. = Be ? EDZSTOD TOED DO INN INN LEHRBUCH VERELEICHENDEN ANATOMIE WIRBELLOSEN THIERE VON ARNOLD LANG, 0. PROFESSOR DER ZOOLOGIE UND VERGLEICHENDEN ANATOMIE AN DER UNIVERSITÄT UND AM EIDGENÖSSISCHEN POLYTECHNIKUM IN ZÜRICH. ZWEITE UMGEARBEITETE AUFLAGE. ZWEITE LIEFERUNG: PROTOZOA VOLLSTÄNDIG NEU BEARBEITET VON ARNOLD LANG. MIT 259 ABBILDUNGEN. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1901. Uebersetzungsrecht vorbehalten. 106712 Inhaltsverzeichniss. Protozoa, Urthiere. Einleitung. Die Zelle Systematische Uebersicht . Amoeba, monographische Darstellung ß : Coelospathis ancorata, monographische Darstellung . Paramaecium, monographische Darstellung . Das Protoplasma 3% Die Pellicula 5 . Der Kern (Nucleus) . Das Centrosoma . . HR .„ Protective Organellen (Schalen, "Panzer, 'Ske- lete, Kapseln, Cysten, Gehäuse, Stiele, Trichocysten, Nematooysten etc.) A. Temporäre protective Organellen. Üysten B. Permanente protective Organellen a. Schalen, Skelete, len Gehäuse, Stiele I. Lobosa Re SR ee ir NER Il. Foraminifera III. Heliozoa . IV. Radiolaria : 1:7Die Skeletbildungen 2. Die Kapselmembran.. . . V. Flagellata, VI. Ciliata, VII. Suctoria A. Die Hüllen . S a. Gallerthüllen b. Cellulosehüllen B. Gehäuse . ; a. Gallertgehönge, b. Häutige Gehäuse (8 Stielbildungen 5 b. Trichocysten, Trichiten, Nematoeysten. Anhang. Das Regenerationsvermögen 15% IX: 20ER SCUIT. Erstes Kapitel. Motorische Orgeanellenz 27 Is A. Frei nach aussen vorragende aeteräche en, I. Die langsam formveränderlichen motorischen Orga- nellen der Sarcodina . a. Die Lobopodien . b. Die Filopodien c. Die Pseudopodien . ; II. Die schwingend beweglichen motorischen Organellen A. Die Geisseln oder Flagellen B. Die Wimpern oder Cilien Zwischenformen mit Bezug auf die Ausrüstung er ee schen Organellen N a. Geisselhaare ausserhalb der. Klasse der Flagellata b. Wimperhaare ausserhalb der Klasse der Cihata c. Lobopodien und Pseudopodien ausserhalb der Klasse der Sarcodina i B. Nicht frei vorragende re Orzanellen I. Contractile Fibrillen, Myoneme, Stielmuskel der Vorticellen : HH R II. Die Myophrisken der Acanthara Anhang. Die gleitende Vorwärtsbewsenk der Gregarinen . Ernährungsorganellen . A. Sarcodina . B. Flagellata BrGHIata“ a. Holotricha. b. Hypotricha c. Heterotricha . d. Peritricha . D. Suctoria . Respiratorische und excretorische Organellen A. Vorkommen . B. Zahl C. Lage . ! D. Ban und an cameR . Empfindungsorganellen Fortpflanzung A. Die Fortpflanzung Sch Aweitheiling a. Lobosa ne b. Filosa und Rectieulosa A c. Heliozoa d. Radiolaria e. Flagellata f. Ciliata . g. Suctoria : B. Fortpflanzung durch Knospenbildung ’ a. Suctoria S 1. Die einfache äussere Knospenbildung . 2. Die multiple äussere Knospung . Seite 108 108 108 108 109 109 149 2% 114 118 118 120 121 124 124 125 126 128 130 131 137 138 141 145 148 153 155 156 156 157 157 160 162 165 165 167 169 170 171 177 182 182 182 183 183 XIV. Protozoa. Inhaltsverzeichniss. 3. Die einfache innere Knospung 4. Die multiple innere Knospung b. Ciliata & c. Lobosa d. Heliozoa e. Radiolaria f. Flagellata . 8. Sporozoa 2 ©. Die Fortpflanzung dreh Zertalliheilune 5 OSporenbildung, Conitomie HAEcKEL) . 5 } a. Lobosa . Der Generationswechsel ı von Trichosphaerium sieboldi SCHN. «+. b. Rhizopoda : 1. Nuda (Prossmyen) 2. Foraminifera . . Heliozoa . Radiolaria e. Sporozoa \ I. Gregarinida II. Coceidiida Der Gener ationswechsel von Coceidium schubergi SCHAUD, III. Haemosporidia 2 Va EEE Der Generationswechsel® der Malariaparasiten des Menschen . IV. Myxosporidia . D. Die Fortpflanzungsverhältnisse der Welveeiden @ E. Vergleichung des Zeugungskreises von Coccidium, Vol- vox und Aphis (Blattlaus). Letztere als Beispiel von Metazoen mit Generationswechsel zwischen partheno- genetisch und zweigeschlechtlich sich fortpflanzenden Generationen Ueber vorübergehende oder dauernde Ver- bindung oder Verschmelzung von Protozoen- individuen (Bildung von Colonien und Asso- ciationen, Plastogamie, Karyogamie, Conju- gation und Copulation) A. Verbindung von zwei oder mehr Bndiriien derselben Art, ohne nennenswerthe Verschmelzung ihres Protoplasmas und ohne Verschmelzung ihrer Kerne a. Coloniebildung . ; B b. Bildung von Associationen und Aoerosaonen B. Vorübergehende oder dauernde Verbindung von zwei oder mehr getrennten Protozoenindividueu einer und derselben Art unter Verschmelzunsserscheinungen des Protoplasmas, nicht aber der Kerne I. Bildung von Fressgesellschaften II. Plastogamie (Plasmogamie) v Seite 184 186 156 189 190 192 192 194 194 196 1.97 203 203 203 208 210 213 214 219 219 228 229 239 241 251 WI Erstes Kapitel. C. Vorübergehende oder dauernde Verbindung von stets nur zwei Protozoenindividuen einer und derselben Art, unter Verschmelzungserscheinungen des Protoplasmas und der beiden Kerne I. Partielle Karyogamie II. Totale Karyogamie . A. Homogamie B. Heterogamie Uebersicht der wichtigsten Litteratur Verweisungen auf Angaben im Text und auf Figuren, die sich auf solche Protozoenformen beziehen, welche bei praktischen Kursen in den zoologischen Labo- ratorien am häufigsten zur Untersuchung gelangen Figurenverzeichniss. Index. Seite 261 264 270 270 275 282 292 296 301 KARA LEN]. Protozoa. Urthiere. Einleitung. Die Zelle. Der Ausgangspunkt alles organischen Lebens und aller organi- schen Formbildung ist die Zelle. Die einfachsten Organismen, die einfachsten Thiere (Protozoa) und die einfachsten Pflanzen (Protophyta) sind weiter nichts als selbständig und unabhängig lebende Zellen. Auch bei jeder höheren Thier- und Pflanzenart kehrt mit jeder neuen Generation oder nach Ablauf einer Anzahl von Generationen ein ein- zelliges Stadium wieder. Jeder höhere Organismus ist aus Zellen zusammengesetzt, bildet einen Zellenstaat, dessen Ange- hörige durch successive Fortpflanzung (Theilung) aus einer Zelle her- vorgegangen sind. Soist die Zelle der Elementarorganismus, das In- dividuum auf der niedersten Individualitätsstufe. Die höheren Organismen (Metazoen und Metaphyten) sind Zellenstaaten mit weit gehender Arbeitstheilung zwischen den Zellen und in Folge dessen mit weitgehendem Polymorphismns derselben. ‚Jeder Vogel, jeder Fisch. jede Schnecke, der Mensch ist ein solcher Zellen- staat. Ein solcher Zellenstaat steht auf einer höheren Individualitäts- stufe. In diesem Kapitel wollen wir die selbständig lebenden thierischen Zellen, die Protozoen oder Urthiere, die zeitlebens auf der ersten oder niederen Individualitätsstufe verharren, untersuchen. Zur vorläufigen Orientirung aber müssen wir zunächst erfahren, was man heutzutage unter einer Zelle versteht. Jede Zelle besteht aus drei wesentlichen Bestandtheilen, dem Protoplasma, dem Kern (Nucleus) und dem Centrosoma. 1) Das Protoplasma ist eine schleimig-zähflüssige Masse, die aus einem complieirten Stoffgemenge besteht. Die wichtigsten Träger des Lebens in diesem Stoffgemenge, das sicher eine sehr complieirte feinste Organisation hat, sind Eiweisskörper (Proteinsub- stanzen), zusammengesetzt aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel. Das Protoplasma enthält sehr viel Wasser und ferner verschiedene Salze. Immer finden sich in ihm Producte seiner Lebensthätigkeit (des Stoffwechsels): Zucker, Dextrin, Chole- Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 1l D Erstes Kapitel. stearin, Lecithin, Fette, Milchsäure, Harnstoffe u. s. w. Im Protoplasma treten kleinere oder grössere Vacuolen, mit Zellflüssigkeit erfüllt, auf. 2) Im Protoplasma der Zelle eingebettet liegt der Kern, ge- wöhnlich in der Einzahl, in einigen Fällen auch in der Mehrzahl. Es ist ein vom Protoplasma differentes Gebilde, dessen wichtigster Be- standtheil ein geformter ist, das Chromatin oder Nuclein. Das Chromatin, ebenfalls eine Proteinsubstanz, hat die Eigenschaft, sich im geronnenen Zustande in gewissen (besonders sauren) Farbstoftlösungen intensiv zu färben. Es findet sich im Kerne in verschiedener Form, in Form von Fäden, von kleineren oder grösseren Körnchen, oder in Form eines (rerüstes oder als ein einziges, grösseres homogenes Körperchen, das dann meist für sich allein fast den ganzen Kern bildet. Eine weitere, wie es scheint immer im Kern vorkommende, ge- formte Substanz ist das Paranuclein oder Pyrenin, ein Protein- körper, der sich ebenfalls, besonders in ammoniakalischen Farblösungen, stark färbt. Sie tritt meist in Form eines relativ grossen Kügelchens in der Ein- oder Mehrzahl auf und ist im Kerne der Gewebszellen als sogenanntes Kernkörperchen, besonders aber im Kerne (Keim- bläschen) der Eizellen als Keimfleck schon lange bekannt. Ausser dem Chromatin und dem Paranuclein findet sich im Kerne noch eine plasmatische Substanz, die sich nicht oder nur wenig mit gelösten Farbstoffen imbibirt. Sie bildet meist eine zarte, bis- weilen kaum nachweisbare bläschenförmige Hülle des Kernes (Kern- membran) und durchsetzt dessen Binnenraum in Form eines zarten Netzwerkes oder eines schwammigen Wabengerüstes. in dessen Fäden oder Wänden die Chromatin- und Paranucleinelemente einge- bettet liegen. Diese Substanz heisst Linin. Die Lücken in dem Netzwerk oderWabengerüste sind erfüllt von einer homogenen, glashellen Flüssigkeit, dem Kernsaft. Von der grösseren oder geringeren Menge des Kern- saftes hängt es ab, ob ein Kern deutlich bläschenförmig entw ickelt ist oder nicht. Tritt der Ker nsaft ganz zurück, so erscheint der Kern als ein com- pactes Klümpchen von chromatischer und Paranucleinsubstanz. Ein und dieselbe Zelle kann zu verschiedenen Perioden den Kern in verschie- denen Formzuständen zeigen. Indem sich dabei das Chromatin an Masse gleichbleibt, nimmt bei reichlich auftretendem Kernsaft der bläschenförmig werdende Kern bedeutend an Umfang zu. Bei aus- tretendem Kernsaft hingegen wird der compact werdende Kern oft ausserordentlich klein. (Beispiel: Kopf der meisten Spermatozoen.) Die Kerne sind nicht immer kugelig, sondern sie können in sehr verschiedener Form auftreten, schlauchförmig, hufeisenförmig, ja ver- ästelt sein. 5) Der dritte Bestandtheil der Zelle, der bei den Metazoen immer vorzukommen scheint, bei den Protozoen aber meistens (nicht immer!) fehlt oder sich noch nicht vom Kerne selbständig gemacht hat, ist ein winzig kleines Kügelchen, das dicht am Kerne liegt, sich in den zum Färben der Kerne verwendeten Farbstofflösungen nicht färbt, durch gewisse andere aber gefärbt werden kann. Es ist das Centro- soma. Es spielt bei der Zelltheilung eine überaus wichtige Rolle. Die Zellhaut oder Zellmembran, welche das Protoplasma der Zelle an seiner Oberfläche absondern oder in die sich die oberfläch- lichste Schicht des Protoplasmas verwandeln kann, ist kein wesentlicher Bestandtheil der Zelle. [S$) Einleitung. Die Zelle. Das Leben der Zelle äussert sich zunächst: 1) In der fundamentalen, jeglicher Lebenssubstanz zukommenden Fähigkeit der Assimilation, d.h. die verschiedenen Proteinbestand- theile der Zelle (Plasma, Chromatin, Paranuclein, ÜCentrosoma) ver- mögen fremde gelöste Substanzen (Nahrung) von bestimmter chemischer Zusammensetzung in neue, mit der eigenen übereinstimmende Substanz umzuwandeln, die selbst wieder assimiliren kann. Die thierische Zelle vermag nur schon vorgebildete organische Substanzen zu assimiliren, und eine Neubildung eigener Proteinsubstanz kann ohne Zufuhr stick- stoffhaltiger organischer Nahrung (Proteinsubstanzen) nicht stattfinden. Die Thiere sind also mit Bezug auf ihre Nahrung auf andere Thiere oder, in letzter Linie, auf die Pflanzen angewiesen. 2) In der Fähigkeit der Verdauung. Jedes einzellige thierische Wesen, ferner gewisse Gewebszellen der höheren Thiere sondern che- mische Stoffe, Sekrete oder Fermente, ab, welche geeignete feste Nahrung in flüssige Form überführen, d.h. verdauen. Nur flüssige Nahrung kann assimilirt werden. 3) In der Fähiekeit der Exceretion. Während der Lebens- thätigkeiten der Zelle entstehen gewisse Stoffe (Producte des Stoff- wechels). die für sie unnütz, oder die ihr schädlich sind (z. B. Harn- stoff). Die Zelle hat die Fähigkeit, sich solcher Stoffe zu ent- ledigen. 4) In der Fähigkeit der Athmung. Die Zelle nimmt aus den umgebenden Medien Sauerstoff auf, den sie gebraucht, um Prote- ine oder andere im Plasma gebildete Körper, sogenannte Respi- rationsmittel (Kohlehydrate, Fette) zu oxydiren. Die lebendige Kraft, die dabei frei wird, ist Bewegungsarbeit oder Wärme. Die beim Oxydationsprocess gebildete Kohlensäure wird wieder aus- geathmet. 5) In Bewegungserscheinungen. Im einfachsten Falle äussern sie sich in einer gegenseitigen Verschiebung der Plasmapar- tikelchen. Eine solche kann stattfinden, ohne dass dabei die Zelle ihre äussere Gestalt verändert. Sie kann aber auch eine Veränderung der Form der Zelle herbeiführen. Wenn bei Amöben und amöboid be- weglichen Zellen ein Theil des Plasmas nach einer Richtung gegen die Oberfläche strömt, bildet sich an dieser Stelle ein sich verlängernder Plasmafortsatz, während an einer anderen Stelle durch Zurückströmen von Plasma ein amöboider Fortsatz zurückgezogen wird. Dadurch kommt auch Ortsbewegung zu Stande. 6) In der Reizbarkeit. Auf äussere Reize irgend welcher Art (thermische Reize, Lichtreize, elektrische, akustische, mechanische, chemische Reize) reagirt die Zelle in bestimmter Weise (z. B. durch bestimmte Bewegungen, durch bestimmte Veränderungen im Stoffwechsel ete. etc.). 7) Im Wachsthum. Wird bei überreichlicher Assimilation mehr lebende Substanz gebildet, als beim Stoffwechsel eingebüsst wird, so vergrössert sich die Zelle, sie wächst. 8) In der Fortpflanzung. Wachsthum über ein gewisses individuelles Maass hinaus führt zu einer Theilung der Zelle (ihres Plasmas, ihres Kernes, ihres Centrosoma), d.h. zu einer Vermehrung, einer Fortpflanzung derselben. 1* 4 Erstes Kapitel. Man unterscheidet zwei Hauptarten der Zelltheilung: 1) Zellthei- lung mit indirecter Theilung des Kernes (Mitose, Karyokinese) und 2) Zelltheilung mit directer Theilung des Kernes (Amitose). A. Theilung mit Mitose des Kernes, Fig. 1 A—J. 1. Phase. Die im Kerngerüst zerstreuten Chromatinkörnchen (A) reihen sich aneinander und bilden schliesslich einen langen, knäuel- förmig gewundenen Chromatinfaden (D), der an einzelnen Stellen unter- brochen sein kann. Anfänglich ist der Faden, den Körnchen aus denen er sich zusammensetzt entsprechend, höckrig, mit rauher Oberfläche, (dann wird er glatt (C), verkürzt sich etwas und verdickt sich dabei. Seine Fig. 1. A—.J Schema der Zelltheilung mit mitotischer Kerntheilung. 1 Proto- plasma, 4 bläschenförmiger Kern mit den Chromatinkörnchen im Liningerüst, 3 Kern- körperchen — Paranuclein, 2 Centrosoma. H Optischer Querschnitt in der Aequatorial- ebene. Original. Färbbarkeit nimmt zu. Das oder die Kernkörperchen werden kleiner und verschwinden schliesslich. Der Chromatinfaden zertheilt sich in eine gewisse Anzahl gleich langer Stücke, die Kernsegmente oder Chromosomen(D). Die Zahldieser Segmente ist bei den ver- schiedenen Thierarten verschieden, für die Zellen einer und der- selben Thierart aber bestimmt und constant. Einleitung. Die Zelle. 5 Um das der Kernmembran dicht anliegende Öentrosoma be- einnt sich im Plasma eine strahlenförmige Anordnung auszubilden, anfangs ganz klein, dann immer weiter um sich greifend und deutlicher werdend (B, €, D). Es entsteht, was man nennt die Strahlenfigur (Aster). Jetzt theilt sich das Centrosoma in zwei, die sofort aus- einander zu rücken beginnen. Beide Centrosomen bleiben mit- einander durch achromatische Fäden verbunden, welche die sogenannte Kernspindel darsteilen, einen Doppelkegel von Fäden, dessen beide Spitzen die beiden Centrosomen berühren. 2. Phase. Die Kernmembran löst sich auf (©, D), und der Kernsaft vertheilt sich im Plasma. Die beiden Centrosomen weichen weiter auseinander, dabei bleibt jedes das Centrum eines besonderen Strahlen- systems. Die gegen die Chromosomen gerichteten Strahlen, die sich an ihnen zu befestigen scheinen, bilden sich besonders deutlich aus. Die Kernspindel vergrössert sich. Schliesslich sind die Centrosomen (= Polkörperchen) so auseinandergerückt, dass sie, die Form der ganzen Zelle mit einem Ellipsoid verglichen, die Lage der beiden Brennpunkte einnehmen würden. Die Chromosomen verändern ihre Gestalt und ihre Anordnung. Sie bekommen die Gestalt von Schleifen und ordnen sich in der Aequatorialebene der Zelle derart an, dass sie sich im Kreise um die Spindelaxe gruppiren, wobei die Spitzen (die Winkel) der Schleifen unwandelbar gegen die Spindelaxe, die beiden Schenkel aber gegen die Peripherie der Aequatorialebene gerichtet sind (E, H). Inzwischen ist an den Chromatinschleifen noch eine weitere, hochwichtige Veränderung aufgetreten. Eine jede Schleife hat sich der Länge nach gespalten. Die beiden Tochterschleifen einer Mutter- schleife liegen aber noch dicht aneinander. 5. Phase. Die beiden Tochterschleifen einer jeden Mutterschleife rücken auseinander, die eine gegen das eine Centrosoma (Polkörper- chen), die andere gegen das andere zu. Der Vorgang beginnt zuerst an den Winkeln der Schleifen und schreitet von da gegen die freien Enden der beiden Schenkel fort (F'). Schliesslich haben sich die beiden Gruppen von Tochterschleifen ihren respectiven Centrosomen dicht genähert, wie wenn sie von ihnen angezogen worden wären (@). Beide Gruppen bleiben durch parallel der Spindelaxe verlaufende achroma- tische Verbindungsfäden in Zusammenhang. 4. Phase. An der Oberfläche des Zellenleibes bildet sich eine äquatoriale Ringfurche (@), die immer tiefer in das Protoplasma ein- schneidet, bis schliesslich die Zelle in zwei Hälften, die beiden Tochter- zellen, getheilt wird (J). Zu jeder Tochterzelle gehört, abgesehen von der Hälfte des Protoplasmas der Mutterzelle, ein Chromosoma und die eine Hälfte der Tochterschleifen. Während der Theilung der Zelle sind die Schleifen unregelmässig geworden, haben eine höckrige Ober- fläche bekommen, Auszackungen gebildet. Ihre regelmässige Anord- nung hat sich verwischt. Sie zerfallen nun in Stücke, in Chromatin- körner. In jeder Tochterzelle werden die von der ihr angehörenden Hälfte von Tochterschleifen herrührenden Chromatinkörner von einer zarten Membran, der neu auftretenden Kernmembran, eingehüllt. Durch Aufnahme von Kernsaft aus dem Plasma wird jeder neugebildete Kern grösser und bläschenförmig. Man kann in seinem Innern jetzt wieder das Kerngerüst erkennen, welchem die Chromatinkörnchen ein- gebettet sind. Es bildet sich wieder ein neues Kernkörperchen (oder deren mehrere). Das Strahlensystem im Plasma wird undeutlich und 6 Erstes Kapitel. erlöscht nach vollendeter Theilung der Zelle. Das Uentrosoma schmiegt sich aussen an die Kernmembran an und kommt in eine kleine Ein- buchtung derselben zu liegen. Die Zelltheilung ist vollendet, und die Kerne der beiden Tochterzellen sind in das Ruhestadium ein- getreten. B. Theilung der Zelle mit direeter Kerntheilung. Dieser Theilungsmodus ist viel seltener als der eben beschriebene. Es giebt Forscher, welche die directe Kerntheilung, wenigstens bei den Metazoen, für ein Zeichen beginnender Degeneration halten. Bei der direeten Kerntheilung behält der Kern die Structur bei, die er im ruhen- den Zustand hat: keine Auflösung der Kernmembran, keine Strahlung, keine Bildung einer Kernspindel, keine Bildung von Schleifen ete. Der Kern bekommt in der Richtung der Theilungsebene einfach eine Ein- schnürung, wird hantel- oder sanduhrförmig, und die letzte Verbindungs- brücke zwischen den beiden Hälften zerreisst schliesslich. Der Kern- theilung folgt die Zelltheilung in der oben geschilderten Weise auf dem Fusse nach. Ueber das Schicksal des Centrosoma ist man noch nicht genügend orientirt. Protozoa. Urthiere. Systematische Uebersicht. I. Klasse. Sareodina. Sarkodethierchen. Protozoen mit nacktem Zellenleib. (Auch bei den beschalten Formen tritt ein Theil des Protoplasmas ausserhalb der Schale nackt zu Tage.) Im Dienste der Bewegung und Nahrungsaufnahme stehen formveränder- liche, nicht schwingende Fortsätze des Protoplasmas. Zellenmund fehlt. Fortpflanzung durch Sporenbildung, Knospenbildung und Theilung. A. Ohne Körnchenströmung auf den Protoplasmafortsätzen. I. Unterklasse. Lobosa. Nackt oder beschalt;: Protoplasmafortsätze sind Lobopodien (breit- fingerförmig). Mit contractiler Blase. Vorwiegend Süsswasserbewohner. I. Ordnung. Amoebaea (Gymnamoebaea). Nackte Formen: Amoeba (Fig. 2), Paramoeba, Dactylo- sphaera. II. Ordnung. Testacea (Thecamoebaea). Beschalte Formen: Arcella (Fig. 3 C), Difflugia (Fig. 3 D), Pontigulasia, Lecgeureusia, Quadrula (Fig 3 A), Hyalo- sphenia (Fig. 3 B), in die Nähe gehört Trichosphaerium (Fig. 4) (marin). Il. Unterklasse. Filosa. Stets beschalt. Pseudopodien spitz fadenförmig, aber gar nicht oder nur in sehr geringem Grade zur Verschmelzung neigend. Protozoa. Systematische Uebersicht. 2 I. Ordnung, Amphi- stomina. Schale mit 2 Mün- dungen.Diplophrys, Ditrema, Amphi- trema. II. Ordnung. Mono- stomina. Schale mit nur einer Mündung. Hya- lopus, Microgro- mia, Platoum, Plectophrys, Eu- glypha, Trinema, Paulinella,Cypho- deria. Fig.2. Amoeba poly- podia M. SCHULTZE, ca. 250. In den successiven Stadien der Theilung. Die helle Stelle ist die pulsirende Vacuole, der dunkle Fleck der Kern, nach FE. E. SCHULZE, 1375. B. Mit Körnchenströmung auf den fadenförmigen Pseudopodien, die, sehr stark zu Verschmelzungen neigend (excl. Heliozoa), zu Netzwerken zusammenfliessen. III. Unterklasse. Rhizopoda (Reticulosa). Fast ausschliesslich Meeres- thiere, Schale fehlend, chitinig, sandig oder kalkig. I. Ordnung. Nuda. Nackte Formen: Proto- genes, Biomyxa, Ponto- myxa,Protomyxa,Gym- nophrys, Arachnula, Myxodicetyum. II. Ordnung. Foraminifera (Thalamophora). Beschalte Formen. Fig. 3. 4A Quadrula symme- trica, nach F. E. SCHULZE; B Hyalosphenia lata, nach F. E. ScHuULzE; € Arcella vulgaris, nach HERTWIG und LESSER; D Difflugia pyriformis, nach WAL- LICH, completirt. 8 Erstes Kapitel. 1. Familie. Rhabdamminidae. Schale chitinig oder aus Fremdkörpern zusammengesetzt, in der Regel von erheblicher Grösse, einkammerig, oft verzweigt oder strahlen- förmig, manchmal durch Sehaleneinsehnürung segmentirt, aber niemals Fig. 4. - Ericho- sphaerium sieboldi SCHN., nach SCHAUDINN, 1599. Schnitt durch einen Schizonten. Vergrösse- rung 5°). Das Thier hat einen anderen Schi- zonten derselben Art (7) gefressen, welcher bis auf die Hülle, die Kerne und die unverdaulichen Nah- rungsreste verdaut ist. Daneben andere Nah- rungseinschlüsse (Dia- tomeen). 1 Stäbehen der Hülle, 2 Kerne des ver- dauenden Trichosphaeri- um, 3 Pseudopodienöff- nungen, 4 Kerne des ge- fressenen Trichosphaeri- um, 5 Pseudopodien, 6 aufgenommene Nahrung (Diatomeen). wirklich gekammert; nie dicht oder regelmässig perforirt, mit einer oder doch nur wenigen Mündungen. Wahrscheinlich die ursprünglichsten Formen der Foraminifera. M yxotheca, Gromia (Süsswasser) (Fig. 5 A), Lieberkühnia (Süsswasser), Dentrotub a, Salpicola (parasitisch in Salpen), Astrorhiza (Jura, Sacamm in a (schon im Jura), Rhizammina, Rhabdammina, Hippocrepina, Girva- nella (Silur). 2. Familiee Ammodiscidae. Einfache, monothalame, aber manchmal unregelmässig segmentirte Röhren mit mehr oder weniger vollständiger spiraler Einrollung. Im- perforat. 1) Sandschalige Formen: Diloinha) Ammodiscus (Fig. 6) (seit Steinkohle). 2) Kalkschalige Formen: C ornuspir a (seit Kohlen- kalk). 3. Familie. Spirillinidae. Spiralig gewundene, perforirte Kalkröhren, welche in ihrer höchsten Entwickelung “durch Ausbildung säckchenartiger Ausstülpungen ihrer peri- pheren Röhrenwand kammerartige Räume erzeugt haben. Spirillina (Jura), Patellina (Fig. 7), [fossil seit Kreide], Protozoa. Systematische Uebersicht. 9 4. Familie. Nodosinellidae. Schale sandig oder mehr oder weniger kalkig. Perforat oder im- perforat: polythalam, aus einer gerade gestreckten oder doch nur wenig gebogenen Reihe einzelner Kammern zusammengesetzt. Muthmaassliche ; r l Fig. 5. A Gromia oviformis, nach M.S. SCHULZE; B Rotalia freyeri, nach M. S. SCHULZE; € Miliola, nach R. HErTwıG. Im Inneren des Protoplasmas in den Kammern die Kerne. 10 Erstes Kapitel. R Vorfahren aller höheren Foramini- A Fig. 6. feren. Nodosinella (Kohlen- = kalk), Nodulina (incl. Reophax, Fig. 8) [fossil im Jura). 5. Familie.e Miliolinidae. Schale polythalam mit Ausnahme der Embryonalkammer von Pene- Fig. 6. Ammodiscus. A Ammod. incertus D’ÖRBIGNY spec., von der schmalen Seite. B Ammod. tenuis BrADY, von der Fläche, Durchmesser ca. 3 mm. Nach BRADY, 1884. B © Fig. 7. Patellina p corrugata WIL- a LIAMSON. A Von :@ | oben (von der Spitze), Ss / B von unten (von “> / der Basis), © von der I) Seite. Vergrösserung N 2 = nl , nach BRADY, 1884. Fig. 8. Nodulina (Reophax) nodulosa Brapy. 4 Mit intacter Schale, B der Länge nach geöffnet, um die Kammerung zu zeigen. Vergrösserung ca. 2 nach BRADY, 1884. Fig. 9. Calcituba polymorpha RoBOZ. Sternförmiges Individuum, aus einem Plasmodium entstanden. Vergrösserung ca. °°/, nach SCHAUDINN, 1895. 1? 1%) Protozoa. Systematische Uebersicht. 11 roplis; imperforat; in der Regel kalkig, porcellanartig, manchmal mit Sand untermengt oder vollständig sandig; im brackischen Wasser chitinig oder chitinig-sandig; in grossen Tiefen zu einer dünnen homo- genen, kieseligen Schalenhaut sich verändernd. Die kugelige Embryonal- kammer mit einem schlauchförmigen Kanal, an den sich dann erst die folgende Kammer ansetz. Nubecularia (seit Trias), Calcituba (Fig. 9), Biloculina (Fig. 10) [seit Trias, Triloculina (seit Jura), Quinqueloculina (seit Kreide), Peneroplis (seit Eocän), Spiro- loculina (Fig. 12), Hauerina (Kreide und Miocän), Alveolina (seit Kreide), Fig. 10. Fig. 10. Biloculina depressa D’ORBIGNY. A Von der Fläche; B von der Seite der Schalenöffnung; € Querschnitt der Schale. Vergrösserung ®P/,, nach BRADY, 1854. Fig. 11. Miliolina trigonula Lamarck. A Laterale Ansicht, B von der Seite der Schalenmündung, € Querschnitt der Schale. Bei 4 und B Vergrösserung °°/,, bei C '®/,, nach BRADY, 1884. 6. Familiee ÖOrbitolitidae. In den letzten Kammerreihen cyclisches Wachsthum. Kammern in Unterkammern getheilt. Die Kalkschale bald perforat, bald imperforat. Orbitolites (Fig. 13) [seit Lias, Orbiculina (seit jüngerem Tertiär) Orbitoides (oberste Kreide bis Miocän). 7. Familie. Textularidae. Schalen sandig, kalkig sandig oder rein kalkig, meist perforat, selten imperforat. Kammern in zwei oder mehr alternirenden Reihen, welche bei den höheren Formen spiral aufgewunden sind. Textularia (Fig. 14) (Steinkohle bis Jetztzeit), Spiroplecta (seit dem Gault), Clavulina (seit dem Eocän), Bulimina (seit oberen Trias), Cassidulina (seit Eocän). 8. Familie. Nodosaridae. Schale stets kalkig, sehr fein perforirt; Kammern perlschnurartig aneinander gereiht in gerader, gekrümmter oder planospiral gewundener Reihe. Nodosaria (Fig. 15 E, F, G, H) [seit unterem Silur], Lingu- lina (seit Lias, Rhabdogonium (seit Lias.. Lagena (Fig. 15 A, 12 Erstes Kapitel. i RL, Fig. 12. Spiroloculina limbata p’OÖrBIGnY. 4A Flächenansicht, B von der Seite der Schalenmündung, € Querschnitt der Schale. Vergrösserung ®°/,, nach BRADY, 1884. Fig. 13. Orbitolites tenuissima CARPENTER, nach BRADY, 1884, etwas sche- matisirt. A Flächenansicht, B von der schmalen Seite; man sieht die Aandporen. Ver- grösserung ?°/.. Fig. 14. Textularia concava KARRER. 4 Von der Breitseite, B von der Seite der Schalenmündung, C von der schmalen Seite. Vergrösserung °/,, nach BRADY, 1384. B, C, D) [sicher seit Lias]. Schale einkammerig, oft mit langem Mündungs- halse, der entweder nach aussen (ectosolene Formen) oder nach innen (entosolene Formen) gerichtet ist. Sind ursprünglich aus Nodosarien mit perlschnurartig aneinander gereihten Kammern durch Trennung der einzelnen Kammern entstanden. Bei der Neubildung einer Kammer trennt sie sich sofort als monothalame Schale ab. Oristellaria (von der Lias zur Jetztzeit), Polymorphina (seit der oberen Trias), Ra- mulina. Protozoa. Systematische Uebersicht. 13 9. Familie. Endothyridae. Planospirale oder doch nur um eine kurze Axe aufgewundene, einreihige Formen. Zum Theil Kammern durch secundäre Septa in Unterkammern getheilt. Perforat und imperforat. Sandig, sandig-kalkig oder rein kalkig. Endothyra (Kohlenkalk) Trochammina (Fig. 16) (seit Untertertiär, Carterina, Fusulina (Kohle), Alveolina (seit mittlerer Kreide). Fig. 16. Fig. 15. 4 Lagena hispida Reuss, °®; B Lagena laevis NMONTAGU, %/; € Lagena globosa MontTAacu, 13—,, ; D die- selbe von der Seite der Mün- dung; E Nodosaria soluta REUSS, von der Seite der Mündung, !°/,; F Nodo- saria pyrula D’ÖRBIGNY, 4—32/ ; @ dieselbe von der Seite der Mündung, ?#3?/,; H Nodosaria soluta, REUSS, 10%/,, nach Brapy, 1884. Fig. 16. Trochammina coronata Brapy. Schale horizontal durchschnitten. Vergrösserung ?°/,, nach BRApy, 1834. 10. Familie. Rotalidae. Schale stets kalkig porös, frei oder festgewachsen, spiral entweder so aufgewunden, dass alle Kammern auf der oberen Fläche sichtbar sind, auf der unteren Schalenfläche (wo die Oeffnung liegt) aber bloss die Kammern des letzten Umgangs; oder so, dass auf beiden Seiten nur der letzte Umgang sichtbar ist. Schale oft unregelmässig. Bei den höheren involuten Formen ist es zur Ausbildung eines secundären Kanal- systems gekommen. Planorbulina (seit Lias), Rotalia (Fig. 5 B) (seit Kreide), Truncatulina (seit Kohle), Discorbina (seit Kreide), Car- penteria, Tinoporus, Globigerina (seit unterem Keuper), Orbu- lina (seit rhätischer Stufe), Polystomella (seit Kreide), Num- mulites (Fig. 17) [seit Tertiär]. System bis hierher nach Ruungrer 1895 und neuesten schriftlichen Mittheilungen. IV. Unterklasse. Heliozoa, Sonnenthierchen. Skeletlose oder mit einem einfachen Kieselskelet versehene Sarkode- thierchen von kugeliger Gestalt, mit einem oder mehreren Kernen, mit feinen, häufig durch festere Axenfäden versteiften, wenig zur Anastomosen- bildung neigenden Pseudopodien (Axopodien), die allseitig ausstrahlen. Eine u I a ad 14 Erstes Kapitel. oder mehrere pulsirende Vacuolen meist vorhanden. Fortpflanzung durch Theilung und Sporenbildung. Vorwiegend Süsswasserbewohner. Actinophrys (Fig. 18), Actinosphaerium (Fig. 19), Acan- thocystis, Clathrulina, Actinolophus (marin), Nuclearia, Ciliophrys, Rhapidiophrys. In die Nähe: Camptonema. | k . r = - .. an = . + 1 Fig. 17. Nummulites Cummingii CArP. Angeschnitten, um die Kammerung zu zeigen. Vergrösserung ?°/,, nach BRADY, 1884. Fig. 15. Actinophrys sol EHrBG., nach GRENACHER. Grösse 50 u. p Axopodien, n | Kern, @ Axenfäden der Axopodien, L n i F ov Na Fig. 19. Actinosphaerium Eichhorni EnurßG. NM -Marksubstanz mit Kernen (n), R Rindensubstanz mit pulsirenden Vacuolen (cv), Na Nahrungskörper. Grösse bis 1 mm. Aus RıcH. HERTWIG’s Lehrbuch. Protozoa. Systematische Uebersicht. 13 V, Unterklasse. Radiolaria. Körper durch eine urprünglich kugelige oder eiförmige Kapselmem- bran in einen äusseren (Extracapsulum) und einen inneren, kernhaltigen (Centralkapsel) Theil gesondert. Das Extracapsulum besteht aus Proto- plasma (ohne Kerne) und einer Schleimhülle (Calymma). Ersteres bildet eine Schicht um die Oentralkapsel und eine netzförmige Lage um das Calymma; beide treten miteinander durch Fäden in Verbindung. Von der Oberfläche des Calymma strahlen feine, nicht steife Pseudopodien allseitig aus. Skelete von ausserordentlich verschiedenartiger Gestalt, aus Kieselsäure oder einer chitinartigen organischen Substanz (Acanthin) bestehend, selten fehlend. Das extra- und intracapsuläre Protoplasma durch verschiedenartige Oeffnungen der Kapselmembran in Verbindung. Ohne pulsirende Vacuolen. Wunderbar formenreiche und vielgestaltige Abtheilung mariner Sarcodinen. Fortpflanzung oft durch Theilung, all- gemein durch Bildung von Schwärmsporen in der Oentralkapsel. Sym- biotisch mit den Radiolarien leben einzellige Algen (gelbe Zellen). Die Familie der Polyeyttarien unter den Spumellarien zeichnet sich durch Koloniebildung aus. A. Porulosa Centralkapsel kugelig, ohne Hauptöffnung, ihre Wand (die Kapsel- membran) allseitig von zahllosen, feinen Poren durchbohrt. I. Ordnung. Spumellaria (Peripylea). Kern central, sich spät theilend. Skelet fehlend oder vorhanden und dann kieselig. Grundform desselben bei den meisten Formen eine kugelige, aussen auf dem Calymma abgelagerte Gitterschale. Kapsel- membran überall sleich- mässig von Poren durch- bohrt. Monocyttaria. Einzellebend. Thalas- sicolla (Fig. 20) [ske- letlos], Thalasso- sphaera (Skelet aus isolirten , zerstreuten Kieselnadeln bestehend), Cenosphaera (Skelet eine Gitterkugel), Tha- lassoplancta(Fig.21). Fig. 20. Thalassicolla pelagica HAEcKEL. Im Centrum der Kern (Binnen- bläschen) mit gewundenem Nucleolus, darum die Central- kapsel mit Oelkugeln. um diese der extracapsuläre Weich- körper mit Vacuolen (extra- capsuläre Alveolen), gelben Zellen (schwarz) und Pseudo- podien ; aus HERTWI@G’s Lehr- buch. Grösse 1—4 mm. 16 Erstes Kapitel. Polycyttaria. Coloniebildend. Collozoum (Fig. 22) [skeletlos], Sphaerozoum (mit isolirten, zerstreuten Kieselnadeln), Collosphaera (Skelet der die Colonie zusammensetzenden Individuen eine Gitterschale). Fig. 21. Fig. 22. Qu 98 Fig. 21. Thalassoplancta brevispicula HaECKEL. Ein Ausschnitt des Körpers, Nach HAECKEL. km Kapselmembran, ip intracapsuläres, ep extracapsuläres Protoplasma, n Kern, n! Kernkörperchen, öt Oeltropfen, ea alveoläres Calymma, rp Protoplasma an der Oberfläche des Calymma, s Spieula. Grösse 2,5 mm. Fig. 22. Collozoum inerme HAECKEL. Colonie. «a Gallerte, b Oelkugeln in den Centralkapseln, ec, d gelbe Zellen, e Vacuolen; aus R. HERTWIG’s Lehrbuch. Durchmesser der Centralkapsel 0,04—0,16 mm. II. Ordnung. Acantharia (Actipylea). Kern excentrisch, sich früh theilend. Skelet aus Acanthinradien zusammengesetzt, die vom Mittelpunkt der Centralkapsel ausstrahlen. Kapselmembran allseitig von zahlreichen Poren durchbrochen, die regel- mässig in Gruppen oder Reihen angeordnet sind. Acanthometron. Skelet besteht ausschliesslich aus 20 radiären Stacheln. Beiden Sphaero- phractiden werden die radiären Stacheln durch eine kugelige Gitterschale verbunden. Phractaspis (Fig.23). Diese Gitterschale wird bei den Prunophractiden ellipsoid, bei den Hexalaspiden linsenförmig. Beiden Actine- liden sind die Stacheln untereinander gleich, meist in grosser Zahl vorhanden, doch unregel- mässig angeordnet, und nicht in tangentialer Richtung miteinander verbunden. Fig. 23. Phractaspis prototypus HAECKEL, nach HAECKEL 18837. Skelet. Durchmesser der Schale 0,1 mm. Protozoa. Systematische Uebersicht. 17 B. Osculosa. Centralkapsel eiförmig, mit einer einzigen Hauptöffnung (Osculum) am basalen Pol der Hauptachse. Kapselmembran nicht von Poren durch- brochen. Skelet kieselig, immer extracapsulär. Kern sich spät theilend. III. Ordnung. Nassellaria (Monopylea). Hauptöffnung der Centralkapsel von einem porösen Deckel ver- schlossen. Keine Nebenöffnungen. Kern excentrisch. Skelet kieselig, sehr mannichfaltig. Cystidium; Nas- sella, Triplagia; Oortina (Fig. 24); Stephanium, Semantis, Protym- panium, Tristylospyris, Botryo- pera, Tripocalpis, Cornutella, Sethopilium, Theopodium, Sticho- pilium. IV, Ordnung. Phaeodaria (Cannopylea). Kapselmembran doppelt: Hauptöffnung (Osculum) am oralen Pole, von einem radiär gestreiften Deckel mit centraler, röhren- förmig ausgezogener ÖOeffnung verschlos- sen; ihr gegenüber eine oder zwei kleinere Fig. 24. Cortina typus HAEcK., nach HAECKEL 1887, nicht ganz ausgezeichnet. S Skeletring. 1, 2, i 3, 4 Hauptstacheln, n Nucleus, öt Oeltropfen, pe 22 Podoconus. Höhe des Skeletringes 0,14 mm. - Fig. 25. Aulactinium actinastrum HaEcK., nach HAECKEL 1887. n Nucleus, € Calymma, km Kapselmembran, op Opereulum, ph Phaeodium. Länge der radiären Hohl- stacheln 0,5—015 mm. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 2 e 18 Erstes Kapitel. Nebenöffnungen. Im Calymma .ein eigenthümlicher Pigmentkörper (Phae- odium). Phaeodina (skeletlos), Phaeocolla, Aulactinium (Fig. 25), Aulosphaera, Aulacantha, Cannosphaera, Challengeria, Cortinetta, Concharium, Coeloplegma, Coelospathis (Fig. 77, pag. 51). II. Klasse. Flagellata (Mastigophora). Geisselthierchen. Einzellebende oder coloniebildende Protozoen mit einem oder zwei (selten mehr) längeren Geisselhaaren (Flagellen) als Organellen der Be- wegung und zum Theil auch der Nahrungsaufnahme; oft mit Zellmund und mit Zellafter. Mit pulsirender Vacuole. Fortpflanzung durch Theilung und Sporenbildung. Vorwiegend Süsswasserbewohner, eine Anzahl Formen marin und eine Anzahl parasitisch. I. Unterklasse. Euflagellata (Flagellata s. str.). Während des thätigen Lebens ausschliesslich mit Geisselhaaren aus- gerüstet (daneben weder Kragen noch Bandgeissel); keine derbe Outicula. I. Ordnung. Monadina. Mastigamoeba, Dimastigamoeba, Rhipidodendron, Mastigophrys,Cercomonas,Dimorpha,Monas,Oikomonas, Dendromonas, Spongomonas, Amphimonas, Anthophysa (Fig. 27), Cladomonas (Fig. 28), Codonoeca, Öephalothamnium, Diplomita, Phalansterium, Poteriodendron. II. Ordnung. Heteromastigoda. Bodo (Fig. 29), Oxyrrhis, Bicosoesa (Fig. 26). III. Ordnung. Polymastigoda. Collodiectyum, Tetramitus,, re chomonas, Mega- stoma, Trigono- monas, Hexami- tus (Fig. 30), Tre- pomonas, Spiro- nema. Figs. 26. Bicosoeca socialis LAUTERBORN., ca. 1125/ .. Sternförmige Co- lonie. 12 Vordere Geissel, 2 hyalines Wohngehäuse, 3 pulsirende Vacuole, 4 zarter, kragenartiger Saum, 5 Kern, 6 hintere Geissel, die einen Stiel bildet, welcher auf der Ventralseite des Zellenleibes in einer Rinne liest und weit vorn entspringt; nach / LAUTERBORN, 1899, Protozoa. Systematische Uebersicht. 19 BIBBR. en ı Fig. 27. Anthophysa vegetans OÖ. F.M. Reich verzweigte, ansehnliche Colonie mit sehr zahlreichen Endtrauben, wovon eine in Theilung. Vergrösserung 16°/,, nach KENT, 1580/1881. Fig. 283. Cladomonas fruticulosa St. Erwachsene Colonie. Endzweige der Gehäuseröhre z. Th. von den Flagellaten verlassen. Vergrösserung °?5/,, nach STEIN, 1378. Fig. 29. Bodo edax KLEBS. 4A eine Monade verschluckend. 1 Monade, 2 vordere Geissel, 3 contractile Vacuole, 3 Kern, 5 hintere Geissel (Schleppgeissel). ‚Vergrösserung ea. 1500/ _, nach KLEBS, 1892/93. IV. Ordnung. Euglenoida. Astasia, Euglena (Fig. 31 A), Ascoglena, Colacium, Trachelomonas, Phacus, Peranema, Euglenopsis, Hete- ronema, Dinema; Marsupiogaster (Fig. 31 B), Urceolus (Fig. 31C). V. Ordnung Phytoflagellata. Coelomonas, Vacuolaria, Rhapidomonas,Ührysomonas, Chrysamoeba (Fig. 34A), Chrysopyxis, Chromulina, Chloro- gonium, Epipyxis, Dinobryon (Fig.34D), Synura, Uroglena, Chilomonas (Fig. 32u.33), Cryptomonas, Microglena (Fig. 34B), DES _ 20 Erstes Kapitel. D- ’ k ‘ \ ’ ’ \ v \ ’ ’ \ \ Fig. 30. Hexamitus inflatus DuUJARDIN. Länge 13—25 u, Breite 9—15 u. 1 Lage des Kems, 2 vordere Geisseln, 3 Nahrungsvacuolen, 7 Mundspalten, 5 contraetile Vacuole, 6 hintere Geisseln. Vergrösserung !30°/,, nach KLEBS, 1892/93. Fig. 31. Fig. 32 A Fig. 31. A Euglena elongata SCHEWIAKOFF. 0,064 mm lang, 0,005 bis 0.006 mm breit. B Marsupio- gaster striata SCHEWIAKOFF. 0,027 mm lang, 0,015 mm breit. C Ur- ceolus cyclostomus STEIN. Ver- grösserung 1100/,.. 1 Schlundeinsen- kung, 2 pulsirende Vaeuolen. 3 Stigma (rother Pigmentfleck), Z Chromatophor (grüner Farbstoffkörper), 5 Kern, 6 hintere Geissel, 7 Staborgan. - A und B nach SCHEWIAKOFF, 1593; C nach KLEBsS, 1892/93. Fig. 32. Chilomonas para- maecium EHRBG., nach BÜTSCHLI. s Mundstelle, cv» contraetile Vaecuole, n Kern. Protozoa. Systematische Fig. 33. Chilomonas paramaecium EHRENB. Vergrösserung *#80/, = Länge bis 40 u, nach J. KÜNSTLER, 1898, etwas verändert. 1 Geisseln, 2 Bildungsyacuolen der pulsirenden Vacuole 3, 4 Stärkekörner, 5 Infundibulum mit schlundartiger Verlängerung (6) in das Innere des Zellenleibes, 7 Kern. Fig. 34. Verschiedene Vertreter von Phytoflagellaten. A Chrysamoeba radians KLegs. (750/), =12—15 u) im Amöbenzustand. B Microglena punctifera EHRENB. (Länge 30 u, Breite 19 u). € Mallomonas ploesslii PErRTY (Länge 20 bis 26 u, Breite 7—12 u). D Dinobryon sertularia EHRENB. (97°/,) Individuum der buschförmigen, freischwimmenden Colonie. E Mastigosphaera gobii SCHEWIA- KOFF, E, Colonie von 16 Individuen (#60%/,, 0,033 mm) in einer dieken Gallerthülle, Z, ein isolirtes Individuum (1125/,, 0,009 mm lang), im Plasma verschiedene Stärkekörner. F Chry- sosphaerella longispina LAUTERBORN (®°5/,, 40—50 u). Die traubige Colonie aus zahlreichen birnförmigen Einzelindividuen zusammengesetzt, welche von einer aus Plättehen bestehenden Hülle umgeben sind. Die Flagellaten im Innern mit 2 gewölbten Chromatophoren, die vorn ein röth- lich-violettes Stigma tragen. Im Centrum der Kern. Am Vorderende eine Geissel; daneben 2 champagnerglasförmige Gebilde (14), welche lange, hohle Kieselnadeln (73) tragen. Um die Uebersicht. 21 Fig. 33. Colonie ein lockerer Mantel zarter, gebogener Kieselspieula (75). A, B, C, D nach KLexs, 1892/93; E nach SCHEWIAKOFF, 1893; F nach LAUTERBORN, 1899. 1 Flagellum, 2 un- veränderliche Vacuole, 3 pulsirende Vacuole, 47 Leucosin, 5 Kern, 6 Farbstoffkörper (Chrysochromplatten), 7 Stigma (Augenfleck), 8 Hülle, 9 steife Borsten, 10 Gehäuse, 11 Nebengeissel, 12 Pyrenoid, 13 Kieselnadeln, 14 Becheraufsätze, 15 Kieselspieula. 22 Erstes Kapitel. Mallomonas (Fig. 34C), Mastigosphaera (Fig. 34E), Chryso- sphaerella (Fig. 34F), Chlorangium, Chlamydomonas, Go- nium, Stephanosphaera, Pandorina, Pleodorina, Eudorina, Volvox (Fig. 35). Fig. 35. Volvox globator EHrbc., geschlechtliche, hermaphroditische Colonie, nach CIENKOVSKY und BÜTSCHLI combinirt und etwas schematisirt. S Männliche Gameten (Spermatozoen), © weibliche Gameten (Eier). Durchmesser der Colonie 600—800 ». II. Unterklasse. Choanoflagellata (Craspedomonadina). Geissel an der Basis von einem trichterförmigen protoplasmatischen Kragen (Collare) umgeben. 1. Familie. Codonosiginae. Ohne Gehäuse, oft mit Schleimhüllen. Monosiga, Codonosiga (Fig. 36 u. 37), Protospongia (Fig. 38), Diplosiga, Diplosigopsis, Codonocladium. 2. Familie. Salpingoecinae. Mit Gehäusen. Salpingoeca, Poly- oeca (Fig. 39). Die Choanoflagellaten sind mit den Mo- naden nahe verwandt (System nach Fraxck). III. Unterklasse. Cystoflagellata. Zellleib von einer Membran umschlossen. Das Protoplasma zeigt eine netzförmige Struc- tur, ähnlich derjenigen in den Pflanzenzellen. Noctiluca (Fig. 40), Leptodiscus, ma- rine Formen. Fig. 36. Codonosiga botrytis J. CL. Com- binirt aus mehreren Zeichnungen, nach FRANCE, 1897 (bis 30 y., ohne Stiel). 1 Geissel, 2 Kragen, 3 Fortsetzung desselben (dütenförmig) zur Bildung der scheinbaren Schlingvaeuole 7, 5 Einsenkung im hintersten Grunde der Düte mit aufgenommener Nahrung 6, 7 Nahrungs- vacuolen, & pulsirende Vaeuole, 9 Stiel. Protozoa. Systematische Uebersicht. 23 Fig. 37. Codonosiga allioides S. K. Erwachsene Colonie (Vergrösserung *3°/,), nach SAVILLE-KENT, 1880/82. IV. Unterklasse. Dinoflagellata. Am Zellleib zwei Furchen, in denen je eine Geissel liegt. Die eine Furche longitudinal, die andere ringförmig. Mit derber Outicula. Peri- dinium. Ceratium (Fig. 42), Oxytoxum, Gymnodinium (Fig. 41), Dinophysis, Ceratocorys, Citharistes, Glenodinium, Podolampas, Polykrikos. V. Unterklasse. Catallacta (Flimmerkugeln). Kugelige Kolonien bildend. Einzelthiere birnförmig, mit ihren Stielen im Mittelpunkt der Kugel vereinigt, an der äusseren freien Fläche mit mehreren, eilienähnlichen Flagellen. Magosphaera planula (Fig. 43). III. Klasse. Sporozoa. Endoparasitische ein- oder mehrkernige Protozoen, die im erwachsenen Zustande keinerlei besondere äussere Organellen (Cilien, Geisseln ete.) besitzen. Zellleib von einem ektoplasmatischen Häutchen bedeckt, das nirgends von Oeffnungen durchbrochen wird. Ernährung endosmotisch. Fortpflanzung durch Sporenbildung; daneben kann auch Theilung vor- kommen. Häufig Generationswechsel. I. Unterklasse. Telosporidia. Sporozoen, die erst am Ende ihres vegetativen Lebens Sporen bilden. 24 Erstes Kapitel. Fig. 38. Fig. 38. Protospongia haeckeli S. K. Vergrösserung ca. 60°/,, nach $8. KENT, 1880—1882. Fig. 39. Polioeca dichotoma S. K. Vergrösserung ca. 1%), nach SAVILLE KENT 1880—1882. Fig. 40. a Noctiluca miliaris SURIR., nach BÜTSCHLI, etwas verändert, bg Band- geissel, f Geisselhaar (Flagellum), m Mundöffnung, n Kern, bund ec Schwärmer von Noctiluca. I. Ordnung. Gregarinida. Körper nie amöboid, meist wurmförmig verlängert, mit einer Schicht Myonemen unter der Pellicula; im erwachsenen Zustand frei und beweg- lich in der Darm- oder Leibeshöhle wirbelloser Thiere (vorwiegend von Anneliden und Arthropoden); in der Jugend Zellparasiten. Fortpflanzung durch Sporenbildung im encystirten Zustande. a) Unterordnung Polyceystidea = Cephalina. Körper meist durch eine quere ektoplasmatische Scheidewand in einen vorderen und hinteren Abschnitt (Protomerit und Deutomerit) ge- theilt. Im letzteren der Kern. Am Protomerit ein oft häckchentragendes Köpfchen (Epimerit) zur Befestigung, Aggregata, Porospora (bis Protozoa. Systematische Uebersicht. 25 16 mm lang, im Darm des Hummers), Didymophyes, Gregarina (Clepsidrina), Dactylophorus, Actinocephalus, Schneideria, Bothriopsis, Acanthospora, Menospora, Cystocephalus, Stylorhynchus (Fig. 44 A), Doliocystis, Corycella (Fig. 45). b) Unterordnung Monocystidea = Acephalina. Gregarinen ohne Epimerit und ohne Scheidewand. Vorwiegend Fig. 41. Fig. 42. 66 u Fig. 41. Gymnodinium tenuissimum LAUTERB., ca. °0/,, Durchmesser 0 u der ungefähr scheibenförmig abgeplattete Körper von der Bauchseite. 1 gelbe Chromato- phoren, 2 Geissel in der Ringfurche 3, 4 Längsgeissel, 5 Kern. Nach LAUTERBORN, 1899. Fig. 42. Ceratium tripus O. F. M., nach BÜTSCHLI, etwas modifieirt. Fig. 43. Magosphaera planula HAEcK., nach HAECKEL. Fig. 44. A Stylorhynchus longicollis F. St., nach AIME SCHNEIDER, ep Epi- merit, pm Protomerit, dm Deutomerit. B Urospora saenuridis KOELL., Conjugation zweier Individuen, nach KOELLIKER. 26 Erstes Kapitel. Leibeshöhlebewohner. Monocystis (im Regenwurm), Pterospora, Cystobia, Urospora (Fig. 44 B), Gonospora. II. Ordnung. Oocecidiida. Kugelige oder ovoide Sporozoen, die im erwachsenen Zustande niemals freibeweglich in Körperhöhlen vorkommen. Ohne amöboide Entwickelungs- stadien. Fortpflanzung durch Sporenbildung entweder im encystirten oder im cystenlosen Zustande. Im Lebenscyclus Wechsel der beiden Fort- pflanzungsarten (Sporogonie, Schizogonie). System nach Luser 1898 und ScHauDInn 1899/1900. Fig. 45. Corycella armata L£GER. Länge 250—300 u. Lebt im Darm der Larve von Gyrinus natator (eines Wasserkäfers), nach LovIs LEGER, 1892, etwas ergänzt. Der Epimerit 3 steckt in einer Epithelzelle. Die Epithelzellen 2 mit ihren Kernen 2 sind ganz schematisch hinzugezeichnet. 4 Ektoplasma, 5 Kern, 6 Entoplasma, 7 Proto- merit, 8 Deutomerit. Fig. 46. 4A Coceidium Schubergi SCHAUDINN. Ausgebildeter Schizont in einer Epithelzelle, nach dem lebenden Object, Vergrösserung ca. ®°%,, nach SCHAUDINN 1900. B und C Cocceidium perforans LEUCK. (C. oviforme). B Junger Sporont in einer Epithelzelle. € Aelterer Sporont vor der Eneystirung, nach ceonservirten und gefärbten Präparaten ; SIMoxD, 1897. D Benedenia (Klossia) octopiana ScHN. Junger Parasit in der Epithelzelle, nach SIEDLECKI 1898. €. schubergi in Lithobius, C. perforans im Kaninchen. Benedenia octopiana in Octopus und Sepia. 1 Darmzelle des Wirthes, 2 ihr Kern, 3 Parasit, 7 sein Kern, 5 Chromatinkörperchen. 1. Familie. Disporocystidae. Die Oocyste enthält 2 Sporocysten. Cyclospora. Sporocyste mit 2 Sporozoiten (in Glomeris), Isospora (incl. Diplospora), Sporo- cyste mit. 4 Sporozoiten (in Amphibien, Reptilien, Vögeln). 2. Familie. Tetrasporocystidae. Die Oocyste enthält 4 Sporocysten. Coccidium (Fig. 46 A, B,C) ine. Goussia]. In Mollusken, Tausendfüsslern und Wirbelthieren. Sporocyste kugelig oder oval enthält 2 Sporozoiten (dizoisch, Cry- Protozoa. Systematische Uebersicht. 27 stallospora. Sporocyste in Gestalt einer Doppelpyramide, enthält 2 Sporozoiten (dizoisch). 3. Familie. Polysporocystidae. Die Oocyste enthält mehrere (mehr als 4) Sporocysten (Barouxia,incl. Echinospora und Diaspora), Sporocyste enthält einen Sporozoiten ; Adelea (incl. Minchinia) Sporocyste dizoischh Benedenia (Fig. 46 D), Sporocyste trizoisch, kugelig (ohne Schizogonie. Klossia (in Mollusken), Sporoceyste tetrazoisch, kugelig (mit Schizogonie), Hya- loklossia, Sporocyste di- oder tetrazoisch, oval. 69 N.B. Mehrere Gattungen wie Eimeria, Pfeifferia, Caryo- phagus, Rhabdospora fallen weg, da sie sich als Entwickelungs- stadien früher schon bekannter Coceidien herausgestellt haben. III. Ordnung. Haemosporidia. Im Blute oder in Blutkörperchen von Wirbelthieren schmarotzende Sporozoen. A. Im erwachsenen Zustand wurmförmig, im Blutserum, Lankes- terella, Caryolysus. B. Auch im erwachsenen Zustande Blutzellenschmarotzer, amöboid in Gestalt und Bewegung. Meist bei Warmblütern. Plasmodium (Haemamoeba) malariae (Fig. 47), Krankheitserreger des Wechsel- fiebers mit var. a) tertianum und b) quartanum. Proteosoma (in Vögeln), Caryophagus (in Amphibien). ’ Fig. 47. Plasmodium malariae LAVERAN (Haemamoeba laverani), varietas quartana GOLGI aus dem Blut malariakranker Menschen, a frisch infieirtes Blutkörper- chen, b etwas grössere Keime, ce erwachsener Parasit mit starker Pigmentkörnung, grosse lappige Fortsätze bildend, d abgerundete Form mit grossem Kern, e Beginn der Keim- bildung, f rosettenförmig um einen Restkörper angeordnete Keime, g freie Keime (Mero- zoiten) nach Zerfall des rothen Blutkörperchens. Nach LABBE, 1894 (aus WASIELEWSKI, Sporozoenkunde, 1896). II. Unterklasse. Neosporidia. Sporozoa, die von Jugend auf, während des ganzen vegetativen Lebens, Sporen bilden. I. Ordnung. Myxosporidia. Mehrkernige Sporozoen, die vorwiegend in Fischen und Arthropoden leben. Die einen sind amöboid und leben in den Flüssigkeiten ver- schiedener Hohlräume des Körpers, die anderen sind unbewegliche Cysten, die in Geweben auftreten. Sporen mit einer oder mehreren Polkapseln. Ceratomyxa (in Fischen), Myxidium (in Fischen), Sphaeromyxa, Chloromyxum (Fig. 48 A) [in Fischen) Myxobolus (in Fischen), M. Pfeifferi, Erreger der Myxosporidienseuche der Barben. Nosema (Glugea), [N. bombycis, Erreger der „Pebrine“-Krankheit der Seiden- 28 Erstes Kapitel. raupe Fig. 48 F—I. Thölohania, Leptotheca (Fig. 48 B, C, E), Hemeguya (Fig. 48 D). Fig. 48. Myxosporidien. A Chloromyxum leydigi Mıng. °°%,; Bund © Leptotheca agilis THEL. in verschiedenen Bewegungszuständen; D Spore von Henne- guya psorospermica THEL., gefärbter Schnitt; E Leptotheca agilis Tu£r. |Spore, im frischen Zustande 1500/,; F, G, H, I Nosema (Glugea) bombyceis NÄGELT, Sporen 1500/,; F und @ im frischen Zustande, H und I mit Salpetersäure behandelt, I mit ausgetretenem Filament. Fig. A, D, E, F, G, H, I nach P. THELOHAN, 1895. B und C nach F. DOFLEIN, 1898. 1 Polkapseln, 2 Kerne, 3 Vacuole, 4 Pseudopodien, 5 Naht, 6 Protoplasma mit Fettkörnchen, 7 Pansporoblast, 8 Sporen, 9 gelbe Tröpfchen, 10 entladener Spiralfaden. II. Ordnung. Sarcosporidia. In der Jugend Muskelzellenschmarotzer. Körper meist gestreckt, schlauchförmig. Bilden Cysten mit doppelter Membran, deren Inhalt entweder in Sporozoiten oder in Sporen sich theilt. Sarcocystis miescheriana (im Schwein). IV. Klasse. Ciliataa Wimper-Infusorien. Vorwiegend einzellebende, seltener Colonieen bildende Protozoen mit zahlreichen, kurzen Wimperhaaren (Cilien), die im Dienste der Be- wegung und Nahrungsaufnahme stehen. Pulsirende Vacuole, Zellen- mund und Zellenafter fast immer vorhanden. Mit Grosskern (Makro- nucleus) und Kleinkern (Mikronucleus).. Freilebende und festsitzende Bewohner des süssen und salzigen Wassers und Parasiten. I. Ordnung. Holotricha. Ganze Oberfläche des Zellenleibes mit kurzen, überall ungefähr gleich grossen Wimperhaaren bekleidet, die nur in der Gegend des Mundes etwas länger sein können, aber nie Membranellen bilden. Protozoa. Systematische Uebersicht. 29 1. Unterordnung Gymnostomida. Zellenmund nur während der Nahrungsaufnahme offen; ohne undu- lirende Membran. Holophrya, Enchelys, Prorodon (Fig. 49), Laerymaria, Actinobolus, Coleps, Amphileptus, Loxo- phyllum, Loxodes, Nassula (Fig. 50), Chilodon, Dysteria, Dileptus, Didinium, Enchelyodon, Lionotus, Trachelo- phyllum, Trachelius. Fig. 49. EITTITPLILIE Aka AUT TE = er a IT o Sa RT: Fig. 49. Prorodon teres EHrsc. von der Seite, 5?°/,. 1 Cytostoma = Zellenmund, 2 Cytopharynx = Zellenschlund, 3 Trichter (Stäbehen)-Apparat, 4 Makronucleus, 5 Nahrungs- körper, 6 After, Cytopyge, 7 pulsirende Vacuole, Hauptvacuole und Bildungsvacuolen, 8 Mikronucleus, 9 Pellieula mit darunter liegender Alveolarschieht des Protoplasmas. Nach SCHEWIAKOFF, 1889. Fig. 50. Nassula elegans EnrsG. 0,1—0,14 mm lang und 0,06—0,09 mım breit, von der Bauchseite. 1 Pigmentfleck, 2 adorale Wimperzone, 3 Cytopharynx, 7 Gallert- schicht, 5 Nahrungskörper, 6 Pellieula, 7 homogene Schicht des Exoplasma, & Cytopyge (Zellenafter), 9 Makronueleus, 70 Mikronucleus, 11 Porus der pulsirenden Vacuole 12, 13 Cytostoma (Zellenmund), 14 Trichoeystenschiceht; nach SCHEWIAKOFF, 1839. 2. Unterordnung. Hymenostomidae. Zellenmund stets offen; mit undulirender Membran. Colpoda, Colpidium, Urocentrum, Paramaecium (Fig. 79 u. 81), Opa- lina, Anoplophrya, Frontonia, Leucophrys, Ophryoglena, Pleuronema (Fig. 51). II. Ordnung. Heterotricha. Oberfläche des Zellenleibes gleichmässig mit Cilien besetzt, um den Mund herum verschmelzen Querreihen von stärkeren Cilien miteinander 30 Erstes Kapitel. er RT 35 | I! | ı U L ı N » ErrrEr N I ’ 1 [9V) | li) [? / / Ef, Fig. 51. Pleuronema chrysalis EHrsc., von der linken Seite. Länge 0,068 bis 0,083 mm, Breite 0,057—0,042 mm. 17 Nahrungsvacuolen, 2 Mikronucleus, 3 Makronueleus, 4 pulsirende Vacuole, 5 Cytopyge, 6 Cytopharynx, 7 undulirende Membran, 8 rechtsseitiger Peristomrand, nach SCHEWIAKOFF, 1839. zu Wimperblättchen (Membranellen), die in einer adoralen Curve ange- ordnet sind. 1. Unterordnung. Polytrichidea. Das allgemeine Wimperkleid dicht, gleichmässig. Plagiotoma, Spirostomum, Balantidium, Metopus, Bursaria, Stentor (Fig. 52), Follieulina, Climacostomum. 2. Unterordnung. Oligotrichidea. Das allgemeine Wimperkleid stark reducirt, es erhalten sich Wimpern desselben nur an bestimmten Stellen. Strombidium, Hal- terıa, Tintinnus, Tintinnidium, Prntinnopsis «(Fig.r33) Ophryoscolex. Anhang: Gyrocorys, Maryna, Codonella, Dictyocysta. III. Ordnung, Hypotricha. Die Cilien fehlen auf der Rückseite, auf der Bauchseite finden sich grössere, aus verschmolzenen Cilien bestehende Fortsätze, auf denen die Thierchen wie auf Stelzen sich bewegen. Vor dem Mund eine adorale Curve von Membranellen. Urostyla, Kerona, Uroleptus, Am- phisia, Onychodromus, Pleurotricha, Stylonychia (Fig. 54), Oxytricha, Euplotes. Protozoa. Systematische Uebersicht. 31 Fig. 52. Stentor roeseli, nach STEIN (aus CrLauvs, Zoologie). PV pulsirende Vacuole, N Nucleus. Länge bis 1 mm. Fig. 535. Tintinnopsis (Codonella) beroidea STEIN. Länge 0,06—0,08, Breite 0,05—0,06 mm, von der Dorsalseite. 1 Adorale Membranellen, der dorsale Theil des Membranellenkranzes, von Ziffer 173 an, ist weggelassen, 2 parorale Cilien, die sich bei 12 in das Vestibulum (17) einsenken, 3 Peristomrand, 7 vorragender Stirnzapfen, 5 eine der Cilienreihen, die am Körper in einer Spirallinie von vorn nach hinten ziehen, die anderen sind weggelassen, 6 Makronueleus, 7 Fussfortsatz, vermittelst dessen das Thierchen sich im Grund des Gehäuses befestigt, 8 Gehäuse — die mit dem Gehäuse verklebten Fremdkörper, Kieselspicula, Kieselkörnchen u. s. w., sind nieht dargestellt, 9 Mikronucleus, 170 pulsirende Vacuole, 11 Vestibulum, 72 parorale Cilien im Vestibulum, 73 ein adorales Membranell, die darauffolgenden der Rückenseite sind weggelassen, um die Darstellung der paroralen Cilien (2) zu ermöglichen, nach G. ENTZ, 1884. IV. Ordnung. Peritricha. Ein allgemeines Wimperkleid fehlt. Es erhält sich nur eine adorale Spi- rale von Membranellen und bisweilen ein weiterer, den Körper umgürtender Cilienring. Formen mit links gewundener Wimperspirale: Lienophora, Spirochona, Kentrochona, Kentrochonopsis. Formen mit rechtsgewundener Wimperspirale. Trichodina (parasitisch), Vorti- cella (Fig. 55), Carchesium (Fig. 56), Zoothamnium, Epistylis, Opereularia, Ophrydium (Fig. 57 u. 58), Campanella, Co- thurnia, Cothurniopsis, Lagenophrys, Vaginicola, Glos- satella, Rhabdostyla. ) 5 32 Erstes Kapitel. Fig. 54. Fig. 55. ff 1 {| \ ARE, NV {dh Mu 0 ZZ >> = GGG Fig. 54. Stylonychia mytilus O. F. M. nach StEIN (aus CLAus, Zoologie), von der Bauchfläche gesehen. Wz Adorale Membranellenzone, € pulsirende Vacuole, N Makronucleus, N, Mikronucleus, A Cytopyge. Fig. 55. Vorticella nebulifera Eure. Gruppe von 10 Individuen mit z. Th. entfaltetem, z. Th. zurückgezogenem Peristom, ?°°/,. 1 Pulsirende Vacuole, 2 durch Längstheilung entstandenes Individuum mit hinterem Wimperkranz, das sieh loszulösen im Begriffe ist, 3 Individuum in Theilung, 4 Conjugation, 5 Kern; nach D’ÜDEKEM, 1850. Fig. 56. Carchesium polypinum L. (coloniebil- dende Vorticellide). Einzelnes Individuum von der Ventral- seite. Länge des Einzel- thieres bis 60 u. 7 Wimper- scheibe, 2 adorale Zone m IRASITITETIIE en mn IM Ian. von 2 Reihen von Cilien, die bei 17 endigt, 3. ent- a falteter Peristomrand, 7 pul- 3 sirende Vacuole, 5 Reser- Löre a PERF voir der pulsirenden Vacuole, ee , ww 6 Cytopharynx, 7 Nahrungs- 14° Be WERE: : vacuolen, 8 Mikronucleus, 9 contractile Fibrillen (Myo- neme), 10 Pellieula, 77 Bün- del contraetiler Fibrillen im Stiel (Stielmuskel), das durch TER Vereinigung der Myoneme a ah te Bi + = 12 entsteht, 73 Ringlinie, an i welcher der hintere Wimper- kranz entsteht, 14 Cytopyge, 15 Vestibulum, 176 undu- lirende Membran, 17 Stelle, wo, am Rande des Vestibu- lums angekommen, die ado- rale Zone der Membranellen \ aufhört. Die Figur ist etwas Be. schematisirt und combinirt. Nach BÜTSCHLI und SCHE- WIAKOFF, aus LEUCKART’sS Wandtafeln. Protozoa. Systematische Uebersicht. 33 Fig. 57. Ophrydium eichhorni EHurgBG. Mässig grosse, festsitzende Colonie mit völlig vorgestreckten In- dividuen. Vergrösserung 5°/,, nach S. KENT, 1880—18832. Fig. 58. Ophrydium eichhorni Enrec. °?2°/, — Länge bis 500 u. Ausgestrecktes Individuum. 1 Ein- gang zum Vestibulum 9, in dessen Grunde der Cytopha- nx 2 in einen langen, engen, röhrenförmigen Zellen- schlund (3) hineinführt, Z Makronucleus, 5 Stiel, 6 Nahrungs- vacuolen, 7 pulsirende Vacuole, 8 Bildungsvacuole der- selben, 9 Vestibulum, 10 adorale Membranellenzone, nach WRZESNIOWSKY, 1877. V. Klasse. Suectoria (Aecineta). Sauginfusorien. Mit einem oder mehreren Saugtentakeln; mit Grosskern und Kleinkern; mit pulsirender Vacuole. Ohne Zellmund und Zellafter. Fort- pflanzung vorwiegend durch Bildung sich los- lösender bewimperter Knospen. Meist festsitzende Protozoen des süssen und salzigen Wassers (Fig. 59. Hypocoma, Urnula, Metacineta, Podophrya (Fig. 60), Acineta, Dendrosoma (Fig. 98, p. 85), Dendrocometes (Fig. 168), Sphaerophrya, Ophryodendron, Dokophrya, Trichophrya. Die Protozoen sind einzellige Organismen oder einfache © o- lonien gleichartiger einzelliger Organismen. Der typische Charakter der Einzelligkeit erscheint zwar häufig dadurch gestört, dass anstatt eines Kernes deren mehrere vorhanden sind, indem der ursprünglich einfache Kern durch successive Theilungen in mehrere oder viele zer- fällt. Aber diese Theilungen stehen mit der Fortpflanzung in irgend einem Zusammenhang, sie leiten dieselbe ein, oder es bleibt doch der ganze übrige Theil der Zelle durch die Vermehrung der Kerne völlig unberührt. Trotzdem die Protisten einzellige Organismen sind, zeigt sich bei ihnen doch eine ausserordentliche Formen-Mannichfaltigkeit und bei vielen tritt eine grosse Complication in der Structur auf. Für die verschiedensten Lebensverrichtungen können besonders dazu geeignete Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 3 34 Erstes Kapitel. Fig. 59. Schema eines Suctori- ums. 7 Saugröhrchen, Saugtentakel (sie sind in Wirklichkeit im Verhältniss zum Zellleib nie so dick), 2 Ektoplasma, 3 pulsirende Vacuole, 7 Mikronucleus, 5 vordere concave Wand des hohlen Ge- häuses 6, in welchem der Körper wie ein Ei in einem Eierbecher. ruht, 7 hohler Stiel des Gehäuses, an der Unter- lage befestigt, 8 Endoplasma, 9 Makro- nucleus. Original. Fig. 60. Ephelota (Podophrya) gemmipara, nach R. HERTWIG (aus CLAUS, Zoologie), ca. 0,2 mm. a Mit ausgestreckten Saugröhrchen und Fang- fäden, mit 2 pulsirenden Vacuolen, b mit Knospen, in welche Fortsätze des ver- ästelten Kernes N eintreten, ce losgelöster Schwärmer. Fig. 60. Einrichtungen ausgebildet sein, die aber im Gegensatz zu den Metazoen immer Theile einer und derselben Zelle sind. Wir können sie als Organellen bezeichnen, im Gegensatz zu den Organen der Metazoen, die immer aus zahlreichen Zellen und meist sogar aus verschiedenartigen Zellgeweben bestehen. Nirgends im Körper der Metazoen erlangt die einzelne Zelle einen so hohen Grad morphologischer Differenzirung, eine so complieirte Struetur, wie das beim einzelligen Körper vieler Protozoen der Fall ist. Da- neben giebt es recht einfach gebaute Protozoen, die trotzdem zu allen wesentlichen Lebensverrichtungen befähigt sind. Es dürfte zweckmässig sein, das Gesagte zunächst durch eingehen- dere Schilderung einzelner Protozoentypen zu illustriren. Protozoa. Amoeba. 35 I. Amoeba. Vorkommen. Viele Formen im süssen Wasser, mehrere im Meere, einzelne (z. B. A. terricola GREEFF) an feuchten Orten auf oder in der Erde, einige parasitisch (z. B. A. coli!) in Dickdarm-, Leber- und Lungengeschwüren des Menschen). Grösse. Je nach den Arten 30 u bis 500 u. Consistenz. Der Körper der Amöben besteht aus einem Tröpfehen kernhaltigen Protoplasmas. Das Protoplasma der Amöben ist flüssig. freilich nicht leichtflüssig wie Wasser, sondern in ver- schiedenem Grade zähflüssig. Amoeba verrucosa EHRREG«E. z. B. ist eine sehr zähflüssige Form, während z. B. Amoeba proteus LEIDY zu den dünnflüssigeren Arten gehört. Spec. Gewicht. Es ist nur um ein Geringes grösser als das des umgebenden Wassers. Bau des Protoplasmas. Nur bei den stärksten Vergrösse- rungen und an günstigen Objeeten kann man die wabig-alveoläre Grundstruetur des Protoplasmas erkennen. Der Körper zeigt immer eine Sonderung in eine oberflächliche, dünne Schicht, das Exoplasma und das von diesem eingeschlossene Endoplasma. Fig. 61. Amoeba proteus LEeınpy, 200—500 u. Links ungereizt mit zahlreichen Lobopodien. Rechts elektrisch gereizt, oben nach Schliessung des elektrischen Stromes und unten nach Umkehrung des geschlossenen Stromes. Die Pfeile geben die Kriech- richtung an. Nach VERWORN, 1897. Das Exoplasma ist stärker lichtbrechend, zähflüssiger und hyalin (körnchenfrei), das Endoplasma dünnflüssiger und körnig. Das Endoplasma enthält bei den verschiedenen Arten und in den ver- schiedenen Zuständen sehr verschiedenartige Einschlüsse ; Fetttröpfchen, Excretkörnchen, Oelkügelchen, Kryställchen, einzellige Algen, Nahrungs- körperchen, Gasvacuolen, Flüssigkeitsvacuolen etc. Die Lobopodien. Während des thätigen Lebens entsendet der 1) Häufig massenhaft in Darm- und Lebergeschwüren- oder Abscessen bei Dysenterie- erkrankungen. Es ist möglich, dass sie zur Erregung der Dysenterie in Beziehung steht. Sie bildet nur 1—2 Lobopodien und entbehrt der contractilen Vacuole. Weitere para- sitische Amöbenformen wurden in der Mundhöhle, im Urogenitalapparat und in der Ascites- flüssigkeit des Menschen beobachtet und beschrieben. Ueber das Nähere und die Literatur vide SCHNEIDEMÜHL, 1898. 9% 3° 36 Erstes Kapitel. Körper der Amöben nach aussen die sogenannten Lobopodien, in der Regel nicht sehr lange, mehr oder weniger breite, fingerförmige Fort- sätze, die sowohl aus Exo- als auch aus Endoplasma bestehen. Diese Lobopodien sind unverästelt oder sie zeigen nur eine überaus ge- ringe Neigung zur Verästelung. Distalwärts (am frei vorragenden Ende) verschmelzen sie nie miteinander. Innerhalb gewisser Grenzen ist ihre Form und ihre Zahl für die einzelnen Arten charakteristisch. So hat A. verrucosa (Fig. 64) zahlreiche kurze höcker- oder warzenförmige Fig. 62. Amoeba diffluens. A ungereizt kriechend, B nach Schliessung des con- stanten Stromes. Der Pfeil giebt die Kriechrichtung an. Nach VERWORN 1889 und 1897. Lobopodien, so dass der Körper fast runzelig erscheint. A. proteus (Fig. 61) besitzt fingerförmige, am Ende abgerundete, A. diffluens (Fig. 62), fingerförmige, am Ende zugespitzte Lobopodien. A. limax Du». (Fig. 65 A) hat nur ein Lobopodium, d. h. der ganze Körper verhält sich wie ein birn- oder keulenförmiges Lobopodium. Der Kern. Im Endoplasma liegt der Kern. Er ist fast immer . . E e al in der Einzahl vorhanden, doch hat Amoeba binucleata GRUBER 2 Kerne und die mit den Amöben nahe ver- wandte GattungPelo- myxäa GREEFF deren zahlreiche. Der Kern ist bläschenförmig, mit Chromatinkörnchen und einem oder meh- reren Nucleolen. Fig. 63. Amoeba li- max bei verschiedenen Tem- peraturen. A bei 25° C. Die Amöben haben langge- streckte Keulenform und zeigen lebhafte Protoplasma- strömung. B bei 40° C. Die Amöben haben Kugelform angenommen und verharren in Wärmestarre. € bei 2° C. Die Amöben zeigen einen klumpigen Zellkörper, aus dem zahlreiche kleine Lobo- podien hervorragen. Die Bewegung ist nur bei sehr lang dauernder Beobachtung noch bemerkbar. Nach VER- WORN, 1897. Protozoa. Amoeba. 3 Contractile oder pulsirende Vacuole. In der äusseren Schicht des Endoplasmas findet sich bei allen Amöben eine pul- sirende Vacuole, ein Wassertropfen, der periodisch entleert wird und wahrscheinlich Exerete gelöst enthält. Die Vacuole nimmt bei manchen Formen im Körper eine bestimmte Lage ein. Bei A. proteus ent- steht sie aus einzelnen kleinen Flüssigkeitströpfehen, die meist hinter dem Kern liegen. Der durch ihr Zusammenfliessen gebildete kugelige Tropfen wächst allmählich. Hat er dann eine gewisse, aber keines- wegs genau bestimmte, Grösse erreicht, so verschwindet er plötzlich nach aussen und das Protoplasma stürzt oder sinkt von allen Seiten an seiner Stelle zusammen. Bei A. verrucosa bildet das Protoplasma um die pulsirende Vaecuole jeweilen ein zähflüssiges, ektoplasmaähnliches Häutchen, das jeweilen nach der Entleerung resorbirt und an der neu auftretenden Vacuole neu gebildet wird. Die Bildung und Entleerung der pulsirenden Vaecuole vollzieht sich bei dieser Art sehr viel langsamer als bei A. proteus. Die Entleerungsintervalle betragen 5—8 Minuten. Der Unterschied wird dadurch bedingt, dass bei A. proteus das Protoplasma relativ dünn- flüssig, bei A. verrucosa sehr zähflüssig ist. Fig. 64. Amoeba verrucosa Eure. S0—100 u. 1 Zoogloea (Bakterienhaufen), welche die Amöbe im Begriff ist, als Nahrung aufzunehmen. 2 Aufgenommene Nahrung z. Th. in Nahrungsvacuolen eingeschlossen. 3 Pulsirende (contraetile) Vacuole. 4 Kern. Fig. 65. 4A Ein hervorbrechendes (eruptives) Bruchsacklobopodium von Amoeba blattae BÜTscHLi lagert sich über das frühere Exoplasma Z,. B Beginn der Auflösung von E,. € E, ist vollständig gelöst, das Bruchsacklobopodium umkleidet sich mit neuem Exoplasma Z,. Nach RHUMBLER 1898, Es giebt auch Arten, deren contractile Vacuolen ihren Inhalt nicht nach aussen, sondern in das umgebende Protoplasma zerstreuen. So nimmt bei A. geminata die Vacuole zunächst plötzlich die Gestalt eines wenig regelmässigen Sternes an, um dann blitzartig schnell zu verschwinden. Sie scheint in das umgebende Protoplasma zu „explo- diren“ (RHUMBLER 1898). Bewegung. Es kommen zwei Formen der Fortbewegung vor, die fliessende und die rollende. Die fliessende ist für die Mehr- zahl der Formen, zumal für alle leicht flüssigen, charakteristisch. Bei dieser „amöboiden Bewegung“ kommt der auf der Unterlage flach ausgebreitete und ihr eng angeschmiegte Protoplasmatropfen dadurch vorwärts, dass er seine Lobopodien vorfliessen und dann das übrige 38 Erstes Kapitel. Protoplasma nachfliessen lässt. Nur solche Lobopodien, welche mit der Unterlage in directe Berührung kommen, dienen zur Vorwärts- bewegung. A. guttula und A. limax verhalten sich gewissermaassen wie ein einziges grosses Lobopodium, indem sie als Ganzes vorwärts fliessen. Bei grossen Lobopodien folgt das körnige Endoplasma dem Ektoplasma und man sieht dann, wie vom Hinterende des Lobopodiums in der Axe desselben ein Körnchenstrom nach vorn sich bewegt und wie dieser Strom am Vorderende des Lobopodiums fontaineartig nach den Seiten hin und dann nach hinten wieder ab- fliesst, um allmählich wieder zur Ruhe zu kommen. (Näheres bei RHUMBLER 1898.) Beobachtungen an beschalten Lobosen (Difflugia) machen es wahrscheinlich, dass das Protoplasma auch bei den nackten Amöben eine jedenfalls ganz dünne (bis jetzt nicht nachgewiesene) Schicht einer klebrigen Substanz absondert, welche durch Erhöhung der Reibung die fliessende Bewegung erleichtert. Bei Berührung der Oberflächenschicht eines Lobopodiums von Difflugia lobostoma Leidy mit einer feinen Glasnadel gelingt es, einen zähflüssigen Faden ausserordentlich weit und fein auszuziehen. Die rollende Bewegung ist viel seltener, Sie kommt z. B. bei der zähflüssigen Amoeba verrucosa vor. Die Lobopodien werden nach allen Richtungen frei in das Medium vorgestreckt. Bekommt ein oder bekommen mehrere nach einer Seite frei vorgestreckte Lobo- podien das Uebergewicht und fallen sie zu Boden, so hat sich die Amöbe ein kleines Stück Weges rollend fortbewegt. Amöben mit dieser Bewegung sind meist kugelig und haften nur sehr lose oder überhaupt nicht auf ihrer Unterlage. Leichtflüssige, sich auf der Unterlage flach ausbreitende, Amöben können sich nicht in dieser Weise bewegen. RHumgLer (1898) hat die Geschwindigkeit der Locomotion bei einigen Amöbenarten bestimmt. Am trägsten ist die zähflüssige A. verrucosa, die im günstigen Falle in 1 Secunde etwa 0,5 u Weg- strecke zurücklegt, während in der gleichen Zeit A. striata 1 a, A. limax 1 u, A. geminata wechselnd 1,5—3 u Wegstrecke durch- wandern. Eruptive Lobopodien. Es kann bei gewissen Amöben vor- kommen, dass, oft zu wiederholten Malen, aus dem Ektoplasma plötz- lich ein Endoplasmastrom hervorbricht, um sich nach einer Seite hin auf die Amöbenoberfläche zu ergiessen (Fig. 65). Die Einlagerungen in diesem vorgeflossenen Endoplasma sind anfänglich in wild wirbelnder Be- wegung. Das vorgeflossene Endoplasma bildet nun bald ein neues Ektoplasma, während das überflossene, untergelagerte, alte Ektoplasma allmählich in Endoplasma umgewandelt wird. (PENARD, 1890, RHUMB- LER, 1898.) Nahrungsaufnahme. Sie ist eng mit der fliessenden Be- wegung der Amöben, mit ihrer Lobopodienbildung verknüpft. RHUMBLER (1598) unterscheidet zwei Arten der Nahrungsaufnahme, die erste, schon längst bekannte, ist die Nahrungsumfliessung, die zweite die Nahrungseinziehung oder der Nahrungsimport. Bei der Nahrungs- umfliessung wird irgend ein Fremdkörperchen, das dabei passiv liegen bleibt, von Lobopodien der gewöhnlichen Art umflossen (Fig. 64). Bei einzelnen Amöben geschieht dies nur am nachgezogenen Hinterende Protozoa. Amoeba. 39 des dahinfliessenden Körpers. Bei der zähflüssigen A. verrucosa geschieht die Umfliessung so langsam, dass z. B. bei einer Beobachtung ein Exemplar zur Einschliessung eines bloss 25 « im Durchmesser grossen Zoogloeahäufchens (Zooglöen sind durch Gallerte zusammen- gehaltene Häufchen von Bacterien) 5 Minuten bedurfte. Beim Nahrungsimport (Fig. 66) wird der Fremdkörper in die Amöbe hineingezogen, wobei letztere unter Umständen keine irgendwie hervortretenden Bewegungen macht. Zwischen beiden Formen giebt es selbstverständlich Uebergänge. Interessant ist das Vermögen gewisser Amöben, besonders der Amoeba verrucosa, Algenfäden, die be- deutend länger als ihr Körper sind, einzuziehen und dabei aufzu- knäueln. RHUMBLER hat einen Algenfaden von 540 «u von einer bloss 90 u grossen Amöbe während stundenlanger Arbeit zu einem dichten Fig. 66. Amoeba verrucosa mit dem Import und der Aufrollung von Öscillarien- fäden beschäftist. A—C Ein Exemplar in viertelstündigen Pausen gezeichnet. D Das- selbe Exemplar nach mehreren Stunden. E—G Ein anderes Exemplar in grösseren Zeit- räumen gezeichnet. E Die Einfuhr wird in kugeligem Zustand besorgt. F Ein Lobo- podium dringt auf den Algenfaden vor. @ Das Lobopodium ist zurückgezogen worden. 1 Pulsirende Vacuole.e. Nach RHUMBLER 1898, ganz unwesentlich verändert. Knäuel aufrollen sehen. Die Amöbe geht dabei in folgender Weise vor (Fig.66). Sie umfliesst etwa einen Oscillariafaden in seiner Mitte und nun beginnt an beiden Stellen, wo der Oscillariafaden frei aus der Amöbe vorragt, je ein Lobopodium vorzutreten, den Algenfaden weiter um- fliessend. Dann krümmt sich das eine oder das andere Lobopodium zurück und verschmilzt schliesslich mit der Hauptmasse des Körpers, wodurch der Osecillariafaden im Inneren der Amöbe geknickt wird. Oder die beiden Lobopodien contrahiren sich einfach, wodurch der Oscillariafaden von zwei entgegengesetzten Seiten in das Innere der Amöbe hineingezogen wird und sich hier in eine Windung legen muss. Dann fliessen wiederum Lobopodien um den frei vorragenden Algen- 40 Erstes Kapitel. faden herum. vor, biegen sich wiederum zurück oder ziehen sich wieder- um zurück, und so geht der Vorgang weiter. Bisweilen bewegt sich bei dem Import die Amöbenoberfläche überhaupt nicht: der Faden dringt, wie aufgesogen, ohne besondere sichtbare Anstrengungen der Amöbe in den Amöbenkörper von zwei Enden aus ein. Ein Hungergefühl oder ein Gefühl der Uebersättigung scheint bei A. verrucosa nicht vorzukommen. Der Nahrungsaufnahme wird, wenn Nahrung in Ueberfluss vorhanden ist, nur durch die Grösse des Amöbenkörpers eine Grenze gesetzt. Eine Auswahl der Nahrung findet nicht statt. Unverdauliche Körperchen, z. B. Quarzkörnchen, werden ebenso gut umflossen wie verdauliche. Verdauung. Um die aufgenommenen Nahrungspartikelchen (mikroskopisch kleine Algen, Infusorien, Flagellaten, Rotatorien, Bac- terien, Zooglöen, Protozoen- und Protophytencysten, Eier niederer Thiere, thierische und pflanzliche Detrituspartikelchen u. s. w.) bilden sich gewöhnlich im Entoplasma Nahrungsvacuolen, d.h. Wasser- ansammlungen, in welche von Seiten des umgebenden Protoplasmas Säuren und Fermente abgeschieden werden. Durch diese werden die verdaulichen Bestandtheile der Nahrung in der Nahrungsvacuole gelöst und können dann vom umgebenden Protoplasma assimilirt werden. Den Hergang der Verdauung kann man sehr schön bei A. verrucosa an einem und demselben Oscillarienfaden beobachten, wenn die Amöbe noch an dem Importe eines Fadens arbeitet, dessen in den Amöben- körper eingeführtes anderes Ende bereits vollkommener Verdauung unterlegen ist. Das hellbläuliche Grün des freien Fadenendes geht allmählich innerhalb der Amöbe in Dunkelgrün über, das Dunkelgrün wandelt sich dann in Hellgelb um, das Hellgelb in Gelbroth, das Gelbroth in Braun, das Braun schliesslich in Braunroth. Im Gebiete des Gelbroth, Braun und Braunroth verliert die Alge ihre Fadennatur (offenbar wird ihre Cellulose aufgelöst), sie zerbricht in unregelmäßig zusammengebackene Stücke, die schliesslich in braunrothe Krümel zerfallen. Sie bezeichnen die Endstufe der Verdauung und werden als Fäkalien ausgestossen. Bei einem langen Oscillarienfaden kann die Verdauung 3—5 Tage dauern (RHUMBLER, 1898). Defäkation. Nach vollendeter Verdauung werden die Nahrungs- vacuolen zu Kothvacuolen. Sie treten an die Oberfläche und entleeren unter Platzen die enthaltenen unverdauten Nahrungsreste. Oder es treten die Fäkalien, ohne dass sich Kothvacuolen bilden, langsam durch das Ectoplasma aus dem Körper aus. Exceretion. Von der wahrscheinlichen Entleerung von gelösten Excereten durch die pulsirende Vacuole wurde oben schon ge- sprochen. Es kommt nun vor, dass aus dem Körper zu entfernende Producte des Stoffwechsels als geformte Secrete (Excretkörnchen) im Protoplasma auftreten, um nach Art der Fäkalien aus ihm nach aussen zu gelangen. Reizbarkeit. Die Art und Weise, in welcher die Amöben auf äussere Reize reagiren, ist besonders von VERWoRN (1889, 1897) studirt worden. 1) Licht- oder photische Reize. Von einer bestimmten Reaction der Amöben auf Lichtreize durch Bewegungen ist nichts be- kannt. Sie scheinen durch Licht nach dieser Richtung nicht reizbar zu sein. Dagegen scheinen gewisse Beobachtungen nach Ruumgrer (1898) Protozoa. Amoeba. 41 darauf hinzuweisen, dass helle Belichtung die Nahrungsaufnahme verhindert oder erschwert, dass sie aber die Defäcation fördert. Thatsächlich kann man bei den mit dem Spiegel stark belichteten Amöben unter dem Mikro- skop die Nahrungsaufnahme nur selten beobachten. Wahrscheinlich ge- schieht die Nahrungsaufnahme vorwiegend in der Nacht, die Defäcation am Tage. — Die verwandte Pelomyxa reagirt nach ExnGeLmAnn (1879), in der Dunkelheit kriechend, bei plötzlicher Belichtung in der Weise, dass sie sich plötzlich zur Kugel contrahirt. 2) Röntgenstrahlen (Scuaupms, 1899. Amoeba lucida GRrUBER wurde 14 Stunden lang der Einwirkung der Röntgenstrahlen ausgesetzt und erwies sich gegen dieselben sehr empfindlich. Schon nach 4 Stunden zeigte sich der Körper kugelig abgerundet und nach 6 Stunden waren seine Contouren ganz glatt. Hierbei hatte sich das hyaline Ekto- plasma scharf von dem körnigen nnd grob vacuolären Endoplasma abge- grenzt und umgab als gleichmässig dicke, helle Zone die Endoplasma- kugel. Die Vacuolen des Endoplasmas flossen zu grossen Hohlräumen zusammen. Der Körper nahm allmählich immer mehr Wasser auf und quoll dabei stark auf; die hyaline Ektoplasmaschicht wurde bei der Aus- dehnung des Körpers dünner; schliesslich platzte die dünne Hülle an einer Stelle und explosionsartig wurde das ganze Endoplasma nach allen . Seiten auseinandergesprengt. Nach 10 Stunden waren auf diese Weise alle Amöben in kleine Körnerhaufen zerfallen. Die Controllthiere waren unversehrt. Aehnlich verhielten sich A. princeps Enke. (Abkugelung) undPelomyxa palustris GrErFF. Das apathische Trichosphaerium sieboldi Schw., eine mit den Thekamoeben entfernt verwandte, marine Form reagirt nicht. Die übrigen Rhizopoden reagiren, soweit bekannt, im Allgemeinen durch Einziehen der Pseudopodien und späteren Zerfall. 4) Elektrische Reize (Verworn, 1889) (Fig. 61u.62). Unter dem Einflusse eines constanten galvanischen Stromes geht Amoeba proteus, wenn sie ihre Lobopodien nach verschiedenen Richtungen hin ausgestreckt hatte, in die typische Form der Amoeba limax über, d. h. die lang- gestreckte Form, bei der das Protoplasma in einer einzigen Richtung fliesst, so dass der ganze Körper gewissermaassen ein einziges dickes, grosses Lobopodium bildet. Die Richtung, nach der die Amöbe fliesst, ist die nach der Kathode. Aehnlich verhalten sich A. verrucosa und A. diffluens: die Amöben sind negativ galvanotaktisch (galvanotropisch). Auf einzelne Inductionsschläge hin ziehen nach EnGeLmann (1869) Amöben ihre Lobopodien ein und kugeln sich ab. 5) Thermische Reize. Amoeba limax (Fig. 63) zieht sich bei über 35 ° C kugelig zusammen und verharrt in dieser Wärmestarre; dieselbe Erscheinung zeigt sich bei 0° und darunter (Kältestarre). Zwischen 0° und 35 ° wirkt die zunehmende Temperatur erregend auf alle Lebens- vorgänge, besonders auch auf die Protoplasmabewegung. Bei 35° C (diese Temperatur muss erreicht sein) ist A. limax negativ thermotaktisch, sie kriecht von der Stelle höherer Tem- peratur nach der Richtung niederer Temperatur. Das Nähere bei VER- worn, 1897 (vergl. auch Fig. 67). 6. Chemische Reize. Dieselben bewirken im Allgemeinen bei den Amöben (und den übrigen Sarcodina) ein Zurückziehen der Proto- plasmafortsätze und eine Abkugelung des Körpers. Im Uebrigen hat Verworn (1897) Folgendes constatirt: „In faulenden Heuaufgüssen findet man an der aus Bacterienfilzen bestehenden Oberflächenhaut oft unzählige Massen kleiner Amöben. Auf den Objectträger gebracht, besitzen die 42 Erstes Kapitel. Hunderte und Tausende von Amöben zunächst im Wesentlichen Kugel- form. Allmählich beginnen sie breitlappige Lobopodien auszutreiben und zwar nach verschiedenen Richtungen hin, so dass sie die Form einer Fig. 67. Negative Thermotaxis der Amöben. 7 Auf einem grossen Deckglas befindet sich eine Wassermasse mit vielen Amöben. Das Deckglas liest über einem schwarzen Grunde, der in der Mitte einen scharfen, viereckigen Ausschnitt hat. Durch Verschieben des Deckglases kann eine Amöbe gerade so eingestellt werden, dass sie beim Verfole ihrer Kriechbahn über die Grenze des Ausschnittes kriecht, Z/7A. Wird dann plötzlich das concentrirte Sonnenlieht vom Mikroskopspiegel durch den Ausschnitt gelassen, so kriecht die Amöbe sofort wieder in das kühle Dunkel zurück, //B. Die Pfeile geben die Kriechrichtung an. I/’A und DB stark vergrössert. Nach VERWORN, 1897. : \ , / \ & AN \ A F N (oF Or SS a = U Ss Ä ) \ G | \ I nz d Va | eo, | LH e a = % DE JS \\ Fig. 65. Amoeba limax, «a contrahirt; b im Beginn der Lobopodienbildung (Proteusform); c gewöhnliche Limaxform; d, e, f Formen nach Zusatz von Kalilauge ; d im Beginn der Einwirkung, e, f Radiosaformen. Nach VERWORN, 1897. Protozoa. Amoeba. 43 Amöbe annehmen, die als Amoeba proteus (princeps) bekannt ist. Allein bald bildet sich eine Hauptrichtung des Kriechens heraus, indem die ganze Amöbe gewissermaassen ein einziges langes Lobopodium vor- stellt und die Form der Amoeba limax annimmt. In dieser Form kriechen die Amöben sämmtlich dauernd umher, so lange sie nicht ge- stört werden. Verändert man nunmehr die Zusammensetzung des Mediums, indem man das Wasser durch Zusatz von Kalilauge sehr schwach al- kalisch macht, so beobachtet man Folgendes. Die Amöben ziehen sich zunächst sämmtlich wieder kugelig zusammen, aber bald darauf treten an den Kugeloberflächen feine spitze Pseudopodien hervor, die länger und länger werden und schliesslich wie lange spitze Dornen erscheinen. So nehmen die Amöben im Laufe von etwa 15—20 Minuten die Gestalt einer sehr charakteristischen Amöbenform an, die unter dem Namen Amoeba radiosa als besondere, sehr gut abgegrenzte Amöbenform in der Systematik bekannt ist, und in dieser Form, deren Bewegungen sehr träge sind, verharren die Amöben, solange die alkalische Beschaffen- heit des Mediums andauert. Bringt man sie wieder in ihr gewöhnliches Wasser, so wandelt sich ihre Gestalt allmählich wieder zu der gewöhn- lichen Limax-Form um.“ Vergl. Fig. 68. In einer sauerstofffreien Atmosphäre stellen die Amöben und Rhizo- poden ihre Lobopodien- resp. Pseudopodienbildung ein, um sie bei Sauer- stoffzufuhr wieder aufzunehmen. 7) Mechanische Reize. Erschütterungen, besonders rhythmisch sich wiederholende, bewirken bei den Amöben Einziehen der Lobopodien, Abkugelung des Körpers und kürzeres oder längeres Verharren in diesem Ruhezustand (mechanischer Tetanus). Encystirung. Die Erscheinungen des Zurücktretens der Lobopodien oder Pseudopodien und der Abkugelung des Körpers treten bei den Sarko- dinen sehr häufig als Reactionen auf äussere schädigende Einflüsse der ver- schiedensten Art ein und sind häufig von der Erscheinung der Encystirung begleitet. Der Körper scheidet eine resistente Cystenhülle aus. Solche Schalencysten bewahren die Thiere vor dem Erfrieren, dem Eintrocknen, dem Zugrundegehen im verdorbenen Wasser, dem Hungertode etc. In günstiger Umgebung treten die Thierchen wieder aus den sich öffnenden Cystenhüllen hervor. Bei den Amöben sind echte Schutzcysten, wie es scheint, noch nicht beobachtet. Höchstens dass nach der Abkugelung des Körpers die äussere Schicht des Plasmas etwas erhärtet. Die Erscheinung tritt ge- legentlich auch nach reichlicher Ernährung auf: Verdauungscysten. Ueber die Fortpflanzungscysten siehe unten. Merotomie (Barzıans). Unter Merotomie versteht man das Zer- schneiden einer lebenden Zelle in zwei oder mehr Stücke. Sie hat den Zweck, zu beobachten, wie sich die differenten Stücke für sich verhalten. Horer (1889) zerschnitt Exemplare von Amoeba proteus je in zwei Stücke, ein kernhaltiges und ein kernloses (Fig. 69). Die kernhaltigen ver- hielten sich wie intacte Amöben. Die kernlosen gingen schliesslich immer zu Grunde, doch lebten sie durchschnittlich noch 9—10 Tage. Ihre Be- wegungen wurden verändert, sie verloren die Fähigkeit, sich an der Unterlage anzuheften (die Fähigkeit, Klebstoff abzusondern ?) und wurden kleiner (Austritt von Wasser?). Hingegen wurde durch die Entfernung des Kernes weder die Sauerstoffaufnahme, noch auch die Excretion aufgehoben. In den kernlosen und zugleich vacuolenlosen Stücken trat je eine 44 Erstes Kapitel. neue pulsirende Vacuole auf, dagegen waren kernlose Stücke nicht im Stande, verdauende Secrete abzusondern. Fortpflanzung. Bei allen Amöben?kommt die Fortpflanzung durch Theilung vor. Bei einigen Formen wurde daneben noch Fort- pflanzung durch Sporenbildung beobachtet. 1) Theilung. Die Theilung der Amöben erfolgt entweder unter directer oder unter einer Art mitotischer Theilung des Kerns. Fig. 69. Amoeba proteus. Merotomie. 7 Unmittelbar nach der Durchschnei- dung, // am zweiten Tage nach der Durchschneidung. A Kernlose Hälfte, B kernhaltige Hälfte, 2 alte contractile Vacuole, bei der Durchschneidung der Hälfte B zugetheilt, 2 Kern, 3 in der Hälfte A neu aufgetretene contractile Vacuole. Nach BRUNO HOFER, 1889. Directe Kerntheilung wurde von F. E. ScHuLzE (1875) bei Amoeba polypodia SCHULZE (Fig. 70) und von SCHAUDINN (1894) bei A. erystalligera GRUBER beobachtet. Der Kern schnürt sich ein und wird hantelförmig. Die beiden Kugeln der Hantel rücken auseinander. Das dünner und länger werdende Verbindungsstück reisst durch. Die beiden Kugeln sind die Tochterkerne. Jetzt schnürt sich der Plasmaleib, ohne dass die Lobopodienbildung sistirt, ein; diese Einschnürung führt bald zu einer vollkommenen Durcehschnürung. Jedes so entstandene Tochterthier hat seinen Kern; dem einen Tochterthier wurde die alte contractile Vacuole zugetheilt ; das andere bildet eine neue. Mitotische Kerntheilung wurde von SCHAUDINN (1895) bei Amoeba binucleata GRUBER (Fig. 71) beobachtet, einer Form, welche stets 2 Kerne besitzt, deren Theilung simultan erfolgt. Bei dieser Amöbe lässt sich die Wabenstructur (alveoläre Structur) des Protoplasmas besonders leicht demonstriren. 2) Sporenbildung. Sie wurde neben der gewöhnlichen Fort- pflanzung durch Theilung 1896 von SCHAUDINN bei Paramoeba eilhardi ScHAuD.und 1899 von C. SCHEEL bei Amoeba proteus beobachtet und geht im eneystirten Zustande vor sich. Bei Para- moeba eilhardi (Fig. 72) werden vor der Eneystirung die Nah- rungsreste ausgestossen, die Lobopodien eingezogen, rundet sich der Protozoa. Amoeba. 45 Körper ab. Dann wird zuerst eine gallertige Hülle ausgeschieden und darauf innerhalb dieser noch eine Membran gebildet. Zuerst zer- fällt oder theilt sich der „Nebenkörper“, ein bei P. eilhardi dem Plasma !eingelagertes, stark lichtbrechendes, kugeliges oder wurst- förmiges Gebilde, in zahlreiche Theilstücke. Dann theilt sich auch \ NY © Fig. 70. Amoeba poly- podia M. SCHULTZE, ca. 50/. In den successiven Stadien der Theilung. Die helle Stelle ist die contrac- tile Vacuole, der dunkle Fleck der Kern, nach F. E. SCHULTZE, 1875. Fig. 71. Amoeba binu- cleata GRUBER. Beginn der Theilung; die beiden Kerne in Mitose, nach SCHAUDINN 1895. der Kern und zwar rasch zu wiederholten IMalen (direcete Theilung), so dass zahlreiche kleine Kerne entstehen, die sich im Plasma so ver- theilen, dass sich zu jedem Nebenkörper ein Kern gesellt. Das Proto- plasma zieht sich nunmehr etwas von der Cystenhülle zurück und es gruppiren sich die je von einem Nebenkörper escortirten Kerne zu einem Hof. Um jeden Kern (mit seinem Nebenkörper) sondert sich eine Protoplasmaportion, fortschreitend von der Oberfläche gegen die Tiefe. Das Protoplasma bleibt aber im Centrum zunächst noch ungetheilt. Schliesslich wird aber auch dieser Theil zerklüftet. Die einzelnen Theil- stücke oder Protoplasmaportionen kommen dabei unregelmässig durch- einander zu liegen. Schliesslich wird die Cystenhülle gesprengt und esschwärmen die Theilstücke, an denensichinzwischen Geisselhaare ausgebildet haben, als flagellatenähn- liche Zellen aus. Diese Geisselzellen kann man nicht einfach als Schwärmsporen (Zoosporen) bezeichnen, denn sie pflanzen sich fort. während Zoosporen ohne oder nach erfolgter Conjugation sich direct zu der erwachsenen Form zu entwickeln pflegen. Bei Paramoeba eilhardi pflanzen sich in der That die aus- schwärmenden Theilstücke nach Flagellatenart durch Längstheilung 46 Erstes Kapitel. fort. Sie stellen also eine besondere Generation dar. Es existirt bei P. eilhardi ein Generationswechsel zwischen einer zuerst durch Theilung, dann durch Sporulation sich fortpflanzenden Amöben- generation und einer durch Längstheilung sich fortpflanzenden Flagellatengeneration. Die Individuen der Flagellatengeneration (Fig. 72 E) sind vorn schräg abgestutzt oder etwas ausgebuchtet. Im Grunde dieser Ausbuchtung öffnet sich der röhrenförmige Cytopharynx. Neben dem Cytostoma entspringen die beiden Geisseln. Im Plasma entwickeln sich bei älteren Individuen zwei grosse gelbliche bis braungelbe Chromato- Fig. 72. A—I Fortpflanzung und Generationswechsel von Paramoeba eilhardi Schau. Vergr. bei A, F,G, H, I ca. "®/, biB, GC D,E ca. 0. A Amöbenzustand, B, C, D Sporenbildung im Cystenzustand, E der aus der Spore her- vorgehende Flagellatenzustand, F—I Stadien der Längstheilung der Individuen der Flagellatengeneration. 21 Nebenkörper, 2 Kern, seine Abkömmlinge, Derivate seiner chromatischen Substanz, 3 Nahrungskörper (Diatomeen ete.), 4 Cystenhülle, 5 Chromato- phoren, 6 Amylum (Stärke-) Körner, nach SCHAUDINN, 1896. phoren und ferner Stärkekörnchen. Die Thierchen zeigen eine ausser- ordentliche Aehnlichkeit mit gewissen, schon lange bekannten Arten der Flagellatengattung Cryptomonas. Bei ihrer Fortpflanzung durch Theilung (Fig. 72 F@ HD) theilt sich zuerst der Nebenkörper, indem er zuerst hantelförmig wird. Dann theilt sich der Kern auf mitotischem Wege. Die Paramoeba-Flagellaten fallen, indem sie ihre Geisseln und Chromatophoren rückbilden, zu Boden; nehmen eine kugelige Gestalt an und entwiekeln Lobopodien. Sie haben nun wieder den Zustand der Amöbengeneration erreicht. Protozoa. Amoeba, Coelospathis. 47 Aus der vorhergehenden Darstellung ist ersichtlich, dass bei den Fortpflanzungserscheinungen von Paramoeba der „Nebenkörper“ eine ganz ähnliche Rolle spielt, wie das Centrosoma bei der Theilung der Metazoenzellen. Auch bei Amoeba proteus geht der Bildung der Fortpflanzungs- cysten eine Abrundung des Körpers und das Zurückziehen der Lobo- podien voraus. Der Unterschied zwischen hyalinem Exoplasma und körnigem Endoplasma verschwindet. Erst nach 5 Tagen ist die Cysten- wand vollständig abgeschieden. Die Cyste hat eine kugelige Gestalt und einen Durchmesser von 70—140 u. Ihre Wand besteht aus 5 Schichten, von denen die äusserste eine 20 « dicke Gallertschicht darstellt. Bisweilen sind mehrere Cysten in einer gemeinsamen accessorischen Gallertmasse vereinigt. Während der Encystirung beginnt die Amöbe langsam und un- aufhörlich um ihren Mittelpunkt zu rotiren. Diese Bewegung hört erst nach Vollendung der Bildung der Cystenwand auf. Es konnte während einer Ruhepause auch festgestellt werden, dass in regel- mässigen Intervallen, alle 74—78 Secunden, viel häufiger als bei der freien Amöbe, eine rhythmisch pulsirende Vacuole nahe der Ober- fläche des Protoplasmas, immer an derselben Stelle, auftrat und ihren Inhalt ebenso rhythmisch entleerte. Wenn die Bildung der Öystenwand vollendet ist, so haben sich inzwischen durch successive amitotische Theilung des Kernes (viel- leicht auch durch Knospung desselben) ca. 20 Kerne gebildet, die nun gegen die Peripherie rücken. Sie fahren fort, sich zu vermehren, bis etwa 500—600 Kerne gebildet sind. Dann fängt das Protoplasma, fort- schreitend von aussen nach innen, an, sich um die einzelnen Kerne abzugrenzen. Die Cystenhülle erscheint nun bald faserig zerfetzt und locker, schliesslich zerfällt sie und es gelangen die abgegrenzten Protoplasmaportiönchen als junge 10-14 u grosse Amöbchen ins Freie. Von diesen letzteren wurde festgestellt, dass sie in 2—3 Wochen zu typischen Amoeba proteus-Individuen auswachsen. Der centrale kernlose Theil des Protoplasmas der Cyste wird nicht zur Bildung der Tochter- individuen verwendet. Die ganze Entwickelungsdauer von Beginn der Eneystirung bis zum Ausschlüpfen der Sprösslinge beträgt 2'/,—3 Monate. Während beiParamoeba die durch Sporenbildung entstandenen Sprösslinge eine besondere, sich durch Theilung fortpflanzende Flagellatengeneration bilden, werden sie bei Amoeba pro- teus direct wieder zu Amöben. II. Coelospathis ancorata HAECKEL ist ein Beispiel eines besonders in seinem Skeletbau äusserst compli- eirten einzelligen Wesens. Coelospathis ist ein Vertreter derjenigen Sarkodinen, bei denen (Foraminifera, Heliozoa, Radiolaria) die Organellen der Bewegung und Nahrungsaufnahme als Pseudopodien entwickelt sind. Die Pseudopodien sind lange, sehr dünne Protoplasmafäden, die vom Zellenleib nach allen Richtungen ausstrahlen, langsam vor- gestreckt und langsam wieder zurückgezogen werden können. Sie sind klebrig und zeigen die Neigung, an Stellen, wo sie sich begegnen, mit einander zu verschmelzen, Netze und Anastomosen zu bilden. 48 Erstes Kapitel. Coelospathis gehört zu der Unterklasse der Radiolarien, einer ausserordentlich formenreichen Abtheilung mariner Sarkodinen, die durch folgende Organisationsverhältnisse ausgezeichnet ist. Der Zellleib ist ursprünglich kuglig und durch eine ebenfalls ur- sprünglich kuglige Kapselmembran (Fig. 74km) von ehitinähnlicher Beschaffenheit in 2 Theile getheilt, in den intracapsulären und den extra- capsulären Zellleib. Der erstere, die sogenannte Öentralkapsel, be- steht aus dem intracapsulären Protoplasma (ip) und dem grossen bläschenförmigen Zellkern (n). Im Plasma können sich ver- schiedene Einschlüsse: Fetttröpfehen, Oltröpfchen (öt), Eiweisskrystalle, Vacuolen, Pigmentkörperchen, vorfinden. Pulsirende Vacuolen fehlen. Die Kapselmembran besitzt Oeffnungen, durch welche das inter- capsuläre Protoplasma mit dem extracapsulären in Verbindung tritt. Fig. 74. Fig. 73. Thalassicolla pelagica HAECKEL. Im Centrum der Kern (Binnen- bläschen) mit gewundenem Nucleolus, darum die Centralkapsel mit Oelkugeln, um diese der extracapsuläre Weichkörper mit Vacuolen (extracapsuläre Alveolen), gelben Zellen (schwarz) und Pseudopodien; aus HERTWIG’s Lehrbuch. Grösse 1—4 mm. Fig. 74. Thalassoplancta brevispicula HAECKEL. Ein Ausschnitt des Körpers. Nach HAECKEL. km Kapselmembran, ip intracapsuläres, ep extracapsuläres Protoplasma, n Kern, nl Kernkörperchen, öt Oeltropfen, ca alveoläres Calymma, rp Protoplasma an der Oberfläche des Calymma, s Spieula. Grösse 2,5 mm. Der extracapsuläre Theil des Zellenleibes besteht von innen nach aussen 1) aus einer dünnen Schicht von extracapsulärem Proto- plasma, welche der Kapselmembran aussen anliegt (ep), 2) einer dieken Lage einer im Leben glashell durchsichtigen, farblosen Gallerte von häufig alveolärem Bau, Calymma genannt (ca). Dieses Calymma ist Protozoa. Coelospathis. 49 seinerseits wieder bedeckt von einem dünnen Protoplasmanetz, dem Sareodietyum, von welchem die Pseudopodien ausstrahlen und das die hauptsächliche Bildungsstätte der wunderbar mannichfaltigen Skelete der Radiolarien (die nur bei niederen Formen fehlen) ist. Das Calymma ist durchzogen von einem grobmaschigen Flechtwerk von Protoplasma, das das oberflächliche Plasmanetz mit der dünnen Lage von Plasma ver- bindet, {welche die Kapselmembran bedeckt. Auch der extracapsuläre Theil des Zellenleibes kann verschiedene Einschlüsse enthalten. Die Radiolarien werden in 4 Ordnungen eingetheilt. Coelospathis gehört zu derjenigen der Phaeodaria- und besitzt folgende Merk- male dieser Ordnung. Die Centralkapsel ist, nicht streng kuglig, sondern einaxig, in der Richtung der Axe leicht abgeplattet. Ihre Membran ist doppelt (Fig. 76, 4 u. 5), die äussere Membran dicker und fester als die innere. Sie besitzt nur eine grosse kreisrunde Hauptöffnung, an welcher die äussere und die innere Membran ineinander übergehen. Im Leben kleben die beiden Membranen dicht aneinander; nach dem Tode heben sie sich von einander ab und erscheinen durch einen klaren Zwischenraum ge- trennt. Die Hauptöffnuug (Ösculum) am oralen, beim frei im Wasser flottirenden Thiere wohl nach oben gerichteten Pole der Hauptaxe ist von einem kreisrunden Strahlendeckel (Astropyle oder Operculum radiatum) verschlossen, aus dessen Mitte sich eine Röhre, der Rüssel (Probosecis), erhebt, mit kreisrunder terminaler Oeffnung, zum Durch- tritt des intracapsulären Protoplasmas. Ausser dieser Hauptöffnung exi- stiren noch zwei Nebenöffnungen der Centralkapsel, je eine zu Seiten des aboralen Poles der Hauptaxe. Jede Nebenöffnung ist kurz röhren- förmig ausgezogen. Die Ebene, in welcher die 3 Oeffnungen liegen, wird als Frontalebene bezeichnet (vergl. die Fig. 75, 76 u. 77). Der in der Centralkapsel liegende bläschenförmige Kern ist gross und enthält in einem Kernger üst eingelagert zahlreiche Chromatin- körperchen. Das intracapsuläre Pr otoplasma zeigt eine Differenzirung in eine dünne fibrilläre Rindenschicht (Fibrillen "eontraetil ?) und eine körnige Markmasse mit Fettkörnchen enthaltenden Vacuolen. Im Calymma liegt in der Umgebung des Strahlendeckels (also excentrisch im basalen oder oralen Theil des Körpers) eine Masse von dunkelgefärbten (braunen, grünen, rothen) Pigmentkörnern (Phae- odium), durch welche der Rüssel des Strahlendeckels hindurchtritt. Die Bedeutung dieses Pigmentkörpers ist unbekannt. Wie die grosse Mehrzahl der Radiolarien, besitzt Coelospathis ein Skelet, und zwar ein sehr complieirtes, bestehend aus einem car- bonischen Silicat (einer Verbindung von organischer Substanz mit Kieselerde). Die Unterordnungen, Familien, Gattungen und Arten der Phae- odarien werden hauptsächlich nach der Beschaffenheit des Skeletes unterschieden, das wir nun für Coelospathis ancorata be- schreiben wollen (Fig. 77). Die Centralkapsel ist eingeschlossen in einer zweiklappigen Gitterschale(15). Jede Sehalenklappe ist halbkuglig. Der freie Rand der einen Schalenklappe ist von dem der anderen durch einen überall gleichmässig breiten, offenen Spalt getrennt. Dieser Spalt liegt in der Frontalebene, so dass die 3 Oeffnungen der Centralkapsel in ihn münden. Die beiden Klappen liegen also zu beiden Seiten der Frontal- Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 4 50 Erstes Kapitel. ebene. Sie sind äusserst dünnwandig und in unregelmässiger Weise durchlöchert. Jede Schalenklappe dieser inneren Gitterschale trägt auf ihrem oralen Theile einen symmetrischen, helmförmig gewölbten Aufsatz, dessen convexer Schei- tel nach dem oralen Pol ge- richtetist, den Helm (Galea) (16). Die beiden Helme sind an der zwei- klappigen Gitterschale durchaus symmetrisch angebracht und liegen in einer die Frontalebene kreu- zenden Ebene, die man als Sa- gittalebene bezeichnet. Fig. 75. Coeloplegma murraya- num HAECKEL. Schräge Frontalansicht der inneren zweiklappigen Schale (halb von vorn, halb von rechts). Der Rüssel der Astropyle (3) tritt aus der frontalen Gürtel- spalte zwischen den Mündungen (2) der beiden Nasenrohre (1) hervor. 1 Nasenrohr, 2 Mündung desselben, 3 Astropyle, Strahlen- deckel, 4 zweiklappige innere Gitterschale, die Gitterung nicht dargestellt, 5, 7, 8, 9 Griffelröhren, welehe vom Helm (6) ent- springen, 6 Helm, 10 Centralkapsel (die Verweislinie hört etwas zu früh auf), 11 Nucleus, 12 intracapsuläre Krystalle, 13 wie 7 Klappe der inneren Gitterschale. Nach HAECKEL, 1888. Jeder Helm verlängert sich in sagittaler Richtung zu einem Rohr, dem sogenannten Nasenrohr (Rhinocanna |Fig. 75, !]), das an der Wan- dung der Schalenklappe bis nahe zur vorragenden Proboscis hinzieht, wo es offen ausmündet (2). Die Proboseis liegt also mitten zwischen den beiden einander gegenüber liegenden Nasenöffnungen. Eine Kiesel- brücke (Frenulum [Fig. 77, 17]) ist zwi- schen jeder Nasen- öffnung und der Spitze der zugehöri- gen Galea in genau sagittaler Richtung ausgespannt. Die Kie- Fig. 76. Coeloplegma murrayanıum HAECKEL. Lateralansicht der Astropyle (6). 1 Oeffnung ihres Rüsselfortsatzes, 2 in- tracapsuläre Kıystalle, #3 Kern, 4 innere Membran der Centralcapsel, 5 äussere Mem- bran derselben, 6 Strahlen- deckel oder Astropyle. Nach HAECKEL 1888. Protozoa. Coelospathis. öl Fig. 77. Coelospathis ancorata HAECKEL Laterale Ansicht, 2 Spathillen oder Ankerpinsel, 2 vordere oder orale Griffelröhre, 3 vordere diehotome Kieselröhre, 7 Strahlen- deckel (Opereulum radiatum) mit Rüssel (Proboseis), die Hauptöffnung der Centralkapsel (14) verschliessend, 5 äquatoriale Griffelröhre, 6 grosser Kern in der Centralkapsel, 7 Ränder der beiden Klappen der inneren Gitterschale (die Gitterung nicht dargestellt). Zwischen ihnen der frontale Schalenspalt, 8 eine der beiden paarigen hinteren Griffelröhren, abge- brochen, 9 die andere, intact, 10 Terminaläste der Griffelröhren (Kränzehen), 17 hintere diehotomische Kieselröhre, zum Theil abgebrochen, 72 Endzweigchen am Rande der beiden Klappen des (äusseren) Gittermantels (73), welcher an der ganzen Oberfläche des Calymma entwickelt ist und die Spathillen / trägt, 13 äusserer Gittermantel, 74 Centralkapsel, 15 innere zweiklappige Gitterschale, 76 Helm (Galea), 17 Frenulum, 18 ein Theil des Phaeo- diums, in dem der Rüssel steckt. Nach HAECKEL, 1888. 4* 52 Erstes Kapitel. selwand der Galea und des Nasenrohrs hat dieselbe Beschaffenheit wie die Schalenklappe, der sie aufgelagert ist. Der Hohlraum der Galea ist gegen den Hohlraum der Schale sowohl, wie gegen die Höhlung der gleich zu besprechenden radiären Röhrenstacheln, durch eine solide (nicht durchlöcherte) Kieselwand vollständig abgeschlossen. Er ecommunicirt nur mit dem Extracapsulum, und zwar durch das Nasenrohr und die Nasenöffnung hindurch. Jede Galea (und das ihr zugehörige Nasenrohr) ist erfüllt von einer Hälfte des Phaeodiums, das übrigens theilweise aus der Nasenöffnung hervorquellen und die Proboseis umlagern kann. Von den beiden Helmen gehen divergirende Kieselröhren ab, in sym- metrischer Anordnung (Fig.77). Es giebt 2 Arten solcher Röhren, 1) dicho- tome Röhren, die sich von der Basis an dichotomisch ver- ästeln, 2) Griffelröhren. Diese letzteren sind länger, nicht dichotomisch verästelt, sondern geben gegenständige oder wir- telständige Seitenzweige ab. Fig. 78. Coelospathis ancorata HAECKEL. Das cylindrische Nasenrohr 2 (man sieht die Gitterung) einer inneren Schalenklappe (Stück derselben in 3 ohne Gitterung dargestellt) und das durch- brochene Frenulum 7, welches dessen Mündung (links) mit der Kuppe des Helms (rechts) verbindet. 1 Stück des Helms. Nach HAECKEL, 1888. Die peripheren Aeste der dichotomen Röhren bilden an der Ober- fläche des Calymma, indem sie anastomosiren, einen äusseren zwei- klappigen Gittermantel, dessen beide Klappen in derselben Weise orientirt sind, wie die der inneren Schale. Die grösseren intracalym- malen Aeste der Griffelröhren sind ihrerseits dichotomisch verästelt und ihre peripheren Zweige betheiligen sich durch Anastomosenbildung ebenfalls an der Herstellung des Gittermantels. Das Netzwerk des Gittermantels ist sehr zart. doch unregelmässig, d. h. seine polygonalen Maschen sind verschieden gross. Die eine Mantelklappe greift am Rande mit frei vorstehenden Endzweigchen ein in entsprechende End- zweigchen des Randes der anderen Klappe, ohne mit ihnen zu ver- wachsen. Die Griffelröhren ragen ziemlich weit über den Gittermantel hinaus vor und sind an ihrem Ende mit sogenannten Kränzchen be- waffnet. Die Gattung Coelospathis ist durch den Besitz von 8 Griffel- röhren, 4 jederseits, ausgezeichnet. Von diesen 4 sind 2, von denen die eine oralwärts, die andere äquatorial entspringt, unpaar und liegen in der Sagittalebene, 2 sind paarig, aboralwärts gerichtet und divergiren aus der Sagittalebene hinaus. Der frei vorragende Theil der beiden oralen unpaaren Griffel- röhren (Nasalgriffel) trägt quirlförmig oder alternirend gegen- ständig angeordnete Seitenzweige. Jeder Seitenzweig löst sich dicho- tomisch in ein Büschel von feinen Endästchen auf, die am Ende Protozoa. Coelospathis. 53 einen zierlichen Anker tragen. Das sind die sogenannten Spathillen. Solche Spathillen kommen ausserdem an der ganzen Oberfläche des äusseren Gittermantels in grosser Menge vor. Die „Kränzcehen“ am freien Ende der Griffelröhren kommen durch dreimalige dichotomische Theilung des Griffels zu Stande. So entstehen 8 dünne, divergirende Endzweige, sogenannte Finger, die im Ziekzack verlaufen und alternirend angeordnete Widerhaken tragen. Das Ende eines jeden Fingers ist gekrönt von. einem Quirl von 4—6 kleinen zurückgebogenen Zähnchen. Dies gilt speciell für unsere Art ancorata, von der noch zu sagen ist, dass die Nasalgriffel 14—16 Paar Zweige tragen und 3mal so lang sind als die äquatorialen Griffel, die 3—4 Paar Aeste besitzen, ferner doppelt so lang als die paarigen Griffel (letztere mit 4—6 Paar Aesten). Die allgemeine Gestalt des äusseren Gittermantels ist etwa keil- förmig, der Keil circa anderthalbmal länger als breit. Die aborale Basis des Keils, in der Fig. 77 nach unten gerichtet, ist quadratisch, die der Frontalebene parallelen Seitenflächen gleichschenkelig dreieckig, die an der oralen, eingebuchteten Schneide zusammenstossenden Flächen recht- eckig. Durchschneiden wir den Keil in der Transversalebene in der Richtung des Aequators der inneren Gitterschale und der Centralkapsel, so sind die beiden Stücke, das orale und das aborale in Form und Or- ganisation durchaus ungleich. Durchschneiden wir den Keil in der Richtung der Frontalebene, so sind die beiden Theilstücke in allen Stücken congruent und dasselbe ist der Fall, wenn der Körper in der Sagittalebene getheilt wird. Die Grundform eines dergestalt symmetrischen Körpers ist die einer amphitekten oder zweischneidigen Pyramide. Sie würde schon dann in die bilateral-symmetrische (amphipleurische) Grundform über- gehen, wenn z. B., wie dies bei verwandten Radiolarien in der That der Fall ist, die eine Schalenklappe grösser und stärker gewölbt wäre als die andere. Dann würde nur noch eine Ebene existiren, die den Körper in zwei symmetrische Hälften theilen würde, nämlich die Sagittalebene und die beiden Hälften wären einander auch nur spiegelbildlich gleich. Der Körper liesse sich dann etwa folgendermaassen orientiren. Der orale Pol liegt vorn, der aborale hinten, die beiden Helme liegen dorsal und ventral, ebenso die beiden Schalenklappen, und zwar die grössere ventral. Die beiden Nebenöffnungen der Centralkapsel liegen rechts und links hinten an der Centralkapsel, die Hauptöffnung vorn. Die beiden Nasal- griffel liegen dorsal und ventral, der dorsale ist nach vorn und nach oben, der ventrale nach vorn und unten gerichtet, u. s. w. Diese Sym- metrie wäre die bei den höheren Thieren (einem Insect, einem Fisch etc.) allgemein vorkommende. Der äussere Gittermantel von Coelospathis anaorata erreicht eine Länge von 2-5 mm, eine Breite von 1,2— 2,1 mm. Die Form gehört zu den sehr grossen Protozoen. Einzelne verwandte Phaeodarien erreichen die für Protozoen riesige Grösse von 20—30 mm. Coelospathis ancorata wurde gefunden im südpaecifischen Ocean in einer Tiefe von 2550 Faden und von HAECKEL in seinem grossen Werke über die Radiolarien der Chalengerexpedition be- schrieben. Ein Organismus, wie der beschriebene, ist gewiss wunderbar 54 Erstes Kapitel. complieirt, wenn man bedenkt, dass er nur eine einzige Zelle dar- stellt. Doch hält die physiologische Vervollkommnung lange nicht gleichen Schritt mit der morphologischen Complieation, die für uns zum grössten Theil noch unverständlich ist. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Lebensverrichtungen eines Radiolars. Locomotion. Die Radiolarien schweben, flottiren im Seewasser, indem ihr speeifisches Gewicht mit dem des See- wassers übereinstimmt. Die ausstrahlenden Pseudopodien spielen vielleicht dabei eine Rolle, indem sie den Reibungswiderstand ver- grössern. Active seitliche Schwimmbewegungen vermögen die Thierchen nicht auszuführen, dagegen vermögen sie im Wasserlangsam zu steigen und zu sinken. Da das Protoplasma und das Skelet speci- fisch schwerer sind als Wasser, wird zum Zwecke des Flottirens ein hydro- statischer Apparat ausgebildet. Dieser besteht in den Flüssigkeits- vacuolen, deren Flüssigkeit specifisch leichter ist als Meerwasser. Die bei der Athmung sich bildende Kohlensäure wird in der Vacuolen- flüssigkeit gelöst und auf diese Weise ihr Salzgehalt und damit auch ihr specifisches Gewicht verringert (BRAnpr 1895/97). In zweiter Linie dürfte auch die Schleimhülle, das Calymma, eine Rolle spielen, indem sie in vielen Fällen specifisch leichter ist als Meerwasser. Auf äussere Reize hin sinken die Radiolarien im Wasser, indem sie einen Theil ihrer Vacuolen oder alle entleeren. Nach Aufhören des Reizes steigen sie wieder unter Neubildung von Vacuolen empor. Die Nahrungsaufnahme geschieht durch die Pseudopodien. Nahrungspartikelchen bleiben an diesen kleben, werden von ihrem Plasma umflossen und dem extracalymmalen Plasmanetz (Sarcodietyum) zuge- führt, wo wohl hauptsächlich in der bei der Amöbe geschilderten Weise die Verdauung stattfindet. Eine wichtige Rolle für die Ernährung der meisten Radiolarien scheinen die Zooxanthellen zu spielen, ein- zellige Algen, die gewöhnlich in grösserer Zahl symbiotisch im Radiolarienkörper vorkommen, entweder im Extracapsulum (Spumel- larien, Nassellarien) oder im Innern der Centralkapsel (Acantharia). Den Phäodarien fehlen sie. Diese Zooxanthellen bilden unter Ver- wendung der vom Radiolar bei der Athmung ausgeschiedenen Kohlen- säure Stärke, die von dem Thierchen als Nahrung benutzt werden soll. Die Cireulation wird dadurch bewerkstelligt, dass die gelöste Nahrung durch langsame Protoplasmaströmungen überall hingeführt wird, selbst bis zum Kern im Innern der ÖCentralkapsel. Exceretion und Athmung geschehen osmotisch an der ge- sammten nackten Oberfläche des extracapsulären Protoplasmas. Die Skelete dienen zum Schutze und zur Stütze, die Ankerhacken und Spathillen wahrscheinlich als Fangorgane. Wenn am Skelet eine ungleichpolige Hauptaxe ausgebildet ist, wird der Schwerpunkt aus dem Mittelpunkt dieser Axe verlagert und es nimmt der Körper eine constante Ruhelage im Wasser ein, Schwerpunkt unter dem Mittel- punkt; Hauptaxe senkrecht: statische Function des Skeletes Dabei scheint sich der Schwerpunkt bei den einen Formen in der Richtung des oralen, bei anderen in der Richtung des aboralen Poles zu verlagern. For "tpflanzu ng. Die allgemeine und zugleich häufigste Form der Fortpflanzung ist die der Sporenbildung. Der Kerı nin der CGentralkapsel theilt sich fortgesetzt, bis eine grosse Anzahl kleiner Kerne gebildet sind, die zerstreut das intracapsuläre Protoplasma be- Protozoa. Coelospathis, Paramaecium. 55 völkern. Schliesslich grenzt sich um jeden Kern ein Klümpchen Proto- plasma ab. So entstehen zahlreiche kernhaltige, kleine Fortpflanzungs- körper, Sporen. Dabei wird das gesammte intracapsuläre Proto- plasma ohne Verlust verwendet und sogar noch ein guter Theil des extracapsulären Plasmas, das sich während der Sporenbildung in die Centralkapsel zurückgezogen hatte. Ein® jede Spore bildet ein oder zwei bewegliche Geisselhaare aus. Im Verlaufe der Sporulation werden die Pseudopodien des Mutterthieres eingezogen, das extrakapsu- läre Protoplasma schrumpft, löst sich von der Centralkapsel los und stirbt ab. Inzwischen ist der Körper im Wasser gesunken. In einer gewissen, oft wohl sehr bedeutenden. Tiefe angekommen, platzt die Kapselwand und die Sporen schwärmen als freibewegliche Schwärmsporen aus. Seltener ist die Fortpflanzung durch Theilung. Sie wurde bei Polyeyttarien und Phäodarien beobachtet. Bei den Polyeyttarien führt die fortgesetzte Theilung der Centralkapsel bei wachsendem, sich aber nicht theilendem Calymma zur Bildung von Radiolariencolonien, die sich selbst wieder durch vollständige Theilung (die sich dann auch auf das Calymma erstreckt) vermehren können. III. Paramaecium ist ein weiteres Beispiel eines complicirten einzelligen Thieres, aus der Classe der Wimperinfusorien (Ciliata). Körpergestalt. Typus: Paramaecium caudatum EHrsc. (Fig. 79). Das zarte, durchsichtige Thierchen, das 0,1—0,3 mm lang wird, ist länglich spindelförmig, doch in charakteristischer Weise asymmetrisch. Man kann an dem Körper ein Vorn und Hinten, eine Dorsal- und eine Ventralseite und eine rechte und linke Hälfte unterscheiden. Diese beiden letzteren sind einander nicht spiegelbildlich gleich, was die Asymmetrie, die Abweichung von der bilateral-symmetrischen Grundform bedingt. Das Vorderende ist abgerundet, doch etwas nach links abgeschrägt. Das Hinterende läuft ziemlich spitz abgerundet aus. Aufder Bauchfläche erstreckt sich von der vorn links gelegenen Ab- schrägung eiue Einsenkung, das „Peristomfeld“ allmählich schmä- ler werdend nach hinten, bis zum „Zellenmund“ (2), der annähernd in der ventralen Medianlinie und etwas hinter der Mitte der Körper- länge liegt, und an den sich ein in das Innere des Zellenleibes hinein- führendes, S-förmig gebogenes, nach hinten ziehendes Kanälchen, der „Zellenschlund“ (4) anschliesst. Der Zellenmund wird auch als Cystostoma, der Zellenschlund als Cytopharynx bezeichnet. Ein „Zellenafter“ (Cytopyge) findet sich halbwegs zwischen Mund und Hinterende. Am Anfang des zweiten und vierten Körper- viertels liegt die Oeffnung je einer pulsirenden Vacuole. P. aurelia (0. F. M.), unserm Typus caudatum sehr ähnlich, unter- scheidet sich durch ein breites, abgerundetes, bisweilen fast abgestutztes Hinterende P. bursaria (Eursg.) ist bedeutend kürzer und breiter, dorsoventral etwas abgeflacht, mit fast parallelen Seitenrändern, vorn stark abgeschrägt, hinten breit gerundet. Nahe verwandt mit P. bur- saria ist das etwas schlankere P, putrinum (Cr. und L.) (Fig. 81). Das Protoplasma von Paramaecium zeigt, wie bei allen Wimperinfusorien, eine Differenzirung in ein oberflächliches Ekto- plasma und ein inneres Endoplasma. Erstes Kapitel. 56 post Protozoa. Paramaecium. 57 Fig. 79. Paramaecium caudatum EHrgG. Combinirte Figur. Zu äusserst die eilientragende Pellicula, darunter die Alveolarschicht und darunter im Cortiealplasma die Triehoeystenschicht. Der Körper von der Bauchseite gesehen. ant. —= vorm, post = hinten, sin = links, dee — rechts, 1 die aufgenommene Nahrung (Bacterien), Za Wasservacuole, die sich eben aus dem durch den Cytopharynx hinein gestrudelten Wasser gebildet hat und welche ein Häufchen (15) eben hinein gestrudelter Bacterien einschliesst. Ic, 1d, Ie, 1f Nahrungsvacuolen in Cyelose begriffen, /g, Ih zu Kothvacuolen gewordene Nahrungs- vacuolen über dem Peristom, li Excerementballen nahe dem After, 2 Cytostoma, 3 undu- lirende Membran im Cytopharynx, 4 Cytopharynx, 5 Exceretkörner in Exeretvacuolen, 6 Triehoeysten, 7 pulsirende Vacuole, eine vorn, eine hinten, die vordere unmittelbar vor der Entleerung, 8 Bildungsvaeuolen, 9 Mikronucleus, 10 Makronucleus, 71 Porus der pul- sirenden Vacuole. Das Ektoplasma lässt selbt wieder 3 Schichten unterscheiden: 1) die Pellicula, 2) die Alveolarschicht und 3) die Corticalschicht. 1) Die Pellieula ist ein den Körper allseitig überziehendes, zartes Protoplasmahäutchen. Bei Einwirkung gewisser Reagentien hebt es sich mitsammt der Alveolarschicht vom Körper ab. Durch Fig. S0. Paramaecium aurelia. ÖO.F.M. 4A Cytostoma, Cytopharynx, undu- lirende Membran und Verdauungsvacuole, B unentladene Trichoeysten !?®/ , € explodirte Triehocysten 1?#®°/. Nach MAupas, 1883. Fig. St. Paramaecium putrinum Cr. et L. *0/,. 1 Peristom, 2 Cytostoma, 3 Cytopharynx, / hintere pulsirende Vacuole, von einer Rosette von Bildungsvacuolen umgeben, 5 Mikronucleus, 6 Makronucleus, 7 vordere pulsirende Vacuole, nach Roux, 1899. Druck lässt sich das Endoplasma aus der berstenden Pellicula heraus- quetschen. Dem Vorhandensein einer solchen Pellieula verdankt Para- maecium, wie alle Infusorien seine bestimmte Gestalt, zu der der Körper nach etwa erfolgten Contractionen immer wieder zurückkehrt. Die Oberfläche der Pellicula zeigt eine eigenthümliche Strei- fung, die der Ausdruck einer bestimmten Seulptur ist. Die Haupt- streifen ziehen einander parallel in der Längsrichtung, auf der Bauch- seite, abgesehen vom Peristomfeld, von links vorn nach rechts hinten. Ein etwas schwächeres System besteht aus die Hauptstreifen annähernd rechtwinkelig kreuzenden Nebenstreifen, die von rechts vorn nach links hinten verlaufen. Dieses doppelte Streifensystem kommt dadurch zu Stande, dass die Oberfläche in regelmässig aneinander gereihte, länglich- sechseckige Feldchen eingetheilt ist, die papillenförmig vorspringen. 58 Erstes Kapitel. Auf dein Peristomfelde nehmen die Streifen einen modifieirten Ver- lauf. Die Längsstreifen, die von hinten kommen, verlaufen auf dem Peristomfelde im Bogen nach rechts, am rechten Peristomrand ange- kommen biegen sie im Winkel in die Längsstreifen der rechten Hälfte der Bauchseite um, die nach rechts hinten verlaufen. Das schwächere Streifensystem ist auf dem Peristomfeld transveral gerichtet. Auf der Dorsalseite ziehen die Längsstreifen vom vorderen zum hinteren Körperende in der Richtung von vorn rechts nach hinten links. Die Längsstreifen verlaufen also im Allgemeinen am spindel- förmigen Körper in rechtsgewundenen, gestreckten Schraubenlinien. Die für die Klasse der Wimperinfusorien (Ciliata) charakteristischen locomotorischen und nutritiven Organellen sind die Wimperhaare oder Cilien. Es sind dies kurze, überaus dünne Protoplasmahärchen, nach aussen vorragende Fortsätze der Pellieula, die entweder continuirlich, oder nur zeitweise, schwingende Bewegungen ausführen. Sie unterscheiden sich von den Pseudopodien durch ihre Kürze, ihre rasche schwingende Bewegung in einer Ebene und dadurch, dass sie im Uebrigen nicht formveränderlich sind. Paramaecium gehört zu den holotrichen Infusorien, deren Pellieula über und über und gleichmässig mit im Allgemeinen gleich langen Cilien bekleidet ist. Bei unserem Typus P.caudatum, ferner ganz besonders deutlich bei P. putrinum Cr. et L. (Fig. 81), nicht aber bei den anderen Arten der Gattung, zeichnen sich die Cilien am hinteren Körperende durch grössere Länge aus und man vermuthete früher, dass sie specieller im Dienste der Tastempfindung stehen. Was die Anordnung der Cilien anbetrifft, so glaubte man früher, dass jedes der oben erwähnten sechseckigen, papillenförmig vorsprin- senden Feldchen auf der Höhe der Papille ein einziges Wimperhaar trage, woraus sich von selbst zu ergeben schien, dass die Cilien in Reihen angeordnet sind, deren Verlauf mit der Streifung der Cuticula über- einstimmt. Neuerdings aber hat sich BÜTscHLI (in JOUKOWSKY, 1898) davon überzeugt (bei P. caudatum), dass die Cilien in Grübchen der Oberfläche sitzen. Ueber die approximative Zahl der Cilien gehen die Ansichten der Forscher weit auseinander. EHRENBERG schätzte die Zahl bei Par. aurelia auf 2640, Schumann auf 10000—14000, Mauras bei ca. 0,04 mm grossen Exemplaren (1/,—!/, der Maximalgrösse) auf 350. Bürscnı hält diese letztere Zahl für viel zu niedrig und glaubt, dass wohl EHurENnBER@’s Schätzung ziemlich zuverlässig sei. Fangen die Cilien an nach hinten zu schlagen oder zu schwingen, so beginnt die Locomotion. Es ist ein leichtes und rasches gleich- mässiges Durchgleiten des Wassers. Die Schwimmbahn ist gerad- linig oder, genauer, eine langgestreckte Schraubenlinie. Nicht selten schwimmen die Thierchen rückwärts, wobei ihr Körper etwas verkürzt erscheint. An der Nahrung halten sie sich auf, die Cilien werden vor- übergehend regungslos, während der Körper sich verkürzen, verlängern, umdrehen kann. Bei der frei schwimmenden Locomotion dreht sich der Körper um seine Längsaxe, was mit dem Verlauf der Cilienlängs- reihen in Schraubenlinien zusammenhängt. Protozoa. Paramaecium. 59 Nach Jensen beträgt die absolute Kraft des Wimperapparates von Paramaecium 0,00158 mg, was dem 9-fachen Körpergewicht gleich- kommen soll. Der Quadratcentimeter flimmernder Fläche habe eine Kraft von 21 mg. Das specifische Gewicht von Paramaecium hat Jensen (1893) zu 1,25 bestimmt. 2) Die Alveolarschicht. Unter der Pellieula liegt eine dünne Schicht, die auf dem optischen Durchschnitt sehr fein und senkrecht zur Oberfläche gestrichelt erscheint. Die Schicht hat eine äusserst feine Wabenstructur und die eben genannten Striche oder Streifen entsprechen den Scheidewänden zwischen den mit Flüssigkeit erfüllten Alveolen oder Wabenzellen. Entsprechend dieser Structur erscheint die Schicht bei Oberflächenbetrachtung äusserst fein polygonal gefeldert. Besondere Differenzirungen der Alveolarschicht sind in der Längs- richtung den Körper umziehende contractile Fibrillen, die „Myoneme‘*, welche die bei Paramaecium nicht sehr ausgiebigen Contractionen des Körpers bewirken. 3) Unter der Alveolarschicht, von ihr scharf abgegrenzt, liegt eine dünne Schicht hyalinen Plasmas, das sich vom Endoplasma durch etwas grössere Festigkeit unterscheidet. Nahrungskörperchen treten niemals in dieses Corticalplasma ein. Das Corticalplasma ist der Sitz eigenthümlicher Gebilde, die als Trichocysten bezeichnet werden. Es sind spindelförmige, hyaline, farblose Stäbchen (Fig. SO Bu. O), bestehend aus einer plasmaartigen Substanz, doch stärker lichtbrechend als Protoplasma. Bei P. aurelia haben sie eine Länge von 4 u. Sie liegen, senkrecht auf die Oberfläche gestellt, in einer einschichtigen, gleich- mässig über den ganzen Körper ausgebreiteten Lage (Fig. 79, 6) in grosser Zahl im Oorticalplasma und zeigen die auffallende Erscheinung, dass sie bei Einwirkung stärkerer äusserer Reize auf das Thier plötzlich zu Fäden ausschnellen, die bei P. aurelia eine Länge von 33 u erreichen. Dabei werden sie zum grossen Theil aus dem Körper heraus geschleudert. Auf Grund einzelner, bei anderen Infusorien ge- machter, Beobachtungen ist man geneigt, in den Trichocysten Angrifts- und Vertheidigungsorganellen zu erblicken, analog den Nesselkapseln der Zoophyten. Nach Beobachtungen von MAx VERWORN repräsentiren die aus- schnellenden, von den Trichocysten herrührenden Fäden einen durch die Contraction der äussersten Körperschicht ausgespressten Flüssigkeits- strahl, welcher bei der Berührung mit Wasser sofort erstarrt. Gewisse Varietäten von P. putrinum entbehren der Trichocysten. Der Corticalschicht gehören auch die contractilen oder pul- sirenden Vacuolen an, die bei allen Infusorien vorkommen. Para- maecium besitzt 2 unmittelbar unter der Trichocystenschicht liegende pul- sirende Vacuolen, die eine in der Mitte der vorderen, die andere in der Mitte der hinteren Körperhälfte (Fig. 797,8, 11). Jede Vacuole ist um- stellt von einem Kranze von S—-10 zuführenden Ganälen. Ebenso- wenig wie die Vacuole selbst, haben diese Canäle eine eigene Wand, es sind vielmehr blosse Flüssigkeitstropfen im Corticalplasma. Die zuführen- den Canäle nehmen einen geradlinigen Verlauf und erstrecken sich strahlenförmig durch die ganze zugehörige Körperhälfte. Vom Centrum 60 Erstes Kapitel. gegen die Peripherie des Strahlensystems werden sie immer enger und feiner. Gegen Ende der Diastole der contractilen Blase, d. h. wenn der sie bildende Flüssigkeitstropfen gross wird, sind auch die zu- führenden Canäle immer deutlich zu erkennen. Sie stehen aber mit ihr nicht in Communication. Immer mehr fliesst die Flüssigkeit in den zuführenden Canälen eines Systems centralwärts, so dass die cen- tralen Enden der Canäle zu sogenannten Bildungsvacuolen an- schwellen, während der übrige entleerte Theil nicht mehr zu erkennen ist. Die angeschwollene pulsirende Vacuole ist jetzt von S— 10 Bildungs- vacuolen dicht umlagert. Nun erfolgt plötzlich die Systole, d. h. die Entleerung der pulsirenden Vacuol@ durch den das Ektoplasma durch- setzenden Excretionsporus. Jetzt treten sofort die Bildungs- vacuolen an die Stelle der verschwundenen Hauptvacuole, durch Zusammenfliessen eine neue bildend, während in ihrem Umkreise, sanz genau an der Stelle der alten, wieder neue zuführende Canäle auftreten. Die Ursache der Entleerung der contractilen Vacuole erklickt man in einer Contraction des den Flüssigkeitstropfen um- gebenden Protoplasmas. Die pulsirenden Vacuolen stehen wohl in erster Linie im Dienste der Wasserentleerung und damit der Athmung. Ihre Flüssigkeit ist Wasser, zum grössten Theil jenes Wassers, das dem Endoplasma con- tinuirlich durch den Schlund zugeführt wird. Mit dem Wasser wird wahrscheinlich auch zugleich die meiste im Körper gebildete Kohlen- säure entfernt. Vielleicht enthält es auch gelöste Exerete, doch ıst die excretorische Function, die früher ziemlich allgemein angenommen wurde, keineswegs wirklich bewiesen. Man hat berechnet, dass die contractile Vacuole von Paramaecium aurelia ein dem Körpervolumen gleichkommendes Volumen Wasser bei 27° C. in ca. 46 Minuten Zeit entleert. Die Entleerung der contractilen Vacuole vollzieht sich bei einer Tem- peratur von 16° C. in Intervallen von ca. 25 Secunden. Das körnige Endoplasma bietet einfachere Verhältnisse als das Ektoplasma. Es enthält die Kerne, Nahrungsvacuolen und Excretkörnchen. Die Kerne. Paramaecium hat, wie übrigens alle Infusorien, zwei verschiedene Arten von Kernen, einen Grosskern oder Makro- nucleus und einen Kleinkern oder Mikronucleus. Der Gross- kern (Fig. 79, 10) ist kugelig bis ellipsoidisch, hat eine Kernmembran und ist gleichmässig von Kernsubstanz erfüllt, die nur bei sehr starker Vergrösserung eine Wabenstructur erkennen lässt. Der winzig kleine Mikronucleus (Fig. 79, 9) liegt dem Makro- nucleus dicht an, in einer kleinen, grubenförmigen Vertiefung seiner Mem- bran. Er ist annähernd spindelförmig und besitzt ebenfalls eine Membran. Im Mikronucleus von P. caudatum kann man einen lichten, achroma- tischen und einen dunkeln, mit Carmin sich stark färbenden, chroma- tischen Abschnitt unterscheiden. Wenn sich die Kernmembran vom In- halt abhebt, so kann man bemerken, dass der achromatische Theil am zunächst gelegenen Pole der Kernmembran befestigt ist. Der chro- matische Theil ist deutlich, der achromatische weniger deutlich längs- gestreift. a Protozoa. Paramaecium. 61 Paramaecium aurelia hat 2 Mikronuclei. Die Nahrung, ihre Aufnahme, ihre Cireulation, ihre Verdauung und die Defäcation mögen jetzt beschrieben werden. Die sewöhnliche Nahrung von Paramaeeium besteht aus Bacterien. Nur kleinste Nahrungspartikelehen können aufgenommen werden. P. caudatum, P. aurelia, P. putrinum finden sich vornehmlich und dann meist in ungeheurer Zahl an der Oberfläche im Wasser liegender faulender Thierleichen. Die feinen Nahrungspartikelchen werden durch die Cilienbewegung des Peristomfeldes dem Munde zugeführt und in den Schlund hineingetrieben (Fig. 82). Von der dorsalen Wand des Schlundes ragt in seinen Hohlraum vor ein überaus zartes, protoplasmatisches Häutchen, welches undulirende Bewegungen ausführt, es ist die undu- lirende Mem bran (Fig.793, Fig. S0.A). Durch ihre Bewegung, welche niemals eine Unterbrechung erleidet so lange das Thier lebt und sich nicht etwa in Theilung oder Conjugation befindet, wird das Nahrungs- partikelchen in den Grund des das Ektoplasma durchsetzenden Zellen- schlundes befördert, wo es in das Endo- plasma eintritt. Sobald dies geschieht, ist es auch schon mit einem Tröpfehen mitgespül- ten Wassers umgeben E : > Pr und so ist eine Nah- rungsvacuole ge- I bildet (Fig. 79, 1a, Fig. 80 A). Die Nahrungs- vacuole löst sich in Zeit von ca. 2 Minuten vom Schlunde los und wird von der für die Infu- sorien so charakteristi- schen Strömung des Endoplasmas ergriffen. Fig. 52. Paramaecium bursaria Eur. ?°/,.. 1 Peristom, 2 Stelle des Cytostoma. Die Figur soll zeigen, wie weit sich der durch die Cilienbewegung des Peristoms erzeugte Nahrunesstrudel (tourbillon alimentaire) in Wasser erstreckt. Die Pfeile geben die Richtung an. Alle Nahrungspartikelchen (Zoosporen, Flagellaten, Schizomyceeten ete.) welche in den Bereich der gestrichelten Zone gerathen, werden in der Pfeilrichtung mitgerissen und zum Munde geführt. Diejenigen, welche nicht in den Mund eindringen, werden nach hinten getrieben und von der ununterbrochen kreisenden Strömung von Neuem erfasst. Die Strömung ist um so reissender, je mehr sie sich dem Munde nähert. Nach MAuPpas, 1388. In der That ist das gesammte Endoplasma innerhalb des ruhenden Ektoplasmas beständig in langsamer, aber regelmässiger Strömung oder Circulation (auch wohl Cycelose genannt) begriffen, welche alle Einschlüsse mitführt, bis zu einem gewissen geringeren Grade sogar auch die Kerne, die also keinen ganz scharf bestimmten Platz im Zellen- leib einnehmen. Die Schnelligkeit der Strömung nimmt von der Peri- pherie nach dem Centrum fortschreitend ab. Der Strom läuft bei Para- maecium, wenn man den Körper von der Dorsalseite betrachtet, in entgegengesetzter Richtung des Urzeigers. Besonders energisch ist die Cireulation bei P. bursaria, wo die Umlaufszeit 1—2 Minuten beträgt. 62 Erstes Kapitel. In die von der Strömung mitgerissenen Nahrungsvacuolen werden jedenfalls von Seiten des Endoplasmas verdauende Secrete oder Fermente abgeschieden. Wenn man zu dem Wasser, in welchem sich lebende Paramäcien befinden, eine ganz schwache Lösung von Neutralroth zusetzt, die den Thieren nichts schadet, so tritt nach kurzer Zeit (ProvAzek 1898) am äusseren Rande der sich eben bildenden Nahrungsvacuole eine schwach röthlich gefärbte Zone auf, die aus sehr feinen, schwach lichtbrechenden Körnchen besteht. Daneben treten grössere fettähnliche, lichtbrechende, runde, dunkle Körnchen hervor, die sich mit Neutralroth ziemlich stark färben. Vielleicht handelt es sich hier um Träger von Verdauungs- fermenten, die an die Vacuole abgegeben werden. An der losgelösten Vacuole verschwinden sie nämlich bald. Die Vacuolenflüssigkeit reagiert sauer und vermag Stärke in Dextrin umzuwandeln. Im Verlaufe der Circulation erhalten so die Vacuolen Nährstoffe in Lösung, die an die verschiedenen Körpertheile zum Zwecke der Assimilation abgegeben werden. Allmählich werden im Verlaufe des Verdauungs- und Circulationsprocesses die ursprüng- lichen Nahrungsvacuolen zu kleineren Kothvacuolen (vergl. Fig. 19, 1a bis 1), die, bei der Circulation am Zellenafter angelangt, durch diesen nach aussen entleert werden. Man kann die ganze Flucht der Erscheinungen (mit Ausnahme der Verdauung) an feinen Karminpartikel- chen verfolgen, dieman dem Wasser beifügt und die vom Infusorium wie Nahrung aufgenommen werden. Weitere Einschlüsse des Endoplasmas sind die Exeretkörner (Fig. 79, 5), Stoffwechselproducte, die meist in krystallinischer Form auftreten. Die-Excretkrystalle von P. caudatum bestehen nach SCHEWIAKOFF (1894) aus phosphorsaurem Kalk. „Sie werden von der Plasmacirculation umhergeführt und zeigen die Tendenz im vorderen und hinteren Körper- ende, d. h. in der Nähe der beiden contractilen Va- cuolen, sich anzusammeln.“ Dabei kommen sie dicht unter das Ektoplasma zu liegen, nehmen an Grösse allmählich ab, schmelzen gleichsam, wobei sie meist in kleinere Stücke zerbröckeln. Schliesslich schwinden sie. Da nie beobachtet werden konnte, dass sie per anum austreten, so vermuthet Sch., dass sie aufgelöst und im flüssigen Zustande durch die contractilen Vacuolen nach aussen entleert werden. Fig. 53. Paramaecium aurelia O.F.M. im Umriss, mit hervortretenden Exeret- körnehen, die am lebenden Thier durch Neutralroth gefärbt worden waren. Nach PROVAZER, 1897/1898. ProvAzer (1898) hat beobachtet, dass nach Färbung lebender Paramäcien mit Neutralroth nach einigen Stunden an den beiden Enden, sowie in 1 bis 3 Streifen um die Schlundregion dunkelroth gefärbte, hyaline Tröpfehen aus dem Körper hervortreten (Excretperlen ?). (Fig. 83.) Gelöstes Glyeogen wurde von MAurAs im Endoplasma von Paramaecium aurelia diffus vertheilt nachgewiesen. Protozoa. Paramaecium. 63 Eneystirung. Die Cystenbildung ist bei den Ciliaten schon längst bekannt und lässt sich bei gewissen Formen leicht beobachten. Obschon nun aber die Paramaecium-Arten zu den häufigsten Infusorien gehören und von jeher ein Lieblingsobjeet der Untersuchung gewesen sind, so sind doch Paramaecium-Cysten erst in der neuesten Zeit entdeckt worden. LINDNER (1899) beobachtete die Cysten von P. putrinum und PROVAZER (1899) die runden, hellen Cysten von P. bursaria, deren Wand aus einer gelblichgrünen, deutlich contourirten Membran besteht. PROVAZER hat auch das Auskriechen der Thiere aus der Cystenhülle beobachtet und beschrieben. Reizbarkeit. 1) Wirkungder Schwerkraft. Jensen (1892) hat nachgewiesen, dass sich die Paramäcien in einer offenen oder ver- schlossenen mit Wasser gefüllten Glasröhre immer am oberen Ende an- sammeln, sie sind negativ geotaktisch. Dabei sind es die Druck- differenzen, welche als Reize wirken. Jensen hat solche Röhren mit Paramäcien radiär auf der Uentrifugalscheibe befestigt und dabei constatirt, dass sich bei nicht zu schnellem Drehen die Paramäcien am centralen Ende der Röhre, also an der Stelle des niedrigsteu Druckes, ansammeln. Sosnowskı, J. (1899) zeigte, dass mechanische Reize, z. B. Er- schütterungen, den negativen Geotropismus vorübergehend in positiven umwandeln können. (Bei Erschütterung einer Wassersäule Ansammlung der Paramäcien an ihrem unteren Ende.) Verschiedene Oulturen können übrigens verschieden stark geotropisch sein. Auch hohe Temperaturen können vorübergehend positiven Geotropismus hervorrufen. Dabei ist das Temperaturminimum, das diese Erscheinung hervorruft, bei ver- schiedenen Culturen verschieden, das niedrigste beobachtete war + 24° 0. Maassgebend ist die absolute, nicht die relative Temperaturhöhe. Es giebt aber nach S. Öulturen mit so stark entwickeltem negativen Geotropismus, dass auch die höchsten möglichen Temperaturen unwirksam sind. Herabsetzung der Temperatur ruft keine Veränderung im Geo- tropismus hervor. Durch Zusatz geringer Mengen von Säuren oder Alkalien zu der Culturflüssigkeit kann man vorübergehend positiven Geotropismus hervorrufen und diese Erscheinung durch erneuten Zusatz wiederholt wieder erzeugen, wenn die Thiere vorher wieder negativ geotropisch geworden waren. Ebenso wirken Lösungen von Eiweiss, Casein, Gelatine, Zucker. 2) Lichtreize. Im Allgemeinen scheinen die Infusorien für Licht- reize wenig empfindlich zu sein. Nach Engermann (1882) sucht Par. bursaria (die Thiere sind fast immer mit Zoochlorellen erfüllt und davon grün gefärbt) bei Sauerstoff- mangel das Licht auf (ist dann also positiv phototaktisch), bei Sauerstofi- überschuss entfernt es sich aber vom Lichte. Das bevorzugte Licht ist das rothe. Dieses Verhalten steht offenbar in Beziehung zur Sauerstoff- ausscheidung der grünen Zoochlorellen unter Einwirkung des Sonnen- lichtes. 3) Röntgenstrahlen. Der Einfluss der Röntgenstrahlen auf Cili- aten wurde von ScHaupınn (1899) untersucht. Untersuchungsobject war die heterotriche Infusorienform Spirostomum ambiguum Enkee. Nach 4—5 Stunden zeigt sich eine Verlangsamung der Bewegung, nach 6 Stunden sinken die Thiere anf den Boden, die Wimperbewegung hört schliesslich auf, die Thiere sterben im ausgestreckten Zustande ab, ihr 64 Erstes Kapitel. langgestreckt perlschnurförmiger Kern zerfällt in die einzelnen Glieder. Auf andere Reize reagirt sonst S. durch starke Üontraction. 4) Elektrische Reize. Leitet man (Verworn 1889, 1897) durch eine Paramaecium-Cultur einen constanten Strom, „so stellen sich im Moment der Schliessung alle Paramäcien mit dem vorderen Körperpol nach der Kathode hin ein und schwimmen in dichter Schaar auf dieselbe los. In wenigen Secunden ist die Anode vollständig von ihnen ver- lassen und an der Kathode befindet sich ein diehtes Gewimmel, das bestehen bleibt, so lange der Strom geschlossen ist (Fig. 84). Wendet man jetzt den Strom in die entgegengesetzte Richtung, so dass zur Kathode wird, was vorher Anode war, und umgekehrt, so rückt die ganze Schaar in einheitlichem Haufen wieder nach der gegenüberliegenden Seite hinüber und bildet, wie vorher, eine Ansammlung an der neuen Kathode.“ Das Experiment kann beliebig oft wiederholt werden. „Oeffnet man den Strom schliesslich, so zertrennt sich die Ansammlung von der Kathode her und die Paramäcien vertheilen sich wieder gleichmässig in der ganzen Flüssig- keit.“ Die Paramäcien (und mit ihnen die meisten übrigen Ciliaten) Fig. 84. Galvanotaxis von Paramaecium. Der Pfeil giebt die Schwimmriehtung der Paramäcien an, die sich bereits alle an der kathodischen Elektrodenleiste angesammelt haben. Nach VERWORN, Allgem. Physiol. sind kathodisch galvanotaktisch. Dagegen sind die meisten Flagellaten anodisch galvanotaktisch.h Man kann also in einem Gemisch von katho- disch galvanotaktischen Infusorien und anodisch galvanotaktischen Flagel- laten die Infusorien von den Flagellaten sondern, wenn man durch die Culturflüssigkeit den galvanischen Strom leitet. Die Einstellung der Paramäcien in der Richtung der Kathode ge- schieht nach Lupuorr (1895) durch die Wimperthätigkeit. Unter der Ein- wirkung des Stromes werden die Wimpern an demjenigen Körpertheil, welcher der Anode zugekehrt ist, so erregt, dass sie stärker nach dem Hinterende schlagen; während die der Kathode zugekehrten Wimpern stärker nach vorn schlagen (Fig. 85 C, D). Bei der Einwirkung starker Ströme zeigen sich noch andere Erregungs- erscheinungen (Fig. 85 A, B\. Das der Anode zugekehrte Körperende zieht sich zipfelförmig aus, presst seine Trichocysten aus: Nach Los und Bouperrr (1898) sind diese Erregungs- und theilweise Zerstörungser- scheinungen secundär und entstehen in Folge der Elektrolyse der Cultur- flüssigkeit, wobei Stoffe (Laugen) abgesondert werden, welche in der angegebenen Weise auf den Körper der Infusorien einwirken. LoEB und BoupGert haben gezeigt, dass, wenn man zu einer Flüssigkeit, in welcher sich Paramäcien befinden, von einer Seite einen Tropfen O,1-proc. NaHO-Lösung hinzufügt, genau dieselben Erscheinungen (Zipfel- Protozoa. Paramaecium. 65 bildung, Auspressung der Trichocysten) am Hinterende der Paramäcien eintreten, wie beim Durchleiten eines galvanischen Stromes. Bıruxorr hat (1899) erneute Untersuchungen über Galvanotaxıs an P.caudatum angestellt. Er untersuchte die Einwirkung unterbrochener Ströme und bediente sich dabei des Du Boıs-Reymonp’schen Inductions- Fig. 85. Paramaecium aurelia O.F.M. Elektrische Erregungserscheinungen. A un- gereiztes Individuum, B Wirkung eines starken Stromes; das anodische Ende hat sich zipfel- förmig zusammengeschnürt und seinen Trichocysteninhalt ausgestossen; € Schwinglage der Wimpern (es ist nur der Körperumriss gezeichnet): an der Anode sind die Wimpern stärker nach dem spitzen hinteren Körperpol gebogen, an der Kathode mehr nach dem stumpfen Vorderende ; D dasselbe bei umgekehrter Körperlage. Nach LUDLOFF 1895 aus VERWORN, Allgem. Pysiologie. apparates. Nach seinen Untersuchungen handelt es sich bei der Galvano- taxis 1) um die kataphorische Wirkung des Stromes, die sich in gleicher Weise an anderen, auch leblosen Körperchen (Carminpartikelchen, Stärke- partikelchen, Lycopodiumsamen) geltend macht, und 2) um eine all- gemeine Erregung der Paramäcien (nach Verworn und LupLorr wäre es eine polare Erregung). Die Hauptresultate fasst Bırukorr in folgenden Sätzen zusammen: Unter der Einwirkung von Inductions- strömen bewegen sich die Paramäcien immer in jenen Theilen des Tropfens fort, wo die Stärke des ceirculirenden Stromes die geringste ist, und lagern sich an der Oberfläche der Elektrode so, dass sie die Theile derselben frei lassen, wo die Dichtigkeit des Stromes am grössten ist. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 5 66 Erstes Kapitel. Die Infusorien bewegen sich bei unterbrochenem Inductionsstrome zu jenem Pole fort, wo das Minus des stärkeren Schlages ist, und bei Ausschluss der Schläge einer Richtung zum Minus des thätigen Schlages. Bei einer Vergleichsuntersuchung constatirt BIRUKOFF, dass Carmin, Stärke und Lycopodiumsamen unter dem Einflusse eines Inductions- stromes sich in jenen Theilen des Tropfens fortbewegen, wo der stärkste Strom eirculirt, und dass sie immer jene Theile der Elektrode ein- nehmen, wo die Dichtigkeit des Stromes am stärksten ist, dort, wo der schwächste Strom eirculirt, unbeweglich bleibend. Sie bewegen sich dabei zu jenem Pole hin, wo das Minus des stärkeren Schlages ist, und bei Ausschluss von Schlägen der einen Richtung zum Minus des thätigen Schlages. Wenn man bei Anwendung der HermHortz’schen Vorrichtung den Oeffnungs- und Schliessungsschlag fast ganz gleich stellt, so bewegen sich weder die Infusorien, noch die Carminpartikelchen, Stärkepartikelchen etc. nach einem der beiden Pole zu. Die Infusorien eilen vielmehr in jene Theile des Tropfens, wo ein schwächerer Strom circulirt. Dabei bewegen sie sich in einer Richtung fort, welche senkrecht zur Richtung des Stromes liest. Üarmin und Stärke bleiben bewegungslos. Der Unterschied im Verhalten der Paramäcien einerseits und der leblosen Carmin- und Stärkepartikelchen andererseits erklärt sich demnach nach BIRUKOFF aus der allgemeinen Erregbarkeit der Infusorien, welche sie zwingt, aus jenen Stellen, wo der Strom stärker ist, dorthin zu wandern, wo er schwächer ist. Wichtig ist der von Los, BoupeEerT und Birukorr geleistete Nachweis, dass die Paramäcien in physiologischer Kochsalzlösung (0,6-°/,) anodisch galvanotaktisch, in Eiweisslösungen dagegen wiederum kathodisch galvanotaktisch sind. Wie leicht ersichtlich, bestehen noch manche Widersprüche in den Untersuchungsresultaten, die zu erneuten Experimenten auffordern. 26° 38° Fig. 86. Thermotaxis von Paramaecium. In einer schwarzen Ebonitwanne von 10 em Länge befinden sich zahlreiche Paramäcien, die sich bei einseitiger Erwärmung der Wanne auf über 24—28° alle nach der kühleren Seite hin bewegen. Nach MENDELS- SOHN 1895, aus VERWORN, Allgem. Physiologie. 5) Thermische Reize. Ihre Wirkung wurde von MENDELSSOHN (1895) bei Paramaecium aurelia untersucht. Es zeigte sich, dass die Thiere für thermische Reize sehr empfindlich sind, aber nur für Intensitäts-Differenzen. Wenn im Wasser eine gleichmässige, con- stante Temperatur herrscht, so zeigen die Paramäcien keine be- stimmte Reaction. Es genügt aber eine ganz minimale locale Erhöhung oder Herabsetzung der Temperatur, um die Paramäcien positiv oder Protozoa. Paramaecium. 67 negativ thermotaktisch zu machen. M. hat festgestellt, dass die Para- mäcien selbst dann noch thermotaktisch reagiren, wenn der Unterschied zwischen den Temperaturen des Mediums an beiden Enden ihres Körpers nur 0,019 © beträgt. Bei Temperaturen von über 24-—28° C sind die Paramäcien negativ thermotaktisch, sie verlassen dieses Medium und sammeln sich in kühleren an; bei Temperaturen unterhalb 24—28° sind sie positiv thermotaktisch, sie verlassen die kühleren Stellen. Die Tem- peratur von 24—28° stellt also für P. aurelia das Wärmeoptimum dar. Im Uebrigen gilt auch für Paramaecium das Gesetz, dass innerhalb gewisser Grenzen zunehmende Temperatur auf alle Lebensvorgänge erregend und belebend einwirkt. 6)Mechanische Reize. Oben wurde erwähnt, dass Erschütterungen bei Paramaecium die negative Geotaxis in positive umwandeln können. Es wurde ferner (JEennınas 1897) constatirt, dass mechanisch ge- reizte Paramäcien (P. caudatum) durch Stillstehen, Sichumdrehen auf den Rücken und Rückwärtsschwimmen reagiren. Paramaecium ist aber gegen solche Reize nach den neuesten Untersuchungen JENNINGs’ (1900) nur am Vorderende empfindlich, nur hier gereizt, reagirt es in der angegebenen Weise. Dagegen ist Spirostomum an allen Stellen der Körperoberfläche für mechanische Reize empfindlich, reagirt aber immer in derselben Weise (Stillstehen, Umdrehen, Rückwärtsschwimmen), gleichgültig, ob der Körper vorn, hinten, dorsal oder ventral gereizt wird. A B Fig. 57. Thigmotaxis von Paramaecium. A Ein Individuum in Berührung mit einer Fliesspapierfaser. Die Wimpern, welche die Faser direet berühren, stehen vollkommen still. B Ansammlung von Paramäcien um ein Fliesspapierstückehen unter dem Deckglas. Nach JENNINGS, 1897, aus VERWORN, Allgem. Physiologie. 7) Contactreize. Die Reaction auf den Reiz, welcher durch Be- rührung eines festen Körpers erfolgt, wird als Thigmotaxis bezeich- net. JENNINnGs hat 1897 gezeigt, dass Paramaecium in ganz charak- teristischer Weise thigmotaktisch reagirt. Kommt P. mit irgend einem beliebigen festen Körper in Contact, so legt es sich ihm an; diejenigen Cilien, die mit ihm in Berührung kommen, stehen still und bleiben unbe- weglich senkrecht vorgestreckt (Fig. 87), während sich auf dem Peristom die Wimperbewegung energisch fortsetzt und einen mundwärts gerichteten Strudel erzeugt. Die Bewegung der übrigen locomotorischen Wimpern hingegen erlahmt fast vollständig. Wird der feste Gegenstand beseitigt, so treten alle locomotorischen Cilien wieder in Thätigkeit, und das Para- maecium schwimmt geradlinig davon. Wenn durch eine Oultur thigmotaktisch ruhender Paramäcien ein constanter elektrischer Strom geleitet wird, so schwimmen die Para- mäcien nicht, wie sonst, zu der Kathode, sondern verharren auf dem HF 68 Erstes Kapitel. festen Gegenstand, obschon ihre Cilien in regelmässigen kurzen Zwischen- räumen die früher beschriebene Reaction auf elektrische Reize aufweisen, die ebenso oft durch die thigmotaktische Reaction unterbrochen wird, welche die Oberhaud behält. 8) Chemische Reize. Die Erscheinungen der Chemotaxis bei Paramaecium sind von Jennıngs 1897 sehr genau untersucht worden. P. ist exquisit positiv chemotaktisch gegenüber im Wasser ge- löster Kohlensäure. Ueberhaupt ist P. positiv chemotaktisch gegenüber allen schwachen Säuren und sauer reagirenden Lösungen. Wird aber ein gewisser Uoncentrationsgrad überschritten (auch bei der Kohlensäure- lösung), so reagiren die Infusorien negativ chemotaktisch. P. ist negativ chemotaktisch gegenüber der eigenen Culturflüssigkeit, welche pflanz- liche Zerfallsproducte enthält und alkalisch reagirt, es ist überhaupt gegen alle alkalisch reagirenden und gegen viele neutrale Lösungen negativ chemotaktisch. Gegenüber destillirtem Wasser ist P. positiv chemotaktisch. Indifferent ist Paramaecium z. B. gegenüber Zucker- und Glycerin- lösungen. Durch die Einwirkung der Lösungen, gegenüber welchen sich die P. positiv chemotaktisch verhalten, wird die Reaction auf den elektrischen Strom abgeändert. Die Infusorien schwimmen wohl so lange in der Richtung der Kathode, als sie sich im Bereiche der betreffenden Lösung befinden; sobald sie aber an der Grenze dieses Bezirkes angelangt sind, können sie zu der Ueberschreitung dieser Grenze nur durch sehr starke und lange anhaltende elektrische Ströme veranlasst werden. JENNINGs hat genauer erforscht, wie sich jedes einzelne Paramaecium- Individuum bei Einwirkung von thermischen, mechanischen und chemischen Reizen verhält; er hat untersucht, durch welche speciellen motorischen Re- actionen die taktischen Erscheinungen zu Stande kommen. Auf alle solche Reize reagirt Paramaecium nach J. immer und unabänderlich in derselben Weise. Wird das Thier gereizt, so hält es an, schwimmt sofort rück- wärts, dreht sich um, und schwimmt dann wieder geradlinig vorwärts, und zwar so lange bis ein neuer Reiz auf dasselbe einwirkt. Dabei bildet die Linie oder Bahn, in der das Thier wieder vorwärts schwimmt, mit derjenigen, in der es eben auf den erfolgten Reiz hin rück- wärts schwamm, einen spitzen Winkel (Fig. 89). Die allgemeine Wirkung dieser Reflexbewegung ist die, den Organismus aus der Einflusssphäre des Agens zu entfernen und ihn vor dem Wiedereintritt in dieselbe zu bewahren. Dass aber durch diese blinde Reflexbewegung das Thier auch geschädigt werden kann, geht aus folgendem Versuch hervor. In einer Paramaeciumcultur (etwa unter einem Öbjectträger) ruhen Paramäcien, thigmotaktisch mit dem Vorderkörper einem festen Körper anliegend. Dem Wasser wird nun hinter dieser Gruppe von Paramaecien ein Tröpfchen einer, negative Taxis hervorrufenden, Lösung zugefügt. So- bald nun das diffundirende Agens die Gruppe von Paramäcien erreicht, zeigen sie die charakteristische Bewegungsreaction, sie schwimmen rück- wärts und gerathen dabei in den dichteren Theil der verwendeten Lösung, wo sie der Tod ereilt. Das Sichansammeln von Thieren in Medien, denen gegenüber sie sich positiv taktisch verhalten, lässt sich an folgendem speciellen Fall erklären (Fig. 88). Die Paramäcien sind gegenüber einer schwachen Lösung von Kohlensäure positiv, gegenüber einer concentrirten negativ chemotaktisch. Protozoa. Paramaecium. 69 Fügt man einer Deckglascultur von gleichmässig zerstreuten Paramäcien mit einer fein ausgezogenen Pipette ein Bläschen Kohlensäure hinzu und lässt man diese Blase im Wasser sich diffundiren, so entsteht ein Hof im Wasser, an dessen Peripherie eine schwache, in dessen Centrum eine starke Lösung von Kohlensäure vorhanden ist. Alle Paramäcien, die Fig. 55. Chemotaxis von Paramaecium aurelia. A Chemotaktisches Deck- glaspräparat: mit einer Capillarpipette ist ein Flüssigkeitstropfen unter das Deckglas ge- führt worden, der negativ chemotaktisch wirkt. B Positiv chemotaktische Ansammlung, € Desgleichen bei zu hoher Concentration der betreffenden Lösung: die Paramäcien haben sich ringförmig im Optimum der Coneentration angesammelt. D Eine Kohlensäure- und eine Luftblase sind unter dem Deckglas: die erstere (links) wirkt positiv chemotaktisch ; die letztere ist indifferent. E Dasselbe Präparat einige Minuten später: die Kohlensäure ist in das umgebende Wasser diffundirt und hat durch ihre zu hohe Concentration die Para- imäcien vertrieben bis dahin, wo sie ihr Kohlensäureoptimum finden. Nach JJENNINGS 1897, aus VERWORN, Allgem. Physiologie. 70 Erstes Kapitel. beim Herumschwimmen zufällig an die Grenze des Hofes gelangen, über- schreiten diese und treten, ungereizt, in den ringförmigen Bezirk der schwachen (positiv chemotaktisch wirkenden) Kohlensäurelösung ein, in der sie vorwärts schwimmen, bis sie an eine Stelle kommen, wo die Lösung so concentrirt geworden ist, dass sie negativ chemotaktisch wirkt. In diesem Augenblick werden sie gereizt, schwimmen rückwärts, drehen sich und schwimmen in einem Winkel wieder vorwärts, bis sie eventuell zum zweiten Male, an der Grenze der stärker concentrirten Lösung an- gekommen, gereizt werden und wieder jene Reflexreaction zeigen. Schliesslich können sie bei ihrem Hin- und Herschwimmen an der äusseren Grenze der Zone schwacher Lösung ankommen. Hier wirkt nun die kohlensäurearme Culturflüssigkeit als Reiz, die Paramäcien reagiren wieder durch Zurückschwimmen etc. So finden sich die Paramäcien in der ringförmigen Zone der schwachen Kohlensäurelösung wie gefangen, sie schwimmen hin und her und werden regelmässig an ihrer äusseren und inneren Grenze zurückgeworfen. Inzwischen sind zahlreiche, viel- leicht alle Paramäcien bei ihrem Schwimmen in diese ringförmige Zone, die das Optimum des Kohlensäuregehaltes darstellt, hineingerathen und in ihr zurückgehalten worden. Die ringförmige Zone hat sich inzwischen in demselben Maasse erweitert und vergrössert, als die Kohlensäure aus dem Bläschen in das umgebende Wasser diffundirte, während die centrale, paramäcienlose Zone concentrirterer Kohlensäurelösung sich ebenfalls vergrösserte. Fig. 89. Die Schwimm- bahn von Paramaecium in einer positiv chemotaktisch wirkenden Lösung. Die Pfeile geben die Richtung des Vor- wärtsschwimmens an, die punktirten Linien die rück- wärts schwimmend zurückge- legten Strecken. Die Figur ist in Anlehnung an eine Abbil- dung von FAGGIoLI (1894) gezeichnet. Psychologie von Paramaecium. Jmnnings (1899) entwickelt, kurz und frei zusammengefasst, folgende Gedanken. Wenn man das Gebahren der Paramäcien beobachtet, so könnte man zu der Ansicht ge- langen, dass sie willkürliche Bewegung haben: sie stehen ohne Ursache plötzlich still und schwimmen rückwärts, dann wieder vorwärts u. S. w. Man könnte glauben, dass sie Gefühle der Zuneigung und Abneigung empfinden, dass sie eine Vorliebe für eine bestimmte Temperatur, für saure Lösungen, ganz besonders aber für eine bestimmte Nahrung haben. Auf relativ grosse Distanzen wissen sie Bacterienhaufen zu entdecken, an denen sie sich bald in grossen Mengen ansammeln und die sie begierig fressen. Das Auffinden der Nahrung auf grössere Distanzen scheint eine gewisse Schärfe ihrer Sinne vorauszusetzen. Sie scheinen sociale Instincte zu haben, denn in einer anfänglich zerstreuten Cultur bilden sich bald Gruppen und grössere Ansammlungen. Protozoa. Paramaecium. 71 In Wirklichkeit ist alles auf wenige automatische Reactionen, die oft für sehr verschiedene Reize identisch sind, zurückzuführen : Ein Paramaecium, welches ungestört, geradlinig dahinschwimmt, stösst auf eine Zoogloea und steht thigmotaktisch still. (Dasselbe würde ge- schehen, wenn es mit irgend einem anderen festen Gegenstand, einem Stückchen Papier, Baumwolle, Schwamm etc., in Berührung käme.) Die Cilien auf dem Peristomfeld und die undulirende Membran im Cyto- pharynx aber bewegen sich energisch weiter und erzeugen einen mund- wärts gerichteten Wasserstrudel, der die Bacterien in den Schlund hineintreibt. (Derselbe Strudel wird von den thigmotaktisch ruhenden Infusorien erzeugt, wenn gar keine Nahrung in der Nähe ist. Eine Auswahl der Nahrung findet nicht statt, alle im Wasser suspendirten oder schwimmenden Partikelchen, die kleiner sind als der Durchmesser des Schlundes, einerlei ob verdaulich oder unverdaulich, gerathen in den Schlund und dann in das Endoplasma.) Zu dem ersten Paramaecium gesellen sich bald weitere hinzu, und bald ist die Zoogloea von einem ganzen Haufen sich gegen sie vordrängender Paramäcien bedeckt. Von diesen sind die einen, wie das erste Individuum, auf ihrer Schwimmbahn mit der Zoogloea in Berührung gekommen und thigmotaktisch still ge- standen. Da aber die Paramäcien wie alle Thiere (auch für Paramaecium ist das experimentell nachgewiesen) selbst Kohlensäure absondern, so bildet sich um die ersten Ankömmlinge (die thigmotaktisch ruhen) bald eine, nachher stetig sich vergrössernde, Zone einer schwachen Kohlen- säurelösung, die ihrerseits auf die zerstreuten Paramäcien der Cultur in der oben geschilderten Weise positiv chemotaktisch wirkt. Merotomie. Untersuchungen über das Regenerationsvermögen der Infusorien (besonders an Stentor angestellt) haben gezeigt, dass abge- schnittene Bruchstücke des lebenden Körpers niemals sich zu completen Thieren regeneriren, wenn sie nicht wenigstens ein Bruchstück des Makro- nucleus enthalten. Paramaecium hat ein geringes Regenerationsver- mögen. Nach Bauzranı (1895) können kernlose Stücke unter Umständen noch Nahrung aufnehmen, vermögen sie aber nicht zu verdauen; kern- haltige aber behalten das Vermögen der Verdauung bei. Fortpflanzung. Die einzige bekannte Art der Fortpflanzung von Paramaecium ist die durch Quertheilung im beweglichen Zustande. Theilung im ruhenden (encystirten) Zustande, wie sie bei vielen anderen Infusorien vorkommt, ist bei P. nie beobachtet worden, obschon P. zu den häufigsten, oft und genau beobachteten, Formen gehört. Der Theilungsvorgang verläuft bei Paramaecium aurelia in der Hauptsache folgendermaassen (Fig. 90 u. 91): Die ersten Verände- rungen treten an den beiden Mikronuclei undam Cytopharynx auf. Die ersteren schicken sich zur Theilung an, die eine besondere Form der mitotischen Theilung ist, für welche der Hinweis anf die Ab- bildungen genügen mag. Das Peristomfeld wird undeutlich. Das Cyto- stoma.verlängert sich nach hinten und bekommt die Form einer Spalte, deren vorderer und deren hinterer Mundwinkel erweitert sind, der vordere, dem alten Cytostoma entsprechende, stärker als der hintere, welcher letztere die Anlage des neuen Cytostoma darstellt. Der Cytopharynx selbst bildet nach hinten eine sackförmige Ausbuchtung, die erste Anlage eines neuen Cytopharynx. Während also der alte Cytopharynx sich erhält und zum Schlunde des vorderen Tochterthieres wird, ist der Schlund 72 Erstes Kapitel. des hinteren Tochterthieres ein Abkömmling, gewissermaassen eine Knospe, des alten Cytopharynx. In ihm tritt sofort eine neue undu- lirende Membran auf, während sich die alte im alten Cytopharynx erhält. Das Cytostoma schliesst sich sodann in seinem mittleren, spaltförmig verengerten Theile, wodurch das neue hintere Cytostoma sich voll- ständig vom vorderen alten trennt. Beide führen noch eine kurze Fig. 9. Paramaecium aurelia 0. F.M. Quertheilung. Combinirtes Bild. 7 Neue pulsi- rende Vacuole im vorderen Tochter- thier, 2 vordere Hälfte des sich ami- totisch theilenden Makronucleus, 3 vordere pulsirende Vacuole des Mutterthieres (hintere des vor- deren Tochterthieres), 4 neu auf- getretene vordere pulsirende Va- euole des hinteren Tochterthieres, 5 hintere pulsirende Vacuole des Mutterthieres, 6 hintere Hälfte des sich amitotisch theilenden Makronucleus, 7 Cytopharynx des hinteren Tochterthieres, durch Knospung aus dem vorderen (9) entstanden, 8 und 10 mitotische Theilung der beiden Mikro- nuclei, 9 Cytopharynx des vorderen Tochterthieres, aus dem Cytopharynx des Mutter- thieres direet hervorgegangen. Fig. 91. A Paramacium caudatum. Theilungsstadium des Mikronucleus, nach HeErTwIG 1895. B und © Paramaecium aurelia. Cytostoma und Cytopharynx in zwei Stadien während der Theilung des Thieres. 7 alter Cytopharynx, aus welchem der neue Cytopharynx (2) des hinteren Tochterthieres dureh Knospung entsteht, 3 hinterer Mundwinkel des spaltförmig verlängerten Cytostoma, aus ihm wird das Cytostoma des hinteren Tochterthieres. Z vorderer Mundwinkel, aus ihm wird das Cytostoma des vorderen Tochterthieres. Nach R. HERTwIG 1889. Zeit lang in einen ungetheilten Cytopharynx, von dem sich aber bald die sackförmige Anlage des hinteren, neuen Cytopharynx abschnürt (Sanduhrform, Schwund des Verbindungsstückes). Inzwischen ist die Mitose der beiden Mikronuclei so weit ge- diehen, dass sie lange, den Körper in der Längsrichtung durchziehende Fäden darstellen, die am vorderen und hinteren Ende knopfförmig ver- diekt sind. Jede der beiden Verdiekungen enthält die Hälfte der chro- matischen Substanz des Mikronucleus. Das achromatische, lang aus- Protozoa. Paramaecium. 13 gezogene Verbindungsstück ist faserig differenzirt, besonders deutlich ist die Längsfaserung in einer auffallenden, mittleren, blasigen An- schwellung von spindelförmiger Gestalt. Jetzt fängt auch der Makro- nucleus an, sich in die Länge zu strecken und an der Ventralseite be- einnt eine Ringfurche, die Theilungsfurche, von der Oberfläche in die Tiefe des Körpers einzuschneiden. Die Cytostomata rücken noch weiter auseinander und stellen sich in die ventrale Mittellinie ihrer respectiven Körperhälften ein. Die Theilungsfurche breitet sich rings um den Körper aus und schneidet immer tiefer ins Körperinnere ein. Das Verbindungsstück zwischen den beiden Theilstücken eines jeden Mikronucleus ver- schwindet, so dass die Theilstücke als Tochtermikronuclei ganz selbst- ständig werden. Der Makronucleus wird zuerst stabförmig, dann schnürt er sich in der Mitte seiner Länge ein. Schliesslich hängt der vordere Theil mit dem hinteren nur durch einen dünnen Verbindungs- faden zusammen, und wenn dieser zerreisst, so ist auch die Theilung des Mikronucleus, sie ist eine amitotische, vollendet. Die vor- dringende Ringfurche zertheilt den Körper nun vollständig in die beiden Tochterthiere. Beide haben ihr Cytostoma und ihren Öyto- pharynx, und jedes ist wieder mit einem Makronucleus und zwei Mikro- nuclei ausgestattet, den Theilproducten des alten Makronucleus und der alten Mikronudlei. Was die pulsirenden Vacuolen anbetrifft, so tritt während des Theilungsvorganges vor jeder der beiden alten eine neue auf, so dass bei erfoleter Theilung jedes Tochterthier wieder zwei hat, eine der beiden alten und eine neu gebildete. Das Wimperkleid des Mutterthieres geht direet in das der beiden Tochterthiere über. Der ganze Theilungsvorgang spielt sich bei P. aurelia in ca. 2 Stunden ab. Unter günstigen Ernährungsbedingungen wachsen die Tochter- thiere rasch zur Grösse des Mutterthieres heran, um sich bald wieder durch Theilung zu vermehren. Nach Mauras (1888), bestätigt von Joukowsky (1898), ist die Schnelligkeit der Vermehrung von folgenden Factoren abhängig: 1) vom eigenen Temperament der Art, 2) von der biologischen Anpassung hinsichtlich der Nahrung, 3) von der Qualität und Quantität der Nahrung und 4) von der Temperatur. Paramaecium caudatum theilt sich in 24 Stunden bei einer Tempe- ratur von 15—17° © durchschnittlich einmal, bei 17-—20° C zweimal. Ganz ähnlich verhält sich P. aurelia. P. bursaria theilt sich bei 13—15° © einmal in 2—3 Tagen. Aus diesen und anderen Beobachtungen ergiebt sich der bedeutende Einfluss der Temperatur auf die Schnelligkeit der Vermehrung. Senile Degeneration von ÖCulturen. Mauras (1888, 1889) hat verschiedene Formen von Infusorien in strenger Inzucht und unter genauer Controle monate- und jahrelang cultivirt und z. B. bei P. aurelia die ganze Descendenz eines isolirten Individuums während 2 Monate beobachtet. Er constatirte bei solchen Inzuchten das schliessliche Eintreten einer senilen Degeneration, deren Erscheinungen er bei Stylonychia pustulata und St. mytilus, Onychodromus grandis, Oxytricha und Leucophrys patula genauer untersuchte: zunehmende Verkleinerung bei zunehmender Zahl 74 Erstes Kapitel. der Generationen, Erscheinungen der Atrophie am oralen Wimperapparat, Schrumpfen des Körpers, Auftreten von Krüppelformen, die unfähig sind zu leben und sich fortzupflanzen, Degradation des Kernapparates. Es kann sich zuerst eine partielle. dann eine totale Atrophie des Mikro- nucleus einstellen, die indessen die Thiere nicht verhindert, sich noch einige Generationen hindurch durch Theilung fortzupflanzen. Die De- generation ergreift schliesslich auch den Makronucleus, und die Culturen sterben ab. Bei Stylonychia pustulata und Onychodromus grandis wurde bei Individuen in seniler Degeneration befindlicher Culturen, nach schon längst erfolgtem Schwunde des Mikronucleus, eine allgemeine Neigung zur Conjugation beobachtet. Die Conjugation blieb aber unfruchtbar und führte zum Tode der ÜConjugirten. Culturen verschiedener Arten wurden bis zum Aussterben verfolgt. Die eine Cultur (von Stylonychia pustulata) bestand aus den Abkömm- lingen eines Individuums, das eine fruchtbare Conjugation eingegangen war. Das vollständige Aussterben der Cultur erfolgte in der 316. Gene- ration. Conjugation (Karyogamie). Unter Conjugation versteht man bei den Protozoen eine unter bestimmten Bedingungen erfolgende, vor- übergehende, gewöhnlich nur partielle, Verschmelzung von zwei Indi- viduen, die als Gameten bezeichnet werden, und dabei erfolgenden Austausch von chromatischer Kernsubstanz. Die Erscheinungen der Conjugation sind- bei mehreren Infusorienformen eingehend studirt worden, ganz besonders genau bei Paramaecium. Die Bedingungen, unter denen fruchtbare Conjugation eintreten kann, sind nach Mauras (1889): 1) Conjugationsreife, 2) Nahrungsmangel, 3) möglichst entfernte Verwandtschaft der conjugirenden Individuen einer Art. 1) Conjugationsreife. Es existirt in der Reihe der Generationen eine Periode der Conjugationsreife, während welcher allein fruchtbare Conjugationen stattfinden können. Vorher giebt es auch bei fastenden Thieren keine Conjugationen, und nachher bleiben die Öonjugationen, wenn sie noch vorkommen, steril und führen zum Tode der conjugirenden Gameten. Bei Leucophrys patula dauert die Periode der Üonjugationsreife ungefähr von der 300. bis 450., bei Onychodromus grandis von der 140. bis 230., bei Stylonychia pustulata von der 130. bis 170./180. Generation. Besondere morphologische Merkmale der Conjugationsreife scheinen im Allgemeinen nicht zu existiren. Immerhin wurde bei Oxytrichiden (Onychodromus, Stylonychia), die normaler Weise 6—-8 Mikronuclei be- sitzen, die Beobachtung gemacht, dass die Zahl der Mikronuclei bei conjugirenden Individuen durchschnittlich auf 2 reducirt ist. Ferner sind es immer kleine Exemplare, die conjugiren. Während Par. caudatum leicht eine Grösse von 300 u erreicht, sind die Gameten dieser Art durchschnittlich nur 180—210 u lang. Die geringe Grösse findet ihre Erklärung darin, dass die Thiere sich während des Fastens theilen. Es giebt Formen, die sich während des Fastens, vor der Conjugation, bis 4- und 5mal theilen und bei denen in Folge dessen die conjugirenden Individuen (Gameten) wirklich zwerghaft sind (Leucophrys, Prorodon, Didinium, Enchelys). Protozoa. Paramaecium. 15 2) Nahrungsmangel. Während der Periode der Conjugations- reife tritt Conjugation nur bei Nahrungsmangel auf. Durch Nahrungs- entzug kann man Conjugationen herbeiführen, durch Nahrungszufuhr zu jeder Zeit verhindern. 3) Möglichst entfernter Grad der Verwandtschaft. Nach ausgedehnten, an Leucophrys patula, Onychodromus grandis, Stylo- nychia pustulata, Loxophyllum fasciola angestellten Beobachtungen eonjugiren Individuen eines und desselben Stammes, die von dem gleichen Thier abstammen, auch dann nicht, wenn bei ihnen die übrigen Bedingungen zur Conjugation erfüllt sind (Nahrungsmangel, Conjugations- reife). Vermischt man aber Zuchten conjugationsfähiger Individuen ver- schiedener Culturen, die nicht derselben Generationsfolge angehören, so treten so massenhaft fruchtbare Conjugationen auf, dass man von Conjugationsepidemien spricht. Joukowsky hat 1898 die Mauras’schen Untersuchungen über die Bedingungen des Eintrittes der Conjugation nachuntersucht und ist dabei vielfach zu anderen Resultaten gekommen. Bei 2 getrennten Culturen von Pleurotricha lanceolata Enke. die von 2 Exemplaren her- rührten, die aus einer Oonjugation hervorgegangen waren, konnte J. nach 8 Monaten noch keine Degenerationserscheinungen nachweisen, obschon die Zahl der Generationen bei der einen Cultur 458 erreicht hatte. Mischungen zwischen den Individuen verschiedener Culturen führten nie zu Conjugationen, obschon J. die Thiere nach den Angaben Maupas’ hungern liess. Dasselbe hatte MAauras bei Stylonychia mytilus fest- gestellt. Erst nach 9 Monaten, als J. die Versuche abbrach, konnte er ab- normale Erscheinungen am Kern beobachten. Auch bei Paramaecium caudatum (2 Öulturen, die eine bis zu 150, die andere bis zu 170 Generationen) konnte J. nicht mit Sicherheit Degenerationserscheinungen am Kern nachweisen, wohl aber Schwund der Cilien an der Oberfläche. Bei P. putrinum scheint nach J. die Conjugationsreife schon nach 7 oder 8 Theilungen einzutreten, also eigentlich immer vorhanden zu sein. Auch spielt bei dieser Art die nahe Verwandtschaft conjugirender Thiere keine Rolle. J. isolirte ein Thier, welches eben conjugirt hatte, und fand schon am 5. Tage unter den Descendenten (über 200 Exemplare) Exemplare in Öonjugation. Er isolirte wiederum solche conjugirenden Exemplare und konnte wiederum dasselbe constatiren. Bei weiteren Wiederholungen des Versuches dasselbe Resultat. Die Angaben von Mauras über den Einfluss des Hungers auf den Eintritt der Conjugation bei Infusorien sind 1899 von R. Hrrrwıc be- stätigt worden. ProwAzek bestätigte 1899 für Stylonychia pustulata O.F.M., dass die Nachkommen eines und desselben Thieres nicht miteinander conjugiren. In keiner der Culturen, die von einem einzigen Mutterthier abstammten, trat Conjugation auf. Dagegen liess die Theilungsenergie bald nach, und die Thiere encystirten sich. Bei Vermischung von Culturen trat Conjugation ein. Tageszeit und Dauer der Oonjugation. Bei Paramaecium caudatum erfolgt die Conjugation immer gegen Ende der Nacht und in den ersten Morgenstunden. Sie dauert bei einer Temperatur von 20—25° C ca. 12 Stunden, ebenso bei P. aurelia bei 25°C, während bei 15°C die Conjugation dieser letzteren Form 24 Stunden dauert. 76 Erstes Kapitel. Der Vorgang der Conjugation (Param. caudatum, mit einem Mikronucleus Fig. 92). Zwei Individuen (Gameten) legen sich mit der Bauchseite, Mund gegen Mund, der Länge nach aneinander. Der Mikronucleus eines jeden Gameten tritt in mitotische Theilung. Die beiden Tochtermikronuclei theilen sich wieder, so dass jeder Gamet 4 Enkelmikronuclei bekommt, die, unter sich völlig gleich, ohne bestimmte Regel, im Plasma zerstreut sind. Alle 4 Enkelmikronuclei schicken sich wieder zur Theilung an, aber nur bei einem wird die Theilung perfect; die 3 anderen hingegen zerfallen und verschwinden durch Resorption. Der Mikronucleus, an dem sich die Theilung vollzieht, ist derjenige, der zufällig dem Munde zunächst liegt. Er befestigt sich mit einem Ende am Exoplasma, dicht vor dem Munde, streckt sich in die Länge und theilt sich mitotisch so, dass der eine seiner Tochterkerne, der männliche Kern oder Wanderkern, beim Munde bleibt, während der andere, der weibliche oder statio- näre Kern, ins Körperinnere zu liegen kommt. Obschon nun ein sichtbarer Unterschied zwischen Wanderkern und stationärem Kern nicht existirt, so ist doch ihre durch ihre Lage bedingte Rolle eine ver- schiedene, indem der stationäre Kern in dem Paramaecium- Individuum (Gamet), dem er angehört, zurückbleibt, während der Wanderkern durch die beiden aneinander seschmiegten Cytostomata in den gegenüber liegenden Gameten hinübertritt. Dabei gleitet der Wanderkern des rechts- seitigen Grameten .immer dicht über den Wanderkern des linksseitigen conjugirenden Gameten hinweg (Fig. 92). Ist der Austausch der Wanderkerne erfolgt, so verschmilzt der stationäre, zurückgebliebene Kern eines jeden GametenmitdemvondemanderenGametenherrührenden Wanderkern (Fig. 92, 7). Dieser Austausch des Wanderkernes und seine Verschmelzung mit dem stationären Kerne ist das Wesent- liche beim Conjugationsvorgange (Karyogamie). Der neue Kern, der so in jedem Gameten entstanden ist, kann als conjugirter Kern, Frischkern oder Synkaryon bezeichnet werden. Jetzt lösen sich die beiden Paarlinge voneinander los und schwimmen ein jeder seiner Wege. Die Lostrennung erfolgt zuletzt am Munde. Der Cytopharynx, der während der Conjugation ver- schwunden war, bildet sich wieder, so dass wenige Stunden nach der Lostrennung die Exconjugirten wieder Nahrung zu sich nehmen können. Der Makronucleus blieb zunächst von den Vorgängen der Conjugation ganz unberührt. Erst wenn sich die Gameten wieder trennen, treten an ihm Erscheinungen der Deformation auf. Er zerfällt dann, und die Producte seines Zerfalles, kleine kuglige Körperchen, werden schliesslich resorbirt. Nach vollzogener Conjugation beginnt in jedem Individuum sofort die Periode der Reconstitution desKernapparates(Fig.93). Der conjugirte Kern (Synkaryon) theilt sich 3mal hintereinander, und zwar wiederum mitotisch. Von den 8 Kernen, die so gebildet werden, kommen 4 in den vorderen, 4 in den hinteren Körpertheil zu liegen. Die 4 vorderen wachsen stark und stellen 4 Makronucleus-Anlagen dar. Von den hinteren entwickelt sich nur einer weiter, dieser wird zum neuen Mikronucleus. Die 3 anderen atrophiren und verschwinden. Protozoa. Paramaecium. 1X Auf diesem Stadium der Reconstitution des Kernapparates (wenn im Körper des Paramaecium 4 Makronucleus-Anlagen und ein neuer Mikronucleus gebildet sind) sind die beiden Exconjugirten zur ersten G) so) ® Me I Fig. 92. Conjugation von Paramaecium caudatum. M/ Makronucleus, m Mikronueleus, Cop Wanderkerne und stationäre Kerne (Conjugationskerne), Kk Synkaryon. Frei nach MAUPAS 1889, aus WEISMANN, Amphimixis, 1891. 78 Erstes Kapitel. Fig. 9. Paramaecium caudatum, Reconstitution des Kernapparates nach erfolgter Conjugation. Nach MAuPpAs 1889, schematisirt. A zwei conjugirte In- dividuen im Begriffe sich zu trennen, ma der alte veränderte Makronucleus, cy Cytopharynx, sy Synkaryon (Verschmelzungsproduet von Wanderkern und stationärem Kerm). B, € Protozoa. Das Protoplasma. 79 Individuen (Gameten) von einander losgelöst, das Synkaryon in Theilung. D Das Synkaryon ge- theilt, 7, 2 seine beiden Tochterkerne. E Die beiden Tochterkerne des Synkaryon in Theilung, F 1,2, 8, 4 seine 4 Enkelkerne, @ einer der 4 Enkelkerne in Theilung, H alle 4 Enkel- kerne in Theilung, I 1,2,3, 4, 5, 6, 7, 8 die Urenkelkerne des Synkaryon, davon 4 vorn und 4 hinten. K 1, 2, 3, 4 (vorn) sind angewachsen, von den vier hinteren sind drei (5, 7, 8) im Begriffe zu verschwinden, nur einer (6) erhält sich, es ist der neue Mikronucleus, aus 1,2,3,4 wird später je ein Makronucleus. L m, m, m, m, 4 neue Makronuclei, mi (6) der neue Mikronucleus, 5, 7, 8 sind resorbirt. M Erste Theilung des Paramaecium nach der Conjugation; Theilung des Mikronucleus mi. N Erste Theilung vollendet, jedes Individuum hat seinen Mikronucleus mi, das vordere enthält die beiden Makronuelei m, und m,, das hintere m, und m,. © Eines der beiden Tochterindividuen (das vordere) herangewachsen, selbst wieder in Theilung (Theilung seines Mikronuceleus mi). P Die Theilung vollzogen. Von den beiden Enkelindividuen erhält jedes eine Tochterhälfte mi des Kleinkerns, ausserdem das vordere den Makronucleus m,, das hintere den Makronucleus m,. In dieser Generation ist der normale Kernbestand wiederhergestellt: ein Makronucleus und ein Mikronucleus. ©, R, S, T Veränderungen, Zerfalls- und Degenerationserscheinungen am alten Makronucleus (Ama) während dieser Zeit. © entspricht dem Stadium der Fig. H, R dem Stadium der Fig. I, S dem Stadium der Fig. N (ein Tochterthier), T dem Stadium der Fig. P (ein Enkelthier), X die letzten Reste des alten Makronuceleus, neben dem neuen, md. Fortpflanzung durch Theilung bereit. Diese tritt bei 25° C und reichlicher Nahrung 24—30 Stunden nach der Trennung ein. Bei dieser Theilung theilt sich der neue Mikronucleus in der gewöhn- lichen Weise. Die 4 Makronucleus-Anlagen hingegen theilen sich nicht, sondern es gelangen je 2 von ihnen in die Tochterinfusorien. Jetzt hat jedes Tochterinfusor einen Mikronucleus und 2 Makronucleus-Anlagen (Fig. 93 N). Ca. 20 Stunden nach der ersten Theilung erfolgt die zweite Theilung. Der Mikronucleus theilt sich dabei wieder, während die Enkel- infusorien je eine der 2 Makronucleus-Anlagen mitnehmen (Fig. 93 0, P). Inzwischen sind die Makronucleus- Anlagen zur normalen Grösse des Makronucleus herangewachsen, so dass also die Individuen der Enkelgene- ration der Exconjugirten wieder einen normalen Kernapparat: einen Ma- kronucleus mit anliegendem Mikronucleus, reconstituirt haben (Fig. 93 P). Letzte Reste des alten Makronucleus können jetzt noch vorhanden sein. Von nun an geschieht die Fortpflanzung durch Theilung regel- mässig in der gewöhnlichen Weise, die weiter oben geschildert wurde. Wir wollen nun zu einer vergleichenden Uebersicht der Zellbe- standtheile der Protozoen übergehen. IV. Das Protoplasma. Im Allgemeinen lässt das Protoplasma des Zellenleibes der Proto- zoen eine äussere Rindenschicht, das Ektoplasma, und eine innere Markmasse, das Endoplasma, unterscheiden. Das Ektoplasma ist gewöhnlich mehr hyalin, feinkörniger und etwas fester als das Endo- plasma. Eine scharfe Grenze zwischen beiden existirt jedoch nicht. Ein Ektoplasma lässt sich deutlich bei den Lobosen, Flagellaten, Gregariniden, Ciliaten und Suctoria erkennen, während es bei den Foraminiferen und Radiolarien nicht vom Endoplasma gesondert ist. Im Endoplasma liegt stets der Kern, häufig auch die pulsirende Vacuole. Sodann finden sich in ihm stets verschiedene Einschlüsse: Flüssigkeitstropfen, Nahrungsvacuolen, Excrement- vacuolen, Excretkörnchen fehlen selten. Dazu kommen oft noeh Gasbläschen, Stärkekörnchen, Paramylonkörn- 1610) Erstes Kapitel. chen, Eiweisskörnchen, Oeltröpfchen, Fettkügelchen, Pigmente u.s.w. Im Innern der Centralkapsel der Polyeyttarier unter den Radiolarien findet sich constant ein grosser, central gelagerter, ge- färbter Oeltropfen. Gelb, grün oder braun gefärbte Plasmakörper (Chromatophoren) finden sich bei einer grossen Anzahl von Flagellaten mit holophytischer Ernährungsweise. Bei den beschalten Süsswasser-Sarcodinen treten im Protoplasma (innerhalb der Schale) häufig Gasvacuolen auf, die vorübergehend oder dauernd das specifische Gewicht des durch die Schale beschwerten Körpers derart vermindern, dass er im Wasser zu flottiren vermag, Mit Hülfe dieser hydrostatischen Apparate vermögen die Thierchen übrigens auch im Wasser zu steigen und zu sinken (Neubildung und Rückbildung der Vacuolen). | Wo geformte Nahrung aufgenommen wird, was bei allen echten frei- lebenden und festsitzenden Protozoen der Fall ist, wird sie in das Endoplasma hinein befördert. Die oben genannten Einschlüsse fehlen fast sämmtlich den para- sitischen Sporozoen, bei denen schon gelöste Nahrung auf osmotischem Wege in den Körper eindringt. Doch kommen Körnchen einer stärke- ähnlichen Substanz und Proteinkryställchen im Endoplasma der Gre- gariniden vor. Die Verhältnisse des Cytoplasmas der Heliozoa sind ganz beson- derer Art. Hier ist meist das die centrale Markmasse bildende Plasma hyalin, ohne Vacuolen und andere Einschlüsse oder doch ärmer an Vacuolen, während die sehr stark entwickelte Rindenschicht so stark von Vacuolen durch- setzt ist, dass sie ein fast schaumiges Aussehen ge- winnt. Die Nahrung dringt nur in die Rindenschicht, nicht in die Markmasse ein. Ueber die Circuü- lation (Cyelose) “des Endoplasmas der Ciliata und Flagellata vergl. das bei der monographi- schen Darstellung von Paramaecium und im Abschnitt „Nutritive Orga- nellen“ (Gresagte. Fig. 94. a Noctiluca miliaris Sur., nach Während bei den Flagel- BÜTSCHLI, etwas verändert, bg Bandgeissel, f Geissel- lata im Allgemeinen das die haar (Flagellum), m Mundspalte, an Kem; b und e verschiedenen Einschlüsse Schwärmer von Noctiluea. enthaltende Endoplasma sleichmässig im Körper vertheilt, homogen und relativ dünnflüssig ist, zeigt das Plasma bei den Cystoflagellaten (Noctiluca, Leptodiscus) eine Beschaffenheit, die an jene des Plasmas von Pflanzenzellen er- innert (Fig. 94). Von einer grösseren, den Kern enthaltenden, unter der Mundspalte (Cytostoma' gelegenen Hauptansammlung von Plasma (Hauptplasma, Centralplasma) strahlen nach allen Seiten Plasmastränge aus, die sich, gegen die Peripherie verlaufend, Protozoa. Pellicula, Kern. Ss verästeln, miteinander anastomosiren und dabei immer dünner und feiner werden. Der Raum zwischen diesen Strängen ist mit klarem, farblosem Zellsaft erfüllt. Im Plasma kommen langsame Verschiebungen seiner Theilchen vor, dabei werden seine Einschlüsse (Nahrungsvacuolen, Fett- tröpfehen etc.) ebenfalls verschoben, und zwar in den Strängen wiein der centralen Ansammlung. Stränge können eingehen und sich neubilden. Das Plasma von Noctiluca zeigt auf Reiz hin und in der Nacht Phosphorescenz, die wahrscheinlich von den Fetteinschlüssen ausgeht. Bei den Dinoflagellaten findet sich in den äusseren Partien des Endoplasmas eine Lage grosser Vacuolen. Als Ergänzung zu dem im vorstehenden Abschnitt über das Proto- plasma und seine Einschlüsse Gesagten dienen die Abschnitte über Amoeba, über Coelospathis, über Paramaecium, über nntritorische, respiratorische und excretorische ÖOrganellen, sowie die Darstellung des Generations- wechsels von Trichosphaerium. V. Die Pelliecula. Während bei den Amöben, Foraminiferen, Radiolarien und Heliozoen, also bei sämmtlichen Sarcodinen, das Cytoplasma (speciell das Ektoplasma) in grosser Ausdehnung nackt und formver- änderlich zu Tage tritt, differenzirt sich die äusserste Lage des Ektoplasmas bei vielen Flagellaten, den Infusorien und manchen Sporozoen zu einem etwas derberen, aber im Allgemeinen sehr dünnen Häutchen, das meist als Pellicula bezeichnet wird. Diese Membran schmiegt sich dicht an die darunter liegende Ektoplasmaschicht, von der sie öfter nicht ganz scharf zu unterscheiden ist, an und macht alle Form- veränderungen mit, die der Körper etwa erleiden kann. Sie theilt sich bei der Theilung des Körpers mit. VI. Der Kern (Nucleus). Bei allen Protozoen kommt im Plasmaleib mindestens ein Kern vor, dessen Form und Structur mannichfache Variationen zeigt, auf die näher einzugehen unsere Aufgabe nicht ist. Ob wirklich kernlose Formen (sogenannte Moneren) existiren, muss heut zu Tage als sehr fraglich erscheinen. Wo mehrere oder viele Kerne vorhanden sind, ist dieser Zustand wohl fast immer (in manchen Fällen nachgewiesenermaassen) das Resultat einer fortgesetzten Theilung eines ursprünglich, beim ganz jugendlichen Thiere, in der Einzahl vorhandenen Kernes. Es ist diese Vermehrung der Kerne im Plasma von Protozoen meistens eine früh- zeitige Vorbereitung zur Fortpflanzung. Der Kern liegt im Endoplasma. Am häufigsten ist der Kern bläschenförmig. Die Amöben haben im Allgemeinen einen einzigen Kern, Par- amoeba beständig 2. Difflugia und Arcella jedoch haben häufig viele Kerne, Difflugia im Maximum gegen 250. Bei den Foraminiferen ist man über die Kernverhältnisse noch wenig orientirt. Bei den genauer untersuchten Formen konnte stets mindestens ein Kern, oft konnten mehrere bis viele nachgewiesen werden. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 6 82 Erstes Kapitel. Das Vorkommen mehrerer Kerne steht vermuthlich immer mitider Fortpflanzung im Zusammenhang. Auch die Heliozoen haben entweder (Beispiel: Actinophrys) einen einzigen, grossen, bläschenförmigen, central oder exentrisch ge- lagerten Kern.oder mehrere (N uclearia) bis sehr viele Kerne (Actino- sphaerium hat 20-500). Bei den Radiolarien liegt der bläschenförmige Kern oder liegen die Kerne immer im Innern der Centralkapsel (vergl. Fig. 20, 21, 22). Mehrere Kerne besitzen unter den Spumellarien die Polyeyttarien und dann die Acantharien, indem bei diesen Formen der anfäng- lich einzige Kern sich früh zu theilen beginnt. Wo er sich spät theilt (bei allen übrigen Radiolarien), zeichnet er sich durch seine beträcht- lichen Dimensionen aus. Unter den Sporozoen sind einzig und allein die Myxo- sporidien mehrkernig, sonst ist der Kern immer in der Einzahl vorhanden. In der Unterordnung der Polyceystidea der Gre- garinen, wo der Zellleib durch eine quere aus Ektoplasma gebildete Fig. 95. Fig. 96. —4 Z— @: —— —N : $ DI— rer —— TE, SENT, a = = IIIUAN \\ his] R ERTL ISTIITENN NUN HL. Ill Bed: DAS Be re EEE 7 1 ae 7 Na” 5 x = > = 07 REDE > IT PIE I Fig. 95. Corycella armata L£GER. Länge 230—300 u. Lebt im Darm der Larve von Gyrinus natator (eines Wasserkäfers), nach LOVIS LEGER 1892, etwas ergänzt.. Der Epimerit 3 steckt in einer Epithelzelle. Die Epithelzellen 7 mit ihren Kernen 2 sind ganz schematisch hinzugezeichnet. 4 Ektoplasma, 5 Kern, 6 Entoplasma, 7 Proto-. merit, & Deutomerit. Fig. 96. Nassula elegans EnurseG. 0,1—0,14 mm lang und 0,06—0,09 mm breit, von der Bauchseite. 12 Pigmentfleck, 2 adorale Wimperzone, 3 Cytopharynx, 4 Gallert- schieht, 5 Nahrungskörper, 6 Pellicula, 7 homogene Schicht des Exoplasmas, 8 Cytopyge (Zellenafter), 9 Makronucleus, 70 Mikronucleus, 17 Porus der pulsirenden Vacuole 12, 13 Cytostoma (Zellenmund), 74 Trichoeystenschicht. Nach SCHEWIAKOFF 1899. Protozoa. Kern. top} Scheidewand in einen vorderen Protomeriten und einen hinteren Deutomeriten getheilt ist, liegt der bläschenförmige Kern im letzteren (Fig. 95). Auch sämmtliche Flagellaten besitzen immer nur einen einzigen, gewöhnlich bläschenförmigen Kern. Eigenthümlich und in hohem Grade interessant sind die Kern- verhältnisse bei den Ciliata und Suctoria. Hier kommen im Zellleib immer mindestens zwei verschieden grosse und physio- logisch differente Kerne von verschiedener Structur vor. Der grössere Kern, Makronucleus, beherrscht die Functionen des Stoffwechsels und der Bewegung. Ihm liegt der winzig kleine Mikronucleus dicht angeschmiegt (Fig. 96). Dieser spielt bei den Erscheinungen der Fort- pflanzung und der Conjugation eine dominirende Rolle (vergl. das in der monographischen Darstellung von Paramaecium Gesagte und den Abschnitt: „Fortpflanzung“). Die einzige sicher bekannte Ausnahme von der Regel, dass die Ciliata und Suctoria zwei differente, specialisirte, Kerne besitzen, bilden die parasitischen Opalinen und die Gattung Maupasia. Die ersteren haben im erwachsenen Zustande viele Kerne, die alle unter- einander morphologisch und physiologisch gleichwerthig sind. Im Einzelnen sind die Kernverhältnisse recht verschieden. Es sei darüber einiges wenige gesagt. Ciliata. Gestalt des Makronucleus. Viele Ciliata haben einen kugeligen, ovoiden oder ellipsoiden Grosskern. Bei manchen Formen streckt er sich wurstförmig in die Länge und kann sich dabei hufeisenförmig auf sich selbst zurückkrümmen (Beispiele: Didinium, Eu- plotes,Urocentrum und viele Peritricha:Vorticella,Carche- sium (Fig. 56, p. 32), Epistylis, Zoothamnium, Lagenophrys, Opercularia) Es kann der Kern auch lang-bandförmig werden, und er kann dabei Biegungen und Windungen bilden (Beispiele: Tricho- dina, Ophrydium, Cothurnia und manche Heterotrichen: Plagiotoma, Bursaria, Climacostomum). Der bandförmige Kern kann in regelmässigen Abständen Einschnürungen darbieten und so perlschnur- oder rosenkranzförmig werden (Beispiele: Dileptus und die Heterotrichen: Condylostoma, Stentor (Fig. 97), Spirostoma). Bei den Hypotrichen zerfällt der Makronucleus gewöhnlich in 2, selten mehr, ellipsoidische Stücke, die aber miteinander durch dünne Verbindungs- stränge verbunden sind (Fig. 153). Loxodes endlich hat zahlreiche gesonderte Makronuclei. Der Mikronucleus ist bei den Formen, bei denen der Gross- kern eine gedrungene Gestalt hat, in der Regel in der Einzahl vor- handen. Wo aber der Grosskern eine langgestreckte, band- oder perl- schnurförmige Gestalt annimmt, finden sich häufig mehrere bis viele Mikronuclei, auf die ganze Länge des Makronucleus vertheilt (Beispiele: Dileptus, Condylostoma, Bursaria, Stentor, Spirostoma). Bei den Hypotrichen liegt jedem Stück des Grosskerns ein Kleinkern an, und bei Loxodes gehört zu jedem von den zahlreichen Makronuclei in der Regel ein Mikronucleus. Suctoria. Bei den Sauginfusorien wiederholen sich ähnliche Ver- hältnisse, wie bei den Ciliata. Der Makronucleus ist am häufigsten ge- drungen, kugelig, ellipsoidisch, wurstförmig, sichelförmig, hufeisenförmig, 6* 84 Erstes Kapitel. ihm ist ein einziger Mikronucleus beigesellt. Aber auch bei den Suctorien kann der Makronucleus band- oder strangförmig werden (Beispiele: Tok- ophrya elongata, Acineta linguifera). Der Zellkern kaun sich, und dann besonders bei zunehmendem Alter, verästeln (Arten der Gat- tungen Ephelota, Ophryodendron, Trichophrya). Bei Tok- ophrya steini gehen von einer centralen Partie des Makronucleus nach allen Richtungen Zweige ab, die sich selbst wieder verästeln können. Bei 4 Dendrosoma (Fig. 98), N dessen Körper selbst \ / Be vielfache Aeste bildet, h KEN erstreckt sich der band- I TEEN förmige Grosskern, in- dem er sich ebenfalls verzweigt, in sämmtliche Aeste hinein. Der Kleinkern ist bis jetzt bei nur wenigen Arten von Sauginfu- sorien nachgewiesen. ke 2 a Fig. 97. Stentor poly- morphus 0. F. MÜLLER, SE Süsswasser. Länge ausge- streckt bis über 1 mm. Nach STEIN 1867 verändert von / "WRZEHRI N BÜTSCHLI und SCHEWIAKOFF 3---AUS. FE in LEUCKART, Wandtafeln. NERAR : Bi: Das Hinterende mit einigen pseudopodienartigen Fort- sätzen festgeheftet. 1 Die adorale Membranellenzone, 2 die vordere zuführende Va- ceuole, 3 Kothvacuole kurz vor ihrer Entleerung aus der Cyto- pyge 4, 5 contractile Vacuole, 6 hintere zuführende Vacuole, 7 Zoochlorellen, 8 perlschnur- förmiger Makronucleus, 9 Mi- kronuclei, 10 Cytopharynx, die Verweislinie geht etwas Hart zu weit, 11 das Peristoma oder ER Stirnfeld, 12 das Cytostoma. TER = Sg 7. . Bf Die Vermehrung des Kernes geschieht bei den Protozoen in überaus mannigfaltiger Weise, was in den Abschnitten über die Fortpflanzung der Protozoen einigermaassen demonstrirt wird. Sie ist in der Neuzeit von verschiedenen Forschern in sehr minutiöser Weise untersucht worden, wobei es sich herausgestellt hat, dass alle möglichen Modificationen der directen, mitotischen und multiplen Kernvermehrung vorkommen und die verschiedensten Uebergänge zwischen den Vermehrungsformen. SCHAUDINN sagt: „die Stammes- geschichte der Kerntheilung hat sich innerhalb der Protozoengruppe abgespielt“, und R. HERTWIG ist nicht darüber verwundert, dass die Karyokinese (Mitose) gerade bei den Protozoen eine Tendenz zu so verschiedenartigem Verlauf zeigt, während sie bei vielzelligen Thieren ET IE = ee ee AP re REEL e ö ee Protozoa. Kern. 85 ae ZA nenn, ER, NER TTENE TE ne > OT SEEN > i x E ON l B Ei... 3 F) Fe x N\ HE R » il 6 I ] = 5 F. R Fig. 95. Dendrosoma radians EHrB. Ueppig entwickeltes, reich verästeltes Exemplar. Höhe bis 2,4 mm. 1 Aeussere Knospen, oben an den Stämmcechen, 2 auf- rechte, verzweigte Stämmehen, 3 bandförmiger Kern, der allen Verzweigungen folgt, "nur auf der rechten Seite dargestellt, schematisch eingezeichnet, 4 contractile Vacuolen, 5 Unterlage (Oberfläche einer Wasserpflanze), 6 dieser Unterlage sich anschmiegende Aeste (Stolonen), 7 innere Knospen an den unteren Partien der Stämmehen. Süsswasser. Nach S. KENT 1850—1882, etwas verändert. und Pflanzen einen so constanten Charakter trägt. Bei den Proto- zoen sei die Karyokinese eben erst in Ausbildung begriffen und ein neu entstehender Process werde noch nicht so sehr in seinem Ver- lauf festgestellt sein, wie ein solcher, der schon seit Langem eine be- stehende Einrichtung geworden ist. Während bei den Metazoen die mitotische Theilung fast aus- schliesslich herrscht, prädominiren bei den Protozoen verschiedene Formen der directen Theilung. Viele Forscher glauben, dass sich bei den Metazoen die directe Kerntheilung nur bei solchen Zellen findet, die dem Untergang geweiht sind. Das trifft jedenfalls für die Proto- zoen nicht zu. Bei Amoeba erystalligera GRUBER hat SCHAUV- DINN (1896) 28 Generationen aus 3 Individuen gezogen und dabei immer nur eine Art der direeten Kerntheilung beobachtet. 36 Erstes Kapitel. Fig. 99. Acanthocystis aculeata Ce HERTW. und LESSER. A Nach dem Leben. B, € erste Theilungsstadien nach Präparaten. 1 Kern, 2 Centrosoma. Nach SCHAUDINN 1896. VJI. Das Centrosoma. Ein demjenigen der Metazoen entsprechendes , achromatisches, neben dem Kern liegendes Centro- soma findet sich bei den Protozoa im Allgemeinen noch nicht. Seine Function, die Theilung des Kernes und des Protoplasmas zu reguliren und zu lenken, fällt bei den Proto- zoen einem Theil der achromati- schen Kernsubstanz zu. Man stellt sich vor, dass sich bei den Meta- zoen diese ursprünglich aus dem Kern herrührende Substanz als be- sonderes, dauerndes Organell selbständig gemacht habe. In dieser Beziehung ist der, wenigstens in einem Falle bei Metazoen (von BRAUER [1893] bei der Spermatogenesis von Ascaris megalo- cephala) geführte Nachweis des Auftretens des Centrosomas im Kern von Bedeutung. Wenn nun auch den Protozoen ein Centrosoma im Allgemeinen fehlt, so ist doch in einzelnen Fällen ein derartiges Organell nachge- wiesen worden. Bei gewissen Heliozoen (Acanthocystis (Fig. 99 u. 100), Sphaerastrum, Heterophrys, Raphidiophrys, Gymno- sphaera) findet sich im Mittelpunkt des Zellenleibes ein im Leben ziem- lich stark liehtbrechendes Körperchen, das sich durch verschiedene Kern- färbemittel als stark tinetionsfähig erweist, es ist das Centralkorn (vergl. besonders SCHAUDINN, 1896). Bei diesen Formen (nur Gymno- Protozoa. ÜCentrosoma. S7 sphaera ist mehrkernig) liegt der Kern excentrisch. Bei der Thei- lung der einkernigen Formen erfolgt die Kerntheilung auf typisch mitotische Weise, wobei sich das Centralkorn ganz wie ein Metazoen- centrosoma verhält, von dem es sich aber durch seine Tinetionsfähig- keit unterscheidet. An der Knospenbildung hingegen betheiligt sich das Centralkorn nicht. Bei der Entwickelung der Knospe zum ausgebildeten Thier tritt das Centralkorn neu auf, und zwar zuerst im Kern, aus dem es sodann in das Plasma übertritt. Fig. 100. Acanthocystis aculeata Herrw. und LessErR. A, B, C Spätere Theilungsstadien, nach todten Präparaten. SCHAUDINN 1896. Ganz ähnlich wie ein Centrosoma verhält sich auch (vergl. p. 46) der sogenannte Nebenkörper von Paramoeba eilhardi, ein dem Plasma neben dem Kern eingebettetes, stark lichtbrechendes, kugeliges oder wurstförmiges Gebilde. Bei der Fortpflanzung durch Sporenbildung theilt sich zunächst dieser Nebenkörper, und dann erst theilt sich auch der Kern, so dass schliesslich jedem Nebenkörper- stück ein Kernfragment zugetheilt ist. Ein typischer Centrosoma tritt ferner bei der Knospung von Noctiluca und der Kerntheilung von Actinosphaerium auf. Auch bei andern Flagellaten und Heliozoen, ferner bei Sporozoen ist das Vorhandensein von Kerngebilden (Nucleolo-Oentrosomen) nachgewiesen worden, deren Rolle bei der Vermehrung der Kerne einigermaassen an die der Öentrosomen erinnert. Die Frage ist im Fluss. Wir müssen für das Nähere ausser auf Bürscaur’s grosses Werk besonders auf die neueren Arbeiten von Car- KINS, ISHIKAWA, R. HERTWIG, LAUTERBORN und SCHAUDINN verweisen. Schliesslich sei mit Bürschtı darauf hingewiesen, dass sich das Metazoencentrosoma bis zu einem gewissen Grade mit dem Mikronucleus der Infusorien vergleichen lässt. Man kann sich vorstellen, dass ein activer Theil der Kernsubstanz einer primitiven Zelle (oder einer der beiden Kerne einer zweikernigen Zelle, z. B. von Amoeba binucleata) sich in dem einen Falle (bei den Ciliaten) als Nebenkern oder Mikro- nucleus differenzirte, in dem andern Falle (Metazoenzellen) aber unter 88 Erstes Kapitel. Einbusse der chromatischen Bestandtheile und weitgehender Conden- sation als Centrosoma zu einem dauernden, selbständigen Zellbestand- theil wurde. VII. Protective Organellen (Schalen, Panzer, Skelete, Kapseln, Cysten, Gehäuse, Stiele, Trichocysten, Nematocysten etc.). Derartige Gebilde gelangen in verschiedenen Abtheilungen der Protozoen zu überaus reicher und mannichfaltiger Ausbildung und zeigen oft eine wunderbar complieirte und überaus zierliche Be- schaffenheit. Wir können hier nur einige Hauptpunkte andeuten und müssen für das überreiche Detail auf die im Litteraturverzeichniss ge- nannten grossen systematischen Monographien verweisen. Wir können zunächst diejenigen protectiven Organellen, welche den erwachsenen Protozoen zeitlebens zukommen, von jenen unter- scheiden, die nur vorübergehend, unter gewissen Verhältnissen, ge- bildet werden. A, Temporäre protective Organellen. Cysten. Die Encystirung, d.h. die Bildung einer Schutzhülle um den Körper, ist ein vornehmlich bei den Süsswassersarco- dina, ferner bei den Ciliata, Suctoria, Flagellata und Sporozoa verbreiteter Vorgang. Die Thierchen nehmen dabei im Allgemeinen eine kugelige oder ellipsoidische Gestalt an; äussere Fortsätze des Körpers, wie Pseudo- podien, Cilien, Geisseln, Kragen u. s. w., verschwinden, resp. sie werden eingezogen. Es verschwinden die Einrichtungen zur Ein- und Ausfuhr der Nahrung (Cystostom, Cytopharynx, Cytopyge etc.) da, wo solche vorhanden sind, während die pulsirende Vacuole nicht selten ihre Thätiekeit, wenn auch oft nur für einige Zeit, fortsetzt. Der Körper umgiebt sich mit einer allseitig geschlossenen resistenten und undurchlässigen Hülle, der Cyste. Bei den beschalten Formen bildet sich die Cyste innerhalb der Schale. Beispiel: Arcella (Herrwıc 1899). Die chitinige Schale dieser beschalten Amöbe (Fig. 3c) hat die Gestalt eines hohlen Uhrglases. Die grosse Oeffnung zum Austritt der Lobopodien findet sich an der concaven Schalenwand. Im encystirten Zustand liest der kugelig abgerundete Weichkörper im Innern der Schale; er liegt ihrer Mündung von innen an und verschliesst sie. Er ist von einer sehr starken, undurchlässigen Cystenmembran umhüllt, die er vollständig ausfüllt, und enthält 2 bläs- chenförmige Kerne. In dem Raum zwischen der alten Arcellaschale und der Arcellacyste liegen Nahrungsreste (z. B. Diatomeenschalen), die bei der Encystirung ausgestossen wurden. Die Beschaffenheit der Oysten kann eine sehr verschiedene sein. Meist sind es vom Plasma nach aussen abgeschiedene Hüllen, Kapseln oder Membranen aus Gallerte oder Chitin oder Cellulose (bei einigen Flagellaten) oder Kieselerde (Heliozoen). Im primitivsten Falle, Protozoa. Protective Organellen. 89 z. B. bei den Amöben, wird die Cystenhülle einfach von dem etwas fester werdenden Exoplasma gebildet. Nicht selten wird eine doppelte und gelegentlich sogar eine drei- fache Cystenhülle abgesondert. Folgendes sind die hauptsächlichen physiologisch-biologischen Be- dingungen, unter denen Encystirung erfolgen kann. 1) Bei Verdunstung des Wassers, unmittelbar bevor die Thier- chen eintrocknen würden. Die Cysten, die dann gebildet werden, heissen Dauercysten, sie sind meist besonders derb und undurch- lässig. In den Dauercysten bleiben die Thierchen lange Zeit, oft Jahre lang, lebensfähig. Als Bestandtheile des Staubes vom Winde verweht oder sonst passiv von Ort zu Ort gelangend, können die Dauercysten wieder ins Wasser gerathen. Dann verlassen die Thier- chen die Cystenhülle. Es erfolgt Neubildung der ihnen zukommenden ÖOrganellen, und der Körper tritt wieder ins active Leben ein. Diese Dauercysten sind also für die Erhaltung und Ausbreitung der Art von ganz eminenter Bedeutung. 2) Bei zunehmender Verderbniss des Wassersaus Ursachen verschiedenster Art. 3) Zu Beginn des Winters: Winterschlafeysten. 4) Bei der Fortpflanzung: Vermehrung im encystirten Zustande. Vergl. diesen Abschnitt. 5) Vor und während der Conjugation. Vergl. diesen Ab- schnitt. 6) Nach reichlicher Nahrungsaufnahme (z. B. Vampyrella) während der Verdauung: Verdauungseysten. 7) Im entgegengesetzten Falle, bei andauerndem Nahrungsmangel: Hungercysten. Protozoen, die zur Beobachtung verschiedener Cysten besonders ge- eignet sind, sind die holotrichen Ciliaten der Gattung Colpoda, die in Infusionen leicht und in grosser Zahl auftreten. L. RuungLer hat (1888) die verschiedenen Cystenbildungen von Colpoda cucullus OÖ. F.M. eingehend studirt. Es werden 3 verschiedene Arten von Cysten gebildet: a) Theilungscysten, b) Dauercysten, c) Sporocysten. a) Die Theilungs- eysten (Fig. 101) werden zu dem Zwecke gebildet, die Thiere während ihrer Fortpflanzung durch Theilung (Zweitheilung oder Viertheilung) zu schützen. Die Wand der Theilungscyste hat an einer Stelle, die dem Hinterende der sich encystirenden Colpoda entspricht, eine Oefinung, die dadurch zu Stande kommt, dass die am Hinterende gelagerte pulsirende Vacuole immer an der gleichen Stelle sich entleert, wenn auch das Thier- chen während der Ausscheidung der Hüllgelatine und ihrer Erstarrung rotirt, aber zu dieser Zeit nur um die Körperlängsaxe. Bei der Thei- lungsencystirung bleiben die Nahrungsballen im Innenkörper des Thieres, dessen Volumen sich nicht verändert, zurück. Die contractile Vacuole fährt im gewohnten Tempo fort zu pulsiren. Das Cilienkleid aber ver- schwindet, um erst vor dem Ausschlüpfen der Theilthiere an diesen wieder aufzutreten. b) Die Dauercysten werden vornehmlich als Schutzmittel gegen Austrocknung gebildet. Vor der Encystirung werden die Nahrungsballen ausgestossen. Die gebildete Cystenwand hat keine Oeffnung, weil der sie ausscheidende Colpodaleib während der Ausschei- dung um beständig wechselnde Axen rotirt, so dass die pulsirende 90 Erstes Kapitel. Vacuole immer an einer anderen Stelle zur Entleerung kommt. Die Cilien schwinden nach der Encystirung. Das Pulsiren der contractilen Vacuole hört bald gänzlich auf. Das Thier pflanzt sich während der Cystenruhe nicht fort c) Die Sporocysten werden zum Zwecke der Fortpflanzung durch Sporenbildung erzeugt. Vor der Encystirung werden die Nahrungsballen ausgestossen. Die abgeschiedene Cystenwand hat keine Oeffnung, sie besteht aus 2—3 Hüllen, von denen die äusserste als Velum bezeichnet wird. Die contractile Vacuole fährt zunächst in unverändertem Tempo fort zu pulsiren, verschwindet aber sodann. Das Körpervolumen reducirt sich auf ca. 1/,. Die Cilien bleiben bis zur Sporenbildung erhalten. Im Inhalt solcher Cysten, welcher schliesslich von der ursprünglichen Oolpoda-Organisation gar nichts mehr erkennen lässt, bilden sich mehrere sehr kleine Sporen, welche nach dem Aus- Fig. 101. Theilungscysten von Colpoda cucullus OÖ. F. M., ca. °°°/, nach RHUMBLER 1888. A Bildung der Cystenwand, die anfänglich gelatinös (7) ist. Das Thier rotirt um seine Körperlängsaxe, die pulsirende Vacuole (2) bleibt dadurch an einer und der- selben Stelle und bewirkt durch ihre Expulsionen die Bildung einer Oeffnung in der ausge- schiedenen Cystenwand. B Eine ovale zweitheilige Cyste. €, D Ausschlüpfen der Sprösslinge aus einer zweitheiligen (C) und einer viertheiligen Cyste (D). 12 Gelatinöse Masse, welche zur CUystenwand erhärtet, 2 pulsirende Vacuole, 3 Nahrungsballen, 4 Oeff- nung in der Wand der Theilungseyste 5. treten des Inhaltes aus der Sporocyste zunächst anwachsen und zu selbständigen, vierkernigen amöboiden Keimen mit je ein oder zwei pul- sirenden Vacuolen werden. Eines der Lobopodien kann sich zu einem langen, flagellenartig schwingenden Pseudopodium verlängern. Die Keime werden schliesslich einkernig und verwandeln sich zu jungen Colpoda- Individuen. Die verschiedenen Cysten können sich unter besonderen Umständen in der Weise ineinander verwandeln, dass eine Theilungscyste zu einer Dauercyste oder Sporocyste und eine Dauercyste zu einer Sporocyste wird. Die Sporocysten hingegen können sich nicht in andere Cysten- formen verwandeln. B. Permanente protective Organellen. a) Schalen, Skelete, Hüllen, Gehäuse, Stiele. I. Lobosa. Die eine Ordnung dieser Unterklasse, die der Thekamöben, ist durch den Besitz einer vom Plasma abgesonderten, verschieden gestalteten Schale von chitiniger Beschaffenheit ausge- zeichnet, die eine grössere Oeffnung hat, durch welche die Lobopodien hervortreten. Bei Difflugia und einigen Verwandten werden wie Nahrung aufgenommene Fremdkörperchen nach aussen so abgelagert, { | SED RT = Protozoa. Protective Organellen. 91 dass sie zusammen ein (rehäuse bilden, an dem die Fremdkörperchen die Hauptmasse, das vom Plasma abgesonderte chitinige Secret nur das Cement bildet: Nicht selten kommen bei Thekamöben Zwillingsschalen und Doppel- schalen vor, über deren Bedeutung RuungLer (1898) Folgendes ermittelt hat. Bei den Zwillingsschalen sind zwei Schalen bloss äusserlich zusammengekittet, und jede besitzt ihren eigenen abgeschlossenen Hohl- raum. Noch immer hat man, wenn man die Thiere lebend auffand, con- statiren können, dass nur die eine der beiden Schalen bewohnt war. Die andere ist eben weiter nichts als ein übergrosser Baustein, der als Bau- material verwendet wurde. Fig. 102. Difflugia lobostoma Leıpy. Ein Doppelthier A und einfaches Indi- viduum B in plastogamischer Verbindung. 1 Lobopodien, 2 und Z die beiden Oeffnungen der Doppelschale, 3 Nahrungskörper, 4 siehe 2, 5 die Oeffnung der einfachen Schale, 6 Kern, 7? perinucleäres Protoplasma. Das Präparat ist im optischen Durchschnitt darge- stellt. Nach RHUMBLER 1898. Doppelschalen kommen dadurch zu Stande, dass 2 Schalen so miteinander verschmelzen, dass sie einen gemeinsamen, einheitlichen Hohlraum umschliessen, der in der Regel 2 Mündungen hat (Fig. 102 A). Die Doppelschalen sind immer grösser als die einfachen. Am lebenden Thier constatirt man, dass kein Widerstreit in den Bewegungstendenzen der Lobopodien herrscht, dass sich letztere vielmehr verhalten, wie wenn sie einem einfachen Thier angehörten. Derartige Doppelthiere haben nur einen Kern, sie sind wohl sicher das Resultat einer dauernden karyogamischen Verschmelzung (siehe diesen Abschnitt) von zwei ursprünglich getrennten Individuen. II. Foraminifera. Alle Foraminiferen sind beschalt. Das Material, aus dem die Schale besteht, ist ein vierfach verschiedenes. Im einfachsten und vielleicht auch ursprünglichsten Falle ist die zarte, biegsame Schale eine Cuticularbiklung von chitinähn- licher Beschaffenheit (Beispiel: Gromia,Fig.5,p.9). Beiden Arenacea verkleben harte Fremdkörperchen mit der äusseren Oberfläche einer chitinigen Schale, oder es dient das chitinige Secret nur zur Verkit- tung solcher Fremdkörperchen. Selten sind Kieselschalen (Beispiel: Euglypha). 92 Erstes Kapitel. Die zierliche, ovoide, hexagonal gefelderte Schale von Euglypha, die am spitzen Pole eine grössere Oeffnung hat, besteht aus vom Plasma selbst abgesonderten Kieselplättchen, die durch ein chitiniges Secret verkittet sind (Fig. 178). Bei der überwiegend grossen Mehrzahl der Foraminiferen aber verkalkt die Cuticularschale derart, dass das organische chitinige Substrat gegenüber dem ebenfalls vom Cytoplasma gebildeten Caleium- carbonat zurücktritt. Oeffnungen der Schale. Bei allen Foraminiferen besitzt die Schale Oeffnungen, aus denen Theile des Cytoplasmas, speciell die Pseudopodien, hervortreten. Bei den sogenannten Imperforata besitzt die Schale oder jede Schalenkammer eine einzige grosse Oeffnung. Bei den Perforata ist die Schalenwand von zahlreichen Porenkanälen durchsetzt; daneben kann aber an der Schale oder jeder Schalenkammer noch eine grössere Hauptöffnung fortbestehen. Es können aber auch bei einem und demselben Thier beide Typen nebeneinander bestehen, so ist die Embryonalkammer von Peneroplis pertusus Forsk., die zu den sonst durchweg imperforirten Milioliden gehört, sehr fein perforirt, während die Wände aller übrigen Kammern keine durchgehenden Poren aufweisen. Andererseits giebt es perforate Formen, deren Embryonalkammer und darauf folgende Erstlings- kammern gänzlich imperforirt sein können. Vgl. besonders RHUMBLER (1897). Kammerung der Schalen. Sowohl unter den Imper- forata als unter den Perforata giebt es einkammerige und vielkammerige Schalen: Monothalamia und Poly- thalamia. Die mehrkammerigen Schalen entstehen ontogenetisch aus einkammerigen und sind wohl auch phylogenetisch von solchen abzuleiten. Die Polythalamia sind in der That in der frühesten Jugend einkammerig. Wenn der Zellenleib wächst, so tritt dann ein Theil des Cytoplasmas aus der alten Kammer hervor und bildet eine zweite, an die erste angefügte grössere Kammer. Dabei bleibt aber doch Cytoplasma in der alten Kammer zurück. Die Wiederholung dieses Vorganges erzeugt vielkammerige Formen. Bei denjenigen Foraminiferen (und es gehören dazu ja auch viele Perforata), bei denen die Schale eine Hauptöffnung besitzt, bleibt jeweilen die neue Kammer mit der alten durch diese Oeffnung in Communication. Wenn nun auch im Allgemeinen durchaus nicht daran gezweifelt werden kann, dass die mehrkammerigen Formen erdgeschichtlich (phylo- genetisch) und entwickelungsgeschichtlich (ontogenetisch) von einkamme- rigen abstammen, so mag es doch Ausnahmen von dieser Regel geben. Es ist möglich (NeumAyr 1889), dass die einkammerigen Lagenen von mehrkammerigen Nodosarien phylogenetisch abstammen und sich onto- genetisch aus ihnen entwickeln. RnumsLer (1895) stellt sich vor, dass sich die Nodosinellen (Stammgruppe der Nodosarien) aus ur- sprünglich ungekammerten Sandröhren dadurch entwickelt haben, dass diese ungekammerten Sandröhren ein periodisches Wachsthum annahmen und dabei die Zuwachssegmente zu Kammern aufbauschten. Er nimmt ferner an, dass die Lageninen dadurch aus Nodosarien entstanden, dass BETERY Protozoa. Protective Organellen. 193 die neugebildeten Kammern „ursprünglich vielleicht durch rein äussere Gewalten, später durch selbstthätige Handlung des Schalenträgers von der Mutterschale losgetrennt wurden“. Sehr plausibel macht er das durch Herbeiziehung der sogenannten entosolenen Lagenen. Es sind dies Formen, deren Kammerhals, anstatt, wie in der Regel, von der Kammeroberfläche nach aussen hervorzuragen, von hier aus sich nach dem Innenraum der Kammer einstülpt und weit ins Innere vordringt. Bei gewissen Nodosarien entsteht die Kammerreihe in der Weise, dass sich je eine neue Kammer über dem Halse der nächstälteren, welche zugleich ihre Mutterkammer ist, anlegt. Die entosolenen Lagenen wären nun abgeschnürte Einzelkammern derartiger Nodosarien, ihr eingestülpter o Fig. 103. €, E, F, G, H Lagena globosa WALTER und JAKOB, nach BRADY 1884. € Entosolene Form, E, @ distome entosolene Form, F monostome entosolene Form, H monostome asolene Form. In E und F ist die wahrscheinliche Lage der Mutterkammer, in H diejenige der Tochterkammer durch gestrichelte Linien eingezeichnet worden. A und B Lagena vulgaris var. distoma-polita PARK. und Rup. JONES, nach RYMER JONES 1875. Durch Bruch von A ist jedenfalls B hervorgegangen. D Eine Lagena spec., welche vor ihrer Mündung ein kleineres Exemplar angeheftet trägt. Nach ALcock 1868. I Nodosaria hispida var. sublineata Brapy und K Nodosaria hispida BrADY. K aus I dadurch entstanden, dass sich die späteren Kammern über die Hälse der früheren hinübergelagert haben. In allen Figuren bedeutet 7 Mutterschale, 2 Tochterschale, o ur- sprüngliche Schalenmündung, o, secundäre Schalenöffnung, durch Trennung der Tochter- schale von der Mutterschale entstanden. A—K im Wesentlichen nach einer Zusammen- stellung von RHUMBLER, 1895. Kammerhals wäre in Wirklichkeit der hervorragende Kammer- hals der Mutterkammer, von dieser abgelöst, während die vordere Oeffnung allmählich rückgebildet wurde. Besondere Bedeutung ge- winnen bei dieser Auffassung die mit 2 gegenüberliegenden Kammer- öffnungen versehenen Lagenen, die sogenannten distomen Formen. Weiteres ist aus den Abbildungen (Fig. 103 A—K) ersichtlich. Die Entscheidung liegt bei der directen Untersuchung der Fort- pflanzung der Nodosarien und Lagenen. In der Art der Aneinanderreihung der einzelnen Kammern herrscht grosse Mannigfaltigkeit. HAECKEL unterscheidet 4 Haupt- formen, die er folgendermaassen charakterisirt: „1) Nodosal-Typus: die Axe der einfachen serialen Kammer- folge ist eine gerade (oder schwach gebogene) Linie. 2) Planospiral-Typus (Nautiloid-Schale): die Axe der Kammerreihe ist in einer Ebene spiralig aufgerollt; diese Ebene ist 94 Erstes Kapitel. die Medianebene des Nautilus-ähnlichen Gehäuses, welche dasselbe in zwei symmetrisch gleiche Antimeren (Hälften) theilt. 3) Turbospiral-Typus: die Axe der Kammerkette steigt nach Art einer Wendeltreppe oder Schraube empor, so dass die Windungen der asymmetrischen Schale nur auf einer Seite derselben sichtbar sind. Es giebt Formen mit rechts- und solche mit linksgewundenen Schalen. 4) Acerval-Typus: die Kammern sind ohne bestimmte Ord- nung aneinander gereiht, so dass eine constante Axe an der irregu- lären Schale überhaupt nicht zu unterscheiden ist. Im Uebrigen sei auf die systematische Uebersicht verwiesen. Es herrscht ein grosser Formenreichthum, und die Schale kann so- wohl einen hohen Grad von Oomplication wie eine beträchtliche Grösse erreichen. Die höchstentwickelten Foraminiferen sind de Nummuliten, die ihre Blüthezeit im Eocän hatten und seither sowohl an Artenzahl, wie in der Häufigkeit des Vorkommens sehr stark zurückgegangen sind. (Lebend wenige kleine Arten, Fig. 17, p. 14.) Im Eocän traten zahlreiche Arten in massenhafter Individuenzahl auf und konnten Kalkfelsen von der Mächtig- keit von vielen hundert Fuss bilden (Nummulitenkalk). Die Nummuliten sind nach dem Planospiral-Typus gebaut. Ihre Schale ist ausserordentlich porös, und alle Kalkwände bestehen aus 2 Lamellen. Man stelle sich eine un- gekammerte Nautiloidschale vor mit einfacher Wand und denke sich diese Schale von ebenfalls nautiloid sich aneinander reihenden Kammern mit eigener Wand erfüllt, wobei die Wände der aufeinander folgenden Kammern aneinander stossen (so die doppelten Septen bildend) und die Aussenwand sich an die Wand der gemeinsamen Nautiloidschale anschmiegt. Jede Scheidewand ist an ihrem inneren Rande von einer schmalen Spaltöffnung durchbrochen. Durch diese Oeffnungen communi- ciren alle Kammern miteinander. Zwischen den beiden aneinander liegenden Schalenlamellen (besonders der Septen) befindet sich ein com- plicirtes verästeltes Kanalsystem. Die Schale ist bald scheibenförmig, bald hat sie die Gestalt einer biconvexen Linse, die sich sogar der Kugelform nähern kann. Sie kann einen Durchmesser von über 5 cm erreichen. Die Kammern nehmen (vom Centrum bis zur letzten Kammer) nur äusserst langsam an Grösse zu; auf einen Umgang kommen sehr viele Kammern, deren Zahl per Umgang von den äusseren Umgängen gegen das Centrum zu stetig abnimmt. Die Schale kann sehr viele Umgänge (40 und mehr) aufweisen und dann aus vielen Hunderten von Kammern bestehen. Wir wollen in diesem Abschnitt nicht unterlassen, die merkwürdigen Beziehungen zu erörtern, die zwischen den Schalen der Gattungen Globigerina und Orbulina bestehen (Fig. 104). Die Arten dieser Gattungen gehören zu den häufigsten fossilen und recenten. Globigerina ist eine perforate vielkammerige Foraminifere, die aus kuglisen, kalkwandigen Kammern besteht, die in einer undeutlichen Spirale so angeordnet sind, dass in der Axe der Spirale eine Art Nabel- höhle ausgespart bleibt. Die Mündungen der Kammern sind nicht so angeordnet, dass sie die aufeinander folgenden Kammern miteinander in Verbindung setzen, sondern sie öffnen sich alle in die gemeinsame Nabel- höhle. Fehlt diese letztere, so öffnet sich doch die letzte, sehr grosse Kammer mit ihrer Mündung direct nach aussen. Bei den pelagischen Formen trägt die Schale meist lange, weit vorragende, borstenförmige Kalk- Protozoa. Protective Organellen. 9 stacheln, die durch Vermehrung des Reibungswiderstandes das Schweben im Wasser erleichtern. Der Boden der ÖOceane besteht in ausge- dehnten Bezirken fast ausschliesslich aus Globigerinenschalen (Globigerinen- schlamm). Orbulina ist eine perforate Form, die mit Globigerina in keiner Weise verwandt zu sein scheint. Sie besitzt eine kuglige, einkammerige Kalkschale, deren Wand von zwei Arten von Poren, kleineren und grösseren, durchsetzt ist. Fig. 104. Orbulina. Aus der kugligen End- kammer mit ihren 2 Arten von Poren ist ein schalen- förmiges Stück herausge- schnitten worden , so dass man im Innern die voran- gängigen, globigerinenartig angeordneten Kammern sieht, deren Stacheln sich an der Innenfläche der End- kammer befestigen. Die äusseren Stacheln der End- kammer sind nicht darge- stellt. Schematische Originalfigur. Nun weiss man schon lange, dass, im Inneren der Örbulinen ein- geschlossen, sehr häufig globigerinenähnliche Schalen angetroffen werden. Aber erst RuumsLer (1894) hat den Nachweis geführt, dass die Orbu- linen die grösste Zeit ihres Lebens durchaus nach Art der Globigerinen gebaut sind (dünnschalige, früher zu Globigerina bulloides D’ORBIGNY gerechnete Formen), dass sie sich dann aber, wenn sie eine gewisse Grösse erreicht und 12—15 Kammern gebildet haben, mit einer kugligen Endkammer umkleiden, welche nichts anderes ist als die Orbu- linaschale. Die ursprünglichen Globigerinakammern können früher oder später aufgelöst werden, bei gewissen Arten erhalten sie sich sehr lange oder werden überhaupt nicht aufgelöst. Die eingeschlossenen Globi- gerinenkammern sind, wenigstens anfänglich, durch ihre Kalkborsten an der Innenfläche der Orbulinaschale befestigt. Es kann auch vorkommen, dass die Orbulina einen Theil der Wandung einer Globigerinakammer als Stück der eigenen Schalenwandung benutzt und forterhält. Unter biformen Schalen versteht man solche, die am Primordial- ende anders aufgewunden sind oder eine andere Kammeranordnung be- sitzen als am Wachsthumsende. Beispiele: Trochammina etc. Für diese Formen hat Ruumstrer (1897) den Satz begründet, es sei aus- nahmslose Regel, dass das Primordialende mit Bezug auf die Art der Aufwindung oder auf die Kammeranordnung eine phylogenetisch höhere 96 Erstes Kapitel. Ausbildung aufweise als das Wachsthumsende, also umgekehrt, wie es sonst bei wachsenden und sich entwickelnden Thieren zu sein pflegt. Unter „phylogenetisch höher“ ist dabei etwas verstanden, was paläonto- logisch später auftritt. „Wenn z. B. eine Mikrosphäre (es giebt bei gewissen dimorphen Foraminiferenarten mikro- und makrosphärische Formen — der Name bezieht sich auf die Grösse der Embryonalkammer) einer zu den Miliolinen gehörigen Biloculina am Primordialende ihre Erstlingskammern mit 5 Kammern, dann im weiteren Verlaufe der Schalenbildung mit 3 Kammern und schliesslich am Wachsthumsende der Schale die voraufgegangenen Kammern bloss noch mit 2 End- kammern umhüllt so copirt sie in dieser Öonstructionsfolge nacheinander die Baupläne von Quinqueloculina, dann von Triloculina, um Fig. 105. Biloculina. Schnitte durch eine mikro- und durch eine makrosphärische Form; nach Figuren von SCHLUMBERGER. dann erst durch zweikammerige Einhüllung den eigentlichen Biloculina- Charakter zur Ausbildung zu bringen (Fig. 105).“ Die Reihenfolge des palä- ontologischen Auftretens ist nun die umgekehrte: Biloculina im Trias, Triloculina im Jura und Quinqueloculina erst in der Kreide. Für einen Erklärungsversuch dieser ontogenetischen Umkehrung der phylogenetischen Reihe muss ich auf die Originalarbeit RuumßLer’s ver- weisen. Es erschien bis vor kurzem fast aussichtslos, den Versuch zu machen, die Bedeutung (den Nutzen für das Thier) der verschieden- artigen, so mannichfaltigen Schalenformen, der Art der Anordnung und Verbindung ihrer Kammern, der Beschaffenheit im Allgemeinen und der Sculptur im Besonderen ihrer Wandungen zu ergründen. Um so grössere Beachtung verdient deshalb der von RHumBLEeR (1897) mit grosser Ueberlegung versuchte Nachweis, „dass alle während der Stammes- geschichte (an der Schale der Foraminiferen) auftauchenden Neubildungen durchaus zweckmässige sind, einerlei ob sie am Primordial- oder ob am Wachsthumsende oder ob sie an einer anderen Stelle der Schale auf- treten“. Für das Nähere muss wiederum auf die Originalarbeit ver- wiesen werden. Protozoa. Protective Organellen. 97 III. Heliozoa. Der Körper kann nackt sein |Beispiele: Ac- tinophrys (Fig. 18, p. 14), Actinosphaerium (Fig. 19, p. 14)] oder sich durch dauernde protective Organellen schützen. Diese sind fast immer aus (vom Cytoplasma selbst ausgeschiedenen) Kiesel- stückchen von verschiedener Gestalt und Anordnung gebildet. Sie liegen meist isolirt an der Oberfläche des Körpers (Beispiel: Acanthocystis Fig. 99, p. 86, wo radiäre Kieselnadeln von der Oberfläche ausstrahlen und noch tangential gelagerte Kieselspieula hin- zukommen können). Bei Clathrulina dagegen kommt eine kieslige Gitterschale von kugliger Gestalt zur Ausbildung (Annäherung an die Radiolarien).. Auch Gallerthüllen finden sich bei einzelnen Arten. Der Körper von Actinolophus und Glathrulina wird von einem an der Unterlage befestigten, röhrenförmigen Stiele getragen. IV. Radiolaria. Hier kommen in Betracht 1) die harten Skeletbildungen und 2) die Kapselmembran. 1) Die Skeletbildungen. Nur wenige Formen von Radio- larien sind skeletlos, und zwar finden sich solche nackte Arten in den 3 Ordnungen der Spumellaria, Nassellaria und Phaeodaria, niemals bei den Acantharia. Unter den Spumellarien sind die Colloidea [Beispiele: Tha- lassicolla (Fig. 20, p. 15), Collozoum (Fig. 22, p. 16)], unter den Nassellaria die Nassoideen (Beispiel: Nassella), unter den Phä- odarien die Phäodiniden (Beispiel: Phaeocolla) skeletlos. Die überwiegend grosse Mehrzahl der Radiolarien zeigt Skelete, die an Mannichfaltigkeit, Complication und Zierlichkeit selbst die Schalen der Foraminiferen weit übertreffen. Material der Skelete. Die Skelete der Spumellaria und Nassellaria bestehen aus reiner Kieselerde, diejenigen der Phäodarien aus einem organischen Silicat, diejenigen der Acantharien aus Acanthin, einer organischen, chitinähnlichen Substanz. Form der Skelete. Bezüglich der Form (und auch der Art der Entstehung) des Skeletes stehen die Acantharien allen übrigen Radiolarien in wichtigen Punkten scharf gegenüber. Das Skelet der Acantharia besteht aus Radialstacheln, (ie im Mittelpunkt des Körpers (im Centrum der Centralkapsel) zu- sammenstossen und die vom Centrum aus centrifugal vom Plasma gebildet werden. Bei wenigen niederen Formen (Actinelliden) ist die Zahl und Anordnung dieser Radialstacheln unbestimmt, gewöhnlich eine grosse. Bei dem grossen Gewalthaufen der Acantharia aber finden sich constant 20 Radialstacheln, die nach einem ganz be- stimmten (dem sogenannten MÜLLER’schen) Gesetz angeordnet sind. Die Austrittsstellen der 20 Radialstacheln sind nämlich zu je 4 in 5 parallelen Kreisen an der Kugelober- fläche des Radiolars angeordnet, 4 im äqua- torialen Kreis, je 4 in den beiden Tropen- Fig. 106. Phractaspis prototypus HAECKEL nach HAECKEL 1887. Skelet. Durchmesser der Schale 0,1 mm. Lang, l.ehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 98 Erstes Kapitel. kreisen und je 4 in den beiden Polarkreisen. Die Kreise stehen von- einander in demselben Abstande, wie die Polarkreise von ihrem respec- tiven Pole. In den aufeinander folgenden Kreisen sind die 4 Stacheln alternirend gestellt. (Vergl. Fig. 106 u. Fig. 156, p. 126.) Das Skelet complicirt sich im Einzelnen in sehr verschiedener Weise, immer aber bleiben die Stacheln nach dem Mürrzer’schen Gesetz an- geordnet. Die 20 Stacheln können sich um die Centralkapsel herum mit tangential gestellten Dornen bewaffnen; diese Dornen können sich ver- ästeln, anastomosiren und mit denen der benachbarten Radialstacheln derart in Verbindung treten, dass um die Oentralkapsel eine Gitterschale zu Stande kommt. Ausserhalb dieser (inneren) Gitterschale kann sich in ähnlicher Weise eine zweite (äussere) bilden. Die Stacheln werden dann zu radiären Pfeilern, welche die Gitterschalen tragen. Bestimmte Stacheln können dicker und länger als die übrigen werden etc. etc. Das Skelet der übrigen Radiolarien. Im einfachsten » Falle erzeugt das Sarcodietyum (Protoplasmanetz) an der Öber- fläche des Calymma (Gallerthülle) isolirte tangentiale Kieselnadeln (Fig. 21, p. 16). Wenn diese Kieselnadeln miteinander in Verbindung treten, entsteht eine Gitterschale. An dieser Gitterschale können nach aussen gerichtete radiäre Stachelfortsätze auftreten. Ausserhalb des alten Calymma kann sich ein neues, mit einem neuen Sarcodietyum, bilden, und dieses letztere kann eine zweite (äussere) Gitterschale bilden, die mit der ersten (inneren) durch die radiären Stachelfortsätze verbunden ist. Der gleiche Vorgang kann sich noch weiter wiederholen, so dass mehrere ineinander geschachtelte und miteinander durch radiale Strebepfeiler verbundene Gitterkugeln zu Stande kommen. Wenn die Centralkapsel dabei wächst, so kann sie über die erste, innerste Gitterschale (die Markschale) allseitig hinauswachsen, so dass diese letztere dann in der Centralkapsel ein- geschlossen liegt. Im Gegensatz zu den Acantharien vereinigen sich die Radial- stacheln bei den übrigen Radiolarien nicht im Centrum, sie sind Fort- satzbildungen nach aussen der innersten Gitterschale. Wir müssen darauf verzichten, auch nur eine allgemeine Uebersicht über die ausserordentlich mannichfaltigen Skeletbildungen innerhalb der grossen Ordnungen der Spumellarien, Nassellarien und Phäodarien zu geben. Die Kugelgestalt macht sehr verschiedenen Grundformen Platz. Es gelangen ellipsoidische, scheibenförmige, linsenförmige, eiförmige, helmförmige, zweiklappige etc. Gitterschalen zur Ausbildung mit sehr verschiedenartiger Sculptur, Ornamentik und Bewaffnung. Wir verweisen den Leser besonders auf die grossen, mit wundervollen Tafeln ge- schmückten Radiolarien-Monographien von Ernst HAEcKkEL und auf die Beschreibung eines der complicirtesten Radiolarienskelete bei der monographischen Behandlung von Coelospathis ancorata p. 47—55. 2) Die Kapselmembran. Wir wissen, dass bei den Radio- larien das Protoplasma durch eine ursprünglich kugelschalenförmige „Kapselmembran“ in einen extracapsulären und einen intracapsulären Theil gesondert ist. Obschon diese dünne, elastische Membran, die aus einem chitinähnlichen Stoffe besteht, jedenfalls nur geringe pro- Protozoa. Protective Organellen. 99 tective Bedeutung bat, da das harte Skelet in Verbindung mit dem Calymma die schützende Rolle übernimmt, wollen wir sie doch hier behandeln. Zur Zeit der Fortpflanzung der Radiolarien fungirt sie als Cyste. Das intracapsuläre Protoplasma steht bei allen Radiolarien durch die Kapselmembran hindurch mit dem extracapsulären in Verbindung. Zu diesem Behufe existiren ähnliche Einrichtungen wie bei den Fora- miniferen. Bei den Spumellarien und Acantharien ist die Kapselmembran (ähnlich wie die Schale der Perforata) von zahl- reichen feinen Poren durchlöchert, bei den Nassellarien und Phäodarien hingegen hat sie eine einzige Haupt- öffnung (das Osculum), ähnlich der grösseren Schalenöffnung der Imperforata. Bei den Spumellarien ist die Kapselmembran gleichmässig auf der ganzen Fläche von zahllosen feinen Poren durchsetzt. Die zahlreichen feinen Poren der Kapselmembran der Acantha- rien hingegen sind nicht gleichmässig zerstreut, sondern „zu Reihen angeordnet, die untereinander zu polygonalen Feldern verbunden sind“ oder sonst eine bestimmte Anordnung und Vertheilung zeigen. Die einzige grosse Hauptöffnung (das Osculum) der Centralkapsel der Nassellaria, die am basalen Pole ihrer Hauptaxe liegt, ist „durch einen kreisrunden Siebdeckel geschlossen. Dieser Siebdeckel erscheint, von der Fläche betrachtet, als ein scharf umschriebenes Poren- feld und bildet die horizontale Basis eines eigenthümlichen Kegels, der vertical in das Innere der Kapsel vorspringt und als Fadenkegel (Po- doconus) bezeichnet wird“ (Fig. 24, p. 17). Ueber den feineren und feinsten Bau, wie über die Bedeutung dieses ganzen Apparates herrschen noch verschiedene Ansichten. Die Kapselmembran der Phäodarien besteht aus 2 Lamellen. Ihre am basalen Pole der Hauptaxe gelegene Hauptöffnung ist von einem nicht porösen Deckel verschlossen, der sich nach aussen zu einer rüssel- förmigen Röhre (Proboseis) verlängert (Fig. 76, p. 50). Dieses „Opereulum ist von strahligen Rippen durchzogen, welche von der Basis seiner centralen röhrenförmigen Mündung ausgehen. Dieser Rüssel ist cylindrisch, an der Basis oft conisch, an beiden Enden mit kreisrunder Oeffnung“. Neben der Hauptöffnung können noch 2, seltener mehr Nebenöffnungen vorkommen. (Vgl. die Beschreibung der Kapselmembran von Coelo- spathis ancorata in der monographischen Darstellung dieser Form p- 47—55.) NAVI Ra gerlata, Orlrata, Sucteoria,, Bei vielen Formen dieser 3 Klassen treten protective Organellen in Form von Hüllen oder sehäusen auf. Der fundamentale Unterschied zwischen diesen Gebilden und den Membranen oder Pelliculae scheint nach dem gegenwärtigen, noch nicht befriedigenden, Stand der Forschung darin zu bestehen, dass die Membranen Umwandlungsproduecte des Exoplasmas sind und bei der Fortpflanzung durch Theilung diese Theilung mitmachen, während die Hüllen und Gehäuse — gewöhnlich von derberer Beschaffenheit — Absonderungsproducte des Protoplasmas nach aussen, nach Art der Cutieularbildungen, sind. Den Theilungsprocess des Zellleibes, den sie umschliessen, machen sie nicht mit. mi d 100 Erstes Kapitel. Besonders häufig sind Hüllen und vor allem Gehäuse bei den zahlreichen festsitzenden, eines vermehrten Schutzes bedürftigen Flagellaten, Ciliaten und Suctorien. Doch giebt es auch ziemlich viele festsitzende Formen ohne, und manche freie Formen. mit solchen protecetiven Organellen. Fig. 107. Verschiedene Vertreter von Phytoflagellaten. A Chrysamoeba radians Kregs. B Microglena punctifera EHurEnB. C Mallomonas ploesslii Perry. D Dinobryon sertularia EHreng. Individuum der buschförmigen, frei- schwimmenden Colonie. E Mastigosphaera gobii SCHEWIAKOFF. F Chrysosphae- rella longispina LAUTERBORN. A, B, C, D nach KLegs, 1392/93. E nach SCHEWIA- KOFF, 1893. F nach LAUTERBORN, 1899. Wir unterscheiden (siehe besonders BÜTSCHLI und BLOCHMANN) die Hüllen von den Gehäusen. Die Hüllen werden vom Zellleib allseitig ausgeschieden, sie überziehen ohne grössere Unterbrechung den ganzen Körper, dessen oberflächlicher protoplasmatischer Schicht sie dicht anliegen. Die Fortsätze des Zellenleibes (Cilien, Geisseln) treten durch sie hindurch nach aussen vor, ferner sind sie an den Stellen durchbrochen, wo der Zellleib äussere Oeffnungen darbietet (z. B. am Cytostoma). Die Gehäuse dürften in den meisten Fällen anfänglich nach Art der Hüllen abgesondert werden. Dann aber tritt zwischen dem abgesonderten Product und dem absondernden Zellleib ein Zwischen- raum auf, der es dem letzteren gestattet, sich innerhalb der zum (rehäuse gewordenen Absonderung einer gewissen freien Bewegung zu erfreuen. Gehäuse haben immer mindestens eine grössere Oeffnung, die im Allgemeinen am Vorderende des Körpers liegt. Der — un- gestörte — Körper tritt mit seinem Vorderende in diese Oeffnung Protozoa. . Protective Organellen. 101 oder entsendet seine Fortsätze durch sie nach aussen. Beleidigt, ver- mag er sich meist gegen den Grund des Gehäuses zurückzuziehen. Hüllen nnd Gehäuse können bei verschiedenen Gattungen und sogar bei verschiedenen Arten einer und derselben Gattung völlig unabhängig voneinander auftreten. Sie sind deshalb mehr von syste- matischer und biologischer, als von allgemein morphologischer Bedeutung. A. Die Hüllen. Nach dem “Material , aus dem sie bestehen, kann man 2 Hauptformen unterscheiden: Gallerthüllen und Cellulose- hüllen. Doch ist unsere Kenntniss von der chemischen Beschaffenheit der Hüllen noch eine sehr lückenhafte und ungenügende. a) Gallerthüllen sind bei einzellebenden Formen selten. Euflagellata (Monadina). Mastigamoeba verrucosa Kent. wird häufig in einer festsitzenden Gallerthülle angetroffen. Unter den Ciliaten kommt eine Gallerthülle gelegentlich oder dauernd bei Arten der Gattung Trachelophyllum und in sehr zarter Ausbildung bei Nassula elegans (Fig. 50, p. 29) vor (Holotricha). Nicht viel ee sind Gallerthüllen bei coloniebildenden oder socialen Formen. Euflagellata. In der Familie der colonie- bildenden Spongomonadinen ist Spongomonas dadurch ausge- zeichnet, dass die zahlreichen (durch fortgesetzte Theilung entstandenen) Individuen in eine gemeinsame Gallertmasse eingebettet sind. Die Geisseln der zahlreichen Einzelthiere ragen aus der verschieden gestalteten, an- sehnlich grossen, Gallertmasse frei vor. Einen schönen Fall von Bildung von Gallerthüllen zeigt uns unter den Phytotlagellaten beispielsweise Mastigosphaera gobii (Fig. 107 E,). Ferner sind Gallerthüllen für sämmtliche Volvociden charakteristisch. Aehnlich verhält sich Protospongia unter den Choanoflagellaten (Fig. 38, p. 24). b) Cellulosehüllen sind für die grosse Mehrzahl der Dino- flagellaten charakteristisch. Hier sondert der Körper einen dicht an- liegenden, derben Öellulosepanzer ab, der aus bestimmt angeordneten, in verschiedener Weise verzierten, häufig von Poren durchsetzten Platten zusammengesetzt is. Der Panzer ist häufig mit hornförmigen, oder stachelförmigen, oder flügelförmigen Fortsätzen bewaffnet (Ceratium, Ceratocorys, Citharistes u. s. w.) (Fig. 42, p. 25, Fig. 184, 185). Ueber die Ring- und Längsfurche im Panzer zur Aufnahme der Geisseln siehe den Abschnitt „motorische ÖOrganellen“. Nur bei Glenodinium ist der Panzer nicht aus Täfelchen zu- sammengesetzt, undGymmodinium (Fig. 41, p. 25) hat überhaupt keine Hülle. B. Gehäuse. Nach dem Materiale kann man Gallertge- häuse und häutige (chitinige) Gehäuse unterscheiden. Die (Gehäuse können sich dadurch verstärken, dass sich Fremdkörper mit ihnen verkleben. Die jungen Gehäuse sind fast immer durchsichtig, farblos, mit zunehmendem Alter können sie verschiedentliche Färbungen annehmen. a) Gallertgehäuse kommen bei einzellebenden Infusorien vor, doch selten. Unter den Heterotricha bildet Stentor roeseli Eurse. im festsitzenden Zustande eine gallertige Wohnröhre (Fig. 108). Eine ähnliche cylindrische Röhre bilden die Arten der Gattung Tintinnidium. Der hintere Theil des Thieres ist stielförmig verlängert, und mit diesem Stiele ist das Thier in der Wohnröhre, die bei T. semiciliatum mit Fremd- 102 Erstes Kapitel. körperchen verstärkt ist, befestigt. Diese Gallertröhren sind selten be- festigt, meist freischwimmend an der Wasseroberfläche. Eine Gallert- röhre vermag unter den Hypotricha auch Stichotricha abzusondern. Verbreiteter sind Gallertgehäuse unter den coloniebildenden Formen. Euflagellata. Bei Cladomonas findet sich eine dichotomisch ver- ästelte Gallertröhre (Fig. 109). In dem frei vorragenden Ende der Röhrenäste wohnt je ein Einzelthierchen. Auch der überaus zierliche Röhrenbau von Rhipidodendron besteht aus dichotomisch verästelten Gallert- röhren, die aber nicht isolirt bleiben, sondern, indem sie sich dichtge- drängt in einer Lage anordnen, miteinander zu einem Fächer verwachsen, der bei weiterem Wachsthum in einzelne Fächerlappen ausstrahlen kann. Die Röhren sind am freien Rande des Fächers offen und beherbergen hier je ein Einzelthierchen. Die Colonie wird von einem einzigen Thier Fig. 109. Fig. 108. Stentor roeseli, nach STEIN (aus COLAUS, Zoologie). PV pulsirende Vacuole, N Nucleus. Länge bis 1 mm. Fig. 109. Cladomonas fruticulosa St. Erwachsene Colonie. Endzweige der Gehäuseröhre z. Th. von den Flagellaten verlassen. Vergrösserung ??°/,, nach STEIN, 1878. gegründet, das eine einfache Gallertröhre abscheidet. Das Thier pflanzt sich durch Theilung fort, und dabei setzen die Tochterindividuen jedes für sich die Röhrenbildung in der Weise fort, dass die Anfangsröhre in zwei aneinander liegende, miteinander verwachsende Tochterröhren sich theilt, so geht die Verästelung mit der Vermehrung der Thiere streng dichotomisch weiter. Das Colonialgehäuse von Phalansterium be- steht aus Gallertröhren, die entweder rosettenförmig, an der Unterlage befestigt, angeordnet sind oder sich buschförmig von der Unterlage er- heben. Ciliata Heterotricha. Bei der coloniebildenden Maryna socialis GRUBER besteht das Gehäuse ähnlich wie bei Cladomonas aus dichotomisch frei verästelten Gallertsträngen, in deren ausgehöhlten, offenen Enden die Einzelthierchen sitzen. Peritricha. Berühmt sind die in Seen und grösseren Teichen oder Sümpfen vorkommenden colonie- EI EN ee er Protozoa. Protective Organellen. 105 bildenden Ophrydien, deren knollenförmige Colonien gelegentlich eine be- deutende Grösse (bis über 10 cm) erreichen und aus einer ausserordentlich grossen Zahl von Einzelindividuen bestehen. Diese Einzelindividuen sitzen an den Endzweigen eines allseitig reichverästelten, dünnen Stieles, der, wenig- stens anfänglich, an einer Unterlage (Wasserpflanzen) befestigt ist (Fig. 110). Die ganze Colonie mit ihrem gemeinsamen überaus reich verästelten Stiel ist aber in eine gemeinsame Gallertmasse eingebettet, so dass nur an der Ober- fläche zur Aufnahme der Individuen becherförmige Ver- tiefungen ausgespart bleiben. Häufig bil- den sich im Innern der Gallerte Gas- bläschen, was die Loslösung der Oolo- nien herbeiführt. Sie steigen dann an die Oberfläche und wer- den flottirend ange- troffen. Jede Colonie Fig. 110. Ophrydium eichhorni EHurgG. Mässig wird von einem In- grosse, festsitzende Colonie mit völlig vorgestreckten Individuen. Vergrösserung °°,, nach S. KENT 1830—1882. dividuum gegründet, welches nach hinten einen einfachen Stiel und zu gleicher Zeit allseitig eine Gallerthülle ab- sondert. Das Thier pflanzt sich durch Theilung fort, die beiden Tochter- individuen bilden wieder je einen Stiel und sondern Gallerte ab u. s. w. Benachbarte Colonien können miteinander verwachsen. b) Häutige Gehäuse. Sie sind meist dünn, durchsichtig, ziemlich fest und bestehen aus einer chitinähnlichen Substanz. Sie kommen fast ausschliesslich bei festsitzenden Formen, und zwar so- wohl bei einzellebenden als bei coloniebildenden, vor. Oft sitzen sie dünnen, fadenförmigen Stielen auf. Ihre Gestalt ist im Einzelnen sehr verschiedenartig, doch prädominiren die becherförmigen, schüssel- förmigen, vasenförmigen, fingerhutförmigen und röhrenförmigen Gehäuse. Im Folgenden sind einige Beispiele solcher gehäusetragender Formen angeführt. Flagellata. Unterklasse Euflagellata. 1) Einzellebende Formen: ÖCodonoeca, Bicosoeca, Ascoglena, Epipyxis, Chrysopyxis, Di- plomita. 2) Coloniebildende Formen: Poteriodendron (die Stiele der jüngeren Individuen sind an der Innenwand der Gehäuse der älteren befestigt), Dinobryon (Fig. 34 D) (das stielförmig ausgezogene Hinter- ende des Gehäuses der jüngeren Individuen der freischwimmenden, buschförmigen Colonien am inneren Mündungsrand der Gehäuse der älteren Individuen befestigt), Bicosoeca socialis (Fig. 26, p. 18). Unter- klasse Choanoflagellata. Einzellebend Salpingoeca. Cololoniebildend (ähnlich wie Poteriodendron) Polyoeca (Fig. 111). Ciliata. Ordnung Heterotricha. Hier sind es besonders die marinen, pelagisch und einzeln lebenden Formen der Familie der Tin- tinnoinen, welche in häutigen Gehäusen leben: Tintinnus, Tintinnopsis (Fig. 53) (mit agglutinirten Fremdkörperchen),Codonella (ebenso), Dietyocysta. Ferner ist die elegante marine Gattung Folliculina durch ein röhren- 104 Erstes Kapitel. Fig. 111. Polyoeca dichotoma S. K. Vergrös- serung ca. !%)/, nach SAVILLE KENT 1880—1882. Fig. 112. Schema eines Suctoriums. I Saug- röhrchen, Saugtentakel (sie sind in Wirklichkeit im Verhältniss zum Zellleib nie so dick), 2 Ektoplasma, 3 pulsirende Vacuole, 3 Mikronucleus, 5 vordere concave Wand des hohlen Gehäuses 6, in welchem der Körper wie ein Ei in einem Eierbecher ruht, 7 hohler Stiel des Gehäuses, an der Unterlage befestigt, & Endoplasma, 9 Makronucleus. förmiges Chitingehäuse ausgezeichnet, welches mit der Unterlage verkittet ist (Fig. 158). Bei dieser Gattung (und bei einigen Tintinnoinen) kommen besondere Einrichtungen zum Verschluss der Gehäusemündung vor. Ordnung Peritricha. Hier finden sich ungestielte oder kurzge- stielte, an der Unterlage befestigte Gehäuse bei den Arten der Gattungen Cothurnia, Cothurniopsis, Vaginicola und Lagenophrys (einzellebende Thiere). Es kommen auch hier besondere Einrichtungen zum Verschluss der Gehäuse vor. ‚ Suctoria. Hier sind membranöse, gestielte oder ungestielte, stets befestigte Gehäuse sehr verbreitet. Die Wandung der becherförmigen Gehäuse ist hohl (Fig. 112), oder, mit anderen Worten, die Gehäuse haben eine doppelte Wand, eine äussere und eine innere. Die beiden sind durch einen Hohlraum getrennt und gehen am Rande des Bechers ineinander über (Fig. 1125, 6). Ungestielte Gehäuse finden sich bei Solenophrya, Urnula, Metacineta, gestielte bei Arten der Gattungen Tokophrya und Acineta. C. Stielbildungen. Stiele sind bei den festsitzenden Formen unter den Flagellaten, Ciliaten und Suctorien sehr verbreitet, und zwar Protozoa. Protective Organellen. 105 sowohl bei nackten als bei beschalten oder in Gehäusen lebenden Formen, ferner bei einzellebenden wie bei coloniebildenden. Im letzteren Falle sind die Stiele meist dichotomisch verzweigt, und es sitzt am Ende eines jeden Endzweiges ein Individuum, seltener eine Gruppe von Individuen. Die Substanz der Stiele wird (fast immer am Hinterende des Körpers) in ähnlicher Weise abgeschieden, wie die Substanz der Hüllen und Gehäuse. Wo Hüllen und Gehäuse bei gestielten Formen vorhanden sind, setzt sich denn auch ihre Sub- stanz direct in die Substanz des Stieles fort. Während die fadenförmigen Stiele der Flagellaten im Allgemeinen keine besondere Structur er- kennen lassen, ist an den Stielen der Ciliata und Suctoria eine festere Rindenschicht von einer weicheren Markschicht mehr oder weniger deutlich gesondert. Bei gewissen Vorticelliden-Gattungen unter den Peritrichen kommen contractile Stiele vor, die unter der Rubrik „Bewegungsorganellen“ besonders besprochen werden. Das Vorkommen und die Verbreitung von Stielen bei mit Gehäusen oder Hüllen ausgestatteten Formen sind gleich- zeitig mit diesen Bildungen besprochen worden. Ueber Stielbildungen bei nackten Formen wollen wir Folgendes nachtragen. Unter den Flagellaten kommen nur die Euflagellaten und Choanoflagellaten in Betracht, bei den (freischwimmenden) Dino- und Cystoflagellaten finden sich Stielbildungen überhaupt nicht. Einzellebende Formen mit einfachem befestigten Stiel, der entweder bloss das fadenförmig ausgezogene Hinterende des Körpers oder ein wirkliches Absonderungsproduct desselben ist, sind unter den Euflagellaten Oikomonas und Amphimonas, unter den Choanoflagel- laten Monosiga.. Bei den Heteromastigoden kann die Schlepp- geissel gelegentlich zur Befestigung dienen und als Stiel functioniren. Wenn Coloniebildung erfolgt, so verhalten sich die Stiele ver- schieden. In dem einen Falle bilden die durch Theilung des gestielten Stammindividuums entstehenden Tochterindividuen neue Stiele, und das geht so weiter, so dass grössere oder kleinere Colonien zu Stande kommen, die einen gewöhnlich regelmässig dichotomisch verästelten Stiel besitzen ; am Ende eines jeden Endzweiges sitzt ein Individuum. Euflagellata: Dendromonas (reiche Colonie), Colaciumarten (kleine Colonien von wenigen Individuen). . Wenn die vom gestielten Stammindividuum durch successive Thei- lung entstehenden Abkömmlinge ihrerseits keine oder nur ganz kurze Stiele absondern, so entstehen Colonien, bei denen ein Haufen oder ein Büschel von Individuen dem Ende eines gemeinsamen Stieles aufsitzt. Beispiel: Codosiga unter den Choanoflagellaten. Die Einzelindividuen sind hier kurzgestielt. Wenn aber bei der ersten oder noch bei der zweiten, dritten, vierten u.s.w. Theilung die Abkömmlinge des Stammindividuums zunächst noch Stiele bilden und erst bei späteren Theilungen die Stielbildung unterbleibt, so kommen Colonien zu Stande, wo: an den Zweigenden eines ver- ästelten Stieles Gruppen oder Haufen von Individuen sitzen. So unter den Euflagellaten bei Cephalothamnium, unter den Choanoflagellaten bei Codonocladium (Fig. 113; hier bestehen die einzelnen Gruppen aus wenigen Individuen). Derselbe Habitus kommt bei Anthophysa (Euflagellata) (Fig. 27, p. 19) dadurch zu Stande, dass eine kugelige Gruppe von 106 Erstes Kapitel. Individuen einen gemeinsamen Stiel absondert, dass dann die Gruppe als solche sich fortgesetzt theilt, wobei die Tochter-, Enkel- u. s. w.-Gruppen immer wieder gemeinsame (oder aus eng verbundenen Einzelstielen zu- sammengesetzte) Stiele bilden. Fig. 113. Codonocladium umbellatum St. (Codonosiga allioides S. K.). Erwachsene Colonie (Vergrösserung *8°/,) nach SAVILLE-KENT 1880/82. Was die Ciliata anbetrifft, so kommen Stiele nur in der Ordnung der Peritricha vor. Für diese fast ausschliesslich festsitzende Ord- nung ist aber die Stielbildung sehr charakteristisch. Von den gehäuse- oder hüllenlosen Formen sind einzellebend, mit einfachen, nicht contractilen Stielen, die Gattungen Rhabdostyla, Glossa- tella (Stiel sehr kurz) und Lienophora (idem). Coloniebildend mit dicho- tomisch verzweigten, nicht contractilen Stielen sind die Gattungen Epi- stylis, Campanella und Opercularia. Die contractilen Stiele der Gattungen Vorticella (einzellebend), Carchesium und Zoothamnium (coloniebildend) werden anderswo besprochen. Suctoria. Stiele sind nicht nur bei den mit Gehäuse versehenen Formen (Fig. 112), sondern auch bei den nackten sehr verbreitet, so in den Gattungen Podophrya, Ephelota (Fig. 60, p. 34), Tokophrya und Ophryoden- dron. Bei Arten der Gattung Tokophrya ist der Stiel kurz und dick. Die chitinige Platte mit der Dendrocometes der Unterlage (Kiemenblättchen von Gammarus) aufsitzt, lässt sich recht wohl als ein sehr kurzer Stiel auffassen. Da alle Suctorien einzellebend sind, so sind dementsprechend die Stiele in dieser Klasse immer einfach. Protozoa. Protective Organellen, 107 b) Trichoceysten, Trichiten, Nematocysten. Triehocysten sind kleine, stäbchenförmige, glänzende, im Corticalplasma in grosser Zahl vorkommende und zu einer besonderen „Trichocystenschicht“ angeordnete Körperchen, die auf Reize hin plötz- lich zu langen Fäden explodiren, wobei sie entweder aus dem Körper herausgeworfen werden oder noch mit einem Ende in ihm stecken bleiben. Man betrachtet sie als Schutzwaffen. Sie sind besonders bei den holotrichen Infusorien (vergl. p.59) (doch nicht bei allen) verbreitet, kommen dagegen in anderen Abtheilungen nur ganz verein- zelt vor, so unter den Heterotrichen in der Gattung Strombidium, unter den Euflagellaten bei Gonyostomum semen EHRBG. Unter den Suc- toria ist Ophryodendron abietinum durch den Besitz von Trichocysten ausgezeichnet. Trichiten. Bei gewissen räuberischen holotrischen In- fusorien finden sich — vorwiegend in der Mundgegend — nadelförmige Plasmaeinschlüsse, die, als Trichiten bezeichnet, die Rolle von offen- siven oder aggressiven Organellen spielen (Fig. 114). Ausge- schleudert — wobei ihre Gestalt und ihre Dimensionen unverändert bleiben — lähmen sie die Beute. Wenn z. B. Trachelophyllum apiculatum „ein anderes Infusorium, wie z. B. Euplotes charon, angreift, so sieht man, wie dieses noch einige krampfhaft zitternde Bewegungen mit den (irren ausführt und dann ganz bewegungslos allmählich hinabgewürgt wird“ (BLOCH- MANN, 1895). Unter den Dinoflagellaten kommt bei Podolampas nach SCHÜTT stets an derselben Körperstelle ein Bündel dicht aneinander gelagerter, sehr feiner Fäden vor (Fig. 147 A). Bei Reizen lösen sich einzelne Fäden vom Bündel los und werden durch Poren der Körperhülle nach aussen hervor- geschleudert. Bei Peridinium eatenatum constatirte LEVANDER das Vorkommen ausschnellbarer Fäden an der ganzen Körperoberfläche. Fig. 114. Enchelyodon farctus (rar. u. LACHMANN. Länge bis 300 u. 7, 2 Trichiten, 3 Makronuceleus, 7 pulsirende Vacuole. Nach BLOCHMANN, Mikrosk. Thierwelt des Süsswassers, Abth. I, Protozoa, 2. Aufl. 1895. Nematocysten oder Nesselkapseln von ganz ähnlicher Be- schaffenheit wie bei den Cnidarien kommen bei der Dinoflagellaten- gattung Polykrikos vor. Sie finden sich hier in geringer Zahl in der äusseren Plasmaschicht und sind Bläschen mit eingestülptem, spiralig aufgerolltem Nesselfaden, welcher durch Druck nach aussen ausgeschnellt werden kann. Aehnliche Nesselkapseln (Fig. 164 c) kommen gelegentlich bei Epistylis umbellaria unter den peritrichen Infusorien vor. Wenn sie vorhanden sind, sind sie gewöhnlich zahlreich und liegen, paar- weise vereinigt, im Corticalplasma. In den Sporen der Myxospori- dien (Fig. 48, p. 28) kommen Gebilde vor, die ganz wie Nesselkapseln gebaut sind. Da sie, gewöhnlich in einem Paar, an dem einen Pole der 108 } Erstes Kapitel. Spore liegen, werden sie als Polkapseln bezeichnet. Unter dem Ein- flusse gewisser Reize wird auch hier der Kapselfaden aus der Pol- kapsel ausgeschnellt, wobei er zugleich auch aus der Spore heraus- tritt. Die Bedeutung dieser Polkapseln ist noch nicht ermittelt, man vermuthet, dass sie bei der Infeetion neuer Wohnthiere Dienste leisten. Anhang. Das Regenerationsvermögen. Als eine schützende Fähigkeit ist bei den Protozoen (wie bei den Metazoen) auch das weit verbreitete Vermögen der Regeneration zu bezeichnen. In dieser oder jener Weise verlorene Theile [des Zellleibes werden regenerirt, vorausgesetzt, dass das zurückbleibende Bruchstück einen Kern oder einen Theil des Kernes enthält. Frank Lituıe hat 1896 als Beitrag zu der Kenntniss der Grenzen der Theilbarkeit der lebenden Substanz eine Untersuchung darüber ver- öffentlicht, welches die kleinsten Theile von Stentor sind, die noch zu regeneriren vermögen. Die untere Grenze ist etwa bei 80 u. In welcher Ausdehnung thatsächlich das Regenerationsver- mögen bei den Protozoen zur Erhaltung der Individuen und der Art beiträgt, lässt sich zur Zeit nicht überblicken. IX. Motorische Organellen. Die motorischen Organellen der Protozoen dienen 1) zur Ortsbe- wegung, 2) zur Veränderung der Gestalt des Zellenleibes (oder be- stimmter Theile desselben) und 3) zur Erzeugung einer am Körper vorbeiziehenden Wasserströmung, eines Wasserstrudels, der die nöthige Nahrung herbeischaffen soll. Gewisse motorische Organellen, wie die Cilien und Flagellen, können dem erst- und dem drittgenannten Zwecke zugleich dienen. Man kann zwei Hauptkategorien von motorischen Organellen unter- scheiden, nämlich 1) frei nach aussen vorragende und 2) innere. A. Frei nach aussen vorragende motorische Organellen. Diese Organellen bilden classificatorische Merkmale hohen und höchsten Ranges. Sie zerfallen in natürlicher Weise in zwei Kate- gsorien, von denen die eine langsam formveränderliche, die andere rasch schwingende, im Uebrigen aber formbeständige Plasmafortsätze umfasst. Die ersteren sind für die Klasse der Sarcodina, die letzteren für die Klassen der Ciliata und Flagellata charakteristisch. I. Die langsam formveränderlichen motorischen Organellen der Sarcodina sind entweder Lobopodien, Filo- podien oder Pseudopodien. a) Die Lobopodien oder amöboiden Fortsätze sind stumpfe lappige bis fingerförmige Plasmafortsätze, an deren Bildung sich neben dem Ektoplasma meist auch das Entoplasma betheiligt. Sie fliessen langsam an Stellen des Zellenleibes der Lobosa (Amöben und Testa- ceen) vor, an anderen treten sie wieder ebenso langsam zurück. Sie dienen zur (amöboiden) Fortbewegung und zur (amöboiden) Nahrungs- aufnahme. Für das Nähere vergleiche man die monographische Dar- stellung von Amoeba, p. 35 —47. Protozoa. Motorische Organellen. 109 b) Die Filopodien unterscheiden sich von den Lobopodien nur dadurch, dass sie lang und spitz fadenförmig sind. Diese Filopodien der Filosa sind ebensowenig wie die Lobopodien der Lobosa zur Verschmelzung geneigt. c) Die Pseudopodien der Reticulosa (Nuda und Fora- minifera) Heliozoa und Radiolaria sind äusserst lange und feine, Em E re Par £ wert, LEER 7 Te sa PHLSE ER lee Fig. 115. A Gromia oviformis, nach M. S. ScHhuLzE; B Rotalia freyeri, nach M. $S. Schuzze; € Miliola, nach R. HertwiG. Im Inneren des Protoplasmas in den Kammern die Kerne. 110 Erstes Kapitel. haarförmige, nach allen Seiten ausstrahlende, klebrige, meist zur Ver- schmelzung und Netzbildung geneigte Protoplasmafortsätze (Fig. 115 A, B), die langsam vorgestreckt und ebenso langsam zurückgezogen werden können und auf denen zu jeder Zeit eine Körnchenströmung zu beobachten ist. Sie dienen zur Nahrungsaufnahme, aber nicht zur activen Locomo- tion. Immerhin können sie, wenn sie sich an der ganzen Körperober- fläche zurückziehen, durch Verminderung des Reibungswiderstandes ein Sinken des im Wasser flottirendenThieres herbeiführen. Eine interessante Combination von Lobopodien und Pseudo- podien zeigt Myxotheca arenilega, ein neues, sehr primitives marines Rhizopod, das Scnaupınn (1893/94) entdeckte und beschrieb, mit wundervoll pompejanisch roth gefärbtem Plasma und einem sehr grossen Kern. Es ist ein „amöbenartig seine Gestalt veränderndes Plasma- klümpchen, allseitig von einer gallertigen Hülle umschlossen, die nackt sein kann oder auf ihrer Aussenfläche Sandkörnchen und andere Fremd- körper aufklebt; ferner besitzt es reticuläre Pseudopodien, die an be- liebigen Stellen die Hülle durchbrechen können“. (Diese Form ist nach ScHaupınn selbst möglicherweise nur ein Jugendzustand einer Sand- foraminifere.) Die Pseudopodien der Heliozoen (Fig. 18 u. 19, p. 14, Fig. 99 A, p. 86) weichen in einigen Punkten in charakteristischer Weise von denen der Reticulosa und Radiolarien ab. Sie sind sehr dünn und fein, wenig zur Anastomosenbildung geneigt und relativ starr. Aber die Körnchenströmung fehlt ihnen nicht. Bei den meisten Formen tritt in der Axe der Pseudopodien ein fester, doch elastischer Faden (plas- matischer Natur) auf. Man unterscheidet diese Fortsätze als Axo- podien von den gewöhnlichen Pseudopodien oder Myxopodien. Die Axenfäden dringen bei gewissen Formen in den Zellenleib selbst ein, bis an die Grenze von Ekto- und Endoplasma, ja bis gegen den Mittelpunkt des kugeligen Körpers. Sie können aufgelöst und wieder neu gebildet werden. Aehnliche Axopodien, wie die beschriebenen, kommen neben den sewöhnlichen Pseudopodien (Myxopodien) auch bei den Acantharien Fig. 116. Camptonema nutans SCHAUDINN. Durchmesser 0,12 —0,18 mm, marin. A Schematische Reconstruction des Thieres, um die Vertheilung der Kerne und den Ansatz der Pseudopodien an ihnen zu zeigen. B Das Thier, nach dem Leben ge- zeichnet, hat eine einzellige Alge mit den Pseudopodien ergriffen. Nach FRITZ SCHAU- DINN 1894. Ai Protozoa. Motorische Organellen. 111 unter den Radiolarien vor. Möglicherweise sind die radiären Acanthin- stacheln des Acantharienskeletes auf Axenfäden von Axopoiden zurückzu- führen. Bei einem von Scuauvınn (1894) entdeckten neuen Rhizopod, Öam- ptonema nutans (Fig. 116 A, B), das wohl in die Nähe der Helio- zo&a gehört, kommen merkwürdige Axopodien vor. Diese zeigen zunächst die gewöhnlichen Strömungserscheinungen, ausserdem aber vermögen sie drehende Bewegungen auszuführen, und drittens haben sie die Fähigkeit, bei Berührung umzuknicken (Fangbewegung). Sehr interessant ist auch, dass der Axenfaden eines jeden Axopodiums sich im Weichkörper bis zu einem der zahlreichen Kerne verfolgen lässt und sich an demselben mit einer kappenartigen Verbreiterung befestigt. ENnGELMANN beobachtete (1881) an den fadenförmigen, geraden und unverzweigten Pseudopodien eines Heliozoon (Acanthocystis) die merkwürdige Thatsache, dass sie sich wie Muskelfibrillen blitzschnell con- trahiren können. E. nannte diese Pseudopodien Myopodien. II. Die schwingend beweglichen motorischen Orga- nellen sind entweder Wimperhaare, Cilien (bei den ciliaten Infusorien) oder Geisselhaare, Flagellen (bei den Flagellaten). Eine scharfe Unterscheidung zwischen beiden Arten ist nicht immer möglich. Cilien sind in grosser Zahl vorkommende kurze Härchen, die viel kürzer sind als der Körper; Flagellen sind lange, in der Ein- oder Zweizahl oder doch sehr geringer Zahl vorkommende Haare, die meist länger sind als der Körper. Sie ersetzen durch Länge, was ihnen an Zahl abgeht. Die schwingende Bewegung der Flagellen vollzieht sich meistens in einer Schraubenlinie, diejenigen der Cilien in einer. Ebene. A. Die Geisseln oder Flagellen der Flagellaten sind sehr feine, hyaline Plasmafortsätze des Körpers. die energische, schwingende Bewegungen ausführen. Sie sind, wie schon erwähnt, weit länger als der Körper und nur in geringer Zahl (selten mehr als 2) vorhanden. Sie finden sich im Allgemeinen am Vorderende des Körpers, ziehen also den Körper beim Schwimmen nach sich. 1. Unterklasse. Euflagellata. DieMonaden, Euglenen und Phytoflagellaten (Fig. 107, p. 100, Fig. 117) haben 1 oder 2 nach vorn gerichtete Geisseln. Bei den Heteromastigoden (Fig. 115) kommtneben der locomotorischen Hauptgeissel, dienach vorn gerichtet ist, eine nach hinten gerichtete Nebengeissel, dieSchleppgeissel, vor, die auch in der Zweizahl vorhanden sein kann. Sie wird beim Schwimmen unthätig nachgeschleppt, doch kann sie durch gelegentlich erfolgende zuckende Bewegungen als Steuerruder funcetioniren. Auch können sich gewisse Heteromastigoden mit dieser Schleppgeissel vorüber- gehend vor Anker legen. Die Polymastigoda (Fig. 119) haben mindestens 4 Geisseln in verschiedener Anordnung. 2. Unterklasse. Choanoflagellata. Hier findet sich immer nur eine und zwar vorderständige Geissel (Fig. 140, 141,p. 152), die aus dem Grunde eines charakteristischen Protoplasmabechers hervorragt, der dem Körper vorn aufgesetzt ist und als Kragen (Collare) bezeichnet wird. 3. Unterklasse. Dinoflagellata. Diese haben 2 Geisseln, eine loneitudinale und eine ringförmige oder (Gürtelgeissel, die sich zum Körper resp. zu seiner Cellulosehülle in folgender Weise verhalten. Die Cellulosehülle hat auf der Bauchseite immer eine 112 Erstes Kapitel. Fig. 117. Fig. 117. A Euglena elongata SCHEWIAKOFF. 0,064 mm lang, 0,005 bis 0.006 mm breit. B Marsupio- gaster striata SCHEWIAKOFF. 0,027 mm lang, 0,015 mm breit. C Ur- ceolus cyclostomus STEIN. Ver- grösserung 1100/,. 1 Schlundeinsen- kung, 2 pulsirende Vacuolen, 3 Stigma (rother Pigmentfleck), Z Chromatophor (grüner Farbstoffkörper), 5 Kern, 6 hintere Geissel, 7 Staborgan. A und B nach SCHEWIAKOFF, 1893; C nach KLeEgs, 1892/93. Fig. 118. Bodo edax KLEzBs. A eine Monade verschluckend. 7 Monade, 2 vordere Geissel, 3 contractile Vacuole, 4 Kern, 5 hintere Geissel (Schlepp- geissel). Vergrösserung ca. 1500/,, nach KLEBS, 1892/93. Fig. 119. Hexamitus inflatus DUJARDIN. Länge 13—25 u, Breite 9—15 u. 1 Lage des Kerns, 2 vordere Geisseln, 3 Nahrungsvacuolen, 4 Mundspalten, 5 contraetile 'Vacuole, 6 hintere Geisseln. Vergrösserung t3°°/,, nach KLEgs, 1892/93. oO Protozoa. Motorische Organellen. 13 Längsfurche. Am Boden dieser Längsfurche (Fig. 184) erhebt sich das longitudinale Flagellum, legt sich nach hinten in die Furche, tritt hinten aus ihr hinaus und überragt den Körper nach hinten. Sie macht undulirende Bewegungen. Die Cellulosehülle hat ferner eine Ringfurche (Fig. 120 3). Die Bezeichnung ist nicht ganz exact, indem die Furche nicht ringförmig geschlossen ist. Sie hat vielmehr auf der Bauchseite zwei hintereinander gelagerte Enden, die beide in die Längsfurche einmünden, verläuft also um den Körper in einer niederen Schraubenwindung. Von der Längsfurche geht sie nach links, dann auf den Rücken, taucht rechts auf der Bauchseite wieder auf und läuft medianwärts nach der ventralen Furche, in dieselbe hinter ihrem Anfang einmündend. Am Vorderende der Ringfurche, dicht vor der Insertionsstelle der Längsgeissel, entspringt die Gürtelgeissel (Fig. 1202, Fig. 1545), die sich der ganzen Länge nach in die Ring- furche legt und in ihr undulirende Bewegungen ausführt. Die Längsfurche durchschneidet also die spiralig, in gewöhnlich wenig mehr als einem Umgang, den Körper umziehende Ringfurche an zwei Stellen. An oder nahe der vorderen liegt die als Geisselspalte be- zeichnete Durchbrechung des Panzers, in deren Grunde die beiden Geisseln entspringen. Bei nackten Formen befindet sich die Insertionsstelle der hinteren Geissel im hinteren Schnittpunkt. Dies zeigt sich besonders deutlich bei Formen, wo die Spiralwindung der Ringfurche nicht eine niedrige, sondern eine hohe resp. steile ist, so dass der Abstand zwischen der vorderen und hinteren Kreuzungsstelle ein beträchtlicher wird. Bei der Schwimmbewegung, die fast immer vorwärts erfolgt, wobei die Längs- geissel nach hinten gerichtet ist, rotirt der Körper um seine Achse. Nur in der Abtheilung der Adiniden ist die rückläufige Bewegung die Regel geworden. Diese Formen schwimmen mit der Längsgeissel voran. Die Fig. 120. Fig. 121. 66 u Fig. 120. Gymnodinium tenuissimum LAUTERB., ca. °/,, Durchmesser 60 u der ungefähr scheibenförmig abgeplattete Körper von der Bauchseite. 1 gelbe Chromato- phoren, 2 Geissel in der Ringfurche 3, 5 Längsgeissel, 5 Kern. Nach LAUTERBORN 1899. Fig. 121. a Noctiluca miliaris SURIR., nach BÜTSCHLI, etwas verändert, bg Band- geissel, f Geisselhaar (Flagellum), m Peristomspalte, n Kern; b und e Geisselschwärmer von Noctiluea. 8 Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl, 114 Erstes Kapitel. Längsgeissel besorgt vorwiegend die Locomotion, die Gürtelgeissel die Rotation. Scnürr, 1895. 4. Unterklasse. Cystoflagellaten. Im vordersten Winkel des spaltförmigen Peristoms von Noctiluca (Fig. 121) erhebt sich eine grosse, schwerfällig sich bewegende Bandgeissel (Ten- takel). Diese kann nicht mit dem Flagellum der übrigen Flagel- laten verglichen werden, sondern ist eine Bildung sui generis. Sie ist eine Ausbuchtung des Zellkörpers, besitzt eine Membran und plasmatischen Inhalt, der sich an der Basis der Bandgeissel in das Plasma des Zellleibes fortsetzt. An der der Peristom- spalte zugekehrten Seite ist sie rinnenförmig vertieft, und an dieser Seite ist ihr Plasma zu contractiler Substanz umgewandelt, die sogar quergestreift erscheint. Ob die Bandgeissel wirklich eine locomoto- rische Bedeutung hat, ist mehr als zweifelhaft. Sicher ist sie das Hauptorganell der Nahrungszufuhr. Hinter der Bandgeissel findet sich in der Peristomfurche noch ein kleines bewegliches Haar, das vielleicht einer gewöhnlichen Flagellatengeissel entspricht. Noctiluca flottirt im Meereswasser. Das Plasma des Thierchens ist specifisch schwerer, die Vacuolenflüssigkeit specifisch leichter als Wasser. Das Thier vermag das Verhältniss zwischen beiden selbstthätig so zu ordnen, dass das specifische Gewicht des Gesammtkörpers dem des umgebenden Meereswassers entspricht. Leptodiscus hat keine Bandgeissel, sondern nur ein Flagellum, das, wie bei Noctiluca, viel kürzer als der Körper ist. 5. Unterklasse. Catallacta. Die Einzelthiere der Colonie (Fie. 43, p. 25) besitzen an ihrer freien, an der Oberfläche der kugel- förmigen Colonie zu Tage tretenden Seite mehrere kurze Geisselhaare (oder wenn man will: kräftige Cilien). Die Colonie wird durch diese Geisselbewegung rotirend herumgetrieben. Von der sonst allgemein gültigen Regel, dass bei der Schwimm- bewegung der Flagellaten das Thier mit der Geissel, die sich in das Wasser einbohrt, voraus schwimmt, giebt es, auch abgesehen von den Dinoflagellaten, vereinzelte Ausnahmen. Es kommt nicht selten vor, dass Choanoflagellaten (z. B. Codonosiga) sich von ihren Stielen loslösen und mit der Geissel fortschwimmen. Dabei functionirt die Geissel wie eine Propellerschraube, indem die Thiere mit dem hinteren Ende voraus- schwimmen. Dies hängt wohl damit zusammen, dass am Vorderende um die Geissel herum der Kragen sich befindet, der bei der Schwimm- bewegung mit diesem Ende voran hinderlich wäre. Auch bei den Vertretern der Gattung Oxyrrhis folgt die Geissel bei der Schwimmbewegung nach. Die Thierchen bewegen sich also ähnlich wie die Spermatozoen. B. Die Bewegungsorganellen der Ciliata (Wimper- infusorien) sind Cilien (Wimperhaare). Unter Cilien (im Gegensatz zu den Flagellen) versteht man kürzere, lebhaft bewegliche, haarförmige Fortsätze des Ektoplasmas, die die Pellicula durchsetzen und in grosser Zahl vorkommen. Auf der Pellieula sind die Cilien in Längs- und Querreihen an- seordnet. Wenn man. auf ein solches lebendiges und thätiges Wimper- kleid mit dem Mikroskop herabschaut, so sieht es aus wie ein vom Winde bewegtes Getreidefeld. Die Bewegungswellen (durch das succes- i a Protozoa. Motorische Organellen. 13 sive Schlagen und Sichwiederaufrichten der Wimpern hervorgerufen) durchlaufen das Wimperfeld in der Längsrichtung, wobei alle Wimpern einer Querreihe vollständig synchronisch thätig sind. An jeder Längs- reihe verläuft die Bewegung continuirlich. Auf den Schlag der ersten Wimper folgt der der zweiten, dann der der dritten u. s. f£ „Dabei beginnt die Wimper stets sofort ihre Bewegung, nachdem die vorher- gehende Wimper begonnen und noch ehe dieselbe ihre Bewegung voll- endet hat.“ (Fig. 122.) Bei den niedersten und wohl auch ursprünglichsten Ciliatenformen besitzt der Körper an seiner ganzen Oberfläche ein gleichmässiges diehtes Wimperkleid. Dabei sind die Wimpern derart in parallelen Längsreihen angeordnet, dass sie in sehr gestreckten Schraubenlinien vom vorderen (oralen) zum hinteren Ende des spindelförmigen Körpers ziehen (Fig .123). Indem die Cilien das Wasser nach hinten schlagen, wird der Körper nach vorn bewegt. DR, /} ZI / ‚ / / E N ® G CH EAN FE Fig. 122. Flimmerbewegung einer Wimperreihe im Profil. Nach VERWORN, Alle. Physiologie, 1897. Dieser ursprüngliche Zustand erfährt in den verschiedenen Ab- theilungen die verschiedensten Abänderungen, Verbesserungen und Complicationen, welche hauptsächlich mit zwei Erscheinungen zu- sammenhängen. Einmal treten die Cilien in den Dienst der Nahrungs- zufuhr, und zweitens übt die festsitzende Lebensweise bei einer ganzen Fig. 123. Fig. 124. Fig. 124. Drei Membranellen der adoralen Zone von Stentor, nach SCHUBERG 1890 und GRUBER 1893. 1 Die Wimperplatten, 2 Basal- lamelle, 3 Endfaden, 4 Basalfibrille. Fig. 123. Prorodon teres EnHrsc. 2 Cytopharynx — Zellenschlund, 3 Trichter-(Stäbchen-)Apparat, 7 Makronucleus, 5 Nahrungs- körper, 6 After, Cytopyge, 7 pulsirende Vacuole, Hauptvacuole und Bildungsvacuolen, 8 Mikronucleus, 9 Pellicula mit darunter liegender Alveolarschicht des Protoplasmas. Nach SCHEWIAKOFF 1889. , von der Seite, 5?0/,. 1 Cytostoma = Zellenmund, S a 116 Erstes Kapitel. Gruppe eine Rückwirkung auf das System der motorischen Orga- nellen aus. In die Kategorie der Cilien gehören auch die Membranellen, die undulirenden Membranen und die Cirren. Unter Membranellen (Fig. 124) versteht man ektoplasmatische, dreieckige oder viereckige Plättchen, welche das Wasser schlagen. Sie bestehen aus einer Reihe verschmolzener Cilien und lassen sich unter dem Einflusse gewisser Agentien in diese zerfasern. Solche zu Mem- branellen vereinigte Cilien zeigen eine erhöhte Leistungsfähigkeit; sie treten in der Umgebung des Mundes auf und stehen, die sogenannte adorale Zone zusammensetzend, viel mehr im Dienste der Nahrungs- zufuhr als der Locomotion. Auch die undulirenden Membranen, zarte ektoplasmatische Hautsäume, bestehen wohl aus verschmolzenen Cilien. Sie kommen nur in den Eingangspforten der Nahrung vor. Cirren sind grössere, vorragende Ektoplasmastäbe (Büschel ver- schmolzener Cilien ?), die nicht etwa, wie die einfachen Cilien, fort- gesetzt und in monotoner Weise das Wasser schlagen, sondern wie Extremitäten bewegt werden. Jetzt ruht der Körper, jetzt setzt er sich vermittelst seiner Cirren wie auf Stelzen nach dieser oder jener Richtung in Bewegung (Fig. 127). Der gesammte Wimperapparat, der bei den Infusorien im Dienste der Nahrungsaufnahme steht, wird erst unter der Rubrik „Ernährungs- organellen‘ eingehender besprochen. Unter den Ciliaten sind es die beiden Ordnungen der Holo- tricha und Heterotricha, bei denen im Allgemeinen noch die ganze Oberfläche des Körpers dieht und, wenn man von der adoralen Zone absieht, gleichmässig bewimpert ist. Doch schon innerhalb der Heterotrichen giebt es Formen, bei welchen das allgemeine Wimper- kleid stark redueirt ist oder ganz fehlt, so dass sich dann nur noch die adorale Wimperzone erhält. Diese Formen werden als Oligotricha von manchen Forschern zum Range einer Ordnung erhoben. Bei den Peritrichen, es sind fast lauter festsitzende Formen, ist die allge- Fig. 125. Trichodina pediculus EHRBG. Höhe ca. 70 u. Ansicht von der Vestibularseite.e. Nach BüÜTSCHLI 1887,89 etwas vereinfacht und schematisirt. 7 Mem- branöser Saum, welcher die scheibenförmige Basalfläche umzieht, die zu einem saugnapf- artigen Haftapparat (6) umgebildet ist, 2 Makro- nucleus, 3 der Theil der adoralen Zone (4), welcher in das Vestibulum heruntersteigt, 5 pulsirende Vacuole, 6 Haftapparat. meine Bewimperung definitiv verschwunden. Es erhält sich im All- gemeinen nur die adorale Wimperzone (Fig. 126), welche hier, man kann sagen ausschliesslich, im Dienste der Nahrungszufuhr steht, während sie bei den Heterotrichen daneben noch locomotorisch thätig sein kann. Neben der adoralen Zone erhält sich beiTrichodina (Fig. 125), einer Gattung parasitischer Peritrichen, die lebhaft auf ihrer Unterlage dahinzugleiten vermögen, noch ein hinterer Wimperring, dem ein grösseres vergleichend-anatomisches Interesse gebührt. Die festsitzenden Peri- trichen sind nämlich nicht in allen Form- und Lebenszuständen fest- sitzend, sondern sie können auch in freibewegliche Zustände übergehen. Protozoa. Motorische Organellen. 117 Es geht sogar immer dem festsitzenden Zustande ursprünglich? ‚ein freier voraus. Bei den freibeweglichen Zuständen festsitzender Formen tritt dann häufig jener hintere Wimperring wieder auf, der Trichodina zeitlebens zukommt. Die Stelle, wo er auftritt, ist sogar vorgezeichnet durch eine den Körper umkreisende zarte und feine Ringfurche, in Fig. 126. Carchesium polypinum L. (coloniebil- dende Vorticellide). Einzelnes Individuum von der Ventral- seite. Länge des Einzel- thieres bis 60 u. Z Wimper- scheibe, 2 adorale Zone von 2 Reihen von Cilien, die bei /7 endigt, 3 ent- falteter Peristomrand, 7 pul- sirende Vacuole, 5 Reser- voir der pulsirenden Vacuole, 6 Cytopharynx, 7 Nahrungs- vacuolen, & Mikronuceleus, 9 contractile Fihbrillen (Myo- neme), 10 Pellieula, 77 Bün- del contractiler Fibrillen im Stiel (Stielmuskel), das durch Vereinigung der Myoneme 12 entsteht, 13 Ringlinie, an welcher der hintere Wimper- kranz entsteht, 14 Cytopyge, 15 Vestibulum, 16 undu- lirende Membran, 17 Stelle, wo, am Rande des Vestibu- lums angekommen, die ado- rale Zone der Membranellen aufhört. Die Figur ist etwas schematisirt und combinirt. Nach BÜTSCHLI und SCHE- WIAKOFF, aus LEUCKART’S Wandtafeln. welcher die Cilien auftauchen, wenn sich das Thierchen loslöst, um herumzuschwimmen. Bei den Hypotricha fehlen bewegliche Cilien auf der Rücken- seite vollständig. Auch auf der Bauchseite sind grosse Strecken eilien- © 00 E 087, DS, ige a ‘ : m — ss wer RER 7 j ET ER FR: Fig. 127. Stylonychia mytilus OÖ. F. M., auf einer Unterlage kriechend, von der linken Seite. 1 Stirneirren, 2 adorale Zone, 3 vorderer zuführender Kanal der pul- sirenden Vacuole 4, 5 dorsale Borsten, 6 hinterer zuführender Kanal, 7 Schwanzborsten, 8 Aftereirren, 9 Baucheirren. Nach O. BÜTSCHLI und W. SCHEWIAKOFF in LEUCKART, Zool. Wandtafeln, Tafel 65. 118 Erstes Kapitel. los. Die vorhandenen Cilien sind 1) als kräftigere Griffel, Borsten oder Cirren zum Zwecke der Locomotion und 2) als Membranellen und undulirende Membranen zum Zwecke der Nahrungszufuhr entwickelt. Die Anordnung dieser Organellen, besonders der Cirren, in Reihen, Gruppen etc., ist von grosser systematischer Bedeutung. Man spricht von Rand-, Stirn-, Bauch-, Schwanzeirren u. s. w. (vergl. Fig. 127 u. 155). Dass diese Cirren als Büschel verklebter Cilien auf- gefasst werden, wurde schon früher angedeutet. Wenn auch den frei vorragenden motorischen Organellen zweifels- ohne ein sehr hoher Rang als classificatorischen Merkmalen zukommt, so giebt es doch Formen, die mit Bezug auf ihre Ausrüstung mit motorischen Organellen Zwischenformen oder Uebergangs- formen oder Mischformen darstellen. Ihnen gebührt ein grosses Interesse. Die folgende Uebersicht über eine Anzahl instructiver Fälle macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit. a) Geisselhaare ausserhalb der Klasse der Flagellaten. Mastigamoeba (Fig. 128), Dimastigamoeba und Verwandte sind Flagellaten, die sich, wenn sie aufhören zu schwimmen, genau wie Amöben vermittelst typischer Lobopodien bewegen oder, anders ausge- drückt, es sind mit einer oder mit zwei Geisseln ausgerüstete Amöben, die zeitweise — wobei sie ihre Lobopodien einziehen — in den frei- schwimmenden Flagellatenzustand übergehen. Aehnlich wie Mastigamoeba verhält sich Ciliophrys, eine Form von zweifelhafter systematischer Stellung, die in zwei Zuständen vor- kommt, die leicht ineinander übergehen, in einem Sarcodinen- zustand und einem Flagellatenzustand. Im ersteren besitzt der amöboide, nackte, mit pulsirenden Vacuolen versehene Plasmaleib allseitig dünne, feine, spitze Pseudopodien, die er einzieht, wenn er unter Bildung von 1—2 Flagellen in den schwimmenden Flagellatenzustand übergeht. Bei gewissen Formen existirt sogar ein Generationswechsel zwischen einer sich durch Theilung und Sporenbildung fortpflanzenden Amöbengeneration und einer sich durch Theilung fortpflanzenden cry- ptomonasähnlichen Flagellatengeneration, wie ScHauvıinn 1896 für Paramoeba eilhardi nachgewiesen hat (vergl. p. 45 und 46 und Fig. 72). Man kann bei manchen Formen auch im Zweifel sein, ob man schwingende oder schlagende Fortsätze als Cilien oder Flagellen be- zeichnen soll, dann nämlich, wenn die Gebilde, wie Cilien, in der Mehr- zahl vorkommen, aber länger sind als Wimperhaare gewöhnlich zu sein pflegen. Man vergleiche z. B. Magosphaera (Fig. 43, p. 25). Auch unter den Wimperinfusorien (Ciliata) begegnen wir Formen, welche neben den Cilien Geisselhaare besitzen. SCHEWIAKOFF beschrieb 1893 die merkwürdige Form Maupasia mit mehreren Geisseln am hinteren Körpertheil und einer Hauptgeissel am Hinterende, und er glaubte, für diese Gattung eine besondere Gruppe, die der Mastigo- tricha, einrichten zu sollen. (Das Thier hat, nebenbei gesagt, einen einfachen Kern.) Figur 129 zeigt uns ein anderes Infusor mit einer langen Geissel am Vorderende, das 1899 von Roux unter dem Namen. von Monomastix ciliatus beschrieben wurde. Geisseln als motorische Organellen auf Fortpflanzungsstadien sind ausserhalb der Flagellaten in neuester Zeit vielfach nachgewiesen worden, so von ScHAuDInn 1899 bei Trichosphaerium sieboldi Schn., einer den Amöben nahestehenden Form, bei welcher durch Sporulation mit je zwei Protozoa. Motorische Organellen. 119 Geisseln ausgerüstete Schwärmsporen (Flagello- oder Zoosporen) ent- stehen. Auch bei den Filosa hat Scnaupınx die Bildung von Flagellosporen beobachtet, nämlich 1894 beiHyalopus(Gromia)dujardiniiSchuLtze (1 Geissel). 1894/95 beobachteten Lister und ScHaupınn Flagellosporen- bildung (Zoosporen mit 2 Geisseln) bei einem Foraminifer, nämlich bei der megalosphärischen Generation von Polystomella crispa L. Fig. 128. Fig. 129. Fig. 125. Mastigamoeba aspera F. E. ScH. Länge 100 u. Süsswasser. 1 Flagellum, 2 Kern, 3 Endoplasma, 4 contraetile Blase — pulsirende Vaeuole, 5 feine, spitze, unbewegliche Fortsätze, 6 Lobopodien, 7 Exoplasma, von winzig kleinen, stäbehen- förmigen Körperchen bedeckt. Nach F. E. SCHULZE 1875. Fig. 129. Monomastix ceiliatus Roux. Länge 75 u, Breite 14 nu. Süsswasser. 1 Flagellum am Vorderende, wo der Mund sich befindet, 2 Makronueleus, 3 Mikronueleus, 4 pulsirende Vaeuole, 5 Entleerungskanal derselben am Hinterende, wo zugleich die Cytopyge liegt. Trichiten hinter dem Munde (den Cytopharynx umstellend?). Nach JEAN Roux 1899. Dass Sporen von Heliozoen die Gestalt von Geisselschwärmern annehmen können, war früher schon bekannt. 1896 erbrachte sodann Scnaupınn den Nachweis, dass die losgelösten Knospen gewisser Heliozoen (z. B. von Acanthocystis) unter Umständen je zwei Geisseln bilden und sich vorübergehend in diesem Zustande träge fortbewegen. Protomonas und Pseudospora sind ciliophrysähnliche Sarco- dinen, die im eneystirten Zustande sich fortpflanzen und dabei in flagel- latenartige, ausschwärmende Sprösslinge zerfallen, die nach einiger Zeit in den Sarcodinenzustand übergehen. 120 Erstes Kapitel. Bei denRadiolarienist die Bildung von Flagellosporen schon länger bekannt; vergl. besonders R. Herrwıc 1876 und Branpr 1885, 1890. Es wird sich wahrscheinlich herausstellen, dass die Geisselsch wärmer- bildung in der Klasse der Sarcodina weit verbreitet ist. Ganz neueren Datums ist die Entdeckung, dass die Mikro- sameten der Coccidien Geisseln tragen können: ScHaupınn und Sırpreckı 1897, Leser 1898, v. WasıeLewsky 1898, SıenLeckı 1898, Scuaupvınn 1900. Durch diese überraschende Entdeckung werden die Coceidien, bei denen bis dahin überhaupt keine Cilien oder Flagellen bekannt geworden waren, den übrigen Protozoen, speciell den Flagellaten, etwas näher gerückt. Man vergleiche überall den Abschnitt über die Fortpflanzung. b) Wimperhaare ausserhalb der Klasse der Ciliata. Es ist bekannt, dass gewisse Suctorien im erwachsenen Zustand die Saugtentakel einzuziehen und sich mit Wimpern zu bekleiden ver- mögen, vermittelst deren sie vorübergehend umherschwimmen. Ganz all- gemein aber ist in dieser mit den Ciliaten verwandten Klasse die Erschei- nung, dass bei der Fortpflanzung durch Knospung (siehe dort) die Knospen ein Cilienkleid erhalten, um, sich loslösend, als Ciliosporen zu schwärmen. Es existirt ein einziger Vertreter der Suctorien, nämlich die eigenthümliche marine Form Hypocoma (mit nur einem Saugtentakel), welche auf der Bauchseite im erwachsenen Zustande ein dauerndes Wimperkleid trägt. Von dem Vorkommen von Wimperhaaren bei erwachsenen Thieren der Abtheilung der Sarcodina war nichts bekannt, bis Prxarn 1897 das interessante schwimmende Heliozoon Myriophrys paradoxa entdeckte (Sumpfwasser bei Genf). Das Thier zeigt eine ganz typische Heliozoen- organisation, trägt aber zwi- schen den Axopodien an der ganzen Oberfläche ein Kleid langer, geschmeidiger Cilien, die beinahe an Flagellen erinnern, und die auch dann fortfahren zu schlagen, wenn das Thier ruht (Fig. 130). 4 Fig. 130. Ein oberflächliches Stück des Körpers von Myrio- phrys paradoxa PENARD. Durch- messer des Körpers ca. 0,04 mm. Süsswasser. 7 Axopodien, 2 Cilien, 3 Kiesel(?)-Plättehen. Nach EUGENE PENARD 1897. Wenn es schwimmt, so nimmt es eine gestreckt eiförmige Gestalt an und zieht seine vorderen Axopodien fast ganz, die hinteren bis auf die Hälfte zurück. Wenn man die Fälle überblickt, wo Cilien oder Flagellen ausserhalb der Klassen der Ciliata und Flagellata vorkommen, so findet man, dass meist mit der Bildung jener motorischen Organellen die Ausbreitung der erwachsenen Organismen, ganz besonders aber nach erfolgter Fort- Protozoa. Motorische Organellen. 121 pflanzung die Ausbreitung der jungen Keime der Thiere zum Zwecke der Besiedelung neuergünstiger Standorte und A zum Zwecke der Copulation erzielt wird. Wenn sich die Thiere im Flagellatenzustand fortpflanzen, so kann man nicht mehr einfach von zwei verschiedenen Zuständen, in denen die Individuen einer und derselben Thierart angetroffen werden, sprechen, sondern es handelt sich dann um einen Wechsel zwischen verschiedenen Generationen. Es wäre dann von Fall zu Fall die Frage zu prüfen, ob der Generationswechsel durch Einschaltung eines Fortpflanzungsactes auf dem einen oder anderen Zustand erst secundär entstanden ist, oder ob vielleicht durch Unterbleiben der Fortpflanzung bei einer Generation diese Generation secundär auf die Stufe eines vorübergehenden Zustandes zurückgesunken ist. c) Lobopodien und Pseudopodien ausserhalb der Klasse der Sarcodina. Actinobolus radians Sreis ist ein interessantes, zu den niederen Holotricha gehörendes Infusor, welches in den Cilienlängsfurchen in regelmässigen Abständen lange, über die Cilien hinausragende: „Ten- takel“ trägt. Die Cilien finden sich an der Basis der Tentakel, je in einer Gruppe sich erhebend. Die Tentakel von Actinobolus haben mit den Saugtentakeln der Suctoria nichts gemein, erinnern vielmehr einiger- maassen an Pseudopodien. Wenn das Thier schwimmt, so werden sie zurückgezogen, wenn es zur Ruhe kommt, werden sie langsam wieder vorgestreckt. An einem völlig ausgestreckten Tentakel kann man drei Abschnitte unterscheiden: a) einen proximalen, dicken, kegelförmigen Theil, b) einen langen und halb so dicken Haupttheil. Beide sind voll- kommen durchsichtig. Es folgt ec) der kürzere, stark lichtbrechende und dünne Endabschnitt, der etwas verbreitert mit einem Kuöpfchen endigt. Dieser Endabschnitt stellt wahrscheinlich eine Trichocyste dar, die bei dem Hervortreten der Tentakel emporgehoben wird. Die Heterotrichengattung Stentor besteht aus Arten, deren Indi- viduen bald schwimmen, bald festgeheftet sind. Zur Besthefame dient das Hinterende, der Kogenannte Fuss, an dem das Endoplasma nackt zu Tage tritt. Wenn sich die Thiere, z. B. an einer Glaswand, befestigen, so schmiegt sich der Fuss als ıundliches Scheibehen an. Wenn aber das Thier sich in losem Detritus oder in einem Zooglöenfilz befestigt, so verankert es sich, indem das Endoplasma des Fusses allseitig typische Pseudopodien, verästelte oder unverästelte, entsendet. (Fig. 97, p. 84.) Wir haben oben von den Lobopodien von Mastigamoeba und Ver- wandten gesprochen, die gewöhnlich zu der Flagellatenordnung der Monaden gestellt werden. Lobopodien- und Pseudopodienbildung kommt aber auch bei ganz ächten Flagellaten vor. Unter den Chromomonaden zeigtUhrysamoebaradians Kuess (Fig. 107 A, p. 100) die Erscheinung, dass sie gelegentlich zu schwimmen aufhört und mittelst allseitig ausge- streckter spitzer Filopodien zu kriechen beginnt. Bei der verwandten Gattung Ochromonas ist der Körper überhaupt stets amöboid, etwas weniger bei Chromulina, hier besonders am Hinterende. Nicht zu ver- wechseln mit den amöboiden Bewegungen dieser Formen sind die sogenannten metaboliscehen Bewegungen anderer Flagellaten z. B., Euglena, Astasia, die in unregelmässigen, aber sehr ausgiebigen Contractionen des “Körpers bestehen. 122 Erstes Kapitel. Unter den Choanoflagellaten ist gelegentliche Lobopodien- bildung bei den verschiedensten Formen beobachtet worden. Sie scheint hie und da in den Dienst der Nahrungsaufnahme zu treten, bis- weilen jedoch scheint sie eine Begleiterscheinung des Absterbens zu sein (Fig. 131). Während die Dinoflagellaten sich sonst in holophytischer Weise ernähren, giebt es nach den Beobachtungen von ScHizuine (1891) Formen, die der assimilationsfähigen Chromophoren entbehren, so Gymnodi- nium hyalinum Schitr. und Glenodinium edax Scuisr. Diese Formen ernähren sich in thieri- | scher Weise durch Aufnahme fester Nahrung. Bei der Nahrungsauf- nahme geht Gymnodinium in einen amöboiden Zustand über, zieht die Nahrung (Chlamydo- monas) mittelst Plasmafäden an sich. Es bildet sich sodann um die Beute eine Nahrungsvacuole mit eigener membranartiger Wand. Auch die Defäcation geschieht —— nach Art der Amöben. Die Fi Pseudopodienbildung bei Gymno- dinium ist neuerdings (1899) von ZACHARIAS bestätigt worden. Diese Befunde sprechen für die von Kress geäusserte Ansicht, dass die Dino- Fig. 131. A Codonosiga botrytis J. CL. Ein Lobopodien bildendes Indi- viduum, welches den Kragen und die Geissel eingezogen hat, ®°%/,. B Mono- siga ovata S. K. Ein absterbendes RB Individuum mit Lobopodien, Sl noaNach RAouL H. FRANCE 1897. flagellaten von amöboiden Flagellaten oder geisseltragenden Amöben, wie Mastigamoeba und Verwandte, abzuleiten seien. Ueber das „Amöboid- plasma“ anderer Dinoflagellaten (Podolampas) vergl. den Abschnitt über die nutritiven Organellen. Unter den Sporozoen sind amöboide Form und Bewegung für die Abtheilung der intracellulär in Blutkörperchen schmarotzenden Hämosporidien geradezu charakteristisch. Der berühmte Malaria- a b 2 d e if g Fig. 132. Plasmodium malariae LAvERAN (Haemamoeba laverani), varietas quartana GOLGI, aus dem Blut malariakranker Menschen, «a frisch infieirtes Blutkörper- chen, b etwas grössere Keime, ce erwachsener Parasit mit starker Pigmentkörnung, grosse lappige Fortsätze bildend, d abgerundete Form mit grossem Kern, e Beginn der Keim- bildung, f rosettenförmig um einen Restkörper angeordnete Keime, g freie Keime (Mero- zoiten) nach Zerfall des rothen Blutkörperehens. Nach LABBE 1894 (aus WASIELEWSKI, Sporozoenkunde, 1896). ; Protozoa. Motorische Organellen. 123 parasit Plasmodium malariae Lav. hat aus diesem Grunde auch den Gattungsnamen Haemamoeba, eine andere Hämosporidienform den Namen Cytamoeba erhalten. Auch für diejenigen Myxosporidien, die in Leibesflüssigkeiten (von Fischen, Amphibien, Arthropoden) schmarotzen, ist die Bildung von Filo- podien oder Lobopodien charakteristisch. Die Abbildungen (Fig. 133 AB, C) zeigen zwei extreme Formen derselben. Bisweilen gleicht die Bewegung ver- mittelst Lobopodien durchaus derjenigen der Amöben, bisweilen erinnern die freien Plasmafortsätze ganz an die Filopodien z. B. von Gromia. Bei Leptotheca und einer Myxidiumart aus der Gallenblase von Raja asterias beobachtete Dorzeın (1898) eine neue Art der Bewegung ver- mittelst der von ihm so genannten Stemmpseudopodien; „bei dieser werden die Thiere durch Ausdehnung in einer Richtung ausgestreckter Pseudopodien von ihrem Orte weiter geschoben“. Fig. 135. Myxosporidien. A Chloromyxum leydigi Mınc., 750/,; B und € Leptotheca agilis TH£r. in verschiedenen Bewegungszuständen ; D Spore von Henne- guya psorospermica THEL., gefärbter Schnitt; E Leptotheca agilis TH£L., Spore, im frischen Zustande, 1500/, ; F, G, H, I Nosema (Glugea) bombycis NÄGELI, Sporen, 1500/,; F und @ im frischen Zustande, H und I mit Salpetersäure behandelt, I mit ausgetretenem Filament. Fig. A, D, E, F, G, H, I nach P. THELOHAN 1895. B und © nach F. DOFLEIN 1898. 1 Polkapseln, 2 Kerne, 3 Vacuole, 3 Lobopodien, 5 Naht, 6 Protoplasma mit Fettkörnchen, 7 Pansporoblast, 8 Sporen, 9 gelbe Tröpfchen, 10 entladener Spiralfaden. Aus der Gattung Ophryocystis, die sich u. a. durch ihren amö- boiden Körper auszeichnet, deren systematische Stellung innerhalb der Sporozoa indes noch unsicher ist, hat Aımn SchnEiper (1884) eine be- sondere Gruppe der Amoebosporidia errichtet. 124 ‚Erstes Kapitel. B. Nicht frei vorragende motorische Organellen. I. Contractile Fibrillen, Myoneme. Stielmuskel der Vorticellen. Dei vielen Ciliaten (besonders solchen, die sich durch die starke Contractilität ihres Körpers auszeichnen) und bei den Gregarinen bildet das Exoplasma, indem es sich in contractile Sub- stanz umwandelt, Muskelfibrillen, sogenannte Myoneme. War das nicht differenzirte Protoplasma nach allen Richtungen contractil, so wird es mit seiner Differenzirung zu contractilen, langgestreckten Fäden nur in einer Richtung, aber in dieser besonders energisch, contractil, nämlich in der Längsrichtung. Die Myonemeder Ciliaten (Fig. 154) sind im Allgemeinen den Wimperstreifen entsprechend angeordnet und ziehen, in einer Schicht parallel nebeneinander verlaufend, in Meridianen vom hinteren zum vorderen Körperpol. Bei Heterotrichen (Stentor) wurde con- statirt, dass sie quergestreift sind und dass jedes Myonem der ganzen Länge nach rechts und links von einem feinen Kanälchen begleitet wird. Sehr complieirt ist das System der Myoneme nach den ausser- ordentlich minutiösen Untersuchungen von ENTZ (1891—1892) bei den Peritrichen, speciell bei den Vorticellen. Indem wir für die Ein- zelheiten (u. A. auch subtile Beobachtungen über die Structur der Pellicula, des Ekto- und Endoplasmas und des Stieles) auf dessen Orieinalabhandlune verweisen, wollen wir hier nur einige Hauptresul- tate der Untersuc hung der Myoneme hervorheben. Es existiren zwei Systeme von Myonemen, von denen das eine im Ektoplasma, das andere im Eindoplasma liegt. A. Das ektoplasmatische System der Myoneme besteht aus 4 Schichten, die wir in der Reihenfolge von aussen nach innen auf- zählen. a) Die äussere Ringfaserschicht. Sie wird von einer ein- zigen Myonemfaser gebildet, welche in einer Schraubenlinie mit dicht ge- drängten Umgängen von der Basis des Stieles bis zum Centrum der Wimperscheibe verläuft. b) Die äussere Längsfaserschicht, aus dicht nebeneinander verlaufenden Fasern gebildet, die ebenfalls vom Stielende bis zum Mittel- punkt der Wimperscheibe hinziehen. Auf der Scheibe sind sie selbst- verständlich radiär_ angeordnet. c) Die inneren Ringfasern bilden keine zusammenhängende Schicht, sondern sind nur an dem die Mundscheibe umgebenden Peristom- wall (als Sphinkter) und an der hinteren Ringfurche entwickelt. d) Dieinnere Längsfaserschicht (Fig. 56, p. 32) zeigt dieselbe Anordnung wie die äussere, nur dass die einzelnen Fasern viel weiter von- einander abstehen. Da, wo der Körper sich in den Stiel fortsetzt, vereinigen sich alle Fasern dieser Schicht bei den Vorticelliden mit contractilem Stiel zu einem einheitlichen Faserbündel, dem sogenannten Stielmuskel, welcher im Innern des hohlen Stieles in einer sehr gestreckten Schrauben- linie bis zu dessen festgeheftetem Ende verläuft. Zu den Peritrichen mit contractilem Stiele gehören die Gattungen Vorticella,Öarchesium undZoothamnium. Die erstere Gattung ist einzellebend, die letzteren beiden bilden baumförmig verästelte Colonien. Der Stielmuskel geberdet sich bei diesen letzteren verschieden. Bei Carchesium verhalten sich jeweilen die bei der Theilung eines Indi- viduums entstehenden Tochterindividuen so, dass das eine den alten Stiel a De ee T te 0 TE | Un nn an Protozoa. Motorische Organellen. 125 beibehält und ihn nur verlängert, während das andere einen neuen Stiel und Stielmuskel bildet. Der Stielmuskel geht also nicht continuirlich durch alle Verzweigungen des Stieles hindurch. Bei Zoothamnium hin- gegen theilt sich bei der Theilung der Individuen der Stielmuskel eben- falls, so dass er zusammenhängend ohne Unterbrechung durch sämmtliche Verzweigungen des Stieles hindurchzieht, die sich alle gleichzeitig con- trahiren. B. Das endoplasmatische System von Myonemen besteht aus Fasern, die im Endoplasma von der Wimperscheibe gegen den Cyto- pharynx verlaufen. Sie functioniren als Retractoren der Wimperscheibe. Fig. 134. Fig. 135. R armen On nr S en 2er „gunsber re hen En ri “ e L@, Fig. 154. Kleine Stücke zweier Körperstreifen von Stentor coeruleus EHRBG. 1 Die cilienlosen sogenannten Rippenstreifen mit blauen Körnchen in der Al- veolarschicht, 2 die farblosen Zwischenstreifen ; unter jedem Zwischenstreifen eine contraetile Fibrille (Myonem) 3, am Rande jedes Zwischenstreifens, dieht neben der Fibrille je eine Cilienreihe 7. Am oberen Rande sieht man die beiden Streifen im Querschnitt. Nach BÜTSCHLI und SCHEWIAKOFF in LEUCKART’S Wandtafeln, Tafel 65. Fig. 135. Clepsidrina munieri SCHNEID. Stück der Oberfläche, '°/,. 1 Myo- neme, anastomosirend, 2 Ektoplasma, 3 Gallertschicht, 4 Pellieula. Nach SCHEWIAKOFF 1894. Die Myoneme der Gregarinen Fig. 135. Die tiefere Schicht des Ektoplasmas differenzirt sich wohl bei allen Gregarinen zu Myonemen, die, als äusserst feine Fasern dicht gedrängt angeordnet, eine Ring- faserschicht bilden. Diese scheint in manchen Fällen (ähnlich wie bei Vorticella) aus in Schraubenlinien verlaufendeu Fasern zu bestehen. Sehr verbreitet sind Anastomosen zwischen benachbarten Fasern. Die Fasern erscheinen häufig quergestreift, indem stärker und schwächer das Licht brechende Partien an ihnen alterniren; sie liegen in kleinen Kanälchen. Am Epimerit (wo ein solcher vorkommt) fehlen sie. Der Gregarinenkörper kann vermöge der Contraction seiner Myonemen wurmförmige (peristaltische) Bewegungen ausführen. II. Die Myophrisken der Acantharien. Die radiären Stacheln der Acantharien sind an der Stelle, wo sie aus dem Calymma hervortreten, von einer Fortsetzung dieser Gallertschicht wie von einer 126 Erstes Kapitel. Scheide umgeben. Das Protoplasma an der Oberfläche des Calymma setzt sich auch auf diese Gallertscheide fort und differenzirt sich hier zu contractilen Fäden, den Myophrisken (Fig. 136), die zu 8-30 im Kranze um den Stachel herum angeordnet sind. Ihr distales Ende ist am Stachel befestigt, ihr Proximalende an der Oberfläche des Calymma. Bisweilen sind sie um den Stachel herum zu einem contractilen Hohl- kegel verschmolzen. Auf Reiz hin ziehen sie sich rasch und plötzlich | 1 ! Fig. 136. Acanthometra elastica HAECKEL. Länge der Stacheln 0,3 bis 0,6 mm. Ck Centralkapsel, Wi extracapsularer Weichkörper (Calymma), n Kerne, St Stacheln, an ihrer Basis je ein Myophriskenkranz, P Pseudopodien. Aus R. HERTWIG’s Lehrbuch der Zoologie. zusammen, wobei sie jedenfalls, da ihr distales Ende an den Stacheln befestigt ist, auf das Calymma einen Zug nach aussen ausüben. Dabei tritt in das sich ausdehnende Calymma wahrscheinlich Wasser ein. Es erfolgt Verminderung des specifischen Gewichtes. Demnach wären also die Myophrisken der Acantharien hydrostatische Organellen. Anhang zu Abschnitt IX. Die gleitende Vorwärtsbewegung der Gregarinen. Die Bewegungen der Gregarinen sind von zweierlei Art, erstens Be- wegungen, die von Gestaltsveränderungen begleitet sind; diese werden durch die Contractionen der Myoneme (vide p. 125) hervorgerufen. Protozoa. Motorische Organellen. 127 Zweitens vermögen die Gregarinen ohne irgendwelche Gestaltsverände- rung, und ohne dass dabei die Thätigkeit irgendwelcher besonderer motorischer Organellen beobachtet werden könnte, gleichsam mühelos, langsam und stetig, immer mit dem Vorderende voran, dahinzugleiten. SCHEWIAKOFF hat 1894 nach der Ursache dieser Bewegung ge- forscht und darüber bei Clepsidrina munieri SCHNEID. Folgen- des ermittelt. Die Cuticula des Körpers zeigt eine Längsstreifung, die dadurch hervorgerufen wird, dass convex vorspringende Längswülste (Rippen- 17 3 43 SA ıN Mi } ‘£ 6 f b \ N v4 uf H M 1 Fig. 137. Clepsidrina mu- PO. 3 Mr Hi n uE: > nieri SCHNEID.. A In Be- “And | | = wegung begriffene Gregarine, 2 u N H welche in fein zerriebener Tusche SA NIE eine Gallertspur hinterlässt, E‘Y ? wa 33 j 10/. B Hinteres Körperende 3 s R 1 ,% ‚Se 3 der Gregarine — die Rippen- Me } RR streifen (72) und die dazwischen LEBER r ae Tr liegenden Furchen (2), sowie das Austreten von Gallertfäden (3) zeigend, 0%. € Stück eines Querschnittes und D eines Längsschnittes, ?°0%/,. 1 Cuti- eula (Rippenstreifen), 2 Gallert- schicht, durch die Furchen e (Poren) nach aussen offen, 7 Zap ag rg0 Ektoplasma, 5 Endoplasma, 6 Post 9% e' Kir Fortsetzung des Ektoplasma, 2 die Scheidewand zwischen Proto- merit und Deutomerit bildend, 7 Myoneme. Nach SCHEWIAKOFF 1894. streifen) mit dazwischen liegenden Furchen regelmässig alterniren (Fig. 137 B, ©, D). Aus dem Grunde der Furchen tritt bei der erwähnten :Locomotion ein schleimiges Secret hervor, das in den Furchen in Form von allmählich erstarrenden Schleimfäden nach hinten abfliesst. Alle die Schleimfäden bilden hinter dem Körper einen hohlen Gallertstiel. (Fig. 137 A), der bei fortschreitender Ausscheidung immer länger wird und dabei, sich selbst mit der Unterlage verklebend, die Gregarine vorwärts schiebt. Dieser Schleimstiel kann als von der Gregarine hinterlassene helle Schleimspur dann leicht beobachtet werden, wenn man die Oulturflüssig- keit der Gregarinen mit sehr fein geriebener Tusche, Sepia oder Carmin färbt. Der abgesonderte Schleim rührt wahrscheinlich von einer zwischen Cuticula und Ektoplasma zur Zeit der Bewegung immer nachweisbaren dünnen Schicht von Schleim her, aus welcher er vermuthlich durch, den Längsfurchen in der Cuticula entsprechende, Längsspalten hervortritt. SCHEWIAKOFF hat berechnet, dass die Exemplare der untersuchten Gregarine bei lebhafter Bewegung den Weg von 1 mm in 3 Minuten 128 Erstes Kapitel. zurücklegten (bei gewöhnlichem Tempo in 10, bei langsamer Bewegung in bis zu 25 Minuten). Eine ganz ähnliche Bewegung und eine ganz entsprechende Ursache derselben hat SCcHAUDInN 1900 bei den Sporozoiten und Merozoiten von Coceidien (Öoceidium schubergi) beobachtet. Ueber eine wahrscheinlich von den Amöben bei ihrer Bewegung abgeschiedene klebrige Substanz vergl. die monographische Darstellung dieser Protozoen, p. 38. X. Ernährungsorganellen. Wenn wir von denjenigen Flagellaten, die sich in pflanzlicher Weise ernähren, absehen, so können wir innerhalb der Protozoa be- züglich der Ernährung 2 Hauptgruppen unterscheiden: auf der einen Seite die Sporozoa, auf der anderen Seite alle übrigen Protozoa. Die Sporozoa, welche endoparasitisch in anderen Thieren leben, besitzen keine besonderen Organellen, weder zur Zu- fuhr noch zur Aufnahme und Verdauung der Nahrung. Ihre Nahrung besteht in den eiweisshaltigen Körpersäften des Wohnthieres, in denen sie sich aufhalten und die an der ganzen Oberfläche des Parasiten in sein Plasma hinein diffundiren. Alle übrigen Protozoa sind auf geformte organische, stickstoff- haltige Nahrung angewiesen, die dem Körper zugeführt und in ihm verdaut, d. h. durch die Einwirkung von Verdauungssecreten in Lösung geführt werden muss. Bei allen diesen Protozoen bilden die unverdauten und unverdaulichen Nahrungsbestandtheile Excere- mente oder Fäcalien, die wieder aus dem Körper entfernt werden müssen. Im Dienste der Ernährung stehen hier nutritive Orga- nellen. Fast immer werden die nach aussen frei vorragenden be- weglichen Fortsätze des Körpers, die daneben alle oder zum Theil noch motorische Function haben können, also die Lobopodien, Pseudo- podien,. CGilien und Flagellen, in. den "Dienst des Nahrungszufuhr gestellt, oder es tritt bei gewissen Protozoa zwischen den zahlreichen beweglichen Fortsätzen des Körpers eine Arbeitstheilung in dem Sinne ein, dass ein Theil derselben als motorische Organellen zur Locomotion, ein anderer Theil als nutritive Organellen zur Nahrungszufuhr dient. Unter denjenigen Protozoen, bei denen nutritive Organellen vor- kommen, kann man selbst wieder 2 Gruppen unterscheiden. Die eine Gruppe wird durch die grosse Klasse der Sarcodina gebildet, bei denen die Nahrung an ganz beliebigen Stellen der Ober- fläche des Plasmaleibes aufgenommen werden kann und bei denen die Defäcation ebenfalls an den verschiedensten Stellen erfolet. Zu der anderen Gruppe gehören die Flagellata, Ciliata und, aber nur bis zu einem gewissen geringen Grade, auch dieSuetoria. Bei diesen geschieht die Aufnahme der zugeführten Nahrung und im All- gemeinen auch die Entleerung der Excremente nur an ganz bestimmten, localisirten Körperstellen. Viele dieser Formen besitzen einen nutri- tiven Organellenapparat, der im Kleinen und Einzelligen an den Örganapparat im Grossen erinnert, der bei den Vielzelligen das Er- Protozoa. Ernährungsorganellen. 129 nährungssystem zusammensetzt. Besondere Organellen strudeln die Nahrung herbei, besondere Organellen leiten sie zu einem Zellenmund, durch welchen sie in einen Zellenschlund eintritt. Von da in das Plasma eintretend, wird die Nahrung in bestimmten Richtungen im Endoplasma fortgeleitet (Cyclose), und auf jeder Wegstrecke verhält sich das umgebende Protoplasma zu der sich fortbewegenden Nahrung Er #+ NEELCE ER Fig. 138. A Gromia oviformis, nach M.S. ScuhuLzE; B Rotalia freyeri, nach M. S. ScHuLzE; € Miliola, nach R. HERTWIG. Im Inneren des Protoplasmas in den Kammern die Kerne. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 9 130 Erstes Kapitel. physiologisch in ähnlicher Weise verschieden, wie die Wandung des Metazoendarmes in seinen verschiedenen Abschnitten, so, dass man von einer verdauenden, von einer resorbirenden und von einer aus- leitenden Wegstrecke sprechen kann. Letztere führt zum localisirten Zellenafter. A. Sarcodina. Bei den Amöben wird die Nahrung (Bakterien, Detrituspar- tikelchen, kleine einzellige Algen u. s. w.), die auf dem Wege ange- troffen wird, bei der amöboiden Bewegung durch die Lobopodien umflossen. Dadurch tritt sie ins Endoplasma hinein, wo sie unter Bildung von „Verdauungsvacu- olen“ verdaut und nachher resor- birt wird. Die unverdauten Reste werden beim „Fortfliessen“ der Amöbe auf dem Wege zurück- 1 gelassen. Ueber das Nähere, besonders auch den interessanten „Nah- [ rungsimport“ vergleiche die 5 monographische Darstellung der 1 Amöben p. 38—40. \ / Bei den Foraminiferen, Dar) & RadiolarienundHeliozoen 0 \ | stehen die klebrigen Pseudo- Dr | Fr podien im Dienste der Nah- N % rungsaufnahme. Kommt ein Nah- ME! Na rungspartikelchen mit einem der N Ad Se; zahlreichen, nach allen Seiten Fig. 139. Paulinella chromato- phora LAUTERBORN. Länge der Schale 0,02—0,03 mm, Durchmesser 0,015— 0,020. 1 Beutel- oder feldflaschenförmige, im Querschnitt kreisrunde Schale, die aus fünf Reihen hintereinander angeordneter sechsseitiger Kieselplättehen zusammenge- setzt ist. Aus der etwas halsartig er- habenen, engen Schalenmündung treten die sehr langen, dünnen, zugespitzten, keine Anastomosen bildenden Pseudo- podien (Filopodien) hervor. Das mittlere Pseudopod wird gerade unter schlängelnder Bewegung eingezogen. 2 PulsirendeVacuole, 3 die beiden wurstförmigen, im Leben blaugrünen Chromatophoren, 4 kugliger Kern. Aus zwei Figuren von R. LAUTER- BORN 1895 combinirt. ausstrahlenden Pseudopodien in Berührung, so bleibt es kleben. Durch lebhaftere Körnchenströmung bildet sich an der Stelle eine Ansammlung von Plasma, die das Nahrungskörperchen einschliesst. Benachbarte Pseudopodien entsenden Anastomosen zu der Stelle, mit lebhafter zu ihr hinziehender Körnchenströmung, so dass die Plasma- Protozoa. Ernährungsorganellen. 151 ansammlung noch grösser wird. Unter Umständen kann die ganze Ansammlung mit der umschlossenen Nahrung durch Verkürzung der Pseudopodien an oder sogar in den Plasmaleib zurückgezogen werden. Man vergleiche auch das im Abschnitte „Motorische Organellen“ über die Pseudopodien, Filopodien, Axopodien etc. Gesagte. Bei den Thekamöben und Filosen werden die Nahrungskörper in das von der Schale eingeschlossene Plasma befördert. Im Jahre 1895 beschrieb LAUTERBORN eine sehr interessante beschalte Sarcodinenform, Paulinellachromatophora (Fig. 139), die zweifellos der Organisation nach als nahe Verwandte von Euglypha und Trinema zu den Filosa gehört, die sich aber ihrer Filopodien nicht zur Nahrungs- aufnahme zu bedienen scheint. Wenigstens wurde die Aufnahme von festen Nahrungskörpern nicht beobachtet; sie würde auch angesichts der sehr engen Schalenmündung, wenigstens für grössere Nahrungskörper, nicht gut möglich sein. Dafür hat dieses Lebewesen zwei grosse, wurstförmige, blaugrüne Chromatophoren, so dass die Ernährung wohl iin holophytischer Weiseerfolgen dürfte. B. Flagellata. Ueber die nutritiven Organellen derjenigen Flagellaten, die sich in thierischer Weise von festen Substanzen ernähren, lässt sich nicht viel Allgemeines sagen. Wie bei den Amöben, Foraminiferen, Helio- zoen und Radiolarien, so stehen auch bei den Flagellaten die Be- wegungsorganellen, also hier die Flagellen, im Dienste der Nahrungs- aufnahme. Die winzigen Nahrungspartikelchen werden durch die Be- wegung der Geissel an die Geisselbasis, die vorn am Körper liegt, getrieben, wo zu ihrer Entgegennahme und Weiterbeförderung ins Innere des Zellenleibes eine Mundstelle oder geradezu ein Cytostoma mit Cytopharynx oder eine sogenannte Empfangsvaeuole vorhanden ist. Die unverdauten Speisereste verlassen den Körper nicht an einer genau localisirten Stelle, wohl aber im Allgemeinen an seiner Hinterseite. Unter den Euflagellaten schon finden wir verschiedene Verhältnisse. Mastigamoeba kann die Nahrung nach Art der Amöben aufnehmen. Bei anderen Monaden wurde beobachtet, dass sich an der Geisselbasis im Plasma eine Vacuole bildet, die so sehr an die Oberfläche tritt, dass sie eine Hervorwölbung erzeugt. Nahrungs- partikelehen, etwa Bakterien, werden durch die Geisselbewegung an die Wand dieser Vacuole, die als Empfangsvacuole bezeichnet wird, getrieben. Dann tritt das Nahrungspartikelchen in die Vacuole ein, und diese entfernt sich als Nahrungsvacuole mitsammt der einge- schlossenen Nahrung in das Endoplasma hinein, wo die Verdauung stattfindet. An der Stelle der alten Empfangsvacuole bildet sich eine neue. Ganz ähnlich verhalten sich bei der Nahrungsaufnahme die mit den Monaden nahe verwandten Choanoflagellaten, deren Körper vorn einen glashell durchsichtigen, becherförmigen , oder hohlkegel- förmigen, für die Gruppe durchaus charakteristischen Aufsatz, den Kragen (Fig. 140—142), besitzt. Die überaus dünne und zarte Wand dieses Kragens ist ein Plasmahäutchen. Die Mündung des Kragens kann sich verengern und erweitern; der Kragen ist contractil, er kann sich verkürzen, ja er kann vollständig zurücktreten und wieder hervorwachsen. Auch zitternde oder schwingende Bewegungen wurden an ihm beob- 132 Erstes Kapitel. achtet. Aus seinem Grunde ragt das einzige Geisselhaar hervor. Zwei ineinander geschachtelte Kragen kommen bei den Gattungen Diplosiga und Diplosigopsis (Fig. 140) vor. Verschiedene Beobachter glauben, dass der Kragen bei der Nahrungsaufnahme eine wichtige Rolle spiele, doch gehen ihre Ansichten über seine Betheili- sung bei diesem Vorgange weit auseinander. Wenn früher viel- fach vermuthet wurde, dass die Nahrung durch die Geissel in das Innere des Kragens hineingetrieben werde, in dessen Grunde ein Cytostoma vorhanden wäre, haben neuere Beobachtungen festgestellt, dass ausserhalb des Kragens, in einiger Entfernung hinter seiner Basis an einer beliebigen Stelle eine Empfangsvacuole gebildet wird, welche die von der Geissel herangeschleuderten Nahrungspartikelchen „verschluckt“ und dann mit ihnen in den Zellleib zurücksinkt. Fie. 140. Fig. 141. Fig. 140. Diplosigopsis entzii FRAncE mit dem chitinigen Gehäuse und dem doppelten Kragen. Drei verschiedene Varietäten 8°0/.. Nach FRANCE 1897. Fig. 141. Codosiga botrytis EnrgG. 1 Kern, 2 nicht pulsirende Hauptvacuole, 3 rechte pulsirende Vacuole, 3 Nahrungsvacuole, 5 linke pulsirende Vacuole. im Begriffe sich aus mehreren kleinen neu zu bilden, 6 nahrungsaufnehmende Empfangsvacuole. Nach FıscH 1885. Gegenüber dieser Darstellung, die den zuerst von Bürscntı ange- stellten und dann 1885 von Fıscn bestätigten Beobachtungen entspricht, ist zu bemerken, dass neuerdings Franck (1897) an einer schon 1883 von G&za Extz vertretenen, durchaus abweichenden Auffassung der Art der Nahrungsaufnahme festhält: Der trichterförmige Kragen wäre nicht eine ringförmig geschlossene, in sich selbst zurückverlaufende Membran, sondern eine Spiraldüte (ähnlich der Spiraldüte des Peristoms von Spiro- chona), bestehend aus zwei Windungen der Kragenmembran. In der Höhe des Ausgangspunktes der ersten Kragenwindung angelangt, würde Protozoa. Ernährungsorganellen. 133 die zweite Windung (an der Aussenseite der ersten) am Körper herab- steigen. Die Nahrungspartikelchen (hauptsächlich Bakterien) gleiten nach dieser Ansicht in der gewöhnlich ganz engen Spalte zwischen der äusseren Windung und der inneren Windung resp. dem Körper hinunter, indem sich die Membran der äusseren Windung zugleich fortschreitend abhebt und so das vorübergehende Bild einer Empfangsvacuole vortäuscht. Am Ende der Spirale, im tiefsten Grunde der Spalte, tritt die Nahrung in das weichflüssige Plasma des Körpers ein und mit ihr ein sie umhüllender Wassertropfen, der, indem er sich ablöst, eine Nahrungsvacuole bildet. Fig. 142. Fig. 143. Fig. 142. Codonosiga botrytis J. CL. Combinirt aus mehreren Zeich- nungen, nach FRANCE 1897 (bis 30 u, ohne Stiel). Z Geissel, 2 Kragen, 3 Fort- setzung desselben (dütenförmig) zur: Bil- dung der scheinbaren Schlingvaeuole 7, 5 Einsenkung im hintersten Grunde der Düte, mit aufgenommener Nahrung, 6, ? Nahrungsvacuolen, 8 pulsirende Vacuole, 9 Stiel. Fig. 143. Schema zum _leich- teren Verständnis des Kragenbaues im Sinne von FRANCE 1897. „Dieser Vorgang des Ablösens und der Bildung von Vacuolen, dieses „„Bintröpfeln““ der Nahrung bietet das Bild einer verschwindenden und sich wieder erneuernden Vacuole, das heisst einer contractilen Vacuole und dies ist auch die von einem grossen Theil der Forscher erwähnte zweite Vacuole.“ Der Verfasser des Lehrbuches muss offen gestehen, dass er von der Richtigkeit dieser Auffassung, deren Verständniss durch die Figg. 142 u. 143 erleichtert wird, nicht ganz überzeugt ist, und dass er noch genauere Beobachtungen für erforderlich hält. Empfangsvacuolen werden auch bei (kragenlosen) Monaden gebildet. Es wäre ferner wichtig, zu erfahren, ob bei den Choanoflagellaten mit doppeltem Kragen zwei „scheinbare“ Empfangsvacuolen gebildet werden. Wenn die von Fıscn publicirte Zeich- nung (Fig. 141) genau nach der Natur gezeichnet ist, so lässt sie sich nicht mit der Auffassung von Entz und Franck in Einklang bringen. 134 Erstes Kapitel. Ein, allerdings niedriger, kragenartiger, zarter Saum, welcher wall- artig das Vorderende mit der Geissel umzieht, wurde schon früher bei Poteriodendron und erst kürzlich von LAUTERBORN (1899) bei einer anderen neuen Monadenform (Bicosoeca socialis Fig. 26, p. 18) beschrieben und mit Recht als der Vorläufer des typischen Kragens der Choanoflagellaten betrachtet, die mit den Monaden übrigens so nahe verwandt sind, dass man sie einfach als Kragenmonaden bezeichnen könnte. Kehren wir zu den Euflagellaten zurück. Bei den Heteromastigoden (Fig. 144) kommt eine localisirte, bisweilen vertiefte, Mundstelle, ein Cytostoma, vor. Es liegt vorn seitlich, unmittelbar vor der Ursprungsstelle der beiden Geisseln. An dieser Stelle ist die Körperoberfläche wahrscheinlich weich und klebrig. Die Polymastigoda haben entweder ein einziges oder ein doppeltes Cytostoma. Im ersteren Falle (Collodietyum, Tetramitus, Trichomonas, Megastoma) liegt es in Form einer ansehnlichen grubenförmigen Vertie- fung vorn auf der Bauchseite, im letzteren Falle (Trigonomonas, Hexamitus (Fig. 145), Trepomonas, Spironema) finden sich die Fig. 144. Bodo edax Kress. A eine Monade verschluckend. 2 Monade, 2 vordere Geissel, 3 contractile Vacuole, 4 Kern, 5 hintere Geissel (Schleppgeissel). Vergrösserung ea. 1500,,, nach Kress 1892/93. beiden grossen Mundgruben an zwei gegenüberliegenden Körperseiten (z. B. die eine rechts, die andere links), und dementsprechend sind auch die Flagellen in zwei Gruppen vertheilt, die mit den Mund- gruben in enger Beziehung stehen. Fig. 145. Hexamitus inflatus Dusarpın. Länge 13 —25 u, Breite 9—15 ». 1 Lage des Kerns, 2 vordere Geisseln, 3 Nahrungsvacuolen, Z Mundspalten, 5 contractile Vacuole, 6 hintere Geisseln. Vergrösserung 1300%/ , nach KLEBs 1892/93. Protozoa. Ernährungsorganellen. 155 Die Euflagellatenordnung der Euglenoiden enthält vorwiegend Formen, die sich nicht in thierischer Weise durch Aufnahme fester (geformter) Nahrung ernähren, sondern saprophytisch, durch Auf- nahme gelöster, organischer Nahrung durch die Oberfläche oder holo- phytisch, wie die grünen Pflanzen, die mit Hülfe ihres Chlorophylis Kohlensäure zersetzen und den Kohlenstoff zum Aufbau von Par- amylum verwenden. Nur die Peraneminen (Peranema, Euglenopsis, Heteronema, Dinema) ernähren sich in rein thierischer Weise, während es bei den Astasinen nicht sicher ist, ob sie neben sapro- phytischer Ernährung gelegent- lich auch feste Nahrung auf- nehmen. Das Merkwürdige ist nun, dass alle Eugleniden, nicht nur die animalischen, sondern auch die saprophy- tischen und holophytischen, einen im Allgemeinen recht an- sehnlichen Cytopharynx besitzen (Fig. 146), der, von einer Fortsetzung der Körper- pelliceula ausgekleidet, sich ziemlich tief einsenkt und aus seinem Grunde oder von seiner Wand das Flagellum hervor- treten lässt. Wozu der Cyto- pharynx bei den saprophyti- Fig. 146. A Euglena elongata SCHEWIAKOFF. 0,064 mm lang, 0,005 bis 0,006 mm breit. B Marsupio- gaster striata SCHEWIAKOFF. 0,027 mm lang, 0,015 mm breit. C Ur- ceolus cyclostomus STEIN. Ver- grösserung 1100/,. 1 Schlundeinsen- kung, 2 pulsirende Vacuolen, 3 Stigma (rother Pigmentfleck), Z Chromatophor (grüner Farbstoffkörper), 5 Kern, 6 hintere Geissel, 7 Staborgan. A und B nach SCHEWIAKOFF 1893; C nach KLEBS 1892/93. schen und holophytischen Formen dient, ist noch unsicher. Bei der Besprechung der pulsirenden Vacuole wird gezeigt, wie er zur Entleerung des Vacuoleninhaltes benutzt wird. Der Cytopharynx der Peranemen complieirt sich durch das Auftreten von zwei nebeneinander liegenden Stäbehen von erhärtetem Plasma, die von seinem Grunde tief nach hinten in das Endoplasma hineinragen (Fig. 146 ©). Sie sollen etwas vorgestreckt werden können und bei der Nahrungsaufnahme Ver- wendung finden. Bei den grün gefärbten Phytoflagellaten, die sich holo- phytisch und saprophytisch ernähren, fehlen demgemäss besondere Organellen für die Nahrungszufuhr. Immerhin ist sicher festgestellt, dass gewisse Phytoflagellaten, z. B. Chrysomonadinen, nebenbei auch thierische Ernährung zeigen können. Die Nahrungsaufnahme geschieht 136 Erstes Kapitel. dann durch Empfangsvacuolen. Die Thatsache, dass niedere Flagel- laten sich abwechselnd oder gleichzeitig saprophytisch, helophytisch und animalisch ernähren können, ist von grosser Bedeutung, indem sie zeigt, dass auch das letzte Kriterium der thierischen oder pflanzlichen Natur bei den Einzelligen versagen kann (KLEgBs 1892; H. MEYER 1897). Bei den Dinoflagellaten findet sich an der Geisselbasis in der Längsfurche eine schlitzförmige Oeffnung im Panzer, die Geisselspalte. Ob durch diese Oeffnung geformte Nahrung auf- genommen werden kann, ist unsicher; sicher hingegen ist die holo- phytische Ernährungsweise der grossen Mehrzahl der Dinoflagellaten. Nur bei einer einzigen Dinoflagellatenform ist bis jetzt animalische Ernährung nachgewiesen, nämlich bei Gymnodinium hyalinum Scmwuıng, das der Chromatophoren entbehrt. ScuirLıng hat (1891) beob- achtet, dass diese Form bei der Nahrungsaufnahme in einen amöboiden Zustand übergeht und die Beute (Chlamydomonaden) durch Plasma- fäden in das Innere hineinzieht. Eine interessante Beobachtung machte Scnürt 1895 an der marinen Dinoflagellatenform Podolampas bipes. Wenn das Thier einige Zeit unter Deckglas gehalten wurde, so stellte es die regelmässige Locomotion Fig. 147. Podolampas bipes Stein. Es ist nur der hintere Theil des Körpers dargestellt. A Ausschleuderung der Fäden (Triehiten?) des Fadenbündels. B Amöboides Herausfliessen des Protoplasmas aus der Geisselspalte. *3°/,. Nach F. ScHürr 1895. vermittelst der Geisseln ein und verlor überhaupt die Geisseln gänzlich. Nun wurden die Fäden oder Nadeln des für diese Gattung charakte- ristischen Trichitenbündels durch die siebartige Durchbohrung der Mem- bran hervorgeschleudert. Erst einzeln, später in Büscheln schossen sie durch das Wasser. Dann trat aus der Geisselspalte eine körnige Plasma- Protozoa. Ernährungsorganellen. 137 masse heraus, welche, indem von innen aus der Zelle neue Masse nach- strömte, wuchs, sich mehr und mehr verzweigte und amöboid beweglich über das Substrat hinfloss, den übrigen Körper nachschleppend. Die Zweige konnten zu langen, dünnen, oft anastomosirenden Pseudopodien anwachsen. Obschon alle Dinoflagellaten unter dem Deckglas rasch erkranken und absterben, hält es Scmhürr doch für möglich, dass der Process der Pseudopodienbildung auch im normalen Leben, vielleicht zur vorüber- gehenden Anheftung an ein Substrat, eine Rolle spiele. Wir fügen die Frage hinzu, vielleicht auch zur Nahrungsaufnahme ? Cystoflagellaten. Noctiluca (Fig. 121 u. 202) ernährt sich animalisch von kleinen, aufgenommenen Nahrungspartikelehen und hat gut ausgebildete nutritive Organellen. Auf der Bauchseite zieht eine Furche von vorn nach hinten, so dass der Körper dadurch wie ein Pfirsich aussieht. Vorn hinter der grossen Bandgeissel und dem kleinen Flagellum ist die Furche besonders tief. Im Grunde dieser schlundförmigen Vertiefung liegt die Mundspalte, eine Unterbrechung der Zellhaut, die der Nahrung den Eintritt in das Protoplasma ge- stattet. Die Nahrung wird dadurch in die Peristomfurche und ihre Schlundspalte getrieben, dass die Bandgeissel sich von Zeit zu Zeit gegen die Furche hinunterschlägt. Ueber die Ernährungsorganellen von Leptodiscus ist man noch nicht genügend orientirt. Wie sich die Catallacten (Magosphaera planula Harckkr) im Zustande der Colonie ernähren, weiss man nicht. Wenn sich hin- gegen die Colonie in die Einzelindividuen auflöst, so ernähren diese sich in animalischer Weise, indem sie mit der bewimperten Seite Nahrungs- partikelchen aufnehmen. Gehen sie dann in amöboiden Zustand über, nehmen sie nach Art der Amöben die Nahrung vermittelst der Lobo- podien auf. C. Ciliata. Alle Wimperinfusorien, mit alleiniger Ausnahme der parasitischen ÖOpalinen, besitzen eine localisirte Mundstelle, ein Cyto- stoma. Nur durch dieses Cytostoma, im einfachsten Falle eine Lücke im Ektoplasma, gelangt die Nahrung in das Endoplasma hinein. Ur- sprünglich liegt das Cytostoma an dem einen Ende (dem Vorderende) des spindelförmigen, ellipsoiden oder ovoiden Körpers. Doch rückt es bei den meisten Formen vom Vorderende etwas weg: man be- zeichnet dann die Seite, auf der es liegt, als die Bauchseite. Dem Cytostoma kommen bei der überwiegend grossen Mehrzahl weitere nutritive Organellen zu Hülfe, die zum Herbeischaffen der Nahrung und zu ihrer Hineinbeförderung in das Endoplasma dienen. Diese ÖOrganellen sind im Allgemeinen von dreierlei Natur. 1) Das Cytostoma führt in eine röhren- oder trichterförmige Einsenkung des Ektoplasmas, die als Zellenschlund oder Cyto- pharynx bezeichnet wird. 2) Die Umgebung des Cytostomas oder des Cytopharynx vertieft sich in grösserer Ausdehnung und bildet das Peristomfeld. 135 Erstes Kapitel. 3) In den Dienst der Herbeistrudelung der Nahrung und ihrer Weiterbeförderung in das Endoplasma tritt ein Theil oder tritt die (resammtheit der ursprünglich motorischen Organellen, d. h. der Cilien, und zwar auf dem Peristomfelde und im Cytopharynx. Indem solches geschieht, werden die nutritiven CGilien a) kräftiger und länger oder sie verschmelzen zu Membra- nellen oder sie bilden undulirende Membranen; b) sie ordnen sich auf dem Peristomfelde zu einer meist ge- krümmten oder spiralig gewundenen Reihe an, der adoralen Zone, die in den Grund des Peristomfeldes, zum Cytopharynx, führt. Die Be- wegung der motorischen Organellen dieser Zone (es sind meist Mem- branellen) befördert die Nahrung zum Schlunde. Am stärksten aus- gebildet ist die adorale Zone im Allgemeinen bei den vorübergehend oder dauernd festsitzenden Formen. Ein localisirter Zellenafter (Öytopyge) dürfte wohl allen In- fusorien zukommen. Er liegt als eine, häufig nur im Momente der Defäcation unterscheidbare, Lücke im Exoplasma gewöhnlich in der hinteren Körpergegend. Wir wollen nun den im Dienste der Nahrungsaufnahme stehenden Apparat bei einigen typischen Vertretern der Hauptabtheilungen der Ciliaten schildern. a) Holotricha. Das Genus Holophrya enthält wohl die einfachsten und niedersten Ciliatenformen. Der kurz-ellipsoidische Körper von Holophrya sim- plex Scnew. z. B. ist gleichmässig bewimpert und hat am vorderen Pole ein Cytostoma, weiter aber keine Organellen der Nahrungszufuhr. Enchelyodon (Fig. 148) ist 12 ebenfalls gleichmässig bewimpert und RC hat ebenfalls am vorderen Pole ein einfaches Oytostoma. Aber hinter diesem liegt im Plasma ein Bündel von Trichiten (siehe p. 107), die, ausge- stossen, die Beute (Euglenen etc.) lähmen, welche sodann von dem sehr erweite- rungsfähigen Cytostoma verschluckt wird. Bei Prorodon (Fig. 149) und einigen Verwandten kommt zum Cyto- stoma noch ein Oytopharynx hinzu. Er liegt immer noch am vorderen Pole des einaxigen, gleichmässig bewimperten Körpers. Der Cytopharynx ist eine röhrenföürmige Ektoplasmaeinsenkung, deren Wand rings herum von dicht Fig. 148. Enchelyodon farctus CLAP. u. LACHMANN. Länge bis 300 u. 1 Trichiten- bündel, 2 Triehiten, 3 Makronucleus, Z pulsirende Vacuole. Nach BLOCHMANN, Mikrosk. Thierwelt des Süsswassers, Abth. I, Protozoa, 2. Aufl. 1895. nebeneinander liegenden, der Axe parallelen Protoplasmastäbchen gestützt wird. Wahrscheinlich sind die Stäbchen dieses Reusenapparates (Fig. 150) aus Trichiten hervorgegangen. u Di Protozoa. Ernährungsorganellen. 139 Einen wichtigen Fortschritt machen Nassula und Verwandte. Typus: N. elegans Enuree. (Fig. 151). Der mit einem Reusenapparat ausge- rüstete Cytopharynx ist auf die Bauchseite des dorsoventral Fig. 149. Fig. 150. Fig. 149. Prorodon teres EHrgc. von der Seite, °?°/,. 1 Cytostoma = Zellen- mund, 2 Cytopharynx — Zellenschlund, 3 Reusen-(Stäbchen-)Apparat, 4 Makronueleus, 5 Nahrungskörper, 6 After, Cytopyge, 7 pulsirende Vacuole, Hauptvaeuole und Bildungs- vacuolen, 8 Mikronucleus, 9 Pellieula mit darunter liegender Alveolarschicht des Proto- plasmas. Nach SCHEWIAKOFF 1889. Fig. 150. Reusenapparat von’Chlamydodon mnemosyne STEIN in seitlicher Ansicht. Nach v. ERLANGER 1890. schwach comprimirten Körpers verlagert. Seine Oeffnung liegt etwa am Ende des ersten Körperviertels. Ausser der allgemeinen Körperbewimperung tritt hier zum ersten Male eine adorale Zone starker Wimpern auf, die, vorn auf der Rückenseite beginnend, nach links zieht, dann auf die Bauchseite umbiegt und schief nach innen und hinten zum Munde verläuft. Der nur während der Entleerung sichtbare Zellenafter (Oyto- pyge) liegt ventral am Hinterende. Die bis jetzt besprochenen Formen und ihre Verwandten (die soge- nannten Gymnostomiden) öffnen nur bei der Nahrungsaufnahme den Mund und verschlucken ansehnliche Bissen. Eine zweite Gruppe von Holotrichen, die sogenannten Hymenostomiden, ernährt sich von ganz feiner Nahrung: es sind fast ausschliesslich Bakterienfresser. In der Umgebung des Schlundes, in welchem eine undulirende Membran auftritt, vertieft sich die Bauchseite, meist einseitig, zu einem Peristom. Wir haben diese Verhältnisse bei dem bekanntesten Ver- treter der Hymenostomata, Paramaecium, p. 55 u. ff. schon ausführlich geschildert. Der Mund bleibt bei dieser Gruppe immer offen, und eine ununterbrochen unterhaltene Wasserströmung bringt fast be- ständig neue feine Nahrung zu ihm hin. Wir wollen hier noch eine Form mit kolossal entwickelter, undulirender Membran im Bilde vor- 140 Erstes Kapitel. Be [} ı 1 ' 9 en) a ; ) | 4 5 BER. 12 | 220: ı De a 10 zZ 11 : Br Pa Su) NE 11 EIWSEIHTIEN | EW; I N II ER ER = | Sub Se Ir £ ee: > II I I} Fig. 151. Nassula ele- gans EHRBG. 0,1—0,14 mm . lang und 0,06—0,09 mm breit, von der Bauchseite. I Pig- mentfleck, 2 adorale Wimper- zone, 3Cytopharynx, 4 Gallert- schicht, 5 Nahrungskörper, 6 Pellieula, 7 homogene Schicht des Exoplasmas, 8 Cytopyge (Zellenafter), 9 Makronueleus, 10 Mikronucleus, 11 Porus der pulsirenden Vaecuole 12, 13 Cytostoma (Zellenmund), 14 Trichoeystenschicht; nach SCHEWIAKOFF 1889. Fig. 152. Pleuronema chrysalis EHRBG., von der linken Seite. Länge 0,068 bis 0,083 mm, Breite 0,037—0,042 mm. 72 Nahrungsvacuole, 2 Mikronueleus, 3 Makronu- cleus, 4 pulsirende Vaeuole, 5 Cytopyge, 6 Cytopharynx, 7? undulirende Membran, & rechtsseitiger Peristomrand, nach SCHEWIAKOFF 1889. TB Protozoa. Ernährungsorganellen. 141 führen, Pleuronema chrysalis Enkee. (Fig. 152) und aus der Species- beschreibung von ScHhrwIArRorr (1889) einige Stellen abdrucken: „Fast die ganze Ventralseite (links in der Figur) ist durch ein ansehnliches Peristom ausgehöhlt. Dasselbe beginnt am Vorderende des Körpers und erweitert sich nach hinten. Der hintere Abschnitt des Peristoms ist an der linken Seite sehr stark ausgebuchtet und bildet somit eine grosse und ziemlich tiefe Höhle. Die Mundöffnung ist sehr klein und liegt im hintersten Peristom- ende, etwas näher zum linken Peristomrande. Ein besonderer Schlund scheint nicht vorhanden zu sein, wenigstens werden die Nahrungsvacuolen stets dieht an der Mundöffnung gebildet. Am linken Peristomrande ist eine lange und hohe undulirende Membran befestigt. Sie beginnt niedrig am Vorderende des Körpers, erhöht sich in der Mittelregion, biegt um den hinteren Peristomrand herum und steigt wieder am rechten empor. Jedoch erstreckt sie sich an diesem nicht weit nach vorn. Auf diese Weise bekommt der hintere Theil der Membran die Beschaffenheit einer weiten tiefen Tasche oder eines Sackes, welcher die hintere Peristom- erweiterung überwölbt. Die Membran kann in das Peristom vollkommen eingezogen werden und legt sich dann faltig zusammen. Am vorderen Theile des rechten Peristomrandes, d. h. bis zu der Stelle, wo die undu- lirende Membran aufhört, sind sehr lange und feine Oilien befestigt; dieselben sind schief nach hinten und nach dem Peristom einwärts ge- kehrt. Während der Nahrungsaufnahme (Bakterien) wird die undulirende Membran vollkommen ausgespannt, und die am rechten Peristomrande be- festigten Cilien wirbeln stark, so dass ein heftiger Wasserstrom zum Munde geht.“ b) Hypotricha. In dieser Abtheilung ist der im Dienste der Nahrungszufuhr stehende Apparat im Allgemeinen sehr complieirt. Wir beschränken uns darauf, ihn bei einer Form, Stylonychia mytilus O. F. M. nach den An- gaben von M. Kowarevsky (1882) Fig. 153 u. 154 zu beschreiben. Vor dem ungefähr in der Mitte der Bauchseite des dorsoventral abgeflachten Körpers gelegenen Mund ist der Körper zu einem drei- eckigen Peristom vertieft, so zwar, dass die Spitze des spitzwinkligen Dreiecks beim Munde liegt, die Basis nach vorn und links gerichtet ist. Das Peristom hat einen äusseren oder linken und einen inneren oder rechten Rand. Der Mund ist erweiterungsfähig. Die Thiere sind so gut wie omnivor. Der auffälligste Apparat auf dem Peristom nun ist die ad- orale Zone, aus einer Reihe kräftiger, dreieckiger Membranellen ge- bildet. Sie beginnt am vorderen rechten Körperrand, zieht diesem entlang nach links und folgt von hier im Bogen der linken Peristomwand bis zum Cytostoma. Der rechte Peristomrand wölbt sich mit einer scharfen Kante oder Schneide gegen das Peristom vor. Auf der dorsalen Seite dieser Schneide verläuft in der Längsrichtung eine wohlentwickelte präorale undulirende Membran. Ihr hinteres Ende setzt sich in den Schlund hinein fort. Die präorale Membran wird in ihrem Verlaufe auf ihrer Ventralseite escortirt von einer Reihe dünner und langer präoraler Cilien, die wie die präorale undulirende Membran nach links in das Peristom vorragen. Auf ihrer Dorsalseite wird sie von einer zweiten, schmäleren, der sogenannten inneren un- dulirenden Membran begleitet. Links von dieser, aber immer noch 142 Erstes Kapitel. Fig. 1535. Stylonychia mytilus O.F.M. von der Bauchseite. Länge bis 375 u. Combinirte Figur, nach STEIN 1859, M. KOWALEVSKY 1882, BÜTSCHLI und SCHEWIA- KOFF (in LEUCKART’s zool. Wandtafeln). 1 Oberlippe, 2 zuführender Kanal der pulsirenden Vacuole, 3 adorale Membranellen- zone, } Peristom, 5 zuführender Kanal der pulsirenden Vaeuole, 6 rechter, vorspringender Peristomrand, 7 pulsirende Vacuole, 8 hintere Hälfte des Makronucleus, 9 hinterer Mikro- nucleus, 70 Cytopyge (Zellenafter) auf dem Rücken, aus derselben wird eben eine Bacil- lariacee entleert, 71 Aftereirren, 12 Schwanzborsten, 73 Baucheirren, 14 Tastborsten, 15 Cytostoma (Zellenmund), 76 präorale Cilienreihe, 17 rechtsseitiger Grund des Peristoms, 18 vordere Hälfte des Makronucleus, 19 präorale undulirende Membran, 20 Stirneirren. Der rechten und der linken Körperseite entlang je eine Längsreihe von Randeirren. Im Innern des Körpers aufgenommene Nahrung. Der Organelleneomplex des Peristoms ist nur theilweise dargestellt, indem die endorale Cilienreihe und die endorale undulirende Membran weggelassen sind. Ant. vorn, Sin. links, Post. hinten, Dex. rechts. Protozoa. Ernährungsorganellen. 145 weit rechts auf dem Peristomboden, verläuft ferner die endorale un- dulirende Membran und taucht hinten in den Cytopharynx hinein. Ungefähr in der Mitte des Peristomfeldes zieht schliesslich eine Reihe von kurzen endoralen Cilien von vorn nach hinten, wo sie sich ebenfalls in den Cytopharynx fortsetzt. Details (über den Peristom- Fig. 154. Stylony- chia mytilus O.F.M. A Ansicht des Peristoms und seines Örganellen- complexes von der Ven- tralseite. Nur die Um- risse gezeichnet. Drechte, S linke Seite des Peri- stoms, resp. des Körpers. 1 Der lamellenartig vor- springende rechte Peri- stomrand, 2 präorale Cilienreihe, 3 präorale undulirende Membran, 4 innere wundulirende Membran, 5 endorale undulirende Membran, 6 endorale Cilienreihe, 7 einzelne Membranellen der adoralen Zone, 8 innerster rechtsseitiger Grund des Peristoms, 10 Cytostoma, in den Zellen- RED, sehlund führend. B Ide- aler Querschnitt durch N /]] das Thier in der Gegend HH / IN. $ des Peristoms. Bedeu- JÄN N; tung der Verweiszahlen ’ Ih ER S P 1) ); IN N ; N HU / N ZN) N wie bei A. 9 Rücken- i IR N borsten (Tastborsten). Die U Z nz RN Baucheirren sind nicht Wi WI ! » 3 N N dargestellt. Nach M. Ko- EI 7 SS WALEVSKY 1882, un- 3 wesentlich verändert. apparat von Stylonychia pustulata Enke.) finden sich auch in der neueren Arbeit von ProwAzer (1899), der unter anderem die Angabe macht, dass die präorale Membran von vorn nach hinten ca. 83mal in der Minute undulirt. c) Heterotricha. Bei den Heterotrichen ist der im Dienste der Nahrungszufuhr stehende ÖOrganellenapparat sehr gut ausgebildet. Wir wollen uns auf einige Beispiele beschränken. A. Polytricha. Bursaria (Fig. 155 u. 156) hat ein riesig ent- wickeltes Peristom. Es ist eine tiefe Tasche, die am quer abgestutzten Vorder- ende des eiförmigen, dorsoventral etwas abgeplatteten Körpers mit weiter Oeffnung beginnt und sich von hier tief in den Körper hinein und weit nach hinten erstreckt. Die vorn breite Mündung zieht auf der Bauchseite, allmählich schmäler werdend, nach hinten, um sich vor dem Beginn des letzten Körperdrittels zu schliessen, während der von hier an geschlossene Peristomsack sich trichterförmig noch weiter nach hinten in den Körper hinein fortsetzt, indem er zugleich nach links umbiegt. Das Cytostom 144 Erstes Kapitel. ist ‘ein langer Spalt, der in der Peristomwand, auf ihrer rechten Seite, von vorn nach hinten zieht bis in die hinterste Spitze des Peristom- sackes. Die adorale Zone besteht aus sehr breiten Organellen und durch- zieht den ganzen Peristomsack an seiner linken Wand (vergl. BRAUER 1886, ScHuBERG 1887). Beiläufig sei auch der Nahrung von Bursaria Erwähnung gethan. Prowazek beobachtete (1899) in den Nahrungsvacuolen kleine Para- mäcien, Vorticellen, Stentor, Flagellaten, Euglenen, Chilomonas para- maecium, Phacus, Synura uvella, Protococcaceen, Navicula, Distoma etc. EHnrengerG hatte auch Rotifer und Philodina angegeben. Die Flagellaten bewegen sich noch ziemlich lange in den Nahrungsvaecuolen. Stentor (Fig. 157) ist das 12 classische Beispiel für eine elegante Ausbildung der ado- ralen Zone. Der Körper von Stentor ist keulenförmig und wird ansehnlich gross, im ausgestreckten Zustande bis zu lmm lang. Man stelle sich nun vor, die frei vorragende Basis des Kegels sei wie von einer normal, d. h. rechts gewundenen Haliotis- schale (solche finden sich ja Fig. 155. Bursaria trunca- tella O. F.M. Länge bis 1,5 mm, Süsswasser. Thier von der Ventral- seite. Die Cilien an der Oberfläche des Körpers sind nicht dargestellt. Kern und Inhaltskörper ebenfalls weggelassen, auch die Streifungen der inneren Theile. 2 Ausbuch- tung der Peristomhöhle am Vorder- ende, 2 Peristomstreifen, auf denen die Membranellen stehen, 2b Peri- stom, 3 Ektoplasma, 4 Peristom- band, 5 Mundspalte, 6 hinterer Fortsatz des Peristombandes, 65 Septum, 7 Peristomwinkel, 8 Ekto- plasma, 9 rechter Peristomrand, 10 Peristomplatte, 72 Ectoplasma 12 Querband. Nach A. SCHUBERG, 1387. in jeder Sammlung) eingedrückt und zwar mit ihrer (dorsalen) Aussenseite, so bekommt man eine ziemlich exacte Vorstellung von der Conformation dieser Gegend. Die helicoid ausgehöhlte Basis (etwas mehr als ein Umgang) wird als Stirnfeld bezeichnet und ist wie die übrige Körper- oberfläche mit Cilien besetzt, die in parallelen Reihen angeordnet sind, welche ungefähr wie die Längsrippen der Ohrmuschelschale verlaufen. Der helicoid in die Tiefe tauchende Apex, welcher die Fortsetzung des helicoiden Stirnfeldes ist, stellt das eigentliche Peristom dar, in dessen tiefstem apicalen Grunde erst das Cytostoma liegt. Die adorale Zone, gebildet von langen, aber schmalen Membranellen, folgt dem ganzen Protozoa. Ernährungsorganellen. 145 Rande des helicoiden Stirnfeldes und setzt sich auch in das enge Peri- stom fort. Für das Detail vergl. Scnuserg 1890(91) und H. P. Jonx- son 1893. Follieulina(Fig. 158) ist ein Stentor, bei dem der die adorale Zone von Membra- nellen tragende Rand des Stirnfeldes jederseits flügel- förmig zu einem ansehnlich grossen, länglich elliptischen Fortsatz ausgewachsen ist. B)Oligotricha. Unter den verschiedenartigen, zum Theil sehr bizarren Formen dieser nicht sehr homogenen Abtheilung wollen wir zwei herausgreifen. Fig. 156. Drei Querschnitte durch Bursaria truncatella O.F.M. 4A Durch den vorderen Körpertheil in der Höhe von c Ziffer 11 in Fig. 155. B Weiter hinten, etwa am Ende des ersten Körperdrittels. € Durch den hin- teren Körpertheil, etwas hinter der Ziffer 8 in Fig. 155. dex Rechte, sin linke Körperseite. Die Be- zeichnungen haben die gleiche Be- deutung wie in Fig. 155, ausserdem 12a Peristomhöhle, 13 Septal- raum, 24 Nahrungssvacuolen, 15 Kern, 76 Membranell der adoralen Zone, schematisch eingezeichnet, auf einem Peristomstreifen sich er- hebend. Nach SCHUBERG 1837. Wir schildern zunächst den Apparat nutritiver (und zugleich mo- torischer) Organellen von Codonella (Tintinnopsis) beroidea Stein (Fig. 159), eines Vertreters der marinen, pelagischen, mit einer Hülse versehenen Tintinnoiden, deren durch die adorale Membranellenzone be- wirkte Locomotion in einem hastigen ungestümen Vorwärtsschwimmen in gerader Linie besteht, wobei der Körper um seine Längsaxe rotirt. Der im ausgestreckten Zustande kegelförmige, überaus contractile und metabolische Körper ist vorn quer abgestutzt. Die abgestutzte Fläche ist das Peristom- oder Stirnfeld. Es ist an seinem Rande von dem ringförmigen Peristomsaum (wie von einem Ringwall) um- geben, dessen äussere Wand ohne Grenze in die Aussenwand des Körpers übergeht. Der Peristomsaum ist zierlich gelappt, seine innere Fläche wulstig; er ist sehr verengerungs- und erweiterungsfähig. An der inneren Seite trägt er die einfache Spiralreihe der mächtigen adoralen Membranellen, die, 20—30 der Zahl nach, „einen herr- lichen Anblick“ gewähren. Diese spiralige Zone ist fast ringförmig ge- schlossen, indem das Ende des ersten Umganges kaum merklich unter Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 10 146 Erstes Kapitel. (hinter) dem Anfang liegt. An dieser Stelle, die links liegt, setzt sich die adorale Zone in eine Spiralreihe kürzerer Membranellen fort, die in eine trichterförmige Einsenkung des Peristomfeldes (präorale Höhle Vestibulum 11) hinuntersteigt bis zum ÜCytostoma, das in seinem Grunde liegt. Die adoralen Membranellen sollen auch im Leben an der Spitze in äusserst feine Fädchen aufgelöst sein. Der adoralen Zone entlang, an ihrer Innen- ID, seite, und zwar an der Basis des Peristom- saumes, verläuft ein zweiter Kranz kürzerer, dicht stehender, wie die Radien einer Feder- fahne zusammenhängen- der, überaus zarter und feiner Cilien, der par- oralen Cilien. Fig. 157. Stentor poly- morphus 0. F. MÜLLER, Süsswasser. Länge ausge- streckt bis über 1mm. Nach STEIN 1867, verändert von 3JÜTSCHLI und SCHEWIAKOFF in LEUCKART, Wandtafeln. Das Hinterende mit einigen pseudopodienartigen Fort- sätzen festgeheftet. 1 Die adorale Membranellenzone, 2 die vordere zuführende Va- euole, 3 Kothvacuole kurz vor ihrer Entleerung aus der Cyto- pyge 4, 5 contractile Vacuole, 6 hintere zuführende Vacuole, 7 Zoochlorellen, 8 perlschnur- förmiger Makronucleus, 9 Mi- kronuclei, 120 Cytopharynx, die Verweislinie geht etwas zu weit, 1/ das Stirnfeld, 12 das Cytostoma. Das Uytostoma führt in einen sanft S-förmig gebogenen Schlund, welcher eine Reihe aufwärts gerichteter, feiner Wimpern trägt, die wahr- scheinlich eine Fortsetzung der paroralen Wimperreihe sind. Der Boden des Peristomfeldes erhebt sich zu einem hügelförmigen Höcker (4), welcher sich einerseits stärker vorwölben, anderseits abflachen, ja sogar trichterförmig einsenken kann. Das Peristomfeld ist eilienlos. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass die Körperbewimperung . aus wenigen spiralig von vorn nach hinten verlaufenden Reihen von flachen Wimpern (5) besteht, die für gewöhnlich dem Körper glatt ange- schmiegt sind. Sie haben mit der schwimmenden Locomotion nichts zu thun, sollen vielmehr nur zum Vor- und Rückwärtskriechen innerhalb der Hülse dienen (Gksa Extz 1884). a # —t Fu SEA an Protozoa. Ernährungsorganellen. 147 Als weiteres Beispiel der Oligotricha wähle ich Ophryoscolex (OÖ. inermis Stem, O. caudatus Eszrr. Fig. 160 A, O. purkynjei Stein Fig. 160 B), ein Mitglied der interessanten Fauna von Infusorien, die im Wiederkäuermagen vorkommen und von denen (ScnugerG 1888, Eserrein 1895) vermuthet wird, dass sie bei der Verdauung der Wieder- käuer eine nützliche Rolle spielen, indem sie vielleicht bei der unge- heuren Zahl, in der sie vorkommen, ihrem Wirthe einen Theil der Cellu- lose in einen leichter löslichen Stoff überführen. Der Körper ist starr und formbe- ständig. Der weite Ein- gang zum Schlunde findet sich ganz am Vorderende des Kör- pers. Der Schlund ist langgestreckt trichterförmig und zieht sich bis gegen die Körpermittenach hinten, indem er sich etwas nach links wendet. Dem Rande des COytostoma ent- Fig. 158. Folliculina (Freia) ampulla O.F. M., von der Rückenseite, schön entfaltet, bis 1 mm lang, marin. 1, 2 Die beiden flügelförmigen Auswüchse des Stirnfel- des, auf welche sich die adorale Membranellen- zone fortsetzt, 3 Cyto- stoma im Grunde des Peristomtrichters, 4 chi- tinige, £laschenförmige Hülse, in die sich das Thier zurückziehen kann, 5 Kern. Nach STEIN 1867. lang zieht eine ringförmige (oder vielmehr spiralige) adorale Zone von Membranellen; sie beginnt auf der Bauchseite, zieht nach links, dann in einem Bogen über den Rücken, dann wieder auf die Bauchseite, um hier in die Tiefe des Schlundes herunterzusteigen, welcher wohl, so weit die Zone reicht, als vertieftes Peristomfeld zu deuten ist. Parallel mit dem Peristomsaum, an dessen innerer, d. h. der Peristomhöhle zuge- kehrten Wand die adorale Membranellenzone verläuft, zieht ein zweiter äusserer Peristomsaum, vom ersteren durch eine Furche getrennt. Die adorale Zone kann ganz in den sich schliessenden Peristomtrichter zurück- gezogen werden. i Weiter hinten am, im Uebrigen wimperlosen, Körper zeigt sich eine zweite Membranellenzone, die ebenfalls in einer Spirale verläuft, 10% 148 Erstes Kapitel. Fig. 159. Codonella (Tin- tinnopsis) beroidea STEIN. Länge 0,06—0,08mm, Breite 0,05— 0,06 mm, von der Dorsalseite. 1 Adorale Membranellen, der dor- sale Theil des Membranellenkranzes, von Ziffer 13 an, ist weggelassen, 2 parorale Cilien, die sich bei 12 in das Vestibulum (1/) einsenken, 3 Peristomrand, 7 vorragender Stirn- zapfen, 5 eine der Cilienreihen, die am Körper in Spirallinien von vorn nach hinten ziehen; die anderen sind weggelassen, 6 Makro- nueleus, 7 Fussfortsatz, vermittelst dessen das Thierchen sich im Grund des Gehäuses befestigt, & Gehäuse — die mit dem Gehäuse verklebten Fremdkörper , Kiesel- spieula, Kieselkörnchen u. Ss. w., sind nicht dargestellt, 9 Mikro- nucleus, 70 pulsirende Vacuole, 11 Vestibulum, 12 Cilien im Vesti- bulum, 13 ein adorales Mem- branell, die Membranellen der Rückenseite sind weggelassen, um die Darstellung der paroralen Cilien (2) zu ermöglichen. Nach G. Entz 1884. welche allerdings keinen ganzen Umgang macht. Sie beginnt links auf der Bauchseite, zieht nach links, dann über den Rücken hinweg nach rechts, dann auf die Bauchseite, auf deren rechter Seite sie aufhört. Anfangs- und Endtheil dieser Zone sind etwas nach vorn umgebogen. Die Mem- branellenzone erhebt sich an der inneren Wand eines sie in ihrem ganzen Verlaufe begleitenden wulstigen Saumes, so dass eine Rinne oder Furche zu Stande kommt, aus welcher die Membranellen etwas mehr als zur Hälfte hervorragen. Die adorale Zone hat sowohl nutritive als loco- motorische Bedeutung, die zweite Zone hingegen nur locomotorische (EBERLEIN 1895). d) Peritricha. Das einfachste Verhalten findet sich bei Trichodina, z.B. Tricho- dina pediculus (Fig. 161), einer eigenthümlichen, schüssel- bis trommel- förmigen Infusorienform, die fast regelmässig auf dem Süsswasserpolypen (Hydra) angetroffen wird, auf dessen Oberfläche das Infusor mit seiner Fussscheibe rasch dahingleiten kann. Der Fussscheibe gegenüber liegt die frei vorragende Peristom- oder Wimperscheibe. Der Rand dieser Peristomscheibe ist mit einer doppelten Reihe von Cilien besetzt. Die äussere besteht aus kräftigeren Wimpern (vielleicht Membranellen), die innere, dicht neben der äusseren verlaufende, aus zarten Cilien. Diese Wimperreihe stellt die adorale Zone dar. Sie ist nicht ringförmig ge- schlossen, sondern bildet auch hier eine flache Schraubenwindung. Wenn sie, nachdem sie am Rande des Peristomfeldes rechts ventralwärts begonnen, einen Protozoa. Ernährungsorganellen. 149 ganzen Umgang gemacht hat, so ist sie etwas hinter (oder wenn das Thier wie eine Schüssel steht, unter) dem Ausgangspunkt angekommen. Fig. 160. A Ophryoscolex caudatus EBERL. (?°°/,), von der Dorsalseite. B Ophryoscolex purkynjei SrEın, von der Bauchseite (500/,). Dex@Rechte, Sin linke Körperseite. I Adorale Membranellenzone, 2 Cytopharynx resp. Peristomeinsenkung, 3, 4 die beiden Enden des zweiten Membranellenkranzes 5, 6 Makronucleus, 7 Mikro- nucleus, 8 pulsirende Vacuolen, 9 erster, 10 zweiter, 11 dritter Stachelkranz, 12 End- stachel. Nach EBERLEIN 1895. Fig. 161. Trichodina pediculus EHRBG. Höhe ca. 70 u. Ansicht von der Vestibularseite.e Nach BürscHLı 1887/89 etwas vereinfacht und schematisirt. 2 Mem- branöser Saum, welcher die scheibenförmige Basalfläche umzieht, die zu einem saugnapf- artigen Haftapparat (6) umgebildet ist, 2 Makro- nucleus, 3 der Theil der adoralen Zone (4), welcher in das Vestibulum heruntersteigt, 5 pulsirende Vacuole, 6 Haftapparat, 7 hinterer Wimperkranz. 150 Erstes Kapitel. NS ATISRATE PETER RED SUN | IM Fig. 162. Carchesium polypinum NL. (colonie- bildende Vorticellide). Ein- zelnes Individuum von der Ventralseite. Länge des Ein- zelthieres bis 60 u. 2 Wim- perscheibe, 2 adorale Zone von .2 Reihen von Cilien, die bei 17 endiet, 3 entfal- teter Peristomrand , Z pul- sirende Vacuole, 5 Reservoir der pulsirenden Vacuole, 6 Cytopharynx, 7 Nahrungs- vacuolen, & Mikronucleus, 9 contractile Fibrillen (Myo- neme), 10 Pellieula, 11 Bündel contractiler Fibrillen im Stiel (Stielmuskel), das durch Vereinigung der Myo- neme 12 entsteht, 13 Ring- linie, an welcher der hintere Wimperkranz entsteht, 14 Cytopyge, 15 Vestibulum, 16 undulirende Membran, 17 Stelle, wo, am Rande des Vestibulums angekom- men, die adorale Zone der Membranellen aufhört. Die Figur ist etwas schematisirt und combinirt. Nach BÜTSCH- LI und SCHEWIAKOFF, aus LEUCKART’s Wandtafeln. Fig. 163. Carchesium polypinum L. Schema des Weges, welchen die auf- genommene Nahrung nimmt, bis zur Verdauung und zur Entleerung der Excremente. Das Nähere im Text. Nach GREENWOOD (1894) aus VER- WORN, Allg. Physiol. (1897). Darauf setzt sie ihren Weg noch eine kurze Strecke weit, bis zur Oeffnung des Vesti- bulums, fort (vergl. die Vorticellen). Die Windungsrichtung ist der von Stentor ent- gegengesetzt. Ueber den hinteren Wimper- kranz vergl. pag. 116. Die Vorticel- liden (Fig. 162) unter- scheiden sich von Trichodina hauptsäch- lich dadurch, dass der Körper rings um die Peristomscheibe in Protozoa. Ernährungsorganellen. 151 Form einer Ringfalte (Peristomsaum), die von der Peristomscheibe durch eine Ringfurche, einen Ringgraben, getrennt ist, vorwächst. Wenn sich das früher besprochene Ringbündel von Myonemen, welches in der Ring- falte liegt, und gleichzeitig auch der Retractor der Peristomscheibe con- trahirt, so wird die Ringfalte wie ein Tabaksbeutel über der zurück- tretenden Scheibe zusammengezogen. Der Ringgraben ist nicht überall gleich tief. Am flachsten ist er eine Strecke nach dem Ausgangspunkte der adoralen Zone, von da an wird er allmählich tiefer bis zum Ende der Zone, d. h. bis zur Oeffnung des Vestibulums. Das letztere ist eine tiefe Einsenkung in den Körper hinein, in welche sich die Cytopyge und das Reservoir der pulsirende Vacuole öffnen. Beide Cilienreihen der adoralen Zone setzen sich ins Innere dieses Vestibulums fort, die äussere jedoch als undulirende Membran. Erst im Grunde des Vestibulums liegt die Oeffnung des Oytopharynx. Die Oyclose der Nahrung und die Verdauung sind bei Carchesium polypinum besonders eingehend durch Greenwoon (1894) studirt worden. Die beistehende schematische Figur 163 giebt über erstere Auf- schluss. Die kleinen Nahrungspartikelchen lösen sich, suspendirt in einer Ingestionsvacuole, vom Grunde des Cytopharynx los. Diese die Nahrung enthaltende Vacuole wandert nun nach hinten (kleine Kreise in der Figur), bis sie, in der Concavität des hufeisenförmigen Makronucleus an- gelangt, vorläufig zur Ruhe kommt (Kreuzchen in der Figur). Jetzt fängt die Vacuolenflüssigkeit an sauer zu reagiren, worauf die Bewegung der beweglichen Inhaltspartikelchen aufhört und sich sämmtliche enthaltenen Partikelehen und Körnchen plötzlich zu einer festeren Nahrungskugel ee N Fig. 164. Epistylis umbellaria L. Süsswasser. A Individuum einer Colonie mit voll entfaltetem Peristom (Länge bis 140 u, Höhe der Colonien bis 4 mm), von der Vestibularseite. B Ansicht auf die Peristomscheibe, schematisch, um den Verlauf der Windungen abc de der adoralen Membranellenzone zu zeigen. € Ein isolirtes Paar von Nesselkapseln. Die eine im nicht explodirten Zustande mit dem schraubig aufge- rollten Faden im Innern; die andere mit ausgeschnelltem Faden. Stärker vergrössert. Nach BÜTSCHLI 1889. 1 Die zur Retraction des Peristoms dienenden Myoneme, 2 Makro- nucleus, 3 pulsirende Vacuole, 7 Mikronucleus, 5 Nahrungsvacuolen, 6 ringförmige Linie, an welcher sich bei der Ablösung der hintere Wimperkranz entwickelt, 7 Stelle, wo die Ablösung erfolgt, & der hier sehr deutliche und lange Cytopharynx, 9 Paare von Nessel- kapseln, 10 Cytostoma, 17 Vestibulum, 72 undulirende Membran, die in das Vestibulum hinuntersteigt. 152 Erstes Kapitel. zusammenballen. Nun wandern die so gebildeten Nahrungsballen in ziemlich bestimmter Richtung (Punkte in der Figur), aber während ver- schieden langer Zeit, durch das Plasma. Bisweilen werden sie sofort der Einwirkung der Verdauungssäfte unterworfen (die Verdauung kann überall im Endoplasma [wagrechte Striche in der Figur] stattfinden); bisweilen aber werden sie unter Rückbildung der sie enthaltenden Vacuolenflüssigkeit aufgespeichert. Bei ihrer späteren Verdauung wird dann wiederum eine neue Vacuole gebildet. Die Fäcalmassen gelangen (kreuzweise schraffirte Stelle in der Figur) an eine bestimmte Stelle des Vestibulums, wo sie durch die Cytopyge in dasselbe entleert werden, um von hier nach aussen zu gelangen. Eine Auswahl der Nahrung findet nicht statt. Alle Körperchen irgendwelcher Art werden eingeführt, vorausgesetzt, dass sie klein genug sind. Alle Körperchen, verdauliche oder unverdauliche, werden zu Nahrungsballen zusammengeschweisst. Doch ist der Aufenthalt der un- verdaulichen Ballen ein abgekürzter und neue Vacuolenflüssigkeit wird um sie herum nicht gebildet. Nicht unerwähnt wollen wir eine Epistylisart, die auch zum Range einer Gattung erhoben worden ist, - lassen, nämlich E. umbellaria L., (Fig. 164) bei der die adorale Zone nicht weniger als 4!/, Um- gänge macht. Im Gegensatz zu Trichodina und den Vorticelliden besitzen einige andere Peritrichen eine adorale Zone, die in der Richtung derjenigen von Stentor, also rechts gewunden ist. BeiSpirochona gemmipara STEIN bildet der membranöse Peristom- A B rand eine etwa in zwei Umgängen aufgerollte, zarte und durchsich- tige Düte. Das äussere und zugleich hintere Ende dieser dütenförmigen Membran (ihr rechter Rand) istnach innen eingebogen. An ihrer Innen- fläche zieht eine adorale Zone zarter Wimpern zu dem im Grunde der Düte gelegenen Cytostoma und Cytopharynx hin. Sonst hat das Thier keine Wimpern. Fig. 165. Spirochona gemmi- para STEIN, von den Kiemenanhängen des Gammarus pulex. 4A Von der rechten Seite; B von der Rückenseite. Länge des Körpers bis 0,12 mm. .D Dorsalseite, V Ventralseite, S linke, Dex rechte Körper- seite, / Spiraltrichter des Peristoms, 2 Falte des Peristoms, 3 Cytostoma, Z Makro- nucleus, 5 Mikronuclei, 6 basale Anhef- tungsplatte. Nach R. HERTWIG 1877. RompeuL hat (1894) unter dem Namen Kentrochona nebaliae ein interessantes, auf den Thorakalfüssen von Nebalia sitzendes Infusor beschrieben. Das Thier ist dorsoventral abgeplattet und liegt mit der einen Fläche, der Bauchfläche, der Unterlage auf. Vorn auf dem Körper erhebt sich, durch einen kurzen und engen Hals abgesetzt, eine grosse, trichterförmige Peristommembran. Auch dieser Peristomtrichter ist dorso- ventral comprimirt. Ihm sind zwei dorsale und zwei ventrale hyaline Stacheln aufgepflanzt. An der Innenfläche des Peristomtrichters, nicht Protozoa. Ernährungsorganellen. 153 weit von seinem Rande, verläuft ein ringförmig geschlossener Kranz kräftiger Wimpern, und hinter diesem Kranze finden sich bis in den Grund noch feinere Wimpern. Im hintersten Grunde des Trichters liegt die enge Oeffnung des ebenfalls engen COytopharynx. Dorueın (1897) hat K. nebaliae nachuntersucht und die Gestalt des Trichters viel mannichfaltiger gefunden als Romper. An der ventralen Wand des Trichters fand er fast immer zwei, bald nach innen, bald nach aussen gerichtete Falten. Nach ihm ist das Vorkommen von nur zwei ven- *tralen, an der Aussenseite des Trichters gelegenen Stacheln das normale, Fig. 166. Kentrochona nebaliae RompEL. A Me- dianschnitt, von der rechten Seite betrachtet, B Dorsal- ansicht. 7 Die 2 ventralen hyalinen Stacheln, 2 Wim- perkranz an der Innenseite des Peristomtrichters, 3 Va- euolen, Z Grund des Peri- stomtrichters, 5 Makro- nucleus, 6 Mikronucleus, 7 Gallerte, & Cytopharynx, 9 dorsale Stacheln. 0,04 mm. Nach ROMPEL 1894. D. Suctoria. Die Ernährungsorganellen der Suctoria sind ihre Saugfüsschen, auch einfach Tentakel genannt. (Vergl. Fig. 167, Fig. 60 pag. 34 Fig. 195). Es sind dies am freien Ende offene, röhrenförmige, (also innen hohle Fortsätze des Körpers, d. h. seines Exoplasmas, deren Länge im Allgemeinen dem Durch- messer des Körpers nahe kommt. Die Saugfüsschen sind bald un- regelmässig und allseitig zerstreut angeordnet, bald sind sie auf den Vordertheil des Körpers be- schränkt, und häufig stehen sie gruppenweise beisammen. Nach der Form hat man unterschieden Saugtentakel (ceylindrisch, Fig. "167. Schema eines Suc- toriums. 71 Saugröhrchen, Saugtentakel (sie sind in Wirklichkeit im Verhältniss zum Zellleib nie so dick), 2 Ektoplasma, 3 pulsirende Vacuole, 7 Mikronucleus, 5 vordere concave Wand des hohlen Ge- häuses 6, in welchem der Körper wie ein Ei in einem Eierbecher ruht, 7 hohler Stiel des Gehäuses, an der Unterlage be- festist, 8 Endoplasma, 9 Makronucleus. 154 Erstes Kapitel. am Ende meist geknöpft) und Greiftentakel (ungeknöpft, gegen das freie Ende sich verjüngend, von sehr verschiedener Länge, oft bedeutend länger als die mit ihnen zusammen vorkommenden Saug- tentakel, Fig. 60 pag. 34). Doch ist diese Unterscheidung von geringer Bedeutung und betrifft vor allem nicht die Function. Die Tentakel sind nicht unbeweglich: sie können sich krümmen, sie vermögen die Richtung, in der sie vom Körper abstehen, zu ver- ändern, sie können langsam eingezogen werden und wieder hervortreten. Brüsk sind die Bewegungen nie. Die Tentakel sind höchst wahrscheinlich klebrig.. Ob sie Theile enthalten, die lähmend wirken, weiss man nicht. Wenn Beute (Ciliaten, einzellige Algen) an ihnen kleben geblieben ist, so neigen mehrere be- nachbarte Tentakel zusammen, um sie festzuhalten, und dann sieht man, wie das Plasma der Beute durch die hohlen Saugfüsschen hin- durch in den Körper des Suctoriums hinüberströmt. Es ist hier der Ort, der Arme von Dendrocometes (das Thier lebt auf den Kiemenblättchen von Gammarus) zu gedenken (Fig. 168). Der Körper verlängert sich in meist vier ansehnliche Fortsätze, Arme ge- EN u ee ee EEE DE en ey En en Bee EU N a f 3 # a % L N « » Fig. 168. Dendrocometes paradoxus STEIN, mit einem gefangenen Infusor 1. - 2 Pulsirende Vaceuole, 3 Kern. 6°°/,. Nach A. WRZESNIOWSKI 1877 unwesentlich modifieirt. j nannt. Jeder Arm theilt sich zwei- bis dreimal in je drei Aeste. An ä : den Endzweigen stehen 3—4 kegelförmige Greiftentakel. Die Arme sind nicht absolut starr, sondern sie können ähnliche Bewegungen ausführen, Protozoa. Respiratorische und excretorische Organellen. 155 wie die Saugfüsschen. Sie werden von feinen Kanälchen durchzogen, von denen je eines zu einem Tentakel seht und sich in dessen Kanal fortsetzt. Man könnte die Arme fast als ein System miteinander ver- schmolzener, sehr langer Saugfüsschen auffassen, die sich in ihrem cen- trifugalen Verlaufe successive wieder voneinander frei machen, so dass am Ende ein jedes wieder isolirt ist. Näheres vornehmlich bei Prare 1886. Anders ist Dendrosoma aufzufassen, eine prächtige Suctorienform von ansehnlicher Grösse (Fig. 98, pag. 85.) Ein Wurzelgeflecht ist an einer Unterlage befestigt, und aus ihm erhebt sich ein kleiner Wald wenig verästelter Stämmchen. An dem Ende eines jeden Zweiges sitzt ein Büschel von geknöpften Saug- tentakeln. Die Stolone, Stämme und Zweige sind hier keine Arme im Sinne von Dendro- cometes, sondern sie sind der verzweigte Körper selbst. Der Kern folgt allen Ver- zweigungen. Fig. 169. Dendrocometes paradoxus STEIN. 3 Endzinken (Tentakel) eines Armes, sehr stark ver- grössert. 12 Einstülpbare Spitzen der Zinken, bei 2 ein- gestülpt. Nach PLATE 1886. XI. Respiratorische und excretorische Organellen. Im Allgemeinen geschieht die Respiration und Exeretion bei den Protozoa an der Oberfläche des einzelligen Körpers. Dabei wird vor allem die Respiration unterstützt und erleichtert durch das Spiel der verschiedenen motorischen und nutritiven Organellen (Lobopodien, Pseudopodien, Cilien, Membranellen, Flagellen, Aufnahme von Wasser durch den Cytopharynx). Doch sind bei zahlreichen Proto- zoen bestimmte Organellen vor- handen, die speciell im Dienste der Respiration und der Excretion stehen, es sind die pulsirenden oder contractilen Vacuolen, über die schon bei der monogra- phischen Darstellung von Amoeba und Paramaeciump.35u.55 für diese Formen ausführlich berichtet wurde. Es handelt sich um Flüssigkeits- tröpfchen, die, wenigstens bei den Fig. 170. Paramaecium putrinum CL. et L. *200/_. 1 Peristom, 2 Cytostoma, 3 Cytopharynx, Z hintere pulsirende Vacuole, von einer Rosette von Bildungsvacuolen um- geben, 5 Mikronucleus, 6 Makronucleus, 7 vordere pulsirende Vacuole. Nach Roux 1899, 156 Erstes Kapitel. Flagellaten und Ciliaten, immer an bestimmten Stellen des Körpers auftreten, sich vergrössern und sich, wenn sie das Maximum ihres Volumens erreicht haben, durch Contraction des umgebenden, bis- weilen verdichteten Protoplasmas nach aussen entleeren, worauf sodann an der Stelle der entleerten, d. h. verschwundenen Vacuole eine neue sich bildet, die das gleiche Schicksal erleidet. Die neue kommt häufig durch Zusammenfliessen inzwischen aufgetretener kleiner Tröpfchen (Bildungsvacuolen) zu Stande. E Die Thätigekeit der pulsirenden Vacuolen steht in der That zweifel- los mit der Respiration in Beziehung. Die Flüssigkeit, die in so regelmässigen Intervallen durch sie entleert wird, ist sicherlich fast ausschliesslich Wasser, das von aussen (durch den Cytopharynx oder anderswie) ins Innere des Plasmaleibes gelangte und freien Sauerstoff mitführte. Man könnte sagen, wenn man sich so ausdrücken dürfte, die pulsirende Vacuole sei das Organell der Ausathmung. Die exceretorische Thätigkeit der pulsirenden Vacuolen ist zwar ausserordentlich wahrscheinlich, doch sind die positiven Be- weise für diese Function zur Zeit noch sehr spärlich. Dem bei Amoeba und Paramaecium Gesagten wollen wir hier noch weitere Angaben hinzufügen über das Vorkommen, die Zahl und den Bau der contractilen Vacuolen. A. Vorkommen. Im Allgemeinen erfreuen sich die Süsswasserprotozoen des Besitzes pulsirender Vacuolen, viele marine aber nicht. Diese Or- ganellen fehlen ferner fast allen Endoparasiten (allen Sporozoen und den Opalinen). Unter den Sarcodina sind die meisten Lobosa und Heliozoa und manche Filosa durch den Besitz von pulsirenden Vacuolen ausgezeichnet, während sie den Foraminiferen und Radi- olarien vollständig zu fehlen scheinen. Für die Foraminiferen wenigstens ist immerhin eine vorsichtige Ausdrucksweise geboten, denn die Schale dieser Thiere ist meist so undurchsichtig, dass man ihren Inhalt beim lebenden Thier nicht oder nur ungenügend beobachten und untersuchen kann. Die pulsirende Vacuole kann man aber nur am lebenden Thier von anderen Vacuolen sicher unterscheiden. Vergl. auch den Abschnitt über Trichosphaerium. Allgemein verbreitet ist das Vorkommen einer pulsirenden Vacuole bei den Flagellaten. Dieses Organell fehlt indessen bei der kleinen Unterklasse der Cystoflagellata (Noctiluca). Auch für die Ciliataund Suctoria bildet das Vorkommen einer pulsirenden Vacuole durchaus die Regel, das Fehlen die Ausnahme. (Sie fehlt unter den Ciliata z. B. bei den endoparasitischen Opalinen.) Bei den coloniebildenden Ciliaten und Flagellaten hat selbstverständ- lich jedes Individuum seine eigene pulsirende Vacuole. Die pulsirende Vacuole fehlt, wie schon gesagt, bei sämmtlichen Sporozoen. B. Zahl. Die pulsirende Vacuole kommt in der Regel in der Einzahl vor. Doch giebt es viele Ausnahmen von dieser Regel. Da nicht nur nahe TERN Protozoa. Respiratorische und excretorische Organellen. 157 verwandte een sondern sogar verschiedene Arten einer Gattung sich durch verschiedene Zahl von pulsirenden Vacuolen unter scheiden können, so kommt diesem Merkmal keine grössere Bedeutung zu. Einige Beispiele: Unter den Flagellaten scheint in der Euflagellaten- ordnung der Phytoflagellaten die Zweizahl der pulsirenden Vacu- olen zu prädominiren, auch bei vielen Choanoflagellaten ist das Vorkommen von zwei contractilen Vacuolen die Regel. Doch wird dies neuerdings (1897) von Franck bestritten, der allen Choanoflagellaten nur eine einzige pulsirende Vacuole zuerkennt. Wo mehrere pulsirende Vacuolen vorkommen, ist die. Zahl oft eine sogar individuell schwankende. Mehrere bis viele pulsirende Vacuolen finden sich z. B. unter den Lobosa bei Difflugia, unter den Heliozoa bei Actinosphaerium, Rhaphidiophrys, COlathrulina ete., unter den Euflagellaten bei Chlorogonium und den Chry So Monadiren Was die Wimperinfusorien anbetrifft, so kommen pulsirende Vacu- olen in Mehrzahl in der Ordnung der Holotricha häufig, bei den Hetero- tricha gelegentlich, bei den Peritricha und Hypotricha wie es scheint nirgends vor. Unter den Holotricha citire ich beispielsweise Arten der Gattungen Holophrya, Prorodon, Amphileptus, Tıonotus, "Trachelius, Dileptus, -Nassula, 'Chilodon, Dysteria, Anoplophrya. Bei Heterotrichen kommen mehrere pulsirende Vacuolen beispielsweise innerhalb der Gattungen Balanti- dium und Bursaria vor. Gar nicht selten ist das Vorkommen mehrerer bis vieler pulsirender Vacuolen bei den Suctoria, so z. B. innerhalb der Gattungen Tok- ophrya, Trichophrya, Solenophrya und Dendrosoma. Die Zunahme der Zahl der pulsirenden Vacuolen scheint, wenigstens in manchen Fällen, mit beträchtlicher Grösse oder Länge des Thieres zusammenzuhängen, wie man bei einem Vergleich mit jugendlichen und wachsenden Thieren feststellen kann. C. Lage. Ueber die Lage der pulsirenden Vacuole im Körper lässt sich im Allgemeinen nichts sagen, da sie zu sehr wechselt. Doch scheint sie bei einer und derselben Thierart fast überall bestimmt und con- stant zu sein. D. Bau und Mechanismus. Siehe vor allem die Darstellung bei Amoeba und Paramae- cium. Pulsirende Vacuolen vom Typus derjenigen von Paramaecium, d. h. mit einem Hofe von regelmässig radiär angeordneten, birn- förmigen Bildungsvacuolen (Fie. 79, Fig. 170), sind bei Flagellaten, Ciliaten und Suctorien weit verbreitet. In vielen anderen Fällen ist die Anordnung der Bildungsvacuolen nicht so sehr regelmässig und ihre Form ‘nicht so charakteristisch: einfache Tröpfehen im Umkreise des grossen Tropfens (d.h. der pulsirenden Vacuole), die nach dessen Austritt oder Entleerung zur Bildung einer neuen contractilen Vacuole zusammenfliessen. 158 Erstes Kapitel. Anstatt der Bildungsvacuolen kommen bei manchen Ciliaten zu- führende Kanäle in constanter Lage vor. Bei den Heterotrichen besitzt Spirostomum einen solchen zuführenden Kanal, welcher den ganzen langgestreckten Körper von vorn bis hinten durchzieht, bis zu der terminal gelagerten pulsirenden Vacuole Indem sich dieser Kanal von vorn nach hinten verschliesst, um sich nachher wieder neu zu bilden, wird die enthaltene Flüssigkeit nach hinten getrieben, wo sie sich staut, bis sie, nach Entleerung der alten, zu einer neuen pulsirenden Vacuole wird. Anstatt des einen hat Clima- M Gostomum zwei solcher \ zuführender Kanäle. IN /j ee AuchStentor (Fig. 171) SCHNBEREEFEFER / hat zwei zuführende Ka- IL oil | PALLLLELHLEU /0 = ; näle. Die pulsirende Va- cuole liegt hier weit vorn links: von den zwei der AN Re Ä Vacuole zustrebenden DINSEN at IZ Kanälen kommt der eine 10 RN Te Ta ll von hinten, der andere vom Rande des Stirn- feldes, indem er der ado- ralen Zone entlang läuft. Al ” . TRUG Fig. 171. Stentor poly- morphus 0. F. MÜLLER, Süsswasser. Von der Bauch- seite. Länge ausgestreckt bis über 1 mm. Nach STEIN 1867, verändert von BÜTSCHLI und SCHEWIAKOFF in LEUCKART, Wandtafeln. Das Hinterende mit einigen pseudopodienartigen Fortsät- zen festgeheftet. 27 Die adorale Membranellenzone, 2 der vor- dere zuführende Vacuolen- kanal 3 Kothvacuole kurz vor ihrer Entleerung aus der Cyto- pyge Z, 5 pulsirende Vacuole, 6 hintere zuführende Vacuole, 7 Zoochlorellen, 8 perlschnur- förmiger Makronucleus, 9 Mi- kronuclei, 10 Cytopharynx, die Verweislinie geht etwas zu weit, 71 das Stirnfeld, 12 das Cytostoma. Bei Urocentrum (Holotricha) finden sich vier zuführende Kanäle, die der terminal gelegenen contractilen Vacuole zustreben. Bei Frontonia leucas (Enree.) ziehen von allen Seiten ‘etwa 10 lange, geschlängelte, zuführende Kanäle nach der rechts in der Mitte der Körper- länge gelegenen pulsirenden Vacuole. Bei Ophryoglena nimmt die Zahl derselben noch mehr zu, wobei sie sich aber verkürzen, so dass der ganze Apparat schliesslich wieder an die Verhältnisse von Para- maecium erinnert. RE EEE TEL Dh A a Protozoa. Respiratorische und excretorische Organellen. 159 Was die Ausmündung der pulsirenden Vacuolen anbetrifft, so haben die Ciliata und Suctoria einen ständigen Exeretionsporus (und dazu kommt häufig noch ein Porenkanälchen), während ein solcher permanenter Porus den Amöben, Heliozoen und Flagellaten zu fehlen scheint. Eigenthümliche Verhältnisse, die eine besondere Besprechung er- heischen, finden sich bei den meisten Vorticelliden (peritriche Infuso- rien), den Eugleniden unter den Euflagellaten und den Dinoflagellaten. Bei den Vorticelliden (Fig. 172) entleert die contractile Vacuole (4) ihren Inhalt nicht direct, sondern sehr indireet nach aussen, nämlich zuerstin einealsReservoir (D) bezeichnete Blase, die eine Ausstülpung des Vestibulums ist. Aus dem Reservoir gelangt also die Vacuolenflüssig- keit erst durch das Vestibulum (15), in welches ja auch die Cytopyge mündet, nach aussen. Fig. 172. Carchesium polypinum L. (coloniebil- dendeVorticellide). Einzelnes Individuum von der Ventral- seite. Länge des Einzel- thieres bis 60 u. 2 Wimper- scheibe, 2 adorale Zone von 2 Reihen von Cilien, die bei 17 endist, 3 ent- falteter Peristomrand, Z pul- sirende Vacuole, 5 Reser- voir der pulsirenden Vacuole, 6 Cytopharynx, 7 Nahrungs- vacuolen, 8 Mikronueleus, 9 contractile Fibrillen (Myo- neme), 10 Pellicula, 17 Bün- del contractiler Fibrillen im Stiel (Stielmuskel), das durch Vereinigung der Myoneme 12 entsteht, 13 Ringlinie, an welcher der hintere Wimper- kranz entsteht, 14 Cytopyge, 15 Vestibulum, 16 undu- lirende Membran, 17 Stelle, wo, am Rande des Vestibu- lums angekommen, die ado- rale Zone der Membranellen aufhört. Die Figur ist etwas schematisirt und combinirt. Nach BÜTSCHLI und SCHE- WIAKOFF, aus LEUCKART’S Wandtafeln. Aehnlich wie die Vorticelliden verhalten sich die Eugleniden, Doch mündet hier das Reservoir in den Grund des Cytopharynx. Noch ceomplieirtere Verhältnisse finden sich nach ScHürr (1892 und 1895) bei den Peridineen (Dinoflagellaten). Es existirt eine sehr grosse Sackvacuole (Fig. 173) mit derber, membranartiger Wand, die sich durch einen geschlängelten Porenkanal in die Geisselfurche in der Nähe der Basis der Geisseln nach aussen öffnet. Eine zweite . kleinere Sammelvacuole mündet in ähnlicher Weise in der Nähe der Geisselbasis. Ein Hof von sehr zahlreichen Tochtervacuolen (Bildungsvacuolen) umgiebt die letztere, und es hängen die winzigen 160 Erstes Kapitel. Tochtervacuolen durch kurze Stiel- chen,die inWirklichkeit Ausführungs- kanälchen sein dürften, mit der Sammelvacuole zusammen. Neben diesen typischen Vacuolen findet man in vereinzelten Fällen, im Füll- plasma zerstreut, noch besondere, kugelrunde Nebenvacuolen. Schürrt nennt die Vacuolen, die diesen eigenthümlichen Apparat zu- Fis. 173. Peridinium michaelis EHRB. marin, von der linken Seite, Ver- gröss. 300/,. 1 Linker Sack, 2 rechter Sack, 3 Verbindungsstück der „Sackvaecuole‘“, 4 Kern, 5 Tochtervacuolen der Sammel- vacuole 6, 7 Ausführungsgang der Sammel- vacuole, $ Ausführungsgang der Sackvacuole. Nach SCHÜürTT 1892. sammensetzen, „Pusulen“. Wahrscheinlich entsprechen sie dem pul- sirenden Vacuolensystem der übrigen damit ausgerüsteten Einzelligen. Was ihre Formveränderungen betrifft, so hat Scnürr zwar die Sack- wie die Neben- und die Tochterpusulen wachsen, wie auch sich ver- kleinern sehen, ein regelmässiges periodisches Wachsen und Ab- nehmen, eintypisches Pulsiren, hat er aber nicht wahrnehmen können. Die „Pusulen“ sind ganz bestimmt geformte und an ganz bestimmten Orten localisirte Organellen, deren Form, Grösse und Lagerung bei den verschiedenen Formen sehr verschieden, für jede aber charakteristisch sind. XII. Empfindungsorganellen, die ganz oder vorzugsweise einer bestimmten Sinnesfunetion dienen, giebt es bei den Protozoa im Allgemeinen nicht. Die Bewegungs- und Ernährungsorganellen und die gesammte Oberfläche des Zell- leibes sind wohl der Sitz einer erhöhten, doch nicht specifischen, Reiz- barkeit. Unter den pflanzlichen Flagellaten (den Euglenoiden, Phyto- flagellaten und bei gewissen Dinoflagellaten) sind eigenthümliche, -auf- fällige, roth, schwarzroth oder schwarz pigmentirte Organellen weit verbreitet, die als Augenflecke oder Stigmata bezeichnet werden. Sie sind neuerdings (1595) von FRANZE bei einer grösseren Anzahl von Vertretern von Euglenoiden und Phytoflagellaten wieder untersucht worden (Fig. 174). Sie bestehen erstens aus einer plasmatischen, feinmaschigen Grundsubstanz, in welche zahlreiche, öl- artige, rothe Körnchen eingelagert sind. Diesen Theil des Organells nennt FrAnzE „Pigmentosa“. Zweitens werden sie gebildet aus einem oder mehreren stark lichtbrechenden, bei den Euglenoiden aus Par- amylum, bei den Phytoflagellaten aus Amylum bestehenden Körnchen, „welche, meist regelmässig, zuweilen jedoch regellos gruppirt eine Sonderung in grössere, centrale oder acentrale Krystall- und Protozoa. Empfindungsorganellen. 161 kleinere, immer zahlreiche Linsenkörper erlauben. Die grösseren Körnchen liegen meist in der Pigmentosa eingebettet oder durchsetzen dieselbe, die kleinen Linsenkörper liegen der Pigmentosa auf.“ Fig. 174. Fig. 175. Fig. 174. Stigmata von Flagellaten. A Eudorina elegans FEnrpg. Ein Individuum der Colonie von der Seite gesehen. Das abnorm grosse Stigma (1) besteht nur aus einem grossen Krystallkörper und einer kugeligen Pigmentosa. B Pandorina morum EHrep. Halbschematisch. Das Stigma (7) wird durch die halbkugelige Pigmen- tosa, welche den grossen Krystallkörper nur an seinem unteren Theile umschliesst, ge- bildet. Fig. C€—K Einzelne Stigmata, halbschematisch. € Stigma von Trachelo- monas volvocina EHRB. mit der feinkörnigen Pigmentosa und dem centralen Krystall- körper. D Stigma von Euglena viridis EurgB. Typische Form. E Stigma von Euglena viridis EHrRB. mit einwärtsliegenden Linsenkörperchen. F Stigma von Euglena velata KLEBs. G Stisma von Euglena acus EHRB. in der Seitenansicht; der Krystall- körper ragt zu beiden Seiten über die Pigmentosa hervor. H Stigma von Euglena deses EHRB. Der Kırystallkörper liest der Pigmentosa auf. .J Stigma von Euglena viridis EHRB. Die Linsenkörper sind stäbehenförmig. K Stigma von Euglena velata Kr. Die Linsenkörper liegen der Pigmentosa ganz regellos an. Vergr. #50/,. Nach R. FRANZE 1893. Fig. 175. A Pouchetia cornuta Schürrt. Ventralansicht nach dem lebenden Thier. #3%/,. 2 Plasmahaut, welche die Linse des Stigma überzieht, 2 Linse, 3 Pigment- körper des Stigma, 4 Längsgeissel. B Stigma von Pouchetia juno SCHÜTT, von einem unter dem Deekglas erkrankenden Thier. 2 Linse, 3 Pigmentkörper. Nach F. Schürt 1895. Ausser diesen Stigmata existiren (als Regel bei den Chlamydo- monaden, Volvociden, Dinobryinen und bei einigen anderen, auch bei farblosen Formen) noch solche, die aus einem grösseren Amylonkorn und einer dasselbe allseitig umhüllenden Pigmentosa bestehen. Unter den Dinoflagellaten finden sich Stigmata bei den Süsswasserformen Glenodinium und Gymnodinium und bei der. mit Gymnodinium verwandten chlorophylifreien marinen Form Pouchetia. Die Stigmata dieser letzteren Gattung sind 1395 von SCHÜTT genauer untersucht worden (Fig. 175). Sie bestehen aus einer meist kugeligen Ansammlung von rothschwarzem oder braunschwarzem Pigment Lang, l.ehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl, 11 162 Erstes Kapitel. (Pigmentkörper) und einem diesem angelagerten, durchsichtigen, fast oder ganz farblosen, ebenfalls kugeligen Einschluss des Exoplasmas, der als Linse bezeichnet wird. Bei Pouchetia cornuta SCHÜTT, die wir als Beispiel wählen, ist das Stigma nach vorn gerichtet. Seine Linse ist von einer dünnen Lage des Protoplasmas überzogen. Gegen den Pigmentkörper ist die sehr stark lichtbrechende Linsenkugel, die deutlich concentrisch geschichtet ist, etwas abgeflacht. Ueber die chemi- sche Natur der Substanz der Linse ist man nicht orientirt. Bei Pouchetiarosea konnte Scnürr feststellen, dass der Pigment- körper (der einen mit schwarzer Flüssigkeit gefüllten Hohlraum darstellte) nach einigem Verweilen unter Deckglas seine Form so veränderte, dass sich an einzelnen Stellen des Umfangs Ausstülpungen bildeten, so dass schliesslich der Hauptkörper des Pigmentfleckes eine Menge amöboid sich ausbreitender und sich verzweigender Ausstülpungen besass. Was die Function der Stigmata anbetrifit, so ist zweifellos, dass diese Organellen der Sitz einer gegenüber dem übrigen Zellenleib er- höhten Lichtempfindlichkeit sind und dass ihre lichtbrechenden Substanzen (Linsen, Krystallkörper) dadurch, dass sie das Licht concentriren, als lichtreizverstärkende Organellen wirken. Als specieller Sitz der erhöhten Lichtempfindlichkeit ist wohl der Pigmentkörper (die Pigmentosa) zu betrachten. Vielleicht dienen die Stigmata gleichzeitig auch zur Wärmeempfindung. Bei eiliaten Infusorien sind unbewesgliche Cilien zerstreut zwischen den übrigen Wimperhaaren oder angehäuft an bestimmten Stellen weit verbreitet. Sie werden als Tasthaare, Tastborsten in einigen Fällen in durch Beobachtung begründeter Weise aufgefasst. Sie ragen häufig über die beweglichen Cilien hervor. Bei den hypo- trichen Infusorien sind alle auf der Rückenseite vorhandenen Cilien als Tastborsten entwickelt. Nach JoHNson (1895) kann bei Stentor eine gewöhnliche bewegliche Cilie stillstehen und zu einem Tasthaar werden und umgekehrt. XII. Fortpflanzung. Das Studium der Fortpflanzungserscheinungen der Protozoen ist von der weittragendsten Bedeutung nicht nur für die specielle Ab- theilung, sondern für das ganze Thierreich, ja die gesammte Orga- nismenwelt. Die Hauptformen der Fortpflanzung der Protozoen sind folgende: I. Zweitheilung, I. Knospenbildung, III. Viel- fache Durchsehnürungstheilung, IV.Sporenbildung oder besser Zerfall-Theilung. Bei einer und derselben Protozoenart können verschiedene dieser Ver- mehrungsformen oder ihrer verschiedenen Modificationen nebeneinander vorkommen. Häufig bedingt das Alterniren verschiedener Fortpflanzungs- weisen bei gleichzeitig sich ausprägender morphologischer Verschieden- heit der sich verschieden fortpflanzenden Generationen und das perio- dische Eintreten eines Geschlechtsaktes einen ausgeprägten Gene- rationswechsel. Die Forschungen des letzten Jahrzehntes — in erster Linie Sind die Untersuchungen von SCHAUDINN hervorzuheben — haben das Bild von der Zeugung und Fortpflanzung der Protozoen von Grund aus vergrössert, verdeutlicht und umgeändert. Protozoa. Fortpflanzung. 163 A. Die Zweitheilung (Hemitomie) vollzieht sich entweder am activen, thätigen Thier oder am ruhenden und dann meist ency- stirten Organismus. Sie ist entweder eine gleichhälftige, wenn beide Tochter- individuen gleich gross und gleich organisirt sind, oder eine ungleich- hälftige, wenn die beiden Tochterindividuen ungleich eross und häufig auch etwas verschieden organisirt sind. Der letztere Theilungs- modus leitet zur Knospung hinüber. In gewissen Fällen folgen gleichhälftige Zweitheilungen oft und rasch hintereinan d er, so rasch, dass die Abkömmling ge nicht Zeit haben, ihre Organisation zu entwickeln, sich zu ernähren und zu wachsen (Polytomie). Eine solche Fortpflanzungsweise vollzieht sich meist nach erfolgter Encystirung und liefert eine grössere Zahl kleiner Abkömmlinge, die man als Sporen bezeichnen kann. Diese Sporen sind entweder beweglich oder unbeweglich. Jede Spore entwickelt sich direct oder nach erfolgter Karyogamie zu einem dem Mutterthier ähnlichen Organismus. Bei der Zweitheilung, wie überhaupt bei allen Fortpflanzungs- formen, geht die Vermehrung des Kernes, die amitotisch oder unter irgend einer Form der Mitose verläuft, der Theilung des Zellenleibes zeitlich voraus; doch folgt letztere der ersteren bei dieser Fort- pflanzungsform "auf dem Fusse nach. B. DieKnospung(Gemmatio) ist eine Art Theilung, bei welcher die beiden Theilproducte sehr ungleich gross und verschieden organi- sirt sind, so dass das grössere als Mutterthier, das kleinere als Knospe an ihm imponirt. Soleher Knospen können oft am Mutterthiere mehrere, successive oder simultan, auftreten. Meist lösen sie sich als bewimperte oder mit Geisseln versehene Schwärmer (Zoosporen) los und schwimmen fort. Wenn das Mutterthier eine complieirte Organellen- structur besitzt, so zeigen dagegen die sich loslösenden Knospen einen sehr einfachen Bau. C. Die vielfache Durchschnürungstheilung ist eine seltene, auf gewisse Sarkodina beschränkte Fortpflanzunesart. Der Zellenleib nimmt, nachdem sich in ihm die Kerne vermehrt haben, eine sternförmig 'verästelte Gestalt an; die Aeste schnüren sich perl- schnurförmig ein und durch. Die daraus resultirenden zahlreichen Bruch- stücke wachsen rasch zu Individuen von normaler Grösse und Form aus. Diese Art der Vermehrung lässt sich von der folgenden nicht scharf abgrenzen. D. Die Sporenbildung oder Zerfall-Theilung (Coni- tomie) ist dadurch charakterisirt, dass sich der Kern — sewöhnlich sehr stark und rasch — vermehrt, während der Zellleib zunächst noch völlig ungetheilt bleibt. Zu einem gewissen Zeitpunkt aber zerfällt plötzlich das Protoplasma in so viele Portiönchen, d. h. Sporen, als Abkömmlinge des Kernes gebildet wurden, so zwar, dass sich um je einen Kern eine kleine Scholle von Protoplasma sondert. Die Kernvermehrung geschieht dabei im Wesentlichen auf zweierlei Art. Entweder vermehrt sich der Kern durch successive directe oder mitotische Zweitheilung oder er zerfällt, nachdem er vorher bestimmte Veränderungen erlitten, simultan in eine grössere Anzahl von Theilstücken (m ultip le Kernvermehrung). Die verschiedenen Formen der Fortpflanzung lassen sich nicht scharf von einander abgrenzen, und es giebt Vermehrungsweisen, die 112 164 Erstes Kapitel. sich nur willkürlich der einen oder anderen Abtheilung einordnen lassen. Es ist nützlich, die Fortpflanzungserscheinungen der Protozoen noch von einigen besonderen Gesichtspuncten aus zu betrachten. A. Bei der Zweitheilung (und seltener auch bei der Knospung) sind die beiden Tochterthiere häufig nach vollzogener Theilung schon vollkommen ausgebildet, d. h. abgesehen von der Grösse dem Mutter- thiere gleich gebaut. Die Differenzirung erfolgt während der Theilung, nach erfolgter Theilung sind die Sprösslinge schon für alle vegetativen Lebensfunctionen ausgerüstet. B. Bei coloniebildenden Formen kann man von einer wahren Entwieklung im Sinne der Metazoen sprechen. Die Colonie, in welcher die Individuen in charakteristischer Weise angeordnet sind, geht durch successive Zweitheilung aus einem Stammindividuum hervor, das, dem befruchteten Ei der Metazoen vergleichbar, vorher den Akt der Karyogamie (Befruchtung, Conjugation, Copulation) durchge- macht haben kann ©. Wenn rasch kleine, einfach gebaute Fortpflanzungskörper, d.h. Sporen, dann gewöhnlich in grosser bis sehr grosser Zahl, gebildet werden, so wird der Unterschied zwischen der Spore und dem aus- gebildeten Thier structurell oft sehr gross. In diesem Falle kann man sich vielleicht passender, unter Vermeidung des Wortes „Entwicklung“, so ausdrücken, dass man von einer Differenzirung der Spore zum erwachsenen Protozoon spricht. D. Die Bildung von Sporen, d. h. von kleinen, einfach gebauten Fortpflanzungskörpern, kann das Endresultat sehr verschiedener Arten der Fortpflanzung sein. Abgesehen von der eigentlichen Sporulation, die wir als Zerfall-Theilung oder Conitomie bezeichnen, können Sporen auch durch rasch fortgesetzte Zweitheilung und durch einfache oder multiple, innere oder äussere Knospung entstehen. E. Die Sporenbildung steht nicht ausschliesslich im Dienste der Fortpflanzung, d. h. der Vermehrung der Individuenzahl einer Art, sondern sie dient vielmehr ganz allgemein der Er- haltung der Art, und zwar: a) Es werden Sporen gebildet, die, von besonderen Schutzhüllen umgeben, wie die Schutzeysten erwachsener Thiere, mannichfaltigen äusseren schädigenden Einflüssen widerstehen können. Dauer- sporen oder Cystosporen. b) Cystosporen dienen als Bestandtheile des Staubes zur Besiede- lung neuer Wohnplätze, bei Parasiten gelegentlich zur Infeetion neuer Wohnthiere (der Nahrung dieser letzteren beigemischt). Passive Ausbreitung. c) Im Gegensatz zu den unbeweglichen Sporen (Paulosporen), die fast immer Cystosporen sind, sind die Sporen bei überaus zahlreichen Protozoen beweglich (Kinetosporen) und dienen zur activen Ausbreitung. Zum Zwecke der Locomotion gelangen an diesen Sporen die gewöhnlichen motorischen Organellen der Protozoen zur Aus- bildung, d. h. entweder Lobopodien oder Pseudopodien oder Geisseln oder Wimperhaare. In sehr einfacher Weise lassen sich dıe be- treffenden Sporen so charakterisiren. dass man sie je nach ihrer be- sonderen Ausrüstung mit den betreffenden Bewegungsorganellen als Lobopodiosporen, Pseudopodiosporen, Flagellosporen (gewöhnlich Zoosporen genannt), Ciliosporen bezeichnet. Da- Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 165 durch wird auch über die Art und Schnelligkeit ihrer Dislocation einige Auskunft ertheilt. Es giebt aber auch Sporen, die ohne sicht- bare Organellen in der Weise der Gregarinen dahingleiten (z. B. die Gymnosporen der Gregarinen, Coceidien und Hämosporidien). Nach dieser Einleitung wollen wir die verschiedenen Formen der Fortpflanzung an der Hand einer grösseren Anzahl instructiver Bei- spiele erläutern. A. Die Fortpflanzung durch Zweitheilung. ist der häufigste Modus der Fortpflanzuug bei den Protozoen und kommt in sämmtlichen Klassen mit alleiniger Ausnahme der Sporozoa (?) vor. Wenn sich die Theilproducte nicht vollständig von einander trennen, sondern durch Fortsatzbildungen (Stiele) mit einander in Zusammenhang bleiben oder sich in eine gemeinsame Gallertmasse einbetten, entstehen in den verschiedensten Abtheilungen der Protozoen CGolonien. a) Lobosa. Fast alle Amöben pflanzen sich durch einfache Zweitheilung fort, wobei der Kern sich entweder direct oder unter einer Art Mitose theilt. Keiner weite- ren Besprechung be- darf der Vorgang bei den nackten Lobosa (Gymnamoebaea Fig. 176), wo die Thei- lung von Kern und Cytosoma vom Auftre- ten einer neuen con- tractilen Vacuole in der einen Theilhälfte begleitet wird; die andere behält die alte Vacuole bei. Bei den Thek- amöben, wo der Plasmaleib von einer starren Schale oder Fig. 176. Amoeba poly- podia \M. SCHULTZE, ca. 250/,. In den successiven Stadien der Theilung. Die helle Stelle ist die contractile Vaeuole, der dunkle Fleck der Kern. Nach EF. E. SCHULZE 1875. einem starren Grehäuse umhüllt ist, muss sich der Vorgang in Folge dessen nothwendig complieiren, und er thut dies in einer Weise, dass eine Annäherung an die Fortpflanzung durch Knospung resultirt. Die Fortpflanzung der Difflugien ist am besten bekannt (GRUBER 1882, VERWORN 1883). 166 Erstes Kapitel. Bei Difflugia besteht das Gehäuse aus verkitteten Fremdkörper- chen (Sandkörnchen, Diatomeenschalen u. s. w.). Die Thiere nehmen diese Partikelchen von aussen in ihren Plasmaleib auf und scheiden sie dann an der Oberfläche als Bausteinchen ab. Wenn man Difflugien so hält, dass ihnen nur winzige Splitterchen fein pulverisirten Glases zur Verfügung stehen, so werden die neuen Gehäusepartien oder die ganzen neuen Gehäuse aus Glassplittern aufgebaut. Bei der Fortpflanzung einer Difflugia (ihre Schale besteht etwa aus Sandkörnchen, sie hat aber in ihrem Plasmaleib Glassplitterchen aufgespeichert) wölbt sich aus der alten Schale eine Protoplasmamasse hervor (nachdem sich [RHUMBLER 1898] der Kern vorher getheilt hatte), welche wächst und allmählich die Gestalt und Grösse der alten Schale annimmt. (Es wird ihr der eine Tochterkern zugetheilt.) Sodann lagert sie an der Oberfläche das aufgespeicherte Baumaterial ab. Dasselbe wird durch ein Secret, welches alsbald erhärtet, zu einem festen Gehäuse zusammengekittet. Dann theilt sich das gesamınte Protoplasma an der Grenze zwischen Mutter- und Tochtergehäuse und man hat nun in Folge dieser einfachen ungleichhälftigen Theilung zwei Gehäuse, von denen das alte aus Sandkörnchen, das neue aus Glas- splittern besteht. Aus jeder Schalenmündung treten alsbald die Lobopodien hervor. Für Arcella (vulgaris) hat es R. Herrwıc 1899 wahrscheinlich gemacht, dass eine eigenthümliche Art der Theilung der Thiere im viel- kernigen Zustande vorkommt. Er fand Doppelthiere, deren beide Schalen- öffnungen genau auf einander passten und deren Protoplasma vollständig durch diese Oeffnungen hindurch zusammenhing (Fig. 177). In jeder Schale fand er im Plasma 28 Kerne, also in beiden ge- nau gleichviel. Dieser Um- stand, sowie eine be- stimmte Beschaffenheit Fig. 177. Arcella vul- garis EHrBG. 50—150 n». Vorgerücktes Theilungsstadium im Profil. 7 Die Kerne. "In jedem Theilstück 28 Kerne. Nach R. HERTWIG 1899. der Kerne, die darauf hinwies, dass sie eben aus einer mitotischen Theilung hervorgegangen waren, machen es wahrscheinlich, dass es sich um in Theilung befindliche Arcellen handelte. Das Mutterthier besass jedenfalls 28 Kerne, diese theilten sich mitotisch so, dass von jedem Mutterkern der eine Tochterkern in das eine, der andere in das andere Tochterthier zu liegen kam. Es würde also bei der Theilung der viel- kernigen Arcella nicht etwa eine Halbirung der Zahl der vorhandenen Kerne stattfinden. Im Gegensatz hierzu hat Scmaupınx (1899) für Trichosphaerium sieboldi Scux. einlässlich nachgewiesen, dass bei dieser vielkernigen Form sowohl im Mononten- wie im Amphiontenzustand eine derartige Zwei- 1 | 4 5 EV, VESEPSE DB Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 167 theilung oder vielfache Durchschnürungstheilung eintreten kann, dass die Kerne, die sich dabei im Ruhezustande befinden, auf die Descendenten vertheilt werden, so dass diese immer viel weniger Kerne besitzen. Vergl. p. 201 und Fig. 206 IA, IB, VIA, VI.B. Bei der vielfachen Durchschnürungstheilung nehmen die Thiere vor der Trennung in die Theilstücke eine sternförmige Gestalt an. Bei dieser Art der Fortpflanzung werden die vegetativen Thätigkeiten nicht unter- brochen. Der Organismus frisst und verdaut ruhig weiter. b) Filosa und Reticulosa. Auch bei den Filosa und Reticulosa kommt Fortpflanzung durch Zweitheilung vor, wenigstens bei den niederen, einkammerigen und manchen nackten Formen. Dabei verhält sich bei einzelnen Formen mit zarter, biegsamer chitiniger Schale (z. B. Lieberkühnia) diese wie eine Zellmembran, d.h. sie theilt sich mit. Wird die Schale aber derber, so finden sich Verhältnisse wie bei den Thekamöben, zu deren Darstellung wir die Filosenform Euglypha alveolata wählen, deren Theilung wiederholt und in neuerer Zeit besonders durch SCHEWIA- KOFF (1838) genau untersucht wurde (Fig. 175 u. 179). Euglypha hat eine zierliche, aus sich dachziegelförmig bedeckenden Kieselplättchen zusammengesetzte Schale. Ehe sich ein Thier zur Theilung Fig. 178. Euglypha alveolata Dws. Länge bis 100 u. A Ein zur Theilung sich anschiekendes Thier. B Nach 20 Minuten. Beginn der Theilung. Das Plasma der alveolären Zone ist zum Theil aus der Schalenmündung hervorgetreten und wird von den herausgewanderten Schalenplättchen dachziegelartig überdeckt. Das Plasma der hyalinen Zone hat an Volumen zugenommen. Der Kern besitzt einen faserigen Bau — feinfaserige, diehte Knäuelform. Der Nucleolus im Verschwinden begriffen. 1 Filopodien, 2 Nahrungs- körper, 3 Schalenplättchen, 7 Nucleolus, 5 Nucleus, 6 hyaline Zone des Protoplasmas, 7? pulsirende Vacuole, 8 Körnerzone des Protoplasmas, 9 alveoläre Zone des Protoplasmas. Nach SCHEWIAKOFF 1888. 168 Erstes Kapitel. Fig. 179. Euglypha alveolata Duws. Weitere Theilungsstadien. A 1 Stunde 20 Minuten nach Beginn der Theilung. Die contractile Vacuole ist verschwunden. Die neue Schale des neuen Tochterthieres ist vollständig aufgebaut, das Plasma der alveolären Zone in sie hinübergewandert. Die Chromatinschleifen im Kern deutlich. B 1 Stunde 40 Minuten nach Beginn der Theilung. Der Kern in 2 Tochterkerne getheilt, von denen einer in die Tochterschale hinübergewandert ist. Jeder Tochterkern vom Plasma der hyalinen Zone umgeben. Nach SCHEWIAKOFF 1858. anschickt, sondert sein Plasma im hinteren Theile der Schale eine grössere Anzahl solcher Plättchen ab, die sich um den Kern herum lagern. Dann zieht es die Pseudopodien ein. Ist dies geschehen, so beginnt Proto- plasma aus der Schalenöffnung hervorzuquellen, immer mehr, bis der herausgetretene Theil so gross jst, wie der in der Schale befindliche. Dabei wandern die Schalenplättehen in das herausquellende Plasma hinein, werden hier an die Oberfläche befördert und als neue Schale dachziegel- förmig abgelagert. Es findet eine vollständige Vermischung des Plasmas der beiden Hälften durch Strömungserscheinungen statt. Jetzt theilt sich der Kern, der im Schalenhintergrund zurückblieb, in exquisit mito- tischer Weise in zwei, wovon der eine in der alten Schale verharrt, während der andere in die die neue Schale ausfüllende Protoplasma- masse hinüberwandert. Inzwischen war die contractile Vacuole vollständig verschwunden. Jetzt tritt in jedem Tochterindividuum eine neue auf. Die beiden Tochterindividuen hängen noch eine kurze Zeit, Schalenöffnung gegen Schalenöffnung, mit ihrem Protoplasma aneinander, dann erfolgt Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 169 an der Schalenmündung Pseudopodienbildung und die beiden Individuen lösen sich von einander los. ce) Heliozoa. Fortpflanzung durch Zweitheilung findet auch bei vielen Helio- zoa statt. Wir sind darüber besonders durch die Untersuchungen von SCHAUDINN 1896 bei Actinophrys, Acanthoeystis und Verwandten genauer orientirt. Actinophrys zeigt ein grobvacuoläres Ektoplasma, das ohne schärfere Grenze in das dichtere, feinvacuoläre Entoplasma übergeht. Im Centrum des letzteren liegt der in der Einzahl vorhandene bläschen- förmige Kern. Die Pseudopodien sind mit stark lichtbrechenden Axen- fäden versehen, die durch das Ekto- und Entoplasma bis zur Oberfläche des Kerns zu verfolgen sind, wo sie der Membran mit einer kleinen fussplattenartigen Verbreiterung aufsitzen. Vergl. Fig. 18 p. 14 und Fig. 247 A p. 264. Vor der beginnenden Zweitheilung werden die Pseudopodien ein- gezogen und die Axenfäden rückgebildet und aufgelöst. Der Kern theilt sich mitotisch. Nach beendeter Kerntheilung erfolgt die Durchschnürung des Körpers, worauf die Theilstücke wieder Pseudopodien bilden. Neben der Theilung im freien Zustande kommt auch Zweitheilung im encystirten Zustande vor (mit Mitose des Kerns), wobei die Tochter- cysten in einen Ruhezustand übergehen, in dem sie einige Tage ver- harren, bevor ein kleines einkerniges Heliozoon herausschlüpft. Hohes Interesse bietet die Fortpflanzung durch Theilung bei Acanthocystis (Fig. 180 u. 181) und Verwandten (Sphaerastrum, Heterophrys, Raphidiophrys), bei welchen sich im Centrum des Kör- pers das sogenannte „GCentralkorn“ befindet, ein ziemlich stark licht- brechendes, mit verschiedenen Kernfarbstoffen stark tinetionsfähiges Körperchen. Der in der Einzahl vorhandene bläschenförmige Kern dieser Formen liegt immer excentrisch. Besonders interessant ist der im Folgenden zu schildernde Theilungsvorgang bei diesen Formen namentlich aus 2 Gründen: 1) weil das Öentralkorn dabei vollständig die Rolle eines Centrosoma spielt, 2) weil die Theilung des Kernes unter einer ganz typischen Mitose verläuft. Bei Beginn der Theilung werden die Pseudopodien eingezogen. Das Centralkorn wird hantelförmig und theilt sich. Aus der in Form eines „Pseudonucleolus“ im bläschenförmigen Kern enthaltenen Chromatin- substanz bildet sich die Knäuelfigur. Der chromatische Knäuelfaden segmentirt sich sodann in zahlreiche stäbchenförmige Chromosomen. In dem Maasse, als die beiden Tochter-Centralkörner auseinander- weichen, streckt sich der Zellleib des Heliozoon in die Länge. Die beiden auseinanderweichenden, durch dünne Verbindungsfäden zusammen- hängenden Centralkörner nehmen bald ihre Lage in den Brennpunkten des Ellipsoides ein. Der Kern hat sich unterdessen zwischen die Central- körner gelagert und seine Lininsubstanz hat eine parallelstreifige Structur angenommen, während die Chromosomen sich zu einer Aequatorialplatte anordnen. Es verschwindet die Kernmembran. Die Chromosomen spalten 170 Erstes Kapitel. "% sich. Die beiden daraus resultirenden äquatorialen Tochterplatten rücken — durch parallele, sich immer weiter ausziehende Fäden verbunden — auseinander, gegen ihre respectiven Centralkörner. Es erfolgt jederseits die Reconstitution der ruhenden Tochter- kerne, während eine immer tiefer einschneidende äquatoriale Ringfurche den Zellleib in 2 Hälften spaltet. Fig. 180. Acanthocystis aculeata HERTW. und LESSER. A Nach dem Leben. B, € Erste Theilungsstadien nach Präparaten. 1 Kern, 2 Centrosoma. Nach SCHAUDINN 1396. d) Radiolaria. Vermehrung durch Zweitheilung ist bei den Radiolarien zwar weniger allgemein verbreitet als die Fortpflanzung durch Zerfalltheilung, doch wurde sie wiederholt und in verschiedenen Abtheilungen be- obachtet, besonders in den Abtheilungen der Phaeodarien und unter den Spumellarien bei den Polyeyttarien. Zuerst theilt sich der Kern, und zwar kann dies direct oder mitotisch geschehen. (Neueste Litteratur: KARAWAIEW 1895; BORGERT 1896 ; MITROPHANOW 1896). Dann theilt sich die Centralkapsel wie eine Zellmembran und schliesslich folgt auch das Extracapsulum nach. Bei gewissen Phae- odarien (Aulacantha scolymantha) wurde wiederholt constatirt, dass die Theilung nicht unter allen Umständen eine vollständige ist, dass vielmehr die Centralkapsel fortfahren kann sich zu theilen, ohne dass am Extracapsulum Theilungserscheinungen zu constatiren wären. LE Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. ar Dann entstehen kleine (vorübergehende?) Colonien von höchstens 8 Centralkapseln. Eine solche Vermehrung der Centralkapsel durch fortgesetzte Theilung, wobei ihre Descendenten im ungetheilten Calymma wie in einer gemeinsamen Gallerthülle eingebettet bleiben, ist für die coloniebildenden Polyeyttarien durchaus die Regel. Es muss hier noch erwähnt werden, dass bei vielen Polyeyttarien die Colonie als solche sich durch Theilung fortpflanzen kann. 73 Ber Fig. 181. Acanthocystis aculeata HerTw. und LesseR. A, B, € Spätere Theilungsstadien, nach Präparaten. SCHAUDINN 1396. e) Flagellata. Hier ist Zweitheilung der gewöhnliche Fortpflanzungsmodus. Die Theilung findet entweder im freien, beweglichen oder im eneystirten Zustande statt. Im ersteren Falle lässt sich in den meisten Fällen erkennen, dass die Theilung in der Längsrichtung erfolgt. Eine Ausnahme von dieser Regel scheint nur Oxyrrhis marina Dvs. zu machen, die sich durch Quertheilung fortpflanzt. (Die Form macht bei den Flagellaten auch darin eine Ausnahme, dass bei ihrer Schwimmbewegung die Geissel nachfolgt.) Vergl. ferner Codosigap.174. Die Längstheilung wird eingeleitet durch die Theilung des Kerns, die wie aus neueren Untersuchungen von BLOCHMANN, FISCH, KEUTEN, ISCHIKAWA, ZACHARIAS u. Ss. w. hervorgeht, wohl allgemein eine mitotische ist. Dann erfolgt die Verdoppelung der übrigen Organellen, die in dreimal verschiedener Weise erfolgen kann. 1) Die Organellen theilen sich. Dieser Fall ist selten und scheint bei den Geisseln und eontractilen Vacuolen nie vorzukommen. 2) Die alten Organellen erhalten sich und werden, z. B. die vor- handenen Flagellen und die eontractile Vacuole, dem einen Tochter- individuum zugetheilt, während die entsprechenden Organellen im anderen Individuum neu gebildet werden. 172 Erstes Kapitel. 3) Die alten Organellen verschwinden und es werden in ru Tochterthiere neue gebildet. Dass durch fortgesetzte Theilung bei vielen Flagellaten versohielene artige Colonien zu Stande kommen, wobei die Thiere mit ihrem Plasmaleib (was selten ist) oder mit ihren Schalen, Hüllen oder Stielen verbunden bleiben, wurde früher schon erörtert. Rasch aufeinanderfolgende Theilungen liefern bei gewissen Fla- sellaten zu gewissen Zeiten eine Generation von Zwergen, die zur Öopulation bestimmt sind. Sie werden als Mikrogonidien oder Mikrogameten bezeichnet. Die Theilung i im eneystirten Zustande erfolgt im Allgemeinen durch- aus zum Zwecke einer reichlichen Ver mehrung. Sie wiederholt sich oft und rasch (Polytomie), so dass schliesslich die Cyste von einer grossen Menge De Zellen erfüllt ist, die, indem sie sich mit Geisseln aus- rüsten, als bewegliche Sporen (Flagellospor en) ausschwärmen. Wir wollen nun die /weitheilung der Flagellaten im freien Zu- stande an einzelnen, ausgewählten Beispielen demonstriren. 1) Codosiga botrytis Enuksc., ein Vertreter der Choanoflagel- laten, coloniebildend.. Am Ende eines gemeinsamen Stieles ein Büschel von kurzgestielten Einzelthieren. Jedes Einzelthier mit 2 contract. Vacuolen. Darstellung des Theilungsvorganges (Fig. 182) nach Fıscn (1885), der in einigen Punkten von früheren Beobachtern abweicht. Zuerst theilt sich der Kern, dann wird die Geissel vollständig eingezogen und ebenso der Kragen. Nun zeigt sich am Vorderende die erste Andeutung der Theilungsfurche und im gleichen Augenblicke treten auch die ersten Anlagen der beiden neuen, noch ganz niedrigen Kragen zu beiden Seiten Fig. 182. Codosiga botrytis EHRBG. A—@ Successive Theilungsstadien. Z Kerne, 2 nicht contractile Hauptvaeuole, 3 pulsirende Vacuolen, 7 Empfangsyacuole. Nach FISCH 1885. Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 173 der Furche auf, die nun immer tiefer nach hinten einschneidet und schliesslich noch den Stiel spaltet. Dabei kommt in jedes Tochterindivi- duum eine der beiden contractilen Vacuolen zu liegen, während die zweite sich neubildet. Im Grunde des sich verlängernden Kragens knospt das neue Flagellum hervor. Eine grosse, nicht contractile, centrale Vacuole, die bei ©. botrytis im hinteren Körpertheil zwischen den beiden contractilen Fig. 183. Rechts. Fig. 184. Links. ! | Fig. 153. Codosiga botrytis EnreG. A, B Quertheilungsstadien. Die Theilung des Kernes ist schon vollendet. / Die Tochterkerne. B Stadium der Theilung 30 Minuten nach dem Stadium der Fig. A. 5°/.. Nach FRAncE 1897. Fig. 134—187. Ceratium hirundinella O. F. M. Süsswasser. Länge bis 220 u. 1 Apicales Horn, abgebrochen dargestellt, 2 erste apieale Platte, 3 Chromatophoren, erste Prääquatorialplatte, 5 Quer- oder Ringfurche, 6 erste Postäquatorialplatte, 7 linkes hinteres Horn, 8 antapicale Platte, 9 antapieales Horn, 10 Geisselspalte, 11 Mundplatte, 12 rechtes hinteres Horn, 13 dritte Postäquatorialplatte, 14 Kern, 15 Fettkugeln, 16 dritte Prä- äquatorialplatte, 17 Fettkugeln, 78 dritte apicale Platte, 79 zweite apicale Platte, 20 zweite Prääquatorialplatte, 21 zweite Postäquatorialplatte. Nach LAUTERBORN 1895. Fig. 154. Exemplar zu Beginn der Theilung, von der Bauchseite. Die Theilung des Kernes ist eingeleitet. 174 Erstes Kapitel. Vacuolen liest, verschwindet während des Theilungsprocesses vollständig, um in jedem Tochterindividuum neu aufzutreten. Ausser der Längstheilung wurde bei Codosiga von S. KENT und neuerdings von FRANCE (1397) auch ungleichhälftige Quertheilung (Fig. 183) beobachtet. Das vordere Tochterindividuum (kleiner als das hintere) behält den Kragen und die Geissel, löst.sich los und schwimmt davon, das hintere zurückbleibende muss jene Organellen neu bilden. 2) Ceratium hirundinella O. F.M. als Vertreter der Dino- flagellaten. Der Theilungsvorgang ist von R. LAUTERBORN (1895) sehr sorgfältig untersucht worden. Orientiren wir uns zunächst über die Körperregionen, den Üellulosepanzer mit seinen Hörnern, die Ring- furche und Längsfurche mit ihren Geisseln, den Kern u. s. w. an der Hand von Fig. 184 u. 185. Links. Fig. 185. Rechts. Rechts. Fig. 186. Links. Fig. 155. Exemplar von der Rückenseite, zur Darstellung der Panzerplatten und des dorsalen Theiles der Querfurche. In Fig. 184 —186 ist die feinere Sceulptur des Panzers nicht dargestellt. Fig. 186. Fortgeschritte- nes Stadium® der Theilung. Die beiden Panzerhälften ausein- andergerückt. Kerntheilung voll- endet. Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 175 Die Theilung (Fig. 186 u. 187) vollzieht sich während der Nacht. Zuerst theilt sich der Kern in einer hier nicht näher zu besprechenden Weise, die weder eine directe noch eine echt mitotische ist. Die Theilungsaxe des Kernes, welche den Mittelpunkt der beiden auseinanderweichenden Kern- hälften verbindet, verläuft in einem Winkel von etwa 45° zur Ringfurche und zwar von links vorn nach rechts hinten. Dann theilt sich der Plasmaleib durch eine zuerst links hinten auftretende Einschnürung, die in schiefer Richtung nach rechts vorn fortschreitet. Nach erfolgter voll- ständiger Durchschnü- rung beginnen die Plasmaleiber der beiden Rechts. Tochterindividuen aus- zuwachsen, wodurch der Cellulosepanzer ausein- andergesprengt wird und zwar „entlang einer ganz bestimmten, durch die Anordnung der Platten bedingten winkeligen, schiefen Linie, welche der Theilungsebene des Plas- mas annähernd parallel verläuft. An den beider- seitigen Rändern des Spaltes wölbt sich das Plasma der beiden Tochter - Ceratien vor und beginnt sogleich mit Regeneration der ihm fehlenden Theile. Sehr früh erscheint die Quer- furche, ebenso die Anlage der Hörner, welche zuerst als höckerartige Erhe- bungen des Plasmas sichtbar werden, dann kegelförmige Gestalt an- nehmen und rasch an Grösse zunehmen.“ Links. Fig. 187. 4A Eben aus der Theilung hervorgegange- nes vorderes Tochterindividu- um, welches die ihm fehlende hintere — B hinteres Tochter- individuum, welches die ihm fehlende vordere Hälfte durch Neubildung zu ergänzen im Begriff steht. Von der Bauch- seite. Die Sculptur des Panzers ist dargestellt. Doch sollten in der Figur die Leisten am Rande im Profil frei vorragen und nicht durch einen Saum verbunden sein. 176 Erstes Kapitel. Dadurch wird der Spalt zwischen den beiden Panzerhälften immer klaffender, bis sich schliesslich die beiden Tochterindividuen vollständig von einander trennen. Jedes von ihnen behält die Hälfte des mütter- lichen Panzers und ergänzt sie durch Neubildung. Wahrscheinlich behält das hintere Individuum die beiden Geisseln, während das vordere beide neu bilden muss. Ausser der Theilung im frei beweglichen Zustande wurde bei Dinoflagellaten auch Theilung im Ruhezustande beobachtet. Dabei zieht sich bei Peri- dinium (Scnürr 1887, 1895) der Plasmaleib von der Panzer- membran zurück, rundet sich ab und sondert innerhalb des Pan- Fig. 188. Peridinium ovatum (POTCHET) ScHurnn. FA zzrhrer in Apicalansicht mit 2 Sporen. 1 Mem- bran des Mutterthieres, 2 für beide Sporen gemeinsame Hülle, 3 innere Sporenhülle für jede Spore, Z Spore, 5 Pusule. Nach ScHürr 1895. zers eine neue Üystenmembran ab (Fig. 188). Die Cyste verbleibt nun entweder im Innern der mütterlichen Panzermembran oder sie tritt unter Sprengung derselben heraus. Ihr Inhalt theilt sich in zwei Zellen. Eine jede dieser Zellen bekommt eine Querfurche und an dem einen Ende eine Geissel. Schliesslich sprengen sie ihre Cystenhülle und schwimmen da- von. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt. Bei gewissen Formen kann sich die Zweitheilung innerhalb des Panzers des Mutterthieres zweimal oder dreimal wiederholen, so dass 4 oder 8 Zellen („Flagellosporen“) gebildet werden. Es kommt auch vor, dass sich der ganze Zellenleib innerhalb des alten Panzers und der neu abgesonderten Uystenhülle in eine einzige grosse Flagellospore, die zum Ausschwärmen bestimmt ist, verwandelt. 3) Noctiluca miliaris Sur. als Vertreter der Cystoflagellata. Die Theilungserscheinungen wurden am senauesten von Rozın (1878) und IsnıkawA (1894) verfolst. Vor der Theilung verschwinden sämmt- liche äussere Organellen; die Peristomfurche verflacht und verstreicht; die Bandgeissel wird eingezogen. Nur das Cytostoma soll offen bleiben. Das ÜÖytoplasma zieht sich um den Kern zu einer ovalen Masse zu- sammen. Der Kern theilt sich sodann der Quere nach und zwar mitotisch. (Interessant ist der von Issikawa geleistete Nachweis eines Centrosoma.) Dann theilt sich auch das Öentralplasma und es tritt hinten am queroval gewordenen Körper die erste Spur der Theilungsfurche auf, die in genau medialer Richtung, also in der Richtung der verschwundenen Peristom- furche, in den Körper einschneidet, ihn schliesslich in zwei seitliche Hälften zerlegend, wobei das offene Cytostoma ebenfalls halbirt wird. Bevor die Trennung perfect wird, knospt an jedem Tochterindividuum eine neue Bandgeissel hervor und bildet sich eine neue Peristomspalte. Die gemeinsame (horizontale) Medianebene der Tochterthiere steht senk- recht auf derjenigen (verticalen) des Mutterthieres. | Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 17 0), Grliata. Die Wimperinfusorien pflanzen sich fast ausschliesslich durch Zweitheilung fort. Diese erfolgt entweder im freien, beweglichen oder im ruhenden und dann meist encystirten Zustande. Theilung im Ruhezustande. Sie kommt bei holotrichen Infusorien, und zwar gewöhnlich neben dem anderen Theilungsmodus vor. Bei Colpoda ist jedoch diese Theilungsart die einzige bekannte. Die äusseren Organellen verschwinden, der Körper rundet sich kuglig ab, umgiebt sich gewöhnlich mit einer Cystenhülle und theilt sich zweimal hintereinander, so dass 4 Sprösslinge entstehen. In viel selteneren Fällen entstehen durch fortgesetzte Theilungen zahlreiche Sprösslinge. Jeder Sprössling regenerirt wieder die fehlenden Organellen: Wimpern Peristom, Oytopharynx u. Ss. w. Theilung im beweglichen Zustande. Im Gegensatz zu den Flagellaten ist die Theilung bei den Ciliaten, mit alleiniger (und viel- leicht nur scheinbarer) Ausnahme der Peritrichen, eine Quertheilung. Dabei theilt sich der Grosskern in einer von der direeten wenig abweichenden Weise, während sich der Kleinkern mitotisch theilt. Da die wichtigsten äusseren Organellen im vorderen Körpertheil liegen, so gehen diese auf das vordere Theilstück über, das also nicht viel zu regeneriren hat, während das hintere Theilstück in seinem vorderen Bezirke wieder ein neues Peristom, eine neue adorale Zone und einen neuen Cytopharynx bilden muss. 1) Holotricha. Die Theilung der Holotrichen wurde schon früher an dem Beispiele von Paramaecium geschildert. Vergl. er 2) Heterotricha. Bei Stentor ist der Theilungsvorgang (Fig. 189 u. 190) oft verfolgt worden (zuletzt von SCHUBERG, 1890/91, und JOHNSON, 1893). Das erste Signal zur bevorstehenden Theilung wird dadurch ge- geben, dass an der linken Körperseite ein Wimperband auftritt, die Anlage der adoralen Zone des späteren hinteren Tochterthieres. Dieses Wimperband verläuft in der Längsrichtung von vorn bis gegen die Mitte der Körperlänge, etwas schief, die Wimperstreifen durchschneidend. Bald zeigt sein hinteres Ende eine etwas stärkere Krümmung; hier tritt die Cytopharynzeinstülpung auf. Vor dem Wimperband schnürt sich der Körper ein, derart, dass ein neues Stirnfeld zu Stande kommt, das vom Wimperband, welches dabei immer mehr in eine quere Stellung rückt, in der für Stentor charakteristischen Schraubenlinie umzogen wird. In- dem die Einschnürung immer tiefer einschneidet, bleibt schliesslich das vordere Tochterindividuum mit dem hinteren nur noch durch ein dünnes Verbindungsstück in Zusammenhang, welches stets am aboralen Aus- gangspunkte der adoralen Zone liegt. Schliesslich reisst auch dieses letzte Band, und die beiden Individuen sind völlig getrennt. In dem Maasse, als die Eihsehnuruns fortschritt, zog sich der hintere Theil des vor- deren Tochterthieres nach hinten spitz aus, so dass diese Theilhälfte wieder die charakteristische keulenförmige Gestalt von Stentor bekam. Sehr frühzeitig, gleich beim ersten Auftreten des neuen Wimperbandes, trat auch eine neue contractile Vacuole in der Nähe des Hinterendes jenes Bandes auf. Bei Stentor coeruleus erscheint sie in der Weise, dass eine der hier liegenden gewöhnlichen Vacuolen contractil wird und sich durch Excre- tionsporen nach aussen öffnet. Anders bei S. roeseli (Fig. 190), wo die neue Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 11% 178 Erstes Kapitel. contractile Vacuole aus einer localen Anschwellung des hinteren zu- führenden Kanales der alten contractilen Vacuole hervorgeht. Wie der neue zuführende Kanal, welcher der adoralen Zone entlang verläuft, ent- steht, wird am besten durch die Diagramme erläutert. Dieser Ringkanal soll übrigens wenige Stunden nach erfolgter Theilung verschwinden und also nur ganz jugendlichen Individuen zukommen. Er ist eben weiter nichts als jenes Stück des alten zuführenden Längskanales, welches vor der neuen contractilen Vacuole liegt. PEN > zu), ya Fig. 189. Stentor coeruleus EnrgBG. Länge 2—4 mm. A, B, C Theilungs- stadien von der Ventralseite. 2 Adorale Membranellenzone des Mutterthieres, die zur adoralen Zone des vorderen Tochterthieres wird, 2 pulsirende Vacuole des Mutterthieres, 3 pulsirende Vacuole des hinteren Tochterthieres, Z neu auftretende adorale Membranellen- zone des hinteren Tochterthieres, 5 Einsenkung des neuen Stirnfeldes desselben, in deren Grund sich das Cytostoma und der Cytopharynx zeigen, 6 Makronucleus, er hat sich eben getheilt, 7 spiralige Einsenkung (Peristom) des alten Stirnfeldes, in dessen Grund das Cytostoma in den (nicht dargestellten) Cytopharynx führt, 8 Trennungslinie der beiden Tochterthiere, . 9 neues Stirnfeld des hinteren Tochterthieres. Dex Rechte, Sin linke Körperseite. Die allgemeine Bewimperung des Körpers ist nieht dargestellt, dagegen die Streifung, die den Wimperreihen entspricht. Nach JOHNSON 1893. Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 179 Die Kerne verhalten sich bei der Theilung folgendermaassen. Die Perlen des perlschnurförmigen Makronucleus (Fig. 171, p. 158) rücken bei be- ginnender Theilung dicht aneinander und fliessen sodann zusammen. Dabei verkürzt sich der Makronucleus, und diese seine Verkürzung geht schliesslich so weit, dass er kuglig wird (zur Zeit der Bildung des neuen Cyto- pharynx). Hierauf streckt er sich wieder in die Länge (in der Längs- richtung des Stentor)und wird wurstförmig. Dann wird er, von den beiden Enden aus fortschreitend gegen die Mitte, wieder perlschnurförmig, wobei die einzelnen Perlen durch ganz kurze, oft kaum erkennbare Ver- S S Hmm ArIUNEBE,, zz. & Fig. 190. A, B, C Schemata zur Veranschaulichung der Bildungsweise «les neuen eirculären zuführenden Kanales der pulsirenden Vacuole des hinteren Tochter- thieres bei der Theilung von Stentor roeseli EurgG. 1 Adorale Zone des Mutter- thieres, 2 pulsirende Vacuole des Mutterthieres, 3 longitudinaler zuführender Kanal der pulsirenden Vaeuole des Mutterthieres, 7 adorale Zone des hinteren Tochterthieres, 5 pul- sirende Vacuole des hinteren Tochterthieres, 6 ihr longitudinaler zuführender Kanal, 7 Strecke des longitudinalen zuführenden Kanales des Mutterthieres, welche zum eireu- lären zuführenden Kanal des hinteren Tochterthieres (in €) wird. Nach JOHNSON 1393. bindungsstücke (Commissuren) verbunden sind. Die Commissur, welche genau in der Mitte der Länge des Makronucleus zwei seiner Knoten verbindet und direet an der Stelle der den Körper zertheilenden Ein- schnürung liegt, wird jetzt plötzlich länger und dünner und zerreisst. Jetzt erst hat sich der Makronucleus getheilt und besitzt in jedem Tochterthier schon die perlschnurförmige Gestalt, mit der definitiven Zahl von Knoten, die sich also während dieser Vorgänge verdoppelt hat. Die Theilung des Makronucleus erfolgt aber nicht immer in diesem Zeitpunkt, d. h. ganz am Schlusse der in Betracht kommenden Periode, sondern sie kann auch erfolgen a) zur Zeit der grössten Condensation und Contraction des Makronucleus, also am kugligen Kern, b) schon zur Zeit, wo die Perlen zusammenfliessen. Die Reihenfolge der Formver- änderungen des Makronucleus — Verkürzung und Öoncentration, Wieder- 12* 180 Erstes Kapitel. verlängerung und Wiederausbildung der Perlschnurform — wird dadurch in keiner Weise alterirt. Das Verhalten der zahlreichen Mikronuclei während der Theilung ist noch nicht genügend aufgeklärt. Jedenfalls erfolgt ihre Theilung im Gegensatz zum Makronucleus auf mitotischem Wege. Ob aber nicht, ohne dass sie sich theilen, ein Theil Kleinkerne in das vordere und ein Theil in das hintere Tochterindividuum gelangt, weiss man nicht. Es ist hier der Ort, auf eine hochinteressante Erscheinung auf- merksam zu machen, die von BALBIANI (1591) und dann von JOHN- son (1895) bei Stentor beobachtet worden ist, nämlich die von Zeit zu Zeit vorkommende vollständige Atrophie des gesammten Appa- rates der nutritiven Organellen und seine vollständige Neubildung Die Erscheinung steht jedenfalls mit der starken functionellen Ab- nutzung in Beziehung. Der Vorgang der Neubildung des Stirnfeldes, der adoralen Zone, des Cytopharynx verläuft dabei genau in derselben Weise wie bei der Neubildung dieser Theile während der Fortpflanzung. Anfänglich seitlich am Körper, nehmen sie in dem Maasse ihre de- finitive, terminale Lage ein, als der alte nutritive Apparat atrophirt. Am Kern treten dabei genau die gleichen Veränderungen auf wie bei der Theilung: Zusammenfliessen der Perlen, Verkürzung, Conden- sation, Verlänger ung, Wiederausbildung der Perlschnurform. Nur findet die Theilung des Kernes nicht statt, und die Zahl der Perlen wird bei der Wiederausbildung der Perlschnurform nicht, wie es bei der Fortpflanzung geschieht, auf das Doppelte vermehrt, sondern es wird einfach wieder die frühere Zahl hergestellt. 3) Peritricha. Die Theilung der Vorticellen ist oft beobachtet worden, doch sind unsere Kenntnisse darüber immer noch lückenhaft. Wenn sich eine Vorticellide zur Theilung anschickt, so zieht sie ihre Peristomscheibe (Wimperscheibe) zurück und schliesst den Peristomsaum über ihr. Dann bildet sich dem alten Vestibulum gegenüber in der A Des Fig. 191. A, B, C Schemata zur Veranschaulichung der das Vestibulum und die adorale Zone betreffenden Vorkommnisse bei der Theilung der Vorticelliden. A Schema des Peristomfeldes eines nicht in Theilung befindlichen Thieres. 1 Vesti- bulum, 2 adorale Zone. B Dasselbe in Theilung (nach der Darstellung FABrE’s 1887 für Leiotrocha). Der rechte Sprössling behält das alte Vestibulum 1 und ergänzt die adorale Zone in der Richtung der punktirten Linie. Der linke Sprössling bildet den oralen Theil der adoralen Zone (punktirte Linie) und das Vestibulum (3) neu. Gewisse Theile der alten Zone 2, nämlich die Strecken 7 und 7, gehen jedenfalls zu Grunde. Die Linie 5—6 bezeichnet die vermuthliche Theilungsebene. € Fortgeschrittenes Stadium, die beiden Zonen ausgebildet und getrennt. ° 1 Das alte, 3 das neue Vestibulum, & und 9 die neu gebildeten Theile der beiden adoralen Zonen. Dex Rechte oder orale, Sin linke oder aborale Körperseite. Nach BürscHLı 1887—18839. Protozoa. Fortpflanzung, Zweitheilung. 181 Peristomfurche ein neues Vestibulum. Die adorale Zone verlängert sich, indem sie ihre Windung in Form einer Schraubenlinie fortsetzt, und taucht in das neue Vestibulum hinunter. Die in der späteren Theilungs- ebene liegenden Theile der alten adoralen Zone atrophiren wahr- scheinlich, während der zum alten Vestibulum gehörende Theil der Zone sich wieder zu einer perfecten Zone ergänzt. Das alles geschieht in der Weise, dass die Zone des rechtsseitigen Sprösslings (mit dem alten Vesti- bülum) ihre alte Orientirung beibehält, während die des linken ihr gegen- über um 180° gedreht ist. Die Windungsrichtung beider ist dieselbe. Während diese Vorgänge sich abspielten, hat sich der Körper verbreitert und ist an ihm eine mediane Längsfurche aufgetreten. Der Makronucleus hat sich zuerst stark verkürzt und dann zum Zwecke der Theilung quer in die Länge gestreckt (Fig. 192). Auch der Mikronucleus schickt sich zur (mitotischen) Theilung an. Nach vollendeter Kerntheilung muss bei der Körpertheilung der Peristomraum sich in einen rechten und einen linken theilen, das kann nur durch Verwachsung seiner Decke (des zusammen- gezogenen Peristomsaumes) mit seinem Boden (der alten Wimperscheibe) Fig. 192. Carchesium polypinum EHRBG. Theilungszustand in seitlicher Ansicht. 1 Stelle des zusammenge- zogenen und verschlossenen Peristom- randes, 2 die beiden getrennten Peri- stomhöhlen, 3 die beiden Vestibula, 4 die beiden pulsirenden Vacuolen, 5 der Makronucleus, der sich vorher stark zusammengezogen hatte und sich jetzt zur Theilung anschickt, 6 der in Theilung befindliche Mikronucleus, 7 Myoneme, die sich zum Stielmuskel vereinigen, 8 Stiel, 9 Linie, an welcher der hintere Wimperkranz auftritt, 70 Nahrungsvacuolen, 7/7 Stelle, wo die Decke des ursprünglich einheitlichen Peristomraumes mit dem Boden (der alten Wimperscheibe) verwachsen ist, wodurch die Trennung der beiden Tochterperistomhöhlen erfolgte. Nach BÜTSCHLI, in LEUCKART’s Wandtafeln. geschehen. Nach erfolgter Körpertheilung bricht jeder der beiden Peri- stomräume nach aussen durch. Die neugebildete (linkes Individuum) oder restaurirte (rechtes Individuum) Wimperscheibe tritt aus der Oeffnung hervor und entfaltet sich, und die adorale Zone tritt in Action. Nur wenn sich ein Sprössling loslöst, um fortzuschwimmen und sich anderswo anzusiedeln (einzellebende Vorticellen), öffnet sich sein Peristomraum vor der Hand nicht. An solchen sich loslösenden Sprösslingen tritt der hintere Wimperkranz auf. Wenn sie sich festheften, verlieren sie diesen hinteren Wimperkranz wieder, bilden den Stiel und entfalten die Wimperscheibe aus dem sich weit öffnenden Peristomraum. Ueber das Verhalten der contractilen Blase, des Reservoirs und des Cytopharynx bei der Theilung ist man nicht unterrichtet. ‘ Ueber die Bürscnti’sche Ansicht, dass bei den Vorticelliden die Wimperscheibe dem Rücken anderer Infusorien entspreche, während der ganze übrige Körper den Bauch darstelle, von dessen Mittelpunkt der Stiel abgehe, müssen wir auf dessen Originalabhandlung verweisen (BürschLı 182 Erstes Kapitel. 1886). Ist diese Ansicht richtig, so ist die Theilung der Vorticellen nicht eine Längstheilung, sondern eine Quertheilung, wie bei allen übrigen Ciliaten. 4) Hypotrieha. Die Hypotricha pflanzen sich durch quere Zweitheilung fort, wobei der gesammte eigenthümliche Wimperapparat der Bauchseite an beiden Tochterthieren vollständig neugebildet zu werden scheint. Neuere Untersuchungen über die feineren Vorgänge bei der Theilung der Hypotricha liegen nicht vor. Solche wären sehr wünschenswerth. g) Suctoria. Während bei den Wimperinfusorien Zweitheilung sozusagen die ausschliessliche Fortpflanzungsweise ist, kommt sie bei den Saugin- fusorien nur selten vor, vorwiegend in den Gattungen Podophrya und Sphaerophrya. Die Theilung erfolgt in transversaler Richtung. Der Fall ist selten, dass die beiden Tochterthiere sofort einander und der Mutter gleich werden. Gewöhnlich bildet bloss das hintere neue Saugfüsschen und wird sofort der Mutter ähnlich, während das vordere die Saugfüsschen einzieht, Cilien entwickelt und als Ciliospore fort- schwimmt, um erst nach einer Periode freier Schwimmbewegung sich festzuheften, die Cilien zu resorbiren und Saugfüsschen vorzustrecken. B. Fortpflanzung durch Knospenbildung. Die Vermehrung durch Knospung ist bei den Suctoria die fast ausschliesslich herrschende Fortpflanzungsweise. Sie kommt aber auch, freilich meist vereinzelt, in anderen Abtheilungen vor, so unter den Sarcodinen vornehmlich "bei Radiolarien und Heliozoen, unter den Ciliaten bei gewissen Peritrichen (Spirochona, Kentro- chonopsis), unter den Geisselthierchen bei der Cystoflagellaten- form Noctilucea und unter den Sporozoa bei gewissen Myxo- sporidien. Da bei den Suctoria fast alle die verschiedenen Haupt- formen der Knospenbildung vorkommen, so wollen wir diese Gruppe bei unserer Betrachtung voranstellen. a) Suctoria. Die Fortpflanzung durch Knospung führt im Allgemeinen zur Bildung von bewimperten Knospen, die sich als Oiliosporen loslösen und fortschwimmen. Die Knospung ist entweder eine äussere oder eine innere. In jedem der beiden Fälle kann sie ferner eine einfache oder eine mehrfache (multiple) sein. Was die Art der Bewimperung der Knospen anbetrifft, so kann man folgende Hauptfälle unterscheiden: 1) Die Knospen sind an ihrer ganzen Oberfläche bewimpert (holotriche Knospen); 2) die Knospen sind nur auf einer Seite, die man als Bauchfläche bezeichnen kann, oder nur an bestimmten Stellen dieser Bauchfläche bewimpert (hypo- triche Knospen); 3) die Knospen zeigen vorn, an einer mehr oder weniger deutlichen, ringförmigen Einschnürung, einen oder mehrere Wimperringe (sog. peritriche Knospen.) ET VRR Protozoa. Fortpflanzung, Knospenbildung. 183 1) Die einfache,äussere Knospenbildung (Fig. 193 A) lässt sich leicht von jener, oben besprochenen Form der Zweitheilung ableiten, wo die beiden Tochterthiere ungleich sind, indem das vordere Cilien bekommt und als Schwärmer (Ciliospore) davonschwimmt, während das hintere Saug- füsschen treibt und sofort dem Mutterthiere ähnlich wird. Nehmen wir nun an, dass sich das vordere Tochterthier von dem hinteren auch noch durch geringere Grösse auszeichne, so haben wir den Fall der einfachen Fig. 193. Vergleich der einfachen äusseren mit der einfachen inneren Knospung bei den Suctoria. Schema. 4A Aeussere, C innere Knospung, B schematische Zwischen- form. 7 Wimpern der Knospe, der Einfachheit halber ein einziger Kranz dargestellt, 2 Knospe, 3 Saugtentakel des Mutterthieres, 4 Kern in Theilung, 5 gestieltes becher- förmiges Gehäuse. äusseren Knospenbildung. Dieser im ganzen seltene Fortpflanzungsmodus wurde bei Arten der Gattung Sphaerophrya beobachtet. Er kommt ge- legentlich auch bei anderen Suctorien (z. B. Ephelota) vor, die sich sonst durch multiple äussere Knospung fortpflanzen, und zwar nur bei kleinen Individuen, 2) Die multiple äussere Knospung. Ein schönes Beispiel dieser Vermehrungsweise liefert uns Ephelota (Podophrya) gemmi- Fig. 194. Ephelota (Podophrya) gemmipara, nach R. HERTWIG (aus CLAUS, Zoo- logie). @ Mit ausgestreckten Saugröhrchen und Fangfäden, mit 2 contractilen Vaeuolen, b mit Knospen, in welche Fortsätze des verästelten Kernes N eintreten, e losgelöster Schwärmer. 184 Erstes Kapitel. para (Fig. 194), deren Fortpflanzung von R. Hrrrwıg (1876), genau unter- sucht wurde. R. HerrwiG resumirt die Beschreibung des Vorganges selbst kurz, wie folgt: „Der hufeisenförmige Kern (Makronucleus) treibt zahl- reiche sich verästelnde Knospen. Ueber den Enden der Kernknospen bilden sich auf der Körperoberfläche kleine Höcker, in welche die sich verlängernden Endäste des Kernes hineinwachsen. Hier biegen sich letztere hufeisenförmig um; die an Grösse zunehmenden Höcker höhlen sich auf einer Seite muldenförmig aus und bedecken sich auf derselben mit Flimmern. Dann schnürt sich zuerst der neugebildete Kern, dem- nächst der ganze Schwärmer ab, worauf letzterer nach längerem Umher- schwimmen sich fixirt, einen Stiel ausscheidet und eine neue Podophrya bildet.“ Die hypotrich bewimperten Schwärmer besitzen eine Einstülpung, die an ein Cytostoma erinnert. Die Knospen werden bei Ephelota gleichzeitig gebildet. Ihre Zahl ist gewöhnlich 4 oder 6, seltener 8—12, bei kleinen Exemplaren nur 2 oder 1. Sie stehen im Kranze am Vorderende und kehren ihre con- cave, sich mit Wimpern ausrüstende Seite der Hauptaxe des Mutter- thieres zu. Während der Knospung werden die Fangfäden und Saug- röhrenen nicht eingezogen. Unlängst (1896) hat ©. IsuıkawA die Knospung bei einer japanischen Ephelota-Art verfolgt. Bei dieser Art treten die Tentakel (Greif- tentakel und Saugröhrchen) schon an den Knospen auf, bevor sie sich loslösen. Die Schwärmer haben also Oilien und Tentakel. Ferner wird bei der japanischen Art noch eine zweite Art Knospen gebildet, „welche die ganze Gestalt des erwachsenen Individuums annehmen, wenn sie noch mit dem Mutterkörper zusammenhängen“. 3) Die einfache innere Knospung ist die verbreitetste Form der Knospung bei den Suctoria. Sie wurde beobachtet bei Tokophrya, Dendrocometes, Stylocometes und gewissen Acineten. Man kann sie von der einfachen äusseren Knospung ableiten, wenn man annimmt, dass die Stelle, an welcher sich bei dieser die Knospe bildet, in den Grund einer von aussen in das Körperinnere vordringenden Einstülpung, den soge- nannten Brutranm, zu liegen kommt (vergl. Fig. 193). Wir wählen als Beispiel die einfache, innere Knospenbildung von Tokophrya(Podophrya) quadripartita (Fig.195) nach den sorg- fältigen Untersuchungen von Bürscnui (1876). Der Körper dieses Thierchens ist umgekehrt pyramidenförmig. Er zeigt in jeder der 4 Ecken der nach vorn gerichteten Pyramidenbasis einen tentakeltragenden, knopfförmigen Fortsatz. Es kommen, dicht unter der Oberfläche, 3 contractile Vacuolen in bestimmter Lage vor. Zwei davon liegen vorn an zwei gegenüberliegenden Seiten der Pyramidenbasis. Eine dritte liegt weiter hinten, so im Körper, dass Linien, welche die beiden vorderen mit ihr verbinden, in ihr in einem rechten Winkel zusammenstossen. Wir wollen die longitudinale Ebene, in der die beiden vorderen Vacuolen liegen, die Horizontal- ebene, die auf ihr senkrecht stehende und mit ihr sich in der Hauptaxe schneidende Ebene, in der auch die hintere Vacuole liegt, die Median- ebene nennen. Die Knospung wird eingeleitet durch eine kleine Einsenkung im Cen- trum der Vorderfläche des Thieres (der Pyramidenbasis). Die Einsenkung dringt in die Tiefe und erweitert sich hier, während ihre Oeffnung nach aussen eng wird. Die fortschreitende Erweiterung geschieht in der Weise, dass die Höhle sich nach hinten in der Medianebene in zwei spaltförmige Kanäle verlängert, einen dorsalen und einen ventralen. Die ganze Höhle ist OLE TETTEET TEN? £ a 2 a SZ r ra en. Protozoa. Fortpflanzung, Knospenbildung. 185 also in der Medianebene etwa hufeisenförmig. Die Protoplasmaportion, die von diesem hufeisenförmigen Spalt umfasst wird (also der Boden der Einsenkung), wird zur Knospe. Nun breitet sich die Höhle allmählich auch rechts und links nach hinten aus, so dass die Knospe rings herum herausgeschält wird. Die äussere Oeffnung der Höhle ist zu einem kurzen 2---I-- - -.- Fig. 195. A—F Knospung von Tokophrya (Podophrya) quadripartita CLp. u. LcHm. A— D Allmähliche Ausbildung der Knospe nach Beobachtung an einem und demselben Thier, in einem Zeitraum von 2—2!/, Stunden. E Eine im Ausschlüpfen begriffene Knospe. F Eine frei umherschwimmende Knospe (Ciliospore), stärker vergrössert. 7 Geburts- öffnung, 2 Knospe, 3 Wimperkranz der Knospe, 7 Makronucleus, 5 Stiel, 6 pulsirende Vacuolen des Mutterthieres, 7 Saugtentakel, 8 pulsirende Vacuolen der Knospe, 9 Kern (Makronucleus) der Knospe. Nach BürscHır 1876. 186 Erstes Kapitel. rüsselartigen Röhrchen geworden. Sehr frühzeitig tritt an der Knospe in der Medianebene des Mutterthieresein Wimperbogen aufund bald erscheinen in ihrem Innern auch die drei Vacuolen. Dann bereitet sich der Kern (Makronucleus) zur Theilung vor; der eine Tochterkern kommt in die Knospe zu liegen, der andere bleibt im Mutterthier zurück. Ist die Kern- theilung durch die Verbindungsbrücke zwischen Knospe und Mutter hin- durch vollendet, so wird auch sie durchschnürt, und die eiförmige Knospe liegt frei in der Einstülpungshöhle, dem Brutraum. Der Wimperbogen an der Knospe (Ciliospore) ergänzt sich zu einem geschlossehen Wimper- ring, vermittelst dessen die Knospe in der Bruthöhle rotirende Bewegungen ausführt. Bei ihrem Ausschlüpfen, das sowohl durch eigene Anstrengungen wie durch Contractionen des Mutterleibes bewerkstelligt wird, erweitert sich die Geburtsöffnung (die alte Einstülpungsöffnung) sehr stark. Bei anderen Formen, z. B. bei Dendrocometes, tritt die Knospe, schon lange bevor sie vollständig herausgeschält ist, aus der Einstülpungs- öffnung hervor. Dabei verstreicht natürlich die Einstülpung und ver- schwindet ihre Oeffnung. Es wird die innere Knospe zu einer äusseren, die sich, nachdem sie ihren Wimperring bekommen, losschnürt und da- vonschwimmt. 4) Die multiple innere Knospung. Im reichverzweigten Körper von Dendrosoma (Fig. 98 pag. 85) ist Platz genug für eine grössere Zahl von inneren Knospen. Doch wird bei dieser Form in jeder Bruthöhle nur eine Knospe gebildet. Endlich giebt es Formen (gewisse Tokophryen, Acineten, Trichophryen and die Ophryodendren), bei denen in einer Bruthöhle mehrere Knospen gebildet werden können, die dann successive ausschlüpfen. Nebenbei mag hier bemerkt werden, dass sich gelegentlich bei Suctorien das ganze Thier in einen Schwärmer verwandeln kann. Das geschieht entweder dadurch, dass die Tentakel eingezogen werden und dass an dem sich abrundenden und loslösenden Körper Cilien auftreten, oder der Vorgang verläuft, z. B. bei Dendrocometes, genau so wie bei der Knospung, nur dass das ganze Protoplasma mit dem ganzen Kern in die Knospe hineintritt. Der Uebergang in den Schwärmerzustand wird bei Dentrocometes durch den Häutungsprocess seines Wohnthieres, Gammarus, bedinst. Er ermöglicht eine neue Besiedlung der Kiemenblättchen nach vollendeter Häutung. by @aliara, Spirochona (Fig. 196 u. 197). Die Knospenbildung der den Kiemen- blättchen von Gammarus aufsitzenden Spirochona gemmipara wurde von R. Hzrrwıg (1877) sehr sorgfältig verfolgt. Bau und Theilung des Makronucleus sind neuerdings von Bausıaxı (1895) nachuntersucht worden. Der Beginn der Knospung wird angezeigt durch das Auftreten der An- lage des neuen Peristoms. Die linke (orale) Peristomwand des Mutterthieres stülpt sich an jener Stelle aus, wo sie sich nach rechts gegen den Spiral- trichter umschlägt. Das Wimperkleid im Grunde des Peristoms setzt sich in diese Ausbuchtung, die Anlage des neuen Peristoms (Fig. 196 A, 3) fort. Dasselbe erhält sich während des ganzen Knospungsvorganges und wird zur adoralen Zone des Tochterthieres. Am Körper der Spirochina tritt links auf der Bauchseite eine nach vorn gerichtete höckerartige Hervor- wölbung auf, die sich immer mehr accentuirt: es ist die junge Knospe. Te a Du an Protozoa. Fortpflanzung, Knospenbildung. 187 Die Anlage des neuen Peristoms wird sackförmig, sie wächst in den vorderen Theil der Knospe hinein. Ihre anfänglich weite Communications- öffnung mit dem Peristom des Mutterthieres wird zu einem engen und dünnen Kanal, der schliesslich verschwindet, so dass dann das Tochter- peristom im Innern der Knospe einen allseitig geschlosseneu wimpernden Links. Rechts. Fig. 196. A, B, © 3 Knospungsstadien von Spirochona gemmipara STEIN. Dorsalansichten. 7 Spiraltrichter des Peristoms des Mutterthieres, 2 Knospe, 3 Peristomanlage der Knospe, 7 Makronucleus, 5 Mikronuclei, 6 Cytopharynx. Nach R. HERTwIG 1877. Hohlraum darstellt. Inzwischen haben sich der Makronucleus und die Mikronuclei (letztere sehr früh) getheilt, wobei die eine Tochterhälfte der Kerne in die Knospe, die andere ins Mutterthier zu liegen kommt. Die Knospe schnürt sich an ihrer Basis immer mehr vom Mutter- thier ab. Eine geraume Weile bleibt sie sodann an diesem, wie eine kurz gestielte Beere, hängen. Während dieser Zeit öffnet sich die Peristom- anlage, die sich in die Länge gestreckt hatte, nach aussen. Fig. 197. A—E Spirochona gemmipara STEIN. Entwicklung der Knospe zum jungen Thier. 1 Peristom, resp. Anlage desselben, 2 Strahlenfigur des Protoplasmas, resp. basale Anheftungsplatte, 3 Makronucleus, 2 Mikronuclei, 5 Spiraltrichter des Peristoms, resp. seine Anlage. Nach R. HERTWwIG 1877. 188 Erstes Kapitel. Die abgelöste Knospe, welche träge herumschwimmt, hat keinerlei Aehnlichkeit mit dem Mutterthier. Sie ist annähernd eiförmig, doch etwas abgeplattet. Am ganz stumpfen Vorderende ist sie breit und tief ausgehöhlt, fast wie ein Eibecher. Diese Vertiefung setzt sich auf einer Seite in Form einer breiten Rinne bis fast ans Hinterende fort. Das Ganze ist das Peristom, das sich nach aussen geöffnet hat, und dessen Cilien, die einzigen die am Körper existiren, während dieser Periode als locomotorische Organellen functioniren. Schliesslich heftet sich die schwimmende Knospe (Ciliospore) am Rande einer Gammaruskieme fest und zwar mit dem Hinterende, wo eine be- sondere radiär gestreifte Stelle zur Festheftung ausgebildet wurde. Anfäng- lich (Fig. 197 B) steht die nunmehrige junge Spirochona schief zur Unterlage und kehrt ihr ihre wimpernde Rinne zu. Dann richtet sie sich auf. Die Längs- furche verschliesst sich durch Zusammenwachsen ihrer wulstigen Ränder, während vorn die ventrale Wand der Peristomvertiefung sich ins Innere derselben einfaltet. Diese Falte ist die erste Anlage des Spiraltrichters. Der vordere Körpertheil setzt sich nunmehr durch eine halsartige Einschnürung vom Körper ab. Die wulstigen Ränder des Peristoms werden zu dünnen Lippen, dann zu einem dünnen Saum, der sich immer mehr erhebt. Die beiden Ränder der nach innen vorspringenden Falte verwachsen zu einer Lamelle, die immer weiter in die Peristommulde vorwächst nnd sich dabei in sich AR selbst einrollt. So entsteht aus 5 ihr der Spiraltrichter. Indem sie rascher nach vorn in die Höhe wächst als der übrige Peri- stomsaum, kommt die charakteristi- sche Conformation des Peristom- abschnittes des erwachsenen Kör- perszu Stande. Zur Zeit, als die An- lage des Spiraltrichters etwa eine halbe Windung erreicht hatte, legte sich links im Grunde des hier vertieften Peristoms der Cytopha- rynx mit dem Üytostoma an. Der Vorgang der Knospung kann sich mehrere Male an dem- selben Mutterthier wiederholen und „verläuft zuweilen so leb- haft, dass eine zweite Knospe schon entsteht, bevor noch die ältere sich abgelöst hat“. Bei einer neuen, zu den Spıro- £ choninen gehörenden Ciliatenform, u Bi Kentrochonopsis multipara constatirte Dorzein (1897) mul- Fig. 198. Kentrochonopsis multipara DorrL. mit 7 Knospen /—VII, die wahrscheinlich nicht ganz gleichzeitig, sondern in der Reihenfolge von 7—-VII (I die älteste) gebildet wurden. 7 Makronuclei der Knospen, 2 Mikronuclei in den Knospen und im Mutterthier. Das ruhende Thier hat 6 Mikronuclei, „deren Vermehrung bei der Knospung zu einem wahren Gewimmel dieser Gebilde führt“. 3 Anhäufungen färbbarer Substanz von unbekannter Bedeutung, 4 Makronucleus des Mutterthieres, 5 Peristom- anlagen der Knospen. Nach DOFLEIN 1897. „ a Protozoa. Fortpflanzung, Knospenbildung. 189 tiple Knospung. Doch ist der Knospungsvorgang im Einzelnen noch ganz ungenügend bekannt. Wir verweisen auf die Figur 198 und ihre Erklärung. c) Lobosa. Fortpflanzung durch Knospenbildung wurde 1896 von SCHAUDINN bei Leydeniagemmipara Schaup,, einer in der Bauchhöhlenflüssigkeit Fig. 199. Leydenia gemmipara Schaup. Eine Colonie von Amöben in con- 'servirtem Zustand. Vergröss. ea. #°/,. 1 Knospen z. Th. losgelöst, 2 Haufen von durch Theilung der Knospen entstandenen Knöspchen (Minimalgrösse 3 u), 2 Kerne. Nach SCHAUDINN 1896. asciteskranker Menschen parasitisch lebenden, zu den Gymnamöben ge- hörigen Sarcodine beobachtet. Dieses Protozoon vermehrt sich sowohl durch Theilung wie durch Knospung. Die Beziehungen zwischen beiden \ \ Fig. 200. Leydenia gemmipara SCHAUD. Maximalgrösse bis 36 u. Zwei plastogamisch ver- gg schmelzende Amöben mit 3 Knospeu nach dem Leben. 7 Knospen 2 hya- line lamellöse Lobopo- dien, 3 Kerne, 7 pul- sirende Vaeuolen, 5 rothe 1 Blutkörperchen, 6 kör- nige, fadenförmige Lobo- podien. Nach SCHAU- DINN 1896. 190 Erstes Kapitel. Fortpflanzungsarten, zwischen denen eine Grenze sich nicht ziehen lässt, sind in diesem Falle äusserst klar und einfach. Bei der Theilung theilt sich der Kern amitotisch in zwei gleich grosse Tochterkerne; beiden Tochterkernen werden gleich grosse Portionen Protoplasma zugetheilt. Bei der Knospung ist der eine Tochterkern (der Knospenkern) kleiner als der andere, und es wird dem ersteren auch eine kleinere Portion Protoplasma zugetheilt. Die Grösse der Knospe ist immer proportional der Grösse des Knospenkernes. Die Grösse der Knospen (und ihrer Kerne) wechselt innerhalb weiter Grenzen. Die Knospen können sich sofort nach ihrer Losschnürung vom Mutterthier wieder theilen, wodurch kleinere oder grössere Häufchen winzig kleiner Keimlinge (Lobopodiosporen) ent- stehen. d) Heliozoa. Ueber die Knospungsvorgänge bei Heliozoen sind wir durch die Untersuchungen, welche Scuaupınn (1896) besonders an Arten der Gattung Fig. 201. Acanthocystis aculeata HErTw. u. LESSER. A—G Knospung. A 2 Knospen abgeschnürt, eine dritte in Abschnürung begriffen; der Kern (1) in direeter Theilung zum Zweeke der Bildung einer neuen (vierten) Knospe. Das Centrosoma (2) be- theiligt sich nicht an der Knospenbildung. B Eine Acanthoeystis aculeata mit 6 Knospen, in Theilung begriffen, nach einem Präparat. € Abgelöste Knospe. D Knospe zu einem Schwär- mer (Flagellospore) umgebildet. E Amöboid gewordene Knospe. FCentralkorn (Centrosoma) im Kern einer Knospe. @ Austritt desselben aus dem Kern. Nach SCHAUDINN 1396. ur a Protozoa. Fortpflanzung, Knospenbildung. 97 Acanthocystis angestellt hat, recht gut orientir. Die Knospung kommt hier ebenfalls neben der Fortpflanzung durch Theilung vor und kann mit ihr abwechseln. Während bei der Theilung das Centralkorn sich als echtes Centro- soma aufspielt, der Kern sich mitotisch theilt und die Pseudopodien ein- gezogen werden, bleibt das Centrosoma an den Knospungsvorgängen gänzlich unbetheiligt. Bei der Knospung theilt sich der Kern direct. Die Pseudopodien werden nicht eingezogen. Zuerst streckt sich das hier aus chromatischer Substanz bestehende, als Pseudonucleolus bezeichnete, Kernkörperehen in die Länge, wird hantelförmig und schnürt sich durch, worauf der ganze Kern dieser Durchschnürung nachfolst. Die Kerne können sich noch wiederholt direct theilen, so dass die betreffenden Acanthocystis-Individuen mehr- kernig werden, während stets nur ein Oentrosoma zu beobachten ist. Während nun ein Kern im Zellleib des Mutterthieres zurückbleibt, rückt der andere (oder die anderen) an die Oberfläche, „wobei er etwas feinkörniges Entoplasma mitnimmt: er wird dort von grobkörnigem Ekto- plasma umhüllt, wölbt mit seinem Plasma allmählich die aus tangentialen und radiären Nadeln bestehende Kieselschale buckelartig hervor und schnürt sich schliesslich als kugelige Knospe ganz von dem Mutterthier ab, in- dem tangentiale Nadeln zwischen seiner Oberfläche und der des Mutter- thieres abgelagert werden.“ Der ganze Process dauert 2—4 Stunden. Ein und dasselbe Thier kann sehr zahlreiche Knospen erzeugen, bis zu 24. Nicht selten bleiben diese noch eine Zeit lang mit dem Mutterthier vereinigt, so dass vorüber- gehend Colonien entstehen. Bei der die Knospung einleitenden Kerntheilung ist der Knospenkern bisweilen viel kleiner als der im Mutterthier zurückbleibende; so dass man auch von einer Kernknospung sprechen kann. Nach der Knospung ist das Mutterthier zur Fortpflanzung durch Zweitheilung befähigt (Vergl. Fig. 201 B). Die fertig gebildeten Knospen entbehren sowohl der Pseudopodien, wie des en, Was das weitere Schicksal der Knospen anbetrifft, so hat SCHAUDINN folgende 4 Fälle ermittelt. 1) Die Knospe löst sich mit ihrer Kieselhülle vom Mutterthier ab, fällt zu Boden, verharrt 3—4 Tage in einem Ruhezustand. Am 5. Tage sodann fängt sie an Pseudopodien auszusenden, sich zu ernähren und zu wachsen. Es tritt in ihrem Protoplasma ein neues Centrosoma auf, welches zuerstim Kern entsteht, aus dem es nach Verlauf mehrerer Stunden ziemlich plötzlich heraustritt. 2) Durch wiederholte Theilung bei directer Kerntheilung entwickeln sich aus der Knospe eine Anzahl Tochterknospen, deren Schicksal das- selbe ist wie im Falle 1. 3) Die Knospe verlässt ihre Kieselhülle als Flagellospore, mit zwei Geisseln ausgerüstet, bewegt sich träge umher, wird unter Ent- wickelung von Lobopodien amöboid (verwandelt sich in eine Lobopodio- spore), rundet sich sodann ab und bildet eine neue Kieselhülle.. Sodann Ruheperiode u. s. w. wie bei 1. 4) Die Knospe verlässt die Kieselhülle direct als Lobopodio- spore. Nachher Ruheperiode u. s. w. wie bei 1. Es kommen Uebergänge zwischen diesen verschiedenen Entwicke- lungsformen vor. 192 Erstes Kapitel. s e) Radiolaria. Knospung wurde bis jetzt nur bei coloniebildenden Radiolarien be- obachtet und zwar bei Sphärozoen. Sie findet nur in jugendlichen Colonien statt, bei denen die das extracapsuläre von dem intracapsulären Plasma später sondernde Kapselmembran noch nicht ausgebildet ist. Die Knospen wachsen als rundliche Lappen überall aus dem Zellleib hervor, schnüren sich ab und zerstreuen sich in der gemeinsamen Gallerte. Jede Knospe enthält ein Fettträubchen und mehrere differenzirte Kerne. Was das weitere Schicksal dieser als „extracapsuläre Körper“ bezeichneten Knospen anbetrifft, so konnte in gewissen Fällen ihre Um- bildung in jene Form von Flagellosporen beobachtet werden, die unter dem Namen von Anisosporen im Abschnitt „Fortpflanzung durch Zerfalltheilung“ besprochen wird. In sehr vielen Fällen aber verbleiben höchst wahrschein- lich die Knospen in ihrer Muttercolonie und entwickeln sich zu gewöhn- lichen Individuen, so dass sich die Colonie auf einmal stark mit neuen Indi- viduen bevölkert. (Vergl. besonders Branprt 1885; nach Fauıntzın 1889 soll sich freilich die Sache ganz anders verhalten.) f) Flagellata. Noctiluca miliaris Sur. (Fig. 202 u. 203). Bei dieser Form kommt neben der Fortpflanzung durch Zweitheilung auch Vermehrung durch Knospenbildung vor (Örenkowskı 1871, 1873; Rosın 1878; IsuıkawA 1894, 1899). Der Knospung geht das vollständige Verschwinden aller äusseren Organellen voraus; auch das Cytostoma verschwindet. Fast das gesammte Plasma zieht sich allmählich zu der stärkeren centralen Ansammlung, dem Centralplasma, zurück, welches den Kern birgt. Zugleich wölbt sich dieses Centralplasma flach-hügelförmig vor. Dann theilt sich der Kern und auch das Üentral- Ban plasma sondert sich in zwei auseinanderrückende Massen, von denen Plasmastränge all- seitig eine Strecke weit aus- strahlen. Die beiden Massen (eine jede mit ihrem Kern) f 238 bleiben dabei durch solche \ N, Re .„ feine, anastomosirende Aus- a ; = ..__.. > © Jäufer in Zusammenhang. Eine Be. "3 jede erscheint wieder hügel- 1 # förmig über die Oberfläche vor- Pa aa a ga“ === 7. gewölbt. Der Theilungsvorgang : j -----+----... 5 wiederholt, sich nun in der- Ed 1 ee selben Weise mehrere Male, ”EA#---------...... bis sich das Centralplasma in 1 ES zu eine grosse Menge von immer Fig. 202. Noctiluca miliaris Sur. von der oralen (ventralen) Seite. 1 SEE" Bandgeissel, 2 Flagellum, 3 Zahn, 4 RE Mundspalte, 5 Kern, 6 Centralplasma, BERN: 7 von dem Centralplasma ausgehende, sich verästelnde Plasmastränge. Nach BÜTSCHLI 1885. Protozoa. Fortpflanzung, Knospenbildung. 193 kleiner werdenden Klümpchen, ein jedes mit seinem Kern, getheilt hat, die alle hügelförmig vorgewölbt sind. Alle diese Hügel bilden zusammen eine Scheibe an der Oberfläche des Mutterthieres. Schliesslich schnüren sich die Hügel oder Knospen ab, derart, dass der Kern in sie eingeschlossen wird und sie nur noch durch ein dünnes Stielehen mit der Oberfläche der Noctiluca zusammenhängen. Nachdem nun jede Knospe noch ein Flagellum entwickelt hat, löst sie sich los und schwimmt als Geissel- schwärmer (Flagellospore) davon. Fig. 203. Knospung von Noctiluca miliaris Sur. A Frühes Stadium der Knospung mit im Ganzen 4 Kernen, von denen 2 sichtbar sind; links Kern und Zelle in Theilung, rechts Kern schon getheilt, 1?°/,. B Zell- und Kerntheilung bei der Knospung, sehr stark vergrössert. € Stadium mit 51 Kernen; die der gegenüberliegenden Seite blass dargestellt. D Reife Knospen (Sporen) unmittelbar vor der Loslösung vom Körper des Mutterthieres. E 2 Sporen nach der Loslösung. 1 Centrosoma, 2 Protoplasma, 3 Chromo- somen, / Geisseln, 5 und 6-Kerne, 7 besonders beschaffenes Protoplasma (Bildungsplasma, Archoplasma). Nach ISHIKAwA 1894 und 1899. Es werden etwa 300 bis 500 Flagellosporen gebildet. Ueber die feineren Vorgänge, das Verhalten des Kernes und eines Körperchens, welches vollständig die Rolle eines Centrosoma spielt, und des sogenannten Archoplasmas bei der Knospung vergl. IsuıkawA 1894 und 1899, ferner auch Fig. 203 B. Die ganze Bildungsweise der Knospen erinnert an die sogenannte discoidale Furchung telolecithaler, meroblastischer Eier höherer Thiere. Sie zeigt aber auch eine grosse Aehnlichkeit mit manchen Formen der Conitomie (Sporenbildung). Von der typischen Knospung weicht die Flagellosporenbildung von Noctiluca besonders dadurch ab, dass das Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 13 194 Erstes Kapitel. Mutterthier (resp. seine wesentlichen Theile: Plasma und Kern) seine Selbständigkeit, seine Individualität, verliert; dass es ganz wie bei der Zer- falltheilung in der Bildung der Knospen oder Sporen aufgeht, während bei der echten Knospung das knospende Mutterthier sich erhält und wieder neue Knospen zu erzeugen vermag. Die Form der Schwärmer (Flagellosporen) ist bilateral-symme- trisch, vorn abgerundet, hinten ziemlich zugespitzt, auf der Rückenseite und vorn an der Bauchseite gewölbt, hinten auf der Bauchseite leicht vertieft. Vor der ventralen Aushöhlung, dem Vorderende mehr genähert, ist eine Quer- furche, die auch auf den Rücken übergreifen kann. In ihr entspringt die Geissel und zwar in der Nähe des noch erhaltenen Centrosoma. Neben der Geissel kann noch ein dickeres, unbewegliches, cylindrisches Anhängsel vorkommen, Beim Schwimmen ist die Geissel nach hinten gerichtet. Das weitere Schicksal der Schwärmer, ihre Entwickelung zu jungen Noctiluca, ist noch nicht bekannt. Es scheint, dass die Fortpflanzung durch Knospung vorzugsweise an Individuen auf- tritt, welche conjugirt haben. g) Sporozoa. Bei gewissen Myxosporidien kommt neben der Fortpflanzung durch Sporenbildung (siehe dort) eine zweite Art der Fortpflanzung vor, die an Knospung erinnert und die eine Ver- mehrung der Individuen innerhalb des nämlichen Wohnthieres bezweckt. So wölbt sich der viel- kernige Plasmaleib von Myxidium lieberkühni Bürscentri (Fig. 204) vor der Zeit der Sporenbildung zu zahlreichen, beerenförmigen, selbst wieder mehr- kernigen Knospen vor, die sich abschnüren, weiter wachsen und durch Sporenbildung fortpflanzen (Coun 1896, DorLeın 1898, 1899). Fig. 204. Myxidium lieberkühni in Knospung, mit zum Theil schon frei gewordenen Knospen. Nach LuDwIG CoHN (1895) 1896. C. Die Fortpflanzung durch Zerfalltheilung (Sporenbildung). (Conitomie HAECKEL.) Diese Fortpflanzungsweise ist bis jetzt fast allgemein schlechthin als Sporenbildung bezeichnet worden. Allein das Charakteristische der Zerfalltheilung ist nicht die Bildung von Sporen an und für sich, sondern die besondere Art, wie die Sporen gebildet werden. Sporen sind kleine, einzellige Fortpflanzungskörper, aus denen sich, mit oder ohne vorhergehende Karyogamie, wieder neue ausgebildete Individuen der betreffenden Protozoenarten differenziren. Solche Sporen können gebildet werden i 1) durch rasch fortgesetzte und wiederholte Zweitheilung, wobei die jeweilen durch Zweitheilung (Hemitomie) entstehenden Tochterzellen nicht Zeit haben, zur Grösse und zum Bau des Mutterthieres heran- zugedeihen, sich auch während der ganzen Dauer des Processes nicht Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 195 selbständig ernähren. Diese Art der Sporenbildung (Polytomie HAECKEL) ist bei Ciliaten und namentlich bei Flagellaten ziemlich ver- breitet. 2) Es werden Sporen auf dem Wege der äusseren oder inneren, der einfachen oder multiplen Knospung gebildet. Die sich los- lösenden Knospen sind eben Sporen, denen man es nicht ansieht, ob sie auf diese oder eine andere Weise gebildet wurden. Siehe den vorhergehenden Abschnitt. 3) Die Sporen werden auf folgende Weise gebildet. Der Zellleib der sich fortpflanzenden Protozoenzelle bleibt zunächst ungetheilt. Der Kern (oder die Kerne) hingegen vermehrt sich auf diese oder jene Weise, bis eine bestimmte, gewöhnlich grosse, Anzahl von Kern- descendenten im Plasma des ungetheilten Zellleibes entstanden sind. Jetzt zerfällt das Protoplasma des Zellleibes simultan in ebenso viele Klümpchen wie Sporenkerne gebildet wurden, so dass jeder Sporen- kern sein Protoplasmaklümpchen erhält, das dadurch zur Spore wird. Diese Art der Sporenbildung ist es, von der wir in diesem Abschnitt als von einer „Zerfalltheilung“ sprechen. HAECKEL hat sie als Staubtheilung (Conitomie) bezeichnet: „gleichzeitiger Zerfall des ganzen Zellkörpers in eine staubartige Masse von sehr zahlreichen und kleinen Sporen.“ Die Bezeichnung ist deshalb nicht ganz zutreffend, weil nicht immer „sehr zahlreiche“ Sporen gebildet werden. Mit Bezug auf das Verhalten des Zellleibes bei der Zerfall- theilung kann man zwei Fälle unterscheiden. In dem einen Falle wird das gesammte Protoplasma zur Bildung der Sporen auf- gebraucht. In dem anderen bleibt ein Theil veränderten Proto- plasmas unverbraucht als zum Untergang bestimmter Restkörper zurück, der nicht selten besondere Einschlüsse (Pigment etc.) enthält. Was das Verhalten des Kernes bei seiner der Zerfalltheilung vorausgehenden Vermehrung anbetrifit, so ist dasselbe nach den vor- liegenden Untersuchungen ein dreifach verschiedenes: 1) Der Kern vermehrt sich durch fortgesetzte direete Zwei- theilung. 2) Der Kern vermehrt sich durch fortgesetzte indirecte (mitotische) Zweitheilung. 3) Der Kern vermehrt sich durch simultanen Zerfall in mehrere bis zahlreiche Tochterkerne. Diese letztere erst in der Neuzeit bekannt gewordene multiple Kernvermehrung stellt also am Kerne denselben Vorgang dar, der sich nachher am ganzen Zellleib abspielt. (Da bei den Protozoen auch Kernvermehrung durch Knospung vorkommt, so erweist es sich, dass sich bei der Vermehrung der Protozoenkerne die gleichen drei Hauptkategorien wiederholen, wie bei der Fortpflanzung ihres ganzen Zellleibes: Zweitheilung, Knos- pung und Zerfalltheilung.) Vor der Zerfalltheilung verschwinden gewöhnlich die äusseren Organellen (wenn solche vorhanden sind); Lobopodien, Pseudopodien, Flagellen werden eingezogen. Der Körper umgiebt sich sodann gewöhn- lich mit einer einfachen oder mehrfachen Cystenhülle, Doch kommt der Fall nicht selten vor, dass der Process der Zerfalltheilung sich am Zellleib nackter Protozoen abspielt. Die neueren Untersuchungen berechtigen uns durchaus zu der Annahme, dass auch bei allen durch Zerfalltheilung sich vermehrenden 196 Erstes Kapitel. Protozoen von Zeit zu Zeit geschlechtliche Vorgänge sich abspielen, dass bei gewissen Generationen Karyogamie (Conjugation, Copulation) eintritt. Man bezeichnet am besten die geschlechtliche Vermehrung, welche nach erfolgter Karyogamie eintritt, mit HAECKEL als Amphigonie, die sich so vermehrenden Individuen als Amphionten (herange- wachsene Zygoten), während die ungeschlechtliche (parthenogene- tische) Vermehrung, jene, welcher keine Karyogamie vorausgeht, zweck- mässig Monogonie genannt wird. Die in dieser Weise sich ver- mehrenden Individuen heissen Mononten. Die Amphigonie ist auch hier wie bei anderen Vermehrungsarten die seltenere, die Monogonie die häufigere Fortpflanzungsweise. Nach ein- malig erfolgter Amphigonie vermag sich die Art mehrere bis viele Generationen hindurch durch Monogonie fortzuflanzen. Es herrscht also ein Generationswechsel. Mehrere aufeinander folgende Gene- rationen von Mononten, die sich ohne dazwischentretende Karyogamie, also ungeschlechtlich, durch Monogonie fortpflanzen, wechseln ab mit einer Generation von Amphionten, an denen sich die geschlechtlichen Vorgänge der Karyogamie abgespielt haben und deren Amphigonie eine Fortpflanzung durch Zerfalltheilung ist, die wieder eine erste Generation von Mononten liefert !). a) Lobosa. Dass Zerfalltheilung (Sporenbildung) neben der Fortpflanzung durch Zweitheilung auch bei den Lobosen vorkommt, wurde bei der mono- graphischen Darstellung von Amoeba schon hervorgehoben. Bei dieser Gelegenheit wurde die (mit Generationswechsel verknüpfte) Sporenbildung von Paramoeba eilhardi Scuaup. und die Sporenbildung von Amoeba proteus ausführlich geschildert. Vergl. p. 44 u. ft. Aber auch bei den Thecamöben ist Sporenbildung durch Zerfall- theilung bekannt geworden. So z. B. bei den zwei- bis vielkernigen Arcellen und Difflugien, bei denen sich, nachdem zahlreiche Kerne gebildet sind, im von der Schale eingeschlossenen Weichkörper Proto- plasmaportiönchen, um jeden Kern eines, sondern, die durch die Oeffnung der Schale austreten und, soviel man weiss ohne ein Schwärmerstadium zu durchlaufen, sich unter Bildung einer neuen Schale direct wieder zu jungen Arcellen und Difflugien ausbilden. Sehr genau ist die Fortpflanzung durch Zerfalltheilung bei einer nicht direct zu den Thecamoeben zu rechnenden, aber in ihre Nähe zu stellenden Sarcodinenform beobachtet worden, bei Trichosphaerium sieboldi Schw. Bei dieser Form herrscht ein Generationswechsel zwischen zwei verschiedenen Generationen, die sich aber beide durch Zerfalltheilung fortpflanzen. Die Kenntniss dieser Vorgänge ist so wichtig, dass wir 1) Mit Recht bemerkt Grassı (1900), dass man auch bei den Schizomyeeten nach einer geschlechtlichen Generation suchen müsse. Er hat die Ueberzeugung, dass zur Zeit der vollständige Entwickelungseyelus keines einzigen Bakteriums bekannt ist. Die Bakteriologen sollten dieser Suggestion die grösste Aufmerksamkeit zuwenden, die zu Ent- deckungen von fundamentaler Bedeutung führen könnte. Die Erscheinung z. B., dass die Cholera und das gelbe Fieber in Europa nicht endemisch geworden sind, könnte vielleicht dadurch ihre Erklärung finden, dass in Europa die für das Auftreten der Geschlechts- generation der Krankheitserreger nöthigen Bedingungen fehlen. Aus dem Fehlen der Geschlechtsgeneration könnte sich vielleicht auch das Erlöschen gewisser Epidemien, und viele Thatsachen des grösseren oder geringeren Infeetionsvermögens einer und derselben Bakterienart erklären. So GRASSI. Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 9% der Lebensgeschichte von Trichosphaerium einen besonderen Abschnitt widmen. DerGenerationswechselvonTrichosphaeriumsieboldiSchn. (Nach Frırz ScHaupinx 1899.) Fig. 205 und 206. I. Der erwachsene Amphiont (Schizont, ScHaupınn [Fig. 205). Trichosphaerium tritt in zwei Formen auf, die in den meisten Charak- teren übereinstimmen, in einigen aber voneinander abweichen und die sich in etwas verschiedener Weise fortpflanzen. Die beiden Formen gehören einem Zeugungskreise an, so dass also ein Generationswechsel herrscht. Die Individuen der Generation der Amphionten entstehen aus Zygo- ten, die durch totale Conjugation von zwei gleichen Gameten gebildet werden, welche die Form von Flagellosporen haben. Die Amphionten pflanzen sich einerseits durch Zwei- oder Vieltheilung, andererseits durch Zerfalltheilung (Conitomie) fort. Im letzteren Falle liefern sie Sporen, die sich ohne dass Karyogamie stattfände, direkt zu Individuen der zweiten Generation, zuMononten, ausbilden. Die Mononten pflanzen sich ihrer- seits wieder durch Zerfalltheilung (Conitomie) fort und zerfallen dabei in Flagellosporen, welche, ausschwärmend, als Gameten zur Karyogamie be- stimmt sind. Die durch Kargogamie zweier Flagellosporen entstehenden Zygocyten oder Zygoten wachsen wiederum zu Amphionten aus. Der Zeu- gungskreis ist geschlossen. Trichosphaerium ist eine marine Form, die überall und oft massen- haft in Seewasseraquarien auftritt. Das Lebewesen zeichnet sich durch überaus grosse Lebenszähigkeit einerseits, durch ganz aussergewöhnliche Langsamkeit der Lebensverrichtungen anderseits aus. Es vegetirt im Schlamm oder auf Algen. Es kann einen Durchmesser von bis 2 mm erreichen. Der Körper ist kuglig oder ganz unregelmässig. Er ist von einer Gallerthülle umgeben, welche allen seinen Formveränderungen folgt. Diese Hülle ist von persistirenden Oeffnungen znm Durchtritt der Lobopodien durchbrochen. Es sind diese Oetfnungen bald einfache kreis- runde Durchbrechungen der Gallerthülle, bald ist ihr Rand verdickt und stärker lichtbrechend. Der verdickte Rand kann zitzenförmig vor- gezogen sein. Häufig ist der Mündungsrand ausgestülpt. Beim Zurück- treten der Lobopodien werden die Oeffnungen verschlossen. Auf der Gallerthülle der Amphionten befinden sich eigentümliche Stäbchen oder Borsten, die den Mononten fehlen. Sie sind keine Fremdkörper, sondern von den Amphionten selbst gebildet. Sie stehen dieht nebeneinander, senkrecht zur Oberfläche und bestehen vorwiegend aus kohlensaurem Magnesium. Die aus den engen Oeffnungen der Gallerthüllen vortretenden L ob o- podien sind lang, fadenförmig, drehrund, absolut hyalin, stark licht- brechend und sie endigen abgerundet. Sie sind nicht klebrig und dienen weder zur Locomotion noch zur Nahrungsaufnahme. Die Lobopodien- öffnungen wären viel zu eng, um als Eingangspforten für die Fremd- körper zu dienen, welche man im Innern des Weichkörpers findet. Wahr- scheinlich dienen sie ausschliesslich als Tastorganellen. Sie führen fort- während tastende und drehende Bewegungen aus, ähnlich denen, die für die Axopodien von Camptonema (p. 111) geschildert wurden. Sie sind bei der Locomotion nach vorn gerichtet. Werden sie zurückgezogen, 198 Erstes Kapitel. etwa bei Berührung eines Fremdkörpers, so geschieht dies nur sehr langsam. Die Bewegung, ein überaus langsames Vorwärtsfliessen, geschieht durch Gestaltveränderung des Körpers. Indem Trichosphaerium in der Minute 10 u Wegstrecke zurücklegt, ist es wohl das langsamste Proto- zoon. Die Nahrungsaufnahme erfolgt ähnlich wie bei den Amöben durch Umfliessen seitens des Weichkörpers. „Wenn der Organismus auf seinen Wanderungen auf einen Fremdkörper stösst, so bleibt der : Fig. 205. Tricho- sphaerium sieboldi SCHN., nach SCHAUDINN 1899. Schnitt durch einen Amphionten. Vergrösse- rung °%/,. Das Thier hat einen anderen Amphi- onten derselben Art (7) gefressen, welcher bis auf die Hülle, die Kerne und die unverdaulichen Nah- rungsreste verdaut ist. Daneben andere Nah- rungseinschlüsse (Dia- tomeen). Z Stäbchen der Hülle, 2 Kerne des ver- dauenden Trichosphaeri- um, 3 Lobopodienöff- nungen, 4 Kerne des ge- fressenen Trichosphaeri- um, 5 Lobopodien, 6 aufgenommene Nahrung (Diatomeen). letztere zwischen den Stäbchen an der klebrigen Gallerte der Hüllschicht haften ; langsam wälzt sich nun der Weichkörper weiter und drückt so, indem er wie eine zähe Teigkugel darüber fliesst, den Fremdkörper durch die Gallerthülle hindurch in das Plasma hinein.“ Alles das geschieht äusserst langsam. Die verschiedensten auf dem Wege angetroffenen Freindkörper gelangen so in den Zellleib hinein: Algenfäden, Diatomeen, Bacillarien, Öyanophyceen, Ueberreste von Thieren, Öopepodennauplien, Infusorien, Rhizopoden, daneben aber auch Sandkörnchen, Reste und Bruchstücke von Foraminiferengehäusen und aller mögliche Detritus. Als echter Kannibale verzehrt und verdaut Trichosphaerium auch kleinere Individuen der eigenen Art (Fig. 205). Ueber die Grundsubstanz des Weichkörpers, der keine Differenzirung in Ekto- und Endoplasma erkennen lässt, gelangte ScHAU- DInN zu folgender Auffassung, zu der er schon bei der Untersuchung von Oalcituba gekommen war: „Die Grundsubstanz ist aus zwei optisch differenten Bestandtheilen zusammengesetzt. Eine stärker lichtbrechende Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 199 und eine hellere Substanz sind in Form einer Emulsion durcheinander gemengt, doch in äusserst feiner und gleichmässiger Weise. Die hellere Substanz erfüllt in Tröpfchenform die stärker lichtbrechende so voll- ständig, dass die letztere optisch nur als das Fadenwerk eines feinen Netzes erscheint, während die hellen Tropfen die Maschenräume bilden.“ Dabei hat man sich die stärker lichtbrechende Substanz nicht etwa als fest, sondern als zähflüssig vorzustellen, Der Weichkörper erscheint braun gefärbt, was von den. zahlreichen und verschiedenartigen Einschlüssen herrührt, als da sind; Flüssig- keitsvacuolen, Nahrungskörper, Föcalballen (Sterkome), Excretkörner, Fettkörner, Reservekörperchen, Commensalen. Rasch pulsirende Vacuolen fehlen. Immerhin finden sich im Weich- körper mehr oder weniger zahlreiche wasserklare Flüssigkeitsva- cuolen, die ihre Gestalt und Grösse langsam ändern können, doch so langsam, dass man die Veränderungen nur nach grösseren Intervallen mit Hülfe des Zeichenprismas feststellen kann. Vielleicht wird der Wasserwechsel im Protoplasma ebenso gut wie durch eine rhythmisch pulsirende Vacuole durch die sehr langsamen Contractionen und Expan- sionen zahlreicher Flüssigkeitsvacuolen erreicht. Dieser Satz hat mög- licherweise auch für die Foraminiferen und Radiolarien, denen pulsirende Vacuolen fehlen, Gültigkeit. Von der aufgenommenen Nahrung wurde schon gesprochen. Sie wird in Nahrungsvacuolen eingeschlossen, in denen sie verdaut wird. Die nicht verdaubaren Nahrungsreste werden zu grösseren Klumpen zu- sammengeballt und dann ausgestossen. Bisweilen bleiben sie aber, durch Kitt zu stark lichtbrechenden, kugeligen Körpern, den „Sterkomen“ verbunden, lange Zeit im Weichkörper zurück. Ueber die muthmaasslichen Gründe dieser Erscheinung vergleiche man die Originalarbeit p. 46 und 47. Grüngelbe bis graubraune, oft krystallinische sehr stark lichtbrechende Excretkörner finden sich bei thierischer Nahrung in grösserer, bei pflanzlicher in geringerer Zahl im Protoplasma. Chemisch verhalten sie sich wie die von Paramaecium, vergl. p. 62. Kleine, stark lichtbrechende Körnchen, die vor der Encystirung auf- treten, später aber wieder verschwinden, sind Proteinkrystalloide und dienen als Reservestoffe. Interessant ist das gelegentliche Vorkommen von braunen Zellen, einzelligen pflanzlichen Commensalen, die zu den Euflagellaten und zwar zuCryptomonas gehören (Cr. brandti Scuauvınv). Sie finden sich regellos zerstreut durch das Protoplasma. Scuaupınn fand keine Andeutung, dass sie verdaut werden, selbst bei hungernden Thieren nicht. Er untersuchte die Organisation dieser braunen Zellen, verfolgte ihre Vermehrung durch Zweitheilung und constatirte, dass sie bei hungernden Trichosphärien aus ihrer platzenden Zellmembran nach Art von Amöben hervor- und aus dem Wirthe herauskriechen, Crypto- monasform annehmen, zwei Geisseln entwickeln und fortschwärmen. Was die Kernverhältnisse betrifft, so ist der ganz junge, sich aus der Zygote differenzirende Amphiont einkernig, Der Kern theilt sich aber frühzeitig, und der Amphiont wird bei fortschreiten- dem Wachsthum durch fortgesetzte mitotische Kerntheilung vielkernig. Stets theilen sich alle Kerne gleichzeitig. Erstes Kapitel. 200 . Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 201 Fig. 206. Schematische Darstellung des Zeugungskreises von Tricho- sphaerium sieboldi ScHhn. I Ausgebildeter Amphiont, 7A und 7 B ambulante Ver- mehrung desselben, und zwar 7A Zweitheilung, / B Zerschnürungstheilung, Z/ Conitomie, III Auswanderung der Sporen, IV junger Monont, Y derselbe in lebhafter Kernv ermehrung, VI ausgebildeter Monont, V/JA und VI B ambulante Vermehrung der Mononten, und zwar VTA Zweitheilung, VI B Zerschnürungstheilung, VZI Monont in lebhafter Kernvermehrung zur Conitomie, VIII Conitomie, Ausschwärmen der Zoosporen (Flagellosporen) IX, X, XT, X1I Co- pulation (Karyogamie) von 2 Flagellosporen, XZIT Bildung der Stäbchenhülle und erste Kerntheilung des jungen Amphionten, X/V junger Amphiont, etwas weiter ausgebildet. Nach FRITZ SCHAUDINN 1899. II. Die Fortpflanzung der Amphionten. Die Amphionten pflanzen sich fort erstens durch ambulante (vege- tative) Vermehrung und zweitens durch Zerfalltheilung (Conitomie) im Ruhezustand. 1) Bei der ambulanten Vermehrung (vegetative Ver- mehrung, SCHAUDINN) Setzen sich die Lebensthätigkeiten der Tricho- sphärien unver ändert fort. Der Organismus zeigt Bewegungser scheinungen, er frisst und verdaut ruhig weiter. Die Kerne befinden sich bei dieser. Vermehrungsweise immer im Ruhezustand. Die ambulante Vermehrung geschieht: a) Durch Zweitheilung (Fig. 206 IA). Der vielkernige Körper schnürt sich an einer Stelle ein. Die fortschreitende Einschnürung führt zur Durchschnürung in zwei vielkernige Theilstücke. „Die beiden Theil- stücke sind nicht immer gleich gross, und es lassen sich alle Uebergänge bis zur Abschnürung einer winzigen Knospe auffinden.“ b) Durch Drei-, Vier-, Fünf- und n-Theilung. (Vielfache Durchschnürungstheilung [Fig. 206 /B].) Bei der Zerschnürung in n-Theilstücke wird die Gestalt der Thiere ganz unregelmässig, lappig und buckelig. Die einzelnen Fortsätze strecken sich in die Länge und werden durch ringförmige Einschnürungen in eine Reihe sich allmählich loslösender Bruchstücke zerlegt. Während der ambulanten Vermehrung folgt die Gallerthülle bei den in Folge von Einschnürungen sich vollziehenden Theilungen allen Ge- staltsveränderungen des Weichkörpers. Sie wird bei der Theilung einfach mit durchgeschnürt. Die ambulante Vermehrung. verläuft sehr langsam, sie kann bis zu ihrem Abschluss viele Tage, ja mehr als zwei Wochen dauern. In der Gefangenschaft, in den Aquarien, ist die ambulante Vermehrung fast die ausschliessliche; an den frei im Meere lebenden Thieren hingegen beobachtet man sie selten. 2) Vermehrung durch Zerfalltheilung (Conitomie) im Ruhezustand (Schiz ogonie ScHAuDınn). (Fig. 206 Z, II, IL, IV.) Die Zerfalltheilung der Amphionten erfolgt nur während der Nacht. Zunächst werden die Lobopodien eingezogen, es reinigt sich ferner der Organismus gründlich, indem er alle fremden Einschlüsse ausstösst; dann zerfällt der Weichkörper, nicht ganz simultan, in ebenso viele nackte Theil- stücke, Gymnosporen, als Kerne vorhanden sind. Jede Gymno- spore ist also einkernig. Ein Rest des Weichkörpers bleit nicht übrig. Die Gymnosporen wandern nun aus, wobei die Gallerthülle des Mutter- organismus zerstört wird. Während des Auswanderns bilden die Gymno- sporen die charakteristischen tastenden Lobopodien aus und scheiden nach kurzer Zeit eine Gallerthülle ab, während die Bildung von Stäbchen unterbleibt. Die derart aus Gymnosporen direct, ohne Karyogamie, differenzirten jungen Mononten sind zunächst einkernig. 202 Erstes Kapitel. Sofort aber beginnt die fortgesetzte mitotische Zweitheilung des Kernes (die Theilungen erfolgen auch hier an allen Kernen immer gleichzeitig), wodurch der Monont rasch vielkernig wird. III.Dererwachsene Monont (Sporont, Scuaupiınn [Fig. 206 V]]). Der erwachsene Monont stimmt nicht nur in der Art der Ernährung, der Bewegung und in den Kernverhältnissen, sondern auch in den übrigen Structurverhältnissen vollständig mit dem Amphionten überein, bis auf den einen Hauptpunkt, das vollständige Fehlen der Stäbchen. IV. Die Fortpflanzung der Mononten (Fig. 206 VIA, VIB, v-IL. v1). Die Mononten (Sporonten, ScHAupinn) pflanzen sich wie die Am- phionten fort: erstens durch ambulante (vegetative) Vermehrung, zweitens durch Zerfalltheilung (Conitomie) im ruhenden Zustand. Die Formen der ambulanten Vermehrung der Mononten sind genau dieselben wie bei den Amphionten. Dagegen verläuft die Fortpflanzung durch Zerfalltheilung (Conitomie) im ruhenden Zustande verschieden. Die Vermehrung durch Zerfalltheilung der Mononten kann sich zu jeder beliebigen Nacht- oder Tageszeit vollziehen. Dabei werden, wie bei den Amphionten, die Lobopodien eingezogen und die fremden Plasma- einschlüsse ausgestossen. Das so gereiniste Protoplasma wird vacuolisirt, und es treten in ihm sehr zahlreiche stark lichtbrechende Proteinkörnchen, die später in den Sporen wieder resorbirt werden, auf. Die Kerne ver- mehren sich (immer mitotisch und simultan) überaus lebhaft, werden dabei immer kleiner und erfüllen schliesslich in ungemein grosser Zahl den Weichkörper. Dabei gruppiren sie sich in einschichtiger Lage um die einzelnen Vacuolen. Es erfolgt dann der Zerfall des ganzen Weich- körpers in zahlreiche grosse Kugeln (etwa von der Grösse der Gymno- sporen der Amphionten). Diese Kugeln lösen sich erst wieder in zahl- reiche einzelne Sporen auf, welche als Flagellosporen, mit je zwei Geisseln ausgerüstet, lebhafte drehende und kugelnde, ziemlich unge- schickte Bewegungen ausführen und schliesslich nach Durchbruch der Gallerthülle ausschwärmen. Jene Kugeln, welche in die Flagellosporen zerfallen, erweisen sich als blastulaähnliche, je eine Vacuole umschliessende, Hohlkugeln; die Geisseln der sie zusammensetzenden Sporen werden in den gemeinsamen Hohlraum hinein gebildet. Die fertigen Flagellosporen sind kugelig oder oval, ein- kernig, mit Proteinkörnchen und je einer grösseren, nicht pulsirenden Vacuole. Bei der Bewegung folgen die Geisseln nach. Die Flagellosporen sind alle von gleicher Grösse. V. Die Copulation (Karyogamie) der Flagellosporen (Fig. 206 IX—A1). Die durch Conitomie gebildeten Flagellosporen, welche nicht zur Copulation gelangen, gehen bald zu Grunde, was meistens der Fall ist, weil niemals die aus demselben Individuum stammenden Sporen copuliren und man zwei gleichzeitig sporulirende Mononten selten dicht nebeneinander findet. Nach erfolgter Karyogamie (die beiden Kerne verschmelzen vollständig miteinander) werden die 4 Geisseln der Zygocyte (4ygote) abgeworfen. Der ganze Process dauert ungefähr 6 Stunden. Nach weiteren 12 Stunden hat sich die Zygocyte unter den nämlichen Erscheinungen der Kern- vermehrung wie bei den jungen Mononten und unter beginnender Aus- FETETTETZELUN, eV EREE ET SAE DE WE EEE Eu BON asrr Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 203 bildung der Gallerthülle zum jungen Amphionten differenzirt, der sich bald auch dadurch als solcher charakterisirt, dass in seiner Gallert- hülle zahlreiche glänzende Körnchen auftreten, die sich in radiären Reihen anordnen und beim Wachsthum der Amphionten und Dicker- werden der Gallerthülle zu dessen typischen Hüllstäbchen werden (Fig. 206 XII u. XIV). Damit ist der Entwickelungscyclus von Trichosphaerium geschlossen. Ueber die Plastogamie der Mononten wird in einem späteren Ab- schnitt berichtet. b) Rhizopoda. 1) Zuden nackten Rhizopoden (Nuda) wird eine von HAECKEL (1868) beschriebene Form, Protomyxa aurantiaca, gerechnet, die, da kein Kern zu beobachten war, zu den Moneren gestellt wurde. Ihr orangerothes Plasma entsendet typische reticuläre Pseudopodien. HAECKEL beobachtete nun, wie bei gewissen Individuen, nach erfolgter Eneystirung, der Plasmainhalt der Cysten in eine grosse Anzahl von kleinen Kugeln zer- fiel, die, als birnförmige Flagellosporen (Fig. 207) mit einer sehr starken Geissel ausgerüstet, aus der platzenden Oyste ausschwärmten, um aber bald (wohl etwa nach einem Tage) zur Ruhe zu kommen und unter Entsendung von Plasmafortsätzen, ähnlich denen der Amoeba radiosa, nach Amöbenart herumzukriechen und Nahrung aufzunehmen. 2) Foraminifera. Unsere Kenntnisse von der Fortpflanzung der beschalten Rhizopoden erstrecken sich zur Zeit noch auf sehr wenige Formen. Doch scheint, abgesehen von den niederen monothalamen Formen, wo auch noch Zweitheilung vorkommt, Sporenbildung durch Zerfall- theilung die vorherrschende Fort- pflanzungsweise zu sein. Bildung von, Flagello- sporen. Hyalopus (Gromia) dujardini ScHuuLtze pflanzt sich fort a) durch Zweitheilung, b) durch Fig. 207. Protomyxa aurantiaca HAECKEL. Austreten der Flagellosporen aus der platzenden Cystenhülle; weiter oben 7 Sporen, die zur Ruhe gekommen sind, die Geissel eingezogen haben und statt dessen eine Anzahl von spitzen, formwechselnden Fortsätzen hervorstreeken, mittelst deren sie herumkriechen. Nach HAECKEL 1868. Geisselsporenbildung (Scuaupınn 1894). Im letzteren Falle ziehen die Thiere ihre Pseudopodien ein und verschliessen die Mündung ihrer Schale. Dann zerfällt der ganze vielkernige Weichkörper in kugelige kernhaltige Stücke, in denen der Kern und das Plasma an Masse ungefähr gleich sind. Anfangs sind diese Stücke amöboid, dann entwickeln sie eine sehr 204 Erstes Kapitel. lange Geissel. Die im Mutterthier enthaltenen Nahrungsreste und braunen lichtbrechenden Kügelchen sinken auf den Boden der Schale, die sie etwa bis zur Hälfte ausfüllen. In der anderen Hälfte bewegen sich die Schwärmer lebhaft umher. Je zwei derselben copuliren. Nach einigen Stunden schwärmen sie aus. Ihr weiteres Schicksal ist noch unbekannt. Die Fortpflanzung durch Flagellosporenbildung ist wahrscheinlich unter den Foraminiferen ziemlich verbreitet, wie wir weiter unten bei der Besprech- ung des interessanten Generationswechsels von Polystomella sehen werden. Bildung von Pseudopodiosporen. Die folgende Darstellung ist SCHAUDINN (1894) entlehnt. Die Pseudopodiosporen in die der Weich- körper vieler Foraminiferen bei der Fortpflanzung zerfällt und die durch die frühzeitige Bildung von Pseudopodien ausgezeichnet sind, werden meist wieder direct zu jungen Foraminiferen, indem sie Schale absondern und in der für die betreffende Species charakteristischen Weise weiterwachsen. Dabei sind folgende Modificationen zu beobachten: I. „Die Theilung des Weichkörpers, die Formgestaltung der Theilstücke und dieAbsonderung der Schale vollzieht sich innerhalb der Mutterschale.“ Die so gebildeten „Em- bryonen“ verlassen die letztere durch die Mündung(Ammodiscus) oder, wenn die Mündung zu engist, durch Aufbrechen der Schale (Discorbina). Beispiele. A. Ammodiscus gordialis Pu. J. „Diese Form, welche ihre Schale aus Fremdkörpern (Sand) aufbaut, nimmt vor der Fortpflanzung Fremdkörper, besonders Kieselstückchen und Diatomeen- schalen, in das Plasma auf. Dann zerfällt der ganze Weichkörper inner- halb der Schale in zahlreiche (50—80) kugelige Theile, die je einen, seltener zwei oder mehr Kerne, enthalten. Schon innerhalb der Mutter- schale sondern die kugeligen Embryonen ein chitinöses Schalenhäutchen ab, auf welchem die von der Mutter aufgespeicherten Fremdkörper haften bleiben, In diesem Zustand, oder nachdem noch eine halbe Windung hinzugebaut wurde, verlassen sämmtliche Embryonen das Gehäuse der Mutter durch die sehr weite Mündung desselben.“ B. Discorbina globularis p’Orzısny. Bildung der Embryonen ähnlich wie bei Ammodiscus innerhalb der Schalenkammern. Die Em- bryonen sondern innerhalb der Mutterschale Kalkschale ab und brechen in ein-, zwei- oder dreikammerigem Zustande durch die Schalenwand der Mutter aus, um ara. Embryonen meist einkernig, Nur sehr selten, bei sehr diekschaligen Individuen, fliesst das Plasma durch die Schalenmündung aus und theilt sich erst ausserhalb derselben. (Aehn- lich wie Discorbina verhalten sich Arten der Gattungen Planorbu- lina, Truncatulina, Peneroplis.) AR » Die Theilung des Weichkörpers erfolgt innerhalb der Schale, die Formgestaltung und Schalenabsonder ung der Theilstücke aber ausserhalb derselben, d.h.nachdem die letzteren als nackte Pseudopodiosporen (Plasmodien, Scuaupisxn) die Mutterschale verlassen haben (Caleituba).“ Schaupins fasst die Lebensgeschichte von Calcituba (Fig. 208) folgendermaassen zusammen. „Aus nackten Plasmodien (Protoplasmaklümp- chen mit Kernen und Pseudopodien) entstehen grosse, vielkammerige, stern- förmige Individuen (Fig. 9, p. 10) auf folgende Weise: Das Plasmodium (Pseudopodiospore) setzt sich auf flächenhaft wachsenden Algen fest und umgiebt sich mit Schale; von der so entstandenen ersten Kammer wachsen in radiärer Richtung dichotomisch sich verästelnde, gekammerte Kalk- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 205 röhren aus. Während die peripheren Röhrenenden weiterwachsen, zer- fällt die centrale Partie, wenn die Algenunterlage verzehrt ist, in Bruch- stücke von verschiedener Kammerzahl, die auf den Boden sinken. Es Fig. 208. Caleituba polymorpha RoB02z. A Ein Abschnitt der Schale, aus welchem Plasmodien (Pseudopodiosporen) von verschiedener Grösse auswandern, °°/,. B bis @ Die Theilung eines Plasmodiums und die Gestaltveränderungen der Theilstücke während eines Tages, °°/, H, I, K Verschiedene Kammern (Präparate), 7 Mutterkerne, 2 durch multiple Vermehrung entstandene Tochterkerne, °®°/,, L Plasmodium (Präparat) mit mehreren Kernen, °°°/,, M bis U Aufeinander folgende Stadien des Kernes bei seiner mul- tiplen Vermehrung, '5°/,. Nach SCHAUDINN 1894 und 1895. fa ist auf diese Weise aus dem grossen sternförmigen Individuum ein Ring radiär angeordneter kleinerer Individuen entstanden; die letzteren bauen an ihren peripheren Enden immer neue Kammern, während die centralen älteren Theile abbrechen und zu Boden fallen ...... Das Schicksal der 206 Erstes Kapitel. auf den Boden gefallenen Bruchstücke ist verschieden. Wenn sie Nahrung erlangen, z. B. auf Alsen fielen, bauen sie neue Kammern und wachsen in der gewöhnlichen Weise weiter.“ Wenn sie keine Nahrung haben, so verschliessen sie entweder ihre Mündungen mit chitinösen Häutchen und warten in diesem encystirten Zustande auf günstigere Lebensbedingungen, oder es theilt sich der (vielkernige) Weichkörper innerhalb der Schale in zwei oder mehr (bis 10) Theile, die ein- bis vielkernig sein können. Diese Theilstücke wandern als nackte Plasmodien unter lebhafter Pseudopodienbildung aus der Schale heraus und setzen sich an geeigneter, d. h. nahrungsreicher Stelle fest. Dann beginnt wieder die Abscheidung der Schale und das für Calcituba charakteristische Wachsthum. Vor der Schalenbildung kann das Plasmodium sich auch noch einmal oder mehrere Male theilen oder selbst längere Zeit (über !/, Jahr) als selbständiger, amöbenähnlicher Organismus leben. III. „Die Theilung, Formgestaltung der Theilstücke und Schalenbildung erfolgen ausserhalb der Mutter- schale, d.h. nachdem der Weichkörper der Mutter als zu- sammenhängende Masse die Schale verlassen hat.“ | 4 a * * > n5 Fig. 209. Patellina corrugata WıLr. Zwei plasmogamisch verbundene Individuen in der Bildung von Thekosporen (Embryonen) begriffen, von unten (von der Basis) gesehen. Z Sporen, 2 ihr Kern, 3 Detritushaufen. Nach SCHAUDINN 1895. Beispiel: Miliolina seminulum L. „Der gesammte vielkernige Weichkörper fliesst unter reicher Pseudopodienentwickelung durch die Schalenmündung heraus und lagert sich vor derselben in Gestalt eines unregelmässigen Klumpens; dieser theilt sich dann in zahlreiche (20—50) Theilstücke (Sporen) von verschiedener Grösse, welche Kugelgestalt an- nehmen, Schale absondern und in der für Miliolina charakteristischen Weise weiterwachsen. Einzelne dieser Theilstücke wandern aber noch längere Zeit nackt umher und können sich noch mehrmals teilen“; die Embryonen meistens einkernig. Aehnlich Patellina corrugata Wırrıamson (Fig. 209). Generationswechsel zwischen zwei dimorphen Gene- rationen, von denen die eine sich durch Pseudopodio- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 207 sporen (Embryonen), die andere durch Flagellosporen fortpflanzt. Der Dimorphismus bei den Foraminiferen ist schon lange bekannt und in neuerer Zeit (MUNIER-CHALMAS, SCHLUMBERGER) bei zahlreichen Gattungen nachgewiesen. Seine genetische Erklärung ist aber erst von ‚Lister (1894, 1895) und Scuaupinn (1895) gegeben worden, welche die Lebensgeschichte einer dimorphen Form, Bolesomelle erispa L., vollständig eruirten und deren Angaben in den wichtigsten Punkten miteinander übereinstimmen (Fig. 210). Wie bei den übrigen dimorphen Foraminiferen besteht auch bei P. crispa ein Unterschied zwischen den beiden Formen in der Grösse der Centralkammer der vielkammerigen, planospiral gewundenen Schale. Bei der megalosphärischen Form ist die Centralkammer gross, bei der mikrosphärischen Form klein, gewöhnlich sehr viel kleiner als bei der ersteren Form. Doch kommen alle möglichen Zwischenformen vor. Der Hauptunterschied besteht aber darin, dass die megalosphä- rische Form während der längsten Zeit ihres Lebens einen grossen Chromatinklumpen, den Principalkern, und daneben noch zahlreiche kleine Kerne hat, während die mikrosphärische Form nur kleine Kerne, allerdings in grosser Anzahl durch das Plasma zerstreut, besitzt. Die megalosphärische Form ist viel häufiger als die mikrosphä- rische. Lister fand auf 1812 Individuen nur 52 mikrosphärische. Die mikro- sphärische Form pflanzt sich durch Bildung von Pseudopodio- sporen fort (Fig. 210 F)). „Dabei fliesst das Plasma aus der Schale heraus und theilt sich unter lebhafter Pseudopodienbildung in zahlreiche Stücke, (Pseudopodiosporen), die sich entweder bald oder erst nach längerem Umherwandern abrunden, Schale absondern und nun sich zu den jungen Polystomellen der megalosphärischen Generation umbilden. Junge, 1—2-kammerige Embryonen dieser Generation zeigen, wie die mikro- sphärischen Mutterthiere, im Plasma zahlreiche kleine Kerne in Form von unregelmässigen Chromatinbröckchen. Bei dem weiteren Wachsthum ver- einigt sich ein Theil dieser kleinen Kerne zu einem grösseren Chromatin- klumpen. Es ist dies der Principalkern. Dieser Principalkern er- hält sich neben den isolirt gebliebenen kleinen Kernen, bis das Thier ausgewachsen ist. Dann, am Ende der vegetativen Periode, zerfällt er vollständig, und es ist nunmehr das ganze Plasma mit sehr zahlreichen kleinen Kernen erfüllt. Um jeden dieser Kerne sondert und sammelt sich ein Portiönchen Plasma und rundet sich ab. Alle diese Portiönchen theilen sich unter mitotischer Theilung ihres Kernes, und erst diese Theilstücke zweiter Ordnung sind es, die zu Sporen und zwar zu mit je 2 Geisseln ausgerüsteten ausschwärmenden Flagellosporen werden (Fig. 210 ©, D). Diese Flagellosporen entwickeln sich wieder zu Indivi- duen der mikrosphärischen Generation. Bei erneuten Untersuchungen wird darauf zu achten sein, ob nach erfolgter Flagellosporenbildung nicht Vorgänge der Karyogamie (Copu- lation) eintreten. Abgesehen von der der Flagellosporenbildung von Polystomella voraus- gehenden Zweitheilung der kleinen Kerne scheint Zweitheilung des Kernes sonst bei den Foraminiferen nicht vorzukommen, vielmehr scheint die allgemein verbreitete Art der Kernvermehrung jene multiple zu sein, bei der der Kern, nachdem er gewisse Veränderungen erlitten, simul- tan in zahlreiche Tochterkerne zerfällt. 203 Erstes Kapitel. EN Fig. 210. Dimorphismus und Generationswechsel von Polystomella crispa L. Der Lebenseyelus verläuft in der Pfeilrichtung 4A Junges megalosphäri- sches Individuum, B Erwachsenes megalosphärisches Individuum (entkalkt), € Megalo- sphärisches Individuum, in Sporenbildung begriffen ; die Sporen (Flagellosporen) schwärmen aus, D Flagellospore, stärker vergrössert, E aus einer Flagellospore hervorgeganges, mikro- sphärisches Individuum (vielkernig, entkalkt), F Mikrosphärisches Individuum in Embryonen- bildung begriffen. 1 Prineipalkern, 2 kleine Kerne, 3 heranwachsende Kerne, 7 Kerne, in mul- tipler Theilung begriffen, 5 die durch das Protoplasma zerstreute Kernsubstanz, aus 4 hervorgegangen. Die Figuren sind nach von Prof. SCHAUDINN in Berlin dem Lehrbuch zur Verfügung gestellten Skizzen ausgeführt. c) Heliozoa. Hier kommt neben der Fortpflanzung durch Theilung und Knospung auch Vermehrung durch Zerfall-Theilung vor. Es werden eiförmige Flagellosporen gebildet, die am spitzen Pole mit 2 Geisselhaaren aus- ET Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 209 gerüstet sind. Diese Sporenbildung, die übrigens immer noch nicht ge- nügend erforscht ist, kann im freien oder encystirten Zustande erfolgen. Bei Actinosphaerium eichhorni ist der Encystirungsprocess von eigenthümlichen Vorgängen sowohl der Theilung als der Sporen- bildung begleitet (Fig. 211 u. 212). Der Process nimmt nach A. BrAUER (1894) folgenden Verlauf: „Das sich encystirende Thier (Muttercyste) zieht seine Pseudopodien ein und scheidet eine gallertige Hülle aus. Unter dem Schutze derselben bildet sich der vacuoläre Bau des Protoplasmas zurück, es treten in der Markschicht charakteristisch geformte, dotter- artige Körnchen auf, vom Protoplasma werden in allen Theilen kiese- lige Skeletstücke ausgeschieden, die allmählich nach der Peripherie verlagert werden, und endlich verschmelzen eine grössere Anzahl von Kernen miteinander. Nachdem diese Vorbereitungen beendet sind, zer- fällt das Thier in so viele Theilstücke, grosse Cystosporen erster Fig. 211. Actino- sphaerium eichhorni EHRBG., Eneystirung. Muttereyste im Begriff, sich in die Cystosporen erster Ordnung (Primär- eysten)zu zerklüften. 7, 2, 3, 4, 5, 6 die späteren Cy- stosporen erster Ordnung, 7 Hülle der Muttereyste, $& Kern der späteren Cystospore erster Ord- nung 7, 9 Kieselhülle, aus kleinen Spieula ge- bildet, 20 grosse centrale Vacuole, durch Zusam- menfliessen mehrerer entstanden. Die Pfeile geben die Richtung an, in der die Zerklüftung erfolgen wird. Die Dot- terkörnchen sind nur bei den zukünftigen Cysto- sporen I und 6 dar- sestellizg aVeersuyn 22/6: Nach A. BRAUER 1894. Ordnung, als Kerne, welche hierbei keine Veränderungen erleiden, vorhanden sind. Eine jede Cystospore scheidet wieder eine eigene gallertige Hülle aus. Darauf erfolgen eine oder zwei Theilungen sowohl des Kernes wie der Zelle. wodurch Cystosporen zweiter Ordnung (Fig. 212) gebildet werden, die weiter, nachdem die Theilungen beendet und die Kieselhülle fertig ausgebildet ist, zu den Ruhecysten werden. Eine jede Ruhecyste hat nur einen central liegenden grossen Kern; derselbe ist umgeben von einer Zone von Körnern; an diese schliesst sich weiter nach aussen eine schmale, körnchenfreie Rindenschicht an; weiter nach aussen folgt die Kieselhülle, dann eine gallertige Hülle, welche 2 oder 4 Cystosporen umschliesst, und endlich eine zweite gallertige Hülle, von welcher alle Cysten umgeben sind. Die Ruhecysten verharren längere Zeit in völliger Ruhe. Alsdann entwickeln sich aus ihnen Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl, 14 210 Erstes Kapitel. entweder einkernige oder, nachdem in der Oyste bereits Kerntheilungen erfolgt sind, mehrkernige Actinosphärien, in denen die dotterartigen Körner allmählich verschwinden und welche bald anderen Actinosphärien völlig gleichen.“ Die Theilung der Kerne erfolgt sowohl im freien, wie im encystirten Zustande auf mitotischem Wege. In neuester Zeit (1899) hat R. Hrrrwıc diese Vorgänge wiederum genau untersucht und ist dabei zu manchen abweichenden Befunden ge- langt. Von grosser Bedeutung ist die von ihm beobachtete totale u Fig. 212. Actinosphaerium eichhorni Enreg., Eneystirung. Die Zerklüftung der Muttereyste hat stattgefunden. Die Cystosporen erster Ordnung haben sich eine jede in zwei Cystosporen zweiter Ordnung getheilt. 7 Hülle der Muttereyste, 2 Hülle der Cysto- sporen erster Ordnung. 3 Kieselhülle der Cystosporen zweiter Ordnung, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 Cystosporen zweiter Ordnung, paarweise aus je einer Öystospore erster Ordnung durch Theilung hervorgegangen. Die zu 12 gehörende Cystospore zweiter Ordnung ist nicht sichtbar, weil nicht in die Schnittebene des Präparates fallend. Die Dotterkörnehen sind nur bei 4 Cystosporen zweiter Ordnung dargestellt. Vergr. #%?/,. Nach A. BRAUER 1894. Karyogamie der paarweise vereinigten Cystosporen zweiter Ordnung und die ihr vorhergehende Bildung von Reductionskörperchen. Diese Erscheinungen werden im letzten Abschnitt dieses Kapitels im Zu- sammenhang dargestellt werden. d) Radiolaria. Die Fortpflanzung durch Zerfalltheilung ist hier die ganz allgemein verbreitete Hauptfortpflanzungsweise. (Daneben kommt, wie schon früher mitgetheilt, gelegentlich noch Zweitheilung und Knospenbildung vor.) An dem Vorgange der Conitomie betheiligt sich nur die Central- kapsel. Der Kern oder die Kerne, die im intracapsulären Cytoplasma ent- halten sind, theilen sich amitotisch rasch oder sie zerfallen rasch in eine ausserordentlich grosse Anzahl von Sporenkernen. Um jeden Sporen- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. Pal! kern sondert sich ein Klümpchen Cytoplasma, das eine ei- oder bohnen- förmige Gestalt annimmt und ein oder zwei Geisselhaare entwickelt. Die so entstandenen Flagellosporen schwärmen aus. Ihre Entwickelung zu jungen Radiolarien hat noch nicht verfolgt werden können. Kurz vor dem Ausschwärmen der Flagellosporen hören die Be- ziehungen zwischen dem kernhaltigen intracapsulären und dem kernlosen extracapsulären Protoplasma auf. Das letztere zieht sich zusammen und stirbt ab, so dass die zu einem Sporenbehälter (Sporangium) gewordene Fig. 213. Myxosphaera coerulea HAECKEL. A, B, C, D Vier Centralkapseln in verschiedenen Stadien der Isosporenbildung, Schema. 1 Kerne, 2 Oelkugel, 3 Krystalle, 3 Pigment. Nach BRANDT 1885. Centralkapsel des seines hydrostatischen Apparates beraubten Radiolars im Wasser zu sinken beginnt, bis, je nach den Arten in verschiedener Tiefe, das Ausschwärmen der Flagellosporen erfolgt. Die gewöhnlichen Flagellosporen, die bei den Radiolarien vorkommen, werden als Isosporen oder auch als Krystallschwärmer be- zeichnet. Zur Zeit der der Schwärmerbildung vorausgehenden raschen Keru- vermehrung (Fig. 213) treten im Protoplasma der Oentralkapsel zahlreiche winzig kleine Krystalloide auf, von denen dann je eines jedem Krystall- schwärmer zugetheilt wird. Die Krystalloide bestehen aus einer orga- nischen Substanz und sind jedenfalls als Reservekörperchen zu betrachten, die den Isosporen auf ihren Entwickelungsweg mitgegeben werden. Der Kern der Isosporen ist homogen und doppelt lichtbrechend. 14* 212 Erstes Kapitel. Gewisse Radiolarien erzeugen aber nicht bloss solche Isosporen, sondern auch noch eine andere Form von Flagellosporen, die sogenannten Anisosporen. Bei diesen sind die Kerne nicht homogen, sondern differenzirt und einfach lichtbrechend. Besonders wichtig aber ist, dass die Anisosporen unter sich nicht gleich sind, sondern dass zweierlei Anisosporen (Fig. 214 u. 215) gebildet werden, die sich durch verschie- dene Grösse und verschiedene Beschaffenheit des Kernes unterscheiden: Makro- und Mikrosporen. Es ist wahrscheinlich, dass eine Makro- spore (als Makrogamet) mit einer von einem anderen Individuum her- rührenden Mikrospore (Mikrogamet) copuliren muss, bevor sie sich zu einem “ ld Fig. 214. Collozoum inerme Mürr. 4A, B, C, D Vier Quadranten von Central- kapseln in verschiedenen Stadien der Anisosporenbildung, Schema. 1a Homogene Kerne der protoplasmatischen Zwischensubstanz, 1b Kerne der Protoplasmaklumpen oder -Nester, Zc grössere Kerne (der späteren Makrosporen), 1d kleinere Kerne (der späteren Mikrosporen), 2 Zwischensubstanz, 3 Fettträubcehen, 4 Oelkugel, 5 körnig zerfallene Fett- träubehen. Nach BRANDT 1885. jungen Radiolar entwickeln kann. Es ist ferner wahrscheinlich, dass bei denjenigen Radiolarien, bei denen sowohl Isosporenbildung als Anisosporen- erzeugung vorkommt, ein Generationswechsel in dem Sinne existirt, dass durch Isosporen sich fortpflanzende Generationen mit durch Aniso- sporen sich vermehrenden abwechseln (Monogonie und Amphigonie). Die Bildung von Isosporen und Anisosporen war früher nur von coloniebildenden Radiolarien bekannt. 1890 wurde sie auch (BrAnDT) bei Thalassicolla, einem (nicht coloniebildenden) Vertreter der Spu- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 213 mellarien, beobachtet. Vielleicht ist der Generationswechsel unter den Radiolarien verbreiteter, als man früher annehmen durfte. Bei den Collozoiden, Sphärozoiden und bei Thalassicolla werden bei der Anisosporenbildung Mikro- und Makrosporen in einem und demselben Individuum gebildet, bei den Collosphäriden dagegen in verschiedenen. Die Bildungsweise der Isosporen und diejenige der Anisosporen ist in mancher Beziehung eine verschiedene. Bei der die Anisosporenbildung einleitenden Kernvermehrung ordnen sich die Kerne zu Gruppen, von denen eine jede eine trauben- förmige Fettmasse enthalten kann. Bei der Isosporenbil- dung kommt es weder zur Gruppenbildung der Kerne, noch zur Bildung von Fett- trauben. Aber auch der Modus der Kernvermehrung ist ein Fig. 215. Flagellosporen von Radiolarien. A Isospore von Collozoum fulvum BRANDT. B Isospore (?) von Myxosphaera coerulea HAECKEL. C Isospore (?) von Siphonosphaera tenera BRANDT, hinten ein fadenförmiger, unbeweglicher Fortsatz. D und E Collozoum inerme MÜLL, D reife Makrospore, E reife Mi- krospore. F Flagellospore von Xiphacantha alata (Acanthome- tride), mit 3 Geisseln. Vergrösse- rung bei allen Figuren 2,%2°/,. Nach BRANDT 1885. Er verschiedener. Bei Thalassicolla (Fig. 216) z. B. (Herrwıc 1879, Branpr 1890), „wo die Umwandlung des grossen, hochditferenzirten Kernes in die ungemein zahlreichen und sehr einfachen Schwärmerkerne nicht durch wiederholte Zweitheilung“ geschieht, findet „bei Bildung der Isosporen ein simultaner Zerfall in sehr zahlreiche kleine Kerne durch Zerfliessen des Mutterkernes statt. Der Mutterkern wird dabei verbraucht. Bei der Aniso- sporenbildung dagegen-findet eine Art von Knospung vom Kern aus statt, wo- bei der Mutterkern bis zur Ausbildung der Schwärmer erhalten bleibt“. Was die Mikro- und Makrosporenkerne anbetrifft, so unterscheiden sie sich dadurch, dass die letzteren in blass färbbarer Grundsubstanz nur feine Chromatinelemente besitzen, während die ersteren grobe Körner und Fäden’ aus chromatischer Substanz enthalten. e) SP orozon. Dass Sporenbildung durch Zerfalltheilung (Conitomie) sozusagen die ausschliessliche Fortpflanzungsweise der Sporozoen ist, wurde schon oben gesagt. Wir wollen den Vorgang zunächst für die Gre- garinen zusammenfassend schildern. 214 Erstes Kapitel. Fig. 216. Thalassicolla nucleata Huxrey. A Bau eines gewöhnlichen, vegeta- tiven Individuums (Ausschnitt). B Centralkapsel eines sich zur Isosporenbildung an- schickenden Individuums. Der Kern (Z2)9 hat in Folge amöboider Bewegungen eine un- regelmässige Gestalt angenommen und lange Fortsätze in das umgebende Plasma hinein- getrieben, die zu zerfliessen beginnen. € Zerklüftung der Kernmassen in zahlreiche Stücke (a), die in immer kleinere Partikelehen zerfallen und gegen die Peripherie rücken (b). Die so gebildeten, nach Hunderttausenden zählenden kleinen Kerne (9) werden ein jeder zum Kern einer Isospore. 1 Coneretionen, 2 Oelkugeln, 3 Membran der Central- kapsel, 7 Kern (Binnenbläschen), Durchmesser desselben bei dieser riesigen Form bis 0,5 mm, 5 extracapsuläre Pigmentschicht, 6 Vacuolen (Alveolen) des Calymma, 7 Ober- fläche des Calymma (Gallerthülle). Nach BRANDT 1890. I. Gregarinida. Fast immer (eine einzige bekannte Ausnahme) geht der Fortpflanzung Encystirung voraus. Wenn die Gregarine einen Epimerit besitzt, wird dieser vor der Encystirung abgeworfen. Bei der Encystirung können folgende drei Fälle eintreten: 1) Ein einziges Individuum rundet sich ab und umgiebt sich mit einer Cystenhülle. : 2) Zwei oder drei Individuen legen sich dicht aneinander und bilden zusammen einen kugeligen Klumpen, der sich mit einer gemeinsamen Cystenhülle umgiebt. Die Individuen treten aber in keine inneren Be- ziehungen zu einander, es erfolgt keine Conjugation oder Copulation, und jedes Individuum pflanzt sich sodann für sich fort (Pseudoconjugation). 3) Zwei Individuen umgeben sich mit einer gemeinsamen Öystenhülle, innerhalb welcher sie conjugiren. Nach erfolgter Conjugation pflanzt sich jedes Individuum für sich fort. Dieser Vorgang erscheint nach neuesten Untersuchungen wieder sehr in Frage gestellt. Die Cystenhülle ist eine ziemlich dünne, aber sehr resistenzfähige Membran. Häufig gesellt sich zu ihr noch eine dicke äussere, durch- sichtige Gallerthülle. Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 215 Die Sporenbildung durch Conitomie erfolgt in folgender Weise. Der Kern theilt sich fortgesetzt. Dabei rückt er an die Oberfläche, und auch seine durch wiederholte Theilungen entstehenden Abkömmlinge verbleiben in den oberflächlichen Lagen des Cytoplasmas. In einem Falle, bei Mono- cystis (Fig. 217), wurde festgestellt (Worrers 1891, Cu&xor 1900), dass die Kerntheilung auf mitotischem Wege erfolgt. Schliesslich, wenn eine grosse Anzahl von Kernen an der gesammten Oberfläche gebildet sind, theilt sich die oberflächliche Schicht des Cyto- plasmas so, dass jeder Kern seine Portion bekommt. Diese kernhaltigen Portionen stehen anfänglich noch mit der centralen, nicht kernhaltigen Nr Fig. 217. Monocystis agilis F. STEIN und magna SCHMIDT (aus dem Regenwurm- hoden). Verschiedene Stadien der Sporenbildung. A Schnitt durch zwei Individuen nach er- folgter Eneystirung und Karyogamie. Im oberen Individuum sieht man eine Mitose und 5 mitotisch entstandene Kerne. B und D Fortgeschrittene Stadien der Sporenbildung. € Fragment der Oberfläche (schematisch). Die Sporen im Begriffe sich zu individualisiren. E Spore der ersten Generation. F Dieselbe mit ihrer Cystenhülle, erste Kerntheilung vollendet. @, H Weitere Stadien der Kernvermehrung der Sporen der ersten Generation (Cystosporen). Tund K Individualisirung der 8 Sporen der zweiten Generation (Gymnosporen, Sporozoiten), K Querschnitt. 7 und 6 Restkörper, 2 Kerne, 3Sporenhülle, 4 äussere, 5 innere Cystenhülle.. Nach WOLTERS 1891. Plasmamasse in Continutät, dann aber lösen sie sich auch von dieser los. Es zerfällt also die Gregarine in eine grössere Anzahl peripherer kernhaltiger Fortpflanzungskörperchen (Sporen) und eine centrale kern- lose, vacuolisirte Plasmamasse, den Restkörper. Aus diesen Fortpflanzungskörperchen gehen nun nicht wieder direkt Gregarinen hervor, sondern sie bilden nur eine erste Sporen- generation. Aus den Individuen dieser ersten Generation entstehen durch Conitomie erst wieder Sporen einer zweiten Generation (zweiter Ordnung). 216 Erstes Kapitel. Die Sporen der ersten Generation sind Uystosporen, sie umgeben sich mit einer doppelten Hülle (Endospore und Epispore). Ihr Kern theilt sich successive, bis 6—8 Kerns» entstanden sind. Dann grenzt sich um jeden Kern wieder ein Plasmaklümpchen ab, derart, dass wiederum ein, wenn auch sehr kleiner, Restkörper übrig bleibt. So ent- stehen die 6—8 Sporen der zweiten Generation. Diese sind nackte Sporen (Gymnosporen). Sie werden gewöhnlich Sporo- zoiten genannt. Sie verbleiben zunächst eingeschlossen in der Hülle der Cystospore (der ersten Generation). Das Austreten der Cystosporen aus der Muttercyste geschieht erst, nachdem diese ins Freie gelangt ist und dabei Wasser. oder feuchte Um- a ummem2z SHE — aS ' 1 ' j 1 a S‘ Y Fig. 218. Clepsidrina blattarum SızesoLDd. Muttercyste. 7 Aeussere durch- sichtige Cystenhülle, 2 innere Cystenhülle, 3 eingestülpte Sporoducte, Z ausgekrempelte Sporoducte, aus denen die perlschnurförmig aneinander gereihten Cystosporen hervortreten, 5 Sporenreihe. Nach AIME SCHNEIDER 1875. gebung angetroffen hat. Die Entleerung erfolgt dann in zweifach ver- schiedener Weise. In dem einen Falle wird die Hülle der Muttercyste einfach zersprengt, wobei der Restkörper durch Quellungserscheinungen betheiligt sein kann. In dem anderen Falle (Clepsidrina und Ver- wandte) entstehen zur Zeit der Öystenreife an der inneren Üysten- wand der Mutterceyste nach innen gerichtete Röhren, die sich dann plötzlich, indem sie die äussere Gallerthülle durchbohren, nach aussen umkrempeln und als oft weit vorragende Sporoducte die Cystosporen nach aussen hervortreten lassen (Fig. 218). D Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 217 Die auf diese oder jene Weise frei gewordenen Sporen der ersten Gene- ration (Öystosporen) müssen nun mit der Nahrung in den Darm eines neuen Wohnthieres gelangen, damit die in ihnen enthaltenen Sporen der zweiten Generation durch Platzen ihrer gemeinsamen Doppelhülle oder durch be- sondere in dieser vorhandene Oeffnungen austreten können. Dies geschieht unter der Einwirkung der Verdaungssäfte des Wirthes. Die Sporen der zweiten Generation, die Gymnosporen oder Sporozoiten, ihrer Gestalt wegen häufig auch Sichelkeime ge- nannt, differenziren sich direct wieder zu Gregarinen. Diese Differenzirung geschieht, wenn wir irgend einen Vertreter der Polyeystiden als Beispiel wählen — es sind dies Darmparasiten — in folgender Weise (Fig.219). Sofort nachdem die Gymnosporen frei geworden sind, dringen sie eine jede in eine Darmepithelzelle des Wirthes ein. Hier rundet sich die Gymnospore ab und wächst auf Kosten der Darmzelle, RR 15 Fig. 219. Schematische Darstellung der Differenzirung einer polycystiden Gregarine aus der Spore der zweiten Generation (Gymnospore, Sporozoit). 1 Darmepithelzellen des Wirthes, 2 ihre Kerne, 3 Cystospore, 4 sich öffnende Cystospore, die ihre Gymnosporen 5 unter Zurücklassung des Restkörpers 6 entleert, 7 Gymnosporen, die im Be- griffe sind, in Darmepithelzellen einzudringen, $& intracellulär gewordene Gymnosporen, 9, 10, 11, 12 verschiedene Stadien der aus den Darmzellen des Wirthes in den Darmraum vorwachsenden jungen Gregarinen, 73 Epimerit, 14 Protomerit, 15 Deutomerit. so dass diese sie bald nicht mehr zu fassen vermag. Der Parasit tritt dann aus der Zelle theilweise in den Darmraum vor. Es differenzirt sich an ihm das Endo- von dem Ektoplasma. Der Kern rückt in den frei in den Darm vorragenden Theil des jungen Gregarinenleibes, und dieser kernhaltige Theil, der immer stärker wächst, sondert sich als Deutomerit durch eine quere ektoplasmatische Scheidewand vom Protomeriten. Am Protomeriten selbst wieder differenzirt sich der in der Darmzelle steckende Theil zum Epimeriten. Die Entwickelungsgeschichte derjenigen Gregariniden, die in ab- geschlossenen Körperhöhlen ihrer Wirthe leben (Leibeshöhle ete.), wäre noch ganz dunkel, wenn nicht M. Caurtery und F. Mesnın 1898 einen wichtigen Beitrag zu ihrer Kenntniss geliefert hätten. Die Gregarine, 218 Erstes Kapitel. die sie untersuchten, Gonospora longissima, ein Vertreter der Monocystiden, lebt in der Leibeshöhle (Cölom) von Dodecaceria concharum Okssr. (einem marinen Ringelwurm aus der Familie der Cirratuliden). Ihr fadenförmiger Körper erreicht hier im ausgebildeten Zustande eine Länge von 1,5 bis 2cm. Die Entwickelung der Gregarine hält gleichen Schritt mit der des Wirthes.. Wenn letzterer geschlechts- reif ist und die Geschlechtsproducte durch die Nephridien nach aussen entleert, so haben sich auch schon die Gregarinen encystirt und fort- gepflanzt. Die Cystosporen werden noch innerhalb der Leibeshöhle des Wirthes frei und gelangen mit dessen Geschlechtsproducten durch die Nephridien nach aussen. Ihr weiteres Schicksal ist nicht durch Be- obachtung ermittelt. Wahrscheinlich gelangen sie directin den Darm junger Dodecacerien, wo ihre Öystenhüllen sich öffnen und die enthaltenen Gymnosporen (Sporozoiten) frei werden. Diese dringen nun wahrscheinlich in die Zellen des Darmepithels ein und werden hier zu Individuen einer von den Cölomgregarinen durchaus verschiedenen Gene- ration. Wenigstens fanden CAuLLery und MesnıL Darmzellenparasiten in folgenden Zuständen, die wahrscheinlich ebensoviele Entwickelungs- phasen darstellen: 1) kleine Körperchen von 3 bis 10 « Durchmesser, bestehend aus einem anfänglich halbmondförmigen, später kugligen, stark färbbbaren Kern und einer diesen umschliessenden Protoplasmahülle; 2) ähnliche, aber grössere Klümpchen mit 2 oder 4 Kernen in der Nähe des einen Poles; 3) Tönnchen, bestehend aus einem Bündel von 6—8 sichelförmigen Sporen, die 8—9 u lang sind und an einem Ende den kugligen, 2—3 u grossen Kern enthalten; 4) einzelne solche Sichelsporen isolirt an verschiedenen Stellen im Innern von Darmepithelzellen. Wir haben es offenbar hier mit einer besonderen Generation von in Darmzellen schmarotzenden Formen von Gonospora longissima zu thun, die durch Zerfalltheilung sichelförmige Gymnosporen (den Sporozoiten ähnlich) liefert, die wahrscheinlich 1) zur weiteren directen Infection neuer Darmzellen des Wirthes dienen und 2) zu einer gewissen Zeit (nachdem die Darmzellenparasiten sich eine Anzahl von Generationen hindurch in der oben angegebenen Weise vermehrt haben?) die Darm- wand des Wirthes durchsetzen, in dessen Leibeshöhle gelangen und hier allmählich zu den lang fadenförmigen Gonospora auswachsen, welche sich schliesslich selbst wieder encystiren, durch Conitomie Oystosporen liefern, die ins Freie gelangen und neue Dodecaceria inficiren, so dass der Entwickelungsceyclus geschlossen wäre. Er liesse sich folgendermaassen resümiren: Bei Gonospora longissima lebt die Gregarinenform in der Leibes- höhle geschlechtsreifer Dodecacerien und pflanzt sich hier in der ge- wöhnlichen Weise durch Bildung von Öystosporen fort, die selbst wieder durch Conitomie Gymnosporen liefern. Die Cystosporen gelangen nach aussen und dienen zur Infection neuer Wirthe. Im Darmkanal dieser letzteren werden die enthaltenen Gymnosporen frei, dringen in die Darmepithelzellen ein und werden zu einer Generation von Darmzellen- parasiten, die noch innerhalb der Darmzellen des Wirthes sich vermehren und Sichelsporen liefern, die zur Ausbreitung der Infection im nämlichen Wirthe dienen, bis nach wiederholten Generationen (?) die Zeit kommt, wo Sichelsporen durch die Darmwand in die Leibes- höhle eindringen und wieder zu Cölomgregarinen werden. Die Darmzellenparasiten von Dodecaceria, als besondere Generation der Cölomgregarine Gonospora longissima, bieten nun besonders ! F Pu — kun. iD u Fall fr Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 219 deshalb auch noch ein grosses Interesse, weil sie, auch in ihrer Ver- mehrungsweise und in der Aufgabe der Ausbreitung der Infection im eigenen Wirthe eine grosse Uebereinstimmung mit den Mon- onten der ÜCoccidien zeigen, so dass Gregarinen und Üoccidien dadurch einander bedeutend näher gerückt werden. II. Coceidiida. Ueber die Fortpflanzung der Coccidien liegen mehrere ganz mo- derne gründliche Untersuchungen vor. Wir wählen für unsere Dar- stellung die neueste Untersuchung von SCHAUDINN über den Gene- rationswechsel der Lithobius-Coccidien (1900), die technisch und me- thodisch mustergültig ist. Die Abhandlung enthält auch eine historische Uebersicht der Coceidienforschung, in welcher die Namen R. PFEIFFER, L. PFEIFFER, AIME SCHNEIDER, LABBE, MINGAZZINI, SCHUBERG, PODWISSOZKY, SIEDLECKI, LEGER, SIMOND, v. WASIELEWSKI und SCHAUDINN besonders hervortreten. Der Generationswechsel von ÖOocecidium schubergi Schau». nach ScHaupımn (1900). (Fig. 220.) Coccidium schubergi lebt, häufig in Gesellschaft von zwei anderen Coceidien, C.lacazei Lasst und Adelea ovata A. SCHNEIDER in den Darmepithelzellen der zu den Tausendfüsslern gehörenden räuberi- schen Bandassel Lithobius forficatus L. 1) Die Sichelsporen der Amphionten (XX u.) Die jüngsten Stadien von ©. schubergi leben frei im Darme von Lithobius. Es sind nackte Sichelsporen d.h. Gymnosporen (Sichelkeime, Sporozoiten) die von Amphionten gebildet wurden. Diese Sichelsporen sind indes nur schwach gekrümmt, sie erreichen eine Länge von 15—20 u und eine Dicke von 4—6 u. Das überaus fein alveoläre Körperplasma lässt weder eine Differenzirung in Ektoplasma und Endo- plasma, noch ein Oberhäutchen (Pellicula) erkennen. Das Vorderende der Sichelspore läuft in eine scharfe Spitze aus; das sich allmählich ver- jüngende Hinterende endigt leicht abgerundet. Der kuglige Zellkern, in dessen Liningerüst Chromatinkörper eingestreut sind, findet sich in der Mitte des Zellleibes an seiner dicksten Stelle. Die Gymnosporen zeigen Bewegungen. Diese sind von dreierlei Art. 1) Beugen und Strecken, 2) metabolische Contractionen die von vorn nach hinten verlaufen, 3) Vorwärtsgleiten. Diese letztere Bewegung, durch regelmässige Ruhepausen unterbrochen, wird in der nämlichen Weise wie bei den Gregarinen bewirkt. (Vergl. pag. 126 u. ff.) 2) Das Eindringen der Sichelsporen in das Darm- epithel (IJ). Dieses Eindringen, das mit der Spitze voran geschieht, konnte Son. am lebenden Object beobachten. Es werden dabei alle drei Bewegungs- arten combinirt. Wenn einmal die Spitze ins Plasma der Epithelzelle eingedrückt ist, so wird das völlige Eindringen in die Zelle vor allem durch die metabolische Contraction der Sichelspore bewirkt. Der Vor- gang ist in 5—-10 Minuten vollendet. Die eingedrungenen Sporen be- halten noch 1—2 Stunden ihre Sichelgestalt. 220 Erstes Kapitel. m nn mn m Mononten Amphigonie Monogonie uoyuorgdury Karyogamie Gametogene Mononten m mm mn Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 221 Fig. 220. Schema des Zeugungskreises von Coccidium schubergi SCHAU- DINN. J/ Aus der Cyste entleerte Gymnospore, -// in eine Darmepithelzelle von Lithobius eindringende Gymnospore, I/II, IV Heranwachsen derselben zu einem Mononten, Y Monont in Kernvermehrung, VI, VII Conitomie (Zerfalltheilung), VIII, IX, X Gymnosporen, XIa und Xlla Gymnosporen der Mononten, in Darmepithelzellen eingedrungen, XTa wird zu einem Oogonium, X//a zu einem Antheridium, X75b Oogonium, X7/b Antheri- dium, X7/e multiple Vermehrung des Kernes dieses letzteren, XI ec befruchtungsfähiger Makrogamet, X//d Bildung der Mikrogameten, XI/e schwärmender Mikrogamet (Flagello- spore), X7/I Makrogamet, von Mikrogameten umschwärmt, XIV und XV Cystozygoten — befruchtete Makrogameten — junge Amphionten, XV/I Kern (Synkaryon) des Amphionten in Theilung, XVII Theilung der Tochterkerne, XV/II Conitomie des Amphionten und Bil- dung der Cystosporen, XIX Zerfall der Cystosporen in je zwei Gymnosporen, XX Frei- werden der Gymnosporen des Amphionten im Darm eines anderen Individuums von Li- thobius. Nach SCHAUDINN 1900. 3) Das Heranwachsen der Sichelsporen zu Mononten. (Schizonten, Schaupisn). (III u. IV.) 1—2 Stunden nach ihrem Eindringen in Darmepithelzellen fangen die Gymnosporen an, sich abzurunden und zu Mononten auszuwachsen. Sie werden zuerst oval und dann kugelig. Dabei bleibt ihr Plasmaleib, der eine prachtvoll deutliche alveoläre Structur aufweist, vollständig nackt. Auch der Kern vergrössert sich, und es bildet sich in ihm ein grosser z. T. chromatischer Binnenkörper (Karyosom). Das Heranwachsen der Mononten geschieht auf Kosten der Wirthszellen, die hypertrophisch werden und darauf fettig entarten. Ihr letzter Rest, in welchem nur noch der Kern deutlich erkennbar ist, umgiebt als dünne Hülle den Parasiten. 4) Die Vermehrung der Mononten durch Zerfallthei- lung (Conitomie; Schizogonie ScHaupinn) (V, VI, VII) Der Kern der Mononten fängt bald an sich durch Zweitheilung zu vermehren. Diese Zweitheilung ist eine Art directer Theilung Die durch fortgesetzte Theilung entstehenden Kerne vertheilen sich gleichmässig an der Peripherie des Mononten. Im Innern seines Zell- leibes wird das Plasma dichter, während die oberflächlichen Partien flüssiger, ihre Vacuolen grösser werden. Ueber jedem Kern wölbt sich ein heller Plasmabuckel vor, der sich immer mehr erhebt, den Zellkern mit sich zieht und schliesslich auch noch einen Theil des dichteren, centralen Plasmas zu seinem Aufbau verwendet. Die Buckel werden keulenförmig; ihre Stiele convergiren radiär gegen des Oentrum. Dies ist gewöhnlich die Zeit, wo der Monont aus der Darmepithelzelle des Wirthes heraus und in das Darmlumen hineinfällt. Die keulenförmigen Buckel individualisiren sich nunmehr vollständig und werden, indem ihre Stiele allmählich sich spitz ausziehen, zu Gymnosporen. Jetzt erfolgt der Zerfall der Mononten in die einzelnen Gymnosporen, deren Stiele sich unter Knickbewegungen der Sporen voneinander loslösen. Die centrale dichtere Plasmamasse bleibt dabei als Restkörper zurück und geht allmählich zu Grunde. Im Gegensatz zu Coceidium schubergi vermehrt sich der Kern bei der Fortpflanzung der Mononten von Üoceidium lacazei und Adelea durch multiple Theilung. 5) Die sichelförmigen Gymnosporen der Mononten und ihre Ausbreitung über den Darm des Wirthes. (VIII.) Die durch Conitomie der Mononten entstehenden Gymnosporen (Mero- zoiten, Sımoxp und SchAaupınn) zeigen eine grosse Aehnlichkeit mit den 222 Erstes Kapitel. Sichelsporen der Amphionten, aus denen die erste Monontengeneration hervorging. Sie zeigen die nämlichen drei Bewegungsformen und haben ein ganz ähnliches Aussehen. Doch ist ihre Gestalt etwas gedrungener, eher keulen- als sichelförmig; sie besitzen ein Karyosoma, die ursprüng- lichen Sichelsporen der Amphionten hingegen nicht. Auch zeigt ihr Plasma ein etwas anderes Gefüge. Die Sichelsporen der Mononten dringen ganz in derselben Weise wie die der Amphionten in neue Darmepithelzellen ein, wo sie zu einer neuen Generation von Mononten auswachsen können. Während aber bei der ersten Generation der Mononten die Kernvermehrung und Zerfall- theilung erst eintritt, wenn sie vollständig herangewachsen sind, so kann bei den Mononten der zweiten und weiterer Generationen die Kernver- mehrung und Zerfall-Theilung auf allen Wachsthumsstadien stattfinden. Doch werden nie weniger als 4 Sichelsporen gebildet. Diese ungeschlechtliche Vermehrung (Monogonie) der Mononten durch Zerfalltheilung und Bildung sichelförmiger Gymnosporen dient zur Aus- breitung des Parasiten über den ganzen Darmkanal des Wirthes oder, wie man sich ausdrückt, zur Autoinfection. 6) Die gametogene Monontengeneration. (X, XI, XIa, Ra, XI XI.) Ausser der beschriebenen Vermehrung kommt nun noch eine am- phigone Fortpflanzung des Coccidiums vor, die durch Karyogamie, also durch einen Geschlechtsact, eingeleitet wird. Sie führt zur Bildung von Cystosporen, welche die Neuinfection anderer Wirthsindi- viduen vermitteln. Erst 5 Tage nach erfolgter Infection, nachdem schon mehrere Generationen von Mononten auf einander gefolgt sind, tritt neben den gewöhnlichen Mononten eine besondere Generation auf, die wir, weil sie Gameten erzeugt, als gametogene bezeichnen wollen. Die Sache ver- hält sich so. Man trifft von dem angegebenen Zeitpunkte an unter den frisch in Epithelzellen eingedrungenen Sichelsporen nicht nur, wie bis dahin, eine einzige Sorte, sondern deren drei. Die eine Sorte stimmt mit der bisherigen überein. Sie besteht aus Sichelsporen, die schnell heran- wachsen, in ihrem Protoplasma nur sehr wenige grössere körnige Ein- schlüsse enthalten und grob vacuolisirt erscheinen. Diese Sorte wird zu gewöhnlichen Mononten. Eine zweite Sorte besteht aus Sichelsporen, die mit denen der ersten Sorte in dem geringen Besitz von körnigen Reservestoffen übereinstimmen, aber langsamer wachsen und sich durch eine überaus feine und gleich- mässige Granulirung des Protoplasmas auszeichnen. Diese Sorte von Sichelsporen entwickelt sich zu einer gametogenen Monontengeneration und zwar zu einer solchen, die durch Zerfalltheilung Mikrogameten liefert. Man bezeichnet diese Sorte von Mononten auch als Antheridien. Eine dritte Sorte von in Epithelzellen eingedrungenen Sichelsporen entwickelt sich ebenfalls langsam, speichert aber dabei im Protoplasma zahlreiche, grosse, stark lichtbrechende Körner (dotterartige Reserve- stoffe) auf. Aus jedem Individuum dieser gametogenen Generation wird direct (ohne Theilung) ein Makrogamet. Man bezeichnet diese In- dividuen auch als Oogonien. a ah Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 223 Die gametogene Generation der Mononten, die erst nach dem fünften Tage auftritt, besteht also aus zweierlei Arten von Individuen, 1) Oogonien und 2) Antheridien. Die Oogonien werden direct zu Makrogameten, während die Antheridien erst durch einen-Act der Fortpflanzung, näm- lich durch Zerfall-Theilung, die Mikrogameten liefern. 7) Die Bildung der Mikrogameten. (XIIc, XIld.) Die sich aus den Sichelsporen bildenden Antheridien sind anfäng- lich ellipsoidisch. Dann bekommen sie die gewöhnliche Kugelgestalt des Coccidiums. Wenn das Antheridium seine volle Grösse erreicht hat, löst sich die Membran seines Kernes auf. Dieser letztere nimmt dabei eine un- regelmässige Gestalt an, indem er von seiner Oberfläche feine Fortsätze in das Plasma aussendet. Es sind dies Bahnen, in denen die Chromatin- körnchen aus dem Kern auswandern und sich allmählich im ganzen Protoplasma vertheilen. Als Ueberrest des Kernes bleibt im Centrum nur noch das eine bedeutende Anzahl von Chromatinkörnchen enthaltende Karyosom zurück. Dieses zerfällt später und geht zu Grunde, so dass da- durch eine Reduction der Kernsubstanz herbeigeführt wird. Die in grosser Menge ins Protoplasma ausgewanderten und dort zerstreuten Chromatinkörnchen rücken immer mehr an die Peripherie, so dass die tieferen und centralen Partien vollständig von ihnen ver- lassen werden. An der Peripherie verdichten sie sich schliesslich gruppen- weise (in Folge sehr complicirter Vorgänge) zu einer grösseren Anzahl von Kernen von anfänglich lockerem, später sehr compactem Gefüge, die schliesslich Kommagestalt annehmen. Um die dergestalt durch eine Art multipler Kernvermehrung ge- bildeten Kerne sammelt sich je ein kleines Klümpchen hyalinen Plasmas, das sich immer schärfer abgrenzt. Diese Plasmaklümpchen mit ihrem Kern sind die Anlagen der Mikrogameten, die also durch simultane Zer- falltheilung entstehen. Sie fangen alsbald an, sich träge hin und her zu krümmen. Ihre Kerne werden 'noch länger und schmäler. Aus dem hyalinen Plasma bilden sich zwei Geisseln, eine vordere und eine hintere, die vordere zuerst. Diese fangen an sich zu bewegen, und zwar immer lebhafter, bis die Mikrogameten sich schliesslich von der Oberfläche des Antheridiums loslösen und sodann frei schwärmend im Darmlumen an- getroffen werden. Die Hauptmasse des Plasmaleibes des Antheridiums bleibt als grosser, kugliger Restkörper zurück und geht mitsammt den eingeschlossenen Resten des Karyosoma zu Grunde. 8) Der Bau der ausgebildeten Mikrogameten,. (XlIIe.) Die Mikrogameten sind langgestreckt fadenförmig, bis 7 a lang und kaum 1 « dick, sanft sichelförmig gekrümmt, vorn in eine glänzende Spitze auslaufend, die offenbar das Einbohren erleichtert. Der Körper des Mikrogameten besteht fast ausschliesslich aus Chromatinsubstanz, nur seine Spitze und das Hinterende (die Basis der hinteren Geissel) sind plasmatisch. Von den beiden plasmatischen Geisseln entspringt die vordere vorn, an der Basis der kleinen, stark lichtbrechenden Spitze, an der concaven Seite des Körpers. Sie ist mindestens doppelt so lang als der Gametenleib selbst. Die hintere Geissel ist eine directe hintere Verlängerung des Körpers. Sie ist vielleicht etwas kürzer als die vordere. 224 Erstes Kapitel. Die Mikrogameten bewegen sich vorwärts durch lebhaft schlängelnde Bewegungen der vorderen Geissel, die dabei nach hinten gerichtet ist. Sie drehen sich dabei um ihre Te Die hintere Geissel scheint nur zur Steuerung zu dienen und erinnert an die Schleppgeissel der Heteromastigoda unter den Flagellata. 9) Die Bildung der Makrogameten. (Xle.) Wie schon bemerkt beladen sich die Oogonien reichlich mit Reserve- stoffen in Form von stark lichtbrechenden Körnchen. Aus einem Oogo- nium wird direct ein Makrogamet unter folgenden Vorgängen. Indem der Körper wächst, wird er zunächt ellipsoidisch, dann bohnenförmig und schliesslich sah Dabei vergrössert sich im wachsenden Kern besonders stark das Karyosom. Der Kern des ausgebildeten Oogoniums stimmt ganz mit dem der Mononten überein. Wenn das Oogonium seine volle Grösse erreicht hat, so rückt das Karyosom aus dem Üentrum des Kernes langsam an dessen Grenze und tritt in das umgebende Plasma aus, wobei es sofort in viele grössere und kleinere Partikel zerfällt, die dann explosionsartig aus dem Zellleib ausgestossen werden. Diese "Par- tikel erscheinen im Leben als kleine glänzende Tröpfchen. Durch diesen Vorgang der Reifung, bei dem eine Reduction der Öhromatinsubstanz erfolgt (das Chromatin bildet einen wesent- lichen Bestandtheil des Karyosoma), wird das Oogonium zu einem reifen, befruchtungsfähigen Makrogameten, der inzwischen wohl schon aus der Wirthszelle ausgetreten und in das Darmlumen gefallen ist. 10) Die totale Karyogamie (Copulation) der Gameten. (XII, XIV, XV.) SCHAUDINN hat die Stadien dieses Vorganges nicht nur an conser- virtem und gefärbtem Material untersucht, sondern er hat alle Erschei- nungen direct am lebenden Object beobachtet. (Dies gilt übrigens für den ganzen Entwickelungscyclus des Parasiten.) Diese Beobachtung ge- hört nach Scuauvinx zu den anziehendsten mikroskopischen Genüssen. Sofort nach Ausstossung der Karyosomtröpfchen rückt der Kern des Makrogameten aus dem Centrum heraus und nähert sich der Oberfläche. In der nächsten Nähe des Kernes bildet sich an der Oberfläche des Makrogameten der Empfängnisshügel, das ist eine kleine Hervor- wölbung aus vollkommen hyalinem Protoplasma, die sehr langsame amö- boide Bewegungen zeigt. Das hyaline Plasma setzt sich vom Empfängniss- hügel bis zum Kern fort. An dieser Stelle bildet sich bei der Copu- lation eine trichterförmige Einsenkung, die Mikropyle. Vor Ausstossung der Karyosomtröpfchen sind die Mikrogameten den Makrogameten gegenüber gleichgültig. Sind aber die Karyosomtröpfchen ausgetreten, so werden plötzlich alle in der Nähe befindlichen Mikro- gameten wie von einem Magneten angezogen, sie stürzen mit be- schleunigter Geschwindigkeit von allen Seiten auf dem kürzesten Wege zum Makrogameten heran. Bisweilen ist der ganz reife Makrogamet noch in der Darmepithelzelle eingeschlossen. Man kann dann sehen, wie ein Mikrogamet mit ver- blüffender Schnelligkeit mit seiner Spitze sich in die Epithelzelle ein- bohrt, um durch ihr Plasma zu dem eingeschlossenen Makrogameten zu gelangen. Es liegen wichtige Anhaltspunkte für die Annahme vor, dass die Anziehung von den Theilen des ausgestossenen Karyosoma ausgeübt wird, EEE ERTETEEETTENE TAT ee Am r he) EN E gay re an neh 2 + v a Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 225 dass es sich um eine chemotaktische Wirkung der im Darmsaft aufge- lösten Karyosomasubstanz handelt. Sobald die Gameten, die sich dieser Substanz gegenüber positiv chemotaktisch verhalten, in ihre Ausbreitungs- sphäre gelangen, werden sie durch die differenten Öoncentrationsgrade, welche ihren Körper treffen, so gerichtet, dass die vordere Spitze in die stärker concentrirte Schicht zu liegen kommt, wobei sie die Richtung nach der Reizquelle erhalten. Der Makrogamet wird von 12—14, selten mehr, Mikrogameten um- schwärmt, deren Spitze bei allen gegen den Empfängnisshügel gerichtet ist. Sobald ein Mikrogamet diesen berührt, bleibt er an ihm kleben und dringt in den Makrogameten ein, der Mikropyle folgend. Sofort, nach- dem der Mikrogamet eingedrungen ist, wird die Mikropyle durch einen kleinen Pfropf einer etwas stärker lichtbrechenden Substanz verschlossen, und gleichzeitig bildet sich an der ganzen Oberfläche des Makrogameten eine dichte, nirgends unterbrochene Membran, welche das Eintreten weiterer Mikrogameten verunmöglicht. Die Copulation hat sich, wenigstens äusserlich, voll- zogen. Makrogamet und Mikrogamet sind zu einer Zygote verschmolzen, die durch das Auftreten einer Cystenhülle sofort zu einer Cystozygote wird. Die ausgesperrten Mikrogameten verschmelzen um die verstopfte Mikropyle zu einem unregelmässigen Chromatinklumpen, der zuletzt auf- gelöst wird. Der eingedrungene Mikrogamet, respective die den grössten Theil seines Körpers bildende Chromatinsubtanz, krümmt sich zu einem Knäuel zusammen, der sich der Oberfläche des Makrogametenkernes auflagert und zu einem compacten, unregelmässigen Klumpen wird. Dann ver- schmelzen die beiden Kerne ganz langsam, aber vollständig, miteinander zum Synkaryon der Cystozygote. Die Copulation ist somit eine typische Karyogamie. Das durch Verschmelzung der beiden Gametenkerne entstandene Synkaryon hat zunächst die Gestalt einer langgestreckten Spindel, die mit ihren beiden Spitzen die gegenüberliegenden Oystenwände berührt. 11) Die Bildung der Amphionten. Die Cystenhülle der Zygote wird immer dichter und undurch- lässiger, während die Zygote im Uebrigen beträchtliche Zeit (24 Stunden) in einem Ruhezustand verharrt, bevor sie als Amphiont sich zur Ver- mehrung anschickt. Meist verlassen die Amphionten oder Üystozygoten den Darm des Wirthes schon in diesem Zustande mit dessen Excrementen, so dass ihre Fortpflanzung durch Conitomie ausserhalb des Wirthes statt- findet. Ein Theil der Amphionten aber bleibt zurück und gelangt erst . später, nach erfolgter Sporulation, ins Freie. Die ersten Amphionten- cysten gelangen am 7. Tage nach aussen. 12) Die Vermehrung der Amphionten. (XVI, XVII, XVIIL) Nach der erwähnten Ruhepause zieht sich das spindelförmige Syn- karyon im Centrum der Cyste zu einem kugeligen Kern zusammen. Nach- dem dieser eine Reihe von Veränderungen erlitten, theilt er sich durch eine Art primitiver Mitose in zwei Tochterkerne, von denen jeder wieder auf die- selbe Weise in zwei getheilt wird. Während dieses Theilungsvorganges contrahirt sich der Plasmaleib innerhalb der Cystenhülle und zieht sich durch Ausscheidung von Flüssigkeit zwischen ihm und der Cystenhülle Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 15 226 Erstes Kapitel. von dieser zurück. Die 4 Enkelkerne des Synkaryon gruppiren sich regelmässig in den 4 Quadranten des Plasmaleibes, der nun simultan in vier gleich grosse Theilstücke zerfällt, deren Centrum von je einem Kern eingenommen wird. Im Centrum der Üyste bleibt ein kleiner, un- regelmässig gestalteter Restkörper zurück. Die so durch Conitomie ent- standenen 4 Sporen werden durch Absonderung einer äusseren dickeren Gallerthülle und einer inneren, ihrer Oberfläche dicht angeschmiegten, stark lichtbrechenden Membran zu Cystosporen. Diese Üystosporen sind vermöge ihrer undurchlässigen Cystenhülle Dauersporen. Sie können ohne Schaden für ihre Keimfähigkeit in dem entleerten ‚Koth des Wirthsthieres eintrocknen und sind lange gegen äussere Einflüsse sehr widerstandsfähig. Die Cystosporen sind Sporen der ersten Generation oder erster Ordnung. Ihr Plasmaleib theilt sich in die Sporen der zweiten Generation oder zweiter Ordnung. 13) Die Vermehrung der Cystosporen (Sporen erster Gene- ration) und Bildung der sichelförmigen Gymnosporen (Sporen zweiter Generation). (XIX u. XX.) Der Kern der Cystosporen theilt sich wiederum durch eine Art primitiver Mitose. Mit der Kerntheilung geht die Ausbildung eines grossen centralen Restkörpers Hand in Hand. Die beiden Tochterkerne rücken an die Pole der ovoiden Oystospore, und nun zerfällt der Plasma- leib der Oystospore in zwei sichelförmige Theilstücke unter Zurück- lassung des die beiden Stücke voneinander trennenden grossen Restkörpers. Die so gebildeten 2 Theilstücke sind sichelförmige Gymnosporen (Sichelkeime, Sporozoiten). Sie bilden die zweite Sporengeneration der Amphionten. 14) Die Infection der Lithobien mit Coccidien, Nach den Untersuchungen von ScHAUDINN ist es nicht wahrscheinlich, dass die Öystosporen von Coccidium in einen Zwischenwirth gelangen, um mit diesem schliesslich wieder in den Darm von Lithobius zu kommen. Die Asseln (Oniscus, Porcellio), die mit den Lithobien zusammen vorkommen und von ihnen gefressen werden, sind keine Zwischenwirthe. Obschon sie sich leicht inficiren könnten, indem sie wie jeglichen Schmutz so auch den Koth von Lithobien fressen, hat doch Schaupınn festgestellt, dass die Cystosporen der Lithobiencoccidien im Asseldarm nicht platzen. Hingegen hat ScHauvins in vollständig einwandfreier Weise festgestellt, dass sich die Lithobien direct durch ihrer Nahrung beigemischte Cysto- sporen inficiren lassen. Wenn in den Excrementen eines isolirten Lithobius 8 Tage lang keine Cystosporen auftreten, so kann man sicher sein, dass das betreffende Individuum coceidienfrei ist. Füttert man nun solche Individuen mit Stückchen von Mehlwurmfleisch, denen Cysto- sporen von Coccidium schubergi zugefügt werden, so gelingt leicht die Reininfection der betreffenden Lithobien mit dieser Coccidienart, und nach einer Woche gehen mit den Excrementen des infiecirten Lithobius wiederum die ersten Öystosporen ab. Die natürliche Infection der Lithobien ist noch nicht sicher er- mittelt. Da der Kannibalismus der Lithobien sicher festgestellt ist, so ist gelegentliche Infection auf diesem Wege sehr gut möglich. Möglich ist auch, dass eine Infection erfolgt, wenn Lithobius Asseln fressen, die zufällig eben erst Lithobiuskoth mit Cystosporen verzehrt, oder solche, die sich bloss äusserlich mit solchem Koth beschmutzt haben. - Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 227 Wenn man die Cystosporen in den Darmsaft eines frisch getödteten Lithobius bringt, so kann man das Platzen ihrer Cystenhüllen und das Auskriechen der sichelförmigen Gymnosporen leicht beobachten. Dieses Platzen scheint durch Quellung des Restkörpers bewerkstelligt zu werden. Beim Platzen öffnen sich die Cysten stets in einer meridionalen, glatten Linie. Die im Darm von Lithobius frei gewordenen Sichel- sporen dringen in Darmepithelzellen ein und entwickeln sich zu der ersten Generation von Mononten. So schliesst sich der Entwickelungscyclus der Üoccidien. Wir ersehen aus der vorstehenden Darstellung, dass die durch einen geschlechtlichen Vorgang eingeleitete Amphigonie Cystosporen liefert, die zur Infection neuer Wirthe bestimmt sind, während durch die ungeschlecht- liche (mehrfach wiederholte) Monogonie Gymnosporen gebildet werden, die zur Ausbreitung des Parasiten über den ganzen Darmkanal des Wirthes dienen. Bei Gelegenheit der Schilderung des Entwickelungscyclus der Lithobiuseoceidien wollen wir Coccidium cuniculi Rıvorra und C. perforans Levcer. (C. oviforme) erwähnen. Es sind dies Coc- cidien, welche, das erstere in den Gallengängen, das letztere im Darm des Kaninchens und Hasen, seltener des Menschen, vorkommen. Sie er- zeugen die bekannte Kaninchenseuche, welche häufig ganze Zuchten dahinrafft, indem besonders die jungen Thiere nach der Infection acut Fig. 221. A Coceidium schu- bergi SCHAUDINN. Ausgebildeter Monont (Schizont) in einer Epithel- zelle, nach dem lebenden Object, Ver- grösserung ca. $0%/,, nach SCHAU- DINN 1900. B und C Coceidium perforans LEUCK. (C. oviforme). B Junger Amphiont (Sporont) in einer Epithelzelle. € Aelterer Amphiont vor der Encystirung, nach conser- virten und gefärbten Präparaten, SI- MOND, 1897. D Benedenia (Klos- sia) octopiana SCHN. Junger Pa- rasit in der Epithelzelle, nach SIED- LECKI 1898. C. schubergi in Litho- bius, ©. perforans in Kaninchen. Benedenia octopiana in Octopus und Sepia. 21 Darmzelle des Wirthes, 2 ihr Kern, 3 Parasit, 7 sein Kern, 5 Chromatinkörperchen. erkranken und in 8—14 Tagen sterben. Die Infection geschieht wie bei Lithobius direct durch ÜÖystosporen, welche mit dem damit be- schmutzten Futter in den Körper der Wirthe gelangen. Im Miste ver- seuchter Ställe kommen massenhaft Cystosporen dieser Coccidienformen vor. Die neueste Untersuchung rührt von P. L. Sımoxp (1897) her. Die Ausbreitung im Wirthe geschieht, wie bei den Lithobiuscoecidien, durch monogone Erzeugung von sichelförmigen Gymnosporen, die wieder neue Wirthszellen inficiren. 15* 228 Erstes Kapitel. Varietäten von Coccidium perforans erzeugen Krankheiten beim Pferd, der Ziege, dem Schaf, dem Rind und dem Schwein. Man consultire darüber die Arbeiten von Zürn, E. ZscHokke, Hess und GUILLEBEAU. III. Haemosporidia. Die mit Generationswechsel verbundene Fortpflanzung der Hämo- sporidia durch Conitomie ist nunmehr, dank den Untersuchungen über die Lebensgeschichte der Malaria-Parasiten, gut bekannt. Doch bleiben immer noch manche Lücken auszufüllen. Es hat sich herausgestellt, dass der Generationswechsel der Haemosporidia in den meisten seiner Phasen eine grosse Uebereinstimmung mit dem der Coceidien zeigt. Durch Hämosporidien (Blutzellenschmarotzer) werden beim Men- schen die verschiedenen Formen des Wechselfiebers (Malaria tertiana, tertiana maligna, quartana, quotidiana, aestivo-autumnalis, perniciosa, Kamerunfieber u. S. w.) hervorgerufen. Auch bei Vögeln erregen Hämosporidien eine Art Ma- laria. Das Texasfieber des Rindes wird durch eine Hämospori- dienform hervorgerufen. Es sind ferner Hämosporidien in den Blut- körperchen verschiedener Säugethiere, Reptilien und Amphibien beob- achtet und beschrieben worden. Es ist nunmehr festgestellt, dass der Generationswechel der Hämo- sporidien unter einem Wirthswechsel erfolgt. Als zweite Wirthe (Zwischenwirthe) sind für die Malariaparasiten des Menschen Arten der Stechmückengattung Anopheles (Fig. 224, 225, 227), für die Krankheitserreger der Vogelmalaria Arten der Stechmücken- gattung Culex, für die Texasseuche der Rinder gewisse Zecken (Boophilus bovis) nachgewiesen. Durch den Stich dieser Thiere gelangen bestimmte Stadien der Krankheitserreger aus den Speichel- drüsen der Insecten in das Blut der betreffenden Warmblüter, und beim Saugen des Blutes malariakranker Warmblüter kehren bestimmte Stadien der Parasiten wieder in den Körper der Insecten, zunächst in deren Darm zurück. Die verschiedenen Formen der Krankheitserreger, Mononten und Amphionten, vermehren sich durch Conitomie, und zwar in beiden miteinander abwechselnden Wirthen. Dabei findet dieMonogonie im Wirbelthier,dieAmphigonie im Insecetenkörper statt. Die Literatur über die Hämosporidien, besonders über die Ma- lariaparasiten, ist eine sehr ausgedehnte. Ueber die Geschichte der Malariaforschung orientirt man sich am besten bei NurraL 1899, SCHAUDINN 1899 und in der neuesten Malaria - Monographie von GRASSI. LAVERAN entdeckte zuerst (1880) einen der Malaria- parasiten des Menschen. Die Entwickelung und Vermehrung der Parasiten im Blute des Menschen wurde zuerst von GoLGI 1839 gründ- lich untersucht. Die Copulation entdeckte zuerst Mc CALLUM 1898. Das Verdienst der Erforschung der in den Stechmücken lebenden Generation der Malariaparasiten der Vögel und des Menschen, und das Verdienst der Feststellung der Art der Infeetion gebührt Ross (1897), Grassı (1898) und seinen italienischen Mitarbeitern und KocH (1899). Die Krankheitserreger der Texasseuche des Rindes sind seıt 1591 besonders von SMITH untersucht worden. Für die Darstellung der Fortpflanzung der Hämosporidien wählen wir die Malariaparasiten des Menschen und verwenden zu diesem Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 229 Zwecke in erster Linie die Angaben und Abbildungen von GoLGI (1889), LABBE (1394) und besonders die allerneueste, ausführliche, durch gute Abbildungen illustrirte Abhandlung von Grassı (1900) !). Der Generationswechsel der Malariaparasiten des Menschen (Fig. 222, 223, 226, 228). 1) Die-Mononten (Fig. 222, 223 A bis @). Die jüngsten Stadien der Parasiten, die man in den rothen Blut- körperchen der malariakranken Menschen antrifft, sind winzig kleine, nackte, mit je einem Kern ausgerüstete, amöboid bewegliche Zellen, die kein Pigment enthalten. Bei den verschiedenen Arten der Parasiten, es giebt deren mindestens drei, ist die Form und Bewegungsweise der Lobopodien verschieden. Diese Zellen, es sind junge Mononten, wachsen rasch heran. Beim Quartanparasiten, Plasmodium malariae, erreichen sie nach 24 Stunden ungefähr den fünften oder den sechsten Theil der Grösse des rothen Blutkörperchens.. Indem sie unter amöboiden Be- wegungen heranwachsen, zersetzen sie den rothen Farbstoff (das Hämo- globin) der Blutkörperchen, in denen sie schmarotzen. Die Zersetzungs- producte des Hämoglobins lagern sich in Form von braunen Pigment- körnchen (Melanin, Malariafarbstoff) im Protoplasma der Mononten ab. Fig. 222. Plasmodium malariae LAVERAn (Haemamoeba laverani, varietas quartana GOLGI) aus dem Blut malariakranker Menschen, «a frisch infieirtes Blutkörper- chen, b etwas grössere Keime, c erwachsener Parasit mit starker Pigmentkörnung, grosse, lappige Fortsätze bildend, d abgerundete Form mit grossem Kern, e Beginn der Keim- bildung, f rosettenförmig um einen Restkörper angeordnete Keime, g freie Keime (Gymno- sporen) nach Zerfall des rothen Blutkörperchens. Nach LABBE 1894 (aus WASIELEWSKI, Sporozoenkunde, 1896). Bei fortschreitendem Wachsthum des Parasiten — nach 48 Stunden ist der Monont von Plasmodium malariae ein Drittel bis halb so gross wie das Blut- körperchen — hypertrophiren die inficirten Blutkörperchen. Schliesslich bildet die Substanz des aufgeblähten Blutkörperchens nur noch eine ganz dünne Schicht um den sich abrundenden, zur vollen Grösse herange- wachsenen Parasiten, der sich nunmehr zur Fortpflanzung anschickt. Die Vermehrung geschieht durch Zerfalltheilung oder Conitomie. Dabei theilt sich zunächst der Kern wiederholt, so dass eine bei den verschıe- denen Arten verschiedene Anzahl — bei Plasmodium malariae gewöhn- lich 9 bis 12 — von Kernen gebildet werden. Jetzt, bei Pl. malariae, nach Ablauf non 72 Stunden, zerfällt der Monont simultan in 9 bis 12 kernhaltige Portiönchen, unter Zurücklassung eines centralen, die Melanin- körnchen enthaltenden Restkörpers. Diese Portiönchen sind Gymnosporen. Sofort nach dem Zerfall des Mononten in seine Gymnosporen oder gleich- zeitig mit ihm zerfällt auch der Rest des degenerirten Blutkörperchens, 1) Die ersten Abschnitte der vorliegenden Neubearbeitung der Protozoa waren schon gedruckt, als GRASST’s grosse Abhandlung erschien. 25 Erstes Kapitel. das den Mononten enthielt. Gleichzeitig mit diesem Zerfall erfolgt bei Infeetion mit Plasmodium malariae ein neuer Anfall des Wechselfiebers, und zwar der charakteristischen Quartana, bei der sich die Anfälle regel- mässig alle 72 Stunden wiederholen. Zum Verständniss dieses zeitlichen Zusammenhanges muss bemerkt werden, dass bei der reinen Quartana sämmtliche Mononten in allen inficirten Blutkörperchen einer und der- selben kranken Person gleichzeitig heranwachsen, gleichzeitig sich zur Vermehrung anschicken und gleichzeitig durch Conitomie zerfallen. Ein anderer Malariaparasit, Plasmodium vivax, vollendet als Monont sein Wachstum und seine Fortpflanzung in 48 Stunden und er- zeugt das Terzanfieber. Die drei genauer bekannten Hämosporidien, welche beim Menschen Malaria erregen, werden von Grassı folgendermaassen charakterisirt. Plasmodium malariae., Als junger Keim entsendet der Plasmaleib des Mononten langsam Lobopodien, die gewöhnlich lang und dünn sind. Die Protoplasma- strömungen, die sich an den mitgeführten Pigmentkörnchen erkennen lassen, sind undeutlich. Das Pigment findet sich in Form von gröberen Körnchen oder Stäbchen und ist dunkelbraun. Beim Heranwachsen, wobei auch die Menge von Pigment zunimmt, büsst der Körper allmählich seine Beweglichkeit ein, bleibt aber trotz- dem zunächst lappig und rundet sich erst spät ab. Bei der Zerfalltheilung werden gewöhnlich 9—12, bisweilen nur 6, gelegentlich jedoch bis 14 Gymnosporen gebildet. Der Parasit füllt, erwachsen, fast das ganze Blutkörperchen aus, ohne jedoch dessen Peripherie zu alteriren, die vielmehr ihre natürliche Farbe und ihre Dimensionen beibehält. Der Entwickelungscyclus des Mononten, vom Eindringen in das Blutkörperchen bis zur Zerfalltheilung, dauert 72 Stunden, dabei sammelt er sich nicht mit Vorliebe im Blutgefässgebiet bestimmter Einge- weide an. Erzeugt die Quartana. Plasmodium vivax. Der Monont zeichnet sich durch lebhaftere amöboide Bewegungen — auch auf den heranwachsenden Stadien — aus. Die Protoplasma- strömungen sind ebenfalls lebhafter. Die Pigmentkörperchen sind feiner, mehr körnig und ihre braune Farbe etwas lichter als bei P. malariae. Bei der Zerfall-Theilung der Mononten werden gewöhnlich 15 bis 20 Gymnosporen gebildet. Das inficirte Blutkörperchen schwillt gewöhnlich an und entfärbt sich. Der Parasit kann es schliesslich vollständig ausfüllen. Der Entwickelungseyclus der Mononten dauert 48 Stunden. Die erwachsenen oder in Sporulation begriffenen Sporonten sammeln sich mit Vorliebe, aber keineswegs ausschliesslich, in der Milz an. Erzeugt das Tertianfieber. Laverania malariae. Die Mononten dieser Art sind kleiner als die anderen. Ein er- wachsener Monont erreicht höchstens die halbe Grösse des rothen Blut- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 231 körperchens. Die in Conitomie begriffenen Mononten sind von verschie- dener Grösse, doch werden sie nie grösser als zwei Dritttheile der Blut- körperchen. Wenn der Monont ruht, erscheint er häufig von ringförmiger Ge- stalt und zeigt schärfere Umrisse als der Tertianaparasit. Er hebt sich deutlicher vom Blutkörperchen ab. Seine amöboiden Bewegungen sind lebhaft. Eine Pigmentverschie- bung (Strömung) lässt sich nur selten beobachten. Das Pigment findet sich in relativ geringer Menge und tritt in feinen, häufig sehr feinen, . Körnchen auf. Meist findet es sich gegen den Rand des Körpers zu. Das infieirte Blutkörperchen neigt eher dazu kleiner zu werden, zu schrumpfen. Die Gymnosporen sind kleiner als bei den anderen Arten und werden gewöhnlich in geringerer Zahl (7, 10, 12, selten 15 oder 16) gebildet. Dauer des Entwickelungseyclus der Mononten nicht genau bekannt, wahrscheinlich 48 Stunden. Die erwachsenen und in Sporulation be- griffenen Mononten sammeln sich fast oder ganz ausschliesslich im Blut- gefässsystem gewisser Eingeweide an und fehlen im peripheren Blutge- fässsystem. Erzeugt im Wesentlichen ein, häufig perniciöses, Tertianfieber, mit sehr lang andauernden Fieberanfällen (Tertiana maligna, Quotidiana, Aestivo-Autumnalfieber [Marcnrarava und seine Schüler] Bidua und Quotidiana [Bacerrı], Tropica [Kocn] u. s. w.). 2) Die Autoinfection des Menschen durch die Gymno- sporen der Mononten. Die bei der Conitomie der Mononten entstehenden Gymnosporen gerathen durch Zerfall des Blutkörperchens in die Blutflüssigkeit und dringen als winzig kleine, amöboide Körperchen in neue rothe Blutkörperchen ein, wo sie zu einer neuen Monontengeneration heran- wachsen, die sich wiederum nach 48 resp. 72 Stunden in derselben Weise, ungeschlechtlich, durch Zerfalltheilung fortpflanzt. So wiederholen sich die Generationen, wie die Fieberanfälle. Es dienen also die unge- schlechtlich erzeugten Gymnosporen zur Ausbreitung der Parasiten im Blute des Menschen, wie die Gymnosporen der Öoceidienmononten den Parasiten auf das ganze Darmepithel des Wirthes ausbreiten. 3) Die gametogene Generation der Mononten (Fig. 223 H,n),. Die in die rothen Blutkörperchen eindringenden Gymnosporen ent- wickeln sich nicht immer zu gewöhnlichen Mononten, sondern sie werden unter gewissen, noch nicht festgestellten, Bedingungen zu Individuen einer gametogenen Generation (Gametomononten). Diese Gametomononten sind genau wie bei den Coceidien von zweierlei Art, nämlich entweder Oogonien, von denen sich ein jedes in toto zu einem Makrogameten entwickelt oder Antheridien, die durch einen Vermehrungsvorgang eine Mehrzahl von Mikrogameten liefern. 4) Die Bildung der Makrogameten (Fig. 223 H,,1,&). | Die nun folgende Darstellung bezieht sich in der Hauptsache auf Laverania malariae (= Haemomenas praecox). Erstes Kapitel. a did x a Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 233 Fig. 223. BEmtwickelungscyclus der Malaria-Parasiten des Menschen. Schematische Darstellung, eombinirt nach den Beobachtungen und Abbildungen von GoLGI 1889, LABBE 1894 und GrRASsSI 1900. A bis @. Die Figuren A bis @ repräsentiren den ungeschlechtlichen Fortpflanzungseycelus des Parasiten (Mononten)innerhalb des mensch- lichen Körpers resp. seiner rothen Blutkörperchen. Als Typus ist gewählt Haemamoeba laverani, varietas tertiana — Plasmodium vivax Grassı. Die Abbildungen nach LABBE 1894. I bis Z, Die Figuren I bis Z, beziehen sich auf Laverania malariae GRASSI. Ihnen liegen die Abbildungen zu Grunde, die GrASST 1900 veröffentlicht hat. Sie stellen den durch einen geschlechtlichen Vorgang (totale Karyogamie) eingeleiteten Vermehrungsprocess des Malariaparasiten (Amphionten) innerhalb der Stechmücke An- opheles dar, mit Ausnahme des Stadiums I, das noch im Blute des Menschen vor- kommt. (Der Buchstabe S ist aus Versehen übergangen worden.) A, B, C, D, E,F Wacehsthum und Fortpflanzung (Sporulation, Conitomie) der Parasiten (Mononten) inner- halb der rothen Blutkörperehen. @ Zerfall des Blutkörperchens, Freiwerden der Gymno- sporen , zeitlich zusammenfallend mit einem Fieberanfall. Die Gymnosporen infieiren entweder wieder (gefiederte Pfeile) neue Blutkörperchen, wo sie den nämlichen Ent- wiekelungs- und Vermehrungsprocess wiederholen (was sehr viele Male geschehen kann), oder sie werden, in Blutkörperchen eindringend, zu sich geschlechtlich als Mikro- und Makrogameten differenzirenden Elementen. Bei Laverania malariae nehmen sie dabei zunächst die Gestalt von Halbmonden I,, I, an. Mit dem Blute beim Stechen und Saugen von Anopheles in den Darm dieser Stechmücke übergeführt, entwickeln sich die einen Halbmonde direct zu Makrogameten (K), die andern runden sich ab (L) und liefern eine Anzahl fadenförmiger, schlängelnd sich bewegender Mikrogameten (M). Im Magen von Anopheles findet dann sofort die Karyogamie (Befruchtung) zwischen einem Makro- gameten und einem Mikrogameten statt (N). Die daraus resultirende Zygocyte nimmt eine gestreckt spindelförmige Gestalt (Würmchen) an (O, P) und dringt in die Epithel- wand des Darmes ein und durch diese in die vom Fettkörper, den Geschlechtsdrüsen ete. theilweise erfüllte Leibeshöhle hinaus, wobei sie sich abrundet und von der ausgestülpten Tunica elastico-muscularis des Darmes wie von einer Cystenmembran umhüllt wird (T). Die Figuren U, V, W, X, Y, Z zeigen das Wachsthum dieser Amphionten, die Processe der Kernvermehrung und der Bildung der fadenförmigen Gymnosporen. Letztere treten aus den Hüllen der reifen Zygoeyten (Amphionten) aus, gelangen in die Leibeshöhle, von da in die Speicheldrüsen (Z, Sporozoiten der Speicheldrüsen) und von da beim Stich mit dem giftigen Speichel in das Blut des Menschen. Hier dringen sie in Blutkörperchen ein, werden amöboid und bilden (A) den Ausgangspunkt einer neuen Reihe ungeschlechtlich durch Conitomie sich fortpflanzender Generationen von Mononten. Für alle Einzeldarstellungen gültige Bezeichnungen : p Malariaparasit, 1 Darminhalt (Blut des Menschen) der Mücke in Verdauung, 2 Cutieula des Darmepithels der Mücke, 3 Darmepithelzellen, 7 Tuniea elastico -muscularis des Darmepithels, um die Zygocyten eine Art Cystenhülle bildend, 5 Fettkörper, 6 Lacunen der Leibeshöhle, 7 Pigment, 8 Kern der Darmepithelzellen, 9 Restkörper (meist das Pigment enthaltend). Bei Laverania nehmen diejenigen in rothe Blutkörperchen eindrin- genden Gymnosporen von Mononten, die zuOogonien resp. zu Makro- gameten werden, frühzeitig eine von der Form der gewöhnlichen Mo- nonten abweichende Gestalt an. Sie werden halbmondförmig: diese Halbmonde wurden früher für Degenerationsproducte gehalten. Es ist festgestellt, dass sie sich im Knochenmark ausbilden, wo übrigens gleich- zeitig anch gewöhnliche Mononten zur Entwickelung gelangen. In diesen halbmondförmigen Oogonien ist das Pigment meistens rings um den Kern angeordnet, anstatt durch den Körper zerstreut zu sein. Die Oogonien entwickeln sich nur im Darm der Stech- mücken der Gattung Anopheles weiter, in den sie zusammen mit den sie einschliessenden rothen Blutkörperchen gelangen. Nur die gametogenen Mononten, nicht aber auch die gewöhnlichen, entwickeln sich im Darm von Anopheles weiter. Sie runden sich ab und fallen aus dem Blutkörperchen heraus. Es wurde ferner das Austreten von Chromatinkörperchen beobachtet, deren Deutung als Reductionskörper nahe genug lag. (Nach Scuaupınx machen die Makrogameten der Malariaparasiten der Vögel einen ganz ent- sprechenden Reifungsprocess, wie bei den Öoecidien durch, sie runden 254 Erstes Kapitel. sich kugelig ab, wobei ein Theil der Kernsubstanz [das Karyosoma]| aus- gestossen wird. Wenn diese Vorgänge sich abgespielt haben, so ist das Oogonium zu dem reifen, befruchtungsfähigen Makrogameten geworden.) Die Oogonien der beiden anderen Malariaparasiten des Menschen unterscheiden sich in ihrer Form weniger auffällig von der der gewöhn- lichen Mononten. Sie werden grösser als die Blutkörperchen (bis 2- oder 3 mal so gross). Die Pigmentkörnchen zeigen lebhaftere Bewegungen als bei den gewöhnlichen Mononten. 5) Die Bildung der Mikrogameten (Fig. 223 H,,1,, L,M). Wie bei der Entwickelung der Makrogameten runden sich die auf diesen Stadien von den halbmondförmigen Oogonien nicht zu unter- scheidenden Antheridien von Laverania malariae, in den Darm von An- opheles gelangt, ab und fallen aus dem Blutkörperchen hinaus in die vom Insect aufgesaugte Blutflüssigkeit. Inzwischen hat (schon im mensch- lichen Körper) die directe Theilung des Antheridiumkernes begonnen. Sie führt zur Bildung einer geringen Anzahl (4 bis 6, selten 7) von Kernen, die an die Oberfläche rücken, sich, umhüllt von einer ganz dünnen Proto- plasmaschicht, ausserordentlich in die Länge strecken, sich sodann zu bewegen beginnen und sich schliesslich als fadenförmige Mikrogameten loslösen, um lebhaft durch die Blutflüssigkeit zu schwimmen. Sie lassen einen kleinen, die Pigmentkörper enthaltenden Restkörper zurück. Bei ihrer Bildung wurde ebenfalls der Austritt von Tröpfchen chromatischer Substanz aus den Antheridien beobachtet. 6) Die Mikrogameten (Fig. 223 M—N). Die reifen, befruchtungsfähigen Mikrogameten sind langgestreckte, unter schlängelnder Bewegung energisch schwimmende Fäden, die fast ausschliesslich aus Chromatin bestehen. Von den Mikrogameten der Coceidien unterscheiden sie sich hauptsächlich durch das Fehlen der Geisseln. 7) Die totale Karyogamie der Gameten (Fig. 223N). An dem reifen von Mikrogameten umschwärmten Mikrogameten bildet sich ein Empfängnisshügel. Der erste Mikrogamet, der diesen be- rührt, bleibt haften und dringt in den Makrogameten ein. Sein Kern verschmilzt mit dem des letzteren zum Synkaryon. Weitere Mikro- gameten, wenn sie auch mit dem Makrogameten in Berührung kommen, werden nicht an- und nicht aufgenommen. Die Karyogamie (im Darm der Mücke) erfolgt wahrscheinlich auf den Reiz hin, welcher durch die Abkühlung ausgeübt wird, die das Blut beim Verlassen des Warmblüters erleidet. SchAupınn constatirte, dass die Gameten von Proteosoma (Malariaparasit der Vögel) auch auf dem abgekühlten Objectträger bald zur Copulation schreiten. 8) Die Entwickelung der Zygote zum Amphionten (Fig. 2230,20, 7) Während die Zygote bei den Coceidien sofort, nachdem der Mikrogamet eingedrungen ist, durch Bildung einer Oystenhülle zu einer äusserlich ruhen- den Öystozygote wird, gestalten sich die Verhältnisse bei den Hämospori- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 23D dien der Malaria wesentlich anders. Erstens bleiben die Zygoten vorläufig nackt (Gymnozygoten), zweitens geben sie ihre Kugelgestalt auf und werden zuerst kaulquappen- oder cercarienförmig und schliesslich ge- streckt-spindelförmig; und drittens werden sie beweglich. Diese nackten Zygoten wurden als Würmchen bezeichnet. Sie enthalten meist eine Vacuole. In mancher Beziehung erinnern sie in ihrer Gestalt an die Gymnosporen von Üoceidien. Die eine Hälfte des Körpers ist etwas dicker als die an- dere; die dickere endigt mit einer Spitze, die dünnere ab- gerundet. Länge bis im Maxi- mum 20 u. Die würmchenförmigen Zy- goten bewegen sich in der im Magen von Anopheles enthal- tenen menschlichen Blutflüssig- keit vorwärts. Man sieht sie sich krümmen, sich strecken und unvollständig rotiren. Sie dringen in das Darm- epithel der Mücke ein und durch- setzen es biszu dessen Tunica elastico-muscularis,inder sie sich, zur Ruhe kommend, einnisten. Diese Tunica ela- Fe | stico-muscularis bildet um die Fig. 224. Anopheles claviger \ = ; \ FABR. Länge (inel. Mundwerkzeuge) 8—11 mm. Nach Grassı 1900. 3 5 ı0 RB | | ' 1 er ne 1 I} \ et I Dur \ — Ne ı 6 B, 5% 3 P: SB A £ r ’ DET ee Win > ae PEN 1, a ei = Senn \ N 8 2 e ee + Sr Ali on RR \r N H 4 i yr N ; I nt (LIE, Be) N % ut 1 EEE „ ı &5} l NIELS j 1 EI QQ / \ j \ x H IE F 7 A 4 Y 4 \ ? } u) rg l I \ 6 p H V 7 v7 9 Fig. 225. Schematischer Längsschnitt durch Anopheles, um die Lage der Einge- weide zu zeigen. A Kopf, B Thorax, C Abdomen, 1 Oesophagus, ? Speicheldrüsen, 3 accessorische Saugblase, 7 Hauptsaugblase, 5 Hals (Eingangskanal) des Magens, 6 er- weiterter Theil des Magens, 7 MALPIGHI’sche Gefässe, 8 Enddarm, 9 Rectum. 10 Flügel, 11 Beine. Nach Grassı 1900. 236 Erstes Kapitel. sich abrundenden und nunmehr rasch wachsenden Zygoten eine Cysten- hülle, die also in diesem Falle nicht vom Parasiten selbst gebildet wird. An der Darmwand wird der so gebildete Amphiont immer grösser, an- fänglich hebt er sich wie ein Buckel oder Knötchen ab. Wenn er dann sehr gross wird, ragt er wie eine deutlich abgeschnürte oder kurz gestielte Beere in die umgebende, vom Fettkörper und vom Ovarium er- füllte Leibeshöhle vor (Fig. 226) nicht selten das Ovarium etwas zur Seite drängend. Fig. 226. A Querschnitt durch den Darm von Anopheles. Malariaparasiten, Zygocyten (Amphionten) auf verschiedenen Stadien der Entwickelung. B Schnitt durch einen Theil der Darmwand von Anopheles, bei stärkerer Vergrösserung. 1 Parasit (Zygoeyte = Amphiont), 2 Darmepithel, 3 Tunica elastico-musceularis des Darmes, sich in die Hülle (7) des Parasiten fortsetzend. Nach GRAassI 1900. 9) Die Vermehrung der Amphionten (Fig. 23 T—-Z,). Die reifen Amphiontenkapseln zeigen eine sehr verschiedene Grösse, die zwischen 30 u und 70 u schwankt. Während des Heranwachsens der Amphionten haben schon die seine Vermehrung vorbereitenden Vor- gänge in seinem Innern begonnen. Der ursprünglich einzige Kern theilt sich zu oft wiederholten Malen, und zwar amitotisch. Die directe Kern- theilung ist entweder eine Zweitheilung oder eine Drei-, Vier- bis Viel- theilung. Es entstehen so überaus zahlreiche, immer kleiner werdende Kerne, die das Protoplasma des Amphionten bevölkern. Zu einer ge- wissen Periode zerklüftet sich der Zellleib sowohl an der Oberfläche wie in der Tiefe derart, dass sich um jeden Kern ein Hof von Protoplasma sondert. Doch ist diese Sonderung eine unvollständige, und es bleiben vielfach zwischen den einzelnen Portionen Verbindungsbrücken bestehen. Die Protoplasmaportionen entsprechen offenbar den Sporen erster Gene- ration der Öoceidienamphionten. Während aber diese letzteren Sporen sich vollständig individualisiren und durch Ausscheidung von Öystenhüllen zu Cystosporen werden, unterbleibt die Cystenbildung an den unvollständig abgegrenzten Sporen der ersten Generation der Hämosporidien - Am- phionten vollständig. In jeder unvollständig gesonderten Gymnospore der ersten Generation theilt sich der Kern durch directe Zweitheilung oder Vielthei- lung. Die so gebildeten winzig kleinen Kerne finden sich bald an der Ober- fläche der die Gymnosporen darstellenden Plasmaportionen, von denen eine das Pigment enthält, das sich von den Makrogameten her erhalten hat. Wenn die definitive Zahl der Kerne gebildet ist, grenzt sich an der Ober- fläche einer jeden Plasmaportion um jeden Kern ein winziges Häufchen hel- Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 237 leren Plasmas ab. Diese Häufchen isoliren sich als Gymnosporen der zweiten Generation von der centralen, als Restkörper zurück- bleibenden Plasmamasse. Die Gymnosporen strecken sich in die Länge und werden schliesslich lang-fadenförmig. In jeder sich verlängernden Gymno- spore findet sich der anfänglich rundliche Kern in der Mitte der Länge. Auch er streckt sich sodann in die Länge. Diese fadenförmigen Gymnosporen sindinder Amphiontenkapsel in eigenthümlicher Weise, die am besten durch die Figur erläutert wird, zu gestreckten und gewundenen Paketen angeordnet, die fast mäandrisch verschlungen erscheinen können. Dazwischen finden sich die proto- plasmatischen Restmassen, von denen eine das Pigment enthält. Die fadenförmigen Gymnosporen der zweiten Generation erreichen eine Länge von 14 u, bei einer Dicke von ca. 1 u. Ihr Plasma ist dicht, lichtbrechend, homogen. Sämmtliche Fadensporen entwickeln sich gleichzeitig und reifen gleichzeitig. Nach Grassi’s Berechnungen kann ein Amphiont bis gegen 10000 Fadensporen liefern. In gewissen Fällen kann sich die Zahl aber auch bis auf wenige Hunderte reduciren. 10) Das Schicksal der Fadensporen der Amphionten. Ihr Eindringen in die Speicheldrüsen von Anopheles (Fig. 228). Wenn der Amphiont reif ist, so öffnet sich seine Kapsel, und es treten mit den Restmassen die zahlreichen fadenförmigen Gymnosporen aus der Kapsel in die Leibeshöhle der Mücke aus, in welcher die Blut- flüssigkeit eirculirt. Das Platzen der Kapsel wird wahrscheinlich durch Quellen der Restmassen bewirkt. Fig. 228. Fig. 227. Eine der beiden Speicheldrüsen von Anopheles. 7 Ausführungs- gang, 2 mittlerer Drüsenschlauch, 3 paarige Drüsenschläuche. Nach GRASsSsT 1900. Fig. 228. Theil eines Schnittes durch den dorsalen Drüsenschlauch einer Speicheldrüse von Anopheles, welcher fadenförmige Gymnosporen enthält. 1 Fettkörper, 2 innere Cuticula des Drüsenganges, 3 Fadensporen, 7 Drüsensecret in den Drüsenzellen. Es findet sich auch Seeret mit Fadensporen im centralen Lumen. Nach (sRASSI 1900. 238 Erstes Kapitel. Die Fadensporen zeigen schlängelnde Bewegungen; sie vermögen sich auch S-förmig oder ringförmig zu krümmen. Wahrscheinlich ver- mögen sie sich auch activ fortzubewegen, doch wurde dies nicht sicher beobachtet. Sie breiten sich mit dem circulirenden Blute überall in der Leibeshöhle der Stechmücke aus. Schliesslich sammeln sich alle um ihre Speicheldrüsen (Fig. 227) an und dringen in dieselben ein. In den Speichel- drüsen trifft man die Fadensporen sowohl in dem noch in den Drüsenzellen enthaltenen als auch schon in dem in den Hohlraum der Drüsengänge entleerten Secrete an (Fig. 228). Das Eindringen der Fadensporen in das Secret der Speicheldrüsen ist wahrscheinlich auf eine chemotaktische Wirkung desselben zurückzuführen. 11) VUebertragung der Fadensporen auf den Menschen. Wenneininfizirter Anopheles einen Menschen sticht, sogelangen die Fadensporen mit dem Secret der Speichel- drüsen in dasBlut desMenschen. Hier dringen sie jeden- falls in die rothen Blutkörperchen ein und werden zu den kleinen amöboiden Blutzellenparasiten (erste Generation der Mononten), von denen wir bei der Darstellung ausgegangen sind. Der Entwickelungsceyclus der Krankheitserreger der Malaria ist damit ge- schlossen. Immerhin muss bemerkt werden, dass das Eindringen der Fadensporen in die Blutkörperchen und ihre Umwandlung zu jungen Mononten nicht direct beobachtet wurde. Die Malariainfection gesunder Menschen durch den Stich inficirter Anopheles ist experimentell bewiesen und ebenso die Infection gesunder Anopheles durch das Saugen des Blutes malariakranker Menschen. Die Malariaparasiten des Menschen entwickeln sich nur im Körper von Arten der Stechmückengattung Anopheles, nicht aber im Körper der ÖOulexarten, welche ihrerseits die Zwischenträger der Malaria- parasiten der Vögel sind. ‘ Grassı vermuthet, dass ausser dem geschilderten Zeugungskreis der Malariaparasiten (Wechsel einer [eigentlich doppelten] Amphiontengene- ration mit mehreren Monontengenerationen) noch andere secundäre Zeugungskreise, und zwar im Menschen, vorkommen, die den Anfang der Incubationsperiode und bestimmte Formen der Malariaerkrankung (Re- cidive mit langen Intervallen) erklären würden. Er vermuthet, dass sich die Fadensporen im Blute des Menschen durch Theilung oder Knospung oder Conitomie vermehren, bevor sie in die Blutkörperchen eindringen. (Erste Zeit der Incubation.) Ferner vermuthet er, dass sich die Oogonien und Antheridien als solche vermehren können, vielleicht durch Theilung oder Knospung (Recidive nach langen Intervallen). Die Malariaparasiten finden sich nur im Körper der (geflügelten) Imagines der Stechmücken, niemals in den Eiern, Larven oder Puppen. Die Malariaparasiten Plasmodium vivax und Laverania malariae vollenden ihren Zeugungskreis im Körper der Anopheles bei einer con- stanten Temperatur von 28 bis 30° ©. in ca. 8 Tagen. Bei niederer Temperatur dauert die Entwickelung länger. Bei einer Temperatur unter I) Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 239 17° liefern die Antheridien im Blute von Anopheles niemals Mikro- gameten, während schon bei einer Temperatur von 18 bis 20° zahlreiche Antheridien in Mikrogameten zerfallen. Diese Thatsachen werfen Licht auf die bekannte Verbreitung der Malaria. Die Krankheitserreger der Quartana entwickeln sich bei einer Temperatur von 30° im Körper von Anopheles nicht mehr, wohl aber noch bei einer Temperatur von 16,5 °. IV. Myxosporidia. Die Fortpflanzungsverhältnisse der Myxosporidien (GURLEY 1894, Th£LoHAan 1895, DorFLEINn 1898), deren Zellleib mehrere bis viele Kerne eingelagert enthält, weichen sehr stark von denen der bisher behandelten Sporozoen ab, so sehr, dass man neuerdings die Myxosporidien (zusammen mit den noch ungenügend erforschten Sarkosporidien) als Neosporidien den übrigen Sporozoen (Gregari- niden, Coceidiiden und Hämosporidien) gegenüberstellt, die zu der Unter- klasse der Telosporidia vereinigt werden. Der Körper der Myxosporidien giebt bei der Sporenbildung seine selbstän- dige Existenz nicht auf, sondern er vegetirt und wächst weiter. Wir wählen als Typus die Myxoboliden is 2307U2 231). Es sind dies Fischparasiten, welche in Form von Cysten, die bei gewissen Arten im völlig herangewachsenen Zu- stand eine ansehnliche Grösse erreichen, in den verschiedensten Geweben ihrer Wirthe schmarotzen. Fig. 229. Querschnitt durch einen Stichling, Gasterosteus aculeatus. In der Musculatur sind zwei Cysten (k) von Glugea microspora getroffen. (Glugea ist eine mit Myxobolus ziemlich nahe ver- wandte Gattung.) Nach THELOHAN 1894 (1895) aus v. WASIELEWSKI 1896. Um je einen Kern bilden sich, oft schon in frühen Wachsthums- stadien des Myxosporidiums, gegen das übrige Entoplasma deutlich abge- srenzte Kugeln, die „Pansporoblasten“ oder Sporoblasten der ersten Generation. Jeder solche Pansporoblast erzeugt 2 Sporen (Disporeen). (Bei anderen Myxosporidien werden 4 und mehr Sporen in je einem Pansporoblasten erzeugt [Polysporeen)]). Der Vorgang verläuft folgendermaassen. Der erste Kern des Pan- sporoblasten theilt sich in 2 Tochterkerne, diese theilen sich wieder, bis 8 oder 10 Kerne innerhalb der Kugel vorhanden sind. Von diesen werden 2 als Restkerne eliminirt. Dann theilt sich der Pansporo- blast in 2 Kugeln, die eigentlichen Sporoblasten (oder Sporoblasten 2. Ord- nung). Jeder Sporoblast 2. Ordnung erhält 3 Kerne zugetheilt, von denen der eine (der Amöboidkeimkern) sich wieder theilt.. Die beiden anderen sollen Polkapselkerne heissen. In jedem Sporoblasten (2. Ordnung) theilt sich auch das Protoplasma wiederum und zwar in 3 Portionen, eine Portion, welche jenen schon getheilten oder sich bald theilenden Kern, den Amöboidkeimkern enthält, das ist der Amöboidkeim selbst, und zwei andere Portionen mit je einem 240 Erstes Kapitel. Fig. 230. Myxosoma dujardini Tufr. Der Parasit schmarotzt in den Kiemen der Fische Scardinius erythrophthalmus und Leueiscus rutilus, wo er an den Kiemenblättehen weisse, schmale, oft verästelte und unregelmässige Tumoren bildet, die bis zu 1 mm und 1,5 mm lang werden. Die Figur zeigt bei sehr starker Vergrösserung ein Stück der äussersten peripheren Zone der Cyste, die unmittelbar an die Kiemen- epidermis anstösst. 7 Kiemenepidermis, 2 äussere homogene und hyaline (ektoplasmatische) Schieht des Cytoplasmas des Parasiten, 3 innere körnige Protoplasmamasse, 4 Kerne, 5 Pansporoblasten, 6 Sporen. Nach THELOHAN 1894. Fig. 231. Aufeinander folgende Stadien der Sporenentwickelung von Myxo- sporidien. E und K beziehen sich auf Myxobolus pfeifferi Tn£r.; die übrigen Einzelbilder auf Myxobolus ellipsoides Tnu£eL. A Im vielkernigen Protoplasma des Mutterthieres (M. ellipsoides schmarotzt im Bindegewebe von Tinca vulgaris) sondert sich eine kleine Portion Protoplasma ab, die einen Kern umschliesst und sich mit einer dünnen Membran umgiebt. Eine solche Portion heisst Pansporoblast. B Die Chromatin- substanz des Pansporoblastenkernes ordnet sich zu Fäden an. C Die Kernmembran ist verschwunden, die chromatische Kernsubstanz im Knäuelstadium. D Mitose des Kernes. Protozoa. Fortpflanzung, Zerfalltheilung. 241 E Kerntheilung vollendet, Pansporoblast isolirt, in der Nachbarschaft Kerne (2) des. um- gebenden Protoplasmas. F, @, H Fortschreitende Kernvermehrung, sechs, sieben, zehn Kerne. I Der Pansporoblast hat sich in zwei Kugeln getheilt, die eigentlichen Sporoblasten. Jeder Sporoblast erhält 3 Kerne, zwei Kerne werden ausgestossen (5). K Ein einzelner Sporoblast. Das Protoplasma des Sporoblasten hat sich in 3 Theile getheilt, zwei davon (6) werden die Polkapseln, der dritte (7) die Spore (Amöboidkeim) liefern. L Fortgeschritteneres Stadium der Sporenbildung ; das Sporenprotoplasma (der Amöboidkeim) enthält 2 Kerne. M Ausge- bildete Spore mit den 2 Polkapseln (9) und den dazu gehörigen Kernen (8). 1 Pansporoblast (Sporoblast der ersten Generation), 2 Kerne im umgebenden Protoplasma des Mutterthieres, 3, 4 die beiden durch Theilung des Pansporoblasten entstandenen Sporoblasten (der zweiten Generation), 5 ausgestossene Kerne innerhalb der Pansporoblastenhülle, 6 Bildungszellen der Polkapseln, 7 Spore, Amöboidkeim, 8 Kerne der Bildungszellen der Polkapseln, 9 Pol- kapseln. K, L, M \Vergr. !500/ . Länge der Spore 12—14 u, Breite 9—11 u. Nach THELOHAN 1894/95. Polkapselkern, aus welchen die sogenannten Polkapseln werden. Es sind diese Polkapseln eigenthümliche Gebilde, die der Spore gewöhnlich an einem Pole aufsitzen und ganz das Aussehen von Nesselkapseln haben (vergl. auch Fig. 48). Sie enthalten in ihrem Innern einen spiralig aufgerollten Faden, welcher unter dem Einflusse gewisser äusserer Agentien ausgeschleudert wird. So werden sie beispielsweise ausgeschleudert, wenn die Sporen in den Darm neuer Wirthe gelangen und der Wirkung der Verdauungs- säfte derselben ausgesetzt werden. Die Polkapseln dürften als Fixations- apparate aufgefasst werden können, welche die Spore an der Darmwand des Wirthes befestigen (damit sie nicht mit den Excre- menten aus dem Darm entleert wird), während in- zwischen der Amöboidkeim aus der sich öffnenden zwei- klappigen Sporenschale auskriechen und die Neu- infection bewirken kann. In gewissen Fällen (z B. Ceratomyxa, Fig. 232) wird in einem Myxosporidium nur ein einzigerPan- sporoblast erzeugt. Von diesem werden 2 Rest- kerne ausgestossen, und diese sind die einzigen, die sich im Plasma des Myxosporidiums finden. Sie degeneriren bald, und mit ihnen geht der mütter- liche Körper nach der Sporenbildung zu Grunde. Der einzige Sporoblast erzeugt 2 Sporen, eine jede mit 2 Polkapseln und dem Amöboidkeim. Fig. 232. Ceratomyxa inaequalis Dorr. Länge 20 bis 40 u. Aus der Gallenblase des Fisches Crenilabrus. Eine dispore Myxosporidienform. 12 Die beiden Sporen, 2 die beiden testkerne (Reductionskerne), 3 die Sporenkerne (Kerne der zu- künftigen Amöboidkeime), 47 Polkapseln, 5 Keme der Bildungs- zellen der Polkapseln. Nach DOFLEIN 1898. Die Vermehrung der meisten Myxosporidien, bei welcher sich der vielkernige Plasmaleib des Mutterthieres lange Zeit forterhält, ist eine derartige, dass für sie noch am besten die Bezeichnung endogene Sporenbildung passen würde. D. Die Fortpflanzungsverhältnisse der Volvociden. Obschon die Volvociden zu den pflanzlichen Flagellaten (mit holophytischer Ernährungsweise) gehören, so sind doch die Verhältnisse ihrer Coloniebildung und Fortpflanzung von so hervorragender Be- Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 16 242 Erstes Kapitel. deutung ‚auch für die Auffassung des Metazoenkörpers, seiner Ent- wickelung und Fortpflanzung, dass sie hier besprochen werden sollen. Das Endglied der Volvocidenreihe: Volvox würden wir in der That, wenn wir es nämlich zu den Thieren rechnen dürften, als eine Zwischenform zwischen Protozoen und Metazoen betrachten müssen. Wir wählen die sechs Gattungen Gonium, Pandorina, Stephanosphaera, Eudorina, Volvox und Pleodorina, bei welchen sich die Verhältnisse progressiv compliciren. Die Volvociden sind freischwimmende Flagellatencolonien. Die einzelnen Individuen sind in eine gemeinsam von ihnen ausgeschiedene Gallerte eingebettet und mit 2 Flagellen ausgerüstet, die über die Oberfläche der Gallerthülle in das umgebende Wasser vorragen und zur Locomotion der Colonie dienen. Jedes Individuum enthält 1) einen Kern, 2) ein Stigma, 3) zwei contractile Vacuolen und 4) einen Chlorophyli- körper (Öhromatophor), der ein oder 2 Pyrenoide (Bildungskörperchen, Vorstufen von Stärke) umschliesst. Jedes Pyrenoid ist innerhalb des Chromatophors noch von einer besonderen Stärkehülle umgeben. Fig. 233. Gonium pectorale EurbG. Täfelchenförmige Colonie von 16 Indi- viduen. Seitenlänge der Colonie 60—70 u. A Von der Fläche, B im Profil (von der schmalen Seite). 1 Hülle der Einzelthiere, 2 Stigma, 3 Stärkekorn, 4 Kern, 5 contrac- tile Vacuole. Nach STEIN 1878. Protozoa. Fortpflanzung der Volvociden. 245 Oo a) Gonium pectorale O.F.M. (Mıcura 1890). Die Colonie (Fig. 233 u. 234) hat die Gestalt eines Täfelchens und besteht aus 8—16 in einer Ebene angeordneten Individuen, die innerhalb der gemeinsamen Gallerthülle noch ihre besondere Gallerthülle haben. Die Geisseln treten alle auf der einen Fläche des Täfelchens hervor. Die Fortpflanzung geschieht in der Weise, dass sich alle Individuen gleichzeitig zu theilen beginnen, bis aus einem jeden durch fort- gesetzte Theilung eine neue tafel- förmige Tochtercolonie entstanden ist. Die Einzelhülle eines Indivi- duums wird zu der gemeinsamen Hülle der aus ihm hervorgehenden Tochtercolonie. Dann schwärmen die Tochtercolonien aus der ge- meinsamen Gallerthülle der Mutter- colonie aus. Fig. 234. Gonium pectorale EHrEC. Umrisszeichnung. 21 Hüllen der Einzel- individuen, 2 gemeinsame , schleimige, wasserklare Colonialhülle, deren Licht- brechungsvermögen mit dem des Wassers übereinstimmt. Nach MiGULA 1890. Auch Dauercysten werden unter gewissen äusseren Umständen ge- bildet. Die Individuen einer Colonie scheiden unter Auflösung und Zer- fall dieser letzteren eine COystenhülle aus Cellulose ab. Gelangen solche Cysten wieder in günstige Verhältnisse, so theilt sich ihr Inhalt in vier Flagellosporen, welche, mit je 2 Flagellen sich ausrüstend, die berstende Cystenhülle verlassen und sich durch successive Theilung und Hüllen- bildung wieder zu tafelförmigen Goniumcolonien entwickeln. b) Pandorina morum Enrzc. (Prixssnemm 1869) bildet kugelige Colonien von 16-32 Individuen, die im Centrum der gemeinsamen Gallerthülle zusammenstossen und ihre Geisseln in radiärer Richtung hervortreten lassen. Die Form (Fig. 235) pflanzt sich wie Gonium dadurch fort, dass alle In- dividuen durch fortgesetzte Theilung zu Tochtercolonien werden, die sich innerhalb der aufquellenden Gallerthülle der Muttercolonie mit ihren eigenen Hüllen umgeben und schliesslich davonschwärmen. Gelegentlich, nachdem sich Pandorina längere Zeit in dieser Weise fortgepflanzt hat, tritt eine Generation von Colonien auf, die als gameto- gene (geschlechtliche) bezeichnet werden können. Die Individuen dieser Geschlechtscolonien theilen sich ebenfalls, aber meist nur in 8 Zellen, die zu ebenso vielen Gameten werden. Es entstehen also 16 oder 32, je nachdem, Gametenhaufen in der Muttereolonie. Sowohl diese letztere als die Gametenhaufen lösen sich auf,. die einzelnen Gameten werden frei und schwimmen davon. Nun erfolgt die Copulation von je 2 Gameten, die mit ihren Vorderenden verschmelzen (Fig. 235 B). Das Verschmelzungs- product, die Zygote, besitzt anfänglich 4 Geisseln; bald aber encystirt sie “sich und verliert die Geisseln. Erst nach einer Ruheperiode (nach erfolgter Austrocknung) tritt die Zygote bei Eintritt günstiger Verhältnisse wieder aus der Cystenhülle hervor und theilt sich successive in 16 oder 32 Zellen, die eine gemeinsame Gallerthülle ausscheiden, Geisseln entwickeln etc., kurz, wieder eine junge Pandorinacolonie darstellen. 16* 244 Erstes Kapitel. Es kommt also bei Pandorina neben der gewöhnlichen Fortpflanzung, die man als parthenogenetische bezeichnen kann, noch eine ge- schlechtliche Fortpflanzung vor. Die in den geschlechtlichen Colo- nien entstehenden Gameten, die zur Oopulation bestimmt sind, zeichnen sich aber bei Pandorina noch nicht durch nennenswerthe Grössenunter- schiede aus. Fig. 235. Pandorina morum EnreG. A Eine Colonie, deren Individuen sich durch suecessive Theilung zu Flagellosporen entwickeln, die als Gameten zur Copulation (vielfach noch im Innern der Colonie) bestimmt sind. B Ein Haufen von durch suecessive Theilung eines Colonialindividuums entstandenen Gameten, umgeben von aus anderen Haufen frei gewordenen Gameten von z. Th. etwas verschiedener Grösse. Manche von ihnen in Copulation. Vergr. 48%/,. Nach PRINGSHEIM 1869 (1870). c) In allen wesentlichen Punkten übereinstimmend verläuft die Fortpflan- zung bei Stephanosphaera pluvialis(Conn 1852, Conx und WICHURA 1857, Hırronymus 1887), einer sehr schönen Volvocidenform (Fig. 236). Die Colonie besteht aus 8 innerhalb der Colonialhülle zu einem äquato- rialen Kranze angeordneten Individuen, deren Zellleib mit der Colonial- hülle durch verästelte Fortsätze verbunden ist. Bei der parthenogenetischen Fortpflanzung ziehen die Zellindividuen ihre Fortsätze ein, nehmen spitzkugelige, eiförmige oder auch spindelförmige Gestalt an, verlieren die Flagellen und theilen sich successive innerhalb der Colonialhülle in 2, 4 und 8 Abkömmlinge. Letztere ordnen sich wieder zu einem Kranze an. Wenn der Vorgang bei allen Zellindividuen derart, sozusagen schematisch, verläuft,. so werden innerhalb der Colonialhülle 8 Kränze von je 8 Zellen gebildet, die ebenso viele junge Tochtercolonien darstellen. Doch kommen Unregel- mässigkeiten und Abweichungen von diesem schematischen Verhalten häufig vor. Zu gewissen Zeiten treten geschlechtliche (gametogene) Generationen von Stephanosphaera auf. Die 8 Zellindividuen einer gametogenen Colonie theilen sich mehr als dreimal hintereinander, so dass 16 oder mehr, bis 32, Sporen entstehen, welche Spindelgestalt an- nehmen und sich noch innerhalb der Colonialhülle mit je 2 Geisseln aus- rüsten (Flagellosporen). Diese Flagellosporen sind als Isogameten zur Copulation bestimmt. Sie lösen sich von ihren Sporenhaufen los und es ent- Protozoa. Fortpflanzung der Volvociden. 245 Fig. 236. Stephanosphaera pluvialis Conx. 4 Eine kräftig entwickelte Co- lonie von 8 Individuen in Aequatorialansicht. Durchmesser der Colonie bis 60 u. Die Individuen mit zahlreichen Haftfäden. B Eine Colonie, deren Individueu durch Theilung innerhalb der Muttereolonie Tochtereolonien bilden. € Eine Colonie, deren ursprünglich 8 Individuen durch fortgesetzte Theilung Flagellosporen bilden, die als Gameten zur Co- pulation bestimmt sind. D bis L Gameten. D Uncopulirter Gamet. E, F, 6, H, 1, K, L Gameten in verschiedenen Stadien der Copulation. Dieselbe kann sich aber im Innern der Gallerte der Muttereolonie vollziehen. Die Gameten (D bis L) sind bei stärkerer Vergrösserung gezeichnet. Nach G. HIERONXNYMUS 1887. steht bald innerhalb der Colonialhülle ein Gewimmel und Getümmel von Geisselgameten. Die Copulation von je 2 Isogameten erfolgt entweder schon im Inneren der Colonialhülle oder im freien Wasser, letzteres nachdem die Isogameten unter Platzen und Verflüssigung der Colonial- hülle ausgeschwärmt sind. Im ersteren Falle wurde constatirt, dass die einem und demselben Sporenhaufen entstammenden Gameten, die von einem und demselben Individuum der Stephanosphaeracolonie abstammen, nicht copuliren, sondern nur 2 Gameten, die von verschiedenen Individuen der Colonie ab- stammen. Im letzteren Falle wird die Copulation wohl in der Regel zwischen zwei Gameten erfolgen, die von verschiedenen Colonien herrühren. Bei der Copulation verwickeln sich 2 Isogameten mit ihren Flagellen, verkleben miteinander an ihrem hyalinen, spitzen, ungefärbten Vorder- ende, legen sich sodann mit ihrer Bauchseite (wenn man die Seite, wo das Stigma liegt, als Rückenseite bezeichnet) aneinander und verschmelzen allmählich vollständig miteinander. Die so gebildete, anfänglich noch spindelförmige Zygote, die noch einige Zeit an ihren 4 Geisseln zu er- kennen ist, rundet sich ab, verliert sodann die Geisseln, umgiebt sich mit einer 246 Erstes Kapitel. Cystenmembran und es beginnt für die Cystozygote eine Ruheperiode. Die Oystozygote ist resistent gegen äussere Einflüsse. Sie kann z. B. ein- getrocknet überwintern und im Frühjahr in sich bildenden Regenpfützen frei werden, um wieder eine erste, sich parthenogonetisch fortpflanzende Stephanosphaeracolonie zu gründen. Sämmtliche Gameten, die nicht copuliren, gehen zu Grunde. d) Eudorina elegans Eur». (GoroscHankın 1875). Die kugelige Colonie besteht fast immer aus 32 Individuen, die aber nicht in der Mitte zusammenstossen, sondern, in ziemlich ansehnlichen Abständen, der gemeinsamen Gallerthülle peripher eingelagert sind. Gewöhnliche (parthenogenetische) Fortpflanzung ähnlich wie bei Pandorina. Daneben kommt ebenfalls die geschlechtliche Fortpflanzung vor, die sich von der bei Pandorina in einem wichtigen Punkte unterscheidet. Man kann nämlich 2 Arten von geschlechtlichen oder game- togenen Oolonien unterscheiden, dieman als männliche und weib- liche bezeichnet (mikrogametogene und makrogametogene Colonien) Die weiblichen Colonien gleichen den gewöhnlichen, nur sind ihre Individuen, die Oogonien, welche später zu ebenso vielen weib- lichen Gameten oder Makrogameten werden, etwas grösser. Auch die männlichen Colonien sehen aus wie die gewöhnlichen, doch ist ihr Schicksal ein anderes. Ihre Individuen, die Antheridien theilen sich, wie wenn sie sich zu Tochtercolonien entwickeln wollten, wieder- holt, bis 16, 32 oder gar 64 Zellen aus ihnen entstanden sind, die, ähnlich wie bei Gonium, zu einer Platte mit gemeinsamer Gallerthülle und nach einer Seite garichteten Geisseln angeordnet sind. Diese Platten sind aber nicht junge Tochtercolonien. Wohl lösen sie sich aus der Gallerthülle der Mutter- colonie los und schwimmen umher. Wenn sie aber dabei auf eine weib- liche Colonie stossen, deren Gallerthülle verschleimte, so bleiben sie an dieser hängen und lösen sich in die einzelnen Zellen auf, die wir jetzt als männliche Gameten oder Mikrogameten erkennen. Die Mikrogameten dringen in die Schleimhülle der weiblichen Colonie ein, und es kommt zur Copulation, indem ein Makrogamet mit einem viel kleineren Mikrogameten verschmilzt. Die so entstandenen Zygoten encystiren sich und entwickeln sich dann später jedenfalls wieder zu gewöhnlichen „parthenogenetischen“ Eudorinacolonien. e) Volvox (Kron 1889, 1890, Overron 1889). Typus: Volvox slo- bator Eurse. (Fig. 237—2 39). Die Colonie ist ellipsoidisch bis kuglig und erreicht im erwachsenen Zustande einen Durchmesser von 0,6—0,8 mm. Die Individuenzahl ist eine ausserordentlich grosse und beträgt durchschnittlich etwa 10000. Sämmtliche Individuen bilden eine einschichtige Lage an der Oberfläche. Der Plasmaleib eines jeden Individuums ist von einer dicken Gallerthülle umgeben. Die dicht gedrängten Gallerthüllen der Individuen platten sich gegenseitig ab, und bei Behandlung mit geeig- neten Reagentien lassen sich die sechseckigen Grenzen der einzelnen Hüllen nachweisen. Diese ganze Schicht ist aussen noch von einem gemeinsamen, membranartigen Gallertmantel überzogen, und der Binnenraum der Colonie ist mit flüssigerer Gallerte erfüllt. Die Plasmaleiber der einzelnen benach- barten Individuen stehen miteinander durch plasmatische Verbindungsfäden in Zusammenhang. Bei der Bewegung rotirt die Colonie um die Hauptaxe und es geht immer der eine Pol, der vordere, voran. Die Stigmata finden sich bei allen Individuen an ihrer dem vorderen Pole zugekehrten Seite. f | Protozoa. Fortpflanzung der Volvociden. 247 Die Fortpflanzung ist entweder eine parthenogenetische oder eine geschlechtliche.e Von fundamentaler Bedeutungist dabei die Thatsache, daß nicht alle Individuen der Colonie die Fähigkeit haben, die Art fortzupflanzen. Die grosse Mehrzahl der Zellen besitzen diese Fähigkeit nicht, sie gehen nach der Fortpflanzung der Colonie zu Grunde, sie sterben. Wir wollen diese unfrucht- baren Individuen, denen die Hauptaufgabe zufällt, die fruchtbaren ernähren zu helfen, als somatische Zellindividuen der Volvox- colonie bezeichnen. Die fruchtbaren Individuen, welche die Art fortzu- pflanzen vermögen, d. h. aus denen wieder neue Colonien hervorgehen, sind in viel geringerer Zahl vorhanden. Sie vermögen zwar, da sie auch chlorophyllhaltig sind, ebenfalls selbst zu assimiliren, nebenbei aber er- halten sie noch Nahrung von den somatischen Individuen, mit denen sie durch protoplasmatische Ausläufer verbunden sind, Die fruchtbaren Fortpflanzungsindividuen zeichnen sich von Anfang an durch besondere Grösse aus. Sie sind nicht regellos zwischen die somatischen Individuen zerstreut, sondern finden sich nur inder hinteren Hälfte der Oolonie. 1) Parthenogenetische Fortpflanzung (Fig. 237). Die Fort- pflanzungsindividuen der ungeschlechtlich sich fortpflanzenden Colonien heissen Parthenogonidien. Es sind ihrer nur 20—35 in einer Colonie vor- handen, und von diesen entwickeln sich selbst wieder gewöhnlich nur 8. Sie verhalten sich genau wie alle Individuen der parthenogenetisch sich fortpflanzenden Pandorina- und Eudorinacolonien. Sie theilen sich fort- gesetzt, wobei sie stark wachsen und immer weiter in die centrale Gal- lerte vorragen. Durch fortgesetzte Theilung werden sie zu Tochter- eolonien, die noch innerhalb der Muttercolonie eine Grösse von ca. 0,2 mm erreichen. Dann treten sie durch einen Riss aus der Muttercolonie aus (wobei nur sie allein, nicht die Muttercolonie, activ betheiligt sind) und schwimmen als junge Volvoxcolonien davon. 2) Geschlechtliche Fortpflanzung (Fig.238u. 239). Die ge- schlechtlichen (gametogenen) Colonien von Volvox glo- bator sind hermaphroditisch (monöcisch). Dabei entwickeln sich die männlichen Fortpflanzungsindividuen früher als die weiblichen (Proterandrie). Die Individuen der Volvoxcolonie, aus welchen durch fortgesetzte Theilung noch innerhalb der Colonie Haufen von Mikro- gameten hervorgehen (diese Individuen können als Antheridien be- zeichnet werden), haben ungefähr die Größe der Parthenogonidien. Es ge- langen von ihnen gewöhnlich ca. 5 zur Entwickelung. Die aus ihnen ent- stehenden Mikrogametenhaufen sind bald tafelförmig, bald hohlkuglig und bestehen aus sehr vielen 5—6 u langen Mikrogameten (selten unter 100, oft sehr viel mehr). Die Auflösung der Haufen in die einzelnen Mikrogameten geschieht entweder schon in der Muttercolonie, oder erst, nachdem die Haufen ausgeschwärmt sind. Die Mikrogameten (Fig. 239 D, E) haben einen schnabelförmigen Fortsatz, 2 Geisseln, ein gelblich-grünes Chromatophor, ein Stigma und 2 contractile Vacuolen. In einer geschlechtlichen Colonie von Volvox globator giebt es etwa 30 weibliche geissellose Individuen (Öogonien), deren Zellenleiber sich direct, ohne Theilung, zu Makrogameten entwickeln. Wenn diese reif sind, so haben sie eine Durchschnittsgröße von 45—50 u. Nach er- folgter Ö opulation mit einem Mikrogameten der eigenen oder einer fremden Colonie (Selbstbefruchtung oder Fremdbefr uchtung) und nach dem Absterben der Muttercolonie entwickelt sich jede Zygote, die sich 248 Erstes Kapitel. LER, 23 a & ’ge ” IR “ L EN Fig. 237. WVolvox globator EHrBG. Durchmesser der Colonie 500—890 u. Un- geschlechtliche Colonie, etwas schematisch. 1 bis 7 Parthenogonidien auf verschiedenen Stadien der Entwickelung. In Wirklichkeit kommen so verschiedene Stadien nicht gleich- zeitig in einer und derselben Muttereolonie vor. 12 Noch ungetheilte Parthenogonidien, 2 zweigetheiltes Parthenogonidium, 3 Vier-Zellen-Stadium, 4 Acht-Zellen-Stadium, 5, 6, 7 weiter entwickelte Stadien. Nach den Angaben von KLEIN (1889, 1590) und OVERTON (1889) eombinirte Originalfigur. inzwischen mit einer doppelten Cystenhülle umgeben hat, durch successive Theilungen zu einer Tochtercolonie. Die Tochtercolonien, die sich aus Zygoten entwickeln, sind wohl immer ungeschlechtlich. Dagegen können mehrere ungeschlechtliche, d. h. parthenogenetisch sich fortpflanzende, Generationen aufeinander folgen. f) Auch bei der Gattung Pleodorina Shaw (californica SHAw 1894, illinoisensis Korom 1898) kommen zweierlei Zellindividuen in der Colonie vor, rein somatische (unfruchtbare) Individuen und Fort- Protozoa. Fortpflanzung der Volvociden. 249 A E EN 5 nor ES 0) N ” £s N Fig. 238. Volvox globator EHrgG. Hinterer Theil einer geschlechtlichen, herma- phroditischen Colonie, nach CIENKOVSKY und BÜTSCHLI eombinirt und etwas schematisirt. S Männliche Gameten (Spermatozoen), © weibliche Gameten (Eier). Dwrchmesser der Colonie 600—800 u. Fig. 239. Volvox aureus EHurgG. A Junge Eizelle (Oogonium), durch zahlreiche plasmatische Verbindungsfäden mit den benachbarten vegetativen (somatischen) Zellen zu- sammenhängend. B Eizelle nach dem Eintritt des Spermatozoon (Mikrogameten). € Ein zwei- unddreissigzelliges, ausgebildetes Mikrogametentäfelchen von der Seite. D Freie Mikrogameten. E Mikrogamet. A, € Vergr. 57?/,, B®30],, D #®5/,, E °6%°/,. 1 Somatische Individuen, 2 weibliches Fortpflanzungsindividuum (Oogonium, Ei), 3 Pyrenoid, 7 Vacuolen, 5 männ- lieher Vorkern, 6 weiblicher Vorkern, 7 Chlorophyll, 8 eontractile Vacuolen, 9 Stigma. A, C, D Nach KLEIN 1889, B, E nach ÖVERTON 1889. B bezieht sich auf V. globator. 250 Erstes Kapitel. \ Fig. 240. Pleodorina illinoisensis KoFOID. Längsdurchmesser der Colonie 100—200 u. Seitenansicht. Die Individuen sind in 5 Kreisen angeordnet. In den beiden Polarkreisen je 4 Individuen, in den übrigen je 8, im Ganzen 32 Individuen, nämlich 4 somatische (unfruchtbare) in einem Polarkreis (2) und 28 Fortpflanzungsindividuen (2), 3 gallertige Grundsubstanz, Z gemeinsame Gallerthülle, durch welche die Geisseln hervor- treten. Nach Koroıp 1898. A B Fig. 241. Pleodorina illinoisensis Kor. A—D VierEntwickelungs-(Furchungs-) Stadien. Polare Ansichten. 4A Vier - Zellen - Stadium, B Acht- Zellen - Stadium, € Sechzehn- Zellen - Stadium, D Zweiund- dreissig - Zellen - Stadium. Die Pfeile geben jeweilen zwei Zellen an, die durch Theilung aus einer Mutterzelle entstanden sind. Nach Koroıp 1398. Protozoa. Fortpflanzung, Generationswechsel. 251 pflanzungsindividuen. Die ersteren finden sich ausschliesslich im vorderen Theil der kugligen oder ellipsoidischen Colonie und sind bedeutend kleiner als die letzteren. Bei P.californica bilden die unfruchtbaren Individuen ungefähr die Hälfte der 64 oder 128 Zellen enthaltenden Colonie, bei P. illinoisensis (Fig. 240) finden sich nur 4 somatische Individuen bei gewöhnlich im Ganzen 32 Zellindividuen der Colonie. Die Entwickelung der Fortpflanzungsindividuen durch successive Theilung (Fig. 241) zur neuen jungen Colonie erfolgt innerhalb der Muttercolonie. Die geschlecht- liche Fortpflanzung ist bei Pleodorina noch nicht beobachtet worden. Con- tractile Vacuolen fehlen bei dieser Gattung den Zellindividuen. E. Vergleichung des Zeugungskreises von Coceidium, Volvox und Aphis (Blattlaus). Letztere als Beispiel von Metazoen mit Gene- rationswechsel zwischen parthenogenetisch und zweigeschlechtlich sich fortpfianzenden Generationen. Volvox, Süsswasser- b e wohner. Coloniebildendes Phyto- flagellat = Protophyten- colonie Coceidium, Darm- zellenparasit. Einfaches einzelliges Proto- zoon, Protozoen- individuum Blattlaus, Pflanzen- schmarotzer, Metazoon (— Zellenstaat) aus der Arthropodenabtheilung der Hexapoda Die Gesammtheit der von einem Amphionten ge- Die Gesammtheit der eine Sämmtliche den Körper der Volvoxcoionie der ' Blattlaus der ersten par- ersten | bildeten Gymnosporen. | parthenogenetischen Gene-) thenogenetisch sich fort- (Der Amphiont ist eine| "ration zusammensetzenden pflanzenden Sommergene- herangewachsene Zy-, Zellindividuen, die durch | ration zusammensetzenden gote.) successive Theilung aus| Zellen, die durch succes- einer Uystozygote hervor- sive Theilung (Entwicke- gegangen sind. lung) aus einem befruch- teten Winterei hervorge- gangen sind. Die Gymnosporen zer-| Die Zellindividuen bleiben | Die Zellen bleiben eng ver- streuen sich. durch eine gemeinsame bunden und bilden zu- Gallerthülle zu einer Co-| sammen den Metazoen- Alle Gymnosporen sind untereinander gleich. Alle Gymnosporen können zu vermehrungsfähigen Mononten werden, ohne Intervention eines Ge- schlechtsactes. Die Vermehrung des Mo- nonten (Monogonie) ge- schieht theilung (Conitomie). durch Zerfall- lonie vereinigt. Es giebt zwei Arten von Zellindividuen, sterile (so- matische) Individuen und | fruchtbare Individuen (Fortpflanzungsindivi- duen). Die somatischen Individuen | untereinander gleich. Nur die Fortpflanzungsin- dividuen (Parthenogoni- dien) sind zur Vermeh- rung befähigt, ohne vorhergehende Ka-ı ryogamie. Die Vermehrung der Par-' thenogonidien geschieht durch fortgesetzte Zwei- theilung. und zwar körper (Zellenstaat = Kör- per der Blattlaus). Es giebt zwei Hauptsorten von Zellen, sterile (soma- tische) Zellen und Fort- pflanzungszellen. Die somatischen Individuen in Folge von Arbeitsthei- lung hochgradig verschie- den“ (Gew ebe- und Organ- bildung). Nur die Fortpflanzungs- zellen (parthenogenetische Eier) sind zur Vermehrung (Entwickelung) befähigt, und zwar ohne vorher- gehende Befruchtung. Die Vermehrung der par- thenogenetisc hen Eier ge- schieht durch fortgesetzte Zweitheilung und heisst Entwickeluneg. 252 T——————— Coceidium, Darm- zellenparasit. Einfaches einzelliges Proto- z00n, Protozoen- individuum Die Vermehrung durch Monogonie dient zur Ausbreitung des Para- siten über die Darm- wand des Wirthes. Bei der Vermehrung der Mononten wird eine neue Generation gleich- artiger Gymnosporen ge- bildet, die sich zer- streuen und wiederum zu Mononten werden. Die sich durch Monogonie fortpflanzenden Gene- rationen wiederholen sich. Es entsteht schliesslich eine gametogene (Gene- ration, bestehend aus drei Arten von Mononten : 1) gewöhnlichen Mononten. 2) Oogonien. 3) Antheridien. Aus je einem ÖOogonium wird unter Reifungser- scheinungen ein befruch- tungsfähiger Makro- gamet. Erstes Kapitel. Volvox, Süsswasser- bewohner. Coloniebildendes Phyto- flagellat = Protophyten- colonie Die parthenogenetische Fort- pflanzung dient zur Aus- nutzung günstiger Saison- verhältnisse. Bei der Vermehrung der Parthenogonidien wird eine neue parthenogene- tisch sich fortpflanzende Generation von Üolonien gebildet. Die sich parthenogenetisch fortpflanzenden Grenera- tionen von Volvoxcolonien wiederholen sich. Es entsteht schliesslich eine gametogene (geschlecht- liche) Generation von Vol- voxcolonien, welche be- stehen aus: 1) sterilen Individuen. 2) Oogonien. 3) Antheridien. Oogonien und Antheridien in einer und derselben Colonie vereinigt (herm- aphroditische Colonie, V ol- vox globator) oder Oogo- nien und Antheridien auf verschiedene (weibliche und männliche) Colonien vertheilt. (Diese Trennung der Geschlechter kommt bei Volvox aureus vor.) ein reifer, befruchtungs- fähiger Makrogamet. (Rei- fungserscheinungen unbe- kannt.) | | Blattlaus, Pflanzen- schmarotzer, Metazoon (= Zellenstaat) aus der Arthropodenabtheilung der Hexapoda Die parthenogenetische Fort- pflanzung dient zur aus- giebigen Ausnutzung gün- stiger Saisonverhältnisse, besonders auch zur Aus- breitung über die Triebe einer und derselben oder benachbarter Pflanzen. Bei der Entwickelung der un- befruchteten Eier wird eine neue (reneration von par- thenogenetisch sich tort- pflanzenden Blattläusen (Zellenstaaten) gebildet. Die sich parthenogenetisch fortpflanzenden Blattlaus- generationen wiederholen sich. Es entsteht schliesslich eine Blattlausgeneration, deren Individuen bestehen aus: 1) somatischen Zellen. 2) Ooeyten. (Ihre Ansamm- lung heisst weibliche Go- nade, Ovarium , Eier- stock.) 3) Spermatocyten. (Ihre An- sammlung heisst männ- liche Gonade, Testis, Hode.) Ovarien (Oocytenhaufen)und Hoden (Spermatocyten- haufen) auf verschiedene Blattlausindividuen(Weib- chen und Männchen) ver- theilt. (Trennung der Ge- schlechter.) Aus je einem Oogonium wird Aus je einer Oocyte wird unter Reifungserscheinun- gen (Ausstossung der Re- ductionskörperchen) eine reife, befruchtungsfähige Eizelle. EN TR Es Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen ete. 253 Coceidium, Darm- zellenparasit. Einfaches einzelliges Proto- zoon, Protozoen- individuum Aus je einem Antheridium entstehen durch Coni- tomie (Zerfalltheilung) mehrere, bewegliche, mit Geisseln ausgerüstete, be- fruchtungsfähige Mikro- gameten. ‚Je ein Makrogamet ver- schmilzt mit nur einem Mikrogameten, wobei such die beiden Kerne verschmelzen (Karyo- gamie, Copulation, Be- fruchtung). Das Product der Ver- schmelzung ist eine Zy- gote, die, indem sie sich encystirt, als Oystozygote gegen äussere Einflüsse widerstandskräftig ist, eintrocknen kann und zur Infection neuer Wirthe dient. Aus der Zygote wird im Darm des neuen Wirthes ein Amphiont, der sich durch Conitomie ver- mehrt (Amphigonie). Die so entstehenden Gymno- sporen werden zu einer | ersten Generation von Mononten. Der Zeugungskreis ist ge- schlossen. XIV. Ueber vorübergehende oder dauernde Verbindun oder Verschmelzung von Protozoenindividuen (Bildun; Volvox, Süsswasser- bewohner. Coloniebildendes Phyto- flagellat = Protophyten- colonie Aus je einem Antheridium entsteht durch wiederholte Zweitheilung eine Anzahl beweglicher, mit Geisseln ausgerüsteter, befruch- tungsfähiger Mikroga- meten. Je ein Makrogamet ver- schmilzt mit nur einem Mikrogameten, auch die beiden Kerne verschmel- zen (Karyogamie, Oopu- lation, Befruchtung). Das Product der Befruch- tung ist eine resistente Cystozygote, die eintrock- nen, den Winter über- dauern und im Frühjahr wieder aufleben kann. Aus der Zygote wird durch fortgesetzte Theilung eine neue Volvoxcolonie, einer ersten sich parthenogene- tisch fortpflanzenden Som- mergeneration angehörig. Der Zeugungskreis ist ge- schlossen. Blattlaus, Pflanzen- schmarotzer, Metazoon — Zellenstaat) aus der Arthropodenabtheilung der Hexapoda Aus je einer Spermatocyte entsteht durch wiederholte Zweitheilung eine Anzahl beweglicher, Geisseln tra- gender, befruchtungsfähi- ger Spermatozoen. Je ein befruchtungsfähiges Ei verschmilzt mit nur einem Spermatozoon, wo- bei Eikern und Samen- kern verschmelzen (Be- fruchtung). Das Product der Befruch- tung ist das befruchtete Ei, das als Dauerei oder Winterei sich mit einer resistenten Eimembran umgiebt und überwintert, um im Frühjahr frisch knospende Blätter und Blü- thenknospen zu inficiren. Aus den befruchteten Win- tereiern entwickeln sich im Frühjahr durch fortge- setzte Theilung die Indi- viduen der ersten, sich parthenogenetisch _fort- pflanzenden Sommergene- ration, welche auf den jungen Pflanzentrieben leben. Der Zeugungskreis ist ge- schlossen. 2% von Colonien und Associationen, Plastogamie, Karyo- samie, Conjugation und Copulation). Die Erscheinungen, von denen in diesem Kapitel die Rede ist, sind von sehr verschiedenartiger morphologischer und physiologischer Bedeutung. Wir können sie in folgende drei Hauptgruppen eintheilen: A. Verbindung von zwei oder mehr Protozoenindividuen derselben Art, ohne nennenswerthe Verschmelzung ihres Protoplasmas und ohne Verschmelzung ihrer Kerne. ceiationen. Bildung von Colonien und Asso- B. Vorübergehende oder dauernde Verbindung von zwei oder mehr getrennten Protozoenindividuen einer und derselben Art unter Ver- 254 Erstes Kapitel. schmelzungserscheinungen des Protoplasmas, nicht aber der Kerne. Bildung von Fressgenossenschaften. Plastogamie. C. Vorübergehende oder dauernde Verbindung von stets nur 2 Protozoenindividuen einer und derselben Art unter Verschmelzungs- erscheinungen der beiden Protoplasmen und der beiden Kerne. Karyo- gamie (Copulation und Conjugation). A. Verbindung von zwei oder mehr Protozoenindividuen derselben Art, ohne nennenswerthe Verschmelzung ihres Protoplasmas und ohne Verschmelzung ihrer Kerne. Wir können hier wieder zwei Fälle unterscheiden: a) In dem einen Falle stammen die miteinander verbundenen Individuen von einem und demselben Stammindividuum ab. Solche Verbindungen nennen wir Colonien. Sie kommen gewöhnlich da- durch zu Stande, dass ein Stammindividuum (einer coloniebildenden Rhizopoden-, Infusorien-, Flagellatenart) sich durch Theilung fortpflanzt. Anstatt dass sich nun die beiden Tochterthiere voneinander voll- ständig loslösen, bleiben sie durch ihre Pseudopodien, oder durch Stiele, oder durch eine gemeinsame Gallerthülle u. s. w. verbunden. So entsteht zunächst eine aus bloss 2 Individuen zusammengesetzte Colonie. Wiederholt sich derselbe Vorgang an beiden Tochterindividuen, so entsteht eine von den 4 Enkelindividuen gebildete Colonie. In der- selben Weise kann der Teilungsprocess, wobei die Abkömmlinge mit- einander verbunden bleiben, sich vielfach wiederholen, so dass unter Umständen Colonien zu Stande kommen, die aus sehr zahlreichen, vielen Hunderten von Individuen bestehen. Dabei bleiben alle Individuen einer Colonie unter sich gleich, und ein jedes ist in gleicher Weise zur Ausübung aller Lebensfunctionen befähigt, wie irgend ein einzel- lebendes Protozoon. Wir haben in einigen der vorhergehenden Kapitel wiederholt von Coloniebildung gesprochen und beschränken uns hier darauf, eine Uebersicht über das Vorkommen der Erscheinung bei den Protozoen zu geben, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht. I. Klasse. Sareodina. II. Unterklasse. Filosa. Mikrogromia socialis Arch. III. Unterklasse. Rhizopoda. I. Ordnung. Nuda. Myxodictyum Harcker, marin. IV. Unterklasse. Heliozoa. Sphaerastrum fockei Arch. Arten der Gattung. Raphidi- ophrys Arcm. V. Unterklasse. Radiolaria, marin. A. Porulosa. I. Ordnung. Spumellaria. Die ganze Abtheilung der Polycyttaria (vergl. Fig. 22 p. 16. Collozoum inerme Haeck.). ii eurer ee ee Make Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 255 II. Klasse. Flagellata. I. Unterklasse. Euflagellata. I. Ordnung. Monadina. Anthophysa Borry (Fig. 27 p. 19), Cephalothamnium Srem, Cladomonas Srem (Fig. 28 p. 19), Dendromonas Srem, Pha- lansterium Cıenk., Poteriodendron Stem, Rhipidodendron STEIN, Spongomonas Stein. II. Ordnung. Heteromastigoda. Bicosoeca socialis Laurekre. (Fig. 26 pag. 18). IV. Ordnung. Euglenoida. Colacium Enrse. V. Ordnung. Phytoflagellata. Chrysosphaerella Laurere. (Fig. 34 F p. 21), Dinobryon Eurse. (Fig. 34 D p. 21), Spondylomorum Enurze., Syncrypta Eurge., Synura Enrec., Uroglena Enrse. Ferner sämmtliche Vol- vocinae: Eudorina Eureg., Gonium O. F.M. (Fig. 233 u. 234 p. 242 u. 243), Pandorina Enuree. (Fig. 235 p. 244), Pleodorina (Fig. 240 u. 241 p. 250), Stephanosphaera Conx (Fig. 236 p. 245), Volvox Eursc. (Fig. 237—239 p. 248 u. 249) und die nahe verwandten Ste- phanoon Schew. und Mastigosphaera Schew. (Fig. 34E, p. 21). II. Unterklasse. Choanoflagellata. 1. Familie Codonosiginae. Alle Gattungen mit Ausnahme von Monosiga und Diplosiga. Vergl. Fig. 37 p. 23 Codono- siga (Codonocladium) umbellatum Sreı und Fig. 38 p. 24 Protospongia 'haeckeli DK; 2. Familie. Salpingoecinae. Polyoeca S. K. (Fig. 39 p. 24). IV. Unterklasse. Dinoflagellata. Ceratium (Fig. 242). Individuen gelegent- lich zu Ketten verbunden. Fig. 242. Ceratium candelabrum STEIN. Kette von 3 Individuen, 175/.. Nach ScHürr 1895. V. Unterklasse. Catallacta. Magosphaera planula Harcker (Fig. 43 p. 25). IV. Klasse. Ciliata. III. Ordnung. Heterotricha. 2. Unterordnung. Oligotricha. Maryna socialis GRUBER. 256 - Erstes Kapitel. IV. Ordnung. Peritricha. Carchesium Enrsc. (Fig. 56 p. 32), Epistylis Enke. (Fig. 164 p. 151), Opercularia Srtem, Ophrydium Sreıs (Fig. 57 u. 58 p. 33), Zoothamnium Eurse. Ueber die biologische Bedeutung der Goloniebildung lässt sich nicht viel sagen. Bei festsitzenden Formen leuchtet der Nutzen für die Erhaltung der Art ein, der ihnen dadurch erwächst, dass sich nicht nur ein Individuum, sondern zahlreiche, der günstigen Existenzbedingungen einer einmal erworbenen Ansiedelungsstätte er- freuen. Fig. 243. Leydenia gemmipara ScHaup. Eine Aggregation von Amöben in con- servirtem Zustand. Vergröss. ca. 1 Knospen z. Th. losgelöst, 2 Haufen von durch Theilung der Knospen entstandenen Knöspehen oder Gymnosporen (Minimalgrösse 3 u), 3 Kerne. Nach SCHAUDINN 1896. 2400 1° b) Während bei der Coloniebildung die durch successive Theilung entstehenden Descendenten eines Stammindividuums mit- einander vereinigt bleiben, so vereinigen sich zur Bildung von As- sociationen oder Aggregationen verschiedene, anfänglich ge- trennte Individuen einer und derselben Art. Beispiele Bei Leydenia gemmipara Scnaupınn (1896) vereinigen sich nicht selten mehrere bis zahlreiche (bis 40) Individuen vermittelst Plasmabrücken zu Aggregationen (Fig. 243 u. Fig. 200 p. 189). Unter den Sporozoen treten bei manchen Gregarinen (z. B. Clepsidrina, Hirmocystis (Fig. 244), Aggregata) 2, 3 oder mehr Individuen zur Bildung einer kettenförmigen, gewöhnlich einreihigen, seltener sich gabelnden Association zusammen. Dabei hängt sich der Protomerit je eines Individuums an das Hinterende des Deutomeriten eines anderen Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 257 Individuums an. Das vorderste Individuum einer Kette heisst Primit, die darauf folgenden heissen Satelliten. Die Bedeutung der Erscheinung ist unbekannt. Zwei vereinigte Individuen können sich zusammen enceystiren und sich nachher, ein jedes für sich, durch wiederholte Conitomie fortpflanzen. Ob es bei paarweise encystirten Gregarinen auch zu einer wahren Karyo- gamie kommen kann (Worrers 1891) ist neuerdings wieder fraglich geworden. Auch in anderen Abtheilungen der Protozoen dürfte es, sei es gelegentlich, sei es als Regel, zur Bildung von Aggrega- tionen kommen. So constatirte Hans MEYER (1897) bei Monas sociabilis die Bil- dung von Colonien von 2 und mehr bis 50 Exemplaren durch Zusammentreten ursprüng- lich getrennter Individuen. B. Vorübergehende oder dauernde Ver- bindung von zwei oder mehr getrennten Protozoenindividuen einer und derselben Art unter Verschmelzungserscheinungen des Protoplasmas, nicht aber der Kerne. I. Bildung von Fressgesell- schaften, die zum Zwecke hat, mit ver- einten Kräften eine solche Beute als Nahrung zu bewältigen, die für ein einzelnes Individu- um zu gross wäre, wurde bei Heliozoen beobachtet. Zwei, drei, vier oder mehr In- dividuen, die sich treffen, verschmelzen mit den sich begegnenden Pseudopodien. Sie umschliessen zusammen einen grösseren Nahrungsbissen. In den verschmolzenen Pseudopodien werden die Axenfäden resor- birt. Die Pseudopodien verkürzen sich und dadurch werden die Individuen der Gesell- schaft einander näher gerückt, bis sie zu- nächst mit ihrem Exoplasma, dann mit ihrem Endoplasma verschmelzen. Die Kerne bleiben von diesem Vorgang unberührt. Nach vollendeter Mahlzeit löst sich die Gesell- schaft wieder auf. Im Jahre 1895 konnte Jonxsox in einem besonderen Falle constatiren, dass Actino- sphärien, die durch mehrfach fortgesetzte Theilung so klein geworden waren, dass sie allein nicht im Stande waren, die einzig vor- handene Nahrung, Wasserflöhe (Öladoceren) der Fig. 244. Hirmocystis polymorpha LiütER. Association. Nach Louis LEGER 1892. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 7 258 Erstes Kapitel. Gattung Bosmina, zu bewältigen sich nur dadurch vor dem Hungertode be- wahrten, dass sie sich zu solchen gemeinsamen Fressgesellschaften vereinigten. Eine ähnliche Art der Nahrungsaufnahme hat HArEcKkEL schon 1868 bei Protomyxa aurantiaca beobachtet. Er konnte bei den durch Conitomie entstandenen amöboid gewordenen Schwärmern dieser Form (vergl. p. 203) unter seinen Augen die Bildung von „Plasmodien“ durch Verwachsung (Concrescenz) von zwei oder mehreren Amöben unmittelbar verfolgen. Bisweilen geschah es, dass 2 Amöben, welche eine Navicula (Kieselalge) an entgegengesetzten Enden erfasst hatten und sich über die- selbe herüberzogen, bei der Begegnung in der Mitte in eine einzige zu- sammenflossen. Nach erfolgter Verdauung zog sich die vereinigte Plasma- masse als ein einziges amöbenartiges Individuum von der. entleerten Kieselschale zurück. Aber auch an freien Amöben konnte er die Ver- schmelzung beobachten. Wahrscheinlich sind die grossen erwachsenen Protomyxaindividuen Plasmodien, die in dieser Weise entstehen. Nahrungsaufnahme durch mehrere vereinigte Individuen wurde auch bei Protomonas Harcken und Vampyrella Cıenk. beobachtet und schliesslich gehört bis zu einem gewissen Grade auch Leydenia gemmi- para ScHaup. in diese Kategorie von Lebewesen. II. Eine ganz ähnliche Erscheinung ist die Plastogamie (eigent- lich besser „Plasmogamie“), nur dass sie in keiner Beziehung zur Nahrungsaufnahme steht. Sie ist vielleicht eine Vorstufe der Karyogamie oder Conjugation. Die Plastogamie kann eine vorübergehende oder dauernde sein. Eine scharfe Grenze gegen- über der Bildung von Aggregationen oder Associationen lässt sich nicht ziehen. Sehr beachtenswert ist die Suggestion, dass es sich bei der Vereinigung getrennter Individuen um taktische (chemotaktische?) Reiz- wirkungen handelt. Während in einigen Fällen der Plastogamie die Fortpflanzung auf dem Fusse folgt, scheint in anderen Fällen nicht die geringste Beziehung zwischen beiden Erscheinungen zu bestehen. Plastogamie wurde besonders bei Sarkodinen (Thekamöben, Fora- miniferen , Heliozoen) beobachtet. Wahrscheinlich kommt sie auch bei Myxosporidien (Sphaeromyxa, Myxoproteus, DOFLEIN 1398) unter den Sporozoen vor, die durch ihre Filopodien- resp. Lobopodien- bildung so sehr an Sarkodinen er- innern. Die plastogame Verbindung von zwei oder mehr, oft zahlreichen Individuen ist bald nur eine lockere (wenn sich nur die Pseudopodien daran betheiligen), bald eine in- timere, wenn die Verschmelzung sich auch auf das Ektoplasma oder gar das Endoplasma ausdehnt. In allen Fällen bleiben die Kerne selbständig. Fig. 245. Trichosphaerium sieboldi Schn., ?5°/,. Plastogamie der Mononten; an 3 Stellen (bei 7) ist die Hülle, welche die einzelnen Individuen trennt, noch erhalten. Nach SCHAUDINN 1899. Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen ete. 259 Dieses letztere Verhalten lässt sich sehr schön bei Trichosphae- rium demonstriren, jener vielkernigen Sarkodinenform, deren Zeugungs- kreis in einem vorhergehenden Abschnitt ausführlich geschildert worden ist (pag. 197). Nur die Mononten sind zur Plastogamie befähigt. Schaupın hat bis zu 10 Mononten sich zu grossen Verschmelzungsproducten vereinigen sehen, wobei die die einzelnen Individuen trennenden Gallerthüllen allmäh- lich verschwanden (Fig. 245). Das Plasma der einzelnen Individuen wird aber nicht durch Strömungen durcheinander gerührt. Die Kerne bleiben ge- sondert. In einem Individuum sind stets alle Kerne im gleichen Stadium, und kann man durch Auffindung verschiedener Stadien die Grenze zwischen zwei Individuen recht scharf ziehen, besonders leicht, wenn eines der verschmolzenen Thiere in Kernvermehrung begriffen ist, während das benachbarte ruhende Kerne aufweist. Grosses Interesse beanspruchen die Erscheinungen der Plasto- gamie, wie Sie von SCHAUDINN 1895 bei gewissen marinen Foramini- feren (Patellina, Discorbina) genau erforscht worden sind. Patellina corrugata WırLı. ist ein kalkschaliges, perforates poly- thalames Foraminifer. Die Schale hat die Gestalt eines Hohlkegels, dessen Wandung durch die helicoid aufgewundene Flucht der Kammern gebildet wird. Der Hohlraum des Hohlkegels würde also der Nabelhöhle eines ge- nabelten Schneckengehäuses vergleichbar sein. P. corrugata ist während des grössten Theiles ihres Lebens ein- kernig. Die Vermehrung des Kernes tritt gewöhnlich erst kurz vor der Fortpflanzung ein. Der grosse kuglise Kern liest in der den Apex der Schale bildenden Embryonalkammer. Die Fortpflanzung geschieht ähnlich wie bei Polystomella. Nach vorausgegangener Kernfragmentirung fliesst sämmtliches Plasma aus der Schale heraus, sammelt sich in der als Brutraum dienenden Nabelhöhle und theilt sich hier in so viele Theil- stücke als Kerne vorhanden sind. Die Theilstücke sondern Schale ab und kriechen, nachdem sie eine oder mehrere Windungen angebaut haben, unter der Mutterschale hervor. Der Fortpflanzung von P. corrugata geht häufig Plastogamie un- mittelbar voraus. Von grossem Interesse ist der Nachweis, dass zur Plastogamie nur zwei (oder mehr) Individuen fähig sind, die noch einen einzigen ruhenden Kern haben. Hat sich bei dem einen oder anderen der zu- sammentreffenden Individuen der Kern schon zur Vermehrung angeschickt, oder hat er sich schon vermehrt, so erfolgt die Plastogamie nicht. Die Pseudopodien verschmelzen nicht nur nicht miteinander, sondern sie ziehen sich zurück. Dagegen kann man 2 Thiere, deren Kern im ruhenden Zustande in der Embryonalkammer liegt, immer zur Verschmelzung bringen. Der Vorgang der Plastogamie selbst verläuft, kurz geschildert, folgendermaassen: Bei zwei sich nähernden Patellinen — es können auch 3, 4 und selbst 5 Individuen sich miteinander vereinigen — kommen zunächst die Pseudopodien in Berührung, dann verschmelzen sie. Durch lebhafte Protoplasmaströmung nach der Berührungsstelle entsteht eine Plasma- brücke zwischen den beiden Individuen. Diese nähern sich einander immer mehr und schliesslich legen sich ihre Schalen so aneinander, dass 17% 260 Erstes Kapitel. ihre Nabelhöhlen einen gemeinsamen Hohlraum bilden. Inzwischen fliesst alles Plasma aus den Schalenkammern heraus und in die gemeinsame Nabelhöhle hinein, wo es einen Klumpen bildet (Fig. 246). Dann erfolgt die Fragmentirung der beiden Kerne und die Zer- theilung des Plasmaklumpens in zahlreiche Teilstücke mit je einem Kern (wie bei der Fortpflanzung nicht plastogamirter Thiere). Wie bei dieser letzteren, sondern die Theilstücke Schale ab und verlassen, nachdem sie eine oder mehrere Windungen angebaut haben, die Bruthöhle, d. h. die beiden vereinigten Nabelhöhlen. Fig. 246. Patellina corrugata Wırr. Zwei plastogamisch verbundene Individuen in der Bildung von Thekosporen (Embryonen) begriffen, von unten (von der Basis) gesehen. / Sporen, 2 ihr Kern, 3 Detritushaufen, welcher zu beiden Seiten zum voll- ständigen Verschluss der Bruthöhle dient. Nach SCHAUDINN 1895. Dass Kerne des einen mit Kernen des anderen Individuums ver- schmelzen, konnte nicht constatirt werden. Aehnlich erfolgt die Plastogamie bei Discorbina (globularis d’ORR.) eines mit Rotalia verwandten polythalamen Foraminifers. Die wichtigsten Unterschiede sind folgende: Die beiden zur Plastogamie schrei- tenden Individuen legen sich so aneinander, dass ihre beiden Schalenmün- dungen, die häufig noch durch Resorption der Wand erweitert werden, einander gegenüberliegen und die beiden Plasmen durch eine ansehnliche Verbindungsbrücke in Verbindung treten. Die beiden vereinigten Individuen kriechen nun noch lange umher und ernähren sich, bevor sie zur Fort- pflanzung schreiten. Die Fragmentirung des Kernes erfolgt dann bei jedem Individuum innerhalb seiner Schale, ebenso die Bildung der Em- bryonen je um ein Kernfragment. Sodann bilden diese einkernigen Em- bryonen schon innerhalb der Mutterschale 2 bis 3 Schalenkammern. Beim Auskriechen der Embryonen wird die Mutterschale aufgebrochen. Genau wie bei Patellina erfolgt die Plasmogamie nur zwischen einkernigen Individuen. Kernverschmelzungen finden nicht statt. Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen ete. 261 C. Vorübergehende oder dauernde Verbindung von stets nur zwei Protozoenindividuen einer und derselben Art, unter Verschmelzungs- erscheinungen des Protoplasmas und der beiden Kerne. Diese Erscheinungen werden als Karyogamie der im vorhergehen- den Abschnitt behandelten Plastogamie (Plasmogamie) gegenübergestellt. Es sind die Erscheinungen der Conjugation und Copulation. Im verflossenen Decennium hat sich unsere Kenntniss von den feineren Vorgängen bei der Karyogamie und von ihrem Wesen ausserordentlich vertieft. Die nächste Zukunft wird uns wohl noch mehr Licht bringen. So viel ist jetzt ganz sicher, dass, was man schon früher vermuthete, die Karyogamie ein durchaus dem Befruchtungsprocess der Metazoen entsprechender Vorgang ist. Wie bei der Befruchtung, so ist auch bei der Karyogamie das Wichtigste die Verschmelzung der chromatischen Kern- substanzen (oder doch eines Theiles derselben) der beiden in Ver- bindung tretenden Zellindividuen. Und wie bei den Metazoen die Fort- pflanzungszellen, bevor sie befruchtungsfähig werden, Reifungs- erscheinungen durchmachen, die in der Eliminirung der Hälfte der Chromatinmasse ihrer Kerne besteht, so geht auch bei den Protozoen der Karyogamie oder Conjugation eine Reduction der Chromatinsubstanz der Kerne der beiden Paarlinge (Gameten) voraus. Dass die Karyogamie keine Fortpflanzung ist, liegt auf der Hand, denn die Zahl der Individuen bleibt dieselbe, wird sogar bei totaler Karyogamie um die Hälfte reducirt. Dass aber die Karyogamie zu der Fortpflanzung in irgend einer Be- ziehung steht, lässt sich zur Zeit noch nicht ganz allgemein behaupten. Bisweilen tritt rasch nach der Karyogamie Fortpflanzung ein, bisweilen erst nach einer längeren Ruhepause. Nach den glänzenden, von MAUPAS an Infusorien angestellten Untersuchungen (man lese das in der mono- graphischen Darstellung von Paramaecium (p. 73, 74 u. ff.) Gesagte nach) wäre die Karyogamie ein Verjüngungsprocess. Die Infusorien können sich nicht ad infinitum durch Theilung vermehren, sondern es treten, wenn nicht von Zeit zu Zeit Karyogamie den Kernapparat ver- Jüngt und auffrischt, die Erscheinungen der senilen Degeneration ein, und schliesslich erfolgt Aussterben der ganzen Descendenz. Zur Zeit sind wir aber durchaus nicht berechtigt, die Resultate der Maupas’schen Untersuchungen für die ganze Abtheilung der Pro- tozoen zu verallgemeinern. Ebensowenig lässt sich sagen, dass die von Mauras für Infusorien festgestellten Bedingungen, unter denen fruchtbare Conjugation ein- treten kann, bei allen übrigen Infusorien oder gar Protozoen die näm- lichen sind. Es sind dies 1) Conjugationsreife. Es existirt in der Reihe der Gene- rationen eine Periode der Conjugationsreife, während welcher allein fruchtbare Conjugationen stattfinden können. 2) Nahrungsmangel. 3) Möglichst entfernter Grad der Verwandtschaft. Ueberblicken wir die Erscheinungen der Karyogamie bei den Protozoen, so können wir sie von zwei verschiedenen (Gesichtspunkten aus betrachten, je nachdem wir das Schicksal der beiden Paarlinge 262 Erstes Kapitel. nach vollendeter Karyogamie betrachten, oder je nachdem wir die Grösse und Organisation der beiden Gameten ins Auge fassen. Von dem ersten Gesichtspunkte aus können wir unter- scheiden 1) die vorübergehende und partielle Verschmel- zung der Paarlinge und 2) die dauernde und totale Ver- schmelzung der Paarlinge oder Gameten. Im ersteren Falle trennen sich die beiden Paarlinge nach erfolgter Conjugation wieder voneinander, leben für sich weiter und pflanzen sich fort. Der wichtigste Vorgang bei dieser Forın der Conjugation, die häufig vorkommt, ist der, dass ein Theilstück des Kernes eines Paarlings mit einem einwandernden Theilstück des Kernes des anderen Paarlings verschmilzt. Der Vorgang ist gegenseitig. Im letzteren Falle, bei der totalen Karyogamie, geht die Individualität der beiden Gameten in der neuen Individualität des Verschmelzungsproductes, der Zygote, vollständig auf. Der ganze Kern des einen conjugationsreifen Paarlings verschmilzt mit dem ganzen Kern des anderen Paarlings zum einzigen Frischkern (Synkaryon) der Zygote. Zweifellos ist die totale Karyogamie, oder, wie sie häufig ge- nannt wird, die Copulation, aus der partiellen hervorgegangen. Letztere ist die primitivere Erscheinung; erstere eine in der Richtung des Befruchtungsvorganges der Metazoen weiter gebildete. Wenn wir nun die Karyogamie vom zweiten Gesichtspunkte aus betrachten, von demjenigen der Grösse und Organisation der beiden Paarlinge (Gameten), so können wir eine Homogamie von einer Heterogamie unterscheiden. Bei der Homogamie sind die beiden Paarlinge gleich gross und haben dieselbe Organisation. Das ist vielleicht der häufigste Fall bei den Protozoen. Bei der Heterogamie sind die beiden Paarlinge (Gameten) ungleich gross und häufig (nicht immer) auch ungleich organisirt. Man bezeichnet den grösseren Paarling als Makrogameten, den kleineren als Mikrogameten. Der Unterschied in der Grösse zwischen Makro- und Mikrogameten kann ausserordentlich beträchtlich werden. Er betrifft aber immer aus- schliesslich das Volumen des Protoplasmas. Die Masse der chromatischen Kernsubstanz dürfte in den beiderlei Gameten immer annähernd gleich gross sein. Der Makrogamet ist in manchen Fällen unbeweglich oder nicht frei beweglich, während dem Mikrogameten die geringe Grösse freiere, ungehindertere Beweglichkeit gestattet, in deren Dienst Cilien oder Flagellen gestellt sind. Die Heterogamie ist zweifellos aus der Homogamie hervorgegangen. Sie ist ein Schritt in der Richtung nach den differenzirten Fortpflanzungs- zellen der Metazoen. Bei Volvox z. B. kann man den Makrogameten ebensogut als Ei, den Mikrogameten als Spermatozoon, ihre Con- jJugation als Befruchtung bezeichnen. Bei einem grossen Ueberblick über die in Betracht kommenden Erscheinungen erweist es sich, dass die partielle Conjugation immer mit der Homogamie, die totale aber meistens mit der Hetero- gamie zusammenfällt. Das ist kein zufälliges Zusammentreffen, denn es ist leicht ersichtlich, dass wenigstens die weitgehende Heterogamie PN ER RP Fur, Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 263 die totale Conjugation (Copulation) geradezu bedingt. Wenn der mit dem Makrogameten conjugirende (ihn befruchtende) Mikrogamet fast kein Protoplasma hat, so hätte er zwar nach der Conjugation genug Chromatin- substanz, aber nicht genug Protoplasma, um seine individuelle Existenz fortzuführen. Er giebt diese deshalb von vorne herein vollständig auf und geht ganz im Körper des Makrogameten auf. Der wechselseitige Vorgang wird zu einem einseitigen. Die Conjugation von Makrogamet und Mikrogamet stellt sich dann dar als Befruchtung des Makrogameten (des Eies) durch den Mikrogameten (das Spermotozoon). Vom Gesichtspunkte der Erhaltung der Art mag auf den ersten Blick die totale Conjugation als ein Rückschritt gegenüber der par- tıiellen erscheinen, denn sie ist mit einer Verminderung der Individuen- zahl auf die Hälfte verbunden. Der Nachtheil ist aber nur ein schein- barer, wie sich aus folgender Ueberlegung ergiebt. Die totale Con- Jugation ist meistens mit Heterogamie verbunden. Die Mikrogameten können aber wegen ihrer geringen Grösse und ihrer spärlichen Aus- stattung mit Protoplasma in sehr grosser Anzahl gebildet werden, so- dass dadurch, was die Individuenzahl anbetrifft, die durch die totale Con- Jugation bewirkte Verminderung derselben mehr als aufgehoben wird. Die Differenzirung der ursprünglich gleichartigen Gameten (Paar- linge) in Makro- und Mikrogameten, die auf einer Arbeitstheilung be- ruht, lässt sich vielleicht aus biologisch -physiologischen Verhältnissen heraus verstehen. Einmal ist die Nützlichkeit der Ausbildung zahlreicher, frei beweg- licher, ausschwärmender Mikrogameten bei festsitzenden Thieren einleuchtend, da bei dieser Lebensweise die Conjugation, wenn auch nicht immer unmöglich gemacht, so doch sehr erschwert ist. Die durch rasch wiederholte Theilung eines festsitzenden Protozoon ent- stehenden Mikrogameten lösen sich los, werden frei, schwärmen umher und haben so Chance, gewöhnliche festsitzende Individuen derselben Art anzutreffen und mit ihnen, als mit Makrogameten, zu conjugiren. (Beispiel: die Vorticellinen.) Ferner ist die Nützlichkeit der Ausbildung kleiner beweglicher Gameten ersichtlich bei coloniebildenden Protozoen. Die Conjugation ist ein Vorgang, der sich zwischen nur 2 Zellindividuen abspielt. Zwischen Zellindividuen von verschiedenen GColonien ist die Karyogamie, wenn nicht unmöglich, so doch sehr erschwert. Die Ausbildung zahlreicher, frei beweglicher Mikrogameten aber erlaubt es, dass diese eine fremde Colonie aufsuchen und antreffen, dass sie sie umschwärmen und dass es so zu Conjugationen zwischen ausschwärmenden Mikrogameten einer Colonie und zurückbleibenden gewöhnlichen, aber gereiften, Individuen (Makrogameten) einer anderen Protozoencolonie derselben Art kommt. (Beispiele: coloniebildende Vorticelliden, Conjugationen bei Volvociden.) Sehr häufig vollzieht sich bei den Protozoen die Karyogamie oder Conjugation zwischen zwei gewöhnlichen, erwachsenen, d. h. mit allen Organellen, die der Art zukommen, ausgerüsteten Individuen. Doch kann in gewissen Abtheilungen die Conjugation auch zwischen kleinen ganz jugendlichen Individuen erfolgen, die durch rasch fort- gesetzte Zweitheilung oder durch Zerfalltheilung eines erwachsenen 264 Erstes Kapitel. Individuums entstanden sind und als Sporen bezeichnet werden. Hier können sich beide oben angeführte Fälle wiederholen, d.h. die conju- girenden Sporen sind unter sich gleich oder sei es in der Grösse, sei es in der Organisation oder in beiden Punkten zugleich verschieden. Bisweilen erfolgt die Conjugation erst, nachdem sich beide Paar- linge mit einer gemeinsamen Öystenhülle umgeben haben. Wir wollen nun zur Darstellung der am genauesten untersuchten Conjugationsvorgänge bei Protozoen übergehen, wobei wir jedoch für die complieirten feinsten Vorgänge, die sich am Kernapparat und im Protoplasma abspielen, auf die Originalarbeiten verweisen müssen. I. Partielle Karyogamie. a) Actinophrys sol. Eure. (Fig. 247). Wir beginnen die genauere Darstellung der Conjugations- erscheinungen mit der Schilderung des von ScHaupınn 1896 genau ver- folgten, wir möchten sagen, fast schematisch einfachen Vorganges der partiellen Karyogamie von Actinophrys sol. Die Form ist einer der be- kanntesten Vertreter der Heliozoen, mit einem einzigen, central ge- lagerten Kern. Dem Vorgange der Karyogamie geht die beginnende Encystirung voraus, wobei sich zwei oder mehr Individuen gemeinsam encystiren Fig. 247. Actinophrys sol EHrB. Vergr. ca. 880),. A-—F Stadien der Conjugation (Karyogamie) nach Präparaten. A 2 freischwimmende, conjugirte Individuen, B Beginn der Eneystirung, € Bildung der Richtungs-(Reductions-)Spindeln, D Bildung der Riehtungskörper vollendet, die reducirten Kerne wieder im Centrum der Gameten, Beginn der Verschmelzung der Gameten, E Kernverschmelzung, F Ausbildung der ersten Spindel des Synkaryon, welche die erste Theilung der Zygocyste einleitet. Die Riehtungskörper haben inzwischen die innere Cystenhülle durehwandert ; sie werden jetzt rückgebildet. 1 Axen- fäden der Axopodien, 2 Kern, 3 Spindeln zur Bildung der Richtungskörper, 4 dicke, wasser- klare Gallerthülle, 5 innere, durch Schrumpfung gefaltete Cystenhülle, 6 Richtungs-(Reduc- tions-)Körperchen, 7 Synkaryon = dureh Verschmelzung der beiden Gametenkerne entstehen- der Frischkern, 8 erste mitotische Theilung des Synkaryon. Nach SCHAUDINN 1896. a ee N BE 7 ee, 55 Be ENGEE 1-EEN wert Feel Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 265 “ können. Wenn sich grössere Actinophrys-Gesellschaften in einer gemein- samen Gallerthülle encystiren, so erfolgt die Conjugation doch immer nur zwischen zwei paarweise vereinigten Individuen. Wir wählen den einfachen Fall eines einzigen sich encystirenden Paares. Bei der Encystirung sinkt das Actinophrys-Paar zu Boden und um- giebt sich unter Einziehung der Pseudopodien mit einer dicken, wasser- hellen Gallerthülle.e Die Axenfäden der Pseudopodien werden rück- gebildet. Die pulsirende Vacuole erhält sich noch eine Zeit lang. Innerhalb der gemeinsamen Hülle sondert nun jedes Individuum eine besondere Membran auf der Oberfläche seines Zellenleibes ab. Jetzt tritt der Kern eines jeden Paarlings in mito- tische Theilung und rückt dabei gegen die Oberfläche, wobei sich die Kernspindel mit ihrer Längsaxe senkrecht zur Oberfläche einstellt. Nachdem die Kernhälften sich getrennt haben, rückt die proximale Hälfte in das Centrum der Zelle und bildet sich zum ruhenden Kern um. Die distale Hälfte wird, von wenig Plasma um- geben, zu einer kleinen kugeligen Zelle mit stark färb- barem, als structurloser Ohromatinklumpen erscheinen- dem Kern und geht genau so, wie die Richtungskörper der Metazoen- eier, zu Grunde. Durch diesen Reifungsvorgang wird also in jedem Gameten die Hälfte der Chromatinsubstanz eliminirt. Erst jetzt erfolgt die Karyogamie. Der die beiden Paarlinge trennende Theil der Üystenmembran löst sich auf. Es nähern sich die Kerne der beiden Gameten immer mehr, bis sie sich berühren und schliesslich voll- ständig verschmelzen. Jetzt ist vorübergehend eine einzige grössere, einkernige Üyste entstanden, die sich nun, unter mitotischer Thei- lung des Kernes, wieder in die beiden Paarlinge theilt, welche sich zu Ruhecysten umbilden. Die Karyogamie von Actinophrys lässt sich nun freilich ebenso- gut als totale Conjugation auffassen. Durch totale Conjugation der beiden Gameten entsteht eine ÜÖystozygote, die sich unter mitotischer Theilung des Synkaryons durch Zweitheilung fortpflanzt. Die beiden Tochterthiere encystiren sich und werden zu Ruhecysten. b) Monocystis magna und M. agilis. Im Wesentlichen ganz so wie bei Actinophrys sol verläuft die Reifung und partielle Oon- jugation bei diesen in den Hoden des Regenwurms parasitisch lebenden Gregarinen nach M. Worrers 1891. Zwei Individuen vereinigen sich (Fig. 248), ziehen sich kuglig zusammen und sondern eine gemeinsame Üystenhülle ab. Der Kern jedes Paarlings wandert gegen die Peripherie und theilt sich mitotisch. Die eine Kern. hälfte wird als Reductionskörperchen ausgestossen, während die andere ins Innere des Paarlings zurücktritt und wieder die Beschaffenheit des ruhenden Mutterkernes annimmt. Nach Ausstossung der Reductionskörperchen bildet sich um beide Paarlinge eine zweite (innere) Hülle. Wo die beiden Paarlinge sich berühren, verschmelzen nun ihre Plasmaleiber. Die beiden Kerne streben dieser Verschmelzungsstelle zu, wo sie schliesslich selbst miteinander verschmelzen. Nachher scheint der so gebildete Frischkern sich wieder zu theilen, derart, dass jeder Paarling wieder einen Kern bekommt. Die beiden 266 Erstes Kapitel. Paarlinge trennen sich wieder, in jedem theilt sich der Kern wiederholt mitotisch, was schliesslich zur Bildung zahlreicher Cystosporen führt. Anmerkung. Dem Verfasser des Lehrbuches kommt eben eine Abhandlung von L. Cuxxor (1899) zu Gesicht, in welcher dieser Forscher des bestimmtesten bestreitet, dass bei paarweise encystirten Monocystis- individuen Riehtungskörperchen ausgestossen werden und dass überhaupt eine wahre Karyogamie vorkommt. Jeder Paarling soll sich vollständig unabhängig von dem anderen zur Zerfall-Theilung anschicken und sie auch unabhängig durchführen. Dagegen wird bei der ersten mitotischen Theilung des Gregarinenkernes das in demselben enthaltene grosse chromatische Karyosoma in das Cytoplasma ausgestossen, wo es noch angetroffen wird, wenn schon 7 Kerne gebildet sind. Fig. 248. Schnitt durch Monocystis magna. 4A Im oberen Gameten ist der Kern in Theilung getroffen (zur Bildung des Reductionskörperchens). Der Kern des unteren Gameten liegt nicht in der Schnittebene. B Nach Bildung der Reductionskörperchen sind die Kerne wieder in die Tiefe ihrer resp. Gameten zurückgekehrt. € Verschmelzung der Kerne der beiden Gameten in einer sich bildenden Plasmabrücke zum Synkaryon. 1 Re- ducetionskörperchen, 2 äussere Cystenhülle, 3 Synkaryon, / innere Cystenhülle. Nach WOLTERS 1891, Fig. 248SB und € sind aus je 2 Abbildungen eombinirt, also sche- matisirt. c) Noctiluca miliaris Sur. Die Conjugation dieses Cystoflagel- laten ist 1891 von ©. IscuıkAwa, leider nicht ausführlich genug, beschrieben worden. Von Reifungserscheinungen wird nichts erwähnt. Die Conjugation kann zwischen activen und zwischen ruhenden Indivi- duen erfolgen. Zwei Individuen legen sich mit der Peristomfurche, oder bei ruhenden Thieren mit derjenigen Stelle der Körperwand aneinander, der das den Kern einschliessende Centralplasma am nächsten liegt. Die beiden Centralplasmen von A und B fliessen an der Verbindungsstelle zu einer einzigen Plasmamasse zusammen, aber die Kerne a undb ver- schmelzen nicht miteinander, sondern bleiben gesondert. Schliesslich fliessen beide Individuen zu einem einheitlichen Körper (Zygote) zusammen. In einem der beiden beobachteten Fälle theilten sich nun die beiden, sehr nahe aneinander gerückten Kerne @ und 5, ein jeder für sich, auf mitotischem Wege, a ina, und a,, b in b, und b,. Nun theilt sich die Zygote wieder in 2 Individuen. „Die Theilung der Kerne geht dann so vor sich, dass die Hälfte von jedem Kern in eines der beiden Theilstücke der Noctiluca übergeht.“ Wenn wir diese Angabe richtig verstehen, so würde ein gegenseitiger Austausch von Kernhälften stattfinden. Einer der möglichen Fälle wäre etwa der: a, Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 267 und b, gelangen in das Individuum A, a, und b, in das Individuum B. Ob a, und b, zu einem Frischkern des Individuums A, a, und b, zu einem solchen des Individuums B verschmelzen oder nicht, geht aus der Darstellung nicht hervor, müsste aber angenommen werden. Nach beendigter Conjugation schreitet jedes Individuum für sich zur Sporenbildung. Fig. 249. Conjugation und Theilung von Noctiluca miliaris Surın. 1 Band- geissel, 2 Kern, 3 Centrosoma. 4A Gleich nach der Verschmelzung der 2 Individuen. B Nach der Conjugation und vor der Theilung. Man sieht 2 Kerne ganz nahe bei einander liegend und Centrosomen an beiden Polen. € Anfang der Theilung. D Die Theilung beinahe vollendet. Nach ISCHIKAwA 1891. d) Ciliata. Wimperinfusorien sind die Untersuchungsobjecte, an denen E. Mauras (1886—1889) und R. Herrwıc (1889) ihre klassischen Untersuchungen über die partielle Öonjugation angestellt haben, nachdem zuvor BaLgBIanı, BürscHLı, ENGELMAnN u. A. in grundlegender Weise vorgebaut hatten. Wir verweisen auf die ausführliche Darstellung der Conjugation des am genauesten untersuchten Objectes in der monographischen Behandlung von Paramaecium p. 74 u. ff. und begnügen uns hier mit einer kurzen Zusammenfassung. Vergl. auch Fig. 250. Die Infusorien haben 2 differente Kerne, einen Makronucleus und einen Mikronucleus. Der Makronucleus functionirt während des vegetativen Lebens, der Mikronucleus bei der Fortpflanzung und Con- jugation. Er wird deshalb auch als Sexualkern bezeichnet. Während der Conjugation beginnt der Makronucleus zu zerfallen, seine Trümmer werden nach vollendeter Conjugation, oft sehr spät nach- her, resorbirt. Er spielt also keine active Rolle bei der Conjugation. Bei der Conjugation legen sich 2 conjugationsreife Infusorien im erwachsenen activen Zustande mit der Oytostomaseite aneinander. Sodann theilt sich in jedem der beiden Paarlinge oder Gameten (A und B) der Kleinkern zweimal nacheinander — unter einer Art Mitose — so dass in jedem Paarlinge 4 Abkömmlinge des Kleinkerns entstehen. Von diesen 268 Erstes Kapitel. gehen 3 als Reductionskörperchen zu Grunde, sie werden resorbirt. Der vierte theilt sich wiederum in 2 Kerne, die wir nach ihrem Schicksal, den einen als stationären oder Ruhekern (a, in Individuum A, b, in Individuum BD), den anderen als Wanderkern (a, in Individuum A, b, in Individuum B) bezeichnen. Nun tritt der Wanderkern des einen Paarlings in den Körper des anderen Paarlings hinüber und verschmilzt mit dessen stationärem Kern. Es verschmilzt also in Paarling A a, mit b, und in Paarling B 5b, mit a,. Nachdem so in jedem Paarling ein Frischkern (Synkaryon) gebildet worden ist, trennen sich die beiden Paarlinge wieder. Die partielle und nucleäre Conjugation (Karyogamie) ist vollendet. all X NUTZ vllaz ur7z EANIT7 Fig. 250. Schematische ee der Vorgänge am Kernapparat von Paramaecium während der Conjugation und bei den zwei darauf folgenden Paramaeciumgenerationen. Die grossen Tüpfel bedeuten die Makronuclei resp. deren Anlagen, die kleinen Tüpfel bezeichnen die Mikro- nuclei resp. deren Descendenten. Ist einem Tüpfel eine Krone aus Strichelchen aufgesetzt, so bedeutet das den eintretenden Zerfall und Schwund des dadurch bezeichneten‘ Kernes. A B Die beiden Gameten, aa bb ihre 4 Tochterthiere, aaoa. BBBR, ihre 8 Enkelthiere. 7 Gameten- generation, 1] Tochtergeneration, III Enkelgeneration. a4, Stationärer Kern, a, Wanderkern von A, b, stationärer Kern, 5b, Wanderkern von B, a, b, Synkaryon von A, a, b, Synkaryon von B. Ma Makronucleus, Mi Mikronucleus der Gameten. Di: Weitere ergiebt sich leicht aus dem Text. We Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 269 Jedes aus der Öonjugation sich befreiende Infusor hat nun aber zu- nächst nur einen einzigen Kern, den Frischkern, der von den Mikronuclei beider Paarlinge abstammt. Es müssen nun die typischen Kernverhältnisse der Infusorien, ein Makro- und ein Mikronucleus, wieder hergestellt werden. In der schematisch einfachsten Weise würde das in der Weise geschehen, dass der Frischkern in jedem Individuum sich in 2 Kerne theilt, von denen der eine zu einem neuen Mikronucleus, der andere zu einem neuen Makronucleus würde. Ein derartig einfacher Modus der Reconstitution des Kernapparates scheint aber nicht vorzukommen. (Vielleicht doch bei dem Sauginfusor Podophrya fixa?) In Wirklichkeit sind die Verhältnisse complicirter, so dass erst in den durch Theilung entstandenen Individuen der zweiten oder dritten Generation, von der erfolgten Conjugation an gerechnet, der Kernapparat wieder in typischer Weise ausgebildet ist. Vergl. Fig. 250 und Fig. 93 p. 78 u. p. 79. Die Conjugationsvorgänge bei den Infusorien sind in der neuesten Zeit wiederum von Hoyer (1899) und ProwaAzek (1899) untersucht worden. Die Untersuchung von Hoyer, an Colpidium colpoda Sr. angestellt, bedeutet keinen Fortschritt und giebt der Methode und Interpretation nach zu berechtigten Bedenken Anlass. Eine Verschmelzung von statio- närem und herübergewandertem Wanderkern soll nicht stattfinden, viel- mehr der Frischkern ausschliesslich aus letzterem hervorgehen. Doch setzt sich der Verfasser am Schlusse mit sich selbst in Widerspruch. Die Untersuchungen von PrRowAzer sindan Bursaria truncatella O.F.M.und Stylonychia pustulata O.F.M.angestellt. Sie sollen dar- thun, dass die chromatische Substanz der dem Untergang verfallenden Kerne schliesslich aus dem Körper eliminirt wird. Mit Bezug auf Bursaria wird das Verhalten der neben dem grossen bandförmigen Makronucleus bestehenden zahlreichen Mikronuclei bei der Conjugation aufgeklärt. Die normaler Weise in der Zahl 16—18 vorkommenden Mikronuclei theileu sich auch hier sämmtliche zweimal hintereinander, so dass über 60 Descendenten entstehen, von denen alle bis auf einen zu Grunde gehen, bis auf denjenigen nämlich, der der Verbindungsstelle der Ga- meten am nächsten liest. Dieser theilt sich in jedem Gameten in der gewohnten Weise in einen stationären Kern und in einen Wanderkern. Der weitere Verlauf zeigt nichts wesentlich Abweichendes. Wir haben wiederholt die Bedingungen erwähnt, die nach Maupas’ Untersuchungen für das Eintreten einer fruchtbaren Conjugation zwischen 2 Individuen einer und derselben Ciliatenart nöthig sind. Nun hat, wie schon früher bemerkt, kürzlich (1898) Joukowsky die Frage nach den Bedingungen des Eintrittes der Conjugation bei den Ciliaten einer erneuten Prüfung unterzogen. Dabei hat er an seinen Untersuchungsobjecten die Resultate der Maupas’schen Beobachtungen nicht in allen Punkten bestätigen können. Es ist hier um so mehr am Platze, auf die zum Theil abweichenden Re- sultate von Joukowsky wiederum aufmerksam zu machen, als neuestens R. Hertwıs — worüber weiter unten berichtet wird — den überraschenden Fall der normalen Karyogamie zwischen nächsten Blutsverwandten (Ge- schwisterzellen) bei Actinosphaerium constatirt hat. Bei 2 getrennten Culturen von Pleurotricha lanceolata Enke,, die von 2 Exemplaren herrührten, die aus einer Conjugation hervor- 270 Erstes Kapitel. gegangen waren, konnte Joukowsky nach 8 Monaten noch keine Degene- rationserscheinungen nachweisen, obschon die Zahl der Generationen bei der einen Cultur 458 erreicht hatte. Mischungen zwischen den Indivi- duen verschiedener ÖCulturen führten nie zu Conjugationen, obschon J. die Thiere nach den Angaben MaurAs’ hungern liess. Dasselbe hatte übrigens Mauras für Stylonychia mytilus festgestellt. Erst nach 9 Monaten, als J. die Versuche abbrach, konnte er abnormale Erschei- nungen am Kern beobachten. Auch bei Paramaecium caudatum (2 Culturen, die eine bis zu 150, die andere bis zu 170 Generationen) konnte J. nicht mit Sicher- heit Degenerationserscheinungen am Kern nachweisen, wohl aber Schwund der Cilien an der Oberfläche. Bei P.putrinum scheint nach J. die Conjugationsreife schon nach 7 oder 8 Theilungen einzutreten, also eigentlich immer vorhanden zu sein. Auch spielt bei dieser Art die nahe Verwandtschaft conjugirender Thiere keine Rolle. J. isolirte ein Thier, welches eben conjugirt hatte, und fand schon am 5. Tage unter den Descendenten (über 200 Exemplare) in Conjugation befindliche Thiere. Er isolirte wiederum solche conjugirenden Exemplare und konnte wieder- um dasselbe constatiren. Bei weiteren Wiederholungen des Versuches dasselbe Resultat. Die Angaben von MaupAs über den Einfluss des Hungers auf den Eintritt der Conjugation bei Infusorien sind dagegen 1899 von R. HErTwIG bestätigt worden. PROWAZEK bestätigte 1899 für Stylonychia pustulata O.F.M., dass die Nachkommen eines und desselben Thieres nicht miteinander conjugiren. In keiner der Oulturen, die von einem einzigen Mutterthier abstammten, trat Conjugation auf. Dagegen liess die Theilungsenergie bald nach, und die Thiere encystirten sich. Bei Vermischung von Oul- turen trat Conjugation ein. Unter den Suctorien, deren Kernverhältnisse (Makro- und Mikro- nucleus) durchaus mit denjenigen der Ciliaten übereinstimmen, ist von Mauras 1889 die partielle Conjugation bei Podophrya fixa — jedoch un- vollständig — beobachtet worden. Sie verläuft im Wesentlichen wie bei den Wimperinfusorien, IH. Totale Karyogamie (Copulation). A) Homogamie. Homogame totale Verschmelzung ist bei den Protozoen, wie es scheint, eine seltene Form des geschlechtlichen Vorganges der Karyogamie. Sie kommt unter gleich grossen Flagellosporen bei Sarcodinen (z. B. Tricho- sphaerium, Thekamöben, Heliozoen, Radiolarien?) und Flagellaten (z. B. gewissen Volvocinen) vor. Was die Thekamöben anbetrifft, so glaubt Ruungrer (1898), dass die sogenannten Doppelthiere (vergl. p. 91 u. Fig. 251) sicher das Resultat einer karyogamischen Verschmelzung von ursprünglich getrennten Indivi- duen seien. Wir verweisen auf die beistehende Abbildung, die uns einen in- teressanten Fall vorführt, nämlich Plastogamie zwischen einem ein- fachen Individuum und einem durch Karyogamie entstandenen Doppel- thier von Difflugia lobostoma Leıpy. Actinosphaerium eichhorni Eures. Sehr complicirt und eigenthümlich sind nach den minutiösen Untersuchungen von RıcHARD Herrwıg (1898) die Reifungs- und Conjugationserscheinungen dieses viel- kernigen Heliozoen. (Was die feineren Veränderungen der verschiedenen se nr Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 271 Zellbestandtheile betrifft, die Herrwıg mit grosser Sorgfalt verfolgt hat, müssen wir auf die Originalarbeit verweisen, die für die Zellenlehre über- haupt und im Besonderen für die Kenntniss der Beziehungen zwischen Kern und Üentrosoma von grosser Bedeutung ist.) Den Vorgängen der Reifung und Oonjugation von Actinosphaerium geht Encystirung voraus (Vergl. p. 209). Das Thier setzt sich fest, zieht seine Axopodien ein, löst ihre Axenfäden auf, stösst etwa vorhandene Nah- rungsballen aus und umgiebt sich, je nach der Gestalt seines eigenen Plasmaleibes, mit einer bald ovoiden, bald kugligen dicken Gallerthülle. Die Vacuolen bilden sich fast vollständig zurück, womit der Unterschied zwischen Rinden- und Marksubstanz verschwindet, wodurch ferner der Körper kleiner, und auch durch die Entwickelung kleiner, ovaler, an Dotterplättchen erinnernder Körperchen und unregelmässiger Kieselstückchen, undurch- sichtig wird. Die so gebildete Cyste nennt R. Herrwıc Muttercyste. Fig. 251. Difflugia lobostoma Leıpy. Ein Doppelthier A und einfaches Indi- viduum B in plastogamischer Verbindung. 1 Lobopodien, 2 und 4 die beiden Oeffnungen der Doppelschale, 3 Nahrungskörper, / siehe 2, 5 die Oeffnung der einfachen Schale, 6 Kern, 7 perinucleäres Protoplasma. Das Präparat ist im optischen Durchschnitt darge- stell. Nach RHUMBLER 1898. Nun tritt eine ganz auffallende Reduction in der Zahl der Kerne ein. (Es sei hier daran erinnnert, dass die Zahl der Kerne bei Actinosphaerium sehr variabel ist, sie hängt von der Grösse des Thieres, nicht aber von seinem Alter ab und variirt von ca. 20 im Minimum bis zu ca.500 im Maximum.) Diese Reduction geht so weit, dass schliesslich nur noch etwa 5 Proz. der ursprünglich vorhandenen Kerne übrig bleiben. Ueber die Art und Weise, wie diese Reduction stattfindet, ist sich Herrwie noch nicht ganz klar geworden, und seine Angaben widersprechen nicht unwesentlich den Resultaten der früheren Untersuchung von BRAUER (1894). Doch hält er es schliesslich für wahrscheinlich, dass am Anfang der Eneystirung die Kerne paarweise copuliren und dass dann die meisten von ihnen resorbirt werden. Es zerfällt nun der Plasmakörper der Cyste simultan in so viele Theilstücke, als Kerne übrig geblieben sind (Fig. 252 und 211 p. 209). Diese einkernigen Theilstücke sind COystosporen erster Ordnung (Primär- cysten), Bei kleineren Thieren kann der Zerfall in Theilstücke unter- bleiben; es wird dann das ganze Thier, bei dem alle Kerne bis auf einen resorbirt wurden, zu einer einzigen, einkernigen Cystospore. Grosse Exem- plare können bis zu 20, vielleicht auch mehr Uystosporen erster Ordnung liefern. 272 Erstes Kapitel. Zeitdauer vom Beginn der Encystirung bis zum Ende der Zer- klüftung in Cystosporen erster Ordnung: 30-855 Stunden. Es umgiebt sich nunmehr jede Üystospore erster Ordnung mit einer besonderen Gallerthülle und theilt sich unter mitotischer Thei- lungihres KernesinzweiÜystosporen zweiter Ördnung (Se- kundärcysten). Die zahlreichen kleinen Kieselstückchen, die ursprüng- lich zerstreut im Protoplasma lagen, haben sich inzwischen mehr und mehr in den dadurch lichter werdenden peripheren Schichten angesammelt. Fig. 252. Actinosphaerium eichhorni Eures. 4A Muttereyste bei beginnender Abfurehung in die Primäreysten, B Abfurchung beendet (nach 6 Stunden), € Theilung der Primäreysten in die Seeundäreysten (15 Stunden später), D Theilung in die Seeundär- eysten beendet, Zeit der Richtungskörperbildung (8 Stunden später), E beginnende Ver- schmelzung der Secundärceysten (16 Stunden später), F Stadium der sogenannten Keim- kugeln (Cystozygoten) (9 Stunden später). Der Vorgang an einem und demselben Exemplar verfolgt. Nach R. HERTWIG 1898. Die Gallerthülle der Muttereyste von mir schematisch eingezeichnet. Zeitdauer vom Zerfall der Muttereyste in Cystosporen erster Ord- nung bis zur vollendeten Theilung der letzteren in Öystosporen zweiter Ordnung : 18—24 Stunden. Bildung der Reductionskörperchen. Es beginnen jetzt die Reifungserscheinungen an den Öystosporen zweiter Ordnung. Es werden nämlich 2Reductions- (Richtungs-) Körperchen gebildet nud zwar in folgender Weise: Der Kern der Cystosporen theilt sich mitotisch in 2 Kerne. Der eine dieser beiden Kerne schrumpft durch Flüssig- keitsabgabe. Er wird zu einem homogenen, stark färbbaren Körper, dem ersten Reductionskörper, der in die Rindenschicht gedrängt, und dann nach aussen eliminirt wird, wo er schliesslich zwischen Kieselcyste u A a A Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 273 und Gallerthülle zu Grunde geht. Der andere Kern aber bleibt zurück und wächst durch Flüssigkeitsaufnahme. Dieser zurückbleibende Kern theilt sich wiederum mitotisch in zwei, von denen wiederum der eine als (zweiter) Reductionskörper ausgestossen wird, während der andere in der Cystospore zurückbleibt. Protoplasma ist am Aufbau der Re- ductionskörper nicht betheiligt. Die Zahl der das zweite Reduktions- körperchen bildenden Chromosomen ist nur halb so gross, wie beim ersten. Zeitdauer der Reifungserscheinungen : 12 Stunden. SETEIRTEn, X De 5 N % i “ > S RN INS AN \ N 2 “s\ \ s \ 5 | | | .. ) Bi / Koi ri 4 Yh w S Pod 7 Fig. 253. Actinosphaerium eichhorni Eurss. Karyogamie (Copulation). A Das erste Reductionskörperchen (7) ist gebildet. Der zurückbleibende Kern (2) schickt sich an, durch Theilung das zweite Reductionskörperchen zu bilden. B In dem rechts- seitigen Gameten ist diese Theilung vollendet und das zweite Reductionskörperchen (3) gebildet. Der zurückbleibende Kern ist der Copulationskern (4). © Verschmelzung der beiden Gameten; Beginn der Verschmelzung ihrer Kerne. D Karyogamie vollendet. Nach R. HERTwIG 1898. E, F, G, H, I Dieselben Vorgänge schematisch dargestellt. 1 Erstes Beduetionskörperehen (Riehtungskörperchen), 2 nach dessen Bildung zurückbleibender Kern : I » 3 der Gamete, 3 zweites Reduetionskörperchen, 7 nach dessen Bildung zurückbleibender Ga- metenkern (Copulationskern), 5 Synkaryon, 6 Protoplasma der Cystozygote, 7 Dottermembran (innerste Hülle) der Cystozygote, 8 Kieselhülle, diese würde selbst wieder von der ge- meinsamen Gallerthülle aller Cystozygoten umgeben sein, 9 innere Gallerthülle. Während dieser Reifungsvorgänge blieben innerhalb der gemeinsamen Hülle der Muttereyste die beiden aus je einer Cystospore 1. Ordnung durch Theilung hervorgegangenen Cystosporen 2. Ordnung paarweise ver- einigt. Die beiden zu je einem Paare vereinigten Oystosporen 2. Ord- nung fangen nunmehr, nachdem sie durch Ausstossung der Reductions- körperchen gereift sind, an, sich als Gameten aufzuspielen. Sie ver- schmelzen miteinander, Kern mit Kern, Protoplasma mit Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Aufl. 1483 274 Erstes Kapitel. Protoplasma (Fig. 252 E, F, Fig. 253 C, H). Das Verschmelzungspro- duct, die Zygote, stellt also die im vollen Umfange wiederhergestellte Cystospore 1. Ordnung dar. Doch unterscheidet sich die Zygote von der Cystospore 1. Ordnung, und zwar nicht nur durch die besprochenen, mit den Reifungs- und Befruchtungsvorgängen verbundenen Veränderungen, welche nach Rückbildung der Richtungskörper kaum noch erkennbar sind, sondern ferner noch durch folgende Punkte: 1) Der Körper der Zygote (Keimkugel Herrwıc) hat sich zu einer Kugel von dichterem Bau und geringerem Umfang concentrirt. 2) Die lange Zeit noch erhaltenen letzten Reste von Vacuolen sind geschwunden. 3) Die Kieselstückchen wurden aus dem a 1 Protoplasma entfernt und der umschliessenden SE Gallerthülle in Form einer zusammenhängenden e Wr Schicht von innen zugefügt. Dann wurde neue Gal- ge dla N lerte ausgeschieden, so dass nun jede Üystozygote von zwei Gallerthüllen umgeben ist, die durch Sa | v his eine Lage von Kieselstückchen voneinander ge- In trennt Emil Dazu kommt noch die gemeinsame en e j . . . } RAN Euer 2? Gallertmasse, in welche alle von einem Actino- gun Br 2 sphaerium herstammenden Zygoten einge- EA Kanal bettet sind. Alle diese Hüllen dienen wohl zum Kun N» Schutz gegen andere Organismen. Ka BEN Ve Fig. 254. Actinosphaerium eichhorni EHRrBG. RN, Mitose des Kernes bei der Bildung des ersten Richtungs- NE he RE 1 körperchens. Der Richtungskörperpol ist nach aufwärts ae” gewandt. 2 Die Centrosomen, 2 die Chromosomen. Nach “re R. HERTWIG 1898. 4) Die Zygote scheidet schliesslich noch eine innerste, sehr undurch- lässige, das Verdunsten verhütende „Dottermembran“ ab. In dieser definitiv ausgebildeten Uystenhülle verharren die Zygoten in wochenlanger Ruhe, dann kriechen sie aus. Es erweist sich, dass die freigewordenen jungen Thiere 4, 8 oder 12 Kerne enthalten, die mito- tisch aus dem Synkaryon entstanden sind. Nun scheinen sie sich erst wieder in einkernige Thiere zu zertheilen, und erst diese wachsen dann zu typischen Actinosphärien aus. Die geschilderten nach der Encystirung von Actinosphaerium sich abspielenden Vorgänge bieten viel Ungewohntes und Auffälliges. 1) Auffällig ist, wenn sie sich bestätigt, die paarweise Verschmelzung der Kerne gleich nach erfolgter Encystirung und die darauf folgende Resorption der meisten der so entstandenen Kerne. Es ist gleichsam eine provisorische Befruchtung, der dann zunächst die Fortpflanzung (Zerfall der Muttereyste in die Cystosporen 1. Ordnung, ihre Theilung in die Cystosporen 2. Ordnung) und erst nachher die definitive Befruch- tung (totale Oonjugation der Cystosporen 2. Ordnung) folgt. 2) Am auffälligsten aber ist, dass die Conjugation von Actino- sphaerium einen normalen Fall der extremsten Inzucht darzustellen scheint. Denn die beiden conjugirenden Individuen (Cystosporen 2. Ordnung) sind Kinder eines und desselben Elters (Üysto- spore 1. Ordnung) und Enkel eines und desselben Grosselters (Muttercyste). Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen ete. 275 Das reimt sich nicht mit den von Mauras bei Ciliaten gewonnenen Resultaten und mit vielen Erfahrungen bei anderen Organismen. Immerhin muss auf die Möglichkeit hingewiesen werden, dass die Kerne der conjugirenden Gameten Chromatinsubstanz verschiedener Her- kunft enthalten. Der Kern der Öystospore 1. Ordnung, von dem sie durch Theilung herrühren, ist selbst wieder das Product einer Verschmelzung von 2 Kernen der "Muttercyste, die möglicherweise von verschiedenen Individuen abstammen. Denn da Plastogamie bei Heliozoen im Allge- meinen und Actinosphaerium im Besonderen häufig vorkommt, so ist es nicht ausgeschlossen, dass ein sich encystirendes Actinosphaerium früher ‘einmal plasmogamirt hatte, wobei eine Vermengung der Kerne der plasmo- gamirenden Individuen stattfinden konnte. Herrwie erkennt in den Vorgängen der Reifung und Conjugation von Actinosphaerium eine weitgehende Analogie zu den entsprechenden Vorgängen bei den Infusorien. Während der Conjugation der Infusorien, sagt er, wird ihr Makronucleus aufgelöst; ihre Mikronuclei hingegen bilden Reductionskörper und werden, nachdem sie hierdurch ihre Reife erreicht haben, zu Befruchtungsprocessen verwandt. Bei den Infusorien könne man somit zweierlei Kerne unterscheiden: 1) Geschlechtskerne,d.h. die Mikronuclei, und 2) bei den Conjugationsprocessen un- betheiligte Kerne, die Makronuclei, die früher oder später resorbirt werden. Die Kerne, welche beim encystirten Actinosphaerium nach Schluss der Vorgänge der Resorption zurückbleiben , welcher die meisten Kerne anheimfallen, lassen sich den Mikronuclei der Infusorien vergleichen. Sie bilden Reductionskörper und werden zur Conjugation verwandt, sind also Geschlechtskerne. Die zu Grunde gehenden Kerne aber gleichen den Makronuclei. Totale homogame Conjugation ist auch bei Flagellaten, Suctorien (Podophrya cyclopum) und bei Hämosporidien beobachtet wor den. Ueber die feineren Vorgänge weiss man so gut wie nichts. B) Heterogamie. Verschmelzung zwischen zwei verschieden grossen und verschieden organisirten Gameten (Makro- und Mikro- gameten) scheint der häufigste Fall totaler Conjugation (der Copulation) zu sein. Sie ist bei Vorticellinen, Coccidien und Hämosporidien genauer beobachtet worden, kommt aber auch bei den Volvocinen und höchst wahrscheinlich den coloniebildenden Radiolarien vor. a) Vorticellinen (MAauras 1889, WALLENGREN 1899). Die fest- sitzenden, meist gestielten und häufig coloniebildenden Vorticellinen zeigen die nämliche Differenzirung des Kernapparates, wie die übrigen Ciliaten. Sie besitzen einen hufeisenförmigen Makr onucleus und einen Mikronuc leus. Zur Zeit der Conjugationsreife verhalten sich die Vorticellinenindivi- duen verschieden. Die einen bleiben unverändert und spielen bei er- folgender Conjugation die Rolle von Makrogameten. Andere theilen sich zweimal rasch hintereinander, ohne dass auf die Theilung ein Wachs- thum folgte. Die Folge davon ist, dass jeder der 4 Descendenten nur den vierten Theil der Grösse eines gewöhnlichen Individuums, eines Makro- gameten, hat. Diese kleinen Individuen spielen die Rolle von Mikro- gameten, sie ziehen die Peristomscheibe zurück, bilden den hinteren Wimperkranz aus, lösen sich los und schwärmen umher. Begegnet ein Mikrogamet einem conjugationsreifen Makrogameten (gewöhnliches Individuum) derselben Art, so befestigt er sich mit seinem Hinterende, mit Hülfe des hinteren Wimperkranzes, seitlich am Körper desselben und beginnt mit ihm zu verschmelzen (Fig. 255). Der 18% 276 Erstes Kapitel. hintere Wimperkranz erlahmt, wird unbeweglich und verschwindet schliess- lich, wahrscheinlich durch Resorption. Auch die contractile Vacuole, das Vestibulum und die Vestibularcilien verschwinden. Der Peristomapparat erleidet gewisse, hier nicht näher zu schildernde Veränderungen. Das gesammte Endoplasma und die Kerne des Mikrogameten werden in den Makrogameten aufgenommen. Der reducirte Mikrogamet, der nun nur noch aus dem Ekto- A B plasma mit der ge- schrumpften Pellicula be- steht, wird schliess- lichabgeworfen. Die Conjugation ist also nicht eine vollstän- Se dig totale. Fig. 255. Totale Conju- gation (Copulation) bei Vor- ticellinen. A Beginn der Verschmelzung. B Ihr letztes Stadium. 2 Makrogamet, 2 Mikrogamet, 3 fast geschlosse- nes Vestibulum, 47 hinterer 5 Wimperkranz des Mikrogameten, 5 Stiel des Makrogameten. Nach WALLENGREN 1899. Es sind nun die wichtigen Vorgänge am Kernapparat der beiden conjugirenden Individuen zu besprechen (Fig. 256 A—M). Sie sind bei dem Makrogameten nicht dieselben wie beidem Mikrogameten. Vgl. Mauras 1889. Der Makronucleus freilich zerfällt in beiden Gameten, wie bei den übrigen Infusorien, und seine Trümmer werden schliesslich gänzlich resorbirt. Er spielt also auch hier keine active Rolle bei der Conjugation, Der Mikronucleus des Makrogameten nun verhält sich fol- gendermaassen. Er theilt sich wie bei den übrigen Infusorien zweimal hintereinander ; von den vier Descendenten gehen drei als Reduktions- körper zu Grunde und werden resorbirt. Der Mikronucleus des Mikrogameten aber theilt sich drei- mal hintereinander, so dass 8 Descendenten entstehen. Da aber nach der ersten Theilung die beiden Tochterkerne wieder zur Grösse des elter- lichen Mikronucleus anschwellen, ist jeder der 8 Descendenten des Klein- kernes des Mikrogameten so gross wie jeder der 4 Descendenten des Kleinkernes des Makrogameten. Von den 8 Descendenten des Klein- kernes des Mikrogameten gehen 7 als Reductionskörper zu Grunde, und es erhält sich ebenfalls nur einer. Nun theilt sich der einzige übrig bleibende Kern des Makrogameten sowohl wie der des Mikrogameten in je zwei, von denen der eine als Wanderkern, der andere als stationärer Kern oder Ruhe- keın bezeichnet werden kann. Der Ruhekern des Makrogameten verschmilzt jetzt im Makrogameten mit dem herübergetretenen Wanderkern des Mikrogameten zum Frischkern (Synkaryon)der Zygote. Der Wanderkern des Makrogameten nähert sich wohl dem Ruhekern des Mikrogameten, verschmilzt aber nicht Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen ete. 277 mit ihm. Es gehen beide zu Grunde und werden resorbirt, während ‚der eingeschrumpfte reducirte Mikrogamet selbst abfällt und stirbt. Die Conjugation ist hier nicht mehr ein wechselseitiger Vorgang, sie beschränkt sich auf die Verschmelzung des Wanderkernes des Mikro- gameten (Spermakern) mit dem Ruhekern (Eikern) des Makrogameten im Körper dieses letzteren. Der Makrogamet wird durch den Mikrogameten befruchtet. c IR ER \ 0 Fig. 256. A bis M Stadien der Karyogamie und der nachfolgenden Recon- stitution des Kernapparates von Vorticella monilata Tarem, ?°°/,. A Beginn der Conjugation. Im Mikrogameten schickt sich der Mikronueleus zur Theilung an. B Makro- nucleus in beiden Gameten zerfallen, Kleinkern des Makrogameten in zwei Tochter- mikronuelei, derjenige des Mikrogameten in 4 Enkelmikronuelei getheilt, die sich alle wieder zur Theilung anschieken. € Im Makrogameten 4 Enkelmikronuelei, im Mikro- gameten 8 Urenkelmikronuclei, von den ersteren werden 3, von den letzteren 7 resorbirt, so dass (D) in jedem Gameten nur noch einer zurückbleibt. E Verschmelzung des Mikro- gameten mit dem Makrogameten. Die Kernmitose des ersteren erstreckt sich in den letzteren, die des letzteren in den ersteren hinein, beide Mitosen liegen nebeneinander. F Im Makrogameten verschmilzt die hineingetretene Kernhälfte (Wanderkern) des Mikro- gameten mit der zurückgebliebenen Kernhälfte (stationärer Kern) des eigenen Kernes zum Synkaryon. In dem Mikrogameten liegen die beiden entsprechenden Kerne nebeneinander, ohne zu verschmelzen, sie werden resorbirt. @ Synkaryon der Zygoeyte in Theilung. H Theilung vollendet, die Tochterkerne selbst wieder in Theilung. I 8 Enkelkerne, von denen 7 (siehe K) zu Makronucleusanlagen, der achte zu dem neuen Mikroaueleus wird. L Eines der beiden Tochterindividuen der Zygoeyte: 1 Mikronucleus und 4 Makronucleus- anlagen. M Eines der vier durch Theilung entstandenen Enkelthiere der Zygoeyte, enthaltend einen Mikronucleus und 2 Makronueleusanlagen. Bei der dritten Theilung, d. h. bei den Urenkeln wird der normale Kernzustand wiederhergestellt: ein Mikro- und ein Makro- nucleus, welcher letztere Hufeisengestalt annimmt. Nach Maupas 1889. 278 Erstes Kapitel. Nach vollzogener Conjugation theilt sich der Frischkern (Synkaryon) der Vorticellinenzygote dreimal hintereinander, so dass schliesslich der Zellkörper 8 Descendenten des Frischkernes birgt. Einer davon wird zum neuen Mikronucleus, die andern 7 sind Anlagen von 8 Makronuclei. Wenn die befruchtete Vorticelline sich dreimal hintereinander durch Theilung- (unter mitotischer Theilung des Mikronucleus) getheilt hat, dann erst sind die 8 Makronuclei auf die 8 Descendenten vertheilt, derart, dass ein jedes Vorticellenindividuum wieder einen normalen Kernapparat (einen Mikronucleus und einen einzigen Makronucleus) besitzt. b) Coccidien. Totale heterogame Conjugation ist neuerdings auch bei Ooceidien beobachtet worden. Wir verweisen zur Örientirung über die Entstehung der Makro- und Mikrogameten auf den Abschnitt, welcher von der Fortpflanzung der Coccidien handelt, p. 219 u. ff. 1) Adelea ovata (ScHxeiD., SCHAUDINN u. SIEDLECKI 1897 [Fig. 257]). Ein Mikrogamet legt sich an einen Pol eines erwachsenen, aus einer Makro- spore hervorgegangenen Individuums (Makrogamet) an, indem er sich ihm wie eine Kappe anschmiegt. Dann treten bei beiden Gameten Reifungs- erscheinungen ein. Fig. 257. Adelea ovata SCHNEID. aus dem Darm von Lithobius foreipatus. A bis D Stadien der Karyogamie (Copulation). 2 Kern des Mikrogameten, der sich bei B in zwei Tochterkerne, bei € in vier Enkelkerne theilt, 2 Kern des Makrogameten, der bei B ein Reductionskörperchen (3) bildet und nachher mit einem der Enkelkerne (Z) des Mikrogameten zum Synkaryon verschmilzt, 5 Rest (Reducetionskörper) des Mikrogameten. Nach SCHAUDINN und SIEDLECKI 1897. Im Mikrogameten theilt sich der Kern unter einer Art! primi- tiver Mitose zweimal hintereinander. Die so entstehenden 4 kleinen Kerne kommen an die Oberfläche des Mikrogameten zu liegen. Im Makrogameten rückt der Kern an die Oberfläche und ent- leert hier einen Theil seiner Substanz in Form eines stark färbbaren Klumpens nach aussen. Dieses Reductionskörperchen? degenerirt allmählich. Nach Beendigung dieser Reductionsvorgänge rückt der im Makro- gameten zurückbleibende Kern in die Nähe des Mikrogameten. Von den 4 Kernen des Mikrogameten rückt nur einer in den Makrogameten, um schliesslich ganz mit dem Kern desselben unter hier nicht näher zu schildernden Veränderungen zu einem Frischkern zu verschmelzen. Die 3 übrigen Kerne müssen als Reductionskörperchen gedeutet werden. Ueber ihr Schicksal und dasjenige der Plasmasubstanz des Mikrogameten wird jedoch nichts Näheres mitgetheilt. Nach vollendeter Conjugation erfolgen Veränderungen, welche schliess- lich zur Ausbildung von Dauersporen (Cystosporen) führen. 2) Coecidium lacazei Lasst (Eimeria schneideri BürscaHLı) SCHAUDINN und SiEDLECKI 1897. Hier tritt der ganze Mikrogamet in den un Pr ee Me De Be ET Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen ete. 279 Makrogameten ein, dessen Kern ebenfalls unversehrt bleibt. Wahrschein- lich findet schon früher, bei der Entstehung des Gameten, eine Reduction der Kernsubstanz statt. Die Copulation (Fig. 258) erinnert lebhaft an die Be- fruchtung der Metazoen. Im Gegensatz zu Adelea sind hier die im Vergleich zu dem Makrogameten winzig kleinen Mikrogameten lebhaft beweglich. Durch die schlängelnden Bewegungen ihres Schwanz- theiles erinnern sie auffällig an die Spermatozoen von Metazoen. Eine An- Fig. 258. Coccidium lacazei LABBE (1895) [Eimeria schneideri SCHAUDINN und SIEDLECKI 1897), Karyogamie. Von den schwärmenden Mikrogameten dringt einer (Z) durch eine Art Mikropyle in den Makrogameten ein. 2 Kerm des Makro- gameten mit Binnenkörper. Nach SCHAUDINN und SIEDLECKI (1897). Ne > E N zahl Mikrogameten umschwärmt, wie die Spermatozoen das Ei, den einen Pol des Makrogameten; dort bildet sich eine trichterartige Einsenkung, einer Mikropyle vergleichbar. In diese dringt stets nur ein Mikrogamet ein. Sobald er eingedrungen ist, wird auf der Oberfläche eine dicke, doppelt contourirte Membran abgeschieden, und es beginnt die Encystirung. Der Kern des Makrogameten nimmt eine amöboide Gestalt an und entsendet in der Rich- tung des eindringenden Mikrogameten einen besonders langen Fortsatz. Der aufgelockerte Kern des Mikrogameten verschmilzt nun nach kurzer Zeit mit dem Kern des Makrogameten zum Frischkern (Synkaryon). Auch bei Coceidium lacazei folgt auf die Conjugation die Bildung von Dauersporen (Cystosporen). 3) Klossia octopiana (Fig. 259) SrepLeckı 1898. Die totale Conju- gation vollzieht sich in ähnlicher Weise wie bei Coccidium. Ein gewöhn- liches, erwachsenes, intracellulär parasitisches Klossia-Individuum spielt sich als Makrogamet auf und conjugirt mit einem durch Sporolation (Conitomie) aus einem anderen ähnlichen Individuum entstandenen Mikro- gameten. Die Mikrogameten sind fadenförmig und bestehen fast aus- schliesslich aus Chromatin. Sie bewegen sich lebhaft schlängelnd, besitzen aber keine Flagellen. Eine Reduction der Kernsubstanz unmittelbar vor der Conjugation wurde nicht beobachtet. Nach Ansicht von SIEDLEcKI geschieht eine solche bei dem Makrogameten durch Auflösung eines Theiles der chromatischen Substanz im Kernsaft, bei den Mikrogameten dadurch, dass sie (die Mikro- gameten) in grosser Zahl und rasch aus einer einzigen Zelle (Antheridium) gebildet werden. Die Ausbildung von beweglichen oder unbeweglichen Mikrogameten ist jetzt für mehrere Gattungen und Arten von Coceidien festgestellt. Wichtig. ist der zuerst von L&ser 1898 und WasıeLewskı 1898 gelieferte Nachweis, dass die beweglichen Mikrogameten gewisser Cocceidien Geisseln besitzen. Der kommaförmige, fast ausschliesslich aus Chromatin bestehende Körper solcher Mikrogameten trägt bei gewissen Formen an seinem verdickten Vorderende 2 Geisseln, bei andern eine vorn und eine hinten. Damit wurde zum ersten Male das Vorkommen von Geisseln innerhalb des Lebenscyclus von Sporozoen festgestellt. Die Untersuchungen über den Copulationsprocess bei Cocecidien, über die im Vorstehenden referirt worden ist, stammen aus den Jahren 1897 und 1898. Inzwischen hat Schaupıswn (1900) seine eingehende Arbeit über Coecidium schubergi veröffentlicht, über die p. 219 u. ff. 280 Erstes Kapitel. ausführlich berichtet worden ist. Die Vorgänge vor, während und nach der Copulation der Mikro- und Makrogameten wurden dort im Zu- sammenhang mit der Darstellung des ganzen Zeugungskreises der unter- suchten Art eingehend dargestellt. Indem wir auf diese Darstellung ver- weisen, machen wir auf die wahrscheinlich gemachte chemotaktische Einwirkung der aus dem Körper des Makrogameten ausgestossenen Chromatinsubstanz auf die Mikrogameten noch ganz besonders aufmerksam. 72 / (AA, I2r \ AAN & j BRSIK Dept ee \\ + il + Fig. 259. Klossia octopiana SCHNEID. A, B, € Bildung der Mikrogameten. D Karyogamie (Copulation). Durchmesser 50—170 u. 1 Kerne der zukünftigen Mikro- gameten, durch Vermehrung des anfänglich einzigen Kernes entstanden, 2 Kern der Darm- epithelzelle von Sepia, die vom Parasiten fast bis zum Bersten ausgedehnt wurde, 3 Restkörper, 4 Mikrogameten, bei € fast reif; 5 netzförmige, verästelte Chromatinsubstanz des Kernes des in den Makrogameten eingetretenen Mikrogameten, die mit dem Kerne des ersteren (6) verschmilzt. Sofort nach Eintritt des Mikrogameten in den Makrogameten bildete sich eine Cystenmembran (7). Naah SIEDLECKI 1898. c) Haemosporidia. Die neueren Untersuchungen haben über den Vorgang der Copulation von Makro- und Mikrogameten innerhalb dieser Abtheilung einigen Aufschluss gebracht. Man vergleiche besonders den Abschnitt über den Lebenscyclus der Malariaparasiten (p. 234). d) Radiolaria. Ueber die Ausbildung von Makro- und Mikro- sporen bei Radiolarien, besonders der coloniebildenden Polycyttarien, vergl. den Abschnitt über die Fortpflanzung dieser Protozoen durch Zer- fall-Theilung (p. 210). Dass die Makro- und Mikrosporen als Makro- und Mikrogameten zur Conjugation bestimmt sind, ist mehr als wahrscheinlich. Doch wurde der Beweis hierfür noch nicht durch directe Beobachtung erbracht. Protozoa. Verbindung oder Verschmelzung von Protozoen etc. 281 e) Volvocinae. Vergl. zur Orientirung den Abschnitt über die Fortpflanzung der Volvociden p. 241 u. ff. Die Conjugationserscheinungen dieser (coloniebildenden) Protophyten lassen sich folgendermaassen gruppiren: 1) Totale Conjugation zwischen frei beweglichen gleichartigen Gameten. Sämmtliche Individuen einer Colonie können durch successive Theilung solche Gameten liefern. Beispiel: Pandorina, Stephanosphaera. 2) Totale Conjugation zwischen Makro- und Mikro- gameten, Heterogamie. A. ZuMakrogameten können (ohne Theilung) sämmtliche gewöhnlichen Individuen einer weiblichen Colonie werden. Sie bleiben in der Colonie. Freibewegliche Mikrogameten können sämmt- liche Individuen einer männlichen Colonie durch rasch fortgesetzte Theilung liefern. Beispiel: Eudorina. B. Zu Makrogameten werden (durch einfaches Wachsthum und Dif- ferenzirung, ohne Theilung) nur relativ wenige, fruchtbare In- dividuen (Öogonien) einer hermaphroditischen oder weiblichen Co- lonie, während die grosse Mehrzahl der Individuen (somatische Indi- viduen) unfruchtbar und unbefruchtbar bleiben. Ebenso sind es nur wenige fruchtbare Individuen (Antheridien) einer herma- phroditischen oder männlichen Colonie, aus denen durch successive Thei- lung bewegliche Mikrogameten hervorgehen. Beispiel: Volvox. Diese Verhältnisse bei Volvox leiten direct zu denjenigen der Metaphyten und Metazoen hinüber. Bei allen Volvocinen entsteht aus der totalen Conjugation von zwei (gleichartigen oder ungleichartigen) Gameten eine Zygote, die sich mit einer Cystenhülle umgiebt (Cystozygote) und nach längerem (ge- wöhnlich den Winter über dauerndem) Ruhezustand durch successive Theilung wieder eine Volvocinencolonie bildet. Leider sind die Veränderungen und das Schicksal der Kerne der beiden Gameten vor und während der Conjugation noch nicht genügend erforscht. 282 Erstes Kapitel. Uebersicht der wichtigsten Litteratur. Zusammenfassende Werke. Handbücher. Schriften allgemeinen Inhalts. Unter- suchungen, die sich über alle oder mehrere Klassen erstrecken. 1838. Ehrenberg, Chr. G., Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Leipzig. 18/1. Dujardin, Fel., Zoophytes Infusoires (animaleules microscopiques). Suites & Bujffon. 1852. Perty, Maximil., Zur Kenntniss kleinster Lebensformen nach Bau, Funktionen, Systematik; mit Specialverzeichniss der in der Schweiz beobachteten. Bern. 1858—1861. Claparede, E. et Lachmann, J., Etudes sur les Infusoires et les Rhizo- podes. Mem. Imst. Genevois. T. 5. 1858. T. 6. 1859. T. 7. 1861. Auch separat. Geneve. 1869. Engelmann, Beiträge zur Physiologie des Protoplasmas. Pflüger’s Arch. Bd. 2. 1876—1880. Zittel, Karl A., Handbuch der Paläontologie. Bd. 1. Abth. 1. 1880. Bütschli, O. siehe 1889. 1881. Brandt, Karl, Ueber das Zusammenleben von Thieren und Algen. Verhand I phys. Ges. Berlin. 1880—1882. Kent, Sav., A manual of the Infusoria. Including a description of all known Flagellate, Ciliate and Tentaculiferous Protozoa. 2 vol. London. 1882. Brandt, Karl, Ueber die morphologische und physiologische Bedeutung des Chlorophylls bei Thieren. Art. 2. Mitth. Zool. Stat. Neapel. Bd. 3. 1888. Verworn, Max, Biologische Protistenstudien. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 46. 1880—1889. Bütschli, O., Protozoa. Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Bd. 1. Leipzig und Heidelberg. Monumentales Hauptwerk, verfasst mit der Gründlichkeit und Sachkenntniss des Gelehrten, der sich auf allen Gebieten der Protozoenkunde durch eigene Untersuchungen hervorgethan hat. 1889. Verworn, Max, Psycho-physiologische Protisten-Studien. Jena. 1889. —, Die polare Erregung der Protisten durch den galvanischen Strom. Arch. f. d. gesammte Phys. Bd. 45 u. 46. 1890. —, Biologische Protisten-Studien. II. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 50. 1892. Frenzel, J., Untersuchungen über die mikroskopische Fauna Argentiniens. I. Die Protozoa. Bibliotheca Zoologica. 1893. Schewiakoff, WL., Ueber die geographische Verbreitung der Süsswasser-Proto- zoen. Mem. de l’Acad. Science. St. Petersbourg (7) T. 41. No. 8. 189). Haeckel, Ernst, Systematische Phylogenie der Protisten und Pflanzen. 1. Theil des Entwurfes einer systematischen Stammesgeschichte. Berlin. 1895. Blochmann, Friedr., Die mikroskopische Thierwelt des Süsswassers. Abth. 1. Protozoa. 2. Aufl. Hamburg. 1895. Braun, Max, Die thierischen Parasiten des Menschen. Ein Handbuch für Studirende und Aerzte. 2. Aufl. Würzburg. 1896. Delage, Yves, et Herouard, Edgar, TraitE de Zoologie concerete. T. I. La cellule et les Protozoaires. Paris. Vortreffliche Uebersicht über die Protozoa, mit allen Vorzügen französischer Dar- stellungsweise. Protozoa. Litteratur. 2853 1897. Verworn, Max, Allgemeine Physiologie. Ein Grundriss der Lehre vom Leben. 2. Aufl. Jena. 1899. Schaudinn, F., Ueber den Einjluss der Röntgenstrahlen auf Protozoen. Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 77. 1900. Eyferth, B., Einfachste Lebensformen des Thier- und Pflanzenreiches. Natur- geschichte der mikroskopischen Süsswasserbewohner. 3. 4Aufl., von Walther Schö- nichen und Alfred Kalberlah. Braunschweig. Sarkodina,. In Bütschli 1880—1882 ausführliches Litteraturregister für die Rhizopoda bis 1878, für die Heliozoa bis 1879, für die Radiolaria bis 1882. Bis zu diesen Daten sind hier und bei den folgenden Uebersichten nur die grösseren Werke und solche kleinere Abhandlungen verzeichnet, auf die im Text aus irgend einem Grunde ausdrück- lich verwiesen wird. 1850. Carpenter, W. B., On the microscopie structure of Nummulina, Orditulites and Orbitoides. Quart. Journ. Geol. Soc. Vol. 6. 1854. Schultze, Max, Ueber den Organismus der Polythalamien, nebst Bemerkungen über die Rhizopoden im Allgemeinen. Leipzig. 1858. Müller, Joh., Ueber die Thalassicollen, Polyeystinen und Acanthometren des Mittelmeeres. Abh. Kgl. Akad. Wiss. Berlin. 1858—1861. Claparede E. et Lachmann, J., Etudes sur les Infusoires et les Rhizo- podes. Mem. Inst. Genevois. T. 5. 1858. T. 6. 1859. T. 7. 1861. Auch separat. Geneve. 1862. Haeckel, Ernst, Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria). Eine Monographie. Berlın. (Gegenüber den späteren Monographien /1887, 1888] als 1. Theil bezeichnet.) 1865. Carter, H. J., On freshwater Rhizopoda of England and India. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) Vol. 13. 1865. —, On the fresh- and saltwater Rhizopoda of England and India. Ibid. (3) Vol. 15. 1865. Cienkowski, L., Beiträge zur Kenntniss der Monaden. Arch. f. mikr. Anat. Ba. 1. 1865. Haeckel, Ernst, Ueber den Sarkodekörper der Rhizopoden. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 15. 1866. Greeff, Richard, Ueber einige in der Erde lebende Amöben und andere Rhizo- poden. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 2. 1868. Grenacher, H., Ueber Actinophrys sol. Verhandl. phys.-med. Gesellsch. Würz- burg. N. E. Ba. 1. 1868. Haeckel, Ernst, Monographie der Moneren. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 4. 1869. Greefj, R., Ueber Radiolarien und radiolarienartige Rhizopoden des süssen Wassers. Theil 1. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 5. 1869—1871. Archer, Wm., On some freshwater Rhizopoda, new or little-known. Quart. Journ. Mier. Sc. Vol. 9—11. 1871. Cienkowski, L., Ueber Schwärmerbildung bei Radiolarien. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 7. 1874. Hertwig, Richard. Ueber Mikrogromia socialis, eine coloniebildende Mono- thalamie des süssen Wassers. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 10. Supplementheft. 1874. — ünd Lesser, E., Ueber Rhizopoden und denselben nahestehende Organismen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 10. Supplementheft. 1874. Schulze, Franz Eilhard, Rhizopodenstudien. I wu. II. Arch. 5. mikr. Anat. Bd. 10. 1875. —, Rhizopodenstudien. III, IV u. V. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 11. 1875. Greeff, R., Ueber Radiolarien und radiolarienartige Rhizopoden des süssen Wassers. Theil 2. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 11. 1876. Cienkowski, L., Ueber einige Rhizopoden und verwandte Organismen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 12. 1876. Hertwig, Richard, Zur Histologie der Radiolarien. Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Sphärozoiden und Thalassicolliden. Leipzig. 1876-1877. Archer, Wm.. Resume of recent contributions to our knowledge of “Fresh- water Rhizopoda”’. Quart. Journ. Mier. Sc. Vol 16 and 17. Part I—V. 1877. Schulze, Franz Eilhard, Rhizopodenstudien. VI. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 13. 1879. Hertwig, Richard, Der Organismus der Radiolarien. Jenaische Denkschr. Bd. 2. 1879. Leidy, Freshwater Rhizopods of North-America. U. St. Geolog. Survey of the Territories. Vol. 12. 284 Erstes Kapitel. 1880. Bütschli, O., siehe 1882. 1880. Schlumberger, siehe 1900. 1881. Engelmann, Th. W., Ueber den faserigen Bau der contractilen Substanzen, mit besonderer Berücksichtigung der glatten und doppelt schräg gestreiften Muskelfasern. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Phys. Bd. 25. (Myopodien von Acanthocyslis.) 1880-1882. Bütschli, O., Sarkodina. Bronn’s Klassen und Ordnungen. Bd. 1. Pro- tozoa. Abth. 1. Leipzig u. Heidelberg. 1882. Gruber, August, Die Theilung der monothalamen Rhizopoden. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 36 1883. —, Untersuchungen über einige Protozoen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 38. 1883. —, Ueber Kerntheilungsvorgänge bei einigen Protozoen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 38. , 1883. Munier-Chalmas et Schlumberger, ©., Nowvelles observations sur le dimor- phisme des Foraminiferes. Compt. rend. Acad. Se. Paris. T. 96. 188}. Brady, Henry, B., Report on the Foraminifera dredged by H. M. $. Chal- lenger, during the years 1873 —1876. Challenger-Report. Zool. Vol. 9. Mit vollständigem Litteraturregister. 1884—1885. Gruber, August, Studien über Amöben. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 41. 1885. 1885. Brandt, Karl, Die coloniebildenden Radiolarien (Sphärozoden) des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeresabschnitte. Eine Monographie. Fauna u. Flora d. Golfes von Neapel. XIII. Berlin. 1886. Gruber, Aug., Protozoenarbeiten. Ber. naturf. Ges. Freiburg i. Br. Bd. 1. 2. 1887. Bütschli, O., siehe 1889. 1887. Blochmann, F., Zur Kenntnis der Fortpflanzung von Euglypha alweolata Duj. Morph. Jahrb. Bd. 13. 1888. 1887. Haeckel, Ernst, Report on the Radiolaria collected by H. M. 8. Challenger, during the years 1873—1876. Challenger-Report. Vol. 18. 1887. —, Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria). Eine Monographie. Theil 2. Grund- riss einer allgemeinen Naturgeschichte der Radiolarien. Berlin. Theil 1 siehe 1862. 1887—1888. Schewiakoff, WL., Ueber die karyokinetische Kerntheilung der Euglypha alweolata. Morph. Jahrb. Bd. 13. 1888. 1888. Hoaeckel, Ernst, Die Radiolarien ete. Theil 3. Die Acantharien oder actipyleen Radiolarien. Berlin. 1888. —, Theil 4. Die Phäodarien oder cannopyleen Radiolarien. Berlin. 1887—1889. Bütschli, O., Protozoa. Bronn’s Klassen und Ordnungen. Abth. 3. Infusoria und System der Radiolaria. 1389. Famintzin, A., Beitrag zur Symbiose von Algen und Thieren. Mem. de l’ Acad. St. Petersbourg. (7) T. 36. 1889. Hofer, Bruno, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss des Kerns auf das Protoplasma. Habilitationsschrift. Jena. 1889. Neumayr, M., Die Stämme des Thierreichs. Wirbellose Thiere. Wien u. Prag. Paläontologie von Foraminiferen und Radiolarien. 1890. Brandt, ©., Neue Radiolarienstudien. Mitth. 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Amoeba, negative Thermotaxis — binucleata, Theilung, Mi- tose des Kerns — blattae, eruptive Lobopodien — diffluens, ungereizt und elektrisch gereizt — limax, in verschiedenen Formzuständen — — bei verschiedenen Tempe- raturen — polypodia, Theilungstadien, directe Kerntheilung A. Amoeba. Monographische Darstellung der Gattung, enthaltend Angaben über Vorkommen, Grösse, Consistenz, spec. Gewicht, Bau des Protoplasmas, Lobopodien pag. 35, Kern 36, pulsirende Vacuole, Bewegung 37, Nahrungsaufnahme 38, Verdauung, Defäcation, Excretion 40, Reizbarkeit durch photische Reize 40, durch Röntgen- strahlen, elektrische, thermische, chemische Reize 41, durch mechanische Reize 43, Encystirung, Merotomie 43, Fortpflanzung durch Theilung und durch Sporen- 63 70) 36 45 2 | Amoeba proteus, Merotomie — — ungereizt und elektrisch gereizt — verrucosa — — mit dem Import und der Aufrollung von Oscillarien- fäden beschäftigt | Paramoeba eilhardi, Fort- pflanzung und Generations- wechsel B. Schalen von Foraminifera. Fig.| pag. 69] 44 61] 35 64! 37 66 39 | 27| 46 Systematische Uebersicht der Foraminifera pag. ”—14. Uebersicht über die verschie- denen Schalenbildungen, wobei es sich handelt: um das Material, aus dem die Schale besteht, die Oeffnungen der Schale, ihre Kammerung, um- biforme Schalen 91—96, Dimorphismus von Polystomella crispa 207. Ammodiscus Biloculina Caleituba Globigerina in Orbulina Gromia Lagena andere Bilder Miliola Miliolina Nodosaria andere Bilder Nodulina (Reophax) Fig. 6, 10 105 ) 104 5A| 15 103 5C 11 15 ‚103 8 pag. 10 1l 96 10 | 95 9 | [9] | ı Nummulites (recente Form) ı Orbitolites ' Orbulina mit Globigerina- | einschluss | Patellina Polystomella crispa, Di- morphismus, _Generations- wechsel ı Rotalia Spiroloculina | Textularia Trochammina lR Fig.| pag. 13 1312 104 9 ZU K 210.208 5B 9 Protozoa. Verweisungen. C. Skelete von Radiolaria. Systematische Uebersicht der Radiolaria pag. 15—18. Coelospathis ancorata, Darstellung dieses im Skeletbau äusserst complieirten Radiolars 47—55. 293 Zusammenfassende Uebersicht der Skeletbildungen: Material der Skelete 97, Form derselben 97. Fie.|pag. || | Fig.| pag. Acanthometra 136126 | Coeloplegma murrayanum, Aulactinium 25| 17 | innere, zweiklappige Schale | 75| 50 Coelospathis ancorata, Ge- | Cortina | 24| 17 sammtskelet 77) 51 | Phractaspis | 23! 16 Coeloplegma murrayanum, \ı Thalassoplancta 21| 16 Lateralansicht der Astropyle | 76| 50 | | D. Gregarinida. Systematik pag. 24, Kern 82, contractile Fibrillen, Myoneme 125, gleitende Fort- bewegung 126, Fortpflanzung durch Zerfalltheilung 214—219, Aggregationen (Associationen) 256. Fig.| pag. Fig.| pag. Clepsidrina blattarum, Mut- Gregarine, polyeystide, tercyste mit Sporoducten 218/216 Differenzirung aus der Spore |219'217 — munieri, gleitende Fortbe- Hirmocystis, Association 244/257 wegung ‚1371127 | Monocystis, Zerfalltheilung — — Myoneme 135|125 (Sporenbildung) 2171215 Corycella armata | 45| 26 || Stylorhynchus longicollis| 44| 25 E. Cocceidium. Monographische Darstellung des Baues und der Lebensgeschichte von Coccidium schubergi, Parasit von Lithobins forficatus, enthaltend Angaben über: die Sichelsporen, ihr Eindringen in das Darmepithel pag. 219, ihr Heranwachsen zu Mononten, die Vermehrung der Mononten durch Zerfalltheilung, die sichel- förmigen Gymnosporen der Mononten und ihre Ausbreitung über den Darm des Wirthes 221, die gametogene Monontengeneration 222, die Bildung der Mikro- gameten, der Bau der ausgebildeten Mikrogameten 223, die Bildung der Makro- gameten, die Karyogamie (Copulation) der Gameten 224, die Bildung der Am- phionten, ihre Vermehrung 225, die Vermehrung der Cystosporen der Amphionten, Bildung der sichelförmigen Gymnosporen, die Infection der Lithobien mit Coc- eidien 36, Bemerkungen über Ooceidium cuniculi und C. perforans (oviforme) und die Kaninchenseuche 227, Adelea ovata, ÜOopulation (totale heterogame Karyogamie), Ooccidium lacazei, Copulation 278, Klossia octopiana, Oopulation 279. Fig.|pag. || Fig.| pag. Adelea ovata, Copulation 2571278 | Coccidium scehubergi, Mo- 221227 Benedenia (Klossia) octo- nont in einer Epithelzelle A piana, junger Epithelzellen- 221227 | — — Schema des gesammten parasit D Zeugungskreises 220/220 Coccidium lacazei(Eimeria ' Klossia octopiana, Mikro- schneideri) Copulation [258279 gametenbildung und Copu- — perforans (oviforme) 2211227 | lation 259!280 BC | F. Paramaecium. Monographische Darstellung der Gattung, enthaltend Angaben über: Körpergestalt und Oeffnungen am Körper pag. 55, Ektoplasma (Pellicula) 57, Ektoplasma (Alveolar- schicht, Myoneme, Corticalplasma, Trichocysten, pulsirende Vacuolen) 59, Endo- plasma, Kern, Makronucleus, Mikronucleus 60, Nahrung (Aufnahme, undulirende Membran, Nahrungsvacuolen, Cyclose) 61, Kothvacuolen, Excretkörner, Glycogen 62, Encystirung, Reizbarkeit und zwar Wirkung der Schwerkraft, (feotaxis, Lichtreize, Röntgenstrahlen 63, elektrische Reize 64, thermische Reize 66, mecha- nische Reize, Contactreize, Thigmotaxis 67, chemische Reize 68, Psychologie 70, Merotomie, Fortpflanzung, Quertheilung 71, Schnelligkeit der Vermehrung, senile Degeneration 73, Conjugation, Karyogamie, Bedingungen der Karyogamie (Oon- jugationsreife) 74, Bedingungen der Karyogamie (Nahrungsmangel, möglichst entfernter Grad der Verwandtschaft), Conjugationsepidemien, Tageszeit und Dauer der Conjugation 75, Vorgang der Conjugation, Reconstitution des Kern- apparates 76. Karyogamie, Resume p. 267 ff. 294 Erstes Kapitel. | Fig.]pag. || Fig.| pag. Paramaecium, Galvanotaxis S4 64 | Paramaecium aurelia, elek- — schematische Darstellung der | trische Erregungserscheinun-| | Vorgänge am Kernapparat gen } 85, 65 während der Öonjugation und Ir Excretkörner 8| 62 bei den zwei darauf folgenden | — — Quertheilung 9%0, 72 Generationen 250268 , — bursaria, Nahrungstrudel | 82) 61 — Schwimmbahn 89. 70 , — eaudatum, Oonjugation (Ka- | 92| 77 — Thermotaxis 86 66 ryogamie) N 1-7 — Thigmotaxis 87 Or I Er schematisirtes Ge- Nr: ; x . Q | sammtbi 7 — aurelia, Chemotaxis 88| 69 \ -— — Theilung des Mikronucleus | 91| 72 — —, Cytostoma, Oytopharynx, — — Reconstitution des Kern- undulirende Membran, Ver- MR | apparates nach erfolgter Con- dauungsvacuole, Trichoeysten | 80) 57 | jugation 93| 78 — — Cytostoma und Cytopha- | AT rynx in Theilung 91 72 | — putrinum, Gesammtbild 81] 57 G. Spirochona. Systematische Stellung pag. 31, Ernährungsorganellen, Peristommembran etc. 152, Knospenbildung 1386—188. Fig.| pag. | Fig pag. Spirochona gemmipara,Ge- ı Spirochona gemmipara, sammtbild 1651152 | Entwickelungder Knospe zum — — Knospungsstadien 196.187 | jungen Thier 11971187 H. Stentor. Systematische Stellung pag. 30, Merotomie 71, Makronucleus 83, Mikronucleus 83, Gal- lertgehäuse von St. roeseli 101, Regenerationsvermögen 108, Membranellen 116, Pseudopodien 121, Myoneme 124, Ernährungsorganellen 144, contractile Vacu- ole mit zuführenden Kanälen 158, Tasthaare 162, Zweitheilung 177—180, Atrophie und Neubildung des nutritiven Organellenapparates 180. | Fig.! pag. |) | Fig.| pa. Stentor, Körperstreifen, Myo- | | Stentor roeseli, Neubildung | neme 1341125 | des pulsirenden Vacuolen- — Membranellen 124115 I systems bei der Zweithei- — coeruleus, Stadien der| | | lung 190.179 Zweitheilung 11891178 | — — Habitusbild | 52| 31 — polymorphus,Gesammtbild | 97| 84 | | I. Stylonychia. Systematische Stellung pag. 30, senile Degeneration 73, Conjugationsreife 74, Nahrungs- mangel als Bedingung fruchtbarer Conjugation 75, Verwandtschaftsgrad, Ein- fluss desselben auf die Conjugation 75, Kern (Hypotricha) 83, motorische Or- ganellen (Hypotricha) 117, Ernährungsorganellen, Peristomapparat etc. 141, Tastborsten (Hypotricha) 162. Fig.| pag. N Fig.| pag. Stylonychia mytilus, Ge- ı Stylonychia mytilus, von | sammtbild, nach STEIN | 54| 32 | der linken Seite ea ala — — von der Bauchseite, grös- | | — — Apparat der Peristomorga- | seres, combinirtes Gesammt- | | nellen ‚154 143 bild 1153|142 | 1a.B. K. Triechodina. Systematische Stellung pag. 31, hinterer Wimperring 116, Körpergestalt und Er- nährungsorganellen 148. Fig. pag. Triehodina pediculus | 161 | 149 L. Vorticellinae (Carchesium, Epistylis, Vorticella). Systematische Stellung pag. 31, Makronucleus 83, Nematocysten 107, motorische | Organellen (Peritricha) 116, Myoneme (contractile Fibrillen), Stielmuskel 124, Er- Protozoa. Verweisungen. 29 nährungsorganellen 150, Cyclose der Nahrung 151, pulsirendes Vacuolensystem 45159, Zweitheilung 180, heterogame Karyogamie (Copulation) 275—278. Fig.| pag. | Fig.|pag, Vorticellinae, Copulation ı Epistylis umbellaria, Ge- äusserer Vorgang 2551276 sammtbild eines Individu- —, Verhalten des Peristomfeldes | ums A, Peristomscheibe B, | R bei der Zweitheilung 191180 | „ nn © Ne ‚1641151 Carchesium polypinum, I ee a ne annthilk Be Individu- Be he A | nn 1621150 | ation) u. der nachfolgenden _ | Reconstitution des Kern-| — —, Cyelose der Nahrung 1631150 | apparates 256277 — —, Theilungszustand, in seit- | — nebulifera, Gruppevon 10 | licher Ansicht 1921181 | Individuen, Habitusbild 55| 32 M. Dendrocometes. Systematische Stellung pag. 33, chitinige Basalplatte 106, Körpergestalt, Arme, Ten- takel 154, Knospenbildung 186. Fig.| pag. || "Fig.]| pag. Dendrocometes paradoxus, | ‚Dendrocometesparadoxus, Gesammtbild 1168154 | Endzinken eines Armes ‚169/155 296 Erstes Kapitel. Figurenverzeichniss. Unter „Gesammtbild“ ist jeweilen eine Figur verstanden, welche auch die innere Organisation, wenigstens zu einem grossen Theil, berücksichtigt. Ein „Habitusbild*“ begnügt sich mit der Darstellung der äusseren Erscheinung. Figur Seite Acanthocystis aculeata, Gesammtbild -. .. .. 2. 2... 99A 86 — —, Knospung, Flagellospore, Lobopodiospore, Neubildung des VERIEOSOME. u; Kran A SE ee ae 201 A—G 1% — =, ‚Theilun Sastadien vr ee ee 99B; O6 a U a ee RE er SEE ee 100A—C 8 ——, Zweitheilung: .. SFr DE eu A ge 180B, Ce 770 a DON ee ET SEE TE ART ER EEE 181 A—C 171 Acanthometra elastica, Gsammtbild . - ..:.: 2... ... 136 126 Actinosphaerium eichhorni, Cystosporenbildung .... . . . 212 210 — —,Cystosporenbildung,, Raryogamjac... .... 1 2 252 A—F 272 — —, Eneysbmune, Zerialltheilung 0... nn eva: Baer 209 a ESanMEDII > tr ee ee re 19 14 ey KArYORanNe ne ee A RE E 253A—I 273 — ——, Kernmitose,.Centrosomen. a u: a See 254 274 EIN OpHTY 878.0 1, 'Gerammibild... su. 2 ee 18 14 Zur KaryDgamier ner ee, we ee ZEN U Er 247 A—F 264 Adelea,owata, Karyogamie „er... 0 So Ser ge 257A—D 278 Ammodis cws.ingertms, Dehale luca, ve ee 6A 10 — ben 8,,1Schaleı ar Ma 6B 10 Ammoeba,.nerative,Ihermotaxia: 8. karl ee a —binucleata, Mitose.der beiden Kerne 2... 0... nun SE Zeil 45 —/bilabt.we,serrüptive Lobopodiens.. u „we nr, We 65 37 — diffluens, ungereizt und electrisch gereizt ......... 62 36 — lamaxs/Chemotasis. . un se ee .. 68a—f 42 — 7, beisverschiedenen Temperatnren 2 ner 63A,B,C 36 — PpOlypodıa, hellung: 75... ee 2 X — PLOTeUS, Meropmie.. u... 2 wu ee 69.1 Det — —, ungereiziiund>eleeirisch gereizt... .. . wen 61 35 = IELDUCOSR, Gesammiblld nA u 1 64 37 — —, Import und Aufrollung von Oscillarienfäden ....... 66A—G 39 Anopheles (Stechmücke), Darm mit Cysten von Malariaparasiten 226 A—B 236 —e Law iger, Habitnsbld. 2 er su Ban 224 235 =. Langsschnitt,2 sn. Never Ba ee 225 235 —, Querschnitt einer Speicheldrüse mit Fadensporen des Malaria- ; Parasiten 2. 2 m ta.20. we Vo ae ee I a NE 228 237 — Speicheldrüsen) "en. 2 N Re 227 237 Anthophysa vegetans, Gsammtbild . -..“ . .» 2.2.20. 27 19 Arcellayalrarıs, Gesammtpild er ee 2 Fre 3C 7 — =; Theilungsstadium sea, 22 0 Pe Br 177 166 Aulactinium actinastrum, Gesammtbild -. ... 2 2.... 25 al 2 te RT iR ee u TE Er IN i Pe 7 u u a Protozoa. Figurenverzeichniss. (Benedenia) Klossia, Mikrogametenbildung, Karsoganie : — octopiana, Parasit in einer Epithelzelle : i Bicosoeca socialis, Gesammtbild . ! Biloculınardepressa, Schale , , , ı » .-... oh ‚ Schale, mikro- und makrosphärische Form . . Bodo ea Geammtbir re Bursaria tr uncatella, nutritive Organellen — —, Querschnitte durch den IKBTDer: 12:9 Ar, Caleituba polymorpha, sternförmige Gehäuse. . — —, verschiedene Formen der Fortpflanzung, multiple Kernver- IE IN ee NE her nn ten Re na 3 Camptonema nutans, Gesammt- und Habitusbilder ... . . Carchesium polypinum, Gesammtbild eines Individuums — —, Schema des Nahrungsweges De _ , Theilung eines Individuums . .. .. ar Ceratium candelabrum, Kette, Aggregation u — hirundinella, Gesammtbild, Beginn der Zweitheilung. — , Theilungsstadien un a ara er ed De Re — —, ic Bu Re ET er A ER) _- tripus, HabimebildiW... 0.2.2.2; . Ceratomyxa inaequalis, Sporenbildung Chemotaxis, von Paramaecium . ....... Chilomonas paramaecium, Gesammtbild nach BÜTSCHLI . — —, Gesammtbild nach KÜNSTLER . . » 2 2.2... . Chloromyxum leydigi, Gesammtbild .. : .. - - Chrysamoeba radians, Gesammtbild ...... Chrysosphaerella longispina, Gesammtbild . Cladomonas fruticulosa, Gesammtbild -........ — —, En WENN ART Te Clepsidrina blattarum, Muttereyste mit Sporoducten x — munieri, gleitende Fortbewegung. . . . „oo... . Myonemen me. wuelsee a, er Coccidium lacazei, Karyogamie i — perforans (oviforme), Amphiont 3 — schubergi, in einer Epithelzelle ..... . — —, vollständiger Zeugungskreis (Entwicklungseyelus). Endonelliziberoidea, Gesammtibild. .. . : >» 2 = 0. sie am Codonocladium umbellatum (Codonosiga allioides), VENEN Bel a a EM) Codonosiga (Codonocladium), Habitusbild . .. » » 2.2... — (oder Codosiga) allioides, Gesammtbild der Colonie . — botrytis, Gesammtbild, Nahrungsaufnahme i —_ — , Gesammtbild EN _—-—, - Längstheilung Ä — —, Lobopodienbildung Ess Hr reansaulon, 2 u Sonnen ee ER Er yQmertheilumg‘ . » 2. 2.2.0... 0.0 Coeloplegma murrayanum, innere Schale — —, Lateralansicht der Astropyle .... . Coelospathis ancorata, Gesammtbild . . — —, Nasenrohr und Frenulum ER Collozoum fulvum, Flagellospore — inerme, Flagellosporen ee ae —_ — , Gesammtbild ET RER —_—— Zerfalltheilung, Anisosporenbildung Colpoda eucullus, Theilungscysten . . . . Conjugation, von Paramaecium caudatum . Cortina typus, Gesammtbild. ....... Corycella armata, Gesammtbild .... . . Dendrocometes paradoxus, Gesammtbild = Ventakel Wert ttnssstene - Dendrosoma radians, Gesammtbild .... . Difflugia lobostoma, Doppelthier und einfaches in 1 Plastogamie _ — , Plastogamie und Karyogamie leid Er 142 131A 297 Seite 298 Erstes Kapitel. Figur Difflugia pyriformis, Habitusbild ............. 3D Dinobryon sertularia, Individuum der Colonie. . .. 2... 34D Diplosigopsis entzii, Habitusbilderge: . .. Dumm) ARE 140 (Eimeria schneideri) Karyogamie- : : ı 2 2 : : 2... 2.0. 258 Enchelyodon faretus, Gesammtbild . „7,2 War u, 114 Ephelota gemmipara, Gesammtbild;, Knospung, Schwärmer ... 60a,b,c — —, äussere multiple Knospung u Im. 2 ran 194b Epistylis umbellaria, Gesammtbild, Peristomscheibe, Nesselkapseln 164 A—C Eudorina elegans, Stigma . 2 RENT) ET RR DEEETE 174A Euglena.acus,'Stiema FAR ERFITEN IE MEDRREE ER 174G — deses, Stigma INT A er AR RE Fe ee a 174H — elonfata, GeammibHlEN. "IF AH ET RENTEN, 3lA = "yelataftBlisma: „TEFAL IIERRTGEN ESTENG TE 174F, K —v iridis, Stiema ee EREAREIEHTTORIAL UNE 174D, E,I Euglypha alveolata, Gesammtbild, Zweitheilung . .... .. 178A,B — —, Zweitheilung, Fortsetzung EWR SE MANN ED, 179A, B Flagellosporen von Radiolarıen 3 1N:.7 07 HUB RE: 215 A—F Flimm erbewegung einer Wimperreihe im Profil . :..... 122 Folliculina (Freia) ampulla, Habitusbild : : v2 2... 158 G=lyvanotaxıs, yon Paramaectume nn Sr ee S4 Glugea bombyeis, Sporen ...».: 2.2: a a a0... 48F,G,H,I — microspora, Cyste; in Gasterosteus aculeatus ....... 229 Gonium peetorale, Bild-der -Colonie: ; ».. „untsn AU Su 233 — Umrisszeichnung der "Colonel TUR NHTEELF ZI EINLIEN ER 234 Gregarinenentwicklung, Schema? 2, KRETA DENE 219 GTEomMTLasoyIEor.mis + Gesammtbildr 5A Gymnodinium tenuissimum, Gesammtblld ........ 41 Haemampveba, Zeusungskreis. WEHEN FREE EN BEE} 223 A—Z — laverani (Plasmodium malariae), Entwicklung im rothen Blutkörperchen ur ur 8 2 2 fan ur do are 47 Hermesruys ps0orospermica, Dporer FIT TEN IE REITEN 45D Hexamitusinflatus, ET BL 30 Hirmocystis poly morpha, Äss0elahlon „lan a aa 244 Hyalosphenia lata, Gesammtbild SV ir eat rer I3B Kentrochona nebaliae, Gesammtbilderie 305 Min ter 166 A—B Kentrochonopsis multipara, multiple Knospung . ..... 198 Klossia (Benedenia) octopiana, Mikrogametenbildung, Karyo- IN ET EEE ac 259 — 0€toPplana, intracellulärer Parasit . N. RE SINE HEN. MER 46 D Knospung bei den Suctoria, -Sehemata : : =: : : ı za 2... 193 A—C Lagenen, entosolene, Schalenverhältnisse . .... 2.2... 103 Lagena globosa, Schale; 2. "U. MEET RUE 15C, D ld RE N AI TE ARTEN 1030, E, F, 6, H — hispida, Behale 2 sn2 Par N re RT — laevis, ER RE ENT N 15B — vulgaris, Schale: er: RE a a NE 103A, B Laverania, Zeugungskreis De ee 223 A—Z Leptotheca agılıs, Geammthild . 2a 2/2202 2 2 ae 48B, © RS ISDOREN le ne RE. TREE, RE IRRER RE 48E Leydenia gemmipara, Colonie mit Knospenimear Er ne 199 — —, Knospung, Plastogamie- . 2 2 E IRR, 200 Magosphaera plan ula, Gesammtbild 1.20 He 2 A 43 Malaria-Parasiten, Zeugungskreis, nie 0. BBA-Z Mallomonas ploessli, Gesammtbild. . . . : BP BL 7 A Marsupiogaster striata, Gesammtbild: : „ -.-.- ; „. ». „ We731B Mastigamoeba aspera, Gesammtbild. 1. eg nee Mastigosphaera eobii, Gesammtbild 2,7 7ER N IOFSEE Mempbranellen, von Stentor . . . Eu MEERE, COM, REDE Microglena punctifera, Gesammtbild- - . mil email 46 430 Miliola, Kammern, Protoplasma und Kerner NUR LEINE BAO) Miliolina trigonula, Schale . a El Monocystis agilis u. magna, Zerfalltheilung, Sporenbildung . 217 A—I — magna, Karyogamie . . SEARBRET, TE RAS Monomastix ciliatus, Gesammtbild ES UIETAE TER EEG Monosiga ovata, Lobopodienbildung . ET IE ETISTEB Protozoa. Figurenverzeichniss. Figur Myriophrys paradoxa, Stück der Körperoberfläche. . . . . 130 Myxidium lieberkühni, Knospung . . . . 204 Myxobolus ellipsoides, Sporenbildung . . . 231 A— D, F, G, H,LL,M — pfeifferi, Sporenbildung . . . IWEHBN 231 E, K Myxosphaera coerulea, Flagellospore TEEN EU IFA ER EB — —, Zerfalltheilung, Isospor enbildung . . RIESE FEENZAR SD) Myxosoma dujardini, periphere Partie der Öyste UERIERIEEN Myxospeoridıa, Piourenptupper- ı 2.2: 2 0. ART TEN FB Nassula elegans, Gesammtbild . : RI ER TAN Noctiluca m iliari s, Gesammtbild und Flagellosporen ETF BAN — —, Karyogamie . : DE ET?) _ — . Knospungserscheinungen, E lagellosporen ET EN EN Z 20 AB — —, oraler Organellenapparat. . 23 PIE FRA — —, Zell- und Kerntheilung bei der Knospung, Centrosoma . . 203B Nodosaria hispida, Schalen: : : : : ER I FERRARI ryElaaschaler ns NER IRTEN ZART MEHR IDENG — soluta, Schale. . DE I RATE EI Nodulina nodulosa, Schale . ne RAR ARTE Moremabombycıs; Sporen... .2 8 2 208 2,202 2. U SE Barmen een mn rn Schale 7. ED BR Ophrydium, Colonie, HIaBRahla LI). UL LAZe EN 3 klnar — Individuum der Kolonie, Gesammtbild . . 5 Ophryoscolex caudatus u. purkynjei, Gesammtbilder . . 160A, B Orbitulites tenuissima, Schale. . : BERTRAM Orbulina, Schale mit Globigerinaeinschluss 2”: RIND Pandorina morum, Üolonie, Gametenbildung, Gopulation a a EBD — —, Stigma . . REN 5. ee MITTEN ERMEB Paramaeciu m, Galvanotaxis. . 84 —, Schema der 'Kary ogamie und der. Reconstitution des Kern- RIESTER SE FEB FE SE ee) erehvisrnbahnpaege an ea Re ner ST ENRELIEN IE ae ee a RT EEE —, Thigmotaxis . . RENT NO IN U JE FE TINTE UISTIAMIB —, aurelia, Chemotaxis . . a a a 1 _ — , Cytostoma, Cytopharynx, Trichoey sten . . NED AB _, Cytostoma und ÖOytopharynx während der Theilung #322 ITBERRE — —, electrische Erregungserscheinungen. . . 2.2 22.2... 8 — —, hervortretende Exeretkörnchen . . : .». . 2. 2.2. .2..2..8 —_ —, _ Quertheilung . a A EEE N I RE I —, bursaria, Nahrungsstrudel a®, ee 2 —, caudatum, grosses schematisirtes Gesammtbld . . 2... 9 _ — , Reconstitution des Ker uns nach der Conjugation . . 93A-—T — . Conjugation Ruh er BRETT EATE I PR TFT — —, Theilung des DU Eremelen ie a ee MEER -. putrinum, Gesammtbild . . . . Ba Ni! Paramoeba eilhardi, Fortpflanzung, Generationswechsel . . . 72A-I Be corrugata, Plastogamie und Embry onenbildung = 41-209 Schale... „_ . ER? 7 Paulinella chromatophora, Gesammtbild. . » 2.2.2..139 Peridinium michaelis, Vacuolen (Pusulen)-System . . . . 173 =oyatuma Ihier-mit zwei Sporen « . u. urn ie mn de, ABB Phractaspis PErOBOLYPUB,-Skelet %.n,. 2 27. Buhen nn. 1825 Phytoflagellata, Gesammtbilder . . . 34 Plasmodium malariae, Entwicklung im rothen Blutkörperchen 47 — —, Mononten, Zerfalltheilung - - - =» 2 2. 2 2 2.2... 222a— —, Zeugungskreis Br an, en. 223 A—Z Pleodorina illinoisensis, ungeschlechtliche Colonie - . ... 240 — —, Entwicklungs- -(Furchungs- Suter (307. ON UNE 2 ZEPATTE Pleuronema ehaysalıs, Geammtbild a "UNE FRE Podolampas bipes, Trichiten, Amoeboidplasma . . > BR NIE, B Podophrya gemmipara, Gesammtbild, Xnospung, Schwärmer . 60 a,b, c — quadripartita, innere Knospung . : ae AS A—E Polyoeca dichotoma, Gesammtbild der Colonie . . SEE, Polystomella cerispa, Dimorphismus und Generationswechsel . 210 Pouchetia cornuta, Stigma. I A EN — Tinkeentatn ner We ee Eee ER y 51: 299 Seite 120 194 240 300 Erstes Kapitel. Protozoa. Figurenverzeichniss. Figur Seite Prorodon teres, Gesammtbild . . 49 29 Protomyxa aurantiaca, Zerfalltheilun 5 F lagellosporen, Pseudo- podiosporen . . ; - rel 203 Protospongia haeckeli, Gesarumtbille... 2 en 24 Onadruls symmetriea,Gesammiblden Stu ua, san 3A 7 Radiolaria, Flagellosporen . ; ee Tanga la Pe (Reophax) Nodulina nodulosa, Schale . re N Bar Fake 10 Rotalia freyeri, Gesammtbild . . Be EN 5B 9 Beusenapparat,:von Chlamydodon. .„ vr... ne 139 Sieh waım mibahn® vonr Param een ee ee 59 70 Siphonosphaera tenera, Flagellspore . . . .». 2.2... .. 2150 213 Spirochona gemmipara, Gesammtbilder . . . 2 2... 2.....165A,B 12 — —, Knospungsstadien . . Ener (ea ern ID AO — —, Entwicklung der Knospe zum jungen hier un Spiroloeulina limbata, Schale . . ee rer 12 Stentor coeruleus, Körperstreifen, feinerer Baus nt 125 _ , Theilungsstadien IE ee re er An = polymorphus, Gesamtbild ia a ee 84 — roeseli, Habitusbild . . Be DR sl _ , Theilung, Bildung des pulsirenden Vaeuolensystems 2 hHI0 AB Ce Steph anosphaera pluvialis, Colonie, Fompaipeng: Con- jugation . Be ER 2 . 236 A—L 245 Stigmata von Flagellaten Br it: 161 Stylonychia mytilus, kleines Gesammebild . ET 32 — —, grosses Gesammtbild . . : ee ee en ee 142 — —, von der linken Seite, Habitusbild . . . EEE EN, 117 — —, nutritive Organellen . er ee Me 143 Stylorhynchus longicollis, Habitusbild onen A 25 Suctoria, Schema der Organisation oe 59 34 —, Schemata zum Di ne der einfachen äusseren und inneren Knospung . . ee ee N Textulariıa concava, Schale . 14 12 Thalassicolla nucleata, Bau, Tsosporenbildung, "Zerklüftungs- theilung . . Be : eat ne AA —, pelagica, Gesammtbild . . . Eee) 15 Thalassoplancta brevispicula, Ausschnitt des Körpers. Bl 16 Th erm 0'Wax 18, yon: Paramascium Woman 66 Thiemotaxis, von Paramaecium . . ee ee ee A De Tintinnopsis beroidea, Gesammtbild . . . 53 3l Tokophrya (Podophrya) quadripartita, innere e Knospung . 195 A—F 185 Trachelomonas volvocina, Stigma . . . 1740 161 Trichodina pediculus, Gesammtbild. . 125 116 Trichosphaerium sie boldi > Benz Zeogungskreis (Ent- wicklungseyclus) . . . . 206 I-XIV 200 — —, Plastogamie den Mononten. ne ee 245 258 — :—, Sehnitt durch einen''Sehizonten „ . su ur, 2 ws We: 4 8 Trochammina coronata, Schale 2.4. inne er ea 13 Urceolus cyclostomus, Gesammtbild . ar a ee 20 Urospora saenuridis, zwei Individuen in Association. . . 44B 25 Volvox aureus, Oogonium ; a Mikro- gameten . . eek te Ver ee : 239A, C,D,E 249 — globator, Conjugation 2 ee ee a 249 — —, Theil einer geschlechtlichen Colatie: mare 22 —_——, " ungeschlechtliche Golonie: u. teren Ba 248 Vorticella monilata, Karyogamie . . . 256A-M 277 — nebulifera, Gesammtbild einer Gruppe von 10 Individuen . 55 32 Vorticellinen., Copulation . . Kiew er ze 276 —, Peristom und Vestibulum bei der Theilung . a ee 180 Xiphacan tha alata, Flagellosporen . . Ne ld 213 Zelle, Schema der Zelltheilung mit mitotischer Kerntheilung gr 1 z: Erstes Kapitel. Protozoa. Index. 301 Index. (Was sich unter dem Gattungsnamen nicht findet, suche man unter dem Familien- namen und umgekehrt.) Acantharia 16, Axopodien 110, Kap- selmembran 99, Kerne 82, Myophrisken 125, Skelet 97. Acanthin 97. Acanthocystis 14, Centrosoma 86, Flagellosporen 119, Hülle aus Kiesel- stückchen 97, Knospenbildung 191, Myopodien 111, Zweitheilung 169. Acanthometron 16. Acanthospora 25. Acephalina (Monocystidea) 25. Acineta (Suctoria) 33. —, Gehäuse 104, multiple innere Kno- spung 186. — linguifera, Makronucleus 4. Actinelidae 16. Actinobolus 29. — radians, Tentakel 121. Actinocephalus 25. Actinolophus 14, Stiel 97. Actinophrys 14, Karyogamie 264, Kern 82, Zweitheilung 169. Actinosphaerium 14, Oentrosoma 87. Encystirung 209, Eneystirung, Reifung, Karyogamie 270 ff., Fressgesellschaften 257, Kerne 82, pulsirende Vacuolen 157, Zerfalltheilung 209. Actipylea (Acantharia) 16. Adelea 27. — ovata, heterogame Karyogamie 278. Adiniden «Dinoflagellata) Schwimm- bewegung 113. Adorale Zone 116, der Ciliata 138. Aggregata 24, Aggregationen 256. Aggregationen 256. Alveolarschicht, von Paramaecium 59. Alveolina 11, 13. Ambulante Vermehrung von Tricho- sphaerium 201. Ammodiscidae ®&. Ammodiscus 8, Zerfalltheilung 204. Amoeba 6, Bewegung 37 ff., Defä- kation 40, Excretion 40, Encystirung 43, 89, Fortpflanzung 44, Lobopodien 35, 38, monographische Darstellung 35 ff., Merotomie 43, Nahrungsauf- nahme 38, pulsirende Vacuole 37, Reiz- barkeit 40, Verdauung 40. — binucleata, Kerne 36. — coli 35. — erystalligera, lung 85. — diffluens, Lobopodien 36. — limax, Lobopodien 36. — proteus, Consistenz 35, Lobopodien 36. — verrucosa, Lobo- podien 36. — terricola 3. Amoebaea 6. Amöbeide Fortsätze 108. Amöboidkeim, bei Myxosporidien 239. Amoebosporidia 123. Amphigonie 196. Amphileptus 29, euolen 157. Amphimonas 18, Stiel 105. Amphionten 196. Amphisia 30. Amphistomina. Amylum, in den Stigmata 160. Amphitrema 7. Anisosporen, der Radiolarien 212, Anoplophrya 29, pulsirende Vacu- olen 157. Antheridien, von Coccidium 222, der Malariaparasiten 234, von Volvox 247. Anthophysa 18, Stiele 105. Augenflecke 160. Aulacantha 18, Zweitheilung 170. directe Kernthei- Consistenz 35, pulsirende Va- 302 Aulactinium 18. Aulosphaera 18. Autoinfeetion, mit Coceidium 222, mit Gregarinen 218, mit Malariaparasiten 231. Arachnula”. Arcella 6, Encystirung 88, Kerne 81, Zerfalltheilung 196, Zweitheilung 166. Arenacea, Schale 91. Arme von Dendrocometes 154. Ascoglena 19, Gehäuse 103. Assimilation 3. Associationen 256. Astasia 19, metabolische Bewegungen 121. Astasinen, Ernährungsweise 135. Astropyle, bei Radiolaria 49. Astrorhiza 8. Athmung, bei Radiolarien 54, der Zelle, Allgemeines 3, siehe auch „Respira- torische Organellen*“. Axopodien, Heliozoa 110. Balantidium 30, pulsirende Vacuolen 157. Barouxia 27. Befruchtung, siehe Karyogamie. Benedenia 27. Bewegungserscheinungen , über die Zelle 3. Bewegungsorganellen 108 ff. Bicosoeca 18, Gehäuse 103. — socialis, Kragensaum 134. Bildungsvacuolen der Dinoflagellata 159. Biloculina 11, Schalenverhältnisse 96. Biomyxa’. Borsten, der Hypotricha 118. Bothriopsis 25. Botryopera 17. Bulimina 11. Bursaria 30, Ernährungsorganellen 143, Karyogamie 269, Kerngestalt 83, Mi- kronuclei 83, Nahrung 144, pulsirende Vacuölen 157. Allgemeines Calceituba 11, Lebensgeschichte, Fort- pflanzung, Kernvermehrung 204—206. Calymma, bei Radiolarien 48, 98. Campanella 31, Stiele 106. Camptonema 14. — nutans, Axopodien 110. Cannopylea (Phaeodaria) 17. Cannosphaera 18. Carchesium 31, Ernährungsorganellen, Nahrungsceyclose 151, Kerngestalt 83, Stiele 106, Stielmuskel 124. Carpenteria 13. Carterina 13. Caryolysus 27. Caryophagus 27. Cassidulina 11. Catallacta (Flimmerkugeln) 23, Cilien resp. Flagellen 114, coloniebildend 255, Ernährung 137. Cellulosehüllen 101. Cenosphaera 15. Erstes Kapitel. Centralkapsel, bei Radiolarien 48. Centralkorn (siehe auch Üentrosoma) 86. Öentralplasma, von Noctiluca 192. Centrosoma 2, 5, 86, siehe auch Neben- körper, von Acanthocystis 87, von Actinosphaerium 274, von Noctiluca 176, 193: Cephalina (Polycistidea) 24. Cephalothamnium 18, Stiele 105. Ceratium 23, Cellulosepanzer 101, Zwei- theilung 174. Ceratocorys 23, Cellulosepanzer 101. Ceratomyxa 27, Pansporoblasten- bildung 241. Cercomonas 18. Challengeria 18. Chemische Reize, siehe Reizbarkeit. Chemotaxis, bei der Karyogamie von Coceidium 225. Chilodon 29, pulsirende Vacuolen 157. Chilomonas 19. Chitingehäuse 103 ff. Chlamydomonas 22, Stigmata 161. Chlorangium 22. Chlorogonium 19, pulsirende Vacuole 157. Chloromyxum 27. Choanoflagellata, coloniebildende 255, Geissel 111, Lobopodien 122, Nahrungsaufnahme 131 ff., pulsirende Vacuolen 157, Stiele 105, Systematik 22. Chromatinsubstanz (Nuclein) 2. Chromatophoren, siehe Protoplasmaein- schlüsse, von Paulinella 131. Chromosomen siehe Nucieus. Chromulina 19, amöboide Bewegung 121% Chrysamoeba 19. — radians, Filopodien 121. Chrysomonadinen, Ernährung 135, pul- sirende Vacuolen 157. Chrysomonas 19. Chrysopyxis 19, Gehäuse 103. Chrysosphaerella 22. Cladomonas 18. Ciliata (Wimperinfusorien), adorale Zone 138, coloniebildende 255, Cysten SS, Cytopharynx 137, Oytopyge, Zellen- after 138, Cytostoma 137, Ernährungs- organellen 137, Excretionsporus 159, Gehäuse 103, mit Geisseln 118, Karyo- gamie 267, Kernverhältnisse 83, Kno- spenbildung 186, Membranellen 138, Myoneme 124, Pellicula S1, Peristoma 137, pulsirende Vacuolen 156 ff., Systematik 28, Tasthaare 162, undu- lirende Membranen 138, Wimperhaare 114 ff., Zweitheilung 177. Cilien 111 ff., von Paramaecium 58. Ciliophrys 14, Pseudospodien, Geisseln 118. Ciliosporen 164, der Suctoria 182. Cirren 116, der Hypotricha 118. Citharistes 23, Öellulosepanzer 101. Cladomonas 18, Gallertgehäuse 102, Gallertröhre 102. Protozoa. Clathrulina 14, Gitterschale 97, pul- sirende Vacuolen 157, Stiel 97. Clavulina ll. Clepsidrina 25, Aggregationen 256, gleitende Vorwärtsbewegung 127, Spor- oducte 216. Climacostomum 30, Kerngestalt 83, pulsirende Vacuole 158. Coceceidiida, Entwicklungseyelus, Zer- falltheilung 219, heterogame Karyo- gamie 278, Mikrogameten, Flagello- sporen 120, Systematik 26. Coccidium 26. — cuniculi, Infeetion mit 227. — lacazei, heterogame Karyogamie 278. — oviforme, Infection mit 227. — perforans, Infection mit 227. — schubergi, heterogame Karyogamie 279, monographische Darstellung, Gene- rationswechsel 219. Codonella 50, Ernährungsorganellen 145, Gehäuse 103. Codonocladium 22, Stiele 105. Codonoeca 18, Gehäuse 103. Codonosiginae 22, coloniebildende 255. Codosiga (= Codonosiga) 22, Stiele 105, Zweitheilung 172. Coelomonas 19. Coeloplegma 18. Coelospathis 18, siehe auch Radiolaria. — ancorata, monographische Darstel- lung 47. 5 Colacium 19, Stiele 105. Coleps 29. Collodietyum 18, Cytostoma 134. Collosphaera 16. Collozoum Ib. Coloniebildung 165, bei Radiolaria 55, Uebersicht der coloniebildenden Proto- zoen 254. Colpidium 29. — colpoda, Karyogamie 269. Colpoda 29, verschiedene Cystenbil- dungen 89. Commensalen von Trichosphaerium 199. Concharium IS. Condylostoma, Kerngestalt 83, Mikro- nuclei 83. Conitomie, siehe Zerfalltheilung. Conjugation, siehe Karyogamie. Conjugationseysten 8. Conjugationsreife 261. Consistenz der Amöben 35. Contractile Fibrillen 124 ff. — Vacuole siehe Vacuole. Copulation siehe Karyogamie. Cornuspira 8. Cornutella 17. Corticalplasma, von Paramaecium 59. Cortina 17. Cortinetta 18. Corycella 25. Cothurnia 31, Gehäuse 104, Kerngestalt Ba Cothurniopsis 31, Gehäuse 104. Index. 303 6 Tas pedomonadina (Choanoflagellata) Or Cristellaria 12. Cryptomonas 19. — brandti, Commensale von Tricho- sphaerium 199. Crystallospora 26/27. Cyelose, der Nahrung 129, bei Carchesium 151, bei Paramaecium 61, (Circulation) bei Radiolarien 54. Cyclospora 26. Cyphoderia 7. Oysten 88 ff. Cystidium 17. Cystobia 26. Cystocephalus 25. Cystoflagellata 22, Ernährung 137, Geisseln 114, Karyogamie 266, Proto- plasma 80, Zweitheilung 176. Cystosporen 164. Cytopharynx 137, der Eugleniden 135, von Paramaecium 55. Cytopyge, von Paramaecium 55. Cytostoma 134, 137, von Paramaecium 55. Dactylophorus 25. Dactylosphaera 6. Dauercysten 89. Dauersporen —= Üystosporen. Defäkation, bei den Amöben 40. Degeneration , senile 261, von Paramae- cium 73. Dendrocometes 33, Arme und Er- nährungsorganellen 154, Knospung 186, Stielplatte 106. Dendromonas 18, Stiele 105. Dendrosoma 33, Makronucleus 84, multiple innere Knospung 186, pul- sirende Vacuolen 157, Verzweigungen des Körpers, Saugtentakel 155. Dendrotuba 8. Diaspora 27. Dictyocysta 30, Gehäuse 103. Didinium 29, Kerngestalt 83. Didymophyes 25. Difflugia 6, Karyogamie und Plasto- gamie 270, Kerne 81, pulsirende Va- cuolen 157, Schale 90, Zerfalltheilung 196, Zweitheilung 165. Dileptus 29, Kerngestalt 83, Mikro- nuclei 83, pulsirende Vacuolen 157. Dimastigamoeba 18, Geisselhaar 118. Dimorpha 18. Dimorphismus, der Foraminifera 207. Dinema 19, Ernährungsweise 135. Dinobryon 19, Gehäuse 103. Dinoflagellata 23, amöboider Zu- stand 122, Cellulosepanzer 101, Geisseln 111, Geisselspalte 136, Kettenformen 255, nackte 101, Nahrungsaufnahme 136, Protoplasma 81, Pusulensystem 159. Dinophysis 23. Diplomita 18, Gehäuse 103. Diplophry s 7. Diplosiga 22, Kragen 132. 304 Diplosigopsis 22, Kragen 132. Diplospora (Isospora) 26. Discorbina 13, Plastogamie 259, Zer- falltheilung 204. Disporeen, bei Myxosporidien 239. Disporocystidae 26. Ditrema. Doliocystis 25. Doppelschalen ®1. Durchschnürungstheilung 163, von Tricho- sphaerium 201. Dysteria 29, pulsirende Vacuolen 157. Echinospora 27. Ectosolene Lageniden 12. Eimeria 27. — schneideri, heterogame Karyogamie 278. Eiweisskrystalle schlüsse. Ektoplasma 79, der Amöben 35, von Paramaecium 57. Elektrische Reize siehe Reizbarkeit. Embryonalbildung, bei Foraminifera 204. Empfangsvacuole , der Choanoflagellata 132, der Monaden 131. Empfindungsorganellen 160 ff. Enchelyodon 29, Ernährungsorga- nelen, Trichiten 138. Enchelys 2. Eneystirung, Actinosphaerium 209 Amö- ben 43, Bedingungen der 89, Gregari- nida 214, Paramaecium 63. Endoplasma 79, Amöben 35, Paramae- cium 60. Endothyra 13. Endothyridae 13. Entosolene Lageniden 12. Ephelota, einfache äussere Knospen- bildung 183, Makronucleus 84, mul- tiple äussere Knospung 183, Stiel 106. Epipyxis 19, Gehäuse 103. Ep n tylis 31, Kerngestalt 83, Stiele 106. — umbellaria, Nesselkapseln 107. Ernährung, holophytische 135, saprophy- tische 135. Ernährungsorganellen 128 ff. Eudorina 22. N egans, Fortpflanzungsverhältnisse 246. Euflagellata, coloniebildende 255, Er- nährung 131, pulsirende Vacuolen 157, Stiele 105, Systematik 18. nee 19, metabolische Bewegungen 121. Euglenoida 19, coloniebildende 255, Ernährung 135, Geisseln 111, Stigmata 160, pulsirendes Vacuolensystem 159. Euglenopsis 19, Ernährungsweise 135. Euglypha 7, Schale 91, 92, Zweithei- lung 167. Euplotes 30, Kerngestalt 83. Excretion der Zelle, Allgemeines 3, Amöben 40, Radiolarien 54. siehe Protoplasmaein- adorale Zone 152, Erstes Kapitel. _ a Pe der pulsirende Vacuole 159. Excretkörner, bei Paramaecium 62. Excretorische Organellen 155 ff. roll, Körper (der Radiolarien) 192. Extracapsuläres Protoplasma, bei Radio- larien 48. Fetttröpfehen, siehe schlüsse. Fibrillen, contractile 124 ff. Filopodien 109. Filosa, coloniebildende 254, pulsirende Vacuolen 156, Systematik 6, Zweithei- lung 167. Flagellata (Geisselthierchen), colonie- bildende 255, Cysten SS, Ernährungs- organellen 131, Gehäuse 103, Geisseln 111, Karyogamie 270, Kern 83, Kno- spenbildung 192, Pellieula 81, Pseudo- podien oder Lobopodien 121, Stielbil- dungen 105, Systematik 18, pulsirende Vacuolen 156, Zweitheilung 171. Flagellen 111 ff. Flagellosporen 118, 119, 164, von Nocti- luca 194. Flimmerkugeln (Catallacta) 23. Folliculina 30, Ernährungsorganellen 145, Gehäuse 103. Foraminifera 7, Dimorphismus 207, Ernährungsorganellen 130, Generations- wechsel 207, Kerne SI, Plastogamie 259. Pseudopodia 109, Schalen 91, Schalen- material 91, Zerfalltheilung 203. Fortpflanzung 162 ff., Amöben 44, Para- maecium 71, Radiolarien 54, Sporen- bildung der Amöben 44, Sporenbildung bei Radiolarien 54, Theilung bei Ra- diolarien 55, Theilung der Amöben 44, Volvocinen 241, der Zelle, Allgemeines 3, 4, siehe auch: Durchschnürungs- theilung, Generationswechsel, Knospen- bildung, Zerfalltheilung, Zweitheilung. Fortpflanzungscysten 89. Frenulum bei Radiolaria 50. Fressgesellschaften 257, von Heliozoen 297. Frischkern siehe Synkaryon. Frontonia 29, pulsirende Vacuole 158, Fusulina 13. Protoplasmaein- Galea bei Radiolarien 50. Gallertgehäuse 101. Gallerthüllen 101. Galvanotaxis siehe Reizbarkeit. Galvanotropismus siehe Reizbarkeit. Gametogene Monontengeneration von Coceidium 222, der Malariaparasiten 231. Gasbläschen siehe Protoplasmaeinschlüsse. Gehäuse 90 ff., der Ciliata 99 ff., der Flagellata 99 ff., der Suctoria 99 ff. Geisselhaare 111 ff. Geisselspalte der Dinoflagellata 113. Gemmatio 163. Protozoa. Generationswecheel 162, 196, Coceidien 219 ff., Malariaparasiten 229 ff., Para- moeba 46, Polystomella 207, Radiolaria 212, Trichosphaerium 197 ff., Volvo- ciden 243 ff. Girvanella ®. Be odinium 23, Panzer 101, Stigma 161. — edax, amöboider Zustand 122. Globigerina 13, Schale 94. Glossatella 31, Stiel 106. F Glugea 27. Glycogen, bei Paramaecium 62. Gonium 22. — pectorale, nisse 243. Gonospora 26. — longissima, Entwickelungseyclus, Generationswechsel 218. Gonyostomum semen, Trichocysten 107. Goussia (Coceidium) 26. Gregarina 25. Gregarinida, Kern 82, Myoneme 125, Systematik 24, gleitende Vorwärts- bewegung 126, Zerfalltheilung, Fort- pflanzung, Entwicklungseyclus 213 ff. Greiftentakel der Suctoria 154. Griffel, der Hypotricha 118. Grösse der Amöben 35. Gromia 8, Schale 91. — (Hyalopus) Zerfalltheilung 203. Gürtelgeissel bei Dinoflagellata 111. Gymnamoebaea 6, Zweitheilung 165. Gymnodinium 23, Nacktheit 101, Stigma 161. — hyalinum, animalische Ernährung 136, amöboider Zustand 122, Gymnophrys 7. Gymnosphaera, Centrosoma 86. Gymnostomida 29, Nahrungsaufnahme 159. Gyrocorys 30. Fortpflanzungsverhält- Haemamoeba 27. Haemomenas praecox 231. Haemosporidia 27, amöboide Form und Bewegung 122, heterogame Karyo- gamie 280, Zerfalltheilung 228. Häutige Gehäuse 103 ff. Halbmonde von Laverania 233. Halteria 30. Hauerina 11. Heliozoa 13, Axopodien 110, colonie- bildende 254, Cysten 88, Ernährungs- organellen 130, Flagellosporen 119, Fressgesellschaften 257, Karyogamıe 264, Kernverhältnisse 82, Knospen- bildung 190, nackte 97, Plastogamie 258, Protoplasma 80, pulsirende Va- cuolen 156 157, Wimperhaare 120, Zer- falltheilung 208, Zweitheilung 169. Helm bei Radiolarien 50. Hemitomie siehe Zweitheilung. Heterogamie 275. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. I. 2. Index. 305 Heteromastigoda 18, coloniebildende 255, Cytostoma 134, Geisseln 111, Schleppgeissel 105. Heteronema 19, Ernährungsweise 135. Heterophrys, Centrosoma 86. Heterotricha, Bewimperung 116, Er- nährungsorganellen 143, Gehäuse 103, Kerngestalt 83, Myoneme 124, pul- sirende Vacuole 157, 158, Systematik 29, Zweitheilung 177. Hexalaspidae 16. Hexamitus 18, Cytostomata 134. Hippocrepina 8. Hirmocystis, Aggregationen 256. Holophrya 29, Ernährungsorganellen 13S, pulsirende Vacuolen 157. Holotricha, Bewimperung 116, Er- nährungsorgancllen 138, Systematik 28, Triehocysten 107, pulsirende Vacuolen 157, 158, Zweitheilung 177. Homogamie 270. Hungereysten 89. Hüllen 90 ff., der Ciliaten 99 ff., der Flagellata 99 ff., kieselige 97. Hyaloklossia 27. Hyalopus 7. Flageliosporen 119, Zer- falltheilung 203. Hyalosphenia 6. Hymenostomidae 29, Ernährungs- organellen, Nahrungsaufnahme 139. Hypocoma 33, Wimperkleid 120. Hypotricha 30, Bewimperung 117, Er- nährungsorganellen 141, Kerngestalt 83, Mikronuclei 83, dorsale Tastborsten 162, pulsirende Vacuolen 157, Zweitheilung 182. Imperforata, Schalenöffnungen 92. Infusoria siehe Ciliata und Suctoria. Intracapsuläres Protoplasma bei Radio- larien 48. Inzucht bei der Karyogamie von Actino- sphaerium 274. Isospora 26. Isosporen, der Radiolarien 211. Kamerunfieber 228. Kaninchenseuche 227. Kapselmembran bei Radiolarien 48, 98. Karyogamie (Conjugation, Copulation) 261 ff., Bedingungen derselben 269, 270, heterogame, totale 275, homogame, to- tale 270, von Paramaecium 74 ff., par- tielle 264, totale 270. Karyokinese siehe Nucleus. Kentrochona 3l. — nebaliae, Ernährungsorganellen 152. Kentrochonopsis 31, Knospenbildung 188. Kern siehe Nucleus. Kernkörperchen 2, Kernsaft 2. Kernschleifen siehe Nucleus. Kerntheilung der Amöben 44, bei Poly- stomella 207, bei der Zerfalltheilung 195, siehe auch Nucleus. Aufl. 20 306 Erstes Kapitel. Kernvermehrung 4. Kerona 30. Klossia 27. — octopiana, heterogame Karyogamie, Mikrogameten, Makrogameten 279. Knospenbildung, 163, 182 ff., einfache äussere 183, einfache innere 184, mul- tiple äußere 183, multiple innere 186. Kothvacuolen von Paramaecium 62, sonst siehe Protoplasmaeinschlüsse und Er- nährungsorganellen. Kragen der Choanoflagellata 131 ff. Krystallschwärmer der Radiolaria 211. Lacrymaria 29. Längsgeissel bei Dinoflagellata 113. Lagena 11. Lagenen, entosolene 93, Schale 92. Lagenophrys 31, Gehäuse 104, Kern- gestalt 83. Lankesterella 27. Laverania malariae, Charakteristik 230. Lecqueureusia 6. Leptodiscus 22, Flagellum 114, Proto- plasma 80. Leptotheca 28, Stemmpseudopodien 123: Leucophrys 29. eydenia gemmipara, Äggregationen 256, Knospenbildung 189, Theilung 190. Lienophora 31, Stiel 106. Lieberkühnia 8, Zweitheilung 167. Lichtreize siehe Reizbarkeit. Lingulina 11. Linin 2. Lionotus 29, pulsirende Vacuolen 157. Lituotuba 8. Lobopodien 108, von Amoeba diffluens 36, von Amoeba limax 36, von Amoeba proteus 36, von Amoeba verrucosa 36, der Amöben 35, eruptive, der Amöben 38. Lobopodiosporen 164. Lobosa, Knospenbildung 189, Schale 90, Systematik 6, pulsirende Vacuolen 156, 157, Zerfalltheilung 196, Zwei- theilung 165. Locomotion, gleitende, der Gregarinen 126, im übrigen siehe Bewegungsorganellen. Loxodes 29, Kerne 83. Loxophyllum 29. Magosphaera, Ernährung 137. — planula 23. Makronucleus, Ciliata 83, Suctoria 83, Paramaecium 60. Malaria 228. Malariaparasiten, monographische Dar- stellung, Generationswechsel 229. Mallomonas 22. Marsupiogaster 19. Maryna 30. — socialis, Gallertgehäuse 102. Mastigamoeba 18, Ernährung 131, Geisselhaar 118. — verrucosa, Gallerthülle 101. Mastigophora (Flagellata) Systematik 18 Mastigophrys 18. Mastigosphaera 22, Gallerthülle 101. Maupasia, Geisseln 118, Kern 83. Megalosphärische Form, von Polystomella 207. Megastoma 18, Cytostoma 134. Membran undulirende 116. Membranellen 116, der Ciliata 138. Menospora 25. Merotomie, bei Amöben 43, bei Ciliata 71. Metabolische Bewegungen 121. Metacineta 33, Gehäuse 104. Metopus 30 Mikroglena 19. Mikrogromia 7. Mikronucleus, Ciliata, 83, Suctoria 83, von Paramaecium 60. Mikrosphärische Form von Polystomella 207. Miliolina, Zerfalltheilung 206. Miliolinidae I0. Minchinia 27. Mitose siehe Nucleus. Monadina 18, coloniebildende 255, Er- nährung 131, Geisseln 111. Monas 18. — sociabilis, Aggregationen 257. Monocystidea (Acephalina) 25. Monocystis 26. — (magna, agilis) Karyogamie 265. Monocyttaria 15. Monogonie 196. Monomastix, Geissel 118. Mononten 196. Monopylea (= Nassellaria) 17. Monosiga 22, Stiel 105. Monostomina 7. Monothalamia, Schale 9. Motorische Organellen 108 ff. Myoneme 124 tf. Myophrisken, der Acantharia 125. Myopodien von Acanthocystis 111. Myriophrys paradoxa, Wimper- haare 120. Myxidium 27, Stemmpseudopodien 123, — lieberkühni, Knospenbildung 194. Myxobolus 27. Myxodietyum 7. Myxopodien 110. Myxoproteus, Plastogamie 258. Myxosporidien, Filopodien, Lobopo- dien 123, Fortpflanzung, Sporenbil- dung 239, Kerne 82, Knospenbildung 194, Polkapseln 107, Plastogamie 258, Systematik 27. Myxotheca®8. — arenilega, Pseudopodien, Lobopo- dien 110. Nahrungsaufnahme 128, der Amöben 38, von Paramaecium 61, bei Radiolaria 54, im Uebrigen s. Ernährungsorganellen. Nahrungsmangel mit Bezug auf die Karyo- gamie 261. en rn Te a Protozoa. Nahrungsvacuolen von Amoeba 40, von Paramaecium 61, sonst siehe Vacuolen. Nassella 17. Nassellaria 17, Kapselmembran 99. Nasenrohr, bei Radiolarien 50. Nassula 29, und Verwandte, Ernäh- rungsorganellen 139, Gallerthülle 101, pulsirende Vacuolen 157. Nebenkörper der Amöben 45, 47, von Paramoeba Eilhardi 87. Nematocysten 107, Neosporidia (Systematik) 27. N selkapseln 107. Noctiluca miliaris 22, Bandgeissel, Tentakel 114, Centrosoma 87, Ernäh- rung 137, Flottiren 114, Geissel 114, Karyogamie 266, Knospenbildung 192, Phosphorescenz 81, Protoplasma 80, Zweitheilung 176. Nodosaria ll. Nodosaridae 11, Schalen 9. Nodosinella 10. Nodosinellidae 9. Nodulina 10. Nosema 27. Nubeecularia ll. Nuclearia 14, Kerne 32. Nuclein 2. Nucleus (Kern) 2, 81 ff., von Amoeba binucleata 36, der Amöben 36, Chro- mosomen (allgemeines) 4, 5, Kern- schleifen (allgemeines) 5, Kernspindel 5, Mitose oder Karyokinese (allgemeines) 4, von Pelomyxa 36, bei Radiolarien 48, stationärer Kern von Paramaecium 76, Wanderkern von Paramaecium 76, Zweitheilung, multiple Vermehrung 163. Nuda, Pseudopodien 109, Rhizopoda nuda 7. Nummulites 13, Schale 94. Nutritive Organellen 128 ff. Ochromonas, amöboide 121. Oeltröpfchen, s. Protoplasmaeinschlüsse. Oikomonas 18, Stiel 105. Oligotrichidea 30, Bewimperung 116, eoloniebildende 255, Ernährungsorga- nellen 145. Onychodromus 30. Oogonien, von Coceidium 222, der Ma- lariaparasiten 233, von Volvox 247. Opalina 29, Kern 83. Opercularia 31, Kerngestalt 83, Stiele 106. ÖOperculum radiatum, bei Radiolarien 49. Ophrydium 31, coloniale Gallertmasse 103, Kerngestalt 83. Ophryocystis, amöboider Körper 123. Bewegung Ophryodendron 33, multiple innere Knospung 186, Makronucleus 84, Stiel 106. — abietinum, Trichocysten 107. Ophryoglena 29, pulsirende Vacuole 158. Index. 307 Ophryoscolex 30, Ernährungsorga- nellen 147, Orbieulina 11. Orbitoides 11. Orbitolites 11. Orbitolitidae ll. Orbulina 13, Schale 9. Organe im Gegensatz zu Organellen 34. Organellen im Gegensatz zu Organen 34. Osculosa (Radiolaria) Systematik 17. Osculum, bei Radiolarien 49, 99. Oxyrrhis 18, Schwimmbewegung 114, Zweitheilung 171. Oxytoxum 23. Oxytricha 30. Pandorina 22. an orum, Fortpflanzungsverhältnisse 43. Pansporoblasten, der Myxosporidia 239. Paramaecium 29, monographische Darstellung 55 ff., Alveolarschicht 59, Conjugation 74 ff., Conjugationsreife 74, Corticalplasma 59, Cyelose der Nahrung 61, senile Degeneration 73, Ektoplasma 57, Eneystirung 63, Endo- plasma 60, Excretkörner 62, Fort- pflanzung 71, Glycogen 62, Grosskern, Makronucleus 60, Karyogamie 74, Klein- kern, Mikronucleus 60, Körpergestalt 55, Kothvacuolen 62, undulirende Mem- bran im Cytopharynx 61, Nahrungs- aufnahme 61, Nahrungsvacuolen 61, Pellicula 57, Peristomfeld 55, Psycho- logie 71, Reizbarkeit 63, Stationärer Kern 76, Synkaryon 76, Trichocysten 59, contractile oder pulsirende Vacu- olen 59, Wanderkern 76, Wimperhaare, Cilien 58, Zellenafter, Cytopyge 55, Zellenmund, Cytostoma 55, Zellen- schlund, Cytopharynx 55. Paramoeba 6, Generationswechsel 118, — eilhardi, Nebenkörper (Öentrosoma) [ Paramylonkörnchen, siehe Protoplasma- einschlüsse. Paramylum, in den Stigmata 160. Paranuclein 2. Parthenogenesis, bei Volvociden 244 ff. Patellina 8, Plastogamie 259, Zerfall- theilung 206. Paulinella 7. — chromatophora, Ernährung 131. Pebrine-Krankheit der Seidenraupe 27. Pellieula Sl, von Paramaecium 57. Pelomyxa (Kerne) 56. Peneroplis 11, Zerfalltheilung 204, — pertusus, Schalenöffnungen 92. Peranema 19, Ernährungsweise 135. Perforata, Schalenötfnungen 92. Peridinium 23, Pusulensystem (Sack- vacuolen, Sammelvacuolen etc.) 159, Zweitheilung, Bildung von Sporen 176. Peripylea (Spumellaria) 15. Peristoma 137. Peristomfeld, von Paramaecium 55. 20% 308 Peristomtrichter von Spirochona 152. Peritricha, Systematik 31, Bewim- perung 116, coloniebildende 256, Er- nährungsorganellen 148, Gehäuse 104, Kerngestalt 83, Myoneme 124, pul- sirende Vacuolen 157, Stiele 106, Zwei- theilung 180. Pfeifferia 27. Phaeus 19. Phaeocolla 18. Phaeodaria 17, Kapselmembran 99, Zweitheilung 170. Phaeodina 18. Phaeodium, bei Radiolarien. 49. Phalansterium 18, Gallertröhren 102. Phosphorescenz, Noctiluca 81. Photische Reize siehe Reizbarkeit. Phractaspis 16. Phytoflagellata 19, coloniebildende 255, Ernährung 135, Geisseln 111, pul- sirende Vacuolen 157, Stigmata 160. Pigmentkörperchen siehe Protoplasma- einschlüsse. Pigmentosa der Stigmata (Augenflecke) 160. Plagiotoma 30, Kerpgestalt 83. Planorbulina 13, Zerfalltheilung 204. Plasmodien von Calcituba 204, von Pro- tomyxa 258. Plasmodium malariae 27, Cha- rakteristik 230. — vivax, Charakteristik 230. Plasmogamie — Plastogamie 258. Plastogamie 258 ff. Platoum 7. Plectophrys 7. Pleodorina 22, Fortpflanzungsver- hältnisse 248. Pleuronema 2. — chrysalis, 141. Pleurotricha 30. — lanceolata, Bedingungen der Con- jugation 75. Podolampas 23, Trichiten 107. — bipes, Ämöboidplasma 136. Podophrya 33, Stiel 106, Zweitheilung 182. — fixa, Karyogamie 270. — (Ephelota) multiple, äussere Knos- pung 183. — (Tokophrya) einfache, innere Knos- pung 184. Polkapseln, bei Myxosporidien 108, 239, 241 Ernährungsorganellen Polyeystidea (Cephalina) 24, Diffe- renzirung resp. Entwickelung 217, Kern 82. Polycyttaria 16, Kerne 82, Zwei- theilung 170. Polykrikos 23, Nesselkapseln 107. Polymastigoda 18, Cytostoma 134, Geisseln 111. Polymorphina 12. Polyoeca 22, Gehäuse 103. Polysporeen, bei Myxosporidien 239. Erstes Kapitel. Polysporocystidae 27. Polystomella 13. — cerispa, Dimorphismus, Generations- wechsel 207, Flagellosporen 119. Polythalamia, Schale 92. Polytomie 195. Polytrichidea 30, Ernährungsorga- nellen 143. Pontigulasia 6. Pontomyxa .. Porospora 24. Porulosa (Radiolaria) Systematik 15. Poteriodendron 18, Gehäuse 103, Kragensaum 134. Pouchetia, Stigma 161. Primit, bei Gregarinenaggregationen 257. Principalkern, von Polystomella 207. Proboseis, bei Radiolarien 49. Prorodon 29, Ernährungsorganellen 138, pulsirende Vacuolen 157. Protective Organellen 88 ff. Proteosoma 27, Malariaparasit der Vögel 234. Protogenes 7. Protomonas, Flagellosporen 119, Fress- gesellschaften 258. Protomyxa 7”. — aurantiaca, Fressgesellschaften, Plasmodien 258, Zweitheilung 203. Protoplasma, allgemeines über das 1, 79 ff, Structur bei den Amöben 35, bei Trichosphaerium 198. Protoplasmaeinschlüsse, die sehr ver- schiedenartigen 79, der Radielarien 48, von Trichosphaerium 199. Protospongia 22, Gallerthülle 101. Protozoa, Systematik 6. Protympanium 17. Prunophractidae 16. Pseudöpodien 109, Stemmpseudopodien 123. Pseudopodiosporen 164. Pseudospora, Flagellosporen 119. Psychologie von Paramaecium 71. Pterospora 26. Pulsirende Vacuole, siehe Vacuolen. Pusulensystem, der Dinoflagellata 159. Pyrenin 2. Quadrula 6. Quingqueloculina, nisse 96. Schalenverhält- Radiolaria, Astropyle 49, Athmung 54, Calymma 48, Oentralkapseln 48, Cireulation, Oyelose 54, Coloniebildung 55, 254, Ernährungsorganellen 130, Excretion 54, Extrakapsuläres Proto- plasma 48, Fortpflanzung 54, Frenu- lum 50, Galea 50, Helm 50, intra- kapsuläres Protoplasma 48, Kapsel- membran 48, wahrscheinliche hetero- game Karyogamie 280, Kern (Nucleus) 48, Kernverhältnisse 82, Knospenbil- bildung (extrakapsuläre Körper) 192, Locomotion 54, nackte 27, Nahrungs- Protozoa. Radiolaria aufnahme 54, Nasenrohr 50, Opercu- lum radiatum 49, Osculum 49, Phaeo- dium 49, Plasmaeinschlüsse 48, Pro- boscis 49, Rhinocanna 50, Rüssel 49, Sarcodietyum 49, Skelet 49, 197 f£., Sporenbildung 54, Strahlendeckel 49, Systematik -15, Zerfalltheilung 210, elen 54, Zweitheilung 55, 170. Ramulina 12. Reduktion der Chromatinsubstanz siehe auch unter Karyogamie 261 ff. Regenerationsvermögen 108. Reifung, unter Karyogamie enthalten. Reizbarkeit der Zelle, allgemeines 3, der Amöben mit Bezug auf die verschie- densten Reize 40, von Paramacium mit Bezug auf die verschiedensten Reize 63. Reophax (Nodulina) 10. Reservoir der pulsirenden Vacuole 159. Respiratorische Organellen 155 ff. Restkörper der Gregarinida 215, bei der Zerfalltheilung 195 ff. Reticulosa (Rhizopoda), Pseudopodien 109, Systematik 7, Zweitheilung 167. Reusenapparat, bei Holotricha 138. Rhabdammina 8. Rhabdamminidae 8. Rhabdogonium 11. Rhabdospora 27. Rhabdostyla 31, Stiel 106. Rhapidiophrys 14, Centrosoma 86, pulsirende Vacuolen 157. Rhapidomonas 19. Rhinocanna, bei Radiolaria 50. ee dodenpdron 18, Gallertröhren 102, _. Rhizammina 8. Rhizopoda, coloniebildende 254, Syste- matik 7, Zerfalltheilung 203 ff. Richtungskörperchen, unter Karyogamie enthalten. Röntgenstrahlen, siehe Reizbarkeit. Rotalia 13. Rotalidae 13. Rüssel, bei Radiolarien 49. Saccammina 8. Sackvacuole der Dinoflagellata 15%. Salpicola 8. Salpingoeca 22, Gehäuse 103. S N ingoecinae 22, coloniebildende 255. Sammelvacuole der Dinoflagellata 159. Sarcocystis 28. Sarcodietyum, bei Radiolarien 49, 98. Sarcodina, coloniebildende 254, Cysten 88, Ernährungsorganellen 130, Karyo- gamie 270, Systematik 6, Wimperhaare 120. Sarcosporidia 28. Satellit, bei Gregarinenaggregationen 257. Saugfüsschen der Suctoria 153. Sauginfusoria (Suctoria) 33. Saugtentakel der Suctoria 153. Index. 309 Schalen 90 ff., biforme 95, einkammerige 92, Kammerung derselben 92, kieselige 97, Oeffnungen derselben 92, vielkam- merige 92. Schizogonie von Coceidium 221, Trichosphaerium 201. Schizonten von Coceidium 221, von Tri- chosphaerium 201. Schleimabsonderung zum Locomotion 127. Schleppgeissel 111. Schneideria 25. Schwärmsporen 45, 118, 119. Semantis 17. Sethopilium 17. Sichelkeime der Gregarinida 217. Skelete 90 ff., bei Radiolarien 49, 97, Form und Material 97 ff. Solenophrya, Gehäuse 104, pulsirende Vacuolen 157. Somatische Individuen der Colonie bei Volvox 247. Sonnenthierchen (Heliozoa) 13. Specifisches Gewicht der Amöben 35. Sphaerastrum, Centrosoma 86. Sphaeromyxa 27, Plastogamie 258. Sphaerophractidae 16. Sphaerophrya 33, einfache, äussere Knospenbildung 183, Zweitheilnng 132. Sphaerozoum 16. Spirillina 8. Spirillinidae 8. Spirochona 31, Ernährungsorganellen 152, Knospenbildung 186. Spiroloeulina 11. Spironema 18, Oytostomata 134. Spirostoma, Kerngestalt 83, Mikro- nuclei 83. Spirostomum 30, pulsirende Vacuole 158. Spongomonas 18, Gallerthülle 101. Sporen 164, Flagellosporen der Amöben 45. Sporenbildung siehe Zerfalltheilung. Sporoblasten der Myxosporidia 239. Sporoducte der Gregarinida 216. Sporogonie (Sporenbildung) siehe Zerfall- theilung. Sporonten von Trichosphaerium 202. Sporozoa, Aggregationen 256, Cysten SS, Kernverhältnisse 82, Knospenbil- dung 194, Pellicula 81, Protoplasma 80, Systematik 23, Zerfalltheilung 213 ff. Sporozoiten, der Gregarinida 217. Spumellaria 15, Kapselmembran 9. Stärkekörnchen siehe Protoplasmaein- schlüsse. Staubtheilung siehe Zerfalltheilung 195. Stemmpseudopodien 125. Stentor 30, Atrophie und Regeneration des nutritiven Organellenapparates 180, Cilien und Tasthaare 102, Ernährungs- organellen 144, Kerngestalt 83, Kern- theilung 179, Mikronuclei 83, Myoneme 124, Pseudopodien 121, pulsirende Va- cuole 158, Regenerationsvermögen 108, Zweitheilung 177. von Zwecke der ‚310 Stentor roeseli, Gallertgehäuse 101. Stephanium 17. Stephanosphaera 22. — pluvialis, Fortpflanzungsverhält- nisse 244 Stichopilium 17. Stichotricha, Gallertröhre 102. Stielbildungen 90 ff., 104 ff. Stielmuskel der Vorticellen 124. Stigmata (Augenflecke) 160. Strahlendeckel, bei Radiolarien 49. Strombidium 30, Trichocysten 107. Stylonychia 30. — mytilus, Bedingungen der Conju- gation 75, Ernährungsorganelien 141. — pustulata, Bedingungen der Con- jugation 75, Ernährungsorganellen 143, Karyogamie 269. Stylorhynchus 25. Suctoria (Sauginfusorien) 33, Cilio- sporen 120, Cysten 88, Ernährungs- organellen 153, Exkretionsporus 159, Gehäuse 104, Greiftentakel 154, Karyo- gamie 270, Kernverhältnisse 83, Knos- penbildung 182 ff., pulsirende Vacuolen 156 ff., Saugfüsschen 153, Saugtentakel 153, Stiele 106, Wimperhaare 120, Zwei- theilung 182. Synkaryon 262, siehe auch unter Karyo- gamie. Synura 19. Tastborsten 162. Tasthaare 162. Telosporidia (Systematik) 23. Tentakel der Suctoria 153. Testacea 6. Tetramitus 18, Cytostoma 134. Tetrasporocystidae 26. Texasfieber des Rindes 228. Textularia 11. Textularidae ll. Thalamophora (Foraminifera) 7. Thalassicolla 15, Zerfalltheilung, Bil- Om von Isosporen und Anisosporen 212. Thalassoplancta 15. Thalassosphaera 15. Thekamobaea 6, Karyogamie 270, Plastogamie 258, Zweitheilung 165, Zwillingsschalen, Doppelschalen 91. Thelohania 28. Theopodium 17. Thermische Reize siehe Reizbarkeit. Tinoporus 13. Tintinnidium 30, Gehäuse 101. Tintinnoinae, Gehäuse 103. Tintinnopsis 30, Ernährungsorganellen 145, Gehäuse 103. Tintinnus 30, Gehäuse 103. Tochtervacuolen der Dinoflagellata 159. Tokophrya 33, Gehäuse 104, multiple, innere Knospung 186, (Podophrya) einfache innere Knospung 184, Stiel 106, pulsirende Vacuolen 157. — elongata, Makronucleus &. Erstes Kapitel. Tokophrya steini, Makronucleus 84. Trachelius 29, pulsirende Vacuolen 157. Trachelomonas 19. Trachelophyllum 29. — apiculatum, Trichiten 107, Gallert- hülle 101. Trepomonas 18, Cytostomata 134. Trichiten 107. Trichocysten 107, von Paramaecium 59. Trichodina 31. — pediculus, Ernährungsorganellen 148, Kerngestalt 83, hinterer Wimper- ring 116. Trichomonas 18, Cytostoma 134. Trichophrya 33, Makronnucleus 84, multiple innere Knospung 186, pul- sirende Vacuolen 157. Trichosphaerium 6. — siebo la i, monographische Darstel- lung nach Schaudinn, Generations- wechsel, Fortpflanzung 197 ff., Plasto- gamie 259, Zweitheilung 166, vergl. auch 201. Trigonomonas 18, Cytostomata 134. Triloeceulina 11, Schalenverhältnisse 96. Trinema 7. Triplagia 17. Tripocalpis 17. Tristylospvris 17. Trochammina 13, biforme Schale 95. Truncatulina 13, Zerfalltheilung 204. Undulirende Membran 116, 138, von Paramaecium 61. Urceolus 19. Urnula 33, Gehäuse 104. Urocentrum 29, Kerngestalt 83, pul- sirende Vacuole 158. Uroglena 19. Uroleptus 30. Urospora 26. Urostyla 30. Vacuolaria 19. Vacuolen, Nahrungsvacuolen der Amöben 40, von Paramaecium 61, siehe im Uebrigen unter Ernährungsorganellen, pulsirende oder contractile 155 ff, der Amöben 40, ihr Bau und Mechanismus 157 f£., ihre Lage 157, von Paramae- cium 59, Vorkommen 156, Zahl 156. Vaginicola 31, Gehäuse 104. Vampyrella, Fressgesellschaften 258, Verdauungscysten 89. Vegetative Vermehrung von Trichosphae- rium 201. Verdauung, Zelle, Allgemeines 3, der Amöben 40, von Paramaecium 61, im übrigen unter Ernährungsorganellen. Verdunstungscysten 89. Verwandtschaftsgrad in seiner Beziehung auf die Karyogamie 261. Vestibulum 150, 151. Volvocinae, coloniebildend 255, Fort- pflanzungsverhältnisse 241, Gallerthülle 101, verschiedene Formen der Karyo- Protozoa. Volvocinae ag 281, Organisation der Individuen er Colonien 242, Volvox 22. — globator, Fortspflanzungsverhält- nisse 246. Vorkommen der Amöben 35. Vorticella 31, Kerngestalt 83, Stiel 106, Stielmuskel 124. Vorticellinen, Ernährungsorganellen 150, heterogame Karyogamie 275 ff., Myoneme 124, pulsirende Vacuolen- ceysten 159, Zweitheilung 180. Vorwärtsbewegung, gleitende, der Grega- rinen 126. Wachsthum der Zelle, allgemeines 3. Wärmereize, siehe Reizbarkeit. Wimperhaare 111 ff. Wimperinfusoria siehe Ciliata. Winterschlafeysten 89. Würmchen, Formen von Malariapara- siten 235. Index. 3 Zelle, allgemeines über die 1 ff., Theilung derselben (allgemeines) 4, mit Mitose des Kernes 4 ff., mit directer Kerntheilung 6. Zellenafter der Ciliata 138. Zellenschlund 137. Zellenstaat 1. Zellmembran 2. Zelltheilung siehe Zelle. Zerfalltheilung 163, 194 ff. Zeugungskreis, Vergleichung des, von Coceidium, Volvox und Aphis 251. Zone, adorale 116, der Ciliata 138. Zoosporen 45, 118, 119, siehe auch Fla- gellosporen. Zoothamnium 31, Kerngestalt 83, Stiele 106, Stielmnskel 124. Zooxanthellen bei Radiolarien 54. Zuführende Canäle der contractilen Va- cuolen 158 ff. Zweitheilung 163, 165 ff., von Tricho- sphaerium 201. Zwillingsschalen 91. Zygote 262. Zygocyte siehe Zygote. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 2111 Wr ’ IE AT Er Kae Fr2r ; R ME x van we KEGER H Ka Br (23 ek) I AAN 2 B at ABER = at ee Era = EH 2; = r