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Eichenl., und des Kaif. Ruſſ. St. Unnenordens 2. Klaffe, ſowie Kommandeur des Königl. Sardinifhen Mauritius- und Lazarus-Ordens. Einunddreißigfter Band. Erſtes Heft. Mit des Herausgebers Bortrait. Leipzig, Baumgartner’s Buchhandlung. 1852, Eee — a: — 2 ** — —— — N * * RR 2 * J * ae mE ‚IninsR 1 wu N | | AA mo Au | eur So .E miss A b roraꝰ ir anti —— dein 1 Eee L * 141% Due * * a > j * * — | : — — 6 u. * sun artlaidircennni® Al2d fiı9 RR nit | ri * Nnstroif V gnaarð· And LINE " —* nn Er Part. Ed ‚night enge e- e J ze Ren tun ® sontaägun En — * Br £ödl er Br: — + nn Snhaltsanzeige I. Recenfionen. Seite 1. Die Forftbetriebs:Regulivung, von Karl . » 2. 2... 1 2. Don Memann, über das Zorftlulturwefen . . ». 2. 18 3. Hartigs Lehrbuch für Förfter, te Auflage -. - » 2 36 4. Taschenbuch für Forft: und Sagdmamner . . 2 22. . 81 5. Maſſaloup, Anlage der Eichenfchälwaldungen . . . RL > 6. Bode, die Derbreitungsgrenzen der Hölzer in Rußland = 7. Der praftifche Fafanenjäger, von Sommer. . . PERL TEIE GG 1. Abhandlungen. Meber die Bildung von a ee Beichreibung des Lieper NReviers . . . ee a Ale Borftlihe Bodenfunde (Bortfebung) - -» » 170 Manderlei. Melhen Beitrag haben die Berechtigten zur or: eines belafteten Waldes zu leiſten? . . 220 Die Beftimmung der Güteflaffe des Bodens in — Beftänden 226 Die Berbreitung der Buche in der cymbrifchen Halbinfel . . . 236 Die Verbreitung der deutfchen Waldbäume im Kaufafus . . . 238 Be eukimbolstisfer > =... aan 46 Sail, 240 Verfchiedenheit des Sandes . Das Schreien der Rothhirfche . Pe Die Stellung der Oberförfter in Preußen . Mas ift rationeller Betrieb der Drennholzwälder . i a Geſpräch zwiſchen einem alten Förfter und einem Tarations- Kommiflarius . Erflärung IV Seite 243 243 247 250 256 264 I. Recenſionen. 1. Die Forſtbetriebs-Regulirung nach der Fachwerfs- Methode auf wiljenjchaftlichen Grundlagen von 9. Karl, Fürftfich Sohenzollernichem Hoffammer = und Forftrathe. Mit 2 Karten und lithographirten Bei- lagen, nebſt mehrern amtlich angefertigten Ertrags— tafeln. Stuttgart, Metzlerſche Buchhandlung. 1851. XII. 392 ©. Der Here Berfafier diefer Schrift hat das Publikum bereitS mit mehrern Büchern und Aufjägen über Forftbetriebs- regulirung und Ertragsberechnung bejchenft, die im Allge- meinen jedoch ziemlich unbeachtet geblieben find, Er will nun in Diefem größern Werfe ein verbefjertes, auf wiflenichaft- ichen Grundlagen berubendes Tarationsverfahren, mit An- wendung der Sachwerfsmethode, lehren, als bisher angewen- det wurde. Diefe VBerbefjerungen jollen vorzüglich darin beitehen, daß zur Feititellung des Ertrages auf mathematijch tichtigem Wege das Haubarfeitsalter jedes einzelnen Beitan- des nach dem für ihn ermittelten Durchſchnittszuwachſe be— ftimmt wird, um dadurch die Aufnahme des Vorrathes und Vor— ausberechnung der Abtriebserträge ganz zu umgehen. Sein Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. A ET Verfahren ſoll dann ferner die Holz- und Flächentheilung fo innig und haltbar verbinden, wie es bei feinem andern mög— ih if. Es foll endlich durch daſſelbe eine Ueberfich des jegigen Zuftandes und des Verhältniffes deffelben zum normalen jo gegeben werden, daß der Zweck, den man bei ber Wirthichaftsführung zur Herftellung des legtern verfolgen muß, klar vor Augen liegt und man überfiehet, wie nahe oder fern Die Erreichung deſſelben ift. Die Idee, die Fachwerfsmethode mit der Holzung nach dem Durchſchnittszuwachſe zu verbinden, ift feine neue, Ihre Anwendung wurde in Preußen ſchon in den Jahren von 1825 — 1851 verfucht, wie dies der Herausgeber in feiner Anleitung zur Taration *) näher mitgetheilt hat, anderer vielfacher Verſuche nicht zu gebdenfen. Sie haben jedoch alle gezeigt, daß die Idee, die Holzung nach dem Durchfchnitts- zuwachſe zu regeln, mit fo viel Schwierigfeiten und Män- geln verbunden ift, daß man fte wieder aufgeben mußte. Es fommt nun darauf an, zu prüfen, ob Herr Karl dieſe fo zu bejeitigen gewußt hat, daß man zu ihr mit befjerm Erfolge als früher zurüdfehren Fann. Auch die Idee, die Holztheilung mit der Flächentheis fung auf das Innigſte zu verbinden, ift ſchon vielfach zu realifiren verfucht worden; alle Verſuche find aber bisher mißlungen. Die Wedelfche Proportionalfchlageintheilung, bei welcher die Größe der Schläge nach dem berechneten Ge— fammtertrage ded ganzen Waldes fo abgeftedt wurde, Daß jeder Schlag den jährlichen Durchichnittsertrag geben follte, war doch gewiß eine fo innige Verbindung der Holz» und Flächentheilung, wie man fich Ddiefelbe nur irgend benfen kann. Auch felbit das Hartigiche Tarationsverfahren ftellt *) 2te umgearbeitete Auflage ©. 105. Berlin bei Beitu. Comp. 1843. — — eine folche dar, indem die Abtheilung der Periodenflächen lediglich nach den Nefultaten der Holzberechnung gemacht wurde. So wünfchenswerth e8 auch ift, diefe Werbindung nicht blos vollftändig herzuftellen, jondern Dies auch in einer Art zu thun, daß die Vertheilung der Flächen ebenfo wie Die der Gefammterzeugung des ganzen Umtriebed für einzelne Jahre oder größere oder Fleinere Zeitabfchnitte jede für ftch eine Bürgfchaft der nachhaltigen Benugung eines Waldes Darbietet: jo haben fich Doch auch der Nealifirung diefer For- derung eine Menge fchwer zur beftegender Hindernifle ent- gegengefegt. Dieſe liegen vorzüglich darin, daß zivar Die Slächentheilung leicht wird, aber eine genaue Holztheilung, die mit jener übereinftimmt, ſehr ſchwer zu erlangen ift, da diefelbe immer nur auf der VBorausbeftimmung der geſamm— ten Holzerzeugung des ganzen Umtriebes beruhen kann, Die man nur in den jeltenjten Fällen, bejonders bei Hochwäldern von längerem Umtriebe, auch nur mit großer Wahrfchein- lichfeit machen Fann. Großes Mißtrauen gegen die Anwendbarkeit dieſes Ver— fahrens wird aber bei denen, welche irgend mit der Taxations— geichichte befannt find, das Streben des Verfaſſers erregen, ihm eine mathematifche Grundlage zu geben. Wir find ge- wiß weit Davon entfernt, die Nothwendigfeit einer wifjenfchaft- lichen Grundlage, die jedes Tarationsverfahren, welches in einer größern Ausdehnung angewendet werden fol, haben muß, zu verfennen oder gar beftreiten zu wollen. Die Erfahrung lehrt aber unwiderfprechlich, daß noch fein folches, welches fich auf die Formeln zur Berechnung des Zuwachsganges der Fünftig zu erwartenden Erträge gründete, jemals eine praftifche Anwendung im Walde gefunden hat. Sa man fann wohl auch mit der größten Zuverficht behaupten, daß ein jolches niemals eine Anwendung finden wird, daß alle 2 EA unfere mathematischen Forftmänner, welche fich abmühen, die paffenden und richtigen Formeln zur Grtragsberechnung zu geben, leeres Stroh dreſchen. Der Grund davon liegt zus erft darin, daß der Holzwuchs im Walde fein vegelmäßiger und fich überall gleichbleibender ift, von dem man das Pro— duft nach irgend einer beftimmten Formel vorausberechnen fönnte, fondern ein unendlich verfchiedener und oft jehr uns regelmäßiger. Nicht blos ändert er fich nach dem Stand: orte und dem Zuftande der Beltände, fondern er hängt auch ab von Schwanfungen und Abänderungen, die gar nicht vor: auszufehen find, von einer Menge Zufülle, welche eintreten, ohne daß man fie ahnen könnte, von dem eigenthümlichen Leben der Holzpflanzgen, was wir noch jo wenig fennen. Dann würde es aber auch, felbjt wenn wir die gefammte Holzerzeugung des ganzen Umtriebed noch jo genau und rich: tig berechnen fönnten, wenn wir das Jahr, worin dev größte Durchſchnittszuwachs jedes Beſtandes erfolgt, mathematiſch richtig berechnet hätten, doch oft nicht möglich ſein, die Wirthſchaftsführung und den Etat blos nach den Ergebniſ— ſen dieſer Holzberechnung zu ordnen. Die Nothwendigkeit der Herſtellung einer guten Beſtandsordnung, der Befriedigung des Bedürfniſſes, der Unterordnung unter Die Servituten, die Forderung, dad Material am vortheilhafteften zu ver wertben, veranlafjien und zwingen fogar ſehr oft zu einem andern Gtate und zu einer andern Schlaganordnung, als wenn man fie blos nach dem Ergebnifje der reinen Holz— berechnung feitftelen wollte. Weniger dieſe, ald die Prü— fung aller Verhältniffe, welche hierauf einwirken, müſſen den Tarator dabei leiten. Wird aber diefem die Formel gegeben, die allein für ihn maßgebend fein ſoll, jo fann er dies nicht, man fchlägt ihn daducch in eine Feſſel, in der er ſich nicht frei genug bewegen kann, um das als richtig erfannte Ziel = 5—— zu erreichen und die Dazu erforderlichen Mittel anzuwenden, Das ift der Grund, warum alle die gelehrten Nechnungen unferer mathematifchen Forftmänner in der Praxis niemals eine Anwendung fanden. Für das Katheder mogen ſie ihren Merth haben und wir verwerfen fie daher in Bezug auf Die wifienfchaftliche Ausbildung der Forftmänner feineswegs, für die Anwendung im Walde haben fie diefen aber nicht. Es bat doch ficher nicht an wiffenfchaftlich gebildeten Forſtwirthen in Deutfchland gefehlt, welche die Leitung der Forftbetriebs- vegulirungen und Ertragsberechnungen hatten und wohl im Stande gewefen wären, fie auf einer rein mathematifchen Grundlage durchzuführen. Die Verfuhe dazu find wohl gemacht worden, niemals iſt e8 aber gelungen, ihnen eine größere Ausdehnung zu geben und die Taration der Foriten irgend eines größeren deutſchen Landes darauf zu baſiren. Wem dieſe unbeftreitbare Grfahrung eines ganzen Jahrhun— derts nicht genügt, um ihn von der Aufftelung eines neuen mathematiichen Snrationsverfahrens abzuhalten, der wird freilich auch ducch feine Kritik deffelben von der Unausführ- barfeit feiner Ideen überzeugt wird. Sp viel Über die allgemeine dem vorliegenden Werke zum Grunde gelegte Idee, wie fte der Berfaffer in dem Vor— wort Seite V—VIL ausipricht. — Wir gehen nun zum Ein- zelnen und zur fpeciellen Ausführung defielben über. Schon glei in der Einleitung ftoßen wir auf eine durchaus unrichtige Anftcht, Die um fo weniger ungerligt blei- ben kann, als fie dem ganzen Tarationsverfahren des Ver— faſſers eine falfche unhaltbare Grundlage giebt, nämlich Die Dehauptung, daß es der Zwed jeder guten Forfhwirthichaft fein müſſe, die größte Materialproduftion im Walde herzuftel- len und daß dazu das Holz jedes Beſtandes gehauen wer- den müfje, wenn dieſer feinen höchſten ducchichnittlichen Zu— u 5: wachs erreicht hat. Das ift aber offenbar nicht blos eine ſehr einfeitige, fondern auch grundfalfche Anficht von dem Zwede einer guten Forſtwirthſchaft. Diefe foll nicht blos die größte Holzmafe herzuftellen fuchen, fondern auch die werthvollſte, die am meiften geeignet ift, die Bedürf— nifie derjenigen zu befriedigen, welche den Wald benugen. Wie oft fommt es nun aber vor, daß da, wo nur ftar- kes Holz benugbar it, das Haubarfeitsalter der Beftünde viel weiter Über das Alter hinaus feftgefegt werden muß, worin der größte Durchſchnittszuwachs erfolgt. In den Kie- fernforiten der öftlichen Provinzen Preußens ift Died ganz regel- mäßig der Sal. Hundeshagen weift nach, daß Eichen- Niederwälder in fünfjährigem Umtriebe einen höheren Durch— ichnittszuwachs haben, als in einem längeren; Demohngeachtet aber wird man ihn nicht fir Schäl- oder andere Eichen-Nie- derwaldungen wählen. Es fann daher auch gar nicht das Endziel einer guten Forftwirthichaft fein, den Wald in einen folchen Zuftand zu bringen, daß er den nachhaltigen Abgabe- jag immer von folchen Beſtänden liefert, welche zur Zeit ihres Einſchlags gerade den größten Durchſchnittszuwachs haben, fondern es muß vielmehr diefes fein, den Wald in einen Zuftand zu bringen, Daß der nachhaltige Einfchlag am ge— eignetften it, alle Bedürfnijje zu befriedigen, darum auch am vortheilhafteiten verwertbet werden kann — immer aber dabei vorausgefeßt, daß dabei fein fremdes Necht verlegt wird und alle Verhältniffe, welche gegenwärtig auf die Wirthſchaft einen Einfluß haben, gehörig beachtet werden, Der Verfaffer räumt allerdings ein, Daß da, wo nur ftarfes Holz benugbar ift, das Haubarfeitsalter der Beltände auch höher angelegt werden müfje, ald der Zeitpunkt, wo die größte Maſſenerzeugung erfolgt, e8 verlangt; er betrachtet Dies aber nur als Ausnahmen von der Negel. Wie wir jedoch alauben, — —— iſt die Regel ſo zu geben, daß jeder Beſtand dann ge— hauen werden muß, wenn ev mit Berückſichtigung aller Berhältniffe nicht blos am vortheilhafteften in Bezug auf die Holzgewinnung, fondern überhaupt am zweckmäßigſten benugt und verjüngt wird, daß die Berüdfichtigung des größeren oder Fleineren Durchſchnittszuwachſes eine ſehr uns tergeordnete ift, die nur dann Beachtung verdient, wenn Die Differenz zwifchen dem normalen und gefundenen oder vor- handenen ſehr groß ift, d. h. wenn der vorhandene Zuwachs fehr tief unter dem normalen fteht. Zu dieſer Behauptung berechtigt uns fchon Die unbe- ftreitbare Tchatfache, daß der Durchſchnittszuwachs, ſobald man die gefammte Holzerzeugung berechnet, in regelmäßigen und gefchlofienen Beftänden gar nicht in der Art fteigt und fällt, wie fich dies Herr Karl denft und in feiner Erfah- rungstafel von einem Morgen Buchenbeftand im hundert- jährigen Alter, ©. 115, nachweifet, jondern in einer ganz andern Arı. | Er weifet in diefer Tafel den normalen Vorrath eines Morgens in jedem Alter nach, theilt diefen durch die Zahl der Jahre und nennt dies den jährlichen Durchſchnittszu— wachs. Gr thut dies, weil er von der Anficht ausgeht ($. 32. a) daß man aus der Vergleihung des Maflenvorraths eines ältern und eines jüngern Beftandes den Zuwachs des betreffenden Zeitunterfchiedes ermitteln fünne, Das ift aber doch wohl augenfcheinlich unrichtig, denn um diefen zu finz - den, muß auch das bis zu jedem Alter ſchon herausgenom- mene abgeftorbene Holz der vorhandenen Holzmaffe hinzuge- rechnet werden. Gefchieht Dies aber fo, daß man. alles Hol, auch das ſchwächſte Neiferholz, was der Lefeholzfammler ſich aufliefet, in Rechnung ftelt, jo wird fich ein ganz anderer Gang des Zuwachles ergeben, als der ift, den Herr Karl a “üö— in feinen Erfahrungstafeln nachweifet. Man wird dann fin— den, daß das Marimum des Zuwachfes nicht blos ſchon ſehr frühzeitig und viel früher, als man gewöhnlich an- nimmt und als das Holz vollfommen benugbar ift, eintritt, fondern auch, daß er bis zu dem Alter, wo das Holz an- fängt zurückzugehen und fich licht zu ftellen, ganz gleich bleibt und ein Steigen, wie e8 die frühern Erfahrungstafeln und auch die des Herrn Karl, nachweifen, gar nicht ftattfindet, *) Derfelbe wird doch gewiß nicht beftreiten wollen, daß das Holz, welches bis zum Abtrieb eines Beftandes aus dem— felben benutzt wird, eben fo gut in nationalöfonomifcher Be- ziehung, um die es fich hier nur handelt, beachtet werden muß, als dasjenige, was diefer liefert, und wenn, fobald dies geichieht, wie Hartig im Tten Band feines Forft- und Jagdarchivs dies umftändlich nachweifet, ‚der Durchſchnittszu— wachs im Alter von 20 bis 120 Jahren beinahe ganz gleich ift, fo wird er Doch auch wohl anerfennen müffen, daß man das Haubarfeitsalter der Beftände weniger von dem Marimo ihres Ducchfchnittszumachfes, als von der Benugbarfeit und ber Beziehung, in der fie zu andern Beſtänden ftehen, ab» hängig machen müſſe. Wie einfeitig Überhaupt die Anfichten des Verfaffers hin- ſichts des Zunvachsganges der gejchloffenen Beftände find, geht Schon aus der Behauptung hervor (S. 150), daß ber einjährige Zuwachs dem Durchſchnittszuwachſe gleich fei bei der Kiefer im 43. Altersiahre IE 7, TOT *) Siehe darüber die Unterfuhungen von G. &. Hartig, Tr Bd. des Forſt- und Jagdarchivs. Stuttgart, Cotta 1820. ©. 48. u. f, (Diefe Autorität wird ja Here Karl nach feiner überipannten Rede an Hartigs Denfmale in Wedekinds Jahrbüchern, 30. Heft ©. 208, wohl anerkennen.) —— bei der Weißtanne im 97. Altersjahre "m Buche 7 98, 7 Ob denn dies nicht nach dem Standorte, nach dem räumlichen oder gefchloffenen Beftande, feiner Ausdauer und Gefundheit, der Art feiner Entitehung und Behandlung in der Jugend fehr verfchieden fein wird? Diefe Einfeitigkeit fpricht fich dann auch ferner in dem— jenigen aus, was er von der Beftimmung dev Umtriebszeit fagt. Zu ihrer Ermittelung follen als weſentliche Anhalt: punfte in das Auge gefaßt werden, und zwar: a. das Alter, in welchem der Wald feinen höchften Durch- jchnittsertrag an Material liefert, b. das Alter, in welchem derfelbe mit den wenigften Ko— ften und Gefahren verjüngt werden kann, c. der Zeitpunft, wo das Material für feine technifche Be— ftimmung die höchfte Brauchbarfeit befigt, d. das Alter, bei welchem das höchite Geldeinfommen er— langt wird, Wir vermeinen aber, e8 giebt bei der Feitfegung des allgemeinen Umtriebes, wenn man überhaupt eine ſolche für nöthig halt und fich nicht blos mit der Beſtimmung Des Haubarfeitsalterd der einzelnen Beftände begnügt, auch noch andere wefentliche Rückſichten außer den hier erwähnten, Die man Dabei nicht außer Acht laſſen darf, Dahin rechnen wir den gegenwärtigen Zuftand der Beſtände und ihren Zus wachs im Vergleich des normalen und mit Sicherheit durch eine zweckmäßige VBerjüngung zu erlangenden. Dieſer fann ein folcher fein, daß zwar der Zuwachs der Mehrzahl nach ein fteigender ift, daß er aber Doch weit hinter dem zurück— bleibt, den man mit Recht nach den Standortsverhältniffen verlangen muß und auch mit Sicherheit erlangen kann. Ge- wiß ift es dann zu rechtfertigen, wenn man biefe jebt vor- = MB — handenen Beftände nur noch fo lange zu erhalten fucht, als es die Übrigen Nüdfichten durchaus nöthig machen, und ſo— bald als möglich befiere und mehr Zuwachs habende an ihre Stelle jeßt. Eben fo find in den meiften deutſchen Ländern Die Servituten oft entfcheidend über den zu wählenden Umtrieb. Auch darf die Wahrfcheinlichfeit, die Beftände lange voll zu erhalten oder auch durch Diebftahl, Naturereignifie u, ſ. w. luckig werden zu fehen, nicht unberüdjichtigt bleiben. Beachtet man aber das größte Geldeinfommen, voraus: gefegt, daß man dabei feine Zinsrechnung des früheren Er- (öfes bei fürzeren Umtriebszeit anlegt, was man bei nach— haltig bewirthfchafteten Forften niemals thut, und was ber Berfaffer auch wohl nicht im Sinne gehabt haben dürfte, fo fann man fich die Unterfuhung in Bezug auf die Zeit der vortheilhafteften Benugung füglich erſparen, denn dieſe drüdt fih ſchon in dem größeren oder geringeren Geld— einfommen aus. Eben fo ungenügend ift das, was über die Bildung der Diftrifte und Wirthichaftsfiguren gejagt wird, Die Berfchiedenheiten, die dabei nah Holzgattung und Betriebsart eintreten, find ganz unbeachtet geblieben; gewiß muß doch aber eine foldhe in den großen Kiefernfor- ften der Ebene in anderer Art erfolgen, als in einem Fich— tenwalde im Gebirge, im Mittehvalde und Schlagholz an ders als im Eichen» oder Buchenhochwalde. Ueber Die da— mit in enger Verbindung ftehende Heritellung einer zweckmä— Bigen Beftandsordnung und angemefjenen Gruppirung ber Altersklafien, die oft jo wichtig ift, finden wir gar nichts gefagt. Was über die regelmäßige Eintheilung in Vierecke vorgefchrieben wird, ift ſehr mangelhaft, denn nicht allein die Wege entfiheiden über die Richtung der Geftelle, ſondern auch die Form des einzutheilenden Waldförpers, die natürlis = u = chen inneren und Außeren Grenzen, nach denen man fich zu richten hat, die Sturmgegend, die Triftzüige, die zweckmäßige Hiebsleitung, da man ſich natürlich immer an dieſe mit den Geftellen anlehnen muß. Auf die Größe der Wirthichafts- figuren ift, was hier nicht erwähnt wird, die Art der Ver: jüngung von entfchiedenem Einfluß, denn in Buchen, wo man 8 und 10 Sahre in Befamungsfchlägen wirthichaftet, werden fie größer fein müffen, als in Fichten bei Fahlem Abtriebe, es werden fich bei leichter Verjüngung und gleich- artigem Boden große Wirthichaftsfiguren eher vechtfertigen lafien, als bei den entgegengefegten Verhältnifien. So können wir über das, was tiber die allgemeinen Ge— fchäfte der Betriebsregulirung, über Vermeſſung, Eintheilung gefagt wird, unfer Urtheil nur dahin abgeben, daß das Buch darüber zwar manche gute und brauchbare Vorfchriften enthält, daß dieſe aber fchon alle befannt und bereits in einer Menge anderer Bücher eben fo gut oder beffer zu finden find, dagegen aber auch viele fehr wichtige Gegen- ftände ganz unbeachtet geblieben find und vieles ſehr einfeitig und mangelhaft behandelt worden ift. Dies gilt auch von dem Abfchnitte, welcher von der Beltandsaufnahme handelt, wenn man nicht die Vorfchriften zur Ermittelung des rich- tigen Beftandsalters als etwas Neues oder wenigftens als eine dem Herrn Verfaſſer angehörende Eigenthümlichfeit an- fehen will, Ueber diefen Gegenftand wiederholt er das, was er fchon in einer befonderen Schrift früher weitliufig geſagt hat.*) Wir haben fchon früher in diefen Blättern nachzu— weifen verfucht, daß die ganze Idee des VBerfafjers, Das Al— *) Ausführliche Abhandlung über die Ermittelung des richtigen Beſtandsalters. Frankfurt, Sauerländer 1847. Angezeigt Kritifche Blätter 25 Bd. 18 Heft ©. 70, — WE ter unvegelmäßiger Beftäinde nach der Maſſe, die fie ent- halten, bejtimmen zu wollen, eine eben fo verfehlte ift, als die Anficht eine irrige, daß man das Haubarfeitsalter ftet8 am zwedmäßigften nach dem Alter beftimmen könne, und wir wollen uns daher hier nicht nochmals weitläuftig über diefe Phantaften verbreiten, fondern verweilen auf Die Anzeige der Schrift des Heren Karl über dieſen Gegenftand. Wir halten die Mittel, welche derfelbe hier vorfchlägt, um das Durchjchnittsalter aller ungleichalteriger Beftände zu be> jtimmen, für eben fo wenig geeignet, den vorgefegten Zweck zu erreichen, als diefen Zwed irgend für einen folchen, ber die geringfte Bedeutung für Die Betriebsregulivung oder die Ertragsberechnung hätte. Denfen wir ung 3. B. einen Kiefernplenterwald, in welchen Holz von jedem Alter unter einander ftehet, von dem Maftbaum an bis zur Bohnenftange und 5= und Gjährigen unterdrüdten Pflanze herab, Ge— wiß ift es unmöglich, ein Ducchfchnittsalter für denfelben zu ermitteln, denn es fteht fein Mittel zu Gebote, das Alter aller einzelnen Pflanzen zu beftimmen, da ihr Wuchs in Der Beichattung ein unregelmäßiger war und folglich aus ihrer Größe und Holzmaſſe gar fein Schluß in Bezug auf das Alter gezogen werden kann. Wäre es aber auch möglich, das ducchichnittliche Beftandsalter eines folchen Beftandes wirklich zu ermitteln, jo würde die daran gewandte Arbeit feinen größeren Werth; haben, al3 die des fleißigen Bibel- lefers, der fich bemühet, duch Auszählung aller Buchftaben, die in der lutherifchen Biebelüberfegung enthalten find, den zu ermitteln, der gerade in der Mitte ftehet, oder der mit- telfte ift, Es ift gar nichts weiter nöthig, als des Herrn Verfaſſers Anfichten ber die Ermittelung des durchichnittli- chen Beftandsalters ungleichalteriger Beſtaͤnde und Die Be— nugung der Dadurch gewonnenen Nefultate fennen zu lernen, um die Heberzeugung zu gewinnen, daß derfelbe unter die unpraftifchen Stubentaratoren gehört und ficherlich noch we— nig verfchiedenartige Forften gefehen und tarirt hat. Gerade der von ihm fo hochgepriefene verftorbene G. L. Hartig wirde fi) no im Grabe ummwenden, wenn er darin ver- nehmen könnte, daß einer feiner glühenden Verehrer fich mit jo unpraftifchen Spisfindigfeiten befchäftigte, denn der war am wenigften Freund folcher Stubenbeluftigungen. So fönnen wir die ganze Berechnung nur nennen, Die Herr Karl anftellt, wenn er erft das Durchſchnittsalter un- regelmäßiger Beftände ermittelt, dann darnach eine Alters- klaſſentabelle aufftellt und dieſe ungleichaltrigen Beftände in dieſe mit ihrem Durchfchnittsalter einreihet, für fie aber den— jelben Zuwachs annimmt, den regelmäßige Beftinde in dem entfprechenden Alter haben würden, und durch die Multipli- fation der Sahre des Alters mit dem jährlichen Zuwachfe auf den vorhandenen Vorrat fchließen will, Das Durch— ſchnittsalter unregelmäßiger Beſtände ift fo wenig benußbar, um einen Beſtand in eine entjprechende Altersklaſſe einzu— reihen, als es über die zweckmäßigſte Zeit feiner Benutzung, oder Über den Ertrag, den ein Beftand dann geben wird, entfcheidet. Der praftiiche Forftwirth wird fich bei einem ungleichaltrigen Beftande entjcheiden, ob er von einer folchen Beichaffenheit ift, daß es zweckmäßig erfcheint, ihm gleich zu benugen und zu verjüngen, oder ihn noch längere oder Für- zere Zeit Stehen zu laffen, einen Aushieb des alten Holzes vorzunehmen oder Alles zufummen fortwachfen zu lafien, und danach dann feine Wirthichaftsmaßregeln vorfchreiben und feine Ertragsberechnung anlegen, ganz gewiß aber nicht nah ° dem Durchſchnittsalter forichen, da ihm Dies ganz gleichgültig ift, indem er es nirgends, weder für die Borfchriften zur Wirth- ſchaftsführung, noch für die Extragsberechnung benugen fann. — Herr Karl kann aber freilich eine vollſtändige Nach— weiſung des Altersklaſſenverhältniſſes nicht entbehren und muß Darum auch das Alter jedes einzelnen Beſtandes ermitteln, weil er die Herftellung eines normalen Altersklaffenverhält- niffes ald maßgebend für die ganze Wirthfchaftsführung und Gtatbeftimmung anfteht. Dies liegt in feiner Idee, den Etat immer nah dem Vorrathe zu beftimmen, wie e8 die öfter reichiſche Kameraltare thut, um den normalen Vorrath her— zuftellen, der bei regelmäßigen Beftänden auch ein normales Altersflaffenverhältniß bedingt. Wir haben uns in dieſen Blättern ſchon fo vielfach über die praftifche Unbrauchbarfeit alfer diefer fogenannten rationellen Tarationsmethoden aus: gefprochen, gleichviel ob der Etat mit Anwendung des Nutzungsprocents beftimmt oder nad) der Differenz des nor— malen und gefundenen Worrathes geregelt werden foll, daß wir wohl mit Necht den Nachweis, daß aub Hear Karl feiner ganzen Taration eine falſche Grundlage gegeben hat, unterlaffen fünnen. Wenn er jelbft vorurtheilsfrei feine An— leitung zur Ermittelung des richtigen Beitandsalters prüfen wollte, fo würde er bald finden, daß er zu Diefer niemals ein ficheres Nefultat verfprechenden Arbeit nur durch die For— derung gezwungen wird, den jegigen Vorrath und das gegen- wärtige Altersflafjenverhältniß genau zu fennen, auch wenn bei unregelmäßigen Beftinden beides jchwer oder gar nicht zu ermitteln ift, weil er Davon den Gtat und alle Hauungen abhängig made. Das Eigenthümliche feines Verfahrens, worin es fich von demjenigen der öfterreihifchen Kameraltare und den ihr verwandten Methoden unterjcheidet, beftehet vorzüglich darin, daß er mit der reinen Holztheilung oder Ertragsberechnung zugleich die Flächentheilung und Wirthfchaftseinrichtung zu verbinden fucht. Dazu reihet er zuerft die in der nächiten zn (ME — Zeit zu fultivirenden Blößen in die Altersflaffentabelle ein und rechnet fie den jüngften Beftänden zu, wenngleich noch feine Holzmaſſe von ihnen angegeben werden kann, während Diejenigen unbeftodten Flächen, deren Anbau noch unbeftimmt ift, oder erft in fernen Zeiten erfolgen kann, unberüdfichtigt bleiben follen. Dann fol nicht blos der Etat, wie ihn die Ertrags- berechnung angiebt, feftzefegt werden, fondern auch die Art und Weife, wie er erfüllt werden fol, indem die Hiebsfüh- rung für die Zeit des Einrichtungszeitraumes feftgeftellt wird und dazu Periodenflächen abgetheilt werden, wie bei den Fachwerksmethoden. Um aber dabei auch die Nachhaltigkeit ſicher zu ſtellen, follen zugleich diefe Beriodenflächen im Berhältniß ihres Er- trages abgetheilt werden. Es ift alfo zwijchen diefem Ver— fahren und der jchon fo alten PBroportionalfchlageintheilung, begründet auf die Holzberechnung, fein weiterer Unterfchied, als daß dabei 10 Schläge oder mehr zufammengefaßt und die einzelnen Schläge nicht abgetheilt werden, Daß dies.eine neue Idee fei, wird der Herr Berfaffer jelbft wohl nicht behaupten wollen, denn fie ift jchon von Zanthier, von v. Wedel und Andern mehr vor bald 100 Sahren aufgeftellt worden. Wir find auch weit davon ent— fernt, fie an und für fich verwerfen zu wollen, im Gegen— theil, wir ftimmen ganz für diefe Art der Verbindung der Holztheilung mit der Slächentheilung, weil jede für fich un- benusgbar und jedenfalls ungenügend ift, um die Nachhaltig- feit vollftändig zu fichern und zugleich das Bedürfniß der Gegenwart zu decken. Wir halten es auch für ausführbar - bei dem reinen Fachwerfe, wie es in den meiften Staats- foriten Deutfchlands gegenwärtig angewendet wird, dagegen ganz unanwendbar, um die Idee, die dem Sarationsverfah: ar ZU ven des Herrn Karl eigentlich zum Grunde liegt, durchzu— führen. Bei jenem berechnet man den Ertrag des ganzen Umtriebes mehr jummarisch und gutachtlich als ganz fpeciell, und vertheilt ibn fo für die einzelnen Perioden oder Zeitab— fehnitte, daß, befonders in Bezug auf die fpätern, mehr Die Flächentheilung maßgebend ift als die Holstheilung. Die meiften Taxatoren legen fogar oft gar feine vollftändige Holzberechnung an, indem fie diefe auf die in den nächſten Zeiten zum Hiebe fommenden Flächen befchränfen und fic) begnügen, die legten :Berioden blos mit verhältnißmäßi— gen Flächen zu decken. Ganz anders ift aber die Sdee des Herrn Karl, welche feinem Tarationsverfahren zum Grunde liegt. Er betrachtet die Herftellung eines normalen Altersflaffenverhältnifjes, ſo— wie des Dadurch bedingten normalen Vorraths, als Das: jenige, was man vorzugsweife eritreben müſſe; ald eine der wichtigften Bedingungen einer guten Wirthichaft Die, daß jeder einzelne Beftand wo möglich in dem normalen Haubarfeitsalter gehauen werden müffe. Sobald man dieſe Forderung aufftellt und es ift in dem zu fchägenden Forite ein wefentliches Mißverhältniß der Altersflafien vorhanden fann auch feine gleichmäßige oder verhältnigmäßige Verthei— fung ber Flächen erfolgen. Wenn man bei dem gewöhnlichen Fachwerfe fich weiter nicht fpeciell darum fümmert, in wel: chem Alter man gerade das Holz hauet, infofern daſſelbe nur benugbar ift, wenn man fogar die Heritellung bes rich— gigen Altersfafjenverhältniffes im erſtem Umtriebe derjenigen einer quten Beltandesordnung, oder einer beitimmten Hiebs— feitung opfert, oder wenn man gar die Anficht hat, daß ſich das vortheilhaftefte Haubarfeitsalter nicht bejtimmt voraus: feitfegen läßt, daß deshalb auch weder ein allgemeines nor— males Altersfaffenverhältniß, noch ein folches in einzelnen = MW Betriebsklajfen der Zwed fein fan, dem man nachftreben muß, daß der normale Vorrath darum auch ganz unbeachtet bleiben könne, fo ift eine proportionale Flächentheilung gar feiner weitern Schwierigfeit unterworfen. Man ftellt Diefe dann voran und ordnet jene andern Forderungen ihre unter. Sobald aber verlangt wird, Daß der Vorrath Über den Etat, das Alter der Beftände über die Zeit, wo fte gehauen wer— den follen, entfcheiden, fo wird fich auch in den wenigften Fäl- fen eine proportionale Flächentheilung durchführen laſſen, wenn man nicht diefe Forderung aufgeben will, Das Beiwerf, was Herr Karl giebt, die genauen Er- mittelungen des durchfchnittlichen Holgbeftandsalters, Die Aufftellung eines Waldlängenprofils (Waldlängendurchſchnitts) halten wir aber für einen ſehr überflüfftgen Tarationslurus, von dem man fchon feiner Koftbarfeit wegen, die immer mit jeher genauen Beitandsaufnahmen und genauen Zuwachs— berechnungen verbunden ift, für größere Waldungen feinen Gebrauch machen fann. Wir glauben daher auch nicht, daß fich Dies Tarationg- verfahren außerhalb Sigmaringen fehr verbreiten wird. Da- bei wollen wir aber dem Buche nicht allen wilfenfchaftlichen Werth abiprechen. Es enthält manche gute Bemerkungen und wenn man ſich überhaupt mit dem wifjenfchaftlichen Studio der Taration bejchäftigt, jo kann man es in Die Klafie der Bücher einreihen, deren Beſitz wünfchenswerth ift, um Die Tarationsliteratur vollftändig zu haben, da e8 manche Gegenftände in eigenthümlicher Art behandelt. Daß der praftifche Taxator es aber jemals benugen und die darin enthaltenen Ideen im Walde anwenden wird, fcheint uns um fo unmwahrfcheinlicher, ald die Mode der fogenannten rationelfen Ertragsberechnungen ohnehin augenscheinlich im Abnehmen ift und noch feine der vielgerühmten Vervollkomm— Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. B u nungen ber öfterreichifchen Kameraltare oder ded Hundes: hagenſchen Nußungsprocents Anklang bei dem praktischen Tarationsperfonale gefunden hat. Die Ideen des Heren Karl werden daher wohl ebenfogut in feinem Buche ftehen bleiben und nicht in Die Wälder übergehen, wie Die des Herrn Smalian und Genofjen, und es ift nur zu wünfchen, daß das Buch nicht auch ebenfo in dem Magazine der Verlags: handlung verborgen bleibt und fich mehr in die Bücherfamm- lungen verbreitet. Die praftiichen Forftleute find offenbar noch nicht empfänglich genug für diefe abjtraften Ideen und Feinheiten der Ertragsberechnung und laſſen fich noch viel zu ſehr durch äußere Nüdjichten und Forderungen des ge- meinen Lebens beherrfchen; das Materielle ift bei ihnen noch zu überwiegend, jo daß das rein Geiftige noch nicht recht zur Herrſchaft Fommen kann, wie e3 Die gelehrten Forſtmän— ner und Schreibtifchdenfer verlangen, 2. Ueber Forſt-Culturweſen. Aus den Erfahrungen mitgetheilt von 3. A. von Alemann, Königl. Preuß. Oberföriter. Mit S Tafeln Abbildungen. Magdeburg bei Em. Baenſch. 1851. IV. 49 S. Von jeher ift ein oder der andere Gegenftand in der Forftliteratur Modefache geworden. Bald ift e8 eine oder die andere Holzart gewejen, welche Die Federn der Forftlite- raten vorzugsweile in Bewegung gejegt hat, bald die Ver- bindung des Landbaues mit der Holzzucht, bald ein oder das andere Tarationsverfahren, bald dieſe bald jene Kultur- methode, Alles hat aber feine Zeit, jagt der weile Salomo, und wenn ein folcher Gegenftand eine Zeitlang die Spalten und Seiten der Journale gefüllt, einigen Forftmännern Ge— legenheit gegeben hatte, durch eine Flugichrift in das große Korps der Schriftgelehrten und Buchjchreiber einzutreten, fo wurde er gewöhnlich wieder bei Seite geworfen, ohne daß die Refultate, die aus diefen Schreibereien gewonnen waren, von einer großen Bedeutung für die Wiffenfchaft oder Die Praxis gewefen wären. Seht ift nun gerade das Pflanzgeichäft in die Mode gefommen. Nachdem Herr Biermans mit feiner Aſche— Düngung den Reigen glänzend eröffnet hatte, find ihm vafch Herr von Manteuffel mit feiner Hügelpflanzung, Herr von Buttlar mit feiner Pfahleifenmethode, und jest Herr von Alemann mit feinem Bflanzverfahren gefolgt und haben ihre Verfahren in Sournalen und befondern Schriften als das zweckmäßigſte gerühmt. Diefe Mode ift entichieden eine beſſere und wir haben benußbarere Nefultate davon zu erwarten, als von der früheren, fremde Holzarten anzubauen und zu empfehlen, oder die neuern Formeln zur Ertrags— berechnung zu entwideln, ohne fich dabei um die verfjchiede- nen Berhältniffe zu fümmern, unter denen man wirthfchaf- tet. Je weiter wir in unſerer Forſtwiſſenſchaft fortſchreiten, defto mehr werden wir die Nachzucht des Holzes auf den Anbau aus der Hand begründen müffen, und jemehr wir uns dem endlichen Ziele, nämlich der Waldgärtnerei, nähern, defto mehr werden wir die Pflanzung der Saat vorziehen, Das ift ganz der Natur der Sache angemefjen und jede Mittheilung einer Erfahrung darüber, wie man am fichers ften und wohlfeilften pflanzt, ift daher als eine dankens— werthe Bereicherung der Wiffenfchaft wie der Praxis anzu erkennen, da man annehmen muß, daß eine befondere Bflanze methode fich, ſchon eye fie empfohlen wird, im Walde bewährt hat. Darin wird aber offenbar vielfach- gefehlt, daß Die D2 Forftwirthe, welche einen gelungenen Verſuch mit irgend einem eigenthümlichen Kulturverfahren gemacht haben, glau— ben, daß, da fich dies bei ihnen zweckmäßig gezeigt hat, es nun auch überall mit Vortheil angewendet werden fönne, ohne irgend auf die Verfchiedenheit der Standortsverhältnifie und Außern Einflüffe auf die Holzfultue zu achten. Die Zwedmäßigfeit des Kulturverfahrens ift duch eine Menge oft fehr verfchiedenartiger Dinge bedingt, jo daß dasjenige, was für das eine Revier mit Necht empfohlen werden kann, oft für das andere durchaus nicht mehr paßt. Ja auf einem und dem andern Neviere fünnen jo verjchiedenartige Boden— zuftände vorfommen, daß eine und Diefelbe Kulturmethode hier paſſend, dort unpaſſend ift. Ein Beifpiel davon liefert die in den Snftitutforften und in den benachbarten Brivat- forften mit fo ungemeinem Erfolge und verhältnißmäßig ge— ringen Koften angewandte Pflanzung einjähriger Kiefern mit fangen Wurzeln, mit Anwendung des Pflanzſtocks, wovon jchon vielfach in diefen Blättern die Nede geweſen ift. Nur durch fie ift e8 möglich geworden, oft auf dem bürrejten und ärmſten Sandboden gutwüchfige und gejchlofjene Beftände mit Sicherheit zu erziehen. Nun giebt ed aber auch in den SInftitutforften jelbjt eine Menge Forftdiftrifte, wo fie ganz unanwendbar ift, da alle VBerfuche, die man in ihnen mit diefer Pflanzmethode gemacht hat, trog aller angewandten Borficht regelmäßig mißrathen find, Ein anderer Irrthum der Forſtwirthe, welche für das von ihnen angewandte Kulturverfahren oft fo leidenschaftlich eingenommen find, ift der Glaube, daß fie nun ſchon aus— gezeichnete Forftwirthe feien und überall ein entfcheidendes Wort mitzufprechen hätten, wenn ihnen einmal eine Kultur mittelft defien Anwendung gelungen ift, obwohl gar noch nicht feftftehet, wie der auf dieſe Weile angebauete Beftand fich =. ui in ber Zufunft im Wuchfe bewähren und was er fpäter für einen Ertrag liefern wird. Der erfte Wuchs einer Schonung entfcheidet noch nicht immer über den fpätern Zuftand, das fehen wir an den Kiefernfaaten auf ausgebauetem Ackerlande, die gewöhnlich in den eriten Jahren einen beſſern Wuchs haben als die auf frifchem, fruchtbarem, aber nicht geloder- tem Waldboden. Sowie aber der Baum eine größere Nah- rungsmenge in Anfpruch nimmt und mit den Wurzeln tiefer gehet, zeigt fich die Wirfung der Erfchöpfung des Bodens durch Die Benutzung als Ader ſehr deutlich in der Lichtftel- fung ſolcher Beftände und ihrem fpätern fchlechten Wuchſe. Dann bildet das Pflanzen des Holzes auch nur einen Theil des Forftbetriebes und nach der Natur deſſelben fogar oft nur den EHeinften, fo daß der befte und geübtefte Pflanzer deshalb noch nicht immer ein guter Forſtwirth iſt. Legen wir daher diefer Pflanzliteratur und dieſen Pflanz- verfuchen feinen höhern Werth bei, als fie wirklich haben. Sie befigen unleugbar einen folchen, denn wenn wir zuleßt alle diefe Verfuche, Beftände wohlfeil und ficher durch An- pflanzungen zu erziehen, und ihre Nefultate fammeln und zu— fammenftelfen, fo müfjen wir nach und nach in den Stand geſetzt werden, überall Holz auch unter ungünftigen DVer- hältniſſen zu erziehen, indem wir das für jede Verſchieden— heit derfelben angemefienite Verfahren auswählen. Nach diefer Anficht wollen wir auch die kleine von Alemanniche Schrift wilfommen heißen, ihr aber auch fei- nen größern Werth, beilegen, als fte nach Diefer Anficht hat. Ob das dem Verfaſſer genügen wird, müflen wir freilich Dahingeftellt fein laſſen. Der Berfafier handelt zuerft von der Kiefernpflanzung. Sein Verfahren dabei beftehet darin, daß er zuerft mit Dem befannten und in den meiften Kiefernforften Der vftlichen =. wa Provinzen Preußens ſchon längft zur Kiefernfaat angewandten Waldpflug tiefe Furchen auffahren läßt, um den Boden frei von Unfraut zu halten, den Pflanzen den Thau und Negen eher zu Gute fommen zu laffen, die Entfernung der Pflanzen leichter abmeſſen zu fünnen. Dies mag bei beftimm- ten Bodenzuſtänden aanz zuläfftg fein, im Allgemeinen läßt fich aber das Verfahren gewiß nicht empfehlen. Durch den Waldpflug wird die obere fruchtbare Bodendecke weggenom- men, die oft fo vortheilhaft für den fünftigen Wuchs der Pflanzen benugt werden fann, wenn man die SBflanzlöcher tief genug aufgräbt und fie in den Untergrund bringt, wo- duch die Wurzeln veranlaßt werden, fich in die Tiefe zu ziehen und dort Nahrung zu fuchen, wobei fte natürlich mehr Dürre ertragen fünnen, als wenn fie nur flach wurzeln. Macht man das Pflanzloch groß genug, jo fann man bie Pflanze ebenfalls gegen das Unfraut fhügen, und füllt man Dafjelbe nicht ganz wieder aus, jo kann man denfelben Zwed erreichen, Dem durch die tiefe Furche nachgeftrebt wird. Auf die leichtere Vertheilung der Pflanzen in bejtimmter Pflanz— weite legen wir wenig Werth, da, wenn Diefe gutachtlich nach dem Augenmaße erfolgt, Dies wenig Zeit Foftet und einige Zolle größere oder geringere Entfernung ziemlich gleich- gültig find. Dabei wollen wir aber gern einräumen, daß bei einem tiefgründigen, friichen und zum Graswuchſe ge- neigten Boden Died Verfahren ein ganz zwedmäßiges fein fann. Auf einem flachgründigen, lodern Sandboden, bei dem fich die Furchen leicht mit dem von dem Aufivurfe abfal- lenden Sande füllen, iſt e8 aber gewiß ein fehr unzweckmäßiges. Auch dafür ftimmen wir nicht, daß die Bodenverwun— dung ſchon im Herbfte vorgenommen wird, wie e8 der Ver- fafjer bier empfiehlt. Die Näbrftoffe, welche in der Ober. fläche der aufgefahrnen Pflugfurche enthalten find, werden = — ſonſt durch das Schnee- und Regenwaſſer in die Tiefe ge— ſpült und der Boden trocknet im zeitigen Frühjahre leicht zu tief aus. Alle Erfahrungen, die man bei der Kiefernſaat ge— macht hat, beſtätigen dieſe Bemerkung, indem ſich immer die ſchon im Herbſte gemachte Bodenverwundung dabei ſehr un— günſtig gezeigt hat. Zur Erziehung der Pflanzen verlangt der Verfaſſer eine recht dicke Saat in den Saatkämpen, „damit die Pflan— zen verhindert werden, ſtarke und lange Thau— wurzeln zu treiben, was durch den dichten Stand verhindert wird.“ Das iſt gewiß etwas Neues! Denn der Verfaſſer iſt gewiß der erſte Holzzüchter, der empfiehlt, daß die jungen Holzpflanzen in ſo dichtem Stande erzogen werden ſollen, daß ſie dadurch an der natürlichen Ausbil— dung der Wurzeln behindert werden. Alle andern Forſtmän— ner glauben, daß recht zahlreiche, naturgemäße und vollſtän— dig ausgebildete Saug- oder Thauwurzeln — denn von dieſen ſpricht er ja hier nur — das Erſte ſind, was man bei einer zweckmäßigen Erziehung der Pflanzen fordern muß. Wir überlaſſen unſern Leſern die Entſcheidung, ob ſie Herrn von Alemann zuſtimmen, oder bei dieſem alten Vorurtheile beharren wollen. Es ziehet derſelbe dann ferner die Saat der Kiefernzapfen derjenigen mit reinem ausgeklengten Samen vor, — ſelbſt wenn diefer von vorzüglicher Güte wäre, was felten der Fall fein fol und nicht mit Sicherheit vorher erprobt werden kann (), — weil der Same der ausgefäeten Zapfen 14 Tage früher auf- gehen, dem Fraße der Vögel weniger unterworfen fein und dazu noch Fräftigere Pflanzen erzeugen fol. Das find nun abermals Erfahrungen, die im geraden MWiderfpruche mit denen ftehen, welche beinahe von allen übri- gen in Kiefern wirthfchaftenden Forftwirthen gemacht worden un Eee find und auf Grund welcher man die Zapfenjaaten beinahe überall ganz bejeitigt und die Saat des reinen Samens da- für angewandt bat. Denn 1, ift der bei einer zweckmäßigen Behandlung * Darre gewonnene Same ebenſo keimfähig als derjenige, Der aus den Zapfen auf der Saatſtelle ausfällt, und wir erbieten uns, Herrn von Alemann Proben von der Neuſtädter Samendarre zu überſenden, bei denen er ſich überzeugen kann, daß bei zweedimäßiger Behandlung der Saat und glünftiger Witterung auch nicht Ein Procent der verwandten Samen: menge zurüdbleiben oder feine ‘Bilanzen geben wird, 2. Die Saaten mit reinem Samen geben gerade im Gegenjage zu feiner Behauptung nicht blos frühzeitigere Pflanz zen, jondern im Allgemeinen auch Fräftigere, und zwar aus —* Gründen: . Die Saat des reinen Samens kann früher — als Zapfenſaat, denn wenn dieſe auch, wie der Herr Verfaſſer vorſchlägt, ſchon im April beendigt iſt, fo nutzt dies nichts, weil in der Regel die Witterung noch nicht warm genug iſt, um die Zapfen zum r aſchen Aufſpringen zu brin— gen. Dies ift aber eine Bedingung des Gelingens der Zapfen— jaat; denn öffnen fih die Schuppen ſehr langſam erſt an der Spitze und dann nach und nach weiter nach unten, und bleibt es nicht lange anhaltend ſchön, was doch im April jelten der Fall ift, jo ſpült ſich Sand in Die Deffnungen ein und der Same verdirbt oder feimt in den Zapfen. Darum werden die Zapfenfaaten immer erſt jpäter gemacht, wenn man auf anhaltend warmes Wetter rechnen fann, und ge— wöhnlih find dann die eriten Saaten mit reinem Samen ſchon aufgegangen, b. Dem reinen Samen fan leichter eine paflende Erd bedeckung gegeben werden, weil er ungeflügele iſt umd »er a Slügel des frisch aus dem Zapfen ausgefallenen Samenforns dadurch hinderlich wird, Daß es bei dem Einfragen und Keh— ven immer mit fortgenommen und nicht von der aufgefragten Erde bedeckt wird. Dies frühere Keimen des reinen Samens, dieſe zweck— mäßigere Erdbedeckung machen dann, daß die Bilanzen we— niger von der Dürre leiden, als die von den Zapfenfaaten herrüihvenden, und beſſer abwachfen können. Die Größe und Kräftigfeit Der jungen Kiefernpflanzen hängt übrigens mehr von der Güte und Beichaffenheit des Bodens ab, als da- von, ob fie von einer Zapfenfaat oder von reinem Sa: men herrühren; wir machen Herrn v. Alemann den Bor: ſchlag, daß er ſich Schiedsrichter wählen foll, Die ent- jcheiden, ob Die aus reinem Samen im Forftgarten der Forſt— lehranftalt gezogenen Pflanzen, Die nur auf ganz magerem Sandboden gezogen werden, Fräftiger find, oder die jeinigen von Zapfenjanten herrührend. Er kennt gewiß einige von der großen Zahl von Studirenden, welche den Forſtgarten der Forftlehranftalt in Neuftadt befuchten, und Die vielen Zaufend Schode Kiefernpflanzen, Die hier alljährlich gezogen werden, um fie einjährig zu werpflanzen, nicht blos täglich ſahen, fondern auch dafelbft den Samen mit eignen Hän— den gefäet und Pflanzen ausgehoben haben; dieſe fann er vorläufig, fragen: ob fie ſchon jemals Fräftigere und ſchönere Kiefernpflanzen gefehen haben, als 3. B. im Jahre 1851 aus reinem Samen bier erwuchlen. 3, Wenn aber gar behauptet wird, daß Die Japfen- jaaten weniger der Gefahr ausgefest find, daß der Same durch Vögel aufgelefen wird, als die Saaten mit reinem Samen, fo widerfpricht dies der Theorie wie der Erfahrung. Das Auflefen des Samens durch Finfen, Lerchen, Gold— ammern umd ander Feine Singvögel, ganz bejonders aber on WR durch die verfchiedenen Arten von Tauben, findet zu der Zeit am meiften ftatt, wo Ddiefelben Junge zu füttern haben und deshalb für diefe zugleich mit Nahrung fuchen müffen. Nun werden aber gerade um diefe Zeit erſt Die Zapfenfaaten ge- macht, während die Saat ded reinen Samens bereits früs her erfolgte und die Keimlinge fich fchon zeigen. Ganz bes funders leiden aber die Zapfenlaaten dadurch, daß man bei ihnen den Samen nicht jo gut mit Erde bededen fann, denn jelbjt wenn Dies in Bezug auf das eigentliche Samen forn geichieht, fo ftehet doch der Flügel noch fo lange heraus, bis derjelbe Durch das Quellen des Korns abgeftoßen wird. An diefem Flügel ziehen nun befonders die Tauben das Korn heraus und lefen fo oft die Saat auf, zumal da ber Same nicht mit einem Male ausfällt und immer ein großer Theil frei auf dem Boden liegt, bis die Zapfen gefehrt werden. Die Zapfen find bei dem Aufnehmen des Samens den Vögeln feineswegs hinderlich, denn Ddiejer fällt nicht unter die Zapfen, wie der Herr Verfaſſer zu glauben fiheint, fondern liegt frei neben ihnen. Dem reinen Samen fann man Dagegen gleich bei der Saat Die erforderliche Erdbedeckung geben, wodurch er am beiten gegen das Auflefen durch Vö— gel gefichert wird. Dieſe, befonders die Finfen, fcharren aller- dings mit dem Schnabel danach und verzehren manches Korn, wird aber der Same nur gut in den Yurchen oder auf den Saatplägen vertheilt, jo wird man immer noch genug Keimlinge erhalten, wenn nur die Saat nicht, zu ſchwach war, da fie niemals alle Körner finden. Noch ein großer Schaden geichieht oft dadurch auf den Kiefernfaaten, daß die Finfen, aber auch nur dieſe, die Koty- ledonen dicht Uber der Erde abbeißen, fo lange dieſe noch von der Hülle der Samenforns zufammen gehalten werden. Dies möchte ſich aber wohl bei jeder Art der Saat gleich bleiben, u ME Die größere Gefahr, welche in Ddiefer Beziehung den Zapfenfaaten drohet, hat veranlaßt, daß man fchon allein des— halb diefe in den Inftitutforften ganz aufgeben mußte, denn fie waren felbft duch Bewachung und Berfcheuchen der Vö— gel, befonderd in den Gegenden, wo viele alte Bäume vor- handen waren, in denen die Holztauben brüten, durchaus nicht zu ſchützen. Bei der Verwendung von reinem Samen ift Dagegen eine folche gar nicht nöthig. Dann hat fih aber auch die Erziehung der Pflan— zen in den Pflugfurchen auf ungelodertem Boden wenigitens für den trodenen Sandboden der Marf Brandenburg als nicht geeignet gezeigt gute Pflänzlinge zu erziehen, weil die— jelben darin zu furze Wurzeln erhalten. Die eriten von Hartig veranlaßten und bejchriebenen Bflanzungen kleiner Kiefern mit entblößter Wurzel im Schönebeder Revier und einigen anderen Gegenden wurden auch mit folchen Pflan— zen ausgeführt, fie hielten aber feine Dürre aus und es find wenig davon übrig geblieben. Nun fam der Heraus- geber d. Bl. auf Die dee, durch tiefe Aufloderung und zwedmäßige Bearbeitung des Bodens einjährige Kiefern mit 9 bis 15 Zoll langen Wurzeln zu erziehen, worüber in die— jen Blättern fchon früher das Weitere mitgetheilt ward, umd diefe hat fich To vollitändig bewährt, daß diefe Pflanzme— thode jegt überall, befonders von den SPrivatforftbefigern, auf ganz trodenem Boden angewandt wird, fo daß allein jähr— li) aus dem Neuftädter Forftgarten 10,000 Schod und mehr dazu verfauft werden, während doch auch fchon viele ihre Pflanzen jelbit ziehen. Es kann fein, daß auf dem fehr frifchen Boden des Altenplatover Reviers, wo ber Waſſer⸗ ſpiegel ſehr flach liegt, da nach der Beſchreibung die Erlen— brüche nur wenig tiefer liegen als der daran grenzende Kie— fernboden, dieſe kurzen Wurzeln genügen, daß dies aber = WE bei den dürren Sandſchollen der Brandenburger, Laufiser, Weftpreußifchen und Hinterpommerfhen Kieferhaiden nicht der Fall ift, hat man leider genugfam erfahren. Die be> ten Kiefernfchonungen liefern feine brauchbaren ein- und zweijährigen Pflanzen, die man mit entblößter Wurzel ver- jegen könnte, Diefe müfjen immer in tief umgegrabenen Bflanz- fümpen erzogen werden, eben fo wie man wieder feine vier: und fünfjährigen Kiefernballenpflanzen in ſolchen Kämpen erziehen kann, da dann der Ballen nicht hält und diefe im- mer aus den freien Saaten auf feiten Boden oder aus den Samenfchlägen genommen werden müffen. Das Benegen der Wurzeln, was der Verfaſſer verwirft, erfolgt weniger, um dieſe gegen das Vertrocknen zu fichern, als um diefelben durch den fich daran anhängenden Sand, wenn man fte durch Diefen zieht, fo zu befchweren, daß fie jenfrecht in das Pflanzloch gehängt werden können. Der Herr Berfaffer glaubt, daß die Pflanzung im Herbfte eben fo gut fei, als im Frühjahre; die anderwärts gemachten Pflanzverſuche haben aber ergeben, daß die Herbit- pflanzung ſtets unglinftigere Nefultate gab, als die Früh: jahrspflanzung. Der Berfaffer venvirft die einjährigen Pflanzen umd zieht Die zweijährigen vor. Eine beinahe 2Ojährige Erfah: rung und eine Menge Kulturverfuche haben im Gegentheil ergeben, daß die zweijährigen Pflanzen viel weniger für Die Pflangmethode, wie fie auch der Verfaſſer vorfchlägt, paſſen, als die einjährigen, und daß die erftern ftets einen ſchlechte— ven Wuchs haben als die legtern. Dies liegt in der Art der Wurzelbildung der Kiefer. Im erften Jahre bildet fie vorzugsweiſe nur die Pfahlwurzel aus, an welcher ſich mur erft die jchwachen Anfänge der Seitenwurzeln zeigen. Im zweiten Jahre verlängert fich aber die Prahlwurzel nur noch BE jehe wenig, wogegen fich diefe num mehr ausrecken. Wird nun die Wurzel der einjährigen Kiefer jenfrecht in das bins reichend tiefe Pflanzloch gebracht, fo fann die Erde an die— jelbe angedrücdt werden, ohne daß dadurch die natürliche Wurzelbildung irgend geändert wird, indem die Anfäse der Seitenwurzeln fih im folgenden Jahre naturgemäß aus- recken können. Dies ift aber nicht mehr der Fall bei zwei- jährigen Pflanzen, denn bier find die feinen Seitenwurzeln ſchon fo lang, daß fie nicht mehr in ihre natürliche Lage gebracht und mit Erde umgeben werden fünnen. Man preßt fie vielmehr, befonders bei dem Antreten der feften Erde oder bei der Pflanzung mit dem Pflanzftode, an die Pfahl: wurzel, wodurch ihre naturgemäße horizontale Verbreitung verhindert wird. Daß diefer theoretifche Grund einer Bevor: zugung der einjährigen Bflanzen ein richtiger ift, Davon fann Herr von Alemann fich leicht überzeugen, wenn er ein- und zweijährige Kiefern pflanzt und nach mehreren Jahren fie wieder forgfältig ausgräbt und ihre Wurzelbil- dung vergleiht. Eben jo fann er fich auch leicht überzeu— gen, daß alle feine Einwände gegen die Berwendung ein- jähriger Bflanzen nur aus feiner lebhaften Phantaſie ent- ipringen, wenn er Die großen Flächen, die mit vielen Taufend Schoden einjähriger Kiefern in der Umgegend von Neuftadt bepflanzt wurden und worauf Die daraus erwachjenen Stämme ion 10, 15 und 20 Jahre alt find, näher betrachten will. Er wird dann finden, daß dieſe ganz geichloffenen jungen Beitände für den fchlechten Boden, worauf fie ftehen, einen ganz ausgezeichneten Wuchs haben. Die Pflanzung felbft, die der Verfaſſer anwendet, be- fteht darin, daß in dem feiten Boden der gezogenen Pflug— furche der Spaten in Die Erde geftochen und hin und her gebogen wird, wodurch eine Deffnung in Form eines oben und unten etwas weiteren, in ber Mitte engeren Spal- tes entjteht. In diefen Spalt wird durch den Pflanzer die Pflanze fo eingebracht, daß die Wurzeln ungebogen bis in die Tiefe hängen, worauf derfelbe mit den Füßen die Wände des Pflanzlochs zufammenttitt. Betrachtet man dies Verfahren näher, jo wird man bald finden, daß es ein jehr rohes ift, was nur auf einem fehr fri- chen und günftigen Boden einen Erfolg haben kann. Erftlich werden die Wände der eingeftochenen Spalte durch das Hin- und Herbeugen des Spatens nicht gelodert, wie Herr von Alemann glaubt, fondern eher noch feiter gedrüdt. Nun weiß aber Jeder, der fich irgend mit der Theorie des Pflan— zens bejchäftigt hat, daß der Ausbildung und Verbreitung der Wurzeln nichts binderlicher ift, als fefte Wände des Pflanz- lochs. Darum verwerfen ja auch viele erfahrene Forjtwirthe die Anwendung des Pflanzipatens und ziehen das Aufgraben größerer Pflanzlöcher mittelft des Breitipatens vor. Dann fann es aber auch gar nicht fehlen, daß, wenn der Spalt irgend etwas tief ift, bei dem Antreten der Wände die un- tere Deffnung nicht ganz geſchloſſen wird, bejonders bei et- was feitem Boden, und die erite Bedingung einer guten Pflanzung, daß die Wurzeln überall dicht mit Erde umge- ben werden, nicht erfüllt wird. Selbft wenn dies aber auch geichieht, fo fommen die ſchon Freisförmig ausgebildeten Sei- temwurzeln der zweijährigen ‘Pflanzen nicht wieder in ihre natürliche Lage, fondern werden durch das Antreten von zwei Seiten zufammengepreßt. Herr von Alemann fann daher wohl, wenn er Kultu- ven vorzeigt, aus denen gutwüchfige Beftände, auf dieſ Weile angebaut, hervorgingen, fagen, daß es wunderbar ift wenn fie troß dieſes mangelhaften Berfahrens noch wuchfen, er fann Dies aber nicht als überall nach» ahmungswerth anpreifen wollen. Auch die Borfchrift ift unrichtig, daß die Pflanzen fo tief eingefegt werden follen, daß ein Theil der Nadeln noch mit Erde bededt ift und nur die Spitzen derſelben frei bleiben. Wir wollen fie für richtig erfennen, wenn der Iodere Sand fich bald nach der Pflanzung wieder jo weit fegt, daß die Nadeln dadurch wieder vollftändig frei werden. Auch wollen wir zugeftehen, daß die junge Kiefer darum noch nicht eingehet, wenn auch die Nadeln derjelben theil- weife vom Sande bededt find. Daß aber ihr Wuchs dann ein fchlechterer ift, wenn ein Theil derfelben feine Funftio- nen nicht verrichten fann, weil das Licht nicht darauf ein- wirft, wird wohl für den denfenden Forftwirth weiter feines ausführlichen Beweifes bedürfen. Wir fünnen daher die Re— gel nur fo faſſen, daß man bei dem Einfegen der Pflanze Darauf Nücjicht nehmen muß, daß diefe, nachdem fich der Sand wieder vollfommen gejegt hat, nicht höher herausiteht, als fie früher geftanden hat, denn dies ift allerdings nach— theiliger ald der etwas zu tiefe Stand. Daß Übrigens Herr von Alemann gar nicht der Er- finder dieſer Pflanzmethode ift, fondern nur ein ſchon längſt befanntes Berfahren angewandt hat, haben wir fchon frü- her nachgewiefen.*) Die Wohlfeilheit feiner Bflanzung, indem er die Pflanz- foften für den Morgen von 27 Egr. bis zu 1 Thlr. 6 Sr. berechnet, ift übrigens nicht viel größer, als bei der weit jorgfältigeren Bflanzung einjähriger Kiefern mit langen Wur- zeln und tief aufgegrabenen Pflanzlöchern, indem fie bier ebenfalls für den Morgen von 28 Sgr. bis 1 Thle. 15 Sgr., *) 29. Band 2. Heft der Kritifchen Blätter ©. 46. — — letzteres nur bei ſehr ſteinigem oder wurzelreichem Boden, betragen. Dagegen iſt aber die Erziehung der Pflanzen in ſorgfaͤltig zubereitetem Boden, um recht lange Wurzeln zu erhalten, allerdings weit koſtbarer als das Verfahren des Herrn von Alemann. Wenn derſelbe ſein Kulturverfahren in Bezug auf die Kiefernpflanzungen bekannt macht und dadurch die Aufmerk— ſamkeit der Forſtwirthe in Anſpruch nimmt, ſo rechtfertigt ſich dies wenigſtens dadurch, daß er wüchſige Beſtaͤnde vor— zeigen kann, die auf dieſe Weiſe auf den Altenplatover Re— vier erzogen worden ſind. Wenn er aber auch ſeine Art und Weiſe, Eichen und Buchen zu erziehen, anpreiſet, ſo hat er dieſe Rechtfertigung nicht in gleichem Maße für ſich, denn nach dem vorliegenden Urtheil kompetenter Forſtwirthe zeigen beſonders ſeine Buchenkulturen keineswegs einen beſonders günftigen Erfolg. Einen großen Mangel an Erfahrung und richtigem Ur- theil zeigt es auch, wenn er glaubt, auf ſchlechterem Moor- und Sandboden gutwüchfige Eichen blos deshalb erziehen zu fönnen, weil er den Untergrundspflug anwendet und aus einem lebhaften Wuchs in den erften Jahren auf einen loh- nenden auch in dem fpätern Alter jchließt. Die Erfchei- nung, daß auf gelodertem Sandboden die jungen Eichen einen [ebhafteren Wuchs zeigen, als jelbit im feäftigften Lehm- und Flußboden, ift eine ganz gewöhnliche. Wenn fie aber exit 15 und 20 Jahr alt find, wird fich fchon zeigen, daß man nicht im Stande ift, durch irgend ein Kulturverfabren, mag es auch fein, was für eins es jwolle, die mangelnde Bo- denfraft zu erfegen. Auf einem foldyen Boden, wie ihn der Herr Verfaſſer beſchreibt, kann man wenigitend feine reinen Eichen erziehen und fie höchftens in der Vermischung mit Kiefern anbauen. Daß Übrigens fein KRultueverfahren, a BE die tiefen Pflugfurchen nochmals mit dem Untergrunds— pfluge zu lodern, an und für fich ganz zwedmäßig ift, ers fennen wir gern an,*) Was die Erfahrung betrifft, Die er gemacht hat, daß die auf dem Boden aufbewahrten Bucheln ein Jahr überlie- gen, fo läßt fich dies leicht aus dem zu ftarfen Austrocknen derfelben erklären. Der Froſt ſchadet ihnen freilich nicht, fobald fie nur nicht gefeimt haben, aber gegen was man fie fo gut wie die Eicheln fehügen muß, ift Dies Austrocknen. Findet diejes in hohem Maße ftatt, fo geht die ganze Keim- fähigfeit verloren; bei einem geringeren gehen die jungen Buchen entweder fo ſpät auf, daß die Stämme nicht mehr vollttändig verholzen und im nächften Winter erfrieren, oder auch, jedoch feltener, ein Jahr überliegen. Was Übrigend der DBerfaffer Uber die Erziehung der Buchen in Befamungsfchlägen fagt, ift fo voller Unrichtig- feiten, Daß man fieht, Daß er mit dem Gegenftande wenig vertraut ift. Wenn Samenfchläge 20 und 30 Jahre lang ftehen und 5 und 6 Maitjahre ohne Erfolg bleiben, fo find daran oft ganz andere Dinge fehuld, als Spätfröfte. Ge: wiß werden mehr junge Buchenpflanzen durch zu dunfle Be- fchattung, oder auch wieder zu ftarfe Einwirkung der Sonne auf die Blätter, verbunden mit dem Nustrodnen des Bo— dens, getödtet, als durch die Spätfröfte; das gehet ſchon daraus hervor, daß durchfchnittlich mehr Pflanzen im Au- guft und September abfterben, ald im April oder Mai er- frieren. Darum, daß die Buche in das Laub fällt, wurzelt fie noch nicht im erften Jahre blos in der Laubdede, infofern diefe nicht fo ftarf ift, daß unter ihr eine vollfommene Hu— *) Es wird auch in den Neuftädter Inftitutsforften als Kulturver: fuch angewendet werden. Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. C — W-— musſchicht Liegt, und ift dieſe zu ftarf, fo weiß jeder Forſt— mann, daß eine Wundmachung des Bodens nöthig ift, wen man nicht Durch eine vorhergehende Lichtung dee zu geichlof- fenen Beftände dieſen im Vorbereitungsſchlage empfänglich macht. Die ſpäten Saaten, Die der Verfaſſer vorichlägt, um dem Schaden durch Spätfröſte zu begegnen, find Darum nicht allgemein zu empfehlen, weil dann oft der Nachtheil eintritt, daß die Buchen zu fpät aufgehen und die Planen nicht mehr wollftändig verholzen. | Buchenſaaten ganz. im Freien, ohne vorherige Anzucht von Schußholze, werden im Klima von Norddeutfchland im— mer etwas Unficheres fein. Einmal fönnen fie gelingen und dDrei= bis viermal werden die Pflanzen duch Froft, Sonne und Hiße getödtet werden, Je ärmer und teodner der Bo— den ift, je mehr Nachtfröfte zu fürchten find, deſto weniger find fie zu empfehlen. Die Erziehung der Buchen in Pflanz— fümpen und ihre Auspflanzung in das Freie werden, vor: ausgefebt, daß der Boden für die Bude paſſend ift, immer den Vorzug vor den freien unbeſchützten Saaten verdienen. Auch aus dem, was über die Eichenpflanzung gejagt wird, fiehhjet man, daß der Berf. wenig mit dem Gegenftande ver— traut ift. So behauptet er, daß, wenn eine Eiche im drit— ten Jahre verpflangt und ihr die Pfahlwurzel genommen’ wird, fich diefe nach Jahren wieder neu bildet und dann abermals weggenommen werden muß, Ebenfo werden wenig Forftmänner mit feiner Anficht übereinftinmen, Daß es bei der Pflanzung gleichgültig fei, ob die Wurzeln wieder im ihre natürliche Lage fommen, oder ob fie gebogen oder fächer- förmig aufammengedrüdt in die Erde gebracht werben. Schwerlich wird er mit feinen Anfichten über Pflanzung Epoche machen und vielleicht wäre es vortheilhafter geweſen, ſich mit dem Nuhme zu begnügen, auch bei einem ſehr unvoll- fommenen Berfahren wohlfeife und dennoch gut gelungene Kulturen hergeftellt zu haben, ald dies den Forftmännern auch für andere Verhältniffe zue Nachahmung empfehlen zu wollen, denn fhwerlich möchte e8 überall und bei einem ans dern Boden gelingen. Zum Sclufjfe behauptet der Verfaffer noch, daß bei Anwendung des Forftpfluges die Maifäferlarven feinen Scha— den thun fünnen, weil er von der Anficht ausgehet, daß die Larven feine freie Bewegung in der Erde, haben und fich nur in der Nöhre, die der Käfer bei Ablegung der Eier gebildet hat, bewegen fünnen, indem fte in Ddiefer durch eine dre— hende Bewegung auf> und niederfteigen. Wie er zu einer ſolchen auffalfenden und gegen alle bisherigen Beobachtun- gen und Erfahrungen, Die über den Fraß der Larven fo vielfach gemacht find, verftoßenden Behauptung gefommen, ift jchwer zu begreifen. Wenn er die Neuftädter Inftitutfor- ſten mit. jeinem Beſuche beehren will, fo wird man ihm leicht zeigen können, wie die Maifäferlacven in 8—9 Zoll tiefen Pflugfurchen ſich in der Erde horizontal fortbewegen und bis zu ihrer Verpuppung in der Furche fortfrefien, da- her Feinesweges auf die Nöhren befchränft find, im welche der Käfer feine Eier ablegte. Er hat bei diefer Behauptung wohl nicht bedacht, daß die Larve, Die drei Jahre lang viel Nahrung braucht, Diefe gar nicht finden könnte, wenn fte fich nicht horizontal im Boden fortbewegen und neue Pflanzenwurzeln auffuchen fonnte, nachdem die zuerft angenagten verzehrt find. Die Praͤtenſion, mit welcher Die Schrift abgefaßt ift, vechtfertigt fich in der That nicht durch die darin gezeigten Erfahrungen und Kenntniffe, wenn wir ihe darum auch nicht Das Verdienft beftreiten wollen, das Publikum auf ein Kul— 62 u. Di u turverfahren aufmerffam gemacht zu haben, was für gewilfe Verhältniſſe wohl benugbar fein Fann. Die beigegebenen Abbildungen zeigen den ſchon unend- lich oft abgebildeten Waldpflug und einige andere befannte Kulturinftrumente in nicht befonderer Ausführung. 3. Lehrbuch fir Förfter umd für die, welche e8 wer— den wollen, von Dr. ©. 8%. Hartig, 8. Br. Oberlandforftmeifter ꝛe. Neunte vielfach vermehrte und verbefjerte Auflage. - Mit Kupfertafeln, Holzes - jehnitten und Tabellen. Nach des Verf. Tode herausgegeben von Dr. Theod. Hartig. Stutt- gart und Tübingen, Cottafcher Verlag, 1851. Erſter Band: Syſtem der Vorbereitungs - WBiffen- ichaften. 331 ©. Zweiter Band: Betriebslehre, Holzzucht und Forſtſchutz. 343 ©, Dritter Band: Die Forfttaration und Forftbenugung. 315 ©. Das befannte Lehrbuch für Förfter von Hartig war zu der Zeit, ald es erfchien, befonders in Bezug auf die Holzzucht unbeftritten das befte Buch, was in Deutjchland bis dahin gedruckt worden war, um den Nevierverwalter, vorzüglich in Mitteldeutfchland, über feine Berufsgefchäfte als folcher zu belehren. Taufende haben fich auch wirklich daraus belehrt und man fünnte ihm höchftens den Vorwurf machen, daß es in mancher Beziehung einfeitig war und vorzugsweife nur die forftlichen Verhältniffe beachtete, wie fie in den mitteldeutfchen Forften, wo Hartig Damals lebte und wirkte, waren; daß es die Hlimatifchen und Boden-Ber- — SE fihiedenheiten nicht genug berüdjichtigte, durch die eine zweck— mäßige Behandlung der Forften fo fehr bedingt wird. Das ift aber ein Vorwurf, der andere berühmte Forftfchriftiteller nicht weniger trifft, als den Berfaffer diefes Lehrbuches. Sein großes Verdienft beftand darin, daß es alle bie Erfahrungen, die man bis zu feinem Erfcheinen in Deutich- land in Bezug auf die Holzzucht und Bewirthfchaftung gemacht hatte, ſyſtematiſch geordnet zufammenftellte, fie in einer auch für den wenig gebildeten Forftmann faßlichen Sprache und Art mittheilte, daß es ſich von allen unbe- währten Theorien und todter Gelehrfamfeit fern hielt, mit einem Worte, ein durch und durch ypraftiiches Buch war, Das ift denn auch der Grund, warum es befonders bei den praftifchen Forftwirthen fo großen Beifall erhielt, während andere, die mehr Anfprüche an das rein Wiffenfchaftliche machten, ihm diefen nicht in gleichem Maße fchenften. Nun ift nicht zu läugnen, daß fich das Buch im Laufe der Zeit überlebt hatte, denn es ift ſchon lange her, als es zuerft erichien. Nicht blos die Summe der Erfahrungen des Forft- wirths ift in 50 Jahren größer geworden, vieles ift berich- tigt und geändert, was man früher für eine unumftößliche Wahrheit hielt, manche neue Ideen haben Eingang gefun- den, befonderd aber hat die ganze Forftwirthiihaft eine mehr wiffenfchaftliche Grundlage erhalten, fih auch mehr nadh den örtlichen Verhältniſſen vielfeitiger geftaltet. Der ver: ftorbene Hartig hatte aber die Eigenthümlichfeit, nicht gern an feinen Schriften zu ändern, und bejonders war ihm eine Scheu eigen, einen einmal von ihm aufgeftellten Lehrſatz nach den von andern Forſtmännern aufgeftellten Behauptun- gen zu modificiren. Das Buch fonnte daher nicht mehr bei dem gegenwärtigen Standpunft der Wiffenfchaft genügen, denn dieſer war ein ganz anderer ald vor 50 Jahren. Sollte — 38 — es daher als Lehrbuch gleich brauchbar bleiben, ſo mußte es bei einer nothwendig gewordenen Auflage dieſem ange— paßt werden. Das wird bei allen Lehrbüchern der Forſt— wiſſenſchaft der Fall ſein, wenn ſie ſo alt werden, denn dieſe iſt im ſteten Fortbilden begriffen. Wir ſind alſo ganz einverftanden mit dem Herrn Forft- rath Hartig, als jegigem Herausgeber, daß dafjelbe einer Umarbeitung, bejonders vom wifjenfchaftlichen Standpunfte aus, bedurfte, Aber wir find es nicht in Bezug auf die Art und Weile, wie es gefchehen iſt. Denn es ift dene Buche jein ganzer Werth) und feine ganze Eigenthümlichfeit, wo— duch ihm Diefer gegeben wurde, dadurch geraubt, es ift durch ‚fie in feinem ganzen Wefen geradezu vernichtet worden, es it ein Buch von einem ganz andern Charafter an feine Stelle gejeßt. | Wir wollen vorläufig gar nicht darüber ftreiten, ob die neue. neunte Auflage oder die frühere jechfte oder fiebente, die. noch unverändert ‚geblieben war, beſſer ift. Aber: wir behaupten, daß, wenn man eine neue Auflage von einem beliebten Buche erſcheinen läßt, dieſe auch dem frühern Cha— rakter, wie er ſich aus der Eigenthümlichkeit des Verfaſſers entwidelt, treubleiben muß, denn ändert man Dafjelbe fo ab, daß gar nichts mehr Davon bleibt, Das Buch eine ganz ans dere Tendenz erhält, der Herausgeber ihm überall feine eigne Perfönlichfeit ftatt derjenigen des eigentlichen Verfaſſers auf- prägt, jo iſt Das feine neue Auflage mehr, fondern ein ganz neued Buch. Das hat aber Herr Forſtrath Hartig ges than, denn das und vorliegende Buch ıft nicht mehr Das alte Lehrbuch für Förfter, wie es der verftorbene Hartig ichrieb, gehet nicht mehr. von der Grundanficht aus, Die Dies fer dabei fonfequent im Auge behielt, nur bewährten Erfah— rungen zu folgen, ift fein Buch mehr für den Braftifer, ſon⸗ en ‚dern iſt ein folches, was fich lediglich auf die Theorien und Hypothefen des jegigen Herausgebers ftüßt, was fich weni— ger mit den bisher gemachten Erfahrungen beichäftigt, als mit gelehrten Theorien, was eine gelehrte Vorbildung vor- ausfeßt, um nur verftanden zu werden. Laffen wir den Heren Umarbeiter zum Beweiſe dieſer Behauptung ſelbſt ſprechen. Er ſagt in der Vorrede auf der dritten Seite: „Nur zwei Wege giebt es zur Entſcheidung einer die Grundlage der Holzzucht betreffenden Controverſe (d. h. über die ver— ſchiedenen Anſichten von der Grundlage der Holzzucht) — ent— weder die mit Gefahr großer Verluſte verbundene Ausübung, oder eine ſorgfältige Erforſchung der noch vielſeitig unbe— kannten Wachsthumsverhältniſſe unſerer Holzpflanzen und der aͤußern, fördernden oder hemmenden Bedingungen. Der erſte der beiden Wege iſt im ſüdöſtlichen Deutſchland viel— fältig eingeſchlagen worden. Ich habe nicht gehört, daß er zu andern als vorübergehenden finanziellen Vortheilen geführt habe, die nicht fehlen können, ſo lange die aus der ältern Holzzucht ſtammenden, den Bedarf der neuern Holz— zucht überſteigenden Vorräthe, das Material für geſteigerte Abnutzungen liefern ꝛc. Den zweiten Weg habe ich eingeſchlagen und feit mehr als zwanzig Jahren verfolgt. Als ich nach einer nur we⸗ nige Jahre umfaſſenden wirthſchaftlichen Thätigkeit*) der Wiſſenſchaft und ihrer Lehre mich widmete, ſtellte ich mir ‚die Aufgabe einer Prüfung der Controverfe auf dem Wege phyſiologiſcher Pflenzenforfchung, ein Unternehmen, das At- ) Das ‚wenige Jahre‘ und der Plural ift hier wohl zu viel, die wirthichaftliche Thätigfeit beichränfte fich wohl auf eine weit fürzere Zeit. Anmerk. des Herausgebers. . u x mofphärologie und Bodenfunde ebenfo nothiwendig in ben Kreis meiner Unterfuchungen zog, wie dendrometriiche und epidometrifche Forschungen‘ ıc. Dazu müffen wir unfere Unfunde geftehen, was Herr Hartig unter epidometrifchen Forfchungen verftehet. Wir haben auch darüber fo wenig in einem Lerifon etwas ges funden, noch von einem Bhilologen oder Naturforfcher Aus- funft erhalten, müſſen alfo den Förftern überlaffen, was fie fich dabei denfen wollen. Dann weiter unten: „Die von mir zuerft grundfäglich durchgeführte mifros jfopifche und chemifche Zerlegung und Prüfung ift es vor- zugsweife, die mich zu einer Reihe neuer und vom Beftehen- den abweichender Anfichten leitete.‘ Laffen wir, wenn wir Diefe Sätze jchärfer in das Auge faſſen, vorläufig die Behauptung unbeachtet, daß man im jüdöftlichen Deutfchland, alfo in den füdlichen Provin— zen Oeſterreichs, den Weg eingefchlagen habe, aus der Er- fahrung über die richtige Grundlage der Holzzucht fi zu - unterrichten, und ftellen wir den Fachgelehrten anheim, zu enticheiden, welchen Werth die neuen Entdefungen des Herrn Forftraths für die Wiffenfchaft haben, denn beides berührt und bier nicht. Beichränfen wir und darauf, aus diefen Säten die Erklärung defjelben zu entnehmen, daß für ihn die Forftwiffenfchaft Feine Erfahrungswifjenichaft mehr ift und daß er auf Verfuche, fich über den Werth wirthfchaft- licher Anordnungen zu unterrichten, gar feinen Werth legt, jondern daß er diefe lediglich auf mifcoffopifche Unterfuchun- gen, chemifche Zerlegung, Mefiungen und wifjenfchaftliche Schlüſſe in der Stube prüfen und treffen will. Das ift num aber offenbar eine ganz entgegengefegte Grundlage der neuen Auflage des Lehrbuches für Förfter, als die war, worauf OEL 5 — die Altern ruheten. Diefe behandelten alfe die ganze Forft- wiffenfchaft als eine reine Erfahrungswiſſenſchaft, ohne fich weiter fehr um die Urfachen der verfchiedenen Erfcheinungen zu befümmern; fie faßten die ganze Wirthfchaftsführung von der rein praftifchen Eeite auf, während die neue Auflage alle Praxis aus der Theorie entwidelt verlangt. Wir find weit entfernt, behaupten zu wollen, daß die ganze Holzzucht nur empirifch betrieben zu werden brauche, daß nicht zu einer rationellen Begründung derfelben eine Kenntniß des Bodens und der Atmofphäre, vor allem Anz dern aber eine folche des Lebens und der Eigenthümlichfeiten der Holspflanzen gehöre. Im Gegentheil, diefe Blätter ha- ben unausgefegt die Idee verfolgt, daß eher an gar feine rationelle Wirthfchaftsführung zu denfen ift, bevor man nicht die Holzzucht den Bedingungen des Standorts und der Eigen- thümlichfeit der Holggattungen anpaßt, wozu man Diefe na- türlich kennen muß. Aber zwifchen den Anfichten des Herrn Forſtraths Hartig und des Neferenten ift zuerft der fehr große Unterfchied, daß der Erftere diefe erforderliche Kennt— niß mit Hülfe des Mifcoffops und der hemifchen Zerlegung in der Stube erlangen will, der Letztere aber verlangt, daß man dazu das Leben und den Bau der Bäume im Walde felbft auf verfchiedenen Standorten ftudiren fol. Ein noch größerer’ aber liegt darin, daß Herr Forſtrath Hartig glaubt, aus feinen mifroffopifchen Unterfuchungen und chemijchen Zerlegungen unendlich Kleiner Holztheile ſchon von vornherein die ganze Wirthfehaftsführung fonftruiven zu können, wäh» end der Referent der Anficht ift, erft die Erfcheinungen im Malde felbft, die Erfahrungen, die man auf verfchiedenen Dertlichfeiten gemacht hat, forgfältig zu ftudiren und dann erſt die Urfachen, welche fie hervorbrachten, aufzufuchen, fie aus der Kenntnig des Lebens der Bäume und ihrer Orga- — RUN nifation, aus der Bodenfunde und Atmofphärologie zu er: flären, um diefe Erfahrungen für ähnliche oder gleiche Ver— ‚hältniffe benugen zu fünnen. Er betrachtet Daher immer noch die Forſtwiſſenſchaft als auf Erfahrungen beruhend, will aber, daß die Wiffenfchaft dazu benußgt werde, um diefe Erfahrun— gen zu erklären und willenschaftlich zu begründen, um fie nicht unpaflend fir andere Verhältnijfe anzuwenden, um zu ‚ermitteln, für welche Foriten fie benugbar: find, Dann will er ſich auch nicht mit einzelnen Holztheilen, jondern mit dem ganzen, wo möglich lebenden Baume befchäftigen. Herr ꝛc. Hartig fohlägt aber einen ganz entgegengefegten Weg ein, indem er gar feine Srfahrungen nöthig zu haben glaubt und auf das Studium des Waldes verzichtet, das Mifroffop und Laboratorium für genügend anfiehet, um alle Zweifel und Ungewißheiten über das zweckmäßigſte Verfahren bei der Holzerziehung zu löfen. Wir betrachten dies als einen höchft gefährlichen Weg, der noch niemals im den Bewerben, der Land= wie der Forſt— wirthſchaft zum Ziel geführt hat, denn die Forichungen und Entdeckungen der größten Gelehrten haben immer erjt durch die Erfahrung und Berichtigung der Braftifer brauchbar ge— macht werden müffen, jo großen Werth fie auch in rein wiſ— fenfchaftlicher Beziehung haben mochten, Wir beflagen um fo mehr, daß Herr Hartig gerade diefen Weg eingefchla- ‚gen hat, der freilich bequemer in der Stube im Schlafrode zurückgelegt werden fann, als der, der durch ſehr wer- ſchiedenartige Wälder führt und bei dein man eine Menge Belehrungen von Förſtern und Holzhauern juchen muß, als ‚er ficher als forſtlicher Schriftitellee und Lehrer, bei feinem Bleibe und jeinen Talenten, feinem lobenswerthen Eifer für die Wilfenfchaft, mehr geleiftet haben würde, wenn ev fid) vorzugsweile mit dem Walde und weniger mit dem Mikro: ſkope befchäftigt hätte, Mögen aber auch felbft feine For- jhungen für den gelehrten Forftmann einen Werth haben, worüber dee Neferent fein Urtheil fällen will, da er fich nicht zu den Gelehrten, fondern zu den Praktikern zählt und felbft wenig Werth; auf den für die Praxis noch nicht benußbaren gelehrten Kram legt, fo ift das Doch ficher unbezweifelt, daß fie für den Förfter, für den dies Buch doch eigentlich beftimmt ift, wie jchon fein Titel zeigt, einen noch gerin> gern. haben. Was ſoll Diefer mit der ganzen Anatomie und mit den chemifchen Unterfuchungen anfangen, deven Nich- tigkeit man nur im Laboratoriv und mit dem Mikroſkope ‚prüfen kam! Darum glauben wir zu der Behauptung be— ‚rechtigt zu fein, daß Das ganze Buch, fo wie es jest ift, als ein gänzlich verfehltes anzufehen ift, und daß die alten Ausgaben, wie fie der verftorbene Hartig felbft verfaßt hat, fie mögen fo mangelhaft fein wie fie wollen, immer noch brauchbarer find, um fich die erſten Elementarfenntniffe der Forſtwirthſchaft Daraus zu verfchaffen, als dies neue von Theorien und unerwiefenen Hypothefen ftrogende Buch. Das ‚wird Here Forſtrath Hartig freilich nicht glauben und Diefe Behauptung als Schmähung und unverdiente Herabwiürdi- ‚gung betrachten, denn er betrachtet fein Werk mit großer ‚Eelbitgenügfamfeit als ein folches, wodurch: nicht blos Die Wiſſenſchaft auf einen höhern Standpunft gehoben, fondern auch die Holzzucht unendlich gefördert werden wird; wir glau— ‚ben .aber, die Erfahrung wird unfere Behauptung beftätigen und ed wird nicht die Anerkennung finden, wie das Buch in ‚feiner frühern Geftalt. Das bedauern wir, denn troß der ‚ganz verfehlten Idee, nach der es bearbeitet wurde, enthält .e8 doch viel Gutes, Brauchbares und Beachtungswerthes, ‚nur daß der Förſter dies fchwerlich wird benugen oder auch nur aus dem gelehrten Wufte herausfinden können. Wäre u: auch gar fein Hindernig der Benugung des Buches durch Menfchen, die feine gelehrte Schulbildung erhalten haben, vorhanden, als die Menge von Kunftausdrüden und frem- den Wörtern, beſonders in dem botanifchen Theil, jo wäre dies ſchon genügend, um dieſe Klafje von Lejern, für Die das Buch doch urfprünglich beftimmt war, von feinem Stu— dio abzufchreden, da es für fie durch diefelben ungenießbar wird. Der veritorbene Hartig fonnte fich gerade Feines blühenden Etyls rühmen, aber das, was er fagte, war eins fach, verftändlih und beftimmt ausgedrüdt, fo daß es auch der wenig gebildete Lefer richtig auffaffen fonnte, Diefe neue Ausgabe des Lehrbuchs für Förſter jegt aber eine vollitän- dige gelehrte Bildung voraus, die die große Zahl derfelben, befonders derjenigen, die im Privatdienft ftehen oder von denen feine vollftändige Schulbildung verlangt wurde, heute noch fo wenig befigen oder bedürfen, wie vor 50 Jahren. Ein anderer allgemeiner Vorwurf, den wir dem Buche machen, ift nicht blos die große Ungleichheit, mit welcher die Gegenftände des forftlichen Wiffens behandelt find, fon- dern daß auch oft das, was das weniger Wichtige für den Förfter ift, mit unzweckmäßigem Lurus und nicht zu rechts fertigender Ausführlichfeit durchgenommen wird, während bag, was ihn weit mehr intereflirt, entweder ganz unerwähnt bleibt, oder ganz furz und ungenügend abgefertigt wird. So nimmt die Anatomie, die Nachweifung der Beftandtheile des Hol- zes, die Darftellung des Wachsthumsprozefjes 110 Seiten mit einer Menge Zeichnungen ein, wovon allein gegen 28 der Zellenbildung gewidmet find. Dem ganzen Forftichuge, einjchließlich der Infektenfunde, und der Abhandlung über die Krankheiten der Bäume find aber nur 98 Seiten eingeräumt, Dann find 1'/a Seite der Sicherung der Grenzen gewidmet, auf denen aber gar nicht gefagt ift, wie die Offenhaltung — — der Grenzlinie erfolgen und wer die Arbeit verrichten muß, wie die Grenzzeichen zweckmaͤßig gewählt und geſtellt werden müffen, wie mit den Grenzbäumen zu verfahren ift u. ſ. w. Den Waldwegen (duch einen groben Drudfehler, an denen es überhaupt im Buche nicht fehlt und die nicht ans gezeigt find, Waldungen in der Meberjchrift genannt) ift eine Seite gewidmet, auf deren einer Hälfte die Behauptung, daß gute Wege befjer find als fchlechte, bewiefen und aus— geführt wird. Dagegen wird der Förfter wieder auf 7 Sei— ten belehrt, wie die Holzverſchwendung abzuftellen ift, wozu er aber faum wird viel thun können. Der Holzdiebftahl ift zwar auf drei Seiten behandelt, leider fehlt aber das Wichtigite dabei, wie fich der Förſter bei der Pfändung zu verhalten hat, wie im Falle der Wider- feßlichfeit, das Erforderliche über Nothwehr und den Waffen- gebrauch, was er thun Fann, um die Holzdiebe zu ermit- teln, was hier weit wichtiger gewefen wäre, als die Auf- führung derjenigen Maßregeln, die nur von der Regierung ausgehen können und auf die der Förſter als folcher gar feinen Einfluß hat. Bon den Waldferwituten als ſolchen, ihrem Schaden oder MWerthe, ihrer Ablöſung und nothwendigen Beichränfung oder Erhaltung ift im Allgemeinen jo wenig etwas gejagt, als von dem Verfahren bei ihrer Ablöfung. Dagegen ift im Einzelnen von der Waldweide auf 3 Seiten, der Waldgrä- ferei auf 1 ©,, dem Streurechen auf 2 Seiten die Rede, Raff- und Lefeholzgerechtfame find mit Stillſchweigen über— gangen, wogegen aber dem Aushauen der Bogelnefter ein befondrer Abjchnitt gewidmet ift. Daß nun aber, was über die behandelten Gegenftände gefagt wird, berührt theild den Wirfungsfreis der Förſter gar nicht, gehört deshalb nicht hierher, theils ift es höchſt „as ME mangelhaft und felbft unrichtig. So wird bei der Wald» weide der Schaden, der Durch fie angerichtet wird, von ver⸗ nachläffigtem Wieſenbaue und zu ftarfem Viehſtande herges: leitet und ſoll durch Vergrößerung der Ackerfelder mittelft Abtretung verödeter Waldgrundftüde befeitigt werden, die Grasweide foll erit mit Anfang Mai begimmen und Anfang September geſchloſſen werden, dabei aber durchaus nur. auf Rindvieh beſchraͤnkt fein, indem fchlechterdings feine Schafe, Schweine oder Pferde in den Wald getrieben werden dür— fen, wenn die Forftdiveftion es nicht erlaubt. Auch foll der Gemeindehirte beeidigt werden, daß er nicht mehr als Die, beftimmte Stücdzahl von Vieh in den Wald treibt. Nun fragen wir: was foll ein Förſter mit diefen Worfchriften thun, die ihm hier gegeben werden? Sicher wird er die Ber- waltung in eine Menge Prozeſſe verwicfeln, wenn er fie aus— führt, die bald genug verloren gehen werden! Wäre e8 denn nicht beſſer gewefen, ihn darüber zu belehren, in welcher Art‘ er fich Über das Necht der Verwaltung in Bezug auf Bes fchränfung der Waldweide, Aenderung des Holzbeftandes und der Wirthichaftsführung, gegenüber dem Berechtigten, unters richten Fann, als die paar Seiten mit folchen einfältigen, nir— gends anwendbaren Borfchriften zu füllen? Gewiß wäre es ganz zwedmäßig geweien, den 28 Seiten über Zellenbildung abzubrechen, die 110 Seiten voll mifroffopifcher Unterfuchuns gen zum großen Theile zu ftreichen und in diefem Lehrbuche für Förfter dafür lieber Gegenftände zu behandeln, die für‘ den Nevierverwalter von der größten Wichtigfeit find. Daß es nicht geichehen, bekundet wenig praftifchen Taft und Sinn und ohne diefen wird man. weder ein gutes Lehrbuch Für Förfter schreiben, noch einen guten fruchtbringenden Unter: richt ertheilen, und wenn man ſich im Mifroffope blind fiehet. Im Gegentljeile dienen Dieje mifrojfopifchen Unterfuchungen, — u 3 auf die fih Herr Forftraty Hartig fo viel einbildet, bei dem Forftmanne nur dazu, daß ihm die unbedeutendften Klei— nigfeiten fehr groß erfcheinen und die wichtigen allgemeinen Dinge, der ganze Wald umbemerft feinem Auge entſchwin— den, eben weil ev fie nicht unter das Mifroffop bringen fann. Das ift eine alte Erfahrung, daß alle die Leute, welche fich fortwährend mit minutiöfen Unterfuchungen des Kleinften beſchaͤftigen, die Befähigung ganz verlieren, groß— artige Verhältniſſe zu überblicken und ihre Maßregeln die— ſen anzupaſſen, in Silbenſtechereien untergehen. Es giebt gewiß keine unbegreiflichere Idee, als die iſt, den Entwurf eines guten Betriebsplans für einen devaftirten und verhaue— nen Wald nach den Reſultaten der Beobachtungen unter dem Mifroffope und dev chemischen Zerlegungen des Holzes ent: werfen und ihn dadurch begründen zu wollen. Gerade aber das will Herr Forſtrath Hartig durch feine Umarbeitung diejes Lehrbuches für Förſter diefen lehren. Wenn wir nach) dem Geſagten unfer Urtheil über die Umarbeitung dieſes Buches im Allgemeinen nur dahin ab— geben können, daß ſchon die Jdee, nach der fte erfolgte, eine gänzlich verfehlte war, daß fie aber auch überdem nur höchft mangelhaft ausgeführt ift, fo erfennen wir Doch auch fehr gern an, daß es im Einzelnen viel Gutes enthält und der weni ger gebildete Forſtwirth (nicht aber dev ungebildete) manches —*— darin finden wird. Es zerfällt, wie die frühern Auflagen, in drei Binde, | bie wieder in fünf Haupttheile gefondert find. Einige dieſer Haupttheile, wie der erſte, Die Naturgefchichte der Holzpflan- zen enthaltend, der ganz paflend Bodenkunde und Kenntniß der Atmoſphäre angeſchloſſen find, wurden vom Herrn Forft- rath Hartig ganz neu und felbftftändig ausgearbeitet, Daf- jelbe gilt von dem vierten Haupttheil, der Die Taration ums ui Mi faßt. Bei andern, wie bei dem zweiten Haupttheile die Holz« zucht, dem dritten den Foritichug, dem fünften die Forft- benugung enthaltend, ift dies nur theilweije in einzelnen Abfchnitten gefchehen, während das Uebrige theild ungeän- dert geblieben ift, wie es in den frühern Auflagen war, theild wenigftens Feine wejentliche Aenderung erfahren hat. Man fann died ohngefähr jo bezeichnen, daß Alles, was eine praftifche Bekanntfhaft mit dem Walde und ber Holzzucht vorausfegte, im Wefentlichen geblieben ift, wie es war, indem der Herr Umarbeiter fich mit dem Vorhandenen begnügte. Daß dagegen Alles, was mehr nach bloßen Theo- rien und in der Stube bearbeitet werden fonnte, von ihm gänzlich geändert worden ift, um es mehr dem gegenwärtis gen Stande der Wiſſenſchaft anzupafien. Hat er ſich aber an das Praktiſche gewagt und dabei Zufäge und Abände- rungen gemacht, fo ift das nicht immer mit Glück gefche- ben, wie z. B. ©. 84 im 2ten Bde, wo er gegen dad Be: treiben der Buchenjchläge mit Schweinen nad) dem Samen- abfalle proteftirt, wenn im Winter darauf Holz darin ges hauen werden foll. Wie die unverändert gebliebenen Theile des Lehrbuche, die der verftorbene Hartig gearbeitet hat, bejchaffen find, wird der großen Mehrzahl unferer Lefer befannt fein. Es würde auch um fo unpafjender fein, fie einer ſcharfen Kritik zu unterwerfen, als fie vor 50 und mehr Jahren bearbeitet wurden und man fie immer nur nach dem damaligen Zus ftande der Forſtwiſſenſchaft beurtheilen fünnte, Ob es zulegt nicht befjer gewejen wäre, Dies ganz jo mangelhaft zu laf- fen, wie ed war, und nicht Zufäge zu machen und Berich- tigungen hinzuzufügen, wie die oben angeführten, betreffend das Eintreiben dev Schweine in befamte Buchenfchläge, ſcheint und fehr zweifelhaft, denn vielfach jcheinen uns diefe wenig— a u ſtens feine Verbefferungen zu fein. Sp würden wir Ceite 91, wo der Herr Herausgeber fich gegen das Einfprengen von Eichen, Ahornen, Ejchen auf Heinen Blößen in den ver jüngten Buchen ausfpricht, entſchieden den Anfichten ſei— nes Daters beipflichten, Der Dies empfiehlt. Nöthiger als diefe Berichtigung wäre e8 wohl gewejen, auf Die Berfchieden- heiten der Behandlung der Buchen» Samenfchläge nach Bo— den, Klima und andern Nüdfichten aufmerffam zu machen. Was die von dem Herausgeber felbitftändig bearbeite- ten Haupttheile betrifft, jo find fie ſehr ungleich behandelt, Da, wo ihm das Mikroſkop und das Laboratorium die Ma— terialien lieferte, ift er fehr weitläuftig geweien; da, wo er fie im Walde hätte aufjuchen müflen, ift er oft ſehr dürf— tig in feinen Belehrungen. Non der großen Ausführ- lichfeit, womit der botanifche Theil behandelt worden ift, wurde ſchon oben gejprochen. Ebenfo ift Die Holzmeßkunſt, vorzüglich in Bezug auf Etubenarbeiten, ſehr umftändlich gelehrt. Dagegen ift aber wieder Über die eigentliche Wirth— fchaftseinrichtung, die Bildung von Wirthfchaftsfiguren und Hiebszügen, die Herftelung einer guten Beftandsorduung, geradezu gar nichts gejagt. Diefer ganze Haupttheil, der mit Recht dem Altern Lehrbuche zugefegt ift, da er dort fehlt, weil der verftorbene Hartig die Zaration ald das Förſter— wifien ſchon lberfteigend betrachtete, ift fo dürftig, daß wohl fchwerlich Jemand danach fich zum Forſttaxator ausbilden wird. Jedem Haupttheile ift eine Literaturnachweifung beige— geben, die aber höchſt dürftig und mangelhaft it, indem eben, wie oft, ganz werthloje Schriften angeführt und die wich- tigften unerwähnt gelaffen find. Schriften, wie Pernitzſch's Flora, Shillingsund Laurops Forſtſchutz, Pernitzſch's Einrichtung der Forſten, konnten wohl unberückſichtigt blei— ben, wenn Cotta's neuere Schriften über Forſteinrichtung, Kritiſche Blätter 31. Bd. J. Heft. u A en defien Grundriß, fowie eine Menge anderer wichtiger und empfehlenswerther Schriften der neuern Literatur nicht be— achtet wurden. y So halten wir denn dieſe Umarbeitung des berühmten und mit Recht früher jo hochgefchästen Lehrbuches für feine jolche, die in dem Geiſte erfolgt ift, in dem es urfprünglich verfaßt war, und glauben faum, daß der verftorbene Hartig damit einverjtanden fein würde, wenn er noch lebte. Eie zeigt leider nur zu ſehr das verkehrte Streben unjerer neutern Sorftgelehrten, Alles mit der Gelehrfamfeit zwingen zu wol- len, den Wald jelbft unbeachtet zu laſſen und ihn nur uns ter dem Mikroſkope zu betrachten, die Wirthichaftsmaßregeln im Laboratorio zu fjuchen, die nachhaltige Benusung des Waldes ausjchlieglih von Rechnungsformelnh\abhängig zu machen. Auch diefen Studien muß man ihr Recht wider- fahren laffen, denn fie find zu einer wirklich wiffenfchaftlichen Bildung unerläßlich; aber man muß nicht vergefien, daß fie immer nur zu den Borbereitungswiflenichaften gehören, um die Forſchungen im Walde jelbjt mit einem bejjern Erfolge anftellen zu fönnen. Die Ausftattung des Buches macht der Verlagshand- lung zwar alle Ehre, doch ift die Abbildung der Forftinfeften und bejonders ihre Jllumination eine wahre Subdelei und un— ter aller Keitif. Der Preis von 4 Thlr. 20 Sgr. ift im Berhältniß der Maſſe von bedrudtem PBapiere und der Zeich- nungen, die dafür gegeben werden, nur ein mäßiger zu nen— nen, nicht aber im Berhältniß defien, was die Wälder das duch gewinnen duͤrften. 4. Tafchenbuch für Forft- und Jagdmänner. Das Mifjenswürdigfte aus dem Forſt- und Jagdweſen, insbejondere aus der Preußiſchen Forſt- und Jagd— gejeggebung ver Ietten Jahre. Für Forſtbeamte, Forftgeometer, Forftlehrlinge, Brivatwaldbefiser, Jä— ger und Jagdfreunde. Leipzig bei Spamer, 1852. Dies Taſchenbuch ift nichts al3 der für das Jahr 1851 bei demfelben Verleger erichienene und im 29ten Bde. 2ten Hefte ©. 75 dieſer Blätter angezeigte Forft- und Jagd— Falender für Preußen. Wahrſcheinlich find dem Verleger da- von eine Menge Eremplare geblieben und er macht nun den Verſuch, nachdem der eigentliche Kalender davon getrennt worden ift, den übrigen Inhalt unter diefem Titel in das Publikum zu bringen. Ueber den geringen Werth diefer Notizen, auch für den PBreußifchen Forftmann, haben wir uns fchon in Der Anzeige dieſes Forſt- und Jagdfalenderd ausgeiprochen und verwei- ſen auf dieſelbe. Derjenige, welcher dieſen ſchon beſitzt, würde natürlich ihn mit dieſem Taſchenbuche noch einmal erhalten. 5. Anleitung zur Anlage, Behandlung und Benußung von Eichenjchälwaldungen. Nach ven meuejten darüber gemachten Erfahrungen zufammenges ftellt von J. B. Maſſaloup. Breslau 1851. Graf, Barth u. Comp. 72 ©. Diefe Anleitung zur Anlage von Eichenfchälwaldungen liefert recht den Beweis, wie es oft mit der Buchmacherei in der Piteratur befchaffen ift. Der Berfafler war Geometer im Regierungsbezirk Merfeburg, verließ feinen Wohnort Roßleben und machte im Jahre 1848 in Berlin in der Po— (itif, fand fich aber fpäter veranlaßt, von da nad) Breslau auszumwandern, und da fich jest in dieſem Artifel in der Art, wie er ihn feil hatte, wenig mehr machen läßt, fo macht er nun in Forftbüchern. Er hat nie eine Eiche gefäet oder gepflanzt, vielleicht in feinem Leben feinen Eichenfhähvald gefehen, da dieje Klaffe von Wäldern in Norddeutichland bisher fehlte, iſt niemals Forftmann gewefen, er ift aber gar nicht bedenklich, die Leute belehren zu wollen, wie fie denfelben anlegen und behandeln follen, da er gehört hat, daß diefer Öegenftand, angeregt durch den norbdeutichen Öerberverein, in der neuern Zeit vielfach zur Sprache gekommen ift. Sole Modearti— fel veralten aber leicht, wie alle die Neuigkeiten, die blos Modefachen find, und er dürfte damit ſelbſt bei ſolchen Forſt— männern zu Spät fommen, die allenfalls geneigt wären, fich bei Herin Mafjaloup Nath zu holen. Es hat ſich zu raſch herausgeftellt, daß der Eichenichälwald bis jegt weder wirkliches Bedürfniß für Norddeutfchland ift, noch über: haupt für den Boden paßt, den hier die Wälder größten: theils haben. — — Wer übrigens neugierig iſt, ſelbſt zu ſehen, was Herr Maſſaloup in dieſer Beziehung aus andern Büchern zuſammengeſtellt hat, den wollen wir mit der Exiſtenz dieſer Schrift hierdurch bekannt machen. Wir geſtehen aber ganz offenherzig, daß wir dieſe Neugierde gar nicht gehabt und das kleine Buch unaufgeſchnitten zurückgelegt ha— ben. Wir bemerken daher auch ausdrücklich in dieſer Be— ziehung, daß dieſe Anzeige durchaus Feine Necenfton fein fol, fte ift vielmehr nichts als eine Notiz, daß die Schrift überhaupt eriftirt und bei Herren Graß, Barth und Comp. in Bres- lau zu befommen ift, mit der Zugabe einer Mittheilung über ihren Verfaſſer, da dieſer als Forftichriftiteller bisher gewiß noch wenigen unferer Leſer bekannt war, 6. Berbreitungsgrenzen der wichtigften Holzgewächſe des europäifchen Rußlands, geographifch dargeftellt, jowie ein Beitrag zur Windigung der Forftwirth- jchaft in Rußland, von U. Bode, Kaiferl. Ruſſi— jchem Collegienrath und öffentlichem Lehrer der Forft- wiffenfchaft am Kaiferl, Rufſ. Forſtcorps. St. Petersburg 18551. Aus den Beiträgen zur Kennt- niß des Ruſſiſchen Neiches Bd. 18 beſonders ab- gedruckt. 115 ©, 3 Karten, Durch die Güte des DVerfafjers find dem Herausgeber diefe Abhandlungen zugefommen, Die Gegenftände befprechen, welche auch für unfere Lefer in Deutfchland nicht uninterefs jant fein dürften. Da aber nicht anzunehmen ift, daß fie diefen befannt werden, jo wollen wir hier Einiges auszugs- weile aus ihnen mittheilen, > BE Das Forjtdepartement hatte den Förftern im ganzen Umfange des europäifchen Rußlands aufgegeben, die Holz- arten zu verzeichnen, welche in ihren Bezirken angetroffen werden. Die eingegangenen Berichte wurden dem Herrn Verfaſſer mitgerheilt, welcher fich bei zweifelhaften Angaben durch Korreſpondenz mit feinen ber das ganze Reich ver- breiteten Schülern näher über Diefelben zu unterrichten fuchte und danach durch mit Farben auf gewöhnlichen Landfar- ten eingetragene Linien die Berbreitungsgrenzen der wich- tigften Holzarten verzeichnete. Im Allgemeinen bemerft man, daß Dabei weniger die mittlere Jahrestemperatur entjcheidet, als die mittlere Temperatur ded Sommers und der Wachs— thumsperiode und der ducchichnittliche Kältegrad des Win- ters, *) MWahrfcheinlih hat auch das Marimum der Kälte einen großen Einfluß auf die Ausdauer der Bäume in den verjchiedenen Gegenden. Dann verfchwinden aber auch Holz- arten ın manchen ausgedehnten Gouvernements, weil ihnen der Boden darin nicht zufagt. So findet man 3. B. in der duch ihre große Fruchtbarfeit berühmten jchwarzen Erde der Gouvernements Tula und Räfan fo wenig Kiefer und Fichte, wie Das gemeine Haidefraut. Die Nahweilung dehnt fich nicht auf ‘Polen und Finn- land aus, weil diefe Ruſſiſchen Provinzen abgefonderte Ber: waltungen haben. Ebenfo find der Ural, fowie der Kaufa- ſus ganz unbeachtet geblieben, weil hier nur die horizontale Berbreitung der Holzarten nachgewiefen werden fol, nicht zugleich auch die vertifale. Bon diefen ausgedehnten Gebir- gen jollen befondere Nachweilungen hinfichts der Begetabilien der verjchiedenen Negionen erfolgen. *) Doch erkennt der Herr von Baer die Iſotheren dieſer Karte nicht für richtig an. Sntereffant ift die Mittheilung, daß die Grenze ber Eteppe nicht blos überall nicht fcharf abgezeichnet hervor- tritt, fondern daß auch innerhalb der bisher angenommenen Steppengrenze gar nicht unbedeutende Waldflächen vorfom- men. So liegt im Gouvernement Efathrinoslaw, da, wo nach ber Steppenfarte des Herrn v. d. Brinden Feine Spur von Holz fein fol, ein Kronforft von mehr ald 150,000 Mor: gen Fläche, Es findet fich folglich nicht allein Holz an den Ufern der Steppenflüffe vor (wo die ehemaligen Flußwal- dungen übrigens fehr devaftirt und theilweife verſchwunden fein folfen), fondern es fcheinen auch ebenfo oafenweife, nach ber Beichaffenheit des Bodens, Bäume in den Steppen wachfen zu fonnen, wie in den PBrairien Amerikas. Es ift zu bedauern, daß nichts Näheres tiber diefe Steppenbäume mitgetheilt worden ift, Ebenfo wäre e8 winfchenswerth gewe— fen, daß von den wichtigften Holzarten die Nord- und Süb- grenze der Verbreitung, im Fall fie innerhalb der auf den Karten dargeftellten Fläche lag, dargeftellt worden wäre, nicht aber oft blos die Nord- oder blos die Südgrenze. Wenn ein- mal aus allen Gegenden des Neich8 die Berichte der Forft- beamten über das Borfommen der Holzarten in ihren For— ften eingingen, fo konnte es nicht fehwierig fein, Diefe ſo— wohl in Bezug auf ihre nördliche als füdliche Verbreitung zu bezeichnen. Auch find wohl nicht alle vorfommenden Holzarten auf- geführt, denn als die am weiteften nach Norden, noch ein wenig tiber den 64° N. B. hinausgehende erfcheint hier Pinus cembra. Diefer Breitengrad ift aber noch nicht als Die Holz- und felbft nicht als die Baumgrenze anzufehen. Erft innerhalb des ‘Bolarfreifes verfchwinden die Bäume faft ganz, während die Sträucher, befonders die Weiden, fich weit nach dem Pole zu verbreiten, u —— Die Zürbelfiefer (P. cembra) beitätigt durch ihr Borfommen in Rußland ebenfogut wie durch dasjenige in ben Alpen, daß fie eine Holzart ift, welche von Natur nur in Gegenden von einer jehr niedrigen Temperatur einheimifch ift. Der Verfaſſer glaubt, daß diefer Holzart + 1° mittlere SJahrestemperatur und + 12° mittlere FruD in voll- fommen gemügt. *) Auch die Lärche, die aber nicht die in unfern bei jchen Gebirgen einheimiſche, jondern die fibirifche Lärche iſt, gehört noch unter die im hohen Norden heimischen Holzarten, doch gehet fie nicht ganz jo hoch hinauf und viel weiter nach Süden hinunter, als die Zürbelfiefer. Die Temperaturgrenze nad) Süden zu ift für fie + 2° mittlerer Jahrestemperatur, in wärmeren Gegenden fommt fie nicht mehr vor. Nach Nor— den zu gehet fie biß zum 67. und 68. Breitengrade, erſcheint aber an diejer Außeriten Grenze nur noch als verkrüppel— ter- Strauch, Die Kiefer hat die größte Verbreitung in Rußland und ift überhaupt das Holz, was dort wohl am häufigiten vorfommt. Sie foll bis zum 49. Grade N. B, im Süden gehen und nach Norden zu bis an die Grenze der Baum— vegetation. Die Südgrenze der Kiefer dürfte aber hier wohl nicht richtig angegeben fein. Sie gehet in Deutjchland in der Ebene noch über ASP! N. DB. nah Süden zu hinaus, und da befanntlich die oftliche Lage einen ſehr wejentlichen Einfluß auf die Temperatur» Erniedrigung hat, fo fcheint.es jehr unwabricheinlich, daß fte in dem fo fehr weit nach Often gelegenen Rußland nicht einmal fo tief mach Süden herab gehen jollte, als in Deutfchland, wenn dort nicht etwa der Boden ein Hinderniß ihres Vorkommens erzeugt. + Do ſich Dies auf das 860- oder 100tHeilige Thermometer Bez ziehet, iſt nicht bemerft. se. Be Die Fichte verbreitet fich weder nach Süden zu, wo fie nur bis zum 54, N. B. gehen fol, fo weit wie die Kie- fer, noch gegen Norden hin, Sie verlangt wenigfteng + 1° mittlerer Jahrestemperatur, Mebrigens ift fie im Allgemeinen nicht jo häufig wie Die Kiefer, felbit da, wo Boden und Klima ganz günftig für fie wären, Die gemeine Buche fommt nur noch in den weit- lichiten Theilen des europäiſchen Rußlands in geringer Menge vor und hat deshalb für Diefes Reich ald Waldbaum nur eine geringe Bedeutung. Sie erfordert offenbar ſchon ein milde- res Klima, als diefes Land hat. Für die Stieleiche bildet im weftlichen Theile des Reiches etwa dev Breitengrad, in welchem Petersburg liegt, gegen 600 N. B., die äußerſte Nordgrenze ihrer Verbreitung. Im öſtlichen Theile gehet fie aber nicht jo hoch nach Nor— den, da fie bei 82° öftlicher Länge nur etwa bis zum 54° N. B. gehe. Dies gilt aber nur von dem Vorfommen der Eiche überhaupt, denn als nugbaren Baum findet man fie nur füdlicher, Die Traubeneiche findet fich wahrfcheinlih nur im Welten Rußlands vor und bier fehlt fie in Kur- und Liv: land, als jchon zu nördlich gelegen, ganz, da fie nicht fo weit nach Norden gehet, wie die Stieleiche. Die rauhe Ulme ift in Rußland jeher weit verbreitet, indem fie noch um den Ladoga-See herum im Gouverne- ment Dlonez gefunden wird und nach Süden bis in die Steppen und die Krimm hinabgehet. Die Feld- oder glatte Rüſter gehet nicht fo weit nördlich und fcheint ein milderes Klima zu lieben, als die rauhe Rüſter, fommt auch überhaupt in Rußland feltener vor, als Diefe. Daß aber alle Ulmen mehr auf den Süden angewiefen find, gehet Schon Daraus hervor, daß fie fich nur > in ben füblichen Theilen des Reichs zu größern Bäumen vollftändig entwideln. Das ift bei ihnen fo wie bei den Eichen, die an der Außerften Nordgrenze nur noch ſtrauch— artig vorfommen. Der gemeine Ahorn (A.Pseudoplatanus) ift hinficht- lich feines Vorkommens auf das füdliche Rußland bejchränft, indem man ihn zuerft im Bialoviczer Walde findet. Er lie fert, wie auch andere Holzarten, vecht deutlich den Beweis, daß ein fehr verfchiedenes Gejeg hinfichts der vertifalen und horizontalen Berbreitung des Holzes ftattfindet und nicht blos die Temperaturgrade des Jahres darüber entfcheiden. Be— Fanntlich fteigt diefer Ahorn mit am höchften unter allem Laubholze in den Alpen, weshalb er auch Bergahorn heißt, während er ſich nicht weit nach Norden verbreitet. Der Spitzahorn gehet weiter nach Norden, gebeihet aber doch auch nur gut im jüdlichen Theile des Neiches, wogegen aber der Feldahorn oder Maßholder von diefen drei Ahornarten die höchiten Temperaturgrade zu verlan- gen fcheint. Die Eiche gehet im weftlichen Theile des Reichs bei- nahe bis zum 60. Grade N. B., doch fommt fie dafelbft nur noch als verfrüppeltes Unterholz vor. Nach Süden gehet fie bis an die Steppen und in die Krimm. Die Hainbuche bat in Rußland nur eine geringe Verbreitung, denn fie wird nach Oſten zu über 55° O.L. nicht mehr gefunden, gehet auch nach Norden nicht mehr über Die Grenze Kurlands hinaus. Sehr häufig teifft man fie in der Krimm. Die Schwarzerle fommt in dem größten Theile von Rußland vor und hat in Lithauen den fchönften Wuchs. In den öftlichjten Kreifen jenft fi ihre Verbreitungslinie um 3 Grad füdlicher als im weftlichen Theile des Reichs. Die = MB Erfcheinung, daß mit der Lage weiter nach Oſten alle Holz— arten, wegen der Abnahme der Wärme, nicht jo hoch nach dem Norden hinaufgehen, Fehrt regelmäßig wieder, Die Weißerle gehört vorzugsweife dem Norden und Dften an, ebenfo wie fie auch fehr hoch in den Bergen ge- het. Befonders ift fie in Niſhnij und Kafan heimifch, zeigt aber den vorzüglichften Wuchs in den Ruſſiſchen Oſtſee— provinzen. Noch eine größere Verbreitung hat aber die Birke in dieſem Lande, indem ſie im Süden bis an die Grenze von Beſſarabien gehet und von allen Baumarten am weiteſten nach dem Norden vordringt, ebenſo auch Das ganze euro— päiſche Rußland von Welten nach Often durchziehet. Doch fommt fie im hohen Norden nur noch ald Strauch vor und fchon unter der Breite von 66° bis 67°, im Gouvernement Arcchangel, erreicht fie nur noch eine Höhe von 3—4A Fuß und eine Stammftärfe von 5—6 Zoll, Die größte Voll: fommenheit dürfte fie in dem Lehmboden der Dftfeeprovinzen und Lithauens erreichen. An der Südküſte von Lappland fommt fie von einem Wuchfe vor, wie derjenige Des Krumme holzes (P. pumilio) ift. Die Aspe hat beinahe eine gleich weite Verbreitung wie die Birke, nur fommt fie da Seltener in reinen Beſtän— den vor, wo fte jchon nicht mehr ganz in ihrer eigentlichen Heimath ift. In dieſer tritt fie aber als herrſchende Holzart auf. Meber den 53. Grad nach Süden zu hinaus Fommt fie fchon felten in reinen Beftänden vor, und am beften fcheint fie zwifchen dem 53. und 60. N. DB. zu gedeihen. Die Shwarzpappel finder man ausjchlieglich in den Flußthälern, wo fte jährlichen Ueberfchwenmungen ausgefett ift, und nicht nördlicher als bis zum 57. N. B. Die eigent- lihe Heimath diefer Holzart fcheint in Rußland das Fluß— = WE gebiet der Wolga und der Kama zu fein. Schon in Kur- und island kommt fie nicht mehr als einheimifcher Wald— baum vor, Auch die Linde it in Rußland ſehr weit verbreitet, Sie bildete befonders früher große reine Beſtände, die aber in Folge der Baftgewinnung immer mehr und mehr ver fehwinden. Sie gehet gegen Süden bis an die Grenze Der Steppe und man findet fie jelbft noch jenfeits derfelben in - Taurien. Gegen Norden findet man fie noch über Den Onega- See, 62 bis 630 N. B., hinaus. Die fchönften Lindenwal- dungen findet man im mittlern Rußland, im Gouvernement Koftroma u. ſ. w. Die Bogelbeere (Sorbus aucuparia) hat ziemlich gleiche Berbreitung mit der Birfe und Aspe und fehlt innerhalb der Grenze des Baumwuchfes nur etwa in den Steppengegenden. Wir übergehen, was über die DBerbreitung der in Rußland vorlommenden Sträucher und einiger weniger bedeu- tenden Baumarten mitgetheilt wird, und fügen nur noch einige Bemerkungen über die Würdigung der Forftwirthichaft in Rußland hinzu, welche die zweite hier mitgetheilte Abhand- [ung bildet. *) Der Berfaffer ift hier bemühet, die Borwürfe, die man derfelben in Bezug auf die mangelhafte Behandlung und Verwüſtung der Ruſſiſchen Forſten macht, zu widerlegen. Mir kennen die forftlichen Zuftände in Rußland viel zu we- nig, um ein Urtheil über diefelben zu fällen, aber fo weit fich ein folches aus dem, was Herr Bode hier felbft fagt, und den Beobachtungen verfchiedener Neifenden, welche darüber berichten, bilden läßt, fcheint und Heren Bode's Berichti- *) Man vergleiche damit die Mittheilung über die Ruſſiſchen Kron— orften in diefen Blättern 29. Bd. T. Heft ©. 105 u. ff. Berner Krit, Bl. 17. Bd. I. Heft © 59. u gung doch nicht überall die Behauptung zu widerlegen, Daß in Rußland nicht blos eine fehr ausgedehnte, fondern auch eine fehr vwerderbliche Walddevaftation ftattfindet, daß eine Verminderung des Waldes eingetreten ift, welche nur große Nachtheile für das Land haben kann. Here Bode rechtfer- tigt die große Holzverfchwendung, die Benugung der Wäl- der ohne Erſatz des konſumirten Waldes durch die ungeheu- ren Vorräthe und den Ueberfluß von Wald und thut etwas Die mit dem ungeheuren Waldreihthum Nußlands, wobei e8 weiter nicht fehr darauf ankommt, ob dabei jährlich fo und fo viel Taufend Deffätinen duch das Feuer verwüftet werden oder nicht, und wobei es ganz gleich ift, wie viel oder wie wenig Holz unnüß verfchwendet wird. Das ift ganz richtig in Bezug auf die jehr waldreichen Gegenden, in de— nen oft ein fo großer Holzüberfluß ift, daß der Wald gar feinen Werth hat; aber um die handelt es fich gar nicht, wenn man von den Nachtheilen fpricht, die dem Lande durch die ungeheure Walddevaftation drohen, Es beziehet fich Dies mehr auf die von Natur holzarmen Gegenden, die ftarf bes völferten Provinzen, wo Die Wälder fchon fehr verfleinert find, die Flußthäler und Flußufer, von benen das Holz in entferntere Gegenden transportirt werden kann. Daß hier an vielen Orten wegen Verwüftung des Waldes und ver- nachläffigteer Nachzucht ſchon wirfficher Holzmangel drohet, während große Flächen produftionslos liegen, die früher mit Holz beſtockt waren, scheint denn Doch nach dem Berichte fachfundiger und vorurtheilsfreier Männer unzweifelhaft zu fein. Es würde und auch nicht fchwer werden, Davon Bei— fpiele nachzuweiſen*); Herrn Bode dürfte e8 aber noch leich- ter werden, felbft in und um Gt. Petersburg die Beweife *) Eiche Krit. Blätter 29. Bd. 1. Heft ©. 109, aufzufinden, daß die Verminderung und Bernachläffigung der Holzproduftion fchon jegt fehr unangenehme Folgen mit fich führt, die aber in der Zukunft leicht noch empfindlicher werden fünnen. Dabei erkennen wir aber gern an, daß er ganz Recht hat, wenn er darüber fpottet, daß man den Ges brauch, die Wege im Winter duch ausgeftedte Prähle zu bezeichnen, Pfingftmaien zu fegen oder ftarfe Stämme in das Brennholz zu fchlagen, als Uebelſtände bezeichnet, welche eine Walddevaftation und Holznoth herbeiführen fonnen, und die darum befeitigt werden müſſen. Ebenſo geftehen wir gern zu, daß von Seiten der Gentralverwaltung der Ruſſi— ſchen Kronforſten Alles geichiehet, was nur irgend möglich ift, um eine geregelte Bewirthfchaftung in ihnen herzuftelz len, daß man in diefer Hinficht Feine Opfer fcheuet, ebenfo auch, daß man nicht fordern kann, daß dieſe unermeßlichen, zum Theil noch ganz ertraglofen Waldmaſſen ebenjo be- wirthfchaftet werden jollen, wie die paar Taufend Morgen eines Heinen deutfchen Staates. Wir theilen auch die Ueber- zeugung, daß die Berwaltung der Ruſſiſchen Staatsforften jehr im Fortſchreiten iſt; ob fie aber fchon den hohen Grad der Bollformmenheit erreicht hat, den Herr Bode von ihr rühmt, ift uns duch die Mittheilung zweifelhaft geworden, daß von 700 Htevierverwaltern nur etwa 200 eine forftliche Bildung befigen, und daß jedem derſelben durchſchnittlich 500,000 Defjätinen Kron- und Kommunalwald, alfo über 2 Millionen Morgen Preußisch, zur Verwaltung übergeben find, wobei diefe Beamten notorisch fehr gering bezahlt werden. Wenn dabei ſchon 115 Forfte in 26 Gouvernements jpeciell tarirt find, der Betrieb ganz geregelt und vollfom- men nachhaltig, der Anbau aus der Hand eingeführt ift, fo wird in Rußland allerdings das, was der Natur der Sache nach ganz unmöglich fcheint, ausgeführt, und der Spruch: — — daß in Rußland nichts unmöglich iſt, ſobald es einmal be— fohlen wird, bewährt ſich hier abermals. Ob nun aber Alles genau ſo im Walde ausſiehet, wie es in den Berichten er— ſcheint und auf den Karten ſtehet, müßte freilich wohl erſt feſtgeſtellt werden. Schwerlich wird aber wohl nachgezählt werden, ob wirklich die 5,200,000 Holzpflanzen ausgeſetzt und fortgewachſen ſind, die nach dem Berichte des Forſt— departements in den letzten drei Jahren ausgeſetzt wurden. Uebrigens würden, wenn man bei 5füßigem Verbande 1200 Pflänzlinge auf einen Morgen rechnet, hiernach jährlich etwa 1444 Preußiſche Morgen in den Ruſſiſchen Staatsforften bepflanzt worden fein, was bei einer Fläche von 100 Millionen Defjätinen Wald oder 425 Millionen Preußifhen Morgen gerade feine übertriebene Kulturfläiche genannt werden kann. Wir wollen durch Diefe Bemerkung aber feineswegs anz deuten, daß die Ruffifhe Verwaltung zu wenig für die For- ften thäte, im Gegentheile, wir möchten beinahe behaupten, daß fchon hin und wieder zu viel dafür gethan wurde. Die jpecielle Zaration und Betriebsregulirungen in 115 Forften und von 26 Gouvernements fcheint uns bei den ungeheuren Flächen, die nach diefen Mittheilungen ein Ntevierverwalter hat, etwas zu früh gemacht worden zu fein. Nach Seite 100 find 1490 Forften wirthichaftlich be— jchrieben und Fartirt, Die einen Flächeninhalt von 12,200,000 Defätinen oder gegen 52 Milionen PBreußifche Morgen ha— ben. Darauf find angeftellt 171 Förſter für die Bewirth- Haftung und 2910 Forſtſchutzbeamte. Es fommen folglich auf einen NRevierverwalter durchfchnittlich über 300,000 Preu— ßiſche Morgen, und auf einen Forſtſchutzbeamten beinahe 18,000 Morgen. Gewiß wird aber jeder Forftwirth, der irgend einmal nach einem Betriebsplane und einer Taration hat wirthichaften fehen, einräumen müflen, daß man feine — — regelmäßige Wirthſchaft führen kann, wenn man auf 300,000 Morgen nur einen oft noch wenig ausgebildeten Förſter und auf 18,000 Morgen nur einen ganz rohen und ungebildeten Schutzbeamten hat. Es mag in Rußland viel möglich ge— macht werden, was in andern Ländern unausführbar er— ſcheint, aber unter dieſen Verhältniſſen nach einem Betriebs— plane wirthſchaften, das kann man doch nicht, wenn auch die Zuwachsunterſuchungen und Berechnungen noch genauer und ſcharfſinniger ſind, als die des Herrn Grafen v. Bargas Bodemer in den von ihm taxirten Forſten. — Auch ſtim— men dieſe Behauptungen von den ſorgfältigen Betriebsregu— lirungen nicht mit dem S. 95 angeführten Beiſpiele, wonach die Forſtbeamten behauptet haben, daß kein ſtarkes Lärchen— holz zum Schiffsbau mehr in ihren Forſten vorhanden wäre, mit einem Male aber eine Menge ſchöner ſtarker und vollkom— men brauchbarer Stimme lieferten, als ihnen nach Verhält— niß der Stärfe für jeden Stamm eine Prämie von 30 Kop. bis 2 Rubel 40 Kop. Silber bewilligt wurde. Die Forſt— wirthichaft kann noch auf einer fehr niedrigen Stufe ftehen, und die Eentralverwaltung muß doch ſchon wifjen, wenn es fie fonft intereffirt, ob ſtarkes Schiffbauholz in ihren Wal- dungen ift, oder nicht. Es fann allerdings als eine große Anmaßung erſchei— nen, wollte Jemand, der die Forften in Rußland und ihre Bewirthichaftung nicht aus eigner Anfchauung fennt, fid) ein Urtheil darüber erlauben; aber das kann man doch wohl jas gen, daß in den Anführungen und Behauptungen des Heren Bode ein offenbarer Widerfpruch liegt. Er meint auf der einen Seite, daß bei dem ungeheuren Waldüberfluffe Ruß— lands e8 ganz gleich fei, ob alle Jahre Hunderttaufende von Deffätinen abbrennen, ob eine Menge Hol; unnüg ver: fchwendet wird oder nicht, er weifet auf die Unmöglichkeit a. ih hin, diefe ungeheuren Flächen regelmäßig zu bewirthichaften, da dazu die Koften zu groß fein würden und felbft ein brauchbares Berfonal fehlt, — und auf der andern behauptet er dann auch wieder, daß die Wirtbfchaft auf Waldflächen, die eine Ausdehnung haben, wie Der gefammte Wald in ganz Deufchland, durchaus geordnet und geregelt jei. Herr Bode fcheint hierbei vergefien zu haben, daß, wenn man zu viel beweijen will, man gar nichtS beweifet. Gewiß werden von der Regierung ungeheure Anftrengungen gemacht, um bie Forftwirthfchaft zu heben, und es wird dies auch nicht ohne Erfolg bleiben, da man fehr zweckmäßig die Forften je nach ihrer MWichtigfeit in mehrere Theile gefondert hat und für jegt vorzugsweife ſich nur mit denen befchäftigt, welche einen Ertrag geben, und die großen unbenugbaren Waldmafjen noch ganz unbeachtet läßt; aber ob alle die Forfteinrichtun- gen, von denen Herr Bode hier fpricht, wirklich jchon aus— geführt find, oder auch nur werden fünnen, feheint denn doch mehr als zweifelhaft. Man muß fchon ſehr ausgebildete Forftbeamten haben, wenn man regelmäßige Zarativnen mit Nugen vornehmen und danach wirthfchaften kann; die Ver— waltung muß dazu fchon ſehr vorgefchritten und eine forg- fältige Behandlung der Foriten muß jchon fehr Bedürfnig fein. Das Alles ift aber nach den Aeußerungen des Herrn Bode in Rußland noch nicht der Fall, und darum fcheint es und auch dort noch zu früh für die Forfteinrichtungen und Ertragsberechnungen. Man wird genug zu thun haben und auch wohl den Forjten vorläufig in den meilten wald- reichen Gegenden zu Hilfe fommen, wenn man nur durch eine beſſere Waldpolizei die Verwüftung der Foriten abzu= ftellen fucht und die Natur in der Wiedererzeugung des be— nusten Holzes unterftügt, oder wenigitend Das befeitigt, was fie in ihren Operationen behindert. In allen Ländern, Kritifche Blätter 31. Bo. I. Heft. E — —— in denen man eine beſſere Bewirthſchaftung der Forſten ein— zuführen geſucht hat, iſt man genöthigt geweſen, mit dieſer negativen Wirthſchaft, wenn wir ſie ſo nennen dürfen, zu beginnen, und Rußland wird auch keinen andern Weg ein— ſchlagen können, wenn er zum Ziele führen ſoll, denn es iſt der naturgemäße. Betriebspläne zu machen, von denen man mit der größten Beſtimmtheit vorausſagen kann, daß ſie nie ausgeführt werden können, weil die Mittel dazu feh— len, wird wenig helfen, das lehrt die Erfahrung aller Län— der und aller Zeiten. Man wird dieſelbe ſicherlich auch in Rußland machen. — — — — — 7. Der praktiſche Faſanenjäger. Bon Joſeph Som— mer. Prag 1851. Calveſche Buchhandlung. 128 ©, Das Ffleine ganz praftifche und empfehlenswerthe Buch fommt leider für Deutjchland um zwanzig, dreißig oder funf- zig Jahre zu fpät, indem die Zeiten, wo man Fafanerien anlegen oder erhalten fonnte, vorüber find. Gerade der Fa- jan ift durch die Jagdgefeßgebung feit 1848 am härteften betroffen, und wahrfcheinlich wird fich dies edle Wild, was fi) in der neuern Zeit fo fehr vermehrt hatte und was we- ber dem Felde noch dem Walde nachtheilig wurde, nur noch auf einigen ganz großen gejchlofjenen Befigungen erhalten können. Der Faſan bedarf, wenn er ſich vermehren und im Freien jelbft erhalten foll, einen fruchtbaren Boden, auf dem Feine Gehölze, die ihm Schuß gewähren, mit Aedern und Wiefen wechjeln, und wo er friiches Waffer findet, Er kann fo we- nig in großen gejchlofienen Waldungen eriftiren, als auf hen freiem Felde ohne Strauch und Baum, verbreitet fich auch da, wo er ein paſſendes Terrain findet, weit umher. Dabei ift er ein fehr dummes Thier, was nicht blos fehr leicht er= legt werden kann, fondern was auch allen Raubthieren eine leichte Beute gewährt. Um eine Fafanerie anlegen und er- halten zu fönnen, muß man daher einen großen gefchloffenen Jagdbeſitz, von mindeftens 20,000 Morgen und mehr von diefer Befchaffenheit haben, auf dem man ihn gegen alle Nachftelungen ſchützen kann. Diefer ift aber wohl gegen- wärtig, wo das Jagdrecht an den Befis des Grumdes und Bodens gebunden ift, fehr jelten-und wird noch immer ſel— tener werden, jemehr man durch Aufhebung der Fideifom- miffe, des geſchloſſenen Grundeigenthums, dahin jtrebt, Die Gütertheilung zu befördern. Sn Sclefien hatten fich in der neuern Zeit die Faſa— nen ungemein vermehrt, indem vielfach Die Jagdbefiter zu= fammengetreten waren und fich gegenfeitig verbindlich ge— macht hatten, die Faſanen zu fchonen und pfleglich zu be- handeln. Sie waren dadurch ſchon in manchen Gegenden fo häufig geworden, daß felbft der unbegüterte Bewohner derfelben fie als Nahrungsmittel benugen Ffonnte, ohne daß irgend ein Schaden nachzuweifen gewefen wäre, den fie an- gerichtet hätten. Sie find natürlich aber in Folge der Jagd— gefeßgebung von 1848 wieder ausgerottet worden und es ift auch gar nicht daran zu denfen, fie da zu erhalten, wo das Grundeigenthbum und mithin auch die Jagdgerechtigfeit felbit nur in befchränftem Maße getheilt ift. Der wefentlichfte Mangel der vorliegenden Eleinen Schrift ift nun, daß fie die Bedingungen, unter denen man über: haupt nur Fafanen im Freien erhalten und als Jagdthier erziehen kann, nicht erörtert und aufftellt und leicht zu der Anficht verleiten kann, e8 genüge dazu ſchon die Einrichtung 62 — — eines Faſanengartens. Das wuͤrde aber eine große Taͤuſchung ſein und man würde in den meiſten Fällen die Faſanen nur für ſeine Jagdnachbarn erziehen, wenn das eigne Jagdgebiet um den Faſanengarten herum nicht paſſend und groß genug iſt, ſo daß ſich der Faſan darauf verbreiten und gegen alle Nachſtellungen von Menſchen und Thieren geſchützt werden kann. Sonſt iſt das, was der Verfaſſer über Einrichtung des Faſanengartens, den Aufzug, die Fütterung, Pflege und Erlegung der Faſanen ſagt, ganz praktiſch und zweckmäßig. Referent, der ſelbſt eine Reihe von Jahren der Verwaltung einer ſehr großen Faſanerie vorſtand, hat nichts darin ge— funden, was ſich nicht bewährt hätte, und auch nichts darin vermißt, was man beachten muß, um eine Faſanerie pfleg— lich zu behandeln. Er kann daher denen, welche der Gegen— ſtand intereſſirt, die kleine Schrift mit voller Ueberzeugung empfehlen. 1. Abhandlungen. Die Eintheilung größerer Waldflächen in Wirthfchaftsfiguren. Schon längft ift e8 erkannt worden, daß die Einthei- lung größerer zufammenhängender Waldflächen in fleinere Wirthichaftsfiguren die Grundlage fowohl der Ermittelung und Innehaltung eines nachhaltigen Abgabejages als der ganzen Wirthſchaftsführung, Hiebsleitung und Herftelung einer guten Beftandsordnung bilden muß, ja daß ohne Die- jelbe beides faum denkbar iſt; deshalb wird auch in den mei— jten Tarationg » Inftruftionen eine folche vorgefchrieben. Da— bei tritt aber der Mebeljtand ein, daß, wenn eine ganz be— ſtimmte VBorfchrift dazu gegeben wird, wie in der Preußi— fchen Tarations- Inftruftion in Bezug auf die Eintheilung der Forften in Sagen, dieſe oft unpaflend ift, oder wenn man fie dem Gutdünfen des Geometers oder Tarators über— läßt, Ddiefe oft ungewiß find, wie fie dabei verfahren jollen, wenn es nicht ganz vollfommen durchgebildete Forftwirthe find. Selbſt unfere Lehrbücher find beinahe ohne Ausnahıne unvollftändig hinſichts einer Dazu zu gebenden Anleitung, Ganz bejtimmte Vorfchriften dazu laſſen fich nun auch gar nicht geben, da die Wirthichaftsfiguren nah Größe, Form, Degrenzung überall verjchieden fein müflen und man fie im— — il ae mer nur den Verhältnifien anpafien fann. Darum muß auch ihre Bildung jedesmal aus diefen, mit Berüdfichtigung alles deifen, was darauf einwirkt, entwicelt werden. Es dürfte daher nur eine Art und Weife geben, wie man eine Anleitung dazu fchreiben fann, nämlich die, Die Zwede fpeciell zu bezeichnen, welche durch fie erreicht werden follen. Macht fich der Tarator ganz klar, warum er die Gintheilung mit der Taration verbindet, wozu diefe dienen fol, jo wird er fie auch nicht leicht unzweckmäßig ausfüh- ren, denn er darf fich ja dann nur fragen: ob die projeftir- ten Wirthichaftsfiguren überall dieſen Zweden entiprechen werden? und er wird leicht ermitteln fünnen, ob dies der - Fall ift oder nicht. Ueberhaupt follte man bei allen Vor— jchriften für die Wirthichaftsführung immer erft genau be— zeichnen, was durch fie erreicht werden ſoll, dann würde ihre Anwendung da mehr vermieden werden, wo dieſer Zwei gar nicht vorliegt, wie Dies gegemwärtig nicht immer gejchiehet. 1, Der erfte Zweck diefer Art der Eintheilung it wohl unläugbar, Schlagfiguren von pafjender Größe zu bilden, d. h. nicht immer Sahresfchläge, fondern Flächen abzuthei— len, die entweder eine mit einem Male in Betrieb zunehmende Schlagfläche bilden, wie das z. B. bei der Jageneinthei- lung in Kiefern der Fall ift, oder die wenigitens fefte Schlag— grenzen erhalten, innerhalb welcher die einzelnen Schläge an— einander gereihet werden, wie bei der Eintheilung des Fich- tenwaldes in Hiebszüge oder Schlagtouren. Faflen wir zuerſt diefen Zweck jcharf in das Auge, fo wird man fich bald jagen müflen, daß alle die Nüdjichten, Die man zu erörtern hat, wenn man fich über die Größe dev Schläge entjcheiden will, auch bei der Beftimmung ber Größe der Wirthichaftsfiguren in Betracht fommen. Die Vorzüge und Nachtheile großer oder Feiner Schläge find in — ; ;, DAR den Lehrbüchern vielfach erörtert worden, aber noch ift man in der Praxis zu feiner feften Anficht darüber gefommen, was denn eigentlich ein großer oder ein Fleiner Schlag ift? wenn man nicht etwa fich blos auf die Außerften Extreme dabei befchränft. Das liegt zum Theil darin, daß der Aus» druck groß oder Flein fich niemals auf einen beftimmten Flä— cheninhalt beziehen kann, fondern nur ein relativer Begriff ift, indem er von der Größe der gefammten Waldfläche des Neviers, von der Holzgattung, Betriebsart u. |. w. abhängt. Eine Schlagfläche von 50 Morgen in einem Kiefernreviere von 800 Morgen bei 120jährigem Umtriebe ift eine ſehr große; denn fie umfaßt beinahe die Fläche von 7 Jahres: fchlägen. Für 8000 Morgen würde e8 eine fehr Fleine fein. Diefelbe Schlagfläche, die man in Buchen, welche in Samen- jchlägen verjüngt werden, in denen man 8 und 10 Jahr wirthfchaftet, eine Eleine nennen würde, wäre in Fichten mit fahlem Abtriebe eine große. Schläge im Mittelwalde von 50 und mehr Morgen find noch feine großen, bei 10 und 15 Mor- gen kann man fehon die Schläge in Weidenhegern unerhört groß nennen. Werftändigen wir uns Daher erft über den Begriff, was groß und Flein zu nennen ift, ehe wir ung Dafür entfcheiden, ob wir das eine oder Das andere wählen wollen. Dazu wird vor allem Andern nöthig fein, daß wir das betrachten, was auf die Schlaggröße einwirft, Dies ift zuerft die Eigenthümlichfeit der Holzart, Alle Lichthölzer verlangen Licht, freien Stand, fie würden bei klei— nen Schlägen zu fehr unter dem Seitenfchatten des Vor: ftandes leiden. Darum find für Die Kiefern die großen Vier: ecke, in denen fie das volle Licht genießen, nach Form und Größe ganz paſſende Schlagfiguren. Für Weißtannen und Fichten, die mehr Schattenpflanzen find, werden wieder mit Recht die fchmalen langen Schlagftreifen, Fleine Schlagflüchen —— vorgezogen, weil für fie der Seitenſchatten der nebenftehen- den Holzwand eher wohlthätig als nachtheilig wirkt. Man muß daher die Schläge in Kiefern flein nennen, wo Die Schlagränder durch ihre Befchattung auf den größten Theil des Schlages einwirken, in Fichten und Weißtannen jehr groß, wo ber Vorftand wenig oder gar feine Einwirkung mehr auf den größten Theil der Schlagfläche Außer. Im Niederwalde kann man die allerfleiniten Schlagflächen ha- ben, weil der angrenzende ältere Beitand nicht verdbämmend wirft. Ein Schlag von 100 Morgen im Niederwalde wäre ein jehr großer, er kann ein ſehr Eleiner fein im Buchen- hochwalde. Nicht weniger entſcheidend darüber iſt die Art und Weiſe der Verjüngung. Bei kahlem Abtriebe, verbunden mit dem Anbaue aus der Hand, müſſen die Schlagflächen kleiner ſein, als wenn man bei der Verjüngung durch Sa— menſchlaͤge bei dem Anhiebe und der Einſchonung eines Diſtrikts verlangt, daß ein 8- bis 10jähriger Jahresetat darauf ſtehet. Die Beichaffenheit des Bodens fommt dabei ebenfalls in Betracht. Auf dürrem, zum Austrodnen geneigtem Bo- den, auf Flugſande, der flüchtig zu werden drohet, auf Bo- den, wo das Holz flachwurzelnd dem Windbruche ſehr aus- gelegt ift, würden fo große Schlagflächen, wie fie ein jehr feifcher fräftiger Boden, auf dem die Kultur ganz ficher ift, vecht gut verträgt, ganz unpaſſend fein. | Wechjeln nach der Beichaffenheit des Bodens Holsgats tungen und Betriebsart fehr oft und ift der Wechſel jo be- fchaffen, daß man in jeder Schlagfläche, wenn fie Klein ift, einen gleihen Boden, dieſelbe Holz- und Betriebsart zu: fammenfafjen fann, daß man aber bleibende Verſchiedenhei— ten in eine und diejelbe Wirthichaftsfigur bringt, wenn dieſe u nr groß ift, jo würde dies Lebtere dem Zwecke der Eintheilung nicht entfprechen, es find dann kleinere Wirthichaftsfiguren entichieden zwedmäßiger, Hat man daher ein Revier mit ſehr viel Boden» und Beftanddverfjchiedenheiten, jo fann man diejelbe Schlagfläche eine jehr große, oder zu große nennen, die man bei entgegengejegten Verhältniffen mit Recht als eine Fleine bezeichnen würde. Man wird deshalb auch oft in ein und bemjelben Revier, ſelbſt bei einer regelmäßigen Eintheilung, von der ganz gleichen Größe derjelben abgehen muͤſſen und fie diefen bleibenden Beitandsverhältnifien und Bo- denverjchiedenheiten anpafien, im Fall es folche enthält. Ueber— haupt it durchaus fein Grund vorhanden, bei dieſer eine überall gleiche Größe der Wirthichaftöfiguren vorjchreiben zu wollen. Diefe findet ja auch bei derjenigen, welche propor- tional der Boden= oder Beftandsgüte gemacht wird, jchon von jeher nicht ftatt. Se arrondirter bisher Die Altersklaffen waren, deſto grö- Ber können die Wirthichaftefiguren ſein; je zerftreuter fie un— tereinander liegen, deito Fleiner wird man fie machen müffen, um fo wenig Altersverjchiedenheiten als möglich in ihnen zu haben, wenn fonjt nicht andere wichtige Gründe für große Schlagflächen fprechen. Der Grundſatz, den man bei der Wirthſchaftsführung niemals aus dem Auge verlieren darf, ift immer: auf jeder Schlagfläche früher oder fpäter einen gleichen Beftand herzuftellen, jo daß man fie zugleich überall ergänzen fann und darauf bei dem Hiebe gleich benusbares Holz vorfindet. Dieſe verlangte Einheit des Beftandes kann im erften Umtriebe nur hergeftellt werden, wenn man alles auf der ganzen Schlagfläche vorhandene Holz abtreibt. Dies ift aber oft entweder mit großen Opfern verbunden, wenn man dabei Holz einjchlagen muß, was noch nicht vollfom- men benugbar ift, oder es wird erft im zweiten Umtriebe — HE möglich, wenn das Holz noch fo jung ift, daß es gar nicht benugt werden fann. Man muß dann den Unterfchied im Alter der Beftände einer Wirthfchaftsfigur im erften Umtriebe nur fo weit zu vermindern fuchen, daß man fie ohne zu große Opfer im zweiten Umtriebe zufanmen abtreiben Fann, um dann die verlangte Gleichmäßigleit des Beltandes her- zuftellen. Gewiß ift e8 aber immer zwedmäßiger, wenn man die Eintheilung fo zu machen fucht, daß im erften Umtriebe die Opfer, die man der Erreichung diefes Zwedes bringt, fo flein als möglich find, oder daß man wenigftens ſchon im erften Umtriebe den verlangten Zuftand berzuftellen vermag und nicht erjt dies für folgende Jahrhunderte hinauszufchie- ben genöthigt ift. Es ift nichts lächerlicher bei dem Ent- wurfe von Betriebsplänen, als immer nur für die Zufunft auf Koften der Gegenwart forgen zu wollen. Nur für dieſe legtere fünnen wir jagen, was zwedmäßig ift, nur fie ge- hört ung an. Die Zufunft ruhet im dunkeln Schooße der Zeiten, fein Menfch Fann fagen, was in 100 und 200 Jah— ven als zwedmäßig erfannt wird, was man für Anfprüche an den Wald macht, was bis dahin fich in allen Zuftänden des Forftes Ändern wird, die einen Einfluß auf die Be- trieb8regulirung haben. Man ift auch bier von einem Er- trem zum andern hinüber geichwanft. Früher kümmerte man fich in feiner Beziehung um die Zufunft und folgte nur den augenblidlichen Einfüllen und Bedürfniffen, und jest will man die in Fünftigen Jahrhunderten lebenden Generationen bevormunden und opfert den gegenwärtigen fichern Bortheil um des unfichern fünftigen willen. Das eine ift jo unrich— tig als das andere; wir müſſen die Zukunft beachten, kön— nen aber dabei auch für uns den Wald jo vortheilhaft als möglich benugen. Nun iſt e8 aber wohl unbeitreitbar, daß man die Schlagflächen den jegigen Beitandsverichiedenheiten defto beſſer anpaſſen kann, je Eleineer man fie macht und je weniger man auf eine durchaus gleiche Größe hält, Herr Oberforſtrath Grebe leitet ja aus den Fleinen Schlägen den großen Ertrag der Weimarfchen Forften her, alferdings aber auch die Nothwendigfeit der großen Zahl der Weimarfchen ‚Oberforftmeifter, die wohl faum viel zur Erhöhung des Er- rages beitragen dürften, In Breußen, wo man in dem bei weitem größten Theile der Staatsforften gendthigt ift, den XVeideberechtigten immer einen beftimmten Theil des Waldes zur Beweidung offen zu laflen, ift die Größe der privativen Weidebezirke jehr ent: jcheidend über die der Schlagflächen, da man, wo möglich, einen jeden derfelben als Wirthichaftsganges behandeln muß, um ein richtiges Altersflaffenverhältnig darin herzuftellen und jtet8 nur einen beitimmten Theil in Schonung zu haben, denn fleine Blöcke oder Wirthichaftsgange bedingen auch fleine Schläge. Kicht minder entjcheidend ift in Diefer Beziehung Die Art und Weile der Holzabgabe. Wo das Holz in großen Maſſen als Flößholz, Kohlholz oder an Holzhändler abge- geben wird, find große Schläge nicht blos zweckmäßig, fon- bern, wie bei Flöß- und Kohlholz, fogar oft unvermeidlich, Gerade das Gegentheil findet ftatt, wenn das Holz im klei— nen Landverfaufe einzeln an die Anwohner des Waldes in jehr verjchiedene Gegenden vertheilt werden muß, denn man giebt dann gern das Holz, fo viel als es möglich ift, jeder einzelnen Ortſchaft in der Nähe. Leiden die Schonungen ſehr vom Wilde oder durch Scha— denhütungen, jo legt man fie gern durch große Echläge zu— jammen, weil dann der Schaden weniger empfindlich wird; find Feuer, Infeften, Sturm ſehr zu fürchten, fo vereinzelt man lieber die Altersflaffen durd) kleine Schläge, bildet Fleine Wirthfchaftsfiguren, Die man mit Windmänteln umgiebt, um nicht zu lange mit dem Abtriebe einmal angehauener Be: ftände zuzubringen, Diele Feine Schläge find ganz unausführbar bei großen Schußbezirfen und einem kleinen Schußperfonale, zu Fleinen Schlägen braucht man zwar nicht viel Oberforftmeifter, aber doch viel Förfter und Forftgehülfen. Bei fehr fchlechten Wegen im Lehmboden vermeidet man die großen Schläge, weil die Abfuhr bei nafjem Wetter, wo diefe grundlos werden, dann oft unmöglich wird und Das MWechfeln mit den Schlägen oft unvermeidlich ift. Wird die Kultur aus der Hand bewirkt und fehlt es an Arbeitern, fo ift man oft genöthigt, die Kulturen in vers fhiedene Gegenden des Waldes zu vertheilen, um für jede die erforderlichen Arbeiter zu erhalten, was ſehr große Schläge unausführbar macht. Sp glauben wir denn erwiefen zu haben, daß ber Be- griff von großen und fleinen Schlägen ein unbejtimmter ift, baß es feine beftimmten Schlaggrößen giebt, Die man als überall paffend vorfchreiben fünnte, weder für alle Wälder, noch feldjt für große Reviere von verfchiedenartigem Boden, verjchiedenen Holz» und Betriebsarten, daß vielmehr die Größe derjelben überall nach den Verhältniſſen paſſend bes ftimmt werden muß. Sft dies aber richtig, jo wird man auch eine willführliche, kuͤnſtliche Eintheilung zwedmäßiger aus— führen können, als eine natürliche, duch Zufall und ohne Berückfichtigung der Verhältniffe, durch die Natur oder für Menfchen gemachte, denn man kann dann die Größe der Schlagfläche beftimmen, Darum ziehen wir auch die rein geometrifche Eintheilung diefer legtern überall vor, wo fie ausführbar ift und die Zwecke derjelben durch fie erfüllt wer— den fönnen, = MW = 2. Ein anderer Zweck der Eintheilung in Wirthſchafts— figuren ift der, durch fie leichter eine zwechmäßige Beftands- ordnung und gute Schlaggrenzen herzuftelfen. Unter Bes ftandsordnung verftehet man aber die Art und Weife, wie die Beftände in Bezug auf Holzgattung und Betriebsart, befonders aber in Bezug auf Altersverfchiedenheit, im Walde vertheilt find. Sie kann in fehr verfchiedener Art zweckmäßig und nö— thig fein, aber in jeder großen zufammenhängenden Wald- fläche muß man nothwendig eine folche herzuftellen fuchen, weil ohne fie fein normaler Zuftand des Forftes zu denken ift. Für Neviere, welche aus lauter einzelnen Fleinen Holz= gründen zufammengefest find, hat fie aber allerdings in ber Hegel entweder gar feine, oder doch nur eine fehr unter geordnete Bedeutung. Auch ift fie bald mehr, bald weni- ger wichtig. | Soll die Eintheilung in diefer Beziehung zwed- mäßig ausgeführt werden, fo muß Größe und Form der Wirthfchaftsfiguren für die Herftellung einer guten Beftands- ordnung eine zweckmäßige fein. Nun kann eine folche aber in fehr verfchiedener Art hergeftellt werden müſſen. Die Fich- ten verlangen oft eine Eintheilung in lang geftredte Hiebs— züge oder Schlagtouren, in denen die Schläge während meh- rerer Perioden lang und ſchmal, ftreifenweife aneinander gereihet werden; bei den Kiefern ift man da, wo Feuer und Inſekten gefährlich find, genöthigt, die Altersklaſſen zu ifoliren und in verfch edene Gegenden des Reviers zu vers theilen; bei den Buchen fucht man fie wieder foviel als möglich zufammenzulegen u. f. w. Eine Hiebsanordnung, wie fie in Fichten nöthig und zweckmäßig ift, würde in Bu— chen und auch oft in Kiefern, fobald diefe dem Windbruche nicht unterworfen find, ganz unpafiend fein. ‘Die Bildung == W der Wirthfchaftsfiguren muß daher ſtets mit Rückſicht auf die durch fie herzuftellende, für zwedfmäßig erfannte Beftandsord- nung erfolgen. Dazu muß man aber wieder erſt wiffen, welche Zwede durch die Beftandsordnung erreicht werden follen und wie fie deshalb angeordnet werden muß. Diefe fünnen mancherlei fein und fowie fie verfchieden find, wird auch die zu verlangende Beitandsordnung eine an— dere werden. Die wejentlichften find folgende. 1) Es follen durch fie die Altersklaſſen fo vertheilt wer- den, daß in jedem Blode oder Wirthichaftsgangen für fich ein richtiges Altersklafienverhältniß hergeftellt wird, denn nur dann, wenn dies gejchehen ift, kann ein Wirthichaftsganzes alle den Anforderungen entjprechen, die man an ein folches machen muß, da vor Allem in einem folchen ein jährlich glei- cher Abgabeſatz muß erfüllt werden können. 2) Es ſollen ferner durch fie die Beftände jo geordnet und vertheilt werden, Daß die Verjüngung derfelben bei einer regelmäßigen Hiebsfolge am leichteften und ficherften bewerf- ftelligt werden kann. 3) Die Altersklaſſen follen fo vertheilt und der Dieb fo ge- leitet werden, Daß die Gefahren, die dem Walde durch Feuer, Sturm, Inſekten drohen, entweder verhütet oder doch weniger ver— derblich werden, wenn dennoch eins dieſer Naturereigniffe eintritt. 4) Die haubaren zum Hiebe fommenden Beftände fol len jederzeit fo liegen, daß die Abfuhr des gefchlagenen Hol— zes ohne Befchädigung der jüngern Bejtände und möglichft bequem erfolgen fann. 5) Wo die Forften mit der MWeideberechtigung belaftet find, follen die Schonungen in den verfchiedenen Weidebezir- fen fo vertheilt werden können, daß immer die gefegliche oder nöthige Weidefläche in jedem offen bleibt, auch der Triftzug nicht geftört wird. En 6) Die Vertheilung der Holsgattungen und Altersklaf- jen im Neviere fol in der Art ftattfinden, daß überall fo- wohl den gefeglichen Anfprüchen der Berechtigten genügt wird, ald die Bedürfniffe der Anwohner des Waldes befriedigt werden können. *) Jede diefer Rüdfichten und Forderungen fann eine an— dere Beitandsordnung bedingen, es fann aber bald die eine, bald die andere entweder gar nicht vorhanden, oder auch ſehr überwiegend fein, Darum ift e8 gar nicht denfbar, daß jedesmal eine normale, überall anwendbare Beftandsordnung, auch nur für eine und Diefelbe Holz- und Betriebsart, auf: geftellt werden fünnte, Dies um fo weniger, als fie außer: dem unbedingt auch der Terrainbiltung, und felbft der Bo- denbefchaffenheit angepaßt werden muß, denn nur auf der Ebene bei gleichen Boden- und Beitandsverhältniffen kann man fie willführlich und gleichförmig herftellen. Unläugbar find regelmäßige Wirthfchaftsfiguren auch am erjten geeignet, eine regelmäßige Beitandsordnung ganz, wie man fie wünfchen muß, zu bilden, und daher verdient auch in dieſer Beziehung eine geometrifche Eintheilung, wo— Durch Diefe hergeftellt werden, den Vorzug vor der natür— lihen. Sie kann aber nur dann ftattfinden, wenn die Ter— rainbildung und die Beftandsverhältniffe e8 erlauben, die da— durch beftimmten Schlaggrenzen innezuhalten. Bevor man daher überhaupt an eine Eintheilung den- fen fann, muß man fih fragen: welche Beftandsordnung erjcheint nach Erwägung aller auf fie einwirfenden Verhält- nifje als die zwedmäßigfte, die man demgemäß herzuftellen fuhen muß? Wie weit erlauben die Bodenbildung und Die Beftandsverhältniffe, ſchon jest im erften Umtriebe, oder *) Das Nähere ber Herftellung einer zwecfmäßigeu Beſtandsord— nung Später, — ——— wenigſtens fpäter, eine ganz normale Gruppirung der Be— ftände durchzuführen, oder in welcher Art ift man genöthigt, fie mit Nüdjicht auf die vorhandenen örtlichen Zuftände zu modificiren? — In welcher Form und Größe werden die Wirthichaftsfiguren am paſſendſten abgetheilt, um zur Bil: dung der verlangten Beftandsordnung am vortheilhafteften benugt werden zu können. Nichts ift Lächerlicher, ald dies Alles ducch Inſtruktio— nen vorjchreiben, diefe Fragen durch fie gleichfam fchon im Boraus beantworten zu wollen. Die zwedmäßige Beftands- ordnung, oder was daſſelbe ift, Schlageintheilung in einem großen Erlenbruche, wo ſich alle Schläge womöglich an die Ablagen und Abführwege oder Kanäle anfchließen müffen, ift eine ganz andere, als die in einem Mittel oder Nieder: walde, bei denen man dieſelbe nur mit Rüdficht auf bie Weide und den Triftzug bilden muß. Da, wo der Sturm das gefahrdrohendjte Uebel ift, ordnet man den Hieb und die Beftände anders, als da, wo man den Froftfchaden am meijten fürchte. Wo das Holz geflößt oder verfohlt wird, muß eine andere Vertheilung der Altersflaffen erfolgen, als da, wo es an jehr verjchiedene Gegenden im kleinen Land— verfaufe abgegeben wird. In fervitutfreien Nevieren fallen alle Rüdfichten hinweg, deren Beachtung in fervitutbelaftes ten oft jo wichtig ift. Es kann die Heritellung einer guten Beftandsordnung von der größten Wichtigkeit fein, es ift aber auch denkbar, daß es fehr gleichgültig fein kann, wie die Altersflafjen geordnet und vertheilt find, und daß es ges nügt, wenn nur in jeder einzelnen Wirthichaftsfigur, wie fie die Natur oder der Zufall gebildet hat, ein regelmäßiger, gleichaltriger Beftand hergeftellt wird. Darin liegt die Er— Elärung, warum Gotta und die Forftwirthe, die im Nadel: holze wirthichafteten, auf die Herftellung einer guten Bes a ftandsordnung fo großen Werth) legten, Hundeshagen und die Forftwirthe, die nur Buchenwälder mit natürlichen Schlag- figuren im Auge hatten, diefem Gegenftande fo wenig. Auf- merffamfeit widmeten. Darum muß für jeden einzelnen Fall dieſer Gegenftand fpeciell erörtert werden, um fo zu erfahren, wie e8 nach den Verhältniffen zweckmäßig fiheint, Es müf- fen die Opfer, die man zur Herftellung einer zweckmäßigen Beftandsordnung vielleicht bringen muß, mit dem Gewinne verglichen werden, den man wahrfcheinlicher Weile Davon zu erwarten hat. 3. Durch die Eintheilung in Wirthfchaftsfiguren be= zweckt man ferner zweckmäßige Schlaggrenzen zu erhalten, a. um die Hiebsführung pafjend und beftimmt vorfshreiben zu können, gute HiebSleitungslinien herzuftellen, b. um Schlagränder zu erhalten, welche die jungen Hölzer in den Schlägen gegen Dürre, Sonne, Froſt, das alte Holz gegen Sturm jchüßen, e. damit die Schläge bequem zur Abfuhr an den Wegen liegen, d. damit die Schonungen am wenigften von Dem Weidevieh zu fürchten haben, e. um die Schläge fo zu ordnen, Daß das freigeftellte ältere Holz nicht durch Sonnenbrand, Sturm, Froft ac. leidet. Alle dieſe Anforderungen an gute Schlaggrenzen wer- den entjchieden durch gerade Linien am beften erfüllt, fobald die Abfuhrwege, Triften und Hiebsgrenzen auf fie verlegt werden können, weil te am leichteften zu erkennen und offen zu halten, oder, auf der arte eingetragen, auch wieder auf- zufinden find, im Fall fie verwachlen, folglich am dauer: haftejten find, — weil man bei ihnen den Wegen die Eleinfte Fläche ein- zuräumen braucht, — die Hiebsrichtung fich am beftimmteften bezeichnen läßt, — Kritische Blätter 31. Bd. I. Heft. F Se weil fich auch überhaupt durch fie alle die oben bezeich- neten Zwecke am beſten erreichen laffen. 4, Wieder ein Zwed der Cintheilung eined Waldes in Wirthichafts- oder Schlagfiguren ift, die Flächen und durch fie die Erträge des ganzen Umtriebes für die einzelnen Zeit- abjchnitte gleichmäßig, oder nach einem beftimmten Geſetze vertheilen und die Ertragsberechnung binfichte ihrer Richtig— feit befler controliven zu fünnen. Daß das Erftere bejon- ders eher gefchehen fan, wenn man den Wald in lauter einzelne Heine Theile fondert und von jedem derjelben den Ertrag, den er liefern wird, ermittelt, als wenn große Wald- mafjen ungetheilt zufammenliegen, wird feines weitern Be— weijes bedürfen. Wäre die zufammenbhängende Fläche eines großen Wal- des ganz gleichmäßig beftanden, jo daß von einem Morgen, wenn er zur Benutzung fommt, fo viel Holz erfolgte, als von dem andern, fo würde man allerdings leicht für jeden Zeitabfchnitt oder jede Periode eine beftimmte Fläche abthei- len fönnen, auf der das für fie bejtimmte Holzquantum ftehet. Lüge diefe ganze Fläche aber im Zufammenhange, fo würde man durch die Führung des Gontrolbucdhes immer erft am Ende der Periode erfahren, ob die Schägung rich— tig gewejen fei, und war fie es nicht, jo würde es fchwer oder unmöglich jein, die Holzung im Yaufe der Wirthichaft fortwährend fo zu regeln, daß man wirklich die periodijche Flächentheilung genau innehalten kann. Hat man die Be: tiodenfläche in lauter einzelne Theile geſondert, wovon jeder für fih abgefhägt ift und in kurzer Zeit vollftändig abge- trieben wird, fo kann man die Nichtigkeit der Schägung fort- während dadurch controliren, daß man die Ergebnijje der Holzung mit den Annahmen bei der Beitandsaufnahme ver- gleicht und danach den Einſchlag regelt, ii Iſt nun aber die Beriodenfläche ungleich beftanden, fo muß man fie nothiwendig in Heinere Theile fondern und die Holzmafje eines jeden bejonders beftimmen, um der Periode die richtige Fläche und Holzmafje geben zu fonnen, Da nun diefer Fall aber wohl die Regel bildet, fo fann man wohl den Sat aufitellen, daß eine Verbindung der Flächen- mit der Holziheilung überhaupt nicht Denfbar ift, wenn nicht vorher größere zufammenhängende Waldflächen in lauter fleine Theile von befannter Größe gejondert find. Sollen diefe Controlfiguren aber ihren Zwed volfommen erfüllen, jo müſſen fie leicht erkennbare, fejte und dauerhafte Begren— zungen erhalten. Dieje werden, fobald es nicht fcharfbezeich- nete Naturgrenzen find, ſtets am beften durch gerade Linien gebildet, wie fie bei der regelmäßigen Gintheilung gezo— gen werben. 5. Nicht blos in Bezug auf die Führung des Control: buches fann man diefe Schlagfiguren auch wohl Eonteol- figuren nennen, fondern fie find es auch hinfichts der ganzen Wirthichaftsführung, und auch deshalb ift eine Eintheilung des Waldes in folche ganz unentbehrlich. Dadurch, daß für jeden einzelnen Kleinen Theil des Waldes vorgejchrieben wird, welchen Beſtand er erhalten fol und wie er, um dieſen her— zuftellen, behandelt werden muß, zu welcher Zeit er zum Hiebe fommen fol, wird erft der allgemeine Betriebsplan zur fpecielen Ausführung gebracht, werden erft die Vor: jchriften zur eigentlichen Wirthfchaftsführung gegeben, Ob fie befolgt werben, das fann man nur dann genau überwas chen, wenn die Reihenfolge wenigftens im Allgemeinen be- ftimmt wird, in der jeder Diefer Theile in Betrieb genommen werden fol, und wenn bei der Nevifion geprüft wird, ob diefer Beftimmung gemäß gehandelt worden ift. Sind Diefe Wirthfchaftsfiguren von feften, leicht erfenntlichen Grenzen 52 — MW — umgeben, fo ift Dies nicht blos leicht, fondern es kann auch eine ſichere und bequeme Controle über den ganzen Einschlag und defien Berrechnung geführt werden. Auch in diefer Be— ziehung werden die Wirthfchaftsfiguren am zwecmäßigiten durch gerade Geſtelle, welche nach einer beftimmten Richtung zu ziehen, begrenzt. 6. Noch ein Zwed der Eintheilung ift, die Orientirung im Walde zu erleichtern, denn in einer großen zufammen- hängenden Waldfläche, in der die feiten auf der Karte be- zeichneten Punkte fehlen, erfordert es eine fehr genaue Lo— falfenntniß, die man nur in längerer Zeit durch vielfachen Beſuch des Waldes erwerben kann, wenn man jedesmal wiffen will, an welcher Stelle defielben man fich befindet. Dei einer ganz regelmäßigen Eintheilung, wie die Preußiſche Sageneintheilung iſt, bei der fih alle Geftelle im rechten Winkel durchfchneiden und wo an den Ecken die Nummer: prähle ftehen, die Geftelllinien bezeichnet find, ift dies fo einfach und leicht, Daß jeder Menfch, auch wenn er vorher den Wald noch niemals betrat, jeden beliebigen Bunft auf- finden kann, fobald er im Stande ift, Die Geſtelle zu ver- folgen. Bei der Eintheilung in natürliche Wirthfihaftsfigu- ven ift Dies allerdings ſchon viel fchwieriger. Meberbliden wir nun alle Zwede, welche durch die in Rede ftehende Eintheilung erreicht werden follen, jo wird es jich unleugbar herausftellen, daß man diefelben mit einer für fie berechneten geometrifchen und regelmäßigen Eintheilung befier erreichen kann, als wenn man fich mit der Durch Zufall oder ohne Beachtung bderjelben entftandenen natürlichen Einthei- lung begnügt. Wir ftellen daher die Negel für fie auf, daß überall, wo die erftere ausführbar ift und für dieſe Zwecke benugt werden kann, eine regelmäßige geometrifche Einthei- lung eintreten muß. Sie verliert aber jede Bedeutung, wenn rn - er man die Geftelle, durch welche fie ausgeführt wird, nicht als Schlaggrenzen brauchen kann, oder, was daſſelbe ift, wenn man durch fie feine wirklichen Schlagfiguren zu bil- den im Stande ift. Wo Berghänge, Felder, Wiefen, Straßen, Gewäfjer natürliche Schlagfiguren bilden, Deren Grenzen man bei der Schlagführung nothwendig innehalten muß, da fann man diefe nicht willführlich bilden wollen. Eine Jageneintheilung im Gebirge, wie fie Hartig ver- langte, bei der man die Geftelle für feinen der obenbezeich- neten Zwerfe benugen kann, ift lächerlich und hat gar feinen Sinn. Dies it auch ſchon jo allgemein anerfannt, daß es wohl. nicht nöthig ift, darüber erſt roch etwas zu fagen. Man wird daher überall, wo fich von Natur oder durch Zufall ſchon natürliche Schlaggrenzen gebildet haben, Diefe benußen müflen; es fommt dann nur darauf an, Diefe na= türliche Eintheilung duch Theilung der vorgefundenen, burch natürliche Grenzen gefonderten größern Flächen zu vet- vollftändigen. Wenn oben nachgewiefen worden ift, Daß durch eine geometrifche und regelmäßige Eintheilung die Zwede, we: gen welcher man jie macht, ohnitreitig am beiten erreicht werden fünnen, fo folgt daraus auch, dag man einmal auf Diefe nur dann verzichten und fich mit der natürlichen be- gnügen muß, wenn fte nicht jo ausgeführt werden kann, daß dadurch zwedmäßige Schlagfiguren gebildet würden, Dies ift vielleicht nur bei einem Theile eines einzutheilenden Reviers der Fall, der andere läßt fich ohne Hindernig re— gelmäßig eintheilen. So giebt es viele Gebirgsreviere, Die theilweife aus Berghängen bejtehen, in denen aber auch wie- der größere Flächen auf Dem Gebirgsplatenu liegen und eine Ebene bilden, die ſich ganz gut in regelmäßige Wirthichafts- figuren zerfchneiden läßt. In einem folchen Falle wird man = wWw= fih mit der natürlichen Eintheilung auf die Theile des Ne- viers befchränfen müffen, die feine regelmäßige geftatten, diefe abjchneiden, um für fie befondere Schlagflächen zu bil- den, dagegen aber die Ebenen wieder befonders nach dem Bedürfniffe der Wirthfchaftsführung behandeln können. Noch häufiger werden größere Waldflächen von einzelnen Thalzügen, Gewäſſern, Wiefen, Straßendurchgängen durch- fhnitten, durch die natürliche Schlaggrenzen gebildet werden zwifchen denen aber große Diftrifte liegen, bei Denen gar fein Hinderniß ftattfindet, fie vollfommen regelmäßig einzutheilen, wenn man jede dieſer größern Flächen in Bezug auf die Eintheilung als ein für ſich beftehendes Ganzes betrachtet, wobei e8 aber nicht möglich ift, ‚allen Geftellen durch das ganze Revier ein und diefelbe Richtung zu geben, oder alle Wirthfchaftsfiguren gleich groß zu machen, Cine vollfom- mene Negelmäßigfeit, wie fie die Inftruftion zur Jagenein- theilung vom Jahre 1819 für die Preußifchen Staatsforften vorſchreibt, ift dann allerdings nicht zu erreichen, indem Die ſchon vorhandenen unregelmäßigen Schlaggrenzen beibehalten werden müfjen, da fie fih nun einmal nicht ändern laffen. Es wäre offenbar ganz unzwedmäßig, wenn ein tiefer Fluß oder eine lange Niederung von Wiefengründen das Re— vier durchziehen, die Schlagflächen fo abtheilen zu wollen, Daß die einzelnen Theile derjelben durch dieſe von einander getrennt werden, Man ift dann genöthigt, fich mit der Ein- theilung an diefe natürlichen Schlaggrenzen anzulehnen und die Abtheilungslinien oder Schneißen fo zu legen, daß bie möglichft zu erlangende Negelmäßigfeit der Schlagflächen in den einzelnen Diftriften dadurch hergeftellt werde. Aber auch da, wo überhaupt nur eine Eintheilung in natürliche Wirthichaftöfiguren möglich ift, wird man fich den- noch möglichit bemühen müſſen, bei der Zertheilung der gro- — ——— ßen Flächen in kleinere ſich ſoviel als möglich immer der regelmäßigen Eintheilung anzunähern. Folgendes Verfahren dürfte Dabei zu empfehlen fein. Man fondere zuerft die Flächen aus, welche überall von natürlichen Schlaggrenzen, die man unbedingt bei ber Schlagführung immchalten muß, umgeben werden. Man fann dies auch wohl jo bezeichnen, daß man fagt: man beginne mit der Diftriktsbildung fo, daß man Die Fläche als einen befondern Diftrift anerkennt, die mit feften, unabänderlichen und erkennbaren natürlichen Grenzen umgeben ift, Ob in einem Forftorte folche mit verfchiedener Benennung liegen, ift weiter nicht zu beachten, denn die Grenzen derfelben find theils oft unbeftimmt, theil8 fo unzweckmäßig in Bezug auf Beſtandsordnung und Wirthſchaftsführung, daß man auf ſie nicht Rückſicht nehmen kann. Blos wenn durch ſie zugleich Servitutgrenzen gebildet werden, muß man allerdings Rück— ſicht auf ſie nehmen. Jeder dieſer größern, von natürlichen Grenzen umgebenen Diſtrikte wird dann für ſich in die für ihn paſſenden Schlagfiguren getheilt. Dieſe können nach der Terrainbildung und der Art der Wirthſchaftsführung in die— ſem Diſtrikte unendlich verſchieden ſein, da ſie ſich dieſen ſtets anpaſſen müſſen. Ein langgedehnter Berghang kann einen Hiebszug bilden, der durch mehrere breite Sicherheits— ſtreifen für mehrere Zeitabſchnitte getheilt wird, wo die Schläge von der Bergkante bis in das Thal herabziehen. An einem iſolirten Bergkegel können unten breite, gegen den Gipfel zu ſpitz zulaufende Schlagfiguren gebildet werden. Auch iſt es denkbar, daß dieſer Berg oben ein bewaldetes Plateau bil— det, was als beſondere für ſich beſtehende Schlagfigur be— handelt werden muß. Bei einem langgeſtreckten Bergrücken mit ſcharfem Grate kann man die Theilungslinie der beiden Hänge, z. B. des Süd- und Nordhanges, bald auf dem Rüden durchgehen laſſen, was das Natürlichite ift, bald muß fie wieder, um Windbruch zu vermeiden, "unterhalb des Rückens gelegt werden. In fteilen Bergen müfjen fich wies der die Schlagfiguren an die Abfuhrwege, Flößbäche u. ſ. w. anlehnen, da hier die Nücficht, den Transport zu erleich- tern, oft die überwiegende ift. Die örtlichen Verhältniſſe, welche auf die Bildung der einzelnen Schlagfiguren einwir— fen, find in den Gebirgen oft jo unendlich verichiedenartig, daß fich gar feine beftimmten Regeln für die Bildung von Schlagfiguren in ihnen geben laſſen; der praftiiche Takt des Forſtwirths, der ſie anordnet, muß vielmehr in jedem ein— zelnen Falle das Richtige herausfühlen. Dabei darf er aber dennoch die allgemeinen Grundſätze, nach denen jede Ein— theilung ohne Ausnahme ausgeführt werden muß, nicht ver— geſſen, vielmehr muß er ſie gerade hier recht ſcharf im Auge behalten und ſorgſam darauf ſehen, daß gegen ſie nicht ver— ſtoßen wird, ſoweit dies nur irgend möglich iſt. Dahin gehört: 1) Daß die Schlaggröße eine paſſende iſt. Eine ganz gleiche iſt natürlich bei Diſtrikten von ganz verſchiedenem Flächeninhalte niemals zu erreichen, auch nicht nöthig, aber annähernd müfjen die Schlagfiguren immer jo groß gebildet werden, Daß fie für den Abgabefag des Reviers pafjend find. 2) Daß die Form der Schlagfiguren für Die herzuftel- gende Beitandsordnung paßt, wie man fie nach den beitehen- den Berhältnifen für zweckmäßig und ausführbar erfennt. Um hiergegen nicht zu fehlen, ift es zwedmäßig, auf einer Terrainfarte, auf der man die Zerrainbildung vollitändig überjeben fann, eine ideale Beitandsordnung zu projeftiven, die dann fo weit modifteirt werden muß, wie e8 der gegen- waͤrtige Zujtand der Beſtände unvermeidlich macht. 3) Die Schlaggrenzen müſſen überall den oben bezeich- neten Anforderungen entiprechend ſein. a 4) Die Hiebsleitung muß, befonders da, wo Wind— bruch zu flicchten ift, zweckmäßig geführt werden fünnen. 5) In jeder Schlagfigur muß wo möglich eine Einheit des Beltands in Bezug auf Alter, Bewirthfchaftung und Benutzungsart herzuftellen fein, 6) Die Abfuhr muß möglichjt bequem erfolgen fünnen. Es iſt in dem DBorftehenden auszuführen vwerfucht wor- den, daß die Echlagfiguren von ſehr verfchiedener Größe und Form fein müffen, wenn fie ſtets dem Zwecke entfpre- chen follen, den man durch fie erreichen will. Darin liegt nun aber auch ſchon der Beweis, daß die Geitelle, Schnei- Ben oder Zheilungslinien, Durch welche die Eintheilung bewirft wird, nicht nach gleicher Nichtung und überhaupt nicht nach überall gleichen Grundſätzen gezogen werden kön— nen. Auch in diefer Beziehung muß man zwar bemühet fein, fo viel al8 e8 irgend möglich iſt, Dabei ftetS eine ge- wiffe Regelmäßigfeit herzuſtellen, aber Dies darf nicht fo weit ausgedehnt werden, daß Died auf Koften der Benugbarfeit gefchiehet. Die Geftelle bilden die Hiebsleitungslinien, die Schlaggrenzen, und durch fie wird die Größe und Form jes der Wirthſchaftsſigur beſtimmt. Sie müſſen ſich folglich der Form der ganzen einzutbeilenden Waldfläche anpafien, um jo viele gleich große Wirthichaftsfiguren von gleicher Größe bilden zu können, die am beiten der hberzuftellenden Beſtands— ordnung entiprechen. Es ift wünſchenswerth, fie durch alle Theile eines oder mehrerer zufammenliegenden Neviere in einer und Derfelben Nichtung zu ziehen; aber wenn dies auf Koften ihrer Benußbarfeit für die Wirthichaftsführung gejchehen follte, fo wäre es entjchieden ganz unzwedmäßig. Die Sturmgegend fann in einem und demfelben Reviere, wenn es von offenen Thalzügen oder größeren Seen durchfchnitten wird, eine ſehr verſchiedene fein, fo Daß auch der Hieb, wenn = WW mon Mindbruch vermeiden will, ebenfalls nach verfchiedener Richtung hin geführt werden muß. Da man dabei aber na- türlich fich mit der Hiebsführung an die Geftelle anlehnen muß, fo können diefe auch nicht immer nach ein und der: jelben Himmelsgegend zu geführt werden. Liegen die Wald- flächen, welche ein Revier bilden, nicht zufammen, fo ift gar fein Sinn darin, überall ein und diefelbe Richtung bei den Geftellen beizubehalten; jeder größere iſolirte Waldförper muß dann für fich eingetheilt und die Richtung der Geftelle zweckmäßig angeordnet werden. Dafielbe gilt auch von gro- Ben Diftriften, die zwar unmittelbar mit einander grenzen, Die aber durch tiefe Thäler, Flüffe 2c. fo von einander getrennt find, daß für fie eine felbftändige Beftandsordnung entworfen wers den muß, zu der die andern Diltrifte in gar Feiner Beziehung ftehen. Sind in ihnen vielleicht fogar Holggattung, Betriebs- art oder Umtriebszeit verfchieden, jo muß felbftredend Die ganze Eintheilung, mithin auch die Richtung der Geſtelle für jeden einzelnen Diftrikt befonders entworfen werden. Das giebt freilich auf der Karte fein fo fchönes überfichtliches Bild, feine fo leichte Drientirung im der Stube, wie eine Preußiſche Jageneintheilung, durch die oft Waldflächen von mehr als hunderttaufend Morgen in ganz gleiche Vierecke zerfchnitten werden, aber brauchbarere Wirthfchaftsfiguren. Ja es erleichtert fogar im Walde felbft oft fehr die Orien— tirung, wenn man vielleicht die Geftelle nur auf Fürzere Entfernungen verfolgen Fann. Auch über die Breite der Geftelle, in welcher ſie auf- gehauen werden follen, läßt fich durchaus feine beftimmte Vorichrift geben, das hängt von dem Gebrauche ab, den man von ihnen machen will. Sollen fie als Straßen, Triften benugt werden, jollen fie Schuß gegen Feuer gewähren, ver— langt man, daß an ihnen fih Windmäntel bilden follen, — — oder will man ſie als Ablagen und Kohlplätze verwenden, ſo müſſen ſie oft mehrere Ruthen breit offen erhalten wer— den. Verlangt man nichts weiter, als daß durch ſie Viſir— linien gebildet werden ſollen, durch die man die Richtung, in der ſie fortziehen, erkennt, und ergänzt man die Bezeich— nung der Schlaggrenzen durch Steine und Gräben, ſo kön— nen ſie ſehr ſchmal ſein. Sie müſſen ſogar in haubaren, dem Windbruche ausgeſetzten Beſtänden vorläufig, bis zur nächſten Verjüngung, ſo ſchmal als nur irgend möglich auf— gehauen werden, um dem Sturme nicht eine Oeffnung in die geſchloſſenen Beſtände zu bahnen. So kann man denn wohl mit Recht ſagen: es laſſen ſich durchaus keine ganz beſtimmten Vorſchriften für die Ein— theilung in Wirthſchaftsfiguren geben, es muß die Art und Weiſe derſelben vielmehr jedesmal den eigenthümlichen Ver— hältniſſen jedes einzelnen Reviers oder größern Waldkörpers angepaßt werden. Dies iſt auch nur der allgemeine Grundſatz, den man überhaupt hinſichts der Wirthſchaftseinrichtung und der Nach— zucht der Beſtände befolgen muß. Das Alles durch beſtimmt vorgeſchriebene Inſtruktionen ausgeführt und betrieben zu verlangen, zeigt, daß man kein Zutrauen zu dem ausfüh— renden Forſtperſonale hat und daß die ganze Forſtwirthſchaft noch auf einer jehr niedrigen Stufe ftehet. Es giebt zu er— fennen, daß die obere Forjtverwaltungsbehörde glaubt, felbit bis in das Einzelne verwalten und wirthfchaften zu müffen, weil ihre Untergebenen dazu noch unfähig find. Dadurch fönnen aber höchitens ganz grobe Fehler vermieden, niemals fann eine wirklich zweckmäßige Wirthichaft Dadurch hergeitellt ‚werden, Darum find auch viele Dinge jetzt aus den In— ftruftionen verfchwunden, die man früher darin aufnehmen zu müffen glaubte. Entweder man erläßt gar feine Inftruftion — — zur Holzkultur mehr, oder man handelt darin wenigftens nicht mehr von der Reife und Sammlung der Holzfämereien, von der Beichaffenheit der Pflanzen u. f. w., weil man vor— ausfeßt, daß ein gebildeter Forftmann dies Alles fchon wif- fen muß. Gehen wir nun auch noch weiter, wenn die Bildung unferer deutfchen Forftmänner vorjchreitet, und fchreiben wir ihnen fo wenig mehr fpeciell vor, wie eine Eintheilung gemacht werden ſoll, als wie der Zuwachs zu berechnen ift, begnü- gen wir und mit der allgemeinen Anordnung, wie eine jolche oder eine Betriebsregulirung überhaupt ausgeführt werben fol. Es ift ganz in der Ordnung, daß von der Eentral- ftelle der Staatsforftverwaltung bejtimmt wird, ob eine Flä— chentheilung mit der Holztheilung verbunden werden ſoll und in welcher Art im Allgemeinen, dag Wirthichaftsftguren ges bildet werden müſſen und dabei der Negelmäßigfeit derjelben möglichit nachgeftrebt wird; denn die Anfichten auch der ge- bildeten Forftwirthe fünnen darüber ſehr verfchieden fein, und die allgemeinen Grundfäße, nach denen hierbei verfah- ven werden fol, müſſen feititehen, um der Verwaltung die erforderliche Einheit zu geben. Aber wenn die Vorjchriften zur Ausführung derjelben bis zu den kleinſten Einzelnheiten gehen, die Initruftion überall einem weitläuftigen VBortrage vom Katheder gleicht, der Negierungsverftand überall vorteitt und dem Förfterverftande jede Aeußerung unterfagt: jo iſt Das eine Injurie, die fich die Gentralitelle gegen ihre Untergebenen zu Schulden fommen läßt, fobald dieſe jo weit Durchgebildet find, daß fie das dadurch ausgeiprochene Mißtrauen nicht | verdienen. Ein guter, in allen Theilen gleich vollkommner Be- triebeplan ift ein Kunſtwerk, was defto fchwieriger wird, je weiter der Forit, für den er gemacht wird, vom normalen nr — Zuftande entfernt ift. Ein Künftler, der nad) Inſtruktionen arbeiten fol, um ein ſolches herzuftellen, der Dabei nirgends feinen eignen Ideen folgen fann, fondern Alles nach Vorfchrift bis in das Fleinfte Detail ganz fo herzuftellen gezwungen wird, wie das Mufter es angiebt und wie andere Künftler ebenfalls arbeiten müffen, wird fchwerlich etwas Ausgezeich- netes leiſten. Man ziehe ſich nur recht Fräftige, praftifche und wif- ſenſchaftliche Forftwirthe an und man fann dann getroft auch ohne fpecielle Snftruftionen eintheilen und tariren laſſen. Wir haben drei verfchiedene Formen der regelmäßigen Eintheilung: für den Hochwald die in Jagen (Bierede), oder in Hiebszüge oder Echlagtouren, für den Mittel- und Niederwald in Jahresſchläge. Die Eintheilung in regelmäßige Vierecke, oder in Figu— ren, Die fich dieſen Doch fo viel als möglich nähern, wird vorzugsweile für Kiefern, Buchen, oder auch wohl den Mit- telwald, wenn man ihn nicht in Jahresſchläge theilen Fann, angewandt. Sie ift auch die pafjendfte für alle Wälder, in welchen man große offene Schläge führen will, welche die volle Einwirkung des Lichtes genießen müfjen, wie Die Kiefer. Ebenfo eignet fie ſich mehr für die Wirthichaftsführung in Buchen, welche durch Samenfchläge verjüngt werden, und für den Mittelwald, weil man in dem Vierecke die Befchat- tung, von Samenbäumen oder Übergehaltenem Oberholze her— rührend, gleichmäßiger vertheilen kann, als auf den ſchmalen Schlagſtreifen, wie ſie bei der Eintheilung in Hiebszüge kahl gehauen werden, wo der Einfluß der vorſtehenden Holz— wand mitwirfend bei der Befchattung ift, fo daß man Diefe durch die ftehengebliebenen Bäume nicht fo gleichmäßig ver- theilen kann. Die Eintheilung in Vierecke, oder in Jagen, ift jo be- = Ga fannt und es ift fchon fo viel darüber gefchrieben, *) daß wir glauben, fie bier ganz mit Stillfchweigen übergehen zu fünnen. Ebenſo kann die Eintheilung in Jahresichläge hier unbeachtet bleiben, da ſich dieſer Aufſatz lediglich auf die Bildung der Wirthichaftsfiguren im Hochwalde beziehet. Da- gegen ſoll die Eintheilung in Hiebszüge hier näher erörtert werden, da dieſelbe erft in der neuern Zeit eingeführt wor— den ift und die Theorie derfelben noch nirgends vollftändig entwidelt wurde. Diefe Eintheilungsmethode, welche bisher in der Regel nur auf die Fichtenwälder angewandt wurde, Doch aber auch für Kiefern den Vorzug verdienen dürfte, wo Diefe dem MWindbruche ebenfo jehr unterworfen find wie die Fichte, hat den Zwed: den Wald in lauter Nechtedfe zu zertheilen, von denen man alljährlich einen fchmalen Schlagftreifen gegen die Sturmgegend zu abtreibt. Es verftehet fich Dabei von felbit, daß die Eintheilung in lauter regelmäßige und gleich große Nechtefe, die man allmälig in jährlichen aneinander gereiheten Schlägen abholzt, nur das deal ift, was man bei der Eintheilung zum Grunde legt, Daß dieſe fich aber der Terrainbildung noch weit mehr anfchließen muß, als Die Sageneintheilung, was auch gleich näher erläutert werden joll. Die Eintheilung eines Waldes in Hiebszüge unterjcheis det fi) von derjenigen in Jagen wejentlich Dadurch, daß der Hiebszug niemals eine Schlagfläche bildet, Die man mit einem Male in Betrieb nimmt, fondern eine größere Be- triebsfläche, in welcher man die jährlichen Schläge in einer und derjelben Richtung aneinanderreihet, um darin ein Al: teröklafjenverhältniß herzuftellen. Sie bat Daher weder eine *), Eiche die Forfttaration in ihrem ganzen Umfange, von Pfeil. 2te Auflage. Berlin 1843. ©. 167 u. ff. in A beftimmte Größe, wie das Jagen, noch eine fo beftiminte Form, indem ſich die Hiebszüge immer entweder der Ver- tainbildung oder der herzuftellenden Beftandsorbdnung in Bezug auf beides anpafjen müſſen. Da man einen Hiebszug nicht mit einem Male in Be- trieb nimmt, vielmehr bald mehr, bald weniger Jahre über dem Abtrieb der Beſtände verfließen, die er umfaßt, fo kann man ihn daher auch nur in dem Sinne eine Schlagfigur nennen, daß er die Form und Nichtung der Schläge be- zeichnet, nicht aber die Schläge felbft, wie Dies bei der eigent: lichen Sclagfigur im engen Sinne der Fall if. Man wird daher den Hiebszug auch mehr als eine Wirthichafts-, denn als eine Schlag- Figur bezeichnen müſſen. Die Idee, welche der Eintheilung der Wälder in Hiebs— züge zuerft zum Grunde lag und woraus fich erſt fpäter Die ganze Theorie derjelben entwidelt hat, war ohnftreitig Die: Diejenigen Flächen des Waldes auszufondern, welche als natürliche geößere Wirthichaftsfiguren eine felbftändige Hiebs- leitung erhalten müffen, um dieſe für fie anordnen zu kön— nen, So bilden die Berghänge zu beiden Seiten eines Thals gleichfam natürliche Hiebszüge, die duch die Thalfoole, die obere Bergfante und die Wendungen des Thals, die vor— jpringenden Rüden oder Niefen, wodurch eine Aenderung der Sturmgegend bewirkt wird, begrenzt werden. Man teihet an ihnen Die Schläge, der Sturmgegend entgegen- hauend und fo, daß diefe am Berghange herab, von oben bis in das Zhal, oder in höhern Gebirgen bis an einen Abfuhrweg laufen, und fucht dadurch in jedem diefer Berge hänge für fich ein folches Altersflaffenverhältniß herzuftellen, daß Fünftig, wenn das Holz auf den abgetriebenen Schlä- gen wieder haubar ift, auf jedem Schlage Holz ftehet, was das volle Haubarfeitsalter erreicht hat. ur — Ebenſo Fann ein ijolirter Bergfegel oder das Plateau eines Berges einen natürlichen Hiebszug, oder auch zwei, bilden, indem man die Schläge an beiden Seiten des Ber- ges gegen die Sturmgegend zu führt und als legten Schlag vielleicht die Bergkuppe betrachtet, oder die Bergebene als befondern Hiebszug behandelt. Es gehet jchon hieraus hervor, daß, wenn man bie Hiebszüge nach der Terrainbildung ordnet, fie eine ſehr ver— fchiedene Größe haben können; denn wenn man z. B. einen Derghang als einen felbftändigen Hiebszug betrachtet, in welchem man die Schläge ununterbrochen in regelmäßiger Aneinanderreihung fortführt, um an ihm ein normales Als tersflafienverhältniß herzuftellen, jo Daß man in jedem Schlage fünftig vollfommen haubares Holz vorfindet, fo kann er, je nachdem er groß oder Fein ift, eine ſehr verfdiedene Zahl von Jahresfchlägen enthalten. Diefe kann ebenfo gut Das ganze Umtriebsalter umfaffen, wie eine halbe Beriode. Wenn jedoch der Hiebszug ein fehr langer, die Breite entweder duch die Bodenbildung bejchränft ift oder doch niemals Die zweckmäßige Länge eines Schlaged überſchreiten darf, fo daß fie nöthigenfalls bis auf dieſe durch Theilung dev Hiebszüge befchränft werden muß, fo wird man zwedmäßig nach Zeit: abjcehnitten, Decennien, Duinquennien oder Berioden abtheilen. Dies ift einmal nöthig wegen Führung der Gontrolbücher, um die Angaben der Schägung mit den Nejultaten der Hol- zung von Fleinern Flächen vergleichen und danad) den Ab: gabefag fortwährend regeln zu fünnen. Dann ift es aber in Fichten, die dem Windbruche unterworfen find, nöthig, Den Zufammenbang der gejchlofjenen Beftände auf größeren Flächen buch Sicherheitsftreifen zu unterbrechen, um kleinere Ab- Schnitte mit Windmänteln zu erhalten, da man niemals wiſ— jen fann, ob nicht einmal der Sturm einem angelauenen Ge — Beftande in den Nüden kommt und ihn über den Hau- fen wirft. Durch dieſe breiten Sicherheitsftreifen, die in der Richtung der Schläge mit ihren Windmänteln an den Rändern ziehen, fucht man deshalb Sturmdämme zu bilden, an denen fich die Gewalt der Winde bricht. Diefe natürlichen Hiebszüge im Gebirge bilden fich viel- fach fo von felbft, daß fie auch oft von denen innegehalten werden, die feinen klaren Begriff von der Nothwendigfeit der Herftellung einer geregelten Beftandsordnung, beſonders im Nadelholze der Gebirge, haben. Die Nothwendigfeit, das Holz auf dem Schlage in das Thal herabzubringen, den Hieb an der Bergwand hinzuführen, um den Windbrud) zu verhüten, die einer Führung von fehmalen Schlägen, um da, wo feine Kultur aus der Hand ftattfindet, eine Ueber— ftreuung des Schlages mit Samen vom Borftande zu er- halten, führt von felbit dazu, Diefe längs einer Bergwand, die in der Bergbildung ihre natürlichen Grenzen hat, an— einandergereihet fortzuführen, fo lange es der Holzbeitand erlaubt. Aber man bejchränft fich bei der Hiebsführung ge- wöhnlich darauf, dieſe natürlichen Hiebszüge nur dann zu beachten und innezuhalten, ‘wenn fie von der Natur soll- ftändig ausgebildet find, fo daß fie folche Grenzen haben, daß man diefe augenfcheinlich nicht Uberjchreiten darf, wenn man nicht offenbare Fehler in der Schlagführung machen will, Dies genügt aber nicht, denn in allen größern Ge- birgen werden große Bergflächen, Blateaus, lange Thalzüge, mäßig geneigte Hänge vorfommen, auf denen die natürlichen Grenzen der Hiebszüge entweder ganz fehlen oder Doch nicht jo beitimmt ausgebildet worden find, daß man fie erfennen und innehalten könnte. Ebenfogut wie jede andere natürliche Eintheilung ihre weitere Ausbildung und Bervollftindigung durch die Kunſt verlangt, bedarf Dies auch diejenige in Hiebszüge. Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. & — — Man iſt mit dieſer auch in Sachſen und im Thüringer- walde fehon weiter vorgefchritten und hat fie in der Theorie mehr ausgebildet. Wurde fie urfprünglich vorzugsweiſe nur in Bezug auf Verhütung von Sturmfchaden und bequeme Abfuhre bei Führung der Schläge berüdfichtigt, fo betrachtet man fie jegt auch als nothwendig, um eine zwedmäßige Ver- theilung der Altersflaffen zu bewirken und eine gute Beitands- ordnung herzuftellen. Man ift vielleicht damit in dieſen For— ften zu weit gegangen und bringt zu große Opfer, indem man den ganzen Wald in zu viele Hiebszüge von größter Regelmäßigfeit und wo möglich gleicher Größe theilt, in jedem auf eine unbedingte Aneinanderreihung der Schläge dringt. Iſt dabei eine Vertheilung der Alteröflafien eine unpafiende, jo wird man durch die Ausführung diefer Eintheilung ges nöthigt, den Einfchlag in Beftänden zu führen, Die entwe— der das vortheilbaftefte Haubarfeitsalter noch nicht erreicht, oder auch fchon überfchritten haben. Ebenſo iſt man, nachdem fich die Nachtheile zu großer Schläge in Fichten unläugbar herausgejtellt haben, zu dem Ertrem übergegan- gen und hat eine zu große Menge Feiner Hiebszüge mit einer großen Zahl von Schlägen gebildet, in denen dieſe na- türlich auch zu Flein werden. Das hindert aber nicht, Diefe Art der Eintheilung in allen Gebirgsforiten, in denen bie Fichte und Lärche herrfchend find, ald die zwedmäßigfte zu erfennen, denn fie entfpricht den Anforderungen, Die man an eine gute Schlagführung in dieſen Holzgattungen machen muß, am meiften. Beſonders wird fie da beinahe unerläß- ih, wo man die Wiederbefamung der abgeholzten Flächen von der vorftehenden Holzwand erwartet, wie Died in den meiften Alpenwäldern der Fall if. Es dürfte als ber aller- größte Mangel der Forftwirthichaft im Harze wie in den deutfchen Alpen zu bezeichnen fein, daß man der Eintheilung — GB — dev Wälder, und befonders derjenigen in Hiebszüge, noch jo. wenig Aufmerffamfeit gewidmet und, was daſſelbe ift, auf ‚Herftellung einer zweckmäßigen Beftandsordnung noch fo we— nig bedacht gewefen ift. Wenn die Inftruftionen zur Tara- tion dev füddeutichen Gebirgsforften geradezu eine regelmäßige Eintheilung als hier nicht pafiend erflären und fie deshalb unterfagen, fo haben fie vollfommen Recht, wenn fie dabei nur die von Hartig gegebene hier unausführbare Borichrift dazu im Auge haben und deshalb nur allein eine Einthei- lung in natürliche Wirthfchaftsfiguren geftatten, denn dieſe wird hier jedenfalls befier fein, als eine Preußiſche Jagen— eintheilung. Sie find aber entfchieden mangelhaft in Bezug auf Diefen Gegenftand, wenn fie überhaupt eine möglichft ve- gelmäßige Eintheilung und zugleich eine folche in Hiebszüge ausichließen. Gerade dieſe ift in dem Hochgebirge von der größten Wichtigkeit, denn. bei den frühern planlofen Hauungen thut es hier am meiften Noth, eine gute Beftandsordnung berzuftellen, bei der man im Stande ift, eine Schonung der jungen Beftände befonders gegen die verderblichen Ziegen ein— zuführen, auf natürliche Befamung der Kahlfchläge rechnen ‚ann, die Abfuhr des Holzes durch angelegte Ziehwege und andere Transportmittel erleichtert, ohne die unterhalb gelege- nen Beftände zu befchädigen, und die ©efahr des Wind: bruchs vermindert. Daß man freilich dabei auf ganz regel- mäßige Hiebszlige verzichten muß, die auf dem Plateau des Harzes theilweife jehr zweckmäßig fein würden, verftehet fich wohl von felbft. Man wird fich Dabei ftetS der Bodenbil- dung, den Abfuhrwegen, der Bertheilung der Weideflächen, den Holzquantitäten, welche von einem Schlage verlangt werden, anpaſſen müffen. Ebenfo wird auch die jebige Ver- theilung der Altersflaffen nicht unberücftchtigt bleiben kön— nen, denn in bohen Gebirgen iſt man noch weit weniger im G2 — 100 — Stande, ſchwaches, noch nicht vollkommen benutzbares Holz zu verwerthen, als in der ſtärker bevölkerten Ebene, wo ein guter Abſatz iſt. Wir haben ſo viel Taxationsſchriften, die ſich bemuͤhen, eine Formel zu geben, nach der man den nachhaltigen Er— trag des Waldes berechnen ſoll; wir empfehlen unſern Ta— rationsſchriftſtellern, die ſich ſo eifrig mit dem Dreſchen die— ſes leeren Strohes abmühen, vor Allem einmal eine Exkur— ſion in unſere ſüddeutſchen Alpen zu machen. Sie werden fich gewiß bei einem nähern Studio der großen Waldflächen, die fie enthalten, bald überzeugen, daß hier, wo der fünftige Zuftand derfelben von fo unendlich vielen Zufällen abhängt, die fein Menfch weder vorausfagen, noch beherrfchen fann, es ein fehr mißliches Ding ift, den nachhaltigen Ertrag her- ausrechnen zu wollen, und daß eine Menge Dinge dazu zwingen, mehr mit Flächen zu wirthfchaften. Sie werden aber auch bald erkennen, daß zur Flächenwirthfchaft gut ge— bildete Wirthichaftsfiguren ganz unerläglich find, wenn man den Wald auch nur einigermaßen in Ordnung bringen will, daß aber gerade diefer Gegenftand noch am ivenigften be- arbeitet wurde, wenngleich er der Ausbildung fähig ift. Ein großes Verdienſt fünnten fih nun dieſe Tarationsprofefforen erwerben, wenn fie Diefe zum Gegenftande ihrer Studien machten, Die Logaritimentafeln in Winfel würfen, den Ka— thederftuhl umftürzten, alle die an der Tafel entwidelten Formeln mit dem naffen Echwamme vertilgten, ſich flugs in die Derge begäben, um fich erft die Terrainbildung ein- zuprägen, dann die Beftandsverhältniffe zu überblicken und darauf an die Bildung von Hiebszügen und Wirthichafts- figuren zu gehen, um zulegt aus ihnen eine Beitandsord- nung, wie fie mit Berückſichtigung aller Verhältniffe als die zweckmäßigſte ericheint, zu entwerfen, Geſchiehet Dies viel- — 401 — fach für ganz abweichende Verhältniſſe und werden dieſe auf Karten dargeſtellt, die nur ſtizzirte Lithographien zu fein brauchen, wenn ihnen ein guter Kommentar beigegeben wird, fo werden wir auf diefe Weile Mufterbeifpiele erhalten kön— nen, die man für ähnliche Zuftände als Anhalt und Vor— bild brauchen fann und aus denen zulegt eine befiere Theo— tie der Bildung von Wirthichaftsfiguren fich entwickeln fonnte, als es jchon jebt möglich ift. Sollten aber die Herren, Die den Schreibtifch oder das Katheder nur ungern verlaffen, meinen, daß fich auch dazu ein beftimmtes, mathematifch begründetes Geſetz müfje auffinden lafien, jo wären fie auf einen Holzweg gerathen, ohne einen Tritt in den Wald gethan zu haben, Das Geſetz, nad) dem fie gebildet werden müfjen, liegt in den Anforderungen, die man an fte macht, dieſe bleiben fich aber nicht gleich. Welche ſchöne Ferienerfurfton würde das fein, wenn fih einmal die afademifche Bevölferung von Mariabrunn, Afchaffenburg, Schemnis u. f. w. unter der Führung der Ta- xationslehrer auf 14 Tage mit PBroviant verfähe, in eine geräumige Holzhauerftube einlogirte und von da aus Die höchften Alpengipfel beftiege, um von dort aus Die zu ihren Füßen liegenden Wälder aus der Vogelperfpeftive zu be- teachten und für fie eine Beftandsordnung und Bildung von Wirthichaftsfiguren zu entwerfen! Selbſt für die Braun fchweiger Forftftudenten dürfte das Experimentiren mit einem gleichen Entwurfe für Die Reviere Tanne, Baumlage, Haf- jelfeld beinahe, wenn auch nicht ganz, Dafjelbe Intereſſe ha- ben, wie die Unterfuchungen über den Schaftwalzenjaß der einjährigen Buchenpflanze und die Zuwachsberechnungen bis zum hunderttaufendften Theile eines Kubikzolls. Der Berfafier geftehet, daß dieſe Lofalftudien, die zur Bildung einer guten Beftandsordnung und der dazu gehörigen = ip — Wirthichaftsfiguren unerläßlich find, ihm als eine der anziehend- ften Beichäftigungen ericheinen, die man in dem Hochgebirge als Forſtmann vorfinden fann und daß er glaubt, fich damit ganz vortrefflich amüfiren und unterhalten zu fonnen, wenn man auch längere Zeit dafelbft ganz allein in ihnen zu verweilen gezwungen wäre. Die Löfung Ddiefer Aufgabe ift überhaupt beinalye bei jeder Betriebsregulirung der intereffantefte Theil der ganzen Arbeit, fowie die Beftandsaufnahme der un— interefjantefte, ganz befonders aber in den Hochgebirgen, wo die Berhältniffe fo eigenthümlich und verſchieden find, Den Forjtwirthen, die in Defterreih, Baiern u. f. w. wirthichaften, find vorzüglich drei Aufgaben geftellt. Die erite ift, Die vollftändige Benugung des ſchon vorhandenen Holzes möglich zu machen; die zweite, die Natur bei dem Wiederanbaue der abgeholzten Flächen zu unterftügen und das juuge Holz befonders gegen die Berwültungen des Weide- viehes in Schug zu nehmen; die dritte, für eine geregelte Hiebsführung zu forgen, um den Wald in Ordnung zu bringen. \ Um der erften und zweiten Forderung zu genügen, fön- nen fie oft wenig thun, es fehlen ihnen häufig die Mittel dazu, Die Erfüllung der dritten Bedingung einer guten Gebirgswirthfchaft liegt aber in ihren Händen, Darum foll: ten fie mit dieſer zuerft beginnen. Dafür wollen wir fie aber auch von der Verpflichtung entbinden, in ihren Forften zu unterfuchen, ob die Herren Heyer, Fauftman, Karl, Smalian oder wer fonft die richtige Formel gegeben haben, um den nachhaltigen Ertrag zu berechnen. Aber wir empfehlen ihnen, zur Abwechfelung einmal mit dem Fernrohre, ftatt mit dem Mikroſkope Forit- wirthſchaft zu treiben und lieber den ganzen Wald aus der Ferne, al8 die mit dem bloßen Auge nicht erfennbare Zelle — MW_— in der Holzfafer in der Nähe zu betrachten. Freilich wer- ben fie dann aber Schlafrock und PBantoffeln aus- und rind- federne Schuhe anziehen müſſen; das wird aber Manchem, der das Holz eigentlich nur liebt, wenn e8 im Ofen brennt, nicht genehm fein. Beihreibung des Königl. Lieper Reviers. Um den Studirenden der Forftanftalt in Neuftadt- Ebers- walde Gelegenheit zu geben, neben den theoretiichen Vor— trägen auch die Wirthichaft im Walde fennen zu lernen, Die Theorie durch Demonftrationen und Erläuterungen in ihm zu begründen und far zu machen, find denjelben zwei in fich jehr verfchiedene Reviere zur Benugung überwiefen wor- den. Der Direktor der Anftalt vertritt bei ihnen zugleich den Forftinipeftor, jedoch nur in Bezug auf folche Gegen- ftände, welche in Direfter Beziehung zum Unterrichte ftehen. Die Berfonalfachen, die Gegenftände der Forftpolizei, Kaf- ſen- und NRechnungsjachen, Forftbaufachen, jowie alle rein adminiftrativen Gefchäfte gehören nicht zu feinem Gefchäfts- freife, Der fich vorzugsweife nur auf Kultur, Hiebsleitung, nachhaltige Benugung und Zaration, Jagdverwaltung, Ser- pitutablöfung u. ſ. w. erſtreckt, Damit er nicht feinem eigent- lichen Berufe, dem Lehrfache, entzogen wird. Beide Reviere nehmen zwar eine Länge von nahe an 5 Meilen, bei einer Breite von °/a bis 1 Meile ein, es grenzt jedoch das DBiefenthaler Nevier mit feinem öftlichen Theile unmittelbar mit Neuitadt, jo daß man es vom Forit- inftitutgebäude in 5 bis 6 Minuten erreicht; das Lieper Re— — A — vier ift in feiner weftlichen Spige nur eine halbe Stunde für den guten Fußgänger von dieſem entfernt. Beide Re— viere find daher fo gelegen, daß fte zu den Nachmittags: erfurfionen, nach dem Schlufje der Vorlefungen und zu den Spaziergängen der Studirenden täglich mit: Bequemlichkeit benugt werden fünnen. In beiden Nevieren ift der Charafter der märfifchen oder richtiger norddeutfchen Korften des Meeresbodens beftimmt ausgedrüdt, da fie ziemlich alle Verſchiedenheiten deſſelben umfaffen. Bei den großen Borurtheilen, die in dieſer Ber ziehung bejonders unter den weſt- und ſüddeutſchen Forft- männern binfichts diefer Forſten bereichen, indem fie glau- ben, daß bier nichts zu finden ift als unabfehbare Kiefer: haiden auf fterilem Sandboden, wird eine fpecielle Befchreibung derfelben vielleicht nicht ganz unzwedmäßig fein. Wir geben diefe zuerft vom Lieper Neviere, welches das wichtigere für den Unterricht ift, da ed vorzugsweife das Laubholz enthält. Dabei laffen wir aber dasjenige ganz unbeachtet, was fein wiflenfchaftliches Intereſſe hat und fich nur auf die adminiftrativen Berhältniffe beziehet. Dies wohl um jo eher, als fich diefe in Preußen überall gleichbleiben und als befannt vorausgefet werden können. Es hat ge- wiß für den fremden Lefer auch nicht das geringfte Intereſſe, zu hören, mit welchen Feldmarfen das Revier grenzt, wie viel Schußbeamte darauf angeftellt find, oder bei welchem Kreisgerichte die Forftrügen angebracht werden, wohl aber wird die Gigenthümlichkeit des Bodens und Klimas in Be zug auf die Holzzucht ein ſolches auch für denjenigen ba; ben, der es vielleicht nie fiehet, weil duch folhe Monogra- phien die Wiffenichaft im Allgemeinen gefördert wird, == We => Lage, Klima und Boden Des Reviers. Lage Der Hauptförper defjelben liegt auf dem Höhenzuge, der fich von Oſten nah Weiten längs dem Fleinen Fluffe die Finov bis zur Cinmündung in die Oder hinziehet und folgt dann dem hohen Uferrande des Oderthales, von welchem das Revier in Süden und Oſten in einem Halbfreife um— grenzt wird. Dies ift hier eine fumpfige Niederung, die den größten Theil ded Jahres unter Waffer ftehet, in welcher jedoch einzelne Inſeln, zum Theil von bedeutendem Flächen inhalte, liegen. Es wird von beiden Seiten von ziemlich fteil abfallenden und nicht unbedeutenden Höhen begrenzt, die fich weit in ein wellenförmiges Hügelland verlaufen, Der höchſte Bunft deffelben ift der Bimpinellenberg im Lieper Revier, dicht bei der Stadt Oderberg, welcher gegen Die Oder zu jehr fteil abfallend eine Höhe von 365 Fuß erreicht. Da er alle übrigen Höhen überragt, fo bietet ev die jonder- bare Erjcheinung dar, daß die Stürme hier, bei einer jo unbedeutenden Höhe, fchon einen ſehr bemerfbaren Einfluß auf den Höhenwuchs des Holzes Außern, was auf feinem Gipfel wächit, wie er fonft nur in weit bedeutenderen Höhen vorfommt. Gegen Norden und Welten zu nimmt das Re— vier ganz den Charakter der Uckermark an, in welcher e8 liegt. Man kann den Boden im Allgemeinen als ein wellenförmi- ges Hügelland bezeichnen, in deſſen Einfenfungen überall Wafferanfammlungen ftattfinden, die oft nicht unbedeutende Zandfeen bilden. Doch fcheinen die größern Einfenfungen ftellenweife auch mit Sand ausgefüllt zu fein, indem fich an mehreren Stellen Sandebenen bilden, in denen man aber nicht blos überall Diluviallehm im Untergrunde findet, ſon— dern auch an vielen Stellen der Lehm zu Tage liegt. Solche = m — Lehmadern, welche oft nur Die Größe von einigen Quadrat: ruthen mitten im Sande haben, fcheinen die Köpfe der ein- geweheten Hügel zu fein. Die größte diefer Sandebenen hängt mit dem Sandplateau zufammen, welches fich gegen Weften in der Richtung nach Berlin zu beiden Seiten der Fine, oder des Finovfanals, bis in bedeutende Ferne fortziehet. Da das Revier von der Oder und dem fchiffbaren Finov- fanale begrenzt wird, fo bat es eine direfte Waſſerkommu— nifation mit Berlin und Stettin. Auch wird es von der Berlin» Stettiner Eifenbahn und zwei Kunftftraßen durch— fchnitten, wovon die eine von Berlin nach Stettin, die an- dere von Neuftadt nach Oderberg führt. In Südweften liegt der fruchtbare, reiche und holzleere Oderbruch, welchen man von den Höhen des Neviers bis in Die Gegend von Küftrin überblidt. Die Lage des Neviers ift daher, obwohl es einer holzreichen Gegend angehört, für den Abſatz fehr günftig. Befonders können auch ftarfe Hölzer zum Schiff: und Kahnbaue mit Vortheil benußt werden, da fogar un— mittelbar am Rande des Reviers Bauftellen für große Oder— fähne liegen. Doch haben gegenwärtig die ftarfen Schiff» und Land— bauhölzer noch nicht den Preis, welchen dieſe günftige Rage erwarten ließe. Dies liegt darin, daß ed unmittelbar an der Wafferfommunifation zwilchen Berlin und Hamburg mit Polen und Rußland liegt und fich an feiner Grenze das große Depot von Hölzern befindet, die aus dem Flußgebiete der MWeichjel auf der Warthe herab geſchwemmt werden, um ducch den Finovfanal nach Berlin, Magdeburg, Hamburg u. ſ. w. zu gehen. In der neuern Zeit werden fogar eine Menge Bauhölzer und befonders Bretter von dieſem Holze mittelft der Eijenbahn nach Braunfchweig, Hannover und in noch größere Entfernungen geliefert. — —— Dieſe Hölzer gehen aus der Warthe in die Oder, aus dieſer in den bei dem Dorfe Liepe liegenden See, in welchen der Finovkanal einmündet. Hier werden fie gelagert, bis fie den Finovkanal paffiren fünnen, was oft erft in Jahresfrift und noch ſpäter gefchehen kann, da die Holzflößen der Kahn— fahrt nachftehen müfjen und diefe legtere gewöhnlich fo leb— haft ift, daß die große Mafje des herangeſchwemmten Hol: zes zwifchen ihr den Kanal nicht paffiven kann. Deshalb häuft ſich an diefer Ablage vor dem Finovfanale oft eine ungeheure Menge diefes ruffifchen und polnifchen Holzes an, was im Waller jo aneinandergefchichtet wird, daß es den See in großer Ausdehnung bededt, indem hier oft mehr als dreimalhunderttaufend Stämme, größtentheild Kiefern und Eichen, nebeneinander liegen. Wenn Dies einige Jahre lang gefchiehet, bedecken fie fih mit Wafferfchierling und Diefe ungeheuren Flöße jehen dann aus, wie eine grüne Wieſe, auf der die einzelnen Wächterbuden zerftreuet umberftehen. An dieſem Holze, welches oft tief aus Rußland und vom Fuße der Karpathen fommt, fann man den Holzwuchs Diefer Gegenden fehr gut ftudiren, felbft die Art und Weiſe der Wirthfihaftsführung läßt fich daran erfennen. Die große Hauptmafje deſſelben beftehet aus Kiefern, in ber Plenter— wirthichaft erwachlen, was man recht gut Daran erfennen fann, daß die Jahresringe des Kerns am Stamme unge: wöhnlich fchwach find und erft fpäter zunehmen, auch aft- reines Holz von bedeutender Länge nur felten iſt. Offenbar zeigt Dies un, daß dieſe Bäume zuerft in der Beichattung erwachfen find und auch jpäter nicht in vollem Schlufle ge— ftanden haben. Doch fommen auch lange, aftreine Stämme von bedeutender Stärfe vor, die fich zu Maften eignen und als ſolche nach Hamburg geliefert werden. Alles Holz hat ftarfe Jahresringe, welche andeuten, daß es auf einem kräfti— — 108 — gen Boden gewachfen ift, hat aber eine grobe Tertür, bie e8 zu feinen Zifchlerarbeiten unbrauchbar macht, wozu übrigens auch das lange Liegen im Waffer dienen mag, welches das Holz rauh und fpröde macht. Als Bauholz ift e8 Dagegen wegen feiner großen Dauer vortrefflich. Zwei große Dampfichneidemühlen, von denen jede Über 30,000 Brettflöge, 24 Fuß lang, 14 bis 20 Zoll Zopfitärke in einem Jahre fonjumirt, und außerdem 3 ftarf betriebene ge- wöhnliche Wafferfägemühlen, fchneiden fortwährend für Berlin den größten Theil der daſelbſt alljährlich verbaueten Bretter. Das Holz, was in Magdeburg und in andern an ber Elbe liegenden Städten als böhmifches Holz verkauft wird und was in Braunfchweig und Hannover felbit die Preiſe des Bauholzes und der Bretter vom Harze herunterdrüdt, ift theilweife Holz aus Polen und Rußland, welches durch den Zinovfanal und die Havel in die Elbe gehet. In Spandow jammelt es fich erft wieder, um von Dort weiter zu gehen, Man fann fich leicht denfen, zu welchen niedrigen Preiſen e8 in Rußland verfauft werden muß, wenn man beachtet, daß es nicht blos in Diefe großen Entfernungen zu Wafler und auf der Eifenbahn transportirt wird, fondern auch in Rußland felbit oft 6 bis S Meilen weit an die flöß- und Ichiffbaren Flüffe zu Lande angefahren werden muß. Der Handel mit diefem Holze ift dennoch ſehr gewinnreich, ob— wohl das Holz oft mehrere Jahre lang unterwegs bleibt und das darin ftedende Kapital erſt Spät wieder eingehet. Trotz aller diefer Umftände und Koften, Die e8 vertheuern, wird es dennoch oft wohlfeiler verfauft, als die Tare im Lieper Reviere ift. Die Preiſe des Holzes in diefem wie im Bie- fenthaler Reviere erhalten fich auch blos dadurch, daß das geflößte Holz fich nicht zu jedem Gebrauche eignet und dad hiefige doch im Allgemeinen von befierer Beichaffenheit iſt. — mi — Alle Nachrichten ftimmen aber darin überein, daß die Wal- dungen, aus denen dies Holz bezogen wird, fich immer mehr und mehr an Vorräthen von ftarfem Holze erfchöpfen und daß e8 in der Zufunft nicht mehr in dev Menge wird her: angebracht werden können, wie jet. An eine nachhaltige Wirthichaft ift in den dortigen Forften, Die größtentheils nur in den Händen geldbedürftiger Privatleute find, nicht zu denfen, denn in der Kegel iſt diefen jeder Stamm feil, zu dem fich ein Käufer findet. Die Verkäufe deſſelben gefchehen gewöhnlich auch fo, daß der Käufer ganze Reviere fauft und nach Belieben ausnugt, ohne daß fte wieder angebaut wer- den. Dies kann bei der Bewirthfchaftung der Neviere Liepe und Biefenthal, welche eine Fläche von mehr als 60,000 Morgen bilden, nicht unbeachtet bleiben. Da fie eine Menge mittelwürhftger Beſtände haben, welche nach dem Boden und Wuchſe fih mit Bortheil zu ftarfen Hölzern heranziehen laſ— fen, fo werden dieſe möglichtt für Die Zufunft refervirt, um fpäter den Lofalbedarf aus ihnen decken zu fonnen, Wir werden übrigens diefen merkwürdigen Holzhandel fpäter in diefen Blättern umftändlicher Darftellen, da er weniger be- fannt, aber gewiß ebenfo bedeutend ift, als derjenige des Mains und Rheins und ihrer Nebenflüffe Vorläufig be- ‚merfen wir nur, Daß er bei Weitem die größte Mafje des Bauholzes liefert, welc)es Berlin, Potsdam und eine Menge größerer Städte im nördlichen Deutichland bedürfen, und wahrjcheinlich bedeutender ift, als der Holzhandel in Danzig und Königsberg mit dem Auslande. Der gute Boden, welchen das Lieper Nevier in feinen meiften Theilen hat, ift Die Urfache gewefen, daß dev Wald fih nicht zufammenhängend erhalten hat, fondern befonders in der meuern Zeit Überall Einrodungen in Acker erfolgt find, welche oft mitten im Walde liegen, &s bildet 4 Haupt: — wm. förper, Die theilweife nur ganz geringen Zuſammenhang haben, und auch in ebenfoviel Blöden oder Wirthichaftsganzen be- wirthfchaftet werden. Nur da, wo der Boden zu arm ift, um mit VBortheil als Kulturland benußgt zu werden, bat fich der Wald gefchloffen erhalten, auf dem Lehmboden und fans digen Lehmboden ift der Acderbauer überall eingedrungen. Es läßt fich auch mit großer Wahrfcheinlichfeit vorausfehen, daß in nicht zu ferner Zeit noch ein größerer Theil des bef- fern Bodens, befonders in der Nähe der Ober, an die außer: ordentlich rafch wachjende Bevölferung der Stadt Oderberg und des Dorfes Liepe wird abgetreten werden, da die Nachfrage nach Aderland ſehr groß ift und der Boden dazu höher be— nut werden fann, als zur Erziehung von Holz. Dagegen wird es auch wieder nicht an Gelegenheit mangeln, das Re— vier an andern Stellen durch wüſte Aderländereien, die für ihre Befiger wenig oder gar feinen Werth; haben, vortheil— haft zu arrondiren, wie Died denn auch ſchon jest fortwäh— vend gejchiehet. In Folge dieſer ununterbrochenen Austaufchungen und Anfäufe finden ftete Flächenänderungen ftatt, die auch nicht eher aufhören werden, bis alle Servituten geordnet find und der gute Boden, wo er an den Grenzen und im Zufammenz hange liegt, ausgefchieden ift. Ein fefter Detriebsplan, wel- cher bezwedt, den definitiven Zuftand des Reviers herzuftel- len, laßt fich deshalb auch gar noch nicht entwerfen, denn ed handelt fih noch um einige Taufend Morgen, von denen man noch nicht weiß, ob fie Forft bleiben werden oder nicht, oder ob fie zur Holzerzeugung beftimmt werden, oder ferner al8 drei= oder mehrjähriges Noggenland ihren gegenwärtigen Befigern verbleiben. Der jegige Zuftand kann Fein bleiben- ber fein, denn es ließe fich nicht rechtfertigen, da Holz zu erziehen, wo vortrefflicher Weizen wächft, während Hunderte —. Mi — von Familien, welche als Schiffer, Holzflößer, Steinfchläger uf. w. fich befchäftigen, eine weit gefichertere Eriftenz er— halten, wenn man ihnen einige Morgen gutes Land über— lafien Fann. Dies kann jedoch erft gefchehen, wenn Dies von den darauf laftenden Servituten befreit ift, was nur nach und nach und mehr im Wege des Vergleiches, als auf dem einer regelmäßigen Sewwitutablöfung durchzuführen ift. Ebenſo befinden fich aber auch noch große Flächen fchlech- ten Sandbodens, ehemalige Aeder, Die jebt erjchöpft und nicht mehr zum Fruchtbaue benußbar find, oft mitten im Walde liegend, in den Händen der Eleinen Grundbefiger, Die fie nicht zum Holzanbaue mit Vortheil zu benugen wiſſen, duch die das Nevier vortrefflich arrondirt werden Fann und die in den Händen der Staatsforftverwaltung beſſer rentiren werden, als fie e8 jebt thun. Dies ift eine der Eigenthümlichkeiten der Forften in den öftlichen Brovinzen Preußens, welche entweder noch Boden haben, der fich zu Aedern und Wiefen eignet, oder an welche fchlechte abgejäete Sandäder und Bauerhaiden ftoßen, Die man leicht anfaufen fann, daß fich der Slächeninhalt und die Grenzen derfelben fo oft ändern. Dies ift befonders in der neuern Zeit der Fall, wo die Verhältniffe der Bauern und Landbewohner mehr fo geordnet werden, daß diefe felbft- ftändige und unabhängige Grundbefiger geworden find, da— gegen aber auch wieder ihr Mitbenugungsrecht in den For— ften aufgeben. Dadurch werden vielfach Eintaufchungen oder Abtretungen von Forftland herbeigeführt, die es unvermeid- lich machen, Die frühern Betriebspläne wieder zu ändern. Das ift in den Gebirgsforften in der Regel ganz anders. Da man hier wegen der Form oder Beichaffenheit des Bo- beng, indem höhern Gebirge auch wohl wegen des Klima’s, mehr auf abjolutem Holzboden wirthfchaftet, auch der Do- = w@ — minialforſtbeſitz oft arrondirter ift, oder die Privateigenthü— mer weniger geneigt find, ihren Grund abzutreten, fo find die Forftgrenzen weit unveränderlicher und man fann des- halb auch eher Betriebspläne für fpätere Zeiten machen. 1 Klima. Das Klima des Lieper Reviers iſt zwar im Allgemei— nen das gewöhnliche der Mark Brandenburg, doch hat es Manches, was man wohl eigenthümlich nennen kann. Zuerſt zeichnet ſich die Bergwand längs dem Lieper See und der alten Oder, welche eine bedeutende Waſſerfläche bil— den, die bis unmittelbar an den Fuß der Berge herangehet, durch eine ungewöhnliche Wärme und Milde aus. Der Wein, den man bier allgemein an den Wänden der Häufer ziehet, wird beinahe jedes Jahr reif, wenigitens die frühen Sorten, die Wallnußbäume fommen in großer Menge vor und hal- ten felbit ftrenge Winter aus, während ſie entfernter von dem Waſſer, wie 3. B. in Neuftadt, nicht mehr mit Erfolg zu ziehen find, bei jedem ftrengen Winter erfrieren und felten Früchte bringen. Dies wärmere Klima fcheint von dem Re— flere der Sonnenftrahlen von der großen Waflerfliche her— zurühren. Dies muß man wenigitens annehmen, weil fich die Erfcheinung regelmäßig wiederholt, daß an den Süd: wänden der Berge, welche an Seen oder größere Flüſſe grenzen, der Wein noch in Gegenden gedeihet, Die vermöge ihrer geographiichen Lage ſonſt feinen Weinbau mehr haben. In der Neumark find bei Zullihau, an der Grenze des Großherzogthums Poſen, längs der Oder und dem Obra: fluffe bin, noch ausgedehnte Weinberge, welche in guten Jahren einen Landwein liefern, der einen bejiern Ruf hat als der Grüneberger, der, beiläufig gejagt, beffer ift als fein Ruf, der auch vielfach aus Stettin wieder als franzöſiſcher = 2 — Wein auf der Oder und Eiſenbahn in feine Heimath zurüd- fehrt. Selbft das Großherzogthum Poſen hat am Ufer des Obrafluſſes noch bedeutende Weinberge, Die wenigftens in guten Jahren die Arbeit lohnen. Ebenfo verjorgen die An- höhen bei Potsdam, welche mit großen Waflerflächen gren= zen, den Berliner Markt mit Trauben, die entfernt vom Waſſer nicht mehr jo gut wachfen. Die Wirfung der Sonnenftrahlen, welche von einer Haren Waflerfläche zurüdprallen und die untern Luftihichten erwärmen, kann man übrigens an heißen Tagen leicht am eignen Körper fühlen. Schügt man an ſolchen auf der En- tenjagd im Kahne nicht Gefiht und Arme, jo wird man gewöhnlich den Sonnenbrand jchmerzlih empfinden. Die Seen und Einfenfungen im Innern des Reviers erzeugen Dagegen gerade Die entgegengejegte Wirfung, indem fie das Klima rauher ald gewöhnlich machen, bejonders aber viel Schaden anrichtende Nachtfröite verurſachen. Dieſe find weniger gefährlih an den Rändern der See und größerer Sümpfe, als in blos feuchten Einfenfungen des Sandbodens, welche die allergefährlichiten Froftlöcher bilden, die man Tich nur. denken kann. Sie fommen am häufigften in dem wel- fenförmigen lehmigen Sandboden vor und dem reinen Sand- boden, der in geringer Tiefe einen Untergrund von ſtrengem Lehme hat, welcher mit Buchen und Eichen beftanden ift, und find hier am gefährlichiten. Die Buchen fönnen hier nur in einer fo dunfeln Schlagitellung erzogen werden, wie fie die Eichen gar nicht ertragen, find aber, jelöft wenn man fie erft in einem Alter von 15 und 16 Jahren freiftellt, noch nicht ‚gegen die Gefahr geiichert, duch Spätfröſte getödtet zu werden. Es erfriert daS junge Laub hier beinahe jähr- ih an ihnen, wodurch ſie nach und nach jo erſchöpft wer— den und in einen franfhaften Zuitand gerathen, daß fie zu— Kritifche Blätter 31. Br. I. Seft. — 1 — legt oft erit in einem Alter von 20 bis 25 Jahren abfterben, während die fie umgebenden Höhen, welche oft nur 20 bis 30 Fuß hoch find, gar nicht vom Frofte leiden, Dies liegt augenfcheinlich nur darin, daß in dieſen Einfenfungen ſich die Feuchtigkeit von den höhern Rändern zufammenziehet, obwohl fich fein Waffer in ihnen anfammelt, und eine ftarfe Verdunftung in ihnen ftattfindet. Dies fiehet man fchon an den Nebeln, welche fih an fühlen Abenden in ihnen bilden, und welche wegen Mangel an Luftzug ftehen bleiben und die Wärme binden. So hoch als diefe Nebelfchichten in ihnen ftehen, erfrieren dann auch regelmäßig die Blätter, jo daß oft der Wipfel einer 10 bis 15 Fuß hohen jungen Buche unverfehrt bleibt, während das Laub der untern Nefte erfriert. Erſt wenn die in Diefen Froftlöchern ftehenden jungen Bu— chen über dieſe Nebelfchichten herausgewachfen find, kann man annehmen, daß fie ſich erhalten werden. Neine Buchen und Eichen fann man in ihnen daher gar nicht erziehen. Bill man nicht reine Kiefern in ihnen anbauen, welche fich am bejten für fie eignen, jo muß man durch ftarfe Ver: mifchung mit Birfen oder Kiefern die Buche gegen den Froft fhügen. Died kann aber auch nur gefchehen, wenn man diefe letztere durch das Schugholz überfchirmen läßt und fie nur gegen gänzliche Verdämmung durch vorfichtiges Schnei- deln und Ginftugen der Kiefern und Birken fchügt, was eine Gärtnemvirthichaft vorausfegt, Die in diefen großen Forften nicht allemal ausführbar ift. Die fteilen Suüdhänge am Nande der das Revier ber grenzenden großen Waflerflächen des Lieper Sees und des Oderthals find der Einwirkung der Sonnenftrahlen ungemein ausgejegt, wie fich Dies fchun aus dem oben Gejagten er— giebt. Noch gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts was ren fie mit Buchen und Eichen beftanden, da fie einen jehr — 115 — fräftigen Lehmboden enthalten, der nur hin und wieder flach mit Sande Überworfen iſt; theild duch Diebftahl, befonders in der Zeit von 1806 bis 1810, theils durch unvorfichtige Abholzung und vernachläffigte Wiederfultur, haben fie aber ihren ganzen Humusgehalt verloren und find gänzlich ver: ödet. Nur die Kiefer iſt an ihnen nachzuziehen, die vielfach verfuchten Saaten find jedoch ſtets mißrathen, da die jun: gen Pflanzen der Einwirfung der brennenden Sonnenftrah- len bier nicht widerftehen fonnten und verteodneten. Allein die Pflanzung einjähriger Kiefern mit 12 bis 15 Zoll lan- gen Wurzeln hat fich hier bewährt, weshalb man fich auch jet auf fie allein bei dem Anbaue diefer Südhänge be» fchränft, die auch dadurch bis auf Feine noch zu Fultivirende Zlächen bereits wieder mit einem gutwüchfigen Beftande an- gebauet worden find. Aber auch auf der Ebene zeigen fih im Sandboden oft die Sonnenftrahlen ſehr verderblich für Die jungen Buchen was weit weniger in Lehmboden oder auf etwas feuchten, Stellen zu bemerfen ift. Der im Allgemeinen trockne Boden bedingt, wie Dies näher erörtert werden wird, eine lichte Stellung der Samenfchläge, die fih auch um fo mehr recht: fertigt, ald das Revier ungemein ftarfe Niederfchläge von Thau hat. Dies liegt wahrfcheinlich darin, daß es überall von großen Waflerflächen umgeben ift, deren Verdunftung bewirkt, daß die Atmoſphäre fehr feucht ift und daß die hüg- lige Lage das Wegwehen der Wafferdämpfe durch den Luft: zug verhindert, Treten dann aber fehr heiße Tage ein und die freigeitellten 2- bis Ajährigen Buchen werden auf den fandigen und trodnen Stellen von den vollen Sonnenftrahlen getroffen, jo vertrocknen die Blätter in Folge des Eon- nenbrandes. Doch überwinden dies die jungen Pflanzen in der Regel wieder, wenn nur der Boden nicht zu ſehr 92 — 16 — austrodnet, wovon jchon früher in dieſen Blättern na delt wurde. Die Sturmgegend des Lieper Reviers if Norden *8 Nordweſten, wie ſich aus den Erfahrungen einer langen Reihe von Jahren ergiebt. Dies mag theild in der nicht großen Entfernung der Oſtſee liegen, von welcher die Nord— ſtürme herfommen, theild in der Lage großer Seen, Die ge: gen Norden und Nordweften das Nevier begrenzen. Dieſe Landfeen haben einen großen Einfluß auf die Sturmgegend, bejonder3 wenn fte fih in bedeutender Länge fortziehen und von hohem Holze umgeben find. Der Wind prept fi dann zwifchen dies ebenfo an, wie in die Thäler des Gebirges, und folgt der Richtung des Sees. Ein ſehr merfwürdiges Beilpiel von deren Einwirfung auf die Sturmgegend, und wie dieſe danach durchaus lofal wird, bieten diefe Seen in mehreren Theilen der Inftitutforften dar. Selbft wenn fie nur in geringer Entfernung aneinander liegen, ändert fich an ihren Nändern die Sturmgegend nad) der Richtung, in wel— cher fie fich hinziehen. Im Allgemeinen find die Stürme den Holzbeitinden bisher wenig gefährlich gewejen, obwohl früs her die Kiefernbeſtände ohne alle Nüdjicht auf die Sturmgegend angehauen worden find. Ja es find fogar jehr lange und gutwüchlige Beſtände an mehrern Stellen im 60ſten bis SOjften Jahre in der vollen Sturmgegend an ben Seerändern, wo die Gefahr am größten iſt, vor 40 bis 50 Jahren freiz geftellt worden, ohne daß daraus dev allergeringfte Nachtheil entitanden if. Der Windbruch, der feit länger als 100 Jahren im Neviere erfolgt ift, bejchränft fich auf das Her— ausbrechen einzelner Stämme in den 80- bis 140jährigen Kiefernbeftänden und das Umbrechen fauler Eichen, die in großer Menge vorfommen, Diefe legtern leiden aber mehr unter den Gewitterftürmen im Sommer, wenn fie belaubt — ‚17 — find, als unter den Herbit- und Winterſtürmen. Es ſcheint Daher fich wohl zu rechtfertigen, wenn man bei der herzu— ftellenden Beftandsordnung auf die Sicherung gegen Wind bruch feine übermäßig große Nücdficht nimmt, wenigfteng ihr nicht zu große Opfer bringt, und ihre nicht andere wich- tigere unterordnet. Gin Uebel, was fich noch niemals in einem Reviere bemerfbar gemacht hat, kann man auch wohl nicht als ein fehr gefährliches anfehen, welches abzuwenden man auf die vortheilhaftefte Benugung verzichtet. Auch der Schneebruch und Schneedrudf ift hier wenig zu fürchten. Die Höhen und Freilagen find dem Luftzuge jeher ausgefeßt und die ganze Gegend des Finov- und Oder— thales mit ihren Umgebungen ift auffallend ſchneearm. Es fallt hier ftetS weniger Schnee, als fihon in der Umgegend von Berlin, Wittenberg, Halle oder auch nach Norden und Diten zu. Der einzige Schaden, welcher fich vom Schnee- drucke nachweifen läßt, ift Dadurch entitanden, daß die vom Rothwilde früher gefchälten jungen Kiefern dadurch Teicht zerbrochen werden. Jedoch ift derfelbe niemals fo bedeutend geweien, daß dadurch Tücenhafte Beftinde entitanden wären. Es ift daher nur allein die Dürre ein Flimatifches Uebel, welches die regelmäßige Nachzucht der Beftände geführdet. Diefe hat aber auch fchon die größten Verheerungen in den jungen Beftänden und Kulturen auf dem trodnen Sandboden angerichtet. In den Jahren 1832— 34 vertrodneten in Folge derfelben beinahe alle Kiefern und viele Buchen unter S Jah— ven, und die herelichiten Schonungen gingen ganz ein, fo daß fie von Neuem Ffultiviet werden mußten. In jedem hei: Ben und trodnen Sommer gehet regelmäßig ein Theil der jungen Pflanzen von Kieferfaaten herrühtend wieder ein, größere Eichen= oder Buchenpflanzen find aber deshalb auch gar nicht fortzubeingen. Wenn fie auch fchon 6 bis S Jahre — 18 — lang freudig fortwuchfen, und es tritt ein trodnes Jahr ein, fo fterben fie doch noch ab. Bei allen Kulturen muß man daher hier vorzugsweife darauf achten, daß man fie jo aus— führt, daß fie der Dürre am beften widerftehen fönnen. Dies bat denn auch zu der Pflanzung einjähriger Kiefern mit 12 bis 15 und 16 Zoll langen Wurzeln hingeleitet, die dazu in befonders zubereitetem Boden erzogen werden, da Diefe Kultur am allerwenigften unter der Dürre leidet. Der Boden und das Verhalten der verfchiedenen Holzarten auf demfelben. Das Lieper Nevier enthält nicht blos einen außerordent: ih mannigfaltigen Boden, fondern diefer ift auch fo unter: einander gemifcht, daß oft auf einer Fläche von 30 oder 40 Morgen der allerverfchiedenartigite vorfommt. Dies er— ſchwert die Bewirthfchaftung des Reviers ungemein, da man dadurch genöthigt wird, für jede dieſer Bodenverfchiedenhei- ten nicht nur eine andere Holzgattung auszuwählen, fondern auch jogar oft eine und Diefelbe Tauf andere Art zu erziehen und zu behandeln. Es Fann nicht leicht ein Revier geben, bei dem es deutlicher in die Augen fiele, wie unausführbar oft die Idee ift, überall ein normales Altersflaffenverhältnig berzuftellen, oder auch nur Betriebsflaffen zu bilden und dies in jeder derjelben heritellen zu wollen, als das Lieper. Es wechleln nicht blos Höhen und Brücher, fondern die Hö— hen beitehen bald aus dem fchlechteften Sandboden, bald aus fteinigem Lehmboden, bald aus tiefgründigem humofen Lehm, der vortrefflihen Weizen erzeugt, und die Brücher enthal- ten auch alle Klaſſen des Erlenbodens, vom fchlechteften Fenne- und fauren Moorboden bis zum fruchtbarften Lehm: bruche. Die Holzgattungen find nicht blos vielfach unter- — 119 — einander gemifcht, indem überall Buche, Eiche, Kiefer, Erle, Birke, Hainbuche und felbjt Fichte horftweife untereinander gemengt vorfommen, fjondern man fann auch jede einzelne dieſer Holzarten, wie fie auf einer Fläche von wenig hunz dert Morgen zerjtreuet find, fo wenig in Bezug auf die Kul- tur, als hinfichts des Haubarfeitsalters gleichmäßig behan- deln, da der Boden, auf dem fie vorfommen, ganz verfchieden ift. Im ein und demfelben Jagen von 2 bis 300 Morgen kommen Stellen vor, wo man die Kiefer nur noch durch einjährige Pflanzen mit jehr langen Wurzeln ficher fort— bringt, und wieder andere, wo dieſe Kulturart wegen ſtar— fen Graswuchjes gar nicht anwendbar ift. Hier fann man ftarfe Bauhölzer erziehen und nicht weit davon nur noch Knüppelholz und ſchwaches Scheitholz. Auf demfelben Hü— gel fann man vielleicht noch ältere Buchen als Wildlinge mit Sicherheit pflanzen, da es ein frifcher fräftiger Lehm— boden ift, während auf der andern Seite deflelben, wo ein trockner Sandboden liegt, höchſtens im Samenfchlage und in gefchloffenen Horiten noch Buchen zu erziehen find. Auch die Stellung dieſer Samenjchläge muß vielfach nach dem Boden geändert werden. Die Einfenfungen, in denen die Spätfröfte jo verderblich werden, erfordern fie fehr dunkel mit fpäter Räumung, die Mitternachtfeiten der Hügel ſehr licht mit frühzeitiger Näumung, und dazwifchen liegen Stel— fen, auf denen man alle Grade der lichtern oder dunklern Sclagftellung anwenden muß, wenn man noch diefe Holz- gattung auf diefem ihr nicht mehr ganz günftigen Standorte erziehen will. Es find Fälle vorgefommen, wo bei der Kul- tur von 20 Morgen auf dem Lehmboden Buchen, auf dem Sandboden Kiefern und auf den quelligen und feuchten Stel- len Fichten gepflanzt werden müſſen und wo der Auffeher nicht eher wußte, welche Holsgattung er am zwedmäßigiten — 120 — wählen jollte, bid die Pflanzlöcher aufgegraben waren. Wie fol! man nun aus dieſen Fleinen Pflanzenhorſten, Die überall untereinander gemifcht liegen, bei dieſem bunt unter: einander gemifchten Boden von der verjchiedenartigften Be— ſchaffenheit Betriebsflafjen bilden, wovon jede als ein Wirth- ſchaftsganzes behandelt wird, indem man in ihr ein Alters- klaſſenverhaͤltniß herzuftellen ftrebt? — Ueber die Behandlung einer jeden Wirthfchaftsfigur fann immer nur die Domini- rende Holzgattung und ihre Beichaffenheit enrjcheiden, die fleinen Beitandsverfchiedenheiten müſſen fih dabei den Rück— fichten unterordnen, welche jene erfordert, und man fann fte nicht trennen und für das ganze Revier zufammenlegen wol- len, um fie ald Ganzes für fich zu behandeln. In Süd- und Mitteldeutſchland hat man gar feine Idee von dieſen wech] eInden Bodenverhältniffen, die offenbar da; duch entitanden find, daß das Wafjer den Boden zuſam— mengefchweift und untereinander geworfen hat. Höchſtens fommen dort größere Flächen vor, auf denen nad) der Ge- fteinart oder der Erpofition ein verichiedener Holzwuchs iſt, die man allerdings flafienweife jondern fann. Man hat dort trofne, flachgründige Südſeiten und frifche, tiefgründige Nordhänge, fteinigen und fruchtbaren Lehmboden, es fteigen Bafaltfuppen aus buntem Sandftein empor und der Kiejel- fchiefer erjcheint auf den Kuppen der Grauwacken-Hügel, der Kalk lagert am Fuße Der Uebergangsgeiteine. Für alle dieje Berfchiedenheiten fann man, da fie immer nur auf geößern Flächen vorfommen, wenn fie überhaupt noch beachtet wer- den müſſen, bejtimmte Wirthichaftsgrundjäge aufftellen, da fie in fich felbft ziemlich gleich bleiben. Man kann die flach: geündigen Südhänge zu einem Wirthichaftegangen als Nie dberwald mit gleichem Umtriebe zufammenlegen, die Bajalt- fuppen zu Buchenhochwalde bejtimmen, die Art und Weife — BI — feftfegen, in der der Wald auf buntem Santfteine behan- delt werden fol, das gehet aber Alles nicht im Lieper Re— viere. Die Erlenbrüche dafelbft fünnen Rah Wuchs, Aus— Dauer und befonders der Verbindung, in der fie mit den fie umgebenden Buchen: und Kiefernbeftänden ftehen, nicht ein und daſſelbe Haubarfeitsalter erhalten, dies muß vielmehr nach den mannigfaltigiten Nückfichten für jeden einzelnen Beſtand oft fehr verfchiedenartig zwifchen 20 und 50 Jah— ren beftimmt werden; die bedeutenden Birfenbejtände follen gar nicht erhalten werden, da fpäter die Birfe nur einge“ fprengt als Durchforftungsholz erzogen werden foll, ihre Benugungszeit fann aber nur mit Nüdjicht auf die Holz— gattungen, zwifchen Denen fie horitweife zerftreut liegen, und die periodische Gleichſtellung der Erträge, beftimmt werden. Ebenſowenig ift es möglich, eine Betriebsklaſſe aus den Eichen, die fchon jeßt eine große Verbreitung in diefem Reviere ha- ben, in noch größerer aber angebauet werden, zu bilden, da fie gar nicht mehr in reinen Beftänden erzogen werden fol len, fondern nur in der Vermifchung von Buchen und Kie- fern, auch nicht einmal ein beftimmtes oder normales Haus barfeitsalter für fie anzugeben ift. Dies wird von ihrem Wuchſe, ihrer Ausdauer und davon abhängen, wozu fie be: nutzt werden fjollen. Einzelne Stämme werden fpäter viel: leicht zu Schiffsbauholz ftehen bleiben, was hier zum Baue der Oderkähne ſehr gefucht wird; andere zu Eiſenbahn— ihwellen, Bau- und Schirrholze ſchon fehwächer ges hauen werden, wenn man nicht hoffen fann, ftarfe Schiffs- baueichen aus ihnen zu erziehen, Diefe legten felbft werden aber auch nach Berfchiedenheit ihres Wuchſes oft ein fehr abweichendes Alter erhalten müffen. Dies Alles wird fich noch ſpecieller und beftimmter er: geben, wenn wir auf Die Verjchiedenheit der Erziehung und 3 Behandlung der Beitände je nach derjenigen des Bodens . fommen werden. Vorher foll aber ein Verſuch gemacht wer: den, dieſe felbit datzuſtellen. Den öftlichiten Theil des Reviers bildet eine ſich hun, dert und mehr Fuß über das Oderthal erhebende Sandebene von 5356 Morgen, die aus dem ärmſten Sandboden be- ftehet, den das Nevier überhaupt hat. Es war noch vor furzer Zeit ein der Joahimsthaler Schule gehöriges befonderes Revier, Breitelege genannt, was von dem Kurfürften Joachim diefer von ihm geftifteten Schulanftalt überlaffen war, Die Ertragsfähigfeit dieſes Bodens erreicht nicht diejenige, welche Hartig für feine fünfte Bodenklaſſe annimmt, und da dies ganze Nevier frei von Holz» und Streuſervituten ift, bie Beftände auch von der Beichaffenheit find, daß ein hoher Umtrieb unvortbeilhaft jein würde, jo bildet es ein bejon- deres Wirthichaftsganzges, in dem das Haubarfeitsalter der Beftände nicht über 60 bis SO Jahr angenommen worden it. Wahrfcheinlich ift diefe Fläche vor alten Zeiten einmal als Aderland benugt worden und dadurch die Erſchöpfung des Bodens bewirft worden, die fich in dem auffallend jchlech- ten Holzwuchfe zu erfennen giebt. Wenigitens findet man im Lieper Neviere mehrere Kiefernbeitäinde, die auf einem von Natur viel beſſern Sandboden jtehen, von dem man mit Beftimmtheit weiß, daß er früher als Ader benugt wurde, und die ebenfalls einen auffallend jchlechten Holzwuchs haben, bejonders fich ſehr frühzeitig lichtitellen. Die Beichaffenheit des Bodens der Breitenlege ift im Allgemeinen fehr gleich- mäßig, fo daß für diefen Blod auch eine ganz gleiche Be— handlungsweife vorgefchrieben werden kann. Der einzige Unterjchied in der Fruchtbarkeit des Bodens wird entweder duch unbedeutende Einfenfungen verurfacht, in denen ſich die Feuchtigkeit zufammenzieht, auch wohl mehr Humus zu: fammenfpült, oder dadurch, daß der lehmige Untergrund we- niger tief Liegt. Ueberall bildet der Diluviallehm bei den am Oderthale fortziehenden Höhen den Untergrund, der aber hier im Allgemeinen fo hoch mit leichtem Flugſande über: worfen ift, daß er für das darauf wachfende Holz nicht mehr von Nutzen ift. Blos an einigen Stellen nähert fich das Lehmlager mehr der Oberfläche, wo das Holz dann auch einen beffern Wuchs hat. Diefer kann dadurch berücfichtigt werden, daß duch die Hiebsleitung für die Beftände, Die ihn haben, ein etwas höheres Haubarfeitsalter beftimmt wird- An diefes Eandplateau grenzt gegen Nordweften ein hügliges Terrain von 6769 Morgen, welches früher den erften Bloc des Lieper Neviers bildete. Es wird gegen Sü— den vom Obderthale begrenzt und fällt gegen dies theihveife in fchroffen Einhängen ab, die am Pimpinellenberge eine abfolute Höhe von 365 Fuß erreichen. Diefer ganze Theil des Neviers ift hüglig und wellenformig, jo daß eigentliche Ebenen, felbft von nur geringer Ausdehnung, in ihm ganz fehlen. Die größte Fläche nimmt ein ziemlich ftrenger Lehm— boden ein, auf welchem die Traubeneiche herrichende Holzart ift. Gegen Welten zu wird der Lehmboden milder und hu— musreicher, wo dann die Buche mit einem vortrefflichen Holzwuchfe an die Stelle der Eiche tritt. Doch gehet der ftrenge Lehmboden, auf Dem, wenn er in Kultur gehalten wird, ein lohnender Weizenbau ftattfindet, gegen Norden nach dem großen Parfteinfee in einen lehmigen Sandboden über, der früher ebenfalls mit Buchen und Eichen beftodt war, auf dem aber vor 40 bis 80 Jahren reine Kiefern aus der Hand angebauet worden find, die einen ausgezeichneten Wuchs haben. Die füdlichen Einhänge gegen das Oderthal und den Lieper See zu waren in der Vorzeit ebenfalls mit Eichen beftanden, fie waren aber fchon vor einer längeren — 11 — Zeit vom Holze entblößet worden, wodurch ſie ihre ganze Fruchtbarkeit verloren haben, obwohl der Untergrund überall Lehmboden iſt, der auch an vielen Stellen zu Tage tritt und an andern nur leicht mit Sande überworfen iſt. Es finden ſich zwar wohl noch Ueberreſte von Haſeln, Ulmen— ſtrauchholz, Dornen und andern Holzarten vor, Die eine eigenthümliche Bodenfraft verrathen, der Boden ift aber fo- jeher von allem Humus erichöpft, bei den fenfrecht auf ihn einfallenden Sonnenftrahlen fo Dürr, daß früher alle Ber: juche, ihn wieder zu bewalden, mißlungen find. Erſt mit: telit der Pflanzung einjähriger Kiefern mit fehr langen Wur— zeln und ohne Ballen ift es gelungen, dieſe alten bürren Waldblößen größtentheils in Beſtand zu bringen, fo daß nur noch eine fehr fleine Fläche zu fultiviren ift. So ſchwer es ift, bier gefchloffene Kiefernbeftände zu erziehen, zumal da bier die Maifäferlarven Schon mehrere Male die fchöniten Pflanzungen gänzlich zerftörten, fo vortrefflich wächft hier die Kiefer, wenn nur die jungen Beftände die erften Gefahs ren der Jugend überftanden haben. 63 eignen fich Diefe Diſtrikte ſehr gut, um ftarfe Hölzer im höhern Umtriebe zu erziehen. Auch da, wo der Diluviallehm in großer Ausdehnung gleichmäßig verbreitet zu fein fcheint, wechjelt der Boden doch fehr vielfach. Der Lehm felbit ift binfichts feiner Bin- digfeit ſehr vwerjchieden, denn an einigen Stellen gebet er felbft in reinen Töpferthon über, wie im Jagen 12, an andern iſt e8 blos ein fandiger Lehmboden, der felbit oft nur als lehmiger Sandboden anzufprechen it. Nur an der Grenze der Breitenlege, in den Jagen 6, 10, 11, kommt noch reiner Sandboden in diefem Blode vor. Zwiſchen den Hügeln und in den Ginfenfungen des wellenförmigen Bodens bilden fich bei dem undurchlaffenden — 1235 — Untergrunde überall Wafferanfammlungen. Hin und wieder enthalten diefe noch offne Wafferflächen und Feine Landfeen, dann find Ddiefe auch wohl von einer fihwimmenden Moos— dede bededt, in der fchon fchlehtwüchfige Birken und Kie— fern zu wurzeln beginnen, theilweife find fie auch von or— ganischen Niederichlägen fo angefültt, daß man den dadurch entjtandenen Sumpfboden ſchon als produftiven Holzboden, in welchen Birken und Erlen wachlen, anfprechen kann, Gewiß wird die Natur diefe Seen, Pfühle, Senne und Siümpfe nah und nach in guten Holzboden umwandeln, indem Die Meberrefte von Waſſer- und Sumpfpflanzen fie allmälig ausfüllen; der Menſch kann aber nichts thun, dies zu bejchleunigen, da diefe Einfenfungen überall von fo hohen Hügelwänden umgeben find, daß an eine Entwäffe- rung derſelben gar nicht zu denfen ift. Der Höhenboden ift überall mit einer Menge großer Gtranitftüde und andern nordifchen Wandergefteinen ange- füllt, die jedod weder überall in gleicher Menge vertheilt find, noch in gleicher Größe vorfommen. Am hüufigften findet man fie auf den Köpfen der Hügel und den funzen Hügelrüden, die nach mannigfaltigen Richtungen hinziehen, Hier find fie oft fo dicht und in folcher Mächtigkeit über: einandergehäuft, daß man oft glauben könnte, e8 wäre an— gehendes Geftein, wenn nicht die abgerundeten Eden und Kanten der einzelnen Felsblöcke Zeugniß davon gäben, daß fie vom Waſſer gerollt find, und wenn nicht fehr verfchiedene Gefteinarten untereinander geworfen wären. Zuweilen fommen ungeheure Steinblödfe vor, die zu den foftbaren Granitarbei— ten in Berlin verwendet werden. *) Beſonders ift das Pieper *) Der Stein, von welchem die große Granitvafe vor dem Berliner Mufeo gearbeitet worden, und der nur ein Stück des großen Felsblockes iſt, ſſammt zwar nicht aus dem Lieper Reviere, e8 befinten fich in die— jem jedoch Blöcke, die jenem an Größe wenig nachgeben. — 126 — Nevier das Magazin für die behauenen Pflafteriteine, Brell- pfähle, Treppenftufen, welche bier gearbeitet und auf dem Finovfanale nach Berlin verfchifft werden. So groß auch die großen Steinmafjen find, die alljährlich hierzu, zu Bau— und Chaufieefteinen aus dem Reviere entnommen werden, jo ift Doch Vorrath genug, um alle die Städte, die an ber Wafferfommunifation der Spree und Havel liegen, noch Jahrhunderte mit diefem Material von hier aus zu verfor- gen. Merkwürdig ift aber, daß fie blos auf dem hügligen Terrain zufammengehäuft find; die Sandebene der Breitens lege enthält fo wenig Steine, ſelbſt nicht in einer bedeuten- den Tiefe, wie der fandige Boden der Mönchshaide. Sie find immer nur Begleiter des Lehms, der aber allerdings oft nur den Untergrund bildet und in der Oberfläche mit Sande überworfen ift. Wo die Sandanhäufungen fehr mäch- tig find, fehlen ficher auch die Steine. Die Zerfegung diefer Steinbroden erfolgt jo gut in der Erde, als wenn fie dem Einfluffe der Witterung ausgeſetzt find. Defonders der eifenhaltige Gneiß und ©ranit ger brödeln oft in der Erde jo, daß fie, an die Luft gebracht, zerfallen und felbft im Boden mit dem Stode durchitoßen werden fönnen. Dffenbar find dadurch die Kieslager gebil: det worden, Die hier wieder den Untergrund bilden, indem fich die Quarzförner aus dem aufgelöfeten Gefteine unver: ändert erhalten haben. Man kann in diefen Kieslagern zus weilen noch die Form des Geſteinſtückes, aus dem der Kies ſich bildet, deutlich erfennen, will man es aber herausneh— men, jo zerbrödelt es. Der Boden, der mit ftarfen Steinbroden gemifcht ift, gehört immer zu den bejjern und frifchern Bodenklaffen, ſelbſt wenn er jandig ift, was wohl Dadurch zu erflären iſt, daß die Steine theild die zu ftarfe Verdunftung bindern, theils — MR — der Boden durch ihre Auflöſung auch in der Erde fortdauernd mineraliſche Nährſtoffe erhält. Dagegen iſt der Boden, wo der Kies, der oft ein feſtes, von Neuem zuſammengeback— nes Konglomerat bildet, als Unterlager des Sandes vorkommt, der allerärmfte und trockenſte, auf dem die Kiefer ebenſo ſchwer anzubauen ift, als fchlecht wächſt. Berhältnigmäßig hat die Birfe darauf noch einen beffern Wuchs. Der lehmige Sandboden dieſes Blockes ift ein vortreff- licher Kiefernboden, den man als folchen eriter Klaſſe be- zeichnen fann und auf dem auch die Birfe einen ſehr ſchö— nen Wuchs hat, wovon unten weiter Die Nede fein wird, Diefer Lehm und lehmige Sandboden, der früher überall mit den fohönften Eichen und Buchen beftanden war, ift big in die neuern Zeiten auf dad Allerunverantwortlichite gemiß— handelt worden. Bis gegen das Ende des achtzehnten Jahr: hunderts wurde hier eine Plenterwirthſchaft getrieben, bei der man die fchönften und wüchfigften Eichen, Buchen und Kiefern aushieb, die um fo verderblicher wurde, als bei der ftarfen Belaftung mit jeder Art von Viehhütung die Stel— fen, wo man die Bäume wegnahm, fich nicht wieder mit Holze bedecken fonnten, und feine Schonung ftattfand. Blos am Nordrande Diefes Blockes gegen den großen Barfteinfee hin, auf dem fandigen Boden, wurden regelmäßige Schläge kahl abgetrieben und aus der Hand mit Kiefern angebauet, was denn auch vortreffliche 50- bis SOjährige Beftände ge- geben hat. In den erften beiden Decennien des jebigen Sahrhunderts artete dieſe Plenterwirthſchaft aber in eine völlige Walddevaftation aus, wie fie fich wohl faum ein Privatmann zu Schulden kommen läßt, indem große Flächen heruntergehauen wurden, ohne wieder angebauet zu werden, auf denen nur hin und wieder ein fchadhafter Baum ftehen blieb, Wahrfcheinlich giebt es fein Revier mehr in Preußen, — 123 — welches auf eine folche Art verwüftet und gemißhandelt wor— ben ift ald das Lieper, wo noch jest Taufende von Morgen des vortrefflichften Waldbodens mit einzelnen faulen Buchen und Eichen beſtockt liegen, weil die drüdenden Hutungsfer- vituten nicht geftatten, daß fie jo rafch angebauet werden, als es wohl wünjchenswertl; wäre. Doch werden gegen: wärtig alljährlich große Flächen davon angebauet, und es ift zu hoffen, daß in 15 bis 20 Jahren die Folgen diefer frü- heren Sünden weniger fichtbar fein werden als jeßt. Diefer auf eine fo unverantwortliche Weiſe bloßgelegte Boden hat ſich dabei bald weniger, bald mehr Fonfervirt. Se bindender er ift, defto weniger hat ihm die Eimwirfung der Luft und Sonne gefchadet. Der reine Lehmboden hat noch gegenwärtig eine fo Fräftige Vegetation wie früher, Derjenige Boden, in welchem der Sand mehr oder weniger den Hauptbeitandtheil bildet, hat dagegen feine Fruchtbarkeit in der Oberfläche fehr verloren und ift befonders auf den fandigen Stellen oft fchwer anzubauen, da er fehr unter der Dürre leidet. Wenn aber nur erſt das Holz; mit feinen Wurzeln die Tiefe erreicht, fo wächft e8 wortrefflich, beſon— ders die Kiefer. Doch find auch noch die Eichen hier mit Erfolg zu ziehen. Früher wurden dieſe Räumden nur mit Kiefern oder Birken angebauet; in der neuern Zeit, wo man mehr auf die Erhaltung der Buche und Eiche bedacht ift, hat man den Berfuch gemacht, Ddiefe, welche uriprünglich hier nur den Beftand bildeten, wieder herzuftellen. Es find dazu Plat- tenfaaten fo gemacht worden, daß man auf dem beffern Bo— den Buche und Eiche, auf dem fandigeren Eiche und Kiefer vermifcht füete, und nur auf den ganz trodnen und fchlech- ten Stellen reine Kiefern duch Saat anbauete, Bis jegt find dieſe Verfuche ganz gut gelungen und es laſſen fich — 1291 — 4 und 5jährige junge Buchenfchläge vorzeigen, Die erwar— ten laſſen, daß man wieder gute Burchenbeftände, mit Eichen ftarf ducchfprengt, auf dieſen Räumden erziehen wird, ob— wohl denfelben vom Anfange an der Schuß von Samen- bäumen beinahe ganz fehlte, denn die halb dürren, oft 50 bis 100 Schritte auseinanderftehenden Buchen fünnen diefen wenig gewähren. Die jungen Buchen haben im erften und zweiten Jahre mehr durch den Sonnenbrand und den zu ftar- fen Lichteinfall gelitten, als durch Spätfröfte, ſcheinen fich aber num fchon ganz an den freien Stand gewohnt zu ha- ben, fo daß man fein Bedenken trägt, Die Schläge von dem wenigen alten Holze jchon mit 4 und 5 Jahren nach der Saat ganz zu räumen. Doch wird der Wacholder, ſowie anderes Schußholz, was fich darauf angeftedelt hat, ſorg— fältig erhalten. An dies Hügelland des erften Blodes grenzt der zweite Block, von einem Flächeninhalte von 10,881 Morgen, der einen weit mannigfaltigern, mehr untereinander gemengten Boden hat. Gegen Norden grenzt er an eine Kette von Seen und läuft in ausgedehnte Senne aus, welche diefe Seen überall umgeben und eine Fläche von vielleicht 2000 Morgen ein- nehmen können, die aber nicht im obigen Flächeninhalte be- griffen find, da fie nicht als Holgboden gerechnet werden, fondern als Inland im VBermeffungsregifter aufgeführt wurden. Diefe Tenne find eine eigne Erfcheinung, die man nur im Meeresboden des nordöftlichen und nördlichen Deutjch- lands findet und die daher wohl eine nähere Erwähnung verdienen. Sie bilden ſich zuerft an den Ufern und Rändern der Ceen, wo das Waſſer eine geringe Tiefe hat, aber nur dann, wenn der Untergrund nicht zu arm ift, fo daß fich Kritiiche Blätter 31. Bd. I. Heft. — 1301 — eine Vegetation von Waflerpflanzen Darauf ausbilden kann. Die Seen, welche in reinem und armem Sandboden vorfom- men, find in der Regel nicht von Fennen umgeben, man findet fie vielmehr beinahe nur im Lehmboden. Hier wachſen auf dem Grunde des ruhigen Wafjers, wenn deſſen Tiefe nicht über 6 bis 8 Fuß beträgt, eine Menge Wafjerpflan- zen, welche durch ihre Ueberrefte, die fich auf dem Boden an— häufen, den Grund mit Moder bededfen und ihn dadurch er- höhen. Befonders find es die Nymphäen, welche mit ihren langen Stengeln bis auf die Oberfläche heraufdringen, dieſe ganz mit ihren breiten Blättern bedecken und dadurch jede Dewegung des Waflers verhindern. Iſt am Außerften Rande defielben der Grund jo weit ausgefüllt, daß fih Sumpf: mooje darauf erzeugen fünnen, fo dehnen ſich diefe in der ruhigen Wafferfläche zwifchen diefen Nymphäen und andern MWaflerpflanzen immer mehr aus und es überziehet fich diefe mit einer ineinander gewachfenen fchwimmenden Moosdede (von Sphagnum). Die untern Moogfchichten fünnen wegen der Bedeckung mit Waſſer nicht verwejen und verivandeln fih in Moostorf, bei dem die unzerftörte und ineinander verfchlungene Pflanzenfafer feft genug ift, um nun auch andern Gewächlen einen Standort zu geben, Salix uligi- nosa und rosmarini folia, Kienpoft, Birfen und Kiefern wurzelm in bDiefer fchwimmenden Moosdede, wogegen fich Salix aquatica erft dann anfiedeln kann, wenn fie im Stande ift, mit ihren Wurzeln feften Boden zu erreichen, Die Bir- fen und Kiefern, welche oft auf der ſchwimmenden Moos— decke der Fenne anfliegen, erreichen eine jehr geringe Größe und bleiben, felbjt wenn fie ein Alter von 40 Jahren und Darüber erreichen, nur ftrauchartig. Dagegen fommen Dicht an den Rändern der einzelnen in denfelben liegenden Inſeln und des angrenzenden feiten Yandes fehr alte, ftarfe und m MM — lange Kiefern vor, obwohl fie jo wenig über dem Waffer- ſpiegel ftehen, daß ihre Wurzeln augenfcheinlich im Sumpf- boden fich befinden müfjen. Auf dem Moostorfe, der fich bildet, wenn das Waſſer fich mit den abgeftorbenen Moos— fchichten ausfüllt, wachſen ebenfalls Kiefern, die zwar feinen befondern Wuchs haben, doch aber die Brennholzftärfe und Länge erhalten. Das ift wohl Beweis genug, daß dieſe Holzgattung noch einen fehr naffen Standort verträgt. Die an dieſe Fenne grenzenden Brücher haben einen ſehr verichiedenen Wuchs, je nachdem der hier dominirende Erlen Boden befchaffen ift. Diejenigen, wo der Untergrund Lehmboden ift, gewähren, auch wenn er noch den größten . Theil des Jahres mit Waſſer bededt ift, noch eine Durch— jchnittsergeugung von 60,70 und mehr Kubiffuß in guten Deftänden der Schwarzerle. Die Ausfchlagsfähigfeit derfelben erhält fich hier lange, man kann fie zu ftarfen Brettflögen und Sceitholze erziehen. Iſt dieſe Bodenflaffe nicht mehr naß, jondern nur noch feucht und frifch, fo wird fie am vortheilhafteften mit der Weißerle angebauet, die fich vielfach im Reviere vorfindet, noch größere Holzmaffen liefert, aber nicht jo lange aushält, höchftens mit 30 und 35 Jahren benugt werden muß. Ein anderer Theil der Brücher hat ſan— digen Untergrund, ift jedoch humusreich, und wenn der Er- lenwuchs auch nicht fo gut als auf der vorhergehenden Bo- denklaſſe ift, auch nicht fo aushaltend, fo daß man hier für die Beſtände ein kürzeres Haubarfeitsalter beftimmen muß, fo ift die Holgerzeugung doch bier noch bedeutend, wenn der - Seuchtigfeitsgrad für die Echwarzerle hinreichend ift. Die Weißerle bleibt auf dieſem Boden aber fchon ſehr bedeutend zurück. Eine dritte Klaſſe bilden die Torfbrücher, in denen die Holzerzeugung fon fehr zurüdgehet und die Erle nur eine geringe Größe erreicht, auch Fein hohes Haubarfeitsalter 2 — 1132 — erträgt. Noch armer find aber die fauren Moorbrücher, in denen nur noch Neisholz zu erziehen ift. Ein Theil der Torfbrücher ift bereitd entwäflert und theilweife ausgeftochen. Sind fie troden gelegt, fo geben fie eine eigenthümliche Bodenklaſſe für Kiefern, von der wei- ter unten näher gehandelt werden wird, . Alle diefe Verfchiedenheiten des eigentlichen Bruchbodens find bunt untereinander gemifcht, da er in Feiner zufammen- hängenden Zläche liegt, fondern aus lauter einzelnen Nies derungen zwijchen dem Höhenboden vertheilt beftehet, Die Gejammtfläche diefer Erlenbrücher beträgt 316 Morgen und wäre folglich bedeutend genug, um einen bejondern Bloc, oder wenigftens eine Betriebsflaffe daraus zu bilden, wenn fie überall gleihe Behandlung vertrügen. Dies ift aber nicht der Fall, denn nicht blos nach dem Boden, fondern aud) nach der Beichaffenheit der Stockausſchläge und nach der Verbindung, in der fie mit den angrenzenden Bejtänden des Höhenbodens ftehen, muß man beinahe für jeden einzelnen Beſtand das Haubarfeitsalter ohne Beachtung aller Übrigen Erlenbeftände felbitftändig beftimmen. Das läßt fich auch fehr gut thun, da man nicht genöthigt ift, alljährlich einen gleihmäßigen Etat in Erlen zu bauen, fondern den Ein: ichlag mehr davon abhängig macht, ob man mehr oder we- niger in Kiefern oder Buchen fchlagen muß. Starfe Frei: holzabgaben zwingen oft, einen Vorgriff in Kiefern zu ma— hen, die nothwendige Näumung der Buchenjchläge nöthigt zu einem folchen in Buchen und Eichen, wo dann der Ein- Ihlag in Erlen ausgefegt wird, Dagegen aber wieder doppelt und dreifach gehauen wird, wenn die andern Holzgattungen zurücdbleiben fünnen oder müſſen. Die Idee, ein normales Altersflafienverhälmiß in den Erlenbeſtänden berzuftellen, — 13 — fann Daher nach den beftehenden Verhältniſſen gar nicht ge- faßt werden, Dann tritt aber noch ein Umftand ein, der es über: haupt unmöglich macht, fchon jett beftimmte Vorfchriften zu geben, wie der Bruchboden bewirthifchaftet werden foll. Es ift nämlich der Plan, der wahrscheinlich in furzer Zeit reali- firt werden wird, Die ganzen Fenne troden zu legen und die daran grenzenden Seen zu entwäfjern, theils um Wieſen— und Kulturland daraus zu gewinnen, theils um Torfſtiche einzurichten und die Flächen, die ſich dazu nicht eignen, mit Holz anzubauen. Gefchiehet dies, fo werden fich die ganzen Erlenbrüche größtentheils in Kieferboden umwandeln, wie Dies ſchon jeßt bei einzelnen entwäſſerten Brüchern gefchehen ift. Ein anderer Theil des zweiten Blockes beitehet aus an— jheinend gleichem hügligen Höhenboden, wie derjenige ift, von dem oben bei der Beichreibung des eriten Blockes die Rede war, Die Gleichheit ift aber nur fcheinbar, denn in der Wirflichfeit ift nur die Außere Form eine ähnliche, die eigentliche Befchaffenheit des Bodens eine jehr verfcie- dene, Wenn im erften Blode der Boden mehr ein gleich- artiger, ftrenger Lehm ift und nur hin und wieder auf den Kuppen der Hügel ein lehmiger Sandboden gefunden wird, jo ift hier da, wo wirklich Lehmboden gefunden wird, Ddiefer Doch weit weniger bindend, Dabei aber weit humusreicher, weil bier bis zur Verjüngung der alten Beſtände ein ziem- lich geichloffener Eichen-, Buchen - und Kiefernbeftand den Boden ſchützte und düngte. Der Lehmboden ift aber hier auch nur auf einzelnen, bald größeren, bald Fleineren Stellen vorhanden, und wird überall von Sandhügeln und Sand: rüdfen unterbrochen, auf denen der Sandboden von jeder Beichaffenheit, vom ärmſten trodenften Flugſande bis zum fruchtbaren Lehmfande, vorfommt. Das Merhwürdigfte Dabei = 134 — aber iſt, daß dieſe Hügel und Rücken gewöhnlich auf der Meftjeite Lehmboden enthalten, auf der Ditfeite Dagegen Sand. Danach haben fih auch von jeher die Holzgattun- gen gefondert. Auf dem Lehmboden hat fich die Buche an- geftedelt, auf dem lehmigen Sandboden die Gtieleiche, oft mit ſehr fchönem Wuchfe, in dem ärmern Sandboden die Kiefer. Diefe von der Natur angedeutete Sonderung wird auch durch die Behandlung der Beftände und den Anbau aus der Hand gegenwärtig wieder herzuftellen gefucht, wäh rend man früher mehr darauf ausging, reine Laubholzbeftände herzuftellen, was aber nicht gelungen ift und wodurch auf den Sandbergen viel Blößen entftanden find, die man in der neuern Zeit durch Kiefernpflanzungen nachträglich in Beftand zu bringen gefucht hat, was aber freilich die Maifäferlarven vielfach verhindert haben, da diefes hier häufige Infekt am liebften jeine Eier auf dem fandigen Boden und den Fleinen Blößen ablegt. Dann giebt es hier aber auch noch eine dritte Art von Boden, den quelligen, der fein eigentlicher Sumpfboden, aber doch zu feucht für Eiche, Buche und Kiefer ift. Diefen verfucht man jest mit Fichten anzubauen, da dieſe fich befier für den Hochwald eignen, als die Erle oder Birfe, die auch wohl bier wachen würden, Bis jegt zeigt die Fichte, die hier nicht heimisch ift, von Der ſich aber doch jchon einzelne 50- bis 6Ojährige angepflanzte Stämme in mehreren Theilen des Reviers vorfinden, in ben 16= bis 1Sjährigen Horiten einen vortreffliden Wuchs. Wie fie fich aber in höherem Alter erhalten wird, muß erft die Erfahrung lehren. Jedenfalls wird fie wenigftens größere Holzmafien und ein gutes Kohlholz liefern, was bei der Nähe mehrerer fehr großer Hüttenwerke ſehr geſucht if. Gegen Süden von diefem Buchenwalde dehnt fich eine große Sandebene aus, die fich bis an den Finovfanal er — Sb — ſtreckt und in der nur einzelne horſtweiſe Buchenbeſtände da vorkommen, wo der Lehm, der überall den Untergrund bil— det, entweder ganz zu Tage tritt, oder wenigſtens nur flach mit Sand überworfen iſt. Da, wo dieſer im Zufammen- hange liegende Sandboden mit dem lehmigen Hügellande grenzt, ift er noch wellenformig, dann fällt er aber nach Süden zu ab und die ſchwach geneigte Fläche verläuft fich in eine ganz horizontale Ebene, bis diefe am Finovthale mit einer ziemlich fteilen Wand endigt. Diefe Sandebene ift in Bezug auf die Produftionsfraft des Bodens fehr verfchieden von derjenigen der Breitenlege, was offenbar darin liegt, daß der lehmige und mergelige Boden nur flach mit Sande überworfen iſt. An einigen Stellen. liegt fogar der Lehm— boden, oft nur auf Flächen von einigen Quadrateuthen, zu Tage. Man fann dies nur fo erklären, daß dieſer Lehm— untergrund hüglig iſt und daß die Einſenkungen höher, die Kuppen der Hügel flächer mit Sand überworfen wurden. Danach iſt denn auch die Fruchtbarkeit verſchieden, indem fie deſto geringer iſt, je mächtiger die Sandſchichten find. Doch ift der Unterfchied nicht fo groß, daß man nicht ein gleiches Haubarfeitsalter in den reinen Kieferbeftänden, welche dieſe Släche einnehmen, beftimmen fünnte, da fie nur zwi— fehen der zweiten und dritten Bodenflaffe fchwankt. Man wird Daher in dieſem ganzen Diftrifte Mönchshaide genannt) danach ftreben, bei dem 120jährigen Umtriebe, um Bauholz zu erziehen, ein regelmäßiges Alterskfiaffenverhälniß herzu— ftellen, da dies hier ausführbar iſt. Steine fehlen diefem Boden in dev Oberfläche ganz, dagegen finden fie fich im Lehme, der den Untergrund bildet, oft in ſehr bedeutender Ziefe ſehr vereinzelt vor, zeigen auch durch ihre abgerundete ‚Born, daß fie im Waſſer gerollt und abgefchliffen find. Am fteilen Abhange dieſes Plateaus, am Rande des — 136 — Finovthales, kann man in einer alten Lehmgrube, worin der Boden auf etwa 100 Fuß fenfrecht abgeftochen ift, Die Ablagerung und Schichtung diefes lehmigen Untergrundes deutlich erfennen. Es wechfeln bei ihm Falfhaltige Lehm— hichten mit Kies- und ausgewafchenen Sandlagen, bei denen man auf den Niederfchlag im Waſſer aus der gleich- mäßigen Die mit Sicherheit ſchließen kann. Merkwürdig ift dabei, daß diefe Schichten nicht horizontal ftreichen, fon- dern ebenjo gehoben find, wie man dies an dem Streichen der fihiefrigen Gefteine im Gebirge bemerkt, was wohl mit Recht darauf fchließen läßt, daß dieſes hüglige Terrain nicht duch Wind und Wafjer feine jegige Oeftaltung erhalten ha- ben fann, fondern daß hier ebenfalls, wenn auch nur une bedeutende, blafenartige Erhebungen des Bodens ftattgefun- den haben müfjen. An die Laubholzbeitände des zweiten Blodes ftößt ge- gen Norden und Nordweiten der dritte Blod von 6610 Morgen, ebenfalls von dem verfchiedenartigiten Boden. Auch hier find die Heinen Ebenen, welche an einzelnen Stellen oft in Flächen von einigen Hundert bis zu 20 und 30 Mor- gen durchziehen, überall reiner Sandboden, der fich zuweilen dem Flugfande nähert, dann wieder den beſſern Kieferklafien angehört, Das hüglige Terrain enthält bald einen milden Lehmboden, mit einer Menge Stein, befonders auf den Kup— pen der Hügel, bald ift der Boden jandig, bald haben fich in den Einfenfungen zwifchen den Hügeln Waſſeranſamm— lungen gebildet, die theilweife fich jchon zu gutem Erlenboden umgewandelt haben, bald noch Fenne und unproduftiv find, bald Torflager oder fauren Moorboden von jchlechter Beichaf- fenheit enthalten. Dies Alles ift im bunteften Gemijch un— ter einander gemengt und es eriftirt im ganzen Blocke feine Fläche von auch nur 200 Morgen, welche einen gleichen — 131 — Boden hätte und die man gleichartig bewirthfchaften Fönnte, Auch die Erpofition der Fleinen Berghänge zeigt fich fchon von großem Einfluffe auf den Holzwuchs, felbft wo ber Boden von gleicher Befchaffenheit ift, fo daß darauf Rück— ficht genommen werden muß. Im der Kegel trifft man an der Südſeite nur Kiefern, wenn an der Nordfeite gutwüch— fige Buchen und Eichen vorfommen. So enthält denn das Lieper Revier die alferverfchieden- artigften Bodenmifchungen. Man findet fteinigen Boden, wo mächtige Steinbroden fehr mannigfaltiger Gefteine fo dicht zufammengefchweift find, daß die Bäume Mühe haben mit ihren Wurzeln in die Fleinen Zwifchenräume zu dringen, und die Kultur fo ſchwierig wird, wie an flachgründigen Selfenhängen; der Falfreiche Lehm und Falfarme Thon, der Lehm und Sand in jeder Mifchung, der humusreiche und der humusarme, der naffe und der dürre Boden, die Brücher von jeder Befchaffenheit, die Ebenen und die jchroffen Ab- hänge, das Alles wechjelt ununterbrochen, Oft findet man auf einer Fläche von faum 100 Morgen alle diefe Boden— verfchiedenheiten bunt unter einander gemengt. Es ift von den Studirenden der Forftlehranftalt verfucht worden, von einzelnen Theilen des Neviers Bodenfarten herz zuftellen, wonach der Boden in Bezug auf die Holzgattung, für Die er fich vorzüglich eignet, und die Güteflaffen für jede derfelben gefondert, überbliet werden könnte. Man ift dabei aber auf beinahe unüberwindliche Hinderniffe geitoßen, die eine vollftändige Durchführung Diefer Arbeit für das ganze Revier faum möglich erfcheinen ließen, fo wünſchens— werth fie auch für den Entwurf des Betriebsplans und zur Ueberficht der Broduftionsfraft des Reviers geweſen wäre, Diefe lagen weniger darin, daß die Bodenverfchiedenheiten oft nur in fehr Heinen Flächen untereinander liegen, denn — 1383 — das wäre allenfalls bei den vielen Kräften, bie bei Diefer Arbeit zur Dispofition ftanden, und da man an feine Zeit zu ihrer Beendigung gebunden war, zu überwinden gewefen. Es war vielmehr die größte Schwierigfeit, den Boden über- all in diefer Beziehung richtig zu erkennen und zu beftim- men, da oft weniger die Befchaffenheit der Oberfläche Darüber entfchied, als diejenige des Untergrundes und die Tiefe, in welcher er unter dem Sande oder der erfchöpften Oberfläche lag. Dann war ed auch ungemein ſchwer, Die Grenze der verjchiedenen Bodenklaffen richtig zu beftimmen, da Die Ueber— gänge bderfelben oft fo ineinander verfloflen, daß es jehr - ſchwer wurde, die Trennungslinien zwiſchen beiden aneinan- der geenzenden Bodenverjchiedenheiten zu ziehen, Es ift hier die Bodenbefchaffenheit des Lieper Neviers fo umständlich behandelt worden, um darzuthun, daß e8 ein fehr unbegründeter, wenn auch fehr verbreiteter Glaube der ſüd-, weſt- und mitteldeutfchen Forſtwirthe ift, wenn fie der Meinung find, daß es nichts Einfacheres ‚gebe, als die Be- wirthfchaftung eines Reviers in dem märfifchen Flugſande, denn das ift eine allgemeine Anficht, daß die Mark Branden- burg feinen andern Boden hat als Flugſand. Der verftorbene Oberforſtrath König Außerte fogar einmal, daß fich die Reviere in derfelben gar nicht zur praf- tischen Ausbildung junger Foritleute eigneten, indem die Wirth: ſchaft in ihnen zu einförmig und mehr eine mechaniiche fei, die gar nicht zum Denfen veranlajie. Das ift aber ein großer Irrthum. Selbſt in den reinen Kieferrevieren fommen beinahe immer folche bedeutende Bodenverichiedenheiten vor, daß fie auch eine abweichende Behandlung der Beftände, verfchiedene Kulturmethoden nöthig machen, wenn man bie Wirthichaft vationell führen will, Der Verfaſſer fennt die Verhältniſſe der Forſten in dem größten Theile von Deutjch- — 139 — fand, er hat aber die Ueberzeugung, daß die Wirthſchaft in einem märfifchen Kiefernreviere von verfchiedenen Boden eine der fehwierigften ift, die man fich denfen fann, wenn fte gut geführt werden foll, gewiß aber fehwieriger als in einem ſüd- weftdeutfchen Buchenwalde, oder gar in einem Harzer oder Thüringer Fichtenreviere, für welches einmal ein guter Betriebsplan ennvorfen worden ift. Er wirthfchaftet nun nahe an 50 Jahre in Kiefern, hat fich bemühet, dieſe Holz- gattung fo gründlich als möglich zu ftudiven, wovon allen- falls viele Abhandlungen in diefen Blättern Zeugniß geben können, aber er hat es gar nicht Hehl, daß er oft unent- fehieden ift, was er bei dem Entwurfe von Betriebsplänen, Hiebsanordnungen, Kulturplänen in Kiefern thun foll, und daß er keineswegs die Ueberzeugung hat, dabei nicht noch Feh— ler zu begehen. Der Grund zu der erwähnten vielfach verbrei— teten Anſicht liegt darin, daß man in Kiefern allerdings ſehr mechaniſch und einförmig wirthſchaften kann. Das zeigen unſere märkiſchen Bauern, die keine andere Wirthſchaft in ihren Kiefernhaiden kennen, als das 40- und 56jährige Holz herunterzuhauen, vom Boden, wenn er dazu gut genug ift, ein paar Noagenernten zu nehmen und dann Zapfen darauf auszuftreuen, auch allenfalls noch einige Furchen mit dem Pfluge zu ziehen und dann die Kultur der Natur und dem Schick— fale zu überlafjen. Das gehet jehr oft ganz gut, oft auch nicht, wie die Erfahrung lehrt; in feinem Falle wäre das aber eine rationelle Wirthfchaft in den Staatsforften. Den Mittel: wald fann man auc ganz mechanifch bewirthichaften und er ift Sahrhunderte hindurch fo bewirthichaftet worden und Hat fich dabei erhalten, Deshalb wird aber doch wohl Nie- mand, der Überhaupt einen Begriff vom Mittelwaldbetriebe hat, behaupten wollen, daß bei ihm Feine Beranlafung zum Denken gegeben jei, — 140 — Nachdem der verjchiedenartige Boden, der im Pieper Re— viere vorfommt, furz erwähnt worden ift, foll nun das Ver— halten der verfchiedenen Holzarten, die darauf von Natur oder in fchon benußbaren Beitänden vorfommen, fo daß fidh ein Urtheil darüber fällen läßt, erörtert werden. Es ift dies ebenfo verfchiedenartig, wie der Boden felbit, und es giebt nicht leicht ein Revier, was den Baumftudien günftiger wäre als dies. ‘ Die Eiche war früher mit Ausnahme der Breitenlege, wo fie wegen des ſehr fchlechten Sandbodens wohl niemals einheimifch war, über das ganze Revier zerftreut. In ber neuern Zeit, wo man auch den beffern Sandboden des zivei- ten Blockes (dev Mönchshaide) und einzelne Theile des drit- ten Blockes aus der Hand mit Kiefern angebaut hat, ift fie von dieſem verſchwunden und befchränft fih auf den Lehm— boden und lehmigen Sandboden, wo-das Laubholz noch herr= chend ift. Hier foll fie auch wo möglich erhalten werben, da ſowohl der Bau der Oderkähne und der vielen Fahrzeuge, die den Finovfanal befahren, die Erziehung von Schiffbau holz erfordert, als auch die Gerberrinde für die bedeutenden Gerbereien von Berlin und in der Umgegend nicht entbehrt werden fann. Früher fchon find viele Verfuche in den Thei- [en des Neviers, wo fte berrfchend war, gemacht worden, um fie in veinen Beftänden duch die Saat zu erziehen. Auch eine Menge Eichelfimpe wurden angelegt, um Pflanzitämme zu erziehen, Die zum Theil in einem Alter von 50 bis 60 Jahren vorhanden find. Alle Verfuche, wüchlige Eichen in erinen Beftänden, felbft im beſſern Lehmboden zu erziehen, iind jedoch mißlungen. Die meiften Eichenfaaten find durch eingeflogene Birfen und Kiefern unterdrückt worden, weil man verabfäumt hat, dieſe rechtzeitig auszubauen, es find aber noch genug reine Eichenbeftände von 40 bis 60 Jahren — m — ‚vorhanden, bei Denen Dies nicht der Fall ift, an deren ſchlech— tem Wuchfe man aber deutlich genug erfennen kann, daß die Eiche hier nicht in reinen Beftänden erzogen werden darf. Sie werden auch größtentheils, wenn fie noch jung genug dazu find, mit Ueberhalten der wüchfigften Stämme zur Anz lage von Eichenfhälwaldungen heruntergehauen. Man ift daher Dazu übergegangen, die Eiche zwar in noch größerer Ausdehnung als früher anzubauen, aber niemals ganz rein, in dem befjern Boden mit der Buche gemifcht, auf dem ge- ringern, der aber noch Eichenbauholz erzeugen Fann, in Ver— mifchung mit der Kiefer, In dem befjern Lehmboden erhält fie ſich bis in das hohe Alter gefund, fie hat hier feinen ausgezeichneten Höhen wuchs, erreicht aber eine bedeutende Stärke, bei großer Aſt— verbreitung, mit ziemlich dunfler Belaubung. In dem ſan— digen Boden ift der Höhenwuchs ftärfer, Die Stammbildung vorzüglich in der Vermiſchung mit Buchen und Kiefern aus— gezeichnet, Die Aftverbreitung gering, die Belaubung loder, Die Ausdauer ift aber gering, und gewöhnlich wird fte Schon mit 140 bis 160 Jahren fernfaul oder rothftreifig. Auch verträgt fie hier die Freiftellung weit weniger als auf dem befiern Lehmboden, weshalb hier feine fehr ftarfen Bäume gezogen werden fonnen. Sn den Buchenbeftänden, wo noch alte Eichen fteheir, wird wo möglich die Nachzucht durch Samenfchläge bewirkt, was auch theilweife ganz gut gelungen ift, indem man Die Lichtftelung vorzugsweife nach dem Lichtbedürfniffe des zwifchen den jungen Buchen befindlichen Eichenaufichlags bemißt, Wo Die alten Samenbäume fehlen, werden gleich bei der eriten Schlagftellung, beſonders auf den fandigen Stellen und den Fleinen Blößen, Cicheln bald auf Platten, bald duch Unterhaden, aus der Hand eingefprengt, Die — 12 — Nachzucht der Eichen wird übrigens beinahe nur durch die Saat, ſei ed durch den natürlichen Samenabfall oder aus der Hand, bewirkt, da die Erfahrung gelehrt hat, daß die Pflanzung hier immer nur fehr ungünftige Nefultate giebt, und felbft wenn die Pflanzſtämme angehen, ihr Wuchs doch ſtets fchlechter ift alS derjenige der unverjegten Samenpflan— zen. Blos der Schälwald wird duch Pflanzen nachgebei- fert, die im Neuftädter Foritgarten mehr um ded Unterrichts willen, als weil die Pflanzung zwedmäßiger wäre, erzo— gen werben, Es fommen beide Eichenarten im Lieper Reviere vor, jedoch trennen fie ſich nach der Beichaffenheit des Bodens. Q. robur bildet vorzüglich die reinen Eichenbeftände auf dem reinen Lehmboden des erften Blodes, Q. pedunculata dage— gen ift die Bewohnerin des fandigen Lehmbodens und Sand— bodens des zweiten und dritten Blodes und fommt nur in der Vermifchung mit Buchen und Kiefern vor. Der Wuchs beider ift hier ſehr verfchieden, es fcheint dies aber mehr im Boden zu liegen als in der Eigenthümlichfeit der Species, denn diefe Verfchiedenheit verfchwindet mehr, wenn die Stiel— eiche auf ftrengem Lehmboden vorkommt, oder Die Trauben- eihe auf Sandboden, was bei einzelnen Eremplaren der Fall ift. Sie beftehet vorzüglich darin, daß die Traubeneiche auf erfterm einen geringeren Höhenwuchs, eine ftärfere Aſt— verbreitung und dunflere Belaubung bat, auch ein höheres Alter bei voller Gefundheit und darum eine größere Stärfe erreicht, al3 die Stieleiche auf dem fandigen Boden. Dann treten ferner bei beiden die Samenjahre fehr verjchieden ein, Die Traubeneiche trägt beinahe jedes Jahr Samen, infofern fie nicht durch Fröſte und Infekten in der Blüthezeit beſchädigt wird, wenn auch bald mehr bald weniger; bei dev zwilchen an— bern Hölzern auf ſchlechtem Boden ftehenden Stieleiche vergehen — 193 — aber oft 8 bis 10 Jahre, ehe auch mir eine geringe vder mittelmäßige Fruchterzgeugung ftattfindet. Das ift indeffen die gewöhnliche Erfcheinung, daß die Samenerzeugung defto geringer wird, je fchlechter der Boden ift. Auch die größere Ausdauer der Eiche im erften Blocke trotz der Fichten Stellung, in der fie auch hier nur vorfommt, ift wohl nur darin begründet, daß der Boden hier Fräftiger ift und eher der Laubdefe und Humuserzeugung entbehren fann, als der Eandboden, auf dem die Stieleiche vorzugs— weife vorfommt. So lange Die Beftände noch gefchloffen find, erhält ſich auch diefe bis zur Bauholzftärfe noch ge— fund, da das Lieper Revier frei von dem verderblichen Ser— pitute des Streurgchens ift; fowie aber an den Rändern der Laubholzbeftände das Laub weggewehet wird, oder die Be- ftände fich fo lichten, daß die Humuserzeugung fich fehr ver- mindert, tritt vorzüglich die Wipfeldürre, im hohen Alter die Kernfäule ein. Da bei den Buchen Ddiefelbe Erfcheinung ftattfindet, fo werden alle Nänder der Laubholzbeſtände, die an die Felder oder MWiefen grenzen, wo der Wind das Laub wegwehen würde, wenn fte fich auswachfen, mit einem Man— tel von Kiefern umgeben, der eine Breite von 4 bis 5 Ru— then hat und in denen, wo der Boden gut ift, die Eiche nur einzeln eingefprengt werd. Die Eiche erreicht felbit noch auf dem Iehmigen Sand- boden in der Vermiſchung mit Buchen oder Kiefern eine Größe, wobei fie als fchwaches Schiffbauholz zu benugen ift, wird jedoch hier mehr zu Brettklötzen und Landbauholz verwandt, wozu fie ſich bei dem vorzüglichen Höhenwuchs und der fchönen Stammbildung vorzüglich eignet. Bei der früheren Plenterwirthſchaft find hier ausgezeichnet ſchöne Schiff: bauhölzer zu Planken und Balfen erzogen worden ; Die jegige regelmäßige Verjüngung der Buchenfchläge fcheint aber zur — 14 — Erziehung von Eichen, die ftarf genug find, um zum Baue größerer Seeſchiffe benugt werden zu können, weniger geeig- net zu fein, weil diefelben dabei mehr unter der unvermeid— lichen Freiftellung leiden, indem fie dazu das. doppelte Um: triebsalter der dominirenden Buchen erreichen müffen. Cine Wirthſchaft, wie z. B. im Spefjarte, dürfte daher nur in dem befjern Lehmboden ausführbar fein, wo fie die Freiftel- lung eher erträgt. Beſondere Bodenklaffen für die Eiche zu bilden, fehlen alle Mittel, da nirgends gefchloffene reine Eichenbeftände vorhanden find, aus denen man mit Sicherheit auf den Wuchs Diefer Holzart jchließen Fönnte, und derjenige einzelner Stämme einen zu unfichern Anhalt dazu geben würde. Es ift aber auch feine DVeranlaffung vorhanden, für fie befondere Er- fahrungstafeln aufzuftellen, da fie größtentheil® mit Bu— chen vermifcht erzogen wird, welche dominirend find, und ihre Maffenerzeugung von dieſen fehr wenig verfchieden fein dürfte. Auch ihr Höhenwuchs gleicht fich mit demjenigen der Buche aus, fo daß fie ohne weitern Schug mit. diefer _ zufammen fich ſehr gut erziehen läßt. Auch die Hainbuche, mit der fie vielfach vermifcht vorfommt, wird ihr durch Vers Dämmung nicht nachtheilig und einzelne Eichen wachfen vor— trefflich in den Dichteften Hainbuchenhorften herauf. Dagegen hat fie in der eriten Jugend fehr gefährliche Feinde an der Dirfe und Kiefer, durch die fie, wenn man fie nicht gegen Diefelben jchügt, jehr bald unterdrüdt wird. Die Birfe tritt befonders auf dem fandigen Boden eben jo verdämmend gegen fie auf, als die Kiefer, und eine Menge älterer, ganz gelungener Eichenfulturen find durch diefelbe, Die hier überall anfliegt, fo unterdrüdt worden, daß die jungen Eichen jet nur noch als verfrüppeltes Strauch- holz in den reinen Birfenbeftinden ftehen. In der allereriten =. 10 — Jugend muß man auf den fandigen Blößen allerdings oft beide Holzarten ald Schugholz für die Eiche benugen, wenn man fie Überhaupt noch erziehen will, man darf beide aber nicht einen Augenblick aus den Augen laffen, ‚wenn fte nicht für ihren Schügling verderblich werden ſollen. Die Birfe tödtet ihm zwar nicht fo vafch wie die Kiefer mit ihrer grö— Bern Aftverbreitung und dunflern Belaubung, die Eiche ver- früppelt aber ebenfalls, fobald fie von ihr überwachen wird.. Sie vegetirt noch lange bei einem ftrauchartigen Wuchfe in den fich früh lichtftellenden Birkenbeitänden, fann fich jedoch nicht mehr erholen und zum wüchſigen Baume ausbilden, wenn die rechtzeitige Freiftellung verabfäumt wird. Dagegen it der Verſuch mit gutem Erfolge gemacht worden, nad dem Abtriebe der Birken dies Strauchholz abzubujchen, um neue Stodausfchläge zu erhalten und Diefe zur Anlage von Schälwald zu benugen. Diejenigen jungen Eichen, welche fich noch lebend in der Beichattung von jungen Kiefern er- halten haben, befigen jedoch in der Negel nicht mehr Lebens— fraft genug, um noch kräftige Stodausfchläge zu bilden; es ift Daher dies Verfahren für fie nicht anwendbar. Die Ausfchlagsfähigfeit der Eiche verliert fich defto frü— her, je ärmer der Boden ift, fo daß der ärmſte Sandboden, auf dem fie vorfommt, fchon bei einem 3Ojährigen Alter ent- weder gar feine, oder nur jchlehtwüchlige Stockausſchläge giebt, auf dem befjern Lehmboden aber die Stöde noch mit 49—50 Jahren gut ausjchlagen. Auf das Andringen der Gerber, befonders derjenigen in Berlin, welche fürchten, bei dem Verſchwinden der Eiche in ben öftlichen Provinzen Preußens und auch in Polen in nicht zu ferner Zukunft nicht mehr ihren Bedarf an Eichen- gerberrinde beziehen zu können, iſt der Verſuch gemacht wor— den, die vielen verdämmten frühern Eichenfulturen zur An— Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. K — 6 — lage von Schälwaldungen zu benutzen. Auf dem beſſern Boden kann derſelbe wenigſtens inſofern als gelungen an— geſehen werden, als die ſchlechtwüchſigen und ſelbſt ganz unterdrückten Eichen nach dem Abtriebe ſehr ſchöne und kräf— tige Ausſchläge geliefert haben, wogegen aber dieſe auf dem ſchlechten Boden entweder ganz fehlen oder ſehr dürftig ſind. Da nun aber die Sand- und Lehmboden überall ſo unter— einander gemiſcht ſind, daß der eine oder der andere oft kaum Flächen von einem halben oder ganzen Morgen Größe ein— nimmt, und dann immer wieder Suͤmpfe und Niederungen dazwiſchen liegen, ſo iſt ſchon dies ein großes Hinderniß, dieſe Schälwaldungen im Lieper Reviere in irgend einer Aus— dehnung dadurch anzulegen, daß man die vorhandenen jun— gen Eichen dazu benutzt, abgeſehen von denen, welche die Servituten, der Mangel an Abſatz des Reisholzes u. ſ. w. in den Weg legen. Zur Brennholzerziehung kann man jede einzelne, auch noch ſo kleine Stelle benutzen, ſobald ſie paſ— ſenden Boden hat, da dabei die Eiche nur in der Ver— miſchung mit andern Hölzern gezogen wird. Der Schälwald ſoll aber rein von dieſen ſein, er muß in größern Flächen zufammenliegen, Damit er eingefchont werden kann und nicht von dem Schatten des ihn umgebenden Hochwaldes leidet. Der zu Schälwald tauglihe Boden liegt aber nirgends in jolcher Ausdehnung zulammen, daß man davauf einen Nies berwald- Blod in gejchlofjener Fläche zufammenlegen könnte. Er könnte immer nur aus einzelnen Keinen, im ganzen Re— viere zerftreut liegenden Flecken zuſammengeſetzt werden, was gewiß Feine zweckmäßige Benugung und Bewirthichaftung des Schälwaldes geftatten würde, Die Erziehung der Eiche in den Buchenbeftänden, die noch hinreichende Samenbäume haben, um natürlich verjüngt werden zu können, oder wo man wenigitens durch Meberitreuung — MM — und Unterhacken von Bucheln einen gefchlofienen Buchen- beftand, zwifchen dem die Eichen heraufwachten können, her— zuftellen vermag, fcheint feine großen Schwierigfeiten zu ha— ben, Wenigftens find Diejenigen jungen Buchenbeftände, welche durch Samenfchläge in der neuern Zeit erzogen wor: den find, reichlich mit jungen Eichen durchiprengt, Die theils vom natürlichen Samenabfalle herrühren, theil8 von unters gehackten Eicheln. Dagegen wird fte gerade da, wo bie Eid;en dominirend find und gerade der befte Eichenboden ift, vielleicht weniger leicht fein. Es fehlen hier Die Schugbäume zur Buchenfaat, die Spätfröfte find in den vielen feuchten Einfenfungen fehr zu fürchten, auch fcheint die Buche, Die hier niemals recht einheimifch war, den Boden nicht jo zu lieben, daß man darauf rechnen Fünnte, fie hier unter dieſen ungünftigen Verhältnifien noch mit Erfolg zu erziehen. Es ift daher auch fchon der Vorfchlag gemacht worden, Diefe raumen Eichen ſtückweiſe kahl abzutreiben, den Boden einige Jahre zur Aderfultur auszuthun, was wenigitend der ftrenge Lehmboden fehr gut ertragen würde, und ihn dann mit halber Saatmenge der Eicheln zur Vollſaat zu verwenden, Dabei aber befonderd Hainbuchen, auch wohl Ulmen, ald Schuß- holz unterzumifchen. In den Oder- und Elbthälern hat dies Kulturverfahren jehr gute Nefultate gegeben, ob es aber hier ein angemefjenes fein wiirde, wo die Bodenbefchaffenheit eine fo unendlich verfchiedenartige ift, auch felbft die Außere Bo— denbildung nicht einmal ein gleiches Kulturverfahren geftat- tet, da fo viel fteinige und fpiße Hügel vorkommen, fcheint ſehr zweifelhaft zu fein. Man wird deshalb hier ebenfalls den Berfuch machen, auch die Buche und zwifchen ihr Die Eiche anzubauen und Dabei wie in den raumen Buchenbeftän- ben bie vorhandenen alten Bäume als Schußholz zu be— nußgen. Die Erfahrung muß exft lehren, welches die beite 82 — 18 — Art und Weife ift, die Eiche nachzuziehen, Die hier jeden: falls erhalten werden ſoll. Bis jest hat der Hieb noch nicht in diefe reinen Eichenbeftände gelegt werden können, da man zuerft darauf bedacht fein mußte, den fihlechten Boden, der durch das Bloßliegen immer mehr an feiner Fruchtbarkeit verlor, wieder mit Holz in Beſtand zu bringen, und dieſer kräftige Lehmboden, welcher noch beſſer gejchügt ift und bie Entblößung beſſer verträgt, deshalb zuletzt zur Verjüngung beftimmt ift, zumal da man auch diefe alten Eichen für fo lange Zeit, als nur irgend möglich ift, vertheilen muß. Auch die Pflanzung der Eiche ſoll verſuchsweiſe fort: gefegt werden. Man wird fich jedoch auf diejenige junger drei= bis fünfjähriger Stämme befchränfen, die auf Die klei— nen Blößen zwifchen die Buchen oder im Schälwalde geſetzt werden, und im Allgemeinen diejenige älterer ‘Bflanzheifter vermeiden. Auch diefe jungen Pflänzlinge müffen aber ſchon vorher einmal verfegt werden und einige Jahre in den Pflanz— beeten ftehen, da fie in dem lodern Sandboden des Forit- gartens zwar in den erſten Jahren einen wortrefflichen Wuchs haben, aber eine zu lange Pfahlwurzel bilden, fo daß fie ſich ohne Einftugung derfelben und bevor fie nicht mehr Sei- tenwurzeln erzeugt haben, nicht zur Berfegung in einen nicht gut bearbeiteten und teodnen Boden eignen, Die aus Samen erzogenen Eichen haben im Anfange feinen lebhaften Wuchs, der fich jedoch befjert, wenn bie jungen Buchenbeftände, zwifchen denen fie größtentheils ſte— hen, mehr fchließen und der Boden wieder mit einer Dichten Laubjchicht bedeckt wird. Bei der großen Mafje von Rind— vie und Schafen, die in das Nevier getrieben wird, ohne vorzüglich bei eintretender trodner Witterung vollitändige Nahrung darin zu finden, wodurch fie ſehr auf das Laub, befonders der Eichen, hingewiefen wird, muß man für bie — 149 — Orte, in denen dieſe erwachfen,, Durchfchnittlich mindeftens eine 30jährige Schonzeit annehmen. Von Infekten Teidet die Eiche bier wenig. Die Pro— cefftionsraupe ift im Reviere noch gar nicht bemerft worden und die Ph. Tortrix viridana, die fo häufig in den Elb— und Oderwäldern frißt, fommt hier nur einzeln vor und ent— laubt felten Bäume ganz. Nur der Maifäfer frißt in den Flugjahren bin und wieder alte Eichen Fahl und die Larve deffelben zerftört vielfach die Wurzeln der jungen Gichen. Sf die Witterung günftig, fo bewirkt die Maifäferlarve oft diefelbe Aenderung der Wurzelbildung bei den jungen Eichen, wie das DBerfegen derfelben und das Einftußen der Pfahl: wurzel, indem fich durch neue Wurzelausſchläge ftatt der Pfahlwurzel Seitenwurzeln bilden. Doch gilt dies nur von 2= oder Zjährigen Pflanzen, die einjährigen gehen jedesmal ein, wenn die Wurzel von der Maifäferlarve befchädigt wird, Früher verhinderte der ftarfe Nehftand in den meiften Ne: viertheilen das Herauffommen der jungen Eichen, doch follte diefer Schon vor dem Jahre 1848 in den eingefchonten Or— ten, wo viel Eichen waren, ganz abgefchoffen und auf die Diftrifte beichränft werden, wo weniger Schaden von ihm zu fürchten war. In finanzieller Beziehung erfcheint die Eiche als Feine vortheilhafte Holggattung. Die Maftnugung hat wenig oder gar feinen Werth, da, wenn die Maft auch geräth, fie fehr fchleht bezahlt wird, indem die Anwohner des Waldes die Stallmaft vorziehen; das Brennholz hat einen weit gerin= gern Preis als das Buchen- und theilweife fogar als das befiere Kiefernholz, und der Nusholzertrag ift auch nicht fo bedeutend, daß Dadurch der geringe Maffenertrag ausgegli- chen wirde, da immer nur Die wenigften Bäume fich bis in Das höhere Alter, wo fie die verlangte Stärfe erreichen, ganz — 150 ° — gefund erhalten und einen paffenden Wuchs haben. Auch ift der Preis des Nutzholzes noch nicht lohnend genug, was darin liegt, daß er duch das viele aus Polen und Ruß— land herangeflößte Holz ſehr heruntergedrücdt wird. Dem“ ohnerachtet ſoll aber die größte Sorgfalt angewandt werden, um dieſe werthvolle Holzgattung zu erhalten, die das Land nicht gut entbehren fann. Dazu werden auch alle jüngern und mittelwüchfigen Eichen, die nur irgend auszudauern verjprechen umd fich fonft Dazu eignen, in den Schlägen übergehalten. Dies muß jchon deshalb gefihehen, weil der ganze Eichenbeitand größtentheild in alten Eichen beftehet, die meiſt Frank oder Doch überftändig find, und alle in der eriten und zweiten ‘Periode gehauen werden müſſen. Die jüngern und mittlern Altersklaffen fehlen beinahe ganz, bis auf die allerjüngfte von 1—15 Jahren. Die Buche nahm früher den bei weitem größten Theil des Reviers ein, und noch jest fol fie auf einer Fläche von nahe an 10,000 Morgen erhalten und nachgezogen werden, Der Standort ift für fie vielfach ein ſehr günftiger, was fih jchon daraus ergiebt, daß früher alte Buchenbeftände beruntergehauen und in Kiefern umgewandelt wurden, unter denen ſich das frühere Unterbuchenholz vder Aufichlag von eingefallnen Samenförnern erhalten hat. Diejev wird jegt überall durch vorfichtige Aushiebe der Birken und Kiefern freigeftellt und zu erhalten gejucht, um wenigftens gemifchte Beſtände zu erziehen. Sie hat nach der Befchaffenheit des Bodens einen ſehr verfchiedenartigen Wuchs. Auf dem Fräftigen Lehmboden des eriten Blockes gleicht fie an Aftreichthum, Belaubung, Stärke und Ausdauer den Buchen im bejjern Gebirgsboden, wie er früher in Diefen Blätteın charakterifivt worden — — ift, *) was wir bier nicht nochmals wiederholen wollen. In dem fandigen Boden hat fie einen ausgezeichneten Höhen— wuchs, eine ſehr fchöne Stammbildung, erreicht aber eine geringe Stärfe, weil fie frühzeitig einen todten Kern erhält und überhaupt nicht alt wird. Ihr Wuchs und ihr Ver— halten ift fo, wie beides fich gewöhnlich auf. dem Sand: boden zeigt, und da dies fchon am betreffenden Orte in die— jen Blättern umftändlich dargeftellt worden ift, fo wollen wir uns hier mehr auf dasjenige befihränfen, was binfichts der Bewirthfchaftung der Buche für das Lieper Nevier als zweckmaͤßig erfannt wurde, weil es fich auf die lofalen und demfelben eigenthümlichen Berhältniffe begründet, Da daſſelbe feine Etreufervituten hat, fo hat ſich nach und nach in ben gefchloffenen Beftänden ein fo großer Hu- musreichthum angefammelt, daß die Buche felbft auf einem für fie von Natur eigentlich zu armen Sandboden vielfach vorfam und theilweife noch vorhanden ift. Cie hat daſelbſt allerdings nur einen geringen Wuchs, erreicht in voller Ge— fundheit faum ein Alter von ı00 bis 120 Jahren und läßt fchon früh im Wuchſe nach, fo daß fie fein höheres Hau— barfeitsalter als höchftens von 100 Jahren erhalten Fanır, giebt einen Durchſchnittszuwachs in vollen Beftänden von nicht über 20 bis 25 Kubiffuß und liefert dabei Holz von nur 14 bis 16 Zoll Ducchmefler in den dominirenden Stäm— men erfter Größe, Sie kann aber noch mit Sicherheit nach: gezogen werden, wenn der Boden noch feinen frühern Hu— musgehalt hat und die Beſtände jo geichloffen find, daß die Verjingung duch regelmäßige Samenfchläge bewirkt werden fann. Sobald aber in Folge der Lichtftellung der Beftände der Boden humusarm geworden ift, Fann fie bier *) 26. Band 2. Heft ©. 87 u. ff. — 12 — nicht mehr mit Erfolg nachgezogen werden und es muß eine Umwandlung der frühern Buchenbeſtände in Kiefern erfolgen. Ebenfo wenig hat das Unterhaden von Bucheln einen Erfolg, indem die aufgehenden Pflanzen entweder vertrodnen und durch den Sonnenbrand getödtet werden, oder einen fo fchlech- ten Wuchs haben, wenn dies in günftigen Jahren nicht dev Fall ift, daß fie felbft nicht einmal unter dem Schuße der Kiefer und Birke heraufzubringen find. Schon anders ift es auf dem lehmigen Sandboden, be- fonder3 wenn er einen nicht zu tiefliegenden Untergrund von falfhaltigem Lehme hat. Auch wenn der Boden fteinig ift, erhält er feine natürliche Fruchtbarfeit länger und die Buche wächft dann noch auf ihm, auch felbft wenn er längere Zeit freigeftellt worden ift und Dadurch in der Oberfläche erichöpft wurde. Es ift dann nur noch ein mäßiger Schuß von licht- ftehenden Buchen und Eichen nöthig, um bei günftigen Jah- ven durch Unterhaden von Bucheln und mit Zuhülfenahme von Kiefern als Schußholz noch ziemlich wüchfige Buchen, wenn auch nicht ganz rein, doch in der Art in gemifchten Beftänden nachzuziehen, daß fie im höhern Alter auf dem für fie paſſenden Boden noch rein hergeftellt werden können; denn eine horftweile VBermifchung mit Kiefern oder auch Fich- ten wird in allen Buchenbeftänden bei der großen Verfchie- denheit des Bodens überall unvermeidlih. Aber wenn man in dem lehmigen Sandboden mit Steinen und in dem fandis gen Lehmboden auf Näumden und in jehr lichtitehenden Be— ftänden noch gefchlofjene und wüchjige Buchenbeftände er- ziehen will, fo muß man einmal Glüd haben und dann un— unterbrochen bis zum 30. und 40. Jahre ihres Alters eine forgfame Waldgärtnerei treiben. Es gehört nämlich dazu, daß im eriten und zweiten Jahre der Kultur feine ftarfen Spätfröfte eintreten, wodurch die jungen Pflanzen getödtet > a > werden, da ihnen der Schuß von den Samenbäumen fehlt, und daß die jungen Buchen 4 bis 5 Jahre alt werden, be- vor ein ſehr dürres Jahr eintritt, Man läßt zwar auf den Saatpläßen, wo der Schuß von Samenbäumen fehlt, alles Strauchholz von Dornen, Wacholder, verbiffenen Buchen und Hainbuchenfträuchern, jungen Kiefern, vorzüglich aber die Erlen an den Bruchrändern ftehen, um den Mangel einer genüigenden Beſchirmung durch den Geitenfchuß zu erfegen, den dies Strauchholz gewährt, Diefer ift aber doch nicht hin- reichend, um die Wirkung ftarfer Spätfröfte und großer Dürre ganz zu befeitigen, Darum ift es immer eine ge- wagte Sache, Buchenfulturen durch Einhaden von Samen auf diefem Boden zu unternehmen, da man für ihre Gelins gen feine Bürgſchaft hat. Es wird jedoch verfucht, da man Dabei nichts wagt, als die nicht bedeutenden Kulturfoften, und die Umwandlung in Kiefern noch immer ftattfinden Fann, auch denn doch wohl noch auf den frifcheren Stellen fich einige Eichen und Buchen erhalten, fo daß man wenigftens einen gemifchten Stand befommt. Soll übrigens felbft bei einer mehre Jahre andauernden günftigen Witterung ein wüch— ſiger Buchenbeftand hergeftellt werden, fo muß man darauf bedacht fein, den Boden fo raſch ald möglich zu deden, Die Buche allein fann dies nicht fo gut, felbft wenn man Boll: faaten machen wollte, was doch fchon um der großen Ko- ften willen nicht ausführbar fein würde, weil dazu ihre Wuchs in der Jugend zu langfam iſt. Es bleibt alſo in der Negel nichts übrig, als fie gleich von vornherein mit Kiefern und Birken durch Anfamung aus der Hand zu mifchen, da fel- ten von Natur ein gleihmäßiger Anflug diefer Holzgattun— gen erfolgt. Diefelben haben aber nur den Zweck, vorläus fig den Boden rafch zu decken und den jungen Buchen und Eichen als Schugholz zu dienen, und find gleich von vorn- — —— herein zum baldigen Aushiebe, ſelbſt oft ſchon ehe ſie eigent— lich noch benutzbar geworden ſind, beſtimmt. Aber auch dieſer Aushieb muß in ſehr verſchiedener Art erfolgen und lediglich danach beſtimmt werden, wie es das Schutz- oder Lichtbedürfniß der zwiſchen dem überwachſenden Holze ſtehen— den Buchen und Eichen verlangt. Oft müſſen Kiefern und Birken blos geſchneidelt, oft auch blos eingeſtutzt werden, um die beſchattenden Wipfel wegzunehmen; dann muß viel— leicht wieder der Aushieb ſich nur auf einen Theil des Weich— holzes beſchränken, indem noch etwas davon ſtehen bleiben muß, um den dazwiſchen heraufgeſchoſſenen Eichen und Bu— chen noch zum Halte zu dienen, die verweichlichtſten Pflan— zen nach und nach an den freien Stand zu gewöhnen; bald muß auch wieder Alles weggenommen werden. Darum kön— nen ſolche Aushiebe nur in der Art bewirkt werden, daß ein vollfommen urtheilsfähiger Forſtmann auf jeder Qua— dratruthe dem Holzhauer auf das Allerbeitimmteite und ganz jpeciell vorjchreibt, was er wegnehmen joll, ihn auch nicht einen Augenblick fich ſelbſt überläßt, wenn der Arbeiter nicht vollfommen zuverläffig ift. Es veritehet fich dabei von felbft, daß da, wo man nach dem Boden auf gar fein wüchfiges Laubholz rechnen kann, oder wo es ganz fehlt, die Kiefer gefehont wird, Kleine oder größere reine Birfenhorfte in den Buchen zu bilden und heraufvachfen zu laffen, ift das. gegen nicht rathſam, da die Birfe hier höchitens mit 50 bie 60 Jahren herausgehauen werden muß, wodurch dann Blö— Ben und Lücken zwifchen den Buchen entftehen wirden, was diefe gar nicht ertragen. Die Verichleihterung des Bodens auf den dadurch entitehenden Blößen und jelbit in den Ältern veinen Beftänden wirft, befonderd wenn dieſer jandig iſt, jeher nachtheilig auf den Wuchs des angrenzenden Beſtandes. Beſſer iſt e8 daher, gleich frühzeitig dafür zu forgen, Daß “ — WW — da, wo feine Buche und Eiche wächlt oder wachfen fan, die Lücken auf trocknem Boden durch Kiefern, auf feuchten und quelligem durch Fichten ausgefüllt werden. Sind diefe lichten Beſtände noch fo viel mit Eamen tragenden Buchen und Eichen beftanden, Daß man erwarten fann, daß in einem guten Samenjahre ein Theil der einzu— fehonenden Fläche durch den natürlichen Samenabfall hin: reihend mit Samen überftreuet wird, und ift der Boden fo beichaffen, daß man annehmen kann, daß Diefer aufgehen wird: fo ift es wünſchenswerth, mit der Einſchonung folcher Räumden zu warten, bis ein volles Samenjahr eintritt, jelbft wenn man bis dabin fo viel Bucheln ſammeln fönnte, als man bedarf, um eine Blattenfaat zu machen. Entſchie— den wachen die größern gefchloffenen Hörfte, Die man durch die natürliche Befamung erhält, in denen der Boden früh- zeitig vollfommen gedeckt wird, befjer, als die einzelnen klei— nen PBflanzenbüfchel, Die durch das plattenweife Unterhacken des Samens erzogen werden, Selbſt der allerdichtefte Be— ftand der jungen Buchen wirft auf ihren Wuchs nicht nach— theilig, wie Dies bei den Kiefern und felbft den Fichten auf ſchlechten Boden der Fall ift, wohl aber der vereinzelte Stand derfelben. Dies deſto mehr, je Armer und trocner der Boden ift, weil diefer dann zu fehr austrodnet. Celbft unter dem Erfrieren bei Spätfröften, dem Sonnenbrande, leiden Die einzelnen Pflanzen mehr, weil die im Schluffe ftehenden wenigftens an den untern Zweigen gegen Diefe Katurereigniffe gefehlt werden. Die erfte Sorge bei der Kultur dieſer ausgemagerten Blößen muß die fein, dem Bo- den durch einen geichlofienen Beſtand eine Bedeckung, Die ihn gegen Sonne und Luft fchügt, zu verſchaffen und den verloren gegangenen Humus duch den Blattabfall des jun— gen Holzes jo bald als möglich zu erfegen, — 156 — Das gefchiehet aber ebenjowenig durch einzeln ftehende Samenpflanzen, als durch Pflanzung, und darum haben auf diefem Boden beide einen fchlechten Erfolg. Zwar wachien dieſe unverfegten Samenpflanzen etwas beffer, als die in Pflanzgärten erzogenen und in das Freie verfegten Buchen- pflanzen, denn Wildlinge kann man wegen ihrer fchlechten Wurzelbildung auf ibm weder ausheben noch pflanzen, weil fie tiefer gehende Wurzeln haben und in ihrer natürlichen MWurzelbildung nicht geftört find; aber deshalb bleiben fie Doch nicht blos in der erften Jugend gegen die im Schluffe ftehenden Buchen fehr zurück, fondern bilden fih auch im jpätern Alter, wenn fie in Schluß fommen, niemals zu einem wüchfigen Baume aus, wie dies auf befferm und gutem Boden der Fall ift. Hieraus entwidelt fih denn auch die Negel für diefe Kulturen, daß man die Arbeit und den Sa- men nicht fparen und die Saaten fo dicht ald möglich ma— chen muß. Eine vollftändige Verwundung mit der Hade würde zu foftbar werden. Sie ift nur möglich, wenn man den Rulturplag ganz kann pflügen laffen, oder wenn er Durch Schweine umgebrochen wird, was aber furz vor der Saat geichehen muß, wenn es genügen foll, da fonft der Boden in den Wuhlen wieder zu feit wird und die Bucheln nicht gut mit Erde bedeckt werden können. Kann man das nicht erlangen, jo hat fich folgendes Verfahren als das zived:. mäßigfte gezeigt. Die Saat wird immer im Frühjahre vorgenommen, weil für die Herbftjaaten die Mäufe zu gefährlich find, auch wohl das Wild die Bucheln ausfcharrt, uͤberdem das allzufrühe Aufgehen der Bucheln wegen der Spätfröfte vermieden wer— den muß. Diefe werden nach der Sammlung 8 bis 14 Tage lang auf einem trodnen Boden oder Scheuntenne abgetrod- net, dann aber im Freien auf einem mit einem Graben um: — — gebenen Platze, um die Mäufe abzuhalten, etwa einen hal— ben Zoll hoch übereinanderliegend aufgeſchüttet und leicht mit Laube eingedeckt, fowie der erfte Froft eintritt, Sowie im Frühjahre die Keime fich bemerkbar machen, wird Die Saat vorgenommen, Dies geichiehet fo, Daß kleine Saat— pläße, höchftens 6 Zoll im Durcchmefjer groß, mit der Hade tief aufgelodert werden, nachdem erft Der obere Nafenfilz weg— genommen und bei Seite gelegt ift. In ein folches Loch werden mit der Hand 6 bis 8 Bucheln eingelegt, etwas eingedrückt und mit Erde überfragt; Die Entfernung Diefer Saatpläße ift höchitens drei Fuß, denn felbit eine nur ein oder zwei Fuß große würde befjer fein, fobald Eicheln ein- gefprengt werden, was gewöhnlich jo gefchiehet, Daß im Die Mitte des Vierecks, welches die Saatpläge für Bucheln bil- den, ein Saatyplab für Diefe gehadt wird, in den zwei gute feimfähige Eicheln gelegt werden. Iſt der Boden fjchlechter, fo daß zwifchen die Bucheln Kiefern als Schugholz angeſäet werden müflen, fo wird auch wohl eine vierfüßige Entfer— nung ber Saatpläße gewählt und dann ein Saatloch mit Bucheln beſteckt, das andere mit Kiefern befäet. Iſt der Boden günftiger für Eichen als fir Buchen und noch gut genug, jo daß man glaubt, noch nicht nöthig zu haben, jeine Zuflucht zu der Kiefer zu nehmen, jo wird auch wohl in gleicher Art mit Buche und Eiche gewechfelt. Soll die Birke als Schußholz benußt werden, was wohl da gefchie- het, wo der Boden für fie fehr günftig und fo gut ift, daß man noch Adjährige reine Buchenbeftände erziehen kann, fo werden Die Buchenfaaten im fünffüßigen Verbande der Saatpläße gemacht und es wird dann der Boden zwifchen dieſen mit eifernen Harfen aufgefragt und dann mit Birken— ſamen befäet, Eine ſolche Kultur fiehet dann freilich oft bunt genug — 598 — aus *) und es fommen darin oft folgende: en heiten vor. Größere oder Eleinere gefchloffene Pflanzenhörſte von der natürlichen Befamung herrührend. Dichte Buchenſaaten mit Eichen gemifcht auf dem beffern Boden. Eichen domi- nirend mit Buchen gemifcht auf den etwas fühlechtern fans digen Höhen. Eichen und Kiefern auf dem noch fchlechtern Sandboden. Reine Kiefernfanten mit Anwendung des Wald— pflugs auf den größern Sandblößen. Kiefern: Plattenfaaten auf den Heinen ganz fchlechten Hügelföpfen. Fichten-Büfchel- pflanzung in den feuchten lehmigen Niederungen. Hohe 30: und A0jährige Erlen an den Nändern der fumpfigen Ein- fenfungen, die erft nachgehauen werden, wenn der Froft- ſchaden nicht mehr fo fehr zu fürchten iſt. Weißerlen-Pflanzung in dem für die Fichte zu naffen Lehmboden. Schwarzerlen- Hügelpflanzung in dem ganz nafjen mit Waller bededten Eumpfboden. Dabei ftehen in derielben einzelne zopftrockne faule Eichen und Buchen, zeritreut umberftehende Wachbolderbüfche, Dor— nen und Hagebutten, die vorläufig noch als Schugholz über: gehalten find und ſehr vorfichtig ausgehauen werden müffen, jobald die Pflanzen größer werden und eine völlige Frei- ftellung ertragen. Zeigen ftch in einer ſolchen Schonung nad) 5 oder 6 Fahren noch Lüden, fo wird fie, nachdem fie vollftändig geräumt worden ift, auf dem beſſern Boden mit Buchen: pflänzlingen von gleichem Alter, die im Foritgarten erzogen find, nachgebeſſert, oder auf dem fchlechten gewöhnlich mit einjährigen Kiefern ausgepflanzt. Auch wird in Der neuern *, 3.2. eine Solche ganz gut gelungene in Sagen 61 und 62 des zweiten Blockes. — 159 — Zeit wohl die Buchenbüfchelpflanzung dazu angewandt, da die Werfuche, die mit derfelben angeftellt worden find, *) fehr gute NRefultate gegeben haben, Es werden dazu auf den freien Stellen, wo Die Buchen in vollem Lichte aufge: wachfen find, aus gefchlofienen Pflanzenhörften von 2—3=, höchftens Ajährigem Alter, größere Büfchel mit Ballen, die vieredfig die volle Spatenbreite haben, außgeftochen und mit diefen in gut geloderte Pflanzlöcher geſetzt. Da fich diefe Pflanzung weiter nicht von jeder andern Ballenpflanzung unterfcheidet, fo wird es genügen, zu bemerfen, daß auch bei ihr die Pflanzen nicht über 4 Fuß auseinander eingefebt werden, Damit fie bald in Schluß kommen. Was die Behandlung der eigentlichen Gamenihläge auf diefem geringen, fandigen und lehmigen Sandboden be- trifft, fo bat Diefe ebenfalls ihre Eigenthümlichfeiten und Schwierigfeiten. Man muß Dabei zuerft darauf jehen, daß die Defamung im ganzen Echlage mit einem Male voll er- folgt, denn von einem fpätern Samenabfalle, nachdem der— jelbe fchon ftellenweife lichtgehauen worden ift, hat man we— nig Erfolg zu erwarten. Es zerftört fich ſelbſt auf den Stellen, wo horftweife die Samenbäume noch dunfel genug ftehen, um eine vollftindige Ueberitreuung mit Samen zu bewirken, doch der Humus durch den Luftzug und ftarfen Einfall des Lichts, wenn fie von den Seiten freigeftellt find, der Boden trocknet zu fehr aus und benarbt auch mehr oder weniger, was Alles für die Erhaltung der jungen Bflanzen jehr nach: theilig ift. Deshalb muß man, wenn die Befamung nicht ganz vollftändig ift, Diefe gleich aus der Hand ergänzen und dabei mit dem ausgeftreueten Samen nicht geizen, wenn man irgend im Stande ift, ihn in hinveichender Menge befchaffen zu können. *) 3.8, in den Sagen 95, 105 und 106 des dritten Blockes. — 1 — Bei der Gefährlichkeit der Birfe darf nicht blos Feine folhe, die Samen abwerfen fünnte, als Schugbaum ftehen bleiben, fondern man muß fie wo möglich fchon ein Jahr vor der Einfchonung fowohl im Schlage felbft, als an den Rändern deffelben wegnehmen. Demohnerachtet fliegen licht- ftehende Schläge oft noch nur zu dicht mit Birfen an, ohne daß man fich erklären fann, woher der Same gefommen ift. Kiefern läßt man nur dann als Schugbäume ftehen, wenn man die Bermifchung der Buche und Birfe auf armem Boden als zweckmäßig evfennt. Der nothiwendige, fehr früh- zeitige Aushieb derſelben, noch ehe das Holz benutzbar ift, macht oft viel Koften und Arbeit. Die Stellung eines Borbereitungsfchlages ift hier nie- mals nöthig, am wenigften, um etwa Die zu große Laub— menge zu vermeiden. Die Beſtände des Lieper Neviers ftehen nirgends fo gefchloffen, auch ift ihre Belaubung zu loder, als daß diefe an irgend einer Stelle zu groß wäre. Man muß im Gegentheile auf das Allerforgfältigite jeden Aushieb, mit Ausnahme der Birken, bis zum Abfalle des Samens vermeiden, um den Boden möglichit geſchützt zu erhalten. Die Wundmachung deffelben duch Umwühlen von ein- getriebenen Schweinen ift zwar ſehr winfchenswerth und bewirft neben der großen Sicherheit, daß die Pflanzen nicht erfrieren, da fie, mit Erde bedeckt, nicht fo früh Feimen und aufgehen, einen beſſern Wuchs erhalten, felbft eine freiere Stellung ertragen; ift aber an den Stellen, die nicht verrafet und mit Laube bededt find, nicht abfolut nöthig, da hier noch fein Vermodern des Samens in zu dicken Laubfchichten felbft auf unverwundetem Boden bemerft worden ift. Ver— rafete oder auch nur benarbte Stellen müfjen dagegen mit ber Hade durchgehadt und der eingeftreuste Same muß mit dem Harken eingefragt werden, Bei reichlichem Samen — 1a — fünnen die Schläge auch, nachdem diefer abgefallen ift, noch einige Zeit und bis zum Eintritt des Froftes mit Schweinen betrieben werden, wenn die Befamung nur aus Bucheln und nicht auch aus Eicheln beftehet. Bilden aber auch Eicheln einen Theil derfelben, fo müſſen die Schweine herausbleiben, fowie dieſe anfangen zu fallen, indem fie diefelben mehr lies ben, wie die Bucheln und fie vorzugsweife auflefen würden, Man muß fih aber auch darüber nicht täufchen, ob die Be— famung wirflich eine reichliche genannt werben kann; Die al- ten Buchen auf dem fandigen Boden tragen auch in den beiten Samenjahren eine unverhältnigmäßig große Menge tauber Bucheln, Die zuweilen bis zur Hälfte des ganzen Ab- falls beträgt und die natürlich bei der Bejamung nicht mit: zählt, Deshalb muß man fich auch von der Beichaffenheit der abgefallenen Früchte genau Überzeugen, bevor man einen lange dauernden Schweine - Eintrieb- geftattet. Die Stellung des Dunfelfhlages nach dem Samen- abfalle darf feine zu dunkle fein, da ſonſt bejonders auf die— fem Boden die jungen Buchen ſchon im erften Jahre wieder verichwinden, befonders wenn es ein teodfner heißer Sommer ift. Deshalb kann man aber doch eine verhältnißgmäßig große Menge von Holz in einer anfcheinend ziemlich dichten Stel- lung ftehen lafjen, wenn man dieſe blos nach der Entfer- nung der Zweigfpigen oder der Schirmflächen beurtheilt. Die Buchen in den gefchlofjenen Beftänden, in denen über- haupt noch eine Eamenftellung ftattfinden fann, find nur von geringer Stärfe, jehr lang und haben eine kleine Kronen— verbreitung mit jehr locferer Belaubung, find oft fogar ſchon zopfteoden und in der Negel bis zu einer bedeutenden Höhe aftrein, Die Beſchattung, Die dieſe verurfachen, ift daher nur eine geringe und jelbjt die Fleinern Sprühregen fallen noch oft innerhalb der Schirmfläche nieder. Wenn man Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. L — 12 — daher nur dafür forgt, daß das vorfommende, aftreiche Holz mit niedrigem dichten Blattichirme ausgehauen, oder, wo dies nicht ftatthaft ift, bis zu einer beträchtlichen Höhe aus- geäftet wird, fo fchadet auch eine anfcheinend dunkle Stel lung wenig. - | Die Stellung der Samenbäume fann übrigens in feinem Schlage felbft unmittelbar nach dem Samenabfalle auf allen einzelnen Stellen ganz gleich fein. Am dunfeljten müfjen die Eleinen infenfungen (die Froftlöcher) gehalten werden, wo man die Spätfröfte zu fürchten hat. Hier vertragen Die jungen Pflanzen auch eine dunflere Stellung, da fie dafelbft weniger von der Dürre leiden. Am lichteften fünnen Die Mitternachtsfeiten dev Hügel und Bergrüden geftellt werben, Die Südhänge machen zwar eine weit dunflere Stellung nöthig, aber fie darf nicht vom Holze mit niedrigen Aeſten herrüären, indem fie dann fehr verderblich wird. Die Feld: ränder müſſen ebenfalls eine fehr dunfle Stellung erhalten, man läßt jogar am beiten die Bäume hier unberührt, fie mögen fo dicht ftehen wie fie wollen, bis man fie miteiman- der ganz abtreiben und auf den abgetriebenen Streifen einen Mantel von Kiefern anbauen fann. Dies darf aber nicht eher geichehen, als bis die hinter ihm ftehenden jungen Bu— chen fich geichloffen haben und 8 bis 10 Jahre alt find. Wo Eicheln eingefallen find, wird die Schlagftellung wieder lichter gehalten als da, wo die Befamung blos aus Buchen beſtehet. Ebenſo können die Stellen, wo der Boden frijcher Lehm ift, ohne Nachtheil dunkler geftellt werden als da, wo er fandig ift. Vorhandenes niedriges Schugholz rechtfertigt eine lichtere Stellung, die Nähe von Brüchern verlangt, bes fonders an ihren Rändern, eine dunklere. Für alle diefe Berfchiedenheiten beſtimmte Vorfchriften zur Schlagftellung etwa duch eine beſtimmte Entfernung — 18 — ber Zweigfpigen geben zu wollen, ift ganz unausführbar, Man kann demjenigen, welcher in den Buchenbeftänden de3 Lieper Reviers Die Samenfchläge ftellen und bewirthfchaften ‚will, nur den Rath geben, daß er das Berhalten der jungen Buchen» und Eicyenpflanzen bei jedem Befchattungsgrade und in jedem Alter forgfältig beobachtet und danach feine Lichtungen bemißt. Am Wuchfe, der Stamm- und Ajtbil- dung, der Farbe und dem Abfalle der Blätter läßt fich ihr Lichtbedürfniß deutlich genug erkennen. Diefem muß man wenigftens infoweit genügen, daß die Pflanzen fich dabei noch gefund und wüchſig erhalten kön— nen und nicht in der Befchattung verfommen. Man darf fich aber dadurch, daß ihr Wuchs unleugbar defto befjer ift, jemehr fie freigeftellt werden, und am beften, wenn fie gar nicht befchattet find, im Fall ihnen weder Dürre und Sonnenbrand, noch Spätfröfte nadbtheilig wer- den, nicht verleiten laffen, zu licht zu ftellen. Denn treten diefe natürlichen Naturereigniffe ein und man verliert im erften oder zweiten Jahre nach der Befamung die jungen Buchenpflanzen, jo muß man auf diefem Boden in der Re— gel ganz auf die Nachzucht der Buche und oft auch jogar auf die der Eiche verzichten, wenn die Schlagjtellung vom Anfange an eine fehr lichte war. Der Boden verliert dann feine Laubdecke und Humusſchicht, verrafet, die übergehalte— nen Samenbäume werden wipfeldüre und tragen feinen Sa- men mehr, da ohnehin die Samenjahre hier ſehr felten find und man wenigftens 10 bis 12 Jahre rechnen muß, ehe eine volle Maft eintritt. Man muß daher bei der Schlag» ftelung darauf ſehen, einmal den nöthigen Schuß gegen Spätfröfte und Sonnenbrand zu erhalten und dann auch eine folche Stellung der Samenbäume, daß der Boden noch hin- reichend gejchügt bleibt und man auf eine nochmalige volle 2 — u — Befamung rechnen fann, wenn man bei ungünftiger Witte: rung die jungen Pflanzen im eriten oder zweiten Jahre verliert. Es fann darauf nicht anfommen, daß man unleugbar einen beſſern Bilanzenwuchs erhalten haben würde, wenn die Schlag- ftellung lichter gewefen wäre. Der Berluft, den man durch die dunflere Stellung erleidet, ift zu gering gegen die Ge- fahr, der man fich bei der erftern ausfegt, und man fönnte es nur ein Hazardipiel nennen, wenn man den Pflanzen ftetS einen folchen Lichtgenuß verichaffen wollte, daß fie bei ganz günftigen Witterungsverhältniffen den beiten Wuchs haben. Sind fie erit zwei Jahre alt, jo haben fie die größ- ten Gefahren, die ihnen von Seiten der Witterung drohen, überwunden, injofern fie gejund und bei einigermaßen ge— ‚ nügendem Lichte erwuchjen, und nicht etwa im Schatten ver- fümmerten; man fann dann ſchon etwas mehr binfichts der Sreiftellung wagen. Der Aushieb der Eichen, mit denen die Buchenbeftände beinahe überall oft horſtweiſe gemifcht find, erfordert man— cherlei Ruͤckſichten. Als allgemeiner Grundjag gilt, daß da, wo dieſelben die Schugbäume bilden, die Schlagitellung eine etwas dunflere fein fann, da fie eine loderere Belau— bung haben als die Buche, und daß man fie deshalb auch am legten heraushauet, wenn man genöthigt ift, um ben Etat nicht zu überjchreiten, lange Zeit in den Samenjchlä- gen zu wirtbichaften. Sind die reinen Eichenhörfte von be: deutender Größe, jo werden in ihnen Bucheln untergehadt, um jedenfall gemiſchte Beftände zu erziehen, da jelbit Die jungen reinen Eichenhörfte immer nur einen ſchlechten Wuchs haben. Man ift aber nicht im Stande, bei dem Aushiebe der Eichen blos das Bedürfniß von Licht und Schatten, wie ed die jungen Pflanzen haben, zu berüdiichtigen. Um das— jenige der Gerber an Rinde zu befriedigen und die Nutz— — — hölzer, welche die Kahnbauer, Sägemüller, Tiſchler u, |. w. fordern, ebenfalls nicht unbeachtet zu laſſen, muß man jedes Jahr darin einen gleichmäßigen Einſchlag herzuſtel— len ſuchen und oft länger im Eichenholze der Beſa— mungsſchläge wirthſchaften, als es die Erziehung des jun— gen Holzes zweckmäßig erſcheinen läßt. Auch darf man bei der Auswahl der zu hauenden oder ſtehen zu laſſenden Eichen nicht unbeachtet laſſen, daß dieſe ſämmtlich geſchält werden, um die Gerberrinde zu gewinnen. Da dieſe auf dem Stamme geputzt, d. h. von den abgeſtorbenen Rindentheilen gereinigt wird, wobei die Stämme umgewälzt werden und eine arge Beſchädigung der jungen Pflanzen ganz unvermeidlich wird, ſo müſſen wo möglich immer diejenigen Stämme zuerſt gehauen werden, die ſpäter den größten Schaden bei dem Schälen thun würden. Das Ueberhalten von ſchwächern Eichen iſt auf dieſem Boden, wie ſchon oben erwähnt wurde, überhaupt nicht rathſam, da ſie ſich darin nicht geſund er— halten, es kommt aber hier auch deshalb nicht vor, weil ihnen dazu Die geeignete Beſchaffenheit ganz fehlt, Plögliche Mebergänge vom Schatten zum Lichte find auf dDiefem Boden immer nachtheilig und gefährlih, natürlich aber defto mehr, je dunkler die urjprüngliche Stellung der Bäume war. Haben die Pflanzen duch die Beichattung niedriger Aeſte gelitten, die man bei einer jehr räumlichen Stellung der Samenbäume nicht immer gleich nach der Be- famung wegnehmen kann, da fonft deren Stellung zu licht werden würde, fo muß man fie erjt durch eine der Weg- nahme des Baumes vorhergehende Aeftung bdefjelben an die freiere Stellung nach und nach zu gewöhnen fuchen. Finden fich im erften Jahre nach der Befamung feine Stellen im Schlage vor, auf denen die Pflanzen unerläßlich mehr Licht bedürfen, fo läßt man den Schlag in dieſem gern ruhen — 166 — und beginnt die Lichtung erſt im zweiten Winter, oder be gnügt fich mit einer bloßen Aeftung. Dann ift aber eine allmälige, jedes Jahr erfolgende Ausplenterung des Hol- zes entfchieden den ftarfen Yichthieben in Zwifchenriumen von mehreren Jahren vorzuziehen, auch für die Etatserfül- fung zwedmäßiger, um jedes Jahr eine gleihe Menge von Buchenholz auf den Markt zu bringen. Man folgt dabei [ediglich dem Lichtbedürfnifje und dem größern oder gerin- gern Schutze, den die Pflanzen noch zu bedürfen jcheinem, ohne fich im Geringiten an die gleichmäßige Vertheilung der Bäume in den Vichtichlägen zu fehren, Außer den ſchon oben angeführten Rückſichten in Bezug auf die dunflere oder lich- tere Schlagitellung gilt auch noch die Negel, daß die ger ſchloſſenen Pflanzenhörfte, in denen fich die jungen Buchen und Eichen ſchon ſelbſt fchügen, früher ganz freigeftellt wers den fünnen als die einzeln ftehenden Bilanzen. ind bie Bäume, welche ausgehauen wurden, gerodet, in welchem Falle die Stodlöcher gewöhnlih mit Eicheln beſäet werden, jo bedürfen diefe Stellen Thon nach dem erſten Jahre gar feinen Schuß mehr, Auch werden überhaupt alle Stellen, wo Eichen zwifchen den Buchen ftehen, frühere und ftärfer gelichtet, als wo leßtere ganz rein vorfommen. Findet fich Anflug von Birken vor, jo hält man diefe wo möglich dunfel, um diefe Holsgattung im Wuchſe zurüdzubalten, da fie weit weniger Schatten verträgt als die Buche. Vielfach fommen in den Buchenbefamungsichlägen, befonders auf den jandigen Köpfen, auch Hörfte von ftarfen Kiefern vor, wo diefe Holzgattung in Zukunft auch wieder nur rein erzogen werden kann. Diefe bleiben entweder unangerührt ald Schuß holz bis zum gänzlichen Abtriebe der Buchenfamenbäume ftehen, werden dann kahl abgetrieben und aus der Hand angebauet, oder es wird aus ihnen nur dad Bauholz aus: - Ui gehauen, wenn deſſen Abfuhr viel Schaden befürchten ließe, oder fie werden auch gleich bei der erften Stellung des Dun— felfchlages abgetrieben und wieder aus der Hand angebauet, wenn man das Eindringen der Kiefer in den Buchenichlag jehe fürchten muß und vermeiden will, Was damit ge- ſchehen fol, muß für jeden einzelnen SKiefernhorft mit Berückſichtigung aller Verhältniffe jedesmal fpeciell beftimmt werden. Unterhoß von Buchen oder Hainbuchen findet fich in diefen ftarf beweideten Beftänden auf dem ärmern Boden nicht vor, es ift alſo Darüber nichts zu fagen. Es wide aber, wenn es nicht etwa als Schußholz bedurft wiirde, je- denfalls jchon vor der Beſamung ausgehauen werden müf- jen, da es fich hier bei einigermaßen jtarfer Verdämmung nicht mehr erhält und auswächft, wie auf Dem guten Boden. Aspen fommen ebenfalls nicht vor, fonft würde man fie vor der Schlagitellung jchälen und auf dem Stamme abwelfen laffen, um ihre Wurzelbrut zu verhindern. Was die Zeit der gänzlichen Abräumung der Samen- ſchläge betrifft, jo läßt fich zwar feine beftimmte Zahl von Sahren angeben, in der fie erfolgen muß, doch Ffann man wohl den Grundjag aufitellen, daß das junge Holz, wenn es 8 bis 10 Jahr alt ift, jedenfall ganz frei geftellt fein muß, und daß e8 fogar in der Regel zwedmäßiger fein wird, ſchon früher, bei 6 und 8 Jahren, den Abtriebsichlag einzulegen. Auch die etwa noch in den Schlägen vorhan- denen Lüden Dürfen davon nicht abhalten, denn man wird auf ihnen durch längeres Ueberhalten der Samenbäume doch feine Pflanzen mehr erziehen. Iſt dev Boden gut genug, um auf ihm Buchen pflanzen zu fünnen, fo ift e8 am beften, Dies auf den Eleinen Blößen fchon frühzeitig ducch Büfchel- pflanzung auszuführen. — 1685 — Nach der Abräumung kann man ältere Buchenpflanzen im Forftgarten dazu verwenden. Auf dem fchlechten Boden verwendet man dazu am beiten Kiefernballenpflanzen, wenn man fie in der Nähe zur Dispofition hat, auf den feuch- ten Stellen Fichten -Büfchel. Wo die Kiefernballenpflanzen fehlen, tritt die Pflanzung Ljähriger Kiefern an die Stelle derfelben. Die reingehauenen Buchenfchonungen auf dieſem Boden müfjen fortwährend fcharf im Auge behalten werden, um zu verhindern, daß Eichen und Buchen nicht durch die weichen Hölzer verdämmt werden. Die Eiche hat mit der Buche und Hainbuhe in der Regel einen fo gleichmäßi- gen Wuchs, daß man diefe Holzgattungen, wo fie un— ter ‚einander vorfommen, ruhig ſich ſelbſt überlafjen kann, damit fie mit einander heraufwachfen. Doch muß man zu- weilen, wenn die Gichenbefamung etwas fpäter erfolgt ift, auch wohl die jungen Eichen gegen diefe Nachbarn jchügen. Kiefern und Birken, feltner Aspen und Saalweiden, drän— gen fich aber fortwährend ein und müſſen bald ganz ausge- bauen werden, bald dürfen fie, wenn dabei die zu fchlanf aufgewachfenen Eichen und Buchen zu frei geftellt würden und den Halt verlören, nur jo weit eingeftugt werden, daß die Wipfel jener nicht mehr überfchiemt find. Letzteres ift eine Arbeit, welche vorzüglich den Lehrlingen zu übertragen ift, die fich dabei Iehrreich befchäftigen und zur Waldgärtnerei angezogen werden fünnen. Oft müſſen diefe Aushiebe bis ins 30fte und 40ſte Jahr beinahe alljährlich ftattfinden, da man eine zu ftarfe und zu plögliche Freiftellung jorgfäl- tig vermeiden und darauf fehen muß, daß der Boden fort- während gedeckt bleibt. Don den Unfräutern ift auf diefem Boden wenig in den Samenfchlägen zu fürchten. Es giebt feins, auf welches man bei der Schlagführung beſondere Nüdficht nehmen müßte, — an Da der Raum nicht geftattet, Die Abweichungen der Be- handlung der Buchenfamenfchläge auf dem Lieper Neviere ſchon jet vollftändig zu erörtern, fo brechen wir hier ab, um dieſe Abhandlung in dem nächitfolgenden Hefte fortzus ſetzen. Borläufig wird es aber hoffentlich fchon gentigen, denjenigen, die da immer behaupten, daß Neuftadt ein ganz unpafjender Drt für eine Forftlehranftalt fei, weil die Stu— Direnden dafelbft gar feine verfchiedenen Waldzuftände fennen lernen, und die der Meinung find, daß eine folche darum im Eoblenzer oder einem andern Nheinifchen Negierungsbezirfe eingerichtet werden müfje, nachzuweifen, daß die hiefigen Inftitutforften vielleicht mehr Werfchiedenheiten einer zweck— mäßigen Walbbehandlung darbieten, als der ganze Negie- rungsbezirk Goblenz. Es ift lächerlich, wenn die Rheinländer und Süddeut— chen, welche Die Mark Brandenburg gar nicht gefehen ha- ben, glauben, daß fie nichts fei als eine große Flugfand- ſcholle. Die Wälder in ihre find unendlich mannigfaltiger und verfchiedenartiger, als in der ganzen Nheinprovinz, in ganz Heflen und Naffau zufammengenommen, Wenn gar Preußiſche Forftmänner folche Anfichten aus- fprechen, fo zeigen fie nur, daß fie noch im eignen Bater- lande fremd und noch nicht dahin gefommen find, zu wiffen, was fie nicht willen, (Fortfegung folgt.) Forftlibe Bodenkunde. Das Verhalten des Bodens zu unfern deutſchen Waldbäumen. (Fortſetzung der Abhandlungen im 17., 18., 19., 20., 21., 23., 24, 26., 28. und 29. Bde. diefer Blätter.) Die Hainbuche ift häufig eine Begleiterin dev Buche, hat aber noch eine größere Verbreitung als dieſe, weil fie etwas weiter nad) dem Norden und Dften gehet, auch wer niger Anfprüche auf den Boden macht und weit härter und unempfindlicher gegen Flimatifche Gefahren ift, In den Ber: gen fteigt fie nicht höher an als die Buche, bleibt jogar wohl noch hinter diefer zurüd. Sie ift zwar ebenfalls feine Holzart, Die ficher weit nach dem Oſten und Norden vor— deingt, da fie nur bis zum 55. Grade öftlicher Länge ger funden wird und über den 57. Grad nördlicher Breite nicht hinausgehet, doch fommt fie noch zwifchen dem 52. und 53. Grade N. DB. in großer VBollfommenheit vor, wo die Buche in reinen Beftänden nicht mehr gut gedeihet, und gehet auch weiter öſtlich als dieſe.“) Sie wird fogar in Oftpreußen in reinen jo fchönwüchfigen Beſtänden gefunden, wie fie im jüdlichen Deutfchland nicht mehr vorkommt, da fie Überhaupt *) Eiche: Bode, Verbreitungsgrenzen der wichtigften Holzarten im europälfchen Rußland, St. Petersburg 1851, in dieſem Hefte angezeigt. — IN — dDafelbft nur als eingefprengte Holzgattung auftritt. Die füdlihe Grenze ihres Vorkommens in Deutfchland bilden wahrfcheinlich die Alpen, über die weftliche ift wenig befannt, doch gehet fie wahrfcheinlich bis tiber Die Mitte von Frank— reich hinaus, Der befiere Buchenboden ift derjenige, in welchem Die Hainbuche am beften gedeihet, und man fann für beide Holz- gattungen die beſſern Bodenklaſſen gleichjegen. Der frifche humusreiche Diluviallehm in Breußen fann wegen des fchon zu rauhen Klimas zwar wohl nicht mehr als befter Buchen- boden angefprochen werden, erzeugt aber hin und wieder Hainbuchen von dem ausgezeichnetften Wuchſe, wie er denn auch eine große natürliche Fruchtbarkeit Tiberhaupt befißt. Dagegen läßt fich aber die Hainbuche fowohl ald Brenn holz, wie noch weit eher als Schlagholz auch noch auf einem Doden erziehen, wo die Buche nicht mehr mit Erfolg, felbft nicht einmal als Schlagholz anzubauen und zu erhalten: ift. Dies ift zuerft der Fall auf flachgründigen Südhängen der fchlechten Kalkberge, des Thonfchiefers, der Grauwacke und felbjt des bunten Sanditeins, die humusarm die Erd- bedefung verloren haben. Als Baumholz wächſt fie bier allerdings nur noch ſehr fchlecht, als Schlagholz benutzt ift ſie aber nächft der Eiche oft noch die nugbarfte Holsgattung, die man hier ziehen Fann, Nur darf fie in feinem zu hohen Umtriebe benußt und muß duch Senker verjüngt werden, da man fonft leicht faule und schlecht ausfchlagende Mut— terfiöcde erhält, wodurch Die Beftände bald lückig werden, Auf Wurzelausichläge oder Wurzelbrut ift bier nicht zu rech— nen, wogegen aber bei hinreichend tiefem Hiebe, wenn er gleich vom Anfange an ftattfindet, die Ausfchläge tief am Wurzelſtocke hervorfommen und fich ſelbſtſtändig bewurzeln wodurch fich nach und nach der Mutterftocf vergrößert. Sit — 12 — aber der Hieb früher fchlecht und zu hoch geführt worden, jo wird man an ſolchen trodnen Hängen, wo die Wurzeln ſich mehr in die Tiefe ziehen, immer nur im jungen Holze hauen müfjen, wenn man mit Sicherheit auf einen Wieder: ausſchlag rechnen will, Die befte und ficherfte VBerjüngung an dieſen flachgründigen trodnen Berghängen erfolgt immer duch Senler, für die ſich die Hainbuche bei der leichten Entwidelung von Wurzeln aus der Ninde vor den andern meiſten Holzarten eignet. Nur fünnen diefe nicht bei hohen Umtriebszeiten angewandt werden, da dann die niedrigen in die Erde zu legenden Zweige fehlen. Als Brennholz ift die Hainbuche hier nicht mehr mit Erfolge zu ziehen, da man nur furzichäftige, ſehr aftreiche, geringen Zuwachs habende und früh abfterbende Stämme erhalten würde, die fich gegen die Natur der Hainbuche früh Lichtftellen und daher nur einen fehr geringen Zu— wachs geben. Auch auf dem ärmern Sandboden, auf dem die Roth— buche rein nicht mehr mit Erfolg zu ziehen ift, wächſt die Hainbuhe noch. ie giebt hier allerdings einen zu gerin- gen Ertrag, fowohl als Brenn- wie als Schlagholz, als Daß man veranlaßt fein follte, fie in reinen Beftänden zu erziehen, doch fann man von dieſer größern Genügjamfeit hinfichts der Nahrungsfähigfeit des Bodens noch vielfach Gebrauch machen. Sie ift nimlich ein vortrefflihes Schuß: holz befonders für Eichen, doch aber auch für die Roth- buche, die man zwifchen ihr noch auf Boden heraufbringen fann, wo fie allein und in reinem Stande nicht mehr fort- zubringen wäre. Da fie weit weniger unter den Spätfröften leidet, als die Buche, und duch ihr dichtes Zweiggewire ben Boden vortrefflich det, wodurch diefer verhindert wird, feine Wärme auszuftrahlen, fo ift fie befonders zur Ver— = me — mifchung mit der Nothbuche in den Einfenfungen zu em- pfehlen, wo dieſe oft fo gefährlich find. Sie erträgt einen weit größern Feuchtigfeitsgrad, ala die Buche, und eignet fich daher fehr gut dazu, die quelli- gen Stellen, die feucht find, — aber noch nicht Sumpf oder Bruch genannt werden fünnen, denn in Diefen würde fie nicht wachſen, — wie fte oft in den Buchenwäldern vorfommen, in Anbau zu bringen, Auch in den Flußthälern, wo man die Buche gar nicht trifft, weil fie die Inundation nicht verträgt, kann man die Hainbuchen noch mit Erfolg ziehen, wenn fie nur nicht jung nach dem Blattausbruche vom Waſſer bedecdt werden. inen feuchten humoſen Sandboden, der frei von Säuren ift, fann man fogar noch unter die beſſern Hainbuchen-Bodenflaffen rechnen, nur daß fie auf ihm fein hohes Alter erreicht. Der Wuchs und das ganze foritliche Verhalten diefes Baums ift ungemein nach dem Boden verfchieden, auf dem er wächft, und dann nach Verhältniffen, unter denen er er— zogen wird. Den fchönften Wuchs al! Baumholz erhält die Hain- buche auf fehr frifchem, nicht zu ftrengem, Falfhaltigem und humusreichem Lehmboden, in der Vermifchung mit Buchen oder auch geſchloſſenen Eichen, Für die Untermifchung der Fichten und jelbit der Kiefern eignet fie fich weniger, weil fie diefen Bäumen nicht im Höhenwuchſe folgen kann und unterdrücdt wird, Wenn fie aber, auf fehr gutem Boden ge- wachjen, von diefen Holzarten in die Höhe gezogen wird, jo erhält fie einen langen gertenartigen Stamm, der feinen Halt hat, ſich umbiegt, wenn er irgend freigeftellt wird, fo daß der Wipfel fih nicht mehr an feine Nachbarn lehnen fann, oder im dichten Schluß zu feiner naturgemä- Ben Kronenentwidelung gelangt, Zwifchen den genannten — 11 — Laubhölzern wächſt fie aber gleichmäßig herauf, da dieſe ohngefähr denfelben Gang des Höhenwuchfes haben, bildet die Krone regelmäßig aus, ohne ihrer Neigung zur großen | Aftverbreitung Naum geben zu fünnen. Go findet man auf dem thonhaltigen humvfen Kalfboden, beſonders aber auf gutem Bafalt-, Grauwacken- und Thonfchieferboden oft Hain: buchen zwifchen den haubaren Nothbuchen eingefprengt, Die von Ddiefen in Bezug auf Höhe und Stärfe, wie auf regel- mäßige und walzenförmige Stammbildung wenig zu unters fcheiden find. Nur bleiben fie in der Maſſe Doch etwas ge— gen die dominirenden Buchen, Die über 70 und 80 Jahre alt find, zurück, und gleichen daher mehr den Stämmen zweiter und dritter Größe. Auf diefem Boden erreicht Die Hainbuche auch ein ſehr bedeutendes Alter und eine Stärfe von oft mehr als drei und vier Fuß Durchmefler, bei ber fie jedoch gewöhnlich nicht mehr ganz gefund, fondern in der Regel fernfaul ift. Die Hainbuche hat aber Überhaupt Die Eigenfchaft, daß fie bei Krankheiten des Stammes lange fortvegetiven kann, wogegen ihr die Wipfeldürre, der fie fehr unterworfen ift, bald tödtlich wird. Ihre Entwidelung erfolgt aber hier auch langfamer, obnerachtet des raſcheren Wuchfes, als auf einem warmgründigen trodnen Boden, Sie trägt hier, aus Samen erwachjen, gewöhnlich erſt mit 40 und 50 Jahren Samen, was viel früher an trodnen Eom- merfeiten und auf dem Sande der Fall ift. Die Stockaus— Schläge dagegen findet man auf dem guten Boden oft fchon mit 10 und 12 Jahren Samen tragend. Die Jahre, wo das ältere Baumholz feinen Samen trägt, find im Allge— meinen felten, fobald die Hainbuche einen angemefjenen Standort hat, während auf dem Äärmern Boden oft drei bis fünf Jahre vergehen, ehe ein volles Samenjahr eintritt. Aber auch dann ift hier oft noch der größte Theil der Sa— = 98 — menförner oder Nüſſe taub. Der Stodausfchlag ift auf gu- tem Boden bis zu 30 und 35 Jahren ficher und aushal- tend; er fommt tief hervor, wenn der Hieb fo geführt wird, Daß man den Stamm, der fein höheres Alter erreicht als Diefes, Dicht an der Erde wegnimmt, wie es bei einem gu- ten Hiebe des Niederwaldes gefchehen muß. Cs bildet fich Dann aber fein eigentlicher Mutterſtock, wie bei der Eiche, Birfe, dem Ahorn und ähnlichen Laubholzbäumen, fondern e8 kommen oft noch in ziemlicher Entfernung eine Menge Wurzelausfchläge hervor. Hierin liegt der Grund, warum fih auf gutem Boden der Hainbuchenniederwald bei nicht zu langem Ilmtriebe fo dicht hält und wie ein aus Samen erzugner junger Hochwald ericheint, indem eine Menge ver- einzelter jchlanfer Stämme dicht neben einander ftehen. Dies findet jedoch nur ftatt, wenn der Boden eine ftarfe Damm- erdenfchicht hat und die Wurzeln unter eimer dichten Laub— Dede in der Oberfläche fortlaufen. So wenig von unbeded- ten und über der Erde fortlaufenden, als von zu tief liegenden Wurzeln hat man brauchbare Ausfchläge zu erwarten. Da aber, wo die Wurzelverbreitung in der eben bezeichneten Art ftattfindet, fann man ſelbſt alte, früher zu hoch gehauene und darum faule und fchlechte Mutterftöce in der Regel noch mit Erfolg nach- und tief aus der Erde hauen und erhält dann einen weit beſſern, aus der Erde fommenden und fich jelbft bewurzelnden dichten Ausfchlag. Auf diefe tiefen Wur- zelausichläge kann man aber nur auf geeignetem Boden rechnen, ſchon nicht mehr fo fehr auf gutem, humusreichem, feuchtem Sande, als auf Boden von größerer mineralifcher Fruchtbarkeit. Manche beitreiten zwar, Daß die Hainbuche überhaupt Wurzelbrut treibe*), und behaupten, daß das, was man bisher * Siehe Hartigs Naturgefchichte der forftlihen Kulturpflanzen ©. 246, —- 10 — für Wurzelbrut gehalten habe, nichts fei als der Ausichlag unterivdifcher Zweige, der allerdings oft 5 bis 6 Fuß weit ab vom Mutterftode hervorkomme. Wurzeln find ja aber nichts wie unterivdifche Zweige, denn die natürlichen oder fünftlihen Senfer, wovon die erften bei feiner Holzgattung, die fich zum Baume ausbildet, fo häufig vorfommen als bei der Hainbuche, müſſen mit der Spike immer über der Erde herausftehen und man fann fie daher nicht unterirdifche Zweige nennen, Seder Forftwirth nennt gewiß einen unter den Wur— zelfnoten in der Erde hervorfommenden und in dieſer fort: ftreichenden Trieb ohne Blätter und mit Saugwurzeln verfehen eine Wurzel, ohne darauf zu fehen, ob er eine Markröhre und äußerlich den Blattnarben- und Blattachjelfnospen ähn- liche Bildungen hat. Mag man es nun aber unterirdijche Zweige oder Wurzeln nennen, Die Thatfache bleibt immer feftitehen, daß diejenigen, welche in einer lodern Dammerde außer einer ſchuͤtzenden Laubdecke fortftreichen, Ausjchläge ent- wideln, die fich ſpäter wieder felbftitändig bewurzeln und Die darum einen beſſern Wuchs. haben, ald die am oberirdifchen Stamme hervorfommenden Ausjchläge. Ob man fie Wurzel: brut oder Ausfchläge unterivdifcher Zweige nennt, bleibt fich in praftiicher Beziehung ganz gleich, denn immer muß man da, wo man mit einiger Sicherheit auf fie rechnen Fann, den Hieb jo führen, daß der fünftige Niedenwaldbeitand aus ihnen erwächft, wogegen man da, wo Dies nicht der Fall ift, im jungen Holze hauen muß, um einen fichern Ausfchlag am Stode zu erhalten. Es ift daher die Aufgabe des prak— tifchen Forftwirths, fich bei dem Hiebe im Niederwalde und im Unterholge des Mittelwaldes immer die Ueberzeugung zu verfchaffen, ob er auf diefe Ausfchläge rechnen kann oder nicht, um diefen danach anzuordnen, und ed mag den Forft- männern, welche fich mit miftoffopifchen Unterfuchungen ftatt — 11T — mit der Beobachtung des Lebens der Holzpflanzen beſchäfti— gen, überlaſſen bleiben, ob die Theile des Baumes, von denen dieſe Ausſchläge herrühren, unterirdifche Ziveige oder Wurzeln genannt werben müfjen. Wir wollen Diefelben einft- weilen noch Wurzelbrut nennen, da fie dem Begriffe voll- ftändig entfprechen, den man im gemeinen Leben mit diefem Worte verbindet, Die Hainbuche hat überhaupt eine große Befähigung, aus der Rinde, fowohl des Stammes wie ber Wurzeln, leicht Knospen zu entwideln, aus denen an den oberirdifchen Theilen des Baums fich Blätter und Zweige bilden, an de- nen aber, die mit Erde bededt find, Wurzeln. Sollen fich diefe jedoch erhalten und fortwachfen, fo müffen fie aus der fie umgebenden Erde bald Nahrung aufnehmen können, denn aus der Rinde, aus welcher fie fich entwideln, werden fie nur in der erften Zeit ernährt und zur Verlängerung mit dem erforderlichen Bildungsfafte verforgt. Dies kann aber nur gejchehen, wenn die Erde, welche fie umgiebt, die hin— reichende Feuchtigkeit und Nahrung enthält. Iſt dies nicht der Fall, jo müfjen diefe feinen Wurzelanfäge, die fich bei Senfern aus der Rinde der Zweige, oder bei Pflanzftämmen aus den ftarfen Wurzelfträngen entwiceln, bald wieder vers trodnen. Darum fann man an bürren Südhängen, auf leicht austrodnendem Sandboden, entiweder gar nicht fenfen, oder muß wenigftens ‚Die Senfer fo tief legen, daß die fie umgebende Erde noch hinreichende Feuchtigfeit behält. Aber auch auf die Art der Verpflanzung hat die Befchaffenheit des Bodens bei der Hainbuche einen großen Einfluß. In der Negel wird fie ald Wildling verfegt, da fie von Natur ziemlich viel Saugwurzeln nicht zu entfernt vom Stamme hat und nöthigenfalls auch, wenn dieſe fehlen, fie leicht und raſch aus den ftarfen, bei dem Ausheben erhaltenen Wurzel: Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. M — 18 — fträngen neu ausbildet. Leider ift das aber nur auf dem bejiern Boden in dem Maße der Fall, daß man mit Sicher: heit auf das Anwachjen ftärferer Wildlinge, fogenannter Heifter, rechnen fann. Iſt der Boden, auf dem diefe ftehen und der dann wieder mit ihnen bepflanzt werden foll, zu trocfen oder zu nahrungsarm, jo ftreichen die Wurzeln zu weit aus und es bilden fich zu wenig Saugwurzeln nahe um den Stamm herum aus, Die ftehen gebliebenen ftarfen Wurzelftämme der verfegten Heifter können nicht rafch genug die fehlenden durch neue Wurzelausfchläge erfegen, oder Diefe vertrodnen wieder. Darum läßt. fi die Hainbuche vom und für beſſern Boden zu Kopfholzanlagen, lebendigen Heden u. f. w. fehr gut ohne alle weitere Vorbereitung als Wildling verpflanzen, während es rathſam ijt, ihr auf dem ſchlechten Boden evft die erforderliche Wurzelbildung zu ver- Schaffen, wenn man fie hochſtämmig verpflanzen will. Man findet diefe Holsgattung vielfach als verbiffenes und verfrüppeltes Unterholz in den lichten Hochwäldern, oder auch in den mit Weideberechtigungen belaiteten Mittel- und Niederwäldern. Belonders fommt fie in diefem Zuſtande häufig in den Kieferhaiden der öftlichen Provinzen Preußens vor, die früher Laubholz waren und fich in der neuern Zeit, gewöhnlich in Folge einer fehlerhaften Bewirthſchaftung, in Nadelholz umgewandelt haben. Das Berhalten dieſes be= fchattet gewefenen und verbifienen Umerholzes nach der Frei- ftellung ift je nach der Beichaffenheit des Bodens ein jehr verfchiedenes. In dem frijchen und fräftigen Yehmboden er- holt es fich nach derjelben noch, felbft wenn der Grad ber Berfrüppelung und Verdämmung ſchon ein fehr hoher iſt. Es bilden fich entweder aus den in einander gewirrten Fleinen Zweigausfchlägen, die gar feinen Höhenwuchs hatten und oft wie Erdholz am Boden fortfriechen, einzelne Höhentriebe =. 19. — aus, die bald in einen oder mehrere regelmäßige Stämme übergehen, denen die Nahrung aus den Wurzeln vorzüglich zuſtrömt und die die zurückbleibenden Zweige ganz verbämmen, fo daß fie eingehen. Oder wenn dazu das DVerderben bes Holzes ſchon zu weit vorgefchritten ift, fticbt der überirdiſche Theil defielben ab und es bilden ſich um den Wurzelfnoten herum neue Ausfchläge, die einen guten Wuchs haben und an die Stelle des alten Stammes treten. Man fann daher hier dieſes verfrüppelte Unterholz wenigftens für den Nieder- wald noch mit Vortheil benutzen. Selbſt wenn daſſelbe eine mangelhafte Wurzelbildung hat, jo fehadet dies noch nichts, denn fo wie der überirdifche Theil der Pflanze einen befjern Wuchs erhält, entwiceln fi auch neue Wurzeln, und Die ganze Wurzelbildung entwickelt fich ebenfogut wie die Stamm- bildung, da die Hainbuche eine Holzgattung ift, die fich bei ihrer großen Ausichlagsfähigfeit fehr leicht neue gute Wurzeln verfchaffen kann. Ganz anders verhält es fich aber mit Diefem vwerdorbe- nen Unterholze auf dem Sandboden, Hier erholt es fich nach der Freiftellung nicht mehr, es ftirbt defto früher ab, je trockner und ärmer der Boden ift, aber felbit auf dem feifchen und fruchtbareren ift wenig auf daſſelbe zu rechnen, Selbft dasjenige befchattet geweſene Hainbuchenunterholz, was noch eine regelmäßige Stammbildung erlangt hat, wird oft wipfeldürr und verliert fogar, wenn es freigeftellt wird, den mittelmäßigen Wuchs, den es behalten haben würde, wenn es in einer mäßigen Beichattung hätte fortwachlen fonnen, Es wiederholt fich bei der Hainbuche die allgemeine Erſcheinung, daß eine Holzpflanze defto mehr Unbilden der Natur und der Behandlung ertragen fann, je glünftiger der Standort für fie ift, umgefehrt befto weniger. Inwiefern Diefer für Die Hainbuche mehr oder weniger M2 — 10 — paſſend ift, das fann man fehr gut nach ihrem Höhenwuchfe, befonders im freien Stande, beurtheilen. Je befier der Bo- den für fie ift, deſto regelmäßiger ift ihre Stammbildung ; je weniger er ihr zufagt, defto ftärfer tritt nicht nur die Nei- gung hervor, fih in eine Menge jchwacher ruthenförmiger Zweige zu verbreiten, fondern auch der furzichäftige Stamm wird Flüftiger und unregelmäßiger. In ber fchlechten Boden- Hafje für Hainbuchen auf dem Sande wird fie oft kaum 30 Fuß hoch, und felbft wenn fie bier zwifchen den Kiefern gedrängt heraufwächft, können dieſe fie nicht mit herauf neh— men. Auch die Ajtbildung kann zur Erkennung des Stand- orts dienen. Je ftärfer die Aeſte werden, deſto günftiger ift diefer, je dünner und ruthenförmiger die Zweige bleiben, defto ungünftiger. Auch läßt ihe Zuwachs deſto früher nadh, je ärmer der Boden ift. Zur bleibenden VBermifchung mit der Buche fann fie daher nur in den befjern Bodenklaſſen benugt werden, wo man dadurch in dev Maflenerzeugung um. fo weniger zurücbleiben wird, je mehr man ſchon Hain buchen in der Ducchforftung herausgehauen hat, da fie in ber erften Jugend einen etwas lebhaftern Wuchs haben, als die Buche. Auf dem fchlechtern Boden hat Diefelbe zwar einen großen Werth als Schugholz zur Erziehung von Eichen und Buchen, wie fchon oben erwähnt wurde, aber fie muß auf ihm frühzeitiger benugt und als Durchforitungsholz her— ausgehauen werden, da fie auf ihm früher im Wuchſe nachläßt. Am meiften ift Diefe Holggattung als Unterholz im har— ten Mittelwalde und für den Niederwaldbetrieb gefchägt wor: den, wo man fie dev Buche mit Necht vorziehet. Dies liegt darin, daß fie, befonders bei Fürzern Umtriebgzeiten, eine etwas größere Mafjenerzeugung gewährt, weil ihr Wuchs in dev eriten Jugend lebhafter ift und fie fich auch geſchloſſener — 181 — hält, als die Buche. Dann hat fie eine beffere und länger dauernde Ausfchlagsfähigfeit, die Beftände laffen fich auch felbft durch den Anbau aus der Hand leichter gefchloffen er— halten als bei der Buche, der fie jo wenig in Bezug auf Brenngüte, als hinſichts des jchlanfen und vortheilhaften Wuchfes des Schlagholzed nachitehet. Man Fann im AU- gemeinen wohl fagen, daß auch bei der Hainbuche der jchlech- tere Boden ebenfo noch einen guten Niederwald erzeugen fann, während er nicht mehr lohnen würde, wenn man fie als Baumholz darauf erziehen wollte, wie e8 überhaupt ein allgemeiner Grundſatz ift, den Niederwald mehr auf den fchlechteften Boden zu beichränfen. Aber man muß bei ihr doch auch darauf fehr Nüdficht nehmen, von welcher Be— fchaffenheit diefer fchlechtere Boden ift. Der eigentliche Sand- boden, ſelbſt wenn er noch fo humusreich ift, daß er wohl noch Hainbuchen ernähren fann, eignet fich durchaus nicht dazu, diefe Holzgattung im Niederwalde zu bewirthichaften, da fie hier eine zu geringe Ausichlagsfähigfeit befist, was fie mit ziemlich allen Laubhölzern gemein hat. Eher ift fie noch auf einem folchen im Gemifch mit Kiefern und Buchen, als Ducchforftungsholz, zu erziehen. Die fchlechten flach- geündigen Kalkberge und Thonfchieferhänge auf den Mittags- feiten erzeugen dagegen wieder fein Baumholz mehr, fünnen aber noch für den Niederwaldbetrieb, jedoch nur in nicht zu langem Umtriebe, mit Hainbuchen benust werden. Auch das Kopfholz, wozu fie jo häufig und mit großem Ertrage angepflanzt wird, paßt nur für den fräftigern Bo— den, durchaus nicht für den ärmern Sandboden. Dajjelbe gilt von ihrer Verwendung zu lebendigen Heden. Gelingt es ſelbſt, fie durch eine forgfältige Pflanzung auf dem Sand— boden berzuftellen, jo lichten fie fich auf ihm bald, indem die befchnittenen Zweige feine hinveichenden neuen Ausjchläge — 112° — machen und auch wohl abfterben. An frifchen Mitternachts- feiten ift dies indefjen felbft auf Sandboden weniger der Fall, Für reine Baumbolzbeftände eignet fie fich ebenfalls in dem Maße weniger, wie der Boden ärmer wird. Die ver— hältnigmäßig hohen Erträge, wie fie Hartig im erften Jahrgange feines Forſt- und Jagdjournals von 1806 nach— weifet und wie fie in den Badifchen Ertragstafeln aufgeführt werden, fünnen wohl nur von dem beften Hainbuchenboden erwartet werden. Um als Baumbolz in reinen Beftänden, jelbft nur horjtweife, mit Erfolg gezugen werden zu können, muß die Hainbuche einen guten Höhenwuchs, verbunden mit einer guten Stammbildung, haben, was ihr auf dem ſchlech— ten Boden fehlt, wie ſchon oben bemerkt wurde. Hier giebt fie der Neigung zur Aftverbreitung zu ſehr nach, reinigt ſich zu wenig von den Aeſten und bewirkt Dadurch, daß fich felbft die Stammzahl im höhern Alter zu fehr vermindert. Dazu fommt, daß fie auf dem ärmern Boden auch den ihr eigen- thümlichen Krankheiten, der Wipfeldürre, dem Rindenbrande und der Kernfäule zu ſehr unterworfen ift, wodurch eben— fall8 eine frühe Lichtitellung veranlapt wird. Dagegen ift fie wieder auf dem fruchtbaren Boden dem Windbruche weit mehr unterworfen, als auf dem ärmern und trocknen, jo daß man im Schluffe erwachſene Hainbuchen auf erjterm fo we— nig überhalten fann als Fichten. Bietet ihr der Boden in der Oberfläche genugfam Nahrung dar, erhält er ſich fort dauernd frifch, fo bleiben die Wurzeln nur in der Oberfläche, in der fie fich nur wenig über die Schirmfläche hinaus vers breiten. Man trifft dann oft Hainbuchen, die fich in ihrer Wurzelbildung wenig von der Aspe oder Fichte unterfcheiden, und die, freigeftellt, im Sommer, wo fie voll belaubt find, von jedem ftarfen Gewitterftueme umgeworfen werden. Anz ders ift dies auf dem trodnen Sandboden, wo die zahlreichen — — ſchwachen Wurzelſtränge theilweiſe ziemlich tief in die Erde dringen und dem kurzſchäftigen Stamme den hinreichenden Halt geben, um ſelbſt ſtärkern Stämmen widerſtehen zu können. Auch auf das Verhältniß des Stammdurchmeſſers zum Kronendurchmeſſer bleibt der Boden nicht ohne Einfluß. Se jchlechter der Boden ift, defto größer wird Der leßtere im Derhältniffe zu erfterm. Noch abweichender wird aber danach das Verhältniß der Aſt- und Neißigmenge zur Schaftholz- mafje, fo daß ein folcges für die Hainbuche fehr ſchwer be— ftimmt anzugeben ift. Dasjenige der Wurzelmenge hängt ſehr davon ab, wie ftarf man Die langen ruthenförmigen Wurzelftränge ausgräbt und benußt. Die Linde ift von feiner großen Wichtigfeit für unfere deutfchen Wälder, wie denn auch Schon Bechftein in feiner Forftbotanif fie unter die minder wichtigen ſetzt und fogar die Azerolen, wilden Kirfchen und Eberefchen als wichtigere Holzgattungen anführt. Dazu wurde er aber wohl nur durch das feltene Vorkommen der Linde im Gebirge und im füd- lichen und weftlichen Deutfchland veranlaßt, Im Meeres- boden des nordöftlichen Deutfchlands kommt fie nicht nur überhaupt fehon weit häufiger vor, jondern man findet fte hier auch ſchon vielfach in ausgedehnten reinen Beftänden. Aber auch felbft in den norddeutfchen Gebirgen erfcheint fie als Schlagholz wenigftens horftweife herrfchend und ift Daher für Das nördliche Deutichland als Waldbaum jedenfalls wich- tiger, als die oben genannten Holzarten. Sie wird aber allerdings auch hier niemals als folcher angebauet werden, da fie den Anforderungen, die wir an unfere Forfthölzer machen müfjen, zu wenig entjpricht, Als Brennholz hat fie einen zu geringen Brennwerth, Der durch die große Maſſe feinesweges ausgeglichen wird, wie bei den Bappeln und — 14 — Weiden. Die Maflenerzeugung in den Baumholzbeftänden der Linde ift nicht fo groß, als man nach ihrem raſchen Wuchfe in der erften Jugend erwarten follte, denn der Wuchs des ältern Holzes ift nicht nur nicht ftärfer als derjenige der Nabdelhölzer, und felbit der Buche und Eiche in gleichem Alter, jondern der Zuwachs ganzer älterer Beftände ift ſo— gar oft geringer ald derjenige von dieſen Holzarten, weil fih die Linden bei ihrer ftarfen Aftverbreitung und dunkeln Belaubung im höhern Alter fehr lichtftellen, indem ſich nur die dDominirenden Stämme erhalten. Das Schlagholz im 15= bis 20jährigen Umtriebe giebt zwar eine große Maſſe, dieſe it aber ald Brennholz von fo geringer Befchaffenheit, daß wenigftends das Reißholz in holzreichen Gegenden oft gar nicht abzufegen iſt und jelbft das Knüppelholz feinen lohnenden Breis hat. Als Nutzholz hat es nur eine be- tchränfte Verwendung zu feinen Tifchlerbrettern und als Schnitz- und Drechslerholz. So gut es als folches oft be— zahlt wird, wo man es gerade benugen fann und das Anz gebot nur gering tft, jo würde es Doch in größern Mafien angebauet feinen Abjag finden. Die Baftbenugung, welche in Rußland jo wichtig ift, hat bei und wenig oder gar feine forftlihe Bedeutung. Demohnerachtet fann man die Linde bei der Unterfuchung des Verhaltens der verfchiedenen Bo— denarten zu unſern Waldbäumen nicht ganz mit Stillſchwei— gen übergehen, weil fie als folcher vielfach vorkommt. Sommer» und Winterlinde ſcheinen hinfichtlich des Bo— dens, den fie verlangen, nicht verfchieden zu fein, wohl aber dürfte die Winterlinde mehr der nördlichen Zone innerhalb ihren VBerbreitungsgrenze angehören, die Sommerlinde mehr der füblichen. Auch ift die Winterlinde überhaupt wohl mehr als wirklicher Waldbaum zu betrachten, als die Sommerlinde, da legtere nur ſehr jelten, wenigftensin Norddeutichland, vorkommt. — 19 — Die Linde ift eine bodenvage Holzgattung, denn nicht nur, daß fie ald Haus-, Garten- und Alleebaum beinahe in jedem Boden gezogen wird, jo fommt fie auch) in ben Wäldern von felbft in dem allerverfchiedenartigften vor. Doch iſt ihr Wuchs fehr ungleich, je nachdem ihe der Boden mehr oder weniger zufagt. Als den beften Lindenboden fann man wohl den recht frifchen, felbft feuchten humofen Sandboden, der frei von Säuren ift, bezeichnen. Sie wächſt aber auch noch auf trocknem lehmigen Sandboden fehr gut. Ebenfo gedeihet fie noch gut auf jeder Art von Lehmboden, wogegen ihr aber ber ſehr bindende Thon- und 2ettenboden zuwider ift. Als Baumbolz verlangt fie eine gewiſſe Tiefgründigfeit, denn wenn fie auch feine eigentlihe Pfahlwurzel bildet, jo hat fie Doch fchon in der erften Jugend mehrere in die Tiefe drin— gende Wurzelftränge und ftodt bald im Wuchfe, wenn Diefe auf einen feften oder nahrungslofen Untergrund ſtoßen. Als Schlagholz findet man fie dagegen oft an ganz flachgründi- gen Felfenhängen, vorzüglich auf den Eübdfeiten, obwohl fie auf den Nordſeiten bei gleicher Bodenbefchaffenheit einen bef- fern Wuchs hat. Die Wurzeln wiflen bier die Felfenfpalten und Risen der Schiefergefteine, die Zwifchenräume im Trüm— mergefteine vwortrefflich zu benugen, indem fie fadenförmig fih bis in eine bedeutende Tiefe drängen und dadurch es möglich machen, daß fich die Linde felbft noch in fehr trod- nen und jogar dürren Lagen erhalten fann. Doch findet man fie hier mehr in den Ur- und Uebergangsgebirgen, als in den Kalf» oder Sandfteinformationen. Befonders an trod- nen Kalfbergen fommt fie felten vor, oder hat dafelbft nur einen ſehr bürftigen Wuchs. Sowie fie einen hohen Grad von Trodenheit erträgt, fo wird ihre auch eine große Feuch— tigfeit nicht nachtheilig. Man findet fie vielfach auf den — 16 — Heinen Erhöhungen in den norddeutfchen und polnifchen Brit- chern, ebenfo wie fie auch in den fumpfigen Niederungen noch weiter nach Dften und Norden hin vielfach vorfommt, Als Baum kommt fie in Norddeutichland am häufigiten im lehmigen Sandboden mit Mergel im Untergrunde vor, wo fie gewöhnlich mit den Buchen gemifcht iſt. Bei ber früheren Plenterwirthſchaft find hier zuweilen die Buchen, weil fie ein werthovolleres Holz haben, und das Lindenholz we: nigftens als Brennholz früher nicht gut abzufegen war, her— ausgehauen, wodurch Die Linde Dominirend oder ganz rein und herrfchend geworden ift, da in ihrem verdämmenden Schatten feine andern’ Hölzer auffommen können. Auch fin- det man zuweilen mitten in den Kieferhaiden die Linde horft- weile, auf Flächen von 50 bis 100 Morgen, ziemlich ge- fchloffen eingemifcht, wenn Diefelben einen Untergrund von Kalfmergel haben. Sie erreicht hier ein ſehr hohes Alter im ziemlichen Schluffe der Laubfronen gleich großer Stämme, da die zweiter und dritter Größe immer fehlen, und über- dauert alle andern Holzarten, mit Ausnahme der Eichen, die fich aber wegen des nachtheiligen dichten Seitenfchattens felt- ner in dieſen Lindenbeftinden erhalten, felbft wenn fie nicht unmittelbar überjchirmt werden. Auf den flachgründigen trocdnen Berg- und Felſenhän— gen fann man fte nicht mehr als Baumholz erziehen, An den frifchen Mitternachtsfeiten fann man wohl noch im 20— und 25jäührigen Umtriebe gutwüchfiges Stangenholz finden, in dem man eine beträchtliche Maffenerzeugung hat, auf den bürren Südhängen dagegen läßt dev Wuchs defjelben ehr früh nach, es bleibt furz, ftellt fich zeitig licht, indem viel Stockausſchläge abjterben, fo daß ein kürzerer, höchftens 16— bis 18Sjähriger Umtrieb vortheilhafter wird. Auf dem friſchen Boden bilden fih im Schlagholge in — 11 — der Nähe des eigentlichen Mutterftoces leicht Senfer, wos durch ſich die Beftände ungemein verdichten; an ben trocknen Hängen ift dagegen die Verjüngung auf den eigentlichen Stockausſchlag beichränft. Diefen muß man dann aber im- mer durch möglichft tiefen Hieb dicht an der Erde hervorzu- bringen juchen, damit wenigftens diefe Ausjchläge fich voll: ftändig bewurzeln. Selbft fehlerhaft und zu hoch gehauene Stöcke fann man unbedenklich nachhauen, da die Linde ihre Ausichlagsfähigfeit bis in Das höchfte Alter erhält und be— fonders die Ausfchläge gern um den Wurzelfnoten herum hervorbrechen. Diefe große, lange ausdauernde Ausjchlags- fähigfeit befigt fte auf jedem Boden. Der Same gehet auf wundem Boden leicht und häufig auf, Die jungen Keimlinge leiden aber fo ſehr durch Spät- feöfte und einen ftarfen Graswuchs, daß man fie gegen beides fchügen muß, wenn man aus ihnen Pflanzen ziehen will. Beſonders das Gras wird ihnen gefährlich, da der Same, wenn er bis zum Winter hängen bleibt und auf den Bäumen fehr austeodnet, gewöhnlich ein Jahr in der Erde überliegt, und wenn dann der Boden fehr verrafet, der Keim- ling gleich bei dem Aufgehen erftickt wird. Sicherer ift die Anpflanzung. Dazu muß man aber die Linden von einem Boden nehmen oder erziehen, auf dem fte eine gute Wurzel- bildung erhalten, wenn der zu bepflanzende Diftrift nicht einen ſehr frifchen Boden hat, Iſt dies der Tall, fo braucht man allerdings bei der Linde nicht ſehr ängſtlich darauf zu fehen, daß die Pflanzftämme, ſelbſt wenn es hochftämmige Heifter find, viel Faferwurzeln haben. Die Linde ift eine von den Holzgattungen, die als Senfer leicht Wurzeln entwideln, wenn fie auch nur felten durch Stedlinge fortzubringen ift, und die auch ebenfo rajch neue Saugwurzeln an den ftarfen Wurzelfträngen erzeugen, wenn fie nur. in einen frifchen Bo— — den zu ſtehen kommen. Iſt aber der Boden trocken, ſo kön— nen ſich dieſe nicht erhalten, auch wenn ſich ein Anſatz dazu bildet, und man muß darauf ſehen, daß die Pflanzſtämme die erforderliche Menge ſchon ausgebildeter Faſerwurzeln in der Nähe des Stammes oder Wurzelknotens haben. Dies iſt aber auf dem ſehr trocknen Boden nicht der Fall, indem ſich dann an den tief eindringenden langen und verhaͤltniß— mäßig ziemlich ftarfen Wurzelfträngen die Faſerwurzeln nur an den äußerſten Spitzen befinden. Bon gutem Boden und für einen folchen kann man daher unbedenklich Wildlinge mit wenig Saugmwurzeln zur Verpflanzung nehmen, für fchlechten Boden aber wird man gut thum, fie in befondern Forftgär- tem jo zu erziehen, daß fie eine gute Wurzelbildung haben. Sollen fie als Allee, Garten- oder Hausbäume ſchon in bedeutender Stärfe gepflanzt werden, was die Linde recht gut erträgt, fo ift e8 fogar rathfam, daß man fie im zwei— ten, höchitend dritten Jahre von den Saatbeeten aushebt und, nachdem die langen Wurzeln eingeftugt find, fie auf die Pflanzbeete verſetzt. Bemerkbar ift dabei noch, daß die jungen Linden, die fih von Natur im zweiten und dritten Jahre gewöhnlich in mehrere Zweige theilen und erft jpäter von Ddiefen einen befondern Hauptſtamm bilden, wie Dies auch die Hainbuche noch in größerem Maße thut, deſto bufchiger wachſen, je ärmer der Boden ift. Dies läßt ſich jedoch ducch ein vorſichtiges und zweckmäßiges Befchneiden, was die Linde recht gut erträgt, leicht befeitigen. Man kann die Linde noch ziemlich hoch in den Bergen erziehen, obwohl ſie von Natur in der Negel nicht über die eigentliche Laubholzregion hinausgehet. Dies liegt wohl darin, daß das Nadelholz ſie bald unterdrückt, da es ihr im Höhen— wuchſe in der Jugend überlegen iſt. | Die Ebereſche ift vielleicht diejenige Holzart unter — 19 — unferen beutfchen Zaubhölgern, die am allerwenigften an eine beftimmte Bodenbefchaffenheit gebunden if. Man kann jas gen, daß man fie beinahe noch auf jedem Boden findet. Sie wählt auf dem kahlſten Fellen, wenn fie nur eine Spalte findet, in die fie mit ihren Wurzeln dringen fann; ja felbft auf altem Gemäuer, wenn fie fich daſelbſt auch nicht zu einer befondern Größe ausbilden kann. Sie bewohnt die Sümpfe und Brücher, fcheuet feine Säuren, fommt in dem ärmften Sandboden der norddeutfchen Kieferhaiden häu— fig vor, gehet in den Bergen weit über die meiften Laub— hölzer hinaus und verfchwindet oft erit an der allgemeinen Baumholzgrenze; fie erträgt Ueberſchwemmungen jo gut wie die größte Dürre, Daß aber ihr Wuchs ein fehr verfchie- dener ift, je nachdem ihr der Boden mehr oder weniger zu— jagt, daß fie danach ein fehr abweichendes Alter und in Folge deſſelben auch eine fehr verjchiedene Größe erreicht, bedarf wohl faum einer Bemerfung. Der befte Boden ift für fie ohnitreitig ein nicht zu feſter humusreicher Lehmboden, wie ihn die Ur- und Hebergangsgebirge bilden. Sie hat übrigens die Eigenthümlichfeit, daß fie fich jedem Boden mit ihrem Wuchfe anpaſſen fann, auch wenn fie urfprünglich nicht Darauf erwachfen ift, weshalb man in der Wahl der jungen Pflanzen nicht Darauf zu fehen braucht, daß fie in einem Boden erwachlen find, der demjenigen gleicht, auf den fie gepflanzt werden follen. In der Regel wird die Eberefche wohl nur zur Bepflanzung der Wege ge— zogen, wozu fie fih auch vor allen andern Waldbäu— men eignet. Sie fann überall auf fehr wechjelndem und felbft ſehr ar— mem Boden noch mit Erfolg gezogen werden, fte befchattet Die Wege und angrenzenden Grundftüfe nur wenig, hat nur eine geringe Wurzelverbreitung, es kann jeder eingehende => Wi u Stamm nachgebeſſert werden, da fie feinen bedeutenden Hö— henwuchs hat und folglich nicht nachtheilig durch ihren Sei— tenfchatten auf die kleineren Stämme einwirft, fie hat, fowohl blühend als mit den rothen Beeren gefchmücdt, ein fehr freund- liche8 Anſehen, und auch ohne dieſe eine gefällige Belau— bung, die Früchte find jehr benugbar und geben befonders ein vorzügliches Futter für Schafe und Ziegen. Alles dies find Vorzüge, die in Gegenden und unter Verhältniffen, wo man die Wege nicht mit Objtbäumen befegen Fann, die Eber- eiche als einen ſehr empfehlenswerthen Alleebaum erfcheinen lafien. Um fie dazu zu erziehen, muß man aber Pflanzgär— ten mit einem lodern, fräftigen und frischen Boden haben, in welchem die Stämme, die man in das Freie verpflanzen will, einen guten Höhenwuchs und eine gute Wurzelbildung erhalten. Dazu ift e8 aber nicht nöthig, Daß man die jun gen Pflanzen immer aus Samen erziehet, man findet in der Negel in den meilten Wäldern da, wo feine zu Dichte Be- Ichattung ift und alte Eberefchen vorhanden find, eine Menge junger Pflanzen, Die von den duch die Vögel verfihleppten und von fich gegebenen Samenförnern herrühren. Dieſe fümmern oft, vom Viehe verbifien, ohne hinreichendes Licht im Graſe, haben auch wohl eine fehr mangelhafte Wurzel- bildung, was aber nicht hindert, fie auf die Pflanzbeete von gutem Boden zu verfegen, Hier bilden fie erſt neue Wurzeln und erhalten dann entweder, wenn der Stamm noch gefund ijt, einen lebhaften Wuchs, oder fie erzeugen neue tief hervorfommende Stodausjchläge, die an die Stelle des alten abfterbenden Stammes treten und einen neuen ta— bellofen Pflanzheifter geben. Iſt der Boden, auf dem man fie auspflanzt, ein für die Eberejche ungünftiger, wie 3. B. der ärmere Sandboden und in noch höherem Maße der fauere Moorboden, fo giebt jich dies durch den geringen Höhen— — 11 — wuchs zu erfennen. Sie erhält dann eine verhältnißmäßig große Aftverbreitung, befonders aber erfcheinen dann bald am Wurzelfnoten eine Menge Stodlohden, welche den Stamm am Fuße bufchartig umgeben, Dieſe find ſtets ein Zeichen des ungünftigen Bodens und des daraus entfpringenden mangelhaf- ten Höhenwuchjes, denn man findet fie wenigftens bei jüngern Stämmen, die noch gefund find, nicht. Iſt aber der Boden fo ungünftig, daß der Stamm fich nicht vollftändig ent— wiceln kann, jo erfcheinen fie fchon bei jüngern Stämmen, die dabei noch lange leben und wachſen können. Bon den Bappeln intereffirt uns vorzugsweiſe bie Aspe, als ein Baum, den man, weil er vielfach als ver: derbliches Unfraut erjcheint, im Allgemeinen bisher zu wenig geachtet hat, da er unter. gewiſſen Umftänden ein ſehr werth- volles Forftholz fein kann, auf defien Anzucht man. bisher noch zu wenig Werth Iegte. Das liegt zum Theil daran, daß man nicht genug darauf achtete, die Aspe nur auf einem für fie paffenden Boden zu erziehen, Sie ift ebenfalls ein Holz, was auf einem höchit ver jchiedenen Standorte vorfommt, aber nur in wenig Boden— Hafjen fich vollftändig entwideln Fan. Allerdings hat aber die Aspe dadurch fich jelbft in pafjendem Boden in der Ver— mifchung mit andern Holzarten unvortheilhaft gezeigt, daß fie nur als ſchlechte Wurzelbrut vorfam. Diefe wird aber niemals als Baum einen guten Wuchs haben, ftarfe gefunde Stämme, die Nußholz liefern, erzeugen, oder eine fo bedeu- tende Mafjenerzeugung geben, daß da, wo man fie ald Brenn holz erzieht, die geringe Brenngüte durch die große Maſſe ausgeglichen wird. Damit foll aber nicht gefagt werden, daß man Überhaupt aus der Aspenwurzelbrut fein wüchfiges Holz erziehen könne, es wird Dies vielmehr nur von der ſchlechten Wurzelbrut behauptet, denn die ganz gute fann > WR: sum einen fo untabelhaften Holzwuchs erzeugen, wie ihn nur die aus Samen erwachlenen Bäume haben. Unter fchlechter Wurzelbrut ift zuerft eine folche zu verftehen, welche von ſolchen Mutterwurzeln herrührt, die von den aus ihnen hervorbrechenden Schößlingen nicht vollftändig überwallt wer— den fönnen, wenn fie abfterben, und Daher einen faulen Kern erhalten, aus dem ſich dann frühzeitig die Fäulniß auch dem Kerne der daraus erwachienden jungen Aspen mittheilt. Dies zeigt fich oft fchon bei 6- und Sjährigen Stämmen, in de- nen man, wenn man fie Durchichneidet, ihn Schon braun und abgeftorben findet. Man thut wohl, wenn man Aspen- wurzelbrut zur Nachzucht benugen will, dieſe fchon frühzeitig dadurch hinfichts ihrer Tauglichkeit zu unterfuchen, daß man einige der gewöhnlich jehr dicht ftehenden Stämme ab- fchneidet und die Beichaffenheit des Kernes näher prüft. Sit diefer bejonders bei den Dominirenden Schößlingen braun, jo wird man nur einen fchlechten Aspenwuchs zu erwar— ten haben. Eine andere Bedingung guter Wurzelbrut, von der ges fundes ftarfes Holz verlangt wird, ift, daß fie jo tief aus der Erde fommt, daß die Schößlinge fich als felbftitändige Stämme bewurzeln fünnen. Die vielfah in den Wäldern beobachtete Ericheinung, daß fich fahlgehauene Schläge Dicht mit anfcheinend Üppiger Aspenwurzelbrut bededen, Die in ber erſten Zeit alle andern Holzarten unterdrüdt, dann aber bald im Wuchfe nachläßt und zulegt abftirbt, ehe fie noch die Stärfe erreicht hat, um auch nur als ſchwaches Knüp— pelholz zum Brennen benugt zu werden, hat in der Regel darin ihren Grund, daß flach liegende ftarfe Aspenwurzeln von Ältern Bäumen, die den Boden dicht ducchichlingen und fich weit verbreiten, eine Menge Ausichläge entwideln, Die aber feine eignen Wurzeln bilden fünnen, da fie im trodnen — 198 — Boden zu flach auf der alten Mutterwurzel ftehen, und bie abfterben, wenn die Fäulniß diefe vom Stocke aus durch- dringt und fie dadurch zulegt tödtet. Kommt die Wurzelbrut von den Epiten der Wurzeln der Mutterftämme tief aus der Erdexhervor, oder auch von einzelnen abgehauenen Wurzel- ftöden, jo Fann fie einen fo guten Wuchs erhalten wie Die Samenpflanze. Daher befördert auch die Erziehung gut— wüchfiger Aspen aus Wurzelbrut nichts fo fehr, als das möglichft vollftändige Noden der Stöcke der abgehofzten Bäume und Stangen, fo daß nur noch die fchwachen Wur- zelfpigen in der Erde zurüicbleiben, Auf dem durch die Ro— dung geloderten Boden fommen dann felbft oft fehr Fräftige Schößlinge hervor, die von den Fleinen eingegrabenen Wur— zelitöcen herrühren, Die ebenfo gut das Vermögen haben, ſolche zu erzeugen, wie die im Boden zurücgebliebenen un- gerodeten Wurzeln. Der befte Aspenboden ift feuchter oder doch fehr frifcher humusreicher Sandboden, frei von Säuren, oder milder trods ner, nicht humusarmer Lehmboden, Sie bildet fich auf die- jem zu einem Baume erfter Größe aus, der ein Alter von 60 bis 80 Jahren in voller Gefundheit erreicht, halt fich horjtweife ftehend ziemlich gefchlofien und erwächft zu einem aftreinen walzenfürmigen Stamme, der vielfach zu Nutzholz verwandt werden fann, da er oft eine Etammftärfe von 20, 24 und mehr Zoll Durchmeffer erreicht. Auch in den Fluß: betten Schlief führender Flüffe findet man fie oft auf den Sand. bänfen, die fich darin bilden, wenn diefe hoch genug find und über den gewöhnlichen Wafferfpiegel heraustreten, von gutem Wuchſe. Der humusarme trodne Lehmboden erzeugt zwar noch gutwüchfiges, aushaltendes und ein ebenfo hohes Alter er= veihendes Baumholz, doch erreicht die Aspe hier nicht mehr, Kritifche Blätter 31. Bd. 1. Heft. R — 194 — die Größe und hat nicht mehr die ſchöne Stammbildung, als auf der oben erwähnten Bodenklaſſe. Ein ſtrenger Lehm— boden oder gar ein Thonboden ſagt ihr nicht mehr zu und man findet ſie hier in der Regel gar nicht. In den Fluß— thälern, welche dieſen enthalten, erſcheint ſie nur auf den darin vom Waſſer zuſammengehäuften Sandbergen. Im trocknen Sandboden kommt ſie häufig vor, bildet ſich auch darin noch zu einem Baume aus, hat aber nur einen ſehr langſamen Wuchs, erreicht nur ein Alter von 60 bis 70 Jahren und wird in der Regel ſchon vielfach früher krank. Oft bekommt ſie ſchon mit 40 Jahren oder noch frü— her Schwämme und wird kernfaul, ſelbſt wenn ſie von guter Wurzelbrut herrührt, kann aber dabei noch ziemlich lange vegetiren. Auch der Wipfeldürre iſt ſie hier ſehr unterwor— fen, der ſie bald unterliegt, wenn ſie davon befallen wird. Die Stammbildung iſt hier unregelmäßig, da ſie oft einen knickigen Wuchs hat, auch iſt der Stamm ſtets ſehr ab— holzig. Auf dem beſſern Boden zeigen ſich häufig bei Stäm— men, die nicht älter als 8 bis 12 Jahre find, noch wirkliche Stofausichläge, auf dem trocknen Sandboden niemals, felbft nicht bei Stöden von jüngern Stämmen, fie erzeugt dann nur MWurzelbrut. Am häufigſten find die Aspen- Stodfaus- chläge in den Flußthälern, wo durch den Niederfchlag aus dem Wafler die Wurzeln mit hohen Erd- oder Sandlagen bebeeft werden, und eine bedeutende Bodenfraft vortbeil- haft auf die Lebensthätigfeit des zurüdgebliebenen Stodes einwirft. Die Aspe ift eine gewöhnliche Bewohnerin der feuchten und naffen Stellen in den Gebirgen, fo lange noch Feine Torfbildung in ihnen ftattfindet und fie frei von Gäuren find, bei denen das unterliegende Geftein die Urfache der Wafleranfammlung ift. Ebenſo liebt fie quellige Stellen im — 185 — Meeresboden, von derjelben Befchaffenheit. Man würde aber irren, wenn man aus dem häufigen Borfommen auf ſolchen naſſen Stellen fchließen wollte, Daß fie hier einen ganz angemefjenen Standort findet. Sie bildet fich auf ihnen nicht mehr zu einem gutwüchfigen, ein verhältnißmäßig ho— hes Alter erreichenden Baum aus. Sie fann hier mit Vor— theil nur als Niederwald benugt werden, den man aber im 25= und 30jährigen Umtriebe bewirthichaften fann, um ftar- fes Stangenholz zu erziehen. Diefe Fleinen Gebirgsbrücher oder Seefe, wie man fie im Harze nennt, fünnen in den mittlern Gebirgsregionen, von nicht mehr als 2000 bis höch— ſtens 2200 Fuß Höhe in den norddeutfchen Gebirgen, gewiß nicht vortheilhafter benußgt werden, als durch Die Aspe bei Diefer Art der Behandlung. In den eigentlichen Moorbrüchen, die naß find, fommt die Aspe gar nicht vor, in den Torfbrüchen nur, wenn fie nicht zu naß find, hat dafelbft aber immer einen fchlechten Wuchs, felbit noch als Schlagholz, da fie Die freie Humus— jäure im Boden nicht gut erträgt. Auf flachgründigen Gebirgshängen findet man die Aspe beinahe noch in jeder Gefteinart, fobald fie nicht zu trocken find. Deshalb liebt fie auch mehr die Mitternachtshänge, als die trocdnen Süd- und Südweſtſeiten. Sie fann felbft noch auf feiten Felſenklippen wachfen, wenn diefe mit einer ftarfen Moosdecke überzogen find, in der fich die Wurzeln verbreiten fünnen. Diefe vermögen ſich auch in Die feinen Riten des Thonfchiefers zu drängen, in dem Trümmergeſtein oder den Nollfteinen, dem zerflüfteten maffigen Geftein des Granits oder Quaderfandfteins kann fte fich aber nicht er: halten; man findet fie daher hier jo wenig, als im Gypfe oder ſehr zerflüfteten Kalffteine. Zum wüchfigen Baume kann fte fih aber an diefen flachgründigen Fellenhängen überhaupt | N2 — 16 — nicht mehr ausbilden und ift daher hier nur als Schlagholz gu benußen, Das gejellige Vorfommen der Aspe hängt zwar mehr von der Art der Behandlung als vom Boden ab, indem fie im Schlagholzbetriebe weit häufiger herrſchend oder rein vor- fommt, als im Hochwalde; doch findet man fie auch in diefem zuweilen horftweile rein, wo ihr der Boden ganz zufagt, immer aber defto einzelner eingemifcht, je weniger dies der Fall ift. Bemerfenswerth ift dabei, Daß das Vor— fommen ihres gefährlichen Feindes, der Chrysomela Tremu- lae, die duch das Skeletifiren der Blätter der jungen Wur— zelbrut fo verderblich wird, fich nur auf die Bodenklaffen befchränft, die der Aspe jo zufagen, daß fie ſich auf ihnen wenigftens horftweife dominirend ausbilden kann. Im trock— nen ärmern Sandboden, wo ſie immer mehr einzeln erſcheint findet man dies Inſekt gar nicht, was im friſchen Lehm— boden oft die Wurzelbrut ganz entblättert und bei wieder— holtem Fraße zulegt zum Eingehen bringt. Dagegen ift in demjelben wieder Cerambyx populneus häufiger, Nur auf einem Boden, wo fich die Aspe zum wuͤchſi— gen Baume ausbilden Fann, ift ſie als Oberbaum im Mit: telwalde zu empfehlen, denn für den Hochwaldbetrieb iſt fie wohl unter feinen Umftänden in Deutjchland ein paflender Baum. "Für den Mittelwald paßt fie aber wegen ihrer we— nig nachtheiligen Beichattung, ihrer regelmäßigen Stamm: bildung auch im freien Stande, ihres fchnellen Wuchfes, weil fie nicht vom Duft und Schneehange leidet, und weil das gutwüchjige Baumholz als Bauholz, zu Brettflögen und mancherlei Schnighölzern befonders da ſehr gefucht und gut bezahlt wird, wo das Nadelholz fehlt. Man vermeidet fie aber gewöhnlich, weil man fich vor der zahlreichen Wur— zelbrut der gefüllten ftärfern Stämme fürchtet, die das beſſere — mi — Unterholg leicht verdrängt und felbft nur einen fchlechten Er— fa dafür giebt, weil das Aspenreißholz nur einen fehr ge: ringen Werth; hat, auch diefe Holzgattung nicht als Unter: holz paßt, da fie fehr empfindlich gegen Belchattung ift, Dies kann aber Fein Grund fein, fie nicht al8 Oberbaum im Mittelwalde erziehen zu wollen, wenn Died irgend vor— theilhaft erfcheint, da man nur nöthig hat, Die zu fällenden Bäume ein oder zwei Jahr vor dem Abtriebe unten zu fchä- fen, um fie auf dem Stamme abwelfen zu laffen, und das Erſcheinen der Wurzelbrut zu verhindern. Man erreicht da— durch noch den doppelten Vortheil, daß man auf diefe Art viel dauerhafteres und feiteres Holz erhält. As Schlagholz in einem folchen Umtriebe, daß man wenigftend 4 bis 6 Zoll ftarfes Knüppelholz erziehet, giebt die Aspe auf den feuchten und quelligen Stellen im Gebirge, die zu flachgründig find, um mit Erfolg Schwarzerlen darin ziehen zu fönnen, wahrfcheinlich die größte Maffe von Brenns ftoff, die man überhaupt von einem folchen Boden erlangen fann. Das Holz ift feinesweges von einer jo geringen Brenngüte, wie Viele glauben, und wird bejonders als Kohlholz von den Blanfjchmieden und Hammerwerfen jehr gefchägt und den meilten andern Holzarten vorgezogen. Auf dem armen Sandboden fann fie aber nicht ale Schlagholz benugt werden und im Flug: oder Dünen-Sande bleibt fie ein wertblofes Strauchholz, was abftirbt, ehe es benugbar wird, und fich duch Wurzelbrut wieder erneutet, wenn man es abbufcht, ehe es ganz trocken wird. Bleibt es fich aber allein überlaſſen, fo gehet es gewöhnlich ganz ein. Säen kann man die Aspe höchftend auf feuchtem gras- veinen Sandboden. Gute Wurzelbrut laßt fich aber von je— dem Boden verpflanzgen; Doch thut man wohl, wenn man — 18 — ftarfe Heifter pflanzen will und feinen guten Aspenboden hat, von dem man fie nehmen fann, ſchwache Schößlinge im Forftgarten auf gut zubereiteten Boden zu verfegen, um ihnen eine gute Wurzelbildung zu verfchaffen. Ueber Schwarzpappel-MWälder hat man viel gefpot- tet, *) und doch ift diefe Holzgattung für holzarme Gegen- den gewiß ſehr beachtungswerth, denn e8 dürfte Feine andere, wenn man ihre fonft einen paſſenden Standort anweifen fann, vielleicht jo fehr geeignet fein, das Holzbedürfniß in fo kur— zer Zeit zu befriedigen als fte, da fie in der fürzeften Zeit die größte Holzmaffe und felbit ziemlich ftarfe Bäume liefern fann, die zu mancherlei Nutzholz brauchbar find. Die Schwarzpappel ift eine Holzgattung, die dem Sü— den von Deutichland mehr angehört als dem Norden, ob— wohl fie auch noch in den nördlichften und öftlichften Theilen unferes Waterlandes mit Erfolg gezogen werden fann, fobald fie nur nicht heftigen Seeftürmen ausgefeßt it. Ebenſo ift fie nur für die Ebene und einen tief- gründigen Boden geeignet, da fie fo wenig das rauhe Klima in den höhern Bergen, als einen flachgründigen Fels— boden ertragen kann. Ein Theil ihrer Wurzeln läuft zwar ebenfo wie die Wurzeln der Aspe ſehr flachliegend in ber Oberfläche fort, und fann fth, wie bei diefer, fogar weit über die Schirmfläche des Baumes verbreiten, die in der Mitte des Stodes befindlichen Wurzeln dringen aber ziemlich tief in den Boden ein. Da man fie beinahe nur aus Steck— lingen oder Wurzelbrut erziehet, die fie aber nicht fo reich- lich erzeugt wie die Aspe, fo können ftch bei ihr dann Feine Herzs oder Pfahlwurzeln ausbilden und man lernt daher die x *) Unter Andern Hundeshagen, der die Schwarzpappel für kei— nen beachtbaren Waldbaum erfennen wollte. —. WE» natürliche Wurzelbildung derfelben weniger fennen. Wenn man fie aber aus dem Samen eviehet, jo daß dieſe fich mehr naturgemäß entwiceln kann, fo wird man fchon in den erften Jahren an den jungen Pflänzlingen und deren Wur— zelbau erkennen können, daß diefe Holzgattung von Natur auf einen tiefgriindigen Boden angewiefen ift. Den günftigften Standort findet fie in den Flußthälern ber Schlick führenden Flüffe, die feinen zu bindenden Boden haben, befonders in der unmittelbaren Nähe der Flüffe, wo ihre Wurzeln noch von dem nahrungsreichen Waſſer benetzt werden. Auch felbft auf den fich in den Flußbetten an- häufenden Sandfchollen hat fie noch einen ſehr Fräftigen Wuchs, da ihre tiefgehenden Wurzeln hier noch das näh— rende Waffer erreichen. Werden Diefe Anlagerungen und Sandſchollen zu hoch und zu troden für die Heegerweiden, jo kann man auf ihnen gewiß nichts vortheilhafter erziehen, als Schwarzpappeln. Ebenfo eignet fie fich fehr gut für die bei hohem Waſſer überſchwemmten Niederungen, da fie felbft einen länger andauernden hohen Wafjerftand fehr gut erträgt und bei ihrem vafchen Wuchſe gewöhnlich fchon fo lange Stodfausjchläge macht, daß diefe nicht mehr vom Som- merwafler ganz bededt werden. Die zahlreichen Donauinfeln fhon von Linz an bis tief nach Ungarn hinein find vielfach mit Weiden- und Bappeln-Schlagholze bedeeft, was Die Stärfe von ftarfem Knüppel- und ſelbſt mäßigen Spaltholze erhält, und ficher würde man diefem des Jahres oft meh- vere Male unter Wafler gefegten Grunde auf feine andere Weiſe einen höhern Ertrag abgewinnen können. Biele Elb— und Dderwälder, die in holzarmen Gegenden und inner halb der Inundationsgrenze liegen, würden gewiß auf den fandigen Stellen am allevvortheilhafteften mit ihr an- gebauet werden, # — — Die Schwarzpappel erreicht hier in einem Alter von 60 bis 80 Jahren eine ſehr bedeutende Größe und zeichnet ſich freiſtehend beſonders durch ihre ſtarke Aſtentwickelung und ungeheure Schirmfläche aus. Die Stammbildung iſt nur dann regelmäßig, wenn ſie im dichten Schluſſe erwächſt, in dem fie ſich aber nicht lange erhält, da fie eine ungemeine Neigung zur Lichtftellung hat. Deshalb und weil ihr Wuchs jelbft im beften Boden fchon in einem Alter von 40 und 50 Sahren fehr nachläßt, kann fie auch nur in fürzern Umtriebs— zeiten vortheilhaft benugt werden. Schon mit 40 und 50 Jahren erhält man auch von ihr auf paffendem Boden ftarfe Bauhölzer, die allerdings nur ganz im Trocknen benugt wer- den fünnen, da fie der Witterung ausgefegt feine Dauer haben, die aber bei dem innern Ausbaue das Nadelholz ganz gut erfegen können, wenn Dies fehlt. Auch ziemlich ftarfe Brertflöge erfolgen jchon in dieſem Alter. Das Brennholz, was fie giebt, ift bejonders von den Gewerben, die lebhaf— tes Flammenfeuer bedürfen, wie Bäder, Ziegelftreicher, Kalk brenner, geſchätzt; doch kann das ftärfere auch jedes andere Bedürfniß befriedigen, und die große Maffe, welche ein gut beſtockter Schlagholzwald liefert, gleicht ihre geringe Brenn güte reichlich aus. Was ihrer Brauchbarfeit hier, wie über: haupt auf einem ihr zujagenden Boden, oft Eintrag thut, ift Die große Neigung zur Maferbildung, die fie auf ihm zeigt. Das geringjte Schneideln erwedt und begünftigt fie, und das ohne fie fchon wegen des Mangels an Dichtigkeit und wegen des fehlenden Modulus der Glaftieität ziemlich unz jpaltige Holz kann dann gar nicht gefpalten werden, wodurch ftarfe Stämme leicht unbenugbar werden fünnen. Diefem ift aber dadurch abzuhelfen, daß man fie fo geſchloſſen als möglich erziehet, jo daß der Schaft des Baumes überall befchattet ift, wodurch die Knospenbildung in der Rinde verhindert wird. _ A — Nach den Flußniederungen iſt der feuchte oder ſehr fri— ſche, tiefgründige humoſe Sandboden derjenige, der ihr am meiſten zuſagt. Wenn ſie einen ganz guten Wuchs darin haben fol, muß er frei von Säuren fein, doch ertraͤgt fie diefe befier, wie beinahe alle andern deutſchen Baumhölzer. Sind die fauren Bruchböden fehr naß, fo ift fie gar nicht darin zu ziehen; auf den trodengelegten Moorbrüchen, Die im Sommer oft fo dürr werden und worin die fo gefährliche dürre Stauberde zu Haufe ift, ift die Schwarzpappel aber oft Die einzige Holzart, die man noch mit Sicherheit und Erfolg ziehen und durch die man biefen unfruchtbaren Bo- den nach und nach zum Anbau befjerer Holzgatiungen ge— fchieft machen fann. Sie erträgt zuerjt einen Wechlel zwi- fchen großer Näffe und Dürre, dem Ddiefer Boden oft aus— gefegt ift, da man die Gebftangen, mit Denen man Die Pflanzung ausführen kann, fo tief einzupflanzen vermag, daß fie bei guten Wurzeln, die ihnen in den Pflanzkämpen verschafft werden müflen, nicht unter der Dürre des Som- mers leiden, Ebenfowenig wird ihnen das Auffrieren des Bodens gefährlich, was hier alle Saaten unausführbar macht. Werden diefe Sebftangen, nachdem fie fich vollftän- dig bewurzelt haben, dicht von der Erde weggehauen, fo be- deckt fich der Boden, vorausgefeßt, daß die Pflanzung nicht zu weitläuftig war, mit einem dichten Ausfchlagwalde, in dem der ftarfe Blattabwurf bald eine fruchtbarere und leich- ter anzubauende Oberfläche berftellt. Se trockner und nab- vungsärmer der Boden von Natur ift, defto Fürzer muß aller dings der Umtrieb fein. Die Schwarzpappel läßt fich auch noch auf dem reinen Eandboden bis zum Flugfande herab anbauen, ift Diefer aber nicht feucht, frifch und humusreich, fo bildet fie fich darauf nicht mehr zu ftärfern wüchfigen Stämmen aus, fo — —— daß der ganz arme Flugſand nur noch ſchlechtwüchſiges Buſchholz erzeugt. Im beſſern trocknen Lehmboden, wenn er tiefgruͤndig iſt, wächſt die Schwarzpappel zwar noch ganz gut, ihr Wuchs ift jedoch Feineswegesd der größern Bodenfraft eines guten Kalk-, Baſalt- oder UÜrgebirgsbodens entſprechend und es wäre thöricht, hier Schwarzpappeln ziehen zu wollen. Die Kalkbildungen ſcheinen ihr überhaupt nicht zuträglich zu ſein, am allerwenigſten aber der Gyps. Auch in allen Sandſtein— formationen findet man ſelten einen gedeihlichen Schwarz— pappelwuchs. Die günſtigen Bodenlagen ſind daher für dieſe Holzgattung nur ſelten und in größerer Ausdehnung gewöhnlich nur im Auboden und in den Flußniederungen vorhanden. Bisher hat man dieſelbe vorzugsweiſe nur als Allee— baum zur Bepflanzung der Wege benutzt, wozu ſie ſich am allerwenigſten eignet. Sie hat eine ſehr große Aſtverbreitung und’ dunkle Belaubung, wodurch die Wege ſehr beſchattet werden und die Austrocknung derſelben verhindert wird, auch die angrenzenden Grundſtücke leiden. Ihre Wurzeln laufen weit aus und verbreiten fich im Die angrenzenden Kultur- gründe. Sie erreicht eine jehr bedeutende Größe, und wenn in den Pflanzreihen ein Stamm abftirbt, fann die entjtehende Lücke nicht gut durch eine Nachpjlanzung ausgefüllt werden, da der junge Pflanzitamın durch die benachbarten Bäume unterdrüdt wird. Auch ift felbft das noch eine nachtheilige Eigenschaft der Schwarzpappeln, daß fich eine Menge fchädlicher Inſekten auf ihnen aufhalten, die fich von da leicht in Die benad)- barten Gärten verbreiten. Die Bäume felbit werden vielfad) durch den Cerambyx Carcharias angebohrt und dann kern— faul, wobei fie ſich aber noch lange lebend erhalten. Das — 2035 — gegen kann aber in holzarmen Gegenden zur Erziehung von Brennholz und mancherlei Nushölzern gewiß ein vortheil- hafter Gebrauch von ihnen gemacht werden, während ſie für holzreihe allerdings nicht paßt, indem dafelbft das Holz wegen feiner geringen Brenngüte feine Käufer finden würde. Man fann aber auch wohl die Behauptung aufftellen, daß ein pafiender Standort für die Schwarzpappel in der Negel nur in holzarmen Gegenden, fehr felten in holgreichen ge— funden wird. Der häufigfte Gebrauch, der in Diefen von ihe gemacht wird, ift, fie als Kopf- oder Schneidelholz zu erziehen und die Bachufer, Angerweiden, Naine und Wie- fenränder damit zu befegen, wozu fie fich auch vortrefflich eignet, Der Klage über Holzmangel könnte vielfach abge- holfen werden, wenn man jeden verwendbaren Fleck zu Die- fer Art des Holzanbaues benugte. Der wilde Ayfelbaum und der wilde Birnbaum find zwar beide fein Gegenftand des forftlichen Anbaues und verfchwinden immer mehr aus unfern Wäldern, feitdem man auch auf die Früchte fo wenig für Menfchen, wie als Maſt— früchte und MWildfutter einen Werth; mehr legt; demohnerach— tet fann man fie in einer foritlichen Bodenfunde nicht ganz unbeachtet laffen, weil fie Holzarten find, Durch die der Bo- den in gewiffer Art charafterifirt wird, Der wilde Birn- baum fommt im Walde weniger vor, da er eine freiere Lage verlangt als der Apfelbaum, der mehr Schatten verträgt, und ift daher mehr auf die Feldränder, Weidepläße, oder lichte Mittelwälder befchränft. Der Apfelbaum kann zwar auch in der unmittelbaren Ueberſchirmung nicht gedeihen und verliert fich deshalb auch immer mehr, je weiter die Um— wandlung der Mittelwälder in Hochwald vorfchreitet, Die Plenterwirthichaft befeitigt wird und regelmäßig gefchloffene Deitände von Bäumen erzogen werden, die ihm an Größe — 24 — überlegen find, doch ift er immer noch häufiger in den MWäl- dern vorhanden, als der Birnbaum, der eine weit beträcht- lichere Höhe und Stärfe erreichen Fann, und fich daher allen: falls auch im Hochwalde erhalten könnte, Beide Byrusarten fommen nur da vor, wo der Boden eine ziemlich bedeutende mineraliiche Nährfraft hat, und kön— nen daher auch als ein Kennzeichen angefehen werden, daß der Boden fich für Waldbäume eignet, die dieſe ebenfalls verlangen. Am häufigiten und vom beften Wuchfe findet man fie im humusreichen Flußboden. Der thonhaltige tief- gründige Kalfboden, der Lehmboden von aufgelöfeten pluto— nifchen Gefteinen, von Grauwacke und Thonfchiefer, der beſ— jere Diluviallehm erzeugen ebenfalls gutwüchſige Apfel- und Birnbäume Die erftern wachfen auch wohl an flachgrün- digen Mitternachtshängen, erreichen dann aber nur eine fehr geringe Stärfe. Im ärmern Sandfteinboden, im Meeres: ſande, auf dürren flabgründigen Südhängen fommen ſie fel- ten und dann nur von fehr fchlechtem Wuchſe vor. Im leh— migen Sandboden und den ihm verwandten Bodenklafjen gebeihet der Birnbaum noch eher als der Apfelbaum, befon- ders wenn der Untergrund Mergel ift, da er weit tiefer ge— hende Wurzeln hat als diefer. Auf den fauren Humusböden ‚trifft man feinen von beiden. Man fann daher mit ziemlicher Beftimmtheit annehmen, daß da, wo diefe beiden Pyrusarten von einem guten Wuchfe vorfommen, auch Eichen, Buchen, Ulmen, Ahorne und Eichen noch mit gutem Erfolg gezogen werden fünnen, und daß der Boden für diefe Holzarten den befjern Klaſſen angehört. Auch die Elzbeere (Pyrus torminalis) fann in gleicher Art zur Bodencharakteriftif benugt werden. Sie erreicht zwar eine weit bebeutendere Größe, als die beiden obenerwähnten Holzarten, und würde danach fehr gut im Buchenhochwalde — DU erzogen werden können, da fie auf günftigem Standorte zu feiner Zeit im Höhenwuchfe gegen die Buche zurücfbleibt; fie verliert fich aber ebenfalls leicht im Hochwalde, und wird mehr im Mittelwalde oder in den Feldhölzern gefunden, weil fie den beengten Etand und den davon herrührenden Seiten- Schatten nicht ertragen fann. Ihre Krone muß vielmehr eine volle Beleuchtung genießen, wenn fie fich vollftändig foll ausbilden fünnen, Die Elzbeere ift eigentlich im deutfchen Mittelgebirge einheimifch, foweit diefes einen guten tiefgründigen Lehmboden enthält. Den Flußboden, den Apfel- und Birnbaum vor- züglich lieben, vermeidet fie ganz. Dagegen kommt fie noch in der Marf Brandenburg und Pommern auf dem Fräftigen Diluviallehme vor und zeigt Dafelbft einen fehr Schönen Wuchs. Die Nähe der See vermeidet fie aber, dürfte auch nicht wei- ter nach Dften und Norden gehen. Ebenſo findet man fie nicht an dürren Südhängen und in fehr erponirten Frei— Ingen, da fie mehr die frifchen fchattigen Mitternachtsfeiten liebt. Im Sandboden findet man fie zuweilen, da die Vö— gel die Samenförner weit verfchleppen;z fie kann fich aber in ihm nicht mehr zu einem größern Baume ausbilden und hat Dafelbit einen ftrauchartigen Wuchs. Säuren und Näffe ver- trägt fie gar nicht, fo daß man fie im Sumpf- und Bruch— boden niemals findet. Auf flachgründigem Felsboden der Gefteine, die einen fräftigen Boden liefern, wie Die Urge- birgsarten und plutonifchen Gefteine, findet man fte viel- fach, aber fie kann dafelbft nicht mehr als Baumholz gezo- gen werden, giebt jedoch ein benutzbares Schlagholz, wenn auch von feinem lebhaften Wuchfe. Im fehr flachgründigen quarzreichen Granitboden erreicht fie oft kaum die Höhe von 8 bis 10 Fuß. Am fchönften wächft fie im thonhaltigen tief- gründigen Kalfboden, im guten Gramwadenboden, während — 26 — Bafalt, Grünftein und andere Geſteine, die ſchwer zeritör- bar find, oft nicht hinreichend tiefgründigen Boden für fie liefern. Iſt dies der Fall, fo wächſt fie auch auf diefen Ge— fteinarten jehr gut. Ueberall, wo man die Elzbeere gutwüchſig findet, fo daß fie fich zu einem Baume eriter Größe ausbilden Fanı, darf man auch annehmen, daß der Boden für die Buche den beſſern Bodenklaſſen angehört und diefe mit WVortheil im Hochwaldberriebe benugt werden fann. Auch die wilde Schwarze und rothe Kirfche (Pru- nus avium) find Bäume, die fich immer mehr in unfern MWäldern verlieren, da fie einen freien fonnigen Stand ver- langen, den fie wohl in dem früher weit mehr verbreiteten Mittehvaldbetrieb fanden, nicht aber im Hochwalde, der größ- tentheils ftatt dejjelben eingeführt worden ift. Sie werden in dieſem unterdrüdt, da fie in der Regel nicht jo hoch werden wie Die Bäume, die wir im Hochwalde erziehen, auch das Alter nicht erreichen, wie es die gewöhnlichen Umtriebszeiten des Hochwaldes beftimmen. E$ ift ebenfalls ein Baum, deſſen Krone voll beleuchtet werden muß, wenn er fich vollfommen ausbilden und gedeihen fol, und der da- her weniger im Innern großer Wälder vorfommt, als an den Rändern derjelben, in den Feldhölzern und Vorbergen. Im Nadelholze findet man ihn niemals, wenn es herrſchend ift, da ihm hier entweder das Klima oder der Boden nicht zufagt, bei denen die Nadelhölzer gewöhnlich in größerer Ausdehnung vorfommen, Man kann den wilden Kirfchbaum zwar nicht gerade eine Kalfpflanze nennen, da er auch auf einem nicht Falf- reichen Boden einen guten Wuchs haben kann, aber Doc) liebt ex den fohlenfauren Kalf vorzugsweife. Nicht blos daß er auf dem beſſern Kalfboden am häufigiten vorkommt = DR = und den ausgezeichnetften Wuchs hat, er gedeihet auch noch auf fo flachgründigen und fchlechten Kalfbergen, wie bei kei— ner andern Gefteinart. Der wilde Kirfchbaum gehört unter die Holzarten, welche nur auf einem Boden fich vollftändig entwideln, der nicht arm an mineraliichen Nährftoffen ift, wogegen er feinen An- fpruch an einen großen Humusreichthum macht. Auch kann Diefer niemals den Mangel an jenen erfegen, fo daß man ihn auch nirgends trifft, wo der Boden von Natur fehr arm ift, wie der reine Sand im Meeresboden. Auf den befjern thonhaltigen Sandfteinböden trifft man ihn dagegen oft noch von ziemlich gutem Wuchſe. Ebenſo verträgt er weder Säu— ven, noch einen hohen Grad von Feuchtigkeit. Auch der flachgründige Boden fagt ihm nicht zu, jedoch hat er das Vermögen, mit feinen Wurzeln in die Felfenfpalten zu drin— gen, und man findet ihn Daher vielfach an flachgründigen Berghängen, bei denen er auch die Süd- und Südweftfeiten nicht vermeidet, wenn dieſe nur nicht zu troden find. Doch erreicht er an Dielen felten feine natürliche Größe und das Alter, wie im beſſern Boden, fo daß er an ihnen gewöhn- lich nur als Schlagholz mit Vortheil zu benußen ift. Wo die wilde Süßkirſche fih ald Baum vollftändig ausbilden fann, wird man jederzeit auch andere edle Laub— hölzer mit Erfolg im Hochwaldbetriebe erziehen können. Die Eraubenfirfche (Prunus Padus) fommt auf einem ganz anderen Boden vor, wie ihr oben erwähnter Gattungs- verwandter. Sie fucht und liebt die Feuchtigfeit, wenn dies fer fie vermeidet, und fcheuet dabei felbft die Säuren nit. Dabei verbreitet fie fich auch viel weiter nach dem Norden und gehet höher in den Bergen. Der beite Boden für die Traubenfirfche, in welchem fie fich fowohl zu einem Baume von bedeutender Größe, als zu — 208 — einem vortrefflichen Schlagholze von üppigem Wuchſe aus: bildet, was man noch als ftarfed Stangenholz mit Vortheil benugen fann, ift der fehr frifche, felbft feuchte, lockere, hu— musreiche Flußboden, entitanden aus dem Niederfchlage der aus Gebirgen herabfommenden Flüffe. *) Hier erreichen Die Stodausfchläge, oder die Wurzelbrut, welche die Trauben- firiche häufig macht, fchon oft mit 15 und 16 Fahren eine Stärfe von ziemlich ftarfem Stangenholze, was jchon mit 10 und 12 Jahren zu langen und fehr brauchbaren Neif- ftöcfen benugt werden fann. Ebenſo bildet fie fich hier oft zu einem Baume aus, der eine Höhe von 40 und 50 Fuß erreicht, Dabei 16 und mehr Zoll dick wird. Auch auf quel— ligen Stellen der Mitternachtsfeiten derjenigen Gefteinarten, die einen fruchtbaren Boden geben, gedeiht fie fehr gut; ebenfo an den jumpfigen Bachufern in engen Thälern, Als Schlagholz ftehet fie Feiner Holzgattung, Die bier gezogen werden kann, in der Mafjenerzeugung nach, und übertrifft die Erle, Aspe, Weide bedeutend in der Brenngüte, Im eigentlihen Sumpfboden fommt fie zwar nicht, oder Doch nur als unwüchfiger Strauch vor, findet fich aber oft auf den fleinen Erhöhungen und Infeln, in den Brüchen, und noch häufiger an den DBruchrändern vor. Ihe Wuchs hängt dann von ber Beichaffenheit des VBruchbodens ab. Sn den humofen Lehmbrüchen ift er oft ausgezeichnet, im Torf- oder Moorboden in dem Maße geringer, wie ber Boden und das Wafjer aͤrmer an Nährftoffen it. Am beiten wächft fie aber hier noch an den Bruchrändern, da man hierfelbft oft noch im reinen Sandboden ziemlich ftarfe Trau— benfirichen findet. *) Beſonders zeichnet fich der Saalboden durch den vortrefflichen Wuchs der Traubenfirsche aus. In dem weit bindendern Oderboden iſt er fchon viel geringer. — DE — Im kräftigen lodern und warmgründigen, dabei aber jeher frifchen Boden fann man die Traubenfirfche noch aus Stedlingen ziehen, die aber in den geringern Bodenklaſſen felten angehen, Auf friſchem Eandboden, auf faurem Moorboden fommt fie nur noch als Strauch von mittelmäßigem Wuchfe und furzer Lebensdauer vor, auf armem trocknen fo wenig wie an dürren Berghängen. Die Hafel hat fowohl in Elimatifcher Beziehung eine fehr weite Verbreitung, als fie auch in ſehr verfchiedenarti: gem Boden gefunden wird. Cie gehet in Rußland fehr weit nach Oſten und Norden und wird in Deutichland ſüdlich durch die Alpen begrenzt, gehet wejtlich aber weit über Die deutfche Grenze hinaus. In den Alpen fteigt fie zwar nicht ſehr hoch, wird aber doch in ihnen noch von gutem Wuchfe über der eigentlichen Buchentegion getroffen. Sie bewohnt fo gut die Süd- wie die Mitternachtsfeiten, fcheuet die Frei- lagen nicht und wächft vortrefflih in engen jchattigen Thä— lern. Ganz gut gedeihet fie zwar nur auf tiefguindigem Boden, da fie felbjt im funzen Umtriebe als Niederwald be— handelt noch ziemlich tiefgehende Wurzeln hat; Doch, weiß fie auch an flachgründigen Berghängen die Felfenfpalten und Kigen der Scihiefergefteine fehr gut zu benugen, um mit ihren Faſerwurzeln hinein zu dringen und Dafelbjt Nahrung zu fuchen, Sie ift fo gut Bewohnerin der teodnen Kalf- berge, als der nur wenig über den Wafferfpiegel erhobenen Anſchwemmungen in den Brüdern, und hat felbft einen ausgezeichneten Wuchs in der Ueberſchwemmung ausgeſetz— ten Flußthälern, wenn nur der Boden darin nicht zu bin- dend ift. Sp mannigfaltig aber nun auch ihr Vorkommen iſt, jo fann man ſie Doch als eine Holzgatiung bezeichnen, Die Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. ziemlich große Anfprüche an Bodenfraft macht. Darum ift auch ihr Wuchs in dem Maße beſſer, wie der Boden kräf— tiger ift, fo daß man nad ihm die Bodenfraft mit großer Sicherheit beurtheilen fann, wobei dann aber allerdings die Tiefgründigfeit mit beachtet werden muß. Wenn man an einem Berghange mit Hafeln bejtodt fteht, fo kann man an der Länge der Triebe, an dem fchlanfen oder krauſen Wuchfe der Büfche, wenn man ihn von fern überblidt, jede einzelne Stelle genau erfennen, wo der Boden tiefgründiger oder befier ift. Gewöhnlich nimmt der Wuchs der Hajel vom Fuße des Berges nach oben zu fortwährend ab, weil unten der Humus und die Erde zuſammengeſchweift werben, und der Berghang in der Regel defto flachgründiger wird, je mehr man an ihm hinaufiteigt. Bon den Geiteinarten feheint der Mufchel-, Juras und felbft Alpenfalf der Hafel am meiften zuzufagen, denn man findet fie oft noch von fehr gutem Wuchfe auf Kalk: bergen, die für andere Holzarten nur geringere Bodenklaſſen enthalten. Am wenigften pajjen für fie der Gyps, ſehr quarz- reicher, fchwer zerjtörbarer Granit, die ärmern Sanditeine und Quarzfels. Bei den übrigen Gefteinarten entjcheidet über ihren Wuchs ſehr die Tiefgründigfeit und der Humus— reichthum. Den üppigften Haſelwuchs haben vielleicht Die fruchtbaren Flußthäler, die Bachufer in engen Thälern, wo der Humus, von den Bergen herabgejchwenmt, ſich ange: fammelt hat. An frischen Mitternachtsfeiten ift er ſtets beſ— fer, ald an trodnen flachgründigen Sübjeiten. Im Diluviallehme des Meeresbodend gedeihet fie jehr gut, wenn dieſer humusveich ift, der humus- und Falfarme trockne Lehmboden hat aber fchon einen weit geringern Haſel— wuchs. Befler ift er im frifchen, felbjt etwas feuchten hu— mofen Sandboden, wie man fie denn oft auf den kleinen = m» = Snfeln und an den Rändern der großen Erlenbrücher mit: telmäßig und gut wachfend findet. Im lehmigen Sandboden fommt fie noch vor, hat aber hier fchon feinen folchen Wuchs mehr, daß man von ihe noch ftarfe Neifftäbe erziehen fünnte, Dem armen trodnen Sand» und Kiesboden fehlt fie entweder ganz, oder fie Fommt darin nur als niedriger Strauch vor, Ebenso findet man fie nicht mehr im ganz naffen Torf und Moorbruche, wenn fie nicht etwa auf den durch alte Erlen ſtöcke gebildeten Fleinen Infeln oder Kaupen wurzelt. Geht faurer Boden, befonders wenn er Nafeneifenftein enthält, ift ihre ebenfalld zuwider, Wo ein ganz guter Hafelwuchs ift, wird man in den Flußthälern mit Sicherheit Die beſſern Bodenklaſſen für Eichen, befonder8 aber für Ulmen finden, in den Bergen für Buchen, Eichen und Ahorne, und in dem Meeresboden für Buchen und Eichen. Den guten Wuchs der Hafel erfennt man an der Länge, Aftreinheit und fenfrechten Emporhebung der Ausichläge. Je länger diefe nebeneinander gerade wachjen, je fpäter fie fich nach der Seite ausbeugen und in mehrere Xefte vertheilen, je mehr die Ausfchläge eines Mutterftodes in vollem Schluffe heraufwachfen, defto günftiger ift für fie der Standort. Man würde die Bodenklafjen für die Hafel fehr gut nach der Länge der Triebe, die fie z. B. in 16 Jahren erlangen, be- ftimmen können. Es giebt Boden, wo in dieſem Alter die Mitteltriebe 25 Fuß und darüber lang werden, aber auch folchen, worin fie in dieſem Alter oft faum 7 und 8 Fuß fang geworden find, — Wo man einen guten Alpenftod oder ftarfen Neifftod mit 12 und 16 Jahren fehneiden kann, da ift auch ein guter Hafelboden, Der Faulbaum, welcher in der Nähe der Pulver— fabrifen oft fehr gut benugt werden fann, da man die Kohle 92 — 21% — von den ſchwachen Stöcken zur Bereitung der beſſern Pulver⸗ forten nicht entbehren fann, wird am vortheilhafteiten auf fauren Torf- und Moorböden, oder fumpfigen Stellen in nicht zu hoher Lage der Berge gezogen. Er wächlt zwar beffer auf feuchtem und frischem Lehmboden, dieſer ift aber zu foftbar, um ihn für Diefe untergeordnete Holzart zu ver- wenden. Die fchlechten Torf» und Moorbrücher, in denen der tiefwurzelnde Faulbaum einen jehr verfchiedenen Feuch- tigfeitsgrad erträgt, Fönnen aber oft gar nicht befier benugt werden, als durch die Erziehung diefes in ihnen von Natur einheimifchen Holzes. Da es auch die Beichattung durch Erlen fehr gut erträgt, fo wird es vielfach als Unterholz in den Erlenbrüchen von höherem Umtriebe erzogen, indem man es nur 10 bis 12 Jahr alt werden läßt, da man zur Verfohlung für Bulverfabrifen nur */2 bis 1 Zoll ſtarke Stöde verlangt, während die Erlen doppelt und dreimal jo alt werben, Es giebt nun noch viele Fleine Sträucher und Holz- gewächfe, Die für den Forſtwirth weder einen Werth haben, noch auch als Forftunfcäuter fehr in Betracht fommen, Die wir aber doch nicht ganz übergehen, weil ſie gut zur Chas vafteriftif des Bodens zu benugen find. Es mögen’ hier die wichtigften davon erwähnt werden, wobei aber ausdrüdlich befürwortet wird, daß bier fein Verzeichnig der den Boden bezeichnenden Gewächfe überhaupt gegeben werden joll, ba diefe fehr zahlreich find, fondern blos die am häufigiten vor— fommenden Holsgewächfe Erwähnung finden, die in dieſer Beziehung für den Forftwirth ein Interefje haben, Die Auf zählung der Gräfer und Kräuter, die zur Charakteriftif des Bodens benußt werden fünnen, müſſen wir dem Botanifer überlaſſen. Der gemeine Weißdorn iſt das Zeichen eines Bo— dens von nicht geringer Produktionskraft, oder wenigſtens — 23 — von einem gewifien Gehalte an mineralifcher Nährfraft. Auf armem Sandboden oder geringem Humusboden fommt er gar nicht vor, Doch waͤchſt er noch auf flachgründigen Selfenhängen, Nolfteinen und Klippen der befjern Geftein- arten. Hat der Boden die hinreichende Tiefgründigfeit, fo fann man da, wo Meißdorn wächft, überall diejenigen Laub— höfger ziehen, die eine größere Bodenfraft bedürfen, Die Stabfchläger und Schiffbauholz arbeitenden Zimmerleute, gewöhnlich Balfenhauer genannt, betrachten bdenfelben, wenn er häufig in lichten Eichenwäldern vorfommt, als ein Zei— ben, daß die Eichen in ihnen gefund und nicht rothſtreifig find, mithin eın hohes Alter erreichen können. Auch dee Wachholder, obwohl er noch im Sandboden vorkommt, kann als ein Zeichen eines beffern Kiefernbodens angefehen werden, befonderd wenn er einen guten Ruhe hat. Er findet fih am häufigften auf jandigem Lehmboden, magerm und trocknem Lehm, auch wohl in frifchem Kies— boden vor, Da, wo er einen guten Wuchs hat, ift gewöhn- lich zweite oder Dritte Kiefernklaffe.*) Selten gehet er bis zu der vierten herab. Wenigſtens wird man mit Sicherheit annehmen Fönnen, daß man dafeldft ftarfe Bauhölzer erziehen fann und die Kiefer noch die höhern Umtriebszeiten erträgt. Ein guter Wachholderwuchs zeigt in ben öſtlichen Provinzen Preußens gewöhnlich die Webergänge vom Laubholzboden zum Kiefernboden an. Ebenfo fann man aud aus ihm auf einen guten Wuchs ber Birke fehliegen, Eine größere mineralijche Bodenfraft als der Wachholder befundet die gemeine Hedenfirfche (Lonicera xylosteum). Sie wächſt jedoch vorzüglich nur an den fteinigen Hängen *) Nach den Erfahrungstafeln, die Herr Profeffor Schneider nad) den Angaben des Herausgebers zufammengejtellt hat. — 214 — und frischen Mitternachtfeiten in nicht zu hohen Bergen, wo fie mit ihren Wurzeln fich in die Felfenfpalten und zwifchen die Nollfteine drängt. Am Harze fann man diefen Strauch ald ein Zeichen betrachten, daß man da, wo er von einem guten Wuchje vorfommt, noch mit Erfolg Fichten anbauen fan, wenn dieſe auch in den niedrigen Lagen hier feinen hohen Umtrieb ertragen. Auch der Seidelbaft (Daphne mecereum) ift das Kennzeichen eines Fräftigen Bodens, wenngleich diefer Fleine Strauch ebenfalls vorzüglich nur auf dem fteinigen Boden vorfommt. Dafjelbe gilt von dem rothen Hollunder (Sambucus racemosa), der in der Negel nur an frifchen Mitternachtsfeiten erfiheint. Dagegen ift der Ginfter oder die Befenpfrieme (Spartium scoparium) ein Zeichen, daß der Boden zwar nicht ganz arm an mineraliichen Nährftoffen ift, daß ihm aber der Humus fehlt. Gewöhnlich findet er ſich auf Stellen ein, wo ber Boden fich durch langes Bloßliegen verfchlechtert hat, die früher Wald waren und durch deffen Berwüftung verödet find. Auch giebt er ftets eine bedeutende Trodenheit zu erfennen, und der Anbau von Holz ift da, wo der Ginfter üppig wächft, oft mit bedeutenden Schwierigfeiten verbunden. Iſt er aber einmal gelungen, fo fann man dafelbft noch auf einen mittelmäßigen Holgertrag rechnen. Gewöhnlich aber find es trockne und flachgründige Südhänge, die fi bei Laubholzbeftänden mehr für den Niederwaldbetrieb, als für den Hochwald eignen. Der fleine Ginſter (Genista), befonders Genista Germanica, fommt dagegen nur auf dem ärmften Sand: boden und in den ganz geringen Bodenflaffen vor. Der Kiehnpoft (Ledum palustre) ift eine bodenftete — 25 — Pflanze, da er nur in jumpfigen Niederungen, Die Säuren enthalten und gewöhnlich einen jandigen Untergrund haben, gefunden wird. Er erzeugt nur einen unvollfommenen Hu— mus, und man fann den Boden, fo lange der Kiehnpoft noch darauf wächft, nur für einen Birfen- oder Kiefernboden der geringften Klafje anfpreihen, wenn er überhaupt noch fulturfähig genannt werden kann. Selbſt entwäfjert und zum Anbau von Kiefern gefchieft gemacht, wird er immer nur noch den geringen Kiefernklafjen angehören. Auch die gemeine Heidelbeere (Vaccinium Myrtil- lus) zeigt auf Sandboden nur die geringern Kiefernklaffen an. Selten wird ein Boden, der Heidelbeeren erzeugt, fich bis zu der zweiten Bodenflaffe erheben; ein guter Wuchs der— jelben giebt gewöhnlich Die Dritte, ein geringer oft nur Die vierte zu erfennen. Die fünfte erzeugt Dagegen feine Heidel- beeren mehr. Kommt dies Gewächs in den Bergen vor, fo nimmt e8 gewöhnlich die flachgründigen Hänge und Felſen— fuppen ein, auf denen das Laubholz nicht mehr mit Erfolg im Hochwalde zu bewirthichaften ift. Die Breußelbeere (Vaccinium vitis idaea) bezeichnet den Boden weniger beftimmt, denn fie fommt fowohl in den geringen Bodenklaffen der Kiefer, auf ganz fchlechten Sand— rüden, die früher Flugſand waren, vor, als auf feuchten Sandboden, wo die Kiefer wenigftens eine ziemlich. bedeu- tende Maffenerzeugung hat, wenn auch Das Holz nicht von einer befondern Befchaffenheit ift. Im den Bergen gehet fie oft fehr hoch, und die Stellen, wo Preußelbeeren gut wach— fen, werden in der Regel nur den geringern Bodenklaſſen für Fichten beizuzählen fein. Auch das gemeine Haidefraut (Erica) giebt nicht immer eine beftimmte Charafteriftif des Bodens, wenn es auch immer nur auf den geringern Bodenklaſſen erſcheint, — 216 — niemals fich auf den befjern zeigt. In Kiefern findet man es aber ebenfogut noch auf der dritten Bodenflaffe wachfend, als auf der fünften. Doch fann man einigermaßen aus feinem Wuchfe auch auf den Wuchs der anzubauenden Kiefer - Schließen, da der bejjere auch befjern Holzwerth andeutet. ebenfalls geben die angeführten Hölzer eine fichrere Andentung Über die Befchaffenheit des Bodens, als Gräfer und Kräuter, Diefe wurzeln mehr in der Oberfläche, und wenn die Befchaffenheit des Bodens fich in dieſer ändert, fo ericheinen oft Gewächfe, welche eine unrichtige Vermuthung hinfichts der Beichaffenheit des Lintergrundes erregen, auf den e8 bei der Erziehung tiefwurzelnder Bäume oft mehr anfommt, als auf die Fruchtbarkeit der Oberfläche, Am deutlichiten zeigt fich dies bei dem Sandboden, der in ge tinger Tiefe Mergel zum Untergrunde hat. Wenn dieſer längere Zeit bloßgelegt, der Ginwirfung der Sonne, Luft und dem Regen ausgejegt wird, jo daß fich in ihm der Humus ganz zeritört, und die Nährftoffe, welche die Ober- fläche enthält, durch das Tagwaſſer in die Tiefe gejpült werden, fo zeigen ſich auf ihm oft Pflanzen, die man ge— wöhnlich als Kennzeichen des ärmſten Sandbodeng betrach- tet, wie Genomice rangiferina, Bocksbart, Sandrohr u. f. w, Wird aber ein folcher Boden wieder mit Kieferbeftänden, die geichlofien find, aber nicht zu dicht ſtehen, gedeckt, jo findet fih in diefen bald wieder ein Wuchs, wie er nur den beſ— jern Bodenklaſſen eigen ift, fobald fie nur mit ihren Wur— zeln den fruchtbareren Untergrund erreicht haben. Wird Die Humuserzeugung in ſolchen Beltänden nicht durch Streu: rechen, oder durch zu frühe und zu ftarfe Durchforſtung geftört, jo erlangt auch in verhältnigmäßig furzer Zeit Die Oberfläche wieder die frühere Fruchtbarkeit. Anders ift es — 230 — aber allerdings, wenn die Erfchöpfung des Bodens ihren Grumd nicht allein in der Entblößung von Holz, fondern auch in der Benubung ald Aderland hat. Dann find die Nährftoffe aus der Oberfläche nicht in die Tiefe gefpült, fondern durch die erbaueten Früchte vollftändig konſumirt, was fich nicht blos auf die organifchen befchränft, fondern auch auf Die anorganifchen. Iſt der Boden von Natur arm an diefen legten, fo kann Die Dadurch ‚bewirkte Verfchlechte- rung des Bodens eine dauernde fein, Die einjährigen oder nur furze Zeit lebenden Pflanzen, die blos in der Oberfläche des Bodens wurzeln, folgen ber Beränderung, welche diefe in Bezug auf Nahrhaftigfeit er- leidet, ungemein raſch. Betrachten wir 3. B. eine naffe faure MWiefe, die mit Lehm, Sand, Moder u. |. w. überfahren und gedüngt wird, Schon im nächften und noch mehr im fol- genden Jahre ändert fich ihre ganze Vegetation. Es er- jcheint weißer Klee und nahrhaftes Gras, wo ein Jahr frü— her Niedgräfer, Equifeten und Dreiblatt wuchfen. Es ver- gehen aber wenig Jahre, und die Wirfung der Düngung hört auf, indem die dem Boden dadurch mitgetheilten Nähr- ftoffe Fonfumirt find; es tritt wieder eine andere Vegetation an die Stelle der nahrhaften Futterfräuter. Darum müfjen von Natur arme Wiefen fortdauernd gebüngt oder durch Wäfferung mit Nährftoffen verfehen werden, wenn fie gutes und reichliches Futter geben follen. Anders iſt es mit den eine lange Reihe von Sahren lebenden, eine längere Zeit zu ihrer Entwidelung bedürfen- den Holgpflanzen, die mit ihren Wurzeln ziemlich tief in die Erde dringen, um bier ihre Nahrung zu fuchen. Diefe find weit mehr von der eigenthümlichen Beichaffenheit des Bodens abhängig und wechfeln nur, wenn diefe für lange Zeit einer Veränderung unterworfen wird, die fich Deshalb — 218 — auch bis in die tiefern Bodenfchichten erftreft, Darum be- zeichnet nun auch der Weißdorn die Befchaffenheit des Bo— dens für das anzubauende Holz ficherer, als weißer Klee. Diefer letztere Kann das Produft des in eine Vertiefung zu— fammen geſchwemmten Humus fein; er verfchwinder, wenn diefer fonfumirt ift, und die fchlechteften Sandgewächſe tre- ten an feine Stelle. Der Weifdorn aber kann fich nur ent» wien und vollftindig ausbilden, wenn nicht blos bie Nahrung, die er bedarf, eine lange Reihe von Jahren vors handen gewefen ift, fondern wenn auch noch die Tiefe fie enthält, in die er mit feinen Wurzeln dringt. Wir haben überhaupt ſehr wenig bodenftete Pflanzen, die eine ganz beftimmte Befchaffenheit des Bodens anzeigen; denn mit Ausnahme einiger weniger Gyps- und Kalfpflanzen findet man bei derfelben Temperatur, bei gleichem Humus— gehalte und Feuchtigfeitsgrade, beinahe alle unfere Gräfer und Kräuter in ſehr verjchiedenartigem Boden. Bejonders hat der Sandboden eine fehr veiche Flora, fo arm er eigentlich auch an mineralifchen Nährftoffen iſt. Es werden deshalb die Gewächfe allein, welche man auf einer Blöße vorfindet, felten vder nie benutt werden kön— nen, um aus ihnen nicht nur auf Die am vortheilhafs teften anzubauende Holzart, fondern auch auf den Ertrag, den fie fünftig geben wird, mit vollfommener Gewißheit fchließen zu fünnen. Will man fie dazu benugen, fo darf man wenigftens nicht blos auf ihre Vorkommen allein jehen, fondern muß zugleich auch auf Die Menge, in der dies ftatt- findet, auf ihr gefelliges Leben und ihren Wuchs achten. Immer aber werden die vorhandenen Holzpflanzen dabei eher benußt werden können, als Gräfer, Kräuter und jelbft Stauden, da fie mehr von den allgemeinen Bedingungen bes Holzwuchfes abhängig find, als dieſe. — 219 — Es ift deshalb ſehr wiünfchenswerth, daß die Forft- männer auch den kleinen Holzgewächfen, die fein Gegen- ftand der Benußung oder fein Hindernig des Holzanbaues find, mehr Aufmerffamfeit, wenigftens nach diefer Nichtung hin, widmen, als bisher gefchehen ift. (Fortfeßung folgt.) Mancherfei. Wie ift der Beitrag zu regeln, den die an den Nutzun— gen des Waldes theilmehmenvden Berechtigten zu der dieſem aufgelegten Grundſteuer zu leiften haben? Man hat in der neuern Zeit in allen deutfchen Staaten den Grundfaß aufgeftellt, daß fein Grund fteuerfrei bleiben dürfe, wonach denn auch die Grumdfteuer von den Staats- forften erhoben werden muß. Dabei wird man von feinem andern Grundfage ausgehen fünnen, als daß der Nettvertrag des Forſtgrundes feftgeftellt und die Grundfteuer nach einem beftimmten PBrocentjage deffelben erhoben wird. Hierbei wird man nun zuerjt die Frage aufwerfen müf- jen, welches Einfommen fol überhaupt vom Forftgrunde befteuert werden? Derfelbe bringt Mancherlei, was als Er- trag deſſelben befteuert werden fann, wie 2efeholz, Weide, Streu, Harz, da diefe Nutzungen oft ein nicht unbedeuten- des Einfommen gewähren. Es fcheint die Beſteuerung des Gefammteinfommens vom Forftgrunde auch um defto mehr ih zu rechtfertigen, als fonft Nubungsgegenftände unbe- fteuert bleiben würden, die anderweitig der Steuer unter worfen werden, wo fie für fich allein vorfommen. So 3. B. die Waldweide, Wenn das raume Weide: — 27 — land eine Grundſteuer entrichten muß, fo fann man leicht auf die Idee Fommen, daß der Weideertrag des Waldes ebenfalls nicht unbefteuert bleiben dürfe, Dann vermindert wieder Die Streunußung den fteuer- baren Holzertrag, und e8 fcheint daher fich zu rechtfertigen, wenn man von dem, ber die Streu beziehet, verlangt, daß er die durch feine Nutzung verloren gehende Steuer auf dieſe übernimmt. Es fpricht jedoch fo Vieles dafür, daß man nur Die Hauptnusung, das Einkommen vom einfchlagbaren Holz, befteuert, wie e8 auch wohl bisher überall gefchehen ift, daß es rathfam fein dürfte, bei der Berechnung des Ertrages des Waldes alle die fogenannten Nebennugungen unberüdfichtigt zu laſſen. Einmal hat es ſehr große Schwierigfeiten, den Rein— ertrag derſelben feftzuftellen. Das Lefeholz giebt mehr eine Arbeitsrente, als eine Bodenrente, da dafjelbe in der Kegel durch Die zu feiner Gewinnung aufzuwendende Arbeit voll- ftändig und oft ziemlich theuer bezahlt werden muß. Bei dev Grundftener kann aber nur der reine Ertrag des Grun— des und Bodens befteuert werden, Dann ftehet aber die Größe des Einfommend, was die Nebennußungen liefern, zu wenig feit, ift auch fo fchwer einigermaßen mit Sicher: heit zu ermitteln, daß es für den Augenblic eine faum zu löfende Aufgabe fein dürfte, die Größe der davon zu erhe— benden Grundfteuer zu beftimmen, Zudem ift das Einkom— men aus ihnen ein weit unfichreres und wechfelnderes als dasjenige von der Hauptnusung. Der Wert der Wald- weide hängt fehr von der Beichaffenheit der Holzbeftände ab, die fich fortwährend ändert; derjenige der Waldftreu von der Art, wie Die Landwirthſchaft geführt wird; die fonft fehr werthvolle Maftnugung, wird jest fehr wenig mehr geachtet. — 22 — Zulegt fann man auch nicht unbeachtet laffen, daß es in der Regel gerade die ärmite Volksklaſſe ift, welche dieſe Nugungen beziehet, und daß es ganz gegen die Idee ftrei- ten würde, nach welcher die Grundfteuer eigentlich aufgelegt wird, wenn man diefelben nöthigen wollte, von den Nutzun— gen, welche fie aus einem fremden Walde beziehen, eine neue Steuer zu entrichten, Deshalb wird man aber doch bei Regelung der Grund— fteuer die Berechtigungen, welche auf einem Walde laften, nicht unbeachtet lafjen dürfen. Dies zuerft dann nicht, wenn die Berechtigungen fich auf einen Antheil an der Haupt- nugung, auf einjchlagbares Holz beziehen. Es giebt Wäl- der, bei denen der Eigenthümer oft den größten Theil des nachhaltigen Einſchlages als Deputatholz, Bau- und Nub- holz an Berechtigte abgeben muß. Man kann unmöglich verlangen, daß er von dem ganzen Ertrage des Waldes die Steuer entrichte, wenn er ihn nicht beziehet und ihm ge- jeßlich mit Andern theilen muß. Er fann vielmehr mit Recht verlangen, Daß Diejenigen, welche einen Antheil an dem Er- trage des Waldes haben, auch einen entfprechenden Theil der Grundfteuer übernehmen, die er davon entrichten muß, Dies würde am leichteften und einfachiten fo gefchehen, daß man den einjchlagbaren Holzertrag, den man bei Feft- ftellung der Grundfteuer für den Wald annimmt, indem man ihn als den normalen betrachtet *), beitimmt bezeichnet, und dem Waldeigenthümer, der fie zu entrichten hat, das Necht einräumt, den entiprechenden Antheil von Jedem, welcher Holz empfängt, einzuziehen. Nehmen wir z. B. an, ber *) Wir müffen in Bezug auf die Feftitellung der Orundfteuer vom Malde auf die Schrift verweilen: Anleitung zur Feftitellung der Grunde fteuer vom Forftgrunde, von Pfeil. Leipzig, Baumgärtnerfche Buchhandlung. 1838. — 223: — Wald fei zu einem jährlichen Ertrage von 1000 Klaftern a3 Thle., oder zu einem Neinertrage von 3000 Thalern ver- anjchlagt, und die Grumdfteuer betrage davon 300 Thaler oder irgend eine andere beliebige Summe, jo wird fich Teicht berechnen laſſen, wieviel Grundfteuer jeder Freiholzempfänger für eine Klafter oder halbe Klafter an den Waldeigenthümer zu entrichten hat. Noch eine andere Berüdfichtigung erfordert die Grund— fteuer bei Ablöfung der Waldfervituten. Ueberall wird fie nad) dem Slächeninhalte der fteuerbaren Grundftüce beftimmt, indem für jeden Morgen eine beftimmte Steuereinheit ent- richtet wird, Sobald die Entjchädigung des Berechtigten in Grund und Boden erfolgt, jo veritehet es ſich von felbft, daß derfelbe auch die auf diefem laftende Steuer mit über: nimmt und Ddiefe dem Waldeigenthümer abgejchrieben wer- den muß, wodurch fich das Steuerverhältniß leicht regelt. Anders ift e8 aber, wenn Die Entfchädigung in Rente oder Kapital erfolgt und der Flächeninhalt des beiteuterten Waldes unverändert bleibt. Man fönnte dann zwar fagen, daß durch die Ablofung der Waldfervituten der Ertrag deſ— jelben um fo viel erhöhet werden müfje, daß die Zinfen des Ablofungsfapitals vder die zu zahlenden Renten dadurch voll- ftändig gededt werden, daß folglich auch der Waldeigen- thümer durch den erhöheten Waldertrag einen Erfag für das gezahlte Kapital oder die zu zahlende Nente erhält; das würde jedoch wohl nur im den feltenften Fällen richtig fein und nur dann, wenn die Servituten von der Art waren, daß fie die Herftellung eines vollkommenen Waldzuftandes hinderten. Nehmen wir aber auch an, daß z. B. bei Ab— löſung der Waldweide oder irgend einer andern Nebennugung der Waldeigenthümer nun über diefe felbft zu feinem Bor: theil disponiren kann und dadurch einen Erfag für das ges — u — zahlte Kapital erhält, fo find ja diefe Nebennugungen fein fteuerbares Objeft, da die Grundfteuer immer nur von der Hauptnugung berechnet wird. Man fann nicht verlangen, daß er den Ertrag dieſer Nebennugungen, Die er vielleicht auf den Antrag der Berechtigten gezwungen und wider jeinen Willen hat erfaufen müfjen, die er oft gar nicht einmal zu verwerthen weiß, zu dem Werthe verjteuert, zu dem fie ihm von den Kommifjarien, welche die Ablöfung ausgeführt ha— ben, angerechnet wurden. Dann würde aber auch eine große Ungleichheit in dem Berfahren bei Ablöjung in Be— zug auf die Regelung der Grundjteuer ftattfinden, wenn man denjenigen, welcher Grund und Boden abtritt, von der auf diefem laftenden Steuer befreien wollte, indem man fie von dem neuen Beliger fordert, dagegen aber Denjenigen, der, ftatt Theile des Waldes abtreten zu fünnen, gezwungen wird, Kapital zu zahlen, mit der vollen Grundfteuer wie früher belajten wollte, *) Nehmen wir an, ein Morgen Walddoden jei 20 Thaler werth und entrichte 5 Sgr. Grunditeuer, Die Entjhädigung betrage aber für ein abzulöſendes Waldjervitut 1000 Thlr. Giebt dafür der Waldbefiger 50 Morgen ab, jo zahlt er eigentlich, da ev um 8 Thlr. 10 Sgr. in der Steuer er- feichtert wird, welche Fünftig derjenige entrichten muß, wel— cher dieſe 50 Morgen erhält, gerade um jo viel weniger, als dieje Fapitalifirte Steuer beträgt, ald wenn er die 1000 Thaler baar zu entrichten gezwungen wird, Man muß dann ferner auch noch beachten, daß, wenn wirklich eine Erhöhung des Waldertrages durch die Ablöjung der Servituten eintritt, diefe der Natur der Sache nad) nicht *) Nach Preußiichen Gefegen darf nur in dem Falle Grund und Boden als Entichädigung für MWaldfervituten gegeben werben, wenn derjelbe als Kulturland x. benutzbar ift. — m — gleich erhoben werden kann, fondern nur erft in fpäter Zu— funft eingeht, wern der Wald nach und nach in einen bef- fern Zuftand gefommen ift. Entfpricht e8 aber wohl den Grundfägen einer gerechten Befteuerung und der Beran- lfagung der Grundfteuer insbefondere, daß man fehon jegt dieſe mit Rüdficht auf eine mögliche, erft in fpäter Zukunft zu erhebende Erhöhung des Ertrages berechnet? Es fcheint demnach feine unbillige Forderung zu fein, daß da, wo eine Grundfteuer auf dem Walde laftet, die von einem beftimmten Flächeninhalte gezahlt wird, bei Ablöfung von Waldjervituten: | 1. Meberall, wo dieſer fich durch die Ablöfung ändert, Danach auch die Grundfteuer neu geregelt wird. 2. a) Daß die Servitutberechtigten, welche für folche Antheile der Waldnugung, für Die fie den oben ausgefpro- chenen Grundfägen gemäß zu der auf dem Walde laftenden Grundfteuer hätte beitragen müflen, duch Kapitalgahlung abgefunden werden, um fo viel weniger erhalten, als ihr fapitalifitter Grundfteuerantheil betrug, wofür dann der Wald eigenthümer die bisherige Grundfteuer unverändert fortzahs len muß. b) Erfolgt die Entfchädigung in Rente, fo kann dieſe mit dem frühern Grundfteuerantheile belajtet bleiben, von dem Waldeigenthümer in Abzug gebracht und an die Steuer- fafien entrichtet werden. 3. Bermindert fich der fteuerbare Ertrag des Waldes duch die Ablöfung, indem davon die Zinfen des am Die Berechtigten gezahlten Kapitals fo weit in Abzug gebracht werden müſſen, foweit fie nicht erweislich durch den fchon jest zu erhebenden höhern Ertrag des fervitutbelafteten Wal- des gedeckt werben, jo werden fich die Berechtigten, befon- ders wenn die Ablöfung auf ihren Antrag erfolgt ift, nicht Kritiſche Blätter 31. Bd. I. Heft. P — 26 — weigern können, fich einen folchen Abzug von dem zu zah- lenden Entjchädigungsfapitale gefallen zu laffen, daß von den Zinfen bejjelben die entiprechende Grundſteuer für den verminderten Waldertrag gezahlt werden fann, Wir haben hier diefen Gegenftand wegen Mangel an Naum nur furz berühren und zur weitern Bearbeitung in Anregung bringen können. Er fcheint ſich aber bejonders zur weitern Ausführung in einem Lehrbuche der Finanzwif- fenfchaft, für ftaatswirthichaftliche Differtationen, oder zu einer Aufgabe für das große Eramen der Kameraliften und Horitwirthe zu eignen. Die Beſtimmung der Güteflajje des Bodens in jungen Beftänden. Bon der richtigen Beitimmung der Produftionskraft des Bodens hängt unftreitbar auch die des fünftigen Ertra- ges der jungen Beitände ab. Sept man den Boden eines jungen Beftandes in eine falfche Bonitätsklaffe, wie man fie in den Grfahrungstafeln angenommen hat, fo zeigen Diefe auch falfche Erträge. Gewiß wird folglich jeder Zarator eine richtige Beftimmung der bei jungen Beftänden anzuneh— menden Bonitätsflaffe des Bodens als weientlich nöthig an— jehben, um den Ertrag derjelben für den ganzen Umtrieb vorausbeftimmen zu fönnen. Leider fehlen uns aber alle Mittel, um die Bodenfraft der mit jungem Holze beftodten oder auch noch gar fein ſolches producirenden Flächen rich- tig bejtimmen zu fönnen. Dies follten diejenigen, welche ben nachhaltigen Ertrag lediglich duch die Holzberechnung finden wollen, und die Slächentheilung Dabei ganz unbe: — BMI — rückſichtigt laſſen, doch nicht vergeſſen; denn es ergiebt fich ebenfalls daraus, wie wenig wir noch im Stande find, auch nur mit Wahrfcheinlichfeit den fünftigen Ertrag eines Wal- des voraus zu beftimmen. Dad muß man aber doch un- laugbar können, wenn man berechnen will, wie viel Holz man gegenwärtig benußen fann, ohne daß die Nachhaltiges feit gefährdet wird. Das einzige fichere Kennzeichen der Holzerzeugung, welche der Boden liefern kann, ift die Holzmaſſe, welche er bisher erzeugt hat: Eine Analyfe feiner Beftandtbeile, wenn fie auch noch fo genau möglich wäre, wie fie es wenigftens im Großen nicht ift, wird darüber niemals Ausfunft geben fün- nen, ſchon weil außer den eigentlichen Beftandtheilen des Bodens noch andere Faktoren in Beziehung zur Holzerzeus gung ftehen, auf welche die genauefte Bodenanlyfe feine KRüdficht nehmen kann. Dahin gehören die Befchaffenheit der Atmofphäre, die Erpofition und Bildung des Bodens, Die der aus der Tiefe aufiteigenden Wafjerdämpfe, Die zu— fällige größere oder geringere Loderung, der paffende Wachs— raum der Bilanzen, deren eigenthümliche Organifation u. |. w. Auch das Erfcheinen und der Wuchs anderer nur flach wur: zelnder Bflanzen giebt feinen ficheen Anhalt, um daraus auf den Wuchs des Holzes fihließen zu fünnen. Nur am Baume jelbft läßt fich erfennen, wie fi) der Boden zu den Bäus men feiner Gattung erhält. Das einfahfte und auch empfohlne Mittel, um Die Bodenklaſſe der mit jungem Holze beftandenen Flächen rich- tig zu beftimmen, würde demnach fein, die Holzmafje nor- maler Beftände mit derjenigen zu vergleichen, welche in den Grfahrungstafeln für jede Güteflaffe nachgewiefen wird, und daraus zu fchließen, welcher derfelben der zu fchäßende Doden angehört, oder welcher er fich am meiften nähert. 12 — 2238 — Das Mittel ift aber wenigſtens da, wo die früher in Preu— Gen fogar amtlich vorgefchriebenen Hartigfchen Erfahrungs- tafeln zur Vorausbeſtimmung der Erträge benußt werden, nicht anwendbar, denn diefe enthalten gar feine Holzmaffen von Beltänden unter 40 Jahren. Ebenſo beginnen die Cottaſchen Hülfstafeln, worin die Holzmafje ganzer Be- ftände nachgewiefen wird, erft mit 20 Jahren. Für Flächen mit jüngern Holzbeitänden fehlt alſo der Nachweis, wie viel Maſſe ein Morgen oder Ader in jeder Bonitätsflaffe bei einem gewiflen Alter enthalten fol, die Blößen, deren Er— trag doch auch oft berechnet werden foll, gar nicht einmal zu erwähnen. Mehrere neuere Erfahrungstafeln weifen zwar Die Holz- maſſe einer bejtimmten Fläche bei jedem Alter nach, um den normalen Vorrath zu beftimmen, oder das Nubungsprocent zu entwideln; allein das find nur Nechnungszahlen, welche feinen Werth zur richtigen Beftimmung der Bodenklaſſe ha— ben. Gewiß wird Niemand, der folche Tafeln aufgeftellt hat, behaupten, die Holzmafje des zwei=, Drei=, vier oder fünfjährigen Ortes, wie fie in ihnen angegeben wird, fei wirklich in jeder Bodenklaſſe ermittelt worden. Was etwa geihehen kann oder geichehen ift, um fie kennen zu lernen, bejchränft fich darauf, die Holzmafje eines Altern Ortes zu unterfuchen und diefe dann gleichmäßig oder nach einem ans genommenen Zuwachsgange für die einzelnen Jahre zu ver: theilen. Für den Zwed, zu welchem die Nachweifung der Holzmafje in den jüngften Beftänden bisher nur verlangt wurde, nämlich den normalen Vorrath eines regelmäßig be: ftandenen Waldes zu beftimmen, ift Dies auch vollfommen zuläjfig; denn wenn dabei auch die Holzmafje der einzel: nen Jahre nicht genau und richtig nachgewiefen wird, fo find dieſe Unvichtigfeiten bei der Kleinheit des Vorraths von => zz => gar feinem Einflufje auf eine hinreichend genaue Beftimmung des normalen Materialfapitals und des daraus zu entwickeln— den Nubungsprocents, oder des danach zu beftimmenden Abgabefaged. Ob dabei der Vorrath auf dem 2- und 3jäh- tigen Schlage für den Morgen um 20 oder 30 Kubiffuß größer oder Fleiner angefegt wird, ift ganz unweſentlich. Ganz anders ift dies aber, wenn man aus der vorhandenen Holzmafie die Güteklaſſe des Bodens bejtimmen will; dann iſt die Differenz fchon fehr bedeutend. Aber felbft wo die Holzmaſſe der Altern Beftände von 20 und mehr Jahren wirklich unterfucht und angegeben wor- den ift, wie man dies z. B. von derjenigen im 40jährigen Alter des Holzes wohl annehmen muß, ftimmt fie nad) un- fern vielfach angeftellten Unterfuchungen niemald mit ber Bodenklaſſe überein, die man annehmen muß, wenn man nicht offenbar grobe Fehler dabei begehen wil. Wir haben diefe Unterfuckungen allerdings vorzüglich nur in Kiefern angeftellt, doch auch in Buchen ift e8 ung vorgefommen, daß aus einem 25 - und 30jährigen Orte, bejonders wenn Weichhölzer oder Stodausfchläge eingelprengt waren, mehr Durchforſtungsholz ausgehauen wurde, als der ganze Be— ftand für die angenommene Bodenklaſſe Maffe enthalten follte. In Kiefern ift nun aber regelmäßig Die Holzmaſſe gefchloffener und wüchſiger Beftände bis zum 40jähri— gen Alter viel größer, als fie Cotta und Hartig an— geben, und wollte man nad ihr die Bodenflafje allein be- ſtimmen, jo würde man ftetS dem Boden eine höhere Er- tragsfähigfeit bei älterm Holze zufchreiben, als er in der Wirklichkeit hat. Das liegt darin, daß beide Schriftfteller einen ganz andern Zuwachsgang in Kiefern annehmen, wie er in der Wirklichkeit gar nicht eriftirt, am wenigiten auf Sandboden. Er fteigt bei weitem nicht jo lange, wie man — 230 — ed gewöhnlich annimmt, felbft wenn man nur das ftärfere benugbarere Holz in Nechnung ftellt; fobald man aber das ſchwache Holz mit rechnet, tritt fogar ein fehr früßzeitiges Einfen deſſelben ein.*) Alle unfere Erfahrungstafeln, in denen die Holzmafje der Beftinde in der erften Jugend an- gegeben worden ift, beziehen dieſe nur auf diejenige, die fich an den bleibenden dominirenden Stämmen anlegt, wenn fie nachweifen, wie fich diefe alljährlich vermehrt. Der größte Theil der Holzerzeugung in den erften Jah— ven beſtehet aber nur in den ſchwachen Meften, die bald wie- der verfchwinden und die man darum nicht beachte. Wenn man aber die Holzmaffe in einem 10jährigen Beftande un— terfucht, jo wird man natürlich auch die fchwächften, viel: leicht fchon im nächſten Sahre abfterbenden Reiſer mit in Rechnung ftellen müſſen. Thut man dies aber, fo erhält man duch die darin gefundene Holzmafle eine höhere Bo- denflaffe in einem folchen Ort, als wirklich vorhanden ift. Wir halten es für eine der wichtigften Aufgaben, die der Forſtwirth noch zu löſen hat, daß man fich durch wirf- liche Abholzung junger gefchloffener Hochwaldbeftäinde bis zu einem Alter von 40, 50 und 60 Jahren, in jedem Beftande, der ſchon nutzbares Neiferholz liefert, genau zu unterrichten jucht, wie viel Holz in jedem Jahre wirflich erzeugt worden ift, natürlich dabei aber auch das lleinſte nugbare Weis, was der Lefeholzfammler auffucht, mit berechnet. Hat man *) Es muß dabei darauf aufmerkffam gemacht werden, daß bei den Erfahrungstafeln, die Herr Profeffior Schneider nah den Angaben des Herausgebers zufammengeftellt hat, ebenfalld immer nur der domi— nirende bleibende Bejtand, nach Abrechnung der Durchforftung, in Rech: nung geftellt worden ift. Doc, dürfte die Holzmaſſe der Beftände bis zu 20 und 30 Jahren auch in Diefen immer noch zu niedrig ange? geben fein, — BE — auf diefe Weife in allen Bodenklaſſen den vollen Geſammt— zuwachs jedes Alters ermittelt, dann erft werden wir im Stande fein, zu beitimmen, welchen Umtrieb wir wählen müfjen, um wirflich Die größte Holzmafje zu erziehen, Daß man das bisher nicht gethan, fondern fich mit feinen Unter— fuchungen auf das nutzbare Holz befchränft hat, und da— durch zu dem irrigen Glauben bingeleitet worden ift, daß in diefer. Beziehung der hohe Umtrieb weit vortheilhafter fei, hat eine unendlich nachtheilige Wirthichaft und ganz falfche Anfichten in der Forftpolizeilehre erzeugt. Es ift davon ſchon fo vielfach in diefen Blättern die Rede gewefen, daß dies wohl nicht nochmals ausgeführt zu werden braucht, weshalb wir uns auch hier darauf befchrinfen, die Beftim- mung der Holzmafje in ganz jungen Beftänden nur in der Beziehung zu betrachten, Daß danach die Güteklaſſe des Bo- dens beftimmt werden foll, Dazu müſſen aber in jeder Bodenklaſſe ganz felbititän- Dige Unterfuchungen angeftellt werden, da das VBerhältniß der Holzmaffe in Beftänden von einem Alter von 1 bis 30 und 40 Jahren zu derjenigen in Beftänden, die ein Alter von 100 bis 130 Jahren haben, ein fehr verfchiedenes fein fann, Wenn e8 in vielen Erfahrungstafeln, wie 3. B. den Eottafchen, als ein ziemlich Fonftantes angenommen ift, fo widerfpricht Dies allen Erfahrungen und felbft dem bloßen Augenfcheine. Man braucht nur einmal eine 5jährige Eichen- ſaat auf etwas humoſem, tiefgelocdertem Sandboden mit einer gleich alten auf feftem, Fräftigem Flußboden der Elbe oder Oder zu vergleichen, und man wird ſchon auf den erften Blick erfennen, daß die erftere im Wuchfe woraus ift und eine größere Holzmaſſe enthält, als Tegtere, Würde nun aber wohl darum ein verftändiger Menſch auf die Idee fom- men, den Sandboden als eine beflere Bodenkflaffe anzu— — 232 — fprechen, als den humofen Lehmboden des Oderthals, in dem fi wegen feiner Feftigfeit der Wuchs ber Eiche in den erften Sahren nur langfam entwidelt? — Ebenfo zeigen bie Kiefern auf dem früher geloderten und durch den Getreides bau ausgefogenen Sandboden in den erften 5—10 Jahren oft einen recht freudigen Wuchs, und enthalten in dieſem Alter oft diejelbe oder gar eine größere Holzmafje, als auf faltgründigem, lehmigem Sandboden. Im 120. Jahre wird aber die Holzmafje eine ſehr verichiedene fein und ge- wiß auf dem leßtern oft mehr ald das Doppelte derjeni- gen ausmachen, welche man noch auf den ausgetragenen Aderländereien findet. Wie viel Boden haben wir nicht, der in der Oberfläche fruchtbar ift, aber einen flach Tiegenden fchlechten Untergrund hat. Oder wie viel Waldblößen giebt es nicht, die in ber Oberfläche durch langes Bloßliegen ver- Ioren haben, bei denen aber in einer Tiefe, wohin die Wur- zeln der Bäume erſt im fpätern Alter dringen, noch die volle Fruchtbarkeit erhalten ift, Wird auf dieſem verfchiedenen Boden die Holzmaffe, die ein 5- bis 1Ojähriger Beftand enthält, wohl in einem gleichen Verhältniſſe mit derjenigen eines 100 oder 120jährigen Beftandes ftehen? Gewiß wird das Niemand behaupten wollen. Deshalb fann es aber auch wieder Boden geben, auf dem dev Wuchs des Holzes fich vom erften Alter an gleich bleibt, worauf die jüngften Be- ftände jchon ebenfo gut oder fo fchlecht wachen, wie bie älteiten, Beachtet man nun, daß die Holzmaffe, welche ein jun— ger Schlag in den erften Jahren enthalten fol, fo wenig für jede Bodenklaſſe ſchon richtig beftimmt ift, als wohl je: mals genau und richtig ermittelt werden wird; daß, wenn fie beftimmt wäre, es feine große Schwierigkeit haben würde, die ſchwer zu überwinden fein dürfte, fie genau und richtig — 233 — auf dem anzufprechenden Boden zu unterfuchen, um die vor- gefundene mit derjenigen vergleichen zu fünnen, die in den Erfahrungstafeln angegeben worden ift: fo wird man bald zur Ueberzeugung gelangen, daß es ganz unausführbar ift, auf folchen jungen Schlägen, felbft wenn fie regelmäßig be- ftanden find, die vorhandene Holzmaffe zur Beſtimmung der Bonitätsflaffe benugen zu wollen. Die Schwierigfeit fteigert fich aber noch unendlich bei unvollfommenen Beftänden, bie ungleichalterig find, durch Schatten gelitten haben, verbiffen find, lüdig beftanden gar nicht die normale Holzmafje ent- halten, bei denen man gar nicht ermitteln kann, wie viel von der fehlenden auf diefe Mängel und wie viel auf die Befchaffenheit des Bodend zu rechnen ift. Auf Bloßen fällt dies Mittel zur Beftimmung der Bodenklaſſe von felbft ganz hinweg. Wenn nun aber eine Unterfuchung der Beftandtheile des Bodens nicht geeignet ift, Darüber Auskunft zu geben, welche Holzmafje ein Boden erzeugen kann, weil dieſe nicht allein von feinen meß- und wägbaren Beftandtheilen abhängt, ‚auch die dazu erforderliche genaue Analyfe bei Tarationen gar nicht immer ausführbar fein würde; wenn ferner der Wuchs anderer Gewächfe allein Fein ficheres Kennzeichen der fünftigen Maffenerzgeugung junger Beftände iftz ja wenn dieſe zuleßt felbft, um die Bodenflafje richtig zu beftimmen, noch nicht einmal benußt werden fünnen: fo lange fte noch ganz jung find, fo fragt es fich, was follen denn nun für Mittel angewandt werden, um eine folche Beftimmung rich- tig zu treffen? Daß es von der größten Wichtigkeit ift, eine folche treffen zu fünnen, befonders wo man den nachhalti- gen Abgabefag Tediglich von Der Holzberechnung abhängig macht, wird wohl Niemand beftreiten wollen. Man kann fo wenig die Abtriebserträge bei den Fachwerksmethoden richtig — 234 — vorausbeſtimmen, als den normalen Vorrath und das Nutzungsprocent genau angeben, wenn man nicht weiß, in welche Güteklaſſe der Erfahrungstafeln der vorhandene Bo— den des zu ſchätzenden Reviers gehört. Wenn man aber nur irgend die Sache genau unterſucht und ſich mit der Ta— xation in Revieren, die ſehr verſchiedenen Boden haben, wirklich beſchäftigt hat, ſo wird man ſich bald ſelbſt geſtehen müſſen, daß fo, wie die Lage der Sache gegenwärtig iſt, felbft der erfahrenfte Tarator bei Blößen und jungen Be- ftänden fchwerlich die Produftionsfraft des Bodens wird an— fprechen können, um danach defien Fünftigen Ertrag ficher voraus zu beftimmen, felbit wenn den Beitand bis zu feinem Abtriebe feine den Ertrag vermindernden Zufälle treffen. Wenn man dies aber einräumen muß, — und fchwerlich wird e8 Jemand beftreiten wollen, der die Wälder in den verfchiedenen Gegenden Deutfchlands kennen gelernt, den Holzwuchs auf jehr verfchiedenem Boden beobachtet hat, — fo wird man auch erfennen, wie lächerlich es ift, die Holzerzeu- gung eined ganzen Umtriebes genau voraus berechnen zu wollen, fih Damit zu befchäftigen, Formulare auszudenfen, wodurch der Abgabejag in einem beftimmten Verhältniffe zum Vorrathe feitgefegt wird u. f. w. Dies Alles ift ja nur mög» lih, wenn man genau weiß, wie viel Holz der Boden er: zeugt hat, jet hervorbringt und Fünftig erzeugen wird, wozu man aber die Bodenfraft genau fennen und beftimmen muß! Daran denken aber unjere Formelmenichen gar nicht, für bie ift der Wald gar nicht da, fie leben nur für ihre Rech— nungen, und wenn biefe richtig find, glauben fie, daß die Bäume fich ihnen fügen müffen. Diefe fehren ſich aber gar nicht daran, fo wenig wie die Holzdiebe, Stürme, Fröfter Schnee: und Hagelwolfen, Feuer und Raupen, unbefüm- — mert, ob ſie dadurch die ſchönſten Rechnungsexempel unbe— nutzbar machen, oder nicht. Da nun doch aber bei unſern Taxationen die Boden— klaſſen beſtimmt werden müſſen, ſo möge nun auch das Mit— tel angeführt werden, wodurch man in den Stand geſetzt wird, dies auch bei jungen Beſtänden und ſelbſt bei Blößen wenigſtens annähernd thun zu können. Das einzige dürfte ſein, die Vorräthe und den Holzwuchs der alten Beſtände als Charakteriſtik des Bodens zu benutzen, und dann die Güteklaſſe desjenigen, den die jungen Beſtände einnehmen, oder der Blößen, blos gutachtlich nach dem Augen— ſcheine, dem Holzwuchſe und den darauf vorkommenden Ge— wächſen ſo zu beſtimmen, daß man den Boden einer der im haubaren Holze gemachten Bodenklaſſen anſchließt. Ein regelmäßiger haubarer Beſtand giebt durch die Holzmaſſe, welche auf dem Morgen, Acker, Tagwerke oder Joche ſtehet, eine ganz beſtimmte Bezeichnung der Boden— kraft. Vergleicht man die vorhandene mit derjenigen, welche ein Beſtand in dieſem Alter in einer beſtimmten Güteklaſſe der Erfahrungstafeln haben foll, jo wird man leicht erfen- nen können, wohin er gehört. Selbſt haubare, lückenhaft beftandene Orte wird man dazu benußen fönnen, wenn man die unbeftandenen Stellen in Abzug bringt, und ermittelt, der wievielfte Theil eines Morgens als vollbeftanden ange- nommen werden fann, Hat man auf dieſe Weife die Bo— denflaffen nach der im ältern Holze beftimmt, wozu man erforderlichen Falls auch wohl jchon 70- und SOjähriges rechnen kann, fo wird das Aufgraben des Bodens, eine Beachtung feiner Beftandtheile, feiner Form, Erpofition, der Vegetation auf unbefchatteten Stellen, des Feuchtigkeitsgra— des, genügen, um auch den Boden, auf dem der Holzwuchs noch nicht allein Auskunft über feine Broduftionsfraft giebt, — 236 — einer der feſtbeſtimmten Bodenklaſſen des haubaren Holzes, mit genuͤgender Sicherheit anreihen zu können. Daß dazu der Taxator Erfahrung und praktiſchen Blick beſitzen muß, wollen wir ebenſo wenig beſtreiten, als wir behaupten wol— len, daß man dabei vollfommen ficher wäre, daß die jungen Beftände der Bodenflafje, die für fie angenommen wurde, genau den Ertrag geben werden, ben die entiprechende ber Griahrungstafeln nachweift. Eine genaue Vorausbeftimmung des fünftigen Ertrages junger Beftände halten wir aber überhaupt für ebenfo un: möglich, wie eine Bodenanalyje, nach welcher fich ber Zuwachsgang für die Dauer eines Holzbeitandes entnehmen ließe. Wir beruhigen uns daher bei diefer Unvollfommenheit des Verfahrens fo lange, bis Jemand ein befferes, eine grö— Bere Sicherheit gewährendes nachgewiefen hat. Wir haben noch fein beſſeres entdeden können. Man wird aber auch überhaupt die Sicherung der Nach— haltigfeit, d. h. die Innehaltung des Umtriebes, mehr in der proportionalen Flächentheilung juchen müfjen, als in der Holztheilung. Die Berbreitung der Buche in der eimbrifchen Halbinjel, (Nach Kohl.) Kohl, der feharfe Beobachter, giebt ber die Verbrei— tung der Buche in Schleswig: Holitein, auf den bänifchen Inſeln und in Schweden, in feinen Reifen in Dänemark u. f. w. *) folgende Notizen. *) Leipzig, Brockhaus, 1. Bd, ©. 29 u. fi = —— Die Buche ift in Schleöwig-Holftein und befonders auf den dänifchen Inſeln die herrfchende Holzgattung und nur fparfam mit Eichen, Birken, Efchen, Espen, Linden, Weiden gemifcht. Nadelholz haben diefe Länder urfprünglich gar nicht gehabt. Die Birfe fommt vorzüglich nur auf den Sümpfen und Mooren Jütlands vor. Es giebt vielleicht feinen Landfteich in Europa, wo die Buche fo ausschließlich herrfcht und dabei einen fo ausgezeichneten Wuchs hat, als diefer. Nur in Ungarn glaubt der Verfaſſer einen gleich fchönen, bis auf die Maft ganz unbenugten, ausgedehnten reinen Buchenwald gefehen zu haben. Diefe Herrjchaft der Buche beginnt nach ihm mit dem Sachfenwalde im Lauen— burgifehen und gehet von da aus nach Norden, foweit es noch mit dem Kontinente zufammenhängendes Land giebt, Ebenfo herrfcht fie auf den dänifchen Infeln ausfchließlich und gehet noch bis in das füdliche Schweden hinein, foweit die fogenannten fehonenfchen Provinzen reichen. In den füb- lichen Theilen diefer Länder ift die Eiche noch ziemlich häufig eingefprengt, fie verliert fih in den Buchenwäldern immer mehr, je weiter diefe nach Norden liegen. In Halland und DBlefingen in Schweden hören die Buchenwälder fihon gänz— lich auf und das Nadelholz tritt an ihre Stelle. Der lebte große Buchenwald ift der Noldffow (Wald von Rold), jüd- lich von Limfiord; es fommen dann nur noch Heine Buchen- haine oder Nadelholz mit Buchen gemifcht vor. Die Mitte der dänischen Inſeln ift der eigentliche Kern dieſes Buchen» landes. Vorzüglich wächft fie auf der wellenformigen Ges fchiebethon- Formation und bededt oft die Ränder der Ufer, jo daß ihre Wipfel über dem Meere hängen. Die fandigen Haiden waren urfprünglich baumleer, werden aber in ber neuern Zeit vielfach mit Nadelholz angepflanzt. Die Buche erreicht hier ein ſehr hohes Alter und eine — 8 — Größe, wie fie in andern Ländern nicht gefunden wird, denn es fommen Bäume vor, welche 12 und mehr Klaftern ent- halten. Dabei erhalten diefe, je nachdem fie frei oder ge— ichlojien erwachjen, die mannigfaltigften und oft ſehr male— tische Formen. Mir bemerken dazu, daß auch Medlenburg, Bommern und die Forften der freien Städte Hamburg, Bremen, Lübed einen ausgezeichneten Buchenwuchs haben, fo daß diefer Holz: gattung das Seeklima befonders zuzuſagen ſcheint. Die jhönften Buchen fand Herr Kohl in dem Augu- ftenburger Parke auf der Inſel Alfen. *%) Mehrere hatten eine Höhe von 140 Fuß erreicht und eine derfelben enthielt gegen 3000 Kubiffuß feite Maſſe. Viele Buchen gleichen mit ihren langen füulenartigen Schäften und ihrer jchönen abgewölbten Krone den Palmen. Der Ausbruch des Laubes erfolgt bei einigen Buchen ftets früher als bei andern (was auch in unfern deutjchen Forften der Fall ift, ohne daß darüber der Standort ent- Scheidet). Er differirt um 42 Tage, da nach 100jährigen Beobachtungen der 5. April der frühefte, der 17, Mai der jpätefte Termin der Entfaltung des Buchenlaubes war. Die Verbreitung der deutjchen Waldbäume im Kaufafus. Der Profeſſor Koch hat eine Karte von dem kaukaſi— fchen Iſthmus und Armenien herausgegeben, **) worauf Die geognoftiichen Verhältniffe Diefer Gebirgsgegend, fowie die Verbreitung der dort vorfommenden Gewächſe auf mehrern *) Seite 152, **+), Berlin 1850 bei Neimer. — 239 — Blättern dargeftellt ift. Wir theilen danach Einiges über die Verbreitung unferer deutfchen Waldbäume mit. Die Region der immergrünenden Sträucher, der Stech- palme, des Burbaums, der pontifchen Alpenrofe und des Kirfchlorbers gehet nicht über 5500 Fuß und nimmt nur einen fchmalen Küftenfaum von wenig Stunden ein. Dieſe Sträucher bilden vorzugsweife das Unterholz in den räum- lich ftehenden Buchen und Hainbuchen und vrientalifchen Hainbuchen, fo daß diefe Wälder unferem deutfchen Mittel- walde gleichen. Der Sauer- und Süßfirfchenbaum kommt in mäßiger Größe häufiger vor, gehet aber nicht über 4000 Fuß hoch. Die Hafel findet man hier häufig, Doch ift «8 nicht unfere deutiche Species, fondern Corylus pontica, welche die beliebten Stambul-Nüffe liefert. In den niedrigften Vor— bergen wachjen auch Feigen und Kaftanien, und der Wein- ftod fchlingt fih um die Bäume, Fleine blaue Beeren tra- gend, Db er hier urfprünglich einheimifch ift, wagt Herr Koch nicht zu entfcheiden. Der Charakter dieſes Küjten- ftriches ift ein lichter Baummwald, überall mit dichtem Un- terholze beſtanden. Im Kaufafus felbft bildet die Rothbuche ausgedehnte geſchloſſene Hochwälder, in denen Fein Unterholz vorfommt. Sie ift hin und wieder mit Quercus iberica gemifcht, die aber nicht die Größe unferer deutfchen Eiche erreicht. Hin und wieder erjcheint auch die Ulme als herrfchend. Auch andere Eichen, wie Die ftrauchartige Q. dschorochensis, welche bedeutende Striche Niederwald bildet, fommen bald in größerer, bald geringerer Menge vor. Der Wachholder erreicht oft die Größe von einem Fuß Durchmefjer. Die Crataegus-Arten find zahlreich, ebenfo wie die wilden Birn— und Apfelbäume Häufig vorkommen. Befonders aber find die wilden Kirfchbäume vielfach verbreitet. Die Kiefer findet — 240 — man nur einzeln, in den ärmern Regionen * die Pinie an ihre Stelle. Das Grundgeſtein des Kaukaſus iſt Thonfchiefer, dem ſich Jurakalk, Kreide und Numulitenkalk angelagert haben. In den obern Höhen, — die höchſten Berge ſteigen, der Kas— beck bis zu 16,000 Fuß, der Elbruß bis zu 17,000 Fuß, — find neben den plutonifchen Gefteinen auch nichtvulfanifche. Die niedrigen und mittlern Regionen haben im Allgemeinen einen Fräftigen Boden und ſchönen Holzwuch8 und bei den vielen fruchtbaren Thälern könnte dies Gebirge eine weit zahlrei- chere Bevölferung ernähren, wenn Ruhe und Sicherheit des Eigentums dort eine arbeitfame Bevölferung aufforderte, dem Boden feine Neichthümer abzugewinnen, Werth der Krummholzkiefer (Legföhre, Knieholz, Laatiche), Pinus Mughus oder P. rumilio. Den fehr hohen Werth, den dies Holz in den füdlichen Alpengegenden Deutfchlands für die Bewohner derjelben hat, finden wir noch im feinem unferer Lehrbücher der Forftbota- nif erwähnt. Er beftehet darin, daß fie das befte Schuß: mittel gegen das Abfpülen und Abrutfchen des Bodens an fteilen Hängen bildet, indem fie dieſen dedt und befeftigt. Bermöge ihrer flachen Bewurzelung ift fie geeignet, auch auf dem allerflachgründigften Felsboden, auf dem Fein anderes Holz mehr wachen fann, uͤppig zu vegetiven. Sie fcheint diefen fogar vorzugsweife zu lieben, denn man findet oft, daß fie da, wo Felfenftürze lange Streifen von Stein— trümmern gebildet haben, die fih an den Bergen herunter» ziehen, Ddiefen folgt ımd aus ben ‚höhern Regionen ziem- — BR — lich tief hinabgehet. Sie wurzelt hier zuerft in dem aufge- löfeten ©efteintheilen, die fich zwifchen den Steintrümmern fammeln, und überziehet diefe dann wieder mit ihren ran- fenden Zweigen, welche wieder natürliche Senfer bilden, die fich überall, wo nur irgend eine Spur von Boden fich fin- det, bewurzeln. Hierdurch unterfcheidet fie fich wefentlich von der gemeinen Kiefer, welche befanntlich feine Wurzeln aus der Rinde entwideln kann. Es ift überhaupt merfwürdig, wie man auf die Idee hat fommen fünnen, daß die Krummholzfiefer eigentlich nur die gemeine ‚Kiefer, und der verfchiedene Wuchs nur das Produft der Freilage und des Standorts fei. Abgeſehen von den botanifchen Kennzeichen, wodurch fich beide beftimmt von einander unterfcheiden, kann man auch an ihrem forft- lichen Verhalten auf den erften Blick erfennen, daß beide ein ganz verjchiedenes eigenthümliches Leben haben und jelbft die Beichaffenheit des Holzes eine ganz verfchiedene ift, Eine in den 2ehrbüchern noch nicht erwähnte Eigenthümlichfeit der Holzbildung der Krummholzfiefer ift auch, daß der Kern des Stammes nie in der Mitte ift, fondern immer die Jahres- ringe auf der einen Seite viel dicker find, als auf der andern, Das Niederlegen der Zweige berfelben, ihre Selbft- bewurzelung und ihr Smeinanderfchlingen bilden einen fo vortrefflihen Bodenfchus, ein jo undurchdringliches Didicht, daß da, wo diefe Holzgattung einmal feiten Fuß gefaßt hat, ber loderfte Boden, das kleinſte Geftein gegen das Abſpü— len durch Waſſer vollkommen gefchüst iſt. Ebenſo bleibt der Schnee in den Didkungen der Krummholzkiefer feit Tiegen und ift gegen das Abrutfchen gefichert, jo daß fie auch das Entftehen von Lawinen hindert. Schon in diefer Beziehung ift fie daher für die höhern Gebirgsgegenden von einem un- ſchätzbaren Werthe. u Kritifche Blätter 31. Bd. 1. Heft. Q — 242 — Sie fcheint aber auch von der Natur dazu beftimmt, die Felfentrümmer, das nadte Geftein nach und nach in tragbaren Holzboden umzuwandeln, wenn bie Höhe ber Berge nicht das Gedeihen anderer Holgarten hindert. Dies ift nicht immer der Fall, denn die Krummholzkiefer gebet oft bis tief in Die Negion der Fichten und Lärchen herab. In dieſen undurchdringlichen Krummholzdickungen ift eine ziemlich ſtarke Humuserzeugung, und auch die durch die Zer— ſetzung der Geſteine ſich bildenden mineraliſchen Beſtandtheile des Bodens können ſich unter der dichten Bodendecke anſam— meln. So lange dies Didicht fih ganz gefchloffen erhält, fann allerdings fein anderes Holz in ihm auffommen, denn e3 würde unter den in einander gefchlungenen Zweigen er— ftiden. Bleibt es fich aber felbft überlafien, fo entftehen nach und nach Lücken in ihm, befonders in den tieferliegen- den Gegenden und wenn der Boden fich verbeffert hat, wo fich befonders Lärche und Fichte anfiedeln fünnen. So erfcheint uns die Krummholzkiefer, in den Salz— burger und Berchtesgabner Alpen Laatjche genannt, als ein Gewächs, was für die Alpengegenden von einer jehr großen Bedeutung ift, was Die Natur eigens für fie be— ftimmt hat, um den Boden zu fchüsen und nach und nad für nutzbarere Gewächfe empfänglich zu machen. Das Auge des Forſtmannes und Naturfreundes verweilt mit Vergnügen auf den dunfeln Laatjchenfeldern, welche die Berggipfel be- fleiden und ſich oft in jchwarzen Streifen weit zwifchen den höhern Gehölzen herabziehen. Für den Jäger haben fie auch noch das Interefie, daß fie einen vortrefflihen Zufluchtsort für die Gemfen bilden, welche die oben Bergregionen bewohnen. — 23 — Verſchiedenheit des Sandes. Für einen Bewohner der Mark Brandenburg, die man bekanntlich als die eigentliche Heimath des Sandes bezeich— net, obwohl ſie darin viel beſſer als ihr Ruf iſt, iſt es et— was ſehr Befremdendes, wenn er bei einem Beſuche der deut— ſchen Alpengegenden von deren einheimiſchem Sande ſprechen hört, da er doch in dieſen Gebirgen weder Sandſteine be— merkt, noch annehmen kann, daß derſelbe aus irgend einer Sandgegend eingewandert ſein könnte. Das Räthſel, wie der Sand in dieſe Alpengegenden kommt, löſet ſich erſt, wenn man ſiehet, was hier Sand genannt wird. Man be— zeichnet nämlich damit das durch Bergſtürze zertrümmerte, an den Bergen heruntergeſchwemmte Geſtein, was man im Harze und Thüringerwalde Rollſteine nennt, wobei die Größe dieſer Steintrümmer keinen Unterſchied macht. Es kann daher leicht ſein, daß man einen Streifen Steintrüm— mer, der am Berge herunterziehet, einen Sand nennt, bei dem der kleinſte Stein vielleicht noch fauſtgroß, die Mehrzahl aber noch weit größer iſt. Daß dieſer Sand aber nicht für die Streuſandbüchſe oder zum Beſtreuen der Stu— ben benutzt wird, wie in andern Gegenden, verſtehet ſich von ſelbſt. Das Schreien der Rothhirſche. Sowohl Winckel als Bechſtein äußern ſich in ihren Lehrbüchern nicht richtig über das Schreien der Rothhirſche. Der Erſtere fagt *): „Schon gegen Ende Auguſt, wenn bie *) Handbuch für Jäger, 2. Aufl., 1. Thl., ©. 16. 2 — 244 — Hirſche am feiſteſten ſind, erwachen in den ſtärkſten die Triebe zur Brunft. Sie äußern dies durch ihr Schreien, welches macht, daß ihnen gleich Anfangs der Hals an— ſchwillt.“ Das iſt offenbar unrichtig. Wir wollen einräumen, daß, wenn auch gerade nicht im Auguft, doch Anfang des Septembers, der Trieb zur Brunft bei manchen Hirfchen er- wacht *), was man an dem Anfchwellen des Kurzwildes erfennen kann, aber außerhalb der Thiergärten, wo Dies al- lerdings anders ift, fchreiet dann in der Regel noch fein Hirſch. Eelten hört man einen ſolchen vor Mitte Eeptem- ber, und follte Dies ja ausnahmsweiſe der Fall fein, fo wird e8 fein regelmäßiges anhaltendes Schreien fein, fon- dern nur ein vereinzelter, noch nicht vollfommen ausgebil- deter Laut, hervorgepreßt durch Eiferfucht und Zorn. Noch irriger jagt Bechſtein**): „Es jchreien nur die Alten; denn Diejenigen, welche noch nicht ihr viertes Jahr erreicht haben, lafjen fich entweder gar nicht hören, oder geben, wiewohl nur felten, einen hohen abgebrochnen Laut von fi.” Schon der ftarfe Spießer beginnt regelmäßig zu fchreien, wenn auch allerdings feine Stimme noch fo ſchwach ift, Daß man die Töne, welche er hervorbringt, eher ein Blöken als ein Schreien nennen fann. Gerade die jchwächern Hirfihe von 6 und 8 Enden Schreien aber oft regelmäßiger und anhaltender als die ftär- fern. Das hat feinen Grund darin, daß das Schreien augenfcheinlich das Produkt ded Zorns und der Eiferfucht iſt. Stehet ein ftarfer Hirich bei einem Rudel Wild und *) Siehe Krit. Blätter 17. Br. 1. Hft. ©. 180. **) PVollftändiges Handbuch der Jagdwiflenichaft, 1. Theil. A. Nürnberg 1808. ©. 91. — 245 — es nahet fich ihm Fein andrer, ber dieſe Leidenichaften aufs regt, fo fchreiet er gar nicht; die ganze Brunft gehet oft vorüber, ohne daß er auch nur einen Laut von fich giebt. Sowie aber ein ſchwächerer Hirſch das Wild auflucht, fo erwacht feine Eiferfucht, und er treibt diefen dann fort, bleibt ftehen und fängt an zu fchreien. Sit dieſer aber dann ent- fernt, jo ſchweigt er wieder, bis die Veranlaffung zum Zorne von Neuem eintritt. Diefe abgetriebenen ſchwächern Hiriche, welche fih dem Wilde nicht nahen dürfen, umkreiſen dies aber in der Ferne unausgelegt und geben Dabei fortwährend ihren Zorn durch ein ftetes Schreien zu erfennen. Wa daher in der Brunftzeit nur ganze ftarfe Hiriche jchießen will, darf befonders am Tage nicht diefem Schreien nach— gehen, jondern muß das gewöhnlich in ihrer Nähe ſtehende Wild aufſuchen, wobei der ftärfere Hirich ftehet, der vielfach fih durch feinen Laut verräth,. Daraus erklärt fih auch, warum das Schreien erft gegen Ende der Brunft eintritt und warum manche Hirfche eine Zeit hindurch anhaltend fchreien und mit einem Male wieder jchiweigen. Bei dem Beginn der Brunft ftehen Die Hirfche noch nicht regelmäßig bei dem Mutterwilde, jondern fuchen dies nur des Nachts auf und beichlagen einzelne Thiere, die bereit find, fte anzunehmen. Sie kehren bann des Morgens in ihre Verſteck zurüd, und wenn den Sommer hindurch mehrere zufammengelebt haben, fo zeigt fih dann noch feine Eiferfucht zwiſchen ihnen; fte geben fogar oft auch gemeinfchaftlih, da der Begattungstrieb noch nicht in feiner vollen Stärfe erwacht ift. Tritt dies aber in der zweiten Hälfte des Septembers ein, fo fondern fie ſich ab, jeder fammelt ein Rudel Wild um fih, von dem er fich nicht mehr trennt und dem ſich Fein anderer Hirfch nahen darf, dem der Beherricher dieſes Serails an Stärfe überlegen ift. — 246 — Bon der Zeit an, wo der Hirfch das Wild nicht mehr vers läßt, beginnt auch die eigentliche Zeit des Schreiens. Dies hängt aber Iediglich davon ab, ob fich zwei oder. mehrere Hirfche Ärgern und zur Eiferfucht reizen, Es fann der Fall fein, daß ein Hirfch des Mittags, Nachmittags, Abends anhaltend jchreiet und des Nachts und Morgens fchweigt. Das ftärfere Schreien des Nachts wird Tediglich dadurch veranlagt, daß dann das Wild herumziehet und die jüngern Hirſche fih mehr bemühen heranzufommen, als am Tage, wo es ruhe. Oft bemerft man, daß, wenn zwei Hirfche anhaltend jchon im Anfange Oktober gefchrieen haben, ge- rade zu der Zeit, wo das Schreien fonft am lebhafteiten ift, Feiner fich mehr meldet. Das ift gewöhnlich ein Zei- chen, daß der fchwächere Hirfch feine Bemühungen bei dem Nudel anzufommen, aufgegeben, es verlaffen und anderes Wild aufgefucht hat, bei dem er feine Leidenfchaft befriedigen fann. Iſt die Zahl der Hirfche im Verhältnifje zu der der brunftenden Thiere fo gering, daß jeder fich feinen Bedarf von diefen auffuchen und mit ihm gehen kann, fo wird man jelbft auf einer gut befegten Wildbahn wenig oder gar feine Hirſche fchreien hören. Oft ertönen aber plöglich ihre Stim- men zu ganz ungewöhnlicher Tageszeit, wenn einer von ihnen dem andern in das Gehege fommt, Im Anfange des Schreien find die Töne, welche der Hirfch bei dem Schreien hervorbringt, noch nicht vollfommen ausgebildet. Dies beitehet vielmehr nur in einer Art von Gaͤhnen, was man nur in der Nähe hört. Nach und nach verftärfen fich diefe Laute, bis es dann fpäter bei alten Hiriben im Dftober feine volle Stärfe erreicht. Man fann dabei an der Tiefe der Töne, an der Stärfe des Lau— tes, die Stärfe der Hirfche fo genau erfennen, daß erfahrne Jäger danach die Endenzahl beftimmen, wenigftens aber den — 41 — jagdbaren Hirſch von dem ſchwächern deutlich unterfcheiden fünnen. Dann ift das Schreien aber auch jehr verfchieden, je nach der Heftigfeit des Zorns, der e8 erzeugt. Die ftar- fen kurz abgebrochnen Tone, die der Hirſch hervorbringt, wenn er im Verfolgen eines andern begriffen ift, zeigen an, daß er im höchiten Affefte iftz die langgezogenen befunden fhon eine größere Ruhe. Wenn der Hirſch fchreiet, kann er fchon wegen der Erhebung des Kopfes Dabei nicht um fich fehen, und man kann dann felbft auf dem Freien ebenfo fiher das Gewehr aufnehmen und felbjt einige Schritt her- angehen, wie bei dem balzenden Auerhahn. Die Derfchienenheit der Stellung der Oberförfter in Preußen und der Nevierförjter oder Nevierverwalter in andern deutjchen Staaten. - Man har oft den Oberförfter in Preußen hinfichts fei- ner Stellung in der Verwaltung als gleichbedeutend mit Dem Revierverwalter in Baiern, Hannover, Sachen u. f. w, an— gefehen, während doch dieſe eine ganz andere if. Es wird fich Dies Durch eine Dergleichung des Wirfungsfreifes beider leicht darthun laſſen. Der Revierverwalter in beinahe allen deutſchen Staaten, mit Ausnahme Preußens, muß alle Kultur: und Wirth- fchaftsmaßregeln ſpeciell nach den Vorfchriften, die er von dem den Betrieb leitenden Beamten erhält, ſelbſt ausführen. Er ijt verpflichtet, bei den Kulturen ftet8 gegenwärtig zu fein, alle Hauungen jeder Art felbjt jpeciell zu leiten, die Schläge zu überwachen, die Abgabe Des Holzes zu bewirken, alle Wald- arbeiten felbft zu beauffichtigen, und ift verantwortlich dafür, — 248 — daß alle Geſchäfte vorſchriftsmäßig im Walde verrichtet ver— den. Dabei iſt er zugleich Materialrendant und muß ſpe— cielle Rechnung von jedem Schlage führen, die Hölzer ſelbſt aufmeſſen, die Lohnzettel aufſtellen, die Holzhauer ſelbſt an— weiſen, die Gehülfen, die er in dem Schutzperſonale hat, kön— nen ihn immer nur unter ſeiner Vertretung und unter ſeiner jedesmaligen ſpeciellen Controle dabei unterſtützen. Früher war er ſogar überall perſönlich zur Mitwirkung bei dem Forſtſchutze verpflichtet, was jedoch in der neuern Zeit ſchon in ben meiften Laͤndern zweckmäßig geändert worden ift, in- dem man Schu und Verwaltung getrennt hat. Der Förfter in Preußen hat aber eine ganz andere Stellung, als der Forftgehülfe oder Forftichugbeamte in Sachſen, Hannover, Baiern u. f. w., indem er zugleich Ver— waltungsbeamter ift und in Diefer Beziehung fogar eine ge- wiſſe Selbftftändigfeit genießt. | Zuerft ift er Materialrendant von feinem Schußbezirke, ift verantwortlich für das eingefchlagene und im Beftande befindliche Material, worüber er auch Nechnung führt. Es fann folglich der Oberförfter auch in feiner Art über dafjelbe ohne Zuziehung und Mitwifien des Förſters Disponiren, da beide Beamte fich gewiljermaßen in diefer Beziehung gegen- feitig controliren. Dann führen die Förfter auch mehr oder weniger Die Schläge aus. Der Oberförfter muß diefe zwar ausweifen, die einzufchlagenden Bäume bezeichnen und über die Art der Ausnugung des Holzes die Beitimmung treffen; ber Förfter aber legt die Holzhauer nach der erhaltenen An— weifung an, überwacht den Einfchlan und die Ausnugung, ftellt die Liften über das eingefchlagene Holz und die Schlä- gerlöhne auf und muß in dem größern Neviere auch oft Die Aufmefiungen übernehmen, die ber Oberförfter nur vevidirt, - m —- Ebenfo numerirt er die Hölzer, ftellt die Abzählungstabellen zufammen, nachdem die Abnahme der Schläge vom Ober: förfter erfolgt, und beforgt allein Die Abgabe des Holzes nach den erhaltenen Anweilungen. Die Durcchforftungen, die Stodholzrodungen bejorgt und überwacht er allein nach der fpecielen Anweifung der Oberförſter. Die Kulturen läßt der Förſter allein nach der erhalte— nen Anweiſung ausführen, ſtellt auch die Lohnliſten der Kul— turarbeiter auf, und der Oberförſter hat dies Alles blos zu überwachen, damit Alles in vorgeſchriebener Art gut aus— geführt wird. Ebenſo ftellt der Förſter, jobald er als Denunciant auftritt, auch feine Strafliften nach dem von ihm zu führenden Pfandbuche felbit auf. Es wird Daraus hervorgehen, daß in Preußen der Ober- förfter einen Theil dev Gefchäfte, die in andern Staaten dem Revierverwalter obliegen, dem ihm untergebenen Förſter übertragen Fan. Es können deshalb auch die Reviere in Preußen größer fein als in andern Staaten, weil in vielen Dingen der Nevierverwalter den Betrieb mehr leitet, als daß er überall Alles jelbft auszuführen verpflichtet ift. Noch verfchiedener ift die Stellung des Oberförfters in Preußen zu dem ihm vorgefegten Forftmeifter gegen die in den andern deutſchen Staaten. Sn diefen ift der Oberförfter, Forftinfpektor, Forftinipeftions- Chef, Forftmeifter oder wie man ihn fonft nennen mag, ber eigentliche Betriebsofftciant, der die ganze Verwaltung in allen ihren einzelnen Theilen fpeciell leitet uud von dem alle örtlichen Anordnungen aus— gehen. In Preußen ift aber der Oberförfter der eigentliche Betriebsbeamte, der alle Kultur- und Hiebspläne entwirft, der die Vorjchläge zur Verwerthung des Holzes macht, ber für das Revier und die Verwaltung ausschließlich und zuerit = 20 — verantwortlich ift und daher auch alle dahin einfchlagenden Geſchäfte jelbftftändig verrichtet. Der Forftmeifter ift nichts als ein Gontrolbeamter, der eigentlich erft dann in den Be- trieb eingreift, wenn er glaubt, daß berfelbe nicht zweck— mäßig von dem Oberförfter geführt wird. Der Preußiſche Oberförfter hat folglih in Bezug auf die Verwaltung ganz die Stellung wie der Hannöverfche Forft -Infpeftionschef, der Oberforjtmeifter in den kleinen Thüringifchen Staaten, der Forftmeifter in Baiern, jedenfalls aber eine viel bedeuten dere, als die des NRevierverwalters in dieſen Staaten. Weil nun die Stellung eines Forftmeifters in Preußen eine ganz andere ift als die in andern Staaten, find auch die Inſpek— tionsbezirfe in Preußen viel größer als in diefen. Daß der Forftinfpeftor hier nur ein reiner Controlbeamter ift, gehet ſchon daraus hervor, daß diefe Zwifchenftelle zwifchen dem Oberforftbeamten des Negierungsbezirfs und dem Oberförfter Da ganz fehlt, wo die Waldfläche nur fo groß ift, daß der Oberforjtbeamte die Controle der Revierverwalter felbit voll- ftändig übernehmen kann, wie z. B. im Regierungsbezirke Stralfund. Was kann man einen vationellen Betrieb der Brenn- holzwälder nennen? Das Brennholz beträgt in bei weitem den meiften Wal- dungen den größten Theil der Holgerzeugung und in vielen _ wird dieſe ausjchließlich verbrannt oder verfohlt. Der Zweck der Bewirthichaftung folcher Brennholzwaldungen fann felbft- redend fein anderer fein ald der, daß in ihnen Die größte Menge von Brennftoff erzogen wird, Hat man fich denn — 2a — aber wohl ſchon bei irgend einem Entwurfe eines Vetriebe- planes jemals Far gemacht, bei welcher Art der Wirthichaft, bei welcher Holzgattung oder Betriebsart, oder bei welchem Umtriebe dieſer Zweck am vortheilhafteften erreicht wird? Wir zweifeln daran, denn noch nirgends haben wir eine Andeutung darüber gefunden, in welcher gezeigt wird, wie man verfahren muß, um zu ermitteln, bei welcher Art der Wirthichaftsführung man wahrfcheinlich die größte Maſſe von Brennftoff erzeugen wird, und noch viel weniger ijt ung jemals ein Betriebsplan vorgefommen, welchem zur Recht: fertigung und Begründung der gewählten Bewirthfchaftungs- art eine vergleichende Meberficht beigelegt worden wäre, aus der fich ergeben hätte, wie viel Brennftoff auf die eine oder andere Weife erzogen werden wilde, Man fan fich nichts infeitigered und Unrichtigeres denfen, als das Verfahren, was in der Negel hierbei be- obachtet worden iſt. Man hat bei der Erziehung des Brenn- holzes bisher immer nur darauf gefehen, Holz zu erziehen, was einen hohen Brennwerth hatte, ohne dabei Mafje und Güte auszugleichen. Nun ift es aber doch offenbar nicht vernunftgemäß, Buchenholz zu erziehen, und nicht Kiefern oder Fichten, blos weil erfteres den doppelten Brennwerth des Nadelholzes hat, dabei aber nur 25 Kubiffuß jährlich in Buchen zu erzeugen, während man 100 Kubiffuß Nadel- holz haben fünnte, Am deutlichiten fällt dies bei den Wal; dungen in das Auge, die blos Kohlholz für den Hlttenbetrieb liefern, Die Hüttenbeamten nehmen auch Kohlen von grö- Berer Brennkraft lieber als von geringerer; zwei Körbe Fich- ten» oder Erlenfohle find ihnen aber immer lieber als ein Korb Buchenfohlen. Wil man bei der Brennholgerziehung irgend rationell verfahren, jo muß man die zu erzeugende Holzmafje mit — Du ihrer Brenngüte ausgleichen, wobei dann aber natürlich die größern Koften, welche der Einſchlag und Transport ber größern, aber fchlechtern Holzmaffe bei der Konfumtion ver urfacht, mit in Rechnung geftellt werden müffen. Hätte man dies gethan, jo würde man gewiß in vielen Fällen zu ganz andern Nejultaten hinfichts der zweckmäßigſten zu führenden Wirthichaft gelangt fein, al8 man gegenwärtig aus den Er- fahrungstafeln ziehet. Es würde fich dann ergeben haben, daß in fehr vielen Fällen die fchlechtern Brennhölzer die vor: theilhaftern find, weil man durch fie die größte Maffe von Brennftoff erzeugt, daß die Buche und Hainbuche weniger davon liefert, ald Nadelholz, Erle, Pappel und Weide. Wahricheinlich gehören die Donauinfeln, die mit hochftäm- migem Ausjchlagwalde von PBappeln und Weiden beftocdt find und ungeheuere Holzerträge liefern, mit zu denjenigen Brennholzwaldungen, welche die größte Maffe von Brenn- ftoff liefern. Es wäre wohl zu wünfchen, daß uns öfter: reichifche Sorftwirthe, denen der Holgertrag befannt ift, den diefe, oft einen Theil des Jahres mit Waffer bededten, theil- weile fehr bedeutenden Infeln nachhaltig geben, Mittheilun- gen darüber machten. Da die Schläge immer fahl abgetrieben werden, jo müfjen die Erträge leicht zu ermitteln fein. Die Angaben über die Brenngüte des Holzes find al; lerdings ſehr verichieden, doch ift man darüber ziemlich ein- verstanden, Daß fie wenigftend bei den Laubhölzern im All: gemeinen und ohne daß dabei die befondere Art des Ver— brennens beachtet wird, genügend nach dem Gewicht bes ganz trodnen Holzes beftimmt werden fann. Allerdings muß dabei der unverbrennliche Nüdjtand, die Afche, in Rechnung geftellt werden, da dieſer Feine Feuer nährende Theile ent: halt; doch ift dies zu unbedeutend, um bei einer Ueberficht ber Brennftofferzeugung verfchiedener Holz- und Betriebes — 33 — arten oder Umtriebszeiten, viel Beachtung zu verdienen. Ueber das Gewicht des Holzes find viel Unterfuchungen an- geftellt, und es ift auch nöthigenfall8 ohne befondere Schwie- tigfeiten ziemlich genau zu ermitteln. Wenn man daher ‚die Erfahrungstafeln über die Holgerzeugung auf einer be= ftimmten Fläche fo angäbe, daß man dieſe nicht mehr in Kubiffußen, fondern in Pfunden ganz trodnen Holzes be- ftimmte, jo würde man Dadurch gleich einen Ueberbli erhal: ten, wie das Verhälmiß der Brennftofferzeugung bei ben verichiedenen Holzgattungen u. |. w. ift. *) Dabei müßten aber freilich unfere Erfahrungstafeln ganz anders konſtruirt werden, als fie e8 jegt find, um irgend praftifch brauchbar zu fein, was fte jegt nicht find, wo fie wegen ihrer praftifchen Unbrauchbarfeit und Unwahrheit in Bezug auf Herftellung eines rationellen Haushaltes viel mehr Schaden angerichtet, als Nuten geftiftet haben. Sie müſ— fen nämlich 1. nicht mehr die Erträge ideal vollfommner Beftände nachweifen, wie fie in den allerwenigiten Sällen zu erlangen find, fondern nur diejenigen, die man im großen Durch— jehnitte bei einer regelmäßigen Wirthichaftsführung, und wenn nicht außergewöhnliche Unglüdsfälle eintreten, mit Sicherheit erwarten kann. Die natürliche Lichtftellung, Die beinahe niemals ganz zu vermeidenden gewöhnlichen Mängel befonders Älterer Beftände müfjen mit Nüdficht auf Boden und Klima, auf Gefahren jeder Art beachtet und in Rechnung geitelt werden, denn die größere oder geringere Sicherheit, einen beftimmten Ertrag zu erhalten, ift ebenfo wichtig, als bie Größe des Ertrages jelbft. *) Zn Madrid wird das Holz ganz zweckmäßig mach dem Gewichte verkauft. — U — 2. Es muß die geſammte Holzmaſſe, gleichviel ob ſie ſtark oder ſchwach iſt, in Reiſern, Wurzeln oder Kloben und Knüppeln beſtehet, ob fie vom Eigenthümer oder vom Leſe— ‚holgberechtigten bezogen wird, berechnet werden, und nicht mehr, wie bisher, allein das in Klaftern und Schode gefeßte Holz, was regelmäßig eingeſchlagen und verlohnt wird. Thut man dies, jo wird man aus den Erfahrungs- tafeln in Bezug auf die Feſtſetzung des vortheilhafteften Um— triebes u. j. w. zu ganz andern KRefultaten gelangen als bisher. 3. Mas bidher aber gar noch nicht beachtet wurde und was zulegt hinfihts der Wahl der Holzgattung und ber Beftimmung der Betriebsart und des Haubarfeitsalters als das Allerwichtigfte angefehen werden muß, ift, daß für einen und denfelben Waldort, oder für diefelbe Beftandsfigur nach— gewiefen wird, wie fich der Ertrag aller der Holzarten, Die man möglicher Weife auf ihr ziehen fann, bei der einen oder der andern Behandlungsweife gegen einander verhalten wird. Was nugen und jest unfere Erfahrungstafeln in diefer Be— ziehung, und wenn fie noch fo viel Bonitätsklaffen enthal— ten, wenn wie nicht wifjen, in welche derfelben der Boden für jede Holsgattung, für Hoch- oder Niederwald zu ſetzen ift, wie fich der Zuwachsgang bei jeder Beftandsverfchie- benheit geftaltet. Exit wenn wir in Bezug auf die Cha— rafteriftif des Bodens fo weit vorgefchritten find, daß wir den Boden fo genau bezeichnen und beitimmen fünnen, daß der unterrichtete Forftmann erfennen fann, in welche all: gemeine Klaſſe der Produktionskraft er gehört, und wenn wir dann wieder die befondere Produktion bei je- der verjchiedenen Behandlungsweife nachweijen fünnen, wer- den unfere Erfahrungstafeln vollfommen benugbar fein, um danach die Wirthichaftsführung rationell beftimmen zu können. — 235 — Davon find wir aber freilich noch fehr weit entfernt, und es wäre eine theoretifche und unpraftiiche Phantafte, wenn man verlangen wollte, daß man jchon jegt joldhe fompara- tive Grfahrungstafeln aufftellen und Danach den Betrieb regeln follte, denn dazu fehlen uns bis jet noch alle Mittel, Aber das ift allerdings wohl möglich, daß man fich von jedem einzelnen Reviere, ehe man eine Betriebsreguli= rung unternimmt, eine Ueberficht entwirft, bei welcher Be- handlungsweife dafjelbe den meilten Brennftoff liefern Fann. Denfen wir und 3.3. ein gewöhnliches märfifches oder pommerjches Revier, wo der Boden fo ift, daß man allen- fals an vielen Stellen ebenfowohl noch Buchen und Eichen, wie Kiefern ziehen kann; wo man ſogar die vorhandenen Erlenbrücher entwäffern und mit Kiefern anbauen fann, Die einen guten Wuchs haben würden; wo man den PVerhält- niffen nad) das Haubarfeitsalter der einzelnen Beftände ganz beliebig zu beftimmen im Stande ift. Hier wird es gewiß möglich jein, den Boden im Allgemeinen fo zu würdigen, daß man jagen kann: Hier fünnen fo viel Kubiffuß (oder Pfunde) Eichen, Buchen, Birken, Kiefern, Erlen oder aud) Fichten auf dem Morgen gezogen werden, und je nachdem man diefe oder jene Holzgattung wählt, fie in diefem oder jenem Alter benugt, wird man der Wahrfcheinlichfeit nach jo oder fo viel Brennwerthe erzeugen. Immer wird dem Forftmanne die Aufgabe geftellt, das meifte und werthvollfte Holz zu erziehen; die Holzgattung aber, die Das meifte Holz liefert, ift nicht immer, oder ſo— gar höchſt felten, auch die, von der man das befte Holz er- halt, wie umgefehrt das ſehr werthvolle in der Regel nur in fleinen Quantitäten erzeugt wird. Iſt es denn nicht weit einfacher, in Bezug auf die reinen Brennholzwälder und die — 236 — Erzeugung des Brennholzes überhaupt, die Aufgabe fo zu ftellen: Du follft den meiften Brennftoff, oder, was daſſelbe ift, die größte Zahl von Brennwerthen erziehen! — Dann ift die Aufgabe wenigftens lösbar, was fie aber nicht ift, wenn fie folche Widerfprüche in fich faßt, daß man zu— gleich die Erziehung des meiften und des beiten Holzes verlangt. Gewiß wird man aber zugeben müflen, daß, wenn man diefe Forderung an den Forſtwirth macht, man ihm auch be— lehren muß, wie er es anzufangen hat, den Zuftand fennen zu lernen, in dem der Wald geeignet ift, diefer Anforderung zu genügen. Ebenſo, daß man von einem Tarator bei einer Betriebsregulirung verlangen Fann, daß er den Beweis führt, diefer Forderung durch die Wahl der zu ziehenden Holzart und die Vorfchriften zu ihrer Behandlung wirklich genügt zu haben. Geipräd zwifchen einem alten Förfter und einem Tarationd- Kommifjarius, Förfter. Wäre es nicht möglich, Herr Tarationsfom- miffarius, daß Sie den alten Buchen- und Tannenbeitand von Hirfchborne in die zweite ‘Periode fegten, denn Die er- lebe ich doch nicht mehr. Ich habe immer Mittags darin mein Brod verzehrt und mich immer fo fehr über Die jchö- nen Bäume gefreuet, in ihrem dunkeln Schatten meine Mit— tagsruhe gehalten; es wird mir den größten Kummer mas hen, wenn ich fie muß berunterhauen laflen. _— > — Tarationsfommiffarius. Wo denfen Gie hin, Herr Förfter! Diefe alten Bäume würden mit ihrem Alter in feine der Betriebsflaffen paffen, die ich gebildet habe; fie würden, wenn man fie ftehen laffen wollte, die Herftel- lung des normalen Vorraths, des normalen Altersflaffen- verhältniffes hindern, was doch das einzige Ziel meiner Wirthfchaftseinrichtung fein muß, was ich unverrückt im Auge zu behalten habe, F. Ach, das Revier hatte fonft fo viel Eichen, Buchen, Ahorne, Eichen, Linden, und fte haben Schon überall den rei— nen Kiefern und Fichten Platz machen müſſen; in diefem Orte find nun noch Die einzigen MWeberrefte in fo fchönen Bäumen vorhanden; wenn fie fortfommen, werden wir das Laubholz, was das Herz erfreuet, ganz verlieren, da wir es nicht nachziehen; gönnen Sie ihm doch um meinetwillen noch eine furze Zeit das Leben, ich werde es ja doch nicht mehr lange machen. T, Mein Herr Förfter, das gehet nicht. Die Zeiten, wo man einen folchen Luxus mit der Waldwirthfchaft trei- ben Fonnte, daß man die Bäume für folche finnliche Genüffe erhalten durfte, wie Sie da aufzählen, find vorbei, Wir müffen den Wald in den normalen Zuftand bringen, in dem er den höchften Durchſchnittszuwachs giebt, wie ihn die Er- fahrungstafeln nachweifen. Nicht blos das Zuwachsprocent ift ſchon bei diefen alten Bäumen ein fehr geringes, fondern auch das Werthnugungsprocent finft mehr, als es fteigt. Vergleichen Sie einmal beides, wie ich es hier von einem 5Ojährigen Kiefernbeftande berechnet habe, der an dieſe Stelle fommen ſoll, und Sie werden fich felbjt überzeugen, was das Nationalmohl für einen Verluft erleiden würde, wenn ich Ihrem Wunfche nachgäbe, Die Zeiten find nicht mehr, wo man den Wald zum Vergnügen der Fürften und ber Kritische Blätter 31. Bd. I. Heft. | R — 258 — Förfter bewirthichaftete; das allgemeine Wohl zu fördern ift unfer höchſtes Geſetz. F. Ich verſtehe das nicht, obwohl ich auch immer darauf bedacht geweſen bin, dafür zu ſorgen, gute Scho— nungen zu erziehen, Daß der Wald immer hinreichend Holz liefern fonnte; aber wenn ich mir die Bäume.anfehe, dächte ich, jedem Menfchen müßte das Herz bluten, wenn fie fo unbarmberzig niedergehauen werden, während fie noch fo fuftig grünen. Was mögen diefe Bäume nicht Alles erlebt haben. Gewiß haben fie noch Bären, Wölfe und Luchfe ge- fehen, die noch nicht lange ausgeftorbenen Hirfche und Schweine gar nicht zu rechnen. Wie viel Ungewitter haben fie aus- gehalten, wie viel Generationen Jäger, Förſter, Köhler ımd Holzhauer mögen unter ihnen ausgeruhet, wie viel Thiere fih von ihren Früchten ernährt haben! Gewiß, wenn fie Alles erzählen fünnten, was fie erlebt haben, würde man fie als redende Zeugen einer grauen Borzeit wohl noch erhal- ten. Mir find fie aber deshalb doch feine ftummen Denk: mäler vergangener Zeiten, denn wenn ich jo unter ihnen fige, Denfe ich mir dad Alles recht lebhaft, wie es hier wohl ausgefcehen haben mag, als fie noch ganz Hein » waren, T. D, das würde mir eher eine Veranlafjung fein, fie bald zu hauen, als fie Länger ftehen zu laffen; denn mir ericheinen fie nur als ein Denkmal barbarifcher Zeiten, wo man den Wald noch nicht wifjenfchaftlich behandelte, die Völker der Jagdluft der Fürften opferte, wie das Landau ſehr fchön zeigt, wo der Bauer gefnechtet unter der Peitſche ber Jäger und dem Despotismus der Fürften elend vegetirte, feine Grundrechte kannte, adern und füen mußte, um das Wild der Fürften zu ernähren. Alle Zeichen dieſer Zeit, die Naubfchlöffer wie die alten Bäume, die dieſe fahen, müſſen — BE — fo vafch als möglich vertilgt werden, um die erbitternde Erz innerung Daran zu vertilgen, F. Ich fenne diefe Zeiten nicht, denn fo lange ich den— fen kann, babe ich nichts von alle dem erlebt; ich kann nur von den alten Bauern fagen, daß fie fich vor der Revolution weit befjer befunden und weniger gezahlt haben, als jebt, daß fie die alten Zeiten zurückfwünſchen. Aber wenn Das auch jo gewefen ijt, fo find diefe alten Eichen, Buchen, Lin- den, Tannen gewiß daran ganz unfchuldig gewefen, fowie fie auch jest Niemandem etwas zu Leide thun. Wohl aber ernähren fie jet die paar Rehe und Hafen, die wir haben, dienen den Tauben zur Brutftätte, geben den Spechten Nah— rung, und ber Heher holt fich manche Eichel von ihnen, die er im Walde verſteckt, ohne fie wiederfinden zu können, fo daß fie aufgehet, ohne daß man weiß, woher der Same gekommen iſt. Wenn ich fo das Girren der Tauben höre, und fehe, wie die Alten in die Löcher fchlüpfen, um Die Jungen zu füttern, wenn das Knarren der Spechte an den dürren Aeſten den einfamen Wald durchtönt, ift es mir, als wäre e8 eine wahrhafte Graufamfeit, den unfchuldigen Thies ren die Heimath; und die Nahrung zu vauben, die ihnen Gott angewiefen hat. 3, Nun gewiß, das find feltfame Gründe, um den Deftand in die zweite Periode zu feßen! Um der Jagd wil: len gewiß nicht. Denn erftens fann das niemals ein wif- fenfchaftlich gebildeter Forftiwirch werden, der fich der niedern Mordluft der Jägerei hingiebt, die allen Sinn für die Wif- fenjchaft tödtet; das haben jchon fehr gelehrte Forftmänner bewiefen, Dann ift das Wild auch die wahre Peſt unferer Wälder und muß gänzlich ausgerottet werden. Wie viel Pflanzen werden verbiſſen, gefchält, zerfchlagen; wo ein Hirfch oder ein Hafe fein Lager wählt, werden alle Pflanzen weg- R2 — 0 — gefragt und geſcharrtz wo die Schweine wühlen, trocknet der Boden aus. Ja Sleevogt hat fehon vor 50 Jahren be- wiefen, daß das viele gewundene Holz in manchen Forften daher rührt, daß das Wild die Schonungen ducchfnidt, dabei die Aefte aus ihrer natürlichen Lage bringt und dem Stamme eine gewundene Stellung giebt. Die Tauben be- funden hohle Bäume, die Spechte dad Vorhandenfein von holzfreſſenden Inſekten; fie geben daher recht eigentlich, wo man fie fieht, das Zeichen zum baldigen Einjchlage des Holzes. Solche Empfindfamfeit paßt in Fein Nevier und in feine Beftandöbefchreibung, in der das Stehenbleiben des Beftandes Doch gerechtfertigt werden müßte, F. Nun, ich will ja auch nicht mehr empfindfam fein, wie Sie behaupten, obwohl dieſe Eigenfihaft bisher weder von den Holz» und Wilddieben, noch von meinen Angehö- rigen, oder vom Schweiß- und Hühnerhunde bei ihrer Drefiur von mir bemerft worden iſt; aber ich bitte, fchonen Sie die— fen Beftand, weil er mir gewöhnlih Schug gewährt, wenn der Regen vom Himmel ftrömt, mich ein Unwetter im Walde überfällt. Unter dem neu angebaueten Nadelholze kann ich feinen Schuß finden, durch die Kiefern fällt der Negen wie duch ein Sieb, die Fichten liegen mit ihren Zweigen auf der Erde; wenn ich aber unter einer folchen alten dicht be— laubten Buche fite, wie mehrere in diefem Beftande ftehen, fo lache ich über den ftärkiten Negen, denn durch ihren Blattſchirm fällt fo wenig ein Sonnenftrahl, wie ein Re— gentropfen. D. Ei fo gehen Sie doch bei Negenwetter, oder wenn ein Gewitter drohet, nicht in den Wald! Das ift der ge- wöhnliche Aberglaube diefer alten Jäger und Förfter, daß der Forftbeamte alle Tage in dem Walde herumlaufen müffe, wenn er auch Fein Gejchäft darin hat. Wenn Sie Holz — %1 — abzuzählen haben, den Arbeitern einen Schlag, eine Kultur anweifen müffen, fo ift e8 allerdings nöthig, daß Sie den Wald befuchen; aber felbft dann können Sie noch beitellen, daß Sie nur fommen würden, wenn das Wetter ſchön und fein Negen zu fürchten wäre. Wenn es regnet, können Die Arbeiter ja doch nicht viel verrichten. Mit dem ewigen Wald- laufen ftiehlt man nur der Wifjenfchaft die Zeit, die ihr ge— hört. Wie nüglich können Sie fih dafür im Laboratorio oder mit dem Mifroffope befchäftigen, um bort einen Be- triebsplan, das Projekt der Schlagführung rationel zu be- gründen; oder Sie fuchen den Streit zu jchlichten zwifchen einem berühmten Profefjor, der eine Formel erfunden hat, nach der man den Waldertrag regeln fol, und dann erklärt, fie fei nicht richtig, während ein anderer behauptet, fie fei doch richtig. Welche Probleme find noch zu löfen, ob der normale Vorrath oder das Nusungsprocent befjer ift, Den Etat zu beftimmen, ob Smalian's oder Hundeshagen's Berechnungen richtiger find? — und die Leute laufen alle Tage in den Wald, während darüber noch ein myſtiſches Dunkel fehwebt. Und wüßten Sie gar nichts mehr zu thun, nun fo nehmen Sie die Forft- und Jagdzeitung zur Hand, und fehen Sie in Herrn Oberförfter Pernitzſch Schriften nach, ob er wirklich alle Druckfehler derfelben auf den 11 Seiten richtig angegeben hat. Gewiß werden Sie noch eine Menge nicht angezeigter finden, und wenn Sie diefe dann der Redaktion einfenden, fo werden Sie fich um diefe, wie um bie Lefer der Forſt- und Jagdzeitung ein großes DVer- dienft erwerben, wofür Shnen beide gleich dankbar fein wer- den. Das tägliche Anfehen der Bäume nutzt aber feinem Menfchen etwas und ift ein gar nicht zu Duldender Müßiggang. F. Nun, wenn ich denn den ganzen Beftand nicht erhalten kann, fo laffen Sie mir wenigftens Die beiden alten — 2 — ſchönen Eichen, unter denen ich mir die Sitze zurecht gemacht habe. Sie find beide noch geſund und Fräftig, fie haben einen fo herrlichen Altbau, daß mir ein Forftftudent, der hier durchpaffirte, fagte, daß fie ſchon hundertmal gemalt und lithographirt fein würden, wenn fte nur im Thiergarten bei Berlin oder im englifchen Garten bei München ftänden. Solche Prachtbäume erziehen wir ja doch nicht wieder, T. Es thut mir leid, aber auch darauf Fann ich nicht eingehen, obwohl ich die beiden ſchönen Bäume felbft gern erhalten möchte. Sch habe aber deshalb eine Berechnung angelegt; die Zahlen, die ich dabei erhalten habe, geftatten das jedoch nicht, Zahlen aber lügen und fchmeicheln nicht, das ift ein unbeftrittener Sag aller Nationalöfonomen. Ein- mal verzinfet der jährliche Zuwachs faum den Erlös, der Daraus zu erwarten ift, mit 1 Procent; Das ift aber fein Zinsfuß, zu dem man werbende Kapitale im Nationalhaus- halte belegen fann. Wenn ich dann das Berhältniß des Stammdurchmeffers zum Kronendurchmefler bei der gegen— wärtigen Die der Jahresringe für 120 Jahr berechne, fo befomme ich eine Schirmfläche, auf der die dreifache Holz: maffe in Kiefern oder Fichten in derfelben Zeit gezogen wer- den Fann. Wie wäre es gegen das frierende Proletariat, wie gegen feine gewählten Mandatarien in den Kammern zu verantworten, wenn man bie durch das GStehenbleiben beider Eichen verloren gehende Holzmaffe dem Vergnügen opfern wollte, fie anzufehen. Nein, niemals werde ich das Volkswohl meinem Bergnügen zum Opfer bringen! F. Nun denn, fo lebt wohl, meine alten fchönen Baͤume, ich kann euch nicht mehr fchügen, die Formeln und Zahlen find mächtiger als ich und alle die, welche euch lie ben, Nur im Laboratorio wird man in euren Elementar— ftoffen euch betrachten, unter dem Mifroffope euch ſtudiren, —_— 28 — aus euren zerfägten Stöcken einen normal beftandenen Wald fonftruiren, und auf dem Papiere werdet ihr dann vielleicht noch fortleben, im Bücherrepofitorio wird man die Sage von eurem Dafein feftftellen fonnen. Ihr werdet feinen müden Waidmann mehr in eurem Schatten ruhen fehen, feinen Tau- ben mehr eine Wohnung bieten, Fein Reh mehr belaufchen; auf eurer Stätte werden grau-grüne Kiefern ftatt deſſen Naupen füttern. Lebe wohl, mein fchöner Wald, du haft allen Unbilden der Menfchen und der Natur Fräftig wider: ftanden, aber den Formeln mußt du erliegen, Erflärung. Es gehen dem Herausgeber eine folche Menge von Ein- fendungen aus dem Großherzogthum Heffen und den benach— barten Gegenden zu, die alle gegen den Heren Geheimen Ober- Forftrath Freiherrn von Wedefind gerichtet find, daß, wollte er fie alle aufnehmen, die Kritifchen Blätter eine befondere Abtheilung erhalten müßten, der man die Heber- ſchrift Wedekindiana geben fönnte. Der Herausgeber muß aber den Einfendern darauf erflären, daß er einmal anonyme Zufendungen gar nicht berüdfichtigen ann, daß er aber felbft auch andere, mit der Namensunterfchrift höchſt achtbarer Männer verjehene, zurückgelegt hat, wovon er hier die Gründe mittheilen will. Der verdiente Herr von Klippftein hat in Bezug auf die Angriffe durch Hern von Wedekind vollftändige Satisfaftion erhalten. Es ift ihm die größte Anerfennung durch die achtbarften Großherzoglichen Forftbeamten gewor- den und Herr v. W. ift felbft zu Kreuze gefeochen und hat erklärt, daß er gerade die VBerdienfte des Heren von Klipp- ftein nicht beftreite, fondern nur die „unendlich vielen.” Welche jümmerliche Rolle er dabei fpielt und wie erbärmlich eine folche Entfchuldigung ift, nachdem er im Januarhefte der Forſt- und Jagdzeitung von 1851 erflärt hatte, daß es ihm an Material fehle, die Frage zu beantworten, welche Berdienfte Herr von Klivpftein ſich um die Hefftfchen — 265 — Forften erworben habe, das mag der Beurtheilung jedes rechtlichen Mannes, der irgend noch Chrgefühl hat, über— lafien bleiben. Wir betrachten diefe Sache als abgemacht fo daß wir jede Aufnahme von Zufendungen, in denen fie weiter vorgelegt wird, ablehnen müfjen. Dann ift der edle Freiherr aber auch fein fo wichtiger Mann in der Literatur, oder in Bezug auf die Verdienfte, die er fih um die Forften eriworben hat, daß man veranlaßt fein fönnte, mit feinen SBerfonalien die Spalten dieſes Jour— nals zu füllen. Auf den Aufruf in demfelben, daß fich nun auch Diejenigen melden möchten, Die über dieſe Ausfunft ge- ben fonnen, hat fich fein Menfch weiter gemeldet, als der edle Freiherr felbit; Fein Anderer wollte etwas Davon wiſſen. Diefer felbft hat allerdings feine Verdienfte in einem Auflage in den neuen Sahrbüchern fehr gerühmt, ob aber dadurch fein Ruf als Forftwirth einen beffern Geruch erhalten hat, kön— nen wir zwar nicht entjcheiden, ed wäre aber gegen ein al- tes bewährtes Sprüchwort, nach dem das Selbftlob nicht im- mer gut riechen foll, Was die Würdigung der Schriften des edlen Freiheren und den Werth der von ihm herausgegebenen Zeitjchriften be- trifft, jo muß e8 dem Bublifo überlaffen bleiben, das End- urtheil darüber zu fällen. Es wird fich dies darin ausfpre- chen, ob man den Jahrbüchern und der Forſt- und Jagd— zeitung mehr Theilnahme fchenft, oder den Kritifchen Blättern. Wenn diefe jo wenig Werth haben und fo gefunfen find, wie der edle Freiherr behauptet, fo wird der Heraus- geber wahrjcheinlich bald von dem Verleger davon benach- richtigt werden. Bis jest ift davon aber noch feine Anzeige erfolgt, und es hat fich im Gegentheile die Verbreitung dieſes Sournals fortwährend vergrößert, Die felbft durch die hohen Berwaltungsftellen vieler deutfchen Staaten befördert wird. = 266 — Ob dies Herr von Webdefind von den von ihm her: ausgegebenen Zeitfchriften auch behaupten Fann, wird er eben- falls am ficheriten von den Berlegern derfelben erfahren kön— nen. Derfelbe ift übrigens in einem großen Irrthume be— fangen, wenn er glaubt, daß der Herausgeber darum gegen die Jahrbücher eingenommen fei, weil fie ihn an der Erlan— gung der in den Krit. Blättern erftrebten Alleinherrfchaft hinderlih find. Daß der Herausgeber eine folche nicht er ftrebt, gehet wohl fchon daraus hervor, daß er die Anficht hat, daß eine gute Bewirthichaftung der Forften immer nur den lofalen Berhältniffen angepaßt werden kann. Da er Diele nun aber fo vielfach gar nicht Fennt, jo fann er ja auch fich nicht zum Alleinherrfcher in unferm Sache aufwerfen wollen. Dazu eignet ſich entfchieden der edle Freiherr viel befier, denn der fennt die Alpenwirthichaft und die Erziehung der Zürbelfiefer fo gut und befier als die Leute, die ſich viele Jahre lang damit befchäftigten, ebenfo die Wirthichaft in den Oft- jeeländern, wie Mecklenburg u. |. w. Auf eine folche uni- verjelle Bildung macht der Herausgeber nicht den allerent- fernteften Anfpruch. Im Gegentheile fühlt er den Mangel an derfelben recht Tebhaft und hat jchon darum immer jedes neue Sournal, welches lokale Gegenftände behandelt, wills fommen geheißen und e8 empfohlen, wenn Dies irgend mög— lich war, weil er immer etwas Neues daraus Fennen lernte, die Lücken in feinem Wiſſen ergänzen fonnte, Gr tritt hierdurch auch fo bereitwillig als feierlich Die Anfprüche auf die Alleinherrfchaft in der deutfchen Forftwirth- Schaft und Forftwififenfchaft an den edeln Freiheren ab und winfcht, daß dieſer bei feinem Leben wie nadh feinem Tode den erfehnten Thron recht lange zieren möge, Er muß, um diefen zu erlangen und zu erhalten, nur möglichit das Re— ben in den Berfammlungen, die Theilnahme an dem Befuche — DE des Waldes, das Schreiben von Büchern und die Heraus: gabe von Zeitfchriften vermeiden. Was die Nechtfertigungsgründe betrifft, wodurch Herr von Wedekind die Aufnahme folder elenden Lückenbüßer, wie Druckfehlerverzeichniffe, Witterungsberichte u. f. w., in Die Forſt- und Jagdzeitung entjchuldigt, indem er behauptet, daß manche Lefer daran ein Interefie haben könnten, fo ift freilich der Gefchmad ſehr verfchieden, und man kann über denfelben nicht ftreiten; doch dürfte die Zahl derjenigen wohl nicht groß fein, denen diefe Koft behagt. Die Entfcheidung, ob unfer Tadel ein gerechter oder ungerechter war, muß aber. jedenfalls dem Leſer überlaſſen bleiben, san fh * Be a Ei er rer Ma a u. WERE: Bu me sul . ra 4 u, — re A Pe rs FR vn Sri hin ha Seh ige re Aubeknihd * — MARIN RR Ta as Reue din —— Dir EI 6 13 NEL EN ZT oilinns auui schirgis de selon A ER a te ah A ee aa Wa rer ae ne Bu N j RENT tn Fu ai Ba Fe an EN ee ra N — ————— Mir ey re‘ R "Pape, Da SE PERS > EEE ee ee MIR u Alien er ee Dr re a u Fe er e rce een, 1 Veen + \ J in “- — — [2 Ri v4 * Eu = 3, Kritifche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, in Verbindung mit mehreren Forſtmännern und Gelehrten herausgegeben von Koͤnigl. Preuß. Ober-Forſtrathe und Profeſſor, Direktor der Koͤnigl. Preuß. hoͤhern Forſt-Lehranſtalt, Ritter des Koͤnigl. Preuß. rothen Adlerordens 2. Klaſſe m. Eichenl. und des Kaiſ. Ruſſ. St. Annenordens 2. Klaſſe, ſowie Kommandeur des Königl. Sardiniſchen Mauritius- und Lazarus-Ordens. Einunddreißigfter Danr. Zweites Heft. Leipzig, Baumgärtner’s Buchhandlung. 1852, Da 32 a Aue ‚nindR, wei ÜR imisonliE mar * JIuinäll, ds zigter AMoın Kimlannal I Ha NsR avi Au SAmriıäntuns;ad An »AuitiiuodE mhtinited Igin Un Satin — — | J Er — 1 sun —D V er N ts ER 2 Biguis® — null rue . ‚SaBL- ii ‚7 Inhaltsanzeige. I. Recenſionen. 1. Fleiſcher, die Lehre vom Keimen. 2. Schönheit, der fich ſelbſt belehrende Korfibotanifer 3. Maſſaloup, Katechismus der Forftbotanif 4. Schule, die Forftbenugung 5. Derhandlungen des Schlefifchen Forfivereins 1851. I. Abhandlungen. Don den Bortheilen der Waldfervitutablöfung, wenn der Be: rechtigte auf diefelbe anträgt . Befchreibung des Lieper Neviers (Fortfegung.) Erörterung einiger Gegenftände der Forfttaration. Borbemerfung Veberficht des verfchiedenen Berfahrens hei Seffeltung ı des nachhaltigen Ertrages Die Holzbeitandsfarte Die Altersklaffentabelle . { j Das Lächerliche zu ausgedehnter Sale Die Borausberechnung der Durchforftungen Pflanzenphyfiologifche Aphorismen. BB der Klefernäfte - - .. en, Aenderung des Wuchſes der Kiefern im Shaiten Seite 1 14 17 18 27 39 94 144 156 174 195 200 205 214 216 Ueber die Epaltigfeit der Kiefer . Die Menge des Samens in einem Scheffel en Das Wachen der Kiefernzapfen und ihre Reife . Bemerkungen über die Rinde der Kiefer — Hat das Alter der Eichen einen Einfluß auf den Gehalt der Rinde an Gerbſtoff III. Mancherlei. Die Kiefer im Urgebirge und in ten Kalfalpen . Der Holzertrag der Wälder in Niederöiterreih Die Regie des K. K. Nied.zöfter. Waldamtes feit 28 Jahren Große Biume in Bandiemensland . Zur Bertilgung der Maifäfer . Die Erziehung der Weißtanne im un. von Kr . Beihädigung der Eichen: u. Buchenfaaten durch Eichhörnchen und Singvögel Sit das Rennthier in Deutichland einhe miſch ER Sehnſucht nah den Bergen Forft-Bolizei-Straf-Berordnung vom 25. . Dftober 1851. Seite 219 222 225 228 230 234 237 239 240 241 251 255 256 258 260 1. Recenſionen. 1. Beiträge zur Lehre von dem Keimen der Samen der Gewächſe, insbejondere der Samen öfonomifcher Pflan— zen. Don Dr. Fleiſcher, Brof. an der Königl. Würtemb. land- und forftwirthichaftlichen Afademie in Hohenheim. Stuttgart bei Gebrüder Mäntler. Bea), ©, Das Buch beichäftigt fich allerdings nur mit dem Keimen des Samens der öfonomifchen Gewächſe, da aber das— jenige des Holzjamens im Allgemeinen nicht verfihieden ift, jo werden einige Mittheilungen aus Demfelben unſern Le— fern vielleicht nicht unwillfommen fein. Die Keimfähigfeit des Samens gehet der vollfomme- nen Reife etwas voran. Wie viel, läßt fich aber nicht ge— nau beftimmen. Unumgänglich nöthig fcheint aber zu fein, daß der Embryo den größten Theil der Samenfchale oder der Kernhöhle ausfüllt, womit gewöhnlich eine gewifle Dich- tigkeit oder das Verſchwinden des Sameneiweißes zuſam— mentrifft. Die Pflanzen aus nicht ganz reifem Samen find nicht fchwächer als die aus folchem, welche aus vollfom- men reifem gezogen worden find. Am rafcheften feimen die Samen, welde eine mittlere Neife erhalten haben. Kritische Blätter 31. Bd. I. Heft. A A Hierzu mögen einige Erfahrungen mitgetheilt werden, die der Referent bei den Holzſämereien, befonders bei dem Kieferfamen, gemacht hat. Der noch nicht vollfommen reife Samen hat allerdings ſchon Keimfähigfeit, keimt jogar ſehr raſch, wenn man ihn augenblickllch in die Erde bringt; aber wenn er austrodnet und längere Zeit auf- bewahrt wird, verliert er Diefe weit früher als derjenige, welcher eine ganz vollfommene Neife erhalten hat. Auch wird die Aufbewahrung des erftern weit fchwieriger, Da er eben fo ſehr gegen die Selbiterhigung ald gegen das zu ftarfe Austrocknen gefchügt werden muß. Wenn man daher nicht fo ſehr ängſtlich Hinfichtlich der vollfommenen Reife bei Ulmenfamen zu fein braucht, den man unmittelbar nach der Sammlung ausfäet, fo wird doch bei Birkenſamen, ber bis zum folgenden Frühjahre, oder bei Nadelholzjamen, der noch länger aufbewahrt werden fol, in dieſer Beziehung eine größere Vorſicht anzurathen fein. Das raſche Keimen wird übrigens, bei gleicher Temperatur und gleichem Feuchtigfeits- grade, wohl mehr von dein Grade des Austrocdnens abhän— gen, als von dem der Neife, Iſt dieſe leßtere ſehr vollftäns dig, jo hat der Same gewöhnlich fchon einen Theil feiner natürlichen Feuchtigfeit verloren und feimt dann fpäter. Bei Samen, die in feſten Hüllen eingefchloffen find, ift dies we- niger der Fall, und darum keimen fie früher. Es ift ja eine befannte Erfahrung, daß Eichen und Hainbuchenfame, wenn man ihn nicht mit dem Eintritt der Neife pflückt und in Die Erde bringt, gewöhnlich ein Jahr überliegt, ehe ex aufge- bet, daß aber die Pflanzen im nächſten Frühjahre erjcheinen, wenn man diefe Vorfiht beobachtet. Kiefernfame in der er- ften und zweiten Hälfte des Oltobers gepflüdt und augen- bliclich gefüet, jowie er zwifchen den etwas geöffneten Schup— pen herausgebracht werden fonnte, ging unter gleichen Ber: u di u häftniffen am neunten Tage nach der Saat ebenfo gut auf, als der aus Zapfen, die im Januar und Februar gefam- melt worden waren, Beider Same brauchte aber eine laͤn— gere Zeit zum Keimen, wenn man ihn bis zum März und April austrodnen ließ. Bei den in den erften Tagen des Dftoberd gefammelten Zapfen blieben dann auch ſchon Die Mehrzahl der Samenförner ganz zurüd, “ Was das Alter der Samen betrifft, in welchem Die Keimfähigfeit erlifcht, fo führt der Verf. eine Menge Bei: fpiele von den ©etreidearten an, welche darthun, daß Diele bei einer dafür pafjenden Behandlung ihre Keimfraft fehr lange erhalten. Weizen und Erbfen bei egyptifchen Mumien gefunden Feimten noch und gaben reichlich und gute Früchte, Ebenſo Maiskörner aus alten Gräbern der Peruaner, wie eine Menge anderer Sämereien. Für die lange Dauer Der Keimfraft der Samen von vielen Gewächfen, wenn die Luft bis zu einem gewiffen Maße ausgefchloffen wird, hätte der Berf. aber auch wohl noch die Erfeheinung anführen können, daß bei abgehofzten, früher dicht beſchattet geweſenen Schlägen, wenn ſie der ſtarken Einwirkung der Luft aus— geſetzt werden, plötzlich eine Menge Gewächſe, wie Erdbee— ren, Himbeeren, viele Unkräuter in ungeheurer Menge er— ſcheinen, ohne daß es auch nur denkbar iſt, daß ſie aus friſch angeflogenen Samenkörnern entſtanden ſein könnten, da die Pflanzen, die fie liefern konnten, in der Nähe ganz fehlen. Senecio vulgaris erjcheint in vielen Gegenden jedesmal Furz nach einer vorausgegangenen Locerung des Bodens, und verfchwindet bis auf die legte Spur, fobald der Boden wie- der feft geworden ift. Kann man die Samenförner vor je- der äußern Eimwirfung der Luft, der Feuchtigkeit und Wärme bis zu einem Grade abjchließen, daß dadurch eine Berände- rung der Befchaffenheit des Samenforns verhindert wird, fo 42 — Do wird fich auch ihre Keimfraft lange erhalten. Schließt man die Samen in eine luftleere blecherne Büchje, wie die grü— nen Gemüfe ein, bewahrt fie bei einer gleichmäßigen Tem— peratur in einem trocknen Naume, fo wird man jelbit Eicheln mehrere Jahre mit voller Keimfraft erhalten können, die fie befanntlich bei der gewöhnlichen Art der Aufbewahrung ſehr ſchnell verlieren. Es iſt eine bekannte, auch vom Verf. angeführte That— ſache, daß alte Melonen-, Gurken- und Kürbiskerne ſogar beſſere und reichlichere Fruͤchte liefern als friſche. Eine an— dere noch weniger beantwortete Frage iſt aber die: ob nicht auch die Samenarten, welche von Natur ihre Keimfähigkeit früh verlieren, ſchwächlichere Pflanzen geben, wenn ſie dieſe zwar noch beſitzen, jedoch ſchon in geringerem Maße, ſo daß ſie länger in der Erde liegen, ehe ſie aufgehen? — Man wird viele alte erfahrene Forſtmänner treffen, welche behaupten, daß, wenn auch alter Kiefern- und Fichten— ſame noch aufgehet, er doch immer ſchwächliche Pflanzen erzeugt. Das beruhet aber ſicherlich auf einer Täuſchung. Wenn dieſer alte Same zu derſelben Zeit geſäet wird, wie der friſche, ſo gehet er ſpäter auf, weil er längere Zeit be— darf, ehe er keimt. Natürlich haben dann die davon her— rührenden Pflanzen eine kürzere Zeit zum Wachſen und wer— den deshalb im Herbſt ſchwächlicher und auch weniger ge— eignet fein, den Gefahren der Dürre, des Froſtes u. |. w. zu widerftehen, als die Fräftigen in. längerer Zeit gut auf gewachjenen, Es dürfte deshalb auch rathſam fein, alten Na- delholzfamen, wenn man ihn überhaupt noch für Feimfähig hält, früher, wo möglich fchon im Herbite, zu ſäen, damit er zeitiger aufgehet, Nechnet man aber das ab, fo giebt alter Same, fobald er überhaupt noch Feimfähig ift, gewiß ebenfo gefunde und kräftige Pflanzen wie friſcher. Man bat mit — — Fichtenſamen, der acht, neun und noch mehre Jahre alt war, Saaten gemacht, aus denen die ſchönſten und Fräftig- ften Beftände erwuchſen. Derfelbe bedurfte aber zum Keis men einer günftigeren Witterung und befonderd mehr Feuch— tigfeit als frifcher Same. Ueber die Dauer der Holzfämereien ift nichts bemerft, weil überhaupt in den Büchern wenig davon zu finden ift, was fich auf eine gründliche Unterfuchung diefes Gegenftanz des ſtützte. Das ganze Buch ift denn doch mehr noch eine Sammlung und Zufammenftellung defien, was andere Na— turforfcher über diefen Gegenftand gefagt haben, und eine Mittheilung des Erfolgs mehrerer Experimente, um Die Keimung Fünftlich zu befchleunigen oder in präparirtem Bo— den zu beobachten, als das NRefultat der Beobachtungen in der freien Natur. Man fann e8 mehr als Produkt eines fleißigen Bücherftudiums und des Erperimentirens bezeich- nen, als das der Beobachtung der Natur, ein Urtheil, was feinen Werth und feine Brauchbarfeit durchaus nicht herab- feßen fol. Es ift auch ein Verdienft um die Wiffenfchaft, wie um das große Bublifum, wenn fich Jemand, der des Gegenftandes ganz mächtig ift, wie der Berf., fich Die große Mühe giebt, die in vielen Schriften zerftreuten Erfahrungen und Urtheile kritiſch zufammenzuftellen und fie in faßlicher Weife dem Publikum mitzutheilen, was dieſe Studien nicht in dem Maße treiben kann, um fte ſelbſt aufzufuchen, und Died auch noch durch Experimente au prüfen jucht. Einen hö- bern Werth) legen wir für die Praris aber immer darauf, wenn die Ginwirfung der verfchiedenen Art der Aufbewah- rung des Samens, des Bodens, wie er in der Wirflichfeit vorkommt, nicht aber Fünftlich gemifcht wird, der Witterung, nicht der Befruchtung mit fremden Stoffen, aus der Erfah- rung nachgewiefen wird. Das, was ung der Derf. liefert, = u find mehr gelehrte Stubenftudien als in der Land» und Forft wirthichaft gemachte Erfahrungen, darum haben fie auch mehr Werth für die Wifjenfchaft als für die eigentliche Praxis. Dann wäre ed auch wohl zu wünfchen geweien, daß man in Hohenheim, wo man fo viel Kräfte und Mittel, die Foritlehrer auch wohl Zeit genug haben, gründliche Unter- juchungen darüber anftellte, bei welcher Art der Aufbewah- rung fih die Holzfämereien am längften halten, und wie lange man auf dieſe mit Sicherheit rechnen fann, wenn fie in einer ganz zweckmäßigen Art erfolgte, und daß ſich das Buch nicht blos auf die Getreidearten befchränft hätte. Was über das Keimen bejchädigter Samen gejagt wird, übergehen wir mit Etillichweigen, da es für den Forſtwirth gar fein praftiiches Interefie hat. Dagegen ift das inter- eſſant, was über Die Einwirfung der Temperatur auf das Keimen mitgetheilt wird. So wie eine angemefjene Wärme für dafjelbe unerläßlich ift, fo verhindert eine zu große daſ— jelbe und vernichtet fogar in furzer Zeit die Keimfähigfeit. Sn den Tropengegenden und unter dem Mequator erhigt fich der Boden bis zu Al und 45 R., ja felbit bis 480. Dabei fönnen unfere Getreidearten aber nicht mehr feimen und ſchon darum nicht mehr in diefen heißen Gegenden ge— baut werden. Im Miftbeete feimen fchon viele Sämereien nicht mehr, wenn ma die Erde bis zu 32—34° erwärmt, fondern verfaulen. Noch weniger Wärme fünnen fie beinahe ertragen, wenn man fie längere Zeit in das Waffer taucht, Samenarten vom Getreide und von Hülfenfrüchten verlieren ihre Keimfähigfeit, wenn man fie auch nue 15 Minuten in Waſſer einweicht, was eine Temperatur von 50! R. hat. - Eine trodne Wärme halten fie dagegen weit lünger aus. Duhamel fand, daß felbjt Roggen, der 24 Stunden lang einer Wärme von ION, ausgeſetzt war, um die Larven des — J — Kornwurms zu tödten, ſeine Keimkraft noch nicht verloren hatte. Dazu muß indeſſen doch bemerkt werden, Daß ber abgedarrte rigaifche Roggen, der doch wohl faum Diefer Wärme ausgefegt wird, in der Negel nicht mehr keim— fähig ift. Uebrigens bleiben fich natürlich die Samen hin- fichtlich der Wärme, Die fie ertragen fünnen, nicht gleich, dies hängt vielmehr von ihren Beftandtheilen ab. Wir möch- ten hinzufegen, und noch mehr von der Länge der Zeit, welche fie einer höhern Temperatur ausgefegt werben, Die Einwirfung der Wärme auf die Keimfähigfeit des Samens fommt vorzüglich bei unfern Feuerdarren, auf de— nen der Same ber Kiefer und Fichte gewonnen wird, zur Sprache. Viele Forfhwirthe find der Anficht, daß man hier die Wärme nicht über 32 bis 35 RN. fleigern dürfe, wenn man fich nicht der Gefahr ausfegen will, die Keimfähigfeit zu vernichten. Das ift entfihieden ein Irrthum. In der Neuftädter Eamendarre wird die Wärme der Darrftube bis zu 45° gefteigert, wenn das Darrgefchäft befchleunigt werden fol, ohne daß jemals der Same darunter gelitten hätte. Es fommt dabei nur darauf an, daß er diefer Wärme nicht zu lange ausgelegt wird, um nicht zu fehr auszutrocknen. Da diefe Darre fo eingerichtet ift, daß der Same, jowie er au den Schuppen gebracht wird, gleich in einen fühlen Raum fällt, fo fünnte man noch einen weit höhern Grad von Wärme geftatten, ohne Nachtheil davon fürchten zu dürfen, “Dies gefchiehet aber nicht, weil dann der, welcher in dieſer Darr— ftube das Kehren und Wenden der Zapfen beforgen muß, in diefer zu großen Wärme nicht arbeiten fönnte, Auf einer Samendarre, bei der man den Samen, ber ausgefallen ift, zu lange der Einwirfung dev Sonnenftrahlen ausjegt, ver: dirbt der Same noch eher als auf einer gut conftruirten Teuerdarre, > Die Wirfung der niedrigen Temperatur oder des Fro— ftes ift eine jehr verfchiedene, je nachdem der Same ganz trocken ift oder Feuchtigfeit in fich aufgefogen hat. Trockne Samen fönnen einen ſehr hohen Kältegrad ertragen, ohne ihre Keimfähigfeit zu verlieren, bei nafjen gehet fie bei einem weit geringeren verloren. Das it jchon von den Eicheln befannt. Solche, die noch nicht gefeimt haben, erfrieren, gut abgetrodnet und gegen Näffe geſchützt, niemals, Verlieren fie ihre Keimfähigfeit, fo ift das zu ftarfe Austrodnen daran ſchuld. Eicheln, die im naffen Boden liegen und aufquellen, wohl gar fchon feimen, erfrieren bei ſtarkem PBlattfrofte regel— mäßig. Bei den Bucheln ift das ganz derfelbe Fall, und das Vermodern derfelben in ftarfen Laubfchichten, wo fie kei— men und plagen, viel Feuchtigkeit in fich aufnehmen, ift im— mer Folge des Erfriereng, erſt der Fleinen Keime und dann des ganzen Samenforns. Die Einwirkung des Lichts auf die Keimung ift nad allen angeftellten Unterfuchungen eine ſehr geringe, Im All— gemeinen fcheint es aber doch, als wenn diefe raſcher und befier im Dunfeln erfolgte als bei voller Beleuchtung. Die Eleftricität Scheint Dagegen den Keimungsproceß zu befördern , wie es denn Überhaupt eine befannte Erfahrung ift, daß dadurch die Vegetation bejchleunigt wird, Um die Samen zur Keimung zu bringen, ift ein ge: wiffer Temperaturgrad des Bodens, der Zutritt der atmo- fphärifchen Luft und eine pafjende Feuchtigkeit nöthig. Ueber die Menge der Wärme, wie es der Verf, bezeichnet, welche die verfchiedenen Samen dazu bedürfen, ift hier leider nichts mitgetheilt, und doch ftehet Schon durch die Erfahrung feit, daß dev Temperaturgrad, bei dem die Keimung angeregt wird und der Keim fich weiter entwideln kann, unliugbar ein verſchie— dener ift. Ahornſamen feimen jchon bei einer Temperatur, iR die dazu für den Kiefernfamen nicht hinreicht. Einen noch höhern Temperaturgrad verlangt der Afazienfame. Eichel und Buchel feimen bei einer niedrigern Temperatur als die Birke und Ulme, Bei den Samenarten, welche eine Erd— bedefung ertragen, bewirft eine ftärfere die fpätere Keimung, weil fich der dazu erforderliche Temperaturgrad erſt fpäter im Frühjahre einer größern Tiefe des Bodens mittheilt, da Die mittlere Tagestemperatur nur nach und nach von den tie fern Erdfehichten angenommen wird. Das Minimum der Wärme, die erforderlich ift, um unfere Holzfämereien zum Keimen zu bringen, ift noch nicht ermittelt worden; e8 wäre daher fehr wünfchenswerth, daß darüber Verſuche angeftellt würden, da dies für den praftifchen Forfthaushalt nicht ohne Intereſſe ift. Umftändlih dagegen theilt der Verf. die Erfahrungen mit, die man binfichtlich der Einwirfung der Luftarten und Dämpfe auf den Keimungsproceß gemacht hat. Der Zutritt der atmofphärifchen Luft ift unerläßlich, um ihn anzuregen und zu unterhalten. Same in Wafler eingelegt, was mit Del übergoffen ift, um den Zutritt der Luft abzuhalten, keimt fo wenig als folcher im luftleeren Raume; dazu ift der Sauerftoff der Luft unentbehrlich ; auch wird die Gefchwin- Digfeit des Keimens durch Die größere Menge von freiem Saueritoff ungemein befördert, Wenn eine Gasart noch den achten Theil ihres Volumens an Sauerftoff enthält, fo fann auch der Same darin noch keimen; felbft noch weniger genügt; wenn aber die Menge des Sauerftoffs fich fo ver- mindert, daß er nur noch !/a2 des Volumens beträgt, ift Dies nicht mehr möglich, Jeder lufttrockne und reife Same enthält noch Waſſer, bald mehr, bald weniger. Nach Göppert's und anderer Naturforſcher Unterfuchungen fol er dies durch Austrocknen — 10 — verlieren können, ohne daß die Keimkraft erliſcht, die in ganz trocknen Samen zwar ſchlummert, aber wenn ſie wieder das nöthige Waſſer in ſich aufnehmen, wieder erwacht. Dies mag der Fall bei manchen Samenarten ſein, bei andern iſt es aber nicht richtig, wie die Erfahrung in unſerm Forſt— haushalte lehrt. Eicheln, die ſo vollſtändig ausgetrocknet ſind, daß ſie in der Schale klappern, keimen ſo wenig mehr als Kiefernſame, bei dem derſelbe Zuſtand eingetreten iſt. Die Waſſermenge, die der Same zum Keimen bedarf, iſt aber ein beſtimmte; eine zu große iſt demſelben nachtheilig. Das iſt auch der Grund, warum die im Waſſer aufbewahrten Ei— cheln ihre Keimfühigfeit in der Regel verlieren. Sie neh— men eine zu große Menge Waffer in fich auf, was man fchon an dem Aufichwellen derjelben und dem Platzen der Schale erfennen kann und verlieren Dadurch diefe. Auch ſelbſt wenn man das zu viele Waller ducch vorfichtiges Austrocknen wieder entfernt, erwacht diefe in der Regel nicht wieder. Daſſelbe gilt aber nicht vom Schwarzerlenfamen. Dieſer fann den ganzen Winter hindurch bis zum fpäten Frühjahr im Waſ— fer gelegen haben und er bleibt vollfommen feimfähig. Nur wenn man ihn dann ganz austrocdnen läßt und längere Zeit aufbewahren will, verliert er dieſe viel früher als der aus den Zapfen trocden ausgeflengte Same. Die Verſuche, die man angeftellt bat, um das Keimen ber Samen in wäſſerigen Löſungen zu verfolgen, und deren Re— ſultate hier mitgetheilt werden, übergehen wir, da fie für den Forſtwirth fein praftifches Intereffe haben. Ein folches würde allerdings vorhanden fein, wenn ſich Aler. v. Humboldt's frühere Entdefung mehr betätigen follte, daß das wäfjerige Ehlor (flüjlige orydirte Salzfäure) Samen zur Keimung brin- gen fann, die man bei der gewöhnlichen Behandlung als nicht mehr feimfähig betrachten muß. Die Reſultate der u DE Berfuche, die man damit in diefer Beziehung angeftellt hat, find aber noch zu abweichend, als daß man veranlaßt fein fönnte, diefes Mittel bei alten, nicht mehr feimfähigen Samen im Forfthaushalte anzuwenden, Menn der Verf. hier jagt, daß drei bis vier Jahr alter Fichtenfame gewöhnlich nicht mehr feimt, dagegen eine Menge gelunder Pflanzen gegeben habe, wenn er vor der Ausfaat angefeuchtet, dann aber mit frifch gelöfchtem Kalfe gemengt würde, fo müfjen wir ihm dazu bemerfen, daß gut behandelte Fichtenfame von Diefem Alter ftets noch als vollfommen feimfähig angefehen werden fann.*) Daß die fo vielfach angepriefene und in mancherlei Art vorgefcehlagene Samendüngung bis jegt noch wenig Er- folg gehabt hat (und auch wohl niemals haben fann), wird auch hier nachgewiefen, Das, was über das Verhalten des Bodens zum Kei- mungsprocefje gefagt wird, kann man nur für ſehr unvoll- ftändig und mangelhaft erklären. Wenn man die Bedin- gungen des letztern betrachtet, fo läßt fich fchon von vorn- herein erfennen, daß der Boden für ihn am günftigften fein muß, in dem fie am vollftändigften erfüllt werden. Ein fol- cher, der leicht erwärmt wird, der Luft freien Zutritt geftat- tet und dabei noch die erforderliche Feuchtigkeit behält, muß für die Keimung günftiger fein, als ein falter, feiter und den Luftzutritt ausfchließender Tihonboden, der mit Waſſer überfättigt if. Sowohl bei diefem, wie bei dem folgenden Abjihnitte, der von der Jahreszeit handelt, worin der Same am Teichteften keimt, teitt recht deutlich die mangelhafte Verarbeitung des reichen zufammengetragenen Stoffes herz *) Sm Sahre 1851 ift 8 Sahre alter Fichtenfame in der Forſt— Inſpektion Schleufingen im Thüringerwalde ausgeſät worden und hat ſich noch Feimfühig gezeigt. u Mi —— vor. Nach unferer Anficht wäre die zweckmäßigſte Benugung dejjelben die gewelen, daß man die Anfichten und Nefultate ber Unterfuchungen fo vieler hier angeführten Naturforicher über jeden einzelnen der hier behandelten Gegenjtände zu— jammengeftellt, ſie Fritifch geftchtet und fie Durch gleiche eigne Verſuche allenfalls vervolljtändigt hätte, um daraus erft Die Theorie des ganzen Keimungsprocefjes und der Einwirfung aller dabei betheiligten Kräfte und verfchiedenartigen Berhält- niffe zu entwiceln, dadurch Regeln für die Behandlung des Samens zu bilden und zugleich die Nichtigfeit derjelben duch die fchon in Diefer Beziehung von Andern mitgetheilten Erfahrungen zu belegen. Ein eignes felbitftändiges oder Fri- tiſches Urtheil des Verf. vermißt man aber jehr häufig, und das Buch hat daher theilweife das Anfehen erhalten, als wäre es nur der Abdruf von Kolleftaneen, die der Verf. zu feiner eigenen Belehrung auszog, und die er nun dem Pub— likum mittheilt. Das fann, wie wir fchon bemerft haben, einen relativen Werth; haben und das Buch kann Dadurch ein belehrendes ſein, aber einen eigentlich praktischen kann man ihm unmöglich beilegen. Die eignen Verfuche des Verf., die am Schluffe des Buchs mitgetheilt find, befchränfen fich auf die Wirfung der Samenbeizen und das Keimen in Bo— den, ber fünftlicy mit verfchiedenen Stoffen gemifcht wor— den ift, was wenigjtend für und Forſtmänner Fein Inter eſſe hat. Ueber die Tiefe, in welcher der Same im Boden noch feimt, find nur noch wenige und ungenügende Berfuche ge- macht worden, fo daß man in diejer Beziehung für Die ver- ſchiedenen Samenarten noch feine beftimmten Angaben machen fann, zumal da dies nach der —— des Bodens ſehr verſchieden iſt. Die Schnelligkeit des Keimens bleibt ſich ſelbſt bei Sa— men, der zu gleicher Zeit von ein und derfelben Art gefam- melt und gleichmäßig aufbewahrt wurde, nicht gleich. Das ift fchon von den Holzfaaten befannt, Die nicht blos in der Kegel felten ganz gleichzeitig aufgehen, fondern von denen zuweilen ein Theil der Samenförner erft im folgenden Jahre feimt, während der übrige Theil fchon in demfelben Früh— jahre aufging, wo er gefäet wurde. Nach unfern Erfahrun- gen entjcheidet Über Die Schnelligfeit des Keimens, nächft der Witterung und Bodenbefchaffenheit, vorzüglich der Grad Des Austrodnens des Samens. Diefer fann aber, bei anfcheinend ganz gleicher Art der Aufbewahrung, ein fehr verfchiedener fein, Wird der Same über einander gefihüttet oder in Sä— en aufbewahrt, fo trocknen die auf der Oberfläche des Hau— fens liegenden Körner weit rafcher und ftärfer aus als Die: jenigen im Innern defjelben, und gehen dann auch ungleich auf. Für diefe Bemerfung Spricht, Daß die Zeit des Kei- mens ftets defto ungleicher fein wird, je älter der Same ift. Samenförner, die gleich, fowie fie Die erforderliche Reife erlangt haben, ganz frifch in die Erde gebracht werden, gehen immer gleichmäßig auf und niemals liegen fie bei günftigen Bodenverhältnifjen und gemügender Feuchtigfeit über. Nur bei einem fehr trockknen Frühjahre bemerft man Dies wohl auch bei frifchem Eamen, was dann aber von der unglei- Ken Feuchtigfeit des Bodens herrührt. Daß dieſe Schnel- ligfeit des Keimens aber fehr verfchieden ift nach den Samen— arten, ift jedem Menfchen befannt, weniger aber wie fie fich in Diefer Hinftcht ordnen laſſen. Unter den Holzarten kei— men Aspen und Weiden am früheſten. Säet man dieſe gleich bei der Neife, fo erhält man, wenn die Saat die paſ— fende Feuchtigfeit hat, fehon oft am fechften Tage Bilanzen. Auch der Ulmenfame keimt fehr raſch. Wird aber der Kei— mungsproceß ducch zu große Wärme und durch Feuchtigkeit —— Din widernatürlich befchleunigt, jo erhält man kraftloſe und nicht ausdauernde Keimlinge, Die einzelnen Bemerkungen, die wir diefer Anzeige in Bezug auf Die Holzfämereien beigefügt haben, die leicht noch ſehr hätten vermehrt werden fünnen, wenn e8 der Raum ge— ftattete, den wir Diefer Anzeige nur einräumen fönnen ſol— len nur darthbun, daß es ſehr leicht gewefen wäre, Das Buch, welches eine Menge interefjanter Mittheilungen aus andern Schriften. enthält, auch für den Forſtwirth benugbarer und für die Praxis werthvoller zu machen. Wir bedauern, daß es nicht geſchehen iſt, denn die Mittel dazu Fonnten in Hohenheim und der Nähe fehr unterrichteter Forftmänner gar nicht fehlen. 2. Der fich ſelbſt belehrende Forſtbotaniker. Ein zu— verläjfiges Hülrsbuch zur leichten Unterjcheidung und wifjenjchaftlihen Benennung aller in Deutjchland von der Donau bis zur Nord» und Djtjee wild oder allgemeiner Fultivirt vorkommenden holzartigen Gewächle, von F. C. 9. Schönheit, Pfarrer zu Singen im Fürftenthume Schwarzburg-Rudolſtadt. Weimar 1851, bei Voigt. IV. 215 ©. Henn der Verf. diefes Buches ihm den Titel gegeben hätte, der fich jelbit belehrende Holzbotanifer, ftatt Forſtbotani— fer, fo wäre derjelbe wohl richtiger gewefen. Der legtere foll außer den Holzpflanzen auch wohl noch die andern Gewädhle fennen, die ihn als Unfräuter in der Holzzucht behindern, die zur Charafteriftif des Bodens dienen oder Torf anzei- gen. Die alten Jäger verlangten fogar eine Kenntniß ber — MH = Pflanzen, die das Wild vorzüglich liebt. Der Verf. ber jchränft ſich aber ausschließlich auf die Erfennung der Ge— wächfe, die einen holzigen Stengel haben, obwohl viele der- jelben für den Forftwirth weniger wichtig find, als mande andere Pflanzen. Möchte dies jedoch fein, denn der Verf. kann mit Recht fagen, daß beinahe alle unfere Lehrbücher in denfelben Fehler verfallen, und fich dadurch in dieſer Be— ziehung rechtfertigen. Aber darin ftimmen alle überein, Daß das bloße Erkennen eines holzigen Gewächfes noch feinen Forftbotanifer macht, daß dieſer vielmehr auch Den paffenden Standort, das Vorfommen der Hölzer überhaupt, ihren Bau, ihr Leben u, f. w. fennen muß. Darüber enthält aber diefer belehrende Horftbotanifer nichts, denn er begnügt fich, einige botanifche Kennzeichen anzugeben und ift in diefer Beziehung jogar noch unvollftändiger, als eine gewöhnliche Flora, die Doch in der Pegel den Standort der Pflanzen an- giebt. Wir wollen als Beifpiel, wie er die wichtigften Bäume behandelt, das anführen, was er darüber von eini- gen außer den botanischen Kennzeichen mittheilt. Kiefer oder Föhre. Bekannter fehr verbreiteter Wald- baum, am wuch&hafteften auf Sandboden, aber auf den höch- ten Gebirgen feinen Wuchs verändernd oder fehlend. Na— deln bleibend, zahlreich und gewöhnlich zerftreut an den jun gen Zweigen, Zapfen 1/2 bis 2 Zoll lang. Variüirt felten mit in quirligen Abſätzen ftehenden Nadeln. Fichte. In Wäldern, befonderd gebirgigen Gegenden, ftrichweife fehlend,, ftrichweife große Beftände bildend. Blü- thezeit Mai. Langfchäftiger, mit der Weißtanne an Höhe wechjelnder Baum, mit fchmalzpyramidalifcher Krone und im Alter grauröthlicher Ninde, Blätter dicht um Die Zweige ge: ftellt, aber zum Theil feitenwendig, hellgrün, bei dem Trock— nen leicht abfallend, Zapfen bis 6 Zoll lang, mit bleibenden — 1b — Schuppen. — Variirt mit hell» und dunfelfarbigen Zapfen, nicht merklich vorfpringender, fchneppenartig vorfpringender Spite der Schuppen, fowie mit fchlaff herabhängenden Zweigen, Wir ftellen es dem eignen Urtheile unferer Lefer ans heim, ob ihnen als Forftwirthen diefe Mittheilungen von der Kiefer und Fichte genügen? Von feinem andern Baume find fie vollftändiger, Dann aber wird das Buch auch ficher nicht einmal dem Lefer, der fonft feinen Unterricht in der befchreibenden Botanik gehabt hat, in den Stand fegen, ein holzartiges Gewächs darnach bejtimmen zu fünnen, da feine Kupferta- feln dazu gegeben find, um die einzelnen Theile der Pflan— zen, nach denen er fie bejtimmen foll, fennen zu lernen. Die bloße Erläuterung der Kunftausdrüde, die ald Einleitung gegeben ift, genügt dazu nicht, es gehört auch Die Anſchau— ung, und wo möglich eine Demonftration an den Gewädh- fen ſelbſt dazu. Wir fünnen unfer Urtheil über das Buch daher nur dahin abgeben, daß es für junge FKorfimänner, welche Forſt— botanif ftudiren wollen — denn für diefe iſt es wohl zus nächft beftimmt — wohl kaum brauchbar fein und einen Werth haben dürfte, und daß dieſe befjer thun, fich aus ir- gend einem andern der befannten Lehrbücher Der Foritbo- tanif die Kenntniß der Holzpflanzen zu erwerben. Selbſt für den Zwed, den der Verfaſſer ausfchließlih vor Au— gen zu haben fcheint, find die Schriften von Hayne, Wil denow und anderen Botanifern empfehlenswerther, 3. Katechismus der Forftbotanif, von J. V. Maffa- loup. Mit 46 in ven Tert gevructen Abbildun— gen. Leipzig, Verlag von Weber, 1852. X. 242 ©, Die Zeiten der Forftfatechismen find vorüber. Seder Menfch begreift, daß wenn man die Frage voranftellt: Womit beginnt man die Kenntniß der forftlich wichtigen Holzpflan— zen? — dies nichts Anderes ift, als wenn man fagt: Die Kenntniß der forftlih wichtigen Holzpflanzen beginnt mit ꝛc. Oder wenn es heißt: Welche Eichenarten fommen in unfern Forften am häufigften vor? fo kann die Beichreibung der Eiche ebenfo gut damit beginnen, daß man fagt: Sn unfern Forſten kommen folgende Eichenarten am häufigften vor ıc. Gewiß wird ſich auch fein Menfch reizen laffen, um eines folchen Aushängefchildes willen, und weil er dadurch zu dem Glauben veranlaßt wird, das Buch fei in der Katechismug- form faßlicher und belehrender als in der eines Lehrbuchg, dafjelbe zu faufen, Er würde auch bei diefer ganzen werth— lofen Kompilation, Die aus einigen befannten Büchern zu— jammengetragen zu fein feheint, gewiß in feinen Erwar— tungen ſehr getäufcht werden. Es ift eins der erbärmlichften Produkte der Büchermacherei durch Menfchen, die von den Gegenftänden gar nichts verftehen, über die fie fchreiben, Die wir in der neuern Literatur haben, Blos die eingedrudten Abbildungen find zu loben, die unfere befannten Holzarten darftellen. Wahrfcheinlich find fie auch N daß Kritifche Blätter 31. Bd. I. Heft. se. u der Verleger, der fich befanntlich vorzugsweiſe mit der Hers ausgabe illufteirter Werke befchäftigt, überhaupt das Buch hat drucken laffen. 4. Die Forftbenugung im Geifte der Zeit, einjchlieh- lich der Holztechnologie, von 3. C. F. Schultze. Kajlel bei Hotop. 1852. V. 412 ©, Herr Forftfefretäv Schultze, welcher fchon früher ein Lehrbuch der reinen Forſtwiſſenſchaft herausgegeben hat, be— ſchränkte dies auf die Walderziehung, Forftbetriebsregulirung und Forftpolizei, ließ aber die Lehre von der Forftbenugung Dabei unbeachtet. Er findet nun aber, daß dies früher ge- jchriebene Lebrbuch einen mangelhaften Erfolg gehabt hat und viele Lücken darin unausgefüllt geblieben find. Er jagt Darüber in der Vorrede wörtlich: „Das Fehlfchlagen des fraglichen Verfahrens hatte feis nen ganz erflärlichen Grund darin, daß ber bloße Gedanfe einer zu verändernden Korftbenugungslehre, weldyer mir vor: jchwebte, bis dahin noch nicht zur vollendeten Idee fich erho- ben hatte. Das desfallfige Wollen ftand noch nicht feſt.“ „Daß das Vorliegende nicht mehr genügen Fonnte für Gegenwart und Zufunft, war mir wohl Har geworden — aber das Beſſere, was dafür an die Stelle zu fegen, be— trachtete ich zu jener Zeit noch zu gering und mehr ale untergeordnet. Dffenbar ein großer Irrthum, welchen die noch zu große Befangenheit im Beltehenden erzeugte, — RE der indeſſen nachgerade einer befjern Einlicht Raum gemacht hat. Pfeil's gewiß nicht unberechtigte Klagen über das Tehlen fo manches Wichtigen des Forftwefens in unfern vorhandenen Lehrbüchern Haben endlich die Sehner- ven zu voller Thätigfeit angeregt.” Der Verfaſſer dieſes Buchs gefteht alfo felbft, daß ihm dieſe Blätter, deren Aufgabe er dem Herausgeber in feinen literarischen Berichten wiederholt anräth, da er altersfchwach geworden fei, doch dadurch noch nützlich geworden find, daß feine Sehnerven zu voller Thätigfeit angeregt wurden. Diefe freundliche Anerfennung ermuntert denn auch den Herausge— ber als Referenten zu dem Berjuche, die Sehnerven Des Hern Schule noch etwas zu ftärfen, Damit er einfehen lernt, daß das Wollen, eine neue Doktrin aufzuftelfen, allein noch nicht gegnügt, fordern daß auch das Können Dazu gehört, und daß, wenn auch der Gedanke, eine zu ver— Andernde Forftbenugungslehre aufzuftellen, fich bei ihm bis zur vollendeten Idee erhoben hat, Diele wenigfteng nicht im vorliegenden Buche realifirt worden ift, Da e8 durchaus nichts enthält, als lauter befannte, aus andern Büchern zufammen- gejchriebene und in diefen ſchon beffer gefagte Dinge. Das einzige Neue darin ift die Aufführung der im Walde vor- fommenden Schwämme, und der Kochrecepte, wie fie bereitet, in Braten, Hachees, Nagouts, Fricaffees und Suppen vers wandelt werden ſollen. Wir fürchten aber, daß derjenige, welcher Diefe Kochrecepte benußt, ebenfo unverdauliche Ge— richte für den Magen erhält, als die Bücher, Die Herr Schultze ſchreibt, ſchon wegen feiner fonfufen Echreibart für den Geift ungenießbar und unverdaulich find, Von dem ganzen übrigen Inhalte aber verpflichten wir ung ben Be- weis zu führen, daß auch nicht ein neuer Gedanke, nicht eine einzige unbefannte Thatfache darin enthalten if, Die 32 — Mi: frühere Anfiht des Herrn Verfaffers, daß die Lehre der Forftbenugung etwas ganz Ueberflüffiges fei, was recht füg- ih aus einem Lehrbuche der Forſtwiſſenſchaft hinwegblei— ben fünne, war unfehlbar eine ganz richtige , fobald er die— felbe in dieſer Art behandeln und darftellen wollte, In der Einleitung ftellt ev zuerft die Bedingungen einer guten Holzerziehung auf, die gar nicht hierher gehören. Da- bei fpielt denn wieder die frühe und ftarfe Ducchforftung, fo daß jeder Baum von dem früheften Alter an den vollen Wachsraum erhält, eine große Rolle. Damit noch nicht zufrieden, widmet er wieder auch im eriten Abſchnitte 128 Seiten der Holzproduftion, auf denen er weitläuftig von Holzanbau im Allgemeinen, der Wahl der Holzart, derjenigen der Betriebsart, der Art des Holz- anbaues, der Pflege des Holzes bis zur Ernte und vom Bo— den handelt, was Alles jchon in feiner Holzerziehungslehre enthalten ift und gar nicht hierher gehörte. Wenn Herr Schultze vielleicht behaupten follte, Daß e8 gerade Das Neue und Gigenthümliche feiner Forftbenugungslehre fei, daß er darin feine Anftchten über Holzerziehung nochmals vortra- gen wolle, da fie nach den gemachten Erfahrungen, wie er in der Vorrede felbft gejtehet, nur einen mangelhaften oder richtiger gar feinen Erfolg gehabt haben, als er fie in be- fondern Schriften geltend zu machen fuchte, jo fann man dies in gewiſſer Beziehung allerdings nicht beftreiten. Allein einmal ift es auch wieder gerade feine neue Erſcheinung, daß viele Schriftiteller ihre Bücher ſelbſt nachdruden, und dann fragt es fih auch noch, welchen Werth; die Xejer auf diefe Neuerung in einem Lehrbuche der Horftbenugung legen ? — Der zweite Abſchnitt ift ſehr unrichtig überfchrieben: u N. „Produktion der Nebennugung.” Denn er befchäftigt fich gar nicht wie der erfte, worin von der Erziehung des Holzes gehandelt wird, mit der Erziehung und Erzeugung der Baum- früchte und Holzfäfte, des Grafes, der Waldbeeren u. f. w., wie man nach der Weberfchrift denfen fünnte, — mit Aus— nahme der Schwamm » oder Bilzfultur, die allerdings ge- [ehrt wird, — fondern es werden nur einige Gegenftände mit unendlicher Breite aufgeführt, die gewöhnlich unter Die Ne- bennußgungen gerechnet werden. Dabei werden aber wichtige Nugungen, wie der Torf, ganz mit Stilffehweigen übergan— gen, andere, wie das Streufammeln, mit großer Einfeitigfeit behandelt, indem der Verf. unter feinen Umftänden daffelbe geftatten wil, Was nusen folche Uebertreibungen hinficht- lich des Nachtheils, der dadurch im Walde entftehet, wie z. B. ©, 164, wo mit geiperrter Schrift die Behauptung aufgeftellt wird: daß auf einer Stelle, wo das Laub auch nur einmal weggenommen wird, niemals wieder eine recht- liche (2) Laubdede erfcheint! In vielen Ländern haben die Forftbeamten nicht nur die Verwaltung der Torfitiche, fon- dern fie ſollen auch da, wo dies nicht der Fall ift, we- nigftens Darauf aufmerffam machen, ob nubbarer Zorf im Walde vorhanden iſt; man fann oft mit Torfbrüchern Brennholzgerechtſame, ſelbſt Streugerechtigfeiten ablöjen; wäre es denn nun wohl nicht zweckmäßiger gewejen, das Köthige Uber die Torfgewinnung und Torfbenugung in das Buch aufzunehmen, als auf 17 Seiten alle mögli- chen Schwämme, werthlofe, wie giftige und eßbare, aufzu— zählen? Der Verf. legt zwar hohen Werth darauf, daß die Schwämme im Walde vermehrt werden, jagt auch ©. 225: „Bir Forftmänner fünnen fogar dies allein machen.” Schwer: lich dürfte aber das Nationaleinfommen aus den Wäldern bedeutend erhöhet werden, wenn ftch die Forſtmänner auch auf u — das Eifrigſte mit der Schwammkultur befchäftigen, indem fie die Hüte der eßbaren Altern Schwämme mit dem Stode zer Ichlagen und die einzelnen Stüde umberftreuen. Es dürfte Dies wenig zur Bermehrung der Schwämme helfen, denn die Grfahrung bei der Zucht der Champignons lehrt fchon, daß die Fünftliche Erzeugung der Schwämme nur möglich ift, wenn der Boden und die Wärme, der Feuchtigfeitsgrad der Luft und des Bodens dazu ganz günftig find. Wo Dies der Fall im Walde ift, ericheinen die Schwämme und Bilze von felbft, wo dies fehlt, wird man fie ducch Kunft nicht hervorbringen fünnen. Hierbei, wie überall, tritt die Befchränftheit und Ein- feitigfeit des Verf. hervor, der nichts kennt als die Forften von Braunfchweig und des angrenzenden Theild von Han nover, Wahrfcheinlich effen die armen Bewohner des Sol- lings viel Pilze und gleich erfcheint ihm die Pilzkultur höchft wichtig, und weil dort feine Torfbrücher find, glaubt er, daß der Torf den Forftmann gar nicht berührt. Diefelbe Einfei- tigfeit tritt bei dem hervor, was er über die Benutzung des Graſes in den Schunungen durch Eintreiben von Vieh jagt, wenn das Holz darin denfelben noch nicht ganz entwachfen iſt. Das kann allerdings im Harze an einzelnen Orten, befonders in Fichten, unbedenklich gefchehen, wollte man es jedoch in andern geftatten, fo würde man wenigftend im Laub— holze oft ſchlecht genug dabei fahren, wenn auch noch ſo viel Gras vorhanden iſt. Beſonders dürfte die Vorſchrift, welche der Verf. giebt (S. 265), die jungen Schonungen mög— lichſt früh, ſchon im Mai, aushüten zu laſſen, den jun— gen Buchen, Eichen, Ahornen u. ſ. w. wohl übel genug be— kommen. Erſt mit dem dritten Abſchnitte gehet der Verf. S. 227 zur wirklichen Lehre von der Foritbenugnng, Gewinnung und Berwerthung der Produfte tiber, denn das, was er über Die Produktion des Holzes und der Nebenerzeugniffe des Waldes fagt, kann man nur als eine Einleitung anfehen. Er er fennt dabei den Grundfaß für richtig an, daß das höhere Seldeinfommen den richtigen Maßſtab zur Beurtheilung einer zweckmäßigen Benutzung des Waldes giebt, verwahrt fich aber zugleich, daß er diefem Grundfaße diejenige Ausdehnung geben wolle, wie der Ref. (oder Herausgeber d. BI.) es ge— than habe. „Dieſer verlange nämlich, Daß man nur Dieje- nige Benugungsart einführen follte, unbefümmert um den höchften Materialertrag, welche das meifte Geld (nachhal— tig) eintrage. Solches Wollen (!) widerfpricht aber offen- bar dem, was der Verf, ſchon früher erörtert hat, indem er darftellte, daß die Lofalität den Ausschlag geben müſſe hin— fichtlich der richtigen Forſtbenutzung. Wenn Diefe nicht will, fo foll man’s wohl bleiben laffen, nur das zu erziehen, was Das meifte Geld einbringt.‘ Der Herausgeber hat fich bemühet, zu erforfchen, was Herr Schulge wohl eigentlich mit dieſem Sage für eine Behauptung aufftellen will, er geftehet aber, daß es ihm nicht gelungen ift, Died bejtimmt genug zu erkennen, um die— jelbe widerlegen zu können. Allerdings fan man, wenn man unterfucht, welche Holzart oder welcher Umtrieb den größten Geldertrag liefert, zu der Ueberzeugung kommen, daß eigent- ih ein Wald, der nichts als 140- bis 160jähriges Eichen nußholz bietet, das größte Geldeinfommen gewähren würde, die Lofalität will aber nicht, daß man dies erziehet, weil der Boden aus lauter armem Sande beftehet, oder der Wald im höhern Gebirge liegt. Daß aber fein Menfch feine Unter- fuchungen hinftchtlich der Waldzuftände, von denen der größte Geldertrag erwartet werden Fann, auch auf folche ausdehnen fann, Die gar nicht ausführbar und ganz undenkbar find, un Aa daß man fich bei ſolchen Erörterungen nur auf Diejenigen Holze, Betriebsarten und Umtriebszeiten befchränfen wird, un— ter denen man nach den örtlichen Verhäftniffen überhaupt nur wählen fann, wird Doch wohl nicht erft erwähnt zu werden brauchen, da e3 ſich ganz von felbft veritehet. Wollte man dieſe Beichränfung nicht ftillfchweigend vorausſetzen, fo würde man ja bei der Erörterung, in welchem Zuftande ein märfifches Kiefernrevier benußgt werden fünne, auch mit uns terfuchen müfjen, ob der Boden nicht befjer rentiren würde, wenn man ihn als Weidenheeger, oder zur Anlegung einer Kaffeeplantage, oder zur Erzeugung von Zuderrohr verwen det, Wir trauen Herrn Schulge zwar fehr viel zu, denn fein Wollen ift oft ein fehr fühnes, wenn fich eine vollen- dete Idee in ihm erhoben hat, wie er in der Vorrede fagt, wovon wir noch einige Beifpiele anführen werden; aber daß er Die Erörterungen über den vortheilhafteften Zuftand des Wal- des auch auf Die ganz unmöglichen Zuftände ausdehnen wird, glauben wir Doch nicht. Thut er das aber nicht, fo können wir auch den Sinn, den die angeführte Bhrafe haben foll, nicht herausfinden, Vielleicht wird er ihn fpäter in den lite- rarischen Berichten näher entwideln. Dann verftehet fich ja auch ganz von jelbft, daß, wenn man den nachhaltigen Geldertrag verjchiedener Waldzuftände mit einander verglei- chen will, man die Menge der zu verlilbernden Produkte, den Preis, zu dem man fie ficher verwerthen fann, den Werth) der zwar benugten, aber nicht für Nechnung des Waldbe- figer8 verfauften Waldprodufte richtig beftimmt. Welches ift denn nun aber die Lofalität, bei der dies Überhaupt nicht geichehen fann? — Nur wenn eine folche vorhanden ift, läßt fi) ein Sinn mit der Behauptung des Verfaſſers ver- binden. Wenn wir die Behauptung aufftellten, Daß in dem Buche on BE Se nirgends neue Anfichten oder Thatfachen mitgetheilt werden, jo müfjfen wir darüber noch den Beweis führen. Der Verf. fcheint die ganz richtige Anficht ald neu anz zufehen, daß man den Gefammtertrag des Waldes an Lefe- holz, Weide ꝛc. in Rechnung ftellen müfje, ohne Rüdficht darauf zu nehmen, wer ihn beziehet. Der Herausgeber glaubt aber die Priorität des Gedanfens für fich in Anfpruch neh— men zu fünnen, denn dieſe Anficht ift in dieſen Blättern und anderweitig ſchon ſeit längerer Zeit vielfach und um- ftändlich genug von ihm entwidelt worden. Die Anfichten über die VBortheile des räumlichen Stan— des des Holzes und des frühen ftarfen Durchforſtens rühren vom verftorbenen Cotta her; was ber die Ausführung der Durchforftung gefagt wird, ift fchon lange befannt und viel- fach ſchon befjer gelehrt. Die Zahlen, wodurch der Brennwerth oder andere Ei- genfchaften des Holzes bezeichnet werden, find aus andern Schriften entnommen; was über Berfohlung gefagt ift, kann ebenfo gut und bejjer in von Berg's Anleitung oder andern darüber erfchienenen Schriften nachgelefen werben. Manches ift auch nicht einmal richtig, wie 3. B. ber ver: fchiedene Gehalt an Gerbftoff in der Eichentinde, je nach— dem dev Baum jünger oder älter it; Vieles wird ſehr man- gelhaft behandelt, wie das Noden des Etodholzes, das Schaͤ— fen der Eichentinde, die Kenntniß der Schiffbauhölzer u. |. w. Das liegt wieder darin, daß der Verf, nur etwa das Nutz— holz fennt, was gerade in den Braunfchweigifchen Forſten bearbeitet wird. Wenn es nicht etwa einen dem Harze und diefen Forften eigenthümlichen Gegenftand betrifft, fo find wir erbötig, dem Verfaſſer überall fpeciell nachzu- weifen, aus welchem befannten und ältern Buche er das ——— Neue, was er nach ſeiner Erklärung in der Vorrede zum erſten Male dem Publikum darbietet, genommen. Dieſer Ab— ſchnitt iſt daher auch weit unvollſtändiger und mangel— hafter als Völker's Forſttechnologie, oder Jägerſchmidt's Holztransport und Floßweſen, oder andere Bücher, in denen diefelben Gegenftinde behandelt werden. Gigenthümlich und neu ift nur die Jdee, daß man überall, wo das Holz in der Ebene weit transportirt werden muß, die Flößereien, durch welche Dies bisher gefehen ift, eingehen laſſen fol, um da— für Eifenbahnen bis zum Walde hin zu bauen. Der Berf, muß doch wohl noch feinen rechten Begriff davon haben, was eine Eifenbahn anzulegen, zu unterhalten und an Be- triebsfoften für Ausgaben verurfacht, wenn er hofft, Diele allein duch den Transport von Holz und Steinen deden zu fönnen. Ueber die Vorrichtungen zum Transport des Hols zes in den höhern Gebirgen, wie man fie in Süddeutſch— land und den hohen Alpengegenden trifft, ift gar nichts ge— jagt, weil man fie im Harze nicht fennt. Zum Erfaß da— für wird aber gelehrt, wie man die Schwämme abbrechen und aus dem Gröbiten pugen muß, um deſto mehr im Korbe bergen zu können. Literaturnachweilungen find nicht beigefügt, obwohl dies 3. B. bei der ausführlichen Abhandlung von den Schwäm- men jehr wünfchenswerth gewejen wäre, von denen wir fehr jchöne und auch wohlfeile Abbildungen beftgen, nach denen man gewiß Die epbaren von den ungenießbaren und giftigen eher und bejier wird unterjcheiden fünnen, als nach den fehr mangelhaften Beichreibungen des Verfaſſers. Gewiß wird ed uns der Verf. Danf wiffen, wenn wir zum Echlufje der Anzeige diefes mit jo großer Anmaßung angekündigten und nach unferer Ueberzeugung doch fo werth— lofen Buches die Frage an ihn richten, worin denn eigent- ii e- lich das Neue beftehet, was in ihm enthalten fein fol, und die Vervollfommnung, die dadurch die Lehre von der Forft- benugung erfahren hat? Auf feinen Dank rechnen wir dabei darum, weil er dadurch eine Aufgabe für feine literarischen Berichte erhält, deren Loͤſung man mit einer gewiſſen Neu- gierde entgegen fehen fann, die fonft gewiß von feinem ihs ver wenigen Lefer gehegt werden dürfte, wenn einer derſel— ben ein neues Heft in die Hand nimmt, Wir fünnen es uns wenigftens gar nicht denfen, daß ein Menſch begierig ift, zu erfahren, was Herr Forſtſekretär Schulge zu einem der Artifel der Kritifchen Blätter oder der Forft- und Jagdzeitung fagt, Wunderbar aber ift e8, daß Herr Schulge für feine Bücher noch immer DBerleger findet, freilich immer neue, denn wer den Verſuch einmal mit einem Schulges fchen Geiftesprodufte gemacht hat, wird ihn fchwerlich noch- mals wiederholen. 5. Verhandlungen des Schlefischen Forſtvereins 1851. Breslau, Graß, Barth u. Comp. Berlagsbuch- handlung, VII. 376 ©. Auch auf Diefen Jahrgang der DVBerhandlungen des Schlefischen Forftvereind machen wir unfere Lefer aufmerk- fam, weil er viel werthvolle Beiträge enthält, fo daß er auch außer Schleften eine Verbreitung verdient. Er zeich- net fih vor manchen andern Bereinsfchriften nicht blos durch fein Volumen aus, fondern auch durch den Werth — vieler darin mitgetheilten Thatſachen und Abhandlungen. Damit wollen wir nun aber nicht geſagt haben, daß dies Volumen nicht hätte vermindert werden können, ohne daß deshalb zugleich eine Verminderung des Werthes zu fürch- ten gewefen wäre. Sp hätten vielleicht die ftenographifchen Berichte über die Verhandlungen zufammengezogen werden fünnen, wenn Dabei auch einige Artigfeiten und Schmeicheleien, welche fid) die Mitglieder unter einander darzubringen als verpflichtet anjehen, ausgefallen wären. Nicht jedes gefprochene Wort hat für das große PBublifum und die Lefer gleiche Wichtig: feit, und wenn man jest häufig Stenographen zu den Ver— ſammlungen zuziehet, jo dürfte man auf die dadurch be> wirkte Bollftändigfeit der Mittheilungen einen zu großen Werth legen. Dann fcheint der Herr Herausgeber Diefer Vereinsſchrift aber auch etwas willfürlich mit Diefen fteno- graphiichen Berichten umgegangen zu fein. So ift und von Mitgliedern des Vereins, die bei den Verhandlungen zuge- gen waren, und denen man wohl Glauben jchenfen fann, . mitgetheilt worden, daß der Herr Vereinspräfes außer dem Heren Waldmeifter Trampufch, welcher gegenwärtig war, auch noch den edlen Freiherrn Herren Geh. Oberforftrath v. Wedekind zur Aufnahme als Ehrenmitglied in VBorfchlag brachte, daß aber die Ehre, Lestern als folches aufzunehmen, einftimmig abgelehnt wurde, während man der Aufnahme des Herrn Trampufch durch Acclamation beiftimmte, Das von finden wir in den ftenographifchen Berichten aber nichts erwähnt. Eine unerfreuliche Debatte über die Aufnahme der Forft- Ihugbeamten in den Verein wäre dagegen wohl befjer wege geblieben, da fie nur die VBerwunderung des Auslandes er- regen kann. Dieſe können nicht al8 wirkliche Mitglieder zus — ME ie gelafjen werden, wie der Herr Bereinspräfes fagt, aus fehr erheblichen Gründen — doch werden fie als unentgeldliche Zuhörer zugelafien, wenn fie fich deſſen werth zei— gen (!!), damit fie Belehrung in den Berhandlungen fin- den. Aber auch dagegen proteftirte ein Mitglied, indem der Verein feine Lehranftalt fei, fondern ein Austaufch der An- fichten über Behandlung der Wälder, ihre Bewirthichaftung und Kultur, wobei der Verein felbft ebenfo wenig Vortheil von der Theilnahme der Forftfchugbeamten haben wurde, als dieſe felbft, da diefe, mit fehr wenig Ausnahmen, nicht Bildung genug befäßen, um den Berhandlungen folgen zu fönnen, und man zu Gunſten diefer Wenigen feine Aus» nahme machen könne. Gewiß werden fich fehr wenig andere Forjtwirthe für den Verſuch ausiprechen, eine folche Forftariftofratie herzu— ftelfen, die geradezu die untern Klaffen der Forftbeamten von der Theilnahme an ihrem Vereine ausjchließt, der die Ver— breitung von forftlichen Kenntniffen zum Zwede hat. Wenn fich der Vereinspräſes über den Ausdruck des Forit- und Sagdfalenders für Preußen beſchwert, Daß der Verein Die Forſtſchutzbeamten „ausgemärzt“ habe, fo wird er es vielleicht auch anftößig finden, wenn wir meinen, Das Jahr 1848 folle fie eher „eingemärzt” haben. Wir find gewiß Fein Freund Ddiefes tollen Jahres und möchten was Darum geben, wenn e8 ganz aus der Gefchichte Preußens und Deutfchlands geftrichen werden Fönnte, denn es hat ung viel Uebel und fehr wenig Gutes gebracht; aber daß man fich zuweilen an daſſelbe erinnert, ift darum Doch oft ganz gut, Nun fragen wir aber das verehrte Mitglied des Ber: eins, ob er fich im Juni des Jahres 1848 den Foritichuß- beamten gegenüber ganz auf denfelben Standpunft geftellt haben würde, als 1852? — 68 ift die Kluft zwifchen die— fen und den höhern Forftbeamten in Preußen jest ohnehin noch viel größer als in irgend einem andern deutfchen Lande, wenn auch gerade nicht fo groß als früher in den Sächſi— ſchen Laͤndern, wo die Bedienten der Oberforftmeifter För— ſter umd deren Kammermädchen Förfterinnen wurden, und dies zarte Derhältniß oft unverändert fortbauerte. Dies liegt darin, daß die Forſtſchutzbeamten niemald Nevierver- walter oder Forftmeiiter werden fünnen, ihr Schickſal aud) in mancherlei Beziehungen größtentheils in den Händen der Oberforſtmeiſter liegt. Died veranlagt denn wohl einen oder den andern der legtern, Daß er fich tiber die ihm untergeord- neten Förfter unendlich erhaben dünft, und daß er vergißt, daß der Oberforftmeifter fo gut Diener des Königs ift und Des Königs Rock trägt als. der Förſter, daß er das rein dienftliche Verhältnig auch zugleich auf das Brivatleben in einer Art Überträgt, wie e8 dem Geifte der Zeit, in der wir nun einmal leben, nicht mehr angemefjen ift, zumal da fich unter den Forſtſchutzbeamten oft ganz gebildete und jehr ach— tungswerthe Männer finden. Der Schleftfche Forftverein ift ein reiner Privatverein von Forjtmännern, welche das Bedürfnig fühlen, oder die auch wohl Außerlich zu diefem Gefühle veranlaßt werden, ihre foritlihden Erfahrungen und Anfichten einander mitzu- theilen und gegenfeitig auszutauschen, Wenn ein folcher Verein feine Mitglieder aufnehmen will, Die in irgend einer Art anrüchig find, fo iſt nichts darüber zu fagen. Man mag Darüber durch fpecielle Abjtimmung über jeden Einzelnen, der fih zur Aufnahme anmeldet, enticheiden, wie dies bei allen geichloffenen Gefellfchaften der Fall iſt. Aber eine ganze Klaſſe von Foritbeamten von einem foldhen wiffenfchaftli- hen Bereine grundiüglich blos darum ausfchließen zu wol: len, weil fie einen untern Grad in ber Forfthierarchie ein- — ME nehmen, halten wir entichieden für unzuläfftg. Dies um fo mehr, als gar nicht zu fürchten ift, daß ein folcher Andrang von Förftern ftattfinden fünnte, daß Dadurch die wiflenfchaft- liche Tendenz des Vereins gefährdet oder ein anderer Uebel— ftand herbeigeführt würde. Die Koften, welche die Theil- nahme an den Verſammlungen verurjacht, find, wenn wir auch felbft die regelmäßigen Beiträge unbeachtet laſſen wol- len, viel zu groß, als daß viele Förfter fie aufzubringen vermöchten. Stets werden nur die dem Berfammlungsorte zunächft wohnenden daran Theil nehmen fönnen, und von diefen nur diejenigen, die ein wirkliches Intereffe an den Ver- handlungen nehmen und fie auch zu benutzen wiſſen. Warum fol man nun foldhe Leute von der Mitgliedichaft ausſchlie— Ben. Daß fie ihre Zulaffung als Zuhörer nachfuchen und dDiefe von der Entfcheidung abhängig machen werden, ob der Herr Vereinsvorſtand oder deſſen Gtellvertreter erklä— ven, ob fie der Zulafiung werth find oder nicht, wird von nur fehr Wenigen zu erwarten fein, denn ein Gefuch unter diefen Verhältniffen deshalb anzubringen, verräth fein gro— Bes Ehrgefühl. Dann feheint es uns aber auch ein großer Irrtum des - verehrten Mitgliedes des Vereins zu fein, welches fich gegen die Zulaffung der Förſter erflärt, wenn daffelbe glaubt, der- felbe werde wenig Vortheil von der Theilnahme der Forft- ſchutzbeamten haben, das heißt alfo doch wohl, daß von diefen Feine beachtungswerthe Mittheilung zu erwarten fei. Warum folte nun ein folcher, der mit der Ausführung der Kulturen, mit der Infeftenvertilgung befchäftigt ift, der täg- lih in den Wald fommt und eine Menge Beobachtungen anftellen und Erfahrungen machen fann, Die einem Ober- forftmeifter vielleicht entgehen, weil derfelbe den größten Theil feiner Zeit am Schreibtifche zubringt, nicht auch etwas u Beachtenswerthes mittheilen fonnen? Der Herausgeber die— fer Blätter, ald Referent hat vielfach die Erfahrung ge— macht, daß man gerade von Förſtern, Köhlern, Holzhauern und andern Waldarbeitern im Walde am allermeiften lernen fann, und fragt dieſe daher immer am liebiten aus. Nun befcheidet er fich zwar, daß er fein Urtheil darüber hat, wie viel oder wie wenig das verehrte Mitglied auch wohl noch von Förftern lernen könnte; das hat er aber als hoher Vor— gefegter gewiß fchon erfahren, daß man nicht Alles, was man als folcher wünfcht, gerade immer befehlen fann und wohl hin und wieder auch ihren guten Willen in Anfpruch nehmen muß, wenn man mehr von ihnen verlangt, als eigentlich ihre Dienftpflicht mit fich bringt, und Daß «8 felbft dem Dienfte Vortheil bringt, wenn man mit ihnen auf einem guten Fuße ftehet. Sehr gut hätten auch wohl die Auszüge aus der Ale: mann'schen Schrift Uber Eichenfulturen u. |. w. aus den ftenographifchen Berichten wegbleiben Fönnen, da dieſe ja jeßt gedruckt vorliegt. Wozu diefer unnüge Nachdruck? — Wenn die Verhandlungen über die Alemann'ſchen Behaup- tungen, die 3. B. in Bezug auf den Fraß der Maifäferlar- ven mit Necht beftritten werden, mitgetheilt wurden, war Dies wohl genug. Intereſſant find die Mittheilungen über die in Ober: ſchleſien ſo häufig vorkommenden Beltände, worin Kies fern und Fichten gemijcht find. Diele Forftmänner find oft gegen dieſe Mifchung eingenommen, weil beide Holz: arten einen jeher verfchiedenen Wuchs haben, und die Kiefer die Fichte überwächſt und verdämmt. Diejelbe ift aber dar- um ſehr vortheilhaft, wenn fie in einer zwedmäßigen Art erfolgt, weil die Fichte eine vortreffliche Bodendefung in den fich lichtftellenden Beftänden bewirkt, wenn dieſe ein N höheres Alter erreichen follen, Man ift deshalb auch jest darauf bedacht, da, wo der Boden es geftattet, diefe Mir hung auch in den Theilen der Monarchie einzuführen, wo fie von Natur bisher nicht ftattfand, Dies ift gewiß etwas ſehr Zweckmäßiges, weil dadurch allein das Zurückgehen der Bodenfraft verhindert werden fann, was bei den hohen Um— triebözeiten der Kiefer in den Staatswäldern fonft unver— meidlich ift. Meberhaupt ift es eine erfreuliche Erfcheinung, daß die zuerft von dem Herausgeber in diefen Blättern in dev Düngerlehre angeregte Idee, daß wir bei der Bewirth— ſchaftung der Forften mehr auf die Erhaltung und Der: mehrung der Bodenfraft fehen müffen, als bisher, fchon vielfach Beachtung findet. Ein leſenswerther Auflab des Dberforftmeifters von Aurich in Pleß behandelt ebenfalls diefen Gegenftand, Mit der Behauptung defielben, daß man auf trodnem, ausgemagertem Boden zur Wiederherſtel— lung der Bodenfraft Schwarzerlen anpflanzen ſoll, find wir aber freilich nicht einverftanden. Die diefem Hefte einverleibten Aufſätze enthalten Mit- theilungen über das Biermans’fche und Buttlar’iche Kultur- verfahren, in denen wir nichts Neues bemerkt haben, Beob- achtungen über die Nachzucht der Buche in® den höhern Ge— birgslagen (dev gebrauchte Ausdrud Hochgebirge ift wohl ein umrichtiger, denn weder der Harz noch das Schleftiche Gebirge enthalten eigentliche Hochgebirge). Dann eine in- gerefjante Mittheilung über den Eichenwuchs in einem Re— viere des Oderthals (Beifterwig), was fich in Diefer Bezie- hung jo jehr auszeichnet. Ferner Auffäse ber Verkoh— lung, über Gegenftände der Gerwitutablöjung, Inſektenfraß und mehrere andere forftlihe Erfcheinungen. Sie haben natürlich nicht alle gleichen Werth und manche hätten wohl füglich wegleiben fonnen, gewiß aber wird der nord- Kritifche Blätter 31. Bd. II. Heft. C >. DR: oo deutfche Forftwirth Vieles darin finden, was ihn anregt und belehrt, | Wir halten den Schlefifchen Forftverein für ein Inftis tut, welches befonders bei den fehr großen und bedeutenden PBrivatforften der Provinz fehr viel Gutes fliften fann, und wünfchen, daß deren Befiger der Aufforderung des Herzogs von Ratibor Gehör geben mögen, um ihn mit den erfor- derlichen Geldmitteln auszurüften, damit er feine Wirkſam— feit immer weiter ausdehnen kann. Die Forftbefiger in Defterreich gehen darin mit gutem Beifpiele voran, 1. Abhandlungen, — — — Welche Vortheile muß ſich der Waldbeſitzer anrechnen laſſen, um danach die Entſchädigung zu gewähren, wenn der Antrag auf Ablöſung der auf dem Walde laſtenden Servituten von dem Berechtigten ausgehet? Sowohl nach der Gemeinheitstheilungsordnung vom 7. Zuni 1821, als nach dem Gefete vom 2. März 1850 ift in Preußen auch der Berechtigte befugt, die Ablöfung einer ihm in einem fremden Walde zuftehenden Berechtigung zu verlangen. Es ftehet in Diefem Falle aber dem Waldbe— figer, wenn er Provofat ift, die Wahl zu, ob er die Ent» ſchädigung, welche der Berechtigte für die Aufgabe feines Rechts zu fordern hat, nach Dem Nusungsertrage der Dienft- barfeit geben will, oder nach dem Wortheile, welcher ihm, dem Belafteten, aus der Aufhebung des Nechtes erwächft. Es ift von großer Wichtigfeit, befonders für die Staats— forftbeamten in Preußen, die Bortheile, welche ſich der Wald: befißer muß anrechnen laffen, wenn der Berechtigte ihn wi- der feinen Willen zwingt, das früher auf dem Walde la- ftende Necht abzukaufen, richtig beftimmen zu fünnen. Ein- mal fann dies überhaupt nur durch Forittechnifer gefchehen, da nur diefe im Stande find, zu beurtheilen, welchen Ein- fluß Die gefegliche Ausübung einer Berechtigung auf Die Bewirthichaftung und Benutzung eines Waldes hat, und in- wiefern durch deren Aufhebung der Ertrag deſſelben echöhet werden kann. Sie werden daher immer als Sachverftändige bei folhen Ablöfungen zugezogen werden müffen. Dann mehren fich aber auch, vorzüglich in den Staatsforften, dieſe 62 DE einfeitigen Anträge der Berechtigten auf Ablöfung in einem bisher noch nicht gefannten Maße, fo daß es Pflicht der Gigenthümer und Verwalter des Waldes ift, diefen gegen ungebührliche Forderungen derfelben zu fchügen, die oft aus Mangel an forftlihen Kenntniffen von den Ablöfungsbehör- den für begründet erkannt werden. Dies wird um fo mehr Pflicht der Staatsforftbeamten, als diefe Anträge, die im- mer nur gemacht werden, weil der Berechtigte feinen fpeciel- len Bortheil dabei verfolgt, oft feinesweges, wenn fie aus» geführt werden, den Gejammtertag des Bodens erhöhen, was doch der Zweck jeder Servitutablöfung fein fol, vielfach ihm fogar dadurch vermindern, Daß bedeutende Erträge, bie er früher durch das Lejeholz, die Weide, Gräferei u. ſ. w., lieferte, ganz verloren gehen, ohne daß deshalb. ein anderes oder größeres Cinfommen von ihm gewonnen werden Fann. Dieſe einfeitigen Anträge der Berechtigten auf Ablöfung ihrer bisherigen Gerechtſame haben ſehr verfchiedene Urſa— chen, wenn ihnen auch immer die allgemeine dee zu Grunde liegt, Daß ſie eine Entihädigung für Aufgabe ihres Nechts erwarten, die ihnen mehr Vortheile gewährt, als die fortges jegte Ausübung defjelben. Sie fann zuerft darin liegen, daß der Ertrag beffelben, wegen der in der neuern Zeit ſehr geimderten Wirthſchafts— verhältnifie und Zuftände des Waldes, fich ſehr ver mindert hat, fogar vielleicht ganz werthlos geworden ift. So hat die Waldweide für Prerde und Rindvieh vielfach für den Berechtigten oft gar feinen Werth; mehr, da diefer in Folge der Separation im Stande iſt, Stallfütterung einzuführen, die auch weit vorteilhafter für ihn it. Die Maftnugung bat durch Einführung des Kartoffelbaues, durch die vermehrte Körner: erzeugung und Die verminderten Maitbäume und Maitjahre, vielleicht nur noch in einigen Gebirgsgegenden eine Bedeu— ar BE: 2 tung; in Landftrichen, wo der Aderbau die Mittel zur Stall: maft liefert, wird fie oft gar nicht mehr benußt. Das Le— jeholz bezahlt oft, gefammelt, faum das dazu aufgewendete Arbeitslohn. Auch die Walditreu fann von größern Grund: befigern, die eine geregelte Sruchtfolge einführen können, nicht blos fehr gut entbehrt werden, fondern fie bezahlt dann oft auch nicht einmal die Sewinnungsfoften, Es iſt natürlich, daß die Berechtigten, welche einfehen, daß ibnen aus der Ausübung ihrer Berechtigung eigentlich gar Fein wirflicher Gewinn erwächft, Darauf denfen, fie jo vortheilhaft als mög- lih an den Waldeigenthümer zu verfaufen, indem fie auf Ablöfung antragen und ihn nöthigen, fie für Aufgabe der- jelben zu entjchädigen, Eine andere Urſache dieſer Anträge ift häufig Die Hoff- nung, bei der Ablöfung folche vortheilhafte Gefchäfte zu ma— chen, wie von den Berechtigten vielfach bisher, befonders dann gemacht wurden, wenn der Waldbefiger auf diefelbe antrug und nach dem vollen Nusungswerthe der Berechti- gung entjchädigen mußte, Es ift dabei vielfach vorgefom- men, daß nach der frühern gefeslichen Beftimmung, Die aber jest aufgehoben worden ift, Die Weidegerechtfame in raumer Angerweide abgelöjet werden mußte, die, in Kulturland ums gewandelt, oft den vier- und mehrfachen Ertrag gab, als die frühere Weidenugung. Ebenſo wurde die Entichädigung für Aufgabe einer Lejeholzberechtigung oft fo berechnet, daß die Berechtigten dafür SKlafterholz faufen fonnten, indem die Gewinnungsfoften gar nicht oder nur jehr gering in Abzug gebracht wurden. Dies war ihnen natürlich lieber und bes quemer als die Ausübung ihrer Berechtigung, um fich da- durch ihren Brennholzbedarf zu verichaffen. MWeberhaupt läßt fich wohl nicht in Abrede ftellen, daß. vielfach befon- ders die Stantsforiten bei dieſen Servitutablöfungen verlegt — SE m wurden, weil ihre Vertretung gegen bie Angriffe der Oefo- nomiefommiffarien ungenügend war. Ein ebenfalls fehr oft vorfommender Grund des Anz trags auf Ablöfung ift die Hoffnung, für Aufgabe des Nechts eine Geldentſchädigung in Kapital oder Nente zu erhalten, über die anderweitig disponirt werden kann. Befonders die ärmern Berechtigten find beinahe immer bereit, wenigftens ihre Bau— und Brennholzberechtigungen auf diefe Weife zu verfaufen, indem fie dabei gewöhnlich von der Anftcht ausgehen, daß fich das, was fte bedürfen, ſchon auf eine andere, wenn auch nicht ganz rechtliche Art, werde befchaffen laffen. Selbft folche Nutzungen, welche die ärmern Landbewohner aus dem Walde beziehen, die zu ihrer Exiſtenz beinahe unentbehrlich find, werden Diefelben fehr oft bereit fein, gegen eine baare Geld: entſchädigung aufzugeben, weil fte darauf rechnen, daß ihnen in den Staatsforſten zulegt doch wieder Nugungen zuge: ftanden werden, wäre e8 auch nur gegen einen ganz gerin- gen Zins, wenn e8 fich zeigt, daß fte ihnen unentbehrlich find. Sie rechnen darin auch ganz richtig, denn wenn man heute auch einer ärmern Dorfichaft in unfern Waldgegenden ihre Holz= oder Weidegerechtfame durch Zahlung eines Ka— pital8 abfauft, fie aber in Jahr und Tag nachweilt, daß fie weder Holz noch Weide befigt, auch erfteres nicht kau— fen fann, fondern ftehlen muß, wenn fie nicht erfrieren foll, was bleibt dann übrig, als ihr von neuem Lefeholzzettel für einen ganz geringen Zins zu überlaffen, die für den Walb- eigenthümer ganz werthloje Waldweide ihnen wieder einzu— räumen! Diefe Leute find mit ihrer Eriftenz oftmals auf die Theilnahme an den Nutzungen und Erträgen angewie- jen, die der Wald liefert; man kann fie zehnmal abfaufen, fte werden das Kaufgeld jedesmal mit Danf empfangen, man wird ihnen Diefelben aber immer wieder von Neuem einräumen müffen. u u Zulegt fommt e8 aber auch wohl vor, daß die eigent- lichen Berechtigten, die Befiger der Altern Grundftüde, zu denen die Berechtigung gehört, das Servitut weniger be- nugen, als die neu aufgebauten Leerhäusler, die Einlieger, die Tagelöhner und das eigentliche Stadi= oder Dorfprole- tariat, welches zwar gar fein Recht hat, da8 man aber aus vielfachen Nücdfichten nicht von der Tiheilnahme an diefen Nugungen ausschließen kann. Gerade diefe ärmere Volfsflaffe beziehet dann gewöhnlich den größten Ertrag von diefen Brennholz, Weide- und Streuberechtigungen. Sie fann aber nicht an der Entjchädigung Theil nehmen, wenn eine Ablöſung eintritt, und deshalb juchen fich Die eigentlichen Be- techtigten duch Diefe von den unbefugten Theilnehmern zu befreien. Es ift für die Verwaltung der Staatsforften von gro— Bem Intereſſe, die eigentliche Urfache des Antrags auf Ab- löfung, wenn Diefer von den Berechtigten ausgehet, ken— nen zu lernen, indem es theilweife davon abhängt, ob man denfelben vielleicht freiwillig durch Anerbieten eines billigen Bergleiches entgegenfommt, oder nur gezwungen durch ein volftändiges Ablöfungsverfahren darauf eingehet. Die Siatsforftverwaltung foll und wird niemals bei einer Ser: vitutablöfung den einfeitigen Gefichtspunft verfolgen, nur das fisfalifche Intereffe ausschließlich zu berückſichtigen, fon- dern immer den höhern der Beförderung der Bodenkultur im Allgemeinen, der Herftellung des größten Gefammtein- fommens vom Boden, gleichviel, wer es beziehet, Nur nach dieſer Anficht kann die Bewirthfchaftung der Staatsforften richtig geleitet werden; der Zwed, den Forftfaffen die größte Einnahme zu verichaffen, ift nicht blos ein untergeordneter, jondern fönnte auch oft zu ſehr falfchen Maßregeln die Ver- anlafjung fein. Wenn nun 3. B. die Weideberechtigten auf — MD — Ablöſung antragen, weil ſie Stallfütterung einführen wol— len, die Streuberechtigten feinen Werth mehr auf die Wald- ftreu legen, weil der geänderte Wirthjchaftsbetrieb fie ent- behrlich macht, jo ift das ganz etwas Anderes, als wenn die Leerhäusler und Koffäthen ihre Brennholzberechtigung ver- faufen wollen, blos um ein Geldkapital oder eine Geldrente zu erhalten, und dann ihren Holzbedarf vielleicht zu ftehlen. - Im eriten Falle wird man gem auf die Ablöfung eingehen, im andern ſich ihr gewiß mit Recht widerfegen, jo lange dies Überhaupt möglich ift. Dann wird man ferner, wenn man die Veranlaflung zu dem Antrage fennt, auch fich wohl ohngefähr ein Urtheil Darüber bilden fünnen, welchen Werth; der Berechtigte auf die bisher von ihm bezogene Nutzung legt, und für. welchen Preis er fie dem Waldeigenthümer wohl freiwillig, im Wege des Bergleichs, überlaſſen wird. Ein folcher ift, wenn der Waldeigenthlimer überhaupt glaubt, eine Entichädigung für Aufgabe des Rechts gewähren zu fünnen, immer wünſchens— werth, denn nirgends ift das Sprüchwort: ein magerer Ver: gleich ift beffer als ein fetter Proceß! richtiger als in Be— zug auf Servitutablöfungen, weil bei diefen, wenn fie voll ftändig vor den Behörden durchgeführt werden follen, of die Koiten des Verfahrens weit größer find, ald der Werth, des ganzen Objefts. Beſonders find diefe für den Fisfus oft ſehr bedeutend, da die Koften der Vermeſſung und Bonitirung des Waldes nach $. 16, des Gejeges vom 2, März 1850 ihm gewöhnlich zum größten Theile zufallen. Aber auch die Berechtigten müſſen oft die erwarteten Bortheile deshalb jehr theuer erfaufen und fommen noch dazu gewöhnlich ſehr ſpät in Beliß derfelben, da fich das Ablöfungsverfahren vor den Behörden oft Jahre lang binfchleppt. Dadurch foll diefen aber nicht etwa ein Vorwurf gemacht werden, es liegt in — u der Natur der Sache und läßt fich oft mit dem beften Wil: fen nicht andern; obwohl auch Fälle vorfommen, wo es allerdings hätte abgefürzt werden fünnen. Es ift wohl anzunehmen, daß die Verwaltung von den Berechtigten ftets fihen, ehe Diele bei den Ablöjungsbe- hörden ihren Antrag einreichen, benachrichtigt wird, Daß ein folcher erfolgen foll, und daß diefe auch bereit fein wer- ben, auf eine freiwillige Vereinbarung einzugehen, wenn ihre Forderungen, die fie deshalb machen, erfüllt werden, Sache der Verwaltungsbehörden und befonders Dev Re— vierverwalter und Forftinfpeftoren, welche alle Lokalverhält— niffe genau fennen, ift e8 dann, dieſen Antrag zuerft nach dem eben erwähnten Gefichtspunfte zu prüfen, um einen Ent- ſchluß darüber fafjen zu fünnen, ob die Sache ſo angethan iſt, daß man überhaupt erwarten kann, es werde eine freiwillige Einigung möglich fein. Dies wird nicht der Fall fein, wenn dem Matdbefiger gar fein Vortheil aus der Ablöfung er— wächft und man deshalb auch feine Entfchädigung für Auf- gabe des Nechts, oder auch mur eine folche bieten zu können glaubt, die in einem einigermaßen pafjenden Verhältniffe zu den Forderungen und Erwartungen des Berechtigten ftehet. Es ift dann nicht anzunehmen, daß diefer fein Necht ohne alle Entſchädigung, oder auch gegen eine verhältnißmäßig geringe, aufgeben wird, und es bleibt dann nichts übrig, als es den Ablöjungsbehörden zu überlaſſen, die Größe der zu gewäh- renden Entſchädigung zu bejtimmen. Glaubt man aber die Forderung des Berechtigten irgend mit demjenigen in Uebereinſtimmung bringen zu können, wag der MWaldbefiser als Gewinn, den er durch die Ablöfung erhält, annehmen fann, jo muß man den Betrag defjelben ermitteln. Dies muß mit voller Unparteilichfeit fo gefchehen, daß man wirklich jeden Bortheil, der dadurch für die Waldwirthichaft or Di erlangt werden fann, vollftändig in Nechnnng ftellt, foweit er jich irgend in Gelde ausdrüden läßt. Auch Diejenigen Vortheile, bei denen dies oft nicht der Fall ift, indem fie feine Direften Geldgewinne, deren Größe man berechnen fönnte, gewähren, — und deren giebt e8 manche — müſſen wenigftens gutachtlich gewürdigt werden. Man muß die Rech— nung ftets jo ftellen, daß fie felbjt der Berechtigte für rich— tig anerkennen muß, und man nöthigenfalls fie der Ablö- fung durch die Behörden zum Grunde legen kann; denn dies wird die fo wünfchenswerthe freiwillige Einigung ohne deren Dazwifchenfunft ungemein befördern. Einmal wird der Berechtigte leicht auf eine folche eingehen, wenn er fiehet, daß der Waldbefiser ihm eine Entfchädigung ge- währen will, wie er’ fie nur im günftigften Falle bei der foftipieligen und langwierigen Durchführung der Ablöfung auf rechtlichem Wege erwarten kann; dann erhalten aber aud) die höhern Behörden durch eine forgfältig durchgeführte Be— rechnung einen Anhalt, um fich ein Urtheil bilden zu kön— nen, ob einer folchen Einigung die Genehmigung zu erthei- len oder ob fie zu verfagen ift. Dies Beftreben, die Vortheile der Ablöfung der ver- jchiedenen Servituten, die auf dem Walde laften, fo zu er— mitteln, wie fich diefelben der Waldbefiger wirklich rechnen muß, wird hoffentlich jich auch in der nachfolgenden Anlei- tung dazu dem aufmerffamen und geneigten Lejer bemerkbar machen. Es ſoll dabei feinesweges der Waldbefiger in ir gend einer Art vorzugsweife berüdlichtigt oder begünftigt, jondern wo möglich gezeigt werden, wie man das Richtige im Sinne des Gefeßes findet, Die Vortheile, welche dem MWaldbejiger aus der Ab- löfung der auf dem Walde laftenden Sewituten erwachſen — Mm — können, ſind entweder direkte oder indirekte. Zu den direkten gehören: 1. Die Einnahme, welche er dadurch erhält, daß er die Gegenftände, welche der Berechtigte bezieht, fo lange das Servitut beftehet, nach der Ablöfung defjelben für fich be- nugen fann, Es ift feine Frage, daß diefe voll fo berech- net werden müffen, wie man fie mit einiger Sicherheit für die Zufunft erwarten kann. Daffelbe wird der Fall mit Ausgaben fein, die der Waldbefiger nicht mehr zu machen hat, wenn die Ausübung der Berechtigung wegfällt, Nur fönnen dahin nicht etwa zu erfparende Auffichtsfoften gerech- net werden, da diefe jelten oder nie durch eine Sewitutab- föfung vermindert werden, indem die Gefahr won Entwen- dung der Waldprodufte ducch Nichtberechtigte oft größer wird, als die der Beichädigung des Waldes bei der Ausübung der Berechtigung. Dieſe direften Bortheile werden bei jeder einzelnen Berechtigung beſonders aufgeführt werden, 2, Als ein jolcher kann e8 dann auch gerechnet werden, wenn duch das Eervitut eine folche unmittelbare Beichädi- gung des Waldes erfolgt, daß deffen Ertrag ein größerer wird, wenn diejelbe aufhört. Auch diefer Bortheil ift zwar dem Maldbefiger voll anzurechnen, aber es muß dabei Die Zeit berücffichtigt werden, zu welcher Diefer höhere Ertrag ‚eingehen wird. Durch die Wegnahme der Waldftreu wird unzweifelhaft der Holzwuchs und dadurch auch das Ein- fommen von einem Walde vermindert. Wenn aber ein Wald, der mit dem Streufervitute belaftet ift, jest 1000 Thaler einträgt, und wenn ein folcher, dev davon von jeher befreit war, unter gleichen Verhältniffen jährlich für 1500 Thaler Holz erzeugen Fann, fo wird unbeftreitbar, wenn das Streus rechen aufhört, fich der Holzwuchs nach und nach verbefjern, und e8 kann der Fall fein, daß, wenn die Streu einige hunz dert Jahre lang im Walde liegen bleibt, auch zuletzt dies fer höhere Ertrag hergeitellt werden fan, Aber darum kann man nicht den Gewinn, den der Waldbefiger unleug- bar durch eine Verbeſſerung des Bodens bei dem Liegenblei- ben der Streu hat, gleich einer ſchon jest eingehenden Nente von 500 Thlrn., oder bei einem Zinsfuge von 5 Proc. gleich einem Kapitale von 10,000 Thaleın rechnen, Die Berbei- jerung des Bodens erfolgt dadurch in der Regel nur jehr langfam, wenn fich durch das verfaulende Laub eine Hu— musjchicht bildet, woraus vielleicht exit Die jpäter anzubauens den Beſtände mehr Nahrung erhalten. Der Erirag des Waldes wird daher nur nach und nach fteigen, und ein etz höhetes Einfommen davon vielleicht erſt in 50 und 100 Jahren zu erwarten fein, Es fann daher Diefer Vortheil nur fo berechnet werden, daß man nad den Negeln der Waldwerthberechnung die fünftig zu erwartenden Einnahmen mit Vergütigung der vollen Zinfen auf ihren gegemwärtigen Werth redueirt. Auch in diefer Beziehung wird das Erfor- derliche bei den einzelnen Servituten angeführt werden, Koch höher als diefe direkten Vortheile werden oft Die indireften veranfchlagt, die dadurch erlangt werden, daß der Waldbefiger nach Ablöfung der Servituten frei über eine beliebige Benugung des rundes beitimmen fann, um ihm einen höhern Ertrag abzugewinnen, während ihn dieſe nö— thigten, den bitherigen Zuſtand deſſelben unverändert beizu— behalten, Auf dies freie Dispofitionsrecht wird gewöhnlich ein ſehr hoher Werth gelegt, weil man dabei den allgemei- nen Grundfaß im Auge hat: daß nur dann dem Grunde der volle und größte Ertrag abgewonnen werden kann, wenn der Eigenthümer willführlich Uber die. Art und Weiſe feiner Benutzung beftimmen kann, Dies freie Dispofitionsrecyt hat aber gar feinen Werth, - m = wo Boden und Klima gar feine andere Benußung geftatten, als die ſchon jest ftattfindende. In den meiften unferer Ge— birgswälder kann nur Nadelholz im höhern Umtriebe gezo- gen werden, Die ausgedehnten Sandftriche Der nordöftlichen Ebene Deutſchlands erzeugen nur Kiefern, Die man ebenfalls nur brauchen fann, wenn fte eine hinreichende Stärke erhal- ten. Sn den Staatsforften fann man nicht immer gerade die Wirthſchaft treiben, wobei man von den vorhandenen Porräthen die größten Geldeinnahmen erhält, ſondern dieſe folfen nachhaltig zur Befriedigung der Bedürfniſſe des Lan— des behandelt werden, Die Erwerbung des freien Dispoft- tionsrechts hat feinen Werth, fobald man nach den befte- henden Berhältnifien gar feinen Gebrauch davon machen fann, vielmehr die bisherige Art und Weife der Benutzung des Bodens unverändert beibehalten muß. Uber felbft dann, wenn nach Ablöfung der Servituten die Verhältnifie geftatten, eine vortheilhaftere Benutzung ein- zuführen, ift e8 ganz unzuläffig, den davon möglicher Weife zu erwartenden Gewinn dem Waldbeſitzer als Vortheil an- zurechnen, nach welchem die dem Berechtigten, der auf Ab— löſung anträgt, zu gewährende Entfchädigung berechnet wird. Eine Aenderunga der Benugungsart des MWaldbodens , wo— durch ein größeres Geldeinfommen als bisher von ihm er— langt wird, kann dadurch ftattfinden 1) daß der Mald in Kulturland umgewandelt wird; 2) daß ein Theil des Material:Kapitals, was durch fei- nen Zuwachs fich nur wenig verzinft, in Geld ver: wandelt wird, wenn man höhere Zinfen ziehen fann, als von dem MaterialzKapital bei hohem Umtriebe; 3) daß man die Betriebs: oder Holzart ändert und eine beffer rentivende einführt. Gewiß kann doch aber der Berechtigte, dem gar fein > Dispofitionsrechi über den Wald zuftehet, der nichts zu fors dern hat, als eine beftimmte Nugung, und dem, fo lange dieſe nicht gefchmälert wird, gar fein Einfpruch in die zu füh- rende Wirthfchaft zufteht, den Waldbefiger nicht nöthigen, fol- hen Wald als Kulturland zu verfaufen, das haubare Holz herunterzuhauen und in Geld zu verwandeln, Nadelholz ftatt Laubholz anzubauen, Niederwald ftatt Hochwald berzuftel- len, blos weil er nicht mehr Luft hat, die ihm eingeräumte Nutzung zu beziehen, und dieſe für den möglichft hohen Preis an den Waldbefiger verkaufen will. Wenn der Be- gaftete ſelbſt auf Ablöfung antrüge, würde er nach $. 58. u. 59, der Gemeinheits-Th.Ord. vom 7, Juni 1821 dem Berechtig- ten feine Entſchädigung aufdringen dürfen, wodurch dieſer ge- nöthigt werden würde, feinen ganzen Wirthfchaftsbetrieb zu ändern, aus einem Acderwirthe ein Viehzlichter zu werden ac. Soll aber nun der Berechtigte, weil ihm einfällt, die ihm zuftehende Nutzung nicht mehr zu beziehen und fie dem Wald- befiger abzutreten, das Necht haben, diefen nicht blos zur Aenderung feiner Wirthfchaft, fondern fogar zum Verkauf feines Waldes, zum Herunterhauen feiner Holzbeftände zu nöthigen, blos damit er eine größere Geldentfhädigung für Aufgabe feines Nechtes in Anfprudy nehmen fann? Die Widerfinnigfeit einer folchen Forderung liegt fo Har am Tage, daß wohl faum zu fürchten ift, daß fie ernſt— lich gemacht werden wird. Doch fonnte fie nicht ganz mit Stillfhweigen übergangen werden, da allerdings ſchon Ber- fuche gemacht wurden, Bottheile, die nur durch eine gänz- liche Aenderung des Wirthjchaftsbetriebes erlangt werden fonnten, dem Waldbefiger als ſolche anzurechnen, nad) denen die dem Berechtigten zu gewährende Entfchädigung berechnet werden wüfje. Iſt nach erfolgter Ablöfung dev Berechtigung ein größerer Ertrag vom Walde zu erwarten, jo muß der Wald- = I — beſitzer dieſen ſich unleugbar anrechnen laſſen; aber dabei kann keine andere Bewirthſchaftung und kein anderer Zuſtand des Waldes vorausgeſetzt wer— den, als der jetzt ſchon vorhandene, Auf eine Aen— derung derfelben braucht fich der MWaldbefiger gar nicht ein- zulafjen, denn Niemand kann ihn dazu zwingen, fie zu tref— fen, felbft wenn fich ein Geldgewinn davon ganz ficher be— rechnen ließe, was felten oder niemals der Fall ift, indem ſolche Projekte oft einen ganz andern Erfolg haben, als den angenommenen und vorausbezeichneten. Bei fehr vielen einfeitigen Ablöſungs-Anträgen einzelz. ner Berechtigter oder auch ganzer Kommunen wird übri- gens durch den Waldbeſitzer ſehr oft das freie Dispofitiong- recht über den Waldboden noch gar nicht einmal erlangt, indem außer den abzulöfenden Berechtigungen auch noch an- dere darauf laſten, wenn mehrere Berechtigte Diefelben oder verfchiedene Berechtigungen gemeinfchaftlich in einem Walde ausüben. Es kann dies entweder in der Art der Tall fein, daß gleiche Nechte gemeinfchaftlich ausgeübt wer— den, wie das Weiderecht u. |. w., oder daß von verfchiede- nen Berechtigten der eine diefe Nubung, Der andere jene beziehet., In dem Falle, wo mehrere Berechtigte ein und Diefelbe Berechtigung befißen, und nur ein Theil Der- felben die Ablöfung verlangt, muß erft eine Separation zwifchen allen Theilnehmern erfolgen, bevor der ganze Theil des Waldes fervitutfrei wird, der dabei denen zufällt, welche auf Ablöfung antragen; dem Waldbefiger kann nicht zu— gemuthet werben, erft den Berechtigten ihre Nutzung abzu— faufen, und dann, um den davon ihm angerechneten Vor— theil erlangen zu können, auf eine Separation mit den übri- gen Theilnehmern antragen und die oft fehr bedeutenden Koften derfelben übernehmen zu müſſen. Will ein Theil zs Bo derjenigen, die das Weide, Holz- oder Streureiht, was auf einem Walde laftet, von der gemeinfchaftlichen Benugung Diefes Nechtes ausfcheiden, fo muß er fich erft mit den Uebri— gen auf feine Koften auseinanderfegen, um fich ein privatis ves Eigenthum zu verfchaffen, über welches er disponiren, und was dann der Waldeigenthümer duch Die Ablöfung er— werben fann, Wenn ein Wald von fünf Gemeinden oder Eigenthümern gemeinfchaftlich beweidet wird, Die alle gleiche Rechte haben, und es trägt einer derfelben auf Ablöfung an, jo hat der Waldbefiger nicht den geringiten Vortheil Davon, wenn Die übrigen vier nad) wie vor ihr Weiderecht im ganzen Walde ausüben. Ein folder ift nur zu erlan- gen, wenn auf Grund des $. 115. der .-T.:D, vom 7. uni 1821 der Theil des Waldes, der bei einer Separa- tion auf den abgefundenen Berechtigten fommen wird, von dem Hutungsrechte ganz befreit wird, wozu dann aber eine Separation nöthig wird. Sind die Rechte verfchiedener Art, jo Daß 4. B. der eine Berechtigte Weiderechte, der andere Streu- oder Holz- berechtigungen befigt, fo fann das freie Dispofitionsrecht exit durch Ablöſung aller Berechtigten zufammen erlangt wer- den, was abermals Opfer und Koften verurfacht. Erſt nad) der vollftändigen Befreiung des rundes von allen Ser vituten erlangt der Eigenthümer eine freie Dispofition über benfelben, nicht aber jchon nach der Ablöfung einfeitig Be— rechtigter, Ein fehr einfacher und gewiß nicht zu beftreitender Sag ift wohl der, daß, wenn Jemand eine Melioration auf fei- nem Grundftüde unternimmt, ev auch die Koften derſelben von dem zu erwartenden höhern Bruttoertrage in Abzug brin- gen muß, bevor er den Nettogewinn bevechnen kann, Die Nichtigkeit defielben wird gewiß jeder Land» und Forſtwirth — — anerkennen, ebenſo wie ſie kein anderer Gewerbtreibender beſtreiten wird. Bei den Servitutablöſungen wird dieſe all— gemeine Regel aber ganz unbeachtet gelaſſen, indem man die oft fo ſehr beträchtlichen Koſten des Ablöfungsverfahreng, obwohl fie der Waldbefiger gewöhnlich zum allergrößten Theile tragen muß, von den DVortheilen, die man ihm anrechnet, gar nicht in Abzug bringt, Die Vortheile, welche der Wald- befißer von der GServitutablöjung zu erwarten hat, fünnen immer nur in Geld ausgedrüdt und berechnet werden, Der Thaler, den er an Koften auszugeben hat, um dieſe Vor— theile zu erwerben, hat aber genau denſelben Werth, wie derjenige, den der fervitutfreie Wald mehr einbringen foll, als der fervitutbelaftete, Sa, man kann fogar dreift be- haupten, daß der erftere noch einen höhern hat als der leg- tere, indem der Thaler, den man fchon in der Tafche hat, befjer ift als der, den man erft in Folge einer befjern Wirth- ſchaft künftig einnehmen fol. Um die Koftenrechnungen der Geometer, Boniteurs, Defonomiefommiffarien u. |. w. bezah- len zu können, muß man aber die Thaler, die dazu erforder: lich find, — und das find oft nicht wenige, — fchon in der Tafche haben. Wenn die Berechtigten auf Ablöfung antragen, fo haben fie ficher feinen Zwed dabei im Auge als den, für fih einen Vortheil zu erlangen; der Gewinn, den der MWaldbefiser davon haben Fann, wird fie wahrfcheinlich nicht zu einem folchen Antrage veranlaffen. Es wäre daher auch vielleicht nicht unbillig, daß, da fie nur in ihrem Snter- eſſe den Antrag dazu machen, fie auch die Koften, die dar- aus erwachjen, allein tragen müßten. Doch fann man fi. auch wohl bei der Borfchrift des F. 16. des Geſetzes vom 2. März 1850 beruhigen, wonach ausfchlieglich die Ver— meſſungs- und Bonitirungsfoften, dem Belafteten aufge- legt, die übrigen Auseinanderfegungsfoften nach Verhält— Kritiiche Blätter 31. Bd. 11. Heft. D ME nis des Vortheils vertheilt werden follen, welcher ben Theilnehmern aus der Auseinanderfegung erwächit, wenn dabei nur der Nettogewinn, nicht der Bruttoertrag zum Grunde gelegt wird, wie es auch wohl nur der Sinn bes Gefeßes fein kann, da dies fonft jedem Verfahren, wie es im Gewerbeverfehre und der Forft- und Landwirthichaft nur für richtig erfannt werden fann, widerfprechen würde, Will man aber den Nettoantheil für den Waldbefiger berechnen, fo muß man auch alle die Ausgaben, zu denen ihn ber Antrag des Berechtigten zwingt, von dem Gewinne in Ab— zug bringen, der ihm dadurch erwachſen Fann. Nach diefen allgemeinen Betrachtungen gehen wir zu dem Verfahren über, wodurch bei den einzelnen Waldfervi- tuten, wie fie gewöhnlich vorfommen, der Bortheil fejtgeftellt werden kann, den der Belaftete fich muß anrechnen lafien, wenn die Ablöfung derfelben auf den Antrag der Berechtigten erfolgt. 1. Das Recht auf feft beftimmte Deputathöl- zer. Sobald das nach Menge und Beichaffenheit genau beftimmte Holz verfäuflich ift, jo muß ber daraus mit Si— cherheit zu erwartende Erlös dem Waldbefiter als Vortheil angerechnet werden, wenn ihm das Holz nach Ablöfung der Berechtigung verbleibt. Diefe befteher alfo nur darin, Daß der Waldbefiger das Holz gegen die gegenwärtig beftehende Holztare behält und dem Berechtigten künftig ftatt Holz eine ein für alle Mal firirte Geldrente zahlt, wenn er es nicht vorziehet, diefe zu Fapitalifiren und ihm ein derſelben entſpre— chendes Kapital ein für allemal zu zahlen. Beftehet das Deputatholz in Brennhölzern, fo wird in der Regel nichts weiter Dazu zu bemerfen fein, denn nur in jehr waldreichen Gegenden, wo ber Abſatz mangelt, kann viel- leicht ein Bedenken ftattfinden, ob auch wirklich wohl das Holz zu den angenommenen Tarpreifen mit Sicherheit ab: in en gefeßt werben Tann, Würde in foldhen von dem Waldbe- fiter aus den Rechnungen und Tarationsregiftern nachge- wiefen werden können, daß fchon jegt der nachhaltige Ertrag, der zum Verkaufe disponibel ift, nicht zu den Taxpreifen, wegen Mangel an Abjag, verfilbert werden kann, fo wiirde fich diefer allerdings wohl mit Necht weigern fünnen, dem Berechtigten das Holz, was ihm gebührt, zu dieſen SBreifen abzufaufen und jährlich durch die Nente baar zu bezahlen. Es würde dann eine Einigung Über den Preis des Holzes erfolgen müſſen, zu dem man es mit Sicherheit abfegen zu fönnen glaubt. Beftehet aber das Deputatholz in Nutzholz, jo wird der Fall weit häufiger eintreten als bei dem Brenn- holze, daß der Waldbefiger fich daflelbe nicht zum vollen Tar- preife der abzugebenden Sortimente anrechnen laſſen kann. Dies Nusholz kann beftehen in fogenanntem Schircholze zur Unterhaltung dev Adergeräthe, wie Leiterbäume, Aren, Fel- gen, Speichen, Schlittenfufen, in Baumpfählen, Hopfen: und Bohnenftangen, Zaunholze verfchiedener Art, Hordenftä- ben u. ſ. w. Wenn der Belaftete auf Ablöfung anträgt, fo ift es unbezweifelt, Daß Diefe Hölzer dem Berechtigten zum vol- len Nusholzpreife bezahlt werden müfjen, Denn man muß dann vorausfegen, Daß er genöthigt ift, fie fünftig zu Die- jem anfaufen zu müfjen. Etwas ganz Andres ift es aber, wenn der Antrag auf Ablöfung von dieſem letztern ausge: het, denn dann fann man nicht immer annehmen, daß das Holz, was nach Diefer dem Waldbefiger verbleibt, ebenfalls als Nusholz zum vollen Breife verfauft werden fanı. Sin einem Walde, der viel Birken hat, fommen viel mehr zu Lei— terbäumen taugliche Stämme vor, als zu folchen verkauft werden können; ein Buchenhochwald hat gewöhnlich weit mehr zu Felgen und Aren benugbares Holz, als gearbeitet werden fünnen, gar nicht einmal dev Baumpfähle, Bohnen- Dd2 — „En und Hopfenftangen, des Zaunholzes zu gedenfen, was bei- nahe in jedem Walde mehr vorhanden ift, als es verfauft werden fann, und was deshalb in das Brennholz ge: Schlagen werden muß. Es kann daher die dem Berechtig- ten für die Abtretung diefes Holzes zu gewährende Nente nur dann zu dem vollen Nugholzpreife berechnet werden, wenn auch wirklich anzunehmen ift, daß daffelbe zu dieſem verfauft werden kann, indem die gegenwärtige Nachfrage nach dieſem Holze nicht befriedigt wird, Muß fchon jet Holz von der in Rede ftehenden Befchaffenheit in das Brennholz gefchlagen werden, weil der Abſatz für das Nugholz fehlt, fo fann man es auch nur als folches berechnen. Ob das Holz in beftimmter Menge alljährlich oder nach dem Bedarfe gegeben werden muß, macht in der Berechnung des Vortheils, den fich der Waldbefiger anrechnen laſſen muß, weiter feinen Unterfchied, als daß im legtern Falle der jährliche durchichnittliche Bedarf duch Sachverftändige oder durch Fraftion nach den Nechnungen feftgeftellt werden muß, Nur ift dann die Ablöfung für den Waldbefißer weit wün— fchenswerther, ald wenn die Abgabe genau nach der Menge und Befchaffenheit des Holzes bejtimmt ift, Da es ſehr fchwer ift, ihre willführliche Ausdehnung zu verhindern, wenn ftet3 der volle Bedarf gegeben werden muß. Man muß daher auch, wenn das Holz in unbeftimmter Menge zu geben ift, fich eher entjchließen, felbft wenn man daffelbe vielleicht nicht ganz ficher zum vollen Nugholgpreife verfaufen Kann, doch es Dazu zu berechnen, um fich von einer folchen läftigen und fich leicht immer mehr und mehr ausdehnenden Abgabe zu befreien, 2. Wenn eine Beredtigung auf freies Bau— holz auf den Antrag der Berechtigten abgeldjet werden foll, fo wird die Menge und Art des abzugeben den Holzes zuerft ganz in derſelben Art feitgeitellt werden rl Ware müffen, ald wenn der Antrag vom Belafteten ausgehet *), um das Kapital berechnen zu fünnen, von befien Zinfen der Berechtigte Das Bauholz, was er bedarf, zu den gegen- wärtigen Preifen für ewige Zeiten Faufen fann. Dies ge- jchiehet, indem man die Menge des Holzes, was der Neu— bau des berechtigten Gebäudes und die Reparatur für Die Zeit feiner Dauer bedarf, ermittelt und die Zeit beftimmt, wo die Abgabe eintritt, um ein Kapital zu berechnen, von dem mit Zurechnung der Zinfen das Holz ftets zu der Zeit ange: fauft werden fann, wo es bedurft wird, wobei immer fo viel übrig bleiben muß, daß, wenn die Zinfen zugeichlagen wer- den, auch für fpätere Zeiten der Bauholzbedarf davon gedeckt werden kann. (Siehe Eytelwein’s Anleitung zur Berech— nung dieſer Entfchädigung für Aufgabe der Bauholsgerecht- fame, Berlin bei Reimer 1831.) Hierbei tritt num aber, wenn der Berechtigte die Ablöfung verlangt, der Umſtand ebenfalls ein, daß dies Bauholz nicht immer zum vol- len Taxpreiſe als folches verfauft werden kann. In allen ben ausgedehnten Kiefernforften der öftlichen Brovinzen Preu— Bens, wo dieſe Berechtigung am häufigften vorfommt, wird das freie Bauholz zu den gewöhnlichen ländlichen Gebäuden größtentheild aus jolchen Bäumen abgegeben, welche nicht als Nugholz verfauft werden fünnen, In einem Kiefern- walde auf mittelmäßigem und gutem Boden ift bei regelmä- Bigem Schluſſe der Beftände von 100 und 120 Jahren oft jeder Stamm als Bauholz benugbar. Das ſchwächere Holz, die fogenannten Bohlftämme, das kleine Bauholz, ſelbſt oft die Stämme von mittlerer Größe, finden aber oft gar Feine ‘Käufer oder es fann nur ein geringer Theil derfelben als Bau- *) Siehe die Anleitung zur Ablöfung der Waldfervituten, v. Pfeil. 2. Aufl. Berlin 1844. ©. 106. = m = und Nugholz abgefegt werden, ber bei weitem größte Theil wird deshalb in das Brennholz gefchlagen. Blos die Brett: föge und das ftarfe Holz von untadelhaftem Wuchfe, was gefumd ift, findet da, wo der Abfag einigermaßen gut ift, wohl immer Abnehmer. Wollte man nun den Waldbefiger, im Falle der Berechtigte auf Ablöfung anträgt, zwingen, alles Holz, was man ihm zur Befriedigung feines Bedarfs zu überweifen berechtigt ift, zum vollen Bauholzpreife zu erkau— fen, indem danach die zu gewährende Entfchädigung berechnet wird, jo würde dies offenbar eine Ungerechtigkeit fein, wenn er es Später als Brennholz zu weit geringern Preiſen verfau- fen muß. Gebet der Antrag vom Belafteten aus, fo ift feine Frage, daß er auch das Holz, defien Beſitz er fich da- durch erwerben will, voll bezahlen muß; . wird es ihm aber durch den Berechtigten wider feinem Willen gleichſam auf- gedrungen, fo fann dieſer auch nur den Preis dafıte verlan- gen, zu dem ber DBelaftete es benugen kann. Es werden daher bei der Veranfchlagung des Holibe- darfs die verfchiedenen Sortimente nach diefer Anficht ges fondert werden müffen, wenn fi nach den ftattfindenden Verhältniffen annehmen läßt, Daß Die geringern nur als Brennholz, oder zu niedrigern als den eigentlichen Tarpreis fen zu verwerthen find, Noch mehr gilt dies von vielen Wafferbauhößern. Die Röhrhölzer, Faſchinen, Buhnenpfähle, die Schalhölzer und ftarfen äſtigen Bohlenflöge fünnen nur fehr jelten als Nuß- holz verfauft werden. Die ftärfern Mafchinenhöfßer, Wellen, Mühlenwellen und Mühlenbauhölzer finden dagegen in der Regel wohl eben jo gut Käufer, die es voll bezahlen, wie das Schiffs- baubolz zu Prahmen, das Nuderholz ı. Auch wird der MWaldbefiger wohl immer gern bereit fein, fich von Dies { ne Me jen in der Regel fehr läftigen Abgaben, felbft mit größern Opfern, zu befreien. 3. Das Recht auf freied Brennholz; fommt in fehr verfchiedener Art vor. a. Das Recht, ftehendes Holz, gewöhnliche trockne Bäume, hauen zu dürfen, entziehet dem Waldbefiger das Durchfor- ftungsholz, was ſchon nutzbar ift, fowie die in Folge einer Krankheit abfterbenden Baume. Es muß dies Holz in allen Forften, foweit überhaupt das Ducchforftungsholz im Wege des Verkaufes abgefest werden fann, als nutzbar für den Waldbeſitzer angefehen und zu den gewöhnlichen Brennholz preifen der verjchiedenen Sortimente von gleicher Beichaffen- heit berechnet werden. Dabei muß man aber nicht vergef- fen, daß das auf dem Stamme abgeftorbene Holz immer einen geringen Werth als Brennholz hat, ald das grün eingejchlagene, abgefehen davon, daß es Überhaupt gewöhn- lich ſchon halb faul ift, ehe es der Berechtigte nehmen darf. Ebenfo verurfacht auch der Einfchlag deſſelben, da es zus jammengerückt werden muß, oft mehr Koften, ald das Holz, was in den regelmäßigen Schlägen zum Hiebe fommt. Hat der Berechtigte den vollen Bedarf zu fordern, fo wird es fich um fo mehr rechtfertigen, wenn diefer nach dem wohlfeilften Holze berechnet wird und nicht, wie es gewöhn- lich gefchiehet, nach dem Preiſe des Kiefern-Klobenholzes, als derſelbe ſchon dadurch fehr gewinnt, daß er fünftig ein— gefchlagenes Holz für die Entjchädigung faufen kann und nicht mehr die hohen Sammlungsfoften des trodnen Holzes aufzumwenden hat, Die immer weit höher zu ftehen fommen werden, als das gewöhnliche Schlägerlohn, was felbitredend bei der Berechnung der zu gewährenden Nente von dem an— genommenen Kaufpreife des Holzes in Abzug kommt, fobald ed in diefem mit enthalten ift. Liefert dee Wald nicht den vollen Bedarf, hat dieſen auch der Berechtigte nicht zu fordern, jo muß Das, was er an Durchforſtungsholz nachhaltig liefern kann, auf dem Wege der Taration ermittelt werden. b. Das in Bezug des Nechts auf trodne Bäume Ge— jagte gilt auch für das Recht auf Wind-, Duft: und Schnee- bruch, fo weit fich dies auf jtarfes, benugbared Holz er- ſtreckt. Dieſe Rechte find fo läftig und fo ftörend für eine re— gelmäßige Forftwirthichaft, daß gewiß jeder Waldbefiger gern auf den Antrag des Berechtigten, fie abzulöfen, eingehen wird, follte er dabei auch genöthigt fein, einige Opfer zu bringen. c. Das Recht auf Stockholz, befonders auf Kiehn, ift ebenfalls jehr läftig und befonders dadurch ftörend, daß es in der Negel die Verpflichtung auflegt, die Stöde, welche den Berechtigten zufommen, in den jungen Schlägen ftehen zu laffen und zu geftatten, daß fie erft fpäter, wenn dieſe fchon wieder mit jungen Pflanzen beftoct find, gerodet werden. Hierdurch wird leicht eine Beichädigung diefer herbeigeführt. Das Stodholz dient einer Menge fchädlicher Inſekten zur Brutftätte, und verliert dadurch, daß es nicht friich gerodet wird, bedeutend im Werthe. Da man nun da, wo es überhaupt benugt werden fann, wohl immer Gelegenheit haben wird, ed zu verwerthen, fo fann der Waldbefiger auch ohne Nach— theil es nach Abrechnung der Gewinnungsfoften nach dem Nettopreife, zu dem es im Walde verfauft werden kann, dem Berechtigten vergütigen, der e8 ihm abtritt. Wurde es bisher von diefem vollftändig benugt, fo ift die Menge des zum Ginfchlage kommenden leicht auf dem Wege ber Faration zu beftimmen. Blieb ein Theil deſſelben unbenutzt, wie es gewöhnlich der Fall ift, fo wird das Verhältnig des ei DR gerodeten Stocholzes zu dem nicht gerodeten und beftimm- ten im Walde zu ermitteln fein, um danach die Menge bef- felben fetzuftellen, für welche die Entfchädigung geleiftet werden muß, d. Das reine Raff- und Lefeholg, d. h. das abgeftor- bene, was ohne Anwendung von Inftruimenten gewonnen werben kann und als unbenußbar auf den Schlägen liegen gelafjen wird, ift niemals direft verfäuflich, da deſſen Ge— winnungsfoften, wenn man es in Klaftern zufammenlegen oder als Reisholz aufbinden wollte, wohl immer größer fein würden, als der dafür zu erwartende Erlös. Auch für Die Vermehrung des Humus hat es wenig Werth, da es größ— tentheil8 auf dem Wege der trodnen Fäulniß zerftört wird und fein eigentlicher Verweſungsproceß ftattfindet, der zur Humuserzeugung unerläßlich if. Es kann daher in ber Kegel vom Waldbefiger, wenn die Berechtigten ihm daſ— felbe abtreten, nur dadurch verwerthet werden, daß man wie— ber Lefeholzzettel an Nichtberechtigte ausgiebt, welche daſ— felbe fammeln. Der direfte Vortheil, der dem Belafteten aus der Ablöfung der Raff- und Lefeholzgerechtfame auf den Antrag des Berechtigten erwächft, kann alfo nur gleich fein der Summe, welche für Löfung Diefer Lefeholzzettel zur Forft- kaſſe gezahlt wird, Um fie zu beftimmen, würde folglich Die Zahl der auszugebenden Lefeholzzettel, und der Preis, der für einen derfelben zu erlangen fein wird, zu ermitteln fein. Was die Zahl der auszugebenden Zettel betrifft, fo hängt dieje einmal von der Menge der Anwohner des Waldes ab, von denen man annehmen fann, daß fte folche Zettel löſen werden, um fich ihren Brennholzbedarf zu verfihaffen, Die natürlich in jedem einzelnen Falle, mit Nücficht auf die bis— herigen Erfahrungen, wenigftens gutachtlich beftimmt werden muß. Dann aber auch wieder von der Menge des vorhan- > Wo denen Lefeholzes, da anzunehmen ift, daß nur fo viel Fami- lien Zettel löfen werden, ald ihren Bedarf aus dem Walde durch das Sammeln deſſelben befriedigen können. Im Alt: gemeinen wird man wohl vorausfegen fünnen, daß, wenn die Abnehmer dazu vorhanden find, ebenfo viel Zettel aus— gegeben werden können, als bisher wirkliche Berechtigte vorhanden waren, und daß fich zugleich dieſe legtern in dem Maße vermehren werden, wie fie bei einer kleinern Haushal- tung auch weniger Holz bedürfen. Nimmt man 3. B. an, daß ein Bauer 10 Klaftern, ein Kofjäth 6 Klaftern, ein Leerhäusler oder Einlieger nur 4 Klaftern Brennholz be- darf, um fein Bedürfniß zu befriedigen, fo würde man von den fogenannten kleinen 2euten auf jeden Bauer 22, auf jeden Kofjäthen 1"/2 Familien, die Zettel löfen können, vech- nen Dürfen. Die reine Geldeinnahme, die man von der Ausgabe jolcher Lefeholzzettel an Nichtberechtigte zu erwarten hat, wird immer nur eine ſehr geringe fein. inmal wird das Lefeholz fhon durch Die zum Sammeln deſſelben angewen- dete Arbeit oft ziemlich theuer erfauft werden, dann wird aber auch nur die ärmſte Volksklaſſe diefelben löſen. Bon dDiefer einen hohen Preis für einen Zettel fordern zu wollen, ift fo wenig rathſam als ausführbar, da das Holz dann nur geftohlen werden würde, indem die Abnehmer der Leſe— holzzettel, wenn diefe zu theuer find, Diefelben weder löfen kön— nennoc wollen, Diefer direfte Vortheil ift ed aber auch in der Regel nicht, der den Waldbefiger wohl geneigt machen fann, bereitwillig auf den Antrag der Bauern oder anderer Grumdbefiger auf Ablöfung ihrer Lefeholzgerechtfame einzu: geben und ihnen felbft eine unverhältnigmäßig große Ent- fhädigung dafür zu bewilligen, Der größte Gewinn, den er daraus bezieht, ift vielmehr oft der, daß man dadurch in = Wu > den Stand geſetzt wird, der ärmften Volksklaſſe, die den For— ften durch Diebftahl fo gefährlich wird, die Mittel zu vers fchaffen, ſich ihren Holzbedarf auf rechtliche Weife zu vers fchaffen, indem man diefer erft dann das Leſeholz anweiſen fann, wenn die eigentlichen Berechtigten ihre Anfprüche auf daffelbe aufgegeben haben. Legen diefe wenig Werth auf ihr Recht, weil ihnen die Summlung des Holzes zu viel Kos ften macht, fo wird es immer rathfam fein, fich für diefen Zweck das freie Dispofitionsrecht über dag Lefeholz auf dem Wege freiwilliger Einigung zu verfchaffen, wo viel Bedürf— tige find, die Fein Recht auf dafjelbe haben. Wollen Dage- gen folche Berechtigte ihren Anfpruch darauf an den Wald- befiger überlaffen, von denen man annehmen kann, daß jte auch nach der Ablöfung doc immer gezwungen fein werden, ihren Holgbedarf unentgeldlich aus dem Walde zu fordern, fo wird man ihnen auch feine größere Entichädigung ge- währen, als man gefeßlich gezwungen wird zu geben. e. Die Berechtigung, den Brennholzbedarf ganz oder theilweife aus einem Walde fordern zu fönnen, bejchränft fich aber in der Negel nicht ausfchließlich auf reines Raff— und Leſeholz, oder blos trockne Bäume, Lagerholz, Stockholz, MWindbruch und Abraum, fondern es kann vielmehr, um das Bedürfniß zu befriedigen, gewöhnlich alles dies Holz zufam- men in Anfpruch genommen werden. Iſt Dies der Fall und begreift eine Brennholzberechtigung zugleich verfäufliches und unverfäufliches Holz in fich, fo muß dies natürlich zur Be— ftimmung des Vortheils, der dem Waldbefiger aus dev Ab- löfung erwächft, gefondert werden. Für das verfäufliche Holz muß er dem Berechtigten fo viel zahlen, als der Ertrag Des Maldes dadurch erhöhet wird, daß es nun defien Befiger für eigene Nechnung verwerthen Fan. Für das unverfäuf- liche Lefehofz, den unbenugten Abraum u. |. w., wird er nur den oben nachgewiefenen Vortheil anzunehmen brauchen. Mas das Durchforftungeholz betrifft, fo ift vielfach nur das ftärfere, was zu Klafterholz eingefchlagen werden kann, be— jonders in den großen Nadelholzwaldungen, verkäuflich, das fhwächere, was nur Neisholz giebt, muß in ihnen gewöhn- li den Raff- und Lefeholzjammlern überlaffen werden. Daf- ſelbe gilt von dem Abraume, von dem vielfach nur die Aeſte von 1/2 bis 2 Zoll Durchmeſſer angenommen wer— den, die fleinen benadelten Zweige auf den Schlägen liegen bleiben und auf ihnen verbrannt werden müflen, wenn man fie fultiviren will. Die Sonderung dieſes Holzes muß dann jo erfolgen, daß man ermittelt, was der Wald von Stock— holze, ftärferem Durchforſtungsholze und Neften oder Abraum überhaupt liefern fannz; denn man muß vorausjeßen, daß Die Berechtigten dies befjere Holz zuerft benugen werden, um den Werth defielben zu berechnen, den der Waldbefiger fich als Vortheil anrechnen laffen muß. Der Neft des Holzes, defien die Berechtigten fonft noch bedürfen, bildet dann die Mafje des Lejeholzes, was nur durch Ausgabe von Haide- miethszetteln benugt werden fann. Ein Beifpiel wird hin- reichen, um das Berfahren deutlich zu machen. Ein Kiefernwald fei 6000 Morgen groß, und da er im 120jährigen Uintriebe benugt wird, jo kommen in jeder Periode von 20 Jahren 1000 Morgen oder jährlich 50 Mor- gen zum Ginfchlage , wovon der Morgen durchichnittlich 20 Klaftern liefert, jo daß der jährliche Einfchlag gleich 1000 Klaftern ift, oder, die Klafter zu 75 Kubiffuß feiter Maffe angenommen, 75,000 Kubiffuß. Durch Probehieb ift ermit- telt, daß auf 100 Kubiffuß Stammbol 10 Kubiffuß be- nugbarer Abraum fommen, was bisher die Berechtigten be- nugten, jo daß 7500 Klaftern Abraum oder Aitholz den Berechtigten zufallen, fobald das Eervitut abgelöfet worden ift. — Gb — Der Wald ftehet in einem richtigen Altersflaffenverhält- niffe, und da man annehmen kann, daß die ganze Durch— forftung vom 15, bis zum 40, Jahre von den Berechtigten benugt worden ift, auch verfauft werden kann, fo benugen diefe Diefelbe von 1500 Morgen. Auf dem Wege der Tara- tion iſt ermittelt worden, daß die jährliche Durchforftungs- mafje vom Morgen 6 Kubiffuß, oder von 1500 Morgen 9000 Kubiffuß beträgt, über die ebenfalls nach erfolgter Ab- löfung der Waldbefiger für fich Disponiren kann. Der Abraum kann nur Fuderweife, das Fuder zu 40 Kubiffuß feite Mafje für 10 Sgr. verkauft werden, das Durchforſtungsholz wird als Neisholz, das Schock zu 30 Kubiffuß, aufgebunden und zu 7 Sgr. 6 Pf, reines Holzes geld verfauft. Es erhält daher der Waldbefiger abgetreten: 187" Zuder Abraum a 10 Sgr. im 662 lei. 300 Schock Reisholz a T'a Sgr.. 75 — = Summa: :137 = 15 = Außer dieſem benugbaren Holze müffen aber die Be— techtigten, da dies nicht hinreicht, ihren ganzen Brennholzs bedarf zu deden, das Leſeholz fammeln, und es ift nun Die Menge defjelben zu ermitteln, um danach die darauf auszu— gebende Zahl von Haidemiethszetteln beftimmen zu Fünnen, Die berechtigte Gemeinde, welche auf Ablöfung antrug, hat bisher ihren vollen Bedarf aus dem Walde entnommen, und e8 iſt daher nur nöthig, Diefen feftzufeßen, um daraus auf die Menge des Lefeholges zu fchließen. Sie beftehet aus: 4 Bauern a 10 Klfıen, Kiefern-Scheitholzbedarf 40 Klften, 12 Solläthen.a.6 Klften: u 2 uud ia #2 18 10 Leerhäuslern a 4 Alfın.. 2... 40 = jo daß der ganze Bedarf in Kiefern- Scheithon, zu 152 Kliten, a: angenommen werben kann, oder, die Klafter zu 75 Kubiffuß fefte Maſſe gerechnet, zu 11,400 Kubiffuß. Da nun das Kiefern: Klobenholz zum doppelten Brenn werthe wie das ſchwache Kiefern-Neisholz und Lefeholz an— genommen werden kann, fo würden fie 22,800 Klften. ber dürfen, um ihren Bedarf zu befriedigen. Abraum und Durchforftungsholz betragen 16,500 Klften, folglich muß das Leſeholz noch betragen . 6300 = und wenn ein Leerhäusler für feinen Bedarf 600 Kubiffuß Leſeholz braucht, fo können noch 10 Lefeholzzettel für folche ausgegeben werden. Koftet ein jolcher 1 Thlr., fo treten zu den oben brechneten 137 Thle. 15 Sgr. noch 10 Thle. hinzu, und der MWaldbefiger hat an die Berechtigten als Entſchädigung 147 Thlr. 15 Sgr. jährliche Nente für Aufgabe ihres Nechtes zu zahlen, da dadurch Fünftig der Ertrag des Waldes um fo viel erhöhet werden wird. War der Antrag von ihm ausgegangen, fo würde er dagegen die Entfchädigung fo gewähren müfjen, Daß obige 152 Klaftern dafür gefauft werden fünnen, nachdem jelbft- redend die größern Gewinnungsfoften des Lejeholzes davon in Abzug gebracht worden find. Ob angenommen wird, daß der Wald den vollen, oder daß er nur den halben oder drei Viertel des Bedarfs liefert, macht in dem Berfahren bei der Berechnung felbit weiter feinen Unterfchied. 4. Das Recht aufeine beftimmte Holzgattung ift ein jede regelmäßige Bewirthfihaftung des Waldes fo ftö- rendes, daß gewiß jeder Waldbefiger gern auf deſſen Ab- löfung eingehen wird, wenn der Berechtigte auf dieſelbe an: trägt. Es muß, fo lange es beftehet, nicht blos die Holzs gattung, worauf diefer einen Anfpruch hat, erhalten, ſon— dern, wenn fie ausgegangen ift, fogar in gewillen Fällen von dem Waldbefiger wieder angebaut werden, Nun ift diefelbe aber gewöhnlich die weniger werthvolle, denn das Necht erftredt fih am häufigften auf Dornen, Strauchhöl- zer und Weichholz, wodurch folglich die Erziehung der werth- vollen Holzarten gehindert wird. Hierdurch wird es auch in nationalöfonomifcher Beziehung nachtheilig, Der Waldbefiger kann duch die Ablöfung des Rechts einen doppelten VBortheil haben: a. Indem er das Holz, was dem Berchtigten gehört, dann für eigne Rechnung brauchen und verwerthen kann; b. indem dadurch Das Hinderniß der Herftellung eines beſ— fern Zuftandes befeitigt wird, Ya, es wäre fogar möglich, daß ihm noch ein dritter Vor— theil Daraus erwüchfe, wenn er nämlich genöthigt wäre, Die ein- gegangene Holzart auf feine Koften wieder anzubauen, und er durch Die Ablöſung von diefer Verpflichtung entbunden würde, Doch müßte dies fchon rechtlich fetftehen, denn obwohl das Geſetz die Verbindlichkeit dazu ausfpricht,, fo wird doch die— fer Fall nur ſehr felten eintreten. Wenn die Holsgattung der Berechtigten eingegangen ift, fo wird Dies gewöhnlich in Folge der unwirthichaftlichen Behandlung derfelben ges ſchehen fein, da jene fie gewöhnlich ohne alle Rückſicht auf Erhaltung des MWiederwuchles benugen. Die Folgen einer jolchen hat aber der belaftete Waldbefiger um fo weniger zu vertreten, als er fie oft gar nicht einmal verhindern Fann, Oder e8 Fann auch der Fall fein, daß die Holzgattung, auf welche fich das Necht beziehet, gar nicht mehr wachſen kann, weil fich die Befchaffenheit des Bodens geändert hat, wie 3. B. die Erlen nicht mehr nachgezogen werden fönnen, wenn dev Boden zu trocken wird, Hat der MWaldbefiger Died we— der veranlagt noch verhindern fonnen, fo ift es als Folge einer höhern Gewalt zu betrachten, für Die diefer nicht auf— - dd — zufommen verbunden ift. Stände aber die Verflichtung des MWiederanbaus durch denfelben fchon feft, fo würden die Ko- ften defielben zu berechnen und ihm die Erſparung derſelben als Vortheil zuzurechnen fein. Es fann aber auch der Fall fein, daß die Holsgattung, auf die fih das Necht erftredft, gar nicht mehr im Walde vorfommt, auch deren Anbau weder verlangt ift, noch ver: langt werden fann. So wurde früher in manchen Gegen- den und Wäldern die Eiche als Regal betrachtet, in denen fie jchon lange verfhwunden ift, indem nur noch Nabdelholz dafelbit vorfommt. Oder e8 gehörten dem Waldbefiger nur Die Kiefern, Eichen und Buchen, alle übrigen Holzgattungen fonnten die Berechtigten benugen.*) Da diefe aber von je- her jeden Stamm, der ſich von dieſen zeigte, weghieben, fo wie er nur irgend benußbar wurde, fo haben fie diefe Holz- gattungen oft fo rein vertilgt, daß gar feine Spur davon vorfommt, das Recht folglich auch dem MWaldbefiger nicht in ber Erziehung vollfommener Beftinde von den ihm gehören- den Holsgattungen hindert, Es wird in diefem Falle auch fein Bortheil angerechnet werden fönnen, der ihm aus ber Ablöfung erwächlt. In jedem Falle, wo der Wiederanbau der Holsgattung des Berechtigten verlangt wird, muß der Umfang der Ber- pflihtung des Waldbefigers erft auf dem Nechtswege feſtge— ftellt werden, bevor irgend eine Berechnung des ihm aus der Ablöjung eriwachjenden Vortheils angelegt werden fann. Iſt dieſe Holsgattung vorhanden und kann man den gegenwärtigen Zuftand des Waldes als einen rechtlichen be— *) Dies war 3. B. in den Fürftlih Garolat’ihen Majoratsforiten ber Fall. trachten, gegen ben von feiner Seite her ein Einwand ge- macht werden fann, fo wird auf dem Wege der Taxation zuerft der ducchfchnittliche Ertrag derfelben zu ermitteln fein, Diefer, in Geld ausgedrückt, wird die Nente ergeben, die der Waldbefiger von diefem Holze, wenn es ihm abgetreten wird, künftig beziehen Fann, die er fich daher auch als Bor: theil der Ablöfung muß anrechnen laflen. Verhindert das auf dem Walde laftende Necht die Her- ftellung vegelmäßiger Beftände, und ift e8 deshalb Urfache, daß derfelbe nicht jo vortheilhaft benußt werden kann, fo muß ein Wirthfchaftsplan entworfen werden, wie der Wald behandelt werden kann, wenn nicht mehr die willführliche Be— handlung deſſelben gehindert ift. Zugleich wird dann der Zu- ftand feftgeftellt, in welchen dev Wald in Folge der geän- derten und beſſern Bewirthfchaftung wahrfcheinlich fommen wird, fo wie der Ertrag berechnet, den er bei Diefem voraus— gelegten Zuftande fünftig geben kann. Dieſer fünftig höhere Ertrag bildet dann ebenfalls einen Vortheil, den fich der Waldbeſitzer muß anrechnen laſſen. Aber es wird dabei zu beachten ſein, daß man ihm nicht beide Vortheile zu gleicher Zeit anrechnen kann. Er— hält er den jetzigen Zuſtand, um den Ertrag von der Holz— gattung der Berechtigten, wie fie ihn gegenwärtig liefert, zu beziehen, jo fann er den Wald in feinen beſſern Zuftand brin= gen, als er jest ift. Ziehet ex dies leßtere vor, fo muß er diefe Holzgattung unterdrüden und vertilgen, ev fann folglich auch künftig feine folche Rente mehr von ihr beziehen, wie fte diefe jeßt liefert. Er kann mithin nur einen Diejer beiden Bortheilel, nicht alle beide zu gleicher Zeit, erlangen, wohl aber fann er vieleicht die dem Berechtigten gehörende Holz- gattung befier und höber benugen, als diefer, weil er fie pfleglihh und nachhaltig bewirthichafte. Man wird anneh- Kritifche Blätter 31. Bo. IT. Heft. E — Mb men müffen, daß der Waldbefiser, wenn die Ablöjfung des Rechts ftattgefunden hat, den größten VBortheil wählen wird, und es ift daher zu unterfuchen, wie fich beide Vortheile gegen einander verhalten, um Davon den zu wählen und ihn dem MWaldbefiger anzurechnen, der ſich als der größte herausftellt. Dabei darf aber nicht unbeachtet bleiben, daß der Ge- winn, der durch eine Herftellung befierer Holzbeftände zu er- langen ift, nicht gleich eingehet, fondern erit dann bezogen werden fann, wenn Die noch zu erziehenden Beftände geern- tet werden Fonnen. Der Bortheil, den die Benugung des Holzes, welches der Berechtigte abtritt, gewährt, kann als Rente an diefen gezahlt werden, da derfelbe gleich, oder we- nigſtens in der nächiten Zeit ftattfindet. Für den Vortheil, der erft in fpäter Zufunft durch eine Herftellung befjerer Be— ftände zu erlangen ift, kann aber nur ein Kapital gezahlt werden, welches mit zugefchlagenen Zinfen dem größern Geld- ertrage der beſſern Beſtände zu der Zeit gleich fommt, wo Diefer eingehen wird. Es muß daher nach den Regeln der Zaration, gemäß dem entworfenen Wirthichaftsplane: a. Die Differenz des Ertrages des gegenwärtigen Waldzu— ftandes und des fünftigen, vorausgefegten beffern, er— mittelt und in Geld ausgedrüdt werden, wobei man natürlih nur die gegenwärtigen Preiſe und Abjagver- hältnifje annehmen kann. b. Sodann ift die Zeit feftzufegen, wo dieſer Gewinn, von dem beffern Zuftande des Waldes zu erwarten, einge- ben wird, um ihn dann ec. Durch Disfontirung auf den gegenwärtigen Kapitals werth zu vebuciren. *) wur" Die | Gotta’ihe Anleitung zur Waldwerthberehnung, 3. Abtheil. Dresden, Arnold 1848, enthält Die Zinstafeln dazu. — GB Das Kapital, welches man auf diefe Weife erhält, muß fich der MWaldbefiger als Vortheil anvechnen Taffen. Es wird dabei auch die Frage aufgeworfen werden müffen: was man bei Bergütigung für Nugungen, bie jet gleich bezahlt werden follen, aber erft in fpätern Zeiten eingehen, an Zinfen rechnen foll: ob einfache oder Zinſes— zinfen, oder gar die fogenannten Eotta’fchen Mittelzinſen? — Man Fann darauf nur erwiedern, daß bei alle dieſen Zins— rechnungen, ebenfo wie bei der Waldwerthberechnung, ftets nur volle Zinfeszinfen angenommen werden fönnen. Hin: fichtlih der Rechtfertigung dieſes Grundſatzes muß auf die Erörterung dieſes Gegenftandes in den Anleitungen zur Waldwerthberechnung verwiefen werden. *) 5. Das Recht zum Harzfcharren ift ebenfalld ein ſehr verderbliches für den Wald, indem die Fichten, von bes nen das Harz gewonnen wird, Durch die dazu nöthige Ver- wundung zu Nutzholz untauglich und in einen Franfhaften Zus ftand verfeßt werden. Jeder Forftbefiser wird auch deshalb gern auf einen Antrag der Berechtigten zur Ablöfung deſſel— ben eingehen, um fo mehr, als er die Nutzung, wenn er fie fortdauern Taffen will, ſelbſt beziehen, auch in der Regel wohl ebenfo hoch verwerthen kann, ald der Berechtigte felbft. Man kann daher den Bortheil, welcher dem Waldbefiger aus der Ablöſung erwächft, gleichfegen dem Reinertrage des Rechts, Da dieſer gefeglich niemals größer angenommen werden darf, als zum vollen Nugungswerthe der Berechtigung. Man fönnte daher auf den Gedanken fommen, daß es ganz gleich fei, ob bei dieſem Servitute der Belaftete oder Berechtigte auf Ablöfung anträgt, da in beiden Fällen die Entfehädigung nach *) Unter andern in Pfeil's Anleitung zur Tarafion. 2. Aufl. Berlin 1843. ©. 372 u. f. E2 — A dem vollen Nugungswerthe wird gegeben werden müflen, indem der Waldbefiger z. B. das Harzicharren nur verpach- ten darf, um bdenfelben Reinertrag davon zu erhalten, wie der Berechtigte, und dabei noch den Vortheil hat, daſſelbe ganz nach dem Bedürfniffe der Wirthichaft regeln zu Fünnen. Dies wäre aber ein großer Irrthum, denn die Entichädigung wird fehr verfchieden gegeben werden müfjen, je nachdem der Belaftete oder Berechtigte den Antrag auf Ablöfung des Rechts ftellt, Zwingt der erftere den Berechtigten, ihm feine Nugung abzutreten, indem er auf Ablöfung anträgt, fo wird er fich auch der Verpflichtung nicht entziehen fünnen, dieſen Dabei zugleich für das verlorengehende Betriebsfapital zu entjchä- digen. Der Pechſieder befigt eine Pechhütte, vielleicht auch eine Kiehntußhütte und mancherlei Geräth, was ganz werih- [08 wird, fobald defien Gewerbe aufhört. Bei der Ermitte- lung der Nettorente des Harzicharrend müfjen natürlich Die Zinfen des Anlagefapitald zur Einrichtung Diefer Gebäude, fo wie deren Unterhaltungsfoften in Abrechnung gebracht werden. DBerlangt der Berechtigte jelbit, daß das. Harzſchar— ren aufhöre, oder, was daſſelbe ift, begiebt er fich freiwillig des Betriebes feined Gewerbes, zu welchem die Ausgabe zur Anlegung der Bechhltte gemacht wurde, fo kann er auch feine Entſchädigung für dieſelbe verlangen, er ift nichts weiter zu fordern berechtigt, ald den Nettvertrag des Nechts, den er dem Waldbefiger abtritt, und den diejer fünftig felbft bezie- hen fann. Ob derfelbe dazu die Pechhütte mit übernehmen und befonders bezahlen will, oder ob er lieber die ganze Harzgewinnung aufgiebt, weil er glaubt, daß der Nachtheil derfelben größer ift als der Gewinn, den fie gewährt, muß ganz dem Waldbefiger zu beurtheilen überlafjen werben. Ganz anders ift es aber, wenn von dieſem verlangt wird, = we der Berechtigte fol zum Vortheil des Waldes das Harz jharren und fein Gewerbe aufgeben; dann muß er ihn auch für die Dadurch werthlos werdende Vechhütte, fo wie für das übrige Geräth entfchädigen. Ebenso wird auch in dieſem legtern Falle darauf Rück— ficht genommen werden müffen, daß dem Berechtigten eine Arbeitsrente dadurch entzogen werden wird, daß man ihm die Gelegenheit zum Betriebe feines Gewerbes entziehet, Giebt er dies felbft freiwillig auf, fo fällt dies natürlich hinweg. | In manchen Gegenden wird das gewonnene Harz noch an die Bechiteder, entweder von dem Waldbefiger felbft, oder auch von den Berechtigten, die dafjelbe nur gewinnen, ohne es für eigne Rechnung zu verfchwelen, nach dem Gewichte verfauft. Da fich die Menge deffelben, die ein Baum durch- fchnittlich bei dem jedesmaligen Scharren liefert, ebenfo gut beftimmt ermitteln läßt, als die Zahl der Bäume, die den gefeglichen Beftimmungen oder Obfjervanzen gemäß alljähr- lich geharzt werden dürfen, fo wird der Nettvertrag Des Rechts am einfachften und ficherften dadurch ermittelt, daß man bie jährlich zu gewinnende Menge des Harzes zu dem örtlichen Verfaufspreife, nach Abzug der Koften des Schars tens, berechnet. Läßt aber der PBechfieder das Harzfcharren für eigne Rechnung betreiben, jo giebt der WVerfaufspreis der Pechhütte vielleicht einen guten Anhalt zur Beurtheilung des Werths eines folchen Rechts, Fehlt auch diefer, jo muß man zur fpeciellen Ermittelung des Neinertrages einer Pech— hütte feine Zuflucht nehmen, *) 6. Wo die Theerfchwelerei-Gerechtfame al *) Die Anleitung dazu findet man in Pfeil's Forſtbenutzung. Berlin bei Beit. 2te Aufl. ©. 337. Meyer's Forftdireftionslehre, Würzburg 1820. S, 328 ff. - = Servitut vorfommmt und auf Antrag der Berechtigten abge- löfet werden foll, bildet der Werth des Kiehns, welcher dem MWaldbefiger verbleibt, den Vortheil, den diefer von der Ab- löfung hat, Es treten hierbei eben die Nüdfichten ein, die für die Ablöfung des Harzfcharrens beachtet werden müffen. Da es feine Schwierigfeiten hat, den Vorrath des im Walde vorhandenen und die Menge des durch den Einfihlag des Holzes alljährlih neu zutretenden Kiehns mit Sicher- heit zu berechnen, jo wird es vielleicht am einfachiten fein, bei der Berechnung des Kiehns, den der MWaldbefiger fünf- tig für fich benußgen fann, wenn das Servitut abgelöfet worden ift, Die Zahl der Brände, die der Theerſchweler bisher durchjchnittlich gemacht hat, in der Art zum Grunde zu legen, daß man die Klafterzahl, welche der Theerofen faßt, mit dieſer multiplieiet, Selbft in dem Falle, daß der Vorrath und Zugang von Kiehn wahrfcheinlich Kleiner wäre, als die bisher ducchichnittlich verjchwelte Menge defielben, dürfte dies Verfahren viel für fich haben, denn ed würde die Frage fein, ob der Theerſchweler, wenn Die Menge des zum Verſchwelen fommenden Kiehns durch ‚die Bewirthichaftung des Waldes fich gegen früher ſehr ver- mindert bat, nicht eine Entfchädigung verlangen könnte. Auch ift der Bortheil, den der Waldbefiger davon hat, daß er künftig die Stöde nicht mehr in den Schonungen ftehen zu lafien braucht, groß genug, daß er dafür allenfalls fchon einige Opfer bringen kann. 7. Die Ablöfung der Waldweide wird in ber neuern Zeit am häufigften verlangt, während vielleicht der MWaldbefiger, wenn er das volle Schonungsrecht befigt, am allerwenigften Bortheil davon hat. Gr kann aber freilich auch jehr groß fein, wenn das Weidereiht in einer Art aus— geübt wird, daß man dabei nicht im Stande ift, vegelmä- =: mu = Bige Holzbeftände zu erziehen, oder daß man doch durch Die- jelbe ſehr in der vortheilhafteften Benugung des Waldes bes hindert wird. Die Fälle, wo die Waldweide ald nachthei- lig für den Wald anzufehen ift, werden ſich in folgender Art bezeichnen lafjen: a. Wenn nach befondern Verträgen, Urtheilen oder Ob- fervanzen der Wald nicht die nöthige Schonung gegen das MWeidevieh hat, indem entweder die jungen Schläge zu früh dem Weiderecht geöffnet werden müflen, oder Die Schonungs— fläche zur regelmäßigen Wiederfultur nicht ausreicht, auch im fchlimmften Falle vielleicht gar feine Schonung eingelegt werden kann. So durften in mehrern Forjten der Provinz Sachen die jungen Nieder- und Mittelwaldfchläge nur bis zu 8 oder 9 Jahren gehegt werden, mußten dann der Weide geöffnet werden, und wurden von Den zahl- reichen eingetriebenen Viehheerden in der Regel ganz verbif- fen. In vielen PBrivatforften , befonders in den fogenannten Bauer- und Bürgerhaiden, beftehet oft gar fein Schonungs- vecht, und jelbft auf den Weideplägen, wo das Zugvieh des Nachts gehütet wird, den Nachtfoppeln, wird dies oft be- fteitten, obwohl fte unleugbar Forftgrund find. b. Ein anderer Nachtheil der Weidegerechtfame ift oft der, daß, wenn ein Wald von Unglüdsfällen betroffen oder früher schlecht behandelt worden ift, jo daß große Blößen vorhanden find, diefe nicht rajch genug eingejchont werden fönnen, indem felbjt bei Unglüdsfällen dem Weidevieh im— mer noch fo viel Fläche eingeriumt werden muß, Daß es darauf ernährt werden fann, Sind aber die Blößen we- gen mangelnder oder fehlerhafter Wiederfultur entſtan— ben, jo wird überhaupt nicht mehr in Schonung liegen dürfen, als bei einer regelmäßigen Behandlung des Wal- des erforderlich gewefen fein würde, um die abgeholgten Flä— — u chen immer wieder mit Holz anzubauen. Der Berechtigte fann nicht unter den Mißgriffen oder dem ee Berfahren des Waldbefigers leiden. ec. Ein dritter Nachtheil kann darin liegen, daß die Wirthſchaft im Walde nicht geändert werden darf, obwohl der gegenwärtige Zuftand defielben ein unvortheilhafter ift, weil dadurch die Nugung der Weideberechtigten vermindert werden würde. Co könnte ein fchlecht beftandener Mittel: wald, in dem das Vieh alljährlich die aufgegebenen Schläge verbeißt, worin deshalb gar feine Eichen, Buchen oder andere eble Laubholzbäume auffonmen fünnen, um den Oberbaum zu erjegen und zu bilden, vielleicht mit großem Bortheil in Hochwald oder Nadelholz um gewandelt werden, wenn der Weideberechtigte nicht befugt wäre, gegen diefe Umwandlung Einfpruch zu thun, weil unleugbar fein Vieh im licht beftandenen Mittel- walde mehr Nahrung findet, als im geichloffenen Buchen- oder Fichtenbeftänden. Ebenfo würde man wohl an bürren, flachgründigen Hängen zuweilen das fchlechtwüchfige Eichen- baumbolz mit Gewinn in Eichenfchälwald umwandeln kön— nen ; fo lange aber noch das Weiderecht darauf laftet, iſt dies unausführbar, da diefer nicht behütet werden darf. Was den Schaden betrifft, den das Vieh, wegen Manz gel an hinreichender Schonzeit, durch das DVerbeißen in den aufgegebenen Schonungen anrichtet, fo fann man denfelben als einen‘ direkten Verluſt anfehen, den der MWaldbefiger durch die Weide erleidet. Wird diefer durch die Ablöjung berfelben befeitigt, fo ift Dies ein Gewinn, Dem derſelbe fich voll muß anrechnen laffen, den er auch im Nieder und Mit- tehvalde bald beziehen wird, da die unverbiffenen Schläge in nicht langer Zeit zum Einfchlage fommen und dann einen höhern Ertrag geben. Selbft im Hochwalde wird er den Ertrag Schon bald genießen können, den die beffern Beſtände geben, da der Zuwachs ein größerer wird, und wo man den Einfchlag immer nach diefem regelt, der Wald auch bald einen größern Abgabefaß geftatten wird. Es ift daher wohl feinem Bedenken unterworfen, daß man in einem ſol— chen Falle den Vortheil des Waldbefigers gleich fegen fann der Vermehrung des Zuwachſes, der ftattfinden wird, wenn das Vieh die aufgegebenen Schonungen nicht mehr befchädigen wird. Diefer zu erwartende größere Zuwachs wird durch Eachverftändige unfchwer feftzuftellen fein, Man darf nur die Erträge gleicher Beftände, die nicht verbifien werden, mit denen vergleichen, Die dem Verbeißen unter— worfen find, um ihn zu beftimmen. Würden ſolche unbe- fhädigte Beftände fehlen, fo würde man aus der Ver— gleichung des Durchſchnittszuwachſes von dem Zeitpunfte an, wo das Verbeißen beginnt, mit demjenigen, dev in dem ver— bifjenen Beftande ftattfindet, wenigftens annähernd den durch dafjelbe entjtehenden Verluſt ermitteln fünnen, Wenn 5.2. ein Niederwald oder das Unterholz im Mittehvalde bei 16- jährigem Umtriebe 9 Jahre lang gefchont und von da ab 7 Sabre behütet wird, fo braucht man nur durch Probe— hiebe den Durchſchnittszuwachs im Iten Jahre, wo der Be» stand noch nicht befchädigt ift, mit demjenigen im 16, Jahre zu vergleichen. Das, was diefer weniger beträgt ald ber Durchſchnittszuwachs im 9. Jahre, wird als Verluft anzu— nehmen fein. Auch denjenigen Gewinn, welcher dem Eigenthümer des Waldes daraus erwächft, daß er, wenn die Weidegerechtiame abgelöfet worden ift, alle Blößen und fihlechtwüchfigen Be- -ftände ungehindert anbauen oder verjüngen kann, wird er ſich berechnen lafjen müffen. Um. ihn feftzuftellen, wird. eine Ertragsberechnung anzulegen fein — | einmal, wie bei einem mit Rücklicht auf alle Berhältniffe entworfenen Betriebsplane der Ertrag des mit ber Wei— degerechtigfeit belafteten Waldes fein kann — und dann wieder wie diefer angenommen werden fann, wenn diefe Blößen in fürzefter Zeit angebauet werden, weil die Weidegerechtſame das nicht mehr hindern, Es verftehet fich aber von felbit, daß dabei Die vermehrten Kulturs foften in Abzug gebracht werden müfjen. Dann wird aber auch wahrfcheinlich bei dem Hochwalde diefer erhöhete Ertrag erſt Ipäter, mit periodiich erhöheten Etats, eingehen. Im diefem Fallemüffen diefelben durch Disfontirung, nach den Regeln der MWaldwerthberechnung, auf ihren gegenwärtigen Kapitalwerth) reducirt werden. Stiege z. B. der periodifche Etat in der 2ten Periode um 3000 Klften. oder jährlih um 100 Thle., in der 3ten um 6000 Klften, oder 200 Thle., fo würde bie Rechnung fo anzulegen fein: was ift eine Nente von 100 Thlen. bei Zinfeszinfen und einem Zinsfuße von 5 Proc. jegt werth, die nad) 20 Sahren beginnt und nach 20jähriger Dauer aufhört? — was aber eine Rente von 200 Thlen., die nach 40 Jahren beginnt und 20 Jahre dauert? u, ſ. w. Was nun aber den dritten Vortheil betrifft, der dem Waldbeſitzer aus einer erft nach der Ablöfung der Weidege- rechtfame möglich werdenden Aenderung des Zuftandes des Waldes und der darin zu führenden Wirthichaft erwächit, fo fann diefer allerdings ein jehr bedeutender fein, der Wald- befiger wird aber nicht gezwungen werden können, ihn ſich wider feinen Willen anrechnen zu laſſen. Etwas Anderes ift e8, wenn er auf dem Wege der freiwilligen Einigung bereit ift, das Necht zu ſolchen Umwandlungen den Berech- tigten abzufaufen, was in vielen Fällen rathſam fein kann. Ihn zu einem folchen Ankauf aber nöthigen und das dafür zu zahlende Kaufgeld (die Entfchädigungsfumme) amtlich feit- ftellen zu wollen, ift fchon darum ganz unzuläfftg, weil Nie- mand den MWaldeigenthümer zwingen fann, eine folche Um- wandlung wirklich vorzunehmen. Wenn das Berbeißen ber Schonungen aufhört, wenn die Blößen angebauet werben, jo erhält er ganz fichere Vortheile bei dem gegenwärtigen Zuftande, ohne daß er diefen zu Ändern, eine andere Wirth— Schaft zu führen, ja vielleicht felbft ohne daß er dazu thä- tig mitzuwirken braucht. Kine Umiänderung der Wırth- Schaft liegt aber vielleicht gar nicht in der Idee des Wald- befigers, er erwartet gar feinen Vortheil davon gegen Die bisherige, wenn der Wald weidefrei geworben ift, jeden: falls ift diefer fehr unbeftimmt und unficher: wie kann man ihn nun zwingen wollen, eine folche wider feinen Wil— len vorzunehmen, blos um ihm den zu erwartenden Vor— theil anrechnen zu können? Man will ihm durch die Ab- löfung das freie Dispofitiongrecht über feinen Grund und Boden verfchaffen, und durch eine folche vorgefchriebene Be- wirthfchaftung oder Benusung defielben würde man es ihm eher indireft vauben | Außer den Vortheilen, welche dem Waldbefiter ange- rechnet werden können, weil er nach Ablöfung der Waldweide beffere und einträglichere Holzbeftände zu erwarten hat, wird man auch noch als folchen den etwanigen Weidezins anfe- hen fönnen, wenn er im Stande ift, die ihm abgetretene Grasnutzung zu verpachten. E$ ift dabei gleichgültig, ob er dazu wieder MWeidevieh einnehmen muß, oder das Gras fonft benugen fann. Das ift er aber zu fordern berechtigt, daß man ihm vorher nachweifet, daß daffelbe wirflich mit Sicherheit, vder doch wenigftens mit großer Wahrfcheinlich- feit zu verwerthen fein wird, denn ſehr oft wird Die Gele— genheit Dazu gänzlich mangeln. | Diefe hier aufgeführten Vortheile find aber überall nur — WE — zu erlangen, wenn diejenigen Berechtigten, welche auf Ab— löſung antragen, im Beſitze eines privativen Weidereviers ſind, was dadurch von der Weidegerechtſame ganz befreit wird, daß ſie die ihrige an den Waldbeſitzer abtreten. Be— ſitzen ſie dieſelbe mit mehrern andern Berechtigten gemein— ſchaftlich, ſo muß der Waldbeſitzer, wenn er ſich in Beſitz ihres Rechtes ſetzt, ſich erſt mit allen Uebrigen, die gleiche Rechte haben, auseinanderſetzen, um einen Theil des Waldes frei zu machen, ehe er den allergeringſten Vortheil von der beantragten Ablöſung erlangen kann. Dieſe ſoge— nannten Separationen ſind ſtets mit ſehr bedeutenden Koſten verbunden, theils erfordern ſie oft eine ziemlich lange Zeit, bevor ſie durchgeführt werden können. Es iſt deshalb wohl nicht mehr als billig, wenn der Waldbeſitzer verlangt, daß, wenn Weideberechtigte auf Ablöſung antragen, welche den Weidegrund mit andern Berechtigten gemeinſchaftlich benu— tzen, ſie ſich erſt mit dieſen auf ihre Koſten auseinan— derfegen, um in den Beſitz eines privativen Weidebe— zirfs zu gelangen, von dem fie dann ihre Weiderecht an den Waldeigenthümer abtreten fünnen. Man fann nicht ver- langen, daß, nachdem ihm alle möglichen VBortheile, die er durch die Ablöſung denfbarer Weife erreichen kann, vollitändig berechnet worden find und er fie in der Entichädigung dem Berechtigten hat bezahlen müffen, er nun das Theilungs- verfahren von Neuem auf feine Koften beginnt, um auch wirklich die ihm angerechneten VBortheile erlangen zu können. 8, Die Gräfereinugung, das Recht, Schilfund Rohr in einem Walde fchneiden zu fönnen, wird man im Allgemeinen als ein folches bezeichnen können, was der Herftellung voller Holzbeftände nicht hinderlich ift, wenn es nur innerhalb der gewöhnlichen gefeglichen Schranfen ausgelbt werden darf. Das Gras darf nur da und in — DR einer folchen Art gewonnen werden, wo feine Pflanzen fte- hen oder befchädigt werden können. Da, wo Schilf und Rohr wachen, ftehen aber ohnehin feine nugbaren Hölzer, denn höchftens wird man in folchen Brüchern die wenig nugbare Salix aquatica treffen, für die feine Bejchädigung zu fürch— ten ift. Der Vortheil, welcher dem Waldbefiger aus ber Ablöfung dieſer Gerechtſame erwächft, beſtehet alfo lediglich Darin, daß er dieſe Erzeugniffe des Bodens dann für eigene Nechnung benugen fann, Ob dies durch Ausgabe von Grafezetteln, oder Verpachtung des Schilfes und Roh— res Igejchehen Fann, muß ebenfo nach der Dertlichfeit und den beftehenden Berhältniffen in jedem einzelnen Falle er— mittelt werden, wie die Größe des Erlöfes, auf den mit Wahrfcheinlichfeit aus dem Verkaufe diefer Produkte zu rech⸗ nen ift. 9, Die Maftgerechtigfeit in einem fremden Walde ift zwar für den Wald in der Art nicht nachtheilig, daß dadurch die Erziehung voller Beftände gehindert würde, da die Schonungen, infofern Schaden darin angerichtet werden könnte, nicht betrieben werben dürfen, fte ift aber oft hinderlich für die zweckmäßige Art der Bewirthfchaftung des Waldes, indem man gendthigt ift, deshalb vielleicht alle Maftbäume zu fchonen, die zwedinäßiger eingefchlagen wer— den fönnten. 68. wird gewiß daher jeder Waldbefiser gern auf den Antrag der Berechtigten, diefe Gerechtfame abzulö— jen, eingehen, da die Entſchädigung nicht größer ſein kann, als der Werth der Maſtfrüchte, die der Waldeigenthümer, wenn ſie ihm der Berechtigte abgetreten hat, für eigne Rech— nung benutzen kann. Gehet der Antrag auf Ablöſung von den Belaſteten aus, ſo beſtimmt das Geſetz, daß die Entſchädigung nach dem Ertrage, den das Recht in den letzten 30 Jahren ſeinem Be— > DE figer gewährt hat, geleiftet werden muß. Macht ihm aber ber Berechtigte, jo wird nur die Nugung, die er Fünftig das von beziehen kann, als ein dem Waldbefiger anzurechnender Bortheil angefehen werden fünnen. Darin ift aber ein bedeu— tender Unterfchied hinfichts der Größe der dem Berechtigten zu gewährenden Entichädigung begründet, denn der Maftertrag ift in ber früheren Zeit viel größer gewefen als jegt. Seit dem ausgedehnten Anbau der Kartoffeln legt man weit weniger Werth auf die Waldmaft und ziehet die viel ſichrere Stallmaft vor, fo daß das Fehmgeld gegenwärtig nicht blos geringer ift als früher, fondern daß es fogar oft fchwierig ift, Schweine zur Fehme zu erhalten, wodurch allein größere Quantitäten von Eicheln zu verwerthen find. Blos in Gebirgsgegenden, wo der Acker zum Kartoffelbau fehlt, in Jahren, wo Miß- ernten find, wird auf die Waldmaft noch ein größerer Werth gelegt. Dann vermindern fich auch Die mafttragenden Bäume immer mehr, die Maftjahre werden jeltner, da der Boden der Wälder durch ftarfe Benußung derjelben immer ärmer wird, fo daß die Maftnugung, auf die man in früherer Zeit fo hohen Werth legte, die felbft oft mehr einbrachte als das Holz, nur fehr felten noch ein beachtenswerthes Einfommen liefert, Am beften lafien fih im Allgemeinen nod) die Bu— cheln in denjenigen Gegenden verwerthen, wo man fie zum Delfchlagen verwendet, wie denn auch die Buchelmaft ſich nicht in dem Maße vermindert hat, wie die Eichelmaft, da die Buche fih in unfern Wäldern weit cher erhält als die Eiche. Um den fünftigen Geldertrag der Maft zu beftimmen, der den Vortheil bildet, den man dem Waldbefiger anrechnen fann, wird man zuerft feftftellen müſſen, wie oft im der legten Zeit volle, halbe oder eine ſolche Maſt eintrat, daß diefelbe überhaupt noch benugt werden Fonnte, um die jährliche durchjchnittliche Maftrente ganz in derfelben Art zu ermitteln, wie Died gefchiehet, wenn der Berechtigte auf Ablöfung anträgt. Läßt fich feitftellen, welchen Ertrag der Berechtigte im legten Jahre, wo er die Maft benußte, bezog, und ift dies in der neueften Zeit gefchehen, fo daß man annehmen kann, daß die Berhältniffe fich Seitdem nicht geändert haben, fo wird e8 wohl das Einfachite fein, Diefen legten Ertrag einer vollen, halben oder Viertelsmaſt — wenn der Berechtigte auch dieſe legtere benugen darf — auch als fünftigen Ertrag zum Grunde zu legen, da Ddiefer immer nur nach den Verhältnifien, wie fie gegenwärtig find, feftgefegt werden fann. - Sehr oft aber ift die Maft von den Be rechtigten fchon feit längerer Zeit nicht mehr benußt wor— den, fo daß man den Ertrag, den er davon bezog, entwe— der nicht mehr mit Beitimmtheit feftitelen, oder denſelben nicht mehr für die Zukunft annehmen kann. Dann bleibt nichts übrig, ald auf dem Wege der Taration zu ermitteln, wie viel Maftfrüchte der Wald Fünftig bringen kann, und den Nettopreis, zu dem fie mit Wahrfcheinlichfeit zur verwers then find, zu beitimmen. Um die Menge der bei einer vollen Maft zu erwarten den Maftfrüchte zu beftimmen, würde man zuerft die Holz- maffe der Bäume, welche das Alter haben, um regelmäßig Früchte bringen zu fönnen, abſchätzen müflen. Dies Alter bleibt fih nach Boden und Klima nicht gleich, doch dürfte man bei folchen Bäumen, welche aus dem Samen erwach— fen find — Die Stodlohden tragen früher Früchte — im nördlichen Deutfchland für die Buche wohl 80 Jahre, für die Eiche 100 Jahre als dasjenige annehmen können, bei dem erſt die volle Maftnugung beginnt. Ein Morgen ges jchlofjener Buchenhochwald kann dann bei voller Maft etwa 18 bis 19 Scheffel Bucheln erzeugen, wovon man aber — WE — wenigſtens 20 Proc. als taub oder ſich im Laube verlierend und nicht zu benutzen in Abzug zu bringen hat, ſo daß man nur etwa noch 14 bis 15 Scheffel als baar rechnen kann. Bon den Eichen fommen felten ganz gefchlofiene Beftände vor, und die Menge der Früchte, welche fie liefern, kann man daher jo berechnen, daß auf 1 Klafter Zadenholz 1 Scheffel 3 Megen, oder auf 1 Schock Reisholz, das Holz bis 2 Zoll Stärfe hineingelegt, 18 Scheffel Eicheln gerech- net werden.*) Stehen die Buchen nicht gefchloffen, jo find auf das Schock ſchwaches Baumreißig etwa 4 Scheffel Bucheln bei voller Maft zu rechnen, wenn es zu 30 Ku: biffuß feſter Maffe gebunden wird. Zur Mäftung eines Schweines werden gewöhnlich 9 Scheffel —* und 10 Scheffel Bucheln gerechnet. Die Maſtfrucht kann benutzt werden durch die Einnahme von Maſtſchweinen, bei denen man das Fehmgeld nach den letzten Jahren rechnet. Man muß dabei aber nicht unbe— achtet laſſen, daß dieſe gewöhnlich nur bei voller Maſt ein— genommen werden können, und daß die Schonungen nicht behütet werden dürfen, die Sameneicheln reſervirt werden müſſen, und nicht berechnet werden dürfen, auch die Di— ſtrikte, wo die Maſtbäume nur einzeln ſtehen, für die Fehme nicht benutzbar ſind. Außerdem können auch die für Rechnung des Waldbe— ſitzers geſammelten Eicheln und Bucheln verkauft werden, oder er kann Zettel ausgeben, für welche die Sammler einen gewiſſen Zins zahlen, der in der Regel ſchon feſt ſtehet, ſo wie auch die Zahl der auszugebenden Zettel am beſten nach —— — —— ñ—— *) Dies nimmt Hennert in feiner Taration, 2. Bd., an und der Caſſler Kandforftmeifter Hartig in feiner Anweifung zur Aufftellung von Wirthfchaftsplänen. Gießen 1826. ‘©. 35. „ ER: den bisherigen Erfahrungen anzunehmen ift, Ob Die eine oder die andere Art dev Benutzung dieſer Baumfrüchte bei ber Berechnung des Vortheils, der dem Waldbeftger aus der Aequifition des Maftrechts erwächit, anzurechnen ift, hängt lediglich davon ab, in welcher Art dieſe Früchte bisher in ber betreffenden Gegend am vortheilhafteften benugt worz den find, 10. Das allerverderblichfte Servitut, unter dem die Wäls der vielleicht am meijten gelitten haben, ift wohl das Streu: vechen, auf defien Ablöfung aber von den Berechtigten am allerfeltenften angetragen wird, weil fie gewöhnlich glau— ben, die Waldftreu zur Erhaltung des Düngungszuftandes ihrer Kulturgründe nicht entbehren zu können. Geſchiehet es aber dennoch, jo wird gewiß der Waldbefiger mit Ver— gnügen auf diefelbe eingehen, denn es ift Dies dann ein Zei— chen, daß der Berechtigte feine Wirthfchaft fo geordnet hat, daß er die Waldftreu entbehren fann und deshalb feinen großen Werth mehr auf ihre Benusung legt. Der Waldbefiger wird fich dann auch mit geringeren Opfern von Diefem ver- derblichen Servitute befreien fünnen, ald wenn er felbft den Antrag auf die Ablöfung defjelben macht, und dann den Be- vechtigten nach dem vollen Nugungswerthe des Rechtes ents fchädigen muß. Kur in feltenen Fällen wird man annehmen fönnen, daß die Waldftreu, die der Berechtigte dem Waldeigenthü- mer ducch Die Aufgabe feines Rechtes Überläßt, von Diefem fünftig verfauft werden fann oder werden wird. Wäre Dies aber der Fall, fünnte man mit Sicherheit annehmen, daß bie Waldftreu ftets zu beftimmten PBreifen zu verfaufen wäre, fo muß fich der Waldbefiger allerdings den dadurch mit Si— cherheit zu beziehenden Nettvertrag als Vortheil, den er Durch die Ablöjung erlangt, anrechnen lafien. Es müßte dann bie Kritifche Blätter 31. Bd. II. Heft. — Gi u jährliche Streumenge ermittelt werden, Die aus dem Walde von den Berechtigten verlangt werden kann und bisher auch entnommen wurde, und dev Preis, zu dem fie, nach Abzug der Gewinnungsfoften, wirklich mit Sicherheit verkauft wer— den fann. Der Waldbefiger würde fich gegen dieſe Art der Beitimmung des aus der Ablöjung für ihn enwachjenden Vortheils um fo weniger fträuben fünnen, als er doch im- mer noch dabei den Gewinn hat, daß er die ganze Streu— nugung jo regeln fann, wie er es feinem Bortheile am an- gemefjenften findet, jobald er alleiniger Eigenthümer derfel- ben geworben ilt. Der gewöhnlichite und hauptjächlichite Gewinn für den Wald beftehet aber darin, daß, wenn das abfallende Laub im Malde liegen bleibt, die Berfchlechterung des Bodens ver- hindert wird, Die Holzbeftände einen befjern Wuchs erhalten, länger ausdauern und dadurch einen höhern Ertrag geben. Um wie viel oder wie wenig aber der Ertrag des Waldes durch das Etreurechen vermindert wird, läßt ſich gar nicht allgemein beitimmen. Es fann der Fall fein, daß bei einem unbejchränften Streurechen auf von Natur jehr magerem Bo— den jogar die ganze Holzproduftion vernichtet wird, es ift aber auch möglich, daß ein Theil der Waldftreu ohne we— jentlichen Nachtheil für den Wald abgegeben werden kann. Darüber entjcheidet: a. Der Boden. Je friſcher und fräftiger der Boden im Allgemeinen ift, deſto eher erträgt er ein nicht zu aus— gedehntes Streurechen ; je ärmer und trodner er ift, deſto mehr leidet er darunter. An dürren Kalkbergen, auf armem Sandboden wird das Streurechen oft fo vernichtend, daß babei gar fein Holz zu erhalten ift, Im fruchtbaren, der Ueberſchwemmung ausgejegten Flußboden, wo der jährliche Niederichlag von Schlif die Düngung bewirkt und das — WB Laub doch fortichwimmt, wo die Beftände licht ftehen,. wird es oft gar nicht nachtheilig. b. Die Ausdehnung des Streurechens ift nicht weniger entfcheidend über die nachtheiligen Folgen defjelben. Se jünger den Beſtänden die Laubderfe entzogen und je reiner diefelbe weggenommen wird, Defto verderblicher wirft es, c. Dann leiden aber auch nicht alle Holzarten und - Beftände gleich ſehr darunter Die Buche verträgt es weniger als die Kiefer, der Hochwald eher als der Niederwald. In dem räumlichen Pflanzwalde, deſſen Wurzeln tief gehen, wo das Laub doc vom Winde weggeführt wird, bemerft man die Nachtheile weniger, als in den Beftänden, die im vollen Schlufje erwachſen. Die Ahompflanzungen in den bairifchen Alpen, die blos um des Laubes willen gemacht werden und in denen dieſes alle Jahre jorgfältig gefammelt wird, haben einen fo vortrefflichen Wuchs, Daß man davon feinen Nachtheil bemerft. Wenn daher Hundeshagen annimmt, das auf 100 Pfund Laub, was von Buchen gefammelt wird, jährlich 3—7 Kubiffuß Zuwachs verloren gehen, fo mag das in ‚ einzelnen Fällen wohl richtig fein, in andern ift e8 aber notoriſch unrichtig. Wollte man dies auch auf Kiefern an— wenden, jo könnte man leicht zu dem Nefultate gelangen, daß mehr Zuwachs verloren gehe, als der Boden möglicher Weiſe felbft dann hervorbringen kann, wenn gar feine Streu gerecht wird. Dann ift e8 aber auch oft nicht allein die verlorenge- ende Maffenerzeugung, welche den Berluft herbeiführt, der dem MWaldbefiger aus dem Streurechen erwächft, jondern auch der nachtheilige Einfluß, den es auf die Stammbildung Außert. Beinahe mit dem Jahre, wo ein Kiefern-Stangenort dem Streurechen geöffnet wird, hört auch fein Höhenwuchs auf. 52 un WE Hat die Kiefer ihren Höhenwuchs demnach nicht größten, theil8 beendigt, jo kann es leicht fein, daß der Beftand, der, wenn die Streu liegen geblieben wäre, ganz gutes Bauholz gegeben hätte, nur ald Brennholz benugbar ift, Der Nacıtheil, den das Streurechen verurfacht, läßt fich daher durchaus nicht in beitimmten Zahlen ausdrüden, Er kann nur dadurch gutachtlich beftimmt werden, daß man Beftände auf ganz gleichem Standorte, die nicht berecht wer: den, mit denen vergleicht, die dem Streurechen unterworfen find, um danach ohngefähr die Differenz des Ertrages beis der zu bejtimmen. Dann bleibt fih aber auch die Wirfuug des Aufhö— rend des Etreurechens nicht gleich, Wenn in einem haus baren Buchenbeftande, der bisher berecht wurde, Die Laubs Ichicht liegen bleibt, fo verbefjert fich der Holzwuchs ſchon nach 5 bis 6 Jahren auf gutem Kalfz, Graumwaden- und Ba— faltboden wieder bedeutend. Auf einem armen Sandboden, der durch das Etreurechen ſehr erfchöpft it, dauert es oft 60, 80 und 100 Jahre, ehe man eine wefentliche Verbeſſe— rung des Holzwuchjes in Folge des Liegenbleibeng der Streu bemerft. Das liegt darin, daß hier das Streurechen nicht blos eine Verminderung ded Humusgehaltes bewirkt, fons bern auch eine Erſchöpfung des Bodens an mineralifchen Nährftoffen herbeiführt, an denen diefer Boden von Natur fehr arm ift, und die vorzugsweile in Den weggenommenen Blättern und Nadeln abgelagert werden, Dies ift ſehr weientlih in Bezug auf die Berechnung des Vortheild, der dem Waldbefiger daraus erwächſt, daß das Holz einen befjern Wuchs erhält, wenn bie Streu fünfs tig zur Düngung des Waldes liegen bleibt. Man fann nas türlich die dadurch bewirkte Steigerung des Zuwachſes in m Bezug auf ihren gegenwärtigen Kapitalwerth nur fo berech- nen, daß man a. die Größe defjelben und feinen Geldwerth nach jegigen Marktpreiſen beftimmt — b. die Zeit feftlegt, wo ber Erlös dafür eingehen wird und dann c. dad gegenwärtige Kapital Diefer erft in fpäterer Zeit eingehenden Nusung, mit VBergütigung voller Zinſes— zinfen, berechnet, wozu die Eotta’ichen Zinstafeln benugt werden können. Was den anzunehmenden Zinsfuß bei allen diefen Rech, nungen betrifft, fo wird man diefen nach demjenigen beftim- men müjfen, der in der betreffenden Gegend bei fichern Hy— pothefen landüblich ift. Bekanntlich ift der Zinsfuß in den öftlichen Provinzen Preußens ein höherer als in den welt lichen. Durch die Art der hier angegebenen Berechnung des Vortheils fir den Waldbeſitzer, den er von einer Ablöjung der Streugerechtfame zu erwarten hat, wird Diefe in den meiften Fällen allerdings nur einen geringen gegenwärtigen Kapitalwerth erhalten, da die entfernten Nutzungen mit Ber- gütigung voller Zinfeszinfen, bis zur Zeit, wo fie eingehen, fehr Hein werden. Die Summen, welche man auf dieſe Weile erhält, brauchen aber auch nur zum Anhalte deſſen zu die: nen, was fich jeder MWaldbefiger unbedingt als Vortheil, nach dem die Entfchädigung von dem Berechtigten verlangt werden fann, muß anrechnen laffen. Kein Waldeigenthü- mer wird fich, um dies läftige Servitut zu befeitigen, weis gern, im Wege des Vergleichs auch wohl eine größere Entfhädigung zu bewilligen, ſchon um die Koften eines weitläuftigen Ablöfungsverfahrens zu vermeiden, Noch werden zuweilen VBerfuche gemacht, dem Waldbe: = figer Vortheile anzurechnen, Die er wohl in feinem Falle als folche anzuerkennen braucht, für die er eine Entichädi- gung zu gewähren genöthigt werden fann. Dahin gehören: a. Die Behauptung, daß, wenn der Wald ferpitutfrei geworden ijt, der Eigenthümer über die haubaren Bejtände disponiren, fte herunterhauen und in Geld verwandeln fann, wo dann das daraus gebildete Geldfapital fich Höher ver- zinjet ald das Materialfapital des höhern Umtriebes durch feinen Zuwachs. Gewiß wird es jedem vernünftigen Men— jchen einleuchten, daß der Berechtigte darum, weil ihm feine jegige Nutzung nicht gefällt, jelbit nicht einmal den Privat— eigenthümer zwingen fann, feine Holzbeftinde herunterzu— bauen, um einen Geldgewinn dadurch zu erzielen, Diejen aber mit dem Berechtigten dadurch zu theilen, daß er ihn nach dem Gewinne entfchädigt. In den Staatsforften wird aber eine jolche vorgeichlagene Berfürzung des Umtriebes auch aus hundert andern Gründen unausführbar fein, b. Dann wird auch wohl die Verminderung der Ge- fahr des Diebitahld, der Schadenhütungen und ©rasent- wendungen, Die Durch eine Sewvitutablöfung herbeigeführt werden joll, als ein Vortheil für den Waldbeſitzer ange- führt. Abgeſehen davon, daß der Geldwerth einer jolchen wohl jchwer zu berechnen jein dürfte, wird dieſe Gefahr durch eine Ablöjung armer Berechtigten auch oft wohl eher vergrößert als verringert. Wenn Diefe fich ihren Bedarf nicht mehr auf rechtlichem Wege verichaffen fünnen, werden fie gezwungen fein, Dies auf unrechtlichem zu verfuchen. Eine ungebührliche Ausdehnung des Nechts, die nur an beftimm- ten Tagen ftattfinden fann, ift weit leichter zu überwa— hen, ald wenn man den Wald Tag und Nacht gegen Holz » und Grasdiebe fchügen foll, welche die Noth zum Stehlen zwingt. Ei e. Früher wurde fogar das als ein WVortheil der Ab- löfung für den Waldbefiger angefchlagen, daß man in einem fervitutfreien Walde mehr Wild halten könne, als in einem ferwitutbelafteten, Dieſer Grund wird jedoch, nachdem in Folge der neuen Jagdgefeggebung das Wild beinahe überall ausgerottet worden ift, wohl faum noch für die Ablöjung der Servituten angeführt werden. In dem vorftehenden Auflage hat fih der Verfaſſer bemüht, eine Anleitung zu geben, wie die Vortheile zu ere mitteln find, welche der Waldbefiser fich muß antechnen laj- fen, wenn der Berechtigte auf Ablöfung anträgt, weil eine folche bis jest noch ganz fehlte, dev Mangel daran aber immer fühlbarer wurde, je mehr fich die Anträge der Be- vechtigten, befonders in den Staatsforften, häuften. Bisher befolgten die Behörden die allerverjchiedenartigiten Wege, und die Berechnungen, die man anlegte, waren mehr Phan— taften der Oefonomiefommifjarien, als daß fie irgend eine beftimmte Grundlage gehabt hätten. Der Verf. fam daher auf die, allerdings irrige Idee, daß die Ablöjungsbehörden vielleicht ein Sntereffe dabei haben fönnten, daß ein Ver— fuch gemacht würde, ein grundfägliches Verfahren in diejer Beziehung aufzuftellen. Er theilte ihn daher dem Revi— fionsfollegio als höchſter Inftanz für die Servitut-Ablöſungs— fachen mit, anfragend, ob er Aufnahme in dev von dieſem herausgegebenen Zeitfchrift finden könnte, Die beftimmt ift, das Ablöfungsverfahren zu vervollftändigen, verjchiedenartige Anfichten ꝛc. darüber mitzutbeilen. Anfänglich wurde auch die Aufnahme deſſelben zugefagt, fpäter wies ihn aber Die Redaktion diefer Zeitfchrift aus folgenden dem Verf. mitges theilten Gründen zurück: or 9 1. Weil derfelbe nicht ſowohl fpecielle Schätzungsgrund— füge, als vielmehr die im Interefje des Forſteigenthümers, insbefondere aber des Fisfus, den Berechtigten gegenüber geltend zu machenden allgemeinen Gefichtspunfte erörtere, über welche fich auch die von den Ablöjfungsbehörden erlaf- fenen Inſtruktionen zum Theil abweichend ausgelaffen haben. 2. Weil, wenn dieſe abweichenden Anfichten auch von anderer Seite erörtert würden, Dies leicht zu viel Raum einnehmen könnte. Was die Behauptung, daß das Schäßungsverfahren felbft in diefem Aufjage nicht fpeciell behandelt worden ei, betrifft, fo müffen wir e8 dem eignen Urtheile der Leſer überlaſ— fen, ob fie richtig oder falſch iſt. Mindeftens glauben wir doch aber behaupten zu können, daß die Art und Weife der Berechnung der Vortheile, die fich der Waldbefiger muß an- rechnen lafien, bier fpecieller behandelt worden ift, als in irgend einer andern Schrift oder erlaffenen Inftruftion, Wer nigftens ift in der Zeitfchrift für Landesfulturgefeggebung nichts darüber zu finden, Was nun aber den Vorwurf betrifft, daß der Aufſatz fih mit allgemeinen Anfichten zum Vortheile des Waldbe- fißerd und befonders des Fisfus befchäftigt, fo möchten wir dem hohen Revifionsfollegio die Frage vorlegen: ob ſich denn dies nicht uͤberall erſt allgemeine Grundfäge oder An— fichten bildet, ehe es die fpecielle Behandlung der einzelnen Gegenftände zu ordnen fucht? Thäte e8 dies nicht, fo Fönnte bei diefen leicht eine widerjprechende eintreten; gewiß wer- den die Mitglieder defjelben auch nicht behaupten wollen, daß fie ohne allgemeine Grundſätze und Anfichten ihre Ent- fcheidungen träfen. Im Gegentheil machen fich diefe überall geltend, in dem am 2, Auguft 1849 in ber zweiten Kam— mer eingebrachten Entwurf zur Grgänzung der Gemein: N —— heitstheilungs-Ordnung *), in ber Ablehnung dev Aufnahme dieſes Aufjages und im einer großen Menge von Servituts ablöfungen. Sie find nur verfchieden von derjenigen des Derfaffers. Diefer hält nicht alle Servitutablöfungen für unbedingt vortheilhaft, fondern glaubt, daß fie oft auch nach— theilig für die Berechtigten, den Wald und Waldbefiger, fo wie für das Land überhaupt fein fünnen; er ift Daher der Anficht, daß man in jedem einzelnen Falle erft unterfuchen muß, ob eine folche auch zweckmäßig iſt. Das Reviſions— follegium hält aber jede Sewitutablöjung ohne Ausnahme für wünfchenswerth, und fucht Deshalb jedes Hinderniß derſel— ben zu befeitigen. Ein folches iſt nun unftreitig das Necht des MWaldbefigers, feine, oder nur eine geringe Entfchä- dDigung zu geben, im Falle der Berechtigte auf Ablöfung anträgt, wenn er nachweilen fann, Daß ihm durch diefelbe gar fein Portheil, oder nur ein geringer, erwächſt. Ganz Fonfequent fucht das Neviftongfollegium daher ein gründli- ches Verfahren, um diefe Vortheile zu ermitteln, zu verhin- dern, weil fich vorausfegen läßt, daB Dadurch im vielen Fäl- len feftgeftellt werden würde, daß der Waldbefiger wenig Gewinn von der Ablöfung hat, wodurch ihm Nugungen zu— fallen, Die er gar nicht, oder nur fehr gering, verwerthen fann und die beftehenden Servituten ihn nicht hindern, einen regelmäßigen Waldzuftand herzuftellen und dem Boden bie volle Broduftion abzugewinnen, Es läßt fich allerdings an— nehmen, daß, wenn die Abfchägungsbehörden nicht mehr willführlich die Vortheile beftimmen fünnen, die der Wald— befiger den Berechtigen vergütigen muß, wenn Diefe abge- löfet zu werden verlangen, weniger Anträge von diefen aus— gehen und viele Servitutverhälniffe ungelöfet bleiben wer— + ©. Krit. Bl. 28. BP. 1. Hft, ©, 125, un ME in den. Sollte dies aber wohl im Sinne des Gefeges gehan- delt fein? — Dies verlangt die Ablöfungen nur im Inter effe der Bodenfultur, es will weder den Berechtigten noch Belafteten begünftigen, jeder foll fein Recht haben, Der MWaldbefiger foll nichts verlieren, wenn der Berechtigte ihn in feinem Sntereffe zwingt, die Nugung zu faufen, die er bisher bezog; der Berechtigte joll wie bisher den vollen Er- trag feiner Berechtigung beziehen, wenn dev Waldbefiger ihn nöthigt, fte aufzugeben. Beide find befugt, von den Ablö- fungsbehörden und dem Nichter, der Über ihre Forderungen entfcheidet, zu verlangen, daß Alles unterfucht wird, was nöthig ift, um dieſer Beſtimmung des Gefeges wirflich nach— zufommen. Jedem muß daher frei ftehen, feine Anſichten über das zweckmäßigſte Verfahren zu entwickeln, was eintre- ten muß, um fejtzuftellen, wa8 jedem dem Geſetze nach ge— bührt. Ob der eine der Betheiligten der Fisfus oder ein Privatmann ift, bleibt fich dabei ganz gleich, denn der er- ftere muß fein Necht fo gut verfolgen fünnen als der leß- tere, da dies nicht in Bezug auf die Perſonen, fondern in Bezug auf die Sache gelprochen werden ſoll. Iſt es nun wohl zu billigen, wenn eine Erörterung des Verfahrens, welches zur Ermittelung deſſen dienen foll, was der Waldeigenthümer vechtlih als Entſchädigung an ben Bereibtigten zu geben gezwungen werden fann, wenn Diefer auf Ablöfung anträgt, blos darum zurückgewieſen wird, weil man glaubt, daß diefelbe vorzugsweile das Intereffe des Wald- eigenthümers bezwedt? — Gewiß ift dieſer berechtigt, Dies gegen die ungebührlichen und ganz unbegründeten Anforde: derungen, die fortwährend von den Ablöfungsbehörden bei diefen Gelegenheiten an ihn gemacht werden, zu vertheidigen, da ja dem Berechtigten frei ftehet, wenn er dadurch verlegt zu werden fürchtet, Das Unvichtige der Behauptungen Des a Maldbefigers nachzuweifen. Das Reviſionskollegium geſtat— tet dem bisher jo vielfach verlegten Waldbefiger aber nicht einmal feine Vertheidigung befannt zu machen — was für- wahr nicht für defjen Unparteilichfeit ſpricht —, was doch felbft die Kriegsgerichte der despotiſchſten Negierungen thun; es verhindert die Bekanntmachung von Anfichten, die viel leicht die Ablöfungsbehörden in der Willführ ihrer Annah— men beichränfen könnten. Daß dies der eigentliche Grund ift, warum es die Auf- nahme diefes Auffages in feiner Zeitfchrift verweigerte, Die doch vorzugsweife dazu beftimmt ift, richtige Grundſätze des Ablöfungsverfahrens zu ermitteln, gehet ganz Flar aus dem die Zurückweiſung motivirenden Grunde hervor, daß von den Ablöjungsbehörden bisher abweichende Anfichten auf— geftellt worden find, als die in diefem Aufſatze entwickelten. Unmöglich können fich aber die Ablöfungsbehörden doch wohl für infallibel in Bezug auf Anfichten über forfttechnifche Ge— genftände halten, denn fo viel wir wiffen ift fein einziger Forſtmann bei ihnen angeftellt, fondern nur Juriſten oder Landwirthe, Iſt es nun nicht ein Despotismus, der fich befier für den Prinz Präſident von Franfreich ziemte, als für die jehr liberalen Mitglieder des Nevifionsfollegii, wenn Diefe nicht geftatten wollen, daß eine Anficht, Die von der ihrigen abweichend ift, befannt gemacht wird? Was würde wohl der an feiner Spibe ftehende PBräfident*) fagen, wenn ihm der Minifter verbieten wollte, eine Anftcht, die von der feinigen abweicht, geltend zu machen? Uns dünft, was dem Einen recht ift, ift dem Andern billig, und wenn die Mit- glieder des Neviftionsfollegii in den gejeßgebenden Behör- *) Das Sehr befannte Oppoſitionsmitglied der Linken in ter erjten Kammer, Herr Kette. un MR den opponiren, müffen fie auch geftatten, daß die Oppofition fich gegen ihre Anfichten in ihrem Journale geltend macht. Aller; dings würde dies aber wahrjcheinlich mit größerem Erfolge ges fchehen als die ihrige hat, und dies fürchtet das hole Kollegium. Wenn die Anfichten, die der Berf. im diefem Auflage aus— fpricht, unrichtig und einfeitig find, nur in dem Intereffe des Fisfus geltend gemacht werden follen, fo wird es nicht fchwer fein, fte zu widerlegen; Dazu fcheint Raum genug in der Zeitfchrift für Landesfulturgefeggebung zu fein, denn es werden in ihr weit unwichtigere Dinge mit großer Breite verhandelt. Der wahre Grund der Zurücdweifung ift aber wohl der, daß man fich fcheuet, Grundfäge in Berug auf das Ablöfungsverfahren befannt werden zu fehen, Die mit den bisher befolgten allerdings nicht übereinſtimmen, deren MWiderlegung doch aber auch nicht ganz leicht fein dürfte, da fie überall auf rechtlichen und gejeglichen Beftimmungen beruhen. Ob dies nun gerade ein Verfahren fein dürfte, was die Unparteilichfeit des Neviftonsfollegii in Bezug auf feine Entjcheidungen, da, wo bejonderd der Fiskus bethei- ligt ift, in das gebörige Licht fest, müffen wir dem Urtheile unferer Leſer anheim ftelfen, Geftändlich ift ed ihm mehr darum zu thun, das Bekanntwerden von Anftchten zu verhindern, Die, wenn fie als richtig erfannt werden, allerdings günftig für den Fisfus und den Waldeigenthiimer wirken müffen, al8 das richtige Verfahren bei der Ablöfung ermittelt und feitgeitellt au fehen. Dabei liegt aber fein anderes Motiv zum Grunde, als baß die höchft ehrenwerthen Männer der Ablöfungsbehörden einmal die unpraftifche Idee feithalten, daß aller Grund und Boden um jeden Preis von Servituten befreit werden müffe, da ihm ſonſt nicht der höchite Ertrag abgewonnen werden fonne, und daß, um dieſen patriotiichen Zwed zu erreichen, Mh Alles vermieden werden müſſe, was feine Erreichung verhin— bern Fönne, Sie glauben, Daß der Zwed es rechtfertigt, wenn man nicht ängftlich in ber Wahl der Mittel ift! — Ihr Zwed, den fie unausgefest vor Augen haben, was wir bereitwillig anerkennen, iſt Erhöhung der Bodenfultur um jeden Preis, Dazu fordern fie Opfer von dem Walpbefiger, die fich rechtlich gar nicht fordern laſſen, felbft da, wo Dies fer Zweck augenfcheinlich durch die Ablöfungen nicht er— reicht werden fann, weil fie den Wald nicht kennen, wie er wirklich iſt. Beihreibung des Königlich Lieper Reviers. (Fortſetzung.*) Ein großes Hinderniß einer zweckmäßigen Behandlung der Buchen im Lieper Reviere ſind die ſelten eintretenden Samenjahre. Man wird kaum alle 10 bis 12 Jahre auf eine volle Maft, wie fie zur regelmäßigen Beſamung er- forderlich ift, rechnen können. Dies liegt zuerſt wohl in dem armen Boden, denn es ijt ein befannter Erfahrungs: faß, daß der Mangel an Nahrung, der hiervon herrührt, denfelben ungünftigen Einfluß auf die Sruchtbildung Außert, wie der Mangel an Wärme in den höhern Gebirgen. Nach einem reichen Samenjahre blühen die Buchen oft mehrere Jahre hintereinander gar nicht einmal, fie fcheinen fich von ihrer dabei gemachten Anftrengung erft wieder erholen zu müffen. Doch mag dies nicht allein im Boden liegen, ſon— dern auch wohl mit darin, daß alle haubaren Beftände des Reviers fchon abftändig und zurücgehend find, nicht mehr die volle Lebenskraft haben. Erſcheint dann auch die Blüche reichlich, fo erfriert fie bei den ftarfen und häufigen Spätz feöften, welche hier zu fürchten find, häufig. Iſt aber auch +), ©. 31. Bds. 1. Hft. ©. 103, — dies nicht der Fall und bilden fich wirflich die Kapfeln, in denen die Früchte figen, vollitändig aus, jo weiß man deshalb immer noch nicht, ob man ein Samenjahr hat, denn oft find beinahe die ganzen Bucheln taub, wenn fie abfallen. Die Buche zeigt zwar immer auf dem Sand— boden mehr taube Früchte als auf dem Fräftigen Lehmboden, in dem Liever Neviere ift dies aber bejonders auffallend. Es ift die Frage, ob darauf nicht auch der hier fo außer: ordentlich häufige Curculio Fagi einen Einfluß hat. Dies fonft wenig fchädliche und darum bisher auch gar nicht bes achtete Infekt ift befonders auf dem Sandboden und in den überftändigen, ſchon zurücgehenden Beftänden fo häufig, daß die Blätter der Bäume gewöhnlich fehon im Juni aus- fehen, als wären fie am Nande erfroren, Diele Forftmänz- ner, welche dies Infekt nicht Fennen, glauben auch, daß dag in der Ferne ganz roth erjcheinende Laub Durch den Froft ge- litten hat, Die Bäume, auf welchen fich diefer Feine Rüſ— jelfäfer aufhält, liefern immer den meiften tauben Samen, was fih auch wohl dadurch erklären läßt, daß die beſchä— Digten Blätter nicht den zur vollftändigen Fruchtbildung er— forderlihen Bildungsfaft bereiten können. Diefe Ungewißheit, ob man wirklich Samen genug hat, um denfelben zue Stellung eines Samenfchlages für gemüs gend erflären zu fönnen, findet daher ftatt, biö derſelbe wirklich auf der Erde liegt und man ihn genau unterjuchen fann. Dies ift natürlich fehr ftörend für den Betrieb.» Wenn andere Forftwirthe, die in Buchen wirtbfchaften, fchon im Au— guft und September ihre Hauungs- und Kulturpläne mit Sicherheit machen fonnen, muß man dieſe hier oft Ende Okto— ber und Anfang November um Vieles ändern, weil man ſie— het, daß man fich in der Borausfegung einer guten und reichlihen Buchmaft getäufcht hat, oft nicht einmal im — ——— Stande iſt, die verlangte Menge von Bucheln zu den Saa— ten zu beſchaffen. Dann hat aber auch das lange Ausbleiben der vollen Samenjahre den großen Nachtheil, daß man eine große Flaͤche in Betrieb nehmen muß, um den Etat durch Vor— hauungen zu erfüllen, und wenn dann ein Samenjahr ein— tritt, die Verlegenheit entftehet, daß man nicht weiß, wie man zu rechter Zeit die Schläge gehörig räumen fol. Die Einfhonung zu großer Flächen, in denen zu lange gewirtl- fehaftet werden mußte und den jungen Buchenpflanzen nicht zu rechter Zeit Licht verfchafft werden fonnte, hat denn auch befonders im zweiten Blode ſehr lückenhafte Beftände er- zeugt. Doch würde dies vielleicht weniger der Fall gewer fen fein, wenn man die Lichtung darin weniger fo geführt hätte, Daß man die Vertheilung der Bäume möglichft gleich“ mäßig herzuftellen fuchte, ald danach, daß da, wo der Bo- den eine frühere Lichtung verlangte, der Aushieb zuerft er— folgte, und da, wo er eine bunflere Etellung ertrug, biefe auch durch horftweije längeres Ueberhalten der Bäume bes wirft wurde. Der befiere Lehmboden, der überall mit dem ärmeren Eandboden gemifcht ift, verträgt einen weit dunk— lern Stand der Echugbäume umd eine fpätere Lichtung als diefer legtere, wenn die Beichattung nur nicht von niedrigen Aeſten herrührt, ebenfo wie er auch, wenn ed nöthig ift, eine frühere Freiftellung der jungen Pflanzen geftattet. Es wie: derholt fih auch auf dem Lieper Neviere die fchon Überall gemachte Erfahrung, daß die Behandlung der Buchenfamen- fchläge defto weniger forgfältig zu fein braucht, je günſti— ger die Gtandortöverhältniffe find, daß man aber beito mehr darauf fehen muß, duch eine richtige Stellung der Samenfchläge ihnen den nöthigen Schutz zu gewähren, je mehr Gefahren fie ausgelegt find, weil unpaffender Boden — GE einen fchwächlichen Wuchs erzeugt, oder das Klima ein un— günftiges ift. Don einer regelmäßigen Stellung der Samenbäume fann daher unter diefen VBerhältniffen Schon Faum gleich nach dem Abfalle des Samens die Nede fein, da man, wenn zu große Holzmaffen in den Schlägen ftehen, auf den Stellen, welche feifchen Lehmboden haben, lieber die Stellung der Bäume etwas dunkler hält, da es hier weniger nachtheilig wird, als auf dem Sandboden, wo die Pflanzen, befonders bei eintreten= der Hiße und Dürre, gewiß gleich im erften Sommer ver- troefnen, wenn man ihnen nicht durch eine hinreichende freie Stellung den Genuß des Thaues und der Fleinen Sprüh— regen zu verfchaffen fucht, wodurch fie fih dann allein er halten fönnen, da der Boden bald feine Feuchtigkeit verliert- Sowie aber die Pflanzen erft einmal vorhanden find, ift von einer regelmäßigen Stellung der Bäume, um Licht und Schatten gleichmäßig zu vertheilen, gar nicht mehr Die Rede, denn dann entjcheidet lediglich dad Beduͤrfniß der Pflanzen über den Aushieb im nächften Winter, ob ein folcher über- haupt erfolgen foll, oder welche Bäume gehauen werden oder ftehen bleiben müffen, Um dies beurtheilen zu fonnen, müſ— fen die jungen Pflanzen fortwährend im Auge behalten wer- den, um aus ihrem Wuchfe, ihrer Blattbildung und Der Färbung der Blätter fich darüber ein Urteil zu bilden. Dies kann am ficherften Ende September und Anfang Oftos ber gefchehen, ehe noch Nachtfröfte eintreten, wo aber Die Hite des Sommers und die daraus entfpringende Dürre nicht mehr zu fürchten find. Dies ift denn auch die Zeit, wo hier alle Buchenfchläge ausgezeichnet werden müfjen, Denn fobald diefe das Laub verloren haben, ift Niemand mehr im Stande, in ihnen eine zwedmäßige Auszeichnung vor— zunehmen. Sa, es fommt wohl vor, daß man mitten im Kritifche Blätter 31. Bd. 11. Heft. 16) Sommer bemerft, daß die jungen Pflanzen unter einer zu dichten Befchattung anfangen zu leiden und durch fte in einen franfhaften Zuftand verfeßt werden. Dann muß man ihnen fo raſch als möglich durch eine Aeſtung, die fich be— fonders auf eine Wegnahme der tiefen untern Zweige er- ftreeft, zu Hülfe fommen. Diefe fann im Lieper Reviere leicht und ohne Koften bewirft werden, da der Abraum uns ter drei Zoll Durchmeſſer den Holzberechtigten überlaffen wird, und diefe, wenn fie dazu aufgefordert werden, gern bereit find, zu jeder Zeit, unter Auflicht der Forftbedienten, die Aeſte, die man ihnen bezeichnet, auszubauen, wenn fte das ihnen gebührende Holz darin erhalten. Bei der Beobachtung des Wuchfes der jungen Buchen- pflanzen darf man nicht vergefien, Daß diefer von Natur auf dem ärmeren Boden ein fehwächerer ift, als auf dem beflern, um nicht etwa das, was blos Folge des leßtern ift, für eine Wirfung der zu ftarfen Beichattung zu halten, denn das könnte fehr leicht zu großen Mißgriffen bei der Behandlung der Samenichläge führen. Die Ausbildung der Pflanzen, je nachdem der ge— ringere Wuchs von der Armuth des Bodens oder einem Mangel an Licht herrührt, ift aber eine fo verjchiedene, daß ein gelibtes Auge bald erkennt, ob er die eine oder Die andere Urjache hat. Auf dem armen Boden bleibt zwar Die einjährige Pflanze auch ſehr klein und bejchränft fich oft auf die Entwidelung von zwei Blättern in der Spitze des klei— nen Stammes, Doch zeigen fich im September fchon jeden- falls Knospen und Anſätze zu Fleinen Seitenzweigen am Stamme. Dann find die Blätter auch von natürlicher Größe, vollfommen ausgebildet und behalten ihre lebhaft grüne Farbe bis dahin, daß fie anfangen abzufterben, Ein vorzüglich zu beachtendes Kennzeichen der Geſundheit des Stammes, und daß die Kleinheit defjelben nur von der Ars . u muth des Bodens herrührt, nicht vom Mangel an Licht, ift aber die Kürze des Stammes und fein gedrungener Wuchs. Der Mangel an Licht erzeugt einen dünnen, fadenförmigen Stamm, der im Verhältniß feiner Stärfe ziemlich lang ift, deſſen beide oben in der Spiße ftehenden Fleinen Blätter da- her ziemlich hoch über dem Boden angefegt find. Dabei zeichnen fich Diefe fchon im Frühfommer durch ihre matts grüne Farbe aus, und erfcheinen gewöhnlich ſchon im Au— guft weiß punftirt. Diefe fehr feinen weißen Bunfte, welche dem Dlatte eine weißgrüne Farbe geben, find ohne Zweifel das ficherfte Kennzeichen, daß die Pflanzen durch eine zu dunfle Befchattung leiden, Auch die Knospenbildung fann man nicht unbeachtet laffen, fobald fie vollendet ift, wenn man fih über die Urfachen des Zurücbleibend der Pflanzen im Wuchfe unterrichten will. Se Eleiner und ſpitzer die Knospen im Verhältniß der Länge des Stammes find, defto mehr liegt die Urfache des zurückbleibenden Wuchjes in dem Mans gel an Licht; die gefunden Stämmchen, deren Kleinheit blog aus dem ärmern Boden entfpringt, haben größere, befon- ders dickere Knospen, ihre Spitze ift nicht fo fcharf und horn— artig, ihr Ueberzug nicht fo dicht und pergamentartig. Aus der Beichaffenheit der Knospen fann man mit der größten Sicherheit auf den Wuchs des Fünftigen Jahres fchließen: je dicker diefe find, deſto befier wird er fein, defto grö- Bere Blätter werden fich daraus entwideln. Die Größe derfelben ift aber wieder über den Wuchs der Pflanze ent- fcheidend. Um den Aushieb in den fchon mit jungen Pflanzen beftocften Orten zwedmäßig führen zu können, genügt es aber überhaupt nicht, zu erfennen, ob fie frank oder gefund find, fondern man muß auch im erfteren Falle beurtheilen können, welche Ausdehnung dieſer franfe Zuftand bereits er- 2 — 10 — langt hat. Es giebt Planzen, die zwar noch grün find, die aber den unvermeidlichen Tod ſchon in fich tragen, und denen gar nicht mehr durch eine Freiftellung zu hel— fen ijt, die vielmehr durch eine folche nur noch raſcher ge— tödtet werden. Solche findet man vorzüglich innerhalb der unmittelbaren Ueberſchirmung dunfel belaubter Bäume mit großer Aftverbreitung, befonders wenn die Weite etwas nie— drig angefegt find. Einen folchen Baum hauen zu wollen, wenn bie innerhalb feiner Schirmfläche ftehenden Pflanzen fchon alle unrettbar verloren find, wäre widerfinnig, fo lange man überhaupt noch ſolche unter feinem Schuße erziehen will, Man muß dann eine neue Befamung eriwarten oder aus der Hand bewirken, und dann nur darauf fehen, Daß Die daraus entitehenden jungen Bilanzen nicht abermals ver: dämmt werden, jondern gleich vom Anfange an das Licht erhalten, deſſen fie bedürfen. Dann giebt e8 auch wieder jolche Bilanzen, bei denen in Folge der zu dunklen Beichattung ein krankhafter Zuftand zwar fo weit vorgefchritten ift, daß eine zu rafche Freiſtel— fung und eine zu ftarfe Cinwirfung des Lichtes fie tödten wiirde, die fich aber bei allmäligen Uebergängen vom Schat— ten zur verftärkten Ginwirfung des Lichtes wohl noch erhal- ten und einen guten fräftigen Wuchs befommen, da fie den frühern franfhaften Zuftand nach und nach überwinden, Bei diefen müſſen diefe Uebergänge zur lichten Stellung vorläu— fig durch bloße Aeftung oder durch die Wegnahme von flei- nen Bäumen, die blos Seitenfchatten auf fie werfen, bewirft werden. Andere Pflanzen, die bis jest noch wenig gelitten haben, geftatten dagegen wieder die gänzliche Wegnahme der fie beichattenden Bäume. Jeder Auszeichnung eines Buchenfchlages bei nicht gün— ftigem Boden muß daher ein forgfältiges Studium des Zu— — Mm — ftandes der jungen Pflanzen, befonders im Auguft und Sep- tember, vorausgehen. ine folche raſche Auszeichnung le— diglich nach der Stellung der Kronen der Samenbäume ge- gen einander, wie fte der geübte Praktiker fchnell und zweck— mäßig auf gutem, Fräftigem Boden im milden Klima durch— führen Fann, ift hier gar nicht denfbar, denn man wird da— bei niemald Mißgriffe vermeiden fünnen. Man muß einen Baum und die in dem Bereiche feiner Befchattung ftehen- den jungen Pflanzen oft vielmal betrachten, ehe man den Entſchluß faffen fann, ob er blos zu äften oder ganz weg— zunehmen ift, oder auch wohl noch ein Jahr ganz ftehen bleiben fann. Dann muß man fich auch wieder einen genauen Meberblid des Ganzen verfihaffen, bevor man an das Auszeichnen der einzelnen Stämme gehet, denn Da man immer an eine Snnehaltung des Etats gebunden it, fo muß man fich erft unterrichten, welche Stämme durchaus weggenommen werden müffen, und welche allen- "falls noch ftehen bleiben können. Diefe in Preußen überall ftreng vorgefchriebene Innehaltung des Materialetats, fowie er durch die nachhaltige Ertragsermittelung beftimmt worden ift, macht es dann auch nöthig, daß man die Abſchätzung des in den Buchenfamenfchlägen nothwendig zu hauenden Holzes noch vor dem Entwurfe des Hauungspland für das nächfte Sahr vornimmt. Der Materialetat braucht nur im Ganzen innegehalten zu werden, nicht in den einzelnen Sor- timenten, In Bezug auf Diefe ift man nur verpflichtet, da— für zu forgen, daß allen Anforderungen der Berechtigten und den Bedürfnifien der Anwohner genügt wird. Man fann daher, wenn das Nevier verfchiedene Holzgattungen enthält, wie das bei dem Lieper der Fall ift, den Holzſchlag in die— fen jo ordnen, wie e8 die Nachzucht bedingt, Die noth- wendige Lichtung der Buchenfchläge, oder das Ausbleiben — MR — der Samenjahre und der daraus entſpringende Mangel an disponiblem Buchenholz ſind daher auch gewöhnlich maß— gebend für die das nächſte Jahr anzuordnenden Hauungen in einer oder der andern Holzgattung. Es mag nun noch eine gedrängte Zufammenftellung aller der Niückfichten folgen, welche man bei der Auszeich- nung der Buchenjamenfchläge in das Auge zu faſſen hat, um den Beweis zu führen, daß dieſe hier weit jchwieriger iſt und eine weit forgfältigere Unterfuchung der vorhandenen Zuftände bedingt, als dies in allen unfern Lehrbüchern der Holzzucht gelehrt und vorgefchrieben wird. Entſcheidend ift zuerft die Beichaffenheit des Bodens, Der gute fräftige hbumofe Lehmboden erzeugt viel häufigere Samenjahre als der Sandboden. Man fann deshalb auf ihm nicht blos mit einer in Betrieb zu nehmenden kleinern Schlag fläche ausfommen, als auf dieſem legtern, fondern auch bei einem nicht vollftändigen Auffchlage eher auf eine nochma— lige Nachbefamung rechnen. Wenn nur die Stellung der Bäume dicht genug ift, um eine Verraſung des Bodens zu verhindern, fo bleibt derjelbe auch für Die fpätere Bejamung noch empfänglich, was bei dem Sandboden in der Negel nicht der Fall ift, wie fchon oben bemerkt wurde, Lüden in ber Beſamung find übrigens hier weit weniger zu beachten, als auf dem Sandboden, weil fie fich leichter und ficherer durch Auspflanzung ergänzen lafjen, Dürre und Froft, wenn dev Boden von jumpfigen Einfenfungen frei ift, find bier weniger zu fürchten, und man braucht deshalb in der Stel: lung der Schugbäume auch weniger Angftlich zu fein. Findet das Yestere ftatt, ſo müfjen, um Froftichaden zu verhindern, Die Nänder der feuchten Niederungen dunkler gehalten werden, und befonders müfjen alle Erlen oder niedrigen Strauchhölzer ftehen bleiben, bis die gänzliche Abräumung des Schlages — 108, — erfolgt. Hält das Holz, was an ihrem Rande ftehet, noch aus, fo bleibt es befier vielleicht noch länger ftehen. Die Uebergänge von der dunflern Stellung der Samenbäume fönnen hier vafcher und ftärfer erfolgen, der Kahlhieb kann unbedenklich mit 6 bis 8 Jahren ftattfinden, die Behand- lung des Schlages kann ganz nach den Regeln, wie fie ge- wöhnlich für das deutſche Mittelgebirge gegeben werden, an- genommen werden, Vor den eindringenden Birfen, Saal: weiden und Kiefern muß man fich zwar durch vechtzeitigen Aushieb fchügen, doch leidet die Buche theild hier weniger unter ihnen, theils erträgt fie eher eine frühe und rafche Freiſtellung, wenn. fie ſchon etwas durch dieſe Holzarten ge— litten hat, da fie diefe hier weniger empfindet, auch fich leichter von der Verdämmung erholt, Bon der fehr verfchiedenen Behandlung der Samen ſchläge ift zwar ſchon umftändlich die Nede gewefen, Doch mag bier nochmal eine Zufammenftellung der wichtigften Dabei zu befolgenden Regeln Blag finden. Die Befamung muß jedenfalls bei der erften Einſcho— nung vollitändig fein, nöthigenfalls ift das Fehlende aus der Hand zu ergänzen. Kommen fleine Blößen vor, fo find fie am beiten, foweit überhaupt der Boden noch für Laub— holz geeignet ift, mit Bucheln und Eicheln gemifcht zu befäen. Die Stellung fann fchon gleich nad dem Abfalle des Samens nicht ganz gleich fein. Sie muß in den Froſtlö— chern am dunfeljten gehalten werden, kann lichter an Nord— hängen als an Südhängen fein, gerade legtere ertragen aber niemals eine jo dunkle, daß den Bilanzen alle atmoſphäriſchen Niederichläge entzogen werden, und Darum find tief niederhän: gende Aeſte, eine ſehr tief angejegte Krone hier jehr ver- derblich, und eine Aeſtung ift da, wo Dies vorfommt, unerläßlic), — 104 — Die allmäligen Uebergänge vom Schatten zum Lichte durch fortgeſetztes Ausäſten und alljähriges Ausplentern der Schläge, ganz nach dem Lichtbedürfniſſe der Pflanzen, ſind beſſer als ſtarke Lichthiebe und plötzliche Abtriebsſchläge. Je dichter der junge Aufſchlag iſt, deſto eher kann er freigeſtellt werden, ſobald der Boden vollſtändig durch ihn gedeckt iſt. Die einzelnen Pflanzen ſind weit mehr gefährdet und müſſen mit mehr Vorſicht behandelt werden. Ein ſo einzelner Stand, daß der Boden erſt nach 10 u. 12 Jahren, oder noch fpäter, durch die Pflanzen gedeckt wird, giebt in der Negel, jelbft wenn fich dieſe erhalten, Fein wüchſiges Holz, weil derjelbe dann zu ſehr austrocknet und bis zur erfolgten vollftändigen Deckung feinen ganzen Humusgehalt verliert, den die Buche hier nicht entbehren fann. Hat man größere Stellen, auf welchen die jungen Buchen oder Eichen fo licht ftehen, daß fie erjt fpät in vollen Schluß fommen, fo thut man befjer, Kiefern als Schugholz dazwifchen zu pflanzen und dieſe dann wieder auszubauen, wenn fie vers dämmend wirken. Ein horftweifes UWeberhalten von Samenbäumen auf fleinern unbefamten Stellen, um eine nachträgliche Befa- mung zu erhalten, nugt wenig. Sowie auf dem befamten Theile des Schlages der Abtriebsichlag eingelegt werden muß, räume man die ganze Fläche und baue den noch unbe: famten Theil lieber gleich mit Kiefern oder, auf feuchten Lehmboden, mit Fichten an. Auch die an die Felder gren- zenden Schlagränder, in denen dev Wind das Laub verwe- het, werden am beften mit Kiefern oder Fichten als Wind mantel angebaut. Höchftens fann man auf ihnen Buchen und Eichen in der VBermifchung mit Laubholz ziehen. Als Waldrechter kann man höchftens jüngere gejunde Eichen überhalten, niemals Buchen, da diefe ftets abjterben. — — Vorhauungen, um Verbindungsfchläge zu ftellen, find hier gar nicht anwendbar. Dazu find die Beftände fchon zu licht. Bis zum Eintritt des Samenjahres muß man den vollfommenen Schluß zu erhalten fuchen. Die Pflanzung von hochftämmigen Heiftern zur Aus— füllung dev Lücken ift niemals zu empfehlen, wenn man auch) die ſchönſten Pflanzftämme dazu verwenden Fann, Dies Alles find Erfahrungsfäße, entnommen aus der Beobachtung der Buche auf Sandboden in einer langen Reihe von Jahren, Was die Art und Weife betrifft, in welcher die Durch» forftung in den jungen Buchenorten geführt werden muß, fo ift diefe auch ſehr von der Beichaffenheit des Bodens abhängig. Diejenige, welche als bloße Kulturmaßregel ein- treten muß, um die Berdämmung der Duche und Eiche durch Meichholz zu verhindern, ift fchon früher befprochen worden und fann hier mit Stillfchweigen übergangen werden. Es ift Daher hier blos von der Durchforftung der Altern reinen Bu— chenbeftände die Rede, um das davon erfolgende Holz zu benugen. Die ſehr umfaffenden Holgberechtigungen, die auf dem Reviere laften, und die zahlreichen alten Haidemiether, welche den vollen Brennholzbedarf auf Grund ihrer Berechtigung zu fordern haben, geftatten feinen Aushieb von Holz unter 3 Zoll Stärfe, da obfervanzmäßig dieſes Holz der Fisfus für fih nur dann benugt, wenn es als Nutzholz bedurft wird und verwerthet werden kann. Eine Durchforftung frü— her als in einem Alter von etwa 40 Jahren kann alfo felbft auf Dem befjern Boden nicht eingelegt werden, im fchlechtern wohl noch fpäter; oder e8 muß den Betheiligten das aus: gehauene Holz überlaffen werden, was auch fchon gefchehen ift. Da die Berechtigten nur das vollfommen abgeftorbene Holz an fich nehmen dürfen, fo bleiben die jungen Beftände daher voll- — —— kommen geſchloſſen, wenn nicht etwa eingeſprengte Kiefern, Birken, Aspen oder Weiden ausgehauen werden müßten. Ein Nachtheil für den Wuchs derjelben ijt daraus wohl noch nicht entitanden, im Gegentheil zeichnen fich die im dichteften Schluffe ftehenden jungen Orte zu ihrem Wortheile vor denen im Wuchje aus, wo das Holz räumlicher ftehet, befonders wenn der Boden troden ift und den geringern Klafien angehört. Dies mag wohl darin liegen, daß auf dem armen Sandboden die Buche fich blos erhalten fann, wenn er humusreich ift, jo daß ihre hier Alles nachtheilig wird, was irgend die Humuserzeugung vermindert, Nun ift aber dieje deſto jtärfer, je geichlofjener die Beſtände find und je fpäter fie Ducchforftet werden. Jede Lichtitellung ver— mindert die Laubdecke und den Humus fogleich und bringt dadurch den Beltand im Wuchſe zurüd, Das fiehet man am deutlichiten an den Nändern der Beitände, wo der Wind das Laub wegwehet. Wenn hier nicht der volle Schluß er- halten und jede Durchforftung forgfältig vermieden wird’ fo fann man gar feine Buche erhalten, und jelbit auf dem beſſern Lehmboden leiden diefe Ränder durch eine Durchfor- ftung ganz auffallend. Dazu fommt auch wohl noch, daß Die Buche, befonderd auf dem Sandboden, mehr Neigung zu einem ausgezeichneten Höhenwuchje als zur Aftverbreitung zeigt, da fie hier, wenn er humusreich und tiefgründig ift, zu- weilen eine Länge von 140 Fuß erreicht. Wollte man da— her ihr nur irgend einen etwas räumlichen Stand geben, jo würde fie dieſen bier gar nicht benugen fünnen und fich erſt ſehr fpät der volle Schluß wieder heritellen. Anders ift es allerdings auf dem fräftigen Lehmboden, die Buche ift hier weit dunkler belaubt, ihre Ajtverbreitung ift ftärfer, der Bo— ben bedarf einer ununterbrochenen Humuserzeugung weniger als der Sandboden, und er würde daher jchon eher eine —— ſtärkere Durchforſtung ohne Nachtheil ertragen. Einen gro— ßen Vortheil durch ſtärkern Zuwachs am räumlicher ſte— henden Holze würde man dadurch hier aber ebenfalls wohl nicht erwarten können. Es giebt auch auf dem beſten Lehmboden, den das Revier hat, genug Stellen, auf de— nen man den Wuchs der 40- und 50jährigen Stämme, die räumlich erwuchien, jo daß fie an der vollen Keonenentwi- ckelung nicht verhindert waren, mit demjenigen der im vol— len Schlufje enwachfenen Buchen vergleichen fann. Man findet dabei allerdings, daß die Holzmafje der einzelnen frei erwwachjenen Stämme etwas größer ift, diejenige eines Mor- gens oder einer Fleinern Fläche, welche mit ihnen beftanden it, wird aber immer Fleiner fein, al8 da, wo der Beftand ganz geichloffen ıft. Auf dem Sandboden aber bleiben ſo— gar die einzelnen Stämme, wenn fte räumlich ftehen, im der Größe hinter denen zurüd, die im vollen Schluffe erwuchfen. Das Verhalten der Buche im räumlichen und gefchlofje- nen Stande hat denn auch veranlaßt, daß man hier auf Die in der neuern Zeit jo jehr empfohlene frühe und ftarfe Durchforftung nicht eingegangen ift, obwohl fie fich als Kul- turmaßregel leicht und ohne Koften würde einführen laflen. Man braucht dazu nur das Holz, was ausgehauen würde, den Berechtigten zu Überlaffen, welche gern Die Koften des Aushiebes erfegen würden. Es wird vielmehr darauf gefe- ben, Die jungen Drte fo gejchlofien als möglich zu erziehen und zu erhalten, und erft wenn fie fich von Natur reinigen und fich unterdrüdte Stangen von 3 Zoll Durchmeffer darin zeigen, die in das Klafterholz geichlagen werden fünnen, be- ginnt die Durchforftung, aber immer nur fo, daß nur das volfommen unterdrückte Holz herausgenommen wird, Es kann fein, daß auf dem beiten Lehmboden durch eine etwas ftärfere Lichtung der 40—60jührigen Beftände etwas an Zuwachs ge— = Ib ee wonnen werden fünnte, Dies ift aber eine untergeordnete Rück— ficht gegen diejenige, die Humuserzeugung möglichft zu begün- ftigen. Diefer legtern werden bei der Erziehung der Buche alle andern untergeoronet, weil man zu der Ueberzeugung gelangt ift, daß, wenn Eiche und Buche erhalten werden fol- len, ein weiteres Zurüdgehen der Bobdenfraft, wie es ſchon ftattgefunden hat, durchaus verhindert werden muß. Dazu find aber vollfommen gefchlofjene Beftände, befonders in demAlter, wo die Humuserzeugung am ftärkjten ift, ganz unerläßlich- Ein großes Hinderniß der Erhaltung des vollen Schluf- jes der Buchenbeftände und ihrer Erziehung find die Mäufe. Die Berheerungen, welche fie anrichten, find größer, als fie wenigftens der Verfaſſer noch irgendwo gefehen hat. Dies mag wohl darin liegen, daß alle Buchenbeftände des Lieper Neviers an die Felder grenzen und im Winter alle Mäufe von diejen fich befonders in Die jungen Schonungen ziehen, wo fie Schuß und Nahrung finden, Die Mäufejahre keh— ven ziemlich in gleichen Zwifchenräumen alle 4 bis 6 Jahre wieder, Dieſe Thiere vermehren ſich einige Jahre hinter einanz der, ohne daß dabei die Witterung einen bemerfenswerthen Ein- fluß zeigt; wenn dann aber die Vermehrung einen größern Grad erreicht hat, verfchwinden fie wieder ganz von felbft, bis auf einzelne“ Individuen, von denen man dann feinen Schaden mehr bemerft. Es ift bei ihnen gerade fo, wie bei den In— jeften, die auch regelmäßig wieder verfchwinden, wenn fie fich einmal bis zu einer ungewöhnlichen Menge vermehrt haben, Es find alle möglichen Mittel der Vergiftung, des Fangens in Gruben u, f. w. angewendet worden, um dieſe fo fchäd- lichen Thiere zu vertilgen, fie haben aber alle wenig oder gar feinen Erfolg gehabt. Das wirffamfte dürfte die Scho- nung der Füchfe und überhaupt aller Thiere fein, welche fich von ihnen nähren; e8 ift aber ſchwer in feiner volljtändigen — — Ausdehnung durchzuführen, da die Schutzbeamten das Recht haben, die Fuchsbälge für ſich zu behalten, und eine Con— trole, daß ſie keine Füchſe fangen oder ſchießen, ſehr ſchwie— rig iſt. Auch wurde die Vertilgung der Füchſe, um der Ver— mehrung des übrigen Wildes willen, den Förſtern bisher zur ſtrengſten Pflicht gemacht, und es iſt wenigſtens dem Verf. trotz aller Mühe noch nicht gelungen, ihre Schonung zu erlangen, da er dabei von oben herab nicht genug un— terſtützt wurde und unten mit dem Widerſtreben der Schutz— beamten zu kämpfen hatte. Ganz würde wahrſcheinlich das Uebel nicht beſeitigt werden, wenn auch die Füchſe in der größten Menge vorhanden wären; denn man hat bemerkt, daß in den Mäufejahren in der Regel die Raute unter ih— nen einreißt, wodurch viele getödtet werden; aber eine Ver— minderung derſelben ließe fih wohl duch ihre Schonung bewirfen. Dazu gehört aber zuerft Die Ausrottung des alten Sägerglaubens, daß der Fuchs ein Thier fei, was der gute Säger unter allen Umftänden zu vertilgen und auszurotten fuchen müſſe. Der Mäufefraß ift befonders in den Schonungen auf Sandboden fo verderblich, weil hier die dadurch gefchälten Bucher eine jehr geringe Ausfchlagsfähigfeit zeigen. Der Traß, welcher von Mitte Februar ab fo erfolgt, daß die Ninde rings um den Stamm abgenagt wird, ift unbedingt tödtlich für Die in Diefer Art befchädigte Buche, jobald fie nicht im März oder April dicht über der Erde abgefchnitten wird, Der Saft tritt dann in dem noch nicht ausgetroc- neten Holze herauf, es entwideln fih an ihm kleine hell- gelbe Blätter, und er welft auf dem Stamme ftehend fo ab, daß er erft im Herbfte gänzlich abftirbt. Diefe Art des Ab- fterbens vernichtet die Ausjchlagsfühigfeit des untern nicht befrefjenen Theiles des Stammes gänzlich , wogegen fte fich — 110 — bei den jüngern Pflanzen bis zum 15., 16. Jahre fehr gut zeigt, wenn der Stamm im zeitigen Frühjahre abgefchnitten wird, fo daß der Saft nicht mehr in ihm herauffteigen fann. Hiervon ift fchon früher in diefen Blättern die Nede gewe— fen, fo daß wir wohl darauf zurückweiſen können.“) Die im Herbft und zeitigen WBorwinter gefrefienen Stämmchen ſchlagen bis zu Diefem Alter allerdings wohl wieder aus, weil dann bei dem ausgetrocdneten Holze Fein Saft auf- fteigen fann, und fich die Rindenwülfte, aus denen ſich Die Knospen entwickeln, unter dem Fraße bilden, während fie an den abwelfenden Stämmen über demfelben durch den herabtretenden Bildungsfaft erzeugt werden; wenn aber diefe neuen Ausfchläge abermals befreffen werden, wie das fo oft gefchiehet, fo gehet der Stock ebenfalls ein. Am ficher- ften würde es gewiß fein, wenn man in den Mäufejahren die jungen Schonungen bis zu 1djährigem Alter des Hol: zes durchgehen und alles befrefiene Holz ohne Ausnahme dicht an der Erde wegfchneiden ließe; allein dieſe Maßregel ift fo foftbar, daß davon noch fein jehr ausgedehnter Ges brauch hat gemacht werden fünnen. Einzelne Berfuche auf fleinen Flächen haben fehr gute Nefultate gegeben. Einen fehr guten Schuß gegen den Fraß der Mäufe an den Buchen gewährt die Hainbuche, wenn fie ftarf einge- mischt ift. Sie lieben offenbar die Winde diefer Holzart mehr als die Buchenrinde, und fo lange fie irgend noch Hainbuchen befreffen können, lafjen fie die Buche unberüht. Dabei wird die Hainbuche felten durch dieſe Befchädigung getödtet und verträgt fie weit eher als die Rothbuche. Die Mäufe fcheinen überhaupt die Ninde unferer Baumbölzer in folgender Reihenfolge zu lieben: Hainbuche und Ulme, Ahorn *) Pflanzenpbyfiologifche Aphorismen Nr. 14. u BE und Buche, Efche, Eiche, Birke und Erle, Nadelholz. Die Ninde des Nadelholzes, wie die der Birfe und Erle, fcheint fogar fein naturgemäßes Nahrungsmittel für die Maus zu fein, denn ſie greift diefelbe nur an, wenn fie bei hohem Schnee gar nichts Anderes zu finden weiß, womit fie ih— ven Hunger ftillen fann. Die Hainbuche leidet übrigens von den Schäden durch Mäufe unter allen diefen Holzarten am allerwenigften, denn wenn fie bis unter den Wurzel- fnoten befrefien ift, fchlägt fie doch wieder aus der Wurzel aus. Dies thut felbjt die Buche nicht, noch viel weniger eine andere Holzart, mit Ausnahme der Ulme, denn wenn von ihr noch Ausfchlag zu erwarten fein joll, muß nod) etwas Rinde Über den Wurzelfnoten vorhanden fein. Wie verderblich die Mäufe in den Jahren, wo fie zahl: veich vorhanden find, den Herbftfaaten und durch das Auf— lefen der abgefallenen Eicheln und Bucheln werden, ift wohl nicht erft nöthig zu erwähnen. Schon deshalb ift.man ge- nöthigt, dieſe Holzarten gewöhnlich erft im Frühjahre zu ſäen. Aber auch dann werden oft noch Die ausgefäeten Früchte von den Mäufen gänzlich gefrefien. In einigen Buchenfchonungen haben auch die Maifä- ferlawven großen Schaden angerichtet. Sie freffen die Saug- wurzeln der jungen Buchen, felbft noch wenn diefe ein Alter von 6 und 8 Jahren erreicht haben, fo ab, daß Diefelben entweder ganz eingehen, oder Doch lange Zeit fümmern. Ob fie fich wieder erholen oder abfterben, hängt fehr von der Witterung des Sommers im Jahre des Fraßes und im fol— genden Jahre ab. Tritt in diefem Feine fo trockne Witte: rung ein, daß der Boden ganz austrodnet, fo fchlagen die ftarfen Wurzeln wohl an den Stellen wieder aus, wo die Rinde nicht abgenagt worden ift, und es bildet fich nad und nach ein neues Wurzelfyftem aus, ebenfo als wenn — 11 — man eine ftarf beichnittene Pflanze verfegt., Da, wo ber Boden fehr austrocnet, ift das natürlich nicht der Fall, weshalb auf dem Sandboden das Infekt auch immer ge- fährlicher ift als im Lehmboden. Die Eichhörnchen haben in einzelnen Fällen dadurch Schaden gethan, daß fie die Samenlappen der aufgehenden Bucheln abbeißen. Noch verderblicher find aber im Win— ter die Hafen, die in den jungen Buchenfchlägen ganz ver- tilgt werden müfjen, da ein einziger Hafe leicht Taufende von Buchen bis zum 6. u. 8. Jahre abjchneidet. Die Kiefer nimmt gegenwärtig die größte Fläche des Lieper Neviers ein, ift jedoch früher weit weniger verbreitet geweſen. Urfprünglich ift fie wohl nur auf der Breitenlege und dem fandigen Theile der Mönchshaide im zweiten Blocke herrfchend geweien. Im eigentlichen Diluvialboden nahm fie nur bin und wieder einzelne fandige Bergrüden horit- weife ein. Schon feit 60, SO und 100 Jahren find aber viele ehemalige Eichen- und Buchenwaldungen, felbit auf befierm Boden, in Kiefern umgewandelt worden, weil man dDiefe Laubhölzer nicht nachzuziehen verftand, Dies ift um fo auffallender, als das Lieper Nevier lange Zeit unter der Snfpeftion des berühmten Oberforjtmeifterd von Burgs— dorf ftand. Unter dieſem ift aber fein einziger Laubholz- beitand regelmäßig verjüngt worden, und nur einige Dirfen- beftände ftammen aus jener Zeit her. Die Kiefer fommt im Lieper Reviere auf jedem Bo- den vor, den e8 Überhaupt enthält, hat deshalb auf demſel— ben einen außerordentlich verfchiedenen Wuchs und muß ſehr verjchiedenartig erzogen und behandelt werden. Den ſchönſten Wuchs hat fie im eigentlichen Lehmbo— den, den man in Diefem Reviere, fobald er nur nicht naß oder feucht ift und nicht in den eigentlichen Shonboden über— - 18 — gehet, wohl überall als Kiefernboden erfter Klaſſe anfprechen kann. Sie ift hier wegen des ftarfen Graswuchfes und wer gen der großen Bindigfeit des Bodens bei eintretender Tro— ckenheit oft nicht leicht anzubauen, entwicelt ſich auch in der erften Jugend bei geringer Wurzelverbreitung im Berhältz niß zur Bodenfraft nur langfam, ſchon mit 12 u. 15 Jah— ven zeigt fich aber ein ungemein Uppiger Wuchs, und bei 20jährigen einzeln ftehenden Stämmen findet man oft Jah— tesringe von 0,3 bis 0,5 Zoll Dide. Junge Beftände auf Lehmboden, wie auf feuchtem humoſen Sandboden, deren Holzmaſſe ſehr genau unterfucht und feitgeftellt wurde, hat- ten auf den Morgen im 20. und 25. Jahre noch 120 Ku- biffuß Durchfchnittssinvachs und darüber, ohne felbft die ganz Schwachen Reißer dabei in Nechnung zu ftellen. Die Pfahlwurzel bildet fich auf diefem Lehmboden Anfangs nicht auffallend ftarf aus, gehet auch Ipäter nicht fehr tief, hält aber bis in das fyätere Alter aus, wobei fich zugleich eine Menge auffallend ftarfer und mehr in der Oberfläche bleis bender, jedoch nicht weit ausitreichender Seitenwurzeln er— zeugen. Im sollen Schluſſe ftehend hat die Kiefer hier eine ausgezeichnet fchöne Stammbildung bei einem bedeutenden Höhenwuchle, und da fie hier auch ein Alter von 180 Jah— ren und darliber bei voller Gefundheit erreichen kann, fo eig= net fich Diefer Boden ganz dazu, ftarfe Schiffbauhölzer zu erziehen. Dies würde jedoch wohl befler Durch das Ueber: halten einzelner geeigneter Stämme in 80- bis 100jährigem Umtriebe gefchehen, als in gefchlofienen Beftänden, Denn wenn dieſe fich auch bier fpäter lichtftellen al8 im Sandbo- den, fo kann die Kiefer doch auch auf dem allerbeften Lehm: boden die Neigung zur Lichtitelung vom 60. u. 70. Jahre am nicht verleugnen, Auch werden fich in den gefchlofjenen - Beftänden bei einem fo hohen Alter, wie es das ftärfere Kritifche Blätter 31. Bd. IT. Heft. 9 — 14 — Schiffbauholz erreichen muß, immer viel fehlerhafte Stämme finden, die fich dazu nicht eignen. Das Weberhalten von einzelnen fchlanfen Stämmen ift auf diefem Boden aber recht gut ausführbar, da dieſe dafelbft dem Windbruche wenig unterworfen find, in Umtrieb von SO bis 100 Jahren dürfte hier aber darum der vortheilhafteite fein, weil die do— minirenden Stämme bei diefem Alter vermöge ihres ftarfen Zuwachjes fchon vollfommen die Stärfe haben, um alles Landbauholz, einfchließlich dev Brettklöge, zu liefern, was be- durft wird, Sehr zu empfehlen ift auf diefem Boden die Vermi— ſchung der Birfe mit der Kiefer, fo daß die legtere mit dem 50. u, 60. Fahre rein in vollem Schluffe durch den Aus- hieb der erftern hergeftellt wird. Auch die Eiche fann hier recht gut in Vermifchung mit der Kiefer gezogen werden und erhält dabei einen vortrefflihen Wuchs. Weniger ift das mit einzelnen eingelprengten Buchen der Fall, da fie zu jehr im Wuchfe zurücbleiben, Einen ganz eigenthümli— chen Wuchs erhält hier Die Kiefer bei einem fo räumlichen Stande, daß fte in ihrer vollen Aftentwicelung nicht behin— dert wird, Sie reinigt fich hier nur etwa auf eine Höhe von 20 bis 30 Fuß von Neften, die untern fich erhaltenden Zweige erhalten eine unverhältnigmäßige Stürfe, und bei 40 bis 50 Fuß zertheilt jich der Baum oft in ein dichtes Gewirr ftarfer, gewöhnlich auf die allerwunderlichjte Weife gefrümmter Weite, fo daß die Menge des Aſtholzes im Ver— hältnig der Schaftholzmaſſe nur bei der Kiefer ganz unges wöhnlich groß iſt. Dieſe Aeſte können ſich aber niemals jehr weit ausrecken, fondern werden augenfcheinlich durch die große Menge der daran figenden fehr langen Nadeln nie dergezogen, jo daß fie bei alten Stämmen ganz am Baume herunterhängen, Doch ift ihr Bau deshalb nicht mit den — m — herabhängenden Zweigen einer Hangelbirke zu vergleichen, da die Kiefer keine ſolche langen fadenförmigen Triebe machen kann und die unbelaubten ſtarken und gekrümmten Aeſte nur an den Spitzen benadelt ſind. Bei der ungemein dichten Benadlung ſind ſolche Bäume ſo verdämmend, wie eine Buche oder Linde. Im erſten Blocke des Lieper Reviers giebt es eine Menge ſolcher durch ihre bizarre Aſtbildung höchſt ma— leriſcher Kiefern, welche, mehrere hundert Jahre alt, eine un— gewöhnliche Stärke erlangten und oft eine Holzmaſſe von 3 und mehr Klaftern enthalten. *) Das Holz dieſer Kiefern iſt troß der ftarfen Jahrestinge im höhern Alter fehr feſt und dauerhaft, leßteres wohl befonders wegen feines ftarfen Harz— gehaltes. Da fich die Kiefer auf dieſem Boden lange ge— jchloffen erhält und dabei eine Dichte Benadelung und in Folge derfelben einen ſehr ftarfen Nadelabwurf hat, fo ift fie hier wortheilhafter für die Humuserzeugung ald auf an— dern Bodenklaffen. Die Samenerzeugung tritt hier zwar ſpät ein, felten in den gefchlofienen Beitänden vor dem 50. Sahre, ift dann aber reichlich und häufig. Befonders tra— gen die alten einzelnen Kiefern beinahe jedes Jahre reichlich Samen und erzeugen fehr fchöne Zapfen mit viel Samenz körnern. Die Kultne auf diefem Boden ift, wie ſchon bemerft wurde, nicht immer leicht und fiher. Da derſelbe kräftig genug ift, um recht gut vor der Saat einige Fruchternten davon nehmen zu fünnen, jo ift er vielfach zur Ackerkultur ausgethan worden, um dann auf dem neu verwundeten Boden Bollfaaten zu machen. Diefe find aber beinahe ftetS mißlungen, und es exiſtirt davon feine Kultur, die nicht *) Die ftärkfte Kiefer, welche der Herausgeber in der Mark Bran: denburg hat fennen lernen, ftehet in der Uckermark und wurde, wenn wir nicht irren, zu 8 bis 9 Preuß. Klaftern gefchäßt. 92 — 116 — wenigftens bedeutende Nachbefferungen verlangt hätte. Die meiften find fogar ganz fehlgefchlagen. Dies liegt darin, daß bei eintretender Dürre im Sommer der Boden fo zuſam— mentrodnet, daß die Feinen Keimlinge und noch nicht ger nug erftarkten Pflanzen verfümmern, da fie in der audge- trodneten Oberfläche feine Nahrung finden, und mit ihren Wurzeln nicht in die Tiefe dringen fönnen, oder daß bei feuchter Witterung fich raſch ein fo ftarfer Graswuchs ent— widelt, daß die jungen Pflanzen Dadurch erftickt werden. Auch die gewöhnlichen Saaten, wobei der Raſenfilz blos abgeichält wird, leiden vielfach unter dieſen Uebeln. Am ficherften würde die Saat mit, Anwendung des Waldpflu— ges fein, der fih nur im dem jehr hügligen und ſteini— gen Terrain, wo fich Diefee Boden vorzugsweife vorfindet, nicht gut anwenden läßt. Die gewöhnliche Kulturart ift die NRinnenfaat, mit 2 bis 2,2 Fuß breiten, tief auf gehackten Rinnen. Die Pflanzung ein= und zweijähris ger Kiefern mit entblößter Wurzel ift hier durchaus nicht zu empfehlen, da die Pflanzen in der Negel vom Grafe erftickt werden, und Ddiejenige 3 = und Ajähriger Kiefern mit dem Ballen verdient unbedingt den Vorzug. Auf dem feuchten humoſen Sandboden,, ber fich befon- ders in der Nühe der Seen vorfindet, findet man in ben jüngern Jahren, bis zu 25- u. 30jährigem Alter, eine eben fo große Maffenerzeugung in gefchloffenen Kiefernbeftänden als auf der eben erwähnten Bodenklaffe, Aber diefer ftarfe Zuwachs hält hier weit weniger aus, als auf dem guten tiefgründigen Lehmboden. Schon mit 40 und 50 Jahren fängt er an bedeutend zu finfen, und vom 60, Jahre tritt eine jo ftarfe Lichtftellung ein, daß der Vorrath in voll be- ftandenen Orten fich in der Negel gar nicht mehr vergrö— Bert, indem alle Jahre fo viel Bäume abfterben und einge: — UT — ſchlagen werden müfjen, daß der jährliche Zuwachs dadurch ausgeglichen wird, Ja, die Erſcheinung ift nicht felten, daß im 70. Jahre auf diefem Boden mehr Holzmaffe ftehet, als im 120., wenn man fich auch mit dem Einfchlage lediglich auf das abgeftorbene Holz befihrinft hat. Da die Kiefer mit 70 u. 80 3. hier vollfommen die Stärfe erreicht hat, welche man für das abzugebende Landbauholz bedarf, auch mit diefem Alter gewöhnlich fchon viel Holz anfüingt Schwämme zu befommen, | jo wird dies das zwecmäßigfte Haubarfeitsalter fein, was man für die Kiefernbeftände auf dieſem Boden annehmen fann. ° Die Bäume erhalten hier zwar wohl eine anfehnliche Länge, doch ift die Stammbildung weniger gut als im Lehmboden, da fich die Aeſte nicht fo hoch hinauf verwachfen und ber Stamm in Folge der frühern Lichtftellung abholziger iſt. Auch ift das Holz unfpaltig und gar nicht zu feinern Spalt— waaren zu gebrauchen, da e8 beim Spalten gräbt, db. h. fich feine glatte Epaltfläche bildet, hat nur geringe Dauer und Brenngüte. Zu befonders ftarfem Holze können feine Bäume übergehalten werden, theils weil ihnen die Pfahl: wurzel ganz fehlt und fie eine fehr flach laufende Wurzel- bildung haben, jo daß fie dem Windbruche fehr unterworfen find, theild weil fie überhaupt fein hohes Alter und darum feine bedeutende Etärfe erreichen. Die Ducchforftungen lie fern bier, beſonders bei den höhern Umtriebszeiten, im Ver— hältniffe zum Ertrage des Abtriebes, eine unverhältnigmä- Big große Holzmafje, felbft wenn man fich Tediglich auf den Einjchlag des in jedem Jahre abfterbenden Holzes befchränft. Der Anbau dieſes Bodens mit Kiefern ift fehr leicht, da die Saat des reinen Samend auf breiten flach abge- plaggeten Streifen felten mißräth. Dieſe wird daher auch hier am häufigften angewandt, und find bei ihr noch Lücken auszubeſſern, fo gejchiehet Died am beften durch 3- bis 5- — mb — jährige Kiefern, die mit dem Ballen auf der Schonung jelbft ausgehoben und verfegt werden. Samenjchläge find auf diefem Boden fo wenig zu empfehlen als auf der vori- gen Bodenflaffe, da fie leicht verrafen,, auf dem feuchten humoſen Sandboden die Samenbäume auch leicht vom Winde umgeworfen werden. Die Samenerzeugung tritt ziemlich ſpät ein und ift nicht reichlich, oft ausbleibend, fo daß man nur in ganz guten Samenjahren auf die natürliche Beſamung rechnen fann. Bis zum vierten und fünften Jahre find auf den feuch- ten Stellen, und da, wo ein vollfommener Humus fich er— zeugt, die jungen Pflanzen häufig dem Schütten untenwor- fen; doch wird ihnen dies hier felten tödtlich. Sie fommen zwar Dadurch im Wuchſe zurück, erholen fich jedoch wieder, wenn auch im Frühjahre alle Nadeln abfallen, da die Spitz— knospen in der Negel grün bleiben und fich neue Radeln aus ihnen entwideln. Dagegen hat man auf dieſem Bo- den wenig vom Fraße der Maifäferlarven und Rüſſelkäfer zu fürchten, der auf andern Bodenklaſſen des Lieper Re— vierd oft jo große Verheerungen angerichtet hat. Da dieſe Bodenklafje nirgends in größerer Ausdehnung beifammenliegt, fondern nur in Fleinen Flächen bald ftrei- fenweife an den Seen und Brüchern, bald horſtweiſe zwi- fhen ihnen im ganzen Reviere zerftreut ift, fo würde es unmöglich fein, die auf ibe befindlichen Kiefernbeftinde in eine Betriebsflafje zufammenzulegen, jo zweckmäßig Dies wegen des eigenthümlichen Wuchſes und Verhaltens der Kiefer auf ihre auch fein würde; fie müffen nebenher in ber Verbindung mit den angrenzenden Beftänden bewirth- fchaftet werden, wobei es oft unvermeidlich wird, fie ein hö— here Haubarfeitöalter erreichen zu lafien, als eigentlic, wünz ſchenswerth ift. — 119 — Sehr vwortheilhaft zeigt fich auf diefem Boden die Ver— miſchung der Birke mit der Kiefer in einer Art, daß ber vollftändige Aushieb der erftern mit dem 40, Jahre erfol- gen kann und der volle Schluß der Kiefer dann eintritt. Die Kiefer erhält fih dann länger geichloffen und man befommt fchon frühzeitig ein werthvolleres Durchforftungsholz. Auf dem fandigen Lehmboden und lehmigen Sanboden zeigt die Kiefer ebenfalls noch einen fehr guten Wuchs, wenn fie hier auch fchon in der Maffenerzeugung gegen Die eben erwähnten beiden Bodenflaffen zurückbleibt. Am ſchön— jten wächft fie hier in der Vermifchung mit Buchen und Eichen, da diefe auf ihre Stammbildung fehr günftig ein- wirken, Auch diejenige mit der Birfe, jo daß diefe bis zum 50, Jahre rein herausgehauen werden fann, ohne den vol- len Schluß der Kiefer zu unterbrechen, ift in vieler Hinz fiht vortheilhaft und in feiner nachtheilig. Man wird Die: jen Boden als zweite Güteflaffe für das Lieper Nevier be- zeichnen können; fie ift noch geeignet, ftarfe Schiffbau- hölger zu erziehen, nur müffen die Kiefern dazu ein höhe: red Alter erreichen, als auf dem eigentlichen Lehmboden, Auch zur Erziehung von Landbauholz und Brettflögen müf- fen die Beftände ein höheres Alter von 100 u. 120 Sahren erhalten, da ihr Wuchs ein langlamerer if, Der Zeit: punft der ftärferen Lichtftellung liegt hier zwifchen demjeni— gen auf Lehmboden und dem auf feuchtem humofen Sand- boden, Sie beginnt mit der Kronenabwölbung und zeigt fih befonders in dem Alter von 70 bis 100 Sahren auf- fallend ftarf, Das Holz auf dieſem Boden ift glattfpaltig und von ſehr guter Beſchaffenheit, weshalb die Brettflöge bejonders zur Zifchlevarbeit fehr gefucht werden. Im hö— bern Alter über 120 Jahre wird es fehr harzreich, Die Samenjahre find häufig und Die Samenerzeugung tritt etwas — 40 — fruͤher ein, als auf dem eigentlichen Lehmboden. Die Za— pfen ſind groß und vollkörnig. Samenſchläge können zwar geſtellt werden, doch ſind ſie nur dann von einem guten Erfolge begleitet, wenn der Boden vollkommen wund und der Gras— wuchs nicht zu ſtark iſt. Da gewöhnlich auf dieſem Boden nur dann Kiefern angebaut werden, wenn er Blößen bat, oder fo räumlich beftanden ift, daß fein Laubholz mehr ange- baut werten fann, weil er verangert ift und in der Oberfläche feinen Humusgehalt verloren hat, jo ift die. Kultur mit An— wendung des Warldpfluges, um tiefe Saatfurchen aufzurei— Ben, die empfehlenswerthefte. Die in den Saaten etwa bleibenden Lücken können fowohl durch Pflanzung einjähriger “Kiefern als Buallenpflanzung in Beltand gebracht werden, Da hier oft noch Ueberrefte des ehemaligen Laubholzbeſtan— des vorfommen, auf denen fih die Maikifer gem aufhal— ten, ſo ift der Fraß der Larven bier befonders gefährlich, wenn nicht das Ablefen der Käfer im Frühjahre mit Sorg- falt vorgenommen wird, Die fteilen Südhänge am Nande des Oderthales ha— ben zwar auch größtentheild noch lehmigen Sandboden, hier it aber derfelbe fo verfchlechtert und dütr, da das Wal: fer bei der Steilheit der Hänge abläuft und die Sonnen- ftrahlen ſenkrecht auf fie einfallen, daß fie nur mit einjäh- rigen Pflanzen von ſehr langen Wurzeln angebaut werden können. Wenn, wie dies hin und wieder der Fall iſt, noch junge Buchen vorkommen, von denen man hoffen kann, daß ſie noch auswachſen, wenn der Boden durch die Kiefern eine Deckung erhaͤlt, ſo werden ſie übergehalten, in der neuern Zeit auch wohl Eicheln eingeſprengt, um wo mög— lic) wenigſtens gemiſchte Beſtaͤnde zu erziehen. Der Sandboden mit nicht tiefliegendem Untergrunde — a von Lehm bildet wieder eine beſondere Kiefernbodenklaffe im Lieper Nevier, etwas beſſer als die dritte, und unterſcheidet fich hinfichtlich feines Kiefernwuchfes wefentlich von Demje- nigen, der zwar frijch und nicht humusarm ift, wo aber der Untergrund bis in eine Tiefe von 10 bis 15 Fuß ebenfalls Sand oder Kies ift. Die Kiefer bleibt hier gegen die vorige Bodenklaſſe fehon im Höhenwuchfe wie in ber Mafjenerzeugung zurück, fie braucht ein etwas längeres Alter, um gleiche Stärfe zu erreichen; Doch ziehet man auch noch im 120jährigen Umtriebe Landbaubolz von jeder verlangten Stärfe und Beichaffenheit. Die Lichtftellung tritt etwas früher ein und die Samengewinnung ift geringer, wentt- gleich die Kiefer hier etwas früher Samen erzeugt und fehr gute Zapfen auf ihm gewonnen werden. Das hier wach— jende Holz ift von guter Befchaffenheit und wird befonders zu Brettern für Tifchler ſehr gefucht. Die Kiefern haben hier eine ſehr ausgebildete, tiefgehende Pfahlwurzel, fo daß fie dem Sturme fehr gut widerftehen, weshalb dieſer Boden fich auch vorzüglich zum MWeberhalten einzelner wüchfiger Stämme zu Schiffbauholze oder fehr ftarfem Land» und Waſſerbauholze eignet, da zumal die Kiefer fich hier large gefund erhält und ein hohes Alter erreicht. In guten Sa— menjahren und bei Dinreichend wundem Boden ift hier die Verjüngung durch Samenfchläge oft leicht und von gutem Erfolge begleitet, Die Kultur mit Anwendung des Wald- pfluges ift da, wo der Boden lange bloßgelegen hat, die, welche am ficherften gelingt, fonft aber auch jede andere anwendbar. Wenn Dirre eintritt, find aber auch auf die— jem Boden die Saaten ſelbſt noch bis zum 5. u. 6. Sahre, die Ballenpflanzungen bis zum 3, Jahre gefährdet, Im Jahre 1834 vertrodneten jogar noch ältere Pflanzen. Eine vorhergehende Ackerkultur ift hier entweder gar nicht zu em— — m — pfehlen, oder muß fih, wenn der Boden humusreich ift, höchitens auf ein Jahr bejchränfen. Auf diefem Boden, wie auf lehmigem Sandboden, find im Lieper Neviere die aller: traurigiten Erfahrungen hinfichtlich der verderblichen Folgen gemacht worden, die eine zu lange fortgefegte Benutzung dejjelben als Aderland bat. Große Flächen, welche ſehr leicht zu fultiviren gewejen wären, wenn man den Anbau gleich nad dem Abtriebe des Beitandes und ohne vorausgegangene Ackerkultur vorgenommen hätte, find nur mühſam und durch) wiederholte Nachbefierungen durch Pflanzung in Beftand ge: bracht worden, nachdem alle darauf vorgenommenen Saaten mißlungen waren, *) Der reine Sandboden ohne einen lehmigen Untergrund ift von ſehr verfchiedener Beichaffenheit. Er fchwanft in Bezug auf feine Mafjenerzeugung zwilchen 25 u. 28 Ku: biffuß und wieder bis zu 8 u. 10 Kubiffuß jährlichen Duchfehnittzumachfes für den Preuß. Morgen, wenn nur das Holz über 3 Zoll Durchmefjer gerechnet wird, wie Dies bei ber Ertragsberechnung des Lieper Neviers der Fall ift. Der bejte ijt der humusreiche Sand, bei dem eine regelmäßige Miſchung eine bedeutende Tiefgründigfeit erzeugt, und bei dem der Waſſerſpiegel nicht zu tief liegt; der ärmſte Derjes nige, welcher früher längere Zeit als Ackerland benugt wor— ben ift, und dadurch auch jelbft an den mineraliichen Nähr- ftoffen, befonders Kalk, gänzlich erjhöpft wurde, Ebenſo verfchieden wie in feiner Maffenerzeugung ift er auch in Bezug auf feinen Holzwuchs. Es kann darauf noch vor- trefflihes Landbauhols im 100- bis 120jährigen Umtriebe erzogen werden, er ift aber auch fo arm, wie 3. B. auf der Dreitenlege, daß das Holz einen fo ſchlechten Wuchs hat — — — — — — +) 8. B. das Jagen 49 von mehrern hundert Morgen. — EI — und ſich fo früh licht ſtellt, daß man es ſchon mit 60 u. 80 Zahren als ſchwaches Brennholz herunterhauen muß. Dabei ift nicht der eigentliche Flugſand am ärmften, welcher auf früher zufammengeweheten Sandbergen und Sandädern vorfommt, fondern immer nur das frühere Aderland, was ſich an feinem fchlechten Holzwuchfe auch augenblicklich er- fennen läßt. Hier ift er theilweife, befonders in den an— grenzenden Bauerhaiden, fo gering, daß die Kiefer nur noch fteauchartig wächft und die Zapfen nur noch eine Größe wie eine Hafelnuß erlangen, jo daß fie für die Samenge- winnung gar nicht mehr zu benußen find, Se ärmer der Boden ift, defto feltner werben die Sa- menjahre, aber defto früher trägt die Kiefer Zapfen, deſto geringer wird der Höhenwuchs, defto früher tritt Die Licht- ftelung ein und läßt der Zuwachs nach, ein deſto Fürzeres Alter erreichen die einzelnen Bäume darauf. Auch die Wur- zelbildung ändert fich in dem armen lockern Sandboden ganzlih. ES bildet ſich zwar in den erften Sahren eine fehr tiefgehende Bfahlwurzel aus, dieſe erreicht aber eine ge— ringe Stärfe, Da ihre die Tiefe Feine Nahrung darzubieten vermag. Die Ernährung des Baumes wird deshalb durch eine Menge fehr weit auslaufender fadenformiger Geiten- wurzeln bewirkt, welche den Boden überall ducchfchlingen. Diefe fehr biegfamen Wurzeln werden zu Körben und ähn— lichem Flechtwerke benutzt, größtentheil8 aber entwandt, da fie nur vom jungen Hole gebraucht werden fonnen, was felten zum Abtriebe fommt, wodurch die Beftände oft fehr beichädigt und im Wuchfe zurüicfgebracht werben, Der reine Sandboden eignet ſich noch am erften zur Verjüngung der Beftinde duch Samenfchläge, und zwar deſto eher, je ärmer er ift, da hier der Boden ganz wund ift und der Graswuchs, das größte Hinderniß des Gelin- gens der Samenjchläge, ganz fehlt. Iſt der Sand geneigt, flüchtig zu werden, fo wird dieſe auf dem Lieper Reviere font nicht zu empfehlende Kulturmethode die zweckmäßigſte fein, da es immer wünjchenswerth bleibt, die Schußbäume jo lange als möglich zu erhalten, um bie Entitehung von Slugfandichollen zu verhindern. Für den beffern Sandbo- den wird der Fable Abtrieb und die unmittelbar darauf folgende Saat mit Anwendung des Waldpfluges als die zweckmäßigſte Kultur angefehen; zu Nachbefferungen und Anbau des ganz fchlechten Bodens aber die Pflanzung vor- gezogen; auf dem beſſern Boden diejenige von 3= bis 5- jährigen Kiefern mit Ballen, wenn brauchbare Pflanzen vor— handen find, auf dem fchlechtern und trodnen diejenige von einjährigen Bilanzen mit Wurzeln von 9 bis 15 Zoll Länge. Mittelft diefer legtern ift e8 gelungen, die allerdürrſten und Armften Sandicholfen mit einem im Berhältniß der Boden- güte ſehr ſchön wachſenden gefchloffenen Beftande zu verfe- hen, wo früher jedes andere Kulturverfahren mißlungen war. Die Pflanzen dazu werden im Neuftüdter Forftgarten er: zogen, wo man ihnen durch eine dazu berechnete Bearbeitung die beftimmte und für jede Kulturftelle erforderliche Länge der Wurzeln zu geben fucht. Je armer der Boden ift, deſto mehr wird die Saat vermieden und die Pflanzung vorgezo— gen. Dies nicht allein darum, weil fie weit ficherer ift, fondern auch, weil man den Pflanzen eher den paflenden Wachsraum verfchaffen fann, Man fann die Samenmenge auf diefem fchlechten Boden, wo das Aufgehen des Samens jo unficher ift, gar nicht fo weit vermindern, daß die Saat nicht zu Dicht ftände, wenn fie bei günftiger Witterung gut aufgehet. Dieſer zu dichte Stand ijt aber auf dem nah— rungsarmen Boden fo nachtheilig, daß eine ſolche Kultur ganz werthlos ift, Da gar fein nugbares Holy daraus ers = Mb = wächft, während er in gutem Boden gar feinen Nachtheil bat, da die dominirenden Stämme fich durch Unterdrüdung ihrer Nachbarn bald genug den erforderlihen Wachsraum verfchaffen. Im fchlechten Boden gehen aber alle im Kam— pfe mit einander zu Grunde. Nach den hier gegebenen Furzen Andeutungen hinſicht— lich des nach dem Boden ſehr verfchiedenen Wuchfes der Kiefer wird e8 kaum noch der Bemerkung bedürfen, daß fie ein ſehr verfchiedenes Haubarkeitsalter erreichen muß, wenn man fie am vortheilhafteften benugen will. Bei den fehr bedeutenden Bauholzabgaben an Berechtigte, welche auf dem Reviere laften, und dem guten Abſatze an Land», Waſſer— und Schiffbauhößern, muß überall, wo der Boden von einer ſolchen Beichaffenheit it, daß dieſe darauf gezogen werden können, das Haubarkeitdalter fo feftgeftellt werden, daß das Holz ald Bauholz benusbar ift. Dies ift um fo unvermeidlicher, als in den meijten SBrivatforften der Um— trieb in Kiefern fo verfürzt wird, daß die Gtaatsforiten allein den Bedarf des Landes an dieſen Hölzern decken müſſen. Aber auch jelbft wenn man vworzugsweife Diefen Zweck in das Auge faßt, wird das für Die Beftände anzu— nehmende Haubarkeitsalter ein ſehr verfchiedenes fein müf- jen, weil die Kiefer nach dem Boden, worauf ſie fichet, bald ein kürzeres, bald ein längeres Alter bedarf, um Die jenige Stärfe zu erlangen, die man zu dieſer Verwendung von ihre fordern muß. Dazu fommt, daß fte oft horftweife zwifchen dem Laub- holze eingeiprengt ift, und dann das Alter, in dem dieſe Horfte benugt werden, fich dem Haubarfeitsalter der fie um: gebenden Beſtände anpaflen muß, An die Herftellung eines normalen Altersklaffenserhältniffes ift daher fo wenig im Allgemeinen zu denken, als an einzelne etwa zu bil: — 116 — dende Betriebsflaffen. Es ift vielmehr das Haubarfeitsalter jedes einzelnen Beftandes mit Berlciichtigung feines Wuch— jes, feiner Benußbarfeit und der Beziehung, in welcher er zu den andern angrenzenden und in der Nähe liegenden Bes ftänden ftehet, fo beftimmt worden, daß das Bauz und Nutz— holz ebenfo wie das Brennholz, was die Kiefer liefert, für die ganze Berechnungszeit ziemlich gleichmäßig vertheilt wurde, Dies ausführen zu fünnen, ohne ein unvortheilhaftes Haus barfeitsalter in Bezug auf die größte Maffenerzeugung ans nehmen zu müffen, ift das Altersflafienverhältniß ein ziem— lich günftigeds. Es hätte der Ertrag ziemlich gleichmäßig für alle Berioden vertheilt werden fünnen, es ift aber nicht geichehen, weil die große Maſſe des alten zurückgehenden Laubholzes in den erften Perioden vorzugsweife benugt werden mußte. Hätte man dies nicht thun wollen, jo würde man nicht blos im Zuwachſe ſehr verloren haben, da die alten Eichen und Buchen theilweife gar feinen mehr haben, in— dem darin mehr Holz abitirbt als zuwächit, die Kiefernbe- ftände aber noch wüchfig find, fondern auch gar nicht einmal mehr im Stande gewefen fein, ſpäter manche Buchenbeftinde noch zu verjüngen, da fie zu licht werden. Es wird Daher auch in den eriten beiden SBerioden der 120jährigen Berechnungs— zeit nicht mehr Kiefernholz zum Hiebe gebracht, als die Be— friedigung der Bedürfniffe verlangt, und der Materialetat des ganzen Nevierd mehr aus dem alten überftändigen Laubholz erfüllt. Dagegen wird natürlich in den fpätern viel mehr Kiefernholz eingefchlagen, was um fo unvermeidlicher war, als den Buchen und Eichen die Mittelflaffen ganz fehlen und in ihnen nur ganz altes und ganz junges Holz vor— handen ift. Die dee, das Laub- und Nadelholz jedes für ſich als eine befondere Betriebsflaffe zu behandeln und in ihr ein regelmäßiges Altersklaſſenverhältniß ſchon im eriten — 127 — Umtriebe herzuftellen, wäre eine ganz unausführbare gewe- fen. Nachftreben muß man ihre allerdings, und es ift Dies auch bei der Betriebsregulirung gefchehen; e8 werden aber ficher, auch wenn fich die Anfichten in Diefer Beziehung innerhalb einer Zeit von 240 bis 360 Sahren nicht än— dern, was denn doch wahrfcheinlich gefchiehet, zwei bie drei Umtriebe verfließen müffen, ehe in Buchen und Eichen, jo wie in den Kiefern, ein normales Altersklaffenverhälts niß fo hergeftellt worden ift, daß man jede dieſer Holzgat— tungen als befondere Betriebsflaffe behandeln kann. Die Beichaffenheit der Kiefernbeftände ift fehr ungleich, Die ältften Beftände, noch aus der ehemaligen Blenterwirth- ſchaft herrührend, find alle lückenhaft, mit ungleichaltrigem Holze beftanden, was theilweife im Drucke aufgewachfen ift, und darum einen fchlechten Wuchs hat. Dagegen befist das Revier ſehr fchöne, gefchloffene und wüchfige Beſtände von 70 bis 90 Jahren, Dieje rühren theilweife aus der Zeit her, wo Das Revier unter dem General von Anhalt zu Ende der Sechziger Jahre des 18. Jahrhunderts in Schläge getheilt wurde, Eine Zeit lang hat man nach diefer Schlageinrichtung gewirthfchaftet, von der noch eine alte Karte exiftirt, als . jährlich einen Schlag abgetrieben und mit Kiefernzapfen be- fäet. Der Erfolg dieſer Wirthichaft ift ein fehr ginftiger gewefen und fehr zu bedauern, daß man unter Hennert und Burgsdorf wieder davon abging und das Nevier in Sagen theilte und mehr durch Samenfchläge verjüngen wollte, Diefe Eintheilung ift in Bezug auf die Richtung der Ge- jtelfe, die fich der Lage und Form der einzelnen Blöcke ans paßt, ganz zweckmäßig, Dadurch aber höchſt fehlerhaft und nachtheilig für die ganze Wirthichaftsführung geworden, daß die Jagen viel zu groß gebilder worden find, Die Folge davon war, daß man, wenn ein Jagen, welches oft mehr als 300 und 350 Morgen enthält, angehauen wurde, ſehr lange darin wirthichaftete und das alte Holz zu ſpät herausgehauen wurde, wobei der junge Anflug vom Schats ten litt. Diefe Berdämmung und das Ueberhalten des vers krüppelten Anflugs in den Schlägen hat eine Menge fihlecht- wüchfiger junger Beftände erzeugt, vor denen fich die durch den Anbau aus der Hand erzogenen vortheiihaft auszeich— nen. Man Fann felbjt bei 100jährigem Holze noch vecht gut erfennen, ob es ganz frei erwachſen ift oder von Pflan— zen herrührt, Die in der Jugend vom Scyatten gelitten ha— ben. Sobald die Berdämmung einen gewillen Grad erreicht bat, der fich am beiten am Wuchfe des Mitteltriebes erken— nen läßt, thut man ftets beſſer, Die oft jehr reichlich vor— bandenen Brlanzen unbenutzt zu laſſen und neue gefunde zu erziehen, da das Lieper Nevier feinen Boden hat, den man nicht auf Die eine oder die andere Art mit Sicherheit anz bauen kann. Auch in den jüngern Schonungen finden fich noch bin und wieder unwüchlige, durch Schatten verküm— merte Pflanzen vor, da die Samenbäume früher viel zu lange in den Samenfchlägen übergehalten werden mußten und erft in der neuern Zeit ausreichende Kulturmittel bewilligt wurden, um überall, wo es zweckmäßig und nöthig jcheint, einen regelmäßigen Anbau aus dev Hand eintreten zu laſſen. Im Lieper Reviere fann Jemandem, der die Eigenthüns lichfeit der Kiefer nicht kennt, die fonderbare Erſcheinung aufs fallen, daß, wenn nicht gleich bei der Einichonung eines Sa— menfchlages, zu Der Zeit, wo der Boden noch ganz wund it, ein fo günftiges Samenjahr eintritt, daß der Schlag voll anfliegt, auf einen fpätern Anflug in den folgenden Jah— ten wenig oder gar nicht zu rechnen ift, während im Dem nicht eingefchonten, der Weide offenen räumlich ſtehenden haubaren Orten fich der Boden jedes Jahr, wo irgend Sa— — 219 — men ift, mit Pflanzen bedeckt. Diefe erhalten fich auch, fo- bald die Beichattung nicht zu dicht ift, und wachfen fort, fo daß fich in allen haubaren räumlich ftehenden Kiefern- beftänden ein dichter Unterbolzbeftand erzeugt, der zwar einen langfamen Wuchs bat, freigeftellt auch verfrüppeln würde, im mäßigen Schatten aber langfam auswächlt und wenigftens ald Dickung eine vortrefflihe Bodendede bildet. In den Schonungen dagegen verfchwinden oft fogar die auf Platten oder Streifen angefüeten jungen Pflanzen wieder in den nächften Jahren, wenn fie auch im erften die ſchön— ften Hoffnungen erregten. Diefe Erfiheinung ift um fo auf: fallender, als Das Revier mit einer jo großen Menge von Rindvieh, Echafen und Schweinen betrieben wird, daß die eingetriebenen Heerden feine volle Ernährung mehr darin finden fönnen. Gerade aber in denjenigen Theilen des Re— viers, die im täglichen Triftzuge liegen, bededt fich der Bo— den am erften und am dichteften mit Kiefern-Unterholz. Die Erflärung diefer, auf den erſten Blick gewiß auffallenden, Er— jcheinung liegt einfach darin, Daß Das eingetriebene Vieh die Kiefer nicht angreift, bejonders aber die Schafe die ein- zelnen Grashalme und Kräuter forgfam zwifchen den Eleinen Kiefernpflanzen herauspflüden und dieſe Dadurch gegen dag allergrößte Hinderniß ihrer Erziehung, die Berdämmung durd) den Graswuchs in den eriten Jahren, fchügen. Die aller: erfte und wichtigfte Bedingung der Erhaltung der jungen einjährigen Pflanzen ift ein grasreiner Boden, denn ſelbſt ein geringer, fich felbft überlaffener Graswuchs tödtet fie un: fehlbar. Darum ift auch der natürliche Kiefernanflug auf dem dem Streurechen unterworfenen Boden, auf den gering- ften Bodenklaſſen des ärmern Sandes fo häufig und läßt fich leicht erhalten, fo daß dafelbit die Wirthichaft mit Sa: menfchlägen ganz angemefjen ift, weil der Boden gar. feinen Kritiſche Blätter 31. Bd. II. Heft. J — 170 — Graswuchs hat. Im Pieper Neviere ift blos der Boden in der Breitenlege von dieſer Befchaffenheit, und hier läßt fih der natürliche Anflug auch in den eingefchonten Sa— menfhlägen leicht erhalten, was aber in den übrigen Thei- len des Neviers, die befjern Boden haben und auch nicht unter dem Streurechen leiden, nicht der Fall ift. Hier muß nun das Weidevieh das Gefchäft des Jätens überneh— men, wenn fich die Pflanzen erhalten follen, was befonders auch die Schafe vortrefflich ausführen. | Der Berf. hat lange Zeit Gelegenheit gehabt und fie auch fehr fleißig benußt, das Verhalten der Pferde, des Rind— viehes, der Schafe und Schweine, welche alle in ſehr gros Ber Menge im Lieper Reviere auf Grund alter Berechtigun- gen geweidet werden, in Bezug auf die Beichädigung der Holzpflanzen zu beobachten. Es wird hier der Ort fein, um die Nefultate diefer Beobachtungen mitzutheilen, da fie vielleicht infofern ein allgemeines Intereſſe haben, als dar— aus hervorgehen wird, daß auch das Weidevieh nicht über- al gleich fchädlich wird, dies vielmehr fehr von der Ges wöhnung defielben abhängt. Der Verf. ſelbſt Fennt Reviere, wo dieſe eine ganz andere ift ald auf dem Lieper, auf welches ſich Dienachfolgenden Bemerkungen aus fchließlich beziehen. Die Pferde find, wie überall, nach den Ziegen das Hausthier, was im Walde am jchädlichten wird. Sie vers beißen nicht nur Die jungen im Grafe ftehenden Pflanzen, indem fie dies abbeißen, fondern fie nähren fich auch bei- nahe von allen Holzarten, mit Ausnahme der Birfen und Er- len, indem fie fowohl das Laub als die Spigen der jungen Triebe verzehren. Bon der Kiefer fcheinen befonders die jungen faftigen Maitriebe, bevor fie noch verholfen, ein Le: ckerbiſſen für fie zu fein. Sie beißen dieſe oft noch ab, - Bi — wenn fie das befte Gras in hinveichender Menge finden, um fi) bequem fättigen zu fönnen. Keine Schonung fann daher, mit Ausnahme der Erlenbrücher, dev Beweidung mit Pferden eher geöffnet werden, bevor das Holz, was den Beftand bilden foll, ihnen nicht ganz fo entwachfen ift, daß fie Die obern Zweigfpigen nicht mehr erreichen können. Für Die Kiefernfchonungen ift Übrigens die Pferdeweide darum ohne. alle Bedeutung, weil in ihnen der Boden zu grasarın ift, um als folche benußgt werden zu können, und Fohlen und Pferde nur in Niederungs- oder fehr Früftigem Lehmboden genügende Nahrung finden. Auch vermindert fich Die Zahl der einge- triebenen Pferde alljährlich, und wahrfcheinlich wird von der Befugniß, fie eintreiben zu können, bald gar fein Gebrauch mehr gemacht werden, weil die Landbewohner felbit erfennen, daß ein paar gut im Stalle ernährte Pferde mehr Arbeit verrich- ten fonnen, als Die doppelte und dreifache Zahl fchwacher und halbverhungerter Grafepferde. Nur die ärmſten Klein: bauern und Kofjäthen machen Daher noch davon Gebrauch, eigentliche Arbeitspferde zu weiden. Fohlen werden aber nur für den eigenen Bedarf gezogen, und für Diefe reicht die Anz ger- und Bruchweide aus, Das Nindvieh wird befonders der Eiche gefährlich, deren Laub es das ganze Jahr hindurch gern verzehrt. Da diefelbe in dem Lieper Reviere feinen fehr üppigen Wuchs hat, fo fann man im Durchſchnitte annehmen, daß fie erft in einem Alter von 30 Jahren jeder Befhädigung durch das Nindvieh vollfommen entwachfen ift, da Dies fie gern niederreitet und umbiegt, um die Blätter Der Krone abzufref- fen. Dies macht eine lange Schonzeit für die Buchenorte, in denen ſie eingefprengt iſt, unerläßlich. "Das Laub der Buche greift das Nindvieh in der Negel nur an, fo lange es noch hellgrün und ganz weich iſt, dann liebt es daffelbe 32 — 2 — aber auch ſehr und beißt zugleich die jungen marfigen Jah— vestriebe mit ab. Sobald es vollfommen ausgebildet und verhärtet ift, greift es dafjelbe nur im Falle eined großen Futtermangels an. Mit Eintritt Septembers thut es aber dies gar nicht mehr, und es ift dem Verf. noch niemals - vorgefommen, daß dann noch Buchenlaub vom Rindvieh verzehrt worden wäre. Auch das Rothwild nährt fich nur fo lange vom Buchenlaube, als es noch ganz jung und weich ift, und nach Johanni verfchmähet es Daffelbe ganz, ebenfo wie es auch hier niemald im Winter Bu— chen verbeißt. Wenn man daher die reinen Buchenjchonuns gen nur bis Ende Juni dem Rindviehe verfchließen fann, fo fonnen fie abwechjelnd ohne Nachtheil behütet werden, felbft wenn noch nicht alles Holz dem Viehe entwachſen ift. Im DOftober fann man aber auch die jüngiten Buchenfcho- nungen ohne allen Nachtheil mit Rindvieh aushüten laſſen, was man in Mäufejahren ſehr gern thut, um das Gras niedertreten und ausfrefien, auch die Gänge zufammentreten zu lafien, in denen fich die Mäufe aufhalten. Weit mehr als die Buche find die Hainbuche, die Ulme und Eiche dem Derbeißen durch das Nindvieh ausgefegt. Wenn daf- jelbe jedoch Gras genug hat, greift ed das Laub Diefer Holzarten nach Johanni ebenfall8 nicht mehr an; fehlt jenes aber, jo fucht es fich von diefem und den jüngern Zweig- jpigen zu nähren. Birfen, nordifche und gemeine Schwarz— erlen, werden gar nicht vom Rindvieh bejchäbdigt. Was die Kiefer betrifft, jo wird dieſe ganz jung im Grafe ftedend mit diefem zugleich herausgerifien, obne aber vom Rindvieh verzehrt zu werden, welches fie oft wieder her— auswirft, wenn ed das Gras fauet. Deshalb thut aber dafielbe doch großen Schaden in den Schonungen, wo bie jungen Kiefern jo vom Grafe umgeben find, daß fie mit — 13 — diefem zugleich von der ftachligen Zunge erfaßt und her- ausgeriffen werden. Bon den ältern Pflanzen, welche die— fer Gefahr Schon entwachten find, beißt e8 zuweilen als Lecke— rei Die grünen marfigen Maitriebe ab, wenn diejelben noch nicht vollftändig verholzt find. Am häufigften gefchiehet dies, wenn es fich jatt gefreflen hat und an den Melfplägen, an den Tränfen und an den Mittagslagern ſtehet. Man follte glauben, es gejchähe Died eher aus Langerweile ald aus Hunger, denn ded Morgens, wenn ed audgetrieben wird, thut e8 Dies niemals. Auch findet man immer nur einzelne Kiefern und Zweige in Diefer Art verbiffen, wenn auch ganze Heerden Schonungen durchziehen, in denen die Mehrzahl der Pflanzen dem Viehe noch nicht vollitändig entwachfen find. Sobald die Verholzung des Maitriebes beendigt ift, hat ‚man hier das Verbeißen der Kiefern nicht mehr zu fürchten. Die Schafe, welde an andern Orten fo gefürchtet im Walde find, muß man im Lieper Reviere nicht blos für ganz unſchädlich, fondern fogar eher für vortheilhaft für die Holzzucht erflären, wenn man befonders für das Laub- holz eine hinreichende Schonzeit hat. Eichen und Buchen greifen fie zwar an, aber fobald diejelben nur fo hoch find, daß das Echaf ftehend die obern Zweige nicht mehr erreiz chen kann, fo thut e8 feinen Schaden mehr in den Buchen jhonungen, In der Zeit, wo das Laub abgefallen ift und ſelbſt ſchon vom Dftober an, wo es anfängt abzufterben, fann man auch felbjt die Fleinften Buchenfchonungen mit Schafen behüten laffen, ohne daß man den geringiten Nach- theil Davon zu fürchten hat. Birfen und Erlen greift es gar nicht an, und ebenſo wenig nährt es ſich von den Na— deln oder den jungen Trieben der Kiefer. Man kann in den Beſtänden, die mit Schafen behütet werden, recht gut ſehen, wie dieſe das Gras zwiſchen den jungen Pflanzen mit — m-—- der größten Vorficht herauspflüden, ohne diefe dabei auch nur im Geringften zu befchädigen. Es ift deshalb fehr zu empfehlen, daß man da, wo man das Gras in den Scho: nungen zu fürchten hat, die Schonungen von Zeit zu Zei mit Schafen in der Art behüten läßt, daß fich dieſe ganz felbft überlaffen darin zerftreuen, um nicht durch das Tre- ten Schaden zu thun, wenn ſie gedrängt gehen, damit fie das Ausjäten derfelben übernehmen. Doch darf es weder bei Negenwetter, noch früh, bevor der Thau abgetrodnet: ift, geichehen, da befanntlich alles Vieh das Holz am leichteften angreift, wenn Regen- oder Thautropfen an den Bäumen - hängen. &8 muß aber hierbei ausdrüdlich bemerft werden, daß dies Alles fich nur auf das Lieper Revier beziehet, In andern Gegenden, befonders da, wo die Schafe auch im Winter fich die Nahrung fuchen müffen, und fich wegen Mangel daran an die Kiefernnadel gewöhnen, werden fie oft jehr verderblich für die Schonungen. Sie beißen zwar in der Negel die Spigen der Pflanzen nicht ab, entnadeln fie aber oft gänzlich. Bei den ausgedehnten Hutungsberechtigungen, die auf dem Lieper Nevier laften, und der großen Menge von Vieh, welche darin aufgetrieben wird, muß Die gefegliche Scho— nungszeit ganz inne gehalten werden. Dieſe beträgt nach den Provinzial-Obfervanzen und den bisherigen Entjcheidungen ber Gerichte in Hutungsprocejjen für Kiefern 6 , für Bus chen und Eichen Ya, für Grlenbrücher 's der Geſammt— fläche. Diefe Schonungsfläche würde bei regelmäßigen Holz— beſtänden und einer forgfältigen und rafch folgenden Kultur auch vollfommen ausreichen, alle jungen Beſtände jo lange der Behütung entziehen zu fünnen, bis fie dem Viehe voll: ftändig entwachjen find, wenn nicht die großen Räumden und Blößen eine größere nöthig machten, um fie möglichft — 15 — vafch in Anbau zu bringen. Gine Ablöfung ber Weide— gerechtfame wegen diefer nur vorübergehenden nachtheiligen Beichränfung in der größern Ausdehnung der Kulturen durch fie wäre höchſt unzwedmäßig. Er würde diefe mindefteng ein Zehntheil der gefammten Waldfläche fotn, ohne daß man von den dann bleibenden neun Zehntheilen einen grö- ern Holzertrag beziehen Fönnte, wenn fie wieder frei wären, weil die Waldweide, fo weit fie mit Nindvieh und Schafen ausgeübt wird, die Erziehung ganz vollfommner Holzbe- ftände auch nicht im Allergeringften hindert, Die Bemer— fung, daß diefe beiden VBiehgattungen der Kiefer ſelbſt dann nicht nachtheilig werden, wenn legtere dem Maule des Viehes eigentlich noch gar nicht entwachfen ift, hat dazu geführt, daß man für diefe Holzgattung die Schonzeit abgefürzt hat, die Kiefernfchonungen aufgiebt, wenn die Wipfel der Flei- nern Pflanzen hin und wieder auch noch vom Nindvieh er— reicht werden fünnen, und den Eintrieb deffelben nur zu der Zeit unterfagt, wo die Maitriebe fich entwideln. Sonft rechnete man gewöhnlich im Durchfchnitte 20 Sahre als das Alter, worin eine Kiefernichonung unbedenklich der Weide geöffnet werden fonnte, worauf auch die Annahme beruht, daß bei 120jährigem Umtriebe Ys der Fläche hinreichend fei, um die Schonungen gegen Befchädigung duch das Meidevieh fichern zu fünnen. Wird aber nur dafür geforgt, daß der Anbau dem Abtriebe fogleich folgt und Die etwa nöthig werdenden Nachbefjerungen fogleich duch Nachpflan- zung bewirft werden, fo fann man bei dem im Allgemei- nen guten Boden des Lieper Nevierd und der wenigen Ge— fahr, daß Nindvieh und Schafe die Kiefer bejchädigen, recht gut mit einer durchichnittlichen Schonzeit von 12—15 Jah— ten nothdürftig ausfommen. Dadurch, daß man in ber neuern Zeit weniger Ängftlich mit dem Aufgeben der Kie- — 16 — fernfchonungen gewefen ift, wurde man in den Stand ge- fegt, vafcher mit dem Anbaue der Räumden und Blößen des Nevierd vorfchreiten zu können, obne zu den Opfern genöthigt zu fein, die eine Ablöfung der Hutungsgerechtfame nöthig gemacht haben würde. Das Schwein wird fonft eher als ein Thier betrach- tet, welches duch Vertilgung ſchädlicher Forftinfeften und Wundmachung des Bodens eher vortheilhaft als nachtheilig für den Wald ift. In einigen Theilen des Lieper Neviers hat es ſich jedoch dadurch ſehr nachtheilig gezeigt, Daß es die Wurzeln der haubaren Kiefern und noch mehr der jün- gern in den Stangenhölzern aufwühlt und von den ftärs fern in der DOberfliche des Bodens befindlichen die ganze Rinde abnagt. um fich davon zu nähren. Dieſe jonderbare, ſonſt noch nicht bemerfte Liebhaberei finder ſich ebenfalls nur da vor, wo die Schweine auh im Winter, fo lange fie noch brechen fönnen, in den Wald getrieben werden, Wahr: fcheinlih find fie ebenfall8 durch den Hunger gezwungen worden, fih an Diele unnatürliche Nahrung zu gewöhnen. Sn einzelnen Diftriften ift die Bejchädigung, welche einzelne Kiefernitangen dadurch erfahren haben, nicht ohne Nachtheil für ihren Wuchs und ihre Geſundheit geblieben. Bon den Injeften find die Maikäfer durch ihre Larven der Kiefer am verderblichiten auf Diefem Reviere geworden und haben hier mehr Schaden gethan, als alle andern Thiere zufammengenommen. Dies liegt wohl mit darin, daß bei dem guten Boden, den das Yieper Nevier, mit Ausnahme der Breitenlege, größtentheils hat, die Kiefernichonungen häus fig mit Birken und anderm Laubholze durchiprengt find. Die Erfahrungen, die hinfichtlich des Fraßes der Maifäfer- larven in den Inftitutforften gemacht worden find, betätigen wenigitend überall, daß da, wo die Kiefer ganz rein vor. — DR — fommt, der Fraß derfelben weniger zu fürchten ijt, als ba, wo Laubholz eingeiprengt ift. Dies läßt fich auch wohl aus der Lebensart diefer In— feften erklären. Der größte Schaden entjtehet immer durch bie 2arven des Melolontha vulgaris und M. hippocastani, weil fie die größten und häufigften find. Dieje Käfer le- ben aber nur von den Blättern des Laubholzes und fönnen fich nicht von Kiefernadeln nähren, fie vermeiden alſo die Gegenden, wo ihnen die pafjende Nahrung fehlt. Won den Kiefernnadeln nährt fich nur der M. solstitialis und M. ru- ficornis. Erſterer ift nur felten in fehr großer Menge vor- handen, und feine Slugjahre fehren auch nicht fo vegelmä- Big wieder, wie die Des großen gemeinen Maifäfers, Auch find feine Larven fchon bedeutend Fleiner als .die jener Kä— fer, und ihr Fraß ift ſchon darum weniger verderblich, ob- wohl auch durch fie oft bedeutender Schaden angerichtet wird, nur weit feltner, M. ruficornis ift dagegen zu Elein und zu felten, ald daß er fehr zu fürchten wäre, Ausgedehnte Flächen der jchönften Saaten und Pflan— zungen find noch, wenn die jungen Kiefern ſchon 5 bis 6 Sahre alt waren, fo gänzlich durch die Mlaifäferlarven ver: heert worden, daß fich auf hundert und mehr Morgen auch nicht eine Pflanze erhielt, und von Neuem kultivirt werden mußte. Am allermeiften gefährdet find die Sandberge in den Buchenbeftänden, die man mit Kiefern anbauen muß, da hier der Käfer feine Eier am liebiten ablegt. Man trifft jolde Stellen im höhern Holze, wo durch die Maifäferlar: ven jede Vegetation zerjtört worden ift, und von wo aus Die Larven fich immer weiter verbreiten, bis fie ausgewach- jen find und fich verpuppen.*) In der Nähe der haubaren *) Wenn Herr Oberförfter von Alemann geneigt ift, feine — 138 — Laubholzbeftände wird es fchwer fein, dieſen Schaden ganz zu verhindern, da man die Maifäfer von den Eichen, Bus chen und Birken nicht fammeln fann und fie von dort aus ihre Eier auf den Schonungen ablegen. Wo aber nur nie= driges Holz, oder doch folches, worauf die Käfer abgefchüt- telt und abgelefen werden fönnen, vorfommt, da hofft man fie wenigſtens durch deren forgfältige Vertilgung vermindern zu können. Es ift deshalb auch angeordnet worden, daß überall, wo Laubholz von diefer Beichaffenheit auf den Kul— turflächen ftehet, dies wenigitens vorläufig zu Fangbäumen übergehalten werden joll. Bon den Übrigen Käfern haben fich befonders in den Sa— menjchlägen der Kiefer Nüffelfäfer, fo wie Bostrichus bidens u. B. Larieis, ſehr jchädlih gezeigt und eine Menge Pflanzen zerftört. Auch diefen Schaden hofft man durch forgfültige Rodung des Stockholzes und rechtzeitige Räumung der Schläge vom Abraume, in dem fich jene beiden Fleinen Bor— fenfäfer vorzüglich erzeugen, wenigftens vermindern zu kön— nen. Hylesinus piniperda hat hin und wieder im Kiefern- ftangenholze Schaden gethan. Er ift das Produft des im Walde aufgeftellten Klafterholzes. Wird dies gleich im Frühe jahre abgefahren, oder wenigftens nicht in der Nähe junger Beſtände aufgelegt, jo iſt dies Infekt auch nicht zu fürchten, Von den Raupen hat der große Kiefernfpinner noch niemals einen beachtenswerthen Schaden im Lieper Re— viere angerichtet. Dffenbar liegt der Grund in der vielfa- chen Vermifhung der Kiefer mit Laubholz, die dem unges wöhnlich ftarfen Fraß der Maifüferlarven erzeugt, dagegen aber wieder für die Entwidelung der Kiefernraupen ungünz- Maikäferphantafien zu berichtigen, fo findet er im Lieper Meviere genug Gelegenheit, um fich überzeugen zu fönnen, daß die Larve fich ganz gut horizontal in der Erde fortbewegen fann. — 139 — ftig ift. Die Erfahrung in den vftlichen Provinzen Preu— ßens lehrt überall, daß die Gefahr eines Fraßes des Kie- fernfpinners und der Forleule in dem Maße größer wird, wie die reinen Kiefernbeftände in größerer Ausdehnung zu: fammenliegen, und daß die Reviere, wo die Kiefer horitweife mit Laubhölgern gemifcht ift, weit weniger von dieſem gefährliz chen Infekte zu fürchten haben. Dies ift auch mit ein Grund, welcher die Beſtimmung veranlaßt hat, daß das Yaub- holz felbft da erhalten werden ſoll, wo das Nabelholz in finanzieller Hinficht vortheilhafter wäre. Doch muß dabei bemerft werden, daß in der neuern Zeit, wo Die Kiefer in größerer Ausdehnung angebaut worden ift, fich Diefe Naupe einige Male in größerer Menge gezeigt hat. Sie ift jedoch fogleich forgfältig im Winterlager aufgefucht und vertilgt worden. Die Nonne hat zu der Zeit, wo fie Überall in Nord often von Deutſchland in fo großer Menge erjchien, auch in den SKiefernbeftänden des Lieper Neviers, beſonders im erſten Blocke, fehr ftarf gefrefien. Dies hat jedoch nur bewirkt, daß einzelne Stämme in den nächitfolgenden 5 Jahren ein- gegangen find und die Beſtände fich etwas früher gelichtet haben. Nach Verlauf dieſer Zeit habem ſich die befrefjenen Bäume fo erholt, daß man feine Spur diefes Fraßes mehr bemerft, Dies ftimmt auch mit den Erfahrungen überein, die man hinfichtlich des Fraßes der Nonne in Kiefern im Allgemeinen gemacht hat. In den Fichtenwäldern hat ſich dieſer befanntlich weit verderblicher gezeigt. Nachtheiliger hat fich ein Fraß des Kiefernfpannerg (Ph. geometra piniaria) im Anfange der dreißiger Jahre gezeigt. Dies Infekt ift im Lieper Neviere recht eigentlich einheimijch, denn jedes Sahr fann man in der Schwärngeit den Schmetterling zahlreich Die ©ipfel- der Kiefern umtanz — u — zen jehen. Auch die Buppe wird ftets, wenn im Frühjahre nach der Larve des Kiefernipinnerd gefucht wird, ziemlich zahlreich im Winterlager gefunden. Demungeachtet bemerft man in der Negel feinen Fraß von der Spannraupe, ber einen nachtheiligen Einfluß auf den Holzwuchs hätte, Im den Jahren 1831 bis 1832 vermehrte fich diefelbe aber in einigen Stangenholgdiftriften des zweiten Blodes (Jagen 57., 58 u. 59.) fo fehr, daß das Holz größtentheild entnadelt wurde. Ein fleiner Theil dejjelben ging nach und nad) ein, von einem andern ftarben die Außeriten Wipfelipigen ab, und wenn fich auch der größte Theil des befrefienen Beſtan— des innerhalb einer Zeit von 10 Jahren wieder 'erholt hat, jo ift er doch lüdenhaft geworden und im Wuchſe zurüdge- jest, fo daß er fein hohes Alter erreichen fann. Die gemeine Kiefern »Blattwespe (Tenthredo Pini) zeigt fich jedes Jahr regelmäßig, bejonders an den Feldrändern, oft in ziemlicher Menge, fte hat aber noch nie- mals das Holz; in beachtenswerther Art beichädigt, Cie fcheint im Lieper Neviere auch jo wenig gefährlich zu fein, daß fie weiter nicht beachtet wird, wenn fie auch wirklich in größerer Menge ald gewöhnlich erfcheint. Das Wild wurde früher, wo der Roth- und Reh— wildftand ein ziemlich ftarfer war, befonders den Nachbeſſe— rungen in den älteren Schonungen nachtheilig, die früher verabfäumt worden waren, und darum ſpäter nachgeholt werden mußten. Die Rehe verbiſſen vorzüglich die einjäh— tigen jungen Pflanzen, da dieſe bejonders kräftige Triebe machten, doch auch die Saaten. Das Nothwild that dies zwar nicht, fchälte aber in den 10- bid 15- und 18jührigen jungen Beftinden beinahe das ganze Jahr hindurch. Ger vade in den Monaten Mai und Juni wurde dieſe Beichä- digung am allernachtheiligiten, da dann die Rinde fih am — Bm — feichteften um den ganzen Stamm herum ablöfen läßt. Die Kiefer verwächft dieſe gefchälten Etellen jedoch vollftändig wie- der, ohne, wie die Fichte, rothfaul zu werden, wenn nur noch ein Rindenft reifen unverleß tbleibt, oder es feßt fich auch wohl bei jüngerem Holze ein Geitenzweig an die Etelle des ges fchälten Haupttriebes. Diele Beftände, in denen man noch jest an den Narben deutlich fehen fann, daß beinahe fein Stamm unverlegt geblieben ift, haben die Wunden vollftän- dig überwallt und einen fo guten Wuchs, als wenn gar feine Verlegung ftattgefunden hätte. Allerdings wird aber fpäter bei dem Fällen des Stammes der untere befchädigte Theil nicht zu Brettern zu brauchen fein, da die Ueberwal: fung fich nicht mit dem bloßgelegten und vertrodneten Splinte verbindet. Jetzt ift in Folge der 1848 geänderten Jagdge- feßgebung der Wildftand bedeutend vermindert worden, wird auch wahrfcheinlih ganz verfchwinden, fo daß von einem Wildſchaden nicht mehr die Rede fein Fann. Von den Naturereigniffen ift der Kiefer auf dem Lie— per Reviere die Dürre am gefährlichften,. Sowohl bei den Saaten als in den Samenfchlägen fann man annehmen, daß für fie erft in einem Alter von 8 bis 9 Jahren diefe nicht mehr fo zu fürchten ift, daß fie dadurch getödtet wer: den fann. Sn den Sahren 1833 und 1834 vertrodneten beinahe jämmtliche Kiefernfulturen bis zu dieſem Alter auf dem Sandboden. Nur im Lehmboden und auf dem feuch- ten Boden erhielten fie fih. Jedes einigermaßen trodne Jahr erzeugt Verlufte aus diefer Veranlaſſung. Blos die Pflanzung von einjährigen Kiefern mit 9 bis 12 und felbft 15 Zoll langen Wurzeln leidet nicht darunter, wenn die Dürre nicht einen ungewöhnlich hohen Grad erreicht. Schneedrud und Dufthang haben noch feinen we— jentlihen Schaden gethan, was wohl mit darin liegt, daß — 12 — einmal die Gegend überhaupt auffallend fchneearm ift, dann aber auch von jeher ein zu dichter Stand der Pflanzen ver: mieden worden ift. ) Auch die Sturmwinde find im Allgemeinen wenig gefährlih. Nur auf dem feuchten humofen Sandboden muß man ſehr vorfichtig mit Freiftellung der ältern im Schluffe erwachjenen Beftände fein. Es wird im Allgemeinen mehr Laubholz gebrochen als Nadelholz, was darin liegt, daß fo viele faule Eichen und Buchen in den alten überjtändigen und früher in der Plenterwirthichaft ausgehauenen Laub— holzbeitänden vorhanden find. Auch haben die Gewitterftürme im Sommer deshalb zuweilen mehr Schaden gethan, als Die eigentlichen Winterftürme. Bis dahin, wo ein regelmäßiger Betriebsplan für das Revier entworfen wurde, hat man bei dem Hiebe der Kiefernbeftände niemals darauf Rückſicht ges nommen, fie im höhern Alter nicht gegen die Sturmgegend frei zu ftellen. Im Gegentheile find gerade die Borftände gegen dieje zu weggehauen und jchönes langwüchſiges, hau— bares Holz dem vollen Anfalle der Sturmwinde preis— gegeben. Demungeachtet hat fich Dies eine lange Reihe von Jahren erhalten, obwohl einzelne Stimme am Rande geichoben oder auch umgebrochen wurden. Bielmehr wurden einzelne jchlecht beiwurzelte Stämme mitten aus den gejchlof- jenen Beftänden überall herausgebrochen. Dies fcheint es zu vechtfertigen, wenn man bei dem Entwurfe der herzuftels (enden Beftandsordnung wenigitens nicht zu große Opfer bringt, um immer der Sturmgegend entgegenhauen zu fönnen. Die Hainbuche war früher im Nevier wenig verbreis tet und ihr Vorkommen befchränfte fich auf den jandigen Bo— den, wo fie in der Vermifchung mit der Buche von nicht be: fonderm Wuchje auf den lüdigen Stellen gefunden wurde. In der neuern Zeit hat fie fich, wohl in Folge einer fehler: — 13 — haften Schlagführung in Buchen, überall in den Altern Bu- chenfchlägen weit mehr verbreitet, fo daß befonders in den 40- u. 50jährigen Buchenorten fie an vielen Stellen domi- nirend if. Wahrfcheinlich ift dies aus Veranlaſſung der frühern Lichthiebe bei unvollftändiger Befamung gefchehen, da fie fich weit eher auf den Fleinen Blößen anftedelt und die frühe Lichtftellung eher erträgt. Als Durchforftungsholz in den Buchenbeftinden, als Schutzholz für die Eiche ift fie ſehr fchägbar. Auch find einzelne wüchſige Stämme in Bu— chen eingefprengt wünfchenswerth, da das Holz zu Mühl: fümmen und Hammerftielen fehr gefucht und gut bezahlt wird, Diefe Holzgattung in größerer Menge zu ziehen, feheint aber nicht rathſam, da fie bei gleicher Bodengüte in der nusbaren Mafjenerzeugung gegen die Buche fehr bedeutend zurückſtehet. Sie wird daher auch nur als Lückenbüßer betrachtet werden, und man giebt überall der Buche den Vorzug, denn da, wo die Hainbuche gut wächft, fann man auch Diefe noch ziehen. Zwar findet man fie wohl noch auf einem ärmern Sandbo— den, aber dann hat fie einen fo fchlechten Wuchs , daß Fein Grund vorhanden ift, fie zu erhalten. Blos die Nänder an den Brüchern, die zu naß für die Buche find, werden vor— theilhafter Durch Die Hainbuche benußt. Aus der Hand wird fie gar nicht angebauet, fondern blos der vielfach vorhan- dene natürliche Anflug herangezogen, wenn man feine vor— theilyaftere Holzart hinbringen fann. Dann ift auch das ganz verbiffene und verfrüppelte Geftrüpp noch brauchbar, da es noch recht gut auswächft, wenn es gegen das Ver— beißen, befonders durch Nehe und Rothwild, gefchügt wird, _ welche die Hainbuchenfnospen ſehr Tieben und im Winter fich vorzugsweife davon nähren. Auch für die Froftlöcher paßt fie beffer als die Buche, obwohl fie ebenfalls noch durch die Spätfröfte leidet. — mM — Die Birfe ift früher auf dem Lieper Neviere, wie überall in Deutfchland, wohl nur einzeln eingefprengt ge- wejen. Schon gegen das Ende des 18. Jahrhunderts Icheinen aber reine Birfenbeftände angeläet worden zu fein, die fih an mehrern Orten des Reviers horftweife rein vor— finden. Noch weit mehr hat fie fich da, wo ihe der Boden befonders zuſagt, bald in größerer, bald in geringerer Aus- dehnung verbreitet. Befonders in dem milden Lehmboden und frischen lehmigen Sandboden, wo früher Eiche und Buche dominirten, hat fie in den zu licht gehauenen Schlägen eine jelche Verbreitung erhalten, daß man fte jegt als herrſchende Holsgattung anjehen muß, während fie früher nur einzeln eingeiprengt vorfam. Ebenſo find auch bedeutende reine Ei- chenfaaten in diefem Boden gemacht worden, in die fich die felbe von ſelbſt jo eingedrängt hat, daß fich reine Birfen» beftände daraus hergeitellt haben, in denen man noch Die verfrüppelten UWeberrefte der unterdrüdten Eichen vorfindet, Man muß fie als eine höchit gefährliche Holzgattung für Die Eiche und Buche anfehen, die mit der größten Aufmerffams feit überwacht werden muß, um dieſe nicht zu unterdrüden, was fie leider bisher nur in zu großer Ausdehnung gethan hat. Mit Ausnahme des ärmſten Sandbodens fommt Die Birfe in allen Bodenklaſſen des Lieper Neviers vor und tritt in den meiften fogar verbämmend gegen Buche und Eiche und ftellenweife jogar gegen die Kiefer auf. Daß fie nicht mehr in reinen Beftänden angebauet wird, darf wohl nicht erſt bemerft werden, fie fliegt aber von Natur in Jo großer Menge an, wenn fie wunden Boden findet, ſelbſt wenn in der Nähe der Schonungen gar feine famentragende Birfen fteben, daß man die größte Mühe hat, um ſich gegen fie zu jchügen. Das gilt befonders vom lehmigen Sandboden und mi den Lehmboden, fobald er wund genug ift, jo daß - wm = ber Same ein gutes Keimbett findet. Auf dem reinen Sand— boden fommt fie zwar noch von Natur vor, fobald er nicht zu arm iſt, fie vereinzelt fich jedoch auf demfelben mehr und teitt hier auch niemals gegen die Kiefer verdämmend auf. Auf den Fennen und nafjfen Torfbrüchern fliegt fie oft in großer Menge an, ſtirbt jedoch in der Negel auf den Fen— nen cher ab, als fie die Stürfe erreicht, daß fie benußt werden kann. Auf den Lorfbrüchern ift ihr Wuchs zwar etwas befjer, Doch erreicht fie auch bier faum die Stärfe eines gewöhnlichen Leiterbaumes und Fein hohes Alter. Noch fchlechter wächit fie im eigentlichen Moorbruche, wo fie nur auf dem alten ausgefaulten Erlenfaupen vorfommt, wenn er naß ift. Iſt er trocken gelegt, fo zeigt fich darauf vielfach ein Dichter Birfenanflug, der aber einen fehr geringen Hö— henwuchs hat, ftch früh Ticht ftellt und abſtirbt und nur als Reißholz im Furzen Umtriebe benußt werden Fann. Unftreitig der befte Birfenboden ift der frifche humoſe fandige Lehmboden, bei dem der Waflerfpiegel nicht zu tief liegt. Doch zeigt fie auch einen fehr guten Wuchs auf allen Klaffen des eigentlichen Lehmbodens, der noch den Vorzug bat, daß er einen vorlbergehenden Birkenanbau eher erträgt, ohne Durch den geringen Blattabfall verfchlechtert zu werden. Die Eigenfchaft der Birfe, den Boden zu wenig zu fchlgen und zu verbeflern, ift e8 eigentlich allein, die von ihrem Anz baue in reinen Beftänden abhält. Hätte fie diefe nicht, fo ſpräche ſehr viel dafür, fie im erften und dritten Blocke, wo ein Mißverhältnig der Altersflaffen vorhanden ift, ine dem Die Hölzer der dritten und vierten Periode fehlen, zu erziehen, um auf den Blößen und Räumden Beftände herzuftellen, die nach 50 bis 70 Jahren vollfommen benuß- bar fein würden, Gie erreicht in diefen beiden Bodenflaffen in 80 bis 100 Jahren eine Länge von 60 bis SO Fuß, und Kritiiche Blätter 31. Bd. 1. Heft. 8 — 146 — / eine Stärfe, daß fie zu jeher fchönen Brettflögen benutzt werden kann, bei voller Gefundheit. Allerdings ftellt fie fih in diefem Alter jelbft auf dem beiten Birfenboden fchon ſo licht, daß fie dabei oft nicht einmal den halben Durch— ſchnittszuwachs wie bei 30—35 Jahren hat, und man wird fie niemald fo alt werden lafjen, da man dies ftarfe Holz doch nur in fehr geringer Menge abfegen fünnte; es iſt dies aber wenigſtens als ein Zeichen anzufehen, daß die Birke hier fchon einen weit angemefjenern Standort findet als weiter jüdlich und in den deutichen Gebirgen. Sie hält ſich hier weit länger gefchloffen und ihre eigentliche Lichtftellung, fo daß der obere Kronenichluß der Dominirenden Stämme un terbrochen wird, beginnt gewöhnlih erit gegen Ende Der dreißiger Jahre. Wenn man mit dem Haubarfeitsalter nicht über 40 bis 50 Jahre hinausgehet, jo fann man in reinen Birfenbeitänden noch einen Durchſchnittszuwachs von 50 u, 60 Kubiffuß vom Preuß. Morgen erhalten. Rechnet man dazu, daß fie ſchon ſehr frühzeitig eine werthvolle Durchfor- ftung an Floßwieden, die hier jehr gejucht und gut bezahlt werden, Neifitöcen, im fpätern Alter an Leiterbäumen giebt, daß das Brennholz zu weit höhern Preiſen abgejegt werden fann, fo ftellt fie fich in finanzieller Beziehung durchaus nicht ungünftig dar. Dazu fommt noch, daß die Birfen- jchonungen frühzeitig der Hutung geöffnet werden fönnen, und die Birfe unftreitig für die Weidenugung diejenige Holzes art ift, worunter dieſe am wenigiten leidet, was bei ber großen Maſſe von Bieh, weldyes Nahrung verlangt, gar feine unwejentlihe Nüdjicht ift. Es fpricht folglich Bieles zu ihrem Gunſten, und man fann den frühern ausgedehnten Birkenanbau im Lieper Reviere nicht jo unbedingt verwerfen wie z. B. am Harze und in andern Gegenden Deutichlande, Demungeachtet liegt es nicht im Plane, künftig felbft unter —. Hu — Berhältniffen, wo fich die Birfe am alferwortheilhafteften dar— ftellt, noch reine Beftände aus ihre zu erziehen, weil die Nothwendigfeit, dem Zurücdgehen der Bodenfraft Schranfen zu feßen, und vor allem Andern auf die Verbeflerung des Bodens hinzuwirken, zu fehr in die Augen fällt. Die Birfe trägt aber feldft in den beiten und geichloffenften Beſtänden beinahe gar nichts zur Bodenverbefferung in der Jugend bei und hindert im hohen Alter die Verfchlechterung fo wenig, daß es in dieſer Beziehung ziemlich gleich ift, ob der Boden ganz unbefchirmt liegt, oder ein 60- bis SOjähriger reiner Birfenbeftand vorhanden ift. Selbft in. den 12 u. 15jäh- tigen reinen Birkenbeftänden findet man faum eine Spur von einer verwefenden Laubdecke und er fängt ſchon an eine dichte Grasnarbe zu befommen, Im hohen Alter belaubt jich zwar der Baum Dichter, indem die Zweige herunterhänz gen, fo daß er fich zur fogenannten Hangelbirfe verwandelt, dann tritt aber wieder eine fo große Vereinzelung der Stämme ein, daß auch dadurch die Bodenverbefjerung nicht gewinnt. Wenn man nun aus dieſem Grunde auch auf die reis nen Birfenbeftände verzichtet, fo ift fie doch in mancherlei Deziehungen für das Lieper Revier als eine ſehr wertholle Holsgattung zu betrachten. Zuerft als Durchforitungsholz in den Kiefernbeftänden, wobei nur Die Forderung gemacht werden muß, daß fie nicht jo geichlofjen ftehet, daß fie ſchon in der erſten Jugend die Kiefer unterdrückt. Dies kann ſehr leicht geichehen, da fte einen weit ftärfern Höhenwuchs hat als dieſe, fo daß, wenn fich die Dicht ftehenden Birfen ‚oben zufammenfchließen, leicht eine vollftändige Berdämmung der Kiefer erfolgen fann. Dies fommt vorzüglih auf ſehr feifhem lehmigen Sand» und Kiesboden vor, fchon we— niger auf eigentlichem Lehmboden, und gar nicht auf dem reinen Sandboden, Im erſtern hat die Birfe in 82 — 148 — der erften Jugend feinen fo lebhaften Wuchs, daß Die Kie- fer nicht zwilchen ihr herauffommen fönnte, und auf dem Sandboden ftellt fie fich jo früh licht, daß, wenn auch die jungen Kiefern im Anfange etwas vom Schatten leiden, fte Doch zulegt noch durchwachfen. Man fann oft Schonungen fehen, die man, wenn fie 6 oder 8 Jahr alt find, für reine Birfenbeftäinde hält, und die fich ſchon mit 20 Jahren fo umwandeln, daß man deutlich erfennt, daß mit 40 bis 60 Jahren ein reiner Kiefernbeitand hergeftellt fein wird, Dies ift der Fall, wenn felbft zwei Drittheile Birfen und ein Drittheil Kiefern in den erften 5 Jahren vorhanden find, eine gleichmäßige Vertheilung beider Holzarten vorausgefegt. Dieſe Mifchung hat dann aber den Vorzug, daß folche Be- ftände einen beſſern Wuchs haben und eine größere Maſſen— erzeugung geben, als Die reinen Kiefernbeftände, daß man eine werthvollere Ducchforftung erhält, daß die Birfe als Schuß gegen Raupen, Feuer, Schnee: und Duftbruch dient. -Die Erfahrung, daß Kiefernbeitände, ftarf mit Birken ge— mifcht, weit weniger von Infeften leiden, als reine, und daß fich befonders in ihnen niemals ein Naupenfraß zuerft ent: wicelt, fann allein fhon das Streben rechtfertigen, Überall, wo der Boden es erlaubt, eine folche Mifchung herzuſtellen. Sehr vortheilhaft zeigt ſich auch die Einfaffung der Jagen an den Geftellen durch die Bepflanzung der Ränder mit etwa drei Reihen Birken, die ſpäter, wenn die Kiefern fich mit den Heften ausbreiten, weggehauen werden. lan erhält dadurd) eine größere werthvollere Holzmafje, verjtürft den Schuß, ben die Geftelle gegen Maldfeuer und Inſekten gewähren, und unterbricht die Ginförmigfeit der großen Kiefernhaiden, Wo Samenbäume in der Nähe ftehen, oder auf den Kiefernichonungen abfichtlich übergehalten werben, fäet fich die Birfe, im Falle der Boden nur einigermaßen wund und — 19 — empfänglich ift, gewöhnlich ſchon von felbft an. Sonft ift es auch mit wenig Koften verfnüpft, denfelben zwifchen ben innen, Platten und Pflanzlöchern mit einem eifernen Harz fen aufzufragen und 4 bis 6 Metzen Birfenfamen für den Morgen darauf auszufien. Auf den Näumden und Blößen dient die Birke auch oft als Schusholz, um mittelit derfelben noch Eichen und Buchen beraufzubringen, muß dann aber freilich forgfältiq überwacht werden, Damit fie nicht nachtheilig durch ihre Ver- Dämmung wird, Auf Stofausfchlag wird bei ihre auf allen Bodenflaf- ſen des Lieper Neviers wenig gerechnet. Theils erfolgt er auf dem fchlechten Boden felbft bei 20jährigen Stöden ſchon gar nicht mehr, theils ift ev auf dem beffern, wo er länger aushält, fchlechtwüchfig und die Ausfchläge find nicht aus— dauernd, Samen trägt die Birfe fchon mit 30 Jahren fehr reichlich, und es gilt nur als eine feltene Ausnahme, wenn er gänzlich fehlen ſollte. Bei jehr trocknen Sommern tödtet die Dürre wohl junge Birfen auf fehr armem Sandboden, jonft ift diefelbe bier feinen Gefahren unterworfen. Selbft die Chryfomelen (aenea u, Capreae), welche am Harze oft ganze Birfenfaaten befchädigen, bemerkt man bier nicht in der Menge, daß fie Ichädlich werden fünnten. Ph. Bomb. lanestris fommt zwar häufig an den Altern Bäumen vor, ift jedoch wohl als unschädlich zu betrachten. Die Schwarzerle fommt in jeder Art von nafjem Bo- den vor, iſt aber nach der Beichaffenheit defielben von aus Berordentlich verfchiedenem Wuchſe. Der Lehmbruch, der vor— züglich im zweiten Blode in der Nähe der Seen vorkommt, hat den fchönften und ausdauerndften Erlenwuchs; der feuchte humofe Sandboden fommt ihm darin noch nahe, wogegen die Torf- und Moorbrücher ihn oft fo fchlecht haben, daß — 150 — man die Etle nur als Reißholz mit einem fehr geringen Ertrage benutzen kann. Da die Erlen überall in einzelnen Niederungen zer— ſtreut umherliegen und beinahe jeder Beſtand ein beſonderes für denſelben berechnetes Haubarkeitsalter erhalten muß, ſo können fie fein beſonderes Wirthſchaftsganzes bilden, ſondern werden in Verbindung mit den angrenzenden Beſtänden benutzt. Ihr Abtriebsertrag wird als Durchforſtungsertrag der Wirthſchaftsfiguren, in denen ſie liegen, im Taxationsregiſter eingetragen, es iſt aber ſehr ſchwierig, die Größe deſſelben für ſpätere Zeiten auch nur annähernd und mit einiger Wahr: Icheinlichfeit vorauszubeftimmen. Dies liegt vorzüglich darin, daß fich die Beichaffenheit des Bodens fortwährend ändert, indem der Waflerftand, von dem der Erlenwuchs ſo ſehr bedingt wird, durch die fortdauernden Entwäſſerungen nie⸗ driger wird. Viele Diſtrikte, die früher Erlenbruch waren, ſind ſchon jetzt mit Kiefern angebauet, und wenn die beab— ſichtigte Trockenlegung der Plageſeen ausgeführt wird, dürf— den wie Erlenbeſtände des Lieper Reviers wohl größtentheils, wo nicht ganz verſchwinden. Ueberhaupt wird die Holzve— getation deſſelben durch dieſe Entwäſſerung eine große Aen— derung erleiden. In manchen Orten, welche jetzt einen ſehr ſchönen Holzwuchs haben, weil der flachliegende Waſſerſpie— gel dieſen begünftigt, wird er in Folge der größern Trocken— heit des Bodens zurüdgehen, in andern dagegen, welche jeßt an zu großer Näfje leiden, gewinnen, eine Menge jet gar nicht benugbarer Sümpfe werden vielleicht eine ſehr reiche Holzerzeugung erhalten. Dieſe Aenderungen des Bodens finden in ſehr vielen Nevieren der öftlichen Provinzen Preu— ßens jtatt und laffen für diefelben gar Feine feften Betriebs: pläne und Grtragsberechnungen für längere Zeiträume ent: werfen, Alle die Ideen von Herftellung eines normalen — u — Altersflaffenverhältnifies, von Bildung fefter Betriebsklaffen, von Feltitellung eines normalen Vorraths, zeigen fih auf den eriten Blick als leere Theorien und unpraftifche Phan— tafien, wenn man fie auf folche Neviere anwenden will, bei denen man alle 20 Jahre einen ganz andern Zuftand an— nehmen müßte, und wo man jest noch gar nicht vorauswifjen fann, was um fo viel fpäter zwecdmäßig fein wird. Im Lieper Reviere fann man noch nicht wiffen, wie von fehr vielen Diftriften dev Boden befhaffen, und welche Holz- gattung auf ihm fünftig zu erziehen fein wird; man weiß noch nicht, welche Flächen in 20 Jahren das Revier bil- ben werden, man fennt die Bedingungen noch nicht, unter denen man dann wirthfchaften wird, die Anforderungen, die dann an daſſelbe gemacht werden, denn fortwährend erfol- gen Austaufchungen des Forftlandes mit wüſten Aeckern, werden Servitutablöfungen gemacht, Gründe veriußert oder zugefauft, Kann dabei wohl einem vernünftigen Menfchen einfallen, der Heritellung eines normalen Altersflaffenver- hältnifies in 120 bis 240 Jahren nachzuftreben, einen be- ftimmten normalen Zuftand des Waldes als das Endziel zu betrachten, was man unverwandt im Auge haben muß, um es endlich zu erreichen? Kin folcher leitender Stern, der die Forftmänner leitet, wie einft die heiligen drei Könige, mag über den Forſten des Großherzogthums Hefien ftehen, über denen der dftlichen Brovinzen Preußens ift er noch nicht auf- gegangen, man fünnte ihn höchitens vom Katheder aus an der Dede des Auditoriums aufjuchen. Im Lieper Neviere fann man die Wirhichaftsführung nur für die nächfte Zeit und mit Rückſicht auf die VBerhältniffe, wie fie jest find, be- ftimmen, und dabei darauf jeher, daß man nichts thut, was fpäter Nachtheil herbeiführen könnte, Dazu gehört: 1, Daß der Einfchlag ftetS durch den Zuwachs nicht — VI — blos vollftändig erjegt, Tondern auch überftiegen wird, um Das zu geringe Materialfapital zu ergänzen, den Boden jo rafch als möglich zur vollen Produktion zu bringen; 2. daß ſtets hinreichende Vorräthe von denjenigen Hölzern vorhanden find, welche erforderlich find, um den Anz jprüchen zu genügen, die an das Nevier gemacht werden, und daß Dazu das erforderliche Altersklaffenvechältniß in den verichiedenen Beſtandsklaſſen bergeftellt wird; 3. daß Diejenigen Holzarten angebauet und in wüchſi— gen vollen Beftinden gezogen werden, welche nach den ges genwärtigen Verhältniſſen als die zweckmäßigſten erſcheinen, und von denen man mit Wahrſcheinlichkeit vorausſetzen kann, daß ſie auch in Zukunft noch für die Orte paſſen, wo man ſie erziehet; | 4. daß man eine Beftandsordnung herzuftellen fucht, wo fie mit Berückſichtigung aller jegigen und mit Wahr: jcheinlichfeit vorauszulehenden Verhältniſſe paffend erfcheint. Das find die wichtigften Gegenftände, die man in Bes zug auf die Zufunft vorzugsweife in das Auge faßt. Dabei fönnen aber auch die Anforderungen, welche in der Gegen- wart gemacht werden, nicht unbeachtet bleiben. Beſonders die ſehr ausgedehnten Holz » und Weideberechrigungen ges bieten eine jorgfültige Berüdfichtigung, da man fich dev Gefahr ausfest, daß, wenn dieſe nicht erfolgte, auf die Klage der Berechtigten die Gerichte einfchreiten und alle Betriebs- pläne umftoßen würden, wodurch diefe verlegt werden würden. Nach diefer durch die Eigenthümlichfeit der Lieper Erlen- brücher herbeigeführten Abjchweifung ift hinfichts dev Nach» zucht derfelben noch zu bemerfen, daß man nur da auf Stod- ausjchlag rechnet, wo der Boden zu naß iſt, um mit Gr- folg bepflanzt werden zu fünnen, denn der Anbau aus ber Hand erfolgt immer nur duch Pflanzung, niemals durch Me Saat, Diefe ift zu unficher, da entweder der Graswuchs den jungen Pflanzen leicht verderblich wird, oder Froft fie in dem humofen Boden ausziehet. Da nur das ftarfe Holz benußbar ift, fo müfjen die Exlenbeftände ein fo hohes Alter erreichen, daß in der Negel ein fchlechter Stodausfihlag er- folgt. Dann ſetzt fich) aber auch der Boden da, wo eine Entwäfferung ftattgefunden hat, oft fo, daß die Stöde auf den Wurzeln wie auf Stelzen hoch über dem Boden ftehen. Nur der Ausfhlag von ftarfen Erlenſtöcken ift aber zur Nachzucht zu benugen, Der dicht an der Erde hervorfommt. Der hohe, an ausfaulenden Mutterftöcen, welcher nur an der grünen Nindenfchale Flebt, Fann natürlich feinen guten Wuchs haben und bricht oft von ſelbſt um. (Fortfeßung folat.) Specielle Erörterung einiger Gegenftände der Wirthfchaftsein- richtung und Ertragsberechnung der deutſchen Wälder. Borbemerfung. Mean hat, wie es fcheint, in der neuern Zeit der Spefulation in der Tarationsliteratur zu viel Aufmerkſam— feit gejchenft und ihr zu viel Raum gegeben, dabei aber jich zu fehr von der eigentlichen Praxis entfernt. Man verfolgt fortwährend die Heritellung idealer Zuftände, ohne fich mit ben Arbeiten fpeciell zu befchäftigen, Die im Walde ausge- führt werden müſſen, um denfelben in einen Zuftand zu verfegen, worin er den an ihn zu machenden Anfprüchen fo gut genügt, wie dies nach den Umftänden überhaupt mög- lich if. Man bejchäftigt fich mit den Formeln, Die gegeben werden, um den Ertrag eines Waldes auf das Genaueite zu berechnen, und vernachläffigt dabei die forgfältige Erör- terung der Thatjachen, wodurch dieſer Ertrag bedingt wird. Man hat fortwährend die ſpäte Zufunft im Auge und läßt darüber de Gegenwart unbeachte. Man denft ſich den Wald, wie er werden foll, und achtet nicht darauf, wie er ift und nur werden kann. Man fchafft auf dieſe Weife eine Tarationsliteratur, Die wenig Werth, für den Wald hat, und deven Wirffamfeit nicht über das Katheder und die Schul: bänfe hinausgehet. Man ftudire die Taration aller deut— chen Staatsforften, und man wird finden, daß Die praf- tiichen Forftwirthe, die fie leiten, nichts von demjenigen bes nußen, was eine Menge der neuern und neueften Tarationd- ichriften fült. Man fann fagen, die Praris hat fih in der neuern Zeit von der Theorie ganz abgewendet, bie Tara: tionstheorien fommen bei den Borftpraftifern immer mehr und mehr in Derruf. Das ift nicht gut, denn der Praxis muß durch eine richtige Theorie der Weg gezeigt werden, wenn auch nur in Bezug auf die allgemeine Nichtung, da es nicht möglich ift, alle die kleinen Hinderniffe, die man umgehen muß, wenn man ihr folgt, für alle Dertlichfeiten genau zu bezeichnen. Die folgenden Abhandlungen, die fpäter fortgefegt werden follen, wenn fie ein Intereſſe bei dem Lefer erregen, verfolgen mehr die Idee, die einzelnen Gegenftände von verfchiedenen Seiten zu beleuchten, die der Tarator im Walde zu behandeln oder zu ordnen hat, ohne weiter darauf zu ach— ten, welcher Tarationgmethode er dabei folgt, weil fie bei jeder eine richtige Behandlung verlangen, Das Gefagte ift das Reſultat praftifher Erfahrung, nicht der Spefula- tion am Schreibtifche, und zwar der im Walde felbit, nicht im Laboratorio. Die zuerft folgende Weberficht der verfchiedenen Tara- tionsmethoden fol nur als Einleitumg und zu Begründung der übrigen Abhandlung dienen. — 156 — Gedrängte Meberficht der Mittel und des DVBerfahrens, durch welche man die nachhaltige Benugung der Forſten ficher zu ftellen verfucht hat. Sp lange es in Italien, Franfreih und Deutſchland jtarf bevölferte Gegenden gab, in denen man die Wälder bis auf das Unentbehrliche zur Befriedigung der Holzbedürfniffe ausgerodet hatte, ift auch die Nothwendigfeit erfannt wors “den, diefe durch eine nachhaltige Benugung ficher zu ftellen. Der Holzbedarf wird nicht jedes Jahr erzeugt, wie bie Brotfrüchte, das Gras, der Wein und andere Bodenpro- dufte, fondern es bedarf oft einer jehr langen Reihe von Jah— ven, um benußbar zu fein. Man muß daher mit den be= nußbaren Vorräthen jo lange aushalten, bis dieſe wieder durch die nachwachjenden erjfegt worden find. Am eriten fühlte man dies Bedürfniß in den fruchtba- ven Gegenden, in denen fich zuerft eine Dichte Bevölkerung anftedelte, wo das Laubholz herrichte. Hier entjtand natur— gemäß zunächft der Niederwald, weil man mit dev Benugung des Holzes nicht warten fonnte, bis es ausgewachlen war, und aus dieſem, oder mit ibm zugleich, der Mittelmaldbe- trieb, da man doch die ftärfern Bäume zu Nutzholz nicht entbehren konnte. Eine nachhaltige Benußung defjelben wurde dadurch ficher zu ftellen gefucht, daß man einmal die von der Natur gebildeten einzelnen Diftrifte oder Gehölze für einen Zeitraum, der hinreichend war, um das Bufchholz oder den Ausichlagwald eine genügende Stärfe erreichen zu laffen, fo vertheilte, daß man jedes Jahr eine ziemlich gleiche Fläche und Holzmafje benugen fonnte. Man kann Dies eine natürliche Schlageintheilung nennen. Die nachhaltige Be— Er = 97 nusung des Baumholzes wurde Dadurch gefichert, daß man ſtets nur einen beftimmten Theil der Alteften oder entbehrlichen jüngern Bäume wegnahm, und dabei zugleich darauf hielt, daß fo viel Nachwuchs von jeder Altersflaffe vorhanden war, daß, wenn der Schlag wieder zum Hiebe fam, die ge- hauenen Stämme vollftändig erfegt waren. Schon im 17. Sahrhunderte gaben die Franzöſiſchen Forftordnungen hier- über ganz beftimmte VBorfchriften. Später ging man von Diefer natürlichen Schlageinrichtung zur geometrifchen über, wo die Bodenbefchaffenheit e8 erlaubte, indem man die Flä- chen mit der Umtriebszeit theilte, um jedem Schlage eine ganz gleich große zu geben. | Das ift die nachhaltige Bewirthfchaftung des Mittel- waldes, wie fie die verfchiedenen Forftordnungen in Frank veich vorfehrieben. Sie hat fih am allerlängften erhalten, weil fie ſehr einfach und leicht auszuführen, wie zu überwa— chen war, und Jahrhunderte hindurch ift der Mittelwald nach diefen Vorfchriften nachhaltig benußt worden, Es war eine Berbindung der Flächeneintheilung mit der Holztheilung, in— dem man Die erftere auf das Unterholz, die legtere auf die Vertheilung des Oberholzes anwandte, zwar nicht nach der Maſſe, aber Doch in Bezug auf die einzelnen Bäume, In den Gegenden, wo das Nadelholz herrfchend war, ftieg die Bevölferung erft fpäter, denn hier war entweder ein rauhes Klima oder ein fchlechter Boden, fo daß die Men— ſchen ſich erft dann zahlreicher darin anfiedelten, als es ih- nen in den fruchtbarern Gegenden anfing an Raum zu feb- len. Es trat daher auch weit fpäter das Bedürfniß einer Sicherung der Nachhaltigfeit ein, weil man lange von den großen Vorräthen und dem fich von felbft erzgeugenden Nach- wuchje zehren konnte. Aber befonders da, wo der Bergbau und Hüttenbetrieb große Holzmaſſen verzehrte, erfannte man — 8 — fhon im Anfange des 18. Jahrhunderts die Nothwendigfeit, diefem eine bejtimmte jährliche Holzabgabe zu fichern, da wer gen unnachhaltiger Benugung des Waldes viele Bergwerfe, Die fehr ergiebig waren, nicht mehr betrieben werden konn— ten. Der natürlichite Gedanfe war, hier gleichfalls die reine Flächen: oder Schlageintheilung anzuwenden, die fich fo ber währt im Nieder- und Mittelwalde gezeigt hatte; denn daß die DVertheilung der einzelnen Bäume, wie bei dem Ober: holz des Mittelwaldes, für verjchiedene Zeitabfchnitte bier nicht ausführbar war, fiel bei der großen Zahl derſelben jo- gleich in das Auge. Diefer Berfuch, den Hochwald ebenjo wie den Nieder und Mittelwald zu behandeln, jcheiterte aber, fo oft er auch wiederholt wurde, an der Ungleichheit bes Beftandes der einzelnen Schläge, an dem Mifverhältz niſſe der Altersklaſſen, wobei man entweder die Eintheilung nicht innehalten fonnte, oder das Holz zu alt wurde, ober zu jung gehauen werden mußte, und wurde da ganz un— ausführbar, wo man die VBerjüngung durch dunkle Samen: jchläge bewirkte. Da die Flächeneintheilung nicht ausführbar war, fam man auf die Idee, Die Zeit zu beftimmen, welche erforderlich wäre, um das Holz eine folche Stärke erreichen zu lafien, daß es vollfommen brauchbar wurde, Die Menge des Holzes zu berechnen, welche der Wald in dieſem Zeitraume erzeugt, und dann diefe gleichmäßig für Die einzelnen Jahre dejjelben zu vertheilen. Dieje allgemeine Jdee liegt allen Forſttaxa— tionen zum Grunde, Die den nachhaltigen Abgabeſatz durch die Holzberechnung beitimmen wollen, in fo verfchiedener Art man fie auch auszuführen verfucht hat. Beckmann fuchte dies in der Art zu thun, daß ev das junge Holz unter 40 und 50 Jahren ganz unbeachtet ließ und nur die Zeit beitimmte, für welche man das ältere — 19 — Holz verheilen mußte, um den Bedarf wieder durch das junge nicht zur Schätzung gezogene Holz deden zu können, daß er dann die Holzmafje des Altern fchägbaren Holzes ermittelte, Dazu den Zuwachs rechnete, der davon bis zur gänzlichen Abholzung zu erwarten war, und endlich dieſe gefammte Holz- mafje, Vorrat; und Zuwachs zufammengerechnet, für Die Berechnungszeit vertheilte. Dettelt dehnte nicht nur feine Holzberechnung auf das jüngere Holz aus, fondern verband auch ſchon mit der Holz: berechnung eine Art Wirthichaftseinrichtung , indem er ver— langt, daß man weniger den ganz gleichen Abgabeſatz als die Bedingung, daß das Holz feine vollfommene Braud)- barfeit erreicht habe, ald maßgebend für die Schlagführung betrachten folle. Den Ertrag der jüngern Altersflaffen be- ftimmte er nach demjenigen, den die Altern Beftände auf gleichem Boden und bei gleicher Befchaffenheit gaben. Um der Anforderung an eine gute Wirthfchaft zu genügen, daß fein Beftand eher gehauen wird, als bis er wirklich benuß- bar ift, theilte er zuerft fämmtlihe Holzbeftände nach dem Alter und beftimmte, daß in jeder Altersflaffe fo lange ge— wirthichaftet werden follte, bis die nächitfolgende das volle Haubarfeitsalter erlangt habe. Die Holzmafje, welche von jeder Altersklaffe zu erwarten war, berechnete er fo, daß er für die jungen Beftände den Ertrag annahm, den die ent— fprechenden haubaren Orte auf gleichem Boden gaben. Dies ift der erſte Verfuch der Verbindung der Ertragsberechnung mit einer Wirthfchaftseinrichtung, wobei nicht die jährlichen Schläge abgetheilt werden, fondern die gefammte Holzerzeu— gung des ganzen Umtriebes für größere Zeitabfchnitte def- jelben vertheilt wird, ein Verfahren, was Hundeshagen mit dem Ausdrude Fachwerfsmethode bezeichnet, indem er die Zeitabjchnitte (Perioden) fich gleichfam als Fächer dent, — WW — für welche die Holgerzeugung des Umtriebes vertheilt wird. Hennert bildete dies Verfahren befonders für Kiefern aus, wobei er die Zahl der Alterskflaffen, die Dettelt in Fich- ten gemacht hatte, verminderte; fonft befolgte er eigentlich ganz die Vorfchriften, die diefer ſchon gegeben hatte. Borausgefegt, daB Die Holzmaſſe, welche man von jeder Altersklaffe zu erwarten hatte, richtig voraus beftimmt war, jo erreichte man auf dieſe Weile nichts weiter, als daß man für jeden Zeitabjehnitt Die Größe des Einſchlags be- ftimmte, bei welchem man erwarten fonnte, Daß immer mur Holz vom vollen Haubarfeitsalter zum Hiebe fam, und in diefer Beziehung die Nachhaltigfeit gefichert wurde, Es fehlte aber die Beitimmung, wie der Hieb geführt werden follte, um einen regelmäßigen Zuftand im Walde herzuitellen, eine Beitandsordnung zu erlangen, wie fie bedingt werden mußte, wenn die Wirthfchaft regelmäßig geführt werden follte. Dazu wurde der jährliche Abgabejag ein ungleicher, wenn das Altersklaffenverhältniß ein unrichtiges war, und zulegt zeigte fich auch vielfach, daß die Schägung der vorhandenen und von den jungen Beſtänden zu erwartenden Holzmaffe nicht immer richtig genug war, um einen wirklich nachhal- tigen Abgabefap darauf zu begründen. Das erfahren hatte den Mangel aller veinen Holzberechnungen, daß man nicht im Stande war, Borratl) und Zuwachs genau und richtig genug für Die ganze Umtriebszeit vertheilen zu können. Man verfuchte deshalb wieder die alte Schlageinthei- lung mit der Holztheilung zu verbinden, indem Zanthier zuerſt den Wald in geometrische, gleich große Schläge theilte, den Ertrag jedes Schlages beftimmte und denjenigen aller Schlüge als jührlichen Abgabefat betrachtete, den man zwar vorläufig, ohne Rückſicht auf die Schlaggrenzen, inne hielt, den man doch aber auch im Laufe der Zeit jo ermäßigen — m — oder vermehren mußte, daß man nach einer beſtimmten Reihe von Jahren gerade nur die entſprechende Zahl von Schlä— gen genommen hatte, um den angenommenen Umtrieb inne— halten zu können. Wedel vervollſtändigte dies in der Art, daß er die Schläge nicht gleich groß, ſondern proportional der Boden— güte abtheilte, ſo daß jeder Jahresſchlag, wenn er normal beſtanden war, einen gleich großen Ertrag geben ſollte, auch ſchon vorausbeſtimmte, wie viel Fläche in jedem Jahre ab— getrieben werde ſollte, um im erſten Umtriebe jährlich gleich viel Holz einzuſchlagen. Er machte folglich eine doppelte Schlageintheilung, indem er einmal die Fläche fo eintheilte, daß, wenn fie vollbeftanden war, jeder Schlag einen glei: chen Ertrag geben follte, Dann wieder die jegt vorhandenen Holzbeftände ebenfalls in Jahresichläge für den erften Um— trieb fo eintheilte, daß ein jeder Schlag einen gleich großen Ertrag erwarten ließ, Die Zdeefcheiterte aber an der Schwierig: - feit, diefen fchon im voraus richtig genug beftimmen zu Fünnen- Schilder wollte die Schwierigfeit der Vorausbeſtim— mung der jährlichen Schlagflächen für den ganzen Umtrieb dadurch umgehen, daß er blos beftinmte, wie viel der Mor— gen von jeder Beltandsfigur Holz bei dem Abtriebe in einem beftimmten Morgen liefern werde, und daß er geftattete, den jährlichen Schlag fo auszuwählen, daß man nicht mehr als die jährliche Schlagfläche und den jährlichen hiernach ermit- telten Durchfchnittsertrag holzt. Gr gab folglich nur die jährlibe Schlaggröße, ohne fie im Walde abzutheilen. Keine diefer Ideen war im Walde ausführbar, weil fie alle auf der Worausfegung beruheten, daß man im Stande fein würde, den Ertrag einer beftimmten Fläche fo ge- nau voraus zu beftimmen und demnach leßtere in einer folchen Größe abzutheilen vermöchte, daß darauf der Br Durch: Kritifche Blätter 31. Bo. II. Heft. — I — fchnittdertrag des ganzen Umtriebes gefunden wurde. Das hat aber noch niemals ein Taxator vwermocht, und wird auch wohl nach der Lage der Sache niemals einer durchzu— führen im Stande fein. Trotz Ddiefer Erfahrung ging Hartig bei feinem Taxa— tionsverfahren abermald von der Anficht aus, Die Holzer— zeugung des ganzen Umtriebes voraus zu berechnen und fie gleihmäßig zu vertheilen, indem er glaubte, daß dies, wenn auch nicht für einzelne Jahre, Doch für längere Zeitabfchnitte von 20 oder 30 Jahren möglich fei. Um Dies zu fünnen, beftimmte er für den ganzen Umtrieb genau, in welchen Zu— ftand jeder einzelne Waldtheil gebracht werden follte, berech- nete den Grtrag, welchen demgemäß jede Fläche im Laufe des Umtriebes liefern müſſe, und vertheilte danach den Ge— jammtertrag aller Flächen gleichmäßig für den Zeitabfchnitt des ganzen Umtriebes. Wenn man Diefe ganze Idee ge— nauer in das Auge faßt, fo ift es in der That ſchwer, fich zu erflären, wie ein Mann, den man eine Kenntniß Des Waldes und einen Dadurch erworbenen praftiichen Blick nicht abiprechen fann, zu einer folchen Vorſchrift fommen fonnte, deren Unausführbarfeit jo klar vor Augen liegt, Wie ift es möglich, die Wirtbichaftsführung in einem Walde für längere Zeit als ein Jahrhundert ſpeciell voraus beſtim— men zu wollen, da fie von einer Menge gar nicht voraus: zuſehender Zuftände und Zufälle abhängt, da die Anfor— derungen an den Wald, die Anfichten, die man binfichtlich einer zwedmäßigen Behandlung deſſelben hat, alle Bedin— gungen, unter denen man wirtbichaftet, oft in fo kurzer Zeit fihh ändern. Werden aber die Vorfchriften zur Bebandlung der Bejtände nicht innegehalten, dieje dadurch in einen ganz andern Zuftand verfegt, als der ift, den Hartig feiner Ertragsberechnung zum runde legt und wonad) er Die per — 18 — tiodischen Erträge vertheilt, fo ift natürlich auch nicht anzu— nehmen, daß eine ſolche Ertragsberechnung richtig fein kann, was Übrigens auch Hartig zugeftehet! Ex fchrieb aber freis lih in der glüdlichen Idee, daß fo wenig in der Gegen» wart als in den nächiten Jahrhunderten ein Menſch leben würde, der irgend etwas zweckmäßiger und befjer anordnen fönnte, ald er es gethan hat, weshalb er auch in feinen Schrif- ten niemals etwas nach den Erfahrungen anderer Forftwirthe änderte. Eine nothiwendige Konfequenz der Hartig’fchen Idee, die feinem Tarationsverfahren zum Grunde lag, war, daß er die genauefte Holzaufnahme und Ertragsberechnung verlangte, weil er feinen Etat und die Nachhaltigkeit des Betriebes allein von der Nichtigkeit derjelben abhängig machte. Cotta erkannte bald das Unhaltbare des Hartig’schen Tarationsverfahrens. Er überzeugte fih, daß man den Zu— ftand und die Bewirthichaftung eines Waldes nicht für fo lange Zeit unabänderlich voraus beftimmen kann, folglich auch nicht im Stande ift, die gefammte Erzeugung des Um- triebes genau voraus zu berechnen, um fie gleichmäßig ver- theilen zu fonnen. Er ging deshalb von der Anficht aus, dag man die Wirthichaftsworfchriften wie den Ertrag ganz fpeciell nur für die nächfte Zeit zu beſtimmen im Stande ift, und daß von Zeit zu Zeit eine Erneuerung der Taxation eintreten muß, um beides dann wieder nach den davon vor— gefundenen Zuftänden und Berhältniffen zu ordnen. Sobald man dieſer Anftcht folgt, genügt es natürlich, auch den Plan zur Wirthichaftsführung für den ganzen Umtrieb nur in all gemeinen Umeifjen zu entwerfen, den herzuftellenden Zuftand im Walde im Allgemeinen zu bezeichnen, und ebenſo Die Nachhaltigkeit mehr ducch eine fummarifche Vertheilung der Holzerzeugung des ganzes Umtriebes, wie fie mehr gutacht- T2 — bl — lich als durch eine ganz genaue Holzberehnung ermittelt worden ift, ficher zu ftellen. Mit den jpeciellen Beitands- aufnahmen, Grtragsberechnungen und Wirthfchaftsvorichrif- ten fann man fich dann auf die Flächen befchränfen, die bis zur nächjten Tarationsrevifton in Betrieb genommen werben. Weil nun auch Gotta einfah, daß es niemals möglich fein wird, den Grtrag eines Hochwaldes für Die ganze Umtriebszeit genau voraus zu berechnen, fo legte er auch auf die genaue Ertragsberechnung weniger Werth, als auf eine gute Wirthfchaftseinrichtung, wodurch die Herftellung eines normalen Zuftandes des Waldes fo raſch als möglic) bewirkt wird. Die etwa vorfallenden Irrthümer in der Be- ftandsaufnahme und Ertragsberechnung ſuchte er durch die Einführung des Gontrolbuches unfchädlich zu machen. Ges wiß wird Jeder erfennen, welcher ungeheure Unterfchied zwi— ichen dem Fachwerfe ift, wenn wir nun einmal diefen fchlecht gewählten Ausdruck beibehalten, od man nad Hartig die Veriodenbildung ausſchließlich auf die Ertragsberechnung gründet, Etat und Wirthihaftsführung demnad) für den gan— zen Umtrieb unabänderlich beftimmt, oder nur den Wirth— ichaftsplan im allgemeinen Umriſſen bezeichnet, Die Beftände gutachtlich vwertheilt, um die Nachhaltigkeit zu fichern, Die fpeciellen Wirthichaftsvorfchriften und den bejtimmten Abga- befag aber nur für die nächften Zeiten giebt, indem man fich vorbehält, beides fortwährend zu Ändern, um e8 ben jedesmaligen Zuſtänden im Einzelnen anzupaffen, dabei, ſo— weit e8 fich thun läßt, nur die allgemeine Idee binfichtlich des herzuftellenden Waldzuftandes unausgefegt zu verfolgen, Das Berfahren bleibt fih in beiden Fällen nur im Formel: len, wir möchten fagen im Unweſentlichen, gleich, nämlich darin, daß man Flächen und Erträge für die verjchiedenen Zeitabfchnitte vertheilt, was Hundeshagen als das Cha— = BB = vafteriftiiche des Fachwerfes annimmt. Wir betrachten das aber eigentlich al8 etwas Unweſentliches, denn wäre in einem Walde das Altersflafienverhältniß des zweckmäßigen Umtrie- bes ein richtiges, die Beftandsordnung in foweit genügend, daß man fich mit der Anordnung der Schläge um die ſpä— tern Perioden gar nicht zu kümmern braucht, indem die der nächiten Zeit auf einer abzugrenzenden Fläche zufammenlägen: fo brauchte man eigentlih, um die Cotta'ſche Idee voll ftändig zu vealifiren, auf die vollftändige Durchführung der Periodenbildung gar nicht zu achten, man könnte dann die Abgrenzung der in der nächiten Zeit zum Hiebe zu brin- genden Flächen bei der jedesmaligen Taxationsreviſion vor— nehmen. Aus der verfchiedenen Grundanficht, der Hartig und Cotta folgen, entwideln fich aber eine Menge Berfihieden- heiten bei ihrer Nealifirung, die weit wefentlicher find, als die Bertheilung aller Flächen für alle Perioden, die ja bei manchen Fachwerksmethoden gar nicht einmal mehr vollftän- dig durchgeführt wird, indem man die Flächen der beiden legten Berioden oft gar nicht mehr von einander fondert. Die erfte ift, daß man nad Hartig den vollen Er- trag aller Flächen und Beftände fo berechnen muß, wie man glaubt, Daß fie einft fein werden, nah Cotta dagegen den Zuftand Dderfelben an- nehmen fann, wie er ift, da man deren Ertrag, den man davon annimmt, bei jeder Tarations- vevifion dem darin geänderten Zuftande anpaßt, Cine andere ift, daß man fich mir den ſpeciellen Wirth- haftsvorfchriften und den Ertragsberechnungen nur auf Die nächte Zeit, fo weit man fte auf erfenn- und meßbare Zu- ftände und Holzmafjen, auf beurtheilungsfähige Verhältniffe gründen kann, bejchränft, Alles, was den fpätern Zeiten zus — 166 — fällt nur ſehr ſummariſch behandelt. Die Hartig’fche Taxa— tion beruhet auf lauter Hypothefen, die Cotta'ſche auf be- ftimmt feftzuftelenden Thatfachen. Ale die Aenderungen und Eigenthümlichfeiten der Fach: werfsmethoden, die jegt wohl ziemlich in allen größern For- ften Deutichlands zur Beftimmung des Abgabefages ange: wandt werden, befchränfen fich darauf, daß man bald mehr der Hartig’ichen Idee, bald mehr der Cotta'ſchen folgt. Die neuern Iarationsinftruftionen neigen fich aber im Allgemei- nen immer mehr der legten zu, und das urjprüngliche Har- tig’jche Verfahren wird in feiner ganzen Neinheit wohl nir— gends mehr angewendet; am meilten findet man noch davon in dem PBreußifchen Tarationsverfahren, wie e8 jegt noch beitehet, obwohl es auch bei diefem ſchon modificirt worden ift, hoffentlich auch die Ueberreſte der Inftruftion von 1819 immer mehr und mehr befeitigt werden. In allen übrigen Tarationsinftruftionen der verfchiedenen deutſchen Staaten wird Die Idee der VBorausbeitimmung der Wirthichaftsfüh- rung für den ganzen Umtrieb, der ausfchließlichen Siche- rung der Nachhaltigkeit durch eine genaue Ertragsberech- nung immer mehr verlaſſen, die Flächentheilung für legtere der Holztheilung vorgezogen. Die unläugbaren Mängel des Hartig’fchen Berfahrens veranlaßten Hundeshagen und andere denfende Forftwirthe, befonders aus der Klaffe der Mathematifer, ganz von dem— felben abzugeben und einen andern Weg zur Ermittelung des nachhaltigen Abgabefages einzufchlagen, auf dem man ganz unverfennbare Mängel und Uebelftände defielben ver- meiden fonnte, Dieje waren einmal, daß der Etat nicht auf den wirklich vorhandenen Zuwachs und Juftand ber Holzbeftinde begründet wurde, fondern auf VBorausjegungen, wie fie werden follten, von denen fehr unbeitimmt war, ob — (N — ſie jemals eintreffen würden. Dann aber war auch unver— lennbar, daß es ganz unmöglich iſt, ſpecielle Betriebsvor— ſchriften für ſpätere Zeiten zu geben, wobei man die dann ſtattfindenden Zuſtände jetzt noch gar nicht überſiehet. Es ſchien daher weit zweckmäßiger zu ſein, den Etat lediglich ſo zu beſtimmen, daß er nicht blos nach den gegenwärtig vorhandenen Holzbeſtänden nachhaltig erfolgen kann, ſondern daß es auch dabei möglich iſt, den Wald in einen norma— len Zuſtand zu bringen, übrigens aber dem jedesmaligen Wirthſchafter anheimzuſtellen, die dazu erforderlichen Maßre— geln nach den jedesmaligen Verhältniſſen zu wählen. Als unerläßliche Bedingung eines normalen Zuſtandes des Wal— des betrachtet Hundeshagen dad Vorhandenſein des dazu erforderlichen Materialfapitals, da dies gleichlam das Be- triebsfapital bildet, ohne welches man nicht im Stande ift, dem Boden die volle Holzerzeugung abzugewinnen. Die Größe defjelben wird Durch den Vorrath bezeichnet, den man in einem Walde findet, welcher, normal bejtanden, bei ent- Iprechendem Umtriebe ein regelmäßiges Altersklafjenverhält- niß hat. Diejes normale Materialfapital muß man nicht blos herzuftellen fuchen, jondern dabei auch dahin ftreben, daß zugleich ein regelmäßiges Altersklaſſenverhältniß herge- ftelt wird. Wenn man alfo nur den Abgabejab fortwäh- vend jo feitjtellt, daß bei einem regelmäßigen Anbau der ab— geholzten Flächen dieſer Zweck erreicht wird, fo können Die übrigen wirthichaftlichen Beitimmungen im Einzelnen dem MWirthichafter überlaffen werden, denn in den Hauptiachen, wie Wahl der Holzgattung, der Betriebsart, Beltimmung der Umtriebszeit, wird das Grforderliche jchon ducch Die Beftimmung des normalen Materialfapitals feftgejegt. Durch diefe einfache Beſtimmung des richtigen Abgabejages wird nicht blos die Nachhaltigkeit gefichert, fondern es wird auch — ws — noch nach und nad) der normale Zuftand, das richtige Al- tersflafjenverhältniß hergeftellt werden, ohne daß man nöthig hat, den Wirthichafter durch eine Menge Betriebsvorfchriften zu beengen, bie oft ganz unpajjend find, wenn ſie fpäcer ausgeführt werden follen. Auch gründet man den Abgabe- faß nicht auf Vorausfegungen, die vielleicht gar nicht ein— treffen, ſondern auf eine wirklich feitzuftellende Thatſache, den vorhandenen Holzvorrath und feinen Zuwachs. Zur Ausführung diefer Idee hat man verjchiedene Wege eingefchlagen. Die Ofterreichifiche Kameraltare ftellte den normalen Vorrat) jedes Umtriebes ein für alle Mal feft, und verlangte deſſen Herftellung und Erhaltung, in— dem man den zu großen Vorrat) nach und nach ver- fleinern, den zu fleinen ebenjo vermehren follte, bis ber normale erreicht war, um dieſen dann ftets feſtzuhalten. Hundeshagen ftellte die Regel auf, daß man von dem gefundenen Vorrathe eines Waldes ſtets jo viel ‘Pros cente wegnehmen folle, wie man von einem normal be— ftandenen nachhaltig einfchlagen fann, wenn man ben ab- geholzten Schlag gleich wieder regelmäßig anbauet. Andere fehrten wieder zu dem Verfahren der Dejterreichiichen Ka— meraltare zurüd, nur daß fie den normalen Vorrath in ans derer Art beftimmten als Diele. Wir legen auf die Art und Weife der Nechnung, durch welche man den Abgabejag findet, bei dem in ber Fürzeften Zeit der normale Vorrath hergeftellt werden fann, wenig Werth, obwohl gerade darüber der meifte Streit unter den— jenigen ftattgefunden hat, welche dies Tarationsverfahren im Principe für richtig erkannten. Die Differenzen im Abgabe: fage, die man durch die Anwendung des einen oder des ans dern Verfahrens erhält, verfchwinden ganz gegen die Un- gewißheit, die hinfichtlich des zu erwartenden Zuwachſes und — — hinſichtlich der vorhandenen Holzmaſſe ſtattfindet. Jeder den— kende Menſch wird einräumen müſſen, daß, wenn das Ver— fahren das erwartete Reſultat geben ſoll, einmal die vor— handene Holzmaſſe genau und richtig beſtimmt ſein muß und dann auch der vorausgeſetzte Zuwachs wirklich er— folgt. Die Erfahrung lehrt aber, daß in großen, mancher— lei Zufällen unterworfenen Wäldern fo wenig die jebige Holzmaffe, wie der fünftige Zuwachs einer ganzen Umtriebs- zeit genau und ficher genug beftimmt werden fünnen, um darauf allein einen Abgabefag zu gründen, bei dem in der beftimmten Zeit wirklich der beftimmte Vorrath ficher hergeftellt jein wird. Wir halten daher die ganze Idee für praftifch unbrauchbar, fo daß es ganz gleich ift, ob man fie mathematifch richtiger und genauer durchführt oder nicht, Die Zahlen, die man herausrechnet, werden in der Wirf- fichfeit immer unrichtig fein, wenn die Thatfachen nicht rich- tig find und nicht eintreffen, auf die man die Nechnung gründet, man mag auch noch fo genau und richtig vechnen, Diefen Einwurf gegen dies Berfahren bat noch Niemand widerlegen fünnen, und er wird auch niemals widerlegt wer- den. Andere Mängel defjelben hat man zu befeitigen gefucht. Dahin gehört der Einwurf, daß man in vielen Fällen den Entwurf eines Wirthfchaftsplanes nicht entbehren kann, wodurch der Zuftand des Waldes, der herzuftellen ift, ſpeciell beftimmt wird, indem oft Boden und Beftände eine abweichende Behandlung erfordern, fo daß alfo der Zuftand eines Waldes, den man einen normalen nennen fann, oft ein ſehr verfchie- dener if. Man foll ihn daher im Einzelnen feftitellen und danach den normalen Vorrath berechnen, indem man alle Beftände von gleichen Haubarfeitsalter und die eine gleiche Behandlungsweife geftatten, als bejondere Betriebsflafjen be- trachtet und für jede den normalen Vorrath beftimmt, — 4170 — ” Dadurch wird aber der oben gemachte Einwurf der Schwierigfeit oder Unmöglichkeit, den jegigen Vorrat) und fünftigen Zuwachs genau genug beftimmen zu fönnen, nicht widerlegt oder gehoben. Es tritt aber auch noch der hinzu, daß es gar nicht möglich ift, bei verfchiedenartigem Boden und Beſtänden das Haubarfeitsalter immer voraus zu bes ftimmen und inne zu halten. Ebenſo beruhet auch bie ganze Idee, daß gerade die Herftellung eines normalen Alters- Flafjenverhältnifjes vorzugsweife im Auge behalten werden müffe, auf einem Irrthume, denn vielfach ift e8 ganz gleich- gültig, ob ein Beſtand 20 Jahr früher oder jpäter gehauen wird, die Herftellung einer guten Beftandsordnung ift viel wichtiger, weshalb ganz andere Rückſichten maßgebend jein fönnen, als die Heritellung eines normalen Altersklaſſenver— hältniffes in der möglichft fürzeften Zeit. Ein anderer Berfuh, den man in Preußen machte, den Abgabejag auf den gegemvärtigen Durchſchnittszuwachs zu begründen, indem man mit Ruͤckſicht auf das vorhandene Altersklafienverhältniß ihn fo regelte, daß die jährlich ein- zufchlagende Holzmafje um jo viel Fleiner oder größer ange- nommen wurde, als der Durchſchnittszuwachs, welcher erfor- derlich war, um das richtige Altersklaffenverhältnig herzu— ftellen, mißlang aus denjelben Urfachen, aus denen bisher alle Verſuche, den nachhaltigen Etat nur allein auf eine Holzberechnung zu gründen, gejcheitert find. Man war nicht im Stande, den Durchfchnittszuwachs der vorhandenen Be- ftände genau genug zu beftimmen, und fonnte die Verthei- lung der Flächen für die einzelnen Abjchnitte der Umtriebs- zeit nicht entbehren, theild wegen der Sicherung der Nachhal- tigkeit, theils weil es nicht genügte, zu beſtimmen, wie viel Hol; gehauen werden fonnte, fondern e8 oft noch wichtiger war, Vor— Schriften zu geben, wie und wo die Schläge dazu geführt wurden. — A — Sp hat man denn vielfach verfucht, Die Nachhaltigfeit bald durch eine reine Flächentheilung ficher zu ftellen, bald dadurch, daß man einen beftimmten Theil der für den gan zen Umtrieb berechneten Holzerzeugung zum jährlichen Ein- jchlage beftimmte, oder dieſen in einem beftimmten Berhält- nifje zum ftattfindenden Zuwachſe feſtſetzte. Beides hat fich ftetS al8 ungenügend, um den beabfichtigten Zwed zu errei- chen, ergeben. Nur indem man die Flächeneintheilung mit der Holztheilung verband, hat man Reſultate erhalten, Die ſich als benußbar zeigten. Das find Erfahrungen, die man nicht unberücfichtigt laſſen follte, Ganz entfchieden wird aber niemals Jemand ein Taxa— tionsverfahren entdecken, welches für alle deutfchen Forften, für die man einen nachhaltigen Abgabeſatz beftimmen will, gleich pafjend wäre, Man kann veranlaßt fein, ſich mehr auf die Flächentheilung zu jtügen, weil die künftigen Er- träge ſehr unbeftimmt find und die Herftellung einer beftimm- ten Beftandsordnung wichtiger ift, als eine genaue Ertrags- berehnung. Man fann aber auch ebenjo gut Gründe ha- ben, diefe legtere als den wichtigften Theil Der zu löfenden Aufgabe zu betrachten, weil verlangt wird, jo viel Holz auf den Marft zu bringen, als die Nachhaltigkeit nur ir— gend geftattet, und die Mittel gegeben find, die Verhältniffe ed erlauben, Vorrath und Zuwachs dazu mit gemügender Genauigkeit und Sicherheit zu ermitteln. Die Herftellung eines normalen Altersklaffenverhältniffes und eines Zuſtan— des des Waldes, worin ein fich immer gleich bleibender Ab- gabejab von gleich altem Holze erfolgen kann, ift oft etwas ſehr Wünſchenswerthes, fo daß man felbft bedeutende Opfer nicht fcheuen muß, fie zu bewirfen, in großen Wäldern, die nur Holz von einer beftimmten Etürfe in das Ausland oder in ſehr entfernte Gegenden abjegen können, dagegen — 12 — wieder etwas fo Unausführbares als Gntbehrliches. Es giebt feinen Grundfag in der Taration, den man überall ald richtig anfehen Fönnte, denn fogar eine unnachhaltige Benugung des gegenwärtigen Vorrathes kann fich bei einer Etatsbeſtimmung nachhaltig zu benugender Wälder rechtfertigen. Unfere meiften Lehrbücher behandeln deshalb auch die Taration nach einem ganz falfchen Gefichtspunfte. Sie ftellen ein Syſtem auf und lehren ein Verfahren, oft von einem ganz unnügen Ballaſt von Tabellen begleitet, was fie als das zweck— mäßigfte für alle noch fo verfchiedenartigen Wälder empfehlen, Selbit zugegeben, was man oft nicht einmal kann, daß daf- jelbe für einen Wald, wie fte ihn vor Augen hatten, ganz paſ— jend fein fann, jo wird das für hundert andere Forften und Verwaltungen wahrfcheinlich nicht der Fall fein. Ein Lehr: buch der Zaration muß, wenn es überall benußbar fein foll, zuerjt die Zwede, welche durch die Betriebsregulirung und Ertragsberechnung erreicht werden fünnen und follen, be: zeichnen und erfennen lehren. Es muß dabei den Xefer in den Stand zu feßen fuchen, daß er in jedem Walde das Wichtigere von dem weniger Wefentlichen unterfcheiden fann, daß er überfehen lernt, was den Verhältniffen nach vor: zugsweife zu verfolgen ift. Dann muß es aber auch mit den Mitteln befannt machen, Die man angewandt hat, um jeden dieſer Zwecke zu erreichen, und die fich dabei am beiten bewährt haben, damit er unter ihnen wählen fann, Was ber Zarator nun aber als das Zweckmäßigſte erfennt, das muß zulegt feinem Ermeſſen anheim geftellt bleiben. Soll Jemand zu einem guten Forfttarator ausgebildet werden, fo muß er vor allen Dingen denfen und die verfchiedenen Zuftände und Verhältniſſe eines Waldes beurtheilen lernen, um alle feine Maßregeln diefen anpaſſen zu fünnen. Es giebt Feinen fchlechtern Unterricht in der Taration, gleich- — 13 — viel, ob vom Katheder oder in einem Lehrbuche, als den Schüler oder Lefer nur. für ein ganz beftimmtes, für Die Heinften Einzelnheiten vorgefchriebenes Tarationsverfahren abrichten zu wollen, denn dies, jo wie lberhaupt Die ganze Behandlung eines Waldes, muß fih immer erft aus den Bedingungen, unter denen man wirthſchaftet, entwickeln. Wäre auch gegen das Hundeshagen’sche Verfahren fonft gar fein Einwurf zu machen, als deſſen Einfeitigfeit, fo genügte dDiefer fchon, um gegen deſſen allgemeine Anwendung zu warnen. Es ift denfbar, daß man in einzelnen feltenen Fäl— fen wohl Gebrauh davon machen kann, aber neun und neunzig Mal unter hundert wird es fich ficher als ganz un— benugbar zeigen. Hundeshagen und feine ganze Schule leiden aber überhaupt an der allergrößten Einfeitigfeit, die man fich nur denfen kann, indem fie Alles auf die Buchen- wälder in Mittel- und Süpddeutichland beziehen, obwohl diefe gewiß faum 10 bis 15 Procent der gefammten deut— chen Waldfläche betragen. Das hindert fie aber nicht, wenn ihr Gefichtsfteis auch nicht über den Horizont von Gieg- maringen, Gießen, Darmftadt oder Karlsruhe hinausgehet, Tarationsvorfchriften für alle Wälder vom adriatifchen Meere bis zur Oftfee, vom Niemen bis zum Rheine und zur Mo- jel zu geben. Glückliche Menfchen, Die für Alles Rath wiſſen, gleichviel, ob ein Wald in den Alpen, in den ofts preußischen Brüchern, den Flußthälern der Weichfel und Oder, den Eandwülten der Laufig und Weſtpreußens, oder im deut, ſchen Mittelgebirge liegt! Man fan fie beneiden, daß fie in ihrer forftlichen Unfchuld fortleben und ihr ftolges Selbft- bewußtfein dadurch noch nicht getrübt worden ift, daß fte einmal gendthigt wurden, ihre Ideen unter ganz andern Verhälmiſſen anzuwenden. Sp wie wir nun feine einfeitigen Tarationsmethoden in — MM — den Lehrbüchern wollen, fo verwerfen wir auch für größere Staaten, wie DOefterreih, Preußen, Baiern, worin Forften von ſehr verfchiedenartiger Beichaffenheit vorkommen, ganz beitimmte, bis in das Ffleinfte Detail ausgearbeitete Taxa— tionsvorfchriften. Die allgemeinen Grundfäse mögen ſich überall gleich bleiben, aber der Wald von Montonä, die Dos nauinfeln fünnen in Einzelnen doch anderd behandelt wer— den, wie die Alpenforften. Berchtesgaden wird mande an- dere Anordnung verlangen, wie der Sebalduswald bei Nürn- berg und der Königsberger Baumwald. In der Sclo- hauer Haide wird man die Wirthichaft nicht genau fo ordnen fünnen, wie im Glager Gebirge, dem Thüringer: walde, oder der Forftinipektion Saarbrüden. Leichter ift es allerdings, am grünen Tifche Alles über einen Leiften zu fehlagen, aber nicht vortheilhafter für Die Forften und die, welche fie benugen, Leichter ift es auch für den Lehrer, ganz beftimmte, fich überall gleichbleibende Borfchriften zu geben, als die Schüler urtheilen und denken zu lehren, um das, was fie zu thun haben, erft aus den vorliegenden Verhältniffen zu entwideln — aber nicht befier, Die Holzbeftandöfarte und ihre Anfertigung durch die Bildung der Beftandsfiguren. Jede Wirthichaftseinrichtung und Ertragsberechnung gründet fich vorzugsweife auf Die Beſtandskarte. Diefe zeigt den Zuftand der Holzbeftände, nach ihr wird der Flä— cbeninhalt jeder Beitandöverfchiedenheit nachgewieſen, wels cher die Grundlage der Grtragsberechnung bildet, auf ihr muß der Plan zur Hiebsleitung und zu der herzuftellenden — 15 — Beitandsordnung gemacht werden. Ohne eine richtige Be— ftandsfarte ift daher weder eine Ertragsberechnung noch eine Wirthſchaftseinrichtung möglid. Beiden muß daher auch die Herftellung einer folchen vorausgehen, was wohl feines nähern Beweifes bedarf. Che man eine Beftandsfarte fertigen fann, muß man die Beftandsfiguren bilden, d. h. die Flächen fondern, auf denen eine Deftandsverfchiedenheit ftattfindet. Dabei kommt es zuerft Darauf an, daß man fich ganz Flar macht, wel- chen Zwed man dadurch erreichen will, Diefer kann ein ver- jchiedener fein, indem man entweder diefe Sonderung blos Darum vornimmt, um alle Flächen, die einen verfchiedenen Holzertrag ſchon jegt geben, oder Fünftig erwarten laffen, zu trennen und die Größe jeder Beſtandsverſchiedenheit ken— nen zu lernen, oder indem man zugleich auch den Zweck hat, alle Beftände, die verfchiedenartig behandelt werden follen, zu einer verfchiedenen Zeit zur Benugung fommen zu laffen, und dadurch von einander zu trennen, Die Kenntniß der Fläche, welche jede Beftandsverfchie- denheit einnimmt, ift unerläßlich, fobald man bei der Er- tragSberechnung nur den durchſchnittlichen Ertrag eines Morgens anfpricht oder ermittelt und dieſen gleich für alle Morgen der ganzen Fläche annimmt. Dies gefchiehet bei allen jungen Beftänden, welche nach den Erfahrungstafeln berechnet werden, bei der Anwendung von Probeflächen zur Ermittelung der Holzmafje folcher Beftände, wo nicht jeder einzelne Baum für fich befonders abgefchägt werden Fann, mit einem Worte überall, wo man aus dem Holzbeftande einzelner Theile eines Beftandes auf den Ertrag und Zus ftand des Ganzen jchließt. Man kann aber, wenn man nichts weiter verlangt, als eine Kenntniß der jetzt vorhandenen = m = Holzmaffe und ihres Zuftandes, die Sonderung ber Beitands- verfchiedenheiten oder Bildung von Beftandsfiguren ganz entbehren, wenn man im Stande ift, die Holzmaſſe des gan— zen Beftandes fpeciell zu fchägen. Wenn fämmtliche Be- ftände der erften und zweiten Periode fpeciell ausgezählt wer- den, braucht man natürlich nicht erſt Beftandsfiguren zu bil— den, um die in ihnen vorhandene Holzmaffe und ihren Zu— wachs zu erfahren. Will man aber eine Maffenfhägung anwenden, jo erfordert Diefe ebenfo gut eine forgfältige Son- derung aller Beftandsverfchiedenheiten und die Ermittelung des Flächeninhalts einer jeden, als wenn man die Abfchäsung mit Anwendung von Probeflüchen bewirkt. Derweilen wir zuerft bei diefem Zwede der Bildung von Beftandsfiguren. Sie fann dabei in jehr verfchiedener Art erfolgen, je nachdem man größere oder geringere Anz jprüche an die Genauigfeit der Crmittelung der vorhande— nen Holzmafje macht. Bei allen reinen Holzmeſſungsmetho— den, wo bie nachhaltige Benußgung des Forftes lediglich von der richtigen Ertragsberechnung und Beftandsaufnahme ab- hängt, werden alle Beltandsverfchiedenheiten mit der größ— ten Sorgfalt gefondert werden müſſen, da ohne Dies die leßtere unausführbar ift. Bei allen Tarationen, bei denen man die Nachhaltigkeit mehr auf die Flächentheilung ftügt, wo man den Ertrag nach den Ergebnifien des Controllbu— ches regelt, um dieſe innehalten zu fünnen, wo folglich eine unrichtige Angabe der vorhandenen Holzmaffe von feinem Einfluffe auf die Innehaltung des Umtriebes ift, wo die Nektificirung des Abgabefages im Laufe der Wirthfchaftsfüh- rung erfolgt, kann man auch oberflächlich bei Bildung der Beftandsfiguren verfahren. Es genügt dabei fogar oft, wenn man Diefe gar nicht Tpeciell herausmißt und auf der Karte einträgt, indem ein gelbter Geometer und Tarator = mn ee fie, befonders bei regelmäßigen Wirthfchaftsfiguren, qutacht- (ich fondern kann. Wenn die Beftandsfiguren gar feinen Zweck weiter has ben, als alle Beltandsverfchiedenheiten behufs einer richtigen Beitandsaufnahme und Ertragsberechnung zu jondern, fo haben fie dieſen erfüllt, fobald dieſelbe beendigt und revi— Dirt ift, Sie bedürfen daher auch gar feiner feiten Bezeich- nung und Erhaltung, noch viel weniger brauchen fie in Die Wirthſchaftskarten überzugehen. Der einzige Zwed einer Uebertragung derfelben in Diefe fönnte blos fein, von jeder einzelnen Figur Nechnung im Gontrolbuche zu führen, um zu fehen, inwiefern das Soll mit dem Sit bei der vollftän- digen Abholzung Übereinftimmt. Dies würde aber die Nech- nungsführung ohne allen reellen Vortheil ungemein weitläuf- tig machen und erfchweren, denn wenn alle Figuren zu glei— cher Zeit gehauen werden, wird ganz daſſelbe erreicht wer— den, wenn man das Controlbuch auch nur von der ganzen Wirthichaftsfigur führt und die einzelnen, um der Ertrags— berechnung willen gemachten Beftandsfiguren zufammenwirft, Da nun aber die Trennungslinien der Beitandsverfchieden- heiten ſpäter gar nicht mehr beachtet zu werden brauchen, fo können fie auch diefen genau angepaßt werden, jo weit Dies die Mefjungen und Berechnungen auf der Karte geftatten, fie mögen jo krumm und unregelmäßig gehen wie fie wollen, Es fommt dabei nur darauf an, in jeder Beitandsfigur einen möglichit gleichen Holzbeftand zu erhalten, fo daß auf einem Morgen fo viel ftehet und wächſt, als auf dem andern, und Die etwa zu nehmende PBrobefläche genau den Durchſchnitts— ertrag des Ganzen enthält, Alle übrigen Nückfichten bei Bildung der Beftandsfiguren treten gegen Diefe Forderung zurück, Ganz andere Grundfüge bei Bildung der Beſtands— Kritische Blätter 31. Bd. II. Heft. M — 11 — figuren treten aber ein, wenn man fie deshalb macht, weil in Zufunft die verfchiedenen Beſtände einer Wirthichafts- figur nicht gleichmäßig behandelt werden Fönnen, und man aus diefem Grunde jondern muß. Dies ift der Fall wenn: 1) in einer Wirthichaftsfigur verfchiedene Holzarten vorfommen, welche eine abweichende Behandlung ver— langen, wie z. B. Erlen und Kiefern, Buchen und Kiefern oder Fichten, Niederwald und Hochwald; Wenn verfchiedene Altersflafien in einer folchen vor: fommen, die nicht zu gleicher Zeit gehauen werden fönnen, um exit jpäter eine Einheit des Beftandes in der Wirthſchaftsfigur herzuftellen; wenn bejondere Wirthichaftsmaßregeln für eine oder die andere Beftandsfigur angeordnet werden, in Aushiebe, Nachbejferungen, Umwandlung der Be, jtände u. |. w. Es fällt in die Augen, daß, wenn für fpätere Zeiten eine bejondere Behandlung für einen Theil einer Wirth: Ichaftsfigur vorausgefegt wird, dieſer auch Fenntlich bezeich- net und in die Wirthichaftsfarte eingetragen werden muß, Es treten Dann aber bei Bildung der Beftandsfiguren ganz andere Nüdjichten ein, als wenn fie lediglih um der Beftandsaufnahme und Grtragsberechnung willen gemacht werden. Sie müfjen dann eine folche Größe und Form erhal— ten, von folchen Linien begrenzt werden, daß Die für fie vor: gefchriebene Behandlung auch wirklich ftattfinden kann und der dadurch beabfichtigte Erfolg erreicht wird, Betrachten wir dazu den erjten Grund Der Bildung von Beltandsfiguren näher, nämlich den, wo verjchiedene Holzgattungen horitweile gemilcht find, von denen jede eine verjchiedene Behandlung in Bezug auf Erziehung, Haubar— feitsalter, Schug gegen Naturereignifie und Bejchädigung 2 — 3 — — 119 — durch Vieh u, f. w. verlangt, und die man deshalb von einander zu fondern genöthigt ift. Gewiß muß man dann auch fordern, wenn man dieſe Beftandsfonderung ducchfüh- ven will, daß die in dieſer Beziehung zu bildenden Beſtands— figuren von einer Größe und Form find, daß ihre abgefon- derte Verjüngung, Benugung und Einfchonung auch aus: führbar wird. Ueber die erforderliche Größe läßt ſich dabei gar nichts Allgemeines bejtimmen. In der Preußiſchen Tarationsin- firuftion von 1819 ift beftimmt worden, daß alle Beſtands— verfchiedenheiten bis zu einem Morgen Flächeninhalt heraus: gemefjen werden follen. Das ift eine von den geift- und zwedlojen Beftimmungen, wie deren diefe Inftruftion fo viele hat. Ein halber, ja ein BViertel-Morgen Weidenheger in einem Dder- oder Elbwalde kann eine Beftandöfigur bilden, die fowohl um der Ertragsberechnung als der verfchiedenen Behandlung willen unerläßlih von dem angrenzenden Ei— chenhochwalde im 150- bis 180jährigen Umtriebe gefondert werden muß. Ebenſo fann ein alter Eichenfamp mit wüch— figem Holze, den man durchgehen laffen will, wenn der ihn umgebende Beitand zum Abtriebe fommt, bei einem Flächen: inhalte von einem halben oder drei VBiertel-Morgen recht gut als eine befondere Beftandsfigur in die Wirthfchaftsfarte über— gehen und im Tarationsregifter aufgeführt werden, Wenn Dagegen eine lange fchmale Niederung mit Erlen beftoct, ihrer Form nach wieder eingefchont werden kann, noch nad dem Abhiebe weder anzubauen. ift, weil dad angrenzende hohe Holz fie überfchirmt und die Erlen verdämmen würde, fo ift e8 auch nicht nöthig, eine in die Wirthichaftsfarte über: gehende Beftandsfigur daraus zu bilden, felbft wenn die Fläche. derfelben 5 und 6 Morgen betrüge. Es genügt die GErmittelung der Holzmaffe, welche fie durch ihren jegigen M2 - ww — Beftand geben kann, wenn fein weiterer Ertrag von ihr im Laufe des Umtriebes zu erwarten ift. Kann man diefen durch ſpecielle Abſchätzung des jest vorhandenen Holzes genügend ermitteln, fo ift e8 ganz gleich, ob dieſe Fläche gefondert in die Wirthfchaftsfarte Übergehet oder nicht, denn es werden für fie feine befondern Wirthichaftsmaßregeln angeordnet, zu deren Ausführung der Wirthichafter ihre Grenzen fennen müßte. In der Ertragsberehnung ift aber ihr Flächenin- halt jchon berüdjtichtigt. Etwas ganz Anderes wäre es aber, wenn dieſelbe Fläche freisförmig, oder fich der Form des Viereckes nähernd, arrondirt zufammenläge, fo daß ein be- fonderer Erlenfchlag daraus gebildet werden fünnte; dann müßte fie felbjtredend in die Wirthichaftsfarte als bleibende Beftandsfigur übergehen. Eine Arbeit, welche bei jeder Taration ausgeführt wer— den muß, iſt die Aufitellung einer Altersklaffentabelle, Dazu müfjen die verjchiedenen Altersklafien herausgemeffen werden, um den Flächeninhalt einer jeden zu ermitteln und das Alters— klaſſenverhältniß überfehen zu fünnen. Auf eine fehr große Genauigfeit und mathematifche Nichtigkeit, wie fte bei der Ermittelung des ganzen Flächeninhalts und der eigentlichen Forſtvermeſſung verlangt wird, fommt es aber hierbei nicht an, da es für den praftifchen Zweck ganz gleich ift, ob man der einen oder der andern von zwei an einander grenzenden Altersklaffen einige Morgen mehr oder weniger zutheilt, zu— mal da es oft ganz unausführbar ift, eine haarſcharfe Schei— dungslinie zwifchen beiden zu finden und ihre zu folgen. Durch diefe Eonderung der Altersflafen bilden fich die auf fie Bezug habenden Bertandsfiguren ſchon von felbft und müfjen auch in die Beitandsfarte getragen werden, da man ohne dies feine Altersflafjen-Tabelle aufftellen fünnte, was z. B. nicht nöthig ift, wenn man in einem haubaren Ber — 181 — ftande blos wegen der verfchiedenen Holzhaltigkeit vorüber— gehend auch verfchiedene Beftandsfiguren bildet. Iſt aber der Unterſchied im Alter von feinem Einfluffe auf die Ab- triebszeit, fo würde es geradezu ein Fehler fein, Diefelben auch in Die Wirtbfchaftsfarte übergehen zu laſſen. Welchen Zweck könnte dies haben ? Man muß überhaupt darauf aufmerffam machen, Daß die Bildung der Beftandsfiguren im engen Zufammenhange mit dem ganzen Tarationsverfahren und der Idee, die Die- fem zum Grunde liegt, ftehet. Sobald der zu ermittelnde nachhaltige Abgabefas lediglich durch die reine Holzberech- nung gefunden werden foll, gleichviel, in welcher Art, fo wird auch eine fehr genaue Beftandsaufnahme ganz uner- läßlich, wenn man irgend eine Eicherheit erhalten will, daß der feftzuftellende jährliche Etat ein richtiger ift und der Um— trieb Dabei wirflich innegehalten werden fann. Es muß dann eine genaue Aufnahme des Vorraths, bei der Taration nach dem Durchfchnittszinvachfe, oder bei der Holztheilung nach der Vorſchrift Hartig’s auch des Zuwachſes, der im Laufe des Umtriebes zu erwarten ift, erfolgen. Dies fann aber nur gefchehen, wenn man alle Beftandsverfchiedenheiten, gleichviel, ob fie von der DVerfchiedenheit ded Bodens oder der des Beftandes felbft herrühren, fpeciell in allen Alters- Haflen fondert. Das wird für denjenigen, der fich jemals mit einer genauen Beftandsaufnahme, befonders in den jün— gern Altersklaffen befchäftigt hat, weiter Feines ausführli— chen Beweijes bedürfen. Sowie man aber die Sicherung des nachhaltigen Etats nicht allein, oder gar nicht, in der richtigen Ertragsberechnung, in der Theilung der gefammten Holzerzeugung des ganzen Umtriebes fucht, fie vielmehr durch proportional beftandene Flächen, die man den fpätern Pe— vioden zur Dedung überweiſet, zu erlangen fucht, ift auch = m = gar feine VBeranlaffung mehr vorhanden, die Beitandsver- fchiedenheiten fehr fpeciell zu fondern. Für die Beftände, die in der nächften Zeit zum Hiebe kommen, bedarf man fie gar nicht, wenn man die Holzmafje, die fie enthalten, durch die Schäßung der einzelne Bäume ermittelt. Für die Beur- theilung des Ertrages der fpätern Beftände genügt eine gut— achtlihe Schägung des Ertrages, zu welcher nur etwa Die größern Flächen mit auffallend verfchiedenem Ertrage ger fondert zu werden brauchen, da es fich hier nur um große Ungleichheiten deſſelben handelt. Ebenfo ift es von großem Einfluffe, ob man von ber Idee ausgehet, die Wirthichaftsführung auch für die ſpätern Zeiten für alle einzelnen Theile ſpeciell vorfchreiben zu wol— len, oder ob man nur die allgemeinen Grundſätze ded Bes triebes aufftellt und die fpecielle Ausführung der allgemeinen Idee der Behandlung des Waldes immer nur für die Flächen, die bis zur nächften Tarationsrevifion in Betrieb genommen werden, unternimmt. Will man das Erftere thun, fo ift es unvermeidlich, alle Flächen auszufondern, die einer beſon— bern Behandlung unterworfen werden follen, gleichviel, wel: cher Periode fie angehören. Begnügt man fich mit dem Letz— tern, fo fann man fich auch füglich mit der ganz fpeciellen Ausicheidung der befonders zu behandelnden Flächen auf Diejenigen befchränfen,, in denen bis zur nächiten Tarations- reviſion ein Hieb, eine Kultur, oder ſonſt eine beftimmte Wirth: Ichaftsmaßregel ausgeführt werden foll. Es foll hier nicht wei- ter erörtert werden, ob das eine oder das andere Verfahren zweckmäßiger ift, fondern es ift nur zu bemerfen, daß fich feine allgemeine Vorſchrift über die Art und Weife der Bil: dung der Beftandsfiguren geben läßt, ſondern dieſe jehr von dem ganzen Verfahren bei der Taration abhängt. Die Preußiſche Tarations- und Forftvermeffungs-Inftruftion von = ww. — 1819 mag allenfalls noch etwas fir fich haben, wenn fie vorfchreibt, daß jede Beftandsverfchiedenheit, die Uber einen Morgen groß ift, genau herausgemefjen und in die Drigi- nalfarte getragen werden foll, denn fie gehet von der An— ficht aus, daß der gefammte Ertrag des ganzen Umtriebes für die ganze Umtriebszeit auf das Genauefte ermittelt und gleichmäßig für alle Perioden vertheilt, auch die Behandlung der Beftände für die fechste Periode eben fo fpeciell vor- gefchrieben werden fol, wie für die erfte. Für eine Taration, wie man fie in den meiften andern Staaten hat, wo man fich begnügt, nur die Beftände fpeciell zur bearbeiten, welche in der nächften Zeit in Betrieb genommen werden follen, paßt aber diefe Vorſchrift ganz beftimmt nicht. Wir wollen aber nun ganz von den Fällen abjehen, wo bie Bildung von fpeciellen Beftandsfiguren für den gans zen Wald überhaupt entbehrlich erfcheint, und ung mehr da— mit befchäftigen, wie fte erfolgen muß, wenn man fie wirk- lih aus dem einen oder dem andern Grunde verlangen zu müffen glaubt, Die erfte Forderung, die im diefer Beziehung aufzuftel- len fein dürfte, ift wohl die: daß die Beltandsfiguren fich, fo viel es möglich ift, immer zugleich den Bodenflafen und Bodenverfchiedenheiten anpaflen. Der Grund dafür ift, weil eine wefentliche VBerfchiedenbeit des Bodens ftetd auch eine folche des Beftandes zur Folge haben wird, die Beitands- figuren deshalb bleibend find und mit der Bodenfarte in Vebereinftimmung fein werden, auch für die Folge bei jeder Taxation oder Nevifion wieder benußt werden fünnen. Diefe Regel fann als eine ganz Überflüffige erfcheinen, denn man fann fagen: wenn der Boden eine Beftandsverfchiedenheit erzeugt, fo wird man von felbit die Beftandsgrenzen den Bo— denflaffen anpafien, weil dann der beffere Boden auch den — 14 — befiern Beſtand, der fchlechtere den fchlechtern haben wird. Das ift aber nicht immer fo. Die Holzerzeugung des beſ— fern Bodens kann derjenigen des fchlechtern ganz gleich fein, weil auf legterem der Beſtand ein befierer, d. h. voller be— ftanden, unter günſtigern Berbältniffen erwachjen iſt. Der Tarator, welcher die Beltandsfonderung aus feinem: Ge: fichtspunfte weiter auffaßt, als daß er dadurch Die Be— ftände trennen will, Die verfihiedene Erträge geben, fann beide daher recht füglich zufammenwerfen, wenn jeder davon einen gleichen Ertrag erwarten läßt. Dafür fann man aber jhon darum nicht ftimmen, weil Die verjchiedene Bo— denbejihaffenheit fpäter auch immer eine abweichende Be— handlung der Beitände bedingen wird, und weil man doch immer eine Meberlicht des Flächeninhalts jeder Boden Hafje haben muß, wenn man fich einigermaßen ein Urtheil über den normalen Zuftand und den normalen Ertrag Des Waldes bilden will. Dies muß man aber jchon darum thun, weil man ſtets bei jeder Wirthichaftseinrichtung Die Herſtel— lung des normalen Zuftandes erjtreben wird, und den ger genwärtigen Ertrag mit dem normalen Juitande zu vergleiz chen, eine Menge Beranlafjungen vorhanden jein werden, Eine weitere Anforderung an eine zwedmäßig gebildete Beitandsfigur, auch wenn fie blos um der Ertragsberech— nung willen gemacht wird, ift-die, Daß die Grenzlinien der— jelben jo gezogen werden müfjen, daß ihre Berechnung nicht zu unficher und jchwierig ift. Die Beitandsgrenzen laufen oft in einer Menge Feiner Krümmungen umber, find jo un« regelmäßig, daß, wenn man fie ganz genau mejjen und auf- tragen wollte, dies nicht blos jehr zeittaubend ſein würde, fondern auch ein ſehr großer Maßſtab für Die Karte nöthig wäre, auf der fie aufgetragen und bevechnet werden jollen, Dieje große Genauigfeit hat aber offenbar gar feinen Zwed, Kein Menfch, der aus Erfahrung wirklich weiß, wie groß die Genauigfeit und mathematifche Nichtigfeit nicht blos bei einer Beftandsaufnahme und Grtragsberechnung, fondern felbft bei einer Forftvermeflung und Berechnung einer Karte bei unfern gewöhnlichen Maßftäben fein fann, wird fich ein- bilden, daß man die vorhandene Holzmaffe oder den Ertrag einer größern Waldfläche bis auf einzelne Klaftern genau ermitteln, oder die Größe der Fläche bis auf einzelne Qua— dratruthen richtig beftimmen könne. Alle Vermeſſungsinſtruk— tionen erfennen dies auch an und erflären Fleine Differenzen im Slächeninhalte u. ſ. w. bei Nevifionen für zuläflig, in- fofern fie ein gewifjes Maß nicht überfteigen. In Preußen beträgt Dies, wenn wir nicht ieren, bei Forftvermefjungen ein halb Procent der gemefjenen Fläche, Erfahrne Geometer ftimmen fogar gegen die Eintragung von einzelnen Quadrat- ruthen bei den Forftvermeflungsregiftern und wollen ſich auf Flächen von ein Zehntheil Morgen befchränfen, weil man bei unferm 5000theiligen Mapftabe doch feine einzelnen Duadratruthen mit Sicherheit berechnen kann. Wozu foll Daher die Herausmeflung Eleiner, nur wenige Quadratruthen enthaltender Spitzen und Winfel dienen, wodurch die Meſ— fung und Berechnung fo ſehr erjchwert wird? Die Abite- dung der Beftandslinien muß daher immer fo erfolgen, daß Diefe -möglichft gerade gezogen werden, wobei man aber dar— auf achten muß, daß die Beftandsungleichheiten, welche da— ducch in eine Beitandsfigur fommen, fich fo viel als mög- lich ausgleichen. Iſt das nicht thunlich, jo fann man auch die Flächen, welche ungleich beftanden find, gutachtlih an- fprechen, fie von der Gefanmtjläche der Beltandsfigur in Abzug bringen und fie befonders ſchätzen. Wenn z. B. durch eine gerade Linie in eine Beftandsfigur, Die man durch Probe: flächen abſchätzen will, und die deshalb einen gleichartigen — 186 — Beftand enthalten muß, Fleine Blößen, lichte oder beſſer be- ftandene Spigen, Winfel oder Streifen fommen, fo find diefe mit ihrer gutachtlich angefprochenen Fläche von der Ges fammtfläche, die man nach den PBrobeflächen berechnet, in Abzug zu bringen und für fich entweder durch Maſſenſchätzung oder Auszählen des darauf ftehenden Holzes zu berechnen, und die darauf ftehende Holzmaſſe wird dann derjenigen des übrigen Theild der Beftandsfigur zugezählt. Waͤhlt man dies gewiß praftifche und angemefiene Ber: fahren, jo fann man fich bei regelmäßig eingetheilten For— ften, wie 3. B. bei der Jagen- oder regelmäßigen Schlags eintheilung, in den meiften Fällen die zeitraubende und foft- bare wirkliche Herausmeflung mit der Boufjole vder dem _ Meßtiſche ganz erfparen, und ſich damit begnügen, die Be— ftandsfiguren nach bloßen Schrittmefjungen in die Karte einzutragen und zu berechnen. Bei einer Jageneintheilung hat man überall eine Menge feiter Punkte oder kann dieſe doch leicht auffinden, von denen man mit den Scheidungs- finien der Beftände ausgehen, und an die man fie wieder anfnüpfen kann. Selbſt frumme Linien laflen fih durch Fäl- lung von Berpendifeln von den Geftellen aus mit ziemlicher Sicherheit ziehen, jo daß man bei einiger Hebung bald in den Stand gefegt wird, ein Jagen in verfchiedene Theile zu zerfchneiden, und dieſe aus freier Hand in die Karte fo ein- zuzeichnen, daß fie in Form und Größe eine genügende Rich: tigfeit erhalten. Diefe geraden Linien haben dann auch den Vortheil, daß fie weit leichter zu erfennen, zu bezeichnen und wieder aufzufinden find, als die frummen und unregel- mäßigen. Wenn unfere Betriebsregulirungen und Ertrags— berechnungen wirflicy vom Papier in das Leben übergehen folfen, müffen fte vecht oft wiederholt werden, um fie immer wieder berichtigen und die Wirthichaftsführung den fich ändern: — WI den Verhältniffen anpaffen, die gemachten Grfahrungen be- nugen zu fünnen. Dazu gehört aber einmal, daß fie mög- lichſt einfach, wohlfeil und wenig Arbeit und Zeit Foftend “ausgeführt werden, dann aber auch, daß man auf dem frü- bern Plan fortbauen, die vorhergegangenen Arbeiten benugen fann, und nur nöthig hat, einzelne Verbeſſerungen vorzu— nehmen, nicht aber das ganze Gebäude einzureißen und ets was ganz Neues aufzubauen. Sol ein harmonifches Gan- ses im Walde hergeftellt werden, fo muß man den mit Um- ficht entworfenen Betriebsplan, fo lange als nur irgend mög— lich ift, aufrecht erhalten und Fonfequent verfolgen, Dazu ift aber nöthig, daß man jederzeit muß überfehen Fönnen, für welchen Zuftand des Waldes diefer Betriebsplan ent— worfen war und wo er noch auf den fpäter vorhandenen paßt. Sollen die Beftandsfiguren nicht blos dazu dienen, ben gegenwärtigen Vorrath und Zuwachs zu ermittelt, jondern zugleich dadurch die Flächen ausgefondert werden, für welche eine befondere Behandlung vorgefchrieben wird, fo müffen fie folhe Grenzen, eine ſolche Größe und Form erhalten, daß diefe Behandlungsweife auch zweckmäßig ausgeführt werden kann. Dahin gehört Folgendes: 1) Soll ein Beftand in einer Wirthichaftsfigur zu einer andern Zeit eingefchlagen werden, als die Übrigen Be— ftände berfelben, um eine Beftandseinheit in ihr herzu- ftellen, fo müffen für diefe Beſtandsfigur zwedmäßige Schlaggrenzen in Bezug auf Sicherung gegen das Weide: vieh, Sturm, Verdämmung durch das angrenzende Holz, Abfuhr u. f. w. gebildet werden. 2) Die Größe und Form derfelben muß eine paflende da— zu fein. Kleine Flächen, die mitten in hohes Holz zu liegen fommen, fann man weder einfchonen, noch mit — 18 — Erfolg anbauen, Fünf und ſechs Morgen Erlenbruch, die arrondirt zufammenliegen, bilden mitten in einer Kiefernhaide eine natürliche Beſtands- und Schlagfigur. Diefelbe Fläche, wenn fte ald langer, fchmaler Strei- fen hohe Kiefernbejtände durchzöge, nicht eingefchont werden fönnte, weil man den Triftzug unterbrechen würde, nicht wieder angebauet, weil das junge Holz im Schatten des angrenzenden hohen Holzes nicht wach- jen könnte, würde nicht als bleibende Bejtandsfigur in die Wirthichaftsfarte übergehen dürfen, infofern der dar— auf stehende jegige Beſtand Die einzige Nutzung bil- det, die man im Laufe des Umtriebes von ihr beziehet. Der vorhandene Beftand fann dann in Die Durchfore ftungserträge eingereihet werden, da er unter dieſe gehört. 3) Sobald für eine Wirthichaftsfigur befondere Wirth- Ichaftsmaßregeln vorgefchrieben werden, Die erſt in jpä- tern Zeiten zur Ausführung fommen follen, jo muß fie auch Dauerhaft mit leicht erfennbaren Grenzen bezeichnet fein. Dies ift befonders auch nöthig, wenn über fie im Gontrolbuche bejondere Rechnung geführt werden muß, damit das Holz, was von abfterbenden Bäumen, Wind— brüchen u. f. w. erfolgt, richtig auf ihr Eonto einge- tragen wird, Solche bleibende Beftandsfiguren in ein und derſelben Wirthſchaftsfigur, die in die Wirthichaftsfarte übergehen müſſen, erſchweren aber nicht blos das ganze Tarationsge— Ihäft ungemein, wenn fie zahlreich find, fondern auch ſpä— ter die Wirthichaftsführung, da fie immer bei den Hauungs- plänen, den Kulturanfchägen, der Berechnung und dem Der: faufe der Waldprodufte befonders berüdfichtigt und aufge: führt werden müſſen. Daher muß man mit dev Bildung — 19 — derfelben fehr vorſichtig und ſparſam fein, nur dann folche machen, wenn es unvermeidlich ift. Was die Beftandsfarte felbft betrifft, fo werden bes Ffanntlich die Holzgattungen duch Farben, die Altersflaffen durch dunklere oder lichtere Färbung umterfchieden. Die Na- delhölzer werden wohl ziemlich Überall ſchwarz angelegt; es wäre aber wohl wünfchensiwerth, daß wenigftens Fichte und Kiefer, wo fie auf einem Neviere getrennt vorfommen, Durch Beimifchung einer andern Farbe Fenntlich unterfchieden wür— den. Die Laubhölzer find aber durch verfchiedene Farben bezeichnet, wenn auch in Norddeutichland größtentheils für Eichen gelb, für Buchen braun, für Birfen rot), für Erlen grün verwandt wird, Mittel- und Niederwald werden noch nicht immer durch die Färbung unterfchieden, was wohl ge- fchehen möchte, Gewiß wäre e8 aber wiinfchenswerth, daß man die deutfche Einheit wenigftens in dev Bezeichnung der Holzarten herftellte, was feine Kämpfe und Opfer foften würde und recht gut auch bei den verfchiedenartigften Tara- tionsverfahren durchzuführen wäre, *) Dann fehlt unfern Beftandsfarten wohl noch ziemlich überall die Bezeichnung der Holzhaltigfeit. Es ift aber wünfchenswerth, dieſe gleich auf einer folchen überjehen zu können, und nicht erft nöhig zu haben, deshalb das Tara- tionsregifter aufzufchlagen. ‚Gegenwärtig fann man fich ein- bilden, es ſei ein Ueberfluß an haubarem Holze vorhanden, wenn große Flächen mit räumlich ftehenden Bäumen dunfel gefärbt darauf als haubare Beftände angegeben find, wäh- rend das Revier eigentlich eher einen Mangel als Ueber: *) In Preußen hat man die Königl. Sächſ. Kartenzeichnung anz genommen, die wegen ihrer Borzüglichkeit auch wohl befonders empfoh— ten werden Fann. — 1% — fluß daran hat, Diefer Mangel wäre leicht zu befeitigen, wenn der Grad der Holzhaltigfeit in jeder Beltandsfigur eins gefchrieben würde, indem man den vollen Beſtand — 1 feßte, und die geringere Holzhaltigfeit duch einfache Decimalftellen bezeichnete. Zehn Klaffen der Holzhaltigkeit, die man auf dDiefe Weife angeben könnte, würden vollfommen hinrei— chend fein. Dadurch würde denn auch auf der Beftandsfarte zu— gleich angegeben, wie fich Die gegenwärtige Holzhaltigfeit des ganzen Reviers zu der normalen verhielte, man könnte Dies duch eine einfache Addition der Zahlen, welche diefe andeu— ten, multiplieirt mit der Morgenzahl der Beftandsfiguren, finden. Es hätte 3. B. ein Nevier 1000 Morgen, jo wird Die normale Holzhaltigfeit — 10,000 fein. Es haben aber 300 Morgen nur 08, 200 Morgen 07, 400 Morgen 06, 100 Morgen 05 der Holzhaltigfeit, fo hat das ganze Nevier nur eine folche, die gleich ift 6700, oder es fehlt ihm ein Dritt- theil am vollen Beftande, folglich auch, ohne weitere Beach- tung des Alteröflaffenverhältniffes, etwa ein Dritttheil des Zuwachſes. Wie wichtig es ift, zu überfehen, wie weit entfernt der gegenwärtige Zuftand und Zuwachs von dem normalen ift, wurde längft jchon erfannt, und muß auch be— reitd bei der Taration der Staatsforiten in mehreren beut- Shen Staaten angegeben werden. Und wenn auch fein Grund weiter dafür fpräche, fo ift das fchon allein wichtig genug, daß man bei den fpätern Tarationen dadurch allein überfes hen fann, ob fich der Zuftand der Beftände feit der legten Beitandsaufnahme in Bezug auf die Holzhaltigfeit verbefjert oder verfchlechtert hat. Es mag dem Urtheile der Lefer über- laffen bleiben, zu entfcheiden, ob diefe Idee, die hier nur anz geregt werden foll, weiter verfolgt zu werden verdient. — - m — In gleicher Art wäre es dann aber auch wünſchenswerth, daß auf jeder Beftandsfigur Die Bodenflaffe angegeben würde, der fie nach der Holz- und Betriebsart, die für fie beftimmt wurde, angehört. Dies ift unerläßlich, wenn man von ber Beitandsfarte den normalen Zuwachs, den das Revier geben fann, abnehmen will. Dies fünnte leicht gefchehen, wenn man die Bodenflafje durch römische Zahlen, Die Holzhaltig- feit Durch arabifche bezeichnete. Ginge man darauf ein, fo erhielten Dadurch Die Beftande= - farten eine weit größere Vollftändigfeit hinfichtlich der Dar= ſtellung des gegenwärtigen Zuftandes des Forſtes. et fiehet man auf ihnen weiter nichts als die Holzarten, und, wenn fie gut gezeichnet find, die Altersflafien. Dann würde man aber auch noch die Holzhaltigfeit und Die Fläche für jede Bodenklafje der verfchiedenen Holzarten daran abneh— men und in Nubrifen des für fte befonders gefertigten Ver— mefjungsregifter8 eintragen und beides dann darin mit einem Blicke überſehen Fönnen. Die Beitandsfarte ſoll eine Ueberſicht der Vertheilung dev Holzarten, Altersflaffen und Betriebsklaffen geben, wenn wir leßteres Wort ftatt der Betriebsarten gebrauchen wollen. Der Ueberblick derjelben ift vorzüglich wichtig in Bezug auf Herftellung einer guten Beftandsordnung. Will man bie- jen aber erhalten, fo muß man fie auf einem Blatte zu— jammenliegen haben, jo daß man das ganze Bild derfelben in einem Blicke zufammenfafien kann. Dies ift nur mögs li), wenn es feinen zu großen Naum einnimmt. Darum werden auch die Beftandsfarten immer nur im Fleinern Maß: ftabe gefertigt, wenngleich für Die Berechnung der Beſtands— figuren ein größerer angewandt werden muß, um nicht zu großen Fehlern dabei ausgefeßt zu fein, Wie groß oder wie fein der Maßſtab dazu gewählt werden muß, hängt nicht — RB — blos von der Größe der Geſammtfläche des Reviers, ſondern auch von derjenigen der Beſtandsfiguren ab, die man darauf eintragen will. Darum iſt es offenbar zweckmäßig, mehrere Maßſtäbe für die reducirte Karte zu haben. Zwei oder höch— ſtens drei möchten indeſſen wohl genügen, der zu "10000 der wirklichen Größe und der zu !/25000, zwifchen denen man höchitens noch den von !/ı5000 einfehieben könnte. Wenn man beachtet, daß auf der Beſtandskarte eigent— . [ich die Betriebspläne entworfen werden follen, daß fte zur Blockbildung, zum Brojefte der Hiebs- und der Herftellung der Beftandsordnung dienen foll, fo wird fich fchon von jelbjt ergeben, daß fte auch alles dasjenige enthalten muß, was Hierauf irgend einen Einfluß hat. Dahin rechnen wir die natürlichen Grenzen der Diftrifte, Blöcke, die Ein- theilung in Wirthichaftsfiguren, die Servitutgrenzen, Die Abz fuhrwege, die Sturmgegend, die Bezeichnung der Bodenbil- dung u. f. w. Dies kann auch leicht aus der Original: oder Terrainfarte in fie Übergetragen werden, ebenjo wie es von ihr in die Wirthichaftsfarte übergehen fann, die in dem— felben Maßitabe gezeichnet werden muß, wie Die Beftandsfarte, Gute Beftandsfarten, auf denen zugleich Die Terrainbil— dung dargeftellt ift, find unentbehrlich für den Unterricht in der Taration und zur Ausbildung von Taxatoren. Wenn man eine folche vor fich liegen hat und fie forgfäliig ftudirt, fo fann man darauf die Projekte zur paffenden Bildung der Wirthſchaftsfiguren, zur Herftellung einer guten Beſtands— ordnung entwerfen, was ein vortreffliches Mittel ift, zum Selbftvenfen anzuregen ,„ und dem Lehrer Gelegenheit giebt, Die Ideen der Schüler zu weden oder zu berichtigen. Gewiß ift das unendlich bildfamer, ald das Einpaufen irgend eines beitimmten Tarationsverfahrens, Die Aufitellung irgend einer Chablone für eine fich überall gleichbleibende — 15 — Beftandsordnung, oder das Entwideln von Formeln zur Gtatsregulirung. Kann man zur Beftandsfarte ein gutes Mufterbeifpiel geben, wie die unregelmäßigen Beſtände Durch eine zweckmä— ige Wirthfchaftseinrichtung geordnet werden follen, jo ift das etwas jeher Wünfchenswerthes. Kein vernünftiger Menfch wird aber ein folches dem Schüler nach der Anftcht vorlegen, daß er daſſelbe fich einprägen fol, um es überall genau nachzuahmen. Was würde man von Künftlern fagen, Die das Meifterftüick eines Gemäldes, das Werf eines berühmz ten Bildhauers nach der Anficht ftudirten, um Die Darge- ftellten Figuren oder Gegenftände in ihren eignen Werfen ganz ungesndert wiedergeben zu können! Thäten fie dies, jo würden fie fich nicht zu Künftlern, fondern nur zu Kopi- ften ausbilden. Ein guter Betriebsplan eines verhauenen und ſchlecht bewirthichafteten Waldes ift aber ebenfo gut ein Kunftwerf, wie ein Gemälde, oder Die Schöpfung eines Bild- hauers oder Baumeifters, Die Altersflaffentabelle und DieBergleihung des gegenwärtigen Ertrags eines Waldes mit dem normalen. Jeder Schätzung eines Waldes wird in Der Negel eine Altersflafientabelle beigegeben, da es für Die Beſtimmung des Ertrages von großer Wichtigfeit ift, das richtige Alters- Flaffenverhältniß zu überfehen und herzuftellen. Wir legen zwar im Allgemeinen nicht Den großen Werth) auf die Herftellung des fogenannten normalen oder idealen Altersklaffenverhältniffes, wie diejenigen, welche dieſe als den Kritifche Blätter 31. Bd. 11. Heft. N — 194 — wichtigiten Zweck der Regelung des Etats anfehen, worüber wir uns in diefen Blättern vielfach ausgefprocdhen haben, aber wir verfennen darum nicht, Daß es in einzelnen Fäl— len von großer MWichtigfeit fein kann, daſſelbe in einer folchen Art zu ordnen, daß ftets Holz von gleicher Befchaffenheit in unveraͤnderter Menge zum Hiebe gebracht werden fann, daß man verlangen muß, den Zuftand des Waldes in Bezug auf das Altersklaffenverhältniß fo überſehen zu fünnen, daß man die Weberzeugung erlangt, daß Diefer Forderung ge: nügt werden kann. In Bezug auf das Brennholz ift e8 ziemlich gleich, ob bei 120jährigem Umtriebe einzelne Beftände 20 oder 30 Jahr früher, als e8 das normale Haubarfeitsalter verlangt, gez hauen werden, ober ob fie daſſelbe genau erreicht haben, In Bezug auf das Nutz- und Bauholz, was eine ganz be- ſtimmte Stärfe erreicht haben muß, um vollfommen brauchbar zu fein, aber ift Dies nicht der Fall, wenn es Durchfchnittlich 120 Jahre oder darüber alt werden muß, um diefe Brauchbars feit zu erreichen. Es ift Daher wichtig, Das Altersklaffenverhält- niß derjenigen Beſtände, welche befonders Bauholz von Diefem Alter liefern jollen, überfehen zu Fönnen, um in ihnen den Etat jo zu ordnen, daß Diefer für den erften Umtrieb nicht blos nachhaltig erfüllt werden fann, fondern Daß auch da- bei eine richtige Abftufung der Altersflaffen für die Zukunft hergeftellt wird, Dazu genügen aber unfere Alteröklafientabellen, wie fie gewöhnlich den Tarationen, und auch Denjenigen ber Staatsforiten in Preußen, beigegeben werden, nicht, denn fie geben feine Meberficht des Holzvorraths in den verſchie— denen Altersklaffen, wie man fie verlangen muß, um den Abgabejag wirklich danach regeln zu können. Ein Mangel derjelben ift zuerft, daß fie ſich begnügen, — m. — blos den Flächeninhalt der Beſtände jeder Altersklaſſe nach— uweiſen, nicht aber zugleich die Holzmaſſe, welche dieſelbe enthält. Nun kann aber das Verhältniß der Fläche ein richtiges fein, und das der Holzmafje, welche diefelbe liefert, ein fehr unrichtiges, Wenn ein Revier von 6000 Morgen im 120jährigen Umtriebe in jeder, der 6 Altersklaſſen von 20 Sahren 1000 Morgen hat, fo ift das Altersklafienver- hältniß ein vollfommen richtiges, wenn aber die ältefte und die ihre zunächit folgende Altersklaffe nur ein Vier— theil oder die Hälfte des vollen Beftandes haben, die an— dern vier find voll beftanden, fo ift dies in der MWirflichfeit feinesweges der Fall. Wir verlangen daher, daß in der Altersflafientabelle nicht blos die Fläche, jondern auch die wahrfcheinlichen Abhiebserträge von jeder Beſtandsklaſſe an— gegeben werden, um das Verhältniß derjelben überfehen zu fonnen, Ein anderer Fehler derfelben, wie fie in der Regel ge- geben wird, ift der, daß fie ſich nur auf das allgemeine Umtriebsalter des Neviers beziehet, nicht aber auf das oft abweichende Haubarfeitsalter einzelner DBeftände. Wenn 3. B. der Umtrieb 120 Jahre ift, fo werden alle Beitände von 100 bis 120 Jahren und darüber der erften, Diejenigen von 80 bis 100 Sahren der zweiten Altersflaffe angerechnet u. ſ. w. Wenn alle Beftände dies Umtriebsalter erreichen folfen, ift Dies ganz richtig, wenn aber, wie Dies in Kiefern= waldungen jehr häufig der Fall ift, ein großer Theil der Be— ftände auf ganz fchlechtem Boden, wo fein Bauholz erzogen werden fann, grundfäglich nur SO Jahr alt werden joll, jo ift das unrichtig, denn dann gehört das Holz von 60 bis 80 Sahren der erften und nicht der dritten Altersklaſſe an. Kommen daher in einem Walde mehrere Betriebsklafjen vor, — wir wollen diefen Ausdrud gebrauchen, da deſſen Begriff N2 — 1% — fchon feit ftehet, fo wenig wir auch mit der Idee einver- ftanden find, in jeder Betriebsflaffe das normale Alters- Flafienverhältniß berzuftellen, worüber wir uns fchon früher ausgeiprochen haben, — fo muß das Altersflaffenverhältnig von jeder Berriebsklaffe für fich nachgewiefen werden, nicht vom ganzen Walde Überhaupt, in Bezug auf das allge: meine Umtriebsalter defjelben. Denken wir uns einen Wald, wo Hoch- und Niederwald gemifcht unter einander liegen, fo wird es doch gewiß Niemandem einfallen, die Altersklaſ— jen des Niederwaldes in Diejenigen des Hochwaldes einrei- hen zu wollen. So wenig dies aber gefchehen Fann, ebenfo wenig fann bei abweichendem Haubarfeitsalter des Bauın- holzes Das. gegenwärtige Alter des Holzes über die Klaſſe entjcheiden, der e8 angehört. Hieraus gehet nun wohl deutlich hervor, daß eine AL tersflaffentabelle nicht gleich bei der Vermefjung des Wal- des durd; den Geometer aufgeftellt werden kann, wie es jeßt jehr oft und fogar in der Negel gefchiehet, daß fte vielmehr erft dann zu fertigen ift, wenn man den Ertrag jeder Fläche angefprochen und beitimmt hat, welcher Betriebsklaffe, in Be- zug auf das verfchiedene Haubarfeitsalter, was man für jede angenommen hat, fie angehört. Dies fann nach den vor läufigen gutachtlichen Anfprachen der Beftände, nachdem der Detriebsplan in allgemeinen Umriffen entworfen ift, ges fhebhen, denn man bedarf der Altersflaffentabelle zur defi— nitiven Negelung des Abgabefages. Nöthigenfalls Fann fie jpäter noch berichtigt werden, wenn Diefer und der fpecielle Betriebsplan feititehet. Die Bergleihung des normalen Ertrags eines Waldes mit demjenigen, welchen er nach den Nefultaten einer ausgeführten Grtragsberehnung nachhaltig liefern kann, wird fchon jegt bei = Ar manchen Forfttarationen verlangt, und follte eigentlich bei jeder ftattfinden, Durch eine folche erhält man eine Heberficht, um wie viel die Waldfläche noch verfleinert werden könnte, ohne daß eine Verminderung des gegenwärtigen Ertrages derſel— ben dadurch bewirft werden würde, wenn die Holzbeftände Darauf im normalen Zuftande wären. Ebenſo erfichet man daraus, um wie viel im Falle eines ſehr dringenden Holzbedürfniſſes nöthigenfalls mehr als der jebige Durchſchnittszuwachs gehauen werden fann, ohne die Nachhaltigfeit zu gefährden, weil der Vor— griff Durch eine Steigerung der jährlichen Produktion gedeckt werden Fanıt, Dann ergiebt fich daraus am beitimmteften der gegenz wiärtige Zuftand unferer Waldfultur und befonders, wenn diefe VBergleichung von Zeit zu Zeit ‚bei den Tarationsrevi- fionen wiederholt wird, ob die Wirthfchaft im VBorfchreiten oder Zurückgehen ift, oder ob fte till ftehet. Eine folche Vergleichung des normalen und des wirf- lich ftattfindenden Zuwachſes würde befonders für folche Verhandlungen in den Kammern, wo es fi um Verminde- rung der Staatsforftfläche, um Begutachtung der Staatsforft- wirtbichaft, um KRulturgefege u. f. w. handelt, ſehr winfchens- werth fein, um die Debatte mehr auf Thatfachen zu grün— den, als auf allgemeine Theorien, wie e8 leider gewöhnlich -gefchiehet. Es rechtfertigt fich daher, wenn bier kurz erörtert werden foll, was zu einer folchen Vergleichung gehört. Vor Allem wird dazu erfordert, daß man im Stande ift, ein richtiges Urtheil darüber zu fällen, wie groß der nor- male Ertrag eines Waldes fein fann? — Dazu ift zuerft nöthig, daß man die Größe der Fläche fennt, die jede Bonitätsflafle des Bodens enthält, Da nun — 198 — aber diefe nicht abjolut, fondern nur relativ, in Beziehung zur Holzart und felbit zur Betriebsart gemacht werden fönnen, fo ift eine folche Weberficht der wirklichen PBroduftionsfähig- feit des Bodens erft zu geben, wenn die Benußungsart je— der Fläche feftftehet, fie kann folglich auch erft nach Been- dDigung einer Wirthjchaftseinrichtung und Ertragsberechnung gefertigt werden. Derfelbe Boden, der für Kiefern als die 2. Bodenflaffe angefprochen werden muß, ijt für Buchen vielleicht nur die Ate oder Zte. Was für EichenNieder- wald noch ſehr guter Boden fein fann, ift für Baumbolz im höhern Umtriebe vielleicht ein ſehr ſchlechter. Es muß daher eine Bodentabelle entworfen werden, in der alle herr- chenden Holzarten — Hoch» und Niederwald geſondert und mit ihren eigenthümlichen Bonitätsklaſſen aufgeführt wer— den. — Den Mittelwald kann man allenfalls wohl dem Hochwalde anſchließen. Dann muß man aber auch den normalen Ertrag und ſeine Größe beſtimmt kennen. Viele ſind mit der Entſchei— dung der Frage: wie groß er anzunehmen iſt? — bald fer— tig, indem ſie ihn gleich dem Ertrage annehmen, den die Erfahrungstafeln angeben. Das iſt aber ein großer Irr— thum, denn in den meiſten Fällen wird ein Wald wohl nie— mals, auch bei der beſten Wirthſchaft, den Ertrag geben, den man erhält, wenn man annimmt, daß alle Beſtände bis zur vollen Haubarkeit die Vollkommenheit haben, wie fie gewöhnlich in den Erfahrungstafeln vorausgeſetzt wird. Dieſe iſt beinahe immer eine abfolute, während wir doch im großen Durchfchnitte nur auf eine relative rechnen fönnen, wie fie nach Abzug aller Zufälle und Unglüdsfälle, die im Laufe eines Jahrhunderts niemals ausbleiben werden und die einer abjoluten VBollfommenbeit jich entgegenfegen, fein wird, Die Grfahrungstafeln zeigen in der Negel mehr — 199 — den idealen Ertrag der Beltände, Als den normalen kön— nen wir nur den bezeichnen, ber zulegt bei einer guten Wirthſchaft erreicht werden muß, weil er nach den beftehen- den Verhältniſſen wirflich erreicht werden kann. Diefen hat man zu einer folchen Vergleichung, wenn fie wirflich einen praftifchen Werth, haben foll, zu ermitteln, da es nur darauf ankommt, zu überfehen, welcher Ertrag fich von einem Walde wirflich mit Eicherheit durch eine gute Wirthfchaft erreichen läßt. Diejer kann aber bei gleichem Boden und Klima, glei- her Holz und Betriebsart ein ſehr verfchiedener fein, je nachdem die Verhältniffe fich für die Erhaltung voller Be— jtinde bis zum Abtriebe günftiger oder ungünſtiger geftaften, Don einem dem Diebjtahle, dem Snfeftenfraße, dem Duft: u. Schneebruche, dem Feuer und Sturme ſehr ausgefegten Walde wird man immer einen geringern normalen Ertrag anneh— men müſſen, al8 von einem folchen,, der frei von allen Dies jen Uebeln ift. Wo die Kultur jehr fchwierig ift, wird man jtets auf weniger volle Schonungen rechnen können, als da, wo fie leicht und ficher ift, Mit Sicherheit wird fich von feinem Walde der normale Ertrag genau vorausbeftimmen laffen, aber wenn man Die bisherigen Grfahrungen, den Zuftand der jegigen benußba- ven Holzbeftände, nicht blos des zu ſchätzenden Neviers, ſon— dern auch der ganzen Gegend, foweit fich die Verhältniſſe gleichartig geſtalten, beachtet, um ſich ein gutachtliches Urtheil zu bilden, ſo wird es wenigſtens ſo geſchehen können, daß man bedeutende Differenzen zwiſchen dem normalen und dem gegenwärtigen Ertrage feſtſtellen kann. Ebenſo wird dies genü— gen, um das Vorſchreiten der Verbeſſerung des Waldzuſtan— des, den Stand der Wirthſchaftsführung im Allgemeinen da— nach beurtheilen zu können. — MM — Das Lächerliche der zu ausgedehnten Zuwachsbe— rechnungen, befonders an den jungen Holz— pflanzen. Der Ausipruh Napoleon’s: daß vom Erhabenen zum Lächerlihen nur ein Schritt fei, ift fo berühmt als befannt. Man kann ihn füglich auch «auf unfere Zuwachsbe- technungen anwenden, wenn man fagt: daß bei ihnen ebenfalls vom Nüglichen bis zum Abfurden und Lächerlichen nur ein Schritt if. Gewiß ift es jehr wichtig und nüglich, daß wir uns Darüber zu belehren juchen, wie der Zuwachs in verjchiedenem Alter bei jeder Holzgattung je nach dem Stand- orte fteigt oder fällt. Es ift nöthig, daß Diefe Unterfuchun- gen fich nicht blos auf einzelne Stämme, wie ganze gefchlof» jene Beitände ausdehnen, fondern daß fie ſich auch auf die mehr oder weniger viumliche Stellung der Bäume, auf Sa— menloden wie Stodausjchlag, auf Niederwald wie Hoch- und Mittehvald ausdehnen. Nur auf diefe Erfahrungsfäge, die wir durch fie hinfichtlich des Zuwachsganges der Ber ftände der verfchiedenen Holz- und Betriebsarten in jedem Boden u. f. w. erhalten, ift eine rationelle Wirthichafts- führung zu begründen. Wenn man aber die Zuwachsbe- tehnungen fo weit ausdehnen will, daß man die Holzer— zeugung bis zu einem Zehntaufendtheil eines Kubiffußes un terfuchen und in Nechnung ftellen will, wie e8 Herr Forft- rath Hartig in feinen vergleichenden Unterfuchungen über den Ertrag der Nothbuche und in feiner vollitindigen Na- turgejchichte der forftlichen Kulturpflanzen Deutfchlands thut, jo werden fie nicht blos lächerlich, fondern auch werthlos weil fie dann fein Vertrauen mehr verdienen, indem man nicht annehmen kann, daß fie auf wirklich angeftellten Unter: — IM — fuchungen im Großen beruhen, weil man dann feinen Ge— brauch mehr von ihnen machen kann. Lächerlich ift es, . wenn Herr Hartig fich wirklich die Mühe gegeben, zu be— ftimmen, wie groß die Schaftholzmafje einer fünfjährigens Buche ift, und um wie viel fich Diele jedes Jahr vergrö- Bert, Er hätte eine ebenfo nüßliche Arbeit verrichtet, wenn er fich bemühet hätte, den Dresdner Kirfchkern zu kopiren, auf welchem (wenn ich nicht irre) 365 Geſichter eingefchnits ten find, Einmal ift es lächerlich, bei 1- bis 5jährigen Holzpflanzen die Schaftholgmaffe von der gefammten Holz- mafje fondern zu wollen; dann ift dieſe unendlich verfchie- den nach dem gefchloffenen oder räumlichen Stande der Holz- pflanzen und dem mehr oder weniger geloderten Boden, fo wie nach einer Menge anderer einwirfender Umftände, wie der vorhergegangenen Witterung, des ftärfern und jchwächern Lichtgenuſſes u. a. m. Gerade bei den ganz jungen Pflan- zen ift Die Differenz in ‚der Größe und Holzmaffe, die fie enthalten, nach den Umftänden, unter denen fie erwuch— jen, am allergrößten, und weit bedeutender als bei alten Stämmen auf ein und demfelben Standorte. Died ent- fheidet daher gar nichts über den Fünftigen Zuwachsgang, ja es kann fogar leicht zu großen Täuſchungen in Bezug auf Die zu erwartende Maffe im fpätern Alter führen, indem es ſehr häufig vorfommt, daß der jchlechtere Boden in der erften Jugend einen befjern und lebhaften Holzwuchs zeigt als der beſſere. Dies ift befonders bei dem warme gründigen Sandboden der Fall. Wenn diefer nicht humus— arm ift und gut gelodert wird, jo haben in ihm 1—5jährige Eichen in der Kegel die Doppelte Holzmaſſe als foldye, die in einem etwas ftrengen Lehmboden des Oder- oder Elb— thales erwuchfen. Im 160. Jahre würden die Bäume auf Diefem vielleicht Die vierfache Holzmaſſe gegen die auf jenem ’ — 22 — Sande erzogenen enthalten. Auch hat die Bearbeitung des Bodens in der erften Jugend einen fehr großen Einfluß auf den Wuchs der jungen Pflanzen, der aber in Altern Beftän- den nicht mehr jo bemerfbar iſt. Rechnet man dazu Die - Schwierigfeiten, die e8 hat, den ein- oder mehrjährigen Zus wachs an ganz jungen Pflanzen wirflich genau und richtig zu ermitteln; bedenft man, Daß es gar fein wiflenichaftli- ches Interefje hat, den Zuwachsgang in L—5jähr, Beltünden zu erforschen, indem diefer nicht nach beftimmten fich gleich blei— benden Geſetzen ftattfindet, fondern von einer Menge zufälliger Greigniffe und Umſtände abhängt, jo daß man aus diefen Un— terfuchungen niemals ein bejtimmtes Nefultat zur Anwen— dung auf andere Beſtände erlangen fann, daß aber noch viel weniger das allergeringfte Intereſſe Ttattfindet, weil fein Menſch diefe 1 bis 5jährigen Samenpflanzen abholzen und benußgen wird: jo kann man doch gewiß eine ſolche Aus— Dehnung der Zuwachsberechnungen auf Diefe ganz jungen Beſtände als eine lächerlihde und werthlofe Spielerei bes trachten. Man könnte dazu zwar bemerfen, daß ja Die Erfah: vungstafeln, welche entivorfen werden, um das Nutzungs— procent aus ihnen zu entwideln, eine Angabe der Holzmaſſe auf den jüngften Schlägen bedingen, um die geſammte Holz— maſſe eines normal bejtandenen Waldes zu ermitteln; dies würde aber immer noch nicht eine folche Juwachsberechnung rechtfertigen, felbjt wenn man die ſogenannte rationale Tara- tionsmethode für die beite hielte, um den Etat eines Forftes nachhaltig zu beftimmen. Einmal bat die Holzmafje der Schläge von 1 bis 5 Jahren, da fie nur jeher gering ift, wenig oder gar feinen Einfluß auf die Größe des Nugungs- procents, und es genügt vollfommen, wenn man diefelbe durch Rechnung aus der Holzmaffe des 10> oder 20jähr. Beltandes — 203 — findet, indem man den Durchſchnittszuwachs bis dahin gleich dem einjährigen anſetzt und den Vorrath für jedes Jahr um dieſe durchſchnittliche jährliche Holzerzeugung vergrößert. Dann dürfte dies aber für dieſe Art der Ertragsberechnung ſelbſt ein brauchbareres Reſultat geben, als die wirkliche Ermittelung der Holzmaſſe ſolcher 1 bis 5 Jahr alter Be ftände. Nehmen wir an, daß diefe wirklich einen Einfluß auf die Nugungsgröße hätte, fo würde 3. B. bei Eichen auf Eandboden diefe wegen des fehr jchwanfenden Vor— rathes in diefen jungen Beftänden ein weniger ficheres Nu— gungsprocent geben, ald wenn man fie nach dem allge: meinen Durchſchnittszuwachſe beftimmt, Noch Tächerlicher ift es, wenn Herr Hartig auch den Zuwachsgang in fchlechtwüchfigen Beftänden beitimmen will, wie er es in jeiner Naturgefchichte der forftlichen Kultur- pflanzen thut, und diefen in Erfahrungstafeln -von allen möglichen Holzarten nachweifet. Schlechtwüchſig iſt ein ebenfo unbeftimmter Begriff in Bezug auf die einzelne Holz- pflanze, wie unvollfommen in Bezug auf game Be- ftände, weil der Grad der Schlechtwüchftgfeit oder Unvollfom- menheit ein unendlich verichiedener fein Fann, Man wird ebenfo gut eine Pflanze fchlechtwüchfig nennen, die nur den halben normalen Zuwachs bat, als die, welche nur ein Biertheil defjelben erzeugt. Nur das Vollkommne und Nor- male ift etwas ganz Beſtimmtes, und darum beziehen ſich mit Necht auch alle bisherigen Erfahrungstafeln nur auf voll: kommne Beltände. Wollte man fie auf unvollkommne oder ſchlechtwüchſige beziehen, fo müßte man vor Allem erſt den Grad der Unvollfommenheit oder Schlechtiwüchfigfeit be- zeichnen, die Abweihung vom normalen Wuchfe angeben. Dann haben aber auch unvegelmäßige und fchlechtwüchfige Beitände gar feinen beftimmten Zuwachsgang, fondern Diez — 204 — fer ift vielmehr ein unendlich verfchiedener nach der Urfache der Schlehtwüchfigfeit. Ein duch Schatten verkrüppelter Beſtand kann eine Zeit lang ſchlechtwüchſig fein, bei Bu— hen, Hainbuchen, Tannen, Fichten waͤchſt er fich aber viel- leicht fpäter mehr oder weniger aus, je nach dem Grade der Berdämmung. Bei der Kiefer dagegen wird die Wirkung der Verdämmung immer nachtheiliger fich zeigen, je älter fie wird. Etwas ganz Anderes ift es, Grfahrungstafeln für Ichlechten Boden aufzuftellen, denn auf diefem können im- mer noch normale oder relativ vollkommne Beftände erzogen werden, die einen dem Boden entjprechenden Zuwachsgang haben. Solche Zuivachsberechnungen find aber nicht blos ganz werthlos für die Praxis, fondern fünnen auch wirklich nach— theilig werden, weil es immer gedanfenlofe Menfchen giebt, Die, getäuscht durch die fcheinbar große Genauigfeit, mit der der Zuwachs bis zu Zebntaufendtheilen eines Kubiffußes angegeben wird, ihn envertrauenund fich alle weitere Unterſu— hung und Beachtung der Verhältniſſe erſparen zu kön— nen glauben, die Wirthichaftsmaßregeln darauf begründen wollen, Wäre dies nicht, jo fünnte man fie allenfalls ale unfchädliche Stubenbeluftigungen bingehen laffen und ſich begnügen, Die Arroganz und Einbildung deſſen zu bewun- dern, der fie mittheilt, und glaubt, daß ſie das Publikum als wirkliche Thatfachen und im Walde felbjt angeftellte Unterfuchungen hinnehmen wird, Bon der Voraudberehnung der Durdforftung für den ganzen Umtrieb, bejonders in Kiefern. Sp lange man bei den Altern Fachwerksmethoden von dem Grundfage ausging, wie Dies Hartig thut, alle Wirthſchaftsvorſchriften für die ganzen Umtriebszeiten eines Waldes bei der Betriebsregulirung ein= für allemal fchon im Voraus zu geben, und demgemäß auch fehon den Ertrag ipeciell für alle Berioden unabänderlich feftzufegen, war es ganz folgerecht, dag man auch Die im ganzen Umtriebe zur Benutzung Ffommenden Durchforftungen vorausberechnen mußte, Sie bildeten einen bedeutenden Theil des Gefammt- ertrages des Waldes, und wollte man diefen für alle Pe— tioden gleichmäßig vertheilen, jo mußte man fie ebenfo gut von den Beſtänden berechnen, Die fchon jest einen Ertrag lieferten, als von denen, die einen folchen muthmaßlich in jpäter Zufunft geben fonnten, felbjt wenn fte noch gar nicht vorhanden waren und erſt noch erzogen werden follten, Dies hat fi) aber ganz geändert feit man von der Idee abge- gangen ift, den periodifchen Ertrag unabänderlich für die ganze Umtriebszeit vorausbeftimmen zu wollen, da man ihre Unausführbarfeit erfannte, und fich vorbehalten hat, von Zeit zu Zeit Tarationsreviftonen eintreten zu laffen, bei de- nen man nicht nur die Wirthichaftsvorfchriften den jedesma— ligen Berhältniffen anzupafien, fondern auch den Abgabeſatz nach dem Grtragsvermögen des Waldes, wie es dann ift, neu zu regeln fucht. Eobald man dies thut und immer den Ertrag nach dem jehesmaligen Zuftande Des Waldes, feinem Zuwachſe und Vorrathe regelt, ift feine Nothwendigfeit mehr vorhanden, Die Durchforftung ſchon jest von nach gar nicht vorkandenen — 206 — Beitänden zu berechnen, man kann ſich dann damit begnüs gen, fie fo zu berechnen, wie fte wirklich Ducch die Taration in der nächften Zeit und bis zur folgenden Tarationgrevi- fion aus den jest fchon vorhandenen und zu dDurchforftenden Beitinden zu erwarten ift. Sa, es ift fogar eine nicht zu rechtfertigende Infonfequenz darin, auf der einen Seite den Grundfag aufzuftellen, daß der Etat immer in Webereinftim- mung mit dem Ertragsvermögen ded Waldes von Zeit zu Zeit zu regeln ift, daß er herauf- oder heruntergefeßt wird, jowie die Unterfuchung defjelben ergiebt, daß es fich geändert hat, auf der andern aber Ertragsfäge für den ganzen Um: trieb ſchon im Voraus zu berechnen, die von Beltänden etz folgen follen, die noch gar nicht eriftiven und erſt in jpäter Zufunft erzogen werden follen. Wenn Hartig dies that, fo war Dies eine nothwendige Folge des Grundfages, daß der Abgabefag weniger von dem jegt gefundenen Zuftande des Waldes abhängig gemacht werden follte, als von dem- jenigen, welcher nach den gegebenen Wirthichaftsvorfchriften wahrfcheinlich bergeftellt werden würde, oder, wie er auch wohl annahm, von guten Holzzüchtern, die feine Vorſchrif— ten befolgten, hergeftellt werden mußte. Wenn man jeßt aber durch die fortwährend wiederkehrenden Taxationsrevi— fionen die Unmöglichfeit anerkennt, fchon für den nanzen Umtrieb vorauszubeftimmen, wie die Wirthfchaft gerührt werden foll; wenn man dadurch zugeftehet, Daß man nicht voraus weiß, wie in fpäterer Zeit der Zuftand der Beitände und ihr Ertrag fein wird, fich deshalb vorbehält, ihn immer wieder neu zu regeln, ſowie fich Die Beftinde geändert haben: jo ift e8 gewiß ſehr infonfequent, wenn man durch die Vor— ausbeftimmung der Durchforftungserträge für den ganzen Umtrieb Erträge von Beſtänden zur Berechnung ziehet und bei der periodifchen Gleichitellung mit vertheilt, von denen — ke man noch nicht mit Beftimmtheit fagen kann, ob fie jemals eriftiren werden. Das war eben die fchwache Seite Des Fachwerfs, wie es Hartig aufitellte, die Hundeshagen und Andere mit Necht gerügt haben, daß man den Abgabe: fat nicht auf feftgeftellte Ichatfachen, den vorhandenen Zu— ftand des Waldes begriimdete, fondern auf Hypotheſen, muth— maßliche fünftige Zuftände der Beftinde, von denen umge: wiß war, ob fie jemals ftattfinden würden, Die Vorausberechnung der Ducchforftung für den gan— zen Umtrieb hat auch noch manche andere Mebelftände. Die Grträge, die fie liefert, find weit fchwanfender und unfiche- ver, als die des Abtriebes; fie find weit weniger benußbar und werthvoll al8 die des haubaren Holzes, jo daß man fie zur periodischen Ausgleichung benutzt, nicht blos die Nachhaltigkeit in Bezug auf Maſſe unficherer wird, fondern auch jedenfalls gefährdet ift hinfichtlich der Beichaffenheit des Holzes, wenn die Durchforftungserträge der fpätern Pe— tioden, wie gewöhnlich, bedeutend größer find, als Die der eriten. Es kann allerdings aber ein Fall denfbar fein, wo es fich rechtfertigt, wenn man fie dennoch in der Art für den ganzen Umtrieb berechnet, wie Dies Hartig thut. Das ift der, wo man nicht mehr im Stande fein würde, die unab- weisbaren Bedürfniffe der Gegenwart zu befriedigen, weil der Wald fich in einem devaftirten Zuftande befindet, wenn man den Abgabefag lediglich nur im Verhältniß des jegigen Vorraths und Zuwachles feftfegen wollte Dann rechtfer= tigt e8 fich vollfommen, daß man denfelben fo beftimmt, daß man dabei die wahrfcheinlichen Erträge der beſſern Wirthfchaft zum Grunde legt und ihn höher als den jegigen Zuwachs jest, weil man mit Sicherheit oder großer Wahrfcheinlich- feit annehmen zu können glaubt, daß der dadurch gemachte — —— Vorgriff durch einen vermehrten Zuwachs in Folge der beſ— ſern Wirthſchaft wieder eingebracht werden wird, und man folglich deshalb noch nicht unnachhaltig wirthſchaftet. Dies kann aber nur Ausnahme und nicht Regel ſein; nach dieſer muß man immer Vorrath und Zuwachs mit der Holzung ſo in Uebereinſtimmung bringen, daß der Einſchlag immer wieder durch den jetzt ſtattfindenden Zuwachs erſetzt wird, wenn nicht etwa der Zuſtand des Waldes ſo iſt, daß das Materialkapital vermindert werden muß. Darum haben nun auch beinahe alle Taxatoren in der neuern Zeit den Grundſatz befolgt, daß man die periodiſche Gleichſtellung nur auf die Abtriebserträge begründet und die Durchforſtung nur für die erſte Periode bis zur nächſten Reviſion, nach dem gegenwärtigen Zuſtande der Beſtände, berechnet. Bei der Preußiſchen Taxation hat man aber das alte Hartig'ſche Verfahren der Berechnung für die ganze Um— triebszeit, ohne einen Grund dafür zu haben, noch beibe— halten. Die einzige Aenderung gegen früher iſt die, daß man die Durchforſtungserträge niedriger anſetzt, als dies Hartig thut, und ſie mehr nach allgemeinen, ſich oft bei den verſchiedenartigſten Verhältniſſen und Zuſtaͤnden gleich— bleibenden Sätzen berechnet. Durch die ſehr niedrig ange— nommenen Erträge, gewöhnlich nur 6 bis 7 Klaftern vom Morgen Kiefern in geſchloſſenen Beſtänden bei 120jährigem Umtriebe, hat man allerdings den fehr großen Webelftand bejeitigt, daß nun nicht mehr die legten Perioden größtenz teils mit der Durchforftung gededt werden, indem man annimmt, daß, wenn dieſe zum Hiebe fommen, alle Flächen vol bejtanden fein und große Maſſen Durchforitungsholz zu Hiebe fommen werden, wie Dies Hartig thatz aber man fann nicht jagen, daß das Verfahren dadurch rationeller geworden ift. Im Gegentheil, es ift fogar weniger begrünz — WR — Det ald das frühere, indem an der Stelle wirflicher Unter: ſuchungen und GErtragsberechnungen ganz willführliche Er- tragsjäße angenommen werden, die doch gar nicht gerecht: fertigt werden. Will man einmal die Berechnung ber Durchforſtung für den ganzen Umtrieb ducchführen, fo muß fich dieſe wenigftens auf eine Wahrfcheinlichfeitsrech- nung gründen. Hartig nahm in feinen amtlich befannt gemachten und gewöhnlich für die Ertragsberechnung benugten Erfahrungstas feln für Kiefern Die Durchforftungserträge folgendermaßen für einen voll beftandenen Morgen an: Bodenflaffe gut mittelmäßig ſchlecht. Klaftern. nn — —— bei 60 Jahr. Knüppelholz 4 3 2 = 80 = Ddeögl. 7 6 8 = 100 = desgl. 5 Schthlz. 4! Schthlz. 1. So daß alſo der gute Boden überhaupt zu 2 Klften, Scheitholz und 16 Klftın. Knüppelholz, der mittelmäßige zu 1Klftr. Scheithol; und 13/2 Klftrn. Knüppelholz, der jchlechte zu 10 Klftın. Knüppelholz vom Morgen in vollen Beftänden berechnet wurde, Bei Diefer Berechnung ging er von dem Grundſatze aus, daß er fich einen ganz gefchlofienen Beftand in dem anges nommenen Alter dachte, und Dabei nur das unterdrückte Holz herausnahm, was weggenommen werden fonnte, ohne den vollen Schluß des ftehenbleibenden Beftandes irgend zu un— terbrechen, wobei er zugleich Die normale Zahl der überzu- haltenden Stämme, welche zu einem folchen vollkommnen Schlufie erforderlih war, angab. Wir wollen einräumen, daß fich im Buchen und allen Baumbölzern, die fich bis zum Kritifche Blätter 31. Bd. IE. Heft. O — 210. — Abtriebe vollfommen gefchlofien halten, eine folche Berechnung der Durchforftungserträge geichlofiener Beftände allenfalls an— ftellen läßt. Dies gilt jedoch nicht für Kiefern, die ſich bis zum Abtriebe niemals mehr ganz gejchloffen halten, fondern wo wenigftens bei den höhern Umtriebszeiten jedesmal ſchon früher eine Lichtftellung eintritt, die bald ftürfer bald ſchwä— cher ift, immer aber fo groß, daß nicht mehr der volle Schluß der haubaren Beftände bis zum Abtriebe erhalten werden kann. Se ftärfer num dieſe Lichtftellung eintritt, dejto größer werden die Durchforftungs = und deſto Feiner die Abtriebserträge. Je früher fie ftattfindet, deſto mehr Holz erfolgt in den jüngern Beſtänden und deſto weniger dann in den fchon gelichteten Altern. Dies ift aber feines- weges allein von der Güte des Bodens, infofern man dieſe nach der Maffenerzeugung beftimmt, abhängig, fondern von der eigenthümlichen Befchaffenheit der Bäume in Bezug auf Ausdauer und Gefundheit. Dies wird fih aus einigen Bei— fpielen ergeben, wie fie in den Kiefernforften des öftlichen Preußens unendlich oft vorfommen. Der feuchte humoſe Sandboden hat einen fehr lebhaf- ten Holzwuchs und eine jo ftarfe Maffenerzeugung, daß diefe in ben jüngern Altersflaffen gewöhnlich noch größer ift, als die der erften Hartig'ſchen Bodenflaffe. Die Kiefer hält fich hier bis zu 30 und 40 Jahren jeher gefchloffen und die Ducchforftung ift im Verhältniß zur großen Mafjener- zeugung nicht auffallend ftarf, wenn man ſich nur auf das unterdrüdte Holz bejchränft. Won 50 und 60 Jahren an beginnt aber die Lichtitellung, mit 70 und 80 Jahren be— fommt eine Menge Holz; Schwämme oder wird trocken, Die Bäume ftellen fich mehr horftweife und der Schluß wird unterbrochen, fo daß man fehr oft im Alter von 120 Jah— ren feine größere Holzmaffe in einem Beftande findet, als — m — er bereits in einem folchen von 70 bis 80 Jahren enthielt, Jedes Jahr muß man in ihm Holz einfchlagen, und der ganze jährliche Zuwachs fällt 40 und 50 Jahre lang in die Durchforftung. Anders ftellt es fich auf trodnem Lehmboden, wo fich der Zuwachs im Anfange langfamer entwicdelt, wo er aber länger gleichmäßig aushält,, weil die Lichtftellung viel ſpä— ter eintritt. Hier find die Durchforftungserträge im Ber: hältniß zum Abtriebserirage Fleiner und treten auch ſpä— ter ein. Wieder anders verhält fich hierin der Sandboden, der früher längere Zeit als Ackerland benutzt wurde, denn hier beginnt eine große Lichtftellung,, oft fehon mit 30 und 40 Fahren, indem eine Menge dominirender Stämme abfterben, Will man ſolche Beftände auch nur SO und 100 Jahr alt werben laffen, jo muß man nothwendig auf die Ducchforftung eine weit größere Holzmaffe rechnen,. als auf den Abtriebs- ertrag. Beſtimmte Ertragsſätze werden ſich übrigens für die— ſelbe niemals angeben laſſen, ſelbſt wenn man die natür— liche Neigung des Bodens zur Lichtſtellung genau kennt, indem darauf eine Menge gar nicht vorherzuſehender Um— ſtaͤnde einwirken. Daß Diebſtahl und Servituten darüber ſehr entſcheiden, bedarf wohl keiner weitern Auseinander— ſetzung. Wo jede abſterbende Stange geſtohlen wird, kein unterdrücktes Holz ſich findet, weil der Ort durch Diebe gelichtet wird, wird er natürlich wenig Durchforſtungsholz geben. Wo die Holzberechtigungen ſo drückend ſind, daß man nicht wagen kann, eine Stange zu benutzen, bevor ſie nicht ſo ſtark iſt, daß ſie nicht mehr umgebrochen werden kann, wenn ſie trocken geworden iſt, wird man weniger in Rechnung ſtellen dürfen, als da, wo nur das reine Raff— my — 212 — und 2efeholzrecht auf dem Forfte Taftet und defien Aus— übung auch genügt, die Bedürfniffe der Berechtigten zu ber friedigen, Aber die Durchforftung wird in den mit Birfen ge: mifchten Kiefernorten auch weit größer fein, als in den rei: nen, ebenfo wie aus den jungen Buchenbeftänden, bie viel Weichholz haben, mehr Durchforftungsholz gewonnen wird, als aus denen, die rein oder mit Eichen gemifcht aufwach- fen. Dann haben fehr dürre Jahre, das Erfcheinen von Inſekten, Schnee: und Duftbruch, immer einen großen Ein- fluß auf die Menge des Holzes, die man in den jungen Beftänden einfchlagen muß, felbft wenn man die Durchfor- ftung nah ſich überall gleichbleibenden Grundſätzen fuchen will und fie z. B. nur auf das vollfommen unterdrücte oder abfterbende Holz bejchränft. | Bedenft man alle diefe ſehr abweichenden Verhältnifie, Die man gar nicht vorauswilfen fan, beachtet man, daß das Holz, was im Laufe einer langen Zeit von 120 und mehr Jahren aus einem im Schluffe envachienden Beftande herausgehauen wird, bei der Kiefer vielleicht ebenfo viel bes tragen kann, als dasjenige, was bei dem Abtriebe noch vorhanden ift: jo wird man gewiß zu der Ueberzeugung ges langen, daß gerade bei diefer Holzgattung es am allerwe- nigften angemefjen ift, die Durchforftungserträge für den ganzen Umtrieb vorauszubeftimmen, da e8 außer der Mög: lichfeit liegt, Dies auch nur mit einiger Sicherheit thun zu fonnen, Will man es aber dennoch thun, fo wird man wenige ftens dabei nicht allgemeine, ſich Überall gleichbleibende Erz tragsfäge annehmen können, fondern bei jedem einzelnen Beſtande und jeder zu berechnenden Beftandsfigur alle Ver— hältniſſe, die auf einen größern oder geringern Durchfor- = HM = ſtungsertrag Einfluß haben, auf das Alferforgfältigfte erwäͤ— gen müffen, um diefen demgemäß, wie er mit Wahrfchein- lichfeit zu erwarten ift, ſpeciell zu beftimmen. Gin vichti- ges Reſultat wird man freilich dabei niemals erhalten; das läßt fi) nur emvarten, wenn man fich begnügt, dasje- nige Durchforftungsholz zu berechnen, was fihon vorhan- den ift und in den nächten 10 oder 20 Jahren gehauen werden fann! (Fortſetzung folgt.) Pflanzenphyſiologiſche Aphorismen mit praftifcher Beziehung. (Bortfegung der Aphorismen in Band XXI. 1., XXI. 2., XXIV. 2,, AAV. 1,, AAV 1., KAVE. 1. 2, XaAvıl. 1., —— XXX. 2.) 74. Der Bau der Kiefernälte. Die eriten Aeſte von der jungen Kiefer bilden fich aus den Seitenfnospen des Mitteltriebes, während fich Dies jer aus der mittelften Spisfnospe entwidelt. Auch an der Spige des jungen Aftes figen wieder Knospen, jedoch etwas fleinere, aus denen fih die Jahrestriebe, wenn auch gerade nicht quirlförmig, doch immer fo entwideln, daß der mitts lere, der die Verlängerung des Zweiges bildet, immer län: ger ift ald die Nebenzweige, von denen gewöhnlich ſich nur zwei oder drei erhalten, Diefe Heinen Nebenzweige fterben in der Nähe des Stammes und fo wie fie befchattet wer: ben ab, und die Kiefer erhält dadurch in der Jugend, fo wie bis zur Kronenabwölbung, gerade ruthenförmige Aefte, die fich nur gegen die Spitze hin in Feine Nebenzweige ver: theilen, im Innern der Baumfrone aber fahl find, worin die lodere Belaubung der Kiefer begründet if. So wie Die Kronenabwölbung des Baumes eintritt, hört zwar der Län— genwuchd der Zweige auf vorherrfchend zu fein, die Sei- — 215 — tenziveige vermehren fich und nehmen an Länge in Berhält- niß des Mitteltriebes zu, doch behalten die Aeſte noch ihre gerade, ruthenartige Form. Erreicht aber die Kiefer ein Alter von 100 Jahren und darüber, jo verlängern fich Die untern Zweige nur noch wenig mehr, indem die Mittel fnospen derſelben nur ganz furze Triebe machen, und dage- gen die Seitenzweige fich mehr ausbreiten und ftärfer wer- den, Mit zunehmendem Alter des Baumes findet aber nicht blos gar Feine Verlängerung der Altern, im untern Theile der Baumfrone figenden Aeſte ftatt, fondern es fterben ſo— gar die äußern Spißen berjelben gänzlich ab, fo daß einer der ftärfiten Seitenzweige Die Fortſetzung des Haupt: aftes bildet, Daraus entitehen denn Die erften Krümmun— gen der urfprünglich geraden ruthenfürmigen Aeſte. Aber auch dieſer Seitenaft treibt wieder Nebenzweige, von denen der eine oder Der andere ſpäter wieder Die Fortjegung des Hauptaftes übernimmt, wodurch abermals eine neue Krümmung entftehet. Die wunderlichen und oft fo auffal⸗ lenden Biegungen und Krümmungen, Die fogar zuweilen den Berfchlingungen ähneln, rühren bei Aeſten fehr alter Kiefern lediglich davon her, Daß immer wieder Seitenzweige fih zum Hauptafte ausbilden, während Die eigentlichen Mitteltriebe abbrechen und feine Verlängerung des Aftes in gerader Nichtung zur Vergrößerung der Schirmfläche mehr ftattfindet. Diefe von Natur oft fehr eigenthümlich gekrümmten Kiefernäfte, Die durch Kunft nicht nachgemacht werden können, dienten in den polnischen und niederfchlefifch-polnifchen Dör— fern, wo der Ortsvorftand oft gar nicht einmal fchreiben fonnte, wenigftens noch vor furzer Zeit, zur Beglaubigung des Gemeindebotens, wenn derjelbe eine Botfchaft auszurich- ten hatte, Ein folcher Aft hieß auf Deutich Das Krumm— = 216 — holz und war in Verwahrung des Schulen oder Gemeinde: vorftehers. Wollte derjelbe eine Grammade oder Gemeindes verfammlung anlagen, um der Gemeinde irgend etwas bes fannt zu machen, fo ging blos das Krummbolz herum, was ein Nachbar dem andern mit der Weiſung überſandte, fich zu der und der Stunde an dem bezeichneten Orte einzufin— den. Da jede Gemeinde ihr befonderes, möglichft auffullen- des Krummbolz befaß, oder auch wohl noch befigt, fo würs den Ddiefelben, wenn Jemand fie fammeln wollte, einen hüb- ſchen Beitrag zur Kenntniß der ganz eigenthümlichen Bil- dung der Kiefernäfte liefern fönnen, die nach unfern Wiſ— fen fein anderer Baum in gleicher Art befist. 75. Die Menderung des Wuchfes der jungen Kiefern, die im Schatten erwacfen ſind, in Folge einer zu ſpäten Sreiftellung. Wenn in räumlich stehenden alten hochſtämmigen Kies fern aus dem abfallenden Samen ein Unterholzbeitand er: zeugt wird, fo wächft dieſer, im Falle die Bejchattung nicht zu ftarf ift, zwar fort, dee Wuchs ift aber nicht blos ein ſehr Schwacher und langfamer, ſondern die Stammbildung ift auch eine verjchiedene gegen diejenige dev Kiefern, Die im vollen Lichtgenuffe aufwachfen. Es bilden fich nämlich an dieſen durch die Beichattung leidenden jungen Kiefern bei jehr dünnen Mitteltrieben noch weit Jchwächere und ver— hältnißmäßig kurze Seitenzweige mit jeher kurzen Nadeln aus, fo daß die Holzmäſſe der Aeſte im Verhältniß zu derjenigen des eigentlichen Stammes eine weit geringere ift, als bei freiftehenden Kiefern von gleicher Linge und Stamm: ftärfe. Beſonders ift dies ſehr auffallend, wenn dies Uns terholz einigermaßen geichloffen ſtehet. Wird eine mäßige — ⏑ — Beſchattung nur ſehr allmälig durch Wegnahme einzelner Bäume vermindert, ſo erhält ſich der, wenn auch geringe, Höhenwuchs unverändert, und es kann die Kiefer noch zu nutz— barem Bauholze herangezogen werden, wenn auch Dazu bei dem geringen Zuwachfe, den fie hat, eine weit längere Zeit erforderlich ift, als wenn fie frei erwächſt. Das frü— her in der Plenterwirthſchaft erzogene Kiefernholz beſtand größtentheild aus folchem im fortwährenden mäßigen Schat- ten eriwachfenen Unterholze, und Die gegenwärtig in großer Menge auf der Oder und Warthe geflößten polnifchen und ruſſiſchen Hölzer find ebenfalls alle im Schatten von hö— hern Bäumen erzogen worden. Dies kann man ganz deut- ih an den außerordentlich fchwachen Jahresringen um den Kern des Etammendes herum ſehen, denn wenn Die Kiefer auf einem Boden erwächft, der ſolches Holz erzeugen fan, wie dieſe ftarfen Bauholzſtämme find, fo macht fie auch im fwien Stande ſtärkere Jahresringe. Dem natürlichen Laufe der Dinge nach nimmt die Diefe der Jahresringe mit dem Alter des Baumes ab, bei diefen Hölzern aus Rußland und Polen nimmt fie aber umgekehrt gewöhnlich im höhern Alz ter zu, woraus fich wohl mit Sicherheit fchließen läßt, daß fie im höhern Alter einen größern Lichtgenuß gehabt haben, als in der erften Jugend. Wenn man den Zuwachsgang an diefen Kiefern der Wälder in Polen und Rußland uns terfucht, fo findet man oft, daß er demjenigen der Weiß- tanne gleicht, die in der Jugend lange im Schatten geftan- den hat, Ganz anders geftaltet fich aber dev Wuchs, wenn ein ſolches im Schatten erwachfenes Kiefern-Unterholz nicht ſehr allmälig, jondern plöglich freigeftellt und der vollen Ein- wirfung Des Lichtes auf die Seitenäfte preisgegeben wird. Es hört dann auch mit einem Male der ganze Höhenwuchs — 7 bes Holzes auf, Die Seitenzweige fangen an, fich ftärfer zu entwideln, und der früher auffallend fchlanfe Stamm mit einer ganz unverhältnigmäßig geringen Aftmenge wan— delt fi nach und nach, wenn er überhaupt noch fortwächft, zu einem jtrauchartigen Baume um, der fehr den in Kübeln erzogenen großen Orangeriebäumen gleicht. Diefe gewiß jedem Forftmanne, dev Kiefern mit folchem Unterholze bewirthichaftet hat, befannte Erfcheinung, läßt fich wohl auch naturgemäß erflären. Jede im Schatten ftehende ganz junge Pflanze verwendet die geringe Nahrungsmenge zuerjt ftetS mehr auf Die Ausbildung des Hauptitammes als auf die der Nebenziweige, wählt mehr in die Höhe als in die Breite, ftrebt gleichfam danach, aus dem Schatten her: auszumachen und an das Licht zu fommen, Betrachten wir 3. D. eine junge in zu dunflem Schatten ftehende Buchen— pflanze in den eriten Jahren ihres Lebens, um fie mit einer das Licht, dejien fie bedarf, genießenden zu vergleis chen, Die erjtere bildet in den erften zwei und drei Jah— ren einen langen fadenförmigen Stamm aus, der gar feine Nebenzweige hat, bei dem vielmehr die ganze Blattbildung auf wenige, Fleine an der Spige figenden Blätter bejchränft ift. Die das nöthige Licht genießende junge Buchenpflanze erzeugt Dagegen jchon im eriten Jahre Knospen am Stamme, bildet im zweiten und dritten Jahre an ibm fchon Blätter und fleine Nebenzweige aus, jo daß fie fih mehr im Die Breite ald in die Länge auszudehnen ſucht. Bei der Kiefer ift Dies zwar nicht in gleicher Art der Fall, da fie in den eriten Jahren ihres Lebens überhaupt einen ftärfern Höhen wuchs bat als die Buche, aber das bleibt fich bei beiden Holzgattungen, wenn fie im Schatten ftehen, in der eviten Jugend gleih, daß fie dann ihre Kräfte mehr zur Ausbil- dung des Hauptftammes verwenden, als zu berjenigen Der —— Seitenzweige, und der Höhenwuchs bei ihnen dann vor— herrſchend iſt. So wie dann aber bei einer plötzlichen voll— ftändigen Freiſtellung das volle Licht auf die Seitenzweige fällt, nehmen diefe mehr Nahrung in Anfpruch und entzie- hen dem Hoöhentriebe den Zufluß derfelben, wo dann Diefer natürlich im Wuchfe auch zurückbleiben muß. Hieraus entipringt dann die Negel, daß, wenn man bei der Kiefer Unterholz, was noch wüchfig ift, aber Doch ſchon im Schatten gelitten hat, heraufziehen will, die Frei— ftelung nur fehe nach und nach in der :Plenterwirthichaft erfolgen darf, da man durch eine plögliche Freiftellung den Höhenwuchs vernichtet, 76. Etwas über die Spaltigfeit der Kiefer. Die Kiefer gehört zwar im Allgemeinen zu den gut- Ipaltigen Hölzern, doch ift Dies theils nach dem Boden, auf dem fie wächſt, theild nach den Theilen des Stammes fehr verschieden, Sp fann man den Stamm älterer im vollen Schlufje erwachjener Kiefern immer nur bis auf eine gewifle Höhe zu feinern Spaltwaaren, wie Mühlenfpließe, Dach- jpließe, Stabholz und Faßdauben benugen. Diefe bleibt fich aber nicht gleich, Denn zuweilen find Die einzelnen Stämme bis zu 30 und mehr Fuß dazu benußbar, oft aber auch nur bis zu 15 und 20 Fuß. Weiter hinauf wird er darum für Diefe Art der Benugung unbrauchbar, obwohl er von Außen immer fo aftrein und glatt erjcheint, wie dev untere jpaltige Theil, weil die Spaltfläche nicht mehr gerade und glatt ift, jondern eine Menge Bertiefungen und Buckeln hat, Dies läßt ſich auch wohl in folgender Art erflären. : Am untern Theile des Stammes verfchwinden die Spus ven der Aefte im Holze gänzlich, indem Die. fchwachen Ait- — 2 — wurzeln des noch ganz jungen Baumes rein herausfaulen, die dadurch entftandenen Höhlungen fih mit Holsftoff aus— füllen und die Längenfafern, welche ducch den Aft augein- ander gebogen wurden, ſich wahrjcheinlich in Folge de Dru— fes der Außern Jahresringe wieder gerade ziehen. In dem obern Theile des Baumes haben die Aeſte, wenn fie abs fterben, Schon eine folche Stürfe erreicht, daß, wenn auch die Stellen, wo fie gefeflen haben, von außen nicht mehr fichtbar find, da fie von der Rinde ganz Üüberwallt werden, doch die von der Aftwurzel auseinander gedrängten Längen: fafern fich nicht mehr gerade ziehen können. Das frühere oder Spätere Abjterben der Weite im der Höhe von 20 bis 30 Fuß hängt Davon ab, ob der Baum feine Krone früher oder ſpäter abzuwölben anfüngt. Je län— ger derfelbe vorzüglich nur feinen Mitteltrieb ausbildet und nur ſehr Schwache Seitenäfte anfegt, je ſpäter er folglich feine Krone durch eine jtarfe Ajtbildung anfängt zu. bilden, deito höher hinauf wird der Baum auch jpaltig fein, Da diefe Schwachen Aeſte volljtändig verwachſen. Ale Aeſte, welche zur eigentlichen Kronenbildung dienen und darum auch ein höheres Alter und eine größere Etärfe erreichen, fönnen aber nicht mehr ganz verwachjen, wenn fie fpäter auch abſterben und Außerlich nicht mehr fichtbar find, Da die Ueberwallung der Stelle, wo ſie ſaßen, vollftändig er folgt iſt. Hierin liegt e8 denn auch wieder, daß auf einem Bo— den, auf dem die Lichtftellung der Kiefer ſpät eintritt, Die Bäume in einer größern Länge zu feinen Spaltiwaaren be- nugbar find, als auf einem folchen, wo die Beſtaͤnde gleich— zeitig ihren vollen Schluß verlieren und anfangen, fich licht zu ftellen. Diefer Zeitpunkt hängt ſehr von der Nahrhaf— tigkeit des Bodens, von dem Alter, welches die Kiefer auf — m — ihm erreicht, und von dem Gange des Zuwachfes Überhaupt ab. Jemehr diefelbe ihre Nahrungsbedürfniffe aus dem Boden befriedigen fann, einen je Keinen Naum fie dazu braucht, defto gefchlofjener hält fie fich auch noch im höhern Alter. Se weiter fich aber die Wurzeln verbreiten müſſen, um den Baum mit der nöthigen Nahrung zu verforgen, weil er fehr arm ift, deſto mehr und defto früher ifoliren fich die Stämme und breiten ihre Geitenäfte eben fo aug, wie ihre Seitenwurzeln. So lange noch der volle Schluß der Beftände vorhanden ift, fterben die Schwachen Seitenäfte frühzeitig ab und verwachfen vollftändig, während mit der beginnenden Lichtftellung fich Ddiefelben länger erhalten kön— nen. Dann beginnt auch die Kronenbildung und Kronen: abwölbung der Kiefer immer defto früher, je fürzer ihre Le— bensdauer überhaupt ift, und defto fpäter, je langfamer ihre Entwickelung, je größer aber deshalb auch wieder ihre Aus— dauer bei voller Gefundheit ift. So läßt es fich dann wohl erflären, warum Die Kie- fern, auf einem Fräftigen Lehmboden erwachfen, bei gleicher Länge weit höher fpaltig find, als auf feuchtem humofen Sandboden, weil auf erfterem Die Lichtftellung weit fpäter eintritt al8 auf diefem, warum die Spaltlänge der Bäume immer defto geringer ift, je ärmer der Boden wird. Das gänzliche Verfhwinden der Aftwurzel und der Biegung der Lingenfafern des Holzes, die Durch Diefelbe auseinander gedrängt wurden, gefchiehet nur nach und nach; defto langſamer, je ftärfer der abgeftorbene Aft war. Es liegt alfo in der Natur des Holzwuchjes, daß die Spaltig> feit des Baumes, feiner Länge nach, fortwährend zunimmt, je älter er wird. Wenn er bei einem Alter von SO Jah— ven vielleicht nur 20 Fuß lang zu den feinen Spaltwaaren benugt werden kann, weil höher hinauf die Weite noch nicht — 2 — vollftändig im Innern verwachfen waren, fo fann er viel- leicht mit 160 Jahren 10 und 15 Fuß höher dazu benußt werden, weil die Verwachfung der Aeſte in dieſer Höhe nun vollftändig erfolgt ift. Zu diefem VBerwachfen der Aeſte der Kiefer gehört aber, daß fie im natürlichen Laufe der Dinge und in Folge der Bes fchattung abiterben, denn nur dann faulen fie rein aus und die dadurch entitehende Höhlung füllt fich mit gejunder Holzfubftanz aus. So wie fie grün abgefchnitten, gehauen oder gebrochen werden, jo daß der Holziaft noch in der Aſt— wurzel aufgenommen werden fann, füllt fich diefe, ſo wie der etwa ftehengebliebene Aftftumpf, mit Harz an, was antifeptifch wirft, fo daß die Ajtwurzel dann nicht ausfault. Darum werden die in der Jugend gefchneidelten Kiefern nie- mals gutipaltiges Holz liefern. Gine befannte Erfahrung ift es, daß anbrüchige Kies fern, die fogenannten Schwamm- oder rindichäligen Bäume, ſpaltigeres Holz haben als die ganz gefunden, daß bei ih- nen befonders die Spaltflüche glätter ift, weshalb fie aud) vorzüglich zu feinen Spaltwaaren benugt werden. Das läßt fich wohl daraus erflären, daß die Zufammenleimung der Holzfafern, wenn man diefen Ausdrud gebrauchen darf, deito feiter ift und ihre Trennung deſto ſchwerer wird, je gefünder und Iebensfräftiger der Baum ift, und daß bei einem franfen Stamme die Verbindung der Holzfafern durch die Krankheit ſelbſt geſchwächt wird, 77, Noch etwas über die Menge der Samenförner in einem Scheffel Kiefernzapfen.*) Die Menge des feimfähigen Kiefernfamens, Die man *, Siehe Bd. XV. 1., XVIL. 1., XXIV. 1. — 23 — 3: B. auf einem Preußiſchen Scheffel Kiefernzapfen erwar— ten kann, ift eine fehr verfchiedene. Sie hat auf der Neu— ftädter Samendarre, die 1851 eine Samengewinnung bis zu 12000 Pfund reinen abgeflügelten Samens gehabt hat, nach den einzelnen Jahren fo geſchwankt, daß im günftig- ften Jahre (1851) im großen Durchichnitt vom Scheffel 1 Pfund 11912 Loth; gewonnen ward, im ungünftigften (1849) nur etwa 1 Pfund, Kein einziger Jahrgang ift fih aber in der Samenausbeute” Überhaupt ganz gleich geblieben, die meiften fchwanften zwilchen 1 Pfund und 5 Loth bis 1 Pfund und 8 Loth vom Scheffel. Da— bei muß ausdrücklich bemerft werden, daß die Zapfen ftet8 von denſelben Revieren geliefert, in ganz gleicher Art gemeflen und bei dem Darren auf ein und derfelben Darre behandeln wurden, fo daß alfo mit Beftimmtheit an— genommen werden Fann, Daß die verfchiedene Samenaus- beute lediglich von der verfchiedenen Beichaffenheit der Za- pfen herrührte, Als allgemeiner Erfahrungsſatz hat fich herausgeftellt, daß die Zapfen defto mehr Samen vom Scheffel lieferten, in je größerer Menge fie vorhanden waren, und daß fie defto fchlechter waren, je weniger davon gefammelt werden fonnte, Es fcheint alfo, daß dieſelben Urfachen, die zu einer veichlichen Zapfenbildung wirkten, auch günftig für die Erzeugung von viel Körnern in einem Zapfen waren, Die Keimfähigfeit des gewonnenen Samens felbft blieb fich in allen Jahrgängen gleich, da auf der Neuftädter Darre der taube Samen vollftändig von dem vollen und feimfähi- gen gejchieden wird, Das Berhälmiß der ausgefonder- ten tauben Körner zu den feimfähigen war aber ein ſehr verfchiedenes, und hatte einen großen Einfluß auf Die Er— giebigfeit der Zapfen. In manchen Jahren war eine große — 224 — Menge der Körner taub, während dies in andern wieder we— niger der Fall war. Einen bemerfbaren Einfluß darauf hatte das häufigere oder feltnere VBorfommen der beiden Kleinen Nüffelfäfer, Cur- culio Jineatus und C. notatus. Die von ihnen angeftochez nen Zapfen enthalten nicht blo8 weniger Samenförner, da nur etwa die gefund gebliebene Seite noch einige Körner lie- fert, Die angefreffene aber gar feine, fondern gewöhnlich auch noch verhältnigmäßig viel taube Samenhüllen. Viele Zapfen werden auch fo ganz durch fie zerftört, daß fie ſchon vor der Neifezeit abfallen oder ganz verfümmern und nicht mehr gepflüdt werden können. Wie dies der Fall bei allen Inſekten ift, erfcheinen fie bald häufiger, bald jeltner, wovon fih natürlich Feine Urfachen angeben laſſen. Dann zeigt fi bei den Zapfen zuweilen auch eine Ausfchwigung von Harz, ohne daß man erfennen könnte, daß die Berwundung ducch ein Infekt Diefelbe verurfacht hätte, die ftets einen höchft nachtheiligen Einfluß auf Die Samenbildung hat. An den Stellen, wo das Harz hervor: getreten ift, findet man in der Negel gar feine vder doch nur taube Körner, Diefe Krankheit der Zapfen, — denn fo fann man fte wohl nennen, — ift eine bald mehr bald weni— ger verbreitete, ohne Daß fich Davon eine Urfache hätte auf: finden laffen, denn die Witterung fcheint feinen Einfluß dar— auf zu haben. Wohl aber dürfte diejelbe nicht ohne Einfluß auf die Größe und Ausbildung dev Zapfen, wie auch auf die Menge der darin enthaltenen keimfähigen Samenförner fein. Auf dein trodnen Sandboden, welchen die Kiefer hier vorzugs— weife einnimmt, ift eine fehr trodne und heiße Witterung in dieſer Beziebung augenfcheinlich ungünftig, eine naſſe und feuchte Witterung giünftig, was bei den Getreidefrüch- — 225 — ten im Allgemeinen gerade umgefehrt ift. Sn den bir- ven Jahren ift e8 aber fchon vorgefommen, daß fich auf dem geringen Sandboden, beionders wenn die Dürre fehon im zeitigen Frühjahre einfiel, die Zapfen gar nicht mehr haben ausbilden können, und nur die Größe der Hafelnüffe ‚erreichten. Dabei ift aber immer die Witterung ded Jah— res der Neifezeit entfcheidend, diejenige in dem Blüthejahre dürfte feinen Einfluß darauf haben. Nicht blos die ducchfchnittlihe Samenmenge der Za pfen der verfchiedenen Jahrgänge ift verfchieden, fondern die einzelnen Scheffel geben auch, je nachdem fie vom bef- jern oder fchlechtern, Altern oder jüngern Holze gefammelt worden find, eine ſehr abweichende Ausbeute, worüber fchon in dieſen Blättern das Nähere angeführt wurde, Betr achtet man dies Alles, fo wird wohl nicht beftrit- ten werden können, daß fich bei Zapfenfanten die Menge der zu erwartenden Zapfen ſehr nach der Befchaffenheit der: jelben richten muß. 78, Das Wachfen der Kiefernzapfen und ihre Neifezeit. Wenn die Kiefer abaeblühet hat, bilden fich die klei— nen Zapfen bald zu der Größe aus, die fie überhaupt im Blüthejahre erlangen. Schon vom Juli ab nimmt diefe in bemfelben Jahre wenig mehr zu, nur werden fie bis gegen ben Herbft zu härter und holziger. Dagegen beginnt ihr Wuchs im folgenden Frühjahre früher als der Holzwuchs. Schon ehe die Spigfnospen noch die geringfte Verlängerung zeigen, jo wie fie nur anfangen zu fchwellen, vergrößert fih der kleine Kiefernzapfen, der bis dahin nur die Größe einer großen Erbfe hatte, rafch. Seine braune Farbe wan— Kritiiche Blätter 31. Bd. II. Heft. — 226 — delt fich in eine grüne um, und wenn die Spitzknospen anfangen zu treiben, bat er gewöhnlich fchon die Größe einer Hafelnuß erreicht. So wie der Jahrestrieb der Kiefer vollftändig beendigt ist, hat auch der Kiefernzapfen feine volle Größe erreicht, und Die weitere Ausbildung deffelben bejchränft jich auf die VBerholzung des Zapfens und Entwi— felung und Zeitigung der darin befindlichen Samenförner. Die volle Berholzung des Zapfens findet erft im DOftober ftatt und giebt fich durch die Umwandlung der grünen Farbe in eine graubraune zu erfennen. Diefer Farbenwechſel be- ginnt zuerft auf den Buckeln der Schuppen, und erft wenn er vollftindig beendigt ijt, jo daß die grüne Farbe auch in den Vertiefungen zwifchen den Budeln, da, wo die Schup— pen fich öffnen, verjchwunden iſt, kann man den Zapfen als volljtändig verholzt anjehen. Damit tritt auch die Reife— zeit der Samenkörner ein, welche alle Forſtbotaniker und die meiſten Forſtſchriftſteller als im Oktober eintretend ange— ben. Nur Kropf in ſeinem Werke, „Syſtem und Grund— ſätze“ ꝛc., Berlin 1807, beſtreitet dieſe Annahme und behaup— tet S. 256: „daß zwar wohl die Kiefernzapfen im Okto— ber ihre volle Größe erreicht hätten, dabei aber noch kork— artig, der Same noch wäſſerig und keinesweges vollkommen reif ſei,“ und ſtellt danach den Grundſatz auf, daß keine Kiefernzapfen vor Mitte Decembers gepflückt werden dürfen. Nun kann ſich zwar Jeder leicht überzeugen, daß die Kie— fernzapfen keinesweges bis zur Mitte des Oktobers korkar— tig ſind, aber zugegeben muß werden, daß ſie noch nicht die Härte und Feſtigkeit haben, wie zwei oder drei Monate ſpäter. Der Unterſchied iſt aber nicht größer, als bei grü— nem und dürrem Holze, denn Die größere Härte und Fe— ftigfeit der ältern Kiefernzapfen berubet offenbar nur dar— auf, daß dieſe mehr ausgetrodnet find. Bei der großen — BM — Autorität, die Kropf in allen Sachen, welche die Erzie- hung der Kiefer betrafen, genoß, und die er auch wohl in Anfpruch nehmen fonnte, da er unter allen Breußifchen Dberforftmeiftern der früheren Zeit die fchönften Kiefernbe- ftände hinterlaffen hat, erließ man im Jahre 1812 auch eine Berfügung von Seiten der Regierung, wonach in den Staats— forsten vor Mitte December feine Kiefernzapfen gejammelt werben jollten. Dies hatte aber mannichfaltige Nachtheile, denn das Darrgefchäft fonnte dann nicht zeitig genug be— gonnen werden, jo daß der Same mit Beginn der Kultur- zeit noch nicht ausgeflengt war, oder es fonnte wohl auch überhaupt bei einem gleichzeitigen und ausdauernden Winter mit Schnee gar nicht der Bedarf an Zapfen beichafft wer— den. Es wurde daher auch diefe Vorſchrift wenig beachtet, was Das gewöhnliche Schiefal untichtiger oder unpaffender Vorfchriften der höhern Behörden ift. Um aber auch die Kropffche Anficht näher zu prüfen und dann auf die Aufhebung Diefer noch beitehenden Be- flimmung antragen zu können, wurden im Jahre 1851, von Mitte Dftober ab, Zapfen gefammelt und der Same geprüft, weil dies Jahr fich bejonders durch feine nafle und Falte Witterung auszeichnete, welche bewirfte, daß alle Früchte ſpät reiften, die überhaupt noch reif wurden. Hierbei ergab fih nun, daß die Zapfen, welche am 15. Dftober zuerft gepflüct waren, nicht blos ganz vollfommen reifen und feim- fähigen Samen lieferten, fondern daß derfelbe auch ungewöhn- lich raſch keimte und vafch aufging. Aus fümmtlichen einge: » zählten Körnern fonnte man fchon die jungen Pflanzen mit ih- ven Samenhüllen auf den Kotyledonen am neunten Tage nach der Saat zählen, ohne daß irgend durch größer Wärme und Feuchtigkeit das Keimen unnatürlich befchleunigt wor- den wäre, Die jungen Pflanzen wuchfen in ihrem Blus 2 — 28 — mentopfe ganz naturgemäß fort, bis man fie unbeachtet vertrodnen ließ. 68 wurde dann ferner noch mir den Zapfen, welche 1850 in den eriten Tagen des Novembers gefammelt und auf der Darre ausgeflengt worden waren, ein Berfuch im Großen gemacht, Der Same aus diefen Zapfen wurde bes fonders aufbewahrt und auf einzelnen Stellen auch befonders ausgefäet, während die Übrige Saat mit Samen von Za- pfen, Die im December und Januar gepflüdt worden was ven, ausgeführt wurde. Auch das fchärfite Auge Fonnte aber bei diefen verfchiedenen Saaten, fowohl in Bezug auf die Dichtigfeit ded Standes der Bilanzen, als deren Wuchs im Laufe des Sommers 1851 feinen Unterfchied entdeden. Auf Grund diefer Erfahrungen ift nun auch genannte Vorfchrift vom Jahre 1812 aufgehoben worden, und bie Darren dürfen Zapfen, die vom 1. November ab gepflückt worden find, annehmen. 1 | Das fann man aber einräumen, Daß, wenn man dieZapfen nicht ausflengen, fondern als folche ausſäen will, das Pflü- fen derſelben vor Mitte December nicht ftattfinden darf, da fie, früher gepflüct, fchlecht plagen. Es ift dann fogar anzıtrathen, ſie jo lange als möglich auf den Bäumen hans gen zu laſſen. 79, Einige Bemerfungen über die Ninde der Kiefer. Beinahe feiner unjerer Waldbäume hat in den einzel: nen Theilen des Baumes eine jo verjchiedenartige Ninde, wie die Kiefer, Zuerſt ift die Bafthaut und das Ninden- fleiih am Fuße des Baumes bis zu einer unbeftimmten Höhe mit einer dicken abgeftorbenen Rindenſchicht überdeckt, — 20 — ö während im Wipfel und an den Aeften nur ein dünner per- gamentartiger, gelber Ueberzug die faftführenden Theile der Rinde ſchützt, der ſich theilweife jedes Jahr ablöfet und wieder neu erfegt wird, was bei der untern aufgefprungenen Rinde nicht der Fall ift. Dann gehet dieſe legtere zuwei— len bis in die Baumfrone hinauf, an andern Bäumen bes ginnt der dünne gelbe Nindenüberzug aber auch fchon bei 20 und noch weniger Fuß Höhe, an Bäumen von gleichem Alter und gleicher Stärfe. Ferner ift auch wieder die un tere aufgefprungene Rinde unendlich verichieden in der Dicke der abgeftorbenen Nindenfubftanz, die allerdings in der Re— gel mit dem Alter des Baumes zunimmt, die aber doch auch bei gleich alten Bäumen eine verſchiedene Diefe hat. Eben jo ift fie bald ſchuppig, bald riffig, bald glatt, bald rauh, bald hat fie eine dunkle fchwärzliche, bald eine graubraune glänzende Farbe. Hierauf hat wohl zuerft die Einwirkung der Sonne und Luft einen Einfluß, indem die Rinde der jungen Stämme an— fängt aufzufpringen und fih mit einer abgeftorbenen Rin— denjubftanz zu überziehen, fo wie der Stamm nicht mehr durch Die Seitenäfte befehirmt und beichattet wird. Ueber: einftimmend mit dieſer Erſcheinung ift auch, daß Diefe ſchützende Rindenfubftanz defto höher hinaufgehet, je weniger der Baum durch feine Aeſte oder daneben ftehende Bäume beſchirmt und bejchattet wird. Se dichter der Schluß des Beitandes ift, defto tiefer gehet die gelbe dünne Nindenbe- defung am Stamme herab, Dann bleibt aber auch wohl die Ausdehnung der Safthaut und des Nindenfleifches durch den fich jährlich anlegenden Holzring nicht ohne eine Ein- wirfung. Se ftärfer dieſer ift, deſto früher erreicht Diefe abgeftorbene Nindenfubftanz eine bedeutende Stärke. Man fann aus ihr ziemlich ficher auf den Zuwachs des Baumes — 230 — Schließen. Iſt diefer ſehr ftark, fo wird die Rinde mehr rif- fig und die aufgeborjtene Ninde gehet höher hinauf; bei gez ringer Stärfe der Jahresringe wird diefelbe mehr fchuppig, weniger dick und hört früher am Stamme auf. Deshalb fann man auch fihon von der Nindenbildung einen felten täufchenden Schluß auf die Beichaffenheit des Holzes ma— chen. Hellbraune fchuppige Ninde zeigt Holz mit engen Jahresringen, glattipaltiges an, deſto mehr, je früher, die gelbe Rinde beginnt. Riſſige, ſehr dunfel gefärbte und für das Alter eines Baumes die Rinde hat das üppig gewach- jene poröfe, fchlecht jpaltige Holz, auf fenchtem humoſen Bruchboden, das Nafenholz, wie man es in einigen Ge— genden nennt, um ed vom Kernholze zu unterfcheiden, Ss), Kann das Alter des Holzes einen Einfluß auf den Gehalt der Eichenrinde an Gerbitoff haben? — Es ift befannt, daß die norddeutfchen Gerber in der neuern Zeit Die Anlegung von Eichenſchaͤlwaldungen verlang- ten, um befjere Gerberrinde zu befommen, und dann Leder von gleicher Güte wie die belgifchen und rheinischen ©erbereien liefern zu fünnen, Es iſt aber auch Schon in dieſen Blät- tern mitgetheilt worden, daß fich die fchon früher gemachte Erfahrung abermals betätigt hat, Daß die in Norddeutich- land gewonnene Gerberrinde, aud) wenn fie von ganz jun gen Eichen genommen wurde, und wirflich jogenannte Spie- gelrinde war, nicht Die Güte der rheinischen, belgifchen und franzöfiichen Glanz- oder Spiegeltinde hat, wie fie Die dortigen Gichenichälwaldungen liefern. Die Erfahrung hat die norddeutichen Gerber bald belehrt, daß das Nindenfleifch und die Bafthaut der Rinde von jüngern Bäumen nicht — 2131 — mehr Gerbitoff enthält als diejenige von älterem Holze, fo daß die Nachfrage nach Spiegeleinde fich fchnell verlo- ven bat. Daß ein Unterjchied in der Eichengerberrinde ftatt- findet ift unbeftritten, aber entfchieden rührt Diefer mehr von dem Klima und Boden her als vom Alter. Dies hat fich Schon früher in den Gerbereien in Schottland und England herausge- ftelt, welche Spiegeltinde von jungen Eichen aus Hinter- pommern, dem Negierungsbezirfe Danzig und aus Nieder: jachfen Fauften, und diefe von weit geringerer Güte fanden, als die Rinde aus Belgien und den Nheingegenden, ob= wohl fich diefelbe Außerlich durchaus nicht von Diefer legtern unterſchied. Wenn man die Frage ſo ſtellt: Ob eine Klafter oder ein Centner Spiegelrinde mehr Gerbſtoff enthält, als eine gleiche Quantität ungeputzter Baumrinde? ſo kann man natürlich nur antworten: daß die erſtere in der Regel den doppelten Werth hat als letztere, bei der ſelbſt bei 90- bis 100jährigen Bäumen die Hälfte bis Yır der geſammten Nindenmaffe in todter abgeftorbener und nicht zum Gerben benugbarer Ninde beftehet, Die weggenommen werden muß, ehe die eigentliche Gerberrinde in die Lohmühle fommt. Dar: um handelt es fich aber auch gar nicht, fondern die Frage ift: Ob eine gleich große Menge grüner Bafthaut und grünes Nindenfleifch gleichviel Gerbitoff enthält, das Holz, von welchem die Rinde herrührt, ſei jünger oder älter? Wollte man dann noch behaupten, daß, wenn man auch die abgeftorbene Nindenhaut vollftändig entfernt hat, doch Die jüngere Ninde mehr Gerbftoff enthält, als die ältere, fo würde fich Dies aus dem Leben der Pflanze wenigftens nicht erklären laflen, Der Gerbftoff ift in dem Bildungsftoffe der Eiche ent- "halten, der fich vorzugsweife in dem Rindenfleifche und in — 232 — der Bafthaut ablagert. Soll die innere Ninde reicher an Gerbitoff fein, jo muß fie entweder in demfelben Bolumen mehr Bildungsfaft enthalten, oder diefer muß darin eine andere Zufammenfesung haben, als in der ältern. Daß darin eine Verfchiedenheit nach Boden und Klima ftattfin- den kann, fehen wir fchon an dem verfchiedenen Holz: wuchſe und an der fehr verfihiedenen Samenerzeugung. Ein mildes Klima, ein befjerer Boden hat einen ftärfern Holz— wuchs, eine häufigere Samenerzeugung, was nothwendig auch einen größern Vorrat) von Bildungsitoff bedingt. Befonders das regelmäßige und ältere Samentragen ift hier von ein fichered Kennzeichen, denn ber Same wird exit durch den Heberfchuß des Bildungsfaftes erzeugt und ernährt, der nicht mehr zur Holzerzeugung gebraucht wird, Wir wollen daher auch einräumen, daß die Eichenfchälrinde von unferm beften Eichenboden, wie dem Flußboden ber Dder, vielleicht der rheinischen gleich fommen kann, ob: wohl das Klima ungünftiger ift, ficher aber nicht vom Sandboden, den man vorzüglich zur Anlage von Schälwal- dungen zu benugen gefucht hat, weil hier brauchbares Ei- henbaumbolz, wenigftens in reinen Beftänden, nicht mehr zu ziehen iſt. Wir fragen dann weiter: Wovon hängt denn, außer dem reichern Zufluffe an Nährftoffen und der größern Lebens— thätigfeit der Pflanzen, angeregt durch die größere Wärme der längern Wachsthumszeit des milden Klimas, Die Menge des Bildungsftoffes, den die Ninde enthält, fener ab? — Unläugbar wohl von der Blattmenge, im Verhältniß zum Holzkförper, von den Werkzeugen, die denjelben bereiten, und ihrer Thätigfeit. Das zeigt fich ſchon darin, daß Die Holz— erzeugung immer in einem beftimmten Verhältniſſe zur Blatt: menge ftehet; daß aber die Größe der Holzerzeugung wieder — 3 — durch die Menge des Bildungsftoffes bedingt wird, dürfte wohl faum befteitten werden. Denfen wir uns nun eine gejunde Eiche, die den vollen Wachsraum hat, fo daß fich ihre Zweige naturgemäß entwideln können: wird da die Blatt— menge im 40, und 50. Jahre, oder noch jpäter, gegen Die einer im Schluſſe ftehenden 16jährigen Stange im Eichen: Ihälwalde im Verhältniß zur Holzmafje Feiner fein? Gerade im gefchloffenen Eichenfchälwalde, wo ſich die Schüffe ſchon frühzeitig von Seitenzweigen reinigen, dürfte die Blattmenge im Berhältniß zur Holzmafje Feiner fein, ald im Baumholze vom mittleren Alter, wo jeder Baum den vollen Wachsraum hat. Wir räumen ein, daß die Rinde des unterdrüdten Hol: 3e8, die der franfen oder fehr alten Bäume, die nicht mehr die volle Belaubung haben, eine fehlechtere Gerberrinde fein fann, als die des jüngern Holzes von lebhaften Wuchfe, aber das Alter entjcheidet ficher nicht allein über ihre Güte, Wir glauben, dieſe dürfte eher nach der Dice der jähr- lich angelegten Jahresringe zu bemefjen fein, als blos nach dem Alter des Holzes. Der allgemeine Glaube, daß dies einen großen Einfluß auf den Gehalt von Gerbftoff hat, dürfte wohl blos davon herrühren, daß bei der Rinde von den Altern Bäumen felten der todte Nindenförper fo rein weggenommen wird, Daß nicht mehr auf dem grünen Nindenfleifche zurücdbleibt, als der Rindenüberzug bei der Spiegelrinde beträgt. In dem Maße, wie man auf der alten Baumrinde mehr von diefem zum Serben nicht brauchbaren todten Nindenförper figen läßt, wenn man fie in die Lohmühle bringt, muß fte natürlich auch Schlechter fein al8 die Spiegelrinde. 11. Mancberlei Die Kiefer im Urgebirge und in den Kalfalpen. Wenn ein norddeutſcher Forſtwirth, der bisher die Kiefer nur im Sandboden kennen lernte, ſie nun auch in den Alpengegenden beobachtet, ſo kann er leicht an dieſer räth— ſelhaften Holzgattung, die ſich allen Standortsverhältniſſen anzupaſſen weiß, ganz irre werden. Ihr ganzer Bau und ihr Verhalten iſt hier ein ganz anderes als in dem Sand: boden der Mark Brandenburg. Dies fällt ſchon bei dem erſten Anblicke in das Auge. Der Herausgeber dieſer Bl. hatte allerdings nicht Zeit und Gelegenheit, ſie in den Al— pengegenden gründlich zu ſtudiren, Doch ſahe er fie auch im ſüddeutſchen Gebirgslande genug, um zu erfennen, daß Dies nicht mehr die Bewohnerin der Mark Brandenburg fei. Er fann es fich aber nicht verfagen, den Leſern dieſer BI. mitzutheilen, was einer der erfahrenften und unterrichtetften Defterreichiichen Forftmänner, der Vorftand der Staatsfor— ften im Kronlande Defterreich unter der Enns, der Herr Ge— Hheime Ober-Finanzrath Freiherr Binder von Kriegel— ftein, über fie jagt, deſſen Urtheil unbedingtes Bertrauen verdient, da die Verhandlungen der Landwirthſchaftsgeſell— — 235 — Ihaft in Wien, worin es abgedrudt ift, wohl wenigen unferer Leer zu Geſichte fommen werden, *) Hiernach hat die Kiefer auf dem flachgründigen Ge— birgsboden eine fo flache Bewurzelung, daß an eine Ber: jüngung 'derfelben durch Samenfchläge mit übergehaltenen Samenbäumen gar nicht zu denfen ift. Sie vermag frei geftellt den Sturmwinden fo wenig zu widerftehen als die Fichte, und will man fie durch natürliche Beſamung erzie- ben, fo fann dies nur durch ſchmale fahlgehauene Schlag- ftreifen, weniger zweckmaͤßig duch Springfchläge gefchehen. Dann ift auch die Kiefer gegen Befchattung, befonders duch Bäume, die fie überſchirmen, hier noch viel empfind- licher als in der Ebene, Hier leidet fie zwar als Licht: pflanze auch durch den Schatten fo, daß fie darin verküm— mert und fich zu feinem wüchſigen Baume ausbilden kann, fie erhält fidy aber darin doch noch lebend, und man findet viele räumliche Beftände, in denen die alten Bäume im dichten Unterwuchle ftehen. Auch unfere Plenterwälder aus früherer Zeit zeigen, daß fie wenigftens in mäßiger Befchat- tung noch heraufwachfen kann, wenn auch ihr Wuchs ein geringerer ift, ald im freien Stande. Anders ift es in den Gebirgen, wo fie fchon durch eine Beſchattung getödtet wird, in der fie in der Ebene noch vegetiren kann. Dies läßt fich wohl dadurch erklären, daß es im Gebirge weniger fon: nenhelle Tage giebt, auch in den höhern Negionen das Licht weniger intenfiv ift, Dagegen zeigt fih hier, befonders in dem befjern Bo- den, eine geringere Neigung zur Lichtftellung, die Beſtände halten fich Länger gefchloffen, Dies erfennt man fchon daran, *) Vom Sahre 1836. Auch exiftirt von dieſer Abhandlung ein befonderer Abdruck. — 236 — daß in reinen Kiefernbeftänden die flachlaufenden Wurzeln als ein fo dichtes Wurzelgewire den aanzen Boden bededen, wie man es in Norddeutichland nur in den Fichtenbeftänden findet. Eelbft im ärmern Boden findet man Died wenig: ftens noch in den jüngern Beſtaͤnden, während ſich im Sandboden der norddeutjchen Ebenen nicht blog die Stämme, fondern auch die Wurzeln derfelben fo ifoliren, daß viel wurzelreiner Boden zwifchen ihnen ift. Das Samentragen im Gebirge ift feltner und tritt fpäter ein, fo daß man, um es zu befördern, genöthigt fein fann, eine Freiftellung der Kronen der dominirenden Bäume vorzunehmen. Dies wird in dem Sandboden ber Ebene niemals nöthig, da hier die Kronen dieſer Bäume ſich fchon von felbft fo freiftellen, daß fie die volle Beleuchtung genießen. Da die natürliche Lichtung dev Kiefer im Ges birge weit weniger erfolgt al8 hier, jo iſt man oft gend» thigt, den zu Dicht ftehenden Beftänden ſchon Durch eine zweckmäßige Durchforftung zu Hülfe zu fommen, Die fich felbft auf Stämme erſtrecken muß, die nicht mehr zu den unterdrüdten gehören, wenn fie nur nicht etwa nöthig find, um Schuß gegen den hier jehr gefährlichen Schneedrud und Nohreif zu gewähren. Im Sandboden der Ebene ift es felten rathfam, die Durchforftung fo weit auszudehnen, weil man niemals weiß, ob nicht in furzer Zeit ein ſtehengelaſſe— ner, dominirender, jegt ganz gefunder Stamm, abiterben wird, Darin bleiben fich Ebene und Gebirge gleich, Daß die Eiche in beiden ſehr zwedmäßig in der VBermifchung mit Kiefern gezogen werden fann, Der Holzertrag der Wälder in Niederöfterreich. In derfelben Zeitfchrift*) giebt Herr ꝛc. Binder von Kriegelftein folgende Ueberficht der Holzproduftion von Niederöfterreich. Die Hochwaldungen betragen in dieſem Kronlande 967,885 Joch und fünnen durchfchnittlich %/a Klaftern pr. Zoch jährlich liefern; die Niederwälder (und Mittelwälder?) ent- halten eine Fläche von 82,063 Joch und fünnen pr. Zoch jährlih 1° Klafter liefern. Die Aumwaldungen**) haben eine Fläche von 44,375 Goch und können jährlich 1?/a Klaftern pr. Zoch liefern. Das Verhältniß des Ertrags der verfchiedenen Betriebs: arten iſt hier allerdings ganz ander8 angenommen, als es gewöhnlich in den Erfahrungstafeln angefegt wird, Wir möchten feine Nichtigfeit aber deshalb nicht beftreiten, ohne aber auch feine Anwendbarkeit hinfichtlich der allgemeinen Grtragsbeftimmung der verfchiedenen Betriebsarten deshalb behaupten zu wollen. Die Hochwaldungen fchließen hier eine Menge fehr hochgelegener Gebirgewaldungen, zum Theil von ſehr jchlechtem Gebirgsboden mit ärmlichem Holzwuchfe ein, in denen das ſchwache und Durchforſtungsholz gar nicht benugbar ift, während die Nieder- und Aumwaldungen alle *) Vom Jahre 1843. **) Die Auwaldungen find nach ihrer Eigenthümlichkeit nicht na her bezeichnet, wahrscheinlich gehören vorzüglich die Donauinfeln und DonausNiederungen dazu. Sp weit der- Herausgeber diefe hat kennen lernen, beftehen fie in Weiden und Pappeln-Schlagholze, welches man ein fo Hohes Alter erreichen läßt, daß es flarfes Knüppelholz und ſelbſt Scheitholz liefert, indem eine ungemein ftarfe Maffenerzeugung ftattfindet, fo daß uns ber angenommene Ertrag cher zu niedrig als zu hoch erfcheint. — 233 — in dicht bewölferten Gegenden auf befferm Boden vorfom- men, wo alles Holz benußt werden Fann. Daß der Ertrag der Hochwaldungen mit Nüdficht auf dieſe Verhältniffe ungewöhnlich niedrig angenommen worden ift, gehet auch aus einem Aufſatz deſſelben Verfaffers in dem Beiblatte zur allgemeinen land- und forftwirthfchaftlichen Zeitung Nr. 2. vom Jahre 1851 hervor. In dieſem wird auch die Anficht aufgeftellt, daß der Nieder - und Auwald eine größere Holzmafje dem Raume nach giebt ald der Hoch- wald, wenn auch von geringerem Brennwerthe, der nach- haltige Ertrag des Hochwaldes im Wienerwalde aber in Buchen und Tannen fchon mit 124 Klafter jährlich pr. Joch ald ein möglicher, wenn auch ungewöhnlicher, an— genommen, Es wird dabei ausdrücklich bemerkt, daß dieſer höhere Ertrag blos durch die vollitäindige Benugung des Durchforſtungs- und Wurzelholzes zu erreichen fei. Er führt aber jelbit an, daß Ddiefer hohe Ertrag im Hochge- birge nicht zu erlangen, und daß bier fchwerlich eine volle Klafter Durchſchnittserzeugung zu benugen fein dürfte. Dieſe Auffäge enthalten noch eine Menge interefjanter No- tizen über die Brennholzfonfumtion von Wien, die aber we— niger allgemeine wiffenfchaftlihe Beziehungen haben, und Die wir daher übergehen. Doch machen wir unfere Leſer darauf aufmerffam, infofern dieſe fich für ftatiftifche Mit— theilungen interefliren. Pos or IHUHJUM w:o — ° | 00s’esr‘L || sso/ıse’s | 962'210'9 |zer/rer/gr |dvaay "wung DET ER u Bar u BE Sr | 007 — nk I p8 pubolaag'uqꝙ pan pl aaun alhußvang) og ouvjjq 220g giuyqao | wo: — | I18e 666 LTE | L6OETE IrLnreL | — | LT | 0587 "pur Yr8T WO:oP = * € || geg'ce || 69C’6rd | Ere/I9d |oes’aod | #4 | SI || ErST 'pur zest Zr | 9eers | esı’ser | veo'zeı Iozeicos | vı | Er | 9esT 'pur-osst 4 LU „lu / . | bvaag⸗ ouo( 69’ Ly *918 90T Tel |EH6/0LF se | -@ı 6787 "pur 8781 um Inge SIR mann Wang ay | Wang aylujy uog tung q u ſagnlam Gvu "WANQ anatpleipig “ipng e uodoja⸗ mn "017936 1na6 aayluyyg ad " uaBungaswmag — —— uaquallv) ↄahvg pnupkpang RG AUOg 1 | uud 10 wg F ug BUN EN Bvayaagaagvg apıyypıuplpang "DESTERST WAIUS 82 Pol sajuwojvgð aojla qono ERIK NG — 220 — Große Bäume in DBandiemensland. *) Obwohl Auftralien fo wohl in Bezug auf Mannich— faltigfeit wie Größe der Thiere den alten Welttheilen ſehr nachitehet, fo übertrifft es doch diefe hinfichtlich der Größe der darin vorfommenden Bäume. Der befannte Botanifer Hoofer, DOberauffeher der Gärten der Königin von Eng— land, ein durchaus zuverläfftger Gelehrter, berichtet in einem Briefe von Hobartstown in Bandiemensland von 2 Sumpf- gummibäumen Folgendes: Der eine Ddiefer Bäume war umgefallen, was geltat- tete, ihn genau zu meffen, der andere ftand noch. Die Linge des umgefallenen betrug bis zu den erſten Zweigen 220 Fuß, von da bis zu Ende des abgebrochenen Wipfels 64 Fuß, alfo im Ganze 284 Fuß. Rechnet man den ab- gebrochenen faulen Wipfel dazu, fo muß er ber 300 Fuß lang gewefen fein. Am Fuße des Stammes betrug Der Durchmefjer 30 Fuß und bei 220 Fuß Lunge noch 12 Fuß. Nach der eigenthümlichen Schwere diefes Holzes mußte Die- fer Baum 8000 englifche Gentner wiegen. Der noch ftehende Baum wächſt noch in voller Ge— fundheit. Drei Fuß vom Boden betrug fein Umfang 120 Fuß, unmittelbar am Boden 130 Fuß. Seine Höhe war nicht zu ermitteln, da er mitten im Dichten Walde ftand, fo daß man feinen Gipfel nicht ſehen konnte. Der Wald enthielt auf einer Fläche von 1 engl. Quadratmeile viel- leicht 100 Stämme von diejer Größe. *) Ausland Nr. 21. vom Jahre 1851. — 24 — Zur Vertilguug der Maikafer. Es iſt auffallend, wie bei einem ſo verbreiteten und in ganz Deutſchland lebenden Inſekte, wie der Maikäfer, von Forſtmännern noch fo fonderbare Anfichten über feine Lebens art vorfommen, von denen man doch wohl annehmen Fönnte, daß fie beſſer darüber unterrichtet fein follten. Herr Ober- förfter von Alemann glaubt, daß die Larve fich nicht horizontal fortbewegen kann, obwohl die oberflächlichfte Be— obachtung und Unterfuchung des Fraßes ausgewachfener Lar- ven ihm leicht die Meberzeugung vom Gegentheile hätte ge— ben fönnen. Herr Oberforftrathy von Berg liefert ein Seitenftüf zu der Alemann’fchen Behauptung durch feine Aeußerungen über died Infeft in der vierten DVerfammlung des böhmifchen Forftvereind zu Eger.*) Nachdem berfelbe es für interefjant erflärt hat, zu erfahren, ob die horizon= tale Bewegung der Larve des Maifäfers nicht vielleicht von der Beichaffenheit des Bodens abhängt, hielt derfelbe fol- genden Vortrag, den wir nach der Smoler'ſchen Zeitfchrift, ber Merfwürdigfeit wegen, wörtlich mittheilen. „Ich habe feldft nur fehr geringe Erfahrung dars über **), indefjen wenn die Maifäfer nicht ganz confus ge- worden find, jo werden wir in Deutfchland im nächiten Sabre (1852) ein Slugjahr haben, und es ift mir interef- fant zu erfahren, daß fie in Ungarn ſchon dies Jahr das Flugjahr haben‘; fte bleiben alfo ſchon nicht mehr in der *) Bereinsschrift für Forſt, Jagd: und Naturfunde, von Smo— ler. 11tes Heft ©. 48. **) Bine alte Klugheitsregel rath, über eine Sache feinen Vor— trag zu halten, von der man nichts verftehet, wäre die Neigung zu forechen auch noch fo groß. Kritifche Blätter 31. Bd. II. Heft. Q — 22 — rechten Regel, und ed wird intereffant fein, die Beobachtung von Alemann entweder zu betätigen oder zu widerlegen.‘ Dffenbar find ed aber nicht die Maifäfer, welche con- fus geworden find, fondern die Confufton ift in den ento- mologifchen Anfichten des Herrn Oberforftraths v. Berg. Derſelbe ſcheint zu glauben, daß die Larven in Ungarn ein Jahr früher fih verpuppt haben, als es die Natur des Inſekts bedingt, und darum auch das Flugjahr dort ſchon 1851 ftatt 1852 eintrat. Allerdings wäre dies eine naturhifto- tische Eeltenheit, wenn einmal die Larven in der Erde unge: duldig würden und, um ein Jahr früher das Leben auf den grünenden Bäumen zu genießen, ihren Larvenzuftand um fo lange abfürzten und um fo viel früher fchwärmten, wie das Herr von Berg zu glauben fcheint. Die Sache ift aber denn Doch etwas einfacher. Die Maikäfer haben fo viel Partifularismus wie die Deutfchen, und e8 giebt bei ihnen fein allgemeines Flugjahr, fondern fie haben ihre fehr ver- ſchiedene Schwärmzeit in den verfchiedenen Gegenden. So fhwärmten im Jahre 1851 die pommerfchen Maifäfer, in dDiefem Jahre 1852 die märfifchen. Ja, was noch mehr ift, e8 giebt fogar in der Marf Brandenburg Gegenden, die fih nicht an die allgemeine märfifche Flugzeit anfchließen, jondern eigenfinnig andere Jahre dazu wählen. Wenn alfo die ungarischen Maifäfer nichts mit den deutfchen zu thun haben wollen, fo braucht fih Herr von Berg gar nicht darüber zu wundern, und wenn es für ihn intereffant gez weſen ift, zu erfahren, daß die Maifäfer nicht alle in ein und demfelben Jahre in Europa ihr Flugjahr haben, fo kann es ihm an interefjanten Entdeckungen gar nicht fehlen, wenn er alle Forftvereine Deutfchlands bereifet. In jedem Sahre ift an irgend einem Orte ein Flugjahr der Maifäfer, 5. B. 3 Meilen von Neuftadt Eberswalde ift eine Feldflur, in ber — 1413 — diefelben in einem ganz andern Sahre fchwärmen als bei und, Diefe Flugiahre find übrigens gerade am wenigften geeignet, zu unterfuchen, ob die Alemann'ſchen Behauptun- gen richtig find; dies dürfte eher durch Die Beobachtungen des Fraßes der Lawen, wenn fie beinahe ausgewachfen find, ge: jchehen Fönnen, da diefer dann am bemerfenswertheften ift, Wenn jo irrige und mangelhafte Anfichten über Die Lebensweife Diefes wichtigen Inſekts felbft noch unter fo achtbaren Forftwirthen verbreitet find, fo läßt es ſich wohl techtfertigen, wenn man einige Mittheilungen Über fein Ver: halten in der gegenwärtigen Flugzeit macht, felbft wenn diefe nicht viel Neues, was nicht ſchon früher in diefen Blät- ten oder in dem Ratzeburg'ſchen Forftinfeftenwerfte anges führt wurde, enthalten folten, Wie gewöhnlich Fündigte fich Dies Flugjahr durch ein- zelne vollfommen ausgebildete Käfer an, die im Spätherbfte und in dem weichen Winter gefunden wurden. Es ift dies eine ganz regelmäßige Erfcheinung, die aber von den Berlis ner Zeitungen immer ald eine große Merfwürdigfeit behanz delt wird, Der eigentliche Flug begann aber, auf Veran: lafiung der falten Witterung im April und Anfang Mai, erft fehr Spät, indem erft am 10. Mai fo viel Käfer be- merkt wurden, daß das Sammeln derjelben an einzelnen Stellen beginnen fonnte. Man fann wohl annehmen, daß das Erfcheinen der Käfer durch den Ausbruch der Blätter bedingt wird. Bevor nicht wenigftens die Birfenfnospen fo weit aufgebrochen find, daß die Käfer fich von den Blät— tern nähren können, findet man Diefelben auch wenigftens nicht auf den Bäumen. Sie fcheinen jedoch früher aus dem Boden zu fommen und fich befonders da, wo diefer mit Laub bedeckt ift, noch eine Zeit lang unter Diefem zu verber- gen, denn man fah fie ſchon, ehe noch am Tage welche auf D2 ⸗ — 2144 — den Bäumen gefunden wurden, Abends gegen und nad Sonnenuntergang um die Wipfel der Baͤume ſchwärmen Dadurch verräth fich der Käfer überhaupt am erften, und wenn man Abends die Gegenden, wo man ihn fammeln will, beobachtet, fo kann man, wenn die Witterung windftille und warm ift, mit Sicherheit aus der Menge der fchwär- menden Käfer auf diejenigen fchließen, welche am folgenden Morgen getödtet werden fünnen. Da die Sammlung ber: felben fich in den Inftitutforften auf die Schonungen und die angrenzenden Ränder derſelben befchränfte, in Denen dad Holz dem Fraße der Larve noch nicht entwachjen war, jo wurden diefe jeden Abend von den Forftbeamten, die mit Ber: tilgung der Käfer beauftragt waren, beobachtet, um nach den Ergebniſſen dieſer Beobachtung fuͤr den folgenden Mor— gen die Orte zu beftimmen, wo die Sammlung ſtattfin— den follte, Die Baͤume, an denen der Käfer zuerft gefunden wird, find die Birken, und zwar immer diejenigen, an denen ſich die Blätter zuerft entwidelt haben. Dann fucht er die Hainz buchen, dann die Buchen auf, an denen die Knospen auf: gebrochen find, fpäter ziehet ev aber die Eichen diefen Holz: gattungen vor, und man findet ihn vorzugsweiſe auf ihnen, wenn biejelben erft Blätter haben. Auch auf der Silber. pappel und der PByramiden- oder italienischen Pappel frißt er frühzeitig, während er die Schwarzpappel gewöhnlich erjt am Ende der Flugzeit befucht. Am erjten erfchienen die Käfer auf den Stellen, welche ftarf von der Eonne beleuchtet wurden, und wo ſich Dadurch der Boden erwärmte, am fpäteften an der fihattigen Mit: ternachtsfeite. Die Lage des Orts und die Beichattung des Bodens durch Holz erzeugten einen Unterſchied im Er- fheinen des Käfers von ungefähr 14 Tagen und felbft 3 — 45 — Mochen, fo daß an recht fonnigen Stellen um fo viel fritz her gefammelt werden mußte, als an folchen, wo der Bo— den feucht und Faltgründig war und nicht fo von der Sonne erwärmt werden fonnte. Tas ift ganz Diefelbe Erfcheinung wie bei der Nonne, wo auch die Näupchen an den fchatti- gen Stellen um 10 bi3 14 Tage fpäter ausfriechen, als an den fonnigen. Die belebenden Strahlen der Sonne Außern ihre Wirfung auf die ganze lebende Natur. Der Eame fommt auf den von ihnen beleuchteten und erwärmten Stel- len früher als auf ben befchatteten, die Bäume und Gewächfe treiben früher, alle Inſekten werden im Frühjahre zeitiger durch fie zum Leben aufgerufen. Wenn man davon ſpre— chen will, wie lange Maikäfer aus der Erde hervorfommen, fo muß man bie fonnigen Etellen von den befchatteten tren- nen, Epricht man 3. DB. von einem größern Neviere, wo ſehr verfchiedenartige, warm- und faltgründige vorfommen, überhaupt, jo kann man dafür eine Zeit von vielleicht 3 und mehr Wochen annehmen, wo immerfort wieder neue Käfer erichienen und ununterbrochen gefammelt werden mußten. Iſt Dagegen die Rede von ein und derfelben Stelle, fo wäre wenigftens in dem Jahre 1852 das Erfcheinen neu hervors fommender Käfer auf eine Zeit von 14 bis 16 Tagen be- ſchraͤnkt. Obwohl der Flug der Käfer in Folge der rauhen Witterung erft fehr ſpät eintrat, fo dauerte er dennoch die gewöhnliche Zeit hindurch, denn erft am 18. Juni fonnte man ihn als ganz beendigt anfehen. Die Witterung war bis zur erften Woche des Mai ungemein rauf, fo daß nicht blos die Vegetation fehr zurückblieb, fondern auch noch alle die Snfeften fehlten, die man fonft um Diefe Zeit fo häufig be- merft. Dann trat mit einem Male eine große Wärme ein, und Alles entwidelte fich ſehr raſch, alle zurlcfgehaltenen In— feften erfchienen mit einem Male, Dies war für das Sam: — 246 — meln derſelben günftig, denn ſoll dies von Wirkſamkeit zur Verhinderung des Fraßes fein, fo müfjen die Käfer fogleich getödtet werden, wie fie ericheinen. Schon 24 Stunden nad)» dem fie die Erde verlaffen haben, findet man fie in ber Begattung, und fobald diefe vollendet ift, fucht das Weib- hen die Erde auf, um die Eier darin abzulegen, die es ſchon vollfommen ausgebildet mit aus der Erde bringt und die, befruchtet, fogleich der Tiefe anvertraut werden. Davon wird man fich leicht überzeugen fünnen, wenn man von Zeit zu Zeit die gefammelten Käfer unterfucht und die Männchen und Weibchen ſondert. Thut man dies gleich bei dem Er- fcheinen, jo wird man beide Gefchlechter in ziemlich gleicher Zahl vorfinden, je länger man mit ihrer Sammlung war: tet, deſto Überwiegender wird die Zahl der Männchen fein, da das Weibchen in der Regel bald nach dem Ablegen ber Gier ftirbt. Die legten Käfer, die man auf den Bäumen findet, werden größtentheils nur Männchen fein, da diefe die Weibchen überleben. Daß man nicht augenblidlich bei dem erſten Erfcheinen der Käfer die Tödtung beginnt, ift die Urſache, warum Die in vielen Gegenden ſchon lange angeordnete Vertilgung der- felben noch jo wenig zur Verminderung des Inſekts beige- tragen hat. In der Schweiz, in einigen Gegenden Süd» deutjchlands, in der Umgegend von Quedlinburg in der Pro— vinz Sachen, bat man fchon feit längerer Zeit Maikäfer gefammelt, um dem Fraße der Larven vorzubeugen, ohne daß dadurch eine wejentliche Verminderung derjelben bewirft wors den wäre. Die Käfer erfcheinen in jedem Flugjahre itets in ziemlich gleicher Menge. Das liegt aber lediglich darin, daß man mit der Sammlung wartet, bis fie alle vollftändig Die Erde verlaffen haben und in recht großer Menge die Bäume kahl freien. Dann ift aber fchon eine große Zahl der Weibchen — 247 — der zuerft ausgebrochenen Scharen befruchtet in Die Erde zus rücgefehrt, um die Eier abzulegen, und entgehet allen Ge— fahren. Daß eine zweckmäßige, zeitgemäße Vertilgung ber Käfer wohl dem Schaden, den die Larven ducch ihren Fraß anrichten, vorbeugen kann, hat fich in den Inſtitutforſten unwiderleglich gezeigt. Hier find nicht blos die Schonun- gen, auf denen in früherer Zeit ganz regelmäßig alle Pflan— zen gefreffen wurden, beinahe ganz verfchont worden, fort dern ed haben fich auch weit weniger Käfer auf ihnen ge— zeigt, al da, wo früher noch nicht gefammelt worden war, Dies war jedoch danach verfchieden, ob eine Schonung von hoben Bäumen umgeben war, auf denen man nicht hatte fammeln fonnen, oder ob auf ihr umd ihren nähern Umge— bungen eine vollftändige DBertilgung der Käfer in den frü— heren Slugjahren möglich gewefen war, Im erftern Falle zeigten fich allerdings weit mehr Käfer als im letztern. Dies beftätigt wohl die fchon früher in diefen Blättern ausgefprochene Wahrnehmung, daß die Käfer, fobald fte nur da, wo fte hinreichenden Fraß und Bäume zu ihrem Aufent: halte finden, die Eier an paffenden Stellen abzulegen, nicht weit fliegen, vielmehr ihr furzes Leben da beendigen, wo fie der Erde entichlüpften, Daß es übrigens von großer Wich- tigfeit ift, Died noch beftimmer feitzuftellen, füllt in das Auge, denn davon hängt e8 ab, ob man in einem Walde Vertil- gungsmaßregeln gegen dies verderbliche Infeft anwenden kann, oder ob es fich felbft überlafien bleiben muß, Es wird im— mer über große Streden verbreitet fein, auf denen es nicht vollſtändig vertilgt werden fan. Theils thun einzelne Grund» eigenthümer gar nichts in dieſer Beziehung, theils ift Die Sammlung auf hohen Bäumen oft ganz unausführbar, theils würde fie in größern Waldftrichen viel zu foftbar werden, wenn man fie auch auf die haubaren Beſtaͤnde ausdehnen — 248 — wollte, wo die Larven gar feinen Schaden thun und man dem Käfer die Blätter wohl gönnen fann, die er verzehrt. Die Vertilgungsmaßregeln können fich daher ftets nur auf die jungen Beftände befchränfen, in denen der Fraß der Lars ven die Holzpflanzen tödten oder doc) fehr im Wuchfe zus rückbringen kann, weil fie die Saugwurzeln der ftärfern YWur- zelftränge abnagen. Ganz vernichtet haben die Maifäferlarz ven ſchon Kiefern und auch Laubholzihonungen bis zum 10, und 12, Jahre. Einzelne Stämme find aber von ihnen ſchon bis zum 20. und 30. Jahre im Wuchfe zurücdgebracht und getödtet, Doch ift dabei ein Unterfchied, ob ein Be— ftand ganz gefchloffen ift, oder ob die Bäume einzeln ftehen. " Im erftern, wo der Boden ganz mit abgefallenem Laube bedeckt ift, legt der Käfer ungern oder gar nicht, wenn die Laubjchicht hoch ijt, feine Eier ab, da er dazu am liebiten wunden Bos den jucht, auf dem aber doch auch fchon fo viel Gras oder andere Gewächfe vorfommen, daß die Larven ſich von deren Wurzeln in den erften beiden Jahren ihres Lebens ernähren fünnen. Darum find die Pflanzen und Saaten, die furz vor dem Flugjahre und in demfelben gemacht werden, dem Straße der Larven am allermeiften ausgejeßt, weil die Pflanz— löcher und Saatpläge von den Küfern bejonderd zum Ab- legen der Eier aufgefucht werden; vorzüglich ſuchen dieſe ges locferten oder fandigen Boden dazu auf, weil ihnen in Dies ſem das Gingraben leichter wird, da fie fich oft 9 bis 10 Zoll tief erft fenfrecht und dann auch mit Seitenröhren ein— Icharren, um die 50 bis 60 Eier, welche das Weibchen bei jich trägt, nach und nach abzulegen. Dies fcheint aber nicht gleich zu gefchehen, denn e8 wurden eine ziemliche Zahl Weibchen ausgegraben, die ſich bis 10 Zoll tief eingebohrt hatten, und bei denen man noch alle Eier fand, Auch fonnte man feine abgelegten Eier in dem Sande trog ber — 249 — forgfältigften Unterfuchung finden, obwohl Diefe bei ihrer hellz gelben Farbe und ziemlichen Größe leicht hätten bemerft wer— den müflen. Der Käfer bohrt fich fenfrecht in die Erde ein, was ſehr raſch gefihiehet, und häuft über dem Bohrloche die herausgefcharrte Erde zu einem Fleinen Hügel auf, wor— an man dies leicht erfennen kann. Er füllt es jedoch mit der aufgefcharrten Erde hinter fich wieder an, jo daß man es nicht gut verfolgen fan, fondern die ganze Erde durch— fuchen muß, die es umgiebt, um den Käfer zu finden, Die Flugzeit der Käfer, d. h. die Zeit, in welcher forts während neue Käfer erfcheinen, die immer wieder abgelucht werden mußten, dauerte in den Inftitutforiten ziemlich lange, indem dieeriten mit dem 9. Mat erfchienen und erſt mit dem 18, Suni mit dem Sammeln aufgehört werden fonnte, Doch wur— den einzelne Schonungen ſchon früher Dadurch ganz von ihnen befreiet. In wiefern die zulegt bemerften Käfer aber wirklich an Ort und Stelle neu ausgefrochne oder von dem hohen Holze zugeflogene waren, läßt fich freilich nicht mit Be— ftimmtheit jagen, denn da die Käfer hier noch längere Zeit fragen und nicht gefammelt werden fonnten, fo fann es leicht jein, daß fte fich von den hohen Bäumen immer wie- der auf die benachbarten Schonungen und Beſtände verbreite- ten, da die legten an der fchattigen Mitternachsfeite im haubaren Holze ausfamen. Die günftigfte Zeit zum Sammeln der Käfer waren die Morgenftunden, ehe es noch fehr warn wurde, da dann die Käfer felbft bei einer mäßigen Bewegung des Holzes, auf tem fie jagen, herunterfielen und leicht aufgelefen werden fonnten, Bei großer Wärme mußte das Sammeln in den Mittagsftunden ausgefegt werden, weil fie dann im Herab- fallen davonflogen, Am Abende gegen Sonnenuntergang ſchwärmten fie aber um Die Wipfel herum, fo daß die Ar- — 20 — beiter Schon gegen 4 Uhr abgehen mußten. An fühlen Ta— gen fonnte dagegen die Sammlung unausgefegt vom Mor: gen bis ſpät Abends fortgefegt werden. Wenn es ſehr win- dig war und nach jtarfem Regen, faßen die Käfer nicht in den Wipfeln der Bäume, jondern in den untern Ziveigen, dem Unterholze jeder Art, felbit in den Kiefern- und Wach— holderbüſchen, ſuchten auch jelbft wohl Schug im Laube und Mooſe auf dem Boden. Da fie bier einzeln aufgefucht wer- den mußten, war die Sammlung dann weit jchiwieriger und zeitrtaubender, al8 wenn man die Küfer von den Bäumen jchüttehr fonnte, was bei höheren Stämmen mit Holzhafen geihah. Da am Regentagen die Arbeiter ohnehin wenig feiiten, fo wurde an folchen die Sammlung ausgejegt, was auch ohne Gefahr geichehen fonnte, da an folchen die Kä— fee still ſitzen und fich nicht begatten, Das Abruchen der Schonungen und der daran gren— zenden Holzränder, auf welche fih die Sammlung über- haupt beichränft, erfolgte in Zwifchenräumen, bald von mehr, bald von weniger Tagen, je nachdem fich wieder Käfer da— felbjt zeigten, Dazu wurden die abzufuchenden Orte von den Forftfchugbeamten täglich vevidirt und befonderd Abends in den Schwärmftunden beobachtet, Bei folhen Schonun- gen, wo die Käfer nicht von dem angrenzenden hohen Holze zufliegen fonnten, und wo fie ziemlich gleichmäßig ausfamen, genügte ein 4= bis 5maliged Abjuchen, um jte jo weit zu vertifgen, daß man nur noch einzelne Gremplare bemerkte, die den Sammlern entgangen waren. Da, wo haubare Be- ftände in der Nähe waren, mußte die Sammlung aber auch wohl 6 bis 8 Mal in einer Zeit von 4 Wochen wiederholt werden, Bei der großen Fläche der Inftitutforiten, die über 3 Quadratmeilen Wald enthalten, mußte die Summlung den — DU > genau inftruirten Forſtſchutzbeamten überlaffen werden, Da we— der die beiden Oberförfter noch der Herausgeber diefer Bl., der fie leitete, überall zugegen fein fonnten. Die Gontrole Darüber zu führen, ob fie genügend gefhah, war jedoch nicht ſchwierig. Cie beftand darin, daß man nachſah, ob nirgends befrefiene Wipfel der Birfe, Buche und Eiche zu bemerfen waren. Der Käfer figt vorzüglich in dieſen, bei feiner Gefräßigfeit entlaubt er fie auch fehr bald, wenn er nicht rafch gefammelt wird, Findet man daher gar feine befreffenen Wipfel, fo kann man die Ueberzeugung haben, daß die Sammlung rechtzeitig erfolgt ift, wogegen dieſe verratben, daß die Käfer im ihnen längere Zeit unberuhigt haben freifen können. Die Erziehung der Weißtanne im Freien. Nach einer Mittheilung des Herzogl, Gothaiſchen Nevierförfters Herrn Northeim in Lambach im Thüringerwalde, Da in Folge der in den Gothaifchen Forften einge- führten Kahlichläge in Fichten und deren Anbau aus der Hand die früher häufig eingefprengte Weißtanne immer mehr verschwand, fo hat man angefangen, diefe werthvolle Holz— gattung ebenfalls aus der Hand anzubauen. Die Verfuche, welche damit gemacht wurden, find bis jest ſehr gut ge— lungen und widerlegen den bisher vielfach verbreiteten Glau— ben, daß die Weißtanne nur in dunkler Beichattung zu er- ziehen ſei. Die Weißtanne wird hier, um fpäter in das Freie vers pflanzt zu werden, zuerft in Saatkämpen erzogen. Zur Alte — 2 — lage derfelben wird der Boden bis zu einem Fuß tief gelo- dert und befonders recht forgfältig von Wurzeln und Un— kraut gereinigt, denn Die junge Weißtannenpflanze erhält ſich nur, wenn fie gegen dieſes vollftändig gefchügt wird. Sehr oft ift es nicht der zu ftarfe Lichteinfall oder Spät: froft, was fie tödtet, jondern das Unfraut, Zur Saat wählt man lieber das Frühjahr als den Herbft, da theils bie Mäufe dem Samen fehr nachitellen, theils auch die Winterres gen denfelben entweder bloßlegen, oder den Boden feſtſchlagen. Am beiten wird der Same bis zum Frühjahre in den Zapfen aufbewahrt, doch erhält er fih auch ausgeflengt fehr gut, wenn man ihn an einem trodnen Orte gegen das zu jtarfe Austrodnen ſchützt. Erfolgt die Saat gleich im Herbite, fo gehet er ſehr frühzeitig auf, und da die Keimlinge ſehr empfindlich gegen den Froft find, fo müſſen fte in Diefem Falle durch Belegung der Saatrillen mit Neisholz, oder beſſer wohl durch eine Ueberſchirmung mittelft einer auf Stangen gelegten Neisholzdefe gegen die Spütfröfte ges Ihügt werden. Diefe wird dann, wenn die Gefahr der- felben vorbei ift, erſt etwas gelichtet und nach Johanni ganz entfernt. Bei der Frühjahrsjaat hat man diefe Weber: ſchirmung in der Negel nicht nöthig, da bei diefer die juns gen Pflanzen fpäter erfcheinen, Die Eaat wird am beften rillenweife gemacht, da fich die Eaatrillen weit leichter vom Graſe reinigen laflen als die Vollſaaten, eine vollftändige Vertilgung alles Unkrauts aber die erite Bedingung der Erhaltung und des freudigen Wuchjes der Pflanzen ift. Der Same in den Nillen er hält eine Erdbedefung von 1 bis ſelbſt 192 Zoll, damit er, wenn der Regen den lodern Boden zufammenjchlägt, nicht bloßgeichlagen wird, was für die Erhaltung der jungen Pflanzen ſehr nachtheilig fein würde. Man rechnet auf den — 233 — Gothaifchen Waldadfer von 1,327 Preuß. Morgen 200 Pfd. Samen für die Saatbeete in den Pflanzfämpen. Es bat fich jedoch vortheilhaft gezeigt, etwas weniger Samen zu nehmen amd ihn mit Fichtenfamen zu mifchen, da die Fichte der jungen Meißtanne einen wohlthätigen Schutz gewährt, und diefe nur erft fpäter gegen die Unterdrüdfung durch Die Fichte geſchützt zu werden braucht, Die jungen Weißtannen bleiben in den Saatbeeten höch- ſtens 3 Jahre ftehen, denn eine, Die Alter als 8 Jahr alt iſt, läßt fich wegen ihrer ſchon zu fehr ausgebildeten Pfahl- wurzel nicht mehr gut verpflanzgen. Ebenſo wie die junge Pflanze im zweiten Jahre nur einen Mitteltrieb ohne Sei- tenzweige entwicelt, verlängert fich in Diefer Zeit auch blos die Pfahlwurzel. Im dritten Jahre bildet fich ein einziges ziemlich langes Seitenäftchen am Stamme aus, ebenfo wie fich auch an der Pfahlwurzel Anfäge von Saugwurzeln und Geitenzweigen bemerfbar machen, Die in den nächften Jah— ren fich immer mehr ausbilden. Dagegen wird im 7. und 8. Jahre die Ausbildung der Bfahlwurzel wieder fo vor- herrſchend, daß man Dies Alter ald die Grenze der Ver, jegung anfehen fann. — In Ermangelung von in Saat: beeten gezogenen Pflanzen fann man auch Zjährige Pflänz- linge von natürlichem Anfluge, der ſich da gewöhnlich in Menge findet, wo alle Weißtannen in den Fichten einge: fprengt find, auf die Pflanzbeete verfegen. Diefe müſſen ebenfo forgfältig bearbeitet und wo mög: lich noch tiefer gelocfert werden ald die Saatbeete. Non diefen werden die Pflänzlinge mit allen Wurzeln forgfältig herausgenommen und in Neihen von 1 Fuß Entfernung, mit einer Pflanzweite von 6 bis 8 Zoll, in gewöhnlicher Art eingefegt. Durch diefe VBerfegung verliert fich bei den 2: bis Zjührigen Pflänzlingen die Neigung zur Ausbildung der — 254 — Pfahlwurzel und ſie bekommen mehr Seiten- und Saugwur— zeln, wodurch ſie zur Auspflanzung in das Freie geeigneter werden, als gar nicht verſetzte Pflanzen oder Wildlinge. Dieſe erfolgt dann in Reihen und in der Vermiſchung mit Fichten, und zwar ſo, daß die Tannenreihen gegen Nord— oſt Front machen. Bei den von Natur ſehr tief gehenden Wurzeln der Weißtanne, wozu ſich die Neigung auch ſchon bei den Pflänzlingen zeigt, muß man verhältnißmäßig der Wurzelverbreitung ziemlich große und beſonders tief aufge— lockerte Pflanzlöcher machen. Die Pflanzung ſelbſt wird uͤbrigens nach den bekannten Regeln ausgeführt und hat nichts Beſonderes. Anmerkung des Herausgebers. Bei der Pflan— zung von jährigen Weißtannen von dem Saatbeeten auf wenig fruchtbaren Sandboden ift in dem Neuftädter Forſt— garten eine ftarfe Dedfung des Bodens mit Moos zwifchen den Reihen, um das Austrocknen defjelben zu verhindern, mit fichtbar gutem Erfolg angewandt worden, Die jungen jest etwa 15jährigen Tannen haben einen auffallend befjern Wuchs als diejenigen, bei denen dies Schugmittel nicht angewandt wurde. Der Herausgeber ift ebenfalls der Anficht ded Ber: fafiers der vorftehenden Mittheilung, Daß es gar nicht jo ſchwer fein würde, die Weißtanne, die in Folge der Kahl: fchläge in vielen Forften verſchwindet, wo fie früher fehr häufig eingefprengt war, in der Vermiſchung mit Fichten res gelmäßig durch Pflanzung nachzuziehen, wenn man ſich Dazu geeignete Pflänzlinge in pafjend gelegenen, d. h. befonders nicht dem vollen Sonnenlichte zu fehr ausgefegten Saatkäm— pen, erziehet. Eine vorftehende Holziwand gegen Süden und Südweften genügt nach den hier gemachten Erfahrungen volls fommen, um ihr den nöthigen Schuß gegen die Sonne zu geben. — 223 — Beichädigung der Eichen- und Buchenſaaten durch Eichhörnchen und Singvögel. In dem Forftgarten der Forſt-Lehranſtalt in Neuftadt wurden im Srühjahre 1852 Befchädigungen ber Eichen: u. Buchenfaatbeete bemerft, Die bisher in den Lehrbüchern des Forftichuges nicht erwähnt wurden. Die aufgehenden Bucheln wurden von Nothfehlchen, Meifen und Finfen angegriffen, indem diefe die Kernftüce, fowie fie aus der Erde hervorfamen und die Kotyledonen ſich entwidelten, ergriffen und die jungen Pflanzen heraus— zogen, Dabei die Kernftüde auch anhadten, ohne fie jedoch ganz zu verzehren. Auf mehreren Saatbeeten ift die ganze Saat dadurch) vernichtet, Da man den Feinden ber feimenden Bucheln nicht gleih auf die Spur kommen konnte. Beſonders gefchäftig bei diefen Angriffen auf die feimenden Bucheln zeigten fich die Nothfehlchen, Die in Diefer Jahreszeit fich fonft nur von Snfeften nähren. Wahrfcheinlih war der Mangel daran, da bei der falten Witterung dieſes Frühjahres dieſe fehr fehlten, Urfache, daß diefe Vögel eine fo außergewöhnliche Nahrung fuchten. Bon den Eichhörnchen ift bisher wohl befannt gewefen, daß fie die gelegten Eicheln ausfcharren , aber noch nicht, daß fie dies auch bei dem jungen Eichenpflanzen thun. Dies gefchahe aber ebenfalls im Frühjahre bei folchen jun gen Pflanzen, welche von einer Frühjahrsfaat herrührten und ſchon ihr volles Laub hatten, noch gegen Anfang Zuni, Wohl 8 bis 10 Eichhörnchen zogen fich zu diefer Saat hin und gruben die Pflanzen vollftändig aus, biffen auch die Wurzeln davon ab, um fie zu verzehren. Wahrfcheinlich — 236 — waren fie durch die noch daran befindlichen Kernftüde an- gelodt worden. Im ganzen Frühjahre hatten fie bie im Foritgarten aufbewahrten Eicheln beftohlen, da dieſe in dem weihen Winter zu feimen angefangen hatten und bei ber duch die Witterung verfpäteten Saat von ihrer fehligenden Laubdedfe befreit werden mußten. So lange die Gicheln nad) der Saat in der Erde lagen, hatten fie noch Nahrung an ben auf dem Aufbewahrungsorte liegen gebliebenen eins zelnen Eicheln. Als aber diefe fehlten, feharrten fie bie jungen Eicheln aus , und diefe fonnten nur dadurch erhal: ten werden, daß dieſe feden Feinde fämmtlich todt gejchof- fen wurden. Iſt das Nennthier in Deutfchland einheimifch geweſen? Diefe Frage wird in Boll's Archiv der Naturgefchichte Medlenburgs 5tes Heft aus Veranlaffung eines in einem Torfbruche bei Wismar gefundenen Nenntbiergehörng erör— tert. Bekanntlich fterben die Nennthiere, wenn fie aus ihrer falten nordifchen Heimath gebracht werden, in der Regel bald hinweg. Auch der Verfuch, fie im Hoclande Schott: lands und auf den ſchottiſchen Infeln zu acelimatifiren, ift nicht gelungen. Auch Euvier behauptet, daß das Nenn- thier zu Feiner Zeit füdlich der Oſtſee einheimifch geweſen ift. Die Gehörne, die man bisher für folche diefem Thiere angehörige in den Torfbrüchen gefunden bat, wurden als Gehörne einer ausgeftorbenen Dammbhirfchart erflärt. Das hier in Rede ftehende, wovon in dem Hefte auch eine Ab- bildung beigefügt ift, hat aber fo vollfommen die Geftalt — 23U — der Rennthiergehörne, daß man wohl faum zweifeln kann, daß ed von Diefer Thiergattung herftammen muß. Der Einfender diefes Aufſatzes erklärt Die Erfcheinung, daß die in Lappland und im hohen Norden einheimifchen Rennthiere jet nicht mehr im Klima von Deutfchland aus- dauern können, dadurch, daß die Organifation dieſer Thiere jebt ganz für Diefen eingerichtet ift, nachdem fie ſchon feit vielen Jahrhunderten dorthin zurückgedrängt find. Er glaubt, daß es recht gut denkbar fei, daß vor langen Zei: ten, wo das Klima bei uns weit rauber war als jebt, und das Nennthier auch eher eine paflende Nahrung fand, baf- ſelbe auch in Deutfchland acclimatifirt gewefen fein fünne, Dann macht er auch darauf aufmerffam, Daß e8 gar nicht zu verwundern jei, wenn gezähmte Nennthiere in Deutjch- land nicht ausdauern fönnen, da man ihnen hier nicht das Zutter von Flechten, Pilzen, Knospen u. ſ. w. Darbieten fann, wovon fie fich ihrer ganzen Eigenthümlichfeit nach nur zu nähren im Stande find, und ihnen Heu 20. vorge- legt habe, was feine angemefjene Nahrung für fie ift. Der Herausgeber diefer Zeitfchrift glaubt, Daß vielleicht früher, wo der Sund und die Belte häufig im Winter zu— gefroren waren, die Nennthiere auch vielleicht Wanderungen über das Eis aus Schweden und Norwegen nach den Oft: feefüften gemacht haben können. Es fcheint hiernach alſo wenigftens zweifelhaft, ob nicht das Nennthier ebenfall8 zu den in Deutichland aus: gerotteten Thieren zu zählen ift. Kritifche Blätter 31. Bd. IL. Heft. R — BE — Sehnſucht nah den Bergen. Die Flur umfpielt der Eonnenftrahl, Und doch Scheint mir das Licht fo bleich! Das macht, fein Schatten fällt ins Thal, Der Glanz bleibt überall fich gleich. Ach, auf den Bergen möcht ich fein, Nur in den Bergen glänzt der Eonnenfchein! Die Wolfe zieht von ferne ber — Doc ifts fein fchönes MWolfenbild, Was von dem Morgenthaue fchwer Den Berg in feine Kappe hüllt — Ab, zu den Bergen möcht’ ich hin — Denn da nur fieht man fchöne Wolfen ziehn ! Auch bier hebt fich die Nebelichicht Des Morgens aus dem Sumpf’ empor; Do ifts der Thäler Nebel nicht — Der glänzt wie lichter Silberflor! Ah, auf den Bergen möcht ich ftehn — Denn da nur fann man Schöne Nebel jehn! Hier ift jo farbelos die Luft — Wie fürbt fie dort die Berge blau! Und welcher roſenrothe Duft Entquillt dort oft der Wolfe Grau — Ab, auf den Bergen möcht’ ich ftehn, Um einen Eonnenuntergang zu fehn! — — Nichts deckt den Horizont mir hier, Und unſtät ſchweift der Blick umher! Wie viel verdeckt ihr Berge mir! Wie läßt von Euch der Blick ſo ſchwer. Ach, auf dem höchſten möcht' ich ſtehn, Um alle dunklen Thäler zu durchſpähn! Hier ſchleicht der Bach ſo träge fort Und Moder iſt der trübe Grund; Ach wie geſprächig iſt er dort, Wie ſchleift er helle Kieſel rund — Drum möcht' ich in den Bergen gehn, Denn da nur kann man ſchöne Baͤche ſehn! Wie athmets ſich doch hier ſo ſchwer, Wie iſt die Luft dort oben leicht! Hier ſcheint mir die Natur ſo leer, Weil ſich die Fläche ewig gleicht — Ach, könnt' ich in die Berge ziehn, Um allem Flachen, Niedern zu entfliehn! R2 — 20 — Forftpolizei- Straf- Verordnung vom 25. DOftober 1851. Auf Grund der SS. 6. ad h. und 11. des Geſetzes über die Bolizeiverwaltung vom 11. März 1850 (Gef. Samml. ©. 265) wird hierdurch Nachitehendes zum Schutze der ge- fammten Waldungen des diesfeitigen Negierungsbezirfes, ſo— wohl der Königlichen als auch der Gemeinde», Inſtituten— und Privat-Waldungen, beitimmt: A. Schuß der Forften überhaupt. I. Aufrechthaltung der allgemeinen Ordnung in den Forften. $. 1. Für nicht erlaubt find in emem Walde Die- jenigen Wege zu achten, die ſich durch vorgezogene Grä— ben, Kreuze und Schlagbäume, durch Strohwifche, Steine oder durch fonft ein übliches in die Augen fallendes Merk: mal bezeichnet finden. (SS. 63 und 64 Tit. 22 Th. I. des Allg. Landrechts.) F. 2. Wer in einem Walde außerhalb der erlaubten Wege, und ohne ſich über einen erlaubten Zweck ausweifen zu können, mit einer Art, einem Beile, einer Säge, Rade— hadfe, Sichel, einem Baumbafen, einer Streuharfe, oder einem ähnlichen zue Werbung von Waldproduften Dienen- den Inftrumente betroffen wird, hat 10 Sgr. bis 1 Thlr. Strafe zu bezahlen, F. 3. Wer in einem Walde außerhalb der erlaubten Wege, und ohne fich Über einen erlaubten Zweck ausweifen zu fonnen, = 2361 = a) karrt, b) fährt, ec) Vieh treibt, hat in dem Falle ad a. 10 Sgr., in dem Falle ad b. einen Thaler und in dem Falle ad c. je nach der Stüdzahl des Viehes 10 Sgr. bis 5 Thle. Strafe verwirkt, In den Fällen ad a. u. b. ift die Strafe ausgefchloffen, wenn das Abwei- hen von dem erlaubten Wege durch die fchlechte Befchaffen- heit defjelben nöthig gemacht ift. $. 4. Dagegen unterliegt der Beftrafung nach Nr. 10 im $. 347 des Strafgefeßbuches vom 14. April 1551 (Ge— ſetz⸗Samml. ©. 175), wer unbefugt in Wäldern über folche Weiden oder Schonungen (wozu auch Saaten und Pflan- zungen gehören), welche mit einer Cinfriedigung verfehen find, oder deren Betreten duch Warnungszeichen unterfagt ift, geht, fährt, reitet oder Vieh treibt, Liegt darin etwa ein widerrechtliches Eindringen in das befriedigte Beftsthum eines Anderen, jo greift der 8. 346 ebendafelbft Platz. F. 5. Wer ohne befondere Erlaubniß in denjenigen Schlägen betroffen wird, worin Die Holzhauer noch mit dem Ginfchlagen und dem Aufflaftern der Hölzer beſchäf— tigt, oder welche jonft noch nicht Seitens des Waldeigen- thlimers, vefp. des betreffenden Beamten zur Entnahme des Abraumes aufgegeben find, verfülft in eine Strafe von 15 Sgr. bis 5 Thlr. $. 6. Wer Gatterthore, Pforten, Heden u. f. w., fo wie Schonungsumzäunungen , in der Forft öffnet und offen ftehen läßt, unterliegt einer Strafe von 10 Sgr. bis 3 Thlr. $. 7. Mit Geldbuße von 15 Sgr. bis 10 The, ift zu belegen, wer Steine, Pfähle, Tafeln, Strohwiſche oder ähnliche zur Abgrenzung, Abiperrung oder Vermeſſung von Forftgrumdftüicken oder Wegen dienende Merkmale oder War— — 20 — nungszeichen in den Yorften fortnimmt, vernichtet oder ſonſt unfenntlih macht, oder die im Walde errichteten Grenz-, Wild oder Schonungszäune beichädigt, fofern Die Handlung night nach $. 281 des EStrafgefegbuches zu beftrafen ift. $. 8. Hirten, welche die Aufficht über das in den Forften weidende Vieh vernachläffigen, jo daß dieſes Grä- ben, Tafeln, Wifche oder Grenzzeichen bejchädigt oder jon- ftige Unordnungen verurfacht, verfallen in eine Strafe von 10 Sgr. bis 5 Thlr. $. 9. Wer in Waldungen a. das Zeichen des Wald- hammers vernichtet, b. aufgeflaftertes Holz oder aufgefchich- tete Lohe umwirft oder der nöthigen Stügen beraubt, ec. Die Stamm= oder Klafternumern unfenntlicd macht oder verän- dert, hat 1 bis 10 Thle. Strafe zu erlegen. II. Aufrechthaltung der Ordnung in feuerpolizeilicher Hinficht. $. 10. Die Benugung von Feuern beim Fiſchen oder Krebjen in den unmittelbar an die Forſt grenzenden oder in ber legteren belegenen Gewäſſern ift verboten und zieht nach $. 347 Nr. 9 des Strafgeſetzbuchs eine Strafe bis 20 Thlr. nach fich. $. 11. Wer an gefährlichen Stellen in den Wäldern Feuer anzündet, hat nach $. 347 Nr. 7 des Strafgeſetz- buch8 dieſelbe Strafe verwirft. $. 12. Wer fonjt in Wäldern oder innerhalb 5 Ru— then von den Grenzen derfelben ohne bejonders erhaltene Grlaubnig Feuer anmacht, oder die geftattetermaßen anges machten Feuer nicht gehörig auslöfcht, hat 1 bis 10 Thlr, Strafe zu entrichten. $. 13. Das Tabafrauchen in Nadelholzwaldungen au- Berhalb der erlaubten Wege darf während ber Zeit vom — 28 — 1. April bis 1. Dftober bei einer Strafe von 10 Sgr. big 1 Thle. nicht anders als aus Pfeifen, die mit Dedeln ver- ſehen find, ftattfinden. B. Befonderer Schug des Waldbodens. $. 14. Mer unbefugt fremden Forftboden oder einen zur Forft gehörigen Weg durch Abgraben oder Abpflügen verringert, unterliegt der Beftrafung nah Nr. 1 des S$. 349 im Strafgefegbuche vom 14. April 1851. (Gef. Samml. ©. 176.) $. 15. Wer unbefugt aus fremdem Walde Erde, Lehm, Sand, Grand oder Mergel gräbt, oder Steine, Nafen oder ähnliche Materialien wegnimmt, oder wer von einem zur Forft gehörigen Wege Erde, Steine oder Raſen gräbt, unterliegt derjelben Beltrafung nah Nr. 2 des zuvor angezogenen $. 349 im Strafgejeßbuche. $. 16. Wer unbefugt einen Grenz, Schonungs-, Be- oder Entwäflerungs- (Abzugs-) Graben zumwirft oder ander- weit bejchädigt, oder im Walde einen Graben unbefugt zur MWaflerleitung oder zu fonftigen Zwecken anlegt, erleidet eine Strafe von 15 Sgr. bis 1 Thlr. $. 17. Diefelbe Strafe erleidet, wer unbefugter Weiſe fremden Waldboden benutzt, ohne demfelben etwas zu ent- nehmen, alfo insbefondere, wer darauf Materialien abla- gert, Leinwand bleiht, Heu, Wäſche und dergleichen trod- net, gefallenes Vieh vergräbt, Kartoffelgruben anlegt u. ſ. w., und ebenfo wer Steine, Scherben, Schutt oder Unrath auf fremden Waldboden wirft. $. 18. Derfelben Strafe unterliegt, wer unbefugt in Privatgewäfjern in der Forſt oder fonft auf fremdem Forft- boden Flachs oder Hanf röſtet oder PBrivatgewäller in ber Forſt durch Aufweichen von Fellen verunreinigt. — 2164 — 8. 19. Das Beſchlagen, Bewaldrechten oder Beſchaͤ— len des empfangenen Bauholzes in der Forſt ohne vorhe— rige beſondere Erlaubniß zieht eine nach der Stückzahl und Größe der ſolchergeſtalt bearbeiteten Bäume zu bemeſſende Geldſtrafe von 10 Sgr. bis 3 Thlr. nach ſich. 8. 20. Wer es unterläßt, die von ihm durch erlaub— tes Stockroden, Erzgraben und Scherfen oder ähnliche er— laubte Vornahme gemachten Löcher oder Gruben in der Forſt wieder zuzuwerfen oder ſonſt unſchädlich zu machen, hat nach Verhältniß der Anzahl der offen gebliebenen Löcher oder Gru— ben 1 bis 10 Thlr. Strafe zu erlegen. $. 21, Wer auf einem funftgemäß angelegten Wald- wege die Banquette befährt oder auf Waldwegen über: haupt die Gräben, Kanäle und Brücken bejchädigt, wird mit derfelben Strafe ad 20 belegt, infoweit nicht Die ftrengeren Strafen der 88. 281 und 283 des Strafgefegbuches Anwen dung finden. $. 22. Gin zur Hütung überhaupt nicht Berechtigter, defien Vieh im Walde weidend betroffen wird, hat nach Verhältniß der Viehzahl eine Strafe von 1 bis 10 Thlr. zu zahlen, Für Echonungen, Saatfimpe und Baumfchulen, jo wie für fonftige Rulturanlagen, verdoppelt fich die Strafe, C. Bejonderer Schug der eigentlihen Wald: erzeugnifie, $. 23. Wer MWaldfaaten oder Pflanzungen oder ſon— ftige Kulturanlagen befchädigt, verfällt in eine Strafe von 1 bis 10 Thlr. $. 24. Wer ftehendes Holz in den Waldungen unbe- fügt entrindet, ringelt, anbohrt, entgipfelt, durch Entäften oder Entnahme oder Beichädigen der Wurzeln im Wachs— — 265 — thum gefährdet oder in anderer Weife verftümmelt, wird mit 15 Sgr. bis 5 Thle. beftraft. 8. 25. Wer unbefugt Kiehn aus dem Stamme oder den Wurzeln der ftehenden Bäume haut oder reißt, verfällt in dieſelbe Etrafe. $. 26. Wer unbefugt Harz fcharrt, unterliegt einer Strafe von 10 Sgr. bis 1 Thlr. $. 27. Das unbefugte Sammeln von Ameifeneiern zieht eine gleiche Strafe nach fich, Die auch derjenige ver- wirft, welcher Ameifenhaufen murhwillig zerftört oder zer— ſtreut. F. 28. Wer Eier oder Junge von jagdbarem Feder- . wilde in den Forften ausnimmt, unterliegt der Beftrafung nach Nr. 12 im $. 347 des Strafgeſetzbuchs vom 14, April 1851. — Gef. Samml. ©. 175. — und wer Eier oder Zunge von andern Vögeln ausnimmt oder deren Nefter zer— ftört, unterliegt einer Strafe von 10 Sgr. bis 1 Thle. D. Regelung der Waldberechtigungen. $. 29. In der Verordnung vom 6. Februar 1851 (Amtsblatt S. 74) ift vorgefchrieben, Daß jede zu Benugung des Raff- und Lefeholzes oder des Abraumes felbft berech- tigte oder zu den Angehörigen oder Dienftleuten eines fol- chen Berechtigten gehörige Perſon in eine Strafe von 10 Sgr. bis 3 Thlr. verfällt, wenn fie ohne befondere Erlaub— niß in denjenigen Schlägen betroffen wird, worin die Holz- hauer noch mit dem Einfchlagen und dem Aufflaftern der Hölzer befchäftigt, oder welche fonft noch nicht Seitens des MWaldeigenthümers reſp. des betreffenden Beamten zur Entnahme des Abraumes aufgegeben find. Hierin tritt mit Nücficht auf 8. 5 infofern eine Aenderung ein, als — 2156 — die bisherige Strafe hiermit auf 10 Egr, bis 5 Thlr. er— höht wird. $. 30. Ebenſo fchreibt die Verordnung vom 6. Febr. 1851 vor, daß Hütungsberechtigte 15 Sgr. bis 5 Thlr. Strafe zu erlegen haben, wenn ihr Vieh im Walde in nicht berechtigten Gattungen oder in größerer als der geitatteten Menge oder in anderen als den angewiefenen Diftriften oder zu anderen als den beftimmten Zeiten oder bei fonftigen der» artigen Ueberfchreitungen des Hütungsrechts betroffen wird. — Dabei bewendet e8. $. 31. Bau- oder Reparatur Holzberechtigte haben 15 Sgr. bis 5 Thlr. Strafe zu zahlen, wenn fie das ihnen überwiejene Holz ohne befondere Erlaubnig länger als 2 Mo— nate in der Forft liegen laſſen. $. 32. Die Holzberechtigten, die gefeglich zur Annahme von Holzzetteln verpflichtet find, fo wie die Heidemiether und Einfammler von Kiehnäpfeln oder Waldbeeren müffen bei Ausübung ihrer Gerechtfame und Nugungen die ihnen ertheilten Holz- und Heidemiethe-Zettel bei fih führen und auf Erfordern vorzeigen, bei 10 bis 20 Sgr. Strafe, Daſſelbe gilt rücdfichtlich der Legitimationsfcheine für die von den Theerfihwelern bejtellten jogenannten Hälftehauer. $. 33, Wer Naff- und Lefeholz über das Bedürfniß einfammelt und einen folchen Ueberſchuß verkauft, unter: liegt den Beftimmungen der $$. 222 und 223 Thl. I. Lit. 22 Allgem. Landrechts. Berner bewendet e8 bei der bejon- deren Strafverordnung vom 24. November 1846 (Amtdz blatt S. 315), daß 1) Raff- und LefeholzBerechtigte, bei 15 Sgr. bie 5 Thlr. Strafe, außer den vom Waldeigenthimer feftgejegten Holztagen fein Raff- und Leſeholz aus dem Walde holen, und daß — I > 2) Baur, Brenn» und Nutzholz-Berechtigte Fein Holz ohne Vorwiſſen des Waldauffehers füllen oder abfüh- ren dürfen, bei einer dem doppelten Werthe des ge= fällten Holzes gleichfommenden Strafe, welche Etrafe jedoch den Betrag von 50 Thlen. nicht überfteigen darf, 8. 34. Nückfichtlich der Maldftreuberechtigung find die näheren Beftimmungen refp. Strafvorfchriften der Allerhöch- ften Cabinets-Ordre vom 5. März 1838 (Gef. Sammlung S. 105) maßgebend. $. 35. Das Hüten in den Wäldern ift durch Die Amtsblatt-Verordnung vom 22. November 1838 (S. 421) dahin geregelt worden, daß Hütungsberechtigte bei Vermei— dung der dort angegebenen Etrafen verpflichtet find, ihr Vieh der Aufficht tüchtiger Hirten zu übergeben, ferner beim Beftehen von Hütungsgenoffenfchaften nicht einzeln, fondern in der gemeinfchaftlichen Heerde zu hüten, und endlich das Vieh während der Nackt in Buchten oder eingehegte Kop— peln zu treiben, falls daſſelbe überhaupt in der Forſt belaf- fen werden fann. E. Allgemeine Beftimmungen. $. 36. Wenn die in diefer Verordnung erwähnten Con— traventionen des Nachts oder an Sonn- und Felttagen be- gangen werden, ſo wird Die angedrohte Strafe infoweit ver- fchärft, daß niemals auf das geringfte Strafmaß erfannt werden darf. Die Nacht beginnt eine Stunde nach dem Untergange und endet eine Stunde vor dem Aufgange der Sonne. $. 37. An die Stelle der Geldbuße tritt im alle des Unvermögens Gefängnißftrafe nach $. 18 des im Eingange — 268 — beregten Geſetzes vom 11. März 1850 u. 8. 335 des Straf— gefeßbuches vom 14. April 1851. (Gef. Samml. ©. 169.) $. 38. Die vorftehenden Strafbeitimmungen fchließen die befondere Geltendmachung etwaiger Entichädigungsan- fprüche des Waldeigenthümers gegen die Gontravenienten, fo wie die Verfolgung der für einzelne befonders verabrede- ten Gonventionalftrafen im Wege des Eivilprozefies, nicht aus. $. 39. Forjtpolizeiliche Verordnungen und Borfchriften, die Materien und reſp. befondere Fälle betreffen, in Hinz - fiht deren die gegenwärtige Yorftpolizei= Strafverordnung nichts beftimmt, bleiben nach wie vor in Kraft. Alle übri- gen werden hiermit aufgehoben. Franffurt a. d. O., den 25. Dftober 1851. Königlihe Regierung. Drud von 3. B. Hirfchfeid in Leipzig. Kritifche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, in Verbindung mit mehreren Forſtmännern und Gelehrten herausgegeben von Dr. W. Pfeil, Koͤnigl. Preuß. Ober-Forſtrathe und Profeſſor, Direktor der Koͤnigl. Preuß. hoͤhern Forſt-Lehranſtalt, Ritter des Koͤnigl. Preuß. rothen Adlerordens 2. Klaſſe m. Eichenl. und des Kaiſ. Ruſſ. St. Annenordens 2, Klaſſe, ſowie Kommandeur des Koͤnigl. Sardiniſchen Mauritius- und Lazarus-Ordens. Zweiunddreißigſter Band. Erſtes Heft. * Leipzig, Baumgärtner's Buchhandlung. 1892 ” — sunahfhnöfen 9m Ande⸗ Dkuti auſed Tee RE —* — — gen ALLEN sth — en Km © "ech er J | ee, Bir — — eenii J— PR De te J FR B.;; % I 3 1 M OR 3 vn ——— — 3 A en er Mut MR Fat “= 5 ne as Burns Bar Tre FoRs h TR * * ‚sun& rlgidistteneia 4198 ed Fang * a Sell: - —* * u “ | . rn N A niggis® BE > auuläne ton 6‘ — N ——— | rs Pr re ST 4 Bien u Snhaltsanzeige. I. Recenſionen. Seite 1. Defterreihs Sentral-Forftorgan, von Liebihb. . . .. 1 2. Neues Tafhenbuh für Sagdfreunde, von Shultke. . . 12 3, DOefterreichifche Vierteljahrsfhrift - » > 2 2 2 220.03 4. Forftwirthfchaftliche Mittheilungen aus Baiern . . . 19 5a. Brumhard’s Beiträge, 28 u. 38 Heft (vom — 26 5b. Diefelben (vom Heren Jorſtdirektor Sagen) - - . ....83 6. Schwarz, die Forfiwirthfchaft in kurzen Umrifien . . . 55 7. G. Heyer, die Ermittelung der Maſſe ıc. des Holzes . „ 59 8.9. Hahn u. Müller, das preuß. Holzdiebftahlsgefeb . . 65 10. E. Heyer, Würdigung des Slähenfahwafs . 2... 66 11. ©. Heyer, das Berhalten der Waldbäume gegen Licht * Bihattien, . 0% 4140 12. Tharanter Jahrbuch Meue Folge) EEE I. Abhandlungen. Forftftatiftif des Herzogthums Meiningen, von Serrle . . . 9 Snfektenfachen, von Rabeburg. . »... Si 35 Fortſetzung der Abhandlungen über verfchiedene —— der Taxation. Die Herftellung der Beitandsordnung im Walde . . . . . 148 Meber die Erfahrungstafeln für Schwab . 2 2 2.0... 174 Seite Welches find die Grenzen, innerhalb welcher die Kammern oder Landſtände die Gontrole der Staatsforften nur allein üben fönnen? . . . : | Ueber das Sengen und Brennen bei dem m Sadiwaldbetriebe, v. — 234 III. Mancherlei. Tödtung der Nonnenfchmetterlinge ... . . 251 Bemerkung zu tem Auffage, Ablöfung der Waldfervituten beireſ fend, Krit BI. 31: Bo. 2: Heft ©. 35. „mE Das gefellige und vereinzelte Borfommen der deutichen Wald— DEUme . 1% 2 Rechtfertigung des Herrn Oberforſtraih Beche 2 0 00 Erflärung vom Herausgeber . 2. 2 0 era 0.0 00. 265 LO LECcHTLUNEN, 1, Defterreichg Central-Forſtorgan. Nedigirt und heraus— gegeben von Chriſtoph Liebich, k. k. quiegeirten Gameral-Forfting., Forftrath, Docent der Forſtwiſſen— Ichaft am Prager polytechnifchen Inſtitute ꝛc. Zweites Heft. Prag 1851. Buchdruckerei von Fr. Rohlicek. gr. Karlögafie Nr. 188, Her Chriſtoph Liebich iftein Prophet, der fo we— nig in feinem Vaterlande etwas gilt als außer demjelben, es könnten daher feine Brophezeihungen hinfichts des großen Ertrages, den unfere Wälder liefern werden, wenn wir die Wirthſchaft darin nach feinen Vorfchlägen reformiren, füglich unbeachtet bleiben, Dies um jo mehr, als ihnen aller feiter Boden fehlt und fie recht eigentlich in der Luft fchweben, deshalb jehr windiger Natur find, Andere PBrojeftenmacher, an denen es niemals gefehlt hat, wollten doch wenigftens den größeren Zuwachs duch Düngung des Bodens ber Erde entloden, Herr Liebich hat aber die fire Idee, daß ihn das große Kohlenmagazin der Luft liefern foll, wie er fich aus— dDrüdt, Das ift Die Anficht, die er nun feit Jahren in einer Menge von Schriften verfolgt, und die, zu feinem großen Aerger, bei den Forftwirthen Deutfchlands und Defterreichs Kritische Blätter 32. Bd. I. Seft. u. bis jegt noch fo wenig Anflang gefunden hat, daß es ihm nicht einmal gelungen zu fein fcheint, für das neueite Pro— duft feiner luftigen Phantaſien einen Verleger zu gewinnen, und er fie auf feine Koften muß druden laſſen. Man fönnte fragen, wie ein Mann mit fünf gefunden Sinnen eine folche der ganzen Natur unferer Waldbäume widerfpre- chende Idee jo lange unausgefegt verfolgen fann, da ihn auch die oberflächlichhte Betrachtung des Waldes überzeugen muß, daß feine ganze Reformation des Waldbaues in der Luft fchwebt und allen Erfahrungen widerfpricht. Dies läßt jich nur fo erflären, daß Herr Liebich um jeden Preis einen Namen unter den Forftwirthen fich machen will, und daß er, da es mit den fühnen Wirthichaftsplänen bei jeinen Be— trieböregulirungen nicht recht gegangen zu fein fcheint, es nun mit diefen luftigen Projekten verfucht. Es dürfte kaum der Mühe werth fein, nochmals dar- zuthun, in welche Irrthümer er durch untichtige Auffaflung einiger an und für fich ganz richtigen Anfichten von der Er- nährung unferer Waldbäume gerathen iſt; denn entweder ift Herr Liebich fo fremd im Walde, daß er die Erfcheinungen in demjelben, auf die man ihn zur Berichtigung feiner An— fichten aufmerffam machen fann, nicht begreift, oder er will abjichtlich nicht jehen, um fih in feinem Glauben, daß er zum NReformator der Forſtwirthſchaft berufen fei, nicht irre machen zu lafien. Da er aber jest als Lehrer bei einer be- dDeutenden Anftalt, dem Prager polytechnijchen Inftitute, aufs teitt, fo daß er leicht Die Köpfe unerfahrner junger Leute verwirren fönnte, fo wollen wir ibn denn doch noch einmal auf die Unhaltbarfeit feiner ganzen Theorie aufmerkſam ma— chen. Wir führen daher feine Lehrfäge, wie er fie ©. 17 feines Gentralorgans aufftellt, wörtlich an, unfere Bemer— fungen daran fnüpfend, ai a 1) „Die Bäume faugen in der Begetationgzeit ein und ftoßen aus, arbeiten daher Tag und Nacht; nehmen mithin aus der Atmojphäre im Boden und ber dem Boden rohe Pflanzennahrung auf.‘ Zugegeben; aber faljch, fobald Herr Liebich, wie er e8 thut, von der Anficht ausgehet, daß die Bäume nur allein aus der Atmofphäre ernährt werden. Es ift vielmehr vor— züglih das Wafler, was den Bäumen die Nahrung zuführt, welche Die Wurzeln vorzugsweile, die Blätter immer nur in geringem Maße aufnehmen, und die nicht blos in Kohlenftoff, fondern auch in mineralifchen Nährftoffen befteht. Daß die Feuchtigkeit im Boden es vorzugsweile ift, wodurch die Er- nährung und das Wachsthum des Holzes vermittelt wird, fann Herr Liebich daraus erfehen, daß eine Holzpflanze abftirbt, wenn fie fehlt. Daß der Baum auch Mineralftoffe bedarf, Die der Boden enthalten muß, wenn er gut wachfen foll, wird er wohl auch nicht beftreiten. Er ſetzt fo großen Werth auf die Lockerung des Bodens zur Beförderung des Holzwuchjes, um den Zutritt der Luft zu vermehren, Diefe hat aber nur Werth, wenn der Boden humusreich genug ift, um dadurch eine jtärfere Bildung von Kohlenfäure zu ver: anlafjen. Iſt er hHumusarm und fehr zum Austrocknen ges neigt, jo kann eine folche ſchon dadurch nachtheilig werden. St er arm an Humus und an mineralifchen Nährftoffen, fo wird er in Folge der rajchen Zerfegung des Humus, die ber ftärfere Luftzutritt herbeiführt, in kurzer Zeit durch fort: dauernde Loderung erjchöpft und ganz unfruchtbar. Das jehen wir an der Benußung des Sandbodens zu Kulturlande, wenn dieſe Tängere Zeit Dauert und dem Holzanbau voraus- gehet. Die Luftdüngung durch Lockerung ift nur dann von einem Erfolge, wenn der Boden hinreichende Feuchtigkeit und lahrung enthält, U2 — De 2) „Wurzel und Blätter, felbft der Stamm (Birfe) find die ewigen (2) Auffammler der rohen Pflanzennahrung aus dem Boden und dem Luftraume.’ Das bejtreitet Niemand, daß aber die Wurzeln wichtiger dabei find als die Blätter, ift vergefien zu bemerfen. Man fann die mehrften Bäume wohl ohne Blätter pflanzen, nur die wenigften aber ohne Wurzeln, und ehe diefe nicht felbft bei Stedlingen erzeugt find, fann der Baum nicht wachſen. 3) „Nur die Krone des Baumes ift die Werfitätte, in welcher der Zerfegungsproceß der rohen Pflanzennahrung vor fich gehet. Die Wurzel ift Dabei ganz unthätig. Sie ift nur der Lieferant von Nohmaterial, die Krone ift der Liefe- tant und Fabrifant zugleich.‘ Mit Nichten, mein Herr! In der Wurzel gehet ſchon ſo gut ein Bereitungsproceß der Pflanzennahrung vor ſich als in den Blättern. Die Birken werden mit Beginn der Safteirkulation abgefchnitten, um aus dem ausgehöhlten Stamme den aus den Wurzeln aufiteigenden Saft zur Be— reitung des fogenannten Birfenchampagners zu gewinnen. Diefer ift eben jo wenig bloßes Rohmaterial, als das Harz, was fih von dem aus den Wurzeln eines abgefchnittenen Kiefernſtockes aufiteigenden Safte erzeugt. 4) ‚Nur bei vollem Licht wird in der Krone Des Baumes die aus dem Luft: und Bodenraume von den Wurz zeln und der Krone (ſoll wohl heißen den Blättern) einge— faugte Pflanzennahrung zerfegt, von der Pflanze davon ber Kohlenftoff behalten, der Sauerftoff ausgeftoßen.‘ Das mag von den eigentlichen Lichtbäumen gelten, nicht aber von folchen, deren Vegetationsproceß noch fehr gut bei einer fehr mäßigen Lichteimwirfung ftattfinden fann, wie Buche, Weißtanne, felbft Fichte u. f. w. Der größere Lichteinfluß erjegt bei ihnen vielleicht nicht die Nachtheile des freien uns A befchlsten Standes. Auf trodenem, von Natur armem Bo den erzeugt eine in dichtem Schlufje ftehende Buche, obwohl fie nur im Wipfel das volle Licht genießt, mehr Holz als eine freiftehende, deren Wurzeln ungefchirmt und gededt vom Laube im ausgetrodneten, feinen Humus verlierenden Boden ftehen. Räumliche Buchenpflanzungen find auf dem ärmeren Sandboden gar nicht mehr zu erziehen, im ganz Dichten Schluffe ftehend wachſen fte im Berhältniß zu Dem unpafjenden Standorte noch ziemlich. Selbſt auf dem befjern Boden er- zeugen räumliche Buchenpflanzungen, befonderd wenn man die Durchforftung voll in Rechnung ftellt, weniger Holze mafje als die im Schluffe erwachjenen und zwedmäßig be— handelten Beftände. 5) „„Kronenreichthum fchafft Holzreichthum, Kronenar- muth giebt Holzarmuth. Ausnahmen von diefer Regel kom— men bei Holzarten vor, deren Organismus eine ganz eigen- thümliche Befchaffenheit zeigt. (Für Diefe paßt folglich Die Neformation des Waldbaues nicht und fie hätten deshalb wohl genannt werden fönnen.) Im Verhältniß als daher Die Bäume mehr oder minder reich befront find, in demfelben Verhältniffe produeiren fie mehr oder weniger Holz.“ Den Satz erfennen wir zwar für richtig an, Daß Die Holzmafje, welche ein Wald erzeugt, immer in einem ber ftimmten Verhältniffe zu der vorhandenen Menge der ernäh- renden Blätter und Wurzeln ftehet, die in ihm thätig find, aber die Anwendung, die Herr Liebich von ihm macht, um die fehr räumliche Erziehung des Holzes zu rechtfertigen, damit jeder Baum eine recht große Krone erhält, um mehr Holz zu erziehen, ift eine ganz irrige und verfehlte. Davon hätte er fich fchon in den Pflanzwäldern Hannovers, Weit phalens u. f. w. überzeugen können. Daß die Holzmafle, die ein Baum erzeugt, nicht allein durch die Aftentwidelung S und die Ausdehnung der Krone bedingt wird, ſiehet man hier ſehr gut, denn viele dieſer ſehr aſtreichen Bäume, die ſtets den vollen Wachsraum hatten, haben eine viel geringere als die Eichen und Buchen von demfelben Alter, welche in vollem Schluffe aufwuchten. Auch laffen fich frei erwachiene Kiefern mit ſehr großer Krone und einer unverhältnigmäßig großen Maffe von Nadeln in Betracht der geringen Holz— maſſe des Stammes nachweifen, die nur ſehr wenig Holz erzeugen. Nach der Theorie des Herrn Liebich müßte jede ftrauchartig gewachfene Eiche, Buche, Kiefer u. |. w. mehr Holz erzeugen als eine im geſchloſſenen Beitande erwachſene, denn jene hat einen größeren Kronenreichthum als dieſe; ift dies aber wohl der Fall? — Gewiß nicht, denn nicht Die Menge der Aeſte und ſelbſt der Blätter im Verhältniß zur Holzmaffe entjcheidet allein über die Holzerzeugung, fondern mehr die abjolute Menge derfelben auf einer be— ftimmten Fläche, Wenn auf einem Morgen 5 Eentner Laub erzeugt werden, jo wird Darauf ficher weniger Holz producitt, al8 wenn man darauf 10 Gentner fammeln fünnte, Der Kronenreichthum der einzelnen Bäume entjcheidet aber gar noch nicht Über Die Menge des Laubes auf einem Morgen, es fommt dabei erit Darauf an, wie viel Bäume darauf ftehen, Wenn wir uns eine Pflanzung im 6füßigen Verbande ge— macht denfen, die erft nach 10 und 15 Jahren in vollen Schluß fommt, jo hat dieſe gewiß weniger Holz erzeugende Blätter als eine geſchloſſen erwachjende Holzſaat. Gehen wie noch weiter und vergleichen mit dieſer leßteren eine Pflan— zung im 16= und 20 füßigen Verbande, die erft mit 70 und 80 Jahren in den vollen Schluß fommt, fo mögen die von ihr herrührenden Bäume einen großen Kronenreichthum haben, die Blatmaffe derjelben wird aber, bis der volle Schluß her— geitellt worden ift, immer eine geringere fein, als Die im JE Schluſſe erwachjener Drte, folglich auch die bis dahin erfol- gende Holzerzeugung. Alle die Unterfuchungen tiber den Zus wachs der PBflanzungen im räumlichen Stande *) befchränfen fich immer nur auf die Holzmafje, welche die alten Bäume zulegt haben. Diefe mag immerhin größer fein als diejenige der im Schluffe erwachfenen, felbft der Abtriebsertvag ganzer Beftände von ihnen kann ein höherer fein, darum ift die in ihnen erfolgte gefammte Holzerzeugung dennoch eine geringere als der gefchloffenen Beftände, weil diefe bis zum Abtriebe jchon eine große Menge Holz geliefert haben, was feinen vollen Werth für das Nationaleinfommen hat und deſſen Menge man noch gar nicht fennt, kaum ahnet. Wenn man wiſſen will, ob die räumliche oder gefchloffene Erziehung des Holzes vortheilhafter ift, — natürlich vorausgeſetzt, daß die do— minirenden Bäume ftets den erforderlichen Wachsraum durch eine zweckmäßige Durchforftung erhalten, — fo muß man erft alles das Holz berechnen, was bei dieſer leßteren an ſchwa— chem Durchforftungsholze im jüngeren Alter erzeugt worden ift. Das vergißt aber Herr Liebich ganz und hat immer nur Die Holzmaſſe der einzelnen Bäume im höhern Alter im Auge, die in einzelnen Fällen, 3. B. bei Fichten auf gutem Boden, bei räumlichem Stande allerdings wohl größer fein fann als im gejchloffenen. Es kommt ja aber nicht allein auf den Ertrag des Abtriebes an, fondern auf die gefammte Holzerzeugung, die der Wald während feiner ganzen Eriftenz erzeugt. Dann muß aber doch auch der Baum, wenn er gut wachen joll, hinreichende Nahrung im Boden finden. Diefe erhält er nur, wenn dev Humusgehalt dejielben nicht verloren gehet und wenn eine dichte Laubfchicht den Boden dedt und *) 3,3. in Klauprechts Sylvaneion ır. au Mr düngt. Here Liebich erfennt ja felbft die nachtheilige Ein— wirfung des Etreurechend an und eifert dagegen — wird denn aber die von ihm verlangte und empfohlene Wirth: ſchaft nicht ganz Diefelbe Wirkung in Bezug auf die Ver- minderung der Bodenfraft haben, wie das Streurechen? Wenn der Boden erft eine Zeit hindurch als Ader benugt und fortwährend gelodert wird, jo zerjtört fich der Humus, den er nach der Abholzung gefchloffener Beftände enthält, befanntlich ſehr raſch. In den räumlich gezogenen Beſtänden wird dann aber nicht blos der Blattabfall ein jehr geringer fein, jondern es wird auch Das wenige Yaub, da die erfor- derliche Feuchtigfeit fehlt, nicht einmal in Humus verwandelt werden, indem bei der fteten Austrodnung fein Berwelungs- proceß eintreten fann. Das wird dann allerdings eine recht gründliche Reformation der Wälder geben. Erft werden Die mehr Bodenfraft verlangenden Buchen, Eichen, Tannen ıc. verſchwinden und den Kiefern und Birfen den Platz einräu— men, diefe werden faum ſich nach und nach in Sträucher mit jehr großem Kronenreichthume, aber wenig Schaftholz umwandeln, wie fie Here Liebich wünfcht, zulegt wird aber, wenigftens auf dem ärmeren Boden, der Bodsbart, das Haidefraut und die Flechte Die einzige Erzeugung bilden. 6) Wenn es dann ferner heißt, daß die im Schatten wachjenden Pflanzen wenig Holz erzeugen und den domini— renden die Nahrung entziehen, jo haben wir das wohl ſchon längft gewußt, Darum auch eine geregelte Durchforftung, wobei der regelmäßige Schluß der Beftände nicht unterbro- hen wird, zur Beförderung des Holzwuchfes fchon vor einem halben Jahrhunderte für unerläßlich gehalten. Wenn Herr Liebich aber behauptet, daß die unterdrüdten Pflanzen den an das Licht geftellten die Nahrung aus dem Luftraume entzögen, fo ift das eine Behauptung, über Die man fich ro ———— bei einem Profeſſor an der Prager polytechnifchen Schule wohl nicht genug wundern kann. Das große atmofphärifche Kohlenmagazin, wie er ed nennt, ift reich genug an Nah— rung, fo daß fich auch die unterdrüdten Stämme noch daraus hinreichend fättigen Fonnen, ohne daß darum die an das Licht geftellten zu hungern brauchen. Wenn er aber dies auf den Boden beziehet, jo pflichten wir ihm darin bei, daß bei einem zu Dichten Stande der Bilanzen eine der andern Die Nahrung entziehet, bejonders auf ärmerem Boden, und daß Die unterdrücdten Stämme diejenige, die durch fie den domi— nirenden entzogen wird, ſelbſt wegen Mangel an Licht nicht zur Holzerzeugung benugen fünnen. Dann fommt aber Herr Liebich, wenn er Died behauptet, zu der Anficht, daß eigent- lich der Boden es ift, der den Pflanzen die Nahrung liefert, Daß deſſen Beichaffenheit alfo auch über die Menge der Holz- erzeugung entjcheidet. 7) Giebt er dies zu, — und es iſt Doch wohl faum denk— bar, daß er es beftreiten wird, — fo wird er aber auch ein raͤumen müſſen, daß fein ftebenter Lehrfag ein irriger ift, wo- nach die Wurzeln blos Auffammler der atmosphärischen Nie: derſchläge find, daher die Lockerung des Bodens die Fruchtbarkeit vorzüglich befördere, damit derjelbe diefe mehr aufnehmen fonne. Kein vernünftiger Menſch hat jemals beftritten, daß befonders in feftem Boden Die Lockerung vortheilhaft ift, um den Zutritt der Luft zu erleichtern und zu vermehren, da ohne diefen fein Holzwuchs denkbar iſt; aber Diele unbejftrittene Wahrheit jo ausdehnen zu wollen, daß man behauptet, daß die Wurzeln direft und ausfchlieglich fih aus der Luft näh- ven, befundet doch gewiß" eine große Unwiſſenheit hinfichts des Ernährungsprocefied unferer Waldbäume Auch muß der Sat, den er aufitellt: „die Wurzel ift ein Produkt der Krone,’ gerade umgefehrt heißen, nämlich: Die Krone ift ein — — Produft der Wurzel. Here Liebich verfuche es doch ein- mal, einen Baum mit recht großer Krone zu pflanzen, der feine Wurzeln bat, und fehe zu, ob er recht viele Wurzeln machen wird! Wenn er umgefehrt verfährt, kann er viel leicht bald eine große Baumfrone erhalten, wenn der Baum viel Wurzeln hat, die dieſe ernähren können, fchiwerlich wird ihm aber der erftere Verſuch gelingen. Diefe ganze Idee des Herrn Liebich beruhet auf einer falſch aufgefaßten, oder richtiger gar nicht verftandenen An- ficht der neueren Naturforicher, daß die Pflanzen den Koh— lenftoff, den fie enthalten, theilweife aus der Luft aufneh— men, und daß eigentlich der ganze Humusgehalt des Bo- dens Produkt der Atmofphäre ift, da es feinen Urhumus bei Bildung der Erdrinde gegeben hat. Dagegen läßt fich nichts einwenden, und man wird ſogar zugeftehen müflen, daß es nicht blos Pflanzen gegeben hat, fondern auch noch giebt (wie die Flechten), die ausichlieglich auf die Ernährung aus der Luft angewiefen find. Aber dies gilt nicht von denen der höheren Ordnung, wie den Bäumen, und es ift unbe- greiflich, wie ein vernünftiger Menfch, der einmal einen Wald geieben hat, auf die Idee fommen fann, eine Wirthichaft in ihm treiben zu wollen, wobei Diefe vorzugsweile oder bei- nahe ausjchliegfih auf die Ernährung aus der Luft binges wiejen werden. Die fire Idee, Diefe einführen zu wollen, jcheint fich aber des Herrn Liebich dergeftalt bemächtigt zu haben, daß er in diefer Beziehung faum mehr zurechnungs— fähig iſt. Es liefert derjelbe abermals ein Beijpiel, daß das Halbwiſſen viel fchlimmer ift als das Nichtwiffen, weil die Leute Dadurch veranlaßt werden, Die befannten Erfahrungen des täglichen Lebens zu verachten, und ſich auf ihre unhalt- baren Theorien zu ftügen. Wir theilen ganz feine Anftcht, daß das Streben der Forftmänner darauf gerichtet fein = ga muß, dem Walde das größte Gefammteinfommen für Die Volkswirthſchaft abzugewinnen, die Gelegenheit zur nüßlis chen Verwendung von Arbeit zu geben; aber in Bezug auf die Art und Weile, wie dieſer Zweck erreicht werden kann, haben wir fehr verfchiedene Anfichten von denen des Herrn Liebich. Was den übrigen Inhalt dieſes Centralorgans für Defter- reich betrifft, ſo iſt er ſehr mannigfaltig, ohne gerade des— halb ſehr werthvoll zu ſein. Er beſtehet in Auszügen aus andern öſterreichiſchen Zeitſchriften, Empfehlungen des forſt— lichen Unterrichts an dem Prager polytechnifchen Inſtitute, polemifchen Auffägen gegen andere Forftwirthe, die Herrn Liebich's Anfichten über Reformation des Waldbaues nicht theilen, und einzelnen Mittheilungen aus dem Kailerftaate, Die leßteren dürften wohl den interefjanteften Theil diefes Gentralorgans bilden, haben aber immer nur ein lokales Intereſſe. Wir glauben nicht, daß es die Forſtwirthe, gegen welche Herr Liebich ſeine Polemik richtet, der Mühe werth ach— ten werden, ſich mit ihm in einen Streit einzulaſſen, und es wird ihn daher nichts hindern, dieſen ſiegreich in ſei— nem Centralorgane zu führen. Der Herausgeber würde es wenigſtens unter ſeiner Würde halten, etwas auf die An— griffe deſſelben und auf die Herabwürdigung der Forſtlehr— anſtalt in Neuſtadt-Eberswalde zu Gunſten der Prager Forſtſtudien zu erwiedern. Herr Liebich kennt den Unter— richt in Neuſtadt Doch wohl zu wenig, um ein Urtheil über denſelben fällen zu fünnen. Wir wollen ibm herzlich wünfchen, daß er fo viel Schüler und Zuhörer befommt, als in Neuftadt wegen Mangel can Raum in den überfüllten Hörfälen die Aufnahme verfagt werden muß, er fcheint fie vecht jehr zu bedürfen. Man - dürfte aber in Defterreich > u... ſelbſt feine Leiftungen, feine Befähigung als Lehrer, die An- ficht, die er davon hat, nicyt überall anerfennen und theilen. 2. Neues Tafchenbuch für Natur-, Forſt- und Jagd— freunde, von J. C. 8%. Schule, berzogl. braun jchweigijchem Forjtjeeretär in Stadtoldendorf. Zwölf- ter Jahrgang auf das Jahr 1852, mit 8 Tithogra- phirten Tafeln. Weimar 1852, bei B. F. Voigt. XVI. 357 ©, Der Verleger könnte dreift eine Prämie für denjenigen ausjeßen, der irgend etwas Belehrendes und Neues in Die: ſem Taſchenbuche entdeden fann, fo wie für jede entdeckte falſche Zahl in den Logarithmen-Tafeln eine folche gezahlt wurde, er würde ficher nicht in Verlegenheit fommen, fie zah— len zu müſſen. Für den Forftwirth ift es ohne allen Werth, der Jäger findet vielleicht einige Aufſätze Darin, wie die Lö— wenjagd in Algier, bei denen er in einen angenehmen Schlaf finft. Die Schreibart des Verf., und wie er in allen fei- nen Schriften fich vorzugsweife mit feiner werthen Berfon bejchäftigt, ift zu befannt, um noch etwas darüber zu jagen. Auch die äußere Ausftattung des Buchs ift fo dürftig, wie in den legten Jahrgängen, und befonderd find Die bei— gegebenen Lithographien, fowohl in Bezug u Grfindung als Ausführung, unter aller Kritik, Das einzige Merkwürdige an dem Buche ift, wie von einem jolchen Tafchenbuche 12 Jahrgänge erfcheinen und Die Drudfoften bezahlen können. 3. Oeſterreichiſche Bierteljahrsichrift für Forſtweſen. Herausgegeben von L. Grabner, erjtem Profeſſor an der k. k. Forftlehranftalt zu Mariabrunn und fürftlich Lichtenfteinfchem Korftratbe. 1ſten Bandes 28, 38 u. 48 Heft. 469 ©, Wien 1851, bei Braumüler. Da diefe Zeitfchrift befonders geignet ift, die Forftwir- the außer Dejterreich mit den Wäldern des Kaiferreichs und den darin ftattfindenden forftlichen Zuftänden befannt zu ma= hen, jo zeigen wir auch Die neueren erjchienenen Hefte an. Sie enthalten die amtlichen Berordnungen der Minifterien und Behörden, die wohl die Aufmerkffamfeit aller deutſchen Staats- und Forftwirthe verdienen, da es fich in dem gro= Ben Reiche eigentlih um eine ganz neue Organifation der Soritverwaltung handelt, der früher von der Negierung wohl nicht Die Aufmerkſamkeit gewidinet worden war, Die fie ver- dient, Dies hatte verjchiedene Gründe. Zuerft find über- haupt die eigentlihen Staatsforften in Defterreich nicht von der Größe und Bedeutung, wie in andern Deutichen Ländern, wenn man ihre Fläche im VBerhältniß zur gefammten Wald- fläche betrachtet. In manchen Kronländern, wie z. B. in Mähren und Schleften, fehlen fie beinahe ganz; in andern, wie Böhmen, find fie nur von geringer Bedeutung, in kei— nem derjelben bilden fie aber eine überwiegende Maſſe des Waldbeſtandes, dieſer befindet fich beinahe überall vorzugs- weile im Brivatbelige, denn auch die Gemeinde- und Kom- munalforften find bier nicht fo bedeutend, wie z. B. im weft- lichen Deutjchland. Eine regelmäßige Forftwirthichaft ift aber doch immer zuerit in den Staatsforften entftanden, — WE a Dann waren aber auch manche politische Berhältnifie hin— - berlich, überall jolhe durchgreifende Anordnungen zur Erhal- tung des Maldes zu erlaſſen, als es wohl wünfchenswerth gewefen wäre. In den Alpenländern lafteten eine Menge verderblicher Berechtiguugen felbft auf folchen Forften, Die man wohl ald dem Staate gehörend anfehen fonnte, die man aber nicht bejchränfen mochte; die großen Herrichaftsbeftger hatten von jeher eine gewifje politifche Selbitjtändigfeit in der Verwaltung ihrer Befigungen genofjen; in manchen Län— dern, wie in Ungarn, war Die Regierung gar nicht befugt, eigenmächtig- Dabei einzugreifen, und überall glaubte man bei den ungeheuren Waldmafjen der Gebirge und der Landftriche, denen es nicht etwa von Natur an Holz fehlte, wie dem Karite oder den Ebenen von Niederungarn, die Sache wohl jo gehen laſſen zu dürfen, wie fie bisher gegangen war. Bejonders war aber das in DOefterreich ein großes Hinz derniß der Heritellung regelmäßiger Waldzuftinde, Daß es gar feine Gentralftelle gab, von der die Anordnungen dazu ausgingen, jondern Die. verfchiedenen Hoffanzleien die Wal- dungen ihres Departements jelbitftändig verwalteten und Die Provinzialbehörden die allgemeine Forftpolizei unabhängig handhabten. Die Erfahrungen der neueften Zeit haben jedoch gelehrt, daß das nicht der Fall iſt, daß man es viel mehr als eine drängende Pflicht der Negierung anjehen fann, die Wälder, gleichviel, wen fie gehören, gegen die Verwüftungen, Die ihnen drohen, in Schuß zu nehmen. Beſonders tritt Dies in den Gebirgsländern hervor, da dieſe bier am eriten werderblich für deren Bewohner werden. Die Ueberſchwemmungen, welche duch) das an den entwaldeten fahlen Bergen raſch herab» ftürgende Waſſer erzeugt werden, was Die angrenzenden Grundftüde mit Schutt und Steinen bededt, Die Lavinen und — Ida Erdſtürze, Die erfolgen, wenn der Boden nicht mehr vom Walde befchügt und befeftigt wird, die fich verlierende näh— rende Vegetation auf den Triften und Alpenwiefen, Die Ver— ſchlechterung des Klima’s, alles das find fo in die Augen fpringende, raſch eintretende Folgen der Verwüſtung Der Ge- birgswaldungen, daß jelbft der einfachfte Bewohner Diefer Gegenden fie- erkennt. Gegenwärtig ift nun Das ganze Staatsforftwelen Dem Minifterio der Landesfultur und des Bergwefens untergeord- net, was dahin ftrebt, mehr Einheit in dafjelbe zu bringen. Es wurde, um die in diefer Beziehung ftattfindenden Wünfche und Anfichten der ausgezeichnetiten Forft- und Landwirthe kennen zu lernen, von diefen 1849 ein Kongreß in Wien einberufen *), was eine jehr zweckmäßige Anordnung war. Daß die Verwaltung der gefammten Staatsforften in eine Hand gelegt worden ift, kann man gewiß nur als zweck— mäßig erfennen, da zugleich dabei Sorge getragen ift, daß das DBerg-, Hütten- und Salinenwefen, in fo weit ihm For— ften zum Betriebe vorzugsweiſe überwieſen worden find, bei deren Bewirthfchaftung dadurch berüciichtigt wird, daß in den Kronländern, wo dies der Fall ift, gemifchte Berg», Sa— linen- und Forftdireftionen errichtet wurden. — Die Herftel- lung einer Einheit in der unmittelbaren Staatsverwaltung wird gewiß in jeder Beziehung nur wohlthätige Folgen für die Forften haben, denn fie hindert nicht, die Lokalverwaltun— gen überall den vrtlichen Bedürfniffen und Verhältniſſen anzupaffen, was ficher unerläßlich ift, da diefe in dem Kai- ferftaate fo unendlich verfchieden find. Was nun aber die Eentralifation der allgemeinen Forft- gefegaebung, die Einheit und Gleichmäßigfeit der Forftpoli- ) ©, Kit. Blätter 28. Bd. 1. Heft. ©. 3f. — MW zeis und Kulturgefege betrifft, fo fcheint uns ein allgemei- nes Neichsforftgefeg eben jo unausführbar zu fein, wie es ein allgemeiner öfterreichiicher Reichstag in politischer Bezie- hung war, Man wird mit Erfolg nur Brovinzial-Forftord- nungen geben fönnen, die jpeciell den Bedürfnifien jedes ein- zelnen Kronlandes angepaßt werden. Alle Verſuche, Die Forftwirthichaft des ganzen Neichs in ein großes Ganzes zu verfchmelzen, für alle Theile deſſelben ein gleiches Forſt— gefeg zu erlaſſen, dürften noch weit eher an der unend— lichen Berichiedenheit der Forften, des Klima's und Bos dens, der Sitten, Gewohnheiten und Bedürfniffe des Vol- fes fcheitern, als die, aus alle den verfchiedenen Volksſtäm— men einen und denfelben Defterreicher zu erziehen, der über den Reichs- und Staatsbürger den Ungar, Jtaliener, Tiroler, Böhmen, Polen u. ſ. w. vergißt. So halten wir auch den Vorfchlag, der im dritten Hefte diefer Zeitjchrift vom Hrn. Forſtmeiſte Nugbaumer in Beith gemacht ift, Die verjchiedenen provinziellen Horitvereine in einen allgemeinen öfterreichiichen Neichsforitverein zu verſchmelzen, der in Wien feinen Sitz hat, für einen Ducchaus unprafti- chen, da ein folcher niemals irgend einen Einfluß auf die Fortbildung der Forftwirthichaft Dejterreichs haben kann, fo vortheilhaft auch die beftehenden einzelnen Vereine für Böh— men, Mähren und Schlefien, Erzherzogthum Defterreich, Weit- galizien, Kroatien und Slavonien, Ungarn, die öfterreichi- chen Alpenländer wirfen können. Schon die Kojtbarfeit des Beſuchs einer folhen in Wien tagenden Berfammlung aus den entfernteren Theilen der Monarchie, der die überall verbindenden Eifenbahnen noch lange mangeln werden, würde es nur wenigen Forftwirthen möglich machen, fich bei ihm zu beteiligen. Wäre dies aber auch der Fall, jo würden die Mitglieder der Verfammlung mit den Verhältniffen der — FERN u entfernten Kronländer viel zu unbefannt fein. Solche Vereine find doch wohl vorzüglich dazu beftimmt, Daß diejenigen, welche fie bejuchen, ihre Erfahrungen und Anfichten gegen- jeitig austaufchen. Was fol nun aber der Forftwirth) aus dem jüdlichen Böhmen, aus der Umgegend von Olmütz, aus Niederungarn oder Jtalien für Erfahrungen mit dem Forſtmann aus den Alpen austaufhen? — Die Berhält- niffe feines Kronlandes fennt er wohl, Die des ganzen jo verfchiedenartig geftalteten Neichs find vielleicht feinem einzigen in ganz Oeſterreich lebenden Forftwirthe genug: jam befannt, jo daß er darüber ein begründetes Urtheil fällen Fünnte. Die Ffleinern Lofalvereine haben fich ſchon überall fruchtbarer gezeigt al$ die großen Verſammlungen der deutſchen Forſt- und Landwirthe. Die Befucher diefer legtern waren aber in der Negel nur aus Ländern, die noch lange nicht fo verfchiedenartige forftliche Verhältniffe haben, als die einzelnen Kronländer des Kaiferreichs, Auch haben die deutſchen Forftwirthe, mit Ausſchluß Defterreichs, was ihnen bisher ziemlich verfchloffen und unbefannt war, weit mehr Bekanntſchaft unter fich und mit den Forften der einzel: nen deutfchen Länder, al Die der einzelnen öfterreichifchen Kron— länder, die in jehr wenig Beziehungen zu einander ftanden. Es dürfte daher vorläufig wohl beffer fein, wenn fich, wie bisher, die Vereine auf den engen Kreis ihrer Heimath be- ſchränken, als wenn fie fich über das ganze Reich ausdeh- nen. Soll das dfterreichifche Forſtweſen fich heben, fo wird man Überhaupt fich hüten müffen, den Theorien zu viel Ein- fluß auf dafjelbe und feine Organifation zu geftatten, und Alles mehr aus den gegebenen Zuftänden entwickeln, und fich mit dem begnügen müffen, was fich den Verhältniffen nach gerade ald erreichbar zeigt. Solche Verſuche, wie der Etatt- halter in Oberöfterreich gemacht hat, den Wäldern dadurch Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. B ———— aufzuhelfen, daß man Lehrbücher für das Volk ſchreiben und die Kinder in den Volksſchulen über die Holzzucht belehren läßt, mögen ganz gut gemeint ſein, ſie werden aber wahr— ſcheinlich ſehr wenig helfen. Der Landmann läßt ſich wohl durch Beiſpiele und durch Thatſachen darüber belehren, was fuͤr ihn vortheilhaft iſt, d. h. immer was ihm bald etwas einträgt, niemals aber durch Bücher, und am allerwenigſten durch den Schulmeiſter, dem er an praktiſchen Kenntniſſen in der Regel überlegen iſt. Das hat die Erfahrung in Nord— deutſchland genügend gezeigt, und es iſt kaum anzunehmen, daß der Landmann in Oeſterreich im Allgemeinen auf einer höhern Stufe der Bildung ſtehet, als in Preußen, Sachſen, Hannover u. f.w. Deshalb wird man fie dort wohl auch ebenfalls machen. Die Regierung in Defterreih hat übri- gens von jeher den wohlbegründeten Ruf gehabt, daß fie vorzugsweiſe eine praktiſche Richtung hat, allen leeren Theo- rien abhold ift, und den Berhältniffen, wie fie find, Nech- nung trägt, weshalb man wohl überzeugt jein kann, daß ſich diefe auch bei der Forftorganifation vorzugsweile geltend machen wird. Soweit fich die erlaffenen Miniiterialverfü- gungen, die in dieſen Heften mitgetheilt werden, nach allge: meinen Grundfägen, und ohne weitere fpecielle Kenntniß der lofalen Berhältniffe beurtheilen laſſen, gefchiehet Dies auch fchon jegt, ohne daß man deshalb die Erfahrungen, die in andern Ländern hinfichtlicy einer zwedmäßigen Or— ganifation des Forſtweſens gemacht worden find, unbeachtet läßt. Außer diefen Grörterungen über die Drganifation des öſterreichiſchen Forſiweſens, den Mittheilungen über Die Ver— handlungen mehrerer Brovinzial: Forftvereine und Der amıili- chen Meinifterialerlaffe, enthalten diefe beiden Hefte nod) Fort— fegungen der beiden Abhandlungen über Holzanbau im Hoch» ur gebirge und die vortheilhaftefte Sällungszeit und Behandlung des Holzes. Das Ate Heft enthält einen Aufſatz über Die Behand: fung der Waldarbeiter bei der Eifenwerfs-Direftion zu Ei- fenberg, dann einen folchen über die Ablöfung der auf den Wäldern in Tirol laftenden Sewituten, fo wie Bemerfungen über den Unterricht bei dem Forftfulturivefen. Bon amtlichen Mittheilungen findet man darin die Dienft-Infteuftion für die ka k. Forſtämter. Auch theilt es den Bericht über Die zweite Derfammlung des ungarifchen Forftvereins mit. Man kann Ddiefe Bierteljahrsjchrift nur als eine nicht blos für Defterreih ſehr werthvolle Zeitfchrift bezeichnen, fondern auch als diejenige, aus der man fich wohl am beften über den Stand des öfterreichifchen Forftwefens unterrichten fann, was bisher noch in Deutfchland fo unbefannt war, Wir empfehlen fie daher nochmals der Beachtung unferer Lefer, da die öfterreichifchen Forftwirthe in der neuern Zeit ein eifriges Streben gezeigt haben, fich den übrigen deutfchen Forſtmännern in Bezug auf Fortbildung der Wiffenfchaft wie Verbejjerung der Behandlung der Forſten anzufchließen, von denen fie fich früher ſehr abgefondert hielten. 4, Forſtwirthſchaftliche Mittheilungen. Herausgegeben vom königlich baier. Miniſterial-Forſtbüreau. IV. Heft. Mit einer Tafel Abbildungen. München, 1852. 155 S. Joh. Palms Hofbuchhandlung. Gewiß wird es für viele unſerer Leſer eine erfreuliche Nachricht ſein, wenn ſie erfahren, daß dieſe werthvollen forſt— B2 - MB wirthichaftlihen Mittheilungen, die früher blos an die baiti- fchen Forftwirthe vertheilt wurden, jegt auch im Buchhandel zu haben find. Auch diefes neue Heft enthält jehr Vieles, was nicht blos für den bairifchen Forftwirth ein Intereffe hat, fondern auch den Verwalter der Forften in jeder Gegend Deutfchlands anziehen wird. In dem erften Auflage findet man Bemerfungen über den Gichenfchälwald in Baiern. Die fchon vielfach in Die- fen Blättern ausgefprochene Anficht, daß der Werth, der von ihm zu gewinnenden Gerberrinde fehr vom Klima abhängt, wird auch hier beftätigt. Es wird darin die Behauptung aufgeftellt: daß Die beſſere Gerberrinde nur da gewon- nen werden fann, wo noch Weinbau ftattfindet und daß fie über die Grenze deffelben hinaus an Güte abnimmt, und in Folge derfelben die Forderung der Gerber beftritten, überall, wo noch Eichen wachen, Schälwald anzulegen, um ihnen befiere Lohrinde zu verschaffen. Zuccarini glaubt, daß nur da gute Gerberrinde erzeugt wird, wo die Eiche bei gehö- tiger Qualität des Bodens ſchon im April ausjchlägt, da ihre Güte von dem freudigen Wuchle der Stodausjchläge während einer möglichit langen DVegetationsperiode abhängt. Die Erfahrungen, die man in Baiern gemacht hat, bejtätigen Dies auch. Die Anlagen von Eichenfhälwald in der Nähe von München und Augsburg, in einem jchon ziemlich rauhen Klima, haben ein fo ungünftiges Nefultat gegeben, daß man fie aufgegeben hat und wieder Fichten ftatt deſſelben anbauet. Gewiß wird man dafjelbe in Preußen in den öftlichen Pro— vinzen erfahren, wo man den Forderungen der Gerber manche wiüchfigen Eichenbaumbholzbeftände geopfert hat, deren Erhal— tung fo wichtig gewefen wäre, und fpäter wieder ftatt der— felben Kiefern anfien. Wie gut ift es, daß man eine Holzs art hat, welche immer bereit ift, die in der Waldbehandlung Ze 57— — gemachten Fehlgriffe wieder gut, oder wenigſtens weniger nachtheilig zu machen! Die größte Ausdehnung hat der Eichenſchaͤlwald in Baiern in der Pfalz und den drei fränkiſchen Kreiſen, wo das mildeſte Klima herrſcht. Er nimmt hier eine Fläche von etwa 198,248 preuß. Morgen ein, wovon aber nur 42,386 preuß. Morgen dem Staate gehören, die übrigen den Stif— tungen, Kommunen und Privaten. Er würde ſich noch weit mehr ausdehnen, wenn gute Preiſe der Rinde dazu auffor— derten. Dieſe werden aber durch die Gerber (wie in Preu— ßen) künſtlich jo heruntergedrückt, daß ſie oft nicht einmal den Verluſt an Holze decken und andere mit dem Schäl— walde verbundene Nachtheile ausgleichen. Der Geldertrag gut beſtockter Hochwälder überſteigt denjenigen ebenfalls gut beſtockter Schälwälder durchſchnittlich um 21 Procent ſelbſt in der Pfalz, die ſich ſo gut für dieſe eignet. In der folgenden Abhandlung wird von der Anlage des Eichenſchälwaldes gehandelt. Es wird darin beſtritten, daß er für flachgründigen Boden paſſe, weil die Eiche vor allen andern Holzgattungen ſehr tiefgehende Wurzeln habe, des— halb auch einen tiefgründigen Boden bedinge. Dieſe Anſicht können wir jedoch nicht theilen. Wir geben gern zu, daß der tiefgründige Boden einen beſſern und längern Stockaus— ſchlag giebt als der flachgründige, aber ſchon das iſt unrich— tig, daß die Mutterſtöcke auf jenem länger ausdauern als auf dieſem. Der flachgründige Thonſchiefer-, Grauwacken⸗, Kalk- und ſelbſt der beſſere Sandſteinboden, erzeugen vielfach einen ſehr guten Stockausſchlag, wenn auch die Eiche als Baumholz allerdings einen ſehr ſchlechten Wuchs darauf hat. Dies liegt in der verſchiedenen Wurzelbildung des Hoch— und Niederwaldes. Der letztere hat, auch wenn die Mutter— ſtöcke Eichen ſind, nur flachlaufende Seitenwurzeln, weil die Pfahlwurzel abftirbt, jo wie der aus Samen erwachjene Stamm abgehauen wird, wo fich dann nur Seitenwurzeln ausbilden, welche die Stodfausfchläge ernähren. Daß aber das Streu— rechen auf jolchem flachgründigen Boden für den Eichen: niederwald befonders verderblich wird, wie bier angeführt ift, ift unbeftreitbar. Ebenſo wollen wir auch gern zugeftehen, daß die Anlage von Eichenfhähvaldungen, die auf gutem tiefgründigen Boden fo leicht wird, auf den flachgründigen trocknen Berghängen oft mit fo viel Schwierigfeiten verbun— den ift, daß dieſe kaum überwunden werden fünnen, Was die Anlage der Eichenſchälwaldungen betrifft, ſo würde das hier empfohlene Verfahren für Norddeutſchland wohl nicht überall paſſend ſein, wobei wir aber gern ein— räumen wollen, daß es dies deshalb doch recht gut für die Pfalz und Franken ſein mag. Der Verf. dieſes Aufſatzes empfiehlt z. B. zur Umwandlung der Nadelholzwälder, be— ſonders der Kiefern und Lärchen, die Eicheln, nach Wegnahme des etwa unterdrückten Holzes, einzuſtecken, und nur vielleicht die Fichten und Weißtannen etwas zu lichten, dabei aber mit Vorſicht zu verfahren und ſie nicht zu licht zu ſtellen, damit ſich nicht etwa eine Grasnarbe bildet. Dann ſoll das ſtehen— gebliebene Nadelholz, wenn die eingeſenkten Eicheln einen guten wüchſigen jungen Beſtand gegeben haben, erſt nach und nah in 10—12 Jahren ausgehauen werden, wobei auf dem bairijchen Tagwerf (etwa 194 preuß. Morgen) noch 10 bis 15 Stämme ftehen bleiben fünnen, um fie zu ftarfem Blockholze zu erziehen. Wir bezweifeln es nicht, daß der Verf. dieſes Aufſatzes feine Rathſchläge auf gemachte Erfahrungen gründet, fönnen aber verjichern, daß die gegen Beſchattung fo fehr empfind- lihe Eiche in Norddeutichland bei diefer Behandlungsweife feinen guten Wuchs erhalten und ficher feinen Schälwald nie A geben würde, Der Grund mag wohl in dem intenfivern Lichte des ſüdlichen Deutfchlands und in defien Weingegen- den liegen, da hier auch die jungen Buchen eine ftärfere Beichattung vertragen als in Norddeutichland, Ein folgender Auflag befchreibt die Entwäflerung eines Filzes, vder einer verjumpften Fläche im bairifchen Hoch- gebirge, worauf die Wirthichaftsregeln für die Waldungen im Fichtelgebirge und den fränfifchen Wald mitgetheilt wer- den. Den Beichluß macht der Tarif über die Forftfultur- und Wegbaufoften fir Unterfranfen und Aſchaffenburg. Auch im Fichtelgebirge hat ſich die Buche und Weiß— tanne, die hier ſonſt ſtark eingemiſcht waren, immer mehr und mehr verloren, und die hier von Natur ſchon herrſchende Fichte hat jene Holzgattungen beinahe ganz verdrängt. Dies liegt zum Theil wohl in den Kahlſchlägen, zu Denen man gendthigt wurde, weil die nach den Hartig’fchen General— regeln geführten Dunfeljchläge ein zu ungünftiges Nefultat gaben, um mit ihnen fortwirthichaften zu fünnen. Auch die Kiefer kommt gemifcht mit der Fichte und auch in reinen Horiten vor, hat jedoch nur einen geringen Wuchs. Es fol daher auch vorzüglich die Nachzucht der Fichte, wo möglich gemifcht mit der Weißtanne, und die Erhaltung der Buche am geeigneten Standorte in das Auge gefaßt werden. Die Tanne wird zwar als Nutz- wie ald Brennholz weniger ges ſchätzt als die Fichte, ihre Einmifchung wirft aber wohlthätig hinftchtlich der Sicherung der Fichtenwaldungen gegen Wind-, Duft: und Schneebruch, unter denen diefelben fehr leiden, Vorzüglich da, wo die Nachzucht der Tanne bezweckt wird, erfolgt die Verjüngung des Nadelholzes noch in dunfel ge— ftellten Samenfchlägen, während der Anbau der Fichte, bei den felten eintretenden Samenjahren, mehr duch Saat be= wirft wird, Die Pflanzung der Fichte findet überhaupt, wie — — es uns ſcheint, noch nicht in der Ausdehnung ſtatt, wie in anderen Fichtenwaldungen Deutſchlands und wie es vielleicht vortheilhaft ſein dürfte, denn bei keiner Holzgattung hat ſie vor der Saat größere Vorzüge als gerade bei dieſer. Nach der Beſchreibung hat das rauhe, ſehr zu Ver— ſumpfungen geneigte Fichtelgebirge keinen ausgezeichneten Holzwuchs, und die dortigen Wälder haben durch Dieberei, Servituten und Naturereigniſſe, auch frühere mangelhafte Wirthſchaft vielfach gelitten. Da die Eriftenz der dortigen gewerbtreibenden Bevölferung aber jehr durch einen guten Zuftand derjelben bedingt wird, jo wendet man Die größte Sorgfalt darauf, diefen nach und nach herzuftellen. Auch der fränfifche Wald, welcher auf der Waflericheide von Franfen und Thüringen liegt, ift noch ein ziemlich raus her Gebirgswald, in welchem Höhen bis zu 2700 Fuß vor- fommen und die Hauptmaffe der Waldungen in 1600 bis 1700 abjoluter Höhe liegt. Der Holzboden ift zwar hier produftiver, Froft, Schnee» und Dufthang aber nicht weniger gefährlih ald im Fichtelgebirge. Als herrſchende Holzart fann die Weißtanne angefeben werden, die bier noch in rei— nen Beſtänden vorfommt, meiſtens aber mit der Fichte, ſelt— ner mit der Buche gemifcht ift. Nur da, wo der Boden ſehr erſchöpft ift, finder fich auch die Kiefer ein. Das Laubholz teifft man im Allgemeinen nur einzeln eingefprengt an. Für die Erhaltung der Weißtanne war die bier früher berrichende Plenterwirthſchaft günftig, fte erzeugte aber viel Sturmſcha— den. Ueberall, wo man in Kahlichlägen gewirtbichaftet bat, ift Die Weißtanne duch die Fichte verdrängt worden. Dar- um fol die Verjüngung da, wo die Tannen nacdhzuziehen find, mehr in der dunfeln Schlagftellung erfolgen. Die Kul- tur mit der Hand foll vorzüglich zur Unterftügung dev na— türlihen Berjüngung oder zur Aufforftung der Dedungen — —— und unbeſtockten Flächen dienen. Sie ſcheint bei der Fichte vorzugsweiſe auf Saat beſchränkt zu ſein, bei der Tanne ſoll aber der Pflanzung der Vorzug eingeräumt werden, wenn taugliche Pflanzen vorhanden ſind. Zu dem Tarife über die Forſtkultur- und Wegebaukoſten für Unterfranken und Aſchaffenburg bemerken wir nur, daß ſich ein ſolcher in den öſtlichen Provinzen Preußens, z. B. für die Mark Brandenburg, ſchwer oder gar nicht würde. aufitellen laffen, obwohl die Beichaffenheit des Bodens hier weit weniger verfchieden ift als in den Gebirgsgegenden. Das Liegt in der DBerfchiedenheit der Lohnfäge für Tage: arbeiter und Fuhrlöhne in den verjchiedenen Gegenden, Diefe fhwanfen von 6 bis 10 Sgr. für einen männlichen Arbeiter als Tagelohn und von 20 Sgr. bis 2 The. Arbeitslohn für ein Baar Pferde, wonach fih dann auch die Lohnfäße jehr ändern, Auch diefes Heft der Mittheilungen enthält eine Menge fehr fchäßbarer Erfahrungen und Notizen, fo daß wir alle 4 bisher erjchienenen Hefte als eine ſehr werthvolle literari- ſche Ericheinung der Aufmerkfamfeit unferer Lefer empfehlen fonnen, und nur den Wunſch hegen, daß diefelben nicht mehr in fo langen Zwifchenräumen erfcheinen mögen, al& der zwi— fchen dem 3ten und Aten Hefte war. &8 ift in der That bemerfenswerth, wie einzelne Männer, worunter befonders der verftorbene Minifterialrat) Schulz gehört, Das Forſtweſen eines größern Staates, wie Baiern, in fo furzer Zeit fo he- ben können, wie es gefchehen ift. Es ift noch gar nicht fo lange her, daß in Deutfchland die bairiſche Forftwirthichaft als eine minder gute angefehen wurde, und jest gehört fie im Allgemeinen, wenn auch ungleich in einzelnen Kreifen, zu den beiten in Deutfchland und zeichnet fich vorzüglich da— durch aus, daß man in Baiern die Wiſſenſchaft in der Praxis 5 zu benugen weiß, wie vielleicht in wenig anderen beutjchen Staaten, obwohl diefes bei der großen Waldfläche mehr Schwierigfeiten hat, als in andern Fleineren Staaten. 5%. Beiträge zur praftifchen Forſt- und Jagdwiſſen— jchaft. Eine Zeitjchrift in zwanglofen Heften von AU. Brumbhard, großberzogl. heſſiſchen Revierför— ſter. Frankfurt a. M. bei Sauerländer, 2te8 Heft, 1849, 218 ©,; 3te8 Heft, 1852, 233 ©. Das erfte Heft Diefer Zeitfchrift erfchien im Jahre 1846 und ift in diefen Blättern (im 23. Bd. 28 Heft, ©. 80) zu feiner Zeit auch angezeigt worden. Die beiden folgenden Hefte, die wir bier zufammen anzeigen, erfchienen in einem Zwifchenraume von 3 zu 3 Jahren. Da diefe Beiträge feine fortlaufende Mittheilung aller neuen Erfcheinungen in der Literatur oder der Erfahrungen im praftifchen Haushalte zu geben beftimmt find, vielmehr die Tendenz zu haben fchei- nen, nur von Zeit zu Zeit einen Gefammtüberblic über Die: jelben zu geben, fo dürfte Dies auch ganz zwedmäßig fein, es erichwert aber unleugbar die Verbreitung der Beiträge, wenn fie als Zeitfchrift gelten jollen. Diefe wünfchen wir ihnen aber, denn wenn wir auch weit Davon entfernt find, alle Anftchten des Berk. derielben, die darin entwidelt werden, su theilen, jo giebt er fich doch darin als gebildeten, urtheils— fähigen Forftmann zu erfennen, deſſen Urtheile noch beach— tungswertbher fein würden, wenn er fich freier von Partei— anfichten bielte, und nicht dem Beilpiele der Wedekindſchen Zeitfchriften folgte, in denen diefe allein maßgebend find, viel- mehr nur nach innerer Ueberzeugung fein Urtheil füllte, Es — ME ift zu bedauern, daß Herr Brumhard fo fehr an der be- fannten großherzoglich heſſiſchen, oder auch mittel- und weſt— deutfchen Einfeitigfeit leidet und Alles nach dem engen groß- herzoglich-heffiihen Forſthorizonte, in dem er fich bewegt, beurtheilt. Daran leiden aber die Forftichriftfteller Süd— und Weftdeutfchlands nicht felten, da gewöhnlich für fte hinter der Grenze von Sigmaringen, Darmftadt oder Karlsruhe Die Welt mit Brettern vernagelt ift. Blos die Baiern machen davon, wenigftens in den höhern Regionen, eine rühmliche Ausnahme, da dies Königreich fchon fo vielfach verichiedene forftliche Zuftände enthält, daß man in München wohl ein- gefehen hat, daß fich diefelben nicht überall gleihmäßig be- handeln laſſen. Der Sebaldus- und Laurentiuswald bei Nürnberg und die Berchtesgadner Salinenwaldungen bilden nicht weniger fcharfe Gegenfüge wie das Fichtelgebirge und die Pfälzer Forften. Darauf findet man aber auch wenigfteng in den amtlichen Erlaſſen ſtets gebührende Nüdficht genom- men. Daß man fich in Ländern, die jo gleichförmige Wald- zuftände haben wie die fleineren deutfchen Staaten und aud) felbjt mehrere der fogenannten Mittelftaaten, darauf befchränft, die Vorſchriften zur Bewirthſchaftung derfelben nur für Diefe zu bemefien, liegt in der Natur der Sache, ift ganz zweckmäßig und kann für die Forften felbft nur vortheilhaft fein. Etwas ganz Anderes ift e8 aber, wenn ein Schrift ftellev aus den fleineren deutjchen Staaten für das ganze deutſche Foritpublifum fchreiben und feine Urtheile und An— fichten als gültig für ganz Deutfchland geben will. Bon diefem fann man wohl verlangen, daß er eine univerfelle deutſche Waldfenntniß habe. Wo diefe fehlt, werden die Ur- theile immer nur einfeitig nach den ihm vorliegenden Wald- zuftänden bemefien gefällt werden, Herr Brumhard gehört gewiß zu den befähigten und wiflenfchaftlich gebildeten deut- = u - fchen Forftwirthen, und wir verwechjeln ihn nicht mit Dem großen gedanfenlofen Haufen, ber nach Wedekind'ſchem Mu— fter in die Welt hinein fchreibt, ohne ſich viel dabei zu den» fen und den Wald, wie er wirklich ift, zu fennen. Wo e8 blos darauf anfommt, ein wiffenfchaftlich begründetes Urtheil ab- zugeben, eine Anficht mit Rüdjicht auf die Herrn Brum— | hard befannten forftlichen Verhältniffe zu prüfen, da wird man, wenn er nicht etwa perfönlichen Rückſichten folgt, in der Regel mit ihm übereinftimmen fünnen. Wo aber dabei auch fremdartige, ihm unbekannte Verhältniſſe beachtet wer— den müffen, da wird man gewöhnlich finden, daß Dies nicht gefchehen und daher das Urtheil ein einfeitiges ift. Diefer Mangel einer Kenntniß verichiedenartiger Wald— zuftände ift denn auch wohl Urjache des Glaubens des Heren Berfaffers dieſer Beiträge: daß die Theorie des Forftfultur- weſens ziemlich als abgeſchloſſen und vollendet anzufehen fei, weshalb jest auch wenig mehr über daſſelbe gejchrieben werde, MWenn er einmal gejehen hätte, wie das Verfahren bei ber Erzeugung und dem Anbaue des Holzes, was fich in ber einen Gegend Deutichlands als ganz zwedmäßig zeigt, es in einer andern durchaus nicht ift, wie Das, was hier zu— läffig ift und gute Folgen hat, fich dort ganz unbenugbar und verwerflich zeigt, jo dürfte er fchwerlich zu dieſer Anficht ge- fommen fein. Gerade in unferm Forftfulturwefen ift Die Theorie noch wenig ausgebildet und erit im Entjtehen, Die Praris ift ihe in ſehr vielen Fällen unendlich voraus. Wir finden viele gute Holzzüchter in unferen deutſchen Wäldern, befigen aber noch fein einziges Lehrbuch, welches die Theorie der Holzzucht vollitändig und genügend in einer ſolchen Art entwicelte, daß man überall danach mit Sicherheit verfahren fonnte. Das liegt lediglich darin, daß man die Negeln für den Holzanbau und das Verfahren viel zu allgemein faßt, in — und ſie nicht, wie es doch geſchehen muß, wenn man ſich nicht großen Mißgriffen ausſetzen will, den Eigenthümlich— keiten der Holzarten, den Verſchiedenheiten des Bodens und Klima's anpaßt. Ehe dies nicht geſchiehet, wird die Theorie unſerer Holzerziehung immer unvollkommen bleiben. Daß unſere Waldbäume aber auf verſchiedenartigen Standortsver— hältniſſen ſich auch ſehr verſchieden verhalten, wird gewiß Keiner beſtreiten, der ſie in den verſchiedenen Gegenden unſeres deutſchen Vaterlandes beobachtet hat. Dieſe Beiträge würden vielleicht richtiger literariſch— kritiſche Berichte genannt werden können, denn ſie enthalten eigentlich nur eine kritiſche Ueberſicht der neuern literariſchen Erſcheinungen, nicht aber die eignen Erfahrungen oder neuen Ideen des Verfaſſers. Sie gewähren eine gute und ziemlich vollſtändige Ueberſicht deſſen, was über die einzelnen darin behandelten forſtlichen Disciplinen in der neueſten Zeit in Büchern oder Journalen verhandelt iſt, und ſind daher be— ſonders denjenigen zu empfehlen, welche weder Gelegenheit und Mittel noch Zeit haben, ſich mit der forſtlichen Literatur in größerem Umfange zu beſchäftigen. Herr Brumhard it auch wohl bei feiner guten wiffenfchaftlichen Bildung geeignet ein guter Berichterftatter zu fein, auch haben wir nicht bemerkt, Daß ihm beiden Öegenftänden, womit er fich in den beiden legten Heften beichäftigt, etwas Wefentliches ent- gangen wäre, was in ber neuern Literatur Beachtung verdient, Allerdings hat er fich dabei aber nur auf einzelne Gegenftände beſchränkt und nicht das ganze forftliche Wiffen berückſichtigt. Das zweite Heft der Beiträge enthält folgende Abhand— lungen: 1) Ueber den gegenwärtigen Stand des Taxationswe— ſens, wobei zugleich eine kurze Abhandlung über forſtliche Statik mitgetheilt wird. Mi 2) Das Neuefte im Betriebe der Holzzucht, dem fich zugleich die dritte Abhandlung Über die Kortfchritte im Kul— turweſen anfchließt. Auch der vierte Auffag, Über die Kultur der wichtigiten Laub- und Nadelhölzer, ift eine Fortjegung der beiden vorhergehenden Abhandlungen, nur daß darin der Derf. mehr feine eigenen Anfichten Über die Erziehung der Eiche, befonderd auch der nordamerifanifchen Cichenarten, ausipricht, die wir aber nicht theilen. Derſelbe fcheint mit Unrecht fehr für den Anbau fremder Holzarten eingenommen zu fein, der noch nirgends ein lohnendes Nefultat gegeben hat; denn was er von dem Erfolge deſſelben in Norddeutich- land anführt, ift theils unrichtig, theils exiſtiren die Beifpiele gar nicht, mit denen er das Gelingen größerer Anlagen von fremden Hölzern beweifen will, Die berühmten Burgsdorf- chen Plantagen im Tegler Reviere bei Berlin haben, mit Aus— nahme einiger nicht befondern kleinen Beftände von Wey- muthsfiefern, feinen wüchfigen Baum geliefert. Die An— pflanzung der Scharlacheiche (Q. coceinea) bei Dejjau, weniger bei Wörlig als bei Moſikau, auf der entgegengefegten Seite von Deffau, hat allerdings auf'magerem Sandboden einen guten Wuchs, aber das Holz diefer Bäume ift als Nugholz ganz werthlos; die Anlagen von Althaltensleben und Flott- bed find bloße Handelsgärten, fo gut wie die Landesbaum— jchule bei Potsdam. Die Parkanlagen in Harbfe und dem v. Münchhaufenichen Gute Schwebber (ein Doftadt ift ung in Norddeutfchland nicht befannt) auf gutem Boden fünnen wohl nicht maßgebend für den Anbau von Waldbäumen fein. Wir könnten Herrn Brumhard eine Menge Beifpiele an— führen, wo man, auf Grund der Empfehlung Burgdorfs, Medifus, du Nois und anderer Plantagengärtner, große Summen verfchiwendet hat, um Afazien, nordamerifanijche Eichen und Eichen, Lebensbäume, Weymuthskiefern u, |. w. im Großen anzubauen, bei denen fich aber ftetS herausgeftellt hat, daß unſere einheimifchen Holzarten durch Diefelben nicht erjet werden fünnen. Sicher foll er uns aber keins nach— weijen können, wo ein Anbau derjelben im Walde gelungen wäre. Wenn er daher deren Kultur auch wieder im dritten Hefte Diefer Beiträge empfiehlt, fo ift er ficher auf einem Irrwege. Die indifche Geder wird bei ung jo wenig wach- fen als die falifornifche Edeltanne, oder irgend ein anderes der von ihm empfohlenen Nadelhößer. Es ift zwar eine ganz gewöhnliche Erjcheinung in unferer Forftwirthfchaft, Daß irgend eine früher einmal zur Geltung gebrachte Idee fpäter wieder aufgenommen wird, wenn fie fich gleich ald unaus- führbar gezeigt hatz die des Anbaues fremder, nordamerifa- nifcher oder anderer Holzarten, wird aber ganz ficher, troß des Heren Verf. der Beiträge Empfehlung, nicht wieder zur Mode werden, denn die mißlungenen Berfuche in dieſer Be- ziehung waren zu foftbar und find noch zu neu, um vergeflen worden zu fein. Der letzte Aufſatz des zweiten Heftes betrifft eine häus— liche oder Samilienangelegenheit der Großheſſen, nämlich das Bedürfniß einer neuen Forftorganifation des Großherzogthums Hefien, die das übrige Deutfchland wenig intereffiren wird, da fie rein lofal behandelt wird, Das dritte Heft beginnt mit einem rein botanischen Auf- jage über die geographifche Verbreitung der Nadelhölzer. Man fonnte dazu wohl bemerfen, daß wir doch wohl Aften, Afrifa und Amerifa noch zu wenig fennen, um von ihnen eine Ueberficht der dort wachfenden Nadelhöfzer zu geben, Diefe aber auch wohl in der That den deutjchen Forftwirth ſehr wenig intereffiren wird. Mehr wird Dies der zweite Aufſatz, der fich mit den forftlihen Verhältniſſen einer intereffanten deutſchen Wald: — — gegend, des Vogelgebirges, beſchäftigt. Sodann werden die Abhandlungen des zweiten Heftes über die neuern Anſichten in der Holzzucht, die Fortſchritte im Kulturweſen und den Anbau der wichtigſten Laub- und Nadelhölzer fortgeſetzt und derjenige von Holzarten empfohlen, die in unſern Wäldern nicht einheimifch find. Der fünfte Aufſatz weifet nach, daß die großen forft- lihen Berfammlungen wenig Werth für die Wiſſenſchaft wie für die Braris haben, worüber übrigens wohl das ganze deutiche urtheilsfähige Publikum jchon längſt einverftan= den war, Den Beihluß diefes Heftes macht eine Beurtheilung von Jäger's Forſtkulturweſen, worin der Berf. jeine bean- ipruchte Unparteilichfeit wohl am allerwenigften bewährt hat. Sie ift mit zu augenfcheinlicher Animofttät gegen Herrn Jä— ger gejchrieben, al3 daß man hier ein unbefangenes Urtheil erwarten könnte, Wir haben es deshalb auch für billig und recht gehalten, eine Entgegnung des Herrn Jäger Diefer Anzeige, deren Verf. der Herausgeber ift, folgen zu laſſen, da Herr Brumhard das Buch auf eine ganz unverantwort- liche Art herabwürdigt. Das ift um fo weniger ungerlgt zu lajien, al8 Herr Brumbard weniger Erfahrung im Foritfulturwefen zu haben fcheint ald Herr Jäger. Des: halb haben wir auch diefem feine Bertheidigung überlaſſen zu müſſen geglaubt, und ihre Aufnahme in diefen Blättern nicht zurückweiſen können. Unfer früher in diefen Blättern über die Schrift des Herrn Jäger ausgeiprochenes UÜrtheil ift durch die Angriffe des Herin Brumhard nicht im Ge— tingften geändert oder berichtigt worden. Dagegen find wir aber mit Herrn Jäger's Urtheile über diefe Beiträge eben fo wenig überall einverftanden, da e8 wohl auch nicht ganz unparteiifch ift, wollen es aber doch nachfolgend mittheilen, u A Gewinnen würden diefe Beiträge, wenn der Verf. auch die bisher nicht berüdfichtigten Disciplinen, wie Forftinfeften- funde, Forftbenugung, Forftpolizeilehre u. ſ. w., nicht jo ganz unbeachtet ließe, wie dies in den erfchienenen Heften gefchehen iſt. Es könnten Dagegen die Bäume Afrika’s, Indiens und Kaliforniens unbeachteter bleiben. Auch jchadete es gewiß nichts, wenn die verfprochenen Driginalabhandlungen etwas mehr Originalität erhielten, denn wenn man fich vorzugs— weile mit dem befchäftigt, was Andere gelehrt oder gefchrieben haben, it dies nicht fehr originell. Wir haben immer ge- glaubt, daß, wenn Jemand auf Originalität Anfpruch macht, er auch lediglich aus fich felbit Ichöpfen muß und feine Ideen nicht durch Anregung von Seiten anderer Schriftiteller ent- ftehen müffen. Bon dieſer Art der Originalität finden wir aber in den Beiträgen des Herrn Brumhard feine Spur, da alle Auffäge durch eine Anregung von Außen entftanden zu fein fcheinen, Auch dürfte das legte Heft an innerem Werthe wohl den beiden eriten etwas nachitehen, wobei es aber immer noch empfehlenswerth ift, 9.” Beiträge zur Forſt- und Jagdwiffenfchaft. Eine Zeitjchrift in zwanglojen Heften von A. Brum— hard, großherz. bei. Nevierförfter, Erſten Bandes zweites Heft. Frankf. a. M. 1849. 218 S., und drittes Heft 1852. 234 ©. Das erite Heft diefer Zeitichrift ift fchon im Jahre 1846 erfchienen und im 23. Bande 2. Heft der krit. Blätter S. 80 u, f. angezeigt und beurtheilt. Kritifche Blätter 32. Bo. I. Heft. C ME, Weil mit dem oben erichienenen 3. Hefte der 1. Band geichlofen ift, fo wollen wir und über die Leiftungen des Herausgebers, von welchem fümmtliche Säge herrühren, näher ausfprechen und eine Parallele zwifchen diefen und den ge— gebenen Verſprechungen ziehen. Das 2. Heft enthält unter I. einen Aufſatz über den gegenwärtigen Stand des Tarationswefens, worin der Ber- faſſer verfuchen will, den feither in dieſem Felde geführten Kampf zu vermitteln, den Konflift der Meinungen zu be= fchwichtigen und verföhnend zwilchen die ftreitenden Parteien zu treten; dann aber aus dem fachlichen Stoff, welcher fich auf dem Gebiete der Literatur in der jüngften Zeit ange- fammelt hat, dasjenige hervorzuheben, was zur Förderung der Sache wirklich etwas beigetragen hat oder beitragen kann. Nachdem der VBerfaffer des vor 20 Jahren zwilchen Hundeshagen und Pfeil geführten wiflenfchaftlichen Streites gedacht und die Folgen defjelben auf die Fortbil— dung der Tarationswiljenfchaft richtig angegeben, auch be— merft hat, daß Cotta und Hartig an diefem Streite über die Vorzüge der verfchiedenen Tarationsmethoden feinen Theil mehr genommen haben, verliert fich derjelbe mit vielen ge— lehrten Nedensarten in das Gebiet der Yand- und Gewerbe: wiflenfchaft, der Staatsverfaffung, der PBhilofophie ıc., wobei natürlich die Namen Kant, Fichte, Schelling, Hegel als Sterne erfter Größe angeführt werden, hauptfächlih um den Beweis zu liefern, daß die Wahrheit auf verfchiedenen Wegen gejucht und wohl auch gefunden werden könne. Nachdem weiter bemerft ift, daß die Herren Liebich, Schulze und Smalian im Face der Forftabihäsung nichts geleiftet, und daß die Kritif Diefelben mit Necht ger geißelt hätte, wendet fich der Verfaffer den wichtigeren Ge— genftänden der Literatur, vor Allem den in den legten Jahren Po TE erichienenen neuen Syitemen der Taration zu und fondert die hierher gehörigen Schriften in zwei Gruppen, nämlich in folche, welche der rationellen Methode, und in folche, welche dem Fachwerke huldigen. Die einzelnen Schrift: ftellee werden namhaft gemacht und deren Grundfäße in Fur: zen Umriſſen mitgetheilt,. worin wir weder etwas Neues, noch etwas DOriginelles gefunden haben, Nachdem diefes gefchehen, gehet der Verfaſſer zu den taratoriichen Vorarbeiten und Apparaten über, wodurch jedes Verfahren mehr oder weniger bedingt wird, und zählt hier namentlich auf: 1) die Ermittelung der Ertragsfähigfeit und des Ertrags- vermögend des Holzbodeng; 2) die Holzertragstafeln; 3) Kalful und Meßapparate. Trotz eines gelehrten Anſtrichs findet fich nichts, was nicht längft befannt wäre. Zum Schluß fommt der Ber- fafjer zur forftlichen Statif und ſucht über deren Entftehung, Ausbildung und Zwed zu belehren. Außer einigen neuen Namen bei den zu meteorologifchen Beobachtungen erforderlichen Inftrumenten haben wir nur Bekanntes gefunden und können die Kedheit des Herrn B. nicht ungerügt laffen, womit dieſer feine Dürftigen Kompila- tionen als Verſöhnungsmittel der ftreitenden Parteien aus— giebt, ja nicht begreifen, daß fih ein Mann, welcher ber die Herren Liebih, Schulze und Smalian den Stab bricht, dem forftlihen Publiko eine gleiche Koft, nur mit etwas pifanterer Sauce, vorzufegen wagt. Der I. Auffag ift überſchrieben: „Neueſtes im Betriebe der Holzzucht“ und liefert einige ganz gute und praftifche Bemerkungen über die Näthlichfeit, ja Nothwendigfeit einer lichteren Stellung der Buchenbefamungsichläge auf ſ. 9- 62 Eommerfeiten und Gebirgsrüden, zum Behufe einer ftärferen Thaubildung und dadurch bedingte Erhaltung und befferes Gedeihen der jungen Holzpflanzen. Der Verfaffer befchäftigt fich hierauf mit der Liebich’fchen Neformation des Wald- baues und dem Baumfelde, reſp. der landwirthfchaftlichen Zwifchennugung im Walde, und beabfichtigt letztere 1) nach ihrer technifchen Seite, und 2) rücfichtlich ihres ſtaats- und nationalzöfonomifchen Ef— feftes abzuhandeln. Das Nefultat, welches Herr B. in technifcher Beziehung ziehet, gehet dahin, daß die Holzpflanzen beftimmt feien Wal- dungen zu bilden, daß deren Erziehung um fo mehr im Schluß erfolgen müffe, als Beitände aus natürlichen Ver- jüngungen höhere Erträge lieferten ale Pflanzwaldbeftände, wofür aber feine Erfahrungen beigebracht werden. Eolite Herr B. glauben, daß Diefe Frage duch Naifonnement ge- (öft werden könne, fo ift Derfelbe, wie gar häufig, im Irrthume. Er ftimmt deshalb im Allgemeinen gegen den landwirth- schaftlichen Zwilchenbau, obgleich er die nüglichen Folgen der Bodenaufloderung und den vermehrten Holzzuwachs im gelockerten Boden anerfennt, vorausgeſetzt, daß Diefer fo viele mineraliihe Nährftoffe enthalte, daß er die organifchen we— niger bedürfe. Inzwifchen wiffe man nicht, ob der in Folge der Bodenloderung und des freien Standes erfolgte größere Zuwachs auch aushalte (2). Auch leide die Humuserzeugung in den Bflanzwäldern, nicht ſowohl eines etwaigen geringeren Laubabfalles wegen, als weil Diefe des Düngmittels, welches das abfterbende geringe Holz liefere, entbehrten. — Wie hoch die Bodenverbefferung durch das abfterbende Holz anzufchla- gen, fei freilich noch unbefannt, doch möchte e8, — fo argu— mentirt Herr B., — in einem dem Laubabfalle nicht viel nachitehenden Werthe geichehen. — BEER Aus dieſen wenigen Sägen läßt ſich mit völliger Si— cherheit auf die Unerfahrenheit des Verf. fchließen, denn 1) weiß jeder ‚erfahrene Forftmann, daß die wohlthätigen Solgen einer Bodenaufloderung, in Verbindung mit einer lichteren Stellung, bis in’s höchfte Alter hin blei- bend find, und ebenfo befannt ift, 2) daß, ganz abgefehen davon, daß man das Holz zur Be- friedigung der Bedürfniſſe der Menfchen erziehet, nicht aber um bafjelbe im Walde verfaulen zu laſſen, das ver- faulende Holz in fehr geringem Grade zur Humusbildung beiträgt. Auch ift 3) allgemein anerfannt, daß der Pflanzwald in fräftigem Boden — wohin derfelbe nur gehört — des abfallenden Laube durchaus entbehren kann, indem die Wurzeln tiefer in den Boden eindringen und fich mehr mineralifche Nähr- ftoffe aneignen, während gleichzeitig, in Folge größerer Aft- und DBlattbildung, die atmofphärifchen Nährftoffe in höherem Maße angeeignet werben. Was nun den ftaats- und nationalöfonomifchen Effekt des Waldfeldbaues betrifft, fo glaubt Here B., daß dem all: gemein zunehmenden Bauperismus und Proletariat dadurch eben jo wenig wie durch ertenfive Vergrößerung der land— wiethichaftlichen Kulturfläche durch Rodung eines Theiles des vorhandenen Waldes möchte begegnet werden fönnen, indem bei gewöhnlichen Ernten weit mehr Nahrungsmittel erzeugt als bedurft würden. Im Allgemeinen erflären wir uns damit zwar einver- ftanden, nicht aber damit, daß der Waldfeldbau einen Rück ſchritt der landwirthfchaftlichen Kultur herbeiführe, noch viel- weniger damit, daß durch eine bloße Beihäftigung arbeits- lojer Hände wenig gewonnen werde. Herr B. behauptet naͤmlich, daß alle Arbeit produftiv fein, d. h. ihre Erzeug— — GE — niſſe einen wirklichen oder imaginairen Werth haben müßten, (äßt aber im Zweifel darüber, ob es eine Arbeit giebt, welche nicht in eine der beiden angenommenen Klaffen fubjumirt werden kann. Wir find der Anftcht, DaB Seder, welcher ftete Beichäftigung und Arbeit hat, fi auch ernähren, und ſo— nach zur Verwerthung der erzeugten Genußmittel beitragen fünne. Wären wir im Stande, die befigloje Klaffe nach— haltig zu befchäftigen, fo würden wir von derſelben nichts zu fürchten haben, während Mangel an Arbeitsgelegenheit und Berdienft zu den verwerflichiten und verderblichiten Hand— lungen führt. Auch wir find der Anficht, daß durch die unbefchränfte Theilung der Güter die Bevölferung ſich in fteigender Pro— greffton vermehrt, und ‚daß die erleichterte Anfälfigma- chung Die Gründung vieler - Bettlerfamilien herbeigeführt hat. Allerdings: kann biergegen nur auf legislativem Wege geholfen werden, und e8 ijt ſehr zu beflagen, daß die Staats: regierungen in Deutjchland in dieſer Beziehung viel zu libe- ral find und dem franzöfifchen Grundfage zu ME ſchei⸗ nen: Laissez faire, laissez passer. Nachdem Herr B. noch erwähnt hat, daß durch einen Austauſch der Waldflächen auf beſſerem gegen Ackerflächen auf ſchlechterem Boden mehr als durch die Waldfeldwirth— ſchaft bezweckt werden kann, geſtehet er am Ende, im Wi— derſpruche früherer Sätze, doch zu, daß bei der Zunahme der Population und der dadurch hervorgerufenen Nachfrage nach anderweitigen Subſiſtenzmitteln ein großer Theil der Wal— dungen urbar gemacht und der Agrikultur überwieſen, dage— gen der eigentliche Waldboden für den Zweck der Holzerzie— hung ausſchließlich benutzt werden müßte. Auch ſtehe der planmäßigen Einführung der Waldfeld— wirthſchaft entgegen, daß die landſchaftliche Schönheit — — weſentlich auf dem Vorhandenſein von Wäldern beruhe, was indeſſen nicht unbedingt richtig iſt, indem geſchloſſene Waldungen nur im Gebirge die landſchaftliche Schönheit erhöhen, in der Ebene dagegen gerade das Gegentheil be— wirken. — Hauptſache iſt dem Verfaſſer die Erhaltung des Wildes in geſchloſſenen Waldungen, wie wir dies S. 75 erſehen, wo die in der That paradoxe Behauptung aufge— ſtellt wird, daß das Wild, die harmloſen Bewohner des Waldes, als Glieder der lebendigen Natur ein „Recht“ ans Leben haben. — Da Bären, Auerochſen, Wölfe, Luchſe, Wildſchweine, Hirſche xc. offenbar zu den Bewohnern des Waldes gehören und ein Necht ans Leben haben, fo müf- jen dieſe natürlich gehegt werben, damit die Jäger ihre noble Paſſion ausüben fönnen, wenn diefes auch auf Koften des Landwirthes und der Landesfultur gefchiehet. — Wir find anderer Anficht und behaupten, daß der Forftmann nur da feine Berufspflichten ungeftört erfüllen fönne, wo gar fein eigentlicher Wildftand beftehet, und daß die Wildhege wohl ſchon großes Unheil angerichtet, nie aber Nuten oder gar Segen gebracht hat. Aus den angeführten Gründen, nämlid der Rachzuiht geichloffener Holzbeftände, der Erhaltung des Wildes wegen, iſt Hr. D, auch gegen die Pflanzungen, und namentlich ge- gen die Heifterpflanzungen, weil: diefe viel Geld Eofteten, welches der formenden Snduftrie, während. die arbeitenden Hände dem Landwirthfchaftsgewerbe entzogen würden. Wer hat je größere Widerfprüche gehört als diefe, wo es fih um Löfung der Frage handelt, wie dem Pauperism und Broletariat entgegengewirft werden fünne? Nachdem der Berfaffer auch noch etwas über Kopfholz- beftände und über Durchforftungen gefprochen, dabei aber nur Defanntes vorgetragen hat, Fommt derſelbe auch auf — — die Miſchbeſtaͤnde zu ſprechen, und belehrt und, daß Diele vortheilhaft und in vielen Fällen den reinen Beftänden vor- zuziehen find. Hr. B. theilt auch Die für den Hochwald- betrieb in Vermifchung zu erziehenden Holzarten mit, und giebt in diefem Betracht einen guten Auszug aus der Heyer- fchen Abhandlung über gemifchte Beftände in deſſen Beiträ- gen zur Forftwiffenichaft, durchaus aber nichts, was von eignen Beobachtungen und Erfahrungen zeugt. Da Hr. B. nur Originelles mitzutheilen verſprochen hat, ſo rechnet er dahin wohl auch den Satz, daß ſtarke Nutzhölzer zweckmä— ßiger in Beſtänden von hohen Umtriebszeiten, als durch Ueberhalten der einzelnen Stämme in den nachwachſenden jungen Beſtänden erzogen werden. Die Gründe für dieſe Behauptung ſind die gewöhnlichen, nämlich Eintreten von Zopftrockniß, Entſtehung von Waſſerreißern, Verdämmung von nachwachſenden Beſtänden, Windſchaden, erſchwertes Aus— bringen ꝛc. Diejenigen Gründe, welche gegen die erhöheten Umtriebszeiten jprechen, jcheint Hr. B. gar nicht zu Fennen, fo wie derfelde gar nicht zu wiſſen fcheint, daß durch das Ueberhalten einzelner Stämme deren Zuwachs fehr gefteigert, fonach der Forftertrag erhöhet, daß die Bodenfraft erhalten und das erforderliche ftarfe Holz am wohlfeiliten erzo— gen wird, Eine II. Abhandlung behandelt die Fortfchritte im Kul- turweſen, und bringt zuerft eine Theorie über die Ernährung der Pflanzen, welche aus den chemifchen und phyfifalifchen Schriften von Schleiden, Mulder, Liebig, Schulze xc. ercerpirt ift. Da der Verf. einen fo hohen Werth auf dieſe Arbeit zu legen fcheint, und neueiter Zeit die Behauptung ausgeiprochen hat, daß fich ein rationelles Kulturverfahren auf den Grnährungsproceß der Holzgewächie gründen müſſe, fo hätte er doch auch bedenfen follen, Daß wir von dem Er— se ——— nährungsproceſſe der Pflanzen nicht viel mehr als nichts wiſſen. Schleiden *) fagt hierüber Folgendes: „Für eine eigentliche Grnährungstheorie der Pflanzen leuchtet kaum ber erfte Schein der Morgenröthe nach einer langen Nacht che mifcher und phyfifalifcher Umwiffenheit, in welcher Nacht denn wie gewöhnlich gar feltfam und abfonderlich geträumt worden ift,’ Hr. B. hat ebenfalls viel geträumt und jcheint wenigftens noch fchlafteunfen geweſen zu fein, als er die Behauptung niederfchrieb, „daß ein geſchickter Planteur jede Holzart auf jedem Boden müſſe erziehen kön— nen, fobald ihm die fonftigen Mittel dafür zur Verfügung ftehen.‘ Wir geftehen, felbft auf die Gefahr bin, von Hm. ©. für feinen Planteur gehalten zu werden, ganz offen, daß wir es in der Kunft der Holgerziehung, obgleich beinahe jeit 30 Jahren damit befchäftigt, fo weit noch lange nicht gebracht haben. Herr B. fommt nun zu den Kulturfyftemen der Herren Biermans und v. Buttlar, und theilt nach einer wort- reichen Einleitung feine eigenen Verſuche Uber das Gebdei- hen verfchiedener Holzarten in Raſenaſche oder Kulturerde im Vergleich mit anderen Bodenzuftänden mit, deren Reſul— tate folgendermaßen angegeben werden: 1) Daß die Rafenafche zunächft auf Die Ausbildung der Wurzeln, befonders auf Vermehrung der Saugmwurzeln, und dadurch mittelbar auch auf die Entwidelung Des Stengels, bei den meiften Holzarten günftig einwirkt. 2) Das die Nafenafche bei manchen Holzarten, namentlich bei der Afazie und einigen Nadelhölzern, das Wachsthum *) Deſſen Ernährung der Pflanzen. Leipzig 1846. un Miliiiraie augenscheinlich befördert, während dieſes bei der Kaſta— nie der umgekehrte Fall iſt (2). 3) Sowohl der dichte Stand der Pflänzchen, wie die völ- lige Zerftörung aller Unfrautfeime duch das Brennen des Raſens ift Die Urfache, daß fich auf dem Afchenboden weniger Unfraut erzeugt, ungeachtet öfteres Ausjäten deſ— jelben auch nicht verfäumt werden darf, Dagegen bilde fih häufig eine Moosdecke, die jo ftarf werde, daß Die Keime derjenigen Samen, die erit im zweiten Jahre auf: gehen, ste nicht durchdringen fünnen, und die den darin— befindlichen Pflanzen fchade, wogegen fte andererſeits das Ausfrieren der zarten Nadelholzpflänzchen verhindere. Obgleich die von Hrn. B. angeftellten Verſuche als zu mangelhaft nichts entfcheiden, jo werden fie Doch mit Inter— eſſe aufgenommen, da fie jedenfalls werthvoller find, als ein mit Fremdwörtern ausgeſchmücktes phrafiiches Raiſon— nement. Die von Hrn. B. wahrgenommene Bildung einer Moos— decke auf den mit Raſenaſche überitreueten. Beeten liegt in— defien nicht im Diejer, fondern in deren Anwendung in zu feuchtem Zuitande, wogegen nicht genug gewarnt wer— den kann. Die übrigen Zweifel, welde Her B. in Be— treff des ferneren Verhaltens der in der Raſenaſche erzoge— nen Bflanzen noch hegt, werden bei fortgejegten Verſuchen jhwinden, und bald die Weberzeugung gewonnen werden, daß das in den meilten Yofalitäten feinen Erfolg verfpre- chen jollende Verpflanzen von 1- und 2jährigen Pflanzen gerade am vortheilhafteften und erfolgreichiten ift. In ben Wittgenfteiner Forften werden bei Verpflanzung von Kiefern und Lärchen unbedingt nur einjährige und bei Fichten höch— ftens zweijährige Pflanzen angewandt, obgleih auch dieſe fih im einjährigen Alter recht gut verpflanzen lafien. Man — ME — laſſe die Pflanzſtellen nur gehörig und je nach Maßgabe der Bodenzuſtände auf 1—2” vom Bodenüberzug befreien und das Pflanzloch mit dem Spiralbohrer tüchtig ausdehnen und die Erde gut lodern, auch eine genügende Quantität — 2 tüchtige Doppelhände vol — Aſche anwenden, ſo wird man fich bald überzeugen, daß das Biermans'ſche Ver— fahren in den geeigneten Lokalitäten meift vor jedem ande- ven Verfahren den Vorzug verdient, Dem v, Buttlarichen Verfahren wird mit Necht wer nig Werth beigelegt, denn. in der Art und Weile, wie von B. dafjelbe ausgeführt haben will, verdient es feine Empfeh- fung und in rationellerer Anwendung war Daffelbe in den preußifchen Foriten längft befannt und im Gebrauche. Der W. Auffatz führt die Meberfchrift: „Kultur ber wichtigften Laub⸗ und Nadelhölzer“, und foll, neben Berüd- fichtigung der bisherigen Kultur-Methoden, nur Beobachtun- gen des Berfafjers enthalten. Wir wollen dasjenige, was über die Kultur unferer vaterländifchen Eichen gefagt ift, einer nähern Prüfung un— terziehen, während wir die Erziehung der ausländifchen Ei- chenarten, als in unſern forftwirthichaftlichen Beruf nicht gehörig, mit Stilffehtweigen übergehen, A. Verbreitung und Standort, 1) Beide Eichenarten follen fih in ihrer vertifalen Verbrei— tung io ziemlich gleich verhalten (©. 159), während jeder erfahrene Forſtmann weiß, daß die Stieleiche im eigent- fichen Gebirge faft gar nicht fortfommt. 2) Zum beten Gedeihen der Eichen wird eine mittlere Jah- restemperatur von S—12! R, verlangt, während im Speſſart, wo befanntlich die Traubeneiche fo vorzüglich — nr gebeihet, Die mittlere Jahrestemperatur nah Klauprecht*) nur 6,759 R. beträgt. 3) Im Speffart ſoll die Eiche felbit bei 2000' Meereshöhe noch in reinen Bejtänden, 3. B. auf der Schollbrunner Höhe, in den Forften Altenbuch, Rohrbrunn, Kropfbrunn vorfommen, jedoch hier gegen die Tieflagen fchon be— deutend im Wuchfe zurüdbleiben. Nun ift aber der höchite Punkt im Speflart, der Geieröberg, nur 1900‘, der höchite Punkt im Revier Kropfbrunn nur 1686‘, der höchite Punkt im Nevier Altenbuch 1600‘, 4) Für Deutſchland, oder fir 46-50° Polhöhe wird die vertifale Begetationsgrenze zu 1600° mit einer mittleren Fahrestemperatur von 8,5—99 N. angenommen. Hier: nach fcheint Hr. B. das ganze Königreich Preußen, mit Ausnahme etwa der Kreife Trier und Saarlouis, jodann Kurhefien, ganz Sachen, Hannover, Oldenburg, Med- lenburg ꝛc. von Deutſchland auszufcheiden, was gewiß etwas außerordentlich DOriginelles ift. Auch iſt es jeden- falls etwas Neues, auf Bergen von 1600° Höhe 9° mitlere Jahrestemperatur zu juchen, während man nur 7—7,5° zu finden hoffen darf. 5) Die Side macht nach Hrn. B. geringere Anſprüche an den Boden als die Buche. Mir verjüngen und erziehen da noch Buchen, wo - keine Eiche wegen ungenügender Bodenfraft mehr wächit. 6) Auf dem Speflarter Granit, Gneuß, Olimmerfchiefer, Syenit und alten Kalfftein follen die vortrefflichften Ei— chenbeftände ftehen, was eine rein aus der Luft gegriffene Behauptung if. Klauprecht ſagt in feiner Etatiftif mit Necht: „Die Gebilde diefer Urformation find für uns PVv.WWir® *) Defien Forftitatiftif des Speſſarts. Mainz 1827. ©. 49. = WW — nicht fonderlich intereffant, weil nur eine fehr geringe Bewaldung auf ihnen ftodt.” 7) Die Eiche fol eine geringere organifche Kräftigfeit des Bodens vertragen, ald Buche, Ahorn, Eſche (©. 161); 8) auf trodfnen, der Eonne erponirtten Standorten ſich mit Erfolg Fultiviren laſſen, indem fie feine nachhaltige Bo- denfeuchtigfeit verlangt (9), ©. 461. B. Forftlihes Verhalten. 9) Die Eiche foll im Lichtbedürfniß die Kiefer noch über- treffen, ©, 161. 10) Nur auf magerem Boden der Sandfteingebirge und an ſüdlichen und weftlichen Gebirgen der Uebergangs- und Flößformation ſoll die Eiche der Buche vorwachfen, des— gleichen die Fichte. 11) In Mifchbeftänden befonders follen ſich wenig hoch— und geradfchäftige Eichen finden, und hier ſchon frühzei— tig weiß und rothfaul werden, ©. 163. 12) Die Eiche erichöpft den Boden in Folge ihres Lichtbe- dürfniffes und durch ein ftärferes Ajfimilationsvermögen, E, 163. Bergl. hiermit No. 5. 7. u. 8, 13) Alle praftifchen Forftwirthe find darüber einverftanden, daß die natürliche Verjüngung in Samenfchlägen und unter dem Schutze der Mutterbäume unzuläfftg ift, ©, 164. Im 3. Heft wird Dagegen ©. 218 gelehrt, daß die natürliche VBerjüngung felbft in den Ebenen immer noch Vorzüge vor der fünftlichen Kultur beftge, ſelbſt bei der Kiefer, bei der Fichte und fogar bei der Eiche, 14) Nach B. wiegt 1 Scheffel Eichen 70—80 Pfd., wäh: rend derjelbe, falls nicht "unausgewachfene und wurm— ftihige Eicheln gefammelt werden, 90—100 Pfd. wiegt, = u = 15) Die befte Saatzeit ift unftreitig der Herbft, S. 165. — Wie aber dann, wenn die Santitelle dem Frofte oder Ueberſchwemmungen ausgefegt, viele Mäufe vorhanden find, Auffreffen durch Rehe zu befürchten ift? 16) Nah Hrn. B. werden die Eicheln aufbewahrt: 1) im Waſſer, 2) in Erdgruben und 3) auf Speichern. Die Aufbewahrungsart in Fegelförmigen Haufen, nämlich die befte und wohlfeilfte, fennt B. nicht. 17) Durch das Aufbewahren der Eicheln auf Böden fol ſich ein Verluſt von 20—40 Proc. ergeben. 18) Damit die jungen Eichen in den Buchen demnächſt nicht überflügelt werden, iſt es nöthig, denſelben einen Vor— ſprung zu verſchaffen, was blos (?!) dadurch geſchehen kann, daß in den Buchenſchlägen mehrere Jahre vor er— folgter Beſamung Eicheln eingeſäet werden, S. 171. Schon dieſer letzte Satz allein zeigt deutlich, daß Herr B. das Verhalten der Eiche gar nicht kennt und über de— ren Kultur keine Stimme hat. Seine Lehre enthält eine große Leere, und es iſt mir unbegreiflich, wie ein Mann, welcher ein ſcharfes Unterſcheidungsvermögen wenigſtens be— anſprucht, ſich entſchließen konnte, dem forſtlichen Publikum, ſolch ungenießbare Koſt vorzuſetzen. Wir übergehen dasjenige, was über den Eichenanbau mittel Saat und Pflanzung gelagt ift, weil wir Hm. B. feine weitere Blößen, wozu reichlicher Stoff vorhanden, nach— weijen wollen. Ein V. und legter Auffag handelt über das Bedürfniß und die Grundzüge einer neuen Forftorganifation mit bejon- derer Nücdficht auf das Großherzogthum Helfen. Der Berf. will Entfernung der Gontrolebehörden — Forſtmeiſter — und ſtatt dieſer einige Neviftonsbehörden, ohne denſelben die Eigenfchaft als vorgelegte Behörden bei— u — zulegen; jelbititändigere Stellung der Verwaltungsbeanten, Vergrößerung der Wirthichaftsbezirfe, und in deren Folge beſſere Befoldung des Wirthfchaftsperfonals; — Oberförfter — Anftellung von Zorftwärtern mit angemefjenem Gehalt, haupt- fächlih zur Unterftügung der Oberförfter, und eigentliche MWaldwärter aus dem Bauernftande, mit einem Gehalte von 100 8.5 Zrennung der Domanialforftverwaltung von der Kommunalforftverivaltung. | Wir finden es fehr natürlich, daß der Nerf. in feiner Stellung und Eigenfchaft als Forſtverwalter die Controle— und vorgejegten Behörden entfernt wifjen will, damit man in den Nevieren treiben fann, was einem eben beliebt und einfällt. Ebenſo natürlich finden wir eine Gehaltsverbeffe- rung der Oberforfter auf 1200 und 1400 Fl., und wundern uns nur, daß Hr. B. nicht gleich 1500 und 1800 FI. in Anfpruch genommen hat, da ja dem Oberförfter durch deſſen DOrganifationsplan die Möglichkeit benommen ift, in Avan— cement und Gehaltsverbeſſerung weiter vorzurücken. Wir befürchten, daß Hr. B. feinen Plan nie verwirk licht jehen wird, denn es wäre ein großer Mißgriff, wenn eine Staatsregierung die Forftverwaltungsbeamten ohne Auf: ficht und Controle laffen wollte. Alle Sicherheit in Betreff einer nachhaltigen, ja ſelbſt wirthichaftlichen Behandlung der Wälder wäre aufs Spiel gefegt. Wer follte die angehenden Forft- verwwalter in das Amt einführen und dem Mangel an Er- fahrung und Lokalkenntniß unschädlich machen, wer den wirth— jhaftlichen Betrieb ordnen, wer die Betriebspläne in Orb: nung erhalten, wer dem Staate Sicherheit gegen Unterfchleife bieten, wenn die Gontrolebehörden entfernt würden? Dagegen find wir für größere Controfebezirfe bis zu 75—80, ja felbft 100 Zaufend Morgen, und Entbindung der Forftmeifter von der fo zeitraubenden und zu nichts füh- — 17— renden ſpeciellen Holzabmeſſungscontrole. Eine allgemeine Controle muß auch hier beſtehen, allein daß man dem Forſt— meiſter zumuthet jeden Wellenhaufen zu beſehen und einzu— tragen, iſt in der That ſehr kleinlich und verräth eine große Unkenntniß mit den praktiſchen Forſtgeſchäften. Das dritte Heft, welches den Schluß des erſten Ban— des dieſer Beiträge bildet, enthält: J. Ueber die geographiſche Verbreitung der Nadelhölzer. II. Ueber die forſtlichen Verhältniſſe des zz II. Neueftes im Betriebe der Holzzucht. IV. Fortfchritte und Leiftungen im Kulturwefen. V. Ueber die Kultur der wichtigften Laub- und Nadelhölzer. VI Welchen Werth haben die großen forftlichen Verfamm- lungen. Und Eine hämiſche Kritif des Forſtkulturweſens von Jäger. Der erite Auffag enthält neben einem allgemeinen Rai— jonnement nur Auszüge aus Neifebefchreibungen ıc., — dem nichts von Belang. Der zweite Aufſatz enthält eine, zwar nur unvollſtän— dige, doch nicht unintereſſante Beſchreibung der land- und forſtwirthſchaftlichen Verhältniſſe des Vogelgebirges. Wir erfahren daraus, Daß dieſes Baſaltgebirge circa 15 TO Meilen mit 0,36 Waldland, meift mit Buchen beitanden, enthält. Der Berfaffer tadelt, daß die großh. heſſ. Staatsregierung eine Vergrößerung der Waldflüche durch Ankauf von Außen- ländereien bewirfe, während jest fchon weit mehr Wald vor- handen fei, als deſſen bedurft werde. Für denjenigen, wel- cher weiß, daß der Bogeldberg ſtets die Holzvorrathskammer für die holzarme Wetterau fein follte, ift diefe Behauptung um jo auffallender, als felbft der Vogeldberg Mangel an Baus und Schnittholz hat, welches legtere vom Main aus beigefahren werden muß. Der Berf. will Vergrößerung der — 40 — Wieſen- und Weideflächen, um dem ohnehin faulen Vogels— berger Bauer das Leben noch nomadifcher zu machen, und behauptet, daß die Umwandlung von Außenfeldern und Weiz den in Wiefen mit den erforderlichen Be» und Entwäſſerungs— einrichtungen, Schleußen ꝛc. die Koſten der Holzkultur nicht viel liberfteigen werde, indem im Ducchfchnitt 40-50 Gul- den auf den Morgen anzunehmen fein dürften. — Hier wieder ein Bröbchen der Brumhard’fchen Originalität und der Gründe, womit er feine Anträge zu unterftügen jucht, Die großherz. heſſ. Staatsregierung wird defien Anträge in diefer Beziehung eben fo unbeachtet laſſen, wie deſſen Forft- organifationsprojeft, jedoch anordnen, daß im Vogelsberg: mehr zu Bau- und Nutzholz taugliche Holzarten, namentlich Ahorn, Eichen, Ulmen, Edeltannen, Lärchen angebaut werden, was feither offenbar zu ungenügend gefchehen ift, Wir ſtim— men Heren D. bei, daß die Fichte in den humusreichen fri- fchen Lehmboden des Vogelsberges nicht gehört, weil fte hier frühzeitig rothfaul wird, find jedoch überzeugt, Daß die vor- genannten Holzarten, und in den tieferen, wärmeren Lagen auch die Eiche, ganz gut gedeihen werden, Obgleich im Vogelsberge mit die fehönften Buchen- forften in Deutfchland vorhanden find, und obgleich über das Verhalten und die Nachzucht der Buche im Bafaltboden noch viel Intereſſantes, ja felbft Neues zu fagen wäre, fo beob- achtet Herr B. hierüber ein tiefes Schweigen, wohl nur, weil er feine Erfahrungen befist und weil er felbft fühlen mochte, daß feine Bhrafen, Naifonnements und bombaftifchen Redensarten diefe Lücke auszufüllen nicht im Stande find. Die Auffäge: „Neueſtes im Betriebe der Holzzucht‘’ und „Fortſchritte und Leiftungen im Kulturweſen“ enthalten meift nur Wiederholungen und Fortfegungen früherer Raiſonne— ments über das Biermans’fche und v. Buttlar'ſche Kul- Kritiſche Blätter 32. Bd. I. Heft. D ei turverfahren, über Hügelpflanzungen ꝛc., und als Zugabe die Leiftungen des Verfaſſers felbit. Wir erfahren hieraus, daß der Verfaſſer während 13 Jahren 250 Morgen Blößen an— gebauet und 250 Morgen unvollfommene, Beftände nachge— beffert hat, und daß hierzu 525 Scheffel Eicheln und Bus chen, 135 Pfund Efchenfame und 506 Pfund Nadelholzſame verjchiedener Art, außerdem aber 40,000 Stüd Laubholz- und 540,000 Stüf Nadelholzpflänzlinge verwendet worden find. Mit diefem Material wäre anderwärts mehr ald Die Doppelt fo große Fläche vollftändig Fultiviet und an den Koften mit 2649 Thle, 21 Sgr., ohne die Koften für Die ‚gelieferten 525 Scheffel Eicheln und Bucheln, bei dem höchit geringen Tagelohn von 7,1 Sgr. für einen Mann und 4,3 Sgr. für ein Kind, neben jedenfalls nicht unbedeutenden Beträgen ab- verdienter Forftfteafen, ſehr weſentlich gejpart worden, Herr B. brauchte für jeden Heifterpflänzling 1,31 Sgr., für 100 Stüd geringe Laubholszpflänzlinge 9,8 Sgr., für 100 Stück Nadelholzballenpflanzen 3,9 Sgr., Beträge, welche anderwärts weder nöthig find, noch verwilligt werden. Der V. Auffag: „Anleitung zur Kultur der wichtigften Laub- und Nadelhölzer, fol über den Anbau der Ahorne, der Eichen, der füßen Kaftanie, der Afazie; fodann der Weiß- tanne, Fichte, Lärche, Schwarzfiefer, Zirbelfiefer und 14 aus: ländifcher Nadelholzarten belehren. Wie gewöhnlich wird Be- fanntes mit gelehrt Elingenden Phraſen vorgetragen, dabei aber neben Wahrem auch viel Faliches behauptet, Der Raum geitattet nicht, uns in's Specielle einzulaffen, und deshalb foll bier nur bemerkt werden, daß, nah Hr. B. urfprünglis chem Plane, Buche, Weißtanne, Fichte, Kiefer ausgefchlofjen bleiben follten, weil bei diefen, bei ihrer Anzucht im Großen wenigftens, die natürliche Verjüngung vorwalten müſſe (2). Nachdem indefien Jägers Schrift: „das Forſtkulturweſen,“ ui BE erfchienen ift, hat fih Here B. doch entfchlofien, auch Die Tanne und Fichte in das Bereich feiner Forichungen zu ziehen, um ben Leſern feine) Erfahrungen nicht vor- enthalten zu dürfen. Dahin gehören unter anderen, daß Die Fichten- Büfchelpflanzung gar feine Empfehlung verdiene und auch bis jeßt nur eine befchränfte Anwendung gefunden habe. Was hauptfächlich gegen die Büfchelpflanzung ſpreche, fei ein größerer Samenbedarf, größere Koften des Löcherma— chens (2) und größere Koften des Aushebens (2). Was Pfeil zu Gunften der Büfchelpflanzung anführe, fei nicht genü- gend, um ihre Anwendung felbft auch nur für. den Harz als nothwendig darzuthun.*) Daß bei dem Berpflanzen der Fichten ohne Ballen der Biermans'ſche Spiralbohrer nicht bewährt gefunden worden ſei, wie Hr. B. behauptet, liegt zuverläſſig nur in der un— vollſtaͤndigſten Kenntniß der Anwendung dieſes vortrefflichen Kulturwerkzeuges. In der Grafſchaft Wittgenſtein ſind ſeit dem Bekanntwerden des Spiralbohrers mehr als eine Million ein- und zweijährige Fichtenpflänzlinge mit dem beſten Erfolg verpflanzt worden, und es wird Diefes Inftrument da, wo dafjelbe einmal Eingang gefunden, nicht wieder bei Seite gelegt werben. | | Der VI. Auffag: „Welchen Werth haben Die großen forftlichen Berfammlungen?” enthält die in großen rhetori- fchen Bhrafen mitgetheilte Anficht des Herausgebers, dahin lautend, daß diefe für die Fortbildung der Wiffenfchaft gar feinen Werth haben, und daß es zwedmäßiger wäre, ftatt *) Marum B. des Seren v. Berg, als des größten Bertheidigers der Büfchelpflanzungen, nicht erwähnt, mag wohl weniger in Unbe— Fanntfchaft mit deffen Anfichten, als in dem Beftreben liegen, Alles zu vermeiden, was dem Herrn Direftor der Akademie zu Tharand etwa mißfallen könnte. 22 der großen Wandergefellfchaften einen ftationären Berein, ähnlich der früher bejtandenen Societät für Forſt- und Jagd- funde zu Waltershaufen, zu gründen. Der Verfaffer meint, daß fih Tharand, ald Lehranftalt von einem berühmten Namen und einem ausgezeichneten Rufe getragen, zu einem Gentralpunft für land- und foritwirth- ichaftliche Thätigfeit am beften eigne, und daß das von ber Akademie herausgegebene, in der forftlichen Journaliftit jchon jegt eine hervorragende Stelle einnehmende „Jahrbuch,“ zum Gentralorgan erhoben, ohne Zweifel den erften Plag in der forftlichen Literatur erwerben würde, Man ftehet, daß Hr. B. Tharand liebgewonnen hat und Alles aufbietet, um fich der dortigen Diveftion zu empfehlen. Ob fih, im Falle ein Plan der Art zur Ausführung fommen follte, Braunfchweig nicht beſſer als Tharand zum Gentralort eignen würde, verdient eine nähere Prüfung. Jedenfalls hat die Umgegend von Braunfchweig ausgezeich- netere und inftruftivere Waldungen ald Tharand, Zur beigefügten Kritik der Schrift „das Forſtkulturwe— fen nach Theorie und Erfahrung, von Jaͤger“ bemerft Hr. BD. in einer Note, daß er die vorftehende Schrift blos des Titels, nicht des Inhaltes wegen anzeige, und giebt hierdurch ſchon feine Geringfchägung gegen den Berfaffer zu erfennen. Da das fragliche Buch zwei gründliche Beurtheilungen in den feit. Blättern von Pfeil und in der Forſt- und Jagbdzeitung von Heren v. Berg *) gefunden hat, jo mußte Hr. D. ganz andere Gründe zur Beurtheilung diefes Buches haben, als defien bloßen Titel. Es würde wenigftens eine eben fo große Geringichägung gegen feine Lefer verrathen, wenn ev dieſe, *) Ich glaube wenigitens Herrn v. Berg als Berichterftatter zu erfennen. = 3 — da er denſelben nur Originalien verſprochen, mit einem werthloſen Gegenſtande durch 20 Druckſeiten hindurch unter— halten wollte. Die Gründe des Herrn Brumhard mögen folgende ſein: 1) Herabwürdigung des Verfaſſers.*) 2) Benachtheiligung des Verlegers durch verminderten Ab— ſatz, und 3) Fuͤllung ſeines eigenen Blattes. Herr B., wäre derſelbe nicht zu ſehr verblendet und von Eigenliebe eingenommen, hätte wohl fürchten müſſen, daß ſeine Kritik gegen die von Pfeil und v. Berg nicht auf— kommen, daß er dieſen Männern kein Gegengewicht halten könne, ſondern wie eine Feder hoch in die Luft geſchleudert werden müſſe, und deshalb auch dem Verfaſſer ſo wenig als dem Verleger weder am Ruf noch am Vermögen zu ſchaden vermöge. Sein Blatt hat er indeſſen gefüllt, und da daſſelbe ſo viele Kurioſa enthält, ſo kann es auf eines mehr oder we— niger gar nicht ankommen. Wir halten es unter unſerer Würde, Herrn B. zu wi— derlegen, und wollen uns darauf beſchränken, ein Falſum und einen Rechnungsverſtoß nachzuweiſen. Für ein offenbares ſchriftſtelleriſches Falſum erklären wir die Anſchuldigung, als hätten wir mit den Pfeil'ſchen Schriften eine wahre Abgötterei getrieben, als hätten wir uns des Servilismus gegen Pfeil ſchuldig gemacht und faſt auf jeder Seite unſerer Schrift die Prädikate „vortrefflich, *) Wodurch ſich derſelbe die Ungnade des Hrn. B. zugezogen hat, iſt nicht bekannt. Wahrſcheinlich dadurch, daß er ſich über deſſen Spie— lerei mit Erziehung von exotiſchen Holzarten ausgeſprochen, wohl auch geäußert hat, daß DB. den Wald wenig beſuche und noch weniger kenne. — me 25 unübertrefflich, meifterhaft, hochverdient, verehrungswürdig”1c, gebraucht. Wir haben in unferer Schrift alle Autoren, welche wir benugt oder deren Erfahrungen wir aufgenommen haben, gewifjienhaft angeführt, und mußten Pfeil, ald den frucht- barften Schriftfteller und fleißigiten Forfcher, felbftredend am öfterften erwähnen. Hierin liegt eben fo wenig eine Abgöt- terei und ein Servilismus, wie darin, daß wir mehrere Ab» handlungen mit vortrefflich, eine Waldbefchreibung als mei— fterhaft, und Pfeil als einen verdienitvollen Mann bezeich- net haben. Wir hielten beides für unfere Pflicht, denn wir verſchmähen es, ung fremdes Verdienft anzueignen, und beu- ten nicht, wie Hr. DB. zu thun gewohnt ift, andere Autoren aus, ohne derfelben auch nur mit einer Sylbe zu gedenfen. Hr. DB. hat fih durch feine Tügenhafte und verläumde- riſche Befchuldigung felbft gerichtet. Der NRechnungsverftoß betrifft die Pflanzkoſten, wobei mich Hr. B. beſchuldigt, ich hätte meine Anfäge nah Will- für gemacht und bei Vergleichung der Biermans ſchen Pflan- zung mit ber Ballenpflanzung jene mit 192 Sgr. pro 100 Stück zu niedrig und dieſe mit 3 Sgr. pro 100 Stüd zu hoch angefeßt, indem doch befannt fei, daß diefelben in ber Regel nur 112 —2 Sgr., alfo "/s weniger betrügen. Oben haben wir gefehen, daß Hr. B. bei feinen Nadelholz-Ballen- pflanzungen im Durchſchnitt 3,9 Sgr. wirklich gebraucht und fi fonah um 100 Procent verrechnet, oder die Wahrheit abfichtlich entftellt hat. Wir können ſolche Ränfe, wie Hr. B. fich hier erlaubt hat, nur mit der gebührenden Verachtung ftrafen. Die Brumhard’fhen Beiträge beftehen aus einer Sammlung von Notizen, einzelnen unvollftäindigen Beobach— tungen, hauptfächlich aber aus Auszügen in chemifchen, phy— — DE fifalifchen, geologifchen, geographifchen Werfen und Reiſe— befchreibungen ꝛc. und enthalten auch nicht die geringiten Spuren von eigenen felbftftändigen Erfahrungen im Gebiete ber vaterländifchen Forftwiffenfchaft. Herr B, giebt fich durch rhetorifche Bhrafen, durch Bombaft einen Schein von Gelehr- famfeit, ohne gründliches Wiffen, noch weniger eigene wirf- liche Erfahrungen zu befigen, Zum Schluffe”ein einziges Pröbchen der Schreibart des Verfaſſers. — ©. 123 Heft 3 wird von dem efchenblättri= gen Ahorn gefagt: | „In Waldanlagen macht diefer Baum durch feine lodere „Krone und das hell gefärbte Laub, befonders zwilchen fom- „pakten Maſſen, einen überrafchend lebhaften Effeft und eig- ‚met fich deshalb hauptfächlih zur Hebung dunkler und „ſchwerer Kompofitionen.” Laasphe im Juli 1852. > iger, 6. Die Forftwiffenichaft im kurzen Umriſſen. Von F. 3. Schwarz, k. k. Bergrath und Profeflor. Wien 1852. Verlag von Gerold. IV. 322 ©, Das Buch, was hier vorliegt, hat den Zwed, als Leit— faden des forftlichen Unterrichts bei der Berg- und Forft- Akademie in Schemnig in Ungarn benugt zu werden. Dazu fcheint e8 uns ganz pafjend zu fein, obwohl wir geftehen müffen, in diefer Beziehung Fein beftimmtes Urtheil zu haben. Dazu muß man die Eigenthümlichfeiten der Wälder in Un- garn und ganz befonders Die der Bergwerksforften genau kennen, eine Kenntniß, die dem Referenten fehlt. Das Buch ift eine rein deutſche Forftichrift, bei defien Abfaffung nur => GR Ze die befannteften deutſchen Foritichriftitellee benugt find, und als folcher fünnen wir, in Bezug auf die Beitimmung, Die es bat, nur ein günftiges Urtheil darüber fällen. Es kann der Natur der Sache nach nichts Neues enthalten, foll viel: mehr nur die unbeftrittenen wichtigften Lehrfäge in ihren Hauptfachen kurz und gedrängt geben, um daran den münd- lichen Vortrag knüpfen zu können. Der Verf. fcheint feines Gegenftandes vollfommen mächtig und gut unterrichtet zu fein, und nur felten, bei einzelnen Gegenftänden, würden wir glauben, daß die Darftelung nicht ganz dem gegenwär- tigen Standpunkte der Willenfchaft gemäß jei, wie 3.2. bei der Charafteriftif der Bodenarten ©. 30 u. 31. Dagegen find wieder Inſektenkunde und Botanik recht gut behandelt, na- türlich dabei immer vorausgefegt, daß im mündlichen Vor— trage die Gegenftände vollftäindiger erörtert werden, als es bier geſchehen fonnte. Auch ift es zu loben, daß der Verf. das, was den Ber- walter der dortigen großen Bergwerfsforften beſonders in- tereffirt, vorzüglich hervorgehoben und weitläuftiger behandelt hat, als andere Gegenftände, welche von weniger Wichtig: feit für Diefen find, da das Buch eben nur für den fpe- ciellen Unterricht bei der Berg- und Forft-Afademie in Schem- nis beitimmt ift und fein allgemeines Lehrbuch der Forfhvirth- Schaft fein fol. So den Transport und die Verfohlung des Holzes, beides fo wichtig in dieſen Gebirgsforiten, die den Bedarf der Bergwerfe und Hütten des aus— gedehnten ungarischen Bergbaues liefern, während andere Zweige der Forftbenugung ganz Übergangen werden. Das ift nur zu billigen, denn da in Schemnig wohl nur Forit- männer für die dortigen Montanforiten gebildet werden, jo wäre es gewiß ganz unrichtig, fie mit einer Menge Dinge zu behelligen, die ihnen im Leben niemals vorkommen wer- — — den, und das, womit ſie ſich ausſchließlich zu beſchäftigen haben, dafür oberflächlicher zu behandeln. Das ift Das, was” wir fchon immer behauptet haben, nämlich Daß der forftliche Unterricht mehr ein Iofaler, für die künftige praftifche Brauch- barfeit des Forſtmannes in der Gegend und in Dem Lande, wo er feine Wirffamfeit finden fol, befonders berechneter fein muß, als ein allgemeiner, lediglich wiflenfchaftlich ge— haltener. Darum haben wir fchon immer gegen Die Reichs— forft-Afademien proteftirt und verlangt, daß für die verjchie- denen Wälder und Waldgegenden Deutichlands auch ver- ſchiedene forftlihe Bildungsanftalten beitehen müfjen. Ob aber freilich der Verf. die Eigenthüimlichfeiten der ungarifchen Foriten, die bei der fchon fehr üblichen Lage des Landes wohl nicht fehlen werden, befonders bei der eigentlichen Holz- zucht genugfam beachtet hat, vermögen wir bei der Unbe- kanntſchaft mit dem dortigen Holzwuchſe nicht zu beurtheilen. Sn dem Buche ſelbſt haben wir nur eine rein deutſche Forit- wirthichaft entdecken fünnen, feine ungarifche, Einen Vorzug hat e8 vor andern deutfchen Forſtbüchern, dag ihm Abbildungen eingedrucdt find, was vorzüglich bei dem Holztransporte und der Forftbenusung dazu dient, Manz ches beſſer zu erläutern, als e8 Durch fchriftlichen oder felbft mündlichen Bortrag gefchehen kann. Nur hätten dabei die Abbildungen der Keile, Sägen, Aexte, die Jeder Fennt, füg- lich wegbleiben fünnen, denn dieſer Lurus mit Sluftrationen fann feinen Zwed haben, Die Abbildungen felbft ftehen denen an Sauberkeit weit nach, die wir aus den Weberfchen oder Biewegfchen Offteinen jest fo reichlich erhalten, fie find aber deutlich und erfüllen ihren Zweck vollfommen. Der Holzzucht ift nur ein fehr geringer Raum einge- räumt (S. 199 bis 256), fo daß es beinahe das Anfehen hat, als legte man in Ungarn jegt noch einen größern Werth — — auf die Benutzung des Holzes, als auf deſſen Nachzucht. Wenigſtens ſcheint es fein ganz richtiges Verhaͤltniß zu fein, wenn der Berfohlung ein Raum von 63 Seiten (von ©, 123—186) und der ganzen Holzzucht nur 57 Seiten ein— geräumt werden. Auch die Schugmaßregeln gegen Infekten, Sturm, Wafferfchaden fcheinen uns doch gar zu bürftig be— handelt zu fein, da e8 Gegenftände find, die auch den un gariichen Forftwirth wohl interefftren dürften. Die eigent- liche Forftpolizeilehre ift ganz mit Stilffchweigen übergangen. Der Abjchnitt, worin die Forfttaration dargeſtellt ift, begnügt ſich mit der Erörterung der allgemeinen Grundlagen derfelben, ohne weiter auf das Specielle der einzelnen Arbei- ten einzugehen. Wenn der Verf. dabei der reinen Holzbe— rechnung, dem Hundeshagenjchen Verfahren, durch Smalian vervollfommnet, den Vorzug einzuräumen jcheint und be- merft, daß es die meiften Anhänger unter den öfterreichifchen Schriftftelern und Forftwirthen findet, fo fann man dazu nur bemerfen, daß dies wohl daher rührt, weil man in Defterreich fich noch wenig mit den rationellen Wirthfchafts- einrichtungen befchäftigt hat und Die Forfttaration dort noch wenig aus den Büchern heraus und in den Wald hinein- gefommen ift. Am allerwenigften dürften die reinen Holz- berechnungen aber wohl für das hohe Tatragebirge, Die Karpathen und die ungarifhen Montanforften paſſen. Auffallend ift und auch gewefen, daß die Waldjervitu- ten, die befanntlich in Ungarn eine fo große Nolle in der Forftwirthfchaft Spielen, ganz mit Stillfehweigen überganz gen find, Doch befcheiden wir uns, daß dieſe Fleinen Ausitellun- gen und Bemerkungen wenig Beachtung verdienen, indem fie von einem Referenten herrühren, der die VBerhältniffe, wie fie in Ungarn find, gar nicht kennt, und das Buch bereits Durch das k. k. Minifterium für Landesfultur und Bergwefen eine gute Genfur erhalten hat und nach forgfältiger Prüfung durch den Erlaß vom 18. Juli 1851. Z. 9662, — 1021. P. 1. für den Unterricht als zweckmäßig erfannt worden ift, Mit einer folchen amtlichen Approbation verfehen, könnte der Verf. jeden Angriff eines böewilligen Necenfenten verlachen, wäre das Buch auch nicht fo gut, als es für feinen Zweck wirf- lich ift. 7. Ueber die Crmittelung der Maſſe, des Alters und des Zuwachſes der Holzbeftände. Bon Dr. Guftav Heyer, Brivatdocenten der Forſtwiſſenſchaft an der Univerfität zu Gießen. Mit 19 Lithographirten Ta— feln. Dejjau 1852. Druf und Verlag der Gebrüder Kat. 150 ©. Es fcheint beinahe, ald wäre man in Gießen über den Stand des Forfttarationswefens, wie er in den deutſchen Forſten in der Wirklichkeit ift, nicht genau unterrichtet und lebte noch dafelbft in der längft vergangenen Zeit der Hoß— feldfehen und Smalianfchen Sdeen, wonach man Alles mit ellenlangen Formeln zwingen wollte, Wenn Herr Dr. ©, Heyer fih auch nur etwas darum gefümmert hätte, von welchen Anfichten man bei der Taration der Wälder in allen den Staaten ausgehet, in denen man ihr gerade Die größte Aufmerfjamfeit gewidmet hat und wo fie unläugbar mit dem meiften Erfolge zur Herftellung einer nachhaltigen und ge- ordneten Waldwirthfchaft durchgeführt wurde, fo hätte ihm nicht entgehen Fünnen, daß man gerade auf das den wenig- ften Werth; legt, was er allein verfolgt, nämlich die ganz genaue, haaricharfe Holzberechnung und Beſtandsaufnahme. = 660 — Daß man auf dieſe immer mehr verzichtet, weil man die Nachhaltigkeit mehr durch die Flächentheilung, als durch die Holzberechnung ſicher zu ſtellen ſucht, daß man mehr. Werth darauf legt, Wirthſchaftsvorſchriften zu geben, durch welche die Holzerzeugung vermehrt und verbeſſert werden ſoll, iſt lediglich Produkt der Erfahrungen, die man in den ver— floſſenen hundert Jahren, ſeit Beckmann die Wirthſchafts— führung allein von der Holzberechnung abhängig machte, ununterbrochen gemacht hat. Bei jedem der ſo zahlreichen als mannigfaltigen Verſuche, die man machte, den Abgabenſatz und die Wirthſchaftsführung allein von der Ermittelung des Vorrathes und Zuwachſes abhängig zu machen, ergab ſich ſtets, daß die erforderliche Genauigkeit in größeren Wäldern wegen der Koſten und Zeit, die ſie verlangt, gar nicht zu erzielen war und daß zuletzt, wenn man dieſe wirklich nicht ſcheuen wollte, dabei doch der Zweck, den man zu er— reichen ſtrebte, nur in den allerſeltenſten Fällen erreicht wurde, weil eine Menge gar nicht vorauszuſehender Zufälle auf die Größe des Zuwachſes einwirkten, den man voraus wiſſen müßte, wenn man Vorrath und Zuwachs für die ganze Um— triebszeit genau vertheilen wollte. Das ift der Grund, warum feine einzige der zahlreichen Tarationsmethoden, die den Etat allein von der Holzberechnung, der Ermittelung des Vorraths und Zuwachfes, abhängig machten, jemals eine Anwendung in geößern Forften für längere Zeit gefunden hat, oder wahr— fcheinlih auch jemals finden wird. So wie man aber Die Wirthſchaftsführung und den Abgabenfag nach anderen Nüd- fichten ordnet, als nur nach den Ergebnifien der Holzberech- nung, jo füllt auch der Grund zu einem großen Koftenauf- wande hinweg, um dieſe mit der größten Genauigkeit durch— zuführen, Darum wird auch in Preußen, Baiern, Sachien, Hannover, Baden, Würtemberg, felbft im Großherzogthum Be EN Hefien, in den Thüringifchen Fürftenthümern, die ein fehr ausgebildetes Tarationswefen haben, der Beftandsaufnahme nur fo viel Aufmerffamfeit gewidmet, daß man ficher ift, den Etat auf den für einen beitimmten Zeitabfchnitt beſtimm— ten Flächen innehalten zu fünnen. Herr Dr. ©. Heyer nimmt aber davon feine Notiz und fucht den ganzen Werth einer Forfttaration in der allerz genaueften Holzberechnung. Er verlangt, um fie ducchführen zu fünnen, daß die Forſtmänner fich Fünftig vorzugsweife dem Studio der höheren Mathematik widmen und mehr Ge- brauch von der Differenzial> und Integralcechnung machen jollen, um duch Anwendung diefer beiden Theile der höhe— ven Analyfis die Beweisführung abzufürzen, denn die Zeiten jeien vorüber, wo man dasjenige, was in Königs Forſt— mathematik ftehet, als ausreichend für den Forftmann anfehen fonnte. Wir möchten aber lieber Das Entgegengefeste behaup- ten und den Saß fo ftellen, daß die Zeit vorüber ift, wo man glaubte, daß man im Walde Alles mit dev Mathema- tiE zwingen fünne, indem man eingefehen hat, daß dieſe nur eine bejchränfte Anwendung bei dem praftifchen Forfthaus- halte findet und eine gründliche naturwifjenfchaftliche Bildung für den Forftmanı weit wichtiger ift, als die höhere Mathe: matif, Herr Dr. ©. Heyer fcheint fich diefer allerdings vor— zugsweile zugewendet zu haben, denn fein Buch fcheint mehr geichrieben zu fein, um feine Kenntniffe darin darzulegen, als um irgend für einen praftiichen Zwed benutzt zu werden. Sicher aber wird er fich Dadurch weder zum Forftlehrer, noch zum praftifchen Forſtwirthe bilden. Es mag zwar vorläufig der Ffürzefte Weg zum Katheder fein, der Wald und fein Studium der längere, aber zum eigentlichen Ziele führt nur der leßiere und es ift zu bedauern, daß der DBerf, Diefer Schrift, dem es nicht am geiftiger Befähigung zu fehlen fcheint, das Studium auf der Nechentafel der Ausbildung im Walde vorgezogen hat. Derjelbe bejchäftigt fich in dieſer Schrift zuerft mit ber Beftimmung der Holzmaffe einzelner Bäume. Dann handelt er von der Okularſchätzung, die er verwirft, indem er feldft ‚die Beftimmung des Inhalts einzelner Stämme nach dem Augenmaße für zu unficher hält, und das wirkliche Meſſen der Baumftärfen mit Der Kluppe und der Höhen mit dem Hypſometer vorziehet, wobei der legtere aber auf die Modell- ftämme der Höhenklaſſe befchränft werden fol, Das, was über die Anwendung von Probeflächen zur Beftandesaufnahme gefagt wird, enthält nichts Neues, fo wie denn überhaupt der ganze Abjchnitt nur für den Mathematifer vom Fache durch die mitgetheilten Formeln ein Intereſſe haben kann, der Forftmann aber, der fich irgend fchon mit der fpeciellen Forfttaration -befchäftigt hat, wohl kaum irgend eine Beleh— rung darin finden dürfte. Der zweite Abjchnitt befchäftigt fich mit der Beftimmung des mittleren Alters ungleichalteriger Holzbeſtände. Bekannt— lich hat darüber bereits der Fürftl. Sigmaringſche Hoffam- mer- und Forſtrath Karl gefchrieben. Herr ©. Heyer erklärt aber, daß deſſen Unterfuchungen nach einer ganz un— wiffenfchaftlichen Methode gemacht find und feinen Folge- rungen durchweg die generelle Gültigkeit fehlt, weil den von ihm geführten DBeweifen fein allgemeines Raifonnement zum Grunde liegt. Das ift wieder die alte Gefchichte, wo jeder Berehrer der reinen Holzberechnung verlangt, man foll nur feiner Art der Ertragsberechnung folgen, wo aber ſtets einer dem andern beweifet, daß feine ganze Berechnung eine durch— weg falfche fei. Wir geftehen, daß es uns ganz gleichgültig ift, ob die Formeln, welche der Forſtrath Karl, oder der Profefior Heyer, Smalian und Gümbel geben, bie — richtigen find, da wir das mittlere Alter ungleichalteriger Be— ftände für ganz unwefentlich halten, um über ihre Benugungs- zeit oder über ihren Ertrag ein Mrtheil zu füllen, worauf e8 Doch bei der Taration allein anfommt, Ungleichalterige Be— ftände haben einen unregelmäßigen Wuchs und Zuwachsgang, der fehr abweichend fein kann, je nachdem die Holsgattung mehr oder weniger vom Schatten leidet, die Bermifchung der Altersklaſſen horftweife oder einzeln ftattfindet. Ob man folche Beftände längere Zeit fortwachien läßt oder bald einfchlägt, hängt nicht blos fehr von ihrem Wuchfe, fondern auch von ihren Beziehungen zu anderen Beftänden ab, Was fie jest oder fpäter für eine Holzmaffe geben werden, kann nach fei= ner allgemeinen Formel berechnet werden, jondern ift nur gutachtlich mit Berückſichtigung ihres eigenthümlichen Wuchfes zu beftimmen, da uns für fie die Erfahrungen über den Er- trag von Beftänden von ganz gleicher Beichaffenheit fehlen. Sie nach ihrer Holzmafje in den normalen Borrath eines regelmäßigen Beftandes einreihen zu wollen, ift ganz unzu— läffig, weil bei ihnen der Zuwachs zum Vorrathe in einem ganz anderen Berhältniffe ſtehet, als bei regelmäßigen Be— ftänden. Alle diefe Rechnungen zur Beftimmung des mittle= ven Alters ungleichalteriger Beftände rechnen wir Daher zu den unproduftiven Stubenbeluftigungen, Die für Die praftifchen Tarationen ohne allen Werth find. Ob die dazu hier gege- benen Formeln einen folchen für den Mathematiker haben? Darüber wollen wir Diefen die Entjcheidung anheim ftellen. Was über Die Zuwachsberechnung gefagt wird, ift theils längft befannt, theils unrichtig, jo mathematifch richtig es der Verf. auch zu begründen ſcheint. So ift wohl noch fei- nem Taxator eingefallen, wenn der Zuwachs in haubarem Holze berechnet wird, diefen von dem jährlichen Holzzumachfe in Anfab zu bringen und dadurch Die Vermehrung des vor— u he handenen Holzfapitals in gleicher Art wie Die eines Geldfas pitals mit zugeichlagenen Zinfeszinfen zu berechnen, Der Verf. bitte die Unrichtigfeit dieſes Verfahrens gar nicht erft weitläuftig beweifen dürfen, denn es ift niemals bei irgend einer Taration eines Waldes angewendet und auch wohl faum von einem beachtungswerthen Echriftfteller gelehrt wor— den. Die Behauptung, daß der Abtriebsertrag eines Waldes richtiger nach Erfahrungstafeln gefunden wird, als durch Zuwachsberechnungen, ift allerdings richtig in Bezug auf Beftände, welche noch lange Zeit ftehen werden und bei wel— chen fich deshalb der gegenwärtige Zuwachs bedeutend Anz dert, bei denen aber auch wohl fein Tarator eine Zuwachs— berechnung anwenden wird. Sie ift aber entichieden unrich— tig in Bezug auf haubare Beitände, welche in der nächiten Zeit zum Hiebe fommen und von denen man annehmen fann, daß ihr jet vorhandener Zuwachs noch eine bejtimmte Zahl von Jahren zu der gegenwärtigen Holzmafje zutreten wird, Der Ertrag, den dieſe Beftände geben, wird gewiß dadurch ficherer beftimmt, daß man den gegenwärtigen Borrath; und Zuwachs ermittelt und legteren für die Zeit bis zum Abtriebe zurechnet, als daß man ihn in den Erfah: rungstafeln aufjucht. Der Berf. ift offenbar in einer’ großen Selbjttäufhung befangen. Er glaubt, daß, weil er rechnen und Gleichungen löſen fann, er auch befähigt fei, über Horfttaration zu ſchreiben. Bon dieſer verfteht er aber, wie feine Schrift ergiebt, gar nichts. Wenn er als Lehrer und Berbefjerer darin auftreten will, fo wird er befjer thun, ſich erſt 10 oder 20 Jahre als praftifcher Tarator im Walde auszubilden, ald Bücher zu fehreiben, in denen er offenbar nur leeres Stroh driſcht und aus denen fein Menfch etwas lernen wird, was im Walde anwendbar ift. — Er 8, Das Holzdiebitahlägejes vom 2, Juni 1852, mit Motiven, Kammerverbandlungen, Kommentar und Beilagen, Gin Handbuch für Sorftrichter, Forſtbe— amte und Waldeigenthümer, von 8, W. Hahn, Appellationsgerichtsratbe. Breslau bei Aderholz za. iv. 1356 ©, 9, Das Holzdiebftahlsgefes vom 2. Juni 1852, Aus den Materialien erläutert, Mit einem Anhange, die Feld-, Forſt- und Jagdpolizei-Geſetzgebung. Ein Handbuch für Juſtiz-⸗, Verwaltungs- und Gemeinde— beamte, ſo wie für Forſt-, Feld- und Jagdbeſitzer und Forſtpfleger. Von C. F. Müller, Berlin bei S. Hempel 1852, IV. 138 ©. Beide oben angeführte Schriften geben neben dem preu— ßiſchen Holzdiebftahlsgefeß vom 2. Juni 1852 noch die Mo— tive der Strafbeitimmungen nach den Kammerverhandlungen, fo wie die forrefpondirenden Gefeße über den Waffenge— brauch der Forftbeamten, die Strafbeftimmungen wegen Ri derfeglichfeit bei Forft» und Jagdverbrechen. Die Hahn'ſche Schrift enthält außerdem noch Die Nach— weifung der Staatsverträge mit den Nachbarftaaten über Forftverbrechen, und das Gefeg Über die Unterfuchungsfo- ften, Diäten, Reifefoften und Zeugengebübren. Die Mül— ler’fche dagegen die Feldpolizei-Ordnung vom 1. November 1847, das Jagdpolizei-Geſetz, das Gefeg zum Schutze der perfönlichen Freiheit vom 12, Februar 1852, das Waldftreu- gefes vom 5. Mai 1843 und das Verfahren bei der Unter- fuchung der Waldfrevel im Bezirfe des Appellationsgerichts- hofes zu Cöln nach dem Gefege vom 31. Januar 1845, Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. E zn Fü Hr. Hahn giebt noch zu mehreren gefeglichen Beftim- mungen Erläuterungen, die in der Müller'ſchen Schrift fehlen. Für denjenigen, welcher irgend mit dem preußifchen Forftftrafwefen in Berührung fommt, ift der Beſitz der einen oder des anderen dieſer beiden Fleinen Schriften beinahe un- entbehrlih. Wir würden der Hahn'ſchen den Vorzug ge- ben, da das, was in der Müller’fchen mehr enthalten ift, wohl jeder bereits in der Geſetzſammlung finden fann, Die Erläuterungen, die Hahn giebt, aber vielfach benugt werden fonnen, 10, Beitrag zur näheren Windigung des Flächenfach- werfes, von Eduard Heyer, großh. heſſiſchen Mevierföriter. Gießen, Rückner'ſche Buchhandlung. 1852, 58 ©, Der Berf. dieſer Schrift fchreibt über einen Gegenftand, von dem er wohl feinen recht Haren Begriff hat, woher es denn wohl auch fommen mag, daß alle die Gelehrfamfeit und die Formeln, mit denen fie ausgeftattet ift, wohl kaum eine Anwendung finden dürften. Er ſetzt voraus: | „J. daß die in gleichem Beftgitande befindlichen, unter einer Berwaltung ftehenden (zu einem Reviere gehörigen) Wal: dungen ein Wirthſchaftsganzes bilden; ‚2. dieſe Wirthichaftseinheiten in Betriebsflaffen zerfallen. Letztere bilden eine jede für fich eine felbftftändige unab- hängige Schlagordnung und Reihenfolge nah Maßgabe der Nachhaltigfeitöbetriebsart (nämlich ob ftrenger oder ſtrengſter).“ Er bezeichnet dann ferner als PBrincipien des Flächen— fachwerfes: — „A. baldigſte Erreichung des Normalzuſtandes, indem feine erfte und Hauptvorfchrift die Ausftattung der Beriv- den einer Umtriebszeit mit gleichen Summen redueicter Flächen in der Art ift, Daß zugleich Die Beftände in einer nach abfteigenden Altern geordneten Neihe fortlaufend unter die Perioden vertheilt werden; „B. möglichfte Einhaltung des normalen Haubarfeitsalters in allen Umtriebgzeiten eritrebt wird; „0. Herfteluung einer zweckmaͤßigen Schlaggröße und Form.” D. Wohl fol auch eine zu große Differenz in der Mate: rial= und Werthsausftattung der Perioden vermieden wer: den, wenn nicht gegen die vorigen Regeln und namentlich die erfte zu viel verftoßen wird, — Meiftens ift Diefes Verlangen nur als ein Wunfch von untergeordneter Be- deutung ausgefprochen, weil die Materialausgleichung zu mühfam fei und zu wenig Öarantie für den Erfolg Darbiete, Der Hr. Verf. hat nicht gefagt, wie er fich eigentlich die Ausführung des Flächenfachwerks denkt, und welches die Snftruftionen zur Sorfttaration find, auf Die fich feine weit- läuftigen Formeln beziehen. So weit wir daſſelbe in der praftifchen Anwendung in den deutfchen Staatsforften ken— nen, liegt ihm die Jdee zum Grunde, die Nachhaltigkeit nicht auf die unfichere Berechnung der Holzerzeugung des ganzen Umtriebes allein zu gründen, auf fpecielle VBorausberechnung des Ertrags der jungen Beftände in entfernten Zeiten zu verzichten, und dagegen die jpätern Perioden mit verhältniß- mäßigen Flächen zu decken. Eine reine Slächentheilung, wie fie wohl bei der Schlageintheilung des Niederwaldes vor— fommt, ift uns für den Hochwaldbetrieb von feinem deut— fhen Staate befannt, die Vertheilung der Beriodenflächen ift immer bald mehr bald weniger mit der Holzberechnung zur pafjenden Bertheilung der Erträge verbunden, E2 — ñz Auf dieſe Art des Flächenfachwerks, wie wir es in den meiften deutſchen Staaten, in Preußen, Baiern, Sachen u.f.w. angewandt finden, paßt aber das Alles nicht, was der Verf. in ſeiner Gießner Phantaſie ſich einbildet. 1. Sind z. B. in einem und demſelben Reviere oft meh— rere, bald von einander ganz unabhängige, bald mit einan— der in vielfachen Beziehungen ſtehende Wirthſchaftsganze. 2. Man denkt oft gar nicht daran, die Wirthichafts- ganzen in Betriebsklaffen zu zerfällen, und noch weniger für jede derjelben eine felbftftändige unabhängige Schlagordnung und Reihenfolge nah Maßgabe der Nachhaltigkeitsbetriebsart zu bilden. Im Gegentheil vertheilt man die Flächen für bie verschiedenen Perioden, mit Nüdjicht auf den gegenwärtigen Zuftand der Beftände, mehr vorläufig als definitiv, indem man bei jeder in fürzerer oder längerer Zeit eintretenden Sarationsrevifton wieder die nöthigen Aenderungen vornimmt, und Beftänden, die fich anders geftalten, ald man voraus- jeßte, durch Verſetzung in eine andere Periode wieder ein anderes Haubarfeitsalter anweifet. Das ift in Fichten, wo Schnee - und Duftbruch, Wind und Borfenfäfer die Be— ftände fortwährend durcchlöchern; oder in Kiefern, wo ber Inſektenfraß oft die fchönften Beſtände vernichtet oder be- jchädigt, auch ganz unvermeidlich, Auch thun die meiften praftifchen Forſtwirthe darauf Berzicht, den Normalzuftand des Forftes für das Jahr 1972 fchon voraus zu bejtimmen, das überlaſſen fie den gelehrten Forftwirthen, wie fie ans Scheinend befonders in der Familie Heyer einheimijch, Die fchon jeßt die Anfprüche zu kennen fcheinen, welche unjere Ürenfel an den Wald machen werden. Die Praftifer begnü- gen fih damit, den Zuftand des Waldes, wie er nach den gegenwärtigen DVerhältniffen am vortheilhafteften zu fein Scheint, mehr in allgemeinen Umriſſen zu bezeichnen und bie — 65 — MWirthfchaftsmaßregeln ſpeciell nur für die alfernächfte Zeit vorzufchreiben. Eben darum Ffann es aber auch feinen Tarator, der das Flächenfachwerf anwendet, einfallen, um jeden Preis diefen Normalzuftand in der Fürzeften Zeit herftellen zu wollen, und dazu jede Periode mit gleichen Summen reducirter Flächen auszuftatten, um ein normales Altersflafienverhältniß ſchon im Laufe des erften Umtriebes herzuftellen. Man wird uns bedenklich der erften Periode alle Blögen und Räumden, die wenig Zuwachs habenden Beſtände zutheilen, um fie mit volwüchfigem Holze zu verfehen, ohne darüber ein Bedenfen obwalten zu lafien, daß das Revier Dadurch unverhältniß- mäßig viel junges Holz erhält. Ebenſo wird man bie Pe— riodenbildung ebenfo gut den Zuftänden der DBeftände an— paſſen, als die Flächen für fie gleichmäßig zu vertheilen ſu— chen, wenn man auch allerdings eine zu große Ungleichheit der leßtern möglichft zu vermeiden fuchen wird, was bei allen Tarationsmethoden: der Welt, infofern fie einen nachhaltigen Stat ermitteln wollen, ebenfo gut gefchehen wird, als bei ‚dem Fachiwerfe, wie man es jeßt überall anwendet. Sp wenig die gleiche Vertheilung der Flächen für Die verschiedenen Perioden Hauptzweck des Flächenfachwerfs ift, ebenfo wenig wird bei ihm die möglichfte Innehaltung des normalen Haubarfeitsalters in allen Umtriebszeiten beabfich- tigt. Das gebet ja fhon aus den von Zeit zu Zeit wie: derfehrenden Iarationsrevifionen hervor, bei denen der Taxa— tor das Haubarfeitsalter der einzelnen Beſtände durch Ver— feßung in andere Perioden gegen früher ändert, wenn er dies dem Zuftande derfelben und den eingetretenen Berhältniffen nach für nöthig und zweckmäßig erkennt. Alles das, was ſich Herr Nevierförfter Eduard Heyer vom Flächenfachwerf einbildet, eriftirt eben nur in dieſer u Me Einbildung, und fein Kampf gegen dafjelbe ift ein folcher mit Windmühlen. Wahrfcheinlih hat er fich baffelbe, fo wie er deſſen Principe darftellt, blos darum zurecht gelegt, um die weitläuftigen Formeln an den Mann zu bringen, mit denen das kleine Buch illuftrirt worden ift. Wir finden aber feinen Beruf, uns bei dem Kampfe mit den PBhantafiegebil- den des Herin Eduard Heyer näher zu betheiligen, aus dem er natürlich ftegreich hervorgehet, da er die Süße, wel- che er widerlegen will, fich erſt ſelbſt formulirt, fo daß die Widerlegung nicht ſchwer wird. 11. Das Berhalten der Waldbäume gegen Licht und Schatten, Von Dr. Guſtav Heyer, Brivatdo- eenten der Forſtwiſſenſchaft an der Univerſität Gie— Ben. Mit zwei Tafeln Farbendruck. Erlangen 1852. Verlag von Enke. IV. 88 ©, Der Verf. hat fich in diefer fleinen Schrift einen fehr interefjanten Gegenftand gewählt, und wir empfingen fte des— halb mit wahren Vergnügen, fie entfpricht aber leider felbft ben mäßigen Erwartungen nicht, die wir davon hatten, als wir fie in die Hand nahmen. Gewiß ift es danfbarer, fich mit jolchen für die Holzerziehung jo wichtigen Gegenftänden zu bejchäftigen, als mit Formeln, um den Ertrag von Bes ftänden zu berechnen, die vielleicht niemals fo vorhanden fein werden, wie man fie verausfegtz nur muß dies im Walde geihehen, und nicht in Büchern, Es werden hier die Holz: gattungen, je nachdem fie mehr oder weniger Schatten ertra= gen, in folgender Reihenfolge aufgeführt: 1. Fichte, 2. Weiß- tanne, 3. Buche, 4. Schwarzfiefer, 5. Linde, 6, Wallnuß, — MW — 7. edle Kaftanie, 8. Hainbuche, 9. Eiche, 10, Eiche, 11, Ahorn, 12. Obftbaum, 13, Erle, 14. Ruchbirke, 15, Wey- muthsfiefer, 16. gemeine Kiefer, 17, Nüfter, 18, Weißbirfe, 19, Aspe, 20. Lärche, Es mögen hierzu einige Bemerfungen folgen. Die Weiß- tanne erträgt unbeftritten mehr Schatten als die Fichte, Diefe verfrüppelt in nicht langer Zeit ganz in einem einigermaßen dichten Schatten, Die Weißtanne dagegen erhält fich eine lange Reihe von Jahren in ihm, und bildet fich dann noch, freigeftellt, zu einem wüchſigen Baume von hohem Alter und oft fehr bedeutender Größe aus. Der Tarus, eine recht ei- gentliche Schattenpflanze, fehlt hier, Ebenfo ift e8 ein Manz gel, daß mehrere fehr nußsbare Holzarten, wie wilde Kirfchen, die Byrusarten, Traubenfiriche, Hafel, Faulbaum u. f. w. nicht erwähnt find, In einer ſolchen Monographie dürften fie denn doch wohl nicht fehlen. Wir wollen wenigftens von einigen dies ergänzen. Bon den Pyrus-Arten erträigt nur Pyrus malus einen ziemlich hohen Grad von Schatten, alle übrigen find Lichtbäume, Faulbaum erträgt nicht nur viel Schatten, fondern fcheint ihn fogar zu feinem Gedeihen zu verlangen, Hafel dagegen verlangt volles Licht, ebenfo wie alle Kirfchenarten. Von den Erlen erträgt die Weißerle wohl noch gut mäßigen Schatten, Die Schwarzerle verlangt volles Licht fo gut wie die Birfe, Bon einer Nuchbirfe, Die mehr Schatten erträgt als die Weißbirfe, ift uns nichts befannt, fo wie denn überhaupt wohl Diefe Species (B. pubescens) in den Lehrbüchern der Forftbotanif geftrichen werden möchte, da entichieden Fein botanifcher Unterfchied bei beiden als conftant nachgewiefen werden Fan, Diejenigen Ver— fchiedenheiten, die man) anführt, find blos Produkte des *) 3, B. Reum’s Torftbotanif ©. 188. u FEN verfchiedenen Standorts. Die Hainbuche erträgt weit mehr Schatten ald die Linde, und die Nüfter mehr als Eiche, Eiche, Ahoın und gemeine Kiefer. Das zeigt fchon das gutwüchfige Nüftern-Unterholz in vielen Mittelwäldern der Elbe und Oder, wo noch ein bedeutender Oberholzbeſtand von alten Eichen ift. Die wichtigen Weiden find ganz über: gangen. Sie find größtentheils Lichtpflanzen, und nur S. aqualica vegetirt in ziemlich ftarfem Schatten. Die Eber- eſche gehört unter Die Schattenpflanzen, da fie fehr lange in ziemlich gefchlofjenen Beſtänden ſich erhält, und freige- ftellt oder verpflanzt fih noch auswächlt. Die Schwarzfie- fer bedarf, wenigftens nach den in Norddeutichland gemach— ten Erfahrungen, fo viel Licht wie die gemeine Kiefer, da fie, von irgend einem andern Holze überichattet, bald ab- ftirbt. Was der Verf. Über die Kennzeichen fagt, an denen man das Lichtbedürfniß der Bäume erfennen kann, iſt fo über— einftimmend mit dem, was Der Herausgeber jchon weit frü— her in diefen Blättern nachgewiefen. hatte*), daß denn doch wohl verlangt werden kann, Daß dieſe hierbei eitirt werden, da nicht wahrfcheinlich ift, daß fie der Verf. nicht gefannt hätte. Ueberhaupt muß der Herausgeber bitten, Daß, wenn fünftig Leute, die vielleicht feine Gegner find, und die fich Das Anfehen geben, verächtlich auf feine literarischen Leiſtun— gen herabzufehen, feine Ideen aufnehmen und bearbeiten, fie wenigitens feiner dabei gedenken und ihm das Prioritäts— recht einräumen. Für einige auffallende Unrichtigfeiten hat der Verf. das Eigenthumsrecht allein in Anfpruch zu nehmen. Dahin rech— *) 3.2. 21. Bd. 1. Heft S. 192.Nr. 7. der Ppflanzenphyftolo- gifchen Aphorismen. en Vai nen wir ©, 6. 7 die Behauptung, daß die Fichte auf ge— wöhnlichem, nicht befonders zubereitetem Boden in der Ebene im Freien fo wenig fortfomme, als die Buche oder Weiß- tanne. Der Grund, der dafür angeführt wird ift folgenz der (©. 7): „Wenn eine Wolfe über die Ebene ziehet, fo fallen Die Dunftbläschen, aus denen fte zufammengefegt ift, beftändig nach dem Boden hinunter (!!). Aber die Luft iiber diefem ift wärmer, als diejenige, in welcher fich die Wolfe befin- det, die Bläschen löfen fih auf und fteigen wieder in Die Höhe.“ „Im Gebirge trifft das fallende Luftbläschen nicht fo warme Luftichichten, wie in der Ebene, es bleibt über dem Boden fehweben. Daher rühren die dicken Nebel, in wel- che höhere Berge einen größten Theil des Jahres einges hüllt find.“ Wir geben dem Herin Verf. zu bedenfen, daß eine Wolfe ja nur aus dieſen Dunftbläschen gebildet wird, und wenn dieſe Dann, indem Diefelbe Uber die Ebene ziehet, aus ihr herabfallen, ja nothwendig jedesmal ein Herab- finfen der Wolfe bis in die wärmeren Luftfchichten über dem Boden erfolgen muß. Hat fich denn Derfelbe aber fihon jemals in der Ebene, wenn eine Wolfe über fie zog, von dieſer jchon fo benebelt oder ummebelt gefehen, wie Dies nach feiner Theorie nothwendig der Fall fein müßte? — Die Sache ift denn doch etwas anders! Für die jun gen Buchen find Spätfröfte und zu ftarfe Lichteimwirfung, zu ftarfe Verdunftung in Folge großer Wärme, bejonders den Kotyledonen und Blättern der ganz jungen Pflan— zen, vorzüglich gefährlih. Wo man diefe nicht zu fürchten bet, kann man fte ſehr gut ohne alfen Schatten erziehen, wie Dies auch hin und wieder in den Vorbergen des Harzes — —— mit dem ſchönſten Erfolge gefchiehet.*) Dieſe Erziehung bes fchränft fich aber auf folche Dertlichkeiten, in denen man jene Gefahren nicht zu fücchten hat. Enge Thäler, in de— nen doch gerade die Nebel am häufigften, welche aber ben Spätfröften fehr unterworfen find, würden wohl faum- freie Buchenfaaten mit Erfolg anwenden laffen, felbft wenn man dazu den Boden noch fo forgfältig bearbeitete. Die Lode- rung des Bodens allein ſchützt Die jungen Buchen ebenfo wenig gegen Froft und Sonnenbraud, wie Herr Heyer glaubt, wie die von Reum vorgefchlagene tiefe Ninnenfaat und das Behäufeln der aufgehenden Pflanzen. Davon liefert der Foritgarten in Neuftadt alljährlih Beifpiele, indem hier junge Buchen mit Sicherheit nur erzogen werden kön— nen, wenn man fte durch Ueberſchirmung gegen beides fchüßt. Menn dabei der Herr Verf. die nachtheilige Einwirkung des zu ftarfen Einfalls der Sonnenftrahlen auf die jungen Bu— chen beftreitet (den auch Hundeshagen anerkannte), fo fcheint er noch wenig Buchenfchläge beobachtet zu haben. Er mag die verderbliche Einwirfung der Sonnenftrahlen an ungefchügten Südhängen und bei großer Wärme im Juli und Auguft beobachten, und er wird erfennen, daß fie für die jungen Buchen oft gefährlicher, als die Spätfröfte find. Es ift eine alte Erfahrung, daß man vor dem September fein ficheres Urtheil über den Erfolg einer im vorigen Win— ter flattgefundenen Buchenbefamung fällen kann, was eben hierin feinen Gruud bat. Einen der wichtigften Gegenftände, nämlich den, wie weit auf die Herftelung eines guten Wuchfes von den im Schatten erfranften Pflanzen, je nach dem Grade der Ver— *) 3. B. im herzogl. braunfchweiger Neviere Wolfshagen ohnweit Harzeburg und Goslar. me dämmung, zu vechnen ift, welcher Art ihre Behandlung dabei fein muß, wie fich dann der Gang des Zuwachſes ge- ftaltet u, f. w., hat der Verf. ganz mit Stillfcehweigen über— gangen, Als einen großen Mangel fann man e8 ferner be- zeichnen, daß in dem Buche nirgends auf die Berfchiedenheit des Bedürfniffes von mehr oder weniger Licht, je nach dem verfchiedenen Standorte, aufmerffam gemacht worben ift, Dies ift aber gerade für die Praris von der größten Wichtigfeit. Der Berf. bemerkt zwar in der Vorrede, um fich gegen Die Kritif zu ſchützen, daß die Folgerungen, welche darin aus dem Verhalten der Holzarten gegen Licht und Schatten für die praftifche Forftwirthfchaft gezogen find, nur für die Drte Geltung haben follen, von denen die Beobachtungen entnom- men wurden, er vergißt aber die Beichaffenheit derfelben in Bezug auf Klima, Bodenbefchaffenheit und Bodenbildung fo zu befchreiben, daß man wüßte, für welche Standortsver- hältniffe fie paffend und richtig find. Dadurch hat er fich allerdings eine Hinterthür offen gelaffen, aus der er gegen jeden Vorwurf einer unrichtigen Behauptung entweichen kann, indem er dann erwiedert, daß dies in der verfchiedenen Dert- lichfeit begründet fei. Für die Praxis verlieren feine Folge— rungen dadurch aber allen Werth, weil man nie weiß, ob die Standortsverhältniffe, auf die man fte anwenden will, Die richtigen find. Genau betrachtet, hilft dem Verf. Diefe Ver— wahrung aber nur fehr wenig, indem fie fich nur allein auf das geographifche Klima beziehen kann, welches allerdings in dieſer Beziehung von fehr großem Einfluffe ift. Das phy⸗ fifalifche, welches durch Erhebung oder Einfenfung des Bo— dens, FTreilage und Erpofition, Nähe der Wafferflächen, be- dingt wird, mußte er aber jedenfall8 eben fo gut berüdfich- tigen, als die Befchaffenheit des Bodens hinfichtlich feines Feuchtigfeitsgrades und feiner Ernährungsfähigfeit, Die Ver- — Wu fchiedenheiten, welche einen Einfluß auf das größere oder geringere Lichtbedürfniß der Hölzer haben, kommen ſchon auf einem Fleinen Terrain und im Großherzogthum Hefien eben fo gut, ald im ganzen Deutfchland vor. Dann find feine Folgerungen aber auch größtentheils ganz falfche. So diejenige; daß alle dunfel belaubten Bäume, die viel Schatten ertragen, fich vorzugsweife nachhaltig und dauernd in reinen Beftänden erzieben lafien, die licht belaub- ten nicht. Die Nadelhölzer nimmt er fehon felbft von Diefer Regel aus. Dann hängt dies aber auch mehr davon ab, ob die Holzarten von Natur gefellig leben, oder nur einzeln vorfommen. Die leicht belaubte Birfe ift in ihrer eigentlichen, nördlichen Heimath eine gefellig lebende Holzart und kommt dort von jeher in ausgedehnten reinen Beſtänden vor; Die dunfel belaubte Hainbuche findet man nirgends in folchen, Eine Holsgattung kann unter den günftigiten Verhältniffen vielleicht mit Erfolg in reinen Beftänden gezogen werben, während ſie unter weniger günftigen nur unter dem Schuße und der DBegünftigung von andern vorfommt, Das fehen wir an der Eiche, Ulme, Linde und vielen anderen unferer Walbäume, *) In einer Digrefiton über den Nachtheil des Streu— vechens berechnet der Verf. den Berluft an Holzmafje, ber duch die Entnahme eines Gentners Streu erzeugt wird, zu 160 Kubiffuß Sceitholz, die vielleicht das Siebenfache wie— gen. Da nun ein Morgen Buchen bis 20 Gentner Streu: laub liefern fann, fo würden danach in einem berechten Buchenwalde wohl 3200 Kubiffuß von der Holzerzeugung verloren geben, was doch wohl nicht gut der Fall fein kann. Was haben ſolche vage Behauptungen und Säge wohl für *) Ein Mehreres darüber unten im Mancherlei. — . ERS einen Werth! Ein Gentner Streu, der dem Walde entzogen wird, kann vielleicht gar feinen Einfluß auf die Verminde- rung der Holzerzeugung haben, wenn er in einem Altern Be— ftande einzeln entwendet, oder Diefer auf gutem Boden nur einzelne Sahre berecht wird. Das Streurechen kann auf armem Boden, in jüngeren Beftänden und bis zur Außerften Grenze ausgedehnt aber auch wieder die Möglichkeit, den Doden zur Erziehung von nusbaren Beftänden zu verwen— den, ganz vernichten, Sehr ergöglich ift, was der Verf. darüber fagt, daß die Kiefer als leicht belaubter Baum noch in reinen Beftän- den gezogen werden fann (S. 18). Es ſoll dies zuerft darin liegen, daß die Nadeln derfelben, vermöge ihrer Dünne, nicht vom Winde entführt werden können, alfo der Fläche verbleiben. Wir meinen aber, das Laub und die Nadeln der Bäume bleiben in gefchlofienen Beftänden größerer Wälder überall liegen. Die Weißtanne ift ein ſehr dunfel belaubter Baum, deſſen Nadeln doch gewiß auch liegen bleiben, man kann fie darum aber noch nicht gut in reinen Beftänden er: ziehen, obwohl fie fo gut wie die Kiefer im Winter den Boden ſchützt. Dann fol ferner in Kiefern das ganze Jahr ein Dämmerlicht herrſchen, welches das Aufkommen der Kryptogamen im Walde befördert, die für die Nadelhölzer dieſelbe Rolle ſpielen, wie das Laub für die Laubhölzer. Nun, die Dämmerung in den ſich licht ſtellenden locker be— laubten Kiefern iſt wohl nicht ſo groß, als in den Anſichten des Verf., und vielleicht iſt in keinem Walde der Boden ſo ſtark beleuchtet, als in einer Kieferhaide. Von Moos und Slechten findet man aber in den reinen ausgedehnten Kie- ferwäldern Brandenburgs, der Laufig, Weftpreußens u.f. w. oft feine Spur, denn fo wie fie fich zeigen, werden fie durch die Streufammler weggenommen, Der Grund, warum Die — YET u Kiefer in fo ausgedehnten reinen Beftänden vorfommt, ift ein weit einfacherer, nämlich der, daß entweder gar fein an— deres Holz mehr auf dieſem armen Sandboden wächft, oder daß Doch wenigitens dieſe Holzart, der er noch am meiften zufagt, über alle unfere einheimifchen Holzarten auf ihm ein folches Uebergewicht hat, daß fie Diefe unterdrüdt, Mit dem, was der Verf. Über die Nachtheile der räum- lichen Erziehung des Holzes und der vorübergehenden Boden- fultue in Bezug auf Verminderung der Bodenfraft jagt, find wir dagegen völlig einverftanden. Der von ihm aufgeftellte Sag: „lichtbedürftige Hölzer laffen fih nicht natürlich duch Samen verjüngen‘‘, hätte wohl jo gefaßt werden müffen: laſſen fich nicht ohne Nach— theil für ihren Wuchs in Dunfel geftellten Samenfchlägen erziehen. Die Fichte verjüngt man durch natürlichen Samen: abfall des Borftandes, die Birfe fliegt vortrefflich an, wenn man einzelne alte Bäume auf dem Schlage ſtehen läßt, oder einen Vorftand von ihnen hat, bei ſehr wundem Boden läßt fih die VBerjüngung der Kiefer durch natürlichen Samenab- fall jeher gut bewirken, wenn man nach diefem nur bald al- len Schatten entfernt. Alle alten Eichen, die wir haben, find aus natürlicher Befamung erwachfen, und noch jegt werden da, wo Buchen und Eichen gemijcht vorfommen, leßtere vor— zugsweile in den Samenfchlägen von natürlihem Samenab- fall fehr ficher und gut erzogen, wenn man fie nur zeitig genug freiftellt, Das, was der Verf. über gemifchte Beftände fagt, ift wohl jo wenig überall richtig, als ganz erfchöpfend. Die in Schlefien, Oftpreußen, der Laufig u. |. w. ganz gewöhnliche Miihung von Kiefern und Fichten, die fich fehr vortheilhaft zeigt, kennt derſelbe offenbar gar nicht, und feine Phantafien darüber entjprechen den Berhältniffen daſelbſt, wie fie fich — —— in der Natur zeigen, nicht im Geringſten. Er würde über— haupt die Regeln zur Erziehung gemiſchter Beſtände von verſchiedenen Holzarten, die Bezeichnung derjenigen, die mit einander erzogen werden können, weit beſtimmter haben faſ— ſen können, wenn er die Zwecke, die man dabei vorzugsweiſe im Auge haben kann, ſchärfer ſonderte und bezeichnete. Dieſe können ſehr verſchieden ſein, denn man kann 1. eine Holzgattung vielleicht nur noch unter dem Schutze anderer fortzubringen vermögen; 2. man kann die Gefahren, welche dem Holze drohen, da— durch vermindern wollen; 3. eine vortheilhaftere Vornutzung und Durchforſtung be— zwecken; 4. Holzarten, die ſich nur in geringer Menge vortheilhaft abſetzen laſſen, erziehen wollen; 5. die nachtheilige Eigenſchaft der einen Holzgattung durch eine andere beigemiſchte zu vermindern oder ganz zu be— ſeitigen wünſchen; 6. überhaupt eine größere und werthvollere Holzmaſſe er— ziehen wollen. Dann kann die Vermiſchung aber auch für dieſe verſchie— denen Zwecke in ſehr mannigfaltiger Art gewählt werden. Sie kann horſtweiſe oder einzeln, bleibend oder vorüberge— hend ſein und dabei früher oder ſpäter wieder aufhören. Wuͤrde der Verf. dies Alles ſchärfer in das Auge ge— faßt haben, ſo dürfte ſich nicht ſo viel Mangelhaftes und ſelbſt Unrichtiges eingeſchlichen haben, wovon dieſer Auf— ſatz voll iſt. Wir wollen nur Einiges davon bemerken. Fichte und Eiche ſollen nicht mit einander gezogen werden, was doch mit Erfolg in Süddeutſchland geſchieht. Die Fichte ſoll ferner nicht mit der Weißtanne und Buche gemiſcht werden, während Dies Doch eine Miſchung iſt, die man fo u (Al gern herzuftellen jucht, da fie fo fchöne, große Holzmafjen gebende und fich ficher erhaltende Beftände giebt, die man den reinen Fichtenbeftänden weit vorzieht. Was der Verf. nach Herrn von Berg ber das Berdrängen des Laub: holzes duch die Fichte am Harze jagt, ift theils mißver- ftanden, theild ein Irrthum, den aber freilich mehr Herr von Berg vertreten muß. Die in defjen Heiner Schrift er: wähnte Vergrößerung der Fichtenwälder auf Koften des Laub- holzes war feine natürliche Erjcheinung, jondern das Produkt einer Manie, die unter den Forſtwirthen des Harzes graffirt und in Folge deren man an vielen Orten fünftlich reine Fichtenbe- ftände herftellte, indem man ſogar das verdämmende Laubholz mit großen Roten aus den Hichtenfulturen aushieb, weil man glaubte, daß dieſe Holzgattung weit einträglicher ſei, als die Buche und andere Laubhölzer. Von diefem Wahne find aber wenigitens Die denfenden Foritwirthe Des Harzes in defien Worbergen und da, wo noch mit Erfolg Laubholz zu erziehen ift, längit zurückgekommen, nachdem man die Er- fahrung gemacht hat, daß auf den wärmern Standorten die Fichte nicht den Ertrag gewährt, den man von ihr erwartet, und in den raubern Lagen Schnee- und Eisbruch die Erzie— hung voller Beftände fehr hindert. Jetzt hat Daher Dies Ver: drängen aufgehört und man fucht im Gegentheil entweder die Buchenbeftände wieder zu vergrößern, oder Doch wenig- ftens Buche und Fichte gemifcht zu erziehen. Daß das Nadelholz fih im Allgemeinen immer mehr auf Koften des Laubholzes ausdehnt, ift dagegen unläugbar und liegt in dev Natur der Dinge, weil es gemügfamer in Bezug auf die Beichaffenheit des Bodens ift. Theild nimmt ber Landwirt) den beſſern Boden der Laubhölzer mehr in Anspruch und der Forſtwirth muß fich mit dem jchlechten begnügen, auf dem nur noch Nadelholz gedeihet, theils ift BE 7 die Bodenfraft durch zu ausgedehnte Streunußung, durch lüdenhafte Beftände u. |. w. fo erfchöpft, Daß nur noch der Anbau deffelben Ubrig bleibt, Auch ift nicht zu beitreiten, daß eine Menge Nücdfichten in ftarf bewölferten Gegenden eintreten, aus denen das Nadelholz vortheilhafter erfcheint, als unfere Laubhölzer, wenn wir fie als Brennholz erziehen. Gerade hierin liegt aber die Aufforderung, dieſe leßtern, wo es der Standort irgend erlaubt, möglichft zu erhalten, weil mit der Ausdehnung der reinen Nadelholzbeitände auch die Gefahren des Infeltenfraßes, der Etürme und Waldfeuer, des Schnee-, Eis- und Duftbruches immer größer und verz derblicher werden, Dies Fann in vielen Fällen vorläufig nur dadurch gefchehen, daß wir da, wo die Laubhölzer nicht mehr rein fortzubringen find, wenigftens gemifchte Beftände her- ftelfen, um dann vielleicht päter, wenn der Boden fich wie— der verbefiert hat, zum Laubholze zurüdfehren zu fünnen. Will man Über gemifchte Beſtände fprechen, jo muß man fie nach allen diefen Nichtungen hin betrachten, Das hat der Verf. aber nicht gethan, er behandelt fie nur nach der Anficht, ob die Baumarten, die man mifchen will, mehr oder weniger Schatten ertragen, und fommt dabei zu Fol— gerungen, Die gewiß fein praftifcher Forftwirth unterfchreiben wird. Dazu fommt noch, Daß er Alles aus Büchern her— ausgelefen und wenig im Walde gejehen bat, fo daß er überall die Erfcheinungen dev Umgegend von Gießen maßs gebend zu machen jcheint. Das veranlaßt ihn zuweilen zu den lächerlichften Behauptungen, wie 3. B. ©. 52, daß die Buche nicht durch die Kiefer unterdrückt werde, oder da nicht mehr gezogen werden müffe, wo dies ber Fall fei; daß die Dermifhung der Eiche und Buche nur da rathſam fei, wo erftere einen größeren Längenwuchs habe, als diefe und über fie hinauswächſt (A). Auch foll man auf die natürliche Kritiſche Blätter 32. Bd. I. Heft. F — — Verjüngung der Eiche und Buche Verzicht leiſten und ſie lieber anpflanzen (S. 53). Die Birke ſoll unter keinerlei Be— dingung in Kiefern geduldet werden (S. 57), waͤhrend man ſich in allen Gegenden, wo die Kiefer herrſchend iſt und der Boden das Einſprengen der Birke erlaubt, möglichſt bemüht, diefe Mifchung fo herzuftellen, daß womöglich die Kiefernbe- ftände mit 50 bis 60 Jahren wieder rein und gejchlofien find. Dies gefchieht darum, weil man dann für die Durch- forftung eine größere und werthvollere Holzmafje erhält und zugleich Die Gefahren des Infektenfraßes und Schneebruches vermindert. Wenn der Berf. behauptet, daß die Birfe fich durchaus nicht verträgt, weil das Abpeitfchen der Knospen der Kiefer Durch Diefelbe verderblich ſei, fo verwechſelt er au— genfcheinlich Fichte und Kiefer. Von letzterer ift Died noch nie behauptet worden und kann auch wohl bei den hun- derttaufenden von Morgen, die in Norddeutichland vorkom— men, wo Birke und Kiefer fich vortrefflich vertragen, nicht gut behauptet werden. Ganz neu ift und auch gewefen, zu erfahren, Daß die Kiefer im Harze immer mehr um fich greift und das Laubholz verdrängt (S. 73). Wir fennen zwar den Harz ziemlich genau, aber davon ift uns denn doch noch nichts befannt geworden. Huch glauben wir, daß, mit Aus— nahme einiger wenigen ganz neuen Anlagen, es nicht 100 Morgen Kiefern im ganzen Harze giebt, da diefe Holzgat- tung bier nie heimisch war. | Ueber die Zweckmäßigkeit der Umwandlung der Beftände ſcheint der Verf. lediglich nach den Unterfuchungen des Aſchen— gehalts im Laboratorio entjcheiden zu wollen! Es mag Died genügen, um dem Verf. darzuthun, daß er den Wald noch zu wenig Fennt, um als Forftjchriftiteller oder felbit als Lehrer auftreten zu fünnen, denn wenn er die— jen Bortrag fo gehalten hat, wie er ihn hier hat drucken a lajien, was er in der Vorrede verfichert, fo hat er fürwahr feinen Zuhörern manche furiofe Dinge vorgetragen, fo daß wir Diefe denn doch warnen möchten, überall blos nach den ihm nachgefchriebenen Heften zu wirthfchaften. Er fcheint Manches gelefen und viel ftudirt zu haben, aber leider Ieg- teres mehr in Büchern, als im Walde. Er macht nun, wie viele unferer jungen Schriftiteller, den Verfuch, an die Stelle der Erfahrung und der Kenntniß der verfchiedenen Waldzu- ftände in Deutfchland die Studien der Studirlampe zu jeßen und den Mangel an Erfahrung durch Gelehrſamkeit zu er— gänzen. Das wird ihm aber fo wenig gelingen, als es allen andern reinen Forſtgelehrten jemals gelungen ift. Wir haben das Vertrauen zu dem, wahrfcheinlich noch jungen Manne, daß er in der Forftwillenichaft etwas recht Tüchtiges wird leiſten können, denn er bejigt offenbar eine jehr gute wifjenfchaftliche Bildung und die erforderliche Liebe zur Sache. Will er Das aber, fo wird er den Katheder ver- lafjen, Die Feder wegwerfen und fich der praftifchen Beſchäf— tigung widmen müffen, um von feinen unhaltbaren Speku— lationen und Theorien durch die Erfahrung fich zu befreien. Auch muß er dann die verfchiedenen Waldzuftäinde Deutich- lands gründlich kennen lernen und über den Vogelsberg und die Darmftädter Ebene hinausfehen. Was man nah dem Titel in diefem Buche erwartet, enthält e8 nicht, und das, was man darin findet, hat man gewiß jo wenig darin erwartet, als man es als einen werth- vollen Fund anfeben Fanı. u MR 12, Zahrbuch der Könige. Sächſiſchen Akademie für Forft- und Landwirthe zu Tharand. Herausgegeben von den afademifchen Lehrern, Freiherrn von Berg, A. Gotta, Dr. G. Krutfch, Preßler, Dr. Schabe, Dr. Stein und Dr. A. Stöckhardt. 8. Band der forftlichen Sahrbücher, Neue Folge, 1. Bd. Leipzig, Arnold'ſche Buchhandlung. 1852. IV. 408 ©. Diefer Jahrgang der befannten Zeitfchrift ift nicht blos dem Volumen nach einer der reichhaltigften der bis jegt er— fchienenen, fondern auch nach dem Werthe der darin enthal= tenen Auffäße, jo daß wir ihn unferen Leſern mit Ueberzeu— gung empfehlen können, Er enthält Auffäge über die Staats- forft-Brüfungen von Berg, Über Durchforftungserträge von Kunze, Entwäflerungen von Schramm, die öfterreichifche Schwarzfiefer von Berg, mathematifche Aufſätze von Pre $- ler, Mittheilungen über Forftinfeften von Stein, Unter: fuchungen über Menge und Beftandtheile der Waldftreu von Krutzſch, ein Gutachten der Herren von Berg und Stein über das Schütten der. Kiefer, Mittheilungen aus dem chemiſchen Laboratorio von Stödhardt, fo wie noch verfchiedene andere Mittheilungen, befonders in Bezug auf die Königl. Säch— fifche Forftverwaltung und die Akademie in Tharand. Den Schluß machen furze literarische Notizen über Schriften, Die Forſt- und Landwirthichaft betreffend. Manche diefer Auf: fäße, befonders die von Preßler, Stödhardt und Stein, glauben wir als ſehr beachtungswerth; und werthvoll bezeich- nen zu fönnen, fo wie auch der Auffag des Herrn von Berg Über die Schwarzfiefer recht interefjant ift, Die rechts: fundigen Mittheilungen des Herrn Fritzſche, fo wie ber “ — ww Aufſatz des Herrn Bernigfch Uber Verwerthung Der Na- delholzſtangen hätten wohl füglich hinwegbleiben können. MWenigftens haben fie fein Intereſſe für den Nichtfachten. In der Chronik der Forftafademie in Tharand ift ung die Verminderung der Zahl der Studirenden gegen früher aufgefallen. Im Winter 1851/52 wurde dieſelbe befucht von 11 inländischen Forftwirthen 21 ausländischen 11 inländischen Landwirthen 7 ausländifchen 58 Summa, während die Zahl aller Studirenden im Som— mer 1851 fogar nur 47 betrug. Das fcheint ung ein Miß— verhältniß zu dem Aufwande zu fein, den fie verurfacht, und unerflärbar bei den vortrefflichen Lehren, die Tharand be- fit, und den Lehrmitteln, die der Anftalt überhaupt zu Ge— bote ftehen. Diefe Zahl der Forftwirthe ift nicht größer, als die der Studirenden, welche Neuftadt befuchen wollten und in mehreren Semeftern wegen Mangel an Raum in den Hörfälen zurücgewiefen werden mußten. Ein Kuriofum ift, daß in einem Auflage Herr Profeſſor Stein überzeugend nachweifet, Daß der gemeine Borfenfäfer gefundes Holz angreift und tödten kann, gleich darauf in dem folgenden Aufſatze Herr Profeſſor Krutzſch in feiner befannten Manier darthun will, daß dies nicht der Fall fei und er nur krankes Holz auffucht. Pflicht der Nedaftion wäre gewejen, den alten verdienten Mann davon abzuhal- ten, fich durch abermaliges Aufwärmen diefer, wie es fcheint, bei ihm firen Idee zum Gefpätte aller unterrichteten Forft- wirthe und Entomologen zu machen. Es Liegt nicht im Plane Ddiefer Blätter, die einzelnen Auffäge in den Fortfeßungen älterer, ſchon befannter Zeit- Ichriften ſpeciell auszuziehen, doch können wir nicht umhin, = ww = einige Bemerfungen zu dem Auflage ded Herrn, Profeffor Stein über das Schlütten der Kiefern zu machen, da der Gegenftand in der neuern Zeit fo vielfach beiprochen worden ift. Der Herausgeber hat diefe Krankheit feit 50 Jahren aufmerffam in ſehr verichiedenen Gegenden verfolgt, und wenn ev auch fein definitives Urtheil über ihre Urfachen ab— zugeben vermag, fo will ev in Diefer Beziehung wenig- fteng feine Erfahrungen mittheilen. Nach diefen hat die Krankheit in der neuern Zeit eine größere Ausdehnung gewonnen, als fie früher hatte, befon- ders ift fie im Winter 1851—1852 in einer Art aufgetre- ten, wie es der Herausgeber noch niemals gefehen hat. Ob dies mit der Kartoffelfranfheit, der Traubenfranfheit, derjenigen, Die an mehreren anderen Bäumen beobachtet worden ift, zufammenhängt, was wohl möglich wäre, wird wohl fehwerlich entfchieden werden. | Es wird am zweckmäßigſten fein, das, was der Her- ausgeber darüber mittheilen kann, gleich an den Bericht des Herrn x. Stein, wie er ihn dem königl. ſächſ. Finanzmi— nifterium mitgetheilt hat, zu knüpfen. 1. Hier wird behauptet, daß die Krankheit die jungen Pflanzen oft plöglich überfalle, und man häufig vorher Feine Spur davon entdecken fünne. Das ftimmt nicht mit unfern Erfahrungen und Beobachtungen überein, Schon im No- vember und December färben fich die Nadeln der Pflanzen, die fchütten wollen, an der Wurzel etwas violett, was man freilich nur bemerft, wenn man fie genau betrachtet. Bei manchen Pflanzen ift dies deutlicher in Die Augen fallend, bei andern wieder weniger bemerkbar, immer erfennt man aber den Beginn der Krankheit fehon im Winter, oder, wenn fie fehr heftig auftritt, auch wohl fchon im Herbfte an der in das Gelbliche fallenden Farbe der Nadeln. Sn 2. Es wird dann ferner behauptet, daß die Kranfheit nicht von innen heraus, fondern von außen an die Pflan- zen herantreten müſſe. Das müffen wir fehr bezweifeln, denn a. dann müßte das Schlitten ſich zuerft gleichmäßiger über alle Bilanzen verbreiten, ald es gefchiehet. Es ift aber vielfach der Sal, daß die fchwächlichern Pflanzen ſchüt— ten, bie fräftigern von befferm Wuchfe aber von der Krankheit, obwohl fie auf .ein und derfelben Fläche zu- jammenftehen, verfchont werden; einige leiden weniger davon, andere mehr. b. Diefelbe tritt auf derfelben Stelle nicht gleichmäßig zu einer und derjelben Zeit auf, fondern bald fchon im Herbite und Winter, bald erft im Srühjahre, indem man Dicht neben einander ftehende Pflanzen findet, won denen manche früher, andere wieder fpäter erfranfen, Damit foll aber nicht eva gefagt werden, daß nicht äußere Einwirkungen auf die Pflanzen diefe in einen franfhaften Zuftand verfegen; im Gegentheil, wir glau- ben die Urfachen deffelben theils im Boden zu ſinten worüber unten das Nähere. 3. Wenn hier behauptet wird, das eigentliche Schüt— ten, das Abwerfen der Nadeln ſei ſtets nur im Frühjahre, niemals im Herbſte und Winter bemerkt worden, ſo iſt das zwar ganz richtig, es iſt aber dabei nur ganz irrig das Ab— fallen der Nadeln als eigentlicher Akt des Schüttens bezeich— net, während als ſolcher doch das gänzliche Abſterben der— ſelben betrachtet werden muß. Dies erfolgt zwar auch ge— wöhnlich erſt im Frühjahre, zuweilen aber auch ſchon im Winter. Was hier über das Alter der Kiefern, in dem ſie dem Schütten unterworfen ſind, geſagt wird, ſtimmt vollſtändig — a mit unfern Erfahrungen überein. Die Gefahr, daf fie unter diefer Krankheit leiden, vermindert fich mit den Jahren und hört mit dem Sten und 10ten Jahre ganz auf. Dazu be- merfen wir nur noch, daß ſich die Krankheit oft bis zum 4ten und 5ten Jahre vielfah an Pflanzen, die einmal dar- unter gelitten haben, und durch fie gefchwächt worden find, wiederholt zeigt, während andere nebenftehende, die früher davon verfchont waren, nicht Davon berührt werden. 4. Wenn nun aber hier behauptet wird, daß das Schüt- ten eine von den mineralischen Beftandtheilen und dem Humus- gehalte des Bodens unabhängige Erfcheinung fei, fo ftreitet das gegen alle vor Augen liegende Erfahrung, ja gegen die eigne Beobachtung des Verf, wonach fte fehr vom Boden abhängt. Es würde nicht fchwer fein, dem Berf. in den Neuftädter Inftitutsforiten jedes Jahr zu überzeugen, Daß die Beichaffenheit des Bodens von dem größten, Einfluffe auf fie ift. In dem Forftgarten der Forftlehranftalt werden Die Kie- fern zur einjährigen Verpflanzung in großen Mafjen auf an und für fi) armem Sandboden gezogen. Dazu müfjen die Eaatbeete alle 4 bi8 5 Jahr neu mit Dammerde überfah- ven und gedüngt werden, die dann tief untergegraben wird, um recht lange Wurzeln zu erziehen. Haben ſich die Saat- beete ausgetragen, und ift der Boden erfchöpft, jo jchütten die Pflanzen regelmäßig auf ihnen, niemals auf frifcher Düng- ung. Es ift fogar der Verfuch gemacht, von einem Beete die Hälfte zu Düngen, die andere nicht, und dieſelbe Erſchei— nung zeigte fich auch hier wieder: das nicht gedüngte jchüt- tete, auf dem gedüngten erhielten fich die Pflanzen geſund. Durch eine Kieferfchonung führte ein alter aufgefahrner Sandweg, auf dem natürlich aller Humusgehalt verſchwun— den. war, welcher nach Verlegung der Wege bejüet wurde, ur WB Die auf ihm ftehenden Pflanzen ſchütteten 5 Jahre hinter: einander und verfrüippelten dadurch, obwohl fie fich exhiel- ten, während die Daneben auf humusreicherem Boden ftehen- den Pflanzen von der Krankheit gar nicht berührt wurden. Solche Beifpiele ließen fich eine große Menge anfüh- ven. Durch fie fol aber nicht etwa der Beweis geführt werden, daß das Schütten nicht auf jedem, auch dem beſ— fern Boden vorfommen könne, fondern e8 fol nur Dadurch die Behauptung unterftügt werden, daß allerdings der Boden einen großen Einfluß auf Entjtehung der Krankheit hat. Je fräftiger der Wuchs der Pflanze ift, defto weniger ift fie ihr unterworfen, je nahrungsärmer er ift, defto häufiger und ftärz fer tritt Diefelbe auf. Sehr gewöhnlich ift fie auf dem naf- fen, unvollfommnen Humus enthaltenden Boden, auf dem hu— musarmen Sandboden, häufiger an den Süd- als Nord- hängen. Die jungen Kiefern in den Samenfchlägen find ihr weniger unterworfen, als in den freien Saaten, Im Lehm- boden wird fie nur fehr felten bemerft. injährige Pflan— zen, welche mit 12 bis 15 Zoll langen Wurzeln in tief aufs gegrabene Pflanzlöcher gefest werden, ſchütten niemals, und wenn auch alle umberftehenden Pflanzen, von der Saat oder von natürlichem Anfluge ——— von der Krankheit befallen werden. Der Verf. ſagt ja in dem in Rede ſtehenden Aufſatze ſelbſt, was auch ganz richtig iſt, daß ſchwächliche Pflanzen dem Schütten weit mehr unterworfen find als kräftige. Da nun aber der gute Fräftige Boden auch Fräftige ‘Pflanzen er— zeugen wird, und umgefehrt der arme fchwächliche, jo Liegt ia hierin ſchon von felbft der Nachweis, daß der Boden einen großen Einfluß auf die Erfcheinung der Krankheit hat, Die Beobachtung des Verf., daß überſchirmte Kiefern nicht fehütten, ftimmt ganz mit der unfrigen überein, Aber ar DE nicht die, daß fie auf den unbenarbten Saatbeeten in den Pflanzkämpen häufiger an dieſer Kranfheit litten, als im Grafe, und wo ihnen das Unfraut Schug gewährt, Im Neuftädter Forftgarten, wo feit 20 Jahren jährlid 12— 16,000 Schock Kiefernpflanzen gezogen werden, aus Beeten, wo nicht das geringfte Unfraut geduldet wird, ſchütten nie- mals Kiefern da, wo der Boden zu rechter Zeit gedüngt ift und hinreichende Kraft hat, und wenn auch, wie im Fruͤh— jahre 1852, alle Saaten und Fahlgehauenen Samenfchläge fchütten. Cine foldhe Erfahrung im Großen wird wohl ent— fcheidender fein als einzelne Erfcheinungen. Gerade die Scho- nungen, von freien Saaten in flachen Pflugfurchen gemacht, wo die jungen Kiefern im Graſe ſehr gefchügt ftanden, ha— ben im Frühjahr 1852 am meiften unter dev Kranfheit ge: litten, während ſie die gut ausgeführten, daneben BEN Saatkämpe gar nicht berührt hat. Dagegen hat aber unläugbar die Wurzelbildung einen großen Einfluß auf diefe Krankheit. Je flächer dieſe ift, defto mehr find ihr die jungen Pflanzen unterworfen, je länger fich fchon in den erften Jahren die Pfahlwurzel aus: bildet, defto weniger leiden fie davon. Kiefernpflanzgen auf Stodlöchern, wo der ganz wunde Boden duch das Stockro— den tief rajolt war, fehlitten in der Negel niemals, wenn auch alle darum herftehende, flachwurzelnde, im Graſe ftehende Pflanzen von der Krankheit ergriffen werden, Wenn der Verf. die Urſachen des Schüttens allein in den Temperaturveränderungen fucht, fo ftimmt Dies nicht mit den Erfahrungen überein. Einmal ift das Schütten eine Krankheit, die an einzelnen Stellen jedes Jahr regelmäßig auftritt, die Witterung mag fein wie fie will, und dann werden auf denjelben Orten nicht alle Pflanzen gleichmäßig davon ergriffen, vielmehr einzelne gar nicht, andere bald — —— mehr, bald weniger, ſo daß welche davon getödtet werden andere wenig darunter leiden. Wenn aber ein Spätfroſt im Frühjahre, oder ein Frühfroſt im Herbſte Laubhölzer zum Schütten bringt, wie es der Verf. nennt, ſo geſchiehet dies bei allen Baͤumen gleichmäßig. Gerade im Herbſte 1851 war gar fein Frühfroſt, der Winter war außergewöhnlich mild und ohne Plattfeöfte, und deshalb war dad Schütten im Frühjahre 1852 ftärfer als es feit 20 und 30 Jahren be- merft worden iſt. Die ganze Theorie, welche der Verfaſſer hier über die Abkühlung der untern Luftfchichten u. ſ. w. entwickelt, ift in fich unhaltbar, wie ihm leicht nachgewiefen werden Fönnte, widerfpricht aber auch allen darüber gemach— ten Erfahrungen. Wir fuchen vielmehr die Urſache eines allgemeinen Schüttens entweder in einem befonders im Herbfte bei trodner Witterung eintretenden Nahrungsmangel, oder in naßfalten Sommern, worin die Pflanzen fich nicht vollftändig ausbilden fünnen. Dies näher zu begründen und auszufüh- ven behalten wir einem befondern Auflabe in einem ber nächiten Hefte vor, da der Raum, den wir Diefer Anzeige nur zugeftehen können, es bier nicht geftattet. Da wir nicht die Erfültung des Bodens duch Wärmeausftrahlung für Urſache des Schüttens halten, fo können wir natür- lich auch aufdas Mittel, dev Kranfheit zu begegnen, indem man dieſe hindert, gar feinen Werth; legen. Diefer ganze Theil der Abhandlung ift fo unpraftifch, daß man wohl fie- het, die Verff. des Gutachtens müfjen alle drei noch nicht viel Kiefern in Saatfämpen erzogen haben, In Neuftadt werden alle Kiefern einjährig ausgepflanzt, nie werben Die Saatbeete gefchirmt, der Forftgarten liegt in Bezug auf Früh und Spätfröfte fo ungünftig als möglich, fo daß Diefe hier auch fehr gefährlich find, deshalb haben aber doch auf den gehörig behandelten Beeten noch nie Pflanzen gefchüttet, noch — 121 — ſind ſie jemals, ausgepflanzt, von dieſer Krankheit befallen worden. Auch übernimmt der Herausgeber jede Bürgſchaft dafür, daß Diefelbe niemals den Forftgarten oder die aus ihm gelieferten einjährigen Pflanzen treffen ſoll. Sein einziges Arkanum ift: Fräftige Pflanzen mit 12 bis 18 Zoll langen Wurzeln zu erziehen und fie in tief aufgegrabene Pflanzlö- cher, die gegen das Austrodnen im Sommer und Herbft gefichert find, zu fesen, jo daß die Pflänzlinge zu feiner Zeit Mangel an Nahrung haben. Eine Kiefernpflanze, die geichüittet hat, fann man noch 2 Jahre lang daran erfennen, daß ihr die alten Nadeln an -den Zweigen fehlen, e8 wird daher leicht zu ermitteln fein, ob von den 10,000 Schod einjährigen Pflanzen, die in den Neuftädter Inftitutforften ausgepflanzt find, bei der unge: heuren Verbreitung der Krankheit im Jahre 1852 eine ein- zige gefchüttet hat, ebenfo, ob der Neuftädter Forſtgarten, troß feiner ungünftigen Lage, von dieſer Krankheit frei ift oder nicht. Ein Mehreres über diefelbe, ihre Urfachen, Folgen und Bedeutung müffen wir einem folgenden Aufſatze vorbehalten, 1. Abhandlungen. Kurze forftliche Statiftif vom Herzogthum Meiningen 1851, Inhaltsanzeige. 1. Flächeninhalt überhaupt. — II. Einwoh: nerzahl, — II. Eintheilung der Waldungen nach ihren Beſitzern ıc. — IV. Slächeninhalt der Waldungen insbefondere. — V. Dertliche Verhält— niffe im Allgemeinen, jedoch vorzüglich der Waldungen. — VI. Gegen: wärtige Beftandsbefchnffenheit in den verfchiedenen Waldungen und Bor: fommen der vorzüglichern Holzarten in denfelben. — VII. Gegenwärtige Bewirthfehaftung. — VII. Forftverfaffung. — IX. Sährlicher Natural- ertrag. — X. Zuwachsverhältniffe. — XI. Gegenwärtig noch beftehende Servitute, Begünftigungen und Nebennußungen. — XII. Bon der Deckung der Holzbedürfniffe im Lande ꝛc. — XII. Nebenquellen für Brennmaterialien im Lande. — XIV. Borhandene Gewerke, Fabriken und andere Gewerbe, welche bedeutenden Einfluß auf Holzabſatz Haben. — XV. Holzverfaufsarten, Taxen und Holzmaße. — XVI. Sährlicher Geldertrag. — XVII. Allgemeine Bemerkungen. I. Slächeninhalt überhaupt. Eine genaue Vermeffung Uber das ganze Herzogihum hat bis jest nicht ftattgefunden; allein nach den bisher ge= machten Unterfuchungen und Bergleichungen kann man mit ziemlicher Genauigfeit annehmen, daß die Gefammtfläche nahe — ur an 44 geographifche Quadratmeilen beträgt. (Die Quabdrat- meile zu 21,560 preußischen Morgen.) II. Einwohnerzahl. Diele beiteht gegenwärtig in 164,800 Berfonen, bei- (äufig in 34,300 Familien, welche in circa 26,000 Wohn: häufern wohnen, Es fommen daher auf eine Familie 4,8 — 5 Berfonen. II. Gintheilung der Waldungen nach ihren Belitern, mit Bezugnahme auf die Nechte, welche jene in Hin— ficht der Ausübung der Bewirthichaftung ihrer Waldungen haben. Nach diefer Berückſichtigung werden die Waldungen im hiefigen Lande eingetheilt: 1) in Staatswaldungen ( Domänenwaldungen). Diefe ftehen gegenwärtig unter der obern Leitung des Mi- nifteriums „Abtheilung der Finanzen’ und werden von her- zoglichen Forftbeamten inſpicirt und verwaltet, 2) in Stadt-, Gemeinde», Körperfchafts- und Wuftungswaldungen. Diefe ftehen unter der Ober: aufficht des Minifteriums „Abtheilung des Innern“, jedoch gegenwärtig nur in fo weit, daß fie nach forftwirthichaftlichen Grundfägen und Negeln mit Nachhaltigkeit bewirthichaftet und von gebildeten und erfahrenen Forftmännern verwaltet werden müffen. 3) in ritterfchaftliche und Privat-Waldungen, welche unter feiner befondern Aufficht des Minifteriums ſte— hen und folglich von ihren Befigern nach Willfür bewirth- ichaftet werden können. IV. Slächeninhalt der Waldungen insbefondere, a) Staatswaldungen: Diefe find alle vermeffen und halten 157,535 preuß. Morgen; b) Stadt-, Gemeinde-, Körperfchafts- und Wuftungswaldungen: auch diefe find bis auf wenige, die unter 100 Ader halten, vermefien und halten. ziemlich genau 124,774 preuß. Morgen; ec) Ritterfhaftlihe ımd Privat-Waldungen: diefe find zum größten Theil noch nicht vermeffen, und halten theil8 nach den wenigen darüber vorhandenen Bermeffungen, theils nach approrimativen Schäßungen beiläufig .81,326 pr. Morgen. Die gefammte Waldfläche beträgt alfo hiernach 363,635 preuß, Morgen = 16,8 — 17 geographifche Quadratmeilen. Es nimmt daher die Waldfläche beinahe ?/s von der ganzen Fläche des Landes ein, Sest man die Geſammtwaldfläche = 1, fo haben hiervon: die Stantswaldungen 0,43, die Stadt-, Gemeindes, Körperfchafts- und Wu— ftungswaldungen 0,34 und die ritterfchaftlichen und Brivat-Waldungen 0,23. Uebrigens iſt die Fläche fowohl in den Staatswaldun- gen, als auch in den Stadt-, Gemeinde- und Wuftungs- waldungen ficher um mehrere hundert Morgen größer, als oben angegeben; weil Die Beitimmung der Fläche der erftern dfters, bejonders aber im Amt Sonneberg, auf alten, fehr unzuverläffigen Meſſungen beruht, und die Flächen der leß- tern in der neueften Zeit durch den Anbau wüftliegender Aecker und Hutpläge mit Holz wefentlich vergrößert wor— den ift, — V. Oertliche Verhältniſſe im Allgemeinen, jedoch vor— züglich der Waldungen. 1) Lage: Das Herzogthum liegt unter dem 27—29° öſtl. Länge und unter dem 50—51° nördl, Breite. Es dehnt fich fehr in die Länge aus, ift jedoch meiftens zufam- menhängend, nur die Grafichaft Camburg mit dem Amt Kranichfeld liegen etwas abgejondert. Die Waldungen haben zum größern Theil eine, mei- ſtens durch tiefe Thäler durchfchnittene, ſehr bergige, theils eine hügelige und nur wenige eine ebene Lage. Die Waldberge des diesfeitigen Antheils am Thüringer Walde haben eine Höhe von 1700—2700 Barifer Fuß über der Meeresfläche, und eine mittlere Höhe von 2100 P. F.; der höchfte Berg derſelben ift Das Kieferle in ber Nähe des Orts Steinheid — 2717 P. F. Im Hügelland oder Flößgebirge find die Waldberge bedeutend niedriger, mit Ausnahme von 3—4 fogenannten Bafaltfuppen, welche eine Höhe von 1900—2300 P. 8. haben. Die Neftidenzftadt Meiningen, welche nach der Länge des Herzogthums ziemlich in der Mitte defielben liegt, liegt 911” über der Meeresfläche. Die Staatswaldungen liegen mit "/uo ihrer Flächen auf und am Thüringer-Wald im Ur- und Uebergangsgebirge, und nur mit ?/ıo in dem Flößgebirge; dagegen beftoden die übrigen Waldungen im hiefigen Lande das erjtgenannte Ges birg nur mit /ıo, und leßteres mit NRo ihrer Flächen. 2) Klima: Da der größte Theil des Landes theils zwifchen den Thüringer-Wald- und Nhöngebirgen, theild un— mittelbar auf dem Thüringer-Wald liegt, jo ift das Klima im Allgemeinen mehr rauh als mild; insbefondere aber ift daffelbe in den höheren, zum Thiringer-Wald gehörigen Mi Foriten ſehr rauh, wo Duft: und Schneebrüche häufig fehr nachtheilig auf die dortigen Holgbeftinde wirfen. Sin den Hügel- und Landforften werden die eben genannten Natur— ereigniffe felten für die Waldungen gefährlich, mehr Ieiden . daſelbſt die Anfaaten und Bflanzungen duch fpäte Früh— lings- und bald eintretende Herbitfröfte, 3) Öebirgsarten und Boden: An den auf dem jüboftligen Theil des Thüringer-Waldes in den Aemtern Eißfeld, Sonneberg und Gräfenthal liegenden Waldungen ift mit wenigen Ausnahmen Ihonfchiefer und Grauwacke — in den auf dem nordweftlichen Theil des Thlringer-Wal- des bei Altenftein vorfommenden diesfeitigen Waldungen, welche im Ganzen nur etwa 11,000 preuß. Morgen halten, ift Urkalf, felten Granit oder Borphyr die herrfchende Ge— birgsart. Alle übrigen im hiefigen Lande vorhandenen Walz dungen liegen, wie jchon weiter oben bemerft wurde, auf dem neuern Flößgebirge, wo Flögfalf, Keuper und Sandftein- gebirge häufig wechleln und an einigen der höhern Kuppen im Kalfgebirge auch Bafalt vorfommt. Die meiften auf dem ſüdöſtlichen Theil des Thüringer: Waldes vorfommenden diesfeitigen Waldungen haben Thon und Lehm zu vorbherrfchenden Erdarten. Da jedoch dieſer an fich fchwere Boden durch die Fleinen unverwitterten Bruch- ftüde der zu Tage ausgehenden Gefteinfchichten überall ge— lockert wird, reichhaltig an Quellen und reichlich mit Damm- erde bededt ift; fo kann derſelbe meiftens als fehr günftig für Die darauf ftehenden Holzarten — Fichten, Buchen und Tannen — angejprochen werden. Auch Die wenigen am norbweftliden Theil des Thüringer-Waldes liegenden Wal- dungen haben einen lehmigen, öfters mehr mit Kalf und zus weile mit etwas Sand vermifihten guten Boden, befonders für Buchen, Ahorn 20. Nur die Hochebenen, wo das Klima Kritische Blätter 32. Bd. I. Heft. & in — ſehr rauh, — und ſehr ſteile Abdachungen, wo der Bo— den gewöhnlich ſehr flachgründig iſt, haben in dieſen Ge— birgsgegenden weniger guten und theilweiſe ſchlechten Bo— den. Uebrigens iſt der Waldboden in dieſen Forſten faſt überall theils mit Preußelbeeren und noch mehr mit Heidel— beeren überzogen. In den im Flötzgebirg liegenden diesſeitigen Waldungen iſt bald der Kalk, bald der Sand, ſelten der lehmige Boden vorherrſchend, je nachdem die Gebirgsarten wechſeln; übri— gens ſind dieſe Bodenarten mehr oder weniger unter ſich und natürlich auch mit einzelnen andern Beſtandtheilen vermengt, wovon Die beſſere Fruchtbarkeit Derfelben für dieſe oder jene Holzarten abhängig ift. In den Kalfgebirgen ift der Bo: den, befonders auf den höhern Ebenen, meiftens fehr flach: gründig, und eine Hebertreibung in der Einfammlung ber Bodenſtreu in früheren Zeiten hat an mehreren Orten in diefer Lage fehr nachtheilig auf die Güte des Waldbodens eingewirft. 4) Gewäffer: Die Werra, welche im Thüringer: Walde ohnweit dem Städtchen Eißfeld entipringt, durchftrömt von Eißfeld bis über Salzungen hinaus, Uber 20 Stunden alſo, eine große Strede des Landed. Nach 7—S Stunden von ihrem Urfprung, nachdem fte einige kleinere Bäche auf: genommen hat, wird fie bei nicht zu feichtem Wafferftand für Fleinere Bretter» und Stammholzfloſſe flößbar. In forit- licher Hinficht ift fie jedoch für das hiefige Herzogthum nur infofern von Wichtigfeit, weil auf derfelben vermittelft des Scleufe-Flüßchens und mit Hülfe einiger Floßteiche aus einigen Diesfeitigen Amts Eißfelder Forften jährlich über 2000 Klaftern Buchen und Nadelholz-Scheitholz nach der Neftdenzitadt Meiningen zur Dedung des Brennholzbedarfs für die herzogliche Hofhaltung, für die Kafernen, Deputati- w dh ften ꝛc. im Srühjahre geflößt werden können, refpective wegen Mangel der Staatswaldungen in der Nähe der Neftdenz geflößt werden müſſen. Uebrigens fommen aber noch die Saale und mehrere größere und Fleinere Bäche befonders in den Thüringer Waldforften vor, 3. B, die Steinach, die Rö— der, Deljen, Dettau, Schleufe ꝛc., welche im Frühjahre, nach Abgang des Schnees, theilweife mit Hülfe einiger Flößteiche zum Flößen mehrerer Brenn» und Kohlhölzer, Blöcke und einzelner Stämmen aus den hinteren Waldbergen in Die Bororte benugt werden, daher in forftlicher Hinficht von großer Wichtigfeit find, weil dadurch der Transport des Holzes und folglich auch der Abfas und vortheilhafte Ver— werthung defjelben fehr erleichtert wird. Auf der Saale wird auch Stamm- und Sceitholz unmittelbar ins Ausland ver- flößt. Alle Brenn- oder Scheithoßflöße werden auf herr= ichaftlihe Koften betrieben; es werden jährlich circa 7006 Klaftern Scheitholz geflößt. Die zum Flößen beftimmten Hölzer werden im Winter bei Schnee durch Holzmacher ꝛc. auf Schlitten aus den Hinterbergen ans Waffer gefchafft, was einen Der Hauptverdienfte der Waldbewohner in Diefer Sahreszeit bildet. Anmerfung. Der Betrieb der Flößen auf den Hleineren Gewäfjern erfordert von den Foritbeamten, welche denfel- ben zu beforgen haben, genaue. örtliche Erfahrung, um gerade den richtigen Zeitpunkt zu treffen, wenn die Flöße losgelafjen werden Darf, Damit fie dem Zwede in jeder Beziehung entfpricht. VI. Gegenwärtige Beftandsbeichaffenheit der verſchiede— nen Waldungen und Vorkommen der vorzüglichern Holzarten im denjelben. 1) Der Staatd- oder Domänenwaldungen: a. In dem Thüringer-Walde in den Aemtern Eißfeld, | 62 — 10 — Sonneberg und Graͤfenthal liegenden Forſten iſt zwar die Fichte oder Rothtanne (P. picea) die vorherrſchende Holzart, es kommen aber daſelbſt außer dieſer auch noch die Weiß— tanne (P. abies) und die Rothbuche (F. sylvatica) in großer Anzahl vor. Dieſe drei Holzarten mögen ſchon ſeit Jahr— hunderten dieſe Waldfläche beſtocken und eignen ſich auch ge— genwärtig noch am beſten für dieſelbe. Man trifft ſie in den meiſten dieſer Forſten nicht nur in reinen, ſondern häufig auch noch in untereinander gemiſchten Beſtänden an; nur in einigen Gräfenthaler Forſten erſcheint die Buche ſeltener. Von allen übrigen edleren Holzarten kommen daſelbſt wenige und dieſe immer ſehr einzeln vor. In den Vorber— gen dieſer Waldforſte trifft man auch öfters die Kiefer (P. sylvestris) in ziemlich gutem Wachsthum an. Diefe Waldungen befinden ſich zum größeren Theile in gutem Zuſtande; die oben bemerften drei Holzarten haben in den meiſten Forſten, mit Ausnahme an den höchiten Hö— ben und ſehr fteilen Abhängen, einen fehr fchönen und Fräf- tigen Wuchs; in vielen Foriten in niedrigeren und mittleren Lagen an fanften Abhängen erreichen die Fichten und Weiß- tannen gewöhnlich eine Höhe von 120—150' und die Bu— chen von 100-120, Der Zuwachs ift in der Negel im 100—120. Jahre am ftürkiten, jedoch bemerft man in meh- teren Älteren Beftänden, die in der Oberförfterei Sonneberg noch öfter vorfommen, daß der Zuwachs in dem 120—140. Sahre auf gutem Boden und nicht zu hoher Lage noch be= deutend ift. Bei einer Höhe der Berge von 1900—2100 Par. Fuß über der Meeresfliche fängt der Lingenwuchs der Holzarten an abzunehmen und nimmt allmälig immer mehr ab, je mehr die Höhe der Berge fteigt. Auf dem höchften Punkte diefer Waldforfte, am ‚‚Kieferle”, 2717. B. Fuß hoch, haben die dajelbit vorhandenen 100—120jährigen Fichten — A — nur noch eine Länge von 30—40' und einen Durchmeffer von 6—8”. Die Buchen gedeihen hier an den Bergabhänz gen noch bei einer Höhenlage von 2000° ziemlich gut, bei einer weitern Erhöhung der Berge nehmen fie aber im Wachs— thume fehr ab und verlieren fich allmälig ganz. Mit dem Anbau der Lärche (P. larix) find vor 80 Jah— ren fchon und feit 50 Jahren noch häufiger in Diefer Wal— dung an verfchiedenen Orten Verſuche gemacht worden, welche aber faft ohne Ausnahme den Beweis führen, daß diefe Holz- art für die mittleren und höheren Berge diefer Waldungen und überhaupt für unfere nördlichen höheren Gebirge nicht geeignet ift. Nur an den Vorbergen des Thüringer Waldes auf fteinigem, mit vielem Sand vermifchtem Boden gedeiht fie ziemlich gut, am beten als Mifchung unter Kiefern. Mebrigens muß hier noch bemerft werden, daß Duft und Schnee feit etlichen 20 Jahren in mehreren hochliegen- den Forjten diefer Waldungen in den 20—45jährigen reinen FSichtenbeftänden öfters nicht unbedeutenden Schaden ange- richtet haben. b. In den drei Forften, welche am nordweftlichen Theile des Thüringer-Waldes, in der Gegend bei Altenftein, Tiegen, wo die höchften Berge eine Höhe von 2250° über der Mee- reöfläche nicht Überfteigen, ift die Buche die vorherrichende Holzart, welche in den mittleren und tieferen Abhängen auch öfterd mit anderen edleren Laubholzarten, als Ahornen, Ul: men, Eichen, Eſchen, Hainbuchen ꝛc. vermifcht iſt. Auf den rauhen Hochebenen daſelbſt erfcheint aber die Buche kurz— fchäftig und das Unterholz befteht meiftens nur aus Pinden, Hafeln ꝛc. Diefe Hochebenen, welche fich zur Anzucht der ebleren Laubhölzer nicht mehr eignen, im Verhältniß zum Ganzen jedoch eine nicht ganz unbedeutende Fläche einneh- men, find feit 30 Jahren meiftens, nach und nad, und — 17 bisher mit ziemlich gutem Erfolge in reine Fichten und Roth— tannen umgewandelt worden. In den tiefliegenden Abhän— gen kommen dal, wo der Boden etwas abgemagert ift, auch Kiefern und einzelne Läirchen vor, Die Rothbuche und meh- vere andere Laubhölzer haben hier faſt überall, mit Aus: nahme auf der rauhen Hochebene, einen jehr fchönen Wuchs, Es befinden ſich Diefe Waldungen, mit wenigen Ausnahmen, in gutem Zuſtande. c. Im Flötzgebirge haben die Staatswaldungen im Kalfgebirge die Buche, im Sandgebirge meiſtens Die Kiefer, jeltner die Eiche oder Birfe, zur vorherrfchenden Holzart. Die Buche hat im Kalfgebirge, beſonders an den öſt— lichen, nordöftlicher und nördlichen Bergabhängen, meiitens einen ausgezeichnet ſchönen Wuchs, und ift in Diefen Lagen öfters mit Ahornen, Efchen und Ulmen x. vermiſcht; — an füdlichen und öſtlichen Abhängen aber ift das Wachsthum der Buchen weniger ſchön, Furzichäftiger, und wo daſelbſt Miſchungen vorfommen, bejtehen diefe meiftens aus Eichen, Hainbuchen und Hafeln, öfterd auch aus Kiefern. Dieſe auf vorherrichendem Kalfboden ſtockenden Waldungen find mei- ſtens gut beftanden. Im Sandgebirge findet man auf dem bejjern. mit Lehm vermifchten Sandboden öfters noch viele und ſchöne Eichen, die ein gutes Wachsthum zeigen, — im faft reinen Sandboden gedeihen nur noch die Kiefern ziemlich gut, da— gegen find die dafelbit vorfommenden Laubholzbeitände, auch die von Birken, faum mittelmäßig und theilweife ganz jchlecht beitanden. | Im Buntenfanditein ift bald die Kiefer, bald die Fichte vorherrfchend, welche öfters mit Weißtannen und Buchen, feltner mit einzelnen Eichen vermifcht find, Es fommen in diefem Boden meiftens ausgezeichnet Schöne Nadelholzbeitände, — 188 — z. B. in den ſogenannten Heideforſten bei Saalfeld (Staats— waldungen) vor, Die ausgewachſenen 100jährigen Beſtände haben größtentheils eine Höhe von 120 und mehr Fuß. In dieſem auf Buntenſandſtein aufgelagerten Boden gedeihen auch die Larchen in der hieſigen Gegend am beſten. 2) Der Stadts, Gemeinde» und übrigen nit dem Staat gehörigen Waldungen. a. Diejenigen von dieſen Waldungen, welche in den diesfeitigen Forften des Thüringer-Waldes liegen, haben Die Fichte Nothtanne) zur vorherrfihenden Holzart, die jedoch öfters mit der Weißtanne, felten mit einzelnen Buchen ver- mifcht ift; an den Vorbergen kommt dafeldft auch die Kie- fer öfters vor. Diefe Waldungen beftehen zum größern Theile aus Privatwaldungen, welche meiftens mit den Holz— hieben zu ftarf angegriffen und nicht wieder gehörig ange- baut worden find; daher Diefelben im Durchfchnitt kaum mit- telmäßig ftehen. In den drei Waldforften bei Altenftein fommen nur fehr wenig ©emeinde- ıc. und PBrivatwal- Dungen vor. b. Die in den Landforften, im Flößgebirge, vorhande- nen Gemeinde 2c. Waldungen haben, wie die Staatswal- dungen, auf dem Kalfgebirge die Buche, im Sandgebirge Kiefern oder Birken, feltner Eichen als vorherrfchende Holz- arten. Die meiften von Diefen MWaldungen gehören den Städten, Gemeinden, Korporationen und Wüftungen, fie find gegenwärtig theils ziemlich gut, theils mittelmäßig und fchlecht beftanden. Im Durchſchnitte läßt fich mit ziemlicher Genauigfeit annehmen, daß von diefen fänmtlichen nicht Dem Staate ges hörigen Waldungen nur 5 der Fläche theils gut, theils ziemlich gut ftehen, die übrigen ?/s der Fläche aber kaum — 14 — mittelmäßig und ſchlecht beftanden find. Die Urfachen hier von liegen vorzüglih in der in frühern Zeiten ftattgefunde- nen ungeregelten und willfürlichen Bewirthſchaftung berfel- ben, in Bernachläfftgung der Kulturen und theilweife in Verſchlechterung des Bodens durch übertriebene Streu» und Hutbenugung. VI. Gegenwärtige Bewirtbichaftung. Bei allen Nadelholzwaldungen findet, wie es ſich von jelbft verfteht, der Hochwaldbetrieb, jedoch nach verfchiedenen Umtriebgzeiten ftatt. Bei den Laubholzwaldungen ift theils der Hochwaldbetrieb, — theils eine Umwandlung vom Mittel- und Niederwald in Hochwald, — häufig aber auch noch der reine Mittel und Niederwaldbetrieb, die beiden legtern vorzüglich in den nicht dem Staate gehörigen Waldungen, eingeführt. Bei diefen Laubholzbetriebsarten fommen auch bei jeder wie— ber mehrere verfchiedene Umtriebsperioden in Amvendung. 1) In den Staatswaldungen. a. In ſämmtlichen Forften, welche an dem füdöftlichen Theil des Thüringer-Waldes liegen, herifcht nur der Hoch— waldbetrieb. Für die faft rein mit Fichten beftandenen Forft- reviere ift in der Regel ein 100jähriger, — Dagegen für die meiften Übrigen Forftreviere, wo außer der Fichte auch viele Weißtannen und Buchen vorfommen, ein 120jähriger — und in zwei folcher großen Forften, Die vorzüglich gu— ten Boden haben, und wo ftarfe Hölzer fehr gefucht wer- ben, — ein 140jähriger Umtrieb feftgeftellt. Die haubaren Fichtenbeftände werden gegenwärtig, mit wenigen Ausnahmen, in ſchmalen langen Schlägen kahl abgetrieben und hierauf die Schläge fofort durch Saaten — 105 — oder Pflanzungen wieder angebaut; Dagegen wird die Haupt- nußung in Buchen, Weißtannen- und in folchen Waldungen, Die aus Buchen, Weißtannen und Fichten ziemlich gleichar- tig vermifcht find, durch den allmäligen Abtrieb, durch Füh— zung von Samen und Lichtfchlägen 2c. bewirkt, Die Bewirthfchaftung der letztgenannten gemifchten Walz - Dungen erfordert zivar, wenn der Zweck, „eine ziemlich gleich- artige Mifchung jener Holzarten nach dem Abtriebe wieder zu erlangen‘, erreicht werden foll, Aufmerffamfeit und Ge— fchieklichfeit von den betreffenden Forftbeamten, weil die Bus chen- und Fichten-Samenjahre in Ddiefem rauhen Klima oft lange ausbieiben, nicht immer zu gleicher Zeit eintreten u. ſ. w. Allein die Erhaltung der Nachzucht Diefer Waldungen ift von großer Wichtigfeit; indem fie nicht nur in der Negel einen höhern Holz» und Geldertrag, als reine Buchen- und Nadelholzbeitände liefern, fondern auch noch den Vortheil gewähren, Daß fie den Wind», Schnee: und Duftbrüchen und den Infeftenverheerungen weit weniger ausgeſetzt find, als reine Nadelholzbeftände, und auch mehr als diefe den Doden in gutem Zuftande erhalten. Anmerkung: Diefe gemijchten Waldungen laſſen ſich nach meinen Erfahrungen ficher am beften durch Die oben be- merfte Bewirthichaftung mit Unterftügung einiger Auspflan- zungen nachziehen. Wenn auch bei diefer Bewirthichaf- tungsmethode öfters ein Zeitraum von 20 Jahren ver: ftreicht, bi8 eine vollftändige gemifchte Verjüngung zu er— möglichen ift; fo geht dDadurd an dem durch die Tara tion bejtimmten Naturaletat, wenn derfelbe fonft richtig ift, doch nichts verloren, wie manche Soritmänner zu glauben fheinen. Denn der Zuwachs, welcher durch die Verzö— gerung der VBerjüngung am jungen Holze verloren geht, wird Durch den an den zur Befamung und zum Echuß bis zum Abtriebsichlag im lichten Stand übergehaltenen — 106 — Bäumen erfolgenden Zuwachs mehr als ausreichend ge- det. Uebrigens ift es aber allerdings gegründet, daß diefe Bewirthſchaftung auch noch infofern große Umficht und Aufmerfjamfeit erfordert, als dabei der durch die Forft- einrihtung und Schägung für das Forftrevier beftimmte jährlihe Natural» und Geldetat, ohne zu große Ausdeh- nung der Samen und Lichtfchläge, eingehalten wird. b. Die drei Forftreviere, welche am nordweftlichen Theile des Thüringer- Waldes in der Nähe von Altenftein im Forft- Departement von Salzungen liegen und früher als Mittel: wald nach einem 40—50 jährigem Umtriebe bewirthichaf- tet wurden, werden nun feit 25—30 Jahren zum größten Theil in reinen Laubholz- vorzüglich Buchen-, theild aus Laub: und Nadelholz gemifchten — und auf den Hochebenen, wo die Buche nicht mehr gut gedeiht, in Fichten-Hochwald, vor- läufig nach einem 100jährigen Umtriebe, bis jegt befonders in Zaubholz mit jehr gutem Erfolg umgewandelt. c. In den im Flößgebirge vorhandenen Staatswal- dungen werden die Nadelhölzer (zum größten Theil Kiefern) in fchmalen Kahlichlägen nach einer SO—100jährigen Um- triebszeit, — die bis jeßt dafelbft zuweilen, jedoch immer nur in fleinern Flächen, vorfommenden Buchen und Eichen nach einem 100—120jährigen Umtriebe durch Samen, Licht: und Abtriebsichläge (periodifche Hauung) bewirthfchaftet, und faft alle übrigen Ddiefer Waldungen, die faft ”/s der Fläche einnehmen, und früher nach dem Mittelwaldbetriebe behan- belt wurden, werden feit 25—30 Jahren in reine Laubhols-, theil8 aus Laub- und Nadelholz gemifchte, oder in Nadelholz- Hochwaldungen nach einer 90—100jährigen Umtriebsperiode umgewanbelt. Uebrigens wird bei den Umwandlungen über: all, wo fih Eichen vorfinden, möglichft auf eine Miſchung und Erhaltung diefer Holzart Rückſicht genommen, u Ben Anmerkung. Die Art und Weife, wie die Ummwandlungen in den Laubhölzern vom Mittelwald in Hochwald in den hiefigen Staatswaldungen betrieben werden, und welche Methode nach den bisher daſelbſt gemachten Berfuchen und Erfahrungen am vortheilhafteften zu fein jcheint, foll bei einer anderen Gelegenheit nächftens näher erläutert werden. In den fümmtlichen Staatswaldungen find gegenwärz- tig Faum noch 2000 Morgen vorhanden, welche nach ben Negeln des Mittehvaldbetriebes nach einem 30—4A0jährigen Umtriebe bewirthfchaftet werden. Niederiwaldungen fommen Dafelbft nur noch fehr wenige in Fleinen Flächen vor, Die Durchforftungen in den Hochwaldungen beginnen gewöhnlich im 25—30jährigen Alter der Beftände, jedoch nach Umftänden auch noch einige Jahre früher, und werden in der Regel alle 15—20 Jahre wiederholt, Die nähere Beftimmung der Zeit, wo eine Ducchforftung in irgend einem Beftande vorgenommen werden foll, bleibt in der neuern Zeit vorzüglich der Einficht des infpieirenden Forftbeamten (Oberförfter oder Forftmeifter) überlaſſen. Bor 30 Jahren war bei den Nadelholzbeftänden in der Forftmeifterei Saalfeld meiftens noch der Eoulifjenhieb (Wech— felichläge), auf den Waldforften in der Forftmeifterei Hild— burghaufen der Kahlhieb in großen Schlägen eingeführt, und faft bei allen Waldungen in der Forftmeifterei Sonne- berg fand vor 50 Jahren noch die PBlenterwirthfchaft ftatt, 2) In den Stadt-, Gemeinde- und übrigen nicht dem Staate gehörigen Waldungen. Alle Nadelholzwaldungen, welche meiftens aus reinen Fichten- oder Kiefernbeftänden beftehen, werden daſelbſt nach einem 70—90jährigen Umiriebe mit wenigen Ausnahmen in — 18 — ſchmalen Schlägen kahl abgetrieben und die Kahlichläge durch Saaten oder Pflanzungen wieder angebaut. Laubholz-Hoch— waldungen fommen in dieſen Waldungen noch nicht vor, fondern alle dafelbft vorhandenen Laubholzgattungen, werden meiftens, da, wo Buchen, Ahorn, Efchen oder Eichen vor- herrfchen, al8 Mittelwald nad) einem 30—45jährigen Um— triebe, und da, wo Birfen, Weißbuchen und viele weiche Holzarten prädominiren, als Niederwald nad einem 15— 20jährigen Umtriebe bewirthichafte. Erſt in der neuern Zeit, ſeit 10—15 Jahren, ift in einigen wenigen Gemein— dewaldungen da, wo viele ſchöne Buchen-Mittehvaldung vorhanden, mit der Umwandlung dieſer Betriebsart in Laub- holz-Hochwald der Anfang gemacht; ferner find aber feit 30 Jahren in diefen Waldungen überhaupt viele jchlecht be- ftandene Niederwalddiftrifte mit gutem Erfolg meiftens in Na— delholz umgewandelt worden. Uebrigens wird auch in allen Stadt-, Gemeindes, Korporationd- und Wüftungswaldungen überall, wo Eichen vorfommen, auf die Erhaltung und Nach— zucht diefer Holzart mit aller Aufmerkſamkeit hingewirkt. Am Schluſſe diefes Kapitel muß noch im Allgemeinen bemerft werden: daß fowohl in den Staats- ald den übri- gen Waldungen des Herzogthums bei den nothiwendig wer— denden Fünftlichen Kulturen vorzugsweife die Ballenpflan- zungen, und bei Saaten am meiſten die Streifen und Rin— nenjaaten angewendet werden. VII. Gegenwärtige Forftverfaflung. Dom Jahre 1823 bis zum DOftober 1848, alfo über 25 Jahre, war die Oberaufiicht tiber fämmtliche Staats— waldungen und Jagd einer befondern Oberbehörde, „Landes— — BO — regierung, Forſtabtheilung“; ferner die forſtliche Oberaufſicht über die Stadt-, Gemeinde-, Körperſchafts- und Wüſtungs— waldungen der „Landesregierung, Verwaltungsabtheilung“ ge— meinſchaftlich mit der L. R. „Forſtabtheilung“ anvertraut. Die ſämmtlichen Waldungen waren in 5 Forſtmeiſtereien eingetheilt, jeder Forſtmeiſter hatte 9—12 Forſtreviere zu inſpiciren, und hatte einen Forſtrechnungsführer, welcher ihn bei ſeinen Bureau- und Waldgeſchäften zu unterſtützen, und dabei auch die Naturalrechnungen über ſämmtliche jährliche Holzabgaben aus den zum Amtsbezirke gehörigen Staats— waldungen zu führen hatte. Uebrigens mußte der Forſtmei— fter auch die in feinem Bezirfe gelegenen größeren Stadtz, Gemeinde-, Korporations= und Wüftungswaldungen jährlich wenigftens einmal in Augenfchein nehmen, die Darüber jähr— lich angefertigten Hauungs- und Kulturpläne gemeinjchaft- lich mit dem DBerwaltungsamtsbeamten prüfen und geneh- migen, oder diefelben in Zweifelsfällen der Oberbehörde vor- legen. Die herzoglichen Nevierförfter mußten Diejenigen von den eben genannten Waldungen, welche in ihrem Revier la— gen, verwalten, und für Diefe Verwaltung hatten num Die Beſitzer derfelben größtentheil8 entweder an die Staatsfaffe, oder aber an die betreffenden Forftbeamten unmittelbar, jähr- lich eine, meiftens geringe, Vergütung "zu bezahlen. (Diefe Entfchädigungen beftanden in Diäten, oder in Anweiſe- und Schlaggeldern, oder auch in firen Abgaben.) Gegen Ende des Jahres 1848, in welchen faft in ganz Deutfchland jo mancherlei bejfer fein follende neue Organijationen zur Befchwichtigung der Aufregung ge= macht worden find, wurde auch im hiefigen Herzogthume die bis dahin beftandene DOberbehörde, „Landesregierung”, aufgelöft, mit dem Minifterium vereinigt und dabei die frü- here Oberbehörde des Forſtweſens, „U R., Sorftabtheilung“, = Mi aufgehoben. Seit diefer Zeit ift Die Oberaufficht über die Staats- oder Domainenwaldungen und herzogl. Jagd dem Minifterium, „Abtheilung der Finanzen”, mit Beigebung eines Oberforftmeifters, jedoch ohne Stimmrecht, übertragen; ferner die — gegen früher aber befchränftere — Oberauf- ficht über die Stadt- und Gemeidewaldungen der Miniſte— rium-Aötheilung des Innern zugetheilt worden, Anmerkung. Bei der bedeutenden Fläche, welche die ſämmt— lihen Waldungen im Herzogthume einnehmen, und bei ber großen Wichtigkeit derfelben für das Land, fiheint mir das Forftfach bei diefer neuen Einrichtung zu wenig be- achtet zu fein; wie auch wohl jpäter die Erfahrung leh— ren wird, Die frühere Eintheilung der Waldungen in 5 Forftmei- ftereien oder Forftdepartements ift bis jest nur mit der Abs änderung beibehalten worden, Daß jest der Vorftand eines Forftdepartement® den Titel „Oberförfter und weniger Ges halt erhält, als die frühern Oberforftmeifter oder Forſtmeiſter erhalten haben. In Hinfiht der Gefammtjläche der Wal- dungen, welche jeder Oberförfterei zugetheilt ift, wäre Dieje Gintheilung wohl noch ziemlich angemefjen; wenn man aber in Erwägung zieht, daß gegenwärtig der Vorſtand ber Oberförfterei nur die Staatswaldungen zu infpieiren und in den übrigen nicht dem Staate gehörigen Waldungen und mit der Jagd faft gar nichts mehr zu thun hat, jo ift Dieje Gintheilung jest, in Hinficht der Beforgung der mit ber Stelle verbundenen Dienftgefchäfte, theilweife jehr ungleich, wie dies Schon Nachitehendes und ferner das folgende Kapi- tel näher nachweilt. Die Oberforjtmeiftereien oder Forftdepartements enthal- ten an Waldfläche, ale: — 111 — Oberfoͤrſterei Staats- and. Waldungen. 1. Salzungen: 25,397 M. 14,660 M. 40,057 p. M. Sa, 2. Meiningen: 10,372, 59,370,.=44720;142 ae = 3, Hildburghaufen: 34,159 = 70,790 = 104,949 - 4, Sonneberg: 52200 2 13.292 2 00,/90 - 5. Saalfeld: 33,709 48,028 = 81,737 CSumma: 157,535 = 206,100 - 363,635 N W W AN u - - R u“ z £ \ Es beitehen gegemwärtig noch 52 Forftreviere, wovon 7 der Oberförfterei Salzungen, 9 der Oberförfterei Meininz _ gen, und jeder der Übrigen drei Oberfürftereien 12 unterge- ordnet find. Bei diefen Forftrevieren find noch 4 Unterfor- fter und 44 Forftgehülfen angeftellt, welche Die Nevierfürfter bei ihren Waldgefchäften, vorzüglich beim Forſtſchutz, zu un— terftügen haben, und zunächft unter Diefen ftehen. Die Forſt— gehülfen find in drei Klaſſen abgetheilt. Bon den oben bemerften Forftrechnunggführeritellen find feit dem Jahre 1849 drei eingezogen und dafür jeder der betroffenen Oberförfterei ein Forftreferendar oder Aſſiſtent zur Unterftügung zugetheilt worden, Die noch beftehenden Forftreviere find bereits ur einer Zeit gebildet worden, wo die Jagden meiftens dem Landes— herrn gehörten, und die Gtadt-, Gemeinde-, Körperichafts- und Wüftungswaldungen faft lediglich nur von herzoglichen Forftbeamten verwaltet werden mußten; es find daher Die- felben gegenwärtig durch die im Jahre 1848 in Hinficht der Jagd und der Verwaltung der Stadt, Gemeinder x. Walz dungen eingetretenen Veränderungen allerdings vorzüglich in Berückſichtigung der Gefchäfte der Nevierförfter theilweife ſehr ungleih, und das Minifterium beabfichtigt Deshalb noch einige Förſter- und Foritgehülfen-Stellen einzuziehen. (Eis nige find Fürzlich Schon eingezogen worden.) Wenn man aber in Erwägung zieht: „daß Schon die Staatswaldungen für — 12 — fih, im hiefigen Lande von großer Wichtigfeit — und meh- tere Staatsforftreviere, befonders auf dem diesfeitigen Thü— ringer-Walde, ohnehin viel zu groß find, — die Bewirthichaf- tung der Stadt:, Gemeinde, Korporations= und Wüftungs- waldungen fchon aus ftaatswirthichaftlichen Gründen der Will- für der Beftger derfelben nicht überlaffen werden fann:” fo ift leicht zu ermeffen, daß die Anzahl der Forftreviere für eine Waldfläche von 282,309 pr. Morgen Staats- oder Do- mainen-, Stadt, Gemeinde-, Korporations- und Wüftungs- waldungen, zumal in einem Lande, wo das Holz hohen Werth) hat, wo fo mannigfaltige Holzbedürfniffe befriedigt werden müffen, und faft überall Waldfrevel aller Art noch fehr häu— fig vorfommen (bisher jährlich noch über 9000 Fälle), im Ganzen gewiß nicht zu groß ift, fondern daß das ge- genwärtig angeftellte Korftperfonal eher eine Vermehrung als eine Berminderung nothiwendig machen dürfte, wenn dem Zwecke einer guten Forftverwaltung entiprochen werden ſoll. Uebri— gens iſt es aber allerdings erforderlih, daß mehrere Forft- reviere theil8 anders eingetheilt, theild den jegigen Verhält— niffen angemeffener arrondirt und die Beſitzer der Stadt-, Gemeinde-, Korporations- und Wüftungswaldungen auch theilweife zu einem angemefjenen jährlichen Beitrage zu den Befoldungen der Forftbeamten, welche ihre Waldungen zu verwalten haben, angehalten werden. Die Befoldungen der verfihiedenen Forftbeamten find im Berhältnig zu den Befoldungen der meiften Übrigen Beam: ten und Diener im Herzogthume, und in Bergleihung mit den Befoldungen der Forftbeamten in den meiften angren— zenden Ländern zum größern Theil gering. Seit der Aufhebung der vormaligen herzogl. Forftafade- mie zu Dreißigader im Jahre 1844, auf welcher ſich wäh- rend 43 Jahren 996 junge Leute vorzüglich für das Forft- — 113 — fach und theilweife auch für andere Fächer gebildet haben, müfjen diejenigen Inländer, welche zum Forftfach angeftellt werden wollen, nachftehende Vorfchriften befolgen: fie müfs fen mehrere Jahre die Nealfchule zu Meiningen bis zur höchiten Klaffe, — mindeftens 1 Jahr eine auswärtige Forft- lehranftalt befuchen, ferner 1 Jahr vor und 1 Jahr nadh Befuchung der legtern auf hiefigen Forftrevieren im Prakti— ſchen fich ausbilden, alsdanın das Staatseramen machen und dieſes wenigftend ziemlich gut beftehen. Hierauf werden fie als Forftgehülfen 3. Klaffe angeftellt, wenn die Weihe an fie fommt, felten vor 3 Jahren. Diejenigen, welche auf eine Anftellung beim höhern Forſtweſen Anfprüche machen wollen, müffen auch noch ein Jahr eine Univerfität bejuchen und daſelbſt befonders einige vorgefchriebene Kollegia hören ıc. Die ſämmtlichen Staatswaldungen find feit 20— 30 Jah— ren forftlich eingerichtet und tarirt worden, und zwar nach einer von der frühern Oberforftbehörde — Landesregierung, Sorftabtheilung — felbft vorgefchriebenen Fachwerfsmethode, welche mit der vom Oberforftdireftor v, Klipftein zu Darm- ftadt herausgegebenen Forfttarationslehre viele Aehnlichkeit hat. Alle diefe Tarationen find nicht nur gleich nach ihrer Anfertigung von einem Mitgliede der Oberforftbehörde revi- Dirt und, wo es nothwendig erfchien, auch berichtigt worden, fondern es haben auch bereits bei allen die 1. und 2, Decennien- und bei vielen auch fchon die Neviftonen nach der erſten ‘Periode ftattgefunden. Die meiften haben fich bisher gut gehalten. Bei diefen Reviftonen, welche bisher pünktlich vorgenommen werden mußten, mußten außer dem Mitglied der Oberforftbehörde, welches das Gejchäft zu leiten hat, auch der betreffende Sorftmeifter oder Oberförfter, fo wie auch der betreffende Foritinhaber und bei der 1, Reviſion Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. 9 — IH — einer Taration auch der beauftragte Anfertiger derfelben ge— genwärtig fein. Der größte Theil der Stadt-, Gemeinde-, Korporations- und Wiüftungswaldungen im Lande ift nunmehro ebenfalls forftlich eingerichtet und taxirt. Anmerfung: Nach meiner Meberzeugung und Erfahrung erfordert jede forftliche Einrichtung und Taxation einer beftimmten, beſonders größern Waldung, Die mehr als 1000 Morgen hält, wenn fie auch noch fo vorfichtig und umjtändlich gemacht worden ift, nach 40—50 Jahren eine wejentliche Abänderung oder auch gänzliche Erneuerung. IX. Gegenwärtiger jährlicher Holzertrag. 1) In den Staatswaldungen. Nach den darüber vorhandenen Tarationen und neuern Reviſionen follen diefe Waldungen mit wahrfcheinlicher Nach— haltigfeit nachitehende jährliche Holzerträge liefern. Dberförfterei Morgen. Klftr. Hol. Schock Reif. Klite. Stod. Salzungen auf 25,397 2,662 1,500 450 — Meiningen = 10,772 1,584 1,2799 350 & Hildburghaufen = 34,159 8,764 2,425 2,200 A Sonneberg : 53,498 22,000 500 5,750 = Saalfeld = 33,709 10,780 1,000 2,700 I)” 157,535 45,790 6,700 11,450 Anmerfungen. 1) Unter dem Klafterholz ift nicht nur das Brennholz, fondern auh das Bau, Bloch- und Werfholz mitbe- griffen. 2) Der Neißigertrag in den drei legtern Oberförftereien berechnet fih im Verhältniß zum Klafterholz deshalb fo niedrig, weil aus den, in denfelben liegenden, Thüringer: waldforiten das Nadelholzreißig faft ganz, circa 9000 Schod, zum Streubedarf der eingeforfteten Unterthanen abgegeben werden muß, — 15 — 3) Die im Berhältniß zur Fläche geringen Holgerträge in den beiden erftern Oberförftereien haben ihren Grund darin, daß theils die gegenwärtig Dafelbft vorfommenden haubaren Beftände meiftens aus Laubhölzern beitehen, die früher nach dem Mittehvaldbetrieb bewirthfchaftet wur— den, theils in mehreren Forftrevieren, befonderd in den Vorbergen der Oberförfterei Salzungen, der Boden durch übertriebene Bodenftreu- Abgaben und Frevel in früherer Zeit ſehr verichlechtert wurde. Dei den bisherigen Holzabgaben aus den Staatswalz- dungen ergeben fich nach einem jährigen Durchichnitte, wenn man die jährliche Klaftecholz- Abgabe — 1 febt, folz gende Verhältnifie: a. die Gefammtabgabe wird mit 0,75 Nabdelhölzern und 0,25 Laubhölzern gededt: b. nach den verjchiedenen Sortimenten werden: 0,52 an Brennholz, 99,2 Laub= und 0,23 an Gewerf- und Fabrifhölzern und Nadelhöl- 0,25 an Bau-, Bloch- und andern Nutz— * hölzern abgegeben. Bei dem Nadelholze, welches jährlich geſchlagen wird, kann man in der Regel beinahe den dritten Theil als Nutz-— hölger verwenden; bei dem Laubholz dagegen ijt, wie be- fannt, der Abfall an Nußholz befonders da, wo wenig Ei— chen vorkommen, fo auch hier, gering. 2) Sn den Stadt-, Gemeinde: und übrigen nicht dem Staat angehörigen Waldungen. Der größte Theil der Stadt-, Gemeinde-, Korporationg- und Wüftungswaldungen ift zwar — wie fchon bemerft wurde — ebenfalls forjtlich eingerichtet und taxirt; Die mei- ften ritterfchaftlichen oder gutsherrlichen und Privat-Waldun— 92 — 116 — gen find aber weder vermefien noch taxirt. Da num ferner die meiften Befiger Diefer fämmtlichen Waldungen bisher auch noch feine Flaren Rechnungen über den jährlichen Holz: ertrag berfelben geführt haben und das Holzmaß daſelbſt fehr verjchieden ift; fo läßt fih auch der jährliche Holzer: trag, welcher nach der gegenwärtigen Befchaffenheit dieſer Waldungen jest oder in den nächiten 50 Jahren aus ben- felden im Durchfchnitt erlangt wird, nur nad) beiläufigen Schägungen angeben. Hiernach wird derfelbe auf 206,100 pr. Morgen beiläufig 30,500 Klafter-Holz, 21,500 Schod Reißig und 5000 Klaftern Stöde nad) preuß, Maß be- tragen, Anmerkung. Von diefen Waldungen werden circa Ro der Fläche als Hochwald (fait reine Nadelhölzer, worin aber viele Blößen find), ıo als Mittehvald und *hıo der Fläche als Niederwald bewirthichaftet. Unter der Summe Klafterholz find die Bau-, Bloch- und übrigen Nughölzer ebenfalls mitbegriffen. 3) Derjährliche beiläufige Holzertrag aus jämmt- lihen Waldungen im Herzogthum befteht alfo: pr. Morgen Klftr.: Ho. Sch. Reiß. Klftr. St. 157,535 Staatswaldungen in 45,790 6,700 11,450 206,100 Gemeindewaldungen = 30,500 21,500 5,000 363,635 in 76,290 28,200 16,450 preußiiches Maß. Es fommen daher auf eine Familie 2'/5 Klafter Holz, 1 Schock Reißig und Klafter Stöde, erklufive Lefe- und dürre Hölzer, dürre Stödfe und Streureißig. 10,6 Mor; gen Waldboben. Anmerkung Wenn die Stadt», Gemeinde» und übrigen nicht dem Staate gehörigen Waldungen in wirthichaftlis cher Hinſicht fich in einem fo guten Zuftande, wie Die — 17 — Staatswaldungen, befinden; fo könnten diefelben beinahe den zweifachen von ihrem gegenwärtigen Holzertrag liefern, Uebrigend muß hier doch noch al3 lobenswerth bemerft werden: daß Die meiften Stadt-, Gemeinde-, Korporationg- und MWüftungswaldungen feit etlichen 20 Jahren wefent: lich verbefjert und theilweife auch vergrößert worden find, wozu allerdings die vormalige Oberauffichtsbehörde und die hohen Preiſe des Holzes viel beigetragen haben. X. Zuwachs -Verhältniſſe. Ueber die Zuwachs-Verhältniffe, welche fih in Beſtän— den, die fich einem geregelten Zuftande ziemlich annähern, in den hiefigen Staatswaldungen ergeben, habe ich ſchon früher im Sahre 1835 eine genauere Nachweifung in Den Kritiſchen Blättern geliefert. Bei den meiften Ddiefjeitigen im Thüringer Wald auf nicht zu hohen Lagen und im Buntenjandftein-Gebirg vor- fommenden Nadelholz- und aus Laub- und Nadelholz ges miſchten Beftänden, welche fich in einem ziemlich geregelten guten Zuftande befinden und einen 100 bis 120 jährigen Umtrieb haben, fann man in Der Regel auf einen jährlichen Durchſchnittszuwachs von mindeftens Klafter pro Ader, inkl. Durchforſtungshölzer, rechnen. XI. Gegenwärtig noch beſtehende Servitute, Begünſti— gungen und Nebennutzungen. Eigentliche Waldſervitute ſind jetzt faſt gar nicht mehr vorhanden, nach einem vor einigen Jahren erſchiene— nen Geſetz ſind alle Servitute im Herzogthum ablösbar. Als Begünſtigungen können betrachtet wer— den: 1) Die Waldhut mit dem Hirtenvieh. Dieſe =. m — ift jowohl in den Staats- als in den meilten übrigen MWaldungen vom Anfang Mai bis gegen die Mitte Sep- tember an folchen Orten geftattet, wo fie ohne wejentlichen Nachtheil für die Waldwirthichaft ausgeübt werden Fann. 2) Das Einfammeln des Lefeholzes und daß Ausgraben dürrer Stöde fait in allen Waldungen; welches den Armern Einwohnern, die von den Ortsvorſtän— den als wirklich Bedürftige anerkannt und namhaft ge- macht werden, wöchentlih an einem oder höchitens zwei Tagen, jedoch unter genauer Befolgung der gewöhnlichen faft überall beftehenden Vorfchriften, erlaubt wird, 3) Saft alle in den Diefjeitigen Thüringerwaldforſten liegenden Schneidemühlen erhalten jährlih aus den ihnen zunächft angrenzenden Staatswaldungen 2—4 Schod Nabdel- holz-Bloche für die bejtehenden Unterthanen-Taren (die mei— ften Übrigen Bloche werden duch den DVerftrich verfauft). 4) Die Holzwaarenfabrifanten, wovon die Mehrzahl im Amt Sonneberg wohnt, genießen die Begünftigung, daß fie in den Staatswaldungen bei jeder Holzanweifung auf den zur Nugung bejtimmten Jahresichlägen in den Forftrevieren, wo fie eingeforftet find, — vor allen übrigen holzbedürfti- gen Unterthanen alle diejenigen Stämme, welche ſich zur Verarbeitung ihrer Fabrifate vorzüglich eignen, ausfuchen, — ferner bei den Abzichtungen (Abpoftungen) der ‚Schläge auch noch unter fämmtlichen Blochen, welche nach obiger erfolgter Ausfuchung auf jenen Schlägen ausgehalten wur- den, diejenigen auswählen dürfen, die ſich für ihr Geichäft ganz oder zum größern Theil qualificiven. Dabei haben dieſe Holzwaarenfabrifanten noch den weitern Vortheil, daß fie diefe ausgefuchten fehr ſchönen Nugbölzer nach dem Kubik— ſchuh und meiftens um eine noch niedrigere als die gewöhn— liche Bau und Blochholztare erhalten (den e.’ zu 4—5 Kr.). — 419 — 5) Auch mehre Eifengewerfe, Porcellan- und Glasfa- brifen u. f. w. erhalten dasjenige Holz, welches denfelben zum Betrieb ihres Geſchäfts aus StaatSwaldungen abgege- ben werden kann, größtentheils zu einem etwas wohlfeilern Preiſe als nach der gewöhnlichen. Unterthanentare, Die Nebennutzungen beftehen: infoweit Diefe ohne we: jentlihen Nachtheil für die Waldwirthichaft aus: geübt werden fönnen. d. in der Einzeln-Hut, in Staatswaldungen, wo es bie Noth erfordert, gegen Zahlung eines mäßigen Hut— geldes pro Stück. e. in der Jagd und f. in der Loh-Nutzung. Der Ertrag an Geld Für diefe Nebennugungen iſt je- Doch gegenwärtig fehr unbedeutend, a. in der Harznußung, b. = = Orasnukung, ce = 2 Boden- und Aitjtreunug,, XII. Von der Defung der Holzbedürfniffe im Lande, und Holzeinfuhren und Ausfuhren. Eine genaue Unterfuchung über die Holzquantitäten, welche zur Dedung der nothwendigiten Holzbedürfniffe im Herzogthum nothwendig find, fowie über die Hölzer, welche jährlich aus diesfeitigen Waldungen im Durchſchnitt ing Ausland verkauft oder vom Auslande ins Land gebracht wer— den, hat zwar bis jest noch nicht ftattgefunden; indeffen werden Doch die nachftehenden Angaben nicht wefentlich von der Wirflichfeit abweichen, 1) Sn der Oberförfterei Saalfeld. Dafelbft wer— den aus Staatswaldungen, und zwar in ben Landforften, jährlih S00—1000 Klaftern meiftens Bau- und Nushölzer _ 21» — wenig Brennholz; aus den Waldforften in der Regel jähr- ih 2000 Klaftern, inkluj. 300 Stüf Blochen, Nadelhölger (an Sachſen-Koburg vertragsmäßig gegen Zahlung), ferner einige 100 Klaftern an Brettern und Nughölzern ins Aus- land verfauft. Aus Gemeinde» und vorzüglih aus Privamvaldungen werden in Diefer Oberförfterei auch circa 1500 Klaftern Bau- und Brennholz ins Ausland verwerthet. 2) In der Oberförfterei Sonneberg werden aus den dortigen Staatswaldungen bisher jährlich im Durchſchnitt ins Ausland verfauft: a. gewöhnlich jährlich 200 Klaftern Buchen-Scheitholz ver: tragsmäßig an S.Koburg. b. der größte Theil der Bretter von den abfallenden Blo— chen, nach Deckung des Bedarfs der eingeforfteten Un- terthanen, circa 3500 Klaftern; c. circa 2100 Klaftern an gefertigten Holzwaaren und Holz- fabrifaten, Davon der größere Theil nach Amerifa. Aus Gemeinde- ꝛc. und PBrivatwaldungen werden in die— fer Oberförfterei faum 2— 300 Klaftern jährlich ins Aus: land verfauft werden fünnen, weil diefelben dafelbft nur einen Heinen Flächenraum einnehmen. 3) In der Oberförfterei Hildburghaufen werden aus den Staatöwaldungen circa 1200 Klaftern meiltend an Brettern und Holzwaaren, wenig an Stammholz, im Durch— fhnitt jährlih ins Ausland verkauft. Es müſſen aber aus dieſer Oberfürfterei, wie fchon weiter oben bemerft wurde, jährlich mindeitens 2000 Klaftern Buchen: und Nadelholz— Brennholz zur Deckung des Brennbedarfs der herzoglichen Hofhaltung 2. nach der Nefidenzftadt Meiningen im Früh: jahr geflößt werden. Aus Gemeinde- und andern nicht dem Staat gehöri- — 121) gen und in dieſem Yorftdepartement liegenden Waldungen werden jährlich durchfchnittlich beiläufig 600 Klaftern an Bau-, Bloch- und Brennholz ins Ausland verfauft werden. Anmerfung. In der Oberförfterei Sonneberg und in den Waldforſten der Oberförftereien Hildburghaufen und Saal- feld müffen alle Bloch = und Werfhölzer, welche zum Ver— fauf ind Ausland aus den Staatswaldungen abgegeben, — erftere erft auf inländifchen Schneidemühlen zu Bret— tern aufgefchnitten und leßtere erft von den betreffenden Handwerkern und Fabrifanten im Lande verarbeitet wer— den, bevor fie ins Ausland verfauft werden dürfen. 4) In den Oberförftereien Meiningen und Salzungen wird aud Staatswaldungen und auch aus den Gemeinde- und den Übrigen in diejen beiden Bezirken liegenden Walz dungen nur fehr wenig Holz ins Ausland verfauft. Es müffen aber in dieſen beiden Oberförftereien außer den circa 2000 Klaftern Brennholz, welche meiftend aus inländifchen Hildburghaufer Forſten jährlich nach Meiningen geflößt, noch mindeitend 4000 Klaftern nebft zufälligem Neißig vom Aus— fande gefauft werden. Diefer Mangel findet jedoch lediglich in den Aemtern Wafungen und Ealzungen ftatt, und es muß zur Dedung deſſelben die größere Hälfte fchon aus ben im Meininger Amt Wafungen liegenden Zillbacher, groß- herzoglih S.-Weimarifchen, Waldungen vermöge beftehender Receſſe meiftend gegen geringe Taxen abgegeben und wei- tere 4— 500 Klaftern müffen aus einigen an das Amt Sal- zungen angrenzenden S.-Gothaiſchen Waldungen vertrags- mäßig nach der Tare geliefert werden; es find folglich nur noch circa 1500 Klaftern nebit zugehörigem Reißig von den dortigen Einwohnern unmittelbar, vorzüglich von der Ealine und Stadt- Salzungen, größtentheild durch Anfauf aus an grenzenden auswärtigen Forften, allerdings gegen ziemlich — 12 — hohe Preife, teils durch Anwendung von auswärtigen Braun— fohlen und theils durch Torf zu decken. Uebrigend muß auch in der getrennt, etwas entfernt liegenden und zum Herzogthum gehörigen Grafichaft Kam: burg, wo feine Staatswaldungen und nur wenige Gemein- de= und Privatwaldungen vorhanden find, der Holzbedarf meiftens aus ausländischen Forſten und durch Surrogate ge- deckt werden. Hieraus geht Far hervor, daß im Ganzen die jähr- lichen Holgbedürfniffe des Herzogthums aus den Staats— und übrigen Waldungen im Lande bisher mehr als ausrei— chend gebedt werden können, indem die Ausfuhren die Ein- fuhren des Holzes gegenwärtig um circa 8000 Klaftern, mit Ausnahme des Bedarfs der ifolirt liegenden Grafichaft Kam— burg, überfteigen. Diefe möglichen Holzausfuhren, insbefondere der be— deutende Abjag an Brettern, Conneberger Spielwaaren und anderen Holzgeräthfchaften ins Ausland, bewirken, daß eine bedeutende Summe fremdes Geld jährlich ins Land gebracht wird; es ift Dies eine der Hauptquellen des Herzogthums, wodurch viel Geld vom Auslande ind Land fliegt, XIII. DMebenquellen für Brennmaterialien. Diefe beftehen in Steinfohlen, Torf und Lohku— hen; ber Betrieb ift Privaten überlafien. — 1) Steinfohlen. Dieje fommen in bedeutender Quan- tität bei Neuhaus im Amt Sonneberg vor; in den legteren Jahren find im Durchſchnitt mehr als 60,000 Centner jähr— ih gewonnen worden und es läßt fich beim gehörigen Be— triebe der vorhandenen Steinfohlen-Lager erwarten, daß Die Ausbeute noch wefentlih zunimmt Da bisher Die Holz- m — preife im Lande größtentheild noch gering find, fo wird ge: genwärtig nur beiläufig der 3. Theil der jährlichen Ausbeute im Snlande, 3.8. bei Brauereien, Ziegelöfen ꝛc., verwendet, 2) Torf, Auch der Torfſtich wird in einigen Landes— theilen betrieben, es find in den letztern Jahren circa 2,500,000 Steine jährlich im Durchfchnitt geftochen, davon aber ber Lage wegen circa ?/; ins Ausland verfauft worden. Meh— rere Berfuche über die Qualität dieſes Torfes in Hinficht Der Heizungsfraft haben nachgewiefen, daß 2000 —2500 Steine gleih 1 Klafter Buchenholz zu rechnen find. 3) Lohkuchen. Diefe werden zwar als Brennmaterial verwendet, Fommen aber im Lande nur in geringer Anz zahl vor. | Bon Braunfohlen find bis jest bauwürdige Lager im Herzogthum noch nicht aufgefunden worden. XIV. Vorhandene Gewerfe, Kabrifen und andere Ge- werbe, welche einen bedeutenden Einfluß auf den Holz— abſatz haben. Gegenwärtig find 18 größere und kleinere Hüttenwerfe, wovon 2 in Kupfer und 16 in Eifen arbeiten; 7 Borcellan- fabrifen und 7 Glashütten, 1 Blaufarbwerf im Lande, wel: che meiftens noch gut und ziemlich gut betrieben werben, fer- ner über 150 Schneidemühlen; fodann find außer Den ge- wöhnlichen Holzarbeitern, als Zimmerleute, Schreiner ıc., die überall, in den Waldforften, vorzüglich in den Berwal- tungsämtern Sonneberg und Eißfeld, vorfommen, eine große Anzahl hölzerne Kinderjpielwaarenfabrifanten (über 8000 Köpfe), Schachtelmacher, Kiftenmacher, Brettfchneider, Weiß- büitner ꝛc., welche ihre verfertigten Waaren entweder felbft auf den Märkten der Umgegend verkaufen, oder diejelben — 124 — wöchentlih an Großhändler abliefern, vorhanden; endlich auch eine ziemlich bedeutende Anzahl Schiefertafelrahmen« Ichniger, die größtentheild im Amte Gräfenthal wohnen, ıc. Diefe verfchiedenen Schnigwaarenfabrifanten und übrigen außergewöhnlichen Holzarbeiter verbrauchen jährlich ein fehr bedeutendes Quantum an Nushölgern, meiftens Nadelhölzer, im Berhältnig wenig an Buchen und Aspen. XV. SHolzverfaufsarten, Taren und Maße. 1) In den Staatswaldungen. Dafelbjt werden gegenwärtig alle Holzfortimente an die Unterthanen, inſo— weit fie diefelben zum eigenen Bedarf oder zum Betrieb ih- es Gefihäfts nöthig haben, in der Kegel nach den beitehen- den Taren abgegeben; nur die Blochhölzer, wovon Die Bret- ter ind Ausland verfauft werden, werden größtentheils durch den Verftrich, an welchem jedoch nur Inländer Theil neh- men Dürfen, vwerwerthet. Die Holztaren in den Staatswaldungen find bis jeßt nicht nur in jeder Oberföriterei, fondern auch wieder in den meilten Forftrevieren in einer und derfelben Oberförfterei ver- ſchieden, fte find alle im Vergleich mit den Holztaren der angrenzenden auswärtigen Staaten und mit den Berfaufs- preifen in den Gemeinde» und übrigen nicht dem Staate gehö— tigen Waldungen im Lande noch zu gering; Daher wohl bald eine beſſere Regulirung derfelben nothwendig werden dürfte. Eine Ueberficht von den gegenwärtig beftehenden Holztaren in den Staatswaldungen folgt vielleicht fpäter. 2) In den Stadt=, Gemeinde und übrigen nicht dem Staate gehörigen Waldungen werden alle Holzfortimente, welche in denfelben jährlich geichlagen werden, durch ben Verftrich verfauft, mit Ausnahme derjenigen Hölzer, welche in Gemeindewaldungen an die Gemeindemitglieder und in Korporationd> oder Wüftungswaldungen an die einzelnen Theilhaber, nach beftehenden Rechten, entweder ohne Zah- lung oder gegen geringe Zaren oder als Deputat abgegeben werden müfjen. — Feſte Holztaren beftehen faft in allen die— fen Waldungen nicht. Das Holzmaß ift fowohl in den Staatswaldungen als in den Gemeinde- und übrigen Waldungen noch fehr ver- jieden. In der Oberförfterei Saalfeld ift der Leipziger Zuß — 125,3 Barifer Linien, in der Oberförfterei Sonneberg der Nürnberger Fuß — 134,7 P. L., in der Oberförfterei Hildburghaufen mit wenigen Ausnahmen der Gothaifche Fuß — 127,5 P. L. und in den Oberförftereien Meiningen und Salzungen der Henneberger Fuß = 125,5 P. L. bisher in den Staatswaldungen eingeführt, Die Scheitlänge ift in den beiden legtgenannten Oberförftereien — 32’, in ben übrigen mit wenigen Ausnahmen = 4’; die Höhe und Meite der Klaftern überall 6°. In den Gemeinde- und übrigen nicht dem Staate gehörigen Waldungen ift das Fuß— maß noch verfchiedener. Die Einführung eines gleihen Holzmaßes im ganzen Lande ift ſehr wünfchenswerth und es liegt darüber auch Ihon ein Vorfchlag bei dem Minifterium zur Genehmigung vor, XVI. Sährlicher Gelvertrag. 1) Inden Staatswaldungen. Der jährliche Bruto- Geldertrag aus dieſen Waldungen ift zwar in der legten Fi- nanz;periode nur auf 370,000 fl. rheinifch feftgeftellt worden ; allein es kann dieſer ficher auf 400,000 fl, rhein. und auch — A noch höher angenommen werden, wenn der Holzbandel ins Ausland einigermaßen ſchwunghaft betrieben werden kann, Die gegenwärtigen Holztaren befier regulirt, den inländis ihen Marftpreiien, jo wie den Holztaren in den angren- zenden auswärtigen Forjten mehr angenähert, ferner auch die zur Holzabfuhre erforderlichen Wege noch mehr verbej- jert werden. Indeſſen kann hier nicht unbemerft bleiben, daß ſchon feit mehrern Jahren für die Verbeſſerung der Wald: wege und der Flößen zur Erleichterung des Holztransports Vieles geichehen ift. Die Verwaltungsfoften betragen gegenwärtig jährlich faum 125,000 Fl. rhein., oder 21 Proc. vom Geſammter— trage. (Diejer Etat ift jedoch, nach meiner Anficht, befon- ders im Hinficht der Befoldungen, etwas zu niedrig geftellt.) Der jährliche Netto-Geldertrag ftellt ſich alfo hiernach gegen wärtig auf 275,000 Fl. rhein. 2) Inden Stadt-, Gemeinde-, Korpyorationd,, Wüſtungs- gutsherrlihen und Privat-Waldun- gen. Der jährliche Geldertrag aus diefen Waldungen läßt ich zwar mit ziemlicher Genauigfeit nicht ermitteln, weil klare Rechnungen darüber nicht geführt werden, folglich jolche auch nicht zu erlangen find. Allein es ift jeher wahr: iheinlih, daß gegemwärtig der jährliche reine Geldertrag aus den eben genannten Waldungen, ungeachtet der jähr: lihe Naturalertrag in denfelben bedeutend niedriger als der in den Staatswaldungen iſt, dennoch dem reinen jährlichen Geldertrage aus leßtern nur wenig nachftehen wird; weil in den Gemeindes x. Waldungen die Holzpreife viel hoher und die Venwaltungsfoften bedeutend geringer als in ben Staatswaldungen find. Hieraus läßt ſich nun auch der bedeutende Werth ſo— —— wohl der Staats- oder Domainen- als der übrigen Wal— dungen leicht ermitteln, und einſehen, von welcher großen Wich— tigkeit die Waldungen für das Herzogthum ſind. XVII. Allgemeine Bemerkungen. Seit dem Regierungsantritte des jetzigen Herzogs, ſeit 29 Jahren, haben die Staats- oder Domainenwaldungen eine ſehr weſentliche Verbeſſerung erhalten. Denn es ſind ſeit dieſer Zeit nicht nur dieſe ſämmtlichen Waldungen mehr noch forſtlich eingerichtet und taxirt worden (früher waren nur einzelne fehr wenige Zarationen vorhanden), ſon— dern. es wurde auch eine zweckmäßigere Bewirthichaftung und Pflege in denfelben eingeführt, mehrere läftige Berechtigun— gen abgelöft, die Flößereien und Waldwege zu Erleichte- rung des Holztransports verbefjert u. f. w.; es haben fich dadurch nach und nach die jährlichen Material» und Geld- erträge nicht unbedeutend — der jährliche Geldertrag über 100,000 fl. rhein. — erhöht. Die gegenwärtig feitgeftellten Na— tural = und Geldetate werden fich bei der jetzigen Beſchaffen— heit dieſer Waldungen und ferneren zwedmäßigen Verwal: tung Derjelben nicht nur im Ganzen halten, fondern theil- weije fpäter auch noch erhöhen. In den Staatswaldungen gewährt gegenwärtig der Mor— gen im Durchſchnitt 0,35 Klfte. preuß. Maß, inkl. Neißig und Stöde. Es hat daher der Morgen Waldboden nad) der jegigen mittlern Holztare einen Werth von mindeftens 60 Fl. im Durchichnitt, Auch die Stadt-, Gemeinde-, Kovporations- und Wü: ftungswaldungen haben fich ſeit etwa 20 Jahren nicht uns bedeutend verbefjert; denn Die meilten find feit dieſer Zeit vermejjen, auch forftlich eingerichtet und tarirt, pfleglicher — 13 — bewirthichaftet und mit mehr Eifer ald früher wieder ange- baut worden u. f. w. Bei vielen dieſer Waldungen wird fhon nach 20 Jahren der Materialetat fich erhöhen, beſon— ders wenn das von der vormaligen Regierung erlaffene und bis zum Jahr 1848 beftandene Negulativ, „wonach die Be- figer diefer Waldungen in Hinficht der Bewirthfchaftung der— felben unter ziemlich genaue Gontrole der Verwaltungs- und Forftbehörden geftellt waren”, nächitend wieder in vollem Umfange erneuert wird, was wohl au in ftaatswirthichaft: licher Hinficht bald wird gefchehen müffen. Eine der neuern Zeit anpaflende Forftordnung mit dar— auf begründeten Inftruftionen für das Forftperfonal ꝛc. ift fchon längft ein nothiwendiges Bedürfniß für das Herzogthum, es liegt auch fchon feit längerer Zeit ein Entwurf dazu zur höchften Genehmigung vor, welche legtere hoffentlih nun— mehro auch bald erfolgen wird. Ein neues Forftitrafgefeß ift feit einigen Jahren vor— handen, hat auch bisher ſchon vortheilhaft auf die Vermin- derung der Waldfrevel eingewirft, obgleich bei demfelben noch bier und da kleine Abänderungen nothwendig fein dürften. Noch dürfte nachftehende unter der vormaligen Staats- regierung vor einigen Jahren ind Leben getretene Anord- nung ‚in Betreff der Waldboden-Abgaben aus Staatswal- dungen zum Kartoffelbau ꝛc., vorzüglich in Gebirgsforften‘‘, für andere waldreiche Gegenden, wo dergleichen Abgaben auch häufig verlangt werden, einiges Interefje haben. Nach dieſer Anordnung wird im Allgemeinen Waldboden aus Staatswaldungen zur Benutzung zu Wieſen oder Kartoffel bau nicht mehr verkauft, ſondern nur gegen vom Staats- oder Domainenwald eingeſchloſſene ſogenannte Waldröder oder — 129 — andere Feldgrundftüde veriauſcht, und in ſolchen Fällen wer: den in ber Regel vom Etaate ?/s Ader abgehokzter Waldboden gegen 1 Ader Waldrod oder Feld, jedoch fo viel wie mög— lich in der Nähe des Orts, in welchem der Taufchintereffent wohnt, gegeben. Wenn nun aber bei manden Waldort- [haften die Nothwendigfeit e8 erfordert, Daß einigen ärmern Einwohnern noch eine Fläche Waldboden aus Staatswal- dungen zum Kartoffelbau zc. abgegeben werden muß, und die Nothwendigfeit von dem betreffenden Verwaltungs- und Forflamte beftätigt wird, fo wird Die nöthige Aderzahl an MWaldboden den betreffenden Bedürftigen nicht mehr verfauft, wie früher gejchehen, fondern jedem derfelben, je nachdem feine Familie größer oder Kleiner ift, !a—1 Ader in Erb pacht, oder in Pacht auf Lebenszeit des Familien-Hauptes, gegen einen mäßigen jährlichen Bachtzins überlaffen und zus gemeffen, und zwar unter ber ausdrüdlichen Bedingung: daß der Pachtvertrag fofort aufhört, fobald das jährliche Pachtgeld nicht pünktlich eingezahlt, oder der überlaffene Wald- boden nicht fofort zur landwirthichaftlichen Benugung herge- ftelt ud gehörig angebaut wird. Durch diefe Anordnung wird denjenigen armen Landbewohnern, welchen zu ihrem Sortfommen und Ernährung ihrer Familie ein Stüdchen Feld unentbehrlich ift, fo viel als möglich geholfen, zugleich aber auch der Waldboden möglichft erhalten, und dem Miß— brauch vorgebeugt, daß dergleichen Grundftüde von den Ar— men wieder an die reichen Grundbeſitzer verfauft werden fonnen, wie früher häufig gefchehen ift, und Dadurch vieler Waldboden unnüg verfchleudert wurde. Mebrigens fo reich auch das Herzogthum Meiningen, im Verhältniß zur ganzen Fläche, an Waldungen überhaupt, und insbefondere auch an vielen fchönen, gut beftandenen Waldungen ift, fo erfordert es doch die Vorficht, ſowohl auf Keitifche Blätter 32. Bo. I. Heft. 3 = u einen zwedmäßigen Verbrauch der Brenn» und Arbeits-Hol- zer und auf eine angemefjene Einfhränfung des Holzbedarfg mit großer Aufmerffamfeit hinzuwirken, als auch auf eine rationelle Beawirthichaftung und DVerbefferung der Waldung mit allem Eifer zu dringen, weil die Bevölferung daſelbſt noch immer mehr im Steigen begriffen: ift. Im Verlaufe diefes Jahrhunderts ift in den Waldun- gen des Herzogthums nur eine Infeftenverheerung von Bedeutung vorgefommen, Nämlich in den Jahren 1839— 1841 war der Nonnenfpinner (Ph. B. Monucha. Lin.) in dem von den Übrigen Meiningifchen Forſten abgefonderten, zur Oberförfterei Saalfeld gehörigen Forftrevier Kranichfeld in fehr großer Anzahl vorhanden, und es hat Die Raupe deſſelben in den dortigen Mittel» und Altern vorzüglich Fich— tenbeftänden bedeutenden Schaden angerichtet. (Größer war der Schade noch in mehrern nahegelegenen Weimari— fchen und vorzüglid Schwarzburg » Nudoljtädtifchen For— ften, in welchen letztern die Verheerung begonnen hatte. Eiche Beiträge zur Naturgefchichte des Nonnenfpinnerg, vom Heren Landjägermeifter B. von Holleben. Rudol— ftabt 1840.) Auf den diesfeitigen Thüringer-IWaldforften muß zwar der größern Berbreitung des Borfenfäferd (B. typographus. Lin.) ſtets die erforderliche Aufmerkjamfeit gewidmet werden; erft im vorigen Jahre wurde die Vermehrung beffelben wie- der bedenklich, und er hat auch in einigen Forften, vorzüglich Hafenthal und Igelshieb, einigen Schaden verübt, weil da— felbft die jehr bedeutenden im Winter 1847—1848 erfolgten Schneebrüche wegen der unruhigen Jahre 1848—1849 nicht eiligft genug aufgemacht und aus dem Walde gefchafft wer— den fonnten, Doc find im Ganzen Schäden von Bedeu— — 131 — tung von biefem Inſekt während 50 Jahren nicht vorges fommen. | Uebrigens hat feit circa 30 Jahren der große und Fleine tüffelfäfer (C. pini et notatus) öfters mehrere junge Kiefern- und Fichten-Kulturen ſtark befchädigt. Meiningen, im November 1851. MOMENT Oberforftrath ıc. 32 Snjeftenfaden, Profefor Ratzeburg. 1. Tortrix dorsanı Diefer Feine Fichten-Widler war, wie die meiften übrigen Mifrolepidopteren, anfänglich blos dem Namen nach befannt. Zur Zeit der Herausgabe meiner Forftinfeften wollte es das Glück, daß er auch feiner Lebensweife nach befannt wurde. Die Herren Burkhardt und Sarefen beobachteten ihn faft gleichzeitig an zwei ziemlich weit von einander ent= fernten Bunften. Es wurde dadurch, fo wie durch die Abbil- dungen der verfchiedenen Zuftände des Inſekts und feines Fraßes, ſchon die Erkennung bdefjelben möglich gemacht und die erfte Bertilgungslehre gegründet. (S. Forftinieften Bd. ll. ©. 216.) Eine lange Baufe trat ein, während welcher ich in un— ferer an Fichten armen Ebene nichts von dem Infekt erfah- ren fonnte, bis es vor Kurzem fich wieder in den Vorder— grund drängte, Herr Forftmeifter Wachtel zu Neuhaus im füblihen Böhmen, ein eifriger und "genauer Beobachter von forftlich wichtigen Erfcheinungen, fandte mir in diefem Frühe jahre mit einem Male eine große Quantität von Fichten- — 13 — Abfcehnitten, in welchen die Larve noch fraß, und die auch bald eine große Menge von Puppen und Schmetterlingen mit zahlreichen Schmarogern lieferten. Bon meinen eigenen Beobachtungen, weil diesmal nur in der Stube angeftellt, werde ich aber nur gelegentlich re- den, während die Wachtel’fchen Nachrichten, welche be- fonders hinfichtlich der forftlihen Bedeutung und Ver— tilgung mandes Neue liefern, den Ton angeben, Lage und Dertlidfeit. Neuhaus mit feiner Umgegend ift eine Hochebene und liegt 1475‘ hoch über dem Meeresipiegel. Das Uebel hatte fih, nach des Neferenten Meinung, in Horften wie in Dickungen, Stangenhölgern und verfrüppelten Büfchen, in PBflanzungen wie in Saaten gezeigt. Dickungen und Stangenhölger waren am wenig- ften befallen, und bier höchftens an den Rändern und Mit- tagsfeiten. Fichtenhorfte, die auf großen Blößen ftanden, waren am meiften befallen. Urſachen. Brädisponirend mögen wohl Flach— gründigfeit des Bodens und manche andere ungünftige Eins flüffe gewefen fein. Da aber fonft nicht eben von Diefer eigenthümlichen Krankheit gehört worden ift, fo muß man fih auch nach einer Gelegenheitsurfacdhe umfehen, Re— ferent findet fie, und ich halte die Erwähnung derfelben für befonders wichtig, da fte bei ähnlichen Gelegenheiten dfters im Spiele fein mag, ohne daß wir es ahnen. Cinige Zeit vor dem Ausbruche des Fraßes nämlich war Die Ge— gend von einem bedeutenden Hagelichlage heimgefucht wor- den. Einige junge Orte, befonders eine Pflanzung aus dem Jahre 1846, waren fo ftarf durch die Schloßen beſchä— digt worden, daß fich bald nachher an den Sträuchern ein bedeutender Harzausfluß und deutliche Wunden zeigten, aus = ( — welchen diefer herrührte. An diefen Stellen hat ſich das In— fett gewiß unvermerft eingefunden. Noch im Jahre 1851 muß das Mebel fehr verſteckt vorgefchritten fein, Da es in feinen Urfachen nicht erfannt werden fonnte. Das eine Schreiben des Herrn Neferenten erwähnt einer bedeuten= den forftlihen Notabilität, welche, um die Urfache des Uebels befragt, diefe im Boden und zu tiefer Pflanzung gejucht habe, wogegen denn fogleich das Vorkommen der Krankheit in Saaten auf beraftem und unberaftem Bo- den u. ſ. f. eingewandt worden wäre. Ausdehnung und Bedeutung des Fraßes. Sm Ganzen Eonnte der Schaden, welcher durch das Infekt angerichtet worden war, beim Abgange ber legten Nach— richten noch nicht vollitändig überfehen werden. Jedoch deuten fchon jetzt einige Notizen darauf hin, daß er nicht unbedeutend gewejen ift, und daß nach und nach noch man— ches Stämmchen Ddireft eingehen, oder dadurch ‚feinen Tod finden wird, daß feine Kränflichfeit Borfenfäfer herbeilodt. Im Sicora-Neviere find auf den ausgedehnteften ausge: pflanzten Fichtenorten feit dem 1, Oftober bis Ende Ja— nuar 3480 Fichten abgeftorben, welche herausgeriffen und verbrannt wurden, noch ehe die darin befindliche Brut hatte flugbar werden können. Che ich zu den Angaben über die Vertilgung fchreite, will ich noch über die Sntenfität des Uebels an ein- zelnen Stämmen reden. Die Notizen zeugen zugleich von der mufterhaften Aufmerkſamkeit, mit welcher man bafjelbe verfolgt hat. — 185 — Neue verlaffene Neue vom Inſekt Alte Gänge. Gänge. bewohnte Gänge. Im 15.. Sahrestrieb n, ⸗ [REES — \ — — W —9 = ot — =D — ꝰ ot — or in \ w—[0o0re Dr — ep) = — —e nn 0 (1 — — VUNNKN u Ne . Ts 15 P RR ” H> — [A et o rn nz So‘ Loy) DODBnwaug PP wüuue W — + Pe u Lar) = Zufammen 50 13 42 Beſchreibung eines von der Phalaena tortrix dorsana ange— fallenen Fichtenftammes. Der am Stammende 3 Zoll ftarfe, und nach den Jah— resringen im 13. Jahre ftehende Fichtenftamm zeigt - eine Höhe von 11° 6" W. M., wovon der legte im Jahr 1851 gemachte Trieb 16”, der vom Jahr 1850 19, und der vom Jahr 1849 28° beträgt. Die zwei legten Triebe find vom Fraß gänzlich verfchont, während von den übrigen fich auch nicht einer als vom Inſekt unbefhädigt zeigt. — Der — 136 — Fraß feldft ift ein alter und friiher, und obwohl eine ge- naue Angabe des Alters der ſchon verharzten Altern Gänge nicht leicht möglich wäre, fo läßt fih doch aus ber erft in den zwei legten Jahren erfolgten Wachsthumsabnahme fchlie- Gen, daß das Infekt den Stamm ſchon das dritte Jahr be- wohnt. — ine fcharfe Unterfcheidung des 3- und 2jähri- gen Fraßes dürfte wohl fehr fchwierig fein, weswegen aud) die ältern Gänge nicht weiter auf das Jahr ihrer Entite- hung angefprochen wurden, und in dem vorftehend verzeich- neten Befund nur unter der Nubrif: alter Fraß, zufammen- gefaßt erfcheinen. — Beſonders an den Quirlen zeigen ſich die Schäden am vorwiegenditen, weswegen man auch ben Fraß an diefen gefondert angeben zu müffen glaubte, — wie denn auch noch der neue Fraß ald vom Inſekt bewohnter oder verlaffener zu jcheiden war, Begegnung. Es fehlt mir manche Angabe über das fpecielle Verfahren bei der Bertilgung. Indeſſen fcheint es mir Schon verdienftlich, nur über) aupt darauf hinzuweifen, daß man den Muth hat, gegen ein ſolches Uebel, und in der Ausdehnung, etwas zu unternehmen, und fogar die mübfamfte Dperation nicht zu fcheuen. Herr Wachtel leitet feine Be— ſchreibung mit folgenden fehr paffenden Worten ein: „Man greift bei folchen Gefahren zu jedem Mittel, wenn e8 auch dem Laien lächerlich erjcheinen möchte. Sch laſſe in den Pflanzungen Strauch für Strauch genau abjuchen, das In— feft mit dem Meſſer aufſpüren und es fo tödten. Die fihon erwähnte, ftarf angefallene Pflanzung (welche vom Jahre 1846 herrührt) beträgt 3 Joh 250 IR. W. Maß und ift auf 4 Fuß im Quadrat ausgeführt. Diele Bilanzen find Hafterhoh, auch darüber, Die Unfoften des mit Tafchen- mefjern ausgeführten Neinigend betrugen auf 33 Tage (a 12 Kt.) 6 Sl. 36 Kr“ — 1237 — Daß die ganz abgeftorbenen Stämmchen auggeriffen und verbrannt worden find, wurde bereitd erwähnt. Feinde. Ueber die Snfeftenfeinde, welche uns fonft bei Infeftenfraß fo ausgezeichnete Dienfte leiſten, namentlich die Vögel, hat nichts beobachtet werden können, ja, auf meine Anfrage wurde mir ausprüdlich gemeldet, daß, fo häufig auch in dem Winter Die Züge von Meifen fich gezeigt hät- ten, Doch nirgends eine von ihnen herausgepicte Larve hätte nachgewiefen werden können. Bon den heimlichen, verftedten Feinden zeigten fich aber defto mehr, Ich habe auf fie be- fonders aufmerffam gefehen und durch die aus meinen Zwin— gern hervorgegangenen Jchneumonen die früheren Liften die— fer Thiere weſentlich vervollftändigen fünnen. Da das dieſem Gegenftande gewidmete Separatwerf (Schneumonen der Sorftinfeften) eben mit dem 3ten Bande abgefchloffen werden jollte, fo kamen mir die desfallfigen Beobachtungen Doppelt erwünfcht, Sch bin bei Diefer Gelegenheit von Neuem auf eine Anficht geleitet worden, Die fich fchon bei mancher andern ©elegenheit geltend gemacht hat: auf die Annahme von ftellvertretenden Formen. Wir haben nämlich Kiefernfeinde, welche mit gewiflen entfprechenden der Fichte jo große Aehnlichfeit haben, daß man fie im Snfeftenfaften faum unterfcheiden Fann, wie z. B. Hylesinus ater und cu- nicularius, Bostrichus stenographus und typographus u. A. Ebenſo giebt e8 auch ftellvertretende Ichneumonen. Was in der Kiefer Glypta Resinanae vorftellt, das ift in der dichte Glypta concolor. Jener Kiefernbewohner lebt in Tor- trix resinana, dieſer auf Fichten in Tortrix dorsana. Beide Wickler verhalten fih alfo auch in diefer Beziehung als Perdants, fte find ebenfalls ftellvertretende Formen in beiden jo wichtigen, ftreng gefchiedenen Holzgattungen. Nicht minder intereffant war es mir, auch ‚bei dieſer Gelegenheit — 135 — wieder einen Beweis von der Monophagie vieler Jchneumo- nen zu erhalten. Chelonus atriceps hatte ich früher nur aus jhwäbifchen und fränfifchen Fichten, Pimpla longiseta nur aus dem Harze und Golling erhalten: hier in Böhmen leb— ten beide dicht beifammen in der dorsana. 2. Hylesinus cunicularius im Schneebrud. Der Föniglih hannöverfche Förfter Herr W. Georg zu DVerliehaufen (Amts Uslar im Solling) machte mir im vergangenen Winter eine Mittheilung über den cunicularius, aus welcher abzunehmen ift, daß dieſer bisher nur an den Studen vorgefommene Fichtenborfenfäfer auh am Stamm- holze lebt. Es heißt in feinem Briefe wörtlih: „Sm Win ter 1850 haben wir in dem Fichtenbeftänden des Solling bedeutenden Schneebruch gehabt, und es ift in Folge deſſen viel Fichtenholz verfauft, unter Anderm auch nach meinem MWohnorte. An diefem noch ganz faftigen und grünen 3—12” ftarfen Holze fand ich den Käfer in außerordentlicher Menge. Er hatte bis 3” lange, zuweilen etwas verzweigte Kothgänge gemacht, die theild noch Eier, theils ſchon Larven enthielten (9. Juli). In den Muttergängen fand ich gewöhnlih 2 Käfer.‘ 3. Platypus eylindrus. Ueber diefen intereffanten Käfer, deffen weite Verbrei— tung und große Schäblichkeit, Die er zuweilen zeigt, erſt kürz— lich in diefen Blättern angezeigt wurde, macht ebenfalls Herr Georg einige Mittheilungen, welche die Lebensweife des Inſekts aufbellen. „Er lebt im Solling an mittehwüchfigen und alten, theils noch grünenden, theils ſchon abgeftorbenen Eichen und an Eichenftuden. Am 17. Auguft 1850 fand ih in einem Baume vollwüchfige Larven, fammt Puppen und braunen Käfern. Am 22. Oftober 1850 bemerfte ich = 99 = an einem Studen zwei Bohrlöcher, aus welchen ganz fri— fches Bohrmehl gebracht war, In dem einen Gange fand ih, nachdem er vorfichtig aufgefihnitten worden war, Männz chen und Weibchen, das Weibchen hinten am Ende des Bohr: loches, wo es 6 Eier Flumpenweife abgelegt hatte. In dem andern Gange traf ich nur das Weibchen, und hinten am Ende des Ganges ebenfalls einen Klumpen Eier, von welchen eben einige ausgefommen waren.” Hiermit ift alfo beftimmt nach— gewiefen, daß die vollwüchfigen Larven fich erft Die Buppenhöhlen graben, und daß die Eier nicht wie Bostri- chus domesticus und lineatus fämmtlich in fleinen Gruben, fondern Fumpenweile am Ende des Ganges abgelegt werben, 4, Hylesinus piniperda am ftehenden Holze brütend, Sm Ganzen ift e8 recht felten, daß man die Brut die— fes fonft fo gemeinen Borfenfäfers an lebenden Kiefern fin- det. Es wird daher gerechtfertigt fein, wenn ich eine Notiz des Schon oben mehrmals genannten Herrn Georg hier mit— theile, noch dazu, da fie noch einer Eigenthümlichfeit des befallenen Holzes Erwähnung thut. „In einem auf ber Höhe des Solling befindlichen Fleinen Kiefernbeftande, wel— her etwa 6 Morgen groß ift, fand ich Ende Auguft d. J. mehrere 2—4zöllige Stangen, welche unten vom Hylesinus bewohnt und abgeftorben waren, während fie oben noch ganz grüne und faftige Rinde befaßen. Außerdem hatte der Kä- fer zehn, dicht beifammen ftehende, Dominirende Kiefern von 6—10” Durchmefjer getödtet, welche offenbar zu den gefun« deften Stämmen gehört hatten. Sie enthielten von unten an bis hoch hinauf lauter Fluglöcher, und dennoch waren die Kronen nicht ganz abgeftorben, ſondern hatten noch zur Hälfte grüne Nadeln, Dem Beftande wird die Nadelſtreu — 19 — entnommen,‘ Diefer brieflichen, intereffanten Notiz des Herrn Förfterd muß ich noch die Bemerfung hinzufügen, daß bie Kiefer Überhaupt nicht fo ſchnell dem Infeftenfraße unter: liegt, wie die Fichte. Die Belege dazu finden fi in ben Chroniken ded Raupen» und Käferfraßes, und ber gegen- wärtige Fall bietet einen neuen. Fichtenftangen in ber Weile vom Borfenfäfer befallen, wie ed bier mit den Kie— ferftangen fich ereignete, wären fchon nach wenigen Mona- ten todt gewefen, Der Hylesinus mag auch die Kiefer im lebenden Zuftande deshalb nicht fo gern zum Brutorte wählen, weil er fie viel fchiwerer zu überwältigen im Stande it, als dies der Bostrichus typographus mit der Fichte fann, 5. Cureulio Pini al8 Verwüfter der Kiefern- Keimlinge, Es find bereits Verlegungen der mannigfaltigiten Art an Fichten wie an Kiefern, ja felbit an Laubhölzern befannt geworden, welche vom großen Kiefern-Nüffelfäfer herrührten, aber von Befchädigungen der Kotyledonen durd) Die: fen Käfer ift, fo viel ich weiß, noch nirgends Die Nede ges weſen. Herr Forſtſekretair Förtſch zu Nadbruch im Amte Winfen (Königreih Hannover) macht zuerjt darauf aufmerf- fam und legt zugleich die bejchädigten oder ganz abgefreſſe— nen Pflänzchen bei, welche von der fehr verfchiedenen Aus: behnung des Fraßes zeugen. Sch laffe feinen Bericht, ber auch von den angewandten Mitteln und deren Erfolge jpricht, hier folgen. „Sn meinem damaligen Neviere, dem Neuhaufer, am rechten Elbufer belegen, fam im Jahre 1842/3 eine Fläche von 12 Calenb. Morgen Kiefernbeftandes auf fandigem Bo; den zum reinen Abtriebe und zur fofortigen Wiederbefamung mit Kiefernfamen, = 41 = Nach beendigter Ausrodung der Stöde ließ ih am 4. Mai 1843 die Fläche, welche mit Gras, Moos und Haide überzogen war und auf welcher gegen 20 uber nicht fort- zufchaffender Abraum lagen, abbrennen, womit ich zugleich die etwa darin vorhandenen Waldverderber zu vertilgen ges wiß war, Dann wurde fie, theils plagweife — da ich zugleich Berfuche über die nöthige Samenmenge anftellen wollte — theils ftreifenweife bearbeitet und bis zum 9. Mai mit gu- tem Samen (72 Pfd.) befäet. Um fo mehr war ed mir unerflärlich, daß nad 12 — 14 Tagen noch Feine Pflänzchen auf den Saatplägen fich zeigten, obgleich viele leere Hülfen — oben aufliegend und nur zum kleinen Theile, wie Die Vögel folches thun, gefpal: ten — bezeugten, daß der Eame wirklich gelaufen war. Da indefien fein anderer Feind zu entdecken war, fo wurde herfömmlich angenommen, theild habe der herrichende heftige Oftwind, welcher die Befamung von der einzigen freien Seite beftrich und den Sand aufrührte, den Samen bloßgelegt und ihn fo zur Beute von Vögeln gemacht, theils feien die wirklich gelaufenen Pflänzchen ebenfalls von fol- chen aufgezehrt. Diefe Annahme fand jedoch, in Beyug auf Letzteres, nicht die geringfte Beftätigung durch Die genauefte Unterfu- hung der auf der Befamung zahlreich gefchofienen Finfen, Ammern und Turteltauben, bei denen nur Samenförner, nie aber Kotyledonen gefunden wurden — noch weniger der Santfrähen, die ausjchließlich Nefte von Käfern, vor— zugsweife braunen Rüffelfäfern, bei fih führten; und daher fonnte ich zu Diefem, gewiffermaßen durch Herfommen geheie ligten Glauben mich nicht befehren, fondern feßte meine Nachforſchungen unermüdet fort. — 12 — Nach eingetretenem warmen Negenwetter lief nun zwar der Same noch reichlich und Fräftig auf, aber nur — um jsgleih wieder aufgefrefien zu werden. Wenige Tage nad) dem Auflaufen ftanden die Pflänzchen, zum großen Theile mit mehr oder weniger verfürzten Nadeln — zu einem noch größeren ganz ald Stümpfe ba. Ale Bemühungen, der Veranlaſſung diefer Zerftörung auf den Grund zu fommen, blieben vergeblich, jedoch bewo- gen mich einige am 10. Juni 1843 auf der Befamung an den Blättern einer Schmiele freffend aufgefundene Eremplare von Curculio lineatus ein paar Fangrinden auszulegen, und als nebit diefem Feinde Curculio Pini zahlreich darunter ges fangen wurde, belegte ih am 17. Juni die ganze Beſa— mung von 50 zu 50 Schritten mit Ninden. Die Einfammlung am folgenden Tage ergab nahe an 3000 Stüd große braune Nüfjelfäfer — die fleinen Arten ungezählt. Meine Aufmerkſamkeit wurde nun verdoppelt und auf diefen böfen Feind befonders gerichtet. Am 19. Juni 1843 endlich war ich fo glüflih, gegen Sonnenuntergang, ruhig und ftill auf der Beſamung gela- gert, drei der großen und einen Fleinen Nüffelfäfer auf der That zu ertappen und ben Fraß vollitändig und genau bes obachten zu fünnen. Auf den Hinterbeinen umftanden Die drei großen brau— nen Nüffelfäfer das Pflänzchen, nagten, jo hoch fie reichen fonnten, bie Nadeln ab, ließen die Spigen unberührt zur Erde fallen und verzehrten dann die Pflanze, einer nad) dem andern, fo wie e8 an Raum zum Anfommen gebrad, fol che verlafjend, — der legte noch ein Ende des Stämmcheng, jodaß nur ein todter Stumpf zurüdblieb. Der Cureulio lineatus hatte dagegen die Pflanze ber ftiegen und verzehrte die Nadel von der Spige an, — wie — 135 — er ed an ben Maitrieben der älteren Pflanzen zu thun pflegt. | | Einmal nun der Sache auf die Spur gefommen, habe ich mit. meinen Beobachtungen unausgefegt fortgefahren und jo oft, und in welchem Jahre folche auch wiederholt find, immer daſſelbe Ergebniß erhalten. Wie oft mag nicht bei folcher, nur dem geübten Auge bemerflichen Urfache des Mißrathens von Nadelholzfaaten die Schuld davon dem Samen, dem Boden, der Ausfüh- rung u. ſ. w. zugefchrieben fein! Unter den auf jener Befamung ausgelegten, jo oft trocken, erneuerten, täglich abgefammelten Rinden wurden — nach dem Gewichte ermittelt — um 35,000 große braune tüffelfäfer gefangen und von den Hühnern begierig verzehrt, Sp gelang es, die Befamung in jolhem Stande zu erhalten, daß wenige Jahre nachher Derfelben unbejchadet die nöthigen Pflanzen, um 50 bis 60 Morgen in 3füßigem Derbande zu bejegen, daraus entnommen werden fonnten. Mehrjähriges Nindenlegen auf den folgenden Saaten, daneben das forgfältigfte Roden fämmtlichen Kiefern - Stod- holzes, unterftügten die Natur, das örtlich geftörte Gleich— gewicht zwifchen dem Käfer und feinen Seinden herzuſtellen, und ſo ward dann ein etwa angerichteter Schaden in den weiter folgenden Jahren kaum mehr bemerkt.“ 6. Cantharis als ſchädliches Inſekt. Die von Latreille zur Familie der Weichflügler ge— rechnete Gattung Cantharis hat zwar eine Menge Arten, die großentheils ſehr gemein find (ſ. meine Forſtinſekten Bd. I. 2. Ausg. S. 37). Sie wurde aber bisher wenig beachtet, weil man ſie nach vielen, ſchon früh angeſtellten Beobach— tungen für zoophagiſch und daher für nützlich hielt. = JA — Das find die Larven auch unleugbar, und wahrfcheinlich leben fie auch ausfchlieglich von den Fleinen Infekten, welche fie in der Erde finden. Auf dieſe haben fich die besfalls gemachten Wahrnehmungen auch nur allein bezogen und ge— wiß nicht auf die Käfer. Diefe legteren mögen auch zu— weilen fich räuberifch zeigen; aber in den meiften Fällen müffen fie fchon immer phytophagifch aufgetreten fein, in- dem fie von den Blumenftielen zehren, auf welchen man fie im Menge findet. Sie machen indeffen auh Sprünge von Blumen auf Blätter, und treten fogar fohädlich auf, etwas, was in fo auffallender Abweichung gewiß nicht häufig vorfommt. Die Beobachtung ift von zweien unferer früheren Zuhörer, von den Herren Forftfandidaten Jof. K ds fer und Schröder in der Oberförfterei Hürtgen (Kreis Düren im NRegierungsbezirfe Aachen), gemacht worden. Ihr Schreiben jagt darüber Folgendes: „Als wir vor einigen Tagen einen Eichenfchälwald, welcher im Alter von 5—6 Fahren ftand, durchfchweiften, fiel e8 uns plöglich auf, wie die jungen Triebe der Stodausfchläge faſt auf der ganzen Fläche ihre frifche grüne Farbe verloren hatten und beinahe Schwarz geworden waren. Bei näherer Unterfuchung blieben wir nicht lange in Zweifel über die Urfache diefer auffallen» den Erfcheinung, wunderten uns aber nicht wenig, einen bis jegt für nüßlich gehaltenen Käfer, nämlich Cantharis ob- scura, als Thäter zu erfennen. Diefer fand fich in fo un- geheurer Menge auf den jungen Stodausfchlägen, — auf einzelnen Sträuchern mehrere Hunderte — daß fchon beim erften Anblick unfer Verdacht auf ihn fiel. Jedoch begnüg- ten wir uns feineswegs mit Diefer oberflächlichen Vermu— thung, fondern beobachteten das Treiben der Käfer längere Zeit. Sie biffen die ganz jungen Triebe einige Zoll unter: halb der Spige an und fuhren dann fo lange zu nagen und — 13 — zu faugen fort, bis der Zweig umfnidt und nur noch ganz Iofe an dem untern Theile befeftigt if. Die Stelle, an welcher der Anbiß erfolgt, wird fogleich ſchwarz. Später fand fich denn auch, daß die Schläge in ber ganzen Oberförfterei Hürtgen, ja fogar in den benachbarten Gemeindewaldungen, von dieſem Käfer zu leiden hatten, Auffallend war e8 jedoch, daß nur die jüngern (bis Sjährigen) von ihm angefrefien wurden, die ältern dagegen gar nicht. Jene werden für diefes Jahr den Zuwachs ganz verlieren.” Ich bemerfe jchlieglich nur noch, daß die Käfer mir zugefchieft wurden, und nicht blos der Gattung, fondern auch der Species nach mit den Stüden unferer Sammlung voll- fommen übereinftimmten. Auch die Zweige find mir durch die Gefälligfeit der Herren Berichterftatter zur Anficht mit- getheilt worden. Einzelne waren nur oben angenagt, und Blätter und Stiele hatten fih grün erhalten; andere dage— gen waren bis auf 1—2” Länge benagt und Diefe waren faft ganz ſchwarz geworden und knickten um, Leider hat über die Entwickelung diefer unerwarte- ten Käfer hier noch nichts beobachtet werden können. Viel— leicht wird es nun möglih, da man den Ort ihres Trei- bens fennt, hier auch die Larven zu entdeden, die doch zu Millionen vorhanden fein müffen. Die pafjendfte Zeit Dazu würde der Winter fein. Noch vor Kurzem hat man die Larven der Cantharis fusca zufällig in ganz unglaub- licher Menge gefunden und zwar auf ähnliche Weife, wie die Schneeflöhe im Winter nach Thauwetter vorzufommen pflegen (Graf C. v. Tyzenhaus, Mittheilungen über einen im Wilna’fhen Gouvernement beobachteten Infektenregen, Riga 1850). Der neuerlich auch wohl für Cantharis ge- brauchte Name Telephorus foll andeuten, daß diefe Thiere zuweilen auf weite Entfernungen fortgeführt werden, Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. K — 146 — 7. Eine Spinne als ſchädliches Forſtinſekt. Es wird feiner befondern Entfchuldigung bedürfen, daß ich die Spinne zu den Inſekten zähle. Wenn Linne fie zu diefen zählt, fo darf es auch allenfalls der Forftmann thun. Bemerfen muß ih im Voraus, daß mir ber gleich zu befchreibende Fall nicht felbft vorgefommen, aber von völlig glaubwiürdigen Perſonen mitgetheilt worden ift. Als ich mich im Juli d. J. im Seebade zu Herings- dorf bei Swinemünde befand und auch Erfurfionen in das benachbarte Friedrichsthaler Nevier machte, erfuhr ich von den hier angeftellten Beamten wie von den hier ftationirten jungen Forft:Adfpiranten, daß auf einer Fleinen, mitten im hohen Holze belegenen Parzelle, welche mit Birfen und ein- gefprengten Eſchen und Weißerlen in dieſem Jahre bepflanzt worden war, die Blättchen der legtern fich kaum entwidelt hätten, als fie auch fchon wieder vertrodnet und abgefallen wären, zur nicht geringen Beforgniß der Cultivateurs. Die Urfache diefer Erſcheinung blieb nicht einen Augen blik im Dunfen. Spinnen hatten in zahllofer Menge das junge Holz überzogen und man fonnte deutlich fehen, wie in Folge des Verfpinnens ber Blättchen dieſe ge- rollt, gedreht und zulegt verfchrumpft waren, und zwar fchon im Borfommer. Sn der eriten Hälfte des Mai hatten fi Die eriten Spuren gezeigt und gegen Ende des Mai wimmelte e8 ſchon von Jungen, welche ihrerfeits ebenfalls fpinnend, und zwar von ihrem Verſtecke aus, den DBlattrollen, bald das Derderben vollendeten. Da feines der Thiere hatte verwahrt werden können, fo ließ fih auch die Species der großen Linne’fchen Gat— tung Aranea nicht mit Sicherheit feftftellen — thut auch hier — 141 — nichts zur Sache, da doch fo viel von den Berichterftattern feitgeftellt werden Fonnte: Die Species habe nicht zu denen gehört, welche flache, radirte Gefpinnfte machen, fondern zu den Neſt- oder Beutelfpinnen, welchen unfere gemeine, in Häufern, Ställen ic. wohnende Aranea domestica angehört. Man Fann fih auch nur vorftellen, daß es diefen leßteren, aber nicht den erfteren möglich fei, Blätter und Zweige volls ftändig zu umftriden, gleichlam zu verdämmen. Sch wenig- ftens habe dieſe Borftellung öfters fchon im Kleinen gewon— nen. Im arten nämlich, befonderd an fonnigen Stellen, welche die Spinnen lieben, erfchienen mir dieſe öfters fo fäftig, Daß ich fie entfernte, troß der Dagegen ftreitenden Er- fahrung, welche mir einreden wollte: Spinnen feien als in- jeftenfrefiende Thiere immer nur nüslid. Sch erinnere mich, daß ich durch das jorgfültige Entfernen der Geſpinnſte und der Spinnen felbft, Die ich aber nie tödtete, jondern nur an einen entfernten Ort trug, einen Rofen- ftrauch oder ſonſt ein Gewächs gleich wefentlich erleichterte: die Blätter nahmen wieder ihr altes gejundes Anfehen an und die Knospen der Blüthen, welche fchon anfingen kümmer— ich auszufehen, fehritten nun in der Entwidelung rafch vorwärts. Dabei habe ich die Erfahrung gefammelt, daß es im- mer die frifch verpflanzten Stämmchen waren, wels he die Spinnen am erften und meiften angingen, wodurch die Demerfung von Prädispofition kranker Gewächfe, welche man faft überall bei Infeftenfraß macht, auch von diefer Seite her beftätigt wird, 82 Fortfegung der Abhandlungen über verfchiedene Gegenftände der Taration.*) Von der Heritellung der Beitandsordnung im Walde. Mie wichtig es ift, die Beitände eines Waldes mit KRüdficht auf die Holzgattung, ihre Bewirthichaftung, ihre Alter, zweckmäßig zu ordnen, hat zuerft Cotta geltend gemacht. In der älteren Zeit hieb man willfürlich bald hier bald da, und die Schläge lagen zerftreut und plan— los im Walde herum, wodurch ein buntes Gemifch der verjchiedenartigften Beftände entftand. Die Nachtheile, die dies hatte, fielen aber zu fehr in das Auge, ald daß man nicht daran hätte denfen follen, fie durch eine beſſere Schlag— ordnung und Daraus ‚hervorgehende Beftandsordnung zu befeitigen, Die Cchwierigfeit,- die Fleinen Keſſelſchläge, die man fonft führte, gegen Wild] und Weidevieh zu fhügen, Die Berdämmung der Schlagränder durch das ums ftehende Holz, dee Schaden, der durch die Abfuhr des Hols zes gefchah, wenn es durch junge Beltände gebracht wurde, und andere Mebelftände mehr, die befonders durch Die vers einzelten kleinen Schläge entftanden, veranlaßten dazu, zuerft *) Siehe 31. Br. 2. Heft ©. 154 u. f. — 149 — Beſonders wirkte Der verftorbene ©. L. Hartig dahin, bie periodischen Abtriebsflächen mehr zufammen zu legen. Dies war aber auch in vielen Gegenden das einzige Princip, was man in Bezug auf die herzuftellende Beſtandsordnung be— folgte und man widmete häufig Diefem fo wichtigen Ge- genftande der Forfteinrichtung wenig oder gar Feine Auf- merffamfeit. Das läßt fih wohl erklären und es ift fehr begreiflih, daß Schriftiteller, die in Gegenden lebten, wo ed genügt, die Echläge fo viel als möglich aneinander zu reihen, die Alteröklaffen zufammen zu legen, fich wenig mit den Regeln zu der Herftellung einer guten Beftandeordnung bejchäftigten, wie z.B. Hundeshagen, ber ihr beinahe gar feinen Werth beizulegen fcheint, Wenn ein Wald aus lau- ter einzelnen Diftriften beftehet, die feine weitere Verbin— dung untereinander haben, als daß fie alle einzelne Theile eines größeren Wirthichaftsgangen bilden, fo genügt es voll- fommen, in jedem derfelben fo viel als möglich eine Ein- heit des Beſtandes herzuftellen. Eben fo ift die Beftands- ordnung nur ein fehr untergeordneter Gegenftand in einem ferwitutfreien Buchenwalde, wo aus jedem Diftrifte Das Holz ohne Nachtheil und bequem zu den Orten transportirt werden kann, wo es fonfumirt wird, Ganz etwas Anderes ift e8 aber in einem Fichtenwalde, wo man der Gefahr des Windbruchs nur durch eine gute Beftandsordnung und da- durch möglich gemachte Hiebsleitung begegnen kann; in den großen Kiefernwäldern Preußens, wo die Waldfeuer fo ver: derblich werden, wo in größern Nevieren die Servituten auf ben einzelnen Theilen verfchiedenenDerechtigten zuftehen; denn hier ift Die Herftellung einer zweckmäßigen Beftandsordnung oft von jo großer Wichtigfeit, daß es ſich rechtfertigen Fann, wenn man Dabei bedeutende Opfer bringt, um eine beflere Arrondirung der Altersklaſſen herzuftellen. Darum finden — 150 — wir auch, daß diejenigen Forftwirthe, welche immer in der» gleichen Wäldern lebten und wirkten, auf eine folche immer ſehr großen Werth) legten. Ob man fie für mehr oder weniger wichtig hält, ihr mehr oder weniger Opfer bringen will, hängt lediglich von der Bedeutung der Zwede ab, die man dadurch zu erreichen fuchen muß. Deshalb wollen wir erft diefe jchärfer in das Auge fafien, bevor wir zu den Grundfägen übergehen, nad denen eine gute Beitandsordnung gebildet werden muß. Diele Zwecke find: 1. Die Gefahren, welche dem Holze durch Naturereige niffe, Hütung und Wild, Infektenfchaden drohen, möglichſt zu vermeiden. a) Die Gefahr des Windbruchs kann nur dadurch ver= mieden oder weniger verderblicy gemacht werden, Daß man nicht zu große Maſſen gleichalteriges Holz, was dem Wind bruche unterworfen ift, zufammenlegt, viele Eleine felbitftän- dige Wirthichaftsfiguren mit Windmänteln bildet, feine Be- ftände in einem Alter bloßftellt, wo fie dem Angriffe der MWindftürme nicht widerftehen können, Hiebszüge oder Sclagtouren bildet, in denen man den Hieb in fchmalen Schlägen der Sturmgegend entgegen führen fann. Se größer die Gefahr von Windbruch ift, defto mehr muß man die Beftandsordnung mit Rückſicht auf fie berechnen. Wo fie nicht eriftirt, braucht man ihr auch feine Nechnung zu tragen, b) Wo die Waldfeuer fehr zu fürchten find, wie Dies in den ausgedehnten menfchenleeren trodnen Kiefernhaiden des Dftens und Nordens Deutfchlands der Fall ift, kann man fie nur weniger verderblich machen, wenn man immer: fort diejenigen Altersflaffen, in denen das Feuer am leich— teften entftehet und am wenigften zu löfchen ift, mit folchen — fü — wechfeln läßt, bei denen dies weniger der Fall it. Im jun: gen Holz von 15 bis 40 und 50 Jahren, in den Dickun— gen, die fich noch nicht gereinigt haben, ift felten ein aufs gefommenes Feuer zu löjchen, fobald es einmal eine größere Verbreitung erlangt hat und nicht gleich im Anfange erftickt, während es in den ältern lichten Beftänden oft von felbft wieder verlöfcht, oder nur auf der Erde fortläuft, ohne die Bäume zu tödten. ec) Im Laubholze, wo oft die Viehweide oder ein ftars fer Wildftand jo gefährlich werden, ift dagegen die Zu— jammenlegung der jungen Beſtände das befte Mittel, um das Derbeißen der Schonungen weniger nachtheilig zu machen. d) Beſonders die Kieferraupen entwideln fich gewöhn- lich zuerft in einer und derſelben Altersklafje und an einzel nen Stellen der größern Waldflächen. Die fehr gefährliche Sorleule fucht, beinahe immer Die mittlere Altersklaffe, das 30 bis 60jährige Holz, zuerft auf; der Kiefernfpinner Tiebt mehr das ältere Holz. Liegen die einzelnen Altersflafien in Kiefern zu gedrängt zufammen, fo find dieſe Snfekten nicht blos im Anfange fchwerer zu vertilgen, da fie auf größern Flächen zerftreut find, fondern ein Snfektenfchaden wird auch weit verberblicher, wenn ganze Altersklaſſen vollftändig dadurch vernichtet werden, als wenn fie alle gleichmäßig darunter leiden. Dann ift aber auch die Vertilgung z. B. des Epinners viel leichter, wenn er von einem haubaren Beftande in eine Schonung übergeht, an der man ihn leichter ablefen kann, als wenn er im haubaren Holze fortfrißt. Schon aus diefer Rückſicht ift in Kiefern, wo dieſes Uebel ſehr zu fürdh- ten ift, eine Trennung der Altersflaffen ſehr wünfcheng- werth. 2. Durch die Beſtandsordnung ſoll es möglich ge— — 12 — macht werden, Daß bei großen zujammenliegenden Wald: flächen die Altersflaffen fo vertheilt werden, Daß alljährlich eine gleich große Holzmafje in den verjchiedenen Gegenden des Waldes gefchlagen werden fann, damit die Bedürfnifie der Anwohner zweckmäßig Befriedigung finden, und ein vor— theilhafter Abjag bewirft wird, Darum muß man in jedem Wirthfchaftsgangen oder Blode ein richtiges Altersflafjens verhältniß herzuftellen juchen und demgemäß die Schläge fhon im erften Umtriebe jo führen, daß Died entweder ſchon jegt hergeftellt, oder doch für die Zufunft vorberei- tet wird. 3. Die Beitandsordnung fol fi der Bodenbildung oder den fünftlich gebildeten Wirthichaftsfiguren anpaffen, damit man in Diefen regelmäßige Schläge führen kann. Wenn ein lang gezogener Berghang einen natürlichen Hiebs— zug bildet, in welchen man eine längere Zeit hindurch die Schläge gegen die Sturmgegend an einander reihet, um MWindbruch zu vermeiden, fo muß man an ihm einen jolchen Deftand herzuitellen fuchen, daß er dazu paſſende Altersklaſſen erhält. Oder wenn man von der Idee ausgehet, eine Wirth: Ihaftsfigur im Buchenhochwalde mit einem Male zu verjün- gen, fo muß ein gleichalteriger Beſtand darin hergeftellt werden. 4. &8 iſt vielfach der Fall, daß die VBerfchiedenheit des Bodens fih auf große Flächen erftredft und diefe Holz von verschiedener Beichaffenheit liefern einen verfchiedenen Umtrieb oder eine verjchiedene Behandlungsweife bedürfen. Dann muß eine folche Beftandsordnung hergeftellt werden, daß für jede Betrieböflaffe, wie man fie nennen fann, eine zweck— mäßige Vertheilung der Altersflaffen erfolgt. Aus dieſen Furzen Andeutungen über die Zwede, welche man durch eine Dejtandsordnung erreichen will, wird nun — 195 — fchon hervorgehen, daß fich gar feine bejtimmten Vorfchrif- ten geben laſſen, wie eine folche fein fol, daß fie viel- mehr nicht blos der Bodenbildung angepaßt, fondern auch nad) allen den angeführten Nücfichten für jedes einzelne Revier ermittelt und berechnet werden muß. Eben jo wird fih daraus ergeben, daß die Herftellung einer folchen bald von größerer, bald von geringerer Wichtigkeit ift, daß man ihe bald größere Opfer zu bringen veranlaßt fein kann, bald ed fich nicht rechtfertigen würde, wenn man fie rüdjichtslos herzuftellen fuchte, ohne zu beachten was dies Foftet. Diefe Opfer, die zur Herftellung einer beftimmten Be— ftandsordnung erforderlich werden fünnen, beftehen darin, daß man beshalb einzelne Beftände in einem andern Alter zum Hiebe bringen muß, als e8 zur Herftelung oder Erhaltung eines richtigen Altersflafienverhältniffes, auch wohl um fie am vortheilhafteiten zu benußen, eigentlich gefchehen müßte. So fann man vieleicht fchon jest ein ganz normales Alters- Haffenverhältniß haben, Die einzelnen Altersflaffen Tiegen aber nicht jo geordnet, wie man es verlangt, und man weicht Daher bei Anordnung der Hauungen ganz vom normalen Haubarfeitsalter ab, und zerftört Dadurch das richtige Alters— klaſſenverhältniß abfichtlih, was herzuftellen das Endziel vieler Tarationsmethoden ift. Darin liegt denn auch eine jeher wefentliche Berfchiedenheit der fogenannten Fachwerfs- methoden und desjenigen Tarationsverfahrens, wobei man durch Die Berechnung des Holzertrages den Etat fo zu regeln jucht, daß der Wald in ein regelmäßiges Altersflafjen- verhältniß gebracht wird, Beide wollen den Wald in einen normalen Zuftand bringen, die Fachwerker fordern für dieſen aber neben einem richtigen Alteröflaffenverhältniffe auch eine zweckmäßige Beftandsordnung, halten ſelbſt diefe leßtere oft für noch wichtiger als jenes, und opfern es ihr darum fir Fürzere = — oder längere Zeit, um die Beſtandsordnung zuerſt herzu— ſtellen. Die Vermittler zwiſchen beiden Parteien haben nicht bedacht, daß eine Vermittelung gar nicht möglich iſt, ſo lange die eine vor allem Andern die Herſtellung einer guten Beſtandsordnung verlangt, die andere die eines nor— malen Altersklaſſenverhaͤltniſſes. Beides gleichmäßig zuſam— men erreichen zu wollen, ift in bei Weitem den meiften Fällen ganz unmöglid. Man bat zwar die fehr zu em— pfehlende Lebensregel: man muß das Eine thun und das Andere nicht laffen, die bier fehr zu paſſen fcheint, fie ift aber nur in den feltenften Fällen bei der Betriebsregulirung im Walde anwendbar, weil es unausführbar ift, die vorhan— denen Beftände fo zu verfegen, Daß man mit ihnen eine zwecdmäßige Beftandsordnung bildet. Dies kann nur das durch gefchehen, daß man Diejenigen Beftände, Die in eine folche nicht paflen, herunterhauet und andere dafür anbauet, wie fie die Beitandsordnung fordert. Dabei fann man dann aber nicht mehr allein auf das herzuftellende Altersflaffen- verhältniß fehen, oder auf den zu erhaltenden oder herzus ftellenden normalen Vorrath, fondern muß oft Hauungen vornehmen, die in dieſer Beziehung fich gar nicht rechtferti- gen laffen. Alle die Tarationsihriftfteller, welche den voll: fommenen Zuftand eines Waldes blos vom normalen Alters- Flafienverhältniffe und dem daraus hervorgehenden normalen Vorrathe abhängig gemacht haben und fich deshalb darauf beſchraͤnken, den Etat fo zu regeln, daß dieſer in der kürze— ften Zeit hergeftellt werden fan, haben dabei Wälder vor Augen gehabt, in denen die Beſtandsordnung allerdings nur eine fehr untergeordnete Bedeutung hat. Dies ift in den Laubholzhochwaldungen, befonders wenn fie aus lauter ſelbſt— ftändigen natürlichen Wirthfchaftsfiguren mit feften Grenzen beftehen, die lberall zugänglich find, fehr oft der Fall, Sie — — | handeln dann wenigftens infofern folgerecht, als die Her- ftelung des richtigen Altersflaffenverhältniffes das Wichtigfte ift, die der Beftandsordnung etwas fehr Untergeordnetes und Dabei fo Einfaches, daß man fie ganz mit Stillfehweigen übergehen fann. Anders ift e8 mit denjenigen Forftwirthen, die in großen Nadelholzforften Betriebspläne zu machen haben. Diefe erfennen fehr oft, daß die dringendfte Auf- gabe die ift, die Beftände in Ordnung zu bringen, um fie zu fichern und zweckmäßig benugen zu fonnen. Sie fünnen niemals ein Tarationsverfahren für richtig anerfennen, was ihnen bei ber Löfung unüberwindliche Hindernifje in den Meg legt, indem dabei nur die Herftellung eines folchen Zuftandes bezweckt wird, bei welchem jeder Beftand gerade im Umtriebsalter gehauen werden kann, was eine willfür liche Zufammenlegung oder Trennung der Altersflaffen gar nicht geftattet. Sie find dabei in ihrem vollen Rechte, weil dies ideale Altersflaffenverhältniß in vielen Fällen, — man fann wohl fagen im Nadelholze in den meiften, — einen un endlich geringern Werth hat, um den Wald am vortheilhafte- ften benußen zu fünnen, als eine gute Beftandsordnung. Der große Gewinn, den das ideale Altersflaffenverhältniß bringen fol, ift nur ein eingebildeter; der, den man von einer vollfom- menen Beftandsordnung mit Recht erwarten fann, ein jehr reeller. Worauf beruhet denn eigentlich die Idee, daß man den Wald dann am vortheilhafteften benußt, wenn man jeden Beftand gerade im angenommenen Umtriebsalter zum Hiebe bringt? Offenbar darauf, daß darin das Holz am werthvolliten und die Holgerzeugung am größten ift. Betrachten wir num aber einmal einen Buchenhochwald von gleichem Boden und Wuchſe, worin diefe Idee fich noch am erften realifiren läßt und in dem fie auch unläugbar, wo nicht entiprungen, Doch ausgebildet ift. In ihm wird der größte Theil zu Brenn—⸗ — 16 — holz benugt (Hundeshagen rechnet im günftigften Falle nur 8 Procent Nugholz), was im 60. und 80. Jahre Die felbe Brenngüte hat, als im 120. Nun nimmt Cotta aber an, daß der jährliche Durchichnittszuwachs in mittelmäßigem Boden an einfchlagbarem Holze auf dem preuß. Morgen im 90, Zahre 27,1%, im 100. 28,3, im 110. 28,9, im 120, 29,1 beträgt. Nehmen mir nun Ddiefen Zuwachs für richtig an, fo wäre der Berluft am Brennholze, wenn man, ftatt jeden Beſtand wirklich 120 Jahre alt werden zu lajjen, ihn jchon mit 110 Jahren einfchlägt, 0,2 jähr— lich für den ‚preußifchen Morgen, Wir beftreiten aber die— fen ganzen Zuwachs, wie er in dieſen Grfahrungstafeln für ideale Beftände angenommen wird, geftügt auf Theorie wie Erfahrung, gänzlich, und behaupten, daß, wenn alles benugbare Holz in Nechnung geftellt wird, ein Steigen des Zuwachfes felbft in Buchen vom 60. u. SO. Jahre an entjchie- den nicht mehr ftattfinden fann, worüber der Beweis in dies fen Blättern fchon fo vielfach und umftändlich geführt wor— den ift, daß wir und Die abermalige Wiederholung wohl er- fparen fünnen. Nehmen wir aber an, daß er ganz richtig angegeben worden fei, kann dann diefer Verluſt von 0,2.Kbff. jährlichen Durchſchnittszuwachſes für den preuß. Morgen wohl ein Grund fein, einen Buchenbeftand nicht im 110. Jahre zu hauen, fondern im 120., wenn man durch diefe Abwei— hung vom normalen Haubarfeitsalter in den Stand gefeßt wird, eine beffere Beitandsordnung herzuftellen? — Daß für Kiefern und bei allen Holzbeftänden‘, wo ber Zuwachs früher finft als in Buchen, wo die Beftände einer Menge Zufällen unterworfen find, die auf Diefen Einfluß haben, worin die Bäume in ſehr verfchiedenem Alter die Stärfe erreichen, worin fie gerade am brauchbarften find, die Idee der Herftellung eines normalen Altersklaffenverhältniffes — 197 — eine ganz haltlofe und unpraftifche ift, haben wir ſchon oft Dargethan, und es ift noch Niemand aufgetreten, der unfere Einwürfe gegen die Ausführbarfeit derfelben widerlegt oder als unbegründet erwiefen hätte, Hierauf geftügt behaupten wir, daß fich eine Abwei- Hung vom normalen Haubarfeitsalter, felbft wenn dadurch eine Störung des idealen Altersflafienverhältnifies veranlaßt wird, zur Herftellung einer zweckmäßigen Beftandsordnung, wenn Diefe irgend eine Wichtigfeit hat, vollfommen rechtfer= tigen läßt, Es verftehet ſich von felbft, daß man dabei ein richtiges Maß inne halten muß, denn ſonſt können Teicht noch andere Uebelſtände entjtehen, als die, welche die Nicht: achtung einer guten Beitandsordnung herbeiführen kann. Hat man nur diefe im Auge und verfolgt man rüdfichtslos die Herftellung einer idealen Vertheilung der Altersklaffen, achtet man dabei. gar nicht Darauf, daß man die Beftände nur in dem Alter zum Hiebe bringt, worin fie am vortheil- hafteften benußt werden, fo opfert man Die Gegenwart einer immer unfichern Zufunft auf, man verfauft die Taube in der Hand um den Sperling auf dem Dache. Dagegen ha— ben wir in diefen Blättern fchon genugfam geeifert, Die Ertreme taugen überall nichts, am wenigften in Diefem Falle, Wir verlangen, daß derjenige, welcher den DBetriebsplan ei- nes Forftes entwirft, ohne alle Borurtheile und Vorliebe für das Eine oder das Andere, den Werth einer guten Beftandsord- nung wie den eines normalen Altersflaffenverhältnifies prüft, beides fo viel als möglich herzuftellen fucht (wobei wir. aber das normale Altersklaffenverhältniß nicht gleichbedeutend mit dem Hundeshagen’fchen idealen annehmen) und ift das nicht zugleich möglich, Dem einen von dem andern nicht mehr opfert, ald duch den Vortheil, den man Dadurch ficher zu erreichen hoffen kann, gerechtfertigt wird, Es kann - 58 — gar nichts Lächerlicheres und Nachtheiligered geben, als eine Beltandsordnung in Kiefern lediglich mit Rüdficht auf die Verhütung von Sturmſchaden heritellen zu wollen, bei der man duch die Abweichung vom vortheilhafteften Hau— barfeitsalter die größten Opfer bringt, wenn gar fein fol- cher zu fürchten ift, was auf dem armen Boden, wo bie furzichäftige Kiefer fich fehr tief bewurzelt, ſehr leicht der Fall fein kann. Ebenfo hat man in der Nähe ftarf bewohnz ter Orte, wo jedes Fleine Dürre Reis frühzeitig von den Leſe— holzjammlern aufgefucht wird, wo gleich eine Menge Men— chen bereit find, ein entftehendes Waldfeuer zu löfchen, eine Menge Straßen, Bäche, Wiefen ꝛc. den Zufammenhang ber Beſtände trennen, wenig von dem Feuer zu fürchten und mag deshalb auch wohl einmal große Flächen junges Holz zuſam— menlegen. Dann macht e8 dabei auch einen ſehr wejentli- chen Unterfchied, ob man einen jo guten Nutzholzabſatz hat, daß man vielleicht 60 und 70 Procent der Abtriebserträge zu Bauholz verfaufen fann, wenu man das Holz das normale Haubarfeitsalter erreichen läßt, was nicht felten im Nabel- holze vorkommt, oder ob man dajjelbe doch größtentheild als Brennholz einfihlägt, wobei es ziemlich gleich ift, ob man e8 30 und 40 Jahre jpäter oder früher zum Einfchlage bringt. Wie in allen Fällen muß fich der Forſtordner Rechen⸗ ſchaft von dem geben, was er thun will, Zweck und Mittel erwägen, nicht eine Wirthſchaftseinrichtung machen, bei der er inſtruktionsmaͤßig den Wald nach einer gegebenen Chablone zuſchneidet, ſondern wobei er die Zuſtände herzuſtellen ſucht, die ihm mit Beachtung aller Verhältniſſe hier die zweckmä— Bigften zu ſein ſcheinen. Darum muß man die jungen Forſt— männer, Die man zu Forfttaratoren bilden will, vorzüglich denken lehren, und fie jo viel als möglich mit demjenigen be- — 19 — Fannt machen, was man in den verfchiedenen Forften Deutfch- lands als zweckmäßig erfannt und angewendet hat, damit fie für gleiche Verhältniſſe es ebenfalls benugen fünnen. Es giebt nichts Nachtheiligeres für Länder, die Forften von fehr ver: fehiedenartigen Zuftänden und Verhältniſſen haben, als eine ganz fpeciele Tarationsinftruftion, Die genau vorſchreibt, in welchen Zuftand ein Wald gebracht werden foll, wie dazu der Abgabefat geregelt werden muß, wobei der Tarator nur als Mafchine gebraucht wird, um das Tarationswerf genau nach dem vorgefchriebenen Mufter auszuführen. Der Tara tor muß ein Künftler fein, weshalb ein recht guter auch mehr geboren als gezogen wird, wie alle Künftler, der einmal zu ermitteln weiß, welches der vortheilhaftefte, winfchenswerthefte Zuftand des Waldes fein würde, dann aber auch, in wie weit es jest ſchon möglich ift Diefen herzuftellen, und ob man fich nicht mit einem andern begnügen muß. Soll er dann aber feine Sdeen ausführen können, jo muß man ihm auch eine gewifje Freiheit der Bewegung lafien. Man darf ihn eben fo wenig in die Feſſeln des Nubungsprocents fchlagen , als ihm eine Beftandsordnung, eine beftimmte periodifche Gleich- ftellung vorfchreiben, Die er unerläßlich herftellen muß. Es ift freilich ebenfo fchwer, ſolche Taratoren zu. finden, wel: chen man Diefe Freiheit des Handelns unbedenklich geftatten fann, als Neviloren, welche im Stande find zu prüfen, ob durch die Abweichungen vom Gewöhnlichen und Vorgefchrie- benen etwas Beſſeres hergeftelt worden iftz aber wenn un— jere Betriebsregulirungen wirklich das leiten follen, was man von ihnen erwartet, jo muß man darnach ftreben, Män— ner zu erhalten, welche im Stande find, diefelben zwedmäßig auszuführen, Unfere Inftruftionen zur Holzfultur begannen, als man fie einführen wollte, auch Damit, fpeciell vorzufchreiben, was man für Holz anbauen follte und wie man dabei verfahren — ww — müffe, indem fie Alles auf das Genauefte vorjchrieben, bis auf Die Zeit, wo der Same gefammelt werden follte. Schwerlich wird jegt noch eine deutfhe Regierung auf die Idee kom— men, folche Inftruftionen zur Holzkultur zu erlaffen, oder gar in eine Forftordnung aufzunehmen, die Died noch vor 50 Jah— ven jehr vielfach geichah,, weil man voraudfegt, daß - die Nevierverwalter und ihre Borgefegten fchon wiffen werben, wie fie das Holz fen, pflanzen und die Samenfchläge ftellen müffen. Sollten wir denn nicht mit den Betriebsregulirun- gen und Ertragsberechnungen eben dahin fommen? In ber preußifchen Tarationsinitruftion vom Jahre 1819 ift noch umjtändlich gelehrt, wie der Zuwachs an haubarem Holze berechnet werden muß, wie Erfahrungstafeln entworfen wer— den müflen u. ſ. w. Gewiß wird doch fchon jeßt jeder den- fende Menſch zugeftehen müfjen, daß dies wohl in ein Lehr: buch, aber nicht in eine Initruftion zur Taration der Staats forften gehört, da man Leute, Die dies nicht fchon wiſſen, gar nicht zu Taratoren brauchen kann. Nun, in eine folche gehören noch viele andere Dinge nicht, die man jetzt nur noch zu häufig darin findet, weil man ebenfall8 vorausfegen muß, daß fie diefelben fchon wiſſen. Wenn man aus den hier entwidelten Gründen nun auch niemals eine für alle Fälle paflende Beftandsordnung entwer- fen fann, dieſe vielmehr den vorhandenen Zuftänden und Berhältniffen anpaffen muß, jo kann man doch verlangen, daß jeder gebildete Forftwirth die allgemeinen Regeln zur Herz ftellung einer folchen, wie fie bisher gegeben wurden, fennen muß, Wir wollen Ddiefe daher für die verfchiedenen Holz- und Betriebsarten, fo wie die eigenthümlichen Lofalverhält- niffe, ganz furz zufammenftellen, 1, Für Mittel- und Niederwälder verlangt man, daß bie Schläge möglihft an einander gereihet werden, die Abfuhr — 11 — fo erfolgen fann, daß die jungen Beftände feine Beichädigung erleiden ; daß da, wo der Wald mit der Viehweide belaftet ift, der Triftzug nicht durch vorliegende Schonungen behindert wird. Iſt die Aneinanderreihung der Schläge nicht für den ganzen Wald ausführbar, fo muß fie wenigftens in den einzelnen Di— ftriften ausgeführt werden; ift Dies bei verhauenen Nevieren nicht gleich möglich, fo muß fie Doch vorbereitet werden, Die Kegel, daß die Beftände fo geordnet fein follen, daß der Hieb immer von Weften gegen Often zu geführt werden fann, ift als eine veraltete anzufehen, auf die Fein Werth; mehr gelegt wird, 2. Im Laubhochwalde ftrebt man vorzüglich nach einer Zufammenlegung der Altersflaffen, einmal indem man alle Flä— chen, die einer und derfelben PBeriode angehören, zufammen- zulegen fucht, und dann wieder, indem man die mit ein- ander grenzenden Perioden an einander reihet. 3. Dabei fucht man aber zugleich die Altersklaffen in jedem Hochwalde fo zu vertheilen, daß in jedem Blode oder Wirthichaftsgangen für fich ein richtiges Altersklaffenverhält- niß hergeftellt wird, 4, Enthält das Revier Boden von jolcher verfchiedenen Beichaffenheit, daß darauf Holz von einer andern Art und einem andern Alter als in den übrigen Theilen erzogen wer— den muß, und find diefe Flächen dazu hinreichend arrondirt und groß genug, fo fucht man darauf ebenfalls eine folche Beftandsordnung herzuftellen, daß dadurch für fte ein richti- ges Altersflaffenverhältniß entfteht und die Altersflaffen zwed- mäßig darauf vertheilt werden. 5. Nur bei ebenen Nevieren fann man eine willfürliche Beftandsordnung bilden wollen, ebenfo wie man hier nur ganz regelmäßige Wirthichaftsfiguren abtheilen fann. In allen Gebirgen, wo man nur eine natürliche Eintheilung zu machen im Stande ift, wird auch Die pafiende Beftandsorb- Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. L = 162 = nung durch die Bodenbildung gegeben. Für jeden einzelnen Berg oder Berghang, Thalzug oder jedes Plateau wird man die Gruppirung, Sonderung oder Aneinanderreihung der Be- ftände befonders geben müſſen. 6. Ebenfo müfjen die Wälder in den Flußthälern, in- fofern fie Schuß gegen Eisgang und Berfandung gewähren, ihre eigenthümliche Beftandsordnung erhalten. Durch diefe muß man in den Stand gefegt werden, den Hieb fo führen zu können, daß dem dahinterliegenden Lande zu feiner Zeit der Schuß ganz geraubt wird, den befonder& das Unterholz und der Niederwald gewähren follen. Die Schläge müffen deshalb in der Negel ftreifenweife in Der Art geführt werden, daß fie am Fluffe hinlaufen, dem Strome entgegengeführt werden und immer noch fo viel Holz, welches diefen Schuß gewährt, fo lange ftehen bleibt, bis die vordern Schläge dazu wieder genug herangewachfen find. 7. Die forgfältigfte Behandlung in Bezug auf die her- zuftellende Beftandsordnung verlangen ohnftreitig die Fich- ten, welche einen Wuchs haben, daß fie dem Windbruch fehr unterworfen find, Dies hängt zum Theil von der Art ih- rer Erziehung ab. Daraus erklärt fich die fonderbare Er- fcheinung, daß in den deutfchen Alpen, wo die Stürme bei der größten Höhe der Gebirge heftiger find als im Harze, dem Thüringerwalde und Erzgebirge, dennoch im Allgemei- nen weniger Schaden duch Windbruch entiteht als in Dies fen legten Mittelgebirgen. In den Alpen verjüngt man den Wald duch Kahlbiebe, die nach und nach von dem Vor- ftande befamt werden. Das giebt aber felten oder nie einen ganz gleichalterigen gefchloffenen Beftand, die Schläge flie- gen vielmehr nur langſam und oft erft in 20 und 30 Jah: ren einzeln und in den höhern Lagen gewöhnlich erft mit Lärchen und dann mit Fichten an, Das erzeugt dann Bäume, — 18 — die bei ihrem vereinzelten Stande, den fie von Jugend ha— ben und da fie alle exit fpät in Schluß fommen, weit befz fer dem Sturme widerftehen können ald Die gefchlofjenen, ge— fäeten und gepflanzten gleichalterigen Beftände der genann— ten norddeutfchen Gegenden. Auch die Fichtenreviere der Seegegenden Norddeutfchlands find bei dem lockern und feuch- ten Boden, auf dem fie gewöhnlich vorfommen, und den hef- tigen Seeftürmen, dem Windbruch außerordentlich unterwor- fen, vielleicht noch mehr als diejenigen Gebirgsgegenden, wo Die Fichte im bunten Sandfteine nur einen Armlichen Wuchs hat und feine große LZänge erreicht. Was die für Fichten pafiende Beftandsordnung, um den Windbruch zu verhüten, betrifft, To laſſen fich darüber, da fie fich ftets der Bodenbildung anpafjen muß, nur einige all- gemeine Regeln geben, wie fte fich aus dem Zwecke entwiceln, den man Dadurch erreichen will. Diefer ift a) die Schläge immer fo führen zu können, daß man der Sturmgegend entgegen hauet; b) niemals einen Beitand, der in dem Alter ift, wo er fchon der Gefahr, vom Winde gebrochen zu werden, ausge— jest ift, durch Wegnahme des ſchützenden Vorſtandes dem Angriffe des Sturmes für längere oder jelbft fürzere Zeit bloßzuftellen; c) die jungen Beftände, in Denen man für eine längere Zeit die Schläge aneinanderreihen muß, durch Schußftreifen zu theilen, um jeden dadurch gebildeten Theil mit einem Windmantel zu verlehen ; d) um der nöthigen Slanfendefung willen Wirthichafts- figuren und Beftände herzuftellen, in denen man lange ſchmale Schläge führen kann, Damit der Sturm, felbjt wenn er eine Drehung von der angenommenen Sturmgegend macht, 72 — 4 — die bloßgeftellten an die Schläge grenzenden Beftände weni- ger faſſen kann;*) e) das haubare Holz, das dem Windbruche beſonders unterworfen iſt, über das ganze Revier zu vertheilen, — da die ftärfften Stürme oft nur eine geringe Breite haben und man daher weniger Gefahr läuft, es ganz zu verlieren, wenn es über die ganze Fläche vertheilt ift, Uber die fich der Sturm nicht gleichmäßig verbreiter, — mithin eine Trennung und Iſo— lirung der Altersklaſſen herzuftellen. 8. Wenn hiernach in Fichten, um den Windbruch zu verhüten, Die Beſtandsordnung vorzugsweife danach gebil- det werden muß, daß viele fleine, mit Windmänteln verfe- bene Wirthfchaftsfiguren hergeftellt werden, mit deren Abtriebe, wenn fie einmal angehauen werden, nicht zu lange Zeit zu— gebracht werden darf, in denen man lange jchmale Schläge führen und dieſe ftreng aneinanderreihen fann und auf wel: chen die Altersflaffen jo mit einander wechfeln, daß das ältere haubare Holz immer vom jüngern begrenzt wird, was noch nicht gefährdet ift, wenn der fchügende Vorftand weggenom- men wird: fo erleidet die Beitandsordnung in Kiefern manche Aenderung. Selbſt wenn diefelben nach dem Boden und dem Wuchfe des Holzes ebenfalls dem Windbruche aus- gefegt find, würde eine folche, wie die eben angedeutete, we— nig Dagegen ſchützen, weil dieſer in Kiefern in ganz ande— ver Art erfolgt als in Fichten. **) In diefen werden immer zuerit die Randbäume geworfen, weil fie freigeftellt vom Sturme an ihrer ganzen Beäftung angegriffen werden kön— *) Man vergleiche hierüber den Aufſatz über Bildung der Wirth: jchaftsfiguren im eriten Hefte des 31, Bandes der Krit. Bl. ©. 69. ”*), Man jehe darüber die Abhandlung über Windbruh in Kiefern und Fichten in dieſen Blättern, 18. Bd., 1. Hft., ©. 219, nad. — WB — nen, wogegen fie der dichte Schluß im Innern des Beftan- des jchüßt. Die Kiefern mit ihrer ifolirten Krone, die bei älteren Beftänden, welche ſich fchon licht geftellt haben, nur im Innern derfelben vom Sturmwinde erfaßt werden fünnen, leiden zwar auch bei der Wegnahme des Borftandes, jedoch fange nicht indem Maße wie die Fichten. Das fieht man ſchon daraus, daß oft die Ränder, wenn fie nach der Sturm- gegend zu bloßgeftellt werden, den Stürmen wiberftehen, während im Innern des Beftandes einzelne Bäume oder Baumgruppen heraudgebrochen werden. Das liegt theild im Boden, der einen fo großen Einfluß auf das tiefere oder flachere Eindringen der Wurzel und die dadurch bewirfte Be— feftigung des Baumes hat, theild in der Art und Weife der Wurzelbildung, des Kronenanfaßes, der Länge des Baumes, der dunflern oder lichtern Belaubung, die ſich bei den ein- zelnen Bäumen nicht gleich bleibt. Man würde daher durch eine ganz gleiche Beitandsordnung, wie bei der Fichte, den Zwed der Sicherung doch nicht in gleichem Maße erreichen, — abgejehen davon, daß die Kiefer im Allgemeinen der Gefahr des Windbruch8 Überhaupt weit weniger unterworfen ift als die Fichte, ja fogar in fehr vielen Fällen gar feine Gefahr vor- handen ift, — durch eine folche aber eine Menge anderer Nach- theile herbeiführen. Die Kiefer ift eine Lichtpflanze und ver- trägt nicht fo viel Schatten wie die Fichte; die Eleinen, ſchmalen Schlagftreifen, die Fleinen von höherm Holz umgebenen Schläge paſſen deshalb für fie nicht, da fie darauf zu fehr vom Schats ten leidet. Die in Preußen für fie angenommene Einthei- lung in Bierefe — die aber allerdings bisher fehr oft zu groß gemacht wurden — ift daher für fie entfchieden eine paffendere als diejenige in Hiebszüge, während Diefe wieder zweemäßiger fiir die Bewirthfihaftung der Fichte find. Sit die Kiefer dem Windbruche fehr unterworfen, fo -giebt es > ws fein anderes Mittel, fich dagegen zu fchügen, als den Be— ftänden ein geringeres Haubarkeitsalter zu beftimmen. Dies ift auch in der Regel ohne Nachtheil ausführbar. Die Ur— fache davon liegt immer in der Beichaffenheit des Bodens, der eine flache Bewurzelung bei einem ftarfen Höhenwuchſe erzeugt. Bei einem folchen Boden erreicht die Kiefer aber auch fchon frühzeitig die Stärfe, um ald Bauholz benußt werden zu fünnen, der Zuwachs finft ſehr früh, weil fie fich bald licht ftellt und felbit die einzelnen fich erhaltenden Bäume werden in Folge fich erzeugender Schwämme vielfach rotbfaul. Es kann folglih die Beitandsordnung nicht fo aus— ſchließlich mit Nücficht auf die Verhütung von Sturmfcha- den in den Kliefernforiten gebildet werden, wie Dies in Fich- ten oft unerläßlich ift, fondern es treten dabei auch noch an- dere Nücdkfichten ein, wie Dies jchon oben bemerft wurde. Die vorzüglichiten find, die Verbreitung von Waldfeuer und Inſekten zu verhindern, die gleichmäßige Bertheilung der Nuß- hölzer. Diefe legtere ift Darum in Kiefern weit wichtiger als in Fichten, weil bei diefen die gejchlofienen Beftände, wenn fie das genügende Alter erreichen, beinahe immer Bau= und Nutzholz geben, bei Kiefern aber nicht, da hier nicht blos der oft mangelnde Schluß, fondern auch die Beichaffenheit des Bodens weit mehr über die Stammbildung enticheidet als bei jenen. Die gleichmäßige Vertheilung der Altersflaf- fen auf dem verfchiedenen Boden, wenn diefer einen Einfluß auf den Wuchs und die Stammbildung hat, muß deshalb hier weit mehr beachtet werden, damit ſtets der Holzeinichlag die verjchiedenen Sortimente in gleicher Menge liefert. Da— gegen fommt es weit weniger darauf an, die Schläge im— mer gegen die Eturmgegend zu zu führen, man braucht alfo nicht zu Angftlich zu fein, auch einmal einen ältern Beitand, N: der gut bewurzelt ift, in der Sturmgegend freizuftellen, wenn auch wieder einzelne Fälle vorfommen, wo Dies ebenfo ver— ‚ berbliche Folgen haben Fann als in Fichten, Feuer- und In— ſeltenſchaden find bald mehr, bald weniger zu fürchten und fordern bald eine forgfältigere Iſolirung der Altersklaffen, bald geftatten fie eine größere Zufammenlegung der gleichalterigen Beftände, Hieraus wird fich ergeben, daß eine VBorfchrift zur Her⸗ ſtellung einer beſtimmten Beſtandsordnung in ausgedehnten Kiefernforſten ſich weit weniger geben läßt, als dies im All— gemeinen wohl in Fichten der Fall iſt. Sie muß vielmehr jedesmal aus den Zuſtänden im Walde, nach den Erfah— rungen, die man hinſichtlich der Gefahren gemacht hat, welche dem Walde drohen, nach den Abſatz- und Servitutverhält— niſſen ſo gebildet werden, daß man die größten Vortheile mit den geringſten Opfern zu erreichen ſucht. Dabei darf man immer die allgemeinen Regeln nicht vergeſſen: a) daß man nicht zu viel gleichalteriges Holz zuſam— menlegt, da dies ſtets ſeine Nachtheile und Gefahren hat; b) daß das Altersklaſſenverhältniß fo geordnet wird, daß wenigftens fpäter jeder Beftand gerade zu der Zeit gehauen wird, worin man ihn am vortheilhafteften benugt, was, wie wir ſchon oft bemerkt haben, etwas ganz Anderes ift als die Herftelung eines fogenannten normalen Altersflaffenver- haͤltniſſes. 9. Eine Regel für die Beſtandsordnung, auf die man früher einen ſehr großen Werth legte, den ſie aber wohl nicht hat, iſt die, daß dieſelbe ſo ſein ſoll, daß dadurch die Verjüngung begünſtigt werde. Sie bezieht ſich vorzüglich auf die Kahlſchläge, die durch die vorſtehende Holzwand be— ſamt werden ſollen, indem man annahm, daß der Same im— — 18 — mer nur bei gewiffen Winden abfliegt und in eine beftimmte Richtung getrieben wird, Wo man die Schläge regelmäßig mit der Hand anbaut, hat fie felbftredend gar feine Bedeu— tung. Aber felbjt bei der Wirthichaft mit Kahlichlägen, Die von angrenzendem Holze befamt werden follen, möchten wir ihr Feine große zufchreiben. Zuerſt fliegt aller Same, wenn er einmal ganz reif und die Zeit des Samenabfalles gefom- | men ift, bei jedem Winde ab, gleichviel aus welcher Rich— tung bderjelbe fommt, wenn die Witterung fonft nur warm und troden ift, Blos das fann man allenfalls zugeben, daß bei der Kiefer das Abfliegen des Samens am häufigiten mit Dftwind erfolgt, weil diefer am trodenften ift und auch im März und April vorherrfchend weht. Niemand wird aber darum in Kiefern den Hieb von Welten gegen Oſten zus führen. Dann ift es aber auch eine befannte Erfahrung, die gewiß fchon jeder Jäger gemacht hat, daß, wenn ber Wind gegen eine gefchloffene Holzwand ftößt, er zurüdprallt, fodaß man oft bei Kahlichlägen, bei denen das der Fall ift, den Windzug gerade in der entgegengefegten Richtung fühlt, als die ift, welche der Wolfenzug andeutet. liegt alfo felbft der Same mit dem Winde ab, der über den Schlag nad der Holzwand zuſtrömt, jo wird deshalb derſelbe noch nicht in diefe hineingetrieben, fondern doch über den Schlag ver- breitet werben. Ebenfo legen wir auf Die Regel feinen Werth, daß bie Schläge, welche durch die Spärfröfte leiden, jo zu führen feien, daß im Norden oder Oſten der Vorſtand ift, um fie gegen die aus Diefer Himmelsgegend fommenden Winde zu fügen und daß danach die Beitandsordnung gebildet wer: den ſollte. Die Winde felbjt erzeugen feinen Froftichaden, fie verhindern ihn vielmehr, weil fie einen Wechjel der er- fälteten Luftfchichten bewirken. In windigen Nächten haben — 19 — wie weder Neif noch Froft zu fürchten, gleichviel aus wel- cher Himmelögegend der Wind kommt. Die windftillen Nächte find es, die den Froft bringen. Da nun aber ge- rade wenn die Luft aus Often und Norden fteht, die Tem— peratur finkt, jo befördern die Holzwände, bie das junge Holz, was gegen Froft empfindlich ift, begrenzen, Diefen Schaden eher, ald daß fie ihm vorbeugen, indem. fie den Wechfel der Luftfchichten auf dem Schlage hindern, Wenn dieſe Regel eine Beachtung verdient, fo ift es in Bezug auf die Größe der Schläge, daß man auf fchlechtem und trodnem Boden nur fleine Schläge führen muß, daß dagegen die Buchenbefamungsichläge groß fein müffen, um nicht zu viel Nandflächen zu haben u. ſ. w. Das hängt aber mehr mit der Größe der Wirthichaftsfiguren zufammen, als mit der Art und Weife der Gruppirung der Altersflaflen, jo daß wir e8 hier wohl übergehen fönnen. Wil man überhaupt eine bejtimmte Beftandsordnnung herz ftellen, fo muß man eine Vorausbeftimmung der Schlagfüh- rung für den ganzen Umtrieb treffen, denn nur dann kann man überſehen, was man in der nächften Zeit zum Hiebe bringen muß, um diefe fünftig herftellen zu fonnen. Die Rich— tigfeit diefes Grundſatzes wird gewiß Niemand beftreiten, der bedenkt, daß zur Ausführung der in dieſer Hinficht aufge- geftellten Idee alle Schläge des ganzen Umtriebed vom er- jten bis zum legten in angemefjener Art geführt werden müf- fen. Aber auch diefer Grundfag ift vielfach falfch verftanden und unrichtig ausgeführt worden. Auf der einen Seite hat man gar feine Hiebsvorjchriften für die ganze Umtriebgzeit ge- ftatten wollen, und verlangt, daß blos der richtige Abgabe- ſatz feitgeftelt und dann dem Wirthfchafter überlaſſen wird, wo er dieſen am zwedmäßigiten einfchlägt. Dies darum, weil doch fo viele Umftände auf die jährlichen Hauungen einwir- — mw — fen, daß man gar nicht voraus wiſſen Fann, wie fie am zweck— mäßigften geführt werden, zumal für die fpätern Zeiten, für die man jegt gar noch nicht einmal den Zuftand wiffen kann, in welchem die Beftände, die dann zum Hiebe fommen kön— nen, fein werden. Auf der andern Seite hat man wieder für nothwendig erfannt, die Hiebsleitung und Behand- lung der Beftände bis in das Speciellfte ſogar noch im fünf- tigen Jahrhundert vorzufchreiben, wo man doch fehr wahr— jcheinlich nicht blos beffer wilfen wird, was Dann gefchehen muß, fondern wo man ficher auch unter ganz andern Ver— hältniffen wirthfchaftet al8 gegenwärtig, und ganz andere Anfichten über die zwerfmäßige Behandlung des Waldes haben wird. Beides ift nach unfern Anſichten unrichtig, wenn man überhaupt irgend einen Werth) auf eine Beſtandsordnung legt; daß dieſe aber einen folchen in bei weitem den meiften Fäl— len nicht hat, und, ausgenommen bei zerftreut liegenden Eleinen Laubholzrevieren, gar feine Rückſicht auf fie genommen zu werden braucht, werden wohl die meiften Forftwirthe einräus men. Derlangt man aber einmal eine Beftandsordnung über- haupt, fo muß man fie auch auf der Karte projeftiren, um nicht blos überfehen zu können, in welcher Art fie ausge— führt werden kann, fondern auch um denen, welche ein Re— vier bewirthfchaften, und die fie ausführen follen, zu zei« gen, wie man fich diefelbe gedacht hat. Das Bild derfel- ben ift unerläßlich, nicht blos um fie zu überfehen und aus- führen, fondern auch um ihre Zwedmäßigfeit beurtheilen zu fünnen. Eine Beftandsordnung zu verlangen und fte nicht zugleich auf der Karte, wenigftens durch eine Beriodenbildung oder Bezeichnung der Reihenfolge dev Hauungen, darzuſtellen, wäre gewiß etwas ſehr Mangelhaftes, denn es würde die Pruͤ— fung ihrer Zwedmäßigfeit fehr erfchweren. Damit ift nun aber Feinesweged die Idee verbunden, daß Alles nun - m — gerade bei den Hauungen im ganzen Umtriebe ausgeführt werden foll, wie e8 Dadurch angedeutet oder vorgezeichnet wor— den ift. Das wäre etwas fehr Lächerliches, denn es wird wohl jelten oder niemals der Fall eintreten, daß nicht fchon in ganz kurzer Zeit im Einzelnen an dieſem Projekt geändert werden müßte, wie denn dies auch gewöhnlich bei jeder Tarationsrevifion gefchiehet. Das PBrojeft der Beftandsord: nung beziehet fih nur auf den jegigen Zuftand des Forftes und die Verhältniffe, wie fie in Diefem Augenblide find, denn weiter kann fein Zarator etwas thun, ald daß er feine Anz ordnung diefen anpaßt. Die fpeciellen Borfchriften fünnen daher auch nur nach Diefen beurtheilt werden, mit jeder jeßt noch nicht vorauszufehenden Aenderung derfelben werben fie auch wieder dieſen veränderten Zuftänden angepaßt werden müffen. Nichts ift Daher lächerlicher, als durch ſolche ſpä— tere Generationen, Die gewiß beſſer unterrichtete Forjtwirthe haben werden als jebt leben, ängftlich bevormunden zu wollen, Das fann nur folchen Foritgenies einfallen, die glauben, daß ein folches, für welches fie fih halten, nur alle taufend Sahr einmal geboren wird. Aber es giebt Dinge, die ewig unveränderlich find, wie Die Bodenbildung, die Gefahr des Windbruchs u, f. w., die eine unveränderte Beftandsordnung verlangen , jo daß man winfchen muß, daß Diefe wirklich hergeftellt und der entworfene Betriebsplan auch ausgeführt wird. Die Forftwirthe, welche jegt in den preußifchen Kie- fernforften Ieben, haben gewiß ganz andere Anfichten, als die, welche vor 100 Jahren in ihnen wirthichafteten, Die Servitut- und Abfagverhältnifie, fo wie eine Menge anderer Dinge, haben fih gänzlich geändert und bedingen eine an- dere Wirthichaftsführung. Aber wir find Friedrich dem Gro— Ben noch ſehr dankbar dafür, daß er die Plenterwirthichaft abzujtellen befahl, die Schläge regelmäßig aneinanderreihen — 12 — ließ, gleichalterige Beftände verlangte. Wo feine Befehle aus- geführt wurden, werden wir jeßt die Früchte des vor länger als 100 Jahren von ihm erlaffenen Befehls fehen, da wir Dadurch beſſere Beftände erhalten haben, als wenn die alte Plenterwirthichaft fortgedauert hätte; das zeigt die Verglei- hung ber in regelmäßigen Schlägen bewirthfchafteten Reviere mit denen, in denen man fortfuhr zu plentern. Das gilt auch von einer guten Beftandsordnung. So lange es noch Fich- tenwälder im Gebirge überhaupt giebt, werden die, welche eine gute, dem Boden angepaßte Beftandsordnung haben, nicht blos vortheilhafter benugt werden fönnen, fondern auch ihre Beftände ficherer erhalten, als die, bei denen dies nicht ber Fall ift. Und fo lange unfere ausgedehnten Sandflächen noch mit Kiefeın beftanden find, wird eine zwedmäßige Son- derung und Bertheilung der Altersflaffen vortheilhaft fein. So jehr wir daher auch gegen die fpeciellen Hiebsvorſchrif— ten für die ganze Umtriebszeit, oder gar noch länger, ein- genommen find — und wie oft haben wir Dies ſchon aus— geſprochen —, für fo unerläßlich halten wir ed, die Be- ftandsordnung in allgemeinen Umriffen zu bezeichnen, Damit auf ihre Herftellung auch für längere Zeit gehalten werden fann. Es mag im Einzelnen fortwährend daran gebeflert und geändert werden, ed muß es fogar, aber Die ganze Idee muß man, fobald fie nicht für unzweckmäßig zu erfennen, aufrecht erhalten und auszuführen fuchen. Dazu muß fie aber deutlich bezeichnet werden. Kann jeder Wirthichafter nach feinen perfünlichen Anfichten und augenblidlicher Ein- gebung mit den Schlägen im Walde herumwirthichaften, fo wird man niemals ein geordnete Ganzes herjtellen. Schon früher haben wir es in diefen Blättern ausgeſprochen, daß es jet oft mehr darauf anfommt, einen vorhandenen Be— triebsplan zweckmäßig auszuführen, als einen neuen, viel- — 13 — leicht in manchen Dingen beffern, zu entwerfen. Um einen Forft einigermaßen in einen normalen Zuftand zu bringen, it eine fonfequente Verfolgung eines Planes durch eine lange Reihe von Jahren unerläßlih. Dazu muß er aber beftimmt bezeichnet fein, daß Jeder, der ihn auszuführen beru- fen ift, weiß, was er dazu zu thun hat, Wird in Bezug auf die Beftandsordnung auch nur eine DVertheilung der Flaͤ— chen für Die verfchiedenen Perioden im Allgemeinen vorge- nommen, fo genügt dies vollfommen, ja es wiirde dabei auch bei 120jährigem Umtriebe ſelbſt noch fehr gut zuläffig fein, die 5. und 6. Periode vorläufig noch gar nicht zu trennen und die Fläche derfelben noch zufammen zu werfen. Wenn man die neuere TIarationsliteratur aufmerkfam be- trachtet, fo wird man finden, daß der hier befprochene Ge- genftand Darin wenig oder gar nicht berüdfichtigt wird, ob— wohl er bei der FHorfteinrichtung Die größte Aufmerkfamfeit verdient, Das liegt offenbar darin, daß allerdings in man- hen Forften eine beftimmte Beftandsordnung von feiner großen Wichtigkeit ift und die einfache Arrondirung der Al- tersflaffen in jeder Wirthichaftsfigur genügt, die herzuftellen jhon jeder verftändige Forſtwirth von felbft bemühet fein wird, ohne daß ihm erft dazu weitere Vorfchriften gegeben zu werden brauchen, Dann aber auch wohl darin, daß es ſchwierig, wohl fogar unmöglich ift, beftimmte Negeln zu geben, wie eine Bejtandsordnung fein muß, um allen an fie zu machenden Anforderungen zu entfprechen, indem fie immer nur aus den örtlichen Zuftänden und Verhältniſſen entwicfelt werden fonnen, Se weniger aber dem Gegenftande noch die Aufmerk— famfeit in der Literatur gewidmet worden ift, Die er ver- dient, defto mehr müfjen wir befonders diejenigen Forftwirthe, die Nadelholzreviere bewirthichaften, auffordern, fich über — 1. — alles das auf das Sorgfältigfte zu unterrichten, was auf eine zwedmäßige Ordnung der Beftände irgend einen Ein- fluß haben fann, um einer folchen defto forgfältiger bei den anzuordnenden Hauungen nachzuftreben, je wichtiger fie fich zeigt, um die Beftände ficher ftellen und fie am zweckmäßig— ften benugen zu können. Etwas über die Erfahrungstafeln für Hochwald. Die Nichtigkeit der DVorausberechnung des Ertrages unferer Wälder, fo wie des darauf begründeten Abgaben- ſatzes, hängt größtentheild von derjenigen der Erfahrungs- tafeln ab, aus denen wir den fünftigen Ertrag der jungen Beftinde, das Nugungsprocent oder den normalen Borrath entnehmen. Dennoch wird noch lange nicht genug Sorg— falt auf die Zufammenftellung richtiger Erfahrungstafeln felbft von denjenigen Taratoren verwendet, welche ihren Ab— gabefag, den fie für ein Nevier berechnen, doch zulegt ledig— lich nach den Erfahrungstafeln feitfegen. Für Diejenigen, welche fih dabei mehr auf die Flächentheilung ftügen als auf die Holzberechnung, haben fte freilich nicht gleiche Wich- tigfeit. Will man vollfommen brauchbare Erfahrungstafeln herftellen, jo muß man fich erft die Anforderungen ganz flar machen, die man an fie ftellen will, Diefe können fehr mannigfaltig fein, weshalb man erft willen muß, wozu fie benugt werden follen, was man aus ihnen erjfehen will, bevor man fich darüber entjcheiden kann, wie das Verfah— ren bei ihrer Anfertigung fein muß. So fann man von ihnen verlangen, daß fie zu Dem Zwede benußbar feien, aus ihnen zu erſehen, bei wel: = — cher Holzart dem Boden der werthvollfte und größte Holz— ertrag abzugewinnen ift. Wie fann man fich anders über die Wahl der Holzart unterrichten, al8 daß man deren Er- trag auf dem Standorte, worauf man verjchiedene erziehen fann, mit einander vergleicht? Dazu können aber nur Er- fahrungen über den Wuchs und Ertrag jeder Derfelben auf einer beftimmten Stelle dienen, die ja eben die Erfahrungss tafeln enthalten follen, wie fehon ihr Name anzeigt. Diefe Art der Erfahrungstafeln, die man Fomparative oder vergleichende nennen Fünnte, fehlt und aber noch ganz, es ift fogar noch nicht einmal ein Verſuch gemacht worden fie aufzuftellen, Man Fann es allerdings nicht verhehlen, daß, felbjt wenn fich eine größere Zahl von Forſtmännern, die Forften von verfchiedenem Klima und Boden bewirth— fchafteten, Dazu vereinten, dieſe Aufgabe zu löfen, Diefelbe für ausgedehnte Landftriche fo fehwierig fein dürfte, daß Dies mit einem Male wohl kaum möglich wäre. Bei der Wich— tigfeit der Frage: wie fich die verfchiedenen Holz- oder Be— triebsarten in ihrem Ertrage bei gleichen Standortsverhält- niffen zu einander verhalten? — follte man doch aber einen Berfuch machen, um’ fie wenigftens für einzelne Neviere fo weit zu beantworten, als dies überhaupt möglich iſt. Was dazu gehört, ſoll hier nun zuerit erörtert werden. Will man Erfahrungen über den Wuchs der verfchie- denen Waldbäume auf einem und demſelben Standorte fam- meln, fo muß man zuerft diefe von einem gleichen Klima zufammenftellen. Wie groß der Einfluß defielben auf Die Vollkommenheit, welche die Bäume erreichen, das Alter, die Mafjenerzeugung, den Zuwachsgang u. |. w. ift, wird hier wohl nicht erft auseinander gefegt zu werden brauchen, Iſt e8 denn aber, wenn man dieſen Fennt, nicht lächerlich, darauf gar feine Rüdficht zu nehmen und Erfahrungstafeln — 1716 — für Buchen, Fichten oder Lärchen aufzuftellen, ohne im Ges ringften dabei zu bemerfen, ob diefe für Süd- oder Nord- deutfchland, für die warmen Eüd- oder fühlen Nordfeiten, für die Infel Rügen oder für den Solling, für die Ebene oder eine Seehöhe von 3000, 4000 oder noch höher gelten folen? — Wollte man die Sache von der gelehrten Seite an- greifen, fo könnte man verlangen, daß für jede Temperatur: verfchiedenheit von 1 Grad mittlerer Jahrestemperatur be- fondere Erfahrungstafeln gefertigt werden müßten. Ober man fönnte es auch noch gelehrter ausdrücken, wenn man fagte: die Erfahrungstafeln müffen fih in Bezug auf das geographifche Klima den Iſothermen anpafjen und dem Ge- fege der Temperaturabnahme in den Bergen folgen,*) Da wir aber von dem gelehrten Weſen bei der Forftwirthichaft ſehr wenig halten, jo empfehlen wir die Sache auf eine einfachere und praftifchere Art zu behandeln. Zuerft müffen nicht blos für jedes deutjche Land, wenn e8 irgend einen beträchlichen Flächeninhalt hat, bejondere Er- fahrungstafeln entworfen werden, fondern die Länder, die in den verfchiedenen Provinzen ein abweichendes Klima ha— ben, bedürfen auch für jede derfelben ſolche. Die Anhal- tifchen, die Neußifchen Lande, die Thüringiſchen Fürften- thümer mögen ſich allenfalls in diefer Beziehung als ein gleiches Flimatifches Ganzes betrachten, ſchon Medlenburg, Baden, Würtemberg, Oldenburg u. a, fünnen aber nur Er- fahrungstafeln brauchen, die in den eigenen Forften zuſam— mengeftellt find. Preußen muß bejondere für Dftpreußen, Weftpreußen und Poſen, Schlefien, die Marf, Sachſen, *) Mir empfehlen diefen Ausdruck Herrn Forftrath Hartig für eine neue Auflage des Lehrbuches für Forfter. > m > Weftphalen und die Nheinprovinz haben. Baiern bedarf fie für die Pfalz, Ober: und Niederbaiern, die drei fränfifchen Kreife. Das ftreitet noch nicht gegen Die deutfche Einheit, . denn Rußland Fann auch nicht dieſelben Erfahrungstafeln für die Krimm, Georgien und Mingrelien oder Jakuzk und Tobolsf brauchen. Dann müffen wieder für jedes größere Gebirge nach den verfchiedenen Negionen befondere Erfah- rungstafeln entworfen werden, Die fogar vielleicht nach der Erpofition in Süd- und Nordfeiten gefchieden werden müffen. Betrachten wir einmal die Vegetation des Harzes, um die Nothwendigfeit diefer Forderung näher zu begründen. In den untern Regionen bis 1000 Fuß Höhe entwickelt fich die Fichte auf einigermaßen gutem Boden jehr frühzeitig und raſch, erreicht das Marimum ihres Zuwachfes ſchon in früher Jugend, wird aber auch bald rothfaul und erträgt nur kurze Umtriebgzeiten, kann auch nicht mehr mit Vor— theil zu ganz ftarfem Holze erzogen werden, Der ganze Zuwachsgang ift ein verfchiedener von demjenigen der Fich- tenbeftände, die in einer Seehöhe von 2000 und mehr Fuß vorfommen. Können nun wohl Erfahrungstafeln für die Fich- ten des Harzes brauchbar fein, die ohne alle Beachtung des Einfluffes entworfen find, den das Klima in den verfchiedenen Regionen Diefer Berge äußert, welche doch immer nur Hügel im Dergleich mit dem Alpengebirge find? Diefelbe Erfcheinung tritt auch bei den Buchen ein, die bei 1500 bis 2000 Fuß einen ganz andern Wuchs haben als bei 600 und 800 Fuß, wenn auch nicht fo jehr in die Augen fallend, Unendlich verfehieden ift aber der Wuchs dieſer beiden Holzarten gegen einander, auf einem durchaus gleichen Boden, in den ver- Ichiedenen Höhen der Berge. Bei 6 bis 800 Fuß verdrängt die Buche die Fichte, und fchon bei 1500— 1800 Fuß kann Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. M — IS — jene fich nur ſehr ſchwer gegen Diefe fchügen. Der Zu: wachsgang kreuzt fich in Diefen verfchiedenen Höhen, wenn man ihn auf der Wachsthumsffale aufträgt. In den nie— dern Gegenden überwächft die Buche die Fichte und hat fchon mit 50 Jahren oft eine größere Mafjenerzeugung als diefe, in den Höhen Überfchießt wieder Die Fichte die Buche und fommt ihre in der Maflenerzeugung bereitd mit 30 Jah— ren bedeutend voraus. Will man daher von einem Boden von ganz beftimmter Defchaffenheit nachweifen, wie fich auf ihm diefe beiden Holzgattungen gegen einander verhalten, fo muß dies nothiwendig für Die verichiedenen Vegetations— zonen bejonders gejchehen. | Es wäre wohl zu wünfchen, daß nach gemachten Er- fahrungen in den verfchiedenen Gegenden Deutjchlands — nicht nach bloßen Theorien, da diefe Durch das lofale phy— ſiſche Klima modificirt werden müſſen — Zonen gebildet wür- den, fowohl in Bezug auf die Verbreitung unferer Walbd- bäume nah Süden und Norden, DOften und Welten als auf ihe Auffteigen in der Höhe, für welche man einen gleichen Wuchs bei gleicher Bodenbefchaffenheit annehmen könnte. Wie ſich von ſelbſt verfteht, Fönnten diefe Erfahrungen nur erft in einzelnen Gegenden gefammelt werden, um Dann nach dDiefen fie für ganz Deutfchland zuſammen zu ftellen. Be— fonderd wird in dieſer Beziehung jeded Gebirge feine eignen Erfahrungstafeln haben müſſen, da die größere oder ge— tingere Seehöhe nach der freien oder gejchügten Lage be— fanntlich eine ſehr verfchiedenartige Wirkung auf den Holz: wuchs Außert. Eben fo werden auch die Striche Deutſch— lands, welche ein Seeflima haben, vom Binnenlande ge— ſondert werden müſſen. Schwieriger noch, aber für die Aufſtellung vergleichender Erfahrungstafeln eben fo nöthig oder noch nöthiger, dürfte — mM — die Bildung allgemeiner feſt beſtimmter Bodenklaſſen ſein, in denen der Zuwachsgang jeder Holzgattung, die überhaupt noch in ihnen gezogen werden kann, ſo darge— ſtellt würde, daß man überſehen könnte, welches Holz in jeder Klaſſe die größte Maſſenerzeugung gewährt und über— haupt am vortheilhafteſten gezogen werden kann. Wenn man gegenwärtig von der erſten, zweiten, drit— ten Bodenklaſſe für Buchen, Eichen, Kiefern, Fichten, Lär- Den, Birken, Erlen Spricht, fo ift Damit feine allgemeine und abjolute Ertragsfähigfeit bezeichnet, fondern in Doppel: ter Beziehung nur eine relative, einmal in Bezug auf die Holzgattung und dann wieder mit Nüdficht auf die Ertrags- Differenzen für eine gewifle Gegend. In lesterer Beziehung bildet man die Güteflaffen des Bodens immer nur fo, daß man Die Differenz zwifchen dem beften und Dem fchlechteften Boden, auf dem die betreffende Holzgattung in dem Bezirke vorfommt und die Erfahrungstafeln zur Anwendung kom— men follen, in mehr oder weniger Klaſſen theilt, je nach dem fie größer oder Fleiner ift, Darum genügen. drei oder vier Güteflaffen für Buchen und Eichen volfommen, wenn der Durchſchnittszuwachs nach VBerfchiedenheit der Bodengüte zwifchen 25 und 50 bis 60 Kubiffußen jährlich fehwanft, nicht aber für Erlen und Kiefern, wo man fowohl 8 ale 80 bis 100 Kubiffuß Ducchfchnittszuwachs in vollen regelmä— Bigen Beftänden haben kann. Daß man fich für den gewöhnlichen Gebrauch der Er— fahrungstafeln auf die Bildung folcher relativen Bonitäts- klaſſen beſchränkt, ijt fo unvermeidlich als zwerfmäßig. Man nennt dann den beiten überhaupt vorkommenden Boden Die erite, den fihlechteften Die dritte oder fünfte Klaffe, je nach Dem man drei oder fünf Klaffen bilden will, und beachtet gar nicht, Daß es in andern Gegenden unendlich viel befjern oder M2 — 10 — fchlechtern Boden giebt, als den, der hier durch Die erfte oder fünfte bezeichnet wird, Es würde ganz unzwedmäßig fein, für die Mark Brandenburg Erfahrungstafeln zu ent— werfen, in denen Bodenflaffen für Buchen aufgeführt würs den, die fih auf den beiten Kalfz und Bafaltboden von Mittel, Wefts und Süddeutſchland bezögen, denn folcher fommt bier gar nicht vor; Dagegen ift e8 ein großer Feh— ler der Hartig’ichen Erfahrungstafeln, daß nicht noch viel geringere Bodenklaffen in Kiefern von ihm gemacht worden find, denn es giebt eine Menge Kiefernboden in den öftlichen Provinzen Preußens, der noch nicht einmal Die halbe Holzmaffe erzeugt, als die von Hartig für bie jchlechteite Bodenklaffe angenommen ift. Ebenfo braucht man in Schwa— ben und am Rhein die fünfte Bodenflaffe des märfiichen Buchenbodens nicht mehr zu beachten, denn dieſe kommt dort entweder gar nicht mehr vor oder man ziehet wenig- ftens feine Buchen mehr darauf und bauet fie mit Nadel: holz an. Wollte man aber dennoch aus wiſſenſchaftlichen Küdfichten, etwa um die Einwirkung des Klimas auf den Holzwuchs beſſer überfehen zu fünnen, alle in ganz Deutich- land vorfommenden Bonitätsflaffen der herrfchenden Holz- arten umfaſſen, wie e8 3. B. Cotta und Hartig verfucht zu haben jcheinen, jo würde man eine jehr große Menge von Klafien zu bilden genöthigt fein, da dann alle die fehr großen Ertragsverfchiedenheiten von ganz Deutichland be- achtet werden müßten. Dieſe würden aber nicht mehr in der Beichaffenheit des Bodens allein begründet fein, ſondern auch durch das abweichende Klima bedingt werden, fo daß man fie nicht mehr Bodenklaſſen nennen fönnte, fondern die Dezeihnung Standortsflaffen für fie gebrauchen müßte. Mit der Zahl der Güteklaſſen wächſt aber auch die Schwierigkeit der Beftimmung, welcher der Boden angehört, — 11 — Wenn man nach dem Holzwuchje eines Neviers die Er- tragsfähigfeit des Bodens in drei Klaffen theilt, gut, mit- telmäßig und fchlecht, fo ift es fehr leicht ein Urtheil zu fällen, in welche derfelben eine Beitandsfigur gehört. Schon bei 10 Klaſſen wird Dies aber ſehr fchwierig. Unmöglich würde es aber werden, wenn man vielleicht noch eine größere Zahl machen wollte und dann Die befferen oder fchlechtern dem Tarator ganz fremd wären, indem fie in den Wäldern, die er fennt, gar nicht vorfommen. Darum kann die Eintheilung der Bodengüte in ver- fchiedene Klaſſen immer nur eine relative, in Beziehung zu den Ertragsdifferenzen fein, Die entweder ein zu fchäßen- des Revier oder höchftens eine größere Waldgegend umfaßt. Es würde ein ganz unausführbares Unternehmen fein, ab- folute Bodenflaffen für ganz Deutjchland aufftellen zu wol— fen, die darum für alle Waldgegenden deſſelben gleich brauch- bar wären, weil man in ihnen für jeden Grad der Ertrags— fähigkeit des Bodens die Maffenerzeugung und den Gang derfelben nachgewiefen finden fünnte. Es ift daher auch nichts lächerlicher als z. B. die Cotta’fchen Tafeln für Süd— deutfchland umrechnen zu wollen, was, wenn wir uns recht erinnern, von einem baierischen Forftichriftfteller für Baiern verfucht worden if. Es wäre fehr zu wünfcen, daß für alle Erfahrungstafeln ein und daſſelbe Maß gebraucht würde, aber darum werden die für den Thüringerwald und das Erzgebirge aufgeftellten noch nicht für Ober- und Nieder- baiern und Schwaben paflen, von den Salinenforften in den Alpen gar nicht ein einmal zu reden, wenn auch das Sächſiſche Maß auf Bairifches redueirt worden ift. Dagegen wäre aber zu wünfchen, daß die Erfahrungs- tafeln nicht mehr blos in Beziehung auf eine Holzart, fon- dern zugleich für alle die herrfhenden Waldbäume auf = WB geftellt würden, Die auf Diefem Boden noch gezogen werden fonnen. Auf diefe wird man fie vorläufig beſchränken müſ— fen, denn für die bei und nur einzeln eingefprengten Bäume, wie Ulmen, Aspen, Eichen, Birken u. |. w., fehlen ung ‚die Mittel, die Holzerzeugung und ihren Gang in normalen Be- ftänden zu unterfuchen, da wir von ihnen feine jolchen be— figen. Für den gemeinen Ahorn würde man allenfalls diefe Unterfuchungen in den Anpflanzungen zur Laubgewinnung, den fogenannten Laubrechen in den Alpenthälern, anftellen kön— nen, für die Hainbuche an einigen Stellen im öftlichen Deutfch- land, wenn wir Oftpreußen dazu rechnen, für Die Ulme in einzelnen Slußwaldungen, da dieſe Holzarten hin und wie- der dafelbit in reinen Beftänden, wenn auch nur in gerin- ger Ausdehnung, vorfommen. Es wäre wohl zu winfchen, daß tüchtige Forftwirthe da, wo fich Die Gelegenheit dazu findet, die Maffenerzeugung in diefen Beftänden und wie fie fich in verfchiedenem Alter ftellt, näher beftimmten, damit wir diefe Holzarten in dieſer Beziehung genauer fennen lern— ten. Für die Erfahrungstafeln überhaupt würde es aber fein größerer Gewinn fein, weil das Vorkommen derſelben in reinen Beftänden immer nur auf einem fehr felten vorfom- menden eigenthümlichen Standorte ftattfindet. Ueberdies verſchwinden in Folge unferer Schlagwirthichaft Die einge: fprengten Holzarten leider immer mehr und mehr in dem größten Theile Deutfchlands. Selbſt Erfahrungstafeln für reine Eichenbaumholz-Be— ftände in der Art, wie für die Buche, Kiefer, Fichte, bei al— len Bodenklaſſen aufftellen zu wollen, in denen dieſe Holz— gattung noch ald Baum zu ziehen ift, Scheint und bedenklich, weil von Natur befonders auf den geringeren Bodenklaſſen die Eiche gar nicht mehr rein vorfommt und durch Kunft in ſolchen angebaut einen fchlechtern Wuchs hat, als wenn fie — — gemiſcht mit andern Holzarten erwächſt. Man wird ſie da— her wahrſcheinlich wohl auch nicht mehr auf dem geringern Boden rein erziehen und den reinen Eichenhochwald auf die allerbeſten Bodenklaſſen beſchränken, die man in der Regel nur im Flußboden findet. Darum möchten wir aber doch die Aufführung der Eiche in komparativen Erfahrungstafeln, in denen eine vergleichende Meberficht des Holzwuchfes ver— jchiedener Holzarten auf ein und demſelben Boden gegeben werden foll, in feinem Falle gern vermiffen, wir halten fie vielmehr für unerläßlich. Dazu mag denn der verglichene Holzwuchs einzelner Bäume benugt werden, fo wenig man auch im Allgemeinen dafür ftimmen kann, daß die Maffen- erzeugung und der Gang berfelben für ganze Beitände nach demjenigen einzelner Bäume beftimmt wird. Derfelbe bleibt fich dabei nicht gleich, einmal, weil die Verfchiedenheit des Holzwuchfes bei einzelnen Bäumen unendlich größer ift als bei ganzen Beftänden, in denen immer ein außergewöhnlich großer Daum auch wieder die Holzerzeugung an feinen Nach barn verhindert; dann aber auch nicht, weil fein Beftand aus lauter folchen Stämmen zufammengefebt ift, wie gerade der ift, an dem man die Unterfuchungen Uber den Zuwachsgang anftellt. Solche ideale Beftände, wie man fie erhält, wenn man fie nach) dem nothwendigen Wachsraum oder der Schirm- fläche aus lauter normalen Bäumen, wie der unterfuchte, zufammenfeßt, exiftiren nicht und man wird Daher fehr falſche Refultate erhalten, wenn man aus dem Holzgehalte eines Baumes auf denjenigen gefchloffener Beſtände ſchließen will. Es ift aber auch gar fein Bedürfniß vorhanden, kom— parative Erfahrungstafeln für den Wuchs einzelner im Hoch: walde eingefprengter Bäume aufzüftellen, da die Verfchieden- heit deffelben feinen bedeutenden Einfluß auf die Maſſener— zeugung im Ganzen haben wird, infofern fonft nur die Mi— — — ſchung der verſchiedenen Holzarten eine paſſende iſt. Ob in einem Buchenhochwalde Eichen, Ahorn, Eſchen, auch wohl Hainbuchen, die in der Durchforſtung herausgehauen wer— den, eingeſprengt ſind oder der Buchenbeſtand rein iſt, wird bei der Vorausberechnung des Ertrags junger Beſtände un- beachtet bleiben fünnen, da der Wuchs Diefer Hölzer unter fich nicht fo verichieden ift, Daß zwifchen dem reinen Buchen beftande und demjenigen, in welchem diefe Holzarten einge- fprengt find, eine große Verſchiedenheit im dereinftigen Er— trage Dadurch entſtehen wird. Anders ift es freilich, wenn Holzarten von ganz ver- ſchiedenem MWuchfe, wie Buchen und Nadelholz, Kiefern und Birken, miteinander gemifcht find, denn ſolche Beftände ge- ben unbeftritten eine größere Maffenerzeugung wie reine Be- ftände. Dies näher zu beftimmen, wäre allerdings wün— fchenswerth und genaue Unterfuchungen, wie fich der Ertrag reiner zu demjenigen der im Diefer Art gemifchten Beftände bei einem beftimmten Mifchungsverhältniffe verhält, würde einen werthvollen Beitrag zur genauern Kenntniß des Ver— haltens unferer Waldbäume liefern können. Jetzt müffen wir uns noch begnügen, befonders wenn die Mifchung horftweife it, jede Holsgattung für ſich auf die vollbeftandene Fläche zu reduciren, Die fie einnimmt, Die Erfahrungstafeln können fich demnach für den Hoch- wald nur auf Diejenigen deutfchen Holzarten befchränfen, bie herrichend in reinen Beſtänden vorfommen, wie Buchen, Kie- fern, Fichten, Erlen, und für das nördliche Deutfchland auch Birken. Die Weißtanne fann man für das nördliche Deutfch- land unbedenklih den Fichten anfchließen, wie Hr. Cotta auch ſchon gethan hat, da fie im Wuchfe nicht fo fehr von diefen verfchieden ift, daß man fie bei gemifchten Beftän- ben befonderd berechnen müßte, beide Holzgattungen auch — 15 — gewöhnlich miteinander gemifcht vorfommen, wo die Weiß- tanne heimisch ift. Ob für den Schwarzwald, wo fie mehr herrſchend vorkommt, eine Sonderung beider Holzarten nö— thig wird, vermögen wir nicht zu entjcheiden, da und Diefe Gegend zu unbekannt ift. Für Die Lärche wird man nur in den Alpen und Karpathen Erfahrungstafeln bedürfen und eriwarten fünnen, da fie nur hier in größerer Ausdehnung vorkommt, und in den deutfchen Ebenen und im Mittelge- birge, obwohl auch mehr gemifcht mit Fichten als rein. In diefem hat fie nach dem Standorte einen fo unendlich ver- fchiedenen Wuchs, daß man fehwerlich dazu gelangen wird, ihn nach allgemeinen Erfahrungsfägen für alle Standort$- verfchiedenheiten richtig zu beftimmen. Für die Erle bebür- fen wir wenigftens feine vergleichenden Erfahrungstafeln, in denen bargeftellt wird, was der Boden an Holz liefern würde, wenn man eine andere Holzgattung Darauf erzöge, weil in der Regel auf dem eigentlichen Erlenboden gar feine andere Holzgattung mit Vortheil gezogen werden fann, Dagegen wäre es aber gewiß fehr wünfchenswerth, Daß die vergleichenden Erfahrungstafeln auch auf die verichiede- nen Betriebsarter ausgedehnt würden. Wenn man beac)- tet, daß e8 Boden giebt, der ganz entichieden zum Nieder: waldbetriebe vortheilhafter ald zum Baumholzbetriebe benust wird, wieder andere, bei denen dies zweifelhaft fein fann, jo wird man auch zugeben müffen, daß es für denjenigen, welcher über die Betriebsart zu beftimmen hat, wünſchens— werth fein muß, den Ertrag der einen wie der andern Be— handlungsweife der Beftände in den Erfahrungstafeln über: blifen zu fünnen. Das ift ja nichts Anderes als das, was wir ſchon jegt von ihnen fordern. Sie follen ung den Gang des Zuwachfes Fennen lehren, damit wir das vortheilhaftefte Haubarfeitsalter Daraus entnehmen können, und wenn wir Dies — 156 — auch bis auf den Niederwald ausdehnen, fo ift dies nichts als ein Feiner Zufag, indem wir, außer den Beftänden aus Samen erwachien, auch noch diejenigen beifügen, Die aus dem Stockausſchlage entftehen. Borläufig würde man fich mit der Ausdehnung auf den reinen Niederwald bejchränfen fönnen und den Mittelwald noch unbeachtet laſſen müflen, weil der Zufland defielben ein unendlich verjchiedener fein fann und darum auch fein Ertrag ein ſehr abweichender iſt. Eine fernere Ausdehnung der Erfahrungstafeln für die Baumholzwälder wäre aber in Bezug auf die Holzerzeugung in räumlichen und geſchloſſenen Beſtänden, für jede Holzgat- tung, gewiß ſehr wünfchenswerth. Bekanntlich find Die An- fichten darüber fehr verfchieden, ſeitdem zuerſt Cotta die räum— liche Erziehung des Baumholzes empfahl. Diefe hat gewiß eine ſehr verfchiedene Wirkung nach den Holzarten, wie Dies in diefen Blättern ſchon vielfach nachgewiefen wurde. Die Kiefer und Birke gewinnen dadurch ficher weniger, weil fie den räumlichen Stand weniger benugen können als Fichte und Buche. Der ganze Streit wird aber auf theoretifchem Wege, durch Unterfuchungen mit dem Mifroffop oder im Laboratorium, fiherlich nicht entfchieden werden können, ſon— dern nur duch Erfahrungen. Daß man fich mit Diefen aber nicht auf einen und denjelben Boden beichränfen muß, ver: fteht fich von felbft, denn wahrfcheinlich wird man von einem nahrhaften und frifchen Boden ganz andere Nefultate erhalz ten, als von einem armen und trodenen. Will man überhaupt folche vergleichende Erfahrungs- tafeln aufitellen, in denen nachgewiefen wird, wie fi in ein und demfelben Boden der Ertrag der verfchiedenen Holz: arten ftellt, jo muß man denfelben beftimmter bezeichnen, als es bisher gefchehen ift. Bisher hat man gar nichts gethan als die Bodenklaſſe für eine beftimmte Holzgattung Durch Die _ AT — Holzmaffe zu bezeichnen, welche in verfehiedenem Alter des normalen Beftandes darauf vorhanden fein foll. Dabei kann aber der Boden in Bezug zu feinem Verhalten von einer ſehr verfchiedenen Beſchaffenheit fein. Feuchter, humoſer Sandboden und kräftiger, tiefgründiger Lehmboden können, wenn man blos die Maſſenerzeugung beachtet, nicht auch die Ausdauer, den Wuchs der einzelnen Bäume, den Gang des Zuwachſes, jeder zur erſten (beſten) Gütenklaſſe für Kiefern gerechnet werden und die erzeugte Holzmaſſe bei 70 und 80 Jahren kann darauf ganz dieſelbe ſein. Welcher Unterſchied iſt aber bei dieſen beiden Bodenarten in Bezug auf den Holz— ertrag, den Eiche und Buche auf ihnen geben! Auf dem feuchten Sandboden wachſen dieſe vielleicht gar nicht und der Lehmboden kann vielleicht auch fir fie unter die beſſern Bodenklaffen zu rechnen fein. Will man folglich Boden— flaffen bilden, an denen man nachzuweifen verfucht, wie Der Ertrag verfchiedener Holzarten auf ihnen ift, fo müſſen fte fo bezeichnet werden, daß Jeder weiß, was für ein Boden da— mit gemeint ift. Wenn wir hier diefe Forderung aufitellen, fo find wir aber weit davon entfernt, die nähere Charakteriſtik des Bo— dens durch eine chemifche Analyfe und die genaue Auffüh- ung feiner Beftandtheile in 1000, 10,000 oder gar 100,000 Theilen verlangen und geben zu wollen. Auf dieſe chemi- fchen Analyfen, fo viel Werth; fie auch in wifjenfchaftlicher Hinficht haben mögen, ift für die Praris, nach dev gegen- wärtigen Lage der Sache, wenig oder gar fein folcher zu legen. Zuerft müßte, um fie zur Beftimmung der Boden: Hafen und Bodenbefchaffenheit benugen zu können, der Forſt— wirth diefelben Unterfuchungen mit dem Boden, um den es fi) handelt, vornehmen, wie der Chemifer in feinem Labo— vatorium, Daß dies unausführbar ift, bedarf wohl feiner — 18 — weitern Ausführung. Kann er dies aber nicht, fo find jene Analyfen, von geichieften Chemifern geliefert, für ihn auch von feinem Nugen. Dann iit e8 aber auch längft anerfannt, daß nicht blos die Oberfläche des Bodens über den Holz- wuchs entjcheidet, fondern auch der Untergrund, die Beichaf- fenheit der Wafjerdämpfe und des Waffers, das auf ihn auf: fteigt. Die Heegerweiden wachen vortrefflich auf dem wei- Ben Flußfande, wenn das Waffer, was ihn durchziehet, Nähr- ftoffe für fie mit fich führt, fie gedeihen aber nicht, wenn Diefes arın daran ift. Die Wurzeln der Bäume erhalten oft aus einer Tiefe noch Nährftoffe, wohin wir in feinem Salle mit unfern Analyfen dringen fünnen. Selbſt die Be- arbeitung des Bodend, die tiefe Lockerung entjcheidet fehr oft über den befjeren Holzwuchs, wie wir an jeder Pflanze fehen fonnen, die auf einem tief aufgegrabenen Stodloche ftehet, wo die Wurzeln der Bäume rein ausgegraben wurden. Das liegt theil8 in der dann erfolgenden befjern Aufnahme der Nährftoffe aus der Luft, die den Boden durchziehet, theils weil dann die aus der Tiefe auffteigenden Waflerdämpfe ben Boden beſſer durchziehen fünnen. Darum wollen wir uns für jest noch mit einer mehr in die Augen fallenden GSharafteriftif de8 Bodens begnügen, Die vorläufig und zum Anfange zur Verwirklichung der hier angeregten Idee auch genügen dürfte. Man muß im Anfange nicht zu viel verlangen, wenn man überhaupt etwas erreichen will, was nicht verhindert, daß man weiter gehen kann, wenn einmal fefter Grund, auf dem man fortbauen kann, gewonnen ift und die Sache im PBublifum Anklang gefunden hat. Es jcheint für jegt noch hinreichend, wenn man den Boden theils nach den Gefteinen, woraus er entftanden ift, theil8 nach feiner Beichaffenheit im Allgemeinen bezeichnet. Es mögen hier als Beiſpiele einige folcher Bezeichnungen — 189 — folgen, wobei aber ausdrüdlich bemerft wird, daß dies eben nur DBeifpiele fein follen, um die Idee des Verfaſſers deut— lich zu machen, keinesweges aber die Abficht iſt, hier eine Klaffifieirung aller oder auch nur einzelner in Deutfchland vorkommenden Verſchiedenheiten des Waldbodens geben zu wollen. Auch verwahren wir und Dagegen, daß, wenn zu— gleich die vergleichende Nachweifung des Holzertrages der ver- fchiedenen Holzarten im Allgemeinen von einzelnen Boden— arten nachgewiefen wird, Die für fie angenommenen Holz- erträge als folche angefehen werden, wie fie in der Wirflich- feit ftattfinden. Das wird fo wenig beabfichtigt, als es überhaupt ſchon jet möglich fein dürfte, diefe Nachweifung zu geben, da die dazu erforderlichen Unterfuchungen noch gar nicht angeftellt find, und folglih man noch gar nicht weiß, wie fich der Holgertrag der verfchiedenen Holzarten auf dDiefem Boden gegen einander verhält, Die Zahlen, die hier gegeben werden, find ganz willfürliche, zum Theil gar nicht aus der Unterfuchung der Holzbeftände auf verfchiedenen Bodenarten entnommen, fie haben daher gar feinen weiteren Zwed und Werth, ald die ganze Idee, die hier entwickelt wurde, Durch einzelne Beifpiele deutlich zu machen. Ehe man daran bdenfen kann, folche allgemein vergleichende Er- fahrungstafeln aufitellen zu wollen, muß man viele Special- tabellen beſitzen, die die Reſultate der Unterfuchungen von einzelnen Nevieren in verfchiedenen Gegenden Deutfchlands geben. Uebrigens wird auch daraus, daß hier nur einzelne wenige Beifpiele angeführt werden, hervorgehen, daß es dem Berf. nicht in den Sinn fommt, hier fchon eine vollftändige Charafteriftif der Güteflaffen des Bodens für die verfchiedenen Holzarten geben zu wollen, die in unfern Wäldern vorfommen,*) *) Der Herausgeber muß fich feierlich dagegen verwahren, daß er in den nachfolgenden Zahlen wirflid ermittelte Erträge angeben wollte, — IWW — Man theilt den Boden nach feiner Entftehung und Zu— ſammenhäufung befanntlich 1. in Berwitterungsboden (Berg- boden), welcher noch auf dem Gelteine liegt, aus welchem er entitanden ift, 2. Aelteres Schwemmland oder Dilu- vium, bei dem Die aufgelöften Geſteintheile fchon im ber Vorzeit zufammengefchwenmmt find. 3. Alluvium, bei dem dies erft in Der neuern Zeit gefchehben iſt. 4. Fluß-, Aus oder Marichboden, das Produft des Niederichlags der Flüſſe oder anderer Gewäſſer. 5. In den Borbergen, Thälern und am Fuße der Gebirge finden wir Dann auch nod) den ger mifchten Verwitterungs- und Schwenmlandsboden, der oft die fchönfte Vegetation hat. 6. Ebenjo haben wir fowohl in der Ebene als in den Gebirgen ausgedehnte Streden von Sumpf- oder Bruchboden, der ebenfalls eine befondere Bo- denklaſſe in Bezug auf die Holzvegetation bildet. Es mö— gen nun einzelne Beifpiele aus zweien Diefer Abtheilun- gen als Verfuche folgen, eine genauere Bodencharakteriſtik für die Güteflaffen der vergleichenden Erfahrungstafeln zu geben. I. Bergboden. 1. Granitboden. Zone von 1000 bis 1500 Fuß See- höhe, mittlere Jahrestemperatur + 4,1 N. a) Muttergeftein arm an Feldſpath und Glimmer, und ohne fremde Ginmengungen, fchwer zerftörbar, ftarf zerflüftet. b) Der Boden felbft flachgründig, troden, grußig, quel- fenarm, ziemlich humusarm, Zur Erziehung von Laub- holzbäumen nicht mehr geignet. e) Südhang, lehmig, theilweife Trümmergeftein. Diefelben haben nur den Zweck, feine Idee zu erläutern, und find ohne allen praftifchen Werth. — 91 — Sährliher Durchſchnittszuwachs auf dem preuß. Morgen. Eichen - Schlagholz. Fichten. III, Bodenklaſſe. IV. Bodenklaſſe. 10, Jahr 28,1 Khff. 20. Sahr 21,5 Koff. u "- 2, 30, Pe 23,5 : 30. = ZW AU 201 = 40. - 0 > HOY INN 172 2 TIEREN RE 371 > 90.7. 36,8 = Granitboden wie oben. Nordhang, ziemlich fteil, frifch, nicht humusarın. Eichen-Schlagholz, mit Hainbuchen, Saalweiden rc. Fichten. gemifcht, III. Bodenklaſſe. II. Bodenklaſſe. 10, Sahr 30 Kbff. 20, Sahr 26,5 Kbff. 20, = iu. 30. = 29 Bus Su, Sie 2633= 40. = 32, Bine 40, > 2206 = 50, ce 37 ⸗ NW al Sb. - 80 A 902 4: 44,6 : 100er 110, 42... AAN - 20.0 A. - 2. Sandfteinboden, Zone von 600 bis 1000 Fuß See- höhe, mittlere Sahrestemperatur + ER, — 192 — a) Muttergeftein feinförniger thonigsfalfiger, eiſenhaltiger Sandftein, ziemlich leicht zeritörbar, b) Der Boden milder Lehmboden, tiefgründig, frifch, hin und wieder mit feuchten Einfenfungen, nicht hu— musarm. c) Wellenförmige Bergebene. Es können hier beinahe alle Holzarten ohne Ausnahme gezogen werden, doch iſt die Fichte nicht aushaltend und wird fruͤhzeitig rothfaul. Jährlicher Durchſchnittszuwachs a. d. pr. Morgen, Eichen. Buchen. Kiefern. Fichten. II. Bodenkl. IV. Bodenkl. J. Bodenkl. III. Bodenkl. 20. Jahr 22 13 58 28 30. = 26 18 60 31 20. ; 29 2 > ae 50, = 32 22 65 38 60. =" 33 23 65 42 70. = 315, 24 64 45 BET, 36 35 62,5 48 90. » 37,9 26 61 51 100, — 2 60 51 110, = 38 24 58 50 120, = 37 23 96 50 U. Alluvium. Sandboden mit lehmigem Untergrund, ziemlich frifch, nicht humusarım, im Flachland + 6,8 R. mittlere Jahres: temperatur, wellenförmig. Eichen. Buchen. Kiefern. Birken. II. Bodenkl. IV. Bodenfl. I. Bodenkl. II. Bodenkl. 20. Jahr 17 10,7 24,4 30,1 30, ⸗ 20 13,1 26,8 31,8 \ — 18 — r Eichen. Buchen, Kiefern, Birken, III. Bodenkl. IV. Bodenfl. IT. Bodenfl. II. Bodenkl. 40. Jahr 23 15 28,7 2909 50. = 355 165 303° 2375 60, = 28 ur 23 70. = 305 188 318 Bi & 33 19,8 31,5 90. = 33 20,6 30,8 100. + 32 212 30,8 110, = 30 21 29,2 120. = 28 21 28,3 Für Fichten iſt der Boden zu trocken, und ſie bleiben hier im Wuchſe gegen andere Holzgattungen ſo ſehr zurück, daß ihre Erträge nicht mehr nachgewieſen zu werden brauchen. IM. Diluvium Diluviallehm, mit Steinbroden gemifcht, humusreich, friſch, tiefgründig, mittlere Jahrestemperatur + 6,8 R, Eichen. Buchen. Kiefern. Birken, II. Bodenkl. II. Bodenfl. 1. Bodenkl. U. Bodenkl. 20, Jahr 93 1A 58 40,2 30. = 96 26 60 43,1 40, = 30 30 925 45 50, - 34 33 65 40,3 60, - 38 356 38,9 —— 36 37,6 64 35,1 80. ⸗ 34 39,4: 625 90. - 65 4A 61 30 in : 39 29,4 60 A 41 * 120, = 40 44 56 Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. N BR \ WER Es muß hierbei noch ausdrüdlich bemerft werben, daß bei diefen Zahlen, wodurd) der Zuwachsgang bezeich- net werden fol, nur auf das ftarfe einfchlagbare Holz Kückficht genommen worden ift, wie dies in allen Erfahrungs- tafeln, Die zum Gebrauche bei der Taration angefertigt wer- den, gewöhnlich gefchiehetz denn wollte man auch das ſchwache Neiferholz, das fogenannte Raff- und Leſeholz in Rechnung ftellen, fo würde man ein ganz anderes Steigen und Fallen der Holzerzeugung annehmen müffen, da dann ein Steigen des Zumwachfes vom 20. u. 30, Jahre an gar nicht mehr ftattfindet, im Gegentheil, bei den Birfen und Kiefern, als fich ‚frühzeitig lichtftellend, fogar fchon eher ein Sinfen defjelben eintritt, Dies ift fchon fo oft in die— fen Blättern befprochen, daß es wohl nicht erft nöthig ift, es nochmals zu wiederholen. Doch erwähnen wir es, um noch auf einen andern Mangel in den Erfahrungstafeln, wie fie jegt gewöhnlich aufgeftellt werden, aufmerkſam zu machen, der nothwendig befeitigt werden muß, wenn fie dem Zwecke entfprechen follen, daß man daraus den Gang des Zumwachfes, den man von einem beftimmten Boden bei nor- malen Holzbeftänden erwarten kann, überfehen will. Die erften Erfahrungstafeln, welche Seutter*), Har— tig und Baulfen**) aufftellten, wiefen nicht nur die Abs triebserträige und die gefammte Holzmafje in jedem Alter nach, fondern auch die von Zeit zu Zeit im der Durdh- forftung herauszunehmenden Erträge. Auch Cotta gab in feinen erften Grfahrungstafeln ***) Die im jedem Al: ter vorhandene oder normale Stammzahl und die durch— — — * ©. Mofer’s Forftarhiv 24. Bd. **) Kurze Kenntnig vom Forfiwefen, von Führer. Detmold 1795. *x**) Im Waldbau. 2. Aufl. der Anhang. — 19 — fchnittlihe Größe eines Stammes an, woraus man auf den Detrag der Durchforftungserträge fchließen Fonnte, Später ließ man die Ducchforftungsertrige unbeachtet und bejchränfte fich darauf, den in jedem Alter bei einem regelmäßigen Zus ftande der Beftände vorhandenen VBorrath auf einer beftimm- ten Fläche anzugeben, weil allerdings ſich Manches gegen die Aufnahme der Durchforftungserträge in die Erfahrungs: tafelr fagen läßt, Die Größe derjelben ift eine weit. unbe: jtimmtere, felbft an normalen Holzbeftänden, als die der Ab— triebserträge. Cie hängt von dem Dichtern und räumlichern Beſtande ab, dem Mifchungsverhältniffe der jungen Beftände, der Neigung zur Lichtftelung, der Art und Weile, wie man die Ducchforftung führt, ob man das Holz ftark oder ſchwach benußt, ob viel Diebitahl ftattfindet, oder alles von Zeit zu Zeit zu gewinnende Holz abjegbar war u. |. w. Es ift da- her weit fehwieriger, Die Menge des Holzes in allgemeinen Erzahrungstafeln anzugeben, Die durch die Durchforftung bis zum Abtriebe von einem gefchlofienen Beftande erwartet wer- den kann, als Die wahrfcheinliche Holzmaſſe vorauszubeſtim— men, welche Diefer bei dem Abtriebe liefern wird. Darum wird auch die Grtragsberechnung für den ganzen Umtrieb defto unficherer, je bedeutender Die Holzmaffe ift, welche von der Durchforſtung dabei in Rechnung geftellt wird. Hierzu fommt noch, daß eigentlich auch gar Fein Bedürfniß vorhan- den zu fein jcheint, die Ducchforftungserträge für die ganze Umtriebszeit vorauszubeftimmen, Da man e8 fogar ald einen Fehler bezeichnen muß, wenn diefe bei der Bertheilung der gefammten Holzerzeugung innerhalb Dderfelben mit zur Be— rechnung gezogen werden. Sp lange man, wie e8 Hartig that, den gejammten Ertrag derſelben mit einem Male vorausberechnen und danach den Gtat für alle Perioden unabänderlich vorausbeftimmen wollte, konnte man freilich N2 = 1% = auch die Durchforftungserträge des ganzen Umtriebes nich unbeachtet lafien, denn fie betrugen einen fehr wefentlichen Theil der gefammten Holzerzeugung bdeffelben. So wie man aber von diefer Idee abfam und erkannte, daß man ben Ab» gabefag von Zeit zu Zeit nach der Menderung der Holzbe- ftände neu regeln muß, verfchwand auch die Nothwendig— feit der Borausberechnung der Durchforftung für längere Zeiten. Wenn man den nachhaltigen Abgabefag nur auf die Bertheilung der Abtriebserträge für die ganze Umtriebs- zeit begründete, fo Fonnte man die Durchforftung für jede Neviftionsperiode zurechnen und dann die Holzmaſſe, welche man für fie annahm, aus einer wirklichen Beftandsaufnahme derjenigen Beftände, aus welchen fie erfolgen follte, ent— nehmen. Um der eigentlichen Ertragsberechnung willen ift da— her die Aufführung der Durchforftungserträge in den Er— fahrungstafeln wohl nicht nöthig. Dagegen wird fie ganz unerläßlih, wenn Diefe den Gang der Holzerzeugung in normalen Beftänden, das Alter, in welchem der größte Durchſchnittszuwachs erfolgt, nachweifen follen. Unläugbar gehört das Durchforftungsholz fo gut zur gefammten Hol;- erzeugung, wie Das Holz, welches der Abtrieb der hauba— ven Beftände liefert. Da ſich nun aber die Beftände in ver- ſchiedenem Alter bald mehr bald weniger licht ftellen, fo geben fie auch zu verfchiedenen Zeiten eine bald größere bald klei— nere Menge Ducchforftungsholz und das Verhältniß deſſel— ben zu der Holzmafje, welche die Abtriebserträge liefern, wird ein jehr unbeftimmtes fein, Berechnet man den Gang des Zuwachfes und den Ertrag, den eine Holsgattung lies fert, lediglich nach der Holzmaffe, die noch in einem be— ftimmten höhern Alter in einem Beftande vorhanden fein ſoll, und beachtet man diejenige, die er ſchon geliefert hat, — 17 — gar nicht, fo erfiheinen die fich licht ftelenden Holzgattungen gegen Die, welche fich bis zum Abtriebe gefchloffen halten, in einem viel ungünftigeren Lichte, als fie es verdienen. Vergleichen wir, um dies durch ein Beiſpiel zu erläu— tern, in diefer Beziehung Birfe, Buche und Kiefer mit ein- ander, indem wir von jeder Holzgattung nicht blos den Durchſchnittszuwachs aus dem in jedem Alter vorhandenen Vorrathe eines Breußifhen Morgens berechnen, fondern auch die bis dahin erfolgte Ducchforftung mit berüdfich- tigen, Birfe auf IL. Bodenflaffe. =E Vorrath. Durchforſtung. S& ö — | — N — — —— he | 9 2 17381 3. & | Öefamm- = * Durde | Auöge- | Bis =>: & terDurch⸗ Bemerkun⸗ = & | fchnitts= | Hauene Idahin | =: & 5 3183 | (re über: | 25; | Tanitte- gen. "I SS | zuwahs| Holz⸗ | über 398 | zuwace ='3 | daraus. |mafje in haupt. S 22 * dem Al: 5° 8 ter. NE: sur. ] Kokf. Kbtkf. | BE | Kokf. Kokf. 402 | 2350 | — | 10,5 | 50,7 | Das aus- 25/1036| 41,4 50 300| 12 53,4 | gehauene 30/1263] 42,1 60 8360| 12 54,1 | Holz be= 35/1480) 42,3 70 | 430| 12,3 | 54,6 | ftehet in 40/1661| 41,5 80 510| 12,75 | 54,25 | Bindewie- 4511765! 39,33 | 130 640| 14,2 53,5 |den, Reif— 50/1845| 36,9 | 150 | 790| 15,8 | 52,7 \ftöden und 55/1888] 34,7 | 160 950| 18,2 | 52,9 |Befenreis. 6014805: 31,75.| 170 -1120|: 18,6 50,4 Man wird bei der Betrachtung diefer Fleinen Tabelle, in der nur mäßige Ducchforftungsfäse angenommen worden find, fogleich finden, daß der Zuwachsgang, noch mehr aber die zu berechnende Holzmafje, wenn man die Durchforftung vol in Rechnung bringt, fich anders darftellen, als wenn man jie ganz unbeachtet laßt, Bergleichen wir nun Damit den Ertrag der Buche nach — — — den Erfahrungstafeln, wie fie von Hartig aufgeſtellt wor— den ſind und wie ſie zum Gebrauche bei der Preußiſchen Taxation der Staatsforſten vorgeſchrieben wurden. Buche II. Bodenklaſſe. 5 Vorrath. JNDurchforſtung. 352 on Ausge: | Bis | ET |, mm . 2 | .8| 22 | Niger | Bis |S 5 |terDurdye Bemerfun: = I TE | 535 | hauene dahin „38 2 a1 25 ei = | Schnitte: gen. : == S Holzmaſ- über) 295 & Ss: | g& in Ihauvt| =» |dumwade. Eu = | fen in haupt. = & — — — ⸗ 22 — ?P3 | 25 |dem Al Ex8 ne ter. — Es wird Kbkf. Kbkf. Kbkf. Kbkf.Kboff. Kbkf. von Hartig angenom⸗ —3 "F Bi or 20 men daß die 3) 238,33 Durchfor⸗ 6011440126 | 140 | 110] 23 Ducier: 80 12050) 26 | 200 | 340) 4,2 | 30,2 zum .60. 3. 100 12825 | 28,21 525 | S65I 8,6 36,8 dem Berech⸗ 120 3400 28,3 — 865 ‚6 | 36,9 tigten zus | fällt, oder nicht bes | nutzbar ift. Gewiß wird, wenn Semand diefe beiden Ertragsüber- fihten zufammenhält und vergleicht, fogleich in die Augen fallen, daß der Ertrag der Buche gegen den der Birke, bes fonders bis zum 60. Jahre, ſchon darum niedriger erſchei— nen muß, weil bei dieſer leßtern das Durchforftungsholz bis zum 60. Jahre voll mit berechnet wurde, bei der Buche aber nicht. Eben fo wird es weiter feiner Ausführung bes dürfen, daß der Durchfchnittszuwachs im 40. Jahre bei der Buche ein ganz anderer fein würde, wenn man ben Bes ftand, voll gedacht, ſchon im 20., 40. und 50. Jahre durchs hauen und ihn von der dadurch gewonnenen Holzmafje mit berechnet hätte, die bei der Buche, befonders wenn Weich: hölzer ausgehauen werden, oft ſehr bedeutend iſt. — 90 — Noch deutlicher gehet dies aus den Erfahrungen hervor, die Hartig*) über den Ertrag der Kiefer im 7. Bde. des Forſt- und Jagdarchivs mittheilt, wenn man die ganze Holz- erzeugung in Nechnung ftellt, In diefem Falle liefert ein Morgen guter Boden bei 20 Sahren 1398 Kbkfß. oder 70 Kbkfß. Durchſchnitts⸗ zuwachs 6—6888 ⸗ ⸗ N EEE FERN AL: ⸗ ⸗ ea 5700.., 2, a ⸗ ⸗ ———⏑ ———00⏑⏑———— ⸗ —⏑66—— ⸗ Ohne die Durchforſtung mit in Rechnung zu ſtellen, giebt Hartig aber den Ertrag derſelben Bodenklaſſe für die Kiefer mit Der vollen Holzmaſſe folgendermaßen an: bei 20 Jahren 918 Kbkfß. oder Durchſchnitts⸗ 46 Kbefß. zuwachs 2036⸗ 50,9 = 64118⸗ 51,9 = : 80 =: 450 =: ⸗ 51,8 - = 100 = 4826 = z ⸗ 482 ⸗ en 6083 ⸗ a0 "ni: R u \ v In den amtlichen Erfahrungstafeln dagegen bei 40 Jahren 1816 Kofß. oder Durchſchnitts- 45,4Kbkfß. | | zuwachs ibn: W975 U, P ⸗ nah Deu 9897 } - 41,2 : u“ \ *) Stuttgart bei Cotta 1826. S. 48—55. — 200 — bei SO Jahren 3500 Kbffg. oder Ducchfchnitts- 43,7 Kbkfß. zuwachs 90 * 3550 —⸗ * z 39,2 z = 100 z 4000 = ⸗ ⸗ 4 =: s 110 z 4500 = z z 40,9 = =. 420 :e 5000 = ⸗ ⸗ 41,6 = (Zur Erflärung des niedrigen Ducchfchnittszumachfes bei 60 und 90 Jahren muß darauf aufmerffam gemacht werden, daß bei Hartig ſich der Beſtand gleich nach der Durchforſtung um fo viel, ald diefe beträgt, gegen das vorhergegangene Jahr vermindert.) Nach diefen Zahlen vermindert ſich allerdings der Durch- ſchnittszuwachs im höhern Alter auch wenig oder gar nicht, indem die Holzmaffe der Altern Beftände immer um fo viel größer angenommen wird, al3 der einjährige für Die ent- fprechende Zahl von Jahren zugerechnete Zuwachs beträgt. Die Erfahrung hat aber gelehrt, daß Hartig für die Kie- fer, befonderd auf Sandboden, Die Holzmafje älterer Be- ftände viel größer angenommen hat, als fie wirklich ift, wo— rüber unten das Nähere bemerft werden wird. WBermindert man nun aber die Holzmaffe der Altern Beftände dadurch, daß man ihre Lichtftellung voraugfest und einen Theil Des Holzes, welches für fie als Abtriebsertrag berechnet wurde, zu der Durchforftung der frühern Jahre hinzurechnet, fo wird fich natürlich auch ein anderer Gang des Zuwachſes ergeben, als wenn man dies nicht thut, indem Dadurch der Zuwachs der jungen Beftände größer, Der der Altern Feiner wird, Eine Anforderung, die man an die Erfahrungstafeln machen muß, infofern fte dazu dienen follen, Auskunft über den Ertrag der jungen Beltände im haubaren Alter zu ge: ben, ift unleugbar wohl, daß fie die Holzmaſſe, welche fich — 201 — davon erwarten läßt, wirklich richtig angeben, Das thun aber diefelben vorzüglich bei den Holzgattungen, die fich im höhern Alter licht ftellen, wie Kiefern, Eichen, Birken, in der Wirklichkeit nicht. Dies Tiegt in dem falfchen Begriffe, den man oft von einem vollfommenen Beftande hat, indem man eine abjolute VBollfommenheit bei einem folchen, den man für die Erfahrungstafeln benust, verlangt, während man doch nur eine relative erwarten fann. Man hat bis: her immer nur die alfervollfommenften Bejtände, die nur zu finden waren, benußt, um Davon Die Holzmafje abzuneh— men, die man als diejenige in den Erfahrungstafeln eintrug, welche regelmäßig behandelte Beftände geben müfjen, weil man von der allerdings ganz richtigen Anficht ausging, dag unvollfommene Beftände dazu fich nicht eigneten. Mit dem Grundjage im Allgemeinen kann man fich nur einverftanden erklären, denn nur von regelmäßigen, folglich volffommenen Beftänden läßt fich einigermaßen vorausbeftimmen, welchen Ertrag fie liefern werden, nicht aber von unregelmäßigen, da dieſe von unendlich verfchiedener Befchaffenheit fein kön— nen, indem man nur mit regelmäßigen einen beftimmten, fe- ften Begriff verbinden Fann. Es wurde nur dabei die For- derung an die Negelmäßigfeit oder Bollfommenheit zu hoch geftellt, indem man dazu ftet3 einen vollfommenen Schluß gleichalteriger und wüchjiger Bäume forderte, der bei den älteren Beftänden der fich licht ftellenden Holzarten nur höchit felten vorfommt, Ein Beifpiel davon Tiefen uns die Hartig'ſchen Er— fahrungstafeln für Kiefern, Für dieſe wird in der erften Bodenklafje bei einem Alter von 120 Jahren eine normale Holzmaffe von 5000 Kubiffuß oder 71 Klaftern*), in ber *) Die Maffenklafter wird bei der Breußifchen Taration gewöhnlich — 202 — zweiten von 3900 Kubiffuß oder 58 Klaftern und in der schlechteiten noch bei hundert Jahren von 2000 Kubikfuß oder 28/2 Klaftern für den Preußischen Morgen als normaler Be— ftand angenommen. Es giebt allerdings einzelne Morgen, welche diefe und noch eine größere Holzmaffe enthalten, aber fie find ſehr jelten, wie jchon die Unterfuchungen Hennert’s und fpäter Hartig’s felbft, wie er fie in feinem Forſt- und Sagdarchive mittheilt, zeigen. Das find aber denn Doch immer nur einzelne Morgen, denn große Flächen, die diefe Holzmaffen ducchfchnittlich geben würden, fommen in dem Meeresboden der öftlichen Provinzen Preußens, für welche diefe Erfahrungstafeln doch beftimmt waren, gar nicht vor. Hartig fehreibt zwar deshalb auch vor, daß bei ihrer Anz wendung zur Berechnung junger Beftände ein Abzug bis zu einem Biertheil diefer Holzmaffe für mögliche Unglüdsfälfe gemacht werden foll, aber wenn dies auch geichieht, fo blei- ben in der Wirklichkeit diefe Erträge auch ſelbſt für Beftände, die gar Fein außergewöhnlicher Unglüdsfall trifft, viel zu hoch. Dies liegt zuerft in der Eigenthümlichkeit der Kiefer, fich, befonders auf Sandboden, im höhern Alter niemals ganz geichloffen zu halten. Selbft in den Beftänden, wo weder Diebftahl noch Inſekten oder irgend ein anderer Zu— fall Bäume befchädigen oder Lücken verurfachen, entftehen mit SO, 100 und 120 Jahren Feine Blößen und die Bäume ftellen fich mehr oder weniger horftweife. Hartig ging aber von der Anficht aus, daß dieſe Lücken bei einer regelmäßigen Behandlung der Beitände vermieden werden fünnten, und dachte fich bei Anfertigung feiner Erfahrungstafen Bäume von der durchichnittlichen Größe des Beltandes auf denſel— ben. Daß er dabei der Meinung war, eigentlich nur mit: zu 70 Klaftern feite Holzmaſſe berechnet, wenn das fchwächere Durch: forftungsholz und Aſtholz mit benust wird. US telmäßige Erträge anzunehmen, geht fchon daraus hervor, daß feine Ertragstafeln die Holzmafje für Kiefern bis zum KO jährigen Alter niedriger angeben, als diefe bei regelmäßi- gen Beftänden beinahe ftets ift. Daß er fie dann mit wach- fendem Alter immer mehr und mehr viel zu groß angab, lag blos daran, daß er bei der Kiefer eine abfolute Vollkommen— heit verlangte, welche dieſer Holzgattung niemals eigen ift, da fie nicht bis zum höhern Alter gefchloffen bleibt. Dann muß man aber doch auch noch die Verlufte in Rechnung ftellen, welche bei großen Waldflächen ganz un— vermeidlich duch Diebftahl, Inſekten, Sturm, Schnee und Duftbruch, Dürre, Krankheiten des Holzes, durch Beſchädi— gungen vom Wild, von zu naſſem oder zu trockenem Bo- den u. ſ.w. entftehen. Wir find auch weit davon ent- fernt, annehmen zu können, daß wir lauter vollfommene Be— ftände erziehen werden. Es fünnen und dürfen die Erfah: rungstafeln daher nur folche Erträge angeben, Die in dem angenommenen Haubarfeitsalter mit einiger Sicherheit im großen Durchſchnitte wirklich von regelmäßig ergogenen und behandelten jungen Beftänden erwartet werden fonnen, Daß dies Hartig nicht gethan hat, Daß er eine ideale und abfofute Bollfommenheit der Beftände vorausſetzte, die nie- mals erivartet werden Fann, hat fchon allein alle die Schä- gungen, bei denen dieſe Erfahrungstafeln angewandt wur— den, unbrauchbar und unnachhaltig gemacht, Sie haben alle umgearbeitet werden müffen, denn man gelangte bald zu der Veberzeugung, daß Die Beftinde die nach ihnen berechneten Erträge niemald geben würden und daß Daher die ſpä— tern Perioden nicht hinreichend gededt waren, Dies führt und zu der Meberzeugung, Daß das bisher befolgte Verfahren bei Anfertigung der Erfahrungstafeln, wie es Hartig lehrt und bisher wohl überall ftattfand, ein — 24 — ganz falſches und für die Anwendung derfelben ein höchft gefährliches ift, Bei diefem ermittelte man die Erträge, die man von den jungen Beitänden erwarten zu fönnen glaubte, immer nur aus den bejten einzelnen, recht vollfommenen Horften, wie man fie nur felten fand, während man fie doch aus dem großen Durchfchnittdertrage Der alten Beftände hätte zu erlangen fuchen müffen, von denen fich vorausfegen ließ, daß fie im regelmäßigen Zuftande erwachlen waren und fein Aushieb ftattgefunden hatte. Würde Hartig die Erträge für Kiefern durch die Divifion der Holzmaſſe auf 20,000 Mor: gen haubaren Holzes, was gleichalterig und regelmäßig er— wachjen war, mit der Zläche für feine Erfahrungstafeln zu ermitteln gejucht haben, jo würde er ein ganz anderes und weit brauchbareres Nefultat für fie erlangt haben. Diefe Grfahrungsfäge im Großen find e3, welche der Herausgeber für feine Erfahrungstafeln benugt hat, nicht die Unterfuchung der Holzmaffe einzelner Morgen, und darum geben Diefe auch, für die Kiefer weit geringere Erträge an als die Har— tig'ſchen. *) Sobald aber der Grundfag befolgt wird, daß bei ber Borausbeftimmung des Ertrags der haubaren Beftände in ben Grfahrungstafeln alles das berücjichtigt werden muß, was auf die für fie anzunehmende Volfommenheit irgend einen Einfluß haben fann, fo wird dieſe noch weit mehr eine nur relative. Dann wird fie da, wo der Diebitahl die Be— ftände lichtet, wo Duft» und Schneebrucd, den Schluß uns terbricht, wo das Wild fchält, verbeißt oder die Inſekten hei— mifch find und viel Schaden thun, eine andere fein als ba, wo alle diefe Uebel fehlen, man mit Sicherheit auf die Er— *) Für den beiten Boden nur 4067 ftatt 5000, für mittelmäßigen 3610 ftatt 3900, für fchlechten 1047 ftatt 2000 bei gleichem Alter von 120 und 100 Fahren. — 205 — ziehung und Erhaltung voller Beftände rechnen fann. So fann es nöthig fein, innerhalb der MWolfenregion, wo ber Schneebruch die Fichtenbeftände fo oft durchlöchert, andere Ertragsfäge anzunehmen als da, wo dies Uebel nicht zu fürchten if, Wo die Kiefernfpannraupe vielfach Beftände lichtet, ohne fie gerade zu tödten, wo aus oft unerflärbaren Urſachen erfahrungsmäßig oft Fichten und Kiefern im beften Alter abfterben und die Beftände Dadurch lückig werden, wird man dies bei der für ältere Beftände anzufesenden Holzmaffe nicht unbeachtet laffen dürfen, Die aller werthlofeften und für den praftifchen Gebrauch bei Grtragsberechnungen unbenußbarften Erfahrungstafeln find diejenigen, welche Herr Smalian vorfchlägt und Herr Forftrath Hartig in feinen vergleichenden Unterfuchungen über den Ertrag der Rothbuche giebt, wobei nach den Unterſuchun— gen an einzelnen Stämmen "ideale Beftände zufammengefegt werden, Die eigentlich nur in der Phantafte derjenigen exi— ftiren, die fie herausrechnen. Dies analytifch-fombinatorifche Verfahren, wodurd Herr Forftrath Hartig die Wiffenfchaft fo unendlich zu fördern glaubt, ift, von der rein praftifchen Seite in das Auge gefaßt, eine der unbegreiflichen Verir— rungen des menfchlichen Geiftes. Deshalb wird e8 Doch aber vielleicht unter denen Verehrer finden, welche die Forftwirth- [haft nur lieben, wenn fie im Schlafrodfe und in Bantoffeln betrieben werden kann. In der frühern Zeit, wo fich mehr die Braftifer mit diefem Gegenftande befchäftigten, behandelte man ihn offen: bar weit zwecmäßiger als jest, wo er von den Stubenge— lehrten mit Hülfe des Mifroffopes und im Laboratorium be— arbeitet wird. Hennert, Zanthier, Wächter am hannöv. Herze u, ſ. w. fuchten ſich alle Ertragsſätze zu verfchaffen, wie fie im großen Durchfchnitte zu erwarten waren, um da— — 206 — nach die jungen Befkinde zu berechnen. *) Nachdem fich aber die jogenannte Wiſſenſchaft dieſes Gegenſtandes be— mächtigt hat, ſcheint man die Wirklichkeit ganz aus dem Auge verloren zu haben und nur dem Idealen nachzujagen. Un— ſere Forſtwirthſchaft hat ſchon ziemlich ein gleiches Schickſal gehabt, wie die Philoſophie im Alterthum und Mittelalter. Wihrend die erſten Philoſophen ihre Lehren aus den Erz fahrungen des praftifchen Lebens entnahmen und wieder auf dafjelbe anwandten, bejchäftigte fich die fpätere in Byzanz nur mit leerem Wortgeflingel, Sophismen und Sylbenfte- chereien. Unſere gelehrten Katheder- und Formelmänner glei- chen ganz den byzantinischen Philoſophen; fte bejchäftigen fi) nicht mehr mit Dingen, die für das praktiſche Leben einen Werth haben, jondern mit einer Menge Spitzfindig— feiten und Kleinigfeiten, die für dafjelbe ganz werthlos find, Niemand wird wohl beftreiten, daß unfere Erfahrungs— tafeln den Anforderungen noch nicht überall genügen, die an fie nothwendig gemacht werden müſſen. Sie geben weber die Holzmafje für Die verfchiedenen Standortsverhältnifie richtig an, die man in einem beftimmten Alter von regelmäz igen Beftänden erwarten kann, noch die Erträge, welche die Ducchforftung liefert, noch überhaupt den Gang ber Holzerzeugung. Und dennoch will man die ganze nachhaltige Grtragsberehnung auf fie gründen. Man will, wie es Har- tig thut, aus den in ihnen nachgewiefenen, offenbar unrich- tigen Erträgen die gefammte Holzerzeugung des ganzen Um- triebes vorausberechnen und durch alle Perioden gleichmäßig vertheilen, oder man will den normalen Vorrath nach ihnen beftimmen, obwohl derjenige, den fie nachweifen, unbeftreit- * Wir verweifen in diefer Beziehung auf den 8. Band der Krit. Blätter, wo diefer Gegenſtand fehr umſtändlich behandelt wird. — 207 — bar ein folcher ift, der in der Wirflichfeit nicht vorkommt, oder man entwicelt aus ihnen das Nubungsprocent, was fein richtiges fein Fann, wenn die Holzmaffe aller Schläge eine unrichtige ift, und glaubt nun einen richtigen, nachhal— tigen Abgabefas mit Hülfe diefer überall unrichtigen Zahlen berechnen zu können. Man follte denfen, Daß die Leute, welche die ganze Wirthichaftsführung und Nachhaltigfeit le— diglich nach der Holzberechnung feititellen wollen, ihre ganze Aufmerkſamkeit erft darauf richten würden, fich richtige Er— fahrungstafeln für jedes einzelne Revier zu verfchaffen, da doch wohl jedem Unbefangenen Far fein muß, daß bie erfte Bedingung der Durchführung aller reinen Holzthei— lungsmethoden der Beſitz von jolchen ift. Daran benft aber Niemand; man begnügt fich, Formeln zur Durchführung ber genaueften Berechnung anzugeben, ohne weiter Darauf zu achten, daß dieſe immer unbenugbare Nefultate geben müſ— fen, wenn man weder die Holzmaffe fennt, Die in regelmä- Bigen Beftänden von Zeit zu Zeit erzeugt wird und vorhan— den ift, noch die unvermeidlichen Zufälle berechnet, die eine Aenderung an derjelben erzeugen. Daß die analytiſch-kom— binatorifchen Rechnungen, wie fie Herr Forſtrath Hartig an— ftelt, ganz werthlos find, um benutzbare Erfahrungstafeln zu erlangen, wird feiner ausführlichen Beweife bedürfen, wenn man beachtet, daß fchon Die einzelnen ganz vollfom- menen Beftände, die man bisher zur Anfertigung derfelben benußte, im Allgemeinen feine Auskunft über die Holzerzeu— gung größerer Wälder gaben, wie fie im Durchfihnitt er- wartet werden Fonnte, Um wie viel weniger ift Diefe aber nun wohl von denjenigen einzelnen vollfommenen Bäumen zu erwarten, aus denen man ideale Beftände auf dem Papiere in der Stube zufammenfeßt. Es iſt fchwer zu begreifen, wie fonft ganz vernünftige Leute auf eine foldhe barode Idee — 28 — fommen fönnen, wie fie in eine jolche Manie verfallen, daß fie fogar vor den einzelnen Bäumen den ganzen Wald nicht fehen, während es doch fonft nur Menfchen gab, Die den Wald wegen vieler Bäume nicht fehen fonnten. Dabei glauben aber diefe Leute gewöhnlich noch, daß fie im Beſitz alles Wiffens find und allein die Wiffenfchaft durch ihre mifrojfopifchen Nechnungen fördern. Gehet man auf den Zweck zurüd, den die Erfahrungs- tafeln haben: daß in ihnen die Holzmafje regelmäßiger Be— ftände bei verfchiedenem Alter derfelben nachgewiefen werden foll, jo wird auch gleih in das Auge fallen, daß, je mehr man darauf rechnen kann, regelmäßige Beftinde zu erziehen und bis in das höhere Alter zu erhalten, die Erfahrungs: tafeln auch um fo ficherer angewendet werden können, um den Ertrag des Waldes darnach zu berechnen. Einmal wird man dann mehr Mittel haben, fte richtig zu entwerfen, ba dann fchon die dazu erforderlichen regelmäßigen Beftände vorhanden fein werden; dann Fann man aber auch mit "großer Sicherheit darauf rechnen, daß die jungen Beftände noch im höhern Alter wirklich in dem Zuftande fein werden, den man für fie vorausjeßt. Umgekehrt, je mehr Zufällen der Wald unterworfen ift, wodurch die Erhaltung regelmäßi— ger Beftände gefährdet wird, defto weniger Werth haben auch die Erfahrungstafeln, um nach ihnen einen nachhaltigen Ab— gabefag zu berechnen. Hieraus gehet zuerft hervor, daß fie für Wälder von furzem Umtriebe brauchbarer find, als für foldhe, wo bie Beſtände ein fehr hohes Haubarfeitsalter erreichen follen, Je jünger das Holz ift, deſto cher bleiben die Beſtände regelmäßig, wenn fie fonft fo angebauet oder erzogen find, je älter fie werden, deſto mehr Zufällen find fie im Laufe der Zeit unterworfen und deito eher fterben die einzelnen = ur — Bäume ab, was nicht geichehen darf, wenn der Beftand fich ganz voll erhalten fol, In Kiefern findet man bis zum 30, und 40, Jahre überall ganz regelmäßige Beftände, die den vollen normalen Holzvorrath enthalten, Mit dem 50. und 60, Jahre lichten fie fich ſchon fehr ungleich. Auf dem fchlechten Boden werden fie ſchon bald mehr bald weniger lückig, auf dem befjern erhalten fie fich noch vol. Mit dem 80. und 90. Jahre finden fich auch auf dem beffern Boden Lücken ein und für das 120, und 140, Jahr des Alters kann Niemand mehr mit einiger Wahrfcheinlichfeit vorausbeftim- men, wie viel ein jest junger Beſtand dann Holzmaffe haben wird, weil diefe dann eine fehr verfchiedene fein kann. Wohl gar aber für junge Eichenbeftände, die erft mit 260 Jahren zur Benugung fommen follen, ſchon jest den Ertrag, den fie dann geben werden, in den Erfahrungstafeln nach- weifen zu wollen, um dieſe bei den Exrtragsberechnungen zu benugen, ift etwas, was fich wohl eigentlich Fein Forftwirth der irgend Eichenwaldungen kennt, zu Schulden kommen laffen ſollte. Diefe analytifch-fombinatorifchen Stubenbeluftigun: gen mögen Leuten uberlaffen bleiben, die die Wirthfchafts- einrichtungen mit dem Mifroffop machen und Die erforder: lihen Unterfuhungen, um in der Wahl der Holzarten nicht zu irren, im LZaboratorio vornehmen, Dann haben au) die Erfahrungstafeln für die verfchie- denen Holzarten einen fehr verfchiedenen Werth, je nach dem fie von Natur mehr oder weniger Gefahren unterworfen find, Bon der Buche laßt fih, wenn ein junger Beftand einmal der Befhädigung dev Mäuſe entwachfen, feine Ge— fahr des Schneedruds und Dufthanges vorhanden ift, wohl am ficherften ein bejtimmter regelmäßiger Zuftand bei guter Behandlung auch noch für das höhere Alter vorausfegen, Daraus läßt es fich auch wohl erklären, daß alle die Kritische Blätter 32. Bd. I. Heft. O — 210 — Seen von einem normalen Altersflaffenverhältniffe und nor- malen Vorrathe in den Buchenforften entfprungen find, denn hier würden fie allerdings noch am erften zu realiſiren fein, wenn fich dem nicht auch noch andere Hinderniffe ent gegenfegten, weil man im Buchenhochwalde noch am erften erwarten kann, Daß die Beftände auch noch in einem ſpä— tern Alter in einem ganz beftimmten Zuftande fein werben, wenn man fte richtig behandelt. Schon weniger als bei der Buche ift dies hinfichts der Fichte der Fall, Die jungen Beftände werden oft in einem Alter in Folge der Befchädigung durch Inſekten lüdig, wo man fie nicht mehr nachbeflern kann, und felbft in Altern tödtet zuweilen der Borfenfäfer bei aller Vorſicht noch Stämme, die eigentlich zum vollen Beftande nicht fehlen dürften. Befonders durchlöchert aber der Schnee-, Duft: und Eisbruch vielfach die fchönften Beftände, jo daß fie weit weniger Ertrag geben, ald man früher von ihnen wohl erwarten fonnte, der Sturm wühlt fich hinein und nöthigt zum Hiebe des Beftandes, ehe er noch den verlangten und angenommenen Zuftand erlangt hat. Doch ift immer noch die Fichte die Holsgattung, bei der man nächft der Buche noch am erften auf regelmäßige und volle Beftände, Die den angenommenen Ertrag auch im höhern Alter geben, rechnen kann. Dies kann man von der Kiefer aber höchftens nur auf einem tiefgrlindigen Fräftigen Lehmboden mit einiger Wahr- fcheinlichfeit annehmen, auf dem flachgründigen oder fandigen Boden, wo frühzeitige Lichtftellung eintritt, find Die Erträge ſchon wegen Diefer im höhern Alter fehr unbeftimmt und ungleih. Welcher Menge von Zufälligfeiten, wie Inſekten— fraß, Schneebrud, Windbruch, Dürre, Krankheiten u, dgl. ift dieſe Holzgattung aber noch außerdem unterworfen, die — 21 — auf den ſpätern Ertrag einen Einfluß haben, und gar nicht vorausbeftimmen laſſen, wie diefer einft fein wird, und in welchem Alter man die Beftände hauen muß, um den größ- ten von ihnen zu erhalten. Die Birke ift zwar weniger Gefahren unterworfen als Die Kiefer, aber ihr Alter und das Aushalten ihres Wuchſes ift nach dem Standorte fo unendlich verfchieden, daß nur, wenn man biefen ganz genau fennt, der Gang des Zuwach- je8 mit einiger Wahrfcheinlichkeit vorausbeftimmt werden fann. Allgemeine Erfahrungstafeln für die Birfe in Diefer Beziehung aufftellen zu wollen, dürfte daher weit fchwieriger noch fein als jelbft bei der Kiefer, Daſſelbe gilt, wenigftend in der Ebene und dem Mittels gebirge Deutſchlands, für die Lärche, Ob brauchbarere Erfah- rungstafeln für Die höheren Gebirge, wo ihre eigentliche Heimath ift, entworfen werden können, können nur Die ent- fcheiden, denen das Berhalten der Lärche genauer befannt ift als dem Herausgeber. Doch möchte Dies fchon darum zu bezweifeln fein, weil die Lärche wohl von Natur feine herr- jchende Holzgattung ift, Die in reinen ausgedehnten Beftän- den vorkommt, fondern in der Negel nur mit andern Nadel: hölzern gemifcht gefunden wird. Für die Erle find Erfahrungstafeln ſehr ſchwer zu entwerfen, nicht blos weil bei ihr die Ertragsdifferenzen we— gen der großen Berfchiedenheit des Bodens ungemein groß find und oft auf kleinen Difteiften vorfommen, fondern auch weil der Ertrag vom Feuchtigfeitögrade abhängt, der fich in furzer Zeit ändert, nachdem Entwäflerungen oder Verſum— pfungen ftattfinden. Daß fich von denjenigen Holzarten, die von Natur bei und niemald rein in ausgedehnten Beftänden vorfommen und nur einzeln eingelprengt erfcheinen, wie Ahorne, Ejchen, 02 — DIE — Ulmen, Aspen u, |. w., gar feine Grfahrungstafeln für reine Beſtände aufitellen laffen, wird wenigitens denen einleuchten, die für dieſe wirklich in vorhandenen Beſtänden gejammelte Erfahrungen verlangen, welche man eben nicht fammeln fann, wo die Beſtände dazu fehlen. Für das analytifchsfombinato- riſche Verfahren genügt freilich ein einziger Elsbeer- oder Kirich- baum, um Grtvagstafeln für Elsbeer: oder Kirichbaumwälder für alle Gauen Deutichlands zu berechnen. Glückliche Menſchen, die im Schlafrode und Bantoffeln am Mifroffope figend die Betriebspläne zufammt der Borausberechnung des Ertrages für alle deutfchen Sorten von der Grenze Staliens bis zur Spige Preußens bei Memel, von der Mofel bis zum Nie= men zu finden willen. Sie find offenbar. nocy weit gelehr- ter als die alten Urin-Doftoren, die aus einer Fleinen Par— tie überfandten Urins mittelſt des analytifch-fombinatorifchen Berfahrens den ganzen Verlauf der Krankheit beurtheilten, und die Recepte zur Heilung überfandten. Wenn dann in ben Verfammlungen dev deutjchen Forftwirthe folche Anfra— gen vorfommen, wie in der Salzburger, wo man wiffen wollte, wie die Zirbelfiefer erzogen averden muß, wird man in Bezug auf ihre Beantwortung nicht mehr in Ver— legenheit fein. Man kann dann entweder eine Pflanze da— von in einem Blumentopfe nach Darmftadt ſchicken, damit dieje Dort erzogen werde, um das daſelbſt bewährt gefun- dene Berfahren dann am Glockner oder Tauern anzuwenden; oder bejier nach Braunſchweig, damit dort das analytifch- fombinatoriihe Verfahren angewandt und die Nefultate defs jelben auch zur Erziehung von Beftänden in Tyrol benugt werden können. Die Bemerkung liegt wohl zu nahe: daß der Heraus- ausgeber, als Verfaſſer dieſes Auffages, in demfelben eine Menge Anforderungen an brauchbare Erfahrungstafeln ge — 25 — macht hat, denen er ſelbſt in den von ihm aufgeſtellten nicht genügte, als daß ſie nicht zu erwarten wäre. Er will da— ber auch gleich von vornherein auf fie antworten, noch ehe fie gemacht wird. In Preußen wird bei der Betriebsregu- lirung und Grtragsberechnung noch verlangt, daß Die Ieß- tere fpeciell für die ganze Umtriebszeit durchgeführt wird. Dazu find Grfahrungstafeln ganz unentbehrlihd. In Er- mangelung anderer paflender wurden gewöhnlich Die von Hartig gegebenen benust, denn die Eotta’fchen oder Kö— nig'ſchen find augenfcheinlih nicht für die vftlichen Pro— vinzen Preußens berechnet und pafjend. Diefe früher amt- lich vorgefchriebenen Zafeln enthielten aber unleugbar zu hohe Ertragsjäge und ftellten den Zuwachsgang ganz falſch dar, ed fam alfo vorläufig darauf an, folche zu geben, wel- che die Erträge, die fih im großen Durchfchnitte in den öſt— fihen Provinzen Preußens von den daſelbſt vorhandenen Holzgattungen ohngefähr erwarten laffen, annähernd zu ge- ben. Dabei ift aber gleich im Anfange Der Dazu gegebenen Erläuterungen darauf aufmerffam gemacht worden, daß fie feinesweges Die normalen Holzmaffen angeben follen, Die bei verfchiedenen Standortsverhältniffen in Deutfchland vor— fommen fönnen. Dann mußten fie auch eine Einrichtung erhalten, daß fie bequem bei dem Unterrichte in der Tara- tion und zur Anwendung bei den verfchiedenen Tarations- methoden benugt werden können. Kun kann es aber auch leicht der Fall daß nicht Alles, was bier gejagt ift, mit jenen Erfahrungstafeln über: einftimmt, ohne daß auf dieſe Weife der Widerfpruch gerecht- fertigt worden wäre. Auch darüber wollen wir eine Ver— ftändigung mit den Lefern diefer Blätter verfuchen, um fie zugleich auf den Standpunft zu ftellen, von dem aus über— haupt dies Sournal betrachtet werden muß, — 214 — Der Herausgeber und zum größten Theil auch der Ver: faffer ift Feiner der begabten und glüdlichen Menfchen, Die einen Gegenftand gleich vollftändig auffaffen, und wenn fte etwas fchreiben, daſſelbe gleich in ſolcher Bollfommenheit be- handeln, daß gar feine Aenderung der Anfichten oder Ver— vollfommnung des Niedergeichriebenen mehr möglich und denfbar wäre. Wenn in ihm eine Idee auftaucht, jo wirft er fie vielleicht zu raſch hin, ohne fie vorher vollitändig Durchgenrbeitet zu haben. Dabei beichäftigt ihn vielleicht mehr die Idee im Allgemeinen als die forgfältige fpecielle Ausführung, fo daß viele, fogar die meiften Auffäße biefer Blätter, raſch niedergefchrieben wurden, ohne fie einer forg- fältigen Durcharbeitung und Ausbildung zu unterwerfen, weil es ihm mehr darauf anfam, auf den Gegenftand auf- merfjam zu machen und dejien Erörterung auch von ande- rer Seite her zu veranlaffen. Er möchte gern die Aufmerf- famfeit der. Forftmänner auf andere praftifche Dinge hin und von dem todten Formelwefen ablenfen. Wenn er dann aber fpäter die Sache von Neuem aufnimmt, fo fällt ihm vielleicht felbft Manches auf, was nothiwendig einer Aende- rung und Berbefierung bedarf. Nun bemühet er fich gewiß, Dies befjer zu machen, davon zeugen deutlich die neuen Auflagen früherer Schriften. Er ift unausgefegt bemühet, fich beſſer zu unterrichten, und ftet3 bereit, daS Mangelhafte zu ver- beſſern. Dabei fann es denn gar nicht fehlen, daß er neue und andere Anfichten gewinnt, denn er fucht fortwährend mit der fich fortbildenden Wifjenfchaft fortzufchreiten. Nur das Eine hält er unverändert feft, daß er immer Alles dem Walde anpaßt, ein Feind aller leeren Theorien ift, und daß er feine Studien mehr im Walde zu machen fucht als in der Stube, Dabei kann man ihm nur mit Necht den Vorwurf ma— chen, deſſen Richtigkeit er gern eingeftehet: daß es bejfer — li — wäre, wenn er fein Bublifum rücfichtsvoller behandelte, und demfelben nicht eher zumutbete, etwas zu lefen, als bis er e8 ihm vollfommen und genügend darbieten fönnte, Dann könnte er ihm aber im Leben gar nichts mehr vorlegen, denn zu etwas Bollendeten wird er nie gelangen, er wird feine Anfichten zu berichtigen ftreben, jo lange er lebt, und lernt jet jedes Jahr mehr zu als vor 30 u. 40 Jahren in der drei» und vierfa— chen Zeit, ba er erft fpat im Walde fehen gelernt hat. Hierauf läßt fich freilich erwiedern, daß das Bublifum auch nicht das Mindefte daran verlöre, wenn er die für daffelbe beftimmte Feder ausfprügte, ohne fie jemals wieder in das Dintenfaß zu fenfen, daß e8 fogar viele Forftichriftiteller als einen wahren Gewinn für fich und die forftliche Literatur anfehen würden. Auch das räumt er ein, muß Doch aber auch wieder Darauf entgegnen, Daß ein anderer Theil der Forſtmänner, und befonders Die praftifchen, demjenigen, was er fchrieb, befonders aber dieſen Blättern, eine folche Nach- fit und Theilnahme gezeigt hat, daß darin eine Ermuthji- gung für ihn liegt, ihnen auch das Mangelhafte zu bieten, fie auf Manches aufmerffam zu machen, was noch im Walde zu unterfuchen und aufzuklären ift, Das ift denn auch die eigentliche Tendenz diefer Blätter, Sie follen nicht ſowohl belehren, denn der Herausgeber weiß recht gut, Daß viele Leer mehr willen als er felbft, jondern mehr darauf auf- merfjam machen, über was man fich im Walde felbft zu belehren juchen muß, auf was man in Ddiefer Beziehung zu achten hat, Das ift auch der Gegenftand, mit dem der Herausgeber fich fortwährend bejchäftigt, da er immerfort im Walde in die Schule gehet, und dabei auch gern jeden Förſter als jeinen Lehrer anerkennt, der im Stande ijt, ihm Beobachtungen und Erfahrungen mitzutheilen, die er felbft noch nicht gemacht hat. Wenn er dabei hin und wieder — 216 — etwas grob und ausfallend gegen Menfchen ift, die mit Ar— roganz als Lehrer und Bücherjchreiber auftreten, ohne ben Wald ſelbſt zu fennen, jo möge man das Damit entichuldi- gen, daß es ihm ärgerlich iſt, fo viel edle Zeit an den er- bärmlichen Bücherfram wenden zu müffen, um den fparja- men Perlen in der unendlichen Menge werthlofer Spreu nachzufpüren, oft ohne eine folche zu finden. Man fann fih Dem aber nicht entziehen, wenn man fühlt, daß man noch viel lernen muß, weil es doch immer der Fall fein fann, daß auch ein jchlechtes Buch wenigftend etwas Gu— tes und Belehrendes enthält. Melches find die Grenzen, innerhalb welcher die Kammern oder Landftände die Controle der Staatsforften nur allein üben Eönnen? In allen fonftitutionellen Staaten ift e8 ein unleugba- red, den Kammern oder Yandftänden zuftehendes Necht, daß fie die Verwaltung der Staatsforiten controliren können. Schon darin, daß fie Die Cinnahme und Ausgabe von den- jelben im Budget zu genehmigen haben, ift Dies begründet, Es kann aber auch feinem Zweifel unterworfen fein, daß fie befugt find, den Nachweis darüber zu verlangen, daß bie Benutzung derjelben nicht blos eine nachhaltige ift, fondern daß fie auch fo erfolgt, Daß dem Boden das arößte Ein- fommen abgewonnen wird und fie den Regeln einer guten Volkswirthſchaft gemäß behandelt werden, Diefe unleugbare Befugniß fann aber nur leicht zu weit ausgedehnt werden, wenn fih die Kammern zu fpeciell in die technische Verwaltung mifchen und dadurch nicht mehr blos controlirend, fondern felbft verwaltend auftreten, Sie treten dann nicht blos ganz aus der ihnen angewiefenen Stelle, greifen in den Wirfungsfreis der Erefutivbehörde ein, jondern ftellen fih auch eine Aufgabe, die fie vermöge ihrer Organiſation gar nicht zu löfen im Stande find. Sie können und ſollen unbezweifelt Mißbräuche in der — 218 — Perwaltung rügen, die allgemeinen Verwaltungsgrundfäge beurtheilen und Abftellung notorifcher Uebelſtände bean- tragen, aber nicht felbft verwalten, indem fie ſich mit der technischen Ausführung befchäftigen, da eine Kammer fein technifches Forftfollegium ift. Wir fönnen und nun einmal nicht von der Richtigkeit des Sprüchwortd überzeugen, Das die Liberalen der Neuzeit als das Motto ihrer Negierungs- kunſt aufgeftellt zu haben fcheinen, nämlich daß Gott dem, dem er ein Amt giebt, auch den Berftand dazu bejcheert! In dDiefem Sinne find die Geſchwornengerichte verlangt und ein- geführt, werden die Landtagsdeputirten, die Gemeinderäthe gewählt, die Minifter aus den Kammermajoritäten gefordert, mit einem Worte, das alte Sprüchwort ift zur Baſis aller neuern und aufgeflärten Regierungsformen gemacht worden. Die Liberalen und Demokraten haben es aber eben fo wenig als ein wahres Wort geltend machen fünnen, ald früher Die Fürften, wenn fie ihre Kammerhufaren zu Revierverwaltern und ihre Kammer- und Jagdjunker zu Oberforjtmeiftern mach— ten. Michel Mros und Konforten haben den richtigen De- putirtenverftand auf den Bänfen der Berliner Nationalver- fammlung fo wenig im Schlaf eingegeben erhalten, als bie Ihwadronirenden Advofaten über Nacht gute Finanzminifter geworden find, wenn fie nach einer ftürmifchen Kammerdebatte als folche erwachten. Ebenfowenig wurde auch dem Jagd— pagen oder Kammerjunfer mit dem vom Serenijfimo unter zeichneten Patente die Befähigung gegeben, einen Forſtbezirk — wäre e8 auch nur ein Weimarifcher gewefen — gut zu verwalten. Die Gefege, die Finanzen, die Urtheile der Ge- richtshöfe und die Forftverwaltungen find vielmehr immer Schlechter geworden, jemehr man dem alten Sprüchworte folgte und Leuten die legte Entfcheidung darüber anvertraute, Die von den Gegenftänden, über die fie entfcheiden follten, nichts — 219 — verftanden. Die Schlußfolge liegt daher fehr nahe, daß Die Kammern oder Landtage, da fie von ber Forfttechnif in ihrer Majorität ficher nichts verftehen, fich auch nicht mit rein forfttechnifchen Sachen befchäftigen müffen. Bei den Kammern größerer Staaten bürfte Dies aller- dings auch wohl nicht leicht vorfommen, denn theild haben Diefe mit andern wichtigern Dingen zu thun, theils findet man unter ihren Mitgliedern doch in der Regel zu viel In- telligenz, als daß fie nicht einfehen follten, daß rein forft- technifche Gegenftände fich nicht für die Kammerverhandlun- gen eignen. In den fleinern deutfchen Ländern aber, wo man nicht viel zu regieren hat, fich daher vorzugsweiſe mit den Kleinen häuslichen Angelegenheiten befchäftigt, fommen in dieſer Beziehung oft merkwürdige Erfcheinungen vor. So liegt uns ein Bericht der Finanzdeputation der Schwargburg- Sondershäufer Landtagsverfammlung vor, welcher fich mit der dortigen Forftverwaltung befchäftigt, welcher als Beifpiel dienen kann, wie wenig richtig folche Verfammlungen ihre Stellung oft auffaften. Wir werden daraus einige Kritiken und Tadel der fürftlichen Forftverwaltung mittheilen, um daran dann ein paar allgemeine Bemerkungen über die Wirk— famfeit der Kammern in diefer Beziehung zu Fnüpfen. Zuerft wird gerügt, daß die Forftbehörde eine größere Bodengüte für die Forften angenommen habe, da fie Diefe zur VII. bis VII. Bonitätsflaffe der Eotta’fchen Erfahrungs- tafeln berechne, während es doch nur die V. ſei. Wird Dies nun von der Forftverwaltung beftritten und dieſe bleibt bei ihrer fiebenten und achten Güteklaſſe ftehen, jo muß eine Debatte darüber eröffnet und durch die Majorität der Schul- lehrer und Schulgen, die wenigftens früher die Mehrzahl der Deputirten des Sondershäufer Landtags bildeten, entfchieden werden, welcher Bonitätsklaffe der Eotta’fchen Erfahrungs: — ib tafeln Die Hainleiter Forften des Fürftenthums Schwarzburg- Sonderehaufen angehören, ohne einen Morgen davon zu fennen. | Der Bericht behauptet dann ferner, daß die Fichte in den Hainleiter Forften fpäter nicht gut wachen werde und Buchen gezogen werden müfjen. Da dies zulegt aber doch nur durch die Erfahrung entfchieden werden fann, fo wird man die Kammerverhandlungen 20 bis 30 Jahre ausjegen müffen, um abzuwarten, wer Necht hat: die Staatsforftver- waltung, die hier Fichten anbaute, oder der Finanzausſchuß des Landtags, der dies tadelt, Derjelbe gehet dann ferner auf eine Kritif des Schwarz- burg-Sondershäufer Tarationsverfahrend in den Napdelbolz- forjten des Fürjtenthums ein. Er glaubt, daß die Ertrags- berechnung unmathematiich fei, daß die Taration fich zu ſehr auf die Holzberehnung ftüge und die Flächeneintheilung zu wenig berüdjichtigt worden fei, um die Nachhaltigkeit zu fihern, was Doch die Forft- und Jagdzeitung von 1852 ©, 42 verlange, und daß fie fih von dem Fachwerk zu fehr entfernt, was Doch als die allein richtige Tarationsmethode angejehen werden müſſe, daß die Probeflächen, Die genom- men wurden, als ungenügend anzufehen find u. f. w. Die Staatöforftverwaltung rechtfertigt fich gegen alle diefe Tadel in einer weitläufigen Denffchrift und der Son- dershäufer Yandtag wird nun zu entfcheiden haben,. ob die Zarationdmethoden von Carl, Heyer, Dundeshagen, die Sormeln von Hoßfeld und Smalian zwedmiäßiger zur Ertragsbeſtimmung der Staatsforften angewandt werden follen, oder das Fachwerf nah Hartig, Cotta, von We- dekind oder irgend einem andern Schriftiteller, denn in dem Bericht und der Denfichrift zur Widerlegung der Vorwürfe, Die in jenem der Staatsforftverwaltung gemacht werden, — DU befhäftigt man fich auf eine ſehr umfafjende Weife mit der gelehrten Tarationsliteratur. Dann tadelt der Bericht auch die Forftvermeflungen, die blos mit dem Meßtiſche und der Bufjole gemacht worden find, ohne auf einer trigonometrifchen Baſis begründet zu fein, wodurch ein Fehler im eigentlichen Flächeninhalte unvermeid- lich entjtehen mußte. Dazu fann wohl beiläufig bemerft werden, daß gewiß Die wenigiten Forſtvermeſſungen in Deutjch- land und Europa auf eine trigonometrifche Baſis gegrün— det worden find, und daß der Dadurch entitehende Fehler wohl feinen Einfluß auf die Brauchbarfeit einer Ertragsbe— rechnung oder Wirthfchaftseinrichtung hat.*) Geſetzt aber auch, e8 wäre dies der Fall, eignen ſich denn wohl alle diefe Dinge zur Verhandlung in einer Landtagsverfammlung, umfaßte dieſe auch jo viel Intelligenz, wie die des Sonders— häufer Fürftenthums in Anfpruch zu nehmen fcheint, da fie dem Berichteritatter fo große Anerfennung gewährt? — Wir maßen uns nicht an, ein Urtheil darüber zu fäl- (en, ob der Berichterftatter des Finanzausfchuffes des Land- tages in feiner Kritif der fürſtlichen Forftverwaltung Necht hat, oder diefe, welche Diefelbe umftändlich widerlegt, denn dazu fennen wir die Forften und deren Verwaltung, um die es fich handelt, viel zu wenig, obwohl wir bezeugen fünnen daß die Nadelholzforiten der Oberherrfchaft, die wir Gele— genheit hatten zu fehen, fehr gut, und, wie es fchien, auch pfleglich und nachhaltig bewirthichaftet wurden. Aber das glauben wir mit Beftimmtheit annehmen zu fünnen, daß Die Sondershäufer Deputirten in diefem ganzen Streite ebenfo wenig urtheilsfähig find, als der Schreiber dieſes. Sind *) ©o viel uns befannt it, find in Preußen blos in Weftphalen die Forjtvermeflungen an ein trigoenometrifches Ne& gebunden. Gerade dieſe entfprechen den an fie zu machenden Anforderungen oft am wenigften. — 2 — fie dies aber nicht, fo eignen fich alle dieſe Gegenftände auch nicht zur Verhandlung auf dem Landtage. Unmöglich fann dieſer bejchließen, daß das Fachwerk beſſer fei, als das Tarationsverfahren von Earl, oder wie die Probeflächen ausgeftedt werden müffen und die Bäume einzeln ausge: zählt und gemefjen werden follen, was der Berichteritatter ebenfalls verlangt, denn der Landtag verftehet fo wenig et— was davon, als es in feinem Wirfungskfreife liegt. Die Landtagsdeputirten können verlangen, daß die Foriten nach— haltig benust, und daß eine Wirthjihaftseinrichtung und Er— tragsberechnung dem Betriebe zum Grunde gelegt werde, wie diefe aber ausgeführt wird, muß natürlich der Negierung als GErecutivbehörde überlafien werden. Glaubt man, daß That— fachen vorliegen — denn mit bloßen Theorien fann er fi nicht befchäftigen — die Zweifel erregen, ob die Benugung der Forften wirklich eine nachhaltige fei, jo mag man dieſe Thatfachen bei der Negierung geltend machen, und wenn man mit ihrer Erklärung darauf ficb nicht zufrieden ftellen zu können glaubt, Darauf dringen, daß der Waldzuftand und die Wirthfchaftsführung durch Technifer, zu denen man Zu— trauen hat, unterfucht werde. | Die rein technifchen Gegenftände der Forſtverwaltung eignen fich entjchieden wohl nicht zu den Verhandlungen in den Kammern oder Verfammlungen der Landtagsabgeordne= ten. Wenn unter diefen auch wirklich einzelne Forfttechnifer find, fo muß der Verfammlung in ihrer großen Majorität der Natur dev Sache nach jeded Urtheil über Alles, was forftliche Wirthichaftdeinrichtungen und Ertragsberechnungen betrifft, fehlen. Sie zur Entfcheidung darüber auffordern zu wollen, eine Debatte über biefelben zu veranlaffen, erſcheint eben fo unzuläffig, als blos auf die einfeitige Berichterſtat— tung eines technifchen Mitgliedes einer Kommiſſion oder eines — 223 — Ausſchuſſes ohne weitere Unterfuchung geradehin zu entfchei- den. Dies ift immer nur ein einzelner Menfch, der bei Dem beften Willen, und wenn er auch alle Berhältnifie ebenfo genau fennt, als die Männer, Die an der Spite der Forft- verwaltung ftehen, doch nichts weiter als ein einfeitiges Ur— theil abgeben Fann, was weniger Werth hat, als dasjenige des geſammten höhern Regierungs- und Forftverwaltungs- perfonals, ſchon weil dies die Sache vielfeitiger beleuchten wird, als das einzelne, vielleicht gar in SBarteianfichten be- fangene Kammermitglied. Die Übrigen Mitglieder der Kom— miffton, fo wie die ganze VBerfammlung, haben gar fein Urtheil über diefe rein technifchen Gegenftände, und müſſen deshalb blos den Anfichten ihres Berichterftatterd, oder de— nen der Verwaltung zuftimmen, wenn Dieje fich widerſpre— chen. In der Regel wird es fich dann auch wohl wer niger um die Sache felbft und um eine für das Land und die Forften zweckmäßige Entfcheidung handeln, als darum, Parteianfichten geltend zu machen, Iſt die Kammer zur Op- pofition geneigt, jucht fie der Verwaltung, wie man fich im gemeinen Leben ausdrücdt, „etwas an dem Zeuge zu fliden“, fo wird fie jedem Tadel ihres Berichterftatterd als wohl be- gründet ihre Zuftimmung ertheilen, fo wie im Gegentheil, wenn fie minifteriell ift, die Verwaltung gerechtfertigt finden. Wenn dabei jeder Menfch weiß, daß die Verfammlung von dem, worüber fie fich die Entfcheidung anmaßt, gar feinen Begriff hat, fo kann das nicht dazu dienen, dem Fonftitutio- nellen Wefen großes Bertrauen zu verjchaffen. Dann gehört aber auch die fpecielle Zeitung des Betriebes in den Staatsforften der Erecutivgewalt an, und eine Kammer darf ſich gar nicht in Diefelbe mifchen, wenn fie nicht ganz aus dem ihr von der Berfaffung angewiefenen Wirkungs— freife heraustreten und in die eigentliche Verwaltung eingrei= — 224 — fen will. Sie kann in ihren Beſchlüſſen nur die allgemei nen Grundſätze aufſtellen, nach denen dieſe geführt wer— den ſoll, die Ausführung derſelben ſelbſt muß ſie aber den verantwortlichen Behörden überlaſſen. Erſt wenn ſie glaubt daß den von ihr angenommenen Grundſätzen entgegen ge— handelt wird, ſtehet ihr die Befugniß zu, dies zu rügen und auf Befolgung derſelben zu dringen. Sp iſt ihr allerdings nicht das Recht zu beſtreiten, ver— langen zu können, daß eine nachhaltige Benutzung der Staats— forſten ſtattfindet, damit die Bedürfniſſe des Landes befrie— digt werden können und eine gleichmäßige Einnahme der Staatskaſſen geſichert iſt. Sie kann daher auch verlangen, Daß von Seiten der Verwaltung regelmäßige Betriebspläne aufgeftellt, der nachhaltige Ertrag ermittelt und innegehalten wird, aber welches fpecielle Verfahren die Verwaltung da- bei verfolgt, fann fein Gegenftand der Kritif der Kammer fein. Glaubt fie, daß der Materialetat ein zu hoher oder zu niedriger fei, jo fann fte ihr Bedenken dadurch geltend machen, daß fie Dies bei den Budgetverhandlungen zur Spra- che bringt, wird fich aber vorläufig dabei beruhigen müf- jen, wenn die Berwaltung das Gegentheil behauptet und durch die Nechnungsabfchlüffe, die Gegeneinanderhaltung des etatsmäßigen Einfchlages und des wirklich erfolgten fich rechtfertigt. Sie muß der Negieruug zutrauen, daß Diefer an einer nachhaltigen Benugung der Staatsforften ebenfo gut gelegen ift, als der Kammer, denn es ift fein Grund vorhanden anzunehmen, daß eine Staatsforftverwaltung das geringfte Interefie haben könnte, gegen den Willen der Kam— mer die Forſten unnachhaltig zu benugen. Die Einnahmen aus denſelben find dazu beftimmt, die von den Kammern genehmigten Ausgaben, jo weit fie dazu ausreichen, zu de— den, Was Dazu die Domainen und Forften nicht liefern, — 22 — muß durch Steuern gededt oder auf anderem Wege auf: gebraht werden. Da die Regierung eine höhere Ein— nahme, als die nachhaltige Benugung gewährt, immer nur zu den von der Kammer controlirten und genehmigten Aus— gaben verwenden fünnte, jo hat fie auch nicht das geringfte Intereſſe, jene auf Koften einer nachhaltigen Benugung zu fteigern. Diefe macht fich aber, wenn fie durch eine unrich- tige Ertragsberechnung veranlagt worden wäre, in fo Furzer Zeit bemerflih, da fich dies Ichon aus der Größe der ab— geholgten Flächen ergiebt, daß fie jeder, felbft wenig gebil- dete Nevierverwalter bald bemerken wird. Man kann daher wohl mit Recht vorausfegen, daß die Regierung, wenn der Ertrag der Forſten irrthümlich überſchätzt worden wäre, dies ſehr bald ſelbſt erkennen und auch ohne Zuthun der Kam— mern dies ändern wird, beſonders wenn ihr in dieſer Be— ziehung Bedenken von Seiten der Budgetkommiſſion geäu— ßert ſind. Dies ſind die Gründe, die uns beſtimmen, die Anſicht aufzuſtellen, daß eine Finanzkommiſſion irgend einer deutſchen Kammer ſich niemals mit der ſpeciellen Reviſion oder Kritik des Materialetats der Staatsforſten beſchäftigen darf, ſon— dern die Feſtſtellung deſſelben lediglich der Regierung als Exekutionsbehörde überlaſſen muß. Anders iſt es allerdings mit der Geldeinnahme, welche das Material liefert. Hier können zuerſt bei dem Verkaufe und der Benutzung des verwendbaren Materials allgemeine ſtaatswirthſchaftliche Rückſichten eintreten, die wohl in den Kommiſſionen oder Kammern, wenn deren Mitglieder dazu hinreichende allgemeine Bildung haben, zu einer aufklären— den Debatte Veranlaſſung geben können. So kann es zu— erſt fraglich ſein, welche Verkaufsformen die zweckmäßigſten ſind, ob man nach feſten Taxen oder nur im Wege des Kritiſche Blätter 32. Bd. I. Heft. P — 226 — Meiftgebotes verfaufen will. Dann können verfchiedene Gewerbe eine Unterftügung durch wohlfeile Hölzer in Ans fpruch nehmen, es kann dem ärmern Theile des Vol: fes das geringere Material wohlfeil durch Lefeholzzettel oder aus Magazinen Überlaffen werden u. ſ. w. Das find Alles Berwaltungsgegenitinde, von welchen die Kammern, Denen die Regierung Nechenfchaft von der Benugung des Staats— gutes abzugeben verpflichtet ift, allerdings wohl Kenntniß nehmen und ihre Zuftimmung ertheilen oder verweigern können. Noch in weit größerm Umfange werden fie Anſpruch darauf machen müffen, die Geldausgabe fpeciell zu prüfen, Die Größe und Art der Befoldung, die Zahl der angeftell- ten Beamten, die außerordentlichen Ausgaben für Vermeſ— fung und Taration, Wegbauten u. f. w., infofern fie irgend einen Einfluß auf den allgemeinen Etat der Staatsforften haben, werden ihrer Zuftimmung ftetS unterworfen werden müſſen. Daß dabei der ordentliche Etat, wie er einmal ge- nehmigt und für zwedmäßig anerfannt ift, nicht bei jeder neuen Borlage des Budget3 immer wieder von Neuem fpe- ciell geprüft werden darf, verfteht fich wohl von felbit. Es wäre eine ganz unnüge Zeitverfchwendung, immer wieder zu unterfuchen, ob die Summe der Kulturgelder wirklich erfor— derlich ift, welche fchon früher als unerläßlicher Bedarf an- erfannt wurde, ob die Befoldungen zwedmäßig geregelt find u. ſ. w. Die Genehmigung des ordentlichen Etats, info- fern er auf einer nachhaltigen Ertragsermittelung beruht und feine Beräinderung defjelben eingetreten ift, für jede einzelne Sinanzperiode fann wohl nur als eine Form angefehen wer: den. Neue Erörterungen darüber fünnen wohl nur dann eintreten, wenn fchon früher Ausftellungen gemacht wurden und dieſe von der Verwaltung nicht erledigt oder berüͤckſich— tigt wurden, Am allermeiften werden fih die Kammern zu hüten haben, von den PBamphleten Notiz zu nehmen, die irgend - ein im Examen durchgefallener Forftfandidat, ein unbefchäf- tigter Advofat, der gern eine politifche Nolle fpielen möchte, oder ein Hülfsjäger, welchem die Zeit zu lange dauert, ehe er Forftmeifter wird, als Anklage der Staatsforftverwaltung in das Publikum fchleudert. Diefe erbärmlichen Sfribler, wie fie befonderd 1848 und 1849 auftraten, verfolgen nur ihre eigenes verächtliches Interefie und fchreiben oft über Dinge, von denen fie gar nichts verftehen. Das hat man recht deutlich in Sachjen geſehen, wo die vortreffliche Ver— waltung auf die unmwiürdigfte Art angegriffen wurde In den meiften größern Staaten ift Dann ja aber auch ein Rech— nungshof, und er follte wohl eigentlich. in feinem fehlen, der darüber wacht, daß die von den Kammern genehmigten Etats immer gehalt Daß die Einnahmen und Ausgaben den ge- jeglichen Beftimmungen gemäß verwandt werden, Daß Die Rechnungen darüber in vorgefchriebener Art geführt und ge- legt werden. Diefen Behörden müffen die Kammern nun fchon vertrauen, denn wollten fie es nicht, fo müßten noth- wendig Kommilftonen für die Kalfulatur ernannt werden. Der Sondershäufer Landtag hat nun gerade nicht fehr viel zu thun, aber wir möchten ihm dies fchon darum nicht em- pfehlen, weil die Erfahrung gelehrt hat, Daß die zahlreichen Demokraten darin fich fehr leicht in ihrem Kalful verrechnen. Eine eigene Bewandtniß hat es mit der fogenannten ftaatswirthichaftlicden Grundlage der Forftwirthichaft. Als lerdings ift nicht zu beftreiten, Daß den Kammern das Necht zuftehen muß, darüber zu wachen und zu verlangen, daß Die Staatsforften fo bewirthfchaftet werden, Daß fie Das größte NRationaleinfommen liefern. Das Recht dazu Fann ihnen Schon darum nicht entzogen werden, weil fie die Kulturgefege 2 — 23 — zu beurtheilen haben und durch diefe die Wirthichaftsführung in den Forften, fowie Die Benugung des gefammten Staats- forftgrundes geregelt wird. Es ift auch gar nicht zu leug— nen, daß es mancherlei Fälle gegeben hat, wo es fehr wün— fchenswertly gewefen wäre, daß die Kammern verhindert hät— ten, daß Die Forften in Wildparfs nicht einmal für Die Fürften, jondern für die Oberforft- und Wildmeifter umge- wandelt wurden, daß nicht an Günftlinge Rechte in den Forſten vertheilt wurden, die dieſen nur verderblich werden fonnten u. |. w. Ebenſo würde es oft ganz zwedfmäßig ge— weien fein, wenn fie Die Negierungen zuweilen daran erin= nert hätten, daß man niemals Gewerbe für Nechnung des Staats vortheilhaft betreibt und der Holzhandel, die Ver- arbeitung des Holzes, dejien Transport durch Private in der Regel befier und wohlfeiler bewirft werden fann als durch Staatsforftbeamte. Aber deshalb möchten wir denn doch nicht behaupten, daß es für die Forften vortheilhaft fein dürfte, wenn Die Initiative zur ftaatswirthichaftlichen Be— gründung der Forſtwirthſchaft ein Attribut der Kammern wäre, oder ihnen auch nur die definitive Entjcheidung darüber zuftünde, Zuerft wird felbft bei den intelligentern Mitgliedern der— jelben und bejonders bei ihren Nednern immer mehr Theo» tie als Praxis die etwa zu ergreifenden Maßregeln beſtim— men. Keine Kammer wird jemals viel erfahrene praftifche Forſtwirthe unter ihren Mitgliedern zählen, denn biefe feh- nen fi jo wenig nach den Kammerdebatten als fie nad ihren Gejchäftsfreien und den Beziehungen, in denen ſie zu den Wählern ftehen, dieſe veranlaffen könnten, fie in Die Kammer zu fenden. Dazu eignen fi) Gaftwirthe, Bier— brauer, in deren Wohnungen die innere und äußere Politik verhandelt wird, Schulmeiiter und Advofaten, die dabei ber — N — Natur der Sache nach das Wort führen, welche mit den Geheimniſſen der fremden Kabinette vertraut find und in der Bolitif ald Nebengejchäft machen, weit befjer. Selbft wenn es aber auch berühmte Gelehrte und Schriftiteller find, wel- che die Führung der Debatten in den Kammern übernehmen, den Bericht erjtatten und Neden dafür oder dagegen hal— ten, jo fafjen diefe niemals den Gegenſtand von der prafti- ſchen Seite auf, die fte nicht fennen, fondern immer nur von der theoretifchen, oft wohl gar auch nur von der rednerifchen oder deflamatorifchen, wo ſich Gelegenheit ergiebt, glänzende Neden, mit Beifall hervorrufenden Schlagworten geſpickt, zu halten. Das lehrt die Erfahrung, Die man in der neu: ern Zeit Überall gemacht hat, wo dieſe Berfammlungen jelbftftändig und unabhängig von einer höhern Macht ihre Ihätigfeit in Bezug auf die Gefeßgebung regeln follten, Selten wird eine Verfammlung von Gefeßgebern fo viel glänzende Talente, jo viel große Gelehrte, denen man den beiten Willen und die größte Baterlandsliebe in der großen Mehrzahl gewiß nicht abfprechen kann, wieder in fich ver: einen, als das Frunffurter Barlament. Wie viel hätten dDiefe Männer für das deutiche Vaterland leiften können, wenn fie nicht allein den leeren Theorien gefolgt wären, Sdealen nachgejagt hätten, fondern mehr den praftifchen Er- fahrungen folgten, wenn ſie nicht mehr hätten erreichen wol- len, als nach Lage der Dinge überhaupt zu erreichen war! Das wird aber das unvermeidlihe Schieffal aller Kammern und Parlamente fein, welche Kulturgejege in Antrag brin- gen, in fich erörtern und bejchließen, daß dieſe mehr nach der bloßen Theorie entworfen und bejchloffen werden als nach dem wirklichen Bedürfniffe des Landes. Das haben wir bei dem Jagdgejege, bei den Berathungen über Servituten, ber Freiheit des Gigenthums, bei der Einführung der Grund: — u — rechte, mit einem Worte bei allen Gefegen geſehen, welche das praftifche Leben und die Bodenfultur in irgend einer Art berühren, Der Wald it aber fein Gegenftand, mit dejien Bewirthfchaftung man ungeftraft erperimentiren Fönnte ; einmal verwüjtet, ift er ſehr jchwer wieder herzuftellen. Ge— wiß find daher von den Kammern alle Anträge auf Theil: barfeit des Waldbodens, der bisher einen gejchloffenen Be— fig bildete, auf Freiheit der Benugung defjelben, auf Re— gelung der Aufhebung der Waldfervituten gegen volle Ent- chädigung der Berechtigten, auf gänzliche oder theilweife Veräußerung der Staatsforften, was Alles in wefentlicher Beziehung zur Erhaltung des Waldes fteht, zu vermeiden, Noch weniger pafjen für fie Bejchlüffe, wie fie in der neuern Zeit auch wohl gefaßt find, daß der ärmern Volksklaſſe Streus, Weider, Holzgerechtſame einzuräumen feien, denn fte fönnen niemals überfehen, was dies für Folgen für ben Wald haben wird, ja nicht einmal, ob dem wirklichen Be— dürfniffe dadurch genügt wird, Das muß und kann jchon der Verwaltung überlaffen bleiben, denn wenn fich eine Maß- regel in dieſer Beziehung wirklich nöthig und zwedmäßig zeigt, jo wird Diefe fchon durch die öffentliche Volksſtimme, durch ihre eigenen Mitglieder gezwungen werden, fie zu er greifen. Bis jet Fennen wir wenigftens feine Staatsforftver- waltung in ganz Deutfchland, bei der man es wagen würde, wirflihe Mißbräuche zum Nachtheile des Volkswohles und Nationalwohlftandes aufrecht zu erhalten, wenn dieſe irgend: wo zur Sprache gebracht werden. Daß dies gejchieht, dazu fehlt e8 doch aber gewiß nicht an Gelegenheit. Man könnte eimwenden, daß das englifche Parlament, welches doch auch nicht aus lauter Gewerbtreibenden zufam- mengefegt it und als ganz felbjtändig und unabhängig von — Bl — der Regierung Geſetze beantragt und der Krone zur Sank— tion vorlegt, die ſelten verweigert wird und werden kann, erfahrungsmäßig nur ſolche genehmigt, die wirklich dem ſich zeigenden Bedürfniſſe auch in materieller Beziehung entſpre— chen. Darauf läßt ſich aber erwiedern, daß man im engli— ſchen Parlamente in Bezug auf die zu faſſenden Beſchlüſſe ganz anders verfährt, als man bisher die Sachen in den deutſchen Kammern behandelt hat. Soll in England ein Geſetz beantragt werden, welches ſich auf Bodenkultur, Gewerbe, Handel, Bergwerke oder ir— gend einen andern materiellen Gegenſtand bezieht, ſo wird dieſer eine geraume Zeit vorher in den öffentlichen Blättern diskutirt und von allen möglichen Seiten beleuchtet. Wird dann eine Bill darüber eingebracht, ſo wird eine Kommiſſion ernannt, wozu man die geeignetſten Mitglieder auswählt, dieſe zu prüfen und zu berathen. Dieſe Kommiſſion ladet nun Experten vor, d. h. die erfahrenſten Gewerbtreibenden und ſolche Menſchen, die in irgend einer Art von dem be— abſichtigten Geſetze berührt werden und irgend ein Urtheil Darüber haben können, um fie zu Protokoll zu vernehmen. Dieje ganzen, oft fehr weitläuftigen Verhandlungen werden Dann gedrudt, befannt gemacht und geprüft, das Nefultat wird zufammengeftellt und dem Parlamente vorgelegt, fodaß oft mehre Jahre vergehen, ehe man zu einem Endrefultate fommt. Sit dann aber die Sache auf diefe Weife vollfom- men in dag Klare gebracht, jo werden im Parlamente auch gar feine Reden mehr darüber gehalten — vorausgefegt, daß Diefelbe nicht etwa eine politifche Seite hat und Dadurch zur PBarteifache wird — der Beſchluß der Kommilfion wird in der Regel duch einfachen Beihluß zum Geſetze erhoben. Berführen unfere Kammern mit derfelben Gründlichfeit bei Prüfung von Anträgen, die duch ihre Mitglieder gemacht = BE — werden, wie das englifche Parlament, fo würde ihnen auch ohne Gefahr die Initiative in der Forftfulturgefeggebung überlaffen werden können. Iſt dies nun aber auch nicht wünjchenswerth und müſ— fen die Anträge in Bezug auf ftaatswirthichaftliche Forft- fulturgefege ftet8 von der Negierung ausgehen, da dieſe al- fein im Stande ift, ihre Nothwendigfeit zu erfennen und ih- nen eine zweckmäßige Faſſung zu geben, fo ift es doch kei— nem Zweifel unterworfen, daß folche in allen Fonftitutionel- len Staaten nur unter Mitwirfung und unter Zuftimmung der Kammern erlaffen werden fünnen. Zu einer Kritif umd Controle find diefe auch weit eher geeignet, als zum Ent- wurfe und zur Beantragung folcher Gefege. Ganz verwerflich ift es aber, wenn man die Foritjachen in den Kammern’ nach politifchen Barteianfichten behandelt. Auch das ift aber fchon geichehen! So wie die Demofra- ten das Jagdgeſetz erzwangen, um die Fleinen Grundeigen- thümer für fich, für eine Revolution im Beſitz und gegen Die großen Grundeigenthümer zu gewinnen, jo bat man auch fhon das PBroletariat auf Koften der Forften begünftigen wollen, um fich dejien Gunſt und Unterjtügung zu erwerben. Wir haben von jeher darauf gedrungen, dem armen Theile des Volkes, fo viel als e8 irgend thunlich ift, aus den Staats-, Kommunal- und großen PBrivatforiten eine Unter: ftügung durch Lefeholz, Weide, die Befugniß, Beeren, Wald- früchte und Schwämme zu benugen, jelbjt duch Waldjtreu zu> fommen zu lafien. In diefen Blättern ift fortwährend ver: langt worden, daß man, befonders bei Benugung der Staats- forften, fih frei von allen fisfalifchen Anftichten zu halten und diefe mehr als einen Fideifommiß der Armen, nie blos als eine Quelle des Staatseinfommens betrachten müſſe. Aber alle diefe Einräumungen, die man dem ärmern Theile u des Volkes macht, dürfen niemals die Erhaltung der Forften gefährden, wie es das unbejchränfte Streurechen thut, was man in ben tollen Jahren der deutjchen Revolution geftattet hat. Die Republifen bedürfen die Forften fo gut als die abjoluten Monarchien, und felbft wenn die Kommuniften die Regierung Übernähmen, fo würden fie den Wald nicht ent- behren fönnen und für feine Erhaltung forgen müffen, wenn fie ihre Ideen zu realifiven verfuchen wollten. Der Forſt— wirth als folcher fteht deshalb außer und über allen politi- fhen Barteien, darum ift es auch ein großer Fehler, wenn fich ein jolcher in irgend einer Art bei den PBarteifimpfen betheiligt. Ihm ift ein Eigenthum Des deutſchen Volkes an— vertraut, von deſſen Erhaltung die Eriftenz deffelben abhängt, es mag fich eine Negierungsform geben, welche es will. Er ift Gott und der Nachwelt für dafjelbe verantwortlich und muß es bis auf den legten Athemzug vertheidigen, Freilich lehrt dabei die Erfahrung, daß der Wald noch nie ducch die Fürften gefährdet worden ift, Daß dieſe ftets ber feine Erhaltung gewacht haben, daß er Dagegen aber immer jeinen größten Feind im fouveränen Bolfe, im fügen Böbel gehabt hat, der immer nur nach augenblielichen Genüſſen haſcht, niemals an die Zufunft denkt. Daß daher die Forjtwirthe, Die wirklich ihren Wald lieben, nicht gerade für die Jdeen von 1848 eingenommen find, fann man ihnen wohl nicht verdenfen, Ueber das Sengen und Brennen bei dem Dadwald- befrieb, im Vergleich mit dem Schmoden oder Schmuden. Vergl. Krit. Blätter 30. Band. 1. Heft. ©. 127 u. f. Der Herr Forftmeifter Klump zu Michelftadt, Verfaſſer des Auffages über den Hadwaldsbetrieb im Odenwalde in v. Wedefind’s neuen Sahrbücern 1. Bd. 2. Heft, hat meinen Auffag im 30. Bande 1. Heft der krit. Blätter von Pfeil „über die Vorzüge des Verbrennens der Bodendede mittel3 Schmodens” einer näheren Beurtheilung zu unter werfen beliebt und fich für die auf Chemie gegründeten That: fachen einen Sefundanten gewählt, worin ich den Herrn Apotheker und Titular-Rath Luc zu Michelftadt zu erfennen glaube. *) Ehe ich mich in das Kaubderwelih von Chemie Dies fe8 wenig gebildeten, aber ftodeingebildeten Mannes nä— her einlaffe, muß ich demfelben bemerfen: fo nüglich und fruchtbringend die Anwendung ber Chemie auf Yand- und Forftwirthfchaft ift, wenn man dabei vegreffiv zu Werfe *) 9, Medefind’s Neue Jahrbücher 2. Jahrg. 3. Heft. — 15 = gehet, jo unrichtig fallen die Schlüffe aus, wenn man, wie Hr. 2. gethan, progreffiv verfährt, d. h. wenn man bei feinen Unterfuchungen von forftlihen Erfahrungen ausgehet und die chemifchen Grundlehren als leitende Marimen bei Ordnung ſchon aufgefundener Erfahrungen und bei Auffin- dung neuer anwendet, und nicht etwa blos aus hemifchen Lehren die Regeln für Waldbau ableitet. Zur Sadıe. Hr. 2. glaubt, daß nicht nur bei dem Neberlandbren- nen — Sengen — fondern auch bei Dem Schmoden Die ge— bildete Kohlenfäure in die Luft gehe, ohne Die mindefte Nüd- fiht darauf zu nehmen, daß bei dem Schmoden der größte Theil der Kohlenſäure, theils durch die bei dem Verſchmo— den fich bildenden Wafjerdämpfe gebunden, reſp. vermifcht, theils im Ruß abgelagert werde. Bekanntlich Ffann, wenn man einen falten Körper in den leuchtenden Theil der Flamme hält, an der erfalteten Stelle die Kohle nicht verbrennen und es fcheidet fich Die- ſelbe als Ruß ab. Diefe Rußbildung findet überall ftatt, wo die Verbrennung der Kohle anderweitig verhindert ift, 3. DB. duch Schwachen Luftzutritt. Da nun Ruß ein vorzügliches Düngemittel ift*), jo liegt der Vortheil des Schmodens, der Nachtheil des Bren— nens jehr nahe. Die theilweife Entführung der Afche durch die Luft wird von dem Herrn Gegner zugegeben, doch die Vermu— thung ausgefprochen, daß diefe bei windftillem Wetter nicht fehr bedeutend fein werde und daß am Ende die Aſche wie- der auf den Boden herunterfalle, *) Vergl. Shübler, Agrifulturchemie 2. Band, ©. 231, wo deſſen Beitandtheile angegeben find. — 236 — Jeder Forſtmann und Chemifer weiß, daß da, wo Ajichegewinnung Zwed ift, diefe am ficherften durdy das Verbrennen in gefchlofjenen Räumen erreicht wird. Selbſt jeder Ajchenbrenner weiß dieſes, denn feiner brennt Ajche ohne Schuß gegen Wind und bei ftarfem Flammenfeuer. Die Aſchenbrenner legen ſich deshalb Gruben an, worin fie brennen und juchen fich durch vorgeftellte Schirme gegen Wind, reſp. Entführung von Afche, zu fchügen. Der durch Das Sengen entjtehende Luftzug entführt viele Aſche, aber auch jelbft nach beendigter Operation ift dieje gegen Ent: führung noch nicht gefichert, jo lange fein Regen einfällt. — Die Angabe, daß durch das Verbrennen bei ftarfem Slammenfeuer neben dem Afchenverluft auch noch ein Ber: luft an Ammoniaf herbeigeführt werde, beliebt unfer Herr Chemifer für unfinnig zu erflären, indem bei der Berbren- nung eines ftijtoffhaltigen Körpers der Stickſtoff niemals in Form von Amoniaf, jondern in Korn von gasfürmigem Stikjtoff oder in Form von GStidjtofforyd weggehe. Auch wird getadelt, daß ich das in Folge von ftarfer Erbigung entwidelte Ammoniaf Gasgeftalt wolle annehmen lajjen, ba ja Ammoniaf überhaupt ein Gas fei. Auf diefe Auslafjung will ich einen bewährten Chemi- fer, den Profeſſor der Kameralchemie Schulze zu Greifs- walde, antworten lafien. „Die ftijtoffhaltigen organifchen Verbindungen lies fern bei vielen ihrer Zerjegungen Ammoniaf, bejonders bei der trodnen Deitillation, bei dem Erhigen mit den Hydraten der Alfalien und alfaliichen Erden und bei ber Fäulniß, Auf der trodnen Deftillation berubet die Darftellung *) Vergl. deſſen Chemie für Landwirthe. Leipzig 1846. ©. 2897. — 237 — des rohen Fohlenfauren Ammoniafs aus Horn, Leder, ges trocknetem Fleiſch. Unter den Produften der Verfohlung der Steinfohlen, des Torfes, Holzes, Moders ꝛc. befin- den fich Ammoniaffaße; daher ſtammt auch das effig- faure Ammoniak im Ruß, der Ammoniafgehalt der Erde beim Rafenbrennen ꝛc. Die meiften organischen Stiditoff- verbindungen zerfegen fich ſchon beim Erhigen mit wäfferigen Auflöfungen der Alfalien fo, Daß ein Theil ihres Stidftoffes in Ammoniafform fich entwidelt; vollſtändig geſchieht das, und zwar bei allen, wenn fie mit überfchüffigem Alkali— hydrat zufammen gefchmolzen werden. Durch die Fäul- niß bewirfte Ammoniakbildung erfennen wir am einfach- ften beim Harnftoff, der fih, ohne daß ein anderes Produkt dabei entftehet, in Fohlenfaures Ammoniak ver- wandelt 10,” Hoffentlich wird Hr. 2. nunmehr in dem vermeintlichen Unfinn doch einen Sinn finden. Daß durch Einwirkung des Kohlenftoff3 mehrere dün— gende Körper zerlegt werden und gleichfalls Luftgeftalt an- nehmen, wie Chlor, Phosphor, Schwefel, Natrium, Cal— cium, ergiebt fich am beften aus Sprengels Düngerlehre *), wofelbft S. 411 Folgendes über diefen Gegenftand be— merft ift: „Man hat ferner vielfältig die Beobachtung gemacht; daß die düngende Kraft der Afche, welche bei großer Hise entfteht (was der Fall ift, wenn Die Nafen fehr fchnell verbrennen) nicht fehr bedeutend ſei; dieſe Erſchei— nung erklärt fih dadurch, daß bei einer beträchtlichen Erhisung das fich entwicelnde Ammoniak leichter Gasge— ftalt annimmt, daß mehrere düngende Körper durch Ein- *) Leipzig 1838. — 23 — wirkung des Kohlenftoffes zerlegt werden und dann gleich- falls Luftgeftalt annehmen, fo Chlor, Phosphor, Schwe- fel, Kalium, Natrium, Calcium, und daß dabei Vergla- jungen ftattfinden, d. h. chemische Verbindungen der Kie- jelerde mit Kali, Natron, Kalk und Talferde entitehen, von denen die Pflanzen feinen Nusen haben, da fie un: auflöslih im Waſſer find. Iſt Dagegen die Hige Schwach, jo hat fie gerade die entgegengejegte Wirfung, denn dann werden die Silifate, (Verbindungen der Kiefelerde mit Bafen), welche etwa in der Erde der Raſen vorfommen, aufgelodert, was den Nutzen hat, daß fie fpäter von der Humusjäure des Bo- - dens leichter zerjegt, aufgelöft und in die Pflanzen über: geführt werden 20,” Herr 2. führt nunmehr unter Ziffer 4 dasjenige auf, was gegen meine, für das Schmoden ausgefprochene Be- hauptung fprehen foll, nämlich daß das Ammoniaf durch die in dem abgejchälten Bodenfchwiel befindliche Humusſäure gebunden werden foll, angeblih weil die Humusfäure felbit zerjeßt werde. Much will derfelbe nicht zugeben, daß die verbrennungsfähige_ Subitanz, die Nafen nämlich, nicht ein- geäfchert, jondern nur verfohlt werden, indem ein großer Unterfchied darin liege, ob Holz oder fonftige Pflanzentheile verfohlt oder ob fie verbrannt werden, Die Aiche enthalte die mineralifchen Beftandtheile in löslicher Sorm, während die Kohle diefe Beſtandtheile in folcher Form enthalte, daß Waſſer und verdbünnte Säuren dieſelben nur ſchwierig und nur theilweife auflöfen könnten, — Auch fragt unfer großer Ghemifer, warum ich bei Nacht und windftillem Wetter ge: jhmodet haben wolle? Alle diefe Behauptungen follen durch zwei anerkannt tüchtige Chemifer, die Profefjoren Schulze und Spren- — 239 — gel*), widerlegt, auch duch Diefelben Die aufgeworfene Frage beantwortet werden, welch Iestered für fich indeffen ducch den Anfänger in jeden Naturwilfenfchaften hätte ge= ſchehen können. Schulze ſagt: „Das Raſenbrennen geſchieht rationell ſo, daß eine gewiſſe Quantität der Raſennarbe nicht ganz eingeaͤſchert wird, ſondern nur verkohlt. Betrachten wir die Kohle als einen Stoff, der die gasförmigen Subſtanzen, die zur Pflanzenernährung dienen, beſonders das Ammoniak— gas, in ſich aufſaugt und ſie vor der Verflüchtigung aus dem Boden ſchützt, ſie aber beim Naßwerden wieder abgiebt; ferner als die Verweſung organiſcher Stoffe aufhaltend, wodurch gleichfalls eine zu große Verflüchtigung der Gasarten, die aus dem Boden ungenutzt entweichen würden, verhütet wird, nehmen wir hinzu, daß fie ein fehr lockerer poröfer Körper ift, der we- jentlich Dazu beitragen kann, Die entgegengefegte Beſchaffen— heit einer Erde zu befeitigen: fo haben wir mehrere triftige Erflärungsgründe für die einmal nicht zu beftreitende That— jache, daß die doch an und für fich unlösliche und indiffe- vent fcheinende Kohle als Düngungsmittel wirken kann ꝛc.“ „Beim Nafenverbrennen dient unftreitig Die unver: brannte Kohle dazu, um viele von den Stoffen, die durch die Gluth aus den verfchwelenden Pflanzenreſten wie durch trockene Deftillation ausgetrieben werden, und unter denen fich na- mentlich Ammoniafverbindungen befinden, aufzunehmen.‘ „Um die Aufnahme und DBerarbeitung von Kohlenftoff eoncentrirt fich beinahe der ganze pflanzliche Ernährungs: prozeß. Der Kohlenftoff ift unter den Glementarftoffen gleichſam als Die Baſis der ganzen organischen Körper zu * Schulze a. a. O. © 86. — Sprengel, die Lehre von den Urbarmachungen und Grundverbefferungen ©. 410. = Mi betrachten, und in fo fern liegt feine Wichtigfeit für Die organische Schöpfung klar vor.‘ Sprengel fpricht fich loc. eit. folgendermaßen aus: „Beim Verbrennen der Nafennarbe bildet fich, wie beftimmt nachzuweifen ift, aus dem Stickſtoff und Wafferftoff der Gras: und Pflanzenwurzeln Ammoniak; diefer wichtige, leicht Gasgeftalt annehmende Körper wird einestheild vom Boden, fo fern derſelbe Humusfäure enthält (denn fie hat eine große Verwandtichaft dazu) angezogen, theild wird er, wenn man das Brennen der Nafen während der Nacht vornimmt, vom Thau niedergefchlagen. Man foll deshalb auch nicht bei windigem Wetter Das Raſenbrennen vornehmen, da font ſehr viel von diefem Föftlichen Düngungsmittel weggewehet wird. Damit überhaupt fo wenig als möglich Ammoniaf beim Ra— fenbrennen verloren gehet, habe ich es als ſehr zweckmäßig befunden, die glühende Afche mit Nafen zu bededen, indem dann die darin befindliche Humusfäure das fich beim Brenz nen erzeugende Ammoniak chemifch bindet. Das Bededtfein der brennenden Haufen mit friſchen Nafen hat aber noch einen andern Nugen; diefelben verſchlucken nämlich einen großen Theil des fich erzeugenden Nauches, was wichtig ift, da berjelbe einige Fräftig düngende Ammoniaffalze als effigfaures und falzfaures Ammoniak enthält; die allgemeine Erfahrung hat ja auch gelehrt, daß dieſe jo geräucherten und geröſteten Raſen fehr Fräftig düngen, was duch das Erwähnte hin— länglich erklärt wird. Das Nafenbrennen thut, wie man überall erfahren hat, Die befte Wirfung, wenn die Raſen nur verglimmen, alfo feine Flamme entwideln; der Grund hiervon ift, daß dann viele fticjtoffhaltige Kohle entitehet, welche zu den fräftig Düngenden Körpern gehört.‘ Wir fommen nun zum fünften und legten Einwand des Hrn. L., welcher die Bildung von Eifen- und Mangan- — WM — Oxyden und Orydul und deren pflanzennährende Eigenfchaf- ten betrifft und die Behauptung enthält, daß auch Eifen- und Mangan-Oxyde düngende Eigenschaften hätten und daß duch Oxydation von Eifen in feuchter Luft ſich niemals Ammoniak bilde. Es ift uns feineswegs unbekannt, daß Ddiefer Gegen- ftand durch die Chemie noch nicht genügend aufgeklärt ift, doch haben wir um jo weniger Anftand genommen benfel- ben vorläufig aufzunehmen, als Sprengel*) duch Ver— juche belehrt worden fein will, daß die ducch Einwirkung des Kohlen- und Wafferftoffs der verbrannten Graswurzeln entjtandenen Oxydule, jo fern fie mit der Luft in Berührung bleiben, duch Waflerzerlegung Ammoniaf erzeugt haben. Liebig** und Schulze***) widerfprechen dieſer Anz fiht, welche ſonach als durch die Chemie noch nicht hin— länglich begründet angefehen werden muß, Indeſſen belehrt uns Th. Hartigr) in Folge von angeftellten vergleichenden Verfuchen über den Einfluß von Säuren, Salzen, Alfalien, Metall-Oryden ꝛc. auf Keimung und Wahsthum der Pflanzen, daß das Eiſenoxyd-Oxydul das günftigfte Verhalten unter allen Ingredienzien, ſowohl im Sand, als im Humusboden, fowohl auf Keimung wie auf Wachsthum gezeigt habe. Hr. 2. belehrt uns nun noch mit feiner Anficht über das Nafenbrennen, welches nur den Zweck haben fann, den gewöhnlich an löslichen von der flanze verwendbaren mine- raliichen Beftandtheilen armen Boden zu bereichern. Auch wir haben bei dem Schmoden feinen andern Zwed *) Deſſen Urbarmachungen. ©. All. **) Drganifche Chemie. 5. Aufl. ©. 284. +++) Chemie für Lundwirthe. ©. 481. 7) Forſtliches Conſervations-Lexikon im Anhange. ©. 1002, Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. Q — 22 — als diefen, geben aber nie und nimmer zu, Daß dabei Koh— fenfäure und Ammoniaf gar nicht in Betracht kämen. Nah Hrn. 2. wird ein Boden nicht duch Entziehung der Kohlenfäure und des Ammoniaks, wohl aber durch Die mineralifchen Salze entfräftet, Wäre der Vorderfag richtig, jo brauchte man feinem Acer mehr Mift zuzuführen, denn nur duch dieſen erhal- ten die Gewächle duch das fich während der Fäulniß ent- wicelnde* Ammoniak den nöthigen Stickſtoff. Nun weiß aber doch jeder Bauer, daß in den gewöhn— lichen Fällen ohne Düngung fein Iohnender Aderbau möglich ift und daß das regfte Streben des Landwirthes dahin gehen müffe, dieſen Stoff zu erhalten, was durch eine rationelle Behandlung des Miftes auf der Düngerftätte gefchehen kann und muß. — Unfer großer vefgrmiren wollender Herr Chemifer verftößt deshalb ftarf gegen die Chemie, ſelbſt wenn er Kohlenfäure und Ammoniaf aus dem Boden ver- flüchtigen laffen will, angeblich weil dieſe Stoffe in hin- reichender Menge in der Atmofphäre vorkämen. Man fiehet, daß der Mann, welcher widerlegen und belehren will, mit fich ſelbſt im MWiderfpruch ift und nicht die mindefte Kennt: niß von dem Ernährungsprozeß der Pflanzen hat. Herr L. gehet in feinen Belehrungen weiter und führt an, daß das Sengen oder Ueberlandbrennen zwei Bortheile gewähren fönne, nämlich: 1) dadurch, daß thoniger Boden durch das Brennen me: chaniſch verbefiert und 2) daß in allen Boden, welche Silifate enthalten, Die ſchwer verwittern, Diefe durch das Brennen löslicher würden. Herr L. bemerft zwar felbit, daß fich dieſe Wirkung nicht auf allen Bodenarten zeigen werde und Daß Diejelbe — 23 — überhaupt nur geringe fei, weil die Erhigung der Ober; fläche nicht bis zum Glühen fomme. Da die Hachvaldungen aber, wie befannt, im Thonboden nicht vorfommen und das Slammenfeuer zur Verbeſſerung des Thones und zur Auflöfung ‘der Silifate ohnehin nicht ftarf und andauernd genug ift, jo fallen die angeblich mög— lichen Vortheile jedenfall fort. - Dagegen werden die VBortheile des Schmodend aus allen Ländern, wo Nafenbrennen ftattfindet, beftätigt, wie durch einige Schriftauszüge fpeciell nachgewiefen werden fol. 1) Dr. Schweißer*) fagt: „das Nafendbrennen, das ſchon in früher Vorzeit oft in Ausübung gebracht wurde, ift nicht nur in England, Schottland, einem Theil von Tranfreih, Italien, in Curland und mehreren andern Län— dern, fondern auch in einigen Provinzen Deutfchlands, 3. B. in der Graffchaft Navensberg in Weftphalen, als eine fehr vortheilhafte Iandwirthfchaftliche Operation bekannt.“ „Das Sengen oder Meberlandbrennen wurde verfucht, war jedoch nicht ausführbar und würde eben fo viel fonfti- ges Brennmaterial erfordert haben, als Raſen vorhanden war. Es wurde deshalb in Heinen Meilern gebrannt oder vielmehr gefohlt — gejchmodet — und dieſes ging vortreff- ich und hatte fowohl auf Bodenverbeflerung als Fruchter- ziehung den beiten Erfolg.’ 2) Kafthofer**) jagt: „Das Brennen der Raſen, das im Berniſchen Oberlande und im Emmenthale faſt überall angewandt wird, wo ohne Düngeraufwand Kartoffel- und Getreidearten auf wüſtem, mit Unkräutern, Sträuchern, Moos und ſchlechtem Grasfilz überzogenem Boden in Kultur ge— *) Mittheilungen aus dem Gebiete der Landwirthſchaft. 1. Bd. ©. 194. **) Defien Alpenreife. S. 221. Q2 — 244 — geſetzt werden ſollen, und welches auch in Waadt und in Frankreich öfters vorgenommen wird, wird auf folgende Art verrichtet ꝛc.“ „Auf dieſe Art, wie die Brennhaufen- im Oberlande behandelt werden, wird weder eine große Menge Aſche er— zeugt, da die Flamme nicht zum Ausbruch kommt, noch hat eine vollſtändige Verkohlung der Raſenſtücke ſtatt. Auf dem Theil der Oberfläche, wo der Brennhaufen geftanden hat, zeigt fih immer eine erftaunliche Vegetation, wenns gleich nach dem Brande alle Brennerde und alle Ajche fort- genommen wird; und wenn die Najenftüde, Die zur Bes defung des Brennhaufens gedient haben, eingegraben wer: den, fo wachfen über diefen Raſenſtücken auch die Saaten beffer, ald auf Nafenftüden, die eingegraben werden, ohne, wie oben bemerft wurde, ald Dede des Brennhaufens ges dient zu haben. Es läßt fih aus diefen Erfahrungen aljo wohl fließen, daß nicht nur die Ajche, Die bei dem Bren— nen entiteht, und nicht nur die Kohle, ſondern auch bie Gasarten, die fich dabei entwideln, ein vorzügliched Be— förderungsmittel der FSruchtbarfeit werden.” 3) „In England*) wird das unterdrüdte Brennen in Rafenmeilern von den meiften Schriftitelleen empfohlen, weil dadurch Die vegetabiliichen Stoffe, aus denen die Ajche hauptfächlich entftehet, in eine fohlige Subſtanz von größe- ver Wirfjamfeit verwandelt werden, als e8 bei dem lebhaf— ten Feuer der Fall ift. Bei dem Brennen der Nafen fucht man das Ausbrechen des Feuerd duch Zuwerfen von dazu übrig behaltenen Nafen zu dämpfen.‘ 4) Sprengel**) giebt an, daß man in Liefland wie auf * Schweiger, Daritellnng der Landwirthichaft Großbritanniens. 1. Band ©. 446. **) Urbarmahung. ©. 395. — Bi — dem Schwarzwalde das abgehauene Buſchholz auch auf der Erde durcheinanderliegend verbrennt, alfo ohne daſſelbe vor— her mit Nafen bededt zu haben; man nennt dieſe Operation „das Rödungbrennen“, hat jedoch niemals einen fo guten Nutzen davon wahrgenommen, als vom Küttisbrennen (Schmo— den), was fehr natürlich ift. An einer andern Stelle fährt Sprengel fort: *) „Aus diefem Allen gehet folglich hervor, daß das Ra— fenbrennen auf fehr mannigfaltige Weife nüßt: es werden Körper dadurch gefchaffen, die den Pflanzen unmittelbar zur Nahrung dienen; dahin gehören alle in der Ajche befindlichen Salze, nebft der Kiefelerde; es entitehen Dabei aber auch Körper, welche zuerft löfend auf den Humus wirken und dann fpäter, mit Humusfäure verbunden, in die Pflanzen übergeben, fo das Ammoniaf, das Kali, das Natron, Die Kalkz, Talkz, Alaunerde, das Eiſen- und Mangan-Oxyd; denn find fie zum Theil auch mit Kohlenfäure verbunden, fo macht diefe der Humusſäure doch bald Platz. Das Am- moniaf ift aber von den entftehenden Körpern derjenige, welcher die wichtigfte Nolle fpielt; Alles, was deshalb zur Entſte— hung und Bildung defjelben beiträgt, muß hauptfächlich berüd- fichtigt werden, wenn man vom Nafenbrennen den größten Nugen haben will. Daß das Nafenbrennen den Boden nun aber nicht allein chemifch, fondern auch phyſiſch ver: beſſert, ift fchon früher erörtert.‘ Ich würde mich nicht entichloffen haben, auf die Aus- ftellungen und Ausfälle eines Nichtforftwirthes und chemi- fchen Empirifers zu antworten, wenn fich Daraus nicht Die Folge ableiten ließe: 1) daß der Hr. Redakteur der neuen Jahrbücher, Freiherr v. *) Nrbarmachung. ©. 412. — 2 — Wedekind, ein großer Ignorant ift, da derſelbe ſolch untichtige Behauptungen wie die des —* L. in ſein Blatt aufgenommen hat; 2) daß dem Freiherrn v. Wedekind jede Gelegenheit er— wuͤnſcht iſt, Jeden, welcher ihn durchſchaut, ihm nicht huldigt, vielmehr ſeine Umtriebe ans Tageslicht ziehet, zu verunglimpfen; und 3) daß es dem Freiherrn v. W. nicht um Fortbildung und Bereicherung der Wiſſenſchaft, ſondern nur um Fül— lung feines Blatte3 und feines Geldbeutels zu thun ift. Er erfennt nicht die Göttin, fondern nur das Weib und freiet nicht um jene, ſondern nur um Diefes. Was die Technik des Hacwaldbetriebes betrifft, jo er— fennt Herr Forftmeifter Klump in dem Auffage II. die von mir gefchilderten Nachtheile an, ftügt fich jedoch auch hier zu fehr auf feinen zum Sefundanten aufgerufenen Herrn Vetter und glaubt, daß die von mir behauptete Bodenver- ſchlechterung aus der Chemie irrtümlich hergeleitet fei. Hierauf wird Folgendes erwidert: Die von mir in Folge des Brennens behauptete Bo- denverfchlechterung beruht nicht auf Theorie, fondern auf Erfahrung und diefe Erfahrung ift überall gemacht worden, wo der Hadwaldbetrieb im Großen betrieben wird und wo man nicht aus Bequemlichfeit oder aus Mangel befferer Ein- ficht bei dem Herfümmlichen verbleibt. In den Kreifen Sie gen und Olpe, wo die Hadwaldungen mehr ald das Zehn. fache an Fläche betragen, al8 im Odenwalde; im fogenann- ten Sauerlande — ehemaligem Herzogthume Weftphalen — im Kreife Wittgenftein, im Großherzogthum Baden, im Königreich Würtemberg find die Nachtheile des Sengens und Brennens ſchon vor länger als funfzig Jahren anerkannt und größtentheild® durch Tandesherrliche Verordnungen abge: — — ſtellt. — Weil nun Here Klump dieſe Nachtheile nicht an— erfennen, vielmehr als nicht beftehend behaupten wollte, fo glaubte ich der Sache feinen beſſern Vorſchub leiften zu kön— nen, als durch eine Flare theoretifche Entwidelung Diefer Nachtheile, wobei allerdings die Lehren der Chemie regreſſiv angewendet werden mußten. Herr Klump hat fih, da er dieſe Lehren nicht auf- zufafien vermochte, auch noch nicht auf den richtigen Stand- punft fielen können und bleibt deshalb Dabei, es ebenjo ma— chen zu müffen, wie es fein Vater und deffen Vorgänger gemacht haben, Er gleicht hierin in der Forſtwirthſchaft voll- fommen dem gewöhnlichen Bauer in der Landwirthfchaft und wird deshalb auf höhere Bildungsanfprüche verzichten müſſen. Wenn Herr Klump angiebt, daß bei ihm das Aftholz zu Ya Zoll, alfo bis zur Die einer gewöhnlichen Schreib- feder, entrindet würde, fo ift Dies mir und wohl auch noch vielen andern Forftwirthen etwas Neues, zugleich aber auch Unglaubliches. Wäre diefe Angabe aber wahr, jo würde zur Verbrennung faft gar fein Reißholz verbleiben und des— halb das Ajchenerzeugniß noch viel geringer, Die Sruchterträge noch unbedeutender werden, Was den gerühmten und fortwähreud behaupteten ra= tionellen Betrieb der Großherzogl. Heſſiſchen Hadwälder im Neckarthale betrifft, fo beſteht diefer faktifch darin, daß Holz nebft Rinde und Fruchtnugung zufammen fchlagweife meift- bietend verfteigert wird, daß bei dem Fällen des Schlag: holzes die Stöde häufig fehlerhaft gehauen und daß das Holz wegen Mangel an Abführungen den Berg hinunter- geichleift wird; daß das bis in die neuefte Zeit befolgte Kul- turverfahren ein durchaus verfehltes war *) und daß die mei— *) Näher ijt daſſelbe befchrieben in meiner Preisſchrift: Die Land: und Forfiwirthichaft des Odenwaldes. ©. 161 und 162, — 248 — ſten Schläge lückig und unvollkommen ſind. Hierüber will ich aus dem amtlichen Befundbericht des Amtmanns Schenk aus Siegen vom Jahre 1828 Folgendes anführen: Die Bewirthfchaftung dieſer Hadwälder befteht dar— in, daß 1) nach der Theilung und Berfteigerung eines Schla- ges das Holz abgehauen, fodann 2) die Eichenrinde an den gehauenen Stangen gleich— zeitig, wie folche gefällt find, gefchält, demnächft 3) das ſämmtliche harte Holz aus dem Schlage gefah- ven oder (was meiſtens gejchieht) bergabwärts ge- jchleift, gerutfcht wird, wogegen 4) alles Reißholz und Oberholz bis zu 1 und 1/2 Zoll dick auf dem Schlage liegen gelaffen und 5) zum Brennen (Sengen) verwendet wird, worauf dann 6) der Schlag gehadt und 7) zu Ende Mai oder Anfangs Juni gebrannt, mit Heideforn befamt, auch nad deſſen zu Ende Sep- tember oder Anfangs Oftober erfolgter Ernte 8) nochmals gehadt und mit Korn ausgeftellt und 9) vom Jahre des Abtriebes an 8 Jahre lang gehegt wird, „Daß die Hiebsart im Odenwalde bisher faſt überall fehr verkehrt und zum Nachtheil dev Wurzelftöce ausgeführt wurde, dies beweifen die hohen, nach unten zu gefplitterten Stödfe, welche man fat in jedem jungen, ja oft noch in einem A—6jährigen Schlage vorfand.“ „Die übermäßige Gluth des Feuers, wenn legtered auch duch Umwallung von den Laßreißern abgehalten wird, trock— net obendrein noch die Blätter, die Samenfolben und Ninde aus, Bei dem Hauen des Holzes und dem Behaden werden vollends die aus Samen entitandenen Schößlinge, — 249 — gleich dem alten Lehdenholze, mit der Heppe oder Art von oben herunter gehauen, gefplittert oder gar ausgehadt. Eben diefer vielfachen Unterlaffungen und Mißhandlungen wegen ift e8 auch unmöglich, die abgegangenen Wurzelftöce und die licht beftocten Stellen durch eine natürliche Negenera- tion zu ergänzen, fondern es bleibt hierzu nichts übrig, als eine mühfame, foftipielige und nicht immer Durchgehends anfchlagende Bepflanzung.” „Dede Stellen, licht beftodte Plätze fanden fih vielfach in den meiften Schlägen vor.‘ „Die nachtheiligen Folgen des Brennens, bejonders wenn folches zu ſpät gefchieht, haben fich auch jchon im Forſte Waldmühlbach ergeben; wahrlih! der Odenwälder brennt im wahren Einne des Wortes; Das bezeugen Die verfohlten Stöde und die verbrannten Wurzeln, welche man nicht nur auf den ein-, fondern felbjt auf den vorjährigen Schlägen vorfand.” „Demohnerachtet wird das Unfraut nicht gehörig ge— tödtet, nicht zur Verweſung gebracht, nicht in Afche ver- wandelt, weshalb dafjelbe den Boden gleich wieder tiberzieht und ihm von Neuem Säfte entzieht, anftatt Daß es ihm Dünger geben und fo dasjenige zum Theil erjeßen follte, was es ihm bereits entzogen hat. Und darunter leidet denn wieder die Holzzucht, auf deren Koften und zu deren Nach— theil das Unfraut fortwuchert.‘ „Außerdem hadt der Odenwälder zu tief für die Wur— zen des Holzes, auch zu nahe an die Wurzelftöde, von welchen er die Dammerde, welche ſolche umgiebt, ganz ab- zieht, was wieder der Holzzucht zum großen Nachtheil ge- reicht.‘ „Zu biefem Nachtheile kommt dann noch vollends die böfe Gewohnheit, die loſen Steine auf die Stöde zu legen, — 250 — welche dann den Ausfchlag hemmen, ja gar unterdrüden.” „Würde, wie oben beantragt, das Brennen unter: jagt, dagegen die Siegenfche Behainungsart im Odenwalde eingeführt, dann würde auch der Fruchtertrag eines Mor— gend um ein Dritttheil größer ausfallen, als er fich bei der bisherigen Behandlung der Hadwälder darſtellt.“ Es könnte noch viel mehr dergleichen zur Charafteriftif der Großherzogl. Heſſiſchen Hadwaldwirthfchaft, welche Herr Horftmeifter Klump wohl nur aus Gefälligfeit gegen den Herrn v. W, eine rationelle zu nennen beliebte, angeführt werben, wenn das Gefagte nicht mehr als hinreichend wäre, um meine Behauptung zu betätigen: „daß die Hackwald— wirthichaft Die ſchwächſte Seite der Großherzog. Heſſiſchen Forſtwirthſchaft ſei“ Wenn Here Forftmeifter Klump glaubt, daß dieſe Behauptung auf mich ſelbſt angewandt werden Fönnte, daß nämlich die Hadwaldwirthichaft meine ſchwaͤchſte Seite fei, jo muß er dann noch viel fchwächere haben, da ich mich ihm in diefer Betriebsart weit überlegen zu fein glaube und ihn nur bitte, die von mir in den Er— bach-⸗Erbachſchen Waldungen angelegten bedeutenden Had- waldbeftände rationell, wie e8 in jenem Bezirfe, felbft bei den Bauern, üblich ift, nicht aber nach feinem oberflächli« hen und wunbderlihen Verfahren zu behandeln. Schent nennt Diejelbe ein leichtes Erpediens, eine Bruͤcke für den Yaulen, um durch das Feuer zu vertilgen, was die Hade eigentlich vertifgen follte. Lasphe, im Juni 1852. Jäger, II. Mancherlei. Die Tödtung des Schmetterling3 der Nonne, Sm Sommer 1852 zeigte fich in vielen Forften des öftlichen und nordöftlichen Deutſchlands plöglich eine unge- wöhnliche Vermehrung der Nonne (Ph. Bomb. Monacha), Auch in den Inftitutsforften bei Neuftadt wurden an meh- teren Orten jo viel Raupen gefunden, daß, wenn fie auch in diefem Jahre noch feinen Schaden taten, doch voraus: fichtlih im Jahre 1853 ein bedeutender Raupenfraß zu fürd- ten ift, wenn der Vermehrung diefes verderblichen Inſekts nicht zeitig genug entgegengetreten wird. ALS ein fehr wirffames Mittel, diefe zu verhindern, kann das Todten des Schmetterlings an den Bäumen empfohlen werden, ehe derſelbe noch feine Eier ablegt, was bisher noch zu wenig beachtet und angewandt worden if. Es dürfte felbft noch raſcher, wohlfeilee und ficherer den Zwed er- reichen lafien, als das Zerreiben der eben ausgeftochenen Räupchen, oder der befannte Spiegeltödier. Der Schmet- terling ſchwärmt zwar im Anfange, wenn er eben ber — 2 — Puppe entjchlüpft ift, bei warmem Wetter ziemlich Tebhaft jowohl Abends wie am Tage, fobald das Weibchen aber befruchtet worden ift, figt es ruhig und feft an der Stelle, wo es feine Eier ablegen will. Es füllt bei der hellen Farbe der Flügel auf der dunflern Rinde der Kiefer und Fichte fehr leicht in die Augen, und kann mit einem Bal- len, wie man ihn zum Zerreiben der Naupenfpiegel braucht, leicht zerdrüdt werden. Selbjt die in einer Höhe von 20 und mehr Fuß figenden Schmetterlinge find mit einem fol: chen, wenn er an einer hinreichend langen Bohnen- oder Hopfenftange befeftigt ift, leicht zu zerreiben. Es kann na= türlich dies Mittel aber nur wirkſam fein, wenn es zu einer Zeit angewandt wird, wo die Weibchen die Eier noch nicht abgelegt haben, dann hilft es aber gewiß. Die Tödtung der Schmetterlinge muß jedoch mehrere Male wiederholt werden, da diefelben nicht alle zu gleicher Zeit ericheinen, fondern bald früher bald fpäter den Puppen entichlüpfen. Bemerfung zu dem Aufjate im 2, Hefte des 31. Bds. der Krit. Blätter ©. 35, betreffend die Berechnung der Vortheile, welche ſich der Waldbefiser muß anrech- nen laſſen, wenn der Antrag auf Ablöjung der Ser- vituten von dem Berechtigten auägebet. In der oben bezeichneten Abhandlung ift der Grundjaß aufgeftellt worden: daß, wenn einzelne Berechtigte, welche mit andern gemeinjchaftlich eine Berechtigung im Walde aus: üben, einfeitig die Ablöfung berfelben verlangen, dieſe erft aus der Gemeinheit, in welcher fie fich befinden, ausfchei- den müffen, um fih in den Beſitz eines beftimmten Antheils — 2593 — von der gemeinfchaftlichen Berechtigung zu fegen. Es ver- ftehet fich dabei von felbit, daß derjenige, welcher nicht mehr in der Gemeinheit verbleiben will, auch Die Koften der Se— paration tragen muß. Die Richtigkeit dieſes Grundſatzes und der Behauptung, daß der Antrag einzelner Berechtigter auf Ablöfung ihrer Berechtigung gar nicht eher zuläffig ift, bevor fie fich nicht mit denen feparirt haben, mit denen fie bisher dieſe gemein— ſchaftlich ausübten, ift beftritten worden, derfelbe auch in der Praris bisher wohl nicht befolgt. Es wird ſich jedoch leicht darthun laffen, daß derfelbe gar nicht beftritten wer— den Fann. Menn der Berechtigte auf Ablofung anträgt, fann er die Entfbädigung für Aufgabe feines Nechtes nur nach dem Bortheile verlangen, der dem belafteten Waldbefiger aus der— jelben erwächſt. Diefer Bortheil ift aber erft dann zu er- mitteln und zu berechnen, wenn man im Stande ift zu über- ſehen, welcher Antheil dem einzelnen Berechtigten von dem jährlichen Ertrage der gemeinfchaftlichen Berechtigung zufällt, und wie groß diefer if. Wenn num auf einem Walde das Servitut der Waldweide laftet, und ed benugen dieſe meh— rere Gemeinden gemeinfchaftlih, von denen die eine Ges meinde auf Ablöfung anträgt, fo muß im Wege der Sepa— ration ermittelt werden, welchen Antheil dieſe von der ge- meinfchaftlichen Weidenugung zu fordern hat, und welchen Theil des Waldes fie als privatives Weideterrain bei der Ceparation mit den übrigen Berechtigten angewiefen er— hält, bevor man wiffen fann, welchen VBortheil fich der Wald- befiger von dieſer Ablöfung muß anrechnen laſſen. Diefer iſt nicht eher zu ermitteln, bevor nicht feitftehet, welcher Theil des Waldes durch diefe Ablöſung weidefrei wird. Oder wenn bei einer Raff- und Lefeholzgerechtfame, die — 24 — eine Gemeinde gemeinjchaftlich ausübt, die derfelben aber nicht den vollen Brennholzbedarf für alle Mitglieder Tiefert, ein- zelne Berechtigte auszufcheiden wünfchen, und eine Entfchä- dDigung für Aufgabe ihres Nechts verlangen, fo iſt dieſe nicht eher nach ihrer Größe zu beftimmen, als bis feftftehet, wie viel Holz fie in Anspruch nehmen und dem Waldbe- figer bei der Ablöfung abtreten fünnen. In der ganzen Welt ift es Ublich, daß, wenn ein Taufch oder Handel abgefchloffen werden foll, jeder Theil exit wiſ— fen muß, was er befißt und vertaufchen, faufen oder ver- faufen kann. Die Servitutablöfung ift nichts als ein Taufch oder Handel, indem der Berechtigte die Nutzung, die er bis— her auf Grund feines Nechtes bezog, dem MWaldbefiger ges gen die Entfchädigung, die er dafür erhält, vertaufcht oder verfauft. Die Größe diefer Nubung, der Theil des Waldes, von dem er fie zu fordern hat, läßt ſich aber exit überfehen, wenn er fich mit den übrigen Berechtigten, mit denen er fie bisher gemeinfchaftlich bezog, auseinandergefegt hat, fein An— theil davon ihm überwieſen if. Che dies nicht gefchehen, (ann er fogar dem Nechte gemäß gar nicht einmal einfeitig darüber Disponiren. Eben fo Elar liegt e8 auch vor Augen, daß der Berech— tigte, der einfeitig auf Ablöfung, und in Folge deffen auf fein Ausfcheiden aus der bisherigen Gemeinheit, oder auf Separation anträgt, allein die Koften des Separationsver- fahrend tragen muß. Der Antrag wird von ihm nur ge— macht, um für fich einen Vortheil dadurch zu erwerben, denn daß er aus der Urſache erfolgen follte, daß den übri- gen Mitberechtigten oder dem belafteten Waldbefiger dadurch ein Gewinn verfchafft werden folle, ift wohl faum benfbar. Dieje haben einen folchen auch Jin feinem Falle zu erwar- ten, denn der Waldbefiger muß den vollen Vortheil, den er — 25 — von der Ablöfung zu erwarten hat, als Entfehädigung zah— len, die Mitberechtigten erhalten durch das Ausfcheiden des Einzelnen Fein größeres Nusungsreht, da dem Wald: befiger der Antheil des Ausfcheidenden abgetreten wird. Es ift alfo wohl unbeftreitbar, daß derjenige, der freiwilz fig auf Ablöfung feines Rechts anträgt, und der allein nur einen Vortheil davon erwarten kann, auch Die aus Diejem Antrage entfpringenden Koften des Separationsverfahreng allein tragen muß. Es wäre ein ganz unerhörtes DVerfah- ren, wenn Jemand berechtigt würde, Meliorationen auf fremde Koften machen zu dürfen. Nichts Anderes wäre es aber, wenn die Mitberechtigten oder der Waldbefiger die Koften der Separation tragen follten, die ein Berechtigter um feines Vortheils willen verlangt. Das gefellige und das vereinzelte Vorfommen der deutichen Waldbäume. Mir haben Bäume, die von Natur auf ein gejelliges Leben angewiefen find, wie Die Buche, die Kiefer, Die Fichte, wogegen wieder andere ſtets nur einzeln zwifchen andern Holzarten vorfommen, wie die wilden Kirſchen, die Elsbeer- bäume, Birn- und Nepfelbäume, der Maßholder u. a. m. Man hat oft fochle Hölzer, die von Natur den Schuß oder die Unterftügung durch andere Holzarten bedürfen, die deshalb auch gar nicht zu den gefellig lebenden ges rechnet werden Fünnen, in reinen Beſtänden angebaut, was offenbar ein großer Mißgriff iſt. Der Menfch kann die Na- tur niemals in einem ſolchen Maße beherrichen, daß er die Bäume zwingen fönnte, unter Verhältniffen und Bedingun— — 26 — gen zu gedeihen, die ihrer natürlichen Organifation ganz entgegen find. Es lohnt fi deshalb wohl dev Mühe, diefe zu ber oben bezeichneten Beziehung jchärfer in das Auge zu faffen, als es in unſern Handbüchern des Waldbaues oder der Forftbotanif bisher gefchehen: ift. Die gewöhnlichfte und am meiften in Die Augen falz lende Urfache des gefelligen Lebens einer Holzgattung, oder, wie der übliche technische Ausdrudf ift, der reinen Be- ftände, ift die, daß der Boden oder das Klima nur das Gedeihen eines Baumes geftattet oder dieſer wenigftens durch den ihm bejonders günftigen Standort über alle andern Holz- arten ein folches Uebergewicht erhält, Daß er diefe alle un- terdrücht und die Vegetation ausschließlich beherrfcht. Im den wärmern und gemäßigten Zonen, auf gutem Boden, der für verfchiedene Holzarten gleich paſſend ift, giebt es, we— nigftens auf dem alten Kontinente und in Amerifa*), von Natur nur Wälder, in denen verfchiedene Holzarten unters einander gemifcht vorfommen, Ja ſelbſt unfere jegigen reis nen Buchenwaldungen find erft in der neuern Zeit Fünftlich erzogen und die ausgedehnten Kieferhaiden, in denen man nur dieſen genügfamen Baum findet, waren überall mit Eichen und andern Laubhölzern gemifcht, fo lange der Bo— den durch den angehäuften Waldhumus noh Kraft genug hatte, fie zu ernähren. Je fruchtbarer der Boden und je wärmer das Klima ift, defto mannichfaltiger find die Bäume, die den Wald bilden; je kälter es wird, deito wenigere ertra— gen noch die Rauhheit des Standsorte, bis zulegt nur noch einige Holzarten vegetiren fünnen. Das Knieholz oder Die *) Auftralien, befonders Neuholland, macht darin eine Ausnahme, wie denn Überhaupt dort die Vegetation am einförmigften und weit ärmer ift als in der alten Welt. — 27 — Krummholzfiefer, bedeckt ausſchließlich in ben höheren Gebir- gen die äußerten Regionen ber Holzvegetation, ibm ſchließt fich die Fichte oder Lärche an, die in den tiefern Lagen ſich fchon wieder mit dem Bergahorn und dann mit der Buche mifcht. Ebenfo bildet die Birfe die alleinige Holzart an ber nördlichen Grenze Der Holsvegetation, der ſich die Kiefer in ausgedehnten reinen Beitänden anfchließt. Auf dem ärmſten Sande des Meeresbodend oder den geringften Sandfteinbildungen kann ebenjo nur noch Die Kiefer gedeihen, wie nur die Fichte mit ihren die Felſen— fpalten auffuchenden und durchdringenden Wurzeln noch an den Klippen und auf den Nollfteinen vegetiven kann. Die Heegerweiden (Salix helix und S. viminalis) nehmen ebenfo ausfehließlich die in den Flußbetten angeſchwemmten Sand- fcholfen ein, wie die Erle Die großen Brücher der Niederun- gen im Meeresboden des nordöftlichen Europa, weil auf die— fem Boden fein anderes Holz mehr wachſen kann. Je paſſender der Standort für eine Holzart iſt, deſto eher kann ſie in reinen Beſtänden gezogen werden, je weni— ger das Klima oder der Boden geeignet ſind, ihre vollſtän— dige Ausbildung und Entwickelung zu begünſtigen, deſto einzelner wird ſie vorkommen und deſto mehr bedarf ſie den Schutz und die Unterſtützung anderer Hölzer. Wo die Buche in den höhern Bergen und im Norden an den Grenzen ih⸗ rer klimatiſchen Heimath vorkommt, iſt ſie nicht mehr rein, ſondern nur in der Vermiſchung mit der Fichte oder Kiefer zu erziehen. Die Ulme iſt in Italien, im ſüdlichen Frank— reich herrſchende Holzart, in Deutſchland kommt ſie nur ein— geſprengt vor. Die Birke bildet im hohen Norden ausge— dehnte reine Wälder, in Deutſchland finden wir ſie von Natur nur einzeln eingemiſcht. Den Ahorn zählt Griechen- fand und der Orient zu den Waldbäumen, die in ausge: Kritifche Blätter 32. Bd. I. Heft. R = 28 — dehnten reinen Beſtänden gefunden werden, wir kennen ihn nur als einzelne eingemiſchte Holzart, da er nur auf den guͤnſtigſten Standorten vorkommt. Die Eiche iſt von Natur keine herrſchende Holzart, deshalb finden wir aber doch da, wo ſie unter den vortheilhafteſten Standortsverhältniſſen vor— kommt, in Ungarn, in der Moldau und Wallachei, in ein— zelnen Flußthälern ausgedehnte Eichenwälder, in denen ſie den dominirenden Oberbaum bildet, wenn ſich auch überall andere Holzarten al8 Unterholz unter ihr anfiedeln. Wenn man daher eine Holsgattung als eine gefellig oder nur vereinzelt vorfommende bezeichnen will, fo muß man wohl beachten, ob fie dies überall und auch unter den günftigften Standortsverhältniſſen ift, oder ob fich ihr Eha- rafter in diefer Beziehung nur dadurch geindert hat, daß fie da noch vorfömmt, wo ihr Boden und Klima weniger günftig und fie deshalb Fein Uebergewicht über andere Holz— arten erhalten und deren Schug und Unterftügung nicht entbehren fann. Es find aber manche Waldbäume von Natur mehr auf ein gefelliges Leben angewiefen, andere paſſen jchon ihrer ganzen Organifation nach nicht für ein ſolches und es ift deshalb ein großer Mipgriff, diefe legtern in reinen Beftän- den anzubauen, Betrachten wir 3. B. in dieſer Beziehung die Eiche näher, welche zu ihnen gehört, und mit deren Anbau in reinen Beftänden jo häufig gefehlt wird. Sie ift ein Baum, der nicht blos ein fehr hohes, ſon— dern auch ein ſehr ungleiches Alter erreicht. Gegen jede, auch geringe Beſchattung ſehr empfindlich jterben in reinen Beftänden frithzeitig alle die Stämme ab, die auch nur unter dem GSeitenichatten anderer Bäume leiden, welche fie durch ihren lebhaften Wuchs überflügelt haben. Dadurch) — u — erfolgt in reinen Beſtänden eine, im Verhältniß des hohen Alters, welches ein Eichenwald erreicht und erreichen muß, wenn das Holz vollkommen brauchbar fein ſoll, ſehr früh- zeitig eintretende Lichtftellung. Bei der lodern Belaubung und der geringen Laubdecke, welche ſich in reinen Eichen- beftänden bildet, kann fie diefe Lichtftellung ohne Nachtheil für die Erhaltung der Bodenfraft, wie fie Diefelbe bedarf, nur auf dem allerbeiten Eichenboden ertragen, Die Natur forgt daher, wenn fich ein folder Wald felbft überlaſſen bleibt (im Urwalde), dafür, daß unter den fich lichtftellenden alten Eichen andere Gewächfe fich anfiedeln, welche die leer gewordenen Stellen benugen und den Boden decken und dün— gen. Zuerft find eg nur Dornen, Hartriegel und ähnliche Schat- ten ertragende ftrauchartige Hölzer, Die fich anftedeln, dann finden ſich auch Hainbuchen, Ulmen, Linden, Buchen, Maß— holder, Kiefern oder andere Waldbäume, je nach Verſchie— denheit des Bodens und Klimas, ein. Zuletzt erhalten fich nur noch von den urfprünglich reinen Gichenwäldern einzelne befonders von der Natur begünftigte Bäume, die ein fehr hohes Alter erreichen, deren Nachfümmlinge ebenfalls ver- einzelt zwifchen den übrigen Hölzern heranwachlen. Selbſt die natürliche Fortpflanzung dieſer Holzgattung fcheint dar— auf hinzudeuten, daß fie einzeln gemifcht mit andern Bäu- men erwachlen fol. Der Same, welcher innerhalb der Traufe des DBlattichirmes oder auch nur in deſſen Nähe ab- fällt, giebt feine wüchftgen Pflanzen, wenn der alte Mut: terbaum nicht weggenommen wird, Da Diefe gegen deſſen Beſchattung zu empfindlich find. Die Pflanzen, welche über- al einzeln aufgehen, rühren von Samenförnern ber, welche durch DBögel, Mäufe und Eichhörnchen umher— getragen werden und niemals von Natur gefchloffene Be- ftände bilden. In alle den Wäldern, die aus Holzgattun- R2 — 60 — gen beftehen, die bei uns von Natur herrſchend vorfommen, bilden fich auch bald, wenn darin Lücken entitehen, wieder gefchloffene, zufammen aufwachfende Pflanzenhorſte, wie bei der Buche, Fichte, Kiefer. Bei der Eiche gefchieht dies in einem fich felbit überlaffenen Walde niemals, immer ericheint der junge Nachwuchs felbft auf Blößen, zwifchen anderen Holzarten in einzelnen Stämmen. Wenn die Forftwirthe ihre Bäume mehr in den Zuftänden, worin fie fich jelbit über- laffen find, beobachteten und ftudirten, fo würden fie ſich gegen manchen Mißgriff ſchützen können. Auch ſelbſt Bäume, die von Natur gefellig leben, thun dies nur in ihrer Flimatifchen Heimatl; und wo ihnen ber Boden ganz zufagt. Die Buche wie die Fichte fommen an der Grenze der erfteren, wo fie fich begegnen, in den Ber- gen, immer gemifcht vor. Weber dieſelbe hinaus erfcheint aber die Fichte, unterhalb derfelben die Buche rein. Uns mittelbar, wo dieſe fich berühren, fommt die Mifchung oft ziemlich gleichmäßig vor, weiter nach oben wird Die Fichte verdrängend und in den wärmern Regionen der Tiefe wieder die Buche. Je weiter ab ein Baum von feiner eigentlichen klimatiſchen Heimath vorkommt, deſto einzelner erfcheint er eingemifcht unter andern Hölzern, da er dann nur unter den allergünftigften- Standortöverhältniffen ſich entwideln Fann, der beifere Boden das unglnftige Klima ausgleichen muß. Nicht das größere oder geringere Lichtbedürfnig allein ift e8, wie e8 G. Heyer glaubt*), was über, das gejellige Vorkommen unferer Holzarten enticheidet. Der Tarus ift der Baum, der nicht nur den meiften Schatten erträgt, fonden ihn auch zu bedürfen fcheint, und dennoch hat es nie reine Tarusbeftände gegeben und kann fie nicht geben. Da- *) Siehe deſſen oben angezeigte Schrift. N mit fich Beftände vein und gefchlofjen erhalten, das Ein— deingen anderer Holzarten verhindern können, müffen fie ein ziemlich gleiches Alter erreichen. Das ift nur bei Bäumen der Fall, die eine nicht zu lange Lebensdauer haben, Se größer dieſe im Allgemeinen ift, deſto ungleicher wird fie bei einzelnen Individuen, Wenn dann durch das Abfterben einzelner oder mehrerer Bäume größere oder kleinere Lüden entftehen, jo drängen ſich auf Diefen andere oft jchnelfer wachjende Hölzer ein, welche die Nachfümmlinge der um— ftehenden verdrängen. Die Weißtanne ift eine Holzart, die mehr Schatten erträgt, als Die Fichte, Einzelne Weißtan- nen ‚erreichen aber ein viel höheres Alter als die legtern und Darum erhält ſich ein fich felbft überlaffener Weißtannenbe- ftand niemals rein, fondern mifcht ſich auf den entftehenden Lücken nach und nach mit Fichten. Darum giebt es auch von Natur feine reinen Weißtannenwälbder. Auf einem Boden und in einem Klima, wo mehrere Bäume gleich gut gedeihen, kommen übrigens felbft von unfern gejellig lebenden Holzarten von Natur niemals reine Beftände vor, fie find immer das Produft der Kunft. Das liegt jchon darin, daß oft da, wo fein Stamm der herr- jhenden Holzart mehr Bla hat, wohl noch ein genügfa- mere in Dezug auf Wurzel- und Aftverbreitung genügenden Wahsraum findet. Eine Fläche, die nicht mehr hinreicht, drei Buchen oder Kiefern zu ernähren, gemügt wohl noch für zwei Buchen oder Kiefern und eine Birke. Ganz abgefehen von der Frage: ob nicht die verfchie- denen Waldbäume auch verfchiedene Nährftoffe bedürfen und aus dem Boden aufnehmen, können offenbar verfchiedene Bäume bei ihrer abweichenden Wurzelverbreitung Diefen beſſer benugen, als wenn der Holzbeftand nur aus ein und der— jelben Gattung oder Species gebildet wird, Ein Holz dient — 122 — dem andern vielfach zum Schuge und begünftigt deſſen Wuchs, fo daß jchon die Natur darum mit einander mifcht. Der Menſch will freilich oft Flüger fein als dieſe, das liegt aber nur darin, daß er dann zu dumm ift, um immer die Weis- heit Gottes, die fih in allen feinen Werfen offenbart, zu begreifen. Berichtigende Bemerkungen zu dem Aufſatze in den Kritifchen Blättern — Band 30. Heft 2. ©. 251. — ‚Der Vergleich des Ertrages der Sachjen - Weimari- jchen Forſten mit demjenigen der Preußifchen.’ *) Dem in der Ueberjchrift gedachten Auffage liegen einige irrige Angaben und Borausfegungen zu Grunde, zu Deren Berichtigung fich der Unterzeichnete verpflichtet erachtet. 1) In dem legten Weimarifchen Landtage ift Die bei der neuen W. Forftorganifation durchgeführte Einrichtung von Inſpektionen (jtatt der frühern Oberforjtämter) ebenfo= wenig als die Zahl der gebildeten Infpeftionsbezirfe empfoh— len worden. Es lag dazu auch feine Veranlaffung vor, da ber Landtag fchon bei feiner vorlegten Verfammlung durch Beichluß vom 11. Dftober 1849 ſich mit der neuen Forft- organijation einverftanden erklärt hatte, 2) Die Zahl der eingerichteten Forſtinſpektionen beträgt nicht 14, fondern zur Zeit nur 8. 3) 48 Weimarifche Ader find niht = 43 Preußiichen Morgen, jondern es findet das umgekehrte Verhältniß ftatt. *) Der Herausgeber hat bei feinen Bemerkungen die Mittheilungen der Weimarifchen Zeitung über die Landtagsverhandlungen im Preußi— fhen Staatsanzeiger zum Grunde gelegt und wenn biefe nicht richtig find, Hat er es nicht zu vertreten. Dort ftehen 14 Inipektionen. — 28 — 4) Die Durchfchnittsgröße einer Meimarifchen Forftin- fpeftion beträgt nicht 9000 Preußiſche Morgen, fondern nahe an 22000 Preußiſche Morgen. *) 5) Die Weimarifhen Staatswaldungen find Feineswegs gut arrondirt, Sie vertheilen fich über 6 getrennte Yandes- theile und 4 der eingerichteten Inſpektionen (Zillbach, Ilme— nau, Neuftadt und Alftädt) liegen ganz abgeriffen von den beiden Hauptförpern des Landes, fo daß fie nicht wohl mit andern Infpeftionsbezirfen vereinigt werden fonnten. Zu Beurtheilung der Größe der W. Forftinfpektionen dürfte auch nicht überfehen werden, daß dem Forftinfpeftor (Oberförſter) die fpecielle DBetriebsleitung auf dem fog. Infpektionsreviere erft übertragen ift. 6) Wenn der Unterzeichnete, als Regierungs-Kommiſſar, in den ftändifchen Berhandlungen eine Barallele zwifchen den MWeimarifchen Forfterträgen und Bejoldungsfäsen des Per— ſonals mit jenen anderer Länder gezogen hat, fo geichah dies zunächft mit auf Veranlaffung feines Chefs, des Herrn FSinanz- Minifters. Er konnte dabei ein Land von der Be— Deutung Preußens nicht mit Stillichweigen übergehen, aber er darf hier auch die DVerficherung hinzufügen, daß er bei jenen Berhandlungen die Gründe für die ungewöhnlich nie- drigen Preußifchen Forjterträige kurz angedeutet und ebenſo— wenig verfchwiegen hat, daß die Erträge der königl. Säch— fifchen Staatsforften den Weimariſchen Forftertrigen gleich- ftehen. **) Sein alleiniger Zwed ging dahin: aus jenen Vergleichen die ftarf beanftandeten Befoldungsfäge des Forft- *) Auch noch genug für einen Oberforſtmeiſterbezirk. D. 9. **) Es hätte aber doch auch wohl bemerft werden fünnen, daß der Ertrag der Preußifchen Forften in Thüringen dem der Weimarifchen vollfommen gleich ift und weder von den kleinen Schlägen, noch der Meimarifchen Wirthichaftsführung bedingt ift. — 264 — perſonals mit zu rechtfertigen; er hat die Freude gehabt, ſeinen Zweck zu erreichen und iſt ſich bewußt, daß ihn da— bei auch nicht im Entfernteſten ein anderes Motiv, am we— nigſten aber das der Ruhmredigkeit, geleitet hat. 7) Es beruht auf einem Irrthume, daß im Weimari— ſchen ſelbſt der unterſte Forſtſchütze habe ſtudiren und ſich zum denkenden Mathematiker ausbilden müſſen.*) Das bis in die neuefte Zeit gültig gebliebene Negulativ über die Aus- bildung der großherzogl. Sächſiſchen Forftbeamten vom 16, Februar 1830 liefert Den Gegenbeweis. 8) Nicht minder unbegründet find die Dem Unterzeich- neten zugefchriebenen Aeußerungen: „daß die Aufficht auf Holzhauer und Kulturarbeiter zu den Forſtinſpektor-Funktio— nen gehöre‘, und ebenfo: „daß in den kleinern Holzichlägen allein der Grund für die ziemlich hohen Weimarifchen Forſt— erträge zu juchen ſei.“**) 9) Was dann noch die weiteren Betrachtungen in je- nem Auffage betrifft — Uber Mißgriffe in der Waldbehand— fung, früher zahlreich vertretene forftliche Oberauffiht, Nu— ben und Anwendbarkeit der kleineren Schlagflächen u. 1. f. — fo behalte ich mir vor, darauf bei einer andern Gele: genheit zurückzukommen. Gifenad. Oberforſtrath C. Grebe, *) Die untern Förfter doch gewiß, wenn auch gerade nicht die Waldwärter. D. 9. **) So lautete die Mittbeilung. D. 9. Erflarung. Mit großem Bedauern hat der Herausgeber d. BI. als Verfaſſer des Auffages im 2. Hefte des 31. Bandes der Krit, Blätter S. S7— 91, erfahren, daß einige Xefer das dort Gefagte auf das königl. Neviftonsfollegium für Lanz desfulturfachen als Nichterfollegium bezogen haben. Es ift ihm aber niemals in den Sinn gefommen, Das Neviftons- follegium als folches anzugreifen, denn einmal war hier von einem Nichterfpruche gar nicht die Rede, dann ift ihm aber auch noch niemals ein Urtheil defjelben zu Geficht gefom- men, — und er fennt fehr viele, — was nicht den Gefegen und der Lage der Sache gemäß ftreng unparteiifch gewejen wäre, wenn er auch mit dem Verfahren der Ablöfungsbehörden, um das Urtheil vorzubereiten, nicht einverftanden war, Der ‚Herausgeber im Gegentheil hat die innigfte perfönliche Ueber- zeugung, daß das Neviftonsfollegium in Diefer Beziehung diefelbe hohe Achtung als Nichterfollegium verdient, Die mit vollem Rechte alle höheren Breußifchen Gerichtshöfe in ganz Europa genießen. Das, was er im betreffenden Aufſatze gejagt hat, bezieht fich lediglih auf das Neviftonefollegium als Kedaftionsbehörde der von ihm herausgegebenen Zeitz Schrift für Sandesfulturgefeggebung, als welche ſich daſſelbe auf diefer ausdrücklich bezeichnet, obwohl dem DVernehmen nach nicht alle Mitglieder defjelben an der Nedaktion wirk⸗ lich Theil nehmen. 2.9. "7, gap ap rt -k | — * tan Pr Meet in * * 4 [4 a. = — * ——— Ana; and rue PER Jon Buena men m an aha lunmasiaı mind» using had a ar a re an moin Bird Am tandlaſſaa TE TEE IEEN" a ma surd ad atıer —unloine a I ham rar Prise gr gin Biteng BR a wre rad re Hi are ai rs mug derxii/ ie: Sl) Amiga use Mair die quc TEBEN BENLT HLEZI PETE crociuar· nrvczẽ c urn he una! — —— wi an n® daing gen” uigwBolsnoitunit &00 jun bilgidel di — — abs. maundagagbnand ch wär 3 &n a «hit BR ar malsTjad be er © gt Tr * J > ” 2. u . * “a —— 7 3" 17 Se rer: In Baumgärtner's Buchhandlung zu Leipig find erfchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Lehrbuch Der Chemie zum Gebrauche bei Vorträgen, fo wie auh zum Selbſtſtudium für Me: dieiner, Pharmaceuten, Landwirthe und Techniker, faßlich bear beitet von Dr. Wilibald Artus, Profeffor in Jena ıc. Zweite verbeſ— jerte und vermehrte Ausgabe. Mit drei Tafeln Abbildungen. gr. 8. beoh. 3 Thlr. Dr. F. Schulze Lehrbuch der Chemie für Fandwirthe zum Gebrauche bei Vorleſungen an höhern landwirthfchaftlichen Lehr: anftalten und zum Selbftunterrichte. Als dritte Auflage von Schüb- ler's Grundfägen der Agrifulturchemie. 1. Bd. Unorganifche Chemie. 2 Thlr. 2. Bd. 1. Abth. Drganifche Chemie. 1 Thlr. Moritz Gerftenhöfer Hulfsbuch für den gewerblichen Chemiker oder Sammlung von Formeln, Regeln und Tabellen der Mehanif, tehnifhen Wärmelehre und Chemie. Zum Gebrauche bei Anlage und rationellem Betriebe von chemifchen Fabri: fen, Salinen, metallurgifchen Etabliffements, Porcellan- und Glasfa— brifen, Seifenftedereien, Yärbereien, Brauereien ıc., fo wie auch beim Studium der chemischen Technologie. Nach den neueften Forfchungen der technologischen Wiſſenſchaften bearbeitet. Mit 39 in den Tert eingedructen Holzfchn. 8. geb. 1 Thlr. So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben : Vollständige Naturgeschichte dor FORSTLICHEN GULTURPFLANZEN Deutschlands, Bearbeitet Dr. Theodor Hartig, Herzoglich Braunschweigischem Forstrath und Professor, Mitglied der Kaiserl. Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, der ‚Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, der Königl. Schwedischen physiographischen Gesellschaft zu Lund, der Gesellschaften für Naturkunde und Technik zu ‚Berlin, des Harzes, zu Königsberg, Marburg, Potsdam und Stettin. Neue uncolorirte Ausgabe, in 9 Hftn. a 1 Thlr. mit 120 Kupfertafeln u. mehreren in den Text gedruckten Holzschnitten. 1. Heft. gr.4. geh. (14 Bogen Text und 14 Kupfert.) Pr. 1 Thlr. Berlin, den 1. September 1652. P. Jeanrenaud. A. Förstner’sche Buchhandlung. Im Verlage von Joh. Palm's Hofbuhhandlung in Münden ift jo eben erfchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Forſtwirthſchaftliche Mitthbeilungen herausgegeben ” £ vom Königl. Bayer. ae a .—4. Heft Mit zwei Tafeln Abbildungen. Gr. 8. geb. 3 Fl. 12 Kr. oter 2 Thlr. Snhalt. 1 Heft: Das Waldfulturverfahren des Eönigl. preuß. Dberförfters Biermans. — Das Waldkulturverfahren des fünigl. Bayer. Forftmeifters Winneberger. — Ueber die Nachzucht der Eiche. — Ueber Kulturverfuche in Krüppelbeftinden. — Ueber Forfteinrichtung und Mirtbichaftsregeln in den Nürnberger Reichswäldern. — Hauptwirth: Ichaftsregelm für die Hochgebirgswaldungen — U. Heft: Wirthichafts- regeln für die Maldungen auf dem bunten Sandfteingebirge der Pfalz. — Wirthichaftsregeln für den Spefjart. — Wirthichaftsregeln für die Umwandlung von Mittelwaldungen in Sohwaldungen. — UI. Heft: MWirthihaftsregeln für den bayer. Wald. — Wirthichaftsregeln für die Hochwaldungen zwifchen den Alpen und der Donau und auf dem ans grenzenden Theile des fränkiſchen Jura. — Regeln für die Fünftliche Nachzucht der Eiche im Köfchinger Forite. — IV. Heft: Bemerfungen über die Eichenichälwaldungen in Bayern. — Praktiſche Anleitung zur Anlage und Behandlung der Eichenfchälwaldungen. — Ueber die Kul: tur des Hoc und Bangerfilzes im Forftrevier Aibling. — Wirthichafts- regeln für die Fichtelgebirgswaldungen. — Wirthfchaftsregeln für den fraͤnkiſchen Wald. — Tarif für die Forftfultur: und Wegbaufoften für Unterfranfen und Afchaffenburg. Im Verlage der E. Schweizerbart'ſchen Buch. in Stuttgart iſt erfchienen: f Der Waldbau in furzen Umriffen von Dr. W. 9. Gwinner, K. Württ. Kreisforftrath zc. Dritte verbefferte Auflage. gr. 8. brod. 2 Sl. —= 1 Thle. TY2 Nor. In der Joſ. Lindaner'shen Buchhandlung in Münden ift er: ſchienen: Däzel, G. A., Tafeln für Forſtmänner zur Beſtimmung des Inhalts der Walzen und Kreisflächen und des Geld— werthes nach dem Kreuzerfurfe; ferner zur Reduktion beichlagener Baumftämme auf runde, und fremder Maaße und Gewichte auf Das bayerische und umgekehrt, dann zur Waldwerthsberechnung, nebft andern nüglichen Erfah— rungsfäßen und Formeln. — 5te, abermald vermehrte und verbefjerte Auflage, gr. 8. 1852, gebunden. reis 1 fl. 20 Er, Kritifche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, in Verbindung mit mehreren Forſtmännern und Gelehrten herausgegeben von 9 Keil, Koͤnigl. Preuß. Ober-Forſtrathe und Profeſſor, Direktor der Koͤnigl. Preuß. böhern Forft = Lehranftalt, Ritter des Königl. Preuß. rothen Adlerordend 2. Klaffe m. Eichenl., und des Kaif. Ruſſ. St. Unnenordens 2. Klaffe, fowie Kommandeur des Königl. Sardinifhen Mauritius» und Lazarus-Ordens. Bweiunddreißigfter BSand. Zweites Heft, Leipzig, Baumgärtner’s Buchhandlung. 1853, ” — Rn TERM Kir, EN Tg Aug R 3 sah * Kur, Ve an — rn * Bu 5 + ME Di 3 *— drum — * J — er 1 LEER = DDr Ze "4 — * I ie —— 1* * — I. IRB, J um an, Be. — abdat Ian | . BR r . —* N. Des j en — N fl) I, ap h pm « 2 4 PR. 7 TE EI — u; u Te Sn A Re 4— J 9 — FR ind » mie a Inn 2* = Anni Ra A Are re la ol. ee Mir nis. dar BE er ee 4 e ) . Sans * 4 T 9 4 — A u. ⸗ I 4 Bra“ = — — — Eure m. 3 7.1 , - ö I 2, ‘ Mer * F Bi 1 1 u f x ar 4 WM —D | end 2 ua. MY SR 1 5 ge ra no inne | 4 Br. 9 eu pe 1 ze | v Ä gr ai * EIER un‘ * — F RR * 7 —— r ö | u | en hd a ang... — — Kr url ae ty. 06 >rrggga A I N EEE RE RE W —— “ ———— Dem Königl. Preußifchen Bice-Oberjägermeifter, Oberforftmeifter u. Major 9. D., Ritter des rothen Adlerordens zweiter Klaffe mit Eichenlaub, fowie des Breußifchen St. Johanniter-Ordens Herrn, von Pachelbl-Gehag al3ein Zeihen feiner Berehrung und Anerkennung der hohen Verdienfte um die Forften des Stral- funder, Arnsberger und Potsdamer Negierungsbezirfes hochachtungsvoll gewidmet vom Herausgeber. er ze wen * u x i * 9. % ) u Op hits nah αα ak Si = 7 2 ; 2 —— J — — DZ * 4 Tr 5 Dr WM , —— ” * w j y 4 du, * Te BE. Fer j . 7 — ⸗ 7 v“ “> u N i= IS — Er E R | u ge Aununni neu Aunsuonis milen ao AR RER: — AD or ‘ * md J— gar. 191 er | PIE EIBNETT: dar bi ui nd io Sid nun Ba Shipdägmmigeit — dm. ag | . ’ a * 4 suundiang Nousgnunbubol — | sydsgännıy® mau « ar A ER J Bi, 2 | } Bi e Pe 5 . fi P ‚ ap om m — Snhaltsanzeige, I. Recenfionen. Seite Volz, Beiträge zur Kulturgefchichte der Hausthiere und Pflanzen 1 Dealer Endina A u rer . Forft: und Sagdfalender für Preußen . 2 222.15 . Forftlihe Hülfstafeln, von Burkhardt . . .. 17 . Maffentafeln zur Beftimmung des Holzgehaltes ftehender Bäume, wie ganzer Beftände, von Stahl . . 2. 2. 2.2. — . Theilfupl, lands und forftwirthfchaftliche Berhältnife . . 30 . Die Pflanzendede der Erde. Populäre Darjtellung der Pflan- zengeographie für Freunde und Lehrer der Botanik und Geographie, mit Atlas, von Rudolvyhb . . 36 UM. Abhandlungen, Die Kultur des Bodens mit Rafeneifenftein als Unterlage, von v. FRIABTErEeS, arena Ben then De BE © Zwei Kapitel aus einem Lehrbuche der Holnucht a 222 Wa ee NR a Sueallgemeinen Soltennmiß . . 68 Specielle Holzfenntniß. Die Eihe . . . . . 202 Fortſetzung der Abhandlung über einige Gegenftände der Shsalien 144 Die Blodeinthbeilung . . . .» — — Lange oder kurze, gleiche oder ER Berioden a Pflanzenphnftologifche Aphorismen . 2 2 2 222. . 18l PREIOCHNUG Des Schütten ber Kiefer 2... . 190 Die verfchiedenen Zuwachsprocente des ihn, im Akittelmalbe: ass u ; . 200 Die Erfcheinung von Flechten bei freigefellten Buchen 204 Der Niederwald auf aumem Boden . . 2 2 22.307 II. Manderlei. Seite Der Geld: und Materialertrag der Preußiſchen Staatsforften . . 217 Berfchiedene Konftruftion des Waldpfluges . » 2 2 20200. 222 Abnahme des Eichen-Schiffbauholzes in Rußland . . x 2. .226 Raubthiere in Defterreih und Norwegen . 2 2 u 202000. 227 Anleitung zum FBuchsfange, von Stablfhmibt . . . . . 228 Wälder in Eorffa . ... a ya a Die wirklichen Erträge der Fichten. im * REP — Die Anlage von Eichenſchälwaldungen auf ſchlechtem us 236 Bemerkungen zur Forſtbotanik part 43 Die Aufhebung der Lehen und Fideikommiſſe * die Pr 254 Die Forften Rußlands . . . . . 263 Die Umpflanzung der Ränder der Mötheilungen. und Wiethſchaſts⸗ figuren in reinen Kiefern: u. Fichtenwäldern mit Birken 264 J. Recenſionen. 1. Beiträge zur Kulturgeſchichte. Der Einfluß des Menſchen auf die Verbreitung der Hausthiere und der Kulturpflanzen. Von K. W. Volz, Profeſſor an der Königl. Realanſtalt zu Stuttgart ꝛc. Leip— zig, Teubner, 1852, XIV. 523 ©. 3 Tafeln Abbildungen. Das Buch enthält nichts Forftliches, was beachtungs- werth wäre, betrachtet nicht einmal unfere Waldbäume als Kulturpflanzen, fo daß diefe nur jehr beiläufig darin erwähnt werden, Demohngeachtet aber glauben wir unfere Lejer auf daſſelbe als ein eben fo anziehendes als belehrendes auf- merkſam machen zu können. Aus einer fehr großen Menge, theilweife wenig be- fannten, Schriften und Urkunden hat der Verf. mit großem Fleiße und gewöhnlich gutem kritiſchen Urtheile dasjenige zufammengeftellt, was man über Zähmung, Heimath, Ein- führung und Verbreitung unferer Hausthiere, jo wie Der Feld- und Gartengewächfe, der Obſtbäume und Zierpflanzen aller Welttheile weiß. Auch unfere Jagdthiere find Dabei erwähnt, wenn auch mehr beiläufig, da der Verf. deren Ver— breitung und Verſchwinden nicht zum eigentlichen Gegen: ftande feiner Forſchungen gemacht hat. Der Einfluß des Menfchen auf die Kulturpflanzen und Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. A BE. Hausthiere ift ungemein groß und es ift gewiß für jeden den— fenden Menichen von dem größten Intereſſe, dieſen überſicht— lich dargeftellt zu jehen. Durch die Pflege und Züchtung der Thiere, welche der Menfch zu feinen Hausgenofjen ge: macht hat, find diefe oft gänzlich umgewandelt, fo daß wir Die Urthiere, von denen fte herſtammen, gar nicht mehr vorfinden, wie bei dem Nindvieh, dem Schaf und Pferde u. f. w., oder fie doch faum mehr mit Beftimmtheit erfennen fünnen, wie bei dem Hunde. Diefer legiere, wahrjcheinlich von verjchie- denen wilden Thieren der Gattung Canis abjtammend, giebt ung ein recht deutliches Beifpiel, welche Umwandelungen in der Geftalt und den Eigenſchaften eines Thieres blos duch die Züchtung bewirft werden fünnen. Wahrfcheinlich ftammt ev vom Wolfe, Fuchſe, Schafal, Dinge, von den wilden Hunden in Alten ab, aber wer würde alle dieſe Thiere als Stammväter der unendlich verfchiedenen Hunderacen, vom Dachshunde bis zum Windhunde, vom Bolognefer- hündchen bis zum großen Bulldog wieder erfennen? Kaum weniger verfchieden find- aber auch die verfchiedenen Racen des Nindviehes und der Pferde, obwohl diefe wohl eher von ein und derjelben Species abjtammen. Eben fo ſehr wie die Thiere werden auch die Pflanzen durch die Kultur umgewandelt. Unſere Getreidearten finden wir zum Theil gar nicht mehr wildwachfend, unfere Obits bäume wandeln fich nicht blos in ihren Früchten um, fon» dern auch in ihrem Baue und MWuchfe. Die Chinefen er- ziehen fie zwergartig in Blumentöpfen, fo daß große Bäume in Feine fußhohe Zwerge verwandelt werden, welche aber blühen und Früchte tragen, wie der riefige Waldbaum, von dem fie herrühren. Alle unfere verfchiedenen Obftarten ein und derjelben Gattung find eben fo gut blos Produfte der Kultur wie Die verjchiedenen Nelken, Roſen und andere — — Blumen. In China, das obnftreitig wohl das Land ift, welches die ältefte Kultur auf der Erde hat, haben die Früchte mehrerer Obftarten gar feine Kerne mehr, fo daß fie nur noch durch Senfer und Stedlinge fortgepflanzt werden können. Viele Kulturpflanzen und Thiere ſind durch den Men— ſchen in Ländern eingeführt, wo ſie vorher nie waren, ſie folgen ihm auf ſeinen Zügen, wovon uns Amerika in der neueſten Zeit das auffallendſte Beiſpiel giebt. Sie verſchwin— den aber auch wieder, wenn ſie der Menſch nicht mehr pflegt, die Kultur des Bodens aufhört, oder verwildern auch wohl, wenn ſie ſich ſelbſt überlaſſen werden, ſo daß ſie ſich nicht mehr zur Befriedigung der Bedürfniſſe des Menſchen eignen. Davon zeugen die Länder des Orients, die einſt hochkultivirt und von zahlreichen mächtigen Völkern bewohnt waren, Deren folofjale Bau-und Kunftwerfe wir noch jest anftaunen, in deren vegetationslofen Wüſten jegt aber faum noch der Kameeldorn vegetirt, und wo die prächtigen Säulenhallen mit Flugſand überdedt werden. Was der Menſch von Pflanzen und Thieren nicht brauchen kann, was ihm fchädlich wird, verfchiwindet Dagegen oft wieder ganz, wenn zahlreiche Gefchlechter von Genera— tion zu Generation fich zu feiner Vertilgung vereinen. Weder die Bewohner der Luft noch des Waffers fünnen fich feiner Berfolgung entziehen, wenn er fie von der Erde aus errei- chen fann. Nur die Bevölferung und die Vegetation Des MWeltmeeres bat er noch nicht zu erreichen und zu beherrſchen vermocht. | Aber auch der Menſch felbjt unterliegt den Einwirfun- gen der Kultur fo gut wie Denen der Barbarei, wenn wir diefe als Gegenſatz der erfteren annehmen. Die Nacen von einer niedrigen Organifation unterliegen der höher organi- 12 — ſirten kaukaſiſchen in jedem Klima, was dieſer zuſagt, ſo wie ſie mit ihr in Berührung kommen, verſchwinden und machen dieſer Platz. Dagegen unterliegt wieder die kaukaſiſche Race, wenn fie nicht fortwährend durch neuen Erſatz aus ihrer Heimath aufgefriicht wird, den Ureinwohnern in allen Län- dern der heißen Zone, weil das Klima derſelben ihrer eigen- thümlichen Organifation nicht zufagt. Mit der höheren geiftigen Kultur bildet fich die geiftige Schönheit des Körpers, wenn man fie fo nennen darf, mehr aus. Das Thieriſche in der Phyſiognomie des ſtumpfſinni— gen Wilden, des Feuerländers und Auftralierd verichwindet in den edlen Gefichtszügen des hochgebildeten Griechen und Römers. Selbſt der gebildete Europäer zeigt Dies, wenn man ihn mit dem ohne alle geistige Kultur aufwachfenden Zagearbei- ter und Hirten vergleicht. Der Fabrifarbeiter verfrüppelt, während der wohlgenährte Yandbauer einen fräftigen Körper entwidelt, Der jchlefiihe Weber, der bei dem Spinnrade aufwächſt und am Webeſtuhl dürftig vegetirt, fcheint kaum von einem Stamm mit dem Bewohner von Dftfriesland und Holjtein zu fein. Dies Alles erwähnen wir nur furz andeutend, um es zu vechtfertigen, wenn wir die Aufmerfjamfeit der Leſer auf ein Buch zu lenfen fuchen, was Ddireft gar nicht in irgend einer Beziehung zu dem Forfthaushalt fteht, auf deſſen Be— ſprechung fich eigentlich dieſe Blätter befchränfen. Indirekt ift Dies aber alierdings der Fall, denn denjelben Gefegen, welchen die Hausthiere und Kulturpflanzen des Aderbaues und der Gärtnerei hinfichts ihrer Aenderung durch Die Kul- tur unterworfen find, können ſich auch unjere Wälder nicht entziehen. Wir werden freilich unfere Eichen und Buchen nicht in derfelben Art umwandeln, wie der Gärtner feine Aepfel- und Birnbäume oder jeine Erdbeeren und Blumen, — BT weil wir ung mit dev Pflege und Züchtung dev Individuen nicht in derfelben Art befaffen fünnen, fie vielmehr der Na— tur überlaffen, die fie unverändert, wie fie von jeher waren, wiederherftelt. Wir befchäftigen ung weit mehr mit der Ge- fammtheit der Wälder, als mit den einzelnen Beſtandtheilen derfelben. Darum ift denn auch die Einwirfung des Men— fchen mehr hinfichts des Waldzuftandes im Allgemeinen, ala in Bezug auf die einzelnen Holzarten, aus denen der Wald befteht, zu bemerken. Aber darum wird man auch dieſe wohl auffinden, wenn man die Aenderungen im Holzwuchje nur aufmerkſam verfolgt. Das allgemeine Gefeb, dem alle durch die Kultur bewirk— ten Veränderungen in der Thier- und ‘Pflanzenwelt unteriwor- fen find, ift das: daß, weil der Menfch das, was ihm am geeignetften erjcheint, feine Bedürfniſſe zu befriedigen, auf Koften deffen begünftigt und zu vermehren fucht, was für ihn in Diefer Beziehung weniger werthvoll ift, die nutzbarſten Thiere und Gewächſe fich auf Koften der weniger nugbaren immer mehr verbreiten. Dann fucht er wieder die Beſchaf— fenheit der Thiere und Pflanzen, die er benußt, fo zu ändern, daß fie die Anforderungen, die er am Diefelben macht, am vollfommenften befriedigen. Nach diefem allgemeinen Geſetze wird, jo wie die Be— völferung fteigt, der Wald durch die Kulturfrüchte verdrängt, die Jagdthiere müſſen den Hausthieren Platz machen, im bleibenden Walde weichen die langfam wachfenden Bäume den fchnellwüchfigen, die wenig benußbaren alten Bäume des Ur- und Plenterwaldes verfchwinden, und an ihre Stelle treten die gleichwüchfigen Baumholzbeftände von immer ge- ringerer Größe, je mehr dag drängende Bedürfniß zur bal- digen Benusung zwingt, die Eichenſchälwaldungen ftatt der Mafthölzer, der Taxus räumt der Buche und Fichte den u: Te PBlag ein. Das Nadelholz verdrängt das ſchönere Laubholz, weil es, befonders auf dem ärmeren Boden, der aljo allein noch zur Holzerziehung übrig bleibt, das Bedürfniß wohl- feilee und fchneller befriedigt ald jenes. Das Alles find Folgen der allgemeinen Gejege der Umwandelung der Bo: dDenerzeugniffe durch die Kultur, denen fich der Forſtwirth umfonft zu entziehen ftreben wird, denn die Dinge find mächtiger als die Menjchen. Es ift entichieden fruchtbrin- gender, fie fennen zu lernen, als fie zu verfennen, weil man fie nicht geündlich ſtudirt. Die Verbreitung der Kartoffel if nur das PBroduft des Bedürfniſſes, bei der fteigenden Bevölferung eine größere Menge von Nährftoffen von derfelben Fläche zu gewinnen. Hätte fie fich dazu nicht geeignet, jo würde fie wahrjchein- lich in feiner größeren Menge gebaut werden, wie jegt Der Blumenkohl, oder manches andere Gemüfe. Die Ausdehnung des Nadelbolzes beruht auf derfelben Grundlage, fie erfolgt unwiderftehlich, weil ein Morgen Kiefern, Fichten oder Lär— ‚ben mehr Brennftoff und mehr Nutzholz liefert, wie ein Morgen Buchen oder reine Eichen, Steigt Die Bevölferung noch mehr, jo werden fich Weiden und Pappeln ebenfalls immer mehr verbreiten, weil man mit ihnen auch noch den fleinften Naum zur Holzerzeugung benugen fann, und fie ver: möge der großen Holzmafje, die fie liefern, troß ihrer gerin- gen Brenngüte, doch mehr Brennſtoff erziehen laſſen, als die Buche. Nach dieſem höhern Gefichtspunfte faßt Herr Volz allerdings die von ihm Ddargeftellten Aenderungen in den Kulturerzeugniffen der verfcbiedenen Linder nit auf. Er begnügt fich die Thatfachen mitzutheilen, ohne weitere Schluß: folgen daraus zu ziehen. Das ift unläugbar auch fchon ein großes Verdienft, denn erft muß man die Thatſachen ——— kennen, ehe man aus ihnen Schlüſſe und Maaßregeln für die Gegenwart entwickeln kann. Wenn in der Einleitung behauptet wird, daß die Haus— thiere im wilden Zuſtande gar nicht mehr gefunden werden, ſo iſt das wohl nicht ganz richtig. Unſere Hausente iſt von der wilden Stockente ſo wenig verſchieden, daß man ſie un— bedenklich für ein und dieſelbe Species anerkennen kann. Ja der Herausgeber kennt fogar Fälle, wo junge wilde Enten gezähmt und in Hausenten verwandelt worden find. Daſ— jelbe gilt auc) wohl von der Gans, Nechnet man das zahme Kaninchen zu den Hausthieren, fo ift deſſen Abftammung vom wilden wohl unverkennbar. Und wiederum follten wir nicht annehmen fünnen, daß das zahme Schwein vom wilden abftammt? — Haben wir wilde Schweine genug, Die von zahmen Schweinen ihren Urſprung herleiten, jo fann es Doc) wohl umgefehrt der Fall fein. Für die Kulturpflanzen gilt dDaffelbe. Die Kartoffel finden wir noch wild in Amerifa, wenn fie auch durch die Kultur fehr bei ung verändert wor: den ift, und der wilde Hafer fommt in mehren Gegenden vor, und ift wenig verfchieden von dem, den wir bauen. Was der Verf. über die Verbreitung der Pflanzen durch Wind, Waller und Thiere jagt, wie die Thiere den Pflanzen folgen, auf denen fie leben, hätte fich noch ſehr vervollftän- digen laſſen. Wir wollen nur dasjenige, was ein großes forstliches Intereffe hat, erwähnen. Die dem Nadelholz fo verderblich werdenden Inſekten findet man oft da gar nicht, wo dies nur einzeln vorfommt, Sie erfcheinen aber fogleich, fo wie es in großer Ausdehnung angebaut wird, Die Pro— zeiftonsraupe wird nur da gefunden, wo die Eiche herrfchend und in großer Menge vorfommt, fie verbreitet fich aber überall hin, wo man große reine Eichenbeftände erzieht. Der Borkenkäfer folgt den Fichten, der Kiefernfpinner der Kiefer. — = Was der Verf. über die Abftammung und Heimath der Hausthiere fagt, ift wohl nicht immer ganz richtig. Weber die Abftammung des Hundes find die alten Anfichten von Buffon durch neuere Forichungen fehr berichtigt worden. *) Wenn er behauptet, fein Hausthier, ausgenommen das Pferd, jei einer jolchen Veredlung fähig wie das Schaf, fo fann man wohl nicht mit ihm übereinftimmen. Diefe befchränft fich Doch eigentlich nur auf die Wolle, während das Rind- vieh in feinem ganzen Körperbaue, fo wie hinfichts des Milch- und Fleifchertrags ganz umgewandelt worden ift. Sehr intereffant ift das, was der Verf. über die Be— dingungen anführt, unter welchen fich die Gewächſe verbrei- ten lafjen. Wenn große Verfchiedenheiten zwijchen dem Klima ihrer Heimat) und demjenigen, wo fie hinverpflanzt werden follen, jtattfinden, fo ift Dies nur möglich, wenn man fie nach und nach dadurch afflimatifirt, daß ſie zuerft in geringeren Ver— jchiedenheiten gezogen und an dieſe gewöhnt werden, und daß man immer weiter geht, jo wie man Pflanzen bat, die z.B. jchon an eine niedrigere Temperatur gewöhnt find, als Die ihrer eigentlichen Flimatijchen Heimath ift. Natürlich können aber dabei niemals die bejtimmten Grenzen, innerhalb wel: chen fie überhaupt verbreitungsfähig find, überſchritten werden, Am leichteften afflimatifiren fich die Gewächje der gemäßig— ten Zone außer ihrem VBaterlande. Auch laffen ſich Gewächfe und Thiere des Südens leichter weiter nördlich verpflangen als umgekehrt die im hohen Norden einheimifchen in ein zu warmes Klima. Das wilfen wir jchon von den Alpen pflanzen, die fchwerer in den botanischen Gärten zu erhalten find, al8 die Bewohner wärmerer Gegenden. Wir übergehen die Nachweifung der bei den alten Völ— *), Siche Kritiſche Blätter, 26. Bd. II. Heft. ©. 236. fern verbreiteten Hausthiere und Kulturpflanzen. Der Verf. giebt fie von den Phöniziern, Juden, Karthagern, Aegyptern, Perſern, Griechen und Römern, Wir wollen nur Einiges anführen, was er von Deutfchland mittheilt. Er nimmt mit Necht an, daß es früher in Deutjchland zwei Arten von wilden Ochfen gegeben hat, den eigentlichen Auerochien und den Wilent oder Bifon. Der erite ift gegen» wärtig auf dem ganzen Erdboden verfchwunden, daß er aber in Europa gelebt hat, zeigt das in Schweden im Torfinvore gefun— dene und in und aufgeftellte vollftändige Sfelett *), fo wie Die noch bin und wieder in den Sammlungen von Alterthümern aufbewahrten, aus feinen Hörnern gefertigten Trinkhörner es befunden. Der Wifent findet fich in Europa gegenwär— tig nur noch im Bialovizer Walde im ruſſiſchen Polen vor, lebte aber bis zum Jahre 1740 auch noch in Preußen. Er war früher durch ganz Deutichland verbreitet. Ob wir aber das Vorhandenfein und Ausiterben des Rieſenhirſches an— nehmen follen, fcheint uns Doch jehr zweifelhaft zu fein. Das, was man Schalch nannte, fonnte auch wohl das Elchwild fein, was das Nothwild bedeutend an Größe übertrifft und früher in den Niederungen Hollands wie des Rheins und der Donau in großer Menge lebte, während es jest nur noch in einigen’ Wäldern Oftpreußens in Deutjchland ge— funden wird. Auch hier wird e8 aber wahrfcheinlich in Folge der neueren Gejeggebung in nicht zu langer Zeit ganz ver- tilgt werden, Allerdings werden zuweilen in Deutjchland und Schottland in den Torfmooren noch Geweihe und Schä- del aufgefunden, die an Größe Diejenigen unferer jeßt leben- den fo übertreffen, daß man fehwer glauben fann, daß fie von Thieren herrühren, welche derfelben Specied angehören, *) Siehe Kohl’ Reifen in Skandinavien. — 10 — wie unſere jetzigen Rothhirſche. Das Rothwild iſt aber in ſo raſchem Zurückgehen, in Bezug auf Größe des Körpers wie Stärke des Gehörnes, daß man recht füglich annehmen kann, daß Hirſche, die vor 1000 und mehr Jahren gelebt haben, eine ſolche Größe, wie dieſe Gehörne andeuten, ge— habt haben, und daß der Cervus eurycerus nichts iſt als unſer Ceryus Elaphus. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhun- derts wurden Hirfche von 6 Gentner Schwere und darüber geichoffen, während man jetzt jagdbare Hirfche in eingefries digten Wildbahnen findet, die faum 120 Pfund wiegen. Die Gehörne in den alten Sammlungen, in Erbach, Morigburg u. f. w. stehen zu den jeßigen in Bezug auf ihre Größe in demjelben Berhältniffe, wie jegt das Gehörne eines Sechs— und Achtenders zu dem eines Nehbodes. Die Urfachen die- fer Entartung des Nothwildes Tiegen in dem Mangel an reichlicher und gedeihlicher Nahrung, an Ruhe, und vorzüg- (ih daran, daß man die ftarfen Hiriche immer wegſchießt, ehe fie vollitändig ausgewachfen find, und die Fortpflanzung auf den jungen, noch nicht ausgebildeten, Hirfchen beruht. Wo diefe Urfachen nicht fo ftattfinden, wie ed bei unferen deutfchen Wildbahnen der Fall iſt, z.B. in der Moldau und Wallachei, da hat fich auch eine ftärfere Nace von Roth: wild und eine beffere Geweihbildung erhalten, Wenn der Verf. weiter behauptet, daß "die Enten in Deutfchland nicht einheimifch gewelen fein könnten, weil man ihnen einen aus dem Nömifchen hergeleiteten Namen (anates) gegeben habe, fo vergißt er, daß die erſte Schriftiprache in Deutfchland Überhaupt das Latein war und deshalb viele urfprünglich deutſche Sachen in den Schriften mit lateini— ihen Namen bezeichnet wurden. Unfere jegigen vierfüßigen Hausthiere, das Nindvich, Pferd, Schaf, Schwein, fanden die Römer in Deutjchland en N ae ichon vor. Vom Geflügel find der Truthahn, der Pfau, das Perlhuhn erft in der neueren Zeit als ein folches ein— geführt worden. Von den Jagdthieren wurde nur der Pha- fan, der in Kolhis am Phaſis *) noch jest in Menge wild vorfommt, einheimifch gemacht, Fann aber noch jeßt Die ſorg— fame Wartung und Pflege, fo wie den Schuß gegen Naub- thiere nicht entbehren, wenn er fich erhalten fol. Daß die ſüßen Kirſchen in Deutjchland durch die Rö— mer eingeführt find, wie man gewöhnlich glaubt und auch hier ©. 139 angenommen wird, möchten wir beftreiten. Die— ſer Baum ift ein Bewohner der gemäßigten Zone und ge— deiht in der warmen nicht mehr. Wir finden ihn ſüdlich und weftlich der Elbe als Waldbaum häufig verbreitet, nörd- licher und oftlicher fommt er unferes Wiſſens nicht mehr in den Wäldern wild vor. Es iſt fein weiteres Beifpiel vor= handen, daß ein in Italien oder wärmeren Ländern eins heimifcher Baum, wenn er auch in den Gärten gezogen wurde, ſich von jelbft in nördlichen Gegenden im Walde verbreitet hätte, Der Wein, die Quitte ftedeln fich wohl allenfalls in unmittelbarer Nähe der Gärten, wo fie gebaut werden, an einzelnen günftigen Stellen an, verbreiten fich aber nicht allgemein in den Wäldern, welche in Gegenden liegen, wo gar fein Wein gebaut wird. Daß aber die wilde Kirfche Durch die Kultur in unfere befannten ſüßen Kirſchen— arten umgewandelt wurde, Dazu gehört ſehr wenig. Auch find die Kernſtämme, welche man aus den Früchten der ver= edelten Bäume erzieht, unfern wilden Kirfchen jo ähnlich, daß dadurch die Anficht noch mehr beftätigt wird, daß Die wilden Stämme als die Mutterbäume aller füßen Kirfchen- *) Mahrfcheinlich ſtammt der Name von der Heimath her und da: rum follte er auch wohl fo gefihrieben werden, wie Ddiefe, und nicht Tafan. arten angejehen werden können. Geſchrieben ſteht es frei- ih, daß dieſe Fruchtart von Lucullus aus Aften in Ita— lien eingeführt jei, wenn uns die Erinnerung aus Der Schule nicht trügt, aber das Gefchriebene und Gedrudte ift auch nicht immer wahr, Wenigftens ift die Griftenz des Vogels mit glänzenden Federn, der des Nachts ald Leuchte gebraucht wurde, der nach Plinius in den deutjchen Wäldern gelebt haben ſoll, wohl fo zweifelhaft, als das Einhorn und die Hirfche, die fein Gelenf hatten und fich deshalb des Nachts nicht niederlegen fonnten. Diefe Fabeln, wie fie in den römischen Schriftftellern über Deutfchland enthalten und fchon unendlich oft gebraucht find, könnten füglich bei einer Ge- fchichte für Kulturpflanzen und Hausthiere unbeachtet geblie- ben fein. Ueberhaupt ift die Gefchichte der deutfchen Land» wirthichaft wohl der ſchwächſte Theil des Buches. Wir beftgen bereits eineältere von Anton und eine neuere von Langethal, die das Alles fchon enthalten, was wir hier finden. Blos die Gefchichte des ſüddeutſchen Weinbaues hat Herr Volz vollftändiger behandelt als jene Schriftiteller. Dagegen ift die Waldgefchichte hier weit dürftiger al3 bei Anton oder Stiffer, und es fehlt nicht an Unrichtigfeiten darin, wie z. B. in dem, was der Verf. S. 188 Über die Entſtehung des Waldeigenthums fagt. Er hätte fich Darüber leicht aus Stieg- (it befannter Schrift belehren fünnen. Wenn der Verf. dag, was er Darüber jagt, ganz weggelaffen hätte, fo wäre Das ganz in der Ordnung gewefen, denn e8 fteht eigentlich in feiner Beziehung zu dem Gegenftande, den er fich zu bear- beiten vorgenommen hatte, wollte er aber einmal darauf ein- gehen, fo mußte ed auch gründlich geichehen. Das Fonnte wohl gut geichehen, ohne daß der Umfang der Schrift ver- größert worden wäre, denn eine Menge befannter und ſchon unendlich oft abgedructer Dinge, wie das Gapitulare Karla — des Großen, die häusliche Wirthſchaft u. ſ. w., ſind mit einer großen Breite behandelt, und hätten füglich gedrängter dargeſtellt werden können, wenn ſie nicht beſſer weggeblieben wären. Weit intereſſanter als dieſe Mittheilungen über die Haus- und Landwirthſchaft im Mittelalter ſind diejenigen über die Einführung und Verbreitung von Pflanzen und Thieren in der neueren Zeit, ſeit der Entdeckung von Ame— rika. Der große Sammlerfleiß des Verf. bekundet ſich über— all, und es wird wenig Gewächſe geben, die der Menſch benutzt, über die man hier nicht intereſſante Mittheilungen findet. Wenn daher das Buch für den Forſtwirth als ſolchen keinen Werth haben dürfte, ſo können wir es doch als ein ſehr belehrendes und anziehendes Leſebuch für diejenigen Forſtmänner empfehlen, die auch einmal aus dem Walde herausblicken wollen, um zu ſehen, wie es außer ihm, im Haushalte der Menſchen, hergeht. Es ſcheint recht eigent— lich geſchrieben für gebildete Menſchen, welche die langen einfamen Winterabende in abgelegenen Forfthäufern im Ge- birge oder in Wäldern verleben müfjen. Dies rechtfertigt denn wohl auch deſſen Anzeige in diefen Blättern. Ein vollſtändiges Sachregifter jest auch jeden Lefer in den Stand, allenfalls nur das auszuwählen, was ihn befonders intereffirt. 2. Der Holzfenner, oder die kunſtgerechte Ausnutzung Vorrichtung und Verwerthung der Hölzer. Ein nützliches Hülfs- und Handbuch für Gewerbtreibende, insbeſondere fir Grundbejiger, Förſter, Schneide- müller, Schiffg= und Landzinnmerleute, Zeugarbei- ter, Mühlen und Mafchinenbauer u. ſ. w. All— gemein verftändlich bearbeitet von 9. E. von Egidy, Civil-Ingenieur. Freiburg, bei Graz u. Gerlah. 171 ©. Schon der Titel dieſes Buches, auf dem alle mögliche Gewerbtreibende aufgeführt werden, Die irgend Holz verar— beiten, felbft Orgelbauer, die aber oben der Raumerſparniß wegen weggelaflen wurden, zeigt, Daß Died Buch eines von denen ift, die auf ein großes Publikum fpefuliren, indem durch denfelben jeder Gewerbtreibende zu dem Glauben ver- anlaßt werden fol, daß er fich daraus Belehrung verfchaffen fonne und das Buch ein praftifch bratichbares fe. Wer diefen Glauben hat, wird fich aber bei dem Durchlefen dei- felben eben fo gut getäufcht finden, als Dies der gewöhnliche Fall bei allen ähnlichen Büchern ift, die als Nathgeber für die alferverfchiedenartigften Beſchäftigungen fich empfehlen. Das Buch ift nichts als eine werthlofe Kompilation, zuſam— mengetragen aus einigen befannten Forfttechnologien, von einem Manne, dem ficher die Verarbeitung des Holzes für die auf dem Titel bezeichneten Gewerbe gänzlich fremd ift. Es ift wahrhaft lächerlich, wenn der Nerf. auf dem Titel fein Buch den Schiffszimmerleuten u. f. w. zur Belehrung empfiehlt. Eben fo wenig wie der Gewerbtreibende wird auch der Forftwirth irgend etwas Benugbares darin finden, wohl aber wird Jeder, der fich auch nur furze Zeit mit der Ausnußung und Berarbeitung des Holzes bejchäftigt hat, dem Verf. in jedem Abfchnitte nachweifen können, daß er offenbar damit ganz ımbefannt ift, da das Buch von irri— gen Angaben wimmelt, der großen Mängel gar nicht zu gez denfen, die aus der großen Oberflächlichfeit entipringen, mit der ſelbſt die wichtigften Nushölzer behandelt find. 3. Forſt- und Jagd-Kalender für Preußen auf das Jahr 1853. Jahrbuch der Fortichritte im Gebiete des Forft- und Jagdweſens. Braftifches Hülfs— und Notizbuch zum täglichen Gebrauche für Forſt— beamte, Forftgeometer, Foritlehrlinge, Brivat-Wald- befiger, Säger und Jagdfreunde. IU. Jahrgang. Herausgegeben von F. W. Schneider, Brofeffor der Mathematif an dev Königl. Breuß. höheren Forftlchranftalt in Neuftaot- Eberswalde. Berlin u. Leipzig, bei Springer und Spamer. Der Ka— lender CIV. S., das Jahrbuch 86 S., der Per— jonal-Status mit Namensverzeichnig 92 ©. Der Kalender ift unverändert geblieben, wie er in den früheren Jahrgängen war, und folglich ift darüber nichts zu jagen. Das Jahrbuch enthält zuerft den Stat der Preußi— jchen Staatsforftverwaltung für das Jahr 1852, nach den von den Kammern genehmigten Staatshaushaltungs- Etat. Zugleich ift auch der Etat der Domainenverwaltung und der allgemeine Staatshaushalts- Etat in gedrängter Heberficht mitgetheilt. Hierauf folgt eine Fortfeßung ber ftatiftifchen => I Ueberficht der Flächen und Erträge einzelner Reviere in mehreren Regierungsbezirken. Darnach haben allein die For: jten ded Negierungsbezirfs Potsdam eine Fläche von 791,019 Morgen nugbaren Holzboden und 53,868 M. zur Holzzucht unbenugbare Fläche (Seen, Fennen, Wege, Geftelle ꝛc.), welche eine jährliche Abnutzung von 10,057,140 Kubiffuß nach der Schätzung liefern, die aber nach den Ergebniffen des Eontrol- buches pr. 1853 auf 10,158,598 Kubiffuß erhöht worden ift. Die nächitfolgende Abtheilung enthält die die Forſt- und Sagdverwaltung berührenden Gefege und Verordnungen aus den Jahren 1851 und 1852. Das dann mitgetheilte Berzeichniß der in Diejen beiden Fahren erjchienenen Forſt- und Jagdſchriften weifet zugleich die darüber in den Journalen erfolgten Beurtheilungen der— jelben nad. In den gemeinnügigen Mittheilungen findet man 1) den außergewöhnlichen Ertrag eines Kiefernbeftandes, 2) mehrere Beobachtungen bei Kulturen, 3) Nechnungsformeln zur Be— rechnung der Zuwachsprocente, die Gentrirungsformel für die Boufiole, jo wie Ordensverleihungen an Forjtbeamte. Der Berfonal-Status enthältdieNachweifung der definitiv in der Verwaltung der Foriten des Königl. Haus-Fidei-Kom— miſſes und der Staatsforften angeitellten Beamten, jo wieder ges genwärtig fungivenden interimiftifch angeftellten Hülfsauffeber. Das Aufluchen einzelner Beamten wird Durch ein al— phabetifched Namensverzeichniß erleichtert. Die Angaben, die das Jahrbuch enthält, find überall offiziellen Quellen entnommen und daher volljtändig zuver- läſſig. Da keine weitere Darſtellung der Preußiſchen Staats— forſtverwaltung eriftirt, jo können wir dieſen Forſt/- und Jagd-Kalender als das einzige Buch empfehlen, aus dem man ſich über dieſelbe unterrichten kann. Allerdings iſt aber — — Manches darüber in den einzelnen Jahrgängen zerſtreut, die man daher vollftändig befigen muß, um die Verwaltung ganz Fennen zu lernen. Es ift eine mühfame Arbeit, fchon allein den :PBerfonal- Status alljährlich nach den Amts— blättern fämmtlicher Negierungen zu berichtigen, und wir wollen wünfchen, daß der Herr Herausgeber, da fie fo we- nig belohnend ift, nicht dabei ermüdet. In einer PBreußifchen Forftbedientenwohnung follte der Kalender wohl nicht fehlen. Trotz feines Fleinen Formats enthält er bei dem Fleinen, aber ſehr deutlichen Drude, eine Menge ſchätzbaren Materials, und wird mit 1Thlr., was das Buch im Subffriptionspreife Foftet, gewiß nicht zu theuer bezahlt. Die äußere Ausftattung ift nicht luxuriös, aber fehr anftändig und gefällig. 4, Sorftliche Hülfstafeln vom Forſtrath 9. Burck— hardt. 1. Abtheil. Hannover, 1852, XX. 200 ©. 9. Mafientafeln zur Beitimmung des Holzgehaltes jtehender Bäume, nebjt Anleitung den Maffengehalt liegender und ftehender Bäume, fo wie ganzer Be- ftände zu ermitteln. Bon Stahl, König. Preuß. Dberföriter. Mit 2 Steindrucktafeln und vielen Tabellen. Rüdersdorf bei Berlin, Im Selbitver- lage des Verfaſſers. 1852. VII. 117 ©, Beide Schriften find beftimmt, den Tarator bei der Er: mittelung der Holzvorräthe in einem Walde zu unterftügen, und fönnen als dem Zwede entiprechend empfohlen werden, find aber nicht im Buchhandel zu haben. Die Hülfstafeln Kritische Blätter 32. Bd. 11. Heft. B — —— von Herrn Forſtrath Burdhardı *) werden, wie wir ver— nehmen, gegen Entrichtung der Drudfoften an die Hannö— verfchen Forftbeamten abgegeben, die fie verlangen, die Maf- fentafeln hat ihr Verf. in Selbjtverlag genommen. Da ji die Buchhändler mit der Verbreitung des Gelbftverlags der Schriftiteller in der Negel nicht befaſſen, jo wird man Diefe Mafientafeln bei dem Verf. ſelbſt beitellen müſſen, wenn man fie zu befigen wuͤnſcht, was für die Verbreitung des brauchbaren Buches nicht ſehr vorteilhaft fein dürfte. Da die Hülfstafeln des Herrn Burckhardt nur für Hannover bejtimmt find, jo iſt bei ihnen auch das Hannö— verihe Maaß angenommen. Dies macht fie ebenfalls we- niger benugbar für das übrige Deutjchland, zumal da feine Reduktionszahlen beigegeben find, um fie in ein anderes Maaß umrechnen zu fünnen. Bei der bejchränften Beftim- mung dieſer Tabellen ausjchlieglich fir Hannoveraner, und da fie gar nicht in den Buchhandel gefommen find, ift dies vollfommen gerechtfertigt, aber eben weil diefe Tafeln auch in anderen norddeutichen Ländern mit Nugen bei der Be- ftandsaufnabhme benugt werden fünnen, tritt wieder bei ihnen recht lebhaft der Uebelftand hervor, daß jedes, ſelbſt oft das kleinſte Land in Deutichland, fein eigenes Landesmaaß hat, was bei foritlichen Mittheilungen und Unterfuhungen zum Grunde gelegt wird. Ja was nod) übler ift, manche kleine Laͤn— der haben fogar in den einzelnen Yandestheilen jehr verjchiedene Maaße, fo daß fein Menſch, wenn er auh Schneiders Taſchenbuch der Maaß- und Gewichtsfunde befigt **), weiß, *) Früher Lehrer an der Hannöv. Forftichule in Minden, jetzt technifcher Rath in der Gentralftelle für die Verwaltung der Staats: forften im Königreiche Hannover. **) In Berlin bei Herbig 1839 erfchienen. Für den Forſtwirth ift dies unftreitig das vollftändigite und brauchbarfte Buch zur Umwand— [ung der verfchiedenen Längenz, Flächen und Körpermaafe, was wir befigen. — WM = was für eins der in Meiningen, Hamburg, Holftein übli— hen Maaße gebraucht wurde, ob von einem Hannöverſchen Wald: oder Landmorgen die Rede ift. Wir Forftleute werden freilich feine Einheit im Maaß und Gewicht der deutfchen Länder herftellen, wir haben ſchon genug zu thun, um nur eine gemeinfame deutſche Forftwif- fenfchaft auszubilden, und zu verhindern, daß nicht etwa Die Schlagbäume an den Zollgrenzen oder die Antipathien der verschiedenen Volksſtämme, die Annahme der Verbefjerungen des Forithaushalts in Baiern in Breußen, oder der in Preußen in Baiern oder Defterreich hindern, weil man in Breußen nichts Defterreichifches mag und in Defterreih nichts Preußiſches, Daß wir Ddiefer unfeligen Stammesfeindichaft, Die man fonft nur noch unter den amerifanifchen Wilden findet, wenigfteng feinen Einfluß auf das vereinte Streben der deutichen Forft- wirthe, die deutichen Wälder zu erhalten, zu verbefjern und vortheilhafter zu benugen, geitatten. Das fünnte man aber wohl thun, daß man ftch einmal darüber beriethe, welches wifienfchaftlihe Maaß zum Gebrauche für die Ddeutfchen Forftichriften, die für ein größeres Publikum beftimmt find, als das zwedmäßigfte erfcheint. Hartig hat in feinen früher ren Schriften Dies jchon einmal mit feinem Normalmorgen von 40,000 Rheinischen, 12füßigen TI Ruthen verfucht, was aber nicht beachtet wurde, weil dieſes Maaß aus vielen Gründen ein ganz unzwedmäßiges war. Auch wird wohl jchwerlich jemals ein einzelner Schriftfteller fich eine folche Autorität anmaßen fünnen, daß er ohne Weiteres ein folches allgemeines Maaß in ber literarifchen Welt einzuführen hof- fen dürfte, Aber der Gegenftand fcheint fich zu einer Be- fprehung in den großen Berfammlungen der deutfchen Forft- wirthe zu eignen, wo fo vieles Unnüge gefprochen wird, und wo man vielleicht zwecfmäßiger über folche Dinge Ipräche, B2 — BR als über die Erziehung der Ziebelfiefer in Blumentöpfen hinter einer Bretterwand in Darınftadt, oder darüber, was beffer fei, Saat oder Pflanzung. Das Bedürfnis, eine Ein- heit im Maaß- und Münzwefen in Deutfchland herzuftellen, ift jo groß, daß es ſich gewiß über furz oder lang geltend machen wird, auch wahrfcheinlich dieſe eher hergeftellt wer— den wird, als die politiiche Einheit unjeres großen Bater- landes, die vorläufig in das Neich der Phantaſien verwiefen bleiben mag. ine Berathung darüber, welches Maaß für die forftwiflenfchaftlihen Schriften das zweckmäßigſte fei, fonnte ein Ichäßbares Material für die fpäteren Erörterungen der Diplomaten und Staatsmänner in Frankfurt, Wien oder Berlin geben, die nicht ausbleiben fünnen und werden, und würde auch wohl von der SBolizei geduldet werden. Es fann dabei gar nicht darauf anfommen, das Maaß des einen oder andern Staates darum vorzuziehen und für ganz Deutfchland anzunehmen, weil er größer iſt als die andern, jondern man muß ein folches wählen, was am eriten ohne große Unbequemlichfeiten im Verkehr für die Mehrzahl der Deut: fchen eingeführt werden fann, und was in wiljenfchaftlicher und praftifcher Beziehung für den Forftwirth das pafjendite ift. Fände fih, daß Vaduz das befte Maaß hat, jo mag man das des Fürſtenthums Lichtenftein, oder auch dasjenige eines der Neußifchen Fürftenthümer annehmen. Es ift doc) ein deutfches, und das ift immer noch beſſer, als wenn wir es zulegt von den Franzoſen entnehmen müfen, Wird nur erft der Gegenftand ununterbrochen angeregt, und erheben fich zahlreiche Stimmen im Volke, die eine Einheit in diefer Beziehung verlangen, fo werden ihn die Regierungen auch ſchon in die Hand nehmen, fo gut als dies mit dem Wech— felvecht und der Poſt gefchehen ift. Daß diefe Anregung aber zuerft von denen ausgehen muß, die der Uebelftand diefer unendlich verfchiedenen deutfchen Maaße am meiften berührt, liegt in der Natur der Sache, Gewiß wird aber eine Berfammlung deutfcher Forftwirthe aus allen Gauen des gemeinfamen Baterlandes am meiften davon berührt, denn feiner verfteht den andern, wenn er von Dingen fpricht, die mit dem Maaße feiner Heimat in irgend einer Bezie— hung ftehen. Man kann unmöglih die Neduftiongzablen für Längen, Flächen und Körper immer in der Tafche haben, und bei jeder Zahl, Die erwähnt wird, anfangen, fie in das eigene Landesmaaß umzurechnen, um Begriffe mit dem Ge— fagten zu verbinden. Was die Hülfstafeln des Herrn Burkhardt betrifft, fo jcheinen fie vorzüglich den Zweck zu haben, den Hannöverfchen Taxatoren und Forftwirthen ein brauchbares Hülfsbuch zur Deftandaufnahme und Ertragsberechnung zu geben, ein Zweck, der nach unferer Anficht auch vollfommen erreicht worden ift. Diefem gemäß enthalten fte nicht blos neue Formeln oder Zahlen, fondern auch die fchon befannten find darin aufge: nommen worden, infofern fie der Verf. für richtig und brauch- bar erfannte. Darum fehlt e8 aber auch nicht am interef- fanten Mittheilungen neuer Erfahrungen, die der Verf,, der fich viel mit Taration befchäftigt und als vorzüglicher Lehrer an ber leider aufgehobenen Hannöverſchen Forſtſchule ſchon früher bewährte, felbft gemacht hat. Zu den befannten Zahlen rechnen wir Die, welche Die Kreisflächen- Walzen- und Stammgrundflächen-Tafeln ent- halten bis ©. 43. Schon die Stammholztafeln, in denen man die Holz- maffe ftehender Bäume nach Beftimmung der Höhe und des untern Durchmeffers findet, haben eine bequemere Einrichtung als die Eotta’schen und König'ſchen, da man bei ihrer An— wendung nicht zu rechnen, wie beiden Eotta’fchen, auch nicht zweimal den Reduftionsfaftor und den Walzeninhalt aufzu- juchen braucht, wie bei den König ’fchen Forfttafeln. Dann find die Holzhaltigfeitsklaffen auch genauer bezeichnet, um fie eher erfennen zu fönnen, als in diefen. Was aber die Hauptſache ift, dieſe legtern find dem Holzwuchfe in den Hannöverſchen Forſten angepaßt. Der Verf. giebt in der Tafel IV. die von ihm zur Berechnung der Tafel III. ge brauchten Formzahlen mit den von König ermittelten zur Vergleichung. Nr. V., die Maſſentafeln zur ſummariſchen Beftandsichä- bung nah König), indem man die Mittelhöhe und die Schlußflafje des Beftandes auf einem Morgen, darnach die Stammgrundfläche aller Bäume gutachtlich beftimmt, um mit Anwendung der Formzahl die Holzmafje zu berechnen, Die fie enthalten, möchten wir nicht zur praftifchen Anwendung empfehlen. Man ift dabei entfchieden größeren Irrungen ausgefegt, ald duch das gutachtliche Anfprechen der Holz- mafje auf einem Morgen nach dem Augenmaaße, durch einen erfahrenen und geübten Tarator. Nur ein folcher kann fich aber überhaupt auf eine fummarifche Schägung einlafjen. Schon die Bezeichnung der Schlußflaffen: ganz licht, ziem- lich licht, etwas Licht, ganz räumlich, ziemlich räumlich, etwas räumlich, etwas gefchloffen, ziemlich gefchloffen, ganz ge- Ichloffen, etwas gedrängt, ziemlich gedrängt, ganz gedrängt, ift troß diefer 12 Schlußflaffen fehr unbeftimmt. Zehn Stämme auf den Morgen find ganz licht, 15 und felbjt 20 bei jun- gen Holzbeftänden aber auch noch. Dann wird aber, felbit einen ganz gleichen regelmäßigen Wuchs und gleiches Alter . vorausgejegt (denn bei unregelmäßigem Wuchfe und unglei- chem Alter kann jelbitredend die Tafel gar nicht angewendet werden), immer noch eine jehr große Ungleichheit der Holz— haltigfeitsflaffen bei den einzelnen Bäumen ftattfinden, in — — den lichten Beſtänden wahrſcheinlich auch eine ſehr ungleiche Höhe. Das Rechnen iſt ganz gut, wenn man richtige Zah— len dazu anwendet, wo man aber dieſe nicht hat, erhält man duch die gutachtlihe Schägung nach dem Augemaaße oft brauchbarere Zahlen. Kann denn wohl ein Tarator die Be— hauptung aufftellen, daß, wenn die Kiefern eine Mittelhöhe haben, fie bei einem ganz lichten Stande 20,16 Normalflaftern a 100°, bei einem ziemlich lichten 23,18 Klaftern u. f. w. geben? — | Die Tafel VI. giebt nah König im Hannöverfchen Maaße die Ducchichnittserträge unferer Forfthölzer auf 10 verfchiedenen Güteflafjen. Wir willen nicht, ob der Herr Verf. dieſe für die Ertragsdifferenzen der verjchiedenen Bo- denflafjen, die im Hanndverfchen vorfommen, ausreichend und pafjend gefunden hat. Fit dies der Fall gewefen, fo läßt fich nichts gegen diefe Tafel jagen. Für die Preußifchen Horften würde dieſelbe aber infofern nicht genügen, als hier gröpere Ertragsdifferenzen vorfommen, als fie umfaßt, be— fonders im Mittelwalde, in Erlen und Birfen. Die Tafel VII. enthält eine Meberficht der Grtragsreis hen des Hochwaldes, wie fie Die verfchiedenen Schriftfteller geben, ebenfalls im Hanndverfchen Maaße, welcher fich die Zafel VII. anfchließt, worin der Borrath und Durchfchnitts- zuwachs der Buche, Fichte, Kiefer, fo wie des Niederwaldes im verfchiedenen Alter angegeben ift. Die Procent-Tafel unter IN. giebt die Procente des Holzzuwachfes nah Maaßgabe der Stammftärfenzunahme an, jo wie die unter Nr. X. eine Meberficht der Zuwachs— procente regelmäßiger Beitände im verfchiedenen Alter, von der Zeit, von wo das Holz benugbar wird, giebt. Wir hätten wohl gewünfcht, daß der Verf. dazu eine gleiche Ueberficht vom Zumwachfe des Oberbaumes im Mittehvalde ee ui gegeben hätte, wozu ihn die ſchönen Hannöverſchen Mittel- waldungen in den Herzberger Landforiten und der Forftinipef- tion Nörten, wohl in den Stand gejegt hätten, um in Die: fer Beziehung Hoch- und Mittelwald mit einander vergleiz chen zu fönnen. Ein folcher Vergleich fehlt uns noch und Doch würde er fehr wichtig fein, um ein Urtheil über den Werth jeder Betriebsart füllen zu fünnen. Zu der Sortimentdtafel unter XI. müfjen wir bemerfen, daß ſich wohl nicht mit Beftimmtheit angeben läßt, wie viel der Brennholzantheil von der gefammten Holzmafje-haubarer Eichen, Kiefern und Fichten beträgt. Dies hängt mehr noch von den günftigen oder ungünftigen Abjaßverhältnifien ab, die bei jedem Neviere verfchieden fein fönnen, als vom Wuchſe und der Größe des Holzes. Sintereffant find die Erfahrungen, welche der Verf. über die Ergebnifie der Stodholzrodungen mitteilt. Sn Buchen betrug fie bei 192 Fuß Stodhöhe der Maſſe nach in guten Beſtänden 13, in mittelmäßigen 16, in ſchlechten, kurzſchäftigen 21 Procent der oberirdiſchen Holz- maſſe. Bei Eichen würde fie bei gleicher Stodhöhe etwas größer fein, als in Buchen, da aber bei dem großen Werthe des Stammholzes die Stödfe niedriger gehauen werden, fand ungefähr dafjelbe Verhältniß ftatt. Bei Fichten betrug Die Stockholzmaſſe zwilchen 22 und 28 Procent der Schaftholzs maſſe, bei der Kiefer im großen Durchichnitte 21 Procent. Dies zeigt am beiten, wie wichtig die Stodholzgewinnung zur Erhöhung des Materialertrages dev Forften ift, unge: rechnet des großen VBortheils, der für das Nationaleinfom- men dadurch entiteht, daß man in Gegenden, wo die Ge— legenheit zur nüglichen Berwendung von Arbeit fehlt, Diele dadurch erhält und eine Menge Arbeiter bejchäftigen und ernähren Fann. Welche Menge von Stodholz bleibt aber BERN . NORM noch, beionders in den Buchenwaldungen, unbenugt, blos weil man das Vorurtheil hat, es könne aus dem einen oder dem andern Grunde nicht gerodet werden. Es ift dies nur in dem ſehr fteinigen Boden hinfichts der zwifchen Steinen ein- geflemmten Wurzeln der Fall, font überall ausführbar, wo das Holz einen folchen Werth; hat, daß nur die Nodungs- foften bezahlt werden, Es ift zu bedauern, daß den ſüd— deutfchen Forftwirthen, bei der VBerfammlung der Forftwirthe in Hannover 1852, nicht vollftändige Stockholzrodungen ges zeigt worden find, denn gerade in Süddeutfchland wird das Stockholz noch am wenigften benußt, fo hohe Holzpreife auch hin und wieder dafelbft ftattfinden. Selbſt in der Nähe größerer Ortfchaften, wo Hütten und Mafchinen, Brenn- anftalten find, wo wenigftend die Kohlen vortrefflich abge- jegt werden fönnten, verfaulen die Stöde oft größtentheilg in der Erde, welche für die Hütten des Harzes fo vortreff- liche und gefchägte Kohlen liefern. Die Derbgehalts-Tafel XI. giebt die Meberficht der fe: ften Holzmaffe der Klaftern und Reißholzwellen, die Gewichts- tafel XIII. das Gewicht eines Kubiffußes der verfchiedenen Holzarten, ſowohl nah König ald nach den eigenen Un— terfuchungen des Verf., wie es fich unmittelbar nach der Fällung des Holzes ergab. Die Tafel XIV. enthält eine Veberficht des Normalvor- raths und Nusungsprocents unferer herrfchenden Holzarten, bei verschiedenen Umtriebszeiten. zum Schlufje werden die Hannöverfchen Tarationg- formulare mit den erforderlichen Erläuterungen und die Bor: jhriften für Forſtvermeſſung, Wirthichaftseinrichtung und Ertragsberechnung mitgetheilt. Diefe find eben fo einfach und furz als zweckmäßig, fegen zu ihrer Anwendung aber auch einen gebildeten Taxator voraus. Damit können wir nur an WE einverftanden fein, denn auch durch die weitläufigiten In: ftruftionen wird man einen unfäbigen Taxator doch nicht in den Stand fegen, eine Taration zweckmäßig auszuführen, dem Befähigten braucht aber nur allgemein angedeutet zu werden, was er zu thun hat. Gewiß iſt das Buch ein höchit brauchbares für Die Hannöverſchen Forftwirthe und Taratoren, und e8 wäre zu winfchen, daß jedes größere Land ein ähnliches, für die lokalen Berhältniffe berechnetes, hätte. Hätten wir ein all- gemeines deutjches Forſtmaaß, und wäre dies bei dem Buche angenommen worden, fo würde dafjelbe auch gleich werthvoll für alle deutfchen Forftwirthe fein, wie es dies allerdings jetzt mehr für die Hannöverſchen if. Doc auch jene finden gewiß ſchon jest Vieles darin, was ein allgemein wilfen- Ichaftliches Intereſſe hat. Wenn die eben angezeigten Hülfstafeln wohl mit Grund als „Hannöverſche Hülfstafeln” bezeichnet werden können, jo behandelt der Verf. der Maflentafeln, die oben unter Nr. 5 angeführt wurden, die Beitandsaufnahme und Ermittelung der vorhandenen Holzmafje mehr allgemein, wenn er gleich in der Vorrede bemerft, daß fie vorzüglich für Breußifche Forftbeamte beftimmt find, auch Diefelben fich vorzüglich auf die Berhältniffe beziehen, wie fie in dev Marf Brandenburg ftattfinden. Im erften Kapitel wird von Mafjen ftehender, einzelner Bäume, fo wie von der Ermittelung der Höhe und Stärfe derfelben in ganzen Beltänden, im zweiten von den- jenigen liegender Bäume und der Klaftern gehandelt. Das dritte Kapitel enthält die Anleitung zur Ermittelung des Mafjen- gehaltes ftehender Bäume, das vierte befchäftigt fich mit der Beftandsaufnahme durch Probeflächen, und das fünfte mit der Vergleichung der bis jegt üblichen Methoden der Beſtands— aufnahme mit derjenigen nach den gegebenen Mafjentafeln. Hierauf folgen die Mafjentafeln felbft, worin der Holz- gehalt einzelner Bäume von verfchiedener Höhe und Stärfe angegeben ift. Wir Übergehen das, was über die Mefjungen einzelner Bäume gefagt ift, da diefe mehr in das Gebiet der Mathe: matif fallen, und wenden uns zuerft zu $. 16, welcher vom Maffeninhalt oder Derbholzgehalt der Preußiſchen Klaftern handelt. Dazu werden Nachweife gegeben, wie viel Kubif- fuß Scheit-, Knüppel- und Reißholz von 100 Kubiffuß befter Holzmafje erfolgen, wenn fein Bau- und Nutzholz ausge: halten wird, Man erhält die Klafterzahl, wenn man die ermittelten Kubikfuße mit den bier in Jehntaufendtheilen ge- gebenen Faktoren multiplieirt. Wir wollen nicht beftreiten, daß dieſe Art der Verwandlung der ermittelten Derbholz- mafje in Klaftern ein genaueres Nejultat geben fann, als die jegt übliche, wonach die Mafjenklafter ein für allemal zu einem beftimmten Durchfchnittlichen Gehalte an Derbholz angenommen wird; aber deshalb wird man immer noch nicht ein genaues und richtiges Verfahren dadurch erhalten. Der Gehalt an feiter Holzmafje ift nach dem Wuchfe des Holzes, nach der Scheitlänge, nach der Art des Setzens fchon in einer Scheitflafter verjchieden, noch größer aber wird Diefe Verfchiedenheit in den Knüppel- und Neißigklaftern, oder gar den Stodflaftern. Dann aber ändert fich ja Doch auch das Verhältniß der Sortimente jehr nach dem Wuchſe des Hol- 368. Dies erfennt der Verf. auch jelbft 8. 17 an und be- merft, daß den Tafeln nur die DVerhältniffe zum Grunde liegen, wie fie ducchichnittlich in Beſtänden im mittleren Schlufje gefunden werden. Dann enthalten aber die Tafeln ebenfalls weiter nichts als Durchfchnitiszahlen, wie wir eine jolche anwenden, wenn wir die Mafjenflafter mit 70 und 75 Kubiffuß Derbholz bei der Taration berechnen, und — 8 — dieſe dürften kaum ein viel genaueres Reſultat geben, als jene Zahlen. Will man ein folches haben, fo würden wir mehr dafür jtimmen, für jedes einzelne Nevier das Verhält— niß der Sortimente nach den bisherigen im Großen gemach- ten Erfahrungen zu beftimmen. Dies fchon darum, weil mit Rüdfiht auf Abfag und Servituten das ſchwächere Hol; bald vollftändig, bald nur bis zu einer beftimmten Stärfe ausgenußt wird. Der Verf, läßt dafjelbe bei einer geringeren Stärke als 1 Zoll ganz unberüdfichtigt, in fehr vielen Re— vieren der öftlichen Provinzen, wo die Holzberechtigungen abgelöjt find, wird aber alles Reißholz aufgeflaftert und ver: fauft, in anderen fällt wieder der Abraum unter 3 Zoll Durch- mefjer den Berechtigten zu. Die örtlichen Erfahrungen, die durch Auszüge aus den Rechnungen fo leicht, feftzuftellen find, die man ja zur Yeitftellung des Bau- und Nusholz- antheils doch machen muß, find für die Praxis weit wich- tiger und werthvoller, als folche mühfam berechnete Tafeln, die doch nur für diejenigen Verhältniffe paflen, bei denen die Unterfuchungen ftattfanden, deren Ergebniß fie find, Will man den genauen Derbholzgehalt der Klaftern wif- fen, fo muß dieſer ebenfall8 im jedem Reviere fpeciell unter: fucht werden, weil er aus den oben angeführten Urfachen ein ſehr verfchiedener fein fann. Auf eine große Genauigkeit fommt es aber felbit bei der Taration, wo die haubare und gering haubare Holzmafje auf dem Stamm nad) ihrem Ku: bifinbalte geichäßt wird, nach unfern Anftchten, gar nicht fo fehr an. Hütte man eine Bürgfchaft, daß die Zahl dev ab- geſchätzten Kubiffuße ganz genau richtig wäre, jo würde auch eine genaue Neduftion derfelben in Klaftern von Werth) fein. Sp lange man aber nicht weiß, ob man 10 oder 15 Pro- cent zu viel oder zu wenig geichägt hat, fann es von feinem großen Einfluffe auf die Taration fein, ob man um zwei — oder drei Procente bei der Umrechnung derſelben in Klaftern fehlt. Seit die Etats fortwährend nach dem Controllbuche berichtigt werden, hat man aufgehört, einen großen Werth auf die genaue Ermittelung der zu ſchlagenden Klafterzahl zu legen, da man nicht bedeutende Irrungen in der Beſtimmung des nachhaltigen Abgabeſatzes durch fortdauernde Vergleichung des Soll und Iſts in Bezug auf eine nachhaltige Ab— nutzung unschädlich machen. fann. Eine wefentliche Bereicherung der Tarationgliteratur und ein ſchätzbares Hülfsmittel, um zu einer genauen Be— ftandaufnahme zu gelangen, find die Maffentafeln felbft, die, wie auch fchon der Titel zeigt, den Haupttheil des Buches bilden. Wir hätten nur gewünfcht, daß fie vollftändiger Die Differenzen im Umfange und der Höhe enthalten. hätten, Die man jeßt oft erft durch Nechnung ergänzen muß. Die Burck— hardt'ſchen Tafeln find in diefer Beziehung zweckmäßiger eingerichtet. Die bairischen ſchätzbaren Mafjentafeln bilden die Örundlagederjelben. Es wird auch hier eine Meberficht der Re— jultate der ausgedehnten Meſſungen gegeben, Dieman in Bai— ern in jeder Dertlichfeit an einer Menge von Bäumen ans gewandt hat, um richtige Faktoren zur Berechnung der Holz: mafje ftehbender Bäume, von denen der untere Durchmeſſer und die Höhe befannt ift, zu ermitteln. Der Berf. verglich Diefe mit denen, die er aus den Mefjungen und Berechnunz gen einer Menge Kiefern, auf ganz ſchlechtem Boden im Rüdersdorfer Nevier bei Berlin, deſſen Verwalter er ift, er— hielt, und er fand die bairifihen Formzahlen auch für diefe jo anwendbar, daß er fie ebenfalls zur Berechnung feiner Tafeln benugen fonnte. Am meiften Werth; haben wohl Die für Kiefern, weil der Verf. den Holsgehalt derfelben bei ver- Ichiedenem Wuchſe am gründlichiten unterfuchen fonnte, da fie vorzüglich den Holzbeftand des Rüdersdorfer Neviers bilden. 3 Gewiß wird man durch ihre Anwendung bei der Be— ftandsaufnahme der haubaren Beſtände ficherere Nefultate erhalten, als man bei jedem anderen Verfahren bisher durch die Abſchätzungen erhielt, und fie fünnen daher mit Necht jedem Taxator empfohlen werden, der irgend einen Werth auf eine genaue Beitandsaufnahme legt. Sie find Übrigens nur für das ältere haubare Holz berechnet, Fünnen aber auch für jüngeres Holz mit einer Ermäßigung des Gefammter- trages bei Kiefern und Fichten von 2— 6, Tannen 4—S, Buchen 6— 10 Procent angewandt werden, Als Zugabe ift noch eine Anleitung zu dem Verfahren gegeben, um die Holzmafje durch ‘Brobeflächen oder nach dem Augenmaaße in regelmäßigen Bejtänden zu beftimmen. Das Eleine Buch enthält fo viel Brauchbares zur Holz: beftandsaufnahme, daß wir bedauern, Daß es nicht im ges wöhnlichen Wege durch den Buchhandel verbreitet worden ift, da die Erfahrung lehrt, daß die Bücher, die der Berf. in Selbjtverlag nimmt, felten recht befannt werben. 6. Land» und forjtwirtbichaftliche Verhältniſſe. Prak— tiiche Abhandlungen und Tabellen von Friedrich Theilfuhl, Gräflih Stollberg-Wernigerodiſchen Amtmann. Nordhauſen, 1852, bei A, Büchting. 4.33 ©. Die erfte Abhandlung diejer Fleinen Schrift bejchäftigt ſich mit Ermittelung der Antheile, welche der Dünger und die Atmoſphäre an der Produftion der Pflanzen haben und weifet diefe in einer tabellariichen Weberficht nah. Wir übergehen fie ganz, da fie nur den Landwirth berührt und — 388 — eine Prüfung der vom DBerf. hier mitgetheilten Zahlen ſehr genaue chemifche Unterfuchungen vorausfegen würde, Die zweite Abhandlung hat die Bonitirung des Walbd- bodens und darauf gegründete Holz: und Weide: Ertrag: berechnungen zum Gegenftande und geht daher den Forſt— wirt näher an. Der Berf. theilt den Waldboden nach Klafjen und Orb- nungen ein, wobei er die Klaffen nach den minevalifchen und organijchen Beftandtheilen Defjelben bildet; jo bildet er 7 Klaffen: 1) Thonboden, 2) LXehmboden, 3) Kalfboden, 4) Grandboden, 5) Thonjchieferboden, 6) Moorboden, 7) Hu: musboden. Dann hat der Thonboden wieder 2 Unterab- theilungen: a) vother, b) grauer Thonboden (!!). Diefe Klaf- jen zerfallen dann wieder nach ihrem Mifchungsverhältnifie, befonders ihrem Neichthbume an Humus und Materialien (%) in Ordnungen, deren 3. B. der Thonboden 12 hat, Davon enthält nach feiner Angabe Sandu, Steine. Humus u. Materialien. Thon. die 1. Ordnung 25°0 10—11°/o 65°/o 42 ⸗ 91%o 2,67°)0 6,63°/o, Was für Materialien neben dem Humus vorhanden find, ift nicht angegeben, ſie fönnen aber nicht unbedeutend fein, da ein Boden mit 10—11 Procent Humus wohl nicht häufig vorkommt. Auch dev Thonboden mit 91 Procent Sand und 6,33 Brocent Thon kann wohl der Seltenheit wegen und als Kuriofität in den Naturalienfabinetten, welche zuweilen die Leute mit fich führen, die Gucfaftenbilder zeigen, aufgeftellt werden. Vom Lehm-, Kalk-, Thonſchiefer-, Moor- und Humusboden theilt dev Verf. feinen Nachweis der Be— ftandtheile mit. Da er Übrigens, wie er felbft gefteht (©. 22), feine Erfahrungen über die Eigenthümlichfeiten des Holzwuchfes befigt, fo nimmt er die Ordnungen als Klafjen ui an, d. h. mit andern und beftimmten Worten; er beftimmt ihn nur nach den oben angenommenen Klaſſen, ohne weiter darauf zu achten, Daß in dieſen Klaſſen ſelbſt wieder jehr große Berjchiedenheiten der Ertragsfähigfeit vorfommen, wie er ja felbft den Thonboden darnach in 12 Ordnungen ein- theilt. Ja er fagt gleich darauf jelbft, daß der Ertrag bed Bodens vorzüglib vom Verhältniſſe des Sandes zum Thon und Humus abhänge, was man deshalb genau ermitteln müfje und wodurch auch Die Ordnungen bei ihm beftimmt werden, wirft aber deshalb doch alle Ordnungen einer Klaffe in Bezug auf Produftionsfraft zufammen. Dabei kommen einige fchöne, aber etwas kühne Gedanfen vor, wie 5. B. „der Humus findet fih in dem Berhältniffe im Boden vor, wie der Thon, im Schlagholzwalde findet fich beinahe um die Hälfte mehr Humus (als im Hochwalde), daß jeder Baum einen gewiſſen Kubifinhalt Boden bedarf, daß es aber gleich ift, ob diefer in der Tiefe liegt, oder in der Oberfläche aus- gebreitet ift.” So fagt der Verf. wörtlih ©. 23: „Angenommen 3. DB. eine Fichte bedarf am Ende ihrer Vegetationsperiode 1 TNuthe Naum und 2 Fuß Tiefe, fo würde es wohl feinen Unterfchied machen, wenn in einer Tiefe von 1 Fuß ein Y2 Duadratfuß großer und 1 Fuß tiefer Stein läge, darunter aber 1 Fuß tiefer Boden ſich befände und demnach 288 Kubiffuß vorhanden wären.‘ „Sm Berhältniß, als dem Boden dieſe Tiefe abgeht, in dem Berhältniffe finft bei gleichem Boden » Gehalt die Klafien-Eintheilung (9. Die angenommene Tiefe wird nämlich in 12 Theile — 288 Kubiffuß getheilt und für jedes !ı2, was fehlt, wird derfelbe eine Klaſſe heruntergefeßt.‘ S. 26: „die Tiefe des Bodens für die Fichte beträgt regelmäßig 2 Fuß, für die Buche 3 Fuß, für die Eiche A Fuß.” — BER Hiernach giebt num der Verf. eine Bonitirungstabelle für Fichten, nach der ein Fichtenboden bis 2 Fuß Tiefe auf dem Morgen jährlich an Ducchforftungs-Holz 0,1 Klafter, an endlicher Nusung (Abtriebsertrag) 1,33 Klafter Zuwachs liefert, ein Ertrag, der fich mit jeder Abnahme der Tiefe um 2 Zoll oder "2, bei der Duckhforftung um 1 Hunderttheil, bei dem Abtriebsertrage um 11 Hunderttheile für jede der 12 Klaffen vermindert. Da der Verf. in der Grafſchaft Stollberg- Wernigerode lebt, ſo kann ihm der Weg von Ilſenburg nach dem Brocken nicht zu weit fein. Wir empfehlen ihm diefen, bevor eine neue Auflage dieſer in ihrer Art einzigen Bonitirungstabelle nöthig wird, Damit er fie erft noch einmal mit dem Fichten: wuchſe und den Nolliteinen unter dem Brodengipfel vergleicht, wo fehr jchöne Bäume auf Selfen und Felſentrümmern wach» jen, obwohl die 288 Kubiffuß Boden für jeden Stamm feh- len, ja wo man faum eine Spur von Boden zwifchen den Kollfteinen und in den Felfenfpalten findet, in welche fich die Fichtenwurzeln hineindrängen. In gleich genialer Weife bonitirt der Berf. die Wald— weide. Eine Kuh von 750 Pfund Gewicht bedarf zur täg- lichen Nahrung 66 Pfund Gras, im Frühiahre a 242 bis 3 Nahrungsgraden, im Nachfommer a 2 Nahrungsgravden, für eine Weidezeit von 100 Tagen daher 144 Nahrungs- grade täglich. 1 Morgen Angerweide 1. Klaſſe giebt jähr— lih 9802 Pfund Gras A 3,5 Nahrungsgrade, folglich in Summa 34,307 Nahrungsgrade, die in jeder der 12 Boni: tätsflaffen mit "2 geringerer Tiefe in einem beitimmten Verhältnig abnehmen, jo daß die 2. Klaffe nur 30,509, die 3. 26,950, die 4. 23,523 Nuhrungsgrade u. f. w. enthält. Kennt man nun die Nahrungsgrade, die eine Kub in den 100 Zagen der Weidezeit zur vollen Ernährung bedarf, fo Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. & a — ift die Fläche, welche dazu erforderlich ift, nach dieſer Tabelle, welche der Verf. mittheilt, leicht zu berechnen. Wenn der Verf. dabei einen Abzug für das, was das Wild von dem auf dem Weideterrain wachſenden Graſe verzehrt, gemacht haben will, jo wird Diefer nach den neueren Jagdgefegen wenigftens nicht ſehr bedeutend fein, denn was die Eichhörnz chen und Holzheher, die in vielen Wäldern noch das einzige Wild find, daven verzehren, wird man bei dem bejten Willen nicht hoch anfchlagen können. Die Einwirfung des Feuchtig- feitsgrades auf den Graswuchs läßt er unbeachtet, obwohl die Niefelwiefen ihn auf die Wichtigkeit bei der Bonitirung hätten aufmerffam machen können. Gegen das Stodholz- roden eifert der Verf. gewaltig, weil dadurch dem Boden der Humus entzogen wird. Um dies zu beweifen, legt er eine Berechnung dieſes Verluftes an, welche wir wörtlich aufnehmen wollen, damit fie als warnendes Beifpiel dienen fann, bis zu welchen unbegreiflihen Schlußfolgen Menjchen gelangen können, die mit halbem, unverdautem Wiſſen den praftifchen Weg verlafien und lediglich ihren leeren Theorien folgen. Die Berechnung ift in folgender Art geführte, Wir fchreiben fie natürlich ab, da fie in ihren Einzelnheiten einem oder dem andern unſerer Leſer vielleicht klarer und verftänd- licher ift, als uns. „Die 6. Klafje giebt 3. B. 93 Klaftern Holz (ohne Vor— | nugung) in 120 Jahren, incl. 20,66 Klaftern Wurzeln, bie ausgerodet werden. Den Morgen zu 840 Fuder Boden ge rechnet, betragen die 6,66 Procent Humus — 66 Fuder. Der Humus oder die Materialien dazu würden ſich nun folgen- dermaßen berechnen: — Ale Klafter Wurzeln } Fuder Humus A Fuder 2066 — 16,53 4000 Pfd. 1,96% 10,33 welche ſtecken bleiben 8,27 = = 0,98% 6,66% Humus des Bodens 56,0 = = 6,66% 80,8 Fuder Humus 9,6°/0 rechnen wir Dazu noch 0,11 als bereits ver— rottete Stufen gleich 10 Klaftern = 8 Fuder Humus a 4000 Pfd., fo würde noch hinzu— treten 0,94°/o alfo zufammen 10,540. Sollten nun 9,66% Humus ftetig im Boden fein, fo würden 3%/% Humus höchftens erforderlich fein, um 41,33 Klaftern Hol; im Boden zu produeiren. Dagegen werden gewonnen 93 Klaftern die in der Erde ftedkenbleibenden Wurzeln 10,35 = als 0,11 Summa 103,33 Davon 0,44, die aus dem Boden fommen 43,93 0,55, die aus der Luft erfolgen follen 57,4 folglich darf in der Zufunft nur die Hälfte der bisher er- zeugten Holzmafje gewonnen werden (S. 25), oder wenn 0,22 des ganzen, dem Boden bisher zu Gute gefommenen Humus duch das Stocroden entzogen werden, fo wird man ftatt früher 51—52 Klaftern fünftig nur 25 bis 26 Klafter erziehen.” Wir geftehen, daß wir der Rechnung nicht haben folgen fönnen, gewiß aber wird der eine oder andere gelehrte Forſt— wirth im Stande fein, fie in feinem Laboratorium gründlich zu prüfen, und dann ein Lehrbuch für Forfter mit einem neuen Kapitel zu bereichern, in dem er die Reſultate feiner &2 R R R Berechnung mittheilt, auch die Berechnungen auf einige De- eimalftellen mehr ausdehnt, um eine größere Genauigkeit zu erzielen. Wir empfehlen diefen Gegenftand daher der Auf: merfjamfeit, da er den chemischen und mathematifchen Forft- wirthen, die ſich mit der Abfaſſung von Lehrbüchern für För- fter, wie fie jeßt gefchrieben werden, befaſſen, Gelegenheit giebt, fie um ein neues gelehrtes Kapitel zu vermehren. 7. Die Pflanzen der Erde. Populäre Darftellung der Pflanzengeographie für Freunde und Lehrer der Botanif und Geographie. Nach den beiten Quellen zujammengeftellt und bearbeitet von Ludwig Ru— dolph, ordentlichem Lehrer der ſtädtiſchen höheren Töchterſchule in Berlin. Berlin, Nicolai'ſche Buch- handlung. XIV. 416 ©. Nebſt einem Atlas mit 8 Karten und 2 SKupfertafeln. Schon früher haben wir unfere Lefer auf den phyſika— liichen Atlas von Berghaus aufmerffam gemacht, obwohl er wegen bes hohen Breifes nur wenigen zugänglich fein dürfte. Mit mehr Necht können wir dies in Bezug auf die oben angezeigte Pflanzengeographie des Herm Rudolph thun, da der Preis von wenig über 6 Thaler, der bei den ausgezeichneten Karten wenigftens fein hoher genannt wer: den fann, feine Anfchaffung eher erlaubt. Es ift ein aus: gezeichnetes Werk deutfchen Fleißes, deffen Vorzüglichkeit ein fompetenter Nichter, Alerander von Humboldt, aner- fannt hat, der auch bewirkte, daß der Verf. als Anerkennung die nicht oft ertheilte goldene Medaille für Kunft und Wif: fenfhaft vom König von Preußen dafür erhielt, — A Sein Werth ift wohl dadurch genug befundet, und wir begnügen uns daher auch damit, eine furze Meberficht feines Inhaltes zu geben und Einiges herauszuheben, was den Forft- wirth befonders intereffirt. Sn der Einleitung giebt der Verf. eine gedrängte all- gemeine Weberficht der Verbreitung der Pflanzen nach den Temperaturgraden. Jede Gegend hat ihre eigenthümlichen Pflanzenarten, die fich von ihrem Schöpfungscentrum ftrah- lenförmig nach allen Richtungen hin ausbreiten, bis ſie an ihre Himatifche Grenze gelangen, die ihrem Fortfchreiten Ein- halt thut. Im Centrum felbft zeigt fih immer der größte Reichthum einheimifcher Formen, der nach der Peripherie zu immer mehr abnimmt. So find z. B. unfere Laubhölzer mit breiten und zarten Blättern vorzugsweife die Bewohner der Fülteren Gegenden der gemäßigten Zone. Die Zahl ders felben nimmt eben fo ab, wie fie fich der Falten Zone nähern, al8 an den Grenzen der heißen. Sie ift am größten im Eentro ihrer eigentlichen Heimath. Schon das nördliche und nordöftliche Deutfchland hat deren weniger ald das mittlere und füdliche; aber auch fo wie fie fich der gemäßigt warmen Zone nähern, welche die Heimath der Laubhölzer mit dien lederartigen und glänzenden Blättern ift, vermindert fich ihre Zahl. Die Beltimmung des Schöpfungscenttums für jede Pflanzenform und die Beftimmung, wie weit fte fich von Diefem und nach den Grenzen der flimatifchen Heimath ver- breitet, ift eine fchwierige Aufgabe, mit deren Löſung fich die neuere Pflanzengeographie vielfach und eifrig bejchäftigt. Sn Europa erftreckt fich die Verbreitung einer und derfelben Pflanzenform oft bis über 15 Breitengrade, am VBorgebirge der guten Hoffnung befchränft fie fih auf 2 bis 3. Dann ift aber auch der Neichthum an einheimifchen Arten einer Vflanzenform bei gleichem Boden und Klima fehr verichieden. BD Da, wo ſie früher einheimifch waren, ift das Verbältniß der Arten zu den Oattungen ein höheres, als da, wo fie fich durch Einwanderung angefiedelt haben. Die Zahl der Pflanzenarten wächit je nach dem Aequa- tor hin und nimmt nach den Polen zu ab. Die Geſammt— zahl der Phanerogamen in Europa beträgt etwa 7000 Arz ten, von denen in Lappland 500, in Dänemarf 1000, in Deutfhland 2600, in Franfreih 3500 vorfommen. Die Zahl der Kıyptogamen erreicht wohl nicht die der Phane— rogamen, doch find eritere im hohen Norden vorherrichend. Die Monofotyledonen nehmen in den mittleren Breiten zwi— chen dem 35. und 45. Grade ab, die Difotyledonen in der Nähe der Schneegrenze zu. Außer dem Klima hat aber auch die Bejchaffenheit des Bodens, Licht und Schatten einen großen Einfluß auf das Vorkommen der Pflanzen. Es giebt Waldpflanzen, die nur im Schatten der Bäume vorkommen, Steppenpflanzen, Haidepflanzen, Selfenpflanzen, Aderpflanzen, MWeidepflanzen, Gartenpflanzen, Wiefenpflanzen, die vorzüglich nur auf folchen Stellen gefunden werden, die durch ihre Denen nung bezeichnet find. Daß ebenfo die Befchaffenheit des Bodens in Bezug auf die Nährſtoffe, dieerenthält, Darüber entjcheidet, ob ge- wiſſe Pflanzen auf ihm gedeihen fünnen, liegt in der Natur der Sache. Die Salzpflanzen find an Boden, der Salz enthält, gebunden, die Gypspflanzen Fommen nur auf Gyps, Die Torfpflanzen auf Torfgrund vor, Wafjerpflanzen fünnen nur im Waffer, die Sumpfpflangen nur im Sumpfe leben u. |. w. Selbft das Meer hat eine eigenthümliche, zum Theil in großer Tiefe Iebende umd noch gar nicht überall gefannte Pflanzenwelt, die von einer Menge von Thieren belebt wird. Die prächtigen Korallenftämme ragen oft aus einer grünen Nflanzendede wie aus dem Grafe von Wiefen hervor. Zum Theil find auch dieſe Meerespflanzen fehr verichiedenartig, — — oft auch ſehr einförmig. Die Sargaſſo, ein Meer über zwei Seetangbänken, zwiſchen den Bermuden und Bahama-Infeln, erzeugt, bei einer Fläche von 70 bis 80,000 Quadratmeilen, nur eine Pflanzenart, Die hier auf feiner Oberfläche ſchwimmt und eine Einförmigfeit des Anblicks zeigt, Die fonft in der Welt nicht mehr vorfommt, Theilt man die Gewächfe nach ihren Hauptformen ein, fo fann man fie in etwa 20 Abtheilungen bringen. 1. Laub— hölzer. 2. Myrtenartige Gewächle. 3. Nadelhölger, 4. Haide— fträucher. 5. Mimofenartige Gewächfe. 6. Yarenfräuter, 7. Palmen. 8. Agavenartige Gewächfe, 9. Ananas-Gewächſe. 10, Bandanenartige, 11. Bananen und Blumentafen. 12. Grasartige Gewächſe. 13. Cactusartige. 14. Fleifchige. 15. Lilienartige Gewächfe. 16. Lianen. 17. Pathos-Gewächſe. 18, Orchideen, 19. Mooſe. 20, Flechten, Die Laubhölzer, welche den Forſtwirth befonders interef= firen, zerfallen wieder in 4 verfchiedene Hauptformen, 1. Diejenigen mit großen breitgeformten Blättern, der heißen Zoneangehörend. Man trifft unter ihnen oft Stämme von einer Stärke, wieunfere Bäume fienicht erreichen, DerAffenbrotbaum erreicht eine folhe bis zu 30 Fuß Durchmefjer mit einem Kronendurchmefjer von mehr als 150 Fuß, Es giebt Davon Bäume, deren Alter man auf 6000 Jahre ſchätzt. Dieje Baumform ift es vorzüglich, welche den Wäldern der tropi- chen Gegenden ihren eigenthümlichen Charafter giebt. 2. Die Laubhölzer mit immergrünen, lederartigen und glänzenden Blättern find die Bewohner der gemäßigt heißen Zone, befonders des wärmeren Theils derjelben. Den Ueber- gang zu ber 3. Hauptform, den Laubhölzern mit breiten zarten Blät- tern, bilden Die Kaftanien. Diefe Hauptform finden wir vorzugsweiſe in dem fälteren Theil der gemäßigten Zone. FE 4. Die Weidenform, etwa 150 Arten umfaffend, ver: breitet ſich durch alle Welttheile und ſehr verfchiedene Klimate, doch ift fie am häufigften zwifchen dem 40. und 70. Grade der Breite. Sie fcheint vorzüglich den deutichen Boden zu lieben. In den Tropengegenden fommen nur 10—12 Arten Weiden vor, von denen aber manche einen eigenthümlichen Wuchs haben, indem fie eine Länge von 60 Fuß bei nur s—10 Zoll Stammftärfe erreichen. Schon in Südeuropa vermindern ftch die dort vorfommenden Weidenarten. Die Nadelhölzer (Koniferen) find Über die ganze Erde verbreitet, Doch gehören die Fichten (Pinus), Tannen (Abies), Lärchen (Larix), Eiben (Taxus), Lebensbäume (Thuja), Cy— preſſen (Cupressus) der nördlichen Halbfugel ausjchlieglich an. Sie werden vorherrfchender mit den höheren Breiten- graden, und nur die Birfe hält mit ihnen bis zum 70. Grade nördlicher Breite aus, bis wohin fie in Europa gehen. Bon den befannten 250 SKoniferenarten enthält überhaupt Die falte und gemäßigt falte Zone 180, die tropifche nur 20. Auf Europa fommen ale einheimifche 22, auf Aſien 87, auf Afrika 16, auf Amerifa 85, auf Auitralien 46 Arten. Der Menſch bat häufig die natürliche Pflanzendecke der Erde dadurch verändert, daß er die Gewächle, die ibm we— nig Nuten gewähren, oder wohl gar fchädlich find, ausrot— tet und dagegen andere anbaut, die er beſſer benugen kann. Doch beherricht er in den Tropengegenden, wo Die Begeta- tion mit weit größerer Kraft auftritt, diefe weit weniger als in der gemäßigten und falten Zone. Darum treffen wir jelbjt in den bevölfertiten Aequatorialgegenden noch Stellen, die in ihrem Pflanzenwuchſe den Urcharafter beibehalten haben. In Europa verfchwinden die eigentlichen Urwälder da, wo der Menfch fich anfiedeln fann, immer mehr, und ed dürften folche in bewohnbaren Gegenden ſehr jchwer noch —— aufzufinden ſein. Ein Paar umgeſtürzte, unbenutzt geblie— bene und faulende Bäume bilden noch feinen Urwald, denn einen folchen darf die Hand des Menschen noch nie direkt oder indireft berührt haben. Höchitens findet man fie noch in unzugänglichen Gebirgen und Felfenthälern. Am meiften ift die Bflanzendedfe durch den Anbau der Kulturpflanzen verändert, Die der Verf. alle einzeln, nach Heimath und Berbreitung, durchgeht. Diejenigen Kultur: pflanzen, welche ihren Lebenslauf in einem Jahre, oder gar in einem Sommer beendigen, laſſen fich in weit größeren flimatifchen Berfchiedenheiten anbauen, als die Bäume, die eine lange Weihe von Jahren wachen müffen, bevor fte ihre vollftindige Ausbildung erlangen. Das liegt darin, daß die Bedingungen ihres Wachfens eher in einem furzen Som- mer erfüllt werden können, als in einem fo langen Zeitraume, Daher ift e8 auch noch niemals gelungen, Bäume außerhalb ihrer natürlichen Flimatifchen Heimath im Walde in größerer Ausdehnung fo anzubauen, daß fie hier vollfommen heimifch würden. Im dritten Abfchnitte giebt der Verf. eine Darftellung der Phyſiognomie der Vegetation in den verfchiedenen Zonen der Erdoberfläche von dem Aequator bis zu den Bolen. Die Gebirgsvegetation der heißen Zone theilt er ein: 1. in bie Region der Palmen und Bananen, 2. der Farrnfräuter und Veigen, 3. der Miyrten und Lorbeeren, 4. der immergrünen Laubhölzer, 5. der europäischen Laubhölzer, die dort bis 7600 Fuß gebt, 6. der Nadelhölzer bis 11,400 Fuß, 7. der Al: pentofen bis zu 13,300 Fuß, 8. der Alpenfräuter bis zu 15,200 Fuß. Unfere deutschen Alpen haben davon nur die 4 legten Regionen, die natürlih nach der geographifchen Lage weit tiefer liegen. Die Begetation der einzelnen Länder und der Gebirge nn — wird hier im Einzelnen vortrefflich dargeftellt, jo daß diefer Abſchnitt für Jeden, der die Pflanzenwelt liebt, eine höchit anziehende Leftüre bildet, einen Auszug daraus zu geben, ift aber, eben weil es fich mehr um den ſpecifiſchen Charafter diefer Gegenden und befonders ihrer Wälder handelt, nicht möglich. Wen auch die Schilderungen der Gegenden frem- der Welttheile weniger intereffiren, der wird doch vielleicht Die der Begetation der noch fo wenig gefannten Spanifchen Gebirge, Italiens, der europäifchen Türfei, mit Vergnügen lefen. Hin und wieder finden fich allerdings einzelne An- gaben, mit denen wir nicht einverftanden find. So ©. 341 bei der Schilderung der Begetation in unferen Alpen, die, daß an die Logföhre fich unmittelbar unfere gemeine Kiefer anfchließen fol, und Diefer erit die Lärche und Zirbelfiefer weiter herab folgen, Doch find wir nur felten auf Ähnliche Behauptungen geftoßen. Vom Harze führt der Verf. an, daß durch Die Freilage gegen Norden feine Vegetationsgrenze um mindeftens 1200 Fuß gegen andere gefchügte Gebirge unter gleichem Breitengrade herabgedrüct wird, Der dem Buche beigegebene Atlas, zu dem daſſelbe gleihfam den Kommentar liefert, ftellt die Vegetationsgren— zen der verfchiedenen Pflanzenarten bildlich dar. Nicht bloß die faubere Ausführung ift zu loben, fondern auch die Deut: lichfeit der Schrift, bei aller Kleinheit, fo daß auch ſelbſt das ſchwächere Auge leicht auffinden fann, was man darauf fucht. Das Titelblatt enthält ein Bild der tropischen Vegetation. Das erite Blatt befteht in einer MWeberfichtöfarte für diejenigen Gewächle, welche auf den Begetationscharakter einer Gegend befonderen Einfluß baben, von denen eine gegenüberftehende Tabelle das Verzeichniß, To wie bei jedem anderen DBlatte, enthält. Man fann bier die Bolargrenze — der Nadelhölzer (der Kiefer, die am nördlichſten geht), von Amerika aus, wo ſie ſich ſüdlich ſenkt, durch Europa ver— folgen, wo ſie in Norwegen ihren Höhenpunkt erreicht, der in Sibirien wieder etwas fällt. Die Alpenkräuter finden wir wieder im Polarkreiſe, wo der Sommer nur 4 bis 6 Wochen dauert, die Region der Flechten und Mooſe ſenkt ſich in Aſien beinahe bis zum 66. Grade herab. Mit dem 43. Grade nördlicher Breite tritt die Grenze der Gräſer ein, welche Wieſen bilden. Das zweite Blatt enthält die Ueberſichtskarte der wich— tigften Kulturpflanzen der Erde, von denen die Gerfte den. nördlichiten Punkt erreicht. Ihr nahe kommt die Kartoffel, Die wir an einigen Punkten der fubtropifchen Zone wieder- finden, Es giebt nichts Intereffanteres, als hier die befann- ten Kulturgewächfe in ihrer Berbreitung auf der ganzen Erde verfolgen zu können. Dies eine Blatt fann den den— fenden Menfchen Tage lang angenehm unterhalten. Auf dem dritten Blatte, der Begetationsfarte von Eu— ropa, finden wir Dann auch Die Berbreitung unferer wichtig- ften Waldbäume bezeichnet; dabei müffen wir aber in Bezug auf Die der Eiche bemerken, daß die verfchiedenen Eichen: arten nicht befonders angegeben find. Zwiſchen den füdlichen immergrünen, Kork- und Steineichen, felbft ſchon der Eerr- eiche und unferen deutſchen Eichen ift aber eine fo große Berjchiedenheit in Bezug auf das Klima, welches fie ver- langen, daß die Grenzen des Vorkommens wohl hätten an— gegeben werden fönnen, da fie nicht unbefannt find. Ihre VBolargrenze fällt mit derjenigen der Obftbäume zufammen, Auffallend ift die große Verbreitung der Hafelnuß durch mehr als 18 Breitengrade, Die aber dadurch erflärt wird, Daß Die im Süden unter dem 43. Grad nördlicher Breite vorfom- mende Hafelnuß eine ganz andere Species ift als die unter Dem 62. und 63. Grade wachlende. Die in jedem Theile Eu- ropa's herrfchenden Holzarten find überall auf der betreffenden Stelle eingefchrieben. Höchft auffallend ift die Polargrenze der Buche. Sie geht duch die Mitte von Schottland, wahr- jcheinlich unterhalb des Hochlandes, fteigt etwas nördlich durch die Stdfpige Schwedens gehend, und fenft fich dann durch die Dftfeeprovinzen Nußlands ziehend bis zum 40. Grade nördlicher Breite gegen das kaspiſche Meer herab. Bei den Eichen ift beſonders die weite Verbreitung nach Oſten in gleihem Breitengrade beachtungswerth;, während die PBolar- grenze der Buche durch Die öftliche Lage fo auffallend her- abgedrücdt wird. Unftreitig hat dieſes Blatt für den Forftwirtl das meilte. Intereſſe. Auf den fünf folgenden Karten werden in ähnlicher Art Ueberſichten der Vegetation von Aſien, Afrika, Nord- und Südamerifa und Auſtralien gegeben. | Das legte Blatt giebt eine Darftellung des Vegetation charafters der verfchiedenen Regionen der Berge. Dies fün- nen wir am wenigften rühmen, da befonders die Baumfor- men nicht beftimmt genug ausgedrüdt find und fo Diefe bildliche Darftellung feine gute Ueberfiht gewährt. Wir glauben nicht, daß einer unferer Lefer im Stande fein würde, die hier abgebildeten Ahorne, Buchen, Eichen, Linden, Bir; fen, Kiefern und Lärchen zu erfennen, ja ed wird ſogar we— nigen gegeben fein, die Kiefer von der Linde, die Lärche von der Weide nach ihrem Laube zu unterfcheiden. Die Dar- ftellung der Belaubung und felbjt der Aftbildung ift offenbar die ſchwächſte Seite des Verf., der die Zeichnungen alle ſelbſt geliefert hat. Wenn wir der Anzeige dieſes intereffanten Buches, ob— wohl es eigentlich fein Forftbuch im engeren Sinne ift, einen u verhältnißmäßig großen Naum gewidmet haben, ſo glauben wir wohl Dies rechtfertigen zu können. Es ift nicht der Zweck diefer Blätter, alle Forſt- und Jagdfchriften, die er- Icheinen, ohne Ausnahme zu befprechen. Wir laffen eben fowohl Kunzens Lift über Lift, oder Anleitung Füchfe und Marder zu fangen, unbeachtet, als Die große Menge alljährz lich erfcheinender Kubiftafeln für runde und befchlagene Höl— zer, Denn wir erachten fie nicht als Bücher, welche beftimmt find, der Wiffenfchaft zu dienen und fie zu fördern. ben jo halten wir auch Die gewöhnlichen Sagdanefdoten fern, die ſonſt als eine nothwendige Würze der trockenen Abhandlun— gen feinem Forft- und Jagdjournale fehlen durften, wenn fie nicht etwa einen Beitrag zu der Naturgefchichte unferer Jagdthiere liefern. Dagegen ziehen wir abfichtlich auch Ge- genftände in den Kreis des forjtlihen Wilfens, die mehr indireft als Direft in einer Beziehung zu unferen Wäldern ftehen, weil die übrigen Korftjournale gerade von dieſen am we- nigften Notiz nehmen. Nur ein jehr Feiner Theil unferer praftiichen Forftwirthe hat Gelegenheit, fich aus den friti- chen Zeitfchriften, welche die gefammte Literatur umfaffen, ‘von dem Gricheinen ſolcher Bücher zu unterrichten, welche ihn intereffiren fönnen, weil fie eine oder die andere Hülfs- wiffenfchaft berühren. Es dürfte Daher wohl Manchem, der fich überhaupt mit wifjenichaftlichen Gegenftänden beichäftigt, dadurch ein Dienft geleiftet werden, wenn wenigſtens die wichtigften und für den Forſtwirth geeignetiten Bücher, Die in dem einen oder andern Theile der Naturwiffenfchaft er: jcheinen, bier in der Art befprochen werden, daß von ihrem Inhalte eine Ueberficht gegeben wird, jo daß Jeder wiſſen fann, was er darin findet, Selbft wenn wir aber auch folche Bücher, wie das vor- liegende, mehr als eine Unterhaltungsichrift für den wiſſen— — Gi — ſchaftlich gebildeten Mann anſehen, ſo würde ſich die Anzeige deſſelben ſchon rechtfertigen, denn es iſt geeignet, ſo manchen langen Winterabend im einſamen Forſthauſe zu verkürzen und angenehm verſchwinden zu laſſen. Zur Beachtung. In den öffentlichen Blättern wird eine zweite Auflage der vergleichenden Unterſuchungen über den Ertrag der Roth— buche im Hochwalde u. ſ. w. vom Forſtrathe Hartig an— gekündigt. Dies iſt aber nichts als das alte unverkauft gebliebene Buch mit neu angedrucktem Titel, eine ſogenannte Titelausgabe. Dies Verfahren der Buchhändler, um alte Ladenhüter an den Mann zu bringen, indem man das Pu— blifum glauben machen will, die erjte Auflage habe raſch Käufer und Lefer gefunden, dürfte zwar wenig Erfolg haben, doch wollen wir unfere Leer, die die Bücherverzeichniffe nicht fefen, worin dies ausdrüdlich bemerkt ift, *) darauf aufmerf- ſam machen. *), Z. B. in Gersdorfs Repertorium der deutfchen Literatur. 9. Jahr: gang IV. Bd. 5. Heft ©. 303. 1. Abhandlungen. Leber das Erfcheinen und die Bedeutung der Raſen— eiſenſteine (Ortfteine) und die Abwehr ihrer nachtheilie gen Eimwirfungen bei den Forftanlagen, Sn jenen Landestheilen, welche die großen Niederungen Norddeutſchlands, Holands u. |. f. einnehmen, die man in der geologifhen Wiſſenſchaft als „poftdiluwianifche” Gebilde bezeichnet, finden fich, in oft bedeutender, bald geringer Aus- Dehnung und Meächtigfeit, Cifenerze, welche unter der Be- nennung „Raſeneiſenſteine“ den Bewohnern jener Gegenden allgemein befannt find. Bielfältig ift deren Vorkommen mit nicht unerheblichen Vortheilen verfnüpft, indem fie zum Theil ein brauchbares Material zu Eifenguß-Waaren darbieten, weshalb die Ge— winnung Diefer Erze mit Sorgfalt betrieben worden ift, auch noch gegenwärtig hier und da Gewerfe mit ihrer Ausnutzung erhalten werden. *) Für den Forft- und Landwirth ift das Vorkommen die- ſes Foſſils nicht felten ein großes Uebel, das man in frühe- *) In Schweden findet der Betrieb auf Nafeneifenftein noch viel— faltig ftatt, ungeachtet der großen Maſſe werthvolliter Eifenfteine, wo— mit diefes Land fonft noch begabt iſt. — — ren Zeiten wenig beachtet haben mag, das jedoch jetzt, beſonders von Seiten der Forſtwirthe, die größte Berückſichtigung er— fordert, da es zur Nothwendigkeit geworden iſt, auch die Sumpf- und Moordiſtrikte — die wahre Heimath dieſer Ra— ſenerze — jener Länder in Kulturzuſtand zu bringen, in welcher Beziehung die Landwirthſchaft neuerer Zeit Großes geleiſtet hat. Die Raſeneiſenſteine gehören ihren mineraliſchen Beſtand⸗ theilen gemäß zu der Gruppe des Brauneiſenſteins. Eiſen— oxydhydrat iſt ihr weſentlicher Beſtandtheil, in ſehr vielen Fällen verbunden (wie faſt allgemein bei den Eiſenfoſſilien aus den tertiären Gebilden) mit phosphorſaurem Eiſenoxyd. Als Gemengtheile finden ſich ferner mit ihnen verbun— den kieſelſaure Thonerde, Kieſelerde, ſelten Kalk- und Talkerde, in deren Begleitung dieſelben häufig ſo innig ge— mengte, feſte und ſelbſt mächtige Geſteinsmaſſen darſtellen, daß ſie gewaltigen mechaniſchen Einwirkungen Trotz bieten können. Man bezeichnet dieſe Art ihres Erſcheinens, welche ſo viel— fältig das Gerathen der Forſtkulturen und ähnlicher Anlagen ver— eitelt, in der Brovinzialiprache mit dem Ausdrude „Ortſtein.“ Als ein feſtes Flöß, in meiftens wagerechter Lage, durch— zieht er die fumpfigen Niederungen meilenweit, in Lagern, welche eine Mächtigfeit von wenigen Zollen bis zu mehreren Fußen erreichen, das oft fehr flach zu Tage liegt, vielfältig erit in weiteren Tiefen angetroffen wird, und hier, analog dem Vorkommen der Eifenerzmaffen in den älteren Gebirgsformatio- nen, in feiner Lagerfolge mit anderen Erdmaſſen abwechfelt. Die Art feiner Ausbreitung, gleichwie feiner Zufammen: fegung, ift übrigens Mannichfaltigfeiten unterworfen, weshalb es mir erlaubt fein wird, auf das Wefentlichfte feines Erſchei— nens ſpäter zurücdzufommen. Bei der Erörterung der vorliegenden Angelegenheit er: fcheint zunächit Die Frage von Bedeutung, ob der Ortſtein m Wie beim Pflanzenbaue gleich anderen, im Gebirge erfcheinenden Felsbänfen, nur ein ftörendes Hinderniß mechanifcher Natur bildet, oder ob von ihm auch chemisch nachtheilige Wirkun— gen ausgehen; ob nämlich durch fein Dafein Ummandelun- gen und Zerfegungen in der oberen Bodenfchicht hervorgehen und die Entjtehung folcher Brodufte möglich ift, die von den Pflanzen aufgenommen (affimilirr) werden können, Cinwir- fungen, die man als chemijch-phyftologifche bezeichnen könnte. Es herrſchen über dieſen Bunft fehr abweichende Anftchten ; ich glaube jedoch, auf die befannten Gigenfchaften der vor- liegenden Materie mich ftügend — zu der Anſicht mich be- fennen zu Dürfen, daß nachtheilige chemifche Einflüffe hier nicht ftattfinden und das ftörende Vorfommen des Ortſteins (ediglich auf Wirkungen mechanifcher Natur beruht. | Das Eifenorydhydrat, fein vornehmfter Beftandtheil, erfcheint als ein im Waffer und Fohlenfauren Wafler unlös- licher, unzerfeßbarer Körper, der deswegen nicht aſſimilirbar wird. Die phosphorfauren Verbindungen mögen in vielen Fällen einen ſehr gedeihlichen Einfluß auf Die Vegetation haben, unter manchen Verhältniſſen derfelben hindernd ent— gegenwirken. Von dem phosphorſauren Eiſenoxyd des Ort— ſteins wird ſich indeſſen weder das Eine noch Andere nach— jagen laſſen, da dieſes Salz unlöslich iſt, ferner von jo fe— fter Zufammenfeßung, daß eine Scheidung beider Materien von einander hier unmöglich, eine chemilche Einwirfung ber Phosphorfäure fo wenig als deren Balts auf Die Vegetation denfbar erfcheint. Der als Bindemittel bier vorfommende Thon (Fiefel- ſaure Thonerde) und die Kiefelerde find gleichfalls unlöslich. Es könnte alfo nur der manchmal den Ortftein begleitende fohlenfaure Kalf eine chemifche Veränderung erleiden, Die Kritiiche Blätter 32. Bd. II. Heft. aber auf die DVBegetation unferer Kulturpflanzen nachtheilig nicht einwirfen kann. Mollte man bei dieſen —— ſich lediglich auf das Gebiet der Praxis beziehen, ſo würde man leicht zu der Schlußfolgerung gelangen können, daß der eiſenſchüſſige Bo— den überhaupt, dem man mancherlei nachtheilige Eigenſchaf— ten oftmals zugeſchrieben hat, eher zuträglich als unvortheilhaft für unfere Kulturpflanzen fein müfje; denn diejenigen Boden— arten, welche durch den ftarfen Eiſengehalt fich vorzugsweife auszeichnen, bewähren fich häufig, ja in den meiften Fällen, als höchft fruchtbare. Sch darf 3. B. hierbei an den, jedem Gebirgsforftwirtl) befannten Bafalt erinnern; er ift im Allgemeinen fehr reich- haltig an oxydirtem Eifen, und allgemein auf der Erde, fo: wohl unter den deutfchen Buchenhochwald-Züchtern als indi- chen Baumwollplantagen = Befigern, ift der Boden des Ba- falte8 (Ihe black cotton grown) mächtiger Vegetation halber beliebt. Ich darf ferner einer Thatfache gedenfen, die Herr von Leonhard im dritten Bande feiner Geologie, S. 574 erzählt: „So fommt in Thälern des Loire-Gebietes, oberhalb „der Marne-Miündung, ein Boden vor, welcher, auch ‚wo er nicht befonders bebaut wird, treffliched Gras „nährt und üppig wachjende Bäume; dieſer Boden ent- „hält faum eine Spur von Kalferde, und nur eine „außerordentlich Feine Menge von Thonerde; er befteht „faft ganz aus Eifenoryd und fehr feinem Kieſelſande.“ Gewöhnlich zeichnen fi die fruchtbaren Bodenarten durch einen beträchtlichen Gehalt von Thon und Lehm aus; beide fünnen aber nur dann als wohlthätige Gemengtheile fih verhalten, wenn die lodernde Subitanz ihnen nicht fehlt, als welche das orydirte, fein zertheilte, dem Lehm fast ftets beigemengte Eifen fo gut ſich äußert, als der feine Kiefel- fand, weshalb nicht in Abrede geftellt werden fann, daß der mechanifche Einfluß der Eijentheile (aber auch nur diefer) in agronomifcher Hinficht 2. von Erheblichkeit ift. Nicht alle Holzgattungen leiden in gleichem Grade vom Drtfteine; jo 3. DB. follen Bäume aus der Gattung Pyrus viel empfindlicher von ihm betroffen werden, als die Brunus- Arten, feine Mepfel- und Birnforten fofort erfranfen und jelbjt abjterben, wenn fie mit dev Wurzel auf Ortftein ge— vathen, während in ſolchem Falle Zwetichen und Pflaumen üppig fortwachten. *) Die Waldbäume zeigen fih in ihrem Verhalten auf Drtjtein-Untergrund jenen Obftbaumarten ähnlich. Sch habe sichten, Erlen, Eichen und Ejchen dort in gutem Wuchfe angetroffen, wo Ortftein-Unterlagen vorhanden waren und feine Verbreitung in jehr ausgedehntem Maaße fich vermuthen ließ. In einigen Iheilen der Brüche an der Unter-Elbe im Zauenburgjchen, ein Terrain, welches während der Herbft- und Frühjahrszeit meiltentheild von nahe liegenden Flüffen überfjchwemmt wird, im Sommer jedoch gewöhnlich trocken liegt, habe ich mich mehrfach davon überzeugt, daß auf Bo- den mit Ortjtein-Unterlagen mehrere der eben genannten Holzarten gut wachen können; ich muß jedoch hierzu be- merfen, daß der Drtitein erſt in der Tiefe von mehreren Fuß fih zeigte, die Boden- und Standortsverhältniffe in fonftiger Beziehung durchaus gut waren. Auch die trefflich gerathenen Plantagen, welche man häufig um die ifolirt liegenden Gehöfte in den fumpfigen Ehenen des Münfterlandes und anderer ähnlicher Landichaf- *) Nachdem mir hierüber von zuverläfftgfter Seite neuerdings Mit: theilung gemacht worden ift, fo darf ich das Vorſtehende als eine be— achtenswerthe Thatſache anführen. D2 — ten Weſtphalens antrifft, liefern vielfältig thatſächliche Be— weiſe davon, wie gut unſere edelſten Waldholzarten, vorzugs— weiſe die Eiche, auf Ortſtein-Boden fortkommen können. Am übelften befindet ſich die Kiefer meiſtentheils auf einem folchen Boden; wenn fie mit der Pfahlwurzel auf Ortſtein teifft, fo hört ihr Höhenwuchs in dev Negel jofort auf und das Mißrathen eines Kiefernbeitandes iſt unaus- bleiblich, wenn nicht Umitände obwalten, wodurch es Der Kiefer möglich wird, mit ihren Wurzeln die Ortfteinmaffe zu durchdringen, was buch Zerflüftungen, Spalten ꝛc. be— günftigt wird, um auf Diefem Wege zu der Darunter liegen den Erdichiiht zu gelangen. *) Wenn eine nachtheilige Wirfung des Ortfteins auf die Bäume ftattfindet, fo fann man erſtere lediglich als ein mechanifches Hinderniß fich vorftellen, welches darin befteht, daß der Körper vermöge feiner Dichtigfeit (undurchlaſſenden Beichaffenheit) die Wurzeln gewiſſer Bäume nicht in Die Tiefe herabläßt und eben jo wenig den Eingang ernähren- der Subſtanzen von unten zu den Pflanzenwurzeln geftattet, Bäume, welde ihrer Natur gemäß die Wurzeln hauptſäch— (ich innerhalb der oberen Erdſchichten ausbreiten und nicht in die fenfrechte Tiefe ſchicken, und die ſelbſt nach unmittel— barer Entnahme ihrer Pfahlwurzel ungeftört weiter wachſen, werden im Boden mit Ortitein-Unterlagen ein gutes Fort— fommen finden fönnen, ſofern nur die Bodenbeſchaffenheit *) Es ift nicht zu verfennen, daß mit dem Aufhören des Höhen: wuchfes der Kiefern in ſolchem Kalle ihre Stärkezunahme gleichfalls ſich bedeutend verringert; Letzteres gefhieht jedoch nicht in demfelben Ver— hältniffe, nur bin ich der Anficht, daß ein wejentlicher Unterfchied darin befteht, v6 der Baum ſchon in feiner Jugend oder erft im vorgerücten Alter mit der Pfahlwurzel auf Ortftern trifft. Im erften Kalle wird der Baum an feiner Stärfegunahme verhältnigmäßig mehr einbüfen als im legten. feine anderweiten ungünftigen Momente in ſich Ichließt. Ich rechne zu diefen Hölzern: Eiche, Erle, Eſche, Buche und Birfe, Nothtanne und Lärche, Die Weißtanne und Ahorne habe ich bis dahin auf ſolchem Boden nicht wahr: genommen. Die Kiefer giebt in ihrem Verhalten auf Ortſtein-Un— tergrumd den bejonderen Umitand als merkwürdig zu erfenz nen, daß der größere oder geringere Grad intenfiver Bodenz- fraft auf ihr fernerweites Gedeihen feinen wefentlichen Ein— fluß äußert, Das geftörte Wachsthum unter folchen Um— ftänden hat feinen Grund darin, daß der Ausbildung eines Drgans hier Schranfen gefegt werden, deſſen Entwide- lung mit dem Dafein und der fernerweiten natur gemäßen Geſtaltung des gefammten Individuums im innigften Zuſammenhange und VBerhältniffe fteht. Man darf annehmen, daß zum vollftändigen Auswachfen der Kiefer ein ſehr tiefgründiges Erdreich erforderlich fei; denn wenn auch auf jehr felfigem Terrain die Kiefer in ihrer ſchönſten Entwidelung oft angetroffen wird, wie 8 z. B. in dem granitifchen Theile des Fichtelgebirges*) der Fall ift, jo bleibt wohl zu beachten, daß die Verlängerungen der Prahlwurzel in den Klüften des Gefteins und zwifchen dem Gerölle des Granits Pla und Eingang finden, viele Fuß tief hinunter zu dringen. *) Mir liegen einige der intereflanten, zwar fehr wild noch aus— jehenden Forftpartien an dem vftlichen Abhange des Schneeberges, un- term Rudolphſtein im Forftreviere Vordorf, ſo wie einige Granitpar— tien der Oberpfalz vor Augen (eine Landfchaft, welche in vieler Bezie— hung mit dem Brocengebirge des Harzes übereinftimmt), in welcher Gegend die Kiefer ſchon vor Jahrhunderten heimiſch geworden zu fein fcheint. — SER — Daß lediglich mit dem Auftreten des Ortſteins derartige Störungen in der Wurzel- und Stammbildung der Bäume vorgehen, ift feineswegs der Fall; es ließe ſich ohne Zwei- fel nachweifen, daß ein gleichmäßiges Vorfommen aller folcher Gefteinsmaffen, deren Verwitterung unter gleichen Schwie- tigfeiten von Statten geht, ähnliche Wirkungen bedingt. Die Sandfteinberge, welche die Kreidegebilde begleiten, in dem Höhenzuge ber Porta Westphalica und des Osnings, enthalten faft durchgehends mehr oder weniger mächtige Strei- jen Brauneifenfteins oder eifenfchülfigen Sandes — wie man die Mafje dort bezeichnet — die oft fehr flach zu Tage gehen, nicht felten tief hinunter ftreichen. Die obere Erd- frume Diefer Sandfteinhöhen bildet ziemlich allgemein ein lehmreicher Sandboden von anfcheinend guter Zufammenz ſetzung. Ein dichter Heiderafen bildet die natürliche Boden- befleidung. Schon vor vielen Jahren hatte man Kultur » Verfuche mit ber Kiefer in diefen Gebirgen ausgeführt, die bis in Die neuefte Zeit mit aller Sorgfalt fortgefegt wurden. Aber faft alle mir zu Geficht gefommenen Beftände, die über die Ju— gend hinaus gerathen find, zeichnen fich dadurch aus, daß fie nicht fortwachfen wollen, wiewohl deutlich zu erfennen ift, daß bdiefelben in der Jugend im Ffräftigften Wuchfe ge- ftanden haben. Ob der Beltand auf dem Plateau, einer Höhe, am Südweſt- oder Oftabhange fich befindet, erfcheint hier ohne Unterfchied, fobald feine Wurzel auf die Eifen- ſteinmaſſe gerathen ift, in welchem Falle demfelben die Ve; getation mit jedem Jahre mehr ausgeht. Ganz merfwürdige Erfcheinungen gewähren in Diefer Beziehung die Quaderfandfteinhöhen*) unweit vom Kirch— ”) Als ſolche bezeichnet fie Frd. Hoffmann in feiner geogno— ftiihen Beichreibung des nordweitlichen Deutſchlands. fpiele Borglob in der Provinz Osnabrück. Bon ifolirt ftehenden älteren Kiefern ift hier junger Anflug erſtanden, fehr licht und von durchaus ungleichmäßigem Wuchfe, der in folchem Stande oft Flächen von 100 Morgen und mehr einnimmt. Die jungen Kiefern wachen vortrefflich gut, fte machen Höhen- Triebe von 2 bis 3 Fuß Länge, während ihre etwas älteren, mitunter wenige Schritte von ihnen entfernt ftehenden Nach— barn totalen Stillftand im Höhen-Wuchfe erleiden. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Eifenftein- mafje in dieſem Gebirge nicht immer als ein feſtes Geftein, jondern vielfältig (vorzugsweife in der oberen Erdfrume) in Form einer lockeren Maffe auftritt, *) Ob andere Holzarten (Die Fichte und Lärche) hier fort: fommen, wird die Zufunft lehren, indem größere Kulturan- lagen mit beiden aus neuerer Zeit hier vielfältig anzutreffen find, die jedoch die zuvor bejchriebenen Kranfheitszeichen der Kiefer nicht an fich tragen, Wenn e8 nun ferner auf die Wahl der Forftkultur: Methoden anfommt, welche auf Boden mit Ortftein-Unter- lagen, wie folche gar häufig im nördlichen Deutfchland vor: fommen, geeignet find, fo wird das nächte Gefchäft die Unterfuhung der Bodenbeichaffenheit im Allgemeinen, vor- zugsweife aber derjenigen Bodenfchicht fein müſſen, welche der Ortſtein unterteuft, die als der nächite Standort der an- zubauenden Hölzer beftimmt ift. Ergiebt diefe Unterfuchung, daß edle Holzarten auf dieſem Boden gedeihen fünnen, fo ericheint es rathſam, mit diefen den AnbausBerfuch zu ma— hen. Man darf dabei wohl als allgemeine Kegel gelten *) Diejelben Erfcheinungen bemerft man ebenfalls hier auf folchen Flächen fehr häufig, welche von einer dichten Thonmaſſe durchfegt find, die dem Eindringen der Pfahlwurzel in gleicher Weife hHinderlich zu fein ſcheint. he u A lafien, daß ein frilcher lehmiger Sandboden, fofern feine Verſumpfung ftattfinden kann, für die Eiche und Erle, mit einem beträchtlichen Antheile von Humus verfehen, auch für die Eſche angemefjenen Standort. bietet; trifft es fich, daß auch Kalf dem Boden beigemengt ift, fo ift auf ihm das Gedeihen der Buche völlig gefichert, Bei einer geringen Bodenfraft würden in vielen Füllen die Lärche und Fichte zum Anbaue zu empfehlen fein, beſonders wenn es auf Er- höhung der Bodenfraft anfommt, um fpäter mit dem Anz baue edlerer Hölzer fortfahren zu können. Bei der Kultur verfumpfter Heidefteppen hat man eine derartige Auswahl jedoch nicht. Hier ift es lediglich Die Kiefer, welche emporwachfen fann, und fommt e8 auf Die Wahl der Mittel an, ihr gefährlichites Hindernig, den Drt- ftein, möglichft unfchädlich zu machen. Es ericheint in ſolchem Falle nothwendig, ein Doppel- tes Ziel zu verfolgen, nämlich: 1. Die Kultur der Kiefer in folcher Weife zu vollbrin- gen, daß der Ortftein von ihrer Pfahlwurzel in nicht zu früher Lebenszeit (fo lange der Baum feine Kraft auf die Ausbildung der KHöhentriebe hauptfächlich verwendet) be— troffen; 2. die Kultur fo zu geftalten, daß auch der Entftehung des Ortſteins vorgebeugt werde. Die Erzeugung und Ablagerung der Ortſteinmaſſe gebt, je nach dem Grade der Eifenhaltigfeit einer Gegend, wo die Kultur vorzunehmen ift, bald jchnell, bald weniger ſchnell vor fih, Die aus der Atmofphäre fich niederfchlagenden, oft tief in den Erdboden dringenden Waffermaffen bringen, wenn fie quellenartig wieder zu Tage fommen, Eifentheile mit her: vor; als fohlenfaures Waffer vermögen fie das unvollfom: men orydirte Gifen in der Tiefe zu löfen, in hydratiſches N Gifenorydul umzuwandeln, als ſolches mit fich fortzufüh- ven und zu Tage zu fürdern, wo es, in Eifenorydhybrat verwandelt, in verfchiedenen Tiefen fich niederfchlägt und allmälig zu einem feften, undurchlaffenden Fels heranwächft. Wo ſolche Verhältniffe ftattfinden, wie e8 ohne Zwei— fel in fehr vielen jumpfigen Partien Deutfchlands der Kal ift, da erfcheint nichts pafjender und zweckmäßiger, als eine nöthige Anzahl Abzugsgräben zu ziehen, wodurch die empor- fteigenden Waffermaffen aufgefangen und in benachbarte flie- Bende Gewäfjer geleitet werden.*) Gefchieht Die Anlage die— jer Gräben in erforderlicher Anzahl, fo ift einer fernerweiten Nerfumpfung vorgebeugt, und die Niederjchläge der Eifen- maſſen fünnen nur noch in den Abzugsgräben fich erzeugen, Die duch Anlage der Gräben aufgeworfenen Erdmaf jen wären fodann unmittelbar an der Grabenböfchung forg- fältigft der Art auf einander zu bringen, daß der Aufwurf 2 bis 3 Fuß hoch, auf der Grundfläche 3 Fuß breit zu lie— . gen fäme, fo daß ungefähr der vertifale Ducchfchnitt defjel- ben und des Kanals in ihren Formen ziemlich überein- ftimmten, **) Es fonnte dabei nur zwedmäßig erjcheinen, wenn man bei dem Aufwerfen dieſer Gräben die Erde fo tief heraus: ftäche, daß die Ortjteinmaffe mit gewonnen würde, um diefelbe dem Grabenaufwurfe beizubringen, indem mit der allmäligen VBerwitterung des thonhaltigen Ortfteins die lo— dere Erde des Grabenaufwurfes bindiger und alfo fruchtba- ter werden würde. — Da der Gtabenaufwurf im erften Sahre jehr loder bliebe, fo möchte es rathſam erfcheinen, *) Auch ſchon die Ziehung von Gräben, in denen fih blos dag Waſſer fammelt ohne Abflug zu haben, wirft fehr vortheilhaft in die— fer Beziehung. Anm. d. Herausg. *x) Im Weftphälifchen unter dem Ausdruck „Aufwallen“ befannt. denfelben jo lange ſich felbft zu überlaffen, bis er eine folche Bopdenfeftigfeit erlangt habe, um als paffender Standort junger Kiefern dienen zu fünnen, worauf alsdann die Be- pflanzung deffelben zuläfftg erſcheint. Denfe ih mir 3. B. eine auf diefe Weife zu behan- defmde Fläche von nur zwei Calenberger Morgen*), oder von 40 Kuthen Länge und 6 Ruthen Breite; e8 wäre nö— thig, inmitten diefer Fläche der Länge nach einen Haupt: graben ziehen, der hauptfächlich dazu beftimmt fei, die ans ftauenden Wafjermaffen aufzunehmen und abzuführen, und der oben eine Breite von 3/2, unten 2/2 Fuß bei dreifüßiger Tiefe haben müßte; e8 fei ferner nöthig, von beiden Seiten der Fläche in vertifalen Richtungen Fleinere Gräben dem Hauptgraben zuzuführen, die in der Entfernung von je 2 Ruthen auf denfelben treffen, oben die Breite von 3 Fuß, unten 2 Fuß bei drittehalbfüßiger Tiefe haben follten, Die aus den Gräben geworfene Erdmaffe fei auf die vorhin be- jchriebene Weife anzubäufen, um folche demnächft in acht— füßigem Abftande mit Kiefern zu bepflanzen. Die Kojten von der Anlage eines Hauptgrabens be- tragen auf 1 Nuthenlänge 4 gGr., eines Nebengrabens 3 gGr., das Pflanzen der Kiefern für 100 Stüd 8 g&r.**) Auf Grundlage eines folchen Anfchlags würden Die gefamm- ten Kulturkoſten folgendermaßen fich darftellen: *) Sind gleich 2,04 preuß. Morgen. **) Die Koftenbeträge zur Herftellung der Gräben hängen haupt: fählih von der Beichaffenheit des Bodens ab. Sollen die Gräben für 4 und refpeftive 3 gGr. auf 16 Fuß Länge hergeftellt werden, fo muß der Boden frei von grobem Geſtein fein, Dagegen von einiger Konſiſtenz, und fich leicht handhaben laſſen. Der Tagelohn darf dabei nicht mehr als 6 gÖr. (7 bis 8 Ner.) für eine erwachſene Mannsperfon betragen. ze u a) Für Aufwerfen des Hauptgra- bens, 40 Ruth. Länge à 4gGr. 6 Thle. 16 gGr. — Pf. b) Für Aufwerfen von Zuführungs- gräben, 122 Nuthen a 3 gGr., weil der Länge von 126 Ruth. (42x3) etwa 4 abzuziehen find, wegen der Breite des Hauptgra= RUHE Denn en ae c) Die Bflanzungsfoften von 330 Stück junger Kiefern, die nöthig fein würden, um den Aufwurf des Hauptgrabeng, fowie der Zu— führungsgräben in achtfüßigen Abftändenzubepflanzen, betragen 1 = 2 * 6- Es würde daraus eine Koftenfumme von 23 Thlr. 6 Pf. bei vorhandener Anzahl junger Kiefern reſultiren, durch— ichnittsmäßig pro Morgen von 11 Thlr. 12 gGr. 3 Bf. Die Summe ift anfcheinend fehr hoch, jedoch von nicht zu großem Belange, wenn man erwägt, daß es darauf an- fommt , eine total unfruchtbare, werthlofe Fläche fo tragbar zu machen, daß fie beträchtliche Nenten gewähren wird. In jenen Gegenden, wo Forften, die ftarfe Bauhölzer abwerfen,, zu den Raritäten gehören, wie es in vielen Kü- ftengegenden Norddeutfchlands der Fall ift, wo ber Bau- fonfum vielfältig auf ein Material fich befchränft, das weit her vom Auslande bei hohen Preiſen bezogen werden muß, da fann in der That die Koftenfumme von 11 bis 12 Thlr. zue Urbarmachung eines Morgens Land nicht zu hoch er- fcheinen, vorausgefeßt, daß dadurch der Zwed erreicht wird, Ob dieſes durch das obige Verfahren gefchieht, darüber werde ich mich in theoretifchen Betrachtungen nicht weiter ergehen; es ftehen mir Beifpiele aus der Erfahrung im Gro— — — ßen auch nicht zur Seite, indem ich noch keine auf die vor— hin beſchtiebene Weiſe erzogenen Forſtkomplere wahrgenom— men habe, wohl aber Erſcheinungen kleineren Umfanges, aus welchen mit einiger Sicherheit zu ſchließen iſt, daß Kiefern bei einem derartigen Stande lange Jahre, mehr denn 50 Jahre, dem Einfluſſe des Ortſteins widerſtehen und gut ge— deihen können. Dieſe von mir wahrgenommenen Erſcheinungen beziehen ſich auf Anpflanzungen von Kiefern an Landſtraßen, deren Grabenwälle man auf die vorhin beſchriebene Weiſe bepflanzt hatte, im Fürſtenthume Osnabrück. Schon bis zum 50jäh- tigen Alter waren die Kiefern, begünftigt Durch den freien Stand, zu jehr anfehnlihen Bauholzftämmen, die zum Theil Balken, theils 30füßiges Sparrenholz enthielten, in durch- aus befriedigender Weile herangewachien, während Das rechts und linf3 begrenzende Terrain durch den fihlechteften Baum— wuchs feinen Ortjteingehalt deutlich zu erfennen gab. *) Sch geftehe mir jedoch, daß das obige Verfahren zur Erziehuug riefenmäßiger Stämme nicht ausreicht, auf Die man in der Regel in derartigen Zofalitäten von vornherein Ver- zicht zu leiften hat, und fpreche nur den feiten Glauben aus, daß die Kiefer unter obigen Berhältniffen erft Dann im Wuchſe unter rohen wird, nachdem fie den größten Höhen- wuchs längft zurüdgelegt hat. Das Umpflügen (Umbrechen) von ſolchem Terrain, wo Drtftein gelagert ift, mit einem fchweren, etwa 12 bis 18 Zoll tief ftreichenden Pfluge mag da jenem Verfahren der — — — — — — *) Mach den Analyſen des Herrn Hüttenbeſitzes Julius Heyer zu Beckerade bei Osnabrück enthalten die in jener Provinz und im be— nachbarten Territorio vorkommenden Raſeneiſenſteine neben Eiſenoxyd ſtets Manganoxyd, etwas Eiſenorydul, Phosphorſäure iſt Dort ſtän— diger Begleiter. 5 VE“ DObenaufpflanzung vorzuziehen fein, wo der Ortſtein nicht tiefer Tiegt, als die oben angegebenen Zahlen bezeichnen, und wo derfelbe eine fo geringe Feftigfeit und Mächtigfeit befist, daß er vom Pfluge gehörig angegriffen, emporgerifjen und zertrümmert wird, Erfolgt beides in folchem Grade, daß Die Kiefer hindurchzudringen und mit ihrer Pfahlwurzel oder deren Enden des Ortſteins liegende Erdfchichten zu erreichen im Stande ift, fo darf man das Spiel ald gewonnen anfehen, Sch glaube, daß große Flächen Heideftreden im nörd— lichen Deutfchland vorhanden find, befonders da, wo vor langen Zeiten ein Trodenlegen des Bodens ftattgehabt hat, auf welchen ein ſolches Berfahren ausreicht, Auf ſumpfi— gem Terrain jedoch, wo die Anfammlung der Eifenfteinmaffe noch alljährlich vor fich geht, wo dieſe eine beträchtliche Mächtigfeit erreicht hat, da fann mittels Umpflügens Des Bodens allein fein erwünfchtes Nejultat erreicht werden, ab— gejehen von den erheblichen Schwierigfeiten, mit welchen man beim Pflügen überhaupt da zu kämpfen hat, wo noch von Berfumpfungen die Rede iſt. Mir ift verfichert worden von Leuten, die ein folches Pflügen perfönlich beforgt haben, wie jchon eine jolche Ort— fteinfchicht, die nur wenige Zolle mächtig, dem Pfluge der Art widerftanden babe, daß derſelbe ſtreckenweiſe Darliber hinmweggerutfcht jei, als ob derſelbe auf eine feite Steinbanf getroffen. Ob das Umpflügen zur Urbarmahung einer Fläche mit Ortſteinunterlage ausreicht, darüber find jorgfältige vors gängige Unterfuchungen nöthig, die eines Theils auf die Ermittelung des Feuchtigfeitsgrades der Fläche zu beziehen find, andern Theils auf die Ortſteinmaſſe (ihre Feftigfeit und Mächtigfeit) felbft. Stehen dem Pflügen feine Schwierige feiten entgegen, und ergeben die Unterfuchungen, daß das Pa Te Geftein zu bewältigen ift, was durch vielfältiges, tiefes Eingraben zu fonftativen, jo dürfte von anderen foftbareren Methoden der Bodenbearbeitung abzurathen fein. Nah vollbrachtem Umpflügen kann e8 noch zur Frage kommen, welche weiteren Kulturmittel anzuwenden find. In den meiften Fällen fann man fich für den Anbau der Kie- fer enticheiden; fie ift diejenige Holzart, welcher die Flimati- chen Zuftände Norddeutichlands am meiften zufagen, die hier auf allen Bodenarten, fobald der Eifenftein nicht im Wege fteht, trefflich gedeiht, ein gutes Brennholz abgiebt und als Kommerzialholz von immer größerer Bedeutung werden wird, weil fie die Brauchbarfeit als Werf- und Bauholz im_ wei: teften Sinne in fich trägt. Ob auf jene Weife fulturbar gemachte Flächen zur Be- famung oder Bepflanzung geeigneter find, kann nicht Ge- genftand weiterer Crörterung hier fein, indem auch in die— fer Beziehung befondere lofale Umstände zu enticheiden haben. Ein längeres, mindeftens zweijähriges Liegenbleiben der umgebrochenen Fläche dürfte unter allen Umftänden rathſam erfcheinen, indem faft ſtets der umgebrochene Raſen leere Räume bededt, welche Luft einjchließen, deren Schädlichkeit bei den Forftfulturen, feien es Saaten oder Pflanzungen, Sedermann anerfennen wird; die aber nur durch Die Zeit, wenn wiederholtes ftarfes Austrodnen und Loderwerden, Naß— und Schwerwerden der Nafen in gehörigem Maaße gewech— jelt haben, verjchwinden. ft der Erdboden aufgefchlofien, daß feine Beftandtheile deutlich erfannt werden, fo mag es mitunter vathfam er- fcheinen, denfelben in Aderfultur zu geben. Ohne Zweifel liegen noch viele Morgen Land in den Sumpfebenen Norddeutfchlands, vom Ortftein durchichofien, — = die zur Wieſen- und Aderfultur trefflich geeignet find, da derfelbe in den allerfeltenften Fällen fo flach gelagert ift, daß die Ackerfrume, duch ihn vollftändig verdedt, zur landwirth- ichaftlihen Kultur unzugänglich wäre, Mir find Wiefen auf Boden mit Ortfteinunterlagen, zumal auf einem fehr armen Boden, zu Geſicht gefommen, die hinfichtlich des Kräuterwuchfes nichts zu wünſchen übrig ließen, da man fie regelmäßig bewäfferte, und Dadurch Die obere Bodenfrume fruchtbar erhielt. Ich muß jedoch hin- zufügen, daß in den Fällen, welche mir vorgekommen, Die Beriefelungsgewäffer zum Theil durch ſehr Fultivirte Landftriche ihren Lauf genommen hatten, theils aus nah gelegenen Gebirgen hervorgeflofien waren, wo jie nicht wenig von ihrem Kalfgehalte aufgenommen haben fonnten, aljo die zum Gedeihen der Gräfer vortheilhafteften Maſſen auf: gelöft enthielten. Sp wenig der Ortſtein duch feine Materie auf Wie- fengräfer verderblich einwirft, ebenſo wenig find es die Ce— realien, die auch nur im mindeften etwas Giftiges von ihm aufnehmen fünnten. Allgemein habe ich von Landleuten, Die mit der Kultur der Heide- und Sumpfebenen fich befaßten, vernommen, der Ortftein, an die Luft gebracht, wirfe dün— gend auf die Gewächſe. Es mag Ddiefes in vielen Fällen wahr fein und fich dadurch erklären laffen, daß derſelbe durch den Einfluß der Atmofphärilien gar bald feinen Aggregat- zuftand aufgiebt, jo daß fein Gehalt am Thon ıc. mit ber Zeit fih dem loderen Sandboden beimengt, wodurch das productive Verhalten der Erdfrume unter manchen Berhält- niffen erhöht ericheint. Führt der Ortftein fohlenlauren Kalf, fo kann fein Da— fein von den allergünftigften Wirkungen begleitet fein, be— fonders auf einem Boden mit zu großem Thon» oder auch — == Lehmgehalt, wie ich folchen über Ortftein gelagert ebenfalls angetroffen habe. Zeigt der Kalf fein folches natürlihes Vorkommen, fo fann es nicht genug empfohlen werden, ihn auf jede mög— lihe Weife zu gewinnen. Vorzugsweiſe in Form von ge— branntem Kalfe dem Boden untermifcht wird er feine gün— ftigen Eigenschaften offenbaren, nicht nur dadurch, daß er die Auflöfung des Ortſteins (feine Verwitterung) befchleu- nigt, jondern auch durch feine aufichließende Kraft auf Die zum vollftändigen Gedeihen der Gerealien jo nöthige Kie- jelfäure, welche mit der Thonerde verbunden ift, von ander- weiten günftigen Wirfungen ganz abgefehen. Der Unterzeichnete wünfcht innigft, daß erfahrene Korft- wirthe dieſem Gegenftande ihre Aufmerffamfeit fchenfen und ihre Ideen und Erfahrungen darüber in diefen Blättern mit- theilen möchten. Uslar, im Auguft 1852. MW, v. Ionguieres. Zwei Kapitel aus einem Lehrbuche der Dolzzucht, begründet auf die Gigenthümlichfeiten der Forſthölzer und ihr verſchiedenes Verhalten zum Standorte, Der Herausgeber diefer Blätter ift feit mehreren Jahren mit einer Anleitung zur Holzzucht, begründet auf die Eigen- thümlichkeiten dev Holzarten, die Gegenftand der forftlichen Behandlung und Benugung in Deutfchland find, befchäftigt. Die Vollendung derfelben ift noch unbeftimmt, denn fort: während findet er bei der Arbeit, daß er die verfchiedenen Holzarten auf jedem Standorte dazu noch nicht genug kennt. sn den Büchern ift über das, was er wiffen will, wenig oder gar feine Ausfunft zu finden, er muß alfo die Bäume in verfchiedenen Gegenden aufjuchen und fragen. Dazu fehlt ihm aber oft Zeit und Gelegenheit, fo daß es überhaupt unbeftimmt ift, ob er das Ziel, was er im Auge hat, errei— hen wird, Am Ende unternimmt er aber auch wohl gar eine Arbeit, bei der das forftliche Bublifum die ganze Idee, die ihr zum Grunde liegt, verwirft, und Die auf wenig Anz erfennung zu vechnen hat. Um zu erfahren, ob er bei der - Behandlung des Gegenftandes überhaupt auf die Zuftimmung der Sachgenofien zählen kann, theilt er hier zwei Kapitel aus dem Manuffript mit, fo weit es fertig ift, Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. E we Das erfte, die allgemeine Holzfenntniß, ift -aus der Einleitung, welche die Standortslehre in rein praftifcher Beziehung fo wie die Holzfenntnig im Allgemeinen behandelt. Das zweite befchäftigt fich im Speciellen mit der forftlichen Behandlung der Eiche. Er hatte am erjten die Kiefer be— arbeitet, nachdem er diefelbe aber in fehr verjchiedenen Ge— genden und auf verfchiedenen Standorten aufyefucht hatte, erfannte er, daß er dieſe noch weniger fennt, als die Eiche, da fie bodenvager und darum auch mehr Aenderungen in ihrem ganzen forftlihen Verhalten untenvorfen it. Das, was er giebt, mag fehr unvollfommen fein, der geneigte Leſer möge aber beachten, daß gar nicht der Zwed vorliegt, etwas Vollfommenes zu geben, fondern nur dazu anzuregen, den Lehrbüchern der Holzzucht eine rationellere Grundlage zu geben, und die allgemeinen Vorfchriften und Regeln, ohne Beahtung des Standorts gegeben, daraus zu vertreiben. Es fann dem Verf. gar nichts emwünfchter fein, als wenn eine recht Scharfe Kritif feiner Anfichten über die Be: handlung der Eiche unter verfchiedenen Verhältniffen erfolgt, und gezeigt wird, wie fie auf dem einen oder andern Stand: orte anders fein muß. Dadurch wird gerade der Zwed, den er im Auge hat, am erften erreicht werden. Auch fann man von feinen Feinden immer mehr lernen, wenn man feblt, als von feinen Freunden. Es mögen fich daher die Forit- und Jagdzeitung und die Wedekind'ſchen Jahrbücher in ihrer Polemik in diefer Beziehung nicht im Mindeften geniren, ja e8 würde ein höchft verdienftliches Werf ihres Herrn Herausgeber fein, wenn er alle deutichen Wälder durchftreifte, um Die Eiche zu ftudiren, um Unrichtigfeiten in dem Gefagten auf: zufinden. Auch Herr Hartig ftelen wir die Prüfungen mit dem Mifroffop und im Laboratorium anheim, fo wie Zi Herrn Schulge in feiner Kritif der Kritif, Nur bemerkt der Herausgeber fchon im Voraus, daß er die Bemerfungen ge: Dachter beider Herrn weder leſen noch beachten wird. Will aber irgend ein alter Förſter, der fchon viel Eichen gejäet, gepflanzt und erzogen hat, ihm feine Bemerfungen für Diefe Blätter mittheilen, fo wird er fie nicht nur mit Dem größten Danfe darin aufnehmen, fondern auch, wenn er ja noch die beabfichtigte Holzzucht im Leben beendet, fie für dieſe benußen. Ein nicht geringes Berdienft würde übrigens der Heraus— geber jich fchon dadurch erworben zu haben glauben, wenn er auch nur einige wenige praftiiche Forſtwirthe Dadurch auf: merffam machte, daß das Verhalten der Forfthölzer, die bei uns vorfommen, auf verjchiedenem Standorte noch erſt be= obachtet werden muß, um es gründlich fennen zu lernen, Um das Anregen ift es ihm in Diefen Blättern überhaupt mehr zu thun, als darum felbit, eine Sache zum Ende zu bringen, was ohnehin jelten ein Menſch zu thun vermag, da es ftets eine lange Reihe von Jahren dauert, bevor ir— gend ein Gegenftand in unferem Forſthaushalte als voll- ftändig abgejchloffen angefehen werden kann. Dies liegt darin, Daß zulegt immer nur die Erfahrungen im Walde das eigentliche Endrefultat geben. Mit der Theorie allein wer— den wir in der praftiichen Holzzucht niemals viel leijten, mögen die Analyfen des Bodens auch noch viel vollfomme: ner werden, als fie jest find, und die mifcoffopifchen Unter- juchungen die Zufammenfegung der Holsfafern bis in das fleinfte Detail verfolgen. Ja man fann fogar die Behaups tung aufftellen, daß ſehr gelehrte Forftmänner in der Kegel fchlechte Holzzüchter fein werden. Dies liegt darin, daß bei der Kultur, dem Anbaue und der Erziehung unferer Holzs pflanzen es vorzüglich darauf anfommt, daß alle dabei vor- fommenden, oft ganz mechaniichen Gefchäfte immerfort mit 2 — —— einer gleichmäßig ausdauernden Aufmerkſamkeit und Sorgfalt verrichtet werden, die geringſte Kleinigkeit, wodurch das Ge— lingen geſichert werden kann, ſo ſorgſam beachtet wird, ald das allgemeine Princip. Dieſe Ausdauer iſt aber — Geiſtern oft nicht gegeben, deſto weniger, je weniger ſie zu— gleich geiſtig beſchäftigt. Darum ſind bei Kulturen mechaniſch gut eingeübte, wenig denkende Arbeiter und Aufſeher oft beſſer, als gelehrte Forſtkandidaten, welche ſich in Gedanken mit Löſung ſchwieriger Probleme beſchäftigen, die an eine Bodenanalyſe im Laboratorio denken, und darüber vergeſſen, die Pflanzlöcher tief zu bohren und die Wurzeln überall gut mit nahrhafter Erde einzufüttern, die ſich am Nachmittage abgefpannt, ermüdet und frierend von dem einförmigen Kul— turgefchäfte nach einer geiftig mehr bejchäftigenden Arbeit, nah Schlafrock und Bantoffeln fehnen, um am Studirtifche zu arbeiten. Zur allgemeinen Holzfenntniß. Will man eine Holsgattung im Walde ziehen und er= warten, daß fie den Anfprüchen, die man an fie macht, genügt, fo muß man die Bedingungen fennen, unter denen fie nur gedeihen kann. Die erfte ift: daß fie in Bezug auf Boden und Klima einen angemefjenen Standort findet. Die Anfprüche, die in diefer Beziehung unfere nugbaren Forithölzer machen, blei— ben fich aber nicht gleich. Manche gedeihen noch in einem fehr verfchiedenen Klima, wie die Kiefer, andere fünnen fich nicht mehr vollftändig entwideln, fo wie fie außerhalb der Grenze ihrer eigentlichen befchränften klimatiſchen Heimath gezogen werden, wie die Ulme, die Buche und jelbjt Die — Me Fichte und Lärche, Eben fo wachen manche noch im ver: jchiedenartigften Boden, wie die Kiefer, Linde, Birfe und Ebereſche, andere find mehr an eine beftimmte Befchaffen- heit des Bodens gebunden, wie die Ulme, Eſche, Ahorne und Pyrusarten, Die bodenvagen Hölzer, die in der Ne- gel auch eine fehr ausgedehnte Flimatifche Verbreitung haben, bedürfen natürlich einer weniger forgfältigen Beachtung des Standortes bei ihrem Anbaue, als die, von welchen man nur dann einen Ertrag erwarten fann, wenn Diefer ganz günftig ausgewählt wird. Immer aber muß man an den Holzzüchter die Forderung ftellen, daß er genau weiß, was eine Holzgattung in dieſer Beziehung fordert oder erträgt, was man auf dem ihr anzumweifenden Standorte noch von ihr erwarten fann, Manche unferer Waldbäume leben dann ferner von Na— tur gefellig und fommen in unfern Wäldern herrfchend oder in veinen Beftänden vor, andere find immer nur mehr oder weniger zwijchen andere Holzarten eingemifcht. Das bleibt fich aber auf den verfchiedenen Standorten nicht gleich. Wo diefer für die Buche günftig ift, Fommt fie in reinen Be- ftänden als herrſchende Holzgattung vor; im hohen Gebirge, gegen Norden zu, an der Grenze der Buchenregion, trifft man fie nur mit der Fichte oder Kiefer gemifcht an. Daf- felbe ift der Fall da, wo der Boden für fte zu arm ift. Man fann fie mit Erfolg dann nur noch in der Vermifchung mit Nadelhölzern, die ihn düngen, und unter deren Schuße erziehen, Wie bei allen anderen Pflanzen liegt die Neigung und Befähigung zum gefelligen Leben auch bei den Bäumen in ihrer eigenthümlichen Organifation, wie fte diefe von der Natur erhalten haben. Wir finden zuerft diefe Eigenfchaft bei denjenigen Holzarten, Die in einem Klima und auf einem Boden vorfommen, bei Denen entweder gar feine andere mehr -— ii gedeihen fann, oder wo wenigftens die herrſchende Holzgat— tung allen anderen fo überlegen ift, daß ſie Diefelben unter: drüct und fich zulegt rein berftellt. So wird die Kiefer auf armem Sandboden, die Fichte in den höhern Gebirgsregionen, die Birfe im Norden herrſchend, weil fte bier allen anderen Hölzern, die hier etwa noch wachfen fönnten, im Wuchfe überlegen find und diefe unterdrüden. Selbſt das gemeine Haidefraut, Kiehnpoft oder verfchiedene Weidenarten, können unter folchen Verhältniffen herrfchend und verdämmend auf: treten. Wir finden daher auch von Natur eigentlich nur da reine Beftände, wo die Standortsverhältniffe fo unglin- ftig für andere Holzarten find, daß nur die eine, der fie be fonders zufagen, dafelbft noch gedeihen fann und darum alle übrigen unterdrüdt. Wo Klima und Boden das Giedeihen mehrerer verfchiedener Holzarten gleichmäßig begünftigen, giebt es Feine reinen Beftände von Natur; was man etwa von folchen findet, ift erjt Durch den Menſchen gewaltfam hergeftellt. Die Buche iſt allerdings nach ihrer eigenthüm- lichen Organifation eine gefellig lebende Holzart. Deshalb fam fte aber doch noch vor 150 Jahren felbit auf. dem bes ften Buchenboden nirgends ganz rein vor, jondern die Bu— chenbeftände waren ftet8 vorzugsweife mit Eichen, Dann aber auch wohl mit Ahornen, Eichen, Linden, oder anderen größe- ren Laubholzbäumen gemiſcht. Die reinen Buchenbeftände find erft das Produft der fchlagweilen Verjüngung, wie fie in der neueren Zeit beinahe in ganz Deutfchland eingeführt worden ift. Aber auch die durch Kunft bewirfte Herftellung reiner Beftände ift nur dann dauernd möglich, wenn der Daum, der dazu gewählt wird, für das gefellige Leben in ihnen auf dem dazu gewählten Standorte geeignet ift. Dies ift er nicht, wenn er allein nicht im Stande ift, die Bodenfraft zu — I— erhalten, die er für einen guten Wuchs in Anſpruch nehmen muß. Die Eiche iſt von Natur keine geſellig lebende Holz— gattung, weil ſie ein ſehr ungleiches Alter erreicht, ſich da— rum im höhern Alter licht ſtellt, den Boden wenig verbeſſert und darum nur gutwüchſig erhalten werden kann, wenn dann zwiſchen den älteren räumlich ſtehenden Bäumen ſich anderes Holz anſiedelt, was die Bodendüngung bewirkt. Die reinen Birkenbeſtände auf unſerm deutſchen Sand- und Kalkboden führen bald eine ſolche Verſchlechterung deſſelben herbei, daß an ihre Stelle Haidefraut, Ginfter oder Befenpfriemen tre- ten. Buchen, Fichten, Kiefern erreichen ein weit gleicheres Alter, und wenn auch die legtern fich licht ftellen, fo deckt fich bald wieder der licht werdende Boden mit dichtem Kie- fern-Unterholz, was in reinen Eichenbeftänden nicht mit Eichen Unterholz der Fall ift. Sie fünnen daher auch eher in rei- nen Beitänden gezogen werden. Holzgattungen in folchen anbauen zu wollen, Die von der Natur zu feinem gefelligen Leben angewiefen find und nirgends in reinen Beftänden vorfommen, wo der Wald fich felbft überlaffen ift, wie die Pyrus- und PrunussArten, bedingt die Tanne, Lärche, der Ahorn, Eiche und Ulme, wenigftens in Deutfchland, heißt Die erfte Bedingung einer rationellen Holzzucht vergeflen. Diefe ift immer, daß man dabei fich der natürlichen Orga- nifation der Holzarten, die man erziehen will, möglichft anzupaſſen fucht. Man kann aber überhaupt wohl die Behauptung auf- ftelen, daß von Natur nur da reine Beftände vorfommen, wo verfchiedene Holzarten nicht mehr zufammen gedeihen fönnen, weil die gemijchten Beftände überhaupt naturgemäßer find. Die Bäume machen hinfihts ihrer Ernährung fehr verfchiedene Anfprüche an den Boden, fordern dazu ver- fchiedenartige Nährftoffe, Wäre das nicht der Fall, jo müßten ni —— auf Boden von ein und derſelben Beſchaffenheit alle Holz- arten gleich gut wachen, die Bodenverfchiedenheiten müßten einen gleichen Einfluß auf alle Holzarten haben, was Doch befanntlich Feineswegs der Fall ift. Die Nährftoffe, welche eine Holzgattung vielleicht nicht benugt, fünnen noch von einer andern zur Holzerzeugung verwandt werden, fo daß eine Fläche, die gleich groß ift, vielleicht für 800 Kiefern und 200 Birken hinreichende Nahrung hat, welche nicht 1000 Kiefern ernähren fünnte. Dann it auch die Wurzel— und Aftverbreitung, das Beduͤrfniß von Licht bei den ver- fchiedenen Holzarten nicht gleih, worin es liegt, Daß eine größere Zahl von Stämmen hinreichenden Wachsraum findet, wenn dieſe aus verfchiedenen Holzgattungen beftehen, als wenn nur eine und diefelbe den Beſtand bildet, Wo zwei Kiefern und eine Birfe Platz zum Wachſen finden, können nicht mehr drei Kiefern fich ausbilden; eine Buche wächjt vielleicht noch zwifchen zwei Kiefern oder Fichten, wo fein Stamm diejer Nadelhölzer ſich mehr entwideln könnte. Ue— berall finden wir in gemifchten Beftänden noch eine größere Stammzahl bei vollfommen gutem Wuchfe, ald in reinen unter fonft ganz gleichen Verhältniffen. Dazu fommt dann auch noch, daß die nachtheiligen Eigenfchaften mehrerer un— jerer Waldbäume in der VBermifchung mit anderen Hölzern verfchwinden. Die lichte Belaubung der Birfe wird für den Boden nicht mehr nachtheilig, wenn fie nur ald Durchforz ftungsholz zwifchen dunfel belaubten, den Boden verbejjern- den Holzarten gezogen wird; Die große Neigung der Eiche zur Ajtverbreitung, die der Erziehung von Nutzhölzern fo binderlich ift, verfchwindet zwiſchen Buchen, Kiefern und Fichten; die Lichtitellung der Kiefer im höheren Alter bemerkt man nicht mehr in der VBermifchung mit Fichten und Buchen. Wo die Buche unter den Spätfröften fehr leidet, fann man BE fie am beften durch die Erziehung zwifchen Nadelhölzern da— gegen fchügen, und diefe werden wieder gegen Sturm, In— feften, Schneebruch und Feuer durch eine ftarfe Einfprengung ' von Laubholz gefichert. Augenfcheinlich haben viele Holz- arten, wie Eichen, Kiefern, Ahorn, Efchen, Ulmen u. f. w. einen fhöneren Wuchs, wenn man fie zwifchen anderen Baumarten erzieht, als wenn fie allein den Beftand bilden. Diefe Wahrnehmungen, die fich dem Beobachter in je: dem Walde darbieten, wo verfchiedene Holzarten einen gleich angemefjenen Standort finden, folten wohl genügen, um den: Grundſatz aufzuftellen, daß man überall die gemifchten Beftände den reinen vorziehen muß, wo die Verhältniſſe Die Erziehung derfelben geftatten. Dies um fo mehr, als jene auch mannichfaltigere Bedürfniffe befriedigen und darum auch einen höheren Geldertrag gewähren. Daß aber dabei nur zufammenpafjende Holzgattungen in zweckmäßiger Art gemifcht werden müfjen, — denn es giebt auch viele nachtheilige und unpafjende Mifchungen, — verfteht fich von felbft. Hierüber wird unten das Nühere bemerft werden, Jedes unferer Forjthölzer, die Gegenftand der Erziehung für forftlihe Zwecke find, hat feine eigenthümliche Organi— jation in Bezug auf die Art, wie e8 fih emährt, auf das Bevürfniß von Licht und Schatten, den Gang feines Zuwachſes und feiner Ausbildung, die Zeit feiner Neife, Das Alter, welches es erreicht u. f. w. Daß man fich bei der Erziehung und Behandlung des Waldes Ddiefen Eigenthüms lichfeiten dev Bäume, aus denen er bejteht, anpafjen muß, wenn man volle und gutwüchfige Beftände erziehen will, ift zwar fchon längft von allen denfenden Forftwirthen erfannt, denn e8 liegt zu fehr vor Augen, als daß es nicht bemerft werden follte, aber es ift noch zu wenig beachtet worden — daß alle dieſe Eigenthümlichkeiten der Bäume ſich ſehr nach dem Standorte ändern, den ſie einnehmen. Man hat zwar wohl bemerkt, daß die Buche ein Baum iſt, der in der Ju— gend eine Beſchattung nicht blos erträgt, ſondern ſogar auch wohl, um gegen die zu ſtarke Einwirkung des Lichts und gegen die Spätfröſte geſchützt zu werden, verlangt, aber man hat nicht darauf geachtet, Daß dies nach der Stärfe des Lichts, dem Boden und dem Klima überhaupt fehr verfchieden iſt. Darum hat man- die Regeln für die Erziehung unter den Samenbäumen gleichmäßig für alle Standortsverhältnifie geben wollen, während dieſe Doch fich immer dem großen oder geringen Lichtbedürfniß der Pflanzen, den Gefahren, Die ihnen drohen, was Alles nach dem jedesmaligen Standorte ſehr verfchieden fein kann, anpafjen müffen. Eben jo hat man die Kulturmethoden zwar wohl im Allgemeinen der ei- genthümlichen Wurzelbildung der Waldbäume anzupaffen verfucht, dabei aber vergefien, daß dieſe fih nach dem Boden ſehr ändert und daher auch das Kulturverfahren nicht überall ein und daffelbe bleiben fann. Wenn man für die Kiefer eine Pflanzmethode empfiehlt, die nur bei ſehr furzen Wurzeln anwendbar ift, fo fann diefe für einen fehr frifchen Boden ganz angemefjen fein, für einen ſehr trockenen ift fie es aber nicht, hier fann man nur mit Sicherheit pflanzen, wenn die Pfahlwurzel ſchon in der eriten Jugend vollſtändig ausge: bildet ift und unverlegt tief in die Erde gejenft wird. “Die Kiefer kann eben fo gut auf feuchtem humoſen Sandboden eine fo flache Wurzelbildung haben, wie die Fichte, ald fie auch auf tiefgeündigem trodenen Sandboden vorzugsweile auf die Ernährung durch eine 3 bis 4 Fuß lange Pfahl⸗ wurzel angewieſen iſt. Eben ſo iſt die Ausbildung des Stammes nach dem Boden bei ein und derſelben Holzgattung ſehr verſchieden. — 75 — Im Sandboden haben Buche und Eiche eine geringe Kro— nenverbreitung, im kräftigen Lehmboden bilden ſie ihre Aeſte weit mehr aus, weil fie mehr Blätter zur Verarbeitung ber größeren Nahrungsmenge, Die fie durch Die Wurzeln erhalten, bedürfen. Iſt e8 nun nicht ganz naturwidrig, Die Durch- forftung im Sandboden eben jo zu füyren, wie im fräftigen Lehmboden? In dem erftern fann der Baum den räumliche: ren Stand gar nicht zur größeren Ajtentwickelung benugen, er bedarf fie auch nicht, denn wenn der Boden jtürfer aus: trocfnet, vermindert fich der Zufluß von Nährftoffen eher, als daß er fich vermehrt. Darum findet man denn auch, daß eine frühe, ftarfe Duchforftung in Buchen allerdings den Wuchs der ftehenbleibenden Stämme fehr befördern kann, während fic) im Sandboden diefe bei derſelben Stellung bald mit Flechten bededen. Nichts ift unrichtiger, al8 wenn unfere Erfahrungstafeln in allen Güteflaffen für ein und dieſelbe Holzart Überall ein und denfelben Zuwachsgang barftellen, während er doc) nach der Beſchaffenheit des Bodens ein fehr verschiedener ift. Im Sandboden füllt die Holzerzeugung viel früher als im ftrengen Lehmboden, in den höheren Bergen entwicfelt fie fich langfamer, als an den warmen Südhängen der VBorberge, Demohngeachtet fchreibt man noch für alle fo verfchie: denen Standortsverhältniffe gleiche Umtriebsgeiten vor, wäh rend man für jeden einzelnen Beftand das vortheilhaftefte Haubarfeitsalter ermitteln und beftimmen follte. Die unendlichen WVerfchiedenheiten des MWuchfes und Verhaltens unferer Waldbäume, wie fie innerhalb der Gren- zen Deutjchlands vorfommen, anzuführen und dDarnach die Ne geln für ihre Erziehung und Behandlung bemefjen zu wollen, ift ganz unmöglid. Noch kennt man diefe nicht einmal, denn das Verhalten der Bäume in den verfchiedenen Gegen: — GE den des großen Deutfchlands, in den Alpen wie an den Küften der Oſt- und Nordfee, in den Gegenden des Weinbaueg, wie da, wo fein Obſt mehr reift, ift noch viel zu wenig beobachtet worden, Aber wenn man fie auch fennte, fo würde es einmal ſehr fchwierig fein, alle diefe unendlichen Berichiedenheiten in einem Buche richtig zu bezeichnen und nachzumeilen, jodann müſſen aber auch bei der Holgerziehung und Waldbehandlung immer noch eine Menge anderer Rück— fichten beachtet werden, fo daß es nicht ausführbar ift, dieſe unbedingt für jeden einzelnen Fall vorzuichzeiben. Derjenige, welcher ein Revier bewirthichaftet, muß fich deshalb ſtets die Regeln für die Erziehung und Behandlung des Waldes in ihm durch genaue Beachtung aller darauf Einfluß habenden Erfiheinungen in ihm, fowie der Außern Verhältniffe und Rückſichten, felbit bilden. Ein Lehrbuch fann ihm nur die Anleitung dazu geben, wie er dies Selbit- ftudium zu treiben hat, und die am gewöhnlichiten vorkom— menden Verhältnifje mehr als Beiſpiele benußen, als die für fie pafjenden VBorjchriften als Regeln aufitellen zu wollen. Als Gegenftinde dieſer Baumftudien, für Die oben der Aus- drud Holjfenntniß vielleicht nicht ganz richtig gewählt wor— den ift, laſſen fich folgende bezeichnen : In welcher Art die vorhandenen Holzgattungen in den verjchiedenen Theilen des Reviers von Natur vorkommen, ob fie darin von je heimisch waren, fich von felbft anbaue— ten oder nur durch Kunſt fortzubringen find, ob fie rein oder gemijcht beſſern Wuchs haben, wie fie fich im Wuchſe gegen einander verhalten, und welchen Einfluß die eine Holz- gattung bei ihrem Zufammenleben auf die andere hat. Bon den einzelnen Holzarten ift Dann zu unterfuchen: ihre Wurzelbildung, die Tiefe, in welche die Wurzeln eindringen, und die Weite, in der fte fich verbreiten, um Daraus auf die > wi Art ihrer Erziehung und den Raum, den fie zu ihrer Ernäh- rung bedürfen, fchließen zu fünnen. Aus der Art, wie fie ihre Kronen entwiceln, der frü— bern oder fpätern Abnahme des Höhenwuchfes, der Größe der Aitverbreitung, der dunflern oder lichtern Belaubung wird man ferner richtige Folgerungen über den Lichtern oder wei tern Stand der Bäume im verfchiedenen Alter ziehen kön— nen. Die in dieſer Beziehung zu treffenden Kultur» und Durchforſtungmaaßregeln werden fich dann auch noch beftimm- ter anorönen lafjen, wenn man den Wuchs und die Holz- erzeugung räumlich oder im Schluffe erwachfener älterer Bäume genau unterfucht. Bon großer Wichtigfeit ift ferner eine forgfältige Be— obachtung des Verhaltens fich ſelbſt überlaffener Beftände, in Bezug auf natürliche Lichtftellung, Abfterben des durch Beichattung leidenden Unterholzes oder längere Erhaltung dejielben. Dabei fann man das Bedürfniß, den natürlichen Gang des Holzwuchfes der verfchiedenen Holzarten auf ver- jchiedenem Standorte am beften fennen lernen, Diefem fol aber der Forſtwirth immer fich anpafjen, und nicht die Bäume zwingen wollen, fich gegen ihre Natur feinen Theorien an— zubequemen. DBergleicht man 3. B. einen Kiefern- und Fich- tenbeftand mit einander, wenn beide in vollem Schluffe er- - wachjen find, jo wird man bald erfennen, daß beide Hole gattungen ganz verichieden behandelt fein wollen. Die Fichte hält fich gern horftweife geichloffen, die im dichten Horite ftehenden dominirenden Stämme werden Dadurch nicht im Wuchfe zurüdgebracht,. Da nun auch die zurüdbleiben- den Stämme noch Holz produeiren, jo ift die gefammte Holzerzeugung diejes dichten Pflanzenhorftes größer als die eines jeinen Raum einnehmenden einzelnen Stammes fein würde, Ganz anders aber ift e8 bei der Kiefer, Diefelbe u WE — ftrebt ſchon von der früheften Jugend an fich zu ifoliren ; ein Pflanzenhorſt, der gefchloffen ftehbet, hat immer einen ſchlechten Wuchs, fo daß eine Büjchelpflanzung für fie offen- bar durchaus natunwidrig fein würde, während fie für die Fichte ganz zweckmäßig ſein kann. Sobald eine junge Kie- fer einmal überwachfen ift und bejchattet wird, hört nicht blos die Holzerzgeugung bald ganz bei ihr auf, fondern fie ftirbt auch fehr raſch ab. Ebenſo erholt fih eine Fichte, die fchon ſehr duch den Schatten gelitten hat, wohl nod wieder, wenn fie freigejtellt wird, nicht fo eine Kiefer bei demjelben Grade der Verdämmung. Dies Ändert fih jedoch wieder ſehr nach dem Boden. In einem fehr frischen Feäftigen Yehmboden hält fich die Kie- fer weit gefhbloffener als in einem armen Sandboden, wels cher durch vorhergegangene längere Aderfultur von Nähr— ftoffen ganz entblößt ift. Dies liegt darin, daß der einzelne Baum auf dem erftern die Nahrung, die er bedarf, in einem kleineren Raume ſuchen fann, während er auf legterem einen weit größern in Anfpruch nehmen muß; dann aber auch ferner darin, daß die Beichattung deſto nachtheiliger wirkt, je ärmer der Boden ift. Darum fann auf fehr armem Bo- den der zu dichte Stand einer Kieferfultur verurfachen, daß diefe ganz umwüchfig ift und gar feine nugbaren Bäume Davon erzogen werden fünnen, während auf dem reichern Boden der zu dichte Stand weit weniger nachtheilig wird. Ebenfo erholt fih auch eine Pflanze, welche durch Beſchat— tung gelitten hat, weit eher auf einem friſchen und Fräfti- gen Boden, weil fie hier eine größere Lebenskraft hat, als auf einem trodnen und armen, Das Vermögen, neue Ausfhläge aus dem abgehaue: nen Stamme zu entwideln, die Ausjchlagsfähigfeit, haben eigentlich nur unfere Laubhölzer, Doch findet man ed im er befehränften Maaße auch bei der Kirche, während fich bei der Fichte nur Die bereit8 am Stamme vorhandenen Knospen ausbilden und neue Triebe erzeugen fünnen, bei der Kiefer fi diefe nur in der Scheide der jüngften Nadeln zeigen, Das Alter, in welchem fich bei den Yaubhölzern noch Knos— pen aus der Rinde entwiceln fünnen, und in dem man noch einen Fräftigen Etodfausfchlag zu erwarten hat, ift zwar bei den verfchiedenen Holzarten ebenfalls nach ihrer eigenthüm— lichen Organifation ein ſehr abweichendes, indem die Weide und Linde die Befähigung dazu erhalten, fo lange fie leben, Die Buche und Birfe fie oft fehr frühzeitig verlieren; es wird aber ebenfalls jehr vom Boden und Klima abhängen‘, wie lange bei den legtern Holzarten mit Sicherheit auf den Wieder- ausſchlag der Stöcke zu rechnen ift, um einen Beftand davon noch als Ausichlagwald behandeln zu fünnen. Ebenfo hängt ed auch mehr oder weniger vom Boden ab, ob man auf Wurzelbrut rechnen fann, da diefe im lockern humofen Bo— den eher erjcheint, als im ftrengen benarbten Lehmboden, oder an flachgründigen Hängen, wo das nadte Geftein zu Tage liegt. Selbſt Aspe und Ulme, die doch von Natur fih durch Wurzelbrut verjüngen, erzeugen oft auf dieſem Boden Feine folche, während man fie auf ganz günftigen Bodenverhältnifien zuweilen von der Eſche und Hainbuche findet, die man als Holzarten bezeichnen kann, die fie nur ausnahmsweife bilden. Ebenfalls ſehr verichieden ift der Zeitpunft, worin ein Baum anfüngt Samen zu tragen und in Diefer Beziehung als fortpflanzungsfähig angefehen werden fann. Im Allge- meinen tritt er deſto fpäter ein, je höher das natürliche Al- ter ift, was ein Daum erreicht. So füngt die Eiche fpä- ter an Eamen zu tragen als die Erle oder Birfe, Dann hängt Dies auch wieder von ber rafjchern oder langfamern Ausbildung des Holzförpers ab, weshalb im warmen Klima, wo der Holzwuchs lebhafter ift, die Zeit ded Samentragens früher eintritt al8 im Falten, Die Lärche fängt in der Ebene Deutfhlands auf warmgründigem Boden oft fehon mit 10 und 12 Jahren an Samen zu tragen, während fie in den höhern Alpengegenden dazu 30 und AO Jahre alt werden muß. Der trodne warmgründige Boden ift überhaupt der frühen Samenbildung günftiger als der naſſe kalte. Die freiftehenden Bäume mit ftarfer Beäftung, auf die das Licht von allen Seiten einfallen kann, tragen früher, häufiger und mehr Samen als die im dichten Schluffe ftehenden. Deshalb durchhauet man auch gefchloffene Buchenorte, Die noh zu jung find, um binreichenden Samen zur na= türlichen Verjüngung zu tragen, ftellt die dominirenden Stämme lichter, um Die Sameneyzeugung zu begünfti- gen. Die Stofausjichläge tragen ftets weit früher Samen als die Kernloden, d. bh. Die aus Samenförnern erzeugten Bäume, Dies Alles erklärt fich ſehr leicht Dadurch, daß der Same erft gebildet werden fann, wenn der Bildungsftoff, den Wur- zeln und Blätter bereiten, nicht mehr ganz zur Ausbildung des Holzförpers bedurft wird, ein Ueberfchuß davon zur Samener— zeugung disponibel ift. Darum tragen die Bäume, die in einem für fie fo falten Klima wachfen, daß fie faum im Stande find, ben Bedarf zur Bildung des Holzförpers im Furgen Som: mer zur bereiten, oft gar feinen Samen mehr oder nur nach mehreren aufeinander folgenden warmen günftigen Sommern, wogegen die Samenjahre mit der größern Wärme häufiger werden. Gbenfo find dieſe auf reichen, trocknem Boden zahl: reicher als auf armem oder naffem. Die große Menge von Nährftoffen, welche die Stockausſchläge im Verhältniß der Größe ihres Holzförpers durch die zahlreichen Wurzeln zu— u WE geführt erhalten, bewirkt das frühzeitige Samentragen der: jelben. Die Reife des Samens tritt bei manchen Holzarten zu verfchiedenen Zeiten ein, während bei anderen die Zeit derjelben gleicher bleibt. Im Allgemeinen hängt fie bei den Holsgattungen, wo die Zeit des Wuchfes und Neifens des Samens kurz ift, wie bei der Ulme, auch bei der Birfe, mehr von der Witterung ab, als bei denen, die eine fehr lange Zeit zur Entwidelung des Samens bedürfen, wie die Kiefer. Je unbeftimmter und fchwanfender die Neifezeit ift, defto jorgfältiger muß der Forftwirth die Kennzeichen der Samenteife bei der Samengewinnung beachten. Jeder Baum oder Strauch folgt zwar bei feiner Stamm; bildung in Bezug auf Höhe, Stammform, Aftverbreitung und Atentwidelung im Allgemeinen beftimmten Gefegen, wie fie feiner eigenthümtichen Organifation zum Grunde liegen, diefe werden aber durch die Verhältniffe, unter denen er er- wächft, fo vielfach modifteirt, Daß es fchwer ift, etwas Be- ftimmtes Darüber zu fagen. So hat man verfucht, Die Bäume nach ihrer Höhe abzutheilen, und fie in Bäume er- fter, zweiter und dritter Größe getheilt, wovon die erften über 80 Fuß, die zweiten zwifchen 40 und 80, die dritten unter 40 Fuß erreichen follen. Darnach rechnet man die Buche zu den Bäumen erjter, die Hainbuche zu denen zweiter Größe. Wenn aber die legtere auf gutem Boden zwifchen den Puchen im vollen Schlufje wächhſt, fo erreicht fie ganz diefelbe Höhe und oft auch diefelbe Stärfe, wie dieſe. Sn den nordöſtlichen Gegenden Deutjchlands übertrifft auch wohl fogar die Hainbuche noch die Buche an Höhe und Stärfe, weil ihe die flimatifchen Zuftände daſelbſt mehr zu- jagen. Im Allgemeinen haben allerdings manche Bäume einen Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. F — 2 — F größern Höhenwuchs wie andere, weil ſich der Mitteltrieb bei ihnen auch im höhern Alter fortdauernd verlängert, wo— gegen er bei anderen früher verjchwinder und dafür fich die Spigen der Seitenzweige verlängern, wodurch eine Abwöl— bung der Baumfrone erfolgt. Es erreicht deshalb die Fichte und nach ihr wohl die Lärche die größte Höhe unter unfes ven deutjchen Holzarten, weil bei ihnen der Mitteltrieb,, der die Fortfegung des Stammes bildet, fich bis in ihr höheres Alter ununterbrochen verlängert. Die Kiefer bleibt gegen fie, befonders freiftehend, ſehr zurück, weil bei ihr die Kronenab- wölbung früher erfolgt. Dies ändert fich aber zuerft nach dem Boden. Je kräf— tiger und tiefgründiger er ift, deſto länger werden Die auf ihm wachfenden Bäume, wogegen Armuth und Slachgrün- digfeit jtetS einen geringen Höhenwuchs erzeugt, Dann has ben auch gefchügte Mitternachtshänge ſtets einen größern Höhenwuchs als die Süpdfeiten, weil bei den eritern das Licht mehr auf die Wipfel fällt und dadurch das Zuftrömen der Nähritoffe veranlaßt, als auf die Seitenzweige, Die fich in der vollen Beleuchtung der Süpfeiten ftärfer entwideln, In Freilagen, wo die Stürme die Ausbildung der Mittel: triebe hindern, verſchwindet der Höhenwuchs felbit bei Fich- ten und Lärchen oft ganz. Ganz entfcheidend ift über Die: fen oft der Schluß des Waldes, und zwifchen welchen an— deren Bäumen eine Holzart vorfommt. Kine Buche oder Hainbuche, die im dichten Schluſſe zwiſchen Fichten und Kie- fern fo heraufwächſt, daß nur der Wipfel beleuchtet wird und fich gar feine Seitenzweige am Stamme entwideln fön- nen, erhält ganz diefelbe Linge als diefe Nadelhölzer, Darum zeichnen fich die Eichen, welche zwifchen Kiefern oder Kirchen erwachien, fo vortheilhaft durch ihr Länge und Stammbil- dung aus, die fie niemals fo Schön in reinen Gichenbeftän- — den erhalten. Stockausſchläge, welche zu Bäumen erwachſen, erhalten übrigens ſelten die Länge der Kernloden. Ob ein Baum ſich von ſelbſt von ſeinen Aeſten reinigt, und dadurch einen aſtreinen Stamm erlangt, hängt vorzüg— lich davon ab, ob die Blätter noch in der Beſchattung ihre Funktionen verrichten und die zugefuͤhrten Säfte zu Bildungs— ſtoff verarbeiten können, oder ob ſie dazu die volle Einwir— kung des Lichtes bedürfen. Im erſteren Falle bleiben auch die beſchatteten Zweige noch grün, wie bei der Tanne, Fichte, ‚Buche, Hainbuche; im anderen ſterben fie ab, fo wie ſie von ven Überragenden Aeſten Üüberfchattet werden, es reinigt fich dann der Stamm von jelbft, wie bei der Birfe, dem Ahorn, der Eiche und Eiche. Man kann deshalb fchon an der Art der Belaubung des Baumes erfennen, ob er Schatten ver- trägt oder nicht. Sitzen die Blätter blos an den Spigen ber Zweige, und fehlen diejelben im Innern der Baumfrone, was man mit dem Ausdrude einer lodern Belaubung bezeich- net, fo ift das ein Kennzeichen, daß nur die Blätter ihre Funktionen verrichten und fich erhalten fünnen, welche die volle Einwirfung des Lichtes genießen. Finden fich dagegen von der Beichattung durch die Außern Zweigfpigen viele Fleine mit Blättern befeßte Zweige vor, fo ift das ein Zeichen, daß der Baum zu den Schattenpflanzen gehört. Dies muß man beachten, um daraus auf die Art, wie der Baum erzogen jein will, wie die Durchforftung geleitet werden muß , zu ichließen. Die eigentlichen Ecbattenbäume erhalten fich lange im Schatten, erholen ſich auch wohl noch , wenn fie noch nicht zu alt find, und erlangen freigeftellt oft noch einen fehr guten Wuchs. Bei den Lichtbiumen ift das nicht der Fall, was bei dem Meberhalten des Vorwuchſes oder der jungen Pflanzen in den alten zu verjüngenden Beftänden ſehr zu beachten ift. Am meilten Schatten unter allen un 52 — — ſern Bäumen verträgt der Taxus oder die Eibe, den wenig— ften die Birfe. Je größer die Neigung der Bäume ift, fich in die Aeſte zu verbreiten, deſto weniger eignen fie fich zum Oberbaume in den Wittehva dur gen. Ebenſo mu3 man bei ihnen, wenn man gute Bau- und Nughölzer ziehen will, diefer Neigung durch die Erziehung im dichten Sch/uffe ent- gegentreten. Sieht man aber b!o8 auf die Erziehung von Brennholz, fo fönnen die Bäume mit großer Aftverbreitung und dunkler Belaubung wieder räumlicher geftellt werden, ohne daß man an Maffe verliert, ald die Stämme mit fehr Fleinen Baumfronen. Bei den Bäumen, welche ftch leicht won felbft von Xeften reinigen, verwachfen Diefe in dem untern Theile des Stam- med auch leichter, ald bei denen, wo fich die Aeſte lange erhalten, und dabei zu einer größern Stärfe gelangen. Das Verwachien der Aefte, jo daß man feine Spur der Aſtwur— zel mehr im Stamme findet, findet fo ftatt, daß dieſe her« ausfault, wenn der Aſt abftirbt. Die dadurch entftandene Höhlung füllt fih dann wieder mit Holzmaffe aus, über die fich die Ninde hinwegzieht, wodurd jede Epur, daß an diefer Stelle einmal ein Aft geleflen hat, verichiwindet. Darum find Kiefern vollftändig aftrein in dem untern Theile des Stammes, wenn die Aejte der im Schluffe ftehenden von Natur früh abfterben, weil deren Wurzel leicht ausfault. Dies ift aber bei derjenigen eines grün abgehauenen Aſtes nicht der Fall, weil dann das Holz vom Harze durchdrun— gen wird und es der Fäulniß widerfteht. Will man aftrei- ned Kiefernbolz erzieben, fo fann dies deshalb nicht durch das Echneideln der Bäume gejchehen, fondern dadurch, daß man durch den vollen Schluß die Aefte der jungen Stämme jchon frühzeitig zum Abfterben bringt. Die Fichte ift weniger aft- rein als die Kiefer, weil das Holz der abgeftorbenen Fich— — 3 ME # tenäfte der Fäulniß beſſer widerftehet, als das der Kies fernäfte. Diejenigen Bäume, welche fi) auch freiftehend ganz von Heften reinigen und im freien Stande feine größere Kronenentwicdelung haben als im gefchloffenen , weil fie ſich in diefem von felbit im höhern Alter fo licht ftellen, daß fie den vollen Wachsraum haben, wie die Kiefer und Birke, ge— winnen Durch die weitläuftigere PBflanzung nichts an Zu- wach gegen die Erziehung in Dichtem Schluffe. Wohl ift dies aber bei der Fichte, auf Fräftigem und frifchem Boden auch bei der Buche der Fall, weil diefe legteren dann eine weit ftärfere Belaubung erhalten, indem fie fich weniger von den Aeſten reinigen, Alle die Unterſuchungen über den ftürfern Zuwachs an räumlich ftehenden Bäumen find ar dieſen Holzgattungen gemacht, fie aber auch auf andere von ganz andern Wuchfe und verfchiedener Stammbildung anwenden zu wollen, ift ein großer Fehler. Die Zweig- und Altbildung der Bäume ift von Natur ftets derjenigen der Wurzeln ähnlich, fo daß man an der Form der Hefte Schon die der Wurzeln erfennen fann, fobald der Baum einen angemefjenen Standort hat und beides fich naturge- mäß ausbilden fann. Die Zweige der Hainbuche find eben jo ruthenförmig wie die Wurzeln, und die Eiche bildet in der Krone fo ftarfe Aeſte wie Wurzeln in der Erde, Die vielen kleines Wurzeln der Fichte gleichen ihren Aeften jo gut wie die dien Wurzeln der Kiefer, Die nur an ihren Endfpigen Saugwurzeln haben, den ftarfen Aeften gleichen, an deren Spigen die Nadeln figen, während fie im Innern des Baumes glatt find. Die Birfe vermag fo wenig ihre Hefte weit auszurefen ald ihre Wurzeln, die Efche kann mit beiden eine große Fläche überſchirmen und durchziehen. Die innige Verbindung, in der Aefte und Wurzeln ftehen, fann =. Wr man auch daran erfennen, daß ſich an der Eeite des Bau- mes jene immer ftürfer ausbilden, wo er die ftärfiten und meiften Wurzeln hat, aus denen der Eaft gerade aufiteigt und den an diefer Eeite figenden Aeſten zugeführt wird. Hier find dann auch ftetS die Jahresringe am ftärfiten, wasg— man wohl zu beachten hat, wenn man Zumwachsberechnun- gen am ftehenden Holze machen will, weil dazu immer nur Bäume mit regelmäßiger Krone und gleicher Aftentwi- ckelung auf allen Seiten benußbar find. { Die Murzelbildung ändert fih dann aber von felbft - nach dem Boden. Im trocknen ziehen fte ſich mehr in die Tiefe als im feuchten und frifchen, in einem folchen, der in einem Fleinen Raume viel Nahrung darbietet, ftreichen fie nicht weit aus, und es bilden fich viel Schwache Wurzel— ftränge reichlih mit Saugwurzeln verjehen aus. Im är— mern dagegen, wo der Baum eine größere Fläche in An: ſpruch nehmen muß, um den Nahrungsbedarf darin zu fin- den, ftreichen fie weiter aus und haben nur wenig Saug- wurzeln im Verhältniß zur Holzmaſſe der Wurzeln. Died ift der Grumd, warum der fehr trockne oder jehr arme Boden fich nicht Dazu eignet, um gute Bflänzlinge, ſelbſt für eine gleiche Bodenbeihaffenheit, zu erziehen, weshalb man wenigſtens zu Saatbeten immer einen Boden wählen muß, auf dem diejelben noch eine zur Verpflanzung paflende Wurzelmenge erhalten. Nicht alle Holzgattungen haben aber ein gleiches Ver— mögen, ihre Wurzelbildung dem Boden anzupaffen. Die dies nicht fönnen, find daher auch mehr an einen Boden gebun- den, der ihnen von Natur angemeffen ift, als andere, wel: che ſich darin mehr der Bejchaffenheit defjelben anpaſſen fönnen. Die Kiefer kann ihre Wurzeln fadenförmig in große Entfernungen ausrecken, fie kann fie in ftarfen Zwei— gen tief in den Boden einbohren, flachlaufend wie die Fichte —— eben ſo gut auch nur auf die Oberfläche beſchränken, ſie iſt ſchon darum bodenvag. Die Ulme iſt ſtets auf die Er— nährung durch die Pfahlwurzel mit ſehr geringer Verbrei— tung der Seitenwurzeln angewieſen, ſo daß ſie nur noch auf einem kräftigen und tiefgründigen Boden gezogen wer— den kann. Die Wurzeln der Fichte haben die Befähigung, der Nahrung nachgehen zu können, ſie ſuchen dieſe in Fel— ſenſpalten, zwiſchen Rollſteinen und Klippen auf, indem ſie ſich zu ihnen hinziehen und die kleinen Räume, in denen zwiſchen ihnen der Humus zuſammengeſchwemmt iſt, in den mannichfaltigſten Richtungen durchkriechen. Darum paßt dieſe Holzgattung vorzüglich für die ſteilen Felſenwände. Die Birke, obwohl ſie von Natur weit weniger Anſprüche an die Er— nährungsfähigkeit des Bodens macht, kann dies nicht, wes— halb ſie zwar wohl auch auf armem Boden gezogen werden kann, immer aber nur unter der Bedingung, daß ſich ihre Wurzeln naturgemäß ausbilden können. Doch iſt man ſelbſt bei ihr im Stande, auf die Wurzelbildung künſtlich einzu— wirken, obwohl ſie von Natur ſehr wenig zu einer Aende— rung derſelben geneigt iſt. Aus dem Geſagten geht nun von ſelbſt hervor, daß man durch die Wahl und Bearbeitung des Bodens bei der Erziehung der Pflänzlinge ſehr auf die Herſtellung paſſen— der Wurzeln, wie ſie die zu bepflanzende Kulturſtelle ver— langt, einwirken kann. Will man tiefgehende Wurzeln er— zeugen, wie ſie ein in der Oberfläche ſehr leicht austrock— nender Boden verlangt, fo darf man nur die Saatbeete tief auflodern und die ernährungsfähige Bodenfchicht untergra- ben, um dieſen Zweck zu erreichen. Liegt dieſe bei hinrei- chender Feuchtigkeit nur flach oben auf, ſo werden die Säm— linge auch nur flach wurzeln. | Noch Direfter und auffallender fanı man duch das, WE Beichneiden der Wurzeln die Bildung derfelben ändern. In— dem man die Spigen derjelben, an denen vorzüglich die er- nährenden Saugwurzeln figen, einftußt, verhindert man ihre Verlängerung ſowohl nach der Tiefe ald Seite und veran- laßt die Bildung neuer Wurzelausfhläge, um die verloren gegangenen Saugwurzeln zu erjegen. Darauf beruht die Erziehung der hochftämmigen Eichen, Ahorne u. f. w., Die man als Heifter verpflanzen will, in Pflanzkämpen, wo man bei armem Boden, auf dem ſich die Würzeln auszudehnen fireben, oft ein mehrmaliges Verfegen und Befchneiden der: jelben nöthig hat, um dies zu verhindern, während auf gutem Boden, wo fich hinreichende Scugwurzeln dicht um den Stamm herum vorfinden, die den Baum ernähren kön— nen, Wildlinge, die gar nicht verfegt wurden, zur hoch- tämmigen Berpflanzung taugen. Durch das Befchneiden der Wurzeln fann man aber nur bei denjenigen Holzgattungen die Erzeugung einer grö— ßeren Menge von Saugwurzeln dicht um den Stamm herum veranlaffen, welche im Stande find, aus ihrer Ninde leicht Knospen zu entwideln, aus denen fih die Saugwurzeln bilden. Die Kiefer fann dies gar nicht, Die Bildung neuer Saugmwurzeln erfolgt bei ihr niemals durch Ausſchläge von den älteren ftarfen Wurzelfträngen, fondern dadurch, daß fich die Spigen und Fleinen Wurzelanfäige verlängern und veräfteln, wo dann die Eauggefüße immer an der Epiße der Wurzeläfte figen. in Abfchneiden derfelben nützt daher gar nichts zur Vermehrung der Saugwurzeln, und man fann Daher auch feine Kiefer in gleicher Art, wie die Eiche oder Buche, durch öfteres Verſetzen zur Berpflanzung im höheren Alter gefchieft machen. Ueberhaupt ift es al& Grundfaß auf: zuftellen, daß alle Holzarten defto jünger verpflanzt werden müffen, je weniger fie im Stande find, ihre natürliche Wur— u. (ei zelbildung zu Ändern, und je nachtheiliger eine gewaltſame Aenderung derfelben für ihren Wuchs wird. Die Fichte fo mit dem Ballen verpflanzt, daß die Wurzeln weder verlegt noch in ihrer natürlichen Lage und Verbreitung geftört wer— den, wächft eben fo gut und freudig fort, als wenn ſie gar nicht verpflanzt wäre, Die hochſtämmig gepflanzte Eiche, der man die Pfahlwurzel genommen hat, erträgt Dies ohne Nachtheil für ihren guten Wuchs, befonders in Bezug auf Stammbildung und Höhenwuchs, nur auf einem fehr frifchen und fräftigen Boden, wo fie Diefe weniger bedarf, Auf einem ttodenen und armen wird man von folchen hochftämmigen Heifterpflanzungen ftrauchartige Bäume von geringem Höhen- wuchſe erziehen. Manche erfahrene Forftwirthe haben darum die Pflan- zung älterer Stimme überhaupt verworfen, weil dadurch Die natürliche Wurzelbildung geftört wird, Dies aber ſehr nad)- theilig nicht blos für den Wuchs, fondern auch für Die Ge— fundheit und Dauer der zu erziebenden Bäume if. Das gilt jedoch nicht für alle Holzgattungen gleihmäßig, Es ift richtig für alle Bäume, die hierzu eine tiefgehende Pfahl- wurzel bedürfen, da man diefe niemals bei alten Pflanzen naturgemäß erhalten. fann, indem fie verfürzt fich nicht mehr wieder erjeßt. Eben fo bei Bäumen, Die gar feine oder eine jehr geringe Ausfchlagsfähigfeit der Wurzeln haben, fo daß fie die verloren gegangenen nicht jo erjegen, daß die natür= liche Wurzelbildung wieder hergeftellt wird. Dahin ift die Birfe, die Lärche zu rechnen, die nur dann mit gutem Grfolge ver- pflanzt werden können, wenn man fie ohne Beihädigung der Wurzeln fo verpflangt, daß diefe alle wieder in ihre na— türliche Yage fommen und fortwachfen fünnen, 8 gilt dies aber nicht für Die Hainbuche, Linde, die verfchiedenen Pap— peln, Die Eberejche, die Weiden, Alle diefe Holzarten ent- —û— — wickeln ſelbſt aus älteren und ſtärkeren Wurzelſträngen ſehr leicht Knospen, aus denen ſich erſt Saugwurzeln und dann eine Menge ftärferer Wurzeln bilden, die dem Baume die ganze natürliche Bewurzelung geben, als wenn er gar nicht verjegt worden wäre, Hiernach ändert fih auch Die Forde- rung, die man an eine junge Pflanze, welche man verjegen will, hinfibts der Menge von Saugwurzeln machen muß, wenn man ihr Amwachjen mit Sicherheit erwarten will. Die Kiefer, welche feine Knospen an den Wurzeln bilden umd ihre Saugwurzelm nur ſehr langlam durch Verlängerung der Heinen Wurzelitränge vermehren kann, muß bei der Verjegung mehr davon haben, ald die Hainbuche oder Linde, welche auch aus ftarfen Wurzeljtöcken bald eine Menge Wurzelaus- Schläge entwideln. Diejenigen Holzarten, welche fih leicht durch Stedlinge erziehen laffen, wie Weide und Pappel, be: dürfen befanntlich darum bei der Verpflanzung gar feine Wurzeln, weil fie diefe fehr leicht und fihnell aus der Rinde entwideln. Daß dies aber wieder jehr verjchieden nach dem Boden ift, braucht wohl faum erwähnt zu werden, Wärme und Feuchtigfeit befördern die Knospenbildung und die Er: zeugung von Wurzeln aus der Rinde; bejonders Trodenheit, aber auch ſehr bindender und Falter Boden verhindern fie. Darum fann man von vielen Holzarten noch Stedlinge zur Fortzucht benugen, wenn man fie in einen fehr warmen, feuchten und lodern Boden, 3. B. in Miftbeete, ſetzt, was im Freien, wenn die Verhältniffe nicht ſehr günftig find, nicht mehr angehen würde. Borzüglich ift dazu erforderlich, daß der Boden Feuchtigfeit genug beſitzt, um die fich bildenden Elei- nen Würzelchen fortwährend zu ernähren. Fehlt dieſe im Som- mer auch nur furze Zeit, jo vertrocknen diefelben wieder und der Stedling ftirbt ab, wie man dies bei den Sagweiden auf trockenem Boden vielfach ſehen fann. in Auch die Frage: ob man eine Pflanze tiefer fegen darf, als fie vor der Verpflanzung geftanden hat? ift hiernach zu beantworten, Bei Holsgattungen, wo ſich aus der Rinde des Stammes fehr rafch Wurzeln erzeugen, wie bei Bappeln und Weiden, ſchadet e$ nichts, wenn derjelbe auch tiefein- gefeßt und mit Erde bededt wird, Bei andern, wo Died nicht der Fall ift, wird Das tiefe Einſetzen, beſonders wenn fie von Natur eine flache Wurzelbildung haben, wie die Birke, ſehr nachtheilig und kann fogar einen franfhaften Zuftand und ein frühes Eingehen der A flanzitämme erzeugen. Eben fo wie dieſe Eigenthümlichkeit der verfchiedenen Holzarten bei der Pflanzung beachtet werden muß, darf man fie auch bei ihrer Erziehung durch Eenfer nicht unberüd- fichtigt laffen. Diefe erfolgt befanntlih jo, daß man einen Zweig zur Erde niederbeugt, ihn auf dem wunden Boden befeftigt und an der Stelle, wo er Wurzeln bilden foll, mit Erde bededt, wo er fih dann, wenn dieſe fortwachlen, zum felbftftändigen Baume ausbilden fann. Manche Holzarten, wie die Fichte, die Buche, Hainbuche, viele Eträucher pflan- zen fih häufig Durch natürliche Senfer von felbft fort, be- jonders im Niederwalde, wo die Ausdauer und Ergänzung der Mutterftöce oft durch fie bewirft wird, Zu Eenfern fonnen demnach nur Zweige von Holzarten benußt werben, welche im Stande find, Knospen und Wurzeln aus ihrer Rinde zu entwideln. Die Kiefer fann man niemals jenfen, weil dies bei ihr nicht der Fall ift, Die Knospenbildung viel- mehr nur in der Dlattfcheide der Nadeln erfolgen fann, die abfterben, fo wie man fte mit Erde bededt. Die Fichte, welche fchlafende Knospen in der Ninde hat, fenft fich leicht, wenn Die Zweige dicht auf dem wunden Boden liegen und auch nur von den abfallenden Nadeln bedecft werden. Se leichter die Knospenbildung in der Rinde erfolgt, oder je — größer die Ausſchlagsfähigkeit der Zweige iſt, deſto leichter läßt ſich eine Holzgattung ſenken. So die Hainbuche, Weide, Linde ſehr leicht, dagegen die Birke weit weniger. Die Bil— dung von Wurzeln aus der Rinde erfolgt deſto leichter, je juͤnger dieſelbe und je dünner deshalb der Rindenüberzug iſt. Man wählt deshalb auch zu den Senkern vorzugsweiſe die dünnſten Zweige; iſt man aber genöthigt oder veranlaßt, ſtaͤrkere mit dickerem Rindenüberzug dazu zu benützen, ſo verwundet man dieſelben an der Stelle, wo ſie auf der Erde befeſtigt werden, damit ſich an den Rändern der Wunde Rindenwülſte bilden, aus denen ſich leichter Knospen und Wurzeln erzeugen als aus der Rinde mit einem dicken Rin— denüberzuge. Dies iſt ganz dieſelbe Erſcheinung, die man an den Stöcken älterer abgehauener Buchen, Ahorne, Eichen, Birken u. ſ. w. bemerken kann, wo die Ausſchläge nicht aus der alten Ninde hervorfommen, fondern aus den Ninden- und Holzwülften, die bei der Buche zwilchen Rinde und Splint auf dem Abhiebe fich bilden, bei anderen Holzarten auf den Wurzeln oder an Stellen des Stammes, wo eine Verlegung der Rinde erfolgte, an deren Nändern fich dieſe Wülfte bilden, Die Befähigung der verfchiedenen Holzarten, dieſe Rin— demwülfte zu bilden und dadurch Wunden zu überwallen und zu heilen, ift ſehr verfchieden. Es befigen diefelben zwar alle, manche jedoch, wie die Fichte, Die Birfe, Aspe, die Hain- buche, nur in einem geringen Grade, andere, wie die Ulme, Eiche, Linde, Schwarzpappel, felbft die Kiefer, in einem fo hohen Maaße, daß, wenn auch ein großer Theil des Stam- mes von Ninde entblößt wird, doch derſelbe durch die Rin— denwülfte, welche fih an der gebliebenen Winde erzeugen, wieder überwallt werden kann. Da der durch die Verlegung bloßgelegte Splint aber immer vertrodnet, jo können Die — — neuen Holzlagen, welche ihn bei der Ueberwallung bedecken, ſich nicht mit ihm verbinden, und findet an ſolchen Stellen ein Trennung der Holzlagen ſtatt, auch wenn über ihnen ſich geſchloſſene Jahresringe gebildet und eine regelmäßige Holzerzeugung bewirkt haben. Nur die Ulme, wenn ſie im Frühjahre geſchält wird, bildet oft auf dem bloßgelegten Splinte aus dem Cambio unmittelbar Rindenlagen, welche die entblößte Stelle jo überziehen, daß die Wunde ganzver— wächſt. Diefe Trennung der Holzfhichten wird oft noch dadurch vergrößert, daß vielleicht die Oberfläche des bloßge— legten Splintes fchon vor der gänzlichen Ueberwallung von ber Fäulniß ergriffen war, Iſt durch diefe der Zutritt von Luft und Feuchtigfeit gänzlich abgefchloffen, fo fchreitet diefe Fäulniß bei den meiften Holzgattungen nicht weiter vor. Bei der Fichte ift Dies aber allerdings der Fall, Die Be- ſchädigung des Holzes durch das Verlegen der Rinde, wie fie 3. B. vielfach durch das Schälen des Nothwildes, durch die Entwendung von Harz, Nindenbrand u. |. w. erfolgt, hat ſchon hiernach fehr verfehiedene Folgen. Ueberwallt die Kunde langjam und wird die blofgelegte Stelle des Splin- tes faul, wie Dies bei der Fichte, Birfe, Hainbuche in der Regel ver Fall ift, fo wird die Verlegung weit verderblicher, als wenn bei rajcher Ueberwallung nur die oberften Splint- lagen abgeftorben und ausgetrodnet find, Bei der Kiefer, bei welcher die im Holze auffteigenden Säfte harzreicher find, als bei der Fichte, ift darum das Schälen des Wildes we- niger verderblich, als bei diefer, weil bei jener das bloßge- legte Holz ganz vom Harze durchdrungen und dadurch gegen die Fäulniß gejchügt wird, was bei der Fichte nicht gefchieht. Dieſe Tegtere wird daher unterhalb der Ueberwallung roth- faul, fo daß frühere vom Wilde gefchälte Beftände häufig Ihon ganz jung eingefchlagen werden müſſen. — Di Das Vermögen Wunden zu heilen, Krankheiten zu über- jtehen-und wieder ganz gelund zu werden oder auch noch im franfhaften Zuftande lange auszudauern, Dabei noch Holz und Früchte erzeugen zu fünnen, ift bei den einzelnen Holz: arten außerordentlich verfihieden. Im Allgemeinen befigen es diefelben in einem befto größeren Maaße, je höher das Alter ift, was fie erreichen fünnen, in einem deſto geringeren, je kürzer ihre natürliche Lebensdauer if. Man fann fogar die Behauptung aufftellen, daß nur diejenigen Bäume übers haupt ein hohes Alter erreichen fonnen, die im Stande find, lange in einem Franfhaften Zuftande auszudauern. Der Tarus erreicht wahrfcheinlich unter unfern Waldbäumen das höchite Alter, er vegetivt aber auch noch als bloße Ninden- ichafe, vermöge der fich daran bildenden Knospen und Aus— ichläge, wenn der ganze urfprüngliche Stamm fchon vor einer langen Reihe von Jahren verfault ift. Eiche und Linde, Bäume, die ebenfalls ein ſehr hohes Alter erreichen können, bleiben felten bis an die Grenze defjelben geſund, fie leben aber fernfaul, die Eiche auch wohl wipfeltroden noh Jahr— hunderte fort, erzeugen auch alljährlich einen neuen Holzring und bringen gute feimfähige Früchte. Die Birke und Aspe, als Holzgattungen von einer furzen Lebensdauer, erliegen in der Negel jedem franfhaften Zuftande ſehr raſch. Ob ein Baum eine Krankheit oder Befchädigung voll ftändig überftehen und wieder gefunden fann, hängt allerdings vorzüglich von feiner eigenthümlichen Oryanifation ab, doch ift auch die durch Jugend und Standort bedingte Le— bensfraft ſehr mitwirfend dabei. Die Eiche fann die Wipfel— dürre, von der fie in Folge der Freiftellung des Bodens in der Negel ergriffen wird, volljtändig uͤberwinden und wieder ganz durch einen neuen Holzbeftand gededt werden, die Buche fann dies weit weniger, die Hainbuche, Birke, Aspe können — . — es gar nicht. Der Rindenbrand, entſtehend, wenn ein im Schluſſe ſtehender Baum, der nicht durch einen dicken Rin— denüberzug gegen die Einwirkung der Sonne und Luft ge— ſchützt iſt, freigeſtellt und dieſer preisgegeben wird, iſt für die Hainbuche gewöhnlich tödtlich, für die Buche nur bei äl— teren Stämmen oder auf trockenem und warmem Boden. In einem friſchen kräftigen Lehmboden heilen ſich die jungen Buchen bei voller Lebenskraft häufig davon aus. — Für den Forſtwirth iſt es von der größten Wichtigkeit, das Ver— halten aller Holzarten in dieſer Beziehung auf feinem Re— viere zu fennen, denn er muß Danach bei dem Einfchlage der Bäume, die befchädigt find oder in einen Franfhaften Zuftand verfeßt werden, verfahren. Sehr verichieden ift dies auch in Bezug auf die Be— Ihädigung der Wipfel und Zweigipigen. Manche Holzarten erfegen dieſe fehr leicht, felbit noch im höheren Alter, andere nur unter den günftigften Standortöverhältniffen in der erften Sugend, andere felbjt dann nur ſehr unvollftändig. Holz: gattungen, welche fich felbjt noch im höheren Alter zum regel- _ mäßigen Stamme ausbilden können, ſelbſt wenn fie eine Reihe von Jahren hindurch vom Vieh oder Wild verbiffen oder fonft ihres Wipfeld und ihrer Zweigfpigen beraubt wurden, find die Hainbuche, Tanne und Fichte, weshalb man von ihnen auch ganz verbiffenes Unterholz zur Baum— holzerziehung benugen fann. Bei der Ulme und Buche ift dies ſchon weniger der Fall, bei der Eiche in fehr geringem Grade, die beiten größeren Ahorne, Eichen, Aspen, Birfen befigen diefe Eigenfchaft gar nicht. Die Kiefer kann nur jung den verlornen Wipfel erfegen, fo lange noch ein Seitenaft des Quirls die Stelle des Mitteltriebes einnehmen fann. Bei der Fichte erfolgt dieſer Erfag ducch eine der am - Stamme vorhandenen Knospen, bei der Hainbuche gewöhn- —— lich durch einen neuen tiefer, am Stamme hervorkommenden Haupttrieb, der dann einen weit rafıheren Wuchs zeigt, als die Älteren an den Spigen verbifjenen oder befchädigten Zweige. Diefe Eigenthümlichfeit unferer Waldbäume muß auch bei der Berpflanzung größerer Stämme beachtet werden, wenn man dieſe bei zu ſchlankem Wuchfe einzuitugen veran— lagt ift, um fie gegen das Umbeugen durch den Wind, Duft: und Schneehang zu fihern. Hainbuchen und auch Lärchen eriegen den weggenommenen Wipfel ſehr gut, jo daß ein bei der, Pflanzung eingeftugter Pränzling fih nach zu einem eben fo regelmäßig geformten Stamme ausbilden fann, wenn fie fpäter in vollen Schluß fommen, als ein folcher, welcher den Wipfel behalten hat. Der Eiche wird der Erfag deſ— jelben fchon weit fehwerer, die Eiche erhält dann immer eine gabelförmige Stammbildung, eben fo die beiden größeren Ahorne; die Ulme theilt ebenfalls den Stamm in mehrere Zweige, und die Birfe fann den verloren gegangenen Wipfel gar nicht mehr erjegen, wenn fie eine längere Zeit räumlich ftehend fortwächlt. Bei fehr Fräftigem Wuchje und gutem Boden, befonders aber wenn die verlegten Stämme in vol- lem Schluſſe ftehen, ändert fich dies aber allerdings fehr, vorausgefegt, daß dieſelben nicht überwachfen und verdämmt werden. Manche Holzarten haben die Eigenfchaft, daß, wenn ihnen der Wipfel weggenommen wird, der Saft, ftatt daß er feüher im Stamme heraufitieg und zum Höhenwuchſe und zur Kronenentwidelung das Material lieferte, nun in Die Seitenzweige tritt und dieſe veranlaßt, zu feiner Konfumtion eine Menge Heiner Seitenzweige zu entwideln, die ein Dichtes Zweiggewirr bilden. Das find diejenigen, Die einmal aus der Ninde leicht und viel Knospen entwiceln und dann auch Blätter haben, die noch in der Beichattung ſich erhalten und a ihre Sunftionen verrichten können. Diefe Holzarten find allein tauglich zu Heden, denn alle, denen diefe Eigenschaft fehlt, können feine dichte Hecke bilden, die Stämme berfelben teinigen fich eingeftugt bald von Zweigen, und haben auch ge— wohnlich nur eine fehr Furze Lebensdauer, Die Fichte und Hainbuche befisen fie in fehr hohem Grade und find daher auch unter den Baumbölzern vorzüglich zu Heden zu em— pfehlen, jo wie dev Weißdorn das vorzüglichfte Hedenholz unter den Sträuchern ift. Die Buche hat fie ſchon weniger, eben jo dev Maßholder und felbft die Tanne, allen übrigen deutfhen Waldbäumen fehlt fie, fo daß feiner weiter zur Anz legung von Dichten lebendigen Heden zu empfehlen ift. Unter den Sträuchern finden wir dagegen mehrere, die Dazu geeignet find, die am betreffenden Orte auch angeführt werden. Die gute Ausjchlagsfähigfeit am Stamm ift gewöhn- lich mit der Anlage zur Maferbildung verbunden, welche bez jonders die Ulme, Schwarzpappel und Eiche in großem Maaße haben, während fie anderen Holzarten, wie der Aspe, ganz fehlt. Sie befteht in der Entwidelung von Knospen in der Rinde, welche ſich nicht vollftändig zu Ausfchlägen ausbilden, jedoch mit ihren Wurzeln im Splinte fortwachien. Dadurch, dag man dem Baume einen Theil feiner Aeſte raubt, fo daß er einen Mangel an Blättern hat, welche die ihnen zu: geführten Säfte aufnehmen und verarbeiten, Fann man die Maferbildung Fünftlich erzeugen und befördern. Der Same der verfchiedenen Waldbäume ift außer: ordentlich verjchieden geformt. Zwilchen dem Samen der Aspe, oder den kleinen leichtgeflügelten Samenfernen der »Birfe und der großen Eichel einer Stieleiche ift ein bedeu- tenderinterfchied. Manche Samenarten fcheinen von der Natur dazu beftimmt, fich weit zu verbreiten und die erften Anfänge des Waldes zu bilden, indem der Wind den Samen oft in Kritische Blätter 32. Bd. II. Heft. 16) u GE große Entfernungen führt. Das find vorzüglich die Holz- arten, welche mit dem ärmften Boden vorlieb nehmen, wie die Aspen, Birken, Weiden, Kiefern und Fichten. Die fchweren Samenarten, wie Eicheln, Bucheln, auch fhon Hainbuchen und Ahorne, die nicht fo weit verbreitet werden, verlangen in der Negel einen fruchtbaren Boden. Doch trägt die Na- tur ebenfall8 Sorge für ihre weitere Verbreitung. Die Vögel tragen den Kern der Eldbeere, indem fie ihn wieder von fich geben, nachdem fie feine fleifchige Hülle verbaut haben, oft in fehr ferne Gegenden, wie fte überhaupt auf den neuent- ftehenden Inſeln gewöhnlich die erſten Holzanbauer find. Der Holzhäher ftedt die Eicheln im ganzen Walde herum, die Mäuſe tragen die Bucheln umber, indem fie fih Ma- gazine für den Winter anlegen, die fie oft micht ganz leeren, oder auch nicht wiederfinden. Die leichtere oder fchwerere Verbreitung des Samensd bedingt die Vertheilung der Sa⸗ menbäume zur Wiederbeſamung abholzter Orte. Bei den Holzgattungen, die einen leichten geflügelten Samen haben, den der Wind über die Schläge wegführt, Fann man Diefe oft ſehr jicher von der vorftehenden Holzwand, oder auch von einzelnen viel Samen tragenden Bäumen erwarten, während die fchweren Samenarten, die nicht von der Traufe des Baumes abfallen, eine dunflere Stellung verlangen. Ahorne, Eiche, Hainbuche überftreuen fchon eine größere Fläche mit Samen, als Eiche und Buche, Kiefer und Fichte eine größere als Weißtanne, Ulme und Birfe wieder eine größere ald alle die ebengenannten Bäume, , Bon der Größe des Kornes hängt dann auch die Höhe der Erdbedeckung ab, die es erträgt, ohne daß durch fie der Keim verhindert würde durchzubrechen. Se größer die Kern ſtuͤcke des Samens find, ein defto ftärferer Stamm kann fich aus ihnen entwideln, und je ftärfer diefer ift, deito eher kann in A cr die darüber liegende Erde ducchdringen und fich über fie emporheben. Die junge Eiche thut dies noch bei einer Erd» dee von 4 bis 5 Zoll, wenn diefe loder ift, die Birfe kann dies fchon nicht mehr bei einer folchen von 3 bis 4 Linien Die, fo daß der Birfenfame gar feine Erdbedefung erhält. Die Höhe derfelben, welche der Same erträgt, ift jedoch fehr verichieden nach der Beichaffenheit des Bodens. Se fefter und bindender derfelbe ift, deſto flacher muß der Same bedeeft werden, fo daß im ftrengen Lehmboden Ddiefelbe Erd— bedefung das Aufgehen des Samens verhindern fann, die im lodern Sandboden gar nicht mehr hinderlich wird. Die Samen der verfchiedenen Holzarten verlieren ihre Keimfraft bald früher, bald fpäter. Am laͤngſten erhält fie fich bei denen der meilten Nadelhölzer. Bei einer zweckmä— Bigen Aufbewahrung gut gewonnener abgeflügelter Samen von Fichten und Lärchen, wobei das zu ftarfe Austrocknen des Samens verhindert wird, Fann fie fih 5, 6 u. m, Sahre erhalten. Der Weißtannenfame verliert fie dagegen fchon im folgenden Jahre nach der Reife. Die meiften Laub: holzfamen müſſen fhon im nächſten Frühjahre ausgefäet werden, und einige erhalten Die Keimfraft ein oder zwei Jahre lang. Die Keimung erfolgt aber bei allen defto früher, je eher fie nach der vollen Neife in die Erde gebracht werden. Es hängt das frühere oder fpätere Keimen aber auch von der Feftigfeit der Samenhülle ab. Nicht blos die eigentlichen Steinfrüchte, wie Kirfchen, Weißdornen, Elöbeeren, liegen oft ein Sahr in der Erde, ehe fie aufgehen, fondern auch der Hainbuchenfame , der Lindenfame thun Dies gewöhnlich. Aelterer und ſehr ausgetrodneter Same liegt aber ebenfalls oft ein Jahr über, ehe er aufgeht, wenn auch fonft bei fri- [hen Samen dies im nächften Frühjahre erfolgt. Ebenſo fann dies Meberliegen bis zum nächiten Frühjahr dadurch 2 — 0 — veranlagt werden, daß in der Keimungsperiode ſehr trocknes Wetter war und dem Samen die zur Anregung des Kei- mungsprozeſſes erforderliche Feuchtigkeit fehlte. Aus den Er- fahrungen, die man in dieſer Beziehung vielfach gemacht hat, ift Die Negel entiprungen, daß man, wenn Saaten nicht gut aufgehen, nicht gleich im nächiten Jahre von Neuem Fulti- virt, jondern erft noch ein Jahr wartet, um zu ſehen, ob nicht noch nachtraͤglich ſich Pflanzen zeigen. Dies gilt aber allerdings nur von folchen Holzarten, bei deren Samen ſich die Keimfraft überhaupt länger als ein Jahr erhält, und kann nicht auf Eichen und Buchen angewendet werden, bei denen Dies nicht der Fall ift, da fie ſtets fchon im nächften Sommer nach der Reife die Keimfraft verlieren. Die Beichaffenheit des Holzes und feine Brauchbarfeit für techniſche Zwede ift bei ein und berjelben Holzart oft jehr verfchieden, fo daß fich darüber wenig mit Beitimmtheit fagen läßt, und die Angaben ber Brenngüte, Dauer, Fe— ftigfeit u. |. w. nur fehr allgemein fein fünnen. Sie blei- ben fich zuerſt nicht gleich in den einzelnen Theilen des Bau- med. Das Holz der Wurzeln, bejonders der fchwachen Wur- zelftränge, des Splintes, des Kernes, der jüngern oder ältern Hefte, des Wurzelfnotens, der Aſtwinkel und der Mafern ift im Gewichte, der Spaltigfeit, der Brenngüte, Dauer, Terz tur u. ſ. w. bei ein und demjelben Baum fehr verfchieden. Dann Ändert fich die Befchaffenheit defjelben mit dem Alter bald mehr, bald weniger, Junges poröſes Kiefernholz ift unendlich weniger dauerhaft und von geringerer Brenngüte als das Holz von einer alten harzreichen Kiefer, während wieder dieſe Verſchiedenheit bei Dem Holze einer jungen oder alten Buche, Aöpe u. ſ. w. wenig bemerfbar wird. Ebenfo hat der Boden und das Klima einen fehr großen Einfluß auf die Beichaffenheit des Holzes. Das wärmere Klima und der — 11 — fruchtbarere Boten haben weit weniger feftes und dauerhaftes Holz, als das, was in einem falten Klima und auf einem är— mern Boden wächft, weil legteres engere Holzlagen hat. In Bezug auf das Klima bleibt fich dies bei allen Holzgattungen ziemlich gleich. Die Fichten wie die Eichen aus den Fälte- ven Gegenden haben ein weit befleres und dauerhafteres Holz als die an den füdlichen Grenzen ihrer Elimatifchen Heimath wachjenden. Die Birfe erfegt im Norden die Eiche und Buche bei dem Berbrauche ald Wagnerholz vollfom- men, was fie bei der Beichaffenheit des Holzes, wie es Die Birfen in den wärmeren Lagen Deutfchlands haben, nicht könnte. In Bezug auf den Boden ändert fich Dies aber wieder bei mehreren Holzarten, Die Eiche, welche auf einem fräftigen Lehmboden wächft, giebt ein Holz, das größere Dauer, eftigfeit, Brenngüte und eine fchönere Textur hat, als das von Bäumen auf ärmerem Sandboden erwachfene. Die Eigenfchaften des Holzes ändern fich dann auch wieder nach der Gefundheit des Baumed. Bei Fernfaulen Bäumen verliert auch das ganz gefunde Holz, was man aus ftarfen Bäumen oft noch ausfpalten fann, an Güte, Hiernach ift es ganz unzuläfftg, die Eigenfchaften der verfchiedenen Holzgattungen in ganz beftimmten Berhältnißs zahlen angeben zu wollen, wie Dies wohl in mehreren Lehr— büchern geſchehen ift. Diefe kurzen Andeutungen erfchöpfen die Gegenftände, die dadurch berührt werden, noch lange nicht; fie haben eben nur den Zweck, darauf aufmerffam zu machen, Daß fich gar feine beftimmten VBorfchriften für die Erziehung und Behandlung des Holzes geben lafjen, daß man fie vielmehr immer der Eigenthümlichfeit der Hölzer anpaflen, und dazu diefe im Walde ſelbſt ftudiren muß. Eine vollftändige Holz- fenntniß kann auch nicht in Büchern gelehrt, fie muß im — IR — Walde felbft erworben werden. Doch foll fo viel als mög- lich bei jeder Holsgattung ihre Eigenthümlichfeit und ihr verfchiedenes Verhalten auf jedem Standorte bemerft wer: den, jo weit dies überhaupt befannt ift. Specielle Holzfenntniß. Die Eiche, Ihre Erziehung und Behandlung. Von den zahlreichen Eichenarten, die befannt find, und von denen von den Handelsgärtnern allein einige vier- zig Arten in ihren Verzeichniffen aufgeführt werden, find in Deutichland drei Arten einheimiſch: 1. Die Stieleiche, Quercus pedunculata, 3. die Traubeneiche, Q. robur, und 3. die Gerreiche, Q. cerris. Die beiden erften Arten find durch ganz Deutfchland verbreitet, wo ber Boden für fie paßt, die erreiche hat Dagegen eine mehr füdliche Heimath, und fommt zuerft in der Umgegend von Wien und in ben füdlicher gelegenen Provinzen vor. Hier ift fie oft mit der Stieleiche gemifcht. Sie ift gegen Epätfröfte fehr empfindlich, ihre Holz ift wer niger dauerhaft ald das der beiden anderen Arten, dagegen ein etwas beſſeres Brennholz. Sie wird nördlicher, als ihre eigentliche Heimath ift, wohl niemals mit Bortheil angebaut werden fünnen, und ihre Erziehung und bejondere Behand: lung fann daher hier wohl um fo mehr mit Stillfehweigen übergangen werden, als auch wenig Darüber befannt ift. Das Folgende bezieht ſich daher auch nur auf die eriten bei- den Eichenarten. — 13 — Deutfchland ift die eigentliche Heimath derfelben. Nach Norden gehen fie bis in die jüdlichen Provinzen Schwedens, die früher zu Dänemark gehörten, aber nicht bis in die eigent- liyen Gebirgsgegenden. Nah Oſten verbreiten fie fich durch Bolen nach Rußland, werden aber nad) Nordoften zu mehr ald Strauchholz wie ald Baum gefunden. Nah Süd— often zu fommen jte in den füdlichen Provinzen Polens und Rußlands in großer VBollfommenheit vor, bejonders in dem Fluß- und aufgeſchwemmten Boden, Nach Süden zu bilden die Alpen ihre Grenzen in Deutjchland und der Schweiz, Dagegen verbreiten fie fi in den Donauländern bis in Die Türkei hinein. In Ungarn, Serbien, der Moldau, der Wa- lachei wird die Eiche jogar zur herrſchenden Holzart und bildet den Hauptbeitand der Wälder in Diefen Ländern. Nach Weiten zu geht fie beinahe duch ganz Frankreich, doch tritt in den ſüdlichen Departements jchon die Cerreiche (auch burgundifche Eiche genannt) an ihre Stelle, An den öſtlichen Grenzen ihrer Elimatifchen Heimath fin- det man nur noch die Etieleiche, wogegen Die Lraubeneiche wieder in den Gebirgen höher anjteigt. Kine abjolute Höhe, bis wohin fie noch vorfommt könnte nur von jedem einzelnen deutſchen Gebirge angegeben werden, da fich Died nach der geographiichen Lage, den Mitternachtd> und Süd— feiten fehr ändert. Sie erreicht übrigens nicht die Höhe wie Die Buche, und wenn fie auch im Harze und in Thüringen in einzelnen feltenen Eremplaren bei 15 bis 1800 Fuß See- höhe vorkommt, jo werden doch ihre Früchte an der Grenze ihres Vorkommens nicht mehr reif. Vorzugsweiſe nimmt fie die Flußthäler und den auf- geſchwemmten Boden, fowie den bejjern Sandfteinboden ein. Die Urgebirgsarten, der Bafalt, die fchwer zerftörbaren Kalf- arten liebt fie nicht, und ift der Boden bafelbft fehr flach- — 14 — gründig, fo kann fie fih nicht mehr al Baum aus- bilden. In den bdeutfchen Alpen findet man nur fehr we- nig Eichen und dann nur von geringem Wuchfe. Die vorzüglichiten Eichengegenden Deutſchlands find die Koh— lenfandfteingebirge der Rheinprovinzen, die Sandftein- gebilde Weſtphalens und Mitteldeutſchlands, befonders Frankens, die Flußtbäler aller unferer größeren Etröme, welche fchliefführend find. Der Lehmboden und felbft der befiere Sandboden der nordöftlichen Gegenden Deutjchlands erzeugen ebenfalls fehr fehöne Eichen. Ebenſo die Vorberge des Harzed. Dem Thüringerwalde , Erzgebirge, Fichtelge— birge, Niefengebirge, Karpathen fehlt dagegen dieſe edle Holzgattung größtentheils, und es ift auch wohl nicht ans zunehmen, daß man fie dafelbft jemals mit Bortheil wird erziehen Fönnen. | Aber auch da, wo die Eiche von Natur einheimifch war und früher von fehr ſchönem Wuchfe vorfam, kann man fie nicht mehr überall nachziehen. Auf dem ärmeren Sandbo— ben erwächft fie nur zu einem nußbaren Baume, wenn Ders jelbe nicht zu humusarm iſt; da, wo der Boden durch Streu— rechen, langes Bloßliegen, oder in fehr räumlichen alten Be- ftänden feinen Humusgehalt verloren hat, ift fie nicht mehr mit Erfolg anzubauen , felbft wenn man auch dafelbft viel- leicht noch Weberrefte eines frühern guten Eichenwuchjes vor- findet. In vielen Wäldern, befonders im Buchenhochwalbde, ift fie aber auch verfchwunden, weil fie fih in der Beichattung dunfel gehaltener Samenfchläge nicht erhält, und man es verabfüäumte, ihr das nöthige Licht zu geben. Auch if wohl bin und wieder der frühere ftarfe Wildftand für fie verderblich geworden, denn für feine Holzgattung find Rebe, Roth» und Damwild fo gefährlich als für die Eichen, Hin — A105 — und wieder legte man auch wohl auf ihre Nachzucht wenig Werth und verabſäumte dieſe, indem man ihr die Buche vorzog, die ein beſſeres Brennholz giebt, oder ſelbſt das Nadelholz, weil man von dieſem in kürzerer Zeit größere Holzmaſſen und einen höheren Geldertrag zu erwarten hat. In den neuern Zeiten hat man jedoch den Werth dieſer vorzüglichen Holzgattung, die ein für viele Zwecke beinahe unentbehrliches Material an Rinde und Holz liefert, erkannt. Auch da, wo man die Eiche nachzog, hat man vielfach den Fehler gemacht, daß man ſie von Jugend auf in reinen Be— ſtänden zog, wozu ſie ſich als Baumholz nicht eignet. Nur als Niederwald, ſogenannter Schälwald, zur Erzeugung der Gerberrinde, iſt ſie in reinen Beſtänden zu empfehlen. Die reinen Baumholzbeſtände haben die Nachtheile: 1) Daß die Eichen darin eine ſchlechte Stammbildung erhalten, indem ſie darin knickig wachſen und frühzeitig eine Neigung zu Aſtverbreitung bei geringem Höhenwuchſe zeigen. Zwiſchen Buchen, Hainbuchen, Ulmen Kiefern, Fichten, welche die Ausbildung der Seitenzweige hindern und im Schluſſe ſtehend die Eiche zwingen, mit ihnen heraufzuge— hen, iſt die Stammbildung und der Höhenwuchs weit vor— züglicher. 2) In den reinen Cichenbeftänden ift nur eine geringe Humuserzeugung, da diefer Baum an und für ſich nur lo- ker belaubt ift und diefelben fih auch frühzeitig licht ſtel— len. Die oben genannten Holzgattungen düngen den Bo— den ftärfer, und ſchon darum hat die zwifchen ihnen ftehende Eiche einen weit beſſern Wuchs als in reinen Beftänden, in denen immer nur eine verhältnißmäßig geringe Holzerzeu: gung ftattfindet. 3) So ſchätzbar auch die Eiche als Nutzholz und fo werthvoll ihre Rinde ift, jo fehr ſteht fie zur Brennholzer- — 106 — zeugung in Bezug auf Maffe und Brenngüte der Buche, Hainbuche und den Nadelhölzern nad. Da nun aber ftets nur der Fleinfte Theil der Holzerzeugung reiner Eichenbejtände als Nugholz verwandt werden fann, der größte Theil nur Brennholz ift, fo wird es auch vortheilhafter, nur jolche einzelne Stämme zwijchen dem Brennbolze, welches andere Holzgattungen befjer liefern, zu erziehen, bie fi zu Nug- holzbäumen eignen. 4) Die Eiche, um ald Nusholz brauchbar zu fein, muß unter allen unferen Waldbäumen das höchite Alter erreis chen, da fie fih nur langfam entwidelt und erſt fpät Die dazu erforderliche Stärfe erlangt. Zieht man fie nur in rei- nen Beftünden, fo verzinfet fich das Materialfapital bei dem geringen Zuwachſe derjelben, der im höhern Alter alljährlich faum 1 Procent der vorhandenen Holzmaffe beträgt, ſowie dadurch, daß doch der größte Theil dejjelben nur Brennholz ift, fehe gering. Es werden daher folche reine Beſtände in Bezug auf den Geldertrag der Wälder höchſt unvortheilhaft. Ganz anders ftellt e8 fih aber, wenn man einzelne zu Nußs holz taugliche Eichen zwifchen anderem Holze im doppelten Umtriebe erziehet, wozu diefe Holzart fich vorzüglich eignet, da fie am eriten eine Freiftellung erträgt und fich lange ge— fund erhält, Diefe einzelnen Bäume wachen oft 2, 3 und mehr Procent ihrer Maſſe jährlih zu, das gefammte Hol; berfelben wird mit zunehmender Größe und Stärfe immer werthvoller, fo daß der in ihm vorhandene Geldwerth ſich oft ſehr gut verzinfet, 5) Die reinen Gichenbeftände find weit mehr den Be fhädigungen duch Spätfröfte, Wild, Vieh, durch die Pro— ceffionsraupe unterworfen, als die einzelnen Stämme, welche zwifchen anderen fie [hügenden Holzarten ftehen. Die jun gen Eichen, welche hin und wieder noch in ben ftarf bes. — 11 — weideten Nevieren vorfommen, find gewöhnlich in Dor— nen oder zwifchen fchügenden Dichten Sträuchern er— wachen. Man kann daher wohl Die Regel aufftellen, daß in der eriten Jugend die Eiche immer wo möglich mit anderen Holzarten, die für fie paffen, vermifcht fein muß, und nur da, wo der Standort für fie ganz günftig ift, wie im frucht- baren Flußboden, die silteren Beſtände, wenn fie gutwüchfig find, allenfalls durch Aushieb des eingefprengten Holzes, im höhern Alter rein hergeftellt werden können. Aber auch dann muß man bei hohen Umtriebszeiten darauf bedacht fein, den Boden mit Unterholz zu decken, fo wie in ihnen fich eine Neigung zur Lichtftellung bemerfbar macht. In dem fräf- tigen Flußboden der ſchlickführenden Flüſſe ift die Ulme am geeignetften zu dieſer Mijchung, im guten Gebirgsboden, dem Lehme des Meeresbodens die Buche, auch wohl, wenn man fpäter die Eiche rein herftellen will, die Hainbuche. Im befjern Sandboden ift man gezwungen, die Kiefer dazu zu wählen, es ift Dann aber eine große Vorficht und eine Wald— gärtnerei nöthig, um zu verhindern, daß die Eiche nicht durch diefelbe verdämmt wird. Auch Die Bermifhung von Fichte und Eiche, in welcher, wenn fie gelingt, dieſe letztere einen ausgezeichneten Wuchs erhält, ift ſehr ſchwer durch- zuführen, da bie Fichte bei ihrem lang aushaltenden Hö— benwuchfe die Eiche oft noch im höhern Alter übergipfelt und bei ihrer dunfeln Belaubung raſch verdämmt. Die fchnell wachjenden weichen Hölzer eignen fich fo wenig zur Vermi— fhung mit der Eiche, als die den Boden wenig verbef- fernde Birfe, welche ebenfalls gegen dieſelbe verdämmend auftritt. Wenn man den Boden bezeichnen will, den die Eiche verlangt, um einen guten Wuchs zu haben, fo muß man — 18 — ihn in Baumbolzboden und Niederwaldboden trennen. Da, wo ich fein mächtiger Baum mehr ausbilden kann, haben die Stofausfchlige des Niedenwaldes, wenn man fie nicht älter werden läßt als 12 bis 14 Jahre, vielleicht noch einen vortrefflihen Wuchs. Darum müffen auch die Güteflaffen für Eichenbaumbolz ganz von denen für Ausfchlagwald ge- trennt werden. Dies liegt darin, daß die Eiche ald Baum zu ihrem Gedeihen immer eine hinreichende Tiefgründigkeit des Bodens verlangt, was fie als Ausfchlagwald nicht be- darf, da nad) dem Abhiebe der Samenpflanze die Pfahl- wurzel abjtirbt und fich nur flachlaufende Seitenwurzeln aus— bilden, von denen aber die Eleinen Faſerwurzeln in die fei- nen Spalten der fchieferartigen Geſteine eindringen und ba: jelbjt Nahrung fuchen fünnen. dur Baumbolz finden wir den beiten Boden, da die Eiche vorübergehende Ueberſchwemmungen fehr gut erträgt, in den Slußthälern, wo derjelbe fich aus humusreichen Niederjchlägen gebildet hat. Fe jchliführender der Strom ift und je tief: gründiger dadurch der Boden wird, der fich aus ihm nieder: geichlagen hat, deſto üppiger wächft die Eiche darin, Die Weichſel mit ihren Nebenflüffen, die Oder erzeugen den Ihönften Eichenboden, fihon weniger gut ift derjenige im Flußthale der Elbe und Weſer. Auch haben die breiten Flußthäler ftets einen beſſern Eichenwuchs als die fchmalen, da in eritern fich der Fluß mehr ausbreiten fann und das ruhige Wafjer einen ftärfern Niederfchlag bildet. Der Lehm: boden der Uebergangs- und Eandjteingebirge, wenn er tiefs gründig und humusreich ift, bildet ebenfalld einen guten, oft vortrefflichen Eichenboden. Ebenſo der Diluviallehm des Meeresbodend. Das Alluvium hat ihn felten gleich gut wie das Diluvium. Die plutonifchen Gefteine find in der Re— gel zu ſchwer zerjtörbar, um Boden von hinreichender Tief— — 109 — gründigfeit für dieſe tiefwurzelnden Bäume zu liefern.) Bes fißt er diefe Eigenfihaft nicht, fo wird er niemals Eichen von gutem Wuchfe haben, die ihre natürliche Größe ald Baum erhalten. Wo aber die plutonifchen Geſteine einen tiefgrüns digen und kräftigen Lehmboden liefern, gedeiht diefe Holz: gattung fehr gut auf ihm. Auch die Kalfgefteine fcheint Die Eiche nicht zu lieben, Am wenigften gedeiht fie auf Dem ſchwer zerftörbaren Urfalfe, Surafalfe und in den Kreide- formationen, Beſſer ift ihre Wuchs im Mufchelfalfe, befon- ders wenn er thonhaltig ift, doch findet man auch auf ihm « jelten die höheren Güteflaffen. Sie ift auf ihm nicht aus: haltend, erreicht fein hohes Alter und ift nur einzeln in der Bermifchung mit anderen Hölzern felbft auf dem beften Kalf- boden mit Vortheil zu erziehen. Auf Gyps fann fie nur noch im Schlagholzbetriebe von nicht zu langem Umtriebe benugt werden. Der reine Sandboden eignet fich dagegen wieder nicht für dieſen, da hier die Eiche eine geringe Aus— ichlagsfähigfeit hat und die Mutterftöde nicht ausdauern, wogegen eine Beimifchung von Thonerde und hinreichender Humusgehalt hier noch gutwüchfiges Baumholz in der Ver- miſchung mit anderen Holzarten und, wenn man es nicht zu alt werden läßt, mit Vortheil erziehen läßt. Da die Eiche nicht fehr empfindlich gegen Säuren ift, fo kann fte oft noch zwifchen anderem Holze ald Baumholz auf troden gelegtem Sumpfboden, auf torfigem, wie felbft auf Moorboden gezogen werden, wo fie bei ihren tiefgehenden Wurzeln die Dürre am allererften erträgt. Für reine Eichenbeftände, gleichviel ob es Baum- oder Schlagholz ift, paßt dieſer Boden jedoch *) Hundeshagen bezeichnet den quarzreichen Granit als guten Eihenboden (Encyflopädie 1. Bd. 8. 28.), worauf fie aber ale Baum: holz gar nicht, als Schlagholz nur mittelmäßig gedeihet. — 110 — nicht, der auch für Baumbolz immer nur den geringen Klaſ— fen angehört. Im Schlagholzbetriebe wird die Eiche vorzüglich, bei einem Umtriebe von 14 bis 18 Jahren, zur Gewinnung von Gerberrinde benugt. Die befte und fräftigfte erhält man aber nur in einem Klima, worin der Wein noch wächſt. Je mehr die mittlere Jahrestemperatur abnimmt, deſto we- niger Gerbftoff enthält die Rinde, fo daß fchon die Eiche in den nordöftlichen und nördlichen Gegenden Deutjchlands die Güte derjenigen der füdlichen und weitlichen Linder hat, Die Güte der rheinifchen, füddeutfchen und belgiſchen Spie- gelrinde beruht weniger darin, daß fie von jungem Holze gewonnen wird, als daß fte in Gegenden wächſt, welche einen längeren und wärmeren Sommer haben, wie Nord» deutichland, wo in der Negel nur Baumrinde zum erben verwandt wird, in welcher mehr Bildungsjaft bereitet wer: den kann, der den Gerbftoff vorzüglich enthält. Zur Schlagholzerziegung eignen fih auch die flachgrün- digen Hänge der Berge von beinahe jeder Gefteinart, fobald fie dem Boden nur viele mineraliihen Nährſtoffe liefern. Befonders find die Gefteine dazu paffend, in deren Spalten die feinen Faferwurzeln der ftärferen Wurzelftränge tief eins dringen und darin Nahrung und Feuchtigfeit juchen fünnen, wie Thonfhiefer und Graumadenfchiefer. Selbſt der zer: flüftete Mufchelfatf hat oft noch bei einem fehr flachgrün— digen Boden einen fehr ſchönen Wuchs des Eichen-Buſch— holzes. Weniger paffen für dafjelbe die maffigen Gefteine, Granit, Quaderfandftein, wo die Steinblöde nur durch ein- zelne größere Spalten getheilt find. Ebenſo gewährt Das grö- bere Trümmergeftein, die Nollfteine, feinen pafjenden Stand» ort für Eichenfchlagholz, wenn auch noch Holzarten darauf wachfen, die mit ihren langgeftredten ftarfen Wurzelfträngen EM — Die größeren Epalten und Zwifchenräume der über einander gehäuften Felfen und Steintrümmer verfolgen fünnen, wie 3. B. die Fichte, der Tarus, die Eſche und Eberefche, welche alle diefe Befähigung haben, Der Fußboden, welcher die höchfte Güteflaffe für die Eiche als Baum bildet, paßt defto weniger für Echlagholz, je mehr er der Ueberfchwemmung aus- gefegt ift und ein ftarfer Schlief fich aus dem Waffer nieder- jchlägt. Der Eisgang, das fich fenfende Eis, wenn fich bei hohem Wafjerftande in den überſchwemmten Theilen eine Eisdecke bildet, bejchädigt den Niederwald weit mehr, als das Baumholz, die Erhöhung des Bodens durch den Nieder- jchlag des Schlicks, welcher. fortwährend ftattfindet, macht, daß die Mutterftöde da, wo die Ausfchläge hervorfommen jollen, von Diefem bededt werden. Hierin und in der im Flußboden gewöhnlich fehr dicken Rinde, liegt e8 wohl, daß die Ausschlagsfähigfeit der Eiche im Flußboden nur eine geringe ift, und die Mutterftöce des Niederwaldes nicht lange aushalten. Die warmen Südhänge der Worberge, jelbjt wenn fie einen ftarfen Neigungswinfel haben, von Ge- fteinen, Die den Boden mit viel mineralifchen Nährftoffen verfehen, find unftreitig am vortheilhafteften zuc Benugung der Eiche ald Schlagholz und zur Anlage von Schälwal- dungen, Der arme Sand im Meeresboden eignet fich nicht zur Anlage von Schälwaldungen, weil hier die Ausfchlags- fähigfeit der Eiche nur gering ift, Die Mutterftöde nicht aus— halten und der Zuwachs fchon fehr früh zu finfen anfängt. Je flahhgründiger und ärmer der Boden ifl, defto kürzer muß der Umtrieb fein, wenn man nicht an Maffenerzeugung bedeutend verlieren will, Die Stieleihe und die Traubeneiche fommen auf gün- fligem Standorte gewöhnlich gemifcht vor. Doch fondern fie fih auf ungünftigerem auch wohl, fowohl nach dem Bo- — 12 — den wie nach vem Klima, worauf bei ihrem Anbau wohl zu achten iſt. Gewöhnlich wird in den Lehrbüchern der Forftwirthichaft angeführt, daß die Stieleiche rajcher als die Traubeneiche wächft, eine befjere Stammbildung hat als diefe, daß ihr Holz leichter und fpaltiger ift ald von dieſer. Alle diefe Verfihiedenheiten werden aber mehr durch den Standort be- dingt, als daß fie in einer unverinderlihen Eigenthümlich— feit jeder Diefer beiden Gichenarten lägen. Sie find auch wohl nicht fo bedeutend, um einer oder der andern Art darum den Vorzug bei dem Anbaue einzuräumen. Dagegen ift das Gedeihen derjelben auf verfchiedenem Standorte nicht ganz gleih. Das Einfachſte ift, daß man fich darüber im Walde felbit zu unterrichten fucht. Kommt auf gleichem Standorte, wie der des anzubauenden Ortes ift, ausfchließ- lich nur eine oder die andere Epecies vor, fo ift das als ein Zeichen anzufehen, daß derjelbe hier für dieſe Eichenart günftiger ift als für Die andere. Von Natur finden wir unfere einheimijchen Holzarten Überall verbreitet, wo die Bedinguns gen ihrem Vorkommen und Gedeihen günftig find. Vermei— den fie dagegen einen Ort und eine Gegend ganz, fo fann man Died als eine fichere Andeutung nehmen, Daß irgend etwas im Boden oder im Klima liegt, was Dies hindert, oder wenigftens, daß die Standortsverbältniffe für andere Holzarten günftiger find, weshalb diefe gegen Die fehlende verdänmend auftreten, So fondern fich in den höhern Bers gen Nadel» und Laubholz von felbft, indem in den niedri- gen, wärmern Vorbergen das Laubholz das Auffommen der Fichte und Lärche verhindert, die in einem Fältern Klima ihre Heimath haben, die höhern Gebirgslagen wieder dieſen angehören. Es bleibt immer ein gewagtes Unternehmen, was felten von einem guten Grfolge begleitet ift, einheimifche = m » Holzgattungen in Gegenden anbauen zu wollen, wo fie von Natur früher niemals gefunden wurden. Da, wo ausjchließ- lich, oder auch nur überwiegend, die eine der beiden Eichens arten gefunden wird, ift es rathfam, auch diefe vorzugsweife für den Anbau auszuwählen. Kommen beide gemifcht vor, fo fann man den Wuchs, die Stammbildung, die Ausdauer, die Gebrauchsfähigfeit von jeder an Ort und Stelle unter» fuchen und darnach die Entfcheidung über den Anbau der— felben treffen. Im Allgemeinen wird ſich die Traubeneiche mehr fr die rauheren Gebirgslagen, den humusarmen ftrengern Lehm: boden, die flachgründigen Hänge eignen, die Stieleiche mehr für den tiefgründigen Boden der Ebene und die niederen Vorberge, Auch ift legterer, wegen ihres etwas rafcheren und weniger bufchigen Wuchfes, wohl der Borzug bei der Ans lage von Schälwaldungen einzuräumen. Wo Spätfröfte zu fürchten find, verdient die Traubeneiche den Vorzug, da fie wegen des ſpäten Ausbruches der Blätter und Blüthen, weniger unter denfelben leidet. Auch erhält ſich in der Re— gel die Ausfchlagsfähigfeit der Traubeneiche etwas länger als die der Gtieleiche, jo daß fie ftch noch im höhern Alter auf die Wurzel fegen läßt. Doch hängt die Grenze der Ausichlagsfähigfeit weit mehr von der Befchaffenheit des Bodens ab, ald von der Species. Im erften Jahre bildet die junge aus dem Samenferne erwachfende Eiche zwar vorzugsweife Die Pfahlwurzel aus, jedoch ändert ſich die Wurzelbildung bier jchon vielfach nach der Beichaffenheit des Bodens. ft derjelbe locker, troden, in der Oberflähe arm an Nahrung, fo bildet fich ein lan— ger in die Tiefe dringender Wurzelftrang aus, um Nahrung und Feuchtigfeit in der Tiefe zu fuchen, der wenig oder gar feine Seitenwurzeln hat und oft im erften Jahre eine Länge Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. H — 1 — von 12 bis 15 Zoll und darüber hat. Se frifcher und fruchtbarer der Boden ift, deſto weniger vorherrfchend iſt Die Ausbildung der Pfahlwurzel, und defto mehr entwideln fich ſchon im erften Jahre Seitenwurzeln, Doc find diefe im humoſen Boden zahlreicher und auch länger als im ftren- gen Lehm- oder Thonboden. In ſehr friſchem, beinahe feuch— tem humoſen Sandboden bemerkt man oft kaum eine vor— herrſchende Pfahlwurzel, während ſie auf trocknem rajolten Sandboden, wo die Dammerdeſchicht zwei Fuß unterge— bracht worden iſt, oft 75 Procent der geſammten Holzer— zeugung einer einjährigen Pflanze beträgt, und eine rüben- ähnliche Form hat. Hieraus ergeben fich von felbft die Regeln für die Wahl des Bodens für die Saatfümpe, um darauf junge Eichen zur Verpflanzung zu erziehen. Bei diefen fommt es vor- zugsweije darauf an, eine dazu pafjende Wurzelbildung zu erhalten, auf die man nur in einem frifchen, in Der Ober- fläche nahrhaften, nicht zu feften Boden rechnen fann. Der trodne Sandboden, der Thenboden eignet fich dazu jo we— nig, als eine zu tiefe Lockerung durch Najolen in diefer Be: ziehung zu empfehlen ift, da Diefe zu tiefgehende Wurzeln erzeugt. Nur wo man fehr armen und trodnen Boden ber pflanzen will, wovon man aber freilich fein belohnendes Reſultat zu erwarten hat, muß man Pflänzlinge mit tief- gehenden Wurzeln erziehen. Dieſe erhalten fie aber immer noch, wenn man die zweijährigen Eichen aus den Saat: beeten in Pflanzkämpe von trodnem Boden, der in der Tiefe hinreichende Nährftoffe hat, verjegt. Das Umgraben des fruchtbareren friſchen Lehm- oder Sandbodens 9 bis 12 Zoll tief ift die zwedmäßigfte Bearbeitung der Saatbeete. Die flachere wählt man da, wo das Unfraut und Die Verra— fung des Bodens weniger zu fürchten ift; Die tiejere Da, wo = DI — man mit Diefem Uebel zu kämpfen hat und die unerläßliche Reinigung der Saatbeete dann fehr foftbar wird, Um diefe leichter und wohlfeiler bewirken zu fünnen, ziehet man auch die Nillenfaat der Vollſaat auf den Saatbeeten vor. Wenn die Eichel fhon vor der Saat gefeimt hat, und der Keim ift entweder abgeftorben oder abgebrochen, fo wächft er zwar fort, wenn er noch nicht zu lang getrieben hatte, und die zwilchen den Kernftüden liegende Wurzel deſſelben noch gefund ift, es bildet fich dann aber feine einzelne Pfahl: wurzel mehr aus, fondern ed treten zwei oder mehrere Wur— zelfträinge an ihre Stelle. Diefe fommen dann an der Seite hervor, machen aber dann ebenjo wenig Seitenwurzeln, als die eigentliche Pfahlwurzel, und bilden nur in mehrere Theile getrennte und dabei Fürzere Wurzelſtränge. Man hat vor gefchlagen, um die Bildung einer zu langen Pfahlwurzel zu verhindern und das Einftugen derfelben, fowie die Verſetzung zu eriparen, den Keim hervorbrechen zu laffen, bevor man die Saat macht, und die Spitze abzubrechen oder mit einer Scheere abzufchneiden. Dies ift aber durchaus nicht zu bil- ligen. Man kann zwar gefeimte Eicheln ohne allen Nach— theil im Frühjahre füen, aber fie müffen dann noch einen gefunden und unverlegten Keim haben, wenn fie nicht eine Schlechte Wurzelbildung und dann einen fchlechten Wuchs er- halten follen. Iſt der Keim an der Spige abgefault oder verlegt, fo wird Die Wurzelbildung eine ganz andere, als wenn die Prahlwurzel einer zwei- oder dreijährigen "Eiche bei einer pafjenden Länge abgefchnitten wird. An dieſer bil- den fich dann an dem ftehenbleibenden Theile eine Menge Seitenwurzeln, wodurch die junge Eiche befler zur Ber- pflanzung geeignet wird. Durch das Abbrechen des Keimes erzeugt man nur nadte, an der Seite hervorbrechende, tief- gehende Wurzelftränge, welche nur ebenfalld Faferwurzeln an 92 — NM — der Spige haben. Wird die Pfahlwurzel einer einjährigen Eiche verkürzt, jo ergänzt fich diefelbe in einem Boden, der troden und in der Oberfläche nahrungsarm ift, in der Re— gel noch einmal wieder. Man läßt die jungen Eichen da— her befier zwei Jahre in den Saatbeeten ftehen, ehe man fie verfegt. Im Herbfte füet man ungern ftarf gefeimte Ei- cheln, da dieje bei ftarfem, tief in die Erde dringendem Froite in der Kegel erfrieren, was bei Eicheln, die nicht gefeimt haben, niemals der Fall ift, wenn fie mit Erde bededt find. Aber auch, wenn man eine Frühjahrsſaat machen will, jo hat man Urfache, das Keimen der dazu beftimmten Eicheln möglichft zu verhindern, da die Keime über Winter leicht ausfaulen, erfrieren oder vertrodnen, je nachdem die Art der Aufbewahrung ift. Die meiften Eicheln, welche Dabei ver- derben, erhalten fich blos darum nicht, weil man fie ftarf gefeimt in das Winterlager bringt. Wenn fie bei weicher Witterung lange unter dem Baume liegen, jo fängt ber Keim bier ſchon an hervorzubrechen, was man daran er— fennt, daß der kleine Stacyel an der Spitze aufbricht und den weißen Keim erfennen läßt. Dies zeigt an, daß es die höchite Zeit ijt, mit der Sammlung der Eicheln zu beginnen. Man fchürtet Diefe dann fo dünn als möglich auf trodne Böden, auf Scheuntennen oder in Schuppen auf, und harft fie täglich um, jelbjt wenn fie auch ganz flach übereinander liegen, um fie gehörig abzutrodnen. Hier läßt man fie trock— nen, bis die Samenhülle anfängt Eleine Nunzeln oder Budeln zu zeigen, was das Kennzeichen it, daß Die Kern- ftücfe anfangen zufammenzutrodnen. Man bringt ſie dann in dad Winterlager, um ein weiteres Austrocknen zu ver: hindern, denn durch ein zu ftarfes würde die Eichel ebenfo gut ihre Keimfähigfeit verlieren, die fie überhaupt nur bie zum nächiten Frühjahre nach der Reife erhält, als durch das — 1 1 Berfchimmeln und Faulen, was eintritt, wenn man fe zu früh, ehe fie genugfam ausgetrodnet ift, in Haufen über— einander ſchüttet. Die Aufbewahrung über Winter fann in verjchiedener Art erfolgen. Die oft vorgefchlagene im Waffer, in durch- löcherte Kalten oder Fäffer gepadt, ift durchaus zu verwer- fen, da fich die Eicheln zwar hier dem Anfehen nach gut halten, ihre Keimfähigfeit aber ftet8 ganz oder doch zum größten Theile verlieren, Im größere Haufen aufgefchütz tet, immer die gehörige Austrocknung vorausgefegt, in welche man” zufammengebundene Büfchel von Rohr, Schilf, Stroh oder Streuholz aufrecht ftehend einſteckt, damit die noch etwa in den Eicheln vorhandene Feuchtigkeit verdunfter fann, die Haufen dann, wie bei den Kartoffeln, mit Stroh, Rohr oder Laub eingededt, halten fie fih im Freien ganz gut. Ebenfo fann man fie in trocknen, mit Stroh ausgefüts terten Gruben, wie die Kartoffeln aufbewahren. Beſſer aber ift es, fte mit trocnem Sande, Torfmüll (Torffrumen) oder Spreu gemifcht in Haufen, fo daß diefe gegen Negen gefi- chert find, aufzufchütten. Die einfachite Aufbewahrungsart ift jedoch wohl, wenn man einen Platz im Freien mit Grä— ben umgiebt ‚® die ſenkrechte Wände haben und auf deren - Sohle man Töpfe halb mit Waffer gefüllt eingräbt, um die Mäuſe abzuhalten und zu fangen, dann die Eicheln höch— ftens eine Hand hoch auf diefem Plage ausbreitet, und fie, fobald Froft eintritt, drei bis vier Zoll hoch mit Laub über: det. Würden fie hier im Spätherbfte längere Zeit bei mil- dem, feuchten Wetter liegen, fo müffen fie täglich umgeharkt werden, um das Keimen der untern zu verhindern. Sobald Froft eintritt, ift Dies nicht mehr zu fürchten. Die Früchte der Stieleiche laſſen fich ſchon durch ihre Größe, dann aber auch durch ihre Länge und walzenförmige — 118 — Form von den Fleineren, fürzeren und im Berhältniß zur Länge dickeren der ITraubeneiche unterjcheiden. Auch haben diefe legteren gewöhnlich eine etwas dunflere Farbe, was aber allerdings leicht tüufchen fan, da die Färbung dunk— [er wird, wenn die Eichel nach dem Abfalle längere Zeit im Feuchten auf dem Boden liegt. Auch die Größe der Ei- cheln ift aber fehr verjchieden. Nach warmen Sommern, wenn fie recht abwachſen fünnen, find fie größer als nad) naßfalten, fo daß fchon die Jahrgänge darin eine Verfchie- denheit erzeugen. Auch der Standort ift darin nicht ohne Einfluß, indem in einem milden Klima in der Ebene Die Eicheln größer werden, ald im rauhen Gebirge. Dies darf bei Beftimmung der Samenmenge, gleichviel, ob fie nach Scheffeln oder Pfunden erfolgt, nicht unbeachtet bleiben, da die Zahl der Eicheln in einem Scheffel oder Pfunde deſto fleiner wird, je größer diefe find. Von vier Echeffeln klei— ner Eicheln fann man leicht fo viel Pflanzen erhalten, als von fünf Scheffeln großer, da die Stückzahl derjelben in einem preußiſchen Scheffel zwijchen 12,000 und 15,000 fhwanft. Man follte aber immer nur die größten und Ichönften Eicheln zur Saat verwenden, denn je geößer und vollfommener diefe find, auf einen defto beſſern Wuchs der jungen Pflanzen hat man von ihnen zu rechnen. Der Keim bildet zuerft Die Wurzel, die auf angemeffes nem Boden immer fenfrecht in die Erde dringt. Hat ſich diefe ausgebildet, um Nahrung aufnehmen zu können, jo treibt der Stamm über ihr empor. Er durchbricht zwar Die über der Gichel liegende Erddecke, wenn fie loder iſt, noch bei einer Höhe von 4 bis 5 Zoll, bei 3 Zoll, wenn ber Boden bindender ift, die hervorfommenden Pflänzchen find aber defto fchwächlicher, je länger ihnen durch langes Ver— weilen in der Erde der nöthige Lichtgenuß entzogen wird. = 19 = Es ift auch gar fein Grund vorhanden, die Eicheln fo tief zu legen, denn der Wurzelfeim fenft fich doch ſchon tief ges nug in die Erde, und am jungen Stamme entwideln fich feine Wurzeln, ebenfo wie er auch Feines Schußed von der ihn umgebenden Erde bedarf. Der einzige fünnte fein, die Eichel darum hoch mit Erde zu bededfen, daß die Saat nicht zu früh aufgeht, damit fie nicht von den Spätfröften leidet. Hat man diefe aber Spät zu fürchten, fo thut man befjer, die erjchienenen Pflanzen mit eingejtedten Neifern zu überfchirmen, wodurch fie ficherer gejchüßt werden, als durch tiefe Saat. Wo diefe im Winter vom Wilde ausgefcharrt zu werden Gefahr läuft, wird fie durch eine ftärfere Erd— bedefung allerdings ebenfalls etwas mehr Dagegen geft- chert, doch ift in dieſem Falle die Frühjahrsſaat vorzuzie— ben. Im Allgemeinen wird aber eine ſolche von 1/2 bis 2 Zoll im lodern Boden, und von a bis 1a Zoll im ftrengen, am zwedmäßigften fein, Im zweiten Jahre ift die Verlängerung der Pfahlwur— zel zwar nicht mehr fo ftarf als im erften, doch befchränft fich der Wuchs derſelben, noch vorzüglih auf die Ausbil: dung derſelben. Es bilden ſich aber, wenn der Boden nicht ganz ungünftig ift, fchon mehr Anfäge von Seitenwurzeln an ihr aus. Im günftigen Boden ift aber wohl der Wuchs diefer ebenfo ftarf, al$ derjenige der Hauptwurzel, Im vier— ten und fünften Jahre deutet fich ſchon die eigenthümliche Wurzelbildung der Eiche an. Sie befteht darin, daß fie nicht zu zahlreiche ftarfe, knickige und gebogene MWurzeläfte hat, von denen nicht viele und dabei nur furze Geiten- zweige ausgehen, bei denen die ernährenden Saugwurzeln vorzugsweife an der Spitze figen. Die eigentliche Pfahl: wurzel übernimmt die Ernährung des Stammes vorzugs- weife auf fruchtbarem Boden etwa bis zum 30. Jahre, auf — 20 — jolhem, der troden und in der Oberfläche arm ift, dagegen wohl bis zum 70, und 80, Jahre. Sie verzweigt fich dazu an ihrem Ende in ein Bündel von zahlreichen fchwachen Wurzelſtraͤnzen, die oft feine 9—12 Zoll lang find. Auf paj- fendem tiefgründigen Boden erhält fich zwar wohl dieſe Prahlwurzel bis zu einem Alter ded Baumes von 200 und mehr Jahren gefund, fie verliert aber die Bedeutung für die Ernährung und den Höhenwuchs des Baumes, die jte frü— her in dejjen Jugend hatte. Die Nähritoffe, die fie auf: nimmt, ſteigen im Holze des Kernes auf und werden Direkt dem Wipfeltriebe zugeführt, während diejenigen, welche die Seitenwurzeln aus dem Boden aufnehmen, mehr im Splint und in den Äußeren Holzlagen den Seitenzweigen zu Gute fommen. Darin liegt es, daß befonders auf Boden, der in der Oberfläche nahrungsarm ift, die Wegnahme der Pfahl— wurzel einen jo nachtheiligen Einfluß auf den Höhenwuchs des Baumes hat. Selbft wenn fich aber auch die Pfahl— wurzel bis in das höhere Alter gefund erhält, jo ift fie Doch oft faum mehr zu erfennen, da neben ihr andere ebenfo ftarfe Wurzeln gleich tief in die Erde gehen, ja jelbft Die urfprüngliche Hauptwurzel oft ſchwächer iſt als dieſe an— fänglichen Seitenwurzeln. Stößt die Pfahlwurzel aber in der Tiefe auf todten Boden, auf Steine oder Waſſer, ſo ſtirbt ſie im höhern Alter ganz ab. Dies erzeugt gewöhn— lich Stock- oder Kernfäule, da dann der Kern, der von ihr keine Säfte mehr zugefuͤhrt erhält, ebenfalls vertrocknet und die Fäulniß der Wurzel ſich ihm mittheilt. Die Streitfrage*), ob die Wegnahme der Pfahlwurzel bei gepflanzten Eichen einen nachtheiligen Einfluß auf Die *) Unter andern in den Verhandlungen des Berliner Gartenver: eins (1. Jahrg.) erörtert. — 1 — Stammbildung und den Höhenwuchs hat, läßt ſich nur fo beantworten, daß dies allerdings da der Fall ift, wo diefe auf trocdnem und ärmerem Boden vorzugsweife als die Erz nährerin des Baumes, befonders in einem Alter bis zu 30 und 40 Jahren, angefehen werden muß; daß dagegen auf fräftigem und fehr frischem Boden, wo die Pfahlwurzel fchon jehr früh eine in Ddiefer Beziehung fehr geringe Wichtigkeit hat, wenn die zahlreichen und tiefgehenden Seitenwurzeln des noch jungen Stammes auch dem Kerne und aus ihn dem Wipfel hinreichende Nährftofje zuführen, dag frühzeitige Ein- ftugen der Pfahlwurzel im feiner Art einen nachtheiligen Einfluß auf den fünftigen Wuchs des Pflanzitammes zeigt. Daraus läßt fich denn die Negel entnehmen, daß die Pflan— zung hochftämmiger Eichen aus Pflanzkämpen, zur Erziehung von Eichen zu Nutzholz und von regelmäßiger Stammbil- dung, nur auf gutem tiefgründigen Eichenboden anzurathen ift, der arme trockne Sandboden fi) aber durchaus nicht: dazu eignet. So lange die Pfahlwurzel noch vorzugsweife oder aus— schließlich die Ernährung des Baumes übernimmt, bemerft man an den Wurzelfnoten gar fein Hervortreten von Seitenzweigen, die junge Eiche erjcheint wie eine in die Erde geſteckte Stange. Sp wie aber die von der Bfahhwurzel dem Stamme zugeführte Nahrung nicht mehr genügt, die Geitenwurzeln ftärfer zur Ernährung defjelben von ihm in Anfpruch genom— men werden, bilden fich diefe auch in der Oberfläche des Bodens mehr aus. Ge nahrhafter diefer ift, deſto früher gefchieht dies, je mehr derfelbe, 3. B. durch GStreurechen, oder im räumlichen Pflanzwalde, erfchöpft it, defto fpäter. Hören die Funktionen dev Ernährung bei der Pfahlwurzel ganz auf und ftirbt dieſe ab, jo daß die Holzerzeugung allein von der Nahrung abhängt, welche die Seitemwurzeln dem — 12 — Baume zuführen, fo dehnen fich nicht blos diefe immer mehr aus und nehmen an Stärfe zu, fondern der Baum er- hält auch dadurch dicht an der Erde eine unverhältnißmä- Bige Dife. Darum erfennt man an diefer, daß eine Eiche ſtock- oder fernfaul ift, denn ein Stamm, bei dem fich die Pfahlwurzel gefund erhält, hat eine ſolche naturwidrige - Stärfe dicht über der Erde nicht. Wenn es in einigen Schriften ald Merfwürdigfeit ans geführt wird, daß alte Eichen feine Pfahlwurzel mehr ge— habt haben, fo ift dies entweder ein Mißverftändniß, indem diefelbe zwar wohl noch vorhanden war, fich aber nur nicht mehr von anderen tiefgehenden urjprünglichen Seitenwurzeln unterfcheiden ließ, oder es ift ald eine ganz naturgemäße und regelmäßig auf folhem Boden wiederfehrende Erichei- nung anzufehen, daß auf ihm die Pfahlwurzel der Eiche im höhern Alter ſtets abſtirbt. Die eigenthümliche Neigung dieſer Holzgattung, vor— herrſchend ftarfe, fich nicht ſehr weit verbreitende Wurzeläfte zu bilden, macht fie bejonders zur Stodholzrodung geeignet. Das Holz der ftarfen Tagwurzeln ift von derfelben Brenn- güte und Dauer, wie das des Stammes, weshalb fie auch zu Krummbölzern bei dem Schiffbaue benugt werden. “Die ſchwachen Wurzelſtränge haben dagegen ein ſehr poröjes Holz, was wohl faum die halbe Brenngüte des Stammholzes ha— ben dürfte. Wie alles Wurzelholz ift zwar auch das der Eiche fchlechtipaltiger al8 das Stammbolz, doch hat ed noch die größte Spaltigfeit unter allen Holzgattungen. Die Menge des Stodholzes, welche man im Verhältniß zur überirdifchen gewinnt, bleibt fich, ſelbſt eine gleichmäßige Art der Nodung vorausgefegt, nicht gleich. Bei freiftehenden Bäumen ift fie größer als bei den in vollem Schluffe zwifchen anderen Holzarten aufgewachlenen, ebenjo auf armem, loderem Boden, — 13 — wo fich die Wurzeln weiter ausbreiten, größer ald im fruchts baren Lehmboden. Im Durchfchnitte fann man annehmen, daß die Stock- und Wurzelmaffe, wenn fie rein gerodet wird, in Klaftern 20 :Brocent der geſammten Holzmaffe der Bäume von 120 Jahren und darüber beträgt. Man darf aber dabei nicht vergefien, daß die feite Holzmaffe einer Stocfflafter weit Heiner ift, als die in einer Sceit- oder felbit in einer gut- gefegten Aſtklafter. Die Stammbildung ift ſehr verschieden, je nachdem fie einzeln oder im Schluſſe ftehend erzogen wird, vb fie in reinen Beftänden erwächſt oder zwifchen Buchen, Kiefern u. |. w., welche die Seitenzweige ftarf befchatten, Ebenſo ift Stammbildung und Aftverbreitung ſehr abweichend nach der Beiihaffenheit des Vodens. Celbit ihre Stand an ftarf geneigten Süd- und Südoſt- oder Südweſtſeiten zeigt einen Einfluß darauf, indem fich die Aeſte an ihnen abwärts vom Berge ftarf verbreiten, während der Baum gegen den Berg- hang zu fich entweder ganz von Weiten reinigt, oder Diefe doch fleiner find, Die Aftbildung ift auch ſtets übereinſtim— mend mit der Wurzelbildung. Dies zeigt fi) jogar in den erften Jahren ihres Lebens. Auf lockerem tiefgründigen Sand: boden, bejonder8 wenn er bei einer Tiefe von 11/2 bis 2 Fuß nabrungsteicher it, wo fih die Pfahlwurzel vorzüglich ftarf entwidelt, zeigt fie in den erjten drei bi8 vier Jahren einen unverhältnigmäßig ftarfen Höhenwuchs, mit geringer Atentwidelung, der aber ftoct, jo wie die Pfahlwurzel ein- geftugt wird. Im ftrengen Lehmboden wächft fie analog der Wurzelverbreitung bufchiger. Dies bleibt fih auch im fpätern Alter gleich, indem im Sandboden bei unverfegten, aus dem Eamen erwachjenen Eicben in geichlofjenen Be— ftänden der Höhenwuchs ſtets vorherrichend, die Aitverbrei= tung dagegen geringer ijt als im Lehmboden. Se ftrenger — 124 — diefer ift, defto größer wird die Aitverbreitung, was einen wefentlichen Einfluß auf das Verhältniß zwifchen Aſt- und Sceitholz hat. Die Formzahlen der Eiche find außerordentlich abwei- chend nach ihrem Wuchfe, jo daß man fte in jedem Walde befonderd ermitteln muß, da furze aftreiche Eichen eine weit höhere haben, als fchlanfe zwifchen dem Nabdelholze aufge: wachſene Stämme. Für Bäume über 3 Fuß Durchmeſſer lafjen fich gar feine mehr geben, Nah König fchwanfen fie zwiichen 0,507 und 0,841, fie fünnen aber auf 0,440 heruntergehen. | Der Höhenwuchs ift beſonders in den beiden eriten Jahren jtark, weshalb die junge Eiche, da fte auch fehr tief- gehende Wurzeln hat, weniger vom Graswuchſe leidet, als die meiſten unferer anderen Holzgattungen, denen berielbe defto gefährlicher wird, je Feiner fte in den erften Jahren ihres Lebens bleiben. Sie nimmt jedoch bald einen buſchi— gen Wuchs an, und man fann e3 ald ein Zeichen eines guten Fräftigen Eichenwuchfes anfehen, wenn fie recht viele und große Seitenzweige, auch im Schluffe ſtehend, bildet. Mit dem achten und zehnten Jahre, im guten Boden, ſpä— ter im fchlechten, beginnt dann der Höhentrieb, welcher die eigentliche Verlängerung des Stammes bildet, fich wieder ftärfer zu entwickeln, beſonders wenn die Seitenzweige in der Beſchattung des nebenſtehenden Holzes abſterben. Mit dem 30. bis 40. Jahre läßt der Höhenwuchs wieder etwas nach und die Krone fängt an ſich abzuwölben, wenn ſie nicht durch nebenſtehendes Holz in ihrer Verbreitung verhindert wird. Steht ſie aber gedrängt, ſo daß das Licht nur auf die Wipfeltriebe wirken kann, ſo hält der vorherrſchende Längenwuchs länger an, und die Kronenabwölbung beginnt erſt mit 80 und 90 Jahren, wo dann der Höhenwuchs größ— tentheilg beendigt ift. Daraus folgt die Negel, daß, wenn man langjchäftiges aftreines Holz zu Bau- und Nußholze erziehen will, man der Eiche in der Jugend feinen räumli— chen Stand anweifen fann, fondern fie im Schluffe erzie— ben muß. Diefer ift aber in reinen Eichenbeftänden nicht jo günftig für die Stammbildung als in gemifchten, weil fich diefelben frühzeitig licht ftellen und ihr Schluß nicht Dicht genug bleibt, um die dominirenden Stämme zu zwingen, ftarfe Höhentriebe zu machen. Die Seitenäfte erhalten ſich in ihnen zu lange, und bewirken, daß der Schaft fnidig wächit, weil er ſtets an Stärfe über einem Afte, der einen Theil des auffteigenden Saftes ableitet, abnimmt. Diefer fnidige Wuchs, den man in reinen 40- bi8 5Ojährigen Ei— chenbeftänden felbft auf dem beſſern Boden beinahe ftetS be— merfen kann, verliert fich zwar fpäter wieder, indem fich an dem obern Theile des Schaftes ftärfere Jahresringe anle- gen, ſobald er fich von diefen Zweigen gereinigt hat, der Höhenwuchs bleibt in ihnen aber doch zurück, und man wird in reinen Eichenbeftänden niemals fo lange, walzen- förmige und aftreine Stämme erziehen, als in gemifchten. Dazu darf aber feine zu frühe Duckhforftung und Freiſtel— lung der Eiche erfolgen, Diefe ift ſchon darum für jün- gere ſchlank aufgefchofjene Stämme fehr gefährlich, weil die— jelben ſehr leicht durch Die Laſt ihrer Blätter bei naſſem Wetter, oder durh Dufthang gebogen werden, Dies fin- det vorzüglich auf den Mittelwaldfchlägen, bei den überge— haltenen Laßreifern ftatt, welche deshalb oft nothgedrungen in ihrem Wipfel etwas eingeftugt werden müſſen, um fie zu erhalten, jo nachtheilig dies auch für ihren Höhenwuchs ift, da die Eiche den Wipfeltrieb nicht mehr erjegen fann, Dann hat die Eiche aber auch eine große Ausjchlagsfähigfeit am Stamme, die ſich bis in das höhere Alter erhält, weshalb — 726, = auch noch Ältere Stämme zu Schneidelholz eingerichtet wer: den können. Bei einer zu frühen Freiftelung fchlanfer Eis chen mit fleiner Krone belaubt fi der Stamm dann wies der mit einer Menge Feiner Ausſchläge, von denen viele zwar fpäter nicht fortwachten, die aber doch für die Stamm: bildung und Epaltigfeit nachtheilig find. Diefe Wafferloden oder Kleberäfte, wie man fie nennt, find eine Eigenthümlichfeit der Eiche. Sie treten aus ver- fchiedenen VBeranlaffungen hervor und haben auch eine fehr verfchiedene Bedeutung. In reinen, gejchloffen aufwachſen— den Eichenbeftänden von 50 bis 70 und 80 Jahren belau— ben fish die zurücbleibenden Etangen, die von den dominis renden Stämmen überwachen werden, fobald der Wipfel beichattet wird und Die zuftrömende Nahrung nicht mehr aufnehmen fann. Es fommen dann eine Menge Ffleiner Zweige hervor, die aber nicht fortwachlen können, fondern immer wieder durch neue Ausfchläge erjegt werden, wenn die Altern abiterben. Es find dieſelben das Zeichen eines franfhaften Zuftandes des Baumes, an dem fie erfcheinen, und man betrachtet fie deshalb bei der Durchforftung als ein Zeichen, was zum Einfchlage der damit bedeckten Stämme auffordert. Wenn dann ferner Eichen ganz freigeftellt wer— den, um fie überzuhalten, fo zeigen fih gewöhnlich in Folge der dann eintretenden, wenn auch nur vorübergehenden Wip— feldürre unter der Krone neue Ausſchläge am Stamme, Die man als ein Zeichen der Gefundheit und Lebensfraft des Baumes anfehen fann, wenn auch im Wipfel einzelne Zweige abfterben, weil der freigeftellte Boden trodner wird, und der Einfall des Lichtes auf die Eeitenzweige das Zur ftrömen der Säfte nach dem Wipfel ableitet. Eolche Bäume, Die viel neue Stammausfchläge in der Krone, oder Dicht unter ihr entwideln, erholen fich vafch wieder von der Wip- — RM -—- feldürre. Selbſt ganz gefunde Eichen, deren Stand derfelbe geblieben ift, und bei denen feine Aenderung der Einwirkung des Lichtes auf die Blätter ftattgefunden hat, treiben aber auch oft noch Zweige am Etamıme hervor, welche fortwach- ſen. Bei den meiften anderen Holzarten, wie auch ber den Obſtbäumen, find diefe Wafferloden gewöhnlich ein Zeichen von Krankheit; bei manchen, wie bei der Birfe, fünnen fie fogar als ein foldhes eines nahen Todes angefehen werden. Dei der Eiche deuten fie aber gerade das Gegentheil an, und man fann annehmen, Daß ein älterer Baum, der folche fortwachfende, erft im höhern Alter erzeugte größere Kle— beräfte hat, und der einen fehr Fräftigen Wuchs bei voller Gefundheit zeigt, auch ein hohes Alter erreichen fann. Man fann ihre Kleberäfte, die ihren Namen davon haben, daß ihre Aftwurzel nicht bis in den Kern dringt und nur in den äußeren Jahresringen fich befindet, daran von den älteren Aeften leicht unterfcheiden, die von der Zweigbildung ber jungen Stämme herrühren, daß fie die Nindenrigen unter- brechen, welche fih an den urfjprünglichen Meften vom Stamme aus fortfegen. Der Kleberaft erfcheint, alg wenn er in dem Stamme in ein Bohrloch eingefegt wäre, und ift ringsum mit einem Fleinen Nindenwulft umgeben. Seine Wurzel, geht nur bis an den Jahresring, über dem fich die Knospe, aus der er fich gebildet hat, entwidelte, es leidet daher die Epaltigfeit und Aftreinheit des Darunter liegenden Holzes nicht. Die Stabfchläger und Schiffbau-Holzarbeiter machen daher auch einen großen Unterfchied zwifchen diefer Art von Aeſten und den urſprünglichen Zweigen, welche die Holzlagen bis in den Kern hinein unterbrechen, Diefe Neigung der Eiche, aus dem Stamme neue Aus: [läge zu treiben, wenn die vorhandenen Zweige nicht Blät- ter genug haben, um den zuftrömenden Nahrungsfaft zu ver: — 383 — arbeiten, muß auch bei dem Schneideln der Eichen, die man als Dberbaum im Mittehvalde Üüberhält und wozu man oft genöthigt wird, um dem Unterholze das unentbehrliche Licht zu verſchaffen, berücfichtigt werden. Nimmt man dabei zu viel Aefte weg, fo bededt fih der Stamm oft wieder mit einer Menge neuer Ausjchläge, wodurch er an Brauchbarfeit zu Bau- und Nußholz verliert. Dies läßt fich jedoch theil- weile dadurch verhindern, daß man Die wegzunehmenden Aeſte nicht dicht am Stamme weghaut, fondern daß man Stum- mel von etwa 1 bis 1Y2 Fuß Länge ftehen läßt, an denen dann die neuen Ausfchläge bervorbrechen. Man nennt Dies ftummeln, während der Ausdruck fchneideln die Weg- nahme der Aeſte dicht am Stamme bezeichnet. Das erftere verdient auch darum den Vorzug, weil dabei das Einfaulen der Stelle, wo der Aſt abgehauen wird, fich nicht auf den eigentlichen Stamm ausdehnt. Wird ein etwas ftarfer Ait glatt an Ddiefem weggenommen, jo fann die Berwundung nicht mehr rafch genug durch die fich bildenden Rindenwülſte überdedt werden. Das der Luft und atmoſphäriſchen Feuch— tigfeit ausgefegte Holz wird von dev Fäulniß ergriffen, Die fih dem Stamme mittheilt. Wenn dann auch jpäter eine Ueberwallung ftattfindet, fo iſt barunter eine faule Stelle im Stamme Man erfennt dies an der glatten, roſettenför— mig gebildeten Ninde, die fich über einer folchen erzeugt. Bleibt nun aber ein Stummel von dem Aite ftehen, jo fault diefer zwar ebenfalls oben ein, die Fäulniß dringt aber nicht bis in den Stamm, da fie aufhört, wenn die Wunde durch Meberwallung mit Ninde fich vollfommen fchließt. Solche geitümmelte Bäume bieten dem Auge allerdings eine unangenehmere Baumform als gefchneidelte, für die jpätere Benugung find fie aber werthvoller als Diele. Bäume, die in der Ninde des Stammes leicht Knos- — MD — pen entwickeln, ſind ſonſt ſehr zur Maſerbildung geneigt, wie z. B. die Schwarzpappel, Linde und Ulme, denn bie Mafer ift nichts als eine bündelweife Knospenbildung, die nicht zur vollfommnen Entwicklung von Zweigen gefommen ift. Bei der Eiche befchrinft fich jedoch, wenn fie nicht ges jchneidelt worden ift, Die Maferbildung nur auf Die Gegend des MWurzelfnotens und Dicht über demfelben. Bei den ftarf gefchneidelten Eichen ift aber oft der ganze Stamm nur eine große Mafer. Bei ungefchneidelten Stämmen, an denen man eine Maferbildung nur unten am Stode findet, fann man felbft auch im hohen Alter auf Stodausfchläge technen, fo lange fich auf denfelben noch Feine grüne Zweig— anfäße zeigen, die man oft kaum bemerft. Die Aefte der Eiche find fehr ftarf, aber wenig zahl: reih im Berhältniß zur Größe des Baumes, fnidig und gewunden, innerhalb der Baumfrone rein von Ausfchlägen und Nebenzweigen, und an ihrer Spige in furze dünne Triebe verzweigt. Sie geben deshalb im WVerhältniß der Holzmaffe, die fie enthalten, nur ſehr wenig furzes und frummes Neißholz. Die Menge deffelben ſchwankt nach dem Alter und Wuchfe des Holzes, da fie mit dem höhern Alter abnimmt, zwifchen 3 und 7 PBrocent der gefammten Holzmaffe, während das Aſtholz von mehr ald 2 Zoll Etärfe bis zu 20 und 35 Procent bei freiftehenden Bäumen fteigen fann. Bei dem jehr fnidigen und vielfach gefrümmten Wuchfe der Aefte und Zweige ift in einer Eichen: Aft- oder Reißig-Klafter eine Fleinere feſte Holzmafje als in Knüppel- Haftern von gerader gewachjenem Holze, oder einer Reißig— Hafter von ruthenförmigen Zweigen. Die Ausdehnung der Aefte, oder die Schirmfläche älterer Eichen ift ungemein ver: fhieden, ebenfo wie auch das Verhältniß des Stammdurch— mejjerd zum Kronendurchmeſſer ein fehr abweichendes iſt. Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. 3 — 210 — Bei den im Schluffe erwachienen Eichen, befonders auf Sand— boden, ift die Schirmfläche im Verhältniß zur Größe des Baumes nur eine fehr mäßige, indem fich der Stammdurch— mejjer 100- bis 160jähriger Eichen gewöhnlich wie 1:15 bie hoͤchſtens 18 dazu verhält. Frei auf ftrengem Lehmboden erwachfene Eichen haben aber eine weit größere Schirmfläche. Man findet in dem Oder- vder Elbthale frei erwachfene Ei- chen, wo das Verhältniß wie 1:27 und jelbft wie 1 : 28 ift. Allgemeine, für die Braris benugbare Verhältnißzahlen lafjen fich darüber gar nicht geben, man muß dieſe vielmehr in jedem einzelnen Falle jelbit juchen, wenn man von ihnen irgend eine Anwendung machen will, Daffelbe gilt von den Faktoren, die man zur Neduftion der gefammten Holsmaff e des Baumes oder Schaftes auf eine Walze von der Stärfe des unteren Durchmefjers bei der Abichägung ſtehender Bäume anwendet. Die Neduftionszahl kann 0,40, aber auch 0,75 fein, je nachdem der Wuchs des Baumes ift, Für fre erwachjene alte Eichen mit großer Ajtverbreitung laſſen fich überhaupt ſehr ſchwer anwendbare Faktoren ermitteln, da der Wuchs derjelben fo jehr ungleich ift, fie auch oft nicht mehr im Innern ganz gejund find, oder auch wohl nicht mehr die volljtändige Beäftung haben, Ihre Anwendung bejchränft fih bei der Eiche mehr noch wie bei anderen Bäumen auf Diejenigen Stämme, welche im Schluſſe erwachjen find und dadurch eine regelmäßige Stammbildung erhalten haben. Ganz freiftehend reinigt fih der Stamm oft nur in ges tinger Höhe von Aeſten, die dann oft ſich mit ihren Spigen gegen die Erde herabjenfen, Ueberhaupt find die Aeite in der Jugend fpigwinfliger angefegt, als im höhern Alter, weil jie fih immer mehr an ihren Spigen gegen Die Erde zu fenfen, je länger fie werden. Da die Blütter bei der Eiche nur an Be aͤußerſten — 131 — Zweigſpitzen figen, wo fie den vollen Lichtgenuß haben, bie innere Baumfrone ganz rein von Blättern ift, fo hat Diefe Holzgattung im Verhältnig zu ihrer Holzmafie nur eine ge: ringe Laubmenge und lodere Belaubung. Daraus, daß feine Blätter fih in der Beichattung der Baumfrone erhalten fonnen, und die Zweige innerhalb derjelben ganz kahl find, laßt fich ſchon mit Sicherheit fchließen, daß auch die jungen Pflanzen ein großes Lichtbedürfniß haben und eine ftarfe Beichattung verderblich für fie wird, Die Belaubung bleibt fich jedoch auf verfchiedenem Boden nicht gleich, denn auf dem armen Sandboden ift fie lichter als im fräftigen Lehm- boden. Dies liegt in den Abjprüngen , welche fie in dem Maße häufiger macht, wie dev Boden armer ift, während man fie im guten Boden wenig oder gar nicht bemerft, Sie glei- chen den befannten Abjprüngen der Fichte, indem im Herbite und Winter bis zum Blattausbruche die fleinen Zweige, die. von 5 bis 8 Jahre alten Trieben herrühren, von felbit aus den Achſeln brechen, wenn ſich Schnee darauf legt oder ein ftarfer Wind wehet, Befonders bemerft man fie nach fehr trocknen Sommern, wo fie oft in großer Menge unter den ältern Bäumen liegen, denn fo lange der Baum noch feine volle jugendliche Lebenskraft befigt , kommen ſie gewöhnlich nicht vor. Man fann fie nicht, wie bei der Fichte, als Kennzeichen eines zu erwartenden Samenjahres anjehen, denn gerade da, wo die Abjprünge am häufigften gefunden wer- den, find die Samenjahre am feltenjten. Sie find nichts als ein Zeichen, daß der Nahrungszufluß zu gering für Die vorhandene Blattmafje ift, und daß die Natur dies Durch Abwerfen der Fleinen Nebenzweige, die fich bei fräftigem Bo- den noch längere Zeit erhalten, zu vermeiden jucht, um Nahrungsmenge und Konjumtion in das Gleichgewicht zu ſetzen. Selbft auf dem beiten Boden ift aber die Blattmaffe 2 — 132 — geichlofjener reiner Eichenbeftände bedeutend geringer als die— jenige in Buchenbeftänden, indem fie dem Gewichte nach mindeftend 20 bis 25 Procent weniger beträgt. In ältern fih ſchon lichtftellenden Beftänden, oder auf ärmerm Boden, ift aber die Differenz im Gewichte noch weit größer. Dazu fommt auch noch, daß das Gichenblatt nicht jo leicht voll- ftändig verweft, weshalb es auch ald Düngerlaub vom Land— wirthe dem Buchenlaube fehr nachgefegt wird. Bei der Trau- beneiche tritt auch noch der Mebelftand hinzu, daß das abge— ftorbene Laub im Winter hängen bleibt, und vor dem Ab» falle vom Regen ausgelaugt, auch dann oft vom Winde fortgewehet wird. Die Eiche ift daher felbit in gefchlofjenen Beftänden feine für die Bodenverbefferung günftige Holzart. Wenn bei jungen Eichen, befonders bei der Gtieleiche, die Blätter fpät abfterben und lange hängen bleiben, fo fann man das als ein Zeichen von Gejundheit anfehen. Sie wer- den bis zum Abfterben gern vom Wilde und Vieh verzehrt, auch die jungen Triebe bis ſpät im Herbit oft dabei mit verbiffen , weshalb die Eiche, zumal da fie in der Jugend nur einen geringen Höhenwuchs hat, unter dem Wild» und Viehfraße mehr als alle übrigen deutfchen Holzarten leidet. Befonderd wird ihr das Reh verderblih, und wenig Rehe genügen, um eine Eichenfultur entweder lange im Wuchſe zurüczuhalten, oder ganz zu vernichten. Die Hafen verbei- Ben fie nur im Winter, wo fie fich von den Knospen und jungen Zweigfpigen bderfelben nähren. Bei einer einigerma- maßen ftarfen Rindviehhütung entwachfen die Eichenfulturen felbft im guten Boden dem Maule des Viehes felten vor einem Alter von 20 Jahren, oft müfjen fie aber felbit 30 Fahre erreichen, ehe man fie der Hütung öffnen kann. Zwi— fchen andern Holzarten ftehend, die ihren Höhenwuchs befür- bern, entziehet fie fich dieſer Gefahr früher. — 13 — Die Rinde der Eiche ift in der erften Jugend grün, dann filbergrau, und hat Anfangs nur einen ganz binnen Ueberzug. So lange diefelbe glatt und glänzend ift, nennt man fie Spiegeltinde. Später bildet fih aus den abfter- benden Lagen der Safthaut ein Dider riffiger MHeberzug von forfartiger Befchaffenheit und rothbrauner Farbe, auf wel- chem mancherlei Flechten leben. Diele todte Rindenmaffe ift von ſehr verfchiedener Stärke, fte vergrößert fich nicht nur fortwährend mit den Alter, fondern ift auch ſowohl in ihrer Die als felbft in ihrer Bildung nach dem Boden ſehr ver- fchieden. Je ftärfer die Jahresringe find, die der Baum anlegte, defto dicer find auch die abgeftorbenen Rindenlagen; je fchwächer die Jahresringe und je dünner darum auch Die grüne Rindenmaffe ift, defto Dinner ift auch die todte Rin— dendede. Am ftärften ift fie bei ganz alten Eichen im Fluß- boden, oder auch im humofen fandigen Lehmboden, wo fie, tief aufgeriffen, große langgeftredte Budeln bildet, die oft eine Stärfe von 2 bis 3 Zoll haben. Am bünnften ift fie an Eichen, die an flachgründigen Hängen von Urgefteinen, Thonfchiefer oder Grauwacke ftehen. Sie ift hier zwar auch noch riffig, blättert aber oft ab und erreicht kaum die Stärfe von einem halben Zoll. Es geht ſchon daraus hervor, daß das Verhältnig der Nindenmaffe zur Holzmaffe eines Bau: mes, wenn man dieſen abgeftorbenen Forfartigen Ueberzug mit in Rechnung ftellt, fein feites, gleichbleibendes fein kann. Sie fann vom Baumholze über 140 Sahre alt bei fehr di- der Ninde 20 Procent der feſten Maſſe betragen, aber auch nur 8 bis 10 Procent. Als einen mittlern Ducchfchnitt fann man etwa 15 Procent der gefammten Maffe eines Baumes von diefem Alter auf die Rinde rechnen; dies gilt natürlich aber nur von der feften Mafje, nicht von ber Klafter-Zahl, die in einer Klafter Rinde gewöhnlich noch — 1341. — nicht die halbe feite Maffe iſt, wie in einer Slafter Holz. Ebenfo unbeftimmt ift das Verhältniß der abgeftorbe- nen Nindenmafje zur grünen Nindenmaffe, welche den Ger— beftoff enthält. Die erftere kann 40, aber auch 65 und 70 Procent betragen, was bei Dem Verfaufe von gepußter Rinde an Gerber, bei welcher Die abgeftorbene Nindenfubftanz ab— geichält wird, wohl zu beachten ift. Das jüngere und fchwächere Holz giebt mehr Rinde im Berhältnig feiner Holzmafje als das ftarfe, jo daß man z. B. jchon von den jchwachen Aeſten einer Eiche die doppelte Nin- denmafje von einer gleichen Holzmaffe erhalten kann, wie von dem Stamme. Die Dice der grünen Nindenmafje fteht ftet3 mit ber Die der Jahresringe, Die der Baum in den legten Jahren angelegt hat, in einem beftimmten Berhältniffe. Sie nimmt mit diefem im höhern Alter ab, nur findet dies fehr allmä— lig in einer längern Reihe von Jahren ftatt. Die abiter- benden Saftihichten legen fih dann dem abgeftorbenen kork— artigen Ueberzuge an, wodurch Diefer Die große Dice bei jehr alten Bäumen erreicht. Hierin liegt e8 auch, Daß Die grüne NRindenfubftanz bei jungen Bäumen einen größern Theil der gefammten Holzmafje beträgt als bei Altern. Will man Nusbölzer einschlagen, Die eine ganz beftimmte Stärfe haben follen, wie 3. B. Mühlwellen, fo muß man Die Dice, welche dabei in Abzug gebracht werden muß, Fennen, um von einem ftehenden Baume ganz genau beftimmen zu können, ob er die verlangte Stärfe hat, Aus der Lage der Rindenriſſe fann man mit Sicherheit auf die der Holzfafern und die Spaltigfeit des Baumes fchließen. Werden die Rin— denriffe durch glatte Stellen unterbrochen, fo ift das ein Zei— chen, daß die Rinde fi) an dieſen erft in neuerer Zeit ers — 85 — zeugt hat, weil der Baum felbft früher verlegt wurde, Ge— wöhnlich ift er dafelbft auch fehlerhaft. Die Stärfe der abgeftorbenen Nindenfchichten entfchei- det dann auch über die Ausfchlagsfähigfeit älterer Bäume, Se dicker diefelben fchon frühzeitig werden, defto früher ver- liert fich diefe. Se diinner diefelben bei alten Bäumen find, defto eher fann man bei ihnen darauf rechnen, Daß fie jelbft im höhern Alter noch Fräftige Stodausfchläge treiben wer— den. Diefe fommen zwar immer bei gehauenen Bäumen am Wurzelfnoten, dicht an der Erde hervor, wo bie Diden abgeftorbenen Rindenfchichten aufhören, indem fih an Wur— zeln, die mit Erde bededt find, niemals folche erzeugen, Doch Schlagen folche Bäume auch am Stamme noch im höhern Alter aus, Die Knospen fommen dann immer in den Rins dentigen hervor. Durch die abgeftorbene Rindenfubftanz fann niemals eine Knospe brechen, wäre fie auch nur ſchwach. An den Rändern der Wunden, wodurch der Splint bloßgelegt wird, bilden fich ziemlich ftarfe Rindenwülfte, welche die bloßgelegte Stelle bei gefunden und wichfigen Ei- chen ziemlich rafch wieder Überwallen. Da aber das Holz auf der bloßgelegten Stelle vertrocfnet und abftirbt, fo können fih die Holzlagen, die fich über fie hinweglegen, nicht mit dem abgejtorbenen, oft ſchon faulenden Holze verbinden, und es zeigt fich dann an folchen überwallten Stellen ein Spalt im Holze, der bald fleiner, bald größer ift, und es als Nub- holz unbrauchbar macht. Oft bohren fih auch auf folchen bloßgelegten Stellen Käfer ein (Holszfreffer von den Gattungen Cerambyx, Ptinus, Annobium, Lymexilon), welche theil- weile von da aus fich fogar in das gejunde Holz verbrei- ten. Man muß daher folche Berwundungen der Eiche mög- lichft zu vermeiden juchen, da durch fie ein Baum zu Nub- holz unbrauchbar gemacht werden Fann, — 136 — Der Gehalt der Eichenrinde an Gerbeftoff hängt fehr vom Standorte ab. Das mildere Klima erzeugt befjere und fräftigere Gerberrinde als das Fültere. Aber auch auf Bo- den, der viel mineralifche Nährftoffe enthält, fcheint diefelbe befjer zu fein, als auf dem daran Äärmern Sandboden. Bis- her hat man allerdings geglaubt, daß beſonders Die Rinde vom Gichenfchlagholze, die fogenannte Spiegelrinde, einen weit größern Gehalt an Gerbeftoff habe als die Rinde älte— rer Bäume; dies dürfte aber wohl nach den neueften Erfah: rungen ein Irrthum fein, fobald man dies blos auf das grüne Rindenfleifh und die Safthaut, frei von abgeftorbe- ner Rindenfubftanz, beziehet. Sobald aber diefe mitgerech- net wird, hat freilich die Rinde vom jüngern Holze einen größern Gehalt an Gerbeftoff ald die vom alten, weil bei legterer die todte Nindenfubftanz einen weit größern Theil der gefammten Rindenmafje beträgt. Ueber die Größe, welche eine aus Samen erwachiene Eiche erreichen Fann, fowohl überhaupt als in den verjchies denen Altersftufen, läßt fich ebenfo wenig etwas Beftimmtes fagen, als über das Alter, das ein einzelner Baum mögli- cher Weife erreichen fann. Es fehlt darüber nicht an Anga— ben in vielen Lehrbüchern, fie haben aber alle wenigitens feinen praftiichen Werth. Feſt fteht nur, daß die Eiche zu ben deutſchen Bäumen gehört, die das höchite Alter, dabei den größten Umfang erreichen können und dann audy bie größte Holzmafje gewähren, die überhaupt von einem eins zelnen Bäume zu erwarten if. Wir befigen eine Menge Befchreibungen Folofjaler Eichen in England, Frankreich und Deutfchland *), finden auch gegenwärtig Eichen vor, von *) Eiche darüber unter anderen Nachweifungen: Kritifche Blätter für Forfiwiffenihaft 7. Bd, 1. Heft ©. 9 u f. — 2121 — denen fih das fehr hohe Alter kaum annähernd berechnen läßt. Das Alter, was dieſer Baum erreichen fann, ift ein fehr ungleiches und folglich auch feine Größe, die davon ab- hängt. Dann ift aber auch der Wuchs einzelner Eichen auf ganz gleichem Boden, und wenn fie unter ganz gleichen Ver— hältnifjen erwachfen, ein ungleicher, was fich am deutlichften bei Altern Bäumen herausgeftelt. Zwei 140jährige Eichen werden felten gleichen Umfang und gleiche Holzmaffe ent- halten, wenn fie auch nicht weit von einander entfernt ſte— hen. Worzüglich aber enticheidet der Standort fowohl über das Alter, welches fie überhaupt erreichen fann, als über die Größe, welche fie in jedem Alter hat. Auf dem ärme- ven Meeresfande wird fie vielleicht fchen mit 200 Jahren regelmäßig Fernfaul und wipfeltroden, während fie auf ganz angemefjenem Standorte 500 Jahre im vollen Zuwachfe aus— halten fann. Es giebt Eichen, bei denen die Dide eines Sahresringes noch bei einem Alter von 60, 80 Jahren und Darüber ẽs Zoll und mehr beträgt, aber auch wieder folche, wo zehn Jahresringe auf dieſe Etärfe gehen. Dazwifchen liegen natürlich eine Menge Abftufungen. Die Nachweifun- gen der Größe und Holzmafje einer Eiche in jedem Alter bis zur Haubarfeit find ebenfo wohl nur werthlofe Nechen- erempel, am Schreibtifche nach den Mefjfungen einzelner Stämme ausgeführt, als die Erfahrungstafeln, welche die Holzmafje reiner Beftände auf allen Güteflaffen von ber frü— heften Jugend an bis zu einem Alter von 200 Jahren nach- weilen. Da die Beſtände, welche diefe Zahlen geliefert ha- ben müßten, niemals eriftirt haben und eriftiren werden, fo fönnen dieſe fogenannten Erfahrungstafeln auch nicht auf wirklichen Erfahrungen beruhen. Will man ein Alter vor- aus beftimmen, in welchem die Eichen für den Zwed, wozu man fte erziehen will, als benugbar angenommen werden — 138 — fönnen, und will man die ungefähre Holzmaſſe wiffen, die man dann von ihnen zu erwarten hat, fo muß man Diefe aus den Unterfuchungen des Eichenwuchfes in dem betreffen- den Reviere entnehmen. Daffelbe gilt von dem Verhaͤltniſſe bed Stammdurchmefjers zum Kronendurchmeffer. Die An- gaben in den Büchern find zu unficher, als daß man fie für die praftifche Anwendung bei der Wirthichaftseinrichtung zu gebrauchen vathen könnte. Die Eiche ift mancherlei Krankheiten unter- worfen, hat aber die Eigenthümlichfeit, Daß Feine derſel— ben fie raſch tödtet, und daß fie fogar im Franfhaften Zu— ftande nicht blos noch lange vegetiven kann, fondern felbit im Stande ift, noch ftarfe Holzlagen alljährlich zu erzeugen und reichlich jehr ſchöne keimfähige Früchte zu tragen. Unter Die ihr in Diefer Beziehung wenig nachtheiligen Krankheiten gehört zuerft die Stoffäule Diefe ift fehr verfchieden nach der Urfache ihrer Entjtehung. Nührt fie von der abgeftorbenen und faul gewordenen Pfahlwurzel her, jo ift fie in der Regel mit der Kernfäule verbunden und fortichreitend, Es ift dann der Baum nur noch zu Spaltholz, wenn er dazu ftarf genug ift, zu benutzen. Iſt die DVeranlafjung dazu aber die, daß der Baum aus einem Stodausjchlage erwachjen ift, und der Stod, den der Aus: ſchlag zulegt überwallte, faul wurde, fo fann der Baum über diefem Stofe ganz gefund fein. Solche aus Stod- ausichlägen erwachfene Stämme erreichen zwar nicht Das Alter und die Größe der Samenpflanzen und werden jelten zu ftarfen Sciffbaubölzern erwachlen, fie können aber doch auf günftigem Standorte, und wenn fie von jungen Stämmen herrühren, gutes Landbauholz und nicht zu ſtarke Spalthölzer liefern. Der ärmere Sandboden ift jedoch Dazu nicht Eräftig genug. Auch im rauhen Klima fehlt den Stod: — BI — ausfchlägen die ausdauernde Lebensfraft, um eine Größe zu erlangen, bei welcher fie fich zur Verwendung als ftärferes Nusholz eignen. Wenn der Hieb tief genug geführt ift, fo überwallt der Stod ganz und gar, und wenn er |päter auch ausfault, fo erftrect fich doch die Faͤulniß nicht bis in den Stamm, der ihn oft ganz umfchließt. Diefe Art von Stod- fäule hat daher feinen Ginfluß auf die Gefundheit Des Baumes. Die ſchlimmſte Art dieſer Krankheit iſt, wenn nicht blos die Pfahlwurzel abgeſtorben iſt, ſondern wenn auch die ſtarken Seitenwurzeln ſchon von der Fäulniß ergriffen ſind, was man gewöhnlich daran erkennt, daß ſich an den Wur— zeln die ſogenannten ſaftigen Stockſchwämme zeigen. Der Baum iſt dann in der Regel ſchon ganz faul, und ſein Verderben ſchreitet raſch vorwärts, ſo daß ſein baldiger Einſchlag rathſam iſt. — Die Kennzeichen der Stockfäule ſind, außer den ſtark hervortretenden Seitenwurzeln, Mäuſe— löcher, aus welchen faules Holz hervorgebracht wird; auch der Iltis wohnt gern unter ſolchen ſtockfaulen Bäumen. — Sind die Seitenwurzeln noch gelund, fo ift die Stod- und Kernfäule eine Krankheit, die nur fehr langlam vorfchreitet, Eine andere gewöhnliche Krankheit der Eiche ift Die MWipfeldiürre Sie folgt gewöhnlich der plöglichen Frei— ftelung der bisher im Schluffe erwachfenen Bäume, weil dann der Boden der Einwirfung des Froftes, fowie Dem Aus— troefnen mehr ausgefest ift, und das ftärfer auf die Geiten- zweige fallende Licht diefe veranlaßt, mehr Nahrung in Ans fpruch zu nehmen, die dem Wipfel dadurch entzogen wird. Diefe Krankheit fchreitet bei der Eiche nur langfam vor und ift nicht abfolut tödtlich, indem eine Eiche mit dürren Wip— feläften fich nicht nur noch fehr lange erhalten fann, ſon— dern auch oft, wenn nur noch grüne Seitenzweige in genü— — m — gender Menge vorhanden find, bei ihr noch eine ziemlich ftarfe Holzerzeugung ftattfindet. Wird der Boden wieder mit einem Dichten Holzbeftande bededt, fo verliert ſich dieſe Krankheit bei jungen Stämmen oft auch ganz wieder, die bürren Zweige erhalten ſich zwar als Hornäfte fehr lange, brechen zulegt aber doch ab und die Krone wird wieder fo grün und gefund als früher. Man braucht daher nicht ängft- lich zu fein, wenn ſich auch bei übergehaltenen Eichen, die einen doppelten Umtrieb erreichen follen, nach ber Freiſtel— lung trodne Aefte im Wipfel zeigen. Iſt fonft Veranlafjung, Eichen von diefer Befchaffenheit noch längere Zeit zu erhal: ten, jo kann man fie recht gut noch ftehen laffen. Auch auf die Beichaffenheit des Holzes hat diefe Krankheit feinen Ein- fluß, da fie eine rein örtliche ift. Auf teodnem Sandboden ift indeß die Wipfeldürre nicht blos häufiger, fondern auch gefährlicher als auf friſchem tiefgründigen Lehmboden. Auch auf jehr flachgründigem Gebirgsboden kann fie leicht töd- lich werben. Eine für die Verwendung der Eiche zu Schiff- und Landbauholz, wie zu Spalthölzern und Brettwaaren ſehr nachtheilige Krankheit ift das Abfterben einzelner Holz— lagen, was man bei feiner andern Holzgattung in diefer Art findet. Es werden dabei oft mitten im Stamme an einer bald größern, bald Eleinern Stelle die Längenfafern troden, indem in ihnen feine Safteirfulation mehr ftattfindet, was fich zuerjt durch die röthere Farbe derjelben zu erfen- nen giebt, und warum Die Krankheit den Namen des roth— ftreifigen Holzes hat. Dieſe abgeitorbenen Holjlagen ver: lieren an Dauer und Feftigfeit, geben fehr leicht in Fäul— niß über, wenn das Holz zu Bau- oder Nutzholz verwandt wird, und felbft wenn der Baum älter wird, zeritört fich das Holz im Innern, was einmal von dieſer Krankheit erz — en griffen wird. Die Urſache derfelben fcheint im Boden zu liegen, denn man findet fie vorzüglich im ärmern Sandbo- den, jeltner im guten Lehmboden. Doch fommt fie auch im Tlußboden vor, Wahrfcheinlich rührt fie von abfterbenden Wurzeln her, die mit diefen feinen Saft mehr führenden Holzlagen in Berbindung ftehen. Zuweilen ift fie in ein- zelnen Forftorten, felbft bei Bäumen, die anfcheinend im fräftigften Wuchfe ftehen, ſehr verbreitet, in andern Gegen- den deſſelben Waldes bemerft man fie wieder vielleicht gar nicht. Beſonders wo die Eiche zu Schiffbauholz oder Stab- holz benugt werden foll, muß man wiffen, ob fie vorhanden ift, da fie das Holz zu diefer Art der Benugung untauglich macht. Der Doppelte Splint befteht in einem unvoll- ftändig ausgebildeten Holzringe, der deshalb abftirbt und ausfault. Man findet diefen Fehler an häufigften in armen magern Sandboden. Sroftriffe oder Eisflüfte find bei ftärfern fpalti- gen Eichen jehr gewöhnlich. Sie überwallen zwar wieder, wo fih dann ein ftarfer Nindenbudel über fie hinweglegt, an dem man fie erfennt; da aber der Epalt gewöhnlich bis in den Kern geht, fo find die davon betroffenen Bäume nur noch zur Verarbeitung als Epaltholz tauglich. Der Saftfluß oder Krebs, bei dem ein Saftfluß aus dem Baume ftattfindet, fo daß eine fchwärzliche Lauge heraustritt, ift nicht blos unbedingt tödtlich,, fondern be- wirft auch ſehr raſch das gänzliche Verderben des Hol- 3e8, jo daß ein davon befallener Baum bald eingefchlagen werden muß. Trockne Schwämme, wie Agaricus quercinus, Bole- tus igniarius, Boletus sessilis, Boletus membranaceus, zei- gen ziwar an, daß an der Stelle, wo fie fich befinden, fau— les Holz vorhanden ift, Died befchränft ſich aber oft nur — 5 gerade auf die Oberfläche des Theiles des Baumes, wor- auf jihb der Schwamm befindet. Dies kann oft an den Heften oder im Wipfel der Fall fein, fo daß der nußbare Theil des Stammes ganz gefund iſt. Oft fallen auch wohl diefe Schwämme wieder ab und die franfe Stelle über- wallt, ohne daß die Fäulniß von derjelben aus fich weiter verbreitet. Es geben daher dieſe trodnen Schwämme feinen Grund ab, wenn fie fih an den Meiten oder im Wipfel be> finden, bald einzufchlagen, Alle ſaftigen Schwämme, be— fonder8 der befannte Ziegenbart, fie mögen fih an dem einen oder anderen Theile des Baumes befinden, befunden dagegen immer ein fchon fehr vorgeichrittenes Verderben deſ— jelben und feinen nicht fernen Tod. In vielen Gegenden fehlt der Nachwuchs an jungem Eichenholze, und man ijt deshalb genöthigt, um das Be— dürfniß an Bau- und Nushölzern verfchiedener Art, fowie an Gerberrinde, zu befriedigen, Die vorhandenen alten Eichen, um fie nachhaltig zu benußgen, für fo lange Zeit ald mög- lich zu vertheilen. Es ift daher auch für den Forſtwirth von Wichtigfeit, zu willen, ob und wie lange ein nicht mehr fehlerfreier Stamm wohl noch ausdauern Fann. Außer den fchon erwähnten Vierfüßlern hat die Eiche, auch noch viel Feinde unter den Injeften. Die Maifäfer- larve frißt häufig die Wurzeln der jungen Pflanzen ab. Auch die Mauhwurfsgrille thut Dies, wenigftend im exiten Jahre. Die Tortrix viridana frißt, beſonders in den reis nen Eichenbeftänden oder in Wäldern, wo dieſe Holzart herrfchend ift; da, wo fienur einzeln eingefprengt vorkommt, findet man fie felten. Das ift eine Erſcheinung, Die fi überall wiederholt, und die fo fehr für die Erziehung ge- mifchter Beftände fpricht. Da, wo eine Holzgattung in reis nen Beftänden in großer Ausdehnung vorfommt, finden fich — 143 — auch bald die Inſekten in größerer Menge ein, die ſich von ihr nähren und auf ihr leben; da, wo ſie mehr vereinzelt unter anderen Holzarten erſcheint, können ſich auch dieſe nicht in ſolcher Menge erhalten, daß ſie für dieſelbe nachtheilig werden könnten. Der Kahneichenwickler (Tortrix viridana) tödtet die Eiche zwar nicht, vermindert aber doch den Zu— wachs in dem Jahre, wo er frißt, und macht die Fruchter— zeugung unmöglich, indem er die Blätter verzehrt, die dazu den Bildungsſtoff bereiten ſollen. Er ſoll die Trauben— eiche weniger angreifen als die Stieleiche. Noch verderbli— cher iſt der Fraß der Proceſſionsraupe (Ph. Bomb. proces- sionea), die ſich in der neueren Zeit immer weiter nach Nor— den und Oſten verbreitet hat. Wenn derſelbe mehrere Jahre wiederholt eintritt, können zuletzt die Eichen dadurch getöd— tet werden. In Iſtrien wird auch der Eichenkernkäfer, Platypus cylindrus, ſehr ſchädlich, indem er ſich im grünen Stamme einbohrt und fie tödtet.*) (Fortſetzung folgt.) *) Defterreichifche Vierteljahrsfchrift für Forſtweſen. 1. Bd. 1. Hft. ©. 36. Bon der Bertilgung der Infekten wird im Forſtſchutze ge handelt. Fortſetzung der Abhandlungen über verfchiedene Gegenftände der Taration. *) Die Blockeintheilung. Der Ausdruf Block**) wird hier gebraucht, weil er in der Preußifchen Taration von jeher üblich war, obwohl der Begriff defjelben durch die bei anderen Tarationen üblichen Ausdrüde: Wirthichaftsfompler, Wirthfchaftsbe- zirk, Hauptwirthichaftstheil, beftimmter und deut— licher gegeben wird. Die Bezeichnung duch Wirthfchafts- ganzes hat zuweilen einen noch ausgedehntern Begriff als das Wort Blod, fonft würde eigentlich dadurch dasjenige, wag man darunter verjteht, am allerdeutlichiten ausgedrüdt. Es foll nämllch dadurch ein Theil eines größern Waldes, oder Berwaltungsbezirfed (Neviers), bezeichnet werden, den man als einen ſelbſtſtändigen Wirthfchaftsbezirf betrachtet, und darum einen bejondern Betriebsplan, einen befondern Abgabefag, eine eigene für ihn berechnete Schlagordnung entwirft, um Die für ihn paffende Beftandsordnung herzu- ftellen. *) S. 31. Bd. 2. Heft ©. 151. 32. Bo. 1. Heft ©. 148. *x*) In Defterreich gebraucht man den Ausdruck Syitem dafür, woraus das Wort Syitematifirung als gleichbedeutend mit Forfttaration entjtand, das aber, fo viel wir willen, jegt nirgends mehr üblid) ift. — 195 — Dabei ließ fich aber gleich von vorherein eimwerfen : daß dann ein Block nur aus folchen Beftandtheilen gebildet werden fönnte, die in gar feiner Beziehung zu einander ftehen, und die daher eine ganz felbftftindige Wirthfchafts- einrichtung geftatten, was bei einzelnen Theilen eines großen zufammenhängenden Waldes felten oder nie der Fall ift, da fie wenigftens in Bezug auf die Beftandsordnung, die Aus- gleihung des fummarifchen jährlichen Ertrags eines Reviers immer mehr oder weniger in einer gewiffen Verbindung und Abhängigkeit von einander ftehen. Das ift ganz richtig, Die für einen Block verlangte Selbftftändigfeit und Unabhängige feit ift aber auch nixht eine abjolute, fondern immer nur eine durch die Berhältniffe mehr oder weniger bedingte. So wie man für die Familie, die Kommune, im allgemeinen Etaatsleben zwar auch eine gewifje Eelbftftändigfeit und Unabhängigfeit verlangen kann, Diefe aber fich immer den Dedingungen der Vereinigung zum Staate und den höhern Staatözweden unterwerfen muß, fo ift e8 auch bei der Bloc: bildung. Die GSelbftjtindigfeit des Blocks in Bezug auf Abgabeſatz, Wirthichaftsführung und Beftandsordnung kann immer nur unter der Beichränfung verlangt werden, daß der einzelne Waldtheil, den er in fich begreift, fich dem Ganzen fo anpaßt, daß durch Die Mebereinftimmung aller diefer ein- zelnen Theile ein wohlorganifirter Waldzuftand im Allgemei- nen hergeltellt werden kann. Die Blodbildung ift immer nur mit denjenigen Taras tionsmethoden verbunden, welche zugleich eine Wirthſchafts— einrichtung mit der Ertragsberechnung verbinden, und Diefe mehr oder weniger auf eine Slächentheilung gründen. Die- jenigen, welche den Abgabefag lediglih aus dem Vorrathe und Zumwachfe der vorhandenen Beftände entwideln, fennen fie nit, Da fie dem Wirthichafter anheimftellen, den ihm ge Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. K — 146 — gebenen Abgabefag auf die zweckmäßigſte Weife nach feinem Ermeſſen zu erheben, jo bedürfen fie auch Feiner Vorfchrift, wie und wo die Schläge ausgewählt werden follen, die im— mer in der Blockbildung, bald fpecieller, bald allgemeiner, liegt, Man kann in einem Walde, der verfchiedene Hol;- und Betriebsarten, verfchiedene Umtriebszeiten enthält, Dies jen angemefjen auch verfchiedene Betriebsklaffen bilden, um in jeder ein Altersflafienverhältniß herzuftellen; dies find aber darum noch feine Wirthfchaftsfomplere, ſchon weil für fie feine befondere Schlagordnung entworfen wird. *) Da unfere größeren Wälder immer fehr verfchiedenar- tige Beftände nach Holzgattung, Wuchs und Behandlungs: weije enthalten, da man in ihnen an verfchiedenen Orten Schläge zu führen genöthigt ift, um die in der Nähe woh- nenden Konfumenten auf eine zweckmäßige Weife zu befrie- digen, da das Holz oft in verfchiedene Gegenden bald durch Flößerei, bald zu Lande transportirt werden muß, fo Fam man frühzeitig auf Die Idee, das Gleichartige und Zufam- menliegende in einen Wirthichaftsfompler zufammenzufaffen und für Ddafjelbe die paſſenden Wirthichaftsworfchriften zu geben. ’ | Schon Wedel verlangt**), daß, um die Schläge nicht zu groß zu machen und jede VBerfchiedenheit der Beftände zweck— mäßig bewirthichaften zu können, jedes Nevier in mehrere Haupttheile zerlegt werden fol. Er dehnte dies auch auf Die verfchiedene Bodengüte aus, fo daß wo möglich jede Bodenklaſſe einen befondern Blod bildete, was auch durch jeine Idee der Broportional-Schlageintheilung nach der Bo— *) Die baierfche Tarationsinftruftion von 1840 warnt ©. 31 ad $. 37. ausbrüdlich vor diefer Schlagordnung. *) Weiſenhaver's Anleitung zur Abſchätzung der Forften Schleſiens ©. 17. — 141 — denglüte gerechtfertigt wurde. Dadurch entitanden aber eine Menge ſehr kleiner Blöcke und überall herumliegender kleiner Schläge, was ſeine großen Nachtheile, beſonders in den ſehr mit Waldweide belaſteten Revieren, hatte. Deſſen ungeachtet behielt man beſonders im Mittel- und Nieder— walde diefe Fleinen Blöcke noch lange bei, fo daß felten ein folcher, jelbit in größern Waldfompleren, mehr ald 1000 Morgen betrug. Hennert theilt ebenfalld die größeren Reviere in Blöcke *), indem er dabei die privativen Weidebezirfe und die Abfasverhältniffe vorzüglich ald maßgebend anjah. Wei— tere fpeciellere Vorfchriften in dieſer Beziehung findet man bei ihm nicht, und die Blocdbildung fcheint ziemlich dem Taxator allein überlafien zu fein. Hartig behält die in Preußen fchon übliche Einthei- lung bei, und die Vorfchrift, die er darüber in der Taxa— tions-Snftruftion von 1819 ertheilt, fagt, daß, wenn ein Wald fo groß ift, daß in ihm alljährlih an verjchiedenen Drten Schläge geführt werden müſſen, die Blöde darnach ge- bildet werden follen, daß in jedem Theile des Waldes, wo alljährlich gehauen werden muß, ein Altersklaffenverhältniß hergeftellt werden fann. Niemals foll aber ein Blod mehr ald 12,000 Morgen enthalten. Auch wurden aus den Flä— chen, welche verjchiedene Holzs und Betriebsarten ‚hatten, jo viel als irgend möglich war, nach dieſer Inſtruktion beſon— dere Blöcke gebildet. Gotta giebt die VBorfchrift**): daß, wenn ein Nevier zu ungleichartig ift, und verſchiedene Betriebsarten und Umtriebe darin ftattfinden müſſen, man Diejenigen Theile, welche einerlei Behandlung ertragen oder fordern, herausſuchen *) Anweifung zur Taration 1. Bd. ©. 121. **) Grundriß der Forftwiffenfchaft. 1. Aufl. 1832. $. 230. | 82 — 148 — und in einen Wirthichaftsfompler vereinigen fol. Außerdem fann es aber auch nöthig fein, daß felbit bei gleichartigen Beftänden mehrere Wirthfchaftsfomplere in den verichiedenen Gegenden eines Nevierd angelegt werden müfjen, theild um nicht zu große Schläge zu erhalten, theild um die Holzung zwedmäßig zu vertheilen, Er feßt dann noch hinzu: „Die wefentliche Eigenfcbaft von einem Wirthſchaftskomplexe bes fteht übrigens darin, daß er einerlei Hiebsalter verftattet und unabhängig von den anderen Reviertheilen bewirthichafs tet werden kann.“ Beides ift aber wohl weder eine wefents lihe Bedingung der Bildung eines Wirthſchaftskomplexes, noch würde fie jemals erfüllt werden fünnen. So gut wie im erften Umtriebe zur Herftellung eines paſſenden Alters- Hafienverhältniffes und einer guten Beftandsortnung von dem eigentlichen normalen Haubarfeitsalter der einzelnen Beftände eines Blockes oft abgewichen werden muß, ebenfo gut kann dies auch im folgenden und in allen fpätern Umtrieben ge- fchehen. Dann wird auch jeder Block in Bezug auf feine Beitandsordnung, wenn er unmittelbar mit andern Blöden grenzt und mit ihnen in Verbindung fteht, nicht ohne Bes rücfichtigung dieſer bewirthichaftet werden fünnen. Ob bie Schläge fehlerhaft angehauen werden, weil man dadurch Bes ftände im Blocke I. bloßftellt, oder ob man denfelben Fehler in Bezug auf Beftände im angrenzenden Blocke II. macht, bleibt fich ganz gleich, es ift immer eine fehlerhafte Anord- nung. Die Hiebsordnung wird ftetS mehr oder weniger ab- hängig fein von derjenigen in den andern angrenzenden Blö— den. Ebenfo wird man fehr felten in allen ein folches nor= males Altersflafienverhältnig vorfinden, daß nicht einer dem andern in diefer oder jener Periode aushelfen muß. Die badijche Inftruftion zur Taration der Domai- nenwaldungen vom Jahre 1843 erfennt als Gründe an, um — 149 — einen Forſtbezirk, der in der Regel als Wirthfchaftsganzges behandelt werden joll, in mehrere Wirthſchaftsbezirke zu thei⸗ len, wenn einzelne Theile deſſelben ſehr entlegen ſind und darin ſehr abweichende Verhältniſſe in Bezug auf Wirth— ſchaft und Nutzung ſtattfinden. Beſonders ſollen Mittel— und Niederwälder, durch die die Beduͤrfniſſe der Umgegend ſelbſtſtändig und jährlich nachhaltig befriedigt werden mif« jen, von den Hochwaldungen duch Bildung jelbitjtändiger MWirthichaftsbezirfe getrennt werden. Wenn mehrere, felbit in anderen Forft- und Forſtamts— bezirfen gelegene Wirthichaftsbezirfe fich wechſelsweiſe aus— helfen müffen, um die nachhaltige Benugung für einen aus— gedehnten Waldbezirf herzuftellen, jo wird diefer Verband mit den Worten: Wirthichaftganzes bezeichnet, Die bairifche Inftruftion zur Wirthichaftseinrichtung von 1840 ijt ebenfo, wie das frühere Normativ von 1819, gegen die Trennung eines Neviers in mehrere Wirthfchafts- fomplere, Sie giebt diefelbe nur ausnahmsweile nad), wo die Lage der Ortſchaften befondere bezirföweife Zufammen- Ordnung der Waldungen zur nachhaltigen und möglicht ers leichterten Deckung ihrer Bedürfniffe nöthig macht, oder wo ein Revier nach DVerfchiedenheit der Waldart in Komplere zerfällt, die für fich fo groß find, daß fie eine Separat-Be- wirthfchaftung erheiſchen. Sie will aber die Zahl der Wirth— Ichaftsfomplere ſelbſt in diefem Falle möglichft beſchränkt has ben, da fich eine regelmäßige Anordnung der Hauungen und ein regelmäßiges Altersklaffenverhältnig defto eher herftellen laſſe, je größer die räumliche Ausdehnung des Wirthſchafts— fompleres ift, Mit diefer Anficht können wir uns nicht überall eins veritanden erflären, Man hat in Baiern im Gebirge auch große Reviere, wie Berchtesgaden am Königfee, von mehr als — 150 — 30,000 Tagwerfen, die man nicht mehr gut als einen Wirth- fchaftsfompler behandeln fann. Nur dann, wenn große Schlagflächen als zwedmäßig erjcheinen, find überhaupt große Blöde winfchenswerth; wo man es angemefjener fin- det, Kleine Schläge zu führen, erfchweren die zu großen Wirth- fchaftsbezirfe nur eine paffende Anordnung der Schläge und die Herftellung der verlangten Beltandsordnung. Ob man durch große oder kleine Blöde leichter das normale Alters: Hafienverhältniß herftellt, hängt lediglich von der räumlichen Vertheilung derfelben in den verfchiedenen Gegenden des Re— viers ab. Liegen diefe fehr arrondirt, jo find große, bei einer jehr zerftreuten Lage Fleine Blöcke wünfchenswerther. Die würtembergifche Forfteinrichtung nach der In— ftruftion von 1822 gehet ebenfalls von der Anfiht aus, Daß jedes Revier nur ein Wirthichaftsganzes bilden fol, und geftattet nur eine Zertheilung defjelben in zwei, 1. wenn ber eine Theil fervitutbelaftet, der andere fervitutfrei ift; 2. der eine Theil in der Ebene aus Niederwald, der andere im Gebirge aus Nadelholz beitehet; 3. der eine Theil für ganz andere Zwede der Benusung bejtimmt ift als der andere. (Wiedemann’s forftl. Blätter f. Würtembergs, 2. Heft.) Bon den beachtenswerthen Schriftitelleen über Taxa— tion verlangt noch Klippftein*), daß die Hoch- und Nie- berwälder, infofern fie einen nachhaltigen jährlichen Ertrag liefern, getrennt als jelbitftändige Wirthichaftsgange behan- delt werden, fonft will er jedes Nevier als ein ſolches be, wirthfchaftet wiffen, infofern Die Wälder, welche es bilden, einem und demfelben Eigenthümer gehören. Faſſen wir num die Vorfchriften, welche in den ange: führten Schriften und Inftruftionen für die Bildung von *) Anweifung zur Forftbetriebsregulirung ©. 12. — 151 — Blöcken in einem und bemfelben Reviere gegeben wurden, zus ſammen, fo laflen fie fich in folgender Art bezeichnen : Jedes Nevier foll, wenn es die Verhältniffe geftatten, als ein Blod behandelt werden, feine Eintheilung in meh— rere Blöcke iſt nur als Ausnahme zu betrachten. Sie wird veranlaßt: 1) Durch die Verfchiedenheit der Betriebsarten, wenn Hoch, Mittel und Niederwaldungen in folcher Ausdehnung in einem Reviere vorfommen, daß jede diefer Betriebsarten einen nachhaltigen Ertrag für fich geben fann, 2) Wenn das Revier aus verfchiedenen von einander getrennt liegenden Theilen befteht, von denen jeder einen nach— haltigen jährlichen Abgabefaß für fich erhalten muß, um die Bedürfniffe der Anwohner zu befriedigen. 3) Wenn die Reviere, wie in Preußen, fo groß find, dag man alljährlich mehrere Schläge in den verfchiedenen Theilen derfelben nehmen muß, und darum in jedem Theile ein Altersflafienverhältnig in den Beftänden deſſelben her— zuftellen veranlaßt iſt. Es fcheinen uns diefe VBorfchriften nicht alle die Rück— fichten zu umfaffen, die bei der Blodbildung zur Erwägung _ fommen müfjen. Dies wird fich am beiten ergeben, wenn wir die Zwecke derfelben fchärfer in das Auge faffen, als es bisher geichehen if. Man muß immer evjt genau wife fen, warum man etwas thut, und was Dadurch erreicht wer— den foll, bevor man die richtigen Mittel dazu wählen kann. Ein Zwed der Blodbildung ift offenbar, wenn Die verfchiedenartigen Beftände einen Holzertrag von verfchiedener Befchaffenheit geben, durch den auch verfchiedene Bedürfnifle ‚befriedigt werden, jede dieſer Verfchiedenheiten für fich fo zu bewirthichaften, daß fte, wo möglich, einen jährlich gleich großen Ertrag liefert, was nur möglich ift, wenn man darin — 1923 — ein regelmäßiges Altersklafienverhältnig herftellt. Mögen die Beftände noch fo verfchiedenartig fein, wenn fie alle nur einen und denſelben Zwed befriedigen, wenn fie 3. B. nur Brennholz liefern, fo ift e8 nicht nöthig, jede Verfchiedenheit für fih zu behandeln, man kann Nadelholz und Laubholz, harte und weiche Hölzer in ein Wirthſchaftsganzes zuſam— menwerfen. Ob die 14 oder 15 Grad Wärme, bie in einem Wohnzimmer verlangt werden, von Erlen- oder Kiefernholz hervorgebracht werden, Fann den Bewohnern ziemlich gleich fein, beide Holzgattungen können in Bezug auf die Erfül- lung des jährlichen Abgabefages für dieſen Zweck füglich zufammengeworfen werden, Das ift aber unzuläffig, wenn die Erle verbrannt, die Kiefer zu Bauholz abgegeben wer- den muß. Dann müfjen die Erlen wie die Kiefern, jede Holzart für fih, in befondern Blöden bewirthichaftet werden. 3a es kann ein Revier, welches nichts als Kiefern ents hält, in zwei Blöcke getheilt werden müſſen, wenn der eine Theil einen jo guten Boden hat, daß wüchliges Bauholz Darauf gezogen werden fann, der andere fo fchlechten, daß er nur Brennholz erzeugt. Der Niederwald eines Re— viers kann in mehrere Blöcke getheilt werden müffen, je nachdem er nur Brennholz, Eichengerberrinde, Weidenforb- ruthen und Reifſtöcke liefert. Ebenſo der Mittelwald, wenn ber eine Theil vorzugsweife Eichen-Oberholz hat, welches größtentheild zu Nugholz verwandt wird, der andere nur Brennholz liefert. Es liegt offenbar ſchon in dem Begriffe der Nachhal- tigfeit, daß wir, wenn wir bemjelben entiprechen wollen, den Wald fo benugen müfjen, daß nicht blos dieſelbe Menge von Holz eingefchlagen werden kann, fonders daß auch dies ftetS gleich geeignet ift, alle Bedürfniffe der Konfumenten zu befriedigen; dazu muß das Holz von einer beftimmten — 1 — Beichaffenheit, die wieder von ber Art und dem Alter des Holzes abhängt, zum Hiebe kommen. Das kann es nur bei einem richtigen Altersflafienverhältniffe, und liegen die Flä— chen, welche folches Holz enthalten, in zwedmäßiger Art zus fammen, fo ftellt man dies am leichteften und lberfichtlich- ften her, wenn man aus ihnen einen befondern Blod bildet. Ein anderer Zweck ift, bei großen Nevieren die jährliche Holzung in verfchiedenen Gegenden defjelben zu vertheilen, damit die Anwohner des Waldes ihn bequemer und befjer benugen können. Dieſes findet allerdings bei den Fleinen Revieren in den übrigen deutſchen Etaaten, außer Breußen, wenn fie arrondirt find, im der Negel nicht ftatt, bei den großen PBreußifchen Nevieren, Die 20, 30, 40,000 u. mehr Morgen Wald umfaflen, oft mehrere Meilen lang find, macht diefe Nüdficht aber ſchon allein Die Eintheilung der— felben in mehrere Wirthfchaftsfomplere unerläßlich. Aber auch felbft bei Fleinern Nevieren fann fie eintreten, wenn fie aus mehrern einzelnen, oft in beträchtlicher Entfernung von einander liegenden Theilen beftehen. Oft find einzelne Ge— meinden binfichtlich der Befriedigung ihrer Bedürfniffe aus- jchließlich auf einen folchen in ihrer Nähe liegenden Nevier- theil damit angewiefen, jo Daß e8 große Uebelſtände erzeit- gen würde, wenn man nicht alljährlich in ihm "einen gleich großen Einfchlag führte, und nicht, um diefen führen zu kön— nen, danach ftrebte, in ihm ein regelmäßiges Altersklafjen- hältniß herzuftellen. Dann giebt e8 aber auch Gebirgsreviere, aus denen der ärmere Theil der Bevölferung von den nächſt— gelegenen Schlägen in den Borbergen fich feinen Holzbedarf mit Schubfarren und Handwagen anfährt, während der hinterliegende Theil mehr den Holzbedarf der wohlhabendern Bewohner liefert, welche fich diefen Durch gedungene Fuhren bringen laffen. Auch Dies rechtfertigt e8, dieſe Vorberge als — 1741 — einen befondern Block zu bewirthfchaften, um in ihnen all- jährlich das nöthige Holzquantum einzufchlagen. Hat das Holz einen fehr verichiedenen Preis in Diefen verjchiedenen Neviertheilen, weil das FZuhrlohn aus ihnen ein jehr verfchiedenes ift, fo wird es auch um der Gleich— ftelung des Geldetats willen rathſam, eine Vertheilung der Schläge fo vorzunehmen, dag alljährlich das in jedem diefer Theile zu fchlagende Holzquantum fich jo viel als möglich gleich bleibt. Findet zugleich ein Transport zu Lande und durch Flö— Berei ftatt, fo kann es zweckmäßig fein, auch die Flößfchläge in einen befondern Block zufammenzulegen, um die Flöße- rei regelmäßig betreiben zu können, und ebenfo immer das benöthigte Holzquantum für den Landtransport disponibel zu haben. Die Blockbildung fteht dann immer in einer innigen Verbindung mit der herzuftellenden Beftandsordnung. Will man die Altersklaffen in größerer Ausdehnung zufammenles gen, was man bei dem Laubholze fo gern thut, fo find große Blöcke am bejten geeignet, dies zu realifiren; will man bei dem Nadelholze fie trennen und im verfchiedene Gegenden des Waldes vertheilen, jo wird dies durch Fleine Blöcke zu erreichen fein, denn große Blöcke haben gleich große Schläge, wie umgefehrt ein Feiner Wirthichaftsfompler, in dem man alljährlich hauen will, nur Feine Schläge geftats tet. Darum läßt fich, felbft wenn man eine größere Wald: fläche in Blöde zu theilen hat, auch gar nichts über Die pafjende Größe, ein Minimum oder ein Marimum derjelben beftimmen. In Fichten, wo man kleine Schläge vorzieht, wer: den die Blöcke Fleiner fein müſſen als in Kiefern, Denn Die Kiefer ift eine Lichtpflanze, Die auf fchmalen Schlagftreifen leicht durch den Schatten der vorftehenden Holzwand leidet, — 195 — was bei der Fichte nicht der Fall iſt. In Buchen müſſen die Blöcke und Schläge noch größer ſein, da man hier oft genöthigt iſt, mit einem Male große Flächen in Betrieb zu nehmen. In den Weidenhegern kann man Wirthſchaftskom— plere von 10 Morgen Größe zu bilden veranlaßt fein. Ein Schlag von 2 Morgen bei 5jährigem Umtriebe ift übrig groß genug. Zwar läßt fich allerdings auch eine Bertheilung der Altersklaffen in einem Blode duch mehrere Echlagtouren, Hiebszüge, Echlagpartien, oder wie man fie nennen mag, erreichen, in denen man an mehrern Stellen verfchiedene Schläge in einem und demfelben Blocke alljährlich nimmt ; allein das heißt nur das Kind mit einem andern Namen taufen, Die Sache bleibt ganz diefelbe und wird nur weit fomplicirter und weniger liberfichtlich in der Ausführung, als wenn man für jeden Block nur einen Schlag nimmt und ihn darum Fleiner macht, weil man durch die Perioden— bildung die Schlagführung auf die einfachfte Weile vor— jhreiben fann, Wenn man die Beftandsordnung für jeden Block dann zwar felbjtftändig, doch aber auch mit gehöriger Beachtung derjenigen der angrenzenden Beftände entwirft, fo wird fie weit überfichtlicher, ald wenn man mehrere Schlag: touren, in denen alljährlich gehauen werden fol, in einen und denſelben Block zufammenlegt. ine Beitandsordnung, mit-Nüdficht auf das herzuftellende Altersklaſſenverhältniß und die Bertheilung der Altersflaffen in einem Reviere von 20 und 30,000 Morgen ohne Dlodeintheilung, blos nady Vertheilung der Schlagpartien, überfehen und beurtheilen zu wollen, hat feine großen Schwierigfeiten, Iſt fie aber erft für jeden einzelnen Block gemacht, der nicht größer ift, als daß man ohne Gefahr jede Altersflaffe entweder ganz oder Doch größtentheils zufammenlegen kann, fo ift die Meberficht auf der weit Fleineren Fläche, für Die ein felbitftändiger Hiebs— — Mm — plan entworfen wird, natürlich weit leichter als auf ber größeren, da dabei die Beziehungen, in denen die Blöde in diefer Hinficht zu einander ftehen, leicht in das Auge fallen. Darum verwerfen wir aber die Bildung von Hiebszügen und Schlagtouren nicht, welche befonders durch die Bildung des Terrains und im Gebirge oft unerläßlich find, auch bei jehr zerftreut liegenden Altersflaflen oft an die Stelle der Blodeintheilung treten müffen; wir behaupten nur, daß durch fie die Eintheilung in Blöde bei größeren zufammenhängen- den Waldflächen, wo eine gute Beftandsordnung von Wich— tigkeit ift, nicht entbehrlich oder gar überflüſſig gemacht wird. Eine gute Eintheilung in Blöde ift die Mutter einer guten Beftandsordnung. Sn den Revieren, welche mit Weider, Maft-, Streu- und Holzberechtigungen, die nur bei einem gewiffen Zuftande der Beſtände ausgeübt werden fünnen, belaftet find, und bei benen dieſe Berechtigungen entweder überhaupt nur auf einem Theile des Reviers laften, oder der Yage nach nur ausge- übt werden fünnen, ift die Sonderung derjelben in Wirth- ichaftsfomplere, die den Servitutgrenzen entjprechen, beinahe unvermeidlih. Sobald die Ausübung des Rechtes nur bei einer gewiſſen Beichaffenheit der Bejtände erfolgen kann, muß auch ſtets ein verhältnißmäßiger Theil derſelben auf der mit einer Berechtigung belafteten Fläche in dem Zuftande fein, wie ed diefe verlangt, um ausgelbt werden zu können. So müffen in der Mark Brandenburg fünf Sechstheile eines mit der Waldweide belafteten Kiefernrevierd dem Weidevieh geöffnet werden, ed darf nur ein Sechstheil deffelben in Schonung liegen. Bei dem Streurechen muß binreichendes altes Holz vorhanden fein, um nicht genöthigt zu werden, auch bie jungen Beftände, in denen es noch weit verderblicher wird, berehen zu laſſen. Maftnugung fann man nur von ben — 17 — ältern Altersflaffen erwarten, Raff- und Lefeholz geben nur die jüngern Beftände, Abraum wieder nur die Echläge u. ſ. w. Echon allein die Nichtbeachtung diefer Berechtigungen bei der Block- und Periodenbildung warlirfache, daß viele Taratio- nen, bie unter Hartig's Leitung in Preußen ausgeführt wurden, fich als ganz unbenugbar für die Verwaltung zeigten. Eine andere Ruͤckſicht ift, daß man bei der Eintheilung eines Neviers die Vertheilung der Altersklaffen, wie fe ge- genwärtig ift, beachtet, um fo viel ald möglich ſchon im er- ften Umtriebe das vortheilhaftefte Haubarfeitsalter bei der Benutzung jedes Beftandes innehalten zu fünnen. Eine une erläßliche Anforderung, die man an jeden Block machen muß, ift, daß man alljährlich einen Schlag in ihm nehmen Fann, und dazu auch taugliches und brauchbares Holz in hinrei— chender Menge vorfindet. Dazu gehört aber ein genügendes Altersflafienverhältnig, denn man fann fo wenig einen Bloc aus lauter jungem Holze, wie aus lauter haubaren Beſtän— ben bilden, Das erftere würde man jeßt noch nicht be- nugen und Die legteren nicht in die fpäteren Perioden hin: ausfchieben Fönnen. Auch die Herftelung eines richti- gen Altersflaffenverhältnifies für die Zufunft, was man doch ebenfalls für jeden Block verlangen muß, wird mit deſto mehr Opfern verbunden fein, je unglinftiger Diefer ge- genwärtig und im erften Umtriebe iſt. Diefe Nückficht ift fo wichtig, daß fie oft vorzüglich darüber entfcheidet, welche Flächen man dem einen oder dem andern Blocke überweifet: Es würde fein fehlerhafteres Berfahren geben, als wenn man in einem Neviere, was im Allgemeinen ein genügendes Altersflafienverhältniß hat, in dem aber die Altersflaffen un- günftig vertheilt liegen, eine Eintheilung in verfchiedene Blöcke fo machen wollte, daß dabei jedem einzelnen Blocke eine oder Die andere Alteröflafie überwiegend zugetheilt würde, fo daß — 155 — in jedem das Alteröflaffenverhältnig ein ungünftiges wäre, Sit einmal in einem Neviere ein folcher Zuftand vor handen, jo kann Died dazu nöthigen, die Eintheilung in Dlöde ganz aufzugeben und fich vorläufig mit der Bildung von Schlagpartien zu begnügen, um für die Zufunft eine Aenderung der Beftandsordnung vorzubereiten, Die fich Doch mit einem Male nicht erreichen läßt. Damit ift nun aber nicht gelagt, daß jeder einzelne Bloc gerade ſchon jekt ein richtiges Altersklaffenverhältnig haben muß; Dies ift felten möglich, auch fo wenig nöthig, als daß für jeden einzelnen eine vollftändige periodische Gleichſtellung des Ertrages er— folgen muß. Sie können fich innerhalb gewiffer Grenzen darin ausgleichen, und es muß bei der Hiebsanordnung nur dahin gewirft werden, Daß dies richtige Altersflaffenverhält: niß nach und nach hergeftellt werden Fann. Dabei müſſen wir aber bevorworten, daß wir bei ber Forderung einer Herjtellung eines richtigen Altersflaffen- verhältnifjes dies nicht in dem gewöhnlichen Sinne nehmen, wie e83. B. Hundeshagen fi bei der Entwirflung des Nußungsprocents denft, Das wäre das fogenannte normale, nicht immer das richtige, wie wir es und den— fen. Gegen die Herftellung Diejes normalen Altersflafjen- verhältnifjes ift ſchon oft genug in dieſen Blättern proteftirt worden, weil nicht ein und daſſelbe Alter bei den: jelben Beftänden gleihmäßig das vortheilhaf— tefte ift, worin fie bei der Benußung den höch— ften Ertrag geben. Das normale Altersklaffenverhältnig ift ein ganz bejtimmtes, Durch Die Umtriebszeit gegebenes, das richtige aber muß nach der Eigenthümlichfeit des Ber ftandes in Bezug auf Wuchs, Ausdauer, Holzhaltigkeit, Brauchbarkeit des Holzes für beftimmte Zwede, für jeden einzelnen Beftand jedesmal fpeciell ermittelt werden. Dies — 159 — ift eine ber fchwierigften Aufgaben bei der Betriebsregulirung und Hiebsanordnung, die nur der wird löſen können, ber einen durch Erfahrung erworbenen praftifchen Blick hat, und den Holzwuchs im Neviere, alle Verhältniffe, die in Bezug auf die frühere oder fpätere Benußung der einzelnen Be— ftände beachtet werden müſſen, richtig beurtheilen kann. Ein 70- und SOjähriger Beftand kann bei 120jährigem Umtriebe ſehr oft als vollfommen haubar der Alteften Altersflafje ein- gereiht werden müfjen, während ein 100jähriger der zweiten oder gar dritten ganz zweckmäßig zugetheilt werden kann, weil er ſich am vortheilhafteften erft in einem Alter von 130 bis 150 Jahren benugen läßt. Es iſt freilich weit leichter, eine Formel zu geben und bei der Ertragsfeſtſetzung anzu— wenden, durch die man zulegt einen Zuftand des Waldes herftellt, bei welchem der nachhaltige Ertrag defielben jedes— mal in einem Alter gehauen werden fann, welches genau der angenommenen Umtriebszeit entfpricht, als für jeden ein zelnen Beftand, mit Beachtung aller Beziehungen, in welchen er zu allen andern Beftänden fteht, erſt dies vortheilhafteite Alter zu fuchen. Iſt denn aber auch diefes Alter bei allen Beftänden eines Waldes immer ein gleiches? — Die Um: triebszeit bezeichnet e8 allerdings im Allgemeinen, voraus- gejeßt, daß fie richtig beftimmt iſt ; dabei können aber ein? zelne Beftände vorfommen, die bei befierm oder fchlechterm Boden, gutem oder fchlechterem Wuchfe, größerer oder gerin- gerer Holzhaltigfeit, ein ganz anderes Haubarfeitsalter errei— chen müflen, als das durch den Umtrieb im Allgemeinen bezeichnete, wenn man fie am vortheilhafteften benugen will, — Darüber ift fchon fo viel in diefen Blättern ver- handelt worden, daß wir wohl die fpeciellere Ausführung übergehen und uns mit dieſer allgemeinen Verwahrung be— gnügen können, daß überall, wo in diefem-Auffage von einem — 160 — richtigen Altersflaffenverhältniffe Die Rede ift, nicht das Hundeshagen’sche normale darunter verftanden wird. Wieder noc eine wichtige Nücjicht bei der Auswahl und Zufammenlegung der Flächen, welche einen Blod bilden follen, ift die, daß man bei größeren, in mehrere Schuß- bezirfe getheilten Nevieren, die Schläge und Kulturen fo vers theilt, daß die Korftbeamten, welche fie ausführen, ftets eine gleichmäßige Beihäftigung erhalten, zu feiner Zeit mit zu viel Arbeit überhäuft werden, während fie wieder in anderen Zeitabfchnitten des Umtriebes gar feine eigentlichen Verwal— tungsgefchäfte haben, und ber Forſtſchutz allein ihre Thä— tigfeit in Anfpruch nimmt. Die wichtigften Arbeiten des eigentlichen Förfters find immer die fpecielle Leitung des Ein- ſchlags und der Aufarbeitung des Holzes, die Abgabe bef- felben an die Konfumenten, Die Aufſicht bei den Kulturen, die Samengewinnung, Erziehung von Pflanzen u. f. w. Hat er zu viele oder zu große Schläge oder Kulturflächen, fo ift er oft nicht im Stande, dieſe Gefchäfte in feinem Bezirfe genügend zu verrichten; find dagegen, weil das haubare Holz fehlt, weder Schonungen noch Schläge in demfelben vorhanden, fo fehlt ihm alle Beihäftigung, zumal da in man- chen Jahreszeiten ihn auch wohl der eigentliche Forſtſchutz wenig oder gar nicht in Anfpruch nimmt. In denjenigen Staaten, wo die Neviere fo Hein find, daß der Neviervers walter felbft alle diefe Gejchäfte Übernehmen fann, kommt dieſe Ruͤckſicht allerdings nur infofern zur Sprache, als man fi) vorjehen muß, nicht zu viel Feine Schläge in einem Reviere anzuordnen. Dieſe erhält man aber jehr leicht in zu großer Anzahl, wenn man die Blödfe durch Bildung meh» terer Hiebszüge in einem Blode erfegen will, In Preußen aber, wo dieſe viel zu groß find, als daß der Oberförfter als Revierverwalter den Einjchlag und die Aufarbeitung des — Si, — Holzes, die Anweiſung und Abfuhr ſelbſt überwachen oder übernehmen fönnte, wo auch felbft die Ausführung aller Kulturen dem Förfter Übertragen werden muß, ift es von großer Wichtigfeit, die Blöcke, wo es möglich ift, den Schuß: bezirfen der eigentlichen Yörfter anzupaflen, um bie Arbeit, welche dies verurfacht, möglichft gleichmäßig zu vertheilen. Dies ift auch vorgefchrieben, und diefe Vorfchrift ift um fo zweckmäßiger, als bei weitem in den meiften Fällen auch den übrigen Nüdfichten bei der Blodbildung, Bertheilung der Altersklaffen im verfchiedene Gegenden des Reviers, Be— achtung der Servituten, des Abſatzes u. |. w. am beften ge- nügt wird, wenn man Die Blöde nach den Schußbezirfen der eigentlichen Förſter ordnet. Wenn hier nur dasjenige aufgeführt worden ift, was bei der Eintheilung in Blöcke beachtet werden muß, um fie zweckmäßig auszuführen, jo muß nun aber dazu auch noch bemerft werden, daß es Fälle giebt, wo eine folche über— haupt nicht zweckmäßig ift, auch wohl gar nicht ausgeführt werden kann. Gewiß ift es unrichtig, wenn manche Taxa— tionsinftruftionen fie gleich von vornherein im Allgemeinen verwerfen, fie nur als Ausnahme zulaffen wollen, und fie mehr als einen, wo möglich zu befeitigenden Uebelſtand be- trachten, wie als etwas, was für die Herftellung geordne— ter Zuftäinde im Walde vortheilhaft ift. Für größere arron= dirte Waldmaffen ift fie entjihieden ein vortrefflihes Mit- tel, um geordnete Zuftände darin herzuftellen, und es ift nur al8 Ausnahme anzufehen, wenn man bei Diefen verans laßt fein kann, auf fie zu verzichten. Diefe Fälle find: 1) wo, wie jchon oben bemerft wurde, die Altersflaf- fen fo ungünftig vertheilt find, daß man nicht im Stande ift, in jedem einzelnen Blode ein genügendes Altersklafien- Kritische Blätter 32. Bd. 11. Heft. L —— I = verhältniß herzuftellen, während fich daſſelbe für den ge- fammten Wald weit vortheilhafter geftaltet. In dieſem Falle wird man durch Bildung bloßer Hiebszüge oder Schlag: touren oft den Zwed der Herftellung einer guten Beftande- ordnung in der Regel mit geringeren Opfern, die durch die Abweichung vom vortheilhafteften Haubarfeitsalter gebracht werden müffen, erreichen fünnen, als duch eine Blodein- theilung. 2) Soll diefe überhaupt alles das leiften, was man von ihre verlangt, fo Dürfen die Flächen, welche man zu einem Blode zufammenlegt, nicht zu vermifcht mit denen an- derer Blöde fein. Am wünfchenswertheften iſt es zwar, wenn eine Blodfläche ganz arrondirt ift, Doch ift Died noch feine unerläßliche Bedingung einer guten Blodbildung. Es fonnen dazu auch mehrere getrennt liegende Flächen, wenn fie dDieerforderlihen Schlaggrößen geben, in einem Block zufammen verbunden werden, wenn fie alle die Eigen- fchaften haben, welche man von den einzelnen Blodtheilen verlangen muß, und fich in ihnen eine Einheit der Wirth- fchaftsführung beritellen läßt. Müſſen aber felbit die Schläge aus mehrern Fleinen Beftandsfiguren, die getrennt von ein- ander liegen, zufammengejegt werden, fo können die wich- tigften Zwede der Eintheilung in Blöcke nicht erreicht wer- den. Dies ift häufig der Fall mit den kleinen Erlenbrüchern, die in den Kieferhaiden zerftreut umberliegen, deren ganze Fläche oft groß genug zur Bildung eines Niederwaldblo- des ift, Die aber Doch, wegen ihrer zerftreuten Lage, fich nicht zu einer folchen eignen, 3) Die Fläche, Die man zu einem Dlode zufammenlegt, muß groß genug fein, um alljährlich paſſende Schläge darin führen zu können. Es fann dann aud) bedingungsweife ein ausjegender Betrieb in den Blöden geführt werden, doch darf — 463 — fi dies nur auf eine Ausgleichung der Berioden oder Schläge beziehen, Die wegen unrichtiger Altersflaffenverhält- niffe in den einzelnen Blöcken einen ungleichen Ertrag geben. Sede Fläche, für welche man einen befondern jelbftftändigen Wirthichaftsplan entwirft, muß in Bezug auf Wirthichafts- führung auch unabhängig von den übrigen Theilen des Re— vierd fein. Muß man diefe mit Beachtung Diefer allge- meinen Forderungen an das Ganze im Einzelnen unter- ordnen, fo thut man befier, auch gleich einen Betriebsplan zu entwerfen, der das Ganze als folches umfaßt. Denken wir uns 3. DB. einen Wald, der aus Hoch-, Mittel- und Niederwald befteht, bei dem aber der Hochwald, wegen dftern Ausbleibens der Samenjahre, und dann wieder, wenn große Flächen in Samenfchlägen ftehend befamt find, wegen nöthig werdender ftarfer Lichthauungen, fehr ungleiche Erz träge giebt. Das ganze Nevier foll aber einen jährlichen fich gleich bleibenden Ertrag liefern. Es wird dann nichts übrig bleiben, als die Ausfälle im Hochwalde durch Vor- griffe im Mittel- und Niederwalde auszugleichen, um jpäter dies wieder einzubringen, wenn die Wirthfchaft im Hoch- walde dem Abgabefaß liefert. Dabei läßt fich Feine Schlag- eintheilung oder fein Abgabefag in dieſen beiden legten Be— triebsarten innehalten, und es erleichtert die Wirthſchafts— führung ungemein, wenn man den Wald als ein Ganzes bes handelt und den Mittel: und Niederwald in die periodifchen Er- träge des Hochwaldes einreihet. Dabei fann man deshalb doch im Allgemeinen in jeder Betriebsart die Umtriebgzeit innehalten, wenn man auch bei den einzelnen Beſtänden vom Haubarfeitsalter abweicht; ebenjo auch ein genügendes Altersflaffenverhältnig in ihnen herftellen. Bei diefem han- delt es fih ja überhaupt nicht um einzelne Jahre, die höch- ftens im Bufchholzumtriebe eine Bedeutung haben können, 22 — 164 — fondern nur um die möglichfte Annäherung an das Haubar- feitdalter, was man als das vortheilhaftefte erfannt hat. Hieraus wird hervorgehen, daß man in einer Tara tionsinftruftion jo wenig diefe Eintheilung eines Reviers vor— fchreiben als unterfagen fan, fondern daß es vielmehr le— diglih aus forgfältiger Erwägung aller dabei zuer Sprache fommenden Rückſichten und Verhältniſſe fich erft ergeben muß, ob eine folche fich als zwedmäßig zeigt oder nicht. Alle unſere Tarationsinftruftionen, die mit ihren Vorſchrif— ten fo fehr in das Specielle gehen, werden nur unvollfom- mene Betriebsregulirungen erzeugen. Sie befunden immer nur ein großes Mißtrauen gegen das ausführende Perſonal. Sit dies hinreichend ausgebildet für die Taration, fo ge- nügen nicht blos allgemeine Grundzüge des Verfahrens, jondern man wird Dabei auch brauchbarere Arbeiten erhalten, als wenn Alles über einen genau vorgefchriebenen Leiften ge— jchlagen werden muß. Lange oder Furze, gleiche oder ungleiche Perioben? Dettelt und Hennert, die Väter der fogenannten Sachwerfsmethoden, wobei man die Beftände in verfchiedene Zeitabjchnitte (Perioden) vertheilt, dberwiefen jede Alters: Hafje dem ihr entiprechenden Zeitabfchnitte des Umtriebes, weil fie von der Anficht ausgingen, daß bei einer guten Wirthſchaft Fein Beitand cher gehauen werden dürfe, als im vollen Haubarfeitsalter, wie e8 durch die Umtriebszeit be— ſtimmt wird. Da fie natürliche Altersflafien bildeten, wie fie fih aus dem bloßen Anblide des Holzes ergaben, fo um: faßten die Altersflafien eine fehr verfchiedene Zahl von Jah— ren, mithin auch Die Zeitabfchnitte, denen fie angehörten, und — 165 — die nach ihnen beftimmt wurden. Eo bildet Hennert in Kiefern 4 natürliche Altersflaffen: Schonung von 1—15 Jah ven, Dieicht von 15—40 J., Stangenhölzer von 49—70%,, haubares Holz von 70—140 3. Es umfaßte Daher auch die _ 1fte Periode, der das haubare Holz zugewiefen wurde, 70 Sahre, die 2te 30 J., die 3te 25 J., die Ate nur 15 Jahre. Hartig änderte Dies und theilte zuerft den von ihm in der Negel für Buchen, Fichten und Kiefern angenomme- nen 120jährigen Umtrieb früher in 4 gleichgroße 30jährige, fpäter in 6 Perioden von 20 Jahren. Cotta behielt zwar die 2Ojährigen Perioden im Allgemeinen bei, fpaltete aber Die erfte wieder in zwei 1Ojährige oder gar vier Sjährige Abichnitte, was daffelbe war, wenn die Dadurch bewirkte Flä— Kenabtheilung inne gehalten werden follte, ald wenn er im eriten Sale 7, im zweiten Falle gar 9 SBerioden gebildet hätte, von denen die beiden erſten die Holgmaffe für nur 10, oder Die vier erften nur für 5 Jahre, die übrigen aber für 20 Zahre enthielten. Später ift man vielfach nicht blos in der Größe der Zeitabfchnitte verfchiedenen Anfichten gefolgt, fondern hat auch diefe bald für eine gleich große Zahl an Jahren, bald für eine verſchiedene gebildet, Bei jeder Anordnung in der Wirthfihaftseinrichtung, wie bei der Berechnung des Ertrages, muß man, wenn man ra— tionell verfahren will, ftch ftet3 die Frage vorlegen: was fol dadurch erreicht werden ? um dann näher prüfen zu fönnen, ob auch das Mittel dem Zwed entipricht. Werfen wir alfo auch hier zuerft Die Frage auf: was follen durch die Bils dung dieſer Zeitabfchnitte oder Perioden für Zwede erreicht werden ? — Diefe find verfchiedenartig. 1) Durch ſie erfolgt die Anordnung des Hiebes, Die Beftimmung der Zeit, in welcher die verjchiedenen Beſtände benugt werden follen, Bei der Schlageintbeilung wird Diefe — 16 — fpeciell für jedes einzelne Jahr des Umtriebes getroffen, bei der Periodenbildung faßt man bald mehr, bald weniger Jahre zufammen, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß eine fo ſpe— cielle Vorausbeftimmung der einzelnen Schläge für jedes Jahr ganz unausführbar ift, 2) Durch die Periodenbildung wird die herzuftellende Be- ftandsordnung wenigftens im Allgemeinen beftimmt. Man grup- pirt und vertheilt Dadurch die Altersflafien des folgenden Um— triebes, da alle Flächen, die in einer und derjelben Periode abgetrieben und wieder angebauet werden, im folgenden Um— triebe auch derſelben Altersklaffe angehören werden. 3) Man theilt dadurch die Fläche ab, für. die man Die Ertragsberechnung ganz fpeciell, mit Sonderung der Sorti- mente, machen will, indem man fie von denjenigen fcheidet, von denen man die Erträge mehr fummarifch in Maffen aus- wirft. Daſſelbe gilt hinfichtlich der fpeciellen Wirthichafts- vorichriften, Die gegenwärtig nur noch für Diejenigen Be— ftände gegeben werden, die in der nüchiten Zeit in Berrieb genommen werden follen, während man fich für Diejenigen, Die erft in der fpätern Zufunft in Benugung fommen, mit fehr allgemeinen Beftimmungen in Bezug auf Holz- und Be- triebsart, Behandlung und Kulturen begnügt. 4) Die Periodenbildung ſoll als Flächencontrole dienen. Indem man für eine beftimmte Zahl von Jahren auch einen beftimmten Theil der Fläche abtheilt, erhält man nicht nur eine größere Sicherheit, daß der Umtrieb wirklich innegehal— ten werden kann, als die reine Holzberechnung jemals zu gewähren vermag, fie werde auch noch fo genau gemacht, fondern man hat auch ein Mittel, einen durch die Ertrags— berechnung unrichtig beftimmten Abgabefag zu berichtigen, ehe ber bei der Abſchätzung ftattfindende Feyler ſehr nachtheilige Wirkungen äußern fanı, Wenn man die abgeholzte Fläche — Wu — und die noch für den Reft der Periode disponible fortwäh- vend im Auge behält, kann man den jährlichen Einfchlag, im Fall es fich nöthig zeigt, leicht ermäßigen oder erhöhen, um jedenfalls mit der PBeriodenfläche auszureichen, Faſſen wir den erften Zwed: Die Anordnung des Hiebes, die Beftimmung der Zeit, in welcher die einzelnen Wirth- ſchafts- oder Beftandsfiguren zur Benugung fommen follen, in das Auge, fo ergiebt fich bald, daß die freie Bewegung des Hiebes bald größer fein muß, bald enger befchränft wer- den kann, oder, was daſſelbe ift, daß die Zeitabfchnitte, für welche man beitimmte Flächen abtheilt, damit fie in ihnen zue Benugung kommen und verjüngt werden, bald größer jein müffen, bald fleiner fein fönnen, In Buchen, wo man die Berjüngung durch Samenfchläge bewirft, wo dieſe fo fchwierig ift, und wo man bei lange ausbleibenden Samen jahren oft auf großen Flächen zu hauen genöthigt ift, fün- nen die Zeitabjchnitte, für welche man fie abtheilt, nicht fo flein fein als in Fichten, wo man die fleinen Schläge kahl abtreibt und aus der Hand anbaut. Dort fann man nicht immer mit Beftimmtheit vorausfehen, auf welchen Stellen man den Etat in 2, 5, 10 oder gar 15 Jahren wird hauen müffen; bier fann man, wenn fein Unglüdsfall eine Stö— rung in der Hiebefolge herbeiführt, mit großer Beftimmtheit voraus anordnen, wie in der nächiten Zeit die Schläge ges führt werden follen, Da nun auch in Fichten der faljche Anhieb eines Beitandes in einem Jahre fchon große Uebel— ftände und Gefahren herbeiführen fann, fo ift man hier ſo— gar genöthigt, wenn man der Wirthichaftsführung nicht ganz vertrauen fann, Die Hiebsanorönung ganz fpeciell vor— zufchreiben. Dies kann aber nur bei fehr kurzen Perioden gefchehen. Stellt man dem Wirthichafter eine Fläche zur Dispofition, welche den 20- und 30jährigen Etat enthält, — 18 — auf der er die Schläge willführlich führen kann, fo find da— bei eine Menge Mißgriffe möglich, die fehr nachtheilig wirken fonnen. Die etwaigen Fehlgriffe in der Hiebsführung wer— den deſto weniger möglich und nachtheilig, je Fleiner Die Fläche ift, auf welcher der Hieb fich frei bewegen fann. Bei der Abtheilung von Jahresjchlägen fönnte fie nur der Forft- ordner machen, nicht mehr der Wirthichafter; bei Sjährigen Perioden ift die Gefahr nur den vierten Theil fo groß, als bei 20jährigen. Bei dem Buchenhochwalde würden folche furze Perioden jo wenig innezuhalten fein, da man oft auf geößern Flächen zugleich hauen muß, als die früher ver: juhte Schlageintheilung. Es ift aber auch gar feine Veran: lafjung vorhanden, fie jo klein zu machen, denn die Fehler in der Anordnung der Schläge find hier weit weniger zu machen, als bei den Kahlſchlägen in Fichten; auch würden fie weniger nachtheilig werden, wenn ja welche gemacht würden. Darum finden wir denn auch, daß die Taratoren, die vorzüglich fih in Fichtenwäldern bildeten, immer mebr eine jpecielle Hiebsbildung durch kleinere Perioden zu erftreben ſuchen, als die, welche bei ihren Tarationsvorfchriften mehr den Buchenhochwald im Auge hatten. Manche, die nur Bu: chen und Laubholz überhaupt fennen, legen fogar auf den Entwurf einer guten Beitandsordnung gar feinen Werth; und übergehen die Regeln dafür ganz mit Stillfchweigen. Die Unterabtheilungen der erjten Periode, die man mit fünf- und zehnjaͤhrigen Zeitabjchnitten, machte, find ftet3 in den Fich- temvaldungen entjtanden, in Buchen bat man niemals dar— an gedacht, man ijt ſogar hier vielfach bei der alten Har— tig schen 30jährigen Periode ftehen geblieben, denn man fah hier, daß eine freie Bewegung des Hiebes oft fo nöthig ale ungefährlich war. — 9 — Was den zweiten Zweck, die Herftellung einer beſtimm— ten Beftandsordnung betrifft, fo hängt die zweckmäßige Größe der Zeitabfchnitte davon ab, in welcher Art man dieſe ver langt. Will man nur, wie in Buchen, eine Zuſammenle— gung der Altersflaffen im Allgemeinen, jo fann man große Periodenflächen für größere Zeitabfchnitte zuſammenfaſſen, denn ed fommt darauf nicht an, ob ein etwas jüngerer Be— ftand mit einem wenige Jahre ältern grenzt, wenn nur Die gefammte Altersklaffe arrondirt ift. Die Schlagführung wird Doch oft mehr durch die natürlichen Schlaggrenzen bedingt, als durch die ftrenge Aneinanderreihung der einzelnen Schläge. Anders ift es in Fichten und jelbjt in Kiefern, wo man ent— weder für die erften in den einzelnen Schlagtouren eine ftrenge Aneinanderreihung der Echläge verlangt, oder bei Kiefern eine Trennung der Altersklaſſen und eine beftimmte Gruppi— rung derfelben fordert. Dieſe kann nur durch eine ganz feit beftimmte Hiebsleitung erreicht werden, welche oft nur durch fleine Beriodenflächen zu fichern ift, Beſonders tritt Dies bei verhauenen NRevieren hervor, wo man, um eine Ein- heit des Beftandes in den verjchiedenen Wirthfchaftsfiguren herzuftellen, oft Aushiebe vornehmen muß, einzelne Beitands- figuren abgetrieben werden müffen, um fie wieder anzubauen und dann mit dem Dominirenden Beltande fpäter noch ein— mal zu benußen u. |. w. In einem folıhen Falle ift es gar nicht gleichgültig, ob dies, bei einer 20- und 3Ojährigen Periode, im Anfange derfelben oder an ihrem Ende gejchieht. Man wird daher, wenn fie einen zu langen Zeitraum um— fafien, immer genöthigt fein, Die Flächen und Holzmajjen, welche in den eriten Jahren zum Hiebe fommen follen, aus— zuſcheiden und fie Diefen zu überweiſen. Dies ıft in Der Wirklichkeit nichts weiter, al8 wenn man gleih von Haus aus fürzere Berioden gemacht hätte, — 10 — Ein dritter Zweck der ‘Beriodenbildung ift, daß man Die Beichaffenheit der Holgmaffen, die in der nächiten Zeit zum Hiebe kommen werden, befjer überfehen fann, indem man beftimmte Flächen für fie abtheilt, um den ©eldetat dar— auf gründen zu können. Berlangt man dies, jo muß man die Sortimente zu beurtheilen im Stande fein, die fie liefern werden, befonders Nutz- und Brennholz trennen fünnen. Da— zu werden fürzere Zeitabfchnitte zweckmäßiger fein als län— gere, einmal, weil die Preife fich in diefen oft ändern, dann aber auch, weil in der Negel der Geldetat immer nur für fürzere Zeiten vorausbeftimmt zu werden braucht. Die Pe— rioden für die fpäteren Zeiten werden mehr gemacht, um die Befchaffenheit des Holzes, was in ihnen zur Benugung fommt, befonders in Bezug auf das Alter, welches es errei- chen wird, wenigftens im Allgemeinen überfehen zu können. Ein nachhaltiger Betrieb bejchränft fich nicht allein darauf, daß fortwährend diefelbe Holzmafje gehauen werden kann, fondern dieſelbe muß bei einem folchen auch immer gleich gefchieft fein, die Bedürfniffe der Konjumenten zu befriedi- gen. Dies fann nur gefchehen, wenn das Holz von ber dazu nöthigen Befchaffenheit ift, die wieder vorzugsweife vom Alter abhängt. Es muß daher nachgewiefen werden, Daß bie den verschiedenen Zeitabfchnitten zugewiejenen Beftände Dies erreichen. Dies ift bei dem bloßen Brennholze weniger wich“ tig und beftimmt als bei dem Nutzholze. Die Brennholz waldungen, befonders die, welche vorzüglich Kohlholz für den Hiüttenbetrieb liefern, können daher für die jüngern Be- ftände längere Perioden erhalten, als die, welche viel Nutz— holz geben follen, Specielle Wirthfchaftsvorfchriften können nur für Die allernächſte Zeit gegeben werden, für die fpätere ſchon dar— um nicht, weil man weder den Zuftand der Beftände, noch - MM — die VBerhältniffe, unter denen man jpäter wirtbfchaften wird, für die ferne Zukunft mit Sicherheit vorausjehen fann. Es können nach dieſer Nückficht die Zeitabfihnitte für die nächfte Zeit fürzer, für die fpätere länger gemacht werden, Die Beriodenbildung foll dann ferner als Flächencon— trole dienen, indem man die für jeden Zeitabjchnitt abge— theilte Fläche ftreng innehält, und den Etat nach dem Con— trolbuche fortwährend jo regelt, daß dieſe Innehaltung mög— lich wird, ohne zu plögliche und ftörende Etatsänderungen vornehmen zu müffen. Es fällt in die Augen, daß, je län- ger die Perioden find, der definitive Abſchluß: ob die Perio— denfläche mit Der periodifchen Holzmaſſe auch wirflich über— einftimmt, auch deſto fpäter eintritt, und die Ertragsregelung in Diefer ‚Beziehung fchwieriger und unficherer wird, Die Führung des Controlbuches in jebiger Art macht allerdings die Abtheilung der PBeriodenflächen in Bezug auf Eontroli- rung der Ertragsberechnung weniger wichtig, da der Etat ſchon nad der Vergleihung des Soll und Iſt der Holz- maſſe jeder einzelnen Wirthichaftsfigur geregelt wird. Da— bei wird denn aber vorausgefegt, daß die etwaigen Irrun— gen in der Schäßung fich bei allen Wirthfchaftsfiguren gleich bleiben, daß diefe entweder immer um gleich viel Brocente zu hoch oder zu niedrig, gegen dem wirklichen Ertrag, wie ihn der Einfchlag nachweifet, ift. Sit Diefe bald zu hoch, — was nicht immer in dem Mangel an richtigem Blicke des Iarators liegt, fondern auch wohl in der Befchaffenheit der Beftände, der Schwierigfeit, ihre Holzmaſſe bei fehlenden Mit- teln und Kräften in furzer Zeit zu beitimmen, — jo gewährt allein die Abtheilung der Periodenflächen und ihre Innehal= tung eine vollftändige Sicherheit derjenigen Des Umtriebes. Faſſen wir dieſe Zwede der Abtheilung der gefammten Holzerträge des Umtriebes und der gefammten Fläche Des — TE Waldes für verfchiedene Zeitabfchnitte deffelben fcharf in das Auge, jo wird es fich bald ergeben, daß fie nicht gleich lang jein fönnen, wenn man diefe vollftändig erreichen will, Der Sichtenwald wird die Fürzeften Perioden vorzüglich für Die nächfte Zeit bedürfen, der Buchen und Gichenwald die läng- ften ertragen und verlangen. Dann fommen aber auch hierbei noch andere Nüdfich- ten in Detracht, Die erfte ift Die Länge der Umtriebgzeit überhaupt. Je länger diefelbe ift, defto größer können "auch die Perioden fein; umgefehrt je Fürzer, defto kleiner. Drei: Bigjährige Perioden bei Eichenwäldern von 180jährigem Um— triebe, wie ihn die Breußifche Tarationsinftruftion noch vor: jchreibt, würde nicht zu groß fein, denn man kann felbft Die ältejten Altersklaffen von 150—180 Jahren recht gut auch zu: fammenwerfen. Zwanzigjährige können für den Buchenhoch— wald von 120jährigem Umtriebe pafiend fein, während 15— jährige bei 90jährigem Umtriebe offenbar zweckmäßiger wä— ven. Bei Mittelmalde von 20- und 30jährigem Umtriebe wirden vielleicht Sjährige am pafjendften fein, wenn man die Eintheilung in Perioden derjenigen in Sahresichläge vorzu— ziehen veranlagt iſt. Daffelbe gilt vom Niederwalde, bei dem man, befonders wenn er in Berbindung mit dem Hoch» walde bewirtbfchaftet wird, auch oft die periodifche Einthei- lung der Schlageintheilung vorziehet. Wieder noch eine andere beachtungswerthe Nüdficht ift: wie oft oder wie fpät die Tarationsrevilionen beabfichtigt werden, Da es immer wünſchenswerth ift, daß diefe eintre- ten, wenn eine periodifche Abtheilung durchgehauen tft. Ueber den Zeitraum, in welchem eine folche vorzunehmen und zu wiederholen ift, kann gar feine allgemeine Beftimmung ge: geben werden, da die Nothwendigfeit derfelben von einer Menge oft gar nicht einmal vorauszufebender Umstände, — 1: — jedenfalls von der Art und Weife der Ausführung der Taration und den Zuftänden des Waldes abhängt. Eine forgfältig ausgeführte Taration, die fich in allen ihren Theilen dev Wirthichaftseintichtung, wie der Ertrags— berechnung bewährt, jo daß weder eine Aenderung der Schlag- folge und der Wirthichaftsmaßregeln, wie fte beftimmt wor: den find, noch des berechneten Abgabefates fich nöthig zeigt, fann längere Zeit unverändert und unrevidirt in ihren Vor: fchriften befolgt werden, als eine folche, bei der fich überall das Gegentheil zeigt. Dies wird aber auch ebenfo gut von den zufälligen Störungen, die ein DBetriebsplan erfahren fann, abhängig fein, als von der forgfältigen Bearbeitung des Tarationg- werfes. Unglüdsfälle, welche das Ertragsvermögen des Wal: des vermindern, Aenderungen der Flächen durch Abtretungen oder Zulegung anderer Waldtheile, die fich dem Ganzen an- ſchließen müfjen, machen oft eine gänzliche Umarbeitung der jorgfältigften Schätzung und Wirthfchaftseinrichtung nöthig. Ebenfo auch eine ſolche der Außen Verhältniffe, welche eine Einwirfung auf die Wirthfchaftsführung haben. Bor Allem die Servituten, da ein fervitutfreier Wald oft ganz anders bewirthichaftet werden fann, als ein fervitutbelafteter. Die Aenderung der Abjagverhältnifie, die Eröffnung befferer Trans— portmittel, die Nachfrage nach geringeren Sortimenten , Die früher gar nicht abjegbar waren, können die Berichtigung mancher früher ganz zweckmäßiger Wirthfchaftsvorfchriften als wünfchenswerth erfcheinen lafjen, So hat in der neuern Zeit die allerdings oft unbegründete, aber deshalb nicht weniger drängend geftellte Forderung der Gerber, ihnen Spiegelrinde zu fchaffen, vielfach eine Aenderung der früheren Betriebs: pläne nöthig gemacht. Es kann aber auch ſein, daß manche Vorausſetzung in — nn — Bezug auf den projeftirten Anbau bedeutender Flächen und die Herftellung junger Beftände nicht eintreffen, oder daß man fich wider Erwarten in den Stand gefegt fieht, einen verbefjerten Zuftand des Waldes zu befchleunigen, und fein Ertragsvermögen früher zu erhöhen, als man es bei der Ausführung der Schätzung annehmen fonnte. Das Alles find Dinge, die fein Tarator vorausfehen fann, der nicht zugleich ein Brophet ift, und die machen können, daß eine Berichtigung und Umarbeitung des Betriebsplanes und Abgabefages früher nöthig wird, ald man es bei Ferti- gung der Tare glaubte, jo daß die urjprünglich angenom- mene Nevifionszeit abgefürzt werden muß. Aber eben die— felben machen auch, daß man jchon von vornherein fürzere Neviftonsperioden für die Forften annehmen muß, die ihrer Natur nach ſolchen Zufälligfeiten mehr unterworfen find, als für die, wo fie vorausfichtlich weniger zu erivarten find, So find Kiefern und Fichten weit mehr Gefahren und Zu— fällen unterworfen al3 Buchen und Laubholz überhaupt, fo- bald man vollfommen Herr der Verjüngung bei günftigen Standortöverhältnifien ift. In einem gut bewirthichafteten Buchenhochwalde fann man für weit längere Zeit beftimmte Wirthichaftsvorfchriften geben, man hat weit weniger plöß- lihe Störungen des Ertragsvermögens zu fürchten, als in den Nadelholzwaldungen, wie wir fie haben. Schlägt auch einmal ein Samenjahr fehl, jo läßt fich dies eher ausglei- chen, als wenn die Raupen ein Kiefern-Stangenholz lichten, oder der Schneebruch die Fichtendickungen durchlöchert, der Wind einen Theil der haubaren Beftände niederftreft. Dar- um wird man in diefen Nadelholsforften immer fürzere Re— viftonsperioden und darum auch Fürzere Perioden bedürfen als im Laubholze. In Ländern, wo die Servitutverhäftniffe ſchon ganz geordnet find, wo die fremden Berechtigungen ſich — 1 — unbedingt den Forderungen einer geregelten Waldwirthſchaft unterordnen müffen, wird man längere Zeit nad) einem gut entworfenen Plane fortwirthichaften können, als in den dft- lihen Provinzen Preußens, wo man eben erft in vielen Wäldern in der Ordnung der Servitutverhältnifje begriffen ift, und eine Menge Servitutablöfungen beantragt werben, auf deren Ausführung man eingehen muß. Nachdem hier die Größe der Zeitabfchnitte oder Perio— den im Allgemeinen erörtert wurde, muß nun auch noch die Frage beantwortet werden: ob es nöthig und zweckmäßig ift, fie alle für die Umtriebgzeit gleich groß zu machen? — Sie beantwortet fich gewiffermaßen von felbft mit Nein! wenn man die Zwede, welche durch die Beriodenbildung er— reicht werden jollen, auch in diefer Beziehung fcharf in das Auge faßt. Einen Grund, warum fie alle gleich groß fein müffen, wide man kaum auffinden können, Denn derjenige, welcher Hartig bewogen zu haben fcheint, Diefe ganz gleich großen Perioden einzuführen, da fte vor ihm den natürlichen Altersklafien angepaßt wurden, und darum ungleich groß wa— ren, dürfte wohl faum jest noch als ein beachtungsiwer- ther gelten, Es war wahrfcheinlich der, Daß er von Der Idee ausging, daß die Ducchforftung in regelmäßigen Zwi— fchenräumen von 20 Jahren erfolgen follte, und daß man dann für dieſe Zeit den Ertrag, den fie gab, berechnen mußte. An eine folche Regel denft wohl heute Niemand mehr, und mit ihrem Wegfalle fcheint auch der einzige Grund für gleich große Perioden verfchwunden zu fein. Man hat fie noch bei- behalten, weil fte einmal eingeführt waren, ohne fich weiter große Rechenschaft darüber zu geben, ob dies auch wirklich zweckmäßig ift. Betrachten. wir den erſten Zwed, durch die Perioden— bildung die Hiebäleitung zu regeln, die Auswahl der Schläge = — zu beftimmen, und dadurch auf eine beftimmte Beftandsord: nung binzuwirfen, fo wird man nicht verfennen fönnen, daß die erſte Periode fürzer fein fann und muß als bie legte. Bei dem haubaren Holge, was am Hiebe ftehet, handelt es fich oft um eine ganz fpecielle Auswahl der Schläge, bie man wohl für die nächte, aber nicht für eine fehr entfernte Zeit treffen fann. Was in dem erften Quinguennio der er: ften 20jährigen Periode gehauen werden foll, läßt fich wohl beitimmen, aber die Schläge des dritten und vierten werden fich fchwer trennen laffen. Flächen und Ertrag für 20 Jahre zur ſpeciellen Schlagbeftimmung für dieſe ganze Zeit abthei- len wollen, ift offenbar zu viel, denn felten wird man dieſe für fo viele Jahre ganz ſpeciell treffen fönnen. Für die fünfte und fechste 20jährige Beriode eined 120jährigen Um: triebes würde aber eine folche in das Einzelne gehende Vor— ausbeftimmung der Hiebsführung, wie fie für die nächfte Zeit ſehr nöthig fein kann, als baarer Unftnn angefehen wer— den müffen, denn fein Menfch fann vorausbeftimmen, wie die für fie refervirten Beftände nach 100 Jahren ausſehen werden. Wenn für die 40 Jahre, welche diefe beiden Pe— tioden umfaſſen, ein genügendes Altersflaffenverhältnig von 1z bis 40jährigem Holze vorhanden ift, oder wenigſtens ein folches, daß man eine Bürgfchaft hat, daß darin immer der Etat in vollfommen haubarem Holze erfolgen kann, fo fann man ed ruhig den nach Verlauf von SO Jahren Lebenden Menſchen dberlafien, wie fie den Hieb auf diefer für 40 Jahre beftimmten Fläche regeln wollen. Wahrfcheinlich wer« den fie dies befier beurtheilen fünnen, als wir jegt lebenden, wir mögen auch noch jo fpefulativ fein und ung alle mög: liche und denfbare Waldzuftände auf die Hauungsplanfarte zeichnen. Warum alfo nicht die jegige fünfte und fechfte 20jährige Periode in eine 40jährige fünfte zufammenwerfen ? = 35 — Daraus würde fein Verluft weiter entjtehen, als daß eine Menge werthlofer Zahlen, welche die Trennung beider her: beiführt, weniger in den Tarationsregiftern ftehen, und viel- leicht taufend und mehr Nechenerempel nicht durchgerechnet zu werden brauchen. Der Berluft läßt fich aber doch ficher ertragen, Ein großer Gewinn wird aber dadurch er= langt, daß manchem gewiffenhaften Tarator oder Nevifor eine Menge fchlaflofer Nächte erfpart würden, die er mit Grü— bein Darüber zubringt, welche Beltandsfiguren in die fünfte, und welde in die jechfte Periode gehören, um nach 240 Sahren die normale Beftandsordnung herftellen zu können} Borläufig hat aber diefe Trennung beider Perioden noch gar feinen Einfluß auf dieſelbe, da in feiner von beiden Schlüge geführt werden fünnen. Ebenſo wenig fteht Diefe jest auch zur Flächencontrole in irgend einer Beziehung ; denn wo nicht gehauen wird, braucht man den Hieb auch nicht durch Beachtung der ab- getriebenen Fläche, Durch VBergleichung des Sol und Sit zu controliven. Noch weniger ift man veranlagt, in ihnen eine Eonderung der Eortimente anzunehmen, was wohl auch nirgends mehr geichieht, Da jegt überall für die fpäteren Perioden, gleichviel ob fie der fünften oder fechiten ange: hören, nur Dlafienklaftern ausgeworfen werden. Wir hal: ten die Durchführung der Periodenbildung für den ganzen Umtrieb für unerläglih, um darzuthun, daß auch die legten Zeiten deſſelben mit Flächen und Beſtänden gedeckt find, welche erwarten lafjen, Daß der jegige Abgabefag nach) Menge und Beſchaffenheit des Holzes nachhaltig in ihnen wird erfolgen fonnen. Aber daß die Abgrenzung fo Feiner Flächen für Die fpäte Zufunft jemals jo nöthig fein fünnte, wie fie es oft für die Gegenwart und nächite Zufunft ift, dafür kön— nen wir feinen Grund auffinden, Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. M — 118 — Die Nothwendigfeit der fpecielleren Hiebsbeftimmung durch fürzere Zeitabfchnitte in der erften Zeit hat ſich aud) ſchon geltend gemacht, indem man Die erſten Perioden wie— der theilt und von der Idee ausgeht, daß jede der folgen- den abermals wieder gefpalten wird, jo wie fie zum Hiebe fommt. Es läßt fih daher wohl der allgemeine Grundſatz vertheidigen, daß die Zeitabfjchnitte, für welde man Flächen und Erträge vertheilt, ftets defto länger fein fönnen, je ferner Die Zeit ift, wo fie zum Hiebe und zur Verjüngung kom— men jollen. Den lächerlihen Einwand: daß bei ungleich großen Perioden feine periodifche Gleichftellung möglich fein würde, erwarten wir faum, denn dazu ift nichts nöthig, als den jährlichen Durchfchnittsertrag jeder Periode auszumerfen. Je länger wir die Berioden, unbejchader des Zweds, ber durch fie erreicht werden fol, machen fünnen, deſto mehr wird die Taration abgekürzt und vereinfacht. Es ift feit der Hartig'ſchen Taration ſchon viel unnüger Ballaft über Bord geworfen worden, es ift aber noch viel Davon wegzu— werfen, ohne daß eine ſolche Dadurch an Brauchbarfeit ver- löre. In den meiften Tarationsformularen könnte man uns bedenflih) noch manche Tabellen und Kolumnen ſtrei— chen, denn mit voller Beftimmtheit fann man die Behaup— tung aufſtellen: je weitläuftiger und voluminöjer ein Taxa— tionswerf ift, je mehr und je fomplicirtere Tabellen, je mehr Zahlen es enthält, defto unpraftifcher und unbrauchbarer wird es in der Negel fein, Die werthvolliten und benußs barften Tarationen find im Allgemeinen die, deren Nefultate auf dem Fleiniten Raume dargeftellt werben. Schon oft ift in diefen Blättern die Behauptung auf- — 11 — geftellt worden, daß für ein größeres Land, welches Wälder von fehr verfchiedener Beſchaffenheit enthält, gar feine all- gemeine Tarationsinftruftion, welche das Tarationsverfah- ven überall fpeciell für alle dabei vorfommenden Gegenftände vorschreibt, gegeben werden fann,daß fich dies vielmehr überall den eigenthümlichen Verhäftniffen der Forften anpaffen muß. Eine gute Wirthichaftseinrichtung, die wir immer als den Haupttheil einer guten Taration betrachten, ift ein Kunft- werf, Der Künftler fann aber fein folched nach einer Scha— blone herftellen, und mag nach einer folchen auch gar nicht einmal arbeiten. Darum wird eine Schäßung, die nadh einer foldhen unter allen Umftäinden ausgeführt werden muß, in der Negel auch nur das Produft eines Handwerfers, der nicht denft, und fein Kunftwerf eines fchöpferifchen Geiftes fein. Die Periodenbildung liefert abermals, wenn auch nur einen ſchwachen Beweis der Nichtigfeit diefer Behauptung. Dem Tarator, wenn er etwas Brauchbares und eine für die Berhältnifje paffende Betriebsregulirung und davon abhängige Statsermittelung heritellen foll, muß man eine gewiffe Unab- hängigfeit und Selbitftändigfeit bei der Ausführung feiner Ar— beiten, wie bei der Daritellung ihrer Nefultate, zugeftehen. Er mag feine Gründe für Alles, was er anordnet, entwicdeln, diefe muß man anhören und prüfen. Er mag gegen beftehende all- gemeine Regeln handeln, aber er muß es rechtfertigen. Che wir nicht alle unfere Wirthichaftsregeln den beftehenden Ver— hältniffen fpeciell anpaflen, befommen wir feine Tarationen, die fich wenigftens in ihren Grundzügen lange aufrecht erhalten laffen. Dazu gehört denn aber freilich einmal, daß der Taxa— tor nicht blos alle dieſe Berhältniffe auf das Allergenauefte fennt, fondern fie auch nach ihrer verfchiedenen Wichtigfeit zu würdigen und für fie die paſſendſten Anordnungen zu tref= fen weiß. Dann iſt Dazu aber auch erforderlich, daß die Re— M2 — 10 — viforen, die man dabei nun einmal nicht entbehren kann, mit dem Tarator an Ort und Stelle auf eine forgfältige Prü- fung aller diefer Verhältniffe und Anordnungen eingehen und hinreichend befähigt find, ein richtiges Urtheil darüber zu fäl- len. So lange die Revifionen nur in der Stube und durch Vergleichung der getroffenen Anordnungen mit den Vorfchrif- ten der Inftruftionen erfolgen, ift an diefe verlangte Selbft- ftändigfeit der Taratoren gar nicht zu denfen. Das ift aber eine Bedingung , deren Erfüllung um fo fchwieriger ift, je größer die Maſſe der Foriten ift, die tarirt werden follen, und je mannigfaltiger die Zuftände in ihnen find. Es fehlt Dazu an geeigneten Reviforen und an Zeit, und die techni= jiben Gentralbehörden find Schon aus finanziellen Rückſichten, auch bei dem beften Willen, nicht immer im Stande, ftch bei- des, jo wie fie es bedürfen, zu verfchaffen. Darum fommen wir immer wieder auf unfere alte Be- hauptung zurüd, daß die Fleinen Staaten ftetS viel eher im Stande fein werden, überall eine gute Bewirthichaftung ihrer Forſten herzuftellen, als die großen; daß, fo viel Nachtheile auch Die deutſche Kleinftaaterei fonft haben mag, fie doch für Entwidlung der deutfchen Forftwirthichaft ungemein gün— ftig geweſen ift. Bis jegt haben fich auch die Mufterwirth- Ihaften immer zuerft in den kleinern Staaten gebildet. Wäre nicht oft der finanzielle Geftchtspunft hinderlich, fo müßten fogar eigentlich die großen Grundbefiger, wie wir fie in Deutichland noch in Menge haben, die allerbefte Forftwirth- jchaft führen fonnen. Sehr lächerlich ift e8 aber, wenn die Forſtwirthe größerer Staaten denen ber Heinern, oder Die Staateforftbeamten immer den Privatforftbeamten voraus zu fein glauben! Pflanzenphyſiologiſche Aphorismen mit praftiiher Beziehung. (Bortfeßung.) *) 12, Schon Dettelt empfiehlt den Aushieb [dev unterdrück ten Stämme, weil der Baum, fo wie er größer wird, auch einen größern Naum bedarf. Er behandelt aber die Durch- forftung nur aus dem Gefichtspunfte, daß die überflüffig werdenden Stämme benußt werden müßten, und nicht aus dem, daß man durch ihre Wegnahme den Zuwachs der ftehenblei- benden vergrößern fann. Später wurde dagegen, befonders von Cotta, dieſer legtere Geftchtspunft vorzüglich in das Auge gefaßt, und man dehnte nach ihm die Durchforftung weiter aus, indem man nicht blos die fchon unterdrücken, jondern auch die Die volle Kronenentwidelung beengenden Stämme wegnahm Man bat Dies fpäter fogar fo weit ausgedehnt, daß man den räumlichen Stand der dominiren- den Stämme fo vergrößerte, daß fie fich nicht von den uns tern Aeſten veinigten, und Die möglichit große Blattmafje er- hielten. Man ging dabei von der Anficht aus, daß Die Holzerzeugung eines Baumes immer mit feiner Blättermenge in einem bejtimmten Verhältniß ftehe, was wir auch nicht beftreiten wollen, Da wir Die Nichtigkeit derfelben oft geltend *%) Siehe XX. Bd. 1. Hftl. XXL. 2. XXW, 1. XXV. 2. XXVI 1. %& XXVI. 1. XXVIll. 2. XXX. 2. — 12 — zu machen fuchten. Man irrt aber ficher darin, wenn man glaubt, die Blattmaſſe durch Lichtftellung willführlich ver- mehren, und dadurch die Holgerzeugung in einem ganzen Beftande vergrößern zu fünnen. Dies hat feine, durch die Nährftoffe im Boden beftimmte Grenze. Geht man über diefe hinaus, vermindert man, befonders im ärmern Bo- den, Die Menge derfelben, fo wird man weder die Blatt- menge noch die Holzerzeugung in einem Beftande vermehren. Die Erfcheinung ift befannt, daß in einem Beltande, der fehr dicht ftand, wenn er durchforftet wird, die Holger: zeugung der ftehenbleibenden Stämme früher zunimmt, als fich die Blätter noch vermehrt haben. Dies Lebtere findet nicht ftatt, wenn man den Kronenfchluß fo läßt, wie er war, und nur das unterdrüdte Holz wegnimmt. Hier fann die Vermehrung des Zunvachfes nur daraus erklärt werden, daß die unterdrüdten Stämme einen Theil der Nährftoffe des Bodens Ffonfumirten und den dominirenden entzogen, dieſe aber, wegen mangelnden Lichtes, nicht felbft zur Holger: zeugung benugen konnten. Werden dieſe unterdrüdten Stämme weggenommen, fo entziehen ihre Wurzeln dann den Dominirenden nicht mehr die Nahrung, und diefe befommen mit der größern Menge der Nährftoffe, die ihnen der Bo- ben bietet, einen ftärfern Wuchs. Daß dieſe Erflärung ber raſch fteigenden Holzerzeugung unmittelbar nach der Durch» forftung die richtige ift, geht fchon daraus hervor, daß bei Halmfrüchten, wie bei dem Holze, der zu dichte Stand der Pflanzen defto verderblicher wirft, je armer der Boden ift, und je weniger er deshalb die zu große Zahl derfelben voll- ftändig zu ernähren vermag. Darum füet man auch auf armem Sandboden nur ein Drittheil oder halb fo viel Nog- gen, wie auf jchwerem Lehmoden. Dehnt man die Durchforſtung weiter aus, indem man — 183 — auch die, die Baumfrone der dominirenden Stämme beengen- den, die Seitenzweige derfelben befchattenden Bäume weg- nimmt, fo fteigt die Holgerzeugung der freigeftellten noch tafcher, denn fo wie das volle Licht auf die Blätter der früher befchattet gewefenen Seitenzweige fällt, fo können diefe ihre Zunftionen, die Bereitung des Bildungsjaftes, vollftändiger verrichten. Bietet der Boden eine hinreichende Menge von Nähr- ftoffen dar, fo vergrößert fich bei folchen freigeftellten Stäm— men durch Verlängerung der Triebe auch raſch die Blatt: menge. Diefe »fteht immer in einem gewiſſen WVerhältniffe zu der ihnen durch die Wurzeln zugeführten Nahrung. Das fehen wir ſchon daraus, daß die verpflanzten Stämme deſto weniger Blätter ausbilden und ernähren können, je mehr man ihnen Wurzeln genommen hat. Daraus ift die alte Pflanzregel entftanden, durch das Befchneiden der Pflänz- linge wieder das Gleichgewicht zwifchen Blättern und Wur— zeln herzuftelen. Die Nadelhölzer werden zwar nicht be: föhnitten, aber man fann fie. auch nur fo lange verfegen, als man ihnen noch ihre Wurzeln ganz oder doch in hinrei— chender Menge zur Ernährung der Nadeln lafjen kann. Pflanzt man Kiefern mit Ballen, wo Died nicht mehr der Fall ift, fo wirft der Pflänzling bald die Nadeln, die er hatte, und die er nun nicht mehr ernähren kann, ab, und bejchränft fich auf die wenigen an den neuen kurzen Trie— ben, die er nach der Berpflanzung macht, wenn es über: haupt angehet. Erſt wenn das Gleichgewicht zwiſchen Na- deln und Wurzeln durch eine neue Wurzelbildung bergeftellt ift, erhält er wieder feine volle natürliche Belaubung. Niemand wird beftreiten, daß die Blätter auch Nähr- ftoffe aus der Luft aufnehmen, vorzüglich die Nadeln; denn wenn fie dem Boden nicht mehr gäben, als fie von — 134 — ihm erhielten, fo Fönnten fie ihn nicht ſchon durch ih— ren Abfall verbeffern und reicher an Nährftoffen machen. Dies Mehr, was fie ihm geben, fünnen fte nur aus der Luft und von den atmofphärifchen Niederfchlägen erhalten haben. Dieje unbeftreitbare Ernährung der Bäume aus der Luft aber joweit ausdehnen zu wollen, daß man fie vorzugs- weile auf dDiefe anweift, Daß man glaubt, wenn man nur die Werkzeuge vermehrt, welche diefe bewirken, fo werde auch die Holgerzeugung fteigen, widerfpricht allen Erfahrunz gen, die und täglich vor Augen liegen. Wenn man auch die Blattmenge unverändert läßt und vermindert Die Wurzeln, fo verringert fih die Holzerzeugung fogleih. Hö— ten dieſe auf, bei fehr trodner Witterung den Blättern Nähr— ftoffe zuzuführen, fo vertrodnen die Blätter wie die Pflan— zen, mit Ausnahme einiger der niederen Ordnung, Flechten, Mooſe, Saftpflanzen, welche allerdings vorzugsweile hin— fihtlich ihrer Ernährung auf die Luft angewiefen find. Es ift offenbar vorzüglich der Boden, der den Bäumen Die Nähritoffe zur Holzbildung liefert, denn ohne dies würde nicht Die Menge des erzeugten Holzes von der Nahrhaftige feit deſſelben bedingt fein. Aber auch die Blattmenge felbit hängt von dem Nah— rungsreichthume des Bodens ab. Nicht blos, daß diefe größer oder fleiner ausfällt, je nachdem der Boden reicher oder är— mer ift, und deshalb ſtärkere oder fchwächere Triebe erzeugt, fondern die Natur vermindert auch von felbjt die Blattmenge, jo wie die Nahrung, die der Boden liefert, für fie nicht aus— reicht. Auf jedem Fräftigen Boden find die Bäume dunfler belaubt als auf armem. Wenn bei gleichem Schlufje Die Buche auf Lehinboden im Innern der Baumfrone eine Menge fleiner Zweige mit Blättern bat, fo fehlen diefe auf dem är— mern Sandboden. Die Eiche auf legterm entledigt fich der — 15 — Blätter, für welche die Nahrung fehlt, Durch Abiprünge, Die man im humusreichen Flußboden felten findet. Wird fie licht geftellt und der Nahrungszufluß wird durch Austrock— nung und Berfchlechterung des Bodens geringer, fo verliert fie durch das Abfterben des Wipfels ihre Blätter. Die Birke auf nahrungsreichem Boden wandelt fih früh, räum- fich ftehend, zur Hangelbirfe mit dichter Delaubung um; nicht fo auf nahrungslofem. Noch weit fräftiger wirft aber zur Herftelung des richtigen Berhältniffes zwiſchen der Blatt- maffe und der Nahrungsmenge die Lichtitellung ein. So lange noch der volle obere Schluß eines Beftandes fich erhält und nur die unterdrüdten Stämme wegen Mangel an Licht ab» fterben, findet noch feine eigentliche Lichtftellung ftatt; wenn der Beftand fich auch in Folge diefes Abfterbens vieler Stämme unten lichtet, fo erhält fich doch noch der volle Kronenfchluß. Erft wenn folche Dominirende Bäume, denen das Licht und der volle Wachsraum nicht mangelt, eingehen, fo daß der obere Kronenfchluß unterbrochen wird, weniger Stämme fich erhalten 'al8 Raum zum Wachfen haben, kann man von einer folchen fprechen. Die Urfachen derfelben fünnen mancherlei fein. Wenn ein Beftand ein fehr hohes Alter erreicht, fo bleibt er nicht gefchloffen, weil nicht alle Bäume, die ihn bilden, gleich alt werden. Je weniger alle Individuen des Beftandes ein gleiches Alter erreichen Fonnen, deſto weniger fann ſich ein Beftand gejchloffen erhalten, wenn er den Zeitpunft des durchfchnittlichen Alters überlebt. Kin Eichenbeftand, den man 250, ein Birfenbeftand, den man 100 Jahre alt wer— den läßt, kann fich Schon nicht mehr gefchloffen erhalten, denn nicht alle Eichen leben 250, nicht alle Birfen 100 Jahre. Liegt irgend etwas im Boden, was verurfacht, daß viele Bäume gleichzeitig abjterben und nicht das Alter der Um— — 41856 — triebgzeit erreihen, fo ftellt fih ein Beſtand auch frühzeitig licht. Eine äußere Urfache diefes Abfterbens, wie 3. B. eine Beihädigung durch Inſekten, erzeugt in diefer Beziehung diefelbe Wirkung, wie die innere Kranfheitsanlage. Dann kann aber auch der Mangel an Nahrung die Urſache der Berminderung der Stammzahl bis zu einem Grade fein, daß fich der volle Schluß eines Beftandes nicht mehr erhält, Wir fehen dies recht deutlich an der Kiefer, einer Holzgattung, welcher die Lichtftellung vorzüglich eigen ift, weil fie von Natur ein fehr ungleiches Alter erreicht. Mo diejelbe auf einem ſehr nahrhaften Boden fteht, hält fi) ein Beftand wenigftens fo gefchloffen, daß alle Bäume leben bleiben, deren Kronen den Lichtgenuß haben. Ein Kiefernbeftand kann niemals fo dicht gefchloffen ſtehen, wie ein Fichtenbeftand, denn alle unterdrüdten und beengten Kie- fern fterben bald ab, fo wie ihnen durch die nebenftehenden höhern Bäume das Licht entzogen wird, und e8 halten fih nur dieſe legtern noch gefchlofien, die das unentbehrliche Licht genießen, während der dichtere Schluß der Fichtenbe- ftände davon herrührt, daß auch noch eine Menge unter: drüdter Stimme im Schatten vegetiren. So wie nun aber die erforderliche Nahrung auf einem durch Streurechen oder längere Aderfultur ausgefogenen Boden anfängt zu fehlen, fo tritt auch bald die eigentliche Lichtitelung ein, indem . dann auch noch folche Dominirende Stämme abfterben, wel: che den vollen Lichtgenuß haben, wodurch der Kronenfchluß unterbrochen wird. Man bemerft gewöhnlih, daß ein Be- ftand bis dahin, daß er vom Streurechen verfchont worden ift, fich noch gefchloffen erhält, daß aber nicht lange nach— dem durch dies die Bodendede verloren gegangen ift, auch die Lichtftellung beginnt, Beachtet man dies Alles, fo wird man wohl faum Die — 187 — Richtigkeit des Satzes beſtreiten können: daß die größere Blattmenge nur. dann auch eine größere Holzerzeugung bes wirken kann, wenn der Boden nahrungsreich genug ift, um den Blättern die Stoffe zu gewähren, die durch fie zu Bil— dungsfaft verarbeitet werden, jo daß eine Vergrößerung der Blattmenge auf Koften der Nahrhaftigfeit des Bodens nur etwa dann, wenn Ddiefer von Natur fehr reich ift, ein gün— ftiges Nefultat für den Holzwuchs geben kann. Man muß ficy dabei nicht durch eine augenblicliche Steigerung des Zuwachſes von den räumlich geftellten Bäu— men, gegen denjenigen, ben fie früher, im vollen Schluffe ftehend, hatten, täufchen laffen. Diefer wird aus den oben angegebenen Gründen ſtets erfolgen, auch wohl aushalten, fo lange die Verminderung der Humuserzeugung, in Folge der fünjtlichen Lichtftellung des Beftandes, fich nicht bemerfbar macht. Cobald dies der Fall ift, wird fpäter wieder eine Verringerung des Zuwachfes, felbft an den einzeln ftehenge- bliebenen Bäumen, eintreten, die mit derjenigen Der gerin— geren Nahrungsmenge, die Diefelben in Folge der vermin- derten Bodenfraft erhalten, im Berhältniffe fteht. Dies wird defto deutlicher hervortreten, je Armer der Boden von Natur ift und der gute Holzwuchs vorzüglich von feinem Humusgehalte abhängt. Bei einem 40jährigen Buchenbe- ftande bemerft man, wenn man ihn fo ftarf durchforftet, daß die Zweigfpigen der Dominirenden Stämme fich gerade nur noch berühren, auf Sandboden, auf einem flachgründigen, zum Austrocdnen geneigten Südhange, nach wenig Jahren ein Zurüdgehen des Wuchſes. Die Wipfelzweige befommen häufig Flechten, die zwar fpäter, wenn der Boden fich bei einem befiern Schluſſe des Holzes mit einer ftärfern Laub- fchicht bedeckt, oft wieder verjchwinden, doch aber immer einen fränfelnden Zuftand andeuten, In folchen Orten findet auch — 18 — feinesweged eine Vermehrung der Blattmenge der ftehenge- bliebenen Stämme ftatt, fie erhalten vielmehr mit der ver- minderten Nahrung auch eine lodrere Belaubung. In einem Fräftigen, tiefgründigen und nahrungsreichen Boden, der die Berminderung der Laubdede ertragen kann, ohne daß er austrodnet, und bei dem die Fruchtbarkeit nicht allein von dem Humusreichthume der Oberfläche abhängt, kann durch eine folche Durchforftung, durch welche zwar der obere Schluß der dominirenden Stimme nicht unterbrochen, doch aber auch durch Wegnahme aller die Kronenentwidlung beengenden Stämme dieſe begünftigt wird, die Holzerzeugung allerdings wohl gefteigert werden, ine noch räumlichere Stellung, wie man fie durch die Pflanzung oft erhält, wird dies aber, mit Ausnahme der Fichten, niemals bewirken, Die Fichte kann allein ſchon von frühefter Jugend an, vermöge ihrer ftarfen Benadlung und der den ganzen Stamm bededfenden Beäftung, wodurch nicht blos der Boden gededt wird, fondern auch bei einzelnen Stämmen innerhalb der Schirmfläche eine ftarfe Humugerzeugung ftattfindet, Durch den räumlichen Stand allerdings jehr gewinnen, indem auch alle die Beifpiele von dem ftarfen Zuwachfe räumlich erwachfener Bäume von die— jer Holzgattung hergenommen find. Bei der Buche, Eiche, Kiefer, Erle, Birke, Die bei uns vorzüglih nur in reinen geichlofjenen Beftänden vorfommen, zeichnen ſich die von Ju— gend auf räumlich erzogenen Bäume auf ungefihügten Bo— den niemals durch ihre größere Holzmafje vor den im Schluffe erzogenen aus, wenn nur der Stand auf arınem Boden nicht zu dicht war, und das vollfommen unterdrüdte Holz zu rech— ter Zeit weggenommen wurde. In dem eigentlichen Pflanz— walde bleiben fogar die einzelnen Stämme in der Holzmaffe fehr gegen die im Schlufje ergogenen zurüd, wie eine Menge genauer Unterfuhungen und Bergleichungen ergeben haben. — IB — Ein Anderes ift e8 allerdings im Mittehvalde, wo der Boden ducch dichtes Unterholz gefchügt und gedüngt wird. Eine fo räumliche Stellung der dominirenden Stimme, als im gutem Boden allenfalls bei der Durchforftung noch zuläffig ift, weil bier eine Etörung der Humuserzeugung nicht fo nachtheilig wirft, wird aber auf dem von Natur ar= men Boden fo verderblih, daß man gar nicht genug dage- gen warnen kann. Man laffe fich nicht durch den anfangs ftärfern Zuwachs der freigeſtellten Bäume täufchen. Diefer auf Koften der Bodenverbefjerung in der erften Zeit erlangte Heine Gewinn muß durch den fpätern Verluft, entfpringend aus der Bodenverfchlechterung, fehr tbeuer erfauft werden, Diele unferer Forftwirthe, die für eine frühe und ftarfe Durchforftung fimmen, würden fihaudern, wenn man ihnen eine Streuabgabe aus einem 20- bis AOjährigen gefchloffe- nen Orte zumuthete. Sie bedenfen aber nicht, daß man durch eine zu ftarfe Durchforftung dem Boden ebenfo gut Die fhüßende und düngende Laubdede raubt, als durch das Streurechen. Wer daran zweifelt, dem empfehlen wir, einen jungen 20- bis 40jährigen enggefchloffenen Buchenort, halb nach den Regeln, die Herr Liebich für die vortheilhafteften zur Erziehung des Holzes hält, zu durchforften, und die an- dere Hälfte gefchloffen und undurchforftet ftehen zu laſſen, bis er fich ſelbſt zu lichten anfängt, um dann die Humus— defe nach 5 und 10 Jahren in beiden Beftänden mit ein- ander zu vergleichen. Weit eher würden wir dafür ftimmen, lieber einen folchen jungen Beftand etwas zu Dicht ftehen zu laffen, und dadurch zwar etwas am Zuwachfe in der Jugend zu verlieren, dabei aber auch duch bie ftärfere Hu— muserzeugung ihm eine größere Bodenfraft für das fpä- tere Alter zu fichern. = di — 73. In Nr. 47. u. 48. des Gentralblattes für die gefammte Sandesfultur, herausgegeben von der f. f. patriotijch-öfono- miſchen Gelellichaft im Königreihe Böhmen, verfucht Herr Dberföriter Neubertb das Schütten der Kiefer phy- fiologifch zu erflären. Er greift die Sache fehr gelehrt an, indem er eine Menge Ausdrüfe aus der philofophiichen Ter- minologie, wohl nicht immer ganz richtig, fogar oft fehr un- paſſend, anwendet, feine Beobachtungen dürften wohl aber fo wenig den Erfcheinungen, wie fie fi in der Natur dar— bieten, entiprechen, als feine daraus gezogene Schlußfolge ſtichhaltig ift. Schon jeine Behauptung, „daß die Nadeln der Kiefern nach Entwidlung des fünften, oder befjer nah Gründung des fechiten SJahrestriebes, an dem untern Triebe plöglich und ohne alle wahrnehmbare Beranlaffung gelb werden und abfallen, jo daß nur die Nadeln des vierten und fünften Jahrestriebes an der Bilanze figen bleiben,“ ift entjchieden eine faljche. Wie lange die Nadeln an dem Jahrestriebe figen blei- ben, iſt verichieden nach dem Wuchſe der Kiefer. Zus weilen, bei jehr üppigen und früftigen Trieben, verlieren fon die zweijährigen fie im Spätherbſte theilweile oder ganz. Bei Kiefern, die einen ärmlichen Wuchs haben, vor- züglich bei denen, die vom Schatten leiden, findet man zu— weilen auch noch ſolche an vierjährigen Trieben, an fünf- und jechsjährigen aber wohl nur in den allerjelteniten Fäl— len. Als allgemeine Regel fann man wohl annehmen, daß fie abjterben und dann abfallen, wenn fie drei Jahre alt find. Dies geichieht aber nicht immer gleih von allen Na— deln an einem Triebe, denn zuweilen jterben manche früher — 191 — ab, andere erhalten fich ein Sahr länger Dann tritt dag Gelbwerden und Abfterben der Nadeln nicht mit der Grün dung des neuen Jahrestriebes, d. h. mit der Ausbildung der Spigfnospen, die im Juni beendigt ift, ein, fondern ges wöhnlich zeigt fich die gelbliche Färbung erſt im Auguft, bei ſehr trockner Witterung auch wohl etwas früher, Das Ab— fallen dieſer abgeftorbenen Nadeln erfolgt gewöhnlich erſt Anfang September und dauert oft den ganzen Winter hin— durch, wie man fie denn oft auf frifch gefallenem Schnee liegen fieht. Daß die Nadeln wegen der Knospenbildung abfalfen, wie Herr Neuberth zur Unterftügung feiner Phanz tafte über das Schütten behauptet, hat außer ihm gewiß noch fein anderer Forftmann bemerft. Diefe Erſcheinung foll bis zum 12, u. 14, Lebensjahre dauern, nach dieſer Zeit aber follen bei Altern Bäume bei der Knospenbildung auch die Nadeln aller Zweige, mit Aus— nahme der des lebten Jahrestriebes, abfallen, jo daß die ganze Benadelung des über 14 Jahr alten Holzes auf die legten Sahrestriebe bejchränft ift. Auch dies ift eine ganz neue Beobachtung, denn wir haben, hinfichilich des Alters, in welchem die Nadeln abfallen, bis jest noch feinen Unter- fihied zwifchen 12= und 1Sjährigem Holge bemerfen können. Das ift aber noch nicht genug, Herr Neuberth jagt, „daß, wenn der normale Entwiclungsgang des Baumes nicht geftört wird, dieſe Neproduftivität fortdauert, — worunter er das Abfallen der alten und das Erſcheinen neuer Nadeln zu verftehen fcheint, — fie hört aber auf, fo wie fcheinbar ein Stillftand in diefem Theile des Baumlebens, nämlich der Bildung neuer Nadeln und dem Abfallen der alten, eintritt. Es giebt Fülle, heißt es wörtlich weiter, wo die Befchaffen- heit des Bodens die Bildung neuer Triebe und Blätter uns möglich macht, daß eine Zunahme diefer Bflanzentheile — 12 — nur ſchwer bemerkt wird, damit iſt jedoch keinesweges die Lebensperiode des Baumes abgeſchloſſen, im Gegentheil, die Zunahme der Maſſe an Stamm und Aſt (den Aeſten), mit einem Worte, die Holzbildung geht fort und nicht ſelten mit ſichtlicher Steigerung.“ Damit ſind wir einverſtanden, daß, wenn die Bildung neuer Triebe und Nadeln unmöglich iſt, ſie auch nicht be— merkt werden könne, denn was unmöglich iſt, kann nicht vorhanden ſein, und was dies nicht iſt, kann auch nicht be— merkt werden; dieſe von Herrn Neuberth aufgeſtellte Be— hauptung iſt ganz unbeſtreitbar. Daß es aber Kiefern giebt, die darum eine ftärfere Holzerzeugung haben, weil es ihnen unmöglich ift, noch Knospen zu bilden, aus denen fich Triebe mit Nadeln entwiceln fünnen, ift eine eben fo neue als in- terefjante Beobachtung. Eie giebt Herin Neuberth An- wartfchaft auf die Stelle eines Neformators der Pflanzen— phyftologie, damit fein Landsmann und Kollege als Refor— mator der Forjtwirthfchaft nicht allein bleibt, Er findet dann vielleicht, wie diefer in der Benugung des großen Kohlen— magazins der Luft, ein Mittel, die Holzerzeugung dadurch zu vermehren, daß man die Bäume verhindert, Knospen und Nadeln zu entwideln. Das ift freilich das Gegentheil deſ— jen, was fein Kollege Herr Liebich will, aber es führen gar fehr verfchiedene Wege nach Paris, und Prag hat je- denfalls die Ausficht, daß einer der beiden Herren ihm wohl: feiles Holz durch Steigerung und Beichleunigung des Holz— wuchjes jchafft, was es fo dringend verlangt. Die Erfahrung des Herin Neuberth, daß die Ent- wicklung oder auch wohl das Borhandenfein der Nadeln gar nicht zu einer ftarfen Holgerzeugung nöthig ift, veranlaßt ihn denn auch zur Berichtigung des Jrrthums fo vieler Forſt— wirthe, daß der Blattabfall den Boden verbeffere, Gewiß — 13 — wird er, wenn er durch feine chemifchen Unterfuchungen darthut, wie er es beabfichtigt, daß die Blätter gar feinen Werth für die Bodenverbefjerung haben, eine Krone von dürren Nadeln oder dirrem Laube von den Streufammlern erhalten. In Bezug auf das Schütten ift Here N. durch Diefe ſcharfſinnigen und geiftreich benußten Beobachtungen nun zu der Schlußfolge gelangt: „daß das Wefen der Krankheit nichts Anderes ift, als ein durch gewilfe Umftände gefteigerter Verbrauch Der Blattfäfte zue Bildung neuer Trieb» und Blatt: keime.“ Herr N. erlaube uns nun, dieſe Schlußfolge, geſtützt auf ſeine Beobachtungen über die Steigerung der Holzer— zeugung durch das Unvermögen des Baumes, Knospen und Nadeln zu entwickeln, weiter fortzuſetzen, denn wenn er ſie ſelbſt auch nicht macht, jo ergiebt fte fich Doch aus dem Ge- jagten von felbt: „Bolglich dient das Schütten der Kiefern, da die Säfte nicht mehr zur Ernährung der Nadeln, fondern zur Holzbildung verwandt werden, nur zur Holzvermeh— rung an den jungen Pflanzen, und Die Forſtmänner find ebenfo wie bei dem Streurechen in großem Irr— thume, wenn fie es für nachtheilig halten,’ Wir denfen, die Lefer erlaffen uns, dem Verf. in feiz nen pflanzenphyfiologifchen Jrrgängen weiter zu folgen, fo wie die Anführung einer Menge fremder Worte, die jo un— richtig angewendet worden find, daß wir ihm rathen müfjen, fünftig immer erft Pierer's Liniverfallerifon dariiber nach- zuichlagen, ehe er ein jolches gebraucht, Wir wollen feinen Aufſatz vielmehr benußgen, um auch noch ein paar Worte über diefe in Der neuern Zeit fo viel beiprochene Krank— Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. — 14 — heit der Kiefer zu jagen, nachdem fchon im erften Hefte dieſes Bandes d. Bl. der Herausgeber feine darüber ger machten Erfahrungen theilweife mitgetheilt hat. Zwilchen dem Gelbwerden der Nadeln im Spätherbite und Winter, obwohl vielfach auch das Abfterben und Ab: fallen derſelben der geänderten Färbung folgt, ift ein gro— Ber Unterfchied. Die Aenderung des dunflern Grüns in ein lichteres findet in der Negel mit Eintritt des erften Froftes ftatt*); auf ſehr armem Sandboden geht aber auch wohl Die grüne Farbe bei Pflanzen, die noch nicht älter find als 4 bis 5 Jahr, in ein eigentliches Gelb über. Diefe Aens derung beginnt an den Spigen der Nadeln und bejchränft fich oft auf die Ränder derjelben, fo daß diefe befonders da, wo fie am Stamme fißen, zuweilen noch grün bleiben. Iſt Dies der Fall, fo erhalten fie häufig im Frühjahre ihre grüne Färbung wieder, wenn Die Knospen anfangen zu fchwellen, Es ift in dem Neuftädter Forſtgarten fchon vorgefommen, daß bei dem Beginn der Pflanzzeit auf Saatbeeten, die fich ausgetragen hatten, Die Kiefern fich im Winter fo verfärb- ten, daß man fie nicht mehr zu verpflangen wagte, daß fie aber gegen das Ende derfelben wieder fo ſchön grün wurden und ein jo ftarfes Schwellen der Knospen zeigten, daß fte noch unbedenflich benugt werden Fonnten, Die mit ihnen aus— geführten Pflanzungen auch noch jegt das ſchönſte Gedeihen zeigen. Dieje Erfiheinung fommt ausjchlieglich nur auf dem ärmern Sandboden vor, und ift daher unbedingt wohl eine Folge der Armuth an Nährftoffen. Man fteht oft auf Stel- len, wo der Boden ganz humusarm ift, in den Sandfehlen auf Flugſandſchollen, wo weißer Wafjerfand liegt, Die 3— bis Sjährigen Kiefern vergelben, während die Dicht daneben *) ©. 27. Bd. 2. Heft ©. 216. d. Bl. — 195 — auf befierem Boden ftehenden Pflanzen ihre gefunde grüne Barbe behalten. Ganz anders zeigt ſich aber das eigentliche Echütten. Hierbei beginnt die Verfärbung der Nadeln nicht an ber Epige, fondern an der Wurzel, die grüne Farbe wird nicht in eine gelbe umgeändert, fondern geht zuerft mehr in eine violette und dann in eine braunrothe über, Dies fann man bei genauer Unterfuhung immer ſchon im November, oft fogar Ende des Dftobers erfennen. Die Nadeln erhalten dann bei einer zweijährigen Kiefer ein mattgrünes, in Das Röthliche ſchillerndes Anſehen, doch tritt Die vollftändige Aenderung der Farbe erft im Frühjahre ein, wenn die Knos— pen anfangen zu fehwellen. Das hat wohl Die Behauptung veranlaßt, daß die Krankheit die Pflanze im Frühjahre plöß- Lich überfalle. Dies ift entichieden unrichtig; Die Anlage zum Schütten zeigt ſich fhon im Spätherbfte und Winter, und muß diefelbe deshalb auch wohl fchon als Produkt der Witterung und des Wuchfes des vergangenen Jahres ange— fehen werden. Der Herausgeber verpflichtet fich jest, wo er dies fchreibt, Mitte November, von jeder jungen Kiefer mit Beftimmtheit vorauszulagen, ob fie im Frühjahre 1853 fchütten wird oder nicht. Um die Studirenden mit den Kenn— zeichen dieſer Krankheit befannt zu machen, werden ſogar auf fchlechtem Sandboden, der fich ausgetragen hat, jedes Jahr Kiefern gefäet, die regelmäßig ſchütten, was man ſchon voraus weiß, Damit fie mit denjenigen auf befjerm Boden, wo diefe Krankheit nicht zu fürchten ift, in jeder Jahreszeit verglichen werden können. Sie tritt in fehr verfchiedener Stärfe auf, ift deshalb auch bald mehr, bald weniger verderblich für die Pflanzen, welche davon befallen werden. Je früher fich die Nadeln im Winter verfärben, defto Fränfer find fte, je fpäter fie fich N2 — 1% — zeigt, deſto eher erholen fich die Pflanzen von ihr. In ihrer ganzen Stärfe tödtet fie diefe im erften und zweiten Jahre ihres Lebens oft ganz, bei einem geringern Grade werden diefelben nur im Wuchfe zurüdgebracht. Sie wiederholt ſich aber an Pflanzen, die ihr einmal unterworfen find, oft meh— vere Jahre hinter einander, und tödtet dann oft erft im zwei— ten und dritten Jahre. Sit fte tödtlich, fo erfennt man Dies bald daran, daß mit Beginn der Safteirfulation die Knos— pen nicht anfangen zu fchwellen, und wenn man fie abbricht und zwifchen den Fingern zerreibt, feine Spur von Saft zeigen. So lange die Knospen noch grün und frifch bleiben, wenn auch Die Nadeln fchon ganz abgeftorben find, kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß fich die franfe Kiefer wieder Davon er- holen wird. Noch früher und ficherer kann man Died an den Wurzeln erfennen. Diefe fangen an früher zu trei- ben als die Knospen, denn fo wie die Frühjahrswärme in den Boden dringt, bilden ftch an den Spißen der Saug— wurzeln Eleine weiße, zuerit beinahe breiartige Verlängerun— gen, die man leicht zwifchen den Fingern zerdrüden Fann, die Später verholzen und ftch in neue Wurzelzweige umwan— deln. Wo man diefe Wurzelbläschen bemerft, wird das Schütten niemals tödtlich 5 wo fte nicht erfcheinen, ftirbt Die Pflanze ab. Die Krankheit wird oft den einjährigen Bflan- zen weniger gefährlich als den zweijährigen, Die wiederholt davon befallen werden, fchon im vorhergehenden Jahre daran litten, und fich noch nicht ganz wieder davon erholt haben. Dreis bis vierjährige Kiefern, Die zum erſten Male von ihr befallen werden, tödtet fte zwar Direft niemals, in- Direft aber fehr oft dadurch, daß der franfhafte Zuftand der Pflanzen Rüffelfäfer, ſowie andere Inſekten anlockt, die fie dann bald zum Abjterben bringen, Wiederholt fich jedoch das Schütten mehrere Jahre hinter einander, fo werden — 17 — zulegt auch ältere Pflanzen dadurch getödtet. Es find in den Inftitutforften mit der Verpflanzung von Kiefern, welche | gefchüttet hatten, Verfuche gemacht worden, die ein ſehr vers ſchiedenes Refultat ergeben haben. Auf einem etwas fau- ren feuchten Boden, mit Preußelbeeren bewachſen, ftanden dreijährige Kiefern mit ſehr flacher Wurzelbildung, welche fchütteten. Diefe wurden im Frühjahre mit großen Ballen ausgehoben, fo daß man die Wurzeln ganz mit herausnahm, und auf einen trodnen, aber guten Sandboden verpflanzt. Sie gingen gut an und fehütteten im folgenden Jahre nicht, während Diejenigen Pflanzen, welche neben ihnen ftehen ge— blieben und nicht verfegt worden waren, in ihm abermals von dieſer Krankheit befallen wurden. Ebenſo verpflanzte man einjährige Kieferpflangen in diefem franfhaften Zuſtande, die aber noch volllommen gefunde Spisfnospen hatten. Auf einem frifchen ſehr forgfältig bearbeiteten Boden famen fie ſehr gut fort, und der Herausgeber fann heute noch einen 1Sjährigen fehr wüchfigen Beſtand, ber aus ihnen erzogen worden ift, vorzeigen. Waren aber die Bodenverhältniffe ungünftiger, oder bearbeitete man den Boden weniger ſorg— fältig, trat trockne Witterung ein, jo gingen die krankhaften Pflanzen nicht an, während die fräftigen und gefunden fich recht gut erhielten. Dies ift auch leicht erflärbar. Jede Berfegung der Pflanzen ift immer mit einer, wenn auch nut furzen Unterbrechung ihrer Lebensthätigfeit verbunden, dieſe wird von ihnen defto leichter überwunden, je Fräftiger fie find, fie leiden aber mehr davon, je ſchwächer fie ohnedem ſchon find. Wir möchten daher nicht vathen, Pflanzen zu verfeßen, die von Diefer Krankheit, wenn auch nur in ges ringem Grade, befallen find. Bei den freien Saaten zeigt fi die Krankheit bald mehr, bald weniger, nach der Berwundung des Bodens, ohne — 198 — daß es aber eine folche giebt, durch Die fie ganz verhindert werden fünnte. Am häufigiten tritt fie da auf, wo ber Bo- den nur flach durch das Abfchälen des Nafens verwundet und nicht gelodert wird, am wenigften werden die jungen Kiefern davon befallen, die in recht tiefen, mit dem Wald— pfluge aufgerifjenen Zurchen geihügt ftehen. Auch jcheinen die zu gedrängt ftehenden Kiefern mehr davon zu leiden, als die, welche den vollen Wachsraum haben, den fie bedürfen. Ebenſo ſchütten Diejenigen einjährigen Kiefern nicht, welche den jungen Stamm noch im Auguft verlängern, wohl aber Die, welche bei einem jchwachen Wuchfe jchon im Juni Die Nadelbildung vollendet haben. Faßt man alle diefe Erfchei- nungen zufammen, wobei wir das, was über dieſe Kranf- heit fehon im vorigen 1. Hefte des 32. Bde. ©. 80 bis 92 gefagt worden ift, nicht nochmals wiederholen wollen, fo muß fich die Bermuthung aufbringen — denn eine Gewiß- heit dürfte vorläufig Darüber wohl noch nicht zu erlangen fein, — daß die Urfache des Schüttens wohl in einem Man— gel an Nahrung und daraus entipringender volljtändiger Ausbildung der Zweige und des legten Jahrestriebes zu ſu— chen ift, Diefer kann jowohl in der Beichaffenheit des Bo- dens als in der Witterung liegen. Wir fehen, daß die er- ftere von einem ganz entjchiedenen Einfluffe auf das Auf- treten Diefer Krankheit ift. Auf einem mit Kiefern gleich: mäßig angejäeten Ader (im Melchower Felde) fihütteten Die Kiefern da, wo kieſiger Untergrund und Ginfenfungen mit faurem Boden waren; da, wo der Untergrund Mergel, der Boden frifch und fräftig war, blieben fie gefund. Auf dem nahrungsarmen Boden, bejonderd dem fauren, zeigt fich Die Krankheit überall weit eher und häufiger als auf demnahrungs- reichen. Die Pflanzen mit flacher Wurzelbildung, die im Som- mer an der Dürre leiden, fchütten, wenn Die tiefwurzelnden — MB = frifch und gefund bleiben. Nach naßfalten unfeuchtbaren Som— mern bemerft man die Krankheit häufiger und gefährlicher als nach recht fruchtbaren Jahren. Wenn die im Schatten ftehenden weniger Davon berührt werden als Die das volle Licht genießenden, jo läßt ſich das allenfalls fo erklären, daß Die eriteren Überhaupt weniger Nahrung bedürfen als die leßteren, Daß das Alles nur VBermuthungen find, wird von vorn herein zugegeben. Wenn aber die Thatfache feftiteht, daß tiefiwurzelnde junge Kiefern, die den vollen Wachsraum ha— ben, der Krankheit weniger unterworfen find, als die flach wurzelnden und gedrängtitehenden, — und dieſes ſcheint nach den vorliegenden Erfahrungen unläugbar zu fein, — fo dürfte vorläufig eine forgfültige Bearbeitung des Bodens und das Vermeiden eines zu Dichten Standes das einzige Mittel fein, was man Dagegen anwenden kann. Schaden kann es in feinem alle; wie weit es hilft, kann fich erft aus der Er— fahrung ergeben. In den Pflanzkämpen fann man fich ent- fhieden durch Verbefferung des Bodens in angemeffener Art, indem man die ernährungsfähige Bodenfchicht in eine Tiefe von 9—12 Zol bringt, um lange Wurzeln zu erzeugen, dage— gen fchügen, wie fchon oben bemerft worden ift. Bei freien Saaten kann man freilich den Boden nicht verbefjern; daß man aber den Wuchs dev jungen Pflanzen durch eine ſorg— fältige Bearbeitung des Bodens fräftigen kann, wird gewiß zugegeben werden. Auch dadurch wird dieſe Krankheit gewiß in der Folge unfchädlicher werden, wenn man Die Infeften vers tilgt, welche fie angeloct; denn der Tod der Kiefern, wels che gefihlttet haben, wird in der Regel mehr Folge der Beihädigung durch Rüſſel-, Borfen- und Baſtkäfer fein, als daß er direkt Durch Die Krankheit veranlaßt würde, — 20 — 74. | Sedem denfenden Forftwirthe wird es auffallen, welcher große Unterfchied zwifchen dem nachhaltigen Einfchlage ift, den man von einem gleich großen Materialfapitale des Oberbaums im Mittelmalde beziehen kann, und dem geringen, der von dem— felben in einem gefchlofjenen Hochwalde bezogen werden fann. Der Grund davon liegt in mehrern gleich wirffamen Urſachen. Zuerſt haben die freiſtehenden Bäume, beſonders wenn der Boden dicht durch Unterholz gedeckt iſt, überhaupt ein größeres Zuwachsprocent als die im geſchloſſenen Hoch— waldbeſtande. Wenn die 80- und 100jährige dominirende Buche im Schluffe ftehend felten bis zu 2 Proc. Zuwachs hat, findet man vielleicht 4 Br. bei einer gleich alten im Mittelwalde. Dann muß der größere Zuwachs der dominirenden Bäume im Hochwalde den Fleinern der Stämme zweiter und dritter Größe mit übertragen. In Diefem findet man oft Stämme, die noch erhalten werden müflen, und Die nur einen geringen Zuwachs haben, während man im Mittel walde nur die wlchfigften und gefundeften ftehen läßt. Führt man den Hieb im Mittehwalde rationell, fo fucht man gerade diejenige Altersflaffe Überwiegend herzu— ftellen, welche den größten Zuwachs hat, was man im Hoch- waldbetriebe weniger durchzuführen im Stande ift. Daher ift der Mittelwaldbetrieb in finanzieller Beziehung für den SBrivatforftbefiger, der Brennholz erziehen will, fchon allein deshalb die vortheilhaftefte Wirthichaftsform, weil er ducch fie Das dazu erforderliche Materialfapital ſchon durch Die Zuwachsprocente am höchften, da, wo die jüngern Baum— holzklaffen überwiegend find, fogar oft höher verzindt erhält, als er das dadurch vepräfentirte Geldfapital belegen Fonnte. Wie groß das Nubungsprocent des Materialfapitals — 201 — vom Oberbaume des Mittehvaldes fein kann, wird fich fchwer angeben lafjen, da es ein fehr verfchiedenes nach den Holz- gattungen, dem Altersflaffenverhältniffe, dem Boden und fei- ner Deckung duch einen dichten Stand des Unterholzes fein fann. Es wäre aber wünfchenswerth,, daß darüber nähere Unterfuchungen angeftellt würden, um mehr Licht über das Verhältniß der Holzerzeugung im Hoch» oder im Mittel: walde zu verbreiten, und den Werth; der einen gegen die an— dere Betriebsart genauer feitzuftellen, als es bisher geichehen ift, In dem Folgenden ſoll verfucht werden, eine Andeu— tung zu dem richtigen Verfahren dabei zu geben. Unfere verfchiedenen Waldbäume haben bei einem gleichen Alter und gleichpaffendem Standorte fehr verfchiedene Zu— wachsprocente, oder mit andern Worten, das Berhältnig des einjährigen Zuwachles zu der bisher erzeugten Holz: maſſe ift in jeder Holzart ein verfchiedenes. Dafielbe hängt zuerit von dem Wuchſe ded Baumes in der Jugend und dem fpäter folgenden Zuwachsgange ab. Die Pappeln, Weiden, Birken, Erlen, Lärchen, Kiefern, jelbft die beiden größern Ahorne und die Eſche, wachſen in der eriten Jugend ſehr raſch, fo Daß fie bald einen bedeu- tenden Baumförper mit beträchtlicher Maffe ausbilden. Ihr fchnelles Wachsſthum läßt dann aber bald nach, wo dann natürlich auch raſch ein ftarfes Sinfen des Zuwachsprocents eintritt, Die Tanne, Fichte, Buche und Eiche entwideln ſich in der erften Jugend langſam, dann aber beginnt ein ftärfe, rer und ausdauernder Zuwachs, fie müffen daher natürlich in gleichem Alter wie Die zuerft genannten Holzarten auch ein ftärferes Zuwachsprocent haben. Man braucht nur den auf einer Wachsthumsſkala aufgetragenen Zuwachsgang der verschiedenen Baumarten zu Überbliden, um gleich zu erfen- nen, wie verichieden dieſer ift. — m — Vergleicht man in diefer Beziehung Kiefer und Fichte, Lärhe und Ahorn oder Efche, jo wird dies bei einzelnen Stämmen noch deutlicher. ine 15jährige Kiefer ift weit größer als eine gleich alte Fichte; ein 12jähriger Ahorn wird eine weit größere Holzmaffe enthalten, als eine Buche von demfelben Alter. Mit diefem fängt aber nun die Fichte an, fih vafcher zu entwideln, ihre Wuchs wird mit jedem Jahre ftärfer als der der Kiefer, es wächft die Holzerzeugung uns verhältnigmäßig bei der Fichte gegen die Holzmaffe, die bis- her erzeugt worden ift, d. h. man findet bei ihr mit 30 und 40 Jahren weit größere Zumvachsprocente als bei der Kiefer. Daſſelbe gilt von der Buche, die bis zu 50 und 60 Sahren eine kleinere Holzmafje erzeugt ald Ahorn und Ejche, mit 120 Jahren aber diefe vielleicht bedeutend daran über: trifft, weil ſich ihr ſtärkſte Wuchs und Zuwachs exit von dDiefem Alter an entwidelt. Die in einem gewiffen Alter anzunehmenden Zuwachs: procente hängen dann aber auch wieder von dem natürlichen Alter ab, welches der Baum überhaupt in voller Kraft und Gefundheit erreichen kann. Bei allen Holzarten, Denen die Natur nur ein geringes Alter beftimmt hat, findet eine ra— Ihe Entwicklung ftatt, aber auch ein baldiges Zurücdgehen und Sinfen des Zuwachsprocentes, wie bei den Pappeln, Erlen und Birfen. Je länger die Ausbildung eines Bau— mes dauert, je fpäter er feine Vollkommenheit und natürliche Größe erreicht und je Älter er wird, defto länger erhält fich auch ein fteigender Zuwachs und deſto fpäter nehmen die Zus wachsprocente ab, wenn Dies leßtere auch fchon bei fteigendem Zuwachfe eintritt, Unter allen Waldbäumen hält der fteis gende Zuwachs am längften bei der Eiche aus, und finfen die Zumachsprocente am langfamften. Da bei den zu Nutz— holz tauglichen Stämmen mit dem höhern Alter auch der — 03 — Werth des Zuwachfes oder das Werthnugungsprocent fteigt, - fo ift fie Darum auch der Baum, den man im Mittelwalde am Alteften werden laffen fann, ohne dadurch am Zinsfuße des darin ftefenden Materialfapitals zu verlieren. Nur die Linde macht eine Ausnahme von diefer allgemeinen Negel. Sie erreicht ein hohes Alter, läßt aber demungeachtet früh im MWuchfe nach, und es tritt ein frühes Abnehmen der Zumwachspro- cente bei ihr ein. Es bleibt fich dann aber auch das Verhältniß des Zu— wachjes frei im Mittelwalde erwachjender oder im Hoch- walde im Schluffe ftehender Bäume nicht gleih, Manche fonnen den freien Stand mehr zu einer ftärfern Aftentwick- lung und Vermehrung ihrer Blätter benußen, andere wieder weniger. Die erftern gewinnen natürlich durch den freien Stand mehr, und können ihren Zuwachs mehr dadurch ftei- gern, als die legtern. Gegenfäge in dieſer Beziehung bil- den Buche und Birfe, noch mehr vielleicht Fichte und Kie- fer. Buche und Fichte halten fich im Hochwalde gefchlofien, ihre Kronen= und Aitverbreitung wird durch den Schluß be- engt und dadurch ihr Zuwachs vermindert, Birfe und Kie- fer ifoliren fich auch im Hochwalde, reinigen fich auch im freien Stande von Aeſten, fo daß die Aftverbreitung und Blattmenge einer 60jährigen Birfe im Hochwalde erwachſen wenig verfchieden ift von einem Stamme, der freiftehend im Mittelwald erzogen wurde. Die Differenz im Zuwachſe der beiden Stämme iſt daher nur eine ſehr geringe; bei zwei in gleicher Art erzogener Buchen fann fie dagegen eine fehr große im Alter von SO—120 Jahren jein. Alle die Bäume, die wir im Mittehvalde als Oberbaum erziehen, find in dieſer Beziehung ſehr verfchieden, und man Ffanır nicht bei einer gleich ftarfen Aspe, Birke, Azeralo und wilden Kirſche gleiche Zuwachspro— cente annehmen, wie bei einer Buche, Hainbuche, Eiche u. f. w, — Wi — Will man daher ermitteln, wie viel Procente des im Dberholze des Mittelwaldes ſteckenden Materialfapitals man alljährlich benugen Fann, wenn Died aus verfchiedenen Holz- arten und Altersflaffen gebildet wird, jo muß man den Zus wachs an jeder Altersflaffe von jeder Holzart jpeciell unter: juchen, um das durchſchnitliche Nugungsprocent Des gefamm- ten Materialfapitals ermitteln zu können. Da bie Zuftände im Oberbaume des Mittehwaldes nicht blos jehr verfchieden fein können, fondern auch oft fehr raſch wechjeln, fo ift Dies Nusgungsprocent auch ein weit weniger fonftantes als im Hochwalde, bei dem man einen beftimm- ten Zuftand vorausfegen fann. Es muß dafjelbe daher auch für jeden Fall fpeciell ermittelt werden, und man fann e8 nicht aus den Grfahrungstafeln, wie bei dem Hochwalbde, entwideln wollen. 75. Wenn man junge bisher im vollen Schluſſe erwachiene Buchen freiftellt, indem man fie entweder zu ſtark durchfor— jtet, oder bei ungleichalterigen Beitänden das alte Holz aus- hauet, fo daß Lüden in den Beftänden entftehen, Die erit jpäter wieder verwachfen, wenn das ftehengebliebene Holz größer wird, fo erzeugen fich auf dem ärmern trodnen, be— jonders aber auf Sandboden, ſehr oft in den Wipfeln der freigeftellten Bäume Flechten. Diefelbe Ericheinung bemerkt man auch, wenn man im Hochmwalde einzelne Buchen ftehen läßt, um fie überzubalten und ein doppeltes Umtriebsalter erreichen zu laſſen. Diele Flechten find immer das Zeichen eines franfhaf- ten Zuſtandes, und wenn fie fich bis zu einem Maße aus— bilden, daß nach einigen Jahren die Zweige des Wipfels des Baumes fich ftarf mit ihnen bededen, fo kann man fte ale — 205 — ein Zeichen der bald eintretenden Wipfeldürre und eines nicht fernen Abfterbens des Baumes, an dem fie fich zeigen, be— trachten. Zuweilen verfchwinden fie aber auch wieder, wenn der Boden fich mit einem gefchloffenen jungen Beftande be- deckt, bei den Übergehaltenen Bäumen, oder bei den jüngern Beftänden, wenn fte in vollen Schluß fommen, was als ein Zeichen der wiederfehrenden Gefundheit derfelben anzufehen it. Ebenſo zeigen fich diefe Flechten auch wohl bei räum- lichen Heifterpflanzungen an den jungen Bäumen, wo fie als ein ficheres Kennzeichen angefehen werden fönnen, daß Die Pflanzung niemals einen guten Wuchs erhalten wird, Sie find bei gefunden aus dem Kerne bei genügendem Lichte erwachfenen Buchen nur dem armen oder fehr flach» gründigen Boden eigen. Befonders aber bemerft man fie auf dem eigentlichen Sandboden, welcher arm an mineralis ſchen Nährftoffen if. Auf Fräftigem Lehmboden erjcheinen fie nur an franfhaften Stämmen, beionders an folchen, die in einer zu ftarfen Befchattung verfümmert find und plötz— lich der vollen Einwirfung des Lichtes bloßgeftellt werben. Wo fie als ein Produkt der Befchaffenheit des Bodens anzufehen find, indem fie fich auch an ganz gefundem Holze bei erfolgter Freiftelung und im räumlichen Stande deſſel— ben erzeugen, fünnen fte als ein Zeichen angefehen werden, Daß die Buche hier nur mit Erfolg erzogen werden fann, wenn die Laubdecke des Bodens vollftändig erhalten und die Humus— erzeugung befonders in der Jugend nicht geftört wird, da der Verminderung derjelben ftets Diefes Zeichen eines franf- haften Zuftandes folgt, Jede frühe und ftarfe Durchfor- ftung der jungen Beſtände ift dann forgfältig zu vermeiden, Das Meberhalten einzelner wüchfiger im vollen Schlufie er- wachfener Buchen unftatthaft, und eine räumliche Pflan— zung giebt hier niemals einen guten Erfolg. Räumlich fte- — 206. — hende Bäume, Die feine Bodendefung erhalten, die erft im höhern Alter in einen folchen Schluß fommen fünnen, daß der Boden eine vollftändige Laubdecke erhält, erholen fich niemals mehr, jo wie fich Flechten in ihnen zeigen, höch- ftend vegetiren fie noch ohne wefentlichen Zuwachs eine längere Zeit. Das freiwillige Verfchwinden der Flechten, als ein Zeichen der wiederkehrenden Gefundheit, findet nur bei folchen Beftänden ftatt, wo Die Urfache ihrer Erfchei- nung wegfällt, indem der volle Schluß des Beftandes, oder wenigftens die volle Laubdecke, wieder hergeftellt wird. Man hat früher die Flechten wohl als Urfache des franfhaften Zuftandes der Bäume angefehen, den fie anzei- gen, ja wohl gar geglaubt, daß er davon herrühre, daß fie dem Baume die Nahrung entzögen, indem fie fih von fei- nen Säften ernährten. Nach diefer Anficht hat man denn geglaubt, den Franfhaften Zuftand des Baumes durch ihre Wegnahme — wie bei Obftbäumen — befeitigen zu Fönnen. Die Flechten, mit denen ſich die Zweige freigeftellter Buchen bedecken, find aber nicht Urfache, fondern Folge eines kran— haften Zuftandes derfelben. Wenn man die Stellen genau betrachtet, wo fie wurzeln, fo wird man finden, daß ba, wo das jüngere Holz noch einen dünnen glänzenden Rin— denüberzug bat, fih niemals Flechten ausbilden können, diefe erjcheinen immer erft an den jüngern Zweigen, wenn ich an ihnen eine dickere abgeftorbene Nindenfchicht bildet, in welcher die Flechte wurzeln fann. Je mehr diefe auf: berftet und je Dider fie wird, deſto ftärfer entwideln fich Darauf die Flechten. Dies dient und denn auch zur Grflärung, warum fie vorzüglich bei der Freiftellung der Buchen erfcheinen. In Folge derfelben trocnet der Boden mehr aus, die Humus— hicht vermindert fich, und der Nahrungszufluß wird gerin- 20 — ger. Es fann deshalb auch nur eine geringere Menge des in den Blättern bereiteten Bildungsfaftes in der Bafthaut und im Nindenfleifche herabfteigen. Dazu kommt die ftärfere Ver— dunftung der Ninde freigeftellter Bäume, erzeugt durch eine ftärfere Einwirkung der Sonne und Luft, die allein ſchon den NRindenbrand an ftärfern Stämmen »erzeugen kann, Der eben nichts ift als ein Abfterben und Vertrocknen des grü— nen Nindenfleifches und der Bafthaut. Diefe Urfachen ma— chen, daß fich aus dem vertocneten Nindenfleifche ftatt des binnen Nindenüberzugs der jungen Buchenzweige eine ver- hältnißmäßig ftarfe abgeftorbene Nindendede von vertrodne- tem Nindenfleifche bildet, welche der Entwicklung von Flech- ten günftig ift, deſto mehr, je ftärfer fie ift. Die Wegnahme derfelben fannn bei Gartenbäumen aus mancherlei anderen Ur— fachen vortheilhaft fein, zur Verminderung des Franfhaften Zuftandes des Baumes fann fie aber hiernach wohl nichts beitragen. Daß die hier gegebene Erflärung eine richtige ift, geht auch ſchon daraus hervor, daß die Blattmenge, weil Die Nahrung fehlte, immer Fleiner wird, je mehr ſich die Flechten ausbilden. 76. Es ift ein alter befannter Lehrſatz, daß auf dem flach- gründigen und fchlechtern Boden, auf welchem fich das Laub- holz nicht mehr als Baumholz mit Vortheil erziehen läßt, der Niederwald den Vorzug verdient, Für den flach- gründigen Boden paßt er darum befjer, weil die Mutter- ftödfe des Niederwaldes nur flach laufende Wurzeln ausbil- den, indem die PBrahlwurzel des aus Samen erwachfenen Stammes abftirbt, fowie derjelbe abgehauen wird, wovon fchon früher in dieſen Blättern gehandelt wurde, und was hier nicht noch einmal wiederholt werden fol, Auf dem är— mern Boden fehlen die Nähritoffe zur Ausbildung und Er- — . 28 — nährung größerer Baumförper, fie reichen nur noch allen: falls hin, die Heinen Stodausfchläge zu erhalten. Darum muß auch der Umtrieb defto kürzer fein, je ärmer der Bo: den ift, weil der Wuchs ſelbſt der Stodausjchläge deſto früher nachläßt, je geringer die Nahrungsmenge ift, welche der Boden den Wurzeln zur Ausbildung des Baumförpers liefert. Diefer legtere Sat, daß der ärmere Boden befjer für den Niederwald als zur Erziehung ausgewachfener Bäume paßt, ift aber in feiner Allgemeinheit weniger richtig, als der erftere, daß der flachgründige Boden fih mehr für ihn eignet, jobald man Niederwald und Ausfchlagwald ald Aus- drüde gebraucht, Die gleichbedeutend find. Dies ift allerdings unrichtig, denn zwilchen beiden Worten jollte man einen Un— terichied machen, weil uns ſonſt eine Bezeichnung der Wirth» Ichaftstorm fehlt, bei der man das Nadelholz nicht zu grö- Beren Bäumen auswachlen läßt, fondern ſchon ganz jung und niedrig abhauet. Im nordöftlihen Deutichland giebt es aber große ausgedehnte Flächen, auf denen Dies grund- fäsßlih, man fann wohl fagen mit Wortheil gejchieht, weil man dadurch eine weit größere Holzerzeugung erhält, als wenn man größere Bäume im höhern Umtriebe erziehen wollte. Die den kleinern Grundbefigern gehörenden Kiefern büfche, die zufammen in den preußifchen öftlichen Provin— zen allein gewiß mehrere Millionen Morgen betragen, Die fogenannten Adertannen, auf liegengebliebenen jandigen aus; getragenen Aeckern, wo die Kiefer gar nicht zum großen nußbaren Baume auswächlt, werden alle in einem Alter von 20, 30 bis 40 Jahren als Niederwald abgetrieben. So fann man diefe Kiefermwirtbichaft nach dem eigentlichen Be- griffe des Wortes unbedingt nennen, denn das Holz wird, wenn es noch niedrig ift, und ehe es hoch wächſt, abgetrie- — 2 — ben. Das ift aber nach dem Wortlaute der eigentliche Be— griff des Wortes: Niederwald, im Gegenfage von Hoch: wald, wo die Bäume hochwachlen. In diefem Sinne wird hier aber der Niederwald, wenn die Regel: daß er für fchlechten Boden mehr paßt als der Hochwald, näher beleuchtet werden fol, nicht aufgefaßt. Diefe Grörterung bezieht fich vielmehr Tediglich auf den Aus— fhlagswald des Laubholzes, dev bisher immer nur allein durch den Ausdruck Niederwald bezeichnet wurde, Für den Niederwald des Nadelholzes erfennen wir die Regel: Das Haubarfeitsalter des Holzes immer mehr zu verfürzen, je ärmer der Boden ift, unbedingt für richtig an, nicht aber immer für das Laubholz, wenn fich dies bis zur Umwand— lung des Baumholzes in Ausichlagswald ausdehnt. Um einen folchen mit Erfolg einrichten, erhalten und benutzen zu können, muß man zuerft verlangen, daß die Holz- gattungen, aus Denen er beftehet, eine gute Ausfchlagsfäzs higfeit haben, und dieſe fich bei den Mutteritöcen auch lange erhält, daß fich dieſe Ausichläge jelbftitindig bewurzeln oder durch Wurzelbrut und Wurzelausichläge fortpflanzen, fo daß der Niederwald fich von felbft erhält. Dies ift num zuerft bei den wenigften Holzarten auf dem Armern Sandboden der Fall, der Doch gewiß auch zu den fchlechten Bodenarten gehört. Betrachten wir auf ihm zuerft die Birfe, welche das am meisten in Die Augen fallende Bei- fpiel darbietet, wie unrichtig jener Saß ift, wenn man ihn auf diefen Boden anwendet. Schon Burgsdorf macht in feinem Handbuche darauf aufmerffam, daß die Birfe im Sandboden nicht ald Schlagholz behandelt werden fann. Er fagt im 1. Bande ©, 166 wörtlich: ‚Man fehlt indeflen gar fehr, wenn man in der Mark Brandenburg alle Birfendrter ohne Ausnahme und ohne Lo— Kritiſche Blätter 32. Bd. II. Heft. — m — falfenntniß, — wie hingegen in gutem und auf Vorgebirgs— boden billig gefchehen muß — auf 20- bis 23jähriges Schlag- holz eintheilen und nugen will, Denn die abgetriebenen Störfe verrotten im Sande, halten den Umtrieb nicht aus, und die Stangen (!) brechen mit 5 und 6 Jahren um.“ „Man thut alfo nach diefen wichtigen phyfifalifch-praf- tischen Gründen (I) wohl, in den fandigen Gegenden auf natürliche und Fünftliche Befamung und ein daraus zu hofs fendes 40jähriges Baumholz das fichere Augenmerk zu richten.” Zu dieſem burgsdorfifch-ftylifteten Satze kann man noch bemerken, daß in der Regel auf dem ärmern Sandboden 15- bis 20jährige Birken ſchon gar nicht mehr ausfchlagen, und daß fich hier der Birfenniederwald dadurch ganz von felbjt verbietet. Das Baumholz hat Dafelbit wohl auch einen ſchlechten Wuchs, und hat die Empfehlung Burgsdorf’s zum Anbau der Blößen auf Sandboden nichts weniger als gerechtfertigt, doch läßt fich wenigftend die Birfe hier noch als ſolches erziehen. Ganz diefelbe Erfcheinung haben wir, nur noch in aus: gedehnterem Maße, bei der Buche, da diefe auch felbit auf dem fchlechten flachgründigen Gebirgsboden nicht mehr mit Erfolg im Niederwalde behandelt werden kann. Im ar— men Sandboden verliert fie ihre Ausfchlagsfähigfeit fchon oft mit 20 Jahren, und wenn fich diefe auch auf flachgründis gen Südhängen der Fräftigeren Gejteinarten länger erhält, jo befommt man doch bier nur fchlehtwüchlige Stodausfchläge und nicht aushaltende faule Mutterftöce, da fich erftere nicht jelbjtitändig bewurzelm fönnen, wo fortwährend der Humus und die Erde abgefpült wird, und die obere Erdſchicht fo austrocknet, daß die aus ihrer Ninde fich etwa entwideln- den Wurzeln aus Mangel an Nahrung wieder vertrodnen. Man fann daher wohl fagen, daß, wenn man einmal Die — 21 — Buche in dem für diefe Holzgattung überhaupt durchaus unpaffenden und unvortheilhaften Niederiwaldbetriebe erzie- ben und bewirthichaften will, Dies nur im beſſern Boden mit einigem Erfolge möglich ift, indem der fchlechtere durchaus nicht Dafür paßt. Wieder anders ift es bei der Eiche. Auch fie ift auf dem ärmern Sandboden nicht mit Vortheil als Niederwald zu benutzen. Die Kernpflanzen erhalten zwar auch hier ihre Ausfchlagsfähigfeit lange genug, um fie mit 16 und 20 Jahren mit Erfolg auf die Wurzel feßen zu fonnen; auch haben die dann erfolgenden Stodausfchläge in der erften Zeit einen anfcheinend ganz guten Wuchs. Diefer läßt aber bald nach, man erhält ein bufchiges und fchlechtwüchfiges Strauchholz mit fehr geringer Maffenerzeugung im erſten Umtriebe nach der Abholzung der Samenpflanzen. Schon im zweiten Umtriebe geht dies aber noch mehr im Wuchſe zus rück, die Beftände werden lückig, indem viele Mutterftöce ein— gehen, und ein folcher Niederwald vermag fich durch feine Ausſchläge felbft auf einem folchen Boden nicht zu erhalten, auf dem man noch im Stande ift, die Eiche in der Vermi— hung mit andern, den Boden dingenden Holzarten, zu Ihönem nutzbaren Baumholze zu erziehen. Dagegen finden wir wieder, daß auf flachgründigen Hängen ber Kalfberge, der befjeren Sandfteinarten, des Thonfchieferg und der Grau— wacke, der plutonifchen Gefteinarten, oft auch der Eichennie— derwald einen vortrefflichen Wuchs hat, während das Baum— holz dafelbft nicht mehr mit Erfolg gezogen werden kann. Don diefem Boden kann man mit Necht jagen: der Eichen niederwald ift im fchlechten Boden vortheilhafter als der Hochwald, während für den Sand des Meeresbodeng gerade umgefehrt da noch mit Erfolg Baumholz gezogen werden kann, wo fich der Niederwald gar nicht mehr erhalten läßt, 92 — 22 — Für die Schwarzerle fann wiederum nur der beffere und beite Boden zur Erziehung von Baumholz benugt wer— den; je ſchlechter er ift, defto mehr muß man das Haubar- feitsalter abkürzen, fo daß dieſe Holsgattung auf dem ganz ſchlechten Moorboden mit viel Säuren und Rafeneifenftein nur noch als Buſchholz einen einigermaßen genügenden Er— trag giebt. * Die bodenvage Aspe ändert ihr Verhalten als Baum— oder Schlagholz in jeder Bodenverfchiedenheit, wo fie vor- fommt. Im Sumpfboden fann fte ein vortrefflich gutwüch— figes Schlagholz in 20 - bis 25jährigem Umtriebe geben, als Baumbolz hält fie hier nicht aus. Im feuchten humo— fen Sandboden erwächſt fie nicht blos aus Samen, fondern felbft aus guter nicht fernfauler Wurzelbrut zu einem Baume von 70—80 u. mehr Fuß Höhe und vortrefflicher Stammbildung, während fih das Schlagholz früh licht ſtellt und deshalb feinen entiprechenden Ertrag giebt. Im trod- nen ärmern Sandboden ift fie nur noch als Baum zu er- ziehen, als Schlagholz gar nicht mehr, denn dies verfchwin- det oder verfrüppelt in der Kegel, che es nur noch eine brauchbare Stärfe erreicht, mit fo üppig wachfender und dich- ter Wurzelbrut fih auch der Schlag in den erften Jahren überzieht,. Im trocknen Lehmboden hat oft das Baumholz einen guten und ausdauernden, das Schlagholz einen fchlech- ten Wuchs. Es mag dies theilweife darin liegen, daß ſich nur die gefunden und fräftigeren Stämme bis in das hö- here Alter, was der ausgebildete Baum erreichen muß, er: halten, die Mafje der fernfaulen Wurzelbrut, die das Schlag holz enthält, frühzeitig abftirbt und im Wuchſe nachläßt; immer findet man aber, daß die Beichaffenbeit des Bodens vorzugsweile Über den befiern oder fchlechtern Wuchs der Bäume oder des Schlagholzes entfcheidet. — 2 — Knüpfen wir einige Bemerkungen an diefe Erſcheinun— gen der hier genannten Holzarten, die fich dem Auge des beobachtenden Forftmannes in vielen unferer deutjchen Wäls der Darbieten. Sie fünnen allerdings nur fehr ungenügend fein, um Diejelben zu erklären, denn noch fennen wir das eigenthümliche Leben unferer deutfchen Waldbäume viel zu wenig, um überall Urfache und Wirkung klar zu überfehen. Ein Berfuch, die erftere aufzufinden, wenn bie leßtere in den Wäldern vor Augen liegt, muß denn aber doch endlich ein- mal gemacht werden, wenn die Forſtwirthſchaft vationell ge- führt werden fol, Er ift deshalb wohl gerechtfertigt, auch wenn er nicht gleich im Anfange gelingt. Man fann dann wenigftens hoffen, daß dadurch Andere zu Beobachtungen angeregt werden, um eine beffere Erflärung zu geben. Ueberall fpringt zuerit in Das Auge, daß auf dem är— meren Sande des Meeresbodens alle unfere Laubhölzer nicht blos überhaupt eine geringere Ausichlagsfähigfeit haben, fondern befonders auch, daß dieſe hier weit früher verſchwin— det, ald auf dem ebenfalls armen flachgründigen Gebirgs— boden, Dies läßt fich vielleicht aus dem Zuwachsgange auf dem Sandboden erflären. Die ftarfe Wärmeleitung, die ihm eigen ift, der ftarfe Luftzuteitt, die Lockerheit, welche eine ra— ſche Ausbreitung dee Wurzeln begünftigt, erzeugt auf ihm einen lebhaften Holzwuchs in der erften Jugend, der aber nicht aushält, dem vielmehr eine fchnelle Abnahme der Lee bensfraft, ein frühes Alter und Abfterben folgt. Die Dauer der Ausfchlagsfähigkeit fteht aber bei den meiften Baum— arten in einem beftimmten Berhältniffe zur Lebensdauer über- haupt. Manche Holzarten, wie die Linde, Weide und Aspe, behalten fie an den Wurzeln allerdings, fo lange ihr Leben dauert; andere aber, wie die Eiche, Buche, Birfe, Erle u. |. w., befigen fie rur für einen beftimmten Theil ihrer Lebenszeit, — 214 — Se fürzer diefe ift, deſto früher hört auch ihre Ausfchlags- fähigkeit auf, ebenfo wie dann das Samentragen, die Ab- wölbung der Krone und andere Erfiheinungen des Baum: lebens früher eintreten. Da, wo eine Birfe, wie auf dem Sande, oft ſchon mit 50 und 60 Jahren naturgemäß ihre durchfchnittliche Lebenszeit beendigt hat, Fann fich deshalb auch ihre Ausichlagsfähigfeit nicht fo lange erhalten, als da, wo dieſe 100, 120 und mehr Jahre beträgt, Dann haben aber auch alle Pflanzen eine defto größere Keproduftionskraft, je größer ihre Lebenskraft überhaupt ift. Se gefünder und fräftiger ein Stamm ift, deſto eher ift er auch im Stande, die Wegnahme des oberirdifchen Theils zu überſtehen und durch Entwidlung neuer Knospen zu erſetzen. Daß nun aber auf dem trodnen Sandboden die Lebenskraft der genannten Laubhölzer geringer ift als auf dem fräftigern Gebirgsboden, in dem fte die mineralifchen Kährftoffe finden, die fie bedürfen, wird wohl unbedingt zu— gegeben werden müflen, Für die Eiche und Buche können die dem Sandboden fehlenden Mineralftoffe theilweiſe durch den größern Humusgehalt erfegt werden. Wir fehen, daß ein jolcher, wenn er längere Zeit mit gejchloffenen Holzbe- ftänden bedeckt ift und ihm Die ganze Lauberzeugung verbleibt, oft noch Eichen und Buchen von ganz gutem Wuchſe er: zeugt, bejonders wenn dieſe mit Kiefern gemifcht vorfommen. Im Niederwalde aber fann fich, wegen der fteten Unterbre— chung der Humuserzeugung durch den Abtrieb der Beftände, niemals ein hinreichender Humusgehalt bilden, der den Manz gel an mineralifchen Nährftoffen erſetzt. Beſonders für den Buchenniederwald paßt der Sandboden fchon darum allein nicht, da dieſe Holzgattung mit ihrer Grnährung noch mehr auf den Humus angewiefen ift. Fehlt Die: fer dem Boden ganz, fo wird man niemals, felbit auf Ba: —_ 3 — falt und Kalf, als Gefteinarten, welche Die Buche vorzugs- weife liebt, einen gedeihlichen Wuchs diefer Holzgattung fin— den, Darum wird auch das Streurechen für Ddiefelbe befonz ders verderblich. Auch liegt es theilweife hierin, warum ber Buchenniederwald defto unvortbeilhafter wird, je fürzer der Umtrieb iſt. Die Eiche iſt ſchon weniger an einen beſtimmten Hu— musgehalt des Bodens gebunden, wenn Diefer nur fonft die mineralifchen Nährftoffe in hinreichende Menge enthält, Die fie verlangt. Dies fehen wir ſchon daraus, daß ſie im Pflanzwalde im humusarmen, aber an mineralifchen Nähr— ftoffen fehr reichen Boden weit beffer gedeihet als die Buche, Die Dafelbft erft einen guten Wuchs erhält, wenn die Be— ftände in Schluß fommen und der Boden eine Laubdecke erhält, Für den Niederwald von Diefer Holsgattung kann daher auch ein humusarmer trodner Südhang, an welchem die Saferwurzeln in die Steinplatten dringen können, eher Die erforderliche Nahrungsmenge liefern, als für Buchennie- derwald, Doch wird auch für fie der Umtrieb defto Fürzer fein müffen, je Schlechter der Boden ift. Ueber die Ausjchlagsfähigfeit enticheidet dann aber auch ferner noch die Dicke und Belchaffenheit der abgeftorbenen Rindeniubftanz und felbit die Bedeefung der Ninde mit Moos und F | ten. Neberall wird man aber bei Eichen und Bu— chen, beſonders auf dem Sandboden, finden, daß das Holz bei geringerem Wuchſe früher dieſe abgeſtorbene Rindenlage und gewöhnlich auch bald am Fuße des Stammes einen Moosüberzug erhält, während das Holz auf beſſerm Boden und von einem lebhafter Wuchſe einen dünnen und glän— zenden Rindenüberzug hat, der das Hervorbrechen der Knos— pen weniger hindert. Auch bei der Birke, die nur unter den Wurzelknoten ausſchlagen kann, ſobald ſich am Stamme — 26 — die diefen abgeftorbenen Rindenrüden bilden, gehen diefe auf Sandboden bis tief in die Erde herab und bilden ſich auf ihm früher aus, als auf Fräftigem Lehmboden. Wenn dann die Ausfchläge ja noch herauskommen, erfcheinen fie gewöhn- ih an den Tagmwurzeln und brechen leiht ab, wenn ber Stock ausfault, wie dies Schon Burgsdorf bemerkt, auch wenn es blos noch Reißer find, denn die Stärfe von Stans gen erreichen fie wohl überhaupt nicht. Darum nugt auch die befannte Operation wenig, durch die man bei tiefer als fie ftanden gepflanzten Birken noch einen Stodausfchlag er— zeugen Fann, indem man die ftarfen Seitenwurzeln dicht am Stamme duch Wegnahme der Erddede bloßlegt. Ausichläge erhält man dadurch allerdings, auf die man ohne diefe Nach— hülfe nicht hätte rechnen fünnen, ja es haben dieſe jogar oft im erften Jahre einen fehr guten Wuchs. Sie Heben aber nur auf der Oberfläche der bloßgelegten Wurzeln, fter- ben von felbft ab, fowie die Fäulniß in Ddiefe eindringt, und brechen bei der geringiten Biegung los, jo daß man felbft im ein- und zweijährigen Ausfchlage des Birfennie- derwaldes Windbruch haben Fann, (Fortfegung folgt.) IM. Mancherlei. Der Geld- und Material-Ertrag der Preußifchen Staatsforſten. Der geringe Geld- und Material-Ertrag der Forſten in den öſtlichen Provinzen Preußens iſt ſchon vielfach beſpro— chen worden, und man hat ihn auch wohl benutzt, um ihn mit andern Forſten zu vergleichen, die einen höhern Ertrag liefern, und um dadurch die vorzüglichere Wirthſchaft in die— ſen zu beweiſen. Man vergißt dabei aber immer, daß es einen ſehr großen Unterſchied macht, ob man von der ge— ſammten Holzproduktion und den übrigen Erzeugniſſen des Waldbodens nur einen Theil in Rechnung ſtellt und als Er— trag der Forſten angiebt, oder ob die ganze ſummariſche Er— zeugung als ſolcher verrechnet wird. Ein ſehr großer Theil der geſammten Holzproduktion in den Forſten der Mark Brandenburg, Pommerns und Weſt— preußens wird, theils auf Grund alter Berechtigungen, theils gegen einen geringen Heidemiethzins, den Anwohnern der Staatsforſten überlaſſen, ohne daß er durch die Rechnung läuft. Der Abraum, das Durchforſtungsholz bis zu 40 Jah— ren in der Regel ganz, oft auch die ſtärkern trocken werden— den Bäume, ſogar häufig das Stockholz, erhalten dieſe un— entgeldlich, und es wird bei der Berechnung des Material— und Geldertrags auch da nicht in dieſe aufgenommen, wo — 218 — es vollftändig benugt wird. In den meiften andern deutfchen Forften wird dagegen höchitens das eigentliche fchwache Raff— und Lefeholz unentgeldlich abgegeben, und nicht in Einnahme und Ausgabe geftellt. Es muß diefe verfchiedene Art der Be- nugung des Holzes die Preußifchen Forften in Bezug auf ihren Ertrag in ein weit ungünſtigeres Licht ftellen, als die— jenigen Wälder, in denen alles Holz verkauft und verrechnetwird. Dann vergißt man aber auch bei folchen Bergleichungen die Beichaffenheit des Bodens mit in Anfchlag zu bringen. Die Marken, die Laufis, Hinterponmern und Weftpreußen haben zum großen Theil einen armen Sandboden, Der mit Holz beſtockt ift, welcher von Natur einen weit geringern Holzertrag giebt, als der des Harzes, Des Thüringerwaldes, der deutichen Mittelgebirge, oder gar des vortrefflichen Buchen- bodens in Holftein oder Schwaben. Auch ift die hier vor- herrfchende Kiefer eine Holzgattung, Die bei dem hohen Um- triebe, zu dem man in den Staatsforſten vielfach noch ge- nöthigt ift, dev aber auch oft befeitigt werden könnte, von Natur einen weit geringern Maffenertrag liefert, als bie Fichte und ſelbſt die Buche im Hochwalde. Es darf des— halb bei ſolchen Vergleichungen die Holzart nicht unberück— ſichtigt bleiben, denn wenn man die Fichte im Thüringerwalde mit der Kiefer in der Mark Brandenburg gleich ſtellt, ſo iſt das lächerlich, ſowohl in Bezug auf Geld- wie Holzertrag, da erſtere mehr Bau- und Nutzholz, wo dies abſetzbar iſt, lie— fert. Wenn daher die Forſten des Thüringerwaldes einen hö— hern Ertrag, bei doppelten und dreifachen Holzpreiſen geben, als die des Regierungsbezirks Marienwerder und Danzig, fo fann Dies noch nicht gerade als ein ficheres Kennzeichen einer befjeren Wirthichaft in jenen Forften geltend gemacht werben. Der Geldertrag ift in diefer Beziehung überhaupt nicht maß- gebend, denn er wird mehr durch den Abſatz und Die Holz- — DB — preife beftimmt, als durch die gegenwärtige Wirthfchaft; fo- gar die frühere Behandlung des Waldes entjcheidet darüber mehr als die gegenwärtige. Auch in diefer Beziehung find befonders die Staatsforften in den Provinzen, die ehemals zum Königreiche Polen gehörten, in einer fehr ungünftigen Lage. Diefe Wilder waren größtentheils Theile dev ehemaligen Starofteien, welche den Staroften auf Lebenszeit zur Nub- nießung verliehen waren, Diefe nugten fie natürlich jo gut fie fonnten, und thaten jehr wenig für ihren Anbau. Die polnische Wirthfchaft hat überhaupt feinen befondern Ruf, in Bezug auf die Wälder war fie aber noch fchlechter als ihr Ruf. Darum ift es denn auch leicht erflärlich, warum beſon— ders die Forften des Großherzogthums Poſen und der polni- fche Theil von Weftpreußen ein fo ſehr ungünftiges Altersflaf- fenverhältniß haben und ihnen das ältere haubare Holz fo ſehr fehlt, wodurch natürlich ihr Ertrag in der Gegenwart auch nur ein geringer jein fann. Auch bei ſolchen Vergleiihungen des Ertrags verſchie— dener Forften tritt der Mangel einer guten Rechnungsfühs rung über die fummarifche Erzeugung des Waldbodens recht deutlich hervor. Wir verlangen fortwährend, daß die Staats- forften ſo bewirthfchaftet werden follen, daß fie den größten Gefammtertrag für das Nationaleinfommen geben, fein Menfch denft aber daran, diefen Gefammtertrag, den der Wald in dem einen oder dem andern Zuftande, bei Ddiefer oder jener Art der Bewirthfchaftung und Benugung giebt oder geben fann, zu ermitteln, um zu erfahren, in welchem jener Anfor= derung an eine gute Staatsforftwirthichaft genügt wird? — Wir wirthichaften blind in die Welt hinein, nach falfchen vorgefaßten Anfichten, und Niemand giebt fich die Mühe, zu unterfuchen, ob denn dieſe wirklich auch richtig find. Da wird die unbedingte Weideablöfung verlangt, und fein Menich = u = nimmt fih die Mühe, vorher genau zu unterfuchen, was die MWaldweide dem Lande eintrügt, und was fie dem Walde koftet. Daſſelbe gilt in vielen Fällen von der Streunugung. Da verlangen die Leute eine Umwandlung des Waldes in Kuls turland, weil der erftere zu wenig einträgt, während Doch fein Menfch fagen fann, wie groß der Ertrag des Waldbo- dens eigentlich ift. Da werden Erfahrungstafeln aufgeftellt, die den Ertrag der verjchiedenen Umtriebszeiten nachweifen, in denen die Holzerzeugung der jüngern Beftände, wodurch) das Bedürfniß von Hunderttaufenden von Menfchen befrie— digt wird, größtentheils als gar nicht vorhanden erſcheint. Die Leute denfen fich ellenlange Formeln zur Waldertrags- regelung in der Stube aus, und feiner denft daran, zu uns terfuchen, wie denn eigentlich dev Wald geregelt werden muß, um eine Gefammterzeugung herzuftellen, die für das Nationals einfommen den höchiten Werth; hat. Werden denn nicht end- (ich Förfter und Nevierverwalter auftreten — denn was da— von die Lehrbücher der foritlichen Statik ſchreiben oder Die Bor- träge enthalten, davor behüte uns der Himmel — die fi bemühen, zu ermitteln, was ihr Revier in der Wirklichkeit für einen Gefammtertrag an Nobmaterial und VBerwerthung der Arbeit in ihm für das Nationaleinfommen liefert? Beides muß natürlich beachtet werden, denn die Arbeit hat für daf- felbe einen ebenfo großen Werth, wie Die Bodenrente. Wenn wir nur erft wiffen, was die im Walde verwendete Arbeit werth ift, fo wird fich die Verwendung der Arbeitskräfte, zu der Die gewonnenen Holzprodufte dann weiter Öelegenheit geben, auch außer dem Walde leicht weiter verfolgen lafien. Viele Foritmänner leben in dem füßen Wahne, daß wir in unferer deutjchen Forftwirtbichaft, und noch mehr Forit- wiffenfchaft, ſchon auf einer fehr hohen Stufe ſtehen; gewiß befinden wir und aber noch auf einer fehr niedrigen, denn — ZI — von einer wirklich rationellen Wirthichaftsführung ift noch nirgends eine Spur zu finden, Wir Fultiviren noch, ohne die Eigenthümlichfeiten der Holzarten und des Standorts zu beachten ; wir fegen Zuftände des Waldes feit, ohne vorher zu unterfuchen, ob dies dann auch wirklich vortheilhafte und den Verhältniffen entiprechende find; wir generalifiren Alles in unferen Lehrbüchern und Inftruftionen, während in einer guten Forftwirtbfchaft jede Maßregel fpeciell den Umſtänden und örtlichen Berhältniffen angepaßt werden muß, Wie werden einft unfere Enfel und Mrenfel über unfere Lehrbücher und Wirthfchaftseinrichtungen fpotten und lachen, ebenfo wie wir über Agricola’s Univerfalvermehrung und Carlowitz's fonderbare eiferne Bäume und Baumfönige lachen. Der erfte Schritt zum Klügerwerden ift immer, daß man anfängt einzufehen, daß man nichts weiß. Zu dieſer Ueber- zeugung, daß er nicht3 weiß, ift wenigftens der Herausgeber gelangt, leider aber zu ſpät, um fte noch genügend benußen zu fünnen, da er dazu zu alt ift. Möchten fich die jüngeren Forftwirthe prüfen, ob fie wirflich im Stande find, eine ra— tionelle Forftwirtbfchaft zu begründen und zu führen, Die allen an fie zu machenden Anforderungen entfpricht! Biel: leicht fommen die unterrichtetern, wenn fte ihren Wald recht ftudiren, — natürlich aber nicht im Laboratorio und mit dem Miftoffope, oder an der Tafel mit Entwideln von Formeln und Benugung der höhern Mathematif, — zu derfelben Ueber— zeugung, die ihnen nur nüßglich fein wird. Die Dummen halten fich freilich gewöhnlich fihon für Flug genug, fo daß fie nicht8 mehr zu lernen brauchen. Der größte Fehler eines Lehrers ift darum auch, wenn er fich immer blos darauf bejchränft, daß die Schüler von ihm nur das lernen follen, was er felbit weiß, Sein ganzes Be- — 22 — ſtreben muß vielmehr dahin gerichtet ſein, darauf hinzuwir— ken, daß ſie mehr lernen und klüger werden als er ſelbſt iſt, indem er ſie darauf aufmerkſam macht, was er ſelbſt noch nicht weiß, und was noch zu ermitteln und aufzuklären oder zu entdecken ift. Das Anregen zum Denken und Selbſtforſchen ift gewiß weit fruchtbringender ale das Einflößen fremder Weisheit, die oft unverdauet im erften Jahre des gedanfenlofen Umberbummelns im Walde wieder verfchwigt wird, Verſchiedene Konftruftionen. des Waldpfluges. Unter allen Kulturinftrumenten, die jemals erfunden worden find, ift für den fandigen Meeresboden der öftlichen. Provinzen Preußens der Waldpflug entichieden das werth- vollfte und hat die Kultur befonderd der Kiefer am meiften befördert. Das Gelingen derfelben ift, eit man ihn einge- führt hat, beſonders auf den ausgemergelten Waldblößen, unendlich ficherer als früher, wo man den Boden nur flach mit der Harfe in Streifen oder Plägen verwundete, Durch die tief aufgeriffenen Suchen nimmt man die nahrungslofe, leicht austrocknende Oberfläche weg ſchützt die tief ftehenden Pflanzen gegen die Dürre, indem fich die Feuchtigkeit in den Fucchen zufammenzieht, bewirkt, daß die von den höhern auf- geworfenen Erddämmen bejchatteten tiefen Stellen, wo die Pflanzen ftehen, nicht fo leicht austrodnen. Dazu fommt, daß die Bodenverwundung faum die Hälfte der Koften verurfacht, al8 wenn fie durch die Hade erfolgt; daß man im Stande tft, auch in den Gegenden, die Schwach bevölfert find, in kurzer Zeit große Flächen zu fultiviren, da Pferde oder Ochjen im: mer zu haben find; daß die Unfräuter befjer vertilgt werden und andere Vortheile mehr. Blos in reinem Flugſande, wo der Wind die Furchen zuſtreichen fünnte, oder der Negen den — 2353 — Sand von den Pflugfäimmen in die Furchen fpült und Die jungen Pflanzen damit bedeckt, ift er allerdings nicht anwend— bar. Eonft dürfte e8 aber wohl feine einfachere, wohlfeilere und fichrere Kultur der Kiefer in den großen Ebenen Nord— deutichlands geben, al8 den ftrecfenweifen fahlen Abtrieb der Flächen, und nachdem das Stodholz rein gerodet worden ift, das Auspflügen derfelben, indem die Furchen 3'/2 bis 4 Fuß weit auseinander gezogen und dann auf dem Morgen mit 3 Bfund reinem Kieferfamen befäet werden. Nur ftimmen - wir nicht für die in der neuern Zeit fo fehr empfohlenen fehr langen und ſchmalen Streifen, wie fie für die Fichte ganz zwedmäßig fein mögen, und ziehen die breiten bei der Kiefer vor, weil der Schatten der vorftehenden Holzwand zu nachtheilig auf die jungen Bflanzen eimwirkt, Für beſſer hal- ten wir e8, die Schläge lieber fürzer und dann verhältniß- mäßig auch breiter zu führen, jo daß fie den vollen Licht- genuß haben. Auch find wir deshalb bei der Kiefer mehr für größere Schläge als für fehr Fleine, Der Waldpflug ift fo oft befchrieben und abgebildet, daß man wohl vorausjegen kann, daß er allgemein befannt ift. Aber in feinen Befchreibungen wird, fo viel wir wiffen, nicht erwähnt, daß er in feiner Konftruftion dem Boden und den Zweden, die man durch feine Anwendung erreichen will, an— gepaßt werden muß, Diefe Daher auch eine verfchiedene fein fann, In den Neujtädter Inftitutforften werden Waldpflüge von fehr verichiedener Bauart angewandt, Zuerft muß ein folcher verfchieden fein, je nachdem man meift wurzelveinen Boden hat, oder ftarfe Wurzeln von dem Pfluge ducchjchnitten werden müſſen. Je mehr das Leb- tere der Fall ift, deſto ftärfer muß der Pflug gebauet, defto mehr muß das Gegg, welches bejtimmt ift, Die Wur— zelm zu Durchjchneiden, befeftigt und geftüßt werden, In den — 21 — Neuftädter Inftitutforften werden Flächen aufgepflügt, Die noch von frifchen Buchen: und Gichenwurzeln von 2 Zoll und mehr Stärfe durchzogen find, und wo 8 nicht fchwache Pferde vorgefpannt werden müffen, die alle ihre Kräfte nö— thig haben, um eine gleiche Furche aufzureißen. Daß ein Pflug, für einen folchen Boden beftimmt, fehr ftarf gebaut werden muß, wird wohl feiner befondern Ausführung bedür- fen. Denfelben dann aber auch auf einen wurzelteinen Bo- den anwenden zu wollen, wäre eine foftbare Verſchwendung von Arbeitsfräften, denn feine Schwere allein macht fchon, daß man hier ein oder zwei Zugthiere mehr nöthig hat, ale bei einem leichter gebauten. Die Konftruftion des Pfluges muß dann ferner dar— nach eingerichtet fein, ob man Die Furchen tiefer oder flacher ziehen will, denn mit dem Stellen defjelben fann man bie Verſchiedenheit der Tiefe der Pflugfurche, wie fie fich viels leicht nöthig zeigt, oft nicht allein erreichen, Eine fehr tiefe Furche kann nöthig werden auf Boden, der in der Oberflä- che fehr trofen und arm, oder der mit unvollfommenem Humus bededt iſt. Die zur Ziehung fehr tiefer Furchen beftimmten Pflüge, welche ebenfalls doppelte Befpannung er— fordern, erhalten nicht nur ein ganz anders gebautes, jehr dickes, ovales und mit der Epige etwas gegen die Tiefe ge— richtetes Pflugſchar, ſondern die Seitenbretter müffen auch fo gerichtet fein, daß fie die Erde weiter von der Furche ab- wenden, damit dieſe nicht wieder zufällt. Sollen die Fur— chen flacher gezogen werden, ift dev Boden ganz wurzelrein, wobei man im Candboden nur zwei mäßig ftarfe ‘Pferde zum Pflügen gebraucht, fo fann man oft den Borderwagen ganz erfparen, und der Arbeiter fann den Pflug mit einer Hand regieren, wenn er gut eingeübt ift. Ebenſo kann bie Breite der Furche die man verlangt, oft eine fehr verſchie— — BU — dene fein. Zur Eichelfaat 3. B. bedarf man nur eine flache, aber etwas breite Furche, wenn diefe zuerft mit dem Wald: pfluge gezogen und dann hinterher mit dem Untergrunds- pfluge tief gelodert wird. Auf grasreinem Kulturlande ift wie- der eine jchmälere, aber etwas tiefere Furche zweckmäßiger. Es dürfte nicht nöthig fein, alle die nothwendigen Ver— ſchiedenheiten der Konftruftion des Waldpflugs durch Zeich- nungen deutlich zu machen, vielleicht fünnte Died auch gar- nicht einmal Dadurch genügend gefchehen. Die allgemeine Form defielben, die wohl jchon in ganz Deutjchland befannt ift, kann stets Diefelbe bleiben, die Abänderungen im Einzel- nen muß man nach den Anforderungen treffen, die man an Die Bodenverwundung macht, und nach der Bodenbefchaffen- heit der Kulturflächen, auf denen man ihn verwenden will, Schwerer Boden, von Wurzeln durchzogen, verlangt ftärfere Pflüge, als leichter und wurzelveiner, Breite Furchen machen weiter geftellte Streichbretter nöthig, flache gejtatten ein ho— vizontal geftelltes Pflugfchaar, fehr tiefe ein etwas gegen den Boden geneigtes, DVerlangt man eine glatte und fefte Furche, muß das Pflugſchaar mehr die obere Bodendecke megfchnei- den, ſoll dieſe zugleich gelodert werden, fo muß der Waldypflug fich mehr dem Baue eines Wühlpfluges nähern, mehr ein feilförmig zugefpigtes PBflugfchaar erhalten. So wie fchon überall von denfenden Landwirthen die Aderpflüge, nach den verjchiedenen Zweden, Die man dadurch erreichen will, ver: jchieden Fonftruirt werden, jo muß Dies auch bei den Wald: pflügen geſchehen. Wie bei allen andern Kulturgefchäften, muß fich auch hierbei der Forftwirth erft Elar machen, was er von Dem Kulturinftrumente, welches er anwenden will, verlangt; e8 wird ihm dann nicht ſchwer werden, den Hand— iwerfern, welche ed bauen, die nöthigen Andeutungen zu ge— ben, zumal wenn er nöthigenfalls noch einen erfahrnen Ader= Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. — BE — wirth zu Nathe zieht, wie der Pflug gebaut werden muß, um den Zwed, zu dem er dienen foll, zu erreichen. Won den verjchiedenen Waldpflügen, die in den Neuftädter Inſtitut— foriten angewendet werden, ift vielleicht der eine auf einer Kulturfläche ganz Diefer entfprechend, der andere ift ganz unbrauchbar und fann gar nicht auf derfelben benußt werden. Als ein auffallender Mangel in der Beichreibung der Hohenheimer Modellfammlung der forftlichen Kulturgeräthe ift es anzujehen, daß dort fein Waldpflug bejchrieben und abgebildet worden ift, wonach er ganz in dieſer Sammlung zu fehlen jcheint, obwohl er in feiner Konfteuftion wejentlich verichieden ift von den befchriebenen und abgebildeten Acker— pflügen. Beil*) handelt zwar umftändlich von den Waldpflügen, hat auch Abbildungen derjelben gegeben, bezeichnet aber Die Bodenbeichaffenheit und Zwede nicht näher, wo der eine oder der andere der von ihm befchriebenen angewandt werden muß. Abnahme des Eichen - Schiffbauholzes in Rußland. Auch in Rußland, welches in feinen füdlichen Brovinzen, in den Gouvernements von Kafan, Wiatfa, Minsk u, f. w. früher einen unerjchöpflichen Vorrath von Eichen zum Schiff: bau tauglid zu haben fchien, Hagt man über die Abnahme defielben, und bejonders darüber, Daß der junge Nachwuchs fehlt, der die alten zum Theil wipfeltrodnen Stämme er- ſetzen Fann. Um den Bedarf der Flotte an Schiffbauholze zu fichern, wurden früher 3 Mill, Defjätinen**) ausfchließlich zur Erzie— *) Forftwirthichaftliche Kulturwerkzeuge und Geräthe. Frankfurt a. M. bei Sauerländer 1846. ©. 46. **) Die Deifätine 4,23890 preuß. Morgen. — u — hung deffelben an die Admiralität zur Berwaltung abgetreten, indem den Beamten des Minifterii für Die Neichsdomänen nur die Beſchützung diefer Forften Übertragen blieb ; die Nachzucht der Eiche ift aber nicht gelungen. Die weichen Hölzer, Bir: fen, Hafen, Weiden u. |. w. ftedeln fich auf den durch den Aushieb des alten Holzes entjtehenden kleinen Lücken an und unterdrüden den etwa fich zeigenden natürlichen Aufihlag. Man hat zwar Schon Verfuche mit Eichenpflan- zungen in 24füßigem Berbande gemacht, die aber nur bu- ſchige Eichen von ungünftiger Stammbildung ergeben haben, Einem Fremden, welcher die Lofalverhältniffe nicht kennt, fteht allerdings Fein Urtheil über die Art und Weife der Er: ziehung in diefen Wäldern zu, die größtentheils fehr fchönen Boden haben und früher die fchönften Eichen von vortreff- lihem Wuchfe enthielten; fo weit fich aber die Sache nach Deichreibungen tüchtiger Forſtwirthe aus der Ferne beurtheilen laßt, wird auch hier wie in Deutfihland das einzige Mittel zur Erhaltung diefer edlen Holzart das fein, fte nicht rein, fondern in gemifchten Beftänden zu erziehen, die Schutzhölzer aber fcharf in Dem Auge zu behalten und mehr mit dem Beile zu ful- tiviren, als mit der Hade und dem Spaten. Allerdings ift eg oft ſchwerer und foftbarer, Holz, was man nicht haben will, wegzubringen, als es anzubauen; will man aber Eichen er- ziehen, fo fünnen die KRoften des Aushiebes der verdämmenden Hölzer, auch wenn fie nicht benugbar find, niemals vermie- Den werden, Naubthiere in Defterreich und Norwegen, Sn den Jahren 1845 u. 1846 wurden nach einer Notiz in der Augsb. Allgem. Zeitung Ne. 311,9. 6, Nov. 1852 in Defterveih, ausjchlieglich Ungarn, was noch fo reich an 2 — 28 — Wölfen und andern Naubthieren ift, geſchoſſen 183 Bären, 1733 Wölfe, 6 Luchje, und dafür 8317 Fl. Schießgeld als Prämie gezahlt. In Böhmen wurde der legte Bär im J. 1838 gejchofien, doch ſpürt fich noch ein folcher im Böh— merwalde. Das iſt wohl als ein ſicheres Kennzeichen anzuſehen, wie dünn bevölkert noch manche Theile des großen Kaiſer— ſtaates ſein müſſen, und welche Urwaldungen ev noch ent— halten muß, denn wenn dies nicht der Fall wäre, könnten ſich dieſe Raubthiere nicht mehr in ſolcher Menge vorfinden, In Norwegen wurden in den 5 Jahren, von 1845 bis 1850, nach einer Mittheilung im Athenäum (7. Febr. 1852) von der Regierung Prämien für folgende erlegte Naubthiere gezahlt: 1321 Bären, 1132 Wölfe, 592 Luchſe, 335 Biel fraße, 10,715 Adler, 1618 Bergeulen (2), 2148 Falfen und Habichte, Anleitung zum Bangen der Füchfe, Baum und Steinmarder, Fifchottern und Iltiſſe. Ein Herr Stahlihmidt in Ferndorf bei Kreusthal im Kreife Siegen hat obige Fleine Schrift von 48 ©, und zwei Lithographien verfaßt und verfauft fie zu 5 Thaler 20 Sgr. für eigne Rechnung. Er hat fie dem Herausgeber zur Recenſion überfandt, Abgefehen aber davon, daß diefe An— leitung zum Fange von Naubthieren überhaupt wohl Die we— nigften unferer Lefer intereffiren dürfte, eignet fie fich auch wohl nicht zu einer Necenfion, Sie wird nämlich als Ge- heimmittel verfauft, und die Hauptfache dabei fcheinen Die Witterungen zu fein; denn das Verfahren bei Yegung der Gifen ift wohl überall befannt. Wollte man nun die Re— cepte zu den Witterungen fritifiven und 3. B. nachweifen, — DD — daß fie auch ſchon in anderen Jagdbüchern ftehen, fo würde der DVerfauf der Schrift dadurch Teicht gefährdet werden fünnen. | Mir begnügen uns daher, die Lefer darauf aufmerkſam zu machen, daß, wenn fie Einen Friedrich8d’or franco an Herrn Stahlfchmidt einfenden, fie nicht blog dieſe Schrift, fondern auch die Attefte der benachbarten Bürgermeifter mit erhalten, daß deren Verfaſſer ein tlüchtiger und erfahrener Fuchsfänger u. f. w. ift. Es ift daher wohl mit Grund an- zunehmen, daß er wirklich die Sache verfteht, über Die er geſchrieben hat, was nicht immer der Fall bei den Verfaſ— fern von Jagd» und Forftbüchern ift, Dann ift das Fleine Buch von 48 weitläufig gedruckten Seiten und zwei Eleinen fchlechten Steindrüden, auf fchlech- tem Papier, wahrfcheinlich das Jagdbuch, welches den relativ höchften Preis unter allen hat, die jemald gedruckt wor- den find, Eine weitere Merkwitrdigfeit daran ift dann ferner, daß e8 als: Erſte Auflage bezeichnet ift, wahrfcheinlich weil der DBerf, glaubt, Daß es bald eine ganze Menge Auflagen erleben wird, Wir wiünfchen ihm dies herzlich, nur find die Friedrichsd'ors gerade unter dem Theile der Jäger, der fich mit Fuchs-, Marder-, Iltis- und Fifchotter-Fangen befchäf- tigt, nicht ſehr häufig. Auch hat uns Doch die eigne Erfahrung als Lehrling und Förſter die Heberzeugung gegeben, Daß es die Necepte Dabei allein nicht thun, daß vielmehr das Gefchief bei Be- handlung und Legung der Eifen, welches man zuleßt nur durch Uebung erwirbt, die Hauptfache ift, auch die praftifche Anlei- tung niemals durch eine Schrift allein gegeben werden kann. — DB Wälder und Bäume in Gorjifa, Nah Gregorvius Neifebefchreibung durch Korfifa dürfte dieſe Inſel unter allen franzöfifchen Departements wohl den fchönften Baumwuchs haben. Beſonders zwei große Forften von Aitona und La foze di Vizzavona zeichnen fih durch ihre herrlichen Pärchen, Buchen und Pinien aus. Bon legterer Holsgattung trifft man Stämme, die bis zur Krone eine Schaftlinge von 120 Fuß und einen untern Um— fang von 21 Fuß haben. — In diefen Bergforften, die viele ſchwer zugängliche Felfenpartien haben, trifft man auch noch Hirfche und wilde Echweine. Erſtere find wohl außerhalb der Jagdgehege mit fefter Umfchliegung in ganz Frankreich ausgerottet, ein fo ftarfer Wildftand vor der Revolution auch in Diefem Lande in vielen Wäldern war. Die wirklichen Erträge der Fichten im Harze. Die großen Beichädigungen, welche die jungen in vol- lem Schluſſe aufgewachfenen, von ftarfen Saaten und Ddich- ten Büfchelpflanzungen herrührenden Fichtenbeftände in den obern Negionen des Harzgebirges in der neuern Zeit erlitten haben, machen viele Forftwirthe Diefer ausgedehnten Wald— gegend ängſtlich hinfichtlich des Fünftigen Ertrages ſolcher ſehr gefchloffenen Beftände. Man ift Dadurch veranlaßt wor: den, da man dieſe Befchädigungen vorzugsweife dem Dichten Schluffe der Beftände zufchreibt, die Fichte räumlicher zu erziehen, da man dadurch diefen Naturereigniffen mehr be— gegnen zu fünnen glaubt. Höchft intereffant find nun bie Ueberfichten der Erträge, die in dem braunfchweigiichen Ober: forfte Walfenried, deſſen Fichtenbeftände bei Hohengais theilz weile fchon in fehr bedeutender Höhe liegen, durch den ver- — BR — dienten und ausgezeichneten Forſtmann, Forftmeifter Dom: mes ın Walfenried, von dem wirflichen Erträgen dicht im Schluffe aufgewachfener Beftände zulammengeftellt find, Es find Erfahrungen im Großen gemacht, aus den Nechnungen, die über den wirklichen Einfchlag geführt wurden, gezogen, und haben alfo weit mehr Werth) für eine muthmaßliche Vorausbeftimmung des Fünftigen Ertrages junger Fichten- beftände als unfere gewöhnlichen rfahrungstafeln. Die Witterungsverhältniffe dürften fich in den legtvergangenen 100 Jahren wohl nicht geändert haben, und ift Dies nicht der Fall, fo werden die frühern Beftinde auch wahrscheinlich denfelben Befchädigungen durch fie unterworfen gewefen fein, wie die jegigen. Wenn man einen vom Schneebruche be- Ichädigten Ort furz nachdem der Schaden gefchehen ift be- teachtet, fo fcheint freilich die angerichtete Berwüftung fo arg zu fein, daß man glaubt, der Beſtand fünnte num nicht mehr den halben Ertrag geben, den er vor der Beichädigung ver- ſprach. Die Sache iſt denn Doch aber am Ende nicht fo fchlimm, als fie ausfieht. Wird das Holz nur raſch aufgearbeitet und herausgerückt, jo daß nicht etwa der Borkenkäfer hin— terher fommen und den Schaden vergrößern kann, fo wach— jen die kleinen Lücden bald wieder zu, mancher Stamm, der feinen Wipfel verloren hat, bilder fich wieder einen neuen, und wenn 20 Jahre verflojien find, fteht man zuweilen Faum mehr, daß der Beftand früher fo durchbrochen war, Es fann fein, daß man durch die räumliche Einzelnpflanzung der Fichten den Schneebruch vermindert, ganz wird man ibn aber nie Dadurch befeitigen, den eigentlichen Eisbruch aber wahrfcheinlich nicht einmal vermindern, Ob man dann aber in dieſen räumlich erzogenen Fichtenbeftänden ein fo raſches und vollftändiges Verwachſen der entitandenen Lücken erhalten wird, als in den gefchloffen erwachlenen, wo — Be — eine Menge Pflanzen vorhanden find, Die befchädigten Stämme zu erjegen, fteht dahin, und muß erit die Erfahrung lehren, Wir find weit entfernt, den großen Samenmengen, den Bü- ichelpflanzungen mit 60 und SO Pflanzen in einem Büfchel, dem übertrieben dichten Stand der Pflanzen, wie ihn das ältere Kulturverfahren erzeugte, das Wort reden zu wollen, im Öegentheil, wir verwerfen es durchaus. Es dürfte doch aber auch wohl das Ueberfpringen zu dem entgegengefeß- ten Extreme der Pflanzung einzelner Fichten in 6füßiger Entfernung ebenfo wenig zu empfehlen fein, Man wird jedenfalls an Durchforftungsholz verlieren, was bei ber dichte fehr bedeutende Holzmafjen beträgt, ob aber die Ab- triebserträge höher fein werden, dürfte noch jehr zu bezwei- feln fein, Die Erträge, welche ung von gütiger Hand aus Braun jhweig fchon vor längerer Zeit mitgetheilt wurden, beziehen ſich blos auf das wirklich eingefchlagene ftärfere Holz, wie es in den Rechnungen von den ganz bejtimmten und fcharf begrenzten einzelnen Diftriften eingetragen wurde. Sie be- ginnen größtentheild mit dem Jahre 1731, von einzelnen Diftriften geben fie aber auch weiter zurück. Bekanntlich wurden aber vor 100 und 120 Jahren die jchwachen Höl- zer weniger benußt als gegemwärtig, das Stockholz oft gar nicht; es ift Daher auch wohl anzunehmen, daß der Ertrag ber Beſtände, von denen er in dieſer Zeit nachgewiejen wor- den ift, ein größerer gewejen fein würde, wenn fie in der jelben Art benugt worden wären, wie ed gegenwärtig ges Ihieht. Ein Theil des eingefchlagenen Holzes rührt vom Wind- und Schneebruche, auch von der Wurmtrodniß ber, wie ausdrücklich bemerft worden iſt. Bon 1731 bis 1807 waren eingefchlagen worden nach braunfchweigischen Maße: - Wu — Im Forftorte: Morgen. DM. Malt. A180 c ohne Stockholz. Hühnenbruch von 204 124 50,171 Schächerſtein 423 57 12,034 Hillthal 210 33 46,864 Fullenthal 78 150 24,827 Ladeſtelle 78 82 17,190 Stahlhau 354 9 61,261 Schaͤllichen 183 46 37,142 Ebersberg 645 56 108,288 Summa 2178 71 465,777 Malter oder 214 Malt. v. Morgen. Auf preuß. Maß reducirt beträgt dies 91,1 Klaftern vom Morgen an oberirdiichem Holze. Die Seehöhe, in welcher diefe Orte liegen, ift 1700 bi8 2000 Fuß. Der Boden Fein ausgezeichneter. Wie aus einer 1731 von ihnen aufgenommenen Befchreibung hervor- geht, war das Holz in ihnen nicht überall gleichaltrig, auch waren mehrere Diftrifte mit einzelnen alten Buchen gemifcht, die nach und nach herausgehauen worden waren. Man fann alfo nicht fagen, daß dieſe Beftände zu den ſchönſten Fich— tenbeftänden des Harzes zu rechnen gewefen wären, Derechnet man das Stockholz mit, was gegenwärtig überall voll benußt wird, fo wird der Ertrag noch bedeu- tend höher und beträgt nahe an 1 Klfte. jährlichen Durch- fchnittszuwachs vom Morgen Preuß. Diefe Erträge zeigen recht deutlich den großen Unter- jchied zwilchen der Holzmaffe, welche Die Fichtenwaldungen liefern, und derjenigen, welche Die Kiefer giebt. Der Ertrag der eriteun muß mindeftend hiernach doppelt fo groß ange— nommen werden als derjenige der legtern, — 234 — In den hanndverfchen Harzforften hat man gewiß Ge: legenheit die Erträge von vielen Beftänden ebenfalls aus den Rechnungen vollftändig nachzuweifen. Es wäre fehr zu wiünfchen, daß dies fo vielfach gefchähe, als e8 nur irgend möglich ift, denn Dadurch würden unftreitig die ficherften Er- | fahrungen gewonnen, nach denen man den wahrfcheinlichen fünftigen Ertrag der jungen Fichtenbeftände beurtheilen könnte. Auch aus den Nechnungen der gräflich Wernigerodifchen Foriten, die fchon fo lange regelmäßig bewirthichaftet wor— den find, müßten fih wohl ſolche Ertragsrefultate ziehen laſſen. Der Harz zeichnet ſich übrigens durch den hohen Ertrag, den die Fichte daſelbſt giebt, vor den meiſten deutſchen Ge— birgen aus, und nur etwa das Glatzer Gebirge dürfte ihm darin gleich fommen, Der Thüringerwald und das Erzgebirge bleiben darin feloft in den Porphyren und plutonifchen Ge— jteinen zurück, noch mehr im bunten Sandfteine. Auch in den Kalfalpen Süddeutſchlands find ung feine Fichtenbeftände vorgefommen, welche mit denen des Harzes hinfichtlich ihres Mafienertrages gleichgeftellt werden fünnten. Wenn fi irgend Gelegenheit giebt, den Ertrag der Fichte und Buche aus verjchiedenen Gegenden aus den Er- gebniffen wirklicher Hauungen, wie fte gefchloffene Beftände gegeben haben, von größeren Waldflichen nachzuweifen, ſoll— ten die Forſtwirthe doch überall dem Beifpiele des Herrn Forftmeifter Dommes folgen und die Nechnungsauszüge darüber mittheilen, Diefe beiden Holzgattungen erhalten fich am eriten noch bis in das höhere Alter gefchloffen, und man fann daher auch nach ſolchen Erfahrungen den Fünftigen Erz trag regelmäßiger Beſtände für fie noch am erſten mit Wahr— Scheinlichfeit vorausbeftimmen. ine Weberficht der Durd)- forftungserträge ift Dabei vielleicht noch intereffanter als Die — — der Holzmaſſen, welche der Abtrieb giebt, weil wir fuͤr die— ſen in den vorhandenen Beſtänden uns noch eher ein Ur— theil bilden können. Wir bringen zu ſolchen Mittheilungen den Vorſchlag in Erinnerung, den, wenn wir nicht irren, ſchon vor längerer Zeit Hundeshagen machte, daß, um alle Neduftionen der ver— fehiedenen, oft faum mit Sicherheit befannten Maße zu verz meiden, die Holzmaffe nicht in Kubiffußen oder Klaftern vom Morgen, Ader, Tagewerfe oder Joche anzugeben ift, fondern nur, wie hoch fie in Barifer Linien den Boden bededen würde, wenn Diefer eine horizontale Fläche bildet und bie ganze Holzmaſſe, wie in einen Brei zufammengefchmolzen gedacht, gleichmäßig darüber ausgegofien würde. Da der preuß. Morgen 3. B. 25,920 ID Fuß enthält, fo würde jeder Zoll Dice diefer Holzſchicht 240 Kbkf. oder jede Linie 180 Kbff, auf den Morgen geben, Weiß man nun, wie viel Barifer Linien der Längenfuß und wie viel Quadratfuß das Flächenmaß enthält, fo ift die Neduftion auf jedes beliebige Maß leicht bewirkt. Wire man dabei im Stande, zugleich das Alter beftimmt anzugeben, in welchem die Beftände gehauen worden find, jo wären dieſe Nechnungsauszüge freilich von noch viel größe: rem Werthe; das wird aber "wohl nur in feltenen Fällen möglich fein. Fichten und Buchen find jedoch ſchon immer in einem annähernd gleichen Alter gehauen worden, fo Daß man es wohl ungefähr beftimmen kann, und diefe Ertrags— überfiäten aus den Rechnungen darum noch nicht werthlos werden, daß ihnen eine genaue Angabe des Alters der ges hauenen Beſtände fehlt. Auch trägt das etwa höhere Alter weniger zur Vergrößerung des Abtriebsertrages bei, als man gewöhnlich glaubt, — 236 — Empfohlne Anlage von Eichenfchälwaldungen auf ganz fchlechtem Sandboden. In der Preußiſchen (Adler-) Zeitung Nr. 263. u, 264. wird abermals von einem Lehrer Immiſch in Magdeburg die Anlage von Eichenfhähvaldungen auf ganz fchlechtem Sandboden bejonderd den Fleinen Grundbeftgern empfol- len; der Mann mag es ganz gut meinen, aber zum Lehrer in der Holzzucht ift er doch nicht geeignet, und follte vor— läufig noch bei feiner Fibel, feinem Katechismus, oder was er ſonſt handhabt, bleiben. Schon gleich von vornherein fcheint eine Fleine Begriffs- verwirrung hinfichtlich dev Größe eines Morgens oder eines Waldes bei ihm zu bereichen, wenn er ung erzählt, daß eine Anlage von Eichenjchähvald in der Umgegend von Schöppenftädt, einer Fleinen braunfchweigifchen Stadt, die den Nuf einer großen Genialität ihrer Bewohner genießt, von 19,000 Morgen gemacht worden ſei. Das ift fehon eine hübjche Fläche zu einem Verfuche, und es könnte als ein gutes Schöppenftädter Stüdchen angefehen werden, wenn man nahe an eine Quadratmeile fruchtbares Ackerland, wie es die Umgegend dieſes Ortes auf dem trodnen Boden ent: hält, um dem Boden eine höhere Rente abzugewinnen, mit Eicheln zur Anlage eines Eichenſchälwaldes verwandt hätte, weil der norbdeutiche Gerberverein Dies anräth, um wohl: feife Rinde zu erhalten und fie nicht vom Harze holen zu müſſen, wo genug Eichenfpiegelvinde unbenugt bleibt, weil fich fein Käufer dazu findet. In einem noch weit größeren Maßſtabe hat aber die braunfchweigifche Staatsforftver- waltung die Anlage von Eichenfchbälwaldungen betrieben, in- dem, wie Herr Immiſch uns erzählt, 80,000 Morgen neuer Anlagen von ihr gemacht worden find. Wo Die — 2317 — Forftverwaltung in dem doch nicht fehr großen, dabei aber vortrefflich angebauten Lande, was, fo viel wir wiflen, in feinen Wäldern gar feine Blößen hat, Diefe ungeheure Fläche von beinahe vier Duadratmeilen Blößen hergenommen, felbft wie fie Die zu ihrer Beſämung erforderliche Menge von 480,000 Scheffeln Eicheln erhalten hat, ift uns ein Näthfel geblieben. Jedenfalls würde es interefjant fein, wenn wir von irgend einem braunfchweigifchen Forftbedienten etwas Näheres Über diefe Folofjalen Anlagen von 99,000 Mor— gen Schälwald bei Schöppenftädt und Braunfchweig er— führen, Der Berfafjer des bejagten Auffabes empftehlt nun be— fonders den Eleinen Grundbefißern den Anbau des fchlech- teften Sandbodens mit der Eiche zu Schälwald, weil ein jolches Grundftüf bei vationeller Behandlung dann einen ebenfo hohen Ertrag geben foll, wie ein Nittergut mit Dem beiten Getreideboden. Wir wiſſen alfo nun gleich, wie wir dem fchlechteften Sandboden der Laufig und Marf Branz denburg denjelben Ertrag abgewinnen fünnen, wie der Mag: deburger und Thüringer feinem Weizen- und Nübenboden, wir brauchen nur Eichenfchälwald darauf anzulegen. Sand haben wir in der Mark Brandenburg, Niederfchleften, Hinz terpommern und Weftpreußen genug, um die ganze Welt mit Spiegeltinde zu verforgen, wenn er erft überall mit üp— pig wachjenden Eichenfchälwäldern bededt ift, und die Süd— deutfchen werden nicht mehr über unfere Sandſchollen ſpot— ten fonnen, wenn fie von Magdeburg und Defjau nach Berlin duch ein grünendes Meer von lauter üppig wach— jenden Eichenfchälwaldungen fahren, Und üppig ift dieſer Wuchs befonders, wo der Sandboden recht fchlecht ift, in= dem Herr Immiſch (Seite 1267) bemerft, wie auf einem Sandboden, der nur oben etwas gelb war, im Untergrunde — 23 — aber aus grauem unfruchtbaren Sand ohne alle Beimifchung von Lehm beftand, bei tiefliegendem Wafferfpiegel, aus Sa— men erwachien, zwei Jahr.alte Eichen 3 bis 4 Fuß hoch mit 2 Fuß langen Wurzeln geworden waren, Darum will er den Eichenſchälwald auch nur auf fchlechtem, un: fruchtbarem Sandboden angelegt haben. Diefer giebt dann auch, auf dieſe Weife angebauet, einen dem üp— pigen Eichenwuchje entiprechenden hohen Geldertrag, den Herr Immiſch zu 2 Thaler 20 GSilbergrofchen jährlich jpeciell berechnet. Welche Ausfichten für die fchechten Sand— gegenden von Norddeutichland, wenn fie erft, ohne alle Ar: beit und Mühe, durch den Eichenfchälwald dem jetzt ertrag- lofen Boden eine jo hohe Bodenrente abgewinnen fünnen, und welche herrliche Zinanzquellen können dann unfere Flug: fandfchollen werden, wenn man fie mit einem Fünftheile dieſes Neinertrages als Grundjteuer belegt, was Die Befiger derfelben gewiß gern zahlen werden, wenn fte nur die übri- gen vier Fünftheile der 2 Thlr. 20 Sgr. ficher in die Ta— ſche ſteckken können. Wer hätte ed glauben fünnen, daß un— fere Sandgegenden eigentlich ein wahres Californien, eine eigentliche Goldgrube find, wenn man den unfruchtba— ren Sand mit Eichen anbauet! Herrn Immiſch, Lehrer in Magdeburg (die Straße und Hausnummer feiner Woh- nung fönnen wir leider nicht angeben) gebührt das Ver— Dienft der Entdeckung diefer Goldgrube. Es ift gewiß nicht mehr als billig, daß ihn die Bewohner diefer fterilen Sand: gegenden, die künftig die Eichenfchältinde als wichtigites Bodenerzeugniß ftatt Kartoffelbranntwein ausführen werden, ein Monument, etwa in dem allerfchlechteften Sandboden, mitten im üppig wachfenden Schälwalde fegen. Dazu ſchla— gen wir vorläufig den Sand in der Nähe von Coswig, an der anhaltichen Eifenbahn, vor, der fo jchlecht ift, daß nicht — 239 — einmal mehr Kiefern darin wachfen, der aber nach der Be- ſchreibung, welche Here Immiſch von feinem Boden giebt, in welchem zwei Jahr alte Eichen A Buß hoch wurden, einen vortrefflichen Gichenfchälwald erzeugen muß. Wenn jeder Befiger von unfruchtbarem Sandboden alljährlic) von der fünftig davon zu beziehenden reinen Bodenrente von 2 Ihle. 20 Egr. etwa ein Zehntheil Procent zu dieſem Mo— numente befteuert, was gewiß jeder gern thun wird, fo wird man ihm ein Denfmal wie die Nadel der Kleopatra, oder die Pyramide des Eheops errichten können. Der Mann hat aber nicht blos die Stellen bezeichnet, wo die Schäße vergraben liegen, nein, er vergrößert feine unfterblichen Verdienfte um das DBaterland auch noch da— durch, daß er lehrt, wie fie gehoben werden fonnen, wie man machen fann, Daß die zweijährigen Eichen im unfrucht- baren Sande, der oben etwas gelblich, unten grau ift, A Fuß hoch wachſen. Daß Dies bisher nicht dev Fall war, lag blos in der fehlerhaften Behandlung der Eiche bei ih- ver Srziehung, und wenn die Forftwirthe oft in gutem Bo— den Feine guten Gichenfulturen herftellen fonnten, fo war der Grund blos ihre Unwifjenheit; jte fünnen nun von Heren Lehrer Immiſch in Magveburg lernen, wie Diefe mit Sicherheit auf dem allerichlechteiten Sande, der oben etwas gelblich, unten grau, ohne alle Beimifchung von Lehm iſt, geſchehen kann. Herr Immiſch tritt gerade zur rech— ten Zeit mit ſeinem Arkano zur Erziehung der ſchönſten Ei— chenwälder auf unfruchtbarem Sande, oben etwas gelb, un— ten grau, auf. Die Biermans'ſchen Düngbeete ſind ſehr aus der Mode gekommen und ſchon etwas Altes, die Butt— lar'ſchen Pfahleiſenkulturen ſind von den meiſten denkenden Forſtwirthen als jedem rationellen Kulturverfahren wider— ſprechend erkannt, die Alemann'ſchen Pflanzungen ſollen im — 240 — Sommer 1852 zu ſehr von der Dürre und Hitze gelitten IAben, um fie noch bewundern zu fünnen, darum fommt Here Immifch gerade recht, um alle die forftlichen Wunz derthäter, Die nach und nach in der neuern Zeit auftras ten, abzulöfen, und wir empfehlen den Negierungen, ihre teifenden Forftjünger nach Magdeburg zu fenden, fo wie den gläubigen Wallfahrern, die zu den Birmans’fchen und Buttlar’fchen Wundern wanderten, um zu ftaunen und nachzuahmen, zum Heren Lehrer Immifch zu gehen, und fih von ihm feine Wunder erzählen zu laffen, die ev zwar noch nicht verrichtet hat, an die er aber doch fteif und feſt glaubt, und die auch fchon Gläubige in der Nedaftion der Preußifchen Zeitung gefunden zu haben fcheinen. Sie kön— nen mitteljt der Eifenbahn gleich die 19,000 Morgen neuer Anlagen von Schälwald in der Schöppenftädter Feldflur, jowie die 80,000 Morgen dito in den braunfchweigifchen Staatsforften befichtigen. Herr Im miſch iſt gewiß ein viel zu großer Patriot, als daß er es übel deuten könnte, wenn wir bier fein Ar— fanum, gutwüchfige Eichen im unfruchtbaren Sandboden zu erziehen (der aber nun nicht mehr unfruchtbar genannt wer— den kann, und den Here Immiſch deshalb ganz vertilgt hat), wenigftens in den Hauptfachen mittheilen, Wer mehr erfahren will, muß Unterricht bei Herrn Immiſch nehmen, der diefen gewiß gegen ein entjprechendes Honorar gern er: theilen wird, Auch ift die Sache fo einfach, Daß Feine große Stundenzahl nöthig fein wird, um fich vollftändig dar— über zu unterrichten. Die gut aufbewahrten Eicheln müſſen gegen den 6. bis 12. Mai ausgefäet werden, zu feiner andern Zeit. Der Sandboden wird zur Saat tief umgepflügt, oder noch befier umgegraben. Dann werden in einer Entfernung = — von 2a Fuß ganz flache Rillen mit dem Finger, mit fei- nem andern Inftrumente, gezogen, und in diefe einzeln, dicht neben einander gelegt, und dann einen Strohhalm hoch im Sandboden mit Sande oder Nabdelftreu, im ſchweren Bo- den mit geflärter Erde bedeckt, nicht einen Strohhalm breit höher, fonit wachfen fie nicht. Dieſe Nillen müſſen aber von DOften nad Weften gesogen werden, weil fich Die Bäume (diefe giebt es ja aber im Schälwalde nicht?) in diefer Lage (!) am beften felbft gegen den Wind ſchützen. Das fo viele Eichenfulturen bisher mißlangen, hat lediglich darin feinen Grund, daß man zu tief pflanzte, oder ben Samen zu tief legte, während doch die flachlaufenden Baum- wurzeln der Eiche nur in der Oberfläche Feuchtigkeit und Dünger finden. (Beides wird im unfruchtbaren Sandboden in der Oberfläche von den Wurzeln wohl gerade nicht viel gefunden werden, felbft wenn die Eiche eine flachwurzelnde Holzgattung wäre, wie fie es nicht ift, wovon fich Herr Immifch allenfalls leicht hätte unterrichten können.) Dies ift nach ihm der Grund, weshalb man die Eiche möglichft flach füen und pflanzen muß; er giebt die fefte Verficherung, daß fie dann vortrefflih wachfen wird. Mit 4 Jahren wird fie dann die Höhe eines Mannes auch in unfruchtba- rem Sandboden erreichen. Die Pfahlwurzel dringt zwar 4 Fuß tief ein, aber die ſich an ihre bald zahlreich entwideln- den fihmalen Saugwurzeln laufen in der Oberfläche des Bodens fort. Darum ift aber auch der größte Feind der Eiche der Sroft, der diefe flachlaufenden Saugwurzeln tödtet. Es müffen deshalb die Saatpflanzen drei Jahre lang mit Na- delftren gedeckt werden, um dies zu verhüten. Auch dürfen dieſe Saugwurzeln nicht etwa vom Graſe entblößt werden, ohne wel- ches im Winter fein Laub unter den Bäumen haften fann, (1I) Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. = — 2 — »» Das ift im MWefentlichen das Verfahren, wie man Ei— hen im unfruchtbaren Sandboden, der oben etwas gelb, unten grau ift, erziehen fann, die mit 4 Jahren mannshoch find, und durch die man diefem Boden eine jährliche Nente von 2 Thlr. 20 Sgr. vom Morgen abgewinnen fann. Be— ſonders empfiehlt Herr Immiſch den kleinen Grundbefigern die Anlage von Schälwald in diefer Art, die aber am we— nigften dazu geneigt fein dürften. Der Herr Verfaſſer verfpricht feine weitern Vorfchläge zur Vermehrung der Schälwaldungen im Intereſſe der Landwirthichaft in der Preußiſchen Zeitung fortzufegen. Dieje enthält bereits eine Menge Aufläge zur Beförderung der Land- und Forftfultur, die, wie wir hören, befonders gedrudt werden follen, damit fie eine weitere Verbreitung finden, Hoffentlih werden diefe Abhandlungen ded Herrn Immiſch darin an die Spiße geftellt werden, denn wir fennen feinen Borfchlag, fein Projekt, — und es giebt doch deren eine Menge, welche verfchiedene Literaten in der Preu— ßiſchen Zeitung fchon fehr beredt entwidelt haben, — wodurch das Einfommen vom unfruchtbaren Sandboden, oben gelb, unten grau, der öftlihen Provinzen ſchnell jo fehr erhöhet werden fönnte, als durch die Anlage von Eichenichälwal- dungen, Es ift deshalb auch bereitd eine Abhandlung des Heren Forftmeifter Müller, der dieſe ebenfalls fehr empfiehlt, gedruckt worden (Berlin bei Schade 1850. 28 ©.), die aber gewiß durch die des Herin Immiſch übertroffen wird, Sobald dieſe gefammelten Abhandlungen erfcheinen, werden wir nicht verfehlen,, unfere Leer von ihrem Inhalte in Kenntniß zu feßen, der fie theilweife gewiß überrafchen wird, da man oft gar nicht geahnet hat, auf jo leichte Weiſe und in fo einfacher Art in fo Furzer Zeit reich wer- den zu können. Sie gleichen in diefer Beziehung dem Eie — 243 — des Columbus: wenn die Sache einmal entdeckt iſt, wundert man ſich, daß man nicht ſelbſt darauf gekommen iſt. Bemerkungen zur Forſtbotanik. Ein Lehrbuch der Forſtbotanik ſoll unzweifelhaft wohl die Beſtimmung haben, den Forſtwirth das Leben und die Eigenthümlichkeiten der Gewächſe, die er anbauet, oder auch derjenigen, die ihm dabei hinderlich werden, ſo ken— nen zu lehren, daß er die Erziehung und Behandlung der Forſthölzer zweckmäßig ausführen kann. Es kann nichts Anderes ſein, als eine Beſchränkung der allgemeinen Bota— nik auf die ſpeciellen forſtlichen Zwecke. Beſchränkt man ſich dabei, wie es in den meiſten Schrif— ten dieſer Art geſchieht, auf die eigentlichen Forſthölzer, d. h. ſolche nutzbare Holzarten, die Gegenſtand des forſtlichen An— baues find, jo würde die Syſtematik und der beſchreibende Theil der Botanif, ohne Nachtheil für den forftlichen Zweck, wohl füglich ganz unbeachtet bleiben können. Dieſer hat die Erkennung der Bilanzen zum Gegenftande, man jchreibt aber wohl feine Forftbotanif, um den Leſer in den Stand zu feßen, eine Eiche, Buche, Kiefer, Fichte u. |. w. erfen- nen zu fönnen. Selbft ob er weiß, in welche Klaſſe nad Linne oder nah Juffieu, Breitling u. ſ. w. fie ge- hört, ift für die Erziehung und Behandlung ziemlich gleich- gültig. Auch der Anatomie dürften enge Schranfen anzuwei— fen fein, wogegen die eigentliche Phyfiologie, die das Le— ben der Pflanzen fennen lehrt, eher wohl einer weitern Aus- dehnung bedürfte, als fie bisher in den meiften Lehrbü- ern gefunden hat, als daß eine Beichränfung wünſchens— werth erichiene. 2 — 244 — Will man die Forſtbotanik auch auf die Forſtunkräuter ausdehnen, wie es Neum gethan hat, jo würde Die be- ichreibende Botanif allerdings eine viele weitere Aus deh⸗ nung erhalten müſſen, da dieſe nicht ſo allgemein bekannt und leicht zu erkennen ſind, wie unſere gewöhnlichen Wald— bäume; aber eine ſolche Erweiterung unſerer forſtbotaniſchen Lehrbücher ſcheint weder nöthig noch wünſchenswerth. Als Forſtunkraͤuter kann man gar feine beſtimmten Gewächſe be— zeichnen. Was man auf einer Stelle als ſolches anſehen fann, und was daſelbſt vielleicht den Holzanbau ſehr er⸗ ſchwert, iſt an der andern eine botaniſche Seltenheit, welche der wiſſenſchaftlich gebildete Forſtwirth wo möglich zu er— halten ſucht. Die Zahl der Gewächſe, welche unter gewiſ— ſen Verhältniſſen als Unkräuter auftreten können, iſt ſo groß, die, welche als ſolche bezeichnet werden können, ſind noch ſo wenig beſtimmt, daß es nicht gut möglich iſt, ſie aus der großen Menge der vorkommenden Pflanzen auszu— ſcheiden und beſonders zu behandeln. Sie gehören daher mehr der allgemeinen Botanik als der beſondern der Forſt— botanik an. Da nun aber Jeder, der ſich mit dieſer letztern ſpeciell beſchäftigen will, nothwendig erſt allgemeine Bota— nik ſtudirt haben muß, ſo kann man ihre Erkennung füg— lich in die allgemeinen botaniſchen Studien verweiſen. Bei allen Unterrichtsanftalten werden ja auch wohl ſchon jetzt die Vorträge Über allgemeine Botanif von denjenigen über jpecielle Forftbotanif getrennt, Beides in einem Lehrbuche der Forftbotanif vereinigen wollen, wie Dies mehrfach vers jucht worden ift, ſcheint nicht zweckmäßig zu fein. Der Forft- wirth wird dazu nicht genug Botanifer, Ddiefer nicht genug Horftwirth fein, das eine oder das andere wird nicht gründ— lich genug behandelt werden, oder man wird ein ſehr volu— minöſes Werf erhalten, was weder der Botaniker vom Fach, zu noch der Forftwirth fordern oder benugen wird. “Die über: fichtliche allgemeine Botanif, wie fie die Schriften von Bechſtein, Reum, Borfhaufen und Hundeshagen enthalten, hat für die wiffenschaftliche Bildung, wie die Praxis, wenig Werth. Sie fann füglich wegbleiben. Dagegen kann man aber verlangen, daß die eigentli- chen Forfthößer in ihrem Leben und Verhalten gründli- cher und vollftändiger dargeftellt werden, als es bisher ge- fchehen ift. Alle die Schriften, die wir darüber haben, von Borfhaufen und Bechftein bis auf die Konz: pilation des jüngern Hartig, in der er mit fo großen Anfprüchen auftritt, genügen den Anforderungen, die man an eine Forftbotanif in wiffenfchaftlicher und praftifcher Be— ziehung machen muß, jo wenig, daß fie nur als Beweis anzuführen find, wie wenig ihre Verfaffer mit dem Gegen: ftande vertraut find, über den fie fchreiben. Dies Urtheil mag hart jcheinen, es läßt ſich aber leicht als wohl begrün- det nachweifen, fobald man fich die Anforderungen klar macht, welche an eine Forftbotanif geftellt werden müſſen, wenn fich daraus der Forftwirth Über das Leben und die Eigenthümlichfeit der Forſthölzer fo foll belehren können, daß er dieſen ihre Erziehung und Behandlung unter den Berhältniffen, wo er wirtbichaftet, anpaßt. Dies fol hier wenigftens in Bei— jpielen nachgewiefen werden, und wenn Der Lefer irgend ein Lehrbuch der Forftbotanif, was er gerade für das beite hält, auffchlägt, oder nachfieht, was er darin über Die Ei- genfchaften und Eigenthümlichfeiten der Bäume, von denen bier die Rede ift, findet, fo wird er fich leicht überzeugen föonnen, Daß das oben ausgelprochene Urtheil keinesweges ein zu hartes ift. | Das Erfte, womit in der Negel die Befchreibung ir- gend eines Baumes beginnt, ift Die Angabe feiner Verbrei— — 216 — tung, fowohl nach der geographifchen Breite und Linge, ald nad) feinem Auffteigen in den Bergen. Die Angaben, die gewöhnlich einer dem andern nachfchreibt, beruhen auf ven Mittheilungen reifender Botaniker, welche die Holzart, um die es fich handelt, unter dem angeführten Grade der Länge und Breite, oder in der bemerften abfoluten Höhe überhaupt noch gefunden haben. Dies hat aber in forft- licher Beziehung gar feinen Werth, weil es feine Belehrung darüber giebt, ob ſie in diefer Gegend oder Höhe noch forft- lich benugbar ift. Betrachten wir in diefer Beziehung ein- mal die Eiche, als eine der allerbefannteften Holzarten, näher. Sie foll nach Hundeshagen fich zwifchen 44 bis 56 Gr. nördl. Br. in horizontaler Nichtung verbreiten, ges gen DOften aber weniger nördlich gehen. In Thüringen 1400 Fuß, in Helen 1500 Fuß, in Schwaben 1800 Fuß, in den Alpen 2000 Fuß, in den Pyrenäen 4300 Fuß See: höhe erreichen. Abgefehen von der Unrichtigfeit diefer Anz gabe, indem fie in der Walachei, in Bulgarien und Bosnien jüdlicher und in Schweden nördlicher vorfommt, dem Manz gelhaften, daß Die Grenze der öftlihen und weftlichen Ver: breitung nicht angegeben ift, hat eine folche allgemeine Anz gabe gar feinen foritlichen Werth. Die Eiche geht fehr weit nach DOften und Norden, aber fie fommt an den Gren— zen ihrer Elimatifchen Heimath gar nicht mehr als Baum, jondern nur noch als Strauch vor. Schon früher jedoch, wo fie noch zum Baume erwächlt, z. B. in Oftpreußen, ift fie nur noch unter den günftigiten Bodenverhältniffen in der Ver— miſchung mit andern Holzarten und unter deren Schuße zu erziehen, die Eamenerzeugung hört entiveder ganz auf oder wird jehr jelten, fie Ändert ihren ganzen Wuchs und ihr ganzes Forftliches Verhalten. Die Eiche in Gumbinnen, Kurland, Thula und Kaluga ift nicht mehr die des Speſ— — ME — farts, der Pfalz und des Hochwaldes bei Trier, oder des Elb- und Oderthales. Die Eiche hat, wie jede andere Holz- art, eine engere und weitere Flimatifhe Heimath,. Nur in ber erftern erreicht fie ihre natürliche Vollkommenheit, nur in ihe ift noch der Schälwald mit Nutzen berzuftellen, nur in ihr fann man fie allenfalls auf ganz günftigem Bo- den noch in reinen Beftänden erhalten. In dem weitern Kreife, über die Grenzen der innern klimatiſchen Heimath hinaus, wird ihr Anbau nur bei dem allergünftigften Boden beloh— nend, und muß in ganz anderer Art betrieben werden. Sie fommt auch da vor, wo fte gar nicht mehr als ein des An— baues werthes Forftholz angefehen werden kann. Daſſelbe gilt von ihrem Auffteigen im Gebirge. Unbeachtet gelaffen, daß dies ſchon ein ganz anderes an den geſchützten Süd— ſeiten, als an den Freilagen gegen Norden und Oſten iſt, muß ihre ganze Behandlung ſich mit der größern Höhe än— dern. Die Eiche in den niedrigſten Vorbergen des Harzes iſt eine ganz andere als die an der Grenze der Nadelholz— region, wo ſie noch hin und wieder unter dem Schutze der Buche vereinzelt vorkommt. Sollte man nun wohl von einer Forſtbotanik nicht ver— langen können, daß darin nicht nur die Grenzen der Verbrei— tung dieſer Holzart im Allgemeinen angegeben würden, ſon— dern auch die, wo ſie noch als Baum mit Erfolg gezogen werden kann, wo ſie eine gleichmäßige Behandlung geſtattet u. ſ. w.? Wenn man in Schweden die Eiche in der Feldbaumwirthſchaft zu Schiffbauholze erziehen wollte, ſo iſt dies freilich lächerlich; wer iſt denn aber Schuld daran, als unſere Lehrbücher, die auf die Verſchiedenheit des Lebens und des Wuchſes unſerer Wald— bäume in verſchiedenem Klima fo gar feine Nücficht nehmen ? - Ein anderer fehr wichtiger Gegenftand ift die richtige Vezeihnung des Bodens, in dem eine Holzart gedeihet. = 28 — Mit welcher Oberflächlichfeit wird derſelbe aber in allen Lehrbüchern der Forjtbotanif und des Waldbaues behandelt! Adgefehen von den vielen Unrichtigfeiten, die Dabei gewöhn- lich mit unterlaufen, — wie 3. B. Hundeshagen bie Eiche auf quarzreichem Granit gedeihen läßt, Neum fie in einem bindenden Boden nicht gedeihen lafjen will, während man vielleiht den beiten Eichenwuchs in Deutjchland in dem ſehr firengen Boden des Flußthales der Dder findet, — wird auch das, was den Forſtwirth gerade am meiften intereflirt, überall mit Stillichweigen übergangen. Verweilen wir z. B. bei der Eiche, jo wird wenig Forftwirthen unbefannt fein, daß der Eichen-Niederwald noch mit Vortheil und gutem Ertrage auf einem zwar flachgründigen, aber Fräftigen Bo— den gezogen werden fann, auf dem aber Fein Eichenbaum- holz mehr zu ziehen ift. Gewiß fann man doch wohl for: dern, daß der Boden in dieſer Beziehung gefondert wird — wo findet man aber wohl etwas Darüber angegeben? Dann giebt es viel Boden, in dem man wohl noch Eichen zu ſchwachem Landbauholze erziehen fann, der aber fein jtarfes Schiffbauholz mehr erzeugt. Kann man nicht fordern, daß dies in einer Forftbotanik bezeichnet wird? — benfo än- dert fich die Wurzel», Stamm- und Aftbildung auffallend nach dem Boden. Das ift von großem Einfluffe auf ihre Erziehung, denn 3. B. von dem feäftigen Lehmboden kann man fie noch als Heifter, als Wildling, aus den Scw- nungen verpflanzen; in dem lodern Lehm- oder gar Sand: boden muß man ihr dazu duch ein mehrmaliges Ver— feßen exit eine pafiende Wurzelbildung zu verjchaffen ſu— ben. Im humoſen Lehmboden lafjen fich allenfalls noch Eichen in reinen Beftänden erziehen und erhalten, in dem Sandboden, der auch noch ſchöne wüchfige Stämme zwi- ſchen andern Holzarten erzeugen Fann, aber niemals, — 249 — | Noch kahler als Holzarten, die an eine gewiſſe Boden- beichaffenheit gebunden find, werden aber die bodenvagen in der Forftbotanif abgefertigt. Sp die Kiefer, die nicht blos eine ſehr ausgedehnte Elimatiiche Verbreitung hat, fondern auch beinahe in jedem Boden vorfommt, oder doch wenig- ftend die allergeößten Gegenſätze zwifchen dürr und naß, arm und reich, tief- und flachgründig,, kalt und warm er- trägt, Natürlich ändert fich nun aber auch nach dem Bo- ben ihre Wurzel» und Stammbildung, ihr Zumachsgang und ihr Alter, Die Maffenerzeugung und Beichaffenheit des Holz 368, Die Art ihres Anbaues und ihrer Behandlung. Ob man Kiefern auf den armen Kalfbergen in Schwaben und in den NAheingegenden, oder in dem Lehmboden Oftpreußens, auf den Dünen der Djtjeefüfte*) oder im Niefengebirge erzie- het und bewirthichaftet, bleibt fich Feinesweges gleich, Wie hoch fich die Kiefer im KHaufafus, am Netna oder in den Pyrenäen verbreitet, wie weit nach dem Nordpole zu man fie findet, das könnte man allenfalls wohl einer deutfchen Forftbotanif anzugeben erlafien, Da dies zulegt mehr in den Werfen gejucht werden wird, die fich ausſchließlich mit der Berbreitung der Bilanzen befchäftigen. Ihr ganz abwei- chender Wuchs auf verichiedenem Boden innerhalb der deut: ſchen Wilder follte denn aber doch wohl darin näher bezeich- net werden, wenn man einmal den Anfpruch macht, eine den Forſtwirth belehrende und für ihn benugbare Befchreibung derfelben geben zu wollen. Auch dem oberflächlichiten Be— obachter wird es nicht entgangen fein, daß Holzgattungen, die noch unter ſehr verfchiedenen Standortsverhältniffen vor: fommen, fich dennoch fehr ändern, ſehr verichiedenartig be— *) Hundeshagen behauptet zwar, die Kiefer vertrage feine Seewinde, fie ift aber gerade in den Dünen und an der Oftfeeküfte vorherrfchend und Hat daſelbſt noch einen ganz guten Wuchs. — 30 — handelt und erzogen fein wollen. Wozu ift denn eine Forftbotanif nöthig, wenn fie dies nicht beachtet? Wie die Blätter einer Eiche und Buche geformt find, wie ihre Früchte ausfehen, zu welcher Zeit fie reifen, ob die Rinde glatt, ſchuppig oder riffig ift, Darüber wird fi wohl faum ein Forftwirth in einer Forftbotanif belehren wollen. Welchen Veränderungen aber das Leben des Baumes auf verfchiede- nem Standorte unterworfen ift, wie er Demnach auch ver- fchieden behandelt werden muß, das fucht er wohl darin auf. Es ift wahrhaft lächerlich, Bücher und Bejchreibun- gen von Dingen zu füllen, die man täglich vor Augen hat und durch bloße Anfchauung befjer fennen lernt, als durch alle mögliche Befchreibungen, und wieder ſolche Gegenftände zu übergehen, die man nicht fteht, weil fie das innere Le— ben des Baumes betreffen, was man nur durch fortgejegtes längeres Beobachten defjelben fennen lernt. Gerade darauf geht aber fein einziges unferer Lehrbücher näher ein. So ift z. B. das Verhalten unferer Waldbäume gegen Licht und Schatten fehr entjcheidend hinfichtlich ihrer Erz ziehung, fo wie der Art und Weife der Durchforitung. Nicht blos, daß manche Holzarten überhaupt mehr Fichtbedürf- tig, andere es weniger find, fondern manche erholen fich auch noch vollftändig, felbft wenn ſie durch eine zu ftarfe Be- fchattung in einen franfhaften Zuftand verfegt wurden, eine ganz mangelhafte Organifation des Holzkörpers ftattgefunz den hatz bei andern ift dies fchon nicht mehr ber Fall, felbft wenn die Verdämmung nur erft einen fehr geringen Grad erreicht hat.. Welche Gegenfäge bilden z. B. hierin Weißtanne und Fichte gegen die Kiefer, oder Buche und Hainbuche gegen die Eiche oder Ahorn. Gewiß it ed Doch von einem großen Intereffe für den, der fich aus einer Forit- botanif über die Natur und Eigenfchaften der Bäume be- (ehren will, zu erfahren, von welchen man ben unterdrüdten Vorwuchs benugen kann, weil er noch wichfiges Holz zu geben verfpricht, das wiüchfige von dem unwüchſigen zu un— terfcheiden, zu wiflen, ob man das Unterholz in den Schlä- gen abbufchen muß, weil es fich niemals erholen wird, oder ob man e8 ftehen lafien fann. Was finden wir denn aber darüber in unfern Lehrbüchern der Forftbotanif? — Gera: dezu gar nichts! Sie befchäftigen fich vielleicht mit einer Menge ganz unwefentlicher Dinge, die weder ein praftifches noch wilfenfchaftliches Intereffe haben, dasjenige, was wirf- lich ein folches hätte, Üibergehen fie aber ganz mit Still ſchweigen. Betrachten wir z. B. einmal näher, was Herr Forſt— rath Hartig in feiner vollftändigen* (7) Naturge— ſchichte der forſtlichen Kulturpflanzen Deutſchlands, die frei— lich nur eine bloße Kompilation ohne alle Kritik iſt, über die Kiefer ſagt. Da finden wir, wie viele Pfunde 1-, 2- und 3jährige Nadeln auf einem Morgen 60jähriger Kiefern figen, obwohl fich darüber gar feine Angaben machen Taffen, da der Abwurf der Nadeln nach Boden und Holzwuchs ein jehr verschiedener ift. Wir erhalten Zahlen, die fo unrich— tig als geradezu unmöglich den jährlichen Höhenwuchs der Kiefer angeben, der fo unendlich verfchieden fein Fann, ganz gewiß aber niemals und unter feinem Verhältniffe im 129. Jahre noch zwei Drittheile des Höhenwuchſes im 20. Jahre beträgt, wie hier behauptet wird, Wir finden, wie viel Stück Kiefernadeln auf ein Pfund gehen, daß 960 Nadeln einen Quadratfuß decken, und wie viel Quadratfuß Blattfläje ein Morgen enthält, was Alles gar nicht mit Be- * Sie würde richtiger ‚‚phantaftifche‘‘ heißen, denn fie enthält eine Menge Phantafien des Herrn Verf., die nur in einer Studirftube ausgehecft fein fönnen, im Malte aber ficher fich nicht realifirt finden. — 22 — ftimmtheit anzugeben it, weil tie Nadeln der Kiefer fters | eine ſehr verichiedene Größe nach dem Boden, dem Wuchie der einzelnen Stämme und der verjchiedenen Beleuchtung haben. Wir lefen darin, daß die Kieferzapfen nicht von fter hendem Holze gefammelt werden fünnen, obwohl 3. B. Die Neuftädter Samendarre jährlich den größten Theil ihrer Zapfen nur von diefem erhält. Es wird fogar Die Neuigfeit darin mitgetheilt, daß die Kieferzapfen auf Son: nen= oder Feuerdarren ausgeflengt werden, daß die Kiefer der Lärche an Länge vorangehe, was allerdings Herr Har- tig zuerft bemerft hat, Mit einem Worte, wir finden das buntefte Gemifch von Phantaſien, ausgefchriebenen Kollef- taneen und Umnrichtigfeiten — aber läßt fich ein Wort darin entdecken, was auf die unendlich mannigfaltigen Werfchie- denheiten im Baue, im Wuchfe, im Alter, in der Kultur und Behandlungsweife der Kiefer Bezug hätte, wie fie in Deutfchland durch den verfchiedenen Standort erzeugt wer: den? Seit Beckmann iſt ſicher nichts Schlechtered über den Anbau der Kiefer gefchrieben, ald das, was dieſe voll ftändige Naturgefchichte der Kulturpflanzen Deutſchlands S. 63. 64 enthält, und wenn etwa Herr ꝛc. Hartig an der Nichtigkeit diefer Behauptung zweifeln follte, fo ift der Herausgeber jederzeit erbötig, ihm dies ſpeciell nachzuweifen. Daß von dem Verhalten der Kiefer gegen Licht und Schats ten dabei feine Rede ift, verfteht fih ganz von felbft, denn darüber fann man in der Studirftube wenig Ausfunft erhalten! Auch das Verhalten der Bäume im franfhaften Zus ftande wird noch‘ viel zu wenig beachtet. Herr x. Hart: tig fagt (S. 250) von der Hainbuche: „Beſondere Krank- heiten habe ich an ihr nicht bemerkt.“ Nachdem er 28 Quart- feiten mit einer Menge zum Theil ganz werthlofer Dinge gefüllt hat. Allerdings aber treten bei der Hainbuche Kranf- — 2593 — heitserfcheinungen ein, die einen ganz anderen Berlauf ha- ben, als 3. B. bei der Eiche, und die der Forftwirth noth- wendig fennen muß. Wir wollen davon nur die Wipfel- dürre anführen, welche die Eiche lange erträgt und oft über— windet, von der die Hainbuche dagegen in furzer Zeit un: bedingt getödtet wird; oder den Rindenbrand, der bei ihr noch viel gefährlicher ift als bei der Buche, wogegen fie Die Kernfäule wieder weit eher und länger als dieſe erträgt 2c. Es ift gewiß eines der größten Bedürfniffe unferer Li- teratur, daß wir endlich einmal eine Forftbotanif befommen, welche den Anfprüchen, die man an eine folche machen muß, mehr entfpricht, als die wir jet beftgen. Das ift aber nur möglich, wenn ihr wirkliche Beobachtungen zum Grunde lie— gen, denn aus den vorhandenen Büchern fann fie nicht zu— fammengefchrieben werden. in Menfch wird Diefe freilich nicht bei allen Holzgattungen, die in eine Forſtbotanik ge- hören, machen fünnen, darum follten alle befühigten Forſt— wirthe die Bäume, die bei ihnen vorfommen, auf Dem ver: fchiedenen Standorte forgfältig fudiren, und das Nefultat ihrer Beobachtung, fowie der Erfahrungen binfichtlich ihrer Erziehung und Behandlung in den verjchiedenen forftlichen Zeitfchriften, deren wir genug haben, und in denen Dafür überflüffiger Raum ift, mittheilen, damit die nöthigen Ma- terialien für fie gefammelt würden. Der Herausgeber ift fortwährend mit einer * chung des Verhaltens der Waldbäume auf verſchiedenem Standorte beſchäftigt und wird das Reſultat ſeiner Beob— achtungen ſpaͤter mittheilen. Ihm laſſen jedoch ſeine viel— fältigen Amtsgeſchäſte nicht Zeit genug übrig, um ſich in dem Maße damit zu beſchäftigen, wie er wohl wünſchte es zu können. — 234 — Die Aufhebung der Leben und Fideifommiffe und die Waldungen. Es gilt ald ein unbeftreitbarer Grundfag in der neuern Kulturgefeggebung, daß der große Grundbefig möglich theil- bar, und bei der Verkleinerung von allen Hinderniffen einer freien und willfürlihen Benugung befreiet werden müſſe. Deshalb wird auf-die Befreiung des Grundeigenthums von allen Servituten, auf die Veräußerung des Bodens, der fi in todter Hand befindet, auf die Auflöjung des Lehnsver- bandes, der Fideikommiſſe und die Aufhebung der geſchloſ— jenen Güter überhaupt gedrungen. Ob diefe neuern Anfich- ten in der Kulturgefeßgebung, felbjt in Bezug auf das Kul- turland, nicht auch ihre großen Nachtheile in politifcher und ftaatswirthichaftliher Beziehung haben werden, fol bier nicht näher zur Erörterung fommen. Ganz entfchieden find fie aber verderblih für die Erhaltung des Waldes. Für diefe und für eine vortheilhafte Erziehung und Benugung des Holzes ift das große gefchloffene Grundeigenthum bei unferm Boden und Klima ganz unerläglih. Die Zerthei— lung der Domainen und Staatsforiten, jo wie des großen Grundeigenthums, würde unvermeidlih eine Verwüſtung und Zerftörung unferer Wälder herbeiführen, welche für Deutſch— land nachtheiliger werden dürfte, als alle Servituten und Beichränfungen der willfürlichen Benugung des Waldbodens, Hätten wir Überall ein günftiges Klima und einen Boden, welcher geftattete, Daß man das Holz, wie in der Lombar- dei, theilweile auch in Belgien und England, in der Ber: bindung mit der Aderfultur, in Heden- und einzelnen Baum; pflanzungen erziehen fünnte, fo wäre e8 allerdings. denfbar, daß die einzelnen kleinen Orundeigenthümer, in deren Beſitz — 25 — die getheilten Wälder dann übergingen, das Holz, was fie bedürfen, auch ferner erziehen würden, weil fie e8 nicht ent- behren können. Es fünnte dann vielleicht für diefe jelbft das Ideal der Holzerziehung durch eine Waldgärtnerei hergeftellt werden, wie es einft Attifa, Nom in der italienifchen Ebene hatten, wie wir es noch jest in der Lombardei und einem Theile des füdlichen Spaniens finden, wo man das Holz, was man bedarf, nur als Nebenproduft des Ader-, Wein- und Obftbaues erziehet. Aber wir haben weder ein italie- nifches und ſüdſpaniſches Klima, noch überall einen fultur- fähigen Waldboden. Wir bedürfen weit mehr Holz als bie Bewohner jener Gegenden, und dann nehmen unfere größern Wälder vorzugsweife Die höhern Gebirgsregionen oder Sand- fhollen, die nur noch Hol; erzeugen fünnen, ein, fo daß große Flächen von der Natur ausjchließlih für gefchloffene MWaldbeftände beftimmt zu fein fcheinen. Die Eifel, das rhei- niihe Schiefergebirge, und die höhern Berggegenden Weft- phalens, der Harz, Thüringerwald und das Niefengebirge geftatten Feine lombardiſche und ſüdſpaniſche Art der Holz- erziehung, ebenfo wenig als die großen Sandflächen der Mark Brandenburg, der Laufig, Niederfchleftiens, Weſtpreu— ßens und Hinterpommernd jemals eine andere Benusung geftatten, als die Erziehung der genügſamen Kiefer zu ftar- fem transportabeln Holze, wenn es benutzbar fein foll, Die Natur hat einmal das Kulturland und den natür- lichen Waldboden, der nur mit Vortheil zur Holgerziehung verwandt werden Fann, jo gefondert, daß jowohl jenes als Diefes in größeren Flächen zufammenliegt. ‚Danach hat fich denn auch bisher ſchon die verjchiedenartige Benutzung und Vertheilung des Bodens gebildet. Wo das Kulturland in großen Flächen zufammenliegt, wie in der thüringiſchen Ebene, den Flußthälern und Delta’s, finden wir weder — 256 — große Wälder, fogar oft nicht einmal mehr Heine Holz- gründe, noch große Fompafte Gütermaffen. Der Boden ift den Aderbauern anbeimgefallen, und die Theilung unter diefe ift naturgemäß von ſelbſt erfolgt, weil in der Bedin- - gung der Bearbeitung des Aders, der Beichaffung des nothe wendigen Betriebsfapitals, fchon von felbft eine Grenze für die Ausdehnung des Grundbeftges gezogen ift. Anders ift ed in den Gegenden, wo der natürliche Holzboden in gro— Ber Ausdehnung zufammenliegt. Hier haben ſich Die gro— en geichloffenen Staatöforften, die großen Gutsforften der Magnaten, Fideifommifje und Lehen erhalten, wie wir Died in der Laufig, in der Marf, Schlefien, Weftpreußen u. f. w. jeben. Eine Theilung diefer großen Wälder fonnte hier nicht erfolgen, weil fie nur in den Händen des Staats, oder großer reicher Befiger überhaupt benugbar waren, bie Holzerziehung bei unferen Verhältniſſen, wie fie noch in ganz Deutfchland find, niemals für den kleinen Grundbe— figer vortheilhaft fein kann, fobald fie fich über fein eignes Bedürfniß hinaus ausdehnen muß. Diele großen Wälder der Gebirge, der ausgedehnten Sandflächen oder der Wald» fümpfe, wie die Spreewälder, der Königsberger Baumwald, die Warte» und Obrabrüche, find aber nicht beftimmt, nur das Bedürfniß der wenigen Anwohner zu liefern, fondern follen dasjenige der Städte, des Handels und der Gewerbe, der Schifffahrt und Eifenbahnen befriedigen. Die Urfacben, warum der Fleine Grundbefiger niemals mit Vortheil Holz für dieſe Zwede erziehen kann, weshalb er ſich auch nie damit beichäftigt, wenn er ed nur irgend vermeiden fann, find leiht aufzufinden. Er verlangt zuerft von feinem Grundftüde nicht blos Die reine Bodenrente, denn diefe würde, bei defien geringer Größe, zu feiner Er— haltung nicht ausreichend fein. Die Hauptfache ift für ihn = N — die Arbeitsrente, die er durch Die eigne Bearbeitung deſſel⸗ ben bezieht. Darin liegt der Vortheil der Vereinzelung der Aecker größerer Güter, des ſogenannten Ausſchlachtens der Bauergüter. Der Bauer, welcher 100 und 200 Mor— gen Land hat, kann ſchon die Arbeitsrente davon nicht mehr allein für ſich beziehen, er muß ſie mit ſeinem Geſinde und ſeinen Arbeitern theilen. Der Tagelöhner, der einen halben Morgen zur Erbauung von Kartoffeln oder Handelsgewäch— ſen kauft, bezahlt gern einen Theil der davon für ſich oder ſeine Familie zu erwartenden Arbeitsrente, da er lieber für ſich arbeitet als für einen fremden Herrn. Der Wald giebt aber beinahe gar keine Arbeitsrente, denn die wenige Arbeit, welche der Einſchlag des Holzes, was 120 Jahr fortwachſen muß, bevor es benutzbar wird, oder deſſen Wiederanbau gewährt, iſt kaum zu rechnen. Es hat daher ſein Beſitzer von ihm nichts als die reine Boden— rente zu erwarten, die ihn nicht nähren kann, wenn der Be— ſitz zu klein iſt. Dies iſt ſchon allein Antrieb genug, um den kleinen Grundbeſitzer zu veranlaſſen, wo möglich allen Waldgrund als Kulturland zu benutzen, wenn er ſich auch ſelbſt ſeiner natuͤrlichen Beſchaffenheit nach nicht dazu eignen ſollte. Jede Theilung des Grundbeſitzes in ſolche kleine Theile, daß der Eigenthümer nicht mehr von der rei— nen Bodenrente leben kann, vielmehr auch die Arbeitsrente, die deſſen Bearbeitung gewährt, mit zu Hülfe nehmen muß, um feine Eriftenz zu fichern, hat auch die Ausrodung der Wälder zur Folge. Das ſehen wir in Franfreich, von wo— bee fo viel Klagen über die verderblichen Folgen der zu ausgedehnten Waldrodung zu und herüber fchallen. Es fann der Natur der franzöfifchen Gefeßgebung nach aber . auch nicht anders fein, da diefe auf ununterbrochene Theilung des Grundbefiges hinwirft. Kritifche Blätter 32. Bd. II. Heft. R — 258 — Wenn dann aber auch wirklich noch Holz von dem fleinen Örundbefiger erzogen wird, fei es, weil er es zur Befriedigung feines Bedürfnifies unerläßlich erziehen muß, | oder weil der Boden von einer ſolchen Beichaffenheit ift, daß er durchaus nicht als Kulturland benugt werden kann, jo geſchieht dies nur in einer Art, die zwar allerdings für ihn jelbft und zur Gewährung des fleinen Landbedarfs die vortheilhafteite fein wird, die aber nicht geeignet ift, Die Bedürfniffe der Gewerbe, des Handeld und der größeren Städte zu befriedigen. Er wird dann nur Holz in ganz kurzem Umtriebe, wo möglich Niederwald oder Buchholz, anbauen, oder höchftens dabei noch fo viel einzelne Bäume erziehen, als er gerade für fich als Nusholz bedarf oder als folches vortheilhaft verfaufen Fann. Die Hochwälder, die ſtarken Baumhölzer, werden ganz verſchwinden, ſelbſt wenn fie auf den kleinen Stüden des getheilten Eigen— thums noch ergogen werden fünnten, was bei manchen Holz⸗ gattungen, wie bei der Buche, ſogar nicht einmal der Fall iſt. Dies liegt ſchon darin, daß die Holzvorrähe (das Ma— terialkapital) in einem Hochwalde, der aus lauter im Schluſſe erwachſenen Bäume beſteht, ſich durch den jährli— hen Zuwachs nur ſehr niedrig verzinſen. Die jährlich in einem gejchlofienen Walde durch den Zuwachs erzeugte Holzmafje muß man als den Zins derfelden betrachten, um den fie ſich jährlich vermehrt. Diefer beträgt aber ſchon im 60. und 80, Jahre felten mehr als 22 Procent des vor: handenen Materialfapitald und vermindert fich mit zuneh- mendem Alter der Beitände fortwährend, fo daß man mit 100 und 120 Jahren oft faum noch 192 bis 1° Pro— cent Zuwachs in den geichlofienen Baumbholzbeftänden hat. Mit diefem Zinsfuße feines Betriebsfapitald — denn als ein ſolches muß man die Holzvorräthe in teinem Walde be- — me trachten — fann aber! der Heine Grundbefiger, der niemals ein reicher Kapitalift fein wird, fich nicht begnügen. Er wird eine Wirthfchaft auf feinen Holzgründen treiben müf- fen, wobei fich das Betriebsfapital, was er zu ihrer Be— nutzung bedarf, höher verzinfet. Died gefchieht, wenn er das Holz ganz jung benugt, denn mit 15 und 20 Jahren wachfen oft noch 8, 10 und mehr Procent des vorhande- nen Vorraths jährlich zu. Oder er erzieht nur das Holz in einzelnen Bäumen, was er ald Nutzholz braucht oder verfaufen fann, weil der Werth des dazu geeigneten Bau- mes fich felbft bei einem Alter von SO, bis 100 und mehr Fahren durch feinen jährlichen Zuwachs oft noh um 5 und 6 Procent vergrößert. Dagegen ift auch in ftaatswirthfchaftlicher Beziehung nicht8 einzuwenden, fobald es ſich nur um die Befriedigung des eignen Bedarfs des Eigenthümers oder auch der angren- zenden Bewohner der fleinen Holzgründe handelt, Für den Eigenthümer ift diefe Holzwirthichaft offenbar die vortheils haftefte, denn er benust dabei feinen Grund und fein Be- ‚triebsfapital für fih am höchften. Auch für das National- einfommen entfteht daraus im Allgemeinen ficher fein Nach— theil, indem dem Boden bei ihr ganz entfchieden dieſelbe Holzmafje abgewonnen werden fann, als bei dem geregelt- ſten Hochwaldbetriebe, denn alle die Behauptungen der grö- ern Holzerzeugung der alten gefchloffenen Baumholzbeftände beruhen auf irrigen Vorausfegungen und lafjen fich aus ber Theorie des Holzwuchfes wie aus der Erfahrung leicht wi- derlegen. Hätten daher die Befiter der Holzgründe blos für fih und ihre nächften Nachbarn zu forgen, fo Fönnte man die Wälder ruhig unter eine Menge einzelner Fleiner ‚Grundeigenthümer theilen, und ihnen überlafen, was fie mit dem Boden machen wollten. Das eigne Bedürfniß, fo R2 — Be = wie der eigne Vortheil, wird fie jchon dazu bringen, das Holz zu erziehen, was fie bedürfen, Ja, fie würden dies wahricheinlih auf die Art thun, die für fie die allervor— theilhaftefte ift, denn der eigne Vortheil ijt die allerbefte Anregung zur Verbefjerung der Bodenkultur und Holzerzie— hung. Aber wir haben ausgedehnte Waldungen in den hö— hern Gebirgen, in dem fumpfigen oder fandigen Boden ber Ebene, Die von der Natur dazu beftimmt zu fein jcheinen, ben holzleeven fruchtbaren Gegenden, den großen Städten, den Gewerben und dem Handel das Holz zu liefern, was fie bedürfen. Dies fann aber nur in größeren geſchloſſe— nen Waldmaſſen gefchehen, die fih in dem Befige des Staats oder großer Grundbefiger befinden. Jede Zerſtücke— lung derfelben wird für ihre Erhaltung verderblich , das zeigen bie getheilten Marfwaldungen, die früher, als ge- meinfchaftliches Eigenthum von Seiten des Staats für Nech- nung der Beſitzer ald Ganzes bewirthichafter, einen hoben Ertrag gaben, und nach der Theilung in lauter einzelne feine Stüde fich größtentheils in eine unproduftive Wüſte verwandelten. Dafjelbe wird mit den jeher bedeutenden Forften der Lehen und Fideifommifje gefchehen, wenn diefe durch fort währende Zheilung unter die Erben fich in lauter feine Holzgründe, die verjchiedenen Eigenthümern gehören, zerftü- deln. Auf diejen werden niemals jtarfe Bäume im gejchlof- jenen Hochwalde erzogen werden, wie fie "das Land doch nicht entbehren kann, wir werden dann in ganz Deutjch- land, befonderd wenn etwa die Staateforften noch mit da— zu veräußert werden, eine Wirthichaft erhalten, wie fie jeßt jhon der Bauer auf feinen kleinen Holzgründen, für ſich zuweilen ganz vortheilhaft, treibt. In den Laubholzwäldern wird man nur Buſchholz, höchitens mit einzelnen übergehal- — — tenen Bäumen finden, die Nadelholzwaldungen werden nur noch Reiß- und Knüppelholz liefern. Dabei werden Die einzelnen kleinen Beftger vielleicht hin und wieder eine bef- fere Holzerziehung haben, indem fie dieſelbe forgfältiger und gärmermäßiger betreiben, als es jegt in den großen ger ſchloſſenen Waldungen möglich ift, die Mehrzahl aber vielleicht wird dem Boden, da ihnen die Mittel dazu fehlen, nicht mehr den Ertrag abgewinnen können, den er jeßt giebt, wie wir dies Alles fchon jet bei unfern Fleinen SBrivatforften im - Vergleich mit den Staatsforften fehen. Die Hochwälber, und mit ihnen ein großer Theil unferer Forften überhaupt, werden Durch früh fortgefegte Theilung des Grundeigen— thums, die in Folge der Aufgebung der Lehen und Fidei- fommifje unvermeidlich fein wird, ebenfo beſtimmt unterge- hen, als fie dadurch in Franfreich nicht blos zum größten Theile fchon verſchwunden find, fondern auch noch immer- fort fich vermindern, denn in den Händen der Fleinen Grundbefiger fann fich der Natur der Sache nach niemals ein Wald mit alten Bäumen beftodt erhalten. Schon in Frankreich hat Die fortdauernde Waldverwüftung die aller: größten Nachtheile erzeugt, und die Negierung wie die ge: feggebenden Berfammlungen haben fich vielfach mit den Klagen darüber bejchäftigt, ohne im Stande zu fein, irgend etwas zur Abhülfe derfelben zu thun, denn der eigentliche Grund dieſer Waldverwüftung liegt in der fortdauernden Güterzerſtückelung, Die durch die franzöftfche Gefeßgebung in jeder Art begünftigt wird, Diefe Nachtheile der Zerftörung unferer großen Wälder werden in Deutfchland aber noch weit größer und empfindlicher fein, als in Franfreich, theils weil wir ſchon ein rauheres Klima haben, was mehr Wald verlangt, theils weil unfere großen Wälder größtentheils einen Boden einnehmen, der zum Anbau von Kulturfrüchten = m — ſich nicht eignet, und leicht bei der Entblößung von Holz feine ganze Produktionsfaͤhigkeit verlieren fann. Auf den Höhen der rheinischen und weftphälifchen Schiefergebirge kann fein Wein und fönnen feine Oliven mehr gebaut werden, wie auf den abgeholzten Kalfbergen der Provence, und dem Sandboden der großen Fideifommißforften in Schleften, der pommerjchen und laufiger Lehen, würde der genügfamite fleine Grundbefiger feine Bodenrente mehr abgewinnen kön— nen, wenn er fein ſtarkes Kiefernholz mehr erzeugt, was als Baur und Nutzholz oder ftarfes Klafterholz in größere Entfernungen verfandt werden fann! Für die Erhaltung diejer Forften find die Untheilbarfeit und die Verpflichtung der jedesmaligen Fideifommißbeltger, die Subftanz des Wal: des zu erhalten, nur wünfchenswerthe Schranfen einer will: fürlichen Benutzung. Niemand wird den großen Gewinn verfennen, den be— fonders die öftlichen PBrovinzen Preußens von der neuern Agrargefeßgebung gehabt haben. Die Folgen derfelben ha- ben gezeigt, daß die Befreiung des Kulturlandes von Ger: pituten der Bildung von arrondirten Adergütern, auf denen der Eigenthümer jede beliebige Wirthichaft treiben kann, weil er ganz freies Dispofitionsrecht über feinen Grund und Boden erworben, unfern Aderbau auf eine Stufe gehoben hat, die für den intelligenteften und wohlhabenditen Bauer oder Nittergutsbeftger unerreichbar geblieben wäre, wenn Die Schranken nicht gefallen, in denen er fich früher bei ber Wirthichaftsführung bewegen mußte. Es iſt aber eine große Irrung vieler Männer, welche bei unferer Rulturgefeggebung betheiligt find, wenn fie glauben, daß das, was fich bei dem Aderbaue als vortheilhaft bewährt hat, ed auch für ben Wald fein müffe. Hol und Kulturfrüchte werden unter ganz verfchiebenen Bedingungen am vortheilhafteften erzogen. — 265 — Die Waldfersituten find für die vollfommenfte Benutzung des Waldgrundes ebenjo oft vortheilhaft und unentbehrlich als nachtheilig. Eine Beichränfung des freien Dispofttiong- vechts ift oft Faum zu vermeiden, wenn das and nicht Die größten Nachtheile fürchten fol, wie das die Gebirgsländer feider oft nur zu fchmerzlich empfunden haben. Wenn der Staat gewiß niemals mit Bortheil für eigne Rechnung Ader- bau treiben kann, jo kann er ganz gut die Holzerziehung übernehmen. Ebenſo erfordert das ftärfere Holz zu feiner zweckmäßigen Erziehung größere geichloffene Befisungen als das ©etreide und die Viehzucht. Es ift gewiß ein großer Mebelftand in Preußen gewe- jen, und er ift es wohl noch, daß bei der Kulturgefegge- bung ftet3 die Eigenthümlichfeiten des Waldes und der Er- ziehung des Holzes zu wenig berücfichtigt, und dieſe immer nur nach den Bedürfniffen des Ackerbaues bemeffen wurden. Die Forſten Rußlands. Im zweiten Bande von Tengoborski's: „Etudes sur les forces productives de la Russie‘‘ werden die Forſten dieſes großen Reichs in folgender Art Elaffificirt: „In forftlicher Hinficht theilt man das europäifche Ruß— land nebſt den faufafiihen Vrovinzen in vier Regionen. In der nördlichen befteht der Hauptgegenftand der Verwaltung darin, Die unermeßlichen Wälder, mit denen jener Theil des Landes bededt ift, fo nußsbar als möglich zu machen. In der zweiten, bie fich in der Richtung von Norden nad Sü— den, von Koftroma bis Penza erſtreckt und weftlich die Oftfee- provinzen nebft einem Theile von Lithauen in fich fchließt, handelt es ſich nicht nur um eine regelmäßige Ausbeutung — 264 — der Forſten, ſondern auch um Schonung derſelben und um Berbefferung der Waldfultur. Im der dritten, ebenfalls von Norden nah Süden zu, jedoch mit etwas mehr öftlicher Nichtung, find die Gouvernements Simbirsf und Saratow begriffen, wo die Wälder kaum das nöthige Brennmaterial für die Bevölferung dieſer Gegenden liefern. Hier wird eg unerläßlich, nicht nur ein beffered Syitem der Bewirthfchaf- tung der Foriten einzuführen, fondern auch neue Anpflan: zungen zu machen. In der vierten endlich, welche das ſüd— liche europäifche Nußland umfaßt, handelt es fih vor Allem darum, dem nachtheiligen Einfluffe abzuhelfen, welchen der Mangel an Holzwuchs auf das Klıma, auf die Landwirth- Schaft und auf die Fruchtbarkeit des Bodens äußert.“ Man fieht aus diefer Darftellung, daß die Forften in Rußland nicht gut nach gleichen Regeln bewirthichaftet wer- den fünnen, fowie daß ein Forftpolizeigefeg für das ganze Reich unmöglich fein würde, die Vorfchriften zur Behand- lung der Forften vielmehr in jedem Gouvernement den ftatt- findenden Berhältniffen angepaßt werden müſſen. Die Umpflanzung der Ränder der Abtheilungen und MWirthichaftsfiguren in reinen Kiefern- und Fichten- wäldern mit Birken. Die Birfe ift oft das einzige Laubholz, was man noch mit Erfolg in den großen Nadelholzforften, bejonders in den fandigen Kiefernhaiden des norböftlichen Deutſch— lands, ziehen fann. Ihre Vermifchung mit der Kiefer, fo daß man fie mit 40—60 Sahren als Durchforftungsholz rein heraushauen kann, wird in Kiefernbeftänden immer vortheil: haft fein, da fie ein werthvolles Durchforftungsholz giebt. — 23 — Im Fichten vermeidet man fie aber dazu, weil ihre ſchlanken Zweige leicht die Wipfeltriebe der Fichte bereiben und von Nadeln entblößen. Dagegen hat aber die Umpflanzung ber Ränder der Wirthichaftsfiguren mit einem Streifen von 1 bis 2 Ruthen Breite auch in Fichten feinen Nachtheil, da man weit genug von dieſen abbleiben kann, um dieſe Des fhädigung zu vermeiden. Wohl aber gewährt fie eine Menge Bortheile. Diefe find: 1) Daß man durch diefe Pflanzftimme, bei dem rafchen Wuchſe in der Jugend, eine größere Holzmaffe in ſehr werth- vollem Holze erhält, was oft als Nugholz abzulegen ift, ale aus dem Nadelholze, was auf ihnen erzogen werden kann, da man die Birfen wegnimmt, wenn die angrenzenden Na- delholzitämme groß genug werden, um auch diefen fchmalen Streifen mit ihrer Aſt- und Wurzelverbreitung in Anfpruch nehmen zu fünnen, Die Birke ift daher auf ihnen ebenfall3 nur ald Durchforſtungsholz anzufehen. 2) In Fichten bildet fich hinter denfelben ein Wind- mantel, ohne daß man auf dem dazu leeren Naume (dem fogenannten Eicherheitsftreifen) Die Holzerzeugung verliert, 3) In allen Beitänden, wo man Waldfeuer zu fürchten hat, bilden fie, bei hinreichender Breite, ein befleres Siche— rungsmittel gegen deſſen Verbreitung, ald wenn der Raum oder die Schneifje holzleer find. In Kiefern wird auch das Ueberfriechen der Raupen in die angrenzenden Beſtände da- durch verhindert. Dieſe riechen erft auf die Birfen, wo fie entweder aus Mangel dienlicher Nahrung von felbft fter- ben, oder leicht getödtet werden fünnen. 4) Diefe Birfenreihen bilden eine vortreffliche wohlfeile Bezeichnung der Diftrifts- und Abtheilungsgrengen, die durch den ganzen Umtrieb fenntlich bleibt. 5) In den fandigen Kiefernhaiden an den Wegen ver- — 2006 — ° ſchönern fie den Wald und erfreuen den Wanderer durch ihren Duft, ihr ſchönes lebhaftes Grün und ihren Schatten, der immer noch erfrifchender ift als derjenige einer Kiefer, ſchon weil die Birfe eine ftärfere Berdunftung hat als das Na- delholz. Im diefer liegt es überhaupt, daß die Hite im Laubholze nicht fo drückend ift als im Nadelholze. Eine Kie- fernhaide, in lauter regelmäßige Vierecke getheilt, die überall mit dem lebhaften Grin der Birfe umſäumt find, gewährt, von einer Höhe Üüberblidt, einen fehr freundlichen Anblick. Einen noch fchönern ein Berghang mit 40jährigen Ben durch Birfenftreifen eingetheilt. Das einfürmige Nadelholz verdrängt immer mehr das freundlich fchöne Laubholz, fo daß man wohl Urfache hat, von diefem das noch zu erhalten, was nach den num ein— mal nicht zu ändernden wirthfchaftlichen Rückſichten fich noch erhalten läßt. Druf von 3. B. Hirfchfeld in Leipzig. Ar r BIN un A —* KENN) an 3 * u “4 H A — — u 7 yn nie I. ORTE SE EEE Tan I ’ — — — — er En ae. — * h DI MAUS] Pay) KR ‚ —9 9— AALEN 3 m) Kane I NEN { —90— 49 J IA J * J 9 4 9 —D— Re, — I AN AA m — 8 9 IN NN —* an 1747 8 9 ELITE — Fa“