Lehrbuch Geſangskanarienzüchter Preisrichter und Vereine 2 I N . N Von Ludwig Tretter in Pirmaſens. Druck und Verlag: Robert Fuchs, Altenburg. Rud. F Spezialfabrik für Vogelnährmittel Berlin S. 59, Urbanstr. 70. K Ma fee ; HEN mu WER 7 2 82 „Weka“-Eibiskuit (gesetzl. geschützt) Rühmlichst bekannt — mehrfach prämiiert — allein echt in Verpackung mit „Weka“ im Pfeilring“. Nährzwieback — Nährmehl Reine Waffeln zu Futtermischungen und für Aufzuchtszwecke in verschiedenen Qualitäten. } Lebensheil (gesetzl. geschützt) ) ZEN Kräftigungs- und Heilmittel gegen roten, harten Leib, r Durchfall, Stockmauser, Federrupfen, 7 Fress- und Fettsucht und gegen Heiserkeit. \ Milbentod (gesetzl. geschützt) bestes unschädliches Mittel gegen Vogelmilben in Spritzschachteln. 7 Dr. Riegels Nährsalz für Vögel auf Grund der Mineralstoffe des Vogelblutes * zusammengestellt, zur Erzeugung eines feinflüssigen, spannkräftigen Blutes unentbehrlich. Meine Fabrikate sind in allen Vogelhandlungen und Geschäften verwandter Berufsart zu haben. Y n — DIET Lehrbuch für Geſangskanarienzüchter, Preisrichter und Vereine. Dem Weltbund der Kanarienzüchter und Vogelfreunde gewidmet von Ludwig Tretter in Pirmaſens (Rheinpfalz). 67839 Robert Fuchs Verlag, Altenburg, S.-A. 1914. 2 3 wer * 2 * * Vorwort. Die Züchtung von Gejangskanarien, dieſen lieben, geſanges⸗ frohen Stubengenoſſen der Menſchen, iſt zurzeit eine der ſchönſten Liebhabereien. Auf dem Lande und in faſt allen größeren Städten finden viele Vogelfreunde nach des Tages harter Arbeit in dieſem Sporte eine angenehme Zerſtreuung, eine wohltuende Ausſpannung, die den Ausgleich zwiſchen der wachſenden beruf- lichen Arbeitsleiſtung einerſeits und dem natürlichen Bedürfnis nach Ruhe, Freude und häuslichem Glücke andererſeits herſtellt. Auf dem Gebiete der Kanarienzucht hat ſich nun in den letzten Jahren ein recht großer Umſchwung vollzogen. Die Gründung von Vereinen und Verbänden zur Förderung der Geſangskanarienzucht brachte durch Aufklärung und Belehrung einen gewaltigen Fortſchritt in Bezug auf praktiſche Leiſtungen im Geſange der Vögel, wie auch hinſichtlich der wiſſenſchaftlichen Forſchung auf dem Gebiete der Geſangeskunde. Dieſer allgemeine Fortſchritt ſtellt aber auch erhöhte An⸗ forderungen an die Kenntniſſe aller Züchter, insbeſondere jener, die in Vereinen und Verbänden als Führer und Lehrer oder auf Ausſtellungen als Preisrichter tätig ſein ſollen. ; Zur Vermittelung aller wiſſenswerten Kenntniſſe über den Stand der Kanarienzucht, der Züchtung, des Geſanges und der Prämiierungsweiſe iſt ein praktiſches Lehrbuch für die Hand der Preisrichter und Vereine zur methodiſchen Unterweiſung und für die Hand des Züchters zur Selbſtfortbildung Bedürfnis geworden. a Andere zur Zeit vorhandene Lehrbücher dieſer Art ſind teils unvollkommen, teils veraltet. Insbeſondere ermangelt ihnen eine ausführliche, leicht faßliche und richtige Darſtellung über unſere heutigen Liedtouren und ihre Bewertung. Die in dieſem Lehrbuche gegebenen Anleitungen ſollen zeigen, auf welche Weiſe Preisrichter und Vereine nach einem einheitlichen, plan⸗ EEE mäßigen Stufengang die jungen Züchter in allen einjchlägigen Fragen mit Erfolg unterweiſen und ſie vom Züchter zum Preis⸗ richter befähigen und ausbilden können. Das Kapitel Preisrichterprüfung gibt Aufſchluß über ein⸗ heitliche und zweckdienliche Durchführung dieſer Veranſtaltung und enthält eine Zuſammenſtellung von Aufgaben und Fragen, die an den Prüfling geſtellt werden können. Zum erſten Male wird hier das erprobte Liedbewertungs⸗ ſyſtem auf wiſſenſchaftlicher Grundlage, wie es der z. Z. aus 2600 Züchtern und Preisrichtern beſtehende Weltbund der Kanarienzüchter und Vogelfreunde aufgeſtellt, eingehend klargelegt. Die Krankheiten der Kanarien ſind nach ihren Erſcheinungen und Urſachen beſchrieben; auch iſt das Heilverfahren unter Benutzung der homöopathiſchen Heilmittel angegeben, wodurch der Züchter ſeinen Vögeln ſofort helfen und die mit Arbeit und Koſten verbundenen Anfragen im Sprechſaale der Fachzeitung erſparen kann. Endlich gibt das Lehrbuch auch Winke über Veranſtaltung von Ausſtellungen und erteilt Rat über Kanarienhandel auf reeller Grundlage. Möge das Buch, von einem Züchter und Preisrichter aus der Praxis für die Praxis geſchrieben, eine allſeitige, freudige Aufnahme finden. Pirmaſens im Januar 1914. Ludwig Tretter. Erſter Teil. PPP J. Der Züchterkurs. ÄURRRTREERERTLITRERURBERERERDTRRRRRLDRRRUDBTERRLLRRRRLERKTERERKDÄRRRDEDRERRRLBURTRRERRRRERDERDRRERDERLURE (Ein Zuchtjahr.) © Dispoſition. | A. Auswahl der Zuchtvögel. 1. Körperliche Beſchaffenheit und geſangliche Eigen— ſchaften der Zuchthähne und ihre Vererbung. 2. Körperliche Beſchaffenheit der Weibchen und ihr Einfluß auf den Edelgeſang. 3. Zuchttabelle. B. Einrichtung der Hecke. C. Der Heckbetrieb. Eröffnung der Hecke. — Verhalten in der Hecke. Begattung und Neſtbau. Das erſte Gelege. — Die erſten Jungen. — Anlegung geſchloſſener Fußringe. Be— deutung der Ringe. — Anlage des Zuchtſtammbuches. Milbenbekämpfung. — Selbſtändigkeit der Jungen. Federrupfer. — Das zweite und dritte Gelege. D. Nach der Hechke. Mauſer der Junghähne. — Einbauerung. — Studium. Ausmerzen. — Vorbereitung zum Wettgeſang. —BAA — — . — —äPä —— — — 5 | ee EZ * * ’ * 1 1 E A. Auswahl der Zuchtvögel. Der Geſangs⸗Kanarienzüchter ſoll bei Eröffnung der Hecke wiſſen, was für Zuchttiere er verwenden muß. Es iſt deshalb notwendig, daß er vor allem den Geſang ſeiner Hähne kennt. Von Vorteil wird es darum ſein, wenn er als Anfänger vor Heckbeginn ſeine Hähne einem geſangeskundigen und erfahrenen Züchter vorſtellt und ſich belehren läßt. Auch einige Vereinsverſammlungen können zum gemeinſchaftlichen Abhören und Beurteilen der Heckhähne benutzt werden. Bei dieſer Prüfung iſt folgendes zu unterſuchen. 1. Die körperliche Beſchaffenheit des Hahnes. Der geſunde Hahn zeigt zur Heckzeit eine ungemein große Luſt zum Singen. Jedes Geräuſch, das Gezwitſcher der Weibchen aus der Ferne löſt ihm die Stimme und mit un⸗ bändigen, kraft⸗ und ſchwungvollen Gebärden treibt er in ſeiner kleinen Zelle. Das feurige Rufen, die glattſchlanke Figur, der eingefallene, fleiſchfarbene Hinterleib mit kegelſpitzenartig nach hinten gerichtetem Steiße, der gelbweiß aufgeſpitzte Kot ſind äußere Anzeichen eines geſunden Vogels, deſſen Heckreife und Heckfähigkeit kaum anzuzweifeln ſind. : Der kranke Hahn zeigt weniger Temperament, jträubt ſein Gefieder, zieht den Kopf ein, hängt die Flügel, ſitzt ſtets freſſend und futterſchrotend am Futternapfe und ſingt faul, ab⸗ gebrochen und trauernd. Der trübe Blick, die Neigung zum Schlafe, die ſchlaffen, müden Bewegungen charakteriſieren den Kranken. Ein Blick auf Hinterleib und Kot kann feſtſtellen, wo das Übel ſitzt. Wir nehmen den Vogel zur Hand und blaſen ihm die Bauchfedern auseinander. Ein dick aufgetriebener Hänge⸗ leib, aus dem blaſenartige Anſchwellungen oder rotentzündete Gedärme mit blauſchwarzem Inhalt durchſcheinen, warnt uns vor der Verwendung eines ſolchen Vogels zur Zucht. Geſunde und kranke Vögel ſind den Kurſusteilnehmern in natura vorzuführen und auf die ſoeben angeführten Merkmale zu unterſuchen. BRENNT Außer der Geſundheit iſt beim Hahne der Geſang zu berück- ſichtigen. Wer gute Sänger heranbilden will, muß auch gute Hähne in die Hecke nehmen mit markanten tiefen Touren. Wie der Same, ſo die Frucht! Wie die Erfahrung gelehrt hat, ver⸗ erben die Hähne ihre geſanglichen Fähigkeiten auf die Jungen. Die Fähigkeit des Tiefſingens iſt vor allem bei der Auswahl eines Heckhahnes als eine koſtbare Perle in erſter Linie aus⸗ ſchlaggebend und erſt in zweiter Linie kommt die Reinheit bezw. Fehlerloſigkeit des Liedes in Betracht. Zu den Tieftouren rechnen wir die Kollern, die Knorren, die Hohlrollen, die kullernden Touren, die Waſſerrollen, Hohlgluckrollen und Schockeln. Hohlklingeln, Klingeln, Schwirren, Klingelrollen und ‘Pfeifen ſind für die Zuchtwahl weniger ausſchlaggebend, obwohl ſie ja teilweiſe ganz ſchöne Ausſchmückungstouren im Liede ſein können. Aber wir finden ſie bei allen Geſangsrichtungen. Auch die Fehlertouren vererben ſich, d. h. die Jungen bringen die Fehler aus ſich ſelbſt, oder nehmen ſie leicht an, ſobald ein fehlerhafter Vorſänger vorgeſetzt wird oder wenn die Heckvögel mit ihren Fehlern zu lange bei den Jungen gelaſſen werden. Welche Fehler darf ein geſunder Heckhahn haben? a) Aufzüge, bei ſonſt tiefer Veranlagung, b) Schwirren, wenn ſie nicht ſchnetterartig ſind und bei ſonſt noch tiefen Geſangstouren, c) harte und ſpitze Pfeifen unter der gleichen Voraus⸗ ſetzung, d) vorübergehend leichte Schnarre bei ſonſt vorzüglich tiefer Begabung. Von der Zucht auszuſchließen ſind: a) leichte, dünne Mittelvögel mit monotonem Geſange, b) Schnettervögel, c) Schappervögel mit Zitt und Schapp, d) Vögel mit langen, reißenden Schnetterſchwirren, e) Vögel mit flachen, häßlichen Waſſerrollen und fehler⸗ haften Glucken, ) Vögel mit breiten, langen, ſich oft wiederholenden Naſen⸗ touren und wiederholt ſcharfen Stoß- und Spitzpfeifen, g) häßliche Lockrufe. Unter dieſen Geſichtspunkten ſind die Hähne vor Heckbeginn zu muſtern und die geeigneten zur Zucht zu verwenden. RER Geſunde Weibchen erkennt man an den graziöſen Be— wegungen und der ſauberen, ſchlanken Haltung; kurz gebaute Weibchen mit gebeugter Haltung, mit nicht glattanliegenden Flügeln und Federn, keuchende, leicht erſchreckbare Tiere ſchalte man vom Heckbetriebe aus. Bei der Unterſuchung nimmt man die Weibchen in die Hand und befühlt ſie an der Bruſt. Spitz⸗ brüſtige, fleiſchleere, leichte Tiere müſſen wegen Unterernährung ausſcheiden. Dickfleiſchige, vollbrüſtige Weibchen find brauchbar, wenn der Hinterleib eingefallen und mit einer leichten gelblich- weißen Speckſchicht überzogen iſt. Gedärme dürfen nicht hervor⸗ treten, rote entzündete Stellen deuten auf eine innere Erkrankung hin. Dunkelbraune Stellen direkt unterhalb des Bruſtbeins heißen Leberflecken. Sie verraten, daß der Vogel leberleidend iſt; er iſt von der Hecke auszuſchließen. Der Kot iſt wie bei Hähnen gelbweiß, feinſpitzig und wurmförmig. (Kranke und geſunde Weibchen vorzeigen!) Neben der Geſundheit ſind bei der Auswahl der Weibchen noch weitere Eigenſchaften betr. Fütterns, Federrupfens uſw. in Erwägung zu ziehen und endlich die Abſtammung. Man kann in den meiſten Fällen damit rechnen, daß junge Weibchen, deren Mütter gut fütterten, dieſe gute Eigenſchaft durch Vererbung beibehalten. Reichliches, andauerndes Füttern, mög- lichſt langes Bedecken der Jungen (bis zu 15 und 17 Tagen) ſind von unſchätzbarem Werte für die Jungen. Schlechte Eigenſchaften ſind: übergroße Scheu, haſtiges Abfliegen vom Neſt, wobei Eier herausgeworfen werden; Zank und Abneigung gegen den Hahn, wodurch oft unbefruchtete Eier gelegt werden; Streitſucht mit anderen Weibchen, Zerſtörung der Neſter, große Unreinlichkeit, Anpicken und Freſſen der Eier, Verſtümmelung der Jungen durch Abfreſſen der zarten Zehen, zu feſtes Aufſitzen und häufiges Drehen auf den Jungen, wobei Beinverdrehnngen entſtehen und endlich allzufrüher Beginn eines neuen Geleges. (Über dieſe Eigenſchaften ſind Aufzeichnungen ins Zuchtſtammbuch zu machen.) Da ſich die Untugend des Federrupfens auch auf die Jungen vererbt und die ſo gerupften Jungen in der normalen Ent⸗ wickelung ſchwer gehemmt und geſchwächt werden, ſollte man ſolche Weibchen nicht zur Zucht nehmen. Bezüglich des Alters der Zuchtweibchen können keine be- ſtimmten Ratſchläge erteilt werden. Gute, bewährte Weibchen behält man, ſolange ſie heckfähig und geſund ſind, 4—5 Jahre. TON Von den jungen Weibchen behält man ſolche aus der eriten und zweiten Brut; die aus der dritten und vierten Brut ſollen möglichſt ſpät zur Hecke kommen, damit ſie auch körperlich gut entwickelt ſind. Bei der Gejangskanarienzucht ſpielt die edle Abſtammung der Weibchen eine große Rolle. Äußerlich erkennt man das edle Blut ſchon an dem weichen, tiefen, tönenden Lockrufe. Näſelnde oder heiſere, breite oder ſchrille, ſpitze oder ſchappernde Lockrufe können, auf die geſangsluſtige Nachkommenſchaft ver⸗ erbt oder von ihnen gehört, entedelnd einwirken. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß die Jungen von Weibchen aus unedlen Geſangsſtämmen eine große Neigung zum Urgeſang, dem ſchlechten Liede haben; andrerſeits iſt erwieſen, daß aus Verbindungen mit edlen Stammblutweibchen die beſten Erfolge zu verzeichnen ſind. Alſo wähle man Weibchen edler Abſtammung. Vom Weibchen muß der Züchter darum wiſſen, welche An- lagen und Fähigkeiten die Eltern und Brüder hatten, die auch im Weibchen ſchlummern und ob es häßliche Lockrufe ꝛc. zu ſingen beliebt; vom Hahn ſoll er wiſſen, ob er einem edlen, gut durchgezüchteten Stamme entſproſſen, oder ob er ein zufälliges Produkt einer willkürlichen Paarung iſt. Hat der Züchter dies alles erforſcht und berückſichtigt bei der Auswahl der Tiere, ſo kann er hoffnungsvoll der kommenden Hecke entgegenjehen. Im erſten Zuchtjahre wäre es ratſam mit vier Hähnen und vier Weibchen einen guten Stamm zu begründen. Das Züchten mit einem Paare zwänge den Züchter ſchon im zweiten Jahre zum Ankauf von Vögeln, da ſonſt Vater, Tochter, Mutter, Sohn und Geſchwiſter zuſammen geſetzt werden müßten. Wer alſo ein Paar züchtet, iſt kein Stammzüchter. Das Züchten mit zwei Paaren führt im dritten Jahre zur nahen Inzucht, weil da im günſtigſten Falle die Kinder der Geſchwiſter zuſammen gepaart werden müßten. Dieſe nahe Verwandtſchaft iſt ſehr bedenklich. Es müßte alſo fürs dritte Zuchtjahr friſches Blut beſchafft werden. Von einem Durch⸗ züchten eines Stammes kann in dieſem Falle ebenfalls nicht geſprochen werden. Das Züchten mit drei Paaren führt im dritten Jahre eben- falls zur Inzucht, welche durch Blutwechſel umgangen werden könnte. Die Loſung des Stammzüchters muß heißen: Durch⸗ züchten ſolange es ſich mit dem Verwandtſchaftsgrade der Vögel verträgt. ee Zur Betreibung einer Stammzucht müſſen mindeſtens vier Paare, reſp. vier verſchiedene, jedoch geſangsverwandte Zucht- paare einer Stammesrichtung dem Stammbaum zu Grunde gelegt werden. Damit kann man vier Jahre züchten, ohne direkte Inzucht zu betreiben. Aus jedem Zuchtjahre reſerviere man die beſten Zuchthähne und Hennen und nehme, wenn möglich, ſtets Jungtiere. Im vierten Jahre gibt es Inzucht unter Tieren, welche im vierten Grade verwandt find. Dieſe einmalige In— zucht kann nicht ſchaden, da die Blutverwandtſchaft weitläufig und die Zuchttiere geſund und keine Degenerationsprodukte ſind. een Zuchtjahre muß teils Blutauffriſchung vorgenommen werden. Zuchttabelle: Die Durchzüchtung von vier Paaren Geſangskanarien bei Vermeidung direkter Inzucht (Praktiſche Veranſchaulichung). An einem praktifchen Beiſpiele ſei nachſtehend veranſchau— licht, wie mit vier Zuchtpaaren Stammzucht betrieben werden kann, damit die Tiere im Blute einander näher gebracht und die Stammeseigenheiten befeſtigt und qualitativ mehr und mehr ausgeprägt und vervollkommnet werden können. Erſtes Zuchtjahr 1909. Annahme: Die im erſten Zuchtjahre hier verwendeten Hähne und Weibchen ſind keine Inzuchtsprodukte und gegen— ſeitig nicht blutsverwandt, jedoch geſangsverwandt. Stammes⸗ tour: Koller. 5 = Hahn; 2 = Weibchen; Ziffern bedeuten Ring⸗Nr.; die unterſtrichenen Nummern ſind die Zuchttiere fürs nächſte Zuchtjahr. Zuchtpaar A. Zuchtpaar B. 08 8 12 X 089 22 08 6 21 08 N39 iir e 2 1. Brut: 9 6 5 1 2 3 4 5 6 4 7 5 9 „ > ir 18.19.20 21 22 23 2 28 Ban, . 31 32 33 34 2 5 5 Zuchtpaar C. ö Zuchtpaar D. 08 544 08 N 19 08 8 27 X 08 N 44 1 5 * Brut 1 DO TAI TE 89 10 11 12,10 14 15 16 „ 5 F 2 % EL 25 26 27 28 29 30 85 3. % d we. 38 39 40 41 32 Reſultat: Sämtliche Hähne haben gut vererbt; die Stammestour, Koller, hat ſich auf alle Junghähne übertragen; Nr. 34 bringt ſie beſonders ſchön. Die Weibchen fütterten gut. Zweites Zuchtjahr 1910. J. Auswahl der Zuchttiere. 1. Vogel Nr. 34 iſt Vorſänger, wird nicht geheckt, weil ſehr gute Heckhähne vorhanden ſind. 2. A-Linie 098 3; 09 9 2099 33. B⸗Linie 0956; 0995; 09993. C⸗Linie 98 110999 09K 10. D⸗Linie og 814091509828. II. Paarungen. 1. Paarung: Hahn der A- Linie mit Weibchen der B-Linie. 0953%X 0995 0953%X 099.23 5 5 2 1, Brut 8 4 3 2 5 3; 1 28 29 30 31 4 85 5 3 „ 3, % en. 53 54 55 56 2. Paarung: Hahn der B-Linie mit Weibchen der A Linie. 09 56 9 922 09 56%X 09 933 1. Brut: ö 5 1. Brut: 50 ä 0 19: 117 5128 Re I A a 20 35 36 37 38 39 40 3. ” 8 N € 5 3% „ 59 60 61 3. Paarung: Hahn aus C-Linie mit Weibchen aus D-Linie. 09 511X 09915 e.nr2:.90.5.5.9.5 i e 17 18 2. „28 41 42 8 62 63 64 09 611 4 09 N28 E Bib r 8.0 19 20 21 2 8 43 44 „ Orten 65 66 67 68 4. Paarung: Hahn aus D-Linie mit Weibchen aus C-Linie. 09 6 144 0929 ir 1 2 2 2 25 * 45 46 47 48 88 59 0 71 09 8 14 & 099 10 I. Brüul! 8 8 25 26 27 2 7 2 fo) & x 49 50 51 52 3 ” 8 2 2 Reſultat: Hahn Nr. 55 iſt der beſte Sänger; die Koller hat ſich im allgemeinen gut ausgeprägt. Weibchen fütterten gut. Drittes Zuchtjahr 1911. J. Auswahl der Zuchttiere. 1. Vorſänger: Vogel Nr. 55 iſt Vorſänger, ebenjo Vogel Nr. 34 vom Zuchtjahre 1909. Vogel Nr. 10 8 55 wird nicht geheckt. 2. Hechvögel: a) 09234 (der Vorſänger von 1910, ſtammend aus der A-Linie des Zuchtjahres 1909), 09 223 (eus der B⸗Linie von 1909), 10 842 aus der CO—bD⸗Linie von 1910), b) aus der A—B⸗-Linie (1910): 10 6 5; 1026; 10256. „ „ B- A-Linie (1910): 10 512; 10211; 10559. „ „ C- D⸗Linie (1910): 10 8 18, 10214; 10217. „ „ẽ D--C-£inie (1910): 10 8 22, 10224; 10247. II. Paarungen: 1. Paarung: 09 8 34 00 f 23 09 N34 * 10 N 42 Linie) J. Brut: ß n N 5 4 5 1 2. „„ 8 8 31 32 27 28 29 30 3. „„ 65 66 67 68 61 62 63 64 2. Paarung: Hahn der A- B-Linie Weibchen der C—D-Linie. 10 5 5 10914 10 5 5 10 N17 — — n Lena ns m mu nn an: 9.5 1. Brut n 95910 2 > N 2. ” 2 N 85 5 2 33 34 35 36 37 35 F „, a 72 75 74 3. Paarung: Hahn der CO—D-Linie Weibchen der A—B-Linie. 10 5 18 109 56 10518%X 1096 , ee E Bub De 11 12 7310 14 15 Bene u | 39 40.41 42 43 44 45 3. = Sur 3. " 5 Q N 8 x 75 76 7 RB TER 4. Paarung: Hahn der A- B-Linie Weibchen der D— C-Linie. 10512 X 10 N 24 10 8 12 . 10947 n N 8 I. Btal 752.8 16 1 19 20 21 n . 46 47 48 49 50 51 52 3. „ 8 2 3. „ 2 2 80 81 82 83 84 85 86 AT LER „ 5. Paarung: Hahn der D—C-Linie Weibchen der B—A-Linie. 10 5 22 K 10211 10 6 22 & 10 N 59 — wrquR—b— J nenn Brut. 2 8 a 5 NE - 22 23 24 25 26 e V 53 54 55 56 57 58 59 60 3. » 6 Q 3. * 8 8 2 87 88 89 9 91 Reſultat: Weibchen haben gut gefüttert. Hahn der 1. Paarung Nr. 34 hat ſehr gut vererbt in dem Jungen 11 53. Die Koller iſt hier beſonders ſchön und klangvoll. Prima Hähne ſind Nr. 3, 11, 13. Viertes Zuchtjahr 1912. I. Auswahl der Zuchttiere: Vorſänger: 1183 (wird nicht geheckt); 09 & 34 1. 2. „ ö b 5 10 555. Im 4. Jahre betreibe ich eine erlaubte Inzucht, welche nicht nachteilig wirken dürfte; in den 3 Zuchtjahren ſind die Vögel geſanglich und blutverwandtſchaftlich einander näher gebracht worden. Ich erhoffe durch dieſe Inzucht, die Stammes⸗ tour Koller den Tieren recht intenſiv einzuverleiben, um pro⸗ zentual recht gute Kollervögel, wirkliche Stammvögel, zu erhalten. 0 Heckhähne ſind: Hechweibchen find: 09 8 34; 11511 117 12, 1127; 11 26 Ir 10 855 115 13 11939; 119 42 112 56 11933 II. Paarungen: 1. Paarung: 09 834 & 11912 09 5 34 X 11 N 30 ——kE f n 5 . Brut 8 DE 1 en, &4õ 5 8 158 2. „ 8 28 29 30 31 32 33 88 b 53 54 55 56 57 58 58 2 - a S 2. Paarung: 10 8 55 KK N42 10 8 55 X 1197 . TS gen nn en — — - — — — äãb—[— nh e 5 1. Brut: 5 13 EN 8 9 10 11 12 13ͤö 1 2. „ 8 2. „ 85 34 35 36 37 „ m 3. „ S W * 0 6 65 63 64 65 65 3. Paarung: 1186 11411933 1161111235 — — — — — — — — no Bi: No 2.2 1: But 16 17.318519 20 21 22 2. * 2 2 2 2 2. ” 2 * 39 40 41 42 43 44 45 8 2, „ 6.00 67 68 69 70 4. Paarung: 8 1181311 2 26 118 13 * 56 — — —-¼U —— —— — ———ů——ĩjir⁵¹?2ͥ12———ů— —2— ie 5 1. Brut , 23 24 25 26 2 8 2. % BO 46 47 48 49 50 51 52 r 8. % %% ee e 76 IE ru Reſultat: 12 prima junge Kollerhähne. Siehe die unter⸗ ſtrichenen Nummern.) Fünftes Zuchtjahr 1913. A Auswahl der Zuchttiere. Von den 12 Prima⸗Hähnen behalte ich die zwei beſten als Vorſänger und die weiteren als Heckhähne. Zu letzteren ſuche ich mir 4 paſſende Kollerweibchen. Der Vorſänger 11 83 wird geheckt mit den Weibchen 1127, 11212, 11 N 42, dies gibt dann Inzucht, die erlaubt iſt (4. Grad). Gelingt es e $ ET ae mir, einen prima Kollerhahn zu erwerben, jo gebe ich dieſem 2 meiner Selbſtzucht⸗Kollerweibchen bei. Somit könnte ich die Blutauffriſchung mit 4 Linien wieder beginnen und zwar: tie, is 11912, 1183 K 119 4. Ste Jungen nenne ich die A- Linie. 2. 12 5 10 2 gekauften Kollerweibchen. Die Jungen nenne ich die B⸗Linie. 3. 12 8 16 J 2 gekauften Kollerweibchen. Die Jungen nenne ich die (⸗Linie. 4. Ein gekaufter Kollerhahn mit meinen Kollerweibchen 12 27, 1228. Die Jungen nenne ich die D-Linie. Im Verlaufe des 6., 7. und 8. Jahres verfahre ich wie im 2., 3. und 4. Zuchtjahre, indem ich mir auf Grund meiner Aufzeichnungen im Stammbuch die Tiere der Kreuzungen zur Weiterzucht herausſuche, welche mir in geſundheitlicher und geſanglicher Hinſicht entſprechen. So arbeite ich planmäßig in + Zuchtjahren das Blut zuſammen und nehme alle 5 Jahre, je nachdem der Erfolg geweſen, Blutauffriſchung mit Hähnen oder Weibchen vor. Wer die Zucht noch größer betreiben will, kann in der A-Linie dem Zuchthahne 3 Weibchen beigeben, ebenſo auch in den B=, C-, D-Linien. Je größer die Zucht, um ſo leichter läßt ſich Stammzucht betreiben, weil man dann bei planmäßigem Durchzüchten der einzelnen Linien die Blutauffriſchung aus dem eigenen Beſtande auf viele Jahre vornehmen könnte und nicht Gefahr liefe, unreellen Züchtern, die keine richtige Stammzucht betreiben, in die Hände zu fallen. Dem Berufszüchter ſei die ausgedehntere Stammzucht mit genaueſter Aufzeichnung der Zuchttiere empfohlen, dann kann auch der Liebhaberzüchter, der kleine Züchter, zur Blutauffriſchung beim Berufszüchter feiner Bedarf decken, und es wäre ſomit beiden gedient. N | B. Einrichtung der Hecke. Bis zur Eröffnung der Hecke hat der Kanarienzüchter mancherlei Vorbereitungen zu treffen. Dieſe erſtrecken ſich zu⸗ nächſt auf die Auswahl und Inſtandſetzung der Heckräume. Der zweckentſprechende Heckraum wird wohl bei den meiſten 2 * 3 Liebhaberzüchtern manchen Wunfch unberückfichtigt laſſen müſſen. Die beſchränkten Wohnungsverhältniſſe (in den Städten z. B.) geſtatten nur die Einräumung eines beſcheidenen Plätzchens in der Küche, im Wohnzimmer oder auf dem Korridor. Oft auch dienen die Dachkammern als Heckraum und ſollen gegen letztere keine Bedenken erhoben werden, wenn ſie geheizt werden können und zugfrei ſind. Wer es einrichten kann, wähle den Heckraum dort, wo das Sonnenlicht einen direkten Zugang hat. Wer kennt nicht die luftreinigende Wirkung der Sonnenwärme, die gerade in der Heckſtube, wo viel Geruch durch Kot und viel Staub durch das fortwährende Fliegen die Luft durchſchwängern und allerlei Krankheitserreger (Bazillen) mit ſich führen, ſo außerordentlich notwendig iſt! Das Wachstum der Jungen in einem ſonnendurchwärmten Raume ſchreitet üppig voran. Sonnenbäder ſind gut für Geſunde und Kranke. Unſere Vögel nehmen ſie mit Vorliebe; ſie ſchütteln dabei das glatte Gefieder tüchtig durch, dann legen ſie ſich behaglich mit ausgebreiteten Flügeln über die Sitzſtange und gewähren den Sonnenſtrahlen reichlichen Zutritt in ihr „goldenes“ Kleid. Unſere Heckräume ſollten deshalb ſtets nach Süden gelegen ſein, damit wir unſeren Lieblingen das ſehr zuträgliche Lebensbedürfnis gewähren können. Es ſoll damit aber keineswegs geſagt ſein, daß das Züchten in nach Norden gelegenen Räumen zweck- oder erfolglos ſei. Große Fenſter zur oftmaligen größtmöglichen Lüftung, öfteres Reinigen der Käfige erſetzt teilweiſe den Verluſt der direkten Sonnenwärme. Für gleichmäßige Erwärmung der Heckräume iſt zu ſorgen. + 12% bis + 16° R dürfen ſchon vorhanden fein. Der Mangel an Wärme bringt Verzögerung der Heckreife, klare Gelege, erſtarrte Jungen. Iſt der Heckraum richtig aus⸗ gewählt, ſo ſoll er vor der Hecke desinfiziert werden; beſonders dann iſt das notwendig, wenn über Winter die Weibchen darin gehalten worden ſind. Auf einer eiſernen Unterlage entzündet man 2—3 Stücke Schwefel und jtellt die brennenden Maſſen in den Raum. Natürlich müſſen Fenſter und Tür gut ſchließen und die Vögel ſelbſtredend herausgenommen fein. Der Schwefel⸗ dunſt tötet alle ſchädlichen Bazillen. Das Herrichten der Käfige muß vor dem Einſatz der Zucht⸗ tiere erfolgen, um Störungen zu vermeiden. Drahtkäfige werden durch heißes Sodawaſſer blank geſcheuert. Die Holzkäfige erhalten innen einen blütenweißen Anſtrich aus Schlemmkreide, nachdem zuvor die Fugen, Ritzen und Aſtlöcher mit Kitt ausgeſchmiert u DR worden jind. Auch die Nägel zum Aufhängen der Neſter ſollen vorher richtig eingeſchlagen werden. Die Einrichtung der Hecke muß der Heckart entſprechen. Wir unterſcheiden eine Flughecke, eine Käfighecke, eine Einzel⸗ Wechſelhecke und eine Einzelhecke. Die Flughecke. (Mehrere Hähne und mehrere Weibchen beiſammen in einem größeren Flugraume.) Es gewährt dem Laien und Vogelfreunde einen zeitver— treibenden Anblick, in einem als Käfig ausgeſtatteten Zimmer oder einer ſonſtigen großen Flughecke eine größere Anzahl ver⸗ ſchiedenfarbiger Kanarien in ihrem Liebeswerben und Liebes⸗ leben zu beobachten. Das Züchten in ſolch großen, jtark be> völkerten Räumen iſt trotz der leichteren und bequemeren Ver— pflegung nicht ſo einfach und die Liebesneigungen, Liebeskämpfe, Eiferfüchteleien und ſonſtige in Leidenſchaft entbrannten Triebes⸗ äußerungen haben dem Züchter ſchon manche Hoffnung ver⸗ nichtet. Die Flughecke iſt, obwohl ſie den Vögeln ihre Bedürf- niſſe nach Flug in weitgehendſtem Maße gewährt, heutzutage nicht mehr modern. Der moderne Züchter treibt in erſter Linie Geſangskultur. Deshalb iſt es notwendig zu wiſſen, von welchen Eltern die Jungen abſtammen. Im großen Flugraume, wo die „Vielehe“ dominiert, iſt eine Kontrolle darüber unmöglich. Weitere Mißſtände zeigte die Flughecke in den erbitterten Kämpfen der Hähne mit ihren Rivalen einerſeits und der Weibchen unter ſich andrerſeits. Eine verhältnismäßig früh ein⸗ ſetzende Ermattung beiderſeits und baldigſt eintretende Heck⸗ unfähigkeit ſind gleichfalls Nachteile. Die Hähne verlieren in dieſen ſchweren, ſtetigen Liebeskämpfen die Schönheit und Weich⸗ heit ihres Geſanges, kleinere leichtere Fehlerſtücke arten in häß⸗ liche Fehler aus (beſonders Aufzüge, Klingeln, Schwirren und ſpitze Pfeifen), die dann auch auf die im Neſte ſitzende oder im Flugraume ſchon ſtudierende Jugend verderblich einwirken. Auch der Heckbetrieb leidet not. Beim Neſtbau, Brüten und Aufziehen der Jungen treten allerlei Störungen ein. Manche Weibchen bauen zuſammen, ſtreiten ſich um den Niſtkaſten, legen die Eier zuſammen, ſo daß man die mütterliche Abſtammung der Jungen nicht mehr feſtſtellen kann, zertreten beim Kampfe die Eier, fliegen beim Singen der Hähne ab und werfen die Eier . heraus, bleiben zu lange vom Neſt, daß die Eier erkalten und der Embryo abſtirbt. Wieder andere Weibchen fliegen nicht von ihrem Neſte ab, wenn Junge da ſind aus Furcht, die „böſe Nachbarin“ könnte ſchaden. So werden die Jungen tot oder zu Krüppeln gedrückt. Viele Mutter⸗Weibchen können in der Flughecke ihre Jungen nicht hinreichend füttern, da es häufig vorkommt, daß die übrigen Heckbemohner das Ei- oder Biskuit- futter vornweg freſſen. Endlich iſt es auch ſehr ſchwierig, erkrankte Vögel in der Flughecke ſofort zu erkennen oder Störenfriede auszuſetzen. Erfahrungsgemäß fällt unter dieſen möglichen, nach- teiligen Umſtänden die Nachzucht nicht ſo reichlich aus, wie man erwarten könnte. All dieſe Nachteile, beſonders aber die geſang⸗ lichen, führten unſere Züchter auf den Gedanken, die Zucht in kleineren Käfigen zu betreiben. Die Käfighecke. (Ein Hahn bei drei bis vier Weibchen in einem großen Käfig von mindeſtens 1,20 m Länge, 0,60 m Höhe und 0,50 m Tiefe.) Dieſe Heckart gibt uns vor allem Aufſchluß über die väter- liche Abſtammung der Jungen. In geſanglicher Hinſicht ſind gegen dieſe Hecke keine Bedenken vorzubringen. Sie hat jedoch alle ſonſtigen Nachteile, wie ſie vorhergehend bei der Slughecke aufgezählt ſind. Um auch dieſe Nachteile zu beheben, gingen die Züchter daran, die „Vielehe“ beizubehalten, jedoch jedem Weibchen eine beſondere abgeſchloſſene Behauſung anzuweiſen, in der es zur Begattungszeit den Hahn vorübergehend zugeſellt erhält zum Zwecke der Befruchtung. Di.ieſe Hechkart nennt man die Einzelwechſelhecke; Einzel⸗ hecke, weil jedes Weibchen einzeln ſitzt, Wechſelhecke, weil drei bis vier Weibchen von einem Hahn wechſelweiſe getreten werden. Auf dieſe Weiſe iſt uns ein genaues Verbuchen in der Stammrolle (Zuchtſtammbuch) möglich über Begattung, Befruch— tungserfolg und Abſtammung. Wenn das Weibchen das Neit- bauen beginnt, wird der Hahn am Abend oder am Morgen beigegeben und nach dem Begattungsakte herausgenommen. Dieſer Vorgang wiederholt ſich ſo lange, bis das zweite Ei gelegt iſt. Das Weibchen legt ſeinen Satz an Eiern ab, brütet und zieht die Jungen allein auf. Inzwiſchen kommt der Hahn zum zweiten oder dritten Weibchen. Bei dieſem SHeckbetrieb rn 3 5 kann man ſich mit den wenigen, aber beſten Hähnen behelfen, was in geſanglicher Hinſicht wieder recht vorteilhaft iſt. Weitere große Vorteile der Einzelwechſelhecke ergeben ſich für das Brutgeſchäft und die Aufzucht der Jungen. Das Brut- geſchäft nimmt einen ruhigeren Verlauf. Sind Junge da, ſo findet das Weibchen ſtets ſeine Futternäpfe gefüllt, kann ohne Störung ſeine Nahrung aufnehmen und den Jungen bringen. Man erhält quantitativ mehr Vögel als in der Flughecke, weil das einzelne Weibchen ſeine ganze mütterliche Sorgfalt den Jungen zuwenden kann. Geteilte Arbeit iſt halbe Arbeit! Wo ein Ehepaar in Liebe zuſammenarbeitet, wird der Segen nicht ausbleiben, und das iſt der Fall bei der Einzelhecke. Sie iſt das ununterbrochene natürliche Zuſammenleben von einem Hahn und einem Weibchen. Neben den Vorteilen der Einzelwechſelhecke kommt hier die Hilfe des Hahnes bei der Auf- zucht der Jungen nutzbringend in Betracht. Auch das den Heck- betrieb oft ſtörende Herausfangen des Hahnes (wie bei der Wechſelhecke) iſt hier erſpart. Wer es einrichten kann, wähle dieſe Heckart. Je nach der Heckart muß der Züchter ſeine Vorbereitungen treffen. Die Käfige ſind dementſprechend einzurichten. Für die Einzel⸗ und Einzelwechſelhecke nehme man als Windeſtmaß die Abteilung zu je 40 em Länge, Breite und Höhe. Die Niſtkäſten aus Holz oder Draht, mit oder ohne Milben- fänger, müſſen in genügender Zahl vorhanden ſein. Für ein Weibchen nehme man zwei Niſtkäſten. Die Anbringung der- ſelben im Innern oder außerhalb des Käfigs iſt auf den Heck⸗ betrieb inſofern von Einfluß, als man in Erwägung ziehen muß, ob man in einem von Menſchen bewohnten Raume die Zucht betreibt. Iſt tagsüber niemand im Heckzimmer, ſo hänge man den Niſtkaſten außen hin. Im bewohnten Raume hängen die Neſter beſſer innen. Sie werden nicht leicht heruntergeſtoßen, auch fühlt ſich das brütende Weibchen ſicherer und ungeſtörter. Die Sitzſtangen ſind nicht zu nahe an der Decke und an den Seitenwänden anzubringen, damit die Begattung nicht beeinträchtigt wird. Bei der Einzel- und Einzelwechſelhecke genügen zwei Sitzſtangen; bei der Slug- und Käfighecke ſind ER entſprechend mehr — je nach Anzahl der Tiere und Größe des Raumes — zu verwenden. Nicht zu dich und nicht zu dünn, nicht zu kantig und nicht zu glatt ſollen die Sitzſtangen ſein, damit die Vögel auch gut darauf ruhen können. Etwa 1½ cm Durchmeſſer dürfte die paſſende Dicke ſein. Empfehlenswert iſt es, die Sprunghölzer an den Enden auf etwa 2 em auszuhöhlen, damit ſich hier die Milben einſetzen können. Wenn ſich ihnen in dieſer Form eine Niederlaſſungsgelegenheit bietet, dann ſammeln ſie ſich hier an und der Züchter kann ſie bequem und ohne Störung des Heckbetriebes töten. Die Fütterung kann außen oder innen angebracht werden; es iſt jedoch darauf zu achten, daß der Inhalt der Futtergefäße durch Vogelkot nicht beſchmutzt und von badenden oder trinkenden Vögeln nicht beſpritzt werden kann. C. Der Heckbetrieb. Das Verlangen nach häuslichem Glück tritt bei jenen Vögeln (Hähnen wie Weibchen) früher hervor, welche ſich das ganze Jahr hindurch hören und durch allerlei Lockrufe verjtändigen. Im warmen Raume regt ſich ſodann frühzeitigſt der Geſchlechts⸗ trieb und nicht ſelten ſieht ſich der Züchter genötigt, ſchon im Januar die Hecke zu eröffnen, um dem Legen von Schiereiern zu begegnen. Hähne und Weibchen, die ſich nicht ſehen und nicht hören, werden nicht allzu früh heckluſtig, beſonders dann nicht, wenn fie in kälterem Raume ( 8° bis —- 119) gehalten werden. Bet ihnen regt ſich erſt Ende Februar, anfangs März der „Hecktrieb“. Das allzufrühe Züchten bringt den einzigen Vorteil, daß man frühzeitigſt geſangsfertige Hähne erhält; indes zeigt die Erfahrung aber, daß auch Hähne aus den letzten Bruten bis zur Ausſtellung im Geſang noch fertig werden und es ſind dies nicht einmal die ſchlechteſten Künſtler. Das frühe Züchten hat mancherlei Nachteile: ſchiere, d. h. unbefruchtete Eier können häufiger gelegt werden, weil Hahn oder Weibchen an den in Betracht kommenden Organen noch nicht genügend vorgebildet, demnach unempfänglich ſind. So gibt es oft auch kleine, ſchwache, unregelmäßige Gelege. Die kalten Wintertage verlangen eine ee‘ 7 gleichmäßig durchwärmte Heckſtube, alſo Auslagen für Kohlen. Die langen Winternächte bedingen ein Beleuchten des Heck⸗ raumes am Abend und in der Frühe. Es gibt Auslagen für Licht. Alſo vermehrte Arbeitsleiſtung des Züchters und erhöhte Aus- gaben an Licht und Brand. Durch den vorzeitigen Heckbeginn ſind die Weibchen bis zu den Monaten Mai und Juni ſo ab⸗ gelegt und geſchwächt, daß ſie in die Mauſer kommen. Und gerade in dieſer Zeit gedeihen unſere Jungen infolge des Ein⸗ fluſſes der Naturwärme und der Luftreinheit am beſten. Kräftige, gutgenährte Jungen aber ſind des Züchters Grundſtock für die fernere Zucht. „Treibhauspflanzen“ degenerieren. Wann ſoll man nun die Hecke beginnen? Je ſpäter, deſto beſſer! Wenn man anfangs März einſetzt, ſo kann man bet normalem Verlauf bis Mitte oder Ende Auguſt die Hecke be⸗ schließen. In unheizbaren Räumen empfiehlt es ſich zu warten bis Mitte April. Mehr als drei Bruten ſollte man im Interſſe der Geſunderhaltung der Zuchttiere und zur Verhütung einer Degeneration der ſpäteren Nachkommen nicht machen laſſen. Bevor man die Hähne zu den Weibchen ſetzt, gebe man ihnen Gelegenheit zum Fliegen, denn durch die lange Einzelhaft im kleinen Bauer iſt die Flugkraft erlahmt und das Flug⸗ geſchick verloren gegangen. Da die Vögel ſich unmittelbar nach dem Zuſammenſetzen ſtark bekämpfen (Paarungskämpfe), würde der nicht fluggewandte Hahn einem recht grimmigen Weibchen gegenüber nicht Widerſtand leiſten können. Hat aber der Hahn ſeine alte Flugfertigkeit wieder erlangt, was in 3 bis 4 Tagen eingeholt ſein kann, ſo iſt er ſeiner Partnerin vollauf gewachſen. Gegen die Paarungskämpfe hat der Züchter nichts zu tun, als beobachtend zuzuwarten und erſt dann einzuſchreiten, wenn Ge- fahr für Geſundheit und Leben eines der Hecktiere beſteht. Man ſetzt dann die beiden Tiere einzeln (nimmt den Hahn heraus), oder wenn ſich beide nach 5 bis 8 Tagen noch nicht vertragen, probiere man es mit einem anderen Hahn, der womöglich auch ein anderes Federkleid trägt. Manche unſerer „kanariſchen Damen“ ſind eitel genug, um auch noch Anſprüche auf ein ihr zuſagendes Federkleid ihres „Zukünftigen“ zu erheben. Wer. die Einzelwechſelhecke betreibt und in der Dämmerung die Hähne beiſetzt, hat mit den Paarungskämpfen faſt keine Umſtände; das Fliegen von einer Sitzſtange zur andern im kleinen Einzel⸗ käfig ſtrengt auch weniger an. Wenn Kämpfe ſtattfinden, ſo gibt die hereinbrechende Nacht genügend Zeit zur Ruhe und ENDEN Erholung. Über Tag kommt der Hahn vom Weibchen weg; beide Teile können ſich ſo wieder kräftigen und vorbereiten für die kommende Dämmerſtunde. Man braucht um die Befruchtung keine Sorge zu tragen. In der kurzen Zeit des Zuſammenſeins gibt es ſicher ein „ſchwaches Stündchen“, das zur Begattung vollauf genügt. Wer in großen Flug- oder Geſellſchaftshecken züchtet, dem iſt ein früheres Einſetzen des Hahnes in den großen Flugraum an— zuraten. Die Weibchen gebe man dann erſt nach 10 bis 14 Tagen bei. Hier kann man die Beobachtung machen, daß der Hahn unter den beigegebenen Weibchen ſich für eine Liebesgefährtin entſchließt, ſich an ſie paart, ſie auf dem Neſte beſucht, mit ihr ſchnäbelt, ihre Jungen füttert, während er die übrigen Weibchen kaum beachtet und ſie nur ſo nebenbei mitverſieht, d. h. ihre Begattungsbedürfniſſe befriedigt. Wenn es möglich iſt, ſoll der Züchter den Liebesneigungen der Weibchen auch in der Einzel⸗ hecke Rechnung tragen; dies kann auf folgende Weiſe geſchehen: Er bringt die Zuchthähne in den Heckraum und beobachtet die Weibchen. Jene, welche beim Singen oder Locken eines Hahnes mit Rufen erwidern oder ſich zum „Treten“ ſetzen, bringe er zuſammen. Wann joll der Hahn zum Treten beigeſellt werden? Wenn. das Weibchen mit dem Neſtbauen beginnt, zu ſpät darf die Beigabe nicht erfolgen, da ſonſt unbefruchtete Gelege entſtehen können. Täglich muß dann der Hahn zum Weibchen. Ich habe die Beobachtung gemacht, daß gerade jene Weibchen, die tagsüber ihr Neſt bauen und am Abend den Hahn erhalten, ſich zum „Treten“ gereizter zeigen als ſolche, die durch die ſtete Anweſenheit des Hahnes ſich mehr oder weniger gleichgiltig ver- halten. Das Verlangen nach Begattung wird bei erſteren durch die Abweſenheit des Hahnes ſtärker und darum erfolgt die Be- gattung meiſt ſchon ſogleich nach dem Einwurf des Hahnes. Ein kräftiger männlicher Samenguß kann das ganze Gelege befruchten. Will man das Weibchen noch etwas reizen, ſo blaſe man in eine NRollerpfeife; das Weibchen ſetzt ſich jofort zum „Treten“. Natürlich darf man ſich nicht dabei direkt vor die Hecke ſtellen. Auf dieſe Weiſe kann man in einem Abend. 2—3 Weibchen von einem Hahne befruchten laſſen. Der tags⸗ über ausgeruhte Hahn zeigt ſich dabei vollkommen leiſtungs⸗ fähig. Mindeſtens fünf Tage vor dem Legen des erſten Eies- ſoll der Hahn beigegeben werden. Bis das Neſt fertig gebaut 3 iſt, verſtreichen im normalen Verlaufe 2—3 Tage. Ausnahmen gibt es auch hier. Der erſte Blick des Züchters beim Betreten des Heckraumes muß in der Legezeit auf den Hinterleib des Weibchens gerichtet ſein. Die allmähliche Anſchwellung desſelben ſagt ihm, wann das erſte Ei zu erwarten iſt. Als Neſtbauſtoffe verwendet man in der Regel Leinen⸗ charpie, das jedoch nicht länger als 2—3 cm fein ſoll. Längere Fäden verwickeln ſich in die Zehen des Weibchens beim Nejt- bau, ſchnüren ſich zwiſchen die Schuppen der Beine und nicht jelten iſt es ſchon vorgekommen, daß Weibchen und Jungen am Draht oder Neſt hängen geblieben und ſich totgezappelt haben. Will man zur Erneuerung des Neſtes als Unterbau Moos oder dürres, kurzgeſchnittenes Weichgras nehmen, fo erfüllt das den gleichen Zweck. Die Kangarienweibchen legen in der Regel vier Eier in vier aufeinanderfolgenden Tagen; doch kommt es vor, daß das erjte Gelege infolge nicht vollſtändiger Entwickelung des Gierjtockes- nur aus drei oder gar zwei Eiern beſteht, während das zweite Gelege meiſtens mit fünf Eiern eingeſetzt wird. Die Brutzeit für ein Gelege bzw. jedes Eies dauert 13 Tage. Innerhalb dieſer kurzen Zeit entwickelt ſich in dem Ei ein vollſtändiges Lebe— weſen. Um ein möglichſt gleichzeitiges Ausſchlüpfen der Jungen herbeizuführen, nimmt man täglich das friſchgelegte Ei weg und bewahrt es in einem nicht zu warmen Raume auf. Iſt das. vierte Ei gelegt, jo lege man die drei erſten dazu. Länger als, ſieben Tage ſoll man die Eier nicht aufheben, da ſie ſonſt kaum noch lebensfähig ſind. Läßt man die Eier liegen, ſo ſchlüpfen die Jungen in Abſtänden von zwei, drei, vier Tagen aus; die älteſten ſind natürlich ſchon ſtärker geworden und erdrücken die Kleinen oder nehmen ihnen die beſten Biſſen vornweg, jo daß ſie ſchon von Anfang an in der Entwickelung zurückbleiben und mit 10—12 Tagen eingehen können. Bevor die Eier untergelegt werden, ſind ſie von etwa an— haftendem Kote zu reinigen, damit durch die Poren der Eier- ſchale der notwendige Luftaustauſch (Zufuhr von Sauerſtoff — Ausdünſtung der Kohlenſäure) nicht gehemmt wird. Ueberhaupt iſt es gut, auch während des Brütens die Eier nachzuſehen und fie eotl. zu reinigen. Die Reinigung geſchieht am beſten und ſchnellſten, wenn der Züchter von ſeinem Mundſpeichel nimmt und ihn mit dem Finger über die unreine Stelle hinwiſcht. Beſonderes Augenmerk wende man den Füßen der Weibchen zu, EIER ERBEN DL. damit ſich da kein Kot anhängt, weil ſonſt die Eierſchalen be⸗ ſchmutzt, eingedrückt oder zertreten werden. Ein Ei mit einge⸗ drückter Stelle an der Schale liefert kein Junges. Badegelegen⸗ heit darf man dem brütenden Weibchen alle zwei Tage geben; die vorübergehende Näſſe am Federkleide ſchadet den Jungen keineswegs. Während der Brutzeit vermeide man jede Störung, betrete auch am Abend nicht mit einem Lichte die Heckjtube. Wer im Wohnzimmer züchtet, wo des Abends Licht iſt, ver- gewiſſere ſich vor dem Auslöſchen der Lampe, ob das brütende Weibchen auch auf dem Neſte ſitzt; denn angebrütete Eier er- ſterben, wenn ſie längere Zeit unbedeckt ſind und erkalten. Den ausgeſchlüpften Jungen gibt man ſofort ein friſches, tiefes, ausgerundetes Neſt, damit die während der Brutzeit her⸗ beigewanderten Milben mitſamt der Milbenbrut vernichtet werden. Liegen die Jungen bleich und welk im Neſte, ſo ſind ſicherlich Milben da. Geſunde Jungen ſind mit einem leichten Flaum bedeckt und heben bei der leiſeſten Erſchütterung ihre Köpfchen mit dem weiten, fleiſchroten Schlunde zum Futterempfang empor. Zuweilen ſcheint durch die Bauchhaut ein ſchwarzer Punkt und am Hinterleib eine mit grünlichem Inhalt gefüllte Blaſe. Solche Tiere ſind krank und gehen auch in der Regel bald ein. Die Art und Weiſe der Aufzucht der Jungen iſt für dieſe wohl die Grundlage für ihr ganzes künftiges Daſein. Iſt die Ernährung gering und ſchwach, ſo verkümmern dieſe und jene Organe und es treten allerlei Gebrechen und Schwächen auf. Das weiß jeder Züchter und deshalb iſt für ihn die Sorge um die zweckmäßige Ernährung, Hauptaufgabe, während das Weib⸗ chen die Fütterung und Aufzucht — alſo die Mutterpflichten — übernimmt. Die Nahrung beſteht aus Körner-, Weichfutter und Waſſer. Als Körnerfutter empfiehlt ſich für die Aufzucht folgende Miſchung: 2 Pfd. Rübſen, 1 Pfd. Glanz, 1 Pfd. geſchälter Hafer; Hanf gebe man am Nachmittag etwas zerdrückt (ge⸗ quetſcht); blauen Mohnſamen miſche man entweder alle zwei bis drei Tage etwas unter das Biskuit und Eifutter oder man ſtelle ihn ſeparat in einem Napfe vor. Negerſaat, Leinſamen und Hirſe brauchen wir nicht. Auch Salatſamen iſt nicht un⸗ bedingt notwendig. Vor allem muß das Futter frei ſein von muffigem Geruch und in geſunden, vollen Körnern, nicht allzu hart, vorgeſetzt werden. Körnerfutter gebe man täglich einmal eine friſche Auflage. Als Weichfutter haben wir Eier und Bis⸗ N 2 20 kuit. Davon gebe man des Morgens (gegen 7 Uhr), des Mittags nach 12, des Nachmittags um 4 Uhr Wie kann ein gutes Eifutter hergeſtellt werden? Wir ſieden ein gutes, am beſten friſches Hühnerei hart, reiben es fein und mengen darunter gutes, getrocknetes Weckmehl oder Zwieback. Bei der Miſchung iſt darauf zu achten, daß Ei und Zuſatz innig vermiſcht werden, ſo daß eine feuchtflockige, leichte Maſſe entſteht. Das Eifutter darf weder zu feucht noch zu trocken fein, doch hüte man ſich vor Waſſerzuſatz; der Feuchtig— keitsgehalt des Eies genügt vollſtändig. Will man den Appetit der Weibchen noch reizen, ſo reibe man ab und zu eine friſche Karotte darunter. Die Biskuitfütterung iſt für den Züchter am bequemſten; fie erfüllt den gleichen Zweck wie Eifutter, wenn das Biskuit frei von Hefe iſt und den richtigen Eigehalt hat. Biskuit trocknet oder röſtet man und mahlt es auf einer Reibmaſchine. Beim Gebrauch nimmt man das nötige Quantum in eine Kaffeetaſſe, verrührt es mit etwas Waſſer, zu einer flockigen, jedoch nicht zu naſſen Maſſe und verabreicht es. Taucht man Biskuit in Waſſer und drückt dieſes ſpäter aus, ſo bleibt das Biskuit immer noch zu naß. Auch etwas Grünfutter, wie Salat- und Spinatblätter kann man ab und zu geben, jedoch nicht zu viel, auch nicht feucht und kalt, da ſonſt leicht Durchfall eintreten kann. Süße Apfelſtückchen und Feigen werden gern genommen und ſind auch ſehr bekömmlich. Man braucht nicht allzuängſtlich zu ſein, wenn die Vögel einmal leere Eiſutternäpfe haben. Gute Weibchen nehmen dann Körnerfutter auf; ſie müſſen daran zwar etwas länger beißen, ſondern aber dafür mehr Speichel ab, der das Futter nahr- oder ſchmackhafter macht. Die ſonſtigen Bedürfniſſe der Vögel während der Heckzeit find hauptſächlich warme Stube, gutes Trinkwaſſer und Bade— gelegenheit. Wie in der Natur im Frühling bei Witterungs⸗ umſchlägen die zarten Knoſpen und Blüten der Kälte zum Opfer fallen, ſo geht auch manch nacktes Kanarienvögelchen in der Heckſtube mangels genügender Erwärmung zu Grunde. Das bringt allerdings zum Teil auch die Züchtung in der Einzel⸗ wechſelhecke mit ſich; das Weibchen beſorgt die Aufzucht der Jungen allein. Sind nun in dem Heckzimmer mehrere Hähne, ſo fliegt das Weibchen namentlich morgens in der Frühe beim Singen derſelben vom Neſte, ſchlägt mit den Flügeln und ERBEN hüpft lockend — leider allzulang — im Käfig umher. Iſt nun in der Heckſtube nicht mindeſtens eine Wärme von 14° R., jo erkalten die unbedeckten, federloſen Jungen, ſie werden ſteif und ſtarr und wenn das Weibchen zum Füttern kommt, ſind ſie zum Heben des Köpfchens nicht mehr fähig. Beſonders trifft das in der Zeit vom 8.— 12. Lebenstage zu, wo die Weibchen ſchon etwas länger vom Neſte fern bleiben. Wiederholt ſich das öfters, ſo ſind die Jungen verloren. Erſtarrte, noch lebende Jungen gibt man dann am beſten einem anderen brütenden Weibchen auf ½ Stunde unter und ſorgt für gute Erwärmung der Heckſtube. Die Feuerung mit Briketts ziehe ich jeder an- deren Kohlen- oder Holzheizung vor, ſie iſt nicht zu teuer, aber einfach und erwärmt vorzüglich. Das Bad erfriſcht den Vogel und regt zu eifrigerer Tätig- keit an; es reinigt ihn auch von anhaftenden Kotteilen an Füßen und Gefieder. Alle 2 Tage ein Bad genügt. Soll das Weibchen ſeine Schuldigkeit vollauf tun, ſo darf der Züchter es nicht fortgeſetzt auffällig beobachten, verſcheuchen oder ſonſtwie ſtören. Das Weibchen will Ruhe. Es kann dies nicht oft genug den Züchtern geſagt werden, die da beim Ab— fliegen des Weibchens vom Neſte ſchnell hinſpringen und nach den Jungen ſehen. Die Liebe des Weibchens zu den Jungen iſt allzugroß; durch das fortgeſetzte Herumhantieren am Neſte, vergißt es in der ängſtlichen Beſorgnis um die Jungen ſeine Mutterpflichten. In dieſem Falle verhänge man mit dünnem weißem Papier außen das Neſt, damit das Weibchen niemand ſieht, wenn es auf dem Neſtrand ſitzt und die Jungen füttern will. Stark beſetzte Neſter ſtellen große Anforderungen an die Weibchen. Normal beſetzt iſt ein Neſt mit vier Jungen. Dieſe kann eine gute Mutter aufziehen. Bei fünf und ſechs Jungen Ben Der Züchter ſchon etwas mitfüttern, beſonders morgens und abends. Das Mitfüttern durch den Züchter kann auf folgende von mir erprobte Weiſe geſchehen. Er kaue das Weichfutter zu einem Brei, nehme mit einem Kaffeelöffelchen eine Portion und gebe es den ſperrenden Jungen. Das Kaffeelöffelchen habe ich unter allen Hilfsmitteln als das beſte gefunden, man kann damit eine größere Portion nehmen, es fällt auch nichts herab, weil der Rand aufwärts gebogen iſt und endlich iſt der Züchter in Handhabung des Kaffeelöffels geſchickter. Er 31 AR Geſchloſſene Fußringe. Mit dem ſechſten und ſiebenten Lebenstage legt man den wohlgenährten Jungen die geſchloſſenen Fußringe an, bei Schwächlingen ein bis zwei Tage ſpäter. Man nimmt das Tierchen vorſichtig aus dem Neſte, legt es aufrecht — nicht auf den Rücken — in die linke Hand, packt das rechte Beinchen, zieht es etwas heraus. Zeigefinger und Daumen der linken Hand halten es feſt, während die rechte Hand ſich bemüht, die Zehen zum Strecken zu bringen. In dem 4 Augenblicke, wo der Vogel die Zehen ! \ ſtreckt, daß die drei Vorderzehen neben- einander liegen (ſiehe Figur 1), bringt man ſie in den Ring. Hierauf wird der Ring — vielleicht mit Speichel etwas ange- feuchtet — unter Drehungen über das Gelenk (Figur 2) geſchoben. Die Hinter⸗ zehe kommt dabei zum Beinchen zu liegen (Figur 3); zum Schluſſe zieht man behut⸗ MA g 8 ſam noch die Kralle aus dem Ring und * R der Ring ſitzt. Nun find täglich öfters die Figur ! Figur 2 Figur 3 Neſter zu unterſuchen, ob nicht das Weibchen, das in den erſten Lebenstagen der Jungen das Neſt vom Kot reinigt, an den Ringen zupft und fie ſchließlich wieder auszieht. Am leichteſten zieht man die Ringe gegen Abend an, wenn die Jungen die Kröpfe gefüllt haben und infolge ihrer Trägheit nicht mehr ſo ſehr zappeln. Die geſchloſſenen Weltbundesfußringe tragen folgende geſetz— lich geſchützte Zeichnung: | 1. Ringzeichen mit Jahreszahl: Figur 4 (die fünf Kreiſe be⸗ deuten die fünf Erdteile; die Zahl im Kreiſe iſt die Jahres- zahl, hier 1913); 2. Züchternummer, z. B.: Figur 5 — Nr. 2004; f 3. Vogelnummer: Figur 6 S fortlaufende Nr. 1, 2, 3, 4 uſw. 6 5 e e . 32 en- Jon JIOPUH 30, 25 Aenne opusgaisuagan eee Nada p see 2 os eee En — — —— — = N j = — g τ e ap Japans) n a eee enz Törn aureus ma e be dee eee e- ehe eee m. a rat eee oa 1m] uogamyg mep donn a) emen, ee ee ee un ee u) u va Ie n jogay9oH Gm Cpidsiagaaysny saıynjodeny) 108Q4y99H weg ez 1 n ee "wu se Ur! en- eee e fl eee, ET Swan TE TON a 00a men D aeg va πνl;n Roggen Voda sure TE muy Yang KULT N Along un men 5 D 48 t nn | N. ce cap Sum Aug eee e u uo anτe⁰ ν⁰ᷓ ,ο N de l A unn d do mex enn, D voasnıa N n A d nn a uogpgemn au ana R aße N ds inn H uhοðα˙’ο ]? 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Ohne genaue Notizen läßt ſich keine richtige Stammes⸗ zucht betreiben und ohne Stammeszucht erzielt man keine dauernden Erfolge im Edelgeſang. Mit den geſchloſſenen Fußringen iſt die Möglichkeit gegeben, die Verwandtſchaftsgrade ſicher feſtzuhalten und ſie bei der Paarung zu beachten. Es iſt deshalb empfehlens⸗ wert, alle wichtigen Notizen während des Zuchtjahres zu ſammeln in einem ſogenannten „Zuchtſtammbuch“. Der Weltbund der Kanarienzüchter und Vogelfreunde hat bereits ein ſolches ſeit Jahren herausgegeben, das höchſt einfach und überſichtlich iſt und die Abſtammung des Hechpaares bis zur Urgroßvater-Linie über⸗ ſehen läßt. Jedes Zuchtſtammbuch enthält ein ausführliches Bei⸗ Seit wie die Notizen etwa eingetragen werden können. Siehe eite 33. Wir notieren alſo 1. vom Hahn: Ringnummer, Geburtsjahr, Abſtammung, 1 Stammestour, hervortretende Fehler, arbe; 2. vom Weibchen; Ringnummer, Geburtsjahr, Abſtammung, Farbe, wie es brütet, Fütterung bei der Aufzucht der Jungen, wie lange es die Jungen deckt, wie ſtark die Gelege find, ob gut befruchtet, wie viele Gelege es gemacht, ob es die Jungen rupft uſw. Um dieſe Aufzeichnungen zu erleichtern, empfiehlt es ſich an jede Heckabteilung folgendes Schildchen zu kleben. Weibchen | Untergelegt Ausgeſchlüpft[ Gingen Blie⸗ Ring⸗Nr. Bemer⸗ Nr. 36 Zahl] Datum Zahl] Datum | ein ben] und Geſchlecht kungen ch z. V. 1 61 & 244 5. IV. 3 18. IV. (im Ei)] 3 3—Q| aus Nr. 14 dabei 29 10 = c E 24 A. 5 1 ’ . on 126,139 19 8820 1 1 Nui b 60 11 4 30. VI.] 4 13. VII 4 21—9.22—.9 EA Beim Unterlegen der Eier macht man ſich kurz dieſe Notizen. Steht man vor der Abteilung, ſo weiß man jederzeit, wie es mit der Zucht darin ſteht. Hat man übrige Zeit, ſo trägt man die Notizen ins Stammbuch (erhältlich im Verlage dieſes Buches) ein. Die Bedeutung der geſchloſſenen Fußringe iſt eine mannig⸗ fache. Zunächſt ſollen ſie zur Kennzeichnung der vom Züchter ſelbſtgezüchteten Vögel dienen, um bei Ausſtellungen einen Aus⸗ weis bezw. Nachweis über eigenen Fleiß und Zuchterfolg dar⸗ zuſtellen. Deshalb müſſen die Ringe mit geſetzlich geſchützten Zeichnungen verſehen werden, die jede unerlaubte Nachahmung mit Strafe belegt. Einen ſolchen Schutz genießen zurzeit die Weltbundesfußringe. Ferner muß eine ſolche Ringzeichnung weiteren Kreiſen bekannt gemacht werden, deshalb iſt die Heraus- gabe eines Ringverzeichniſſes unerläßliche Bedingung“), denn die Ringliſte iſt: A. Für den einzelnen Züchter: 1. eine ſichere Kontrolle über die feiner Selbſt— zucht angelegten Ringe (die nun verengten Ringe können ausgeflogenen und alten Vögeln nicht mehr an⸗ gezogen werden. Laſſen wir uns darum von den Gegnern der geſchloſſenen Ringe nichts vorflunkern); 2. ein urkundliches Nachſchlageheft in ſeiner Stammzucht (ſpäterhin wird man jederzeit ſeine Ring⸗ zeichnung durch die verfloſſenen Jahre nachſehen und, wenn nötig, nachweiſen können); 3. eine geordnete Verbuchung über das Alter eigener und gekaufter Tiere; 4. eine öffentliche Beſcheinigung für die Zu- gehörigkeit zum Weltbunde; 5. sch Mittel, die Erfolge ſeiner Zucht vor Denunziation zu ützen; 6. eine e Urkunde für die Vögel, die auf einer Ausſtellung prämiiert wurden, und ein Nachweis für den *) Der Weltbund gibt für und an feine Mitglieder eine ſolche ene gratis heraus. 3 * Käufer, daß fie auch wirklich diejenigen find, welche den Preis davongetragen haben. 7, ein Erziehungsmittel für willensſchwache, zu Unredlich⸗ keiten gerne geneigte Züchter. B. Für den Verband: eine genaue und bequeme, geordnete Kontrolle bei Aus⸗ ſtellungen über die Selbſtzucht. C. Für die Allgemeinheit: 1. ein verbürgendes Mittel zum Beweiſe und 11 8 der Stammesechtheit eigener Zucht- tiere; 2. ein ſtarker Bundesgenoſſe im Kampfe gegen die Schwindelkonkurrenz (wer eine ſolche Liſte im Beſitze hat, kann bei gekauften Tieren ſtets nachkontrollieren, ob er ſtammesechte bekommen hat oder nicht); 3. ein angenehmes Züchter-Adreßbuch, das beim Ver⸗ ſchichen der Ausſtellungs-Anmeldebogen, beim Bezuge von Vögeln oder beim Briefwechſel mit Züchterkollegen willkommene Dienſte leiſten kann. Die Anlegung geſchloſſener Fußringe hat ſich als ein Be⸗ dürfnis für Kennzeichnung und Schutz der Selbſtzucht erwieſen, fie hat ſich trotz aller Bedenken der Ringgegner Bahn gebrochen und wird heutzutage in faſt allen Vereinen von vielen Tauſen⸗ den von Züchtern mit Geſchick gehandhabt. Milbenbekämpfung. Mit dem Größerwerden der Jungen ſtellt ſich auch der Vogelfeind, die Milbe, ein. Sie iſt ein Inſekt aus der Ord⸗ nung der Spinnen mit 8 Beinen und ernährt ſich vom Blute lebender Vögel, die ſie meiſt zur Nachtzeit überfällt. Die Ritzen und Höhlungen am Käfig, die Fugen der Niſthöhlen, die Enden der Sitzſtangen, die Löcher der Draht- und Holzſtäbchen, nicht ſelten Wandtapeten, kurz alle verborgenen Schlupfwinkelchen dienen ihr als Aufenthalt. Die von ihr beläſtigten alten Vögel fiten Tag und Nacht, ſich bald im Gefieder herumbeißend, AR bald mit den Krallen an Kopf und Hals ſcharrend, unruhig im Käfig. Die zarten Jungen im Neſte werden geradezu ge— quält, iſt es für den Blutſauger doch ſehr bequem, an den nackten, hilfloſen Neſthockern reichliche Beute zu machen. Dieſem Feinde muß darum der Züchter tüchtig zu Leibe rücken, denn es wird alltäglich eine verhältnismäßig große Blut⸗ menge entzogen, die der Vogel zur kräftigen Entwickelung nötig hat. Die Folge iſt zunächſt eine allgemeine Erſchlaffung, alſo eine Entkräftung des Geſamtkörpers. — Naturgemäß ver⸗ langt der Körper einen Erſatz für den großen Blutverluſt und fo fühlt der Vogel das Bedürfnis nach vermehrter Futterauf- nahme. Die Verdauungsorgane arbeiten nun übermäßig und können leicht erkranken. Kranke Organe aber ſind nicht mehr vollwertig leiſtungsfähig. — Es ſchleichen ſich, wenn der Ver⸗ dauungsapparat teilweiſe verſagt und der Vogel gleichzeitig von den Wilben ausgeſogen wird, Freßkrankheit, Unterernährung und Schwindſucht ein. Von Milben befallene Neſtſungen haben ein blutleeres, blaſſes, faſt weißes Ausſehen und ſind kaum imjtande, der fütternden Mutter die Schnäbelchen entgegen zu ſtrechen. Wenn die überhandnehmenden Feinde nicht vernichtet werden, gehen die Jungen früher oder ſpäter ein. Die Schlupfwinkel der Milben dienen meiſt auch zur Ab⸗ ſetzung der Brut. Oft wird auch das Neſt als Brutſtätte aus⸗ gewählt. Man erkennt die Milbenbrut an den kleinen, grauen ſtaubartigen Ablagerungen, die jo ähnlich ausſehen wie Zigarren⸗ aſche. Es ſind die Wilbeneier, aus denen winzig kleine Milben ſchlüpfen. Durch bloßes Abbürſten geht die Wilbenbrut nicht zugrunde. Das Eintauchen der Niſtkäſten in kochendes Waſſer, 3 una der Milbenbrut find fichertötende, einfache 5 ee lebende Milben haben ſich folgende Mittel praktiſch ewährt 1. Ausſchwefeln der Heckſtube und Übertünchen der Wände vor Eröffnung der Hecke; 2. Brühen der Käfige und ſonſtigen Heckgegenſtände in kochendem Waſſer; 3. Aushöhlen der Sitzſtangen an den beiden Enden auf eine Tiefe von etwa 2—3 cm. Man bietet dadurch künſtliche Schlupfwinkel und kann täglich oder wöchentlich die Milben mitſamt der Brut in kochendem Waſſer töten; e . Auspinfeln der Heckkäfige mit Schlemmkreide (Kalkmilch); . Auspulvern der Neſter und Winkel mit Inſektenpulver; das Pulver verſtopft die Atmungswerkzeuge, das ſind kleine Öffnungen am Leibe, wodurch die Milbe den Er⸗ ſtickungstod erleidet; 6. Überpinſeln der Milbenneſter mit einer Löſung von In⸗ ſektenpulver und Spiritus; 7. Die verſchiedenartigſten patentierten Milbenfänger, wie ſie in den Kanarienzeitungen empfohlen werden; 8. Stete Bekämpfung durch große Reinlichkeit. Ein Aushungern hat keinen Zweck, da die Milben monatelang ohne Nahrung aushalten können. Auch Kälte und Näſſe töten ſie nicht. Außer dieſer Wilbe gibt es noch die ſogenannte Hautmilbe. Sie ſteckt in der Haut des Vogels in kleinen gelblichen Haut⸗ zellen, in denen ſie auch ihre Brut anſetzt. Schädlich iſt ſie dadurch, daß ſie die Federſpulen bezw. Federwurzeln in der Haut zerſtört, wodurch der Vogel entkräftet und gequält wird. Das Vorhandenſein ſolcher verborgener Schädlinge zeigt ſich durch kahle Stellen mit rotentzündeten Geſchwulſten auf dem Kopfe, im Nacken und an den Flügeln. Wir bekämpfen die Hautmilben durch Einreiben der kahlen, ſchwulſtigen Stellen mit geruchloſem Ol oder Perubalſam. Die erkrankten Vögel find von den übrigen zu entfernen. a Die ausgeflogenen Jungen. Mit 18 Lebenstagen find die Jungen bei normalem Wachstum flügge und verlaſſen zeitweiſe das Neſt. Von der Mutter ängſtlich behütet, machen ſie auch bald die erſten Ver⸗ ſuche zur Futteraufnahme. In etwa 14 Tagen ſind ſie ſelbſt⸗ ſtändig und verlangen nur ſelten Futter von der Mutter. Je länger die Jungen bei der Alten bleiben, deſto beſſer iſt es. Vor 32 — 36 Tagen, bis der Schwanz gut gegabelt iſt, ſollte man fie nicht von ihr wegnehmen. Um fie an den Rübfen zu gewöhnen, waſche man denſelben ½ Minute durch ein Haarſieb und laſſe in dieſem die Körner an der Luft trocknen. Dann menge man davon unter Eifutter bezw. Biskuit. Das Waſchen entfernt etwa anhaftenden Staub vom Rübſen und weicht die Schale, die von den Jungen leicht gelöſt werden kann. Zu ara langes Einweichen des Rübjens ruft im Rübſenkorn ein Keimen hervor, womit zugleich ein Zerſetzungsprozeß beginnt, der für eine ungeſtörte Verdauung nicht beſonders fördernd, wenn nicht ſchädlich, wirkt. Gute Erfolge hat man mit Rübſenmehl als Zuſatz unter das Eifutter gemacht. Der trockene, nicht gewaſchene Rübſen wird durch eine enggeſtellte Hanfmühle gedreht, ſodann durch ein feines Sieb geſeiht. Die durchfallenden kleineren Teilchen gibt man dem Weichfutter bei, während die größeren Reſte auf den Käfigboden (nicht unter die Sitzſtangen) geſtreut und von den Jungen aufgepickt werden können. Empfehlenswert iſt es, die ſelbſtändig gewordenen Jungen zuerſt in einen Käfig allein zu ſetzen, damit ſie ſich gut und kräftig entwickeln. Sofort in den größeren Flugraum zu ans deren geſetzt, finden ſie nicht immer gleich das Futter, werden von den älteren weggebiſſen und leiden ſo in den erſten Tagen Hunger, der dem noch nicht vollſtändig ausgewachſenen Tierchen ſchlimme Folgen bringen kann (Unterernährung). Die Trennung nach Geſchlechtern läßt ſich leicht vornehmen. Die Hähne erkennt man an dem tiefgelben Gefieder um den Schnabel, auf dem Kopfe und an der Kehle. Die Weibchen ſind an dieſer Stelle blaßgelb bis weiß; bei grün befiederten Hähnen ſchimmert an genannten Stellen ein olivengrün-gelb durch, während die Weibchen weißgraue Farbentöne beſitzen. Nicht immer jedoch iſt die Farbe des Gefieders für das Ge- ſchlecht ein ſicheres Kennzeichen, weil bei manchen Jungen die intenſive charakteriſtiſche Grundfarbe erſt nach der kleinen Mauſer zum Vorſcheine kommt. Das ſicherſte Erkennungsmerkmal des männlichen Geſchlechts iſt der Geſang. Kaum haben die Jungen das Neſt verlaſſen, ſo rüſtet das Weibchen zum zweiten Gelege. In dieſer Zeit muß der Züchter „auf der Hut ſein“, denn zuweilen kommt es vor, daß die Mutter zum Neſtbau die zarten Federchen ihrer Jungen be— nützt. Gerupfte Junge gewähren einen bedauernswerten Anblick und ſind in der Entwickelung ſtark gefährdet. Der ſo entkleidete Leib friert, ſo daß bei ungenügender Erwärmung des Heckraumes das Tierchen zugrunde gehen kann; im zarten jungen Körper wird ein widernatürlicher Stoffwechſel veranlaßt, der den von Mutter Natur zum Ausbau und zur Kräftigung anderer Körperteile beſtimmten Nahrungsſtoff den entfederten Ba N pe Stellen zuführt. Die Nahrungsaufnahme iſt infolgedeſſen eine ſehr ſtarke, die Verdauungsorgane werden überladen und ſind nicht imſtande alles zu verarbeiten. Die große Freßgier des Vogels einerſeits, die ſchwache ungenügende Verarbeitung des Mageninhaltes andererſeits, führen zur Unterernährung, Ab⸗ magerung und endlich zum Tode. Der Züchter kennt hier ver⸗ ſchiedene Mittel: Er ſetzt die Jungen in ein kleines Bauer und hängt dieſes außen oder bei einem großen Käfig innen an den Heckkäfig. Die Mutter füttert durch die Drahtſtäbe hindurch. Man beſtreicht auch die Federn der Jungen mit Alostinktur, Rae ihres bitteren Geſchmackes dem Weibchen das Rupfen verleidet. Sehr bewährt hat ſich das Einhängen von großen Gänſe— federn oder von Stoffſtreifen. Statt an den Jungen zu rupfen, müht ſich das Weihchen an dieſen Dingen ab. Das beſte Mittel aber iſt die Verteilung der Jungen vor dem Ausfliegen in andere Neſter und töten des Rupfweibchens, damit man nicht dieſe Untugend durch Vererbung in ſeinen Stamm bekommt. Ein Weibchen rupft am andern, dieſes rupft am dritten uſw., ſchließlich rupft die ganze Geſellſchaft. Schreitet das Weibchen zum zweiten und dritten Neſtbau, ſo muß der Hahn — bei der Einzelwechſelhecke — des Abends oder über Nacht beigeſetzt werden. Verträgt er ſich mit den Jungen, ſo kann man ihn auch tagsüber dabei laſſen. „Treibt“ er aber auf die Jungen, jo muß man dieſe über Nacht meg- ſetzen oder auch während des Tages 1—2 mal auf ½ Stunde herausfangen. Suchen Junge, wenn das Weibchen auf Eiern ſitzt, das Neſt der Mutter auf, ſo beſteht Gefahr, daß ſie die Eier beſchädigen. Alsdann lege man die Eier anderen Weibchen unter. Um ſie nicht zu verwechſeln, numeriere man ſie mit einem weichen Bleiſtift (Nr. 2) an dem ſpitzen Ende. Später legt man die Eier in das rechte Neſt zurück. Bis Mitte Auguſt dürfte im allgemeinen die Hecke beendet ſein, wenn auch ab und zu noch einige Nachzügler in den Neſtern anzutreffen ſind. Nun beginnt ein neuer Abſchnitt im Leben der jungen und alten Vögel. Br D. Nach der Hecke. 1. Die Mauſer. Sowie die Pelztiere alljährlich ein neues Haarkleid erhalten, ſo erneuert auch Mutter Natur das abgetragene Federkleid des Kanarienvogels. Man nennt dieſen Vorgang einen Berjüngungs- prozeß oder die Mauſer. Die erſte Mauſer tritt ſchon bei jungen 2¼ Monate alten Kanarien ein. Sie iſt aber hier nur eine teilweiſe, weil die Jungen nur die kleinen Außenfedern (Deckfedern) fallen laſſen, die großen Schwanz⸗ und Schwungfedern jedoch nicht abſtoßen. Die jungen Hähne, welche im folgenden Jahre nicht in der Hecke (etwa nur als Vorſänger) verwendet werden, mauſern in der Regel in dieſem Jahre nicht. Nach Ablauf von zwei Jahren tritt jedoch in normalem Falle alljährlich ein Federwechſel ein. Die regelmäßige Neubildung des Federkleides iſt keine Krank- heit, ſondern ein natürlicher Vorgang. Sie beginnt mit dem Abſtoßen der Schwanz- und Schwungfedern und endigt mit der Erneuerung der kleinen Federn am Kopfe. Der normale Verlauf der Mauſer dauert 8—9 Wochen und fällt in die Zeit von Juni ibis Oktober. Die warme Jahreszeit begünſtigt den Federwechſel und ſchützt den Vogel vor Erkältungen. Während mehrjährige Hähne ſchon im Juni mauſern, treten die Heckweibchen meiſt nach der Aufzucht der letzten Brut in den Federwechſel ein. Unnormal iſt das Auf— treten der Mauſer im Frühjahr oder Winter. Als Urſache dieſer Erſcheinung kommt in Betracht: unzweckmäßige Behand⸗ lung und Fütterung und die dadurch bedingten Krankheiten der Verdauungsorgane, ferner Erkältungen, „übergangene“ Mauſer im Vorjahre und Hautkrankheiten. Bei geſunden Tieren vollzieht ſich der Verjüngungsprozeß raſch, bei kranken jedoch langſam und nur teilweiſe. Um die Mauſer zu beſchleunigen, griff man früher zu dem Mittel, einige Schwung⸗ und Schwanzfedern auszureißen. Doch erweiſt ſich dieſes Mittel als unſicher und auch unzweckhmäßig. Be⸗ währt haben ſich in ſolchen Fällen auch das Verſetzen des Vogels in einen anderen Käfig, in eine andere Temperatur und ne Durch dieſes Verſetzen ergibt ſich eine andere ebensweiſe, die den Federausfall begünſtigt. Die in alten Büchern oft vertretene Anſchauung, als müſſe man den Vogel in eine RE te erhöhte Temperatur bringen um die Maufer herbeizuführen, iſt nicht immer von Erfolg, denn die Erfahrung lehrt, daß das Verbringen des Vogels in einen kühleren nicht naſſen Raum (12—13° R.) und eine etwas magere Fütterung die Mauſer veranlaſſen kann. Futterwechſel ſoll m. E. in ſolchen Fällen vorgenommen werden, damit eine andere Gäftebildung im Vogelleibe zuſtande kommt. Wie der Baum bei übermäßiger Nahrungsaufnahme, begünſtigt durch Wärme und viel Regen, ſeine Blätter länger behält, ſo behält auch der Vogel bei dem üppigen Heckfutter im warmen Heckraume ſeine Federn länger. Durch kühlere Witterungsumſchläge tritt beim Baume eine Stockung der die Blätter erhaltenden Säfte ein und ſie fallen ab. Auch beim Vogel mag der Fütterungswechfel ähnlich wirken. Man gebe dem Vogel zu Anfang guten Rübſen und etwas Glanz, jedoch kein Eifutter. In etwa 6—8 Tagen be- merkt man in der Regel ſchon einen Federausfall am Schwanze. Nun gibt man dem Futter einige Körnchen geſchälten Hafer bei und mit zunehmender Mauſer auch etwas Bishuit-Eifutter und Sepia, ſo daß die Nahrung allmählich wieder kräftiger wird in dem Maße, wie ſich die durch die Federneubildung bedingte Blutzufuhr zu den Federwurzeln ſteigert. Die Federn entwickeln ſich aus Hautpapillen, die wie Taſchen in der Haut ſtecken. Bei der Mauſer wachſen die Reſte (Wurzeln) der Hautpapillen neu empor, ſchieben die alten Federn hinaus und bringen ſie ſchließlich durch ſtetes Wachstum zum Ausfall. Da der Vor⸗ gang ſich in der Haut abſpielt, bereitet er dem Vogel keine Schmerzen, ſofern die Haut geſund iſt und richtig funktionieren kann. Daraus ergibt ſich ferner, daß die Haut einer beſonderen Pflege bedarf, die durch erfriſchende Bäder und ſtaubfreie Luft gegeben werden kann. Beſondere Aufmerkfamkeit iſt auf das Fernhalten der Milben zu legen. Auch vor Zugluft muß ge— warnt werden, weil ſie bei dem etwas geſchwächten Zuſtande des Vogels die Urſache zu allerlei Erkrankungen des Kehl- kopfes (Heiſerkeit) und der Verdauungsorgane fein kann. Die alten Hähne ſtellen in der Regel den Geſang in der Mauſer ein, während die jungen Hähne über die ſogenannte kleine Mauſer ſingend hinwegkommen. 2. Die Junghähne. Die jungen Hähnchen und Weibchen werden nach erlangter Selbſtändigkeit nach Geſchlechtern getrennt und zweckmäßig be⸗ ENTE handelt. Empfehlenswert iſt es, fie nicht ſofort in ſtark bevöl⸗ ‚Rerte Flugräume, etwa zu älteren ihres Geſchlechtes zu ſetzen, weil fie in den erſten Tagen ſehr ſchüchtern find, von den kräf- tigeren vom Futternapfe weggebiſſen werden, wodurch zeitweiſe Unterernährung entſteht, die im günſtigſten Falle die Entwicke⸗ lung des Tierchens verzögert, im ſchlimmſten Falle den Anfang zu einem jämmerlichen Siechtum bildet. Wenn die Jungen etwa 14 Tage lang geſondert ſitzen und kräftig gefüttert werden, dann kommen ſie auch im großen Flugraume beſſer durch. In einen Flugkäfig von 1,20: 60: 0,40 m ſollte man nicht mehr als. zwölf Junghähne ſetzen. Die Fütterung muß vorerſt dieſelbe ſein wie im Heckkäfig. Insbeſondere darf man das Weichfutter (Eifutter oder Biskuit) nicht gleich entziehen, denn es iſt in dieſer Entwickelungszeit immer noch Hauptnahrung der Jungen. Um ſie an den Rübſen zu gewöhnen, waſche man täglich das nötige Quantum und menge davon unter das Weichfutter. Die Jungen ſind dann genötigt, die zarten Körnchen mit dem Weichfutter aufzupicken. Täglich ſoll das Weichfutter zweimal friſch zubereitet vorgeſetzt werden, etwa morgens zwiſchen 7 und 8, mittags zwiſchen 1 und 2 Uhr. Daneben gebe man in einem beſonderen Napfe ungewaſchenen Rübſen mit etwas Glanz und geſchältem Hafer (Miſchungsverhältnis 3 Pfd. Rübſen, 1 Pfd. Glanz, ½ Pfd. Hafer). Dieſe Wiſchung kann man auch noch nach der Ein- bauerung beibehalten. Solange die Vögel nicht eingebauert ſind, behalte man die zweimalige Weichfutterabgabe täglich bei, doch kann das Quantum etwas verringert werden. Der Boden iſt mit gewaſchenem, kalkhaltigem Flußſande (nicht aber Sand von rotem Sandſteine)“) zu beſtreuen; Sepiaſchalen dürfen nicht fehlen. Ein erfriſchendes Bad zur Mittagszeit kann täglich ge⸗ währt werden. Die größte Reinlichkeit im Käfig und an den Futternäpfen muß obwalten. | Mit der Unterbringung der Junghähne in den Slugkäfig beginnt auch ſchon die Geſangsausbildung. Geſunde Hähne fangen mit fünf Wochen ſchon das Studieren an. Es iſt des⸗ halb ſehr ratſam, um dieſe Zeit den Vorſänger beizugeben, ) Der rote und weiße Sand drückt ſich leicht in die Zehengelenke und Beinſchuppen ein und ſtaubt zu ſehr. Außerdem hat er meiſt einen muffigen Geruch und kann im Magen Erkrankungen hervorrufen. Zur Zerkleinerung des Mageninhaltes trägt er wenig bei, weil er zu fein ift.. 11 damit die Jungen einen guten Anfang und eine ſichere Führung bekommen. Um ein ſtilles, ruhiges Üben zu veranlaſſen und Störungen aus der Umgebung fernzuhalten, kann der Flugkäfig mit einem grünlichen Tuche verhängt werden. Die allererſten Anfänge im Geſange beſtehen in einem zwitſchernden Ton— gemiſch, aus dem ab und zu auch einige tiefe Laute hervor⸗ geſtoßen werden. Der Züchter kann aus dieſem Wirrwarr noch wenig für die Zukunft vorausſehen. Vor allem muß ſein Blick auf die Schnabelbewegungen gerichtet ſein. Der weit— geöffnete Schnabel bringt Mißtöne und ſpäter Fehlertouren hervor. Solche Ausreißer wären ſchon rechtzeitig aus der Flug⸗ hecke und außer Hörweite der guten Vögel zu ſetzen, damit ſie dieſe nicht verderben. Für die Einbauerung der Junghähne kommen zwei Zeitpunkte in Betracht: entweder vor oder nach der kleinen Mauſer. Züchter mit beſchränkten Flugräumen werden meiſt vor der Mauſer einbauern. Das hat mancherlei Vorteile. Zu⸗ nächſt befindet ſich der Vogel in ſeinem kleinen Käfig ganz allein; Störungen, Aufregungen und Kämpfe mit Altersgenoſſen finden nicht ſtatt. Die ununterbrochene Ruhe aber fördert den Federwechſel, ſo daß der Vogel im Einzelkäfig viel raſcher ab⸗ mauſert als in der Slughecke. Auch geſangliche Vorteile ſprechen für die Einbauerung vor der Maufer. Völlig ungeſtört vermag der Hahn feine ganze Aufmerkſamkeit ſeinem Singſtudium zu widmen. Nichts lenkt ihn ab. Der Wangel an anderweitiger Unterhaltung zwingt ihn, ſich Kurzweile durch vieles Singen zu verſchaffen; er übt fleißiger und länger und wird ſo viel früher geſangsfertig als ſein Alters⸗ genoſſe in der großen Flughecke, ja er kann dieſem, ſowie den jüngeren Bruten noch als Vorſänger dienen. Gegen die Einbauerung vor der Mauſer ſprechen Bedenken wegen der körperlichen Entwickelung, welche von dem Bedürf⸗ nis des Vogels nach ausgedehnteſter Fluggelegenheit abgeleitet werden. Wenn auch nicht in Abrede geſtellt werden kann, daß der Vogelkörper in der Freiheit ſich kräftiger entwickelt als im beengten Raume, ſo muß andererſeits doch auch wieder darauf hingewieſen werden, daß des Kanarienvogels Lebensweiſe und Lebensbedürfniſſe durch die lange Hauszüchtung andere ge⸗ worden ſind, daß insbeſondere das Flugbedürfnis nicht mehr ſo groß iſt. Der heutige Kanarienvogel kann ſich auch in kleinen Käfigen geſund und widerſtandsfähig entwickeln, wenn ſeinen Bedürfniſſen nach Licht, Luft und Nahrung entſprochen wird. Sind dieſe aber nicht gegeben — und in engen, naſſen, un- geſunden Wohnungen iſt das der Fall — ſo geht der Vogel und mit ihm ſeine Nachkommenſchaft einer Degeneration, einer Lebensnervenſchwächung, einer Entartung entgegen. Das kann unter den erwähnten Vorausſetzungen vermieden werden, wenn man die Hähne über die Zeit der kleinen Mauſer nicht einbauert. Die nach der Mauſer eingebauerten Junghähne machen in der Einzelhaft raſche Fortſchritte und ſind bis zur Ausſtellungs⸗ zeit auch geſangsfertig. Sie find durch das Zanken und Schreien mit ihren Fluggenoſſen der Gefahr ausgeſetzt, kleinere und größere Mißtöne in ihren Geſang aufzunehmen, die ſie ſpäter nicht leicht wieder verlieren. Es wird in Kennerkreiſen auch die Anſchauung vertreten, daß die ſpät eingebauerten Jung— hähne nach vorausgegangener, ausgedehnter Fluggelegenheit in all ihren Organen, ſonderlich den Atmungsorganen, kräftiger und leiſtungsfähiger werden als ihre früh eingekerkerten Stammes- genoſſen. Der Geſang habe einen viel volleren Gehalt, eine markige Struktur und edlen Glanz. Angeſichts dieſer Anſchauung wäre die Frage zu erörtern: müſſen wir überhaupt einbauern? Ja, wir müſſen einbauern. Die große Zahl der Hähne nötigt uns dazu; ferner der Natur— trieb der Junghähne, die mit zunehmender Geſangsreife ſich auch geſchlechtlich entwickeln. Sehr oft haben wir Gelegenheit, die jungen Sänger zu beobachten, wie ſie ſich gegenſeitig anſingen und zu Begattungen anſchicken. Mit entwickelter Geſchlechts⸗ reife beginnen die Hähne ihre Kämpfe, worunter der Wohlklang des Geſanges leidet. Schließlich ſoll der Edel-Geſangszüchter jeden einzelnen Vogel kennen lernen, er ſoll der Geſangsaus— bildung da und dort eine andere Richtung geben und da empfiehlt ſich nichts beſſer als der kleine Einſatzbauer, den man leicht und beliebig handhaben und verſtellen kann. Der Züchter des Edelſängers muß ſeine Junghähne einbauern, will er Ent⸗ artungen vorbeugen, Ausartungen unterdrücken und Edeltouren ausgeprägter herauszüchten. Die Zeit des Einbauerns muß jeder nach ſeinen Verhältniſſen wählen. Die Geſangsausbildung. In den erſten Tagen der Einbauerung ſtelle man die Käfige in die Geſangsſpinde nebeneinander, damit ſich die Tierchen e gegenſeitig ſehen und umſo raſcher an die Einzelhaft gewöhnen. Nach etwa acht Tagen teile man die Bauer durch dünne Bretter oder Papptafeln ab. Die Art der Aufſtellung iſt von großer Wichtigkeit. Naturgemäß ſtellt man jene Sänger, welche gleich⸗ artig ſingen, nebeneinander, damit ſie ſich im Geſang gegenſeitig halten, unterſtützen und führen. Am beſten iſt die Zuſammen⸗ ſtellung nach Verwandtſchaften, weil dadurch die Vererbungs⸗ geſetze, welche ſchon bei der Auswahl und Paarung der Zucht- tiere berückſichtigt wurden, konſequent und erfolgreich Anwen⸗ dung finden können. Man ſtellt demgemäß die Brüder zuſammen von jedem Elternpaar, daneben die nächſten Verwandten in der Weiſe, daß die Jungen der erſten Brut in der Mitte, die aus der zweiten Brut darüber und jene der dritten Brut unter der Mitte ſtehen. Zeigt ſich im vorgeſchrittenen Studium bei einzelnen Junghähnen eine beſonders ſtark ausgeprägte Tour von hervor- ragendem Werte, ſo ſtellt man ſolche Vögel nebeneinander. Vögel mit tiefen Hohlrollen, mit markigen Knorren, mit koller- artigen Veranlagungen, mit quellenden Waſſerrollen, mit tiefen Schockeln uſw. gruppiere man; fie fördern ſich gegenſeitig, be= feſtigen die Tour und übertragen ſie auch auf die anderen. Ein eifriger Kanarienzüchter wird feine übende Jungjänger- ſchar ſtets belauſchen und überwachen, um geeignete Maß— nahmen zu treffen. Beſonderes Augenmerk iſt auf die Schnabel- ſtellung und Schnabelbewegung zu richten. Übungen mit ge— ſchloſſenem Schnabel tönen ſtets gut. Knorre, tiefes Hohl, Koller, kullernde Waſſerrollen, Hohlgluckrollen, Hohlwaſſer— glucke, Hohlglucke müſſen unbedingt mit geſchloſſenem Schnabel gebracht werden, wenn ſie klanglich wertvoll ſein ſollen. Sie ſind Bruſttouren, die in der tiefen Kehle erzeugt werden; dabei wird die Singmuskulatur unter Aufwendung eines ſtarken Luftſtromes gewaltig aufgebläht und erweitert. Das völlige Höhlen der elaſtiſchen Singmuskulatur und ihrer nächſten Um⸗ gebung verleiht den einzelnen Tönen eine ſchmelzige Reſonanz, eine dumpfe, runde, weichtönende Klangfärbung. Dieſe Klangfärbung verliert an Wohlklang, ſobald der Vogel beim Singen den Schnabel öffnet; fie verliert an Wohl— klang, je weiter Ober- und Unterſchnabel auseinanderſtehen. Tiefe Töne werden flach, ſobald der Schnabel ſich ein wenig öffnet, weil die Tonwellen zwiſchen Ober- und Unterkiefer hinausgepreßt werden und ſo unſchöne Nebengeräuſche erzeugen, die namentlich bei Touren mit vielen Mitlauten (Knorre, BR NE 1, Koller, Waſſerrolle, Glucke) in verſtärktem Maße entwertend wirken. Schon der Tourenvokal bekommt durch die ver⸗ ſchiedenartige Stellung des Unterkiefers einen anderen Klang. Der Tourenvokal „u“ klingt bei geſchloſſenem Schnabel rund und rein; bei geringer Offnung lautet er um auf „a“ und „o“, bei etwa 1 mm Offnung auf „ö, e, ä“. Bewegt ſich beim Singen der Unterkiefer auf und ab, ſo vernehmen wir ein ſtoßendes, klapperiges, wäſſeriges, gehacktes, eckiges, ſchappern⸗ des Tonſchlagen, das uns nötigt, einen ſolchen Vogel auszu- merzen. Bei Gluckvögeln oder ſchlechten Kreuzungsprodukten iſt dieſe Entartung häufiger als bei Hohl- und Knorrvpögeln. (Prima Gluckvögel ſind auch deshalb ſehr ſchwer zu züchten.) e — Mit dem Ausmerzen darf man nicht ſo ſcharf vorgehen, damit man nicht „mit dem Unkraut den Weizen ausrottet.“ Wohl möchte jeder Züchter reine, d. h. fehlerfreie Vögel haben, doch darf er nicht vergeſſen, daß für einen Feinzüchter zunächſt die Tiefe und dann die Reinheit in Betracht kommt. Erſt wenn die Tiefe im Stamme Wurzel geſchlagen und ſich gut ein— gebürgert hat, wird der Züchter ſeine Aufmerkſamkeit der Rein- heit zuwenden. In ein und zwei Jahren gelingt das nicht immer, deshalb iſt große Geduld und Ausdauer notwendig. Die Knorren ſind bei jungen unfertigen Vögeln noch locker und ſchwach, ſpäter werden ſie feſter und runder. Auch die Pfeifen bringen die Junghähne manchmal recht häufig in verſchiedenen Lagen und Qualitäten. Das mag dem unerfahrenen Züchter nicht ſonderlich gut gefallen und er iſt leicht geneigt, ſolche Vögel wegzuſetzen. Da ſoll man nun nicht ſo voreilig ſein. Sind die Pfeifen an ſich gut, jo ſchadet ihre Häufigkeit nichts, denn die Vögel üben und probieren, ſpäter verliert ſich das. Sie ſtoßen auch bald hohe, bald mittlere, bald tiefe pfeifenartige Laute hervor, um ſpäter ganze Touren daraus zu entwickeln. Spitzpfeifen und harte Stoßpfeifen ſind für die Lehrlinge gefährlich, doch iſt nicht jede Di⸗Pfeife als Spitzpfeife anzuſehen. Schlimmer iſt es mit I den Naſenpfeifen. Die häßlichen, breiten und ſpitzen Naſenpfeifen müſſen unter allen Umſtänden aus dem jungen Sängerchor heraus, ebenſo die langen Naſenrollen. Die Klingeln werden von den Jungen leicht nachgeahmt, beſonders dann, wenn der Vater ein Klingler war. Die junge Kehle bringt ſie in verſchiedenſter Form zum Ausdruck und ihre tonliche Qualität läßt ſich anfangs nicht treffend abwerten. Doch ſoviel iſt ſicher, daß jene Klingeln, bei denen der Schnabel weit aufgeriſſen wird, ſchlecht ſind. Ein ſolcher Künſtler wandert frühzeitig in die Dunkelkammer, wo ihm bei „Waſſer und Brot“ (Rübſen) die Luſt an den hohen Partien ausgetrieben werden ſoll. Aber unſer Klingler, er klingelt auch im Verborgenen, wenn auch in ermatteten, mehr weheklagenden Tönen „nach ſeiner Weiſe“. Dieſe Tierquälerei hat aber wenig Wert; der Hahn iſt für die Edelzucht verloren und muß ausrangiert werden. Alle Klingeln, auch die ſchönen, werden mit etwas geöffnetem Schnabel geſungen. Je höher die Töne liegen, deſto weiter öffnet der Vogel den Schnabel. Das liegt eben in der Natur der Laut- erzeugung und iſt bei der menſchlichen Stimme ähnlich. Bei der noch brauchbaren Klingel dürfte der Schnabel nicht weiter als 1½ bis 2½ mm geöffnet ſein. Was darüber geht, wird ſicher ſchlecht klingen. Naſenklingeln, die dem Summen der Bienen gleichen, breite Schwirren, die an Schrille einer Kutſcher⸗ pfeife gleichkommen, bedeuten eine große Gefahr für den Edel— geſang. Umſo höher iſt es darum einzuwerten, wenn ein Züchter eine zarte, feine Klingel herauszüchtet. Lange, reißende, harte, breite, ſpitze, ſchrille Aufzüge ſchänden ein edles Lied. Man erkennt fie ſehr bald, weil die Vögel den Schnabel dabei weit aufreißen. Kleinere Unebenheiten, die ſich bei Übergängen aus einer in die andere Tour ergeben und ſchwache Aufzüge kann man bei ſonſt ſchönen Touren dulden. Die Fütterung beſteht in der Einzelhaft aus Rübſen, Glanz und Hafer. Täglich gebe man in der Frühe etwas Eifutter oder Biskuit. Das erhöht den Fleiß und die Luſt zum Geſang. Der Vorſänger. Die Vorſänger ſind die Führer und Meiſter der Jungen, beruſen, die in dieſen ſchlummernden Kräfte zu wecken und die Geſangsanlagen auszubilden. Ihr Einfluß iſt darum der denk⸗ bar größte und deshalb bildet die Auswahl der Vorſänger eine ſchwierige Löſung für den Züchter. e Der beſte Vorſänger iſt eigentlich der Vater der Jungen, der Heckhahn; von ihm lernen die Jungen am leichteſten und beſten. Iſt der Vater aber mit irgend einem groben Fehler behaftet, der ihn als Vorſänger ausſchließt, jo iſt ein ſtammes⸗ oder geſangsverwandter Hahn der nächſte, dem es gelingen dürfte, ſeinen guten Geſang den Jungen mit beſtem Erfolge beizubringen. Es ſpielen auch hier die verwandtſchaftlichen Be⸗ ziehungen zwiſchen Vorſänger und Junghähnen herein. Be— ſchaffenheit und Leiſtungsfähigkeit der Singwerkzeuge ſind durch die Stammeszugehörigkeit zwiſchen Vorſänger und Junghahn ziemlich gleiche. Sie erleichtern das Nachſingen der Stammes⸗ touren. Vorſänger anderer Abſtammung als die Junghähne, ſollten möglichſt ausgeſchaltet werden, da die Geſangsleiſtungen der Junghähne meiſt ſehr differieren und oft in ſchlechten, miß⸗ glückten Formen vorgetragen werden. Der Vorſänger ſollte eigentlich ein Idealvogel ſein, ohne jeden Fehler. Da aber höchſt ſelten ſolche Wundertiere ge— züchtet werden, müſſen auch andere Hähne als Lehrmeiſter ge— nommen werden. Der Vorſänger darf keine ſpitze, harte, ſchrille, breite Klingel, Klingelrolle, Schwirre und Pfeifen bringen; er ſoll frei ſein von kreiſchenden, ſcharfen Aufzügen, von flachen, ſchnarrigen Knorren, von näſelnden, rätſchenden, heiſeren Roll- touren, von breiten Waſſerrollen, von groben Beiwörtern, von Schnettern, von Zitt und Schapp. Ein langgezogener, ruhiger Vortrag, beſtehend aus reinen, abwechſelnden, ſchmelzigen, klang⸗ vollen Touren mit glatten, wohlklingenden Übergängen, mit wenig Pfeifen und zarten Klingeln dürfte einen Vogel zum guten Vorſänger ſtempeln. Weiche Aufzüge, kurze Schwirren, ab und zu eine etwas hohe Pfeife können noch geduldet werden, in der Vorausſetzung, daß der Vogel nicht alle dieſe Fehler gleichzeitig in ſeinem Liede vereinigt. Ein Vorſänger ſoll ein 1. Preisvogel ſein. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß man die Vorſänger in aller- nächſte Nähe der Junghähne bringt. Sie in die Flugbauer zu den Jungen zu ſetzen, halte ich für falſch, weil ſie dieſe ſtets beläſtigen und ſtören würden; auch leidet ihr Vortrag, weil er durch die Aufregung ſehr häufig unterbrochen wird. Beſſer iſt es, wenn der Vorſänger im Geſangskaſten vor die Jungen ge— hängt wird. Iſt das Ausbildungszimmer etwas verdunkelt, dann kann das Türchen am Geſangskaſten geöffnet bleiben, ſodaß das Lied direkt in ſeiner ganzen Schönheit von den Jungen 4 Br gehört werden kann und nicht durch die Holztüren eventl. in ſeiner Klangfarbe eine Einbuße erleidet. Iſt eine Verdunkelung des Ausbildungszimmers nicht möglich, ſo muß man — falls der Vorſänger etwas aufgeregt iſt — die Türchen am Geſangs— kaſten ſchließen. Manche Züchter ſtellen den Vorſänger in die Geſangs— ſpinde zu den Jungen. Iſt er nicht allzu hitzig, ſo kann dieſe Plazierung bei einer kleinen Zucht gutgeheißen werden. Stehen aber um den Vorſänger mehr als 12— 15 Junghähne, jo dringt der Vorſänger nicht durch mit ſeiner Stimme und die außen ſtehenden Jungen hören ihn nicht. Beſſer iſt es dann, den Vorſänger vorzuhängen, denn da hört ihn jeder und es genügt ein einziger für 30—40 Junghähne. An Vorſängern wird der kleine Liebhaberzüchter keinen Überſchuß haben, deshalb iſt es für ihn ratſamer, nur einen, aber guten Vorſänger beizugeben, als drei, von denen zwei mit dieſen oder jenen Fehlern behaftet ſind. Wenn man drei Vorſänger nimmt, von denen jeder einen kleinen Fehler hat, ſo lernt ein begabter Junghahn die drei Fehler. Hat man aber nur einen Vorſänger mit einem kleinen Mangel, ſo lernt der Junghahn nur dieſen. Alſo beſſer nur einen Vorſänger nehmen, aber dieſer ſoll gut ſein. Um die Vorſänger ſingend durch die Mauſer zu bringen, iſt die tägliche Zugabe von Biskuit oder Eifutter ſehr zu emp⸗ fehlen. Stellt er den Geſang dennoch ein, ſo iſt das Schweigen nur von kurzer Dauer. Vorbereitung zum Wettgeſang. Die letzte Ausbildung gibt man den Junghähnen im Ge— ſangskaſten, wo ſie noch ungeſtörter ſitzen als bei der großen Maſſe in der Geſangsſpinde. Der Züchter kann da jeden ein⸗ zelnen Vogel gründlich abhören und prüfen, was zu den Aus- ſtellungen gut wird und was als Mittelvogel abgeſondert werden muß. In der letzten Ausbildungszeit nehmen die Vögel am leichteſten Fehler auf, fie find ſehr wechſelnd in ihrem Liede und minderwertige Sänger können in dieſem Stadium viel ver- derben. Es muß alſo recht ſcharf ausgemerzt werden, ſodaß am Schluſſe das Häuflein derer klein geworden iſt, die zum „Geſangswettſtreite“ den Zulaſſungspaß erhalten ſollen. Die erſten Ausſtellungen beginnen meiſt in der 2. Hälfte des Monats November, noch etwas früh für die Junghähne, welche aus den letzten Bruten ſtammen und es ſind oft gerade dieſe die beſten Sänger. Kollervögel pflegen erſt im Januar geſangsfertig zu ſein, daher erklärt ſich auch, daß ſie auf frühen Ausſtellungen ihre Kollertour vor dem Preisrichter nicht oder unvollendet und kurz bringen. Der Züchter muß darum — will er ſein Standgeld nicht umſonſt ausgeben — ſpätere Ausſtellungen abwarten, bis ſeine Primaner älter geworden ſind und ihre Lieder mehr Zug und Verbindung beſitzen, mehr Stimmenglanz und Kraft entfalten können. Unreife Früchte kann man nicht genießen. Unreife, unfertige Lieder können nicht richtig taxiert werden. Solche Sänger ſind wahre Jammerſänger, ſie verderben durch ihr fort— geſetztes Abbrechen und Spielen im Käfig dem Preisrichter den Genuß und enttäuſchen ihren Beſitzer. Zu Hauſe an der ge— wohnten Stätte, da ſang der Vogel prächtig, vor dem Preis— richter aber wollte er nicht ſingen. Darum überlege ſich jeder Ausſteller vorher, ob er ſeine Junghähne ſchon ausſtellen kann reif 8 Die auszuſtellenden Vögel müſſen geſangs— reif fein. Wer beabſichtigt, Kanarienhähne auszuſtellen, muß die— ſelben auf die Ausſtellung vorbereiten. In anderen Sports— richtungen iſt man viel beſſer dran; die äußere Erſcheinung kann jederzeit bewertet werden. Anders beim Kanarienvogel. Hier muß man warten, bis es demſelben zu ſingen gefällig iſt. Es ſpielen viele Momente herein, die den Vortrag weſentlich beeinfluſſen, die ihm von Vorteil oder auch von Nachteil ſein können. Vor allem ſind zu nennen die körperliche Verfaſſung und die ſeeliſche Stimmung des Vogels. Ein geſunder Vogel wird jederzeit aufgelegt ſein, beim Singen ſein Können im hellſten Glanze zu zeigen. Geſunde Vögel ſind ſeeliſch auch wohlauf. Dem leidenden Sänger fehlt die Luſt zum Singen; ſein abgeriſſener, matter Geſang verrät eine gedrückte innere Verſtimmung, die auch äußere, lockende Reizmittel nicht ver- ſcheuchen können. Geht es uns Wenſchen doch auch nicht beſſer! Alſo die erſte Bedingung für den ausſtellungsfähigen Vogel lautet: Geſund muß er ſein; den kranken laſſe zu Hauſe! Die ausgeſtellten Vögel pflegt man in größere Trans— portbauer zu ſetzen mit Innenfütterungsvorrichtung. Deshalb ſind die Konkurrenzſänger einige Wochen vor den Ausitellungs- terminen in ſolchen Käfigen zu halten. Das Umſetzen im Aus⸗ ſtellungslokal in die vorgeſchriebenen Käfige bringt oft viele Nachteile, unter denen natürlich der Ausſteller zu leiden hat. Der neue Käfig entfremdet die Tiere und ſie laſſen lange auf ſich warten, bis ſie ſingen; ſie probieren meiſt erſt, ob es ſich im neuen Heim auch fingen läßt. Die Sitzſtangen find in an⸗ deren Entfernungen und dünner oder dicker, als es der Vogel bisher gewöhnt war; beim Hüpfen kommt er ſchließlich mehr⸗ mals auf den Boden zu ſitzen, er flatſcht ängſtlich und auf⸗ geregt im Käfig herum. Die neuen Sitzſtangen gewähren ihm nicht den nötigen Halt beim Singen, deshalb ſingt er nicht durch oder nicht ſo ſchön. Das ſind ſo kleine Urſachen, die oft ſo nachteilig für den Ausſteller ſind, daß ſie wohl bedacht werden müſſen. Wer alſo eine Ausſtellung beſchicken will, muß ſich den richtigen Ausſtellungskäfig, den Einheitskäfig, mit ſchwarzem Draht an der Stirnſeite, beizeiten zulegen und die Vögel in dieſen gewöhnen. Von dem Ausſtellungsvogel wird erwartet, daß er in kürzeſter Zeit ein zuſammenhängendes, abwechslungsvolles Lied vorträgt. Es iſt nichts ſtumpfſinniger und ärgerlicher für den Preisrichter, als wenn ihm Vögel vorgeſtellt werden, die nicht fingen wollen. Auf ein ſchlagfertiges Singen find demnach die Vögel vorzubereiten. Es iſt bekannt, daß junge Vögel erſt trainiert werden müſſen. Manche Züchter haben hierin oft ſtaunenswerte Erfolge zu verzeichnen. Könnte man mit den Tierchen reden, ſo würde man ihnen zum Wettſingen die gute Weiſung mitgeben: Singt auch recht ſchön und brav, traget euer ganzes Lied recht gebunden und mit Ausdruck vor, kümmert, euch nicht um euere Umgebung, denn vor euch ſitzen Züchter und Geſangskenner, die wollen euch hören, die wollen euch ſagen, was euer Geſang wert iſt. Aber ſintemal wir es mit unverſtändigen Tieren zu tun haben, iſt das nicht möglich, und die Vorbereitung auf ein jchlagfertiges Singen muß ſich mit äußeren Reizmitteln behelfen. Durch Ziſchen und Locken in Lauten, die jenen der Tiere ähnlich klingen, verſucht man die Vögel zum Singen zu veranlaſſen. Das Reiben mit Papier, mit dem Meſſer am Glaſe oder an ſonſt einer Reibfläche regt den Vogel zum Singen an. Auch das Spielen auf irgend einem Muſikinſtrumente öffnet dem Vogel die Kehle zum Ge⸗ ſang. In der Preisrichterſtube werden derartige Maßnahmen getroffen, die den Vogel zum Singen herausfordern. Eben⸗ n . ne 7 ER Bi Verſuche mache auch der Züchter mit feinen Ausſtellungs⸗ vögeln. Der Preisrichter will die Vögel auch beim Singen ſehen. Deshalb iſt es Gepflogenheit, die Sänger im offenen Geſangs⸗ kaſten abzuhören. Auch das mache der Züchter, indem er ſeine Vögel in den Käſten auf einen Tiſch in Augenhöhe ſtelle und ſie zum Singen reize. Ein anderes Wal ſtellte man die Vögel frei auf den Tiſch, auf den Geſangskaſten, auf den Schrank, auf den Stuhl, bald hoch, bald nieder, bald nahe zu— ſammen, daß ſie ſich ſehen, bald weit auseinander, daß ſie ſich gegenſeitig zurufen. Man hänge ſie frei an die Wand, man trage ſie in andere Zimmer, man laſſe ſie ſingen in Gegenwart fremder Perſonen. Tag und Licht ſind von Einfluß auf den Geſang. Der Ausſtellungsvogel muß bei Tag und bei Licht ſingen, alſo ſtelle man auch die Vögel bei Licht heraus und reize ſie zum Singen. Wohl die Mehrzahl der Kanarienzüchter wird ihre Vögel an den langen Winterabenden bei Licht ab— hören müſſen, da Berufspflichten ſie tagsüber der Nähe ihrer Lieblinge entziehen. Die Anregung, auf Ausſtellungen ſämt⸗ liche Vögel bei künſtlichem Lichtſcheine abzuhören, wird wohl jeder Züchter und Ausſteller gerne begrüßen in der Hoffnung auf beſſere Erfolge. Unterläßt der Züchter die Dreſſur ſeiner Vögel auf den Geſang, ſo läuft er Gefahr, ſchlecht abzuſchneiden und ſein Aerger über den Durchfall ergießt ſich vielleicht mit Unrecht über die Preisrichter, die hier keine Schuld treffen kann. Ohne Fleiß auch hier kein Preis! Iſt die Dreſſur in der beſchriebenen Weiſe erfolgt, ſo obliegt dem Züchter eine weitere wichtige Arbeit, das iſt die Zuſammen⸗ ſtellung der vier Sänger zu einem Stamme. Leſen wir die Ausſtellungsberichte durch, ſo heißt es immer wieder: Die Vögel paßten nicht zuſammen oder: Hätte der Herr R. den Vogel Nr. 17 feiner zweiten Kollektion in die erſte geſtellt, jo wäre er wohl ſicher an die Spitze gekommen. Aus dieſen und ähnlichen „Wenn und Aber“ geht die Wichtigkeit der Zu⸗ ſammenſtellung der Vögel zu einem Stamme hervor. Und gerade in der richtigen Zuſammenſtellung der Sänger zeigt der Züchter, was er verſteht von der Prämiierung, von der Stamm⸗ zucht. Indes kann man auch hier einmal i 10 haben, indem ein ſonſt guter Vogel ſeinen Herrn im Stiche läßt. Unſere Prämiierung iſt die Stammprämiierung. Nicht vier beliebig zuſammengekaufte oder zuſammengeſtellte Vögel bilden einen Stamm. Sie bilden wohl eine ſogenannte Kollek- tion, welche Bezeichnung ich gerade fo gut auf vier verjchieden- farbige Stoffmuſter anwenden kann. Handelt es ſich um die Ausſtellung eines Stammes Geſangskanarien, ſo muß aus ihrem Geſange die innere Verwandtſchaft durch den Geſang zum Ausdruck kommen und dieſes Stammesgepräge gibt ſich kund in den Bewertungstouren und in den Entwertungstouren, in der Tonlage, in der Tourenfolge und Tourenverbindung, im Organ der Vögel, in der merkwürdig übereinſtimmenden Tonfülle bei manchen Touren, im Klangbilde des ganzen Vortrages. Die geſanglichen Stammeseigenheiten müſſen ſich alſo in den vier Stammvertretern vorfinden. Der Ausſteller wird natürlich deshalb die vier Vögel zuſammenſtellen, welche das Charakteriſtikum ſeines Stammes am vollendetſten repräſen⸗ tieren. Deshalb empfiehlt es ſich, ſchon bei der Einzeldreſſur die vier geſangsähnlichen Sänger gleichzeitig im Zimmer auf den Wettgeſang vorzubereiten, ſodaß ſie ſich aneinander ge= wöhnen. Wenn der eine das Singen anfängt, muß der zweite einſtimmen und die andern werden folgen. Dieſes richtige Zuſammenſtellen der Ausſtellungs-Kon⸗ kurrenzſänger iſt für den Züchter ehrend und er darf dann ſtolz darauf ſein, wenn das Preisgericht in der Rubrik „Stammesharmonie“ den muſikaliſchen Geſchmack des Züchters mit einer ſchönen Punktzahl anerkennt. Nach der Bewertungs— weiſe, wie ſie der Weltbund zurzeit im tieferen Sinne erfaßt hat, iſt die Zuſammenſtellung der Stammtiere für den Züchter eine ſehr wichtige Arbeit, weil er darnach trachten muß, alle Geſichtspunkte, von denen das Lied des einzelnen Vogels, ſo⸗ wie der klangliche Eindruck des ganzen Stammes beurteilt wird, zu ſeinem Vorteile herauszufinden. Es iſt deshalb auch notwendig, daß ſich der Ausſteller orientiert, nach welchem Syſtem die Prämiierung erfolgt, damit er ſich darnach richten kann. Wird nach den Grundſätzen des Weltbundesſyſtems bewertet, jo iſt die Stammesgemeinſamkeit der Vögel gründlich abzuwägen. Nach andern Bewertungsweiſen iſt es gleichgültig, wie die vier oder ſechs Vögel ſingen, die Hauptſache iſt ja da nur, daß jeder einzelne Vogel hohe Punkte bekommt, gleichviel. ob er in den Stamm paßt oder nicht. a Sue Die Fütterung vor der Ausſtellung ift endlich auch wichtig, weil ſie die Vorbereitung der Vögel beeinflußt. Die Anſichten find in dieſem Punkte verſchieden, und es läßt ſich nicht ent- ſcheiden, welche Fütterungsmethode die beſte iſt. Manche Züchter halten ihre Ausſtellungsvögel recht zurück, indem ſie nur Rübſen und etwas Ei, ab und zu auch Wormatia und „Rettung“ verabreichen. Andere geben kräftig Miſchfutter, auch reichlich gequetſchten Hanf, weil ſie ſich ſagen: ein gutes kräf- tiges Futter macht den Vogel ſchneidig und erzeugt einen feurigen Geſang voll Zug und Temperament. Wer hat nun recht? Dies beurteilen zu wollen, iſt ſchwierig, weil der Ge— ſang durch das Benehmen des Vogels bei verſchiedenartiger Fütterung verſchieden iſt. Ich meine, das müßte ein jeder Züchter ſelbſt herausfinden, was hier am beſten iſt. Wünſchens⸗ wert wäre es im allgemeinen aber, wenn die Vögel kurz vor der Prämiierung eine kleine Leckerſpeiſe in gequetſchtem Hanf erhielten, die aber im Augenblick der Vorſtellung vor dem Preisrichter verzehrt ſein ſollte. Bevor die Vögel dem Preisrichter vorgeſtellt werden, ſollen ſie halb dunkel geſtanden haben. Vögel, die zu lange frei und offen ſtehen, verſpielen ihre Zeit und treiben allerlei Kurzweil. Singen wollen ſie aber nicht. Das iſt auch bei der Einzel⸗ dreſſur vor dem Wettſingen zu beobachten. Will ein Vogel beim Herausſtellen nicht gleich ſingen, ſo ſtelle man ihn nach etwa zehn Minuten wieder an ſeinen dunkeln Platz und hole ihn nach einer Viertelſtunde wiederum hervor. Dieſe Maß— nahme wird ihn im Laufe einiger Tage bewegen, mit ſeinem Liede beim Herausſtellen alsbald zu beginnen. 8 Im allgemeinen ſoll man nicht gar zu ängſtlich ſein bei der Auswahl der Ausſtellungsvögel. Kräftige, tiefe Touren in großzügigem Vortrage imponieren, d. h. ſie erwecken im Zu— hörer Beifall. Was ſchadet eine ſpitze oder dünne Pfeife oder ein mittlerer Aufzug bei einem ſolchen Vogel? Beſſer wäre es ja, wenn er ohne Fehler wäre, aber wo ſind Vögel ohne Fehler? Vielſeitige Vögel haben ausnahmslos immer eine kleine Unebenheit in ihrem Liede. Man leſe nur die Aus- ſtellungsberichte! Bringt ein Vogel eine ſchöne markante Knorre, eine prachtvolle Hohlklingel, eine gute Hohlrolle mit anſchließender Schockel, gute mittlere Pfeifen und eine annehm⸗ bare Klingel oder Klingelrolle, ſo wird ein mäßiger Aufzug Co 1 36 oder eine Stoßpfeife nicht ſo ſehr entwertend ſein können, falls die Fehler nicht ſo häufig und ſchwer auftreten. Die richtige Auswahl unter den gezüchteten Junghähnen, die ſachgemäße Dreſſur auf ein ſofortiges Einſetzen des Ge⸗ fanges und zuſammenhängendes Abſingen möglichſt aller Touren, die verſtändnisvolle Zuſammenſtellung der vier Vögel zum Stamme, das ſind die wichtigſten Arbeiten, die der Züchter vor der Ausſtellung zu beſorgen hat. Sie bürgen ihm für einen guten Erfolg beim Wettſingen und entlohnen ihn für all ſeine Mühen, ſeinen Fleiß und ſeine Kunſt. II. Der Züchterkurs. Uiimmmmmmmmmummunummunmmmmimunmimmumunuumununn Allerlei Wiſſenswertes für den Geſangskanarienzüchter und die Vereine. © Dispoſition. 25 Inzucht. — Blutauffriſchung. — Kreuzung. — Rück⸗ ſchlag. — Lehrorgel und Lehrautomat. 88 Die Ernährung der Kanarien. — Eine zweckmäßige Einrichtung. — Überwinterung der Weibchen. ER: Die Legeorgane. — Begattungsprozeß. — Klare Gelege und deren Urſachen. — Entwickelung des Embryo im Ei. — F der Jungen. — Verkrüppelungen. IV. Allerlei äußere und innere Krankheiten und ihre Heilung. V. Die Kanarienausſtellung. — Voranſchlag zu einer Kanarienausſtellung. — Goldene Regeln für Aus- ſteller. — Kanarienhandel und Verkauf. tee TE EEE J. Inzucht, Blutauffriſchung, Kreuzung, Rückſchlag. Die Vererbungsgeſetze lehren uns, daß Vater und Mutter mit ihren Kindern direkt blutsverwandt ſind, denn letztere ſind Blutmiſchlinge aus der Verbindung von Vater und Wutter. Auch bei den Kanarien beſteht die gleiche Blutsverwandt- ſchaft. Paart man hier Mutter und Sohn, Vater und Tochter, ſo betreibt man Inzucht. Paart man Söhne und Töchter eines Elternpaares (alſo Geſchwiſter), ſo betreibt man Inzucht. Werden die Nachkommen aus dieſen Verbindungen wieder in der angeführten Weiſe gepaart, ſo iſt das fortgeſetzte Inzucht. Die Inzucht bringt Vorteile und Nachteile. Bei den Geſangskanarien dient die Inzucht zur Erhaltung und Ausprägung der Stammeseigenſchaften. Die Praxis hat erwieſen, daß ſich durch Inzucht die Geſangstouren der Kanarien mit größerer Energie vererben als durch Paarungen mit fremden Tieren. Bei den Geſangskanarien handelt es ſich in erſter Linie um den Geſang. Dieſer wird in der Vogelkehle vom Sing— muskelapparat erzeugt. Letzterer befindet ſich im unteren Ende des Kehlkopfes, wo ſich die Luftröhre blaſenartig erweitert und in die Bronchien teilt. Hier ſitzt der aus Bändern, Häuten und Muskeln zuſammengeſetzte Singmuskelapparat, der durch Zu— ſammenziehen, Ausdehnen und Höhlen der Muskulatur die verſchiedenſten Touren hervorbringt. Dieſes fein bemuskelte Inſtrument iſt bei den einzelnen Stämmen ſehr verſchieden. So iſt die Stimmerzeugungsfähigkeit bei Hohlrollerſtämmen nicht dieſelbe wie die der Waſſerrollerſtämme, die Stimm- Muskeln der Vögel mit gluckenden Tönen haben eine andere Ausdehnungs— und Bewegungsmöglichkeit als jene der Kollerſtämme. Die Ein- richtung des Singmuskelapparates iſt verſchieden und deshalb iſt auch die Nachahmungsfähigkeit verſchieden. Durch Inzucht werden alſo gleiche Singmuskelapparate und mit dieſen die . Fähigkeiten zur gleichen Tonerzeugung vererbt, wodurch die Fort⸗ erhaltung und Vervollkommnung gewiſſer ſtammeseigener Ge- ſangsſtücke garantiert iſt. Die Nachteile der Inzucht treten erſt in Erſcheinung, wenn bei gleichen Lebensbedingungen eine fortgeſetzte Paarung direkter Blutsverwandten jtattfindet. Sie äußern ſich in Zeugungsunfähigkeit bei Männchen und Weibchen, im Abſterben der Jungen im Ei, 5 in Verkrümmungen, Lebensſchwächen, Verkrüppelungen und Mißgeburten, in ſchlechtem Füttern der Weibchen, in unregelmäßigen Ge⸗ legen, in ſchlechtem Brüten, in Leberleiden, Magen- und. Darmleiden, Unterernährung, Schwindſucht und dergl. Auf die Dauer iſt darum die fortgeſetzte Inzucht nicht zu empfehlen. Deshalb iſt man genötigt, das Blut der Tiere durch andere zu miſchen, d. h. aufzufriſchen. Obwohl die Kanarien in weiterem Sinne eine große Verwandtſchaft darſtellen, ſo iſt doch durch die veränderte Lebensweiſe und die grundverſchiedenen Lebensbedingungen an verſchiedenen Orten die Zuſammenſetzung von Körper⸗ und Blutſtoffen jo verſchieden, daß Paarungen trotz der Verwandtſchaft ohne Bedenken vorgenommen werden dürfen. Paart der Züchter Vögel aus einer anderen Züchterei mit ſeinen eigenen, ſo iſt es eine Blutauffriſchung, wenn die fremden Vögel gleicher Geſangsrichtung find. Eine Paarung mit Vögeln ganz verſchiedener Geſangsrichtung nennt man Kreuzungen. Blutauffriſchung kann erfolgen: 1. mit bluts verwandten und geſangsverwandten Vögeln, 2. mit blutsfremden, aber geſangsverwandten Vögeln. Dieſe beiden Möglichkeiten ſind in der Geſangskanarien⸗ zucht (Stammeszucht) wohl die erfolgreichſten und häufigſten Methoden. Paart man Hohlroller mit Waſſerrollern, Rollervögeln, Gluckvögeln uſw., ſo gibt es Kreuzungen, weil dieſe Tiere in engerem Sinne blutsfremd und auch geſangsfremd ſind. Wer ſich ſeinem Geſchmacke entſprechend die Stammes— eigenheiten erhalten will, der betreibe Inzucht mit abwechſelnder Blutauffriſchung. Wer dagegen Zeit und Verſtändnis für Ber- ET ſuche hat, der Kreuze auch und er wird da unerwartet ſchöne Geſangsſtücke herauszüchten. Freilich gehört Geduld dazu, ins- beſondere darf man nicht jo veranlagt fein, als ſollte die Kanarien⸗ zucht eine Geldquelle bilden. Wer das beabſichtigt, der züchte Hohlroller. Der Weg zu neuen Formen geht m. E. von den Hohl— rollern durch Kreuzung mit Knorrvögeln auf Knorrformen über. Zu tiefen Hohlknorren ausgezüchtet und gekreuzt mit tiefen Waſſerrollern und tiefen Gluckvögeln, entſtehen Waſſerknorren, Waſſergluckknorren, Hohlwaſſergluckknorren, kullernde Hohl- waſſergluckknorren und Kollern. Wenn man auch bei Kreuzungen im voraus nicht wiſſen kann, wie ſie ausfallen, ſo ſind doch gute Erfolge zu erwarten, wenn man nur die beiten und tiefſten Formen zuſammenpaart. Sind gute Kreuzungsprodukte erzielt, ſo müſſen ſie zunächſt durch Inzucht gefeſtigt und ſpäter durch Blutwechſel aufgefriſcht werden. So entſtehen neue Stämme. Zuweilen kommen auch Rückſchläge (Atavismus) vor, in- dem Vögel in eine frühere Richtung der Groß- oder Urgroß— eltern zurückkommen und dem gegenwärtigen Stamme fremde Touren ſingen. Dieſe Fälle treten bei planmäßiger Stammzucht ſeltener auf. Sie ſind oft auch wieder die Stammhalter früherer Touren und als ſolche ſehr zu begrüßen. (Gute Winke über Stammeszucht uſw. enthält „Der Kanarien⸗ freund“, Heft II, Preis 1 Mark, Verlag Robert Fuchs, Alten⸗ burg, S.⸗A.). Lehrorgel und Lehrautomat. Die beſten Vorſänger für die Junghähue ſind ihre Väter oder andere geſangsverwandte Hähne. Zur Förderung und Aus- prägung des Stammesgeſanges ſind ſolche unentbehrlich. Leider findet man nicht immer den gewünſchten fehlerfreien Vorſänger und ſo bedient man ſich eines Hilfsmittels der Lehrorgel oder des Lehrautomates. Mehrjährige Verſuche mit der Lehrorgel als Vorſänger berechtigen mich zur Abgabe folgenden Urteils. Es iſt zu be- grüßen, daß man ſelbſtgehende Orgelwerke hat, welche die Ge— ſangstouren ſo wunderſchön, tonrein und prächtig vortragen. Sie regen die Alten und Jungen zum fleißigen Singen an, was insbeſondere zur Zeit der Mauſer von großem Werte iſt; . ſie erhalten die Junghähne in der übung und „Übung macht den Meiſter“, wer viel übt, lernt ſchnell. Was für geſangliche Erfolge ergibt die Verwendung von Lehrorgeln? Um das zu beurteilen, muß man jeden natürlichen Vorſänger weglaſſen. So habe ich es vier Jahre lang probiert und bekam reine Sänger ohne Klingel (unter 20 Junghähnen waren 16 ohne Klingel). Leider gingen die Vögel in Hohltolle nicht ſo tief herab wie die Orgel, die Knorre war durchweg geſchloſſen, jedoch keine Hohlknorre, der Vortrag war etwas matt und in ein- zelnen Touren zuweilen übermäßig lang, ſo daß das Ganze kein beſonders ſchönes Klangbild ergab. Die Jungen hatten einen ſchweren Anfang und wurden ſpät geſangsfertig. Wie den Nachteilen abzuhelfen iſt, das wurde von den Fabrikanten der Orgelwerke ausgedacht und wir finden heute eine ſchönere Ab— wechſelung in Knorren, kullernden Hohlrollen, gezogenen Schockeln und Bogenhohlrollen. Ob aber das alles unſere Vögel lernen? Meines Erachtens liegen alle Touren der Orgeln uſw. mit Ausnahme der Knorre um mindeſtens acht Töne zu tief. Die Tonlagen der Orgel ſtimmen mit der Stimmbegabung der Vögel nicht immer überein. Es wäre darum notwendig, daß jener Züchter, welcher ſeine Junghähne mit der Lehrorgel aus— bilden will, dem betreffenden Fabrikanten die Lagen ſeiner Vögel mitteilt, ebenſo auch die Aufeinanderfolge der Touren, wie fie die alten Heckhähne bringen. Zur leichteren Beurteilung der Lagen habe ich bei dem Kapitel „Tourenbeſchreibung“ eine Darſtellung in Noten gegeben, welche man dem Drgel- fabrikanten einſenden kann. Wenn die Orgeltouren mit der Stimmlage des Vogels übereinſtimmen, dann iſt Hoffnung auf guten Anfang, richtige Auffaſſung und Entwickelung neuer Touren bei Junghähnen gegeben. Für jede größere Züchterei können Lehrautomat und Lehrorgel unter den angeführten Be— dingungen empfohlen werden. Überwinterung der Weibchen. Wer ſich ſeine Weibchen zur eigenen Zucht herausgeſucht hat, wird dieſe geſondert in ihren Flugraum ſetzen und ihnen eine entſprechende Behandlung und Pflege zuteil werden laſſen. Die übrigen Weibchen, die nicht zur eigenen Zucht verwendet werden können, nennt man Verkaufsweibchen. Sie kommen ebenfalls in einen beſonderen Flugraum, nicht weil ſie etwa le schlechter wie ihre anderen Geſchwiſter ſind, ſondern weil jie zum Verſande jederzeit bereit ſitzen ſollen. Das Herausfangen aus der großen Maſſe verſetzt die Vögel immer in Aufregung, fie huſchen da und dorthin, leicht könnte ihnen dabei ein Un— fall zuſtoßen, kurz, es iſt beſſer, wenn ſie allein ſitzen. Die Verkaufsweibchen müſſen wie die eigenen wohl gepflegt und gefüttert werden. Schon bei der Sondierung unterſuche man alle Weibchen auf ihren Geſundheitszuſtand; die glatt und voll— kommen befiederten behalte man, die ſtruppigen, temperament— loſen, kränklich dreinſchauenden Weibchen behandle man ent— ſprechend ihrer Krankheit, und wenn ſich keine Heilerfolge in 4—6 Wochen zeigen, töte man ſie. Es iſt beſſer, ſolche Tiere zu töten, als ſie zu verkaufen, denn dadurch ſtiehlt man dem Nächſten fein Geld aus der Taſche, bringt ſich ſelbſt in Miß— achtung und ſchädigt den Sport. Die zum Verkauf beſtimmten Weibchen ſollen ebenſogut und reichlich gefüttert werden, wie die eigenen. Zur eigenen Zucht behalte man ſich mindeſtens ½ noch in Reſerve, um für unvorhergeſehene Unfälle oder Miß— erfolge gedeckt zu ſein. Während der kälteren und kalten Jahreszeit ſoll man den Weibchen recht weite und ausgedehnte Fluggelegenheit geben, damit durch die anſtrengende Flugtätigkeit alle Körperteile in Erregung und Wallung kommen und die aufgenommenen Nah— rungsſtoffe gut verdaut und aufgebraucht werden können. Große Flugbewegung bringt feurige, kräftige, temperamentvolle Weibchen, deren Organe alle intakt ſind und bei der Verrichtung des Brutgeſchäftes auch bleiben. Zur kalten Jahreszeit erzeugt eine ausgiebige Flugtätigkeit wärmendes Blut, und die Vögel können dann auch eine niedrige Temperatur ohne Schaden zu leiden ertragen. Freilich müſſen ſie auch daran gewöhnt werden. Dies geſchieht am beſten, wenn man die Weibchen im Herbſte ſchon in den Überwinterungsraum bringt und fie mit der immer mehr ſinkenden Temperatur hineinleben läßt. Dadurch werden die Weibchen allmählich abgehärtet und gegen kalte Tage ge— ſtählt. Ein plötzlicher Temperaturwechſel iſt den Tieren wie den Menſchen gefährlich. Auch ſie erkälten ſich dann raſch und werden durch allerlei Leiden empfindlich geſchwächt, wenn nicht gar zum künftigen Heckbetriebe untauglich gemacht. Es iſt Tatſache, daß die verſchickten Weibchen alle unter dem Wechſel des neuen Raumes, der Temperatur und des Futters anfüng- lich leiden. Dieſem kann durch Angabe über Fütterung und a En Temperaturgewöhnung vorgebeugt werden. Wenn ein Züchter ſeine Weibchen im überwarmen Küchenraume überwintert und während des Winters eine Anzahl verſendet, die dann in einen ungewohnten kälteren Raum geſetzt werden, jo baufchen fie das Gefieder, hängen die Flügel, ziehen den Kopf ein und machen „einen Buckel“. Die Vögel ſind die Temperatur nicht gewöhnt; ſie müſſen dann ſofort warm geſetzt werden, wenn ſie geſund und heckfähig bleiben ſollen. Setzt man gekaufte Weibchen, denen früher große Flughecken zum Ausfliegen zugewieſen waren, in einen kleinen Raum, ſo tritt bei dieſer Anderung der Lebensweiſe in der Regel ein vorübergehendes Unwohlſein ein, bis das Tier ſich ſeinem neuen Wohnraume angepaßt hat. Dieſes Unwohlſein kann feine Urſache in einer ſeeliſchen Ver⸗ ſtimmung über den Verluſt des großen Flugraumes und dem Gefühl einer gewiſſen Einengung oder auch in einer durch die gegebenen Verhältniſſe bedingten Unregelmäßigkeit in der Ver⸗ dauung haben. Die Verſtimmung wird bald ſchwinden, da— gegen iſt der Verdauungsſtörung beſondere Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Bei der früheren Fluggelegenheit ging der Stoffwechſel normal vor ſich, der die Bewegung einſchränkende Raum aber ſtört jezt den gewohnten Vorgang in Magen und Gedärmen. Ratſam iſt eine etwas weniger üppige Fütterung in dieſer Über⸗ gangszeit, vielleicht die Darbietung von prima Rübſen, etwas Glanz und blauem Mohn. Hat ſich ſo der Vogel eingewöhnt, jo kann man mit kräftigendem Futter allmählich einen dem Vogel zuträglichen Fettanſatz anfüttern. Die Übervölkerung der Bauer kann ſicher nicht zum Vor⸗ teile der Weibchen dienen, denn dadurch iſt die Bewegungs- freiheit unterbunden, ein langſames und hinreichendes Aufnehmen und Zerkleinern der Nahrung in Frage geſtellt und ein unaus⸗ ſtehliches Gezänke um Futter⸗ und Schlafplatz ſpielt ſich in der Hecke ab. Die Kotanſammlung im kleinen Raum verpeſtet die Luft, die Vögel beſchmutzen ſich die Füße. Wer es möglich machen kann, ſorge alſo für einen großen Flugraum. Außerdem ſind zu fordern Luft und Licht. Wie die Pflanze ohne Luft und Licht nur ein kümmerliches Daſein friſtet, ſo gedeihen auch unſere Weibchen bei dem Mangel dieſer Lebens- ſtoffe nicht ſonderlich. An jeder Vogelſtube ſollte darum ein recht großes Fenſter angebracht fein, durch das eine Benti- lation zum Luftaustauſch vorgenommen werden könnte. Wer ein nach Süden gelegenes Zimmer ſeinen Weibchen zum Aufenthalte anweiſen kann, der wird ihnen die wohltuenden und luftreinigenden Wirkungen des direkten Sonnenlichtes zu⸗ wenden können. Die öftere Reinigung des Käfig- oder Flug⸗ bodens muß ſich der Züchter recht angelegen fein laſſen. Die dem Kote entſtrömenden Dünſte durchſchwängern die Luft und werden von den Vögeln mit all den vielen ſchädlichen, mikros⸗ kopiſch kleinen Krankheitserregern eingeatmet. Auch Futterkerne picken die Vögel oft am Boden zwiſchen dem Kote auf, und ſo gelangen darmentzündende Bazillen in die Verdauungsorgane, wo ſie alsdann verheerend wirken. Ich halte die Reinigung des Bodens gleich nach dem Bade, das man bei warmer Temperatur im Zimmer z. B. an recht ſonnigen Tagen geben ſoll, für abſolut notwendig; denn gerade das dadurch verſpritzte und ausgelaufene Waſſer weicht den Kot, verdunſtet mit den auf- gelöſten Kotteilchen und verbreitet einen peſtilenzialiſchen Geruch. Zur Reinigung der Luft dient ferner das Beſtreuen des Bodens mit Sand; am beſten geeignet iſt der geſiebte, ausge— waſchene, graue Flußſand (Rheinſand). Dieſer nimmt die flüſſigen Kotbeſtandteile in ſich auf, verhärtet ſich mit ihnen und die ſtinkenden Gaſe werden gebunden. Beim Anfeuchten jedoch werden letztere frei, daher auch der unausſtehliche Geruch. Ueber die Ernährung während des Winters und Vorbe— reitung zur Hecke iſt ja ſchon viel geſchrieben worden. Be— ſondere Geheimmittelchen gibt es dabei nicht. Ernähre die Vögel naturgemäß, d. h., ſtelle den Vögeln ſo viel und ſo reich— lich Futter hin, daß ſie ſich ſatt daran freſſen können und ſo alle Stoffe aufnehmen, die ihrem Körperaufbau notwendig ſind. Kalkſtoffe enthalten alle Körner, auch Fett und Eiweiß. Milder Rübſen, großkörniger Glanz, nahrhafter, geſchälter Hafer und eine kleine Beigabe von blauem Mohn müſſen die Hauptnah- rung bilden, ſie erhalten den Vogel geſund und geben ihm auch Kraft. Hanffutter kann an halten Wintertagen täglich ein⸗ geſtellt werden, es bringt Wärme. Das Eifutter beſchränke man auf drei Portionen pro Woche. Vom Monat Januar an gebe man viermal Eifutter, damit ſich der Hecktrieb ſo nach und nach zu regen beginnt und die Organe der Fortpflanzung, die bei einer naturgemäßen Fütterung an ſich ſchon Nahrungs- und Bildungsſtoff geſammelt haben, eine reichliche Zufuhr an bildenden geſunden Stoffen erhalten. Nicht nur zur Heckzeit, ſondern ſchon während des Winters find dem Weibchen kalkhaltige Stoffe eigens vorzuſetzen, damit 5 on — 50 —— alle Körperteile dieſe erdige Maſſe erhalten, dabei geſund und ſtark bleiben. Kommt dann die Legezeit, wo das Blut die Eierſchalen bildenden Kalkſtoffe antreiben muß, jo iſt das Legen ſchalenloſer Eier kaum zu befürchten. Fehlte aber den aus Kalkſtoffen aufgebauten Körperteilen dieſer Kalk, jo wird das Blut in erſter Linie dieſen vernachläſſigten Teilen das nötige Quantum Kalk zuführen, den Reſt aber für die Eierſchalen ab— ſetzen. So erklärt ſich auch das Legen ſchalenloſer oder dünn— ſchaliger Eier. Die von Hühnereiern übrig bleibenden Schalen geben in fein zerriebenem Zuſtande ein zweckentſprechendes Kalkfutter. Vor dem Reiben iſt die Schale zu ſäubern. Sehr gerne werden auch ſüße Apfel von den Weibchen gefreſſen, ſie bekommen ihnen wohl und fördern die Verdau— ung. Daß man täglich friſches Trinkwaſſer in reinen Gläſern darbieten ſoll, iſt ſelbſtverſtändlich. Abgeſtandenes, von Pilzen durchſetztes Waſſer ſchadet; auch ſollte das friſche Waſſer etwas temperiert ſein, bevor es hingeſtellt wird. Ein beſonders für das Trinkwaſſer geeignetes Glas iſt das ſogenannte pneuma— tiſche VBogelglas oder auch Vogelpumpe genannt, das, außen angehängt, in einem nach oben geöffneten, in den Käfig hinein- ragenden Schnabel das Waſſer darreicht und die verbrauchte Waſſermenge nach dem Geſetze der kommunizierenden Röhren ergänzt. Eine Beſchmutzung des Waſſers durch Kot kommt ſelten vor. Die Reinigung der Gläſer geſchieht am beſten mit Soda— waſſer und etwas großkörnigem Sand oder geriebener Eierſchale. Um die Milbenplage auf ein Minimum zu bringen, ſind alle Schlupfwinkel für Wilben zu verkitten. Empfehlenswert iſt, an den Enden der Sitzſtangen Ritzen und Löcher einzu— ſchneiden, damit ſich hier die Milben anſammeln und alle Tage leicht getötet werden können. Auch Wilbenfänger verſchiedener Syſteme ſind gut. Doch iſt alle 14 Tage bis 3 Wochen der Olinhalt zu unterſuchen, und wenn verſtaubt oder verſchmutzt, iſt der Fänger durch kochendes Waſſer zu reinigen und mit Ol friſch aufzufüllen. Hierzu halte ich Salatöl für gut. Zuletzt möchte ich ein weiteres Wittel empfehlen, das iſt eine Wiſchung von Spiritus und Inf ſektenpulver. Die Wilbe iſt durch Be— rührung mit dieſer Flüſſigkeit ſofort tot. Der brennende Spiritus verflüchtet bald und der gelbe Schlamm des Inſekten— pulvers erjtickt die Milbe. Die Hängeſitzſtangen (ſiehe Abbildung Seite 75), welche ein abgeſondertes Sitzen den Weibchen geſtatten, ſind ſehr BE re praktiſch; ich möchte fie empfehlen. Es iſt eine Pracht, wohlbefiederte Weibchen im Flugraume ſich tummeln zu ſehen. Das Beißen und Gezänke beim Schlafengehen, das mitunter ſtarke Blutverluſte durch Ausreißen der Federn im Gefolge hat, wird bei dieſer Einrichtung ſchwinden. Das Einbauern der Weibchen vor der Hecke, etwa von Mitte Dezember ab, hat mancherlei Vorteile. Zunächſt kann man ſie auf ihre Geſundheit genau beobachten. 1. Der Kot gibt uns Aufſchluß über die Verdauung und veranlaßt uns evtl. zu zweckmäßigerer Fütterung oder ſonſt geeigneten Maßnahmen. Man ſieht, welche Tiere Futter zerbeißen, Rübſen ſchroten, welches Futter von dem einzelnen Tiere bevorzugt wird. 3. Man lernt die nervöſen und ſchreckhaften Tiere kennen und gewöhnt ſie zur Zutraulichkeit. 4. Durch die Einſchränkung des Fluges und die Placierung des Weibchens in der Nähe des Hahnes wird die Heck— reife begünſtigt und ein Anſammeln der Kräfte für die kleinere Einzelhecke raſcher vorbereitet. Wer in großen Flughecken züchtet, ſoll die Weibchen nicht einbauern. Wenn wir ſo auf alles achten, was der Körper zu ſeiner Exiſtenz naturnotwendig braucht, wenn wir allen Bedürfniſſen in hinreichendem Maße Rechnung tragen, wenn wir bei auf— tretenden Krankheiten die ſofortige Einzelhaft unſerer Weibchen anordnen und ſeparate Behandlung angedeihen laſſen, ſo werden ernſthafte, für den ganzen Heckbetrieb heilloſe Störungen nicht ausbrechen. Vorbeugung durch naturgemäße Pflege iſt des Züchters Pflicht. Vernachläſſigung der Weibchen rächt ſich bitter. Wer feine Pflicht aus Bequemlichkeit oder Sparſamkeit an den Tierchen verſäumt, wird bald Schiffbruch leiden. Wer geſunde Zuchtweibchen ſich erhalten will, merke ſich: Soll das Weibchen in deinem Heim Gedeihlich ſich entfalten, So lerne es in ſeinem Keim, Im Werden und Geſtalten. Dann pflege es mit Vorbedacht, Mit Lieb' und ohne „Knauſern“, Leicht überſteht es Winters Macht, Die Zucht und auch das Mauſern. 0 5 II. Die Ernährung der Kanarien. Jedes Geſchöpf benötigt zu ſeiner Exiſtenz der Nahrung. Die Beſchaffenheit und gedeihliche Entwicklung ſeines Organis⸗ mus iſt zum größten Teile bedingt durch die Nahrung. Die geregelte und naturgemäße Zuführung eines guten Lebensſtoffes fördert das Geſchöpf in feinem Werden. Übermäßige Ernäh⸗ rung ſtört den normalen Verlauf, ungenügende ſpärliche Nahrungsaufnahme führt zu einer Verkümmerung des Weſens. Die gedeihliche Entwickelung eines Geſchöpfes iſt von der Qualität des Nahrungsbodens abhängig. Enthält er nicht alle Stoffe, die das ſich entwickelnde Weſen zu ſeiner Entſtehung und Entfaltung braucht, jo tritt eine Anderung in der Geſtal— tung des werdenden Geſchöpfes ein, die im Laufe der Zeit unter dem Fortbeſtehen der gleichen Verhältniſſe äußere und innere Umformungen hervorruft, ja die weitere Exiſtenzfähigkeit des Geſchöpfes in Frage ſtellen kann. Die Ernährung der Kanarien iſt in die Hand der Kanarien⸗ züchter gelegt. Was Mutter Natur kraftſtrotzenden Wildlingen auf „Kanaria“ mit vollen Händen bietet, das muß der Kanarien⸗ züchter ſeinen Lieblingen in der Stube nach Möglichkeit auch erſetzen, will er nicht Gefahr laufen, einer Degeneration ent⸗ gegen zu ſteuern. Die Nahrung des Kanarienvogels muß vor allem Eiweis und Faſerſtoffe zur Muskel⸗ und Hautbildung, Kalkſtoffe (phosphorſauren Kalk), aus denen die Knochen- und Federkielmaſſe entſteht, und Fettſtoffe enthalten. Dieſe Nahrungs- beſtandteile werden durch die verſchiedenartigen Sämereien, gef Weichfutter und ſonſtige kleine Gaben dem Körper zu⸗ geführt. Unter den Sämereien nimmt der Rübſen die erſte Stelle ein. Er enthält Eiweis, Fett und Kalk, die drei notwendigſten Stoffe, weshalb bei purem Rübſen kein Vogel verhungert. Ein Überfreſſen, mit ſchweren Verdauungsſtörungen im Gefolge, iſt faſt gänzlich ausgeſchloſſen. Selbſtredend iſt die Beſchaffen⸗ heit des Rübſens ſtets zu unterſuchen. Der Sommerrübſen hat einen angenehmen, ſüßen Geſchmack und unterſcheidet ſich vom Winterrübſen durch ſeine hellere Färbung der Schale und ſeinen milderen Geſchmack. Winterrübſen iſt ein größeres Korn mit ſchwarzer oder dunkelſchwarzer Schalenfärbung. Sein Geſchmack iſt bitter, entbehrt des ſüßlichen Beigeſchmacks und iſt deshalb — 69 — den Vögeln nicht zuſagend, auch nicht bekömmlich. Der aus⸗ gereifte Sommerrübſen hat eine rötlich bis dunkelbraune Fär⸗ bung der Schale, während das Innere einen buttergelben, öligen Kern bildet, deſſen Genuß dem Vogel vorzüglich be— kommt, was ſich insbeſondere auch an der müheloſen, leichten Ausſcheidung des Kotes zeigt. Verſtopfungen ſind bei dem ölreichen Samen ſelten. Die größte Sorge des Züchters iſt es tatſächlich, einen guten Sommerrübſamen zu bekommen. Er läßt ſich ein Muſter ſchicken, probiert es — es iſt gut. Die Beſtellung erfolgt. Die erſte Sendung iſt auch gut, die zweite ſchlecht. Nun muß er wieder eine neue Quelle ſuchen, und ſo geht es weiter. Dieſer ſtete Futterwechſel iſt aber kein Vorteil für den Vogel; die regelmäßigen Funktionen der Verdauungsorgane erleiden eine Störung auf Koſten der körperlichen Entwicklung, denen es an den nötigen guten Erſatzſtoffen für die verbrauchten fehlt. Unter dem Rübſen finden wir leider öfter ſehr viel Hederich, kleine, runde, bräunliche Samen vom Achkerſenf, einem vielerorts vorkommenden Unkraut. Der Hederich iſt ſtark glänzend, der Sommerrübſen mattſchimmernd. Beim Sommerrübſen ſehen wir eine rinnenförmige Narbe, der Hederich iſt dagegen glatt— rund; Rübſen läßt ſich mit dem Daumen leicht zerdrücken; Hederich iſt härter, ſpringt weg. Sommerrübſen ſchmeckt nuß⸗ artig, Hederich beißend und bitter. Wer Rübfen kauft, verfuche ihn, rieche daran. Am feuchten Orte aufbewahrt, bilden ſich leicht Schimmelpilze, die einen muffigen, abſtoßenden Geruch geben; das Futter iſt dann ver- dorben und unbrauchbar. Wer ſich ein größeres Quantum Rübſen zulegt, bewahrt dieſes an einem luftigen Orte auf und möglichſt ſo, daß es frei liegt und öfters umgeſchüttelt werden kann, damit Staubteile verfliegen und ſchädliche Pilze nicht aufkommen können. Das Waſchen des Rübſens iſt nicht immer notwendig, beſonders wenn der Rübſen nicht ausgetrocknet iſt. Einjähriger Rübfen iſt weich und milde; er bedarf keiner Auffriſchung. Gelagerte Körner trocknen im Laufe der Jahre aus, ſie erhärten und bedürfen vor der Fütterung eines kurzen Anquellens. Zu dieſem Zwecke nehme man kaltes Waſſer — heißes Waſſer möchte ich nicht empfehlen — und ſchütte das tägliche Quantum hinein. Nach etwa fünf Winuten bringe man die eingeweichte Maſſe in ein Haarſieb unter beſtändigem Begießen mit reinem N Waſſer. Wo Waſſerleitung vorhanden, laſſe man den Strahl des Waſſers durch das Sieb mit Samen gehen. Dadurch wird die dem Rübſen anhaftende gefährliche Unreinlichkeit weg⸗ geſpült. Das Trocknen geſchieht am ſchnellſten im Haarſieb, das man etwas ſchräg ſtellt. Jungen Rübſen braucht man nicht einzuweichen. Zur Heckzeit empfehle ich folgendes von mir ausprobiertes Verfahren; unter das Eifutter menge man gewaſchenen Rübſen. Kein Körnchen bleibt übrig, falls der Rübſen mild und gut iſt. Die Jungen werden jo mit Rübſen reichlich gefüttert und wenn ſie ſelbſtändig zu freſſen beginnen, nehmen fie mit Vorliebe den Rübſen ein. Obgleich nun der gute Rübſen jo bekömmlich iſt, jo machen wir im allgemeinen die Erfahrung, daß ihn die Vögel oft dem anderen Futter nicht vorziehen. Wer von uns Men⸗ ſchen will ſich mit Waſſer und Brot allein zufrieden geben? Iſt uns die Wahl zwiſchen verſchiedenen Leckerſpeiſen gelaſſen, ſo greifen wir gewiß zu allerletzt nach dem Brot. Ebenſo macht es auch unſer Kanarienvogel. Ein wohlſchmeckendes Kernchen enthält der Kanarien— ſamen, im Züchtermunde „Glanz“ genannt. Die mattgelbe glänzende Schale iſt leicht löslich, der nußartig ſchmeckende Inhalt derſelben leicht verdaulich. Manche Züchter füttern nur Rübſen und Glanz und behaupten, daß bei dieſem Futter die Vögel nicht krank werden, d. h. keine Verdauungsſtörungen bekommen. Ich pflichte dem bei, doch möchte ich warnen, die Hähne allzureich mit Glanz zu füttern, da die Vögel hitzig werden und ihre Strophen in ſcharfen Klängen oft überlaut vortragen. Kanarienſamen darf nur in geruchloſem Zuſtande gegeben werden. Futter, das von Mäuſen und Katzen ver— unreinigt worden iſt, wirkt geradezu vergiftend. Der geſchälte Hafer enthält mehlige Subſtanzen, die von dem Wagen leicht verarbeitet und in den Gedärmen gut aufgenommen werden. Bei Durchfall leiſtet er oft heilende Dienſte. Man ſehe beim Kauf darauf, daß er nicht anders als mehlig riecht. Schimmel- und wurmſtichige Ware weiſe man zurück. Ich habe auch den Verſuch gemacht, ſtatt der großen Haferkörner „Hafergrütze“ zu verabreichen. Verſchiedene Erkrankungen meiner Vögel machten mich ſtutzig und ich gab die Hafergrützenfütterung wieder auf. Das geſunde ganze Korn kann ich jederzeit unterſuchen, aber Hafergrütze? — wer er weiß, was da alles zuſammengebrochen und vermengt worden iſt! Ich ziehe deshalb die ganze Haferfütterung vor. Die drei angeführten Futterſorten bilden die Hauptnahrung der Kanarien. Ein weiteres Futter iſt der Hanf. In grauer Schale liegt das ausgereifte, fettreiche, nahrhafte und ſüßlich ſchmeckende Kernchen. Sein Genuß iſt mageren Vögeln zweck— dienlich und kraftbringend; wohlgenährte Vögel werden leicht fett und dann faul im Geſange. In kleinen Mengen, die Schale etwas zerdrückt, kann man den Hähnen Hanf auf— tiſchen, für die er geſangsanregend wirkt. Den Weibchen gebe man über Winter dieſen Samen reichlich, beſonders wenn ſie kalt ſitzen. Hanf erzeugt Kraft, Fettanſatz und Wärme. Auch zur Heckzeit darf man kleine Mengen täglich zur Ätzung einſtellen. Leinſamen füttere ich nie. Seine abführende Wirkung empfiehlt ſeine Fütterung bei Verſtopfung, doch ſtehen uns ja andere Wittel zur Verfügung, welche die an Freßluſt und Kraftmangel leidenden Vögel bequemer und leichter einnehmen können. Salatſamen iſt ein teueres Futter. Er kann leicht ent— behrt werden. Seine Beſtandteile ſind ölhaltig und wirken auf die Verdauung abführend. Die Heiſerkeit beſeitigende Wirkung dieſes Samens kann ich nicht beſtätigen, obwohl ich in früheren Jahren bei heiſeren Vögeln meine Hoffnung auf Salatſamen ſetzte, leider aber ohne Erfolg. Die hartſchalige Hirſe mit ihrem mehlreichen Stärkegehalt iſt zur Ernährung des Vogels nicht nötig. Wird ſie aber ge— füttert, ſo ſollte ſie zuerſt in Milch oder Waſſer geweicht werden. Unter Wiſchfutter vermengt, wirft ſie der Vogel weg. Der blaue Mohnſamen iſt ein faſt nie verſagendes Mittel bei Durchfall unſerer Kanarien. Dieſe Krankheit erzeugt in den Gedärmen der Vögel krampfartiges, von Schmerzen be— gleitetes Drücken. Das kleine Olkernchen des Mohnſamens lindert und beſeitigt dieſe Schmerzen; eine Zeitlang verfüttert, reguliert es die Magen- und Darmtätigkeit und bringt den Verdauungsapparat wieder in ſein normales Gleiſe. Dabei iſt das Kernchen ſehr nahrhaft und fettbildend. Bei geſunder Ver— faſſung des Vogels kann es entbehrt werden. Ich betrachte dieſen Samen nur als ein vorbeugendes und heilendes Arznei— mittel, das man ab und zu dem Eifutter beimengen ſollte. N Außer dem Körnerfutter erhalten unſere Kanarien eimeiß- und fetthaltige Hühnereier, vermengt mit verſchiedenen Stoffen, enthaltend Kohlenhydrate, Fett, phosphorſauren Kalk, Zucker, Eiſenteile, Salze u. dergl. Es iſt darauf zu achten, daß das Hühnerei gut, friſch und nicht ſchon in zerſetztem, faulem Zu⸗ ſtande gerieben wird. Solch ein giftiges Futter iſt ſehr gefähr- lich. Es iſt ja ärgerlich, wenn man ein teures Ei gekauft hat und findet es beim Gebrauche verdorben. Man werfe es aber doch lieber weg. Das hartgeſottene Hühnerei reibe man auf einem feinen Reibeiſen oder drücke es durch eine Eierſpritze und menge dem Gereibſel Zwieback, Weckmehl oder gut aus⸗ getrocknetes Weißbrot bei. Schwarzbrot iſt wegen ſeiner ſchweren Verdaulichkeit und ſeines großen Hefezuſatzes nicht zu empfehlen. Wan feuchte die hartgetrockneten Beigaben nicht an, ſondern zerdrücke ſie mit dem Ei, ſodaß beide Teile innig ſich vereinen. Die Feuchtigkeit des Eies iſt vollkommen hin⸗ reichend. Die geknetete Maſſe wird nun auf einem Hackbrett mit einem Meſſer fein durchgehäckelt, bis eine feinflockige Maſſe vor uns liegt. — Als Beigabe zum Ei eignen ſich auch die verſchiedenen Hafermehle (Knorr, Neſtle etc). Sie enthalten viele wichtige Nährſalze und Wineralſtoffe, die dem Aufbau des Vogelkörpers vorteilhaft zugute kommen, doch dürfte dieſes Mehl als Vogelfutter etwas teuer ſein; aber was tut man nicht, um ſeine Vögel geſund und ſtark zu erhalten. Feiner Gries iſt auch eine nahrhafte Beigabe, doch ſoll er nicht allein zur Miſchung verwendet werden, da ſonſt die zu verfütternde Maſſe zu ſchwer verdaulich wird. Die Zubereitung des Eifutters erfordert eine große Auf— merkſamkeit und auch Zeit, deshalb füttern manche Züchter das ſogenannte Eibiskuit, ein aus verſchiedenen Subſtanzen zuſammengeſtelltes Gebäck, das als Erſatz für Eifutter dienen ſoll. Wir haben ſehr viele und ſehr gute ſolcher Präparate im Handel. Wer mit Eierbrot oder Bishuit füttern will, der probiere und gewöhne ſeine Vögel im Herbſte ſchon an dieſes Futter. Eifutter iſt am billigſten, erfordert allerdings auch mehr Arbeit bei der Zubereitung. Das Anfeuchten des Bishuits iſt eine Sache, die man ausprobieren muß. Iſt zu wenig Waſſer dabei, ſo reizt das Futter nicht zur Aufnahme; iſt zu viel Waſſer dabei, ſo führt das Futter ab. Wer Eierbiskuit füttert, achte darauf, daß es nicht gar zu alt iſt; auch ſchaue man nicht auf Billigkeit, denn ſoll das Biskuit vollwertig ſein, ſo kann es bei den heutigen teueren Verhältniſſen nicht billig ſein, oder aber — es iſt minderwertig. Auch geräucherter Speck wird unſern Kanarien ge— reicht. Er liefert hauptſächlich Fett und Salze, die dem Vogel— körper namentlich zur Winterzeit — Fett erzeugt Wärme — ſehr gut bekommen. Notwendig iſt die Speckfütterung nicht. Weitere Futtermittel ſtehen uns in dem ſogenannten „Grünfutter“, der Vogelmiere, auch Gänſekraut genannt, zur Verfügung. Dieſe Pflanze iſt ein überall, beſonders in Kartoffeläckern wachſendes Unkraut; ferner die zarten Blätter des Löwenzahns, die weichen Herzblätter des Kopf— ſalats, Spinatblätter, die halbreifen Fruchtſtengel vom Breit— wegerich. Alle dieſe Pflanzen enthalten blutreinigende, knochenbildende Eiweiß-, Kaſein⸗, Fett⸗ und Blutfaſerſtoffe. Be⸗ ſonders eiſenhaltig iſt der Spinat, deſſen Blätter gemahlen als Blattpulver im Handel erſcheinen (Vegetabilin); reich an eiſen— haltigen Nährſalzen iſt das Blatt des Löwenzahns. Man mag über die Grünfütterung denken, wie man will, das eine ſteht feſt: Die mäßige Verabreichung dieſer Stoffe iſt dem Wachstum der Vögel durch ſeine den Stoffwechſel fördernde Wirkung ſehr zweckdienlich und bei Verſtopfungen ein vorzügliches, Erfriſchung dringendes Abführmittel. Unvernünftige Darbietung dieſer Futterſtoffe in zu großer Menge, in halbwelkem, gefrorenem, gährendem, ungereinigtem Zuſtande, kann dem Vogel ſehr ſchädlich ſein und zu Ruhr, Darmfäulnis, Durchfall u. dgl. führen. f Auch ſüße Früchte, wie Apfel, Feigen und Datteln werden von unſern Kanarien gern gefreſſen. Birnen führen gar zu ſehr ab. Zucker und ſonſtige Leckereien find zur Er- nährung der Vögel nicht notwendig. Einen ſehr wichtigen Beſtandteil in der Ernährung bilden die Salze, genannt Nährſalze. Obwohl unſere Pflanzen, Körner und die ſonſtigen Futtermittel dieſe eminent wichtigen Nährſalze in gewiſſen Mengen enthalten, ſo ſollen nach viel— ſachen Angaben Sachverſtändiger unſere Gewächſe heutzutage nährſalzarm ſein. Als Urſache wird die übermäßige Ausnützung des Bodens durch allzugroße Wegnahme von Nährſalzen und ungenügende Zufuhr Nährſalz enthaltender und bildender Stoffe bezeichnet. Unter dieſer Nährſalzarmut des Bodens muß dann auch die demſelben entſtammende Frucht, alſo auch das Tier, Das dieſe Frucht genießt, leiden. Unter dieſer Vorausſetzung iſt man beſtrebt, dem Futter Nährſalze zuzuführen. So kann man z. B. dem Eifutter Nährſalze beimengen, doch nicht zuviel, da ſonſt ſtarke Abfuhr des Darminhalts zu befürchten iſt. Alſo Vorſicht! Verſuche mit Ameiſeneiern habe ich noch nicht an— geſtellt; doch ſollen auch ſie zur Fütterung ſehr empfehlenswert ſein. Herr Dr. Wolf- Maikammer ſchrieb mir gelegentlich einmal: Mit Ameiſeneiern, Heidelbeeren, geſalzenem Speck und Spinatfütterung fliegen die Jungen nach 14 Tagen aus. Endlich geben wir unſern Vögeln erdige Beſtandteile von Ossa sepiae und Sand. Die Aufnahme beider Stoffe er- folgt leidenſchaftlich gern. Um die Kalkfchalen ſtreiten ſich die Vögel förmlich. Sie picken feine Teilchen ab und leiten ſie in den Magen, wo ſie beim Zerkleinern des Mageninhalts mitwirken. Außerdem werden die in ihnen enthaltenen feder- und knochenbildenden Subſtanzen ins Blut aufgenommen und dem Körper zugeführt. Dasſelbe iſt vom Sand zu ſagen. Ich denke hierbei aber nur an den reinen, trockenen, feinen Fluß- ſand (Rheinſand z. B.). Der rote oder weiße Sand aus Sand— ſteinbrüchen iſt nicht zu empfehlen, da er meiſt einen muffigen Geruch hat und daher die Verdauung nicht fördern kann. Auch das Trin kwaſſer gehört zu den Nahrungsſtoffen, die täglich friſch gegeben werden müſſen. Abgekochtes und. wieder erkaltetes Waſſer iſt dem Magen ſehr zuträglich. Eis⸗ kaltes Waſſer, beſonders im Winter verabreicht, kann des. Vogels Tod ſein. Wenn wir nun die Speiſekarte für unſere Kanarien rück⸗ blickend überſchauen, ſo müſſen wir eingeſtehen, daß ſie eine recht reichhaltige und mannigfaltige ſein kann. Wir ſind in der Lage, dem Vogel gleichgute Futterſtoffe bieten zu können, die ihm in der Freiheit zur kraftvollen Entwickelung jeines- Körpers zur Verfügung ſtehen, wenn wir dann auch weiterhin bemüht ſind, für reine Luft, Licht und nötige Wärme Sorge zu tragen. Eine zweckmäßige Einrichtung. A—B, ein Längsſtab von 2 em Dicke im Quadrat, trägt die feſten Zapfen D (10 em Länge, 2 em Dicke im Quadrat.) Im erſten und letzten Zapfen ſind zwei Holzſchrauben mit Ringen (G) eingeſchraubt, durch welche die Sitzſtange E—F geſtecht wird. Die beiden Haken 0 dienen zum Aufhängen. der Einrichtung und die Spitze H verhindert durch ihre Be— ſeſtigung in der Heckrückwand das Schaukeln der Sitzſtange. Die Zapfen D ſtehen 5 cm voneinander entfernt. Durch dieſe Einrichtung wird großen Übelſtänden abgeholfen. Die Unſitte mancher Weibchen, an dem Gefieder ihrer Nachbarn herumzubeißen und Federn auszurupfen wird dadurch abgeſtellt. Das Gefieder bleibt glatt und ſchlank; es gibt keine Blut- verluſte und der Körper wird nicht zu außergewöhnlicher Zeit zur Federbildung genötigt, kann alſo ſeine Stoffe zum Aufbau anderer Körperteile und zur Aufſpeicherung von Kraft ver— wenden. Die Vögel, namentlich die Weibchen, kommen leichter und raſcher durch die Mauſer, weil die Beißerei eingeſchränkt und jedes ruhebedürftige Weibchen, auch das kränkliche, ein. ſtilles Plätzchen findet. Auch in der Flughecke der Hähne iſt dieſe Einrichtung wertvoll. Außer den bereits angeführten Vorteilen, bietet ſie dem Geſang übenden Junghahn ein Plätzchen, auf dem er von Altersgenoſſen nicht geſtört wird. Der Junghahn gewöhnt ſich dadurch an längere Übungen und kann dem Vortrag des Vorſängers aufmerkſamer lauſchen. Dieſe Vorteile empfehlen die Einrichtung, die ſich jeder Züchter ſelbſt machen kann. III. Legeorgane. Eierſtock und Eileiter ſind die Organe der Weibchen zur Fortpflanzung. Der Eierſtock hat das Ausſehen eines „Traubenklotzes“ und beſteht bei fortpflanzungsfähigen Weibchen SER aus einer Anzahl ungleich entwickelter, beerchenförmiger Eidotter, von denen zu einem Gelege periodiſch drei, vier, fünf ſeltener ſechs Stück abgeſtoßen werden. Wiſſenſchaftliche Unterſuchungen haben feſtgeſtellt, daß bei ausgewachſenen Weibchen die Eier- ſtöcke zu beiden Seiten der Wirbelſäule liegen. Merk⸗ würdigerweiſe iſt jener auf der rechten Seite mehr oder weniger verkümmert, ſo daß für die Fortpflanzung eigentlich nur der linksſeitige Eierſtock vollkommen leiſtungsfähig bleibt. Der Eileiter, eine darmartige Röhre, erweitert ſich zur Paarungszeit und verſtärkt ſich in ſeinen häutigen Wandungen. Er liegt auf der linken Seite der Bauchhöhle, ſchließt unmittel- bar mit dem oberen (inneren), trichterartig erweiterten Ende an den Eierſtock an. Iſt eine Dotterkugel in den Eileiter gelangt, ſo wird ſie hier von vielen konzentriſchen Schichten von Eiweiß eingehüllt, welches aus den vielen Eiweißdrüſen der faltenreichen Wandungen ausgeſchieden wird. Auf ſeiner Wanderung ge— langt nun das Ei in den unteren Teil des Eileiters, den ſchlaff⸗ 5 Eihalter. Hier erhält das Ei Schalenhaut und Schale. Das Ei. Längsſchnitt durch ein unbebrütetes Ei. (Nach Allen Thomſon-Balfour aus Claus⸗Grobben.) 1 gelber Dotter, 2 weißer Dotter, 3 Hagelſchnüre, 4 Keimſcheibe, 5 äußere Dotterhaut, 6 Eiwei a 7 Luftkammer, 8 Schalenhaut, 9 ale. „ Wie die Abbildung zeigt, iſt das Ei eine wunderbar zu— ſammengeſetzte Maſſe. Die Dotterkugel bildet die Eizelle. In dem Eigelb liegen dünne Schichten weißlichen Eidotters, der in der Mitte breiter und dicker wird und wie ein kolbenför⸗ miger Zapfen in den Mittelpunkt hineinreicht. Über dieſem weißen Dotter liegt die Keimſcheibe mit dem Kern, auch Hahnen⸗ tritt genannt. Mit dem Augenblick der Befruchtung, welche am Eierſtock ſtattfindet, beginnt ſchon die Umwandlung zur Keimſcheibe, ſo daß man den männlichen Begattungsſtoff in der Keimſcheibe nicht mehr unterſcheiden kann. Das Eiweiß liegt in drei Schichten über dem Dotter und iſt nach dem ſpitzen Ende kegelförmig zugeſpitzt nach dem dicken Ende des Eies kegelförmig und abgeſtumpft. Die beiden Hagel⸗ ſchnüre ſind die Fortſetzung der inneren Eiweißſchicht. In der Mitte liegt eine dichte Eiweißſchicht von milchiger Beſchaffenheit und trüber Farbe. Die äußere Eiweißſchicht iſt ſehr flüſſig. Über dieſem Eiweiß liegt eine doppelte Schalenhaut mit vielen verzweigten Faſern. Am ſtumpfen Ende teilt ſich die Schalen- haut und bildet eine linſenförmige Luftkammer. Die Wandungsdrüſen des Eihalters ſondern eine zähflüſſige, Kalk, Eiſen und Schwefel enthaltende Maſſe ab, welche ſich um die Schalenhaut lagert und zur harten Eierſchale erſtarrt. Das poröſe Gefüge der Eiſchale geſtattet den Zutritt der äußeren Luft zum atmenden Lebeweſen (Embryo) im Ei. Eine Ver⸗ ſtopfung der Poren bringt dem Embryo den Erſtickungstod. Die Eiſchale iſt an den Längsſeiten am dünnſten, wird gegen das ſtumpfe Ende dicker und hat beim ſpitzen Ende ihre größte Stärke. Die Farbe der Eierſchalen iſt verſchieden und ſollen nach „Kruckenberg“ zwei Stoffe die Farben bilden: Eirot und Eiblau. Beide können einzeln oder vermiſcht bei einer Eier⸗ ſchale auftreten. Beim normalen Verlaufe des Eierlegens kommt das Ei mit dem ſtumpfen Ende zuerſt aus dem Eileiter heraus. Schalenloſe Eier entſtehen durch Mangel an kalkhaltigen Stoffen oder durch Erkrankungen der im Eileiter liegenden, die Schalenmaſſen abſondernden Wandungsdrüſen. Die Entwickelung des Embryo im Ei. Die Entwickelung der Eifrucht bedingt eine Wärme von 37,5—40° C., die von der Bruſt des Weibchens erzeugt wird. Durch die Befruchtung hat ſich die erſte Verwandlung in der Be 78 — Keimſcheibe vollzogen. Durch die Wärmewirkung findet ſie ihre Fortſetzung und entſteht zunächſt ein Blutgefäßzentrum, das Herz des Lebeweſens; alsdann bilden ſich Kopf, Augen, Wirbelſäule, Unterleib, Magen, Gedärme, Hirngefäße, Schnabel, Flügeln, Füße, Leber. Natürlich ſind die Körperteile im An⸗ fangsſtadium noch ſehr unvollkommen und entwickeln ſich durch fortgeſetzte Neubildung und Umbildung von Zellen im Laufe der Bebrütung, wozu die im Ei enthaltenen Bildungs- und Nahrungsſtoffe verbraucht werden. Durch die hohe Wärme verliert die Eiſchale an Feſtigkeit und wenn das neue Geſchöpf vollkommen ausgewachſen iſt, ſprengt es die Hülle. Klare Gelege. Im unbefruchteten Ei entwickelt ſich kein Lebeweſen und man nennt ſolche Eier klare oder Schiereier. Die Urſachen für klare Gelege ſind in verſchiedenen äußeren und inneren Umſtänden der Zuchttiere uſw. zu ſuchen und zwar in: 1. allzujtarker Abneigung des einen oder andern Teiles (das Weibchen läßt ſich trotz aller Anſtrengungen des Hahnes nicht begatten oder der Hahn begattet das Weib— chen nicht; dieſe zwei Möglichkeiten treffen meiſt beim erſten Gelege zu); 2. ungenügender Flugfertigkeit oder übermäßiger Erregung des Hahnes; 3. zu kaltem Heckraume, wodurch die Lebensfähigkeit und Beweglichkeit des männlichen Samens vorzeitigſt (vielleicht ſchon bei der Einſpritzung) erſtirbt; 4. allzuſtarker Befiederung der Weibchen um die Kloake (After) herum, wodurch der männliche Samen nicht weit genug eingeführt werden kann; . boraufgegangener dauernd ſchwacher Fütterung (Unter— ernährung, Verkümmeruug des Eierſtockes oder in plötzlich einſetzender Überfütterung vor Heckbeginn); 6. ungenügender Heckreife des Hahnes; 7. allzuenger Beſchaffenheit des Eileiters, wodurch der männ⸗ liche Samen nicht zum Eidotter gelangen konnte; 8. Zeugungsunfähigkeit beim Hahn und Empfängnislojigkeit beim Weibchen (Degeneration, Inzuchtsprodukte). i O Se Das Abſterben der Jungen im Ei. Einen Stillſtand in der Entwickelung des Embryo bildet deſſen Abſterben im Ei. Die Urſachen dafür können teils in äußeren Einflüſſen liegen, teils auf innere Mängel zurückgeführt werden. AR 2 — des rien und Heftige Erſchütterungen zerreißen die feinen Blutgefäße, der Embryo ſtirbt ab. Beſchädigte Stellen (Eindrücke, Riſſe oder Löcher) an der Eierſchale bewirken ein raſches Ausdünſten und Verhärten des Ei⸗Inhaltes, wodurch der Embryo wegen Nahrungs- mangel abſtirbt. „Unreine, mit Kot beſchmutzte Eier verhindern der Luft— austauſch, der Embryo erſtickt. Schwüle, unreine, verbrauchte Luſt iſt arm an Sauerſtoff, dem Lebensſtoffe des Embryo, er ſtirbt ab. . Bei allzuniedriger Temperatur im Heckzimmer erkalten die warmen Eier während der Futteraufnahme des Weib— chens raſch, die Entwickelung des Embryo wird verzögert und hört allmählich auf. Längeres Fernbleiben des Weibchens vom Neſt (z. B. über Nacht) bringt den Embryo zum Erkalten und Abſterben. Läſſig brütende Weibchen erzeugen keine dauernde, ge— nügende Brutwärme, die Entwickelung ſchreitet abnorm langſam voran und ſtellt ſich früher oder ſpäter ganz ein. . Die ſchwache Keimfähigkeit bringt eine langſame Ent- wickelung. Der Embryo ſtirbt mangels genügender Lebens— energie ab. Der Mangel an genügendem Rahrungsſtoff im Ei bringt den faſt vollſtändig entwickelten Embryo in Gefahr. Ungenügend vorgebildeter Nahrungsſtoff reicht zu dauern— der, normaler Entwickelung des Embryo nicht aus, er ſtirbt ab. Derkrüppelungen. Verkrüppelungen der Beine, Füße, Flügel, Wirbelſäule und Bruſtbeines find Erſcheinungen, die bei den jungen Kana⸗ als Neſthocker auftreten. Die Urſachen ſind in äußeren inneren Umſtänden zu ſuchen. 1. DD =] EEE Äußere Urſachen: Verwickelungen der Jungen mit ihren Beinchen in allzu⸗ lang geſchnittener Charpie: Verwickelungen und Verdrehungen der Beine, hervor- gerufen durch ein vom Züchter ſchlecht erneuertes Neſt. In ſeinem Beſtreben, dem friſchen Neſte eine gute Run⸗ dung, paſſende Tiefe und Glätte zu geben, dreht ſich das Weibchen oftmals im Kreiſe und verwickelt ſo die Jungen in die Fäden. Werden die Jungen nicht rechtzeitig aus ihren „Feſſeln“ befreit, dann verkrüppeln die Beine und Zehen, d. h. ſie werden je nach dem Grade der Feſſelung krumm und krümmer. In einer zu flachen Neſtmulde ſitzt das Weibchen zu feſt auf den Jungen und erdrückt die Hüftgelenke, ſo daß ſich Unterſchenkel und Füßchen nach oben richten und in dieſer Richtung verwachſen. . Zit die Neſtmulde zu weit und mit nur 1—2 Jungen beſetzt, ſo ſpreizen dieſe ihre Beinchen weit auseinander. Sie haben keinen Widerhalt an den Reſtwänden, können dem Drucke von oben durch die Mutter keinen Wider⸗ ſtand entgegen ſtellen. Das auf dem Neſtboden flach aufliegende Bruſtbein wird eingedrückt, wohei gleichzeitig auch die Beine nach oben und außen verkrüppeln. Man verenge und vertiefe das Neſt und lege ein Schierei als Schutzmittel gegen Druck und als Stütze für die Jungen ein. Die Neſtmulde iſt zuweilen zu eng für 4—5 Jungen; die Beine werden einwärts gedrückt, nicht ſelten tritt eine Rückgratsverkrümmung ein. Eine Erweiterung der Neſt⸗ mulde iſt in dieſem Falle notwendig. Oft überraſcht man ein Weibchen gleich nach der Atzung, zu welcher Zeit die Jungen auch entleeren. Das Weibchen drückt ſich ſchnell auf die Jungen, welche in dieſem Augen⸗ blick ihre Beine hochgeſtellt haben, und knickt ſo die weichen Oberſchenkel, welche dann verkrüppeln. Zu frühes oder ungeſchicktes Anlegen der Fußringe können auch die Urſache von Beinverkrüppelungen ſein. Als innere Urſachen von Gliederverkrüppelungen kommt Unterernährung der Zuchtweibchen als Folge fortgeſetzt be⸗ triebener Inzucht oder ſchwacher ungenügender Fütterung in El Betracht. Die Schwächen vererben fich und äußern fich in Ent⸗ zündungen der Hüftgelenke, die anfänglich rot, ſpäter weiß⸗gelblich (eiterig) unterlaufen find. Die Entwickelung und Kräftigung der Beine iſt ſchmerzhaft geſtört, der Oberkörper wird ſchwerer, die Beinchen bleiben ſchwach, ſie entkräften und verkrüppeln. Vererbte Unterernährung kann durch Zugabe kalkhaltiger Stoffe, wie kohlenſaurer und phosphorſaurer Kalk, Vegetabilin F einigermaßen ausgeglichen werden. Ossa sepia ehle nie. Krüppel groß zu ziehen, lohnt ſich nicht; denn krüppelhafte Weibchen taugen nichts zur Fortzucht und krüppelhafte Hähne ſind Bi zu hecken, noch zu verkaufen. Krüppel tötet man am beſten. IV. Allerlei Krankheiten und ihre Heilung. Pfleg' mich gut und halt' mich rein, So werd' ich dir immer recht dankbar ſein! Trotz aller Sorgſamkeit und zweckmäßiger Pflege kann ein Kanarienvogel auch einmal krank werden. Je nach dem Grade der Erkrankung iſt eine Heilung von mehr oder weniger Erfolg. Die Krankheiten erſtrecken ſich im allgemeinen auf Störungen innerer Organe und auf Stellen und Glieder am äußeren Körper. Innere Krankheiten finden wir am häufigſten bei den Verdauungs⸗ und Atmungsorganen. > J. Innere Krankheiten. Krankheiten der Verdauungsorgane. Nachſtehende Abbildung gibt einen Blick auf die Ver⸗ dauungsorgane, die bei einer Erkrankung am Hinterleib des Vogels merklich ſichtbar hervortreten; beim gefunden Vogel iſt jedoch vom Leibesinnern äußerlich nichts zu ſehen. 6 RE Bei jeder Krankheit muß aus den Äußerungen des Er- krankten die Urſache ergründet und dementſprechend das Heil mittel angewendet werden. Brustmuskel Luffröhre ALT SG 5; | We Herz 55 1-18 E -Umker leber. 5 Lappen — — Bauchspercheldrüse Der Durchfall. Krankheitserſcheinungen: Schleimige, wäſſerige, weiß— liche, gelbgrüne, oftmalige Entleerung; klebrige Afterfedern, entzündeter After, roter Streifen auf dem Hinterleib, herab⸗ hängende Flügel, ſchläfrige Haltung, trüber Blick, Ab⸗ neigung gegen Rübſen, Schroten des Rübſens. Urſſſachen: Schlechtes Körnerfutter, zu naſſes Ei- oder Biskuit- futter, übermäßiger Genuß von Süßfrüchten und Grün- futter, kaltes Trinkwaſſer, Erkältung. Heilmittel: Schwarzer Kaffee ſtatt des Trinkwaſſers — ab- gekochtes Trinkwaſſer — Miſchfutter — blauer Mohn — Entziehung von Ei- oder Biskuitfutter. EB EN Homödopatie*): Bei Fehlern in der Futter⸗ und Waſſer⸗ aufnahme Arſenik; bei Erkältungen Chamomilla; bei Farbenwechſel des Kotes Pulſatilla. Typhoid. Tuyphoid iſt als Kanarienſeuche die gefährlichſte aller Rrank- heiten, weil ſie oft die Beſtände der Züchtereien vernichtet. Krankheitserſcheinungen: Kot: flüſſig, weiß, kalk⸗ N artig, mit Blut vermiſcht und unangenehm riechend; Ent— leerung: ſchmerzhaft unter beſtändigem Wippen; Unter- leib: ſtark aufgetrieben und rot entzündet; Verhalten: Fieber, Aufbauſchen des Gefieders und Schläfrigkeit, große Mattigkeit, Aufſperren des Schnabels und Hervorſtrecken der Zunge, trotz Neigung zur Futteraufnahme jtarke Ab— magerung (ſpitze Bruſt). Urſachen: Schlechtes Futter, kaltes Trink⸗ oder Badewaſſer, zuviel Grünfutter, Unreinlichkeit im Käfig, Einſchleppung und Anſteckung. Heilmittel: Abſonderung des Erkrankten, Glanz und Hafer, blauer Mohn, abgekochtes Trinkwaſſer, ſchwarzer Kaffee, Reinlichkeit. Homöopathie: Akonit gegen Fieber — morgens Nux vomica, mittags Arſenik⸗Sulfur. Brand, Ruhr, Anterleibsentzündung. Dieſe Krankheiten haben ihren Sitz in den Schleimhäuten der Gedärme und äußern ſich in ſtarken Entzündungen der Darmſchleimhäute, ſowie Darmfäulnis. Krankheitserſcheinungen: Kot: ſchwärzlich-grün bis ſchwarz, wäſſerig und trocken, bei der Entleerung Wippen mit dem After; Unterleib: rot aufgedunſen und ) Die homöopathiſchen Arzneimittel können in der „Hombopathi⸗ ſchen Zentral⸗Apotheke“ Leipzig, Inh. Dr. Willmar Schwabe, in Streu⸗ kugelpotenzen bezogen werden (die Kanarienapotheke). Man löſe jedes⸗ mal 3 Kügelchen in einem Waſſergläschen des Vogelbauers und ſetze das Waſſer zweimal täglich erneut vor. Gebrauchsanweiſung liegt der Kanarienapotheke bei. 6 * glänzend; Verhalten: Mattigkeit, ſchlaftrunken (ſteckt den Kopf ſtets unter die Flügel), Appetitloſigkeit, Wühlen im Futter ohne Futteraufnahme. Urſachen: Unverdauliches, ſchlechtes Futter, vernachläſſigte Fütterung, wodurch die Schleimhäute der Darmkanäle entzündet werden und in Fäulnis übergehen, Erkältung. Heilmittel: Abſonderung des Kranken — Entziehung von Rübſen — Verabreichung von Hafer⸗, Glanz- und Mohn⸗ fütterung — Temperatur von + 250 C. — 5—6 Tropfen Rhabarber ins abgekochte Trinkwaſſer, in heißem Waſſer aufgelöſte und wieder erkaltete Hafergrütze ſtatt Trinkwaſſer — Kakao — ſchwarzer Kaffee. Homöopathie: Akonit gegen Fieber, Nux vomica in ver⸗ dünntem Haferſchleim, darauf in halbtägigem Wechſel Merkur und Arſenik in Haferſchleim aufgelöſt. Sulfur, wenn die Krankheit ſich gebeſſert hat. Freßſucht. Krankheitserſcheinungen: Kot: große, weiche, grau— ſchwarze „Würſtchen“; Entleerung: langſam; Unter- leib: meiſt entzündet, nicht jo ſtark aufgetrieben; Ver⸗ halten: fortgeſetztes Freſſen und Picken im Futternapfe, Schroten des Rübſens, Mattigkeit, Herabhängen der Flügel, aufgebauſchtes Gefieder, ſpitze Bruſt und Abmagerung. i Urſachen: Schlechtes Futter, übermäßiger Genuß von Eifutter und Biskuit, Unterernährung als Neſtling, erbliche Be- laſtung, Überhandnehmen der Milben, zu frühes Weg- nehmen der noch unſelbſtändigen Jungen von der Mutter. Heilmittel: Semmel in Milch aufgeweicht, als Erſatz für Eifutter — Hafer, Glanz und gequetſchter Hanf — Ent⸗ ziehung von Rübſen — Milbenbekämpfung. Homöopathie: Nux vomica in täglichem Wechſel mit Sulfur. Verſtopfung. Krankheitserſcheinungen: Kot: trocken; Entleerung: ſchwierig und langſam, häufiger Drang zur Entleerung mit nur teilweiſer Ausſcheidung, Wippen mit dem Hinter⸗ re leib. Unterleib: nicht immer angeſchwollen; Verhalten: Aufbauſchen des Gefieders, Appetitloſigkeit, Trägheit. Urſachen: Genuß öl- und fettarmer, alter ausgedörrter Körner, Mangel an Weichfutter, zuviel Mohnſamen. Heilmittel: reifer Apfel — Salat — Spinat — in Rizinus- öl angefettete Rübſenkörner. Homöopathie: Nux vomica und Sulfur. Schweißſucht. Krankheitserſcheinungen: Schweißſucht iſt eine Ver⸗ dauungsſtörung, welche die Weibchen während der Auf- zucht der Jungen befällt. Sie tragen den wäſſerigen Kot nicht vom Neſte, beſchmutzen beim Bedecken der Jungen ihr eigenes Kleid und auch die Flaumhaare der Neſtlinge. Dieſe beiderſeitige Beklebung führte zu der irrtümlichen Annahme, als würden die Vögel ſchwitzen. Urſachen: Erkältung, verdorbenes Futter (ſaueres oder zu naſſes Eifutter), übermäßiger Eifuttergenuß. Heilmittel: Gutes Futter, viel Mohn und Trinkwaſſer, Salz⸗ waſſerbad des Weibchens, Neſterneuerung — Verteilung der Jungen in andere Neſter und Ruhe für das Weibchen. Homöopathie: Bei Erkältung Chamomilla, bei Futterfehler Pulſatilla. Krankheiten der Atmungsorgane. Heiſerkeit. Krankheitserſcheinungen: Die Heiſerkeit kann plötzlich oder allmählich eintreten und ebenſo raſch oder überhaupt nicht mehr verſchwinden. Der ſchwache, mühevolle, un⸗ klare Geſang, ſtrengt die erkrankten Stimmorgane ſo an, daß ſie mit der Zeit nicht mehr tonerzeugungsfähig ſind. Huſten, Schnabelaufſperren mit Schluckbewegungen deuten auf das Vorhandenſein von Kehlkopfwürmern. Urſachen: Entweder vorübergehende Heiſerkeit, infolge an⸗ ſtrengenden Singens, Erkältung durch Zugluft, Waſſer oder Temperaturwechſel, (akute Heiſerkeit), 35 oder Anſteckung durch Spaltpilze, erbliche Belaſtung, Kehlkopfmißbildung Kehlkopfſchwäche), Kehlkopfwürmer, (chroniſche Heiſerkeit). Heilmittel: 1. Bei vorübergehender Heiſerkeit: weißer Kandiszucker oder Honig in Kamillentee aufgelöſt, Aufenthalt in dampfreichem Raume (Küche). 2. Bei chroniſcher Heiſerkeit: Pfefferminztee in ab⸗ gekochtem Trinkwaſſer, Holzeſſigdämpfe, Teerdämpfe. Homöopathie: Phosphor in täglichem Wechſel mit Bella⸗ donna. Chroniſche Heiſerkeit iſt meiſt unheilbar. Luftröhrenkatarrh und Schnupfen. Krankheitserſcheinung: Schmatzen, raſches Atmen, Fieber, Huſten, Nießen, ſchleimiger Naſenausfluß. | Urſachen: Zugluft, Erkältung durch Trinkwaſſer, Temperatur- wechſel, ſchlechte Luft. Heilmittel: Wärme, Einatmen von Waſſerdämpfen, Naſen⸗ löcher mit Salzwaſſer reinigen. | Homöopathie: Akonit gegen Fieber, Bryonia bei Atemnot, Phosphor beim Röcheln, Belledonna beim Schmatzen und Huſten; bei Schnupfen Pulſatilla in täglichem Wechſel mit Sulfur oder Akonit in täglichem Wechſel mit Merkur oder Pulſatilla. Diphtheritis (Kropp). Sehr gefährlich, weil anſteckend und epidemiſch auftretend. Krankheitserſcheinungen: Atemnot, ſchweres Atmen mit Offnen und Schließen des Schnabels; Schleimabſonderungen aus Naſe und Schnabel beim Huſten, Nieſen oder Kopf- ſchütteln, Kot: wäſſerig, fieberhaftes Aufbauſchen, Schüttel⸗ froſt, trübe Augen, matte Bewegungen. Urſachen: Zugluft, Anſteckung durch Spaltpilze, Temperatur⸗ wetchſel. Heilmittel: Abſonderung des Vogels von den andern, Ver— brennung des Kotes, Brühen des Käfigs in heißem Waſſer, Auspinſelung der Naſen- und Rachenhöhlung mit lauem Salzwaſſer, Teerdämpfe. Homöopathie: Akonit mit Merkur in halbtäglichem Wechſel. Ze Schwindſucht. Kehlkopfſchwindſucht und Lungenſchwindſucht ſind einer erfolgreichen Behandlung nicht wert. Abgeſehen von dem aus— ſichtsloſen Erfolge durch allerlei Heilmittel dem Kranken Lin- derung zu bringen, iſt die Anſteckungsgefahr ſehr groß. Schwind⸗ ſüchtige töte man. Starker Huſten, Heiſerkeit, Schmatzen, haſtiges kurzes Atmen mit pfeifendem Röcheln, Abmagerung bei haſtiger Freßſucht, ſpitze Bruſt ſind die Symptome der Schwindſucht. Lungenentzündung. Krankheitserſcheinung: Schmatzen, Keuchen, Atembehin- derung, Fieber, Schnabelſperre, Futterabneigung. Urſache: Erkältung durch Temperaturwechſel, Trink- oder Badewaſſer. Heilmittel: Feuchte Wärme (in der Küche), friſche Luft, ab— gekochtes Waſſer und Kamillentee, Waſſerdämpfe. Homöopathie: In täglichem Wechſel Akonit mit Phosphor. Blutarmut. Krankheitserſcheinungen: blaſſe Beinfarbe, weißblaſſes Gefieder, matter Blick, dünne Beine, abzehrendes Ausſehen. Urſache: Erbliche Belaſtung, ſpärliche Aufzucht, fortgeſetzte In⸗ zucht, ſchwache unzweckmäßige Fütterung, kalte Räume, viele Milben. Heilmittel: Kräftige Koſt, friſche Luft, Sonne und Waſſer zum Baden. 0 Homöopathie: Pulſatilla im Wechſel mit Akonit. Epilepſie oder Fallſucht. Krankheitserſcheinungen: Der Fallſüchtige bekommt An⸗ fälle, er fällt auf den Boden, ſchlägt mit den Flügeln, zuckt mit den Beinen, verdreht Kopf und Hals nach allen Richtungen und zittert mit den Beinen. Urſachen: Schrecken, Aufregung, Blutarmut, erbliche Belaſtung. Heilmittel: Guter Stuhlgang, Ruhe und Schonung. Homöopathie: Zinkum im Wechſel mit Belladonna. er Fettſucht. Krankheitserſcheinungen: Einſtellung des Geſanges, gelbe Fettanſätze an Bruſt, Rücken und Hinterleib, Trägheit. Urſache: Fettreiches Futter (Hanf), geringe Bewegung. Heilmittel: Verabreichung von Rübſen und etwas Glanz. Einſatz in einen großen Flugkäfig. Homöopathie: Nux vomica. Leber krankheit. Krankheitserſcheinungen: Hervortreten der Leber als dunkelbraune Maſſe unterhalb des Bruſtbeines gegen den Bauch (Leberanſchwellung, Leberflech). Urſachen: Fette Futterſtoffe, unzweckmäßiger Käfig. Heilmittel: Viel Glanz und Hafer, wenig Rübſen. Homöopathie: Nux vomica mit Sulfur oder Bryonia im Wechſel täglich. Legenot. Krankheitserſcheinungen: Kann das Weibchen ſein Ei am Morgen nicht legen, jo ſitzt es mit aufgebauſchtem Ge— fieder bald am Neſtrand, bald am Boden tiefatmend im Legefieber. Der dicke Unterleib iſt angerötet. Je länger dieſer Zuſtand andauert, deſto matter wird das Weibchen, ſo daß es ſich zuletzt ruhig in die Hand nehmen läßt. Urſachen: Schwäche, unzulängliche Beſchaffenheit des Ei- halters, Entzündung des letzteren, nicht genügende Wärme im Heckraum, Verdauungsſtörung und Schwäche des Weibchens, deſſen Jugend, ſchalenloſes Ei, ein allzu— großes Ei. Heilmittel: 1. Als Vorbeugemittel kommen in Anwen— | dung: Gute Fütterung über Winter, Verabreichung von Kalkſtoffen, genügende Wärme. 2. Als Heilmittel dienen: Erhöhte Wärme im Heck- raum, heiße Waſſerdämpfe auf die Kloake, laues Bad, Einführung von Ol in die Kloake und ein langſames Herausſchieben des Eies, wobei der Züchter am beſten mit dem ſtumpfen Haarnadelende die Kloake durch kreis- 7 N 5 3 förmiges Herumdrehen erweitert. Das Ei iſt dann vom Ol zu reinigen, weil die Poren durch das Ol verſtopft 1 Das entbundene Weibchen wird auf das Neſt geſetzt. Homöopathie: Dem Trinhwaſſer können drei Körnchen Akonit gegen Fieber beigegeben werden. 0 II. Außerliche Krankheiten. Entzündungen und Anſchwellungen der Zehen infolge von Unreinlichkeit oder unzweckmäßigen Sitz⸗ ſtangen. . Eiterige Geſchwüre und eiterige Anſammlungen an den Beinen heilt man durch gutes Reinigen in lauem Waſſer und Auswaſchen mit Arnikatinktur (Miſchung 1:50). „Bein brüche, bzw. Knickungen heilt man auf fol- gende Weiſe: Man bringt das gebrochene Bein in die richtige Stellung und umwickelt es zweimal mit Heft⸗ pflaſter. Dann klebt man ein Schienchen aus Rohr oder Federkiel auf einen bereitgehaltenen Heftpflaſterſtreifen, legt dieſen auf die äußere Seite des Beines und umwickelt ihn mit dem Bein. Nach acht Tagen löſt man den Verband in warmen Waſſer ab und erneuert ihn noch— mals. Nach weiteren 14 Tagen kann man die Schienchen weglaſſen und man umwickelt das Beinchen noch eine zeitlang mit Heftpflaſter. Der Federausfall am Kopfe und im Genick zu einer außergewöhnlichen Zeit (nicht zur Mauſerzeit) kann durch Hautmilben verurſacht ſein, die unter der Haut die Federſpulen zerſtören. Es empfiehlt ſich, die kahlen Stellen mit Provance⸗Ol ſtückweiſe zu überpinſeln und täglich wieder gründlich abzuwaſchen. Iſt die kahle Stelle auf unvollendete Mauſer oder Mangel an Kalkjtoffen zurück⸗ zuführen, ſo tut eine kräftige Fütterung und ſtarke Zu— gabe von Kalk gute Wirkung. Erkrankungen der Bürzeldrüſe find auf Erkäl⸗ tungen oder Verdauungsſtörungen zurückzuführen. Die angeſchwollene Drüſe enthält eine eiterige Flüſſigkeit, welche bei entſprechender Reife mit einem ſcharfen Meſſerchen geöffnet und mit Arnikatinktur (Miſchung 1:50) aus⸗ gewaſchen werden ſoll. f Schlußwort: Der Kanarienzüchter iſt der Arzt für ſeine Vögel. Die Errungenſchaften auf dem Gebiete der Arznei⸗ und. Krankenkunde muß er ſich zu Nutzen machen. Ich habe in vorſtehendem in Kürze die häufigſten Krankheiten in ihrem Auftreten, ihrer Wirkung und Heilbehandlung angeführt. Was ich nicht aus eigenen Erfahrungen erlebt, habe ich aus orni⸗ thologiſchen und homöopathiſchen Schriften ergänzt und ſie im Intereſſe des Ganzen und einer geſunden Entwickelung unſerer Liebhaberei hier eingefügt. Kanarienhandel. Im Jahre 1478 wurden die Kanariſchen Inſeln im atlanti⸗ ſchen Ozean, nahe an der Weſtküſte von Afrika gelegen, von den Spaniern erobert. Dort fanden ſie einen neuen Vogel vor, den ſie Canario nannten. Sie nahmen ihn mit in ihre Heimat, züchteten und zähmten ihn in Käfigen. Als Stuben⸗ genoſſe ſehr beliebt wurde er allenthalben ſehr begehrt und es entwickelte ſich bald ein reger Handel mit Kanarien. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kamen ſie dann auch durch Zufall nach Italien. In der Nähe der Inſel Elba ſtrandete ein Schiff mit wilden Kanarien; ſie ſiedelten ſich auf Elba und ſpäter in Italien an. Der Exporthandel der Italiener ging hauptſächlich nach Tyrol und Deutſchland, wo die Tierchen im Harz bis in die letzten 40 Jahre faſt ausſchließlich gezüchtet wurden (Harzer Roller). Während in England, Holland, Belgien und Frank⸗ reich die Kanarien mehr nach Geſtalt- und Farbenvariationen ausgezüchtet wurden, ſchenkten die deutſchen Züchter ihre Auf- merkſamkeit mehr dem Geſange. Die Nachfrage nach hervor- ragenden Sängern iſt heutzutage eine ſehr große, ſodaß edle Gejangskanarien ein ſehr geſuchter Handelsartikel geworden ſind. Nach allen Himmelsrichtungen werden ſie verſchickt; Men⸗ ſchen, Züchter treten miteinander in Verkehr, die ſich in ihrem Leben vielleicht nie geſehen und kennen gelernt haben, vielleicht auch niemals perſönlich miteinander bekannt werden. INGE Oft geht das Geſchäft für beide Teile befriedigend aus; oft geraten aber auch Käufer und Verkäufer ſich ſo tüchtig „in die Haare“, daß ſie nur das Gericht noch trennen kann. Be— dauerliche Vorkommniſſe, haarſträubende Handlungen, nichtige Kleinigkeiten, Unkenntnis des Käufers ſind oft die Urſachen langer Gerichtsverhandlungen, unter denen unſer ſchöner Sport ſicherlich leidet. f Wir wollen bemüht ſein, das Anſehen der Kanarienzucht zu heben; ob es mit uns ſinkt, ob es mit uns ſich hebt, liegt nur an uns ſelbſt. Suchen wir durch Aufklärung, durch gegen— ſeitige Achtung und einwandfreies Handeln, durch gutes Ein— vernehmen unſere edlen Ziele zu erreichen. Bei jeder Gelegenheit müſſen wir zeigen, daß wir nicht nur Kanarienvögel erziehen können, ſondern auch daß wir ſelbſt eine gute Erziehung und Bildung beſitzen. Eine ſolche Gelegenheit bietet ſich z. B. im Kanarienhandel. Da könnte manches noch beſſer ſein. Wie dem gedient werden könnte, das möchte ich nun in nachfolgendem andeuten. Goldene Regeln — reelle Grundſätze — für den Ver— käufer: a 1. Preiſe nie etwas an, das du nicht beſitzeſt. Haſt du keine „ſichere“ Preisholer, ſo preiſe ſolche nicht an. 2. Offeriere nicht „Vögel ohne Fehler“, denn ſolche gibt es nicht; Tourenarmut iſt auch ein Fehler. 3. Renommiere nicht mit deinen vielen errungenen Preiſen und Medaillen, die du vor X-Jahren erhalten. 4. Laſſe Anerkennungsſchreiben bei deinen Inſeraten in der Fachpreſſe weg. Bediene vielmehr deine Abnehmer gut. 5. Bezeichne deine Vögel nicht nach Perſonennamen, ſon— dern nach ihren Hauptgeſangs- oder Stammtouren, welche ſie auch wirklich im Liede bringen. 6. Sei bei Gewährung von Probezeit nicht ſo knapp. Willſt du deine Abnehmer ehrenhaft bedienen, ſo darfſt du bei der Rückſendung nicht geſchäftsmäßig mit Stunden und Wi— nuten rechnen. Solcher Geſchäftskniffe bedient ſich ein nobeler Verkäufer nicht. Kommt der zur Probe geſandte Vogel auch einmal einen Tag ſpäter in deinen Beſitz zurück, als vorher ausbedungen, ſo nehme ihn noch an. Schon manches arme Tierchen mußte dadurch ſein Leben laſſen, weil ſein Erzieher eitlen Gewinnes wegen ſeine Wiederannahme verweigerte. AO Durch die Verweigerung der Annahme erweckſt du den Schein, den Kaufluſtigen übervorteilt und den Vogel gern fortgeſchafft zu haben. 7. Haſt du einen Probevogel bei einem Abnehmer ſtehen, ſo antworte dieſem umgehend, wenn er dir ſchreibt. Viele Klagen erheben die Käufer gerade in dieſem Punkte, weil die Verkäufer, nachdem fie auf dem „Nachnahme“ Wege das Geld bereits erhalten haben, überhaupt keine Antwort geben und den Termin zur Rückſendung vor der Antwort verſtreichen laſſen. 8. Wird dir ein Vogel zum Umtauſch zurückgeſchickt, jo ſende einen beſſeren. Haſt du keinen beſſeren Vogel, ſo ſchicke das Geld wenn du ſolches erhoben haſt, anſtandslos zurück. „Umtauſch geſtattet, oder Betrag zurück“ — ein Mann, ein Wort! 9. Behalte erhobenes Nachnahmegeld, falls das Geſchäft nicht zuſtande kam, nicht unrechtmäßig länger in deinen Händen, als es dein gutes Gewiſſen dir erlaubt. Es iſt ſchon vor⸗ gekommen, daß Verkäufer das Geld unter dem Vorwande, der Vogel ſei unwohl angekommen, zu ihrer Sicherſtellung einſt⸗ weilen zurückbehielten. Darüber verſtreichen Wochen und Monate und dem armen Käufer wird ſein mühſam zuſammen⸗ geſpartes Geld vorenthalten. Es iſt ihm auch noch nebenbei die Möglichkeit genommen, ſich ſonſtwo einen Vogel zu kaufen. 10. Ertrage von dem Käufer eine geſunde, ehrliche Kritik über deine Vögel. 11. Schicke nicht mehr Vögel als verlangt werden, es ſei denn, daß eine Auswahlſendung erwünſcht wäre. 12. Bringe deinem Abnehmer Vertrauen entgegen. Wittere nicht in jedem Kanarienzüchter einen Spitzbuben. Sende auch zohne Nachnahme“ Vögel ab, wenn dir der Abnehmer gute Bürgſchaft und Sicherheit anbietet. 13. Verſende nie kranke Vögel. 134. Stelle die Geldpreiſe für deine Vögel ihrem geſang⸗ lichen Werte entſprechend. Verlange nicht z. B. 40 M. für einen Vogel, wenn er nur 20 M. wert iſt. Haft du keinen Vogel mit den begehrten Touren in der verlangten Preislage, ſo ſende lieber nichts. 15. Hat dich ein Käufer geſchädigt, ſo ſende ihm nichts mehr. Im Intereſſe eines reellen Kanariengeſchäftes dürfte der Käufer ſich folgende Richtlinien merken: 1. Verlange nie etwas vom Verkäufer, das dieſer nicht beſitzt. Vor allem verlange keinen Vogel „ohne Fehler“, ODE Vögel, die du vielleicht in deiner Phantaſie dir vorſtellſt, die es aber in Wirklichkeit nicht gibt. 2. Haſt du einen guten Vogel erhalten, ſo erkenne die guten (Touren) im Liede an. Nörgle nicht ſo ſehr an kleinen Fehlerchen und denke: Jeder Menſch, auch der beſte, hat Fehler und der könnte ſie doch ſicher, da er Vernunft und freien Willen beſitzt, laſſen. Auch fürs Kanarienlied gilt der alte Spruch: „Keine Roſen ohne Dornen!“ 3. Lerne die Annoncen richtig verſtehen. Glaube doch nicht, daß alle in einem Inſerate angepriefenen Touren ein Vogel in ſeinem Liede vereinigt, in Wirklichkeit hat ein Vogel, auch der beſte, z. B. eine oder zwei Haupttouren, Glanztouren genannt, die übrigen find Begleittouren und verſchiedener Qualität. 4. Verlange vom Verkäufer nicht beſondere Garantien für dieſen oder jenen Preis, dieſe oder jene Punktzahl. Sei doch vernünftig! Die Erringung von Preiſen hängt ja von jo vielen wichtigen Umſtänden ab, für die der Verkäufer doch unmöglich garantieren kann. 5. Mißbrauche das dir geſchenkte Vertrauen nicht. Hier kommen oft die größten Verſtöße vor. Während der Probe— zeit Vögel ohne Wiſſen des Eigentümers auszuſtellen, iſt ebenſo verwerflich, als ſie in die Hecke zu nehmen. 6. Behandle dir anvertraute Vögel mit doppelter Sorgfalt. 7. Behalte die zur Probe geſandten Vögel nicht länger, als du dazu die Erlaubnis haſt, gefällt dir der Vogel nicht, ſo ſende ihn rechtzeitig an den Eigentümer zurück, der von der Rückſendung natürlich zuvor verſtändigt werden muß. Hat der Vogel in der Probefriſt nicht durchgeſungen, ſo erbitte dir Verlängerung der Probezeit. Das Fehlen der Rückantwort iſt kein Grund, den Vogel über die Probezeit hinaus zu behalten. 8. Lege jeder Anfrage das Rüchporto bei. 9. Zeige dich deinem Verkäufer gegenüber nobel und ver- meide jede Beleidigung bei der Kritik des Geſanges. 10. Haſt du „ohne Nachnahme“ Vögel bekommen, ſo ſende den Betrag, falls du zufrieden geſtellt biſt, umgehend, ſpäteſtens aber am letzten Probetage ein. Käufer und Verkäufer kommen wohl am beſten mit— einander aus, wenn ſie nach dem Sprichwort handeln: Was du nicht willſt, das man dir tu', Das füg' auch keinem andern zu! Kanarienverkauf. Der Kaufpreis für Kanarien richtet ſich hauptſächlich nach der Qualität. Dieſe beſtimmt beim Geſangskanarienvogel der Geſang. Außer der Geſangesgüte ſind auch noch andere Fak⸗ toren beim Verkaufspreis zu berechnen, wie z. B. die Auslagen an Futter, Beheizung, Zimmermiete u. dgl. Dieſe vom Lieb⸗ haberzüchter bisher weniger beachteten Geſichtspunkte dürfen nicht außer Berechnung bleiben, ſie bilden die Grundlage der Kauf⸗ und Preisbeſtimmung eines jeden Vogels, ſie geben uns den niedrigen Wert an. Wollen wir einmal nachſtehend dieſe Kaufpreisgrenze ſuchen. ö Angenommen ich kaufe 4 Hähne à 25 M. = 100 M. 55 „ 8 Weibchen a 5 M. = 40 M. Somit der Gejamtkojtenpreis der 12 Vögel = 140 M. Rechne ich auf jedes Weibchen im Durchſchnitt 3 Jungen, Jo erhalte ich in 3 Bruten 3 43 8 = 72 Jungen pro Jahr. Nun berechne ich meine Auslagen: 1. Futter: Mark 1 Vogel frißt täglich 156g Miſchfutter, alſo monat⸗ lich etwa 1 Pfund (natürlich das im Käfig zerſtreute, unbrauchbare Futter mitgerechnet). 1 Pfund Miſch⸗ futter koſtet 25 Pf., d. i. in ¼ Jahr 3425 Pf. = 0,75 Auf 20 Vögel rechnet man 1 großes Hühnerei a 10 Pf.; die Zutaten an Zwieback, geriebener Semmel kommen auf 5 Pf. 20 Vögel freſſen alſo pro Tag für 15 Pf. Eifutter, d. i. pro Vogel und Tag / Pf.; in Y, Jahr — alſo bis zur Selbſtändigkeit — braucht 1 Vogel Eifutter für 90 / œ PFTPf Futterauslagen für / Jahr = 1,43 1 Sonſtige Auslagen: a) Für Beheizung mit Brikett in den Monaten Februar, März, April, Mai. Täglich 6 Stück Brikett; auf 1 Zentner gehen 100 Stück, alſo reicht! Zentner zirka 16 Tage = ½ Monat, pro Monat 2 Zentner à 1,30 — 2,60 M., in den 4 Monaten = 10,40 M. ABU N Für 10,40 M. wird die Heckjtube mit 72 jungen und 12 alten Vögeln erwärmt; ſohin treffen auf 1 Vogel 10,40: 84 S rund — unter Einrechnung des Anfeuerholzes in / Jaht 0,13 b) Für Zimmermiete (1 Wanſarde) pro Jahr 50 M. Das ergibt pro Vogel 50 M.: 84 — 0,60 M. a wein c) Für Abnützung: ich nehme den Wert einer Steiligen Einzelhecke aus Draht an zu 60 M. Pro Jahr 5% Abnützung = 3 M. Auf 84 Vögel verteilt, kommen auf einen Vogel zirka. . . . 0,04 d) Tilgung der Anſchaffungskoſten für die Zuchttiere. Rechne ich für die 12 alten Zucht- vögel ein Lebensalter von durchſchnittlich 5 Jahren, jo treffen (140: 5 9 28 M. auf 1 Jahr. Die 72 Jungtiere müſſen mir die 28 M. einbringen, ſomit kommt auf 1 Vogel 28 M.: 72 = 39 Pf. Die Zinſen von 140 M. zu 40% = 5,60 M., auf 72 Vögel erteilt, ergibt pro Vogel 5,60 M.: 72 dirk 8 Pf. Tilgung und Zins belaufen ſich auf 39 + 8 = 0,47 Demnach ſtellt ſich 1 junger Vogel in ½ Jahr auf 143-4 0,134 0,15 + 0,04 4 047 2,22 Mag man dieſer Berechnung in manchen Punkten z. B. bei den ſonſtigen Auslagen, einige Bedingungen mit „wenn — dann“ entgegenſtellen, immerhin aber iſt ſie „im großen ganzen“ richtig. Jedes einzelne Vögelchen wird uns auf 2 Mark und etliche Pfennige zu ſtehen kommen, wenn wir es ½ Jahr lang füttern. Nach ½ Jahr können wir eigentlich unter 4,46 M. kein Weibchen abgeben, wollen wir nicht ſelbſt Schaden leiden. Wer ſeine Weibchen um 40 Pf. pro Stück verkauft, mag züchten wie er will, er kann nicht auf ſeine Rechnung kommen. Die viele Mühe, Arbeit und Sorge des Züchters — wer kennt ſie nicht? — findet dabei keine Entlohnung. Nun wäre noch die Qualität des Weibchens hinſichtlich ſeines Zuchtwertes, ſeiner Hecktüchtigkeit und ſeiner Abſtammung in Wertanſatz zu bringen, und welcher Wert wäre dafür einzuſetzen? Eine gutfütternde Mutter erſtklaſſiger Abſtammung iſt goldeswert. Wer würde in Anbetracht dieſer Aufſtellung und Vorausſetzung den Preis Ka für ein erſtklaſſiges Zuchtweibchen zu 5 M. als hoch finden? Selbſt wenn wir die beſonderen Auslagen ganz fallen laſſen, berechnet ſich ein Weibchen auf 2,88 M. in ½ Jahr — alſo auf zirka 3 M. Der Händler, der nur 40 Pf. gibt pro Stück, macht ein weit beſſeres Geſchäft als der Züchter, der ſich in banger Sorge um die Aufzucht abmüht. Ziehe daraus jeder Züchter ſeine Lehre! Geben die Züchter nicht mehr ihre Weibchen unter dem Selbſtkoſtenpreis ab, dann wird auch der Händler mehr zahlen müſſen, und das wäre ein Vorteil für beide Teile, denn im allgemeinen dürfte das Publikum dann beſſere Preiſe zahlen als bisher und die Kanarienzucht käme auch mehr zu Anſehen. Gewöhnlich pflegt man zu ſagen: was nichts koſtet, iſt auch nichts. Iſt ein gutes Weibchen edelſter Herkunft wirk⸗ lich nichts? Wer ſchon mit Pech in der Zucht bedacht war, nur der weiß ein gutes Weibchen richtig einzuſchätzen. Nun kämen die Junghähne an die Reihe. Die Futter⸗ koſten ꝛc. ſtehen auch für jeden auf 2,23 M. bis zur Selbſt⸗ ſtändigkeit. Wer ſeine Junghähne nach erlangter Selbſtändig⸗ keit unausgebildet abgibt, a Stück zu 2,50 M., wird ſeine Rechnung auch kaum finden. Nehmen wir an, er verkauft ſofort 200 Stück, ſo verdient er vielleicht am Hundert 27 M., das macht alſo 25427 54 M. Ich brauche es nicht näher auszuführen, was ein ſolch großer Zuchtbetrieb, der die Ab⸗ gabe von 200 Junghähnen geſtattet, für Opfer an Zeit und Mühe erfordert. Eine ſolche Zucht kann kaum im Nebenamt geführt werden und ſteht der Verdienſt keinesfalls auch nur annähernd im Verhältnis zur Arbeit. Im Hauptberuf ernährt ſie nicht ihren Mann. Gehen die Züchter einmal allen Ernſtes daran, die unterſte Kaufpreisgrenze feſtzuſetzen, ſo wird es auch für den ganzen Sport beſſer. Mit Rückſicht auf die dem Händler in Ausſicht ſtehende, beſſere Verkaufsmöglichkeit der Hähne dürfte ein Zuſchlag von 2 M. zum Selbſtkoſtenpreis wohl durchaus gerechtfertigt erſcheinen. Sohin hätte der kaufende Händler für einen jungen, geſunden, unausgebildeten Kanarien⸗ hahn 4,50—5 M. zu zahlen. Behält der Züchter feine Jung⸗ hähne, und bildet fie 8—9 Monate im Geſange aus, fo ent⸗ ſtehen ihm etwa 3% 2,23 M. — 6,69 M. an Auslagen. Zieht der Züchter die Anſchaffung kleiner Geſangskäfige, Geſangs⸗ regale, Reparaturen in ſeine Berechnung, jo darf er ruhig 7 M. für einen geſangsfertigen Junghahn rechnen, gleichviel ob er gut oder ſchlecht ſingt. IN Haben wir auf dieſe Weiſe die unterſte Kaufpreisgrenze gefunden, ſo müſſen wir auf dieſer je nach Geſangsleiſtung die Preiſe aufbauen. Legen wir die Geſangsleiſtung dem Ver— kaufswert zugrunde, ſo wäre vielleicht folgende Stufung zu beachten: 1. Stufe: 7 bis 10 M. Ausſchußhähne und geringere Sänger mit leichten, höheren Touren. 2. „ 10 „ 25 „ Mittelvögel, das ſind ganz an⸗ nehmbare Sänger mit guten Mitteltouren, mehr oder weniger ſtark auftretenden Fehlern. 3. „ 25 M. und höher Preisvögel mit einer oder meh— reren ſehr guten Haupttouren, mehreren Mitteltouren und ge= nügenden Touren, mit faſt keinen oder nur geringen, leichten Feh⸗ lern. Dieſe dritte Stufe iſt für den Edelzüchter die wichtigſte. Hähne der 1. Stufe werden vom Exporteur gekauft, der mit allem zufrieden iſt, was er billig erhalten kann. Ein Schappervogel frißt ſoviel wie ein Edelſänger, deshalb dürfte auch er unter 7 M. nicht verkauft werden. Wie es aber oft im Kampfe ums Daſein geht, ſehen ſich manche Züchter auch zuweilen genötigt, „der Not gehorchend“, ihre Vögel einem Exporteur um jeden Preis abzutreten. Der Exporteur iſt darum nur ſehr niedrige Preiſe gewöhnt, und darunter leidet der Ver— kaufspreis auch für beſſere Vögel. Die Mittelvögel, das ſind III. und II. Preisvögel mit angenehmen Touren in mittleren und höheren Lagen, fleißige Sänger, die zur Belebung der ſtillen Häuslichkeit im trauten Heime des Geſangsfreundes gaſtliche Aufnahme und ſorgfältigſte Pflege finden. Auch Händler kaufen dieſe Vögel gerne, zahlen jedoch niedrige Preiſe, immerhin aber mehr als Exporteure. Die Kanarienzüchter werden dieſe Vögel wohl am beſten unter ihrem Bekanntenkreiſe verkaufen können, da ſie dabei am meiſten verdienen. f Der Sportszüchter zahlt jeden Preis für erſtklaſſige Sänger, wenn ſie ſeinem Geſchmacke zuſagen und ſeinen Anforderungen, die manchmal gar zu hoch geſtellt werden, entſprechen. Der 7 Sportszüchter fragt nach der Abſtammung des Hahnes, nach ſeinen Anlagen, nach der Vererbung. Er kauft auch nicht blindlings Vögel, ſondern läßt ſie ſich zur Anſicht und Probe ſenden, er prüft und wägt, was er damit für die Zukunft er- warten kann. „Nur das Beſte iſt ihm gerade gut genug.“ Bei der Veranlagung ſchaut er vor allem auf die Fähigkeit, die der Vogel im Tiefſingen bekundet, weil er weiß, daß aus Tiefſängern noch etwas herauszuzüchten iſt, raſcher und leichter als aus Mittelſängern. Darum iſt die Nachfrage nach erjt- preiſigen Vögeln bei den Sportszüchtern eine recht große, und mancher hat oft große Sorge, bis er zur Blutauffriſchung oder gänzlichen Neuanlage eines Stammes das ihm Zuſagende ge— funden hat. Im allgemeinen begutachtet man folgende Werte: Für 25—30 M. Sänger von 61—70 Punkten, „ 30 —40 2) „ „ N 57 ’ über 20.7, „ mit mehr als 80 = Hähne, die mehr als 80 Punkte fich erſingen, jteigen von da an ganz gewaltig im Kaufpreiſe, weil ſie einmal ſchwer zu züchten ſind und zum Zweiten von ihrem Züchter ſelten käuflich erworben werden können. Wer darum im Beſitze eines tiefen Stammes iſt, trachte darnach, durch verſtändnis⸗ volle Paarung ſelbſt vorwärts zu kommen. Langſam, aber ſicher! Es iſt Tatſache, daß in der Kanarienzucht oft Gutes einbüßt, wer Beſſeres ſucht. Habe ich in meinen bisherigen Ausführungen ganz ſach⸗ liche Haltepunkte aufgeſucht, nach denen im allgemeinen die Ver⸗ kaufspreije für Geſangskanarien aufgeſtellt werden könnten, ſo lag es mir doch vollſtändig ferne, mit meinen Darlegungen ſogenannte Preistreiberei zu veranlaſſen. Die meiſten Sports⸗ züchter ſind durch die Kanarienzucht noch nicht reich geworden, ich glaube, das darf ich wohl behaupten, wenn auch manche Züchter durch Verkauf ihrer überzähligen Zuchttiere ſich einen kleinen Nebenerwerb ſicherten, der ihnen erlaubt, ab und zu eine größere Kanarienausſtellung zu beſuchen und ihnen die Mittel in die Hand gibt, das für ihre Liebhaberei Nötige zu kaufen. Endlich verweiſe ich auf die ungemein hohe Steigerung ver- ſchiedener Futterartikel, aller Lebensmittel und Lebensverhält⸗ niſſe, die gerade unſere Kanarienzüchter zum größten Teile trifft, und ich laſſe die Beantwortung der Frage offen, ob nicht auch eine Steigerung der Verkaufspreiſe für unſere Kanarien⸗ ſänger, ſoweit jie ſich auf geringere und gute Mittelvögel bezieht, am Platze wäre. Der Verſand unſerer Kanarien erfolgt faſt durchgehends mit der Poſt und per Eilboten. Die Adreſſe muß die Auf- ſchrift tragen: „Wenn nicht angenommen, ſofort zurück!“ Es kommt nicht ſelten vor, daß Käufer und Verkäufer nicht handelseinig werden, die Vögel werden z. B. ohne Einverſtänd⸗ nis des eines Teiles einfach retourniert, dort wird die An— nahme verweigert; nun ſtünden dieſe armen Tierchen im Pack- raum der Poſtverwaltung; dieſe hätte die Umſtände, die Vögel gingen ein und die Poſt wollte man haftbar machen. Um allen Scherereien vorzubeugen, iſt deshalb die Beſtimmung — Wenn nicht angenommen, ſofort zurück — getroffen worden und ſie iſt ganz gut. ! Vogelſendungen „können“ zur Beförderung innerhalb des deutſchen Reiches von allen Poſtanſtalten angenommen werden. Eine Verpflichtung zur Annahme beſteht aber „nicht“. Dieſe poſtaliſche Beſtimmung iſt wohl wenigen Kanarienzüchtern be— kannt. Ebenſo die folgende: „Auch im Falle der Annahme von ſolchen Sendungen findet Erſatzleiſtung für Beſchädigungen oder Verluſte, welche durch die Natur des Inhalts oder durch die Beſchaffenheit der Verpackung entſtanden ſind, nicht ſtatt. Die Pakete können als einfache, als eingeſchriebene und als Wertpakete aufgegeben werden. Die Poſtverwaltung leiſtet dem Abſender im Falle poſtordnungmäßig erfolgter Ein- lieferung Erſatz: für den Verluſt und die Beſchädigung 1. der Pakete mit Wertangabe: den erlittenen Schaden bis zur Höhe des angegebenen und nachzuweiſenden Wertes; 2. der Pakete ohne Wertangabe: den erlittenen Schaden, jedoch höchſtens 3 Mark für jedes ½ kg. Für einen durch verzögerte Beförderung oder Beſtellung entſtandenen Schaden der Vögel leiſtet die Poſtverwaltung nur dann Erſatz, wenn nachgewieſen wird, daß der Schaden nur durch dieſe Verzögerung entſtanden iſt. — Dieſen Nachweis zu bringen, iſt ſehr ſchwer. Der Anſpruch auf Entſchädigung an die Poſtverwaltung erliſcht nach Ablauf von 6 Monaten, vom Tage der Einlieferung der Sendung an gerechnet. | 7 5 Auf Sendungen nach dem Auslande finden dieſe Beſtim⸗ mungen nur inſoweit Anwendung, als die bezüglichen Verträge nicht abweichende Beſtimmungen enthalten. Sendungen ins Ausland, z. B. nach der Schweiz, Diter- reich⸗Ungarn, Holland, Frankreich, England uſw., benötigen einer Auslands-Begleitadreſſe nebſt einer doppelten Zollinhalts⸗ erklärung. Die Begleitadreſſen-(Palketadreſſen), ſowie die In⸗ haltserklärungs- Formulare (Deklarationsformulare) erhält man am Poſtſchalter billigſt ausgehändigt. Die in kleinen Transportbauern zu verſchickenden Vögel müſſen wohl verſorgt ſein. Die aus ſtarkem Pappdeckel mit Glasfenſtern verſehenen Verſandkartons ſollen oben am Rande unter dem Deckel kleine Ausſchnitte haben, durch welche friſche Luft in den Raum eindringen kann. Dieſe verdeckte Anbringung der Luftlöcher geſtattet eine Ausdünſtung und Luftzufuhr, ohne daß der Vogel dem Zuge ausgeſetzt iſt. Dem Transportbauer nehme man den Boden ab, damit bei evtl. Umſtürzen der Vogel ſein Futter am Boden finden kann. In den Waſſernapf ſtecke man einen Schwamm und gebe an nicht zu kalten Tagen ein Stückchen Apfel mit auf die Reiſe. Innerhalb des Deutſchen Reiches dauert die Reife wohl ſelten länger als drei Tage und wird bei einigermaßen ſchonender Behandlung der geſunde Vogel dieſelbe überſtehen. Der regſte Verſand fällt in die Wintermonate, doch dürften dieſe noch geeigneter ſein als die heißen Sommermonate. Bei Ankunft der Vögel ſind dieſe aus den kleinen Bauern herauszunehmen, in größere Bauer (Normalbauer) zu ſetzen, mit Futter und abgekochtem Waſſer zu verſorgen und an einen ruhigen Platz zu hängen. Am zweiten Tage darf auch ſchon etwas Eifutter zur Erquickung gereicht werden, der Vogel wird dann ſein Können bald zeigen. Je nach der Eigenart desſelben wird er bald in ſeinem höchſten Glanze ſeine Lieder vortragen, oder etwas ſchüchtern und zaghaft beginnen, im Geſang ab- brechen uſw. Die neue Umgebung bei fremden Sängern, der Futterwechſel und andere Umſtände wirken zuweilen auf manche Vögel derart ein, daß ſie nicht recht ſingen wollen. Da heißt es nun, geduldig abwarten, und es wäre ungerecht gehandelt, wollte man nach den erſten Geſangsübungen die Leiſtungs⸗ fähigkeit endgültig beurteilen. Da in der Regel der Verkäufer Garantie für lebende und geſunde Ankunft leiſtet, ſo iſt die Er⸗ krankung auf der Reife bei der Ankunft dem Abſender ſofort r „ 101 anzuzeigen. Tot ankommende Vögel ſollen dem Abſender ſo— fort zur Anſicht und Unterſuchung eingeſchicht werden. Man tut gut, wenn man in Gegenwart des Poſtboten die PBack- ſchachtel öffnet und ſich die tote Ankunft beſcheinigen läßt. Erkranken Tiere im Haufe des Empfängers, fo iſt meines Er- achtens letzterer haftbar. Während der Probezeit verendete Tiere ſind ebenfalls auf das Konto des Empfängers zu buchen, wenn dieſer es unterläßt, dem Abſender ſofort Mitteilung, evtl. über kranke Ankunft, zu machen. Auf alle Fälle müßten dem Abſender die toten Vögel zur Anſicht eingeſchickt werden. Wünſche jedem Züchter einen guten Verkauf ſeiner Vögel, damit er ſeine Rechnung findet, und daran zweifle ich nicht, wenn jeder die vorſtehenden Ausführungen einer eingehenden Prüfung unterzieht und darnach handelt. Die KRanarienausjtellungen. Zweck. Die Kanarienausſtellungen bezwecken: Der Offentlichkeit Gelegenheit zu einem Einblick in die Liebhaberei der Kanarienzucht zu geben, — 2. neue Freunde für die Liebhaberei zu gewinnen, 3. Gelegenheit zum An- und Verkauf guter Vögel zu bieten, 4. die Leiſtungen der Vögel zu werten, 5. des Züchters Jahresmühen zu belohnen, 6. das Verſtändnis für gute Vögel anzubahnen und zu fördern, 7. eine Schau von guten Zuchtutenſilien und Futterartikeln zu geben, 8. eine Hebung des Vereinsintereſſes, 9. eine Stärkung der Vereinshaſſe. Durchführung. Zur Veranſtaltung einer Ausſtellung ſpielt die Geldfrage eine Hauptrolle. Für die vielen Ausgaben müſſen auch Ein- nahmequellen geſchaffen werden. Letztere aber ſind von der Leiſtungsfähigkeit der Ausſtellungsleitung abhängig, die es — 102 — verſtehen muß, mit Umſicht und Geſchick der Ausſtellung intereſſante Anziehungspunkte zu geben. Da muß die Aus⸗ ſtellung eine prächtige Mannigfaltigkeit aufweiſen in verſchie⸗ denen Kanarien⸗ und ſonſtigen Vogelraſſen, lebend und präpariert, in Papier⸗ und Grünſchmuck, mit reizenden Gruppierungen aller Dinge, die mit der Zucht zuſammenhängen. Verloſungen von Vögeln, Schenkungen, Glückshafen beſitzen Anziehungskraft. Reklame muß gemacht werden in Zeitungen und Plakaten, numerierte Eintrittskarten müſſen in Maſſen im Vorverkauf verſchleißt werden, damit bei ſchlechtem Wetter der Einnahme⸗ Ausfall nicht allzugroß wird. Um den Vorverkauf der Ein- trittskarten zu erleichtern, druckt man noch bei, daß die Ein⸗ trittskarte mit daraufgedruckter Nummer zur Teilnahme an den Gratisgeſchenken berechtigt. (Muſter A.) Auch das muß in den Lokalblättern bekannt gemacht werden. Eine ſolche Ein- trittskarte kann von der Steuerbehörde trotzdem zur Beſteueruug herangezogen werden. Deshalb iſt es ratſam ſich vor Ausgabe nach dem Koſtenpunkte zu erkundigen. In Bayern kann eine ſolche Gratisverſchenkung als eine kleine Ausſpielung gering⸗ wertiger Gegenſtände vom Vorſitzenden der Ortspolizeiverwal⸗ tung gegen Entrichtung einer geringen Gebühr geſtattet werden. Ebenſo iſt es mit dem Glückshafen. Muſter A: Kanaria Pirmaſens Mitglied des Weltbundes der Kanarienzüchter u. Vogelfreunde Eintrittskarte Nr. 24 berechtigt zum freien Beſuch der großen Kanarien-Ausſtellung in den Joſt'ſchen Sälen am 11. Januar 1914 und zur Teilnahme an den Gratisgeſchenken. Eintritt 25 Pf. Der Ausſchuß. | Viele Vereine verbinden mit der Ausſtellung eine große Verloſung von Kanarien, Ziervögeln, Vogelzucht- und Vogel⸗ ſchutzgerätſchaften (Niſthöhlen, Futterhäuſer, Lehrbücher über Vogelſchutz und Kanarienzucht). — 103 — Muſter B: Pirmaſens, 10. Sept. 1913. An die Der Verein Kanaria Pirmaſens, Königliche Regierung Mitglied des Weltbundes der der Pfalz, Kanarienzüchter u. Vogelfreunde, beabſichtigt zugunſten des Vogel⸗ ſchutzes eine Lotterie im Regie— e der Rheinpfalz zu 5 veranſtalten. 8 a ne Es follen 4000 Loſe & 50 Pf. ogelſchutz⸗Lotterie verkauft und folgende Gegen- Kammer des Innern. (mit 1 Beilage, itände verloft werden: Text des Loſes). 50 Kanarienhähne 0 100 Kanarienweibchenſvögel als Erſatz für unſere nützlichen einheimiſchen Vögel, 300 Niſthöhlen für die Vogelwelt, 100 Futterhäuſer zur Winter- fütterung 550 Gegenſtände im Geſamt— werte von 1673 M. Die Verloſung findet am 14. Januar 1914 in den Joſt'ſchen Sälen zu Pirmaſens unter Auf- ſicht der Polizeibehörde ſtatt. Der Überſchuß wird vom Ver— eine in zweckmäßiger Weiſe nach den Anleitungen der jtaatl. autori= ſierten Vogelſchutzkommiſſion für Bayern zur Durchführung eines praktiſchen Schutzes der einheimi⸗ ſchen Vogelwelt verwendet. Indem wir nachſtehend den Wortlaut der Loſe anführen, bitten wir um Genehmigung der Lotterie. J. A.: Adam Willmuth, 1. Vorſitzender. a dL An das Königliche Rentamt n (das zuſtändige Rentamt wird durch die Behörde beſtimmt.) Betreff: Vogelſchutz-Lotterie. Mit 2 Beilagen: a) amtlich beglaubigte Genehmigung in Duplikat; b) die Loſe. Muſter C: Pirmaſens, den Anliegend geſtatte ich mir einer Kgl. Steuerbehörde 4000 Loſe (a 50 Pf.) der Vogelſchutzlotterie des Vereins Kanaria Pirmaſens zum Abſtempeln vorzulegen. Wie Beilage beweiſt, iſt die Verloſung durch die zuftändige Behörde genehmigt. Die Loſe werden in der Zeit vom 15. Oktober 1913 bis 14. Januar 1914 durch die Ver⸗ einsmitglieder verkauft. Die 550 Gegenſtände kommen am 14. Januar 1914, nachmittags 4 Uhr, zur Ausloſung. Adam Willmuth, Kaufmann, Gärtnerſtraße 17. V0900008222203 2200702090220 UVPPOELOEMEF2FUEDESUPORE2E22DPEEEDUPRPODBEPLPEETE2TI DREHTE Kanaria ne Vogelſchutz⸗Lotterie im Regierungsbezirk der Pfalz & : Genehmigt durch Regierungs- Entſchließung vom 1. Oktober 1913. Nr. 1257. 9 6 %% %% „%, Original⸗Los Nr. Anzahl der Loſe: et Agena mit Luxuskäfig 50 M. H 1 5 „feinem Käfig 40 „ : 4000. 1 f N: 1 „ 8 ; 2 1 Edelſänger im Bauer 40 1 . 3 fleißige Sänger » „5 de : Preis des Loſes 4 ſehr ſchöne Sänger ” » 48 * : 2 50 Pfennige. 38 * 7 57 * ” 280 ** : 100 Kanarienweibchen a „ 30 : : a ien u 3 SA : Set 100 Futterhäuſer N 1 Januar 1914. 550 Gewinne im Ge derte von 1673 M.: 2e e eee eee ee „eee eee eee eee e eee eee eee Lotterie- und Gewinn-Plan. 1. Es werden 4000 Loſe à 50 Pf. ausgegeben und nach . umſtehendem Gewinnplan ausgeloſt. Nichtgezogene ; Nummern ſind Nieten. : . Die Ausgabe der Loſe erfolgt durch Adam Willmuth, Pirmaſens, Gärtnerſtraße. 3. Die Ziehung findet am 14. Januar 1914 in Pirmaſens unter Aufſicht der Polizeibehörde ſtatt. Das Ergebnis wird durch Gewinnliſten bekannt gegeben, zu beziehen ; zum Preiſe von 10 Pf. - 4. Die Abgabe der Gewinne erfolgt durch Ad. Willmuth. : 5. Gewinne, welche bis zum 1. Februar 1914 nicht ab⸗ geholt ſind, gehen in Eigentum des Vereins über. : %% e e. 1 6 sees 2 %%,ü¶¶ „„ „„%„%„%„%6„%„%„%„%„ „%% „%„%%„%.7½j57:%%%%%%„„%„„ „„ 4 „„ „„ „„ „ „% „ „ „„ „„ „ „„ „„ ZU. Die Verloſung muß natürlich von der Behörde“ zuerſt ge⸗ nehmigt ſein. (Siehe Muſter B.) Nach Genehmigung müſſen die Loſe unverzüglich, d. h. innerhalb ſieben Tagen der Steuer⸗ behörde“) zur Stempelung übergeben werden. (Siehe Muſter C.) Die Gebühren ſind ſogleich zu entrichten. Iſt Stundung der Gebühren bis nach Vertrieb der Loſe erwünſcht, ſo iſt das bei der Anmeldung gegen Bürgſchaft zu beantragen. Voranſchlag zu einer Kanarienausſtellung. Es empfiehlt ſich, eine Geſamtaufſtellung über Ausgaben und etwaige Einnahmen vorher auszukalkulieren und ſoll in nachfolgendem ein Muſter gegeben werden. (Berechnet nach, Verhältniſſen in einer Stadt mit 40000 Einwohnern.) Ausgaben: Lokalmiete mit Beleuchtununun ss. 40 M. Feuerung . . a Anmeldebogen und Berfand . en 2000. numerierte Eintrittskarten Se Nieten zum Glücks hafen Inſerate in 3 Fach blättern Inſerate in 3 Lokalblättn n Plakate zum Anſchlagen . a 20 Hähne zu Geſchenken auf Eintrittskarten . . 140 5 40 Weibchen zu gleichem Zweck. ram Arbeitslohn zum der Regale uſw. 0 Dekoration . . 9 2 Preisrichter für 2 Tage 4 15 M. und > Babnſahr, 90:54, Nummern für die Käfige Bi Preisgeld (Ehrenpreiſe uſw.) . „ Ausſtellungskataloge 19 Stück) e N. Teuerverſicherung Nast Re LE Futterkoſten . e Gegenſtände und Vögel für Stüchshafen Er Diverfe Ausgaben . * Sinne 1081 7081 Ulf. ) Die zuſtändige Behörde iſt die höchſte Inſtanz des Landes- oder Regierungsbezirkes, in dem der Losverkauf ſtattfinden ſoll. ) Die Steuerbehörde, welcher die Stempelung und Verſteuerung der Loſe obliegt, wird von der das Geſuch genehmigenden Behörde beſtimmt. 1 W Einnahmen: 2000 Eintrittskarten à 25 Pf. 300 M. 3000 Nieten vom Glückshafen z. 4 10 Pf. 300, Standgeld von 40 Stämmen a8 M. 320 „ r 150, e 2 29, Summa 1270 M. 1 1270 M. . ost 1489 M. Bemerkungen zu den Ausgaben. Die Lokalmiete kann unter Umſtänden teurer ſein, wenn der Verein ſein Vereinslokal nicht im gleichen Lokale hat. Man bedenke das bei der Wahl des Ver— einslokals. . Die Inſerate in der Fach- und Lokalpreſſe können etwas billiger ſein, wenn der Text kurz gefaßt iſt. . Auch- die 20 Hähne zum Verſchenken können unter Um⸗ ſtänden zu einem billigeren Preiſe angekauft werden. „Falls idealgeſinnte Züchter und ſolche, die es ſich leiſten können, das Aufſtellen der Geſangsrücken und Käſten ſelbſt beſorgen, kann der Arbeitslohn erſpart werden. Die Ausgaben für Preisrichter können ſich mindern, wenn die Eiſenbahnfahrt nicht ſo viel koſtet, d. h. wenn die Preisrichter ziemlich in der Nähe wohnen oder wenn Preisrichter ſich pro Tag 12 M. rechnen. Die Anmeldebogen werden billiger, ſobald wir ein ein- heitliches Ausſtellungsprogramm haben. Bemerkungen zu den Einnahmen. Der Vorverkauf der Eintrittskarten muß 2 Monate vor der Ausſtellung einſetzen und eifrig betrieben werden. Es. iſt möglich, daß mehr als 2000 Stück abgeſetzt werden, dann erhöht ſich die Einnahme. Werden weniger als 2000 verkauft, ſo mindert ſich die Einnahme. = AUS Bei ſchlechtem Wetter kann der Beſuch der Ausjtellung ſeitens des Publikums ein ſchwacher ſein, dann ver⸗ ringern ſich die Einnahmen am Glückshafen. Lebende Gegenſtände haben große Anziehungskraft. Man verloſt deshalb einige billige Hähne, eine Anzahl Weibchen, Reiß⸗ und andere billige Finkenarten oder Tauben. 3. Das Standgeld bringt bei weniger als 40 Stämmen einen Einnahmeausfall; auch damit muß gerechnet werden; doch dürfte bei 300 M. barem Preisgelde die Beſchickung eine gute werden, zumal wenn noch ſonſtige Ehrenpreiſe von einzelnen Züchtern geſtiftet oder wie bei Weltbundesgruppen-Ausſtellungen die wertvollen Welt- bundes⸗Medaillen und Gruppenmeiſterſchaftspreiſe zur Konkurrenz geſtellt werden. 4. Die Druckkoſten der Kataloge ſind hoch und müſſen durch Inſerate von Geſchäftsleuten gedeckt werden. Man berechnet pro Seite zu 10 M. Um hier gut abzuſchneiden, müſſen die Züchter bei den Geſchäftsleuten, wo ſie ſelbſt Kunde ſind, vorſprechen und ſie werden ſicherlich nicht ohne Auftrag fortgehen. Den Druck gibt man jener Druckerei, die am billigſten iſt. Zur Ausſtellungszeit müſſen ſich Hände und Beine rühren, ſoll alles gut gelingen. Wer ſich nicht bemüht, der wird mit Defizit arbeiten. Zuerſt muß aber eine Koſtenaufſtellung ge— macht werden. Weltbundesgruppen kommen gut aus, wenn ſie aus den Mitgliedsbeiträgen zur Gruppe ſämtliche Preiſe für die Selbſt— Zuchtklaſſe jtellen. Ein Beiſpiel: Die Südweſtdeutſche Weltbundgruppe mit 200 Mitgliedern erhebt jährlich 90 Pf. pro Mitglied. Die Jahreseinnahmen betragen . 720 M. Davon gehen ab für Weltbund— iS Rigg — 60 „ für das Bundesorgan . . — 440 „) „ Reiſevergütung des Gruppen- ausſchuſſee s ander ir e Es bleiben 720—550 M. = 170 M. „) Durch gemeinſamen Bezug werden hier 360 M. geſpart. N Sohin ſtehen der Gruppe 170 M. bares Geld für Preiſe zur Verfügung. Die Gruppenmitglieder zahlen 6 M. Stand- geld in dieſer Gruppenſelbſtzuchtklaſſe. Vom Standgelde fließen 2 M. pro Stamm in die Gruppenkaſſe für Ehrenpreiſe. An⸗ genommen, es ſtehen 20 Stämme in der Klaſſe, das ergeben 202 40 M. Der Gruppe ſtehen alſo 170 + 40 = 210 M. Bargeld zur Verfügung für die Klaſſe. Davon werden zirka 70 M. für 2 Preisrichter verausgabt und ſtehen dann noch 140 M. für Preisgeld zur Verfügung. Davon kann man. folgende Preiſe machen: 1. Ehrenpreis 25 M. 6. Ehrenpreis 12 M. 2. „ 20 * 7. 2 1 5 3. 5 18 57 8 2 9 2) 4 ” 15 2 9. 2) 9 5 5 „ 14 1 40 „ 8 „ zuſammen 140 M. 2 große und 1 mittlere Weltbundesmedaille und Gruppenmeiſterſchaftspreis, vom Weltbunde geſtiftet (zuſammen im Werte von 70 M.) Nach dieſer Preisverteilung bekäme die Hälfte aller Aus⸗ ſteller Preiſe. Sie könnte auch mit Rückſicht auf die wert⸗ vollen Ehrenpreiſe für die beſten Stämme anders vorgenommen werden: 1. Ehrenpreis 18 M. 9. Ehrenpreis 7 M. 22 7 16 ;,, 10. 5 Rs 3. 5 e 1 15 De 4, 70 13 „ 12: 1 6 5. „ 10 77 13 „ 6 „ 6 „ 9 „ 14, „ 6 „ 7. 65 99 15. x 5 „Troſtpr. 8 1 Br, zuſammen 140 M. 2 große und 1 mittlere Weltbundesmedaille und Gruppenmeiſterſchaftspreis, vom Weltbunde geſtiftet (zuſammen im Werte von 70 M.) Auf dieſe Weiſe werden auch jüngere Züchter zum Aus⸗ ſtellen veranlaßt. Das Standgeld kommt bei einem Preiſe wieder heraus. So hebt ſich die Sportsluſt und regt zu weiterem Streben an. AAN Dem die Ausſtellung gebenden Vereine bleiben vom Standgelde eines Stammes 4 M. alſo (20944) = 80 M. Außerdem ſind auch noch die Preisrichter mit 70 M. bezahlt, ſodaß der Verein 80 + 70 = 150 M. Nutzen und für die Gruppenpreiſe überhaupt nichts zu zahlen hat. Nimmt der Verein von den 20 Stämmen der Allg. Klaſſe a 8 M. = 160 M. ein, jo genügen dieſe für die Preisgelder dieſer Klaſſe und der Zuſchuß aus der Gruppe dient ihm zur Deckung ſonſtiger Auslagen. Der Anſchluß an eine Welt⸗ bundesgruppe iſt mithin ſowohl für den einzelnen Züchter wie für den ganzen Verein von großem Nutzen, wenn ehrlich be— zahlt und haushälteriſch gewirtſchaftet wird. Ehrenpreiſe und Medaillen. Die meiſten Ehrenpreiſe beſtehen zurzeit in barem Gelde und Ausſtellungen mit Geldehrenpreiſen werden von den meiſten Ausſtellern bevorzugt, d. h. reichlicher beſchickt, als ſolche, die Wertgegenſtände bieten. Je höher und zahlreicher die Geld— preiſe, deſto größer dürfte die Beſchickung zu erhoffen ſein. An Wertgegenſtänden wähle man nur nützliche und ge⸗ diegene Dinge, die auch der Leiſtung der Vögel entſprechen. Gegenſtände als Zuſchlagspreiſe zu den Geldpreiſen erhöhen die Anziehungskraft der Ausſtellung. In den Wedaillen ſollten die Kanarienausſtellungen ihre höchſten Auszeichnungen erblicken. Die Medaillen müſſen deshalb 1. ſchön geprägt, 2. von hohem Metallwert ſein und 3. in beſchränkter Zahl zur Konkurrenz gelangen. Um einer Verſchleuderung der Medaillen auf geringwertige Stämme vorzubeugen, iſt es empfehlenswert, eine Mindeſt⸗ leiſtungsgrenze feſtzuſetzen. Sie dürfte für einen Stamm (vier Stück) junger Hähne bei 260 Punkten und alter bei 280 Punkten gegeben ſein. a Arbeitsverteilung. Soll alles an der Ausſtellung ohne Beanſtandung vor⸗ übergehen, ſo iſt eine gewiſſenhafte Arbeitsteilung notwendig. Man hat über die Ausſtellung folgende Poſten zu be— ſetzen, für die der betr. Verwalter haftbar iſt: . einen Herrn, der die auswärtigen Vögel in Empfang nimmt und fie wieder zurückſchickt, einen Herrn, der die Konkurrenzfänger numeriert, 3. einen Herrn, der die Konkurrenzſänger vor die Preis- 8. richter ſtellt, ſie füttert und für gute Beheizung ſorgt, . einen Herrn, der die Reſultate der Preisrichter zu Proto⸗ koll nimmt und die Eintragung in den Katalog ver— anlaßt, je zwei Herren an der Kaſſe beim Eintritt (es find vier Herren zu beſtimmen, die ſich alle zwei Stunden ablöſen), . einen Herren am Glückshafen (es ſind zwei Herren zu be— ſtimmen, die ſich alle zwei Stunden ablöſen), . zwei Herren auf dem Geſchäftsbüro der Ausſtellung, die die Gewinne verabreichen und verbuchen, mehrere Herren zur Auflicht. Zu allen anderen Arbeiten vor und nach der Aus— ſtellung können die Mitglieder des Vereins gemeinſam nützlich mitwirken. Goldene Regeln für Ausſteller. Prüfe deine Vögel vor der Ausſtellung. „Prüfe fie recht ſtreng und genau, prämiiere fie in Punkten. Rechne auf der Ausſtellung nicht zu ſehr auf Glück, ſondern mehr auf Ausſtellungspech. Laß die Ausſtellungsvögel auch einmal von Kennern aus deinem Freundeskreiſe abprüfen. . Wähle dir eine Ausſtellung aus, auf welcher ſattelfeſte Kenner als Preisrichter bewerten. Stelle dort aus, wo nach dem bewährten und objektiven Weltbundesſyſtem gerichtet wird. — 112 — . Als Mitglied einer Korporation (Verein oder Gruppe, biſt du moraliſch verpflichtet, die Ausſtellung zu beſchicken. Verſende die Vögel in guten, ſtarken Verpackungen. . Befuche die Ausſtellung, welche du beſchickt haft. „Rege dich nicht auf, wenn dich die erwarteten Erfolge nicht befriedigen. Bedenke, welch' ungünſtige Umſtände oft dein „Pech“ verurſacht. . Berurteile nicht gleich die Preisrichter, wenn fie einen Fehler gemacht haben. „Irren iſt menſchlich!“ . Berlange nicht mehr als Recht iſt. Bringe den Preisrichtern Vertrauen entgegen. . Sei ſelbſt ehrlich und gerecht. PT 2 ante 3 ARE vi A. Allgemeine Bemerkungen über den Kanariengeſang. 3 Der Urgejang des Kanarienvogels hat im Laufe der Zeiten unter dem Einfluſſe der Züchter ſeine urſprüngliche Form ver⸗ loren und iſt zu einem edlen Kunſtgeſang herausgebildet wor⸗ den. Die natürliche Veranlagung des Vogels kam dabei der Veredelungskunſt des Züchters vorteilhaft zu Nutzen, jo daß der Geſang heutzutage als ein wirkliches Kunſtprodukt ange- ſehen werden kann. Und von dieſem ſoll hier die Rede ſein. Das Kanarienlied kann im allgemeinen inſofern den An⸗ forderungen der Kunſt genügen, als es ſich in ſeiner Ausdehnung nach der Höhe und nach der Tiefe in den dem Ohre angenehm klingenden Wohlklangsgrenzen bewegt und auch innerhalb der— ſelben keine dieſem Wohlklangsempfinden widerſprechende Ton— formen aufweiſt. Beim heutigen Kunſtgeſang hören wir hoch-, mittel⸗ und tiefgelegene Tonſtücke, Touren genannt. Der Wohl⸗ klang bei den hohen Touren iſt geringer als bei den mittleren, bei den tief und tieferliegenden am beſten, ſofern dieſe tonrein ſind. Den kleinſten Tonumfang haben die hohen, den größeren die mittleren und den größten die tieferen Touren. Daraus er⸗ gibt ſich für die hohen Touren eine geringe, für die mittleren eine größere, für die tieferen die größte Variationsmöglichkeit (Abwechſelungsmöglichkeit). Daraus ergibt ſich ferner, daß die mittleren und tieferen Touren weit wertvoller ſind als die hohen. Dieſe drei Gruppen in ein gegenſeitiges Wohlklangsverhältnis zueinander gebracht, ergeben allgemein folgende Dreiteilung: f hohe Werttouren, das ſind die genügenden Liedbeſtandteile, mittlere Werttouren, das ſind die guten Liedbeſtandteile, tiefe Werttouren, das find die ſehr guten Liedbeſtandteile. Für Züchter, welche zugleich Muſikkenner find, ſei hier der Tonumfang der wertvollen Touren in Noten dargeſtellt. ar 8* = 1 N Tonumfang der Knorren ä Pr rn son Tonumfang der Klingeln, Tonumfang der Hohlrollen Klingelrollen, Schwirren Tonumfang der Schockeln Tonumfang der Hohlklingeln Tonumfang der Hohlglucken Tonumfang der Waſſerglucken ae e —J—T Tonumfang der Gluckrollen Tonumfang der Klingelglucken F Tonumfang der Waſſerrollen 5 e on 3535000. e + » + Tonumfang der Kollern 5B. Die Pfeifen find in allen Lagen mit Ausnahme der Knorr⸗ lagen anzutreffen. i Jede einzelne Note gibt die Lage an, auf welcher die be— treffende Tour vom Vogel geſungen werden kann. Dabei muß bemerkt werden, daß die Muſik nur halbe und ganze Töne darſtellt, daß der Kanarienvogel auch Viertel- und Achtelton- änderungen ſingt, was die Abwechſelung bereichert. Die Wohl⸗ klangsgrenze für die hohen Touren wird bei gis der dreigeſtrichenen Oktave überſchritten, fie kann aber auch ſchon bei fis verloren gehen, wenn der Vogel die Tour nicht zart und weich hervor- bringt. Der Tonumfang aller Werttouren im heutigen Kanarien⸗ liede umfaßt etwa 3 Oktaven und war durch die frühere, zartſäuſelnde Schwirre nach oben noch erweitert. f ir. — Als taktmäßig abgemeſſene Tonbewegungen laſſen ſich m. E. nur die Klingeln, Hohlklingeln, Schockeln, Pfeifen und Glucken wegen ihrer abgeſetzten Silbenfolge einigermaßen in Noten darſtellen; bei Hohlrollen, Klingelrollen, Knorren, Kollern, Schwirren und Waſſerrollen iſt das kaum möglich — ſoll die Darſtellung richtig ſein — weil dieſe Touren mehr tremulierend, trillernd und wirbelnd gebracht werden, alſo keine oder eine kaum merkliche Silbenunterbrechung aufweiſen. Die Bewegungen der Grundtöne, die Art der Silbenver— bindungen ergeben in Verſchmelzung mit verſchiedenen Konſo⸗ nanten (Begleitlauten) verſchiedene muſikaliſche Einheiten, die wir kurzweg Touren nennen. Alle dieſe Touren kann man hinſichtlich der Struktur, d. i. des inneren Baues, des Gefüges und der Ton— bewegung in drei große Gruppen einteilen: 1. die einfachen, ununterbrochenen Touren in rollender Form (Schwirren, Klingelrollen, Hohlrollen), 2. die einfachen, unterbrochenen Touren in klin- gelnder Form (Klingeln, Hohlklingeln, Schockeln, Glucken, Pfeifen), ; 2. die zuſammengeſetzten Touren in teils rollender, teils klingelnder Form (Knorren, Kollern, Waſſerrollen). Die Struktur bildet das weſentlichſte Merkmal einer jeden Tour. Ihre Kenntnis erleichtert dem Züchter das Erkennen und Benennen der Tour. Die Klangfarbe beſtimmt den muſikaliſchen Wert einer Tour. Sie gibt den Ausſchlag bei der Prämiierung. Hinſichtlich der Klangfarbe ſcheiden ſich die Touren in Wert- und Fehlertouren. . B. Tourenbeſchreibung. 1. Die einfachen, ununterbrochenen Werttouren in rollender Form. i Das Charalkteriſtiſche aller Rolltouren beſteht in der un⸗ unterbrochenen Aufeinanderfolge der einzelnen Tonfilben in Verbindung mit dem Konſonanten „r“. In jeder Tour, die — 118 — in rollendem Rhythmus ertönt, iſt das „r“ merklich ein⸗ geſchmolzen und es tritt in der einen Tour mehr, in der an⸗ deren weniger ſtark hervor. Eine Rolltour ohne den Konſo⸗ nanten „r“ iſt nicht denkbar, denn er bildet ja den die Ton⸗ ſilben unter ſich aufs innigſte verbindenden und ſo die rollende Tonbewegung erzeugenden Mitlaut. Fehlt dieſes „r“, ſo wird der ununterbrochene, rollende, fortgeſetzt ſich wälzende, ſurrende Silbenumlauf nicht zu hören ſein. Die einfachſten Rolltouren zerfallen hinſichtlich der Höhen⸗ lage in die hochgelegene Schwirre, die etwas tiefer liegende Klingelrolle und die mittlere bis tiefſte Hohlrolle. ſti : i 1 Schwirrenlage n 2 Klngelrollen rü 8 inge ro enlage O W 8 2 ra 0 10 Hohlrollenlage ruu & 1. Die Schwirre. Struktur. Der Grundton der Schwirre liegt auf „i“. Als Konſonanten find eingeſchmolzen r, zuweilen auch b und |, fo daß ſie lautet auf riririri, fririri oder ſbririri ohne Unter⸗ brechung der Tonſilben. 8 Klang. Der Klang hängt von der Reinheit des „i“ und der Stärke der Konſonanten r, | und b ab. Auch das — 119 — ſchwächſte, dünnſte „i“ kann wertvoll fein, wenn es im zärteſten Pianiſſino vorgetragen wird; dabei muß der Konſonant „r“, leiſe angehaucht, zwiſchen den Z-Silben fo weich eingeſchmolzen und von einem leifen ſ umwoben ſein, daß er faſt ganz zurücktritt und das edle „i“ in einer tremulierenden Schwingung erhält. Hoch und fein mit einem reinen „ſri“ angeſetzt, fallend und anſchwellend im Vokale „i“ zu tieferen Lagen herab in langgeſchwungenem Bogen, iſt ſie eine geradezu beſtrickende Schönheit in dem Liede eines Vogels. „Der Geſang ſchmeichelt ſich in ſeiner weichen, ſanften, melodiſchen Weiſe mit ſeinem Silberklange wohltuend ein; pianiſſimo beginnt das Schwirren, ſchwillt allmählich zum Forte und geht dann über in eine wunder— bare Hohlrolle.“ Schwierig iſt die Erzeugung eines ſo hohen und doch edlen, feinen „i“, ſo daß es die meiſten unſerer modernen Tiefſänger nicht in dem gewünſchten Pianiſſimo ſingen können; ihre Schwirren erklingen daher rauh, ſcharf und hart und bilden ſo eine Gefahr für den edlen Geſang überhaupt. Unſchätzbar aber iſt der Tief- ſänger, dem es gelingt, gleichſam im gedämpften Falſett die feinen Tonbogen der reinen Schwirre ſeinem edlen Liede einzugliedern. Man muß ſich dabei die Wirkung einer ſolchen Piano⸗Kunſtleiſtung vergegenwärtigen, um den Wert richtig zu bemeſſen. Weniger wertvoll wird die Schwirre, wenn r, | und i zwar zart und rein erklingen, aber auf einem Tone liegen bleiben, die vorerwähnten Bogen und Anſchwellungen alſo nicht beſchreiben. Ferner drücken den Wert herab der nicht ganz klare Vokal, ein Mittellaut zwiſchen i und e (näſelnder Klang), i das Übertönen des „r“ (harter Klang), das ſtarke Hervortreten des „.“ (ſcharfer Klang), das häufige, deutlich hörbare „b“ (ſchlagender Klang). Kommen andere Mitlaute als die drei vorerwähnten in dieſen hohen Lagen zum Vohale, wie z. B. dſchri, ſo entſteht die Schnetterſchwirre, eines der gefährlichſten Fehler⸗ ſtücke für den Edelgeſang. Bedeutung: Die Anſichten der Züchter über den Wert der Schwirre für das heutige Kanarienlied gehen in zwei Richtungen auseinander. Die eine Richtung ſtreicht fie 24120, aus der Reihe der Werttouren, weil ſie für den heutigen Vogel zu hoch liegt, ſelten ſchön klingt und darum leicht ausartet. Die zweite Richtung vertritt den Standpunkt, daß die hochgelegene Tour als Werttour keineswegs ausgeſchaltet werden dürfe, 1. weil ſie in früheren Jahren tatſächlich häufig in vollendeter Form anzutreffen und als Werttour bis 1913 in allen Bewertungsſkalen angeführt war, 2. weil die leichte Entartungsmöglichkeit ihre Kultivierung zwar erſchwert, jedoch nicht unmöglich macht. Objektiv betrachtet, muß der 2. Richtung zu⸗ geſtimmt werden. Denn was leicht ausartet, iſt ſchwierig zu züchten. Unter ſchwierigen Umſtänden einen Erfolg zu erringen, iſt von doppeltem Wert. Durch die Ausſchaltung der Schwirre, welche, wie die Geſchichte lehrt, früher eine gern gehörte Tour war, wird das heutige Edellied um eine Fehlertour bereichert, was gleichbedeutend iſt mit einem Rückſchritt. Wird die Schwirre aber fernerhin als Werttour anerkannt, ſo bemühen ſich die Züchter, ihr eine beſondere Pflege angedeihen zu laſſen, was zum mindeſten zu den ſchönſten Hoffnungen auf Erfolg berechtigt. Zweifel⸗ los iſt die Anſicht der 2. Richtung frei von perſönlichem Sondergeſchmacke, alſo objektiv, wenn fie betont: auch das kleinſte und unſcheinbarſte Tonſtück muß erhalten bleiben und gefördert werden, ſoll der Zweck der Liedveredelung erreicht werden: allſeitige Förderung aller Geſangsanlagen unſerer Kanarien nach den Geſetzen des Schönen und Guten. Bewertung: die genügend klingende Schwirre erhält 1 Punkt, die beſſer klingende, alſo gute Schwirre ER > Punkte, die ſchönſte, alſo ſehr ſchöne & 5 5 2. Die Klingelrolle. Struktur: Der Grundton liegt auf „i“ und dem dünneren „u Der Konſonant heißt „r“. Der Name Rolle bezeichnet den Charakter der Tour. Die Bezeichnung Klingel gibt die Lage dieſer Rolltour an, ee ſoll alſo heißen: dieſe Rolltour liegt in der Lage der Klingel zum Unterſchiede von der tiefer gelegenen Rolltour, der Hohlrolle. Die Anficht, als ob die Klingelrolle gleich- zeitig klingle und rolle und daher ihren Namen habe, iſt irrtümlich, denn die reine Klingelrolle ertönt in einem un— unterbrochenen „ririri“ oder „rürürü“, während Klingeln abgeſetzt und nicht rollend klingen. Klang: Der Wohlklang hängt von der Reinheit des „i“ und „ü“ und der Stärke des Konſonanten „r“ ab. Den Vo— kalen muß eine angenehme Rundung eigen ſein, die ſich in dem metalliſchen Klange kund gibt. Das „k“ ſoll die Grundlaute nicht übertönen. Weniger wertvoll wird die Klingelrolle, wenn „i“ und „ü“ unklar, unrein oder zu dünn ſind, wenn ſie vom „r“ übertönt werden, ſodaß der Klang rauh, getrübt, näſelnd, hart oder trocken und ſchmelzlos gefärbt iſt. Das hohe „i“ in Verbindung mit „r“ und „s“ gibt bei jtarkem Luft- ſtrom und geöffnetem Schnabel einen ſchrillen Klang. Miſcht ſich unter „r“ und „i“ ein „ſch“, ſo klingt die Tour flach und breit. Bedeutung: Die Klingelrolle zählt zu den hohen genügenden Touren und bildet den Übergang aus der Schwirre in die Hohlrolle. Bewertung: die genügend klingende Klingelrolle erhält 1 Punkt, die gut 1 5 „ 2 Punkte, die ſehr gut 5 h „ „ Die Hohlrolle. Struktur: Das Hohl liegt in den Grundtönen „ü, o, u, a, ö, e, ä“. Das Rollen bewirkt der zwiſchen die Grund— töne eingeſchmolzene Konſonant „r“ alſo ro — rü — rü ra — rö — re. Klang: Von der Reinheit des Vokales hängt zunächſt der Klang der Hohlrolle ab. Die Vokale „ü — o — u und rundes ö“ find die edelſten Grundtöne, weil ſie aus ſich ſchon eine ſättigende Rundung, eine enorme Tonfülle und ein zartes Schmelz geben. „ Die Vokale „a — e — ä“ find klanglich minder⸗ wertiger. Das „a“ klingt gern flach und matt; „5“ und „e“ klingen rauh und gedrückt, ſie verſchleiern alſo den Wohlklang; „ä“ neigt zu den gefährlichen Naſentouren. Auf den Wohlklang der Hohlrolle iſt ferner der Konſo— nant „r“ von Einwirkung: tritt das „r“ jo ſtark hervor, daß der Vokal faſt verdeckt wird, jo tönt die Hohlrolle rauh, grob, hart, mitunter krätzig; hören wir das „r“ mittelſtark vor einem klaren, tiefen „u“ oder „o“, ſo hört ſich der Klang ſprudelnd, perlend an; tritt das „r“ ganz zurück, ſo⸗ daß man vorwiegend einen mit weichem „k“ „h“ und „l“ eingeſchalteten, zart fibrierenden Grundton heraustönen hört, ſo iſt der Klang ſchmelzig, edel, lullend oder kullernd: klruhlruhlruhlrohlroh. Das kullernde Hohl unterſcheidet ſich von der glatten, einfachen Hohlrolle durch die tiefe, mit weichen Konſonanten ſchwebend und ſchwingend durch⸗ ſetzte Volltönigkeit bei faſt völliger Ausſchaltung des „r“; es iſt gewiſſermaſſen eine gedehnte Hohlrolle auf „u“ und „o“. Bei der Hohlrolle unterſcheidet man im allgemeinen vier Lagen: die hohe, die mittlere, die tiefere und die tiefſte Lage; die hohe Lage iſt die minderwertigſte, ihr Grundton iſt „i“, die mittlere Lage iſt die beſſere, ihr Grundton iſt „ü“, die tiefere Lage iſt die gute, ihre Grundtöne ſind „ü“, „o“, die tiefſte Lage iſt die beſte (wenn rein), ihre Grundtöne ſind 20. „il. Y Hohe Lage l Mittlere Lage (übergang zur Klingelrolle) Tiefere Lage Tiefſte Lage = Fer] ee F Fr Eee fr de = == 2 ir — ᷑̃ — — ru ru ro 5 ro "u rü rü ra rü HA SCH Liegt die Hohlrolle auf ein und demſelben Grundtone, ſo it ſie gerade: rürürürürü u uſw. Fällt die Hohlrolle in eine tiefere Tonlage herab, jo wechſelt meiſt der Grundton; ſie heißt fallende Hohlrolle rürürü — rorororo uſw. Bewegt ſich die Hohlrolle vom angeſungenen Grundtone in eine Tonlage höher, ſo heißt ſie ſteigende Hohlrolle: roro — rürü. — 123 — Durchſingt ein Vogel in einem Zuge verſchiedene Ton- lagen wechſelnd in ſteigender und fallender Ordnung, jo heißt fie gebogene Hohlrolle rorororürürürororuru uſw. Nach— ſtehende Veranſchaulichung dürfte zur Klärung beitragen. gerade Hohlrolſe fallende Hohirolle ma... ru steigende Hohlrolle ru | ro ro L0 FU ro FU gebogene Hohlrolle Bedeutung: Die Hohlrolle hat den größten Tonumfang. unter den Rolltouren. Dadurch iſt ihr Klang ungemein verſchieden in Lage und Färbung. Sie wird deshalb von vielen Kennern als die ſchönſte aller Touren an— geſehen. Doch das iſt Geſchmacksſache. Ihre tiefe Züch⸗ tung iſt ſehr ſchwierig, weil die Gefahr der Ausartung ins Unklare und Näſelnde nahe liegt. Eintönig wirkt die gerade Hohlrolle, ſelbſt wenn ſie tief liegt. Beſſer klingt die reine fallende Hohlrolle, während die Bogenhohlrolle über mehrere tiefe Lagen ſteigend und fallend gezogen als das Ideal gelten kann. — 124 Bewertung: Der große Umfang, die überreiche Abwechſe⸗ lung in Lage und Klangfarbe bedingen zur Bewertung eine größere Punktzahl als die Touren mit geringem Tonumfang und weniger Variationsmöglichkeit. Der Idealwert iſt auf 9 Punkte feſtgelegt und iſt die Be⸗ wertung folgendermaßen gedacht: Die höheren und nicht ganz klaren tieferen Hohlrollen er— halten bei genügendem Klang 1, 2 oder 3 Punkte. Die mittleren bis tiefen Hohlrollen erhalten bei gutem Klang 4, 5, und 6 Punkte. Die ganz tiefen, fallenden, gebogenen und kullernden Hohlrollen erhalten bei ſehr gutem Klang 7, 8 oder 9 Punkte. I. Die einfachen und unterbrochenen Werttouren in klingelnder Form. Das Charakteriſtiſche der Werttouren in klingelnder Form beſteht in der unterbrochenen Aufeinanderfolge der ein- zelnen Tonſilben, ſodaß zwiſchen jeder Silbe eine Pauſe, ein zeitlicher Zwiſchenraum, liegt. Dieſe Pauſe wird bei den Roll⸗ touren mit „r“ überbrückt; bei den Klingeltouren fehlt das „r“. : Klingel Glucken 2 Hohlklingel ER — b Schockel — — — „Zu den unterbrochenen Touren gehören: die hochgelegene Klingel, die tiefer liegende Hohlklingel, die tiefe Schockel, die Glucken und die Pfeifen. 15 — 29, — 1. Die Klingel. Struktur: Der Grundton der Klingel liegt wie bei der Schwirre und Klingelrolle auf „i“. Die Konſonanten find „I, h, d“. Ihre Zuſammenſetzung in der Wohlklangsform heißt „lililili — hihihihi — didididi. Klang: Der Klang der Klingel hängt von der Rundung und Reinheit des „i“, von der Stärke der Konſonanten „I, h, d“ und von der Größe der Silbenpauſen ab, welche das. Tempo (Zeitmaß) angeben. Den beſten Klang ergibt die Verbindung des reinen „i“ mit „l“: „lilili“ in nicht zu langſamer Aufeinanderfolge der Tonſilben. Auch mit „h“ kann der Wohlklang gut fein, jedoch dürfen die Zwiſchenräume zwiſchen den Tonſilben nicht zu groß ſein, damit die Klingel nicht hüpfend ertönt. Die Verbindung von „d“ und „i“ iſt nur dann gut, wenn das „d“ ſchwach vor dem reinen, weichen „i“ ziem- lich raſch gebracht wird. Iſt das „i“ hart, das „d“ ſtark hervortretend abgeſetzt, ſo kommt der Klang ſtoßend heraus; die Klingel heißt dann Stoßklingel. Wie der Name ſchon ſagt, erinnert die gute Klingel im Ton und Tempo an das reine, ſilberhelle Anſchlagen eines Glöckleins, das man Klingeln nennt. (Klingeln iſt abzuleiten von Klang.) Der Klang iſt umſo ſchöner, je einfacher die Tour zuſammengeſetzt iſt. Die Klingel verliert an Wert, wenn der Grundton „i“ unrein oder auf „e“ lautet. Sie entartet, wenn ſich andere als die genannten Mit- laute einſchmelzen. Sehr gefährlich iſt der Zungenlaut „s“ in Verbindung mit „d“ (dſidſidſidſi oder dſedſedſedſe). Die vielen geräuſchvollen, für die Muſik nicht tönenden, alſo unedlen Konſonanten, erjticken den Grundton und Die Unterbrechung der Tonſilben führt zur Schnetter (dſchedſche⸗ dſchedſche). Spitz iſt die Klingel, wenn das „i“ recht dünn und hoch liegt, mit „d“ oder „h“ (vielleicht auch etwas „s“ verbunden in „abgehackten“ Tonſilben gebracht wird. Die näſelnde oder Naſenklingel lautet auf ein getrübtes „t, e, a“ in Verbindung mit „n“ und „s“ ninini, fnifnifnifnt ſneſneſneſne, ſnäſnäſnäſnä. Sie iſt vollſtändig wertlos. Nicht beſonders wohlklingend iſt die Klingel, wenn die Tonſilben in langſamerem Tempo hintereinander gebracht werden. Die tonliche Einheit verliert ſich und der Wohl- klang leidet. Eine ſolche Klingel heißt Schleppklingel. Bei den unterbrochenen Touren muß das Tempo in hohen Lagen raſcher ſein (mehr Schwingungen) als in tieferen; ſo iſt die ſchleppende Klingel langweilig und lückenhaft, weil die hohen I-Töne wenig Tonfülle entwickeln, alſo leer klingen. Eine tiefe Schockel dagegen hört ſich in gut abgeſetzten langſamen Tonſilben ſehr ſchön an, weil die tiefen O- und U-Töne einen ausgiebigen, volltönigen Schall erzeugen, der die großen Lücken reichlich ausfüllt. Bedeutung: Der metalliiche Wohllaut der guten Klingel macht dieſe Tour wertvoll. Obwohl die Klingel infolge ihrer hohen Lage zu den genügenden Liedbeſtandteilen ge= rechnet werden muß, kann ſie im Intereſſe der Erhaltung einer angenehmen Abwechſelung im Kanarienliede nicht vermißt werden. In früheren Jahren konnte man die Klingeln in bewundernswerter Reinheit antreffen und dieſe Tatſache beweiſt, daß auch die Klingel, welche heute nicht auf der Höhe ſteht, trotz ihrer leichten Entartung und da— her ſchwierigen Züchtung einer geſunden Kultivierung fähig iſt. Der Kampf gegen die ſchlechte Klingel iſt wohl be⸗ rechtigt, die ungerechte Unterdrückung der guten Klingel durch geringe Einſchätzung widerſpricht dem Fortbildungs- gedanken. ö Bewertung: Da der Tonumfang der Klingel als Werttour ein geringer iſt, ſo ſind zur richtigen Bewertung auch weniger Punkte nötig. 5 Die genügend klingende Klingel erhält 1 Punkt, die gut 5 75 „ 2 Punkte, die ſehr gut 5; m „ 3 Punkte. 2. Die Hohlklingel. Struktur: Der Grundton heißt „ü“. Als begleitende Konſonanten gelten „I“ und „h“ (lüülülü, hühühü). Die Struktur iſt alſo ſehr einfach. Klang und Bedeutung. Der Wohlklang wird durch das reine „ü“ und die weichen Laute „Il“ und „h“ gebildet. Das reine „ü“ kann in verſchiedener Rundung und Fülle erklingen und ſo den Wohllaut heben oder mindern. Das „l“ gibt dem Klang eine liebliche, lullende Form und iſt der Hohlklingel mit „h“ vorzuziehen. Das „h“ dehnt die — 127 — Silben zuweilen derart, daß die Struktur locker wird und der Klang ſich hüpfend, ſtoßend oder ſchleppend (auch bellend) anhört, daher auch die Bezeichnung ſchleppende, hüpfende Hohlklingel. Dieſe Formen wären bei: ent- ſprechender Reinheit als noch genügend anzuſehen. Fehler— haft iſt die Hohlklingel, wenn der Grundton unrein klingt, (e, ä). Als Naſenklingel kann ſie dem Edelgeſang ge— fährlich werden. Bewertung: Die Hohlklingel liegt zwiſchen Klingel und Schockel und wird in dieſer Mittellage als gute Tour angeſehen. Ihr Tonumfang iſt größer, ihr Klang beſſer als der der’ Klingel, deshalb muß ihr bei der Punktbewertung auch eine höhere Punktzahl zugewieſen werden: die genügend klingende Hohlklingel erhält 1—2 Punkte, die gut klingende Hohlklingel erhält 3—4 Punkte, die ſehr gut klingende Hohlklingel erhält 5—6 Punkte. 3. Die Schockel. Struktur. Die Grundtöne der Schockel find die gleichen mie bei der Hohlrolle: ö tiefes ü, o, u—a ä, ö, e. Die Konſonanten heißen h, l, jeltener g und b. ho ho- ho; huhu hu; hü-hü - hü— lo lolo; lu lulu; lü-lü-lü—; ha haha; hö hö- hö; he—he - he, hä—hä—hä. g0—g0— go; gu— gu— gu; gü— gü—gü; bo—bo - bo; bu bubu; bi — bü-bü; ga ga- ga; gö—gö—gö; gege- ge; gä-gä—gä,; ba —ba— ba; bö—bö—bö; be—be—be; bä—bä—bä. Mit der Hohlrolle kann die Schockel nicht verwechſelt werden, denn ſie rollt nicht, ihr fehlt das „r“ volljtändig; die tremulierende Hohlrolle zieht nicht die Tonſilben abgeſetzt auseinander wie die Schockel, ſondern ſie zittert gleichſam mit den rollenden Tonſilben; deshalb iſt auch hier eine Verwechſelung nicht leicht möglich. a Klang: Die Reinheit des Vohales iſt für den Klang maß⸗ gebend. Die Konſonanten kommen bei dem Klang der Schockel weniger in Betracht. Am beſten klingt die Schockel auf dem reinen u—o —ü; weniger wertvoll ſind „a“, weil Neigung zur Verflachung, „6“, „e“ und „ä“, weil — 128 — Entartung in den unreinen Naſenklang eintreten kann. Die Konſonanten „h“ und „l“ treten meiſt ſtark zurück, während „g“ und „b“ die Tonſilben etwas eckig anſtoßen. Die meiſten Entartungen entfallen auf den Grundton und neigen zu Naſenſchockeln. Man vergleicht die Klingel mit dem Klange eines kleinen Glöckchens, die Hohlklingel mit dem einer größeren, die Schockel mit dem einer großen Glocke. Die Schockel ſoll ſtets jo tief liegen wie des Vogels Hohlrolle. Sie kann gerade — — — O, ſteigend _ s end oder mehrfach ſteigend und fallend gebracht werden: = — — — — — — — — — — — — — — — — — — Die Schockel iſt niemals gebogen, weil fie eine unter— brochene Tour iſt, die nur ſteigt und fällt. Einen Stock kann man biegen, ſolange er als Ganzes zuſammenhängt; ſobald er aber auseinandergebrochen iſt, kann er nicht mehr gebogen werden. Die Tonſilben der Hohlrolle hängen in einer ununterbrochenen Reihe zuſammen und in dieſer Reihe laſſen ſie ſich biegen. Die Tonſilben der Schockel aber hängen nicht zuſammen, ſie bilden eine durch tonloſe Lücken getrennte Reihe und können alſo nur ſteigen oder fallen. Nichtzuſammenhängendes kann auch nicht gebogen ſein. Bedeutung: Die mannigfache Abwechſelung, welche die Schockel in die tiefen Lagen des Liedes neben der Hohlrolle bringt, erhöht ihren Wert. Sie wird mit Vorliebe beim modernen Kanarienvogel gehört und iſt deshalb ſehr geſucht. Die Schockel iſt die tiefe Schweſter der Hohlklingel. Bewertung: Die genügend klingende Schockel erhält 1—2 Punkte, die gut 57 77 * et * ’ die ſehr gut 5 5 „ Sl 4. Die Glucken. Struktur: Sehr gute Grundtöne ſind „u“ und „o“. Gute Grundtöne lauten auf „6“ und „ü“. Geringe bis fehlerhafte Grundtöne „a, e, ö, ä, i“. —. 129° — Als Konſonanten find „gl, kl, bl“ zwiſchen die Grundtöne eingeſchaltet. gluk — gluk — gluck — gloklogloklok uſw. blukluk — bluckluk — blocklokblocklok uſw. Klang: Bei den Glucken mit ihren Variationen hört man die unterbrochenen Tonſilben ſehr deutlich. Die Klangwirkung iſt bei den tiefer gelegenen Glucken umſo ſchöner, je deut⸗ licher die Silben abgeſetzt werden. Die Häufung der Kon- ſonanten erſtickt zuweilen die Grundtöne, ſodaß ſich der Klang mehr klappernd, plätſchernd und flach anhört. Hat jedoch der gute Grundton die Vorherrſchaft, dann iſt der Klang mitunter ſehr bejtrickend, beſonders wenn er auf einem reinen, tiefen, vollen Hohl liegt. In dieſem Falle heißt die Tour Hohlglucke. In dieſer Form heißt ſie auch einfache Glucke. Die Klingelglucke hat, wie der Name ſchon fagt, eine höhere Lage auf dem Grundton „ü“ und lautet in „i“ aus; alſo „glüi — glüi — glüi“, was einen doppelten Klang gibt. Bei der tiefen Doppelglucke fällt der Klingelton „i“ aus. Man hört hinter dem ſtärkeren „Gluck“ eine Oktave tiefer einen ſchwächeren Nachſchlag auf „gluck“. Eine weitere klangliche Abart iſt die Waſſerglucke. Sie hat Ahnlichkeit mit dem plumpernden Klange eines ins Waſſer fallenden Tröpfleins. In gewiſſem Sinne iſt auch ſie eine Doppelglucke, weil man einen tieferen Ton auf „u“ mit einem nachfolgenden „i“ vernimmt. Die Konſonanten „bl“ und „gl“ müſſen weich klingen (bluik — bluik — bluik, gloik — gloik — gloik). Von der ein⸗ fachen Hohlglucke unterſcheidet fie ſich durch ihren Doppel- und ihren Waſſerklang. Flach und entartet lautet ſie auf „a“ und „ä“ mit harten Konſonanten. Bedeutung: Die Glucken bilden wegen ihrer eigenartigen Zuſammenſetzung, wegen ihrer ausgedehnten Variationen und der damit zuſammenhängenden Klangfarben im Tourenſchatze des Kanarienliedes eine wichtige Gruppe. In früheren Jahren wurden ſie ſehr häufig und mit recht gutem Erfolge an ſich rein und edel gezüchtet. Ihrer ſchwierigen Züchtung und geringen Einſchätzung wegen kamen ſie aber außer Kurs, weil der modern gewordene Hohlroller leichter rein zu züchten und zu verkaufen war, ſodaß ſich das Züchten von Gluckvögeln wenig lohnte. 9 a lol Erſt in neuerer Zeit hat die Kultivierung der Glucktouren wieder mit Erfolg eingeſetzt und iſt eine von den Lieb⸗ haberzüchtern geſuchte Tour, die den höheren Sport belebt. Bewertung: Der große Umfang der Glucktouren, die reiche Veränderungsmöglichkeit erfordern einen größeren Spiel- raum bei der Punktbewertung: Genügend klingende Glucken erhalten 1—2 Punkte, gut 57 2) ”„ 3—4 7) ’ ſehr gut 57 5 7 8 8 57 5. Die Pfeifen. Struktur: Sehr gute Grundtöne: „u, o, ü“; gute Grundtöne: „ü, i, au, a“, genügende und teils fehlerhafte Grundtöne ee 5, in, jau, 10%. Der beſte Konſonant iſt das weiche „d“; dann folgt „t“, ie Konſonanten ſind „ti“, „“. Jede Pfeife iſt ein⸗ ſilbig. Klang: Reine Grundtöne in Verbindung mit einem weichen „d“ geben einen guten Klang. Die tieferen und mittleren Pfeifen ſind wertvoller als die hohen, weil der Klang bei erſteren beſſer iſt. Hohe Pfeifen müſſen, wenn ſie nicht entwerten ſollen, mindeſtens zart und weich klingen. Wird der reine Vokal etwas länger ausgehalten, ſo klingt er gedehnt, wehmütig, klagend und man nennt ſolche Pfeifen auch gerne Flöten. Die unreinen Vokale „ä, ö, e“ bringen Naſenpfeifen. Hart erklingt die Pfeife mit ſtarkem „t“ angeſetzt („tü“). Kurz abgeſetzt, ertönen mehrere ſolcher Pfeifen als Stoßpfeifen und gibt es ſolche in jeder Ton⸗ lage; in hoher Lage klingen ſie auch noch ſpitz. Scharf iſt der Klang, wenn ſich zwiſchen dem Konſonant „t“ und dem Vokal ein „ſ“ oder „z“ einſchiebt: „tſi, Bi, ziau.“ Die Klangwirkung wird erhöht durch mäßig abgeſetztes, ſie verliert durch zu haſtiges, abgeriſſenes und ſich oft wieder⸗ holendes Aneinanderreihen der einzelnen Silben. Mehr als vier Pfeifen auf einem Tone ſollte ein guter Vogel nicht ſingen (du — du — du — du). Wechſelt er aber in den Lagen du — du — du — di — du du do — do, ſo erhöhen dieſe den Liedwert und können trotz ihrer Häufigkeit als ſchön empfunden werden. — 131 — Bedeutung: Die Pfeifen gehören zu den einfachſten Touren. Im geſamten Liedvortrage können ſie das Klangbild treff- lich erhöhen, ſo z. B. als Ausläufer der Schockeln und Hohlklingeln, als Übergänge aus Hohltouren in Knorren oder in tiefer Lage als Einleitung zum Liede. Zur rechten Zeit am richtigen Platze eingeſchaltet, geben ſie dem Kanarienlied eine angenehme, abwechſelnde Einteilung und überbrücken die Rolltouren mit den Klingeltouren oder umgekehrt. Liedentwertend wirken die Pfeifen, wenn ſie in häufiger Zahl das Lied durchſetzen und fo die Ent- faltung der übrigen Touren zurückdrängen. Bewertung: Als einfilbige, einfache Touren haben die Pfeifen für die Stammzucht weniger Bedeutung. Da ſie ferner als Begleittouren trotz ihrer großen Verſchiedenheit unter ſich nicht jo häufig und ſtark abwechſelnd im Liede auf- treten dürfen, ſoll der Wohlklang des Geſamtvortrages nicht geſtört werden, ſo genügen ſechs Wertpunkte: für genügend klingende Pfeifen gibt es 1—2 Punkte, 757 ut 57 5 7 57 3 2) ’ „ jehr gut ” „ 7 „ 5—6 57 Wie die Pfeifen in das Klangbild des Geſamtvortrages eingeflochten find und in welcher Weiſe ſie hier liedent- wertend oder wohlklangfördernd wirken, wird bei der Punktbewertung für Klangbild in Berückfichtigung ge— zogen werden müſſen. III. Zuſammengeſetzte Touren in teils rollender, teils klingelnder Form. Bei dieſen Touren ſindet man Tonſilben mit ſtarken Kon⸗ ſonantenhäufungen in Verbindung mit Hohlvokalen. Häufig ſind die einzelnen Silben in ſich rollend, im Zuſammenhang aber durch kleine Pauſen getrennt, alſo klingelnd bezw. ſchockelnd und gluckend. Zu dieſer Abteilung gehören Knorren, Kollern, Waſſerrollen und Gluchkrollen. 9* — 132 — 1. Knorren. Struktur: Als die beiten Grundtöne der Knorren eignen ſich „o“ und „u“, weniger ſchön ſind „e, a, ä“. Als Konſonanten hört man heraus ein doppeltes und dreifaches „r“ (rrr) in Verbindung mit „g“ „k“ und „n“ (korrr, knorrr, kurrr, knurrt). Das Gefüge der Knorre kann in rollender, un- unterbrochener Form auftreten und man könnte eine ſolche Tour als Rollknorre bezeichnen. Iſt die Verbindung der Knorrſilben unterbrochen, daß die Knorre abgeſetzt, gewiſſermaßen in Stößen ſchockelnd oder gluckend erſcheint, ſo hat das Gefüge klingelnden Charakter. Davon abgeleitet, entſtanden die Namen Gluck⸗ knorre, Schockelknorre, Kollerknorre. Klang: Jede Knorre muß bei geſchloſſenem Schnabel einen Hohlklang haben, ſonſt iſt fie nicht ſchön. Bei der Roll- knorre halten die Konſonanten mit dem Vokal klanglich das Gleichgewicht, d. h. beide tönen gleichſtark; es entſteht ſonach ein feſtgefügtes, markiges, geſchloſſenes Surren, das im Klange dem Knorren auf den Lehrorgeln gleichkommt. Gut gerollt auf „o“, waren dieſe Rollknorren vor 12—15 Jahren das beſte, was in Knorren zu finden war. Man befriedigte ſich ſogar mit Knarren, einer auf „a“ liegenden Rollknorre und hielt fie als noch prämiierungsfähig. Der flache, harte Klang macht ſie aber heute wertlos. Dagegen iſt die Rollknorre in vollendeter Schönheit zur Hohl knorre ausgebildet worden. Die rauſchenden Konſonanten treten zurück und der Vokal kommt deutlicher heraus, oft begleitet von einem vier, fünf oder acht Töne höher liegen⸗ den Vokale auf „ü“ oder „i“, man könnte ſogar von einer doppeltönigen Knorre ſprechen. Der Klang iſt ſehr befriedigend und durchweg gut abgetönt, ein wunderlieb⸗ liches Tongemenge. Herrlich ſchön iſt die Knorrfigur, wenn ſie mit der guten Rollknorre einſetzt und in eine tiefergelegene Hohlknorre übergeht, die ſich dann am Schluſſe noch aus der Rollform in gluckende Silben auf- lockert. In einer ſolchen zuſammenhängenden Touren⸗ variation ſind eigentlich drei Knorren zu hören. Die letzte davon heißt Gluckkno rre, welche in ihre Tonſilben noch ein leiſes „l“ aufnimmt. Die Kollerknorre iſt vor- — 133 — wiegend in tiefſtem Hohl gelegen; der knorrige Klang vermiſcht ſich mit Hohlklang auf „o“ und „u“ in fchockeln- der und tremulierender Tonform. Tritt das Knorrige im Klange ganz in den Hintergrund, fo ſprudelt der Vokal „u“ (oder „o“ in zitterndem Hohl, das mehr für kullerndes Hohl als eine Knorre angeſprochen werden dürfte. Eine vollendet harmoniſche Tonausgleichung von Knorre und dieſem Gluck- bezw. Kollerhohl iſt wohl das Ideal einer feinen Knorre. — Jede Knorre artet aus, ſobald der Vogel den Schnabel auch nur leiſe öffnet. Der Grundton wird dabei flach und näſelnd, die Konſonanten klingen ſcharf rätſchend. Bedeutung: Der Knorre kommt eine hohe Bedeutung im Kanarienliede zu. Alle Kenner ſind ſich darin einig, daß ſie Fundament und Baß im Liede darſtellt und dem ganzen Klangbilde eine für das Ohr angenehme Würze verleiht. Sie iſt kein Zufallsprodukt, ſondern muß durch vorſichtige Zuchtwahl und Paarung in ihrer Tiefe erhalten und gefördert werden. Schon die vielen Konſonanten in ihrer Struktur, welche nur durch ungemein raſche Schwingungen einen Ton hervorbringen können, legen den Grundton der Knorre in die Tiefe. Hochgelegene Knorren von gutem Klange gibt es nicht. Deshalb iſt die Kulti⸗ vierung der Knorre in der Tiefe keine einfache Sache von Natur aus. Die Knorre iſt tatſächlich auch hinſichtlich ihrer Lage zu allen modernen Hohltouren die tiefſte Tour. Soweit ich bisher feſtſtellen konnte, liegt die höchſte Knorre immer noch zirka 12 Töne tiefer als die tiefſte Hohlrolle. Aus der Knorre haben ſich in den letzten Jahren wunder— bare Variationen entwickelt, ſodaß ſie gewiſſermaßen als die Muttertour mancher Neuerſcheinungen gelten darf. Es it darum richtig, wenn fie als eine vollberechtigte Stammes— tour anerkannt wird. Bewertung: In Anbetracht der tiefen Lage, des großen Ton⸗ umfanges, der wunderbaren Veränderungsmöglichkeit, der ſchwierigen Züchtung und ihrer Bedeutung als Mutter- oder Stammestour iſt ihre Gleichſtellung mit der Hohl⸗ rolle vollauf gerechtfertigt. Das Bewertungsſyſtem läßt folgende Bewertung zu: genügende Knorren erhalten 1, 2 gute „ „ 4, 5 ſehr gute 5 ES 3 Wertpunkte, 6 „ 2. Die Waſſerrollen. | Struktur: Die guten Grundtöne der Waſſerrollen liegen auf den Vokalen „o“, „u“, „ü“; weniger eignet ſich „a“. Die begleitenden Konſonanten find „w“, „g“, „d“, „I“, „r“, „b“, ſodaß ſich das Ganze in folgende Silben zuſammen⸗ ſetzt: gwudlrudlgwudlrudl rodlgwodlrudlrodl gwadlradlgwadradl bliudlrudlbliudlrudl bludlrudlbludlrudl bliudbriudlriudlbliudl Klang: Der Klang der Waſſerrollen erinnert an das Gurgeln, Sprudeln und Quallern eines über Steine und Strudel— löcher fließenden Bächleins. Nachahmen können wir die Waſſerrollen einigermaßen, wenn wir Röhrchen von ver⸗ ſchiedener Weite in Waſſer tauchen und hineinblaſen. Je weiter die Röhre, deſto tiefer der Ton. Je tiefer die Röhre in das Waſſer getaucht wird, umſo hohler, dumpfer und weicher klingt der Ton. Wird die Röhre langſam aus dem Waſſer gezogen, jo hört man ganz deutlich das Ab- flachen des Grundtones und das ſtärker werdende Platzen der Luftblaſen, bis an der Oberfläche das Quallern in ein flaches, breites, plätſcherndes Rauſchen und Quaddeln übergeht, das klanglich wertlos iſt. Den platzenden Luft⸗ bläschen dient das Waſſer als Reſonanzboden und daher kommt die Waſſerklangfärbung. Beim Vogelliede unter- ſcheidet man hinſichtlich des Klanges eine einfache Waſſer⸗ rolle, die mehr oder minder etwas plätſchert und deshalb nicht ſo wertvoll iſt als ihre tiefer gelegene Schweſter die Hohlwaſſerrolle oder die kullernde Waſſerrolle. Beide werden mit vollſtändig geſchloſſenem Schnabel geſungen und ſind durch die weichen Laute „bl“ und „dl“ in ſchockelnder Ton⸗ bewegung ſehr ſchmelzig abgetönt. Der ſehr gute Klang liegt in der Tiefe des Vokals auf „u“. Dieſe Waſſerrollen ſind darum eine edle Perle der Tonkunſt unſeres Vogels und nur die tiefſten Stämme ſind imſtande, ſie ohne Nach⸗ teil für die übrigen Touren zu ſingen. Bedeutung: Die Waſſerrollen ſind für die fortſchrittliche Ausgeſtaltung des Kanarienliedes von größter Bedeutung. Die ungemein tiefe Lage iſt geradezu unerſchöpflich in Er⸗ zeugung von neuen Tonformen und Variationen. Sie ſind wie die Knorren eine ergiebige Tonquelle, tiefe Mutter⸗ — 135 — oder Stammestouren und verdienen mit Recht der Hohl» rolle und Knorre gleichgeſtellt zu werden. In flacher und klanglich minderwertiger Geſtalt können ſie allerdings auch für das edle Lied eine ebenſo große Gefahr bilden. Bewertung: Die Fein- und Reinzüchtung der Waſſerroller iſt zurzeit noch in der Entwickelung begriffen und ſind des⸗ halb für dieſe Stammestour vorläufig 6 Punkte feſtgeſetzt, die wie folgt vergeben werden können: die genügende Waſſerrolle erhält 1—2 Punkte, die gute 5 57 37 5 „ die ſehr gute r „ 5—6 5 3. Die Koller. Struktur: Die Grundtöne find „o, u, ü, ö, bi, au, eu“, Die Konſonanten heißen „bl, gw, kw, r, l“. Die Tonſilben der Koller lauten: brloiroiluilui⸗brlüillüilüi blöiroirui⸗blrauiröiloi gwlräiroirui⸗ kwlreuiluillüi. Klang: Die Koller kann hinſichtlich ihres Klanges in zwei Arten auftreten: als Hohlkoller und Waſſerkoller. Der Hohlkollerklang erinnert an Verbindungen mit tremulieren⸗ den Hohlrollen, der Waſſerkollerklang neigt in die Ver⸗ wandtſchaft der Waſſerroller⸗, Knorr⸗ und Gluckvögel. Eine charakteriſtiſche Erſcheinung der Koller iſt das Mit⸗ klingen eines „i“ in jeder Silbe, während tief unten ab⸗ wechſelnd die Laute „u, ö, ü, au, o, eu“ „eingejchockelt und mit „I, h“ oder „rl“ verbunden werden. Durch dieſe Abwechſelung wird die Silbenreihe zwei- und dreitönig, was an einen Dreiklang erinnert. Die Ende des Jahres 1913 von mir gehörte Koller läßt ſich folgendermaßen beſchreiben: rirrirri lillilli lüllüllũ rirrirri Dreiklang; lüllüllü lallalla . lrillrillri Zweiklang 5 blobloblo oder auch (kolloko) — 136 — Die drei Lagen bilden in ihrer Aufeinanderfolge ebenfalls einen Dreiklang. Das „ri“ ſchwebt rollend eine Oktave (8 Töne) über den tiefen, kollernden Bruſttönen und wechſelt wie dieſe und mit dieſen die Lagen, d. h. es ſteigt und fällt, während gleichzeitig mitteltief unten ein tremulierendes lüllüllü mit lallalla auf lillilli mit lüllüllü emporſteigt und dann auf lullu, lollo, blobllobllo oder kollokolo tief herabfällt. Man hört dabei nichts von Knorre, nichts von Hohlrolle, auch nichts von Glucke, ſondern ein reines Hohl in gebundener, lebendiger Bewegung. Der Vogel „ſpricht“ ſelbſt „Koller“. Sowie der Vogel „knorr“ ſingt und man dieſes Ton— ſtück Knorre nennt, ſo bezeichnet man das als Koller, was er mit dem Texte: kollerkollerkoller ꝛc. hervorbringt. Nun gibt es verſchiedene Klänge: manchmal fehlt das „k“ und man hört ollerolleroller; ein anderer Vogel „verſchluckt“ das „r“ und man hört kollokollokollo; manchmal klingt das „k“ weich oder wird durch „b“ erſetzt; manchmal iſt an Stelle des „o“ ein „u“ (Kuller) oder ein „e, ü, a“. Je nachdem ein Konſonant fehlt oder ein weiterer ein⸗ geſchoben wird, iſt der Klang ein anderer. Das gibt dann Variationen, ſie ſind aber im Grunde genommen Kollerformen. In den Mittellagen hörte man ganz deutlich einen Dreiklang heraus, während in den Tieflagen ein Zmei- klang zu vernehmen war. Die wunderbaren Klangeffekte der Koller bilden für den Kanariengeſang eine wunderhübſche Mannigfaltigkeit, die jeden Tonkenner entzücken muß. Die abgehörten Kollervögel hatten außer dieſer Koller noch ſehr tiefe Hohl— rolle, brillante Knorre und keine häßlichen Fehler, nicht einmal Aufzüge. Dabei ſangen ſie ſo flüſſig, innig und abwechſelnd, daß man ordentlich erſtaunt war. Es iſt ſomit auch durch die Praxis beſtätigt, daß Kollervögel auch touren- und tonrein gezüchtet werden können, daß manche Züchter, welche vor dem Kultivieren der Koller ob ihrer Fehlerhaftigkeit bange machen wollen, nicht recht haben. Prima Kollervögel ſind ſelten wie prima Hohlroller und können nicht um 18—20 M. pro Stück gekauft werden. Bedeutung: Wegen dieſer wunderbaren Klangeffekte, ihrer Vielſeitigkeit und ſchwierigen Züchtung, ihrer Bedeutung als tiefe Stammtour iſt die Koller ſehr geſchätzt. Man 5 137 nannte ſie früher „die Königin aller Touren“. Durch ein⸗ ſeitige Züchtung der leichteren Hohlrollervögel wurde ſie ſehr ſelten. In neuerer Zeit iſt man erfreulicherweiſe am Werke, auch dieſe tiefe Tour wieder zu heben und zu verbreiten und ſo durch alle möglichen Tonarten den Edel— geſang im Kanarienliede zu bereichern. Ob es gelingt, ſie in alter Klangfarbe wieder zu ge— winnen, wird die Zukunft lehren. Bewertung: Der Idealwert der Koller iſt mit Hohlrolle und Knorre gleichgeſtellt: die genügende Koller erhält 1, 2, 3 Punkte, die gute „ N die ſehr gute 5 W „ 4. Die Gluckrollen. Struktur: Gute Grundtöne find „u, o, ü“, mindergute „e, a, ä“. Als Konſonanten hört man „g, k, r, l“. Die Tonſilben lauten auf glruk⸗glruk⸗glruck glrokloklok⸗ glrukrüklrük. Klang: Glucke und Rolle vereint, laſſen das Ganze als eine unterbrochene Rolltour erſcheinen; jede einzelne Silbe hat ein „r“, das ihr die rollende Form gibt; jede Silbe iſt von der nachfolgenden durch eine kleine Pauſe getrennt, ſodaß man eine kaum merklich abgeſetzte Reihe von Rollſilben hört. Die Unterbrechung wird durch den Glucklaut „g“ beſonders markiert. Wie bei allen anderen Touren hängt der Klang von der Reinheit und Fülle des Grundtones, von der Weichheit der Konſonanten und der Silben— verbindung ab. Der unreine Vohal klingt näſelnd, der ſtarke Konſonant klingt gezackt und hart, die langſame Silbenverbindung läßt die Tour locker, klapperig, wäſſerig erklingen, iſt alſo ſchlecht im Klange. Auch für die Gluck— rolle benötigt der Vogel einen ſtarken Luftſtrom und Kraft, damit die vielen raſchen Schwingungen einen runden, vollen Ton erzeugen können. Die ſchönſte Klangform hat die tiefe Hohlgluckrolle. 5 Bedeutung: Gluckrollen treffen wir häufiger an. In tiefen Lagen bilden ſie herrliche Tonpaſſagen und bereichern ſo das Lied. Schon die tiefe Veranlagung dieſer Tour be— rechtigt zu beſſerer Einſchätzung; denn alle tiefen Touren ſollen und müſſen gepflegt werden. 255 Bewertung: Die Wertung fällt mit den Glucken zuſammen. Die genügende Gluckrolle erhält 1—2 Punkte, die gute hi „ die ſehr gute 5 Pe ie 5 3 Fehlertouren. Als Fehler können beim Kanarienliede alle Touren und Tonſtücke angeſehen werden, welche den Anforderungen auf Reinheit und Wohlklang mehr oder minder nicht entſprechen. Jede Werttour kann demnach fehlerhaft ausfallen und hat dann keinen Anſpruch mehr auf Wert. Bei der Einzeltourenbeſprechung wurde die fehlerhafte Aus⸗ artung der Werttouren erwähnt und ſei darum hier noch kurz, eine Aufſtellung gegeben: 1. Hohlrolle: näſelnd, breit, wäſſerig, krätzig, matt, dünn; 2. Knorre: näſelnd, breit, ſchnarrig, wäſſerig, knarrig, knatternd, rätſchend, flach; Koller: näſelnd, locker, flach; . Schockel: näſelnd; . Hohlklingel: näſelnd, hüpfend, ſchleppend, bellend, hart; Glucken: näſelnd, glatt, flach, klappernd, hochklickernd; Waſſerrollen: näſelnd, breit, hart, ſcharf; Klingeln: näſelnd, hüpfend, ſtoßend, ſpitz, dünn, ſchrill, ſcharf, ſchleppend, ſchnetterig; ö 9. Klingelrollen: näſelnd, hart, breit, flach, ſcharf; 10. Schwirren: näſelnd, ſcharf, hart, breit, flach, ſchrill, dünn, ſchnetterig; 11. Pfeifen: näſelnd, hart, ſcharf, ſtoßend, ſpitz, dünn. Außer den fehlerhaften Werttouren gibt es noch andere, ſogenannte falſche oder Fehlertouren, die ob ihrer Häßlichkeit dem edlen Liede ſehr gefährlich werden können. Es find dies 1. Aufzug; 2. Locken und Lauten; 3. Zitt, Schnetter, Schnatter, Schapp. 1. Der Aufzug. Struktur: Grundtöne: „i, e, ä, ö, ie“. Konſonanten: „t, trſ, ck, g, d, ft“. Silbenverbindung: „tzri, ſtriß, gritz, ritſch, ritz, retſch. OO 0 — 139 — Klang: Hinſichtlich des Klanges gibt es weiche, leiſe, lange, kurze, ſchwache, harte, ſchrille und ſcharfe Aufzüge. Die Konſonanten werden mitunter ſcharf hinausgeſtoßen in Verbindung mit den minderwertigen Vokalen; der Schnabel iſt dabei weit geöffnet. Bei ſchwächeren Aufzügen iſt die Schnabelöffnung unbedeutend. Entwertung: ſchwache, leichte, gelinde Aufzüge erhalten 1 Punkt Abzug, harte, kurze 0 1 2 Punkte ſchrille, lange, ſcharfe 1 8 3 5 2. Locken. Darunter verſteht man die ſogenannten „Beiwörter“, welche die Vögel dem Liedbeginn einleitend vorausſchicken oder mitten im Liede einſchalten. Bei dem modernen Vogel ſind ſie kaum noch zu finden. Der Kunſt der Züchter iſt es gelungen, das Edellied von dieſen Fehlerformen zu ſäubern. Dennoch trifft man ab und zu einen ſolchen Vogel an. Die Beiwörter lauten auf: wid — wid; id, id, wis — wis (Wispeln); will — will; zik — zick; zitt — zitt; fill, ſiſſ, Si; zep, zep, hie, ei, wei und ähnliche häßliche Laute. Für ihre Entwertung dürfen bis. 6 Punkte in Abzug gebracht werden. 3. Zitt, Schnetter, Schnatter. Struktur und Klang: Auch dieſe 3 Fehler ſind beim heutigen. Vogel in der ſehr gefährlichen, wie häßlichen Form nicht mehr fo häufig zu finden. Die Zitt⸗Tour entſteht, wenn die Beiwörter zitzit in einer längeren Folge geſungen werden. Schnettern entſtehen aus flachen, klangloſen, harten oder breiten Schwirren, Klingeln und aus den Bei— wörtern dſchedſchedſched uſw. Schnatter iſt die Schweſter der Schnetter; ſie lautet auf dſchad — dſchad und bildet die Vorſtufe zur Schapper zſchepp zſchapp tſchziapp. Bei der Schnatter und Schapper bewegt ſich der Unterſchnabel kräftig auf und ab. Entwertung: Zitt, Schnetter, Schnatter, Schapp ſind prämiie⸗ rungsunfähig, d. h. ſie haben keinen Anſpruch auf Bewertung und ſind zur Weiterzucht für den Edelgeſang nicht zu. empfehlen. Das Kanarienlied-Bewertungsſyſtem. Über das Bewertungsſyſtem des Weltbundes wurden ſchon ſo verworrene und mit Abſicht entſtellte Abhandlungen ge⸗ ſchrieben, daß es dringend nötig erſcheint, das ganze Syſtem zu beſprechen, um Aufklärung und Belehrung in alle Kreiſe der Kanarienzüchter zu bringen. 1. Prinzipien. Zur Feſtſtellung des Wertes eines Kanarienliedes bedient man ſich der Punktbewertung. Das ganze Lied wird zu dieſem Zwecke in ſeine einzelnen Teile (Touren) zerlegt und jede einzelne Tour wird auf ihre Qualität, ob genügend, gut oder ſehr gut, unterſucht und dann gewertet. Dieſe Bewertung heißt die Einzeltourenbewertung. Da bei der Bewertung der perſönliche Geſchmack und die perſönliche Anſicht, perſönliches Gefühl jeden Liedkenners verſchieden ſind, mußte man, um eine einigermaßen objektive, einheitliche Bewertung herbeizu— führen, Grundſätze oder Prinzipien aufſtellen, die die ganze Materie ſichten, regeln und ordnen. Dieſe Grundſätze laſſen ji) nur in einem Syſtem verkörpern. Ohne ſpyſtematiſche Grundlage läßt ſich eine einheitliche Liedbewertung allüberall nicht durchführen. Was iſt nun ein Syſtem? Wiſſenſchaftlich-theoretiſch bedeutet Syſtem ein gegliedertes Ganze, das heißt ein ſolches, deſſen ſämtliche Teile in einem einheitlichen Zuſammenhange miteinander ſtehen oder einem gemeinſamen oberſten Prinzipe oder Geſetz ſich unterordnen. Sobald wir von einem Prämiierungsſyſtem wiſſenſchaftlich reden wollen, müſſen wir ſtets das Ganze einheitlich zergliedern und dieſe einzelnen Teile dann zuſammen als ſyſtematiſches Ganze in der Skala verbinden. Für eine ſolche Aufſtellung müſſen ſelbſtverſtändlich Er⸗ fahrung und lange Praxis die grundlegenden Prinzipien be- — 141 — ſtimmen, falls das Syſtem überhaupt praktiſchen Wert haben fol. Daß wir einen ſyſtematiſchen Aufbau der Prämiierungs- art brauchen, um nach Grundſätzen, nicht aufs Geratewohl zu prämiieren, iſt unbeſtritten; nur die Art und Weiſe der Kon— ſtruktion der Prämiierungsweiſe läßt den verſchiedenſten An— ſichten Spielraum. Wir haben uns vier Richtlinien bei der ganzen Zuſammenſtellung ſtets vor Augen zu halten: 1. daß alles, was dem Lied ſein Gepräge verleiht, was Ein— fluß auf den Wert des Liedes hat, prämiiert wird; 2. daß nicht ein und dasſelbe zweimal prämiiert wird (Doppelprämiierung); 3. daß jeder Vogel, auch der mittlere und geringe, zu feinem vollen Rechte bei der Prämiierung kommt; 4. daß die ganze, geſamte Zuchtrichtung auf Vielſeitigkeit im „lange durch den Prämiierungsmodus hingedrängt: wird. Wie bauen wir nun unſere Prämiierungsſkala ſyſtematiſch auf, um die genannten Zwechke zu erreichen? Wir zerlegen den ganzen Geſangsvortrag in ſeine ein— zelnen Teile: 1. die Einzeltouren, 2. Klangbild des Geſamtvortrages. J. Die Einzeltouren. Die einzelnen Geſangsſtrophen teilen wir wieder in Wert- und Fehltouren. Bei der Einzeltour iſt folgendes maßgebend für die Punktzahl: 1. die Tonhöhe, Tonlage der Tour; 5 2. die Reinheit des Tones (Gegenſatz näſelnd, unſauber); 3. Schmelz und Metall des Tones, Klang; RAR, 4. Fülle des Tones (rund, voll. — Gegenſatz: breit, dünn, flach); 5. Tonſtärke (markig, feſt, laut. — Gegenſatz: ſchwach, leis); 6. die Länge der Tour. Um dieſe ſechs charakteriſtiſchen Beſtimmungsgrade des Wertes der Einzeltour zu berückſichtigen, iſt im Syſtem für die Einzeltour eine Differenz in der Punktzahl zwiſchen der Minimal⸗ zahl 1 und einer Maximalzahl gegeben; z. B. für die Hohl⸗ re rolle 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 Punkte. Die Werttouren er⸗ halten Pluspunkte, die Fehlertouren Minuspunkte. Die Marimalzahl für eine Tour beſtimmen nicht nur klanglicher Wert, ſondern auch Bedeutung einer Tour für die Stammeszucht und Förderung des Edelliedes. II. Klangbild des Geſamtvortrages. Außer den vorſtehenden ſechs Merkmalen zur Liedbeſtim⸗ mung find weiter zu berückfichtigen: die Art und Weiſe wie die Touren unter ſich zuſammenhängen, Zug und Verbindung, ihre Reihenfolge, deren Wechſelwirkung, die Wiederholung der— ſelben Tour im Liede, die Anzahl der ſehr guten Touren, die harmoniſche oder disharmoniſche Gliederung des Liedes und ihre Wirkung auf das muſikaliſch fühlende Ohr, ſowie har- moniſche Vereinigung der guten wie minderwertigen Touren und Laute zu einem gebundenen, geſchloſſenen Liede. Dies alles zuſammen gibt ein klingendes Bild, das wir Klang— bild des Geſamtvortrages nennen und bewerten müſſen. Dieſe Prinzipien dürfte wohl jeder ſach- und fachkundige Gejangskenner als unanfechtbar anerkennen. 2. Konſtruktion der Tourenprämiierungsſkala. Wie läßt ſich auf dieſer unanfechtbaren ſyſtematiſchen Grundlage eine Einzeltourenbewertungsſkala aufbauen? 1. Der Weltbund ſagt: Punktbewertungen müſſen auf einer realen Baſis aufgebaut ſein, die jederzeit bei der Be— wertung des Liedes die ſoeben angeführten fundamentalen Grundzüge der Bewertungsweiſe vor Augen ſtellt. Da- durch garantiert das Syſtem als ſolches eine feſte, einheit⸗ liche unanfechtbare Bewertung, die nur durch nicht hin⸗ reichend unterrichtete Preisrichter falſch dargeſtellt und ſo— mit angefochten werden kann. Das Syſtem trifft in dieſem Falle aber keine Schuld. 2. Für die Einteilung der Touren und ihre Wertabſchätzung werden die drei Prädikate genügend, gut und ſehr gut als Grundlage zum Syſtem genommen. Es ent- ſpricht dieſe Dreiteilung auch der bisherigen Bewertung nach 1., 2. und 3. Preiſen; dieſe Dreiteilung bildet auch — 143 — im Leben der Menſchen und Völker für jede Bewertung naturgemäße Grundlage, ſie iſt auch wiſſenſchaftlich an- erkannt und läßt ſich auf alle Geſangserſcheinungen und Geſangsteile im Kanarienliede anwenden. 3. Was beſſer klingt erhält höhere, das klanglich weniger Gute niedrigere Wertpunkte (Pluspunkte); was ſchlecht und ſchlechter klingt, erhält dementſprechend Abzugspunkte (Minuspunkte). Darnach zerfallen die Werttouren in folgende drei Klaſſen: a) die genügende Klaſſe, beſtehend aus Touren in hohen Lagen, b) die gute Klaſſe, beſtehend aus Touren in mittleren und tiefen Lagen, e) die ſehr gute Klaſſe, beſtehend aus Touren in tiefſten Lagen. Die Fehlertouren gliedern ſich ebenfalls in drei Klaſſen. a) leichte und mittlere Fehler, b) grobe Fehler, c) ſehr grobe Fehler. 4. Die genügenden Werttouren. Der Preisrichter muß einen Spielraum haben, um den kleineren Wert— touren gerecht zu werden, je nachdem die Tour genügend, gut oder ſehr gut klingt. Für genügenden Klang braucht er 1, für guten Klang 2, für ſehr guten Klang drei Punkte. Jede, auch die geringſte Tour kann mindeſtens in den drei Qualitäten genügend, gut, ſehr gut vorkommen. Drei Qualitäten bedingen aber auch drei Punkte. So— mit iſt die innere, ſachliche Berechtigung für die drei Punkte erbracht. Zu den genügenden Werttouren zählen wir die Schwirren, die Klingelrollen und Klingeln. Für Klingel, Schwirre und Klingelrolle iſt nebſt ihrem Klang die hohe Lage mit geringem Tonumfang für die Einreihung unter die genügenden Geſangsſtücke maßgebend. Mit dieſer Klaſſifizierung ſind Klingel, Klingelrolle und Schwirre in ihrem idealen Klangwerte gleichgeſtellt. Es ſind nun Meinungen aufgetaucht, welche behaupten, die Schwirre könne nie ſo ſchön ſein wie eine Klingel, die Klingel könne nie ſo ſchön ſein als eine Klingelrolle, alſo 55 ſeien die drei 1 8 für alle drei Touren unrichtig. Darauf muß folgendes erwogen werden: a) Klingel, Schwirre und Klingelrolle haben als Grund- ton den Vokal „i“. Dieſes „i“ kann in hohen Lagen bei allen drei Touren gleichvoll, gleichdünn und gleich⸗ zart in gleicher Reinheit und gleicher Stärke gebracht werden. Das wertvolle „i“ verliert nichts an ſeinem Klang, ob es zart gerollt, zart geklingelt oder zart ge— ſchwirrt geſungen wird. Aus der Gleichheit des Grund- vokals „i“ ergibt ſich auch die Möglichkeit des Gleich- lautens und ſomit die Berechtigung für Forderung auf Gleichſtellung im Werte. b) Es gibt genügend klingende Klingeln, Schwirren und Klingelrollen. Der genügende Klang verlangt doch mindeſtens einen Wertpunkt. Es gibt gut klingende Klingeln, Schwirren und Klingel- rollen; da ſie beſſer klingen als die genügenden, müſſen ſie auch beſſer bewertet werden, alſo mit zwei Punkten. Es gibt ſehr gute Klingeln, Schwirren und Klingel⸗ rollen, da dieſe noch beſſer klingen als die guten, müſſen doch drei Punkte eingeſtellt werden, ſoll eine richtige Be⸗ wertung ſtattfinden. Aus dieſen Klarlegungen geht hervor, daß die Gleich- ſtellung innerlich begründet und berechtigt iſt. Das Syſtem gibt dem Züchter dieſe Skala an die Hand. Sie ſtellt ihm drei Wertteile zur Verfügung. Sein perſönliches Empfinden muß an den ihm vorgeſtellten Vögeln ent- ſcheiden, was beſſer klingt, die Klingel, die Klingelrolle oder die Schwirre. Stellt er nun z. B. drei Punkte ein für eine genügende Schwirre, ſo macht er ſeine Sache falſch. Denn das Syſtem lehrt anders, es iſt objektiv. Das Syſtem für einen Fehler verantwortlich machen zu wollen, wäre geradeſo, als wenn ich jemanden 3 M. gebe zum Ankaufe eines Hutes; er kauft ſich einen Hut, der höchſtens 1 M. wert iſt und gibt dafür 3 M. Wer trägt nun die Schuld, der Geldgeber, der die 3 M. hergibt, oder der Käufer, der in ſeiner Unkenntnis zu viel gegeben? Aus dieſen Beiſpielen geht wiederum ganz deutlich her⸗ vor, daß das Syſtem unanfechtbar, alſo objektiv iſt und für perſönliche aus Unkenntnis und Leichtſinn entſtehende Fehler des Prämiierenden nicht verantwortlich gemacht 5 — 145 — werden kann. Das Syſtem fordert Gerechtigkeit für alle, auch die kleinſten Touren. Das Syſtem will, daß alles, was einer klanglichen Ausbildung fähig iſt, gefördert und nicht unterdrückt werde. Das Syſtem erleichtert dem Züchter die Einführung in die Tourenbewertung, es ver⸗ anlaßt ihn, ſein Ohr zu ſchärfen auf die feinen und feinſten Klangunterſchiede auch bei den genügenden Touren. Die Prädikate genügend, gut, ſehr gut, wie ſie das Syſtem zur Grundlage genommen, könnten durch nichts Beſſeres erſetzt werden. . Die guten Werttouren: Schockeln, Hohlllingeln, Glucken, Waſſerrollen und Pfeifen. Für die guten Touren muß eine höhere Punktzahl eingeſetzt werden, um die beſſer klingenden Geſangsteile auch beſſer bewerten zu können. Es ſind im Syſtem ſechs Punkte aufgeſtellt, deren Vergebung wie folgt gedacht iſt: gute Touren von genügendem Klang erhalten 1—2 Punkte, 7 77 57 gutem „ 57 3—4 ” 7 3 ” ” ſehr gutem ” 2) 5—6 „ f Da die guten Touren in Mittel- und Tieflagen ſich bewegen, iſt ihr Umfang größer, ihre klangliche Rundung verſchiedenartiger als bei den genügenden Touren. So⸗ mit iſt die Erhöhung des Spielraumes von 1 auf 6 Punkte innerlich ſachlich berechtigt. Da bei der heutigen Bewertung auch die Lagen der Touren nebſt der Rein— heit für den Wert den Ausſchlag geben, iſt durch dieſe ſyſtematiſche Gruppierung einem wichtigen Faktor Rech⸗ nung getragen. Die ſehr guten Touren Hohlrolle, Knorre, Koller. Für die ſehr guten Touren mußte eine Punktzahl feſt⸗ geſetzt werden, die über jener der guten Touren liegt. Das Syſtem hat neun Punkte angewieſen und begründet den erhöhten Wert durch den größeren Tonumfang, die tieferen Lagen, die herrliche Tonfülle und die abwechſelungs⸗ reiche Modulations⸗ und Variationsmöglichkeit. Die Vergebung der 9 Punkte beſtimmt das Syſtem wie folgt: ſehr gute Touren von genügendem Klange erhalten 1, 2—3 Wertpunkte, 10 le ſehr gute Touren von guter Klange erhalten 4, 5—6 Wertpunkte, ſehr gute Touren von ſehr gutem Klange erhalten 7, 8—9 Wertpunkte. Bei der Verteilung von bis neun Punkten nach den ver- ſchiedenen Qualitäten ſind die Prädikate genügend, gut und ſehr gut dem Prämiierenden willkommene Stützen und Richt⸗ punkte. Hat man z. B. vier Vögel vor ſich ſtehen, welche ſämtliche verſchiedenartige Hohlrollen bringen, ſo konſtatiert der Prämiierende zunächſt: ob ſie genügend, gut oder ſehr gut ſind. Ich nehme an, er ſtellt feſt: Nr. 1 hat eine gute Hohlrolle, er gibt ihr 4 Punkte, Nr. 2 hat ſie beſſer, aber nicht ſehr gut, er gibt 5 Punkte, Nr. 3 hat die Hohlrolle beſſer als Nr. 1 und 2, er gibt 6 Punkte. Nr. 4 hat die ſchlechteſte Hohlrolle unter den Vieren, ſie erhält 3 Punkte. Die Prädikate genügend, gut und ſehr gut ermöglichen es, daß der Preisrichter ſeine beim Abhören der Touren ge— wonnenen Empfindungen leichter und richtiger niederſchreiben kann. Die Gedankenprämiierung, die Empfindungsprämiierung, kommt durch die 3 Anhaltspunkte — ob genügend, gut, ſehr gut — viel ſicherer und präziſer zur Niederſchrift. Bei jeder Tour frage ſich nur der Preisrichter, ob ſie genügend, gut oder ſehr gut klingt und er wird die richtige Punktzahl, welche ihm das Syſtem zur Verfügung ſtellt, mit Leichtigkeit finden. So ſind die Dreiteilung der Touren, ſowie die Dreiteilung der Tourenwerte im Syſtem auf der natürlichen und vernünftigen Grundlage geboren und aufgebaut. Das Syſtem ſteht auf dem objektiven Boden der Sachlichkeit und ſchließt alle möglichen Geſangserſcheinungen an die Praxis an. Es gibt keinen Preisrichter, der nicht im Stillen die drei Prädikate genügend, gut, ſehr gut, zu Hilfe nimmt, wenn er die Punktzahl für eine Tour einſtellt. Es lag darum nichts näher, als dieſe Dreiteilung in ein Bewertungsſyſtem aufzu— nehmen und ſie in der Skala zum Ausdruck zu bringen. In manchen Züchterkreiſen wird die Dreiteilung bekämpft und es werden andere Normen, eine differenzierte Skala, für — 147 — für die Liedeinteilung vorgeſchlagen. Man ſtellte ſich z. B. auf den Standpunkt: die Hohlrolle erhält bis 9 Punkte, die Klingel 2 1 Damit ſoll zum Ausdruck gebracht werden, daß der beſten Klingel nur der 4½ Teil des Wertes einer Hohlrolle zukommt. Demnach müßte z. B. die feinſte, reinſte Klingel mit 2 Wert⸗ punkten einer zwar tiefen, aber rauhen, unklaren, kaum ge⸗ nügenden Hohlrolle klanglich gleich ſein. Fragen wir aber unſer Empfinden, ſo wird es ſagen, das ſtimmt nicht! Die Klingel iſt wertvoller. Demnach kann dieſe vergleichende Norm nicht aufgeſtellt werden. Wollte man ſie aber aufſtellen, ſo müßte man für die Hohlrolle viel mehr als 9 Punkte an⸗ nehmen, um das Proportionsverhältnis bezüglich der Höchſt⸗ punktzahlen einwandfrei feſtzuſtellen. Und wer will das gerade ſo genau ausrechnen, daß die beſte Klingel 4½ mal weniger Wert hat als die Hohlrolle? Nach dieſer Theorie hätten alſo die beiten Pfeifen den 2¼ Teil Wertklang der feinſten Hohl⸗ rolle. Aus dieſen Ausführungen dürfte jedem denkenden Züchter klar werden, daß man ſolche Grundſätze, welche alles nach der Hohlrolle abmeſſen, nicht einer objektiven, unanfechtbaren Be— wertung zugrunde legen kann. Nach ſolchen Grundſätzen wäre z. B. die Hohlrolle mit 9 Punkten 1 mehr wert als die beſte Knorre mit 7 Punkten. Wie wollte man überhaupt den Höchſtwert einer Knorre an der Hohlrolle abmeſſen? Beide Touren find doch klang- lich zwei verſchiedene Dinge. Hier iſt neben dem Wohl⸗ klang auch die Bedeutung der Knorre als tiefe Stamm- und Muttertour ausſchlaggebend. Und nach dieſen objektiven Ge⸗ ſichtspunkten beurteilt und eingeſchätzt, ſind ſie für die Edelzucht gleichwertvoll. . Die ſogenannte „differenzierte Skala“ entbehrt der natür⸗ lichen Grundlage. Differenzierte Liedwerte notiert der Preis- richter auf den Prämiierungsbogen und iſt dieſe Differenzierung (Feſtſetzung des Klangunterſchiedes) individuell, d. h. bei jedem Vogel verſchieden. Es iſt zur Begründung der Vorzugsſtellung der Hohlrolle auch geſagt worden: Ein Vogel ohne Knorre kann wohl ein 1. Preisvogel fein, nicht aber ein Vogel ohne Hohlrolle; des- halb müſſe die Hohlrolle über alle anderen Touren geſtellt werden. Unterſuchen wir dieſe intereſſante Behauptung: 10* — 148 — Ein Vogel ſingt: N tiefe Hohlknorre mit kullernden e 7 Punkte, reine Hohlklingel. . 1 gute Pfeifen . % ee ar NE DE nochmals Hohlknorre darauf Schockel, voll und tief, gerade. 4 „ „ wieder Pfeifen und dann eine ſaubere Klingelrolle „ SR ON EEE bei gutem Slangbide . . . . A Es macht der Vogel an Eee 24 Punkte 3 72 Punkte. Sollte ein ſolcher Vogel heute keinen 1. Preis erhalten, wo wir die herrlichen Knorren haben? Ich meine ja. Ab⸗ geſehen davon, daß es ſelten vorkommt, daß ein Vogel keine Hohlrolle bringt, iſt es doch nicht richtig, wenn behauptet wird, ein Vogel könnte keinen 1. Preis erhalten, weil die Hohlrolle fehlt. Wenn natürlich ein Vogel nur ein genügendes Knörrchen mit 2 Punkten hätte, wäre er ohne Hohlrolle wenig wert: Ein anderes Beiſpiel: Ein Vogel beginnt mit guten Pfeifen ein ., geht in gute geſchloſſene Knorre über . . 4 5 1 alsdann eine gute Hohlklingel mit 4 „ geht über in eine gute Knorre, ſetzt darauf eine kullernde Hohlwaſſerrolle mit 6 ; ein, bringt darauf eine tiefe Schockel mit. . 4 „ bringt einen kurzen Aufzug mit 1 Punktabzug und ſetzt noch⸗ mals eine kurze Knorre darauf. Der Vortrag iſt flüſſig und ge⸗ bunden, das Klangbild ſchͤon . 5 „ Der Vogel iſt ohne Klingel, Klingel⸗ rolle und e und iu zu⸗ ſammen i un Punkte a 243 = 72 Punkte. Iſt das vielleicht kein 1. Preisvogel? — 149 — Die Zeiten ändern ſich und mit ihnen die Vögel. Vor 10 und 12 Jahren mögen Vögel ohne Hohlrollen keine 1. Preis- vögel geweſen ſein, aber heute haben wir einen weit beſſeren Geſang. Während die Hohlrolle ſich ſo ziemlich gleich geblieben it, haben ſich unſere Knorr⸗, Koller⸗, Gluck- und Waſſerrollen⸗ ſtämme prächtig vervollkommnet. | Aus den angeführten Tatſachen geht hervor, daß das Syſtem des Weltbundes mit der dreiteiligen Skala hoch über allen andern Skalen ſteht, welche die Hohlrolle un— berechtigterweiſe über die anderen Stammestouren ſtellen. Es begünſtigt die allſeitige Förderung aller Edeltouren. f Das Klangbild des Geſamtvortrages. Die vielen Geſangstouren unſerer Kanarien haben nur ganz geringen Wert, wenn ſie ohne Verbindung, ohne Zu— ſammenhang, ſtückweiſe gebracht werden. Durch das An— einanderreihen der einzelnen Touren entſteht ein Lied. Das Lied iſt umſo ſchöner, je mehr Klang es entfaltet. Der Klang aber wird gebildet aus der Qualität der einzelnen Touren, die da zuſammengezogen werden. Aus genügenden Touren entſteht kein beſonders feiner Klang; aus guten und tiefen Touren bildet ſich bei guter Verbindung, reichlicher Abwechſelung in den Lagen, bei öfterer Wiederholung edler, reiner Tieftouren, bei Fehlerloſigkeit ein hervorragend wertvoller Klang. Die Ge- ſamtwirkung aller Touren, wie ſie vom Vogel zum Liede zu⸗ ſammengefügt werden, nennt man das Klangbild des Gejamt- vortrages. Die Bezeichnung „Vortrag“ iſt nicht hinreichend, all das zu umfaſſen, was im Klangbilde zum Ausdruck kommen muß. Es kann z. B. ein 3. Preisvogel ſein Lied gut vortragen, ohne ein gutes Klangbild zu liefern, z. B. ein Vogel ſingt Klingelrolle . . mit 2 Punkten, Hohlklingel „ 3 . JJV Mittlere Hohlrolle „ 4 1 nns, une 779 Das gibt zuſammen 13 Punkte X 3 — 39 Punkte, = sur Preis. — 150 — Es ſind keine Fehler vorhanden. Die 4 Touren werden recht ſchön verbunden, ſie ſind rein und klar, wiederholen ſich in einem Vortrage 3—4 mal in der Reihenfolge Hohlrolle, Hohl⸗ klingel, Klingelrolle, Pfeifen. Fragt man ſich bei dieſem Liede, wie iſt der Vortrag? ſo muß man ſagen: gut, denn es iſt ein guter Zug drinnen, die Übergänge aus einer Tour in die andere ſind weich und glatt, die Touren werden öfters wieder⸗ holt, ſie find auch rein ꝛe. Fragen wir aber: Was für ein Klangbild geben dieſe 4 Touren? Sie geben uns ein geringes, monotones, leierhaftes, langweiliges, fades Klangbild, trotz des guten Vortrages, ſie geben uns das Klangbild von einem Bimmelvogel, 1. weil zu wenig Touren, 2. weil keine Tieftouren vorhanden ſind. Ein Vergleich. Ein einfaches, leichtes Muſikſtück kann recht exakt und fehlerlos vorgetragen werden. Ein beſonders ſchönes Klangbild gibt es jedoch nicht, trotz des tadelloſen Vortrages; denn das Klangbild wird umſo ſchöner, je reicher, je komplizierter, je wertvoller die Tonfiguren und Tonpaſſagen des Muſikſtückes ſind und je glatter und leichter die techniſchen Schwierigkeiten dabei überwunden werden. Aus dieſem Vergleich geht hervor, daß neben der Vortragsweiſe auch der Inhalt des Stückes für den Wert des geſamten Klangbildes in Betracht kommt. Auf das Kanarienlied angewendet, verſteht man unter Vor⸗ trag nur die Überwindung techniſcher Schwierigkeiten beim Zu⸗ ſammenſetzen der Touren, ohne dem Liedinhalte eine beſondere Einſchätzung geben zu müſſen. So kann einem Bimmelvogel für Vortrag die höchſte Punktzahl zugeſprochen werden müſſen, wenn ſein Vortrag flott und fehlerfrei iſt. Das Klangbild iſt aber etwas anderes als Vortrag. Zu einem ſchönen Klangbild gehört Tourenreichtum. Das Klangbild legt Hauptwert auf den Inhalt des Liedes. Dieſer aber wird durch das Vor⸗ handenſein von tiefen Touren wertvoll. Er wird wertvoller, wenn mehrere tiefe Touren auftreten. Dieſe in Verbindung mit den mittleren und höheren Touren vorgetragen, entrollen vor unſerem Ohre ein Bild von abwechſelungsreichem Klange, das Klangbild. Der Vortrag der Touren iſt immerhin ein weſentlicher, jedoch nur untergeordneter Be— ſtandteil des Klangbildes. — 151 — Unter Klangbild fällt auch die Wiederholung einer Tour. Wird eine Tour zweimal geſungen, ſo darf ſie nicht zweimal als Einzeltour bewertet werden, denn das wäre ja eine Doppel⸗ bewertung. Die ſchönſte Form der Einzeltour wird in dieſem Falle mit Punkten eingeſtellt, ihre Wiederholung aber kommt im Klangbild zur Wirkung und Wertung, denn tatſächlich wird das Klanggebilde durch die Wiederholung namentlich einer tiefen Tour ſchöner. Nicht der Vortrag wird durch die Wiederholung der Tour beſſer, ſondern das Klangbild, das Lied, wird ſchöner. Daß gerade die Tiefe dem Klangbild eine weſentliche Er— höhung bringt, geht aus dem Geſagten klar hervor. Unſer ganzes Streben richtet ſich nach der Tiefe. Da aber leichte Bimmelvögel ſchon einen guten Vortrag haben können, fo iſt die Bezeichnung „Vortrag“ nicht am Platze und es muß zur Vermeidung von Wißverſtändniſſen und zur korrekten, richtigeren Ausdrucksweiſe an der Bezeichnung „Klangbild des Geſamt— vortrages“ feſtgehalten werden. Für die Bewertung des Klangbildes iſt auch maßgebend, wie die Tongebilde in ihrer Geſamtheit auf das Ohr wirken. Wie die Schönheit eines Blumenſtraußes z. B. nicht allein abhängt von den dazu verwendeten Blumen, ſondern von deren Zuſammenſtellung, von dem ganzen Arrangement, ſo hängt auch die Güte des Kanarienliedes nicht nur von der Güte der Einzeltouren allein ab, ſondern von der Art und Weiſe, wie dieſe Touren abwechſelnd miteinander verbunden, wie ſie rhyth- miſch und melodiſch ineinander verflochten ſind. Wie im Bukett jede auch die unſcheinbarſte Blume zur Reichhaltigkeit und Verſchönerung der Geſamtanſicht dienen kann, ſo kann auch im Kanarienlied eine ſonſt geringe Tour in guter Form, an der richtigen Stelle im Liede eingeſchaltet, das Klangbild be- reichern und verſchönern. So greift eins ins andere und wenn wir unſere Vögel von dieſem vernünftigen und gerechten Standpunkte beurteilen, müſſen wir die Zweckmäßigkeit und Richtigkeit der Rubrik Klangbild rückhaltlos anerkennen. Das genügende Klangbild kann 1— 2 Punkte erhalten, das gute 77 ” 5 ” ” ’ das jehr gute 5 „ 5—6 3 N Welche Tourenfolge verſchönert das Klangbild? Hohl- rolle nach tiefer Knorre; Schockel auf Hohlrolle, Hohlklingel 15 - oder Klingel; Pfeifen nach der Schocel oder Hohlklingel; Hohlklingel nach der Knorre; kullernde Waſſerrolle nach der Knorre; Glucke nach Schockel, Hohlklingel; Hohlgluckrolle nach der Knorre; Koller nach Schockel und Pfeifen; jede Wieder⸗ holung tiefer Edeltouren. Was klingt nicht beſonders ſchön? Klingel nach Knorre, Gluckrolle, Hohlrolle, überhaupt der unvermittelte Übergang aus einer tiefen in eine hohe Tour; umgekehrt iſt die Klang⸗ wirkung dem Ohre angenehmer. Es ſind nun in neuerer Zeit in Kanarienzüchterkreiſen die 6 Punkte für Vortrag auf 3 und 4 Punkte herabgeſetzt worden, weil manche Einzeltouren ſich unerwartet ſchön entwickelt und vervollkommnet haben und deshalb im Höchſtwerte aufgebeſſert werden mußten. Dieſer geſangliche Fortſchritt, der heute von jedem Züchter rückhaltlos anerkannt wird, iſt durch die Herab- ſetzung der Vortragspunkte ſchmählich mißachtet worden. Was man hier aufbeſſert, zieht man dort ab. Der Weltbund kann dieſe Kürzung nicht gut heißen und zwar aus rein ſachlichen Gründen. | | 1. Wie ich ſchon erwähnt habe, wollen wir im Klangbilde nicht nur den Vortrag, ſondern auch den Inhalt des Liedes bewerten. Der Inhalt des Liedes aber iſt durch die verbeſſerten Touren auch verbeſſert worden — in die Praxis z. B. überſetzt: Wo im tiefen Liede anſtelle der einfachen Rollknorre jetzt eine kullernde Hohlknorre ge— treten iſt, iſt das ganze Klangbild weſentlich verſchönert worden. Die Konſequenz hieraus ſpricht demnach eher für eine Erhöhung als eine Herabſetzung des Klangbildes. Es wäre darum unlogiſch, wenn auf der einen Seite die Punkte für großartige Leiſtungen erhöht, auf der andern Seite für Klangbild gekürzt würden. 2. Ein weiterer ſachlicher Grund beſteht darin, daß die große Mannigfaltigkeit des Klangbildes einen Spielraum von mindeſtens 6 Punkten erfordert. Mit 3 oder 4 Punkten iſt der Spielraum zu klein. Bei 3 Punkten bedeutet es einen Ausfall von 3843 =9 Punkten an einem Vogel; an 1 Stamm macht das 4549 = 36 Punkte aus — alſo: Weil der Kanariengeſang einen großen Aufſchwung ge⸗ nommen hat, ſoll 1 Vogel um 9 Punkte, 1 Stamm um 36 Punkte gekürzt werden! Das iſt eine falſche Logik, welcher der Weltbund nicht zuſtimmen kann aus ſach⸗ — 153 — lichen Gründen. Ebenſo iſt es mit den 4 Punkten. An 1 Vogel macht es 3542 = 6 Punkte aus — am Stamm 3 Punkte, die ein Vogel weniger bekäme als isher. Bis zum Jahre 1910 hatte man an dieſer Stelle S Punkte; jetzt nach 3 Jahren ſollen ihrer 3 bezw. 4 Punkte ge- nügen, das iſt ein Ausfall innerhalb der 3 Jahre von 15 bezw. 12 Punkten bei 1 Vogel oder 60 bezw. 48 Punkten bei einem Stamme. Und das alles — weil der Kanariengeſang einen Aufſchwung genommen hat! Der Weltbund hält an den 6 Punkten feſt. Sie ent⸗ ſprechen dem Bedürfnis zur Bewertung der Mannigfaltig— keit der Klangbilder, ſowie der Entwickelung der Geſangs— touren, obwohl es in Ausnahmefällen noch vorkommen kann, daß ſogar 9 Punkte für Klangbild ein Vogel red— lich verdient hätte. Bei gleicher fortſchreitender Entwicke⸗ lung des Kanariengeſanges iſt es nicht vorauszuſehen, wie hoch ſich hier der Wert nach Jahren noch ſteigern wird. Es iſt deshalb beſſer, etwas objektiver und weit— ſchauender zu denken und eine Punktzahl einzuſtellen, die für längere Zeit ausreicht, als fortgeſetzt an den Höchſt— werten herumzuflicken. Die Fehlertouren in der Skala. Jede Werttour kann fehlerhaft klingen und können dafür in der Minusrubrik Abzüge gemacht werden, ſofern in der Skala der Fehlertouren die Tour nicht eingetragen iſt. Die am häufigſten vorkommenden Fehler ſind in der Skala in folgenden drei Klaſſen aufgeführt: 4 1. leichte und mittlere Fehler mit bis 3 Abzugs- punkten: Schwirre, Aufzug, Pfeifen. Der gelinde Mißklang erlaubt 1 Abzugspunkt, der ſtärkere 5 „ 2 Abzugspunkte, der ſchärfſte J Ir RR ee 2. grobe Fehler mit bis 6 Abzugspunkten: Klingel, Schnarre, Locken, Naſentouren. Der gelinde Mißklang geſtattet 1— 2 Abzugspunkte, „ gröbere I 1 3—4 15 8 57 gröbſte 5 2) 0,0 „ * „ 3. Sehr grobe Fehler ſchließen von der Prämiierung aus. Hierzu gehören: Schnetter, Schnatter, Zitt und Schapp. Preisſkala. 20 und weniger Punkte kein Preis, 21400 M 41—60 f DIN ER 61—90 5 „ Stammes harmonie. Bei Bewertung eines Stammes von 4 Vögeln hat das Weltbundbewertungsſyſtem eine weitere Rubrik eingeſchaltet, die Stammesharmonie. Hat man nur einzelne Vögel zu bewerten, ohne Rückſicht auf ihren Urſprung, auf ihre Stammesherkunft und Zugehörig— keit, ſo braucht man keine Bewertung für Stammesharmonie. Werden aber auf Ausſtellungen „Stämme“ zu je 4 oder 6 Vögeln verlangt, ſo iſt doch irgend eine Abſicht dabei, ſoll das Wort „Stamm“ irgend eine Bedeutung haben. Und es hat noch Be— deutung. Der Weltbund ſagt dazu: „Stammesharmonie iſt eine gewiſſe Ahnlichkeit des Geſanges ſämtlicher Vögel des Stammes hinſichtlich der Touren, Tourenverbindungen, der Tonlage und der Klangfarbe. Bei einer ſolchen Stammes⸗ ähnlichkeit hören wir mehrere Lieder und obwohl der eine Vogel z. B. Klingel ſingt, während der andere Knorre, der dritte Hohl— rolle, der vierte Hohlklingel bringt, hören wir ein harmoniſches Zuſammentönen gleicher und verwandter Stimmen in herrlichen Akkorden. Der Preisrichter ſagt dann: Dieſer Stamm arbeitet Anmerkung zur Einzeltourenbewertung: Die aus dem Syſtem entwickelte Skala hat zwei große Rubriken: eine Wertrubrik (+) und eine Entwertungsrubrik (—). Alle Wertpunkte werden in die Plus⸗ rubrik, alle Abzüge in die Minusrubrik eingetragen. Am Schluſſe werden die Minuspunkte von den Wertpunkten abgerechnet. Die verbleibende Wertpunktzahl iſt der dritte Teil des ganzen Liedes. Den Geſamtliedwert finden wir 1. bei 3 Preisrichtern, wenn wir deren Punkte zuſammenzählen, — 1 wenn wir deren Punkte zuſammenzählen und dazu das Mittel aus den Punkten der beiden addieren, 3. „ 1 Preisrichter, wenn wir deſſen Punkte verdreifachen. na ſchön zuſammen. Der Weltbund hat darum auch diefem Ge— danken in feinem Prämiierungsſyſtem mit Recht Ausdruck ge- geben: er will die Selbſtzucht und damit die Stammeszucht heben und fördern. Wer ſich Hähne kaufen muß, um einen Ausſtellungsſtamm zuſammenzubringen, bleibt auf dieſe Weiſe um einige Punkte zurück hinter dem Züchter, der ſeinen eigenen Stamm ſelbſt züchtet. Der Weltbund ſchreibt vor: Die Stammesharmonie unter- liegt nicht der / ⸗Bewertung. Jeder Stamm ſoll aus 4 Vögeln beſtehen, weil dieſe der Züchter leichter zuſammenbringt und weil ſie der Preisrichter beſſer abhören und richtiger bewerten kann. Dieſe 4 Vögel können auf die erſungene Geſamtpunktzahl einen Zuſchlag bis zu 3 Punkten (von allen 3 Preisrichtern zuſammen) erhalten. Letztere einigen ſich darüber, was ſie für Stammes- harmonie geben. Ein Beiſpiel: Geſamtpunktzahl des Stammes Vogel 1 erhält vom Preisrichter A 25 P., B 24 P., C 26 P. S 75 Punkte, * 2 ” ” * A 23 7 B 24 m) C 23 5 — 70 57 5 * 3 * » * A 26 » B 25 * C 27 * — 18 * U * 4 ” 2 ” A 23 * B 24 * C 25 NO 72 ” ’ Stammesharmonie von 3 Richtern zufammen: 2 „ 297 Punkte. Ohne die 2 Punkte Stammesharmonie hätte der Stamm alſo nur 295 Punkte. Die Sache iſt ſehr einfach: Iſt die Prämiierung ſoweit abgeſchloſſen, daß man die Gejamtpunkt- zahl hat, ſo heißt es: Was wollen wir dem Stamm geben für Harmonie? Iſt man ſich auf 2 Punkte einig, ſo kommen dieſe nicht dreimal, ſondern nur einmal in Anrechnung wie vorſtehendes Beiſpiel zeigt. Die Bewertung der Stammesharmonie iſt auf den Aus— ſtellungen, wo ein ſtammweiſes Ausſtellen verlangt wird, not— wendig und in der angeführten Form berechtigt. Stammeszucht. Wie durch die Bewertung der Stammesharmonie die Ein— heitlichkeit der Stammesmerkmale anerkannt werden ſoll, jo iſt auch im Bewertungsſyſtem die Förderung der Stammeszucht einzuſchließen. Das Syſtem drängt auf Vielſeitigkeit hin, in⸗ dem es beſtimmte, markante Zuchtrichtungen einander hinſicht— aan SB e lich ihres Wertes gleichgeſtellt. So haben wir zur Zeit 3 Haupt⸗ oder Stammestouren gleichgeſtellt, es ſind Koller, Hohlrolle und Knorre. Welche von dieſen 3 Touren am ſchönſten klingen kann, das zu beurteilen, iſt perſönliche Geſchmacksſache. Selbſt jene Kenner, welche die Hohlrolle höher ſtellen als Koller und Knorre mußten infolge deren überaus großen, ſtaunen⸗ erregenden Förderung Punkterhöhungen vornehmen. Es gab eine Zeit, da erhielt die Knorre nur 5 Punkte; heute hat ſie ſchon 7. Sie kommt auch dort noch auf 9, wenn ſich eine richtige Erkenntnis für eine geordnete Stammeszucht Durch» gerungen hat, wenn die Knorre ſelbſt durch richtige Stammes- zucht über kleinliche Anſichten triumphiert. Es wäre ein Leichtes geweſen, ein einheitliches Bewertungs- ſyſtem auf der Dreiteilungsbaſis aufzuſtellen, das von anderer Seite vielleicht angenommen worden wäre, wenn man die Hohlrolle mit 9, Koller und Knorre mit 6, Glucken und Waſſerrollen mit 3 Punkten eingeſtellt hätte. Das widerſpricht aber der Auffaſſung über Stammeszucht und dieſe zu betreiben, gehört mit zu den Fundamental-Grundſätzen der Kanarien⸗ Veredelungskunſt im Weltbunde. Alles was ſchön iſt, ſoll uns für alle Zeit erhalten bleiben und nicht — wie geſchehen — verloren gehen oder ſich verſchlechtern. Durch die Gleichſtellung der Stammestouren werden wichtige, tiefe „Muttertouren“ für Tourenreichtum geſichert und gehoben. Aus dieſem Grundſtock entſpringen die vielen Variationen der Touren, wie wir ſie heute haben und dieſe verſchönern letzten Endes das ganze Repertoir unſeres Liedes. Zur Erreichung dieſes Zweckes ſoll auch das Bewertungsſyſtem nach Kräften beiſteuern durch richtige Ein- ſchätzung. Betrachten wir die Kehrſeite: die Skala gibt für die tiefen „Muttertouren“ weniger Punkte, ſetzt ſie z. B. im Werte unter die Hohlrolle, ſo wird es niemand einfallen, die ſo ſchwer zu züchtenden Touren — Hohlrolle (ihre Bedeutung in Ehren) iſt nach meiner Anſicht nicht ſo ſchwer zu züchten — weiter zu fördern, er wird ſogar als Züchter II. Klaſſe angeſehen, der noch an dem alten „Gequaddel“ gefallen hat, alſo noch rückſtändig iſt. Auf dieſe Weiſe gingen ſchon hohe Liedwerte verloren; ich erinnere nur an die herrliche Koller. Auch unſere Knorre war vor 12 und 14 Jahren durchweg ſehr armſelig. Es hat ſich alles ſeither gebefjert: wir finden neben tiefen Hohlrollen heute prachtvolle Knorren in den wunderbarſten Tonklängen, kullernde und kollernde Hohl-Waſſergluckrollen, herrliche Kollern, i Hohlgluckrollen und Hohlſchockeln. Das alles verdanken wir dem unermüdlichem Hinweiſe der Züchter in der Fachpreſſe auf allſeitige Kultivierung der tiefen Touren, das verdanken wir der gerechten Werteinſchätzung der Touren im Weltbundesſyſtem und nicht zuletzt den Züchtern, die durch praktifche Verſuche aus Liebhaberei die Stammeszucht mit aller Energie durchſetzten. Das Bewertungsſyſtem iſt letzten Endes dazu berufen, die Er— folge aus des Züchters Mühen und Kenntniſſen gerecht anzu— erkennen und zu weiterem Streben anzuſpornen. Und dieſen Vorzug hat hauptſächlich das dreiteilige Bewertungsſyſtem des Weltbundes. * * * Es ſind Verſuche gemacht worden, das Weltbundes- bewertungsſyſtem jo auszulegen, als ſollten damit alle bisherigen Begriffe über die Liedbewertung umgeſtoßen werden. Das ijt jedoch nicht richtig. Bei einigen Touren iſt die Höchſtpunktzahl etwas aufgebeſſert worden, weil ſich dieſe Touren ganz hervor— ragend gebeſſert haben und weitere Fortſchritte in Ausjicht ſtehen. Den Fortſchritt zu begünſtigen, deshalb iſt der Ideal⸗ wert erhöht worden. Das war logiſch auch ganz richtig, denn der allgemeine Fortſchritt bedingt die Erhöhung. Eine Hohl- rolle, die bisher 5 Punkte verdiente, erhält auch nicht mehr nach unſerm Syſtem; eine Knorre, die bisher bei objektiver Bewertung 5 Punkte erhielt, bekommt jetzt auch nicht mehr. Aber eine Knorre, die ſchöner klingt als die bisher mit 6 Punkten bedachte, dieſe muß mehr als 6 Punkte haben. So iſt es auch mit den anderen Touren. Durch dieſe Maßnahme iſt es dem Preisrichter möglich, alles ganz nach ſeinem Empfinden zu be- werten und er wird durch die Skala nicht daran gehindert. Freilich muß erwartet werden, daß die Züchter, die ſich als Preisrichter ausgeben, auch Sinn und Verſtändnis für objektive Auffaſſungen haben und die Bewertungsweiſen durch und durch kennen. Es wäre zu wünſchen, daß durch die Preisrichter- vereine in dieſer Hinſicht erfolgreich gewirkt würde. Ein Preis- richter iſt nur dann einwandfrei, wenn er objektiv bewerten kann. Durch die Einzeltourenbewertung finden wir den Wert der Touren. Erfahrene Preisrichter werden beim erſten Durchſingen des Vogels ſchon ungefähr abſchätzen können, ob der Vogel mit ſeinen Leiſtungen zwiſchen 50 und 60, 60 und 70, 70 und 1 80, 80 und 90 Punkte kommt. Wenn er nun am Schluſſe ſeine Einzeltourenwerte addiert, wird er ſich einen allgemeinen ab⸗ ſchätzenden Rückblick oder Überſchlag über das Geſamtlied machen und abwägen, ob der Geſamtwert aus den Einzel— touren auch ſeinem Empfinden über die Geſamtleiſtung entſpricht. Glaubt er, daß ſeine Notizen vielleicht zu hoch ſind, ſo muß er die Einzeltourenwerte noch einmal genau nachprüfen — ob er nicht bei der einen oder anderen Tour etwas zu viel oder zu wenig vergeben. Wir ſind alle Menſchen und Irrtümer können jedem unterlaufen, zumal einem Preisrichter für Kanarien⸗ geſang, dem gleichzeitig 4 oder 6 Vögel zum Abhören vorgeſtellt werden. Hat ſich ein Preisrichter geirrt, jo darf er jelbit- verſtändlich den Irrtum richtig ſtellen. Doch iſt es nicht im Sinne des Syſtems, wenn er gute Einzeltourenwerte drückt, d. h. ihnen die verdiente Punktzahl nicht gibt, weil er Angſt hat, er käme zu hoch. Damit käme ich an die Punktgrenze bei 90, die aus einer Zeit ſtammt, wo man von der Einzeltouren⸗ bewertung nichts wußte, wo die Lieder noch ſehr fehlerhaft, wo unſere Knorren und Waſſerrollen noch nicht ſo brillant durch Reinzucht gefördert waren. Unſer Syſtem hat dieſe Grenzſperre durch die Skala bei 90 Punkten mit herüber⸗ genommen, weil die 90 Punkte einen guten Maßſtab für die Abſchätzung bilden, weil dort der Idealvogel beginnt. Es iſt richtig, daß jede Einzeltourenbewertung, mag ſie herkommen von wem ſie will, bei ganz hervorragenden Vögeln über 90 Punkte führt. Vereinzelte Fälle beweiſen das. Es iſt aber auch ganz gewiß, daß die 90-Punktgrenze nicht entſtanden wäre, wenn die Einzeltourenbewertung vor dem alten Bunkt- ſyſtem eingeführt worden wäre. Nun iſt ſie aber einmal da, und wir haben uns unſere Wertbegriffe an der Staffelung bis 90 gebildet, ſie iſt alſo eingeführt, nun dann wollen wir ſie vorläufig auch noch weiter beibehalten. Doch iſt es meine perſönliche Meinung, daß ſie bei einem Idealvogel, wenn es nicht anders geht, überſchritten werden darf. Dafür muß natür⸗ lich der Preisrichter die Verantwortung übernehmen. Man ſagt dem Weltbunde nach, daß er mehrfach in der Prämiierungsfrage geändert habe (andere Verbände aber auch). Das war nicht ſchlecht; denn es mußte alles ausprobiert werden. Was wir heute haben, hat ſich in der Praxis gut bewährt. Das Einzeltourenbewertungsſyſtem des Weltbundes ent- wickelt ſeine Skala aus dem inneren Kern der Geſangskunde 5 nach den Geſetzen der Schönheit. Die Prädikatsbewertung be» gründet die Dreiteilung für Einteilung aller und für Höchit- punktzahl jeder einzelnen Tour. Die im Syſtem garantierte Objektivität gegenüber allen Geſangsteilen und Geſangs⸗ erſcheinungen, die im Syſtem ausgeſprochene und durchgeführte Gründung auf dem Boden der Wirklichkeit, Sachlichkeit und Praxis drückt dem Syſtem den Stempel der Wiſſenſchaft auf. Das Bewertungsſyſtem des Weltbundes birgt in ſich alle be— -jtehenden Skalen und ſteht ſonach hoch über dieſen. Das Be— wertungsſyſtem des Weltbundes fördert die Stammeszucht, drängt auf Tourenreichtum, belohnt die Feinzucht und dient dem Fort⸗ ſchritt. Und jeder fortſchrittlich und mit Weitblick Denkende muß es anerkennen. eee Einheilsskala des binn der Kanarienzüchter und Vogelireunde 1913. Name des Aussiellers 5 = — 3222 Zeit der Prämierung: reer 10 Fee 222557 +§Vꝛkʒ 4 15 Werttouren: U * — Der Preisrichter Bis F * Hr . E 9 Punkte norren |*® el er Kollern ER EN Preisskala: Schockeln . 5 20 und weniger Punkte Po an kein Prei Bis Hohlklingeln |* | "| |° 2140 Punkte I. , + 6 Punkte | Glucken 5 4-0 „ ll. „ | Wasserrollen BR Da: tg 90 „ IN Seiten or 155 — Bemerkungen Bis Klingelrollen | ® 9 des Preisrichter. au 3 Punkte Klingeln E EN 1 über: Schwirren 57 Vogel Nr. — — I Fehlertouren: | Auf a Bis Aufzüge 2 3 Punkte ee n Vogel Nr. Pfeifen r Klingeln a N Bis Schnarren N — 6 Punkte Nneken. — zu 5 0 — Nasentouren Bis Klangbild des + 6 Punkte Gesamlvortrages ee Vogel N C — e | | 1 5 ne Bleibt Gesamt- | BleiseGesamt| | 1 | BEER | punktzahl So. T Gesamtpunktzahl Die 4 Vögel zusammen bis + 3 Punkte für Harmonie des Stammes des Stammes Pkt Notizen über Zuerkennung von Medaillen, Ehrenpreisen el—— 7 Prämiierungsunfähig: Schapp, Zitt, Schnetter, Schnatter. Preisrichterkurs. umme Lehrplan zur Einführung in die Tourenkenntnis des Kanarienliedes. Vom Züchter zum Preisrichter. © Dispoſition: Einleitung: Grundſätze. I. Jahr. Elementarübungen an einzelnen Vögeln. II. Jahr. Elementarübungen an einzelnen Stämmen. III. Jahr. Das Bewertungsſyſtem. Elementarübungen im Erkennen und Bewerten der Touren- qualitäten nach den Prädikaten genügend, gut, ſehr gut. IV. Jahr. Praktiſches Prämiieren: a) Einzelprämiierung, b) Stammprämiierung, c) Abſchätzendes Prämiieren. Überſichtliche Zuſammenſtellung des Prämiierungsreſultates. Kleine Vorteile. — Letzte Vorbereitungen auf die Preis— richterprüfung. Die Preisrichterprüfung. a) praktiſcher, b) theoretiſcher Teil (Prüfungsfragen). Goldene Regeln für den Preisrichter. 11 Zur Einführung in die Tourenkenntnis. Wer Gefangskanarien züchtet, muß den Geſang der Vögel ſtudieren, d. h. ſich eine gründliche Tourenkenntnis aneignen. Das Prämiieren der Geſangskanarien iſt von deren Leiſtungen im Geſang abhängig. Nur derjenige kann die Prämiierung vornehmen, welcher 1. über eine gründliche Kenntnis des Kanariengeſanges ver⸗ fügt und 2. in der Lage iſt, alle Tonſtücke des Liedes nach unan⸗ fechtbaren Grundſätzen zu zergliedern und ſie in verſtänd⸗ licher Form mündlich und ſchriftlich richtig abzuſchätzen, 3. ſelbſt dabei auch Kanarienzüchter iſt. Wer einmal Preisrichter werden will, — und jeder Züchter ſollte ſich zu einem ſolchen ausbilden, gleichviel ob er als Preis⸗ richter auf Ausſtellungen fungieren will oder nicht — muß zu⸗ nächſt den Kanariengeſang gründlich kennen lernen. In welcher Weiſe der Züchter plan⸗ und ſtufenmäßig in die Geſangskenntnis eingeführt werden kann, ſoll in nach⸗ folgendem klargelegt werden. Ausgehend von der Anſchauung, daß man etwas nur dann gründlich gelernt hat, wenn man es ſelbſt erlebt, mit eigenen Augen geſehen, mit eigenen Ohren gehört und geprüft hat, ergibt ſich als naturgemäße Forderung: der Geſamtunter⸗ richt muß auf dem Boden der Praxis ſtehen: alle Liedteile des Kanarienliedes ſind an ſingenden Vögeln kennen zu lernen und zu erklären. Die Durchführung dieſer Forderung ergibt folgen⸗ den Stufengang: 11 — 164 — Tourenerläuterungen. (Dieſelben können in jedem Züchtervereine als Elementarübungen vorgenommen werden.) Jahr. 1. Anterrichtspenſum. Aus einem Stamme (4 Vögel) iſt zunächſt nur ein ſehr guter Vogel vorzuführen und abzuhören, dabei ſind die Touren⸗ erläuterungen nach folgenden Geſichtspunkten zu behandeln: 1. Benennung der Touren. a) Durch den Kursleiter: Der Vogel wird oft abgehört; der Geſangslehrer benennt während des Singens die einzelnen Touren im Liede. Der Neuling wird Knorre, Pfeifen, Klingel zuerſt erkennen, ſpäter auch Hohlrolle, Schockel und Hohlklingel. b) Durch die Kursteilnehmer: Die Kursteilnehmer werden erſucht, während des Singens die Touren zu be— nennen; etwaige Fehler oder Mißverſtändniſſe werden vom Kursleiter korrigiert. Es genügt vorerſt, ohne daß der Vogel im Singen geſtört wird, ganz kurz und leiſe zu ſagen z. B. Klingel — Pfeife — Knorre — Hohlrolle — xc. 2. Beſtimmung der Lagen der einzelnen Touren. a) Durch den Kursleiter: Der Lehrer bemerkt beim Singen: z. B. Klingel hoch, Knorre tief, Hohlrolle tief, fällt, ſteigt, biegt, gerade, Hohlklingel mittlere Lage uſw. Zweck dieſer Übung iſt, den Anfänger ſchließlich zu belehren, daß die Klingel in hoher, die Hohlklingel in mittlerer, die Knorre, Hohlrolle und Schockel in tieferer Lage liegen. Hoch, mittel, tief, dieſe drei Lagen ſtimmen auch mit der Touren⸗ einteilung überein: die hohen Lagen bilden die ge— nügenden, die mittleren Lagen die guten, die tiefen Lagen die ſehr guten Touren. b) Durch die Kursteilnehmer: Am ſingenden Vogel— ſollen die Kursteilnehmer die Lagen der Touren allgemein beſtimmen. — 165 — 3. Beſtimmung des Tourenvokals. a) Durch den Kursleiter: Der Vogel ſingt, der Lehrer bemerkt z. B. eben ſingt der Vogel ü (Hohlklingel) — u (Hohlrolle) — i (Klingel) — o (Knorre) uſw. Zweck dieſer Abung iſt, die Kursteilnehmer auf die Grundtöne der Touren aufmerkſam zu machen und das Ohr für die Anterſcheidung derſelben durch Übung zu ſchärfen. b) Durch die Kursteilnehmer: Die Kursteilnehmer gebe die Vokale beim Singen ſelbſt an. . 4. Beſtimmung der Reinheit des Tourenvokals. a) Durch den Kursleiter: Beim Singen bemerkt der Lehrer: klares o, reines ü, glockenreines i, etwas getrübtes ü uſw. Da der erſte Vogel ein ſehr guter ſein ſoll, wird die Reinheit des Tourenvokals durchweg als gut zu be— zeichnen ſein. b) Durch die Kursteilnehmer. 5. Beſtimmung der Konſonanten in jeder Tour. a) Durch den Kursleiter: Der Lehrer macht darauf auf⸗ merkſam, daß man außer den Grundtönen, auch noch an⸗ dere Laute mitklingen hört; fie heißen Mitlaute oder Konſonanten. Der Vogel ſingt; der Lehrer bemerkt da⸗ bei: ro — ru, rü — hohoho — huhuhu — hihihi — lilli — di — di — du — du — knorr — knarr uſw. p) Durch die Kursteilnehmer: Während des Singens find die Touren zu benennen und die Konſonanten an⸗ zugeben. Auch dieſe Übungen ſollen ſich öfters wiederholen zur Schärfung des Ohres. 6. Beſtimmung der Tourenqualität. Der Lehrer bezeichnet (auf Grund der bisherigen Feſtſtellung) die Hohlrolle als ſehr gut (weil tief und rein), die Schockel als gut (weil nicht allzu tief und kurz), die Hohlklingel als ſehr gut (weil klar und wohlklingend), die Klingel als gut (weil rein und weich), e eee An — 166 — die Klingelrolle als genügend (weil etwas ſchmelzlos), die Knorre als ſehr gut (weil markig und tief), der Pfeifen als gut (weil rein und in mittlerer Lage). 7. Beſtimmung des Klangbildes. Hier kommt in Betracht, wie der Vogel die Touren zu⸗ ſammenſetzt zu einem Liede, wie ſich dasſelbe anhört, wie die Übergänge von einer Tour in die andere ſtattfinden, ob der Vogel viel in wertvollen Touren „arbeitet“, ſie oft wiederholt, ob der Vogel fleißig durchſingt uſw. Das alles iſt an dem ſingen⸗ den Vogel gehört worden und der Lehrer macht beim Singen jetzt noch beſonders auf die abwechſelnde Tourenverbindung und der dadurch bedingten Tonwirkung auf des Zuhörers Ohr auf⸗ merkſam. Zum Schluſſe kommt er zu dem Ergebnis, daß dieſer Vogel ſehr gute und gute Touren in prächtiger Folge und gutem Zuſammenhang bringt, daß er vor unſerm Ohre ein Bild aus Tönen entrollt, das als ſehr gut bezeichnet werden kann, zumal keine Fehlerſtücke das ſchöne Klangbild verſchänden. 8. Beſtimmung des Geſamtwertes des Vogels. Von einer Punktbewertung des Vogels kann in der erſten Stunde keine Rede ſein. Hier gilt es allgemeine Begriffe über gut, genügend und ſehr gut feſtzulegen. Wir haben aus der Tourenerläuterung einen ſehr guten Eindruck gewonnen. Was ſehr gut iſt, muß deshalb mit einem 1. Preis bedacht werden. Die Kursteilnehmer wiſſen nun, daß ſie einen erſten Preisvogel gehört haben, und das genügt für die erſte Stunde. 2. Unterridtspenjum. a) Es iſt der zweite ſehr gute Vogel vom gleichen Stamm des erſten vorzuführen und an deſſen Geſang jede Tour zu erläutern nach den in dem erſten Unterrichtspenſum angegebenen acht Geſichtspunkten. b) Der Vogel aus der erſten Unterrichtsſtunde iſt dann mit dem der zweiten zu vergleichen nach Lage und Reinheit jeder Tour. Die Kursteilnehmer ſollen unter Anleitung des Kursleiters die Unterſchiede ſelbſt angeben; insbe⸗ ſondere iſt auch auf das Fallen und Steigen einer Tour aufmerkſam zu machen. ö Am Schluſſe urteilen die Kursteilnehmer, welcher der beiden Vögel der beſte iſt; dabei iſt feſtzuſtellen, welche Tour bei beiden Vögeln die Glanzleiſtung bildet. 4 ra c) Bei etwaigen Fehlertouren ijt zu prüfen: aa) Die Stärke und Häßlichkeit des Fehlers, inwieweit er ſtörend iſt, bb) die Wiederholung des Fehlers und ſeine Einwirkung auf das Klangbild des Geſamtvortrages. Die Schnabelſtellung bei Fehlern iſt beſonders zu beachten. 3. Anterrichtspenſum. a) Es iſt der Geſang des dritten ſehr guten Vogels aus dem Stamm nach den acht Geſichtspunkten zu erläutern. b) Die zwei erſten, bereits bekannten Vögel ſind alsdann mit dem dritten zu vergleichen nach Lage der einzelnen Touren (welche liegt höher, tiefer?) und Reinheit z. B. welche Hohlrolle iſt die beſte und warum? Welche iſt am klarſten? Welche hat den wohlklingendſten Vokal? Welche iſt getrübt? Die Kursteilnehmer werden zu genauem Abhören und Unterſcheiden angeleitet. 4. Unterrichtspenſum. a) Der vierte ſehr gute Vogel aus dem Stamme wird nach den acht Geſichtspunkten behandelt. b) Die vier erklärten Vögel ſind zuſammenzuſtellen und die einzelnen Touren zu vergleichen; die Verſchiedenheit in Lage, Lagenwechſel, Reinheit und Tourenlänge iſt beſonders ſcharf abzuhören, die Zuſammengehörigkeit der vier Vögel iſt aus ähnlichen und gleichen Touren, an der Touren⸗ folge feſtzuſtellen und ihre Harmonie nachzuweiſen. Anmerkung: Zu den erſten Unterrichtsſtunden ſind ſtets die beſten Vögel vorzuführen, weil dieſe den erſten und beſten Eindruck hinterlaſſen, der für die folgenden gewiſſermaßen einen Maßſtab zu deren Beurteilung bildet. Gleichzeitig erhält der lernbegierige Kursteilnehmer einen Begriff von einem ſehr guten Stamme. Zur Fortbildung in der Tourenkenntnis ſei dem Kursteilnehmer ein fleißiges Studium der in dieſem Buche niedergelegten Tourenbeſchreibung ſehr empfohlen. 5. 6. 7. 8. Unterrichtspenſum. Ein Stamm Mittelvögel (vier II. Preiſe) iſt auszuwählen. Jeder einzelne Vogel wird nach den acht Geſichtspunkten nebſt — 168 — den beiden über Fehlertouren abgehört und erläutert. Hierauf werden die beiden beſprochenen Stämme gemeinſam abgehört und die Unterjchiede klar gelegt (die Vögel ſind dabei vorzu⸗ führen). 9. 10. 11. 12. Anterrichtspenſum. Ein Stamm minderwertiger Vögel wird ausgewählt. Jeder Vogel wird einzeln nach den acht Geſichtspunkten nebſt den beiden über Fehlertouren abgehört. Am Schluſſe wurden zum Vergleiche einander gegenübergeſtellt: a) Der ſehr gute und der minderwertige Stamm, „%% m stelann. c) „ Mittelſtamm und der geringe Stamm. Kursleiter und Kursteilnehmer urteilen. Winke. Dieſe Ubungen können nach Belieben und Bedürfnis (be- ſonders bei Vereinsverſammlungen) fortgeſetzt werden. Je ein⸗ gehender nach den gegebenen Geſichtspunkten gearbeitet wird, umſo größer dürfte der Erfolg ſein. Beſonderer Wert iſt darauf zu legen, daß immer je vier ſtammesverwandte Vögel einzeln beſprochen und gleichzeitig abgehört werden. Bei den Tourenerklärungen kann auch neben dem ſingen⸗ den Vogel eine Lehrorgel zur Verſtändlichmachung verwendet werden. Insbeſondere können bei dieſer die Roll- und Schockel- formen zum Aufklären dienen. Bei dem Auftreten einer neuen Tour gibt der Kursleiter nach dem Abhören eine Beſchreibung, wozu die in dieſem Buche gegebenen Tourenbeſchreibungen verwendet werden können. Variationen einzelner Touren ſind an ſingenden Vögeln zu veranſchaulichen. II. Jahr. Die Kursteilnehmer beſchreiben die Touren; der Kursleiter ſtellt richtig, klärt auf und ergänzt. Unterrichtsaufgaben: 1. Ein ſehr guter Hohlrollerſtamm (vier Vögel) iſt den Kurs⸗ teilnehmern vorzuſtellen. Die einzelnen Touren ſind zu la > benennen und iſt anzugeben, ob fie genügend, gut oder ſehr gut klingen. Auch die Fehler ſind zu benennen und zu beſtimmen, ob ſie ſehr entwerten, oder leichter Natur ſind. Ein minderwertiger Hohlrollerſtamm iſt dem guten gegen- überzuſtellen. Vergleiche nach Lagen, Reinheit, Tonfülle und Klangbild ſind anzuſtellen. 3. Ein ſehr guter Knorrſtamm iſt vorzuführen und zu be— 5 ſchreiben. 4. Ein ſchlechter Knorrſtamm iſt vorzuführen und zu be— ſchreiben. 5. Ein ſehr guter Waſſerrollerſtamm iſt vorzuführen und zu beſchreiben. 6. Ein geringer Waſſerrollerſtamm iſt vorzuführen und zu beſchreiben. 7. Ein ſehr guter Gluckſtamm iſt vorzuführen und zu be— ſchreiben. 8. Ein geringer Gluckſtamm iſt vorzuführen und zu be— ſchreiben. 9. Ein Kollerſtamm iſt vorzuführen und zu beſchreiben. 10. Ein Schockelſtamm iſt vorzuführen und zu beſchreiben. III. Jahr. (Beginn des Preisrichterkurſus.) Das Bewertungsſyſtem iſt vorzutragen und zu erklären. (Siehe Seite 160.) Die Qualitäten der Knorren. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. 3 Vögel ſind vorzuſtellen, von denen der eine eine ge— nügende, der andere eine gute, der dritte eine ſehr gute Knorre hat. Beſchreibung der drei Knorren! Wieviel Punkte erhält die genügende Knorre? (1—3 ke ” 2 2 ” gute ” (4—6 ” 57 57 5 ” ſehr gute ” (7—9 57 ) 2. 3 Vögel find vorzuftellen, von denen jeder eine ge- nügende Knorre hat und zwar die eine Knorre von N ganz geringem Werte (Knorranſatz), die andere von etwas beſſerem und die dritte von genügendem Werte.“ Wieviel Punkte erhält die ganz geringe Knorre? (1 P.) ss 6 5 „ beſſere, aber auch geringe Knorre? (2 P.) N 5 5 „ genügende Knorre? (3 P.) 3 Vögel mit je guter Knorre find vorzuführen und zu bewerten. Die geringſte davon erhält 4 Punkte, 7 beſſere 7 7 5 7 7 „ beſte 1155 6 Die Klangunterſchiede ſind dem Ohre Gee ein⸗ zuprägen. . 3 Vögel mit je einer ſehr guten Knorre jind vor⸗ zuführen und zu bewerten. Der Kursleiter und feine Schüler haben hier beſonders auf den Klang zu achten. Die ſehr gute geſchloſſene Knorre erhält 7 Punkte, „ tiefe hohltönige 1 „% d „ „ kullernde, gluckende und Hohlknorre kann 9 Punkte erhalten. Solche Übungen find öfters anzuſtellen; dabei werden die Kursteilnehmer erſucht, den Wert der jeweiligen Knorre in Punkten aufzuſchreiben. Der Kursleiter ſtellt feſt, inwieweit die von dem einzelnen aufgeſchriebenen Punkte richtig ſind. Daran ſchließt ſich eine Diskuſſion. Die Qualitäten der Hohlrolle. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es find 3 Vögel vorzuſtellen: der eine hat eine genügende, der zweite eine gute, der dritte eine ſehr gute Hohlrolle. Nach dem Anhören der Klangunterſchiede wird die Bewertung vorgenommen. Die genügende Hohlrolle kann 1—3 Punkte erhalten, „ gute „ ”„ 47 77 77 D „ ſehr gute 2) ” 20 2) ” 35 j — — Ber. EN ale 2. Es find 3 Vögel vorzuführen, von denen jeder eine ge⸗ nügende Hohlrolle hat und zwar eine faſt ungenügende, eine etwas beſſere, eine gut genügende. Nach dem Abhören der Klangunterſchiede wird bewertet: die faſt ungenügende Hohlrolle erhält 1 Punkt, die beſſer klingende 1 „ 2 Punkte, die gut genügende 1 n 70 n 3. Es ſind 3 Vögel vorzuführen, von denen jeder erſte gute Hohlrolle hat und zwar der eine N eine gute mit 4 Punkten, der andere eine beſſere „ 5 „ „ der dritte eine durchaus gute mit 6 Punkten. 4. Es ſind 3 Vögel vorzuführen, von denen jeder eine ſehr gute Hohlrolle hat: der eine Vogel bringt ſie z. B. tief und rein, gerade (7 P.), der andere „ „ h tief, fallend und kein (8 der dritte „ „ „ „ tief, gebogen rein und kul⸗ lernd (9 Punkte). Solche Übungen ſind oft vorzunehmen, damit ſich der Lernende viele Begriffe bilden kann, insbeſondere auch ſein Ohr ſchärft für die feinſten Klangunterſchiede. Die Kursteilnehmer notieren den Wert der Hohlrollen in. Punkten, der Kursleiter korrigiert ſie. Folgt Diskuſſion! Die Qualitäten der Schockeln. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es find 3 Vögel vorzuführen, von denen der eine eine genügende, der andere eine gute, der dritte eine ſehr gute Schockel hat. Für genügende Schockeln find 1—2 Wertpunkte vorgeſehen, für gute 7 757 3 57 2) ’ für ſehr gute „ NO f 2. Die Unterſchiede in genügend klingenden Schockeln jind an ſingenden Vögeln zu veranſchaulichen und zu be— werten (1—2) Punkte). — 172 — 3. Die Unterſchiede in gut klingenden Schockeln find an ſingenden Vögeln zu hören und zu bewerten (3—4 Punkte). 4. Die Klangunterſchiede ſehr guter Schockeln ſind an ſingen⸗ den Vögeln feſtzuſtellen und zu bewerten (5—6 Punkte). Je öfters dieſe Ubungen wiederholt werden, deſto feſter und klarer werden ſich die Begriffe beim Kursteilnehmer bilden. Die Schockeln ſind von dieſem in Punkten zu bewerten und vom Kursleiter einer Durchſicht zu unterziehen. Folgt Diskuſſion! Qualitäten der Hohlklingeln. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es ſind 3 Vögel vorzuführen, von denen der eine eine genügende, der zweite eine gute, der dritte eine ſehr gute Hohlklingel hat. Für 1 Hohlklingeln ſind 1—2 Punkte ange für gut e I ” 3—4 7 7 D für ſehr gute n e 2. Die Anterſchiede in genügenden Hohlllingeln ſind an ſingenden Vögeln zu zeigen und dementſprechend zu be- werten und zwar in Punkten. 3. Die Unterſchiede in guten und ſehr guten Hohlklingeln ſind an ſingenden Vögeln zu erklären und zu bewerten. Diskuſſion! Die Qualitäten der Klingeln. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es find 3 Vögel vorzuführen mit 3 verjchiedenartigen Klingeln und zwar a) mit einer genügenden Klingel, b) „ „ guten Klingel, 6) „ „ ſehr guten Klingel Es find Vögel vorzuführen mit ſchlechten Klingeln (näſelnd, end. hüpfend, ſtoßend, ſpitz, dünn, ſchrill, ſcharf, ſchnetterig). 7a, An den geringen Touren find bejonders viele und genaue Übungen vorzunehmen. Die Kursteilnehmer ſollen nach ihrem Empfinden Werte oder Abzugspunkte notieren, die jeweilig vom Kursleiter durchgeſehen und beſprochen werden. Diskuffion! Die Qualitäten der Klingelrollen. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es find 3 Vögel vorzuführen mit 3 verſchiedenartigen Klingelrollen und zwar: a) mit einer genügenden Klingelrolle, b) „ „ guten Klingelrolle, c) „ „ ſehr guten Klingelrolle. 2. Es ſind Vögel vorzuführen mit ſchlechten Klingelrollen (näſelnd, hart, breit, flach, jcharf). Die Kursteilnehmer bewerten die guten, entwerten die ſchlechten Klingeln in Punkten. Folgt Kritik; Diskuſſion! Die Qualitäten der Schwirren. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es find Vögel vorzuführen mit 3 verſchiedenartigen Hohl- ſchwirren und zwar a) mit einer genügend klingenden Schwirre, b) 7 7 gut 7 7 ’ n ſehr gut „ „ 2. Es ſind Vögel mit ſchlechten Schwirren vorzuführen näſelnd, ſcharf, gaz breit, flach, ſchrill, dünn, ſchnetterig. Kritik; Diskuſſion! Be Dr Die Qualitäten der Pfeifen. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es ſind Vögel mit genügenden, guten und ſehr guten Pfeifen vorzuführen und zu bewerten: genügende erhalten 1—2 Punkte, gute 7 3— 4 77 ’ ſehr gute „% 2. Es ſind auch ſchlechte Pfeifen vorzuführen 1 0 in Punkten zu entwerten: näſelnd, hart, ſcharf, ſtoßend, ſpitz, dünn. Kritik, Diskuffion. Die Qualitäten der Kollern. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es ſind 3 Vögel mit genügender, guter und ſehr guter 1 3. Koller einander gegenüber zu ſtellen. Die Klangunterſchiede geben die Dreiteilung. Es ſind 3 Vögel mit genügenden Kollern abzuhören, wovon die eine als geringſte Leiſtung 1 Wertpunkt, die andere für beſſeren Klang 2 Wertpunkte, die dritte für genügenden Klang 3 Wertpunkte erhält. Es ſind 3 Vögel mit guter Koller gleichzeitig abzuhören und zwar eine Koller mit gutem Klang zu 4 Punkten, eine „ „ beſſerem 5 eine „ „ gut befriedigendem Klang zu 6 Punkten. Es ſind 3 Vögel mit ſehr guter Koller vorzuführen und zwar eine Koller mit ſehr gutem Klang zu 7 Punkten, Die Klangunterſchiede der Koller können nur durch oftmaliges Abhören und Vergleichen dem Ohre des Züchters ein bleibendes Bild ſichern. Deshalb iſt öftere e ſolcher Vögel notwendig. Kritik; Diskuſſion! Die Qualitäten der Waſſerrollen. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es ſind 3 Vögel mit genügenden, guten und ſehr guten Waſſerrollen einander gegenüber zu ſtellen. Aus der dreifachen Klangwirkung ergibt ſich die Drei⸗ teilung: genügend, gut, ſehr gut. 2. Es ſind 3 Vögel mit genügenden Waſſerrollen vorzuführen und zwar: eine genügende Waſſerrolle mit 1 Punkt, eine beſſere 1 „ 2 Punkten. 3. Es ſind gute Waſſerrollen vorzuführen und zwar mit gutem Klang zu 3 N mit beſſerem „ „ 4 A 4. Es jind ſehr gute Waſſerrollen ee mit ſehr gutem Klang zu 5 Punkten, mit hervorragendem Klang zu 6 Punkten (kullernder Klang). Oftere Wiederholung und Bewertung ſind ſehr zu empfehlen. 5. Auch ſchlechte Waſſerrollen ſind abzuhören und in Punkten zu entwerten (näſelnd, breit, ſcharf, hart). Kritik; Diskuſſion. Die Qualitäten der Gluchken. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Es find Vögel mit genügenden, guten und ſehr guten Glucken einander gegenüber zu ſtellen. Es ergibt ſich die Dreiteilung. 2. Genügende Glucken find vorzuführen mit 1 und 2 Wert- punkten. a 3. Gute Glucken mit 3 und 4 Wertpunkten ſind zu vergleichen. 4. Sehr gute Glucken mit 5 und 6 Wertpunkten find zu ver- gleichen und zu bewerten. 5. Schlechte Glucken ſind abzuhören (näſelnde, platte, flache, klappernde). Wiederholung ſolcher Ubungen empfehlens⸗ wert! Kritik; Diskuſſion! Die Qualitäten der Gluckrollen. (Bei jedem Vogel iſt auch das Klangbild zu begutachten.) Übungsaufgaben: 1. Genügende, gute und ſehr gute Gluckrollen ſind abzuhören und zu bewerten. 2. Genügende Gluckrollen mit 1—2 1 gute 1 9 93 ” ſehr gute 5—6 5 . ‚ find an durchſingenden Vögeln den Kursteilnehmern zu erklären und zu bewerten. Übung ſchärft das Ohr und feſtigt die Begriffe. Kritik; Diskuffion! 3. Fehlerhafte Gluckrollen ſind in Punkten zu entwerten. Entwertung von ausgeſprochenen Fehlertouren. Die Entartung eines ſonſt als Werttour geltenden Ton⸗ ſtückes iſt bei der vorſtehenden Wertung bereits behandelt. Es find nun die ausgeſprochenen Fehlertouren, welche niemals Wert beſitzen, noch abzuhören. Ubungsaufgaben: Aufzüge: Leichte, mittlere und ſtarke Aufzüge ſind an ſingenden Vögeln zu hören und mit Abzuspunkten zu entwerten. Übungsaufgaben: Locken: Vögel mit Beiwörtern und Locktönen im Geſangs⸗ vortrage ſind den Kursteilnehmern vorzuführen. „„ Übungsaufgaben: Schnetter, Schapper, Zitt: Es find auch dieſe Fehlertouren dem Kursteilnehmer vorzuführen; die Häßlichkeit und Gefährlichkeit für den Edelgeſang werden dieſelben ein⸗ ſehen und ihre Ausſchließung von der Bewertung ge— rechtfertigt finden. Kritik; Diskuſſion! IV. Jahr. Den Kursteilnehmern wird das Prämiierungsformular mit Skala erklärt, dann folgen Übungsaufgaben: A. Einzelprämiierung. Erite Stunde. 1. Zunächſt wird nur 1 Vogel eines Hohlrollerſtammes vor— geſtellt. Jeder Kursteilnehmer hat ihn in Punkten zu bewerten. Hierauf folgt Kritik! . Der 2. Vogel des Stammes wird vorgeſtellt und iſt in Punkten zu bewerten. Hierauf folgt Kritik! 3. Der 3. Vogel des Stammes wird vorgeſtellt und prämiiert. Hierauf folgt Kritik! 4. Der 4. Vogel eines Stammes wird vorgeſtellt und prämiiert. Hierauf folgt Kritik! 5. Am Schluſſe wird die Prämiierungsliſte durch jeden Kurs⸗ teilnehmer ausgefüllt und die Stammesharmonie gemeinſam feſtgelegt. Hausaufgabe: Für die nächſte Stunde hat jeder Kursteil- nehmer einen ſchriftlichen Bericht zu ſchreiben über dieſen Stamm. Zweite und folgende Stunden: Auf die gleiche Weiſe werden alle möglichen Stämme zur Übung vorgeſtellt und einzeln prämiiert. An jede Prämiierung knüpft ſich eine Kritik. Sind die 4 Vögel einzeln bewertet, dann wird die Liſte ausgefüllt und die Stammesharmonie feſtgeſetzt. Dieſe Übungen ſollen dem ſtammweiſen Prämiieren voraus⸗ gehen und find vom Kurſusleiter genau zu korrigieren. 12 DD a B. Stammprämiierung. Übungsaufgaben: Erſte Stunde: 1. Ein tourenarmer Stamm (vier Vögeh iſt zu bewerten und in die Prämiierungsliſte einzutragen. Folgt Kritik. 2. Ein tourenreicher Stamm iſt zu bewerten. Folgt u 3. Ein tiefer „ „ „ „ 2 „ 4. Ein mittlerer Re 5 5 „ 5. Ein geringer „ „ 57 . „ „ Hausaufgabe: Über die 95 prämiierten Stämme it bis zur nächſten Stunde ein Bericht zu ſchreiben als Vorübung zum Ausſtellungsbericht. Dieſe Schriftſtücke ſind vom Kurs⸗ leiter mit Datum zu verſehen, aufzubewahren und bei der Preisrichterprüfung auf Verlangen der Prüfungskommiſſion vorzulegen. Zweite und folgende Stunde: 1. Es ſind ſechs verſchiedene Stämme (à 4 Vögel) nach⸗ einander zu bewerten. Nach jedem Stamm folgt eine Kritik. „Über die ſechs Stämme iſt (als Hausaufgabe) ein Prämi⸗ ierungsbericht zu ſchreiben. In der nächſten Stunde werden dieſe Berichte ver- leſen und einer Kritik unterzogen. Auch Ausſtellungs⸗ berichte aus der Fachpreſſe können einer Beſprechung unter- zogen werden. Solche Übungen im ſtammweiſen Prämiieren werden beliebig, je nach dem Fortſchritt der Kurs- teilnehmer, fortgeſetzt. Die Kritik des Kursleiters darf nie fehlen. Anmerkung zum Prämiierungsbericht: 1. Die Tourenbeſchreibung ſoll ſich bei Ausſtellungsberichten nur auf die beſten Stämme erſtrecken. 2. Es ſind zu beſchreiben die Glanztour eines Vogels, die Lage der Touren, etwaige auf— fallend ſchöne Tonformen, das Klangbild. 3. Über das Geſamt⸗ material der Konkurrenzſänger iſt ein allgemeiner Rückblick zu geben. 4. Auch etwaige Erfahrungen über die Brauchbarkeit des Prämiierungsſyſtems, Verbeſſerungen u. dergl. können im 1 eh = Prämiierungsberichte niedergeſchrieben werden. 5. Monotone Tourenbeſchreibungen über minderwertige Sänger ſollen unter⸗ bleiben. 6. Der Preisrichter ſchreibe ſeinen Bericht ſofort in den erſten Tagen nach der Prämiierung, wo noch alles in beſter Erinnerung iſt. 7. Er ſende den Bericht ſofort der Fachzeitung ein. Abf. chätzendes Prämiieren. Übungsaufgaben: | I a — 15 2. Ein Vogel iſt nach dreimaligem Durchſingen in Punkten auf ſeine Geſamtleiſtung abzuſchätzen z. B.: a Der Vogel kommt in die erſte Preisklaſſe zwiſchen 60 und 70 Punkte. Hierauf folgt die Bewertung der Einzeltouren. Der Einzeltourenwert und der ab⸗ geſchätzte Wert find zu vergleichen und abzu⸗ wägen. Entſtehen große Unterſchiede, ſo iſt deren Urſache aufzuſuchen, welche entweder in der zu hohen oder zu ge— ringen Abſchätzung oder in der zu hohen oder zu niedrigen Bewertung der Einzeltouren zu finden iſt. Es folgt Kritik durch Kursleiter und Kursteilnehmer. Dieſe Übungen find an einzelnen Vögeln öfters anzuſtellen. . Ein Stamm (4 Vögel) wird vorgeſtellt. Jeder einzelne Vogel iſt zuerſt abzuſchätzen. (Die abgeſchätzte Punktzahl iſt der Kontrolle halber groß und deutlich oben in die rechte Ecke der Prämiierungsliſte zu ſetzen.) Dann folgt Prämiierung der einzelnen Touren. Vergleich! Kritik! Dieſe Übungen ſind zu wiederholen. Ein Stamm (4 Vögel) wird vorgeſtellt. Nach mehrmaligem Durchſingen ſtellt der Kursleiter z. B. die Frage: Wieviel Punkte wird dieſer Stamm wohl erreichen? Antwort: 280 P., 300 P., 290 P. uſw. Es folgt nun Abſchätzen des 1., 2., 3. und 4. Vogels; Einzelprämiierung des 1., 2., 3. u. 4. Vogels. Vergleich beider Reſultate; Nachprüfung an der Hand der Kritik. Dieſe Übungen ſind oft anzuſtellen. 12* 180 ln III usul 511 v 1% aadunltusıınyuaog 8 ‚an ayıwaauısaqung PR Au en Spadueag ) 8 aywaauı ⸗Squnqujeqd 205 dun sıarduaadz) "I Jin :uuvwlaß sawud x uahlaadusagg, uahaıck s3Q = von Bunuusyaang zn 10&yund uadunyaawuag -uD|ag) saaparlsııg 50 sıaypınsyagk 520 9ULDIG zung sjebags Jung aan pn sjohog zju quo UDO) (161 Ipnlgpo) llujyuaddnıg 1% aabunltussnyuayg ‘I er zaun n? 3161 Bunyazlsıy — 181 — Aberſichtliche Zuſammenſtellung des Prämiierungs⸗ reſultates. Nicht ſelten wird der Preisrichter, namentlich von jüngeren Vereinen, erſucht, eine überſichtliche Zuſammenſtellung der prämi⸗ ierten Stämme anzufertigen. Da der Preisrichter auch das können muß, beachte er nebenſtehendes Muſterbeiſpiel. Anmerkung: 1. Iſt nur ein Preisrichter tätig, jo findet man die Geſamtpunktzahl eines Vogels, wenn man des Preis⸗ richters Punkte verdreifacht, z. B. Preisrichter Müller hat 22 P. Der Geſamtwert it 22 J 3 = 66 P. 2. Bei zwei Preisrichtern werden deſſen Punkte eingeſtellt; für den fehlenden dritten Preisrichter wird das Mittel aus der Summe der von den zwei notierten Punkte eingeſtellt. Z. B. Preisrichter Müller | Dürr | fehlt der dritte Preisrichter 22 23 23 (22 + 23 =45:2 = 221], aufgerundet auf 23.) Kleine Vorteile beim Notieren der Touren während des Geſanges. Jeder Preisrichter hat wohl zum Notieren der Touren während des Singens ſeine eigene Methode bezw. beſondere Vorteile. Um umſtändliche Schreibereien zu erſparen und um dem Geſange ſeine volle Aufmerkfamkeit ſchenken zu können, iſt die Einführung eines Notiz⸗ oder Konzeptheftes für die Hand des Preisrichters ſehr wünſchenswert. Es ſoll ein kleines Format der bisherigen Bewertungsſkala darſtellen, evtl. könnte es auch ſo eingerichtet werden, daß man die Liſte für die Hand des Ausſtellers durchpauſen kann.“) Anmerkung: Beim Singen des Vogels macht ſich der Preisrichter in die betreffende Rubrik derjenigen Tour, welche der Vogel augenblicklich ſingt, einen Punkt (.). Durch dieſen Punkt deutet er ſich an, daß der Vogel die Tour geſungen hat. Wenn der Preisrichter nach öfterem Singen ſich über den *) Prämiierungsliſten in Blocks zum Durchpauſen find von Robert Er 555 Verlag, Altenburg, S.⸗A., zu beziehen. Preis 1 Block, à 100 Blatt, > { — 182 — Wert der Tour klar iſt, ſtellt er an Stelle des Punktes die betreffende Zahl ein. Singt ein Vogel im weiteren Verlaufe ſeines Geſanges eine Tour, die er im erſtmaligen Vortrage ge⸗ bracht, nicht mehr, ſo hat ſie der Preisrichter notiert und kann fie evtl. bewerten. (Siehe Muſterbeiſpiel Seite 160.) Letzte Vorbereitungen auf die Preisrichterprüfung. 1. Wer ſich von den Kursteilnehmern einer Preisrichter⸗ prüfung unterziehen will, kann verpflichtet werden, bei 3 Lokal- oder allgemeinen Ausſtellungen als Aſſiſtent bezw. Preisrichterkandidat zuzuhören und mitzuprämiieren. (Dem die Ausſtellung gebenden Vereine bleibt es über- laſſen, die Notizen des Kandidaten in Anrechnung zu bringen. Von den mitamtierenden Preisrichtern kann ein Gutachten eingeholt werden.) 2. Geſuche um Zulaſſung zur Preisrichterprüfung ſind z. B. beim Weltbund an die Zentralverwaltung des Weltbundes, Herrn Joh. Gottfried Niedeggen in Oberdollendorf am Rhein oder an die Prüfungskommiſſion einer Preisrichter⸗ vereinigung zu ſenden. 5 Muſter: Der Unterzeichnete hat den in der Süddeutſchen Gruppe ſtattgehabten Tourenerläuterungs- und Preis⸗ richterkurſen angewohnt und erſucht um Zulaſſung zur Preisrichterprüfung. Zeugnis des Kursleiters, ſowie die in den Kurſen angefertigten Prämiierungs⸗ berichte liegen bei. N. N Die Preisrichterprüfung. Die e ee zerfällt in 2 Teile, den praktiſchen und theoretiſchen Teil. 1. Die praktiſche Prüfung. Selbſtändige Prämiierung und Ausfüllung der Prämiierungs⸗ liten über == 188, a) einen ſehr guten Knorr- und Hohlrollerſtamm (4 Vögel), b) „ mittelmäßigen „ „ 5 f „geringen d) „ ſehr guten Gluck⸗ Waſſerroller⸗ und Kollerſtamm, e) „ mittelmäßigen, , H # 0 ) „ geringen 77 g) aus den 6 Stämmen werden 4 Vögel zur nochmaligen N fei vorgeſtellt, um zu ſehen, ob der Prüfling „ſattel⸗ eſt“ iſt. Von der Anfertigung eines tourenbeſchreibenden Prä— miierungsberichtes kann Abſtand genommen werden, wenn der Prüfling ſeine in den Vorbereitungskurſen angefertigten Be— richte vorgelegt hat. 2. Die theoretiſche Prüfung. Sie knüpft an die Praxis an. Es ſollen alle Fragen immer an die vorher prämiierten 6 Stämme angelehnt ſein. Es folgt jetzt eine Zuſammenſtellung von Fragen und Auf⸗ gaben, welche dem Prüflinge vorgelegt werden können. Aus⸗ drücklich ſei bemerkt, daß nicht alle Fragen an einen Zögling geſtellt werden müſſen, ſondern es können beliebige ausgewählt oder neue eingefügt werden. Das bleibt der Prüfungskommiſſion überlaſſen. Dieſe Fragen können auch dem Prüfling im Preis- richterkurs öfters geſtellt werden. Er ſoll dadurch erſehen, was etwa verlangt wird in der Prüfung. Prüfungsfragen. 1. Welcher von den 6 Stämmen iſt nach ihrer Meinung der beſte? Warum? 2. In welchem Stamme paſſen die Vögel gut zuſammen? Warum? 3. Wie nennt man das harmoniſche Zuſammenklingen? (Stammes⸗Harmonie.) 4. Wieviel Punkte können auf Stammes-Harmonie vergeben werden? (1—3 Punkte.) 5. Wann werden die Punkte für Stammes-Harmonie ein⸗ geſetzt? (Wenn bei ſämtlichen 4 Vögeln die Geſamtpunkt⸗ zahl addiert iſt.) — 184 — 1. Fragen über die Hohlrollen. lt l (von den 6 Stämmen) iſt die tiefſte Hohl⸗ rolle? In welchem (von den 6 Stämmen) iſt die beſte Hohlrolle? Welcher Vogel bringt ſie gerade? ſteigend? fallend? ge⸗ bogen? Welche Grundtöne hat die Hohlrolle? (u, o, ü, a, ö, e, ä) Wie klingt eine Datei mit den Vohkalen ö, e, ä? (näſelnd, gedrück Wie klingt eine Hohlrole mit dem Vokal ü (in höheren Lagen)? dünn. „Wie klingt eine Hohlrolle mit den Vokalen o und u? (voll und tief.) Welche Konſonanten begleiten die Hohlrolle? Welchen Einfluß haben die ſtark hervortretenden Konjo- nanten auf die Reinheit der Hohlrolle? (ſie trüben.) Welchen Einfluß haben die ſchwach angehauchten Konſo— nanten auf den Klang der Hohlrolle? (ſie geben Schmelz und Wohlklang.) Wieviele 1 0 erhalten höher gelegene Hohlrollen? (1—3 Punkte.) Wieviele Punkte erhalten Hohlrollen von rauhem, trübem Klang? (1—3 Punkte.) In welchen Lagen liegen die guten Hohlrollen? (in mitt⸗ leren Lagen.) Wieviele Punkte hat man zur Bewertung der guten Hohl» rollen? (4, 5—6 Punkte 0 Wann geben Sie der Hohlrolle 7 Punkte? (wenn fie recht tief liegt, rein klingt und gerade iſt.) Wann geben Sie der Hohlrolle 8 1 (wenn ſie recht tief liegt, rein klingt und fallend iſt.) Wann geben Sie der Hohlrolle 9 Punkte? (wenn ſie recht tief liegt, rein klingt und in Bogen kullernd auf und nieder wirbelt.) Wann erhält die Hohlrolle Abzugspunkte? (wenn ſie in eine Naſentour ausgeartet iſt.) 2. Fragen über die Schockeln. Welcher Vogel (aus den 6 Stämmen) brachte die beſte Schockel? Warum? 55 In welcher Lage muß die Schockel liegen? (in tiefer Lage, meiſt wie die Hohlrolle.) Wie unterſcheidet ſich die Schockel von der tremulierenden Hohlrolle? (ſie iſt abgeſetzt.) Welche Grundtöne hat die wertvollſte Schockel? (o, u.) Welche Konſonanten begleiten die Grundtöne? Welche Grundtöne mindern den Schockelwert? (ö, e, ä, weil näſelnd im Klang.) Kann eine Schockel auch gebogen ſein? (Rein, ſie iſt eine tiefe Klingeltour; nur Rolltouren ſind gebogen.) Was für ein Unterſchied beſteht zwiſchen Hohlklingel und Schockel? (die Schockel liegt tiefer, hat andere Laute und andern Klang.) . Wann gibt man einer Schockel 2 oder 3, 4, 5, 6 Punkte? Welche Stellung nimmt die Schockel unter den Touren ein? Welche Entartungen ſind bei der Schockel möglich? (ſie kann ſchleppend und bellend, oder auch näſelnd gebracht werden.) „Wie halten ſie es mit der Naſenſchockel? (ſie erhält bis 6 Punkte Abzug — Naſentour.) 3. Fragen über die Hohlklingeln. „Wieviele Wertpunkte hat die Skala für Hohlklingel ein⸗ geſtellt? (6.) Wieviele Punkte geben ſie einer genügenden Hohlklingel? 3 Wieviele Punkte geben ſie einer guten Hohlklingel? (3 —4.) „Wieviele Punkte geben fie einer ſehr guten Hohlklingel? (5—6.) Welche Grundtöne hat die Hohlklingel ? Welche Konſonanten hat die Hohlklingel ? In welcher Lage liegt die Hohlklingel? Welche Tourenvokale geben der Hohlklingel einen dünnen Klang? Welche Tourenvokale geben der Hohlklingel einen näſeln⸗ den Klang? (e, 6, ä.) Wie hören ſich hüpfende Hohlklingeln an? d „Wieviele Punkte geben Sie einer hüpfenden Hohlklingel? Welcher Vogel hat nach Ihrem Geſchmack die beſte Hohl⸗ klingel geſungen? — 13. 14. 15. 16. LT, AO re e D S N erste os ne en jie ſchon gebogene Hohiklingeln gehört? (gibt 2 es nicht.) Kann man überhaupt von gebogenen Hohlklingeln reden ? Ft die Hohlklingel eine ſchwierig zu züchtende Tour? Iſt die Hohlklingel eine beſonders wichtige Stammestour? Was halten Sie von einem Vogel, der zu lange auf Hohlklingel ſingt? 4. Fragen über die Klingelrollen. Was ſagt uns der Name Klingelrolle? Welche Grundtöne geben ihr einen guten Klang? Welche Konſonanten begleiten das i? . Wann klingt die Klingelrolle ſpitz? (dünn?) Was für Konſonanten entwerten die Klingelrolle? Wie ſoll das „r“ bei der Klingelrolle gebracht werden? Was muß der Preisrichter bei Wertzumeſſung der Klingel⸗ rolle beachten? Wie iſt die Schnabelſtellung bei der guten Klingelrolle? Wie iſt die Schnabelſtellung bei der ſchlechten Klingelrolle? . Was verjtehen Sie unter einer Naſenklingel? Wann klingt die Klingelrolle flach, breit, hart? Wieviele Punkte können einer ſchlechten Klingelrolle ab- gezogen werden? Welche Konſonanten außer „r“ entwerten unter Umſtänden die Klingelrolle? Welche Fehler können die Klingelrollen haben? Kann eine Klingelrolle gebogen ſein? In welcher Lage liegt die Klingelrolle zur Hohlrolle? Wann geben Sie einer Klingelrolle 1, 2, 3 Punkte? 5. Fragen über die Klingeln. Was ſagt die Skala zur Klingel? Warum ſind 3 Wertpunkte vorgeſehen? . Wann geben Sie 1, 2, 3 Punkte? Wann ziehen Sie 1, 2 2, 3, 4, 5, 6 Punkte ab? f Wie muß der Grundton einer guten Klingel beſchaffen ſein? Wie hört ſich der Konſonant bei einer guten Klingel an? Wann entwertet die Klingel? In welcher Lage liegt ſie zur Hohlrolle? 11. D ge o d — e In welche Fehler kann eine ſchlechte Klingel ausarten? . Was verjtehen fie unter einer dünnen, ſpitzen, hüpfenden, näſelnden Klingel? Was iſt eine Schl plingel Stoßklingel? 6. Fragen über die Schwirren. Welche Stellung nimmt die Skala zur Schwirre? Welche Einwände werden gegen die Schwirre erhoben? Wie ſoll die gute Schwirre bewertet werden? In welchem Falle können 3 Punkte gegeben werden? Welche Grundtöne hören wir bei der feinen Schwirre? Welche Konſonanten hören wir bei der feinen Schwirre? Welche Konſonanten ſind dem Wohllklang gefährlich? Welche Fehlertouren können aus der ſchlechten Schwirre entſtehen? 9. Iſt eine feine Schwirre eine ſchwer zu züchtende Tour? Warum? Iſt es recht, wenn man fie in Anbetracht ihrer leichteren Ausartung aus der Reihe der Werttouren ſtreicht? Warum nicht? 7. Fragen über die Pfeifen. Welche Pfeifen erhalten 1—2, 3—4, 5—6 Punkte? „In welchen Lagen find die Pfeifen zu finden? (In allen Lagen.) Wie müſſen gute Pfeifen klingen? Welche Vohale und Konſonanten haben die u Pfeifen? Welche Entartungen gibt es bei den Pfeifen? Wieviele Pfeifen ſoll ein guter Vogel nacheinander bringen? Warum ſind viele Pfeifen für das Klangbild entwertend? „Nach welchen Touren hören ſich die Pfeifen im Klangbild gut an? (Schockeln, Hohlklingeln und Knorre.) Sind die Pfeifen Stammestouren? 8. Fragen über die Knorren. Was für Knorren gibt es? Wie heißen die Vokale von guten Knorren? Wie heißen die Konſonanten der Knorren? Note Malen Wie lautet eine Hohlknorre? f . Was iſt über Hohlknorre zu jagen? Welchen Knorren gibt man 1, 2—3 Punkte? Wieviele Punkte können gute Knorren erhalten? (4, 5, 6.) Was darf in der Knorre niemals fehlen? (Hohl.) Wie muß der Schnabel beim Singen der Knorren ſein? (Geſchloſſen.) Was für Variationen gibt es bei der Knorre? Warum iſt die Knorre eine Stamm- oder Muttertour? . Was ijt über ihre Tiefe zu jagen? (Sie iſt die tiefſte aller Touren.) Warum iſt die Züchtung der Knorre ſchwierig? Welche Entartungen der Knorren gibt es? 9. Fragen über die Waſſerrollen. Warum heißt eine Rolltour Waſſerrolle? (Waſſerklang.) Wieviele Wertpunkte kann eine genügende Waſſerrolle erhalten? (1—2.) Wieviele Wertpunkte kann eine gute Waſſerrolle erhalten? 64) Wieviele Wertpunkte kann eine ſehr gute Waſſerrolle er- halten? (5 —6.) Welche Grundtöne haben die Waſſerrollen? Welche Konſonanten haben die Waſſerrollen? Welche Bedeutung kommt den tiefen Waſſerrollen zu? (Stammtouren, Muttertouren.) Wie klingt eine kullernde Waſſerrolle? Warum ſind die Waſſerrollerſtämme ſchwierig zu züchten? Welche Entartungen gibt es bei den Waſſerrollen? „In welchen Touren können Waſſerklänge vorkommen? (Knorre, Glucke, Koller.) Welchen Wert hat eine kullernde Waſſerrolle? 10. Fragen über die Kollern. Wieviele Arten unterſcheidet man hinſichtlich der Koller? (Hohl⸗ und Waſſerkoller.) Was für einen Klang hört man aus der Koller? (Doppel⸗ und Dreiklang.) Welche Laute klingen immer mit? (, u, i.) — 189 — Welche Vokale und Konſonanten finden wir bei der Koller? Warum iſt die Koller ſo ſchwer zu züchten? (Weil ſie häufig den Vokal wechſelt und viele Konſonanten hat.) Welchen Nachteil für den Klang haben die Konſonanten⸗ häufungen? (Sie überdecken den Klang, wenn ſie zu ſcharf oder zu hart hervortreten.) 7. Wieviele Wertpunkte ſind der Koller zugewieſen? 8. Wieviele Wertpunkte entfallen auf die genügende Koller? (1, 2, 3 P.) Wieviele Wertpunkte entfallen auf die gute Koller? (4, 5, 6 P) f 1 0 Wertpunkte entfallen auf die ſehr gute Koller? 8 : Welche Entartungen finden wir bei der Koller? (Über⸗ handnehmen von Waſſer — Offnen des Schnabels — Plätſcherklang.) Welche Bedeutung hat die gute Koller unter den Touren? (Stamm⸗ und Muttertour — ungemein melodiſch und variierend.) 11. Fragen über die Gluckrollen und Glucken. 4. 5. — — 12. — No 1. Wie unterſcheiden ſich die Gluckrollen von a Glucken? 2. 3. Welche Glucken ſind ſehr wertvoll und wieviele Punkte In welchen Lagen hören wir die Glucken? ſind ſolchen zu geben? Welche Glucken ſind als genügend anzuſehen und wieviele Punkte ſind ſolchen zu geben? Welche Glucken liegen gut und wieviele Punkte ſind ſolchen zu geben? Was iſt eine Klingelglucke? Was iſt eine Doppelglucke? Was iſt eine Waſſerglucke? Hohlwaſſergluckrolle? Warum ſind die Glucken ſchwer zu züchten? Welche Entartungen von Glucken gibt es? . Warum find die guten Glucken und Gluckrollen wert- volle Liedbeſtandteile? In welchen Touren können gluckartige Formen auftreten? (Knorre, Koller, Waſſerrolle.) On E 0 13. — 190 — 12. Fragen über die Fehlertouren. Was iſt ein Aufzug? | 8 Inwieweit wirkt er ſtörend? (Oft wiederholt.) Inwieweit kann er entſchuldigt werden? Wieviele Punkte können abgezogen werden? . Wann klingt der Aufzug ſcharf, breit, ſpitz? Was verſteht man unter dem Locken als Geſangsſtück? Warum entwertet das Locken das Lied? Wieviele Punkte können für weniger, ſeltenes, leiſes Locken abgezogen werden? (1—2 P.) Wieviele Punkte können für ſtärkeres Lochen abgezogen werden? (3—4 P. Wieviele Punkte können für vieles, häßliches Locken ab⸗ gezogen werden? (5—6 Was iſt von Zitt und Schapp, von Schnetter und Schnatter zu halten? Bei welchen dieſer Fehler bewegt ſich der Unterſchnabel? (Zitt, Schapp, Schnatter.) Warum ſind Vögel mit dieſen Touren von der Prämiie- rung auszuſchließen? 13. Fragen über das Klangbild des Geſamtvortrages. S s] Was ſoll im Klangbild bewertet werden? N Genügt ein guter Vortrag allein, um ein wertvolles Klang⸗ bild hervorzurufen? (Nein, nebſt gutem Vortrage ſind vor allem ſchöne und gute Touren nötig.) Können geringe Werttouren bei gutem Vortrage ein groß— artiges Klangbild entfalten? (Rein, aus geringen Touren gibt es nur ein geringes Klangbild.) Welche Stellung nimmt die Vortragsweiſe zum Klangbild ein? (Der Vortrag iſt ein untergeordneter Teil des Klang⸗ bildes. Klangbild verlangt nebſt gutem Vortrag auch gute Touren.) Wieviel h treffen auf ein genügendes cn „ 77 77 „ 77 gutes 7 „ wſehr gutes N > Wie wirkt die Wiederholung einer Tour auf das Klang⸗ bild des Geſamtvortrages? Welche Touren erhöhen den Wert für Klangbild 4 „mindert , rn 9 — 191 — 14. Diverſe Fragen. Darf ein . Preisvogel eine Schnarre bringen? 1 N 5 „ Schnetterſchwirre bringen? einen ſcharfen Aufzug haben? a Iſt ein Kon ſehr guter u wegen einer Naſenpfeife vom 1. Preiſe auszuſchließen? Welche Fehler darf ein 1. Preisvogel haben? Welche nicht? . Unter welchen Umſtänden kann ein Vogel ohne Hohl⸗ rolle ein 1. Preisvogel ſein? (Wenn er z. B. bei tiefer, kullernder Hohlknorre eine gute Schockel, brillante Hohl- klingel, tiefe Pfeifen, gute Klingelrolle und ſaubere Klingel hat.) i Darf eine feine Hohlknorre als Knorre und Hohlrolle bewertet werden? (Nein; Hohlknorre iſt eine aus Hohl und Knorre zuſammengeſetzte, vom Vogel als Einheit ge— ſungene Tour und muß in Rubrik Knorren bewertet werden.) 8. Welche Fehler darf ein 2. Preisvogel haben? 9. Warum iſt ein Vogel unter 20 Punkten kein Preisvogel? 10. Woher kommt die Bunktgrenze 90? 11. Kann ein Vogel über 90 Punkte ſingen? (Ja.) (Was ſagt das Syſtem dazu?) 12. Was halten Sie von Stammeszucht? 13. Was halten Sie von Kreuzungen? 14. Was iſt Inzucht? Rückſchlag? Fortgeſetzte Inzucht? 15. Wie ſoll des Vorſängers Lied ſein? 16. Welche Touren ſind frühzeitigſt auszumerzen? 17. Welchen Zweck hat die Verdunkelung? 18. a ſchreibt der Preisrichter einen Brämiierungs- bericht? 19. Welche Eigenſchaften ſoll ein Heckhahn haben? Schlußbemerkung. Nach Beendigung der Prüfung tritt die Prüfungskom⸗ miſſion zuſammen und beratet das Ergebnis. Wer die Prüfung beſteht, erhält eine Urkunde. Wer die Prüfung nicht beſteht, kann ſich nach Ablauf eines Jahres nochmals einer Prüfung unterziehen. Pin D | ® 5 7 9 1992 Goldene Regeln für den Preisrichter. I, A Betrachte das Preisrichteramt als ein Ehrenamt, nicht als Geldquelle. . Brämiiere ſtets unparteiiſch, ſelbſt wenn dir die Vögel bekannt ſind. Prämiiere ſtets objektiv, d. h. gebe jeder Tour ihren ver⸗ dienten Wert, kürze nicht, wenn du perſönlich kein Lieb⸗ haber dieſer Tour biſt. Vermerke alle Geſangserſcheinungen, auch die ſchlechten. Fülle die Prämiierungsliſte genau aus. Sende den Prämiierungsbericht in Bälde an die Fachpreſſe. . Sei unbejtechlich. . Melde jeden unlauteren, zu deiner Kenntnis gelangenden Vorgang ſeitens des Ausſtellers oder des Ausſtellungs⸗ komitees dem Verein reſp. der Preisrichtervereinigung und der Zentralverwaltung. A. Inhaltsverzeichnis. Erſter Teil. J. Züchterkurs. Ein Zuchtjahr. Auswahl der Zuchtvögel . Die körperliche Beſchaffenheit der Hähne 2 Geſangliche Eigenfchaften der Hähne Körperliche Beſchaffenheit der Weibchen. Einfluß der EN aM den Edelgeſang Zuchttabelle 5 Einrichtung der Hehe Der Hekraum . . 8 el Die Flughecke 5 Die Käfighecke und Eingeimechfeipecke a Die Einzelhecke . 8 Der Herkbetrieb . Eröffnung der Hecke i Verhalten der Heckvögel in der Hecke 5 Begattung und Neftbau . . . Das erſte Gelege Die erſten Jungen. Aufzucht der Jungen (Körner⸗, Ei⸗ und Biskuitfutten . Mithilfe des Züchters bei der Aufzucht Anlegen geſchloſſener Fußringe Notizen ins Zuchtſtammbuch Bedeutung geſchloſſener Fußrnge Milbenbekämpfung. ER Die ausgeflogenen Jungen. Aupfen des Weibchens Nach der Hecke Die Mauſer : Selbſtändigkeit der Jungen / Einbauerung der Junghähne Die Geſangsaus bildung Der Vorſänger F Vorderen zum Wettgeſang 1g Br} 32, 33, — 194 — II. Züchterkurs. Allerlei Wiſſenswertes für die Kanarienzüchter und die Vereine. Inzucht, Blutauffriſchung, e ee x Lehrorgel und Lehrautomat . . Überwinterung der Weibchen . Die Ernährung der Kanarien Eine zweckmäßige eee Die Legeorgane . . . Das Ei. \ Die Entwickelung des Embryo im n Er ; Klare Gelege. ; Abſterben der Jungen im ei : Berkrüppelungen 5 ; Allerlei Krankheiten und ihre Heilung. aut Krankheiten urchfall Typhoid, Brand, Ruhr, Unterleibsentzündung . Freßſucht, Verſtopfung 10 Ä Schweißſucht ur Heiſerkeit . Luftröhrenkatarrh und Schnupfen, Diphtheritis . Schwindſucht, RT bung, e Evileie Fettſucht, ee 8 Legenoet Außerliche Krankheiten. Entzündungen, Eiterungen, Beinbrüche, Federausfall Kanarienhandel . Kanarienverkauf . } Kanarienausftellungen Lotterie Voranſchlag zu einer Hanarienausſtelung Ehrenpreiſe und Medaillen . Arbeitsverteilung bei der Ausſtellung Goldene Regeln für Ausſteller 89 Zweiter Teil. J. Gejangskurs. Der Kanariengeſang. A. Allgemeine Bemerkungen über den Kanariengeſang . 115 B. Tourenbeſchreibung. 1. Die einfachen, ununterbrochenen Werttouren in rollender cam 117 EL ENT 118 Die Klingelrolle /) T Die Hohlrolle . 121 2. Die einfachen und unterbrochenen Werttouren in küingelnder Form 124 C EEE 125 e wor. a. a . „ d F7T77 ne ee Se Nr Die Pfeifen . 130 3. Zuſammengeſetzte Touren in teils rollender, teils klingeinber Form 131 Die Knorren A S , , Ba a CCT ĩ ß C [L[cu / Die fehlerhaften Werttouren . % Aufzüge, Locken, Zitt, Schnetter, Schnatter 33 3 5 C. Das Kanarienlied⸗Bewertungsſyſtem. Die Prinzipien „ Konſtruktion der Zowsenprämiierungsfkala e Klangbild des Geſamtvortrages . FFF 1: der Saal TT p . tammesharmonie Rn JJ Te al Se RE Stammeszucht und Skala 2 Weltbundes⸗Bewertungsſyſtem und bisherige Prämierung 32 Einheitsſkala des Weltbundes 1913. e II. Preisrichterkurs. Lehrplan N Ne ae er Da Zur Einführung in die Tourenkenntnis „ Tourenerläuterungen. 1. Jahr: Elementarübungen an einzelnen Bögen . . . . . . 164 2. Jahr: Elementarübungen an einzelnen Stämmen 168 — 196 — Seite 3. Jahr: Übungen im Erkennen und Bewerten der RER Er nach den Prädikaten genügend, aut, 1% BuR „„ 4. Jahr: Die Einzelprämiierung „„ si Stammprämiierunnnn n Ü! Abſchätzendes Prämiieren „ Überſichtliche Zuſammenſtellung des Prämiierungsreful⸗ tates 180, 181 Kleine Vorteile beim Notieren der Touren während des a Gejanges . 7 St Letzte Vorbereitungen auf die e eee S Die Preisrichterprüfung. N iche Prüſun ggg ee erreiiſche Prüfunungśę . Dez ee Prüfungsfragen: über ab een und Schoc hell „ Hohlklingeln . 777 el „ Klingelrollen und Klingeln „ o ntren, Pfeifen, Knorren ee iferrollen, Kolle n isllen, Gluche nnn letouren, Klangbild er ne Diverſe Fragen . a Re ae ae Be Fer Goldene Regeln für den Preisrichter „ Re Überſetzungsrecht vorbehalten. Died. Bäcker + Dortmund Ardeystr. 96. Königl. Lokomotivführer Ardeystr. 96. Züchter! Original-Seifert! Kenner! Ohne Tiefe kein Erfolg! Mein Stamm steht wohl mit an der Spitze eines der allertiefsten ‚Stämme Deutschlands. Letzte Auszeichnung 859 Punkte am 15. bis 17. Januar 1914. Lüdenscheid. I. Ehrenpreis. Dieses ist wohl das Höchste was je ein Deutscher Kanarienzüchter erreicht hat. Erhielt 6 Mal den Siegerpreis des Verbandes für höchste Leistung. Kassel, Hannover, Mainz (Ausstellung V. D. K.) usw. massiv goldene Medaille. Bielefeld: Verbands- Ausstellung (Selbstzuchtklasse), Staats- medaille, 1. gold. Siegesmedaille, Sieger- u. Jubiläumsehrenpreis. Dortmund: Verbandsausstellung 1911/12 (339 Punkte Selbstzucht- klasse) und grosse Weltbundesmedaille. In meinem Stamm liegen die Hohltouren in tiefster ou-Lage, dazu die kollerartigen tiefen Hohlknorren, Gluckknorren, (Schockeln) und die denkbar schönsten Pfeifen, sodass höchste Anforderungen genügen. Jeder Käufer soll seine Zufriedenheit bei mir finden. Bitte deshalb die Herren Züchter sich vertrauensvoll an mich zu wenden. Keine Luxuspreise. Geschlossene Weltbundfussringe. Weibchen ä Stück 3, 4 und 5 Mark. 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Die Exemplare müssen von der Post abgeholt und dann verteilt werden; b) bei Zusendung an jedes einzelne Mitglied schon bei einer Bestellung von mindestens 8 Exemplaren für jedes Exemplar nur 65 Pf. für / Jahr, 8 Exemplare also M. 5,20 für !/, Jahr. In beiden Fällen bei einer grösseren Anzahl von Exemplaren für einen noch bedeutend billigeren Preis. Bei der Zusendung an die einzelnen Mitglieder bitten wir, uns die genaue Adressenangabe aller einzelnen Mitglieder stets rechtzeitig vor Schluss des laufenden Quartals zugehen zu lassen. Geeignete Abonnementslisten werden auf Wunsch gern kostenlos und portofrei zugesandt. Die Allgemeine Kanarien-Zeitung ist ein Insertionsorgan ersten Ranges für den An- und Verkauf von Gesangs-, Gestalts- und Farben- Kanarien sowie Gerätschaften usw. zu deren Zucht und Pflege. — Probenummern stehen kosten- und portofrei zu Diensten. Altenburg, S.-A. Robert Fuchs Verlag. 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