al⸗ ter Gewohnheit ihr Vieh nicht auf den nemlichen Triften ſehen ſollten, wo es doch wenig oder gar keine Nahrung findet; ſo glaubten ſie, es gieng ihr Haab und Gut zu Grunde: weil alle dieſe Leute keine Kaͤnntniß, Einſicht und Erfahrung haben, daß auf dergleichen Bergen, auch ſchlechten andern Ger meinde⸗Flecken und Riedern, mageres und elendes Graͤßgen und Schmollen nur wachſen; in der Fol ge hingegen ihnen ein groͤſſerer Nutzen durch den Holzanbau, welchen fie vorhero nicht einſehen, er⸗ wachſen wuͤrde: Indeſſen hoͤre ich ſchon im Geiſte das Geſchrey von weiten. Ein Landesherr muß dahero dieſe einfältigen Leute, durch gnaͤdige Vor⸗ ſtellungen, Ertheilung kleiner anderer Gerechtigkei⸗ ten, 18 757 75 ten, Freyheiten, Erlaſſung einiger Abgaben, auf diejenigen zehn, funfzehn oder zwanzig Jahre, wo das Vieh die Trift nicht betreten darf, befriedigen; ingleichen ſoll Er ihnen durch ausgeſetzte Prämien, und andere einem Lande angemeſſene Vortheile, zu Huͤlfe kommen, fie dadurch beruhigen, und zum ger ſchwinden Anbau aufmuntern, kraͤftig die Theilneh⸗ menden dabey ſchuͤtzen, auch ſelbſt huͤlfliche Hand anlegen, damit der Unterthan keine obrigkeitliche Gewalt, ſondern Landesvaͤterliche Vorſorge und Lebe ſiehet. Auf ſolche Art gehen gewiß dieſe Uns ſtalten mit ſtarken Schritten fort. Wir haben in verſchiedener groſſer Herren Landen ſchon von der— gleichen guten Wirkungen die beſten Beyſpiele: Will der Landesherr nicht ſelbſt dieſes Werk un⸗ ternehmen; ſo ſchenke er denen Unterthanen auf ih⸗ re Erben und Erbnehmen, unter Hoͤchſter Verſi— cherung, die oͤden wuͤſten Berge und Plaͤtze ganz frey ohne Abgaben; Er unterſtuͤtze fie dabey aus ſeiner Rentkammer mit Geld, um denen Unterthanen feinen vaͤterlichen Beyſtand thaͤtlich zu bezeigen. Dieſes ſein Geld iſt, da es im Lande bleibet, niemalen ver: lohren, und in zwanzig und mehrern Jahren, hat er gewiß durch den Holzanbau ſolches mehr, als einz mal wieder. Zum guten Beyſpiel fange nur der Landesherr ſelbſt bey ſeinen Domainenguͤtern, und dabey gelegenen Triften au, ich weiß gewiß der Un⸗ ter⸗ 78 — terthan folgt nach. Denn die Erfahrung lehret es: der Landmann ahmet gar zu gerne nach, wenn er den Nutzen ſiehet. Strenge Befehle, harte Bedrohungen, ers ſchweren im Gegentheil dem Unterthan ſeine ſaure Arbeit, er wird verdruͤßlich, und am Ende trotzig; wodurch hernach aller angewandte Eifer ruͤckgaͤngig wird. In denen ändern, wo Strenge und Härte herrſchet, gehet es nie malen fo gut, als wo Landes⸗ vaͤteruche Liebe und Vorſorge vor die Unterthanen die Triebfeder iſt. Gnaͤdig und huldreich behan⸗ delte Unterthanen, bemuͤhen ſich eifrigſt vor des Landes Intereſſe und Wohlfahrt; ich will noch mehr ſagen: fie laſſen aus innerlichen Trieb vor ih⸗ ren geliebteſten Landesherrn freywillig ihr Leben; gegen einen geſtrengen und harten Herrn aber, iſt niemalen ein Unterthan von Herzen getreu, er denkt und handelt aus lauter Verdruß, und Widerwillen, gar nicht vor das Beſte feines Serrn und des Staats. Ich halte es nicht vor gut, wenn groſſer Herren ihre Kanımerfollegia dergleichen Anſtalten machen ſollen; man uͤberlaſſe es lieber durch Aufmunte⸗ rung und freyen Antrieb denen Unterthanen. Denn die Kammern wollen immer an ſolche Dinge kein Geld m men ER 7 77 Geld anwenden, wo fie auf den Nutzen einige Jah⸗ te warten ſollen; es kommt ihnen auch immer hd; her zu ſtehen, und die Arbeit wird dennoch ſchlecht gemacht. Ein guter Haußvater hingegen, arbeitet viel lie⸗ ber, eifriger und nachdruͤcklicher, vor ſich und ſeine Familie. Wir haben ja in vieler Herren Landen bey Fabricken den Unterſchied geſehen: wenn nem⸗ lich der Landesherr auf ſeine Koſten ſolche ange⸗ leget hat, oder wenn ein Kaufmann oder anderer Privatmann ſolche traktiret. Bey dem erſten wird der Vortheil allezeit geringer, als bey letztern ſeyn. Bey dem Holzanbau muß der Landesherr ſei⸗ nen in der Sache vielleicht noch unerfahrnen und unbekannten Unterthanen, anfaͤnglich mit guten’ Rath beyſtehen; was ihnen auch etwan dabey feh⸗ let, als z. B. Saamen herbey ſchaffen, gute Leute zum Beyſtand zugeſellen, die ſie auf eine liebreiche Art, fo lange unterrichten, und den Anbau befoͤr⸗ dern helſen, bis fie erſt von allen eine gute prakti- ſche Erkaͤnntniß haben. Wo der Landesherr per— ſoͤnlich die Unterthanen aufmuntert, das macht den groͤſten Eindruck. Denn ein gnaͤdiger herablaſſen⸗ der Zuſpruch des Landesherrn ſetzet Leib und See⸗ le bey dem Unterthan in Bewegung, und wann er die 7 78 — mn die Gnade hat, der Uaterthanen ihre Anpflanzun⸗ gen zu beſehen, ſo reitzet dergleichen uͤber die maaſſen. Bey dem Anbau der Waͤlder, kommt es eben nicht allezeit auf die Groͤſſe, vielmehr auf Guͤte der Waldung an. Manche Waldung iſt groß, aber wegen ſeines konſuſen Wachsthums, ſchlechten Wartung durch unerfahrne Forſtbediente, oder un⸗ verſtaͤndige Eigenthuͤmer, ingleichen elende Holzar⸗ ten, weit ſchlechter, als ein kleiner gut gehaltener und ordentlicher gewarteter Wald von guten Holz: arten. Vielleicht wird man uͤber die Ausdrücke: gut gehaltenen und gewarteten ordentlichen Wald, lachen; ich muß aber denjenigen zum voraus ſagen: ich lache über ihr Lachen, und beklage ihre Unwiſ⸗ ſenheit: In der Folge wird ſichs zeigen, was gute Waͤlder vor Ordnung und Wartung brauchen. Es liegen ſchon oft die Fehler in der erſten Anz lage des Waldes, wann z. B. nicht einerley Art Baͤume auf einem Strich Landes angebauet wor: den find; wodurch gewiß keine kleine Unordnung, und Schade erwaͤchſet. Denn einige Arten Baͤu⸗ me wachſen geſchwinder, andere langſamer; manz che gerne hoch, andere aber niedriger; einige neh— men wenig Platz ein, andere breiten ſich mit ihren Ae⸗ 2 — 179 Aeſten aus, und wollen groſſen Platz haben; eini: ge leiden kleine Baͤume und Stauden unter ſich, andere aber verdraͤngen ſie. Dabey iſt die Ver— pflanzung der Bäume auch nicht überein; indem ei— nige im Herbſt, andere im Fruͤhjahr angebauet wer— den muͤſſen. Und bey einem fo Fonfufen Wald iſt alſo auch der Baumſchlag nicht uͤberein: weil man manche eher, andere aber fpäter, und einige hoch, andere niedriger von der Erde abfaͤllet. Wird wohl auf dieſe Art, jemand einen ſolchen unordent— lichen Wald, vor vortheilhaft erklaͤren? Kan man. auch in einem ſolchen Wald eine gewiſſe Ordnung treffen? Ich ſage: Nein. Ein Wald von einer: ley Holz, laßt ſich beſſer aushauen, reinigen und zum Vortheil des Eigenthuͤmers fällen. Bey der Anlage eines neuen Waldes, und vorzuͤglich wenn er durch Baͤumgen angepflanzet wird, muß man auf den Platz ſelbſt ſehen, wie er liegt; ob er ſehr abhaͤngig, oder mit Thaͤlern verſehen, oder groſſe Flaͤchen hat, damit man ſich bey der Abtheilung zum Faͤllen, ingleichen in Anſehung der Holzwege, durch welche das gefaͤllte Holz abgefuͤhrt werden muß, richtet; bey einem geſaͤeten Walde, braucht man ſich ſo genau auf die Holzwege nicht einzurich⸗ ten; ſondern man hilft ſich, wenn der angeflogene Wald ſchlagbar wird, wie man es vor gut befindet. Be V0 30 si Ich rede jetzo lediglich von Laubholzwäldern, bis ich hernach auf das Nadelholz auch komme. Alleweile habe ich geſagt: die Waͤlder werden entweder geſaͤet, oder gepflanzet. Die erſtere Art iſt leichter auch geſchwinder als die zweite. Denn die geſaͤeten Baͤumgen wachſen, wenn fie ein: mal aufgegangen ſind, ohngeſtoͤhrt fort; behalten gleich ihr Herz oder Pfahlwurzeln, welche ihnen beftändige Nahrung geben, dahingegen die gepflanzs ten etliche Jahre in ihrem Wachsthum geſtoͤhret werden, und wenn ſie zu groß verſetzet worden ſind, ihre Herzwurzel verlohren haben. Bey der Pflan⸗ zung werden mir wohl einige Unerfahrne viele Schwierigkeiten machen wollen, theils, daß dieſe Manier langweilig, koſtbar, und in groſſen Waldungen gar nicht foͤrderlich und ſchicklich ſey; ja über dieſes noch die Frage wäre: woher man fo viele Staͤmmgen nehmen follte? Wenn ich darauf antworten ſoll; ſo iſt und bleibt | das eine ausgemachte Wahrheit: Aus nichts wird nichts. Mithin wird ohne Mühe und Auf wand auch kein ſchoͤner regulairer Wald entſtehen. Wenn man aber die Muͤhe und den Aufwand mit dem zu erwartenden Nutzen vergleichet und berech⸗ net, fo werden immer die Koften gegen den Nutzen kein Verhaͤltniß haben. Vor drey Jahren bin ich ö im * — —— gt im Heßiſchen durch einen Wald gereiſet, wo ich eine groſſe Anpflanzung von jungen Buchen geſehen habe, die bereits ſchon ſieben bis acht Fuß hoch, und deren Schaͤfte wenigſtens anderthalb bis zwey Zoll im Durchmeſſer dicke fortgeſetzt worden waren. Ich erkundigte mich bey dieſem ſchoͤnen Anblick, wie hoch ſolche Staͤmmgen zu ſetzen kaͤmen, und wie viel ein Mann mit ſammt den Löchern des Tages wohl feßen koͤnnte? Ich bekam zur Antwort: Vor jedes Stuͤck wuͤrde ein Pfennig gezahlet, und ein fleißiger Arbeiter koͤnnte des Tages achtzig bis hundert Stück ſetzen. Wer ſollte ſich alſo wohl hierbey uͤber groſ— ſen Aufwand zu beſchweren Urſach haben? beſon— ders wenn man die regulaire Abtheilung und Ein— richtung der Baͤume mit in Erwaͤgung ziehet, die vor einem irregulairen Wald viele Vorzuͤge hat. Wenn ich aufrichtig reden ſoll; ſo bin ich niema⸗ len vor gedungene Arbeit geneigt. Der gedunge— ne Lohnarbeiter verabſaͤumet gewiß alle zum glück lichen Erfolg der unternommenen Verſuche noͤthige Vorſichtigkeit, und denket nur ſeine Arbeit zu vol⸗ lenden, und den Lohn zu erhalten. Man muß lie⸗ ber Tagweiſe pflanzen laſſen, wenn es auch etwas mehr koſten ſollte: Es wird die Arbeit allezeit zu mehrern Vortheil und Nutzen gereichen. F Wenn 825 * Wenn ich nun hundert tauſend Staͤmmgen à ı Pfennig ſetzen laſſe; ſo werden, wo ich nicht geir— ret habe, die Unkoſten in Summa betragen 347 Reichsthaler 5 Gr. 4 Pfennig. Iſt denn das auch ein Aufwand gegen hundert tauſend Baͤumgen zu nennen? Geſetzt es kaͤmen anch dieſe Anzahl Baͤum⸗ gen, mit Ausſaat, Wartung und Rekrutirung auf fuͤnf hundert Reichsthaler; ſo heißt dieſes noch kein groſſes Kapital, gegen den Zuwachs der hundert tauſend Baͤumgen in vierzig Jahren. In der Zeit iſt der Werth der Baͤume ganz unproportionirlich groͤſſer. In guten fetten Boden habe ich Eichen von dreyßig und vierzig Jahren geſehen, die im Stamm faſt einen Fuß zum Durchmeſſer hatten. Ei⸗ ne ſolche Eiche wird doch in unſern Landen acht Groſchen werth ſeyn? Man rechne nur alsdann ei⸗ nen Baum in den andern zu acht Groſchen; ſo be— traͤgt das Kapital der Waldung in Summa 33333 Nthlr. 8 Groſchen, ohne was in der Zeit an Reini⸗ gung, Schnittelholz, genutzet werden kan. In den ſolgenden zwanzig Jahren, wo die Baͤume ſechzig Jahr alt worden, muß ein ſolcher Wald, mehr als zweymal ſo hoch in das Kapital anwachſen: weil waͤhrend den letzten zwanzig Jahren, da ſie in voll— kommnen geſunden Wachsthum ſtehen, ſolche viel⸗ mehr zunehmen, als in denen erſtern Jahren, wo ſie 89 — 4 83 fie noch nicht voͤllig eingewurzelt, in dem Wachs: thum zuruͤck gehalten worden ſind. Dieſen Werth darf man nicht auf ſolche Provin⸗ zen anwenden, wo ohnedem ſchon groſſe Waldun— gen find, und das Holz im geringen Preiß iſt; fon: dern es iſt die Rede hier von ſolchen Laͤndern, wo der Holzmangel ohnedem herrſchet. Koͤnnen wohl die Triften auf duͤrren oͤden Bergen, und Aeckern ſo viel eintragen? und wird nicht durch einen ſol— chen Wald ein Kapital von ſechzig bis ſiebenzig tau— ſend Reichsthaler und mehr, ohne groſſen Aufwand und Muͤhe erworben, und im Lande behalten, das fonft durch fremdes Holz aus dem Lande gieng? wird, nicht der Holznoth auf ſolche Weiſe einiger: maaſſen abgeholfen? nicht zu gedenken des Nach— wuchſes, wenn die Waldung abgetrieben iſt. Und dieſes ſind nur hundert tauſend Baͤumgen; was werden nun eine groͤſſere Anzahl thun, wenn vieler Menſchen Haͤnde, in einem Lande derſelben zehn— mal mehr nach und nach anpflanzen. Es waͤre nicht gut, wenn in dem Erfurtiſchen Lande nicht mehr Holz angepflanzet werden koͤnnte. Weit mehr als tauſendmal tauſend Staͤmmgen koͤnnen ohne groſſe Koſten und Muͤhe nach den Maaßregeln, ſo ich in der Folge angeben will, geſetzt werden: der Ausſaat nicht zu gedenken. Welches groſſe Kapital wuͤch⸗ § 2 ſe — 84 ſe alſo nicht einem Lande in vierzig und ſechzig Jah⸗ ren zu? Wenn man es berechnen wollte, ſo lief es in die Millionen Thaler hinein. ' Geſetzt, man wollte oder koͤnnte von Anfang auf einmal keinen groſſen Wald anlegen, und doch nur die gegenwärtigen Waldungen, in ihren abgeholz⸗ ten und leer ſtehenden Bloͤſen wiederum bepflans zen; ſo koͤnnten ſolche doch einſtweilen mit ſolchen Staͤmgen, welche der Boden am beften träger, aus: geſetzt werden. Hlerbey aber möchte man mir wohl die Frage aufwerfen: wie und woher bekommt man ſo viel junge Baͤumgen? Auf dieſe Frage will ich nunmehro auch antwor⸗ ten. Die von Stumpfen und Wurzeln aufgewach⸗ ſene Ausſchoͤßlinge, ſind ja wohl in unſern Waͤldern hier und da zu bekommen; wenn ich aber meine aufrichtige Meynung ſagen ſoll; ſo bin ich gar nicht vor dieſe Art Setzlinge eingenommen: weil fie erſt⸗ lich von alten Wurzeln und Stumpfen ausſchlagen; fo haben fie ſchon jung ein hartes knorziges Solz, wenige zarte Wurzeln ind enge Saugroͤhren, die nicht hinlaͤnglichen Nahrungsſaft, zu eis nem geſchwinden und dauerhaften Wachs⸗ thum anziehen koͤnnen, und dahero lange trauren; welche hernach die Sonnenhitze nach dem Verſetzen noch * 8 noch mehr austrocknet, daß fie alfo zuſammen ſchrum⸗ pfen, und abſterben. Niemalen werden dahero ſol⸗ che Baͤume, wenn ſie auch bekleiben, geſchwinde und groß wachſen. Wird doch ſogar das Holz, ſo von alten Wurzeln ausſchlaͤgt, und auf feinem Ge: burtsort ſtehen bleibet, allezeit viel ſchlechter: es ſtirbt auch eher ab, als das, welches aus Saamen erzeu⸗ get iſt. Dieſenigen Setzlinge, ſo aus Saamen gezogen werden, bekleiben leichter, und wach⸗ ſen viel geſchwinder und geſunder. Die Sache gehet ganz natuͤrlich zu. Erſtlich bekommt das jun⸗ ge Staͤmmgen gleich aus dem Saamen ſeine voͤlli⸗ gen eignen zarten Wurzeln, die ihm hinlaͤnglichen Nahrungsſaft verſchaffen; da im Gegentheil die Ausſchoͤßlinge, ihre Nahrung mehrentheils von al: ten Wurzeln im Anfange bekommen haben; ſo bald fie nun von ſolcher abgeloͤſet find, fo hoͤret dieſer Zufluß auf, mithin koͤnnen die wenigen Nebenwur⸗ zeln, an der dicken Wurzel fie nicht hinlaͤnglich naͤh⸗ ren, folglich trauren ſie etliche Jahre, hernach ſter⸗ ben ſie ab: oder wenn ſie ja bekleiben, ſo iſt ihr Wachsthum in der Zeit doch zuruͤcke geſetzt worden. Zweitens find mir die Baͤumgen aus Saamen dars um viel lieber; indem ihre weichen zarten Wuͤrzel⸗ gen, eben fo proportionirte Saugroͤhrgen, wie das Staͤmmgen haben; folglich leichter haͤufigern Nah— rungsſaſt gleich von Anfang an ſich ziehen. Ich F 3 will will dieſe Beweiſe nur mit einem Beyſpiel erlaͤu⸗ tern. Ein guter Freund wollte einsmalen in ſei⸗ nem Garten eine Korneliuskirſchen-Hecke anlegen. Ich wurde um Rath gefragt, wie er ſolche am be— ſten und geſchwindeſten erlangen koͤnnte? Es eroͤf⸗ nete mir Daben der Freund, ein Foͤrſter wollte ihm aus feinem Walde mit Staͤmmgen darzu verſehen. Ich widerrieth ihm dieſe Waldftämmgen: indem er wenig Freude daran erleben wuͤrde, und ſchlug ihm vor, lieber Staͤmmgen, die aus Saamen gezogen worden waͤren, zu kaufen, welche nicht allein ſchoͤn, ſondern auch geſchwind wachſen wuͤrden. Er hoͤr⸗ te meine Erktärungen alle mit Aufmerkſamkeit an, und gab mir Beyfall; nachdem er aber vor ſolche etwas ſeinen Gedanken nach mehr zahlen ſollte, als er ſich vorgeſtellet hatte; fo kam Eigennutz und Geitz darzu, daß er lieber die Kornelius Wald: ſtammgen, welche ihm fein freundſchaftlicher Foͤr— ſter umſonſt lieferte, lieber waͤhlte und ſetzte. Als ich folche ſahe, ſagte ich ihm nichts darüber; ſon⸗ dern erwartete, was er in etlichen Jahren davon ſelbſt urtheilen würde Wie ihm nun gleich das erſte Jahr mehr, als die Helfte abgeſtorben war, die uͤbrigen auch krank und elend ausſahen; ſo ließ er die Hecke rekrutiren, und die Rekruten, ſtehen nun eben ſo ſchlecht, als die erſt geſetzten. Kurz die ganze Hecke nutzt nichts, und wird auch niemalen 1 gut 37 gut werden. Ich babe hingegen von Kotneliuss kirſchen⸗Staͤmmgen aus Saamen, ſowohl geſchwind, als auch die ſchoͤnſten Hecken gezogen. Und ſo Fönnte ich noch ſehr viele Beyſpiele anführen, Man ſiehet alſo nach der Theorie und Erfah: rung, was ſchlechte und gute Staͤmmgen vor ein verſchiedenes Wachsthum geben: Wenn alſo bey Anpflanzung junger Waldungen, ſolche friſch und ger ſchwind wachſen ſollen; ſo darf man ſogar die Saa⸗ menſtaͤmmgen auch nicht einmal dicke und ſtark verſetzen. Je dünner und jünger ſolche verpflan⸗ zet werden, deſto beſſer bekleiben, und geſchwin⸗ der wachſen ſie. Vorzuͤglich muß dieſe Vorſich⸗ tigkeit bey den harten Hoͤlzern, als Eichen, Bu: chen, Ahorn, Ruͤſtern, Aeſchen, und dergleichen beobachtet werden: weil dieſe von Natur haͤrtere Holzfiebern, und engere Saugroͤhren haben, als ſchwammigtes und leichtes Holz; folglich bey der Verſetzung, in Ermangelung hinlaͤnglichen Nah⸗ rungsſafts, aͤltere Staͤmmgen gleich vom Anfang von der Luft und Sonne noch mehr zuſammen ſchrumpfen, und dabey ſehr langſam, und ſchwach wachſen. Ich hatte dahero ebenfalls gleich bey der ſchoͤnen Anpflanzung, in obgedachten Heſſen— Walde, uͤber die Groͤſſe und Staͤrke der jungen Buchen, meine beſondere Betrachtungen, da fie F 4 ſchon ſchon Daumens dicke und drüber waren. Sie trauerten aber auch noch damalen, und hatten kei⸗ nen Trieb. Meine Vermuthung war gleich Bier: bey dieſe, man habe ohnfehlbar die Buchen wegen des Wildfraſſes groß geſetzt, damit die Spitzen und Kronen nicht abgefreſſen werden ſollten. Es kan ſeyn, daß dieſe meine Vermuthung nicht die einzis ge Urſache geweſen iſt; ſondern man ſtehet auch in der Meynung: wenn man ziemlich groſſe Baͤume ſetzte, ſo habe man in der Zukunft ſchon viel ge⸗ wonnen. Es iſt überhaupt bey denen Forſtleuten ein groß fer Fehler, daß ihnen ihre Wiſſenſchaft nur praktiſch, ohne alle Erkaͤnutniß aus der Naturlehre, gelehret wird. Dahero denken die guten Leute ohne Unter— ſchied: Baumpflanzen ſey Baumpflanzen. Man macht nemlich Löcher, ſetzt den Baum hinein, tritt zum Schaden des Wachs thums, ſogar die Er⸗ de an die Wurzeln an, und nun hat ihn die Mut— ter der Natur in ihrem Schooß. Uebrigens gehet man davon, und denkt: Wi ;obolz, waͤchſt wild. Wenn aber die angepflanzten Baͤume nicht fort⸗ wachſen, ſo iſt dann dieſe und jene Urſach ſchuld daran; obgleich der Fehler in ihrer ſchlechten Bez handlung allein lieget. Auf dieſe Weiſe, wird fos wohl der Landesherr, als auch jeder Eigenthuͤmer i ver⸗ — — 89 verdruͤßlich, und man laͤßt alsdann die guten Anz ſtalten gar liegen, ja es wird am Ende das Reful: tat gemacht: Der Boden traͤgt kein Holz. Ein bejammernswürdiger Umſtand vor einen Staat. Solche Forſtbediente nehmen recht ihren Lohn mit Suͤnden, und ſchaden oben drauf ihren Herrſchaften, und dem ganzen Publikum, auf eine unverantwort⸗ liche Art. Zum Verſetzen find alſo ganz junge aus Saa— men gezogene, nicht gar dicke und nicht hohe Baͤumgen von etlichen Jahren, die nur wie Ru: then aufgeſchoſſen ſind, die Beſten. Weiches und ſchwammigtes Holz, als Raftanien, Boßkaſta⸗ nien, Pappeln, Weyden, Alpen u. d. gl. laſſen ſich in ſtaͤrkeren Staͤmmen leichter verpflanzen. Sie haben freylich ein weit poroͤſeres Holz, welches leichter, geſchwinder und haͤufiger, ſeinen waͤſſerigen Nahrungsſaft an ſich ziehet, als dichtes und feſtes Holz. Man ſiehet es ja am deutlichſten an den Wendenſtangen, auch Pappeln und mehrern der⸗ gleichen, die ſchon dick und groß ohne Wurzel ge— pflanzt, doch fortwachſen: Man mache aber auch mit harten Holz dieſe Proben: ob nur ein einziger Setzling fortkommen wird. Bey Verpflanzung der jungen Baͤumgen, ſoll man wohl acht haben, auf den Ort und F 7 Erd⸗ 66 een anne Erdboden woraus fie genommen, und worein fie wieder geſetzet werden. Sit die Natur der⸗ felben ſehr unterſchieden, oder ein und anderer Bor den iſt der Natur der Baͤume gar zuwider; ſo wird niemand etwas Gutes ſich davon verſprechen koͤn⸗ nen: ſondern es find Koften und Arbeit verlohren. Denn wenn der Boden, woraus die Baͤumgen ſind genommen worden, beſſer iſt, als wo man ſie hin— pflanzen will, werden ſie niemalen fortkommen. Es iſt allezeit zutraͤglicher aus ſchlechten Boden die Baͤumgen in beſſern geſetzt, als umgekehrt zu vers fahren. In ſandigten Boden, muͤſſen fie etwas tiefer, als ſonſt geſchehen wuͤrde, geſetzt werden: damit die Wurzeln nicht ſo leicht die Feuchtigkeiten verlieren, und von der Sonnenhitze verbrennen, wodurch fie hernach verſchmachten muͤſſen. Wann der leimig⸗ te oder lettigte Boden, wo es moͤglich iſt, mit Sand oder Mergel in den Löchern vermiſchet wer— den kan, wachſen die Baͤumgen auch beſſer. Ich kan nicht unterlaſſen, noch einige praktiſche Anmerkungen hier zu machen, daß die Baͤumgen deſto leichter bekleiben. 1.) Dörfen fie nicht eher aus der Erde gehoben werden, bis man ſie gleich verſetzen will; ſo bald ſie — 91 ſie etwan wohin z. E. in Keller, oder auch andere kuͤhle Orte geleget, oder wohl gar in freyer Luft ger tragen, und gefahren werden; fo dorren bald die zarten Wuͤrzelgen aus, und dann koͤnnen ſie die Feuchtigkeiten nicht ſo anziehen, und gleich darauf fangen die Staͤmmgen an zu trauren, verderben auch wohl gar. Es muͤſſen dahero die Wurzeln mit naſſen Moos oder Raſen, auch naſſen Tuͤchern und Saͤcken umwickelt werden, damit ſie feuchte bleiben. 2.) Beym Ausheben der jungen Setzlinge iſt eben fo groſſe Behutſamkeit noͤthig, damit die zarten Wuͤrzelgen nicht abreiſen, und in der Erde ſtecken bleiben. Man darf fie alfo nicht ausraufen, ſon— dern mit dem Grabſcheit oder Spatel umſtechen, und ſammt der Erde ausheben; ſo bleiben die Wuͤr— zelgen daran mit ſammt der Erde. 3.) Doͤrfen die Löcher nicht zu flach auch nicht zu tief gemacht werden. Einen halben bis drey viertel Fuß tief find fie am beſten. Es koͤnnen nach ſolcher Proportion die fruchtbaren naͤhrenden Re— gen und Feuchtigkeiten, leichter zu denen Wurzeln kommen, und ſie bekommen dabey doch einen feſten Stand. Zu tiefe Loͤcher machen elende und mo— ſigte Bäume, weil fie die naͤhrenden Feuchtigkeiten nicht — EI ET 92 1 nicht ſo leicht erreichen koͤnnen, und ihre Wurzeln die Nahrung aus einem magern Grund ſuchen muͤſ— ſen. Die auf die Wurzeln in die Loͤcher geſcharrte Erde, erhoͤhe man um den Stamm herum ja nicht, vielmehr mache man fie ohne antreten, der Oberflaͤ⸗ che ganz gleich; wenn fie ſich auch etwas ſetzt; fo kau in die Tiefe der zuſammen gefallenen Erde, das Regen⸗ und Schnee Waſſer, fich beſſer ſammlen und eindringen; oder man mache um jedes Baͤum⸗ gen von Erde lieber einen Kranz, damit das Regen⸗ und Schneewaſſer nicht ablaufen kan. a 4.) Sollen auch die friſchen Setzlinge beym Pflan⸗ zen nicht beſchnitten werden. Wenn ſie in ein paar Jahren beklieben ſind, und mehr Saft zum wach— ſen bekommen haben; ſodann iſt es nicht mehr ſchaͤd⸗ lich, und die Eindorrung in dem Stamm hat he mehr ſtatt. Sechſter Abſchnitt. Von den mancherley Holzſaamen und deren Ausſaat: ingleichen, wie und auf was Art zu Anbauung der Waͤlder man hinlaͤngliche Sttaͤmmgen erhalten ſoll? Dee iſt wohl eine mit von den Hauptfragen, 0 beantwortet werden muß. Die Waͤlder muͤſ⸗ ———— \ | * muͤſſen entweder durch Ausſaat, oder Anpflanzung junger Baͤumgen, angeleget werden. Wenn man in beyden Faͤllen etwas Gutes ſchaffen will; ſo kommt alles auf einen guten reifen, und geſunden Saamen an, theils gleich auf der Stelle durch die Aus ſaat den Holzanpflug zu machen, oder aus Saa— men junge Baͤumgen zur Verpflanzung zu ziehen. Den Anfang darzu will ich mit dem Laubholz machen, und darnach auch von den Nadelhoͤlzern ſprechen. Zu den Laubholzwaldungen werden allerley Gattungen von Hoͤlzern genommen, ſowohl harte, als weiche, nachdem der Grund und Boden eine Gattung beſſer vor der andern tragen kan. Unter die harten Waldhoͤlzer rechne ich beſonders Eichen, Buchen, Ahorn, Eſchen, Ulmen, Ipern auch die ſogenannten Buͤſter. So bald ein Wald geſund und friſch anfliegen ſoll; ſo muß derſelbe mit recht geſunden reifen Saamen, wie ich oben bereits gedacht habe, befäer werden. Wie nun alle Fruͤchte zu gewiſſen Jah⸗ reszeiten ihre Reife erlangen; ſo verhaͤlt es ſich eben auch mit den Holzſaamen. Man kan in allen Him: melsſtrichen die Zeit der Reife nicht überein beſtim— men: weil in warmen Laͤndern alle Fruͤchte eher rei⸗ fen, als in kaͤltern. Dahero muß man auch nach jedes 94 BETEN: jedes Landes Klima, auf die Reife des Holzſaamens genau acht haben, damit geſundes Holz gebauet wird. Denn halbreiſer Saamen, wenn er auch aufgehet, giebt nur ein ſchwaches, und halb geſun⸗ des Holz. Gleich nach der Ausſaat bey dem erſten Wachs thum, nimmt man gar deutlich und augenſcheinlich wahr, welches Holz von rechten reifen oder minder reifen Saamen aufgegangen iſt. Denn obgleich die Baͤumgen neben einander ſtehen, und von ei⸗ nerley Boden ihren Nahrungsſaft erhalten haben; ſo iſt doch dasjenige von recht reifen Saamen, viel friſcher, groͤſſer und ſtaͤmmigter, als das von min⸗ der reifen Saamen. Aus allen dieſen ſehen wir deutlich genug, daß der geſchwinde Anbau, gleich vom Anfang rechten guten reifen Saa⸗ men, zu ſeiner Grundlage haben will. Zu Eichenbaͤumen, find diejenigen Saamen⸗ Eicheln die beſten und reifſten, ſo im Herbſt von ſich ſelbſt ausfallen. Zu aller Sicherheit will ich doch noch dieſes anmerken, daß denen armen Leuten und Kindern, die ſolche aufleſen, nicht allezeit ſicher zu trauen iſt, ob fie recht reife und geſunde geſamm⸗ let haben. Dieſe Art Leute wollen in kurzer Zeit gern viel Geld verdienen, deswegen ſchlagen und wer⸗ werfen fie mit Brügeln von denen Eichen mehrere ab, die aber nur halb reif find, Zur Sicherheit lauter geſunde und recht reife Eicheln zu bekommen, wirft man alſo dieſelben in ein Gefaͤß mit Waſſer, und nimmt diejenigen zur Ausſaat heraus, ſo mehr, als die andern einſinken. Dieſe Saamen-⸗Eicheln, laͤſſet man entweder ganz dünne auf einen Boden geſchuͤttet, wieder abtrock⸗ nen, oder man legt fie gleich im Herbſte wieder in einen dazu zubereiteten Erdboden. Will man ſie aber im Fruͤhjahr legen; ſo verwahret man ſie bis dahin an einem trocknen Orte. Ich muß geſtehen, daß ich aus verſchiedenen Urſachen bey den Eichen mehr vor das Frühjahr, als vor den Herbſt zu die— ſem Geſchaͤfte geneigt bin: weil bey den letzten auf Klima und Winterwitterung vieles ankommt. Denn iſt der Herbſt ohngefehr anhaltend warm, und der Winter dabey gelinde; ſo keimen die Ei⸗ cheln zu fruͤhzeitig, und im Fruͤhjahr erfrieren fie von ſpat kommenden Fruͤhlingsfroͤſten, dann iſt alle Arbeit und Koſten vergebens; ja was noch das ſchlimmſte iſt, man wird um ein ganzes Jahr zu⸗ ruͤckgeworfen, und der Acker muß den Sommer und Herbſt durch aufs neue geackert werden. Ich habe die Erfahrung mit dergleichen, auch mit an⸗ dern Steinſaamen gehabt, wo auch ein gelinder Herbſt 96 — mg Herbſt und Winter, ſolche frühzeitig zum Keimen brachte, welche hernach im Fruͤhjahr erfroren, und den Sommer darauf auch nicht ein einziger gefoms men wat. Was ich aber im Merz geſaͤet hatte, da⸗ von blieb keines aus, ſondern wuchſen vortreflich den Sommer durch fort. Anfaͤnglich konnte ich dieſes gar nicht begreifen, bis ich durch mancherley daruͤber angeſtellte Verſuche, und Betrachtungen, eines zu fruͤhzeitigen gekeimten Saamens verfiel. Es iſt alſo beſſer, wann die Eicheln zu Ende des Hornungs, oder Anfang des Maͤrzes geleget wer: den. Es giebt hingegen andere Saamen, die wohl anderthalb Jahr in der Erde liegen muͤſſen, ehe ſie keimen und aufgehen: wie z. E. die Kornelius⸗ Kirſchkern, Eſchenſaamen, und andere mehr: dieſe koͤnnen immer gleich im Herbſt geſaͤet werden, uud gehen doch erſt im zweyten Fruͤhjahr auf. Dieſe Art Saamen ſaͤe man gleich friſch, fo bald fie abge: fallen ſind, weil ihre Schalen und Kern noch ſaſtig, und weich ſind, und dahero leichter keimen. Wenn die Eicheln im Fruͤhjahr gelegt werden ſollen, muͤſſen ſie im Herbſt auf einen Haußboden oder Kammer ganz duͤnne aufgeſchuͤttet, damit ſie nicht erwarmen und keimen, aber den Winter hin⸗ durch in einem trocknen Keller aufbewahret werden. Man wende ſie im Keller alle Woche etlichemal, und — — —— 97 und uͤberſchuͤtte fie ſchichtweiſe mit trocknem Waſſer⸗ ſand; ſo erhalten ſie ſich feuchte, und trocknen nicht aus. Wenn die Zeit gegen den Merz kommt, brin: ge man fie in die Erde. Man duͤnget und bear: beitet ehe ſie in die Erde geleget werden, das Jahr vorhero viermal, nemlich im Herbſt, Fruͤhjahr, Som— mer und dann wieder den letzten Herbſt, erſtlich den Grund und Boden, wie in folgenden gezeiget wer⸗ den ſoll; dann werden alle vier Fuß weit von ein— ander die Eicheln ein paar Zoll tief in darzu gemach: te, ohngefehr funfzig Fuß weit auseinander ſte— hende Furchen, oder darzu zwey bis drey Fuß breit in Quadrat gegrabene Loͤcher geleget, und zuge— ſcharrt oder geeget. Im Junius wird man ſchon ſeine Freude an denen aufgegangenen N ſehen koͤnnen. Will man aber lieber die Eicheln ausſaͤen; fo wird der Acker eben ſo, wie zu Fruchtausſaat auch geackert und zubereitet: ſodann die Eicheln ganz weitlaͤufig ausgeworfen, und die Furchen zugeeget. Man moͤchte mir zwar einwenden: was aber endlich aus einem ſo engen Eichenwalde werden ſollte, da die Eichen in der Folge der Zeit viel Platz haben wollten, und ſie wegen ihrer ausgebreiteten Aeſte, wenigſtens vierzig bis funfzig Fuß Entfernung uns ter einander haben müßten, damit fie Luft und Son⸗ ne 98 — — haͤtten. Bey dieſer Anmerkung bitte ich nur zu bedenken, daß da den Winter und Fruͤhſahr hin⸗ durch die enge ausgeſaͤeten oder gelegten Eicheln mancherley Gefahr ausgeſetzet ſind: indem ſie von Maͤuſen, Voͤgeln, groſſen und kleinen Wild ausge⸗ ſcharret und gefreſſen werden, ohne was durch an⸗ dere Ungluͤcksfaͤlle verdirbt und ausbleibet; ſo kom⸗ men doch bey einer engen Ausſaat die mehreſten. Und geſetzt es verungluͤckten keine davon; ſo iſt man im Stande, in den erſten drey oder vier Jahren die uͤberfluͤßigen zu enge ſtehenden auszuheben, und andere leere Plaͤtze der Waldungen zu rekrutiren. Denn wenn die Eichen gut fortkommen ſollen; fo muͤſſen ſie ſehr jung verſetzet werden. Es iſt frey⸗ lich wahr, bey den weitläufigen Stand der Eichen verlieret man an Grund und Boden ſehr viel. Vor allen andern Holzarten verlangen die Eichen, wenn etwas Gutes daraus werden ſoll, einen guten, fetten, ſchwarzen, oder leimigten, kalkartigen mit Sand und Kieß untermengten Boden. In ſolchen dringen die Wurzeln mehr ein, breiten ſich auch 5 leichter aus. Es gehen dieſe Wurzeln ſowol ſehr tief, als auch ſtark in der Oberflaͤche der Erde weg, wo fie ihre Hauptnahrung erhalten. Auf thonig⸗ ten Boden wachſen wohl auch die Eichen, aber ſehe langſam: weil die Wurzeln durch den zaͤhen Thon N nicht 99 nicht fo leicht durchſtechen koͤnnen, und dabey nicht ſattſame Nahrung erhalten. Auf ſandigten hinge— gen wachſen ſie doch beſſer, und geben ſchoͤn Bauholz. So bald ein Stuͤck Eichenwald geſchwinde und vortheilbaft wachſen ſoll, rathe ich jedermann mit gutem Grund an, das Land ein Jahr vorhero im Herbſt zu duͤngen, und den Dinger einzuackern, auch dieſes im Fruͤhjahr, Sommer und darauf fol⸗ genden Herbſt zu wiederholen, damit der Miſt ver— faulet, auch mit der Erde ſich recht vermenget, und ſolche locker macht. Auf ſolche Weiſe, wird noch durch die fruchtbaren Regen, Luft und Sonne, das Land nahrhaft, daß die jungen Eichen gewiß in den erſten Jahren vortreflich und geſchwinde in die Hoͤ— he wachſen; dahingegen andere die nicht auf ſolche Weiſe begattet worden ſind, niemalen nachkommen koͤnnen, auch ſtatt ſchoͤnen Bauholz elendes Krüppel Holz geben. Ein in den erſten Jahren, friſch und geſund aufgewachſener junger Baum, be⸗ kommt eine ſo geſunde Grundlage, die ihm bis ins Alter das beſte Wachsthum erhaͤlt. Vie⸗ len Leuten moͤchte zwar dieſe Zubereitung vor Wild— holz ſehr koſtbar ſcheinen: Ich ſage aber es ge— ſchicht dieſes nur ein vor allemal, und ein jeder Ei—⸗ genthuͤmer gewinnt dabey durch fruͤhzeitiges Nutz— holz mehr, als wenn er elendes langſam wachſendes G 2 Holz, 100 Holz, auf viele Jahre länger abwarten muß. Will man denen jungen Eichen noch eine beſondere Guͤte erzeigen; fo behacke man fie mit Kaͤrſten oder Spitz⸗ hacken noch einige Jahre hinter einander, damit das Graß und Unkraut nicht uͤberhand nimmt, und ih⸗ nen die Kraͤfte aus dem Acker entziehet. Wo die Baͤume in Reihen oder Furchen ordentlich angelegt ſind, laͤßt ſich darzwiſchen die Erde mit dem Pflug noch leichter, und mit wenigern Koſten umreiſen: nur muß man den Baͤumen mit dem Pflug nicht ſo nahe kommen, und ſie an ihren Wurzeln oder Schaͤften beſchaͤdigen. Ein groſſer Vortheil vor das Wachsthum der jungen Eichen, wenn fie größ ſer werden, waͤre auch noch, alle Fruͤhjahr einmal mit Haartuͤchern den Mooß abzureiben. Es be⸗ kommt die Rinde mehr Luft dadurch, und die Saft⸗ roͤhren werden an denen Staͤmmen eroͤfnet, daß die nahrhaften Feuchtigkeiten der Luft, und die Regen in die Schale eindringen koͤnnen. Es thut dieſes mehr, als man ſich vorſtellet. Denn kein Baum bekommt mehr und geſchwinder Mooß, als der Eis chenbaum, welches aber den Nahrungsſaft aus def fen Rinde zehret, und das Fruchtbare von Regen und Luft abhaͤlt. Da die Eichenbaͤume weitlaͤuftig ſtehen muͤſſen; ſo gehen nothwendig derſelben weni— ger auf eine Stuͤck Land, als andere Arten Baͤume, f die —— 101 die wegen ihren nicht ſo ausgebreiteten Aeſte, di⸗ cker ſtehen koͤnnen. Dieſer weitlaͤufige Eichenſtand, laͤßt aber auch zu, ehe fie ſehr groß werden, den gemachten Auf wand, der Duͤngung und Bearbeitung auf andere Art zu benutzen. Es laſſen ſich Winter und Som— merfruͤchte auf ſechs und mehrere Jahre darauf zeu— gen. Dadurch wird das Land oͤfters geackert, und geluͤftet, die Baͤume erhalten mehr Nahrung, und ein weit geſchwinders Wachsthum. Will man die⸗ ſes geſchwinde Wachsthum vermehren; fo duͤnge man noch einmal recht den Acker. Dieſer Vortheil muß aber nur auf ſolchen Anpflanzungen angebracht werden, wo die Anlage der Eichen durch die ge— machten Furchen oder Loͤcher in Reihen ſtehen; wo ſie hingegen ausgeſaͤet worden ſind, da wird durch das Hacken der Acker bearbeitet, und die Fruͤchte darauf gezogen. Wenn die Eichen beginnen groß zu werden, dann koͤnnen die leeren Plaͤtze zwiſchen ihnen ſtatt Feld⸗ frucht mit unter Holz auch benutzet werden: wor: zu ſich am beſten Birken und Wenden ſchicken. Dieſe benehmen denen Eichen keine Nahrung, wie Eſchen und andere zehrende Hoͤlzer. Wenn aber das Unterholz die Eichen uͤberwachſen will, muß es G 3 fruͤ⸗ 102 —— fruͤher, bis erſt die Eichen groß geworden find, abs getrieben werden; ſonſt hindert es das Wachsthum der Hauptbaͤume. Wenn auf ſolche Art die Eichenbaͤume behandelt worden ſind, kan man in dreyßig Jahren Baͤume erhalten, deren Durchſchnitt ein Fuß groß iſt, alſo anderthalb Ellen im Umkreiß. Ich habe dieſe Er⸗ fahrung bey einem Englaͤnder geleſen, und es kam mir anfänglich bedenklich vor, wenn mir nicht dies ſe Erfahrung in des Herrn Kalms Reiſe durch England auch beſtaͤtigt worden waͤre: Er ſagt: zu Hertfordſchire babe er an dem Strunke einer gefaͤllten Eiche vierzig ſehr dicke Ringe geſehen, und dies war folglich auch die Zahl der Jahre, welche der Baum erreicht hatte. Sein Durch— meſſer war auf dieſer Fläche drittehalb Schuh na⸗ he, ſo iſt der Umfang alſo ſieben und ein halber Schuh geweſen. Die Teutſchen werden dieſes ger wiß nicht glauben, weil unſere Eichen in der Zeit dieſe Staͤrke nicht erhalten. Ich gebe es meinen Landsleuten auch gerne zu, weil fie ohnfehlbar glau— ben, die Engländer behandeln ihr Holz auch fo, wie wir. Eben der Englaͤnder ihre Art die Eichen zu behandeln und zu pflanzen, iſt diejenige, die ich hier angefuͤhret habe. Unſere Landsleute verſtehen es nicht, wollen auch ohne Muͤhe, und aus nichts f 5 viel — — viel haben; dahero gelingt es ihnen auch ſelten. Wo koͤnnen auf einem bungrigen Boden, der gar nicht bearbeitet wird, geſchwind Baͤume wachſen. Sie erhalten kaum das Leben, und brauchen noch einmal ſo viel Jahre, ehe ſie dahin kommen. Aus eigner Erfahrung kan ich mit Wahrheit ſagen, daß ich auf verſchiednen Grundſtuͤcken, deren Fettigkeit nicht uͤberein iſt, Obſtbaͤume geſetzt habe. Wo ein fleißiger guter Pachter war, der den Acker wohl duͤngte und begattete, wuchſen meine geſetzten Baͤu— me weit geſchwinder, als wo der Acker ſchlecht ger halten wurde. Ich habe Baͤumgen, von einem halben, auch drey viertel Zoll in Durchmeſſer gez ſetzt, und auf den gut gehaltenen Acker in ſechs Jah⸗ ren ſchon die tragbareſten Baͤume mit den ſchoͤnſten Kronen deren Stämme vier bis fünf und meh: rere Zolle in Durchmeſſer find, erhalten. Auf eis nem andern Grundſtuͤcke von nemlichen guten Bo⸗ den und kaum hundert Schritte von erſtern, aber nicht ſo gut gehalten, wo in dem nemlichen Jahr, eben ſolche geſetzt wurden, ſind ſie wegen Mangel der Nahrung weit geringer: Sollte man wohl aus denen angefuͤhrten Erfahrungen noch zweifeln, daß zu geſchwinden Wachsthum der Bäume, die Pfle⸗ ge und Wartung gehoͤrte? Und daß durch ſolche, die Arbeit und Koſten nicht reichlich bezahlet wuͤr⸗ den? Aller Aufwand und Koften beym Holzanbau GG ge⸗ — 104 — geſchicht ja ohnedem nur im Anfang einmal vor al: lemal, und ich bekomme dadurch zehn und mehrere Jahre fruͤher ſchoͤn und ſtark gewachſenes Holz. Der Buchenſaamen iſt dreyeckigt, und hat viel mit denen Eicheln gemein: nur daß er zaͤrter in ſei— ner Schale und Kern iſt, als die Eicheln. Man ſiehet es dieſen gleich an, wann ſie nicht ſo ſehr zu⸗ ſammen geſchrumpfet find, was rechter reifer Saa— men iſt. Die geſunden Buchaͤckern ſind vollſtuͤtzi⸗ ger, glatter, glaͤnzender, auch ſchwerer und nicht runzlicht. Wenn fie geſchwenket und geſchuͤttelt werden, ſetzen ſich die ſchweren zu Boden, die leichs ten aber liegen oben: welche dann von den unterſten abgeſondert werden muͤſſen. Wenn die Buchaͤckern gewurft werden, ſpringen die reifſten immer am weis teften, welche man hernach von denen halbreifen wegnimmt. Dieſer Saame wird in Teutſchland zur Herbſtzeit reif, und die ausgefallnen unter der nen Bäumen geſammlet. Obgleich die nicht gar zu reifen Buchaͤckern auch aufgehen; ſo geben ſie doch nicht ſo ſchoͤn geſundes und geſchwindes Holz, als recht reife. Auf gefuns des und geſchwindes Wachsthum, kommt aber dech viel gleich von Anfang und Fortgang an. Ihre u 105 Ihre Ausſaat geſchicht auf nemliche Weiſe, wie bey den Eichen. Sie werden ebenfalls ſo in Kel— lern aufbehalten und behandelt, bis zur Ausſaat. Man hat Erfahrungen gemacht, und gefunden, daß die Buchaͤckern eher, als die Eicheln im Herbſt ob: ne Schaden geleget oder geſaͤet werden koͤnnen. Sie koͤnnen mehr Kälte vertragen. Will man die: ſe Saamen enger, als oben geſagt worden, ausſaͤen; ſo kan man die uͤberfluͤßigen Staͤmmgen hernach ausheben, und verſetzen, damit ihr Stand nicht zu dichte wird. Zur Ausſaat kan auf einen Morgen Land, vier auch ſechs Metzen unferes hieſigen Gemaͤſes, aus: geworfen werden. Wo die Aecker oder Morgen groͤſſer oder kleiner in Maaß ſind, nimmt man auch mehr oder weniger Saamen. Wenn nur die Ae— ckern vier auch fuͤnf Schuh aus einander liegen, und nicht zu enge fallen: wie bereits bey den Eicheln gedacht worden iſt, ſo iſt es genug. Stehen ſie nach dem Aufgehen zu dicke, werden die überflußi⸗ gen verpflanzet. Zu der Verpflanzung bey Eichen und Buchen, ſchickt ſich der Weinmonat am beſten und bequem— ſten, beſonders wenn vorhero ein Regen eingefallen iſt. Die Loͤcher darzu ſoll man im Fruͤhjahr fertig | G 5 hal: 1 ro Erw halten: damit fie im Sommer die fruchtbaren Re⸗ gen erhalten, alsdann find fie auch geſchwinder ges ſetzt, und die zarten Wuͤrzelgen dorren nicht aus. Wenn die Setzlinge ohngefehr zwey Schuh hoch find, halte ich fie vor die beſten, dann von der Groͤſ⸗ ſe haben ſie die beſten Wurzeln. Das Jahr vor⸗ hero ehe die jungen Eichen und Buchen zu Baͤu⸗ men verſetzt werden ſollen, beſchneide man die un⸗ noͤthigen Aeſtgen gleich auf dem Platz wo fie ftes hen, aber nicht die Krone, auch nicht zu nahe an den Staͤmmgen; ſo verwachſen erſtlich die Wun— den, und der Setzling bekommt einen feinen Schaft. Das Erdreich muß eben ſo, wie bey den Eichen zubereitet und gedünser werden, und ſobald die er Fern geſaͤet find, egge man fie nach der Laͤnge, und dann auch quer uͤber ein; oder wenn ſie in Furchen geſaͤet worden, fo macht man dieſelben näher an ein⸗ ander, als bey den Eichen, daß ſie ohngefehr zehn bis zwanzig Fuß weit aus einander ſtehen. Denn die Aeſte der Buchen breiten ſich nicht ſo weit aus, als der Eichen ihre. Uebrigens verlangen die Bu⸗ chen doch kein ſo gutes Erdreich, als die Eichen. Auf und an Bergen wachſen fie recht gut, und wann ihnen nur von Anfang durch das Düngen, und leckeres Erdreich, ein gutes Wachsthum gege⸗ ben wird, dann darf man vor ihr weiteres Fort⸗ kommen nicht ſorgen. Ehe — 197 Ehe die Buchen in die Höhe kommen, und das Land mit ihren Aeſten decken, kan ſolches entweder mit Fruͤchten oder Futtergraß noch benutzet werden. Nach Verflieſſung acht bis zehen Jahr, dienet Un⸗ terholz, wie bey den Eichen, auf die Plätze zu pflanzen. Die Verſetzung der uͤberfluͤßigen Buchen, laͤßt ſich eben ſo in Reihen machen, wie bey den Eichen. Dieſe angelegten Wälder zu bewahren find Ber: zaͤunungen hoͤchſt noͤthig, theils vor das Vieh, theils auch vor das Wild. Wenn die Viehheerden, und beſonders die Ziegen im Fruͤhjahr, Sommer und Herbſt, und die Haaſen im Winter zu beſor— gen ſind; ſo koͤnnen die jungen Eichen und Buchen, nur mit Stroh oder Dornen eingebunden werden. Doch die Ziegen kehren ſich an dergleichen gar nicht. Dieſe halte ich nebſt dem Schaafvieh vor das ſchaͤdlichſte Vieh vor die Baͤume. Wann junge Buchen hillaͤnglich vorraͤthig zu haben ſind, mache man das Jahr, ehe ausgeſaͤet wird, um das Stuͤck Land tiefe Furchen, und ſetze die Buchen ganz enge hinein, oben darüber lege man Pferde⸗Miſt, und verbinde ſie mit Stangen die Quere, unten her aber mit eingeſetzten Dornen; ſo wird in etlichen Jahren die ſchoͤnſte Hecke, die das 108 rer N das Stuͤcke vertheidiget, daraus erwachſen. Die⸗ ſen jungen Heckbuchen aber doͤrfen die unterſten Nebenzweige nicht abgenommen werden. Tine dergleichen Umzaͤunung iſt leicht zu erhalten, wann erſtlich nur ein Stuͤck ausgeſaͤeter Buchen zu dick ſtehen, und zum Verſetzen taualich find; ſodann koͤnnen die überflüßigen, ſtatt anderer Verſetzung zu weiter anzupflanzenden Grundſtuͤcken etliche Jahre vorhero genommen, und ſolche damit verzaͤunet wer⸗ den. Auf die Weiſe laͤßt ſich immer ein Stuͤck um das andere verwahren. Freylich muß man in Er⸗ mangelung derſelben zu Anfang der Anpflanzung die Zäune durch Pfaͤhle und Stangen machen. Auf kalkartigen Boden, wo ſonſt andere Baͤume nicht gut fortkommen, thun die Buchen Zäune ims mer am beſten. Denn auf ſolchen wachſen ſie vor andern Holz am geſchwindeſten. Wo aber der Boden feuchte iſt, thun die Weydenſtangen und kleinen Stoͤpflinge geſchwindere Dienſte: indem ſie ſich gut einflechlen laſen. Am Ende wenn man dieſe Zäune nicht mehr noͤthig hat, geben fie auch viel Holz, und will man fie in die Höhe wachſen laſſen, bekommt man auch ſchöne Bäume. Viel kleiner iſt der Ahornſaamen. Er ſteckt in einer platten Kapſel, und wird ſo haͤufig an den Baͤumen, daß man ſolchen in groſſer Menge haben ih 9 109 fan. Das Saamenkorn iſt platt, und wird im Herbſt reif. Zu dem Ahorn ſchickt ſich ein leimigtes, Fiefigs tes, kalkartiges, trocknes Erdreich, ob er gleich auf feuchten auch fortkommt. Er liebet mehr Thals Land, als Berge, und waͤchſt im erſtern auch ge— ſchwinder. Doch hat er bey weiten kein fo ger ſchwindes Wachsthum, als die erſten. Inzwiſchen ziehen ſie viel Nahrung an ſich, und ſind eben ſo wie die Eſchen nicht die beſten Nachbarn vor die andern Bäume, Der Eſchenſaame hat länglichte Huͤlſen, in wel⸗ chen der Saame lieget. Sie haben beynahe die Geſtalt der Gurkenkern. Man kan ſolchen haͤufig im Herbſt, Winter, und Fruͤhjahr bekommen, nach— dem ein Land ein waͤrmeres oder kaͤlteres Klima hat. Derjenige Saame, ſo in einem gemaͤſigten Klima ausfaͤllt, iſt wohl immer der beſte. Wenn man ihn ſammlen will; ſo darf man bey Ausgang des Herbſtes, oder Fruͤhjahrs, nur Zweige von Eſchen abhauen, und an trockne Orte, auf Tuͤcher oder Boͤden legen, daß ſie austrocknen und der Saa⸗ me davon ausfällt. Das Holz iſt ein feſtes vor: trefliches Holz, ſowohl zum Brennen, als Bauen, und anderer vielfältiger Benutzung. So 110 / 5 So geſchwind und nuͤtzlich die Eſchen wachſen; ſo wenig ſind ſie an allen Orten anzubauen rath⸗ ſam. Ihre Wurzeln laufen in der Erde erſtau⸗ nend weit fort, und ſaugen das Land aus. Nie⸗ mand der es verſtehet, dultet ſie dahero gern in Gaͤrten, oder an Aeckern und Wieſen, weil ſie alle Kräfte des Erdbodens andern Gewaͤchſen benech: _ men. Wer ihre Natur und Eigenſchaften kennet, wird gleich auſſer den Waldungen auf ihre Aus: rottung denken. Ich bin nicht einmal vor die Eſchen in Waldungen geneigt, wo Eichen und an⸗ der gutes hartes Holz ſtehet, das ſtarke Nahrung braucht: indem ſie ſolchen alle Nahrung benehmen, und dadurch in ihren frifchen Wachsthum hindern. Man ſaͤe oder pflanze fie lieber allein auf einen ih⸗ nen angewieſenen Fleck an. In den Waldungen haben fie an Hirſchen und Rehen Hauptfeinde. Sie freffen das junge Holz begierig weg, und die alten Baͤume ſchelen ſie, ſo weit ſie langen koͤnnen. Sogar die Maͤuſe ſelbſt ſchelen ſie, wann Schnee einfaͤllt, ſo weit ſie reichen koͤnnen. Da nach der Ausſaat des Saamens ſolcher bis uͤber das Jahr ruhig im Boden lieget, fo kan man mit demſelben zugleich Gerſte ausſaͤen, und ſolche noch das nemlis che Jahr einernden: in dem darauf folgenden Früh: jahr kommen erſtlich die jungen Eſchen. Hierbey aber muß man den Winter hindurch den Saamen in * in naſſen Sand erhalten, daferne man ihm nicht im Herbſt ausſaͤen will, daß er nicht zu ſehr eindors ret und einſchrumpfet. Da die Eſchen ganz dichte an einander ſtehen koͤnnen; ſo geben ſie in kurzer Zeit viel Holz. Sie laſſen ſich auch leicht verpflan⸗ zen, welches am beſten in Herbſtmonaten geſchicht. Wenn das Erdreich nur halbweg gut iſt; ſo kan aus dem dichten Stand der Eſchen, in zwanzig Jah— ren ſeht viel Holz gefaͤllet werden. Hierbey muß man wohl merken, daß ja nicht im Fruͤhjahr die Faͤllung; ſondern im Herbſt und Winter vorge: nommen wird. Ich habe den Schaden bey meinen eigenen Eſchen erlebt, die ich einſtmalen im Fruͤh—⸗ jahr zu einem gewiſſen nothwendigen Gebrauch ei: nes Dammes faͤllen ließ. Die Staͤmme wurden duͤrre, und ſchlugen nicht wieder aus. Denn im Fruͤhjahr iſt der Saft ſchon in Bewegung. Die⸗ ſen Umſtand findet man mehr bey der Eſche, als allen andern Baͤumen. Denn ſie hat die dickſten Holzadern unter allen Baͤumen. Doch iſt mir das nemliche auch bey Erlen begegnet. Ueberhaupt iſt die Faͤllung der Baͤume im Herbſt und Anfang des Winters die beſte. Wer gar im Sommer faͤllen will, der verliert völlig alles Holz. Denn die Stoͤ— cke gehen völlig aus, und es muß ohnumgaͤnglich eine friſche Anpflanzung angeſtellet werden. In 112 In Laͤndern wo der Holzmangel ohndem iſt, und mau keine Stangen zum Hopfenbau haben kan; find die Eſchen gar vortreflich darzın Man kan alle acht bis zehn Jahr dergleichen häufig darzu hauen. Der Ulm oder Ypern auch ſogenannte Nuͤſter⸗ Saame, iſt ebenfalls in einem Haͤutgen oder Taͤſchgen eingewickelt. Seine Figur iſt platt und oval. Er waͤchſt in groſſer Menge auf den Bär: men, und wird auch früher reif, als anderer Saa⸗ me: weshalber man ſolchen ſchon hier zu Lande zu Ende des Mayes, und Anfang des Junii zu ſamm⸗ len genau acht haben muß. Auf ſtehenden Waſ— ſern, wenn Ulmen an ſolchen ſind, laͤßt er ſich am beſten ſammlen, denn er ſchwimmt wie Meerlinſen darauf. Man hat bey dieſen Saamen die Beobachtung gemacht, daß nicht alle Huͤlſen auch Saamen in ſich haben; ſondern wohl die Helfte taub iſt. Es muͤſ— ſen dahero die tauben von den guten Saamen durch rumſchwenken, und eine leicht bewegende Luft abge⸗ ſondert werden: damit der gute Saame davon ge—⸗ reiniget wird; oder er muß ſehr haͤufig und dicke geſaͤet werden. Dieſer Saame gehet bald auf, und man hat angemerkt, daß ſolcher in vierzehn Tagen aufs — . 113 aufgegangen iſt. Er ift dahero am beſten im Fruͤh⸗ jahr, und beſonders zu Ende des Mayes, und An— fang des Junius, auszuſaͤen. Der Grund muß vorhero wohl und vielmalen das Jahr vorher, auch ehe man den Saamen ausſaͤet, gut geackert oder ges f hackt, und das Unkraut ausgeeget werden. Tief darf er nicht in die Erde kommen; ſondern nur ganz leichte und flach eingeeget oder geharket wer— den. Er gehet ſehr bald auf, und treibt im erſten Jahr vier bis fünf Zoll hohe Latten, auch noch druͤ⸗ ber; nachdem die Jahreszeit warme Regen giebt. Beſſer und geſchwinder gehet die Pflanzung mit Setzlingen bey dieſen Baͤumen vor ſich. Ich ha⸗ be von ſeltenen Fällen gehört, daß dieſe Baͤume durch Saamen waͤren gezogen worden. Unter gutes und ziemlich feſtes Holz, kan man doch auch noch die Birken rechnen. Ich will des⸗ halber auch hier gleich Gelegenheit nehmen, ihren Saamen zu beſchreiben. Dieſer Saame iſt ein ganz zartes und ſeines Koͤrnigen. Er ſteckt in laͤnglichten Kapſeln, die wie Zaͤpfgen ausſehen, ſo der gemeine Mann Kaͤtzgen nennet. Man ſiehet dergleichen manchmal noch an denen Birkenbeſen. Es giebt der Zaͤpfgen zweyerley Arten; einige ſind länger, und haͤngen unterwaͤrts; die andere Art; aber iſt kuͤrzer, und ſtehen ſteifer. Die erſtern ha⸗ 5 H ben 114 a ce ben keinen Saamen zum Ausſaͤen in ſich; ſondern führen nur den maͤnnlichen Staub, womit ſie den Saamen in den ſteifen Kaͤtzgen befruchten. Im Herbſt, nemlich im September und October, wird dieſer Saame abgenommen. Man darf ebenfalls auch nur Aeſte abhauen, und an reinlichen Orten den Saamen ausfallen laſſen. Ein ſolches Saas menkaͤtzgen hat wohl etliche hundert Saamenkoͤrn⸗ lein in ſich. Weil aber dieſer Saame ſehr leicht ausfaͤllt; fo muß man nach jedes andes Klima und Wachsthum der Baͤume, auch auf die Witterung genau acht haben, daß man ihm zu rechter Zeit, wenn er reif iſt, ſammiet. In manchen heiſſen Ges genden, ſoll er ſchon im Auguſt reif werden. Ein deutliches Kennzeichen der Reife, giebt die Farbe der Kaͤtzgen, welche fo bald fie anfangen gelb und roth zu werden, und dabey beginnen aufzuſpringen; ſo iſt der Saame reif, daß man ihn ausreiben kan. Gruͤne Kaͤtzgen haben keinen reifen Saamen. Obgleich die Ausſaat meiner Meynung nach al⸗ lezeit vorzuziehen iſt; ſo ſind doch einige, die durch Wurzeln und Ausſchoͤßlinge die Birken fortzu⸗ pflanzen anrathen, und aus der Erfahrung bewei— ſen, daß ſolche in kurzer Zeit zu Baͤumen auſn ach⸗ fen, wenn nur das Erdreich gut wäre. Ä Die er — —— — 115 Die groſſen ſogenannten Welſchen Nußbaͤu⸗ me, koͤnnen wir ebenfalls mit guten Fug und Recht noch mit zu feſten Holz rechnen, da es immer beſſer iſt, als die übrigen leichten Laubhoͤlzer, nemlich Lin: den, Weyden, Aſpen, und dergleichen mehr. Der Saame zu den Nußbaͤumen, ſind die jedermann be— kannten groſſen Nuͤſſe, welche man zur Ausſaat im ſpaͤten Herbſt, wenn ſie recht reif geworden, und vom Baum abfallen, ſammlen muß. Im Fruͤh⸗ jahr iſt die Zeit zum Legen oder Stecken am beſten. Nicht gar unter die leichten Hölzer, kan ich gleich⸗ falls noch mit rechnen, das Erlen Holz. Denn es iſt immer beſſer als finden, Wenden, Aſpen und dergleichen. Sein Saame ſteckt eben ſo, wie bey den Birken in ſolchen Kaͤtzgen: deren wir auch zweyerley Arten finden, nemlich laͤnglichte und Furz ze. Die erſten ſehen auch wie Haſelkaͤtzgen aus, und haben den männlichen Staub in ſich; dahin: gegen die Saamenkaͤtzgen wie kleine Tannenzaͤpfgen, geſtaltet ſind. Man ſammlet ihn auch im Herbſt, wie die andern; er faͤllt demohngeachtet auch im Winter, nach Beſchaffenheit der guten oder ſchlech⸗ ten Sommerwitterung aus. Denn ich habe zu: weilen auf dem Schnee ſehr viel Erlenſaamen wahrgenommen. Will man die Erlen nicht aus Saamen ziehen, und es giebt in einer gewiſſen Ge— le‘ H 2 gend 116 —_— gend dergleichen an Rändern der Waſſerbaͤche, wo die Erde von denen Wurzeln weggeſpuͤhlet wird, ſo ſchlagen alsdann die Wurzeln aus, und treiben Blaͤtter, welche hernach naͤher an den Staͤmmen bey der Erde abgehauen, und fortgepflanzet wer⸗ den koͤnnen. Einige behaupten auch mit aller Ge⸗ wißheit und aus Erfahrung, die Fortpflanzung durch junge abgeſchnittene Erlenruthen, welche in der Erde Wurzel ſchlagen, und fortwachſen ſollen. Ich habe damit keine Erfahrung gemacht; deshal— ber will ich es weder bejahen noch verneinen: die Probe iſt leicht zu machen. Indeſſen hat mein Be⸗ dienter, der ein Gaͤrtner iſt, mich verſichert, daß er ſolche Reiſer wie Weinfaͤchſer eingeſchlagen, und das Jahr darauf ſie mit ſchoͤnen Wurzeln verſetzen koͤnnen; das Erdreich aber worein fie geſchlagen werden, müfr ſe etwas feuchte ſeyn. 5 Unter die Laubhoͤlzer der Wälder gehören nun auch die Linden, deren Saame nach ſeiner Figur und aͤuſſerlichen Geſtalt, jedermann ohnedem be— kannt iſt. Er wird gegen den Herbſt geſammlet, und iſt häufig unter denen Bäumen zu finden. Eben ſo verhaͤlt ſichs mit denen Roßkaſtanienbaͤun⸗ men, von deren bekannten Saamen auch weiter nichts zu gedenken vor gut befinde. Dap⸗ s — 117 Pappeln und Weyden, hat man nicht noͤthig durch Saamen fortzupflanzen: weil dieſe durchge: bauene Stangen und Stöpflinge geſchwinder und leichter anwachſen. Obgleich dieſe Bäume ein leich— tes und weiches Holz haben; ſo ſind ſie dennoch in Betracht ihres geſchwinden Wuchſes, und der man— cherley oͤkonomiſchen Benutzungen, ſo eintraͤglich, daß man ſie vielen andern vorziehen ſollte. Da wir nun von denen mehreſten und nuͤtzlich⸗ fien Laubholzarten der Wälder, und ihren Saamen gehandelt haben; fo möchte nun wohl noͤthig ſeyn, auch von deren Ausſaat und Anpflanzung der Baͤum⸗ gen, unſere Erfahrungen und Beobachtungen, nach richtigen Gruͤnden der Naturlehre, etwas zu ſagen; vorhero aber finde ich noch nothwendig zu ſagen: wie das Erdreich beſonders darzu bereitet, die Ausſaat verrichtet, und gewartet werden muͤſſe. Wer da glaubet, man doͤrfe nur das Erdreich umreiſen, und darnach den Saamen wie es nur komme, hinein ſchmeiſſen; ſo muͤſſe auch gleich das Holz wachſen, und einen Wald geben, der betruͤget ſich gewaltig. Ich habe dergleichen Anlagen und Unternehmungen geſehen, wo man aus Unwiſſen— heit, auf dieſe nemliche Art verfuhr, und ſiehe es wurde auch nichts daraus. Der groͤſte Spaß hier⸗ | H 3 ben 118 2 bey war noch die Dummheit, daß die Leute ſo gar uͤber den widrigen Erfolg ungedultig und boͤſe wur⸗ den. Denn ſie glaubten: Wildholz muͤſſe wild wachſen. Wer freylich aus der Naturlehre, keine Kaͤnntniß von den Eigenſchaften der Pflanzen, und ihrem Wachsthum hat, der kan auch nicht anders urtheilen: weil er die üblen und guten Folgen nicht zum voraus einſiehet. Zur Ausſaat muß man alfo den Herbſt, Fruͤh⸗ ling und Sommer vorhero, das Land ordentlich be⸗ arbeiten, eben, wie wenn man gute Feldfruͤchte drauf machen wollte. Iſt das Land ſo beſchaffen, daß es mit dem Pflug kan umgeriſſen werden; ſo ihue man es das Jahr vorhero im Herbſt, damit den Winter durch das Unkraut und Erdreich ausfrieret; dadurch wird letzteres lockerer und milder, und im Fruͤhjahr auch den Sommer hindurch laͤßt es ſich deſto leich— ter fortruhren; erſteres aber wird in feinem Wachs: thum verderben, und ſterben, welches man hernach mit der Ege ausziehet. Geſchicht dieſes nicht, und der Holzſaame wird in einen ſolchen Unkraut⸗ acker geſaͤet; ‚fo erſtickt das Graß die aufgegange⸗ nen zarten Baͤumgen. Wann hingegen das Graf im Anfang getilget iſt; dann haben in andern und folgenden Jahren die Baͤumgen gewonnen. Den D | 119 Den Birken, Ahorn, Eſchen, Linden, Erlen u. d. d. gl. Saamen mehr, ſaͤet man im Herbſt. Dieſe gehen dann im Frühjahr auf; der Eſchen— g Saamen aber lieget akkurat anderthalb Jahr, ehe er aufgehet. Indeſſen kan ſich jeder Haußwirth darauf verlaſſen, daß alsdann die jungen Eſchen eben ſo geſchwinde und gut nachwachſen, und zu gleicher Zeit mit denen andern Baumſorten verſe— tzet werden konnen. Bey der Ausſaat will ich doch noch einiger noͤthigen praktiſchen Vortheile gedenken, welche dieſe Arbeit nuͤtzlich machen. Weil der Eſchenſaamen anderthalb Jahr ohne Wachs— thum in der Erde lieget; fo koͤnnen die Eigenthuͤmer vor die gemachte Braache und angewandte Arbeit das erſte Jahr doch Nutzen ziehen. Der Eſchen—⸗ ſaamen kan alſo mit Rocken oder Duͤnkel auch wohl Buchweitzen beſaͤet werden. Ich ſage dieſes aber nur bey Eſchenſaamen. Weil ferner auſſer den Eicheln, Buchaͤckern, und Steinſaamen, die andern Holzſaamen ſehr zart, leichte und klein find; folglich allein mit den Haͤn⸗ den nicht gut ausgeſaͤet werden koͤnnen, ohne daß ſie auf einen oder andern Fleck zu dicke oder zu duͤn⸗ ne fallen; ſo darf man nur den zarten Saamen mit einer gewiſſen Menge nicht allzufeuchten Erde, oder Saͤgeſpaͤnen gut reiben und vermiſchen, und her; H 4 nach \ mo e nach mit der Hand, Erde und Saamen zugleich, wie Feldfruͤchte ausſaͤen. Zu einer Metze Saa— men, werden drey bis vier Metzen Erde oder Saͤ— geſpaͤn genommen; nachdem man mehr oder weni— ger dichte den Saamen ausſtreuen will. Am be— ſten ſchickt ſich die Maulwurfs Erde darzu: wobey aber wohl zu merken iſt, daß fie nicht zu duͤrre noch zu naß, ſondern nur feuchte und grumigt ſey, da mit fie ſich bey dem Wurf ausſtreuet. Es be kommt auf dieſe Art der Saame eine gleiche Aus- theilung, und wird ſolcher nicht zu leicht von der Luft getrieben; da ſich die Erde an ſolchen zugleich mit angedruckt, und ihm ſchwerer zum Auswurf gemacht hat. An manchen Orten habe ich geſe— hen, daß man Eſchen, Erlen und Birkenzweige mit ihren Saamen auf die Plaͤtze hin und wieder geſteckt hat, damit wenn er ausfällt, derſelbe von der fuft und Winde fortgetrieben wird. Vor kurzem habe ich auf einer kleinen Reiſe von Rudolſtadt, bey Rit— N tersdorf ehe man auf Krannichfeld kommt, auch ein Stuͤck Land gefunden, welches auf die nemliche Art mit Fichten Aeſten durch und durch beſtecket war, damit der Saame ausfallen muſte. Dieſer Eigen⸗ thuͤmer hatte gleich neben ſich im freyen Felde ei— nen Nachbar, der ein ſchoͤnes Stück Land mit Fich⸗ ten anfliegen laſſen, welche ſchon in dem geſunde— ſten en zwey Ellen und druͤber in die Wenn — — 121 Wenn nach der Ausſaat manchmal der Saa⸗ me nicht allenthalben gleich gut aufgegangen iſt, und noch leere Plaͤtze bleiben; iſt auch auf dieſe nemliche Art der Sache zu helfen, um die Ausſaat vollkommen zu machen. Wenn der Saame nun ausgeſaͤet iſt; fo wird fols. cher mit einer leichten Ege durch Ochſen, oder durch Menſchen mit Harken oder Dornbüfchel unter die Erde gebracht. Will man noch vorſichtiger gehen, daß der Saame nicht zu tief eingeeget werde; ſo rathe ich ſolchen nur mit einer hoͤlzernen Ackerwalze in die Oberflaͤche der Erde zu drucken: welches ich vorzüglich bey dem Nadelholzſaamen anrathen will. Soll die Ausſaat gleich ſo bleiben, und einen Wald machen; ſo braucht der Saame nicht zu dichte geſaͤet zu werden, vorzuͤglich bey dem Laubholz, wo die Bäume ohnedem einen groͤſſern Platz mit ih— ren ausgebreiteten Aeſten einnehmen; bey Nadel— holz hingegen koͤnnen die Baͤumgen dichter ſtehen, weil ſie mehr die Hoͤhe ſuchen, und ſich in ihren Aeſten nicht ſo ausbreiten auch beſſer reinigen. Wo es nicht moͤglich und ſchicklich iſt, als an ſtei⸗ len Bergen, Raͤndern, Daͤmmen, Ufern und der— gleichen, mit dem Pflug das Erdreich zu bearbei⸗ g H 5 2 ten; 2 — 122 — m ten; ſo muͤſſen ſolche durch Handarbeit gehackt, und zurechte gemacht werden. Manchen Leuten wird vielleicht vor dieſer Arbeit grauen: weil ſie den wil⸗ den Holzanbau vor zu gering halten, oder die Gas che ſich ſchwerer und ſchlimmer vorſtellen als ſie iſt. Allein wenn ſolche Leute nur bedaͤchten, daß man in der Welt nichts ohne Muͤhe habe, und wenn ſolche einmal angewendet ift, fo boͤret fie ja in der folgenden Zeit auch gaͤnzlich auf, und das Holz waͤchſet alsdann ohne weitere Mühe in das Kapi⸗ tal, ſo bald nur einmal die Baͤumgen in a Wachs: thum gekommen find, Ich muß nunmehro Pierbeh nur noch anmer⸗ ken, daß nicht aller Erdboden zur Ausſaat tauglich fey. Iſt er lettigt, ſchwer; fo bekommt et obenher auf vorhergegangene Naͤſſe eine harte Ruft: mithin wenn die Keime aus den Saamen noch nicht durch— gebrochen ſind; ſo muͤſſen ſie unter dieſer harten und feſten Ruft, gleich in der Geburt erſticken. Geſchicht es doch wohl bey ziemlich guten Erdreich, daß ſolches manchmal durch Schlagregen feſte wird, und eine Ruft bekommt; mithin das Saa⸗ menwerk darunter erſticken muß. Bey ſo geſtalten Sachen iſt der beſte Raih dieſer, die Ruft mit Har⸗ ken gelinde zu luͤften, oder ganz geſchwinde eine Heerde Schaafe daruͤber zu treiben, die die Ruft bey ——— _ h 123 bey rechter Zeit, ehe der Saame völlig gekeimet hat, zertreten: damit die Baͤumgen durchkommen koͤn⸗ nen. Ehe aber dieſes geſchicht, muß man erſtlich den Saamen in der Erde unterſuchen, ob er ſchon ſtark gekeimet hat; ſonſten iſt es beſſer mit einem Harken gemacht, wo man mehrere Behutſamkeit anwenden kan. Man muß aus zwey Uebeln im— mer das kleinſte erwaͤhlen, nemlich wenn auch eini— ge Baͤumgen ſollten zertreten werden; ſo kommen doch die mehreſten. Noch leichter und beſſer laͤßt ſich dieſe Ruft luͤften mit einer langen Ackerwalze, die mit pyramidaliſchen eiſernen dicken Zinken en quinconce beſetzt iſt. Die Zinken muͤſſen unten an der Walze wenigſtens ein Zoll dicke ſeyn in ihrem Durchmeſſer, und wie viereckigte Pyramiden drey Zoll lang zugeſpitzt werden. Wenn man nun mit einer ſolchen Stachelwalze durch Pferde oder Och— ſen das Stuͤck Land einmal die Quere durch, und dann auch der Lange nach uͤberwalzet; fo wird die Ruft durchſtochen und mit den Stacheln etwas we— niges aufgeriſſen, daß es alſo locker und muͤrbe wird, damit die Keime leichte durchbrechen koͤnnen. Es iſt wohl am beſten, auf dergleichen feſtes Erd⸗ reich gar keine Ausſaat zu machen; viel lieber mit ſchon guten Baͤumgen ſolches im Herbſt ordentlich zu bepflanzen. | Ger Ba. — Geſetzt es kommt die Ausſaat ganz gut, und vor: urſacht viel Hofnung und Freude; ſo hat man aber— mals eine neue Vorſicht noͤthig, ſolche in ihrer zar— ten Jugend vor aller Gefahr und Schaden zu be— wo bren. Sie muͤſſen in dem erſten und andern Jahr von Gras geſaͤubert werden, damit es nicht die Baͤumgen erſtickt; Wild und Vieh, fo auf der Weide iſt, muß von ſolchen Plaͤtzen durch Umzaͤu⸗ nung oder fuͤnf bis ſechs Fuß breite, und eben ſo tiefe Graben woraus die Erde hineinwaͤrts nach der Plantage zu aufgeworfen wird, auch andere der⸗ gleichen Mittel, abgeholfen werden, damit ſie nicht die Aufſchoͤßlinge abfreſſen und zertreten. Denn wenn an dieſen die obern Spitzen abgebiſſen ſind, ſo hat der Baum in der Folge ſein Wachsthum und alle Hofnung verlohren: allein davor wird man ſich freylich bey groſſen angeſaͤeten Plaͤtzen we⸗ gen der Koſten fürchten. i Am leichteſten kan man die Plaͤtze mit Weyden⸗ ſtangen, und Stoͤpflingen enge zuſammengeſetzt, verwahren. Dieſe ſchlagen bald aus, und laſſen ſich alſo gut und geſchwind durch einander flechten und binden, ſind auch dabey haͤufiger zu haben, als andere Zaungewaͤchſe. In Zeit von zwey oder drey Jahren iſt dieſe Verzaͤunung ſchon hoch ge— macht; an dieſe Verzaͤunung koͤnnen auch noch wil⸗ de 125 de Roſen, Hagedorn, u. d. g. angepflanzet werden, die wegen ihrer Stacheln groſſes und kleines Vieh abhalten. Es kan die Verzaͤunung auch durch di: cke eingeſchlagene eichne Pfäble, und daran Reihen— weiſe genagelte Latten, an welchen man Dornen und ander Gebuͤſch, ſo zugleich mit dem unterſten Theil in die Erde geſteckt, feſte anbindet, gemacht werden. Bey der Ausſaat, iſt noch ein beſchwerlicher Um⸗ ſtand, wenn die Gegenden und Plaͤtze groß find, eis ne hinlaͤngliche Menge Saamen zu erhalten: beſon— ders wo die verſchiedenen Sorten Saamen Bäu: me, wenig anzutreffen ſind. Saamen zu Nadel— holz, kan man aus dem Thüringer Wald, der meh⸗ rentheils aus ſolchen beſtehet, leichter haben, als die verſchiedenen Arten von Laubholz. Eicheln und Buchenſaamen, kan man, da ſie nicht ſo dichte geleget werden, hinlaͤnglicher erhalten. Hat man die Abſicht nicht nur ganze Plaͤtze, durch Ausſaat in oder auſſer den Waldungen anzupflanzen; fo kan man auf dem Hauptplatz, die Eicheln und Buch⸗ eckern auch anfaͤnglich enge ſaͤen: damit man die unnoͤthigen oder uͤberfluͤßigen, und im Wege ſte⸗ henden jungen Eichen, oder Buchen, alsdann wei⸗ ter verſetzt, und die Waldungen ausbeſſert. Auf dieſe Weiſe wird ein ſonſt elender Wald ſich ſehr verbeſſern, geſchwinde ausbreiten, und vergroͤſſern. Ue⸗ EEE ETREHRT —— — 126 Ueber dieſes find mir die auf dem nemlichen Erd: reich ausgeſaͤete, und aufgewachſene junge Baͤum⸗ gen, zum Verſetzen weit lieber: weil fie das Erd— reich ſchon gewohnt find, und folglich bey der Ber: ſetzung, in dem nemlichen Boden beſſer fortfom: men, als diejenigen, fo aus einem fettern Boden genommen, und in einen geringern verſetzet worden ſind. Eben ſo iſt es weit ſchicklicher, die Anhoͤhen der Berge, Raͤnder, Daͤmme, Ufer und dergleichen Plaͤtze, mit Baͤumgen zu beſetzen als zu beſaͤen; wos bey ich wohlmeynend anrathe, nur jeden Platz mit einerley Holz zu bepflanzen. Hierbey moͤchte wohl die Frage entſtehen: wie und woher man den Vorrath der jungen Baͤum⸗ gen, hinlaͤnglich erhalten koͤnne? Ich antworte hier⸗ auf: es iſt dieſes ganz leicht zu erhalten. Man beſaͤe nur in jeder Gegend, wo Waldung angeleget, oder alte Waldung verbeſſert werden ſoll, einen groſſen Strich Land von vielen Morgen, fo in ver: ſchiedene Quartiere eingetheilet iſt, auf deren jedes eine beſondere Art Baumſaamen aufgehen, und Baͤumgen gezogen werden koͤnnen; fo wird es nie— malen daran mangeln. Bey dieſer Ausſaat, muß man ſich zugleich auf die Art und Beſchaffenheit des Waldes, ſelbſt richten, und ſolche Holzarten bauptſaͤchlich aus Saamen liehen, welche mit dem | Walz Er in —— 127 Walde eine Gleichheit haben. Ein ſolches Stück Land muß, wie ich ſchon geſaget habe, gut verzaͤunet werden, um das Wild und Vieh davon abzuhals ten. Dieſe wilden Baumſchulen, wollen eben ſo gut ihre Wartung, wie diejenigen von den guten Fruchtbaͤumen haben. Dieſe Baͤumgen muͤſſen gleich auf dem Platz, ehe man ſie noch verſetzt, an ihren wilden Zweigen jung geſchnittelt und abger putzet werden: damit die jungen Ruthen bald hohe Staͤmmgen machen. Dieſe Arbeit iſt viel vor— theilhafter, als wenn man ſie beym Verſetzen erſt— lich abputzen wollte: weil, da ſie noch ſtehen, ihnen die Verwundungen nicht fo ſchaden, als beym Vers ſetzen; ſondern gleich in vollem Saft wieder ver⸗ wachſen. e | Die Eichen haben vor andern Bäumen eine ganz andere Natur und Eigenſchaft, in Anſehung des Ausſchnittelns. Noch zwar junge, aber ſchon groß gewordene Eichen zuſchnitteln, verurſachet an den ſchoͤnen Schaͤften allerley unangenehme und | ſchaͤdliche Wuͤrkungen, die bey andern Bäumen nicht wahrgenommen werden. Die Erfahrung zeir get, daß ſobald man ihnen etwas ſtarke Aeſte bes nimmt, gleich um die Wunde herum, nicht nur Dis cke Knoten entſtehen, ſondern auch viele kleine Rei⸗ fer heraus wachſen, die die Schönheit des Schaftes ui VE — 128 verunftalten. Bey den ganz zarten Eichen aus dem Saamen, hat man dieſes nicht zu beſorgen, weil in dieſen zarten und weichen Baͤumgen der Saft durch die Saftroͤhrgen häufiger und leichter in die obern Theile ſteigen, und ſich verbreiten kan, als bey ſchon Baden und dichtern Eichen. Jum Bauen if es doch noͤthig, mit ausfchnits teln ſchoͤne Schaͤfte von Eichen zu ziehen. Man muß dahero die Vorſicht gebrauchen, die oben an⸗ geführten Fehler zu vermeiden, und auf eine des queme Art die Aeſte abzunehmen ſuchen. Dieſes geſchicht, wenn an den zarten Baͤumgen es verſe⸗ hen worden iſt, bey groͤſſern am fuͤglichſten, durch vorhergegangene Entkraͤftung der Aeſte, wenn mit einem groſſen krummen Meſſer gleich am Stamm ringsherum bis auf das Holz ein Einſchnitt, und darnach eben ſo ein dergleichen an dem nemlichen Aſte ſelbſt, in einer Entfernung von ein bis zwey Zoll, gemacht wird. Die Schaale zwiſchen dieſen beyden Einſchnitten, ſchaͤlet man ſodann ab. Es iſt dieſes aber allezeit zu verſtehen von ſolchen Ae ſten, die ohngefehr ein oder zwey Zoll im Durch⸗ meſſer dicke ſind. Bey gar zu dicken Aeſten und alten Baͤumen, weiß ich nicht, ob es gut thut; doch kaͤme es auf Verſuche an. So viel weiß ich, wenn groſſe Aeſte e werden, verliert der Baum . ſeine Er 129 feine Kraft, fängt an zu faulen, ſtirbt endlich wohl gar ab. Es iſt fatal genug, wenn durch Wind und Wetterſchaden Aeſte abgebrochen werden. In dieſem Fall iſt es nicht zu aͤndern; ja man thut am beſten, den Ueberreſt an dem Stamm glatt abzu— ſchneiden. Man hat bey dieſer oben angefuͤhrten Manier auszuſchnitteln wahrgenommen, daß die ſchwaͤchern Aeſte, ſchon im Anfang des zweiten Jah⸗ res abſterben, manche duͤnnere auch wohl gar in dem erſten Jahre. Die groͤſſern hingegen halten ſich wohl bis ins dritte Jahr: ob ſie aber gleich le⸗ bend bleiben; fo wachſen fie weder nach der Laͤnge noch Dicke: ja, ſie haben ſogar wenigere Blaͤtter, als die andern Aeſte getrieben. Es kommt hierbey auch viel auf hitzige oder temperirte Witterung mit an. So bald der beynahe abgeſtorbene Aſt abge⸗ ſchnitten iſt; dann verwaͤchſt ſich die Wunde ohne Knoten und Reiſer. Noch mehr befoͤrdert das Zuwachſen, wenn um die abgenommenen Aeſte, die ‚Rinde am Stamm etlichemal unterwaͤrts geſchlitzet wird. Bey dieſer Verrichtung hat man wohl zu mer⸗ ken, daß man in einem Jahre an einem Baum nicht zu viel Aeſte ſchaͤlet; ſondern von Jahren zu Jahren nach ſchaͤlet, und ſolche abnimmt, bis der Stamm feine gehoͤrige Höhe zu einem guten Bau: ſtamm 130 5 ſtamm erhalten bat: ſonſten bleibt zu viel Saft im Stamm, der nach andern Aeſten nicht auf einmal ausgetrieben werden kan: mithin treibt er doch Knoten und Reiſer. Eben ſo iſt es auch nicht nö thig, nach der Ordnung die Aeſte abzunehmen. Am beſten iſt es, wenn die ſtaͤrkſten zuerſt abgenommen werden; ſo tritt der Saft in die untern ſchwaͤchern mehr, und nicht ſo haͤufig nach der Wunde. Ich ſehe zum voraus, man wird bey dieſem Bor: ſchlag vieles einzuwenden haben, als waͤre es eine in Waldungen Herkuliſche Arbeit: allein man ber denke nur dabey, daß dergleichen Ausſch mitteln, nicht eben durch einen ganzen Wald geſchehen muß; ſondern nur an ſolchen Eichen, die wegen ihres oh— nedem ſchoͤnen Wuchſes, blos zu Bauholz beſtimmt ſind. Denn die uͤbrigen ſo nicht vom Anfang gut wachſen, koͤnnen und moͤgen immer zu Brennholz fortwachſen, wie es ihre Natur giebt. Ich habe gar öfters bey den ſchoͤnſten Bauei: chen, und beſonders bey Muͤhlwellen, mit Mißver: gnuͤgen die Merkmale groſſer abgehauener Aeſte wahrgenommen, welche nachdem ſie ins Waſſer kommen, zehn Jahr eher an dieſen Orten verfau— len, als wenn ſie durch fruͤhzeitiges gehoͤriges Aus⸗ ſchnitteln gut gezogen worden wären, Bey a Ze — — 131 Bey der Fortpflanzung, müffen die jungen Baͤum— gen ſehr behutſam mit Grabeſcheiden oder Spa— teln, ſammt der Erde ausgehoben werden; damit ihre beſten zarten Wuͤrzelgen nicht abreiſen, und in der Erde bleiben. Ueberdieſes iſt eine junge Aus— hebung auch noch um deswillen beſſer, als wenn ſie ſchon groß ſind; weil jedes Staͤmmgen ſeine Herzwurzel behaͤlt, die zu einem friſchen Wachs— thum, ein gar groſſes beytraͤget. Da ich nun ſchon meine Meynung oben bey Verſetzung der Baͤumgen geaͤuſſert, und ſolche ganz jung zu verſetzen angerathen habe; ſo will ich jetzo auch aus der Erfahrung reden, daß meine bereits weitlaͤufig angefuͤhrte Urſachen, wuͤrklich gegruͤndet find. Vor ſechs Jahren, habe ich zu Ausbeſſe— rung einer meiner Holzung, Eſchenbaͤumgen von vierzehn bis funfzehn Fuß hoch, und im Durchmeſ— ſer drey viertel auch zu einem Zoll dicke gepflanzet, und bis voriges Jahr ſie noch faſt ohne Wachs— thum gefunden. Aus Ungedult ließ ich fie dahero vor dem Jahr, bis auf einen Zoll hoch uͤber der Erde abſchneiden, damit ſie friſches Holz treiben ſollen. Hingegen habe ich vor drey Jahren, ganz kleine aus dem Saamen gezogene Eſchen, die nur wie ein Federkiel dicke, und kaum drey viertel Fuß hoch waren, ebenfalls geſetzt; dieſe haben in denen 3 drey — — 132 drey Jahren auf fechs auch ſieben Fuß hoch getrie⸗ ben, und Sraͤmmgen Daumens dicke gemacht. Mithin beftärigen dieſe Erfahrungen meine, oben gemachte Vorſchlaͤge; daß es beſſer iſt, die Baͤum⸗ gen zart und jung, als ſtark zu verſetzen. Ein fer der guter Hausvater gewinnet dabey noch uͤberdies gute und friſche Wachsthum an dem Arbeitslohn; da fo kleine Baͤumgen in die Erde zu ſetzen, weni⸗ ger Geſchaͤfte machen, als Groſſe. Ich kan davon auch einen Beweiß geben; indem ich dieſes Fruͤh⸗ jahr tauſend Stuͤck ſolcher Birken, Erlen, Eſchen, Wenden und Obſtbaͤume durch zwey Mann inner- halb drey Tagen habe ſetzen laſſen; welche alſo in Summa nur einen Reichsthaler koſteten, und folg⸗ lich das Stück ohngefehr ein Heller zu ſetzen kommt. Ich erinnere mich inzwiſchen dennoch geleſen zu ha⸗ ben: man koͤnnte die Eichen noch, wenn ſie ſchon drey bis vier Finger dicke wären, verpflanzen: Als lein aus angefuͤhrten phyſiſchen Beweiſen und Er⸗ fahrungen, bin ich der Meynung gar nicht. Harz te Baumarten dicke zu verpflanzen, ſind allezeit mißlicher, als leichtes und weiches Holz. Ueber: haupt rathe ich alle Holzarten jung zu verpflanzen, beſonders auf ſchlechten Boden: weil auf ſolchen ohnedem das Wachsthum nicht fo aut und geſchwin⸗ de fortgehet, als auf fetten und fruchtbaren Boden. Ein 1 133 Ein fandigter Boden, erfordert aus guten Gruͤn⸗ den, die Bäumgen tiefer, als in einen andern zu pflanzen; dadurch werden die Feuchtigkeiten bey der Wurzel laͤnger erhalten, und trocknen alſo nicht ſo leicht aus. Die beſte Zeit zu Verpflanzung der harten Holz arten, als Eicheln, Buchen, Ulmen, oder Npern auch Eſchen, und dergleichen, iſt im Herbſt, und vorzuͤglich im Weinmonat, wo durch die Winter⸗ feuchtigke t, ſich die Erde nach und nach recht zwi⸗ ſchen und an die Wurzeln anleget, und anſchwem⸗ met, daß ſie hernach im Frühjahr gleich Nahrungs: ſaft anziehen koͤnnen. Der Landmann, auch wobl viele Gaͤrtner, haben es an der Art, beym Baum⸗ ſetzen die Erde an die Wurzeln ſtark anzutreten; welches aber niemalen zu billigen iſt: weil die Er⸗ de, beſonders wenn ſie lettig oder leimigt iſt, dadurch feſte wird, die Wurzeln aber hohl liegen bleiben, und die Winterfeuchtigkeiten die Erde nicht ſo gut an die Wuͤrzelgen anſchwemmen. Es iſt bey ſchlech⸗ tem Erdreich allezeit ſehr vortheilhaft, daß die Grus ben, worem die Staͤmmgen geſetzt werden ſollen, ein Jahr vorhero etwas tief ausgeworfen werden; in der Zeit macht die Sonne, Luft, Regen, Schnee und Froſt, die Erde fruchtbar und locker, daß ſie ſich beſſer an die Wurzeln leget und gute Nahrung 32 giebt. 134 ee giebt. Die Gruben muͤſſen etwas groß gemachet werden, damit die Wurzeln ohne gebogen darinne hinlaͤnglichen Platz finden. Wo man Waſſer ha⸗ ben kan; iſt es am beſten, die Baͤumgen gleich angegoſſen; ſo ſchwemmet ſich die zarte Erde gleich an die zarten Wuͤrzelgen; oder wenn es moͤglich iſt, durch Waſſerleitung das Waſſer in die Furchen, worein die Baͤumgen in der Reihe geſetzt ſind, zu leiten; ſo ſchaft es zu deren Bekleibung groſſen Nutzen. Wo aber kein Waſſer zum Angieſſen oder Anſchwemmen zu haben iſt, muß um die Bäume herum die Erde nicht erhaben, ſondern etwas tiefer bleiben; damit ſich das Regenwaſſer beſſer ſamm— let und hinein ziehet. Eben fo kan in den ordents lichen Furchen, wie auf den Aeckern, das Regen— und Schneewaſſer darinne fortlaufen, und die Baͤumgen waͤſſern, bis ſie voͤllig gewurzelt haben. Dann ſcharret man fie mit Erde zu. Sollte es wegen der groſſen Menge und haͤufi⸗ gen Arbeit, im Herbſt mit harten Holzarten fertig zu werden, nicht moͤglich ſeyn; ſo verpflanze man wenigſtens im Fruͤhjahr deſto mehr leichtere Hoͤl— zer, als Linden, Erlen, Pappeln, Weyden u. d. gl. Auf die Art wird die Arbeit ſowohl, als die häufige und geſchwinde Anpflanzung, einen ges ſchwinden und vortreflichen Fortgang und Wachs⸗ thum gewinnen. Durch — — — Durch dieſe Fortpflauzungsmethode, werden nicht nur die alten Waͤlder in ihren leeren Plaͤtzen, wieder ausgeſetzt, und verbeſſert; ſondern auch die neuangelegten ſchoͤn, requlair, ſowohl in Anſehung der Holzarten, als auch der Holzwege zum Holzab— fuͤhren und Rekrutiren angebauet. Denn ein gu— ter ordentlicher Eigenthuͤmer, wird niemals leere Plaͤtze in ſeinem Walde leiden; vielmehr, wenn ei— nige Baͤumgen nur verdorren, oder ſonſt abſterben, auch wohl beſchaͤdiget werden ſollten, oder nicht ger ſund fortwachſen wollten, andere davor anpflanzen. Dieſes gehoͤret mit zu der Wartung eines Waldes, davon ich oben geredet habe. Ich bin in gewiſſen Waldungen, oft über die Abwechſelungen der Holzs arten, und des Holzwuchſes, in Verwunderung ge rathen. Denn ich ſahe gleich an dem ſtehenden Holz, wo gute oder ſchlechte Wirihſchaft wars Bey dem Laubholz, kommt es viel zum friſchen Wachstbum darauf mit an, wenn nach Beſchaffenheit der Groͤſſe der Baͤume und Ausbreitung ınrer Aeſte, ein verhaͤltnis⸗ maͤſiger Abſtand von einander gehalten wird; ſonſten unterdrückt einer den andern, und vies le muͤſſen darunter verderben. Man muß das hero diejenigen ſo von andern verdruck: werden, entz weder noch jung weiter verpflanzen, oder wenn ſie 2 ſchon ſchon zu ſtark und alt find, daß fie nicht mehr zum Verpflanzen saugen, lieber ausbauen, und auf die Weiſe den Wald reinigen; damit die friſch mach; ſenden mehr Luft bekommen, und ſich beſſer auszus breuen Platz erhalten. Dieſe Arbeit thut man ger⸗ ne alle ſechs oder zehn Jahr einmal. Durch das dadurch erhaltene Holz, wird die Arbeit und Ko: ſten reichlich belohnt. Dieſe Vorſicht iſt ſowohl in Wäldern bey Brennholz, als Bauholz zu beoach— ten. Letztere erfordern es noch mehr, als erſtere; weil man zum Bauholz ſchoͤne und gerade hohe Baͤume verlangt. Man muß alſo bey dem Aus⸗ bauen und Reinigen, diejenigen Bäume, fo von Anfang ihres Wachsthums kein gutes Ausſehen baben, mithin keine Hofnung geben, wegſchaffen; hingegen diejenigen die ſchoͤn gewachſen, ausſchnit⸗ teln und ſtehen laſſen, damit der Wald aus lauter ſchoͤnen und brauchbaren Baͤumen beſtehet; auf ſolche Weiſe, kan ein wirihſchaftlicher Eigenthuͤmer, ſo gar aus einem Brennwalde, nach und nach durch Aushauen des ſchlechten Holzes, und Laß-Baͤumen von ſchoͤnem Wuchs ſich einen Bauwald machen. Ein ſolcher Bauwald mit Unterholz verlieret nie— malen dabey; ſondern es kan das Unterholz immer alle fun fzehn, zwanzig, fünf und zwanzig bis drey⸗ ſig Jahre wieder geſchlagen werden. Ueberhaupt bin ich vor Laubholz ſehr eingenommen: weil man ſol⸗ 237 ſolches bald nutzen kan. Denn in fünf und zwan— zig bis dreyßig Jahren, kan man ſchon nach der An⸗ lage viel Buſch oder Buͤndelholz ſchlagen laſſen; ohne was in der Folge die Laßbaͤume in das Kapi— tal wachſen, und einen ſchoͤnen Baumwald ma— chen; nicht zu gedenken, daß man in funfzehn oder etliche zwanzig Jahren aufs neue, auf den nemli: chen Ort ſchlagbares Buſchholz hat. Bey dem Nadelholz gehet es nicht ſo geſchwinde in die Be— nutzung. Inzwiſchen laſſen ſich dicht ſtehende Waͤlder von ſchoͤnen Holz, doch auch in den vier⸗ zigen und folgenden Jahren durch kleines Stich— holz ſchon benutzen. Siebenter Abſchnitt. Wo, und in was vor Erdreich die mancherley Arten Baͤume am beſten zu einem geſchwin⸗ den, vortheilhaften Wachsthum an— j zupflanzen find. . bishero gezeiget worden iſt, wie durch Saamen die Baumſaat vorgenommen wer: den ſoll; ſo wird nunmehro noͤthig ſeyn, bey der Ausfaat und Verpflanzung einer jeden Holzart ihr zutraͤgliches Erdreich, worinne die Baͤumgen am ö 8 | ger" geſchwindeſten wachſen, zu beſtimmen: als wor⸗ auf bey geſchwinden Solzanflug das W mit ankommt. | Obgleich bey unſern groſſen Holzmangel, nur vorzuͤglich auf einen geſchwinden und leichten Holz⸗ anbau, wo in achtzehn oder zwanzig Jahren die Bes nutzung ſchon zu erwarten iſt, anverlangt wird; jo ſollte man jetzo nur auf Anpflanzung leichter und geſchwind wachſender Hölzer fein Augenmerk richz ten: Allein meiner wenigen Einſicht nach, halte ich davor, wo es thunlich iſt, auch der Boden ſowohl, wie die Lage der Gegend, ſich darzu ſchicket, muͤſſe man des guten harten Holzes, ja auch nicht vergeſ⸗ fen: weil diefes nebſt den leichten und weichen Hoͤl— zern, in der Zeitfolge einen unbefchreiblichen, ja ich will ſagen, noch groͤſſern Nutzen ſchaffet. Ich will alſo die verſchiedenen harten Waldhoͤlzer mit dar— zu nehmen, und bey ſolchen den Anfang machen. Nach meiner obigen Beſchreibung, von der ver— ſchiedenen Beſchaffenheit des Erdbodens, und der mancherley Baumarten, wird man ſich gleich in als len Ländern finden koͤnnen, wo nemlich dieſe oder jene Art Holz, ſich am beſten hinſchicken. So ge— nau bin ich nicht im Stande, in allen Laͤndern die Platze zu beſtimmen, wo dieſes oder jenes Holz am beſten ——— 139 beſten waͤchſet. Ich will dahero lieber das Erd; reich beſchreiben, in welchem jede Holzart am lieb: ſten und geſchwindeſten waͤchſet, wornach man ſich in jedem Lande genau richten kan. Denn ift die: ſer oder jener Art Baͤume, die Natur des Erdreichs zuwider; ſo iſt Muͤhe und Arbeit verlohren. Ein guter fruchtbarer Boden, traͤgt ganz vor⸗ treflich Eichenbaͤume; fie wachſen in ſolchen gez ſunder und geſchwinder, als in geringen, elenden und magern. In letztern wachſen fie langſam und knorzig: und dieſe Baͤume ſind alsdann weder zum Bau, noch andern nuͤtzlichen Gebrauch, als Muͤh— lenwalzen, Schwellen, Fachbaͤume und derglei⸗ d wil aich überbeut bier bey den Baumarten nicht in botaniſche Weitlaͤu— figkeiten einlaſſen; ſondern blos auf das öfonomi: ſche ſehen, und nur mit wenigen das noͤthige bey den Bäumen anführen, was jedermann in die Au⸗ gen faͤllt. Unſere Eichen in Teutſchland, die un— ſere Waͤlder hauptſaͤchlich ausmachen, beſtehen aus zwey Sorten, nemlich aus der Rotheiche oder obs eiche, und Weißeiche oder Gruͤneiche. Die Botheiche verliert im Herbſt ihre Blaͤtter; die immer Gruͤneiche behaͤlt ſolche auch den Winter hindurch gruͤn. Erſtere iſt gemeiner als letztere, und —— — und führer ein rörhliches Holz waͤchſt geſchwinder, gerader, Höher, und dicker, als jene. Ein guter Erdboden nimmt reichlich Waſſer an, und wird davon recht durchdrungen; er laͤßt es auch nicht ſo, wie der Sand, durchlaufen; ſondern behält die Feuchtigkeiten lange in ſich; loͤſet die Nahrungstheile auf, welche durch die Baumwur— zeln ſodann angezogen werden. Auſſerdem hat er noch dieſe gute Eigenſchaft; beym Austrocknen wird er nicht hart und kruſtig, bleibt vielmehr gru⸗ migt. Oben habe ich ſchon von ſeiner verſchiede⸗ nen Farbe geſprochen, welche aber den Baͤumen we⸗ der ein beſſeres noch geringeres Wachsthum giebt. i Wenn nur die gute Erde etliche Fuß tief auflie⸗ get; fo wachſen die Bäume geſchwind ſehr groß, und das Holz iſt von der beſten Beſchaffenheit. Unter einer ſolchen auten Erde, verſtehe ich nicht moraſtige, fo aus Schlammerde beſtehet, noch daß fie gute Gartenerde ſeyn muͤſte; ſondern einen erz digten, mit Sand und Steinen vermiſchten Boden, der dabey nicht ſumpfigt vielmehr trocken iſt Nach der Lage des Erdbodens, bleibt immer zwiſchen dem Holz, fo auf Bergen waͤchſt, und welches in einem Thal waͤchſt, wo mehr Waſſer zuſammen flieſſet, ein groſſer Unterſchied. Erſteres iſt viel feſter und f haͤr⸗ * 141 haͤrter: aber dabey kleiner, als letzteres; hingegen wird letzteres geſchwinder höher und ſtaͤrker, an Stamm und Aeſten; weil die von Bergen herab— gelauffenen Feuchtigkeiten, den Baͤumen ihren Nah⸗ rungsſaft haͤufiger geben. Einige rathen an, ſo bald die jungen Eichen ſechs bis acht Jahr alt waͤren, koͤnnte Unterholz von Ha⸗ ſeln, Eſchen und dergleichen angeleget werden; ich bin aber der Meynung gar nicht. Denn ich habe gefunden, wenn die Eichen frey in Sonne und Luft einen erwaͤrmten Boden und hinlaͤnglichen Regen baben, ſie weit ſchoͤner und geſchwinder wachſen, als wenn ihnen dieſe Vortheile durch zu früßzeitis ges Unterholz benommen werden. Man warte lie⸗ ber mit dem Unterholz zwoͤlf bis vierzehn Jahre; dann thut ihnen das Unterholz keinen Schaden. Vor die Eichen iſt das Weyden und Birkenholz noch beſſer: weil es nicht ſo zehret, als Eſchen und Haſelholz, und geſchwinder waͤchſet. Niemalen darf man bey jungen Eichen dem Untetholz geſtat⸗ ten, bis an die Kronen zu wachſen, oder ſolche zu uͤberwachſen. Beſſer iſt es ſolches viel niedriger abzutreiben; damit nicht ihr ohnedem langſames Wachsthum noch mehr verhindert wird. Die groſſen Ulmen, die Ypern auch ſogenann⸗ ten After Baͤume, find ebenfalls ein ſehr gutes und 142 3 | und feftes Holz, fo an Güte den Eichen am naͤch⸗ ſten kommen, und zu vielerley Gebrauch ſehr nuß: bar ſind. Dieſe drey Arten Baͤume, ſind nicht ſehr von einander unterſchieden, beſonders im Holz. Sie ſind Ulmen Geſchlechter. Dahero ihre War— tung und Pflanzung auf einerley Art traktiret wird. Viele ziehen die Ruͤſter denen gemeinen Ulmen noch vor; weil ihr Holz noch fefter, als das Ulmenholz waͤre. Ich uͤberlaſſe das der Erfahrung. Indeſ— ſen ſind beyde das Ulmen und Ruͤſtenholz zum Bau⸗ en und andern nuͤtzlichen Gebrauch ſehr vortreflich. Sie verlangen eben den guten und fruchtbaren Bo— den, wie die Eichen, doch laſſen ſie ſich auch gerin— gern gefallen. Ich habe in verſchiedenen Ländern, ſo groſſe Ulmen geſehen, die ſich an Staͤrke und ge— raden Stamm, auch auſſerordentlichen Hoͤhe, uͤber— aus ſchoͤn ausnahmen. Auf dem Wege von Frank⸗ furt am Mayn nach Wißbaden, kehrte einmal mein Poſtillion in einem Dorfe zum Füttern ein; ſo fand ich an einem Bach, der bey dem Wirthshauſe vor— bey floß, fo auſſerordentlich ſchoͤne Ulmen und Rür ſter, daß ich mich mit dem Eigenthuͤmer darüber bez ſprach, und ihn fragte: worzu er dann dieſe vor— trefliche Baͤume gebrauchen wollte? ich hofte doch nicht, daß er fie dem Feuer gewidmet haͤtte? Er laͤ⸗ chelte und gab mir zur Antwort: zu dieſem Ge: brauch waͤren ſie niemalen ſo lange aufbehalten wor: — —— - 143 worden, in dieſem Lande machte man weit nüßliz chern Gebrauch davon; es wäre ihm ſchon von hollaͤndiſchen Holzhaͤndlern auf jeden Stamm ein anſehnlich Geld geboten worden. Hierbey fragte er mich auch: ob ich wohl wuͤſte, wie hoch ſo ein Baum bey ihm verkaufet würde? Es wären ihm auf jeden von den groͤſten ſchon drey Louisd'ors ger boten worden; er gaͤbe aber keinen unter vier Lou— isd'ors weg. Ich muß ſagen ſie waren ſehr ſchoͤn. Die Ulmen verlangen doch nicht allezeit fo gar zu guten Boden, wie die Eichen; ſondern ſind auch mit etwas geringern zufrieden; wenn nur der Bo— den oben auf der Oberflaͤche, und eben nicht nach der Tiefe zu, allenthalben gut iſt; weil ihre Wur— zeln gerne in der Oberflaͤche fortlaufen. Inzwi— ſchen lehret uns die Erfahrung, wenn ſie aus gu— ten Lande in geringes verſetzet werden; fo verän: dern ſie ſich in ihrer Natur eben ſo, als wenn ſie aus magern ſandigten in fettes kommen. Aus: waͤrtige Ulmen aus fandigten Boden haben kleine— re Blaͤtter; ſo bald ſie hernach in fettes verſetzet werden, bekommen ſie nicht nur viel fettere und groͤſſere; ſondern auch ihr Wachsthum iſt ſtaͤrker, und das Holz kraͤftiger. Die an Waſſer ſtehen, haben kein ſo feſtes Holz. In hitzigen und ſan— digten Boden, wird ihr Holz auch nicht ſo gut; ſie ſter⸗ 144 a ſterben darinne früher ab. Ein leichter und etwas feuchter Boden, ift ihnen zutraͤglicher. Sie lieben auch mehr ein gemaͤſigtes und kaͤlte⸗ res Klima, als ein bitziges. Dahero dieſe Baͤu⸗ me auch in kalten Laͤndern, als Rußland, NWor⸗ wegen, Schweden, gut forikommen. Sie wachſen dahero auch gegen Mitternacht am Hange der Berge ſo gut, als gegen Mittag; ſogar der Saame keimet und waͤchſet beſſer in kuͤhlern Ge: genden, als in hitzigen. Dieſe Baumart treibet wegen ihrer flachen Wur⸗ zeln ſehr viel Brut aus, die ſich haͤufig in die Zaͤu⸗ ne, an die Ufer der Fluͤſſe und Teiche, Baͤche, ver⸗ ſetzen laͤſſet, wo fie wegen des feuchten Bodens ſehr geſchwind wachſen. Es ift dieſes ein groſſer Vor: theil: weil fie ſchon ziemlich groß find, und nicht erſtlich aus Saamen doͤrfen gezogen werden. Wenn eine Ulme gefaͤllet worden iſt; fo treibet die Wurzel unſaͤglich viel Brut, welche ſich im Oetober am be⸗ ſten verſetzen laͤßt. Zu der Zeit iſt die Erde noch locker, und die Setzlinge laſſen ſich mit ihren Wur— zeln beſſer ohne Beſchaͤdigung der zarten Wuͤrzelgen ausheben. Sie muͤſſen mit dem Spatel vor dem Ausheben aber wohl umſtochen, und dann mit ſammt der Erde ausgehoben werden; wobey es im⸗ 8 mer ET 145 mer ſehr gut iſt, wenn noch Erde an den Wurzeln hängend bleibet. Es leiden dieſe Setzlinge das Beſchneiden der Nebenzweige eher, als die Eichen und Buchen bey dem Verſetzen. Sie wachſen dadurch beſſer in Stamm und Kronen, und die Wurzeln werden ſtaͤrker. Sie haben auch die gute Eigenſchaft ſehr nahe bey einander zu ſtehen, und dabey groß zu wachſen. Zehn Fuß von einander, auch wohl weniger, iſt ge⸗ gnug Platz vor ſie; da ſie ſich in ihren Aeſten nicht ſo wie die Eichen und Buchen ausbreiten. Die Ulmen haben viel Saft, tragen aber keine Fruͤchte, ſie wenden alſo ſolchen auf den Stamm. Darzu kommt noch, daß ihre rauhe Schale haͤufiger, als andere Baͤume den Regen und die nahrhaften Feuch⸗ tigkeiten der Luft zu ihrer Nahrung mit annimmt: weil man ſelten den Regen an ihnen ſiehet herab⸗ laufen, wie an andern Baͤumen. Ohngeachtet fie ſtark in den Stamm wachſen; fo zehren fie doch das Erdreich nicht wie andere Holz⸗ arten fo ſehr aus; und eben deswegen find fie nes ben andern Holzarten, ſehr wohl zu leiden, da ſie ihren Nachbarn nicht alle Nahrung wie Eſchen oder andere dergleichen entziehen. Sie laſſen ſich dahe— ro aus dieſem Grund, da ſie auch einen feuchten K Bo⸗ Boden lieben, und in ihren Aeſten behauen laſſen, auf Wieſen pflanzen. Man fan fie hoch und niedrig faͤllen; fie fehlas gen wieder qus, wie die Kopfweyden, und geben geſchwinde die ſchoͤnſten Stangen zu Hopfen, oder Pfaͤhle zu Umzaͤunungen; haben auch dabey die: ſe ausnehmende gute Eigenſchaft, daß ſie unten im Stamme nicht faulen und hohl werden; und dahe—⸗ ro ihr Holz zum Bauen, und andern Anwendun⸗ gen mehr Nutzen bringt. Da hier die Abſicht nicht iſt, von den Benutzungen der Hölzer zu reden; fo will ich nur mit zwey Worten ſo viel ſagen: Aller Arten von Ulmen ihr Gebrauch und Nutzen, iſt ganz auſſerordentlich in allem Betracht. Die Ulmen find mir vor Tiſchler, Wagner und mehrere Holz: arbeiter viel lieber, als Eichenholz: und weil ſie auch in kuͤrzerer Zeit geſchwinder wachſen; ſo iſt ihr Vor⸗ zug deſto groͤſſer. Sie laſſen ſich wie Pappeln und Wenden alle vier und fuͤnf Jahr koͤpfen. Die Land⸗ leute und Gaͤrtner, ſollten ſie alſo in Gartenzaͤune pflanzen, wovon ſie ſchoͤne Hopfeuſtangen, Wein⸗ pfahle, und mehreres anderes nuͤtzliches Holz ziehen koͤnnten; zum Bauen und beſonders zu Schwellen, darzu ſchon laͤngſtens der alte roͤmiſche Baumeiſter Hitruvius fie empfiehlet, find ſie vortreflich. Denn ihr Holz iſt dauerhaft in duft und Waſſer; deswe⸗ gen — 147 gen ſind die Muͤhlwellen von Ulmen allezeit beſſer, als die Eichnen. Denn ſie wachſen ſehr hoch, und wenn ſie beſchnittelt werden, verwachſen ihre Wun— den, und es faulen nicht ſolche Löcher in die Muͤbl— wellen, wie bey den Eichen, wo die Aeſte abgehauen worden ſind. Eben ſo ſind ſie vortreflich bey jedem Waſſerbau, als Daͤmmen, Wehren u. d. gl. unter denen harten Hoͤlzern, iſt eines der feftes ſten und vortreflichſten, auch in Betracht der vielerley Benutzungen am nuͤtzlichſten mit das Buchenholz. Man hat zweyerley Arten, die Rothbuche und die Weißbuche. Dieſe Baͤume wachſen auf hitzigen, ſchlechten, ſandigten und magern Grund. Ihre Wurzeln dringen tief, ja ſogar zwiſchen die Felſen hinein, und ſuchen ihre Nahrung. Sie wachſen dahero auf ſchlechten Hügeln und Bergen, wo anz deres Holz gar nicht fortkommt. Doch lehret die Erfahrung, daß in beſſern Grund, dieſe Baͤume auch ſchoͤner, höher, ftärfer und geſchwinder wachs ſen, und letzteres Holz nutzbarer iſt. So groß und vortreflich der Nutzen der Eichen und Buchenwaͤlder, in Anſehung des Bau: und Brennholzes iſt; eben ſo groß iſt auch der Nutzen von ihren Fruͤchten. Sind die Waͤlder groß oder klein; ſo wird auch der doppelte Nutzen zu beſtim⸗ K 2 men 248 men ſeyn. Ich erinnere mich gelefen zu haben: daß die Eicheln und Buchaͤckern zur Schweinsmaſt in einigen Heßiſchen Wäldern jährlich etliche dreyßig tauſend Gulden und druͤber eingetragen haben. Anfaͤnglich haben die Unterthanen ihre Schweine frey dahin getrieben; nachhero hat man freylich ein Kammeral⸗Intereſſe daraus gemacht, vor einen ge: wiſſen Zinß die Schweine der Unterthanen in die Waldungen zu laſſen: und wenn Fremde ihre Schweine mit in die Waldung ſchlagen wollen; fo, iſt davor der Zinß bey diefen willführlich. Eben ſo waͤchſt auch die Birke in unfruchtbaren, ſandigten, ſteinigten und trocknen Boden beſſer und groͤſſer, als in naſſen; es fen dann letzterer ein fets ter und ſandigter Grund. Die Birke liebt kein heiſſ es Klima; fie waͤchſt in kalten Gegenden beſſer, als in heiſſen. Es waͤre dahero nicht unrecht, wenn ſie gegen Mitternacht an die Berge gepflanzet wuͤr⸗ de; damit die Morgen, Mittag und Abendſeite mit andern guten Baumarten, ſo mehr Hitze brauchen, angepflanzet werden koͤnnten. Ich habe auf felfigs ten und ſandigten duͤrren Bergen die ſchoͤnſten Bir⸗ ken angetroffen. Wenn ein ſolcher Birkenwald gaͤnzlich abgetrieben iſt, und wieder ausſchlaͤgt; ſo erfreuet der neue Buſch in ein paar Jahren recht das Bu Er giebt ſehr viel friſches Holz, wel: ches a 240 ches in einer gewiſſen Zeit, Buͤſch elholz, und neue Staͤmme giebt. Mit wahrem Vergnuͤgen habe ich vor etlichen Jahren in einer gewiſſen Gegend den neuen Anflug abgetriebener Berge angeſehen, die N ſeit zwey Jahren wieder uͤber die Maaſe Neetebe batten. Es kommt mir wunderbar vor, wenn wan ſtrei⸗ tet, welches Buſchholz in Eichen und Bucheuwaͤl⸗ dern das ſchicklichſte ſey. Einige wollen bald die⸗ ſes, bald jenes nicht leyden, und ſchlagen immer an⸗ ders vor; aber an das Birkenholz denken ſie gar nichr; da ſolches nicht nur ſchoͤn Oberholz als Uns terholz giebt, und mit Buchen und Eichen ſich ganz vortreflich vertraͤgt; es haben dahero unſere Alten gar eine beſondere Freundſchaft, zwiſchen dieſen Baͤu⸗ men, in Anſehung ihres guten Wachsthums, dar⸗ aus gemacht. Denn da die Birke mit geringen Bo⸗ den zufrieden iſt; fo waͤchſt fie, ohngeachtet die har⸗ ten Laubhoͤlzer mehr Kraft wegnehmen, dennoch gut und geſchwinde. Als einen geſchwinden Buſch kan man denen Birken noch die Buſchweyden zugeſel⸗ len: dieſe letztern und vorzuͤglich an ſumpfigten Or⸗ ten, wie weiter unten ſoll gezeiget werden, ſind gar herrlich dazu zu gebrauchen. Dieſe zwey Buſchar⸗ ten koͤnnen alle vier, fuͤnf oder mehrere Jahre ab ge⸗ trieben werden; ſtatt daß man bey andern Buſch K 3 zwan⸗ 150 / — — — zwanzig oder fuͤnf und zwanzig Jahre warten muß. Das beſte iſt auch noch bey beyden, daß ſie das Ober⸗ holz nicht verdrängen, Ob ich gleich die Ausſaat meiner Meynung nach allezeit vorziehe; ſo giebt es doch andere, die durch Wurzeln und Ausſchoͤßlinge ſolche lieber fortzupflan⸗ zen anrathen. Vier bis fünf Schuh weit von einander gepflans zet, geben ſchoͤne Baͤume. Obgleich die Eſche guten und naſſen Grund lie— bet; ſo iſt ſolche doch auch nicht gar zu ekel. Sie nimmt mit ſchlechten Boden ebenfalls vorlieb. Denn fie ſchlaͤgt auch iyre Wurzeln zwiſchen Felſenbergen, ein; nur iſt das Holz von ſolchen Boden, wegen ſeiner bruͤchigten Natur, vor Wagner oder Boͤttger— Arbeit nicht ſo gut als die ſo feuchte erwachſen ſind. Auf letztern Boden wachſen ſie auch gerader und ge⸗ ſchwinder. Man ſollte ſie in gewiſſen Gegenden vor ſich allein haͤufig anbauen; nur rathe ich ſie nicht zwiſchen andere Waldhoͤlzer; weil ſie ſolchen die noͤ— thige Nahrung entziehen, anzulegen. Unter allen Bäumen iſt wohl keiner der den nafe fen Grund am beſten vertragen kan, als die Erle. Sie iſt mit dem ſchlechteſten Boden zufrieden; ja ſie 151 fie waͤchſet in Moraͤſten, die beftändig mit Waſſer überzogen find. Die elendeſte Erde, fo nicht ein? mal Graß oder ſonſt etwas traͤget, wie z. B. Torf⸗ erde, giebt ihr Nahrung. Ich bin deswegen bey unſern Holzmangel dem Eclenbaum ſehr guͤnſtig; weil er auch geſchwinde waͤchſet, und alle funfzehn bis achtzehn Jahr zu Klafterholz abgeſchlagen wers den kan: ohne was unter der Zeit von Reiß und Schnittelholz genutzet wird. Wenn fie, als Buſch⸗ holz gebraucht wird, kan ſie alle zehn Jahr ab getrie⸗ ben werden. Wenn die Erle auf einen nur mittel⸗ maͤſigen Boden kommt; ſo waͤchſt ſie noch beſſer und geſchwinder. Die Erle iſt im gemeinen Leben zum Verbrennen und unterſchiedlichen andern nuͤtz⸗ lichen Gebrauch dienlich. In Suͤmpfen und Waſ— ſern, giebt ſie die ſchoͤnſten Roſte und Pfaͤhle ab, faulet im Waſſer und Suͤmpfen nicht, wie ander Holz; ja fie wird ſogar in den Waſſern härter, Der alte Vitruvius verſichert es auch ſchon aus ei— gener Erfahrung. Amſterdam, Venedig und mehrere Waſſerorte, find auch Zeugen davon. Es ſollen daſelbſt unzehliche Privat und öffentliche Ge; baͤude, zu ihrem Fundament ſolche Erlenpfaͤhle bar ben, worauf die Roſte und Gebäude erſtaunende ka: ſten tragen: ohne daß ſie verfaulen, oder ſonſt Scha⸗ den leiden. K 4 | Ich 152 En Ich habe mich öfters verwundert, warum man zu Waſſerleitungen unter der Erde, ingleichen zu Brunnenroͤhren, ſtatt der Kuͤhnbaum, Fichten und Tannenroͤhren, die doch gar bald faulen, nicht Er— lenroͤhren nimmt, und jenes Holz zum Bauen ſcho— net; da dieſes darzu gar nicht tauglich iſt. Dieſe Erlenroͤhren wuͤrden laͤnger in der Erde die Naͤſſe aushalten, als jene. Die Eile hat die beſondere gute Eigenſchaft, daß fie kein Vieh anfriſt, fie mag jung oder alt ſeyn, wie andere Baͤume. Sie bedarf alſo keiner Verzaͤu— nung, wenn nach den Abfällen die jungen Sproſſen wieder hervorkommen. Da fie fo geſchwinde wäch: fet, wäre fie ganz ausnehmend zu Verzaͤunungen der Waldungen mit zu gebrauchen; beſonders wenn man fie einige Jahre vorbero, ehe die Waldung ans gelegt wird, pflanzte. Dieſe Zaͤune wuͤrden um de— ſto geſchwinder wachſen, wenn in die etwas breite und tieſe Furche um den Platz herum, etwas Miſt geleget, und dann klare Erde darauf geſcharret wird, auf welche hernach der Saame geſtreuet, und ganz flach eingehackt werden muß; ſo wachſen ſie in der Geſchwindigkeit in die Hoͤhe. Oder man pflanze gleich junge Erlen, in eine ſolche zubereitete Furche. Iſt die Lage fo beſchaffen, daß Waſſer in die Furche geleitet werden kan; fo befördert es das Wachs thum noch mehr. oz In — 153 In Solland find die Erlenbaͤume, nebſt den Menden fehr haͤufig zu finden. Der daſige feuchs te Boden, und die vielen Wieſen mögen fie recht wohl leiden. Sie geben ihren Einwohnern reiche liche Ausbeute: weil andere Holzarten auf ihren feuchten Boden nicht fo gut ſortkommen. Der Ahornbaum iſt ein gutes feftes Holz. Er will gerne ein gutes und feuchtes Erdreich haben; am liebſten aber, wenn ſich etliche Fuß tief unter der Erde Naͤſſe befindet. Er laͤßt ſich leicht aus dem Saamen ziehen, und bekommt ein hohes Alter, vor— zuͤgliche Höhe und groſſe Dicke. Er iſt dahero ein ſehr gutes Schlagholz. Eine beſondere Eigenſchaft hat das Holz auch, daß es nicht leicht von Wuͤr⸗ mern angefreſſen wird, und ſich nicht wirft. Sein Gebrauch und Nutzen iſt vielfaͤltig und ſehr vor— theilhaft. Er waͤchſt auch geſchwind. Da aber fein taub ſehr groß, faſt wie Weinlaub iſt; fo be deckt er unter ſich den Platz zu ſehr, daß kein Unter— holz fortkommen kan. f Die groſſen ſogenannten welſchen Nußbaͤume, geben auch einen guten Wald ab, und kommen in allen Arten von Boden fort. In guten eben ſo, wie in den geringſten; nur iſt in dem Holz und geſchwin— den Wachsthum ein groſſer Unterſchied. Denn | K 7 das 154 — ng das Nuß holz, fo, in Kieß erwaͤchſet, iſt weit fchöner zu Tiſchler Arbeit, auch feſter, als das, ſo in guten Erdboden erwachſen iſt; dargegen wachſen letztere geſchwinder und groͤſſer, als die erſten. Es ſchicken ſich dieſe Baͤume vortreflich an die groſſen Raͤnder, und ſind wegen ihrer Fruͤchte, als auch des Holzes, vorzuͤglich eintraͤglich. Ein ſolcher Nußwald wirft jährlich durch feine Fruͤchte eine groſſe Revenuͤe ab; beſonders wenn gute Arten Nuͤſſe geſteckt, und dar von Bäume gezogen worden find; welches doch je: den Eigenthuͤmer einerley Arbeit koſtet, ob er gute oder jchlechte Nuͤſſe pflanzet. Die Nuͤſſe doͤrfen nicht, wie ich ſchon oben ges ſagt habe, im Herbſt geleget werden: weil ſie erfrie⸗ ren, ſondern im Hornung oder Merz; und am beſten kommen ſie, wenn man ſie mit der gruͤnen Schale ſteckt. Denn deren ihre Bitterkeit haͤlt die Wuͤr— mer und Maͤuſe ab, die ſie gerne verzehren. Die gruͤne Schale aber zu erhalten, lege man die abge⸗ brochnen reifen Nuͤſſe, ſo nicht durch Abſchlagen oder Abfallen gequerfchet worden, den Winter hindurch in trocknen Sand im Keller, bis ſie geſteckt werden ſollen. Wenigſtens muͤſſen ſie ſechzig bis achtzig Fuß weit aus einander geſteckt werden. Sie breiten ihre Ae⸗ ſte 155 ſte und Wurzeln ſehr weit aus. Berge und Raͤn⸗ der ſind vortreflich darzu, an ſolchen wird auch ihr Holz weit ſchoͤner und maſrichter, als in fetten Lande. Was iſt wohl leichter und geſchwinder ohne groſſe Koſten angeleget, als ein ſolcher Nußwald. Das einzige dabey iſt dieſes, in den erſten Jahren die ſun⸗ gen Baͤume mit Stroh oder Dornen vor Wild und Vieh zu bewahren. So bald fie etwas ſtark und hoch in Kronen ſind, dann haben ſie Schutz von ſich feibft. Die Dolen und Kraͤhen, welche gerne die Nuͤſſe ſtehlen, muß man oͤfters hier und da durch angebrandte Strohwiſche abhalten. Die Erfah— rung hat gelehret, daß ſie dadurch ſich nicht getrauen nahe zu kommen. Ich habe groſſe Nußbaͤume geſehen, deren jeder faſt alle Jahr dem Eigenthuͤmer drey, vier bis fuͤnf Reichsthaler renthiret haben. Man uͤberlege nun einmal den groſſen Nutzen den ein jeder Nußwald maͤſiger Groͤſſe, renthiren muͤſte, wenn nur ein Baum in den andern, alle Jahr ein Reichsthaler oder ein paar Gulden abwuͤrfe; nicht zu gedenken, des groß ſen Kapitals an Btennholz der Aeſte und brauch— baren Holz der Stämme und Wurzeln zu Tifchler: Arbeit. In zwanzig bis dreyßig Jahren ſind die— ſe Baͤume in einem mittelmaͤſigen Boden ſchon ſehr groß, dicke und tragbar. Wenn die Nuͤſſe geſteckt weis 156 ) Br 12525 muß die Spitze unterwärts in die Erde kom: Im Merz oder April ih die befte Zeit ER Kin. Der wilde Rirfhbaum oder die fogenanmtef klei ne Suͤßkirſche, nimmt auch einen geringen Boden an, in welchem fie älter werden, als in guten fetten: weil von letztern wegen des häufigen Nahrungsſaf⸗ tes, ſolche dem Gummi ſtark ausgeſetzt ſind, und leicht brandig werden. Dieſe Baͤume wachſen ge⸗ ſchwinde ſehr groß, geben viel feſtes Holz zu allerley ſchoͤner Arbeit. An ſandigten Orten, auch Raͤndern wachſen ſie am beſten. Die Roßkaftanie iſt eines der ſchlechteſten Hoͤl⸗ zer; dargegen waͤchſt der Baum deſto geſchwinder auf Höhen und Tiefen. Am liebſten aber an feuch⸗ ten und lockern Grunde. Wegen feines geſchwin⸗ den Wachsthums, iſt dieſer Baum bey unſerm Holz: mangel gar nicht zu verachten. Wenn die Roßka⸗ ſtanie, als Saamen gelegt wird, muß die Spitze al⸗ lezeit oben kommen. Die Linde hat zwar auch ein weiches Holz; fo aber doch der Roßkaſtanie noch vorzuziehen iſt. Sie liebet einen guten, ſandigten und feuchten Boden, in weichem fie eine erſtaunende Höhe und Stärfe bes kommt. Die auf trocknen und duͤrren Boden er f wach⸗ 157 wachſene Linden, bleiben mehrentheils klein. An Ufern, Baͤchen, Raͤndern, thun ſolche Baͤume ſehr gut. Sie werden aus Saamen gezogen, und auch aus Schoͤßlingen gepflanzet. Der gute Saame zum Ausſaͤen muß, wenn er aufgeſchnitten wird inwendig weiß ſeyn, und bey trockner Witterung geſammlet werden. Sie laſſen ſich jung und auch ſchon ziemlich dick verpflanzen. Man muß aber ihre Wurzeln ſchonen, und nicht viel beſchneiden, worauf in ihrem Wachsthum ſehr viel ankommt. Unter die weichen und leichten Waldhoͤlzer wird die Aſpe oder lybiſche Pappel mit gerechnet. Sie waͤchſt geſchwinde, wird auch in ihrem Schaft und Aeſten ſehr holzreich. Man kan fie von Wurzelftis cken, auch Stoͤpflingen, wie andere Pappeln pflan⸗ zen. In drey Jahren wachſen ſie ſchon ſehr hoch, und in zwoͤlf Jahren ſind ſie ſchon von einer Man⸗ nesdicke, in zwanzig Jahren aber haben ſie ihre Voll⸗ kommenheit, und geben viel Holz zum Faͤllen. Man kan alfo davon in achtzehn und zwanzig Jahren eis nen ziemlichen Wald abtreiben und viel Holz erhalten. Auſſer denen bereits angeführten gewöhnlichen Laubholzarten, komme ich nun noch auf einige ans dere weiche ea nemlich die mancherley Arten Wey⸗ 158 Weyden, Pappeln u. d. g. Ich gedenke hier dies ſer Baͤume mit vielem Vergnuͤgen: weil ſolche am geſchwindeſten wachſen, und zum Verbrennen, auch zu andern oͤkonomiſchen Gebrauch, ſehr nuͤtz⸗ lich ſind. ü Man ſollte dieſe Holzarten um ſo mehr haͤufiger anbauen, da ſie faſt jeden Boden annehmen, auch ſehr geſchwinde wachſen, und in dicken Staͤmmen ſchon angepflanzet werden koͤnnen. Wogegen bey andern viel mehr Zeit erfordert wird, ehe ſie nur aus dem Saamen erſt dieſe Staͤrke erhalten; die kleinen Stöpflinge ſogar, geben ſchon in einigen Jahren ſchoͤnes Holz, ſo abgetrieben werden kan. Ob ich gleich geſagt habe: Sie nehmen jedes Erdreich, es fen ſo geringe, als es wolle, an; fo lieben fie den: noch mehr feuchten und ſandigten Boden; doch wol: len ſie nicht gar, wie die Erlen, im Waſſer ſtehen; ſondern ihre Erde nahe am Waſſer haben; man hat in Teutſchland gar viele, theils einheimiſche, theils ausländifhe Sorten, welche alle gut fortkommen. In der Pfalz, auch nicht gar zu weit von Mann⸗ heim, habe ich von Italieniſchen Pappeln und ans dern Wenden an denen Heerſtraſen, Alleen zu meis nem wahren Vergnügen recht ſchoͤn, und ganz neu angeleget angetroffen; welches ich als ein Zeichen anſahe, daß man jetzo wieder anfange, ſolche zu ſchaͤ⸗ tzen. 8 159 Ken, Denn man hat bishero die Wenden gar zu ſehr verachtet, ihren Anbau vernachlaͤßiget, und nicht ſo benutzet, als man doch billig haͤtte thun ſollen. Die darauf fo wenig angewandte Mühe und Kos ſten, wird von ihnen reichlicher belohnt, als von allen andern Baͤumen. Es ſcheinet mir, die guten Weyden haben in un⸗ ſern bisherigen Zeiten, das nemliche Schickſal der Verachtung, wie viele andere nuͤtzliche Dinge, die ohne groſſe Muͤhe und Koſten leicht zu haben ſind. Die Menſchen lieben immer mehr das beſchwerli⸗ che, theure, und gekuͤnſtelte, als das wohlfeile, leicht zu erhaltende, und einfache. Unſere Vorfahren wuſten fie beſſer zu ſchaͤtzen und zu nutzen. Sie ſag⸗ ten im Sprichwort: Wieſen und Weyden, ſind wohl zu leiden! ingleichen die Weyde gie bt vor allen andern Baͤumen, alle Jahr gewiß ihre Frucht! ſie verſtunden darunter das jaͤhrli⸗ che Holz. Von ihren vielfaͤltigen oͤkonomiſchen Benutzun⸗ gen bey dem Waſſerbau, vielen andern zur Hauß— haltung gehoͤrigen Vortheilen, will ich jetzo hier nichts ſagen: weil blos von der geſchwinden Ver⸗ mehrung des Holzes in gegenwaͤrtiger Schrift die Rede ſeyn ſoll. Dieſe zu befoͤrdern, dienen nebſt de⸗ 160 ee — denen Pappeln, Erlen, Eſchen, Roßkaſtanien, Aſpen und mehr dergleichen, vorzüglich unſere bes liebten Weyden. Aus dieſem Geſichtspunkt be⸗ trachtet, ſind ſie mir, mit denen alleweile genannten Hölzern, von gleichem Werth; ja ich wollte fie faft dieſen noch vorziehen: weil ſie erſtlich nicht aus Saa⸗ men, ſondern gleich durch dicke Stangen, wie jiems liche Bäume gepflanzet, und in etlichen Jahren ſchon benutzet werden; zum zweiten auch faſt allenthal— ben, wo andere Baͤume entweder nicht, oder doch langſam und ſchlecht wachſen, ſich anpflanzen laſſen. Sie koͤnnen alfo auf ſchlechte und ſumpfigte Platze vortheilhaft angebauet werden; und wie verbeſſern und beſchuͤtzen die Weyden nicht die Ufer und Raͤn⸗ der an den reiſſenden Stroͤhmen; ja ſie thun es leichter und beſſer mit gar geringen Koſten, als ge— mauerte oder mit Bauholz gemachte Verdammuns gen, der Wuth des reiſſenden Waſſers zu wehren. Der daran geführte und vom Waſſer angeworfe— ne Schlamm ſelbſt erhöhet, vergroͤſſert und verwah⸗ ret die Raͤnder und Ufer noch oben drauf. Ich will mich hier der Kuͤrze und des engen Raums halber, eben ſo wenig bey den Weyden in das botaniſche weitlaͤufig einlaſſen; als ich bey den vorhergegangenen Holzarten gethan habe; ſondern - auf 18 161 auf das oͤkonomiſche und die geſchwinde Benutzung der Baͤume mein Augenmerk richten. Denn ein je— des Land, wird doch feine einheimifchen Arten, wel⸗ che leicht, geſchwind und häufig zu e find, dar⸗ zu nehmen. Von denen nutzbareſten Weyden, die in unſerm Teutſchland am haͤufigſten gefunden, und zum Holz— anbau, wegen ihres geſchwinden Wachsthums, ſich am beſten ſchicken, moͤchten wohl vorzuͤglich die Sahlweyde, die rothe, weiſſe, und gelbe Wey⸗ de, Bruchweyde und einige andere mehr ſeyn. Dieſe Arten ſind deswegen denen andern vorzuzie⸗ hen: weil ſie geſchwinder, im Schafte hoͤher und ftärker wachſen, als die andern, fo, daß man fie als ſtarkes Holz, ſo gar in Scheiten brauchen kan. Die andre Weydenarten haben auch wohl gutes Wachs⸗ thum; fie kommen aber dieſen in der Holzmenge 5 nicht bey. i S Nauͤchſt diefen find zum geſchwinden Holzanbau die Pappelweyden ſehr vortheilhaft. Man hat derer zweyerley Arten, nemlich die ſchwarze und weiſſe. Dieſe Weydenbaͤume wachſen geſchwinde, ſehr hoch und dabey dicke, und geben in kurzer Zeit vie: L | les — — 162 9 les Holz. Wenn in vierzehn, ſechzehn oder achtzehn, auch mehrern Jahren ein ſolcher hochſtaͤmnmater Weydenwald gefaͤllet wird; fo findet man den Nu⸗ tzen: welcher ſich aber noch mehr in der Geſchwin⸗ digkeit durch feinen friſchen Trieb aus den Staͤm⸗ nien, in wenig Jahren ohne alle Muͤhe verintereßi⸗ ret. Denn es iſt willkührlich, ob ich ſie zu Kopf⸗ weyden oder auf der Erde abfälle, und wieder aus⸗ ſchlagen laſſe. Auſſer dieſen giebt es auch einige Arten die Buſch oder Krebsweyden genennet werden. Dieſe Weydenarten, laſſen ſich nun wie ſchon ge⸗ | ſaget worden, in allen Landern, und in jedem Erd⸗ reich fortpflanzen. Denn es wird kein Himmels ſtrich leichtlch ohne Wenden ſeyn; doch lieben ſie mehr einen feuchten, als trocknen Boden; ja man wird gleich aus dem Wachsthum erkennen, auf was vor einem Grund fie geſtanden haben. Wie Fön: nen wohl Ufer, Suͤmpfe, Rieder, Baͤnder und mehrere unnüge leere Plaͤtze, die ſonſt zu gar nichts taugen, beſſer benutzet werden, als mit Weydenan⸗ bau? Es iſt recht zu beklagen, daß bishero derglei⸗ chen nicht haͤufiger geſchehen iſt, oder jetzo noch ge⸗ ſchicht. Wie unzeblig viele koͤnnten nicht nur an St je, Teiche und Graben, zu Verwahrung des Aus⸗ bru⸗ 163 bruches der Waſſer, ganz enge an einander geſetzt werden: Aber wie oft reift man an ſolchen leyder nur einzeln geſetzte Weydenbaͤume an, die wegen ihren weitlaͤufigen Stand, die Ufer und Raͤnder, nicht recht durchwurzeln; alſo auch keine Feſtigkeit aller Orten geben. Ich gebe mit guten Grund de— nen Landleuten ſchuld, daß wenn ſie die Weyden ſe— tzen, und einige derſelben abſterben, ſie nicht wieder nachpflanzen, dabey wohl auch in der irrigen Mey: nung ſtehen: enge Weyden wuͤrden nicht gut wach⸗ ſen. Die Erfahrung bezeuget aber, wie gut ſie den engen Stand leiden mögen. Wie ſehr viel Wey⸗ den, wuͤrden nicht auf ſumpfigten oder andern oͤden Plaͤtzen, ganz euge an einander geſetzt, bier und da recht artige und nutzbare Waͤldergen machen. Bey dem Weydenanbau, ift eben fo, wie bey al len andern Holzanpflanzungen Vorſicht noͤthig; ohn⸗ * geachtet dieſer, als etwas ganz geringes angeſehen wird. Die Art und Weiſe, wie ſie der gemeine Mann pflanzet, iſt eben nicht die beſte. Faſt allent— halben werden die Wey denſtangen in Loͤcher, die mit ſogenannten Pfahleiſen in die Erde geſtoſſen worden ſind, eingeſtecket, und dann glauben die Leute, es ſey die ganze Arbeit auf das beſte vollbracht: Allein dieſe Pflanzungsart gefaͤllt mir und noch vielen ans, dern, fo deutlichere Begriffe und Erfahrungen da: n von 1 1 64 8 von haben ganz und gar nicht. Denn das Pfahl⸗ eiſen druͤckt die Erde rund herum in dem Loch feſter und dichter zuſammen, daß die Wuͤrzelgen in ſolche fo leichte nicht eindringen und fie faffen koͤnnen; aufs fer dieſhm Umſtand ſind allezeit die Löcher weiter, als die Weydenſtangen ſelbſt dicke find, damit ſolche ſich ohne Abſtreiſung der Schale hinein ſtecken laſſen, weshalber die eingeſteckten Stangen die Erde nicht unmittelbar beruͤhren, und die zarten Wuͤrzelgen ſol⸗ che faſſen koͤnnen. Sind hingegen die Stangen ſo dicke wie die Löcher, hat man Mühe fie in die loͤ⸗ cher hinlaͤnglich zu treiben, oder es ſchaͤlet ſich die Schale vom Stamme gar ab. Und eben daher kommt das häufige Abſterben der Setzlinge. Bey Suͤmpfen und ſchlammigten Erdboden, will ich die⸗ St fe Art Löcher noch eher gelten laſſen: weil ſich der weiche Schlamm und Sumpf nach und nach von 5 ſelbſt anlegt. Beſſer und ſicherer iſt es, wenn man im trocknen Erdreich nach unſern alten Vorfahren ihrer klug eingerichteten Meihode ordentliche Löcher graͤbt, und die Weydenſtangen hinein ſetzt, hernach die Erde wieder durein bringet, ſo wird die Schale nicht abgeſtreiſt, und die Erde kommt unmittelbar ganz locker an den Stamm. Wo Waſſer in der ‚Nähe ıft, gieſſe man die Erde noch an, oder leite durch gemachte Furchen, das Waſſer an. die Baͤu⸗ me, damit ſie ſich noch beſſer an die Stämme anler N get. ger. Im guten Boden eine Elle tief, und in ſchlech⸗ ten oder ſandigten anderthalb Ellen tief geſetzt, iſt die rechte Art, wenn ſie gut fortkommen ſollen. Flach geſetzte verdorren leicht; und was hat man vor Vor⸗ theil, wenn ſolche etlichemal geſetzet werden muͤſſen. Die Weydenſtangen ſollen obngefehr zwey, auch drey Zoll im Durchmeſſer, und nach Beſchaffenheit der Abſicht und Lage des Erdbodens, ſechs, acht bis zehn Fuß lang ſeyn, wenn es wa Kopfweyden werden ſollen. Duͤnne a find zum Setzen nicht fo aut, wie dicke; fie haben nicht fo dichte Schale und fe⸗ fies Holz weswegen fie leichter und geſchwinder ver; welken, und nicht fortwachſen. Ich habe dieſes aus eigner Erfahrung mehr als einmal wahrgenommen. Dicke Stangen hingegen, ſind in der Schale und Holz feſter und reifer, geben zugleich auch vom Anz fang der Pflanzung ſchon einen ziemlich ſtarken Baum, der nicht erſtlich durch die Laͤnge der Zeit ſo dicke werden darf. Wenn dieſe Stangen geſetzt werden ſollen, braucht man ſie nur mit einem ſchar⸗ fen Beil nicht ſpitzig, wie die Bauern zu thun pfle⸗ gen; ſondern breit und ſchief zu hauen, jedoch ſo, daß fie nicht durch das Aufſetzen gequerfcht und da⸗ durch krank werden, auch gar leicht unten am Hieb e 5 von 166 EM von der Quetſchung faulen. Eben fo muͤſſen auch im freyen ohne aufgeleget, mit einem ſcharſen Beil die Aeſtgen nach der Spitze zu abgehauen werden: weil umgekehrt die Aeſte nicht ſo glatt abgehen, auch die Schale ſich leichtlich abſchaͤlet, welches die Stan⸗ gen noch mehr verwundet. Je weniger die Stan⸗ gen Wunden bekommen, deſto beſſer begleiben und wachſen ſie. Die beſten Setzſtangen find dahero immer diejenigen, wo wenige oder gar keine ſtarken Zweige abgeſetzt werden muͤſſen. Dieſem Uebel iſt aber leicht abgeholfen, wenn ein guter Haußvater, ein Jahr vorhero im Fruͤhjahr, ehe die Stangen zum Sſetzen gehauen werden ſollen, ſolche noch auf den Weydenbaum ausſchnittelt; ſo verwachſen den Soms mer uͤber die Wunden leichter und geſchwinder, als wenn ſie beym Verſetzen erſtlich abgeputzt . In Anſebung der Hoͤhe der Stangen, muß man ſich nach den Umſtaͤnden und Platz richten, wo ſie eigentlich hingepflanzet werden ſollen. An Raͤnder und Ufern die nicht gar zu feſte ſind, rathe ich lieber etwas kuͤrzere, damit die Sturmwinde ſie nicht ſo leicht ummerfen, und zugleich den Rand einreiffen, daß alsdann das Waſſer austreten kan; wo ſie aber auf einen Platz fefte ſtehen, koͤnnen zu Kopfweyden ſolche zu acht bis zehn Fuß hoch gepflanzet werden. 1 die Abſicht die Wepa zu Klafterholz hoch ger hen hen zu laſſen, fo ſtutzt man ſie nicht in der Spitze ab; ſondern laͤßt ihnen das oberſte Kroͤngen; bey zu erhaltenden Kopfweyden hingegen, fpiß: man fie eben ſo breit und ſchief ab, damit der Regen ablau⸗ fen, fi nicht zwiſchen die Schale ſetzen, und Faͤul⸗ niß entſtehen kan. Dieſe Abſpitzung muß im frey⸗ en geſchehen, damit die Stange nicht gequetſchet wird; die hohen Stangen haben dieſen Vortheil, daß ſich beſſer darunter laͤſſet weggehen, auch die Ausſchoͤßlinge, vom Vieh unbeſchaͤdiget bleiben. Wo der Erdboden nicht feſte, und zu beſorgen iſt, die Bäume möchten von Sturmwinden ausge⸗ riſſen werden, darf man ſie nur ſehr enge pflanzen; ſo wird eine durch die andere unterſtuͤtzt und geſchuͤtzt. Dieſer Vortheil ſollte auch bey Randern beobach—⸗ tet werden, wo zugleich noch durch Buſchweyden dem Rande Feſtigkeit gegeben wird. Ich habe ei⸗ nen guten Haußwirth gekannt, der in feinem Gar— ten das Ufer eines reiſſenden Fluſſes, auf dieſe Art durch hochſtaͤmmigte, als Buſchweyden, nicht nur | verwahrte; ſondern auch fein Ufer um ein groſſes erweitert batte. So oft er in ſeinen Garten gieng, ſteckte er allezeit etwas kleine Buſchweyden in den weichen Grund des Ufers, und hatte einen ſchoͤnen Bouſch dadurch erhalten. 24 | Wenn 158 ge Kenn nun die Ane geſchehen ift, dann muͤſſen die Bäume in den erſten Monaten etliche Jahre hindurch, mit Abputzen der unterſten ausge— ſchlagenen Augen, noch gewartet werden: damit ſie den oberſten nicht die Kraft entziehen, und ſolche ſchoͤn in die Hoͤhe wachſen. Bey den Weyden die enge gepflanzet find, und dabey in die Hoͤhe zu Klaf⸗ terholz wachſen ſollen, beweiſet die Erfahrung das nemliche, was ich oben bey den andern Baͤumen und Nadelhoͤlzern geſaget habe; ſie werden nemlich nicht gleich in ihrem Schafte ſo ſtark, beſonders auf feuch— ten Boden. Denen Bruchweyden iſt das enge Ge: tzen beſonders vortheilhaft, damit die ſtarken Win⸗ de ſolche nicht abbrechen koͤnnen. Ein ſolches hochgewachſenes Waͤldgen, ift in Anz ſehung der Holzung weit nutzbarer, als die Kopfr weyden. Denn ich kan in zwoͤlf bis ſechzehn Jah⸗ ren, eine groſſe Menge Reiß und Klafterholz fällen, Ich kan ſie entweder kurz auf der Erde abfaͤllen, oder nach beliebiger Hoͤhe auch Kopfweyden daraus machen. In beyden Faͤllen ſchlagen ſolche wieder aus. Sind die Weydenſtaͤmme auf der Erde ab: gefaͤllet, wie die Erlen und Eſchen gefällt werden; ſo bekomme ich im erſten Jahr gleich einem dichten Buſch, welcher in ein paar Jahren wieder gefchnitr telt wird, fo, daß ich auf einem ſolchen Stamm, eben wie * — 169 wie bey den Erlen und Eſchen, nur ſechs bis acht Stangen oder Ausſchoͤßlinge in die Höhe laufen laſ⸗ ſe, die hernach in zwoͤlf bis ſechzehn Jahren, ohne das Buſchreiß, in groͤſſerer Menge, als die erſten abgetrieben, und genutzet werden koͤnnen. Denn die alten, ſtarken und haͤufigern Wurzeln des Stammes, baben bey dem andern Trieb mehr Kraft zu treiben, als im Anfange, da erſt die Bäume gepflanzet wur⸗ den, und ſich bewurzeln muſten. Erhalte ich auf die Art nicht ſtatt einem Stamm, derer nunmehro etlis che auf einmal, und alſo auch in eben der Zeit, dops pelt, drey und vierfach ſo viel Holz? die abgeſchla⸗ gene Köpfe, ſie ſeyn nun hoch oder nur über der Erz de, bedecke man nach der Faͤllung zu mehrerer Erz haltung mit Moos oder kurzen Stroh vermiſchter Erde, oder noch beſſer mit Leimen, ſo viel moͤglich; damit ſie nicht ſogleich austrocknen, oder die Naͤſſe vom Regen den Stamm und die Schale zur Faͤul⸗ niß bringe. ’ Es ift wahr, die hochſtaͤmmigten Wenden, find wegen ihres Klafterholzes, bey dem gegenwaͤrtigen groſſen Holzmangel, weit nutzbarer, als die Kepf— wenden. Indeſſen könnte man ebenfalls die Kopf⸗ weyden beſſer und reichlicher benutzen, als wie bis⸗ hero an den mehreſten Orten geſchicht. Im Vogt— lande, und an vielen mehrern Orten, haben die Sn: | ts woh⸗ 170 — wohner die Art, auf den Kopfweyden noch dren, vier auch wohl fünf Stangen, zu vier bis fünf Fuß hoch ſtehen zu laſſen, die in der Folge der Jahre eben fo viel Köpfe, mithin auch vier bis fünfmal mehr Ausſchöͤßlinge und Stangen treiben. Dieſe Mar nier die Wenden zu traktiren, hat feinen doppelten Nutzen. Einmal bekomme ich mehr Holz, und zum zweyten erhaͤlt ſich der Stamm laͤnger geſund. Denn an einem dicken Kopf, wo in der Laͤnge der Zeit die aͤuſſere Rinde ſehr hart wird, bleiben viele Augen zuruͤck, die nicht ausſchlagen koͤnnen, ohngeachtet der Baum Kraft und Saft genug haͤtte, vielmehr aus⸗ zutreiben. Der überflüfige Saft muß alfo in dem Stamme bleiben, und verderben, wovon hernach der Baum in ſeinem Kern faulet, und endlich hohl wird; 7 dabingegen viele Köpfe auf einem Stamm eine groͤſ⸗ ſere Flaͤche haben, Augen auszutreiben, und den Saft aus dem Stamm anzuziehen, wodurch ich zu? gleich nicht allein mehr Holz bekomme; ſondern auch den Baum vor Faͤulniß bewahre, und länger geſund erhalte. Es wird dahero ſehr wohl gethan ſeyn, wenn gleich nach vier oder fuͤnf Jahren der erſten Köpfung die vielköͤpfigten Weyden gezogen werden. Dieſes Vortheils kan man ſich auch noch bey guten geſunden und nicht aufgeplatzten Baͤumen bedienen; der Saft breitet ſich dadurch mehr aus, und in Wins ter \ ee 171 ter borſten die Baͤume auch nicht ſo leicht auseinan⸗ der, und bekommen ein hoͤheres Alter. Eine praktiſche Erfahrung will ich doch noch hin: zufuͤgen, die denen Wenden zu ihrer laͤngern Erbal⸗ tung nuͤtzlich iſt. Alte Weyden beſchneide und be— haue man ſpaͤter, als junge, und letztere fruͤher im Jahre. Wenn die Alten zu fruͤh behauen werden; ſo ſterben ihre Wurzeln ab, und bey jungen lauft durch das ſpaͤte Abputzen zu viel Saft aus den Wun— den daß ſie davon abgehen. Ich habe mit Ver— luſt vieler Baͤume die Erfahrung davon gehabt. Es ſollten billig die Weyden auch wegen ihres unvergleichlichen Gebrauchs, in den Waldungen ges pflanzet werden; ja man koͤnnte ſie ſogar um die Waldungen fuͤglich herum ſetzen, und damit einfaſ— ſen. Habe ich nicht ſchon oben die Verzaͤunung der neuangelegten Waldungen ſo vorgeſchlagen, wodurch dieſes erhalten wird. Vorzuͤglich wuͤrden die Buſch⸗ weyden unter den groſſen Baͤumen, als Buſchholz ſortkommen und benutzet werden. Zu dieſen Buſch— wenden braucht man nur kleine Stoͤpflinge zu neh— men, die leicht und haͤufig zu haben ſind, und bey Abkoͤpfung der Weydenſtaͤmme mit zum Buͤſchel⸗ holz kaͤmen. Ich 172 \ * Ich habe einſtmalen dergleichen Stoͤpflinge zu Merkmalen bey Spiraelpflanzen, in die Erde ge⸗ ſteckt, und ohngefehr einige davon, nur auf der Ober: fläche der Erde liegen laſſen, welche ich nach einigen Monaten daſelbſt wieder fand, und da ich ſie weg⸗ raͤumen wollte; fo fand ich zu meiner Verwunde⸗ rung, daß ſie Augen getrieben, auch Wurzeln in die Erde geſchlagen hatten, und ganz feſte mit der Erde waren. Man ſiehet alſo daraus, wie geſchwinde und leichte die Winden fortzupflanzen ſind. Sollte man dahero nicht darauf bedacht ſeyn, in Waͤldern, und vorzüglich an ſumpfigten Orten, alle Arten von Weyden, als Buſchweyden anzulegen? und da ſie mit weit leichterer Muͤhe, als anderes Buſchholz verpflanzet werden koͤnnen, nicht darzu die beſten Sorten gebrauchen? Unter den Buſchweyden waͤchſt immer am ſtaͤrkſten, die ſogenannte Krebsweyde oder Korbweyde. Statt daß anderer Buſch alle; zwan⸗ zig und fünf und zwanzig Jahre geſchlagen wurd; ſo kan der Weydenbuſch alle fuͤnf bis ſechs Jahr, folglich dreymal mehr des ſchoͤnſten Holzes abgetrie⸗ ben werden. Man darf nur die kleinen Stöpflinge anderthalb bis zwey Fuß lang machen, ihre Zweig⸗ lein ſo abputzen, daß die Augen nicht beſchaͤdiget werden, und ſie entweder in die Erde ganz enge ne⸗ ben einander, ohngefehr einen halben Fuß in Ab⸗ ftand 0 und 105 der Erde etliche Zoll hervor⸗ ragen — 8 172 ragen laſſen; oder auch nur wie meine obige Erfah⸗ rung gelehret hat, auf und etwas in die Erde les gen, oder ſolche mit den Fuͤſſen eintreten, ſo wird in wenig Jahren ein herrlicher Buſch entſtehen. Je feuchter der Erdboden iſt, deſto beſſer kommen ſie fort, und deſto mehreres Holz geben ſie. Da alſo dergleichen Stöpflinge in Menge zu haben ſind, die Mühe und Koſten dabey wenig oder gar nichts be- deuten: wohl aber der Aigen davon in der Folge wichtig und betraͤchtlich wird; ſo weiß ich nicht was ich denken ſoll, wenn man ſi 5 ſolcher Anpflanzung nicht genug bedienet. Den erſten Wuchs laſſe man ein paar Jahr laͤnger ſtehen, ehe er abgetrieben wird; damit ſich erſt die Stoͤpflinge recht bewurzeln und Kraft zum Treiben bekommen. Die beſte Zeit Wey⸗ den zu bauen und zu pflanzen, iſt zu Ende des Hor— nungs und im Merz, auch Anfang des Aprils. Die Pappeln lieben mehr einen etwas ſandig⸗ ten und trocknen Grund, uur keinen ſumpflgten, wie die andern Weydenarten. Wir haben hier zu Lan⸗ de ordentlich zweyerley Arten, nemlich die weiſſe und ſchwar ze Pappel, die jedermann bekannt ſind. Auf jeden duͤrren und magern Boden, wo andere Bäume nicht gut wachſen, da kommen dieſe fort, Sie werden Pappelweyden genennet, und unter das Geſchlecht mit gerechnet, ob ſie gleich weder e nach 1 7 4 — nach ihren Blättern noch Holz denenſelben ahnlich ſind. Ihre Bluͤte ift ſchuld daran, daß fie darun⸗ ter gerechnet werden. Dieſe zwey Arten unterſchei⸗ den ſich von einander, durch die verſchiedene Figur ihrer Blatter. Die weiſſe Pappel hat etwas groͤſſere Blätter, die wie ein Weinlaub tief einge⸗ kerbt, oben dunkel gruͤn, und mit ein wenig weiß wolligten Weſen überzogen find, ausſehen; unter dem Blatt aber wird ſolches weiß wolligte Weſen haͤufiger geſehen, und davon hat ſie ihren Nahmen bekommen. Der ſchwarzen Pappel ihre Blätter ſind glatt, gegen den Stiel breit, und darnach laͤng⸗ lichter zugeſpitzt. Im Sommer ſind ſie oben ganz ſchwarz gruͤn, und unten graulicht, haben lange Stie⸗ le, und ſind weniger eingekerbt, als die weiſſen. Sie werden ebenfalls durch Stangen und Stöpf: linge, wie andre Weyden fortgepflanzet, und wach⸗ ſen wie dieſe hochſchaͤftig, oder wie Kopfweyden. Auf alle Fälle find fie ein geſchwind wachfendes und nutzbares Holz. Wenn ſie auf einem duͤrren Platz, wo andere Baͤume nicht fortkommen, gepflanzet werden ſollen; fo ſetze man fie ganz enge bey einans der, vorzuͤglich aber die weiſſen Patzpeln, weil ihre Wurzeln flach in der Erde fortlaufen, damit ſie der Wind nicht umwirft. Die ſchwarze Pappel herz gegen ſchlaͤgt tieſere Wurzel. Zu beſſerm Fort⸗ N kom⸗ Ren. 175 kommen, und geſchwindern Wachsthum muß der Erdboden, oder die Löcher darzu vorhero gegraben, und ein lockeres Erdreich werden. Dieſe Pappel⸗ waͤldergen ſehen ſehr gut aus, und geben in wenig Jahren viel mehr Holz, als andere Baͤume. In dem bieſi igen Territorio habe ich in Schloß: vippach eine Pappel bey einer Muͤhle ſtehen ſehen, wo der Unterſtamm vier und zwanzig Ellen im Um⸗ fang hatte, und der Durchmeſſer war beynahe acht Ellen. Es war eine Gabel, die oben zwey Haupt⸗ aͤſte ausmachten, davon jeder vierzehn Ellen im Um⸗ fang hatten. Er war, nachdem ich ihm auf geome⸗ triſche Art gemeſſen, zwey und ſiebenzig Fuß hoch. Seine wenigen kleinen Zweige und Blaͤtter zeigten von ſeinem baldigen gaͤnzlichen Ableben. Der Wet⸗ terſtrahl hat zu verſchiedenenmalen eben ſo groſſe Aeſte abgeſchlagen. Niemand in dem Orte konnte mir ſein Alter ſagen. Es war eine ſchwarze Pap⸗ pel, und ein bewundernswuͤrdiger Baum. Ich machte bierbey die Anmerkung, daß die Nachricht des Herrn Ellis, welche er von einem ſo ungeheu⸗ ren Ruͤſter i in England giebt, wahr ſeyn muͤſſe, in deſſen Hohlung ganz fuͤglich ein Reuter ſtehen koͤn⸗ ne. Unten auf der Erde war der Stamm hier und da hohl, ſo daß des Muͤllers Huͤhner ihre Wohnung darinne hatten. Wenn 175 | —— Wenn die Pappeln in die Hopfenberge gepflans zet werden; ſo ſind ſie eine gar groſſe Erſparung der Hopfenſtangen. Sie muͤſſen nur immer in kleinen Kronen erhalten werden, damit fie durch den Schatz ten dem Hopfen nicht ſchaden. Dieſe Pappeln ſind vorzuͤglich in ſolchen Bergen gut, da ſie mit geringer Nahrung zufrieden ſind, alſo ſolche nicht ausſaugen, und am Ende hat man nach dieſen geleiſteten guten Dienſten, das Holz gar umſonſt. Nach dem Ab⸗ fällen geben die Ausſchoͤßlinge auch wieder friſche Stangen vor den Hopfen. Auſſer dieſen zwey angeführten Arten iſt jetzo auch bey uns die Italiaͤniſche oder ſogenannte Lombardiſche Pappel ſehr gemein worden. Ein franzöfifcher Ingenieur bat zuerft, fo viel ich weiß, von daher fünf Reiſer dem Herzog von Orlean mitgebracht, welcher hernach die Vermehrung ger macht: daß endlich deren Anpflanzung und Benu⸗ tzung in ganz Frankreich ausgebreiteter geworden iſt. Jetzo ſoll man fie ſogar zu Maſtbaͤumen vor gut befinden. Es halten zwar einige davor, dieſe Italiaͤniſche Lombardiſche Pappel, wäre von unſern Pappeln nicht unterſchieden; ſondern ſie erwachſe nur in einem guten Boden beſſer, und in einem ges ringern fiel fie zu der ordentlichen ſchwarzen Paps pel wieder zuruͤck. Andere hingegen behaupten das Ge⸗ 7 177 Gegentheil; ſo viel iſt doch gewiß, durch iht Wachs⸗ thum der Zweige, indem ſich foiche mehr nach dem Stamm aufwaͤrts zu richten, wie eine Pyramide, und nicht nach dem Erdreich, wie die ſchwarze Pap⸗ pel herabhangend waͤchſt: auch nicht in ihrem Um— kreiß eine fo unordentliche Figur, wie die ſchwarze Pappel macht, weicht fie von der ſchwarzen ſehr ab. Eben ſo iſt der Italiaͤniſchen Pappel ihr Stamm immer gerade, da die ſchwarze Pappel oft krumm waͤchſt. Die Blaͤtter ſind mehr zugeſpitzter und nicht ſo breit an langen Stielen, auch ſchoͤn dunkel grün, welches an der ſchwarzen niemalen ſo iſt; ſon⸗ dern ſie ſiehet wie ausgegangen gruͤn aus. Ihre Schale oder Rinde ift licht grün, glänzend, wie bey einem Nußbaume, welche Eigenſchaft bis zu ihrem Untergang dauert. Dargegen bey der ſchwarzen Pappel die Rinde, wenn ſie alt wird, grau, duͤrre und ſchwammigt iſt. Ueber dieſes hat fie ein haͤr⸗ teres Holz, welches die Holzarbeiter gar deutlich wiſſen, und waͤchſt in funfzehn Jahren ſtaͤrker, als andere in dreyßig Jahren. Aus allen dieſen ſollte man wohl urtheilen, daß beſſer oder geringer Erd— reich, alle dieſe Veraͤnderungen wohl nicht machten. Ich will den Streit hier eben nicht entſcheiden; ſon— dern nur ſo viel ſagen: Sie waͤchſt unter allen Hoͤlzern am geſchwindeſten, und ihre Staͤmme werden in funfzehn und zwanzig Jahren fo ſehr ſtark, daß h— | M nen nen kein anderer Baum in der Zeit nachwachſen kan. ö e j N } ö ö Wer ſollte wohl nun das geringſte Bedenken tra⸗ gen, die Italiaͤniſchen Pappeln häufig anzubauen. Che noch in ſechs oder acht Jahren andere Baͤu⸗ me aus Saamen fo weit kommen, daß ſie verpflan⸗ zet werden koͤnnen; ſo ſind in der Zeit die Pappeln ſchon groſſe Baͤume geworden, und was dabey das mehreſte iſt, ohne ſonderliche Mühe und Koſten. Innerhalb zwölf bis funſzehn Jahren nach ihrer Pflanzung, haben ihre Stämme wohl zwey Fuß und drüber in ihrem Durchmeſſer erhalten; folglich ehe andere Baͤume erſt recht anfangen zu wachſen, ſo find dieſe ſchon zu fällen. Ihre Benutzung iſt das hero ſehr betraͤchtlich. Denn da dieſe Art Pappeln vor den andern noch einmal ſo geſchwinde waͤchſet; ſo traͤgt ſie auch noch einmal ſo viel ein in einerley Zeit. Was koͤnnten nicht in zwanzig oder mehr Jahren vor eine Menge der ſchoͤnſten Breter und Bohlen aus denen Staͤmmen geſchnitten werden? Und was wuͤrde nicht von dieſem Vortheil vor Geld im Lande behalten, womit wir vor auslaͤndiſche Bre⸗ ter andern die Beutel mit ſolchen anfuͤllen muͤſſen. Es wird dieſe Pappel eben ſo durch Reiſer oder Stöpflinge fortgepflanzet, wie die andern auch. Ein x U Bi. 179 Ein zarter Stöpfling ſchieſſet in drey Jahren zwanzig und mehrere Fuß hoch, und giebt dabey Sproſſen ge⸗ nung zu weiterer Verpflanzung. Sie iſt mit dem nemlichen Erdreich zufrieden wie die andern, und verlangt weder Duͤngung noch Begieſſen, wenn nur im Anfang das Erdreich gegraben iſt Man hat jetzo in Teutſchland, ſolche zu pflanzen auch haͤufig angefangen, und es werden diejenigen reiche Eins fünfte davon erhalten. Ich wuͤnſchte, dieſe Anpflan⸗ zung wuͤrde immer allgemeiner. Eine Pflaniſchule von ſolchen Stöbſtiigen, iſt das leichteſte Mittel in der Geſchwindigkeit, viel ſolcher Baͤume zu pflanzen. Man mache weder das Erdreich zu fett noch zu mager. Ein ſolches iſt nicht ohne Nahrungstheile, und ſie kommen eher an allen Orten fort, als wenn ſie auf einem zu fet— ten Boden erzogen worden waͤren. Allzu fett er⸗ wachſene, wollen hernach auf einem geringern Bo— den, wo die Nahrungstheile nicht auch fo häufig. find, nicht recht fortwachſen. Die beſten Reiſer ſind die, ſo von ganz jungen Pappeln, wenn ſie auch nur ein Jahr alt ſind, ge— nommen werden; viel aͤltere find ſchon nicht zur Pflanzſchuke fo gut. Es koͤnnen die kleineſten, wenn fe nur ein Fuß lang find, darzu dienen, und die M 2 Er⸗ 180 15 ee Erfahrung hat mich gelehret, daß fie eben fo gut als die groſſen hervortreiben. Es laſſen ſich ſolche auch durch Stangen fortpflanzen. Ich habe vor ſechs Jahren ſolche Pappelſtangen pflanzen ſehen, die jes tzo Bäume. find von einer ausnehmenden Groͤſſe und Staͤrke. Ihr Durchſchnitt am Stamme iſt ſchon drey viertel Fuß reichlich groß. Die Reiſer laſſen ſich ſehr weit verſenden, ohne daß fie verderben. Wenn man fie in Bündel bin⸗ det, oben und unten mit etwas naſſer thonigter Erz de und Mooß vermenget, und wohl zubindet, auch in eine Matte wickelt; ſo balken fi ſie ſich ae unter⸗ weges. m Wann nun die Reiſer geſetzt werden follen, lege man ſie einen halben Tag ins Waſſer, damit ſie friſch werden. Nachdem das Land darzu gut ge⸗ graben iſt; fo kommt es drauf an, ob man fie in eis ner gewiſſen Ordnung oder Unordnung ſetzen will. Will man das erſte; ſo wird eine Schnure gezogen, und mit einem Stock in der Erde an der Schnure eine kleine Furche gemacht, bis das ganze Beet der Laͤnge nach, ſolche Furchen ohngefehr zwey Fuß von einander hat. Darauf macht man über dieſe Fur: chen, die Quere durch auch dergleichen, daß lauter Viereck enıftchen, In die Punkte, wo ſich die Fur⸗ chen — — 181 m — ä — chen kreutzen, werden mit einem Pfahleiſen, oder Steckſtichel Löcher, fo tief eingeſtoſſen, als die Rei— ſer nach ihrer Laͤnge bedoͤrfen. Die Reiſer werden ſodann in einem Gefaͤß mit Waſſer herbeygetragen, und in die Löcher ohngefehr ein Fuß tief eingeſteckt; aber ſogleich auch in die Loͤcher Waſſer gegoſſen. Zbwey bis drey Augen muͤſſen über der Erde ſeyn. Mit dem Steckſtichel ſteche man hernach darneben in die Erde hinein; ſo druͤckt ſich ſolche an das Reiß. Wer ſo verfaͤhret, wird an dem Wachsthum ſeiner Baumſchule ein wahres Vergnuͤgen finden. In drey Jahren erhaͤlt man die ſchoͤnſten Bäume zum Ber: ſetzen. Iſt die Anlage gleich ſo gemacht, daß die Setzlinge ſtehen bleiben; ſo gehet das Wachsthum noch geſchwinder vor ſich. Anfaͤnglich wenn nach der Pflanzung Duͤrrung einfaͤllt; fo iſt es ſehr dien: lich, wo Waſſer zu haben iſt, ſolche zuweilen des Abends zu begieſſen, bis man glaubt ſie haben gute Wurzeln. Zu einem guten Wachsthum, thut auch im er: ſten Jahre gut, die Baumſchule, des Jahrs ein paarmal nur flach aufzuhacken oder leicht umzugra— ben; damit die fruchtbaren Feuchtigkeiten derſelben beſſere Nahrung geben, und das Unkraut getilget wird. M 3 An⸗ 182 a ae Anfänglich treiben etliche Augen in die Höhe, die man das erſte Jahr ſtehen laͤſt; das zweyte Jahr aber im Merz benimmt man ihm zwey Augen oder Sproſſen, und die ſtaͤrkſte laßt man ihm zu ſeinem kuͤnftigen Stamme. Die abgeſchnittenen Ruthen dienen zu 'rıfchen Setzlingen, welche wan gleich nach dem Abſchneiden ſetzen ſoll. Das dritte Jahr wer⸗ den fie nicht beſchnitien, dadurch wird der Stamm ſtaͤrker; oder wenn man ja etwas wegnehmen will, ſo muͤſſen es nur die unterſten ſeyn. 79 In vierten Jahre, find fie zum Verpflanzen tuͤch⸗ tig, oft ſind ſie auch in gutem Erdreich im dritten Jahr ſchon ſtark genug zum Verſetzen. Das vier⸗ te Jahr halte ich auf alle Faͤlle vor beſſer: weil ihre Wurzeln alsdann ſtaͤrker und dauerhafter ſind, und nicht fo leicht abreiſſen beym Ausheben. Denn man hat keinen Schaden, ich will vielmehr ſagen Nutzen davon, indem fie viel ſtaͤtker werden. Die aus der Pflanzſchuſe ausgehobenen Pappeln, laſſen ſich ſodann an vielerley Plaͤtze anbringen. An Ufer und Baͤche, Graben, Raͤnder, Thaͤler und Wieſen ſchicken fie ſich ganz ausnehmend. Wenn man ſie auf die Wieſen en quinconce ſechzig Fuß aus einander anleget; ſo find ſie nicht allein nutzbar, ſondern fie zieren auch noch ſolche Pläße ohne Nach⸗ theil — zn 183 eheit des Graſes. In dieſem Abſtand laͤßt ſich auch das Gras allezeit gut abmaͤhen. Sie zehren ſo ſtark nicht, wie Eſchen, oder andere dergleichen Hoͤl— zer; und da fie pyramidaliſch wachſen, geben fie auch nicht fo viel Schatten wie andere Bäume. Woll⸗ te man dieſes nicht; ſo doͤrfen die Wieſen nur mit ſolchen Pappeln eingefaſſet werden. Was geben ſolche Baͤume nebſt dem Graß nicht vor vieles Holz in kurzer Zeit, beſonders wenn die Einfaſſungen en— ger, als auf den Wieſen ſelbſt geſetzet werden. Zehn, zwoͤlf bis ſechzehn Fuß, iſt weit genug, man kan ſie auch ſechs bis acht Fuß weit von einander ſetzen, wenn der Boden ſie tragen kan. Zu einem guten Fortkommen, thut man wohl, wann im Herbſt die Loͤcher ein paar Schuh in Vier⸗ eck ausgegraben, und die Erde darneben geleget wird; dadurch wird die Erde von der Winterfeuch—⸗ tigkeit fruchtbar, daß ſie im Merz oder Aprill geſe⸗ tzet werden koͤnnen. Ein guter Haußvater wird ſehen, was dieſe Vor; arbeit vor Wachsthum giebt. Doch wollen einige lieber die Anpflanzung den zweiten Herbſt vorgenom⸗ men wiſſen. Es iſt wahr, wenn im October dieſe Bäume, wie alle andere Baͤume auch gepflanzet werden; ſo ziehen ſchon den Herbſt und Winter oM 4 durch, 184 | . \ durch, die kleinen een au, und treiben noch eee guss et Bey dem Ausheben ſoll alle Behurfamfeit beob⸗ achtet werden, daß die kleinen Wurzeln unbeſchaͤ⸗ diget bleiben, nicht abgeriſſen oder geque : ſchet wer⸗ den, und wenn einige ja gelitten haben, ſo ſchneide man ſolche lieber mit einem ſcharfen Gartenmeſſer ab. Die obere Spitze muß ſehr geſchonet werden, damit der Baum ſein ſchoͤnes Wachsthum in die Höhe behält. Acht bis zehn Schuh hoch am uns terſten Stamm werden die Zweige abgeſchnitten, das uͤbrige aber bleibt alles daran. Und was das beſte iſt; fo bald fie ausgehoben find, ſolche gleich wieder geſetzt. Sollten fie nicht gleich geſetzt wer: den konnen; ſo iſt das beſte ſolche eine Nacht oder halben Tag mit den Wurzeln ins Waſſer geſetzt. Beym Setzen muͤſſen die Wurzeln, wie bey aller Baumoflanzung nach, ihrer natuͤrlichen Ordnung geleget, und mit krumigter Erde bedeckt werden. Die Locher doͤrfen auch nicht wie oben gemeldet worden, zu tief, und die Baͤume eben ſo geſetzt wer⸗ den, damit der Regen und Feuchtigkeiten die Wur— zeln erreichen koͤnnen. In ſandigter Erde iſt es beſſer etwas tiefer geſetzt, damit ſie feſte ſtehen. Denn durch ſolche Sanderde dringt das Waller leichter ein, als in leimigter oder thouigter Erde. i M 5 Weil Weil die Pappeln ſehr hoch gehen; fo ift es wider meine ſonſtige Art, daß man ſie am Stamm nur et— was ſtark antritt, damit fie feſter ſtehen, und vom Wind nicht umgeworfen werden. Wenn ich nun noch etwas von dem Nutzen un— ſerer ſo vortreflichen Pappeln reden ſoll; ſo erlan— gen ſie auf gutem Grund in Zeit von funfzehn Jah⸗ ren, und auf geringern in zwanzig Jahren im Stamm eine Staͤrke uͤber zwey Schuh im Durchmeſſer und eine Hoͤhe von ſiebenzig, achtzig dis hundert Fuß. Aus einem ſolchen Baum kan groſſer Nutz gezogen werden, theils aus den Bretern, theils aus dem übrigen Holz, daß zum Bauen und Verbrennen ges braucht wird. Ein ſolcher Baum wird immer, wenn ich wenig rechne, einen Dukaten oder halben Carolin werth ſeyn. Nun nehme man nur hundert ſolcher de was die eintragen. Achter en Von den vornehmſten Nadelhoͤlzern in unſern Waͤldern Teutſchlandes. . bisher ganz kuͤrzlich die Laubhoͤlzer abgehandelt worden ſind; ſo will ich doch nunmehro auch von den nuͤtzlichſten Nadelhoͤlzern, M 5 wel⸗ ” 180 — welche in unſern teutſchen Waͤldern, und beſonders im Thüringer Wald gezogen werden, meine Mey: nung ſagen. Ich werde fie nach ihrer Natur, Ausſaat und Wachsthum, in möglicher Kürze und Ordnung vortragen; derjenigen übrigen Wa— delhoͤlzer aber, fo langſam und nicht groß wachſen, auch ſeltner gefunden werden, als Wachholder, Lerchenbaum u. d. g. will ich nicht gedenken. Wir haben unter den vorzuͤglichſten Nadelhoͤl⸗ zern drey Hauptarten in Betrachtung zu ziehen. 1.) Die Tanne, 2.) die Fichte, 3.) den San baum. Die Tanne wird in die weiſſe und rothe ein: getheilet; ihre Kennzeichen ſind nicht ſehr merklich von einander unterſchieden. Sie find blos in ihr ren verſchiedenen Nadeln zu ſuchen. Sie will kei⸗ nen naſſen und ſumpfigten Grund, ſie verlangt mehr ein gutes trockenes Erdreich, ſo kuͤhle und mit et— was Sand vermiſchet ift. Ihr Wachsthum gehet ſchoͤn erade in die Höhe, und je mehr ſie in Gedi⸗ dig ſtehet, deſto höher und gerader wird ihr Schaft. Im Gedickig reiniget fie ſich von ihren ausgeſchla— genen Aeſten ſelbſt, deswegen gehet das mehreſte Wachsthum in die Dicke und Hoͤhe des Stammes. Es beweiſet dieſes auch die Erfahrung, weil eine frey⸗ —— 187 - 4 freyſtehende Tanne, allezeit mehrere und ſtaͤrkere Ne: ſte hat, ails die im Gedickig, dargegen nicht fo boch ſpindelt, als jene. Ihre Wurzeln gehen flach auf der Erde weg, deswegen ſtarke Winde ſie leicht um— reiſen, wenn ſie nicht dicke ſtehen. In ſiebenzig oder ach zig Jahren, geben fie ſchon ſchoͤne Bauſtaͤmme. Zum Verbrennen und kleinen Stichholz kan man ſie auch in vierzig und ſunfzig Jahren faͤllen. Das kleine Stichholz iſt ſo noͤthig, als das groſſe Baus holz, ich will noch mehr ſagen: es wird wegen ſei— nes häufigen Gebrauchs noch noͤrhiger ſeyn; und weil dieſe Baͤume nicht bis in die Spitze gebraucht werden koͤnnen; fo bekommt man doch auch von dies fen und den Aeſten zugleich Brennholz. Auf dier fe Art find die Nadelhoͤlzer ebenfalls ſchon früher als achtzig und hundert Jahr zu benutzen. Sie ſollen ein Alter bey vollkommener Geſundheit, von hundert und funfzig bis zweyhundert Jahren ers reichen. So viel mir bekannt iſt, wird in dem Thuͤringer Wald wenig Nadelholz ausgeſaͤet; doch habe ich bey meinem Durchreiſen an verſchiedenen Orten auch ſchoͤne Ausſaaten angetroffen. Ich will alſo nur ſo viel ſagen: Es iſt die Ausſaat in dieſen Waldungen weniger gemein, als bey den Laubhoͤl⸗ zern; ſondern der friſche Anflug dieſer Hölzer kommt. f meh⸗ 188 . Kur Are mehrentheils natuͤrlich von dem Ausfallen des Saa⸗ mens aus den Zapfen, welchen die Luft und der Wind, auf die abgeholzten Plaͤtze, die vorhero erſt rauch geſcharret worden find, ausſtreuet. Die Forſt⸗ leute gebrauchen dahero die Vorſicht, bey Abtrei—⸗ bung der Nadelhoͤizer jedesmal die Schläge von Oſten gegen Weſten anzulegen, wovon man die Ber ſtreuung oder natuͤrliche Beſaͤung des abgeholzten Platzes, zuverſichtlich hoffen kan. Die Erfahrung beſtaͤtiget dieſes auch durch den ſichtbaren Anflug. Es beſaͤen daherd die Forſtleute mit Nadelholz keinen Platz, der ſehr verraſet iſt; weil ſonſten der Saame nicht einwurzeln, auch vor dem Graß nicht aufkommen kan. Auf denjenigen Plaͤtzen, wo kein Nadelholz geftanden, oder noch ſtehet, daß der aus: gefallne Saame aufgehen kan, da iſt abſolut die Ausſaat nothwendig. Der Tannenſaamen ſelbſt, iſt ein kleines Koͤrn⸗ gen mit zwey Fluͤgelgen, durch welche der Wind ihm allenthalben hintreibet. Man muß dieſen Saa⸗ men mit vieler Aufmerkſamkeit ſammlen. Werden die Tannenzapfen zu früh gebrochen; ſo iſt der Saa⸗ me nicht recht reif, und gehet alſo auch nicht recht auf; wartet man zu lange, ſo ſind die beſten und reiſſten Saamenkoͤrner ſchon ausgefallen, und ſo blei⸗ 189 bleiben nur die tauben Körner darinnen. Von gar zu alten Tannen, die uͤber die hundert, und mehre— re Jahre alt ſind, auch kein gutes Wachsthum mehr haben, ſoll man keinen Saamen nehmen. Denn ſolcher Saame hat ſeine Fruchtbarkeit verlohren, und giebt wenigſtens ſchlechtes Holz. Von Mit— telalter iſt der Saame am beſten. Im Monat Dctos ber, wenn die Spitzen des Saamenzapfens in ihren kleinen Schuppen ſich zu oͤfnen anfangen; ſo iſt es die rechte Zeik, die Tannen zu beſteigen, und die Zapfen behutſam in ein angehaͤngtes Tuch, wie beym Obſtbrechen, zu ſammlen. Dieſe geſammleten Zas pfen werden hernach auf einen luͤftigen Boden, defz ſen Breter genau aneinander gepaſſet ſind, oder auf groſſe Tücher Hande hoch geſchuͤttet, und alle zwey oder drey Tage gewendet, damit ſie nicht uͤber ein⸗ ander erwarmen. Solchergeſtalt fpringen die Sch upe pen mehr und mehr auf, und der Saame faͤllt aus. Vor der Sonne und anderer Hitze muß man ihn verwahren, damit er nicht ſo ſehr austrocknet. Die reifſten Saamenkoͤrner fallen gar bald aus. An manchen Orten hat man auch Saamenkaſten, mit Hordten, die wohl mit beweglichen Laͤden bedeckt find, in Sonne und freyer Luft ſtehend, damit der Saame aus den oberſten Hordtenkaſten in den un— terſten faͤllt. Wenn die Sonne ſehr warm ſchei— net, hebet man die Läden um einen halben Schuh auf 190 auf, und unterſtuͤtzt fi ſie, daß die Luft darzu kan, u die innere Hitze den Saamen nicht fo austrocknet. Eben ſo, wenn die Luft trocken iſt, hebet man die Fallthuͤren auch etwas auf, doch fo, 125 die Sonne uicht hinein ſcheinet. F Sollte zu einer Jahreszeit die Luft zu feuchte ſeyn, und die Zapfen nicht leicht aufſpringen wollen; ſo ſchaffe man ſie in ein Zimmer, ſo temperirt gewaͤr⸗ met werden kan, damit der Saame reichlicher erhal: ten wird. Beſſer aber iſt es, wenn in freyer trock⸗ ner Luft, ohne Sonne und gemachter Waͤrme ſie aufſpringen. Denn wenn die Zimmer nur etwas zu ſtark gewaͤrmet werden, iſt es vor den Saamen nicht gut. Am beſten iſt es, wenn die Waͤrme der Zimmer nach einem Thermometer gehoͤrig beftimz met wird. „Di Ausſaat geſchicht im Herbft auf fofgende : Iſt der Boden nicht beraſet, fo foll er mit eis 1 Breithauen und Harken rauch gemacht, und nach einem vorhergegangenen Regen mit Saamen, ſo haͤufig und dichte beſtreuet, ja wohl gar, wenn der Erdboden nicht mehr rauch ſeyn ſollte, mit dem eiſernen Harken noch ein wenig beſtrichen werden, doch ſo, daß die Saamenkoͤrner nicht viel unter die Erde kommen. Denn wenn der Erdboden zu glatt iſt, * — — — 191 iſt; ſo bleiben die Saamenkoͤrner an demſelben nicht hangen, und werden alſo leicht von dem Winde weg⸗ gefuͤhret; aller Nadelholz Saame, verlangt nur auf der Erde einen Schauer, indem ſeine Keime gleich die Erde faſſen. Tief, ja nur ein paar Zoll tief un⸗ ter der Erde, verdummen und verfaulen die Saa⸗ menkörner. Auf die nemlichen beſaͤeten Plaͤtze, wirft man uͤber den Saamen noch die Zapfen, da⸗ mit der darinne noch ſich befindende Saame vol⸗ lends herausfaͤllt. Sollten im Herbſt alle Plätze zu beſaͤen nicht moͤglich ſeyn; ſo iſt der uͤbrige Saame, mit ange⸗ feuchteten Saͤgeſpaͤnen vermiſcht, an einem kuͤhlen Ort aufzubewahren, und fo frühzeitig, als es im Fruͤhjahr möglich ift, ſammt den Saͤgeſpaͤnen aus⸗ zuſtreuen; ich muß aber doch ſagen: Dieſe Aus: ſaat iſt allezeit mißlicher, als die im Herbſt geſchicht. Bey dem Nadelholz Saamen, hat man von der Winterkaͤlte und Froſt nichts zu befuͤrchten: weil die⸗ fer Saame harzigt und oͤligten Saſtes iſt. Wie ich oben bey dem ſehr kleinen Laubholz Saas men angemerkt habe, ſolche mit klarer etwas feuch— ter Erde zu ſaͤen; ſo muß dieſes auch hier bey allen Nadelholz Saamen ebenfalls geſchehen, wenn er ges bötig vertheilt werden ſoll. Die 192 a Die Fichte nimmt viel mehr und leichter, als die Tanne mit allerley Boden, nur keinen ſumpfigten vorlieb. Sie waͤchſt ſaftiger, harzigter und ſchaf⸗ tigter, als jene. Ihre Zapfen borſten erſtlich im Februar und Merz, zu welcher Zeit ſie geſammlet werden muͤſſen, damit nicht die beſten Saamenkoͤr⸗ ner ausfallen. Der Saame muß alſo auch um die; ſe nemliche Zeit geſaͤet werden. Das Korn, ſo eben⸗ falls beflügelt iſt, hänge ſich auch fo, wie der Tan nen Saamen an die Erde an, deſſen Keime hernach Wurzel ſchlagen, und ſich in ſehr viele flach laufen⸗ de Wurzeln zertheilen. Den erſten Sommer wach⸗ ſen ſie wie die Tannen, einen Zoll hoch, mit meh⸗ rentheils neun Nadeln, ſo die Huͤlſe noch oben be⸗ deckt haͤlt. Im zweyten und dritten Jahre, wach⸗ N ſen ſie gerade fort; im vierten und fuͤnften Jahr aber machen ſie Querlaͤſtgen. Die Fichte waͤchſt ſchneller und flärfer an Stamm und Aeſten, als die Tanne, und treibt im Giebel groſſe Sommer latten. Dieſe Bäume reinigen ſich in funfzehn bis zu an⸗ zig Jahren gleich in ihren Aeſten, daß hernach das Wachsthum und die Kräfte ſtark auf den Stamm gehen. Die Fichte wird nach der Erfahrung nicht fo alt, wie die Tanne. In ſiebenzig, achtzig auch bis hundert Jahre, iſt fie zu Bauholz am beſten. Wenn ſie zu Brennholz gebraucht werden ſoll; ſo 5 kan —— 193 kan ſie auch eher abgetrieben werden. Auf gar zu geringem Grund, wird die Fichte bald ungeſund; dahero es beſſer iſt, ſie eher zu fällen, als auf guten. Der Fichte ſieht man es gleich an dem Giebel und Stamm an, wenn fie matt und faul wird; fie iſt der Duͤrrung auch deswegen mehr unterworfen, weil ſie keine Herzwurzel, ſondern lauter flache Wurzelu hat, mithin die Winde ſie ſtaͤrker bewegen, die grofs ſen Wurzeln luͤften, und die Haarwurzeln abreiſſen, daß alſo den Baͤumen der Nahrungsſaft entzogen wird; ſolchergeſtalt iſt es allezeit beſſer, die Wal⸗ beate abgetrieben. 5 Ben der Ausſaat iſt folgendes zu beobachten: Wenn der zu beſaͤende Platz viel Raſen und Graß hat, muß er im Sommer, zu Tilgung deſſelben ein paarmal leichte umgepfluͤget, oder umgehackt, auch das Graß ausgeegget oder aus geharket werden; wel⸗ ches im Herbſt noch einmal geſchehen muß, damit das uͤbrige Graß, welches die Ege 64 ausgezogen, verdorret und ausfrieret. Obgleich die Fichtenzapfen erſtlich im Nabe und Merz auſplatzen; fo. kommt man doch nicht zu ſruͤh, ſolche noch verſchloſſen im ſpaten Herbſt oder Februar zu ſammlen, darnach auf die Boͤden zu ſchuͤtten, fleißig umzuwenden, und die ausgefallnen gu⸗ 2 154 guten Körner aufzubewahren. Dieſe Zapfen leiden eher die Sonne, und etwas Wärme, wodurch fie befs ſer aufbrechen. Im Aprill wird die Ausſaat des Saamens, auch mit feuchter Erde vermiſcht, vorge— nommen, und reichlich ſammt den Zapfen ausge⸗ ſtreuet. Dieſer Saame wird ſodann mit einem Harken ganz leicht uͤberfahren. Wo es moͤglich iſt, beſtreiche man ſtatt dem Einharken die Aus ſaat bey Tannen, Fichten und Kuͤhnbaum, nur mit einer Acker⸗ * walze, damit der Saame an die Erde angedruckt wird. Alter Saame, ja wenn er nur ein Jahr alt iſt, bat ſeine Guͤte und Kraft verlohren. Da man bey dieſer Ausſaat mehrere Zeit hat; ſo fallen viele 5 Verhinderungen weg, die ſie fonften AIR 0 3 Die dritte Art guter und bene 1 duabelbög iſt der Kuͤhnbaum. Dieſer Baum wird in hitzigen ſandigten Boden knorzig und brandigt; aber in kuͤh⸗ len mit Leimen vermengten Sandgrund, ingleichen guten ſetten Boden, waͤchſt er am geſchwindeſten und beſten. Sein Saame wird auch im Oetober reif; der Zapfen ſpringt am Baum nicht eher auf, und laͤßt ſeinen Saamen fallen, bis die Sonne hoͤ⸗ her kommt, und ihn erwaͤrmet. Daßero ſolcher erſt⸗ lich, zu Ende des Merzes oder Aprils aufſpringt. Es finden ſich ordentlich an dem Kuͤhnbaum drey⸗ f ley 7 — — — f — 195 ley Saamenzapfen, nemlich eine Art, wo der Saas me ausgefallen; die zweite, worinn der reife Saas men noch iſt, und die dritte, iſt der noch junge Za— pfen, ſo erſtlich reif werden muß. Diejenigen, ſo die Zapfen brechen, muͤſſen die mittlere Sorte nehmen. Er iſt ebenfalls ein befluͤgelter Saame. Die zwey erſten Sorten Nadelhoͤlzer, nemlich die Tanne und Fichte, muͤſſen viele Jahre haben, ehe ſie Saamen tragen: Dieſer Baum hingegen, iſt ſchon in juͤngern Jahren mit guten reifen Saamen ergiebig. Die jungen Staͤmme, wenn ſie nur dicke Aeſte haben, tragen ſchon reichlich Saamen. Es iſt bey den Kuͤhnbaumſaamen wohl zu merken, daß nicht alle Jahr die Saamenernde gleich iſt. Zuweilen ger raͤth er in drey auch vier Jahren nicht. Dahero muß ein guter Forſtmann bey fruchtbaren Jahren, ſolchen häufiger ſammlen, und ausſaͤen, damit die Zeit nicht verabſaͤumet wird. Der Zapfen bleibt bis im Februar verſchloſſen, und koͤnnen ſolche um die Zeit gebrochen, und wie vorige traktiret werden. Wie die Fichte ein geringes Land annimmt; ſo will der Kuͤhnbaum im Gegentheil ein gutes Erdreich haben, wobey, wie bey vorigen das Jahr vorhero ſolches etlichemal umgepfluͤget, oder gehackt werden muß, daß das Graß und Raſen den Saamen nicht erſtickt. Die Veranſtallung der Ausſaat iſt, wie N 2 | bey 196 a u bey den zwey erſten Nadelhötzern, wozu alter Saas me eben fo wenig zum Aufgehen taugt. Hier muß ich bey allen Nadelhoͤlzern notbhwen⸗ dig noch erinnern, daß ihr Saame haͤufia und dich⸗ te ausgeſdet werden muß, damit fie dichte wachſen, deſte beſſer ſich reinigen und ſchoͤnere Schäfte bekom⸗ men, auch den Winden leichter widerſtehen koͤnnen. Deswegen darf man auch kein Aushauen duͤrrer oder ſchlecht gewachſener Baͤume geſtatten. Ande⸗ ret Vertheile nicht zu gedenken. Im erſten Jahr it das Wachs hum nicht merk lich, in dem andern und dritten merklicher, und im vierten und fünften wird dann der Trieb zuſehens ſtaͤr Jer. | Je dichter diefe Bäume ſtehen, je mehr reinigen fie ſich und nehmen in Schaͤften zu. Bis ins vier⸗ zigſte Jahr gehet ihr Wachsihum in die Höhe, her: nach fetzen fie in den Schaft deſto ſtaͤrker an. Im fiebenzigften und achtzigſten Jahr, giebt der Kühn: baum die ſchoͤnſten und brauchbareſten Bauſtaͤmme von anſehnlicher zaͤnge, und nicht fo abſchuͤßig, als die Tanne und Fichte. Er iſt von dauerhafter Art, weswegen er auf zweyhundert Jahr alt werden kan. In unſern Landen, da wir die Nadelhoͤlzer zum Bauen und Verbrennen brauchen, siehe ich um des; wil⸗ 197 willen die Fichte und Kuͤhnbaum vor, weil ſie ſchon im ſiebenzigſten und hunderten Jahr zu beyden Ge⸗ brauch ſtaͤrker und geſchickter find, als die Taunen. Denn aus unſern Tannen macht man doch hier zu Laude keine Maſtbaͤume. Dieſes waͤre dann mit kurzen von den drey be⸗ ſten und nutzbareſten Nadelhoͤlzern vor dieſesmal auch genug geſagt. Ehe ich aber die Schrift endi⸗ ge; fo will ich noch einen ſehr vortheilhaften Bor: ſchlag machen, der auſſer den Waldungen dem Erfur⸗ tiſchen, und jeden andern Lande, ſehr leicht thunlich und angemeflen iſt. | Neunter Abſchnitt. Wie auſſer den Waͤldern auch auf dem platten Lande, ohne Nachtheil deſſelben, mit dem groͤſten Nutzen der Holzanwuchs befor⸗ dert werden kan. N n jedem Lande giebt es allenthalben groſſe Heer⸗ ſtraſſen, nebſt andern breiten und ſchmalen Feldwegen, an welchen von beyden Seiten die ſchoͤn⸗ ſten groſſen und kleinen Alleen von allerley Sorten Obſtbaͤumen, koͤnnten angeleget werden, welche dem ganzen Lande eine groſſe Zierde und Schoͤnheit, wie . N 3 auch 198 ig auch auſſerordentlichen Nutzen, in Anſehung der davon zu erhaltenden herrlichen Fruͤchte, als auch der betraͤchtlichen Menge Holzes geben wuͤrden. Es bat in meinen Augen dieſer ſo ſchoͤne, als frucht⸗ bare zerſtreuete Wald, vor den wilden Waldungen einen weit groͤſſern Vorzug: weil deſſen Fruͤchte in der Zeit, ehe fie gefaͤllet werden koͤnnen, die Koften, Mühe und Arbeit vielmalen bezahlten, und verzinß⸗ ten, ohne des groſſen Nutzens, welchen dereinſten das Holz giebt; da man im Gegentheil bey ordent⸗ lichen Waldungen lange warten muß, ehe der Nu tzen heraus kommt. Hier aber wird immer Nutzen gezogen, und am Ende hat man das Holz ohne Muͤ⸗ he umſonſt. In die breiten Heerſtraſen, ſollten nur Apfel und Birnbaͤume, die ſtark wachſen und ſich ausbreiten; an ſchmaͤlere Wege aber Kirſch und Pflaumen⸗ baͤume angeleget werden. Letztere nehmen nicht ſo viel Platz ein, und breiten ſich nicht ſo ſehr aus. Ein ſolcher anmuthiger. zerſtreuter Wald, wuͤrde in der Folge der Jahre, reichliches Holz geben. Es haͤlt ſich immer eine Sorte Obſtbaͤume laͤnger, und wird älter, als die andere; dahero iſt auch die Fälz lung der Bäume nicht auf einmal noͤthig; ſondern fie geſchicht nach und nach. Denn Pflaumen und Kir ſchbaͤume, gehen mehrentheils gegen das vier⸗ 519° 232 — 199 zigſte Jaßr ab; alſo fäller man fie um dieſe Zeit. In fünfzig, ſechzig und achtzig Jahren, fangen die Obſtbaͤume dann auch an, ſich in ihrem Wachsthum zu neigen, daß fie gefaͤllet werden muͤſſen. An des ren Stelle nun fo bald fie gefällt find, müffen herz ‚nach frifche gefeßt werden; fo würde ein ſolcher zer- ſtreuter Obſtwald immer in guter Verfaſſung ge: en | | Ich habe in verſchiedenen Ländern dergleichen Alleen auch geſehen, am ſchoͤnſten aber hat mir die Obſtallee auf der Heerſtraaſe zwey Meilen lang von Hanau nach Frankfurt gefallen. Dieſe Baͤume waren alle ſchoͤn geſund in Schaͤften und Kronen, und meinem Urtheil nach, nicht weit in die zwanzig Jahre alt, woran damalen ein unbeſchreiblicher See: gen, des ſchoͤnſten Obſtes war. Was wuͤrde dieſe Anlage nicht bey der Gaͤrtnerey, beſonders in dem Erfurtiſchen vor eine anfegnliche Nahrung und Baumhandel geben. | Ich will wuͤnſchen, daß bey e ſen Holzmangel, der von Jahren zu Jahren immer mehr einreiſſen muß, die Landesregenten ſowohl, als die Unterthanen ſich Muͤhe geben, mögen durch Hand— anlegung und werkthaͤtige Mittel, dieſer Noth noch in Zeiten vorzukommen. Ich habe zwar bey ver— x N 4 ſcſchie⸗ 200 Bi h ſchiedenen vaͤterlich geſinnten Landesherren, wor⸗ unter vorzüglich unfer gnaͤdigſter Kurfuͤrſt zu Maynz mit ſind, auch in dieſem Stuck Ihre guten Abſich⸗ ten, denen Unterthanen zu helfen, und den Schaden ihrer Länder zu heien, wahrgenommen: aber wie werden folche vollzogen? Man verlangt gute Vor— ſchlaͤge, hoͤrt ſie an, billigt ſie auch wohl, und am Ende bleibt es bey der Ausfuͤhrung doch bey dem Alten. Dieſer Umſtand iſt wahrhaftig hoͤchlich zu bedauren. Ich kenne die Urſachen und Hinderniſſe gar zu wohl. Die groſſen Herren ſind nicht Schuld daran, Ihr Wille iſt recht gut, aber Ihre mehreſten Finanzkollegia haben faft durchsängig die Schuld. Denn ſobald aus den Rentkammern erwas Aufwand gemacht werden ſoll, und es iſt nicht zu gleicher Zeit der vielfache Nutzen in Händen derſelben; fo höret im Augenblick die beſte Sache auf, ja es wird viel⸗ mehr ſolche auf alle Weiſe erſchweret, oder wohl gar gehindert. Wer leydet aber am mehreften hierun⸗ ter? Niemand als der Landesherr und ſeine Unterthanen. Dieſen faralen Umſtand auszuweichen, wäre das hero mein unvorſchreiblicher Rath dieſer, man uͤber— laſſe, wie ich ſchon oben geſagt habe, lieber die ganz ze Sache denen Unterihanen, und unterſtuͤtze fie nur auf das kraͤftigſte, Ale werden nach Proportion mehr — — “Zr mehr Fleiß anwenden, als die Rentkammern ſelbſt. Denn fie erwerben durch Induſtrie und proportio— nirten Aufwand, vor ihre Familien mit dem beſten Fortgang mehr, als jene vor ihren Landesherrn. Es iſt auch leicht zu begreifen, daß funfzig bis fechs zigtauſend Haͤnde der Unterthanen mehr ausrichten, als wenn die Kammern funfzig oder hundert Häns de zu dieſer Arbeit anlegen. Zur Beförderung und Unterſtuͤtzung eines fo wichtigen und heilſamen Werks, muß 10 der Lan⸗ desherr ſeine Unterthanen liebreich und gnaͤdig zum Holzank au aufmuntern, ihnen mit gutem Rath und That beyſtehen, und wo die Kenniniß mangelt, ſie davon unterrichten laſſen. 2.) Durch Praͤmien, Privilegien, Erlaſſung verſchiedener Abgaben, und Ertheilung verſchiedener Freyheiten ihre Arbeit er— leichtern. 3.) Die mancherley Arten von Saamen, fo die Unterthanen weder kennen, noch wiſſen, wos her ſie ſolche ziehen ſollen, durch Sachverſtaͤndige Leute unentgeltlich beyſchaffen, auch wohl die Pflanz ſchulen anlegen, und ihnen die jungen Baͤumgen zur Verpflanzung umſonſt geben, nebſt anderer der— gleichen mehrerer Hülfe, bis nur erſtlich die Unter— thanen, durch die Sinne und Erfahrungen, dieſe Verrichtungen begriffen haben, und den unausſprech— lich groſſen Nutzen einſehen. So bald ihnen nur f N erft: 302 7 ————é— erſtlich die Sache klar iſt, und der Nutze davon Ein⸗ druck macht; fo ſind ſie geſchaͤftig genug, in ihren Arbeuen, ſtark fortzuſchreiten. Ich habe angemerkt, daß die mehreſten meiner Landesleute, auch andere Mitbuͤrger Teutſchlauds, entweder nicht im Stande find, mit Leſung oͤkono— miſcher Entdeckungen, ſich zu beſchaͤftigen, oder den daraus zu erhaltenden Nutzen ſogleich einzufehen; folglich alles Bemuͤhen und Vorſtellungen frucht⸗ los abgehet. Es muͤſſen alſo Einſichtigere und Ver⸗ ſtaͤndigere, fie von der Richtigkeit und Nutzbar⸗ keit praktiſch uͤberfuͤhren. Es muß dahero ein Landesherr, zu ſo einer groſſen und dem Staat hoͤchſt nuͤtzlichen Sache, etz liche geſchickte und erfahrne Plantagenmeiſter in Sold nehmen, welche die Unterthanen praktiſch un⸗ terrichten, und unter ihrer Aufſicht, ſowohl die Hol⸗ zungen, als andern Anpflanzungen, ſo lange anbauen, warten und pflegen laſſen, bis die einfaͤltigen und unerfahrnen Landesunterthanen, eine hinlaͤngliche praktiſche Erfänntniß erlangt, auch die Belohnung vor ihre Arbeit eingeſehen haben. Auſſer dieſen Plantagenmeiſtern, ſollten noch in jedem Dorfe, wo Holz angebauet werden ſoll, ein oder nach Bes ſchaffeuheit der Groͤſſe, zwey verſtaͤndige Maͤnner 5 ge⸗ — 203 gewaͤhlet werden, die, wenn fie von denen Planta⸗ genmeiſtern durch praktiſche Verſuche find unter: richtet worden, in deren Abweſenheit ein ſolches gus tes Werk fortſetzten, und eine genaue Aufſicht dar⸗ auf haͤtten. Dieſen Leuten muͤſte man freylich vor ihre Bemühungen und Verſaͤumniß, auch eine Be⸗ lohnung geben, oder ſie von gewiſſen Abgaben be— freyen, auch wohl zu ihrem Eigenthum ein gewiſſes Stuͤck Land, ſo ohnedem oͤde lieget, abgeben, damit ſie andern zum Beyſpiel ſolches anbauten, und ihre Mitnachbarn ebenfalls darzu anreitzten. Bey dem Landmann thut dieſes ſehr viel, wenn er von ſeines gleichen aufgemuntert wird, und nur erſtlich den Nu⸗ tzen und die Wirklichkeit ſiehet, alsdann iſt er zur Nachahmung leicht zu bewegen; ohne Vortheil iſt er aber unthaͤtig. Anfänglich muͤſſen dieſe Aufſeher, mit den Plans tagenmeiſtern die ganze Gegend eines jeden Ortes beſehen, und wohl überlegen, was nach Beſchaffen⸗ heit der Lage und des Bodens, ſich an einen oder an: dern Ort vor eine Holzung am beſten ſchicket, und am vortheilhafteſten wachſen mochte. Sie muͤſſen hernach die Anpflanzungen beſorgen helfen, gute Auf— ſicht auf die Wartung und Pflege haben, bis nur erſtlich das Holz dahin gekommen, daß es keiner gar zu genauen Wartung mehr bedarf. Ein ſolcher flei⸗ Ha iger sog — ſiger Mann wäre, wenn der Erfolg gut aus ſchlaͤgt, noch im mer einer beſondern Belohnung werth, theils weil er Fleiß angewendet, und ein fo heilſames Werk befoͤrdert hat, theils aber auch, weil andere Mit⸗ nachbarn durch ihn noch mehr aufgemuntert worden ſind. N Auf Gemeindeplaͤtzen, oder einzelner Eigenthuͤ⸗ mer ihren ſchlechten Grundſtuͤcken, wuͤrden durch den Holzanbau, die Inwohner und Gemeinde des Orts, wei mehrern Nutzen ziehen, als die darauf erbauten elenden Früchte derragen. In und um den Erſur⸗ tiſchen Dorfſchaften, liegen fo ſchoͤne und groſſe Hüs gel, Raͤnder und Thaͤler, durch welche Baͤche flieſen, die oͤfters ſolche uͤberſchwemmen, und die Fruͤchte ver⸗ derben: Ingleichen Suͤmpfe, Rieder und viele an⸗ dere Plaͤtze, die nicht bebauet ſind, und zuſammen viele tauſend Acker ausmachen. Und eben ſo, auch finden ſich vielleicht noch mehrere in andern Provin⸗ zen Teutſchlands, die durch angebautes Holz reich⸗ lich benutzet werden koͤnnten, daß zum Behuf des Staates dienete, und mehrern Nutzen bruͤchte, als wenige elende Fruͤchte und ſchmolligtes Graß. Was vor Muͤhe koſtet es nicht uͤber dieſes alles, nur den Duͤnger nothduͤrftig auf die Berge und Hügel zu fuͤhren, welcher bey dem Holzanbau entbehrlich iſt, auch auf andern beſſern Aeckern gebrauchet werden kan. Wie Wie koͤnnten nicht auf den Wieſen, ohne allen Schaden des Graſes, weitlaͤufige Alleen von Exlen und Weyden, Pappeln angepflanzet, ja ſogar mit dergleichen eingefaſſet werden, welche in der Folge der Zeit dem Staate viel Holz liefern wuͤrden. Die⸗ fe Bäume zehren die Kraft keinesweges aus; viel mehr ziehen ſolche die uͤberfluͤſige Feuchtigkeit aus ſumpfigten Wieſen an ſich. Da dieſe Baͤume oͤfters geſchnittelt und behauen werden, geben ſie mehr Stammholz und weniger Schatten. Auf einem be— nachbarten Edelhof habe ich in einem ſolchen groffen Graßgarten dergleichen ſchoͤne Erlen Alleen ohne als. len Nachtheil vor das Graß geſehen. Sie waren vor den Garten eine rechte Zierde. Dieſes verſte⸗ hen auch die Holländer gar wohl, welche auf die Art von Erlen und Weyden auſſer den Wieſen groſſen Nutzen ziehen. Wenn zum Holzanbau, gleich vom Anfang in je⸗ dem Dorfe, nur von jedem Mitnachbar alle Jahr auf die benannten Orte, Gaͤrten, Zaͤune, Wieſen, und dergleichen, vierzig Stuͤck Baͤume, zehn Jahr hintereinander ordentlich geſetzt, und was ausbleibet rekrutiret wuͤrde; ſo muͤſte ſchon ein ſolcher Anbau auf dem platten Lande ein betraͤchtliches ausmachen. Wir haben in unſem Erfurtifchen Lande zwey und ſebenig Dörfer; wann nun ein Dorf in das ans dere 206 8 dere gerechnet, in jedem hundert Menſchen angenom— men würden, und auf jedem jährlich vierzig Bäume geſetzt wuͤrden; ſo betraͤgt die Anzahl in zehn Jah⸗ ren zwey Millionen, achthundert und achtzigtauſend Baͤume. Was vor einen unbeſchreiblichen Vor—⸗ theil wuͤrden fie nicht in zwanzig und dreyßig Jah⸗ ren dem Staate abgeben, und dieſes waͤre nun ganz allein auſſer den Waldungen. Es brauchen dieſe Baͤume nicht etwan lauter gute Obſtbaͤume zu ſeyn; ſondern ſie koͤnnen auch in Weyden, Eſchen, Erlen, Pappeln, Linden, Nußbaͤumen und andern derglei⸗ chen beſtehen. Wenn nun damit fortgefahren wuͤr⸗ de; ſo muͤſte es nicht gut ſeyn, daß ein Land nicht ſein Brennholz faſt mehrentheils ſelbſt, ohne die Waldungen auf dem platten Lande zeigen koͤnnte, wo⸗ durch in denen Waldungen das Holz zum Bauen geſchonet wuͤrde. Die reichen Inwohner koͤnnten Obſt und andere Baͤume in ihren Gaͤrten, Zaͤunen, Aeckern, Raͤndern, Wieſen und dergleichen Plaͤtzen mehr anpflanzen. Die Armen ſo wenige oder gar keine Aecker beſitzen; ſollten hingegen auf die Ges meinde Plaͤtze, Rieder, Raͤnder, und Wieſen, ihre beſtimmte Anzahl an Weyden, Erlen, Eſchen oder Pappeln und Linden ſetzen; davor ſie aber auch bey Abtreibung der Baͤume ihren Antheil Ho haben muͤſten, — Sol⸗ 1 4 5 207 Solche Anpflanzungen würden über die Holz nußungenauf denen Gemeindeplaͤtzen, Wieſen Raͤu— dern und Riedern, wegen ihrer abgefallenen haͤu— figen Blaͤtter mehr Fuͤtterung und Maſt dem Vieh geben, als die elenden Triften. Wann auf denen Wieſen das Grumt langſamer, als gewöhnlich ger hauen wuͤrde; ſo geben die Blaͤtter ebenfalls in dem Grumt ein gutes Futter. Geſetzt aber, man wollte der Witterung halber ſein Grumt nicht der Gefahr der ſo ſpaͤten Jahreszeit ausſetzen; ſo iſt doch auf den Wieſen das Laub eine Nachernde, ſol⸗ ches einzutragen, oder mit denen Schaafen auch andern Vieh abzuhuͤten. Hat man alſo nicht weit mehr Nutzen von den Ttiften? Geſetzt auch anfänglich muͤſte die Triftgerechtigkeit zehn, funf⸗ zehn bis zwanzig Jahr gemiſſet werden; fo verlies ren die Eigenthuͤmer und Triftberechtigte wenig daben, binterdrein aber gewinnen ſie vielfach mehr. Ich habe ehedem geleſen: in Schweden wäre durch ein Reichsgefeg , allen Brautleuten aufer⸗ leget, vor ihrer Verheyrathung erſtlich eine gewiſ— ſe Anzahl Baͤume zu pflanzen, und durch richtige Atteſtate ihr voͤlliges Wachsthum zu beweiſen. Ein gleiches faͤllt mir auch aus der Wuͤrtem⸗ bergiſchen Waldordnung ein, daß auf hoͤchſten f Be⸗ 208 \ — Befehl, ein jeder neuer Unterthan, eine gewiſſe Anzahl Bäume ſetzen muß. Eben fo iſt in Her zogl. Braunſchweigiſchen Landesordnung der Befehl, daß ein jeder Bauer oder Ackersmann, der einen Hof hat, jaͤhrlich vier Eichen und vier Buchenſtaͤmme; ein Kleinhaͤußler oder Sins ter ſaß aber, eine Eiche und Buche, an den Der: tern die ihm angewieſen werden, mit guten Wur⸗ zeln pflanzen, und mit Dornen verbinden, auch je: der das, ſo er gepflanzet hat, wohl in Acht nehmen, und was nicht begleibet, wieder mit andern erſe— Gen, bey Strafe zehn Groſchen von jedem Stamm, der nicht geſetzet wird. Koͤnnte a ſo ein ſolches loͤbliches Geſetz nicht auch in andern Laͤn⸗ — dern gelten, und ſollten nicht ſchon Kinder von vier- zehn Jahren, oder vielmehr ihre Eltern, darzu an⸗ gehalten werden, die beſtimmte Anzahl zu befors gen, ehe ſie noch heyratheten? Die armen Kinder koͤnnteu nur Weyden, Erlen u. ſ. w. auf die Gemeindewieſen, Rieder, Raͤnder und oͤde Plaͤtze pflanzen. Es iſt billig denen Armen, aus den Gemeinde Weyden, oder Erlen, Eſchen oder Pappeln, die Setzlinge umfonft zu geben, woben dann jede Gemeinde von der Anpflanzung, Rekru⸗ tirung und dem wirklichen Fortkommen, Atteſtate ausſtellen muͤſte; hingegen haͤtten ſie auch, wie ſchon angemerkt worden iſt, bey Abtreibung der Hoͤl⸗ Hölzer, billig ihren Antheil zu genieſſen. Wo Seer⸗ ſtraſen, und breite Fuhrwege bey Doͤrfern ſind, follen die Eigenthuͤmer die vorgeſchlagenen Obſtal⸗ leen auf ihren Aeckern fortſetzen, welche Anzahl Baͤu⸗ me zu ihrem ſchuldigen Quanto der Anpflanzung ge⸗ rechnet werden koͤnnten. Was erwuͤchſe nicht denen Einwohnern dadurch ſowol an Obſt, als Holz vor ein betraͤchtlicher Nutzen? Wenn die Zaͤune um die Gaͤr⸗ ten herum von den Eigenthuͤmern haͤufig mit Ulmen, Eſchen, Erlen und Wenden beſetzt würden, ſo machte es auch ohne den geringſten Schaden ſehr viel Holz aus. Sollten die Unterthanen auſſer den Satzweyden, andere Holzſtaͤmmgen oder Baͤumgen nicht haben; ſo ſorge der Landesherr vor dergleichen, und reiche ſie ihnen ohentgeltlich. Eben ſo ſoll er auch durch ſei⸗ ne erfahrnen Forſtbedienten guten Baumſaamen ib: nen geben, weil ſie ſolchen nicht kennen, und von ſchlechten unterſcheiden koͤnnen. Die ſchlechten zaͤn⸗ dereyen, welche ohnedem oͤde liegen, ſchenke er den Unterthanen, und belege ſie nicht mit Abgaben, er gebe fie ihnen vielmehr, wenn ſolche mit Holz ange: bauet ſind, von Abgaben frey, und noch oben darauf Privilegien, damit andere auch angereitzet werden dergleichen zu thun. Geſetzt nun, der Landesherr und ſeine guten Unterthanen thäten bey dieſem heilſamen Werk als | O | les, 210 — les, was moͤglich waͤre; der Holzanbau gieng auch gut von ſtatten: ſo ereignen ſich doch noch gewiſſe Umſtaͤnde, die dieſe fo wichtigen Bemühungen ers ſchweren, und gar vernichten koͤnnten, ich meyne die Beſchaͤdigung des jung angepflanzten Holzes. Ich babe gar vielmalen mit traurigem Gemüthe, die menſchliche Bosheit, Neid und Mißgunſt an den ſchoͤnſten Plantagen beobachtet, und nicht begreifen können, was ſolche ungewiſſenhafte deute nur davon haben, den Fleiß, Aufwand und Muͤhe, patriotiſch denkender Haußsäter, durch Verderbung und Zer⸗ nichtung der Baͤume, in ihren guren Geſinnungen verdruͤßlich zu machen, und ſie zu ermuͤden. Wie oft werden die ſchoͤnſten Baͤumgen umgehauen, zerbro⸗ chen, oder von Vieh und Schafhirten durch ihre Heer: den in ihren Spitzen, Kronen und Schalen abgefreſ— fen, zerriſſen, und alſo in ihrem völligen Wachsthum hingerichtet. Eben dieſes thut auch das Wild, wenn der Wildſtand groß iſt. Das Wild frißt eben ſo gut, wie Ziegen und Schaafe die Spitzen ab, ſchaͤlet die Bäume, wovon fie verderben, und endlich alle Hofe nung eines Holzanflugs, welcher in einer gewiſſen Zeit die ſchoͤnſte Waldung gegeben hätte, verlohren iſt. Jung abgefreſſenes Holz giebt niemalen Bäume, fons dern wird Krippelholz, ſo die Stelle nicht bezablet. Dieſem Uebel und une lichen Schaden abzu⸗ belfen, ſollte auf zehn und mehrere Jahre lang alles hohe — — 211 hohe und niedere Wild weggeſchoſſen werden, bis erſtlich das junge Holz fein voͤlliges Wachsthum ers halten haͤtte, daß es ihm keinen Schaden mehr thun kan. Auſſer dem Widpret thun auch groſſen Scha⸗ den, die Schaaf und Viehhirten, wenn ſie auf die An⸗ pflanzungen, oder nur nahe an dieſelben treiben. Die⸗ fe Leute find fo dumm, als bos haft, Schaden zuzufuͤ⸗ gen. Ferner giebt es noch auf dem Lande mehrere Arten von Bosheiten ſeinem Naͤchſten zu ſchaden. Durch Mißgunſt und Frevel, beſchaͤdiget oder vers nichtet immer einer des andern ſeine Bemuͤhungen und Fleiß. Dieſe vorſetzlichen Bosheiten ſollten bil⸗ lig auf das exemplariſche beſtraft werden. Denn ſol— che gottloſe Leute ſind d nicht nur Verbrecher wider ih⸗ ren Mebenmenſchen; ; ſondern wider einen ganzen Staat, weil dadurch gute Unternehmungen gehindert werden. Auf dem Lande iſt es ſelten moͤglich, einen ſolchen Verbrecher auszukundſchaften, vielweniger wenn der Beſchaͤdigte wicht aus dem nemlichen Orte iſt. Denn dieſe Leute halten ſo zuſammen, daß kei⸗ ner den andern verraͤth oder aus Furcht verrathen darf, ſie freuen ſich vielmehr, uͤber den Schaden eines Auswaͤrtigen, aus einer bloſſen Mißgunſt. Dieſen un verantwortlichen Unfug zu verhüten, iſt kein beffes res Mittel, als daß eine ganze Gemeinheit ohne Un⸗ terſchied vor den Schaden ſtehen muß, und oben drauf geſtraft wird. Es muß auch ein ganzes Dorf vor ſei⸗ nen 313 — —— nen Schaaf und Viehhirten ſtehen und haften, den allenfalſigen Schaden bezahlen, und oben drauf noch Strafe leiden, wobey ihm unbenommen bleibet, ſich an demſelben wieder zu erholen. Auf ſolche Art, wird jeder Mituachbar aufmerkſam ſeyn und nichts geſche⸗ hen laſſen, was ſchaͤdlich iſt, oder den Verbrecher ans geben, damit nicht die ganze Gemeinde darunter lei⸗ det. Wenn man gewiſſe Aufſeher darzu beſtimmen wollte, fo würden fie nicht Augen genug haben, und tauſendmal mehr hintergangen werden, einem ſo groſſen Ueber zu ſteuren. Ein ganzes Dorf iſt der beſte Aufſeher. Kommt ein Verbrecher beraus, ſo muß er ohnabbittlich nach Verhaͤltniß des Schadens, entweder in das Zuchthauß, oder auf die Schanzar⸗ beit, oder gar aus dem Lande darnach verwieſen werden. Dann ſolche boshafte und ſchaͤdliche Ge⸗ ſchoͤpfe, find von einer guten menſchlichen Geſell⸗ ſchaft voͤllig abzuſondern. Geſchicht dieſes nur et⸗ lichemal, was gillts es wn darnach 1 45 unters bleiben. | | 2 e 2 = . \ 755 SD Hesse, Wilhelm Gottlieb = | 391 Ökonomische Abhandlung es HA. vom Holz anbau Biological & Medical = 2 € il 7 $ | * — PLEASE DO NOT REMOVE Slips FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY