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Magazin

fßr die

gesammte* Thierheilkimde.

Herausgegeben

Yon

Dr. E. F. Gnrlt,

Professor a. D., und

Dr. C. H. Hertwlg,

ProfeMor an der K5iiiglieliea Tbi«rana«l0efaiil« so B«rlia.

Sachfionddreissigster Jahrgang.

Mit vier Tafeln Abbildungen.

Berlin, 1870. Verlag von Angnat Hirschwald.

Unter den Linden No. 68.

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Inhalts- VerzeicbnisB

des

Inhalt des ersten Quartalheftes.

8tiU

J, Einiges über das Koppen oder Krippeosetseii der

Pferde. (Sehlnss.) Von Hertwig 1

IL Bie Bosssebläeliterei in Berlin und der Verbraoch

des Pferdefleisches. Von Hertwig Jnn. ...... 21

m. Beitrag znr Beantwortung einiger Ffagen in Bezug

auf Lungenseucbe. Von F. Meyer 41

IV. Jahresbericht über das Pferdespital der Königlichen

Thierarzneisohule pro 1867 1868. Von KÖhne . 83 V. Ueber Knochen «Neubildungen an den serösen Häu- ten. (Mit Abbildung. Taf. I.) Von Onrlt . . . , 93 VI. Die Beform der Gesetsgebung über den Milzbrand.

Von Dr« Kunts 96

VII. Literarische Anzeigen:

Dr. 6. C. Hanbner*s Handbneh der Veterinär- Polizei. Zweite Lieferung 9 1^6

Das Teterinärärztliche Tasehenbuch pro 1870,

von Th. Adam ; . . 127

VIIL Personal -Notizen '. 128

IV

Inhalt des zweiten Qoartalbeftes.

Seite

I. Ueber eine neoe Methode, die Schafe gegen die Pocken in schützen, ohne sie, wie bisher, der Ge- fahr anscusetsen, an den Schafpoeken za erkran- ken. Von Dr. Pissin 139

Mit Zusatz Yon Hertwig 153

IL Plattenepithelialeanerold. Von Sie damgrotsky* 168 IIL Anstellang, Stellung, Eeohte und Zaknnft der Baye- riseben Civil-Veterinäre und deren Familien» Von

Wagner 179

IV« Bin Fall von Meningitis cerebro-spinalis bei Soha«

fen. Von Schmidt 186

V. Herzklappenlehler bei einem Pferde. Von Angen-

heister 194

VI. Die nachte Ursache der peripdischen Angenent*

znndang. Von Euttner ..,••«.• 198

Vn. Brfahrongen aber die Gastrationsmethode mit Aetz-

ligaturen. Von Andersohn 208

Vm. Die Beform der Gesetzgebung über den Milzbrand«

(Fortsetsnng.) Von Dr. Enntz 816

IX« Ein yerbcsserter Geburtshaken. Von Hertwig. 8i9 E. tiiterarisohe Anzeige:

Frank, Handbuch der Anatomie- der Hausthiere.

1. Hälfte. Von Gurlt 261

XL Miscelle.

Der Verlust an Pferden und Maulthieren in der Sardo-Italienischen Armee während das Jah- res 1864 853

XII. Personal -Notizen SS4

* c

Inhalt des dritten Qaartalheftes.

f

•fit«

I. Die Bafom 4mt Geseftigtbuiig ib«r dea MUslurftad.

(SeliluM). YoM Dr. Kmatx 157

IL Kritisch« Bdieochtang der Fil«tk«ori«a Hallier's und Anderer, gegründet auf experimeateUe For*

sehong. Von Semmer ...• S73

HL Jaliretberieht aber das Pferdc^tal der Unigllohen TMerarsneisehnle in Berlin für dea Zeitraam Tom 1. April 1968 bia ultimo Mira 1869« Von Kdhne 979 lY. Die Verbreitang der Triebiaenkrankheit nater dea

8<diweia«n im Jahre 1868. Vo« Maller 988

▼» Sediite Fortsetf ang des Katalog« de« Maaeaaw der

König]. Thieraruieieehale in Berlin. Von Onrlt S9S YL Noehmale da« Iaenbatione*8Cadlam der SoiiafpoekeiB« '

Yen Merten .••*.#•*...• S19

YH. Zar Di^^aoee der Darmintragiaatlon. Yoa Dem*

selben * •> ,.•..»«..• 396

YUL Yeterinair - foreasiehe Penderabilien IL Yon

Maller in Stolp ^^ 329

£2L Das OrändwacMier nnd der Miltbraad» Yoa Na a-

«

mann . . ... . •..«..•• 388

X. üreadi#a des Abortae bei den Wiederkaaera nad

Schweinen aad denen Folgen. Yon Kotelmann 356 XL - Eeclame, betreffend den ^erbeseertea 0ebartehaken.

Yon pilmann J. 381

XM. Per«#iwl*Ko«iBeii «..«.; . . ..... 4 383

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lahalt ded vierten Quaitalheftes.

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I. Ursachen des Abortat bei den Wiederksaem und Schweinen und dessen' Folgen. Von Kotelmann 3S&

II. Die angleiche Abreibung der Backenzähne bei den Fferdete und die darwis herTOrgehenden Zahn-» spitzen, sowie die eaglisohe Zahnraspel. (Mit Ab- UldaagiBn Taf. IV.) Von F. Jossen « 401

III. Korser Bericht nber eine in Dorpat nnd dessen Umgegend, Tont December 1869 bis Mai 1870 ge- herrscht habende Krankheit nnter den Fferdea* Von Demselben , 413

IV. Beiträge za den Harnsteinen des Schafes. Von

Dr. Carl Dammann 427

Znt Pathogen!« des. Pferderotzes* Von Kattner 451 VL Serophnlosis eines Pferdes, rergllchen mit der Rotä-

krankheit. Von Lindstädt. 466

VIL KieferhohlenentzuBdiiog bei einem Pferde* Von

. . . Demselben ...««........••...« 469

VIIL Entzündliche Affection yesp. Ueberdebnnag oder Qaetschnng der Sehne des grossen Gesässmnskels.

Von Beaner « . 470

IX« . Bcnohstncke über die ansteckenden Krankheiten der Bamsthiero. Von Dr. Lappe» mit Zoaätsen Yoa.

, Brich Viborg , :. . . 477

X, Anstellung, Stellung, Rechte nad Zukauft der baye* riechen CiTil-Vetorinäre nnd deren Familien« Von

Tb. Adam 496

XL Literarische Anzeige:

Die Kolik der Pferde und das Wormanf arysota der Eingeweide- Arterien. Eine pathologisch- anatomische und klinische Untersuchung Ton

Dr. Otto Bollinger 602

X. Personal -Notizen 505

Magazin

ISr die

gesammte^^MMl^de

DlC 14 ^'\''l _,

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{■%JLXWh''jmUrtmng, 1. StttcV)

I.

Euq;es Aber «las Kopp« «to KrippciMtfoi Icr

Pferile.

Von Hartwig. (Hiena die AbbildaDgen auf Tafel IV. im rorigen Hefte.)

(Scblass und ErklaroDg der Abbildangen.)

Die TOD mir gemachte Unterscheidang der Kopper in drei Arten ist in abDÜcher Weise von 6. W, Scbrader scboD vor 36 Jabren aufgestellt worden.*} loh habe mieb ▼on dem wirklichen Bestehen der angegebenen Verfchiedenhei- ten yielfaltig überzeugt und halte die Beachtung derselben fnr interessant hinsichtlich der Ursachen des Koppens and for wichtig in Betreff der gegen dasselbe ansuwendenden Mittel.

Darüber, wie der Vorgang des Koppens eigentlich stattfin- det? — ist es nicht in allen Fallen gans gleicht, eine klare Kenntniss zu erlangen. Wahrscheinlich ist dieser Vorgang et« was verschieden darnach: ob die Pferde Luft einscblncken oder nicht, und ausserdem auch ein wenig darnach, ob sie Aufsetzer oder ob sie Luftkopper sind. Günther**) äussert hierüber

*) Busch, tentsche Zeitschrift f. d. gesammte Thierheilknnde Bd. 3. Heft 3.8. 3.

**) Beurtheflnngslehre des Pferdes, S. 167 f. 150. Mac. t- TU«rk«UlL XXXTL 1. . 1

2 H e r t wi g , Koppen

dieselbe Ansicht, indein er sagt: '^Rocken, Koppen, Wiud- schnappen sind nnter sich verwandte Ezercitien, wenn auch sie in der Ansfahrnng einige Unterschiede zeigen. Die Vorübun- gen znm Rocken, Windschnappen zeigen eine wesentliche Be- theiligung der Znnjge, und es kann nnr nach entsprechender Einnbnng der Znnge das Kocken n. s. mit einiger Aussicht auf Erfolg unternommen werden.'*

„Das Thier muss nämlich, ehe es das Kocken auszuführen vermag, das Zungenbein, den Kehlkopf und Schlundkopf so aufwärts fixiren lernen, dass der Schlund bis zur Magenmun- dung gespannt erscheinen kann , um beim abgeschluckten, in den Magen eintretenden Speichel und Luft, gleichzeitig Luft aus dem Ma^en herauszupressen, in gewissem Sinne, herauszu- ziehen. Wird daraus der Widerspruch der Beobachter erklär- lich, wonach angeblich Luft eingeschluckt, nach Andern Luft ausgepresst werden soll, so gewinnt damit die Thatsache beson- dern W^erth; dass fleissiges Spielen mit der Zunge und emsi- ges Lecken ein Pferd verdachtig macht, dass es sich zum Kocker oder Windschnapper ausbilden wolle, und es ist deshalb auf jene Uebungen ein aufmerksames Auge zu richten. Das Pferd übt das Kocken nicht eher, als bis es mit seinen Zungenübun- giBu weit genug vorgeschritten ist; es ist deshalb Anfangs im- mer ein Stümper in dieser Kunst.*'

Ger lach*) giebt darüber folgende Erklärung: „Hierbei, (nämlich bei dem Aufsetzen) wird die Respiration momentan unterbrochen, der Kehlkopf geschlossen, verschiedene Muskeln, besonders Hals-, Brust- und Bauchmuskeln werden in verschie- denen Graden, bei den weniger Geübten fast krampfhaft ange strengt, und so ein schwacher oder stärkerer, dem Rülpsen ahn lieber Laut in der Kehlgegend hervorgebracht« Der eigentlich physiologische Vorgang besteht darin, dass Kehlkopf und Zun- genbein nach unten gezogen und so fixirt werden, während der

*) Gericbtliohe Thierheilknnde. Berlin 1863, S. 354.

od«r SHppmmiK&a dw Flnrd«. 8

Schlandkopf gehoben und geöffnet wird, die in denselben ein- getretene Lnflt wird beim Zoracktreten des Scblandkopfet in den Zastand der Rahe inm Theil' wieder nach Torn heraaage- 8to88eD, zam Theil YerBchlackt, das erwähnte Geraasoh wird dorch den Eintritt der Laft bedingt."

So interessant diese Erklarangen sind, so muss ich doeh bekennen, dass ich bei der Beobachtung und Untersachnng der koppenden Pferde eine besondere Mitwirkung ihrer Zange bei dem Koppen bisher nicht habe finden können, und, obgleich es richtig ist, dass manche Pferde, ehe sie wirkliche Kopper werden, einige Zeit vorher das Belecken der Krippe und ande* rer Gegenstande seigen, dieses doch nicht in allen Fallen dem Koppen vorhergeht, und entgegengesetxt, dass nicht jedes leckende Pferd bestimmt ein Kopper wird«

Ich mnss ferner gestehen: dass ich bei meinen vielen -Un- tersnchnngen koppender Pferde, trotz aller Aufmerksamkeit, es nicht habe sicher erkennen können, welchen Antheil der Kehl- und Schlundkopf and die verschiedenen Mnskeln am Balse, an der Brust und an dem Bauche bei der Erseugung des Kop- pens haben. Jedenfalls tragen alle die genannten Theile hierin bei, wie ich dieses an mir selbst fühle. Ich habe nämlich, angeregt durch eine Bemerkung Sehr ad er 's,*) durch einige Uebung das Koppen erlernt und es su einer ziemlichen Fer- tigkeit gebracht, blos für den Zweck der genaueren Erforschung. Da dieselbe mir nicht nach meinem Wunsche gelungen ist, so echliesse ich mich den Erklärungen von Günther und Ger- lach an»

*) „Ich kenne Menschen, welche das nämliche Manöver und den* selben Ton durch anhaltende Uebnng oder ans Angewöhnung völlig nachmachen, so dass mit dem Rücken ihnen zugewendet, man nicht anders glauben sollte, als dass ein Pferd köcke: sie sagen, dass sie eben so wenig Luft einschlucken als ausrülpson." Busch, teutsche Zeitschr. Bd. 3. Heft 3. S. 4.

1*

4 Hartwig, Koppen

Die BetrachtnDg der Ursachen des Eoppens trifft snm Theil mit den Ansichten aber die Natnr desselben ansammen; denn die meisten Thierarste nnd andere Pferdekenner halten den Vorgang für eine blosse Angewohnheit, für eine Spielerei; andere betrachten es far ein Bedarfniss des Thieres wegen eines fehlerhaften Znstandes nnd noch Andere für eine Krankheit.

Diese dreierlei Ansichten lassen sich fuglich auf zwei sn- rückfahren, da wohl iwischen einem sogenannten Fehler der Verdannngseingeweide» der sich hauptsächlich oder allein dnrch das Koppen ansserlich bemerkbar macht, nnd a wischen einer Krankheit dieser Organe, welche sich ebenso seigt, kein eigent- licher Unterschied besteht. Demnach ist also das Koppen bald nur die Aenssernng einer schlechten Angewöhnung, eine Untu- gend, bald aber auch eine Krankheitserscheinung.

Das Erstere gilt von der grossten Mehrheit der Torkom. menden Falle, sowohl von den Koppern, welche die Luft nur bis in den Schlund drangen, wie auch von denen, welche sie bis in den Magen hinunterschlucken; denn diese beide Arten sind nnr graduell von einander verschieden. Der Beweis darüber, dass bei diesen Pferden das Koppen nur aus Gewohnheit geschieht, fin- det sich darin: 1, dass sie es nach ihrem Belieben thnn und ebenso es unterlassen können; *— 2, dass sie, abgesehen von dem Koppen, gans gesund erscheinen, gute Fresser nnd tüchtige Arbeiter sind. Abweichend hiervon finden sich unter ihnen wohl eine Anzahl, welche nicht recht gut gedeihen, und die namentlich einen eingefallenen Leib haben ; aber diese man- gelhafte Ernährung ist nicht ein Beweis von Krankheit, sondern höchst wahrscheinlich nur die Folge von dem Verlust an Spei- chel nnd Futter, welchen manche Pferde erleiden, wenn sie wahrend des Fressens auf den Rand der Krippe aufsetzen.

Warum gesunde Pferde sich das Koppen, Krippensetzen an- gewöhnen? — ist in den meisten Fallen nicht sicher zu erfor- schen. Man hat hierbei verschiedene Ursachen genannt, wie hanpt-

od«r KrippenietMn d«r Pted«. b

•aehlich (naeh Lafotse^ dai Belecken aod Benagen der Krip- pen and Wände, weichet manche Pferde, wenn sie so wenig Arbeit haben, als Spielerei, som Zeitvertreib anfangen ond hier* Ton IQ dem Koppen übergehen. Femer: die Nachahmung. In letzterer Hinsicht wird allgemein behauptet: daea Pferde (na* mentlich jnnge), welche im Stalle neben Koppem atehen, so- erat diese Kameraden bei dem lanten Köeken derselben mit grosser Aufmerksamkeit betrachten und dann sich bemühen, das- selbe nachzamachen. Ich will ein solches Lernen des Koppens nicht für absolut unmöglich halten, mnss aber doch dasu die Bemerkung machen: dass ich bisher keinen solchen Fall aas eigener Erfahrung kennen gelernt habe, obwohl ich Gelegenheit hatte, viele Pferde lu beobachten, welche lange Zeit neben Koppern standen; denn ausser dem Pferdekrankenstall der hie- sigen Thierarsneischule habe ich wahrend yieler Jahre die gros- sen Stalle der allgemein bekannten Seeger 'sehen Reitbahn, in denen fortwahrend 80 Pensionspferde standen, in thierarat- licher Beaufsichtigung gehabt. Unter diesen Pferden war auch mancher Kopper, der durch Jahr und Tag awischen anderen Pferden stand, ohne dass jemals eins derselben die Untugend ge- lernt hat. In vielen anderen Fallen ist das Koppen bei solchen Pferden eingetreten, welche «wischen nicht koppenden Pferden oder auch allein in einem Stalle standen, und wo also Ton Nachahmung keine Rede sein konnte. Ich vermuthe, dass dem Anfange des gewohnheitsmassigen Koppens eine Verstimmung, ein Getahl Ton Unbehagen in den Verdauungseingeweiden (eine leichte Indigestion) Torhergegaogen sein mag. In wie weit eine angebome Disposition au einer solchen Verstimmnng beitragen kann, ist nicht immer nachsuweisen, aber man hat oft beob- achtet, dass die Nachkommen Ton koppenden Pferden auch Kop- per geworden sind.

*) Lehrbegriif der Pferdearxnei. Ans dem Fransosiscben Ton Knobloeh. 8. Bd. & 371.

6 Hertwig, Koppen

Dm8 das Koppen auf einem krankhaften Zustande der Verdaaangseingeweide , namentlich des Magens berahe* also eine Art von Krankheitserscheinung sei, ist viel- faltig behauptet*), aber ebenso Tielfaltig bestritten wor- den. Ich stimme der ersteren Ansicht bei, jedoch nur in solchen Fallen, wo entweder am lebenden Pferde das Koppen mit bestimmten Erscheinungen eines gastrischen Leidens susam- mentrifft, wenigstens mit einer immer wiederkehrenden Gasent- wickelnng in dem Verdaunugskanal begleitet ist, ohne dass Diatfehler an derselben Schuld sind, oder, wo nach dem erfolgten Tode eines Koppers sich solche krankhafte Veränderun- gen in den Verdauungsorganen finden, aus welchen eine Ver- stimmung des Gefühls in denselben und hierdurch das Koppen entstanden sein kann. Ich selbst hatte mehrmals Pferde thier- arstlich au behandeln, bei denen aus dem Maule wahrend des Koppens ein übelriechender Dunst ausgehaucht wurde, ebenso andere, welche bei sehr guter diätetischer Pflege öfters im Ap- petit wechselten, oder öfters aufbiäheten oder viele stinkende Blähungen durch den After ansstiessen, oder, bei denen die Darmezcremente viel arger stanken, als bei anderen Pferden.

Bei Sectionen der Gadaver von Koppern hat man in meh- reren Fällen die Schleimbaut des Magens weit dicker gefunden als im normalen Zustande, in anderen Fällen war derselbe über- mässig ausgedehnt, in seinen Häuten sehr dünn und schlafi, der Schlund und die Schlundmundung erweitert oder ebenfalls sehr sdilaff. Gnrlt fand sie immer so*). Gerard**) fand in dem Magen eines Koppers einen Stein, welcher die Pfortoermündung verstopft hatte. In einem anderen Falle bestand eine bedeutende

*) Gerard, im R^cneil de medec. Täterin. Juni 1824, behauptet, dass in allen Fällen das Koppen in Folge eines organischen Fehlers der Banoheingeweide entsteht.

*) Lehrbnch d. patholog. Anatomie der Haussängethiere. S. H8.

•*) Am a. 0.

oder KrippenaetMii d«r Pf«rd«. 7

Verengeraog des DonDdarms dureh ein fsseriget Band, welebes sich an den rechten Leberlappen anheftete. Bei einem dritten Pferde war der Zwölffingerdarm mit einer 6 Zoll langen, der- hen Fasergeschwalst nmgeben and diese war in der Gegend des 9. 10. and 11. Rackenwirbels angewachsen; and in einem vierten Falle hatten die Hante des Dünndarms, etwa 8 Zoll hin- ter dem Pförtner, eine Dicke Ton 7 S Linien. Crepin^ fand bei einem Pferde, welches sich 5 Monate ror seinem Tode das Koppen angewohnt hatte, einen grossen, schon in Krebs ä hergegangenen Scirrhos. Waldinger hat in den Koppem haafig die Leber krank gefunden^} and so noch andere Beob- achtangen. Gewiss wnrde man ahnliche Veranderongen haafi* ger in den Cadavern der Kopper finden, wenn man die Unter- saehang hierauf richtete; dieses geschieht aber in den meisten Fallen nicht, weil der Tod gewohnlich in Folge eines anderen Leidens erfolgt ist.

Man hat hin and wieder gesagt, dass die Veranderongen, welche man an den Eingeweiden der Kopper findet, mehr die Folgen als die Ursachen des Koppens seien. Das kann ich je- doch nnr in Betreff der dnrch die angestaaete Laft bewirkten Aasdehnnng des Schlandes and des Magens in yielen Fallen als richtig zageben, denn in anderen Fallen kann die Aasdeh- nnng des Magens anch wohl darch Ueberfailang mit Fntter ent- standen and dann nrsächlich mit dem hiernach eingetretenen Koppen verbanden sein. Einen Belag hieran giebt ein von Berthe (bei Gerard a. a. 0«) mitgetheilter Fall, in welchem ein Pferd, ein alter Krippensetzer, wegen Krankheit wahrend 48 Tagen höchst spärlich gefuttert worden war and in 26 Ta- gen vor seinem Tode nicht gekoppt hatte, and wo bei der Ob-

*) Jonmal de m^ec. v^t^rin. th^oriqne et pratiqne, 1880« Jan- vier p. 26, Fevrier p. 89.

^ Xhorafjff ader pn|kt üeüverf^l^^eii. U. Xheil, @. $3.

B Hertwig, Koppen

daotioD der raamliche Inhalt des Mageos doppelt' so gross wio gewohDlich gefunden worde.

Das Koppen gilt überall als ein wirklicher Fehler der da- mit behafteten Pferde, dessen nble Bedentang aber bald gros* ser, bald geringer ist, je nach den Eigenthamlichkeiten der einEclnen Falle. Als gering ist der Fehler za achten, wenn die Pferde sieh bei dem Koppen niemals aufblähen, -^ wenn sie wahrend des Fntterfr essen s nicht koppen, wenn sie bei dem Koppen wenig oder gar keinen Speichel verlieren und kein Futter verstreuen, daher auch von geringerer Bedeu- tung, wenn sie innerhalb der Krippe auf den Boden derselben aufsetzen, als wenn sie dieses auf dem Krippenrande thun ; sehr nbel ist es, wenn sie bei dem Fressen aufsetzen und den Krip- penrand mit weit geoflPnetem Maule übergreifen; denn hierbei ▼erstreuen sie gewohnlich viel Kornerfutter und in Folge die- ses immer fortgesetzten Verlustes von Nahrungsstofif werden sie magerer. Am übelsten ist das Koppen, wenn die Pferde sich dabei aufblähen, weil dann oft eine Windkolik entsteht, die leicht leben sgeföhrlich werden kann. Ausser diesen Verhaltnis- sen kommt auch der Grad des Uebels in Betracht; das sachte and seltene Kocken beachtet man wenig, aber ein recht lautes und oft wiederholtes Kocken oder Rülpsen ist schon hierdurch allein jedem Besitser solcher Pferde sehr unangenehm , besonders aber wenn dieselben zum Verkauf gestellt werden, oder, wenn man genöthigt ist, junge Pferde neben sie zu stellen; weil man die Nachahmung fürchtet, und bei Zuchtpferden fürchtet man ebenso die Vererbung der Anlage zu dem Fehler auf die Nachkom- men*). Die meisten Krippensetzer reiben ihre Schneidezahne ungleich und zu viel ab, so dass die Alterskennzeichen zum Theil verloren gehen. Dieses betrifft gewohnlich die' Zangen- zahne, zuweilen die Mittelzahne, sehr selten die Eckzahne, und bald nur im Unterkiefer allein, bald auch die im Oberkiefer.

*) Daum aber das Koppen der Pferde etc. Coblens 1823.

od«r KrippemetMn der Pferde. 9

Zar Beseitigang des Eoppens sind eine Menge Ton Mitteln empfohlen and angewendet worden, jedoch grösstentheila mit keinem oder mit einem nar knrx Tornbergehenden Erfolg, in*^ dem man die Aasobnng des Koppent nar seitweise Terhindem, dasselbe aber nicht fortschaffen konnte. Diese Mittel sind für Krippensetaer: das hohe Anbinden, resp. das Znrockbinden Ton der Krippe, das Bestreichen der Krippe mit bitter schmek- kenden Mitteln, x. B. mit Aloe, Coloqointen and dgl. oder mit stinkenden Snbstansen, wie Stinckasant, sogar mit Menschenkoth ,

das Aufnageln eines Stackes von einem wolligen Schaffell,

das Bekleiden der Krippe, besonders ihres Randes mit star* kem Blech oder mit anderem glatten Bisen, oder das Anf- nageln Ton eisernen Stacheln auf den Rand oder anch auf den Boden der Krippe, je nachdem die Pferde auf die eine oder aof die andere Stelle aofsetsen; oder, eine gans eiserne oder tod einer harten Steinart gemachte Krippe mit glatter Oberfläche. Ferner: man hat die Krippe an Stricken aufgehangen, welche an ihrem anderen Ende mit einem Gegengewicht versehen sind, darch welches dieselbe in angemessener Hohe erhalten wird, aber nachgiebt, wenn das Pferd bei dem Aafsetaen aaf sie drackt. Oder man nimmt die Krippe Ton ihrem gewohnlichen Orte weg, stellt sie anf die Erde nnd nothiget die Pferde, ihr Kornerfatter von dieser niedrigen Stelle an nehmen : oder, eben- falls nach weggenommener Krippe giebt man ihnen das Fntter in einem Fressbentel and lasst sie bei Tage in ihrem Stallstande umgekehrt und yon beiden Seiten kurx angebunden stehen, Ferner: man legt ihnen ausser der Futterseit einen gewohnlichen oder aneh einen an der innern Flache mit Stacheln versehenen Maulkorb auf; oder man klopft mit einem kleinen Hammer ihre Schneidezahne so lange, bis sie locker geworden sind, und dann beim Aufsetsen auf die Krippe Schmers erregen , oder für denselben Zweck schlagt man kleine Keile von Holz oder Eisen (s. B. die abgezwickten Spitsen der Hufnagel) zwischen

10 Hertwig, Kopp^

ihre Schneidezahne, oder man brennt ihre Zungenspitze mit einem glühenden Eisen.

Ferner: man straft sie durch hartes Anrufen oder auch durch Hiebe mit der Peitsche so oft als sie koppen (in welcher Weise besonders die Pferdehändler zu Werke gehen.)*)

Ein allgemein bekanntes und am häufigsten angewendetes Mittel ist der Kopperriemen, ein Lederriemen von circa 30 bis 36 Zoll Lange, 1^ Zoll Breite, an einem Ende mit einer gewöhnlichen Schnalle und am andern Ende mit einigen Lochern für den Dorn der Schnalle versehen. Er wird um das obere Ende des Halse gelegt und massig fest zugezogen, so dass er daselbst einen Druck auf die Muskeln, die Luftrohre, den Schlund und die Drosselvene ausübt und hierdurch in der Regel, so lange er gehörig fest anliegt, das Koppen bei Krippensetzern und Luftkockern verhindert* er kann aber nachtheilig werden, indem er in denjenigen Fallen, wo blähende Gase im Verdau» angskanal erzeugt und beim Koppen herausgestossen werden, das Letztere verhindert und hierdurch Aufblähung und das Ent- stehen der Windkolik begünstiget; auch kann er durch seinen Druck auf die Drosselvene den Rückfluss des Blutes vom Kopfe erschweren, und oft erzeugt er an den von ihm dauernd ge- druckten Stellen weisse Haare (oft ein formliches weisshaariges Halsband,} wodurch ein solches Pferd schon von fern her als ein Kopper bezeichnet wird» Um diese Nachtheile zu vermei- den, ist man gen5thiget, den Riemen bei jeder Mahlzeit des

*) Ein Ober-Stallmeister v. Reizenstein hatte in seinem Werke: „der vollkommene Pferdekenner. Uffenheim, 1764, 4, S. 85," , eine von ihm erfundene Schlägemaschiene beschrieben und abgebildet, welche durch das Ziehen an Schnüren von einem versteckt aufgestell- ten Menschen so In Bewegung gesetzt wurde, dass das Pferd bei je- dem Aufsetzen einen Hieb mit einer Ruthe queer über den Rücken bekam. Die Sache ist viel zu umständlich. Die Beschreibnng und Abbildung findet sich auch in Krünitz Eucyclopädie, Theil 53, Seite 522. n. f.

oder KrippMuatiMi der Pferde. 11

Pferdes lockerer sa schoallen oder ihn absanehmeo; aber, wie bekannt, koppen die Pferde gerade wahrend des Fressens an meisten, nnd daher ist der Natxen dieses Mittels nnr ein sehr beschrankter.

Der danische Thierarst Ringheim hat einen verbesserten Kopperriemen erfanden, welchen ich, da derselbe wenig bekannt ist, anf Tafel IV. Fig. 1 des vorigen Heftes abgebildet habe ond ihn hier kars beschreibe.

Derselbe ist im Gänsen circa 36 40 Zoll lang and 2 Zoll breit; die Endstacke a, a, sind 12^ lange, feste Lederriemen welche an ihrem freien Ende bei i. durch eine Schnalle verei- niget werden können; das andere Ende der Riemen ist bei b, b, mit den Enden eines 14^ langen, 2^^ breiten Streifens von dickem Eisenblech fest verbanden. Dieser eiserne Streif c, c, der somit den mittleren Theil des Halsbandes darstellt, ist halb- kreisf5rmig gebogen, so dass er den vorderen Rand des Halses nmfassen kann; er hat bei d, d, länglich-viereckige Locher, für den beweglichen Durchtritt der beiden glatten Qoersapfen k, k, ond an der mittleren Partie seiner innern, concaven Flache be- sitst er 4 eiserne Stacheln, g, g, g, g, welche 2^ lang nnd mit ihren Spitzen gegen das Centram gerichtet stehen. Innerhalb dieses Blechstreifens liegt ein zweiter, ebenso gebogener, etwa 10^ langer Blechstreifen e, e, der in seiner Mitte einen 6'^ langen ^ Zoll breiten Spalt f, zum Durchgänge der Stacheln g, g, g, g, and an jedem Ende einen platten, quer abstehen- den Zapfen k, k, besitzt, welcher dnroh das Loch d, d, des äasseren Streifens locker hindurchgeht apd auf diese Weise eine bewegliche Verbindung der beiden eisernen Streifen bewirkt. Die Letzteren liegen V^ von einander entfernt und werden in die- ser Entfernnng durch 2 zwischen ihnen liegende elastische Stahl- federn h, h, gehalten.

Wenn dieser Riemen massig fest am den obern Theil des Halses gelegt worden ist nnd das Pferd koppt, so wird durch die hierbei jedesmal entstehende Anschwellung der Halsmuskeln

13 Hertwig, Koppen

der In wendige Biechstreif TorwSrts gedrängt, die Spitten der Stacheln treten dnreh den Spalt f, rackwarts heraus nnd stechen in die Haut des Pferdes. Dieses soll dann durch die imitfer wieder entstehenden Schmerzen nach and nach vom Koppen entwohnt werden. Aasserdem braucht der Riemen nicht sehr straff am Halse au liegen, und der schädliche Druck auf die Aderstamme wird vermieden.

Eine andere Vorriehtnng ist die von dem hiesigen Berei- ter Kothe erfundene, patentirte Kopperhalfter, Tafel IV, Fig, 2 A. und 2 B. Sie besteht zunächst aus den einzelnen Stuk- ken einer gewohnlichen Halfter von festem Leder; a, der Na- senriemen, der unten in den Kinnriemen b übergeht, c, c, die Backenriemen, d, der Stirnriemen, e, Genickriemen, f, f, die Theile des Kehlriemens, von beiden Seiten oben, unter der Ein- pflanzung des Stirnriemens anfangend und unten sich an die eiserne Gabel g, h, befestigend. Die Letztere ist hier der we- sentliche wirkende Theil. Sie besteht (Fig, 2 B.) aus der ei- gentlichen Gabel und aus der Scheide, in welcher ihr Stiel enthalten ist; ihr aus der Scheide hervorstehendes Gabelende g besteht aus einem eisernen cjlinderischen Stabe, 3|;'' Iftng, ^^ dick, halbmondf5rmig gekrümmt und an der Mitte seiner Gonvexitat in queerer Stellung mit ^dem ß^ langen, platten Stiel zusammenhangend. Die eiserne Scheide des Letzteren ist eben so lang, \ Zoll dick: l)f Zoll dick, hohl, an der untern Seite bei i, i, mit zwei, die Wand durchgreifenden Schrauben versehen, durch welche der Stiel der Gabel, wenn diese für Köpfe von verschiedener Grosse passend hervorgezogen oder zurückgeschoben worden ist, festgestellt werden kann.

Die Wirkung dieser Halfter beruhet darin : dass, wenn die Pferde zur Ausfahrung des Koppens den Kopf zum Halse her- nnterbeugen, sie sich mit der Gabel den Kehlkopf drücken nnd hierdurch von dem Koppen * abgehalten werden. Die Halfter muss aber fest am Kopfe liegen, so dass sie sich nicht yerschiebt und die Gabel mnss die Haut um den Kehlkopf berühren.

oder Kripp0iiMtf6ii der Ftedo. IS

Die Pferde können dabei ans der Krippe und Raafe aogehin- dert fressen.

Das Krippensetsen za rerbindern bat der Oekonom Gras* bof die, in der Figor 3 A and B der Taf. IV. geaeicbnete Vor- ricbtnng empfoblen. Bin Stack Eisenblecb, so lang wie die Krippe and circa 10 Zoll breit, wird so gebogen, dass der eine Rand a, nacb vorwärts, der andere Rand b. nacb raekwSrts so gerichtet ist, dass jeder Rand einen nicbt gans geschlossenen Gjlinder bildet and das Gänse, an den Enden betrachtet, einem S ahnlich erscheint. Dieser Doppelte Cylinder ist in der Mit* tellinie seiner Lange an einen eisernen Stab befestiget, dessen Enden bei c, c, ein Paar Zoll hervorragen and aaf einem eiser- nen Gestell d, d, an beiden Enden der Krippe so rohen , dass der doppelte Gjlinder sich um seine Langenaxe leicht dre- hen kann. Dieses Gestell wird aaf den vorderen Rand der Krippe befestiget, so dass der Gjlinder denselben in der gan- zen Tiinge bedeckt, aber zwischen sich and ihm einen Zwischen- raam von circa einem halben Zoll frei lasst.

Wenn nan ein Pferd, om zn koppen, mit dem Manie aaf den Krippenrand drucken will, so mnss es den Gjlinder be- rühren; dieser weicht dem Drucke aas, drehet sich am seine Axe and giebt mit dem andern, durch die Drehung in die Hohe kommenden Rande dem Pferde einen kleinen Schlag auf die Oberlippe. Theils hierdurch, indem das Thier erschrickt, and theils durch die Drehung des Gjlinders soll das Anfsetsen ver- hindert werden^

Als eins der vorzuglichsten Mittel gegen das E5cken bei Krippensetzern und Luftkoppern ist mir in neuerer Zeit die Kockrohre von Günther bekannt geworden, Dieselbe ist in dem Werke: „Benrtheilungslehre des Pferdes'' §• 1^^ genannt, and auf mein Ersuchen hat Professor Günther in Hannover mir die Zeichnung zn der in natürlicher Grosse gegebenen Ab- bildung Taf. IV. Fig, 4, zugesendet, mit der Bemerkung: dass er glaabe, sie sei eine Erfindung seines Vaters. Sie besteht

14 Hvrtwii:, Koppen

aas einer eisernen, circa 6^ langen nnd H^^ dicken Rohre a, a, (z. B. ein Stück Flintenlauf), welche mit 4 Reihen Lochern von 3 Linien Grosse, an den Wanden, nnd mit etwas yerdiek- ten Randern an den Enden versehen ist. An den Letzteren b<Bfinden sich knrse, mit Knebeln versehene Ketten b, b, ver- mittelst deren die Rohre, nachdem sie wie das Mnndstack eines Zanmzenges dem Pferde ins Manl gelegt worden, an die Sei- tenringe der Halfter befestigt wird.

Die Pferde können mit dieser Rohre fort wahrend stehen, anch wenn sie fressen, jedoch mnss man sie von Zeit an Zeit, wenn Fatter in sie eingedrnngen ist, reinigen, damit die Lnft durch die OefiPnungen ein- und ausströmen kann. In dem hier- durch veranlassten Spielen der Pferde mit der Zunge scheint der gute Effekt zu beruhen.

Schliesslich will ich erwähnen : dass ich vielen recht argen Koppern die Sehnen der beiden Brustkiefermuskeln mit dem besten Erfolge queer durchschnitten habe, wenn alle übrigen Mittel fruchtlos angewendet waren« Ich bin hieran veranlasst worden durch die Beobachtung, dass diese Muskeln bei dem Koppen stets in sehr straffe Spannung versetzt werden, dass sie bei den meisten Eoppern recht stark ausgebildet sind, und dass man das Koppen inhibiren kann, wenn man diese Muskeln blos mit zwei Fingern gelind zusammendrückt. Gerlach (a.a.O.) hat mit Nutzen die Schulter-Zungenbeinmuskeln durchschnitten, ich ziehe jedoch die Operation an jenen Muskeln vor, weil diesel- ben nnd ihre Sehnen oberflächlicher und mehr gesondert lie- gen, und deshalb die Durchschneidung leicht und vollständig zu bewirken ist.

Man hat für diesen Zweck die wenigen anatomischen Theile an Fig. 5 Tafel IV. zu beachten: a) der Brust-Kiefermuskel, b) dessen Sehne bei ihrem Ansatz am Unterkinnbacken, c) der Schulter-Zungenbeinmuskel, d) die Drosselvene, e) die in die- selbe einmündende äussere Kinnbackenvene und f, die innere Kinnbackenvene. Die zweite Vene geht schräge über die Sehne

oder Kri^mtetitii der Pferde. 15

des Brastkiefermaskele binweg, und die Haut and der Halt-Haat- moekel bedecken diese Theile. Die Operation wird am besten am liegenden Pferde ansgefahrt. Nachdem dasselbe gebremset ist, streckt man ihm den Kopf nnd Hals stark nach vorn, lasst die Drosselvene darch Gomprimirnng recht sichtbar werden, macht entweder gleich aber oder gleich nnter der Einmnndang der iossern Kinnbackenvene in diesen Stamm einen 1^ langen Ein- schnitt durch die Haut und den Haatmaskel, gerade aaf der Sehne des Brust- Kiefermaskeis, schiebt die Spitse einer etwas gekrümmten Hohlsonde queer nnter diese Sehne nnd schneidet dieselbe durch. Nach gestillter Blutung wird die Wonde ge- heftet* Die Heilung erfolgt binnen 14 Tagen«

Schliesslich noch einige Worte über das Koppen and Krip* pensetzen in redhibitorischer Hinsicht.

Im Pferdehandel halt das Publikum fast fiberall das Kop- pen and Krippensetzen für einen sogenannten Hauptfehler, für welchen der Verkinfer eines Pferdes znr Gewährleistung ver- pflichtet sein soll, und zwar aus folgenden, für diese Ansicht aufgestellten Gründen:

1} Der Fehler ist oft schwer zu erkennen oder sogar künstlich versteckt ; 2) er beruhet gewohnlich auf älterem organischen Veränderungen in den Verdauungseingeweiden, die man ausserlich nicht erkennen kann, die aber das Wohlbefin- den und das Gedeihen der Pferde stören, und das Letztere lei- det oft auch dadurch, dass die Thiere bei der Ausübung des Koppens einen Theii ihres Kornerfutters verstreuen: 3) das Koppen fuhrt durch Aufblähung oft Windkolik und hierdurch Lebensgefahr herbei; 4) der Fehler übertragt sich durch Nachahmung auf andere Pferde und durch die Paarung much auf die Nachzucht; 5) er ist in der Mehrzahl der Falle nicht zu heilen; und 6) durch alle diese Umstände vermin- dert er den W^erth eines Pferdes erheblich.

lieber diese Gründe ist nun aber Folgendes za er- innern.

16 Hertwlg, Koppen

Was Eunachst die Erkennaog des Koppens ond Krippen- setsens betrifft, so ist dieselbe doch in den meisten Fallen sehr leicht, indem man a} die krampfhaften Znsammensiehnngen der Halsmuskeln, die Bewegangen des Kopfes, der Kiefer and des Halses, überhaupt das Benehmen dor Pferde, sowohl bei dem Aafsetsen des Manles auf die Krippe oder aof andere Gegen- stande öfters wiederholt siebet: b) indem man den mehr oder weniger lauten kokenden oder rülpsenden Ton bort; und c) indem man den vorderen Rand an der Reibeflache einzelner Schneidezahne mehr als an den übrigen Zahnen, ond swar fast immer in schiefer Richtung, abgerieben findet/) Wo diese Er- scheinungen zusammen oder auch nur die beiden ersteren wahr- zunehmen sind, da ist das Koppen gewiss ein in die Augen fallender Fehler, und als solcher kann dasselbe nicht ein sogenannter Hauptfehler sein; denn es fehlt ihm ein wesent- licher Theil Ton denjenigen Kigenschaften , welche die Wissen* Schaft für die Begründung der gesetzlichen Hauptfehler fordert, nämlich: dass ein solcher Fehler ganz verborgen, oder doch bei gewohnlicher Aufmerksamkeit und ohne besondere Sach- kenntniss nicht erkennbar sein soll.

Die Erkennung des Koppens kann aber in manchen Fal- len bei dem Kaufe resp. der Uebergabe eines Pferdes verhin- dert oder doch sehr erschwert sein, z. B. wenn das Thier erst ein Anfanger in der Kunst ist, wenn es überhaupt nnr sel- ten, in längeren Zwischenzeiten, nicht mit besonderer Anstren- gung und nicht mit lautem Rülpsen koppt, wie man dieses bei den Windkoppern oft findet; ferner, wenn ein an Ruhe im Stalle

^) Zu diesen Merkmalen kommt in manchen Fällen noch das viele Lecken an der Krippe, das Vorhandensein eines weisshaarigen Qaerstreifens um den obern Theil des Halses, erzengt daroh den Druck des lange getragenen Kopperriemens nnd ein oft wiederholtes ängstli- ches Umsehen nach den im Stalle anwesenden Personen. Letzteres bei Pferden, welche wegen des Koppens öfters gestraft worden sind. Diese Merkmale sind jedoch nur als unsichere zu betrachten.

)

oder Kzipp«iifette& dor Pf erde. 17

gewohntes Pferd in einen fremden Stall mit Tielen anderen Pfer- den snsammengestellt wird, oder wenn dae Pferd bisher an einer lioiaemen Krippe gestanden and nan plotslich an eine eiserne oder steinerne Krippe gestellt worden ist; oder wenn dasselbe sehr er- müdet oder in einem kränklichen Zustande ist; oder, wenn es kein Fatter erhält, was besonders bei solchen Pferden, welche nur während des Fressens oder nach demselben koppen, an be« achten ist; ferner: wenn den Thieren das Koppen irgendwie erschwert oder anansfnhrbar gemacht ist, wie s. B. wenn sie mit in die Hohe gesogenem Kopfe knrs angebunden sind; wenn man ihnen eine enge Halfter mit grosser, dicker Schnalle, die im Kehlgange grade vor dem Kehlkopfe sitzt und auf densel- ben druckt, aufgelegt hat; wenn mau ihnen die Schneidesähne bis Eum Lockerwerden geklopft oder ihnen zwischen diese Zähne kleine Keile getrieben hat, oder sogar die Zungenspitse gebrannt hat; oder wenn der Verkäufer des Pferdes mit der, dem Letztern unangenehm bekannten Peitsche in der Band be- ständig in der Nähe des Thieres bleibt und ihm öfters mit einer kleinen Bewegung das Straßnstrnment in Erinnerung bringt; oder auch, wenn das Pferd seine Schneidezähne nicht abge- rieben hat, also die Merkmale des Krippensetsens an den- selben fehlen.

Auf diese letzteren Merkmale haben von jeher Laien und Sachverständige einen viel zu grossen Werth für die Diagnosis des Koppens oder Nichtkoppens gelegt; dagegen halte ich das ungleiche Abnutzen bei wirklichen Koppern für einen Mit-Grund zur Zurückgabe solcher Pferde; und mit Recht hat man in eini- gen Ländern in denjenigen Fällen, wo d^e Zähne keine un- gleiche, zu starke Abreibuog zeigen, das Koppen, resp. Krip- pensetzen als Gewährsmangel anerkannt, weil dasselbe in diesen Fällen als ein verborgener Fehler betrachtet wird; so B. im Grossherzogthum Baden nach dem Gesetz vom 23. April 1859, und vorhergehend in Frankreich nach dem Gesetz vom 2P. Mai

Ma(. t TUtrlMlik. XZXYL 1. 2

li Hertiwi#,

1888; „L« Tie »*6tt cooMdire conHBe ndhibitom qn'MtMit qa-ü ne peat ötre raooBAo k \'amar% dei danls; ü est pretqo« toofou» le •jmptome d^oae «ffectioD efaroniqae de FettOBse.*

In den PiUeo, in welehen maa an den SehaaidaaikaaB eiae nagleialM aad lo itariLa Abanisnag fiadat, darf aiemalt ans diä- ter Bnaheianag alleiB geaehloMen werdea, dasa daa betrofleade Pferd eia Krippeaaetier oder nberhanpt ein Aa&eiser aei, ton» dem dieiea miiM tteto dnreh die Beobaehtaag dea Anfretaeat telbst aaciigewiesea werden; weil die oagleiehe oad an<ttariLe AbanUnag der SehaeideBabae, in gaaa gleieber Art wie bei dem AnfMisea, aaeh dareh aadere UrMohea, wie aaaeaüieh dnveb Beaagea der Waade, dareb Zerbeissea der bolseraea Krip- pea nad der. LatirbMuae n. dergL berbeigelahrC werden kaaa Dagegea bietel daa Abgeeehliffeaeeia der Zibnev weaa et aiit dem Ssoppea, Krippeaaeteea Terbanden gefaaden wird, steU dea* Beweit darüber, datt der Fehler teil länger alt 8 Tagen bettebt, und bei einem hoben Grade der nagleiebea AbanUnag der* Zahae wird maa aaeh anf eiae Yiei laagere Zeit teinet Be- atebena aeblieaaen mntten, aber eatgegengetetat darf maa ia deajenigea Fallea, ia. welehen man nnr einen geringen Grad dietee abaonaen Abantsimg fiadet, nieht immer den Sehlnaa machen, data der Fehler ertt nen entttanden itt; denn der Br^ fahnaag aafi>lge kann ja dietelbe nach yieljahrigem Koppen to- gar gaaa fehlen, wenn die Pferde bei dem Aafaetaen' aaf die Krippe, nnd dgL- entweder nar ihre Lippen anf die Krippe drucken, oder wenn tie dabei mit der ganiea Reihe der Sohaei- desahne -recht glcidimaaaig aber dea Band der Krippe hiawegT greifen«

Nach .dea im Voratehenden gemachten Aadeatnagea iat alao der oben anb 1 angegebene Grund, daa Koppen wegen der Schwie* rigkeit seiner Brkennung ala einen Hauptfehler au betrachtea, nnr in denjenigen Fallen, annehmbar, wo dieae Schwierigr keit wi];^lieh .beateht, Bben.so yerhiUit ea aioh groaatentheila auch mit den übrigen, oben anb 2 6 aagefnhrtea > Granden«

odtr SrippenaettML d«r Pferd«. 19

Denn ad 2 ist ei (wie froher sehen 8. 4 angegebeD worden) nicht richtig« dass alle koppende Pferde Fntter rerstreiien, dMS sie nicht got gedeihen, nntachtig snr Arbeit sind, oder dass die meisten von ihnen an Aufblähung n. s. w. erkranken: sondern diese Unregelmässigkeiten finden sich nur bei einer kleineren Ansahl der Kopper, insbesondere bei denen, welche Luft wirk- lich einschlucken und bei denen, welche Gase im Verdaonngs- kanal ersengen (S 6). Auch das sob 3 angeiiommeno Be- stehen eines alten pathologischen Znstandes kann nicht im- mer nachgewiesen werden ; und die sob 4 erw&hnte Nachahmung des Eoppens bei anderen Pferden ist einerseits mehrentheils eine leere Rede (Seite 5) und andererseits liegt sie weniger in dem kbppenden Pferde, als in dessen Pladrung im Stalle. Da- gegen ist die Vererbung des Koppens bei Zuchtpferden oft be- obachtet worden ; und ad 5, die Unheilbarkeit des Fehlers mnss im Allgemeinen als richtig anerkannt werden; und eben so ist (ad 6) eine Werthverminderung der Pferde durch das Kop- pen und Krippensetsen stets gegeben.

Auf die Werthverminderung sollte bei Streitigkeiten fiber Sachen, welche nach einem Geldwerthe geschatst und mit Geld besahlt werden, eigentlich immer die Benrtheilung und die Ent- scheidung gerichtet sein; dieses kann jedoch bei dem Kofipen und Krippensetsen nicht in allen Fallen nach einem gleichen Maassstabe geschehen, sondern nur mit Bernksiohtigung der yer- schiedenen Verhaltnisse, welche dabei Torkommen. Hiernach nehme ich dreierlei Verhältnisse an, nämlich:

I) solche Falle, in denen die Pferde su einem geringeren Werth geschatst werden müssen, als die Hälfte des für sie be- sahlten Preises betragt, und wo daher nach allgemein gelten- den Rechtsprinsipien die rollstandige Redhibition stattfinden

solL

Als hierher gehörend betrachte ich alle diejenigen Falle,

wo die Tcrkauften Pferde bei dem Koppen, resp. Krippensetsen

oft wiederholt den Leib aufblähen und hierdurch als mit einer

2*

tO Hertwig, Koppen der Pferde.

bestiodigeo Diipotition snr Windkolik beLeftei eneheinen. In Folge dessen sind eie fortdanemd der Gefshr onterworfen, sn erkranken, den Dienst sa stören and sogar sa sterben. Sie gewahren also ein höchst an sicheres Besitsthnm.

In diese Kategorie mochte ich auch diejenigen koppenden Pferde nehmen, welche aasdrncklich snr Zucht gekauft sind and dieses bei der Erwerbung ausgesprochen worden ist. Denn die Se- nats ang solcher Pferde for den genannten Zweck ist mit fort- dauerndem Schaden yerbunden, der sich oft gar nicht wieder gut machen lasst.

II) Solche Falle, in denen die Pferde xwar nicht in die Torstehende Abtheilung (sub 1} gehören, aber a, bei dem Kop- pen viel Futter verstreuen und in Folge dessen nothwendig schlechter gedeihen als andere Pferde bei demselben Futter, oder b, wo sie dai Koppen fortgesetzt sehr fleissig betreiben, so dass sie wegen der fortwahrenden Unruhe und Anstrengung ebenfalls nicht gedeihen; und c, wo die Kopper ein kränk- liches Ansehen, insbesondere Abmagerung, gelbliche Bindehaut der Augen, schlechtes Haar, einen aufgeschursten Bauch, man- gelhaften Appetit and schlecht verdauete Exkremente seigen.

In diesen Fallen kann der Minderwerth eines koppenden Pferdes, mit Berücksichtigung der übrigen Eigenschaften des- selben, wie Race, Schönheit, Alter, Gangwerk u. s. w. ein Vier- theil bis cur Hälfte des besablten Preises und im Verhaltniss SU anderen Pferden derselben Art, welche nicht Kopper sind, betragen. Und

III) in denjenigen Fallen, in denen die Pferde ausser der einfachen Ausübung des Koppens, resp. Krippensetxens keinen hiermit in Verbindung stehenden andern Fehler und keinen er- kennbaren Nachtheil des Koppens seigen , da ist die durch das- selbe bedingte WerthTerminderang anf ein Acbttheil bis höch- stens ein Viertheil des bezahlten Preises ansunehmen.

Die sub II und III angedeuteten Fälle halte ich nicht für qualificirt, als wirkliche Hauptgewährsfehler su gelten,

Hertwig jmL, Sosssehlieliter«! in Barlin. :ll

selbst wenn die Zaboe keine Merkmale des Koppens «eigen;

es kann daher, nach meinem Erachten in diesen FSUen keine

gerichtliche Klage aof Anfbebnng des Kaufs, sondern nar aof

Brsats des Minderwerthes stattfinden.

Die GewahrsseiC fnr das Koppen ist in Frankreioh aof 9 Tage, in Württemberg (nar beim Ankauf der Be- rn ontepf erde) anf 12 Tage, in Baden, Baiern, Hessen, Sachsen-Meiningen and Hildbarghansen auf 8 Tage, ond in Hamburg auf 5 Tage festgestellt.

Ich bin der Ansicht: dass in den FUlen, wo keine Merkmale an den Zahnen bestehen, eine Gewahrteit von höchstens 8 Tagen genagt, und dass in den Fal- len, wo Merkmale vorhanden sind , 24 Stunden sur Constatirnng des Fehlers hinreichend sind.

n.

Die RossscUächforei in Berlin nnd der Verbnidi

des Pferdefleisches*

Nach amtlichen Quellen und gefalligen Mittheüungen des Proftssors

Dr. Spinola, Ton Hugo Hertwig.

Mehr als tausend Jahre sind verfiossen, seitdem unsere Vorfahren, die alten Deutschen aufgehört haben, das Pferdefleisch au geniessen, welches, wie die Geschichtsschreiber berichten, ▼on ihnen so Opfern und als Liebliogsspeise bei den Festen der Gottin Freja verwendet wurde.

Mit der grosseren Verbreitung des Ghristenthums nahm der Genuss des Pferdefleisches ab, da die christlichen Priester, besonders Bonifacins, den Deutschen das Essen dieses Fleisches,

Hartwig j

fl^wia tei 6«i«M des Hamcb- sad KrihcBiebAa» vwtol, «■ M TOB d«B brndaifckeB Gottercolf alwaieakea «ad m den Chmteadiiui sogaaglieher xa Bach«».

Bei Yielea eadereB Yölkenebeftee, beeoedera ia eidoei- licheB Enopa ODd inAnea, UMbeeoadere bei dea Tartarea bat cidb das Pferdeflmeb ab Habnwgnuttal ür MeaaAaa aasa- tefbrocbea bia in aaaere Zeil ferferbaltea nad wir sebea dort, daaa Fferde in denelbea Weise aasgeaatst werdea, wie das bei ■BS Bit deai RiadTieh, dea Schafea aad Ziegea der FaU ist

la neuerer Zeit bat jedoeb ia allen grosseren Stadien Bn- ropas, saerst in Dsaemark, nad dann ia Rnssland, Deatsddsnd nnd Prankreieb der Geanss des Pferdefleisebes aicbt aar wie- der AnfBabme f;eliuiden, sondern dasselbe, sowie die Verwea- dnng der nidil geniessbaren Tbeile an tecJinisdien Zweien einen sokben H5bepnnkt erreidit» dass es wobl der Mobe lobat, einen naberen Einblick in diesen so widitigen Betriebssweig so Cbon. Es ist dnrehans keine an knbne Bebanptnng an ssgen: die Eossscblaebtereien seien fnr unsere Zeit ein Bednrfidss geworden; gewiss sind sie dies, da das Bedarf- niss sie gescbsffen bat, nnd das Bedorfniss aneb bei ans das Vorortheil, welebes gegen den Gennss des fferdelleisdies und die BosssehlichtereieD bestebt, allmalig siebr nnd niebr an ▼emiditen beginnt, nnd kann man dieselben mit Reebt als eine bocbst woblthatige Einriehtong naeb jeder Seite bin be-

»ff

traebten.

Die erste Gründung der Rossseblaehtereien in Berlin da- tirt Tom Jabre 1847» Zwar bestand scbon in den Jabren 1845 47 bierselbst ein Verein, weleber es sieb anr Aufgabe gemaebt batle, dem Pferdelleiseb als Nabrungsmittel für Men- sdien Eingang an TersebalTen ; doch fand diese Idee damals noeb wenig Anklang im Pnblienm nnd erst einigen Mitgliedern des bissigen TbiersehntsTereins, namlieb dem Dr. Spinola, sowie dem Hofopemsanger Herrn Blume war es rorbebalten, sidi den Dank des Publikums dureb Gründung ron Bossselüiebleraien

nnd ^ordi ihr Mihaftet IntMFMf •• üx Um FertbMtebM itrtel-

In der Sitsnng det ThiertchntsToraiB« vom Apiil 1B47, SD wdeber Herr Dr. Spinol* doroh dao 8earetSr das Verebt, Herrn Blame eiogeleden wer, nm seinen Eslh« fiber die Mit* tel snr Abhilfe dea tnutrigen Loosee, «etebes so oft die Piarde im Alter Inr die dem Menschen Tielleah gaieiateten Dienale erwartet» absogeben, frnrde woa demaelbea, naehdem Ton rnradbiedenen Saiten Voraahlage gemaaht waren, die jedoeh simmtlich nnr aaf die Lindemng der Qnalen ei meiner Thiere Unnaaliefen, als bestea Mittel, welches der Geaanuntheit an Gate knn&e, daa Schlachten der Pferde nnddie Benntsong des Flei- adiea aU Nahrnogamittel empfohlesy da hierdurch aneh wngleieh der snr Zeit herrachenden Thenemng der Lebenaaüttel «nd dem dadurch herTorgemienen Nothstande abgeholfen werden kenne»

Denn waon die Pferde, ao motivirte Herr Profeaaor Spi- nola scinao Vorachlag, eine Verwendung alt SahlachtthiaM lan* den, ao wirde ihre schlief lUch Ikohere Verwerthnng inr die Be- dtser eia Sporn aein, dieselbea nicht bia aola Aenaaerate aban- treiben, und dadurch manche üabill von ihnen abgehalten wer- den. Beaondera aber wurde in yielen Ffillen dadarch Tormie- den werden, data altere Pferde, wenn aie ihren biaherigen Dien- aten nicht mehr entaprachen, yon dem Besitaer an Gewerbetrei- bende Tarkaoft wiirden, wodoreh aie oft in Hände nnd VerhSlt- niaae geriethen, die aclbat fnr ein Thier ala traorig beseichnet ■n werden Tcrdienten; es dnrfe nur an die Falle erinnert wer- den, wo edle Lozospferde ao ihrem Lebensabend hangerleidend nnd an Gerippen abgezehrt im Sandkarren oder Thorwagea ab- getrieben worden. Da non Torzogsweiae in grossen Stidten die Pferde den genannten Unbilden und Qnalereien aaagesetst seien, so wnrde aach grade hier die Einfahrong dea Schlachtena der Pferde, beiiehnngsweise die Errichtang von Roaaachlaehtereien am Orte aein, und eben dadaroh dem Toa ThierschntsTereiae aageatrebtem Ziele gewiaa am meisten entaprochen werden.

94 Hertwig jm , di« Roütehliehtani

Es fand dieser Vorsehla^ mnch so allgemeinen Anklang, dass sofort der Besehlass gefasst wnrde, die VerwirUichnng desselben berbeiiofahreb.

Za diesem Zweck warde Herr Dr. Spinola und Blnme Tom Verein beauftragt, den damaligen Polisei - Präsidenten Ton Pattkammer in Renntniss Ton dem Vorbaben des Vereins an setien nnd nm ÜnterstStsong in dieser Angelegenheit so bitten.

Es durfte hier nieht am anreehten Orte sein, in Kurse die Grondsfitie la erwähnen, weldie Herr Dr. Spinola damals fQr das Zustandekommen ond Fortbestehen der Rossschlacbte- reien aufstellte; es sind dies dieselben, welehe noeh heute maas- gebend sind , nfimlioh Bekämpfung des tief eingewuraelten Vor- urtheils gegen den Genuss des Pferdefleisches. Hieran sei nö- thig, dass von Seiten des gebildeten Publikums dem gew5hn- lioben Mann mit gutem Beispiel sur Naohahmnng vorangegan- gen werde, was schon deshalb geboten sei, nm nicht durch blosse Anpreisungen sum Genüsse des Pferdefleisches in den Verdacht in gerathen, als sei das Pferdefleisch nur für den weniger Be- mittelten gut genug. Deshalb seien Veranstaltungen nnd öftere Wiederholung von Pferdefleisch essen Seitens des Vereins und die grosstmoglichste Betheiligung daran von gebildeten Min- nern das Brstnothigste. Dann sei auch die Einrichtung einer Restauration, in der nur Pferdefleisch in verschiedenen Formen Bubereitet servirt wurde, sehr erwünscht Vor allen Dingen aber sei darauf au sehen, dass das Schlachten von Pferden und der Verkauf des Fleisches nur in solide Hände gelegt wnrde, damit das Publikum eine Bürgschaft hatte, nur Fleisch von ge- sunden Thieren an erhalten; dies wurde wesentlich sur Hebung des Zutrauens beitragen.

In Folge dessen wurden denn anch wirklich mehrere Male Diners, «u denen Herr Dr. Spinola durch Ankauf von Pferden das Fleisch lieferte, arrangirt, doch mnsste* der Verein selbst eine Probe von dem herrschenden Vorurtheil empfinden. Ein Restaurateur, der Anfangs bereitwillig sein Local au diesem

in Berlin. 96

Zweckessen inr VerfSgang gestellt hatte, sog bald seine ge- machte Zusage zarack, weil es seinem Rafe schaden könne, wenn es dem Publikum bekannt wnrde, dass er sein Geschirr sa einem Pferdefleischessen geliehen hatte. Trotzdem fauden aber, wie bereits erwähnt, in anderen Localen derartige Essen anter zahlreicher Betheiligung angesehener und hochgestellter Personen statt.

Dem Beispiel des Berliner Vereins folgte man bald in an- deren Städten, nnd zeichnete sich besonders in Brannschweig der Hnmanitats* und Thierschutz verein durch reges Interesse fSr diese Sache aus.

Auch bei Gelegenheit der Versammlung deutscher Thier- arzte 3. 4. October 1847 daselbst, Hess es Herr Doctor Spinola, als Präsident derselben, an Aufmunterung zur Bin- fuhrung und Verbreitung der Rossschlachterei nicht fehlen und brachte ein grosses Zweckessen von Pferdefleisch lu Stande. Welchen Werth die Rossschlachtereien übrigens zu jener Zeit für Berlin hatten, geht wohl am Besten ans dem Umstände hervor, dass nach einem noch nicht einjährigem Bestehen der ersten be- reits 11 Etablissements der Art ins Leben traten, in welchen zusammen 3000 Pferde geschlachtet worden waren. Ob und wie viel an dem für diese Zeit grossen Consum der da- mals herrschende l^otbstand beigetragen, lasst sich mit Bestimmt- heit nicht nachweisen; Thatsache ist es, dass in den darauf folgenden Jahren 48^49 sowohl die Zahl der Rossschlächte- reien, als der Verbrauch von Pferdefleisch abnahmen.

Wie es aber gewohnlich zu geschehen pflegt, dass wenn eine gute Sache einmal angeregt ist, sie sich schliesslich den- noch aller Hindernisse ungeachtet Bahn bricht, so erging es' denn auch den Berliner Pferdeschlächtereien. Nach mehrjähri- gem Siech th am blühten dieselben mehr und mehr wieder auf, bis das personliche Vorurtheil gegen dies Geschäft allmälig wich nnd die Schlächtereien in solide Hände übergingen.

So befinden sich denn jetzt auch nicht nur in Berlin, son-

S6 Hertwif Jvl,

den fast in jeder groMiiro» Stadi dae pnmmuk&m Staalae RoMfeUaebtereieD, die eamaitlidi laehr oder weaiger gvCe 6e- •ebafte machea«

Von sehr gnnatigefli Einflnes Inr die Hebung der Rom- war die Verordnung dea Konigüeben Polisei- ▼om 34. Mars 1854 ond die in deouelben Jahre er- folgte üebertragong der Beanfsiehtignng und Untenmehang der sn sehlaehtenden Pferde an den Poliseithierarst Kaiebnseh,

Indem hierdoreh dem Poblienm eine Garantie gegeben wurde, wirklieh gerandes. Fleiseh im Kanfe an erhalten, was ▼or dieser Zeit leider noch angesweifelt werden konnte, df jeder Behiaehter die betreffenden Pferde Ton irgend wßlehem Thierarst nntersncben nnd in seiner Behansnng schlachten lassen dorfte, wodordi die so nothwendige Gontrole in Welen Fallfn so gnf wie nnmogljch gemacht wurde.

Die bis zum 24« Mars 1854 in Geltung gewesenen poli- aeilichen Vorschriften über die ftossschlachtereien lauteten:

1) Es darf bei Androhung von 5 Thlm. Strafe kein Pferd geschlachtet werden, welc)ies nicht Torher von einem Thierarst untersucht und snm Genuss far Menschen geeignet befunden worden ist. Hierüber mqss eine besondere Bescheinigung aus* gestellt, solche aber tou dem Schlachter rier Wochen laiig auf- bewahrt und auf Erfprdern den Reyier-Poli^ei-Beamten Torge- seigt werden,

3) Jeder sich snm Betriebe der Rossschlachterei Meldende wird ausdrucklich auf die Bestimmung in g. 4 des Pferdedieb- stahlgesetses Tom 13. Februar 1848 S. 75 verwiesen.

8) Alle Matktbuden und sonstige Verkaufsstellen, wo Rossfleisch feilgehalten werden soll, müssen eine Tafel mit der Aufschrift RosefleischTcrkauf fuhren, auch darf in denselben nicht Fleisch tou andereii Thier^ feilgeboten werden.

Diese Verordnung, welche sich als nicht ausreichend erwies, rief die bereits oben ^rwahqte Verordnung Tom 24. Mfirs 1854 hervor, Wfilche fplgf^dermasseii gantet: (cf]f. Dp hl di^ Vete-

ti^fffpßftä 4«a ^pfnfmdbtn $t§^tn p. S81 tq^ Bora ¥n». Me^. yr«^ 18IS9. I. S. 838).

^of ßrpfi^d .d^r §§. 6 und 11 des QeMtiet Tom 11« Min 181^0 plber ^9 Fol^seiTenraltppg T/nordi^et dM Politei-Priai- ^om liir dep epi^er^p Pojisei-Besirky wie folgt:

§• 1. Dm 8<4)*oht9n mow Pferdes, Bfel^ oder l^buü- thiere^ f j^m yfrlL»Qf/9 des Fie^c^ep» d^f npr »o deo toü d«r fp^i^^ : Bebor^p erifiabten S.cMac}iUtift0|i (ScblAebtbfoter) stattfindeD«

g. 2. El>9Dio darf das Flebc)i diefof Tbiere n^r en den Qf«P^ii fQÜ gebalfii^fi werd(9o, welcb.e bei ^pr Polisei-Beborde Tprbi^f a^g^xueldet ^ordep siff^* «^^^^^^ YerJKaafMteUe di^i^r Aft, i^ yelcber ei^ Qapdel mit an4pr.eii» mm GeopMß lor MensebeD bestimmteD FleiBcbwamren niobt itattfinden dfuf , Qlits

§. 3. KeiD jpf?r4? ?*i^^ P4ff ?lfalthi(Br, d^ffftn Fl^ifcb f BS* %n??J ^®!<?P.«»f i»^ ^f^ ^?!>f' glPfpWac|it^i wejrdep, be- Yf?' ^»^fi]PP Pi<5!?^ ^9P d^fj^ ppfjseilicb^p T^^rarpt« nntefiucbt an^ beypr fop di.^sem oicbt eji) Afteft aafgf^ftellt ift, dMf <)ftf sa scblacb^ende Tbier q|c|}t an eitler Kraokbeit i^elittep bat, welebe dessen Fleiscbgenoss iar ^pnscben and Tbiere nngeeig* net gemaebt bat.

§. 4. Jeder Rossseblaebter bat ein von dem poliseilfoben Reyier- Vorstande in paragrspbirendes nnd absnstempefndes Scblacbtbifeb an fabren, welebes nacb dem beifolgenden Sebema (Anla|^ a) eip^^richtet «mn mRf>.

Die er|$$iA 4 Kpbriken mfissen sofort nnd binnen langptf ns 24 Standen vom Rosssebladiter ansgefallt werden, pa<;bdem das Tbiec ei^o^b^i) litt W^^^ dessen Abscblacbtang aaob nocb niebt sofort beabsiebtigt wird,

^Q? AosföUgng ^ VMiSßi Sfiblik geeggt die Asffuhnillg des Namens derjenigen Person, Ton der das Pferd ete. erwor- ben worden ist, sofern dieselbe dem Rosssoblicbter als im In-

38

Hertwig Jan., die Rostschliohterai

lande Ansässig personlich bekannt ist. RSeksichtlich nnbekann- ter yeransserer kommen die Vorschriften des Gesetzes vom 18. Febraar 1848 in §§. 5, 6, and 7, (G,,-S. S, 75) aar Anwendang.

Die fünfte Rabrik wird von dem poliseiiichen Thierarite aasgefallt (vergl. §. 3), demselben darf das sam Schlachten be- stimmte Thier jedoch nicht froher als höchstens 24 Standen vor dem Schlachten aar üntersachang vorgestellt werden.

Die sechste Rubrik ist von dem Rossschiachter spätestens 84 Stunden nach der Schlaehtnng aassofallen.

§. 5. Das Schlachtbach mass der Rosschlaehter jederaeit in seinem Verkaafslocale, oder wenn, dasselbe von der Schlacht- statte entfernt ist, in der letzteren aar VorzeigoDg an die re- yidirenden Polizeibeamten oder den polizeilichen Thierarzt be- reit halten.

§. 6. Wegen Bes'eitigang der nicht aam Verkaufe geeig- neten Abgange an Knochen, Fell etc. sind die bestehenden oder noch sa erlassenden Vorschriften innesahalten.

§. 7. Wer dieser Verordnung entgegen handelt, oder den ihm darin auferlegten Verpflichtungen nachzukommen un- terlasst, vernillt in eine Geldbusse bis zu 10 Thalern oder im Unvermogensfalle in eine Gefänguissstrafe bis zu 14 Tagen.

Anlage a. Schema des Schlachtbaches.

1.

B

d

2.

Besehreibnng

des Pferdes,

Esels oder

Manlthiers

nach Alter,

Grosse, Farbe und besonderen

Kennzeichen.

3.

Tag

des

Erwerbes.

Name des

Veränsserers

und Vermerk

über dessen

Legitimation.

5.

Attest des

polizeilichen Thierarztes aber den Ge- sundheits- zustand des Thleres.

6.

Tag des Schlach- tens oder anderwei- tigen Verkaufes.

in BtrliiL 19

Die Regierang so Potsdam eriiess anterm 20» Mm 1856 for ihren Yerwaltangs- Bezirk eine faat gleiohlaatende Verord« nung, welche in §• 7 noch folgende Beitimmang enthalt :

Aach in Betreff des Schlacbtens eines Pferdes, Esels oder Maalthieres sam eigenen Gebranch des Fleisches oder EU anderen Zwecken wird die Beachtung des §. 3. angeordnet, and darf aach ein solches Schlachten nicht ohne thierarstliche Prafang and Bescheinigong hinsichts der Unschädlichkeit des Fleisches erfolgen, diese Prafang mass in der Regel vor dem Schlach- ten, and nar in besonders dringenden Fallen darf sie nachher, jedenfalls aber des Schleunigsten statt* finden. Vergleicht man diese ' beiden Verordnangen, (die vor nnd Ton 1854), so wird gewiss jeder mit mir darin abereinstimmen, dass die letstere anbedingt ganstig auf das Poblicom and somit Tortheilhaft anf das Rossschlachtergeschaft wirken mnsste, besonders aber der Umstand, dass ein erfahrener and als ehren- haft bekannter Beamte die za schlachtenden Pferde antersnchen mnsste.

Ferner warde darch die vorgeschriebenen Schlachtbacher die Controle aber die zam Schlachten bestimmten Pferde, be- sonders bei spateren (amtlichen) Naehforschangen gesichert, da die grossen Comtoirbcicher for Jahre aasreichen, wahrend. da- gegen die froheren Atteste, ohne geregeltes Schema aaf losen Blattern geschrieben, nar za leicht verloren gehen konnten and ja nberhaapt nar 4 Wochen lang aufbewahrt zu werden brauchten, also eine zurückgreifende Controle über diese Zeit hinaus unmöglich gemacht werden konnte.

Von ebenfo grosser Wichtigkeit für das Empoiblnhen der Rossschlachterei war der Umstand, dass die einzelnen Schlacht- loeale allmalig eingingen und dafür grossere gemeinschaftliche, nnd schliesslich unter der Leitung des PoL-Thierarztes Dr. Pauli nnd des Rossschiachters Meier in der Central-Rossschlachte-

to'

Hartwig jii£, ^bx^hliehtmi

rei öin ^iintb prAktiAclies wld scliSn eingerichtetes Bta1>^^^^^ geisebaff^D ihitM,

Zum' äeweite de^ duroli* obige Verördnongen nbd' Einrieb- tongen iinmei' mebr wacljsenden Gdnsl dlid der mehr and mehr •chwindenden Abndigan'g des Pablicnms int Rosssohlachtereien, gebe ieh hieir eine Zösammenstellong der in den Jabren 1847, 1858 68. jährlich gescbladbtetän Pferde.

184*7' (Ndthstand) Ton' 11' RossscÜla^Htern ei 3Ö00 Pferde. 1853 von 5 Ro^sclilfibbtern' circa 686 Pferde.

1854 <

- 4

-

4D0

-

1855

4

-

TÖO

1856

- 4

-

769

-

1857 .

. 2

367

1858 -

2

450

1859

4

-

44i^

-

1860 -

4

-

6^18

18ei

8

* »

519

1862 .

7

-

1042

-'

1863 .

7'

-

1307

-

1864 .

8

-

1742

-

liBe5 -

8

-

2141

1866

. 12

-

3115*

-

1867 .

. 17

-

3911

-

1868 '

. 18'

1

-

4026

-

25226 Pferd6.

B)i seigt' sieh alli^lrdihgs nach obigbr Tabelle' in manchen Jahi-lB^ ein^ Verritfgeftiiig gegen fruherb Jahi'ä, abior' in welchem Geschäfte' tratö'diesäi* Fall niöh€' eint -^ Im groUen Gänsen' beweisen die angefahrten' ZMet gtdWlsä' die Richtiglceit meiner BehaaptaiigliA.

Idi komme nun, nachdeih iöh in Obigem einen karten Ab- risi^ctif Efntwicklang der Rossd^bladhtereien in Berlin gegeben habe» anf dte s^eereU^ Bäi&chröibangf dbs Betriebes ddf' R'öss- schlScht^ei, wie' d^ielb^ heaO» in Be/lin bbi^t^ht

ffi Adtti. 3f

Diw ffii^ saaitttUelftr RosMchliebter BeilHii'f Tom Polisei- Frid^am allein erlaabte Seblaohtitfitte, Welche den Namen „Central*Ro688clilachterei*' f51irt, iet ein rolUtindig abgefchlof- genes Gründstack von der GrStfe einet Morgens in der Greift- walderttratte vor dem ehemaligen Konigtthor« Anf demtelben befindet sich ein 2 st5ckiget Bauptgebande mit- der Wohnung des Intpectort, einem Bfirean-Zimmer fnr die Poliiei-Besmten, 2 Stallen aar Au&ahme fnr die cum Sdüachten bettimmten Pferdb, 2 grotten^ mit den nSthigen Werkseogen vertehenen Schlacfat-Raamen, und 2 kleineren Eammem. Von den Lettte- ren ist die eine düsn bestimmt, die abgesogenen Felle der ge- tdilachteten Thiere an bergen, die andere dagegen, sn welcher nor dir Beamtto nnd der Intpelstor Zutritt haben, dieirt bot Tornbergebenden Aufbewahrung det autgetchlachteten aber Ver- worfenen Fleisches, d. h, dötjenigen, weichet bei der innetlichen' Betiditigang swar nicht alt geeignet sur Nahrung fnr Mentehen nnd Thiere, jedoch mit keiner' ansteckenden Krankheit behafUt befunden worden itt, daher noch su gewerblichen Zwecken i* B. Bom Leimsieden verwerthet werden darf. Ferner befindet sich sof dem genannten Grundstock ein Üntersuchungs-Haus, eiti' c. W hbhes und 20' im' Geviert messendes Gebinde, dessen Baupt^ front des günstigen Lichtes wegen (s, u.) nach Oäten gelegen ist, mit 4, c. 8 Fttts hohen und 4 Fuss breiten Feüstem nach eben dieser Seite hin.

Ausserdem hat dieses Bans an den übrigen Wanden noch mehrere, theils ebenso grosse, theihr kleinere Fenster, so dats der grosste Theil des Hauses aus Glaswfinden besteht. In einto überdeckten, an den Seiten offenen BAUe befindet sich cum Unterstellen für c. 24 Pferde ein Raum, welcher im Sommer lom- Aufstellen lebend^ Pferde benutat wird, damit dieselben nidit durch die Bitae beUstigt werden, und das Fleisch da- durch eine Einbusse an seiner Gute erleidet.

Ffir diejenigen Pferde,' welche schon bei der Untersuchung hn lebenden Zustande ein reterinair-politeiliches Bin#chreitin

93 Hertwig jnn., die BoHuehläohterei

erfordern, ist lar aageDbiioklichen Sicherstellang derselben ein besonderer Absperrungsstall eingerichtet, welcher nach jedesma- liger Benatsong der Desinfections- Vorschrift gemäss gründlich ge« reinigt wird. Einer gleichen Reinigung mit einer von Zeit zu Zeit verbundenen Desinficirang durch Chlorkalk wird übrigens nach Bedarf der oben erwähnte Observations-Raum für das als ungeeignet zum Genuss befundene Fleisch unterworfen. Im Sohlachthause wird musterhafte Reinlichkeit gehalten, nach dem jedesmaligen Schlachten werden auch die dabei benutzten Räu- me und die beim Schlachten benutzten Gegenstande gründ-« lieh gereinigt, insbesondere der mit Granitfliesen belegte Fuss- boden gut gescheuert und gefegt«

Das Blut, welches cum Theil in eine cementirte Senkgrube fliesst, theils aber auch gleich am Thiere aufgefangen wird, wird, nachdem sich das Serum ausgeschieden , von Privatleuten, die es so ihren yerschiedenen Zwecken verwenden, sehr gern gekauft. Das gewonnene Blutserum wird zur Albuminfabrikation benutzt. Die Rinnen sammt der Senkgrube werden nach ihrer gründlichen Reinigung durch Wasser noch besonders mit einer Losung Ton Ferrum sulphuricum oder Chlorkalk desinficirt, so- dass selbst in den heissesten Sommertagen auch nicht eine Spur eines üblen Geruches zu bemerken ist.

Aus dieser kurzen Schilderung, des Etablissements ist wohl die Zweckmassigkeit desselben deutlich zu erkennen.

Hinsichtlich der Untersuchung der zum Schlachten gekauf- ten Pferde und der dabei ausgeübten sanitats-polizeilichen Con- trole findet folgender Modus statt.

Regelmässig des Morgens von 9 10 werden die zu schlachtenden Pferde, nachdem ein Polizei-Beamter die Natio- nale derselben nach dem vorgeschriebenen Schema (cf. p. 28} auf- genommen und in die betreffenden Schlachtbücher der einzel- nen Schlächter eingetragen hat, in das Untersuchungshans gefuhrt und von dem hiesigen Departements -Thierarzt Dr. Ullrich mit meiner Assistenz untersucht. Zu diesem Zwecke wird zuvorderst

in Berlin. 3S

der allgemeine Habitns dei Thieres io Angentehein genommen Qod dann die resp, Fieberlosigkeit festgestellt. Ist dies ge* scheben, so wird das Athmen nnd die ansgeatbmete Lnft, die Beschaffenheit der sichtbaren Schleimbante , der Kehlgangsdrn* sen, der Leisten- nnd Bngdrnsen, des Hustens, so wie die ganse äussere Decke einer genaueren Prüfung unterworfen nnd erst hierauf, je nach dem Befunde, die Erlaubniss sum Schlachten gegeben oder verweigert. Dass nur solche Pferde cur Unter« Buchung gelangen, deren Zustand hinsichtlich der Qualität nnd Quantität des Pulses, Athmens etc. ein sicheres Uriheil gestat- tet, also nicht kurz Tor der Untersuchung aus dem Arbeits- wagen gespannt oder schnell geführt oder geritten sein dür- fen, sondern sich erst gehörig ausgeruht haben müssen, ist selbstverständlich. Finden sich an einem Thiere irgend welche abnorme Zustände, die wohl unter anderen Verhältnissen ohne weiteres als gleichgültig angesehen werden konnten, so müssen dieselben bei den Schlachte bjecten doch immer mit Misstrauen betrachtet und deshalb ein bestimmtes Urtheil über das Fleisch solcher Pferde als Gennssmittel vor dem erfolgten Schlach- ten Euruckgehalten werden, bis durch eine Besichtigung der inneren Theile unsererseits die unsweifelhafte Gesundheit des Thieres festgestellt ist.

Ist nun ein Pferd als geeignet ffir menschliche und thierische Nahrung befunden worden, so wird es ohne Weiteres durch Er- schlagen getodtet und geschlachtet, aber im entgegengesetzten Falle wird es abgewiesen. Dieser Fall tritt ein: bei allen an- steckenden oder fieberhaften Krankheiten, bei grosser Mager- keit, bei cachectiscben Leiden und bei Thieren, welche mit gros« seren eiternden Wunden oder jauchigen Geschwüren behaftet sind. Solche abgewiesene Thiere, welche keine ansteckende Krankheit haben, werden dem Schlächter zu einer beschränkten Verfugung belassen; er darf dieselben dem Verkäufer zurück- geben oder sie zur Verwendung für gewerbliche Zwecke d. h.

Mag. {. TU«rbeUk. XZXVL 1. 3

84 Hertwig Jon., die Bostschliehterei

£ain Leimsieden oder Kuochenbrenoen yerkanfeD, worüber je- desmal ein TOD dem Kaafer für diese Zwecke aasgestellter Em« pfangsohein beicnbringen ist.

Die Richtigkeit der Ablieferaog und des Empfangscheins wird darch einen Polisei-Beamten controlirt.

Einem gleichen Verfahren unterliegt auch das bei der in- nerlichen Besichtigung für nicht zur Nahrung , aber dennoch su gewerblichen Zwecken brauchbar erklärte Fleisch der ausge- schlachteten Thiere, nachdem es vorher durch Petroleum oder Ol. animal. foetid. aum Genuss für Menschen oder Thiere unge- eignet gemacht worden ist. Das Ton Pferden herrührende Fleisch, welche sich bei der innerliehen Besichtigung als rotsig-wurmig erwiesen haben, wird ausserdem sofort unter strengem Ver- schluss in die oben erwähnte Observations - Kammer gehangt und am nächsten Tage dem Scharfrichter von einem Beamten ausgehändigt. Finden sich bei der Untersuchung im lebenden Zustande Pferde, die mit der Rotz^Wurrakrankheit behaftet sind, so werden dieselben so lange in den oben erwähnten Ab- sperrungs-Stall gestellt, bis sie durch einen Gehnlfen der Scharf- richterei, welche sofort per Telegraph benachrichtigt worden ist, abgeholt werden, Pferde, an denen Symptome bemerkt werden, welche dieselben der Rots- und Wurmkrankheit nur verdächtig machen, werden entweder mit Bewilligung des Eigenthumers dem Abdecker übermittelt oder dem Eigenthümer zurückgege- ben^ und bei diesem sofort durch das zuständige Polizei-Revier, welches bereits durch den Telegraph in Eenntniss von dem Vor- fall gesetzt ist, unter polizeiliche Aufsicht gestellt, und nach Vorschrift des Reg. vom 8. August 1835 weiter beobachtet. Zur Ehre der Rossscblächter sei aber hierbei erwähnt, dass der- artige Pferde sehr selten zur Untersuchung vorgestellt werden; im Gegentheil werden fast nur gute und gute Mittel-Pferde zum Schlachten angekauft, und herrscht unter den Rossschiäch- tern selber die Ansicht, dass die Pferde zum Schiachten nie gut genug sein können. Man glaube daher nicht, dass Pferde,

in Berlin 85

wie wir sie fraher leider oft genug in den Strassen Berlins als Sand- oder Droscbken-Pferde sahen, oder gar die berüch- tigten Charlottenburger die Schlachtobjecte bilden; es ist dies ein grosser Irrtham ; die Pferdemarkte in der näheren nnd vei* teren Umgebung liefern durchschnittlich ein besseres und reich- haltigeres Material, als Berlin selber.

Die Schlächter reisen 30 40 Meilen weit, um tos den Pferdezüchtenden Landwirthen die oft nnr wegen äusserer Feh- ler cur Zucht nicht tanglichen Fohlen und Pferde lu erwerben. Berlin liefert hauptsachlich nnr auf der Strasse Terunglnckte Pferde, oder solche, die durch irgend welche Umstände, höhe- res Alter, Steifigkeit der Fnsse, nicht mehr fähig sind, den an- greifenden Dienst auf dem Pflaster der Stadt an versehen nnd durch die Humanität ihrer Besitzer, in der Regel Aerste, Rauf- leute, Spediteure, Brauer etc. sn einem schnellen und leichten Tode begnadigt werden. Ausserdem bilden noch die in und um Berlin abgehaltenen Auctionen der Militarpferde eine Quelle für gutes Schlachtmaterial.

Das Fleisch der Pferde kommt niui' nicht als solches allein, sondern in verschiedener Weise zubereitet in den Handel; so wird es z. B, mit Schweinefleisch zusammen in Pökel ge- legt oder zu wohlschmeckenden Ranchwursten verarbeitet. Von den fetteren Pferden werden die Rippstücken als sogenannte Speckseiten geräuchert, ebenso die Schinken, deren Fleisch in seinem Aussehen und Geschmack dem der Gänsebrüste tauschend ahnlich ist. Die geräucherten Zungen äbertre£Fen an Zartheit die Rinderzungen. Das Fett, welches bei geschicktem Aus- schmelzen in Farbe und Geschmack dem Ganseschmalz vollkom- men gleicht, wird, um demselben eine festere Beschaffenheit zu geben, gewohnlich mit Schweineschmalz vermischt und zu einem ziemlich hohen Preise verkauft.

Betrachten wir nun, ehe wir den Nutzen, welcher uns durch die Rossschlaohtereien erwachsen ist, ins Auge fassen, die Gründe,

3*

86 Hartwig jan, die Boflssehläebterei

welche mao gegen den Genass des Pferdefleitehee für Menechen berrorgehoben bst, so glaube ich bebanpten sa können, dass der banptsachlichste Gmnd nor in einem Vorortfaeil hinsicht- lich des Geschmackes des Fleisches, und in dem Umstände liegt, dass bei ans das Pferd eben kein Schlachtthier ist nnd den Menschen im frenndsebaftlichen Verkehr, mit Ausnahme des Hundes, Tielleicht am nächsten Ton allen Tbieren steht*

Gegen diesen leisten Grund, der auf rein humanem Ge* fühle beruht, wage ich keinen Einwurf; er besteht auch nur bei einem Terhiltnissmassig kleinen Theile des Publicums, der eben in seinen Pferden sugleich auch einen Freund erblickt.

Was nun das Vorurtheil hinsichtlich des Geschmackes anbe- trifft, so ist dasselbe nur ein eingebildetes, denn es wird oft ge- nug, sogar Ton Leuten, welche ihrer Meinung nach noch nie Pferdefleisch gegessen haben, behauptet, dass dasselbe wider- lich schmecken müsse; und wie oft mag gerade diesen Leuten das Pferdefleisch im Restaurant gut geschmeckt haben!

Das Pferdefleisch hat im gekochten Zustande (wie auch die Bouillon) allerdings einen etwas weichlichen, susslichen, Ton dem der übrigen Fleiscbarten abweichenden Geschmack; aber was will dies sagen? Weicht denn nicht in diesem Punkte eine jede Fleischsorte von der andern ab, und haben sie des- halb etwas Widerliches an sich? Niemand wird dieses be- haupten wollen ! Ungewohnt mag ja der Geschmack des gekoch- ten Pferdefleisches Vielen sein, aber wem ergeht dies bei einem neuen oder fremd lubereitoten Gerichte nicht ebenso? -^Ausser- dem verliert sich dieser süssliche Geschmack auch, sobald das Fleisch nach dem ersten Aufwellen von Neuem in frischem Wasser gekocht wird.

Ein anderer Einwurf gegen die Rossschlachterei lautet: Die gesunden, fetten nnd jungen Pferde sind cum Schlachten sn theuer und alte abgetriebene und ausgemergelte Thiere taugen nicht sur menschlichen Nahrung. Dieser Einwand ist seit vie- len Jahren, fir Berlin wenigstens, nicht mehr stichhaltig; alte

in Bmrlin. 87

Pferde werden wohl geschlachtet, aber aoagemergelte nicht i dafar garantirt die streng gehandbabte Untersnohnng. Die Preise, welche die anm Schlachten angekauften Pferde haben, beweisen inr Genüge, dass jnnge und fette Pferde den Schlichtern keinea- wegs an thener far ihre Zwecke sind, denn 40 60 Thlr. für ein Pferd, welches sich den Fnss gebrochen hat, blind gewor- den ist oder dergleichen, kann kein Anderer dafar sablen, alt- ein Schlachter, der aas der Verarbeitung des Fleisches aor Nahrang, trota des noch billigen Preises, seine Muhe durch den Verdienst an demselben belohnt sieht«

Die Qualität des anm Verkauf kommenden Pferdefleisehes iat dorchschnittlich besser ab die der übrigen von ausserhalb anf den Markt cum Verkauf kommeoden Fleischsorten« Kein Rosaschiachter würde es wagen, Pferde von solch' erbärmlicher Beschaffenheit, wie sie oft bei Rindern und Kalbern an finden ist, und deren Fleisch trotsdem von Schlachtern auf dem Lande angekauft, nach grosseren Städten gebracht and dort als Nah- rungsmittel für Menschen verkauft wird, anm Untersuchen vor- aastellen. Wer mit den ländlichen Verbaltnissen in der Umgegend von grosseren Städten vertraut ist, wird wissen, dass das Fleisch, welches dort verkauft wird, leider nur au oft von kranken Thieren, die im Augenblick des Verscheidens oder kura vorher abgeschlachtet sind, herrührt.

Obwohl das Fleisch auf den Berliner Markten einer speci- ellen Controle unterliegt, so ist es doch in manchen Fällen nicht möglich, ein Gataohten darüber abaugeben, ob das au Markte gebrachte Fleisch von gesunden oder kranken Thieren herrührt, da sich nur mit wenigen Ausnahmen an dem zerleg- ten Fleische und besonders an dem sogenannten Ausschnitt- fleische, Krankheits-Erscbeinungen nachweisen lassen. Und nun kauft ein gewisser Theil des Publikums gerade solches zweifel- hafte Fleisch, natürlich für einen niedrigen Preis, trotsdem jeder weiss, dass er für denselben kein gutes Fleisch erhalten kann. Zu dieser Klasse von Leuten gehören namentlich Zim-

38 Hartwig jmL, dia Itnwiifhlifhliiifii

menrerinietbdr, welehe Arbeiter und Sjindwerker in Schlafcteile haben nnd xn gleicher Zeit fSr diese den Tisch besorgen, es wäre wahrlich besser, sie kanften ans den eoncessionirten Verkaafsstellen gesnndes Pferdefleisch.

Fasst man diese letzten Punkte snsammen, so scheint es mehr als wnnschenswerth, dass das Pferdefleisch eine noch gros* sere nnd allgemeinere Verbreitung als Nahmngsmittel für Men- schen verdient, als dies bis jetat der Fall ist , snmal der Un« terschied im Nahmngswerth zwischen dem Pferdefleische von gleicher Qualität nnd dem Fleische anderer grösserer Thiere wohl nur ein unbedeutender sein durfte, was noch immer der näheren chemischen Untersuchung nnd Nachweisnng be- darf.

Die verschiedenen Fleischarten unserer Hausthiere zeigen im Wesentlichen eine grosse Uebereinstimmung in ihren Bestand- theilen, doch weichen sie in dem Mischungsverhältnisse derselben von einander ab. Das Fleisch besteht ans der Muskelsubstana in Verbindung mit Sehnen, Nerven, Gefassen, Bindegewebe, Blut, Serum nnd Fett, und enthalt als Hanptbestandtl^eil die Muskelfaser, nebst Eiweiss, Gallerte, Osmazom und Speichel- stoff, ferner phosphorsaures Kali, Chlorverbindungen, milchsan- res, salzsaures und phosphorsaures Natron in geringer Menge. Nach Brande, Schweigger 's Journal Bd. 36 S. 190, ent- halten 100 Tbeile Fleisch über 70pCt. Wasser, ca. 20pGt. Faserstoff und Eiweiss, ca. 6pGt GoUa, speciell:

Faserstoff nnd überhaupt näh-

Wasser, Eiweiss, Gallert, rende Bestand-

theile. 7 29

6 26

6 25

5 24

Hatten wir nun die Gründe kennen gelernt, welche das Vorurtheii gegen die Verwerthung des Pferdefleisches als Nah*

Hammelfleisch

71

22

Rindfleisch

74

20

Kalbfleisch

75

19

Schweinefleisch

76

19

In Barlin« 89

rangsmitiel aufgestellt hat and welche tich alle widerlegeo Im- ten, und betrachten wir non den Natsen, welcher dnrch die Roasschlachtereien der AllgemeiDbeil erwachst, so sind besondert folgende, unwiderlegbare Pankte hervorsoheben.

1) Ist durch das Fleisch der Pferde ein werthyoUes Nah- rangsmittel gewonnen, dessen wohlfeilerer Preis nnsahligen Fa- milien wohlthatig geworden ist.

2) Bietet das Schlachten der Pferde and die Verarbei- tang des Fleisches fSr viele Familien ein zwar sanres, aber ehr* liebes nnd aach ein gnt nährendes Gewerbe.

3) Wird der bereits oben erwähnte Zweck des Thierschnts- Vereins, nämlich Unterdrucknng der Thierqaalerei erreicht, denn seit dem Besteben der Rossschlachtereien sehen wir nicht mehr soviel elende abgetriebene Pferde in anseren Stras- sen, wie vor dieser Zeit, wo ein Fahrmann, weil er für sein Pferd höchstens den Werth des Felles nnd eine geringe Vergatang ▼on den Abdeckern für die Knochen erhielt, (der frohere Scharf- richtereipachter Kraft sahlte J. 1848 nach mir gemachten Mittheilnngen nnr 1 bis 2 Thlr. far ein lebendes Pferd), es far gerechtfertigt hielt, sein Eigentham bei sowenig als möglich Kosten soviel wie möglich anssanatsen. Heat hat sich diese Sache doch geändert. Jeder Pferdebesitzer weiss, dass sein Pferd, sobald sich dasselbe in einem guten Zustande befindet, ihm noch, nachdem er es genngeam far seine Zwecke gebraucht hat, einen verhaitnissmassig hohen Preis einbringt, nnd wenn der Besitzer das Thier deshalb auch gerade nicht besonders pflegt, so lasst er dasselbe doch auch nicht durch harte Arbeit und magere Kost so weit herunterbringen, wie dies früher leider so oft der Fall war.

4) Wohl in keiner Stadt hat der Hund einen solchen Werth als Zugthier wie in Berlin. Von seiner Gesundheit, Kraft und Ausdauer hangt oft die tagliche Nahrung ganzer Familien ab. Und aach für diese Thiere, die für Berlin thatsachlich nicht sa entbehren sind, findet sich in dem Pferdefleisch das kraf-

40 Hertwig jan., die Rosatehlifobterei

tigtte, Datargemisseste Erhaltangsmittel, welches sich sa gleicher Zeit durch Billigkeit aoszeichoet, da die far MenschcD oicht branchbaren Theile, Backen, Hals etc« su einem sehr geringen Preis als Hundefntter verkauft werden.

Zieht man ferner in Betracht, dass einselne Indostrielle, Leim- sieder und Knochenbrenner etc. für ein lebendes gesundes Pferd mittlerer Qualität als höchsten Preis 7 Thaler besahlen können, wahrend der Rossschiachter selten ein Pferd unter dem doppel- ten dieses Preises, oft das vier- und fünffache desselben besablt, so sieht man, dass der Verkaufer nach dem Veranglucken seines Pferdes in die Lage versetat wird, sich aas dem erlosten Gelde sofort ein anderes Pferd kaufen zu können, sein Geschäft also keine Stockung erfährt.

Vor Allem offenbart sich aber der Nutzen der Rossschläohte- reiea, wenn man berechnet, welcher Gewinn an^Geld und Nahrnngs mittein durch den Rossfleischverkauf dem Staate mehr erhalten bleibt, als früher. Wenn auch hinsichtlich des letzteren Punktes der Verbrauch des Pferdefleisches nie wird genau festgestellt wer- den, da vielleicht der grösste Theil desselben nicht unter der wahren Firma genossen wird, so lässt sich doch auf folgende Weise berechnen, wie viel Pferdefleisch zur Gonsumtion ge- langt, und wie hoch sich die dadurch erzielte Einnahme beläuft« In Berlin wurden innerhalb 17 Jahren bis zum Jahre 1863 ca. 25226 Pferde geschlachtet, im Durchschnitt also jährlich 1480 Pferde. Hiervon kommt jedoch in Abzug die Summe der ver- worfenen Pferde, welche mit durchschnittlich 3p Ct« im Jahre zu berechnen ist, es wurden also nur 1437 Pferde jähr- lich als Schlachtvieh anzunehmen sein. Das Pferd zu 200 Pfd. Fleischgewicht gerechnet, giebt 287,400 Pfund, das Pfund Fleisch kostet im Durchschnitt (mit Rücksicht auf den höheren Preis des Pökelfleisches, Schinkens etc«) 2|f Sgr„; dies macht eine Summe von 23,950 Thlrn. pro Jahr aus. Dazu kommen noch für Lebern, pro Stück 20 Sgr., 958 Thlr., das ist jähr-

in Berlin. 41

lieh ein Gewinn von 24,908 Tklr/) Die obrigen Theile, Haare, Leder, Bafe etc. können hier niebt mit in Betracht kommen, da diese jeder andre Gewerbt reibende in derselben Weise aassnnotsen im Stande ist, wie die Rosschlacbter.

Das Pferdefleisch steht in dem Eiweissgehalt dem Rind- fleiseh am nächsten; in seinem Fleichsafte, der die Zwischen- räume zwischen den Muskelfasern erfollt, findet sich jedoch mehr Kroatin**) und Kreatinin, als in anderem Fleische. Ob- gleich nar in geringer Menge enthalten and selbst ohne Ge- schmack, soll das Kroatin dem Fleische einen sosslichen Ge- schmack verleihen, nnd mag wohl durch das reichlichere Vor- kommen desselben, so wie durch das ebenfalls bedeutende Vor- handensein von Muskelsucker im Pferdefleisch der snssliche Ge* schmack desselben bedingt sein.

III.

Beitn^ nr Beastworfang eiaiger Fngn m Bea^

auf LongeHsenchet

Von F. Meyer, Landesthierarzt in Birkenfeld.

Obgleich die Literatur über die Lungenseuche schon sehr umfaugreich geworden ist, und sich noch alljährlich yergrossert, sind doch manche Fragen in deren Betreff noch der Losung

*) Diese Summe yergrossert sich mit jedem Jahre, da der Fleisch- consum von Jahr zu Jahre steigt und in den letzten Jahren das Doppelte und Drei&che der Dnrchschnittssunune überschritten hat.

**) Kreatin, eine sehr stickstoffhaltige Materie, ist zuerst tou Che- reul aus dem wässrigen Eztracte Ton Mnskelfleiscb, das Yorher mit Alkohol behandelt war, durch den die Salze und das Osmazom ent- fernt werden, als eine weisse, geruch- nnd geschmacklose, in kleinen Würfeln krystallisirende Materie dargestellt, die in der Hitze einen blansauren Geruch verräth und ammoniakalische Produkte liefert

49 Mejer, 5 Fnm^en

harrend and daronter sind solche, die in den sogenannten bren- nenden sa rechnen sind, da von deren Bntscheidong eine dring- lich nothige Aenderung der bisherigen angenngenden Polisei- maassregeln abhangt.

Sofern auch ich mir hier nochmals erlaube, mein Scherf- lein dazu beizutragen, geschieht dieses lediglich in der Absicht, der guten Sache zu dienen.

Wenn ich mich im Verlanfe dieser Arbeit genothigt sehe, den Ansichten sehr geachteter Persönlichkeiten entgegen an treten, habe ich dabei nur die Sache im Auge.

Ich werde im Nachstehenden 5 Fragen in Bezug auf diese Seuche zur Erörterung bringen, ohne dadurch andeuten an wol- len, dass nicht noch eine lange Reihe anderer vielleicht gleich wichtiger oder noch wichtigerer unentschieden sind.

Diese Fragen sind:

I. Ist die Lungenseuche Contagion oder con- tagiose Epizootie?

II. Ist die marmorirte Hepatisation nur Lun- genseuche Symptom?

III. Ist die sogenannte Sequesterbildung der Lungenseuche allein eigenthümlich?

IV. Hort mit der Einkapselung der Sequester die Gontagiumentwickelung auf?

V. Wie ist die Lungenseuche zu tilgen?

I. Zur Frage: .Ob Contagion oder contagiose Epizootie?

Es ist in den letzten Jahren hinsichts dieser Seuche immer mehr die Ansicht zur Geltung gekommen, dieselbe sei für un- sere Gegenden zu den Contagionen zu rechnen, und wenn diese Auffassung auch 1867 in Zürich auf dem thierarztlichen Congresse noch nicht völlig anerkannt ward, so hat man sich derselben doch wesentlich genähert, indem sie wenigstens in polizeilicher Beziehung den reinen Contagionen zugeord- net ward.

LmigenMiiebe. 43

BeTor diese ADticht aber Dicht m allgemeiner AnerkenDODg aaoh in der Gesetzgebang gelangt ist| wird die Seoche ihre Verheerangen ungestört fortsetaen, weil man sich vorher nicht entsebliessen wird, die Tilgung derselben ernstlich nnd grand* lieh mit den erforderlichen Mitteln anzustreben.

Ndd treten noch immer von Neuem Schriftsteller auf, die Seochenausbrnche zur Veröffentlichung bringen, welche die spontane Entstehung der Seuche beweisen sollen. Ich halte es für verdienstlich, diese Falle so weit thunlich, zu widerlegen, weil ich dadurch die endliche Erkennung der wahren Natur dieser Seuche zu fordern glaube. Ich habe früher schon durch eine im Msgaz. f. Thierhlkde. Bd. 32. S. 804 u. ff. veröffent- lichte Arbeit in dieser Richtung zu wirken gesucht« Jetzt finde ich neue Veranlassung dazu, 1. durch einen Artikel des Herrn Ober - Medicinalrath Professor Dr. £• von Hering, in dessen Repertorinm, 29. Jahrg. S. 105 u. ff. als „Spontane Ent- Wickelung der Lnngenseuche^ bezeichnet.

2. Durch eine Arbeit des Herrn Thierarzt Koppitz aus Olbersdorf, in der Oestr. Vierteljahresschrift für Wissenschaft* liehe Thierhlkde. Bd. 30. Heft. 2. als „Notizen in Bezug auf Entsehung der Lungenseuche in Zuckerfabriks- maierhofen^ überschrieben.

3. Dnrch einen Auszug- aus den Annales de M^decine ve- terinaire in Herin g's Repertorium Band 23, Seite 313 u. ff. „Aetiologie der Lungenseuche von Lecouturier.**

Ich bin der festen vollen Ueberzeugung, dass diese Falle eben so gut, wie alle andern, auf Infection beruhten, deren Wege ich freilich in den einzelnen Fallen nur mit Wahrschein- lichkeit nachzuweisen vermag.

Der erstere Aufsatz basirt seine Beweise für Spontaneität der Lnngensenche hauptsachlich darauf, dass die betreffenden Stallungen (eine konigl. Maierei) isolirt belegen sind und deren in denselben gezüchtetes Vieh mit änderm selten in Berührung tritt, die hygienischen Verhaltnisse untadelhaft waren und die

44 Meyer, 6 Fragen

einsige Möglichkeit der Infectioo dumnf bemhie, daea ein Farren der Maierei etwa 6 Wochen Tor dem Aoabrnche der Senehe eine fremde Koh aasBerhalb des Hofes deckte, wonach aber nicht dieter Farren, sondern die neben ihm stehende Kah aaerst erkrankte.

In einer Nachschrift wird dann bemerkt, dass Jener Stier etwa 5 Monate spater gnt aasgemastet an gutem Preise ver- kanft ward nnd dessen Langen, abgesehen davon, dass die rechte 5|, die linke nnr d| Pfd. wog, frei von Krankheits- spnren, die anf nberstandene Langensenche deuteten, gefunden ward.

Es wird dann noch hiosugefngt: »Hiermit ist die Gewiss* heit gegeben, dass dieser Farren nicht etwa unbemerkt die Seuche überstanden und auf das übrige Vieh übertragen habe.**

Seite 107, Zeile 4. u. ff. heisst es. «Obgleich hier die Möglichkeit nicht in Abrede gesogen werden kann, dass der Farren blos der Trager des Contagiums gewesen sein konnte, so widerspricht doch dieser Annahme der Umstand, dass die fragliche fremde Kuh bei der wiederholten Besichtigung sich als gesund gezeigt hat, jetzt noch in demselben Stalle sich befin- det und von jenem Sprunge trächtig wurde. Es ist mir auch kein Fall bekannt, dass eine Kuh im acuten Stadium der Lun- genseuche sich brünstig gezeigt hätte, man darf also wohl an- nehmen, dass eine rindernde Knh nicht ansteckend auf den Farren wirken kann, weil sie eben durch den Eintritt der Brunst zeigt, dass sie nicht an einer fieberhaften Krankheit leidet.''

Auf vorstehende Daten hin bezeichnet Herr von Hering diesen Fall als spontane Entwickelung der Lungen - seuche.

Wenn freilich die Anticontagionisten , sofern es statthaft ist, dieses Wort in dieser weitesten Bedeutung auf Contagion zu gebrauchen, keine bessere Beweise mehr für ihre Ansichten beizubringen vermögen, wie die Vorstehenden, so mochte es sich

ober LnngeiiMiielie. 45

kanm noch der Mohe lohnen;- eine Widerlegung sa nnterneh« men. Aber da jene Arbeit von so geachteter Feder kommt, 8o will ich doch diese Daten ein sein würdigen, nm an aeigen wie wenig dieser Schlots ans jenen umstanden gerechtfertigt er* Seheint. Ich denke es soll mir gelingen, an beweisen, dass kein einsiger derselben als stichbaltifi: befunden werden koone, und dass somit die Annahme der Spontaneität der L. aneh in diesem Falle keine Beweise for sich habe.

Was snf5rderst den aus dem Sectionsbefande des Farren hergeleiteten Beweispnnkt betrifft, so ist mir bei den hierlands bestehenden Anordnnngen, dsss diese Seuche mehrentheils durch Todtang des verdachtigen sowohl als des kranken Viehes ge- tilgrt wird, aiemlich häufige- Gelegenheit geboten worden, Ob- ductionen an durehgesencbtem Viehe vorsunehmen, und ich bin an dem Resultate gekommen, dass nur in xwei Fällen bleibende Residuen an der Lunge der Reconvalescenten aurnck bleiben, manlich :

1. wenn der Seuchenprocess in der Lunge die Pleura in Mitleidenschaft versetzte, in welchem Falle dauernde Adhäsionen zwischen Lungen- und Rippen-Plenra, Zwerchfell etc. aurnck- bleiben.

Diese Verwachsungen scheinen nie wieder gelöset zu werden.

2. Wenn der Krankheitsprocpss in der Lunge die Hohe erreichte, dass ein beträchtlicher Theil des Lungengewebes ne- krotisirte. Zwar ist auch dieser s. g. Sequester resorbirbar und verschwindet mit der Zeit, aber doch nur unter Zurnck- lassung einer Narbe.

Was nun die ad 1 erwähnten Adhäsionen betrifft, so habe ich dieselben, wenn die Reconvalescenz 5 bis 6 Monate dauerte, ganz ohne Rothe und ohne Spuren flüssiger Exsudate gefun- den. Die Neubildungen, welche beide Pleuraflächen verbanden, waren vollsständig dem Aussehen anderer Plenratheile gleich, ohne Rothe oder Dnrchfeuchtung, bandartig und zähe, und na-

46 Meyer, 5 Fälle

mentiich kamen mir in Wolfersweiler bei der Tilgong dortiger Seacbe im Jahre 1864 swei Falle vor, bei der durch die froher darch Percnssion und Aasknltation Kiomlicb sicher nacbge- wiesene Hepatisation der Lange vollständig wieder verschwan- den war, and die Adhäsionen das einsige Merkmal der nber- standenen Seache bildeten. Wo am 8. März deatliche Däm- pfung and Mangel an Respirationsgeraosch vorgefanden war, liess die Untersuchang am 18. April nichts Krankhaftes mehr wahrnehmen, and die Obdaction ergab am 16. Jani wesent- lich nar noch umfangreiche Adhäsionen.

Es steht fest und meine Erfahrungen bestätigten es mir vielfältig, dass die Ergiessungen in das Lungengewebo bei der L. s. ebenso wie bei sonstiger Lungeuentaondung resorbirbar sind« Fuhrt die Hepatisation aur Nekrose des Gewebes, so findet die Resorption allerdings nur langsam Statt, da nur die Circulation in der umschliessenden Kapsel resorbirend wirken kann. Wird dieser aber in den hepatisirten Lungentheilen nicht ganslich ge- hemmt, d. h. tritt keine Nekrose ein, so findet nach dem Acme der Seuche im Individuum eine oft auffallend rasche Rucksau- gung der ergossenen Safte statt, so dass in solchen Fällen in einigen wenigen Tagen Grad und Umfang der Dämpfung be- deutend vermindert sein können.

Sobald aber die ergossenen Exsudate resorbirt sind, tritt aacb die Lufthaltigkeit der Lungen wieder ein, und in dieser Weise kann sicher ein Thier die Lungenseuche überstehen, ohne dass die Obduction nach mehreren Monaten Spuren davon finden lässt, wenn eines Theils die Hepatisation nicht cur Ne- krose führte, andern Theils der Process in der Tiefe des Lun- genflügels verlief, ohne die Pleura in Mitleidenschaft zu ziehen.

Hiernach ist wohl klar, dass der Obductionsbefund bei dem fraglichen Stiere keineswegs genugenden Beweis dafür bildet, dass derselbe nicht mit der Seuche behaftet gewesen sein könne.

aber LoDgentenehe. 47

Was Don die Anfstellung betrifft, dass eine rindrige Knb nicht ansteckend anf den deckenden Farren wirken könne, weil Inngensenchenkranke Enbe im fieberhaften Stadiom nicht bran* stig worden, so begreife ich nicht, wie Herr ▼• H. so dieser Behaaptang gekommen ist.

Giebt es doch 2 oft Wochen, ja Monate dauernde fieber- freie Perioden im Verlanfe dieser Seuche im IndiTidaam, bei denen die Contagiamentwickelang keinem Zweifel mehr anter- liegt, nämlich das occnlte Anfangsstadinm ond das Genesongs- stadiam. In der Mehraafal der Falle bilden diese beiden Sta- dien sogar die ganze Senche im Individanm, indem das Fieber- hafte mehr oder weniger vermisst wird. Sagt doch Herr ▼. H. selbst in seinem ausgezeichneten Handbache der Patho« logie and Therapie, 2. Auflage, Seite 423 mit dorren Worten: „Als eine zweite und wohl häufigste Ursache ist die An st ek- le nng anzuFchen, und zwar hat die Erfahrung gezeigt, dass nicht blos wirklich fieberhafte kranke Thiere, sondern aach solche, die schon seit längerer Zeit (z. B. 8 10 Wochen) genesen schienen, im Stande sind, andere anzustecken.**

Dass nun aber solche in der Genesung vorgeschrittenen Thiere nicht brünstig werden können, behauptet Herr von H. nicht. Dass aIso jene von dem Farren der k. Maierei gedeckte Kuh nicht ein solches, in der Genesung vorgeschrittenes Thier gewesen sein k5nne, hat Herr v. H. nicht bewiesen. Denn die wiederholten Untersuchungen desselben konnten wohl nur erst Statt finden, nachdem die Seuche in der Maierei constatirt wor- den, also mindestens 6 Wochen nach der Berührung mit dem betreffenden Farren, und dass alsdann Nichts mehr zu finden war, ist eben kein Wunder.

Die Empfangniss der genesenden Kuh kann natürlich auch nichts Anderes beweisen, als was schon durch die Brunst bewie- sen war, dass dieselbe nämlich nicht mehr hochgradig krank sein konnte, als sie brünstig ward und belegt wurde, da es oft

48 Meyer, 5 Fragen

genug beobachtet ist, daas darchgeseacbtea Vieh i ar Zneht taag- lieh war.

Wenn nan ans dem eigenen Handbache des Herrn ▼. H. bewiesen ist, dass im Genesongsstadinm noch Gontaginment- wiokelnng stattfinde and also möglicher Weise der Stier dnrch eine genesende Knh inficirt sein könne, so kann ich snm Ue- berflnsse ausser dem Falle, den das neueste (16.) Heft Mitthei- langen aas der thieraritlichen Praxis im prenssischen Staate S. 55 ans Sternberg, im Regierangsbesirk Frankfurt berichtet, aoch aas meiner eigenen Erfahrnng einen Fall erwähnen, worin 2 Kohe and 1 Rind im latenten Stadinm an der Lnngenseuche leidend, brünstig sam Stiere gefahrt worden, and diesen inficirten. Es sind die schon im Magasin B. 32 S. 310 erwähnten Falle aas Welfersweiler.

Da beide Eahe anmittelbar nach dem Spränge an der L. 8. im acuten Stadium erkrankten, nach meiner Ansicht in Folge Erkaltung bei Zufährung sum Stiere in rauhem WinterwettAr und heissen Stallen, so halte ich wie 1. c. ausgeführt, den Schluss far gerechtfertigt, dass sie vorher schon im s. g. la- tenten Stadinm an dieser Seuche laborirten. Das lungenseuche- kranke Rind war aus einem yerseuchten Stalle des benachbar- ten prenssischen Ortes Fraisen angekauft, soll «war nie deut- lich krank gewesen sein, aber bei der Obduction Hess es un- iweidentige Spuren der Seuche in der Lunge erkennen, und war allen Ermittelungen su Folge der Contagiumtrager für die Seuche nach erwähntem Orte.

Bei diesem Stiere fand ich, als er circa 3 Monate nach der möglichen Infection getodtet ward, als Rest der L. s. eine fast ganseeigrosse Stelle eines Lungenflügels nekrotisirt, und in suppurativer Auflösung begriffen, ohne Mitaffection der Pleura. Hatte dieses Thier noch 2 Monate langer gelebt, so wurde man sicher nichts weiter gefunden haben, wie eine leicht su überse- hende Narbe,

In diesem Falle trat anscheinend keine Uebertragung auf

über LnngeiiMiiehe. 49

du übrige Vieh des Stierbesilien ein, meiner Anriebt na%b, weil der Sencbenproceee in dem Stiere nicht den Grad erreicht hatte, dass ein wirksames Contaginm gebildet ward. Da auch bei den 26 andern Kohen, die von ihm nach der mnthmaass- lichen Infeetion gedeckt wurden, keine Senchenemption eintrat, 80 halte ich mich sa diesem Sehlasse am so mehr berechtigt.

Man sehe anf meinen citirten Anfsats im Mag. S. 305.

üebrigens will ich die Möglichkeit nicht in Abrede stellen, dass darch das mager gehaltene Vieh, welches mit dem Stiere in einem Stalle stand, ein 2. Parren and & Kahe oder Rinder, inficirt worden and sammtlich aas dem latenten Stadinm in Ge- nesang abergingen.

Diese Genesungen aus dem occulten Stadium scheinen mir noch viel eu wenig beracksichtigt zu sein, und wirken sicher haofig mit, um Tauschangen hinsichts des Ursprungs dieser Seuche su erregen.

In Betreff des Grades, den die Seuche in einem inficirten Thiere erreicht haben muss, nm ein wirksames Contaginm zu entwickeln, waren eingehende Untersuchungen noch sehr wün- schen swerth.

Meiner Ueberzeugnng nach gilt ziemlich alles hier Gesagte auch hinsichts des Ursprungs von dem im Repertorium Jg. XXI S. 89 n. f. durch Herrn v. H. beschriebenen Lungensenchefall in derselben Maierei, wo auch eine, neben dem zum Decken fremder Kühe yerwendeten Farre, stehende Kah zuerst an der Seuche erkrankte. Dass diese Seuche in der Umgegend von Stuttgart ziemlich häufig auftritt, ist eine anerkannte Thatsache, daher kann es nicht sehr auffallend erscheinen, wenn zum Decken fremden Viehes verwendete Farren inficirt werden. Wenn diese Farren nun nicht selbst zuerst oder auch gar nie deutlich er- kranken, so kann dieses eben so wenig sehr befremdend er- scheinen, da es bekannt ist, dass Farren in dieser Hinsicht eine gewisse Immunitat besitzen, vermöge welcher sie die Seuche

Mag. t, ThierhftUk. XZXYL 1. 4

DEC 14 ^ ^-P^^V ^ '''•**"

l^ilhiter im occDlten Stsdiam ol^e fieberhaftei Erkranken iiberste- hebh^aldbRrf^l^li' (^^^rUeh't gericbtL Thierhkd. S. 425).

Was nan den 2. Aufsatz betrifit, so kann icb mich darü- ber kurzer fassen.

Die Geschichte ist die, dass anf mehreren Maierhofen einer Zackerfabrik unter 200 Stuck Mastochsen, die anscheinend aus allen Weltgegenden in einem Monate zusammengekauft wurden, die L. s. ausbrach, was nicht durch Ansteckung oder Verschlep- pung soll entstanden sein können:

„da jedes frisch gekaufte Stück Rind untersucht und durch 15 Tage separirt untergebracht ist, ehe es zu dem andern Vieh gestellt wurde und 2. traten die Erkrankungen auf allen 5 Hö- fen fast gleichzeitig auf, obgleich jeder Ton dem andern bei- nahe eine Meile entfernt liegt, und das Vieh in jedem Hofe von eigenen Wartern gepflegt wird; auch kein Rauhfutter tou einem auf den andern Hof transportirt und die Zufuhr der Presslinge grosstentheils mit Pferden geschieht; jedoch auch auf diesem Wege konnte keine Einschleppung erfolgt sein, da grade in dem Zuckerfabriks-Maierhofe (der sechste Hof) kein Aus- bruch erfolgt war.''

Was zuerst die Untersuchung und 15 tagige Contumas be- trifft, so sieht das allerdings nach etwas aus, und bei jeder an- dern Seuche wurde dadurch wahrscheinlich genügender Schutz geboten sein. Aber bei der L. s. ist es wenig besser, als wenn ein Thierarzt auf Grund seiner Untersuchung des Viehes auf einem grossen Markte frisch weg die Gesundheit desselben be- scheinigt, wie das auch hier und da vorkommt. Gegen L. kann die gewissenhafteste beste Untersuchung keine Sicherheit bieten, da bei Gegenwart der Seuche oft alle äussern Symptome fehlen, weshalb ja auch das erste Stadium derselben als laten- tes oder occultes bezeichnet wird. Aber das letzte oder Gene- Bungsstadium verdient diesen Namen eben so sehr, wie das erste,

über LnngeoMnebe. 61

Qod daaert oft noch Tiel langer, »Is jenee« Nor wihrend des sehr oft gans fehlenden fieberhaften Stadinmf ist man im Stande, unter Umstanden mit einiger Sieherheit dleae Senehe ohne Obdnction sa diagnostidren. Diese Umstände fehlen aber oft, and swar haafig grade da, wo sie am nÖthigsten erscheinen»

Soll eine Contamas Tor L. s, sichern, so darf sie nicht nnter 6 Monate danem, nnd volle Sicherheit mochte selbst da- von noch nicht in versprchen sein, da man beobachtet haben will, (Vix), dass das occolte Stadiom sich aof 9 Monate aas- dehnte nnd es wohl ansanehmen ist, nnd Erfahrungen es ver* schiedentlieh bestätigt haben, dass das Genesongsstadiam sich bei Gegenwart starker Sequester anf 1 Jahr und daraber ans« dehnen könne»

In diesem Falle k5nnte vielleicht die Ansbreitnng der Seuche auf 5 Stalle zugleich in der Contumas ihren Grund haben. Denn bei dem fast gleichseitigen Ankaufe von 200 Ochsen wird man nicht 200 Stalle zur Disposition gehabt haben, um die Thiere einzeln aufzustellen. Wenn sich nun in einem Gontumazstalle ein im occnlten oder Genesnngsstadium befindlicher Ochs ein- geschlichen hatte, so wurden naturlich die Cohabitanten inficirt und wenn diese nun auf die 5 Hofe vertbeilt wurden, so musste freilich auf allen Höfen ziemlich gleichzeitig der Ausbruch er- folgen.

Wenn es nun hiernach nicht sehr auffallend und unerklär- lich erscheinen kann, dass die L, s. trotz jenen Vorsichtsmass- regeln in die Stalle der Zuckerfabrik eindrang (ich wurde es eher wunderbar finden, wenn es nicht geschehen wäre), so ist auf die weiteren Ausführungen über die diätetischen Fehler, die als ursächliche Momente hingestellt werden, eben kein grosses Gewicht zu legen, weshalb ich nicht naher darauf eingehen mag. Die Seuche soll nach Einführung trockner magerer Fütterung wieder erloschen sein.

Dass bei trockner, wenig Protein enthaltender Nahrung die Seuche gutartiger zu verlaufen pflegt, und in selteneren Fal-

4*

5t Mejer, 5 Fng«i

len lieh boid fieberhafteD SUdiam steigert, ist «ine bekannte ThAttmehe, wie 6 er lach in seiner gerichtliehen Thierheilkonde nnd besonders Dr. H. Landois nnd Tliierarst Lange nkamp in „die Lnngensenche des Rindriehs Tom cellnlar-pathologischen Standpunkte nntersncht eto.^ Leipiig bei Engel mann.. 1865. aosfuhrlicher beiengen.

Den dritten Anfsats betreffend, legt Herr Leeontnrier be- sonderes Gewicht darauf, dass in den MaststaUen in Belgien wie auf den Fettweiden in Holland diese Seuche erst dann bei den snr Mast gestellten Stucken herrortrete, wenn sie beginnen an Fleisch suxulegen, nnd sucht dieses aus den Emahmngs- Verhältnissen wie auch sogar aus dem mechanischen Momente SU erklaren, dass die Bauchhohle bei Schlempefuttemng oder Frnhjahrsweide weniger Raum beanspruche und daher der Lunge mehr Ranm geboten werde! !

Dass die Zeit, wenn ein angekauftes Thier im Maststalle oder auf der Weide susunehmen beginnt, ziemlich mit der ge- wohnlichen Inoubationsperiode der L. s. snsammentreffe und dass mit der Stellung in die Mast wegen gewohnlich stattfin* den den Uebergangs der Thiere in andere Hände Termehrte An- steckungsgelegenheit geboten ist, übersieht Herr L, und schiebt alle Schuld auf die diätetischen Verhaltnisse. Meiner Ansicht nach spricht die angeführte Erscheinung Tielmehr stark für die Eigenschaft der Lungenseuche als Gontagion.

Denn ward die su mastende Abtheilung Ochsen in einen mit L. s. Contaginm impragnirten oder mit dnrchgeseuchtem Vieh noch besetzten Stall gebracht, etc., so ist es ganz natürlich, dass nach etlichen Wochen, wenn allerdings zugleich auch die Mastfatternng Einflinss auf die Thiere gewinnt, nnd deren Anlage zu stärkerer Erkrankung steigert, die Wirkung des Gontaginms hervortritt. Aber wenn diese auch ohne Infection die L. s. hervorriefe, wie Herr L. anzunehmen scheint, so muss-

Qb«r Limgeiifeneli« 53

tan in BatjadiogOD, Ostfrietlaod etc. wo viele bondert Oebien jahrlich auf Fettweiden gans wie in Holland gemattet werden, häufige L. b, Aaibrache stattfinden« Dennoch sind jene Lan« der frei von dieser Plage and in reinen Maststallen yerhalt es sieh natürlich eben so.

Was Herr L. aber gesteigerte Anlage bei gewissem Alter, Geschlecht etc. anfahrt, widerspricht sonstiger Erfahrnng so sehr, als dass es ohne grandliche Beweise acceptirt werden konnte, ist aber grossentheils daranf sarackiafahren, dass ma- gere Fotterang den Verlanf der L. s. mildert; nnd scheinbares Verschontbleiben dorch haofigere Genesangeo aas den occal- ten Stadien for den simalirt, der keine Gelegenheit hat, die Aasbreitang der Seoche im inficirten Viehstande dorch Obdoc* tion festsostellen« Wenn man dieses yerminderte Hervortreten der Senche ins acote Stadium als sporadisches Aoftreten derselben bezeichnen will, wie H. L. es thnt, so erkenne ich allerdings an, dass es trota der contradictio in adjecto eine sporadische L. s. gebe.

Wenn man aber sagen kann, die Langenseache ist conta- gios nnd nicht contagios, je nach den Verhaltnissen, anter wel- chen die Thiere leben, so ist das sehr beqaem for den, dem es ao Zeiten unbeqoem ist, contagiose L* s. su finden. Sapi- enti sat.

II.

Ist marmorirte Hepatisation nar Langenseoche-

sjmptom?

Die Gontroverse ober den Sectionsbefnnd, ob nämlich die marmorirte Hepatisation der Langenseache allein ankomme, oder aach bei gewohnlichen Longenentsundongen des Rindviehs gefanden werde, mit anderen Worten, ob die Aoftreibang des Interlobolarsellstoffes mit gelblicher Lymphe Bigenthumlicbkeit

das L. •• ProeeMas mn adn ob dicwlba «nfadi Fo%8 der thnmliehen OigaoisatioB der Riadflluge seiii möchfta, wie ▼«- fdüedenseitig behauptet wordea, ist meinet BrmehteiM nadi leage Dtefat Tolktindig anfgeklirt, nnd wenn man manchen Orti langst Aeossemngen findet, die dieselben ab erledigt betrachten, so bin ich der Meinung, dass solche nicht genngend erwiesen sein mochten. Im Fall sie nicht der L. s. eigen sein sollte, bleibt immer noch sn emiren übrig, unter welchen Bedingungen denn dieser pathologisch-Anatomische Znstand sa Stande komme, da es doch entaandliche Znstande in der Lnnge des Rindes geben mochte, die jenen Befund nicht snr Folge haben.

Zwar stellt schon Herr Professor Spinola in seinem Hand- buche der speciellen Pathologie nnd Therapie S. 640 sie als entschieden hin, indem er sich auf seine Beobachtungen und angestellten Versuche beruft, ohne dieselben mitsutheilen. Je- doch ist auch eine solche Anctoritat nicht unfehlbar.

Die mir bekannt gewordenen Thatsachen scheinen mir noch immer sehr der weitern UntersuchuDg su bedürfen, und die Acten dieserhalb noch lange nicht spruchreif geworden in sein, wie ich im Folgenden an einigen wenigen darsnthun mich be- mnhen werde.

So hat Herr Adam in seinem ▼eterinararstiichen Taschen - buche für 1869, Seite 10 gesagt. „Von grosser Wichtigkeit ist die Feststellung des Vorkommens einer bisher gewohnlich negirten nickt ansteckenden Lnngenentsündnng beim Rinde, welche Veränderungen in der Lange herbeifahrt, die bei oberflächlicher- (makroskopischer) Besichtigung ein ahnliches (marmorirtes) Aassehen, wie bei der Langenseache darbieten; yergL Farstenberg (Magasin 1867, S. 331) üts (Fuchs Mittheilungen 1867 Seite 52); Lies (Wochenschrift 1868, Seite 6) u. a."

Es ist YoUkommen richtig, dass die Feststellung solchen Vorkommens oder anch NichtTorkommens tou grosser Wichtig, keit ist, denn es handelt sich dabei um die möglichst frohsei-

filmr LnngeiiMmehe. 56

tige richtige Diagnose dieser Seaehe» welche leider hier and da, wie odiose Exempel lehren, gewiss Terkannt wird, and de- ren Verkeonang immer sa grösserer Verbreitang nnd festerer Einwarselang derselben fahrt. Sollte es mit der Zeit gelingen, darsothun, dass jene marmorirte Hepatisatien Bigenthamliohkeit dieser Seache sei, so wurde deren Verbreitang Tiei eher be- schrankt and ihre Tilgang wesentlich erleichtert werden. Es konnte alsdann wenigstens kein Thierarst nach der Obdaction eines Gadavers sich mehr mit Nichterkennen der Seache ent- schaldigen. Manchem würde dadarch seine schwere Pflicht, gleich bei solcher Obdaction einen yerhiltnissmassig folgenschwe- ren Aassprach thon sa massen, wesentlich erleichtert, nnd was das xa bedeaten habe, wird nar der reeht wardigen, der sich öfter in solcher Lage befand«

Somit wird es weiter keiner Rechtfertigang bedarfen, wenn anch diesem Gegenstände noch die nachstehenden Zeilen ge« widmet werden.

Anf meine kleinen Bemerknngen etc. Magaz. 32, S. 304 a, f, verweisend, sehe ich mich veranlasst, hier savorderst aaf die von Adam citirte Arbeit des Herrn Professor Farsten- berg einsngehen, die anter der üeberschrift : „Lnngen- seoche and Langenentsundang der Rinder" im Maga- sin B. 33. S. 331 a. f. enthalten ist.

Derselbe stellt als Resaltate seiner Forschangen schliess- lich folgende Satse aaf:

1) Dass bei den Rindern ansser der L. s. eine nicht conta* giose Langenentsundang aaftritt, welche pathologische Veranderangen in den Langen dahin eintreten lasst, dass diese aaf dem Darchschnitte ein marmorirtes Ansehen seigen. 3} Dass das Marmorirte des Darchschnittes einer kranken Lange für sich allein nicht darthnt, dass die Langen- seache vorhanden gewesen. 8) Dass die Lnngenseaehe vielmehr nar constatirt werde:

56 Meyer, 5 Fragen

a) durch die Lymplunfiltratioii des erkrankteii Lan- gentheiU,

b) darch die durch entere herbeigeföhrte SchweUang and gelbliche Firbong der die Lnngenlippchen umgeben» den Bindegewebtinge,

c) darch die nnf dem Darechnitt so beschaffener Lnn* gen in den Bindegewebsranmen hervortretenden Oeff'- nangen der sehr erweiterten Lymphgefasse.

Ich kann hiermit nicht abereinstimmen, da mir diese Sitae mit einander in Widersprach sa stehen scheinen.

Denn nach Sats 1 and 2 soll auch die sporadische Lan* genentsandnng eine marmorirte Hepatisation der Lange ersea- gen, and nach a and b des Satzes 3 soll doch Ljmphinfiltra* tion im erkrankten Langentheile Characteristicam der L. s. sein,

Nnn ist aber anerkannter Maassen das marmorirte Aas- sehen des hepatisirten Lnngentheils wesentlich das Resnltat der Infiltration der Bindegewebsraame der Lange mit gelb- licher Lymphe, wodurch eben die Verschiedenheit der Färbung des Durchschnittes au Stande kommt.

Wenn nun aber diese Ljmphinfiltration Eigen- thnmlichkeit der L. s. sein soll, so muss natürlich aach die marmorirte Hepatisation als Folge dieser Lymphinfiltration der Lungen nur dieser Seuche eigen sein. Durch welchen andern Stoff*, als Blutserum oder Lymphe, im andern Falle die Schwellung des Interlobularsell- stoffs bei gewohnlicher Lungenentzündung zu Stande kommen solle, hat Herr F. nicht gesagt, noch wäre mir ein solcher be- kannt.

Aus diesen Widersprüchen geht hervor, dass aus jenen Aufstellungen eher ein Beweis gegen als für das Bestehen einer sporadischen Lungenentzündung mit Ausgang in marmorirte Hepatisation herzuleiten sein mochte.

Den unter Nr. 3 erwähnten Befund habe ich im Februar

ab«r Lniigenfleaebe. 57

1868 bei 9 Obdoctionen laDgenteaehe kranken Viehes, die Be- hofs Tilgung der Seache in 2 Ortoebaften hiesigen Ffirstenthams getodtet worden, sorgfältig, selbst mit der Loape gesncht, aber in keinem Falle mit solcher Sicherheit aafsafinden yermocht, dass ich darauf hatte ein ürtheil basiren mögen.

Die mitgetheilten Umstände, aas denen F. seine Folgernn* gen gesogen an haben scheint, können ebenfalls nach meiner Ansieht keineswegs genügend erachtet werden, um seine Schlosse so rechtfertigen. Sie betreffen 1. eine anscheinend einsige Koh eines Tagelöhners, wobei keine Infection aoffindbar, und aoch vielleicht keine Propagation leicht möglich war, da sie vermoth- lich allein stand. Die Infectionswege der L, s. aber sind be- kanntlich häufig sehr schwer so finden, da die mittelbare An- steokong nach mehreren Monaten oft anm6glich nachsowei- sen ist.

Der E weite Fall betrifft einen Ochsen« der % Jahre an vor longenkrank geworden, bei der Obdoction dnrch Dep. Thierarst Paoli in Berlin Sparen der L. s. seigte. Weil non nach % Jahren in der betreffenden Heerde, der jener Ochs entstammte, keine Sparen der Seache (NB. ohne Obdoction des übrigen Viehstandes) gefunden wurden, und auch keine Lungenleiden bei derselben vor dieser Untersuchung bemerkt worden sein sollen, so soll daraus nun mit hervorgehen, dass die marmo- rirte Hepatisation nicht einzig der L. s. eigen sei. Ob Herr Pauli sein Urtheil darauf basirt hatte, erfahren wir aber nicht. Meiner Ansicht nach könnte nach so langer Zeit die Art der Hepatisation nor noch undeutlich hervortreten und mussten es deshalb wohl andere Zeichen sein, die Herrn Pauli bestimm- ten, L. 8. anzunehmen.

In Bezug auf die Aussage des Bigenthümers in einem Falle wie dieser, wo es sich darum handelte, eine solche Seuche in dessen Viehstande zu ermitteln, so darf darauf nicht allzuviel Gewicht gelegt werden.

Was aber die Autopsie betrifft, so kann die Untersuchung

•• Iab^« amck ^mm Darcksvsck«» ok ▼6 ^ F. ivOrtM

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Ad 1 die uter folgMdca SjnpUMMs ftiiilfd« Krask- k«iUfbni:

„Venüaderte oder Tolletiadig eB%ehobcM Fitiileit. Maa- sei SB Wiedcrkiaee, ■iwige Folie des MieiM, ollen n ge- riogerem Grade ie tjapaaitiacker Speeeeeg, eeie lekelt» so Tiel durek Dniek Temekmkar war, lest, rerlaagsaanle Excrctioa des DamÜDkalts, weleker der Menge nadi gering, inssersi eon- sislent nad trocken ersckien; kiofiger Hasten, der kell nnd rasek erfolgte, sekr besekleonigtes AcksMo, das an Seknelligkeit längere Zeit gleiekmissig, dann anf dem Zeitranss von einem oder 2 Zögen aossetsend war: Mitnnter ward die Bxspiration ▼OD Stöhnen begleitet. Das Athmongsgeraosek stellte sick Ton alleD znganglieken Stellen als Tosicolir Tersdiirft dar; die Per> CDssion ergab beiderseits einen kanm gedimplien Ton. Der Kreislauf war nicht immer sekr fireqaent und der Pols dentete eine normale Blntmenge an. Die Temperatnr der Okren, am Flotsmaal, Bnter ete., Anfangs ständig nieder*, kabe ick sehr kaoflg beobachtet.

Dies Uebel tritt in der Regel plotaliek nack einer starken FfitteroDg mit welkem oder gar fanlem oder erfrorenem granen

aber Lnngenseiiche. 59

Futter besonders Blattfotter aaf, jedoch aoeb wohl nach ange- brahter Spren, Kaff oder dergleichen. Ich habe es gewohnlich bei einzelnen Stocken, jedoch sa Zeiten anch bei mehreren eines Stalles an gl eich nach gleicher Fntterang beobachtet, ond es ist keineswegs ein seltenes Uebel. In den Handbfichem der speciellen Veterinär-Pathologie scheint es freilich bisher noch keine Aufnahme gefunden an haben.

Es beruht meiner Uebersengung nach wesentlich auf ge- störter Athemfunction des Zwerchfells, gewohnlich durch gestörte Wanstthatigkeit heryorgerufen. In wie fern der Lungenma- gen- und Zwerchfelloery dabei betheiligt sein mögen, wage ich nicht zu bestimmen.

In einigen Fallen, von denen noch einer in den lotsten Ta- gen vorkam, habe ich diese Symptome anch in Folge von Zwerch- fellverletzung mittelst fremder Körper von der Haube aas ge* fnnden, dann aber mit Symptomen der Garditis traumatica com- plicirt. Besonders characteristich ist die su Zeiten eintretende Pause in den Athemangen, wobei das Zwerchfell eine Contrac- tion zu machen scheint, während sonst die Athmung nur durch die übrigen Respirationsmuskeln ausgeübt wird. Nach solcher tiefen Inspiration pflegt dann eine lautstöhnende Exspiration zu folgen, wahrend die übrigen Athemzuge so kurz und schnell sind, dass sie die gewohnlich ziemlich normale Pulszahl zu- weilen übersteigen. Das etwas verschärfte Blaschengerausch halte ich für Folge der raschen Athembeweguog, und Dampfung fand ich nur am weiter vorgedrangten Zwerchfellrande. Auffal- lend ist hierbei noch die genirte Schulterbewegung, wahrend das Hintertheil seine normale Beweglichkeit besitzt.

Wahrscheinlich rührt dieselbe daher, dass durch die ab- wechselnde Belastung des breiten gezahnten Muskels bei Be- wegung des Vordertheils die Action der die Rippen bewegen- den Muskelgruppe mehr oder weniger gestört wird, wahrend sie sich in höchst möglichster Leistung befindet. Oefters findet

Umjmr, S

Dm üabd fifvirt Mit vialca JahrM ia ■■■aa Jonniale utor d«r Bcmu«^ BasckaslkBA. Yielleiekt worde m riebtigsr als Zwerckfallpares« dbaraetariäit, m iat abar «igaalliek wMaatlkh eiae ladigertioa.

Metaa Bahaadlaag bertehi ladiglidi ia Aaweadaag tob ICttela, die die Bewegaagea dM WaaslM BOflidM* erregeo. Bie^weiaaleia aüt Glaabenals aad bitter aiOMalisdiea Mitteln geaiigea ia geliadera FiUea oft. Ia kaitaackigerea, oder wo doreb Aderiats oder scbleinug-olige Eiaacbatte das üebel ver- aeblimmert ist, da siad Breebweiasteia Mit Aloe, weisMr Nie- sewors, lagwer n. dgL erlbrderlicb. Sobald wieder kriftige Bewegangea dM WanstM oad Wiederfcinea aoftreten, kebrt aneb plotslieb der Atbem aar Nona snriiek aad AUm ist voraber.

Leider bat Herr üts aber die caosalea Momeate der tob ibm beobacbteten Fälle Niebts erwabat. Biae Lcageaaffeetion war in diesea Fallea sieber aiebt Torbaaden, aad siad diesel- bea demnaeb aaeb bierför Nichts beweisead«

Ad 2 einea Ocbsen betreffend, ergiebt die Darstelinag und ObdnotioB so gaas dM Bild Toritabler L. s., dsM eigentlicb daran nur die Forderung dM Heim BesirksarstM , Tor Anle- gnng der Sperre erst Propagation dM GoDtaginms erwarten an wollen, merkwürdig erscbeint. Dean dM Dnrchsencben dM Viebstandes eioM StallM ohne wabmehmbare Erkranknog ist sohon oft genng dageweseo«

Der Herr wird übrigens seine Hände in demselben Un- sohnldswasser wMchen können, dM den preuHiseben sogenann- ten Thierarsten nach dem GewerbegMetse dient. Er bat m aber nicht besser gewnsst, wird sich aber doch nicht wenig anf den Erfolg eiDbilden. Es ist nar Schade, dMs bei folchen Erfolgen die Seuche taglich tiefer einwarselt.

Ad 3 den Gemeindefarreo betreffend, so erscheint auch

nb«r LimgiDaeiiehe. 61

dieser Fall der L. tebr rerdichtig, dm dM Thier knri bq« Tor aos unbekannter Gegend angekauft worden»

Daa Krankheitsbild scheint im Beginne des Leidens auf das Ton mir s. g. Banchasthma so denten. Vielleicht ist die spater durch Petechien etc. angedeutete Bluts ersetsnng Folge ▼on übertriebener Antiphlogose und die Lnngenaffection konnte, da viel dicklicher, bräunlich grauer, mit Blut ver- mischter Schleim aus der Luftrohre abfloss und die Bronchien an den indurirten Stellen mit grauroth- lichem, siemlich consistentem, mit Blut gemisch- tem Schleime gefüllt waren, ?on in dieselben eingedrnn« genen fremden Korpern herrühren.

Da auch hier ahnlich wie in den Ton Lies und Lonne- ker beobachteten folgenden Fallen das interstitielle Gewebe, mit tiefbraunrothem Exsudate gefüllt erschien, dieses also ähnliche Färbung xeigte, wie die hochrothen Lungenläppchen, so konnte die marmorirte Färbung mit der der Lungenseuche nicht übereinstimmen, wo die Zellräume gelblich erscheinen.

Im Gänsen ist der Fall so unklar, dass er für das Vor- kommen nicht contagioser Lungenentsundung eigentlich Nichts beweisen kann.

Drittens. Die Beobachtung, worüber Herr Lies in der Wochenschrift für Thierheilkunde Jg. 68 S. 5 berichtet, ein 20 Wochen altes Kalb betreffend, das wirklich an Brustentzün- dung ohne L. s. und mechanische Ursache gelitten zu haben scheint, hat zwar obdnctionel 1^ Quart rothlichen Serums ohne plastische Ansschwitzung in der Brusthohle, und He- patisation in beiden Lungen, aber keine marmorirte erge- ben, indem die Schnittflächen ein durchweg dunkelbraunes An- sehen hatten.

„Obgleich man die einzelnen Lungenläppchen zu unter- scheiden im Stande war, trat das interstitielle Bindegewebe

Heyer, 5 Fragen

dodi nur in geringem Mmm6 heiror, eo daM sidi hier das t. MarmorirUein nicht grade tehr atarck bemerklich machte," Einige Ecchjmosen fanden aich aneh hier am Hersbentel wie an den Gedärmen.

El kann dieser Fall alt Beweis dienen, dass anch nicht marmorirte Hepatisation in der Rindslnnge bildbar sei, «Iso nicht ihre Organisation, wie vcrschiedenseitig behauptet wor- den, jedem entsnndlichen Exsudate in dieselbe marmorirte Be- schaffenheit yerleibe.

Nach Vorstehendem scheint mir die Annahme des Herrn Adam, dass in den citirten Beobachtungen hinreichender Be- weis för das Vorkommen der marmorirten Hepatisation bei spo- radischer LuDgenentsunduDg gebracht sei, nicht genügend be- gründet.

Nachstehend werde ich mir noch einige weitere Beobach- tungen zu erwähnen erlauben, und glaube hiermit genugenden Beweis dafür su erbringen, dass diese Frage Torlaufig noch als offene xu behandeln sein mochte.

In der Oestreichischen Vierteljahresschrift für wissenschaft- liche Thierheilknnde Bd. 28 S. 30 theilt Herr Professor Dr. Bruckmnller die ausführliche Beschreibung des Sectionsbe- fundes der Lungen von 2 Rindern mit, bei deren einem an- scheinend ein von der Haube in die Lunge eingedrungener Na- gel Abcessbildung nnd marmorirte Hepatisation, in dem an- dern angeblich eine von den Bronchen ausgehende Reizung eine marmorirte Hepatisation hervorgerufen hatte. Da aber Nichts über die sonstigen Umstände angegeben isC, ob z. B. die Rin- der ans verseuchten Viehstanden stammten, so bleibt es unent- schieden, ob beide Falle nicht etwa Complicationen mit der Lungensenche bildeten, da dieselbe bekanntlich in Wien nicht selten ist.

Die auf meine Veranlassung durch Gircularschreiben des Herrn Oberthierarztes Dr. Greve in Oldenburg hervorgernfe-

aber LimgiBiiieDehe. 68

Ben Aensserangen Tericbiedener Thierinte Old^nborgs, beson- ders die spedellere Mittheilang des Herrn Amtsthiersrstes L o n neker in Varel (s, Fnchs tbierirstlicbe Mittbeilang 9. Jg« S. 184) beweisen allerdings siemlich eTident, dass ancb bei acnter, nicbt contagioser Lnogenentiandung des Rindviehs die Hepatisation dnreh Ergiessnngen lo das interstitielle Gevebe ond die Lobnli zugleich ein marmor ahnlicher Durchschnitt lo Stande kommt.

Jedoch ist aach hier wieder anf „eine grossere Ro- thnog als bei der chronisch -verlanfenden Lnngen» senche" nachdrficklich hingewiesen, and weiter gesagt; „Das Marmorirte zeigte eine Farbe von Roth gelb and Braan, jedoch wie schon gesagt, war die Rotbe vorherrschend/'

Jedoch mag dieses Sjmptom der rothlichen Interstitien nar bei aeatem Verlaufe der Krankheit vorhanden sein, wie nachstehender, jüngst von mir beobachteter Fall zu beweisen scheint.

Am Bl. Mars 1. J. hatte ich in Fischbach eine Obdnction an einer Gjahrigeu, seit 6 Wochen kranken Kuh zu machen, die ich am 9. März einmal zu untersuchen Gelegenheit gehabt hatte. Auskultation uud Percussion ergaben wohl in beiden Lungen Abnormitäten, die ich auf Bronchitis von unvorsichti- gem Einschütten bezieben musste, nicht auf Lungenseuche deu- ten konnte«

Der genauere Befund ist mir nicht mehr erinnerlich. Das Uebel hatte unter allmahliger Verschlimmerung zum Tode ge- führt. Der Eigen thümer erkannte an, dass die ursprünglich an- scheinend anf Erkaltung (hier Rothlauf genannt) beruhende Krankheit gleich nach dem Einschütten eines Hausmittels sich verschlimmert habe.

Die Section erstreckte sich auf die 24 Stunden vorher viel- fach zerschnittenen Lungen, Herz und Magen, da das Uebrige des Cadavers bereits vergraben war. Der Waseomeister hatte nämlich bei Eröffnung desselben aus dem Lnngenbefnnde Ver*

64 Meyer, 6 Fragen

dedit «of •• geeehSpfty weshalb idi telegn^i^lüieli dein ge* rufen wenL

In der Brusthöhle foUen sieh 1} Eimer klaren, gelbliehen Seroms Torgelnnden haben, ohne 8pnr plastiacfaer Bztadate. Die Lnngenplenra war aneh dnrehans glatt and normaL Beide Longen waren in allen Tbeilen Tergrotcerl, an einielnen klei- nen Stellen auch luftleer, im Wasser sinkend, die Interstitien gelblich weiss, mebrentheils nur 1 Mm. breit, fester, die Lobnli hochrotb, sowohl die Yollstandig Inftleeren, wie anch die noch etwas loftbaltigen. Stellenweise fohlte sieh die Longe knotig SD, wie von Tuberkeln dnrchsetst ond auf diesen festem Stellen Hess sich das Longeogewebe elastisoh Terschieben, wenn noch nicht mit der Nachgiebigkeit, wie gesondes Grewebe.

Beim DnrehschDitte erwiesen sieh diese Knoten als star- ker verdickte, bis so 3 bis 4 Mm. breite Interstitien yon be- deotenderer Resistens, eine stemf5rmige Figor bildend, indem die Ton einem breitesten Ponckte aasgehenden Ramificationen sieh yerschmälerten. Ein solcher Knoten liess beim Doreh- schneiden einige Nadelkopfgrosse, gelbliche, Toberkeln ahnliche Ponkte erkennen. Trombose der GefSUse oder Bronchien, Ne- krose des Longengewebes, erweiterte LymphgeHUse in den In- terstitien, Bronchectasien, waren nicht aofsofinden.

Das Hers war schlaff, aasgedehnt, in beiden Kammern gleich donkle, fast schwarze, lockere Goagola enthaltend, das Endocardiom wie die Intima der grossen Gefassstamme zeig- ten starke, donkle Imbibitionsrothe , die Klappen waren nor- mal.

Im Magen war das Epithel leicht abstreifbar, die Schleim- haot ponktformig gerothet, besonders an den Blattern des Psal- ters, dessen Inhalt trocken erschien«

Obgleich mir dieser Befand nicht in allen Theilen seinem orsächlicben Zasammenhange nach klar ward, nahm ich doch nicht L, s. "als Caasalmoment an, mich statsend, 1. aof die Abwesenheit jeder Spar von plastischen Exsudaten aof der freien

nber LnngeiiMiiehe. 66

Pleurafläche, bei yorgefandener bedeotender BrgieisuDg in diiB Plearasaeke; 2. auf die Affection beider Lnngenflagel io ihrer gaDKen AasdehnaDg, während der L. s. Process immer nur einen Lnngenflngel, oder doch nnr einzelne Theile beider be- fallt, wahrend andere Theile gänslich frei gefanden werden.

Anf das Fehlen der Gefässthrombose und cogleich der Nekrose in der Lange, die bei dem todtlichen Ausgange deis Uebels and der Aosdehnnng der Langen affection bei der L. s. wohl sicher erfolgt wäre.

4. War keine Infection nachweisbar, and bei den 2 an- dern Rindviehs tacken des Stalles keine Krankheitsspar aafsa- finden.

Auf diesen Entscheidongsgrnnd legte ich jedoch wenig Ge- wicht, da ein Jahr zavor die Seache zwar nicht in diesemr, aber doch in 3 amliegenden Orten aufgetreten war. Bei den übrigen Stacken konnte dieselbe aus dem occulten Stadinm in Genesung ausgegangen sein, oder auch später noch ausbrechen, was jedoch nicht geschehen ist.

Andere Fälle von Lungenentzündung bei Rindvieh finde ich in einem Auszüge im Jahre 1867 des „Thierarzt** ron Anaker aus dem Aufsätze von Dr. Damman im schlesischen Landwirth, den Mittbeilungen aus der thierärztlichen Praxis iti Ghurhessen entnommen, wodurch tbeils z. B. von Herrn Kreis- thierarzt Eberhardt nur nachzuweisen gesucht wird, dass überhaupt acute Lungenentzündungen ohne L. s, beim Rind* vieh vorkommen, was meines Wissens Niemand ganz in Abrede stellte.

Lungenentzündungen vom Eindringen fremder Körper in die Lungen beim unvorsichtigen Einschütten von Arzneien habe ich öfters beobachtet, fand aber obductionel ausser dem vor- stehenden Falle wohl bedeutende Vergrossernng der Lungen, aber keine marmorirte Hepatisation, sonder viele spindelförmige Bronchectasien.

Kreisthierarzt Schmelz will L. s. und Lungenentzündung

Mag. U Tlü«rh«ilk. XXXYL 1. 5

56 Meyer, 5 Fnigen

a) durch die LjmphinfiltrAtion des erkrankten Lnn- gentheiU,

b) dnrch die dnrch erstere herbeigeführte Sehwellnng und gelbliehe Färbung der die Lnngenlappchen umgeben* den Bindegewebsinge,

c) dnrch die anf dem Dnrschnitt so beschaffener Lun- gen in den BindegewebsrSnmen hervortretenden Oeff« nnngen der sehr erweiterten Ljmphgefasse.

Ich kann hiermit nicht übereinstimmen, da mir diese Satse mit einander in Widerspruch xu stehen scheinen.

Denn nach Sats 1 und 2 soll auch die sporadische Lun- genenttündung eine marmorirte Hepatisation der Lunge erseu- gen, und nach a und b des Sattes 3 soll doch Lymphinfiltra* tion im erkrankten Lnngentheile Characteristicum der L, sein.

Nun ist aber anerkannter Maassen das marmorirte Aus- sehen des hepatisirten Lungentheils wesentlich das Resultat der Infiltration der Bindegewebsraume der Lunge mit gelb- lieber Lymphe, wodurch eben die Verschiedenheit der Färbung des Durchschnittes su Stande kommt.

Wenn nun aber diese Ljmphinfiltration Eigen- thnmlichkeit der L. s. sein soll, so muss natürlich auch die marmorirte Hepatisation als Folge dijeser Lympbinfiltration der Lungen nur dieser Seuche eigen sein. Durch welchen andern Stoff*, als Blutserum oder Lymphe, im andern Falle die Schwellung des Interlobularsell- Stoffs bei gewöhnlicher Lungenentzündung au Stande kommen solle, hat Herr F. nicht gesagt, noch wäre mir ein solcher be* kannt.

Aus diesen Widersprüchen geht heryor, dass aus jenen Aufstellungen eher ein Beweis gegen als für das Bestehen einer sporadischen Lungenentzündung mit Ausgang in marmorirte Hepatisation herzuleiten sein mochte.

Den unter Nr. 3 erwähnten Befund habe ich im Februar

über LnngeiiBeaohe. 57

1868 bei 9 Obdactiooen laogenseache kranken Viehes, die Be- hafs Tilgung der Senche in 2 OrUchaften hiesigen Fürstenthams getodtet worden, sorgfaltig, selbst mit der Lonpe gesacht, aber in keinem Falle mit solcher Sicherheit aafsofinden yermocht, dass ich darauf hatte ein ürtheil basiren mögen.

Die mitgetheilten Umstände, aas denen F. seine Folgeran* gen gesogen sa haben scheint, können ebenfalls nach meiner Ansieht keineswegs genügend erachtet werden, am seine Schlosse so rechtfertigen. Sie betreffen 1. eine anscheinend einsige Koh eines Tagelöhners, wobei keine Infection aaffindbar, and aoch vielleicht keine Propagatipn leicht möglich war, da sie vermoth» lieh allein stand. Die Infectionswege der L, s. aber sind be- kanntlich haofig sehr schwer so finden, da die mittelbare An- steokong nach mehreren Monaten oft onmoglich nachanwei- sen ist.

Der sweite Fall betrifft einen Ochsen, der \ Jahre sovor longenkrank geworden, bei der Obdoction dorch Dep, Thierarst Faoli in Berlin Sparen der L. s. seigte. Weil non nach % Jahren in der betreffenden Heerde, der jener Ochs entstammte» keine Sporen der Seoche (NB. ohne Obdoction des obrigen Viehstandes) gefonden worden, ond aoch keine Langenleiden bei derselben vor dieser Untersochong bemerkt worden sein sollen, so soll daraos nun mit hervorgehen, dass die marmo- rirte Hepatisation nicht einsig der L, s. eigen sei. Ob Herr Pauli sein Urtheil daraof basirt hatte, erfahren wir aber nicht. Meiner Ansicht nach könnte nach so langer Zeit die Art der Hepatisation nor noch ondeotlich hervortreten ond mossten es deshalb wohl andere Zeichen sein, die Herrn Paoli bestimm- ten, L. s. ancanehmen.

In Besag aof die Aossage des Eigenthomers in einem Falle wie dieser, wo es sich darom bandelte, eine solche Seoche in dessen Viehstande so ermitteln, so darf daraof nicht allsoviel Gewicht gelegt werden.

Was aber die Aotopsie betrifft, so kann die Untersochong

68 Meyer, 6 Frftgen

eines Viehstandes 8 0 lange nach dem Darchseachen ohne Obdaction als yoUig wertblos bezeichnet werden.

Diesem nach erscheint die Arbeit des Herrn F. Tollstan- dig haltlos, wofern sie nicht sogar das Gegentheii ron dem beweist, was sie eigentlich beweisen soll.

Was 2. die Beobachtung des Herrn Uta 1. c. angeht, so betreffen die von demselben erwähnten, als sar sporadischen oder acuten Langenentsündung gerechneten Krankheitsfälle theils 1. ein Magenleiden ohne wesentliche Lungenaffeotion, theils 2. Toritable Langensenche, theils endlich 3. vielleicht eine Lungenentzündung ohne Lnngensenche , wahrscheinlich durch Trankeeinschütten erregt«

Ad 1 die unter folgenden Symptomen auftretende Krank- heitsform :

„Verminderte oder vollständig aufgehobene Fresslust, Man- gel an Wiederkauen, massige Fülle des Magens, öfters in ge- ringerem Grade in tympanitischer Spannung, sein Inhalt, so viel durch Druck vernehmbar war, fest, verlangsamte Excretion des Darminhalts, welcher der Menge nach gering, äusserst con- sistent und trocken erschien; häufiger Husten, der hell und rasch erfolgte, sehr beschleunigtes Athmeu, das an Schnelligkeit längere Zeit gleichmassig, dann auf dem Zeitraum von einem oder 2 Zügen aussetzend war: Mitunter ward die Exspiration von Stöhnen begleitet. Das Athmungsgerausch stellte sich von allen zuganglichen Stellen als vesiculilr verschärft dar; die Per- cussion ergab beiderseits einen kaum gedampften Ton. Der Kreislauf war nicht immer sehr frequent und der Puls deutete eine normale Blutmenge an. Die Temperatur der Ohren, am Flotzmaul, Euter etc., Anfangs standig nieder**, habe ich sehr häufig beobachtet.

Dies Uebel tritt in der Regel plötzlich nach einer starken Fütterung mit welkem oder gar faulem oder erfrorenem grünen

aber LungenMaehe. 59

Fatter besonders Blattfiitter aof, jedocb aoeh wohl nach ange- brahter Sprea, Kaff oder dergleichen. Ich habe es gewohnlich bei einzelnen Stucken, jedoch zu Zeiten anch bei mehreren eines Stalles sogleich nach gleicher Fütterung beobachtet, and es ist keineswegs ein seltenes Uebel. In den Handbfichem der speciellen Veterinär-Pathologie scheint es freilich bisher noch keine Aufnahme gefunden au haben.

Es beruht meiner Uebersengung nach wesentlich auf ge» storter Athemfunction des Zwerchfells, gewohnlich durch gestörte Wanstthatigkeit hervorgerufen. In wie fern der Lungenma- gen- und Zwerchfelloerv dabei betheiligt sein mögen, wage ich nicht zu bestimmen.

In einigen Fallen, von denen noch einer in den letsten Ta« gen TOrkam, habe ich diese Symptome anch in Folge yon Zwerch- fellrerletzung mittelst fremder E5rper Ton der Haube aas ge» funden, dann aber mit Symptomen der Carditis traumatica com- plicirt. Besonders characteristich ist die au Zeiten eintretende Pause in den Athemzugen, wobei das Zwerchfell eine Contrac- tion zu machen scheint, während sonst die Athmung nur durch die übrigen Respiration smnskeln ausgeübt wird. Nach solcher tiefen Inspiration pflegt dann eine lautstohnende Exspiration zu folgen, wahrend die übrigen Athemzuge so kurz und schnell sind, dass sie die gewohnlich ziemlich normale Pulszahl zu- weilen übersteigen. Das etwas verschärfte Bläschengeräusch halte ich für Folge der raschen Athembeweguog, und Dämpfung fand ich nur am weiter vorgedrängten Zwerchfellrande. Auffal- lend ist hierbei noch die genirte Schulterbewegung, während das Hintertheil seine normale Beweglichkeit besitzt.

Wahrscheinlich rührt dieselbe daher, dass durch die ab» wechselnde Belastung des breiten gezahnten Muskels bei Be- wegung des Vordertheiis die Action der die Rippen bewegen- den Muskelgruppe mehr oder weniger gestört wird, während sie sich in höchst möglichster Leistung befindet. Oefters findet

60 Meyer, 5 Fragen

man aoch die Thiere mit abgebogenen Schaltern stehen, am die Athmang za erleichtern.

Das Uebel figarirt seit vielen Jahren in meinem Journale anter der Benennang Baachasthma. Vielleicht warde es richtiger als Zwerchfellparese characterisirt, es ist aber eigentlich wesentlich eine Indigestion.

Meine Behandlang besteht lediglich in Anwendung von Mitteln, die die Bewegungen des Wanstes möglichst erregen. Brech Weinstein mit Glaabersals und bitter aromatischen Mitteln genügen in gelindem Fallen oft. In hartnackigeren, oder wo durch Aderlass oder schleimig-olige Einschatte das Uebel ver- schlimmert ist, da sind Brechweinstein mit Aloe, weisser Nie- sewurs, Ingwer n. dgl. erforderlich. Sobald wieder kraftige Bewegungen des Wanstes und Wiederkauen auftreten, kehrt auch plötzlich der Athem cur Norm suruck and Alles ist vorüber.

Leider hat Herr ütz über die cansalen Momente der von ihm beobachteten Falle Nichts erwähnt. Eine Lcngenaffection war in diesen Fallen sicher nicht vorhanden, und sind diesel- ben demnach auch hierfür Nichts beweisend.

Ad 2 einen Ochsen betreffend, ergiebt die Darstellung nnd Obduction so ganz das Bild veritabler L. s., dass eigentlich daran nur die Forderung des Herrn Bezirksarztes, vor Anle- gung der Sperre erst Propagation des Contagiums erwarten za wollen, merkwürdig erscheint. Denn das Durchseachen des Viehstandes eines Stalles ohne wahrnehmbare Erkrankung ist schon oft genug dagewesen«

Der Herr wird übrigens seine Hände in demselben Un- schnldswasser waschen können, das den preassischen sogenann- ten Thierarsten nach dem Gewerbegesetse dient. Er hat es aber nicht besser gewosst, wird sich aber doch nicht wenig auf den Erfolg einbilden. Es ist nur Schade, dass bei solchen Erfolgen die Seuche taglich tiefer einwurzelt.

Ad 3 den Gemeindefarren betreffend, so erscheint auch

iber LnoganteaelM. 61

dieser Fall der L. s. sehr rerdichtig, da das Thier kors in- Tor ans unbekannter Gegend angekauft worden.

Das Erankheitsbild scheint im Beginne des Leidens auf das von mir s. g, Banchasthma an deuten« Vielleicht ist die spater durch Petechien etc. angedeutete Bluts ersetsnng Folge ▼on übertriebener Antiphlogose und die Lungenaffection konnte, da viel dicklicher, braunlich graner, mit Blut Ter» mischter Schleim aus der Luttrohre abfloss und die Bronchien an den indurirten Stellen mit grauroth- lichem, siemlich consistentem, mit Blut gemisch- tem Schleime gefüllt waren, von in dieselben eingedrun- genen fremden Korpern herrühren.

Da auch hier ähnlich wie in den von Lies und Lonne- ker beobachteten folgenden Fallen das interstitielle Gewebe, mit tiefbrannrothem Exsudate gefüllt erschien, dieses also ahnliche Färbung teigte, wie die hochrothen Lungenlappchen, so konnte die marmorirte Färbung mit der der Lungensenche nicht übereinstimmen, wo die Zellraume gelblich erscheinen.

Im Gänsen ist der Fall so unklar, dass er für das Vor- kommen nicht contagioser Lungenentsundung eigentlich Nichts beweisen kann.

Drittens. Die Beobachtung, worüber Herr Lies in der Wochenschrift für Thierheilknnde Jg. 68 S. 5 berichtet, ein 20 Wochen altes Kalb betreffend, das wirklich an Brustentzün- dung ohne L. s. und mechanische Ursache gelitten zu haben scheint, hat zwar obductionel l^ Quart rothlichen Serums ohne plastische Ausschwitzung in der Brusthohle, und He- patisation in beiden Longen, aber keine marmorirte erge- ben, indem die Schnittflächen ein durchweg dunkelbraunes An- sehen hatten.

„Obgleich man die einzelnen Lungenlappchen zu unter- scheiden im Stande war, trat das interstitielle Bindegewebe

62 Meyer, 5 Fragen

doch nur in geringem Maasse hervor, to dass sich hier das s* Marmorirtsein nicht grade sehr starck bemerklich machte." Einige Ecchjmosen fanden sich auch hier am Hersbentel wie an den Gedärmen.

Es kann dieser Fall als Beweis dienen, dass aach nicht marmorirte Hepatisation in der Rindslnnge bildbar sei, «Iso nicht ihre Organisation, wie vcrschiedenseitig behauptet wor- den, jedem entanndlichen Exsudate in dieselbe marmorirte Be- schaffenheit verleibe.

Nach Vorstehendem scheint mir die Annahme des Herrn Adam, dass in den citirten Beobachtungen hinreichender Be- weis für das Vorkommen der marmorirten Hepatisation bei spo- radischer Lungenentaündnng gebracht sei, nicht genügend be- gründet.

Nachstehend werde ich mir noch einige weitere Beobach- tungen zu erwähnen erlauben, und glaube hiermit genügenden Beweis dafür su erbringen, dass diese Frage vorläufig noch als offene su behandeln sein mochte.

In der O es tr eichischen Vierteljahresschrift für wissenschaft- liche Thierheilkunde Bd. 28 S. 30 theilt Herr Professor Dr. Bruckmüller die ausführliche Beschreibung des Sectionsbe- fundes der Lungen von 2 Rindern mit, bei deren einem an* scheinend ein von der Haube in die Lunge eingedrungener Na- gel Abcessbildung und marmorirte Hepatisation, in dem an- dern angeblich eine von den Bronchen ausgehende Reizung eine marmorirte Hepatisation hervorgerufen hatte. Da aber Nichts über die sonstigen Umstände angegeben ist, ob B. die Rin- der aus verseuchten Viehstanden stammten, so bleibt es unent- schieden, ob beide Falle nicht etwa Gomplicationen mit der Lungensenche bildeten, da dieselbe bekanntlich in Wien nicht selten ist.

Die auf meine Veranlassung durch Circularschreiben des Herrn Oberthierarztes Dr. Greve in Oldenburg hervorgerufe-

nb«r LoDgeiiieDelie. 63

nen Aensseraiigeii TencliiedeDer Tbierirata OldMbnrgs, beson- ders die spedeliere Mittbeiloog des Herrn Amtstbierarstes Lon- neker in Varel (s, Fachs tbieriritlicbe Mittbeilang 3. Jg* S. 184) beweisen allerdings siemlich erident, dass ancb bei aenter, nicht contagioser Lnngenentinndang des Rindviehs die Hepatisation dareh Brgiessnngen in das interstitielle Gewebe ond die Lobnli zngleich ein marmor ahnlicher Dnrchsehnitt so Stande kommt.

Jedoch ist auch hier wieder auf „eine grössere Ro- thang als bei der chronisch -yerlanfenden Langen- seache^' nachdrncklich hingewiesen, and weiter gesagt: jfiBM Marmorirte zeigte eine Farbe von Rothgelb nnd Brenn, jedoch wie schon gesagt, war die Rothe vorherrschend."

Jedoch mag dieses Sjmptom der rothlichen Interstitien nar bei aeatem VerJaafe der Krankheit vorhanden sein, wie nachstehender, jangst von mir beobachteter Fall so beweisen scheint.

Am 31. Mars 1. J. hatte ich in Fischbach eine Obdaction an einer 6jahrigeo, seit 6 Wochen kranken Knh sa machen, die ich am 9. Mars einmal cn antersachen Gelegenheit gehabt hatte. Ansknltatioo nnd Percnssion ergaben wohl in beiden Langen Abnormitäten, die ich auf Bronchitis von anvorsichti- gem Einschatten bezieben masste, nicht aof Langenseache den- ten konnte.

Der genauere Befand ist mir nicht mehr erinnerlich. Das Uebel hatte anter allmahliger Verschlimmernng snm Tode ge- führt. Der Eigenthümer erkannte an, dass die arspränglich an- scheinend anf Erkaltang (hier Rothlaof genannt) bernhende Krankheit gleich nach dem Einschütten eines Haasmittels sich yerschlimmert habe.

Die Section erstreckte sich anf die 24 Standen vorher viel- fach zerschnittenen Longen, Herz and Magen, da das Uebrige des Cadavers bereits vergraben war. Der Wasenmeister hatte nämlich bei Eroffnang desselben ans dem Langenbefande Ver-

64 Hey er y 6 Fragen

daeht aaf L, •• gefoh5pftt weshalb ieh telegraphisch dam ge- rafen ward«

In der Brasthohle tollen sieh 1} Eimer klaren, gelbliehen Serams Torgefanden haben, ohne 8pnr plastiicher Eztndate, Die Lnngenpleara war aach durchaus glatt and normal. Beide Langen waren in allen Theilen yergrossert, an einielnen klei- nen Stellen aach luftleer, im Wasser sinkend, die Interstitien gelblich weiss, mehrentheils nur 1 Mm. breit, fester, die Lobali hochroth, sowohl die vollständig Inffcleeren, wie auch die noch etwas laftbaltigen. Stellenweise fohlte sich die Lunge knotig an, wie von Tuberkeln dnrchsetst und auf diesen festern Stellen liess sich das Lungengewebe elastisch yerschieben, wenn auch nicht mit der Nachgiebigkeit, wie gesundes Gewebe.

Beim Durchschnitte erwiesen sich diese Knoten als star- ker yerdickte, bis au 3 bis 4 Mm. breite Interstitien yon be- deutenderer Resistens, eine sternförmige Figur bildend, indem die Ton einem breitesten Punckte ausgehenden Ramificationen sich verschmälerten. Ein solcher Knoten liess beim Durch- schneiden einige Nadelkopfgrosse, gelbliche, Tuberkeln ahnliche Punkte erkennen. Trombose der Gef&sse oder Bronchien, Ne- krose des Lungengewebes, erweiterte LymphgeHUse in den In- terstitien, Bronchectasien, waren nicht anfiufinden.

Das Hers war schlaff, ausgedehnt, in beiden Kammern gleich dunkle, fast schwarse, lockere Goagula enthaltend, das Endocardium wie die Intima der grossen Gefassstamme aeig- ten starke, dunkle Imbibitionsrothe , die Klappen waren nor- mal.

Im Magen war das Epithel leicht abstreifbar, die Schleim- haut punktförmig gerothet, besonders an den Blattern des Psal- ters, dessen Inhalt trocken erschien.

Obgleich mir dieser Befund nicht in allen Theilen seinem ursachlichen Zusammenhange nach klar ward, nahm ich doch nicht L. s. "als Oausalmoment an, mich stutsend, 1. auf die Abwesenheit jeder Spur von plastischen Exsudaten auf der freien

aber Lungenfeiiehe. 6^

Plearaflache, bei Torgefondener bedeotender Ergieaenng in die Pleurasäcke; 2. auf die Affection beider Langeoflagel in ihrer ganxen Aasdehnang, während der L* s. Process immer nur einen Lungenflagel, oder doch nur einzelne Theile beider be* fallt, wahrend andere Theile ganslich frei gefanden werden.

Anf das Fehlen der Gefassthrombose und zugleich der Nekrose in der Lange» die bei dem todtlichen Ausgange des Uebels und der Aasdehnnng der Lungenaffection bei der L. s. wohl sicher erfolgt wäre.

4, War keine Infection nachweisbar, und bei den 2 an- dern RindTiehstncken des Stalles keine Krankheitsspur aufiu- finden.

Auf diesen Entscheidongsgrnnd legte ich jedoch wenig Ge- wicht, da ein Jahr zuvor die Seuche zwar nicht in diesemr, aber doch in 3 umliegenden Orten aufgetreten war. Bei den übrigen Stucken konnte dieselbe aus dem occnlten Stadium in Genesung ausgegangen sein, oder auch spater noch ausbrechen, was jedoch nicht geschehen ist.

Andere Falle von Lungenentzündung bei Rindvieh finde

ich in einem Auszage im Jahre 1867 des „Thierarzt' von

Anaker aus dem Aufsätze von Dr. Damman im schlesischen

Landwirth, den Mittheilungen aus der thierärztlicben Praxis in

Churhessen entnommen, wodurch theils z. B. von Herrn Kreis-

thiorarzt Eberhardt nur nachzuweisen gesucht wird, dass

überhaupt acute Lungenentzündungen ohne L. s. beim Rind*

vieh vorkommen, was meines Wissens Niemand ganz in Abrede

stellte.

> Lungenentzündungen vom Eindringen fremder Körper in

die Lungen beim unvorsichtigen Einschütten von Arzneien habe

ich öfters beobachtet, fand aber obdnctionel ausser dem vor-

stehenden Falle wohl bedeutende Vergrosserung der Lungen,

aber keine marmorirte Hepatisation, sonder viele spindelförmige

Bronchectasien.

Kreisthierarzt Schmelz will L. s. und Lungenentzündung

Hag. t Tlii«rheilk. ZXXYL 1. 5

- I

66 Mfijer. 5 Frage»

sogleich in eineip und demselbeD Stalle beobachtet haben, wo- bei ^ei^ger der Sectionsbefand wiq die Symptome im Leben besonders die Falten an den Aogen die Unterscheidang ermög- licht haben sollen.

Ich mnss aufrichtig gestehen, dass mir diese DiagQOse fast sn fein erscheint. Die erwähnten Angenliedfalten habe ich bei ziemlich vielen L. s, Patienten anfmericsam gesacht, aber in kei- nem Falle SO entschieden gefunden, dass ich darauf meine Dia- gnose stntsen konnte.

Auch die übrigen Symptome bei lebenden Thieren halte ich nicht in jedem Falle für entscheidend. Ich habe auch Falle gesehen, (cf. meine kl. Bemerkg« Mag. B. 32, S. 313), wo anscheinend nach Einwirkung von Erkaltung ohne Vorboten plötzlich eine acute Brustentzündung auftrat die sich doch ent- schieden als L. s. auswies.

Wenn im beginnenden occulten Stadium der L. s. eine Er- kaltung einwirkt, so wird dieselbe dadurch rasch zum fieber- haften Stadium gesteigert, und solche Falle führen, wie 1. c. bewiesen, leicht zu Verwechselnngen. Dass hier die physika- lische Untersuchung der Brusthohle in jedem Falle entscheidend sei, kann ich ebenfalls nicht annehmen. Tief in der Lunge lie- gende Infectionsknoten sind nicht zu ermitteln, ui|d eine Lun- genentzündung mit Ausgang in Hepatisation ist meiner lieber- Zeugung zu Folge nicht unter allen Umstanden durch Auskul- tation und Percussion too der L. s. zu uuterscheiden. Wenn Herr D. seine Diagnose durch die Nichtcontagiositat bestätigt fand, so mochte ich fragen, ob diese durch Obduction an den Gohabitanten erwiesen ward. Es ist hierbei immer von Neuem auf die häufigen Genesungen aus dem occulten Stadium Rück- sicht zu nehmen, vermöge welcher die L. s. sehr wohl durch einen Stall gehen kann, ohne entdeckt werden zu können.

Wie ans allen diesen Beobachtungen hervorgeht, scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, dass auch beim Rindvieh eine Lungenentzündung vorkommen, unabhängig sowohl von mecha-

über Lnngenseiielu 67

Disehen Ursachen, wie tod L. •, Dieselbe scheint aber nicht in allen Fallen marmorirte Hepatisation in eriea- gen, indem mehrere Falle beobachtet worden, wo Hepatisation ohne solche Marmorirang gefanden ward. Die Umstände nnd Bedingungen aber, Yon welchen diese Verschiedenheiten abhan- gig sein mögen, scheinen noch keineswegs erairt an sein. Von der darch Hrn. Professor Klebs in Bern in Virchow's Archiv 38 S. 327 hervorgehobenen Mischung einfacher und embo- ^ischer Pnenmonie scheint der Unterschied schon deshalb nicht herrühren za können, weil die Marmorirnng schon in den ersten nnssgrossen Infectionsknoten deutlich hervortritt, die doch wohl nicht von Embolie herzuleiten sein mochten.

Wo die marmorirte Hepatisation hervortritt, erscheint die Unterscheidung von L. s. noch immer unsicher.

Das von Spin ola hervorgehobene Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Färbung etc. nach dem Alter, ist nach mei- ner Erfahrung nicht immer hervortretend, und soll nach Pauli (Mag, B, 31 S. 204), wenn auch vorbanden, nicht durchaus massgebend sein, da es bei jeder chronisch verlaufenden pneu- monischen Hepatisation auftreten könne.

Das vom Professor Fnrstenberg Aufgestellte ist nach meiner vorstehenden Ausführung als werthlos zu erachten.

Das von mir nachstehend Hervorgehobene, die Sequester- bildnng ist nicht constant vorhanden, und so ist es noch immer möglich, dass eine einzelne Obduction keine vollständig ge- sicherte Entscheidung zulasst.

Darum aber mit Herrn Obig in Straubing (s« Wochen- schrift von Adam 1866 Nr. 24) den Se.ctionserscheinungen bei dieser Seuche so fast allen Werth abzusprechen, wie er das in folgendem Aphorism thut, ist entschieden zu weit gegangen.

Derselbe sagt nämlich:

„Beim Rindvieh ist die Diagnose des bösartigen Kopfca- tarrhs, der Wuth, der Lungenseuche und der Rinderpest am

6*

68 Meyer, 5 Fragen

Leben der Thiere wohl nicht schwierig, dagegen an» den Sec- tionen leicht saverfehlen oder an yer wechseln eto/^

Hier wird also die Luogenseache hinsichts der Unsicher- heit des Sectionsbefundes neben die Wuth gestellt, eine Krank- heit, die rein nervös fast nur negative Sectionsdata liefert, wäh- rend kaam eine andere Seache so palpable Residuen in der Leiche suracklasst, wie erstere. Sie ist zwischen 2 Leidens- formen gestellt, deren pathologische Prodacte anf Schleimhant- flachen ergossen Excreten beigemischt and so ansgeschieden werden, wahrend sie bei dieser Seache in das Parenchjm eines Organs resp. in eine geschlossene Korperhohle erfolgen.

Fast sollte man glauben, es sei dem Herrn Verfasser le- diglich om Aufstellang eines Paradoxons za than gewesen.

Der einzige angezweifelte Punkt hinsichts der marmorirten Hepatisation ist der, ob dieselbe, wie bisher angenommen, Ei- genthomlichkeit der L* s. sei, oder ob sie in seltenen Fallen auch bei einer sporadischen Lungenentzündung des Rindes ge- funden werde. Dagegen ist allgemein anerkannt, dass die Diagnose der L. s. aus den Symptomen eines lebenden Patien- ten mitunter ans Unmögliche gränze.

Wenn man aber die bisher gültigen Sectionsdata, so wie die Symptome im Leben so' ganz verwirft, dass man die Seuche nicht als solche anerkennt, bevor ihre Ansteckungsfähigkeit er- wiesen ist, wie Herr Ereisthierarzt Schütz will (s. Mittbeilun- gen aus der thierärztl. Praxis im preussischen Staate von 1867 S. 72 und 73), so ist es vollends aus mit dem Kampfe wieder dieselbe. Denn wie die Redaction treffend bemerkt, machen auch 2 Fälle noch keine Seuche, da dort, wo 1 Fall spontan entste- hen konnte, auch 2 oder 3 entstehen können, wenn dieselben Bedingungen auf mehrere Thiere einwirkten, und wie noch hin- zuzufügen wäre, ist bei dieser Seuche jenes Princip doppelt ge- fährlich, weil bei derselben so sehr oft die Mehrzahl der Thiere aus dem occulten Stadium genest und in kleinern Viehbestän- den gewohnlich nur 1 oder 2 Stucke deutlich erkranken,

aber Langenaenche. 69

Wenn öberhanpt der Kampf wider die L. s. fortgefetsi werden soll, and ihn aofsogeben, hat bis jetst noch Niemand so rathen gewagt, so möchte dringend an empfehlen sein, vor- laofig noch bis an nahern Ermittelangen fnr gewohnlich das Symptom der marmorirten Hepatisation als Eigenthnmliohkeit der L. s. ansnerkennen, denn lieber noch 2 Mal Sperre ohne Senche, als 1 Mal Seache ohne Sperre.

III.

Ist sogenannte Seqaesterbildang der Lnngenseuche

eigenthSmlich?

Aas Vorstehendem ist es leider klar genug, dass wir in der Diagnose der Langenseache noch keineswegs so der Sicher- heit gelangt sind, om, wie bislang wohl angenommen war, (yon Gerlach z. R.) aas einer Obdootion anter allen Umstan- den aber die Gegenwart der Seache entscheiden sa können. Es mass daher höchst wonschenswerth erscheinen, noch anderwei- tige sichere Kennzeichen dieser Seuche zu finden.

Im Falle sich nnn herausstellen sollte, dass die Seqaester- bildang in der Lange in gewisser Weise Eigenthamlichkeit die- ser Seache sei, so würde dadurch in vielen Fallen, besonders hei im Genesungsstadium obducirten Tbieren, die Diagnose we- sentlich erleichtert und gesichert erscheinen»

Freilich tritt die Nekrose in der Longe und in deren Folge die s. g. Sequesterbildung auch bei der Lungenseuche nicht immer ein, aber bei einigermassen hochgradiger Erkrankung, selbst dann noch, wenn dieselbe ohne deutliches Fieber über- standen ward, fand ich dieselbe in grosserem oder geringerem Maasse yor.

Wenngleioh diese Nekrose als Folge der Circulationshem- mung in dem hepatisirten Lungentheile auch bei jeder andern derartigen Hemmung eintreten muss, und deshalb nicht a priore

70 Mejer, 6 Fragen

als Eigen thnmlichkeit dieser Seache erachtet werden kann, so ist sie doch meines Wissens bei einer andern Lnngenkrankheit des Rindes noch nicht nachgewiesen worden. Da nun jeoe caasale Circnlationshemmang, die Thrombose der Arterien (and Venen) von den meisten Autoren der L. s. 'als Eigenthnmlich- keit zngeschrieben wird, so ist es wahrscheinlich, dass anch jene Sequesterbildung nur dieser Seache, nicht aber einer spo- radischen Langenentzandang eigen sei*

Weil aach bekanntlich die Impfgeschwulste bei der L. s. Impfang so sehr leicht nekrotisch werden, selbst an Korperthei- len, wo nicht, wie an der Schwanzspitze, Einengang darch die Haat stattfindet, wie am den After, auf der Krappe etc., weil deren Analogie mit der Langendesorganisation durch den Nach- weis, dass dieselben einestheils wesentlich imMuskelbindegewebe, entsprechend den Lnngeninterstitien, sich bilde, anderntheils eben- falls leicht za Gefassthrombosen fähren, so wird hierdurch indirekt wahrscheiolich gemacht, dass jene Sequesterbildung der L. s. vor andern Lungeuleiden eigen sein müsse. Ein fernerer Grund noch, weshalb diese Sequester nur bei der'L. s. gefunden wer- den, mochte darauf beruhen, dass die Infection hierbei von einem oder wenigen kleinen Paukten ausgeht (Infec- tionsknoten) und selten ein ganzer Lungenflügel, fast nie beide zugleich leiden, wahrend die Ursachen sonstiger Lungenentzün- dung mehr allgemein auf das ganze Organ einwirken.

Bei dem mehr localen Erankheitsprocess der L. s. ist die Begrenzung der Nekrose in der Lunge und Lebenserhaltung offenbar eher möglich, als bei ausgebreiteter Lungenentzündung. In wiefern die Eigenthumlichkeit des L. . s. Processes sonst noch von Einfluss auf Bildung und Verlauf der Sequester sein möge (von der Gefässthrombose abgesehen), muss ich vorlaufig dahin- gestellt sein lassen.

aber Lnngenseucbe. 71

IV.

Hort mit der BinkapselaDg der Sequester die Gon-

tagiamentwickeloDg aaf?

In mebreren Handbüchern (Gerlacb, Spinolaetc.) fin. det man die Angabe, dass nach Ueberstehnng der L. 8. das ge- nesene Vieh nnr nocb so lange Contagiam entwickele und als Verscblepper der Seocbe wirken könne, bis die nekrotisirten Lungentheile eingekapselt worden seien.

Es ist dieses eine Annahme, fnr welche mir keine Beweise bekannt geworden sind, und die ich far unrichtig halte, die aber einen sehr unheilvollen Einfluss auf die veterinarpolizei- tichen Maassregeln ausgeübt zu haben scheint, indem im Ver* trauen darauf, die Bestimmung in Preussen, Baiern etc. getrof- fen sein mochte, dass schon 2 Monate nach dem letzten deut- lichen Krankheitsfälle die Sperre aufgehoben wird, eine Bestim- mung, die meiner Ueberzeugung naeh die Hauptursache der Fruchtlosigkeit des bisherigen Kampfes mit der L. s. bildet. (Man sehe dieserhalb meine Aufsatze in der Wochenschrift von Adam für 1S68 S. 110 und 235.)

Die Einkapselung des nekrotischen Lungentheiles k4nn ich im lebenden Korper nicht für der Art hermetisch erachten, dass dadurch das Contagium vom Blutstrome abgeschlossen Wird, da es doch bekannt ist, dass auch der eingekapselte Sequester fortdauernder Resorption durch die Blutzirculation in den Wan- dungen der Kapsel unterliegt, und somit immerwahrend, so lange der abgestorbene Lungöntheil nicht gänzlich verzehrt oder doch der Rest verkalkt ist, von dem kranken Stoffe ins Blut aufgenommen wird.

Es scheint demnach die Annahme keinem Zweifel zu 'un- terliegen, dass eben so lange auch die Contagiumentwickelung, wenngleich vielleicht in abnehmendem Maasse^ in dem Recon- valescenten stattfinden müsse, bis jene Resorption ihr Ende er- reicht hat.

72 Meyer, Ö Fragen

Nor 80 ist es mir auch erklärbar, dass dareh derartige Stacke selbst nach 18 Monaten noch Infection erfolgen konnte, wie in einseinen Fallen oonstatirt worden ist. Dass in diesen Fallen ein offener Bronchns Commanication der Laft mit dem Sequester unterhalten habe and aaf diesem Wege das Conta- giam entwichen sei, scheint mir yiel weniger wahrscheinlieh, da die Kapseln i. d. R. geschlossen and die Bronchien mit Exsu- daten gefallt gefunden werden.

Und bei der neuerlich aufgefundenen Pilzbildung in der L. 8^ sowie bei der Entdeckung, dass das Blutserum bei Impfun- gen dieselbe Wirkang zeige, wie die Ljmpfe aus den kranken Langen, ist die Annahme wohl vollstäodig gerechtfertigt, dass das Gontagium fein genug sei, um durch die Blutgefässe zu ge- hen und zu seiner Entweichung aus dem nekrotisirten Lungen- theile keines offenen Bronchus zu bedürfen. Auch erscheint es nicht wahrscheinlich, dass die Spuren an dem freilich noch e^was dubiosen, jungst von Hrn. Professor Her ms in Hannover entdeckten L. s. Pilze in der Weise gebildet werden, dass sie <^en Weg eines offenen Bronchus als Aasgangspforte benutzen mnssten wie etwa diejenigen des Lycoperdon Bovist a. ^ Wenn demnach wahrend der Resorption von Sequestern fortdauernde Aufnahme von Erankheitsstoffen ins Blut stattfin- det, so ist wahrend dessen auch die Contagiument Wickelung l^aum zu bezweifeln.

Diese Annahme mochte vollständig bestätigt erscheinen d^urch die in manchen Fällen über ein Jahr sich hinziehende (J/ontagiumbildung nach überstandener Krankheit, p Denn die nicht nekrotisirte Ergiessnng in die Lunge wird so rasch wieder resorbirt, dass 2 Monate nach dem Acme der Krankheit jede Spar derselben bis auf geringe Hypertrophie der Interstitien verschwunden zu sein pflegt, daher alsdann auch vollständige Genesung and somit erloschene Contagiumbildung anzunehmen ist. Nur durch die Verzogerang der Resorption in Folge der Sequesterbildung ist eine so lang dauernde Con-

aber Lmigensenche. 7B

tagiamentwickelang in genesenen Indmdaen erklärbar, nnd also wird anch nor dadurch jene oben erwähnte Anordnung, dass 2 resp. 3 Monate nach der letzten dentlicben Erkrankung die Sperre aufgehoben wird, in ihrer Wirkung so nachtheilig, wie das oben schon ausgeführt ward.

In Betreff der Frage übrigens, die hier nicht ohne Berech- tigung sein durfte, ob dieser L. s.-Pils, der doch offenbar die Bedingungen seiner Bildung in den lebenden thierischen Thei- len findet, auch in den nekrotisirten Theilen und swar Monate lang fortvegetiren könne, habe ich lediglich auf die constatirte Thatsache hinzuweisen, dass die Contagiumentwickelung sich in Reconyalescenten 12 bis 18 Monete erhalten kann, und dass dieselbe nicht wohl anders zu erklaren sein mochte, als durch die im Sequester erhaltenen Erankheitsstoffe,

V, Wie ist die Lungenseuche zu tilgen?

Seit einem halben Jahrhundert reichlich dauert nun bereits unser Kampf mit der Lnngenseuche und ist im Grossen und Ganzen fruchtlos gewesen«

Wenn auch im Einzelnen hier und da die Seuche getilgt ward, so hat sie doch trotz allen Maassregeln ihr Herrschge- biet von Jahrzehnt zu Jahrzehnt stetig erweitert, und mit ihrer vor wenigen Jahren erfolgten Uebersiedelung nach Afrika und Australien hat sie alle Erdtheile eingenommen und gleichsam ihre kosmopolitische Natur bewiesen. Sie hat sich io einzelnen Landern so ausgebreitet, dass man auf dem Punkte steht, sich besiegt zu erklaren, und ihre Unvertilgbarkeit anzuerkennen/)

*) Man sehe Magazin f. Thierhkde, Bd. 28, S. 148 u. ff., wo Herr Profefisor KöLne sie mit dem Unkraut vergleicht, das ebenfalls anvertilgbar dennoch fort und fort bekämpft werden müsse. Ein etwas

74 Meyer, 5 Fimgen

Sehen wir ods nach der Ursache dieser traürigeo Sachlage um, 80 werden sich hoffentlich aoch die Mittel aar Abstellang derselben finden lassen.

Die Ursache des Misserfolges des bisherigen Kampfes mit dieser Seoche liegt einfach darin, dass man die Tilgongs- maassregeln nicht der Nator derselben anpasste, and dieses geschah deshalb nicht, weil man noch immer nicht anerkannt, man habe es mit einer Contagion XU thnn.

Der protrahirte und versteckte Verlauf dieser Seuche, Ter- moge welcher sie Monate nnd selbst Jahre lang onerkenubar fortscbleichen kann, erfordert entweder eine grosse Gründlich- keit und dadurch Kostspieligkeit der Tilgangsmaassregein, oder andererseits eine aasserordentliche Beharrlichkeit and Aasdaaer in der Anwendung weniger energischer Mittel.

Zu dem Einen oder dem Anderen kann man sich aber nicht entscbliessen, weil die Maassregeln meistens an dem Ge- danken kränkeln die Seuche könne sich auch einmal spontan entwickeln, und dann sei der Aufwand Tielleicht nutzlos oder es könne auch einmal gelingen, die Tilgung mit palliativen Mitteln zu erreichen, in welchem Falle es unnothig erscheine, eine kostspielige Radicalcur ansuwenden.

Es ist auch nicht in Abrede zu stellen, dass es in vielen Fallen gelang, bei Stall- oder Ortssperre in wenigen Monaten die Seuche austoben zu lassen, ohne weitere Verbreitung der- selben zu gewähren, selbst dann, wenn man, wie in Preussen und Baiern gesetzlich geschieht, diese Sperre 2 oder 3 Monate nach dem letzten deutlichen Krankheitsfalle wieder aufbob, so wenig dieses Verfahren der Natur der Seuche auch entspricht. Aber dass bei diesem Verfahren dieselbe, wenn auch an einer

hinkender Vergleich ! I Der Unkrautsaamen wächst stets auf dem- selben Boden wieder, während der Saamen der L. s. zu jeder Kei- mung neuen Bodens bedarf, weshalb es nur erforderlich ist, diesen zu versagen, um sie ganz von selbst erlöschen zu sehen.

über Lnngeiiseaehe. 75

Stelle scheinbar getilgt, an andern wieder ansbrach, and sie so immer tiefer einwurzelte and schliesslich sich so yerbreitete, wie das in allen Landern, die ähnliche mangelhafte Maassre- geln anwendeten, gegenwartig der Fall ist, sollte wohl genü- gen, am diese halben Maassregeln ganslich aar Verwerfung so bringen. Sie haben «ich nirgends bewährt, and nnr solche Länder sind, wenn aach natürlich nicht vor der Verschleppung, so doch Tor der Ausbreitung der Seuche geschützt geblieben, die ernstliche Tilgungsmaassregeln dagegen anwendeten. Es mag iweckmässsig erscheinen , diesen Satz mit einigen Beispie- len zu illustriren.

In Preussen zuvorderst, wo zwar nach dem Viehseuchen- patente von 1803 schon vorgeschrieben ist, dass alles langen- seuche- kranke Vieh mit LK gebrannt werden solle, welche Vorschrift insofern ganz ungenügend erscheint, als sie nicht auf das verdächtige mit hrankem zusammenlebende Vieh er- streckt ward, ist auch diese mangelhafte Maassregel seit lange in den meisten Landestheilen ausser Anwendung gekommer) ohne anscheinend formlich aufgehoben zu sein. Eine vielleich auch erst noch sehr mangelhaft gehandhabte Stall- oder Orts- sperre, die 8 resp, 12 Wochen ilach dem letzen offenbar wer- denden Krankheitsfalle wieder aufgehoben wird, ist die wesent- liche dortige Maassregel. Bekanntlich ist denn auch diese Seuche über alle alten Provinzen des prenssischen Staates ver- breitet, und in manchen so eingewurzelt, dass man hier und da an der Tilgbarkeit derselben verzweifelt.

In Oesterreicb, Baiern, Würtemberg, Baden etc. sind die Maassregeln nicht besser, und in allen diesen Staaten wird der Viehstand arg von dieser Seuche heimgeBucbt. Sie greift dort alljährlich weiter um sich, und beweist dadurch zur Eyi- denz, dass die angewandten Maassregeln vollständig ungenü- gend sind.

In den wenigen Ländern dagegen, wo man von jeher gründ- liche Tilgangsmaaasregeln anwendete, indem man mit dem krau-

76 Meyer, 5 Fragen

ken auch die ADseheiDend gesooden Tbiere, die dnrch B«y|p))f^ raog mit erstem Terdiehtig geworden, yertilg^, wie in Ostfrie^^, Und, Oldenburg, Scbleswig, Holstein, Mecklenburg etc. ist di^ Sencbe nicbt einbeimisch geworden. Dort findet keine anscbei-^ nende Selbstentwickelang statt, nnd nur die baofige Einscblep- pang ans andern ProVinsen iwingt sie, stets aaf der Hat la sein. Ob es den bisber seacbenfreien, jetst preassiseben Pro- Tinsen Ostfriesland, Scbleswig-Holstein etc. aacb fortan gelin- gen wird, den bisberigen Kampf siegreicb an kämpfen, mass die Zeit lebren. Mit den im übrigen Prenssen gebrfiocblicben Maassregeln wird die Sencbe sieber ibre Herrscbaft bald über jene Gebiete ausdebnen. Aber Ostfriesland bat sein eigenes provinzielles Seucbengesetz, nnd wird es boffentlicb bebalten, da es die Tilgnngskosten ans dem SSckel der Viebbesitser scbopft, and somit die Landeskasse nicbt in Ansprucb nimmt. Das Her- zogtbam Oldeobarg wird alsdann docb nocb eine gescbütste Seite behalten.

Gegen diese verkümmerte nnd verkräppelte Seacbenord- uung, die io Baiern, Wurtemberg etc. neuerdings aufgewärmt worden ist, habe icb in der Wocbenschrift far Tbierbeilkunde von Adam Jahrg. 1868 Nr. 14 und 30 schon meine schwache Stimme erhoben ; gegen sie werde ich auch ferner kämpfen und hoffe auf endlichen Sieg. Gutta cavat lapidem.

Ich glaube nämlich, selbst auf die Gefahr hin, von Kohne zu den extremen Köpfen geworfen zu werden, die über das Ziel hinansschiessen, an die Eigenschaft äer L. s. als reine Contagion für Deutschland und Mitteleuropa und die west- lich gelegenen Erdtbeiie, und daher kann ich nicht von der Ueberzeugung lassen, dass der Natur der Seuchen ent- sprechende Maassregeln gut gehandhabt die Til- gung derselben zur Folge haben müssen.

Aber lacherlich ist es mir, solche Tilgung von den ange- gebenen bisherigen preussischen etc. Maassregeln zu gewarti- gen, wobei man das durcbgcseuchte Vieh in einer Zeit, zu

aber Lnngenseiiehe. 77

welcher sicher noch ein grosser Theil desselben Contagiam ent- wickelt, gleichsam mit einem polizeilichen Freipssse versieht, anscheinend aus Vorsorge, damit die Seoohe nicht aassterbe.

Waaderbar scheint mir nar, dass man sich dabei noch won- dert, wenn sie sich alljährlich weiter aasbreitet«

Wenn diese mangelhaften Maassregeln dann auch noch so nnvollkommen gehandhabt werden, wie das in Wärtemberg i, B. der Fall sa sein scheint, (man sehe Repert. B. 25 S. 13 a f.), so müssen sie bei ihrer Halbheit natzlos bleiben.

Die Herren Kohne and Adam scheinen Ton der Polizei allein keine Rettang mehr za erwarten, and rafen deshalb die Jastiz am Mithälfe an. Sie wollen die L. s. zar Wurde eines Gewiihrsmangels erhoben wissen, and Herr Adam will schon bedeatende Erfolge davon gesehen haben, dass solches seit 10 Jahren in Baiern geschehen ist. Meiner Ansicht nach ist dieses wohl ein brauchbares und nützliches Hülfsmittel, das aber andere entschiedene Maassregeln nicht entbehrlich macht. Seine Wirkungslosigkeit wird sich nach einem oder 2 Jahr- zehnten herausstellen. Die Seuche wird unterdess noch tiefer wurzeln, und die demnachstige Tilgung noch schwieriger er- scheinen, wenn jenes Mittel nicht mit andern der Natur der- selben entsprechenden Maassregeln unterstützt wird.

Zwar hat die L. s. wohl alle Eigenschaften eines Gewahrs- mangels und sollte in allen Landern, wo nur benannte Gewahrs- mängel gültig sind, als solcher aufgenommen sein. In andern, wo die Normen des gemeinen Rechts gültig sind, ist sie es von selbst. Aber diese Aufnahme kann in veterinarpolizeilicher Hinsicht nur wenig nützen. Denn erstens erkrankt bekanntlich oft gar nicht das angekaufte mit der L. s. behaftete Stück selbst in deutlich erkennbarem Grade, sondern seine von ihm inficirten Stallgenossen, und wenn dieses eintritt, wird in der Regel die vorgeschlagene Gewahrs- oder Verjährungsfrist von 30 bis 42 Tagen abgelaufen sein , was auch selbst dann nicht

78 Mejer. 5 Fnc«

selten der Fall sein wird, weoD aoeh das gekaofte Stoek i^bst erkrankt, indem die IncobationMeit jene Frist oft übersteigt»

Was aber aaeh besonders der Wirksamkeit dieser Be- stimmong Eintrag thnn mnss, ist zweitens der umstand, dass die Senche ohne Section nicht mit der nothigen Sicherheit sn bestimmen ist. Da aber der Käufer nicht leicht ein Thier tod- ten lasst, so lange es Aussieht anf Genesung gewihrt, aof die Gefahr hin, dass anch vielleicht kein Gewahrsfehler gefanden werde, so kommt das Gesets nnr haoptsichlich dann sar Gel- tang, wenn ein Stock Vieh innerhalb der Gewahrsfrist ^It. Und selbst dann noch kann anter Umstanden der Zweifel er- hoben werden, ob es nicht eine acute Lungenentsnndnng mit Ausgang in marmorirte Hepatisation gewesen sei, was den Tod ▼eranlasste. In forensischer Hinsicht mnss Gewissheit vorliegen, wenn in polizeilicher Besiehang auch Wahrscheinlichkeit genügt.

Es fehlt bisher also in vielen Ländern entschieden an voU- stäadig der Natur dieser Senche entsprechenden Maassregeln. Nur von solchen ist Schutz gegen das Allgemeinwerden der- selben sa erwarten, und kann man sich nicht entschliessen, wie bei andern Seuchen auch bei dieser die Natur derselben und die Eigenschaften ihres Contaginms zur Richtschur für die Einrichtungen der polizeilichen Vorschriften zu machen, so kann man aqch die bisherigen halben Maassregeln nur vollends fallen lassen, die sich längst als ungenügend ausgewiesen ha- ben , indem trotz denselben sich die Senche immer weiter aus- breitet, die also das Publikum nur schädigen und belästigen, ohne wirklich wesentlich zu nützen.

Es ist jetzt dahin gediehen, dass sich die Staatsregierun- gen die Alternative zu stellen haben, entweder die L. s. all- gemein werden zu lassen, oder auf ernstliche Tilgung dersel- ben Bedacht zu nehmen. Die Früchte der bisherigen halben Maassregeln liegen klar genug vor. Wer in dieser Hinsicht noch Zweifel hegt, sei auf die citirten Sätze von Adam und

ober Lmigenseiiobe. 79

Straab im Repertoriam ond Ton K5hne im Magasio ver- wiesen«

Was non meine Ansicht hinsichts der an treffenden Til- gangsmaassregeln betrifft, so ist als erster Grandsatz hierbei fest zn halten, dass die L. s. ihrer schleichender, ver« kappten, langwierigen Natur halber jedes Stack Vieh, das ihrer aach nur verdachtig wird, zar fer- neren Zacht und zar Berahrang mit gesundem Vieh für immer nntaaglich, weil gefährich, gemacht habe. Dieser Grandsatz mnss alle Maasregeln beherrschen. Denn wenn es gleich aach far die Reconvalescenten dieser Seache einen Zeitpunkt geben wird, wo die wirksame Contagiambil- dnng aufbort, und somit die freie Verwendung wieder statt- haft erscheinen würde, so ist dieser Zeitpunkt erstens zu fern liegend, indem ja selbst 18 Monate nach eingetretener Recon- yalescenz durch solche Thiere Infcction erfolgte ; zweitens sol- len bei vorhandenen Sequestern in den Lungen Recidive der Seuche in demselben Individuum beobachtet sein; und drittens kann unter den blos verdächtigen nicht offenbar erkrankten die Seuche in ihrer schleichenden, occulten Weise fortdauern ohne erkannt zu werden , und die Thiere können in dieser Form die weitere Verschleppung derselben bedingen *).

In den Landestheilen , wo die Seuche noch weniger ver- breitet ist, was durchschnittlich solche sind, wo vorwiegend

') In dem hier benachbarten prenssischen Orte Rückweiler im Kreise St. Wendel brach 1867 die L. s. aus. Gemäss der dortigen Senchenordnnng ward die Sperre zwei Mal aufgehoben, bevor die Seuche beendet war. In Folge meiner Anzeige wurde dieselbe zum 2. und 3. Male verhängt und bei der dritten Sperranlage riss den £ingessen?n endlich dje Geduld. Die betrieffendea Viehbestände wur- den auf Gemeindekosten angekauft und. vertilgt^ und damit erst die Seuche beendet.

80 Mey^r, 6 Fngen

ViehsQcht getriebeo wird, und Ansfiibr besteht, mochte mei- Bteni sofort auf groDdliche Tilgung hiniawirken tein, da- dorch, dasB die loficirten Yiehbestinde getodtet nnd so weit brauchbar benatit werden. In dieser Weise wurde i. B. im ganien linksrheinischen deutschen Lande au yerfahren sein, in- dem hier allen Nachrichten snfolge die Seuche nur vereinzelt auftritt. (Man sehe z. B, die preussischen Mittheilungen aus den Veterinarbericbten von Müller und Roloff.)

In solchen Gegenden nnd Orten resp. Stallungen aber, wo die Seuche so sehr überhand genommen hat, dass die au- genblickliche Tilgung in obiger Weise zu kostspielig erscheint, kann eine Vorbereitungszeit gegeben werden, wahrend welcher dadurch, dass alles lungenseuche krank gewesene Vieh nicht allein, sondern auch alles durch Berührung mit solchem der Seuche verdachtige oder deshalb geimpfte Vieh von der Zucht und dem freien Ver- kehre auf immer ausgeschlossen und bald thunlichst zur Schlachtbank verwende.t werde.

Es ist zu erwarten, dass die Vorbereitungszeit nur in grossem Brennereien und Zackersiedereien etc. erforderlich werden wird und da dieselben mehr oder minder geniren wird, so werden die Besitzer schon von selbst bestrebt sein, sie thun- lichst abzukürzen. Dieses kann in der Weise geschehen, dass das neu anzuschaflfende Vieh in reine Stallungen gestellt und die Beseitigung des Verseuchten beschleunigt wird, was an- dern Falls den Umstanden nach anzuordnen der Behörde im- mer zustehen muss. Wenn freilich in grossem viehreichen Or- ten mit vielen verseuchten Stallen diese Maasregel durchge- führt werden muss, wird die Schwierigkeit grosser sein, aber dass ein so eingewurzeltes üebel mit kleinen Mitteln zu be- seitigen sei, wird kein Vernünftiger erwarten.

Es ist durchaus erforderlich, dass alles oberwahnte Vieh auf immer vom freien Verkehre ausgeschlossen werde, da man keine Mittel hat, die etwa vollständig genesenen von unvoll-

fiber Longeiiftafih«. Sl

ständig geheilten mit Sicherheit in unterscheiden. Nor moch- ten allenfalls rein pracantional geimpfte, nicht der Infection aus- gesetst gewesene Thiere anssnnehmen sein. Um dieses au sichern nnd Defraaden za Terhnten, kann es unter Umstanden noch empfehlenswerth erscheinen, solches Vieh sn zeichnen. Ein Brand- seichen am Home ist angenngend, weil es dort leicht vertilgt wer- den kann, nnd nicht alles Vieh Homer hat, weshalb ein Brand auf der Haut, etwa ober dem Hnftgelenk, erforderlich ist.

Ich bin nberseogt, wäre die schon in dem prenssischen Senchenedicte von 1803 angeordnete Maassregel des Brennens anf alles eben erwähnte Vieh nnd nicht aof das offenbar er- krankte eingeschränkt nnd angleich cooseqoent dorchgefalirt worden, die Seache wäre nicht zn der Calamitat erwachsen, die sie jetzt in der Welt bildet. Da man aber nnr das offen- bar erkrante Vieh zeichnete, nicht aber das die Mehrheit bildende gleich gefahrliche ans dem latenten Stadium genesene, so konnte die halbe Maassregel natürlich nidht anders als un- wirksam sein, und kam so, ohne anscheinend aufgehoben zu sein, ausser Gebrauch.

Zwar hat sich Herr Departementsthierarst Korb er in Merseburg im Magazin 11. Jahrg. S. 190. entschieden gegen die Anwendung von Zeichen erklart, die dem spatem Verkaufe nachtbeilig sein konnten« Aber er hat sich auch für die Auf- hebung der Sperre 6 Wochen nach dem letzten Erkranknngs- und 4 Wochen nach dem letzten Genesongsfalle erklart. Wenn Herr Korber Recht bat, so muss ich freilich entschieden Unrecht haben. Da ich aber nicht glaube, dass derselbe auch jetzt noch diese im Jahre 1845 aufgestellten Ansichten vertre- ten werde, obgleich mir seinerseits kein Widerruf bekannt ge- worden ist, so will ich darauf nicht näher eingehen. Im Ue- brigen bin ich jedoch mit den dort entwickelten Ansich- ten Korber's über die sonstigen« yoterinärpolizeilicken Maass- regeln einverstanden, sofern auch ich der Ansicht bin, dass

eine mittelbare Verbreitung durch andere Contagiumtrager bei Hag. t TUtrhtUk. ZXXVL 1. 6

88 Meyer, 6 Frugen Aber Limgenwwiche.

dieser Seache riel weniger leicht Statt findet, alt bei der Bin« derpest oder Aphlhenseaehe.

um aber in Torbeseiehneter Weise gegen die Seiiehe mit Erfolg Torsogeben, sind yersehiedene Reqnitite onentbebrlieh, ober deren Nothwendigkeit man sich keine Dlnsionen machen darf. Erstes Erfordemiss ist Geld sn den nnnmgaoglichen Bnt- schadignogen. Nach dem Vorgange des Bnndesgesetses gegen die Rinderpest ist aber wohl nicht so besweifeln, dass anch hier wie dort die Kasse des norddeotschen Bandes Anshnlfe leisten werde. Wenn die momentan weniger serstorend wirkt, wie jene, so ist sie Tcrmoge ihrer Daner doch nicht weniger wichtig nnd nachtheilig. Den Motiven so jenem €to- setse sofolge ist es anch schon in Erwagnng gewesen, ob nicht L. s. und Rots sofort mit aofsnnehmen seien. Zweitens ist eine Poliseibehorde erforderlich, welche die Macht nnd den Willen hat, die erforderlichen Maassregeln sachgemass dorch« snfahren, damit sich das Tran erspiel nicht wiederhole, das Tor 3 Jahren in England nnd Holland in Scene ging.

Drittens darf es nicht an Thierärsten fehlen, die ihre Pflich* ten kennen nnd erfüllen können, die sich also auch in einer solchen Stellong befinden, dass sie nnabhangig sind von ein- selnen Knnden, nnd dieser 3. Punkt ist kanm minder wesent- lich, wie einer der Torhergehenden, trots dem es mit der The- rapie der L. s. noch traurig aussieht.

Im Uebrigen bedarf die L. s. jedoch nicht der strengen Sperrmaassregeln , wie die Rinderpest, da dieselbe auf mittel- barem Wege durch andere Gontagiumtrager viel weniger leicht yerbreitet wird, wie diese. Hat doch die Erfahrung siemlich evident erwiesen, dass selbst das erkaltete frische Fleisch yon kranken Tbieren ohne Gefahr verkauft und yerbreitet werden darf und durch Dünger u. dergl. ist auch eine Verschleppung der Seuche nicht mit Sicherheit beobachtet.

Zur FormuliruDg einer Seuchenordnung fohle ich mich jedoch hier nicht berufen.

u

IV.

Jahresbericht iher in Pferdcspital ier KdiigUchei ThicrameischMle fv 1867 1868.

Ton Köhne.

Id dem Zeitraame vom 1. April 1867 bis nlt. Mars 1868 sind, wie die nachfolgende tabellarische Uebersicht ergiebt, 1216 grossere Hansthiere in das Pferdespital der Königlichen Thier* arzneischnle aufgenommen worden, Ton denen 852 einer £rit* liehen Behandlang unterworfen warden, 277 Thiere worden lediglich cum Zwecke der üntersnchong nnd Constatirnng yon Gewahrsmaogeln eingeliefert and 131 Ton diesen mit folgenden Mangeln behaftet befanden:

1. Dammkoller 17

2. Dampfigkeit 25

3. Eehlkopfpfeifen . . . . 31

4. Hartschnanfen * 2 5* Mondblindheit * 1

6. Grauer Staar * 5

7. Schwarzer Staar * * 2 Wahre Stfitigkeit . . . , 3 Strangschlagen 6

10« Epilepsie 1

11* ünbraachbarkeit * « 12 12« Bauch wassersacht . * 1

13. Zahnfehler 6

14. Ereuzsch wiche * 4

15. Huftlahmheit 2

16. Spat etc 10

17. Schulterlahmheit .... 1

18. Hornspalt « 1

19. Chronischer Eieferhohlencatarrh 1

20. Selbstaussaugen der Milch (Enh) 1

Summa

131 6*

84 K«ha«, Jj

Ueber dieae, sowie ober einige eadcre Kraakbeitee (s« B. Rots) worden entliehe Biklinugen ertheilt. 111 Gederer ge- storbener oder getodteter Pferde worden seeirt, nnter den enteren befanden neb 41 Ton solehen Pferden, die an Kolik oder Dennentsnndong gelitten betten nnd nnter den letsteren 17, welche mit der Rots-Wormknnkheit behaftet waren.

Bei der Obdnetion der an Kolik resp. Darmentsnndong gestorbenen Pferde ergaben sieb nachstehende oiganische resp, Lagen- Veriodemngen : 5 Mal eine Magen- oder Darmserreissnng, 8 Mal eine DarmTenohliDgnng, 2 Mal eine Binsdinnmog des Darmes dnreh ein Afterprodnkt, 2 Mal ein Hodensackbrneh, 1 Mal eine Zwerchfeilsserreissnng, 6 Mal eine Ansehoppnng der Contenta vor der Häftblinddarmklappe, 1 Mal eine ToUstandige BiDstolpoDg ded Blinddarms in den Qrimmdarm. In den meisten anderen Fallen war eine Anhaofnng von Fnttentoffen, welche grosstODtheils ans an knn gesehnittnem Häcksel bestanden, als Unache der Kolik nnd des Todes ansnsehen.

Im Gänsen stellte sich wahrend des in Rede stehenden Zeitraumes das Morbilitats- ond Mortalitats-Verhaltniss nnter den Pferden als ein gäostiges herans, wie dieses in denjenigen Jahren erfabmngsgemass Hegel ist, in welchen die Futterpreise eine ongewohnliche Hohe erreichen. Ins Besondere ist ein nachtheiliger Bioflnss der wahrend des gansen Jahres vorwal- tend herrschend gewesenen nasskalten Witterung auf die Ge- sundheit der Hausthiere nicht nachweisbar. Zum Theil hat auch die als Nachwirkung der Kriegsverhaltnisse sich allgemein geltend machende Geschäftsstille die Besitser öffentlicher Fuhrwerke, welche unser Spital vorsugsweise frequentiren, dasu Tcranlasst, ihren Pferdebestand auf ein Minimum sn reduciren nnd in Krank« heitsfälien den Aufwand von Kurkosten möglichst su yermeiden. Influenza und sonstige acute Affectionen der Athmungsorgane waren ungewöhnlich selten; überhaupt machte sich ein Genius episootions in keiner Richtung geltend.

pn ISe? - lB«t.

TabdlulMihe Vcbwddit der TOrttkoi t8«T6S.

'h - C<inf[Hlion . . . - Amte RehirDwutenacbt . .

nkoller

AnpenFDitQndang .... CiMrrh der Luftweg» . . .

BrluDe

fremde EOrper in Sehlande I^Menblaten

I. In

irlicbe Kmiikheitei

llruiB, Binbrhe

KdU- und WurmveTdacbt . .

Roll nnd Wurm

sr Hot(

Typhui pelerhialil . . . LuDgenentiündung ....

I.ungrnwuche

Chroniicher Hcnfehter . .

Itrniilw «Menü cht

eribvuteiwMieriiicht . .

InflueoH

(iiiirieiaDia*

Kolik

Dirmentumdnng

Innere Verhluluag . . . . Kierenenliündaog ....

Lanleratiill

Ver*chlag

KreutlAhmuDir Oder Scbwlcbe

TeMnui idiopalhicH . , . .

Ireaineiico* . . . .

Erytipelit and EinicbnH . .

Br*D<l-Minke

llauUuucblig

Allgemeiaej Haateoipbjtem

Köhne, Jahncbwlelit

as

Beieichnunf der Krankheiten.

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1

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1

1

1

1

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1

tt.n.pe,l.

461

II. Aenoerliche Krankbeilei

LihmheiKn diverie

Verlcttangen und QueUchnngeu .

Koocheg brache

Piulet Sirahl

111. Op«rilion«ii.

Zabnaaiiiehen

Castralion

Enlropium

Trepanation

Coupiren dei Schweife* . . .

Tenotomie

ZahoBilel

i eislirpiren

WiderräBlGatein

SaameüilringflalelD

Hnfknorpel Gatein

Eulirparion von Aßerproduclen

Darmbrücfae

Zam Beacblag geworfen . .

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IV. Nichl behandelt.

Onlerauchong a) bealSligt . .

ant b) nichl bealSligl

GewihrimAnget c) iweifelfaafi .

pro 1867 1868. 87

Besondere bemerkenswertbe FUle*

1. Diphtheritis der Lnftwege.

a) Eine acht Jahr alte SchimmeUtote, ober welche ein weiterer Vorbericht nicht an erlangen war, aU das« sie sich seit 5 bis 6 Tagen krank geseigt habe, zeigte sich bei der Ein- lieferang in das Spital so matt nnd hinfallig, dass sie sich ent- weder mit dem Hintertheile gegen die Wand lehnte oder sich trotz der grossen Athembeschwerden anf knrze Zeit niederlegte* Neben dem anfanglich gelinden asthenischen Fieber bestanden an allen vier Schenkeln Oedeme, die Sabmaxillar-Drosen nebst deren ümgebang waren sehr stark angeschwollen, hart, wenig schmerzhaft Die Nasenschleimhaot war mit Petechien besetzt nnd ans beiden Nasenoffnongen fand Abflnss einer graorothlichen, chokoladenfarbigen ond obelriechenden Masse statt. Appetit nnd Dnrst waren ganz onterdröckt, so dass von dem in das Getränk gemischten Acidam mariatienm nar sehr wenig aufge- nommen warde. Nachdem sich Fieber- nnd Athembeschwerden schnell gesteigert, starb Patient nach dreitägiger Behandlung nnter den Erscheinungen der Erstickung.

Section: Lippen, Augenlider, Kehlgang, untere Bauch- flache und alle 4 Beine stark odematos geschwollen ond in dem subcutanen Bindegewebe dieser Korperstellen eine gelbsulzige Infiltration; die Submaxillar- Drusen geschwellt und mit einem blutigen Serum durchtränkt ; das Herz und die grossen Gefasse mit srhwarzem, theerartigen Blute angefüllt; unmittelbar unter der Pleura pulmonum und im Innern der Lungen zahlreiche Cayemen Ton Erbsen- bis Wallnussgrosse, sämmtlich eine dick- flüssige, rothlich-graue, chokoladenfarbige, höchst übelriechende Detritus-Masse enthaltend; an den unteren Rändern beider Lun- gen ein sechs Zoll breites Lungenödem , die Bronchien mit einer schmutsig-rothlichen und schaumigen Masse fast angefüllt; im Kehlkopfe nnd in der Trachea bis an deren erste Theilung zahlreiche bis tief in die Mucosa dringende Defecte von ver-

88 Kohne, Jahresberleht

•obiedener Form nod Grosse ond mit anregelmSssig gelackten Rändern«

Die mikroskopische Untersuchong der nächsten Umgebung dieser Usaren ergab nirgends eine Spar von Neabildang ad- liger Elemente, sondern aberall lediglich fettige Degeneration, i. e. Diphtheritis.

Die Ursache derselben konnte nicht festgestellt werden, doch ist ansnnehmen, dass irgend welche deletaere Stoffe in die Luftwege and Langen des Pferdes gelangt, den nekrobioti- schAn Prosess angeregt haben, and dass yon diesem alle die übrigen pathologischen Veranderangen abhangig gewesen sind, welche darch JaacheJntoxication und Kohlensaure- Vergiftang des Blutes den Erstickungstod herbeigeführt haben*

b) Der nachstehende Fall yon Diphtheritis simulirte noch mehr die Symptome der acuten Rota-Warm-Krankheit, da der Ausfluss and die Eehlgangs- und Leisten-Drusen-Anschwellung sich nur rechterseits aeigte und auf der rechten Seite der Na- senscheidewand sich zahlreiche sackige Usuren mit gelbröth- lieber Umgebung und an den Ljmphgefassen der rechten Seite der Brust, sowie an der Innern Flache des rechten Hinterschen- kels scharfbegranzte Beulen von Wallnussgrösse sich fanden and alle diese Erscheinungen anter Fiebererscheinungen in we- nigen Tagen sich ausgebildet hatten. Da jedoch bei der See- tion des getodteten Thieres nirgends Rotzknoten nachgewiesen werden konnten, und jene Knoten unter der Haut, sowie die bis in den Kehlkopf reichenden GcBchwure nur eine aus fetti- gem Detritus bestehende pariforme Masse enthielten, blieb es zweifelhaft, ob acater Rotz oder lediglich Diphtheritis and Sep- ticaemie vorlag.

Herifehler.

a) Bin Pferd der hiesigen Fenerwehr, schon lange als dampfig bekannt, aber nicht arztlich antersacht, wurde, nach-

pro 1867 1868.

dem es eine aDttreDgeode Fahrt gemacbt, in das Spital einge- liefert nnd seigte folgende Erscheinungen.

Allgemeiner Ernahrangssastand siemlich gut; Blick lebhaft, aber aogstlich; Nasenschleim baat nnd Conjanctiva cyaootisch; Manl trocken; Extremitäten eiskalt, partielle kalte Schweisse am Rnmpfe; 70 leere, kanm fühlbare Polse nnd 60 höchst an« gestrengte Athemznge M. ; Hersscblag nnregelmassig nnd so pochend, dass das ganse Thier mit erschnttert wnrde nnd der fortgepflanste Hersschlag an allen äusseren KörpertheileD ge« fahlt werden konnte.

Nur ein einsiger Heriton hörbar, das vesicnlsre Geräusch durch den prellenden Hersscblag und das Sausen der Luft in den Bronchien verdeckt; Tod nach 12 Stunden unter snffocato- riseben Erscheinungen.

Section; Leber hjpertrophirt, weich, heller gefärbt in Folge einer Wucherung des interacinosen Bindegewebes; am rechten Leberlappen und an der Mils ein blntiger Tumor; die Rindensnbstans der Nieren durch interstitielle Wucherung sde- rotisch.

Beide Lungen, besonders die linke mit schwtfrsem theerar« tigen Blute angefallt, mit mehreren apoplektischen Heerden im Innern, die rechte Herzkammer stark dilatirt bei normaler Dicke der Wandung; die Tricuspidales sehnig weiss nnd verdickt, die mittlere auf halbe Grösse susammengeschrumpft, rechtes Ostinm nebst Vorkammer b.edentend dilatirt,

b) Das 7 Jahre alte Reitpferd eines hohen Besitzers hatte seit 3 Monaten einen prellenden Herzschlag ohne erhebliche Athembeschwerde gezeigt. Diese war erst in den letzten Wochen eingetreten, so dass Unbrauchbarkeit zum Militair-Dienste die Folge war« Nachdem sich ein die ganse untere Bancbflache ein- nehmendes Oedem eingestellt, wurde das Pferd dem Spitale übergeben.

Status praesens: das Pferd, angloarabisches Blut, war nur mittelmassig genährt, hatte struppiges Deckhaar, einen angst-

90 Köha«, Jj

liflheD titerea Blick, blatte Sdileiahista, tia roa der det Brattbeiat Int saai S^aabeia racbeadet 4 Fiager dicket nad S Fott breitet Oedem, kable BztreMititea, tpartaaie Ent- leeniag eiaet daaklea triibea üriat oad brtüge Daimdijeetio« aea, fett gar keiaea Appetit, aber sieadicb regea Dont, 80 90 kleiae aaregelmittige Palte aad 18 aagettreagte Atheaisage p. M. ; bit sa dea Parotidea biaaof tiehtbarea Veaeapalt, eiaea aa beidea Brattvaadaagea deatlich fablbarea, aaregelaittigea HerstcLlag; eia tiefet, tchwiireadet Geriatcb liett tich aach je- dem tjttolitehea Toae deatiidi wahraehaiea. Biae geriage Korperbewegnag, a. B. aar dat Henuatretea im Staade, Ter* artachte eiae aoffalleade Betdileaaigaag der Henaetioa. Dat Pferd warde darch dea Brattttieb getodtet.

Seetioa: la der Baaehhohle ca. 30 Qaart eiaer bell- weiagelbea, klarea Flattigkeit, tammtliche Meteaterialdratea oe- dematot getchwellt; aa der hiaterea Flache der Leber mehrere 1 3 Zoll im Dorchmetter groite, weitte, gegea J Liaie dicke tehaige Flecke voa eiaer fraherea Perihepatitit herrah- reod. Die Leber weaig hjpertrophirt, derb aad aaf der Sehaitt- ilache ertchienea die daakelrothbraaaea Adai mit geibliehweit« tea Biadegewebttagea amgebea; die Nierea getchw^t. Im freiea Raame der Bratthohie 2 3 Qaart gelblich klarea Wattert, Pleara palm« a. cost. intact, der Hersbeotel aber darch ca. 4 Qaart dertelbea Flattigkeit eaorm aatgedehat, dat Hera telbtt aaf dat Doppelte teiaet Volamea hypertrophirt, tagleich ia teiaer Sabttaas tehr tchlaff (dilatirt), aad roa blatt roth- licher Farbe. Betoadert der liake Veatrikel, dettea Ottiam aad der linke Vorbof erheblich erweitert, die Wandaagea det letiteren tehr yerdannt; das Eadocardiom aa eintelaea Stellea, betoadert ia der Nahe der Klappen mit sog. SehDenfleoken be- tetet; die Mitralklappea telbtt verdickt, mit vielea Tcrkalkten Knötchen dnrchtetit, ihre Rander anfgewnlttet and vertchrampft. Aehalich warea die pathologischen Veraaderangen am rechten Herzen, aa den Tricnspidal-Klappea etc. Die blattrothea,

pro 1867 1868. 91

poflfig aoEufahlenden Lungen fielen nach der Eroffnang dea Tho« rax viel weniger snsammen, die Bronchien enthielten eine schaamige blaesrothe Flaesigkeit und das untere Drittheil bei- der Langen zeigte sich 8er5s infiltrirt.

Wahrscheinlich hatte das Leiden mit einer Endocarditis begonnen, diese aar Bildung der erwähnten Sehnenflecke, aar Verdicknng, Retraction and Insafficiens der mitrales and tricas- pidales, snr excentrischen Hypertrophie beider Ventrikel and Vorhofe, demnächst sar Rackstaaang des Blates io die Polmo- nal- and Abdominal- Venen cnd auletst dorch Transsadation an Lungenödem, Hydrops pericardii and Ascites geführt.

c) In einem anderen Falle von schleichender Pericarditis wurden ca. 30 Quart eines hellgelben, klaren Serums in dem natürlich sehr ausgedehnten und durch plastische Auflagerungen sehr verdickten Herzbeutel gefunden.

d) Ausserdem kam noch ein Fall von cordialer Dampfig- keit zur gerichtlichen Gonstatirung.

3* Verdachtige Druse.

a) Das nun fast schon zwei Jahre verdächtige Pferd,

dessen im vorigen Jahresbericht erwähnt worden, wurde am 15.

Februar d. Js. auf Wunsch des Besitzers trepanirt und es fand

sich in der Stirnhöhle desselben ein Polyp. Im Uebrigen ist

das Pferd bis auf den einseitigen Nasenansfluss anscheinend

ganz gesund, und durch Verkauf unserer weiteren Beobachtung

« entzogen.

b) Eine erst 4 Jahre alte Stute hatte unter Erscheinun- gen der verdachtigen Druse im rechten oberen Nasengange ein Afterprodnct, welches sich dem Gefühle als ein verknöcherter Polyp darstellte. Nach der Exstirpation desselben ergab aber die mikosoropieche Untersnchung, dass es ein Osteo-sarcom war. Eine Repnllulation des Afterproduktes ist daher wohl mit ziem- licher Sicherheit zu erwarten.

c) Ein anderes Pferd, welches seit Monaten ausser den Er-

93 Köhne, JfthreslMriolit far 1867—1868

seheinnngeD der verdacbti^en Drase an dem hiDteren Rande des üoterkiefem eine Gesehwnlst tod der Grosse einer Doppelfanst hatte, die das Pferd am Schlingen hinderte, warde getödtet ond die Section ergab:

Gancroid des linken Oberkieferbeines, cancroide Nenbil- dongen in den Sabmaxillar- nnd Bagdrnsen, aber keine Spar Ton Rots.

4) Bin grosses, starkes Kntsehpferd, Trakehner Race mit penetrirender Spronggelenkswnnde, verlor, wie sich durch wie- derholte Zahlung der abfliessenden Tropfen und Berechnung ergab, wahrend 8 Wochen ca. 90 Pfd. Synovia, magerte trots des fortwährend guten Appetites bis cum Skelet ab, erholte sich aber nach Heilang der Wonde sehr sehneil and warde wieder vollkommen dienstfähig.

5. Gararin and Morphium aceticam gegen Tatanas.

Einem Pferde, welches am Tetanus idiopathicns litt, wur- den in einem Zeiträume von 4 Wochen mehrere Male Gurarin : grm. 0»03 0,045 mit aqua dest. grm. 4,0 hjpodermatisch injicirt und nachdem die durch die Operation verursachte Aufregung vorüber war, trat jedesmal ein Nachlass des Krampfes, der Herz- und Athem Beschleunigung und schliess- lich eine Heilung des Tetanus, aber trots des guten Appetites sugleich eine solche allgemeine Schwache ein, dass das Pferd getödtet werden mnsste,

Morphium aceticum an grm: 0,3 1,0 taglich in dersel- ben W^eise einem anderen Pferde applizirt, war von Genesung begleitet.

V.

Heber KMchfB-NenbiMoDgfB an dei serds« flästeit

Von Garlt. (ffiena die Abbildangen auf Tafel L)

Die anatomische SammlaofE der Thieraraneischole enthalt eine Anzahl von verschieden geformten, am Baochfelle, im Ge- kröse, and im grossen Netx entstandenen Knochen-Nenbildan* gen vom Rinde, Seh weine und Hnnde, die ich hier beschreiben will nnd die sam Theil aaf der beifolgenden Tafel abgebildet sind.

1. Am Bauchfelle, in der rechten unteren Flankenge* gend, einer Kuh fand Herr Kreisthierarzt Ein icke eine 7 Zoll lange, 24 Zoll hohe Knochenkapsel, deren Höhlung nach der Baachhoble nnd deren Woibnng nach den Baachmnskeln hin gekehrt war. In der Aushöhlung dieser Knochenkapsel befand sich ein Theil des Darmes. Die Entstehung dieses Gebildes erklare ich mir in folgender Weise. In Folge einer ezsndati- Ten, örtlichen Entsnndung des Bauchfelles verklebt ein Darm* stuck mit dem Bauchfelle und ans dem reichlich abgelagerten Faserstoff bildet sich Knorpel und endlich Knochen, welcher als Kapsel das Darmstück von oben nnd unten einscbliesst. Die Veranlassung zu dieser ortlichen Entzündung des Bauchfelles ist in den bei Schweinen vorkommenden Fällen dieser Art die Verwundung bei der Castration weiblicher Thiere (s, unten); da aber bei dieser Kuh eine Verwundung des Bauchfelles nicht stattgefunden hatte, so war die Entzündung wahrscheinlich durch eine heftige Quetschung, vielleicht durch einen Stoss mit dem Hörn von einem anderen Rinde, entstanden.

2. Von castrirten weiblichen Schweinen besitzt die Sammlung vier Präparate dieser Art, nämlich zwei grosse Kapseln und zwei Knochenplatten mit bepnnender Kapselbil- dnng an der Fläche, welche der Bauchhohle zugewendet war«

94 Garlt, Knochen -Neabfldimg

Sie wurden von den Herrn Rehrs, Lehnhardt II., Leh- mann und Wolff eingesandt.

Die vom verstorbenen Kreistbierarst Rehrs (damals in Ibbenbahren) übersandte Rnocbenkapsel (er nannte es Dose) ist 6 Zoll lang and 2^ Zoll hoch; sie befand sich in der lin* ken Flanke eines casürten weiblichen Schweines, üeber das am lebenden Thiere Wahrgenommene sagt er: Das nngefahr 10 Wochen alte Schweinchen hatte an der genannten Stelle (wo der Einschnitt bei der Castration gemacht worden war) eine harte, begrenzte, wenig schmerzhafte Geschwulst. Es versagte das Fntier, erbrach sich und litt an Verstopfnng. Diese wnrde zwar durch Anwendung von Glaubersalz gehoben, kehrte aber oft wieder, daher wurde das nun 88 Wochen alte, massig ge- mastete Schwein geschlachtet. In der Aushöhlung der Eno- chenkapsel war eine Schlinge des Dünndarmes fest angewachsen.

Die von Herrn Ereisthierarzt Lehnhardt II. eingesandte Knochenkapsel ist betrachtlich grosser, als die eben beschrie- bene, denn sie ist 9 Zoll lang und 6 Zoll hoch. Die etwa am lebenden Schweine gemachten Beobachtungen sind nicht mitgetheilt worden.

Die beiden Enochenplatten mit beginnender Eapselbildung sind, jede, 3 Zoll lang und 2 Zoll hoch; in der kleinen Kap- sel lag aach ein Theil des Darmes.

8. In dem Gekröse fetter, geschlachtet erSchweine wurden zweimal Knochen - Neubildungen sehr eigenthumlicher Art gefunden; das erste Präparat dieser Art wurde von dem verstorbenen Kreisthierarzt Meinicke in Nordhausen, das an- dere von dem Herrn Thierarzt Mann in Prenzlow der Samm- lung geschenkt. Das ganze ist einem Corallen- Gerüst nicht unähnlich, indem dünnere und dickere Knochentheile somit ein- ander verbunden sind, dass sehr verschieden grosse freie Zwi- iohenraume bleiben, die mit Fett ausgefüllt waren.

üeber die Art des Zustandekommens dieser seltsamen Kno« ohenbildnng kann ich mir keine Vorstellung machen; dass sie

an den serSfra Hintan« 96

aber den damit behafteten Thieren nicht besonden nachtheilig gewesen sind, scheint ans der reichlichen Fettbildnng henror- sngehen«

Im grossen Nets eines an Banchwassersncht gestorbenen Hnndes fand ich eine Ansahl sehr yerschieden gestalteter KDOchcD. Die meisten sind 1 Zoll lang , 1 Linie bis 1^ Linie dick, nnd haben Aehnlichkeit mit Fotos-Rippen und mit den ersten Zehengliedern des Hnndes. Andere sind nach einer Seite gewölbte nnd nach der andern ansgehohlte 1 Zoll grosse Knochenplatten, die mit Schadelknochen Aehnlich- keit haben. An einigen dieser letzten findet sich in der Aos- hohlang eine kleine Haar-Balggeschwost.

Man konnte hier an eine Banch- Schwangerschaft denken, aber die Knochen sind far die eines Fotns zn gross*

Ich kann nber die Entstehnng dieser Knochen aoch keine Brklarnng geben.

Erklärung der Abbildangen auf Tafel I.

Fignr 1. Die oben beschriebene Knochenkapsel vom Banchfelle der Kuh*). (Halbe Natnrgrosse),

2. Knochenplatte mit beginnender Kapsel» in welcher eine Darmschlinge lag; von der Flanke.eines castrirten weibli^henSchwei- n e s. (Natargrosse).

3. Das Knochengerüst ans dem Gekröse eines Schweines. (Halbe NatnrgrSsse)*

4, Rnndliche Knochen ans dem grossen Nets eines Hnndes. (Natnrgrosse).

5. Platte gebogene Knochen, einer mit einer Haarbalggeschwnlst, ans demselben Nets eines Hnndes. (Natnrgrosse).

»♦

)9

*) Der hier abgebildeten Knochenkapsel sind auch die grosseren beim Schweine yorkommenden und im Text beschriebenen ähnlich.

VI.

Die Krf^ni der CIcsctigeiNng iWr to lililmuid.

Von Dr. Kanti, Chimrgii« forenais des KreiMS Wandeben.

Du Bedorfoiss einer Reform der SanitäUpoIisei im Preoeti- sehen Staate ist swar ein allgemein gefühltes ond anerkanntes; wir halten es fSr verwegen, ober die Bedfirfnissfrage nberhanpt noch disentiren sa wollen. Wo man hinblickt im praktischen Leben, nberall entdeckt die Beobachtung, wenn sie den sani« tats poliseilichen Standpunkt festhält, Mangel, Nichtsthnn, Un- klarheit and Unfähigkeit, Zustande, wie sie sa Zeiten eines der Gegenwart aas aller Perspective gekommenen Wissenschaft* liehen Standpunktes und an vergleich lieh weniger ausgebildeter Verkehrsverhaltoisse villeicht für angemessen befunden werden konnten, die jedoch der Gegenwart, deren höchste Gulturvor- znge vorzugsweise darauf beruhen, dass sie mit möglichster Freiheit des Verkehrs eine gewissenhaftere Sorgfalt für die öf- fentliche Hjgiene überall thnnlichst sa verbinden sich bestrebt, keineswegs mehr au entsprechen vermögen.

Dessenungeachtet giebt es noch Parteien, die die Noth- wendigkeit einer Reform laagnen, entweder weil sie dem Ge- genstande nicht mehr gewachsen sind, oder bei der Schwierig- keit der Sache es am bequemsten finden, wie Vogel Strsuss den Kopf in den Sand su stecken und su denken, die G<^fahr, die sie dann nicht sehen, sei nicht da; oder endlich, weil sie, das alte Hergebrachte einem ungewisssen Neuen vorsiehend, es für hinreichend ausgeben, an den bestehenden Verhältnissen keine Abänderungen ansubringen, die hie und da unwesentli- chem Schaden wirklich absuhelfen vermögen, im Grossen and Gänsen aber die bisherige Insolvenz der Sanitatspolizei anver- mindert weiter bestehen lassen. Die Vertreter der letzteren Kategorie sind sicherlich die der Sache schädlichsten; denn es

Euntz, Reform der Gesetzgebung über Milzbrand. 97

ist ohne Zweifel vorzasieben, antiqnirte Verhältnisse so lange nnverandert sa erhalten, bis ibre Unseitgemassbeit endlich nn- abweisbar wird, alt sie ein Wenig zazastatzen and dann zo be- haupten, dem ßediirfniss der Gegenwart sei aberhanpt Genüge geschehn , wahrend doch letzten Falls nur an einigen Pankten Stutzen angelegt worden sind« Steht das bisherige Sanitats- polizeiwesen auf einer unrichtigen Grundlage, so können na- türlich äussere Anbauten und Verpntzungen die Schäden nicht decken, an welche sie gar nicht heranreichen.

Seitens der Staatsbehörde ist indessen das Reformbedurf- niss mittlerweile auch anerkannt; die Regierungen sind beauf- tragt Gutachten einzusenden, gerade zur rechten Zeit, da zu gleicher Zeit die Reform des Medicinalwesens sich vollzogen hat. Die Aufhebung der Pfuscherei verböte wird bei der Be- arbeitung des Gegenstandes in Anschlag gebracht werden mns« sen und unserm Dafürhalten nach dabin drängen, eine mög- lichst energische continnirliche Thätigkeit des Sanitätspolizei- personals als Erforderniss aufzustellen. Letzteres ist conditio sine qua non jeder Sanitätspolizei, die von Erfolg sein soll.

Die medizinischen Fachjournale haben dies Alles bereits eingehend besprochen und dabei mit besonderer Vorliebe die Organisation des Personals in's Auge gefasst, ohne zu einem rechten Abschluss oder zur Annahme conformer Grundsätze zu gelangen, ganz naturlich, da hier ein dritter Faktor, die Staats- behörde mit redet, welche die Sache aus noch andern Gesichts- punkten auffasst, dem die Autoren eine sehr verschiedenartige Rücksichtnahme zu Theil werden lassen. Das eigentlich Orga- nisatorische überlasse man dem Staate; es dürfte weit erspriess- licher sein, sachlich zu verfahren, die Sache für sich selbst plaidiren zu lassen, d. h. aus dem praktischen Leben einen coDcreten Gegenstand, der die öffentliche Hygiene berührt, auf- zugreifen und daran zu zeigen, was geschehen müsse, um diese zu schützen; es ist nicht schwer, einen solchen zu finden^ wir

Mag. C Thlerbeilk. XXXYI. 1. 7

98 Kontz, Reform der

bemerkten schoD, aof Schritt and Tritt leigt sieb die Unsnlang- liebkeit der bestehenden gesetslichen Einrichtangen.

Die Gesetzgebung bezüglich der Rinderpest ist kurslich in einer den Zeit- und Verkehrsrerhaltnissen entsprechenden Weise geregelt worden. Das war allerdings eine brenneden Frage der Gegenwart: wir haben es uns in Nachstehendem zur Auf- gabe gemacht nachzuweisen, dass die Milzbrandfrage, deren Existenz unzweifelhaft eine sehr reelle ist, eine nicht minder dringliche sei. Das ungemein verbreitete Auftreten des Milz- brandes unter Menschen und Thieren im Sommer des Jahres 18G8 hat den Gegenstand von Neuem nahe gelegt und mahnt drin- gend dazu Hand an's Werk zu legen, um diese Frage zur definitiven Entscheidung reif zn machen.

Der Milzbrand ist unstreitig die wichtigste und gefahr- lichste der auf den Menschen übertragbaren Zoonosen, da er an Verbreitung und Häufigkeit die beiden andern sanitatspoli- zeilicben, Rotz und Hundswuth, bei Weitem übertrifft *), Er verdient deshalb vorzugsweise Gegenstand der Untersuchung und Ueberwacbung zn werden; genaue statistische Ermittelun- gen würden das übcrrascheode Resultat ergeben , dass bei Wei- tem mehr Individuen daran erkranken und zu Grunde gehen» aU der oberflächlichen Beobachtung wahrscheinlich dünkt; das Jahr 1868 würde hierzu vermuthlich sehr traurige Belage liefern.

Es wird allgemein angenommen, dass der Milzbrand beim Menschen selbst unter den vortheilbaftesten Bedingungen nie orginar entsteht, nicht einmal eine besondere Disposition dafür zu statuiren ist, dass er ausschliesslich durch mittelbare oder unmittelbare Uebertragnng des thierischen Virus dem mensch-

^) Maul- und Elauenseuche, Räude sind zwar anch übertragbar, indes 3 ganz irrelevant; ebenso ist es noch zweifelhaft, inwieweit die Rinderpest, die nach Englischen Beobachtern übertragbar ist, sanitäts- polizeilich von Wichtigkeit werden kann Ein Englischer Thierarzt soll einer Infection mit Rinderpestcontagiam erlegen sein.

Gesetzgebung über Milzbrand. 99

liehen Korper eingeimpft wird. An einer gesteigerten Häufig- keit menschlicher Erkrankungen bei gleichen Steigerungsver- haltnissen des thierischen Milzbrands kann also nur der Man- gel an Schutzmitteln oder Maasregeln die Schuld tragen, wie denn auch trotz aller detaillirten Bestimmungen des Regulativs vom 8. August 1835 ein effectivcr gesetzlicher Schutz thatsiich- lieh nicht stattfindet.

Schon in der Schwierigkeit statistischer Ermittelungen be- gegnet uns die Insolvenz der bisherigen sanitätspolizeilichen Bestimmungen. £s ist nicht zu bezweifeln , dass eine grosse, wenn nicht die grossere Anzahl der vorgekommenen menschli- chen Milzbranderkrankungen nicht zur Cognition der Behörden gelangte. An die Erfüllung der Vorschriften , welche die poli- seiliche Meldung vorschreiben, denkt der Praktiker ebenso wenig als die Ortspolizeibehorde selbst; das materielle Interesse ge- bietet sogar in sehr vielen Fällen dem Arzte, wie dem Orts- vorstande und dem Tbierarzte die Geheimhaltung vorgekomme- ner Erkrankungen *). Noch weniger aber wird man die Mel- dung seitens derjenigen erwarten können, die (wie namentlich Hirten) sich selbst curiren oder von Pfuschern curircn lassen.

Wir wussten in der That auch nicht, wie bei der gegen- wartig bestehenden Organisation der Sanitätspolizei diesem Ue- belstande abgeholfen werden könnte; muss es doch überhaupt zweifelhaft erscheinen, ob selbst bei der geschäfligsten Thätig- keic der amtlichen Organe hierin eine Controle von solcher Vollkommenheit werde erzielt werden können, wie sie die Zu- verlässigkeit statistischer Ermittelungen wnnschenswertb erschei- nen lässt. Indessen werden, wenn jene nur erst in die Lage versetzt sind, in regerem Verkehr mit ihren respektiven Be-

*) Wir vfissen ans dem eignen Munde eines Thierarztes, dass dieser, als er wegen Unterlassens der vorgeschriebenen polizeilichen Meldung zur Bestrafung gezogen werden sollte, dem Ortsvorstande mit der Feindschaft des betreffenden Viehbesitzers drohte und straffrei ausging

7*

100 Euntz, Reform der

sirkeo sa treten und in innigerem Gonnexe mit den Gesand- heitsrerhultnissen derselben zvl bleiben, immerhin wenigstens

*

annähernd richtige statistische Ergebnisse zu erwarten sein.

Ueber die die poliseiliche Meldung und die weiteren ge- setzlichen Bestimmungen enthaltenden Paragraphen spater aus- führlich. Zunächst sei es uns vergönnt, zur Rechtfertigung des Nachstehenden von den Verhaltnissen, welche die nächste Ver- anlassung dazu gaben, etwas Spezielleres noch vorauszuschicken.

In der sonst milzbrandarmen Stadt W. und deren Umge- gend trat im Jahre 1868 wie allenthalben in Norddeutschlaod die Krankheit bei Menschen und Thieren in der heftigsten Weise auf. Die der Entstehung des Milzbrands bei Thieren gunstigen Witterungsverhaltnisse waren in höchster Vollkom- menheit vorhanden : excessive Hitze mit kurzen, wenig Regen bringenden Gewitterschauern ohne consecutive Abkühlung der Atmosphäre. Die Nebenumstande waren folgende..

Eine aus der Provinz Posen durch einen sogenannten Trei- ber hierher geholte Schafheerde kam gesund sn, erlag jedoch hierselbst zum grossen Theil sehr bald der Blntseuche; neben den Einflüssen der Witterung mochten Ermattung der Thiere, ungewohnte Fütterungsverhaltnisse zu deren Erkrankung beige- tragen haben. Aehnlich ging es mit einer zweiten Heerde. Jetzt trat die Seuche auch in der Umgegend und zwar nicht bloss beim Wollvieh, sondern auch bei Pferden, Rindvieh und Schweinen (bei diesen anscheinend sehr vei breitet) auf. Die Zahl der Erkrankungsfalle bei Schafen belief sich vielleicht auf einige Hundert, beim Rindviehbestande eines bestimmten Gutes auf ca. zwanzig.

Polizeiliche Meldung wurde im Allgemeinen nicht erstat- tet. Die crepirten Schafe wurden theils abgefeilt, theils mit dem Felle an den benachbarten Abdecker verkauft.

Das gefallene Rindvieh wurde ebenfalls zum grossten Theil dem Abdecker überliefert; es leidet jedoch keinen Zweifel, dass erkrankte Thiere in der Schnelligkeit noch an sogenannte Pol-

GesetzgebaDg über Milzbrand. 101

kaschlachter der Umgegend verkaoft worden. Das mit mils. brandigen (braanekranken) Schweinen vorgenommene Verfah- ren ist ähnlich; es scheint jedoch, als ob das Pablikom vor dieser einen grosseren Degoat besasse als vor miUbraodigem Rindvieh , selbst die arbeitende Klasse , obwohl für sie der Ver- last am empfindlichsten ist.

Im Gefolge des thierischen Milzbrandes traten nnn nach- stehende Falle von Infectionen beim Menschen auf.

1. K. P., Fntterknecht, hat an Milzbrand gefallene Schafe abgefeilt and im Geheimen den Cadavern den Talg aasgewei- det; directe Uebertragang des Giftes. An beiden Händen and Vorderarmen verbreitetes pockenartiges Exanthem (den For- men von Varizelle, Varioloid and Variola entsprechend) mit diffaser pflegmonoser Entzündung ond odematoser Anschwel- lung der obern Extremitäten. Incisionen, Cauterisation. Nach ca. 60 Stunden Tod.

N. M., Futterknecbt, hat mit milsbrandkranken Ochsen zu thun gehabt. Pustula maligna an der Hand, Pockenform; Ez- cisioD, schnelle Heilung.

3. Fr. G. , Futterknecbt , ist zwar in denselben Stallen beschäftigt, ist jedoch seines Wissens mit miizbrandigen Och- sen nicht in Berührung gekommen. Pustula maligna am Kinn, Pockenform mit Induration und Gangran der umgebenden Weich- theile; asthenisches Fieber. Excision mit nachfolgender Ap- plication des Ferrum candens; Chlorkalkumschlage, Chinin in grosseren Dosen. Langsame Genesung. Directe oder indirecte Uebertragung ?

4. N. N., Futterknecht, war in Ställen, die krankes Vieh beherbergten, beschäftigt gewesen; directe Ansteckung wahr- scheinlich. Pustuloser, z. Tbl. varioloser Ausschlag auf dem Rucken und am Gelenke der einen Hand; keine Induration. Oefinung des Exanthems und Umschläge mit Chorkalksolution. Schnelle Heilung.

Arbeitsjunge J., in Dienst auf einem Vorwerke des vom

102 KoDtz, Befoirm der

MiUbrand inßsirteo Hofes. PostaU maligna tob Pockenform auf der rechten Backe mit Indaration nnd Oedom der befalle- nen Gesicbtshalfte; noch kein erhebliebes Allgemeinleiden. Ex- cision mit nachfolgender Application des Fcrrom candens; Chlor- kalk nmsch läge, Chinin. Schnelle Heilang ohne Hinzatrttt von Allgemeinbeschwerden«

6. Scbuhmacber Z., hat Kartoffeln aof eignem Felde ge- rodet und dort aaerst ein Bläschen unterem Kinn bemerkt» Pustula maligna, Pockenform, Induration, Oedem an Gesicht, Hals nnd Brustwand. Ezcision and Ferrum candens, Chlorkalk , Chinin. Asthenisches Fieber bei einem bereits durch Alkoho- lismus und Dysenterie deteriorirten K5rper; schneller Tod, wohl in Folge Lahmung der infiltrirten Respirationsmaskeln oder Glottisodem.

7. E. H., Arbeiterin, Pustula maligna am rechten Vorder- arm; Pustel selbst nicht grosser als ein Mohnkom; dabei in- tensiver Schmerz, lebhafte Entzündung mit Verhärtung der nächsten Hautpartieen , Lymphangioitis bis zur Achselhohle. Excision, ohne Application des Ferrum candens, da die Wund- fläche noch kein Gangrän des Zellgewebes nachwies; starke Blutung aus der kleinen Wunde. Am nächsten Tage alle Er- scheinungen verschwunden.

8. A. W., 3jähriges Kind des Arbeitsmanns W., wohn- haft in der Nähe des infizirten Schafstalles. Pustula maligna an der rechten Hälfte des Kinns. Excision, Ferrum candens, Chlorkalk, Chinin. Asthenisches Fieber, Tod, in Folge dersel- ben Ursachen wie bei 6.

Zwei andere Fälle von pockenartigen Pusteln blieben ihrer Natur nach zweifelhaft; dagegen sind noch zu erwähnen die Fälle :

9. Arbeitsmann Kr., erbot sich, da ein Aufseher sich weigerte, einen milzbrandkranken Ochsen abzustechen (behafs Feststellung der Krankheit durch die Obduction), wobei ihm etwas Blut über die Hand lief. Milsbrandexanthem wie bei

Gesetzgebang aber Milzbrand. 103

Nr. mit Gaogräo« Patient wurde dem Stadtkrankenbause za Magdeburg zugesandt, und starb dort nach einiger Zeit an den Folgen der Vergiftung.

10. Briefträger Br., Pustula maligna unterem rechten äus- sern Augenwinkel« Excision mit Cauterisation« Asthenisches Fieber. Langsame Heilung und Genesung.

Es ist jedoch mit gutem Grunde anzunehmen, dass hier- mit die Zahl der von Milzbrand Befallenen noch nicht erschöpft ist; indessen steht es fest, dass weitere Todesfälle nicht vor* kamen. Die angeführten Fälle ereigneten sich in der Zeit vom 18. August bis 23. September, vertheilten sich also auf einen Zeitraum von nur 5 Wochen, und auf nnr 2 Ortschaften mit einer Bevölkerungszahl von nur 3700 Seelen. Vier von den bezeichneten 10 Fällen endigten lethal.

Ein so ungewöhnlich häufiges Auftreten des menschlichen Milzbrands in einer milzbrandarmen Gegend drängt von selbst zur Untersuchung der ihm zu Grunde liegenden jedenfalls ab- normen ursächlichen Verhältnisse. In der That leuchtet, wenn man die begleitenden Umstände, unter denen die Infectionen vor sich gingen, gehörig erwägt und mit diesen die durchaus ähnlich lautenden Berichte, welche die Veterinärliteratur von andern Orten her hierüber bringt, vergleicht, nicht bloss ein, dass im gewohnlichen Leben von den sanitätspolizeilichen Be- stimmungen des Regulativs auch nicht eine einzige befolgt wird, sondern es drängt sich auch die Beobachtung auf, dass die bezuglichen gesetzlichen Paragraphen, so einleuchtend und maassvoll sie erscheinen mögen, mit den praktischen Lebens- verhältnissen und Bedürfnissen nur wenig übereinstimmen kön- nen, dass ferner bei den mit letzteren übereinstimmenden Punkten eine Umgehung derselben jedenfalls sehr leicht mog- iich sei , ja nicht einmal unter allen Umständen als strafwür- dig, wir sagen nicht straffällig, bezeichnet werden können. Wir werden die Paragraphen von Nr. 12. des Regulativs, auf den in Vorstehendem aogegcbenen speziellen Fällen basirend,

104 KuntZy Reform der

eioseln der Probe der Lebensfähigkeit anterwerfen und, wie wir im Voraas bemerken, dabei sa dem Resultate gelangen, dass es mit jener schlecht bestellt sei, so schlecht, dass es schon im Interesse der Aafrechterhaltang des gesetzlichen An- sehens liegt, die veralteten and onaasfohrbaren Bestimmungen so schnell wie möglich fallen zu lassen. An deren Stelle müs- sen neue treten, die auf dem reellen Leben fussen und, was nicht minder wichtig, den Zeitverhältnissen Rechnung tragen.

Wollen wir nicht auf einer reinen Negative verharren, son- dern etwas Positives schaffen, so können wir uns der Aufgabe nicht entziehen, solche sanitäts-polizeiliche Bestimmungen, in der Gestalt, wie sie uns aus der Analyse der concreten Verhalt- nisse nothwendig hervorzugehen scheinen, vorschlagsweise auf- zustellen, — ohne uns dem Gedanken verschliessen zu dürfen, daas dieselben dennoch voraussichtlich wenig Gnade vor jener Kritik finden werden, die, so wohlwollend sie es anch meint, doch nur doctrinar das abstracte Interesse der wissenschaftli- chen Sanitats- Polizei verficht, unbekümmert darum, ob ihre Doctrinen auf dem Monde oder auf der Erde realisirbar sind« Der grüne Tisch ist nicht der Ort, an welchem dieser Gegen- stand studirt werden kann; nur die Beobachtung der thatsach- lichen Verhaltnisse giebt hier die rechte Kenntniss und das richtige Urtheil.

Indessen wird auch an der Hand dieser das Urtheil leicht einseitig, namlioh dann, wenn es das materielle Interesse, wel- ches hierbei jederzeit eine wichtige Rolle spielt und fuglich auch nicht unberücksichtigt gelassen werden kann, als das hoher stehende betrachtet, dem das sanitäts-polizeiliche untergeordnet sei. Ein solcher Standpunkt der Anschauung fuhrt eben da- hin, wohin die absolute Sanitäts-Polizei führt, zur Vernichtung des erstrebten Zweckes.

Die Sanitäts- Polizei ist, wie wir schon andeuteten, sehr abhängig von den jeweiligen Cultnrverhältnissen , dem Stande der Wissenschaft; unsere Ansichten werden vielleicht nach einem

Qesetsgebang über Milzbrand. 105

gewissen Zeitraome Teraltet erscheinen. Es mag dahingestellt sein, ob a. B. das Viehversicherungswesen im Laufe der Zeit nicht solche Fortschritte macht, dass in Folge dessen die uns beschäftigende Milzbrand- Gesetzgebung wieder auf einen ande- ren Standpunkt verschoben wird? oder ob nicht der Streit zwischen arbeitender und besitsender Klasse schliesslich au Gun- sten der ersieren (die ja auch in unserem Falle die am meisten betroffene ist) sich wendet und damit die Grundlagen der Sa- ni tiits - Polizei verrückt? Vor Kurzem wurde eine Petition von Eisenbabnarb eitern, die von Seiten der Bahn Verwaltungen grossere Haftpflicht für im Dienste derselben Verwundete und Erkrankte verlangte, Seitens des Reichstags der Regierung zur Berück- sichtigung überwiesen; wir zweifeln nicht an dem Erfolge der- selben. Liegt es nicht nahe anzunehmen , dass die Pratensio- nen, die wir bei den Eisenbahnarbeitern erfahrungsmassig theil- weise für sehr berechtigt halten müssen, der in künstlicher Aufregung erhaltenen Arbeiterbe volkern ng der grossen Güter und Fabriken, die notabene in den Zuckerfabriks - Distrikten aufs Innigste mit einander verbunden sind, sich mittheilen und endlich vielleicht doch eine grossere Verantwortlichkeit resp* Haftbarkeit ihrer Arbeitsherren durchsetzen? Grade für die auf den Menschen übertragbaren Zoonosen, welche der Natur der Sache nach vorzugsweise Dienstpersonal ohne deren Verschul- den treffen können, will uns die Einführung grosserer Haft- pflicht der Arbeitsherren leicht möglich bedünken. Das mag ungerecht sein und würde auch uns so erscheinen, um so mehr, als der Arbeiter, der speciell in den Gegenden, die uns näher angehen, in ausserordentlich günstigen, viel besseren Verhält- nissen, als das Gros der Handwerker lebt, der eignen Vorsicht und des Gefühles der eignen Verantwortlichkeit nicht überhoben werden darf. Gewinnen denn aber die Arbeiterbewegungen, die ohne Zweifel zum Theil auf Aufhebung der eignen Vorsicht und Verantwortlichkeit gerichtet sind, nachgerade nicht ein im-

lOS K n B t z , Reform der

j

mer bedrohlicheres Ansehen? durch ihre Constmni nachgerside den Schein der Berecbtigang?

Dergleichen ßetrachtnngen liegen onsenn sanitits-polisei- liehen SUndpankte darchaas nicht fem; wie die socialen Ver- baltnisse, so der Banm der öffentlichen Gesundheitspflege, denn dieser wurzelt in jenen und niuss ein anderes Ansehen gewinnen, wenn jene sich verändern.

Wenn wir nun zur Betrachtung der Paragraphen des Re- gulalirs übergehen, so wird man es berechtigt finden, dass wir unbeschadet aller Rücksichtnahme, die wir dem materiellen In- teresse zollen, dennoch einen Unterschied zwischen dem sani- täts- und dem Teterinar-polizeilicben Standpunkte annehmen und selbstrerstandlich uns sorgfältig an den ersteren halten, ohne einen Augenblick die innige Berührung beider Tcrkennen so wollen.

Die Paragraphen des Regulativs vom 8. August 1S35.

S- 109.

,,Wird ein Thier vom Milzbrande befallen, so ist bei Ver- meidung einer Geldvtrafe von 5 Thalern oder achttägiger Ge- fängnissstrafe der Polizeibehörde sogleich Anzeige davon zu machen/*

Wenn überhaupt die Nothwendigkeit anerkannt wird, dass die Polizeibehörde jederzeit mit den Gesundheitsverhiitnissen ihres Bezirkes sich in genauer Bekanntschaft erhalte, so muss die Zweckmässigkeit des Paragraphen einleuchten. Weshalb geschieht jedoch, wie wir oben sahen, in praxi die polizeiliche Meldung gewöhnlich nicht?

Erstens vermag keine der betroffenen Parteien aus dem Paragraphen eine Verpflichtung für sich zur polizeilichen Mel- dung herzuleiten; wer ist der Verpflichtete, der Thierarzt, der

Gesetzgebung über Milzbrand. 107

Besitzer oder der Hirte? Diesen Einwand erheben atle Parteien mit Recht. Vor allen Dingen ist Niemand genannt.

Zweitens jedoch, dass man vom Hirten oder Knechte keine Verpflichtang verlangen kann, selbststandig Vorkomm- nisse im Wirth Schaftsbetriebe seines Herrn zur Cognition der Be- hörden ZQ bringen, wird man begreiflich finden. Dies ist darch- aos nicht seine Sache, und wenn dies so sein sollte, so wurde er sich dennoch hüten müssen, ohne Genehmi(,^ang seines Herrn die Polizei in's Geschäft hereinzuziehen. Formell ist ein solches Verlangen auch deshalb unstatthaft, weil der Hirte sich jeder- zeit mit dem Einwände entschuldigen kann, dass er den Milz- brand nicht erkannt habe. Dieser Einwand lässt sich selbst dann nicht zurückweisen, wenn er praktische Veterinarheilknnde ausübt und das Knriron milzbrandkranker Thiere unternommen haben sollte.

Gesetzlich steht es Jedermann frei, Thiere zu kuriren (aus- genommen an den übertragbaren Zoonosen), ohne dass die be- treffenden Heilkünstler für begangene Knnstfehler oder erwie- sene Berufsuntüchtigkeit durch ein gesetzliches Correctiv be« droht würden.

Es ist selbst für approbirte Thierarzte der Milzbrand, so lange er nicht sehr ausgeprägt ist, nicht immer mit Sicherheit zu diagnosticiren, da die Symptome desselben zur Verwechse- lung mit andern Krankheiten Raum geben. Wir haben zwar neuerdings in dem Auftreten der Bacteridien im Milzbrand- blute ein anscheinend sicheres, weil constantes Erkennungszei- chen, welches selbst dann nicht zu fehlen scheint, wenn die äusseren Charaktere des Blutes nicht die gewöhnlichen sind, aus denen der Laie sogleich den Milzbrand erkennt ; die Bac* teridien werden jedoch schwerlich sobald Gemeingut der appro- birten Thierarzte werden. Ware dies der Fall, so würden sich letztere manche zeitraubende und gefährliche Section ersparrcn können, die sie jetzt machen müssen , wenn der Besitzer eines kranken Stückes oder der Agent einer durch den Tod dessel-

108 Kuutz, Reform der

ben betroffenen Viehversicherangsgesellscbaft Aufscblass haben will*). Um so vertrauter rnnssteo die amtlichen Organe mit dem Gegenstande sein, nicht bloss die Departements» und Kreis- thierarste, sondern auch die Vertreter der Sanitatspolizei, wenn sie ihren Beruf sn einem wirksamen machen wollen.

Aber selbst bei nnsweifelhaftem Vorhandensein des Mils- brands Ist es unthunlicb, vom approbirten Thierarzte die Mel- dung zu verlangen, aus demselben Schicklichkeitsgrunde, die wir für den Hirten geltend machten. Mag der Viehbesitser Vortheil aus der Verheimlichung ziehen oder nicht, er würde es mit Recht für formell verdachtig, den geschäftlichen Verhält- nissen nicht entsprechend halten müssen, wenn jener ohne sein Vorwisseo ihn mit der Polizei verwickelte. Die Stellung des Auftraggebers zu dem Auftragnehmer verbietet dies.

Zur polizeilichen Meldung kann Niemand yerpflichtet sein, Als der Besitzer selbst oder, was ganz selbstverständlich, des- sen Vertreter, deren Funktion allerdings der Thierarzt, appro- birter oder nicht approbirter, übernehmen kann , ohne deshalb der gesetzlich verantwortliche Gerant zu sein. Nur der Be- sitzer selbst ist, wenn der Milzbrand in den Stallen desselben ausbricht, für die etwaige Vernachlässigung von Vorbeugungs- maassregein, für den Verlust, für die Weiterverbreitung ver- antwortlich. Zur Verhütung letzterer aber, sowie zur Anord- nung etwaiger sanitats polizeilicher Maassnahmen ist die Mel- dung eben die unentbehrliche Voraussetzung.

Wir finden diese Ansicht bereits vertreten in dem Entwürfe zu einem Regulativ u. s. w., beigefugt dem Rescript des Minis- ters der geistlichen, Unterrichts- und Mediciualangelegenheiten

*) Wir haben bisjetzt die Bacteridien die stäbchenförmigen Körper Brauelli im Blute an Milzbrand erkrankter oder gefallener Thiere nie vermisst und in einem Falle, in welchem allerdings schon die äussern Eigenschaften des Blutes nicht für Milzbrand sprachen, da keine Bacteridien gefanden wurden, das geschlachtete Stück unbe- denklich für milzbrandfrei erklärt.

Gesefzgebniig über Milzbrand. 109

vom 11« April 1857 welches im §. 44 von der Erkrankang eines Thieres am MiUbrand bei Vermeidang einer Geldstrafe bis zu 20 Thalern oder einer Gefangnissstrafe bis so 14 Ta- gen durch den Eigenthfimer die sofortige Anzeige an die Po- lizeibehörde forderte; ebenso in dem Gutachten des landwirth- schaftlichen Centralvereins für die Provinz Sachsen, betreffend die Anwendung der bestehenden veterinärpolizeilicben Vorschrif- ten über den Milzbrand auf die Blutseuche der Schafe (Verfas- ser T. Nathus ius - Althalden sieben , Zeitschrift des gen. Vereins 1867 Nr. 1. und 2. Seite 38), hier allerdings nur für den Fall des sog. seuchenartigen Auftretens der Krankheit.

Die Meldung muss also durch den Besitzer oder dessen Stellvertreter geschehen; sie muss aber ferner, was wir dem obengenannten landwirthschaftlichen Gutachten entgegen festzu- halten nicht umhin können, in allen Fällen ansnahmlos stattfin- den und zwar mit thunlichster Schnelligkeit.

Das gen. Gutachten wendet hiergegen freilich ein, und wir selbst erinnern uns wohl concreter Beispiele für diesen Einwand, dass unter Umstanden es dem Hirten gar nicht möglich sei, so- fortige Meldung zu erstatten, wenn er nämlich mit der Heerde von der nächstliegenden Ortschaft in nicht unbedeutender Ent- fernung Stationire und jene selbstverständlich nicht verlassen könne.

Solche Falle können und dürfen jedoch höchstens nur die polizeiliche Meldung verzogern, deren Zweck dadurch noch kei- neswegs vereitelt wird, da sie ja durchaus nicht in jedem Falle ein so sofortiges actives Einschreiten zur Folge haben soll. Man wird zugeben müssen, dass im Falle beschränkten Auftretens der Krankheit in einer im entfernten Weiderevier stationirenden Schafheerde, von welcher also keine Gefahr für wiederholte An- steckung von Menschen ausgeht, die nächste Gelegenheit zu schneller Meldung abwarten kann, ohne dem gesetzlichen Prin- cipe dadurch Eintrag zu thun; gewinnt dagegen die Krankheit einen bedenklichen Grad von Gefährlichkeit für die Heerde wie

110 Kiintz, Reform der

für ihn selbst, so wird er aas eigenem Antriebe Hülfe za schaf- fen und die Meldang zu beschleonigen suchen.

Das Gutachten fuhrt weiter an, dass die Medisinaibeamten ausser Stande seien, den ihnen event, angehenden Requisitionen ihrer Häufigkeit wegen so schnell an entsprechen, dass nicht bis Kur Untersuchung der Cadaver eine unangemessene Zeit ver- streicht. Es liegt jedoch durchaus nicht in der Absicht der Sanitatspolicei, mit jeder poliseiltchen Meldung eine Requisition verbinden zu lassen.

Des Anspruches jedoch, jederzeit zu wissen, was in ihren respectiven Bezirken vorgeht, darf sie sich dessen ungeachtet nicht begeben.

Ueberdies wurden auch im Falle relativ spater Unter- suchung etwaige Uebertretungen der gesetzlichen Vorschriften, über Meldung, Ablederung, Verscharrung der Cadaver u, s. w. noch festgestellt werden können.

Es möge hierbei bemerkt werden, dass unserer Erfahrung gemäss die Schafer, um deren Schutz es sich von unserem Stand- punkte aus vorzQgsweiee handelt, im Allgemeinen sehr vorsich- tige Leute sind, sie kennen die Gefahr, die ihnen aus leicht* sinnigem Manipuliren mit milzbrandigen Thieren erwachsen kann, recht gut und wurden noch vorsichtiger sein, wenn sie nicht selbst Heilkanstler zu sein glaubten und in der Afterweisheit befan- gen wären, dass das, was ihren Hunden in der Regel nichts schade, ihnen eigentlich auch nichts anhaben könne. Es wurde ein bedeutender Procentsatz ven Schafen weniger zu Grunde gehen, wenn das Contaginm des Fleisches den davon fressenden Hund jedesmal iniizirte. Indessen geht dies mehr den Besitzer und die Veterinarpolizei an; wir haben es mit dem Wohle des Hir- ten selbst zu thun. Kann dieser sich anstecken, so hat die Sa- nitutspolizei um so mehr dss Recht auf Meldung vorgekomme- ner Erkranknngsfälle zu bestehen, als jener, wenn er infizirt worden, in der Isolirtheit seiner Lage hüiflos dem Untergange preisgegeben ist. Wurde ein Hirte in solcher Lage selbst mit

Gesetzgebung über Milzbrand. 111

Zarucklassang der Heerde in der nächsten Ortschaft Hnlfe suchen, so würde ihm der Besitzer keine Vorwurfe machen kön- nen. Man gelangt, wie wir sehen, zu verschiedenen Resulta- ten, je nachdem man das Interresse der Vctcrinairpolizei und des Eigenthumers, oder das der Sanitatspolizei in den Vorder- grund stellt.

Es ist selbstverständlich, dass auch den sog. Treibern, einer besonderen Klasse von Schafern, Hirten n. s. w„ die eine hervorragende Aufmerksamkeit beanspruchen, die Meldung von Erkrankungs* und Todesfallen in ihren Heerden obliegen muss. Es erscheint dies um so nothwendiger, als die Heerden dersel- ben, auf der Wanderung oder dem Transporte begriffen, das Milzbrandcontagium zu verschleppen ganz geeignet sind und die Eile resp, Flüchtigkeit, mit welcher der Treiber das Geschäft der Abledernng und Verscharrung vornimmt, denselben der Infection in höherem Masse aussetzt, (siehe hierfür ein Bei- spiel in dem Gutachten des Lehrer>Collegii der Konigl. Tbicr- arzneischule über die Blutseuche der Schafe, Hörn Medizinal Wesen Thl. I. 333}, Die Meldung seitens des Treibers muss in der nächstliegenden Ortschaft der von ihm verfolgten Marsch- route stattfinden.

Wir wiederholen es, die polizeiliehe Meldung muss in allen Fällen mit thunlichster Schnelligkeit erfolgen; schliesst letztere eine relative Verspätung der Meldung nicht aus, so wird diese dadurch noch nicht zwecklos: denn die Sanitätspolizei hat an jedem Falle ein unveräusserliches Interesse,

Es scheint uns deshalb für die Meldungsunterlassung auch ein grosseres Strafmaass, als §. 109 in Aussicht stellt, zweck- mässig, wie dies auch der erwähnte Regulativ-Entwurf bereits verlangt. Ein Strafmaass von 20 Thlrn. Geld oder Htugigem Gefängniss scheint uns indessen nicht das Maximnm, sondern die für alle Fälle gültige Strafe sein zu müssen: es droht sonst die Gefahr, in praxi zufolge der hier sehr begreiflichen prinzi«

112 Kantx, Refonn der

piellen Milde der Behörden nar die niedrigsten Strafmeste «n- gewendet xa sehen.

§. 110.

„Die erkrankten Thiere mnssen Ton den gesunden gensn abgesondert und geeigneten Wärtern iibergen werden. Diese sind über die Gefahr der Ansteckung und die snr Verhatnng derselben sn befolgenden Vorsichtsmaassregeln sn belehren, besonders dürfen die Warter keine Verletsnngen im Gesicht nnd an den Händen haben/'

Im praktischen Leben wird dieser Paragraph keine Hin- dernisse finden, da er nicht yiel und nur das Allernoth wendig- ste verlangt, dessen Anwendung sich eigentlich von seihst ver- steht, selbst die entschiedensten Vertheidiger der Ansicht, dass der Milzbrand unter gewöhnlichen Verhaltnissen sich nicht durch Contagion von Thier auf Tbier fortpflanse, sind doch sogleich in der Regel die Befolger einer Eingebung ihres bessern Verstandes, indem sie die erkrankten Tbiere möglichst separiren lassen. Auch be- steben die ViebTersicherungen streng auf Trennung der gesunden Stucke Ton den kranken, und verweigern statutengemass jede Entschädigung im Unterlassungsfälle. Hanfig wird dessenunge- achtet der Fall in praxi nicht gerade vorkommen, da die «^j^ krankten Tbiere in der Regel, s. B. Schafe, sehr schnell er- liegen, oder auch, sobald die Krankheit erkannt ist, getodtet nnd beseitigt werden. Tritt bei grossem Thiergattungen die Krankheit subacut auf, so mnsseü sie, wenn die Wiederherstel- lung unternommen wird, in besondern Ställen, Verschlagen, am besten jedoch in isolirten hölzernen Schuppen untergebracht werden.

Was die Qualifikation der Warter (Hirten, Knechte, Magde) betrifft, so wird es damit freilich nicht so streng genommen werden können. Beim sporadischen Milzbrand ist dies auch nicht nothwendig, wurde indessen bei gesteigerter Häufigkeit der Krankheit allerdings sich als richtig erweisen. Zur Unter- ricbtung der Wärter reicht es augenscheinlich nicht aus, ihnen

GeMtzgebimg über Mflzlmmd. 113

Vorsicht nnd Reinlichkeit eininscharfen oder aar AnsfabroDg der gesetzlichen Vorsiehtsmaassregeln diese aod jene Anordnang lu geben ; am sie jederzeit wirksam za schätzen nnd das was ih» nen obliegt, ihnen vor Angen zn halten, durfte es sich vielmehr empfehlen, eine besondere Milzbrandinstrnction fcir Schafer, Knechte, Magde, das Dienstpersonal nberhanpt, die bandig aber erschöpfend gefasst ist, einzufahren nnd Torscbriftsmassig in den Stallen aashängen zn lassen. Dies masste darchaas obligato- risch sein nnd wurde ausser dem grossen Nutzen, den es als eine bestandige Warnungstafel für Jedermann gewahrt, noch den geschäftlichen Vortheil mit sich fahren, dass es polizeilicherseits leicht controlirt werden kann. Die gesetzliche Einfohrung einer solchen Milzbrandinstruction wurde den Besitzern nicht einmal nennenswerthe Kosten auferlegen.

Wir werden im Anhange den Entwurf za einer solchen In- structjon beifagen und unterlassen nicht die Einführung dersel- ben in der gegebenen oder in verbesserter Form um so mehr zn empfehlen, als in dieselbe zugleich alle die Desinfection be- treffenden Bestimmungen zweckmässig aufgenommen werden können. Die Yornehmste Bedeutung derselben liegt jedoch da- : u, dass der Gesetzgeber, wenn er für sachgemässe Belehrang des Publikums gesorgt nnd der Befolgung seiner Anweisungen sich versichert hat, einen grossen Theil der Verantwortlichkeit für dennoch angerichteten Schaden auf das Publikum selbst abertragen und dafür demselben eine grossere Freiheit des Han- delns zn Gunsten seines materiellen Interesses, die es so sehr wünscht, mit gutem Gewissen gestatten kann. Der Erlass einer Milzbrandinstrnction ist daher die Basis unserer weitern Vor- sehlage.

§. 111. „Allen Personen, die nicht approbirte Tbierarzte sind, ist das Kuriren mUzbrandkranker Thiere, und besonders das sog« Brechen oder Heraasziehen des Rnckenblntes, bei einer Geld- strafe von 10 bis 20 Thalern oder vierzehntagiger bis vier-

Mag. t ThittliAilk. XXXYL 1. 3

114 Kants, Befiirm der

wochentlicber GefSognissstrafe verboten'* -— ein übertriebenes Verlangen, welches ohne Berncksichtigang der reellen Verhält- nisse gestellt ist. Diese fogen sich ihm gans nnd gar 'nicht; es kann daher auch keinen Ansprach anf Erfollang machen. Der Gesetsgeber vergisst hierbei erstens, dass jeder Laie die Rolle eines nicht spprobirten Thierarstes an spielen and be- greiflicher Weise aach solche Krankheiten an behandeln befagt ist, die er bona fide far etwas Anderes als Milzbrand hält and die vielleicht selbst der approbirte Thierarst ohne Section oder seit Bntdeckang der Bacteridien ohne mikroskopische Untersachang des Blntes nicht sa erkennen vermag; sweitens, dass kein Viehbesitser gern ein möglicher Weise bedentendes Opfer erleiden will, ohne Hälfe versacht sa haben, die jedoch, bei dem Mangel an approbirten Thierarsten nnd der Schnellig- keit, mit welcher die Krankheit yerlaaft, selbstredend bei dem nächsten Schafer, Abdecker, oder wer der aatodidactische Thier- heilkfinstler sei, reqnirirt wird.

Es ist swar sazageben, dass dem Viehbesitser im Grande wenig oder gar kein Schaden angefSg^ wird, wenn man ihm ▼erbietet, den Schafer etc. an consnltiren ; der Milsbrand ist bis jetst jedem arstlichen Beilverfahren so ansagSnglich, dass aach die dem Pablikam aliexeit imponirende Schaferweisheit ihm nicht beisnkommen vermag; wer vermag jedoch die Existenz resp. Entdeckang eines einigerm nassen wirksamen Mittels, dessen sich vielleicht aach jene bemächtigen konnten, absolat in Abrede an stellen? Das Verbot des §• 111 ist also nnverträgiich mit der Praxis and anbillig.

Es ist jedoch drittens mit der Einfahrang des norddent- schen Reichsgewerbegesetses vollends hinföUig geworden. Dnrch dieses sind die bisher gültigen Pfoschereiverbote fSr menschliche Krankheiten anfgehoben; es wäre aber ein sonderbarer Wi- dersprach, den sich die Gesetsgebnng sa Schalden kommen liesse, wenn sie aaf der einen Seite die Behandlang des Milsbrands beim Menschen jedem Pfnscher gestatten, aaf der andern

Gesetzgebung über Milzbrand. 116

Seite die des thieriseben bei Strafe nocb verbieten n^oUte, ^ ein Beweis dafar, dass es bedenklieb ist, einzelne Tbeile des

Medizinalwesens ans dem Zasammenbange mit den andern her- auszugreifen, anstatt ein organisches, das gesammte Medicinal- wesen umfassendes Gesetz zu erlassen.

Man sorge für gehörige Bekanntschaft des Publikums mit den Gefahren des Milzbrands und wird damit sicherlich am Besten verbaten, dass solche aus einer etwa länger dauernden Yerkennnng thatsächlich vorhandenen Milzbrands hervorgehen.

§. 112.

„Die Thierarzte haben bei Vermeidung gleicher Strafe da- nach zu sehen, dass das Aderlassblut von milzbrandkranken Thieren, die bei denselben gebrauchten Haarseile, die Leder aus den Fontanellen und ähnliche zur weitern Verbreitung der Krankheit geeignete Gegsnstände hinläoglich tief vergraben oder sonst vernichtet werden; '^

ist für zweckmässig zu erachten, um so mehr, als es praktisch durchführbar ist. Es dürfte jedoch nothwendig erscheinen, die darin enthaltenen Punkte in die Milzbrandinstraction aufzu- nehmen.

§• 113.

Hatten wir bis hierher wenig Schwierigkeiten gefunden, das Bednrfniss von Abänderungen und die Realisirbarkeit unse- rer Abänderungsvorschläge nachzuweisen, so zeigen sich bei den nnn folgenden Paragraphen desto grossere. Die materiellen In- teressen, welche durch die §§. 113 und 114 tangirt werden, sind schwer zu befriedigen; Landwirthe, Schlächter, Abdecker und Thierarzte finden die Bestimmungen derselben gleich rigo- ros und vereinigen sich in der Behauptung, dass diese auf nichts weniger als zutreffenden Voraussetzungen beruhe. Die betroffenen Parteien sähen es am liebsten, wenn die Sanitäts- der Veterinärpolizei hier einfach das Feld räumte, auf dem sie doch nur nnnothige Vexationen ausübe» ohne etwas zu nützen, in den meisten Fällen jedoch einfach ignorirt werde. Letzteres

8*

116 KantK, Reform der

besweifelt Niemand; es geschieht so offenkuDdig, dass die Be- hörden einschreiten mnssten, wenn sie es eben nicht far gera- thener hielten, sich passiy sa verhalten, so lange es geht.

Man kann sich darüber gerade nicht wandern, wenn man in dem erwähnten landwirthschaftlichen Gutachten, welches übrigens von der Regierang der Prorins Sachsen eingefordert wnrde , die anerhorten Behaaptangen liest , dass in dieser Pro- Tina nirgmds ein Fall nachgewiesen sei, wo aanachst die Hand- lang des Abfellens (von Schafen) für den, der sie vornimmt, von wesentlichem Nachtheil gewesen sei (a. a. 0. Seite 35)> dass bei angemessener Behandlang Milabranderkrankangen von Menschen selten bedenklich verlaufen seien, oder dass die nor- male Verdanang des menschlichen Magens den festen An- stecknngsstojGf des Milsbrands nnschadlich mache (Seite 23), Wir brauchen nur auf unsere in der Einleitung gegebenen Be- obachtungen und die in der einschlagigen Literatur verseich- nete Gasuistik zu verweisen (siehe das Beispiel vom milsbran- digen Bärenfell bei Heu sing er}, um verstehen su lassen, wel- ches bedenkliche Ürtheil der übel berathene Verfasser des sonst trefflichen Gutachtens über die Sachkenntniss des arztlichen Publikums ausspricht. Zum Beweise dafür, dass auch die Be- hörden anders au denken genothigt sind, fahren wir an, dass unterm 16. October 186S die Regierung au Bromberg sich veranlasst sah, folgende Warnung au pnbliciren:

«Das zur Zeit ungewoblich häufige Auftreten des Milz- brands unter dem Rindvieh , sowie einzelne durch Uebertragnng des Milzbrandgiftes auf Menschen bekannt gewordene Unglücks- falle, besonders aber ein in diesen Tagen in Folge des un- vorsichtigen Genusses von milzbrandigem Rindfleische vorge- kommener Todesfall, veranlasst uns, das Publikum auf die Ge- fahr, welche aus der nicht vorsichtigen Wartung und Behand- lung von dergleichen kranken Thieren für die menschliche Ge- sundheit nothwendig erwachsen muss, nicht nur aufmerksam zu machen , sondern auch vor dem das Leben höchst gefährdenden

Gesetsgebimg aber Müzbnuid. 117

Genosse des Fleisches der an MiUbrand erkrakten oder gar in Folge dieser Krankheit yerendeten Thieren dringlichst sa warnen^ ♦).

Es verhalt sich mit dem milsbrandigen Fleische gans ahn- lich wie mit dem trichinösen; beides ist relativ giftig, vom schwächsten bis sam höchsten Grade der Virnlens. Die Cada- ver Ton trichinösen Schweinen werden gewiss ebenso oft von menschlichen Geiern ober Nacht wieder exhomirt and verzehrt wie die von milsbrandigem Rindvieh ohne dass entsprechend hanfig die Thäter dorch eine Erkrankung nachtraglich verrathen worden. Die Sanitatspolisei hat es dessenungeachtet nicht ab- lehnen können, sehr energische Schntsmassregeln gegen den Verkauf und Verbranch trichinösen Schweinefleisches au ergrei- fen, obwohl letsteres dem milzbrandigen gegenüber noch den Vorzog besitzt, dass es erwiesener Maassen durch Siedehitze unschädlich wird, was vom milzbrandigen bis jetzt noch nicht constatirt ist. Sind wir doch trotz der eingehendsten Unter- suchungen ober diesen Gegenstand noch nicht zur Gewissheit darober gelangt, welches der eigentliche giftige Stoff milzbran- diger Substanzen sei, ob die Bacteridien die alleinigen Trager des Gontagiums seien (nach Davaine) oder nicht (nach Braa- ell). Beide Ansichten haben vieles für sich, es scheint we- nigstens soviel mit Bestimmtheit angenommen werden zu kön- nen, dass, sobald und so lange das Blut sogenannte Bacteri- dien enthält, dasselbe als cootagiös zu bezeichnen ist. Die Bacteridien besitzen jedoch eine ausserordentliche Tenacitat; ^stondiges Kochen zerstört sie noch nicht: ebensowenig Essig- saure Ph. bor., Kochsalzlösung (1:8), absoluter Alkohol, Jod- tinktur, Ghlorw asser; (sie verschwinden dagegen allmalig bei Behandlung mit Kali hjdricum solotum Ph. bor, und Acidam

*) Es wäre sehr dankenswerth, wenn die betreffenden Aerzte ihre Beobachtung bekannt machen wollten; es fehlt sehr an brauch- baren MittheiluDgen neueren Datums aber menschlichen Milzbrand durch Infection von der Darmschleimhaut aus.

118 Enntz, Reform der

Ditricum Pb, bor.). Der Zeit nacb sind sie im faulenden Blate nocb 4 Tage post mortem za finden, nicht mehr nach 8 Ta- gen. Ante mortem existiren sie wohl nur einige Standen *).

Aus diesem Verhalten der Bacteridien liesse sich, wenn sie wirklich die Materia peccans sind, unschwer erklaren , wes- halb der Genuss milzbrandigen Fleisches nicht immer von üblen Folgen begleitet ist; wird z. B. ein Stuck Rind obda- cirt und vergraben, dessen Blut noch keine Bacteridien fahrt, so wurde das Fleisch desselben nicht oder vielleicht nur wenig giftig wirken. Ebenso verhalt es sich wahrscheinlich in der Mehrzahl der Falle mit den milzbrandkranken Thieren, die, um nicht zu verenden, getodtet und gewissenloser Weise an den Schlächter verkauft werden. Uebrigens entzieht sich die Art und Grosse des Schadens, den der Genuss milzbran- digen Fleisches verursacht, in der Regel jeder Controle; kön- nen tjphöse AfTectionen daraus entstehen? kann vielleicht selbst die Pustula maligna als secundares Zeichen einer innern Vergiftung auftreten?

Wäre es über allen Zweifel erhoben, dass das Contagium des Milzbrands einzig und allein an den Bacteridien haftet, so hätte auch die Sanitätspolizei eine feste Position gewonnen **). Sie hätten dann nur noch den Ermittelungsmodus derselben

*) Nach Leisering sind die Bacteridien nichts weiter, als Ge- webstrammer der Intima der Blutgefässe, eine Anschaunng, deren Nüchternheit besticht, obgleich man sich schwerlich wird davon über- zeugen können, dass Gebilde von so gleichmässiger charakteristischer Form das Product blossen Auseinanderfallens sein sollen. Uns ist es bisher nicht gelangen, in dem Geschabsei der Intima von gesaaden Thieren Bacteridienformen aafzafiadea. Sie sind sich so ähnlich and so scharf contoUrirt wie Krystalle, dürfen indessen als solche nicht auf- gefasst werden.

**) Dann wäre auch die noch streitige Frage entschieden, ob der Milzbrand beim Menschen von Individuum auf Individuam übertrag- bar sei, da die Bacteridien im menschlichen Blute auzweifelhaft nach- gewiesen sind.

GeMtzgebimg über Milzbrand. 119

Torzaschreiben , der dem Schlachten jedesmal vorantEDgehen hatte. Da wir jedoch noch nicht soweit sind, so wird man der Sanit&tspolizei schon gestatten müssen , etwas sammarisch zn verfahren, d. h. den Genass des Fleisches von milzbrand- kranken Thieren in allen Stadien der Krankheit za inhibiren. Noch sammarischer aufzutreten, d. h. auch das gesunde^ Vieh polizeilich zu verfolgen , heisst Tabula rasa machen. Der darauf bezügliche

§• 113. lautet :

,,Das Schlachten milzbrandkranker Thiere, sowie der Verkauf und Verbrauch des Fleisches und der Milch von ihnen ist bei 10 bis 20 Thalern Geld- oder 8 bis 14 tagiger Gefangniss- strafe verboten. Ist dadurch aber ein Schaden veranlasst wor- den, so treten die allgemeinen gesetzlichen Strafbestimmun- gen ein *).

Das Verbot, welches dieser §. enthalt, übrigens in dem Verbot des Feilhaltens verdorbener Esswaaren sich wiederholt, ist also schlechterdings aufrecht zu erhalten , wir wünschen nur, mit Androhung eines noch hohem Strafmaasses. Der verstan- dige , human denkende Mensch , der bei aller Rücksicht, welche dem Handel und Verkehre zu gewahren ist, dennoch das ma- terielle Interesse dem öffentlichen Wohle nicht absolut voran- stellt, wird diesem Wunsche, der sich gegen eine darchaus ehrlose Handlungsweise richtet, unbedenklich beistimmen. Hier- in kann ihn auch der beklagenswerthe Umstand nicht beirren, dass selbst bei erhöhtem Strafmaasse der strafbare Eigennutz dennoch Mittel und Wege genug finden wird, das Gesetz zu umgehen.

*) Milzbrandige Kühe geben gewohnlich keine Milch , sie werden daher des Milzbrands für verdächtig angesehen, wenn diese ausbleibt. Wichtig ist, dass auch das Fett ansteckt; es ist gar keine seltene Er- scheinung, dass beim Ansschmoren des Fettes von Schweinen und Schafen Infection des Seifensieders etc. stattfindet.

120 Kuntc, Reform der

Vor Allem wird gegen dieae BestimmaDg wiedemm der Einwand erhoben, dass die Poliiei oder der Richter Nieman- dem beweisen könne, er habe den Milsbrand des geschlachte- ten oder verkauften Thieres erkannt. Dieser Entschuldignngs- grnnd ist jedoch unstatthaft, da es nicht Sache des Gesetaea oder der gesetslichen Organe sein kann, den Milzbrand nach- snweisen and den Besitzer der Kenntniss desselben ca über- heben. Letzterer allein ist für die Vorkommnisse in seinem Viehbestande and die Gefahren, die davon emaniren können, verantwortlich nnd muss es bleiben, wenn nicht eine yoUstan- dige gesetzliche Rathlosigkeit eintreten soll; er vermag übri- gens auch, man sei dessen versichert, in den weitaus meisten Fallen dem Gesetze gerecht zu werden, wenn er den guten Willen dazu hat.

Andrerseits ist jedoch dringend erforderlich, dass die Sa- nitatspolizei selbst ein erhöhtes Interesse an der Sache ent- wickelt, und dabei eine höhere Sachkenntniss verbindet. Ihr bisheriges Verhalten genagt durchaas nicht; sie muss lebendig werden, sich um die das offentliehe Wohl bedingenden Ver- haltnisse kümmern , und damit sie dies könne , muss sie durch eine gründlich veränderte Organisation dazu in den Stand ge- setzt werden« Eine wirksame, lebenskraftige Sanitatspolizei muss nicht bloss auf Requisition zum Vorschein kommen, sie muss Jedermann direct zugänglich, aus eigner Initiative zur Stelle sein, um mit sachverständigem Rathe, wo Unklarheit herrscht, zu unterstützen, die Befolgung vorgeschriebener Schutzmaassregeln für rechtzeitig oder unnothig zu erklaren, und hierdurch dem Handel und Verkehr Erleichterung zu ver- schaffen, ohne den Gesundheitsinteressen zu nahe zu treten. Dadurch, dass die Sanitatspolizei eine permanent active wird, ist sie sogar im Stande, anderweite gesetzliche oder polizei- liche Maassregeln überflüssig zu machen. Hierher rechnen wir die bisher noch gesetzlich gültigen Sperrmaassregeln gegen den Milzbrand des Rindviehs und der Schafe , wie sie für das er-

Gesetzgebimg aber liUzbnmd. 191

etere darch das Viehseachenpatent, for letztere darcb die Mi- nisterial-Verfagnng vom 26» Febr. 1862 vorgeschrieben sind.

Wir werden an einem andern Orte ansfnbrlicher auf die Frage von den Sperrmaassregeln znrnckkommen und berück, sichtigen hier nur den einen Punkt, dass „auch gesund schei- nende Schafe eines Ortes wahrend des Bestehens der Krankheit und bis 4 Wochen nach dem letzten Erkrankungs- falle nicht ohne besondere Erlanbniss (in einen andern Ort ge- bracht und ebenso auch nicht) geschlachtet werden dürfen^. So lautet das bereits erwähnte Gutachten des Lehrer-CoUegii der Thierarzneischnle, conform §. 123, des Patents, welcher dasselbe für Rindvieh anordnet und nur noch beifugt, dass im Winter, wenn keine allgemeine Sperrung verordnet war, dieser Zeitraum bis auf 3 Wochen verkürzt werden könne. Das gen Lehrer- Collegium motivirt sein Gutachten noch dahin , dass an den Orten, wo die Krankheit stationär sei oder alljährlich auf längere Zeit wiederkehre, die Schafereien so grosse Verluste erleiden, dass sie gewohnlich aus üeberfluss keine Veranlas- sung zum Verkauf gesunder Schafe haben, also auch die Sperre sehr wenig oder gar nicht fühlen.

Das Gutachten wie das Patent begehen jedoch einen offen* baren Widerspruch darin, dass die nichtkranken Thiere, die also re vera gesunde sind, als nur anscheinend gesunde be- zeichnet werden; ja das Gutachten insinuirt sogar dem Eigen- thümer die Ansicht, dass er keine Veranlassung zum Verkauf gesunder Schafe habe, vindizirt aber zu seinem veterinarpolizei- lichen Zwecke den letzteren nur ein anscheinendes Gesundsein, um Grund zum Einschreiten zu finden. Das ist diplomatisch gedacht, aber nicht juristisch, und vom praktischen Leben zurückgewiesen.

Wie steht es ferner mit Schafereien andrer Kategorieen, als das Gutachten im Sinne hat? Im Allgemeinen ist es gewiss wichtig, dass, je grosser die Anzahl der Sterbe- falle, desto grosser das Bedürfniss des Besitzers ist, die Heerde

122 Knnts, Beform der

za yerkaafen, wenn er kein anderweites Unterkommen fnr sie hat. Die hierbei concarrirenden Umstände sind jedoch sehr verschieden, je nachdem es sieh nm Fleisch- oder Wollschafe handelt; speziell kommt es dann darauf an, ob die Wolle be- reits gewonnen, das Vieh fett ist oder nicht. Bei ganz yer- einzelt auftretendem Milzbrand ferner, der etwas ganz trivia- les ist, zwingt Nichts zur Auflösung der Heerde; anders, wenn der Verlust an gefallenem Vieh den am verkauften über- steigt. Ist eine Hammelschaferei bereits gemastet, so hat der Besitzer entschiedenes Interesse daran, das fette Vieh nicht am Milzbrand verenden zu sehen, während dies vielleicht we- niger für mageres Vieh gilt. Ein Verbot des Schlachtens von gesundem Vieh aus einer Heerde während der Krankheit selbst und bis 4 Wochen nach dem letzten Brkrankungsfalle ist also unter Umständen etwas sehr Druckendes.

Ganz exorbitant jedoch wäre die Belästigung, wenn nach Ausbruch des Milzbrands nicht eine bestimmte Heerde, son- dern ein ganzer Ort als infizirt und dessen Bestand an Rin> dem und Schafen als nur anscheinend gesund gesetzlich ange- sehen, die erwähnten Sperrmaassregeln also nicht bloss grosse- ren Heerden , sondern auch den kleinen Beständen, die in manchen Dorfern und Städten fast jeder Hausbesitzer fuhrt, auferlegt werden sollten. Glaubt wirklich Jemand, dass ein solches durchführbar sei, selbst mit der zweideutigen Erleich- terung, dass die Erlaubniss der Polizei zum Schachten u. s. eingeholt werden könne? oder dass sich irgendwo eine Be- hörde fände, die mit den reellen Verhältnissen nicht vertraut, von den gesetzlichen nicht einen Zoll breit abweichen und Mo- nate lang denn oft genüg wiederholen sich die 4 wöchent- lichen Erscheinungsphasen des Milzbrands das schlachtende, kaufende und consumirende Publikum tyrannisirte? vielleicht sogar, wie es das Patent vor beinahe 70 Jahren vorschrieb, auf Rindvieh Quarantainen legte? Aber sind denn dergleichen wirklich nothwendig? Wir antworten mit einem entschiedenen

Gesetzgebung über lülzbrand. 138

Nein, voraosgesetzt immer, daes die Sanitatspolisei nicht die bleibt, die aie ist, d, h. gar keine, sondern dass sie eine effec- tive wird, d. b. eine wirklich farsorgend and nicht bloss stra- fende Behörde. Sie bestrafe streng die Uebertretnng der Fan- damentalgrandsatze, lasse jedoch dem Verkehr sein freies Han- deln nnd allgemeines Maassregeln ganz ans dem Spiele,

Man wird ans einwenden, das sei ein Rechnen mit imaginären Grossen, da die Voraassetzangen imaginäre seien. Es ist aber in der Gesettgebnng ein jedes Ding gewissermaas- sen imaginär, so lange es noch Gegenstand des Projectes oder Wunsches ist, selbst wenn es jener vorausgeeilt sein und mit den Zeityerhältnissen besser übereinstimmen sollte als jene.

Das Gesetz hat den Zweck , befolgt zu werden , und muss die Möglichkeit involviren befolgt werden zu konnea. Das ist mit der in Rede stehenden Bestimmung nicht der Fall. Alle Welt lacht über die Sanitätspolizei, so lange sie sich passiv verhält und beklagt sich über sie, so bald sie Miene macht ein Wort mitzureden. Hier hätte das Publikum ein Recht dazu. Das ist ein unfertiger, ja unwürdiger Zustand ohne innere Wahr- heit, der Niemandem nutzt, dem Ansehen des Gesetzes und der Behörde schadet, was aber das Schlimmste ist, dadurch, dass er den Schein der gesetzlichen Ordnung trägt, die Ein- führung gesunder lebensfähiger Gesetze hindert. Dieser Zu- stand hat so wenig Befriedigendes, dass wir es selbst für besser halten müssen, ohne Erfüllung unsrer obigen Voraussetzung, dass die Sanitätsbehörden in den Stand gesetzt werden, sich um das Wohl ihrer respectiven Bezirke besser wie bisher zu be- kümmern, denselben abgeschaft zu sehen.

Die in Rede stehende Sperrmaassregln können aber auch ohne Gefahr beseitigt werden. Der bereits erwähnte Regula- tiv-Entwurf lässt elwaige Sperrmaassregeln ganz unberücksich- tigt, während das Gutachten des landwirthschaftlichen Central- Vereins, welcher das Drückende solcher bestätigt, dieselbe in gewissem Grade besteben lassen will für den Fall, dass, wie

134 Knnts, Belonn der

dies Gntacbten noch aosimint, der MilxbraDd ein wirklich sea- cheDartigei Auftreten gewinnt. Das Gutachten des Lehrer- Coilegii der Thierarxneitchule macht keinen Unterschied iwi* sehen seuchenartigem und nichtsenchen artigem Auftreten.

Wir haben bisher in der Natur des von uns betrachteten Gegenstandes keine Yeraulassung gefunden, einen Unterschied ausfindig su machen zwischen sporadischem Milsbrand und der GnmuiiruDg desselben sur Seuche, Die bestehenden Ge- setze resp. Auflagen derselben haben sich bisher Ton der An- nahme eines solchen nicht trennen können, oder trennen wollen, wohl lediglich aus dem Grunde, den Gegenstand den Verwal* tnngsbehorden leichter zuganglich zu machen, ihn praktisch be- quemer handhaben su können. Das Patent fuhrt z, B, an, dass, wenn in Fallen von Lungenkrankheit, Milzbrand und Toll* wnth das in demselben Stalle untergebrachte gesunde Vieh mit angesteckt werde, die Krankheit für eine pestartige Seuche an- erkannt werden müsse. Das Schiefe dieser Auffassung liegt an Tage; der Milzbrand ist jederzeit eine Seuche, mag er nun in einer bestimmten Ortschaft oder Localität, ganz yereinzelt oder in zahlreicheren Fallen auAreten; er verliert die ansteckende Natur niemals, ist auch in sporadischen Fallen ebenso pernicios wie bei freqnentem Auftreten; und durchseucht das befallene Individuum vollständig ganz so wie Syphilis, Pocken; es bleibt daher auch Seuche, mag ea Gelegenheit zur weitern Verbrei- tung finden oder nicht. Dagegen wird beispielsweise die Rabies, selbst wenn sie sich in ungewöhnlicher Verbreitung findet, nie- mals eine Seuche genannt werden können. Die Milsbrandseuche verschwindet im Grossen und Ganzen nie völlig, wenn wir einen etwas grossem Bezirk, etwa eine Provinz ins Auge fassen; in manchen kleineren Bezirken erhält sie sich als beständige £n- zootie. Steigert sich die Enzootie zu einem ungewöhnlich ho- hen Grade und tritt die Krankheit in allgemeinerer Verbreitung auf, so wird ihr Auftreten ein epizootisches ; aber eine Seuche wird sie nicht erst dann, wenn sie ein Land, eine Provinz, einen

Gesetzgebung über Milzbrand. 185

Kreis oder eine Ortschaft in höherem Grade heimsacht als bisher.

Man hat also gesetzlich den Aasdrnek „Seoche" bei Thie- ren far den Ansdrnck „Epizootie" gesetzt, ohne deshalb un- ter Senche etwas Anderes za verstehen, als Epizootie; bei Men- schen für den Ansdrnck „Epidemie:** Es würde aber wohl Je- dermann als angewohnlich anffallen, wenn man sagen wollte, die Cholera, die irgendwo sporadisch herrscht, werde erst dann znr Seache, wenn sie epidemisch werde. Die Cholerasenche bleibt dasselbe, mag sie Alles dahinraffen, was in ihr Infectionsbereich kommt, oder zn einer periodisch in nnr einzelnen Fallen sich seigenden Krankheit sich yerflüchtigen. Ist doch der Ans- drack „Blntsenche** für den Milzbrand der Schafe schlechthin ein allgemein, anch gesetzlich adoptirter.

Es leuchtet aber auch die Willkürlichkeit dieser Unter- scheidung ein, wenn man berücksichtigt, dass es keine nur eini germaassen bestimmbare Markscheide für das Ende des spora- dischen und den Anfang des senchenartigen Auftretens einer Krankheit, in specie des Milzbrands, giebt. Endlich ist der- selben eine gewisse Bedenklichkeit insofern nicht abzusprechen, dass, wenn sie die Gefährlichkeit der Krankheit lediglich nach der Anzahl der Todesfälle bei Thieren bemessen und hiernaeh die Schutzmaassregeln für die menschliche Gesundheit treffen wollte, für letztere unter Umständen die Gefahren keineswegs ausreichend beseitigt werden, unter andern Umständen hinge- gen die getroffenen Schutzmaassregeln über das Ziel hinaus - schiessen, d, h. mit den wirklichen Gefahren nicht im richtigen Verhältnisse stehen würden. Beispielsweise führen wir Folgen- des an. Uns ist im Bodetbale ein Rittergut bekannt, welches jährlich ca« 16pCt. des Schaf- und 9pCt. des Rindviehbestandes am Milzbrand verliert. Absolut genommen, ist dies doch ein ganz bedeutender Verlust, der schon Veranlassung zur Erwä- gung geben konnte, ob hier nicht eine besondere hygienische Maassnahme zu ergreifen sei. Diese wird aber noch scheinbar

126 Literarische

DothweDdiger dadorch, dass die Krankheit periodisch haafiger auftritt und jedenfalls nicht selten den Grad von Häufigkeit er- reicht, dass dann nach den bisher beliebten Ansichten unbedingt Sperrmaassregeln eintreten müssten. Wie oft soll aber das Gnt sammt Ortschaft abgesperrt werden, wenn Verluste von 3 oder 5p Ct. dies bedingen sollen? Und was für Vieh sollte diesen unglückliche Ort noch halten, wenn, um den Gefahren vorzu- beugen, die aus 3 bis 5pCt. Verlust wöchentlich in er- höhtem Grade dem Fleisch consumirenden Publikum erwachsen konnten, nach dem jedesmaligen letzten Erkrankungsfalle 4 Wochen lang kein Stück Vieh soll verkauft werden können? Kann man sich noch darüber wundern, dass das Publikum über die Sanitatspolizei lacht?

(Fortsetzung im nächsten Hefte.)

VIL

Literarische Anzeigen.

Dr. G. C. Haubner's Handbuch der Veterinär* Polizei, zweite Lieferung, ist erschienen und somit das ganze Werk vollständig. Dieser spezielle Theil umfasst alle Haus- thier-Krankheiten , welche von veterinar-polizeilichem Interesse sind« Die im ersten Theile aufgestellten und motivirten Grund- satze finden in diesem zweiten Theile ihre consequente An- wendung und wenn auch manche mit grosser Ueberzeagungs- treue ausgesprochene Ansichten über das Wesen dieser Krank- heiten und über die gegen dieselben zu ergreifenden polizei- lichen Maassregeln nicht überall Anklang finden werden, so wird doch jeder auf diesem Felde thatige Sachverstandige eine

Anzeigen. 127

genügende Beleachtang derjenigen Motive darin finden, welche ihn ca einem Einschreiten bestimmen massen. Dem wissenschaft- lichen, ich mochte sagen „kosmopolischen** Charakter des Wer- kes gemäss konnten die in verschiedenen Ländern gültigen po- lizeilichen Gesetze und Vorschriften nur gelegentlich eine Be« rucksichtigung finden resp. eine kritische Belenchtang erfahren. Ich zweifle daher, dass Behörden and VerwaltangsBeamte, denen der Verfasser das Bach gleichfalls „znm Gebrauche" empfoh- len hat, in demselben eine Richtschnur für ihr Handeln finden werden, denn ihnen muss der Buchstabe des Gesetzes maass- gebend sein* aber die Sachverständigen werden Nahrung für ihren Geist in so hohem Maasse darin finden, dass es ihnen an der Hand dieses Buches leicht sein wird, dem Bachstaben des

Gesetzes Leben einzuflossen,

E 6 h n e.

Das Veterinärztliche Taschenbach von Th, Adam pro 1S70 kann sich rühmen, während des ersten Deceniums sei- ner Existenz vielen Collegen Deutschlands ein treuer Begleiter auf der Praxis gewesen zu sein. Es enthält diesmal, „am nicht dessen Handsamkeit zu beeinträchtigen,** ausser dem Jahres- and Notiz-Kalender das Norddeutsche Bundesgesetz gegen die Rinderpest v. 7* April 1869, das Oesterreichische Gesetz vom 29, Juni 1868 über denselben Gegenstand, das Badische Ge- setz V. 1. Jnli 1868 gegen die Schafräude, das Bairische Ge- setz gegen die Hundswuth v. 4. Aug. 1869, eine tabellarische üebersicht der Gewährs-Fehler and Fristen in den deutschen Staaten, die thierärztlichen Taxen verschiedener Länder, die ge- bränchlichsten Thierarzneimittel und eine Zusammenstellung der hauptsächlichsten Krankheitsznstände der Hausthiere mit den geeigneten Heilmitteln, Vergleichs-Tabellen der Gewichte, Län- gen-, Hohl- und Feidmaasse nach dem Decimal- System, eine Per- sonal-Chronik und ein Verzeichniss der neuesten deutschen

Veterinär- Literatur,

Kohne,

128

vra. Penoul-Notira.

Aasieichnang:

Dem DepArtemeDto-Tbierarzt Winkler in Marienwerder ist der Rothe Adler- Orden 4. Kl. yerliehen worden»

Angestellt sind:

Der Kreistbierarst a.D. Sejdell als Departements-Tbier- arst fnr den Regiernngs-Besirk Bromberg.

Tbierarst I. El. Sobild in Freibarg als Kreistbierarst far den Kreis Striegan,

Tbierarit I. Kl. Fnerer in Hersfeld als Kreistbierarst fnr den Kreis Hersfeld.

Verlogen sind:

Tbierarst I. Kl. Hense Ton Baodits nacb Gaenstedt.

. . Bremer von Nettersbeim nacb Siegbarg.

- - Kaemmel von Hanaa nacb Frankfurt a/M.

- - Ellenberger von Fnlda nacb Battenberg.

- Arndt ron Scbneidemabl nacb Wirsits. Tbiearst Fr icke Ton Beddingen nacb Elberfeld.

Kleinaa Ton Neaenkircben nacb Hamburg. Kornacker von Festenberg nacb Tscbertwits. Remonte Ross-Arst Friesecke ▼. Wirsits n. Cbarlottenbarg.

Versetst sind:

Kreis-Tbierarst Stabl von Angermnnde nacb Templin.

Fiscbbacb yon Obernrsel in d. Unter - Taanas-

Kreis.

Rabsamen y. Langenscbwalbacb n. Oberarsel.

Niedergelassen baben sieb:

Labrs in Acbim. Koblenkamp in Fronbaasen. Scbalse in Salswedel. Scbamacber in Neass. Braanss in Stendal.

Gestorben sind:

Tbierarst Kl. Hatb in Neateicb.

- Schiffer in Tscbertwits.

. . Heinricbsin Ludenscbeid.

1

Gedruckt bei Julias Sittenfeld in Berlin,

4

^

Xaqa-.ut / Tliürffn

Magazin

för die

gesammte Thierheilkunde.

(1LSLX.V1. JTAhrffaiiff. •• StAck.)

I.

lieber eiM lene Methode, die Schafe gegtm Poekei

n schiktzen^ ohie sie, wie bisher, der Gefahr ansra-

setveii, an de« Sehafpockea n erkrankea»

Vortrag gehalten im Clab der Landwirthe am 31, December 1869

Ton Dr. med. Pissin, prakt. Arste ete.

Meine Herren ! gestatten 8ie mir, bevor ich anf das eigent- liche Thema meines Vortrages naher eingehe, Sie einerseits, anf die Analpgieen aufmerksam zu maehen, welche die von mir neu einsnfnhrende Methode mit der bei den Menschen jetzt übli- chen Schntzpocken-Impfang gemein hat, sowie Ihnen anderer- seits die wesentlichjBn Merkmale za bezeichnen, wodurch sich dieselbe von der bei de^ Schafen bisher gebräuchlichen söge» nanntep Schntz-Impfnng unterscheidet. Der gemeinsame Zweck beider genannten Impfungen ist: vor der Pocken «Er- krankung zu schützen. Wahrend nun in der neueren Zeit bei den Menschen hierzu die. Euhpocken benatzt werden, ist man bei den Schafen noch gegenwartig auf dem alten Standpunkte stehen geblieben, welcher bis Ende des vorigen Jahrhunderts aoch bei der Jmpfung des Menschen massgebend war. Dieser ßtfudpunkt ist der, dass^ man die gefurchtete Krankheit, vo^

Mag- t T]iierh«llk. XXXYI. 9. 9

ISO Piisin, Schafe

der man eioh schfitiehf will, atlioliilh:!! dervomift. Et erscheint dieses Verfahren so paradox, dass ich schon ans diesem Grande mir erlauben will, Ihnen einige Worte der Aofklarnng darüber

nm so mehr berechtigt, als ich nicht annehmen darf, dass JecPer von Ihnen , m. H , mit der Geschichte der Medicin hinreichend bekannt ist, am die Zweckmassigkeit einer solchen Hassregel wardigen au können.

.£a ist nftmlifih in der Krankheitilehre daa.MenBr.han aina aaf vielfache Beobachtungen gestatste Thatsache, dass, wenn Jemand eine speci6sch contagiofe Haatkrankheit in allen ihren ^Udiaa-. ordnangsnUbsig nber|Utanden tat» err/d^n.^^]^^ upelf i| sehr seltenen 4°s°^™®^1od ^on derselbep Krankheit aber- mals befallen wird. Wir können daher di ej eiligen , welche Scharlach, Masefn, Pocken ü. s/ W. ^iiiaiflrl^'hlf ihrem

Leb^n dorohgAmaeht halben,, im AUg^ofeinen, .vpr einer ffinn^/ ren Erkrankung darai^ als geschatat betrachten. Diese Erfah- rung nun fahrte auf die Ide« der Inocnlation, d. h. der Einimpfung der wirklichen Menschenpocken, auch Va- riblation genannt', weil tnän das die ' Menschen^ oelreW fort* pffaniende Gift mit Variola b«^ehhet; und swäi^ Wrdid iii Europa damit etwa um die Mi^e doA troHgen Jafai^und^frti be- gonnen. Leider jedoch konnte der an sich ganr löbliche Zweck, den Organismus Vor einer spSteren Pockendi^Mranku^g iM schützen , nicht erreicht werden , ohn h a u g e n b 1 1 c k Fi cfi" dbrolf die kfinstliche Infection ein' immerhin nTcht gahk ' irti'^rhebiidieii Dnwohlsein^ an veranlassen. Man ging zwar 'hierbei von -d^r 'Hoff* nang aus, dass die Röaciion auf die lokalen Impfstelleii bescKi'Snkt bleiben und die Pustelb'ildhng sich nicht ober den gäb'zen R&rp^f aosdehnen werde. Allein häufig g6nug wurde diese Hc^tbg getauscht. Denn trotz aller Vorsicht, die man anwandte, ikidetti man th'ejls nur die milde Jalireskeit zur Impfung benutzte, tbeill nur leichte Erkratiknngsiallä zur weiteren tJ^bbrtragdn}^ atft'- sn<Shte und d^bei ' aüssördten das bdirfduelle' Wdhlbafinden d^ii

gegen -PcUdbh <a echüecen» 131

Stande, den bösen Polgen der absich^iofa berrorgeta&nen Bla^t ▼M'ififitaiig einen D«mm Entgegen so seteeB. Und go gelchah et dete nietet seken, dai^s die . inoetiHrten Personen bedenkUeb an den echten Menschenblafctem erkrankten < im Geaidit eat« itellt, tanb ni^d bünd danach worden, oder wohl gar daran itarben, *• ja ea ttfat togar baafig det Fall ein^ dasa dietffelbeA dai^^h ihre eigene Brkrankong denHeerd fnr «ine schnell sieb aiKsbreitende, oft gefährliche Bpidemie abgaben.

DttWer kam es, dass^ als man gegen- Bnd6 des Torigeta Jabrhotiderti'^i« der-Väceinatio», d. hi in der D«bei*tragang der Kvbpooke'd «in ebensi) sichesee and dorohaba nngafahr-r Hehes' Scrbtttsmiüel erkannt hätte, die llethdda der * Variolatio» (f&lialtifa verlaaeen' wurde, nnd dasa dieselbe jetat schon seil fitilan Jahren >ia aliien Staiaten poliaetlidl verboten aUd mit Stral^ b«dfH>faft hU

Wenn ich önomehr das dem Oegenstande mJBiaes Vortrat glils' torber" li^gealde' mvniehliche.CkichLecht verlaasä, nnd spe4 eiflll«r aaf'die Oattvng der Schafe nber^^e, so antecsdhei<* de.t ma«y bei' «dieseii «%isahen eindr Sehota-, Prskaatidn-8<- n^ttd Wiotb-' Impfung« Bün g«n0r€iH^r Unterscfased ist aber^ wie iob faicJi' ^IMeb bemerken ^ill, oit ' möglichem irrthnm . iror-^ Mb^tigen ,' welcher aus ^er ^Sezdcbnnng Sehutfl*'impfiin>g entatehea kS^ote, nicht' vorhanden. Vicdinehr sind laile .dret. we^ •^Brtiiob eitie<ino6nfliatioii der. Schaf pociken, oder om micU etifos . karkbn' te<dimseben Ao^drnekes an bedienen y ^ine O'w'i^ aätion'f in^deifa 0 vinie das. die 8ch«4>tteken fortpflanseo<de €onw tagionrib^iarft. ' .Sie -dnievs^eiden. sich- nur darch die Zeit»ni4 atanidev in welohes 4^4 Impfcng Tbrgdnommen wird.

^ 8Bhnt8«Im]f»f«ng' naoliilScb nennt man diejenige^' welche regelt maaiig in. Jeiiem Jahre:. bei defa nngeimpften Lammern statt« findeHiv #alurendi maai vnterPrakaaitiDnsoImjifaing den Fall Ve^i atefaii^ wenn sev Zeit' einer in der Nai^hbersohaft berrachenf*

ist PiBfin» Setefo

den Poeken -£pid«nii#, oder, wie mm in der Beaeres Zeil tiger sagt: Bpisootie geimpft wird,

Noth-Impfang endlieh beiist sie dann, wemi man dadorob, data die Senebe bereite die eigene Heer de ergriffen b«4, ge- wiaaermaatea dasn geswoogen wird.

Bs mag Tielleieht niebt aberflaaaig aein, aof den Zwieapait der Meinnogen, niobt bloa bei den belbeiligten LandwirtboD nnter aieb, sondern aaob bei ben Sackveratandigea selbalt in Beaag aof letatere beide Arten anfraerksam an maeben* Wfihrend namliob die Binen die Impfang bei acbon yorhüMidener Bpiaootie ooter allen Umat&nden far geboten eraobten, beba«p« ten die Andern, daaa gerade dadareb dieaelbe in Perouinena erbalten wird, ond daaa die Verlatte Tiel groaaer werden ^i alt wenn man die Impfung nnterlaast. M, H. wenn ea geatatte^ ift, einen Sobloaa vom Menaohen auf die Tbiere an sieba, woran iob nicht aweifele, da ja ans physiologischen Bxperimentei» .an Tbiereo so haafig nmgekebrt geschlossen wird, so moas ich Le^tMren Recht geben. Denn es ist eine dArch wiederholte Beobaditongen tSIIi^ konstatirte Thatsaebe, welche nicht alleui (qt Pocken^ sondern anoh far andere Bpidemieen, wie Ty- phas, Scharlach, Cholera a. s. w. Ooltigkeit hat, dass die sporadisch Torkommenden FÜle miader gefShrliob an vev- lanfen pflegen, als wenn die Senche epidemisch anftritt. Nehme ich also die Impfung in letsto-em Zeitpunkte Tor, und bringe dadurch die Krankheit kunstlich aam Ausbruch, so gebe ich alle Chancen eines gunstigen Verlaufes ans der Haad. Auf diese Wahrnehmung gründet sich auch die bei loooulation der Menacbenpoeken £poher gebrauchte Voraicht, die Impibng aar Zeit einer gerade statthabenden Pocken -Bpideniie au «nterlassen« Wie sehr diese au damaliger Zeit ToUkommea begründete An- schauung der Aerate durch die Lange der Zeit ailmahlig beim Publikum an* Fleisch und Blut geworden ist, und sieb bis auf die faeotigen' Tage rererbt hat, können Sie daraus .eataehme^ dass man noch gegenwartig nicht selten bei Laien dem Vor-

gegen Poefceii zn flchütsen. ISS

artheil b«g«gnet, alt sei es nicbi rSlhlieh la impfen, wem bereite die Pocken im Orte aasgebrochea bidcI. Man nbereieht hierbei, ^ase dnrch die Vaeeinatiön ein gans andere» Verr fal^niee des Sehnte es, als es früher dareh die Vaciolatioiki geschah, hergestellt worden ist, indem erst er e mtfib ab* stossende; letztere eine an li eh endi» Kraft eaf\!iim<.Aiil#^ brach der Kraafcheit ansaht, Wab ich aber «soeben, als :V;0«* artheil bei der heutigen Sehotspocken - Impfnng des Mepp^ sehen beseiehnete, ist, wie ich schon erwähnte, ein wohlbe* grfindetes Berdenken, sobald es sich am die Ovination handelt. Denn, m. H. , durch diese sowohl, wie durch di^ Inoculation der Menschenpocken, wird für das geimpfte Individuum der Aasbruch der Krankheit befördert, diese ge- wissermaSsen herangesogen , während die Vaccination umge- kehrt, sobald sie in Wirksamkeit tritt, eine die Infeotion abwehrende Kraft ausübt. In weleher Weise dies geschieht^ werde idi- Ihnen spater darstellen.

' Wenn ich übrigens nur von dem Zwiespalt der Meinaqgeie in Besag auf die Prakautions und Notb - Impfung gesprochen habe, so ist damit nicht etwa gesagt, dass man über die Nut«* li«hkeit> der Schutz-Impfang einig wäre. Im Gegentheü sind die Ansiehton hierüber ebenso divergirend, und die Qegner derselben fahren alle die Orfinde an, welche ich schon and^tctle, als von der Variolation die Rede war, und welche scMiessiieh dahin geführt haben, dass letatere von Staats wegen unter* sagt wurdCk' Alle diese Bedenken werden aber erst dann w\e mit einem Schlage, gehoben sein, wenn, wie es meine Absieht ist, und wie ich durch diesen Vortrag anbahnen will, aapih Wi den Schafen die Vascination eingeführt wird,, d. h. die Uebertragnng einer wirklichen Schntapocke, wie sie aus der Knhpocke bei den Sdbafen eraeugt werden kann. . .

M. B. ! Die Bestrebungen, denen ich bereits seit, mehreren Jahren 'Obliege und die endlich in diesem- Sommer . ;bu einem vollkommen^noBti^en Erfolge ^effihrt habetf{ war^n bi^reits.yi^V

* V

IS4 Pistill) Sflkufe

lieh froher, so TertehiedeDM Zeilen mod in tereidäedeiiea Uo* dem nnternooimen nnd enm Gegenstände eingehender Bxp«n4 mente gemaicht worden. Leider mit negnÜTem -SUfoIge, pvie Sie daran» entnehmen können, dasa man bia< beale bei der alten Methoder stehen geblieben ist. In der Tbat :eind acush di^ fiMNrieiigkeiten , >relebe sieh derartigen Versnehen^ entgegen* stellen, gross genug, om bald eine Entmathigiuig eintreten an lissen. Denn wenn es awar auf dem Lande nieht an ' oü- geinipften Schafen fehlt, «o mangelt es dort, einerseits gerade weseattieh an dem Haaptfaktor: namlieh gaier nnd sn dem Zweekd brauchbarer Vaccine, während es andererseits nicht leicht, oft anra5gUch ist, Sachverstfindige so hantig wie n5thtg, an bestimmten Standen an Ort nnd Stelle an haben» In der 'Stadt aber wiederum ist es schwierig, mit l^oherheit nngeimpfte Thiere, and dies ist eine Bedingung «sine qaa non' des Gelingens der Vaccination, sa erhdten:

Nicht selten ist es mir vorgekommen, dass ich die mir ge» Keferten Schafe habe aaraokgeben müssen, weil de am Ohre ^ine, wenn noch schwache und fSr einen Laien wenig bemerk- bare,' doch aber fßr einen Sachverstandigen charakteristische Impfnarbe einer froheren OTination darboten. Bevor dies ftbmr fftirtges teilt werden konnte, war der Markttag volraber and die Zeit verloren. Bin anderes eigen thdmlich es Hindernias stellte sich mir noch in diesem Jahre dnrch MissVerstfindniss in den Weg nnd nnterbl'tfch einige Zeit meine Versuche« Ich hatte nSmliMi sn meinem Kommissionär von Schafen gesprochen, ohne dareh diesen Gattangsnamen die Hammel aasseUiesaea sa wollen.« Br aber hatte dies wortlich genommien, and glaubte noT das weibliche Geschlecht bei der' Ansehaffang beraok* sichtigen sn dürfen, and da hiervoo nor sehr wenig «a Markte gebracht wifd, so erhielt ich keine Hiiere, bis ai<di endlaoh der Irrthom anfklarte.

M. fl. ich fürchte fast, dass die Erwihnang dieser im ^aode "nichtigen Nebenumstlnde , welche für Sie von »or ge^

mgam Iiiter.fiiie tm werii^a, SUim AnfmdrksMikmt •rinndes doffte aad dttonoeh gl»abt« ich dieselbe aipht Tereehw eigen so •oUeOf um Ibneo eiuigenDMeeii er]üirli«b ze in|i«heo» wasbelb bi« jftu wnfi^r ein Anderer vor nir, npeb ieb $e)bof frfibor alff beote go eisern poiitiveii Reeoltate gekojnmea wur, welebee £|r die GeMunmtbeit der Landwirtbe verwtrtbel

Al«o ej»% Anfänge Jaii dies^f J ab res erhielt ich bei % direkt tod der Kuh geimpftea Sobafen cbsrakteriBliscbe V.ftfeiof «j^ookeUf w^lobe. geos de« AaMeben darboten, wie «fiuuci. bioi g^ippfltei|iKii»derQ zp .«^h^o gewohnt irt« leb will hier gleicb bemerkiOns cUs^die Aasdracke: „Impfang direkt van ^^.f KiJak,'^ und «.Kab Lymphe^, welche ich öfter ge- bir^M^cbeq wep^ide, nur . in poeigpotlichem Sinne za Terstehen iinB« d». <|ia^ j^^lkvOÜfObt mebr». wie,. ich an anderen Orten mitge|heilt bab^> .MjlieJiliabe zu den Zwecke d^r Poekenerzengoog be« nnjtilt, sondern f DA^ der .j>Ieapo li tan is oben Methode mit gpros^jir^«» Vprtbeile 2 ^- 3 fnonatlifsbe Kalber, gewöhnlich Far- 9.9p daza verwendet« Pennoch aber habe ich vorgezogen» dj^e AQSfdcnckP'bßiznbebalten, aas denselben praktis^n Grün- den» wi^ »ap Ja, awch noch heute . trot^ besseren Verständnisses nnd geläuterter Kenntniss von „Auf- und Untergang der; Sonnest von uZvh .und i^bnai^mi» dfis Mondes** n, s. w. spriabW.

Ip Be,zng,.nnn auf.ditf Aassebep der Vaecine*Pockea bei . Sc^b affin, so ist dasselbe von dem der gieimpfLen Schaf- paoken. Wi^af ntüob verschieden« ^ Wahrend diese nämlich eine mfsbr. naf^geb»as#ige Qeatfklt haben,,, tiefer nnter der Oberbaut lifg9n».|u»d}d«^ufoh ei^e mehr bljinlicb- weisse Färbung . ze%en, W'^lfibf erst spiter» etw« ^in 9, bis IX). Xege nach der Impfi;ing a^ ..dAr. Ob^r4e<0li4« durch ;4^sbveitung der Entaui|dong sieb rötbet, ist die Vaccine- Pustel stets kreiarnnd,- lißgt :vpit vofnberm obfit^Sofaliobcir» sp daßs.sie die Bpidsunnis pj^rragt, fuid fÄeb'.Mfr 4uid iiiieht wie die 3cbafpocke in .d/sr JOaiiit.zu enAwipkeln: floheint^ . und .bietet .glf^icb. zu Anfang, (B|*wa ''gqjpi,,9f.

t$4 ' PiitiB, Btht^

biff i. Tage an, «ine roieni^othe Farbe dar, wek^^ erst tpfiler in die Umgebang obergeht, wahrend die Poeke selbst dann mattiveiBs gl&niend wird nnd in der Mitte eine kleine VeiMie* ibng, Delle genannt, seigt. Alle diese Erseheinnngen tretetf deatüeber dort un Tage, wo, wie am Sehwanse and Bauch dj die Haut durch ein lockeres Zellgewebe verschiebbar ist und Fon den darunter liegenden Theilen abgehoben werden kann, als dort, wo, wie am Ohre, bis jetst der gewöhnlichsten Implstelle, die Haut mit dem darunter liegenden Knorpel fest Terwachsen ist. Ebenso sind die geschilderten Unterschiede markirter, wenn die Uebertragung der Kuh-Ljoiphe unmittelbai^ gesebehcm ist, wenn man also eine Pocke erster Oeneration oder Ord- nung vor sich hat, als wenn Tctn 8cfa«f zu Schaf weitergeimpf\i worden ist. Bs scheint nämlich in letsterem Falle eine Mo- difikation der ursprünglichen Kuh-Ljmphe einzutreten,* gani^ in ähnlicher Weise, wie es beim Menschen der Fall ist, wenn ▼Ott Kind au Kind weitergeimpft wird. Wie Sie wissen, wird die fon Menschen genommene Kuhpocken L^rmphe hutaanio sirte Vaccine genannt, und dem analog möchte ich die den Schafen entnommene Kuhpocken- Lymphe als OTint sirte Vac* eine beseichnen, ein Ausdruck, den ich öfter su gebrauchten Gelegenheit haben werdet

Dass diese von mir angenommene Modifikation keine blosse Hypothese ist, davon können Sie sich selbst »m. H. ans den Resultaten der Impfung fibersengen. Die faumanisirte Vaccine nämlich übt, auf Schafe geimpft, worauf ich noch' attS4 fnhrlicher surnckkommen werde , eine nUr sehr nnvollkom-» mene Wirkung aus. Ebenso wenig haftet die o^vrnisirte Vaccine beim Menschen, wie ich mich dnreh sahlreicbe Versuche nberseugt habe, und giebt, aufF&rse'n suruckgeimpft,' nur sehf rudimentäre Pusteln. '^

Immer aber bleibt, trots der durch die Impfung sich kund^ gebenden Modifikation, bei den Schafen der Gharaktet der Vaeeine ebenso erhalten, wie bei den Menschen. Eine Trans*

gegen '^Mi^q tvt sefiatzen. tS9

ihrer weiteren Fortpflanzong bei den Seha^M» allmablif 0<f»D^ werd«n kannte, ist ebenvo anmöglkb, ah daas, wie #fa* wlisen, beitn Mensoben Varioia 'daraas wird. Ebeato w«Big iet ab«F andiderOrgariif Mftte der Kube im Stande, dasMeDfebeii^ poekengi-ft kt Vatsci^e aa rerwandeln, wie ia Lyoa- dareb zabireifefae und amftoiteAde ßitperimente festgestellt worden latj Es ist Aisa als ein ia der WiseeiiBebaft on bestritten es Axioi» festünbalteti , dass* die wabrnebmbai'en Aensserongen etses spe- dfiseben Virus doreh einen Wecbsel derGstttmg swar alterivt werden können, •dasa es aber bi« jetzt nicbt gehingeo ist, biev«< dorcb eine ganz andere Kraft k bei tsform bervorzornfea^ Idb lege hieraaf scben jetkt am se mebr €rewicbt, weil, wie- die m. H. bald boren wenlen, es tm Verlaufe meiner Bxperimeste den Anscbein hatte, als sei, hier zum erstenmal e, eine Ab* weiebang von dieser Regel eingetreten. '

Ver Allem kam es nnn daraof an, den a priori höebst wahrscheinlichen Schinss, dass die Robpocken, so gut wie sw den Mensehen vo^ seinen eigenen Pocken zu scbötzen Term^-» gen, dieselbe Praservatit)n8kraft aach bei den Scba- fen anszaaben im Stande sind, darcb exacte Ezperimeote ^B einem wii^kliehen Beweis ea erheben. Um hierbei in jedev Beaiefaang sieher za gehen, und n amen tlieb dem Yorwarle et* waiger SelbsttSasehong doreh vorgefasste Meinung <a begegnetii setzte ich mich mit geeigneten Sachverständigen in Verbindung, unter deren Gontrole ich die Versuche, welche ich fnr ni-ich befeita mehrfach - ^ederholt hstte, erneute. Ich nenne Ihnell als Solche: den hiesigiBo Departements-Thiet'arzt Herrn Dr. Ul* riciv', den Lehrer an der hiesigen Kdnigl. Thi^raranei «> Scburl« Herrn ' K o e h n e ' und - den Thierarzt I. KL Herrn L o e w e 1 in Rddersdorf. Letat^rer namen tlieb hatte Gelegenheit, auf detn 3 Meilen Von Mei'tfnd^ Meile von Rndersdorf gelegenen Rittisr* gute Tasiidbrf, ^ wfihrend* der Monate September und Ootdber';

•■I •• >■'

las PU»i«, MmiB

m 40 von toic tMe^MiT« gtinpllb»» Mialoa.di» ▼«rMhi^dtifH PbMeB d«r Wirkung sa beobaebte».

M. HL ieb werde Sie hier eiebft »it 4eiii ganzen Detail 4v vett nur öberbaapi gemachten Verancb^ bfUaligen* ea wAr4e dite mehr Ibre Zeil ond Geduld, ale Ihr Inleraeee in Anepmeb n Mibaien gee^;net eein, aendern nnr mit den JReffnUatea dwel- bita bebannt »neben, nnd Ihnen die a«a mewen Beobaohtnngen •nd BrIahrQngen för die Prania an aieJmnden Seblaeae mittheijeji«

Was annaobet die biini.aniairte Vaeeine betxiffi, fp iat .dieeelbe aa einer erlolgreiehen Impfung bei Schafen, wie ksk •ebon TorbH» «agte^ oicbl wirksam -genug» In einer der Sttmagen de« Landes -OekQnemie-Golleginpps, im Mara dteeee Jabresy wo über die gegen d^le Sebafpneken * Se«ebe an ergrei-* fanden Maaenahmen berathen warde, oui^bte der Hr. .Geb. fteg»- Ratfa Dr. Lnderaderff die Bemerknag, «daas. ei ihm wandet' bar erscheine, weshalb seitens der Landwjrthe nicht sy^tematiif sehe VersDche mit der Kabpocken-Impfnng bei $ohn^^ gemacht wnrdmi. Er seinerseits habe derartige .Verenehe begonnen ,nnd geinnden, daas die Lämmer die Pocken angenommen hauten.*

Ich lan^pe 'nicht m. Q.» dass diese Bemerkung wesentlich dann beitrug, mieh bei meinen, in diesem Sommer, wieider ai^'* genommenen Bestrebnog^, an -.nenem Bifer ananspornen. {n Beang auf die Aenssernng- nun, dass die Lammer die Pocken annet^men, .so ist es awar richtig, dass sich hfinfig 4n den Impf- sleU^ kleine Knötchen bilden. Diese beben sich ,aber in \^U nem ei neigen der von mir beobacbte^n Fälle an: legitimen Knhp ecken entwickelt, sind yielmjEihr etwa am 7*bi^8, T^lgd eingetrockiietr, ohne>aii irgend einer Zeit ihres ^steheiis eiofi aüm Weiterimpfen breochbare Lymphe gege)>en> an hi^t>9|i, Kfoenso wenig bsbe. ich die derartig .vaccinirten Tbipre^ bei nac^felgender Impfung mit Oyine, ge^en S^afppeken «gescbp^^ gefnnden» Ich kann daher die soeben ''i^ii mir^ Mfgcts^elU» Pe* hanfplnng, das« die bnmaniwFte Vac^in^^ an einer, mtf^lgreiehen Impfnng nicht genüge, unbedingt nnd mit nm so grosserer 8i-

gegen IPodkiea ma fleUtzen. MI

obofhek wiedwboleii , alt im» lo meineo 'VeifSQfibtii stoti dB anerkattirtsvirkMUBite Gattvag detidibeD, oatuHoli «olebe ejftm O-rdB-nag aa .Ge^te atand. Diaae wird b^anaHich von dea Kiadeni gewonadn, wekhe direktvonKaben gdmpft wordea aiad : ood denaoch bat mioh dieaalb« ioimer im Stieb gelaatflai Wean iofa avinmebr aar Kab-Lyaipbe abarg^e, fo mnis maa di0 Wirksamkeit dertalbea trennea» je naebdaia die Uebeiw tragang od mittelbar nach der Abo ahme der Lympbe vor fieb gabt, oder ob ietstere Torher eisige Zeit aufbewahrt werde, ood sos sei es an Stabeben getroekoet, dem Einfiosfle dar Lafi, «ei es fiossig iQ Haarrobrcbea , dam aaTormeidlieben Wecbsel der Temperatar aosgesatit gewesen, ist. üntar allen Umstanden ist* die aufbewahrte Knb-Ljmpha weniger ai> ▼erUlssig) ale wenn sie frisch abgenommen gana. direkt «bar- geampft wird« Bia analoges Faktum habe ich stets «nah beim Ifaaacben so beobaobtoa Gelegenheit, and kann sagaO) dass die Kinder für das Knh|tiiokengif% im Allgemeinea sugaagliabe« sind, als die Lämmer. Daan bei diesen Wirict aaob die gaaa i^s^e Kuh «Lymphe bei weitem nicht so sieher, als bei )eaen. Bs bangt dies wohl nnsweifeibaft damit 'snsaramen, dass wean bei einem speciliscbea Contaginm zur weiteren Fortp4aa*> auag ein Wechsel de? Thiar- Speoies vorgenornfman viad^ die Baftuttg schwieriger au erzielen ist und der £rfolg an gewiss er wird, flierdnroh auch wird es erklärlich, weshalb, wie ic^ schon - voi^bin ei'wabnte , die humanisirte Vaccine ' nicht h^ Schafen und dia ovinisirte nicht bei Mensoben fortgeben will, da hierbei ia doppelter Weis die Gattung gewechselt wurde.

' hl Beaug nun auf die v^on Schaf au Schaf waiterfdrt« gepflani te Kubpoekea-L jmp'he, so ist derBrfolg der« aetben* mit' fast, absoluter Gewissheit sicher und auch in keir ner Weisei dadurch beeinträchtigt, dass die Lymphe vorbar laagbieZäit, selbst mehrere Wochen in Haarsohrchen attfbe*> wahrt w$rd. Die Wirkung ist so; bestandig,' dasa sieb in der RageL ^der Impfatioh au einer gut . aoag^bildet

fM Piflfhi, Seiüle

Pöek^e entwwlMk. Nar ein UmiCMid könnle vob Bwfluis Mm^ wenn- die Heftsog bei einem Lamme ttoiz eweimnliger Impfling niebt IQ ereielen ift, ond swnr der, dnc8 die Malter deetelb^i während der Trachtigkeit von den Schafpooken be- fallen- gewesen «&re. In einen» solchen Falle nämlich ist 4as Junge bereits Tor der Gebart von der Seuche infioirt worden mid wäre dann sogar aoeh der Schafpookenf^Impfang nn« lagftnglioh.

In der Pathologie des Menschen, wo man anf der« gleichen Thatsachen aufmerksamer ist, aU bei den Tlueren, sind bteranf betuglicbe Beobachtungen wiederholt mitgetheilt worden, wo die Vaocination stets vergeblich angewandt wurde, wenn die Mntter des Impflings wahrend der Schwanger* sebaft die Pocken hatte. Allerdings sind mir derartige Falle bei den Schafen nicht direot bekannt geworden, und bin ieh auch bis jetet nicht im Stande, den positiven Beweis für meiee Behauptung beisubriogen ; allein ich stehe dennoch nicht an, dieselbe aus der Analogie für sehr wahrscheinlich su halten, und dies um so mehr, als mir suweilen auch bei meinen Firsen die Impfung fehlschlagt und ich geawungen bin, dieses Mis8«> lk»gen auf den schon angeführten Grund dann su beaiehenv wenn im Uebrigen alle Bedingungen eines guten Gelingen» der Operation Torhanden sind, welche sonst stets sehr sicher ist«

Was die durch die Vaocination bei den Schafen hervorge* rnfeneu Reactionserscheinungen betrifft, so halten sioh dieselben innerhalb der Ürenaen, welche noch in die Breite der Gesundheit fallen, d. die Tbiere fressen gut, laufen und springen umher, und geben keinerlei Zeichen einw positi- ven Erkrankung, Ich habe bei den meisten absichtlich eine viel grossere Ansahl von Pocken, als aum Schntae nethwendig sind, und swar bis su 10 hervorgerufen, um mich au übes^ sengen, ob vielleicht, wenn man de» Guten au viel thate^ biec« durch eine Gefahr für die Gesundheit oder das Le>ben der Liilimer eitstehen konnte. Ieh habe «usserdem die Puatelnbet

gegen* Pocken sa tefaütfen. lil

hafs JSdLtmeHmk groMer Q«antit&t«n and womöglich blutfroior Lymphe, darch Schieber Pincetten stark eomptimirt and uieh hlerdsrch die Sehafe in eine Lage gebracht, welehe für ge« wohalicb nicht noth wendig ist und sogar ver mieden werden mnss, da der Abheilnngsproeess onter solchen Umstanden wo* sentlieh erschwert and aberflassigerweise in die Lange gesogen wird, -^ aber dennoch ist kein einziges dieser so behan- delten Thiere in erheblichem Masse erkrankt, trotadem die herbstliohe Jahresieit mit ihrer nasskalten Witterang far die betreffenden Experimente nicht gerade günstig sn nennen war,

und obgleich keine besonderen Vorkehrungen sam Sehotse ga*

troffen waren. Nichtsdestoweniger mnss ich aber doch far die Praxis den Rath geben ^ die vaccinirten Thiere vor Zog aad Erkaltung in Acht so nehmen, and werde Ihnen spater einen Beleg far die Nothwendigkeit dieser Vorsiehtsmaasregel geben« Gant oBTerhofft sollten aber doch diese, in gewisser Be- siehang sehr abandanten Versache, ein Resultat herbeifah- ren i welches teh Ihnen H. als ein sehr bemerkenswer-« thes und mit höchst eigentbümlichen Erseheinangen yerban- denes, nicht Tcrschweigen will. Wahrend nämlich weder beim Ifenaehen» noch bei dem Geschlecbte des RindTiehes, mag man noch so viele Impfpocken erzeugen, eine generali« sirte Vaccino beobachtet wird, d. h. Pustelbildang auf der Haut, an Stelleu, wo nicht geimpft wurde, scheinen die Schafe im Gegentheil hierfür sehr disponirt zu sein, sobald nie, wie erwShnty in derartige Bedingungen versetzt sind, dass eine sehr grozse Quantität von Lymphe durch Resorption ans den ■ahlreicfaen Pusteln in 's Blut übergeführt wird. Diese Disposition ist aber nicht bei allen Thieren gleich gross; ich habe sie bei 60 Taeeinirten Schafen, welche mehr als 8 Pocken hatten, nur 10 mal aoftreten sehen. Es lasst sich hieraus die* praditebe Folgerung ziehen, nicht mehr wie 1, höchstens 3 Pocken jedem einzelnen Schafe einzoimpfen, denn bei dieser Zahl babe ich niemals aUgemeioen^ Ausschlag entstehen aeheiij^'^ae

149 FUvin, 6ehife

ThattMJbe , wolobe 4iä Riiohtiglc«it mtAttW AvffasMMg ib^r -diä UrMcb« d6wilb«o beatftllgt.

Nöcb «ive «ndero for die Praxis ebealftHs «ehr wichtig« Tbfttffftcbe hat sich alt BrgebBisi dieser im Qroflieii geinaehleB Versaohe heraasgestelU. Wie Ibnea hekaoet s^in «ird^ m, H. and wie ich ztxm Theil adcb sehoa a^efvfart habei «ind aUe fixe« CoBtagieo ▼on nm so grosserer ond bestfndigerer Wirk* •amkeit, je frischer sie sar AnWendaog komneii, sei es, da« man sie könstKoh direot übertragt^ oder dase sie dnabsiehtlteh, spoataa d«rch Ansteokafig sieh fortpdaDaea. Ich habe aad wiederholt die ßeobaohtaeg niaehen konaen,)' dast, wwbii -ich ammittelbar too Thier an Thiar liapite, die Podked AtetB Tiel grösser wardea, die Cmgebimg entafifadeter wwt, die beaaohbarteD Ljmphdriaen sieh mehr* iofiUrik'teo , als. w^nil ioh die Vaceiae vorher eisige. Zeit in Haarr6hrohen »af« b^^afart hatte. Ebenso konnte ich bemeriLeä, dass wetfn ich die Lymphe aki» ^ner sehr grossen Poeke nahm, die ebea« efwahaten Reactionsersoheinungen hefti<ger' warea^^ aie waaa diea ans- einer Pnstel von mittlerer Grosse gesebah. Die Faeteln werden namlieh bei verschiedenem Thieien'. aehr vei^ sehiedeo groflcs, je nach der Empünglushkeit, weldsefär dii Potokea^Oontsginoi vorhanden ist.

ieh d^rf «ferner nicht unerwähnt lassen , dass bei dernai mittelbaren Implong, wo man die Lymphe nicht terhec iit-*eiil Rohrbben zieht, nm derenr Klarheii- sv oonetatiren ^ ^ sieh aabwer . vermeiden lasst, fidssiges Blat nnteinBcumpfeo<, und daas auch hierdnrcfa vielleicht . die . Disposition an allgemeiner SrbptioB wesetfläich erhobt werden mag. Bei den Impfung} aas Hifarrehrdien bat das Blnt insofern .fteinre Bedebtntig. verlorera^ als es nach dem Heraiisblasea sbhnell geribnt und sieh' äSi Coagalam vob' der flasMg bleibenden Lymphe tro'ünt, weicht letateve dann* aliein benntat werden kann. Da tiaeh den f on Her AD Prof» Ballier sa Jena and AttdakreD- gcmacl^en Be^ •baehtiuigea, aaeli in dem Blute der m deQ< filatterir;.tar*

gegen IPoeken «it seHatsea. t4S

kraiilktM ladMM»!! tiefa die üb THlger 4m OomtagiMit «t* kftnpteii nnd von ihtt mit- dem Namwi ^Mioröeocons^ be^ legten f>fiantlichen Paresiten befinden, eo wfire ee niobt undenkbar, daes dieselben, so lange sie sich nodi im Blote aofhmlten, eine grossere Keimfähigkeit besitaen, als wenn sie bereits in den Inhalt der Pusteln übergegangen sind, and dass gefade ans diesem Grande eine generalisirte Vaccine leteb* tor an fikande kommt.

Es wurde sich also f^r die Praxis ans dem soeben Mitge* theilten die Vorschrift ergeben, jedesmal die an«»ittelbare W<eiteritnpfong vdn Sehaf au Schaf nicht öfter als erinmal in der Heerde toraunehmen und dabei die Lymphe so TOrsichtig als möglich von dem Blnie sn isoliren. Ich will hieran gleich anknüpfen, dass aus einem Hawrrohrohen , wie ich si^ gewöhnlich falle, sich andi von dem weniger Gteubteb Mit Leichtigkeit 10 Pusteln an 5 Schafen evaengen Isissen. Da nun von den folgenden, direkt au impfenden Tkiereu, jedes nur 1 Pocke aa b>ekommen braucht, diese sum Sohntacf genfigt, und, wie ich eben sagte, von- nicht Weiter geimpft werden soll, somit alle Lymphe Mar Re«frrption bleibt, und da man ferner aus der Hälfte dar s'oorst ora«eugten lOPnsteln sehr bequem «us jeder etwa SO Stiche machOn kann, so ergiebt aich, dass man aaa je einem üaarrö^hrchen bei einmaliger directer Ueber- tragung jede^snjal gegon 100 Lämmer impfon kanik« ohne f&rchtbn ' kil brauchen', duse dieselben einen aligemeinea Ansechiag' bekommen werden;

Meine Herren, ^s ist wohl Zeit, wenn ich Sie nicht wirk^ lieb iegMlich machen wül, Ihnen an erklaren, welche Bewand- ttiiS' ta mii dieeier besagien Eruption hat, und wekhen §»il« stigen Verlauf dieselbe bei den geimpften Thieren nahot Obglefch'oaitiUch das AJoirseha/ wie mir die Herren Saahver- atlbdigen übereinstimmend sagten, dem der naturliehen feha^peeken sehr fih&lieh war, so e^ks sich dieselbe

dtfosoeh dareh Impfong «tets «Is Vaooiae-A*Kthi*f >;d»li. wwin ich die Ljmphe daraat anf ein anderes Schaf oberimpfte» •o entstand jedesmal eine charakteristische Vaccin>a* Pocke. Dass der aossere Anschein trotsdem mit den sponta« nan Schafpoeken Aebnliehkeit hatte, darf, glaabie ich, nicht Wunder nehmen, sondern scheint mir vielmehr in der Natar der Sache, ich konnte rielleicht richtiger* sagen, des Schafes an liegen, und befarwortet die von mir angenommene and achon besprochene Modification der darcb den Orgaaismns der Schafe reprodnoirtea Kahpocken- Ljmphe.

Es mnsste mir aber sehr yiel, ai»d om so mehr , daran liegen, über die Natur dieser Eruption durch das Resultat der Impfungen in's Klare su kommen, da 2 Schafe sogar spon« tan, ohne vorangegangene Impfung an. einem ahnliolien Ausschlage erkrankten, und swar beide in viel stärkerem Grade, als die ron mir geimpften, bei welchen die Pustelbilduag nur ttellenweise auftrat und viel kleiner bliebe, ao dass sie die Grosse einer Erbse nicl^ überschritt. Gerade bei diesen beiden Tlneren war es von Wichtigkeit, nachsuweisen, daas sie nicht von den Schafpocken befallen waren, was ja auch au* f&llig h&lte' der Fall sein können, dann aber doch immer den Verdacht erregt hatte^ mit der Vaccination in einem ge* wissen Zusammen bange so stehen. Wie ich schon anführte, gelang dies auch durch Weiterimpfong von ihnen voUkommen« Ist nun in dieser ezaoten Weise als unumstosslich festgestellt SU eraehten, dass die Eruption aus der. Kuhpock^ ihren Ursprung hernahm, so ist dieselbe nicht mehr sp aufiallig, wie sie Ihnen m. H. im ersten Augenblick erschienen sein mag, sondern lasst sich sehr leicht und «aturgemass er* klaren. Folgende Thatsachen mögen Ihnen hieran als Leitfadep dienen.

Ich impfte nämlich, am 21. September mit 3 Wdehen aufgehobener ovinisirter Vaccine 9 Schafe. au j#A «6 > Stieben auL . B aji c«he. und 4 . S tic hfyu aooi S.pJ^.w %n z e. E^. glif gl» }^

gegen Pocl^en ta «cMtsEen. l'4i('

GttQzeti TOD'iS? impFetiehexi V4'Pockeb äaf. ' Am 9. Tage

"näßh ctor 'Yttcoibitiott,' *m 80;' frept^mbiB^r, ini^fte ith ton'

dieaen 9 ^(ekafetr diifeet 15 imd^/e, mit je ^ ^tftb'^n' etil'

Sö^ÜWeiis^ dnd i uiA Baacbe. Es entwickelten 'sich' oline

A^enakme alläPooken. Am 9. October wnfd6n diü'A'y

Bt^i » Sebafift liQi^ ControU des Schatzes tiiit echter Scl^-"

pöi&«ii-Ljrmpb«'^im)pffc ntad bnn erst ron den übrigen dislocirt.

Bitf dibin, also wihriänd Toller l'^'Tage, hatte IcV die-'

•felben täh einer grossen Anzahl nngelmpfter Thiere, es' moch-

teb ivöhl et^al "60 ätuck sein in einem and demselben'

Si4ll«'fi*«1 umherlaufen Ussen. ' ' *

' ' Wenfi/ Sie-nan bedenk e(n, dass ich bet-eits' am 90i' Sep-

tfrmt>Vr die-Piocken' tnm Zwecke dör Wbit^rimpfnng und 'der'

Abikabiikä^ d^r'Lymjphe in"R5farchen, tbeUweise durch 'Einschnitte^

oAi^t^ ui&d ^dui^cb Pincet^en'comprimiH'e, eine Operation, weTcli'd

noch nach meiner tentferndng nicht l)lo8 der Vaccine einen '

lak^tcfn ' Auitrftt' gestattete, sondern auch die Pust^ in offene,

efterürde ' Wuhden 'fibergehen liess ; wenn SCe ferner bedenken/*'

ni. ^ H'« , dass ' auch 'die 15' a m 3 0. S e p t e m b e r vaccinfrtidn

Sebtfe mit fh'reö ''60 Pocken am 9, Öctöber in derselbein '

"W^Mie - bebandelt" Wnrden und noch bis zum Id. October, also*^

i&- Gfänked' 19 tage' mit derungeinipften Heerde un-

aäl^setzt in' demselben stalle blieben, so werden Sie mir ge-*

wfe^ zfa geben, dass fär* eine zd^Uige und ontlbsiclitlicbe An-^

8tl»Bktfii'g''diJr<^b 'spontane 'impf dng' die Pforten weit geo&b'et^

witW.' 'Denn' 'es geh5rt zu einer wirksamen tnf^ctiön nicht

mehr, als dass ir^^nd' eine d^r t^pidi^rinis beraubte 'Häutstäl^i;^

odiif^'ein'e kli^fiie,' noch so unscheinbare, Schleimhaut- fiTrosiön des

MMid 'öd'eV dei* ffäse , ' ihit der- Lymplie'^ dem Blute oder' dfem' '

EMi^' kti's ideu P^dk'^a^ in Berührung kam. Immerhin aber mögen, '

wiÜ^'icfa'g^n zugaben '^V; diesd beiden Tfaiere äusset^ein eine *

seKr' ^»bss'e'^ti'^fingl'icbkei't für das Pöckeb': Cotitagium-]

b^itois'eh ' bab^n'. 'fis spricht' %ehi^i^tens'' hierfür der tjmstänji^

dala' die Pbätisln bei Ihnen fast nber den ganzen RSrper^ Maf. t TliiwhtUk. ZXXYL i. iQ

14« PlMlA, 8^k^

T«i;hreite> waren n»d sehr dieht «UodAiiv •<» dtat «ia itfllr^ Unweift «ogar oonftaiEUaK w|kr«ii4 b^. den g«ii|ipifteA. der . AmtnrmBlv wenv er liob eelgie» «ebr lodU IiIm^.

. . PmM ftber iqeiiie AaffesaoQg eiaer dordi dirtUabe Be.* raKrQiyg Tereolettieii loftctioo, im QegeAteUf go detf.dnreb •Ugemeioe in die Laft äbergegaogeve Ml^tme» ber- %irkteef riehlig i»4, bet iicb mir «piter dAd«ro)i . bfat&tlgl. d«i» weder eioi der ^rigea im Sulla g^iiebeoeok TUer^« = DAobdem die Greimpften entfernt, werc|o, aoob eins der« df«, VerMcbei wegen neu bin«ugebr«ebten Liinn^^f\ biebtpt#,* alio nneb mehr deon 2 Moonten, irgendwie erks^kt. If$» ScUqn. hiereanelieln,. ohne den, wie mitgetbeilt,. dimb/ die linpfnng gefnbrten fapti^hen Nachnreis, wnrde mifn.^ie .U^btpr^* iQOgnng gepvinnen mnuen, daas man weder jiiii.t wirl^lW eben Sebaffto^ben, noch mit einer denselben, nneb; nur ahnUob wirkenden Eruption an ihnn hatte,

Jedooh will, ieh nooh ein 87mptom erwabaeii» w^AehiM,,.! wenn ea «nqh ^ei iSohafpo^ken niehm nnbedtf^gt |iot))f;en4igiiet<, nnd ^nob nicht eonitant beobachtet F>rd, de ea mehr Tontde^., Intfnritat nnd gronen Verbreitung der Pnitelbildiifg abbfff0g.: itt^ immerhin aber eine gewieae BernoMiebtigi^pg yerdyienl : cJi^bF/ meine, de» Verlieren der, Wolle. Yon a)lto goi^pf^e^^ , S^bafon» welobe generalieJr.te Va^pi^ane fi^igten, hat,, an^h nric>ht ein eineigef» an irgend ei ji^r Stielli? d.et,, Kprperty wie ioh.mieb noch am yi.tt^o.eh, yerg.Mg.^^er,. Woehe nberseiagte, die .WpUe yerloren. Nur das cjl^p^ der;, spontan erkrankten macht Qine..Anflni^me^ \. ,. .,

Ans amni diesen eigiebt, si^h der j;»raeM«pbe.9cb^ns|f,< dfs^,, es geratben ist, die yaooinirten. Thi.er^ #n, ^a(i^,lUf^ll4< sci^on mit ans d^m Grnnde^ nm fie besfcjf; g^gei^ ]^^k|)ttn,i|g:^ sebntsen an können. Dnrcb .Vemephlasaigong di^r.yor^elitst ; masfre^^l bebe, ich eins dssv ohne Impfnng ipji^ Aitff9bl%g ber* - halten 9obafe,, welche gerade so wi^ pieife y evsqohntb we ^ b^haodelt wurden und pich in eioem etfvas Pingig .nnd, kalt ger',.

gegen Poeken ta kbntien. iVt

lege)ien Stätte befAnden, dorcfa den Tod Verlofdn. Wir i€f-^ hen also die beiden von selbst' erkrankten Sobatettine öig^eit- thftttlfeli« Amn'Abin« machen : Da^ eid^ stirbt, das'aiitiere rerli^fV seine Wolle.

Mcfind'Hbrf^b; ich wurde es Ihnen wirklich nicht ub'^rneh- mev, i^Knn Sie glaubten, ich kBnne mich doch 'getSnsoht hkb^'n' ohtt"- d(««^ bMdteti un* So riel beAbh&fiigcfn'den TliSei'e ' hfttdh wltldS^ Söh^Q^ockeii gehabi leb wHl 8i6 st)gar in dt^s^ÜTöi' nikttg 'trnterstlltaen und Ihnen entgegenkommen, nur müssen' Sie flüSt^Ah>'djSifi^ att6h di« Codse^u^trten aiM^ei^« -^ Geftetät 'klsb"' ei^Wai*« 'dei'^ül, so kBi^ilt^tf nur i Annähmen als ibogjiöh an' gesehen werden. . .. •< « «

' Dlie «¥kti^ wik*« die, dass (iie Ei1trankufng\ unabhängig ▼oti' der Tscdnstibb, #ie gewShhüch dui'cb uns nnbekaniitV BMifisfttf' entsUttdtfii wtre. Ktm dann wäre 'ich' snnfichst weutg' at^M' aUM^r Sdhtilid: -^ Abei" wSre e^ nicht ein «Unicum^,' w%ll* tob'efilM Hi^etde Sdihfe, die' in einem and demselben Stldle" sidh bMhdet, den si^ teineb Atigeoblick verlSsAt, ^^ch/ gMiä% Kahl^tthg,' gleiche Wartung hat udd' allen odibelcaniiteh Biowlrttttllg^n ^ei^massig ausgesettt ist, nur 2 SchaYe'die' Pocken bekommen, sumal da diese nicht etwa' gleiöli e'nt-' fCirnt Werdeii, t^oiifdDtn nngrei^irt Mit den tbrig^n Thleren Ub'g^i<^ %^it itk Berfihrnng blefben! D^tin an dedi tfigi? wt^ii6h di^M«!^ idto erfcteü'mi(e«'ftt' dl^r Ö^eVd^ sah'hnd Von'' ih%«ti'tflyitetiftfiS', ir^ In dete meibteti Phsteln h\bt^iik Eiteir' rwthiMliti, die ftlfithe dei^ Em^dü' daher bef^eib irbräbei','so' daitf »ie w^ttigc^ten's f0--12 Taj^e hestAndeu h^he'n" n^H'siIfce;- ^Hd' dei^noch kein neuer Fall', köiuc welt'ei'e Atfi-c^lrtii^l^! tHttirtitid dieserlbedöch^etki;' durch uÄmltteibaf'^' UMMJhlMIgilirg ' erkfiititish^i' gewesen Wftre , als Vorher Und einen' rertlbh' OAitfd' güHabif Witte! - - * ' -"'

^''^i^ aihit0 Md^fttrfikeit'noii' wlre^ diev'dais' die bd-' de^'6itthk«d<«iüi ihf^-Otin« f^oti h^ei^ett Vadc^tiiftVn'ttl'iV-

I4i8. Piii/ip, Sohafr

dMi PtUma^awomdglicIi noch.gitOMfur«

Deoii bt^teo die yd^ qitr Yiicoipirtflia Tjiiere kfi^nß^ 3ffrf^t

pooken, to konnteo tie teibstTentandlicb Afioli kfim, g^^f 9^1% -* , Hatten sie. aber i^att Vaccine- -r Firki|<^b,.Q.fj(tte-

Ppoklf^f nnn .d«pn blmbt et doch gewia» . ooeb, ¥»el ,wipdei|:(V h^^jty daM.Tf» lorieUn an,geimpfte|i, 9c)ij^f«ff aiali, npr-: blo« 2 infio.iren, wo doc)i 4er AxateAkiingf wie ich.ioilifh' theilt.habe, ab«iobtUch Thor und Tbure geofffint wfM^, d^ SA,, Schafe mit 13i. b.oo^. data theiiw,e|a(i^,. g«p<ffi||»,tfj9„ Pocken, wahrend ISTage« ineinjrm.St^lji«. firei^.^i^.. 60 nngeimpften verkehren! ',.- /

Sie sehen aUo, opeioe Herren, wk k9<D9R^:l^ dfr; An- nahmst dait die beiden Thiere Schafpo^keq. hattf;fi4.7ioct^,T|^l/ tchlcfshter fort. En bleibt aUp ni<^u . aj»d^ri nt»ng». a(i. 4ii«fi: wir, deii Verb$JlCfiia«en . Rechnung tra^nd» apiier« ^Af.i^hMn^ apg|den Torhandenen Thatsf chpn.an.p^8#.eiP«a|iA 4#^.v Aastec^hlag; al^ generaljsirte. yaoci^ne aiaffa^^^«i< .HifTr an hab)9n wir am ßo mehr Veranlateiingy all es, wi^ iqh $^jmH^ > froher, a^teinaiidersetate, nnmogUch i«t, d#^ .fHis.Yai^e rrri Qi^ne werden. kann* . . . : ^ . :

yTas .nun den Sohnts betrifi^ , , 4<Em die .Vap/si^atioi^« gegep die; Scbafpoeken ansaht, ,so hpi lisrfpibp ^ kein n^i^ einsijgep FaUe versagt.. Ich hfbe,4i^ gaippfUlbef XhiiSKe^ direot fl^vinirt and die Wii^kMui^k^ 4v verwpi^d^y^ 3ph|tfr: . pocken-li^n^phe dadurch controUr^, dai^< ioh ein apdt^rM/ uj^l^eimpfttts. Schaf augleicl^ oyii|irjte4 lch.he}>f M^l ^iW^?' n<)r n^t solchen % denen iph^ 4Ia Sohafpo.Gk^i^ eingeimfpft^ h*M< ( l&iigCMre .Zeit in Berührung geli^en« o|ipe daM . j^ -eip^, M"/ stecknng erfolgt warov Es bliel^e noch eipet P^vp^« .ai| jm^Mmp^ - au der mir die Gelegenheit fehlte, n&iq^ch 4?<> ▼#fsp49i/'tf|i. Th.iere ii| . eiq.e, Heerde .a«. bringen^' W9 44^ Seliaf* pocken sp.QntAji», ,s^m Ausbruche. k|i#nan, ,0ier^ .wiir4e^ ich nnr daraaf ,^pf«i«rk8am tu machen haben, dass der Scbuts

gegen Pocken zu «cbntzen. 'i4d

'd^ VaeeittäHon niemals ein absolnter ist, socderb abblngig, tÜcAiJ 'von' der J&iBpösitiOD /8r du Pbek^n-Gift fiberhaapt, tfabih '^öiii dto Virnlens and rntensitfit des aar Einwir- ifbn'g'kointeiend'eil Contaginms. Denn so gnt et lüensoben i^Vt;'di^'9i&il aik Variola erkranken kSnneii, £e aUo Hiebt einmal dbrcb die Poeken selbst vor einer folgenden Br- Itfi^tetaDJg^ dlu'ä'nr'gescbBtst sind, so gut wird es äodi 8c1ia/e '^en, die nidit doreb die Vaccibation sich k toüt priit ge- lten'Sehafp o^cken g^sfebStct «eigen wenden. 8öliten Idk^ l^rsH^e d<»riirt angestellt werden, nm statfstiscbes Material an gewinnen', *8Ö mfisstisn dieselben mit äicfat in kleineb Ziffern r«feHnen/ sü^Aern eine breite Grandlage bib^n, am eibi^r* massen der Wli'klichkeit nabe'ka kommen.

Der' 8ebats beginbt' aber erst etwa am 12. Tage naeb dei^Täecination selbe 'Wirksamkeit an äa'ssem/ Öeiin, als leb' eral'aioD' f 1. An gast dir#ct von der Kob geimpftes ' Sebaf ^tü ii. A'bg'ast, als'6 10 Tage nacbber ovinirte, baiftete Ibtstere ' Impfanfg noeb^ insofern , * als sich kleine IC n 5 Vc b e n ^KleleöV "belebe aber, statt sieb' weiter n Pttsteln tti ent- #iekelä; am T. bis' 8. Tag^ vollständig vertrocknet waren, oifbn- IHä- debblilb, ' wäil fnzwiscben dürcb die Resoirptiöb d^'r L^mpbe iiAi( 'Aeii 'Vaccine -Pocken 'eine derartig Alteratio e der ^ansbn ff&iriefaili^se ^getreten war, dass di^ !2. Ernption liiobt tnehr aar Geltang kommen konnte. Denn, wie icb schon frSh^r her'- VorbobV l^erade' so, wie die Knbpöcken die Mensehdn^ocken i^äJeUi^eir,' ist Hi^s aaöh bäi die6<»ii beiden Affectioil^b d^Fill^ a^d #0 sich dieselben in eiik^m O^ga&ismnS beg^«o, inidbea liie kicb g^g^nkeitig an bekämpfen; tch will teir- Mbhen, m. B., Ibben dieiön Raibpf, wie mab sicB densM- btö'wbU Vörsustiellä^ berechtigt ist, durcb eii^ Bild äü> scbaalich za machen.

'"^WirSiö dcb MnberÄ, tbeilte ic1^I!in6n bereits die nettesten kScfbsM^llscbeA Forsblvan^ea mit, Welche ergebnen' babeb , 'dä^s bM*der Blattern . Erkrankung stets im Blüt^ 6ii^'Art *Refb'-

^^9 )PijB9in» Sek9i9

PiJj,, «HieroppocQs" gje«»nnt> gefpndeo wifd, mpUfhf^ ,fi^ci^ bloA al« aj(«£ol|li«hei Sfqmoiili dar PoiJu^QkrMl^hai^ q^^bfwipl, «p^^Q aadi ^9 4m <ii0«|Ult« forftpfl«n«eif49 Cq^Ugi«^ Hfi^Vr ^ehep ^1; UUteres .ifiAqfern, lü« ei:, Mch in deip IffMte i)«r f^i Qwt fmd Sc^ei^ft^t «ieb b^49.Q4^ Pfff^^H geliiQ^ii .lfM. ^ D^oMQo di€»e i^ts^raq itjUD|icih bU d^r loli;«U. Aviidniek 4^ A^g)Qf9eiolßi4eoi aofg^fwt werden» and d«at«> nicblif . wmt(V «n, fli ,d«|i ß^treben der Natar^ ^eo .Ofgainsopj«», to« d^A fh^ Joriip^Jiuiiaobe^fi^n iPiiUlAM«iQ 9Q b«|fi:6i«ii. P#b9r . idjf^ .grc^aae ^r^fab'r, wopi» 4i(^0r Beiiiigaiig«pjoc.a«# das Kprpfi^ Ani^, ^rkaU,on.g. dar H.fiit jfnaaitig. «ntfirbripiAbfia f ird; Bf trijbt d#nii gewoj^pliob .fiiiinUlKdIbar darTpd eia, o4^ wanigftaof bilden sieb Qobeilbare Nach^aokJia^l«Q aai^

Difaiir HafapilA doo ba^tabt aas pflaiftaliplten. ^ara- siteo«. j^cbmarptBQjr-Pflaozaa.TQQ ao gafiqg^a Pjio^iisia; i^fm^ dai^ sie ^i^ /aiDst^ii GapUlar^n, dia, lUafnstaa l^mp^* ond Blaljgffa^fe pb^e Sobwiarigl^ait 4Q^^<M''S®^ ^^^ ubaraU jfiit d^o ßlptisiirom^ ^ii^efobrt werden,. Sie Tafmabraa ai,ob i^ifiaar- ordea^iob .acb^elU so 4a#s i|M^e.Aasab^..}|^ gaa^.^nrMr.f^ e^i^ nngab^aar grosf e^ nacb MiUionan aa baracbn^ nda ist, ßbnr ]icb wie ifir as von ^n Triabinan, aüi^aip Parafitaa fg^ dam Tbiarreial^e }|7is#en. Jeda Pockan - Art», wie |kla|^^ jAhan-y Kab-» Sabafppckefi u. fu bat ibra $,p^|.^

,.. Ans diasav Yarsabiadanbeii arlflart. sieb auab^ dasa i^i^ aU^ 3l!att,aw>.- Foijpitn, gJf Ipb . giifÄl^rliicb .find, .^ JSa. pfi^^p ^ar;s«i^ aiiipa .gi^ta]!;tig(fran Cbarakter aa-bab^i^L ^of^^inap» ni^ a«^bp^ siob naipaiytliob. die ,^Qbpocki9nv4adiirab UV«», dafs i^9,:aiicbt nnf: be; den. , Kuban, ^on^ern aaab fiberfiU da» wq aia ,si^K. nh^xpj^affi^ ias^ao^ lfPf5^s^tv,?9il.4j^rV^4i? laufen. , .:..>., . .. . ■>

^...^Slf^U/)!^ Sie 8iab,»»ji,vpr, w. ,Bl, aia SfiAal.Ast.Taaatairt, ICj, , wird , ft^ei^ n*^. Vs|Uaf T.on ein^an o? *(«& -W ^ ÄJ ft* ▼AUf^r P/srmiitsn s^eiA, lUa sieb Ij/Pjob iiaimer xer^vialfaltigeii«

gegen Pot^en in scliotsen. 151

Wkd dl4«8etb6 Sobif tinii etwa 8—10 Tage nkch der Va<56l-

mM^mÜt S^aipöAhi'Lympkt ^mmpfty ^rntüH ftlsb ein»

\ftiid^re tiPpiHD^eto t^n P«y«sit«D in toi K5r|>«]^ «iugefaiiri,

:|^'1HM- iibtsM diöid PUtt greifdtt niefaen. Bs irhrd iiich dem-

^üMl'eUi «itt '8d blnli-gerer Kainpf eotspintten, mH tnr in

dJi^tt Blitt^ tslbst geff&lirt wird, tmd in welehei» d^r ntitniB»

•irrifck ftchwaiebere Tli«il notbweDdigerweis^ onterH^gMi

«4sf, -^ wimn flildit «twa di« Strategie ao Hfilfe kMI4ii,

wwi bfer Wohl nieht gtft ao erwartao let. Da nnki wie wü* aa-

gmooM^nMV balyea, di^ Vweeiaation daea Vorsprtiog vea

«twa 'S Taigen' babea «oH^ so i«t klar, das« aieh itf di«8«t

2'ek Idr-ibre-Saebe bereite ao bedentieade Stveitkrifte

;<nig«iatttte«It b^betf werdea, daat es den O^gaara onr s^bwwr

gelingt, Position an fassen, and dass sie, falls es ilmaii dtttt-

ttmfii '^Kiiigan' aeia sollte, nit Leicbtigkeit darcb di«Üeber-

"Bas^edit Wieder daraus vardriagt werdea.

fo, maiap« 'Herren, lasat äieb das Ibnea yöthm mügeibaflta Faktom .dar beginnenden, aber obne Etfolg bl4ib4Bada« fl«fi«B)!g «rUifeo; w&brend man andererseits aanafattan ommis, •daas ^aok '^einar gewissen Zeit« also nach 14 Tag«it etw4, das'darak diar Vaeeination kdaatlich imioirte Blot bareita 4ine aiarartiga'lfo4ificatioa der Safte for die Daaer iiarrorgeonilMi bat«, daas die Dispoaitioa des Körpers, dersalb«a Order aiser ▼aiMT aa d Ce n Brkrankaagsforni anheimanfallen« for Jahre ga«- tilgt .ist r Diaaalba ^aüdaner tob 14 Tagen wird ibrigaä», b4r- ianfig gäaagt, anak bei den MaBsekea als massgebend fnr dm einlpatretenen. Schnta gehalten« »

Wie la*g^ diai^ andauert, iat bekaiiBtüeb einb offea« £saigei wann abar bei einer Reyaocination, wie es kaiiig biokaebtet Wird> aar eine aehnell Tornbergakenida Bui* ta Dg' stattfindet, die ea nieh^ bis aar Aosbildaiifg Jegitiaaer Pocken bringt« so ist derselbe als noch Torbaadee ansaa^bafl.» r'-^ ;W>aa auoiideai Zeitpankt betrifBl, in weloheai dia ovi- aisirte Vaccine zur Weiterimpfang am wirksamsten ist,

152 Pissin, Scli«f9

•o .]|«t fiok mir ergeben, dftM die« Tom 7, bis .Ift« Tlkg^ jncjQ.fife glti<})ii«iasfff ..fler Fril Ul. J.^o«^ j»^' CMirrMktim» ^«l wfr.m^T Wittaioiw, wo, 4i« PbqMü bekMi^tlic)i i Mb«r •i4)h. ^ii^if^^lp und sehipi«lUr reifea» 4i^. ir^Um UAbfi1Msi«<u« ^.icji^t ,Oiich deq» 9. Tpkg« n^rsfiMluiiM weil ^oMMclM-^PiMlM VH^st id^ch $6boD £itftr enth^tei^ k^Qi^ midi diase^ /^ülrnngih- japIpB» iaichur ein« . Febümplpog .mr Fo^r^.hat, lü« .wen» mAp Itfjiwk« J^UPtut, die cooh gftnt.klv npd , 4it«ohM«litig iit, M ^m^riir JiAr#8iteit d«gf(g^ i«| geratkeiMdii, ,di» Weiftec- JQipfaBg .Aip^t.yor dem 8. T«g.e sn inftGli«)^». tMi»» w^l fi^Diifc dieiPiivUli» B0ob ffn kil^in aind And dieiLjni|ihe sa^a^t». #««01 ^li^«U9ii,.(beÜ0 weil sonAt di« .wirke.erme^nL.B^ataitd.- ^eile deraelbeii ndgUeberweiie Aoek. meht aoegebiU«!« gfü^ng Hßn jLoonteM. - . : ,

t . : Wie oft tuid in welken. Zwiecbenffi»m*iK itiqf» JEtwr generation dttr. ovisisirte« VMoin« idnxoh iKmh-Ljrmpke ,0(tblg< f«iA wird, -^ daiB «ein« fierr-en, maa» ledigliah d^r Zu- km9&k iF#rbebalt^n »bleiben* -^ Ksk for mein Tb^l. wirde aolabe XWM\ aflitiWMatt for wnaachaDtwertb baUen und »aiwB8|^ben labi- ob«Q^^ao}>e aber, daar aie^ aaa der ▲B«io^ia>b«iim M^aarv cobe« MB «obliessen, niebt nnbediagtes £rfbrdermss aeiwi'wwd* •DeBO- |fie .die wieeen, werden aoch hekote die 'l>efr;) weile» gnoeatetMehnAbl der Eindep ulid Brwaoliaenen mit btakaiM*- «siifteür Vaccine geimpft, welobe ja. «ek etwa 70>)J^abT«»ir, obae BegeoBratiaw an .dar Snb,' wekart'farlgepflaastiwird. 3 .> > I - . 2wrar.bat die EobfLjmpbe entacbcedaab Vorng^ und wird anob wegen ihrer Reinbait «ehr 'geeobatat^ «Ii4-l3iaaik tQlie> -welobe diaaelbe'. arsaogen und TonyMiig i^ibaii,' Werden faJUraieb ftaqntentirt; *^ aber immerhin sind 'die davaoi bor^rgafaeaden., Vaeciaationen nar ein ^ mia im ale r > Bvaobi lk?ail.,itn .Varihölttetat aar Q.e8«wintbeit dee atattfiBh da a.da»* Impf na gen. <• . * ^ .... i «' . •>! .\

... Wann « iob« 'Pno nodb einmalt di^' far dia.«PraBia wtohtigen

Punkte » fMs kterMd Siltiefi ' resfiitiirei »o «iod di^s^Hireli täh gUftd^l: '-:• '•• .«•;••

.!/ '-' l)'D>«'ViA6ciiift^loii'g'^litfgf iavtii^r, 'ist «ü jeder ^ihreesieir «»flfAbrbar ond stets obneOefahr #fir die felmpftfeo Tbiere. ' 2) l>er Sekoit* geg^A Sohafpockeir tirt liekeir

:.iiiid ^dttFch üttebildvDg'dier gttten Pack« ge- Hi-Dgeird'herg%»t'ell-t, begiimt aber erst Aach deiti If. Tage. Sy Bin« direkte übbertragang iti der He'erde ' ' eelbit 4sl 'totale' iinr Miml ToiriQ Defameo ,

^ wonidglieb-obo« Einimpfang fon Blut and

1

' aae eine^r' ihitt^lgr^ssen Pbeke, am 8. oder 9. Tage naek der Yadcinatiön. ' 4) Die' geimflfteit Tlki^re sind za isoliren and

' giBgisn Zag und B^rkaltang zt schntsen: Sekfieifsliftb , meine Herren, erianbe ieb inir die ergebene Mittbeilntfg zn maeben, dass ich aagenblickficfa wieder 2 Sebafe in meinem Institute babe, von detren ' diks eine gestern ror 14 Tagen, mit 3 Wochen aafgehobener Vaccine geimpft nnd d4s and'ei^ä' beW Vo^^fr^kgen,' direkt yon dem ersten Taecinirt ist. lob "bin 'SeR>stv%rstaDdUch gern bereit, dedjeiii^en Herr"««, die iich Hftber f8# die Sadie interes- sMn, die Tbiereiki diär Zeit r^oA 12— 1 Uhr za zeigen.

< I

1 1- '.

Oüe «gvefsee Aehal^ekeiten, . wcj^obe'.sioh aewiibl in den aossem Era^kvailng^n wie; aneb ms l^evianfe . der Foekenkamnk» tauen den Tei^seiaeAeoab Tkieveiteden, .bei dtoen' dieselben f^gkom— P', haben lidionlangf die*' Vermotheng ereeugi, dasit

IM Zfttm von H«rl^,t4...,

•Ue Po#k«nkrmikhekeQ 6hi«ii :w<iMi«tiiobM £lisMM»eBb«igiiH- BiUen and nur in eiDielDen EigeDtchftften dareh die Büf«!- ^kimliobkeit der Thi«iig«ttiiAg«n> modJiniri werde»» iDiese An- Bkht wollte man besondere dvrob 4jie wirkeeene Utbertregang des Poeken - ConUgiams v^eiiU^lsli l^ftipf toü Xldereo einer .Gettiyeg Aof IediFidaee.eiida»rer OelUmgen, j^Kdfeoi »isp« bewei- sen ; and es worden 4«iier Tiele ImpfiMigeoi oisbt .eUfun fnr den Zweck, die sehotsoo^i» Wirkang,gegoo.4««tefk{iog «a erhalten, sondern auch ans wissenschaftlichem Iati|rpss9,. Of^fnoromen,

Unter dieseii Impfversn^boj^ Ter^ieiieii di^e^jgfOi beponders her?orgehoben ^n - iforden , weleb^ der fief r Kreisphysikos Dr. Stciobeck so Brandenburg .a H^t.^) fof eirca 32 Jah* ren mit Kohpocken^toff (Vacciof),, fo. «i^ aocb mit Pferde- maokestoff (Equine) an Sohafey o. w* noterooivaieii bat, und die sieb an den vorstehenden J^^u^U dfu Herr^.Dr« iPissin anfügen lassen« Ich theile dieselben hier pi^, da eie sonst an dem Qrte, .an we^em sie orsproaglioh pnblioirl wofdM Bind, Ca« per 's Wocbepsehrift. 1939. No. 21. 2^. -r- deJi mm$bim .Thierars$en verborgen bleiboo durftee. , -

L Oelcrtrtfwigtti ier Yasclee i«f Thisrf ^

. A. Auf j5 erhoff, r -.Hl',"

1) Sacoo . iinplte.Seb»fe ppit, Vaq^iiie und .erbtet I^q^- popl^en, welche die Tbiere vor den Spba^ocken seh jit«(en. 4191^ deren Lymphe durch Weiterimpfuog bei Menschen und Knhen die eigenthnmliche Kuhpocke eraengte. Auch bemerkt Sacco, dass Impfung mit Schafpocke Menschen und Kühe vor Men- schen- und Kuhpooken sicherte und bloss ortliehe Pnsteln her- vorbrachte, wahrend sie bei Schafen einen allgemeinen Ans- schlag verursachte; ^utde^ vbef' Von^Sen ^uf Menschen und K&he ubeitrageDen ' Sehadjpocken Lymphe igewoBMan» väA auf S>dia£» iberfiragtt, so^ eBtitandeB >nur einige r FsHtelm

9) Im Februar il837 tfaeille^der AiX— b.W-; ifl»£.fl( Sebafbeerde^ i^stov eich Scbafpi^en neigte»,: ^Hi Mmm .Vfafitte,

'•^a; .*'

I

I

Bs »MgteD lioli iti ^if garnndmi Hüfte dateö49b die Sohaij|>ock6a. Bles gab daai VarAMflier Gialegaabak, die Vaddae aa versudiiB. An 8(^. Fsbroar wardea drei geaaade Sehale an de« Weisen ,aad"aai Ualevbavolia gareiaigt oad mit aeht Stieben yaeeiairt. Der Amtmann W. beobachtete die Sehafe taglieh; bei einem •Sakafe war keine Aeaderaag im AUgemeiabefiadea oder An den Implkteilea att bemerken; ^ beiden aadarn leigtea am swetten Tage Mangel der Fretslnst, dagegen Begierde naek Waseer; der Kopf war sehr knhl, der nbrige Korper ungewöhnlich warm. Bei einem dieser Thiere entwickelten sich am dritten l'age vier, bei dem as^rn acht Kaoteben aa drei Impfstellea. Am sechsten Tage wtar dia Aaebüdang der Imp^oekea roQkommen and die Fresslost kehrte wieder. Nun impfte der Verfasser eia halb- jaiMriges «ilKddken aaf dem iiaken Arme mit Vaeeioe, aof dem reehten ebenfalls mit sechs Stichen von der ans den Schafen eriiakea(en Kuhpöokea Ljmphe oad überdiea Vier Stiche mit Lymphe aas . fiditen Stehafpocken« Das Schaf, bei dem die Vac- eiaa aicbt' gehaftet hatte, warde, adbst einem andern gasnndeo Budiafe^ aa denselben acht Stellen mit Lymphe ans genniaea ^obaf^oekea geimp^ Nach 6 Tagen, am 4. Mara, ergab sidi balgendes: Drei Tage nach der Impfting entwiekelten sidi «af idam liflkMi Arma das Kisides, wo mit Vaeeine geimpft worden ^mty vier SaaC^^h,^ die am <6. Tage als aormale Kohpoeken .arochieaeb; van den 6 Stichen mit Lymphe aas den aof Schafe ^rerpiaaaten Kabpookea aaf dam reehteo Arme hatten steh dref regelmassig entwickelt; die darunter angebrachten 4 Stiebe mit Lymphe' akis genniaea Schafpookea hatteta sieh am 2. Tage ge- aeigt aad^waaen am 6. Tage bedentead gvoaser and voUkaair asener.^alt die andere PoiDkea; ibrigena waren beide Arme bedaatandi geadiwollaa» -besonders der liafce, and seit dem 4. T«ge wai kelügee Aaisiiebar ingegen , eo dass drei Ta|(e laag IMlHiagigab«B'irfrdM oMMsta. Der VerlanfafinamllidierPalskan Hpar aoffmalv aar warbn die Seba^cken grdesar; eine derselben

196 ZoMUs ▼«& Herfewig.

•itert» Bterk und »mftte mife Ohlorlcftlktoliiiio» ▼•rband«» *«*• des. Dm frali«r er£olf lo» TAMoirte (Bdmf b«tte Miehdiiiwk die Bur^ifte 8disfpoeli«Biaipfa»g kehie Paateln bekomii«»^ 'bcm^s: «Id» wdirtoAieialieh kein« R»oe!^iviiit. Di* bMdiiii mk' Blrfol(( nUt- etnirlea Sobftf« blieben (freilich, «li« .««he#m bieht f gMiflft*) TOQ den Sch*lpookeo frn. . ' ' •• .

Ant diea«B Venttcke» erfiebt i|ich-. die Ideeiitil der Veoeive and fiohelpooken ^ Lyvipbe , eo de« letetei»»' ig^^o^'W^**^» Sehnt Areflb beeittt. . "* .

i •. B. Impfan^eo der Hände, mit yeo.eane.

I) Jernner bemerkte oaoh VeoeiairtiBg der Haede« deei -«• eise leiokte Entiiedttiig di* Lnfdrobre bekamen ned mekt ▼on der HniidekreAkfaeit befallen wbrdsD.

3).Saeeo «ab dadureb jedet Mal eine leiebte .flklteatul»- dottg entsteheow

3) Der Verfaeser impite einen balbjabrigea Bfit» am Bai^cbe und in den W-eickeii am 25^ Februar 1&3 7- eüt Vaeetn« nnd raaobte 8 Impfeliobe. Zwei Tage lang blieb descHnaid gaes geeand; am 3. Tage seigte er keine Freatliket, kroek in<teibek Winkeli neigte FieberschaDor massig beschl^raniglen P«l«^'>knt^- zerei, beängstigte« Atbeenholbn, riäl. Doni Imit ibkscdreexüel^ib Sdilaekeni die Draee^ nnter den* Kinnladen/ enApfindlieh -waid angetehwolien ; das rMaol war tnit zabem .Sdüeic^ angefiftk, der Ton Zeit sn. Zeit ^etpssweise adsgele^rt irnrde. Naek Imsf Tagen war der Hoad wieder gesnlid-.and von laipfstiekea« > ^ebte an sehen. .- . - .

4) Am 3% Mars 1337 Impliing eines 6jabngen^ Pndela mk genttiaer Kubpookea'-Ljfmphe. Ami^. Tage E^ebeiwcsbaiiers Bitee des- getiaeta Korpers, oabeweglicbe Lage mit '«ansgestranktaa Kopie« heftiger Durst, fehlende Fresslostv knraw,.. besebwerli«- dier Atfaem mit grosser ThStigkett der--Bkmto«ltkeki?' eüier Sehleiln in der Naiea > and Jtat^eabdbl», tgvssMellisiie^ ÜAiii^ drisen , die^ nebst dem Kshlkeple , beim Drvcke sehr empda^dL

aipiMrtS'TAli Hartwig. 1&7!

lUh.wareta. 'Dies- dan^vta* ndl AktwehnUmmg (»^T«ge,' bii ii«qIi* a/T«g#ii «die fiAiMkiBg ?t>Uiaiidig war. /

t'-kcBM baftde» Tbiert» war offenbar eke« an Bnut^ntsäoiaag f^ffwiaeede, draaige' •ahleimige oalarrb. HaUeataandimg Fol^e deci Jmfyfoiig tsdt VaeciBe aed Sebalpoekeo * L jmpbe , wobei die - Sahafpoeken-lij^iiipbe bei dem 4. Hiutde eiaea aahe an Honde«^ seiifhegriiiftifidaik^rafi v»u eatnancHicb-eatarrkaliMfaem Leiden d60< Hkkea evceagl battei dAr nelleiebf noeh. eicberer -▼of der faoKKen FM'm'der Hondeeenebe aeboUen mag«

't. : '

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C. Impfang.An der Pferde mit Vaccine, /

1) Ein 14jäbriger Wallach warde am 11. Ai^saat 1966 im' F^fMlgelenbe der* beiden HiniariGbse nnd am-Bancbe aoaanimen mi(. SftlStiisblii f^mfk, Am$ . Zweiten- Tage-roeenanttfe Span«* nm|p . der j Haut' b/^tdei^ Fesaelgelenkei wo ticb die -Stiebe wie k|«i»« &«8il6hen anfiblten» wÄbrend die 10! Impfttiohe vertrooiu net schienen. Am 8. Tage waren aus den Knotehen Blisehen g4MiOf d#n« .Ana. dieften- wurd^ die L7mt>be. gesammelt. Das Pferd sehtonii nmm PieiMsii oitlttsISigi nbngena ohne Krankbeitsseieben. Am 5. Tage worden die.- ansaiekerade L3ribpbe tvnb nnd ver- klebte die Haare. Hieraof fiel die rosenartige Geschwulst; aber die Blasehen aeigten Neigung, theils selbst in Geschwnre nber- angehtib,^ Ülikih ddrch^dfe' sdhalffe' Absondet'nng die Umgegend ini«itenide-Flaoben. «b fenrnndeln« Die Feaselgelenke w«rden daher wdi 8Ail»nwasäer gereinigt ^nnd dnreh tagHohes Bestreiehen vA%''^ioifSi^ Benaoet in 8 Tagen' geheilt. Es hatte sieh kein hef*^ tigereaAligeaeHiieide»'lgeaeigt. Nach Saeco soll die Vaccine bei Pferden vor der Druse sehnte en.

%) Am ^5.' Februar 1^37 wurde eine 16 Jahrige gesunde S#«te 4n 'beiden vorher ron Haaren befreiten Pesselgelenkeo davehr-SO^Stkibe i mit der dnreh Implung der Schafe erhalträen Kobpoeken^Ljniphe' gehupft. Am 2>. I^age rosenartige Gesehwulst deriHant den- Fesaelg^enkes;' erhohle Hantiemperatnr, denili-

AUgen^ift4eidenj Atif dei^ erfsipelatosen Haut aeigten sich

^

>

Tage tiekorte wMserhelky tsbr itfteg ri«ilMiM Lyttipb^-ata am 1. Tage ia Haarrokrobaii aallgeiMigmi wanhC UUost s«m Fraateft mid offenbar grottar Sabmars ia dan kraakaA^ PaaaoD. Dia Haara daa Faaaalgalankaa wara» iriadar giair$ali«aD^ biidatao mit dar aaaaickandatn Ljmpha ^ina Sakorfdaaba* mvd^ bawlrklea 0aaabwafi4' and .CorroaioDatt dar Haut daa Fa>aalg»i- laakat« wakba dnvah Enplanrairiol-AnfidanB^ aaHl aiidaa» «^liray Cblorkalkaaflöfong tahr laagaam ^aiMilt did arst MHta XdM' bai*m Gebraaoka der Tinot. Bensoet ganiliob Tarnarbt war- dan. Vom •aohsten fagö nach der Itopfatag* an irar daa Tbiet wiadar gana-mnotar. ....

Hiaanadi liiat aiob> aowobi iabta Vaoaiae ais* aoab ,dM«k dan Scbafocgaaiamo» gegaogoaa Vaacdae aaf daa Fford 'ftbiilftrli* gao, -bei. walobam - sia ^ Pottela imd 'Oasebwita -iB> dsMelbaa' Foirm aosaeagt« sr». >dio aaa dobakaanUtt Vreaabaa aaütaheada ^ aabta Manka.

3) Veit b aagt, daaa bai ImpAing aiaea PlSifdaa teit VkaoiMi. in <tia NaaaaaöUaittbaat BUdtarn an da» Impllitaliao aatetawiett^

saiaa, üalche den Kabpockan gaas fihnliab iwratTi -<• (-/

. . . ' . », ' ' . i . f < - j ./,

IL IlebeHrafanftleff Efalaa (Ifanke) ««£ TUfre aoA MefisehMu

; . In Brmaogalaag fiobtar Manka .irarde baindan snaiofaBtrfal«« . gandaft . Vanuahiaai aar. di» Ljupka- gabranabt^ .«nakba mm -(ddao Pqa^ln. der mit Vaoaina- geimpften Plarde gaäammaü var;.4ia9iic Fnat^/gliaben der aobten pHrnitifan llaalM tiaUkoiBdiAn^ « .

^ Impfungen der Sohafe mit Eqaine, . «

.:l)l Av^,I5) SeptaAiber. l&ai, worden- drai feamidei flcbalfo:^. an., yaraqbied^sen SMUen mit den Ton^ dam. araMtt< PfaHdailar^i hiat#i»0P% ft<liunB .giimpA«' . Von difven. dv«» 13iifBaa.[hUabo^ibsr gapia gaso^d; , dj^^ Impf^tiaba ^artroaknalMftB oad iaaab diaspi*^ ter^ Impfling mit Vaaeine «aUng^ £aU,iao daaa idaiiTbiatf kela«

■•L»

B«|yfiiy^lMk«ii' ftr dlc«»ii' Aiiitokriflg8ftt\off iW l^litK0n scUen. dM «welMli Sdiaft WWickeltdb i^ish üat^ir tehn Stichen nar rier, welche- sbet^ etDen regelmitsSgen VerUaf hatten trnd gUtti; Wl^ geitf^ntf SlBhsfpoCkeo aoMaben. Aach litt dks Thier iBlieHleb fäit g^r'iiiclit; Bei dem dritten Schafe entwickelten sieb' alle' tehn 'Stichie^ da^ ttier ' #ar bedeutend krank, frUs mtd' totfi niSht, bflfete bedeniendes Fieber und' drei von den gich ebtwidkelnden' Pdcken batten ein bffihiiehet Anssehen. ludess 0irt#ibKelti»il' 'rfidfa dtocb' nicht die hiernach an befSrchtenden AM(»aek^. "iHe 'flbi4geta Pecketk TcrHefen gnt und heilten, die cN-iiiivtäeif Po^en 'iti^^en in Cfeseh'wfire nbe^/ welebe erst im Oetobek* bei«> ^K^ttrsniehe dea Cfalorkillks abheilten.

1)' Am 1^; l^tenrber 1837 wbrden drei Schafe mit der- selbite^^cfttfe geiitapA;^ V6n denen nnr eins die Schif^odten g^mbt lilcte. DieiMlt VefrMcbt aosgeffihrte Impfung hatte bei keinem der Tbiere Erfolg.

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Jß., , Keti^eii^tjpag'ng d.er.S.qniae anf Kuheb

' l*) Lo7''iinp(be^<Kfbe miH^ genuiner filaukenljrmphe und er- hielt'KulipöokMi. . .'• t

•>2)'tBr^m'ep (1^04) impfte eine Kult mit Mankenstdif de« Pferdes ohne Erfolg, obgleich bücbfolgeude tibpAing dAt guter Knhpockeniympfe die schönsten Kuhpocken eraeogte.

3) Jbbn'^r 'eraedgte ' durcb achte Eqöine bei Kuben im- mer rPifteken^i «eieka Ifl Pom» «eid Verlauf den achten Kubpocken gliekeiti ^ b ..• -^ ''.•.".:=•

t 4><6k«»0'evkHlgte fleiehe ßrlelge. >j i6>^Sbenlbj.d*h ^A«!s6sis«blM>C>entriilimpfting8ebmlt4/ ;"j6>>Jibaosi» rVib>oi<g tad^Ntieniwa«'. > j^ Aatil^l^\%ep%9mhm9'iB»J inii<<M eine Ktfb am Enter mi« dar seenndiren Equine von dem Verf. geiafrp^, jedoeh ohne Brfilg^« ' ' 1 ll> A>Bii^4;'Beptemb«v Lddl-^impfte deMelbe eine andere Kii^ /nÜiaebaiiJiiieliineJeBii Enierv Dl» Kuh blieb' gant munter bia am rierten Tage>MaiibB#keil' obd PresslusI naeblieeten - und ^

160 ZiüftU TQfi H9rtwic>N

den diese Zufall«, 4i^ Impfatiehe erhoben ttoli, .wjicdfv bJijMic^«' grau, bekamen eiD^n Hof aod Ti^rÜAfeii D^coud«. .• ?

%) Im ^anoar J838 gelangte der Verfawersift 4er lyppW.. titoll' eiterigep PlnMigkeit, ans acbtei:«. iDTetearirtier Pferdemiii»ke, welche genvjn entatimden ifar nn^ nachher dnreb Tinel^ BtH''' soea bald gebeilt wurde. Am 2$, Jannar wordfe daß. K^ ^A%'^ die^fr Ljmpbe g^jmfvft; am aweitf» T|^ Veinni^c^irPiig.' 4fir- Freffflnat und Munterkeit; am vierten Tage. waren toq 12 Stijripe». T iri® Ipioteb^n erboben» die umgebende Baut . lAer flilt «od DJiQht . geroibetr Pie Fna^ln .Hieben kjap. die nabfllfSrinigff. Grube kaum beme^bfir. Vier Tage idamn^^r^^nttnis mni mm) und'^eien ni^ck nebt Tagen ab« fioe, kleJmi^.Naxbe binjl^rjaaiend. (fituf:^ die Mank{9 dieaer. I^y mpbe no^ «ioht; 4bconif#b' ;i^w«f0^i - tQ worde; die Lymphe, kraftiger gewe«^ iffio :npd ToUkonimli» - nere Enhpocken gebildet haben.) )

Jedenfalls ergiebt sich, dass frische Eqoine, auf die Bater von Kuben geänpft, im Stande i*t,' Pocken hervörstfiringen, weleha Jd ,.a|)en: Stuclovn mit^ :4eifc. aohfeMi KniipodEeii« Sbel'ein- kommen, und dass diese Kraft bis auf eine gewif«« Z#tt» -Ireta ! an^b fiii^.geriQ^iprein aii4 aJimali|ß imm« iue^hr aehmafleaslem Gra4e, dieser MankonljmLpb^ F^bleibl« ^

I

C. Uebertragung der Equine auf Mensc)i.e>n..

ObgMifh 4ie ü^bertiragiiAg anderer thteBiieWr KraiäkAila* Stoffe auf Menschen erwiesen war, so wurde doch die Besen« ^ gnng der Kuhpoekeu bei Mfntcban durch liankenslvff'b^^ei- feit, theils» i.weU,.di|a .Bxpmmente ^negalii^l» Ateidlate* gegeben hatten, theils die Gelegeah^l auiK finoba^hlndg /noraeit^n Vor* han4«a- i#t; 4eni»o^h' gestattei^ die . Torhaad^n JBrlii^riingen wQhl>^i9a«.4icber9i ScUoff^w.. » ■• •? •« ^.^ s -^1

, X)> Jen neu; npd. L^y sahen. uMfatere Mejiitehnr, welche dufeb,'MankegQi9l>iirQra dee- Pferde ängeateekl < «laMil. ondf ^i*e ' d#n Enhpoflkeo ähnliche Krankheit bekam«nv > '.

Ziuatz TC^n Hertwig. 161

2} Im Jabre 1702 bekam za Paris ein Katscher, der ein maukekrankes Pferd gepflegt batte, die Enbpocken. (Hartrel d'Arboval, Wörterbuch der Tbierheilkande, Weimar. Art. Manke.)

3) Sacco sab zweimal, darcb Uebertragong der Eqnine anf den Menschen, die Eahpocken entstehen.

4) Greve erfahr diess an sich selbst.

5) Im Jahre 1830 herrschte in Berlin, wie in ganz Nord- dentschland, die Mauke fast seachenartig. In der Thierarznei- schnie zn Berlin waren beständig 10^15 Pferde in Behand- lung, und sowohl Prof. Hertwig, als auch elf Schaler, wor- den anf folgende Weise inficirt: Zwei bis vier Tage massiges Fieber und schmerzhafte Anschwellung eines Fingers, der Hand, des Vorderarms oder der Achseldrusen. Am vierten und fünften Tage enstand an der Infectionsstelle am Finger ein rothes, bar« tes Knötchen, welches bis zam nennten oder elften Tage sich zu einer weissblauen, erbsgrossen Pastel ausbildete, welche, in- nen zellig, mit seröser Feuchtigkeit gefüllt war, die allmalig eiterartig wurde. Die Pustel fiel, als Schorf, nach etwa drei Wochen ab und hinterliess eine mehrere Monate hindurch 8i<dit- bare Narbe. Bei drei Eleven entstand auch noch auf dem Racken der Hände und an dem Vorderarme eine Eruption von mehreren kuhpockenähnlichen Pustrln. Von den betroffenen Personen - hatten überhaupt elf die geimpften Kuhpocl^en and eine die Menschenpocken gehabt; achtundzwanzig andere Ele- ven und nenn Stallwärter blieben unter übrigens gleichen Ver* haltnissen gnnz gesund, nach des Verfassers Ansicht wahrschein- lich, weil durch frühere gute Schutzpockenimpfang jede Recep- tivitat beseitigt war.

6} Rosendähl beobachtete im Jahre 1830 bei vielen Pferden die Mauke; die Landleate rieben eine solutiö vitrioli eoerulei mit der Hand ein; Alle bekamen drei bis vier Tage darauf Fieber mit Gliederschmers und gastrischen Symptomen,

Mag. C Thierheilk. XXXYL 2. 1 1

162 Zusatz von Hertwig.

nud nach 24 Stnnden einejQ den Euhpoeken vollkommen ahn- liohen Ausschlag. Die Pasteln bildeten Schorfe, fielen ab and lietsen lang-sichtbare Flecke, snm Theil aach Narben anräck. Beim Abtrocknen der Blattern liess das heftige Fieber nach. Wahrend des stadinm effloreseentiae verbreiteten die Kranken den specifischen Geruch des Mankeneiters , und gegen das Ende der Krankheit nahm der stark sedimentirende Urin die- sen Gerach an.

7) Am 1. Febraar 1838 impfte der Verfasser, mit Er- laabnise der Eltern, einem |- Jahr alten kräftigen Elnaben anf dem rechten Arme acht Stiche mit der obenerwähnten Lymphe von chronischer Maake, mit welcher sovor aach schon eine Knh geimpft war. Bis som iweiten Tage blieb der Kranke manter; am dritten wurde er weinerlich, nahm die Brust nicht, schien in den Gliedern Sehmersen zu haben und bekam heisse Haat und einen Pnls von 110. Die Impfstiohe erschienen wie gerothete Knötchen, starker am linken, mehr geschwollenen Arme. Soltttio nitrosa. Am vierten Februar lag das Kind ruhig, hatte aber heftiges Fieber und Hasten« Die Pasteln des linken Arms waren um das Doppelte grosser, mit sehr rothem geschwolle- nen Hofe. In der Umgegend waren noch sieben neue Pusteln hervorgebrochen, die sich eben so rasch entwickeln. Die Impf- stellen des rechten Armes waren normal entwickelt« Am 6. Fe^ hTQW erforderte das FieÜer mit Hasten vi^ Blutegel, Nitnim und Calomel; die Vaccinepusteln entwickelten sich normal. Die Equinepusteln hatten bereits die höchste Ansbildong erlangt, ein perlfarbiges Aussehen mit einer Delle und enthielten klare Lymphe, mit welcher vier Haarröhrchen gefoUt worden« Der Arm war nebst den Achseldrnsen geschwollen und sehr schmers- haft; Am sechsten Tage verminderten sich die Zufalle; die Equinepusteln wurden gelb, mit trüber Lymphe. Je trockener die Pusteln wurden, um so mehr besserte sich das Allgemein- befinden. Am neunten Tage fielen die Schorfe ab und Hessen eine ausgehöhlte Narbe znrack. In den darauf folgenden Ta-

Zuaatz yon Hertwig. 163

gen worde ein sehr stinkender Urin gelassen. Die Vaocine- posteln verliefen normaU

8. Am U. Febrnar 183S impfte der Verfasser ein fünf Monate' altes, gesundes Mädchen am rediten Arme mit gnter Vaccine, am linken Arme mit der secnndfiren Eqnine, welche durch Impfung des Mankenstoffs auf eine Enh erhalten wurde. Die Impfstiohe beider Arme entwickelten sich vollkommen gleich, am achten und neunten Tage mit etwas Fieber.

Diese Beobachtungen geben daher das Resultat, dass die genuine primitive Equine für sich allein im Stande ist, sowohl bei Kühen, als auch bei Menschen Ausschlage zu erregen, welche in Form und Verlauf nichts von den achten Euhpocken Ver- schiedenes haben, dass dieBqnine jeooch, unmittelbar aufMen* sehen übertragen, wahrscheinlich vermöge der grosseren Viru- lens des Stoffes, eine heftigere, fieberhaft-entzündliche Reaction erregt, selbst, wenn der Stoff von veralteten Maukengeschwn« ren genommen wird, und endlich, dass die Equine durch den Durchgang durch den Euhorganismus viel von ihrer Heftig- keit verliert, so dass dieser secundare Equine-Vaccine- Stoff in den Wirkungen ganzlich der genuinen Vaccine analog ist."

IL

Plattenepidielialcaiicroid,

Von Siedamgrotzky, Lehrer an der Thierarzneischule in Zurieh.

(Hierzu die Abbildungen Fig. 1 3. auf Taf. 11.)

Die im Nachstehenden beschriebene Geschwulst, welche Herr Director Zangger zufallig bei der Besichtigung der Ein- geweide einer Kuh gefunden hatte, sass an der rechten Wand

16,i Siedamgrotzky,

der vordem Abtheilaog des linken -Saekes des Wanstes and zwar unterhalb der nach innen vorspringenden Falte, welche sich vom vordem Langspfeiler nach vorn nnd oben an besagte Ab- theilang hinzieht. Von etwelchen Krankheitserscheinungen der betreffenden Kuh konnte Nichts in Erfahrung gebracht werden. Das Präparat besteht ans einem nnregelmassigen vierecki- gen Schleim hau tstäck, dessen Oberflache an der antern Partie die charakteristischen Zotten der Schleimhant des Pansens tragt, welche nach oben hin kleiner und kleiner werden, so dass am obern Rande die Flache das komige Gepräge annimmt, welches in der Regel auf der Höbe der Pfeiler wahrgenommen wird. An der Schleimhaut findet sich noch die Muscularis des Wan- stes; die Serosa fehlt an jener Stelle, da sich an derselben der Psalter anheftet. Auf der Schleimhaut sitzen mehrere Ge- schwulste« Die grosste von ihnen, von länglicher nierenf5rmiger Gestalt, besitzt eine Lange von 20 Gtm., eine Breite von 10 Ctm. und eine Hohe von 8 Gtm. und krümmt sich in Form eines in die Lange gezogenen Hutpilzes um den von jlet Schleimhant ausgehenden kurzen Stiel, dessen grSsster Durch- messer 7 Gtm., dessen kleinster 2,5 Gtm, misst. Sie ist in Folge ihrer Schwere etwas nach abwärts gedreht*

Die Oberflache des Tumors erscheint stark zerklüftet, und zahlreiche, theils spitze theils stumpfe Hervorragungen lassen entsprechende Vertiefungen zwischen sich, in welche Futter- theilchen eingefilzt sind. Mehrere tiefer zerklüftete Einschnitte theilen die Geschwulst in unregelmässige Lappen; die grosste dieser Furche^n geht von der Mitte der untern Flache am Stiele anfangend nach oben, theilt sich etwas unterhalb der grossten Hohe gabiig, beide Aeste verlaufen dann auseinandergehend nach oben bis zum Stiele. Die Geschwulst wird dadurch we- sentlich in drei Abtheilungen durch ca. 4 Gtm. tiefe Furchen getheilt.

Die rechte Abtheilung ist an der Oberflaehe verhaltniss- massig am meisten zusammenhangend; sie trägt jedoch fast

Plattenepithelialcancroid. 165

ttberall kleine zellenartige HerrorragangeD , nar an einael- nen Stellen kommen einfach hockerige flache Protuberanzen vor. Dagegen ist die linke Abtheilang am meisten zerklüftet, so dass an ihr verschiedene grossere zottige Lappen unter- schieden werden können.

Die Farbe der Oberfläche ist graubraun bis schwarzbraun in verschiedenen Nüanoirnngen ; besonders erscheinen dunkler die Spitzen der zottigen Bildungen, so dass die ganze Ober- fläche an die eines ungewaschenen Schafvliesses erinnert. Im Ganzen ist die Geschwulst hart und fest, jedoch gelingt es mit geringem Eraftaufwande einzelne Zotten abzubröckeln oder zu zerreissen«

Die kleineren über dieser Geschwulst sitzenden und theil- weise von ihr verdeckten Tumoren sind von verschiedener, aber weit zurückbleibender Grosse. Der grossere unter ihnen (Fig. I. b.) sitzt der Schleimhaut mit breiter Basis auf und hat ca 4 Ctm. Durchmesser und 1 1^ Ctm. Hohe. An den Rändern mit glatter weissgelblicher Schleimhaut überzogen, wird seine flache in der Mitte etwas vertiefte Oberfläche von ähnlichen nur kleineren, durchgängig spitzen Hervorragungen bedeckt, wie die gesammte Oberfläche der grossen Geschwulst.

Der links daneben befindliche Knoten (Fig. I. c.) sitzt ebenfalls mit breiter Basis auf und ist ziemlich flach. Auf der Hohe trägt er im mittleren Theile eine rundliche, rauhe, un- ebene, zottige bräunliche Fläche, umgeben von einem ab- und umgebogenen Walle von normaler glatter weisslicher Schleim- haut. Dasselbe wiederholt sich an beiden Enden im kleineren Maassstabe.

Ausserdem finden sich in der Nähe noch 2 kleine rund- liche Knoten (Fig. I. d.) von glatter weisslicher Schleimhaut überzogen«

Auf der Rückseite des Stückes der Pansenwand ist die Musenlaris zum Theil mit Fett und Zellgewebe bedeckt. Dem Stiele und den kleinen Geschwülsten gegenüber erhebt sich je*

166 Siedamgrotzky,

doeh eine hookrige Getehwnlet von anregelmaasiger Gestalt. Zahlreiche erbsen- bia bohnengrosse, rothlicbgraae Kooten springen auf der Oberflaehe hervor und bilden eine derbe Masse, wahrend sie, sich nach allen Seiten allmahlig yerkleinernd and an Znsammenhang abnehmend, in die normale Bedeckung mit Zellgewebe übergehen.

Ein horizontal der Lange nach darch die Haaptgeschwnlst gelegter Schnitt (Fig. 2.) eigiebt recht dentlich, wie dieselbe pilzförmig anf einer breiten Erhebang der Schleirahant aofsitat. Diese stielartige Verbindung wird seitlich von der Sehleimhaat nnd der sieh verlierenden Mnsoularis begrenzt and besteht «am grossten Theile aas weissem glanzenden Bindegewebe, welches sich nach der Mitte der Geschwolst hin fortsetzt and einen grosseren festen weissen Bindegewebskern bildet, in welchem die Darchschnitte mehrerer grosserer Gefasse henrortreten« Da- zwischen liegen nar wenige kleinere, selten bis linsengrosse Hohlranme, aasgefallt mit einer leicht heraasanhebenden, brock« liehen, gelben Masse. Grossere Zasammenhaafongen derartiger Alveolen finden sich in der linken Seite des Gentrams der G^scbwalst; von nar sehr schwachen, weisslichen, kaam mit blossem Aage wahrzanehmenden Bindegewebszagea getrennt, scheinen sie bei oberflächlicher Betrachtang Darchschnitte grosser Hohlranme za sein, welche darch die gelbe Farbe ihrer In* haltsmassen sich dentlich vom amgebenden weissen Bindege- webe abgrenzen.

Von der centralen bindegewebigen Masse ziehen in der Tersohiedensten Richtnog Faserzage oft sich darehkreazend nach der Peripherie« Sie sind an Starke sehr verschieden, überall aber nehmen sie in der Rindenscbicht zahlreiche kleine Steck- nadelkopf- bis linsengrosse Hohlraame zwischen sich, welche alle mit derselben gelblichen, brockliohen, anter starkem Drucke herausdrückbaren Masse angefallt sind. Zwei anregelmassige haselnnssgrosse Hohlen mit einem breiigen Inhalte liegen im rechten Lappen.

Plattenepithelialeancroid. 167

Die starke BiodegewebamaBse der Geaefawalst setxt sieh darch den Stiel in die auf der Rackseite der Mascalaris gele* gene Masse fort. Aach hier erscheint ein deutlich areolirter Baa. Die einselnen Knoten sind von weisslichem , znweilen lockerem, in der Hauptmasse aber festerem Bindegewebe umso- gen und enthalten im Innern kleinere Hohlräume mit gelblichem Inhalte, die aber im Oentrnm mehr susammenfliessen und eine broekliehe, graurothliche oder gelbliche Ausfüllung erkennen lassen.

Die andern oben erwähnten Knoten erscheinen sammtlich auf dem Durchschnitt schüsselforuiig in das Scbleimhantgewebe eingelassen; die unregelmassig buchtige BegrensungsUnie hat an den groseten derselben die unterliegende Musoularis verdrangt oder zum Schwund gebracht. Ihr Gewebe entspricht ganc der Rindensubstans der grossen Geschwulst; es ist areolirt und seigt viele, aber kleine Alveolen mit gelblichem, schwer aus- druckbarem Inhalte in einem weissen Fasergerüste* Die Zer* kluftung an der Oberflache der beiden grosseren Tumoren reicht nicht tief hinein; auch hier ragen steife, bald spitzere , bald stumpfere Papillen von dunkelbrauner Färbung hervor. Charak- teristisch verhalt sich der Rand der normalen Oberflache gegen die zerklüftete Masse; an einigen Stellen flach aufborend und plötzlich absetzend ist er an den scheinbar jüngsten Zerklüf- tungen etwas ab- und snruckgebogen von den zerklüfteten Massen.

Die microscopische Untersuchung lasst Folgendes erkennen : Die oben als Bindegewebskem bezeichnete Abtheilnng der Bauptgeschwulst besteht zum grossten Theile aus einfachem fibrillaren Bindegewebe ; die Elemente desselben sind zahlreiche spindelnetzf5rmige und 'runde granulirte Zellen von verschie- dener Grosse, deren Protoplasma häufig von Fetttropfchen durchsetzt ist. Die Fibrillen der Intcrcellularsubstanz sind bald feiner und dann unregelmassig dnrcheinandergefilzt, oder sie treten zu grade und vielfach parallel verlaufenden Bündeln zu«

168 Siedsmgrotzky,

sammen. Darehsohoitte kleinerer and grosserer Gefuse ver- leihen, dem etwas einförmigen Bilde einige Abwechslang.

Schnitte aas der Rindensabstans ergeben als Geraste- masse der Geschwalst Bindegewebsballen mit zahlreichen fettig infiltrirten SpindeUellen ; mit Ausnahme der mit blossem AUge wahrnehmbaren Fasersägen ist die Masse des . Bindegewebes jedoch gering» meist bildet es nar Zöge Ton 0,03 0,08 Mm. Breite« Dazwischen liegen Hohlraame von der verschiedensten Grösse von 0,02 1,0 Mm. Darchmesser and darüber; wahrend ihre Gestalt in den mittleren Regionen anregelmassig randlich ist, erscheint sie an der Peripherie öfters sehr in die Lange gezogen« Die diese Hohlraame aasfallenden Massen bestehen nar aas Epithelzellen, deren Anordnung and Form aber ziem- lich verschieden ist« Die an die scharfe Abgrenzung gegen das Bindegewebe anstossenden Zellen sind rundlich oder doch den rundlichen Formen sich annähernd von c. 0,010 0,015 Mm, Darchmesser; dagegen keilen sich die nächsten Zellen vielfach zwischen erster^ ein and erinnern so an Formen, wie sie sich im Cjlinderepithel finden; in den innersten Regionen herrscht eine grosse Unregelmässigkeit; dort werden die Zellen durch gegenseitige Abplattung poljedrisch, langgestreckt oder zu ganz flachen langen Schollen. Nicht selten finden sich die sogenann- ten Epithelialkugeln von 0,05 0,08 Mm, Darchmesser, Kugeln, in denen nm eine oder mehrere rundliche Zellen sich schalen- förmig glatte Epithelialzellen angehäaft haben. Die einzelnen Epidermiszellen sind in der Hauptzahl mit granulirtem Proto- plasma verseben, in welchem in verschiedenem Grade FetttrSpf* chen auftreten. Kern und Kernkorperchen sind in denselben überall wahrzunehmen. Während die der Wand anliegenden Zellen kleiner sind, nehmen die entfernteren etwas an Grosse zu; je weiter sie jedoch vom Rande nach dem Centram der Alveolen gerückt sind, bekommen sie mit dem Verluste der kornigen Beschafifenbeit ein homogenes glasiges Aussehen und schärfere Contöuren, und nar ein heller rundlicher Fleck deatet

Plattenepitbelialcancroid. 169

#

den Kern aa. Neben diesen sehr anrege! massig begrenaten schollenartigen Epitbelzellen finden sich in den grosseren Hohl'- raiunen vielfach noch freie Fetttropfchen und kleine kornige Partikelchen.

Ueberall sowohl in den klein ern Geschwülsten als in den sabmnscalaren Neubildungen finden sidi ahnliche Bildungen, immer wiederholt sich der alveolare Bau mit demselben Inhalte, Die einzige Abweichung bildet das Auftreten kleinerer Formen der Bohlraume und ebenso mehr rundlicher und poljedrischer Epithelzellen, die selten die glasige Beschaffenheit und schollen- artige flache Gestalt bekommen, dagegen fettige Degeneration im Starkeren Grade zeigen. Die kleinsten Formen von Epithel- sellen treten auf im sabmuscularen Bindegewebe, so dass sie dadurch durch das kornige Protoplasma und durch die rund- lichen Formen den Charakter der Epithelzellen fast yerlieren.

Die nähere Durchforschung der zerklnfteten oberflächlichen Massen wird durch die mürbe Beschaffenheit derselben er- eehwert; am leichtesten gelingt sie an den kleinen Geschwül- sten, wo alle Veränderungen jüngeren Datums sind- und der Entwickelungsgang leichter zu übersehen ist. Feine Schnitte ergeben, dass in der Randzone vom bindegewebigen ^Gerüste Easerznge in ziemlich getrecktem Laufe der Peripherie zu- streben; ohne an Breite zuzunehmen, endigen sie an weniger zwklüfteten Stellen in einer Entfernung von 0,4 0,6 Mm. allmahlig etwas zugespitzt und sind umlagert von einer bedeu- tenden Menge braunlicher oder gelber Epichelmassen , welche weit darüber hinausragen. Sie bestehen mit Ausnahme der die Papillen umhüllenden nächsten Partieen durchgängig aus alten verhornten Pflasterepithelzellen, welche sich schon bei geringem Drucke von einander abblättern. Die bräunliche Farbe dieser Schicht ist bedingt durch eii^e schwach gelbliche, gleichmäsaige Färbung der einzelnen Zellen; wo die schwärzliche Farbe vor* herrscht, erscheinen auch die Epithelzellen tiefbrann gefärbt, werden aber nach Zusatz von Kalilauge intensiv gelbroth. Nir«

170 Siedamgrotsky,

gends ifli eine Spur yob komigem oder krystaUiniBehem Pig- menti

An den kleinsten Geschwülsten liefert das Verhalten sowohl der normalen Epithelaberkleidang als anch der nntem Begren- snngslinie einen Beitrag fnr die fintwiekelongsgesdiichte der- selben, wie Flg. 3. seigi. An ersteren Bleuen ist das oberste Torhomte, gelblich weisse Epithelstratnm nur wenig von 4er noRualen Starke abweichend; von der daranter liegenden Sehleimschicht dagegen senken sieh aapfenartige, längliche nnd stampfe Bpithelojlinder von bedentender Lange (bis 0,7 Mau) nnd wechselnder Breite (0»02 0,1 Mm.) in das Bindegewebe hinein, welches sie an einaelnen Stellen ein- und anch wdil abfichnärt. Noch interessanter and prägnanter werden diese Bil- der besonders nach Carmintinction an Schnitten von der nntem Begrensnngslinie der kleinen Tamoren. Aach hier steigen ahn- liche Bpithelsapfeo in die Tiefe ; sie sind oft darch glödiartige Bracken yerbanden nnd tragen selbst wieder beeren« oder aapfenartige Fortsatxe. Immer finden sie sich vom Bindegewebe umgeben, nirgends dnrchsetsen sie die Moskelschicht direct, sondern rerdrangen dieselbe einfach oder schieben sich awischen xwei solcher Bändel ein* Das umgebende Bindegewebe ist stets starker mit Spindel- und rnnden Zellen dnrdisetst* Auf- fallend ist dabei, dass die Epithelaapfen gleichmassig vorwacsh- sen nnd alle in ziemlich geschlossener Linie den unterliegenden Geweben entgegenrdcken« Das Verhalten der Ljmph- nnd Blatgefasse konnte nicht genauer ermittelt werden, da durch* ▼orhergegangenes Zerschneiden des Präparates eine Injection nicht gnt möglich war.

Nach obigen Darlegungen ist es keinem Zweifel unterwor- fen, dass die Neubildnag ein warziges Platten epithelialcancroid darstellt, welches in seinem Gefolge Tochterknoten im snbmns- cularen Bindegewebe erzengte.

Interessant ist dabei die Bildung der warzigen Oberflache; dieselbe verdankt ihre Entstehung jedenfalls weniger einem sc*.

Plattenepithelialcsncroid. 171

tiTen als vielmehr passiTea Precesse; wenigstens bilden sich die warsigen Hervorragnngen erst in zweiterLinie, wie dies die jüngeren Geschwülste andeuten. Indem nämlich dasWachsthum der Geschwulst im Innern schnell und intensiv vor sich geht, kann die überbleibende, zusammenhangende Epithellage mit glatter Oberflache der Zunahme nicht folgen, sie muss also auf der Hohe der Geschwulst bersten. Die in die junge Epithel- masse hineinragenden Papillen werden dadurch von einem ge- wissen Drucke befreit, so dass sie sich nun um so mehr ent- falten können, wobei zu gleicher Zeit das sie überkleidende Epithel in kolossalen Massen vermehrt wird. Die im Innern stetig fortschreitende Zunahme, die genügend durch die pilz- förmige üeberwucherung der schmaleren Basis bewiese^ wird, jBoss aber noch weitere Berstongen nach sich ziehen; es müs- sen dabei Bindegewebszüge zerreissen, so dass die von ihnen umschlossenen Alveolen der Oberfläche zuganglich gemacht wer- den. Die vielfachen Durchtrankungcn der oberflächlichsten Epi* thelmasse durch Blutfarbstoff deuten darauf hin, dass der Pro- eesa ztaa 0 eiteren stattgefunden hat. Unterstützend wirkte nun in diesem Falle das Einsickern der alkalischen Magenflüssig- keiten, weiche eine Auflockerung und Aufloaong der Epithel- massen bewiricte und schliesslich zu der so starken Zerklüftung führte, welche sich an der grossen Greschwulst findet. Vielleicht tragen auch dazu kleinere Absoedirungen bei, in welchen unter starker Verfettung der Epithelmassen es zu einer besehrankten Ansammlung von Eiterkorperchen nnd zur Einschmelzung des Bindegewebsgerüstes kommt. Wenigstens deuten zwei auf dem Durchschnitt im rechten Lappen vorkommende Abscesse an, dass dies Moment unterstützend auf die Zerklüftung einwirken kann«

Erklärung der Abbildungen.

Fig. I. Ansicht des ganzen Präparates von oben gesehen. ^ d. nat. Gr.

a. Grosster Tamor.

b. c. d. Kleinere Geschwülste.

172 Wagner,

Fig. II. Ansicht der obem Hälfte nach einem Dorehschnitt dorch die gröflste Ebene.

a. Kleinere AbfloeMhöhlen. , Fig. III. Schnitt ans der Grenze der normalen und carcinomatösen Partie Yom Tnmor I. d. Yergrössemng 1 : 60.

a. Untere Partie der Geschwnlst.

b. Epithelzapfen«

c. Snbmncöses Bindegewebe.

d. Moscularis.

m.

Anstellmigy Stellnng^ Rechte ud Zukunft der Bayeri- schen Ci?il-Veterinaire nnd deren

Vom Thierarzt Wagner in Nümberg.

Es -wird wohl kanm eine Klasse von Dienern anf dem eu- ropäisi^en Boden existiren, deren Anstellang nnd Stellnng so sonderbar und prekär ist, wie die der bayerischen GiFil-Thier- arste, deren Familien auch zugleich das allertranrigste Loos das es je geben kann, beschieden ist.

Wenn sich jetzt ein junger Mann diesem Fache widmen« will, so hat er von vornherein als Vorbildung zwei lateinisehe Klassen und das Absolutorium der Landwirthsgewerbeschule oder dasselbe der Kreis-Landwirthschaftsschule Lichtenhof oder das Gjmnasialabsolutorium (welch ein Unterschied) und künf- tig das Realgymnasialabsolntorium nothig, wovon die drei letzt« genannten unbedingt zur Anfnahme in die kgl. Gentral-Thier- arznei* Schule befähigen.

Die Studienzeit des Faches selbst ist dermalen auf 3 Jahre festgesetzt, der Veterinarkandidat hat nach Vollen- dung seiner Studien 1 Jahr Praxis bei einem angestellten und

Bayer. Civil- Veterinairärzte. 173

autorisirten Thierarzte za nehmen, dann sein Staats- oder praktisches Examen zu machen und wird dann endlich nach letztbestandenem Examen zur selbststandigen Praxis zugelassen und kann, wenn irgend eine Stelle frei ist, sich hierum be- werben.

Der bayerische GivilTeterinar wird aber durch seine Ver- wendung weder Staats- noch Gemeinde-Diener mit Hechten, sondern nur ein mit vielen Pflichten bedachter Diener, der seiner Stellung nach nur als ein Staatstagelohner mit festge- setztem Lohne zu betrachten ist, der, so lange seine geistigen und physischen Kräfte sowie sein anderwärtiges Verhalten der Ansicht der kgl. Behörden und des Districktsraths n. w. ent- sprechen, seinen verliehenen Posten bekleiden kann; entspricht derselbe aber aus irgend einem Grunde, Kränklichkeit, hohes Alter n. s. w. nicht mehr vollkommen, so kann er entweder gänzlich amovirt werden, oder es wird die Veterinär- und sani- tätspolizeiliche Praxis einem andern Thierarzte übertragen, und Ersterer kann, wenn er kein VermSgen besitzt, oder Kinder

4

hat, die ihn im hohen Alter oder bei eingetretener Gebrechlich- keit, noch vollends bis der natürliche Tod eintritt, abnähren, dann mit den Göttern für im Diesseits seine Abrechnung machen.

Sollten die jungen Leute, die dieses Fach studiren, eben- falls glauben,^ sie werden mit Erreichung einer Anstellung für einen Bezirk auch wie andere Bedienstete im Staate oder wie andere Geschäftsleute (die siph ein solches gegründet haben) auf einigermassen festen Grund und Boden gestellt, so irren «ich dieselben gewaltig, denn man hat den Thierärzten derma- len nur eine Eisscholle, die allen möglichen Wechseln und Ver- änderungen, oder einem gänzlichen Verschwinden ausgesetzt ist, angewiesen.

Die Anstellung derselben geschieht auf folgende Weise: Wird in irgend einem Bezirk ein Thierarzt im öffentlichen In- teresse als vortheilhaft erachtet, so setzt sich die Konigl. Verwsl*-

174 Wagner,

tang8-Beh5rde mit dem kgU Besirksarste and dem Diitriktsratbe in's Benehmen, nnd erscheint ein solcher in den Aagen der Letzteren gerade nicht als eine nea aufgebürdete oder über- haupt als Last, so wird für einen anzustellenden Veterinär ein kleiner Snstentationsgehalt aas Distriktsmitteln mit Vorbehalt der Zarncknahme bewilligt, und derselbe erhalt nebstbei noch einige kleine Bezüge far Vornahmen der Fleisch*, Schaf- and Hnndsschaa a. s. w., die jedoch keine stabilen Emolamente sind, sondern nach Belieben and Ansieht der kgl. Behörden nnd de« Distriktsraths abgeändert and der bewilligte Sasteotations-Bei- trag wieder eingesogen werden kann. Wird in demselben Bezirke spater ein 2. oder 3. Thierarzt angestellt, so werden dann diese Bezöge gewöhnlich getheilt, and der kgl. Distriktspoli- zeibehorde steht es mit Erlaabniss der hohen Ereisregierang za, die yeterinärpolizeiliche Praxis nach Belieben einem der- selben za übertragen.

Sammtliche Bezage die einem Civilveterinare zagewiesen werden, sind halbwegs nar als Gnadenakte za betrachten, die gerade Ton jenen Leuten bewilligt werden, denen derselbe bei Ausübung der veterinSr- und sanitats-polizeilioher Praxis» da derselbe das Vollzugsorgan beinahe sammtlioher in sein Fach einschlagender allerh. Verordnungen und distriktspoliieilicher Anordnungen ist, die In sanitatlicher Hinsicht nothwendig er- scheinen, schnurstracks gegenüber steht: überdies hat der Ci- vilveterinar noch bei allen vorkommenden Fallen von Seuehen- krankheiten und bei üebertretungen der sanitatspoHzeilichem Verordnungen, wovon er Eenntniss eriialt, bei Strafe an die konigU Verwaltungsbehörde Anzeige zu erstatten, wodurch er aber nichts weniger als eine beliebte, sondern eine verhasste nnd dem Landwirthe, der ihm seine Bezüge theilweise bewilligte, eine verwünschte Persönlichkeit wird, der ihn nicht selten für einen undankbaren Polizeispitzel ansieht, Folge dessen er seine Privatpraxis verliert, obwohl er nur den gegebenen Aaf-

Bayer. Civil-VeterioEirärzte. 175

tragen und den Verpflicbtangeo» die in seinem Berufe liegen, oaehkommt.

Der bajeriBche Civilthierarst ist mit Erwerbung seiner Sxistensmittei lediglich anf Gnade der Landwirthe resp. die Praxis angewiesen und obendrein ist ihm, dem Pfoseber gegen* ober, aneh noch kein Schnta geboten und seiner eingeranmten Stellung nach an artheilen, steht er weit hinter einem liseasir- ten Pfnscher, was näehstehender Vergleieh bestätigen wird.

Derselbe mnss, ehe er seine Praxisliaena erhalt, 8—10 Jahre anf den Sohnlbanken heramrotschen und ein Opfer von mindestens 1500 2000 Thlr. bringen. Wenn ihm einmal ein Beairk angewiesen ist, so darf er seinen Wohnsitz ohne Erlanb- iiiss nicht Terandern oder anf mehrere Tage rerlassen, er darf bei 100 Thlr. Strafe einem Hilfesachenden ohne gegrün- dete Ursache (Krankheit) die Hülfe nicht verweigern, obwohl er bei eintretenden Concnrsen seiner Kunden nicht wie Aerste, Apotheker, WasenmeiEter und Schlotfeger u. s. w. mit seinen guthabenden Deserviten berücksichtigt wird und in die erste Klasse kommt, derselbe wird angewiesen, woher er seine Medikamente, Gifte, Extrakte p, p. za beliehen hidie, ^-^ hat die hierau nothigen Gefasse nach Vorschrift herzustellen und hierüber Verzeichnisse zu führen, «— der k5nigL Beairksarzt hat Ton Zeit zu Zeit seine Handapotheke zu visitiren, es sind demselben far Medikamente und für seine Bemnhangen theilweise und gewohnlich sehr niedrige Taxen vorgeschrieben, er ist über aUe seine Handlungen verantwortlich gemacht, hat bei 50 Thlr. Strafe, wenn er irgend von einer Seuchenkrank- heit p. p. Kenntaiss hat, Anzeige zc erstatten; ja sogar soll er die in seinem Bezirke aufgestellten Pfnscher noch belehren und in den Handgriffen unterweisen n. s. w.

Diese Anordnungen und Verpflichtungen der Givüthierarzte bis auf letztgenannte, bezüglich der Pfuscher noch zu ihren Nachtheilen und Concurrenz herziehen zu müssen, erscheinen allerdings theilweise gerechtfertigt und geboten, allein, wenn

176 Wagner,

mftn die Aafordeniiig luid Pflichteo der Tliiennte mit jeaeii der lixensirten Pfiiscfaer Teigleieht, so ist die Art und Weise TOD Kreirong der letiterea den ersten gegenfiber ueht nor als eine höchst nnbillige sa beieidinen, sondern es ist hierin andi noch eine haarstriobende Inconseqaens *a oeehen.

Wenn sich ein Individanm, -— abgehanstsr Metsger, arbeitsseheaer Sehmied, gejagter Hiit oder Sduifer, m Wasenmeister, oder dessen Knedit aof das Feld, Thieiheilknnde anssafiben, sn werfen gedenkt, so iasst er sieh tob mehreren umliegenden Gemeinderorstehem Atteste über seine Befihlgnng und Branchbariceit aassteilen, legt dieselben mit einem Ge- such am Prazislisens der k. Verwaltongsbehorde (Besirksamt) woT, welch letzteres dann dieselben der konigL Kreisregierang aar Genehmigung unterbreitet, ohne den einschlagigen Thier- ant hierüber zu hören. Dem Pfascher werden aber bei seiner Lixensirnng nicht wie dem Veterinire Pflichten anierlegt; er darf seine Hülfe, wenn es ihm ans irgend einem Grande nicht gelegen ist, unbedingt yerweigern, er darf seine Medika- mente and Geheimmittel, womit er kurirt, beliehen, wober er nur will and nach selbst bereiten, «— er macht for seine Ars- neimittel and Bemnhungen die Taxe selbst, und nach Brfolg,

es wird ihm seine Handapotiieke (!) nicht controlirt, er ▼erÜsst seinen Wohnsits so oft und so lange es ihm beliebt,

hat über seine Handlungen keine Verantwortlichkeit and braucht Niemanden eine Rechenschaft su geben, bricht bei einem seiner wohlgeneigten Kunden der Goncurs aus, so liqoi- dirt er seine Deserriten als Taglohner und kommt jedenfalls in die erste Klasse, kommt in irgend einer Ortschaft anter den Hsusthieren eine Seochenkrankheit zum Ausbruche, so sieht sich der Pfuscher nichts weniger als reipflichtet, wenn er gleich hienron Kenntniss hat, der königlichen Verwaltungsbehörde hierober Anzeige sa machen, um sich dann nicht mit der gen- zen Ortsbevölkerang abzuwerfen, wie es bei dem OiTilthierarst

Bay^r. Ci?21-yeterinairärzte. 177

der Fall ist, und kommt er wirklieh einmal in die Brache/) so hat er selbstverständlich diese Krankheit nicht gekannt, und geht dessohngeachtet bei Üeberschreitang seiner Befugnisse, dem Anxeiger Hohn lächelnd, straffrei ans. Von einem Jahresbe- richt ober seine Leistungen, Erankheitsverhaltnisse u. s, w. kann von yomherein keine Rede sein, hierüber hat der Thier- arzt SU berichten, obwohl 'der Pfuscher vermöge seiner freien Stellung, Verwandtschaft und dev Helfershelfer vorherrschend die Praxis hat, was in allen jenen Gegenden Bayerns, in welchen die Landbevölkerung noch sehr abergläubisch ist, (die ohnge- fahr % % Theile auSVnachen wird) der Fall ist, um hinrei- chende Existenzmittel für sich und seine Familie xu erwerben, ein Nebengeschaft su treiben sich genothigt sieht*

Die Auslagen eines Pfuschers sind gegen die oben erwähn- ten eines Thierarstes selbstverständlich nur ein paar Gulden (Haarseiloadel, Aderlassfliete) und der ausgerüstete Afterthier- arzt beginnt dann einstweilen ganz frech und offen seine Praxis mit Hülfe der Helfershelfer in der sichern Hoffnung, die Pfusch- lizenz ohne alle Beschrankung zu erhalten; erhalt er aber von Seite der konigU Ereisregierung die genannte Lizenz nicht, so wird das bereits begonnene Handwerk dess ohngeachtet fortge- setzt, es werden alle FaUe von Krankheiten der Hausthiere un- ter dem Titel Nothhülfe oder guter Rath subsumirt, und der Thierarzt dann beinahe mit jedweder Klage und Anzeige gegen diese Beeinträchtigung und Linfug abgewiesen, überdies steht dem Pfuscher das Bernfungsrecht an das hohe Staatsministerium zu, und er reüssirt, wenn er nur einige Mitglieder des Distrikts- raths und des landwirthschaftlichen Bezirks- Comit^s (Bauern) für sich gewonnen hat«

In der thierarztlichen Wochenschrift wurde ein Fall be- kannt gemacht, nach welchem ein absolvirter Veterinär um einen

In Bayern mnss jeder Bigenthumer nach den P. St. 6. C. An- zeige machen.

' Mag- f' Thiortaeilk. ZXXVI. 2. X2

r"

178 Wagner,

Dittrikt oMbsnehte, der dum nicht ihm, aondern einem Plbseher eingerinmt worde. Vergleicht man nan die snr Ansnbnng der Thieiheilkande Berechtigten besoglich ihrer Stellnngen» den nb- •olyirten Thierarst md den lisenairten Pfaacher, ao findet man mit dem enten Blick, dau Ertterer gebunden, yerantworüidi, disciplinirt, controllirt, (mitunter chicaairt) und sein Fach und Funktion als h5chst wichtig eraoiitet wird, weshalb denn auch jede gerioge Versehnldung oder Vemadilassigung mit grosserer Disoiplinarstrafe belegt ist, und eine solche sogleich auch gegen denselben erfolgt, wahrend der Letstere sein Geschäft ohne alle Controlle und Verantwortlichkeit u. s* w. ausüben darf, obwohl diese Funktionen far die Landwirthe in pekuniärer, im öffentlichen Interesse aber in sanitatspolixeilioher und national- ökonomischer Beziehung der swei Thierheilkunde ausübenden Techniker vollkommen gleich bedeutend sind; kurz gesagt: Der Entere ist ein gebundener Mann mit Pflichten ohne Rechte, und der Letztere ein freier Mann mit Rechten ohne Pflichten.

Die oberste Leitung das Civilveterinarwesens wird in Bayern nicht wie in anderen Staaten Europas durch Fachman- ner sondern durch Menschenarste als eine NebenbeschSftigung besorgt, ob die allerhöchsten und hohen Verordnungen dem Zwecke entsprechen, oder überhaupt zeitgemass seien, soll hierin wohl ganz unberührt bleiben, immerhin aber wäre es in der Ordnung wenn dieselben, gleichviel, getroffen oder gefehlt, re- spektirt und vollzogen, nicht aber wie es dermalen so hanflg geschieht von den unteren Behörden ganz beliebig abgeändert oder ganzlich umgangen warden.

Wenn eine konigl. Ministerial- Verordnung erscheint, die der Herr Referent bei der konigl. Kreisregierung (auch Men- schenarzt) oder selbst .ein konigl. Distriktspolizeibeamter für nicht sachdienlich hält, so wird dieselbe ganz einfach abgeän- dert oder umgangen, bisweilen sind solche auch Schon so ge- geben, dass man willkürlich handeln kann.

Bayer. CiTil-Veteriziairarzte. 179

So besteht schon seit 30 Jahren eine allerhöchste Verord* nung aber Frahlingsschafvisitation, die sich anch bisher fnr die Schafzachter nnd Besitaer sehr erspriesslich erwiesen hat; weil aber der Herr Referent an der konigL Ober-Kreisregiernng die- selbe Yor einigen Jahren für fiberflässig hielt» so wurde dieselbe ohne zQTor die konigL Ministerial-Entschliessung an erholen, gana einfach aafgehoben. Die Visitationen finden also diesseita des Rheins in 6 Regierangsbezirken statt and in einem nicht, die jedoch später wieder eingefohrt warde.

So erschien vor einigen Jahren eine allerhöchste Verordnang aber Herbstschafvisitation*) für diesseits des Rheins, welch« in einem Regierungsbezirke vollzogen warde, and im andere nicht; ja sogar kam es Yor, dass dieselbe in ein and demselben Re* gierangsbezirke bei gleich obwaltenden Verhaltnissen in einem Polizeidistrikte angeordnet wurde und im andern nieht (Nie* derbajern) ; ebenso verhalt es sich mit den übrigen Verordnan- gen, B, Handevisitation ist in mehreren Regierangsbezirken 2 mal, wahrend in anderen dieselbe nar einmal statt findet u. 8* w.

Man sollte glauben, es müaste sich den Herrn Referenten unbedingt die Ansicht aufdrangen, dass Schafe im Süden wie im Norden räudig, - dass Hunde im Osten wie im Westen bissig, alt und ekelhaft werden konnten, und deshalb denn anch derlei Verordnangen und Anordnungen einmal zum allge* meinen Wohle als nothwendig erachtet, auch gleichzeitlich im ganzen Lande in Vollzug gesetzt werden müssten«

Man frage sich nun, ob in irgend einem Staate Europaa, der als ein wohlorganisirter und administrirter gilt, derartige Miss- und Zustande herrschen« Russland wird nach unserer deutschen Anschauungsweise wohl kaum zu einem der bestor- ganisirten Staaten gezahlt und dennoch kann er faglieh für

*) Dieselbe findet jetzt in zwei Eegiemngsbezirken diesseits des Rheins Statt und in fünf Regierungsbezirken nicht.

18*

180 Wagner,

Bayern beauglieh des CiTilTeterinarwesens als ein Masterstaat

gelten.

Die oberste Leitung des VeterinSrwesens im genannten Staate ist einem Fachmanne übertragen. Die rassischen Thierarate haben sohin an der allerhöchsten Stelle einen Ver- treter, ihre Qualifikationen aber Befähigung und Fleiss werden TOn Fachmannern gemacht s. w. und wird einükas erlassen, so wird dieser Befehl sicherlich vollzogen, and höchstwahrschein- lich Hesse sich die dortige hohe Staatsregierang auch ein solch willkürliches Abändern oder ganzliches umgehen derselben nicht

gefallen.

In den früheren Eammery erhandlangen äusserten sich einige Herren Mitglieder der hohen Standekammer bezüglich des Vete- rinarwesens und der fachlich and technischen Bildung der baj- erisohen Givilthierarzte dahin, dass es für den Staat, beziehungs- weise für die Landwirthe besser und vortbeilhafter erscheinen dürfte, wenn das Veterinär-Institut aufgehoben, und junge Leute mit entsprechender Vorbildung an eine auswärtige und renomirte Schale geschickt würden, wodurch dann das Land tüchtige Thierarzte erhalten konnte. Redner glaubt es sei geeignet. Fachbeflissenen Stipendien aus der genehmigten Dotations-Summe, die bisher die Schule beziehe, zu geben, eine Ansicht, der man um so mehr beipflichten muss, als ein Herr Veterinar-Pro^ fessor in den Landrathssitzungen selbst behauptete, Bayern habe kaum 15 oder ein Drittheil brauchbarer Veterinäre (die brauchbaren sind wahrscheinlich unter seiner Leitung herange- bildet worden.)

Ist es denn wirklich so, so liegt die Schuld dieser man- gelhaften Fachbildung nicht ganz an den Veterinären, sondern vielmehr an der Schule resp» Professoren und den staatlichen Einrichtungen selbst, denn sammtliche Veterinäre hatten die zur Aufnahme in das Institut und zum Studium dieses Faches vor- geschriebene Vorbildung vorerst bekunden, and dann nach 3

Bayer« Civil-Veterinairärzte. 181

jahrigem Lehrkarso das Absolatoriam oder Finalezamen beste- hen müssen.

Wenn gleich x agestanden werden muss, dass sich mancher Veterinär nicht hinlänglich fortgebildet haben wird, so dorlte dieses mehr in den mangelnden Existenzmitteln als in der Be* qaemlichkeit desselben zn snchen sein, indem sehr viele Vete- rinäre Bayerns um sich mit ihren Familien zu ernähren, Ne- bengeschäfte treiben müssen, and sich aach die nothige and kostspielige Literatur deshalb nicht verschaffen können oder mehr wollen, znmal wenn das Nebengeschaft rentabler ist als sein Fach, was sehr leicht sein kann.

Es wäre denn endlich einmal an der Zeit, dass den Eltern und Vormündern etc. die Aagen aufgingen, und sie ihre Sohne nicht mehr za einem solch beschwerlichen, lebensgefahrlichen und undankbaren Fache bestimmen würden, die bezüglich ihrer dermalen eingeräumten Stellung zwischen Thor und Angel, bei Ausübung ihres Geschäftes aber immer mit einem Fnsse im Grabe*) stehen, und mit ihren Familien nur eine trostlose Zu» kunft zn erwarten haben.

Der gesuchte und praktische Thierarzt gehört kaum zur Hälfte seiner Familie an, der seine' Gesundheit und Kräfte und selbst sein Leben oftmols auf dem Spiele hat, der früh und spät bei allen Jahreszeiten und schlechtester Witterung gegen eine höchst unverhältnissmässige Bezahlung in Ansprach genommen wird, den der Staat und Staatsbürger ausnützen und dann unbekümmert um ihn, wie ein altes, unbrauchbarem Meubel boiseits schieben.

Möchten die hohen Staatsbehörden nur einen Blick auf die vaterländischen Civilthierärzte leiten, so würden sie finden, dass Männer von untadelhaftem und moralischem Kufe, wenn sie nicht durch vortheilhafte Heirathen oder sonst mit Glücksgntern

•) In Bayern sind seit einigen Jahren an Pyaemie mehrere TWer- ärzte gestorben.

18f Wftgiier,

g006fnet riad, od«r mek dordi HebengeMhifta einiges Vevmo- geo erworben heben, wenn tie euch ihren eehweren nnd mihe- ▼oIUd Beraf nnTerdroeeen, und enf VetbciMCiimg ihrer miee- lichen VeriiüftniMe hoffend, aneoben, dodi ba mogfidistar Sparsamkeit naeh Jahren nidit meiir davon bringen als einen gebrechliehen Korper nnd gnnatigen Falls noeh soviel Geld, dass ihre Angehörigen, Wittwen nnd Kinder, ihnen nur davon die letste Holle den Sarg besahlen können; dass dieses traurige Wahrheiten sind, bestätigt die thierinrtliche Wochen- schrift von Adam doreh die Sammlongen, die beinahe mit je- dem Todesfalle eines Civilthierarates vorkommen.

Es ist jedem jongen Manne emstlieh ansorathen, wenn er sieh wirklich entschliessen sollte dieses Fach an stndiren nnd nidit Willens ist in den Militärdienst^ einsntreten, vorerst bei den Civilthierarsten besoglieh der Stellong, Rechte nnd Zo- konft o. s* w. nähere Brkondig^ngen einsosiehen, die Yer« hiltnisse aber nicht bei einseinen Thierarsten, sondern dann der Mehrzahl betrachten, nnd er wird finden, dass es densel- ben nnd deren Familien hinsichtlicfa ihrer materiellen Lage nicht viel besser ergebt, als dem dentschen Auswanderer nach Brasilien, dass anter 'den vielen mit ihren Angehörigen nor sehr wenige der Zokanft einigermassen getrost entgegen sehen können, nnd mancher wird sich dann klogerweise von diesem anheilvollen Fache, wenn er anders noch eine Chance for sich hat, ferne halten.

Femer mass man es von Seite der Thierarste geradeso gewiBsenlos nennen, wenn sich Eltern ond Sohne om die be- stehenden Verhaltnisse ond Zostande bei diesem Fache er-

*) Hat ein janger Mann Lnst in den Militärdienst einzntreten, so fahrt er jedenfalls besser, wenn er Eriegswissenschaft stndirt nnd das OMciers - Examen macht, denn als solcher hat er eine Carriere vor sich, während bei diesem Fache mit dem Regiments -Veterinäre sein Avancement schliesst und dem Officier hintenan steht.

Bayer. Cml-Yeterinairärzte. 183

kondigen, and ihnen nioht die Tolle Wahrheit gesagt wird, viel- mehr dieselben noch xnr Betretnng dieser strapaziösen nnd on- dankbaren Laufbahn, die nnr bittere Nahrnngssorgen und Le- bensgefahr etc. kennt, veranlasst and aofmantert; besser ist es den lasttragenden jangen Männern die trostlosen and traa- rigen Yeriiaitnisse der TiüerSrate, namentlich der Familien, Wittwen and Waisen vor die Aagen zn fahren, die beinahe mit jedem Todesfalle eines Givilthierarates eintreten , (siehe tfaieraratliche Wochenschrift) als mit eitlen Hoffnangen aa er- fSUen«

Die nackten Wahrheiten in den öffentlichen Blättern oder dem Einzelnen, der hiefSr Interesse hat, za schildern, wird wohl kanm als ein oppositionelles Verhalten gegen die hohe Staats- 'egierang oder deren getroffenen Einrichtangen betrachtet wer- den können.

Es wird zwar mancher Veterinär, den das Schicksal be« gnnstigte, glanben, es sei hierin der Teafel an die Wand ge- malt; dem aber ist nicht so« z, B. wenn sich ein Mann 30 Jahre plagte and sich innerhalb dieser Zeit nicht einen Jahres- zins von seinem angelegten oder verbraochten Kapitale ohne sein Verschulden za erubrigea vermochte, der nachdem er alt and gebrechlich keine Pension oder sonstige Unterstatzang bezieht, dem seine Bezage bis anfs äasserste zugeschnitten, gestrichen oder vertheilt werden, von welchem aber die Er- werbung der Existenzmittel far sich und Familie lediglieh allein abhängt u. w., der kann es nie mit so grellen Farben malen, oder schildern, wenn er nicht ein Stück Jesuit ist, wie es denn in der Wirklichkeit aassieht.

Mögen die bayerischen Civilthierärzte nicht einen Hund für ein hohes Ross ansehen, und ihre Verhältnisse und derma- len obwaltenden Zustände in diesem Fache ohne alle Scheu, wie es andere Branchen, Juristen, Theologen, Mediziner, Pro- fessoren, Schullehrer u. s. w. gethan haben, ebenso schildern wie sie sind, die kläglichen Stimmen werden dann nicht mehr

184 Wagner,

gftDi TerhaUen ood die CiTilthierarate darauf hin Ton Seite der hohen Staats* Regierung gewiM wie andere Diener im Staate eine Bernekaichtignng finden, samal wenn sich dieses Fach in Stadiren nicht genagend mehr junge Leute finden wer- den, und man mit dieser Wissenschaft, die mit der Landwirth- Schaft und Betriebe der Viehzucht im innigsten Zusammenhange steht, nicht mehr in das vorige Jidurhundert oder gar in das Mittelalter suruckkommen wiU.

F«mer wurden sich die bayerischen Cirilthierarste eine hohe Staats-Regierung als eine moralische Person denken, die £ur Aufgabe den Staatshanshalt so billig und so gut als mög- lich SU fuhren hat, so wurden dieselben auch langst einsehen gelernt haben, dass dieselbe (hohe Staatsregierung) für die Thierarste mit vollem Rechte nichts thut und thun kann, dass solange sich entsprechende Leute um geringe Besahlungen finden Leute mit einem Jahresgehalte ansustellen sich dieselbe voran lasst sieht. Welcher Fabrik- oder Gutsbesitser oder Geschäfts mann überhaupt gibt einem Arbeiter per Tag 2 FL Lohn wenn er einen entsprechenden um 1 Fl« haben kann, oder ihm hierfür arbeiten muss? Nicht die hohe Staatsregierung, sondern die Thierarste selbst haben eine unrichtige Auffassungsweise, und es werden sofort, wenn die Thierarate sich würdig a eigen und besoders wenn Mangel an solchen eintritt, Mittel geschafien werden.

Man hat in Bayern jeden Bediensteten, vom hochstgestell- ten Staatsbeamten bis auf den niedrigsten Gemeindediener herab mit einer den Zeitverhaltnissen angemessenen Aufbesserung be- dacht, nur die Civilthierarste nicht vielmehr hat man den- selben die fixen Bezüge auf das ausserste herabgesetzt, und wann für grossere Distrikte 2 oder 3 Thierarste aufgestellt wurden, diese noeh getheilt.

Wenn sich jetzt ein junger Mann mit dieser oben ange- fahrten Vorbildung mehif auf dieses Feld, Thierheilkunde zu Stadiren, wirft, so gehört er wahrscheinlich unter die Thorcn,

Bayer. Civil-Veterinairärzte« 185

am 80 mehr als er an yerschiedenen technischen oder höheren

Fachern seine Vorbedingungen erfallt hat, die ihm ein grosse-

res, angenehmeres Feld and sicheres Aaskommen bieten, als

I dieses genannte.

Einsender dieses Artikels tragt die traarigen Wahrheiten über Stellang, Existenzmittel, Rechte a, s. w, der Givilthier- ärste nicht in der Absicht vor, am allenfalls einen Federkrieg sa'provociren, nicht die Schattenseiten des Faches hervor sa heben und die .Thierarste in ein schiefes Lieht za stellen, son« dem dieselben vielmehr anm Nats and Goten ihrer Familien aof die Bahn za leiten, die andere Branchen betreten haben, nnd besser gefahren sind, als mit dem ewigen Stillschweigen und mit dem sich anf andiBre Leate verlassen wollen*

Sollten die bayerischen Civilthierarzte, die bisher das noch im Baa begriffene Schiff in diesem faalen Sampfwasser heram- nnd immer nar rückwärts lenkten, wirklich nicht soviel Energie besitzen, dieses angedeutete Feld za betreten, welches nnr der einzige Weg ist, der zar Verbesserang ihrer Verhaltnisse fah- ren kann, oder nicht aas ihrer Lethargie heraas zu bringen sein, so wäre es für die übrigen Veterinäre jedenfalls besser, den Gänsekiel ganzlich beiseits zu legen, um denselben nicht noch mehr; Pflichten ohne Rechte mit ihrer verkehrten Tendenz, wie es buher geschehen ist, zu erwerben, zugleich aber auch die hohen Ideen von sich nad ihrem Fache fahren lassen and sich zu gestehen, dass sie dermalen nur sind was man sie gel- ten lasst!

186 Sebmidt,

IV.

Bm PaD ?•■ ■euigitis corrikn -qpiialis bei Sdurfin.

Von dem Thierant entor Klasse Sehmidt in Altenkirehen

anf Bögen.

Aas der thierantiidiea Literatar der jüngste» Zeit ist bekannt, wie Departements-Thierarst Rieht er in Ostprenssen 1865 des Genickkrampl beim Pferde constatirte, und andere TliierarsteStohr, Mejer, Anaoker etc. denselben spater bei Schafen» beim Rinde nnd beim Bande sahen.

Im vergangenen Jahre 1868 sind anoh auf Ragen, in Nea- Vorpommern im Kreise Grimmen and Greifswald , Falle von Genikkrampf nnter den Schafen vorgekommen, and in die- sem eben verlebten Winter trat genanntes Loden plotsUeh in einer Schafheerde Wittow's in seiner gansen H^tigkeit auf; aber den letsten Fall will ich in dem Nachfolgenden einige An- deatangen geben.

Am 1. Mars ej. a. war ich wegen Behandlang eines Fül- lens, welches eine grosse Wände an der vorderen Fliehe des Sprang- oder Fersengelenks hatte, auf dem Nebengate Feralat* kevitz, nnd bei dieser Gelegenheit ersahlte der Schäfer Str. so nebenbei von dem plötzlichen Erkranken sweier Zeitschafe in seiner Heerde. Das erste Schaf wäre etwa vor acht Tagen krank geworden nnd hätte in der äasseren Erscheinung einem Dreh- kranken ähnlich gesehen, es sei aber schon nach einer zweitä» gigen Erankheitsdaaer gestorben* leider müsse er bedauern, das Gehirn auf Nachweisung des Drehwurms nicht untersucht zu haben ^ in diesem Augenblick läge ein zweites, ganz ebenso erkranktes Zeitschaf im Stalle.

Das Stallgebäude für die Zeitschafe barg denn auch das in Rede stehende Thier in einer durch eine Hürde von dem übrigen Staliranm isolirten Ecke! es lag mit auf den Rucken

Meningitia cerebro-spinatis bei Schafen. 187

gezogenem Kopfe nnd gestreckten Bmnen lang auf einer Seite, and war unTermogend an stehen. Man hörte ein fast stetiges Zähneknirschen j man gewahrte grosse Schreckhaftigkeit bei der Bernhrang, nnd nach wenig Augenblicken der Beobaehtang wurde Patient, laut stöhnend, unrohig, und unter sehr frequen* ter Respiration and Hersbewegnng stellte sich eine krampfhafte Gontraetion der Hals- ond Nackenmaskeln ein, wobei der Kopf noch mehr nach hinten gesogen wurde; das Thier machte mit den ExtremitSten dabei Bewegungen, als ob es liegend im schnellsten Tempo daron laufen wollte. Stadium spasmodicam.

Nach einem solchen Anfalle beruhigte sich das qu. Schaf aUfflahlig bis sa dem Zeitpunkte, wo der Krampf abermals er- neuert eintreten wollte, und dann wiederholten sidi die eben angefahrten Symptome.

Was war erwünschter, als die krankhaften Veränderungen in dem Korper besagten Schafes au kennen, aus denen die snsserliche Symptomen- Gruppe hervorging und durch welche sie begründet wurde? Denn das Gänse des vorhin erwähnten Krank- heitsbildes leitete den Kenner nicht auf die Drehkrankheit hin, sondern auf ein anderes Gehimleiden , und besonders stark mnsste das Cerebellum und die Medulla erkrankt sein, weil in diesen Theilen die regulirende Fähigkeit aber die Bewegungen des Körpers total verschwunden war.

Das fragliche Schaf wurde daher in meiner Gegenwart ge- todtet und einer genauen Untersuchung unterworfen; von allen Korpertheiien erschien aber nur das Gehirn mit seinen Hauten erkrankt, namentlich hochgradig die Arachnoidea um das kleine Gehirn und das verlängerte Mark. Die Section ergab speoell: Starke Füllung der venösen Blutleiter und der Gefasse der in- neren Schadeltafel; hochgradige Hyperaemie der Arachnoidea and der Pia, verbunden mit capillaren Extravasaten namentlich am kleinen Gehirn nnd verlängerten Marke, an der Basis des letateren besonders stark in linsengrosson Blutungen hervortre- tend. Die Gehirnsabstanz schwach röthiich tingirt, in den Ge-

hinkaouBCni oad ia ffnfrairrhffiwiimlrtTi der Mediüla rolUi- che« SenuB. Wurde die SniMteas des Gehirns gelreuit, so sak ■uu leUisfte Einspritsong der Blutgedee» wo soast rar die weisse GeUmsMsse sichtbar ist.

Ich will hier sn^i^ liinsofi^ea» dsss diese angeführteB Ergebnisse sa der Thierleiche ^iter doi^ viele Uetersachiiii- gen Terendeter 8cfas& bestätigt worden, und ProL Dr. med. Foistenberg in Bldene, dem ich swei Kopfe snr üntersnchnng obersaadt hatte and der genanntes Leiden ebenfells ffir die Me- ningitis eerebro-^inalis erklärte , schrieb mir nntor dem 23. Man cj. a.:

»Bei dem einen Schaf waren das Roekenmaik und die Ge- himganglien staiker afEtdrt, als das grosse nnd kleine Gddm; bei dem andern war das kleine Gehirn der Hanptsits derBnt- xfindong gewesen» dasselbe erschien erweicht und not Geüssen §o dorchsogen, wie ich es noch nidit gesehen habe ; sogenannte Bntsondnngskngeln waren in der Sobstans nicht, wohl aber embryonale Biadegewebskorperchen und swar in sehr bedenten«> der ZahL

Die Arachnoidea ist hanptsiefalich der Sita der Entsnndnn^ nnd fanden sich an derselben eine grosse Zahl kleiner Extra- Tasate; so waren z. B. bei dem einen Schaf die Yierhogel, das verlängerte Mark so stark hiermit versehen, dass sie wie mit Blnt bespritst erschienen; in den Himhohlen blntiges Sztrava- sat. Die Venen in dem Rackenmarkskanal waren so strottend voll Blat, wie sie seltwi gefunden werden.*

Diese Gehirn- and Gehimhaat-Entsandnng hatte somit den Krampf in den Nacken- und Halsmuskeln den Genickkrampf verartacht.

Unter obigen Erscheinangen im Leben konnte die Krank- heit bei 42 noch folgenden Patienten beobachtet werden; die wiederhoientlichen Krampfanfalle erschöpften die Thiere so sehr, dass sie gegen das Lebensende gelähmt, mit geschlossenen Aagen nnd sehr langsamer kanm bemerkbarer Respiration da>

Meningitis cerebro-spinalis bei Schafen. 189

lagen; ja, bei einigen hatte sich eine so grosse Rohe über den K6rper aQtgebreitet, dass erst genau untersacht werden mnsste, ob noch Leben vorhanden oder der Tod bereits schon einge- treten sei. Stadium paraljticnm«

Die Frodromal-Erscheinangen fehlten bei yielen Patienten gani, bei diesen war ein Erampfanfall der sichtbare Anfang der Meningitis; bei den übrigen konnte eine aniBfallige Trägheit in der Körperbewegung, gestörte Munterkeit und geringere Fresslust vorher bemerkt werden. Wenn einaelne Individuen bei voller Raufe trübselig und appetitlos hinter den rauschend Fressenden standen, so wurde dadurch jedesmal mit Sicherheit angedeutet dass die occulte Meningitis bald sichtbarer hervor- trete.

In dem Stadium paraljticum starben, indem der Krampf immer seltener wurde und gans aufhorte, die Mehrzahl der er- krankten Schafe; der übrige Theil ging in einem Krampfanfall, letaterer in ganz kurser Zwischenzeit immer wieder auftretend, zu Grunde. Ich habe ein Schaf beobachtet, welches genau alle 2 Minuten den Krampf zu überstehen hatte, dasselbe erlag denn auch innerhalb 24 Stunden. Ueberhaupt war die Krankheit nur von kurzer Dauer, von einem Tage bis zu fünf Tagen, und die Sterblichkeit gross; denn von 43 Zeitsohafen, welche in dem Zeitraum vom 1. bis 28. März a. c. erkrankten, starben 42; nur ein einziges, welches im geringeren Grade den Krampf zeigte und nicht zum Umfallen kam, sondern eine natürliche Lage mit unter den Körper geschobenen Füssen das einzige, günstige Frognosticon inne hielt, ist fast von selbst genesen.

In den ersten Tagen der Krankheit trat dieselbe nur bei einzelnen Individuen auf, in der Folgezeit wurde sie aber tag- lich hochgradiger, und zwar dauerte die Kranklieitssteigerung durch die ersten 14 Tage. Es wurden an manchem Tage 4 und 5 Schafe zugleich krank, und oftmals lagen 8 9 in dem pa- ralytischen, rettungslosen Zustande. Allein in demselben Stei- gemngsgrade nahm in den zweiten 14 Tagen das Leiden auch

190 Sohmidt,

wieder ab, and am 38. Man, nach einer Daaer von ea. 4 Wochen, erreiehte die Krankheit ihrBnde; sie versehwand eben 80 plotaliöh, wie sie gekommen war.

Die Behandlnng der einaelnen Patienten war, wie sehon ans dem obigen grossen Sterblichkeits- Verhältnisse herrorgeht, leider ohne sonderliehen Erfolg; es wnrden anf die mogliehste Art verschiedene Karmethoden, die antiphlogistisehe, die deri* ▼atorische, in Anwendong gebracht, das Besoltat aller erschien aber gleich NolL Die streng antiphlogistische Methode Aderlass, kalte Umschlage auf den Kopf, abfahrende Salae -- hatte noch die meiste Einwirkung anf den pathologischen Pro- cess; die Erkrankten wnrden anf diese Weise am längsten hin« gehalten, wirklich darch sie gebeilt ist aber kein einziges Stack. Bigenthamlich war es, dass Patimiten, bei denen Laziren in Folge von Medicamenten oder gleich von Anfang der Krank > heit an bestand, ebenso schnell, oftmals viel schneller starben» als die mehr obstrairten. Dies nnganstige Ergebniss der Be- handlang stimmt mit dem erfolglosen Resultat, weldies auch in den Kreisen Grimmen, Greifiswald eraielt wnrde, ober- ein; am den Verlast etwas sa mindern, masste ein baldiges Sehlachten der intensiv erkrankten Tbiere vorgenommen werden.

Eine entschiedene Beachtang bei der Behandlang verdient, wie anfangs bei der Symptomatologie hervorgehoben, der hohe Grad von Hjperaesthesie der Patienten. Das Sensorinm war in seiner höheren Fanction nicht merklich gestört, daher fehlte aach besonders markirter Stumpfsinn aasgenommen im le- thalen Stadium «— ; die theilweis paraljsirten Thiere offiieten bei dem geringsten Geräusch die Angen, sie horten and sahen Alle«; wurden sie durch ein Geräusch plotslich überrascht, so hatte dies einbn sofortigen Krampfanfall zur Folge. Daher muss mit den Patienten ein so ruhiges Verhalten beobachtet werden, wie nur immer angehen will; es ist die Kur damit einzuleiten, dass dieselben in einen recht ruhigen Stall gebracht werden; und so wenig Erfolge bisher aach der antiphlogistische Apparat

MeningitiB cer6liro*«pinftlis bei Sohafen. 191

gehabt hat, er ist doch jedesmal immer irieder in eztenfo mit aller Sorg&lt in Anwendung an bringen und eine genaue Dnrch- lohrnng desselben kann nur Resultat bedingen. Nor überans beftig erkrankte Schafe sind sogleich am Beginn der Krankheit an schlachten«

Die ürsaeben dieser Meningitis waren unbekannt, und auf dem Wege des Versuchs sollten sie ermittelt werden. Ein Um- stand, die GtegenwarC dieser gleichsam eniootischen Erkrankung einzig und allein unter dem Zeityieh, war Ton vornherein be» acfatenswerth, denn die auf demselben Gute befindliche Lam- merheerde war und blieb gana Terschont«

Seit einer Reihe von Jahren werden auf diesem Nebengate F* Lammer und Zeitvieh letateres diesmal aus 18 alten, 40 sechsjährigen und 142 zweijährigen Sohafen zusammengesetzt gehalten; jede Heerde hat einen eigenen Stall und beide Stalle sind mindestens 100 Fuss von einander entfernt, niemals weiss aber der alte Sdiafer von einer ahnliehen Elrankheit. Der Er- nährungszustand der Lammer wie des Zeitviehs war gut; eine Durchmusterung der Futterstoffe ergab diese als tadellos. Es blieb nichts- Anderes - übrig, als die veranlassende Ursache im Stalle selbst, bei Betrachtung der Constmction desselben zu suchen diese war in beiden Scha&tfiilen verschieden , oder Wittemngseinflnsse ansukiagen.

Der Stallraom der Lammer war nämlich mit einer fest ver- strichenen, oberen Lehmdecke versehen, und hatte eine grosse Flugelthur nach dem Westen; im Stalle des Zeitvielis fehlte diese Lehmdecke, hier sah man oben auf den Balken Sefalate, anf letzteren wiederum verschiedenartiges Fntterstroh, welches zum Zweck de» Verfntterns durdi eine grosse Oeffnnng nach unten in den Stallraam geworfen wurde ; zwei Drittel des Dach- raumes war auf diese Art schon leer gemacht; die einzige Stallthur befiiod sich in einer Wand nadi dem Osten. -

Ans dieser Vergletehnog erhellt, dass der Stall der Lam- mer schon an und ffir sich warnier und zugfreier sein mnsste,

199 Schmidt,

ZagUft

•tea Tagm dm AmHniBm»

m di» SteOtaspcnter dndi des kaiftoi Fairilodn abor ciae tmmg gfichiffw lialte.

Die «p€rii— leU» Alwlriiwig dioMr etwa^Hi «miA« lag toBUt aaf der Haad aad var geboCea; alias 2Seit> ^nth blieb ferUa, aadi wabread des Abs- aad Biafittafas, n- big im Steile; die oelfiebe SteUtbir waide di^ft gfHit aad fest sageaagelft» dafir aber eiae aeae la eiaor Waad aaeb dem Siidea beigestellt; die Oeüaeag ia der Dedie dareb Stieb fest

giiastige Siavirfcaag dieser getrofeaea Aacrdeaagea war ia den aicbst folgeadea 8 Tagea, obwobl «a beftiger Ost- wiad pemaaeat forlbeataad, aicbt sn Teikeaaea; die ta^idie Aasabi der aea eriaaaktea Tbiere begaaa giadatiai absaadmea ; es kaaMn snerst taglieb weaiger Kraake tot, daaa yergiagea Tage» aa weldiea eia aener Patieat gaas Tenuast werde, aad sddiesslidi batte die Meaiagiti« aüt deai Patieatea amSS.Mars c, aaeb 14tagpger Daacr der Teriadertea StaUeiariebtaag, ür iauaer ibr Eade erreidit.

Henrorsabebea ist, dass die Srfcraaknagea aad SteibefSüe oater allea obigea drei Alteisstafea Toxkaanea; eiae Aasaabaie maebte aar die bieaige graae, grobwoDige Laadraee, sie blieb eigealbomlicber Weiae gaas Terseboat; aiaa ist daber wobl sa der Aanabme bereebtigt, dass diese aordisebe Hsimaüisraee bei ibrer aicbt kleiaea Zabl roa ladiTidaea masstea sie TOa

Meningitis c<H'febro<si»faiaKB bei Schafen. 103

der Zoglaft ebenffilU betroffen werden fiberh'anpt weniger Inclination fnr Erkaltoog begitct , nnd dftber aaoh geringe DitipolHion far diese Art der Menin- gitis; eben lo^wenig, wie die LShme der Lämmer dieser Raee, ebenfalls eine firkaUaogskrankbeit, eine hocbst seltene Erschei- nung ist. Ein graaes, grobwolliges Lamm von reinem Blnte habe idi' »oeb nicht an der L&hme leidend gesehen, wohl aber ein solches, welches aas einer Krensang mit Merinos oder Ne* grettis hervorgegangen, welches ein Mischling weit auseinander gehender Racen war. Ob nan die spanische Race mehr za Er* kaltang disponirt, bleibt dahin gestellt; dagegen steht fest, dass sie nnd ihre Kreasong mit der franzosischen Race eine viel ge- ringere Disposition far das Contagium der Pocken besittt, als hiesige graue Schafe, eine empirische Thatsache, die in nnsern nordischen Poeken -Districten jahrlieh wiederiiolentlich bestätigt wird, and die an Terschiedenen Stollen unserer Literatur ihre Verzeichnung schon gefunden hat; denn' es ist gaoz gleich, ob man ein graues Schaf impft, oder ob es naturiich inficirt wird, die Variola entwickelt sich fast immer faoohgradigerj wenn auch nieht immer in- der iosseren Erscheinung, im Umiknge, so doch im febrilen Inf ections Stadium 4ind in der allgemeinen Folge-Ein* Wirkung auf. den Körper« -

Wird nmch dieser Zwischenhemerkung noch einmal auf den Verlauf und das Sistiren der Meningitis surfickgegangen, so massr- als ihre bedingende Ursache Zugluft und deren Folge Er- kSitting aagenommen werden, weil bei Aufhebung dieser auch die Krankheit aufhorte und eine andere Ursachis auch spater nieht ermittelt ist. Ob nun jedesmal eine gesteigerte Dispösi* tion für Erkältung mit der Einwirkung von Zugluft in Verbin- dung sein nmss, ist noch erst zu ermitteln; es «teht aber we- nigstens so viel fest, dass nur Zugluft von bedeutender Inten- sität obige Meningitis zur Folge haben kann, sonst mfisste die- selbe hier in mehreren StSlleO, welche ihrö ThSr ebenfalls nach

Uftg. f. TlkierlleUk. XXXVI. 9. 13

IM AsCM

V.

IcffddipMiMkr bei

Von Thiennt ABgenlioiflicr n CWrai

DaM Mdi idMwbar gOTnge pathologiMbtt MoofaOdngn bg4— taado Storttsgea in den phyriologiaeh— Ycniditeagai dts ThMrkoipen berboilobreB konsan, dalnr BMf» ■adbalelkaBdo MittbeiloBg eioea Beitrag liefern. Am 29. Angnel t. JL warde ieb TOB einem Oeeonomen ertnefat, ein Pferd in Behnndinng nn nehmen* Dneeelbe hatte nngefahr vier Wochen Torher aidi bei der Arbeit trager geaeigt, etwaa aehneller geathmet nnd war dem Anaeheine naeh mader ala sonat geworden. Der Appetit war dabei immer gnt geweaen«

Ein an Rathe gesogener Thierarat behanddte daa Pferd ongefihr 14 Tage. Da nnn der Zastaad aieh nicht weaentlidi sa. indem fehlen, nnd die gonatig gestellte Prognoma nicht in ErfoUang ging, §o wurde meine Hälfe in Anspruch genommen* , Ich fand daa siemlieh schwere Ackerpferd (State), das, bei* laafig bemerkt» circa 16 Jahr alt war nnd in einem gntenEmih- rnngsauitande sich befand, mit den nbrigen awei Pferden des

Herzklappenfehler beim Pferde. 196

Besitiers im Stall ftehend Tor. Der Blick war siemlioh munter, der Appetit auch jetst rege; überhaupt liesaen aidi beim qa, Pferde keine Verdaaangsstörangen, wie aaeh keine Abweiehangen in der Urinsecretion wahrnehmen.

Im Stande der Ruhe hatte Patient 15 bis 16 Atbeminge and 45 Palse in der Minute, das Athmen geschah ohne be- sondere Anstrengung und bot in qualitativer Hinsicht nichts Auffallendes dar; der Puls war weich, die Arterie liemlich ▼oll, leicht susammensudrncken, die Blntwelle mehr lang ge* dehnt, der Hersschlag nicht fahlbar, die Herstone waren an* deutlicher als bei gesunden Pferden von einander sn unter* scheiden. Genauere Angaben hierüber kann ich, weil das Pferd, bei der Untersuchung su unruhig war, nicht machen. Die Halsrenen vor der Brust schienen etwas starker hervorsutreten, Pulsation derselben wurde nicht bemerkt. Das yesikulare Ge- räusch wurde bei der Auskultation normal befunden; Hosten war bei dem Pferde nicht gehört worden, und war es auch nur sehr schwer dazu lu erregen; kam es einmal sum Husten, so war derselbe kraftig.

Die Schleimhaute schienen etwas vermehrt roth sn sein, die Korpertemperatur gleichmassig Tcrtheilt, Die Bewegungen des Pferdes geschahen vorsichtig, mehr oder weniger angstlich; Buweilen Hess es dabei ein hörbares Stöhnen wahrnehmen. Wurde Patient auch nur eine Minute an der Hand im Trabe bewegt, so stieg die Zahl der Palse von 45 auf 70 In der Minute; auch das Athmen wurde dabei beschleunigter, jedoch nicht in dem Verhaltniss wie die Pulsation. Um die Beschaffen- heit des Blutes su sehen, wurde ein Aderlass gemacht. Das Blut floss langsam aus der Ader, gerann siemlich schnell sn einem gleichmassigen Kuchen, ohne sog. Speckhaut, wobei nur sehr wenig rotbliches Serum ausgeschieden wurde. Der Blut- kuchen war so schwarz, dass ich kaum je das nicht gerounene, schmierige Milsbrandblut so dunkel gesehen habe. Ans den bei der Untersuchung vorgefundenen Erscheinungen schloss ich,

18*

196 Angenheister,

daiB qo. Pferd mit einem Herzleiden, wahrscheinlich KUppen- f^ler behaftet sei.

: Mit Rfioktidit darauf, dass dae Leiden schon mehrere Woohen gedauert hatte, und Klappenfehler des Herzens wohl immer ansiferhalb des Bereiches der Kansthnife stehen, machte ich dem Besitaer den Vorschlag, dem Pferde einige Tage Ruhe sa geben und es ohne besondere Behandlung anzusehen , dann zu irersnchen, ob das Thier eine leichte Arbeit aushalten könne. Tier Tage nach meiner Untersuchung kam der Besitzer mit dem Bemerken zu mir: das Pferd habe Tages vorher die Arbeit weniger gut aushalten können, sieh bei geringer An- strengufig' sehr ängstUdi gezeigt, an diesem Morgen aber habe er das Pferd liegend im Stalle gefunden, unvermögend aufzu- stehen, dabei sein Futter im Liegen noch munter verzehrend. Ich rieth, wenn es bis zum andern Morgen nicht aufstehen könne, es todten zu lassen, was denn auch durch den Bruststich gebehah«

' Dia Seotiöli ergab Folgendes; Nach Abnahme der Haut ws(r das nodi in den Gelassen vorhandene Blut sehr dunkel; sammtliche Baucheingeweide gesund, die Lungen ebenfalls ohne krankhafte Veränderungen. Das Herz war in seiner normalen Lage vom Herzbeotel umgeben, sein Gewicht und Volumen un- geßhr um ein Drittel über die Norm veirniehrt, Indem es wirk- lich mehr Mnskelsnbstanz enthielt, und waren es besonders die £utf8ern WSnde wie auch die Scheidewand der Kammern, welche h7pertr6|>hisch gefunden wurden. ' Das Herz fühlte sich von Aussen derb an, welches sich theils dadurch erklSrte, dasS mit der Hypertrophie keine Erweiterung der Kammern, sondern eine Verengerung derselben bestand $ (diese war deutlicher an der linken als der rechten sichtbar;) theils weil die Consistenz des hypertrophischen Muskelgewebes derber als gewohnlich war. Die linke Herzkammer war leer, die rechte ungefShr ein Drittel ihres Raumeis mit geronnenem Blnte gefüllt.'

Zwischen der linken Herz > und Vorkammer follte eine der

Herzklappenfehler l>eim Pferde. 197

)

Mitralklappen angefahr zur Hälfte die Oeffnang anstand hatte den freien Darcbgatig des Blates verbindert. Biese iralstfSrDaig aufgetriebene Klappe hatte aasserlich seichte, qaer laufende Ver- tiefangen. Zwischen den beiden Platten der innerjo Haat des Herzens, woraus diese Klappe gebildet ist, hatten fichswfti klein^ Geschwülste (Fibrome), die eine von der Grosse. einer Haselnuss, die andere von der einer grossen Erbse gebildet, und hingen mit der Innern Flache der verdickten Elappenhauite aar sammen. Diese Geschwülste haben wahrseheinlijBh .die Haute der Klappe ans einander gedrangt und so zur Bildung einer der wuUt» formigen Anftreibuäg entsprechenden Hohle mit beigetiCAgea, deren innerer Kaum ausser den Fibromen flüssiges Blut eat* hielt. Der grosste Hohendurohmesser dieser Hoble betrag an* gefahr dreiviertel, der der Länge zwei Zpll; ,die Breite der Klappe über einen Zoll.

Zwischen der rechten Herz- and Vorkammer war eine der Tricnspidalklappen , ahnlich wie dici eben besohdebene,. er^ krankt. Die mehr verdikten Haute dieser Klappe hatten an ihrer Innern, sich zugekehrten Flache mehrere Fortsätze, wo- durch kleine Hohlen gebildet wurden; dobhalb hatte dieselbe beim Aufschneiden ein mehr zelliges Ansehen. Der Inhalt dieser Zellen oder Hohlen bestand aus flüssigem Blute mit za« sammengeballtem Faserstoffgerinnsel. Diese Klappe war kleiner als die Mitralklappe. Auch durch diesen Fehler war in der rechten Herzhälfte <Ue freie Gironlatlon des Blotea g«st5rt| woraus sich das stärkere Hervortreten der Jugularvenen er- klären lässt. Die übrigen Klappen waren ge^aad, dpe Vor- kammern etwas erweitert; ihre Wände hatten ungefähr dieselbe Stärke, wie sie bei gesunden Herzen angetroffen wird.

Die ersten Anfange dieser Bildungen liegen noch un-Danfkeln, and hierin findet die Unsicherheit bezüglich der Diagnose ! der* selben Entschuldigang, Die nächste und häafigste Ursache der Klappenfehler mag vielleicht in rheamatasoben Processen begrin« det sein; denn diese haben eine entschiedene Neigung in den

19S Kittaer,

fibroseroMB Gebilde« des EadoeanlioiBS ibree SiU eoftiucbljigeB. Solebe eAdoeerdie^e ProeeMe teUeo mm öeer oder mebrereD Kleppea pltatiifbe Gerimitel ab, die eine yerdiehtang des Ge- webes, beeebriakte Bewegliebkeit and losuflideDB cor Folge babee; gewStuilieb ist es eioe der Mitralkl^pen, aa welcber dieser Froeees ablaaft. Die in Folge dessea eatstebeadea Cir- eolatioasstoniageB, die sanielist ia reaosea Langenbjperimiea bestehead, sieb aaf das recbte Atriam ersireekea, darcb Staaang dort Dilatatioa aad Hjpertropbie rerarsaebea, mfea ia der Regel aacb dort Aaomaliea im KlappearerscblBss boror. Im weiterea Verlaaf parCisipirea anaidist die Teaosea Gefassrer- aweigaagea iasofera, als sidi dareb dea Terlaagsamtea Blat- laaf ia ibnea Aasbaebtaagea aad GewebsTeranderaagea (Inda- ratioa, Skleroee) entwiekeln, die ibrerseits im leisten Sudiam Veraalassoag sa Gebiraapoplexiea abgebea. Besnglieb der Diagaose ist maa ia der Tbierbeilkaade leider aaf die sebr geriogügigea objeetiTea Ersebeiaangen besebrinkt, wabread die ür diesea patbisebea Zastaad weseatlidiea sobjeetiTea Ersebei- aai^ea aasagaaglidi bleibea.

VI.

■i8 licbli Ihmck der pm^fischai AigeMitiDiaig.

Von

Kattaer, Tbierarst erster Classe and Rossarst

im Garde -Hosaren-Regiment.

Es war nur eiae aaffalleade Ersebeianng, dass swei Toa dea Pferdea Qaagea aad altea Remoateo), derea Augea Toa der periodiscbea Aageaeatsondnag befallea waren, Tor der Br- kraakaag, so lange sie nberbaopt scboa bei der Eskadroa wa-

Ursache der periodischen AngeDentsandang. 199

reo, eine aaffillige Sch«a vor verschiedenen Gegenstanden, nsi- mentlicfa dam Sprtiigblock und Graben, geseigt hatten« Mit Goto waren sie snm Springen nicht fea bewegen, nnd sobald .sie mit Sporn und Peitvehe dasa geswangen worden, sprangen sie mit Anlrendting aller möglichen Kraft so froh ab und no. gewohnlich hoch sowohl nber den Graben als aach über den Block, selbst weon dieser an der Erde lag. Es drfingte sich mir die Vermothnng anf, dass diese Erscheinung in irgend wel- cher Besiehoog tu der später auftretenden periodischen Aogen« entAaadaag stehen könne. Schon vorher waren die Angen der Sehen wegen behufs Aofindong von Hornhautflecken oder Staar- piinkten von mir einer Uniersachung unterworfen worden,- die aber au dem gewonsehteu Resultat nicht geführt hatte. Ich glaubte 4aher die- Ursache der Scheu in Kurssiehtigkeit begrün- det, koonte es. hiermit jedoch nicht in Einklang bringen, wes- halb die Pferde au früh ab und ohne Grund sn hoch sprangen. Letaterer Umsjtand war vielmehr als ein Beweis ansusehen, dass die Begreasongen des Blockes resp. Grabens; sobald sfch die Pferde diesen oakerten, vor ibren Augen undeutlich wuifden, fwscbwaptitien» die Pferde daher die Nfthe und Hohe des Blocke« sowie Nike und Brmte des Grabens nicht abschätzen keiMKten, woraus folgt, dass Weitsichtigkeit als Ursache der Scheu vorhanden setn musste. Dass nun diese Weitsichtigkeit au der spater an^etreteueo periodischen Aogeoentsnndnng in inniger Beaiebung gestanden hat,. möchte ich als wahrscheinlich anneh'- men. Die Grande für diese Annahme sind folgende:

Betrachten wir die Symptome der periodischen Aogenentsun- dang, so sehen wir, dassdie Erscheinungen der Iritis nicht allein die hervorragendsten sondern auch die anerst auftretenden sind. Hier- auf gestntat'hat man das Wesen des genannten Leidens in einer Entauodnng der Iris su finden 'geglaubt. Ziehen wir nun wei*' ter die Funktionen der Iris in Erwägung, so wird es einleuch* tend sein, in wie fern eine Bildnng des Angat>fels, welche Wert- si<^tigkeit bedingt, Jriitis sn erseugen im Stande ist. Die Ftinc-

300 Kuttner,

tionen der Iris besteben suDiebst io der Regoliraog der Liebt- •tirke der NeUbAolbilder ; die PoptUe siebt tidi snseamBeB, wenn iotensiTe LicbteiDdrneke dieNetsbaat erregen« sie erwei- tert flicb, wenn die Liebtetirke der Bilder eine gering« ist Aber noeb bei den AneommodationeTennogen des Aoges spiek die Iris eine wichtige Rolle.

Beknontücb eigiebt sich «os pbjsiknlisoben Tbnttnebeii nnd Gesetnen die Gewissbeii, dass onsere Augen aiemals gleieb- seitig awei Objecte, welcbe in Tendiiedenen Entlemongen vom Aage bintereinnnder liegen, gleicb deetlieb wnbnebmen können, sondern, wenn dM Tordere deatlicb ersebeint, das Bild des bin- teren verwascben, ondeotlieb werden aiaaa ond amgekebit. Da nun aber die tagliche Erfabmng lebrt, daas ein gesnodee Aage Objecte, welebe in der versebiedensten Entfemoog roni Aoge liegen, nacb einander Tollstandig scbarf wabmebmen kann, so folgt bieraas mit Gewissbeif, dass das Ange die Pabigkelt ba- ben rnnss, wiUkubrlicb bei Betraobtaog reo Gegenstinden. in jeder beliebigen Entfeinang lar jeden sich ao einsariebten, dass die ¥oa ibm aosgegangeoen fitrablen gerade auf der Netsbant aor Vereinigang kommen. Diese F2bigkeit des Aoges, sieb ior das deotlicbe Seben, dessen •■«riaasliebe Bedingung die Vereinigiing der Strablen in derNetabant selbst ist, eiwsii'' nebten, oder so «ecommodiren, beseichnet man als Aeeommo* dationsvermogen des Aoges. Die. sieberen Bewoiso för das VorbandenseiB dieses Vermögens sind der Pbjsiologie sofolge folgende :

Halten wir in einer Bntfernang Ton a. B 12 Zoll einen* Fin- ger TOT das eine Aoge, wahrend das andere geschlossen ist, und fixiren denselben, so ersebeint er scharf und deotliebr ^ in gerader Linie hinter dem Finger gelegenes Fenster eines gegen^ aberliegendeo Hansen dagegen nndentlicb and verwaaeben, wenn wir dem Bilde desselben, wahrend wir anverwandt den Finger fixireo, die Aofinerksamkeit anwenden« Fixiren wir dann dos Fenster, so erscheint dieses sobarf; ond der Finger vor dem

Ursache der periodischen Augenentzandung. 201

Auge nnddatlicfa mit verwaschenen Umrissen. Wir konneti also willktthrlioh entweder den nahen Finger oder das entfernte Fen- ster, niemals aber beide zugleich scharf sehen. Gerling (Poggendorffb Annalen 1839) hat saerist die Netshaotbilder nnter dem Mikroskop antersncht, und die verschiedene Deut- lichkeit derselben bei verschiedenem Abstand der Objecte rom Ange bestimmt wahrgenommen Noch andere Physiologen ha- ben durdi verschiedene Versuche das Vorhandensein der Ac- eommodation des Auges nachgewiesen. Der Kürze halber wer- den sie hier übergangen.

Wenden wir uns nun au der Frage, worin die Verände- rung im Auge besteht, in Folge deren das Auge f5r die Nahe aee6mm6dirt, und durch welche Mittel diese Veränderung her- vorgebracht wird, so finden wir diesen Vorgang nach dem ge- genwärtigen Standpunkte der Wissenschaft wie folgt erklart: Ans den Resultaten verschiedener Versuche hat man die üeber- seugnng gewonnen, dass bei der Aecommödation für die Nahe die Krümmungshalbmesser der LinsenflSchen, insbesondere der vordere sich vergrossern, ihre Dicke zunimmt; die W5Ibung dör Cornea und der Lingendnrchmesser des Augapfels bleiben dabei bnverStkdert. Die Aecommödation besteht also nicht in einer durch die die Augen bewegenden Muskeln hervorgebrachten Form Veränderung des Bulbus und der Cornea, sondern in einer Formverandernng der Linse und zwar in stärkerer Wölbung der VorderflSche derselben. Die Muskeln welche dies veran- lassen, sind der Ciliarmuskel und hauptsächlich die Iris. Ver- kürzen sich die Langsfasern des Ciliarmuskels, so werden, ver- möge seiner Anheftung, der peripherische Rand der Iris und der vordere Rand ^des Faltenkranzes'' einander genähert, somit die Iris nach hinten, die Aderhaut, deren vorderes Ende der Faltenkranz ist, nach vom gezogen. Es wird dadurch der Glaskörper gedrückt, welcher seinerseits wiederum einen Druck auf die Linse nach vorwärts ausübt. Beim Nuhesehen wird aber zugleich die Pupille enger, die Circularfasern der Iris

koatnliir»« «ck; koflUMs hob aadi die ItuliiifiMeni ui Tä- tigkeit, «o MOM das OwgßM «M gewiw Suifaag arhakea; die Line« espfiagt also eack eiaea Draek Toa Tara, der aber all* MaUig abaiamt Toa der Peripherie gegea die Liaaeaacbaa; dar duieii wird eiae atarkere Goavexitit dar eaatraleiaa Tbaila der elaatiidiea Liaae bediagt»

Hiemadi iat das ZastaadekoauMa derliitia ia eiaem weit- cieirtigeB Ange leicht an eri^larea. Weil ia leCateren Goraaa oad Vorderflaehe der Liaae aa achvaeh gewölbt aiad, aütbia die Toa aahea Cregeastiadea koBBieadaa Liehtatrahlea aa ■diwaeh gebrodiea werden aad daher aicht aaf der Netahaot •oadera hiater dieser ansanmeatraffea, deshalb ist das Bedirl^ nits Torbaadea« darch dea AeeoBiau>datioas«eehaaiaaias etae stärkere Wolbaag der Vorderfliche derLiase hervoraobiiagea» om aof diese Weise eia deatliehes Sehea aaher Gegeastaade zu ermögliehen« Demgemass wird bei obü weitsiehtigea Aogea behafteten Pferdea,. welche (wie die Militarpferde) täglich 23 bis 83 Standen im Stalle, haafig im eagen, niedrigen Stalle ge- haltea werden, in deren Angen mithin tiglich dieselbe Zeit hindoreh das Bedorfniss der Aceommodatioa aof nahe Gegen- stände vorhanden ist, die Iris nnd der Giliarmaskel einer fu| beständigen nnd deshalb nbermassigea Thatigkeit aosgeaetst sein, welche wie bei jedem andern anhaltend nnd nng^ohalieh angestreng^ten Moskel nothwendigerweise snr Bntsindnng der genannten Theile fuhren mnss. Zugleich werdan in Folge des fast bestandigen Druckes aaf den Glaskörper und die Linse« welcher durch die anhaltende Thatigkeit der Iris und des Ci- liarmuskels ausgeübt wird, auch jene Theile in Mitleidenschaft gesogen und verändert werden müssen. Mit der Aasbildnng der Bntsundung der Iris tritt, wie bei gleichem pathologisdiem Znstande anderer Organe, Störung der Function derselben m, die Contractioo nnd mit ihr der Druck auf Glaskörper und Linse boren aul^ und in dem ganxen Zustande des Auges maeht sieb aljimablige Besserung bemerkbar, das Auge erscheint mit

Ursache der periodischen Aogeuenizündung. 203

AnsDahine einiger scheinbar geringen Veranderongen wieder ▼ollstandig gesund. Nach einiger Zeit jedoch, sobald 4ie Iris ond der Ciliarmaskel die Fähigkeit sich zn kontrahiren voll- standig wiedererlangt haben, hebt der Prooess von Neaem an und wiederholt sich in Zwischenräumen so lange, bis die Fa* sern der Iris und des Ciliarmnskels gänzlich indurirt, somit nicht mehr kontraktionsfähig sind, und der Angapfel leider so verindert ist (jedenfalls in Folge von Obliteration der ernäh- renden Gefasse im FaUenkranse), dass graner und grüner Staar und mit diesen Fehlern unheilbare Blindheit zur Ausbildung gelangt sind. An den Recidiven mag auch das Festkleben der Iris an der Linse einen nicht unbedeutenden Antheil haben. Aus dem Vorstehenden erhellt, dass ohne Zweifel das Zustande- kommen der periodischen Augenentzündung und somit ihre Sym- ptome von dem genannten fehlerhaften Bau des Angapfels als abhangig betrachtet werden können. Nächstdem bliebe noch übrig, mit jenem Bau die aus klinischen Beobachtungen und Erfahrungen erkannten Ursacben und sonstigen Eigenthumlich- keiten der periodischen Angenentziindung in Einklang zu brin- gen. Als Ursachen sind angeklagt:

1) Erblichkeit, also eine vorherrschende Anlage zur perio- disehen Angenentznndung, welche von den Eltern auf die Nach- kommen übertragen wird. Von der ererbten vorhersehenden Anlage zu einer bestimmten Krankheit überhaupt wissen wir, dass sie in dem anatomischen Bau des betreffenden Organs begrün- det ist, welcher von dem normalen derartig verschieden ist, dass er dadurch die Bedingung, zur vorherrschenden Krankheitsursache zu werden, in sich scbliesst; oder wo diese fehlt, da nehmen wir an, dass die Erblichkeit in dem VermSgen der Organe, anf gewisse ungewöhnliche Einflüsse in einer bestimmten anorma^ len Richtung zu reagiren, begründet ist. Dieses abnorme Re- actioDsvermogen als eine Besitzeigenthnmlichkeit der Iris, somit dasselbe als das innere Wesen der Vererbung der periodischen Augenentzundung annehmen zu wollen, liegt kein Beweggrund

204 Küttner,

▼Oft im Gegdntheil sprechen die nocb naher anzngebenden Ge- legenbeitsnrsachen mehr fnr dat Beitehen eines fehlerhaften anatomischen Banes des Angapfels als Grund der Vererbung, von welchem a priori die Annahme solassig ist, dass seine feh- lerhafte Beschaffenheit nnr eine solche sein kann, welche Weit- sichtigkeit bedingt. Es lasst sieh hierauf zwar entgegnen, dass dann alle mit diesem Fehler behafteten Pferde nicht, wie die Erfahrung lehrt, noch bis sum vollendeten 6. Lebensjahre von der periodisches Angenentsundnng wurden ergriffen werden, sondern diese müsste gleich nach dem ersten Gebrauch der Augen, also gleich nach der Geburt auftreten. Dieser Entgeg- nung stelle ich gegenüber, dass ererbte Weitsichtigkeit nicht fnr eich allein, sondern noch andere Ursachen im Verein mit jener zur Erzeugung der periodischen Augenentzündnng ooth- wendig sind. Wahrend der ersten Lebensjahre, wenigstens während des grossten Theils derselben, tummelt sich das Foh- len auf der Weide umher, wo der Gesichtskreis erweitert ist, und demgemass die Weitsichtigkeit nur vorübergehend Beeiuo trächtigung des deutlichen Sehens hervorbringen kann. Erst wenn das junge Pferd allmahlig in Arbeitsgebrauch genommen wird, wenn es dann den grossten Theil des Tages an die Krippe gekettet im engen, die Freiheit des Blickes beeintraehtigenden, Stall zubringen muss uud ein Wechsel von Gras- zu Korner» fntter eintritt, erst dann wird in seinen weitsichtigen Augen die Entzündung der Iris leicht zu Stande kommen« Selbst- verstandlich wird dies je nach der früheren oder spateren Ein- Wirkung der Gelegenh ei ts-ür Sachen bald früher, bald spater stattfinden, ja es können selbst nach Entfernung dieser Ursa-. chen, nachdem sie einen Entzündungsanfall erzeugt hatten, die Augen für die spatere Lebenszeit gesund bleiben. Ob nicht auch die günstigen Erfolge der Versuche des Gestüts zu Pom- padour in dem Versetzen der Pferde aus engen, niederen Stal- len auf eine dem Blicke möglichste Freiheit darbietende Weide begründet sind ?

Ursache der periodischen AugenentzünduDg. 205

2} Lehrt die Erfahrnng, das die in Rede stehende Krank, heit am hinfigsten in niedrigen, fenchten, also nasskalten 6e- genden Torkommt, ferner bei schwerem Futter von Kornern nnd Hülsenfrüchten, in nassen Jahren und bei lange herrschen- den rauhen Winden. Diese Ursachen, Erkaltung und vermehrte Plasticitac des Blutes, begünstigen das Zustandekommen Ton Entsundnngen überhaupt

3) Lehrt die Geschichte der periodischen Augenentznodnng, dass die frühere in Ostpreussen heimische Landrace mit der genannten Krankheit nicht behaftet gewesen ist« Letz- tere ist erst aufgetreten , nachdem man angefangen hatte mit ausländischen, theils racereinen, theils aus Kreuzung her- vorgegangenen Hengsten die heimische Landrace zu veredeln. Diese Thatsache liefert den Nachweis, dass die Kreuzung einen vorwiegenden Antheil an der Entstehung der periodischen An* genentsündung gehabt hat, und wenn auch die letztere in an- deren Gegenden, wo ebenfalls viel Kreuzung betrieben wird, nicht oder doch nur selten angetroffen wird, so mag das Nicht, vorkommen in anderen Verhältnissen begründet sein, wie es ja aacb durch die Versuche des Gestüts zu Pompadour erwiesen ist, dass wirthschaftliche, Orts- und vielleicht auch klimatische Einflüsse eine wesentliche Mitwirkung an der Erzeugung der periodischen Augenentzündnng haben. Die Folgen der Kreu-

,

znng können vorhanden sein, sie machen sich nur nicht bemerk- bar, weil dazu andere Einflüsse fehlen,

* *

Wenden wir uns nun zu der Frage, worin die Folgen der Kreuzung im Allgemeinen bestehen, so lehrt uns die Züch- tnngskunde, dass ein geringes WiderstandsvermSgen der Or- gane gegen feindseelige Einflüsse, Verweichlichung, im Gefolge der Kreuzung auftritt, ja es bldibt nicht nur bei der Verweich- lichung, sondern eine mangelhafte Ausbildung ganzer Organe macht sich bemerkbar, namentlich dann, wenn von den Kreu- snngsprodnkten durch Paarung in nächster Blutsverwandtschaft Nachkommen gezüchtet werden. Dergleichen Nachkommen zei-

206 Kittaer,

geo mdit seltea geringe FrochtbmrkeiC, wonas hervorgeht, dmn eine meegelhefte Aosbüdaeg des SexeelireteflM £e Folge der Paemg ie eiehster BlDtsrerwaadtodieft gevesee ist. Letslere ist Aos pekaeiiree Raduichtee, wo Kreeuiag betriebe* wird, hioSg sieht sa nmgefaeB, Bomit ein nolhweadiges üebel der KreosoDg.

le gleicher Weise ean, wie eioe maBgelbslie Aosbildoog des Sexnalsjstems dorch Paanuig ia aichster BlotsTerwaadt- sehaft erseogt wird, in derselben Weise ist noch eine solche der Augen denkbar, nnd swar in der Art» dass Cornea nnd Linse eine so geringe Wölbung haben. Es kann dabei dieser Fehler an dem einen Ange stirker als an dem anderen soge- gegen sein, so dass es aneh eiklarlidi wird, weshalb nidit im- mer bmde Angen so gleicher Zeit, sondern nur das eine oder das eine Iräher als das andere Ton der in Rede stdienden Krankheit ergriffen werden.

4) Fassen wir nun schliesslich die Erfolge der Terschiede- nen Cormethoden ins Aoge, so sehen wir, dass nnr die seitige Operation, welche in dem Durchschneiden und dem Loslosen der Iris besteht, den Verlsnf der Krankheit aofsnhalten nnd einen bleibend heilsmmta Erfolg so reranlassen im Stande ist. Die Behandlong mit Atropin ond anderen ihnlichen Medika- menten hat wohl Bessemng selbst Tollstindige Beseitigung eines konkreten Anfalls im Gefolge, sie kann aber das Aus- bieiben spaterer An£Ule nicht vermitteln und somit das Ein- treten der Blindheit nicht verhüten. Wenigstens ist dies in der grossen Mehrzahl der Krankheitsfalle der Fall. Die Er- klärung for beide Thatsachen ist leicht, wenn man Weitsichtig- keit als die nächste Ursache der periodisdien Augenentsündung annimmt* Mit der Dnrchschneidnng der Iris wird der Aocomo- dationsmechanismns zerstört und hiermit das Eintreten spaterer Entsundungsanfalle vollständig aufgehoben ; die Einwirkung des Atropins dagegen erzeugt nur eine Lähmung des Accomoda-

Ursache der periodiMhefi Angenentzundnng.

207

tionsmecbamgobus, ireleher wieder in Thatigkelt tritt, sobald die Wi]*kiiDg dee Atropids vorflber ist.

All das AngefQbrte durfte meine oben aa%estellte Annabme, wonAcb die Weiteiciitigkeit höchet wahrscheinlich in inniger Be- siehctng an der spSteY aufgetretenen periodischen AngenenteQn- dang gestanden bat, zdr Genüge begründen. loh mochte non einen Sehritt weiter gehen nnd behaupten,

„dass in allen Fallen von periodischer Augenentzüu- dung eine angeborene Weitsichtigkeit die nächste Ur* Sache su der genannten Krankheit abgiebt«^

Zur Begründung dieser Behauptung führe ich an^ dass die EnfsSndung des Accommodationsmechanismus' die erste und Haupt-Krankheitserscheinujig Icti QHd dass nach Zerstörung des- selben der Verlauf der Elrankheit sofort coupirt wird. Wenn diesem entgegen auch nicht alle Pferde, deren Augen tou der periodischen Augenentzundung befallen waren, vor der Er- krankung mit der Scheu behaftet gewesen sind, so kann dieser Umtitinrd sehr gut in Charakter und Temperament eines jeden Pferdes begründet sein ; es wird ein gewisser Grad von Weit- sichtij^keit bei einem gntmüthigen, willigen Piferde auf seiiie Seelentbfitigkeit in* specie auf sein VorstdlnngsvermBgen nicht denselben Einflnss ausüben, wie bei einem leicht erregbaren, noch weniger wie bei einem boswilligenj störrischen Pferde,

F&r die Therapie wird sich hieraus leider nitshts Neues er- gebem; es wird nur insofern Sicherheit in die Behandhingsweise gelangen, als man nur allein auf operativem Wege sichere Hei- lung EU erzielen im Stande ist. Kann oder will man sich zu der Operation nicht entsehliessen, so ist es nöthig, bei der Be- handlung mit Atropitt' und anderen Arzneimitteln den Pferden Gelegenheit zu geben, das^ sid den grossten Theil des Tages im' Freien, den fibrigen in mSglichst geräumigen Stallen zu- bringen können. Kann dieses nicht geschehen, dann wird auch die Behandlung nur eine Palliativkur sein, von der man keinen reelten Erfolg zu erwarten hat.

20S Attderfobn,

Im TorsteheDden Aofsats hab^ i«b meine Beobachtong ior die Wissenschaft iq verwerthen gesocbt. leb messe mir mcbt ao, den Gegenstand erschöpft tu haben, sondern will mit der Ver^ffentlichnng meiner Ansicht nur das Studiam nbev ^i^sen dnnklen Punkt der Tbierbeilknnde von Neoem in Anregung bringen, damit aach er bald in hellem Lichte erscheine.

VI!.

Brfalinngei Aber die Castratiowv^aile mit

Aetil^tareB.

Von R. Andersohn, Wolmarseher Kreis veterinair in Liriand.

In Garlt aqd Hertwig's Magasii^, Jahrgang XXXiV.« Heft IV., 1868, werden in dem Artikel „Stiercastrationsme- tbode durch Aetsmittel ohne Kloppen" von H. Borchner zuerst die Missstaade und Unsicherheit der Ferschiedenen em- pfohlenen 8tiercastrationsmethoden , i. B. das Nachbluten, die bedeutenden Anschwellungen, der Starrkrampf etc,, aber na* mentlich auch die Champignons als hanfige Folge des schon 4n nn.d für sich weitl£ufigen Abklnppens hervorgehoben« Dann betrachtet Herr Bnrchner.die Wirkung der Kluppen, obne und mit Aetamittelp , welche natürlich in einer baldigen und YoUstandigen Mortification der betreffenden Theile %n bestehen habe falls dem Zwecke genagt werden soll. Hierauf äussert B. : erfahrungsmassig reiche bei Pferden, und Stieren . nicht nur die Compression und Gorrosion einer geringen Flache, am Samen- strange Yollftandig ans, sondern es werden auch dadurch den Castraten viel geringere Schmerzen und Ansehwellungen« als mit Aetsklnppen yerursacbt, und dass dies ihn bestimmt habe, ein Aetsmittel mit der Ligatur geeignet au Terbinden, und hiec-

CastrationsmetlMide mit Afttzligatnreii. 209

dsreb «ine «benso «vfolgreiebe Compreftiioo und Corrotion, wie bhI Aelskloppen sa «rtieleD»

Cft^ 1^^^ dick«, glatte, iuigew£cbste Sebnure, mit ihren BodeD soeaminiengelegt ond mit to in der Mitte gebildeten Bo« gen, nngefihr 2'^ tief ios GoUod. corrot. (8 Th. Coli, ond 1 Tb. Hjdr.: cor.) 2 3 mal eiogetaaebt ond getrocknet, «ollen, in der Yon B. angegebenen Weise angewandt, bowoIiI alle Vor* tbeile der Oaatraitionemetbode mit Aetaklappen bieten, aU aocb die Nacbtbeile dieser ansscbliessen. Die Ligatur sei nur om den freigelegten Samenstrang, ohne Tag^oalbant» wekbe vorher dorchgesebnitten nnd hinaafgescboben wei'den müsse, so ans»- legen, dass sie mit 1— *2'^ langen Enden aus der Serotalwnnde bangen blbibe. In 17 bis 25 Tagen erfolge das Abfallen, des Ligaturen von seibat.

Unter Beobaobtaog dieser nnd überhaupt aller Ton B. yer- geaohriebenen Massregeln castrirte ich im Jabre 1869 den 14,, 16., 24., 2S. und 29. Mars Je einen Hengst mit Aetsligaturen (beim 1. und 2. mit IV'^ und beim 3., 4. und 5. Vernuebe mit V^^ dieken), dagegen den 13. Mars 2 Hengste, 15. 1, 16. 3, n. 1, 18« 1, 29. 3 und 31. 2 mit Aetsklnppen {^* breit nnd mit Gummi arab., Gnpri snlfnriei aa. et Aq. c. bestrieben).

Der i. Versnob, nach Bnr ebners Methode, fand aa einem reebi mageren, reis losen Tbiere mit gutem Erfolge statt.

2. Versneb. Bei einem 3 jährigen, massig genährten, ge* sniid«n. Hengste», aanguiniseben Temperamentes , war 12 Stunden naieh der Operation schon starke Qesobwnlst am Bddeasacke entstanden,' ausserdem beobachtete ich heftiges Fieber und 80 Pnlse in d. M. Diese Krankheitserscheinungen steigerten sieb nach 24 Stunden ; die Geschwulst wurde sebr gross, sobmers- bafi, b eiset erstreckte sich vom Qodensaoke auf den Schlauch, die untere Bauchflache und inneren Sabenkelflachen, der Puls eredrien hart, sehr klein, 90 Mal in d. M. nnd das Fieber in bedrohlichem Grade. Von vorn berein starke häufige Gaben Hatri sulfnrici eryst. und Nitri depurati, aunäebst allein, spater

Mag. C Tlü«rh«UlL. XXXVL t. 14

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Amd«rt«hB.

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Ligatana ab.

5 Wock« dwdb

Castrationniiediod« oilt Aetzligatnren. 211

TOB Tet^^nihitt&l längs der Wirbolssnle und von KohlenpolTer, Potasehe, Gampfaer aaf dem fibrigen Korper tmglich wiederholt, die Cestmttennwiuideai mit Leineameneehleim , BilienkraBt und Beaemmta gebahet, Kl^retiere von EamiUenthee 4 Mal taglieh i^pliciri. Inaerlieh verabreichte ich mit Mehltrank kleine Gaben Tart.. etibi und Nitrt dep«, ferner in den ertten 2 Tagen Nnc. Tom. Drjjk Galomelanoo Dr)^. and Camp hör. tr. Drjjj. anf 6 mal. Als der Patient tidi trotsdem den 23. schlechter seigte« so beute ieh die Gastratio nswanden mit Eopferritriol , rerord- neto innerlich Herb, hjoscjami Jjjj. Galomelanos Drjj. auf 6 Mal in 3 Tagen, wocnaeh den anderen Tag eine Tornbergehende Beaserang eintrat. Den 25. war der Patient wieder aasserst ob«! .d^nran« Jetat Strjdin. nitrici gr jjj« nnd Flor, ehamomill. £/}• sls Latwerge In S Portionen an einem Tage einverleibt, ?er- hinderten .nicht den Tod des Thierei am 26. April.

&• Verench.' Schliesslich operirte ich noch einen 3 jahrigen, schwach ^genährten .Hengst, dessen einer Hode nnr bohnengross, kanm bia nnter-den Banchring rmchte. Alles lief bis snm 13. Aptil Tovtrefflich ab; als aj|»er der Bigenthnmer den Gastraten aa diesem Tage .bis- nam Brhitsen frei heramlaofen gelassen halte,: «Q VJir derselbe bereits am nächsten Tage auf s heftigste Yom. Stanrkrampf afificirt. Die Manisperre fand ieh am 14. so anagebildat,! dass dem Thiere nichts vom Manie an« einverleibt werden konnte. Athemaoge betragen bis 80 in M. nnd es war eine bedentende Lang^neongestion aagegen* Die Wanden State ieb gleich mit. Gollod. corros«, wandte hiafig lauwarme BMl*e(iboagen von OL hyoscgrami statt B&bangen an, applieirte ab. and an Tabacksraach-Kljstiere and verfahr sonst aoasexlioh, wie im Versocbe 4. Dann machte ich einen kleinen Aderlass nnd injiiSirte 2 mal in 12 Standen Tart. stibiati gr. V. in Aq. destil. Drj>. eolati 1. artis. in Vemam jugolarem, aber ohne ii^end welehan Erfolg.. Den 15. wnrde es mit einer Injection von ^. am^gidaL avnar. xx gntt. et Aq. destil. Dr jj» versoeht ;

14*

ns AB4«r«okB,

Tbtar m 16. April Tcrea^eto.

D«B Vor— f Mi biftfct» MMh wütt mmm 1. Verasek ofaM wttfeh« ibla P^lgM bstt« leb wthom eise l«beMgefikrliah« Smtaiadnf kiapf(M, aad di« Ligatefea fiele« erst mmA 40 Tefee ab. la» 3. Venodie wordee die Ligatwee eeek '^ Woekee aoger ber- eoegesogee; beim 4. aed 5. giegea beide CertwUe, aachdeai der eiae aiieb 8 ■■wiifr— giTo All gebebt bette, eai Stankfampf Graade.

Mic deai beetee Aatgeage, obae die miadeete Uaeaaeha^ liebkeit Terliefen aber die am diaeelbe Zeit mit AetsUeppee ▼orgeBommeBeB iZ CeetratioBeB. Die lünerfd^ge bei Aewea doag der Aetsligatorea freppirteB mieb um so mebr, da ieb bi» dahia wibread 6 Jabre bereite ca. $50 Heagate» 160 Meve^ 50 Eber asd 150 B5eke okne einea Verbut aieiat mit Aeta- klttppea (Stiere, Eber, Boeke öfterer daieh Abdrebea «ad Ab- Mhabeo) eastrirt batte. Hoebsteas bebe icb ele WoadfiMMr maengea, eia paar BlataogeD etiiiea oad Ueberreete äbgeateC'«* beaer SameBetraagteadea eieige Mal eatferaeB miaaea. Seger aa HeBgttea, mit gewobaliebea oder laeaieerirteB Hodeaeaefc Neta« oder Darmbrocbea, gegea veraltete SameeetraBgererbar» taagea aad Fiatela bei Tbierea, welebe tob KoBoralae feble»^» faaft ausgelegt waree, ead bei 15- bie Mjabfigee (!)Heagetetf bewiUirteD sieh die Aetskloppee obae Aeiaabme gat.

Welehea Ümitaadea ist ea «obl sBeoiekreibeB« dam UAi- bei CaetratioaeB der Hengste aar mit AetaUgaitarea soiiel IKi^* glack gebebt habe?

Meines Eraehteae lasst sieb dieses ans- folgendea üebel' staedea der BörebBer'sehea Operatioesmetböde erklirea:

a) Die aber 1 "* diekea and 3 aial in ColL eorros. ge^ tmaiditen Ligataren siad sa atsead, da sie bei wohlgenebr- teren Tbieren gefthrliehe fintsfindoag veraalaseeB,- ead was bjb'' nicht immer bei der Bescbreibaag der eiaselnen Versoehe ber-

CastrationsiBlHilode mit Aetcligataren. "^it

▼oi^eh^b^ 1ia{>e, hei weitem heftigere Fl^bererscbefnangeo, als -die Aet2klop{)()ti herTorrnfen.

b) Die aas den OperätionswaDden herrorsteb enden Ligu- tnrenden bieten die M5glichkeit, dass, durch Zerren an den- B'elben,' der im Versdche 4. stattgefnndene SamenstrangsTor- falt herbeigeführt worden sein Icann.

c) Wenngleicb ich mit einem bedentenden Kraftanfwande die Ligatnrbn tadeßös anbrachte , .so müssen die iSamenstrange meist doch nicht damit vollständig abgeschnürt werden können; denn es branchen die Ligaturen tn länge 'Zeit (5 bis 6 Wochen), um sich absutSsen, und es tritt auch th' leicht Starrkrampf ein , weil offenbar die Nerven nicht ge-

>

^otig mortificirt sind.

Die im Versuche 4. und 5. angeführten Castrate mögen auch beide in der Zugluft, plötzlichem Temperaturwechsel, na< mentlich in der gleich nach der Operation eingetretenen, 3 Wochen anhaltenden, heftigen, kalten, trockenen Nord- und Ostwinden veranlassende Ursachen cum Starrkrampf gehabt ha- ben, vielmiehr noch in Folge einer durch eine Jahresconstitution bedingten Anlage su diesem Uebel erkrankt sein, weil mir im Torigeü Jahre ein mit Strlchfeuer gegen Schale behandeltes Pferd und sogar mit Aetzkluppen castrirter Schafsbock an Starrkrampf, einer Krankheit, die seit Jahren in meiner Praxis nicht vorgekommen war, fielen (Nitri depurati. Tart. stibiat«, Strychnini arsenicosi, Nervenschnitt fanden vergeblich ' Anwen- dnng);' dennoch wird die Bur'chner'sche Gastrationsmethode dadurch, dass 40 in demselben Frühjahre ausgelegte Hengste (einige ganis unter gleichen Verhaltnissen, wie die verunglück- ten) alle ohne Folgekrankheiten genasen, für die Ostseepro- Vi'nzen Kusslands als äusserst gefährlich an Hengsten ver- dächtigt.

Daher werde ich für die Hengste nach wie vor in der Regel mit den Eingangs beschriebenen Aetzkluppen auflegen. Gewohnlich lasse ich die Thiere nüchtern zu mir bringen, wo

Btk^a .'oft 30 fr

Mhem de§ SctoCom mit Od, Fett

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wobolidi «tjrker Geaebwolst diete Bewegvag 3 aal tigiinh

ranüu^tmtmf den HodesMek bU laawanien LfJaMaeatrhlni«

5 btJ 10 mal tigjjeh sazufeaehleB lud 1 Pfd. Natri aaUorid

CfjfL mit ^^, Kitri dep. auf 6 mal io 4S StasdeB sa Tecab-

retdMD; gafahrdrobeodere Encbeinaagaa air aofozt aa aieldeB

ood daa Tbiar, falla dia Wandaa neb aiebt ia 3 bia 6 Woebaa

iebliattaa, inadar ao aur an briagan«

Bai Stiarao dagagaa ist diata AatokleppaaBeÜioda Tar- warfliab« a) Dia Tbiare laaaan lieb aoa groiaarar BatfanuiBf aa adiwar dam Arate aofobran; b) braoeban naeb dar Gaatn- iioa katoa foieba arxüiaba Uabarwaebiisg» wia die Haagate, ior wfldia dia CaatratiOB weit gefabrliebar iat, alt für eratara; e) fiad nagefögig ond anebwaren dia AbnabnM der Klappen; d) walcba bei alten Tbieren oft lebensgefibrliebe Blatnngen nacb ficb sieben. Mit Vergangen habe ieb an Bnllen die Bnrcbner^fcbe Sciercattrationamethode aaagebeatet Um aber eine rollf tandigere Unterbindung des Samenstranges an ersielen» mache ich 1) etwa fnnf Umdrehungen an dem Samen-

Ca«tr8ti<^«iiietbode> mU Aotaligfttiiren. 91^

%traiiig6 in der W^^e, wie beim Abdrehen der Boden, an^ 2) lege dann die nar |-^^' dicke Ligatur möglichst fest an. —7 Dorch ^ die Umdrebangen .zerreissen namentlieb das Venenge- flecht, aber wahrscheinlich aach die Arterie and der Nerv bis aaf die Nerrenroh renscheiden und alle diese Theile snsammen- haltende Biodejiabstans (das Bindegewebe}, welche noch einen etwa fingerdicken Strang bilden. An diesem ist dnrch die Aeta* ligatar eine weniger grosse Masse, als an einem ganzen Samen- strange an überwinden nnd gewiss ein vollständigeres Abbinden möglich. Das Aetzmittel ist nun auch im Stande, bis auf die Mitte des unterbundenen Samenstrangsrestes vorzudringen, und 80 namentlich an der Arterie und dem Nervenende einen Aetz* Schorf zu erzeugen. Mit einer \^^^ dicken Ligatur bringt man weniger nach aussen, auf die innere Flache des Scrotums, wirkendes Aetzmittel in die Wunde, aber hinlänglich so viel, um von der Ligatur aus nach der Mitte der ünterbin dungssteile hin an einem durch einige Umdrehungen grösstentheils zerrissenen Samenstran.ge durchgreifender, also zweck- mässiger einzuwirken, als mit darüber dicker (1^^^^ Ligatur aaf die' des ganten Samenstranges. Solche %^^^ dicke Schniir, aus gulem Hanf, ist fest genug, um bei gewohnlicher Armkraft nicht zu zerreissen und ist mit geringer Mühe weit fester zu- sammenzuziehen, als die 1^^^^ dicke mit ausserster Anstrengung. Im Laufe des vorigen Jahres castrirte ich mehrere Stiere \n derartig modificirter Weise, stets ohne welche üble Zwirchen- faile. Die Ligaturen fielen in 3 Wochen ab oder konnten dann leicht hervorgezogen werden, und Starrkrampf ward nie ge- sehen.

An diese Betrachtungen meiner Erfahrungen über die Bürchner'sche Stier - Castraotionsmethode erlaube ich mir noch einige Schlussbemerkungen anzureihen. Durch die schlech- ten Resultate an Hengsten gegen die Bürchner'sche Methode misstrauisch gemacht, wage ich dieselbe in toto selbst bei Stieren nicht zu empfehlen; aber mit der von mir angedeu-

f<t«B ModHkaliaB «ndiC« ick m ab ffie böte SImt tioaMefhode ■■!« allca bisherige» u4 ■■■•■tlkfc n mit ailderMi Klis«, aU u 4«a OstoeaproTusca KMilaads, «■dl bei Heagitea i^fabrloe.

Der geehrte College, Herr Bfirebaer wird es hofe^tficb mir eieht Tersrgee, weas idi doreh die «^"^»tn Eesdtste am Hesgstea eisgescboebterC, seiM CasIrelioMaetbode sa Scicrea aarersodit lasse, weil ieb aas Aaslogie der Sameaslriage der Heagste aad Stiere ia phjsiologlsdier aad aaatonseber Beziebaag aodi bei Stieree Toa der aaTeriadertea Birebaer- ssbea Methode besoaders Starrkrampf belardite, gcgea dea es leider selbst aater dea aeaestea, eaipfohleastea Mittele geviss aor aasaabmsweise eia Heilmittel giebt.

vm. Ke Icfem ihr CcMfagchni; ikr im likhraidL

Von Dr. Koats, Krnsphjsikas das Kreises Waaslebea.

(Fortsetzaog.)

Man kSaate jedoeh theoretisdi dea SeoeheDDateiadiied aad damit die erwahate Sperrmaassregel dadareh begroadea wollea, dass der Milsbraad, bevor er dardi Kraakbeitssymptome sieh maaifestire, Uogere Zeit latent bleibe, so dass hiernadi Thiere aaseheioeod noch gesand, ia Wirklichkeit jedoch bereits kraak seien. Bine solche Lstens ist jedoch bis jetzt keines- wegs nachgewiesen, snch keineswegs wahrscheinlich. Ans der Praxis aber fahren wir noch an, dass man mit Besag aaf dea Milzbrand des Schafes faglich nar von gesanden oder kranken Thieren reden kann; Schafe haben entweder den Milzbrand and

Gesettgelning .Ober MilaÄ>ran<l. SIT

dann iiaä' erie tehoa dem Tode nahe, oder %\^ biAien Ihn nicht Tiod idann sind sie so gesnnd wie alle andern.

Schfies'slich resttmiren wir unsere Atisiebt noeb ein Mai dahin: man Terbietd bei höherer Strafe das Schlachten kran* ker Thiere, sowie den Verk anfand Verbraneh äti Fleisches and der Milch, behelligt jedoch ansserdem dasPablikum nicht mit wei- teren, das gesonde Vieh betreffenden Qnarantaine-Maassn ahmen. Als Correlat hiersu trete die Saoitatspolizei in regeren Wech» selrerkebr mit den öffentlichen hygienischen Vorkommnissen and werde Jedermann zogänglicb, ohne die Vermittelang der Land- ratbsämter und PöliseibehSrden. Tst trotzdem ein Schaden ent- standen, so scheue sich die Sanitätsbehörde nicht, dem Sclial- digen zu Leibe 20 gehen; sie statuire dann nar das Beispiel, so wird sie schon firfotg haben.*)

§• 114. „Die an einer Milzbrand krankheit crepirten Thiere dür- fen nicht abgezogen werden , sondern müssen mit Haat and Baaren, nachdem die Haut vorher, am sie nnbrancbbar za machen, an mehreren Stellen dnrch schnitten worden, in 6 Fnss tiefe Graben geworfen, in denselben mit einer wenigstens eine Hand hohen Schicht Kalk überschattet and sodann mit Erde and Steinen bedeckt werden«"

*) Wir mochten hier nicht unterlassen, einem Gedanken Ans- druck zu geben, der zwar noch keine praktische Erfahrung für sieh bat, aiohffdeatoweaiger aber der Berichtigung nicht entbehren durfte. Seit Entdeckung der Trichinen nämlich macht ein Theil des Publikums nur noch einen Unterschied zwiFchen trichinösen und nicht trichinösen Schweinen. Es kommt den Leuten nur auf die Trichinennntersuchung an ; werden keine gefunden und erklärt der Fleischbeschauer mit Rück- sicht darauf das geschlachtete Thier, dessen vorausgegangene Krank- heit er aicht kennt, für gesund, so sind Jene zufrieden, besehwichti- gen damit ihr eigenes Gewissen und verkaufen das für gesund erklärte Fleisch. Die sogenannten Polkaschlächter mögen nicht allzuselten die Dreistigkeit haben, ihr unsauberes Geschäft mit Hülfe des Fleischbe- schauers auf solche Weise zu legalisiren.

f)9 finntt^.MBtorm der

»Nur den Aaritan and Thier&riten ist es erliwbl^ in ein- lelnen Fallen snr geneneren Untersnehnng der Krenkbeit ein «olches crepirtes Thier so öffnen, jedoch nnr nach dem volligen Erkalten des CadaTers und bei genauer Beobnchtnng . der er- forderlichen Yorsichtsn^aaqeregeln,*'

Die Schwierigkeiten hänfen sich ; nach hier dieselbe Misere wie anderwärts, dass das Oesets bestimmt, das Pnbliknm nichts befolgt, die Behörden endlich schweigen.

Das Verfahren des Poblikams ist verschieden nach .Or|- schaft, Localitat nnd Thiergattnng«. Am wichtigsten ist der ..Ge- genstand fnr Schäfereien; wir an ter werfen letatere innachst der Betrachtnng.

Die tagliche Erfahrung lehrt, dass an Milzbrand gefallene Schafe nicht „mit Hant nnd Haaren*' -— am ans incorrect ans- sadracken verscharrt, sondern abgefeilt werden. Nach dem erwähnten landwirthschaftl. Gutachten werden in der Provins :Sa^hsen jahrlich erheblich mehr als 2000 Schafe abgeledert» .was- jedenfalls nicht unter der Wahrheit ist; nach Korb er (ci^e den beherzigenswerthen Artikel: Ueber veterinärpolisei- liiche Vorkehrungen gegen die Ansteckung bei der chronischen Lnngenseuche des Rindviehs und dem MiUbrande der Haus- thiere im Magazin von Gurlt nnd Hertwig XL 202J werden sogar von 100 Oadavern 95 bis 98 abgehäutet*

Da dies in der Heimlichkeit und möglichst schnell abge- macht wird, nm dem Auge des Gesetses an entgehen, io wer- den begreiflicher Weise dabei auch die gehörigen Vorsiohts- maassregeln nicht beobachtet, besonders Seitens solcher Per- sonen, die nicht in dem Maasse wie die Hirten mit der damit verbundenen Gefahr der Ansteckung und den Mitteln, sich da- gegen an schutaen, vertraut sind« Der Schaden, den ein Scha- fereibesitser durch die Blutseuche bei strickter Befolgung des Gesetses erleidet, kann unter Umstanden ein sehr bedeutender sein, wie denn auch der Gesammtverlust des Staates durch den Milzbrand, der ihm durch das Gesetz auferlegt wurde, sich auf

GoMtagAtauig fibef MilJbrand. H9

Safcnmeli beraehnen wnrde. Naofa Henaingar (S, V^oreda amoiani Warke Milabrandkrankbeiten) iat der Varlnst far Baropa BaAdiMUlionea von Tbalera aod.Tanaandati toh M^osebanlebaa »a TarAnacfalageD.;

Die Schäfer finden diü»er niehta Ungawohntea in deai Qe* aehaft dea* Ablelleaa milabrandiger Schafe; tkon sie es nicht ana eignem Antriebe, ao than aie ea aof G^ieiaa und weil aie ^iaaen, daaa aicb immer Jemand findet, det, nm die Omiat dea Beaitaera oder den Cadaver an erwerben, iin Falle ibrer. Wei- gemng die anbeimliohe Procedar yornimmt.

Die Gefahr der Ablederer iat groaa. Man iat immer noch der Aiiii4^bt and auch daa Geaeta ibast daraof, daaa anverwon«- dete Hast gegen die Anateokang aabotae, Diea iat dnrchaoa jnrtbamliek. Abgeaeben davon, daaa wahrend dea Abfelleni aaeb Inaekten (Fliegen) onmittelbare Gelegenheit finden, daa Gift -aa inocnlir^n, wsobei die Unveraehrtheit der Haat keine Rolle apielt» sq aehfitat letatere aelbat nicht gegen die Imbibition TOB Floaaigkeit in die Epidermia. Hierbei bleibt jedoch daa Contaginm niefat aaf der fiantoberflaehe wie aof eraem Filter aorack. Die von ana beschriebenen Falle legen sogar die Ver» aMithang nahe, daas die Ansteekang bei aayersehrter HaoC niebta woo^er ala aalten, ja das« ea far daa Gift dea MiU- brimda aberb&apt gana gleicbgaltig aei, ob die Haat ladirle Pnnkte darbiete oder nicht, sobald daaaelbe nar Zeit gewinnt, die Epidermia an darchtraoken. Auch aind die örtlichen patho- logiaoben Verandernngen bei anyersehfft gewesener Epidermia weaentlieh andere ala bei der Wandeninfection ond dem Inaeo« teoatich; jene b^i'uhea aaf einer diffnaen Anachwellang mit un* regelmaasiger Brhebang der Epidermis gegenaber der cbarak- tenatiachen Paatel* and Poekenform der letateren beiden* Da* dareb wird natorlich nicht die Thataaobe beatritten, daaa eine atarke achwielige Haat mehr achotat, als eine aarte mit danner leicht abatreifbarer Epidermia. Bei diesem Sachyerhalte wird man ea aicht mehr anffallend finden können, daaa Milabrand-

910 'Kvats, B«fi>nid«r

faifeelioD^D 74m MeoMbe« to biafig sind, m«n wird eher be'« reofatigt iein ftmoDeiiiiieni data eioe gr6tMre Aasabl yom F£Umi, •It Bor Cognition der Aertte oder Beh5rden gelangt, onbe- kannt bleibt, weil lie gnnitig TerUafen and nngesetaliebee Ver- fiibrea ihre Veranlae«ang- geweeen war.

Bbento sieber wie daf aageeetaliebe AbMlea telbtt iet ee, dass bei eorgfiltiger anbebinderter ADwendnng von Voreiclita» maassregeln die Zabl der Ansteokongeo eine weniger bobeeehi wfirde, ah wir gegenwfirtig sehen, da das Qesela« nm ihm an entgehen ,- jene aasser Aebt sn lassen n5thigt. Das« dieZabi derselben eine Steigernng dadurch erfahren würde, dais bei ▼ollstlndigem Freigeben des Abfallens dasselbe in noch allge* meinerem Maassstabe sar Anwendung gelatige, ist kaAm tn h^ ffirehten; denn diejenigen, die setron bisher aas Rncksiefaten lor ihr eigenes oder ihrer Mitmenschen Wohl dem Gesetae ebnibrm ▼erfahren and ihre Untergebenen der Gefahr nicht aidsseteeA mochten, werden dies deswegen nicht mehr'thnn, weil das 6e* Sets aosdraoklich ihnen gestattet, was es vorher stillschweigend dnldete. Bleiben also die Abfsllnngsyerhfiltnisse im Allgemeinen sich gleich ond tritt die erlaubte oder gesetslioh überwaebte Vorsicht noch als yerbessemdes Moment bin au, so müssen die Anstecknngsverhaitnisse sieh günstiger gestalten. Wir werden jedoch sp&ter sehen, dass noch ein anderes Mittel geeignet ist^ die Gefahr an Terringem.

Der Gesetsgeber kann hiernach nichts Besseres thnn, als das Abfeilen freiaugeben, dafür aber unter Androhung von Strafe die Beobachtung gesetsHch angeordneter Vor6iehtsmaaS8<^ regeln au Terlangen und für das Bekanntwerden dieset hinrei- chend Sorge sn tragen.

Im Allgemeinen haben diese darin su bestehen, dass der Oadaver immer erst nach dem Erkalten, d. h. frühestens Z Stnn* den nach dem Abstorben abgefeilt wird, dass Hiinde, Arme und Gesicht gehörig mit Oel oder Fett eingerieben werden , (wir halten für besonders Tortbeilbaft eine Mischung aus '3 Theilen

Oesetcgebmijr fiber KQcbnuid. ddi

Te^e^itKffrSI qbcI 1 Thuil Mohnöl)» iiftch vollendeter Procednr endiieli der betreffende sieh mit sehwarser Seife oder verdfinn» ter Seifensiederlange oder mit Kalkwasser sorgfilti^ wasehe. Bei An^endting dieses Verfahrens wird die Gefahr wenn nicht gana beseitigt, doch erheblich Termindert werden.

' Die Reobftchtnng ei na einer eoncreter PiUe leirri jedoefa, data aolehe Voi'sichtefoiaaSsregeln noch genauer ^ecificirt werden ai€aaen; wenn das Pnbliknin in jeder Sitnation bestens berathen sehr soll.

Denken wir uns in die Lage eines Hirten, der im Karren^' biilaehen mit der'Heerde kaf freiem FeMe nächtigt ntad ^e^ ribdisch'Ton Hanse wegbleibt. Setsen wir den Ftfll« dass er Aaftrag' hnbe, von ereptrten Thielen das Fell tu retten, nndf daas es ihm an' G^egönheit gebricht, ohne ' Zeitverlust die p0^ liseiliehe Moldnn^- au erstattenr, sowie Unterstattoag in reqai» riren* In solcher LAge-'dnrfte es sich leidit* ereignen, das» der' Hirte des Öeles oder' Fettes entbehrt. Dieser Umstand sowi*e jener, dass auch das Einölen nur einen relativen Schnta ge^^ wihrt -ond im Falle der Infection die Lage des Hirten eine doppelt genhiltche wird, ISsst es gerathen erscheinen, aof na- dere noch bessere Schntamittel bedacht an seink Einen wesent- lich sicheren 6chntz gewahren ein Paar Schwelnsblasen, nass gemacht nb'hrHfinde und Vorderarme gesogen. Dieses Mittel wird bereits angeweiidet, erweist jedoch- nicht eHie' Zweckdien- Ifehkeit lederner fisindschnbe, wie sie bei SchrSchtero, Hirten, Abdeckern gebrSnchlitlh sindf. Ein Paar solcher Handschnh^e m^sktö jeder Hirte, ron -dem das Abfeilen vierlangt wird, bei- sieh fähren; dieselben nrössten bis an die EHbogen reiben; solide gearbeitet sein nnd nach dem Gebrauche ' einer iweek- miasigen Reinigung nnterworfen werden. Die passendste Fa^on derselben wurde sich ohne Zweifel durch die Praxis selbst bald- erjg^en. - Wii* stellen hiermit an die betheiligten industriellen Kreiae die Pi'age, ob sich dergleichen Hiindeehnhe nicht gnnn aoar Gtlmmi anfertigen läisen; der Seh nts' bei Anwendung abl-

929 Knuts, Eifonader

ab« wSve ein so ToUstaadiger, dats die Behörde eknm S^pluritt weiter gebeo und den Gebrauch derselben obligatorisob maehen mnsate*

Vor dem Abledern bat der -Hirte die definitive oder qnr, proTiaorische Qrabe fir Gadaver und Fell bersnrichteii und freieres an letiterer ▼oraanebmen, um nnnötbigef Traospoitiren «ad dadurch ?emrtaQhtea Yerfcbleppaa viübibrandiger Abgang« an vermeiden« Wahrend des Ahlederna böte er ainb,. da« Bfeaseir» welches nbrigens ebenfalls in Oel sn tanchen ist, mit den Zab*. nen oder Lippen an halten. Das abgeaogene Fell ist» wenn der Hirte niobt in den Stand geei^at'ist,. aU« no<^ an b^ aehreibenden weitere Maassregeln sofort voraanishmen , . einst«^ w«ikn mit an yergraben oder doch sorgültig,, n^it der W^f naoh ansäen «aeammengerolU, bei Seite .sn.biaingßn; wir brai^- eben jetat nicht mehr an bemerken, dass der. Hirte «ineo A^^. der grossesten Unvorsichtigkeit begeht, wenn er die noch niebh desoificirten Felle mit sich iternrntragt oder fahrt, wie es bisher, täglich geschieht».

.Der abgefeilte CadiiTer ist niemals unbedeckt liegen. 9m^ lassen« Wir wissen xwar».dass dies ein gana .gewohnliches Vor,^ koinmniss ists gleichwohl mnss dies für «ine un?eri|Dtwortlicbo Unterlassungssünde gelten , die dem Hirten durch ein scl^wef^a Strafmaass sn verbieten ist» Hierüber jedoch spater.» -

Die milabrandig«n F^e, die an der scbwarslicbbli^rotben Farbe der hjperamiscben Inneni(Fleiseh-)seit^ wenn das. Tbiiei'' erepirt und durch Abschlachten nicht blutleer geworden, war^ laicht au. erkeni^n und von andern gesunden, fast^ weiss. 90ßr sehenden, Fellen au unterscheiden sind, müssen demnaciist einiir Desinfection unterworfen werden. Diese mass, wenn ai^ eiim> gründliche sein soll, nicht bloss die Inaenseitii, sondern auch, die Woliseite treffen, da das Gontagiucn bekanntermitassen., an allen. .Tbeilen 4ea Cadavers, baftet, was für die Wol(e. auch dann, noioh aufrecht, erhalten werden mnsate, wenn dieaelbe beim A^r feilen nicht verunreinigt worden wäre; selbstverataiidlich tritt.

Gesel^gebimg ober MilsEbrand. 93d

dies jedoch in der Regel ein. Wir halten es diüier nicht för genngend, nur die Pleisehselte mit dicker Kalkmilcfa zu be- streichen, wie es bereits bie nnd da bei Abdeckern gebraaeh- li^ ist und wie das landwirtbscbaftlicbe Gutachten von Neuem TerscUagt; es scheint uns gerathener, auf das yon Ko erber (a. a. Seite 206) angegeben« Verfafiren au recurriren, wo- nach di« Haute resp. Felle 6 bis 10 Standen lang in eine reich- gesSttigte» wasserige Kalkaundsnng so eingelegt werden sollen, dass beide Flachen derselben in ihrer gausen Ausdehnung i^n der Kalklauge umspult werden und sodann noch 6 Wochen lang an einem abgeschlossenen Orte su trocknen sind.- Bie' WoUe, welche doch immer die Hauptsache am Felle bildet (derr Werth der Haut ist 5 bis 7^ bis 10 Sgr., der Wolle dagegen 15 bir 2fO bis 25 Sgr.) , erleidet durch dies Vienfabren m/5gU^; eher Weise Einbusse an ihrer Qualität; indess durfte auch hier thatsaehlieb kein anderes Mittel* gefunden werden , welches die nun einmal bestehende leichte Möglichkeit einer 6esnndheits«> besehadiguttg auf billigere und bequemere Welse aufhebt.

Bei gesetslicfaer Strafe ist ferner su verbieten jdas Aui^. hangen der -F^lle in Stallen, auf Stroh-, Heu- und Getreidebo- den, überhaupt! in wirthschaftlteh gebrauchten Käumen, da er«^ wiesener:. MaasSen das Gontagium dem in ihnen aufbewahrten Feldfrucbten bei längerer Nachbarschaft anhafibet.

Es'frftgt sich nun aber, auf welche Weise das Gesete Ga« rautie erhalten soll, dass der vorschriftsmassigen B^andinng die Milabrandfelle auch wirklich unterworfen werden ? Die Aus- führung dser Proeedur personlich überwachen können die tuatr. liehen Organe fuglich nicht; sich auf die moralische Wirkung der Strafandrohung allein verlassen, darf die Foliaei auch nicht,« da von den betheiligten Personen Niemand ein Interwse hat/ die Unterlassung der Desinfection lur Anaeige sn bringen und,- wenn nachtraglinh verursachter Schaden eine Veranlassung: der* Untersuchung gäbe, da« Corpus delicti wegen. Verkanis sieht- m^i# beisubringen ist, das Opfer der Ansteckung selbst aber-

334 Ennts, Reform cl«r

nlebts mebr tu beseagen Termag. Da« UudwiithsoliafUifllrai Qtii^ achten schlagt daher ror, die gesetaliche Cootrole aoch aof dea Häodel mit aagoDscheinlich nicht detinfieirteB Hioton (inet. FeUeo), aUo mit Rftachwaaren nberhanpt aostndehoeo« Dieseai Vorschlag koante man sich wieder aof eweierlei Weise rMtsir fr denken, erstens durch Bin schreiten der Polis^i fSr den Fall, dass die vorgekommene Thatsache von privater Seite dennncirt worde« tweitens daroh üeberwachong resp. Revision von La^ gern roher Felle und Haute. Letatere Modalitat wire analog der sanitatspoliteilichen Ueberwadinng des Verkaofs von Con^ fsct^ S^ielteog n. dergl., welches mit gifthaltigen Farben bemalt ist, f^m^rvon grungefarbten, arsenikbaltigen Tapeten^ Rooläaax und Zeugen. Das Farben solcher Stoffe mit arsesifchaltigeii Kupferfarben ist - verboten, desgleichen auch das Aoflagerbalten der Stoffe daudi das Ministerial - Reseript vom 2. Marx 18i51. Das ist gewiss nur an billigen ; leider madit onr der Beobachtor täglich die Erfahrang, dass nichtsdestoweniger arsenikhaltige grnne Tapeten, Rodleanz etc. nach wie vior feilgeboten nhd ver^ kauft werden« Die betreffenden Kantiente« entwickeln hierbei eine Oieichgultigkeit, die an Gewisaeslosigksit grenzt; die Be-* strebnagen der SaDitatepo&isei sind ihnen ekel Theorie. Droht ihnen die Klage, so helfen sie sieb aohlinHasten Falls' aveh mit dem Binwande, dass ja der Kanfer ansdrookücb ' den granen. Stoff verlangt habe. Ob dergleiohien Waarenlager ii^ndwö re- vidirt werden, regelmassig oder gelegentlich , ist «ab nicht be* kanat; dass s. B. in Magdeburg keine Gontrole stattfindet» konnten wir beweisen. Die gegenwärtige iSani^tspöiisei ist auch gar ntefat in der Verfassiing Interesse fnr solche^ immer: sehr undankbare Geschäfte, zu hegen. Das torneuerte liinistetiid- Verbot ist also von keinem oder doch nur sehr untergeordne- tem Briblfro/ Bin analoges Verbot aber för milsbraodige Pelle ^ und Haote wurde unter den bestehenden Verhältnissen vollends eine Plirase seio. Selbst bei einer g£n«lich veränderten, wirk-' samerea Stellung der Sanitatspolisei wurde . der Verschleisa

GMetegebnng filier MUshnucl. 235

solcher sich jeder Controle eaUteli^. Die Sieherstettaag des offentüehen Wohlee miiM hier also endertwo geeaeht werden.

Wir gleoben ein Mittel hierfSr in einer VMrordnnng ra finden, welche mit der poliMÜchen Meldong rorgekommener Todesfälle zagleich die Angabe dessen vorsehriebe, was mit den Gadarem geschehen sei, ob, in speeie, die Abledemng vor- genommen wiirde oder nicht, ob und wo der abgelederte Ca- daver verscharrt sei, endlich die vorsehrifUmassige Desinfeetion der Hant resp. des Felles nsd wann sie bewerkstelligt sei oder werde.

Die poliseiliche Meldung mass noch nm einen Pnnkt ver- ToUstandigt werden, der jedoch erst der ansinhrliehen Erorte* rang bedarf.

Das beth^ligte Pabliknm schlagt nämlich in sehr vielen Fallen ein gans anderes Verfahren ein, vonng^eise mit Rind« vieh» oft genog jedoch anch mit Schafen. Das ge£sllene Vieh wird einfadi dem Abdecker aberliefert gegen BntschadigQag irgend welcher Form. Der Gewinn des Abdeckers ist hierbei so bedeatend, dass von einer Ablehnung desselben im AUge» meinen nicht die Bede na sein scheint. Wir werden abo doroh dieses Verfahren aaf die §§. 186. and 137. des Viehseochen- patemts» welche dem Scharfriehtev ein bestimmtes Verhalten ür solche Falle vorschreiben, wieder sarickgefahrt. Obwohl das Begalativ von 1835 auch den Abdeckereien jede Aasnataimg untersagt, so können wir doch nicht amhin, die praktische Einfachheit dieses Verfahrens an betonen and aar Rechtferti* gong desselben aumfl^en, dass anter dem Personal der Ab- deckerei sa W., welche seit Jahren milabrandiges Vieh ver- arbeitet, bis dato eine lebensgefährliche Infectien nicht vorge«> kommen ist. Diese Abdeckerei steht jedoch hierin ni<dit ver* einselt da; das finanzielle Interesse der Viehbesitaer and Ab- deoker seheint das Verfahren allenthalben herbeigefofart, oder, richtiger, erhalten za haben, ohne dass ans der einschlägigen Literatar eine der allgemeinen Verbreitang desselben entspre-

Mag- f* Thierheilk. XXX VI. 3. 25

226 KuQtz, Reform der

cbende Häufigkeit von Infe^tioDeii des Schar f rieb terei-PersooaU eich nachweisen Hesse. Infectionspnsteln sind aller Erfahrung nnd allen Berichten nach bei Letcteren sehr hanfig; die schnelle Anwendung TOn Kalkwasser verhütet aber wohl den Eintritt Ton Unglneksfallen.

Obgleich das Verfahren gesetslich unstatthaft ist, so wird es doch von den Behörden stillschweigend geduldet nnd ist es besonders die nähere Umgebung der Abdeckereien, die sich mittelst desselben des crepirten Viehes auf beqpeme, schnelle nnd nicht ganz entschuldignngsiose Weise entledigt.

Das Gesetz ist zwar befugt und verpflichtet, seine schat- zende Obhut Jedermann ohne Ausnalime angedeihen zu lassen, nnd hatte principiell Recht, wenn es auch die Abdecker von den Verboten, die zum Schutze des öffentlichen Wohles erlas- sen sind, nicht ezimirte. Die Gesetzgeber müssen jedoch ein- sehen, dass das praktische Leben ein anderes ist, als es ihnen am grünen Tische vorschwebte. Die Beobachtung des letzteren lehrt uns, dass auch hier die bisherige Milzbrandgesetzgebnng eine vollständig resultatlose, todtgebome ist und bleiben wird. Man hat versäumt, vorher die Praktiken des Publikums zu studiren und sie somit zu verwerthen, als sie dnrch den Erfolg gewissermaassen sanctionirt worden sind. Erklaren sich die Abdecker selbst damit einverstanden, so sollte sich das Gesetz, wenn sie das doch unleugbar nutzen stiften de Geschäft überneh- men^ die Landschaft zu reinigen, nicht in dies Geschafb auf- dringlich einmischen, so lange dasselbe jenen nicht mehr scha- det, als etwa das Obdnciren dem arztlichen Publikum. Das Gesetz halte sich im Gegentheil auch hier fern und behalte sich nur vor, auf Beobachtung bestimmter Vorsichtsmaassregeln au dringen, resp. dieselbe jederzeit zu überwachen und zu con- troliren.

Hierbei gewinnt die Sanitatspolizei folgende unleugbare Vortheile:

1. Die Behandlung milzbrandiger Gadaver, FeUe und Haute

Gesetegebnng über Milzbrand. 2^7

befindet sieh in sachkundigen Händen; die Geßihr wird auf eine geringere Anzahl von Personen beschrankt, die dnrch Be- lehrung und Erfahrung mit jenen umzugehen und sich zu «chützen gelernt haben; wahrend unter den entgegengesetzten Verhältnissen, insofern die besprochenen Proeeduren sehr oft der Sache Unkundigen und zugleich Unwilligen anvertraut sind, die Gefahr der Ansteckung ohne Zweifel grosser erscheint;

2. die Gefahr wird auch dadurch vermindert, dass die un- bequeme und immer grosse Vorsicht erheischende Procedur des Verscharrens der Cadaver wegföllt; denn

3. die Abdecker erreichen diese auf andere, nebenbei nutzenbringende Weise, zerstören zugleich dadurch das Milz- brandcontagium und beugen der Gründung neuer Malariaheerde vor, die unfehlbar der Landschaft aus den VerscharrungsplStzen erwachsen, wenn die Cadaver, wie es unzweifelhaft oft geschieht, nicht hinlänglich tief vergraben und hinlänglich hoch mit Kalk beschüttet werden;

4. es ist nicht zu verkennen, dass es manchem Viehbe- sitzer, dem jahrlich 5 Procent und mehr seines Rindviehbestan- des zu Grunde gehen, recht wohl an Land oder geeigneten Plätzen zur Verscharrung mangeln kann; auch beschwert der- selbe sich mit Recht darüber, dass ihn das Gesetz d^n no- thigt, in seiner Nähe möglicher Weise recht ansehlUfehe Ver- scharrnngsplätze anzulegen, deren Emanationen, jo sorgfältig sie auch angelegt sind, von Menschen und Thierfh jederzeit ge- mieden werden müssen und auf denen Nichtig' cultivirt werden kann; diesen Uebelständen wird abgeholfe^^.

5. Es wird der Sanitätspolizei verhältnissmässig leicht, eine wirksame Controle über Beobachtc^ng vorgeschriebener Vor- siohtsmaassregeln bei der Verarbeitung der Cadaver in den Ab- deckereien auszuüben;

6. die Behörden können sich jederzeit von der Desinfection der Felle und Häute und der Art der weitern Nutzbarmachung der Cadaver überzeugen; endlich

15*

228 Kantz, Reform der

7. 68 kftnn mittelst gesetzlich vorgescbriebeiier geoAoer Listenfolirang der Abdecker die polizeiliche Meldung Seitens der Viehbesitzer controlirt werden and umgekehrt.

Dieee Vortheile sind so OTident, das« etwaige Nachtheüe, die, Misser der Venurboitang in den Abdeckereien zelbzt, etwa noch aas dem Transport der Gadaver erwachsen konnten» da- gegen nicht ins Gewicht fallen dürfen, Sie berechtigen uns noch einen Sdiritt weiter an gehen. Wir stellen fSr gefallenes Rindneh und Pferde geradeso die Forderung anf» dass, wenn der Besitzer nicht nach TMrschriftsmissiger Weise das Vieh unter Unbrauchbarmachung der Haut verscharren lasst, er das- selbe dem Abdecker überliefern muss, da das Abhauten sol- cher ToluminSsen Thiere doch zu umständlich» zeitraubend, mit- Gefahren verknöpft ist und zuviel Abfalle hinterlasst. Schweine werden nicht abgehäutet; wir lassen daher für sie dieselbe For- derung gelten.

Bezüglich des Transports bemerken wir noch, dass das Gesetz sich gegen die damit verbundenen Uebelstande zu schützen vermag durch besondere Vorsehriflten » für welche wir das Reglement der K5nigl. Regierung zu Potsdam vom 19. Oc- tober 1865» betreffend die Ausnutzung der Cadaver der an der Lungenseuche gefallenen Rinder, mutatis mutandis als Vorbild empfehlsn. Spezielles musste allerdings noch hinzugefügt wer- den, z. B^.das Verbot Hunde mitzubringen, undichte Karren au gebrauchen« Wir können hier nur andeuten, was. die tech* nischen Behörden, wenn sie sich der Sache überhaupt anneh- men, detaillirter beatimmen müssen.

Bs ist bereits angeführt, dass auch dem Abdecker die po- lizeiliche Meldung obliegen müsse, diese Forderung muss grundsatzlich festgehalten werden, da unserer schon mehrfach ausgesprochenen Ueberzeugung nach nur auf der Basis genauer Kenntniss der Morbilitatsverhaltnisse eine wirksame, dem Leben adäquate Sanitatspolisei mit möglichst milder Praxis und mög- lichst sicherem Erfolge sich aufbauen kann. Wir sehen zwar

Gesetigebang über Hilsbrand. 229:

den Vorworf roraiM, dass das rigorose Verlangen der polieei« lieben Meldung k t6iit priz dem Publikam soviel neue Lasten auferlege, dass es~ vernintblieb voraieben werde, die guten alten Zeiten, da Jeder maeben konnte, was er wollte, nocb lanjger erhalten zn seben. Das mag wobi sein; das Pablikom ist es jedoch vberbanpt nicht, welches Verandemngen wünschte. Ea befand sich bisher im ungestörten Genüsse ungesetxlicher Vor*^ theile; diese sollen ihm auch fernerhin nicht verknrat werden; es soll nur dafür, dass diese Vort^eile gesettliche Gestalt ge- winnen sollen, der Sanitatspolizei gewisse Goncessionen ma- chen. Das ist doch nicht meht als billig.

Es darf nicht vergessen werden hervorzuheben, dass der Viebbesitzer bei Meldung von Milsbrandfallen zugleich anzuge- ben hat, ob der Abdecker requirirt worden ist oder nicht.

Endlich haben wir noch der sogen. Treiber mit einigen Worten zn gedenken, die oft wochenlang unterwegs sind. Die Schfifer selbst äussern sich dahin, dass mit dem Holen von Schalheerden fSglich nur erfahrene Lente ihres Standes betraut werden sollten, die mit den Krankheiten der Schafe, speeiell der Blntseuche, bekannt seien; dass jedoch Seitens der Auf« traggeber Diejenigen gewohnlieh den Vorzug erhielten, welche die niedrigsten •Forderungen stellen, und dies seien sehr oft junge un^ahrene Leute. Ob die Schäfer Recht haben, lassen wir dahin gestellt; indess kann begreiflicher Weise die Lage solcher Treiber eine recht schwierige werden, wenn sie, anf dem Marsche befindlich, mit der Blntsenehe zn thun bekommen. Es leuchtet ein, dass es ihnen schlechterdings nicht gestattet werden kann, mit abgezogenen Milzbrandfellen auf der Schulter durch das Land zu reisen, zu herbergen, die Eisenbahn un- sicher zu machen, wenngleich sie keinen andern Belag für den Verlust durch Milzbrand haben mögen, als jene. Ebensowenig kann dem Treiber gestattet werden, abgefeilte Cadaver unver* scharrt oder unbedeckt liegen zu lassen , etwa im Chanssee- Graben oder Saatfelde, oder auch sie in einen Fluss oder Teich

S30 Kanti, Keform dar

■n wwteu, deihalb weil ibm oicht «ogldch eio pMiendar Ptats bakumt oder inr Hnd «ei, »d nelohem «r die C«l«Ter «enn •nah aar proTisariicli und oberflöchliob Terseharren kÖnote, Wird dies aber verlangt, so i*t viedemm m berfiokuclitigen, das* ee den Treiber an hiDieicbeuder Zeit gebricht, nnd der Mittel, die geeignet eind, iho vor Infectioii ta eebntaen. Ee iat diea ein Oegenstuid, in welchem ee wirklioh recht «chwierig iat' den rechten Weg an finden, am nach beiden Saiten hin, ittt lotereaeen der Viehbasitaer nnd denen der Sanitatapaliaei , ge- recht an «erden. Stellt man atrengere Fordernngen, ao fallt man hier lästiger denn irgendwo; begafigt man lich mit mil- deren, so kommt da« öffentliche Wohl en knra. Bei mSglidt- eter Rnckaiohtnahma auf das betheiligte materielle Intereau wird die Sanitatspolisei indeasen nicht nnter folgende Forda- rnngen berabgehen können:

a) der Treiber bat gefallene Tbiere noabgefellt in eisiger Eütfemnng Tom Wege verborgen einstweilen li^en an lassen, vom niobat erreichten Orte ans jedoch , wo die Poliaei davon in Kenntniss au selten ist, dafür id sorgen, dass die Cadaver entweder voracbriftsmässig abgefeilt nnd vergraben, oder, wenn eine aolche in der Nähe, nach einer Abdeckerei gaachaSt wer- den:

b) hat der Treiber die Cadaver abgefeilt, so hat er am Aufenthaltsorte die vorschriftimäisige Desinfection der Felle votnehmea la lassen, bevor sie weiter tranaportirt werden;

e) ist in einer Heerde der Milsbrand aasgeb rochen , ao darf der Treiber mit kranken Schafen nicht Stallong nehmen;

d) wenn der Traneport einer erschöpften Heerde bei beieier nnd trockner Witterang fördernd anf das Umsichgreifen linwirkt, so kann die Behörde das Stationiren inem daiQ angewiesenea Platie anordnen, da ständen das Wegschaffen gefallener Thiere be- den OrtabebÖrden tat Last fallen muss, aa~ reiber, trenn er anf das Abfeilen der Thiere

Gesetzgebung über Milzbrand. 231

nidit Terziohtet, aas Mangel an Zeit verleitet werden konnte, die« Geschalt ohne Beobachtung der nothigen Caatelen Toran- nehmen; endlich in diesem Falle aaeh die Gefahr für Ao- stecknog von Mensehen , besonders durch Insektenstich eine gesteigerte ist.

Dies waren ungefähr die für Schafheerden an treffenden Bestimmangen. Anders liegt die Sache aber wieder, wenn es sich um Rindvieh handelt« Ist ein solches Stack gefallen, so ist der Verlast au gross, als dass der Treiber auf die mög* Jicbste Verwerthang des Cadavers verzichtete, wenn dies nämlich das Gesetz nicht mehr verbietet. Da die Krankheit bei Rindvieh indessen sehr oft nicht so schnell verlauft, wie bei Schafen, so dass das ergriffene Stack gewöhnlich noch bis zum nächsten Orte getrieben werden kann, so wird der Treiber auch erst hier das Weitere vornehmen. Es liegt auf der Hand, dass er am besten that, das kranke oder todte Vieh dem Ab- .deeker zu nberliefern. Stürzt ein Stuck jedoch, was nicht sel- ten geschieht, plötzlich todt zusammen, so giebt es wieder keine andere Wahl, als vom nächsten Orte aus die Verschar- rung zu veranlassen, oder den Abdecker zu requiriren. Wir haben bereits früher erörtert, weshalb das Abhaaten grosserer Thiere nur in den Abdeckereien vorgenommen werden darf, eine Forderung, die durch die eben geschilderte Situation in ein sehr helles Licht gestellt wird.

Wir kommen zum zweiten Theil des §. 114. Es ist be reits^m ehrfach der Verscharrung der Cadaver Erwähnung ge- schehen; wir müssen noch etwas ausführlicher in den Gegen- stand eingehen« Theorie und Erfahrung lassen es gleich. noth- wendig erscheinen, behufs vollkommenster Zerstörung des Milz- brandcontagiums und Verhinderung von Malariabiidung der Cadaver sich dadurch zu entledigen, dass man sie kunstgerecht verscharrt, wenn man sie nicht in die Abdeckerei sendet. Ca- daver abgefeilter Schafe bleiben häufig auf freiem. Felde liegen, Füchsen, Hunden, Insekten zur Speise, eine Quelle neoer Mi»-

232 KaBts, Ust^m der

kuri«. Die eiaeohlagige Literatur silüt lahlreiche Beispiele voe der Thftteaehe «af, deae die Umgebiuig sckleeht oder gar nicht ▼eraoharrter Gadarer aar Bmtatatte letaterer ward , daas dea* halb B, Heerden nioht aber aolehe Stelleii getrieben werden dürfen, ohne Gefahr an laufen, der Krankheit anheim an fallen« Ist doeh daa Futter» welches anf aolohen Stellen wachst, nicht aelten gift^, eine Sache, die jeder Schafer bestätigt and nicht auf Beobacbtangsfehlem beroht*}« Dem entsprechend ist aaeh neuerdings im Schoosse der landwirthachaftliohen Versamnlong au Nordhansen die gründliche Beseitigung der Oadaver als hauptsächlichste Bedingung anr Verhinderung der Mafaffialni- dnng hingestellt worden.

Lasst also der Besitaer das gefallene Vieh nicht durch den Abdecker abholen, so liegt ihm unausweichlich ob, dassdbe Torschriftsaiassig, d. h. in einer 6 Fuss tiefisn Grrube au Ter* graben und mit Kalk, Erde und Steinen an bedecken, Aok Ca- daver mnss Tor dem Versenken die Haut resp« das Fell durch kreusweises Durchschneiden nnbrauohbar gemacht werden«

Nun wird swar von aUen Seiten her beriditet, dass der- gleichen rergrabene Cadarer wieder ausgegraben werden» um Wolle, Fell oder Haut, selbst das nahrhafte Fl«soh noch an Terwerthen. Besonders sind die Felle der G(egenstand der Hab- ancht» Indessen haben wir bereits gesehen, dass das Wolhieh in der Regel durch die Besitaer selbst abgefeilt wird; ein Theil ferner geht schon jetat in die AbdedLcreien. Der Geschäftigkeit jener thierisehen Habsucht bUebe hiernach hauptsachlich die Ba|it vergrabenen GrossFi^'s übrig; dass sie eich dann mit dieser nieht begnaden und auch Tom Fleische mitnehmen wer- den , iik aller^ngs sehr glaubhaft. So lange daa Verscharren gesetalich msgefnhrt werden muss, wird dieser Uebelatand auch

*) Siehe Beispiele von ungewöhnlicher Tenacitat des Contagioms an Häaten, Haaren, dem Erdreich von Verscharrangsplätzen t>el Heasinger.

GesetzgebvDg ober Milzbrand. 33S

bestehen bleiben. Das beweist jedoch nur, dass auch das wei- seste Geset« noch umgangen werden kann; deshalb behaupten, das Gesetz tange nberhanpt Nichts, ohne etwas Besseres an dessen Stelle tu setzen, das wSre nnverstandig.

Diebe haben Eile nnd arbeiten im Dankein; das Gesdiaft des Wiederausgrabens droht ihnen daher mit doppelter Gefahr. Das lässt sich aber in keiner Weise andern; dass sie durch Ansteckang die Strafe an sieh selbst voUaogen, das w£re Ab* sdireckangsmittel, kann man aber nieht wansdien»

Halten wir schon die FSUe, wo der Mensch, sich «dbtt enirwwdigend, nach Leichen grabt, nicht Ür haafig, so will uns doch das Exhnmiren derselben aas TorsdiriftsmSssig ange- legten Graben dnrefa reiesende Thiere noch seltener bedonken. In seiner Heimath lasst sieh der Schakal allerdings dareh Kalk und Steine nidit abhalten, des Cadavers sidi aa bemächtigen; welche Thiere jedoch dies in ansem ealÜTirteren Gegenden than könnten, nm mnsre hygienischen Bestrebangen ad absar- dam sa fahren, das Tcrmogen wir nicht ausfindig so machen.

Wir fragen, was soll geschahen, wenn die Yiehbesitser das Vergraben fSr au gefahrlieh and au beschwerlich oder far nn- nata ansgeben? Leben wir denn in den Steppen Rnaslands oder den Prairien Amerika's, nm rahigen Gewissens das beispiellos gif^e Aas, seiner natarlichen ymhallang beraubt, da liegen au lassen, wo es fiel? Es bleibt keine andere Wahl, als Abdecker oder Verscharrung; tertium non dator. Die Sanitatspoliaei halte sich von jedem Eingreifen fem, wenn sie einen positiven Nutzen sa erwarten nieht bereditigt ist; sie entaussere sich jedoch keines Zolles Breite von ihrem fechte, wenn dieses klar ist wie das Lieht des Tages. Aaf eine gana anwesentliche Unbe* quemlichkeit , welche darch vorschriftsmassiges Herrichten der Graben verursacht wurde, kann sie keine Rücksicht nehmen; sie hat auch keineswegs sa befarchten, in diesem Punkte hu*t au sein, da der Viehbesitaer, je grosser sein Viehstand ißt, in der Hegel aber desto grossere Arbeitskräfte verfugt.

234 Kaatz, Beforin der

Inwiefern indess Aaa dem Verscharren begründete Cebel- staade erwachsen, die es for Tortbeilhafter erscheinen lassen, die ÜDsehadlichmaohong milsbrandiger Cadaver dem Viehbesitser abznnehmen und dem Abdecker aofsatragen, ist oben bereits erörtert.

Die Aasnatsang der Cadaver darch letstere durfte eine sehr verschiedene sein, die Abdeckerei za W. bereitet durch Behandlung mit Kalk und ßchwefelsaore daraus Fleischguano, ein trocknes Pulver, welches vielfaeh gebraucht wird, obwohl es wenig Dungkraft besitst» An anderen Orten soll thierische Kohle daraus bereitet werden« Giebt das Gesetz die Verarbei- tung in den Abdeckereien frei, so kann es wenig Interesse mehr daran haben, welcher Art die Ansnntsnng sei; es hat nur noch auf Beobachtung aller Vorsichtsmaassregeln zu drin* gen, deren Unterlassung von Gefahr für das beschäftigte Per- sonal begleitet sein konnte, ferner auf nnverweilte Inangriff- nahme der respectiven Verarbeitungsarten, um auch an 'diesem Orte nnn5thiges Liegenlassen zu vermeiden»

Die ScharfHchtereien geben uns Veranlassung, noch einmal auf die sog. Polkaschlächtereien zurückzukommen. Ein Abdecker beklagte sich bei uns, in früheren Jahrgangen habe er 200 bis 300 Stück Bindvieh abzuholen gehabt, jetzt erreiche es höch- stens 40 bis 50 Stück; seine ConcurrCntea seien die Polka- schlachter; nicht er, sondern diese seien die Scharfrichter der Umgegend. Der Mann bediente sich jedenfalls einer Uebertrei- bung; der Wahrheit entbehrt diese jedoch leider nicht. Es ist allgemein bekannt, daes jene Sorte von Schlachtern nicht blos krankes, sondern auch todtes Vieh, gleichgültig welcher Krank- heit es erlegen, schlachten und verkaufen. Ja, es ist vorge- kommen, dass sie vergrabenes Vieh nachtlicher Weise wieder ausgruben , und dass ein Schlächter zu D», der an der Bräune gefallene Schweine wieder ausgegraben hatte, gesetzlich bestraft wurde« Das ist aber vermuthlich nur ein Fall unter vielen; im Allgemeinen wird dieses unsaubere Geschäft in keiner Weise

GesetZigebaog über Milzbrand. 235

gehindert Wo bleibt bier dieSanitatspolisei? Ist es etwa su schwierig, ein solches Metier ca überwaoben? Mit nichten; es gekort Dar SachkenDtoiss daza. Durch die EDtdeckang der Bacteridien ist es fiir SachTerstaodige in der That leicht ge- -worden, aas einer geringen Menge Blutes, die sich in solchen Schlachtereien noch vorfindet, nachdem das Fleisch Tielleieht langst beseitigt, die Verwendung miUbrandigen Fleisches nach- anweisen. Auch die Felle und Haute durften in solchen An- stalten nicht selten der sofortigen Behandlung mit Kalk oder Kalkwasser verlustig g^hen und dadurch sur Entdeckung einer ungesetzlichen Handlung fuhren. Eine solche Gesetzesübertre- tung aber nach dem bisherigen Strafmaasse zu sühnen, durfte keineswegs dauernde Remedur verbargen, da derartige Ge- schäfte, in der Nahe grosserer Städte gelegen, viel zu sehr prosperiren, um durch solche kleine Eventualitäten sonderlich geschädigt zu werden« Aber auch eine Erhöhung des Straf- maasses genügt nicht, wenn sich nicht zugleich die Sanitatspo- lizei permanent erklart, d. h. für die erwähnte Sorte Schlachter eine sich auf alles Schlachtvieh erstreckende durch Sachver- standige verrichtete Fleischbeschau einführte. Aber der Kosten« ponkt? *-* Wird sich schon finden!

Wir bemerken noch, dass der Regulativ-Entwurf vom 11. April 1857 §. 49. das Ueberschütten mit Kalk nicht erwähnt, wir meinen, vergessen hat. Weniger das Herbeischaffen des Kalkes, als das Herstellen der Grube ist das Unbequeme für den Besitzer; ferner ist oder soll der angewendete Kalk ge- jradd die hauptsachlichste, nicht die Nebennrsache am Unsehäd- lidiwerden des vergrabenen Cadavers sein. Die Commission hat sieh's, wie ans dem Entwürfe zu sehen, zu leicht gemacht. Wir verweisen auf unsere früheren Ausführungen«

Gegen den Schlu^ssatz des §• 114. scheint Nichts einzu- wenden, vorausgesetzt, dass unter den „Thierarzten'* schledithin lediglich approbirte Tbierarzte verstanden werden. Man mag die curative Praxis den Schäfern etc. zugestehen, anf dem

236 Kantz, Reform der

Gebiete wiesensohaftlioh ezaeter Dinge hftbeo diese jedoch Nichts BD thun, lieben sie nbrigens «aeh oieht in Verlegenheit ku ginratheo. Eine Obdoetion ist eine Handlang höherer Be- deutung, als das Verordnen Ton Rossgaben eines trivialen Heil- mittels; dasn gehören concreto Kenntnisse und ein geschaltes iJrtheil. Die Obdnction eines milibrandigen Thieres ist aber sogar eine Sache poliseilieher Natar, die der Staat, der in die Lage kommen kann, Ton dem Obdaoenten ein Gntachten ein* anfordern, ansachrerstiindigen fiSnden nicht anTertraoen kann noch darf. Den approbirten ThierSrsten wird dnrch dieses Ver- bot ansserdem die öffentliche Anerkennung höherer LeiatangeB gesetalich verbürgt.

§. 116.

»Sammtliche mit dem kranken Thiere in Bernhrnng ge- wesene Gegenstande, die von demselben xarnckgebliebenen Aaswarfsstoffe, der Stall, in welchem sieh dasselbe befanden, müssen theils vernichtet, theils nach Vorschrift der Desinfec- tions- Instruction gereinigt werden," eine lobenswerthe , in ihrer gebraachlichen Anffassung aber ondarchfahrbare Bestim- mung.

Wir schicken voraus, dass dw Regulativ-Entwurf von 1857 den Stall einfach nach dem von ihm angegebenen Desinfections- Verfahren desinfidrt wissen will, sich jedoch in diesem selbst auf keinerlei Weise von dem ubersohriebenen Paragraphen ent^ fernt.

Die Unhaltbarkeit desselben mass einleuchten, wenn man den thatsachlichen Verhfiltnissen Rechnung tragt, ohne Rücksicht, anf welche er aogenscb einlieh erlassen ist. Man mass billig be- sweifeln, ob bei Abfassong des Paragraphen anch an den Mila* brand der Schafe gedacht worden ist. Ob^eich im Anhang der Gesetz - Sammlung vom Jahre 1835 Seite 60 sab 1. die Blut- seuche der Schafe als Milsbrandform anfgefahrt steht, so redet dennoch der §. 114. des Regulativs von 1835 nur von „Hant und Haaren", nidit auch von Fellen and Wolle, ein Umstand^

Gesetsgebong über Milzbrand. 237

den der Richter im Notbfalle onsweifelhaft sa Gunsten eines CoDtraTei^ienten geltend machen konnte. Diesem entsprechend scheint auch dw keineswegs. verbesserte Regulativ-Entwnrf noch nicht diese Thiergattung eineneehliessen. Erst im Jahre .1862, seitdem durch das' Lehrer- CoUeginm der Thierarsneischnle die Blntseache der Schafe ausdrücklich als höchst acute Erschei- nungsform des Milebrands erklart worden war, werden officiell die Bestimmungen des Regulativs auch auf Schafe ausgedehnt. Das Gutachten des gen. Lehrer-Goliegii h21t zwar die An- wendung der regulativischen BasCimmungen uud somit auch, was uns hier besonders interessirt, des $. 115. auf Schäfereien

«

für möglich; aber gerade dieser Umstand, das Snbsummiren der Blutseuche unter den Milsbrand des Regulativs, stellt die Undurchfuhrbarkeit des letsteren redit in^s Licht.

Um dies nachzuweisen, müssen wir wieder die Betrachtung tbeilen. Nehmen wir suerst grossere Thiergattnngen , also vor Allem das Rindvieh:

a) haben wir es mit einem Stalle zu thnn, in welchem nur ein oder wenige Stucke untergebracht sind, so ist die Sachlage eiitfach. Der Stall kann taglich gereinigt werden, eine Desin- lection desselben ist weder schwierig, noch umständlich, noch yerhaltnissmassig kostspielig. Augenscheinlich hat das Regulativ nur diesen einfachsten Fall im Auge gehabt;

b) wie steht es aber, wenn in. einem grosseren Stallge- bände, welches eine höhere Stückzahl beherbergt, ein oder mehrere Thiere befallen gewesen sind? Nach dem Wortlaut des Gesetzes mnsste wiederum der ganze Stall dem Des- iafectionsverfahren unterworfen werden. Dass dies in praxi nicht geschieht, ist ebenso unbestr«tbar, wie <]ass eine solche Forderung wegen ihrer Masslosigkeil den Charakter der Un- möglichkeit an sich trüge. Sie würde aber auch offenbar mehr ▼erlangen, als nothwenig ist; der RigorositiU einer solchen wurde aus dem ganzen Bereiche der Sanitatspolizei kein Analogen an die Seite zu setzen sein. Der Paragraph ist also vermuth-

238 Kaiitz, Reform der

lieh in einem andern Sinne sn verstehen, in welehem, wie wir meinen, der den Milsbrand betreffende Theil der Derinfections- Instmction des Regnlativs im §^ 36* den Sehlnssel liefert. Alinea 1. desselben sprieht aasdroeklich nnr von milabrandigen Tfaieren, also folgerichtig aaeh nar von snrockgebliebenen Bx- crementen nnd dem Lagerstroh solcher; demgemass können auch, wenn die Stalle «in ihren einseinen Theilen*' mit Sorgfalt desinficirt werden sollen, unter diesen nnr die mit den gefalle* nen Thieren in Berahmng gewesenen Tbeile verstanden werden. Wir können daher Ko erber (a. a. O. Seite 198) nicht bei- pflichten, wenn er dem §. 115. die Intention einer jedesmaligen totalen Stallreinigong unterlegt, selbst dann, wenn aaoh nar 1 Stück mit Tode abgegangen sein sollte. Diese allerdings ge* braachliche Auffassung des Paragraphen yerbietet sich selbst; ist dagegen unsere Interpretation antreffend, so gestalten sich die Verhaltnisse ungefähr den sub a. angegebenen gleich, d. h. es ist von den Stellen, an welchen die kranken Thiere gestan- den, Lagerstroh nnd Dünger wegsnscbaffen , Krippen, Raufen etc. an und in der Nahe von denselben sind instmctionsgemass an reinigen, aber mehr als diese partielle Reinigung wurde nicht verlangt sein. Man wird einräumen, dass in dieser addu- cirten Bedeutung die gesetzliche Bestimmung durchaus nicht mehr unbillig erscheint; sie jedoch noeh mehr abschwachen, hiesse sie ganz aufheben.

c) Schwieriger wird die Sachlage, wenn die Krankheit nu- merisch oder zeitlich einen solchen Grad von Ausdehnung ge- winnt, dass nur in der vollständigen Bvaouation des Stalles Abhülfe zu finden scheint. Der Sanitatspolizei wird es hier deshalb nicht leicht, sich zu orientiren, da der Zeitpunkt, wenn sie einzuschreiten habe, ohne einen gewissen Grad von Willkür nicht zu bestimmen ist; er kann zu früh oder au spat getroffen werden, und hiemach zu viel oder zu wenig behördlicherseits geschehen. Erwägt man aber die näheren Umstände, wie sie sich nach der Individualität des Falles verschieden gestalten,

Gesetzgebung über Milzbrand. 239

80 wird man gleichwohl die Unamganglichkeit eine» dem die* cretionaren Ermessen za überlassenden Einschreitens begreiflich finden. Dieses wird z. B. ein anderes sein müssen, wenn die Krankheit in vereinzelt aaf einander folgenden Fallen als langer dauernde Enzootie eines Stalles auftritt, als dann, wenn sie binnen kurzer Zeit mörderisch den Viehbestand decimirte; es wird sich femer darnach richten müssen, ob die eingeleitete Untersuchung etwa in den FütternngSTerhältnissen oder in lo- calen, primärer Erzeugung von Milzbrandmalaria günstigen Bo- denbedingungen , oder in direet oder indirect vermittelter In« fection die Ursache des gesteigerten Auftretens der Krankheit finden zu müssen glaubt; endlich wird die Sanitatspolizei ans der Reserve hervorzutreten veranlasst sein, wenn sie nachweisen kann, dass die Verschleppung und Cumalirung des Milzbrands in einem Stalle, Hofe, selbst Orte die Infection von Menschen in höherem Maasse befürchten lasst, oder schon zur Folge ge- habt hat. Es ist hieraus ersichtlich, dass es stets ein willkür- licher Act wäre, den Zeitpunkt des Einschreitens, anstatt ihn von der gründlichen Erwägung der speciellen Umstände abhängig sein zu lassen , lediglich nach der absoluten Anzahl thierischer Erkrankungs- und Todesfälle festsetzen zu wollen.

Wir verhehlen uns keineswegs, dass wir uns dem Einwände eines Vorwurfes aussetzen, wenn wir in dieser etwas difficilen Frage die Willkür ausgeschlossen wissen und gleichwohl die Entscheidung den Behörden auf Discretion überlassen wollen. Dieser Einwand ist scheinbar berechtigt ; in Wirklichkeit erweist er sich jedoch als nicht begründet, wenn man nur der Voraus- setzung, von welcher wir ausgehen, nicht vergisst, dass die Sanitätspolizei in den Stand gesetzt ist, der ofiPentlichen Hy- giene eingehenderes Interesse zu widmen, als bisher. Es ist Pflicht derselben, sobald ihr ein Vorkommen der in Rede ste- henden Art rapportirt ist, sich vermittelst ihrer amtlichen Stel- lung in Kenntniss desselben zu erhalten; dies ist unbedingt

2iO Kunti, Reform der

nothig, dean nnr aas der CombinatioD aller concarrirenden Umstände ist Uriheil nnd MasBoabme sn gewinDen.

Es ist hierbei daranf aoünerksam sa maohen, dass die Sa- nitatspoiisei ihrea Standpunkt nicht sn einem rein yeterinar- poliseiliehen Terandern darf; das Interesse der Veterinarpolisei ist in dieser Sache ein nnmittelbares, nicht das ihrige. £s konnte ihr siemlidi gleichgültig sein, wieviel Schafe oder Rinder in Grunde gehen^ wenn sie infolge dessen, besonders unter un- gunstigen SpeoialTerhiltnissen, nicht für das Wohl der Menschen befürchten müsste. Hatte sie hinreichende Ursache, Forderun- gen sn stellen, wenn im concreten Falle alle sonstigen Vor. siehtsmaassregeln, Unglück su verhüten, befolgt wurden? oder die Gefahr für Ansteckung von Menschen nicht vorläge?

Trots der Unmöglichkeit, die vorliegenden sehr verschie- denartigen Verhaltnisse unter eine bestimmte Schablone su bringen, erkennen wir an, dass es erwünscht sein müsste, be- stimmte Anhaltspunkte für ein sanitats-poliaeilicfaes Handeln zu besitsen. Als eine ungefähre Kichtschnnr für letateres Hesse sich etwa Folgendes empfehlen:

a) die Sanitatspolisei dringe auf totale Reinigung nnd. dann jedesmal auch auf Evacninuig und Desinfection des Stalles, wenn sie die Ueberaeugnng gewonnen hat, dass der Stall selbst die Statte der Milabrandmalaria ist (ein gewiss sehr seltener Fall);

ß) wenn die geBctslich vorgeschriebenen Vorsichtsmaass- regeln nicht ausgeführt werden (partielle Reinigung, Wegschaf- fen von Blut, Fontanellenleder etc.) und hierdurch vermuthlich Ansteckungen bewirkt sind;

^) wenn trotz der Anwendung jener im Warterpersonal durch anderwelte Unvorsichtigkeiten nidit verschuldete Mils- brandinfectionen vorkommen, also namentlich Fliegenstich«

Noch mehr nnd noch pracisere Anhaltspunkte zu geben ist nicht möglich; ebenso wenig, eine noch straffere Polizei zu

Geset^gebiing über Milzbrand. 241

aben , ohne fnrcbfcen sa massen, darch Uebertreibaiig wieder Alles in Frage zu steUen« «

Wie gestaltet sich nun, swntens, die Sache bei Schafen?

d) handelt es sich onr nm ein oder wenige Thiere in einem beschrankten Stalilokale, so ist die Sachlage der sab angegebenen analog.

e) Wenn jedoch «in oder mehrere Stacke eines grosseren St^bestandes fallen, hat es da einen Sinn, eine partielle Bei* nigang and Desinfection des Stalles ea erlangen? Oder, da dies unmöglich, soll die Sanitatspolisei so weit gehen können, deswegen die Evacairang und Renovirang des gansen Stallge- bäades sa decretiren? Das hiesse, Kanonen auffahren um Sper- linge todtzubchiessen. Man wurde dadurch so manchen Sch^e- reibesitaer, in dessen Ställen die Blutseuche nie gans ausgeht, swingen, auf das Halten von Wollvieh überhaupt su verzichten, denjenigen aber, die den ungebetenen Gast seltener bei sieh sehen, vorkommenden Falles Opfer auferlegen, die mit dem durch die Krankheit selbst herbeigeführten Verluste in keinem Vergleiche stehen. Die Räumung eines Rinderstalles würde hiergegen noch von geringfügigem Schaden sein« da eiu solcher der ordnnngsmässigen Reinigung ohnedies öfters unterliegt (wöchentlich und haufigw); Schafstalle dagegen werden ihres Düngerdeposituras in der Regel nur zweimal jährlidi entledigt und zwar zu einer Zeit, wo der Dünger passend unter den Acker gebracht werden kann, also zum Frühjahr und Herbst, Dass dieser unter solchen Umstanden sieh zu einer sehr be- deutenden Menge anhäuft, erhellt daraus, dass man auf 1 Schaf jährlich 1, also auf 200 Schafe jährlich 200 grossere Fuhren Dünger rechnet.

f) Erst dann, wenn der dem sab c. beschriebenen analoge Fall eintritt, hat die Sanitätspolizei die Pflicht, zu interveniren. Die Anhaltspunkte für ihr Handeln sind im Allgemeinen die« selben, wie bei c, nur sind selbstverständlich die sab ß, und y.

Mag. f. Thierheilk. XXXVI. 2. If^

242 Kuntz, Reform der

gegebenen Gesicbttpaokte dabio sn Terandern, dast eine par- tielle Reinigung, bestehend in Beseitigang von Dfinger nnd Lageretrob, nicht stattfinden kann.

Wir haben in Vorstehen dem die Bedingungen festgesetst, unter welchen die Stallreinignng eintreten, desgleichen wel- chen Umfanges sie sein müsse; es fragt sich, welcher Art sie sein solle? Vielleicht die schwierigste Frage im gansen Gebiete der Milzbrandgesetzgebnng.

Wenn das Regulativ im §. 26. der Desinfeetionsinstrnction zunächst vorschreibt, dass Aderlassblnt , MiUbrandjauche etc. durch Salpetersaure oder unverdünnte Seifensiederlauge eu ent- fernen seien, so ist das einfach gut zu heissen; es dürfte wenig Unterschied machen, wenn hierzu ein anderes kraftigeres Des* infectionsmittel genommen wird, eine Chlorkalksolutiou, Schwefel- saure. Es ist dies eigentlich so selbstverständlich, dass man vom Besitzer in der Regel die Ausführung dessen aus eigenem Antriebe annehmen kann. Nicht so von dessen Dienstpersonal; man wird daher gut thun, die Vorschrift bestehen zu lassen. Sie ist besonders wichtig für Rindvieh und Pferde, da bei die- sen die Milzbrandabfalle bedeutender sind als bei Schafen und, da das Vieh seinen bestimmten Platz hat, also die contagiosen Materien nicht im Stalle umherzutragen vermag, mit Leichtig- keit entfernt werden können. Aber auch in Schafstallen wird sich dann und wann die Möglichkeit finden.

Wenn jedoch der §. 26. weiter vorschreibt, dass die zu- rückgebliebenen Excremente der Thiere nicht bloss insgesammt wegzuschaffen , sondern auch tief zu yergraben oder sonst zn vernichten, das Lagerstroh dagegen zu verbrennen sei, so hat er den entschiedensten Widerstand aller betheiligten Kreise gegen sich. Auch dir Regulativ - Entwurf von 1857 fordert §. 68« noch simpliciter das sofortige Verbrennen alles mit den kranken Thieren in Berührung gewesenen Lagerstrohs.

Wir überlassen es den Interessenten selbst, zu specialisi- ren, welche enormen Verluste ihnen durch die stricte Aus-

Gesetzgebung über Milzbrand. 843

föhrUDg einer derartigen Bestimmang sagefugt werden, and be« schaftigen uns hier nur damit za erörtern,

1) ob letatere praktisch sei;

2) ob sie einen positiven sicheren Effect haben könne;

3) ob sie überhaupt nothig sei«

ad 1. Angenommen, es handelt sich nur am die Beseiti- gung der geringen Quantität Danger ond Lagerstroh von ein- zelnen gefallenen Tbieren, so konnte das Vergraben derselben wohl noch bewerkstelligt werden. Aber welchen ümfangos massten die Graben sein, die die ganze Dungermasse eines grosseren Rind Viehbestandes anf einmal aafnehmen sollten? Und vollends eines grösseren Schafstalles, der seit Monaten nicht geraamt worden ist? Um die als contag^ios angesehene Dnngmasse von der Oberfläche hinlänglich entfernt za halten, oftosste dieselbe so tief vergraben werden, dass die ganzen Ar- beitskräfte eines Rittergutes dazu gehorten, um dem Gesetze schnell genug gerecht zu werden. Ja, es konhte wohl der Fall eintreten, dass der Besitzer um disponibles Land za diesem Zwecke in Verlegenheit geriethe.

Wenn aber das Vergraben nicht angänglich ist, aufweiche Weise soll sonst der Dänger vernichtet werden? Man k5nnte sich doch nur entweder Verbrennen oder Behandlung mit irgend einem chemischen zerstörenden Mittel denken. Letzteres setzt jedoch wieder das Bestellen monströser Graben voraus, während ersteres, das Verbrennen, nicht minder umständlich, aach noch die Alarmirung der näheren and entfernteren Nachbarschaft zar Folge hätte und jedenfalls nicht bloss durch die Kreisblätter, sondern darch die Zeitungen bekannt gemacht werden musste* Man fragt sich hier, warum nicht gleich Feuer in den Stall anlegen?! Nun denke man sich, ein solches Schauspiel auch noch öfters wiederholt.

Wird Dünger und Lagerstroh für derartig ansteckend ge* halten, dass dergleichen absolat vernichtet werden muss, so entsteht übrigens das Bedenken, dass durch den Transport

16*

244 Knntz, Beform der

sfteh der Grobe oder Brandstätte reiche Gelegenheit zar Ver- streaung geboten wird ; dass dann auch die D fingerwagen noch verdächtig werden. Darch leichte Dorehfahrfoarkeit nnd Ver- träglichkeit mit dem praktiichen Leben seiehnet sich also die gesetsliche Bestimmung nicht aas, und dieser Uebelstand wird noch dadurch erhöht, dass er angemein grosse pecnniare Ver- laste mit sich fahrt, die, wenn der Milzbrand nicht zngleich menschliche Opfer fordert, eine genagende Rechtfertigung nicht finden.

Ad 2. In froheren Zeiten vertilgte man die Feinde der Caltar mit Fener nnd Schwert; aoch Seachen and Pest wosste man nur anaugreifen mit Rauch und Feuer. Solche Mittel sind jedoch unserem Cultur-Zustande nicht mehr entsprechend; wir bedienen uns jetzt, wenn es nothig.und natslich ist, der be- scheidenem Mittel, welche die Chemie liefert. Solche worden, iu grossen Massen angewendet, aof Dungergruben wohl einen zerstörenden Einflnss ausüben. Zu dem Verluste des Dangers käme aber noch das Opfer der Ausgabe für das iu grossen Massen zu beschaffende chemische Desinfectionsmittel. Ver- wendet man zu geringe Mengen desselben nnd wird es ausser- dem, was doch unerlassliche Bedingung ist für einen einiger- maassen sichern Brfolg, nicht gleichmassig mit dem Danger verarbeitet, so dient es nur dazu, eine nominelle, keine factisohe Desinfeetion herbeizofuhren* Damit ist jedoch wiederum der Besorgniss Raum gegeben, dass der compact vergrabene Dün- ger naditraglich zu einer viel th&tigeren Quelle von Milzbrand- malaria wird, als er es vorher gewesen war. Der Bffect ist also, wenn man nicht zum Feuer greift, nichts weniger als un- zweifelhaft.

Ad 3. Die Bestimmung ist jedoch nicht einmal nothwendig, da auf anderm Wege dasselbe erreicht wird. Im Allgemeinen durfte es vollständig ausreichend sein, Danger ond Lagerstroh, sei es von emzelnen Thieren, sei es von einem ganzen Stalle, wenn diese Calamitat wirklich aber den Besitzer verhängt wik'd.

GesetzgebuDg über Milzbrand. 245

nnversäglich unter den Acker za bringen, oder, wenn dies weil mit der Bestellangszeit nicht sasammenfallend, oder wegen Mangels an disponiblem Acker, unanganglich ist, anf einem ab- seits gelegenen Landesstacke sa deponiren. Nicht an billigen und deshalb an yerbieten ist die Vermengung des Dangers and Lagerstroh's mit dem anf dem Hofraame aofgesammelten Vorrathe.

Die BefSrchtang, dass darch offene Ablegang des Dangers, der anvor bestimmangsmassig von den eigentlichen milsbran- digen thierischen Abfallen gereinigt resp. desinficirt wnrde, aar Uebertragang des Giftes aaf Menschen nnd Thiere sowie aar Emanation von Milzbrandmalaria Veranlassnng gegeben würde, theilen wir nicht. Den Folgen einer nnterirdischen Verbergang, bei welcher das Contagiam nicht aufgehoben sondern aufbe- wahrt wird, .ganz entgegengesetzt, vermögen die hier thatig werdenden chemischen Agentien der Atmosphäre nnr zerstörend anf jenes za wirken. Nar wahrend karzer Zeit nach der Abla- gerang möchten wir dem Danger eine gewisse beschrankte Ge- fährlichkeit zumessen. Einer thatsachlichen Gefahr jedoch konnte wirksam Torgebeugt werden dadurch, dass die einzelnen Dan- gerhanfen mit Kalk resp. Chlorkalk beworfen und Warnangs- tafeln errichtet werden» -^

Wir haben bereits bemerkt, dass in den Fallen, wo die partielle oder totale Räumung und Reinigung des Stalles statt- safinden hat, die Desinfectton nachfolgen muss« Die einfachste Vorsieht dürfte es dem Besitzer selbst gerathen erscheinen lassen, die Theile des Stalles, mit welchen das kranke Thier in Berührung gekommen, desgleichen die Utensilien ete. einer Desinfection zu unterwerfen, wenn diese auch nur in einfachem Abwaschen bestände. Für gewohnliche Falle halten wir auch nicht nothig, dass ein strengeres Verfahren mit Krippen, Rau- fen, Barrieren, dem Lederzeuge vorgenommen werde; jedoch verdient die Reinigang, besonders des Platzes, den das Thier bestanden, mit Chlorkalksolution immer den Vorzug, zumal sie

246 Kantz, Reform der

keineswegs amstäadlieh ond kostspielig ist. Decken sind, wemi sie von Blat und Jauche freigeblieben , mit siedendem Wasser und Terdnnnter Seifensiederlange zu reinigen, andernfalls je- doch mit den gebrauchten Verbandgegenständen am besten gana eu rerniohten und zwar unter Controle, um gemeine Hab* sucht abzuhalten. Eisenzeug bedarf ebenfalls nur des Abbrü« hens und Abwaschens mit Seife. Nach partieller Reinigung jedoch den ganzen Stall noch mit Chlorgas zu schwängern, hat kaum einen Sinn, wenn es sich auch empfiehlt, durch ansgie* bige Lüftung die Stallatmosphäre zn rerbessern.

Sieht sich indessen die Sanitätsbehörde veranlasst, die to< tale Reinigung und Räumung des Stalles anzuordnen, so ge- bieten die Umstände unzweifelhaft auch die totale Desinfection desselben. Hierüber schreiben §. 11. ad 7. und §. 26« der Des- infections Instruction des Regulativs in zweckentsprechender Weise alles Nothige vor, woran §. 68. des Regulativ-Entwurfs von 1857 durchaus nichts gebessert noch vereinfacht hat.

Als ein unentbehrliches Desiderat für Ställe, in denen die Krankheit auftritt, muss ferner eine Mischung von Chlorkalk mit Wasser (1 auf 200) bezeichnet werden, die von dem Wär- terpersonal zur Reinigung von Gesicht und Händen fteissig zu benutzen ist. Mischungen von Essig oder Seifensiederlauge mit Wasser dürften einen ausreichenden Schutz nicht gewähren, da sie weder das Conta^ium, das an oder bereits in der Haut haftet, zerstören noch die Fliegen in dem Maasse wie das Chlor abhalten, ein Umstand, der, wir wiederholen es, von nicht geringerer Wichtigkeit ist, als die directe Berührung mit milzbrandigen Substanzen. Anstatt des Chlors, wenn Chlorkalk nicht zur Stelle ist, empfehlen wir die Einreibung der Haut mit Oel und Terpenthinol. Wir werden dieses Punktes ausführ- licher in der Milzbraudinstruction gedenken müssen.

Die vorstehenden Erörterungen lassen ersehen, wie weit wir von dem §. 115» wie er in der Regel aufgefasst wird, ab- weichen zu müssen glauben, wenn wir die reellen Lebensver*

Gesetzgebung über Milzbrand. 2^

hÜltnisse zur Basis unserer Betrachtang und zum Statzpunkte unserer Forderangen machen. Wir erkennen darans, dass diese um der Gefahr za entgehen, za allgemein und nichtssagend za werden, fär die beiden verschiedenen Gategorieen von Gross- nnd Kleinvieh (also vornehmlich Rindvieh and Schafe) verschie- den gefasst werden müssen. Zar Erairang einer gesetzlichen Formel wurden demnach ungefähr folgende drei Hauptsatze ver- wendet werden müssen:

1) Unter den gewöhnlichen Verhältnissen des vereinzelten Auftretens des Milzbrands müssen die Ställe dann vom Danger und Lagerstroh geräumt und gereinigt werden, wenn sie nur ein oder wenige Stu«k Vieh fassen, ferner von grosseren Stallen die Plätze, die von kranken Thieren (dies können nur grossere Thiergattongen sein) bestanden wurden; grossere Schaf- ställe betrifft dies also nicht; in §. 112. des Regulativs ist überdies bereits vorgeschrieben, dass Aderlassblut, Haarseile etc., also auch Milzbrandjauche jederzeit sorgfaltigst zu entfer- nen sind* Eine allgemeine Desinfection ist nicht erforderlich.

2) Eine totale Reinigung wird nur selten stattzufinden haben; sie kann niemals von einem Organe der Sanitätspolizei sondern nur von einer Commission decretirt werden. Einer solchen muss dann die totale Desinfection nachfolgen.

3) Dünger und Lagerstroh müssen, falls der sub 2. be- zeichnete Fall eintritt, auf einem freigelegenen, jedoch abge- schiedenen Landesstacke deponirt .und mit Kalk bestreut wer- den, nothigenfalls unter Zuhülfenabme einer Warnungstafel; No« 1. wird hiervon nur betrofifen, wenn es sich um Ställe für ein oder wenige Thiere oder um Grossvieh handelt, welches bestimmte Plätze einnimmt.

§. 116. „Schweine, Hunde, Katzen, Federvieh und andere Thiere müssen von den Ställen und von den Abgängen der milzbrandkranken Thiero, sowie von den Gada-

248 Kants, Refonn der

yern derselben aof das Sorgfältigste abgehalten wer-

den« ist in erster Linie Teterinarpoliseilichen Inhalts, gewinnt jedoch far ans entschiedene Bedeatong dorch die Vermittlerrolle, welche einselne dieser Thiergattongen awischen thierischem nnd menschlichem Müibrand spielen. Hiermit sind namentlich Schweine and Hände gemeint. Erstere dürfen tagelang nicht aaf den Hof gelassen werden, wenn über denselben milsbran- dige AbfUle and Danger transportirt warden, da sie notorisch far Infection von der Magenscbleimhaat aas sehr empfänglich sind and besonders von kleineren Leaten, wenn aach seltener als krankes Rindvieh, Tor dem Absterben schnell noch an den Polkaschlächter verkanft werden. Hunde dagegen inficiren vor Allem, wenn sie Milzbrandabfalle gefressen haben, die von ihnen gebissenen Thiere, nnd zwar diese hanfiger, als sich selbst, jedenfalls ein grosser Uebelstand. Warden die Hirten dnrch eine höhere Empfänglichkeit ihrer Hände far das Gift genothigt, diese sorgfältiger zn sehatzen, so wärde damit für die Verhatang einer weitem Yerbreitang des Milzbrands aber- banpt viel gewonnen sein.

Schwerlich darfte jedoch jemals eine noch so heftige Epi- zootie es rechtfertigen, Sperrmaassregeln auf alle Hände eines bestimmten Bezirks za legen. Ei nieachtender wäre der Natzen davon, wenn diese, nämlich das Tragen von Maalkorben, anter solchen Umständen aaf sämmtliche Hirtenhande eingeschränkt warden. Erheblich kSnnte indess aach dieser Natzen nicht sein. Der vermeintliche Schatz des Maalkorbes wird den Hirten dazu verleiten, die Hände mehr wie bisher von Milzbrandcadavern and -Abfallen naschen zu lassen; die gehüteten Thiere bleiben ebenfalls nicht geschützt und der Hirte selbst hat noch die lästige Aufgabe, um seine Häuslichkeit zu schützen, den Hun- den nach der Rückkehr von der Weide die E5rbe vorsichtig abzunehmen und zn reinigen. Bis dahin aber hat der Hund des Hirten, wie man leicht einsieht, mit Hülfe des am und

Gesetzgebung über Milzbrand. 249

anterm Maulkorb haftenden Miisbrandblatee yielleieht in noch höherem Grade als bisher Gelegenheit gefanden, andern Han- den das Qontagiam mitzntheilen. Wir erinnern daran, dass eine Verletzung der Haut 2ar Inoculation desselben dnrcbaas nicht nothwendig ist, dass dieses aach anf unversehrter Bpidermis Wurzel fasst, abgesehen davon, dass der Milzbrandstoff bei dieser Gelegenheit andern Hunden auch anf die Mund- und Darmschleimhaut gelangt.

(Schluss folgt), «

IX.

Ein verbesserter Gebartehakem

Mitgetheilt von Hertwig« (Hierzu die Abbildung Figur 4. auf Tafel II.).

Die in der thierarztlichen Geburtshnlfe gebrincbliohen Haken sind, wie bekannt, entweder solche, die einen langen Stiel mit Handgriff besitzen und bei der Anwendung an dem Letzteren mit der Hand regiert werden (sogenannte lange Haken, gestielte Haken), öderes sind die sogenannten klei- nen Haken, welche statt des Stiels mit einer ringf5rmigen Oeff- nung (Oehse), zum Durchziehen und Anbinden eines Zugstrickes versehen sind und die man deshalb wohl auch Ring- oder Strickhaken nennen könnte. Die eine und die andere Art kann in verschiedenen Grossen bestehen und an den Spitzen stumpf oder scharf sein. Je nach der Grosse und Lage des Foetns und seiner Theile findet bald die eine bald die andere Form der Haken ihre leichtere Anwendung , und man kommt bald mit der Anlegung nur eines Hakens aus, bald muss man deren zwei an verschiedenen Stellen des Foetus anwenden, um ein stärkeres und mehr gleichmässiges der mittleren Längenaxe des Beckens entsprechendes Ziehen bewirken zu konneu.

250 Hertwig,

Far diesen Zweck hat man besonder« ein Paar kurze, Bpitsige Haken im Gebraach, welche in der Art gearbeitet sind, dass die an ihrem hintern Ende befindlichen Oehsen querer stehen (im Verhaltniss snr Stellung der Spitse des Hakens gedacht), und dass die innere (vordere) Seite dieser Ochsen flach ist, so dass, wenn dieselben Ton beiden Haken an einan- der gelegt werden 9 sie genau an einander passen und mittelst eines hindurchgezogenen Strickes fast wie eine Zange den zwi- ^ sehen den Spitzen der Haken gelegten Theil des Foetus fest- halten. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass es oft recht schwer ist, die beiden Haken, einen nach dem andern anzulegen und bis zu dem, von Gehulfen zu bewirkenden Ziehen an den Stricken, in der richtigen Lage gehörig zu erhalten, wie auch: dass wahrend des Ziehens ein Haken leicht aus seiner Ansetzstelle herausgleitet, wenn das Ziehen nicht an beiden

Stricken recht gleichmässig geschieht, und dass dann selbst

ft

Verletzungen des Uterus u. s. w. durch den ausr^etretenen Ha- ken entstehen.

Wegen dieser Mangel hat der Militär - Thierarzt. Riemer in Danzig an den > in Rede stehenden Haken folgende Verän- derung vorgenommen, die sich in der Praxis als eine Verbes- sernng bewahrt hat, und die aus unserer Abbildung zu erse- hen ist.

Die beiden Haken sind an ihrem hintern Theile, vor den Ringen (Oehsen) flach und abgesetzt gearbeitet, so dass sie daselbst wie die zwei Stücke einer Scheere oder einer Zange auf einandjer passen uud zusammengelegt, vermittelst eines dicken Nietes (f) beweglich mit einander verbunden sind, wahrend sie bei der oben erwähnten bisherigen Einrichtung blos mit den Ringen gegen einand ergelegt und vermittelst des durch dieselben gezogenen Strickes zusammengehalten wurden. Das Schliessen, Zusammenhalten und feste Sitzen der Haken an den betre£fenden Stellen des Foetus muss auch bei der jetzigen Einrichtung des Instruments hauptsächlich durch das

ein rerbesserter Geburtsbaken. 251

gleichmassige Ziehen an den beiden Enden des durch die Oehsen gezogenen Strickes geschehen; aber das Einsetsen der Haken- spitzen geschieht viel leichter, die Erhaltung in der bestimmten Stelle ist sicherer, und es kann durch etwa von den Gehnlfen bewirktes ungleiches Ziehen nicht leicht ein Losgehen des einen oder des andern Hakens erfolgen; und im Fall Letzteres doch geschieht, so können nicht leicht Verletzungen entstehen, da die Spitzen des einen Hakens durch den Bogen des gegenüber- stehenden zweiten Hakens grosstentheils gedeckt sind.

Unsere Abbildung des Instruments zeigt dasselbe in Drei- vierteln der wirklichen Grosse und im geschlossenen Znstande, und die punktirten Conturen deuten seine Erweiterung an, v^enn die Haken vollständig auseinander gezogen sind. Die Lange des Instruments in gerader Linie betragt 5 Zoll, die Breite an der weitesten Stelle im geschlossenen Zustande 2\ ZoU, die Dicke und Breite der Hakenarme a. h. und b. h. reichlich % Zoll, die Spitzen c. d. sitid 1 Zoll lang und greifen im ge- schlossenen Instrument bei e. \ Zoll übereinander; der platte Stiel zwischen dem Anfange der Haken und den ringförmigen Oehsen ist 1 Zoll lang, % Zoll breit und an jedem Stücke fj^ Zoll dick; das Durchschnittsmass der Oehsen ist 1 Zoll, Im ▼ollstandig geöffneten Zustande stehen die beiden Hakenspitzen 3^ Zoll und die Winkel der Haken (etwas über den Stellen bei h,) 5 Zoll auseinander.

X.

Anzeige.

Handbuch der Anatomie der Hausthiere. Mit be« sonderer Berücksichtigung des Pferdes. An Stelle der dritten Auflage der Leyh 'sehen Anatomie und mit Benutzung der Holzschnitte derselben bearbeitet von Ludw. Frank, Professor an der Central-Thierarzneischule in München. Mit zahlreichen

262 Lilenuüehtt Anzeige.

Holseohnitten nach Original-Zeicbnongen. I, Hüfte. Stattgart, 1870. Verlag von Ebner et Senbert,

Die Yorliegende erste Hälfte des Handbuchs hat 400 Seiten nnd enthalt noch nicht die ganse Mnskellehre; es wird daher mit dem Erscheinen der zweiten Hälfte beträchtlich starker werden 9 als die zweite Anflage von Lejh's Handbach. Der Herr Verl hat es für nothig erachtet, den Lejh' sehen Holz- schnitten noch eine betrachtliche Anzahl beizofngen« Namentlich sind neo hinzugekommen:

A. Zar allgemeinen Anatomie: 25 Figuren, welche zum grossten Theile den mikroscopischen Bau der Knorpel, Synovial - Haate , Zahne, Muskeln, Ganglien und Nerven be- treffend und zum Theil von anderen Autoren entlehnt sind.

B. Zur speciellen Anatomie sind sogar 99 neue Figuren hinzugekommen, indem die meisten Knochen einzeln abgebildet sind, und zu den Muskel -Figuren auch eine Anzahl hinzutritt, namentlich dievonLejh nicht dargestellten Muskeln des Kindes und Schweines»

Zu bedauern ist es, dass die vom Hrn. Verf. zugefügten Holzschnitte nicht alle die Klarheit nnd Deutlichkeit der L e jh'- schen Holzschnitte erreicht haben, viele sind viel zu dunkel (schwarz) gehalten.

In der Reihenfolge der beschriebenen Systeme der allge- meinen Anatomie ist auch eine Aenderung beliebt worden, das ganze Buch wird überhaupt ein anderes werden, als das Lejh'- sehe, von dem es ja eben nur die Stelle der dritten Auflage vertreten soll, wie der Titel besagt.

Druck und Papier sind schon.

Gnrlt.

Mtseelle.

253

XI.

IH i 8 c e 1 1 e

Der Verlast an Pferden and Manlthieren in der Sardo -Italienischen Armee wahrend des Jahres 18 64 betrug, nach einer in der österreichisch - miiitairi sehen Zeitschrift (VI. Jahrg. 1865. S. 285 288) aus dem Giornale militare gemachten Zusammenstellung, 2913 Stuck, bei einer Summe der gansen Armee an Pferden und Maolthieren von 23,145 Stuck, und es war somit im Allgemeinen ein Abgang von 12 pCt.

Die gesammte Cavallerie (19 Regimenter und die Cbt.- Normal - Schule) zahlte 13,650 Pferde und ihr Verlust betrug 1737 Stuck, also 12 pCt.

Die Artillerie (10 Regimenter) zahlte 6236 Pferde und ihr Verlast betrug 849 Stuck, also 13 pGt.

Der Train (3 Regimenter) zahlte 3252 Pferde und ihr Verlust betrug 327 Stück, also 10 pCt.

Der Verlust entstand: A. durch T5dtung: bei der CaTallerie

Artillerie

dem Train

B. durch Sterben; bei der Cavallerie

Artillerie dem Train

C. im Gefecht mit Räubern verloren:

bei der Cavallerie von Deserteurs mitgenommen:

bei der Cavallerie £. an Thierheilanstalten abgegeben:

bei der Cavallerie

« Artillerie dem Train

452 243

56 524 258'

57

751

839

»

85

60J 20

165

364 Miscelle.

F. Ausgemustert verkauft: bei der C*vallerie 664 j

« ^ Artillerie 288 ( 1146 dem Train 194]

Demnach verlor die Cavallerie zusammen 1737 \

n « Artillerie ^ 8491 2913

der Train 3271

ad A. Die Todtung erfolgte:

wegen Rots und Warm bei . . . .678]

^ anderen anheilbaren Krankheiten 25 1 751

Beinbrüchen bei 48 \

Die Abgange bei den einzelnen Regimentern waren sehr ungleich; am geringsten bei den Gniden (5 pCt.), bei dem Reg. Nizza and bei der Cavall.- Schale (k 7 pCt.); am grossten bei dem Lanz.-Reg. Milano (19 pGt.), Mootebello (18 pGt.) and Aosta (18 pCt.), bei dem leichten Gavall.-Reg, Lodi (18) and Salaszo (16 pGt.) and dem 6. and Feld -Artillerie-Regiment 17 und 15pCt.).

Die genannten Lanjsier- und Gavallerie - Regimenter waren in deu' sädlichen Provinzen gegen die Raaber verwendet wor- den and ausserdem sind bei dem Regiment Milano und dem 10. Artillerie Regiment tjpbose Epidemien die Ursache des grosseren Verlustes gewesen.

XII,

Perstml - Notiz^«

Auszeichnung: Dem technischen Director a. D. Dr. Gurlt ist der König!« Kronen-Orden 2. Klasse, dem Professor a. D. Dr. Spinola und dem Schmiedelehrer a. D. Hoffmeister der Rothe Adler- Orden 4. Kl. verliehen worden»

Personal-Notizen. 255

Das Allgemeine Ehrenzeichen erhielten :

G nette, Stabs-Kossarst im 6. Kürassier-Regiment,

Knade, - -8,

Stimming, - - 9. Ulanen-Regiment,

Piran, Unter-Rossarst im 3. Husaren-Regiment. Der zum Director der Thierarzueischnie in Berlin bernfene seitherige Director in Hannover, Medicinal-Rath und Professor Gerlach, hat den Character als Geheimer Medicinal-Rath, der Professor Dr, Hertwig den Cbarcter als Medicinal-Rath er- halten nnd der Professor Günther in Hannover ist zum Di- rector der Thierarzneischnle daselbst ernannt. Der ' Lehrer Kohne hat den Character als Professor erhalten nnd ist nach Hannover versetzt nvorden. Der seitherige Repetitor Kreis- Thierarzt Dr. Schutz ist als Lehrer in Berlin angestellt word«n.

Als Ereisthierarzte sind angestellt:

Thierarzt L Kl. Hoff mann far den Kreis Oletzko, Brandau far den Kreis Gelnhausen.

Versetzt sind: Ereis-Thierarzt Perlett von Mayen nach Lauban»

Ernger von Naagardt nach Templin, Ludewig von Achim nach Bremen. Thiedeken von Neu-Gramssiel nach Achim. Kupp von Goldapp nach Pilkallen«

Verzogen sind:

Thierarzt I, Kl. Rind von Gardelegen nach Danzig.

Schwalle v. Nordkirchen u. Lüdingshansen. - Buchelt Kujan n. Schwammelwitz. Stabs-Rossarzt Wendtlandt v. Tilsit n. Beigard. Thierarzt Schimpf n. Gardelegen.

Lindstedt v. Kyritz n. Nenteich. Uhl V. Tangermünde nach Havelberg. Fischer v. Blankenburg n. Gemünden.

256 Personal-Nolizen.

Niedergelassen habeo sich:

Thierarzt Utescher in Perleberg. Bombach in Dortmund. Mnller in Colmsee. Hintae in Bismark. Win b eck in StendaL Weidenfeld in Potsdam. Bohle in Potsdam. Kotelmann in Kletzke.

Gestorben sind:

Stabs -Rossarzt Schmidt in Dasseldorf.

E oberstein in Pasewalk. Ereis-Thierarzt Richter in Torgan.

Sauer in Wehlan. Re isner in Wittlieb. Thierarzt Rnhts in Brnhl. Lahrs in Achim. Leae in Arnebarg. Rossarzt Rossmann in Berlin.

Offene Ereis-Thierarzt-Stellen:

Far den Ereis Mayen nnd Bochem, Regierangs-Bezirk Coblenz.

Nangardt, Reg.-B. Stettin.

- - - Wehlaa, Reg.-B, Eonigsberg,

- - - Schleaslngen, Reg.-B. Erfurt.

Fischhausen, Reg.-Eonigsberg. Osterode, Reg.-B. Eonigsberg.

Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.

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Magazin

for die

gesammte Thierheükunde.

cmaLmvi« jaiirfffiMiir« 9. s(a«i£.)

I. IKe leftm der QmiMgfkümg ither des HUibnid«

Von Dr. Kuntx, KreisphyBikas de« Rjreises Wanzleben.

(Schluss.)

III. S p e r r m a a 8 8 r e g e 1 o.

Am Scblasse unserer Abhandlaag erübrigt es noch, den Sinn ond Zweck etwaiger gegen den MtUbrand anzuordnender Sperrmaasaregeln etwas schärfer ins Auge zu fassen. Eine nneb- terne Betrachtung der Saehe lehrt, das« die priacipielle Anf- rech terhaltung solcher keineswegs mehr sich rechtfertigen lasst, hochstellt für gewisse exceptionelle Falle die Befugniss der Be- hörden, davon Gebrauch zu machen, aufrecht erhalten werden darf, und wean die Gesetzgebung bisher es nicht gewagt hat« die prineipielle Aufhebung derselben , obwohl sie in praxi so gut wie gar nicht zur Ausführung gelangen, definitiv auszn-' sprechen, dies nur einerseits auf dem Hangen an traditioneller Gewohnlieit, andererseits auf unvollkommenem Orientirtsein in der Sache beruhen kann. Man ist gewohnt, an der fland der überlieferten gesetzlichen Anschauung Milzbrand mit gleichem

Maasse £u mcitsen wie Lungeudeuche und Riuderpest, und var- M«g. f. Tlii«rh«ilk. XXXYI. 3. ] 7

358 Klintf, Reform der

stobst hiermit gegen Erfahning and Bedärfnise dee praktieeheii Lebeof, ohne den erstrebten Zweck in einer der Rigoroeitat der Bestimmangen entsprechenden höheren Vollkommenheit sn er- reichen.

Indem wir anf das bereits frnher über diesen Gegenstand Gesagte verweisen, bemerken wir, dass die Sperrmaaasregeln sieh nnr auf folgende Ponkte beliehen können:

1. Aak einem sozusagen infieirten Orte oder GrehSfte darf kein Donger ansgefnhrt werden.

Wir wiederholen bezüglich dessen, dass wir es im Allge- meinen für unbedenklich halten, den Dünger im abseits gelege- nen Felde nntersnpflügen oder haofenweise abenlagem, vorans- gesetst, dass die eigentlichen MilBbrandstolTe aelbat eebon be- stimmongsmassig darans entfernt sind, der Dünger also des fixen Gontaginms schon beraubt ist.. Es ist una iwar ein Fall be- kannt, dass in einem Schafstalle, in welchem vor einiger Zeit der Milsbrand geherrscht hatte, letzterer von Neuem auftrat, als durch Ausräumen des Düngers früher infectios gewordene Düngerschichten aufgedeckt wurden; ein concludentes Beispiel jedoch dafür, dass durch den Transport und das Unterpflügen resp. Auflagern des Düngers im Felde, Dinge, die taglioh vor unseren Augen geschehen, Infectionen von Menschen oder Thie- reu herbeigeführt worden waren, können wir nioht ausfindig machen.

Unter Berücksichtigung des Vorstehenden und der oben noch angegebenen Vorkehrungen nehmen wir keinen Anstuid» die Ausfuhr von Dünger nach benachbartem Felde für unbedenk- lich lu erklaren. Wir halten dagegen den Verkauf desselben für ganzlich unstatthaft.

2. Dasselbe Verbot trifit das sogenannte Rauhfutter (EFten, Klee, Esparsette, Stroh etc.).

Es ist schwerlich einzusehen, geschweige denn nachtuweisen, auf welchem Wege dergleichen Material eines Geh6f%es oder gar einer Ortschaft die Eigenschaft erwerben soll, ansteckend au

Gesetzgebung über Milzbrand. 359

werden« Diei konnte doch nnr einzelne Partieen Falters tref- fen, die dnreh nähere oder entferntere Berührung mit milzbran- digen Thieren oder Häoten (resp. Fellen) als inficirt zn betrach- ten waren. Solches Fatter ist allerdings nnter Qaarantaine zn stellen und am besteen zu vernichten, wird jedoch begreiflich niemals in grossen Quantitäten bestehen können , es mnssten denn alle gesetzlich vorgeschriebenen Bestimmungen ans dem A.age gelassen worden sein« Für ein allgemeines Exportverbot gäbe es jedoch nur einen Rechtfertignngsgrund , nämlich der Nachweis, dass das Futter eines Geholtes eines Ortes, ist wohl nicht denkbar die primäre Brzeugungsursache der Milzbrand- malaria sei Das ist jedoch ein Fall, der mit den bekannten gewohnlichen Entstehungsnrsachen nicht übereinstimmt, denen gemäss höchstens nnr ganz unbedeutende Quantitäten Futters, nämlich solche, die auf Verseharrungsstellen wuchern, infectios zu werden vermögen«

Sollte dennoch nnter ganz besonderen localen Verhaltnissen es sich ereignen, dass der Fntterbestand eines Hofes oder Ortes in grosserem umfange für verdachtig erachtet werden müsse, so ist dieser Fall immer erst zu constatiren und dann lediglich auf den sichergestellten Umfang einzuschränken. Ezceptionell bleibt ein solches Vorkommniss immer, und als solches kann es un- moglioli ein Grund sein, die gegen dasselbe zu treffenden Vor- kehrungen als allgemeines Princip hinzustellen.

In den an Heu reichsten Orten ist bekanntermassen auch der Milzbrand sehr häufig und bisweilen erheblich häufiger als zur Gonstatirung einer Seuche im Sinne der Theorie des Sen» chenanterachiedes genügt; woher sollten die benachbarten Heu- congumenten in solchen Fallen ihr Heu beziehen? Wer ersetzt den Prodncenten die Verluste, die sie hierbei erleiden müssten ? Es iat niemals bekannt geworden, dass z. B. die Stadt Had- mersleben im Bodethale, die an Weiden, an Heu und an Milz- brand reich ist, die Umgegend gelegentlich mit letzterem ver- sorgt habe, wahrend es sicher ist, dass die Stadt in Armuth

17*

260 Kante, Befomi der

▼drfiele, wenn die barbarische Bestimmaog des Fntterexportet für alle Falle oomulirteren Vorkommens des Milsbraades in Kraft treten sollte. Eine wirk Höbe Landescalamitftt gleich der Rinderpest vermag letsterer nie herbeisufahren; will das Qe- sets dennoch mit denselben Waffen gegen ihn la Felde ziehen, so mnss es folgerecht auch den geschadigten Prodacenten aas Staatsmitteln Schadenersats leisten. Das ist nicht mehr als billig.

3. Von dem Viehbestande eines Gehöftes oder Ortes darf auf eine bestimmte Zeitdauer etwa bis 4 Wochen nach dem letzten Erkrankungsfalle kein Vieh , auch kein gesundes, ge* schlachtet, verkauft oder nach einem anderen Orte gebracht werden; jedoch mit der Maassnahme, dass das Verbot sich nur auf die Thiergattung erstreckt, in welcher der Milzbrand herrscht.

Auch eiae solche Maassregel haben wir früher für so hart und nnnothig erklart. Die Behörden werden in der Regel auf Anwendung derselben nicht bestehen, da sie selbst einsehen, dass sie fSr die Schäfereien gewisser Güter und Ortschaften dem Wortlaute des Gesetzes gemäss die Sperr maassregeln per- manent bestehen lassen, die Schafhaltung also jenen unmogHdi machen mussten. Es ist auch kein einigermaaesen triftiger Grund ersichtlich, weshalb thatsächlich gesundes Vieh durch Verkauf und Export den Milzbrand verbreiten, oder das Fleiseh desselben den Menschen schädlich werden soll. Weder Erfah- rung noch Wissenschaft haben erwiesen , dass die Krankheit regulär ein mehr oder weniger langes Incubationsstadium durch- mache, gewissermaassen latent bleibe, bevor sie in die äussere Erscheinung trete; in der Regel zeigt sie sich vielmehr plötz- lich oder nur nach kurzen Vorboten sogleich in grosster Hef- tigkeit. Soll aber durch das in Rede stehende Verbot die Ge- wissenlosigkeit verhindert werden , wissentlich kranke Itiiere an ^ verkaufen resp. zu schlachten, so ist der Apparat, den man %n dessen Verhinderung anwendet, ein zu grossartiger, nach allen Seiten hin schlagender , der auch den Unschuldigen trifft und zwar diesen am meisten. Das ist eine Ungerechtigkeit und Un-

Gesetzgebnng über Milzbrand. 261

beholfliebkeit des Gesetzes so gleicher Zeit, Man bestrafe Tielmehr streng das Schlaehten ond Verkaafen wirklich kran- ken Viehes^ coatrolire die verdächtigen Schlächtereien, verbiete das Abstechen kranker Thiere seitens der Besitser selbst, lasse somit die Strafe far verarsachten Schaden durch die Schuldigen getragen werden , lege aber sonst keine der Strafe^ gleichkom* mende Beschränkung den gesetslieh Unschuldigen auf.

Nur far einen Fall haben wir eine Ansnahme statniren zu nanssen geglaubt, für den des Milzbrandes in einer Treiber- heerde, hier jedoch aus dem zwingenden Grunde, weil der Trei- ber, die Beseitigung kranker und gefallener Thiere oder die Yermittelnng derselben an den Abdecker obliegt, das Conta- ginm verschleppt, wenn ihm nicht Zeit gewährt wird zur gehö- rigen VoUfuhrung der geg(^benen Vorschriften und zur Restau- rirnng des getriebenen Viehes. Dass grossere Guter übrigens in Fallen der Noth ihre inficirten Heerden nach benachbarten Vorwerken, die andere Stallungs-, Pntterungs- und Trankungs- verhältnisse darbieten, bringen lassen, wird als bewährtes hy- gienisches und curatives Mittel nur gebilligt werden können.

4. Das Gesetz verbietet den Durchtrieb gesunden Viehes durch inficirte Orte.

Hält man den Begriff des , inficirten Ortes^ nicht für un- richtig, so konnte eine solche Bestimmung, die überdies keine Härte involvirt, nicht irrationell erscheinen. Indess, wo soll der Anfangspunkt für eine solche Maassregel sein, wo das Ende? Es lässt sich schlechterdings kein Anhaltpunkt dafür geben. Wollte man das Verbot auf die Spitze treiben, so musste nicht bloss der infioirte Ort, sondern ein gewisser um denselben be- legener Rayon in das Verbot mit einbegriffen werden, da mit demselben Rechte, mit welchem man der Ortschaft die Eigen- schaft des Inficirtseins imputirt, auch' in der Umgegend dersel- ben, welche das Futter liefert, mit dem Dunger der Stalle nber- atrent ist, hier und da von der erkrankten Heerde des Ortes betreten und inficirt worden ist, die Möglichkeiten der An-

262 Kuntz, Reform der

steokoDg far darohgetriebene Heerden gesoeht werdeo miiM- ten. Dm wird dM Gesets aber wohl «elbat nicht beftbsiohti- gen, obgleich es die logische Conseqaens des Begriffs Tom ^lO' ücirten Orte' ist.

Halt man daran fest, dass es sieh hier wiederam nicht am Rinderpest, sondern am Milsbrand handelt, so wird man sich wohl bei der einfachen Maassnahme berahigen, auf der Dardi- reise befinlichem Vieh nar die Unterbringung in den inficirten Stallungen des Ortes au versagen. Ueberdies wird verrnnth- lioh ein für seine Stellung und das Interesse seines Herrn be- sorgter Treiber es vorsiehen, einen unwesentlichen Umweg statt des directen Weges su nehmen, i^enn ihm gesagt wird, es sei gefahrlich, diese Vorsicht nicht su gebrauchen.

Sollten indess die Falle eintreten, dass ^ durchgetriebenen Heerden die Passage irgendwo poliseilich bei Strafe su verbie- ten wäre, so konnte sich dies unzweifelhaft nur auf gewisse, zu bestimmende Theile von Strassen, Ortschaften kleinster Ka* tegorie, von Aeckern und Wiesen beziehen. Solche Falle eige ner Art, sind jedoch nicht summarisch unter ein gesetzliches Thema zu bringen, sie erfordern speciell jedesmal die ausdrück- liche ConstatiruDg ihres Vorhandenseins, sowie des Bedur^isses der gesetzlichen Intervention.

Die Abhülfsmittel beruhen hier in öffentlicher Bekanntma- chung und Errichtung von Warnungstafeln.

5. Können Umstände eintreten, welche die Aufhebung reap. Verschiebung von Viehmärkten erscheinen lassen?

Es ist hierüber nicht anders zu urtheilen wie über Nr. Unter gewöhnlichen Milzbrandverhältnissen spricht Nichts für ein solches Erforderniss ; man wurde ohne Noth Handel und Verkehr hindern. Dies schliesst den Wunsch nicht aus, dass die Veterinärbehorden die Viehmärkte schärfer im Auge be- hielten als es bisher geschieht.

6* Ueber Sperrmaassregeln für Hunde siehe das früher Gesagte.

Oesetegebnog öbei" Milzbrand. SB3

Wenn wir jetot tnr Anfttelinng eines Rahmens für gesets- liob gegen den Milsbrand sa erlassende Vorschriften abergehen, so machen wir hier noch einmal darauf aufmerksam, dass wir bei diesem Unternehmen die Unterscheidung, ob Seuche oder nicht, unseren rorstehenden Brorterungen gemäss, gänslich haben fallen lassen. Bezüglich der Strafen für gesetzliche Gontraventio- neu bemerken wir im Voraus, dass wir die Feststellung eines be» stimmten Maasses derselben nicht gewagt haben, eine solche aooh nicht unsere Aufgabe sein kann; dies müssen wir den Juristen der Sanitätspolizei überlassen.

IV.

Gesetzes Vorschlag.

§. 1. ist ein Tbier am Milzbrande erkrankt oder crepirt, so ist durch den Besitzer oder dessen Stellvertreter der Poli- seibehorde mit thunlichster Schnelligkeit und spätestens binnen 2 mal 24 Stunden Meldung zu machen, Srafmaass hoher als bisher,

§• 2. Die erkrankten Thiere 'sind von den gesunden zu trennen und müssen besonderen Wärtern übergeben werden. Zur Belehrung dieser ist auf Befolgung der in der Milzbrand- Instraction angegebenen Schutzmaassregeln aufmerksam zu ma- chen. Strafmaass wie bisher.

§. 3, Die cnrative Behandlung milzbrandkranker Thiere steht nicht bloss den approbirten, sondern auch nicht approbir- ten Thierärzten zu. Sie haben bei Vermeidung tou Strafe auf Befolgung des in der Milzbrandinstruction Gesagten zu wachen, dasselbe selbst zu befolgen, vor Allem aber darauf zu sehen, dass Aderlassblut, Haarseile, Fontanellenleder, Verbandzeug, Milzbrandjanche und dergleichen sofort aus dem Stalle entfernt und an einem unzugänglichen Orte unter Ueberschüttnng mit Kalk vergraben werden. Strafmaass wie bisher.

§. 4. Die gebrauchten Instrumente sind sorgfältig abzu- brühen, SU putzen und zu schleifen.

264 Kiints, Beform der

§. 5. MiUbrandkraBke Tbiere d&rfen ga koiaem »nderen Zwecke getodtet werden als sor sofbrtigeo VerMharrang de« GadaTers oder aar Vornahme der Obdaetion doreb einen ap* probirten Arst oder Thierarat. Nichtapprobirten Tbieraraten sind dergleichen Obductionea antersagt. Strafmaass nicht an gering.

§. 6. Das Schlachten milibrandkranker Thiero, sowie der Verkauf aod Verbranch des Fleisches und Fettes, und der Milch ▼on kranken Thieren ist bei Strafe verboten. Die Strafe fnr eine so anehrenhafte Handlang kann durch Geldstrafe wohl nicht gesahnt werden. -—

§. 7. An Milsbrand gefallene grossere Thiere, wie Rind- tieh, Pferde, Esel, dergleichen Schweine, därfen nicht abgehäu- tet, sondern müssen entweder dem Abdecker aberliefert oder mit Haut und Haaren, nachdem die Haut vorher, am sie uobrauchbar an machen, kreua weise dorcbschnitten worden - , in 6 Fass tiefe Graben geworfen, in denselben mit einer we* nigstens eine Hand hohen Schicht Kalk aberschattet und so- dann mit Erde and Steinen bedeckt werden.

§. 8. Scbafe können unter Beobachtung der in der In- struction vorgeschriebenen Vorsichtsmaassregeln, aber nur an der far den Cadaver bestimmten Verscharrungsstelle abgefeilt wer- den ; geschieht dies nicht, so sind sie unabgefellt dem Abdecker zu aberliefern.

Die abgefeilten Cadaver sind in derselben Weise zu ver- graben, wie es in §. 7. for unabgebantete Thiere vorgeschrie ben ist.

§. 9. Den Abdeckern ist es gestattet, MiUbrandcadaver anabgehaatet resp. unabgefellt in gut gedichteten Wagen absn- holen und unter Beobachtung der Instruction einer weiteren Verwerthung zu unterwerfen. Die Letztere, desgl. die Desin- fection der Haute und Felle unterliegt der gesetzlichen Controle.

§.10. Das Werfen von Thielen , die am Milzbrand er- krankt oder crepirt sind, in Teiche, Graben, Flüsse, Brunnen ist bei Strafe verboten.

Gesetsifdbiuig aber Miltbrand. 86^

^$. 11. MiUbrandige Felle nnd Haote (leUt«re nor in den Abdeckereien) sind sofort einer Desinfectioo za uoterwerfeB, die darin beeteht, dass sie 10 Stondeo in Kalkwasser gelegt und daraaf 6 Wochen lang in einem abgeschiedenen Raome getrocknet werden. Vor Vollendnng dieser Desiofection ist der Verkauf verboten.

§. 12. Der Besitzer hat der Polizeibehörde anzuzeigen tirelchen Beseitigungsmodas mit den Cadavern er vorgenom- men hat.

§. 13. Die Abdecker haben von eingegangenem miUbran- digoiB Vieh der Polizeibehörde Anzeige zn machen nnd aber den Zu> und Abgang, sowie über die Art der Aasnntzaog Listen sa fahren.

§. 14. Schweine, Hunde, Katzen, Federvieh und andere Thiore müssen von den Stall«*n und Abgängen milzbrandkranker Thiere, sowie von den Cadarern derselben auf das Sorgfaltigste abgehalten werden.

§. 15* Die von kranken Thieren bestanden gewesenen (kleinen) Ställe tiind, wenn sie nicht mehr als 3 Stuck Vieh enthielten, nach Maassgabe der Milzbrand Instruction, ganz zu reinigen. Grossere Rinder-, Pferde- und Schafställe sind nur dann total zu räumen, reinigen und desinficiren, wenn eine ad iioc zusammentretende Gommission dies für nothwendig erach-> tet; sonst unterliegen dieselben, mit Ausnahme der Schafställe, nur einer partiellen Reinigung und Desinfectiun«

§.16. Ob nnd inwieweit Sperrmaassregeln anzuordnen 81 nd bezüglich des Exports und Verkaufs von Rauhfutter und Ducger, des Schlachtens, Verkaufs und Translocirens von iK>ch gesunden Tbieren aus einem vom Milzbrand heimgesuchten Stalle, des Durohtreibens gesunden Viehes durch Orte, in wel- chen der Milzbrand herrscht, ob ferner Viehmärkte zu verschie- ben oder auf Zeit ganz aufzuheben sind^. hängt ab vo.n dem Gntachten der ad hoc berufenen Commissionen. Unter gewohnli* eben V^rhiUtnisaen haben alle Sperrmaassregeln sa unterbleiben .

3

SM Kunts, Reform der i

}• 17. Die iD der MiUbrMidiDstractioii rorgesehriebenen Schalt maassregein sind bei Vermeidang von Strafe sorgfaltig aa beobaobten, dem Warterpersonal Seitens der Besitsar ge* hörig einiasoh&rfen, und in den Stallen Exemplare der gedaoh- ten lastrootion aassubangen.

Reoapitulatioo.

Ans vorstehendem Gesetsesentworfe ersiebt man, dass wir dem yiefabesitsenden Pobiiknm mehrere grosse Gonoessionen' machen , nämlich :

U das Abfeilen der Schafe ist freigegeben;

2. der Besitser darf das gefallene Vieh an den Abdecker verkaufen nnd dieser dasselbe ansnatsen;

3. alle Sperrmaassregeln sind prinoipiell aufgehoben and können nur ausnahmsweise auf Grund vorgenommener finqu^e angeordnet werden;

4. dem Besitser steht das Recht au, den Danger an ver» werthen ;

5. Raumang und Desinfection grösserer Stalle findet in der Begel nibht statt.

Wir beanspruchen dafür su Gunsten der Sanitatspoliaei :

1. Poliseiliche Meldung unter allen Umstanden, da nur eine in voUkomuienster Weise informirte Sanitatspolisei den Be- dürfnissen ihrer respectiven Bereiche gerecht zu werden vermag;

2. Belehrung des Publikums durch Brlass einer Milsbrand- InstructioD und Strafandrohung für Nichtbefolgung der darin enthaltenen Vorschriftsmaassregeln ;

3. strengere Verfolgung des Sohlachtens kranker und todter Thiere;

4. Gontrole der Abdeckereien.

Wir sind darauf Torbereitet, von mancher Seite her hefti- gen Widerspruch au erfahren ;. unsere Forderungen sind su nea,

'GeMtzgebong über Milzbrand. 267

als dass sie sofort die Billigong des Pablikoms erbalten soll- ten. Hierin sehen wir jedoch iceinen Nachtheil, sondern einen Vortbeil für die Sache. Sollte unser ReformTorschlag auch mit der Zeit durch die Praxis als ungenügend dargethan werden, so glauben^wir der einschlägigen Gesetzgebung wenigstens den Nntaen erwiesen zu haben, dass wir durch An£Btellung und Br- drterniig bestimmter Gesichtspunkte ihr dazu verhelfen, in der Sache sich zu orientiren, dieselbe von bestimmten Seiten her anzugreifen. Denn an Bekanntschaft mit dem Gegenstande mangelt es bisher der Gesetzgebung; nicht vertraut mit dem Gegenstande, war ihr derselbe in seiner bisherigen Regelung ein noH me tangere. Sie konnte daher auch grundsatzlich nur sehleehterdings vernichtend gegen Alles, was Milzbrand hiess, oder mit demselben entfernt zu thun hatte, auftreten, ohne ver* hindern zn können, dass es gleichwohl in praxi ganz anders ging als sie vorschrieb. Ihr Standpunkt vertrug sich nicht mit den Lebensverhältnissen, sie ftchwebte in der Luft; unser 6e- setseB-Butwurf*) steht auf dem Boden des realen Lebens.

*) Dass derselbe aach eine erhöhte Thätigkeit der sanitätspolizei- lichen Organe zar Voraossetzung hat, leuchtet ein und ist mehrfach nachgewiesen worden; wir unterlassen nicht, hiernach schliesslich den- jenigen, welche als Grundbedingung aller Verbesserung der Sanitats- polizei die Abschaffung der Ereischirurgen und ausschliessliche Beanf- tragarg der Ereisphysici mit den Geschäften eines oder gar mehrerer Kreise aufstellen, anheimzugeben, wie es den Kreismedicinalbeamten ihrer Anschauung möglich werden soll, ihren Obliegenheiten gerecht zu werden. Die Auforderungen einer erfolgreichen Sanitätspolizei sind so bedeutend, dass wir zum Mindesten die Trennung der gerichts- ärztlichen Functionen von denen jener für unumgänglich nothig er- achten müssen, wenn den betreffenden Beamten keine Assistenz bei- gegeben wird.

f6S Kniiti, R«fonB dm

4

V.

Milzbrand -Instruction.

1. Thierirste , Hirten. Knechte a. s. haben, wenn ein Thier am Milibrand erkifankt oder crepirt ist, thanlicbat schnell dem Besitaer oder dessen Stellvertreter dies aa berichten und diese selbst der anständigen Poliseihehorde davon Anaeige an machen , und awar mit genauer Angabe, wie viel Stöcke be- fallen sind.

2. Das Warterpersonal mache sich mit den in dieser Be- lebmng^tafel (Instruction) angegebenen Vorsiehtsmaassregeln im Interesse seiner selbst wie des noch gesunden Viehes genan bekannt nnd befolge dieselben jederzeit aufs SorgfiUtigste.

3. pie erkrankten Thiere sind von den gesunden derartig zu trennen, dass sie mit letsteren in keine Berührung kommen können; am besten werden sie in besonderen gana abgeschie- denen StandSrtern untergebracht.

4. Die Warter dürfen keine Wunden oder GescJiwQre an den anbedeckten Korpertheilen haben, also, den gewöhnlichen Verhaltnissen entsprechend, nicht an Gesicht, Hals, Nacken, Händen und Füssen.

5. Wahrend des Wartens der Thiere im Stalle derselben darf weder gegessen noch getrnnken werden.

6. Der wirksamste Schuts gegen Anstecknng ist die scrn- puloseste Reinlichkeit. Bevor man den Stall betritt, ole man sich die unbedeckten K5rpertheile mit Terpenthinol ein, was den doppelten Nntsen hat, die Fliegen abanhalten und den an- steckenden Stoff nicht in anmittelbarer Beruhrang mit der Hant gelangen zu lassen.

7. Im Stalle mass ein Gefäss mit Kalk- oder noch besser OblorkalklÖsnng, ungefähr 1 Tbeil auf 100 Theile Wasser, anf- gestellt sein; mit dieser Losung wasche sich der Warter jedes- mal, wenn er den Stall verlasst, die unbedeckten Korpertheile, nachdem er sie vom Terpenthinol wieder gereinigt hat.

Gesetzgebmig aber MÜsbrand. 9d&

8. Der der Sache onkttodige nicht approbirte Tlierarzt, QDt^^lasse es lieber, an milzbrandkranken Thieren blatentiie- hende Operationen voraupehoien, desgleichen Manipulationen im Manie detselben ; verboten dagegen ist allen Tbierarzten das Manipnliren im After der kranken Stücke.

9. W&rter nnd Tbierarste müssen sich sorgfaltig vor der Besndelang init Blnt, Biter, Lymphe, Bxcrementen hnten.

10 Die Wfirter, Magde n. s. w. sollen« wenn der Milz- brand festgestellt ist, die daran leidenden Kühe nicht mehr melken, da die Mileh anstecken kann und die Handlang des Melkens selbst mit Gefahr verknüpft ist.

11. Beim Abfeilen der Schafe nbe der damit beanfrragto Hivte II. s. w. die ansserste Vorsicht« Vorher öle er sich Ge- sieht nnd Hände mit einem Gemisch ans 1 Theil Mohnöl und 2 Theilen Terpentbinöl ein. Noch besser ist es, wenn er ein Paar nassgemachte 8<^weinsblasen oder Handschah aus Leder oder Gaoutchuk über Hände und Vorderarme zieht.

12. Br onterlasse jedoch das Abfeilen, wenn er offene Hautstellen an Gesicht und Händen hat.

13. Er nehme das Abfeilen nicht früher als 3 Standen nach dem Absterben des Schafes vor.

14. Das gebrauchte Messer ist ebenfalls einsuölen und wikhrend des Abfellens nicht «wischen Zahnen oder Lippen tu halten, hinterdrein aber nicht an den Kleidern absuwischen, sondern sorgfSltig mit Seifenwasser absubrüben, an trocknen und «a putaen,

15. Nach Vollendung des Abfellens wasche sieh der Hirte u. w. ttUv-erafiglich Gesicht , Aerme , *Hände , Hals nnd Nacken mit Seifen- oder Kalkwsaser oder Chlorkalksolntion ab. Lets« tere ist am empfehlenswerthesten.

16. Er verbrauche mit dem Abslehungsgeschafte nicht au viel Zeit, überstürze jedoch dasselbe anch nicht, da Fluchtig« keit ciir Unvorsichtigkeit verleitet und diese die Gefahr ver- schlimmert.

970 Kaati, Ettender ^

17* Dar abgesogene Cadaver Ut amrennglfeh aa Ort nnd Stalle entweder definitiv oder, wenn dies nicht sogleich mog* lieh ist, einstweilen oberflächlich so yergrabem.

18. Die oberflächliche Verscharraag besteht im leichten Bedecken mit Erde, Laab, Stroh and dergleichen, die definitive mnss nach der Bestimmaog des Gesetaes so aosgefihrt werden, dass der Cadaver in eine 6 Fnss tiefe Grobe geworfen, mit einer circa handhohen Schicht Kalk iberschnttet and daraaf mit Erde and Steinen bedeckt wird.

19. Za den Verscharraagsplatsen (Groben) sind abseits- gelegene Stellen au wählen.

20. Wahrend des Geschäftes des Abfellens nnd Versebar* rens des Cadavers müssen die Schaferhande sorgfiltig fem ge« halten werden, am das Naschen derselben an miltbrandigen Abfallen la verhindern.

21. Das Pell schleppe der Hirt nieht standen- oder tage- lang anf der Schalter mit sieh herom , aooh bringe er dasselbe nicht in seiner Behaaaang anter; vielmehr ist dasselbe bis xnr Vornahme der vorschriftsmassigen Desinfection sosammengerollt, mit der Wolle nach nassen, der Fleischseite nach innen, einst- weilen mit oberflächlich so vergraben oder doch sorgfaltig sn verbergen.

22« Sodann ist das Fell ao desinficirea, d. h. das An- steckongsstoffes za beraoben. Dies geschieht dadarch, dass das Fell sammt Wolle 10 Standen lang in Kalkwasser (1 aaf .100) gelegt and daraaf an einem abgeschiedenen Orte sum Trocknen aofgehängt wird. Dies darf nicht geschehen in Stallen nnd solchen Ranmen, wo Hen, Stroh, Getreide o. s. w. aufbe- wahrt wird.

23. Das Abhoten von Verscharrangsplataen ist sorgfäl- tigst aa meiden«

24. Treiber haben am Stilsbrand crepirtes Vieh einstwei- len vom Wege abseits zo lagern, om vom nächste Orte ans die

Oetetegebang über Mllsbrand. 971

Abfellang and Venobamuig re»p. Ueberlieferiuig ao den näch- sten Abdecker so besorgen.

25. Haben sie milsbrsndige Scba(e abgelellt» so dürfen die Felle nicht, ohne die Torschrifltsmftssige Desinfection erfkh* ren sa haben, weiter transportirt werden; niemals darf ein Treiber milsbrandige Felle mit sich tragen; es ist daher for Yortheilhalt so erachten, wenn die Schafe anabgefelU dem Ab« decker nberliefert werden.

2.6. Aderlassblat, Janche, Schleim und dergleichen moss sofort mit der im Stalle vorrSthigen Chlorkalksolotioa über- gössen werden.

27. Alle Thiere des Hofes, auch das Geflügel, müssen von den Stallen nnd Abfallen milsbrandkranker Thiere sorgfiltigst abgehalten werden.

28. Die Platse, die von einseinen Rindern und Pferden eingenonunen. werden, desgleichen die Stalle, die nnr ein oder wenige Stocke Schafe oder Schweine enthalten, innssen taglich oder sofort nach Abgang der Thiere vom Danger befreit nnd der Boden daranf mit Ghlorkalksolntion abergossen werden.

29. Der aasgeranmte Danger ist sofort aafs Feld su schaffen. and mit Chlorkalk sa bestreaen, wenn er nicht nnter- gepflogt wird, aasserdem an dieser Stelle eine Warnungstafel sa errichten.

Desinfection SV erfahren, a) Partielle Ranmnng und Desinfection.

Siehe sanSehst 28. nnd 29.

30. Krippen, Ranfen nnd alles Holzwerk, welches mit den kranken Thieren in Berahrong gekommen, sind mit GbloriLalk- brei an bestreichen nnd sodann absawaschen; empfehlenswerth ist es jedoch, altes Holswcrk dnrch neaes sa ersetsen, nnd dann das alte sn Terbrennen.

279 Kuntz, Refom der G^etetzgelrang vber MilzbrancL

Sl. RiBeoffeag ist mit Chlorkalkiölotion absawasolieii od^r aassaglähen.

82. Ledeneag wird am besten mehrere Standen lang in Kaikwastior «^ethan: Stricke und AehnKchps *sind gan« su be- seitige».

83. Wollene Decken sind mit vetdannter siedender Sei- fen eiederlange SU behandeln, sind sie mit Blat and derglei- chen getrankt, so mnssen sie vernichtet werdend .

34. Der Pats der Wände ist an den Stellen, wo er Ter onreinigt and mit dem kranken lliiere in Bernbrnng gewesen, in kleinen Stallen aber uberhaapt sa erneaern.

b) Totale Räumung und Dasiafection.

35. Eine solche tritt ein, wenn sie von einer Sachver- ständigen - Gommission far notfawendig erkannt worden ist, und besteht in ganslicher Aasräamnng des Düngers mit nachfolgen- der DesiDfeetion des gansen Stalles.

86. Der Stallboden ist dann gänslich mit Chlorkalk sqfla- tion aa ubergiessen and mit Chlorkalkbrei sa Sberstreiche'n; ist derselbe jedoch nicht oder schlecht gepflastert , so ist der Boden aafsoreissen, 1 Fass tief auszugraben, mit Kalk aufsu* f&ilen und neu au pflastern oder su dichten. Der Pute des gansen Stallgebäudes ist zu erneuern, Holzwerk, Kpippen, Rau- fen etc. .sind wie froher angegeben zu behandeln, endlich ist der Stailraum einer 2tägigen Einwirkung von Chlorgas auszu- setzen und 8 Tage lang grundlich zu lüften, bevor er wieder belegt wird.

87. Die 'Sachverständigen- Coromission hat die Nothwen* digkeit einer solchen exceptionenen Maatisre^ei zu bemessen nach Häufigkeit und Heftigkeit des Milzbrandes, Ursache des- selben, Befolgung der vorgeschriebenen Schutz maassregeln Sei- tens des Wärterperson als und der Viehbesitzer^ endlich Auf-^ treten des Milzbrands bei letzteren selbst.

3r73

Beleadituiijg der PikAeorien Hai li er 's und Anderer^ gegrändet auf eiperimenteUe Forschniig,

Mag. E.. Semiuer, Proseetor m Dorpat... . (Mit AblHlduigea a«f Ta&l HL)

Die von Ballier und Andern aufgestellte Ansiclit, dass Filze nnd deren Abkömmlinge bei allen contagiosen Krankheit ten eine wesentliche Rolle spielen, war die Veranlassung, dass leh auf diesem Gebiete im Laofe von zwei Jahren eingehende Beobachtungen und Untersuchungen vorgenommen habe» Di6 Resultate derselben fasse ich in Folgendem kurz zusammen. Nachdem ich mich durch die Gxite des Prof. Dr. Wilkömm mit den Formen nnd der Erkennungsweise des Micrococcus vertraut gemacht hatte, schritt ich zur Untersuchung des Blu- tes, der Lymphe und anderer Korperflnasigkeiten durch Thiere die ins Zootomicum nach Dorpat, als an congagiosen Krank- heiten verendet, zur Section eingeliefert wurden.

Zuerst hatte ich Gelegenheit Blut, Eiter und Schleim rot2- kranker Pferde zu untersuchen ; es fanden sich in den genann- ten Flüssigkeiten aahlreiche Micrococcus Zellen und Mycothrin- ISden , welche letzteren aber nicht sehr zahlreich waren* <

Die zweite Untersnchungsreihe betraf den Milzbrand. Es ^nden sich im Blute nnd den Transsudaten beim Milzbrand entweder sehr zidilreiche Micrococcus-Z eilen und weniger zahl- reiche stäbchenförmige Eorperchen, oder umgekehrt' äusserst «ahlreiche stäbchenförmige Eorpercben und weniger Micrococcus«

Die stäbchenförmigen Eorperchen des Milzbrandes (Bacte- rien) sind gewohnlieh zarte, dünne, schwach conturirte Gebilde, alle fast von gleicher Lange (0,006 ^'0 und Breite (0,0002'") biegsam, viele unter einem stumpfen Winkel gebogen. Diese zarten kleinen Stäbchen sind ganz characterisch für den Milz-

Mag. f. Thlerheilk. XXXVI. 3. ^ g

974 Sommer, BelevehUiif dar

brAod nod tebeioett sls solche nur beim Milsbread vonukom- meo. Aaiser den aDgefahrten kleinen Stibehen kommen aber ench bei Mifgefproehenem Milxbrand grossere Siabehen Ton 0,003'^' 0,1'" nnd mehr Lange und 0,0006'" Breite ror, rail sehatleB Contnren nnd hanfig dendieher Gliedemog. Diese grosseren Stabehen stimmen mit den bei der Septicaemie vor- kommenden Toflkommen nberein, was anf eine Aehnüdikeit nnd Verwandsehaft beider KranklieiteB kindentel^ Eine solche Yer- wandschaft tritt nach dadorch herror« dass hanfig dnrch Im- p^ng mii MUsbrandblnt nicht Milsbrand» sondern Septicaemie ersengt wird. Das Umgekehrte, namlieh ans Septicaemie Mila- brand sn ersengen, ist allerdings noch nicht gelongen. Die er- wähnten grosseren Stäbchen kommen beim Milsbrand ebenfidls schon wahrend des Lebens neben den kleineren» dem Milabraad allün eigenthomlichen Stäbchen Ter» oder die kleineren friilen mitunter noch gans nnd es finden sich nnr grossere Stäbe, wie sie bei der Septicaemie ebenfalls schon während dos Leben« der Thiero vorkommen.

Die dritte Untersachnngsreihe betraf die Septieaemift» dar- unter ein Fallen, welches dnrch Injection deft von Bergmann nnd Scbmiedebexg dargestellten Sepcins getodtet worden nnd mehrere Thiere, welche dnrch Impfoog mit dem Blate des Falleos nnd der Tbiere, welche in Folge der Irapfnog krepir- ten, verendeten. Bei der Septicaemie fanden sich fatt constant mehr oder weniger eahlreiche Microooccos- Zellen« Die Stäb- chen gleichen den schon beim Milzbrand angefnhrtea grosseren Stäbchen und siod als weitere Entwicklnngsstofen der Micro- coecas* Zellen aofsofassen. Es sind die Stäbchen im Blute bei den genannten Krankheiten Mjcothrin- nnd Septothrln- Ketten und Fäden verschiedener Pilse. Der Nachweis, dass dieee An- sicht eine richtige ist, lässt sich leicht liefern, wenn man das Blot nud die Transsudate bei Septicaemischen genau untersucht. Es finden sich da die rerschiedenarcigsten Uebergangsstufen von Microcoocns-Zellen zu den Stäbchen, l^licrooocous mit seitücben

Pilztheorien lUllier'f und Anderer. tlt

AaslaofBro, aseinand^rgereilite MicrococonS'ZoUeOy welche Ket* tan bilden aod Stibcfaen mit mehr oder weniger deotlicher Gliederung, bei welehen der Urepnrog aas Micrococeiu dnreh Sprossnng dentlidi hervortritt. Bei vielen Stäbchen indet sieh keine Giiedernog, nber diese bilden nnr eine weitere Entwick» langsstnfe der gegliederten.

Dass diese Stabchen Pilsbildnngen und nicht Cryitalle öder Fibriniaden sind, wie einige annehmen, wird ein Jeder einiger» maftssen geübte Mikroseopiker finden, wenn er Crystalle und Fibrinfaden mit den stabcheofSrmigen Korperchen vergleicht« Die Grystalle bilden steife, anbiegsame, regelmassige Nadeln, Sialen nnd Tafeln* die Fibringerinnsel aber meist andentliehe, aitregelmässige, serkluftete Faden, welche bei beginnender Finl* ttbs nicht in Stäbchen oder Faden serfallen, sondern feinkörnige ttolecnlare Detritasmassen bilden, wahrend die Pilse noch einige Zeit nach dem Tode der Thiere fortwuchern, an Grosse und Bentlichkeit snnehmen nnd erst bei fortschreitender FSnlniss «nd Ziersetsang dorch Vibrionen ersetsi werden. Fibriogerinn- sei kommen übrigens in solcher Weise, wie anter normalen Verhältnissen, bei den Blatxersetzungskrankbeiten nicht vor nnd besteben meist ans feinkörnigen krümligen Massen oder granulirten ooregelmSssigen, verflochtenen Faden; wahrend des Lebens der Thiere durften aneh, ausser bei der Thrombose «nd Embolie« kanm Fibringerinnungen in solchen Massen vor- kommen.

Beifolgende Abbildnngen dienen enr Verden tllchting dier Angeführten Unterschiede: Nn 1. Milsbrandstabchen, Nr. &• Stäbchen der Septicaemie, Nr. 3. Crystalle im Binte, Nr. 4, Fibringerinnsel. £s nnterliegt somit wohl kaum einem Zweifel, dasB die Stäbchen des Rotses, des Milzbrandes und der Sep» tieaemie Flübildnngen sind. Andere contagiose Krankheiten SU ntitersncheir habe ich keine Gelegenheit gehabt. Bei einem Kalbe, das an Maulsenche litt und nach dessen Tode sich eben&Ils ata^b^eniormtge Korpereben im Blute fanden, bleibt es unent*

18*

276 Seiumer, Beieuchtuag der

düLieden, ob diese vou der MauUettohe herroLrten oder aber, ob das Kalb nicht an Milzbrand sa Grande gegangen war, da 68 in einem Stalle gehalten worden, in welchem kara vorher Milsbrandpatienten gestanden hatten. Sollte das Kalb wirk? lieh am MiUbrand verendet sein, so erhielte die Ansicht, dass auch der Milzbrand ein flüchtiges Gontagiam entwickelt, eine weitere Bestatigang.

Von anderen contagiosen Krankheiten ist so viel aus der Literatar bekannt, dass nach Hai Her bei den Pocken im Blate und der Lymphe Micrococcus Zellen von Pleospora herbarnm und Torula rnfescens, bei den Masern Micrococcus von Mucor macedo, beim Tjrphns Micrococcus von Rhisopus nigricans and Penicillium crnstacenm, bei der Cholera Micrococcus von Cro- cjaiia orjzae, bei der Syphilis Micrococcns von Goniothecium syphiliticum und ein Shnlicher Pils beim Rots , sich fanden. Bei der Rinderpest hat Beale im Blute lebende, selbststandig ihre Form verändernde Korperchen von 0,000 f' Grosse ge« fanden, die . wahrscheinlich Micrococcns-Z eilen eines specifischen Pilses sind. Mauveau fand in der Lymphe der Schaf- und Kuhpocken kleine Korperchen , die mit Micrococcus-Zellen über- einstimmen; Bechamp und Sansou fanden beim Milzbrand kleine Korperchen (Microzyma), aus welchen nach ihnen die Stabchen hervorgehen und Chris tot und Kien er haben beim Rotz Bacterien gefunden. Es hänfen sich die Thatsachen, welche die Ansicht Hallier's bestätigen.

Von Interesse war es nun zu erfahren, ob die Pilze bei den contagiosen Kränkelten nar als Folgezustande oder aber als. Ursache der Krankheiten aufzufassen waren. Zu Lesern Zwecke habe ich Injectionen von Pilzsporen und Hefen in die Jugnlaris von Füllen gemächt, die folgende Resultate lieferten: Zuerst wurden Schimmelsporen von Penicillium glaucum, welchd etwa die Grosse der Blutkörperchen hatten,' mit destillirtem Wasser gemengt und eine kleine Quantität dieser Flüssigkeit ^rermittelst eiuer kleinen Spritze, wie sie zu subcutanen Injec-

Pilztheorien Hallier's und Anderer. 277

tionen gebrftuoht wird, in die blossgelegte JagalAris bei drei Folien injicirt; die Ihiere blieben naeh der Injection vollkomv men munter and gesund. Darauf warden in gleicher Weise Microooccns- Zellen aus dem Käse und Speichel und Arthro« coccus ans einer sauren Flüssigkeit injicirt, ohne dass irgend welche Storungeo des Wohlbefindens dadurch verursacht wur- den. Einige Wochen nach den ersten Injectionen worden die» selben Versuche mit grosseren Quantitäten von Sporen und Hefen vorgenommen, worauf die Thiere geringes Fieber zeig« ten, sich aber bald wieder vollständig erholten. Als die Fül- len spater au anatomischen Zwecken getodtet wurden, fanden sich sammtliche Organe und Gewebe derselben im normalen Zustande«

Im December 1869 wurde ein am Milabrand au Grunde gegangenes Pferd im Zootomicum secirt; der Seotionsbefund sprach deutlich für Müabrand, das Blut enthielt aber Stabehen, wie sie bei der Septicaemie vorkommen. Aus dem Blute die- ses Pferdes culti?irte ich in den von Ha Hier empfohlenen Flaschen mit luftdichtem Stöpsel, durch welchen ein gebogenes Glasrohr fahrt, auf ausgekochten Medien Pilse und injicirte die mit destillirtem Wasser gemengten Sporen derselben in klei- ner Quantität vermittelst einer Spritze mit nadeUormiger Ca* nule in die blossgelegte Jogularis eines 9 Monate alten Fül- lens. Das Füllen blieb nach der Injection anscheinend gesund. Fünf Tage nach der ersten Injection nahm ich etwa 2 Unaseii von demselben Wasser, welches zahlreiche Pilzsporen und Mi- crococcus enthielt und injicirte die Flüssigkeit demselben Fül- len in die Jogularis der anderen Seite. Das Füllen zeigte nach der Injection Fieber, erholte sich aber scheinbar und hatte bis zum 9. Tage nach der Injection guten Appetit. Am 10. Tage frass es nicht, fieberte, hatte einen schwankenden, matten Gang nqd verendete vom IQI zum 11. Tage. Bei der Sectiou fand sich; Folgendes : Zu beiden Seiten des Halses, an den Stellen, wo der Hautschnitt zum Zwecke der Injection gemacht

S78 S*am«r, B«oVftehtiuig dw

word«B» dM fiiadegtwebe T«rdiekt, infiltrirt, tod Boebjaofea dorobtetst; Jogolaria stark mit tcliwarseoi tbeerartig^n Blate ■ngefallt, 0008! nicht verändert; weiter outen «m H«lte sol- yige AastcfaeidaDgen im Bindegewebe, die mit den Injeetions- stellen niebt im Zatammenbange stehen ; an der linken Sehal- ter nntor der Hant im Bindegewebe nnd swiscfaen den Mnskela ein grosses Bloteztrarasat, gemengt mit gelben snlzigen Massen. In der Banch- nnd Brasthdble rotbliehes Transsudat in gerin« ger Menge; im Herzbentel gleiches Transsudat in grosserer Menge; Keehjmosen am Peritoneom« an der Plenra nnd dem Darm. Um beide Nieren bemm gelbe snlsige Massen; die Nieren ron blass-gelbgraoer Farbe, welche durch kornig-fettige Degeneration des Epithels der HarnkaDalchen entstanden; Nie* rensubstana mürbe, infiltrirt. MiU vergrosserfi, blutreich, mürbe, mit Eeehymosen durchsetst. Lymphdrüsen etwas vergrossert, mürbe, einige von braanrother Farbe, welche dnreb Blatextra- ▼asate und Infiltration mit rothlichem Sernm an 8tande ge- kommen. Gehirn und Rnokenmark sehr blutreich, dnrehfeueh« tet; in den HiroTentrikeln helles^ klares Transsudat in bedeu- tender Menge. Blnt im gaosen Korper scbwarsbraun , Cbeer* artig, enthalt in grossen Massen die für den Milzbrand eharae- teristiseben. stabcheafarmigen Korperchen, neben einzelnen grös- seren Stücken , wie sie bei dem Pferde, von dem das Blut zur Cnltur entnommen, angetroffen wurden. Hier war also doreh Injection von Pilzsporen nnd Micrococcns, welche aus dem Miizbrandblut cultivirt worden, wiederum Milzbrand erzeugt, welcher den Tod des Thieres am 10, Tage nach der Injection verursacht hatte. Der Einwand, dass vielleicht mit den Pilz- Sporen auch geringe Mengen des zur Cultur benetzten Blutes mit in die Injeictionsfiüssigkeit gerathen sein könnten und dass dädnreh der Milzbrand entstanden , lasst sich einlach dadurch beseitigen, dais Milabrandblnt 3 5 Tage nach dem Tode der Tblere doreh l^Snlniss dder T^rw^nn^ unwirksam wird; bler

PiMieorieii H all 1er '0 und Anderer. t7d

ward* ftber die Jnjeetioo 6 Woobon iMudi dem Tode de« Pft«> tientein ron dem da« Blnt entttottimeti, gemacht.

£• laest eich nnit hieran noch keioeswegB die Beh&trptttiig koapfeOy dasi der MiUhraad dorch gewisse Pilse ond deren Sporen uad MierocoeoeD verorsacht wird, da ein Fall ttöth nicht maassgehend ist; weitere Forschnngen werden diese Frage von Wichtigkeit entaeheiden nnd da mir gegenwartig die nothi- gen Mittel lor Fortsetzung eingehender Arbeiten aof diesem Gebiete nicht su Gebote stehen, so maea ich die weitere Be- atatigong der hier angedeuteten Facta der Zukunft überlassen.

III.

Jahresbericht aber das Pferdespital der Königlicbea

TluerarzBeischiile m Berlin fär den Zeitranm T^n I.

April 186S bis nltimo Marx 186».

Von Eohne.

Die Gesammtzahl der in dem oben bei^eichneten Zeiträume io dem Spitale der Königlichen Thierarzneischule behandelten resp., untersuchten und verpflegten Pferde ist beinahe gtoz die- selbe geblieben , wie die in dem gleichen vorhergehenden Zeit^ räume (1178 : 1216). Die Minderzahl von 8$ Stuck bezieht sich hauptsächlich auf die inneren Krankheiten, wahrend die Buseeren Schaden und Operationen fast genau in derselben Zahl iinrd Art Törkamen. Konnte schon in dem Berichte über die Torletzte Periode der günstige Gesundheitszustand unserer Haud* thiere «ad in apecie der Pferde hervorgehoben werden» so muss dieses noeh mehr in Beziehung auf den in Rede stehenden Zeitraum geschehen. Dieses aussergewohnliche Salubritatsver-

36|9 Kobae; JahrMbDnctlt über da«.

l^aU» iai dabai nicht etwa auf den unser Spital besonders freqaentirenden Tbeil der Fahrherrenpferde, oder anf Bwtia «nd dessen naebste Umgebang beschrankt gewesen, sondern alle amtlichen und Privat -NachrichteD ans gani Deutschland stimmen in diesem bemerkenswerthen Resultate betreffs aller Hausthiere aber ein.

Besonders auffallend ist das seit einigen Jahren fast toU- staadige Verschwinden der sogenannten Inflaenaa, weldie in diesem Jahre nar in 7 Fallen diagnosticirt werden konnte (1866/^7 -auch aar d)« Es nuMs sogar fraglich bleiben, ob die wenigen als Influenza verzeichneten Falle diese Beieich- nung mit Recht verdienten, da wegen des sporadischen Auf^ tretens der als Inflnenza angesprochenen Falle deren miasma- tischer Ursprung unwahrscheinlich war. Auch die anderen acuten Brustaffectionen , von den einfachen Catarrhen bis zn den catarrhalischen und rheumatischen Entzündungen , kamen TerhältttissmSssfg selten zur Behandlung und nahmen noch sel- tener dinen lethalen Ausgang« Sogar die Rotz- und Worai- krankheit kam viel seltener zur Constatining (IS: 31), waa wohl zum Theil darin seinen Grund haben mag, dass die Nach- wehen des Krieges von 1866 nicht mehr zur Geltang kamen.

Das ganstige Salubritats-Yerhaltniss hinsichts der übrigen inneren Krankheiten muss unsweifelhaft dem warmen, trockenen and bestandigen Sommer des Jahres 1868 und der Gewinnung einer geringen Quantität guten Heues und trockenen ELi^ers Jiageschrieben werden, Verhältnisse, welche die gewohnHcfasten krank machenden Potenzen Erkaltung und quantitativ, so- wie qualitativ schädliche Nahrungsmittel weit seltener in Wi]:ksamkeit treten liessen. Trotz des heissen und dürren Som- mers kamen sogar auch acnte Gehimaffectionen im Verhaltnisse zam vorigen Berichtsjahre (36) erheblich seltener vor (27),

Im Ganzen wurden 2§5 Pferde (im vorigen Jahre 267) zur Untersuchung auf Gewährsmängel in das Spital oingelie-

Pferdeipital der König! . Thierarzneiichule. 291

fert, Ton deiieii aber nur 104 mit solchen behaftet befunden worden, und swar mit:

1) DummkoUer . , 20

2) Bpileprie , . 1

3) Schwindel l

4) Wahrer Statigkeit 5

5) Strangschlagen 3

6) Dampfigkeit 12

7) Kehlkopfpfeifen 23

8) Hartsohnattfigkeit 1

9) Mpndblindheit 4

10) Tranmatisoher Angenentznndang . 1

1) Granem Siaar 7

2) Verdaehtiger Drnse ^

3) ünbraaohbarkeit 3

l4) Koppen 1

5) EreusBch wache 2

6) Thrombose der Schenkelarterien « 1

7) Chronischer Hamyerhaltang « « 2

8) Lymphgelassentznndang . » , . 1 , 9} Mastdarmlahmung 1

20) Spat and diverse Lahmheiten . . 6

21) Verdeckten Melano - Sarkomen . . 1

22) Sameastrangfistel . . , . 1

Snmma 104 Ueber einen Theil TOn diesen , sowie ober einige Falle tob Rotz* und Warm- and aber einzelne andere acate Krankhei> ten warden den Besitzern auf Verlangen 100 arztliche Erklä- rungen abgegeben.

Im Ganzen warden in dem in Rede stehenden Zeiträume anter Leitung' des Herrn Geheimen Medicinalrskthes Professor Dr, Garlt 89 Obdactionen gemacht, von denen 9 die Ci^dayer von rotz- resp. warmkranken Pferden betrafen.

Bei den an Kolik nnd Darmentzundang gestorbenen Pfer-

38S Kdhne. JahreBbericht über 6m

den fanden sieh folgende Lagen- oder organisebe Ver&ade« rangen :

Magenrnptar 3, Blind- oder Grianodammptor 2, Spren- gang des Mastdarmes dnrch ongeschickte Manipalation 1, Darm- ▼erschlingODg ^, Darmeioscbiebang 3, innere Yerblatong 1, Baacbbruch 3, Einschourong dorcb eine gestielte Speckge- schwülst 1, Divertikel des Hüftdarmes 1 mal»

Folgende bemerkenswerthe Falle sind zn erwSbnen:

1) Hjdropericardinm.

Ein Tor 10 Tagea gekauftes anscheinend getnndes Pferd kam mit den Erscheinungen einer Pneamonie zar Behandlang. Das linkerseits bis anf den sehmalen oberen Rand ganzlich verschwandene vesicnlare Geraasch, welches rechtorseits durch- weg compensatoriscb verstärkt war, der matte Pereassionston an der linken Thoraxhalfte and die ÜnfShlbarkcäC des Herz- schlages liessen eine Hepatisation des linken Lungenflügels ver- muthen. Nach 24 ständiger Behandlung trat der Tod oner- wartet ein.

Die Section ergab 24 Quart klares, weingelbes Serum im Herzbeutel, der fast die ganze linke Brusthalfte einnahm, des- sen Parietalblatt mehrere Linien verdickt nnd durch meh- rere bleistiAdicke, stielmnde, im Inneren stellenweis hohle, mit rothen Granulationen besetzte, 5— <^ Zoll lange Bindegewebs- balken mit dem gleichfalls verdickten Visceralblatte an der Spitze des Herzens verbunden war. Die Mitral- und Tricus- pidal - Klappen verdickt nnd retrahirt, die linke Litoge durch Compression fast luftleer, einen handbreiten Ranm »eben der Wirbelsäule (wie ein grosses Schwalbennest) einnehmend, Aoa- serdem im freien Räume der Brusthohle 1 Quart and in det Bauchhühio 5 Quart derselben klaren, weingelben Flüssigkeit. Der enorm gefüllte Bersbentel hatte darch die Ergebnisse der Auscultation und Perenssion eine linksseitige Hepatisation si- mnlirt.

Pferda^itsl der König!. ThletanneJMhole. 283

23 Con&titationella Ljmrphosarkomatosis.

Bei der Seetion des Gadi^r^rs etoer Schimmelstate, weleb« unter den ErscbeianDgen der PienritU und de« aeaten Hydro« thorax eine Naeht bindarch erfolglos behandelt vardeit nnd angeblich erst einige Tage tot der Anfnahme krank geworden war, fand sich Folgendes:

In dem sobcatanen Bindegewebe anter der Brast nnd dem Baoebe aasgedehntes, drei Finger dickes Oedem; in der Broat» and Baacbhoble je 14--*15 Qaart hellrothes, klares Seram. Samnitliche Mesenterial*, Broachial-Driisen bis aar Grosae einer Wallnaaa resp. einer Faast vergrdssert, fast 8cbwap{>end weich, aaf der ISchnittfläche schwarzbraun roth mit gelblich -- weissen Fleckes nnd Streifes darehsetat; die Vena caTa posterior in ihrer Brastportion von ähnlicher Masse amsehlossen, desgleichen der ganze Herabeutel, von wo aus dieselbe Masse «wissen der ersten aad aweiten Rippe linkerseits, mit denen sie fest ▼erbunden war, aus dem Brustkorbe heirortrat nnd sich ciroa 10 Zoll weit unter die HaUmi^dceln hinauf erstreckte.

Die ia den hyp erplas täseben Lymphdrüsen eingebetteten Nengebilde erwiesen sich durchweg als Spindelaellen- Sarkome mit aehwarzbraanem Pigment (Melano-Surkome) und die Zahl der rotben Dlutzellen an den ungefärbten Lymphaellen des Blntea Terhielt sich wie 8:1, so dass eine hochgradige Leuk* aemie nicht zu verkennen war.

3) Tuberculosis.

Villemin, Sanderson, Fox, Gohnheim, B. Frankel D. A. haben dnreh Versnobe festgestellt, dass bei Kaninchen nnd Meerschweinchen allgemeiiie Tuberculosis entsteht, ni>cht nur, wenn man sie mit Stackchen tubereuloser Longen imd cerriebenea, miliaren Taberkela von Mensehen impft, sondern aoehf waqn man ihnen Partikel von weichen Erebsgeacbwülsten, Condylomen oder Saroomen, selbst von beliebigen, asverander*

384 Kohne. Jabresbericht 6ber das

teo Organen friacher Gadaver unter die Haat bringt. Sie er- reicbten so^ar dasselbe Resultat, wenn sie gans beterogene Dinge: Baoaebe reinen FlieMpapiers oder reiner Cbarpin, Stncke ▼on Guttapercha, Ton robem oder Tolkanisirtem Caatsobonk etc« in die Banchboble der Meerscbweineben braebten.

Auf Grund dieser Resultate, ist man in neuerer Zeit ge- neigt, aninnebmen, dass alle käsigen Bntsundungsprodnkte durch Infection eine allgemeine Tuberculosis veranlassen kön- nen und dass die Tuberkeln, wenn auch Nengebilde eigener Art, keinen specifischen Virus produciren, dass sie mithin auch nicht an aich» sondern nur durch ihre nicht specifische, käsige Zerfallsmasse infectioos* und disseminationslahig seien. Ihre multiple Verbr^tiing sollen sie rielmebr einem gemeinschaft- lichen Infectionsheerde verdanken , welcher sich in Folge einer eongenitalen oder erworbeneu Pradisposition in Tulnerablen Geweben bildet, die bei Terhaitnissmassig geringen Reisen in eine Entsnndung versetst werden, deren eitrige Produkte käsig degenriren. Von diesem Heerde aus soll die Infection nicht durch den Blut- oder Lymphstrom geschehen, sondern, durch die Saftstromung von Zelle an Zelle, denn bei jenen Versuchen bildeten sich die Tuberkeln hauptsachlich in den Hinterleibs- bi^anen, wenn der fremde Korper in die Bauchhöhle gebracht worden, dagegen Torwaltend in den Lungen , wenn die käsigen Massen (fein aerrieben, Tcrdunnt und iiltrirt) in die Jugularis iojicirt wurden.

Bei dieser Sachlage musste es von dem höchsten wissen- schaftlichen Interesse fnr die Erforschung der Genesis der Tu« berculosis erscheinen, ähnliche Versuche bei Pferden ansnstei- len, welche nach den bisherigen Erfahrungen (mit Ausnahme zweier Fom Prof. Dr* Leisering constatirter Falle) eine Im- munitat für die Tuberculosis zn besitzen scheinen, da die Rotz- krankheit weder hinsichts der mit ihr verbundenen specifischcn Neubildungen, noch mit Rücksicht . auf das von. ihr prodncirte specifische Oontaginm mit der Tuberculosis zu identificiren ist«

Pferdenpital der Königl. Tbierarzueisdiule. 286

I>ie Directiou der Konigl. Thierarsneisohule gestattel« da-. her dem Ref., in Gemeinschftft mit dem Dr. Waldenbarg, in dieser Richtung Versnche an Pferden anzustellen nnd stellte ans mit dankenswerther Liberalitat drei Pferde sn diesem Zwecke snr Disposition. Dieselben worden mit Tnberkelmasse Ton Menschen, mit Zerfallsmassen ans den Perlen (Lymph- Sarkomen) des Rindviehes, mit frischem und altem Pferdeeiter wiederholentlich geimpft, aber die nach mehreren Monaten vor« genommene Obdnction der Versuchsthiere ergab ein bestimmt negatives Resnitat. Die Immunität des Pferd egeschlecbtes fnr den Tuberkel- Virus hat sich demnach bewahrt; wir werden da> her nach wie vor ohne Bedenken Haarseile ziehen und Fonta- nelle setzen können und nicht daran glauben, dass ans lang und schlecht eiternden Wanden und Geschwüren, Fisteln etc. Tuberculosis oder gar Rotz und Wurm bei Pferden entstehen könne, bis das Gegentheil erwiesen ist.

4) Acute Gehirnkrankheiten

traten , wie bereits erwähnt, trotz des heissen und dürren Früh« lings und Sommers seltener auf als in früheren Jahren.

Ich unterscheide folgende 3 Arten von Gehirnaffeotionen : die einfache Gehirncongestion , die subacute Grehimentzündnng und die acute Gehirn- (Bohlen ') Wassersucht Eine peracnte Gehirn« oder Himhaut-Entsnndung habe ich ebenso wenig beob- achtet, wie einen Hydrocephalus externns acutus, doch laugne ich das Vorkommen dieser Krankheit nicht. Jene Bintheilung hat vorzugsweise eine klinische Bedeutung und lasst sich viel- leicht durch die Verschiedenheit der pathologisch -anatomischen Vorgange im Gehirne, welche ja überhaupt noch wenig be- kannt sind nicht begründen. Allen drei Arten ist ein mehr oder weniger acuter Verlauf resp. eine acute Entwicklung ge- mein. Die Gehirn- Gongestion besteht selten idiopathisch, son^ dem bildet meistens eine Complication acuter Brust- oder Hin- terleibsaffectionen, sehr oft auch einfacher bis zu den Siebbein-

tSO Kohne. Jahresbericht aber du

platten hinaufgehender Oatarrhe, mit deren Beseitiguig die 6e- birn'OoDgestion tod selbst Terseh windet. Diese limofig schnell eintretende Erleiebterang des Gehirns nach Losung der Catarrhe erklart die Ansiebt der Alten, dass der Sehieim Yorher daa Gehirn selbst belästigt bebe nnd - ans der Scbleimdrüae des €to* bims stamme. Selbststäodig verlauft die Gehirn - Congestion mit leiehter Eingenommenheit des Kopfes ohne Fieber nnd Temperatnrsteigerung, aber mit venöser Injection der Conjnne* tira. Sie weicht einem mhigen Verhalten bei strenger Diit in der Regel in wenigen Tagen. Die beiden in der Tabelle hin« sichte des Ausgangs als zweifelhaft bezeiehneten Falle ron Ge* himcongestion worden unserer Behandlung schon am 2. resp^ 3. Tage wieder entzogen^ so dass ihr fernerer Verlanf noch nicht mit genügender Sicherheit vorhergesehen werden konnte and noch die Möglichkeit der Entwicklang der sabacnten Ge- hirnentzundnng oder der acuten Gehirn -Wassersucht vorlag. Diese beiden zuletzt genannten Krankheiten fangen nämlich zuweilen unter den Erscheinungen der einfachen Gehirn -Con- gestion an, demaskirea sich aber in der Regel in wenigen Ta* gen. Die Symptome der Gebirnreiznng oder des Gehirndruckes treten bald in auffallender Weise auf nnd zwar bei der sub- aenten Gehirnentzündung unter deutlicher Steigernog der in* •eren Korpertemperatur, bei der acuten Gehirnwassersneht ohne eine solche« Im ersteren Falle ist in der Regel, aber bei Wei- tem nicht immer, eine periodische Aufregung bei erhöhter aus* eerer Schideltemperatur vorbanden, bei letzterer fehlen diese Sraeheieungen immer»

Das Thermometer bietet also insofern einen wichtigen dta« gnDstlscben Anhalt, als die Steigerung der inneren Korpertem- peratur über 38,5 Gr. 0. bei bedeutender Eingenommenheit dee Kopfes nnd ohne eine andere entzündliche Afiection stet« für diö sttbacnte Gehirnentzündung, also gegen Dammkoller spricht. Indess bei der acuten Gehirnwassersneht steht das Thermometer im Innern des Mastdarmes immer «wischen 37,5 Gr,

Pferdespital der Köoigl. Thierarzneischule, 387

\knd 38,5 Gr. , so dass die TemperatarmessaDg zur üntersobei- dang dieser Krankkeit vom Dammkoller keineo Anhalt bietet, denn die Gehirnwasserfincht entsteht in acuter Weise ohne £e- berhaft zu sein. Die sabacute Gehirnentzundang macht zwar denselben Ausgang d, h. sie geht entweder in Genesung oder in acute Gehirnhohlen- Wassersucht und durch diese in den Tod oder in den Dummkoller (chronische Gehirnhohlen-Wassersucht) aber; die subäcute Gehirnentzündung tritt aber stets mit einem Fieber auf, welches oft nur durch thermometrische Messnnir der inneren Korpertemperatur wahrzunehmen ist. Das Ther- mometer hat sich überhaupt seit einigen Jahren als ein un- schätzbares Hülfsmittel bewährt und zeigt die Fieberhaftigkeit der Krankheitszustände sicherer an, als der Puls, nur schade, dass das Instrument zum thierärztlichen Gebrauch zu zerbrech- lich ist.

Dass die Sectionsergebnisse der an Gehirnkrankheiten ge- storbenen Pferde für die differentielle Diagnose keinen zuver- lässigen Anhalt bieten, habe ich bei einer anderen Gelegen- heit bereits hervorgehoben.

Therapie.

Erhebliche Fortschritte können wir nicht constatiren, doch ist zu erwähnen, dass die Behandlung des Erjsipelas der Pferde, welches in Form des sogenannten Einschusses auftritt, mit ein- maliger, höchstens nach ein paar Tagen einmal zu wiederho- lender Einreibung von Oleum Pini und Oleum Raparum zu gleichen Theilen oder im Verhältniss von 3 : 1 fast immer von dem gunstigsten Erfolge begleitet war. In der MenschenheiU kunde wendet man in neuerer Zeit reines Oleum Terebinth. mit Erfolg gegen das Wund-Erysipelas an, aber die Haut der Pferde ist gegen dieses Mittel viel empfindlicher, als die des Menschen, daher ist die Verdünnung nothig.

Im Jahre 1858 wurde der Verpflegungssatz pro Pferd und Tag von 12J Sgr, auf 15 und 1867 auf 174 Sgr. erhöht^ und

^88 Müller,

im Ganxeo ward«n in deo leUteo 13 JakraA 17,920 Pferd« in dem SpiUle behandelt recp. rerpllegt nnd swsr: ' im Jahre 1857 1286,

. , 1858 1170,

, , 1259 - 1130.

1860 1178.

. , 1861 - 1413,

, , 1862 -- 1475,

1863 1696,

, , 1864 1721,

, , 1865 1650,

, ^ 1866 1505,

, . 1867 1215.

, , 1868 1177.

1869 1304,

Samma 17,920.

IV.

Verkreitng der TmUmkraikkit uter dci SdiweiB« in Jabc 1868'*)

Aus den Berichten der Kreis -ThierarBte sasammeDgestellt

von Maller.

Die kreisthieräratlichen Berichte für die Zeit vom 1. April 1868 bis 1. AprU 1869 enthalten nur sehr sparsame No- tizen über das Vorkommen der Trichinenkrankheit. Es würde jedoch gewagt sein, hieraus auf ein verhältnissmassig seltenes

•) Vergl. Magazin f. d. ges. Thierh. Band 34, Seite 30 und Band 35. Seite 163,

Tricbineukraukheit uuter deu Scfaweineu. 289

Vorkommen dieser Krankheit zu schliessen, sondern sehr viel näher liegt die Annahme, dass die üntersuchangen von Fleisch in -.Bezag auf Trichinen sehr viel seltener vorgenommen worden, als in den anmittelbar vorhergegangenen Jahren; in Folge des- sen werden nur solche Falle von Trichinosis bei Schweinen, welche Erkrankungen von Menschen veranlassten; bekannt. Die Berliner Zeitungen enthielten mehrmals amtliche Bekanntma* chungen, in denen das Polizei - Präsidium bei Gelegenheit von Trichinenerkrankungen das sorgfaltige Kochen des Schweine- fleischea in Erinnerung brachte. Es verdient ferner bemerkt zu werden, dass aus den Regierungsbezirken Gumbinnen und Stralsund, in welchen früher 5fter Falle von Trichinosis beob- achtet wurden, wahrend des Berichtsjahres keine Mittheilangen Hber Trichinen gemacht werden.

Preussen. Im Kreise Pr. Holland wurden durch die microscopische Fleischbeschau zweimal Trichinen gefunden, und zwar bei Schweinen, welche denselben Gehöften angehörten, in denen drei Jahre vorher mehrere Menschen an Trichinose er- krankt und gestorben waren. Die. im Winter 1868/69 trichinös befundenen Sehweine waren angekauft, nicht auf den betref- fenden Gehöften gezüchtet worden, sie gehörten der gewohn- lichen Landrace an, waren weiblichen Geschlechtes, hatten sich « ebenso gut wie die anderen Schweine gemastet, und wahrend des Lebens keine Krankheitserscheinungen gezeigt.

Angeblich sollen auch im Kr. Königsberg Trichinen bei Schweinen vorgekommen, und auf einem Gute des Kreises Fischhausen 17 Personen an Trichinose erkrankt und 11 Per- sonen gestorben sein,

Posen. In der Stadt Posen sind wahrend des Sommers 1868 zwei junge Leute an Trichinose gestorben; nur in einem Falle konnte die Veranlassung zur Infection, frische Wurst, ermittelt werden, im zweiten Falle war das betrefTende Schwein bereits vollständig verzehrt. In Folge dieser beiden Todes- falle führte das Polizei - Directorium zu Posen die microsco«

Mag. f. TUerbeilk. XXXVI. 3. 19

290 Müller,

piscbe Fleischbeschmo eio, and obertrog sie dem Dep.-Tb. Koffert. Die Kimmerei - Kasse sollte die Kosten der ünter- sacbuDg tragen, der Magistrat war auch daso bereit, die Stadt- ▼erordseten iehnteo jedoch spater die ZahlangsTerpfliehtaiig ab. So kam es, dass die FleischaotersnchoDgen oadi dreimoeatli- eher Dauer in das Stocken geriethen nnd erst spater von Nenem anfgenommen werden konnten. In den ersten sn dieser Zttt dem Dep.-Th. Rnffert sngesandten Fleischproben fanden sieh eingekapselte Trichinen; das betreffende, swei Schlächtern ge- meinschaftlich gehörende Schwein konnte anf polizeiliche An* Ordnung noch yemichtet werden ^ ebenso ein zweites, anf einem Gnte geschlachtetes Schwein, von welchem Proben an Rnffert «logesandt and sehr stark trichinenhaltig befanden waren. Aus- serdem erwies sich ein gut geräncherter Schinken angemein trichinenhaltig*

Im Kreise Birnbanm erkrankte ein Mensch an Trichinose, ist jedoch wieder genesen. Kr.-Th. Eodloff konnte in 40 Proben angeblich trichinenhaltiger Schlsgwnrst bei der sorgfal- tigsten Untersnchnng keine Trichinen finden, obgleich nach der Behanptang des dortigen Apothekers die Wnrst eine grosse Anzahl Trichinen enthalten sollte.

^ Schlesien. Im Kreise Görlitz sind im Dorfe Nieder-

Bielaa mehrere Falle von Trichinenkrankheit bei Sdbweinen vorgekommen; ein Gorlitzer Fleischer hat daselbst mehrere Schweine gekauft und zur Stadt gebracht. Etwa 10 bis 14 Tage nach dem Verzehren einer von diesem Fleischer gekauf- ten Cervelatwurst erkrankten 3 Mitglieder derselben Familie an Trichinose; es konnten jedoch in den noch vorhandenen Fleisch- beständen keine Trichinen gefunden worden.

Sachsen. Begierungs - B ezirk Magdeburg. Im Kreise Jerichow L wurden Trichinen bei einem gemasteten Treiber- schwein, und zwar angeblich besonders reichlich im Herzen, gefunden.

In Aschersleben sind bei zwei Schweinen, welche ein renom-

Tricbinenkrankheit unter den Schweinen. 291

mirCer Schmelier geschlachtet hatte, Trichinen rechtseitig ge- funden worden.

Aaf der Domaine Frohse*) hat Kr.-Tb. Jost von 16 wah- rend des Semesters geschlachteten Schweinen Fleisch unter« sacht, nnd bei einem Schweine Trichinen gefanden.

Es sind dieses Mal fast nar junge Thiere geschlachtet wor- ' den; von den beiden mitgesohlaehteten alteren Zuchtthieren hatte das eine 'die Trichinen. Da jedoch die Kapseln sehr h^i und durchsichtig, die Trichinen in denselben auch so deutlich sichtbar waren, als ob die Kapseln gänzlich fehlten, die Kap- seln ausserdem durch einigermaassen starken Dri^ck auf das Object leicht zerrissen, so kann man die Aufnahme der Darm- trichinen nicht auf Jahre zurück datiren wollen. (?)

Regierungs- Bezirk Merseburg. Am 16« November 1868 erluelt Kr.-Th. Groth von iier Polizeiverwaltnng in Witten- berg den Auftrag, die bei dem dortigen Fleischermeister Z oller polizeilich mit Beschlag belegten 41 Wurste und 14 Schinken microscopisch zu untersocben. £s waren in der ersten Hälfte des November zahlreiche Erkrankungen unter den Einwoh* nem von Wittenberg vorgekommen, die von dem Arzte als Trichinose erkannt wurden, und ein Uhrmacher, der auch er- krankt war, hatte der Polizeiverwaltnng ein Stuck von einer Cervelatwurst, die er von dem p. Z oller gekauft, nnd von welcher er wiederholt gegessen hatte, zugestellt. In dieser Wurst wurden Trichinen in grosser Anzahl gefunden. Die mi- croscopischen Untersuchungen hatten zum Resultate, dass in 4 Wursten, die zusammen ein Gewicht von gegen 10 Pfund hat- ten, Trichinen in grosser Anzahl gefunden wurden.

Diese trichinenhaltigen Würste waren in Betreff des Alters und der Sorte von gleicher Beschaffenheit, so dass man wohl annehmen konnte, dass dieselben von einem Schlachter nnd

*) In Frohse sind in jedem der letzten Jahre ' Trichinea gefun- den worden.

19*

In* WarvU

TrifhiBM eikraskte PenoMs mc^ Flciidk ud

«rknaktea Pcnoaea, «n josges MidebcB. ist m Fcd^ daToa

Der FlcwdianAeUter Zöller hat sieh hirfirlrig gert flamgd>ea, aas welefaeB SuDe das Scbveu, tob dea die CridiiBeabaltlge Woivt beirohzie, gekauft var, iadea er ffidbft- wisaea TondiaUte; anek eise tob dea üatei ■■! Iianguldiler bieriber gelikrte omCuigreidie VoraBtemcLaDg hat aar ein aegatiTea Reaaltat gehabt.

BegienmgS'Besirk Er&rt. la der Stadt Mnhlhaaten kam som enlen Ifale eia triehiooses Sdiwein ror, weldies dadurch entde^t wurde, dass die mit dem SdilaAtcn beachaftigten Lente aaeh laadesobliehem Gebraodie rohea, gehacktea Fleisdi gegessen hattoB, uid spiter ohne Ananahme erkrankten. Kr.- Tb« Simon fand in dem noch Torhandenen Fleiaehe nnd in der Sdilaehiwaare aiemlich sahireiche angekapselte Titehinen. Das qo. Sehwmn wer eine Ton hiesigen Handelsleaten gekaufte, aoe dem Kreise Heiligenstadt herstammende Erstlingssan, welche bei dem Kiofer nach dem Abfinrkein gemastet nnd geschlachtet worden war. Der Verbleib der Ferkel konnte nidit ermittelt werden. Die Trichinen waren snm Theil so stark verkalkt*), dass sie wohl kanm noch als lebensfihig angesehen werden konnten. Die stark yerkapielten Trichinen bewegten sich nicht

*) Waren die Trichinen verkalkt, oder die Kapsehi? Dass eine starke Verkalknng der Kepseki die Trichinen nicht todtet, ist durch Varsache erwieien.

Tricbinenkrankheit unter den Schweinen. 293

mehr bei starker Erwarmting des Qbjectstragers, wahrend die Bewegang, der weniger eingekapselten deatlicb sichtbar war.

Regierangs-Bezirk Stettin. In Pasewalk kam ein Fall von Trichinosis vor; nähere Angaben fehlen, Kr.-Th. Huth.

Im Grossherzogtham Sachsen-Weimar sind seit dem Anfang des Jahres 1866 nean trichinöse Schweine durch die verpflichteten Fleischbeschauer ermittelt und durch polizeiliches Einschreiten dem Verkehr entzogen worden. Seit dem 1. März 1868 ist die Fleischbeschau obligatorisch; in der Zeit vom 1. März 1868 bis 1869 sind im Grossherzogtham von 100 Fleisch- beschauern 19,611 Schweine untersucht und unter denselben nur ein trichinöses gefunden worden.

National- Zeitung vom 24. Juli 1869.

V.

Sediste Fortsetiung'^) des Katalogs des Haseons der Königlidien Huerarzneischide in Berlin.

Von Gnrlt.

Die fünfte Fortsetzung des Katalogs des Museums befindet sich im 33. Jahrgange S. 1. ff. des Magazins und reicht bis zum September 1866. Von da an bis 1869 sind 157 neue Präparate zur Sammlung hinzugekommen, so dass diese jetzt 6408 Nummern enthält.

Nach der bestehenden Eintbeilung sind die 157 Präparate in folgenden Abtheilangen aufgestellt, nämlich:

*) Die letzte, die ich yor meinem Ausscheiden gebe.

294 Gurlt,

If I. Normal gebildete Skelete , 4

II. Abnorm gebildete Skelete ..••... 3

III. Normale Kopfe 4

IV. Abnorme E5pfe, oder Theile derselben . . 19 ^ V. Abnorme Rampfknochen 3

VI. Abnorme Knochen der Gliedmaassen . » . 8

VII. Präparate von gesunden Theilen, trocken . 2 Vm. F5tQ8 nnd Präparate von gesnnden Theilen,

in Spiritns 14

IX. Präparate von abnormer Beschaffenheit, trocken 17 X. Missgebarten und Präparate von abnormer Be-

schaffenheit, in Spiritos .^ . . . . 64

XI. Injicirte Präparate, trocken 5

XII. Eingeweidewürmer 10

XIII. Epizoen '..... 4

157

I. Normal gebildete Skelete,

1. Rnmpf eines 2^ Jahre alten Schafes mit 7 Lenden- wirbeln. (Nr. 6403.) ^

2. Skelet von Dasypus setoavs (Gurtelthier). (Nr. 6382.)

3. Skelet einer Tümmler- Taube. (Nr. 6337.)

4.» Skelet der Natter (Cohiber Natria) (Nr. 6404.)

II. Abnorm gebildete Skelete.

1. Skelet eines zwerghaft gebildeten nengebornen Kalbes (Nanosomus caticeps)^

Es gleicht ganz den beiden im 12. Jahrgange des Maga- zins S. 4 (10—11.) beschriebenen Kalbs -Skeleten. (Nr. 6283.)

2. Skelet eines Lammes mit Bauchspalte {SchistocormuB

ßssiventralis), Kopf und Beine sind regelmässig. Die 6. 13.

Rippe der rechten Seite sind nach oben und rorn gebogen.

Die Wirbelsäule ist vom 1. Lendenwirbel an mit dem nicht

Katalog des Museums der Kgl. Thierarzneischule. 295

gespaltenen Becken nach oben und links gebogen; daher sind auch die Hinterbeine nach oben und links gekehrt. (Nr. 6282.)

3. Skelet eines Ziegen * Lammes mit Doppelsteiss (Dipygus subbieoUis), Vom 3. Halswirbel an ist die Wirbelsaale dop- pelt. Die Wirbelbogen des Atlas, zweiten Halswirbels und der folgenden Wirbel, namlioh am linken Korper bis sam 9. Racken- wirbel, am rechten Korper bis aam 10. Racken wirbel, sind ge*- spalten (daher lag hier das Rückenmark frei); an den übrigen Wirbeln an beiden Korpern sind die Bogen geschlossen« Am linken Korper befinden sich nur 10 zam grösseren Theile mit einander verschmolzene linke Rippen; an der rechten Seite sind nar die letzten 5 Rippen vorhanden , welche . nach oben gekrümmt sind.

Am rechten Körper verhalten sich die Rippen der rechten Seite wie die an dei\ linken Seite des linken Korpers; von den linken Rippen dieses Korpers sind nar die 3 letzten vorhan- den und nach hinten gekrümmt.

Der Kopf and die beiden Vorderbeine sind regelmässig, aber von den vier Hinterbeinen sind nar zwei vollständig, denn das rechte des linken Korpers ist am Ober- und Unterschen- kel ^ sowie am Spranggelenk sehr mangelhaft; der Mittelfass und die Zehen sind zwar vorhanden, aber zu klein. Das linke Hinterbein des rechten Korpers besteht nur aas dem Ober- and Unterschenkel mit Kniescheibe, alle übrigen Theile fehlen. (Nr. 6385.)

III. Normalgebildete Kopfe, oder Theile derselben.

1. Kopf von Qadus Morrhua, (Nr. 6313.)

2. Kopf von Fleuronectes Platessa^ (Nr. 6336.)

3. Kopf von Esox Lucius, (Nr. 6402.)

4. Die Kiefer eines 39jährigen Pferdes. (Nr. 6340 )

296 Gurlt,

IV. Abnorme K5pfe oder Theile derselben, a) Angeborae Missbildangen.

1. Kopf eines Lammes ohne Antlits (Perocephahs apro- ßopus). Er ist fast eiförmig, nach vorn verschmälert und hat ein grosses Hinterhanptloch. (Nr. 6280.)

2. Kopf eines Lammes ohne Unterkiefer, mit unterer Mnndspalte. (Perocephahu agnathns var, hypostomus). Eine der häufigsten Missbildnngen bei Schafen. (Nr. 6397.)

3. Kopf eines Lammes ohne Unterkiefer und ohne Mund (PeroeepK agnathm vor. Mtomus), Er ist im Magaiin Jahrgang XXXnL Hft. 4. S. 485 beschrieben und auf Taf. IV. Fig. 3. abgebildet. (Nr. 6272.)

4. 5. Kopf vom Kalbe und vom aengebornen Honde mit zu kleinen Augen (Nanocephabu micrammahu). (Nr. 6401. 6316.)

6. Kopf eines Kalbes mit Sehadel- und Gaumen -Spal- tung (SehUtocephahu hemicephabu et ßssipalatinw). Kopf und Gehirn sind im Magazin Jahrg. XXXIII. Hft. 2. S. 247 be« schrieben und auf Taf. II. abgebildet. (Nr. 6270,)

7. 8. Kopf eines Kalbes und eines Lammes mit theilwei- ser Schadelspaltung (Schistoceph. hemicepK paartiaU»)^ Bei bei- den Köpfen ist die Oeffnung in den Stirnbeinen und in der Mitte des Scheitelbeines. (6330. 6271.)

9. Kalbskopf mit ganzer Gesichtsspaltung (SchiatocepK hi- fidu$). Von den bekannten Formen dieser Art weicht der vor- liegende Kopf darin ab, dass die innere Wand der rechten Augenhohle, das rechte Zwischenkieferbein und die rechte Hälfte der knorpeligen Scheidewand der Nase fehlen. Ein nicht zu deutendes bogenförmiges Knochenstuck geht vor der offenen Schadelhohlo von der linken zur rechten Gesichtshälfte, mit welchen es durch Knorpel verbunden ist. (Nr. 6329.)

10. 11. Zwei Kopfchen von Cyclopen mit grossem Munde nnd ohne Rüssel [Cyclops megalostomus arrhynchus)^ vom Ziegen- lamm und Schweinchen. (Nr- 6331. 6400.)

12. 13. Zwei Kopfchen von Cyclopen, eins mit grossem

Katalog des Museoms der Kgl. Thicrarzneischule. 297

Munde und mit Rassel (Cyclops megalost^ rynchaenua), das an- dere ohne Gesicht and ohne Rassel (Cyclops aprosopus arrktfn- chu8^ von Schweinchen. (Nr. 6398. 6399.)

14. 15. Zwei Wasserkopfe (Hgdrocephahu) vom neage- borncn Fohlen and von einem 4 Wochen alten Handchen«' (Nr. 6281. 6338.)

b) Nach der Geburt entstandene Missbildungen.

16. Kopf mit langen Nagezahnen, vom Hasen. (Nr. 6315.)

17. Kopf vom Sperling, mit einem Blaserohr -Spicker im Oberschnabel. (Nr. 6317.)

18. Schädeldach mit gans Terknochertem Sichelfortsatz der harten Hirnhaut, vom Hunde. (Nr. 6275.)

19. Exostose vom Oberkiefer, aber dem ersten Backen- zahne, vom Hunde. (Nr. 6309«)

V. Abnorme Rnmpfknochen.

1. Die Halswirbel mit doppeltem Atlas, von einem zwei- köpfigen Kalbe (Decephalus biatlanticus), (Nr. 6297.)

2. Nach links und oben gekrümmte Rückenwirbel, vom Pferde. (Nr. 6349.)

3. Die beiden letzten Rückenwirbel mit Exostosen, von einem Pferde, welches an Kreuzlahmung litt. (Nr. 6359.)

VI» Abnorme Knochen der Gliedmaassen. a) Angeborne Missbildungen.

1. Eine überzählige Zehe von der äusseren Seite des linken Vorderfasses, vom Fohlen. In den meisten, bis jetzt beobachteten Fällen fand sich die überzählige Zehe an der inneren Seite, also am inneren Griffelbein. (Nr. 6267.)

2. Ueberzähliges doppeltes Vorderbein vom Rücken einer Färse im dritten Jahre (Opisthomelophorm tetrachirus)^

Herr Kreis Thierarzt Lange in Genthin übersandte im

298 Gurlt,

«

April 1868 dieses uovollstaDdige Doppelbein und bemerkte, es ging von der rechten Schulter aus und hing von oben und hin- ten nach unten und vorn herab, reichte aber nicht bis zur Erde. Das Thier war aur Schtu ausgestellt und starb an einer Verstopfung des Psalters. -«- Der das Schulterblatt darstellende Knochen ist nicht platt, wi6 ein gewöhnliches Schulterblatt, sondern erscheint wie ein etwas platter Rohrenknochen und hat gegen das untere Ende eine Spalte» Die Gelenkgrube ist sehr flach. Das Armbein ist ebenfalls einfach, aber unregelm assig; am Mittelstück verlaufen drei Langsleisten , die swei seichte Vertiefungen begrensen. Das untere Ende ist mit dem theilweis doppelten Vorderarm verwachsen. Derselbe besteht aus zwei starken Speichen, swichen welchen ewei verkümmerte Ellenbo- genbeine, welchen aber die Hocker fehlen, liegen. Die unte- ren Enden beider Speichen sind mit der Vorderfosswnrzel be- weglich verbunden, doch besteht dieser Garpus nur aus einem Knochen. Die beiden Mittelfussknoohen sind von oben bis aur Mitte herab verschmolzen, von da ab sind sie gertennt, regel- massig gebildet und tragen zwei Paar vollständige Zehen. (Nr. 6360.)

b) Nach der Geburt entstandene Missbildnngen.

3. 4. 5. Geheilte Knochenbrüche, nämlich am linken Ober- schenkel des Hundes, am linken Armbeine des Hasen und am rechten Armbeine der Gans. (Nr. 6351. 6405. 6406.)

Rechter Vorarm und Fuss mit Osteophyten, vom Schweine. (Nr. 6298.)

7. Rechtes Oberschenkelbein mit Knochen - Neubildung über dem oberen ümdreher, vom Pferde. (Nr. 6333.)

8. Strahlbein mit Caries, vom Pferde. (Nr. 6366.)

Katalog des Museums der Kgl. Thierarzoeischule. 299

VII. Troekene Präparate von gesunden Theilen.

1. Zungenbein vom jnngen weiblichen Elephanteo. (Nr. 6301.)

2. Langgestreckte Harnblase vom Kalbe. (Nr. 6352.).

VIII. Fotas and Präparate Ton gesunden Theilen,

in Spiritus.

1. Weiblicher Pferde Fötus , 23 Wochen 5 Tage alt. (Nr. 6284.)

2. Zwillings-Fotus vom Pferde, 71 Tage alt. (Nr. 6339.)

3. Männlicher Rinds- Fötus, 27^ Woche alt. (Nr. 6285.)

4. Geschlechtstheile eines 30 Wochen alten Ebers, an welchen der Urachns noch vorhanden ist. (Nr^ 6346.)

5. Weibliche Geschlechtstheile mit den Neben-Eierstocken Ton einem fast reifen Kalbs-Fotus. (Nr. 6372.)

6. Kehlkopf vom jungeu weiblichen Elephauten. (Nr. 6300.)

7. Herz mit offenem eirunden Loche, von der Fischotter {Lutra vulgaris). (Nr. 6307.)

8. Kehlkopf, Zunge und weibliche Geschlechtstheile, von Dasypm setosus, (Nr. 6380.)

9. Herz, Zungenbein etc. von Testudo Midas, (Nr. 6263.)

10. Kopf mit praparirten Speicheldrüsen, vom Kalbe. (Nr. 6264.)

11. Kopf mit praparirten Speicheldrüsen, vom Eber* (Nr. 6338.)

12. Bauchspeicheldrüse etc. mit injicirtem Gange, vom jungen Schweine. (Nr. 6381.)

13. Die praparirten Gärtnerischen Gänge, vom Kalbe. (Nr. 6326.)

14. Kopf von Pleuronectes Platessa, (Nr. 6311.)

300 Gurlt,

IX. Trockene Präparate voo abnormer Be- schaffenheit.

1. Bin im Uteraa verschrampftes Lamm. (Nr. 6254.)

2. Haftdarm mit grossem Divertikel, vom Pferde. (Nr. 6369.)

3. Knochenkapsel vom Baachfeli der Kah. (Nr. 6374.)

4. Knochengerast aas dem Gekröse des Schweines. (Nr. 6332.)

Beide Gegenstande sind im Magaain Jahrg. 1870, Heft 1. S. 93 beschrieben and auf Taf« I. abgebildet.

5. Speichelstein aas dem linken Stenon' sehen Gange des Pferdes. Dieser Stein ist von demselben Pferde, welchem Herr Kreis - Thierarzt Maller in Stolp vor 5|f Jahren einen solchen Stein aas demselben Gange entfernt hatte. (Nr. 6265.)

6. Speichelstein von der Backe eines Pferdes. Der Spei- chelgang der Ohrdrase war gerissen, daher lag der Stein im Gewebe der Backe. (Nr. 6370.)

7. Speichelstein aas dem Stenpn' sehen Gange der Kah. (Nr. 6361.)

8. 9. Darmsteine aas dem Dickdarme von Pferden.

Der eine dieser Steine, welcher im Blinddarme lag, ist von einem 12 Jahre alten Pferde, welches 5 Jahre einem Mal- ler ond 3 Jahre einem Bäcker gehört hatte, also wahrschein- lich viel Kleie als Futter bekommen hat. (Nr. 6368. 6407.)

10. 11. Zwei Blasensteine, welche von Staten aasgestos- sen sind. Die eine dieser Stnten litt von Zeit za Zeit an Harnbeschwerden und wenn sie rascher laafen masste war der Urin mit Blut gemengt. (Nr. 6318. 6325.)

12. Blasenstein von einem Wallach, aber dessen Krank- heitsgeschichte der Einsender, Herr Kreis Thierarzt Paepke in Arnswalde, im Magazin Jahrg. XXXV. Heft 1. S. 125 Mit- theilung gemacht hat. (Nr. 6365.)

13. Blasenstein von einer Stute. Er wurde bei der

Katalog des Museums der Kgl. Tbierarzneischule. 30.1

Section des an eine^ anderen Krankheit gestorbenen Thieres gefonden. (Nr. 6408.)

14« Rande Harnsteinchen, welche die Harnröhre eines jungen Stiers bis znr S- formigen Krammung verstopft hatten.

(Nr. 6360.)

15. Concrement aus dem Grimmdarme des Pferdes. (Nr.

6314.) "'

16. Grosser Haarball, der im Mastdarme eines 4jährigen Schlachtochsen gelegen haben soll. (Der Einsender hat den Haarball nicht selbst gefanden.) (Nr. 6278.)

17. Verkalkte Fettgeschwalst ans der Harnblase des Pfer- des. Sie wurde far einen Blasenstein gehalten. (Nr. €391.)

X. Missgeburten und Präparate von abnormer Be- schaffenheit, in Spiritus.

a) Angeborne Missbildungen.

1. Kugelige TJngestBlt (Amorphus globosus)^ von der Ziege. Es ist diea der erste Fall, der mir bei der Ziege vorgekom- men ist, während diese Missbildung bei Rindern nicht selten

ist. (Nr. 6321.)

2. Die Knochen von mehreren kugeligen üngestalten von

Rindern. (Nr. 6308.)

3. Lamm ohne Unterkiefer und mitkleinem Munde (Peroce- pkahs agnaihus vor. microstomta). (Nr, 6295.)

4. Schlundkopf, Kehlkopf etc. vom Lamme ohne Unter- kiefer mit unterer Mundspalte. Hier fehlt die Zunge gana, während in den meisten Fällen doch ein Rudiment davon vor- handen ist. (Nr. 6390.)

5. Kopf und Hals eines Lammes mit Schädelspaltaog (HemcephaUa partiaUs)^ Nur an den Stirnbeinen fehlt das Schä- deldach, und diese Oeflfnung ist durch die Verwachsung (Nicht- trennung) mit der Schafhaut entstanden, so dass auch eine Trennung der Haut am Halse besteht. Höchst sonderbar ist

302 Gurlt, ^

der Unterkiefer geformt; er ist nämlich tod den Seiten zu- sammengedruckt, daher sa hoch, der Körper hat die Schneide- zahne in zwei über einander stehenden Reihen, die obere Reihe hat 4, die untere 3 Schneidesahne. Der rechte Ast hat 2 Rei- hen Backenzahne , eine Reihe (3 Zahne) nach oben (wie gewohn- lich), die andere Reihe nach der äasseren Seite der Backe zu- gewandt. (Nr. 6327.) *'

6. Pferde-Fotas mit Kabelbrach, 6 Monate 20 Tage alt.

(Nr. 6340.)

7. Cyclopisches Händchen ohne Mund und ohne Rassel fCycIops astamus var^ arrkynchui), (Nr. 6296.)

8. Cyclopisches Schweinoben, mit einem Wassersack am Halse. (Nr. 9358.)

9. Kopf mit verbundenen Doppelgesichtern (Diprosopus conjunctus), vom Kalbe. (Nr. 6341.)

10. Das Gehirn von demselben. (Nr. 6312.)

11. Ungleiche Zwillinge mit acht Beinen, vom Schaf (Heterodidymua octipes fxar^ emprotikochirophorus)^

Die voriiegende mannliche Missgebart gleicht. im Aeusse- ren ganz der im Magazin Jahrg. XVIII. HefC 3. S. 352 fif. be- schriebenen und auf Tafel III. abgebildeten weibliehen Miss- gebnrt. Die innere Untersuchung zeigt jedoch einige Ab- weichungen.

1) Es ist ein Nabelbruch vorhanden, so dass die Bauch- eingeweide zum Theil ausserhalb der Bauchhohle liegen.

2) Es ist nur ein Kehlkopf, eine Luftrohre und ein Lun- genpaar vorhanden, aber zwei Schlünde.

c

3)' Die Grimmdärme von beiden Körpern machen die ge- wohnlichen schneckenförmigen Windungen, die recjite Leber hat eine Gallenblase, die linke nicht.

4) Die Hoden liegen in der Bauchhohle und die äusseren Geschlechtstheile des Parasiten sind sehr klein.

5) Die vordere Aorta des Tragers giebt an diesen die ge- wohnlichen Gefasse ab. Aus der Brust -Aorta desselben ent-

Katalog des Museums der Kgl. Thierarzneischule. 303

springt die Aorta für den Parasiten, welche «uerst die Arte- rien für die Vorderbeine desselben abgiebt, dann frei 3efa^e- bend dnrch die Brasthohle nnd das Zwerchfell länft und eine starke Arterie an die Banch -Eingeweide, und eine zweite an das Hintertheil des Parasiten abgiebt. Für die Banch- Einge- weide des Tragers bilden die Bauchschlagader (A. coeUaca) und vordere GekrSsarterie (A. meaenterica anterior) einen ge- meinschaftlichen Stamm. (6342.)

12. Brnstswillinge mit nur einem Kopfe (Thoracodidymus monocephalus). Der Kopf ist mit dem linken, unvollständigen Korper verbunden, der rechte kopflose Korper ist übrigens der vollständigere.

1) Skelet. Der Kopf ist regelmassig. Die Wirbel- säule des linken Korpers besteht nur aus 7 Hals- und 7 Rückenwirbeln, hat 7 linke Rippen, von welchen nur die erste mit dem Brustbeine verbunden ist, und nur eine rechte Rippe. Au der Wirbelsaule des rechten Korpers ist nur der zweite bis fünfte Halswirbel vorhanden, wovon der zweite mit der Wirbelsäule des linken Korpers durch ein Band ver- bunden ist; die Rucken-, Lendenwirbel und das üebrige ist vollständig. Dreizehn Paar Rippen sind zwar vorhanden, aber das 1., 2. nnd 3. Paar sind mit dem 3. bis 5. Halswirbel, die übrigen Paare mit den 13 sehr schmalen Ruckenwirbeln ver- bunden. Die Rippen der rechten Seite dieses Körpers haben ihre regelmässige Stellung, und Verbindung mit dem Brust- beine; die der linken Seite sind ganz, nach hinten gekehrt. Beide Rumpfe sind nur. durch Muskeln verbunden. Glied- maassen: Das linke Vorderbein des linken Korpers ist normal; statt des rechten ist nur ein dreieckiger Knorpel (Schul- terblatt) vorhanden. Das Becken ist sehr mangelhaft und tragt zwei Oberschenkelbeine, von welchen nur das linke die Anlage zum Unterschenkel hat. Am rechten Körper sind alle 4 Beine normal.

304 Gurlt,

2) Die Brust-Eingeweide sind eiofacli, daher aooh Kehlkopf und Luftröhre.

3) Bauch- Eingeweide. Der Schlund ist so weit ein- fach, bis er die beiden Magen erreicht. Am linken K5rper ist der Magen klein, die Leber auch kldn und ohne Gallen- blase, die Milz gross. Am rechten Körper ist der Magen grosser, auch die Leber, die eine Gallenblase hat; aber die Milz ist kleiner und doppelt. Von beiden Magen vereinigen sich die Zwölffingerdärme, dann ist auch der Leerdarm einfach, aber der Hüftdarm ist doppelt. Der linke geht in einen an beiden Enden geschlossenen Dickdarm über;, der rechte geht in einen längeren Dickdarm über, jedoch fehle^ die dem Kalbe eigenthümlichen schneckenf5rmigen Windungen des Grimm- darmes.

4) Harn- und Geschlechtsorgane. Der linke Kor- per hat nur die linke Niere, der rechte Korper hat beide Nieren. Ebenso hat der linke Kor per auch nur einen Ho- den , der hinter dem Zwerchfelle liegt , der rechte K5rper hat beide Hoden wie gewohnlich. Aeussere Geschlechtstheile sind vorhanden.

5) Arterien. A(ftrta und Lungen - Arterie entspringen vereinigt aus beiden Herzkammern. Aus diesem Stamme gehen zuerst die «beiden Kranz-Arterien des Herzens ab, dann die beiden Lungen - Arterien einzeln; hierauf macht der Stamm den Aortenbogen, aus welchem folgende Gefasse hervorgehen:

a) die Armkopf -Arterie (A. anonyma)^ welche die beiden Carotiden und die linke Sdilüsselbein- Arterie für das linke Vorderbein des linken Körpers abgiebt; dann wird sie zur hinteren Aorta dieses Korpers, giebt 1 Nieren-, 1 innere Saamen - Arterie , die Arterien an beide Lebern ab, und versieht die unvollständigen Darme und das Hin- tertheil dieses Korpers. Aus dem Aortenbogen entspringt ferner :

b) eine Schlüsselbein -Arterie für die beiden Vorderbeine

Katalog des Musenms der Kgl. Thierarznelschule. 305

des rechten Körpers, dann gebt sie als hintere Aorta dieses Korpers an der Wirbelsaale nach hinten and Ter- aweigt sich wie gewohnlich. (Nr. 6392.)

13. Nengebornes Sehweinchen mit Baachwassersucht und Terkummerten Gliedmaassen. Bs ist im Magaxin Jahrgang XZXIV., Heft 1. S. 115 ff. beschrieben and anf Taf. I. ab- gebildet. (Nr. 3606.)

14. Das linke Hinterbein eines Kalbs -Fötus aas der Baochhohle eines normal gebildeten Kalbes (FoetM in foetu). Es ist im Magaain Jahrg. XXXV., Heft 3. S. 347 ff. beschrie- ben and anf Taf. III. abgebildet. (Nr. 6393.)

15. Gehirn eines Kalbes mit Schädel- nnd Gaomenspal- tnng. Es ist im Magazin Jahrg. XXXIII., Heft 2. S. 247 be- schrieben and anf Taf. II. abgebildet. (Nr. 6273.)

16. Gehirn eines cvclopischen Fohlens. (Nr. 6323.)

17. Das Ange and die verschmolsenen Crystall- Linsen desselben Fohlens. (Nr. 6324.)

18. Doppelter Kehlkopf und Schlund von einem 2 kopfi- gen Kalbe (Dicephahs biatlanticus), (Nr. 6268.)

19. Verschmolzenes Doppelherz mit 2 Klappen des eirun- den Loches, von demselben Kalbe. (Nr. 6269.)

20. Scheinbar doppelte rechte Niere vom Fohlen. Es ist nur ein Nierenbecken und ein Harnleiter an derselben. (Nr. 6357.)

21. Eingeweide eines Ziegenlammes mit doppeltem Steiss (Dippgus »ubbicolKs). Das Skelet ist S. 295, Nr. 3. beschrie- ben. (Nr. 6383.)

b) Nach der Geburt entstandene Missbildungen.

a. Gehirn, Nerven und Auge.

22. Gehirn mit Tuberkelbildung am grossen Gehirn, von einer 2jährigea Färse, welche auch Tuberkeln am Brustfelle hatte (Fransosenkrankheit); Das Thier litt sehr an Störung

Mag. f. TbierhelUc XXXYI. 3. 20

306 Gurlt,

der Gehirnthatigkeit und zeigte sich zuletzt wie ein im hohen Grade koUeriges Pferd. (Nr. 6353.)

23« Grosses Cholesteatom ans der rechten Seitenkammer des Gehirns, vom Pferde, welches an Apoplexie starb, Aaf- fallende Erscheinongen Ton Dammkoller worden nicht wahrge- nommen. (Nr. 6388.)

24, Ebenfalls ein Cholesteatom ans der rechten Seiten- kammer des Gehirns, vom Pferde. Das Aftergebilde enthalt nnr sehr wenige Cholestearin - Krystalle. Die Erankheitage- schiohte ist im Magazin Jahrg. XZXV, Heft S. 457 mitge* theilt. (Nr. 6389.)

25« Verdickter letzter Zwischenrippen* Nerv, vom Pferde. Die letzte Rippe war gebrochen, aber wieder geheilt ond der Nerv war mit der Bruchstelle innig verbanden. (Nr. 6322.)

26. Rinder-Ange nrit Medallar-garcom. (Nr. 6274.)

27. . Pferde-Aage mit verkalktem Glaskörper. (Nr. 6375.)

b) Nasenhöhlen and Kehlkopf.

28. Poljp in der rechten Nasen- und Oberkieferhohle und Vorfall des rechten Aages, von einem 20jährigen Hengst. Durch den Druck des Polypen ist die innere Wand der Angen- h5hle geschwunden and der Augapfel hervorgedrangt worden.

Das Thier litt schon seit l|f Jahre an dem Vorfalle, bis es endlich auf beide Augen erblindete und getodtet wurde. (Nr. 6262.)

29. Kehlkopf mit Sarcom, von einer Kuh, die an be- trächtlicher Athembeschwerde litt. (Nr. 6299.)

30. Kehlkopf eines 6jährigen Ochsen, welcher im hohen Grade an der Franzosonkrankheit litt. (Nr. 6354.)

31. Kehlkopf mit einem Poljpen, vom 2^jährigen Rinde. (Nr. 6304.)

c) Herz.

32. Entzündetes Herz von einer Kuh. Wahrscheinlich durch eine Verletzung von der Haube aus entstanden. (Nr. 6286.)

Katalog des Mnseams der Kgl. Thierarzneischnle. 307

33. Herz mit angelagerter Taberkelmssse, von einer Knh, die an der Franzosenbrankheit litt. (Nr« 6345.)

34. Herz mit Faserstoffgerinnsel an den Klappen, von einem 12 Wochen alten Fohlen, welches an Herzbeutel- Wasser- sncht litt. (Nr. 6302.)

35. Herz mit Sarcom an den Klappen, vom balbjahrigen Schweine, welches anter Gonvnlsionen starb. (Nr. 6344.)

36. Herz mit einer Nadel, von einem Jansen Honde« (Nr. 6308.)

d) Zange und Schlnnd.

37. 38. Zwei Zangen mit Epithelial -Gancroid, von Rin- dern. In einer Zange ist Platten- in der anderen Gylinder- Epithel. (Nr. 6386. 6394.)

39. Schlund mit Epithelial - Waeherang an der Sehleim- haat, von der Kah. (Nr. 6376.)

e) Magen, Milz and DarmkanaL

40. Ein Theil des Pferdemagens mit einem kleinen Po- lypen. (Nr. 6387.)

41. Ein Theil des Wanstes mit verkalktem Sarcom, von

der Knh, (Nr. 6288.)

42. Milz mit Sarcom, vom 1 jahrigen Schweine, (Nr.

6343.)

43. Verengter Uebergang des Haftdarmes, in den Grimm»

darm, vom Hände« (Nr. 6377.)

f) Harn- and Geschlechtsorgane.

44. Niwe mit einem Aneurysma der Nieren - Arterie,

vom Pferde. (Nr, 6287.)

45. Niere mit einer Nähnadel, von einem Hunde, der am

Blutharnen litt. (Nr. 6356.)

46. Hode mit Tuberkelmasse, vou einem 5 monatlichen

Eber. (Nr. 6257.)

20*

308 Gurlt,

47« SaamenatraDg mit Aneurysma Tarioosom, von einem 3jährigen Ochsen. (Nr. 6367.)

48. Vorhant mit Warsen, von einem Ballen* (Nr. 6289.)

49. 50. Zwei Ochsen -Penis mit Harnrohrensteinen. (Nr. 6290. 6387.)

51. Rechtes nicht hohles Uterus -Hörn, von der Stute. (Nr. 6291.)

52. Vertohrampfter Zwillings - Fotns , vom Pferde. (Nr. 63o9.)

53. Unvollständiges Ei aus der Bauchhohle der Henne.

(Nr. 6355.)

g) Sehnen und Knochen.

54. Die abgerissene Sehne des langen Vorarmbengers vom Aoromion des Pferdes. (Nr. 6292.)

55. Osteosarcom am Unterkiefer eines Fohlens. Die Krank- heitsgeschichte ist im Magazin Jahrg. XXXIII. Heft I. S. 53 ff. mitgetheilt und eine Abbildung auf Taf. L gegeben. (Nr« 6256»)

56. Oberkiefer mit E{»thelial - Gancroid, vom Pferde. (Nr. 6294.)

57. Rechter Ast des Unterkiefers mit Cjlinder-EpiChelial- Cancroid, vom Pferde. (Nr. 6364.)

h) Haut- und Aftergebiide.

58. Hautstnck mit Schafpocken. (Nr. 6258.)

59. 60. Balggeschwulste mit Federn, aus der Bauchhohle von zwei Gänsen. (Nr. 6259. 6371.)

61. 62. Sarcome aus der Bauchhohle ties Kalbes und Ochsen. (Nr. 6260. 6293.)

63. Sarcome mit Fettzellen, welche sich an verschiedenen Korperstellen im Unterhaut -Bindegewebe einer Kuh gebildet hatten. (Nr. 6379.)

64. Haematom aus der Bauchhohle eines geschlachteten fetten Schweines. (Nr. 6395.)

Katalog des Mtueams der Egl. Thierarzneiflchiile. 309

XI. Injicirte Präparate«

1. Starke rechte IlDter-Aagenhohleii- Arterie, Yom Pferde. (Nr. 6276.)

2. Die Ohr-Arterien, vom Pferde. (Nr. 6277.)

3. Starke oberflächliche Arterien am rechten Hinter-Mit- telfass des Pferdes, (Nr. 6255.)

4. Abweichender ürsprang der kleinen Schienbein-Ar- terie an beiden Hinterfässen des Pferdes. (Nr. 6334. 6335»)

XII. Eingeweidewarmer.

1. Filaria papulosa fem. E., aas dem Aage eines 3jäh^ rigen Pferdes. Der Fall ist im Magazin Jahrg. XXXIII. Heft 4. S. 484 mitgetheilt. (Nr. 6396,)

2. Trichocephalas affinis R. , aas dem Dickdarme von Antilope picta. (Nr* 6266.)

3. Strongjlas criniformis R., aas dem Darm von Meles Taxas. (Nr. 6362.)

4. Ascaris commatata R., aas dem Darm von Bofo vari- abilis. (Nr. 6253.)

5. Ascaris labiata R. , aas dem Darm von Maraena An- gaüla. (Nr. 6279.)

6. Ascaris compar Schrank, aas dem Darm von Tetrao ürogaUas. (Nr. 6384.)

7. Nematoideam? geschlechtsanreif, aas der Baachhoble von Gadas Callarias. (Nr. 6373.}

8. Amphistoma scleroporam Crepl«, aus dem Darm von Chelonia Midas. (Nr. 6252.)

9. Bothriocephalas Valpis nova spec.?, aas dem Darme von Canis Valpes. (Nr. 6310.)

10. Taenia ocellata R., ans dem Darm von Maraena An- gaiUa. (Nr. 6347.)

310

Gurlt,

Xm. Bpisoen.

1. Trichodectes latus N.» too Cvaia Lupus. (Nr. 6320.)

2. Pulex Canis Dog^s, tod Canis cinereo - argentens. (Nr. 6319.)

3. Acarus Siro, Tom Käse. (Nr. 6363.)

4. Raudemilbea tod Caria Gobaya.' (Nr. 6261.)

Namen - V erzeichniss

der gütigen Einseoder von Gegeustanden für das Museum.

Herr A 1 b r 6 c h t , Departements- Thierarat.

- Arnsberg, Kreis -Tbier-

arzt.

- Bartelt, Thierarzt.

- Besser, Stabs -Rossarst

- Bock mann, Thierarzt. V. d. Borne«

Braun, Thierarzt.

- Bremer, desgl.

- Brenne kam, desgl.

- 0 r 0 m e.

- 0 r n g e r , Kreis-Thierarzt.

- Dietrich, desgl. Digmann, Thierarzt.

- Drewin , desgl. '

- Duncker, desgl.

' Eberhard tjKreis-Thier- arzt.

Herr Eichler, Thierarzt.

- Einicke, Kreis -Thier-

arzt.

- Frauenholz, Thierarzt.

- Friedemann, desgl.

- Dr.Furstenberg, Prof.

- G a b b e y , Thierarzt.

- G a r k e , Ritterguts Be-

sitzer.

- Gollmer, Thierarzt.

- Gruwe, desgl.

- Hackbarth,Krei8«Thier-

arzt.

- Haertelt, Thitratzt.

- Hauckold, Kreis-Thier*

arzt.

- Dr. Hertwig, Professor. Hey de, Brauerei - Be«

sitzer.

Katalog des MoBeums der KgÜ Thierarzneisohale.

311

Herr Hildebrandt, Veteri- nair-Asaesflor.

- Holsendorff, Kreis-

Thierarat.

- Hath, desgl.

- JeniBch, Thierarat.

- Johow, Kreis-Thierarzt. . - Jost, desgl.

- Jaling, desgl.

Kaamann, desgl.

- Keiper, Ober « Rossarst

a. Gestüt-Inspector.

- Klose, Thierarst.

Koaths, desgl.

Ko berste! o, Stabs- Bossarat.

- Koelling, Thierarzt.

- K o e n i g . Kreis - Thier-

arzt a. D.

- Koerner, Thierarzt.

- Baron von Kor ff.

. K n e h 1 i n g, Ober-Rossarzt u. Gestat-Inspector.

- Kaehnert, Kreis*Thier-

arzt.

- Kuttbach, GestfiMloss-

arzt.

- Lange, Kreis-Thierarzt.

- Lehmann, Stadt-Thier-

arzU

- Lemhoefer, Thierarzt. . Ludwig, desgl.

» Liisen«ky, Stabs* Ross- arzt.

Herr Lustig, Kreis »Thierarzt.

- Mann^ Thierarzt.

- Meer, Kreis-Thiei'arzt.

- Merten, Thierarzt.

- Mewes, verst. Depart.-

Thierarzt.

- Mahlenbein, Inspector.

- Müller, Lehrer.

M u 1 1 e r , Kreis-Thierarzt.

Napp, Stabs-Rossarst.

- Nitsehe, Thierarzt.

. Nonn, Kreis-Thierarzt.

- Oemler, Thierarzt.

- Paepke, desgl,

- Prinz, desgl.

- Rauch, Kreis -Thierarzt.

- Rathke, desgl.

- Reinhardt, desgU

- Rem er, desgl.

- Dr. Richter, Depart.- Thierarzt.

- Rick er t, Thierarzt. Rompier, Kreis -Thier- arzt.

- Roesslar, desgl.

- Rogge, Thierarst.

- Roh de,, desgl.

- Ruthe, desgl.

- Schenk, desgl.

* Schmidt, desgl.

- Scholz, Kreis Thier- arzt«

* Seh rader, Stadt«Tbier- arzt.

312

Merteiiy

Herr Schwalenberg, Kreis* Thierarit. Sohwars, Thierarct.

- Seel, Betriebs -Director.

- Siebert, Tbierarst.

- Graf YOii Solms.

Dr. Spinola, Prof.

- S tapp OD, Tbierarst.

- Steinlein, Amtmann.

- Stelkens, Tbierarst.

- Stobr, Kreis -Tbierarst.

- Streratb, desgl.

Herr Ulm, Tbierarst.

Dr. Ulricb, Departem.-

Tbierarat» Voss, Kreis-Tbierarzt.

- Waltber, Gestat-Ross-

arst.

- Wegen er, Tbierarst*

- Werner, Stabs-Rossarst.

- Wiljte, Tbierarst. Wisser, desgl,

- Wollgast, Rossarst.

- Walff, Stabs-Rossarzt.

VI.

Nochmals das Incabatims- Stadium der Sduifpacken.

Vom

Tierarzt Merten, in Drossen.

In dem Magazin für die gesammte Tbierheilkande, 35. Jabrgang, p. 228 n. f. babe icb ein Referat nber einen von mir beobachteten anomalen Verlauf der Scbafpocken geliefert und dargethan, dass das Reactionsfieber viel frnber, als bisher angenommen wurde, eintreten und dennoch schützende »-^ wirk- liche — Pocken vorhanden sein können.

Diese meine Behauptung hat von Seiten des Konigl. De- partements-Thierarstes Herrn Erdt zu Coslin in der Zeitschrift »Der Tbierarzt'', Heft Nr. 11. und 12. pro 1869, eine Erwi- derung gefunden, für welche ich ihm hierdurch öffentlich mei- nen Dank abstatte. Denn es dürfte dieser Weg wohl der geeig-

Incabations-Stadiam der Schafpocken. 313

nete sein, BeobaohtangeD über AbweichnngeD von anerkanoteD Grundsätzen als das hinzastdllen, was sie verdienen, oder aber ihnen eine Beachtung zu Theil werden zu lassen«

Herr Er dt sacht in dem citirten Aufsätze nachzuweisen, dass das von mir am 2. 3. Tage nach der Impfung beob- achtete Reactionsfieber und die am 4. 5. Tage eingetretene Eruption weder Reactionsfi«ber noch Eruption auf Pockencon- tagium gewesen, sondern dass Eiterljmphe angewendet ist, und stützt diese Behauptung darauf, dass die Pocken das Stadium der Reife nicht erlangt haben. Femer meint dieser Autor pag. 272, dass die Pocken am 11. Tage nach der Impfung noch nicht reif gewesen waren. Ich finde diese Behauptung sehr natürlich, wenn ich bedenke, dass die Schafpocken eine Sta- bilität besitzen, wie kaum etwas Anderes im Naturreiche. Des- senungeachtet können Naturgesetze auch Ausnahmen unterliegen. Ob diese Ausnahme nicht schon dagewesen, steht dahin; we- nigstens schweigt die Literatur darüber. Dass ich jedoch achte Pocken vor mir gehabt, darauf will ich hier naher eingehen, weil mir früher die Zeit dazu mangelte.

Die am 18. August 1868 in Grunow von mir revidirten Pocken boten zunächst das Bemerkenswerthe dar, dass die Impfstellen in. vielen Ohren, mit einer eitrigen, in anderen mit einer brandigen Kruste bedeckt waren, und dass Impfpocken fehlten« Es konnte jedoch auch die Bemerkung gemacht wer* den, dass Lymphe vorhanden gewesen, war; denn die Ohren, die SU der angegebenen Zeit einen purulenten Prozess zeigten, der ungefähr die Grosse eines pren ssisehen Groschens einnahm, liessen an dieser Umflache in den feinen Haaren bernstein- farbige Krusten erkennen, die eine 9 auch wohl zwei Li- nien dick waren, wie wir solche nach jeder Impfung, wenn die Blasen geplatzt sind, wahrnehmen.

Bei Rücksprache mit mehreren Bauern wurde mir über- einstimmend mitgetheilt, dass die Pocken am 5. Tage aufge- platzt waren.

S14 Merten,

Meine Be«orgniss, dass ich keine wirklichen Pocken vor mir habe, war natürlich eine grosse, denn die bernsteinfarbi- gen Krusten konnten meine Angst nicht heben, and anter Be- räcksiehtigang der Literatur war mir ein solcher Fall nicht be- kannt. Ich stand da, ein HeriLoles am Scheidewege; ich wasate nicht, was ich machen sollte.

Die angewandte Lymphe hatte ich 1 Stande yorher von normal verlanfenden Pocken, ond «war am 12. Tage nach der Impfang entnommen. Sie war von tadelloser Beschaffenheit. Das Impfgeschaft war lege artis, naeh anerkannten Grandsat sen ansgefährt, so dass nach dieser Richtaog kein Fehler stattge- funden hatte. Dennoch die angegebene Ueberraschung !

Wie ich bereits froher angegeben, itnpfte ich in den näch- sten Tagen, nachdem die Schafe in Gmnow geimpft waren» drea 6000 Schafe and besog die benothigte Lymphe aus Frank- furt von dem Departements -Thierarst Herrn Weber. Diese war von den Schafen des Gates Lippenae, wo aach die Lym- phe her war, die ich in Grunow anwandte, entnommen nnd verdiente durchaus keinen Tadel.

Mit dieser Lymphe impfte ich in Zweinert, Gross* und Klein -Rade, Klein -Lubliehow, Oegnits und am 14. Angust 1868 500 Schafe bei dem Herrn Rittmeister Krickau auf Li- naberg, dicht bei Dressen. Nachdem ich das Resultat meiner

«

Impfung in Grunow wahrgenommen, und in den genannten Ortschaften dasselbe gesehen hatte» begab ich mich am 19« August nach Linaberg. Was ich im Voraus befürchtete, traf zu, die Pocken waren reif.

Bei der Durchsicht dieser Schafe fiel mir aunichst auf, dass alle Thiere hoher gerothete und stark thranende Augen hatten , bei vielen die Härchen an den Angen verklebt nnd die Thiere sehr eingeschlagen waren. Ferner sagte mir der Scha- fer, dass die Schafe am 2. 3. Tage nach der Impfang sehr niedergeschlagen gewesen wären und kaum etwas gefressen hat- ten. Manche hätten jetzt noch keinen richtigen Appetit.

Incabations- Stadium der Scfaafpocken. 3i&

Diese Impfang war eine Nothimpfang; es hatten bereits 9 Scliafe die natarlichen Poeken.. Von diesen hatte ich aneh eine Anzahl Schafe geimpft, die Imp&ng der ganzen Heerde aber deshalb unterlassen müssen, weil die meisten von diesen Thieren zu elend , mit Pocken obersäet waren and die stärkeren nicht die nothige Menge Lymphe lieferten«

Bei der Durchsicht fand ich, wie bereits erwähnt, eine Gleichmässigkeit. Wir sachten nun speciell nach den Thieren, die von den natürlichen Pocken- geimpft waren; es fand sich jedoch nichts Abweichendes von den ans Glasrohrchen geimpf- ten Tor.

Die in den Ohren vorgefundenen Pusteln waren meistens nur klein, die Epidermis war als eine faltigweisse Blase nur sehwach von 4er Lederhant aafgehoben und beherbergte eine gans klare Flüssigkeit. Mehrere Pocken, die noch nicht so weit vorgeschritten, standen auf einem schwachrosa gefärbten Omnde in einer ziemlich begrenzten ümfläche um den Impfstich.

Dieses Alles sah ich an dem Tage, ohne jedoch die ge- ringste üeberzeugung zu erlangen, wirkliche Pocken vor mir zu haben, daher auch ausser Stande, eine Antwort, ob Pocken oder nicht, ertheiien zu können.

Man konnte mir hier den Vorwurf machen, warum ich die Schafe aus den beschriebenen Pocken nicht nachimpfte. Dieses hatte darum keinen Zweck gehabt, da ich ja mehrere Schafe aus natürlichen Poeken geimpft, ausserdem helle geruchlose Lymphe angewandt hatte, obwohl letztere bereits 7 Tage alt gewesen, und ich in Grunow mit ganz frischer Lymphe das- selbe Resultat wie hier erzielt hatte. -—

Ein Umstaind blieb bei diesen Schafen noch zu berock- aichtigen , es fanden sieh am 2. 3. Tage nach der Impfung noch 24 Schafe mit naturlichen Pocken. Später keins mehr.

Unter Berücksichtigung, dass am 2. 3, Tage nach der Impfung sämmtliche Schafe erkrankten, ausgesprochen «durch die Traurigkeit, das Nichtfressen, durch die hoher gerotheten

316 Herten,

und tbräoenden Aagen, liets sich annehmen, dast dieses ein fieberhafter Zustand gewesen, der darch die Impfung her- beigeführt war. Die Impfohreu bekundeten femer eine Gleich- massigkeit, die Reaction nach dem Impfstich war bei allen Sehafen gleich, die vorhandenen Blasen enthielten eine klare Lymphe, sollte man da nicht an Pocken denken, an eine ver- frühte Eruption?

Am 20. August and ferner impfte ich Schafe in Klein- Kirschbaum« Trebow, einen Theil in Oegnits u, s. w. und in Drossen. Zunächst beschrankte ich mich darauf, ans natur- lichen Pocken zu impfen.

Die auswärts geimpften Schafe entsogen sich mehr meiner Aufmerksamkeit, wahrend ich den am Orte eine bessere Beob- achtung schenken konnte und nun meine besnglicheu Wahr- nehmungen mittheile.

Die bis dahin munteren Schafe verfielen am 2. 3. Tage nach der Impfung in eine Traurigkeit, sie standen theilnahmlos, beachteten das Futter wenig oder gar nicht. Wurden diese Thiere ausgetrieben, so lagen sie meistens. Der Temperatur- wechsel an diesen Thieren wnrde vorzugsweise an der Nase wahrgenommen. Die Augen rotheten sich mehr und mehr und secernirten eine helle Flüssigkeit, die die Augenlider verklebte, wodurch die Augen meist geschlossen gehalten wurden. Das Impfohr wurde im Ganzen warmer, empfindlicher, der Impf- stich rothete sich hoher und gewann an Ausbreitung, Diese gewann ^ie Grosse ungefähr eines Silbergroschens und war von Farbe ziemlich hochroth.

Am 4. und 5. Tage nach der Impfang. sah man suocessive die gerothete Stelle bleicher werden und die Epidermis sich abheben. Vorzugsweise war am 5. Tage dann eine weisse, faltige Blase an der Stelle entstanden, die eine wasserhelle Lymphe beherrbergte. Um diese Zeit Hess die Anschwellung der Qhren, die Empfindlichkeit und Warme nach, and damit hatte die Sache ein Ende bis auf die Prozesse, die noch in

lucubatious- Stadium der Scbafpocken. 317

den Ohren fbrtbestandeo. Diese fanden ihren 4^asdrack su- nächst darin , dass die Pocke welk warde, das Tollsaftige Aas- sehen verlor, sich eindickte, eitrig wurde, einschrumpfte, ab- starb und in einen Schorf verwandelt wnrde. Unter diesem fand sich schliesslich eine schwache Granulation ein, der Schorf fiel ab, das Stadium subsidentiae hatte daher sein Ende er- reicht und dem Stadio reproductionis Platz gemacht«

Die vollständige Abheilung der Ohren konnte ich natürlich zuerst in den Ortschaften beobachten, wo ich am ersten geimpft. Ich habe sie nur deshalb hier angefahrt, um nicht wieder dar- auf zurückkommen zu müssen.

Alle abgeheilten Ohren zeigen einen Knick« Manche zei- gen sich so umgebogen, als ob man mit einer Kneifzange die Ohren kurz geknickt hätte. Alle Ohren weisen an ihrer Spitze eine Narbe nach , die bei manchen Schafen starker als bei an- deren ausgeprägt ist, da durch die seiner Zeit bestehende grosse Hitze das Stadium reproductionis nicht so bald sein Ende exreichte. Von den im Jahre 1868 geimpften Schafen leben noch sehr viele.

Als ich sah, dass die Pocken, die ich aus natürlichen impfte, ebenso verliefen, wie diejenigen, die ich aus Glasrohr- chen geimpft hatte, so entnahm ich Lymphe in Gläschen und impfte tapfer drauf los. Ich nahm auch Schafe mit, wenn es anging.

Allerdings war ich noch nicht recht sicher, ob die Pocken schützen würden. Diese Besorgniss wurde noch erhöht, als Antwort auf die an Autoritäten abgesandten Briefe eintraf, die mir den guten Rath gaben, anyorzügllch mit frischer Lymphe aus normal verlaufenden Pocken nachzuimpfen, da ich Pocken nicht vor mir hätte, wohl aber ein natürlicher Ausbruch der Pocken binnen 3 Wochen zu gewärtigen stände.

Dieses ereignete sich Ausgangs des Monats August. Es waren mithin bereits 3 Wochen nach der ersten Impfung ver- Bossen , ohne dass die geringste Ansteckung stattgefunden, viel-

31S Herten,

mehr waren Sebefe, die mit natfirliohen Pocken behaftet, in. den Heerden geblieben; sie waren abgeheilt and hatten keine weitere Anetecknng ersengt« Confer. hierüber den vorigen Anisats.

Ich mnss daher alle Zweifler, keine wirklichen Pocken vor mir gehabt sn haben, anf die Sachlage verweisen ond ihnen SU bedenken geben, dass Schafpocken bei der grossen Flüch- tigkeit ihres Contaginms, for welches die Schafe angemein in- cliniren, nar an sehr geeignet sind , eine natnrliche Ansteckung sa erzeogen. Impft man mit Lymphe, die schlecht ist, so wird man in jeder Schafheerde eine natürliche Ansteckong hervor- rofen, weil sie dennoch so viel Ansteckungsstoflf in sich birgt, die Schafe ron der Langenseite ans an inficiren.

Ferner gebe ich sn bedenken, dass ich Schafe mit natür- lichen Pocken, sobald die Eruption eintrat, in den Heerden iiess« Ich hatte dieses lassen müssen , hätte ich mich nicht verge- wissert, kein Unheil ansastiften, an einem Uebel noch ein awei- tes an schaffen. Ferner mochte ich gern wissen, wie das an- ging, dass in einer Schafheerde von 1100 Köpfen, wie ich sab 5. erwähnt habe, 80 Schafe swischen dem 10. 12. Tage er- krankten (mehrere sind wohl schon früher erkrankt); and spä- ter nicht eins mehr. Um diese Zeit sind aber die Pocken mit normalem Verlauf erst reif, Erkrankungen können also erst später eintreten.

Berücksichtigt man ferner die Reaction auf die Impfung, die Gleichmässigkeit im ganzen Verlauf und Ausgang, so wird man nicht umhin können, den erwähnten Pocken ein Reactions- £eber und eine Eruption au vindiciren, wie wir solches beim normalen Verlauf sehen. Das im October eingetretene kohle Wetter änderte erst die Sachlage.

Wie 8ub 6. erwähnt, impfte ich am 18. October 2500 Schafe und zwar auf dem Rittergute Lieben, dem Herrn Gra- fen von Franken-Sierstorpff gehörig. Hierbei benutate ich Lymphe von den erwähnten frühen Pocken, die Schafe

Incubations- Stadium der Schafpocken. 319

warden gezeiohoet, aber die kahle Temperatur brachte ihre Wirkung und somit den normalen Verlauf £ur Geltung.

Ich suche daher die verfrühte Eruption lediglich in der grossen Hitse, weil hierdurch das Pocken contagium schneller 'yerflnchtigt, die Thiere au der Aufnahme desselben mehr dis- ponirt werden, mithin eine schnellere Ansteckung yerursacht wird» Möglich ist, dass die betreffende Lymphe eine andere ZusammensetKung angenommen, dass die Ansahl der Zellen und Kerne in derselben grosser gewesen ist, als unter anderen Verhaltnissen, Ich habe verabsäumt, diese Lymphe geeigneten Personen zur näheren Untersuchung zu übersenden.

Das früh eingetretene Reaetionsfieber ist auch jedenfalls die Ursache, dass ich so wenig, fast gar keine Verluste hatte, und dass nur besondere Umstände, wie ich früher angegeben, in einer Heerde Verluste herbeiführten. Denn es durfte keine Impfzeit sein, bei + 26 Gr. R. und mehr, Schafe zu impfen.

Ferner sei noch erwähnt, dass ich mit meiner Beobachtung nicht allein stehe, sondern mir benachbarte CoUegen dasselbe wahrnahmen. So schrieb z. B. unterm 11. September 1868 der Departemert0*Thierarzt W* zu F. an mich:

»Bei zwei Lammerheerden , wie auch bei älteren Scha- fen, habe ich kürzlich dieselbe Beobachtung gemacht, wie Sie beschrieben« Schon 28 Stunden nach der Impfung war bei zarten Sommerlammern Entzündung der Ohren eingetreten, und mit dem 5. Tage wurden aufgeplatzte Wasserblasen wahrgenommen unrd bald darauf das Abtro cknen der Schorfe.«

Es lag mithin hier dasselbe vor, was ich beobachtet und im Vorstehenden näher erörtert habe, und glaube ich, dass die Widerlegung des CoUegen Erdt, conf. den oitirten Aufsatz> im Wesentlichen ihre Berichtigung wird gefunden haben. Möch- ten nur alle CoUegen, die oben erwähnten Verlauf der Pocken gesehen haben, solches der Redaction dieser Zeitschrift mit- theilen. Denn was der Einzelne sagt, wird immer mehr oder

390 Herten,

minder mit Misstranen aufgenommen, Torzngsweise wenn man wider anerkannte Grandsätze, mitbin gegen Aatorit&ten an> kampjft.

Noc gegen eine Auslassong des CoUegen Er dt mochte ich mich wenden. Herr Rrdt meint pag, 270: «Wenn wir die Pookenimpfaog ganier Heerden ans Glasröhrehen, resp. Flasch- chen, namentlich aber dann, wenn wir selbst die Pocken nicht kennen, von denen die Lymphe entnommen ist, wie es hier bei der ans Frankfurt belogenen Lymphe der Fall war, schon für sich als einen fahrlässigen Fehler erkennen mnssen, da wir es fSr darohaas angemessen erachten müssen, dass wir ganse Heerden nur von Schaf anf Schaf impfen, so ist die Lymphe welche Merten in vorliegenden Fillen angewendet hat, eben- sowohl Ton Eiterpocken, wie von Brandpocken entnommen worden, und sie hat, wenn aneh noch so geringe Sparen, Bei- misehangen von Eiter resp« Brandjauche gehabt

Die erste Hälfte dieses Sataes billige ich insoweit, als es besser ist, von Schaf auf Schaf au impfen, indem in diesem Falle die Lymphe immer frisch ist. Es geht nur sehr oft nicht auj Schafe mitzunehmen. Aber es ist keineswegs verwerf- lich, auch ans Glasrohfchen zn impfen, sobald die Lymphe nur gat ist. Hat man z. B. heut Lymphe abgenommen, sie kühl aufbewahrt, und verwendet diese in den nächsten Tagen, so ist dieses kein Fehler, die Impfung bringt keinen Nachtheil.

Die andere Hälfte dieses Satzes, worin College Brdt meint, ich hätte Lymphe angewandt, die von Eiter- oder Brand- pocken herrührte, diese Worte haben zum Tbeil schon oben ihre Berichtigung gefunden. Hinzufügen will ich noch, dass es keinem mit den Imp^ocken vertrauten Impfer einfallen wird, Lymphe anzuwenden, die bräunlich gefärbt, resp, fleckig ge- trübt ist. Das Schafpockimpfen ist einmal eine eigene Sache! man muss mit der ganzen Sachlage vertraut sein, wenn man üeberraschungen begegnen und Unheil verhüten will , wodurch

Inenbfttions-Stadiiiiii der SchafpockMi. 331

die Landwirihfichaft geschadigt and die Impfong in Missoredit gebracht wird.

Sollte Jemand Bedenken tragen, ob die erwähnten frühen Pocken anf die Daner sohntaen, so sei erwihnt, dasa ich im Frnhjahr 1869 in mehreren solchen Heerden die Lammer ge- impft habe. Diese standen mit den alteren Schafen in einem Stalle sie waren nnr durch Hnrden getrennt. Eine Ansteckung ist nicht erfolgt.

Auf dem ersten thierSntUehen Congress in Hamburg, cfr« den hieraber erschienenen amtlichen Bericht, Beilage IIL, gab der Thierarst Schutt in Wismar au Protokoll, dass, obwohl er mit guter, klarer Ljmphe Schafe Torgeimpft und spSter mit solcher Lymphe 3 Heerden geimpft, wovon der grossere Theil Pocken am linken Ohr bekommen hatte, dennoch in der drit- ten, fünften nnd sechsten Woche nacfa^ der Impfung sich die natürlichen Pocken eingestellt nnd den grosseren Theil der Heerden fortgerafft hatten.

Auch Herr Professor Roll meint 1. c. pag, 83: ^ Wahrend nämlich in der R^gel die Impfung nur ortliche und schntsende Wirkung zur Folge hatte, so sind doch, obwohl mit ein und derselben L]rmphe geimpft wurde, in neuerer Zeit Jahrgange vorgekommen, in welchen in einer nicht unbedeutenden Anzahl von Fallen die Impfpocken regelmassig sich entwickelt hatten, nachher aber eine allgemeine Eruption hervortrat, so dass man daran denken mnsste, die Impfung habe die Thiere gar nicht ge- schutat nnd es wäre durch die Impfung vielleicht «in allgemeiner Pockenausbrneh erst recht cum Vorschein gekommen.*

Mag. £ TbiwrlieUk. XXXVL 3. 21

323 MerUn,

Aaeh Herr Professor Forstenberg meint, 1. c. pag. 35.-. dass in Jahren, in tirelchen die wirkliche Pocken •'Epidemie herrscht, die Impfung nieht vor dem Aasbrache der Pocken schatse, im Gegentheil hierdurch das Con- tagiam nooh Terbreitet, und so die Krankheit fro- her.inm Aosbraehe gebracht werde, als dies sonst beim gewohnlichen Gange der Bpidemie gesche- hen wäre«

Ehe ich anf obige Worte eingehe, will ich snvorderst einen behaglichen Fall anfahren, der sich in meiner anmittel- baren Nahe sagetragen hat.

Im Monat Angast 1868 liess ein hiesiger Gatsbesitcer» Herr ▼, H. , seine Schafheerde, bestehend ans ongelahr 1000 Stack, darch seinen Inspeetor and Schafer impfen und hieran Lymphe anwenden aas einer Heerde, wo ich geimpft hatte. Es warde aaeh die Vorsieht beobachtet, erst eine Aniahl von Sohafan yonoirapfen. Die Heerde worde seiner Zeit geimpft, die Impfang verlief voraüglich« Bs starb nroht ein Stock«

Im Jahre 1869 worden auf demaelben Gute die Lämmer geimpft von denselben Personen, Die beaa glichen Schafe war> den ans dem Dorfe Polensig entnommen, wo i<^ geimpft hatte. Was geschah? Es brachen in der 3, und 4. Woche nach der Impfang die natürlichen Pocken in der alten Heerde, d. h, in der vorjährig geimpften ans.

Hieraof habe ich im Monat September a. pr. die Schafe geimpft. Wenigstens 250 Schafe waren mit den natürlichen Pocken hefallen, die alle gestorben sind. Erst nach dieser Impfang worde der Krankheit Einhidt geboten.

Dieser Fall giebt sa folgenden Betrachtongen Veranlaseong. Wir haben seit dem Jahre 1866 in hiesiger Gegeml eine Pockenepidemie« Unter Berücksicbtigong der Worte oben ge- nannter Aotoritaten, ond dass die besagliche Discassion aof einem Congress in Gegenwart vieler Professoren und gediege- ner Fachmanner gepflogen warde, muss man annehmen, da

Incabations- Stadium der Schafpocken. 323

obige AeasseruDgen stillschweigend gut geheissen worden,' die Sache liegt so, und begegnet einem ein natarlicher Ausbrach der Pocken in Jahren, wo eine Epidemie herrscht, man solchen nicht verschuldet.

Betrachten wir diese Sachlage etwas naher, so werden uns Umstände auftauchen, die vor Trugschlüssen schützen.

Das Incubations- Stadium bei den Pocken war im Jahre ld6S ein sehr kurees, die Reaction auf das Pockencontaginm erfolgte sehr rasch, und dem entsprechend auch die Eruption. Die Lymphe in diesen frühen Pocken trübte sich sehr schnell, weshalb Lymphe sum Abimpffin sehr vorsichtig ausgewählt werden musste.

Wie ich mich noch genau entsinne, war die Lymphe nicht am 4. resp« Tage nach der Impfung abgenommen, sondern spater« Es wurde mitbin aus Eiterpocken vorgeimpft, die wie- derum solche hervorriefen, womit die fieerde einocnlirt wurde. Die natürliche Fqlge davon war, dass von einer Schutapoeken- impfong nicht die Rede sein konnte«

Verhalten wir uns in dieser Sache auch objectiv. Im Jahre 1868 hatten wir eine Pockenepidemie« Nach Erfahrüngs^ grundsätzen verfallen nicht geimpfte Schafe in solchen Jahr- gängen leicht in die natürlichen Pocken. In der nächsten Nach- barschaft des genannten Gutes war jedoch bereits geimpft, wie auch die Schafe anf dem genannten Gute selber.

Wire demnach die angewandte Lymphe einigermaassen wirksam gewesen, so konnte ein natürlicher Ausbruch der Poeken in demselben Jahre nicht ausbleiben, wenn man berücksichtigt, wie ung^ibein wirksam das Pockencontaginm ist; dass dieses nicht eintrat, ist, wie ich glaube, ein fast mathematischer Be« weis %n nennen, dass keine Pockenlymphe angewandt ist^

Nachdem ich die Heerde im Jahre 1869 nachimpfte, wurde die Krankheit coupirt« Ich habe bei dem Nachsehen der Schafe am 11. Tage eine grosse Menge reife Pocken im Ohr gefiin* den und Lymphe abgenommen. Bei mehreren Soiiafen waren

21*

324 Herten,

jedoch keine Pocken vorbanden; dennoch konnte man durch das Aassehen der Schafe, durch die h5her gerotheten und thra* nenden Angen n. s. w. die Ueberseugung erlangen, dass eine Reaction auf Pockencontagium stattgefunden hatte. Fer- ner blieb SU berücksichtigen, dass die Schafe snr Zeit des Reactionsfiebers nass geworden, weil das Wetter sehr unbe- ständig war. Wir sehen in solchen Fallen sich die Pocken als- dann an wärmeren Stellen dw Körpers entwickeln, wo sie sich unserer Beobachtung entsiehen.

Es ist daher im vorliegenden Falle Terdorbene Lymphe angewandt und der Ausbruch der natürlichen Pocken keines- weges der Eigenthnmliohkeit einer Pockenepidemie zususehreiben.

Etwas Aehnliches durfte in anderen Fallen obwalten. Ist X. B, eine Heerde heute mit guter Ljmphe geimpft, und sur Zeit des Reactionsfiebers werden die Schafe nass, so werden wir einen nnregelmassigen und versogerten Ausbruch der Pocken wahrnehmen. Bei einigen Thieren werden sich Impfpocken entwickeln, bei vielen neben den Impfpocken naturliehe Pocken, und je nach der. Widerstandsfähigkeit der Thiere früher oder spater.

Ein fernerer and wichtiger Fall ist der, wenn die Schafe aar Zeit des Reactionsfiebers sehr warm stehen und bald dar- auf einer Erkaltung ausgesetxt werden. In diesem Falle wird der Pockenprosess mehr nach dem Centrum auf die Schleim- haute geleitet, und ein sehr yerxogerter Verlauf, verbunden mit üblen Folgen, ist das weitere Ergebniss. Dennoch treten in den Ohren Impfpocken auf, diese sind jedoch nur klein, sie stehen auf einem bleichen oder nur schwach roth gefärbten Grunde, haben wenig Lymphe und yerschwinden gewöhnlich schnell. Spater jedoch, und vorsugsweise, wenn eine erhöhte und gleichmassige Temperatur eintritt, erfolgt, fast wie mit einem Blitzschlage, der Ausbruch der natürlichen Pocken.

Man blättere daher nur im Buche der Natur, man be*

Ineiibfttioiifl-Stadiam der Schafpocken. 325l

achte die einwirkeDden Umstände, and wir werden nns bei soleben Ueberrascbnngen in die Lage versetst sehen, die Ur- sachen des Uebels an entdecken, aber auch die Lehre empfan- gen» ior das Fernere vorsichtiger zu sein.

VII.

Zw Diapi^se der DarmnYagiiiatioi.

Von Demselben.

Bei drei Thieren, von welchen zwei mit einer latossna- ception, und das dritte mit einer Inversio bei der Section be- haftet gefunden wurden, ist mir bei Lebzeiten dieser Thiere ein Sjmptom aufgefallen, das bei allen constant war, und wel- ches mich geneigt macht, es als oharaoteristisch bei Darmein- schiebungen anzusehen.

Der Fall ereignete sich im Jahre 1864 bei einer Kuh» Diese zeigte im Anfange des Krankseins die Erscheinungen eiper heftigen Kolik, welche jedoch bald verschwanden und der Hoffnung Raum gaben, dass die Krankheit im Wesentlichen vorüber sei. Dieses war jedoch nur scheinbar. Die Kuh wurde zwar ruhiger, doch sagte ihr ängstlicher Blick, den sie unaus- gesetzt nach der Hinterleibsh5hle , und zwar immer auf einen Punkt richtete, dass die Krankheit noch nicht gehoben sei.

Da die Mistexcretion aufgehoben war, so Hess sich an- nehmen, dass der Sitz des Leidens in der Hinterleibshohle zu Sachen »ei. Ich untersuchte die Kuh noch per anum, gewann aber auch hierdurch keinen Aufschluss über das bestehende Leiden, so dass ich eine Behandlung wegen Verstopfung ein- leitete. Am anderen Tage sähe ich die Kuh wieder; sie legte sich öfters und zwar jedes Mal sehr vorsiehtig nieder, hierbei

326 Merten,

fiel mir aof, dass sich die K«h bestrebte die Rückenlage sa gewinneo, was im Anfange, wegen der Homer, nicht recht ge- lingen wollte, nach einiger üebang aber leicht bewerkstelligt wnrde. Ans dieser Lage konnte die Knb, im spateren Verlanf des Leidens, nämlich znm Aufstehen, nnr sehr schwer gebracht werden.

Eine Untersnchung per annm ergab auch jetzt nichts Po- sitires. Zam Schlachten war die Knh nicht geeignet, da sie sehr mager war, mithin wurde die eingeleitete Behandlung bei- behalten« Am anderen Tage wnrde sie todt im Stalle gefunden* und swar an einer 'Wand anf dem Rucken Hegend.

Die Section ergab: hochgradige Darm - Entsandnng and Einsohiebung des Mastdarms anf circa einen Fnsa Lange.

Der 2. Fall ereignete sich im Jahre 1868 bei einem Pferde, welches einem BesltEor ans Frankfurt a./0. gehörte, ond hier krank wurde. Auch dieses Pferd neigte im Allge- meinen die Erscheinungen wie oben genannte Eoh, nnr dass bei diesem Patienten schneller eine Darmentsundung eonstatirt werden konnte. Dieses Pferd Jag unausgesetat anf dem Racken ; stand es anf, so geschah dieses sehr Torsichtig, und eh&a. so TOrsichtig legte es sich nieder« Bei der Rückenlage zog es die Fasse karz ao, and blickte onaasgesetzt mKsh der unteren Baaohwand.

Es »tarb an d^inselben Nachmittag. Bei der Section fand sieh: vollständige Umstulpnng des Blinddarmes in den Grimmdarm.

Der 3. Fall ereignete sich im Jahre 1869 bei einem Pferde. Es war, als ich hinkam, noch aiemlich manter; es bückte sich überall am, trat behend zar Seite, nahm aach wohl ein wenig Hen, das es mit Hast verzehrte. Es legte sich als ich im Stalle war, and zwar sofort auf den Rucken. Ich antersachte in dieser Lage per anum, und fühlte tot dem BeckeneiDgange anter dem Mastdarm eine feste Partie, die

zur Diagnose der Darmiavagmatioii. 327

dem Pferde Sehmersen yerarf achte, denn es sprang, bei der Berolirasg dieser Stelle, sofort auf.

Naeh Ablauf einer Stande 'vrar das Pferd bereits ernstlich krank, es lag ganalich abgespiuint anf dem Racken, and erga* ben die Erscheinungen, Puls a. s. w., dass der Tod des Thie- res nicht mehr fern war«

Die Diagnose: Darmeinschi ebang stand fiir mich fest, and leitete ich eine Behandlnng nicht ein, was ich beides dem Be- sitzer mit aller Entschiedenheit erklarte, nnd ihm anbeim gab, wenn er Mittel gegen Verstopfang des Tbieres anwenden wollte, er Glanbereals geben sollte.

Das Pferd war sehr fett, and als der Bauer sah, dass es mit dem Tbiere sa Ende ging, se wurde es auf mein Geheiss geschlachtet. Bei der Section fand sich; Intussaaeeption des Mastdarms auf 1 Elle Lange.

. Diese 3 Fälle «eigen mithin ein 'übereinstimmeirdes Sym- ptom: die Rückenlage, and m5ohte ich mir erlauben hierauf auf- merksam zu machen. Kann man eine - Intossuscept. nament- lich bei Rindern, frafazeitig constatiren, so Ifisst sich eher Hülfe sehaffen, als wenn bereits hodigradige Darmentaundong u. s. w. euigetreten ist. Aber aueii bei Pferden ist es vortheilhaft, wenn mtM in der Lage ist, eine Darmeinschiebung oonstatären su können, ohne dass man den eingeschobenen Theil fohlt. Es dürfte auf diese Weise in manchen Fallen eine Blosssteilang vermieden werden.

Anfrage an die Redaction des Magazins far die gesammte Thierheilkande:

Darfte es sich empfehlen, wenn monatlich ein Vacansen- Anzeiger für die Thierarzte herausgegeben wurde?

Motive: Durch die Circular-Verfugang vom 9. Februar 1852 sind die Behörden angewiesen, die Bekanntmachung um

zu

Besotf ang Ton Kreit-Thierarstoteileo dar Radaction das StMt»- Ansaigers dlr»ct so nbemättalD. Nahman andara Zaitangen diata Kotis «nf, so arfShrt man es natorlicli 9fli diasa Weise. Da man mithin nieht siohar ist, ob die Vaeaas von anderen Zaitnngan aofgenomman ist, so ist man genotlugt, sieh Einsicht in den Staats- Anseiger so yerschaffen, oder aber dieses Blatt sa halten«

Das Magasin lor die gesammte Thierheilkande bringt na- tnrlioh diese Vacansen, man erfihrt sie in den meisten Fallen irar sa spSt, indem die Hefte Tierteljihrlich aasgegeben wer* den, die erledigten Stellen in den meisten Fallen bereits be- setst sind«

Die anderen Bekanntmaehangen , von landwirthschaftliehen Vereinen, Stidten o«s«w. die einen Thierarsi anstellen wollen, finden sich in den yerschiedenen Blattern, B. der pbsrma- eeatisohen, Vossisehen and Spenerschen Zeitang serstrent» Es haben daher weder die Behörden n. s, w. noeh die Thierarste for angesogene Zwecke ein einheitliches Organ.

Da die Dmekkosten for solchen Anseiger sich nicht hoch belaufen können, indem die eingesandten Anseigen foesahit werden, so könnte ja, wie es froher mit den «Mittheilnngen ans der thierarstlichen Praxis« der Fall war, den Abonnenten anf das Magasin fnr die gesammte Thierheilkande dieser An- zeiger gratis geliefert werden,

BS*

«

¥.

329 VIII.

VcAmaär-forcuiscke PdBdenbiiicii II«

Vom Kreis -Thierarzt Maller, in Stolp.

Dm Im Mftgasin f. Thierheükonde 1869 Pag. 479 --483 pnblidrte Saperarbitriam I. hält Referent far yolUtaadig irr- thnmlich! Nicht allein, dass in diesem Schriftstficke die Un- ▼olltlin^gkeit and Mangelhaftigkeit der dieser Proaesssache som Grande liegenden ersten thierarstlichen Atteste aiid Got- aohtea annd&igerweise and starker getadelt wird» als dies vom forensisdien Standpunkte noth wendig erscheint, sondern aadi die thierarztlichen Prindpien^ worauf sich das ObergatacJiten statat, stehen nicht in Uebereinstimmang mit den aligemeinen thierarstlichen Br&hFongen! Es ist daher im Interesse der allgemeinen Jastispflege die Abgabe eines solchen irrthnmlichen Obergntachteas nm so mehr tief sa bedauern, als das bessere riehtige Saperarbitriam IL, Pag, 483 187 des Magaains, be- reits aar Zeit vorlag«

Amtliche Schriftstacke, voraugsweise Snperarbitrien , müs- sen jeder Zeit eine scharfe Kritik vertragen können, doch steht leider das pnblicirte Superarbitrium L anter jeder Kritik. Forscht man nach den Ursachen der Mangelhaftigkeit dessel- ben, so kann man aor za der Annahme gelangen, dass dies Saperarbitriam von einem Arbiter entworfen, und von anderen Arbitern bedauerlicherweise bona fide als richtig anerkannt worden sein muss!

Beortheilen wir ein Mal vor dem Forum der wissenschaft- lichen Kritik die Rechtlichkeit und Angemessenheit der Pag« 481 und 482 des Magazins für Thierheilkunde mit 1-6 chif- frirten Gründe dieses forensischen Schriftstücks.

Der Passus 1, behandelt hauptsachlich die verschiedenen

330 Maller,

ÜDTolIkommeDheiieii und Maogel der beiden vorliegendeD Ob- duetioDsberichte der Laogen des bestrittenen Pferdea qn. Der Oberarbiter yermint darin den genauen Beweis iber die Ge- nesis der vorhandenen Lnngenkooten , woranf hierbei nament- lich bedeutendes Gewicht gelegt wird, sowie den forensischen Beweis, dass die Blatong wirklich in einem dieser Knoten die mittelbare Ursache des Todes des Thieres gefanden hat, und behauptet, dass En letsterem Zwecke eine ezaote üntersnchnng der Veränderungen des Luogengewebes und Klarlegnng des Ursprungs der Blutung noth wendig gewesen wäre,

Sehen wir uns den Passus 4 des Superaiil^itrii qu. an, so findet man, dass derselbe in Besng auf die erstere Behaup- tung cum Naohtheile der allgemeinen Logik au dem Passus 1, in einem gewissen widersprechenden VerhSltbisBe stebt. Der Absate des Passus 4 heisst wörtlich:

„Die Zeit von diesem Tage (15. April) bis amn 39^ Mai, also 6 Wochen, ist mehr als ansreiehend cur Bil- dung von Knoten in den Lungen. Ja^ u. s. w. *

Wenn diese letztere Behauptung richtig wire, so wSps es doch selbstredend vollständig a wecklos gewesen, wenn «ich die beiden ersten Arbiter, R. und Dr. B., die Möfae gegeben hat- ten, die Genesis der gefundenen Lungenknoten mieroscopisch nadiauweisen ! Warum also einerseits Mangelhaftigkeit zeihen, die nach den Oonseqnensen der obigen Worte, factisch nicht vorhanden sein kann, und andererseits dennoch Gewicht auf den Nachweis der Genesis dieser Lungenl^noten legen!?

Abgesehen davon, sollte doch der Ob erarbiler wissen, dass sich im concreten Falle, bei dem Vorhandensein von 6 7 har- ten soliden LnogenknoteD, so hoher regressiver Metamorphose, mk steinigem und käsigem Inhalte, der Beweis über die Genesis derselben garnicht mehr fahren lässt. Und was zur Unmög- lichkeit gekört, kann man doch reobtlich in thierSrstliehen Obergutachteo nicht pratendiren!

Was nun die genaue und exaete Untersaobong des mit

Veterinär -forensische Ponderabilien. 331

eoagnlirtem Blnte darehträokten Lungeoge^ebeB anbelangt, so halte ich dieselbe sar Anfsachnng der Endangen kleiner Blatgefisse für Tollstandig nnmoglieh und bei grosseren Blut- gefässen mit sehr grossen Schwierigkeiten verbanden , die nar der geübteste Anatom überwinden durfte.

Bekanntlich sieben sieh die Endangen der Blutgefässe beim Durchschneiden oder Zerreissen stark snrnek, das Lumen der Venen fallt ansserdem noch zusammen. Wollte man daher solche Endangen im Lungengewebe aufsuchen, so gehorte dazu vor allen Dingen die Beseitigung der Blutcoagula aas dem Ge- webe, was erfiahrangsmassig ohne tbeilweise odw ganzliehe Zer« st5rang des Letzteren unmöglich ist. Und hierin bevufat die Unmöglichkeit der ganaen Operation. Nur bei Zerreissuligen grosser GefKsse wäre et vielleieht nooh möglich, diese Endan- gen dnrch Wasserinjectionen von der rechten Vorkammer* des Herzens, oder von den Lungenreaen aus, festzustellen, wie dies Referent , auch in seinem Superarbitrio IL erwähnt hat. Wenn in ähnlichen Fallen diese G^efassendnngen durch das Messer einmal nachgewiesen wurden, so ist dies mehr dem giueklidien Zufalle, als der Geschieklidikeit des Operateurs beizumessen,

In wie weit nun die Hervorhebung dieser Mängel und Un- voUkommenheiten Seitens des qn. Obergutaohtens I. gerecht- fertigt ist, überlasse ich nach dem Vorausgesandten dem Ür* theile meiner geschätzten GoUegen!

Im Uebrigen bemerkt Referent zu den Behauptungen des Passus 1. und 4., in Bezug auf den Gonnex des Lungenkno- tens mit der Lnngenblutung, wie folgt:

Die beiden ersten Arbiter, namentlich der Dr. B., haben den hämorrhagischen Heerd in den Lungen in der anmittel- baren Umgebung des geplatzten und verkästen L an genknotens constatirt, folgerichtig können doch aach nur die Endungen dieser BlotgeHUse in der unmittelbaren Nähe des geplatzten Knotens, und nicht an anderen entfernter liegenden Orten der Lungen gesucht werden. Mit Rücksicht auf die allgemeinen

m MilUr,

gwh» w«rd0a. As aUerveugrtes aber bat msb ia FilkB, «o neb dkr blalifa Haecd ia dar aanttalbarea üngabsag

•ug dia liraacbaa aolcbar Gcligwei laiaiangea ia dar Feraa» in kraakbaftaa Zaalaadaa daa Harsaaa, oder ia dea Vorbaadaa- MB aadarwaitigar BikraakaBgea des Tbicras saebea.

Daa Weglaagaaa daa Laagaakaotaaa ab oaanttel- oder flttttalbaie Uraacba dar Gefibaaarraiasaag enebeiBt Ralareaten gerade ebaaeo, alt weaa mam die Bdieaptaag aolradit erbal* tea woUfta, data daa finscbe Geaebwor im Hnfe aiaes Pferdea aiebt aut Sieberfaeit ab üraaebe der Lababetl dessalbeB aage- •ebea werden koane» weil die Beaebaffeabeit der Sebalter nad der Geleake der laideaden Gliedmaasse aiebt natersadit wor- den f«!!

Za der Bebaaptnng des Passos 4, dass sieb solebe Loa- geobaolea ia viel knrzerer Z«t, ab vom 15. April bis snm 29* Mai, 6 Wodien, bilden koanten» dass die Bildung tob sol- eben Faserstoffknoten sogar bianen weaigen Tagen vor sieb geben können» wird wie folgt erwidert:

Referent bat es wiederbolt ans Snperarbitrien wahrgenom- men» dass das Alter tob Longen- und Faserstoff- oder Eiter- knoten meUtentbeib vom Oberarbiter oberfliehlicb and nnrieh- tig benrtheilt worden ist. Sobald nidit mit Genauigkeit die tabereolöse Genesis solcher Knoten festgestellt worden, wnrde das Alter derselben regelmassig, wie im aDgesogenen Passus 4.,

Veterinär- forensische Ponderabllien. 333

nur auf wenige Tage herabgesetst. Es ist wobl richtig, dass sich Eiter in den Lungen in Folge von Entzandongsprosessen binnen wenigen Tagen bildet, metastatisch erseheint derselbe wie Spinola nnd Ganther nachgewiesen, noch^froher, doch bei Benrtheilang von Eiterknoten in Bezog anf das Alter and zeitliches Vorhandensein sollte man dem Torgeschrittenen Grade der Metamorphose desselben mehr Wichtigkeit nnd Bedeatong beilegen, als es bisher in den Snperarbitrien geschehen ist. Reiner flüssiger Eiter bildet sich binnen 3 4 Tagen, doch geht die Eintrocknung und Verwandlang desselben in harte steinige Massen, in Verkasnng nnd Verjanchnng nicht so schnell vor sich, sondern dazu sind mindestens Wochen erforderlich. Etf ist eine unbezweifelte Erfahrung, dass z. B. zur Verkalkung der Trichinenkapseln in der Triehinosis % 1 Jahr erforder- lich ist!

Hiemach durften sich 6 7 nnssgrosse Faserstoffknoten, - die im Obductionsberichte angegebene Grosse ist allerdings relativ, von durchweg solider, harter oder käsiger Beschaf- fenheit, wie dies im concreten Falle angegeben ist, nicht unter 6 8 Wochen bilden. Referent halt sogar diesen Zeitraara mit Rucksicht auf die Zeitdauer bei der Verkalkung der Trichinen- kapseln für sehr kurz! Das Bestehen dieser 6 7 Lungen- knoten wäre somit bis vor die üebergabe des Pferdes an den Kaufmann R.. bis vor den 15. April, mit unbezweifelter Sicher- heit zurnckzudatiren , abgesehen von der allgemeinen thier- arztlichen Erfahrung, dass nach tiefgehenden schweren Catarrhen, namentlich nach chronischer Bronchitis, woran das bestrittene Pferd vor der Üebergabe eine ISngere Zeit hindurch gelitten hat, Lungenknoten bei Pferden gern zurückbleiben! Nament- lich aber ist die ausgesprochene Ansicht, dass sich solche Fa- serstoffknoten binnen wenigen Tagen bilden konnten, vollstän- dig irrthnmlich! Nur die Willkuhr kann eine solche Behaup- tung aufrecht erhalten!

Für die Behauptung des Referenten, über die Daner und

334 Malier,

das 'Alter dieser Lungenknoten , spricht sieh auch die geriebt* lioha Thierheiikaade tod Ger lach Pag. 6^9 sa Gimsten aas* was hiermit beiläufig sam Beweise bemerkt wird!

Passas Es moss allerdiogs sag^geben werden, dass LnogenblataDgeD auch ohne das VorhandenseiD von Lnagen- knoten eiatreten können. Wie aber das Soperarbitriam I. da- sa kämmt, als Ursache daia hervorragend Herskrankheiten zu beaeiohnen, und wie es nnr aas diesem Grnnde aas der ver- absäumten Untersuehnng des Hersens wiederam principiell Un- Vollständigkeit des Obdactionsberichts herleitet, erscheint min- destens seltsam! •—

Die Möglichkeit wird zngegeben, dass Herakrankheiten, z. B. solche der Klappen and der Wände, vonagsweise der linken Herzhälfte, in erster Linie einen Rnckstaa des Blnt* Stroms in den Langen zar Folge haben k5nnen, woraas sich sogar in zweiter Linie» namentlich bei dem Vorhandensein von Aneorjsmen and anderen Krankheiten in den Langen, bei dem Vorhandensein von 6<>— 7 nassgrossen, steinharten Langenkno- ten» Zerreissangen von Biatgefassen and somit Lnngenblatan* gen herleiten lassen« ^^ dies lehren ans wenigstens Beobaoh- tangen in der Menschenheilkande, ob dies jedoch aach bei Thieren zatri£ft ist bis jetzt in keinem einzigea Falle nachge- wiesen worden. Mag man die thierarztliche Literatur nach allen Riohtangen hin darchstreifen, mag. man das Magazin far Thi0rheilkande dnrohstichen , mag man die jährlichen Berichte des Erankenspitals von Hertwig durchlesen, nirgends findet man für die obige Ansicht olinische Beobachtangen and An* haltspankte. Herzkrankheiten geben zwar Ursachen za Herz- zerneissangßn und Herzblutangen ab, Fanctionsst5rangen des Herzens fahren zu Saffocation ond Apoplexie, doch haben wir bis jetzt keine Beobachtang, dass Herzkrankheiten bei Thieren zu Lungenblatungen fuhren* Vorläufig mcss ; daher die Be- hauptung, dass Herzkrankheiten Lungenblatungen herbeifahren können, för die Thierheükande noch als Hypothese angesehen

Veterinär -forensische Ponderabilien. 353

werden, die derselben in oeaester Zeit aus der Meoscbenbeil- kunde übertragen /worden ist.

Der Yeracieb, diese Hypothese sogar in die gerichtliobe Thierbeilkande zu übertragen, mass hiermit öffentlich fSr die Zukunft, und so lange wir Tbierarzte für die Sicherheit dieser Hypothese keinen clinischen Beweis fuhren können, ^it Ent- schiedenheit suruckge wiesen werden!

Und wenn man nun schon jetzt soweit gehen -wollte, die- ser Hypothese mehr Bedeutang beizulegen, als dies vom Stand- punkte unserer forensischen Erfahrungen geschehen kann, wenn die ObductioD des bestrittenen Pferdes wirklich Herzkrankheit ten ergeben hatte, welche Sdilusse Hessen sich dann im con- creten Falle ziehen? Unter Berücksichtigung, dass Herzkrank- heiten bestehen können, ohne LungenbJutung herbeizuführen,' konnte man doch uni{i6glich zu der Sehlnssfolgerung gelangen, dass diese die Ursache snr Lungenblutung gewesen seien! Man «ahe si<^ doeh zur Entscheidung gezwungen, die dem hämorrhagischen Heerd am nächsten liegende pathologische Ver- änderung, den verkaseten und geplatzten Lungenknoten, als nächste Ursache, mindestens aber als mittelbare Ursache anzu<« erkennen)

Mit , Berucksiohtigubg , dass Lungenknoten jeglieher Art sehr hanfig, und jedenfalls häufiger, GefMszerreissungen in den Lungen bei Thieren herbeiführen, als alle Arten von Herzkrank- heiten, handelt man darin forensisch jedenfalls vorsichtiger und richtiger!! -

Mit Berücksichtigung dieser Umstände stellen sieh die Be- hauptungen des Passus 2. als gänzlich irrthümlich heraus!

Der Passus 3. des Snperarbitrii qu. erscheint seinem In* halte nach noch seltsamer als der vorhergehende und ist weiter nichts als röine Sinnklauberei, Hiergegen ist nur zu erwähnen, dass aa^ bei dem Niedersturzen von Pferden auf das Stein- pflaster nicht jedesmal Beinbrüche verbunden sind. Doch wenn diese Letzteren vorkommen, behaupten zu wollen , dass

336 Miller,

diasa BeiBbrndM aickt dwdi dw NiadentinCB, soaden mög- lidierwme dwA das «sgaadiiakta Wilsaa odar Attfttahan des Tldaraa hafbcigafnlnrt wiraa, andiaiat liadaataaa agaatlifim- lidi mid lalfMia. Jadaafidla »«ss doch «igegaban vardaa, daas dar Stars das Ptedas dia adttallMra ünadM dasm g^«* bea hat. Oaas ia dasaalbaa Varhiltuss stabt dia Bahaoptnag im Passos 3«, dass Loagaalnotea nicht laaMr so Gefisfutr raissangaa in daa Loagaa fiihran.

Die AnsiehtaD, waldia in Ahaalsa 5. das 8iipararbitcii Tcrtratea siad, oiag Refaraai aidii aatanchreibeB. Der Ober- arbiter bitte dabei bedenken sollen, dass das noChwandigsta Attribnt brsochdarer Reit- nnd schwerer Zugpferde Krifti^ät and Widerstaadsfihigbeit der Langen ist, wosn onbeliinderta Wegsaakeit derselben das wichtigste Brlbidemiss ist« da b^ der Sdinellbewegang im Galopp, im Tkybe, in der Garxiere, beim Springen, nnd Tor dem schweren Lastwagen, die Longen- Ivnetionen dnrdi eine sdinellere Respiration, and dnr^ ttne damit in Verbindong stehende besddennigtere Blotcirealation stirfcer ia Ansprach genommen werden, als bei Thieraa die an leichten Diensten gebianeht werden, oder bescbiftigongslos im Stslle stehen. Die Er&hning lehrt deshalb, dass s. B. Rinder mit bedeatenden Degeneimtionmi des Longengew^Ms, mögen diese nan in taberealosen Ablagerangeo, in Hepatisationen, oder in eitrigen GonaaeatiTxastanden bestehen, immer noeh einen hohen Mastnng^rrad errmehen, sobald sie nnbesdiiftigt im Stslle stehen, dass dagegen Reit- nnd Zugpferde anter den- selben Umstinden im Gebranche sn Grande gehen. Es sind dsher bei solchen Pferden swei Hepatisatioas nnd 6 7 Lan- genknoten Ton der Grosse einer Nnss niemals im Sinne des Passns 4. des Sopwarbitrii qa. als Terainselte Knoten ansn- sehen, die ohne Trnbang der Gresondheit bestehen können, dam stets wird mit denselben BeeinMcbtigang der Gresnndheit sol- dier Tbiere mehr oder weniger Terbnnden sein missen. Vor allem wird sich Athemmangel heraasstellen, der allerdings von

_

Veterinär -forensische Ponderabilien. 337

Laien und Kutschern in der ersten Zeit leicht and gewohnlich ilbersehen wird, welcher sich jedoch einer aufmerksamen thier- arztlichen Untersuchung des Thieres nach einer massigen Be- wegung und Anstrengung unter dem Reiter, oder vor einem beschwerten Lastwagen, unmöglich entziehen kann. Es wird sich dieser Athemmangel in solchen Fallen schon dem aufmerk- samen Laien durch vermehrten Husten, wie im concreten Falle, zu erkennen geben und andeuten.

Solche 7 9 Lungenknoten wirken in der Lunge von Pfer- den, namentlich solcher, die zu Reit- und schweren Zugdien- sten gebraucht werden, stets als iremde Korper, und werden bei geeigneten Gelegenheitsursachen, wozu man massige Grade Ton Erkältungen und Anstrengungen vor dem Lastwagen oder unter dem Reiter zählt, stets über kurz oder lang zu Störun- gen und entzündlichen Reizungen der Lungen führen. Da diese letzteren Krankheitszustände unter diesen Umständen je- doch in der Regel den recidiven Gharacter an sich tragen, so folgern sich im Wiederholungsfalle heftigere ortliche oder all- gemeine Entzündungen dieses Organs, welche zur theilweisen oder Tolligen Dienstunbrauchbarkeit durch Siechthum führen und schliessKch den Tod in irgend einer Gestalt bedingen, wie dies der concrete FaJl beweist.

Nur in den allerseltensten Fällen werden sich solche Lun- genknoten in der Art vom Lungengewebe abkapseln , dass sie nur mit einer- geringen Trübung der Gesundheit solcher Thiere bestehen können. Athemmangel, Dämpfigkeit wird jedoch stets damit yerbunden sein!

Zum Schlüsse bemerkt Referent, dass er in der Fortsetzung BU diesen gerichtlichen Erwägungen die Principien eines Ober- gutaohtens in Bezug auf Beurtheilung ähnlicher Krankheitszu- stande beim Rindvieh einer Kritik unterziehen wird.

ICag. f. TMerheilk. XXXVI. S. " 22

3S8

IX.

§as GmdwaaMr mi fo lilskudL

Von R. Naamann, Knia-Thltnnt in KoiBin.

Seit deo 37 JahreD, das« ieb hierher Dach dem Grossher- zogtfaam Posen rertdilagen worden bin, ist wohl kaam ein Jahr Torgangen» wo ich nicht mit dem Milsbrand anter Vieh und Pferden so kimpfen gehabt hatte, nnd es ist mir dadurch Tiel- fadie Gelegenheit geboten worden, aber denselben Brfahrangren so sammeln nnd aof diese gestntst, fernere Beobachtangen so machen, die ich mich Terpflichtet fahle weiter an Terbreiten, da sie Tielleicht Grand xa Fors<&angen geben dorften, deren Re- soltate aor Begegnung der Verheerongen dieser Krankheit, weno auch nicht so ihrer ToUstandigen Beseitigang dienen konnten.

Der Milsbrand ist in der Prorios Posen anf Tielen Stei- len stationär, nnd wenn er dort nicht jahrlich auftritt, so aber- spriogt er höchstens ein, swei Jahre, om dann am so rapider seine Opfer sa fordern« Am meisten sind es die östlichen Kreise, welche seinen Verheernngen aosgesetst sind, and mag an der preassisch* rassischen Grense, wie aaeh an der galisischen wohl nicht viel anders aassehen, als hier an der preassisch - polnischen.

Wenn einxelne Orte von der Krankheit regelmässig heim- gesucht werden, wahrend die Nachbarschaft nicht daruater aa leiden hat, wenn nicht Ansteckung oder Einschleppong statt- fand, so drangt sich dem Beobachter saerst der Gedanke auf, die Ursachen müssen entweder in der Lage der Stalle, in der Yiehrace einerseits dann aber in der Qualität des Futters und Wassers oder in der Wartung nnd Pflege des Viehes He- gen; denn dem Klima kann man doch in derselben Gegend, wo die Krankheit hier herrscht und eine Viertelmeile weiter nicht, nicht die Schuld beimessen.

Das Grandwa98er and d«* Milzbrand. 339

An eine Infeetion des StaUes und dem darans bedingten seitweisen Wiederaaftreten der Senehe ist wohl weniger zn denken, da die Perioden des Aoftrittes derselben sich weder an die Jahreszeit binden, noch aach gerade die Stalle oder Platze treffen, wo ihre früheren Opfer gefallen sind.

Aber trotsdem die Krankheit an rerscbiedenen Jahreszei- ten auftritt, gleichviel ob strenger Frost oder grosse Hitze herr- schen, müssen wir doch ihrer Bntwiekelang ein Medium zuge- stehen, welches also unabhängig von der Temperatur der Luft, unabhängig von der Ansteckung und ebenso unabhängig von dem Zustande des Futters zu sein scheint.

Am häufigsten sehen wir die Seuche in hiesiger Gegend in den wärmeren Jahreszeiten auftreten im Winter habe ich sie nur ein einziges Mal beobachtet und namentlich nur dann, wenn lange Zeit kein Regen gefallen ist, und gerade in dieser Zeit ist dieselbe von der grössten Rapiditat und fordert die meisten Opfer. Sie weicht und wankt nicht, und die uns gebotenen Mittel, welche sonst in den meisten Fällen erfolg- n reich sind , versagen allen Erfolg ' und die Krankheit spottet aller Bemühungen bis plötzlich nach einem tüchtigen Regen die Krankheit wie durch einen Zauberschlag aufhört.

Dass Futterung und Wasser nicht die alleinigen Trager des Gontagiums sein können, geht schon einfach daraus hervor, dass, wenn dies schuld wäre, dasselbe nie aufhören würde, so lange der Fnttervorrath dauerte, und mit demselben Wasser getrankt würde, es aber oft bei vorzüglicher FutterquaUtat auf- tritt, wahrend es ebenso oft bei schlechtem Futter ausbleibt.

Erkranken in einer Heerde und zu gleicher Zeit und auf gleiche Weise mehrere Stücke, so ist man gezwungen eine ge- meinschaftliche Ursache vorauszusetzen. Kommt ein zuerst ge- sundes Stück mit einem kranken von bestimmter Art in irgend eine Beziehung, und wird es dann von derselben oder ein'er ahnlichen Krankheit befallen, so ist die Voraussetzung gerecht- fertigt, die Erkrankung des Ersteren von jenem Letzteren ab*

22*

340 NaamanD,

zaleiteo. lojicireD wir eine kleine Menge Stoffs von einem er- krankten in die Hant eines gesnnden Stuckes, nnd rnft es ia diesem dieselbe Krankheit hervor, so ist man genothigt, in die Uebertragang des Stoffes die alleinige Umache dieser Erkran- kung sa setzen.

Trotz dieser feststehenden Thatsachen, welche das Vor- handensein von Ursachen, die zam Theil sehr bestimmter and concreter Art sein müssen, beweisen, wissen wir noch hente nicht, mit Ausnahme einiger hypothetischen mikroskopischen Formen, in einigen derartigen Krankheiten, welches. eigentlich diese Ursachen sind. Indem man ihnen den Namen Gontagium, Miasma beilegt, hat man nnr ihre Specificitat ausgedruckt, aber durchaus keine Einsieht in ihre Natur gewonnen. Da wir das Wirkende nicht kennen, welches wir Gontagium, Miasma nennen, sondern nur dasselbe aus seinen Wirkungen vermnthen, so kön- nen wir die vorausgesetzten Ursachen nicht an sich, sondern

eben nur an der verschiedenen Art ihrer Wirksamkeit unter* scheiden.

Gewöhnlich versteht man unter „Gontagium*^ eine krank- machende Schädlichkeit, welche in Folge von Krankheit von einem IndiTidnum ausgeschieden wird, und welche in einem anderen Individuum, das ihren Einwirkungen unter gunstigen Verhaltnissen ausgesetzt ist, dieselben, oder ahnliche Krank- heitserscheinungen hervorruft. Unter nMiasma** pflegt man Krankheitserscheinungen zu verstehen, welche thierischen oder pflanzlichen, lebenden oder todten Organismen ihren Ursprung verdanken und in grosseren Kreisen auf Menschen oder Thiere ihre schädlichen Einwirkungen ausüben. Zeigen sich nun durch contagiosen oder miasmatischen Einfluss ahnliche Krankheiten, in grosserer Anzahl verbreitet, zu gleicher Zeit und an glei- chem Orte, die in der Bösartigkeit oder Gutartigkeit in dem vorhandenen Leiden einzelner Organe, in dem Hervortreten ein* seiner Symptome grossentheils eine gewisse Uebereinstimmnng haben, so bezeichnet man dieses Verhalten mit dem Ausdruck :

das Grundwasser und der Milzbrand. 341

^KrankheitsconstitatioD'' , ^Krankbeitsgenias^ , in beschrankter Lokalität: «Gonstitatio onzootica*', in grosserer Verbreitung: „epizootica^.

Um sich darüber za verstandigen, ob die Krankheit an einem Orte epizootisirend oder vereinzelt angenommen ii^erden soll, werden drei Dinge besonders ins Aage gefasst werden müssen: 1) das namerische Verhältniss der Todesfalle zur Zahl der Stacke der Heerde» 2) dann vorzüglich die ortliche Nahe oder Ferne in einem und demselben Stalle, 3) endlich ihre zeitliche Aufeinanderfolge. Im Laufe der Epizootieen hat es sich gezeigt, dass die Entwickelung eines Contagiums oder Miasmas durch gewisse Aussenverhältnisse vielfach begünstigt und gefordert wird, welche sich also als Hiifsursaohen der Epi- zootieen verhalten.

Es sei mir gestattet, diesem Gesagten analog einige Worte Griesinger's ans seinen Infectionskrankheiten**, 2te Auflage» hinzuzufügen, die hier wohl einen Platz finden dürften, wenn sie auch nur in Bezug auf die Krankheiten der Menschen ge- schrieben worden sind. Er sagt Pag. 325 in Bezug auf die Aetiologie der Cholera:

„Diese Hilfsmomente sind offenbar auf die Reprodnction, „auf die nämliche und zeitliche Verbreitung des Giftes, auf die „Intensität seiner Effecte, und damit auf das Erscheinen und «Verschwinden, des Vereinzeltbleibens oder Epidemisirens, der „Leichtigkeit oder Schwere der Cholera vom gr5ssten Ein- „fluss. Wo sie fehlen, da scheint das Choleragift kaum zu haf- „ten und sich nur wenig zu reproduciren ; grosse Verbreitung „und mörderisches Herrschen der Krankheit scheint immer ganz „überwiegend von machtigen Hilfsmomenten abhangig zu sein« „Solche bestehen theils in äusseren chemischen und pbysikali- sehen Verhältnissen, Bodenverhältnissen, Lage, Temperatur, „atmosphärischen Zuständen, communicirender Einwirkung pu- „trider Stoffe, diätetischen Schädlichkeiten u. dergl. m,, theils in „gegebenen Dispositionen der Bevölkerungen und deslndidibums."

342 Nanmann,

Wa8 hier Griesinger vod der Cholera sagt, haben an- dere Forecher Ton dem Typhoa, Malariakrankbeiten and al» wahrscheinlieh aach von der Ruhr, nachzaweisea gesacht, d. h. dasa es nebeo jenen einer jeden der genannten Kranliheiten speeifisch ankommende Gifte-— eines Contagiams oder Miasma— verschiedener Hilfsmomente bedarf, um die Krankheit za einer Epidemie Bpisootie gedeihen au lassen. Schon lange hat man dem Erdboden, dem Wasser nnd der Luft den ent- schieden sten Einflnss aof den Gesnndheitsanstand der Men- schen und der Thiere zugeschrieben, aber darüber eben solche Hypothesen anfgestellt, wie sie etwa hentsutage über den Einflnss der Electricitat, des Osongehaltes der atmosphäri- schen Luft aaf die Gesundheit uod das Wohlbefinden aufge- stellt werden. Erst in der neueren Zeit hat man angefangen, nach festen Anhaltspunkten in diesem Gebiete an forschen, und vor Allen ist es P e 1 1 e n k o f e r ' s bahnbrechenden Untersuchungen gelangen, aus den vielfachen hypothetischen Vorstellungen feste Punkte zu gewinnen, mit deren Hilfe er manches bis jetst Un- klare zu wirklichen Thatsachen gestalten konnte. Freilich giebt es von diesen Thatsachen bis jetzt noch wenige nnd diese sind nur für einige Epidemieen verwerthet worden, so besonders für die Cholera, den Typhus, die Malarienkrankheiten , wenngleicii es nicht unwahrscheinlich ist, dass auch für die epidemisch auf- tretenden Krankheiten, wie die acuten Exantheme, Dysenterie, gelbes Fieber, die sogenannten Hilfsursachen in Verein mit den oft unbekannten Noxen von Einflnss sind.

Zu den Hilfsnrsachen , die die obengenannten Epidemieen beeinflussen, hat man pro primo den Brdboden und das in dem- selben sich ansammelnde Wasser „das Grundwasser^ gerech- net. -« Da Pettenkofer derjenige Forscher ist, dem wir am meisten in diesem Gebiete zn verdanken haben, so will ich mit seinen eigenen Worten die Definition Ober das im Erdboden befindliche Wasser, „das Grundwasser'* anfuhren* er sagte auf der Oholera- Conferena in Weimar 1867 S. 23: „Für mich ist

'

das Grundwasser ttnd der Milzbrand. 343

AGrondwaaser alles dasjenige Wasser, welches die Zwisehen- „räame eines porösen Bodens gans aasfallt. Das ist mir gleich- « giltig, ob die Schichten des Bodens 100' oder 10' sind, oder «ob mehrere Schichten übereinander kommen; -^ da« mochte ,icb Grandwasser nennen, welches in einem Grand nnd Boden „die Zwisohenraame eines porösen Bodens ganz aasfällt, so „dass die Laft aasgesohlossen ist« Ich will von Tornherein be- merken, dass meine Definition Ton Grundwasser nicht eine be» „sondere Wasserschicht bezeichnet , sondern uberhaapt jedes „Wasser, welches die Zwischenräume eines porösen Bodens „aasfallt, and darin liegt für mich der Unterschied swischen „einem von Grundwasser durchsetsten Boden, dass das Grund - * „Wasser die Luft vollständig ausschliesst.^

Die Porosität, die Durchdringbarkeit für Luft und Wasser ist bestimmt darch die physikalische Aggregation des Bodens. Felsengrand vermag aus dem darüber liegenden , und was aus diesem kommt, nichts aufsanehmen, vermag aber auch nichts abiugeben; es ist ein ganz starres Gebilde. Ganz anders ver* hält es sich mit dem Lehmboden, der so lange Wasser in sich aufnimmt, bis er damit ganz übersättigt, bis die Oberfläche überschwemmt ist. Thon nimmt verschiedene Stoffe in sich auf and giebt Wasser an alle mit ihm in Berührung kommenden Korper ab. Wir wissen, dass wir durch Bestreichen mit feuch- tem Thon Schmutzflecke aus Gegenständen entfernen können, welche wir auf jede andere Weise kaum zu bewältigen im Stande sind andererseits ist es bekannt, wie leicht Thon an Stoffe Wasser abgiebt, welche solches aufzunehmen im Stande sind; ja dass Thon das beste Mittel ist, um einen Körper sehr gleichmässig feucht zu erhalten. Es werden deshalb die Stoffe, welche auf bewohnten Plätzen in einen Thonboden gelegt wer- den, sowohl so weit möglich von diesem angesogen, als auch von ihm in beständiger Feuchtigkeit erhalten. Lehmboden wirkt aus diesem Grunde ebenso auf die Gebäude und ihre ümge-

^

344 Naamaiin,

bang, wie eio im lockeren Erdreich aafgedaminter Bach, er wird diese« beataodig feocht erhalten.

Pettenkofer halt die Thonunterlageo je nach ihrer Mi- tehong sehr ▼ersehieden in Beeng aof die Fähigkeit, Fäalniss- stoffe anfsnnehmen and weiter an verbreiten.

Der Mergel» eio Gemenge ans Tbon and kohlensaorem Kalk, der stets riel trockener als eigentlicher Thon ist ond sehr leicht in festes Gestein in Mergelschiefer abergeht, wird aach viel weniger günstig in dieser Besiehong erachtet, als der fette Thonboden.

Wie and in weicher Menge sich das Wasser in den ver- schiedenen Brdschichten ansammelt, darüber giebt ans die Hydro- Physik näheren Anfschlass. Zu einer grosseren Ansammlang des Wassers, wie snr Qaellenbildnng, gehört nicht bloss ein Hineinsiehen von Wasser in den Erdboden, sondern aach ein Aufhalten desselben darin, damit es nicht an sehr in die Tiefe sinke. Dazu i^t eine wasserdichte Erdschicht notbig, aaf wel- cher es verlaaft oder sich ansammelt. Eine der verbreitetsten wasserdichten Lagen ist der Thon. Der Thon bildet die Um« bnllang der ganzen Erdmasse; die ersten Bette desselben sind unter der Gartenerde, sowie anter den Kalkbanken, denen sie znr Unterlage dienen. Auf dieser festen nnd compacten Lage vereinigen sich alle Wasseradern, die dnrch die Felsspalte hin- darchziehen oder durch die Gartenerde filtriren. Die dorch das Gewicht der oberen Schichten zusammengedrückten Thon- lagen, an sich schon sehr dick, werden für das Wasser un- durchdringlich. Kein Wasser, was auf sie gelangt, durchdringt

»

sie, sondern folgt der abhangigen Stelle nnd bildet Wasser- ansammlungen, Quellen zwischen der ersten Thonl^e und der letzten Felsbank. Auch andere Erdschichten und Gesteine kön- nen die Rolle der wasserdichten Unterlage übernehmen, sowohl solche der secundarcn und tertiären Periode, als Primitivgestein. Wenn sie auch nicht völlig wasserdicht sind, können sie es doch relativ sein, und durch ihre Spalten nach unten weniger

das Grandwarser und der Milzbrand. 345

Wasser abfli essen lassen, als sich über ihnen ansammelt. Die Wasserao sammlang in der Erde kann daher stattfinden, einmal durch einen reichen Waaserzoflass, wie er dnrch atmosphärische Niederschlage, Regen, Schnee, Thau entsteht, andererseits darch das Eindringen von Wasser ans Wasseransammlangen oberhalb der Erde, aas BSchen, Flüssen, Seen, Meeren. Die Oefifnan- gen, darch welche das atmosphärische Wasser in die Erde ein- geht, sind in seltenen Fallen künstlich angelegt. Viel haafi- ger sind die Eingange des Wassers natürlich gebildet ond ent- weder capillärer Art, wie in Sandschichten, Gartenerde and dergl. lockere Erdarten, oder grösseren Umfanges : Erdrisse oder Fels- spalten. Die Damm erde ist wenig geeignet Wasser in die Tiefe einzulassen, selbst nach mehrtägigem Regen dringt das Wasser nicht leicht 1'— -2' tief durch eine fette Ackererde hin- durch. Nach Falton bedarf Gartenerde 2 7" Wasser um bis 1' vollständig gesattigt zu werden. Wo also der Re- genfall einige 20" im Jahre beträgt, kann er nar wenige Fuss Erde sättigen. Wo kein Hnmnslager, sondern die Oberfläche ans Sand and Eies besteht, kann das Wasser leicht durchdrin- gen. — Selbst Sand lässt das Wasser relativ nur langsam darcbgehen, er fordert, nach Pappen heim, etwa noch das 12fache seines Gewichts an Wasser, um durchsickert zu sein. Die Durchdringlichkeit der Gesteine für Wasser ist eine sehr verschiedene. Als wasserdurchlassende Terrains führt Para- mela gewisse' Gneissarten, Glimmerschiefer, Serpentin, Trappe, gewisse Kreiden und Gjpse auf. Als geschichtete Terrains, die in ihren Spalten das Wasser aufnehmen nennt er Sand- und Kalksteine und feste Kreide.

Während im Keuper zahlreiche Quellen auftreten, sind sie im Flötz und Jurakalk weniger zahlreich, aber ergiebig. Die hohen, aus Jurakalk bestehenden Plateaus sind meistens arm an Wasser, ebenso der Muschel* und Kreidekalk, die nach allen Richtungen durch Millionen Spalten zerklüftet sind, so dass das Regenwasser mit Leichtigkeit bis zu grossen Tiefen

346 NasMSDn,

TordriagL Daher ireteo nicht selteB im Q^adarsaadtteio, der den Kreidagebirgea ala Graodlage dieat, sehr reichhaltige Qaellea aoC

Mien wir aon so, in welchem Vefhiltaiet der Grand and Boden and das ia demeelben eich aaeaaunelade Waaser cor Verbratnag eptdemiaeher aad epiaootiidier Krankheiten itefak

Wir haben geeahen, dan aar Braeagnng von Bpidemieen nnd Epiaootieea die Annahme eiaea Miaama oder Coataginma, deren Wesen and ehemiiche Katar am noch heate anbekanal sind, erforderlieh ist. Die Aolnahme dieses Cootagiams oder Miasma ia den Korper wirkt gleichsam wie eia Gift» tob dem man nur sagen kann, dass es sich mit grosser Wahrscheinlich- keit aas den Fiolaissprocessen organischer Sabstansen eat- wiekele. Die Eotstehangs- ond WeiterrerbreitaDgsweise der Infeetionskrankheit, die Gleichheit der wesentlichen Symptome ond die Aehnlickkeit mancher ihrer Erscheinangen mit der an- derer Vergütangen, berechtigt ans an der Annahme, dass sie specifische Ursachen haben. Am deatlichsten erscheint der Pro- sess der gifdgen Infeetion dorch specifische Materie bei der contagiosen Entstehung des Milsbrandes nnd der Pest, so wie beim Tjphas, bei welchen beiden Er^teren sogar schon die üebertragang des Giftes durch Inoculation gelongen ist. Bei der TÖlligen Gleichheit der Wirkungen, d. b. der Krankheits- processe bei der contagiosen und bei der sogenannten sponta- nen Entstehong wird man annefamnn müssen, dass die Ursachen auch im letzteren Falle gleichartig mit der bei den Gontagien wirkenden Ursache , also auch hier eine giftartige Infeetion sei. Mag die Ursache unmittelbar von den Kranken ausgehen Contagium oder mag sie, unabhängig Ton dem Vorhanden- sein kranker Individuen, in der Luft, im Boden, kora in der äusseren Natur entstehen und sich verbreiten Miasma , sie wird einer und derselben specifischen Natur sein müssen, da sie eine und dieselbe Art des Erkrankens zeigt.

Hier drangt sich die Frage auf, weshalb nicht jenes spe-

das Grandwasser and der Milzbrand. 347

ctfiscbe Gift, sobald es in einem Individaam aufgetreten nnd Bicb zar vollen Krankheit entwickelt , sich nicht ßberall und gleichseitig verbreitet, sondern nur beim Vorhandensein be- stimmter Bedingungen Epidemieen -— Epixootieen hervor- ruft. Fräher wurden die verschiedensten Momente angegeben, die die Weiterverbreitang des einmal vorhandenen Giftes be- einflnssten. Man beschuldigte beispielsweise die atmosphärische Luft der Verbreitung dieser Gifte. Es wird Niemand beswei- feln, dass dieses in gewisser Besiehung der Fall ist, doch ist sie nkht ausschliesslich der einsige Weg auf dem die Verbrei- tung der Schidlichkeiten resp. die Episootieen erzeugenden Gifte statt hat. Man ist in neuerer Zeit su der Ansicht ge- kommen, dass neben der Luft namentlich auch das Erdreich ein bedeutendes Moment zur Verbreitung epizootischer nnd epidemischer Krankheiten ist. Welchen guten Einfluss eine reine Luft auf das Wohlsein aller organischen Wesen hat, ist eine zu oft erörterte Frage, als dass noch Zweifel darüber ge- hegt werden konnten. Weniger klar ist man sich aber die be- deutenden Einflüsse verdorbener Luft und leider giebt es Leute, welche sich freiwillig io Unklarheit darüber befinden. Sehen wir nach, wie schon unter gewohnlichen Verhaltnissen eine Ver- derbniss der Luft eintritt, so finden wir, dass schoi^ durch die normalen Gasanscheidungen von Thier und Mensch der Luft Bestandtheile beigemengt werden, die in grosserer Ansammlung dieselbe unbrauchbar machen^ Dazu kommt ferner, dass schon gasartige Faulnissprodnkte thierischer und menschlicher Excre- tionsstoffe sich in bedeutender Menge der Luft beimengen und sie in ihrer Zusammensetsnng andern. Eine Luft, welche be- reits die Gegenwart einer grossen Menge von Auswurfstoffen durch den Geruchsinn verrath, kann nicht mehr far rein und gesund gehalten werden. Diese fluchtigen organischen Stoffe sind das am meisten Sch&dliohe und swar deshalb, weil sie als Re- siduen, als Schlacken ans dem Organismus entfernt, von ihm ans- gestoBsen worden. Wenn diese Auswurfstoffe dem Körper wie-

348 Nftumann»

der MifgexwaDgeD werdeo, so kann diea nie gleicbgiitig, nnd bei einer verhiltnissmagsig groMeren Menge bestimmt nachtbei- lig sein. Die Menge dieser organischen Stoffe wörde einen sehr richtigen Maassstab far die Vernnreinigung der Lnft abgeben, aber wir besitaen leider keine Methode,* sie qoantitatiy za be- stimmen. Mit der qualitativen Bestimmang ueht es noch schlim- mer ans: der Gerachsinn seigt ans Stoffe an, deren Wahrneh- mung ans, nach Pettenkofer, weder aaf physikalischem noch chemischem Wege mehr gelingt.

Ferner entwickeln sich aus Abtrittsgraben schädliche Gas- arten, B, B. Schwefelwasserstoffsäure y Schwefelammoniam and Kohlensäure. Die Schädlichkeit derselben, obwohl schon lange bewiesen und obwohl schon mancher Arbeiter beim Leeren der Gruben sein Leben verlor, wird erst in den letzten «lahrea mehr und mehr anerkannt.

Haben wir nun gesehen, wie schon unter gewohnlichen Verhältnissen Verderbniss der Luft im Stande ist, Krankheiten SU erzeugen, so wird uns der Einflnss derselben beim Herr- schen episootischer Krankheiten um so mehr klar, wenn wir die Beziehungen zwischen Lnft und Grundwasser ins Auge fassen. Gelangen excrementitielle Stoffe in einen porösen Boden, so wer- den dieselben unter dem Einflnss der in demselben enthaltenen Luft und Feuchtigkeit zersetzt, die entstehenden gasartigen Fäulnissproducte verbreiten sich im Boden und erlangen da- durch von dem Orte der Entstehung eine unbekannte Ausbrei- tung. Das Grundwasser wird dadurch der Träger und Ver- breiter der schädlichen Gasarten und der den Infectionskrank- heiten eigenen Gifte. So lange nun das Grundwasser seinen gewöhnlichen Stand inne hat, werden diese giftigen Gase nur im geringen Grade auf dem Wege der Exhalation der Erde entweichen. Sinkt jedoch das Grundwasser, so erhält die atmosphärische Luft Zutritt zu dem mit Excretionsstoffen ge- schwängerten und getränkten Boden, und bewirkt einmal eine schnellere Zersetzung derselben, andererseits fuhrt sie die Zer-

das Grundwasser und der Milzbrand. 349

setzangsprodacte mit sich fort und vermittelt sie den für ihre Aufnahme pridisponirten Individuen. Im Gegentheil wird das Steigen des Grundwassers die atmosphärische Lnft von den im Boden verbreiteten schädlichen Stoffen abschließen und die Fanlniss, sa wie die Verbreitung der Fäuinissprodacte hindern. AQf diese Weise erkennen wir im Grundwasser ein wichtiges Moment in der Verbreitung epizootischer Krankheiten.

Virchow sagt in seinem Gutachten, die Stadt Berlin von den Auswurfstoffen sn reinigen, im Juliheft 1868 der Viertel« iabrsscbrift von v. Hörn: „Das Grundwasser hat demnach eine n doppelte Bedeutung: es vermittelt sowohl den Transport ver- unreinigen der Stoffe zum Brunnenwasser Grundwasser, ^als auch den Transport zur Atmosphäre. Steigt das Grund- „wasser, so wird ein vermehrtes Znstr5men zu den Brunnen „erfolgen, sinkt dasselbe, so wird aus den trookenwerdenden „Schichten des Erdbodens eine vermehrte Ausdunstung an die

'„Luft eintreten.*

Die Wissenschaft hat sich bemuht, dieses präciser nachzu- weisen, obschon es ihr nur gelungen ist, den Einfluss des Grundwassers bei Cholera, Tjphus und Malariakrankheit fest- zustellen.

Wenn wir nun aus diesen Forschungen der Äerzte über die Einwirkung des Grundwassers auf Typhus, Cholera und Malaria, auf die Erfahrungen übergehen wollen, welche in der Thierheilkunde darüber gemacht worden sind, so ist hier das Feld der Literatur ein sehr dürftiges, und leider ist es bis jetzt noch Niemanden eingefallen, die einzelnen verstreuten Körnchen zu sammeln, die in den verschiedenen Zeitschriften und Werken über Thierheilkunde in die Welt geschickt worden sind, ohne die Beachtung zu finden, deren sie gewiss werth sind. Die Beobachtungen über die Einwirkung des Grundwas- sers auf die Erzeugung von Krankheiten sind durchaus nicht neu und schon Pilger weist in seinem „systematischen Hand- buch der theoretisch practischen Veterinär- Wissenschaft« vom

360 N«aaaBD,

Jfthre I893 io deo K«pit6lii: „aber Sompffieber der Pferde and des KindTiebe* im 59. AbtehDitt: «Von den Contegien and entteekenden Fiebern*, damnf hin, dass in der Snmpf- Inft nnd den mephititcLen Dunsten nne etagnirendem Waeeer, die erste and Haoptorsaehe der Goatagien sa saohen sei» and namentlieb den Milsbrand hervorsnrqfen plege.*) Br bernft sich auf Autoren die sefaon vor ihm dieselben Brfaiinni- gen gemaeht haben nnd ervahat, dass Patrik Rassel in der Reinlichkeit and Reinheit der Laft das beste Mittel gegen Ans» breitnng der Contagien gefunden habe. Er citirt femer die Memoires et ' observations de Chimie k Paris, de Foarcroj der in seinen Memoires sur le gas inflammable de marais, S. 151—189 vom Jahre 1784 hierüber spricht:^

«Les medeoins ont observe depnis long-tems qae ies eaax ^stagnantes occasionnent des üevres intermittentes epidemiqaes. ,,0n vott constammeot le Toisioage des marais, des etaogs dont „l'eau cronpit par la Stagnation offrir on bien grand nombre „de febridtans qae Ies parties d'an bonrg ou d'nne Tille, qai ^sont plos eloignees de ce foyer de vapears humides et pn- „trides. On a souTcnt remarqae, qu'un remnement considerable yde terres anparavant abreavees, et qae la fonille des marais „defreehes ont donne naissance a des epidemies patrides. Lan-

*) Wenngleich Pilger nicht von Grundwasser sprechen konnte, da man in damaliger Zeit wohl kaum auf die Idee der schädlichen Einwirkungen desselben auf die Gesundheit der Thiere gekommen ist, HO misst er doch den gasartigen Fäulnissproducten den mepbiti- schen Dünsten aus stagnirendem Wasser, die Hauptnrsache der Er- zeugung der Snmpffieber des Milzbrandes zu; und der Zer- setznngsprocess thierischer nnd pflanzlicher Ueberreste in diesen ste- henden Gewässern zu deren Oberfläche die atmosphärische Luft freien Zutritt hat, ist derselbe über der Oberfläche der Erde, wie der im Grundwasser unter derselben, nur mit dem Unterschiede, dass dieser Process bei offenem Wasser ununterbrochen Tor sich geht, während er beim Grundwasser Ton dem Niveau desselben abhängig ist.

••) In der Note Pag. 177.

das Grund woflger und der Milzbrand. 361

^cisi a reani poar les med^oios an grand nombre de faits de ),cett6 natare, dans son bei oavrage sar les daagersT de^ «efflaves qni 8*^leveDt des mar^ds.

^Jasqn^aax travanx des chimistes modernes on accasait des ^miasmes septiqnes deleteres d'ane natare incoonue, d'Stre la M cause de ees malhenres; mais ne doit- on pas les attriboer ),aa gas inflammable qni s'exhale continnellement des debris „dee maderes vegetales et animales qni se ponrrissent dans ees „lieax. Ce gaa, mele ä l'air, qae les hommes respirent, altere „ce flnide, il lai ote cette proprietö vitale snp^onnee par les «aneiens et qni n'est plas on probleme anjoard'hai; il Ini en- «leve sar -tont la qualite antiseptiqae, qni parait Stre celle par «laqaelle ee fluide est le plas utile k la respiration et a la vie, „il lai ajoute aa eontraire ane sorte de putride dont les ani* „maax öproavent bient6t la puissance, Le Docteur Franklin ^a essay^ une fievre intermittente dont il a ete atteint im- „mediatement d'apr^s avoir ete expose au gaz inflammable, ,»qai fiMlevait d'nne eaa clont il avait agite le fond. Les ou- „vriers, qai trayallient aa bord des eaax sont snjets k la m^me «maladie. J'ai va k plasiears reprises an grand nombre des «blanchisseuses, qai latent leur linges dans la riviere des „Gobelins, attaqa^ ä la fols d^ane flirre d'ace^s, dont il m'a „paru, qae la caase ätait dae & l'air infect, qai se d^gage de «reaa de cette petite riri^re. II serait important, qae les me- „deeins sistent ane attention speciale ä cet object, qai eclai- „rerait sans doate sar les effets de la respiration, et sar la „prodaetion de plosieurs maladies. '

Pilger fahrt nun fort*): „4Laf diese Art ist es nan sehr „erklärbar, wie die verschiedenen Sampf&eber and ihre Abarten „entstehen können. Nämlich durch die blosse Adhäsion der „Sumpfluft auf die äussere Haut entsteht, wenn diese nicht

*) Pilger 1. c. 70. Abschn. §. 1504.

353 Nanmaniii

^sUrk wirkt, eis blocter Haatkrampf, eine Congestion der Safte „nach den Einj^e weiden und ein gewöhnliches leiohtei Fieber. „Wenn aber diese Snmpfloft die Lunge neben der Baat ^lagleich reist, wie es bei Weidetfiieren sa geschehen pflegt; ,,wo nämlich das inflammatorische Gas unmittelbar eingeathmet» „and die Lange davon afficirt wird, da entstehen die Oon- „gestionen mehr nach den Langen. Wo aber dies Gas gans „stark wirkt, wie in heissen Gegenden, da erscheinen Magen- „krampfe, Erbrechen and sngleich wird die Leber krampfhaft „casam mengezogen 9 es entsteht also ein Rocktritt der Galle „ins Blot, im geringsten Grade Gelbsoobt, im höchsten gelbes

„Fieber.«

Aach S p i n o 1 a ist der Ansieht, dass Sampflaft Malaria , dompfige Stalle, Miasmen aad Anstecknngsstoffe Typhas her- vorbringen*) and kommt aach beim Milsbrand**) daraaf sa- rück. Dass Sompflaft and mit Verwesangsstoffen geschwän- gerte Laft allein hinreichen können Epizootieen, als: Milzbrand, Tjphas, Infloenza s. w. hervorznbringen, darüber dürfte wohl kein Zweifel mehr obwalten, and wir sehen diese oder jene Senche vorzugsweise in bestimmten Gegenden erscheinen and wiederkehren, je nachdem die Einflüsse der Witterang and die Bodenverhaltnisse diese oder jene Form bedingen. Häufig sind scheinbare Witterungsverhaltnisse nicht derartig angethan , dass sie die Entwickelong einer Seuche befürchten Hessen, und doch tritt sie plötzlich auf, gleichviel ob Hitze oder Kalte, Nasse oder Trockenheit herrschen. Es geht hieraus hervor, dass die zur EntwickeluDg nothigen Gifte, wenn wir sie als aus der Luft kommend annehmen wollen, ^em E5rper sowohl im trockenen Zustand als Atome, im feuchten als Dünste und Niederschlage ganz unabhängig von der Temperatur der Luft, einver-

*} Spinola, Handbach der spec. Pathologie und Therapie, 2te Auflage Pag. 100 seq.

**) Spinola, 1. c. Pag. 134 und 168.

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das Grandwaaser and der Milzbrand. 353

leibt Verden müssen. Ob diese Gifite n^an vegetabilischer oder infasoriaoher Natur sind^ darüber wissen vir nichts; wir sehen oft eine Krankheit auftreten wenn verdorbenes Futter gereicht wird, oft aber entwickelt sie sich beim besten Futter und schein- bar gesunder und reiner Luft. Ob die VerSnderung der Laib eine chemische sein muss, um aar Krankheitsursache au wer- den, oder ob sie mit Giftkorperchen auf mechanische Weise, durch Luftzug n. w. geschwängert sein kann, ist ans noch ebenso ▼erborgen« Als Annahme für das Letztere dürfte wohl der Umstand sprechen, dass bei plötzlichem Witterungswechsel oft ein Aufhören, oder eine Modification der Krankheit ein- tritt ^~ z. B. bei Regen wo sie zuweilen aber wieder erseheint, wenn nadi demselben wieder wochenlange Trocken, heit folgt. Es mag dies seinen Grand darin haben, dass die ursachlichen , in der Lnft schwimmenden Staubkorperchen durch die Feuchtigkeit niederfallen und von dem Regen w«sser dem Grundwasser zugeführt werden. Der Regen hat ein Steigen des Grundwassers zur Folge and durch die hierdurch eingetre- tene Absperrung der atmosphärischen Luft wird der Giftstoff gebunden, bis er beim Sinken des Grundwassers wieder in Gah- rang gerath und sich der Lnft wieder beimischt um die Krank* heit aufs Neue heryorzurnfen.

Die Bedingungen zu diesen Wandlungsprocessen Hegen o^ fenbar hauptsächlich in der Beschaffenheit des Bodens, und hier- aus wird auch das Haften der Seuche an der Scholle er- klärbar. In den Gegenden, wo ich meine Beobachtungen gemacht habe, ist fast durchgangig kalter, undurchlassonder, lehmiger Untergrund, der oft nur von einer dünnen Schichte Brde bedeckt ist» oft auch ganz bloss zu Tage liegt. . Mau kommt daher, wenn mau nur wenige Fuss tief grabt, auf Grund- wasser, welches von dem lehmigen Untergründe gehalten wird. Es ist daher natürlich, dass die tiefer gehenden Brunnen tob dem hochliegenden Grundwasser gespeist und ihnen dadurch Fanlnissstoffe und Gifte zugeführt werden, die dem Trinkwassei;

Ifag. f. Thierltellk. ZZXYI. 3. 23

354 Nanmann,

eben die Fähigkeit mittheilen, tenchenariige Krankheiten so eraeageo. Wai diese Sehidlichkeiten noch besonders anter- stfitst, ist die Gewohnheit, die Dnngergniben dicht vor den Thnren der St&Ue ansnlegen, wo nnn Jahr ans Jahr ein die dort stagnirende Mistjaache die Laft verpestet, aach wohl in die nahe gelegenen Bmnnen aassickert and dadurch zn einem wich- tigen Medlam lor Entwickelang von Benehen wird.

Wenn die Annahme des vorher Gesagten richtig ist, so ist allerdings die Laft in ihrer speoifischen Zasammensatzang das Vehikel aar Ereea^ng der Seaehen und mnss es mittel- bar in jedem Falle sein. Hat sie aber einmal dieselben ent- wickelt, oder die znr Entwickelang geeigneten Stoffe anfge- nommen, so ist die Weiterverbreitang dnrch sie in andere Ge- genden sehr möglich, da die Giftstoffe dareh Laftzag meilen- weit entfahrt and fortgetragen werden können, andererseits aber dnrch Contact die Sencbe von dem einen Individanm aaf das andere abertragen wird. Um diese oder jene seachenartige Krankheitsform an modificiren, massen entweder bestimmte Bil- dangsbedingnngen bei dem Entstehen der Gifte obwalten, die speeifisch anf diese oder jene Organe oder Apparate des Thier- korpers wirken, oder diese Modification ist von der Thiergat- tang, der Disposition and der Individaalitat oder aber von Beiden abhängig. »

Spinola (1. c. Pag. 168) sagt, dass die Seaehen, so aaeh der Milzbrand ursprünglich aas einem Gonflict von Ursachen entstehen nnd misst allen diesen Ursachen, besonders aber den Boden Verhaltnissen wie dem Befallensein der Pflanzen die Hanptarsache der Entwickelang der Senche bei. Das Befallen- sein der Pflanzen besteht einfach darin, dass sich aaf den Sten- geln titid Blattern, wohl aach in den BliSthen iein Pilz findet, der seiner Natar nach schädliche Stoffe far den Korper det Thi'ere enthält, speciflsch aof die Blotbereitung einwirkt, and der nnter dem valgären Namen des Mehlthanes im Volke all- gemein bekannt ist. Wir wissen, dass dieser Stoff äasserst

das Grundwasser nnd der Milzbrand, 355

sckadlich auf den Organismoa wirkt und namentlich die Nei> gung snr ZersetEong des Blates hervorruft und befördert.

Jedenfalls steht diese PiUbildnng, mit der Beschaffeobeit des Grundwassers in genauer Verbindung und es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass die im Milzbrandblnte in neuerer Zeit entdeckten Bacteridieu injicirte Saamenkorperohen der als Mehl- thau vorgefuftdenen Pilve sind, gleichfiei ob vegetabilischer oder animalischer Natur.

Es drängt sich hier die Frage auf: wodurch wird die Nei- gung des Blutes cur Zersetzung und FSnlniss bedingt? Dodi gewiss aus Gahrungsstoffen die durch Verdauung nnd Einath^ men dem K5rper und speciell dem Blute angeführt und einver-- leibt worden sind, ihren Verwesungsprocess in diesem fortsetzen, die Blntmasse verunreinigen, verdicken, und dadurch ea ihrer Function unbrauchbar machen. Dass aber beim Milsbrande die Heigung aur Zersetsung nicht nur im Blute, sondern im ganaea Organismus vorwaltet, dafSr sprechen: die Veränderung der Oaiie, der Austritt von Blut in den Darmkaual etc., die schneti entstehenden gallertartigen Beulen unter der Haut nnd in den H6hlen beim noch lebenden Tbiere nnd di« rasdii vor sieh gehende Verwesung der Cadaver.

Dass auch andere bedingende Schädlichkeiten an den vor- her ber^gten kommen müssen, um eine besondere Spectes einev Seuche hervorsnrufea , darüber kann wohl kein Zweifel obwal- ten; dieselbe bildet sieh nach bestimmt gebotenen Bedingungen und Naturgesetsen , wie alles Erschaffene; welche besond«pen Mmnente aber hier Busamuenwirken müssen, um die resp% Re- enltate faervoranbringen, das ist leider noch «ine terra inoognit«.

23»

35e

X.

Drsachei des Abortus bei des Wiederkäaern iid Schwemei und dessen Folgen«

Thiont Kote 1 mann, In Treptow e. d. ToUenee.

StotsOQ und Schlagen mit HoUschnhen oder Milehschemelo in der rBchten Saite tragender Thiere, enge Thnren» Stalle mit hohen Schwellen, bringen in der letsten Balfte der Trachtig* keit bei den Wiederkäuern, in den meivten Fallen erst nach 2 bis 3 Tagen, Abortus nach Torhergegangenem Kränkeln, wel- ches anfinglich so nnbedentend ist, dass es meistentheils nber- seben wird , bis denn endlieh etwa 5 10 Stunden vor dem Act das Leiden des betreffenden Thieres so auffallend wird, daaa es cor näheren Untersuchung auffordert. Hier findet man, Btefadem das Fruchtwasser schon wer weiss wie lange vorher abgegangen ist, die Fussa des todten Fotns in den Muttermund getreten, ohne dass Wehen wahrgenommen sind. Eben weil diese fehlen, wird die Herausschaffung des oft bedeutend an- ges^woUenen Fötus, selbst wenn derselbe eine richtige Stel- lung hat, immer eine erschwerte sein, womit ein Zurückbleiben der Nachgebart verbunden ist. Zum ersten Male trachtige Fär- sen leiden in diesem Falle sehr und sterben, wenn die Nach- gebart nicht frohxeitig mit Vorsicht abgelost wird.

Ferner yerkalben Kühe leicht, wenn sie mit rollem Magen mit ihrem Hintertheile au niedrig liegen; ancäi Kühe, die es sich angewohnt haben, stets auf der rechten Seite au liegen. (Von 25 tragenden Kühen liegen 20 instinktmassig auf der lin- ken Seite.) Dass hier durch anhaltenden Druck des angefüll- ten Pansens und Beiseiteschiebang des Fötus die Blatcircnlation in demselben betrachtlich gestört, nnregelmassig oder ganz ge- hemmt werden kann und Abortus verursacht, liegt auf der Hand.

Uriachea d«« Abortoj. 967

Stets mit Fatter ubermaasig angefdllter cnd d&darch sehr «asgedehDter Pansen (Kühe rohen nicht eher, bis der Pansen übermässig angefolit ist) sind nicht allein Ursachen des Abor- tus, sondern auch Ursachen onregelmassiger Grebnrten nnd auch von Missbildung^n des Fötus im niederen Grade. Indem der in der körperlichen Entwickelung vorgeschrittene Fötus sich ans seiner besehrankten Lage herauszuarbeiten versucht (und wer kennt nicht die oft starke Bewegung des jungen Thio- res im Mutterleibe!) durfte ihn wohl der Tod überraschen. Auch erfolgt der Abortus oft erst am zweiten oder dritten Tage nach vorhergegangenem Kränkeln der Mutter fast ohne Wehen, weshalb die Hülfe auch hier so bald wie möglich herantreten muss, die ohnehin genug an schaffen haben wird, den oft sehr geschwollenen Fötus zu entfernen.

Ebenso wie bei Stuten sind auch hier Ueberfutternngen und dadurch herbeigeführte Unverdaulichkeiten , mit hartnäeki> gen Aufblähungen und Verstopfungen verbunden, Ursachen des Abortus. Hetzen mit Hunden, Springen über Gräben und Hecken, überhaupt alle gewaltthätigen Einwirkungen auf die rechte Seite des trachtigen Thieres, bringen oft rasch den Abor- tus zu Wege.

Endlich alle Krankheiten, namentlich der langsam verlau- fende Milzbrand, anhaltend fieberhafte Krankheiten, welche an« haltend medicinisch behandelt werden und besonders drastische Porgirmittel , bringen, unzeitig angewandt, leicht Abortus.

Alle bis jetzt angegebenen Ursachen veranlassen jedoch immer nur den sporadischen Abortus. Sie werden immer vor- kommen und können nie ganz vermieden werden.

Wir kommen jetzt zu den Ursachen, welche den gewisser- maassen epizootischen Abortus veranlassen und welche in ihren Folgen für den Landmann um so empfindlicher sind, als er sich oft durch die bedeutenden Verluste in- seiner Einnahme er- heblieh beeinträchtigt sieht.

In der BiBleitung des Aufsatzes über diis Ursachen des

36S Kottlmanii,

Abortus bei Staieo ist gesagt, dass der dorftige and der fette Fattersostend die pradisponirenden Ursachen oder die Neigung anm episootiseben Abortns reprasentiren. Dies ist gana beson- ders bei den Wiederkaaem der FalL

*

In Blntaminth und Blutreiehthnm mit Hianeignng anr Djs- krasie oder Zersetsnng der naehsten Bestandtheile des Blntes besteht hauptsächlich das Wesen der Disposition zum Abortus« die jetst nur eines Anstosses von äusseren auf die Thiere ein- wirkenden Teranlassenden Ursaehen bedarf^ um denselben, (den Abortns) herorsubringen. Und dass es an diesen veranlassenden Ursachen nicht fehlt, werden wir späterhin nächweisen« Der Man- gel an Blut bei dürftig ernährten Thieren wird schon angeaetgt durch den abgemagerten, nur in Baut und Knochen hangenden Körper, der solche Empfindlichkeit far Einwirkungen der Kalte, Nasse und auch Sitae seigt, dass die Hiiero nicht Lust haben, sieh an bewegen und wenig Lust zeigen, sich ihre Nahrung im Stall, noch weniger, anf der Weide au suchen. Dass nun bei solchen IndiTidnen alle natarlichen Verrichtnngen sehr man- gelhaft sein müssen, zeigt das zu Berge stehende Haar, welches sie oft erst spSt im Frühjahr und Anfangs des Sommers wechseln« Armuth an Blnt und Mangel an Nährstoff fär den Fötus zeigt sich schon hierdurch, noch mehr aber an den durch Abortus zu Grunde gegangenen Cadayern.

Der kummerlich ernährte, meistentheils in der ersten Hälfte der Trächtigkeit ausgeworfene Embryo nnd der in der letzten Hälfte der Trächtigkeitszeit ansgestossene Fötus, der, von aussen angesehen, eine gnte ErDäbrnng gehabt zu haben scheint, zei- gen in ihren Gefassen Blutmangel, eine gewisse Aufgedunsen- heit in den Muskeln und Knochen, welche roth anssehen und zu porös und cmisistenzlos sind. Bei den an Abortus veren- deten Thieren zeigt sich im Pfortadersystem wenig nnd dmn ein mehr wässriges Blnt, wenig Blut in der Schnittfläohe der Mnskeln , zasammengezogene Venen nnd ganz besonders un* vollkommene und kleine Frachtknchen . an denen die Eihäute

Ursachen dea Abortus. 3^9

oft so fest sitzen, dass diese eher serreisseo, als dass sie sieh ablosen lassen, was wohl auoh als die Ursache betrachtet w6r> den mDss, dass die Nachgebart so oft anrnckbleibt und so grosse Schwierigkeit bei ihrer Ablösung seigt.

In dem Vorstehenden sind allerdings die aasserBten Gren- aen einer dürftigen ErnahrnDg und des daraus entstehenden Blutmangels angedeutet; wenn nun dieser Grad der Blutarmuth auch nur bei einer geringen Zahl des Rindriehstandes Torban- den sein durfte, so lebt doch eine nicht unbedeutende Zahl in einem Zustande anderer Art, in welchem Yon einer gedeihlichen Entwickelung des Embrjo, besonders bei den Färsen, nicht die Rede sein kann, welches aus Nachstehendem noch naher her* Torgehen wird.

In der Mehrzahl der hier gemeinten Thiere tritt der Abor« tus zu allen Zeiten der Trächtigkeit auf, wenn jene noch näher zu bezeichnenden Gelegenheitsursachen auf sie einwirken, wodurch Dyskrasie des Blutes eintreten muss, was den Bil- dnngstrieb des Embryo in seiner weiteren Entwickelung stört.

Der Nachweis einer mangelhaften Ernährung des Fötus, durch welche das zur Entmischung geeignete Blut bedingt wird, möge in Nachstehendem seine Erledigung finden, wobei wir auf die jetzige Erziehungsmethode ein wenig zurückgreifen müssen.

In hiesiger Provinz (Pommern) ist die Nachfrage von ausser-* halb nach Färsen seit mehreren Jahren schon eine bedeutende, aie sind ein Handelsobject für Landleute und Barger in Acker- Städten geworden, welches viel Geld einbringt« Letzterer Um- stand hat namentlich die Banerhofsbesitzer veranlasst, jährlich 16 bis 20 und in einzelnen Fällen noch mehr Kälber beiderlei Geschlechts zur Aufzucht anzusetzen. Diese jnngen Thiere vei*den in dem. ersten Jahre durch gute Pflege, wie Treibhaus*

pflanzen, wie. in die Breite Qud Stärke» so in die fiobe getrie-r

ben, dass sie das' Ansehen von 2< bis Sj ährigen Färsen haben, wenn sie anf die Weide kommen, in der That aber erat ein bis anderthalb Jahre alt sind. Hiee erwacht der ' Begatfnngs-

3M Koielmmno,

tri«b, und da steU ein oder mehrere BoUea unter sie gegeben werden, so knnn es nicht ausbleiben , dnss, mit wenigen Aus- nahmen, alle jungen Thiere im Ausgange des «weiten Jahre», oft schon mit anderthalb Jahren, entweder abortiren, oder ein gesundes Kalb bringen, weiches oft so stark und gross ist, dass es nicht die unausgebildete Beckenhöhle passiren kann und entweder mit Gewalt oder durch Zerstöekelnng abgdiolt werden muss, wonach die jugendlichen Mutter dann oft au Grunde gehen ransseo. In den meisten Fallen aber, da die jungen Thiere an gute Pflege gewohnt sind, können sie sieh schwer an die Weide gewohnen, treiben sich auf derselben uns- her, werden von Ungeziefer geplagt und bekommen die sog^ nannte Grassenehe a. s. w. Es ist hier wohl nichts natürlicher, als dass diese Thiere im Fnttersnstande surnckkommen and hierdurch eine Neigung sur krankhaften Umstimmung des Blu- tes oder Blutmangel eintreten muss. Wenn nun jene ^ater noch aufzuzeichnenden Ursachen im Spatsommer und Herbst auf sie einstürmen, so ist es erklärlich, dass diese Thiere schwächlich und klein bleiben und selten gute Milchkühe werden-

Noch verdient bemerkt sn werden, dass 'die meisten Far- sen, welche im sweiten Jahre gekalbt oder abortirt haben, meistentheils ein, auch anderthalb Jahre obergehen, ehe sio den Bullen wieder annehmen. Dass hier der Landmann nur wenig, oft gar keinen Nutzen, wohl aber den Schaden hat, statt drei- jähriger nnr sweijährige Färsen for hohe Preise erhalten sn haben, von denen nur wenige gute Milchkühe werden, liegt anf der Hand.

Allen diesen Uebeln entgegensntreten wurde man das Mit- tel dazu in der Stallfatterung mit Grnnfatter finden, wenn hier mit Massigang der rechte Weg inne gehalten worde. Das trifft man aber bei dieser Art zn futtern auch nicht oft. Daher hat diese aach ihre grossen Schattenseiten, die wir nun naher in Erwägung ziehen wollen.

Die Erfahrung hat uns gelehrt und lehrt et ti^g;lieh noob.

Ursachen des Abortus« 361

das« der darch kräftige Ernahrang erzielte gute, fette Fatter- sastand im Winter auch den Sommer bei Grünfatter im Stall sieb erbalt. Niebts desto weniger kommen bier eben so viele Abortfalle vor, wie bei den dürftigen Tbieren, die aof Waide geben, mebr bei den Färsen, als bei Milcbküben. Die pradis« ponirende Ursacbe liegt bier im Ueberflass von Blat, in Ueber- fnllang (Orgasmus) der obnebin blatreicben Eingeweide des Hinterleibes traebttger Tbiere mit Blat. Hier sind oft nur an- bedentende veranlassende Ursacben notbig den Abortus au Stande zu bringen. Dies snr Dyskrasie neigende Blut bat nicbt mebr die Eigenscbafc, dem Embryo, oder dem in der Entwicke- lung Torgescbrittenen Fötus zu nützen; Abortus und niobt selten der Tod der Mutter durcb binzutretende Erankbeiten sind die Folgen, wie späterbin gezeigt werden soll.

Die Section der an Abortus zu Grunde gegangenen Tbiere, - nocb mebr des Embrjos oder Fötus, liefern den Beweis, denn woher sonst die nngewobnlicb stark entwickelten, mit Blut angefüllten, dunkelaussehenden Mutterkuchen (Kotyledonen) auf deren grosser Flache und in deren Einschnitten die Fruchtkuchen so tief eingedrungen sind, und so fest sitzen, dass sie bei der Ablösung so leicht zerreissen und Rudimente zu- rücklassen, was durcb deren Fäulungsprozess Veranlassung giebt zu Nachkrankbeiten, woran die Tbiere langsam absterben; wo- ber die Anhäufung eines theerartigen dicken Blutes in allen Organen des Hinterleibes, besonders der Leber, an deren Gal- lenblase oft rundum Ausschwitzungen sich zeigen; woher das Austreten von Blut in den Schleim« und serösen Hauten, des Bauchfelles der Mägen, des Darmkanals, des Uterus, was sieb als rothe, braune und brandige Flecken von verschiedener Grosse kennzeichnet; nocb mebr aber, woher die an verschiedenen Stellen auf dem abgehäuteten F5tns, auf und zwischen den Muskeln vorgefundenen serosblutigen Ausscbwitzungen , beson- ders auf den ungewöhnlich stark ausgedehnten Gelassen des Nabelsiranges, der auch wohl brandig und deshalb trotz seiner

362 Kotclmann,

Stirke ao leieht serreissbar ist! etc» Laasen alle dieae Erschei- nungen nicht anf einen paasiren Entiundnngs- oder Zersetaaiigi- proiess, anfDyskrasie einer abermassigenBlatmasse •cbliessen?

Unter diesen Umstanden tragt der Embryo schon bei sei- ner Entstehung den Keim in sich an seinem Verderben, w.obet nur eine geringe yeranlassende Ursache hinreicht anm Abortus.

Anders Terhalt es sich mit den fetten Milchkühen; diese sind durch ihre Milehergiebigkeit so lange vor Abortus ge- sohtttst, als sie noch Milch geben, spfiter aber sind sie eben so gut wie die Färsen unter obwaltenden Umstanden dem Abortus unter- worfen, jedoch mit dem Unterschiede, dass sie, vier bis sechs Wochen vor Ablauf ihrer Trachtigkeitsieit, ihr meistentheils todtes Kalb wegwerfen, sollte dasselbe aber auch leben, so giebt es in den meisten Fallen durch anhaltendes, jammerliches Geschrei etc. doch au erkennen, dass es keine Lebensfähigkeit hat; es seigt sich auch bald, dass es keine Nahrung au sich nimmt und langsam abstirbt. Auch hier bleibt die Nachgeburt aus oben angegebenen Ursachen surock. Hier muss eines Um- Standes gedacht werden, der wohl eine Berücksichtigung ver- dient. Zu hanfig kommt es vor, dass fette Kühe, gleichviel ob sie abortiren oder Kälber sur Welt bringen, hiernach an einer vermehrten Schleimabsooderung in der Scheide und dem Uterus leiden, was sie au einem periodischen wilden Rindern auffor- dert, ohne dass sie concipiren. Dies dauert Jahre lang; cu- letst nehmen die Thiere alle drei Wochen den Bullen an und werden gleichwohl gar nicht mehr tragend. Auch bei fetten Firsen kommt dieser Znstand vor, wodurch die Zahl guter Milchkühe vermindert wird. Diese sind für die Sohlachtbank reif und versprechen dem Gourmand eine gute Bouillon.

So wie hier bei den Kühen ist es mit wenigen Modifioa- tionen auch bei den mageren und fetten Muttersdiafen.. .Da aber eine grossere Sorgfalt bei der Auswahl, ihres Futtete, überhaupt eine weit grossere Vorsicht in- der Wartfiqg ^nd Pflege bei diesen Thi^ren beobachtet- wird, wovon in defai

Ursachen des Abortus.. .ß^Z

MaMse beim Riadfieh nicht die Rede sein kann, so bekonunt man magere Sehafe nnr selten, dagegen gnt genährte und fette desto mehr za sehen und deshalb mögen nnr letxtere hier der Gegenstand unserer Beschäftigung sein. Unter obwaltenden Umständen kommt der Abortus bei den Schafen in allen Ge- stalten , in allen Formen ao vor, wie bei den Färsen und Kühen. Alle Erscheinungen, besonders der Sectionsbefund bei den an Abort verendeten Thieren, zeigen eine zu grosse Vollblutigkeit, mithin auch eine zur Djskrasie hinneigende Beschaffenheit des Blutes, was nicht die Bigenschafi haben kann, einen gesunden Embryo zu erzeugen« Dass dies so ist, zeigen die unter den gnt genährten Mutterschafen so oft vorkommenden plötzlichen Sterbefölle, welche zu allen Jahreszeiten eintreten und welche ;man für Milzbrand zu halten geneigt ist» Hierbei tritt nun aueh, ehe der Tod kommt, der Abortus auf, wenn auch Gele- genheitsursaohen nicht auf die Thiere einwirken. Das zeigen auch die sehwächliohen Lämmer, welche die Anlage zur Läm- merlähme, oder dieselbe schon ausgebildet, mit auf die Welt bringen, woran viele gleich sterben. Die Lämmer kommen oft auch 3^4 Wochen zu Mh, haben keine Lebensfähigkeit und sterben«

Hier muss noch eines Umstandes gedacht werden, über welchen noch viel Unklarheit und Unwissenheit herrscht was einer Aufklärung bedarf. Wenn zu gut genährte und fette Mutterschafe vor und nach ihrem Ablammen noch mit Kraftfutter genährt werden, um, wie man hofft, starke, kräftige Lämmer zu erziehen , so täuscht man sich sehn Die ohnehin reiche, fette Muttermilch dürfte die Eigenschaft haben, in dem Magen und Darmkanal saugender Lämmer prädominirende Säuren zu erzengen. Denn woher die Neigung der Lämmer Sand zu fressen, Kalk von den Wänden abzulecken, durch Urin pene- trant riechend gewordene Wolle an den Füssen ihrer Mütter zu fressen, wenn der Instinkt sie nicht dazu aufforderte, dir Säuren in ihrem Magen und Darmkanal zu nentralisireo ^ wo-

364 Kotelniftnil,

nach saertt Ventopfong, dann Steifigkeit in den Vorderfasiea, Laziren und die Lammerlihme in vertchiedenen Gestalten aof- tritt; deren Behandlangeweise bisher noch ein gans Terfehltee Resaltat liefern masste. Die angefahrten Brsoheinangen beob- achtet man nnr bei den jagendiichen Lammern, spater, wenn dieselben so erwachsen sind« dass sie schon anfangen etwas Hen etc. la fressen, oder wenn ihre Mntter aof die Weide ge- hen, darch welche ihre Milch eine andere Beschaffenheit an- nimmt, hört die Lahme aaf and man hat nar mit der sarock- gebliebenen Steifigkeit so than. Diese Lammerlahme, sowie die Fallenlahme, deren Ursachen im verdorbenen Magen ond Darmkanal la sachen sein durfte, hat Tiele Aebniichkeit mit dem Verschlag der Pferde, welcher bekanntlich dnreh ober- massigen Genass schwer yerdaalichen Fntters, besonders frisehen Roggens, entsteht. Kalte, Zoglnft in den Stallen, welche sich besonders beim Ans- and Eintreiben der Matterschafe während des Einfatterns bemerkbar macht, wird fiberaU von den Schaf- meistern als die einsige Ursache der Lammerlabme angegeben. Dies ist ein Irrtham; wenn nar jene Ursachen nicht sind, diese bringen die Krankheit nicht hervor, sie können höch- stens als veranlassende Ursachen angesehen werden.

Ehe ich mich von diesem Gegenstände trenne, mnss ich noch den Verdacht aassprechen, dass ebenfalls von pradomi- nirenden SSaren im Magen und Darmkanal, hervorgernfen dnreh an Tiele and za fette Milch, die rothe and weisse Rnhr and die Steifigkeit in den Vorderfassen bei den Kalbern herrührt* analog dem Verschlag der Pferde. Es ist sehr an wanschen« dass bessere Beobachter diesen Gegenstand in die Hand neh- men mochten, am aar Wahrheit aa kommen.

Dass nan scheinbar ohne alle Ursachen in grossen Vieh- Btaoden der Abortas schon im Spätsommer, noch mehr im Herbst anf eine so beanrnhigende Weise auftritt, so dass wo chentlich mehrere Fälle, besonders onter den Färsen vorkom. men, welches nicht darch die sorgfaltigste Pflege, dorch kein

Unaehea des Abortas. 366

PrSaerTativmittel mehr %a verhSten ist, das hat teioe verao« laisenden Ursachen in Folgendem.

Vielfach sind diese Ursachen so sachen in den atmosphä- rischen Niederschlagen, weiche in anhaltend nassen Sommern die Weide fast stets als Regenfeuchtigkeit oder Thaa bedecken. Oft mögen die in manchen Jahren zahllos auf den Blättern der Weidepflanzen sich vorfindenden Blattläuse und der sogenannte Honigthan, welcher sich durch die darauf wirkende Sonne me* tamorphosirt, gleichviel, ob wir annehmen, dass derselbe durch Ausschwitzung der Blatter entsteht, oder ein Erzengniss der Blattlause ist, Ursache zu Abortfallen werden, indem die Thiere ohne Wahl Unreinlichkeiten mit dem Ungeziefer in grosser Menge hineinfressen müssen. Nicht selten auch wird Abort hervorgerufen, wenn die Thiere als Weidenahrung vor- finden: saure Graser aller Art, Unkraut, selbst Ranunkeln etc., welche Pflanzen bei anhaltendem Regen auf niedrigen Weiden als eine üppige, mit Wasser reichlich gesattigte Vegetation rasch emporschiessen und von den Thieren auch gefressen werden, da sie durch das viele in sich aufgenommene Wasser ihren ^scharfen, pikanten Geschmack verloren haben. Nicht minder schädlich wirken femer auch die nach anhaltendem Regen auf den Weiden sich oft bildenden Wasserpfntzen , welche durch die Sonnenhitze iq G&hrung übergehen und aus welchen das Bind so gern trinkt, dabei aber die darin erzeugten vielen MiU lionen Infusorien mit hineinschluckt. Oft auch durfte die Ur« Sache zum Abort zu suchen sein, in der schnell von Hitze zur Kalte abwechselnden Witterung mit anhaltendem Regen, wo- durch die Hautausdnnstung des Weideviehes unterdruckt wird und wodurch ein nicht geringer Theil Hautschlacken im Blute verbleibt« Auch durfte von der Haut bei anhaltendem Regen wohl ein nicht geringer Theil Feuchtigkeit resorbirt werden, welche das Blut verdünnt und zur Ernährung des Embryo noch mehr untauglich macht. Besonders schädlich wirken bereifte, erfrorene Weiden. Es wird durch den Frost die Vegetations-

t^..

366 KotelmAiin,

kraft ver&Ddert oder gänLlich anfgebobtto, so da» for die Tbiere nicbts mehr abrig bleibt, als nor oabraDgeloee Gräser, wovon eie eieb oft bis in den spaten Herbst so toU fressen, daas sie nnr mit Mühe nacb dem Stalle geben, wo sie bocbst ermndet die Nacht dnroh liegen bleiben. Dass nun dnreb den mit Bai« last angefüllten Magen nnd Darmkanal der Raum in der Bani^- höhle beschrankt wird, ans welchem sich der F5tns hmransan- arbeiten yersnoht, dadnrch aber in eioe anregelmassige Lage nnd Stellung kommt, so dass Abort erfolgt, ist leicht an be- greifen. Dieselben Nachthttle wie erfrorene Weiden erzengen anch nasses, halb Terfanites, gefrorenes Eankelrübenkrant, kranke Kartoffeln, in feuchten, dem Lichte nnsaganglichen Kellern anf- bewahrte Rnnkeln und Raben, 4ie oft gana mit Schimmel aber- aogen sind.

Auf einem Gate hiesiger Gegend abortirten 11 Färsen in einer Woche, die mit Tersehimmelten Roben gefuttert worden waren.

Ueberhaopt sind alle Pilse und Schimmel niemala von dem Verdachte der Schädlichkeit frei, wie denn anch schlecht ge- wonnenes Wickfutter, in dessen Schoten die Wicken- versdiim- ' melt sind, schädlich wirkt« Wohl an berucksiehtigen ist noch da« in grossen Kasten angefenchtete, eiagestampltoy in weinige Gafarung nbergegangeno Fntter, welches an den Wanden nnd in den Ecken des Kastens oft schimmelig nnd stöckig wird« Denn nicht slleln das« durch dasselbe leidit Abortns erfolgt, sondern die dadurch vermehrte S<^leimabson^ deiung in den Lungen dee Viehes reitst an fortwährenden! Hasten und fahrt lu chronischen Lungenkrankheiten, —-ja wer weiss, ob nicht aadb aar Lnngenseoehe, die, nrsprünglich ent- standen, sich nun durch Ansteckung weiter verbreitet. Jeden- falls entsteht dabei aiush eine vermehrte Schleimabsondernng in disr Scheide und im Uterus, wodurch die Thiere zu wieder« ho|tem Rindern aoj^efordert werden, ohne zu eoncipiren.

Wenn nun durch die Stalifutterung. mit Grnnf^ter im

Ursachen des Abortus. 367

Sommer die Thiere vor schädlichen Witternngsoinflussen and mannigfaltigen anderen Schädlichkeiten der Weide anch mehr geschützt sind, so sind sie in ihrem oft zu fetten Futterzustande und dem zu Folge durch ihre Vollblutigkeit filr andere, oft un- bedentend erscheinende schädliche Einwirkongen um so empfind- licher und abortiren oft nicht allein weit häufiger, als Weide- tieb, sondern sind anch besonders in den beissen Tagen dem Milzbrand unterworfen, welcher bekanntlich auf Menschen und alle Thiere übertragen werden kann und oft grossen Schaden anrichtet, was in den Elb- und Havelthälern häufig genug vor- kommt«

Auf einem Gute in Mecklenburg erkrankten im August 10 dreijährige Färsen innerhalb 48 Stunden an der Anthrax- bräune und starben. Bei 4 derselben zeigten sich Erscheinun- gen, die bestimmt auf Abortus schliessen liessen; sie starben, ehe es dazu kam. Bei der Oeffnung, welche bei einem der Thiere gemacht wurde, waren die Fusse schon ausserhalb, und die Nase des Fötus vor den Muttermund getreten. 80 sechzehn Wochen alte Ferkel, mehrere Kühe und das Pferd, welches zum Herausschleppen der Cadaver gebraucht war, ver- endeten ebenfalls innerhalb der oben angegebenen Zeit, Es konnten mehrere dergleichen Fälle angeführt werden; hier nur einer für viele: Auf den Havelthalwiesen ist der Milzbrand in allen Formen nach ungünstiger Witterung stationär und der Abortus häufig. Wie höchst ansteckend dort diese Krankheit ist, beweist der häufige Verlust an Pferden beim Scharfrichter, mit welchen derselbe die verendeten Thiere ausschleppt. In einem ungünstigen Sommer fielen 8 Pferde an verschiedenen Formen des Milzbrandes und an Karbnnkelbeulen am Kopfe, welche zum Fortschleppen der au Milzbrand verendeten Kühe benutzt waren. Doch dies nur beiläufig.

Wie sehr der Landmann in Nachtheil gerathen kann, wenn er durch Kraftfutter einen hohen Milchertrag, aber auch einen fetten Fütterzustand zu erzielen strebt, wodurch Abortus; Milz-

1

3^8 Kotelmann,

brand eto, bedingt wird, vermag nar der xa wardigen, der eine Parallelle sieht, swischen möglichem Ertrag und mogUehem Verloat an Vieh. Er wird die Ueber«eagang gewinnen, dase der Mittelweg der beste, ein goldener ist.

Vorhin ist gesagt, dass die im Sommer im Stall mit Gron- fatter verpflegten Tbiere den naohtheiligen Einflüssen der Wit* ternng nicht so ansgesetct sind, wie Thiere die auf Weide ge- hen; aber deshalb können sie doch nicht geschätzt erachtet werden vor den nachtheiligen Einwirkungen, welche das Grnn- futter an «ich verbirgt in Gestalt von Meblthau, einer anzahli- gen Menge Blattläusen mit ihrer Unreinlichkeit, vielen Käfern, Raupen und Gewürm, welche sich im Grnnfutter aufhalten^ und dasselbe mit ihrem tinrath besudeln; fernec vor den Nachthei- len des in grossen Haufen angefahrenen Grnnfatters, welches durch anhaltenden Regen, Thau durohnasst ist und nun heiss wird; auch Mangel an Bewegung in frischer Luft, grosse Hitae in den Stallen und Plage vom Ungeziefer, als Fliegen etc. sind wohl Ursachen, die eine gesunde Blutbereitung verhindern und dem Embrjo und Fötus Verderben bringen, so dass diese erst krankein, dann absterben und ausgeworfen werden also Abortus erfolgen mnss. Und wer weiss, welchen Einfluss die Electricitatsverhaltnisse zwischen Erde und Luft auf das phy- sische Leben so verpflegter vollblutiger Thiere hat! Ausge- macht ist, dass bei schwuler Gewitterluft der Milzbrand am hanfigsten vorkommt. Dass sich übrigens der Abort beim Horn- vieh und den Schafen das zweite Jahr wiederholt, wie bei den Stuten, scheint nicht der Fall zu sein; Knhe nehmen oft 4 Wochen nach dem Abort den Bullen an und bringen zu rech- ter Zeit ein gesundes Kalb*

So wenig, beiläufig und zerstreut Gegebenes, unsere Ve- terinarschriften über die Ursachen des Abortus bei onserea Hansthieren uns auch mittheilen, .60 sind doch einige schatzena- werthe Beitrage in dieser Hinsicht gemacht worden, die wohl werth sind hier, wiederholt zu werden. So berichtet uns in

Ursachen des Abortus. 369

d«iii Garlt-Hertwig'schen Magasin der Thierheilkande, 26« Jahrgang, 2. Qaartalheft, Seite 24, der Thierarat Hasselbach, dass ein an den Maisstangen wuchernder Piix „Ustilago maldis^ von Enhen gefressen, innerhalb 8 Tagen bei 11 derselben Abortus zu Wege brachte nnd dass trachtige Hnnde danach sofort abortirten.

In demselben Magazin sagt Thierarzt Eon ig, dass eine an Alkohol reichhaltige Schlempe, womit Enhe getrSnkt werden, eine mangelhafte Ansblildong des Fotns nnd Abortns yerarsacfae*

In Gerlach's nnd Leissering's Mittheilangen ans thier- ärztlicher Praxis, 3. Jahrgang 54-^55, Seite 184 theilt Ereis- Thierarzt Snth mit, dass nach Mistjanche, in welche öfters Seifen Wasser in grosser Menge gegossen wurde, nnd von wel- cher die Euhe tranken, das Verwerfen derselben sich oft wie« derholte, die Nachgeburt zuruekblieb und oftmals Gebarmutter* leiden eintraten.

Daselbst beschuldigt Erois« Thierarzt Benke schlecht ge- wonnenes, verdorbeoes E leeheu, die Ursache des so häu6g auf- tretenden Abortus zu sein.

In der landwirthschaftlichen Groschen-Bibliothek von Protz wird gesagt:

„Viel Regenwetter t Nasse übt einen nachtheiligen Binfluss auf die thierische Lebens Verrichtung, sie schwächt, das Blut be- halt zu viel Wasser, dasselbe ist auch in den Pflanzen, das Blut wird zu wässerig, um zur Ernährung und Erzeugung die« nen zu können , und wenn bei den Stuten der Ersatzstoff fehlt, so wird zuerst die Frucht leiden und stirbt.^

Zeichen, welche auf bevorstehenden Abortus

hindeuten.

In der ersten Hälfte der Trächtigkeitszeit kommen nur nach äusseren Einwirkungen Abortfalle vor, haben aber das Jahr vorher ungünstige Verhältnisse, als schlechtes, verdorbe« nes Futter eto«, welches den Winter hindiirch verwendet worden

4fag. t. Thjerhoilk. XXXYL 3. 24

fc..i.

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KotelBABB.

Ut. €iae Disposilion begnadet, daa» lekli aacb der Abor- tos ia groeter ZaU ie beide« Hilftea der TricbtigkMtneit wcbt^ SoMt aeigi nch der Ab4>ries gern ie der leCstea Hüfte der Tricliti^eiUpefiode, vom Herbei ab nad imsi dea gaasea Win- ter Uadmefa, ond dann gaas beeoader» bei dea Pinea, ^eieh- Tiel, sie mögen mager oder fett sein. Die oben aagegebeaen Uraaebea, weleben die Thiere dea Saviaer ond Harbit hia- dnrdi anegeeetet warea, bediagen dae UebeL Aosgaiaaebt ist, dae% weaa aagoaelige Wittemage- aad Fatteraagsrerhaltaiste in dieseai Jabre auf die Tbiere eingewirkt baben, die Folgen erat das a ädere Jahr enftreien, dass also dadnreb die pra- diepooirenden Ursachen begrondet worden sind.

Das auf einer Biederen Stafe d^e seasibelea Lebens ete- beade HoraTieh äussert vor dem Abortns wenige, das Schaf- ▼i^ ÜMt gar keine Zeichen, welche den Abortus anseigea; Ziegen aber geben 8 12 Stunden Torher durch ihr fortwäh- rendes, jamaierliehee Qesebrei und stetige Bewegang ihres knr- sen Schwansee an erkennen, dass sie entweder mit einer reebt- seitigen, oder nnseitigen Geburt umgehen, also ein lebendes, gerandes, oder ein paar Tage spater ein wer weiss wie lange schon abgestorbenes, fast yermodertes Lamm bringen, welches letatere nor durch Hülfe heraasgeschafft werden kann«

Wie wenig äossere Zeichen anm Abort das Hornvieh seigt, ergiebt neb daraus, dass in einer Zeit, wo Abortas häufig vor- kommt, Eigenthnmer von trächtigen Thieren hier and da den- selbeo forehtetea, aber ihre Furcht durch nichts begründen konnten und doch Recht hatten. Doch aeigt sich in vielen Fallen eine besondere Wildheit in den Augen trächtiger Thiere die mit Abort umgehen, eine Neigung cur Unverträglichkeit, Stossen nach ihres Gleichen bei guter Fressinst und Normalitat aller Lebensverricbtnngea, bis 3 5 Tage später andere Zei- chmi wahrgenommen werden, die auf Abort hindeuten. Dass die hier, angefahrten Anzeichen aber auch oft irrthumlich aaf berorsteheadea- Abort gedeptet werden, kommt besonders bei

Ursachen de« Abortus. 371

älteren Knhen of(i vor. Der Grand dafär liegt dann meisten^ theils in Ueberladnngen des Magens and Darmkanals and es giebt sich dies aach darch einen sehwaclieo, oft kasm fahlba- ren, schnellen Pnls« mangelhafte Darmaasleerong, wie dnreh nnterdrnckte ürinabsonderang nnd schwache Fresslast sa er- kennen«

Im Allgemeinen überrascht der Abortus bei got genährten Färsen in der ersten Hälfte der TrSchtigkeitsceit , wo nach ein Paar Wehen, oft ohne alles Torangegangene Kränkeln, nach dem heraasstnrsenden Frachtwasser der Embryo in bdchstms einer Stande nachfolgt, wenn derselbe nicht todt ist and keioe nn-r regelmässige Stellang im Mattermande hat. 'Star bei mageren, kraftlosen Euhen and Färsen rerzogert sidi der Act oft bis fsam dritten. Tage. Hier erlo'ankt das betre£fende Tliier, lasst fast ganz ab vom Fressen , trippelt mit gehobenem Schweif auf den Hinteressen hin and her, legt sich stöhnend nieder und steht so leicht nicht wieder anf.

Im 7,-*- 9. Monat der Trächtigkeitsperiode werden schon be* stimmtere Vorseichen des Abortus wahrgenoinmen« Bei Färsen Tersebwindet das oft siemiich angeschwollene, gespannte, harte Kater in 8 6 Standen ganz, dasselbe wird weich and faltig^ Kraftlose Thiere liegen immer and sind mit Mühe nicht anf die Beine za bringen, gat genährte sind anrnfaig, legen sidi, sprin* gen bald wieder auf and geben häufig einen brammenden Laat von sich. Darauf erfolgt Ruhe, während weldiw sie fressen, sich legen und wiederkäuen, bis jene Zeichen wieder aoftreteoi.. Wenn hierbei nun die Bungergr oben- anfangen einzufallen, die Spannung des Kreazbeinbandes abnimmt oder ganz verschwin- det, wenn bedeutende Ausleerungen oder Laziten erfolgen, dajm tre£fea wir den angehenden Abortus in einem Stadium, weldter nan^ansere ganze Aufbierksamkeit in Ansprach nimmt. Der Mattermand ist es, der uns nun über Leben und Tod, über regelmässige oder unregelmässige Stellung des Fotas, also über

373 KotelMsaa,

ein«a glacUicbeo oder aaglneküdieB Verltfif dM Abortot Aot-

kanft giebl.

Wie is Ei diu Msgebildeia KoehelelieD iaetinH«ig«g feine Kraft obt, seiee Holle zs «preagee, ebenM mass es mit dem lebeodeo Fotas seia, der seiae Lage im ütenu veriint aad instioktmasfig den Mottermnad anfsadit, and aoefa, weaa er sieb mit dea Famen in denselben eiadrangt, die cogAnannte Blase sprengt , woaadi das Fmebtwasser gresstentbeils abfliesst oad der GeborUact ein^U. Ob non die Tbitigkeit des Fotns den üteras auffordert ihn sn anterstntaen , oder ob es ein Werk der Natur ist, dass der UCems sieh seiner Last an ent* ledigea sacht, das möge dahingestellt sein , so viel seheiat aber aosgemaefat, dass der instinktiTe Trieb des Fotns, seine Bnt- wiekelongsstatte an Terlassen, mit der Wirkung des üteras (Wehen) sasammeafillt , oder sasammeatreffea mnss, am den Abortaa sa Stande an bringen. Den Gegensats finden wir da, wo der Fotos im üteros abgestorben ist ond in seinem To- deskampf mit den Fossea nach TOm ond in den Mottermond getreten sn sein seheint. Hier finden wir, dass die sdiwaebea Wehen gans aofhoren ond nor dann wieder schwach eintreten« wenn dnieh Konstholfe der Gebortsact beeadigt wird. Wenn aber der Tod des Fotos in seiner natorlidien Lage erfolgt ist» so Termag die Konst wenig; keine Wehen werden mehr wahrge- nommen, der VerwesongsprosesB beginnt mit der Ansehwellang des Fotos ond stdgert sich mit jeder Stonde, ond, indem nor Gewaltmittel den Fotos entfernen können , moss der Tod der Matter die Folge sein. Ein sicheres Zeichen des Todes des Fotos im üteros ist, wenn dorch die sehwadien Wehen die sogenannte Blase hervortritt ond oft lang ans der Scheide, ver- möge ihr^ eigenen Schwere, heraoshängt. Wenn diese geöff- net ond das Frochtwasser abgeflosseo ist, findet man öfters die Fnsse schlaff in der Seheide, (lebende ziehen ihre Fasse aoroek, wenn daran gesogen wird), vom Kopf aber ist nidits so föh* len, derselbe scheint sich nach dem Ableben entweder nach

U^aoh6n des Abortus. 373

der einen oder anderen Seite im Uteras umgelegt sa haben, so dass er ganz in die Qnere vor den Mattermund getreten ist, oder die Nase bat sich zwischen die Fusse gesenkt und steht mit denselben nach dem Euter, -* Schwierigkeiten, die dem Operateur bei der Entbindung oft viele Muhe, die doch vergebens ist, machen. Ist aber die Nase des todten Fötus schon in den Muttermund getreten, und die Fusse sind sehon ausserhalb der Scheide', so kann es nicht früh genug gesche- hen, mittelst eines in die Nase eingesetzten Hakens den Kopf nachzuholen, dann mag die Anschwellung des Fötus noch ao bedeutend sein, Kopf und Fusse desselben sind die Mittel, ihn aus dem Uterus herauszuschaffen. Unterlasst man den Ge- brauch des Hakens und zieht die Fusse hervor, so muss der Kopf zurnekbleiben , weil er sich dann fast in der Regel an das Becken stemmt.

Anders ist es bei Kühen, die noch gemolken werden. Wenn in der letzten Hälfte der Träohtigkeitszeit von 10 Fär- sen meist 6 lebend abortiren, so abortiren die meisten alten Kühe gewohnlich todte Kälber in den letzten Monaten ihrer Trachtigkeit, wenn keine gewaltsamen Ursachen auf aie einge- wirkt haben.

Hier müssen pradisponirende Ursachen in den Thieren in solchem Grade herangewachsen sein, dass die Natur und das Reactionsvermogen in ihrer ganzen physiologischen Oekonomie keinen Widerstand zu leisten vermögen, dass zuerst Störungen in allen Lebensverrichtungen , dann pathologische Veränderun- gen in den zu krankhaften Umänderungen geneigten Organen sich bilden , die nun den Tod des Fötus und den Tod der Mut- ter herbeiführen, wie aus der Section hervorgeht. Wie oft bin ich zu solchen Thieren mit der Angabe gerufen: „die Kuh ist krank, will nicht, wie gewohnlich, fressen, wiederkäuet schwach etc.**; nichts Bemerkbares stellte sich nach wiederhol- ten Untersuchungen heraus, als eine physische Schwäche, bis dann oft nach 4 Wochen erst sich die Scene dahin änderte, dass

« ^ -^

'374 KotelmftBD,

das Thiar abortirte nd Mitwader dabei oiakam, oder ämsa der FoUia gewaltaam entfeni warde, vonaeh es ebenfalls rer* endete.

In aaderea Fillen sind die Zeidien, welebe auf Abortos bindeoteD, Tielmehr aosgepragC. Sebon 4 Wodien vor dem Abor- tus Yenniiidert sieb die Hileb, welebe ober Fener <^ seboa TOr dem Anfkoeben gerinnt , 3 4 Tage Tor dem Abortus verliert sie sieh gans; alle Functionen gehen träge von statten, die Thiere fressen ond trinken nicht mehr, ancb das Wiederkauen Terliert sieb und sie liegen bestandig und stöhnen ; der Puls ist sehnell, klein, oft kaum fahlbar, der Hensehlag schwach, das Ath- men langsam, so, als suchten sie ihren inneren Schmers da- durch SU Terhindem; oft legen sie die Nase auf den Krippen- rand, oder legen den Kopf cur Seite, untersucht man den Muttermund, so findet man denselben oft wie ein Zweithaler- stack gross geöffnet und es ist Tor demselben die sogenannte Blase deutlich sn fahlen. Ist die Blase in die Scheide getre- ten, so findet man auch die Fasse des Fötus yorgerückt, ohne dass Wehen wahrgenommen werden. Bei diesem Zustande ver- geben oft 2 3 Tage, ohne dass eine Aendernng in der Stel- lung des Fötus bemerkbar wird. Hierbei werden die Thiere oft aufgebläht, sind verstopft und verenden. Die Versnehe, den Fotos abzuholen, gelingen awar durch gewaltsame Mittel, aber dex Tod erfolgt doch, weil man gewohnlich au spät aar Hülfe gerufen wird.

Dass der Abortus und seine Folgen, allerdings in modifi- cirter Weise, auch bei gat genährten, kräftigen Individuen vor- kommt, verdient der besondereren Erwähnung nnd mögen die Beobachtungen daraber und die Bebandlungs weise, welche bei Kühen in verschiedenen Fällen angewandt warde, hier noch eine Stelle finden. Bei einer derselben traten, indem 8 Tage vor dem Abort alle Erscheinangen denselben fürchten Hessen« am Tage des Aborts fast plötzlich so heftige Wehen ein, dass innerhalb einer halben Stande ein todtes , siemlich ausgetragen

Ursachen des Abortus. 375

nes Kalb und hinterlier der ganze Tfagidsads: (Uterus) h«rvor- storzte. Obgleich die Wehen nach dem Vorfälle des Uterus gewohulieh aufzuhören pflegen, so wurden sie hier so heftig, dass der Leerdarm neben dem vorgefallenen Uterus heransge- presfit wurde, und der heftige Drang der Wehen es nieht an- liess , das Ganze zu reponiren. Dass hier eine Z^rreisanag der Seheide vor sieh gegangen sein musste, worauf der Tod er- folgte, liegt auf der Hand. Dass aber aneh der durch be- stimmte Zeichen angedeutete Abort gar ni<^t mi Stande koabit, der Embryo im Uterus den Auflosungsprozess durchmacht und stückweise ausgeleert wird, kommt bei allen Thieren in der ersten HSlfte ihrer Traehtigkeit vor. Alle auf Abortus hindeu- tende Zeichen werden von Tage zu Tage milder und verschwin- den nach acht Tagen ganz, und alle naturlichen Verriohtuiigea neigen Sich zum Normalzustande; nur der sehwache, gaschwinde Puls Ifisst vermnthen, dass ein Theil des in Auflösung stehen- den Bmbryo resorbirt wird und in den Blutkreislauf zurück- tritt, wodurch in einzelnen Fallen wohl Blutvergiftung und Tod eintreten kann. Nach einigen Tagen meist kündigt sich. jedoch der VerwesnagBprozess durch das Austropfeln einer stark rie- chenden Flüssigkeit aus der Scheide an. Dieser Prozess nimmt Buumehr denselben Gang, wie bei den Stuten, diese Thiere leiden aber nicht so sehr, wie jene«

Eine bei guter Pflege sich immer mager haltende Kuh zeigte in zwei Jahren keinen Begattungatrieb. Man v«rmathete bei derselben einen kranken Uterus. Bei der Untersuchung er- gab siph, dass die Knochen eines verfaulten Embryo sich vor dem Muttermunde zusammengeschoben hatten, welche sadann hervorgezogen werden konnten. Vierzehn Tage nachher nahm sie den Bullen an, wurde tragend und brachte zur rechten Zeit ein gesundes Kalb. Nach der Conception besserte sie sich schnell im Futterzastande.

Der Eigenthnmer der Kuh hatte niemals ei^e Ausleerung »US der Scheide bemerkt, auch kein Kränkeln au derselboin

376 Koteljnsnn.

wahrgenommen, sondern nur beobachtet, data sie bei guter Freaalnst« goter Verdaanng und normalen Verrichtangen aller Organe mager und kraftlos warde, was ihn veranlasste Hülfe in sochen« Ans dem Krankenberichte durfte entnommen wer- den können, dass der nach den Knochen au nrtheilen drei Monat alt gewesene Bmbrjo Tollig resorbirt sein mnsste* Im Repertorinm der Thierheilknnde, 13, Jahrganges, Stutt- gart, giebt Thierarzt Helm einen Fall an, wo der Fotos im Uterus bis auf die Knochen resorbirt worden war,

Behandlung der Folgen des Abortus bei Kühen.

Die Folgen des Abortus bei Kühen sind mannigfaltiger, aber mit wenigen Ausnahmen nicht mit so grosser Gefahr nud un günstigen Ausgangen Terbnnden, wie bei Stuten. Die schlimm- sten sind XU starke Nachwehen, Umstülpung des Utems, Bnt- sündungr und Brand desselben, hartnäckige Verstopfung, Zu- rückbleiben der Nachgeburt, metastatische Anschwellung des Euters, blutige Milch, Versiegen der Milch und Lähmnng im Kreus. Was sind nun die Ursachen starker Nach weben , dass - sie den ganzen Uterus herauspressen, Zerreissungen in der Scheide bewirken, durch welchen der Leerdamm seinen Weg nimmt, der hierbei neben den vorgetretenen Uterus sich lagert? Nichts anderes als vielleicht durch Zugluft, Erkaltung und hin- zugetretene Verstopfang entstandener Krampf kann es sein» welcher eine so gewaltige Anstrengung macht, solche Zustande hervorzubringen, dass Uterus und Leerdarm hinter dem leiden- den Thiere liegen, woran das Tbier erst verendet, wenn der Brand eingetreten ist.

Dass dies ein Krampf ist, bestätigt der Erfolg medicini- scher Behandlung, denn sobald Opinmtinktur mit Ghamillen- theo und Kljstire von Belladonnawurzel und Kraut gegeben werden, ändert sich die Scene in einer halben Stunde.

Vorhin ist gesagt worden, die Reposition des Uterus bei Kühen sei viel schwieriger als bei Stuten. Dies hat seinen

Ursachen des Abortus. 377

Graad in der weit grosseren Masse des rorgedrangten Uterus, and in den besonders bei fetten Kuben starken ausgebildeten Mutterknohen«

Die specielle Bebandlong besteht darin, sofort ein halbes Pfand starken Branntwein oder eine Flasche Franzwein zu ge- ben und dann so schnell wie möglich einen Arzt zu rafen. Je starker der Krampf ist, desto dringender ist es, 2 3 Drach- men Opinmtinktur in zwei Pfund warmen Chamillenthee mit einem Male einzugeben, dann müssen 2 3 Kljstiere von 2 3 Unzen pulrerisirtem Belladonnakraut und Wurzel , welche mit 2 Quart Wasser Übergossen und noch einmal aufjgekocht wer- den, ohne durchzuseihen, applicirt werden. Sollten hiernach narcotische Zufalle sich markiren, so darf uns dies nicht be- unruhigen, desto leichter ist die Reposition, welche nun damit ihren Anfang nimmt, dass der Uterus TOn aller Unreiniichkeit mit warmem Wasser gesäubert, die Nachgeburt Ton den Mut- terkuchen behutsam abgelosst, und der Uterus dann in ein pas- sendes Gefass mit warmem Wasser gelegt wird, worin so viel roher Alaun anfgelosst sein muss, als sich auflösen lasst. In dieser Flüssigkeit wird der erkaltete Uterus so lange gebadet, bis er seine natürliche Warme erreicht hat und ein Zusammen- ziehen desselben nach allen Richtungen bemerkt wird. Dann wird das Alaunwasser in einem anderen Gefass aufbewahrt und nun der ganze Uterus mit den Mutterkuchen, am besten in Gänsefett oder einem nicht ranzigen Oel, überall eingeweicht. Nun kann zur Reposition geschritten werden , wobei die Mutter- kuchen nicht zu sehr gedrückt werden dürfen und wobei dar- auf zu sehen ist, dass der Uterus, im Fall ex sich um seine Achse gedreht hat, seine gerade Lage erhalt, denn eine halbe Drehung schon lasst die Reposition nicht zu. Die Manipula- tion bei der Operation ist dieselbe, wie bei Stuten.

Das Rind aber bedarf der Ruhe in diesem Znstande, guter Pflege, Getränks von Gerstenschrot in Wasser, und sollte eine zu starke Wirkung jener betäubenden Mittel sich markiren, so

o78 Kot«1mmDii.

haben sieb 2 3 Quart Cbamillentbee, Kljatire tob GhaauUeB mit Oel, oder tod Abkoefanog tob LeiasaaieB, alle 5 6 Stso- den gegeben, bewahrt. Mit dem aufbewahrten AlaoBwaaaer werden die äusseren Gescblechtstfamle öfter kalt gebadet.

Es sind Falle Torgekommen , wo es dnrefaaos nicht gelin- gen wollte, wegen starker Wehen den Uterus anruekanbringea. Hier sind Versuche gemacht, wenn keine Entxnndong des Utems oder des Bandifelles sich bemerken Hess, den ütertu wegzuschneiden. Es wurde eine Ligatur Ton sogenanntem Sack- band, ungefähr zwei Hände breit Tom Muttermunde, angelet und drei Finger breit Tom Bande der Utems abgeschnitten. Der Stumpf desselben wurde nun mit leiditer Muhe zurückge- bracht und es wurden dann schleimige Einspritzungen gemacht, wonach die Wehen gleieh aufhorten. Leider aber ist, so weit mir bekannt, nur ein Fall gelungen, wo das betrefflende Thier ausheilte, sich dann rasch im Futtersustande aufnahm und reeht fett wurde.

Es kann nicht Wunder nehmen, wenn nadi solchen ge- waltigen Anstrengungen, wonach der Uterus faerTortritt, auch eine Entzündung des Bauchfelles und des Utems entsteht, die nur in seltenen Fallen eine Heilung zulassen dürfte. So un- bestimmt sich die Entzündung auch kennzeichnet, so darf uns dies doch nicht abhalten, den Versuch zur Heilung zu machen, wobei die Behandlungsweise der Stuten auch hier Anwendusg findet. Nor yon Aderlass kann hier die Rede nicht sein ; desto stärker aber müssen die antagonistischen Reize unter dem Bauche angewandt werden, wozu die Spanischfliegensalbe» 1 Unze mit 15 20 Tropfen Crotonoel gemischt und mit swei Malen in 16 Stunden eingerieben, gute Dienste leistet» Dabei gebe man EIjstire Ton kaltem Wasser, alle 2 3 Stunden zwei, und Getränk von Gerstenschrot in Wasser. Nach Futter ver- langt Patient nicht. Ist die Behandlung von Erfolg, so geht das daraus hervor, dass Patient am dritten Tage nicht kranker und am 4. 5. Tage schon beweglicher wird, dass die sonst

Ursachen des Abortus. 37D

eiskalten Füsee warm werden, der Pols, der sonst fast ganz verfichwnndeD war, wieder hervortritt, und dass der Kranke oan auch wohl im Fatter wühlt und den Appetit versncbt. Diese günstigen Zeichen gebieten nns, alle inneren Mittel bei Seite zu stellen, denn die angebrachten Reize unter dem Banebe thun hier mehr, als alle ioDeren Mittel. Dass nun eine gute Pflege mit Vorsicht eintreten mnss, versteht sich von selbst.

Verstopfungen, welche mit dem Abortus zusammentreffen, oder welche nach demselben erst eintreten, sind in den mei- sten Fällen sehr schwer zu beseitigen und todtlich, wenn die Ursachen derselben im Blfittermagen liegen. Diese Ursachen sind dann ein Vertrocknen des Futters zwischen den Blattern des Magens und dies kann einen solchen Grad erreichen, dass sieh das Futter zu Pulver reiben lasst, in welchem Falle wohl selten eine AuHösung und die zur Fortsohaffung nothige Er- weichung zu erreichen sein wird»

Je weniger letzterer Zustand sich kennzeichnet, um so mehr gebietet es die Vorsieht, schon hierauf bei der ganzen Behandlung Rüoksicht zu nehmen. Ist Patient total verstopft, d. h. werden gar keine Excremente, selbst nach Kljstiren nicht, abgesetzt, so ist anzunehmen, dass der Blattermagen vorzugs- weise leidet. Hier hat sich eine Abkochung von einer starken Band voll Tabak mit % Quart Wasser, ein paar Mal auf- gekocht •*»• mit einem Zusatz von einer guten Hand voll Glau- bersalz oder Doppelsalz und drei Scrnpel Nieswurz , •— mit 2 Malen innerhalb 8 Stunden gegeben, vortrefflich bewahrt. Hierzu wurden alle d Stunden Eljstire von Belladonna, wie oben angegeben, applicirt. Bat dies Mittel keinen Erfolg, so Jet oft noch Rettung durch Salzsäure möglich gewesen. Es wurde dann taglich eine Unze Salzsäure in \ Quart Wasser, nach und nach hinzugegossen und um geschüttelt, gegeben, und 80 lange damit fortgefahren, bis Ausleerung erfolgte. Es sind Fälle vorgekommen, wo 12 Unzen Salzsäure in 5 Tagen ge- braucht, einen guten Erfolg erreichen Hessen. Noch muss be-

380 Kotelmann,

merkt werdeo, dass die Salssiore in steigenden Gaben gage- ben werden mnss, so, dass bis 2 Unsen, mit zwei Malen ge- geben, taglich gebraucht werden können.

Es ist auffallend, dass Verstopfungen bei den Wieder- käuern oft 6—10 Tage anhalten, and dass, obgleich einzelne mit Tielem Sehleim ubersogene Ballen Ezcremente nur nach gegebenen Elystiren erfolgen, die Thiere wenig saufen, nicbt fressen, einen kleinen schnellen Puls haben, sie sonst doch munter sind. Was kann dies anders sein, als eine ganslich darniederliegende Verdauung im gansen Darmkanal mit yer- minderter Gallenabsondernng. Die hier ganslich fehlende pe- ristaltische Bewegung des Darmkanals wurde eine Lähmung desselben Tcrmuthen lassen, wenn nicht die mit Erfolg ange- wandten, stark eingreifenden Mittel diese Vermuthung wider- legten. Zur Beseitigung dieses Leidens hat sich Galomel mit Aloe und Ensian gana vorzüglich bewahrt. ^ Es werden drei Drachen Galomel, eine Unse Aloe und fünf Unzen Enzian zu Pulver gemischt und dies in drei Malen in 8 Stunden mit Was- ser gegeben* Jungeren oder entkräfteten Thieren genügt die Hälfte, Ochsen dagegen können 4 Drachmen Galomel mit 2 Unzen Aloe vertragen.

Die hierauf erfolgende Ausleerung ist bei einigen Indivi- duen stark. Wenn dieselbe nach 12 16 Stunden nicht ab- nimmt, d. h. wenn die Zwischenräume von einer Ausleerung zur anderen nicht grosser werden, so ist es nothig, dem Pa- tienten ein Quart Kaffee von 6 Loth mit 4 6 Unzen Brannt- wein, noch besser mit 3 4 Unzen Rum, zu geben und nöthi- gen Falls nach 4 Stunden zu wiederholen. Dann wurde tag- lich 4 mal, jedesmal 3—4 Quart gekochte Mehlsuppe von Ger- sten- und Roggenmehl zu gleichen Theilen, welche sie gern saufen gegeben. Verlangen sie nach Futter, so mache man den Anfang mit einer Hand voll gutem Heu oder Hafergarben und gehe mit dem Futter vorsichtig weiter, bis sich der gehö- rige Appetit findet.

Ursachen des Abortus. 361

\

V

Diese Mehlsappe mass den Thieren eine Wohltbat sein, denn sie erholen sich in 3 4 Tagen so sehr, dass sie aufste- hen nnd nach mehr Fatter verlangen, welches aber noch nicht bis snr völligen Sättigung gereicht werden darf, weil sehr leicht Rückfalle mit Anfblahangen kommen. Um diese nicht aufkom- men zu lassen, habe ich eine Abkochung von Tausendgülden« kraut- nnd Blumen, eine Hand voll in ein Quart Wasser, nebst einer Drachme Eisenvitriol taglieh 2 mal geben lassen, was ^i^ Verdau ungswerk zeuge sehr zur Thatigkeit anregt. Zugleich mnsB bemerkt werden, dass alle Arzneien in flussiger Form, aus leicht begreiflichen Gründen, gegeben werden müssen, so weit dies möglich ist, da sie in dieser Form bei Wiederkäuern am besten wirken.

(Schluss folgt)

XL

Reclame^ lietreffend den verbessertea Gebartshaken.

Im zweiten Quartal- Hefte dieses Jahrganges des Magazins für Thierheilknnde ist von einem verbesserten Geburtshaken die Rede, wie solcher nach der Idee des Militair-Thierarztes Riemer zu Danzig gearbeitet ist, sich in der Praxis be- währt hat.

Wenn ich nun auch an der Originalität der Idee des Herrn Riemer durchaus nicht zweifle, so kann ich doch nachweisen, dass der verbesserte Haken schon lange Zeit von mir so con- struirt in meiner Praxis angewendet wurde.

Schon in meinem früheren Wohnsitze in Neu-Vorpommern besass ich einen solchen Haken und liess solche später, durch

882 Reclame, betr. den verbesaerten Geburtsbaken.

den InstrutneDteoinacher Meier biertelbst, für den Thierarzt Ladendorf, für den Departements-Tbierarat Seidel und für meinen Brander den Thierarat Ollmannin Greifswald anfer- tigen, nacbdem ich die genannten Herren von der Zweckdien- liohkeit aberieagt hatte, wie mir dieselben wohl gern bezeu- gen werden.

Ebenso habe ich im hiesigen landwirthscbaftlichen Verein den Haken vorgelegt and demonstrirt, wie solches das Sitzangs- protokoU des genannten Vereins vom 4. Mars 1869 beweist.

Die Nataliehkeit des Hakens üogt auf der Hand, nnr mnss die starke, feste Hanfsehnur an der einen Oehse befestigt dnreh die andere von Innen nach Aussen durchgesogen werden, so hat man nnr an einer Schnur an sieben.

Vortheilhaft ist es auch die Hakenspitzen (5. d.) nicht übereinanderliegend, sondern gegeneinanderstehend arbeiten zu lassen, da sonst beim Oeffnen des Hakens viel Ranm gebraucht wird, der oft fehlt. Die Länge des Hakens, welcher von feder- hartem Gussstahl sein mnss, habe ich mit 4 Zoll genügend ge- funden.

Wenn ich nun bitte diese Notiz im Magazin für Thierheil- kunde aufzunehmen, so geschieht dies lediglich in der Absicht, darzuthun, dass der von mir construirte Haken nicht demjeni- gen des Militair*Thierarztes Riemer nachgearbeitet wurde, sondern allein von mir ausgegangen ist, und ich hege keinen Zweifel, dass auch Herrn Riemer 's Verbesserung Original ist.

Theodor Ollmann, Kreis - Ifaierarzt in Thom»

Personal - Natizen. 383

XII. ^

Personal - Notizen«

Beforderang:

Der Kreis -Thierarzt KaumaDu zu Freien walde a./0. ist zam Departementa-Thierarzt des Landdrostei-Beeirks Stade er- nannt worden.

Versetzt sind:

Kreis - Thierarzt Reinhardt von Lennep in den Kreis Meyen*

Cochem. Hertrich von Rothenburg nach Nangard. s Schirlitz von Zeitz nach Torgau.

r Lehmann von Pram nach Wittlich.

Hartmann von Hamm nach Habelschwerdt.

Verzogen sin d:

Thierarzt Arndt von BatinüiOlder nach Honnef. Bartels von Goslar nach Lewe« Dickerhoff ^on Bocham nach Berlin. Bo'mbach von Dortmund nach Bochnm. Dopke von Bremervörde nach Geestendorf. Starke von Harsefeld nach Bremervörde. Rosenberger von' N^tihof - Ragnit nach Tilsit. Deutsch von Andernach nach Neubof - Ragnit. Bachmann von Berlin nach Neu-Ruppin. Krohn von Homburg nach Pinneberg. Dohrer von Gemunden nach Frielendorf. Fricke von Elberfeld nach Brühl.

Niedergelassen haben sich:

Thierarzt Long in Hirschberg. Rohloff in AncUm.

384 Personal - NoUien.

Tfaierarst^ggert io Driesen.

UllmanniQ Ziebingeo. HassmanD in Geestendorf.

Gestorben sind:

Kreis -Thierarst Bormeister in Anclam. Thierarzt Kersting in Soest.

Eck eil in Rotenburg.

Offene Stellen:

Die Kreis -Tbierarzt* Seile, in Anelam, Reg.-Bez, Stettin*

- Lennep, Reg. -Bez. Dässeldorf.

- Rotbenbnrg, Reg.-Bez. Liegnitz.

- Scblensingen, Reg.-Bez. Erfurt.

- Zeitz, Reg.-Bez. Merseburg.

- Beeskow-Storkow, \ Reg.-Bez.

- Ober -Barnim, ) Potsdam.

- Prüm, Reg.-Bez, Trier.

Gedruckt bei Julius Slttenfeld in Berlin.

Taf.M.

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4

Magazin

far die

gesammte Thierheilkunda

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I.

Ursachen des Abortus bei dm Wiederbiaen ud Sehweinen und dessen Folgen.

Vom Thierarzt Kotelmann, in Treptow a. Tollense»

Schluss.

Bei gQtgenährten , fetten, kraftigen jungen Thieren darf man indess die eben beschriebene Behandlangsweise nicht wa* gen, hier sind Sal^e angezeigt, als Doppelsalz nnd Glanber- salz von jedem 8 Unzen, Brechweinstein ^ Unze nnd Enzian 6 Unzen. Diese Medicamente werden in Palverform gemischt nnd hiervon alle 2 3 Standen 2 gehänfte Essloffel voll in ^ Qaart Wasser gegeben. Ist die Wirkung za langsam, oder ist ein vorzugsweises Leiden des Blättermagens durch gänzlichen Mangel an Ausleerangen angezeigt, dann ist die Salzsäure in steigenden Gaben, wie oben angegeben, allen übrigen Mitteln vorzuziehen,

Zurückbleiben der Nachgeburt« Dieser Zustand kommt häufig als Folge des Abortus, hauptsächlich bei Färsen vor, die im Alter von l\i 2 Jahren entweder abortiren oder ein ansge- tragehes Kalb bringen. Auch hier sind die mageren, kraftlo- sen jungen Thiere diejenigen, die am meisten leiden. Dass

Mag. /. TUerhtUk. ZZZVI. 4 25

38C KotelmADD,

hier das pbjsisdie L«b«n mit dem L«idea im Kampf li^t, seigt der tdiwachey geeehwinde, oft gar niebt aa foblende PoIb, der Mangel aa Freatlost nad die Stomagea ia allen natorliehen VerriehtiiBgeB. Weaa nicht ■ehnelle Hülfe eintritt, ist es ans mit dem Kranken, und wenn aia etwas aa apat kommt, wenn der richtige Zeitpunkt sa helfen Terpasst wird, so werden die Thiere so hinfallig, dass sie oft ein Jahr an ihrer Erholung bedorfen, oft aber dennoch an anderen hinsng^retenen Krank- heiten an Grande gehen.

Alle bis jetzt bekannten Mittel, welche die Eigensduft haben soUen, die Nachgebort absntreiben, sind nnsoverlassig ; wo man einen Erfolg von ihnen gesehen haben will, da wnrde der Ab&ll der Nacbgebnrt schon Ton selbst erfolgt sein. Die Erlahmng hat es gelehrt, dass der Arat gewöhnlich sehr spät, oft am 6. 8. Tage erst, oder wenn das Allgemeinleiden des Thieres die Besorgniss des Eigenthomers fSr den Verlost des- selben erweckt, anr Hälfe gemfen wird« Wenn er dann von jenen, die Nachgebart abtreiben sollenden Mitteln irgend eins anwendet, worauf die Nachgeburt abfallt, so wird dies dann auf Rechnung des Mittels geschrieben. Man bedenkt aber nicht, dass die Abfaulung au jener Zeit so weit schon vorgeschritten ist, dass dieselbe auch ohne jenes Mittel abfallen muss.

um die Thiere vor jenem Leiden zu schütspn, ist die Ab- lösung das sicherste Mittel und dies muss spätestens am drit- ten Tage angewandt werden, sonst aieht sich der üteras so weit zurück, dass der operirende Arm nicht mebr auf den Grund desselben reichen und nur das ablosen knnn, was von der Nachgeburt zu erreichen ist, und dass das im Grunde des Uterus Gebliebene doch abfaulen muss, woran die Thiere dann noch zu Grunde gehen. Hierin liegt auch der Grund, dass man zu dieser Ablösung kein Vertrauen hat» Dies Misstraaen gegen dieses Heilverfahren ist sber durchaus ungerechtfertigt und findet seine Erklärung mehr darin, dass die Hülfe zu spat gesucht wird, als in der Mangelhaftigkeit der Heilmethode.

/

Ursachen des Abortus. 387

Die Ablösung der Nacbgebort beim Hornvieh erfordert eine andere Manipulation, als bei den Stuten. Bei ersterem muss nur der Zeigefinger jeden einzelnen Mutterkuchen auf- suchen und die daran sitzende Nachgeburt von demselben naeh nnd nach abtrennen, bis sie der Hand des Operateurs entschlupft und wegfällt.

Bei mageren, kraftlosen Thieren, bei denen die Mutter- kuchen sehr klein sind, ist die Ablösung schwer, weil die Mut* terkuchen mehr welk sind und an ihnen die Nachgeburt, ich mochte sagen, angetrocknet zu sein scheint, .weshalb sie eher abreisst, als sich ablösen lasst. Bei gut genährten, fetten Thie- ren dagegen macht die weit grossere Fläche und die tiefen Einschnitte in den oft sehr gross entwickelten Mutterkuchen, in welche die Nachgeburt eingedrungen ist, bisweilen die Ab- lösung schwer.

Die Ablösung scheint in jedem Falle am dritten Tage nach dem Abortus oder dem natnrgemassen Kalben am besten zu gelin- gen ; spater, wenn der Uterus sich mehr zurückgezogen hat, wird es nicht mehr gelingen, die Nachgeburt ganz wegzuschaffen. Man versuche dann noch als einziges Mittel taglich zweimal warme Einspritzungen Ton Chamillenthee zu machen, wozu man sich einer Klystirspritze bedient, welche an ihrer Spitze mit mehreren Seiten ofTnungen versehen sein muss.

Das zu lange Zurückbleiben der Nachgeburt hat noch den Nachtheil, dass die daran leidenden Thiere keine, oder nur wenig Milch geben, was sich auch nur ändert, wenn die Thiere gut gepflegt werden, wenn ihnen Schrot-, Leinkuchen- und Rappskuchentrank etc., gekochter Roggen, gutes Heu etc. ge- reicht wird, so viel sie wollen nnd vertragen können.

Noch muss auf einen Fehler aufmerksam gemacht werden, der oft begangen wird, indem man ein oder mehrere Pfund- gewichte an die ans der Scheide heraushängende Nachgeburt bindet, um dadurch dieselbe aus dem Uterus zu entfernen. Diese Behandlungsweise muss entschieden getadelt werden. Oft

25*

38S Kotelmann,

reisit der ftos der Scheide hiDgende Theil mb, and der grSssta Tbetl bleibt soraek, der, indem man glaabt, die gMixe Nach- gebart sei fort, nan erst, dorch die stinkende Faolniss abge- lost, stockweis aosgestossen wird, wobei es nicht fehlen kann, dass ein Tbeil Ton der Jaache resorbirt cnd dem Blnte sage- fahrt and dies Torgiftet wird, wodoreh sehr üble Folgen ent- stehen k5nnen.

Der dann schwache, geschwinde Pols ron 90 100 Schla- gen in der Minate, Mangel an Fresslast ond Störungen in allen LebensTerrichtangen etc. denten darauf hin, dass im Organis- mos etwas Tor sieh geht, was das Leben des Thieres bedroht! Abmagerung und alle jene Folgen treten ein, welche Torhin bezeichnet sind. Ein plötzlicher Tod aber wird oft da- durch herbeigefahrt, dass die durch das Gewicht stramm an- gezogene Nachgeburt den Urinblaseneingang eindruckt und Ter- schliesst, so, dass das leidende Thier seinen Urin nicht ablassen kann, wodurch die ürinblase so gefallt wird, dass dadurch Ent- zündung der Blase, Zerreissen derselben und Ergiessung des Urins in die Bauchhohle entsteht, wonach dann der Tod er- folgen muss.

Ein wohl zu beachtender Gegenstand ist die Anschwellung des Euters in Folge des Abortus bei Enhen. Dieselbe ent- steht offc plötzlich, am häufigsten in der Nacht, so dass alle Forschungen nach den Ursachen vergebens sind. Diese Ge- schwulst ist gleichmassig hart, lasst beim Druck mit dem Fin- ger eine Grube nach, ist also oedematos, bald nur um einen, bald um zwei Striche (Zitzen) , am häufigsten im ganzen Euter und dann so bedeutend , dass die Striche gespreizt auseinander stehen und oft selbst geschwollen sind. Dabei ist das Euter gleichmassig schwach geröthet, zeigt viele Hitze, aber macht dem Thiere fast gar keinen Schmerz. Aus den Strichen kann man nur mit Muhe eine dicke, zähe gelbaussehende, oft auch mit Blut vermischte Materie ausdrucken, wobei die Thiere keine, oder nur wenig Schmerzen äussern« Dieser Znstand

Ür«aohen des Abortut. 3ß9

wird haafig far eine darch aassere Einwirkang, als aogeaehiok- t&8 Melken y Stossen, darch Drack beim Liegen, entstaiidene ortliche Entzündang gehalten und alt solche auch behandelt. Hiemach war der Aasgang immer ' ein übler. Die Geschwalst ▼erhärtete sieh, ging aach wohl in Eitemog aber and warde fistulös. Da hier mit dem Messer nicht viel gemacht werden kann, so war das üebel gewohnlich unheilbar Es ist daher diese Erscbeinang für eine aas inneren Ursachen entstandene Metastase sa halten. Man hüte sich also, diese Metastase (Ablagerang), welche bei allen Thieren eine grosse Rolle spielt, mit kalten Umschlagen oder mit warmen Bahangen sa behan- deln. Das sicherste Mittel ist, eine Einreibang von 2 Unaen Lorbeerbutter mit 1^ Drachme Eampher zn machen, and zwar taglich einmal so viel, wie eine grosse Wallnass, nnd so lange, wie sich noch Geschwalst im Eater zeigt. Oftmals bleibt Blat* melken zurück. Dies entsteht aus Blutandrang nach dem Euter, (Gongestion) und ist nach dem Eingeben von 2 Drachmen Brech wein stein in einem Quart Wasser (in zwei Portionen im Laufe eines Tages gegeben) in der Zeit von 2 Tagen ge- wohnlich YoUkommen beseitigt. Nachdem das Enter vollkom- men wieder ausgeheilt ist, hält es doch schwer, eine vermehrte Milchsecretion zu erzielen, oft will sich gar keine Milch mehr absondern nnd findet sich hauüg erst wieder, wenn das Thier von neuem kalbt. Nicht selten jedoch hat auch gute Pflege des Thieres, mit Schrot-, Lein- und Rappskuchentrank , Bräunt- weinspülig, Abgang aus der Brauerei» gutem Heu etc. femer Heissiges Melken, Dampfbader von GhamiUenthee, den Versuch, eine vermehrte Milchabsonderung zu erlangen, mit Erfolg ge- krönt, Macht sich der Milchreichthum schon nach drei Tagen bemerklich, so wird eine fortgesetzte Pflege und der Gebrauch der angegebenen Mittel sich wohl lohnen«

Der Verwesungsprocess des Embryo, eine Erscheinung, die unter die Ursachen des Abort zu rechnen sein dürfte, scheint bei Stuten nur in der ersten Hälfte der Trachtigkeit vorzu-

390 Kotelmmna,

konunen; bei Kfibeii dod in neaatter Zeit Fille der Art noch im 6. bb 9. Monat beobnefatet worden. Bei Sdiafen scheint die Netor dne Vertrocknen det Fotns, das snr Momiewerden desselben, in der letiten Triehtigkeitsseit Tonasiehen. Der Aaüuig, Verlsnf and Ansgmng der Venresmg des FStns beim Homvieh maikirt sieb ebenso «rie bei Stnten; nar dass die Thiere, bei wsldien dieser iProcess in die letsten Monate fallt, sehr Imden, nnd wenn sie ihn oberstanden haben, einer langen Zeit, oft eines gansen Jahres bedorfen, ehe sie wieder, selbst hn gnter Pflege, so Kräften kommen. Besonders leidet die Verdaoong der Thiere sehr; sie werden oft anfgeblSit und aach Torstopft. Die Aofbühnng wird dnrdli ^ Unze kanstisehen Sal- miakgeist in einem halben Qoart Wasser leicht beseitiget, die Verstopfong aber, Ton welcher die immer wiederkehrende An^ bUhang abhangig sein durfte, kann nnr dorch den Gebranch d«r schon oben angegebenen Mittel beseitigt werden.

Bs hat nicht an Versnehen gefehlt, den in Verwesung nher- gegangenen Fotos absnholeo. Dies ist aber dämm gans on- mogHch, weil der üteros sich zornckgesogen hat nnd der Mnt* termand so eng und hart ist, dass er sich nicht erweitem lasst, nnd von Wehen ist keine Rede.

Den Anflosnngsprocess sn beschleunigen, haben sich Ein- spritzungen Ton warmen Chamillenthee mit der, wie oben an- gegeben, eigenthnmlieh constrnirten Kljstirspritse , zweimal taglieh sehr wirksam gezeigt. die Knochen sich dicht vor den Muttermund im Uterus lagern, so müssen diese be- hutsam abgeholt werden« Hiernach nehmen die Thiere den Bullen wieder an, coneipiren nnd bringen ein gesundes Kalb«

EttdHcb noch über die Lahmung im Kreuz! Es darf uns gar nicht wundern, dass dieser Znstand am hfiufigsten bei jun* gen, körperlich noch nicht yoUkommen entwickelten Tfaieren vorkommt, die entweder ihr Kalb gar nicht, oder nur mit grosser Anstrengung und mit Anwendung von Gewalt los werden kön- nen, wobei eine Erweiterung des Bet^kens etc. vor sich geht.

r^Unachen des Abortus. 391

uod wobei alle die Vorgange sich ergeben, wie sie bei den Stafen angegeben sind. Anch die Behandlung dieses Zastandes ist dieselbe, wie bei den Staten, doch mit dem Unterschiede, dass oft stärkere Einreibangen im Verlaufe der Behandlnnc gemacht werden, nnd die Thiere so lange liegen bleiben müs- sen, bis sie Ton selbst aafstehen. Um das Darchliegen sa ver- hüten, müssen die Thiere taglich einmal über die Fnsse, nicht aber den Racken, amgewalat werden. Das Aafhangen im Garte ist nicht sa empfehlen , da sich die Thiere dabei aafblähen and die Verdanang dadurch leidet.

Ursachen des Abortus bei Saaen.

Von Alters her schon ist im Pablikam der Glaube ver- breitet, dass ein Schlag auf die Nase einer tragenden Sau die Hauptursaehe des Abortas derselben sei. Wenn dei^ßchlag heftig ist, so kann dies wohl richtig soin, sonst aber ist wohl der Schreck, den die Thiere hierbei bekommen, hauptsächlich Schuld daran. Wie sehr ein heftiger Schreck diese Thiere aufregt, ihren Korper erschüttert und sie in Ekstase bringt, wird Jeder schon bemerkt haben, der mit ihnen zu thnn hat; sie sind so- gleich kampfbereit und werden dadurch dem Menschen nicht selten gefahrlich.

Es scheint, als habe die Natur diesen Thieren eine grosse Aengstlichkeit verliehen, sich und ihre Frucht vor allen Ge- fahren zu schützen. Da ihnen dies nicht immer gelingt, so abortiren sie leicht. Es ist wohl möglich, dass bei diesen psy» chologischen Eigenschaften der Schweine diese wenn ich so sagen darf > äusseren Einwirkungen leichter Abortus herbei- fGhren, als bei anderen Thieren.

Andere Ursachen zum Abortus bei Schweinen sind die Fol- gen Ton Sprüngen über Hecken und Graben etc., wozu sie durch Hetzen mit Hunden etc. veranlasst werden; ferner zu heisses Futter, auch tu stark nährende Mast, als Weizen, Rog- gen, Erbsen, Wieken, Bohnen etc., die anfangen aus'zuwachsen,

392 Kotelmsan.

oder die scfaimmelig und verdorben sind. Auch erfolgt Abor- tus nach plötzlichem Wechsel von magerer Kost sa Mastfatter, nach geschnittenem» heissgewordenem Granlntter, Klee nad Rankelblattem» nach kranken Kartoffeln, nach stark ansgekeim- ten Kartoffeln und Kartoffelschalen, in welchen sich im Früh- jahr Tiel Solanin entwickeln soll. Auch enthalt die sogenante Tranktonne wohl Ursachen snm Abortus.

Wenn sonst die Schweine das in diesen Tonnen enthaltene Getränk auch vertragen können, so ist doch die darin enthal- teiie Sanre, und wer weiss welche anderen schädlichen Be- standtheile ans dem mancherlei Abgang in der Knche, entschie- den schädlich far tragende Saaen nnd bringt Abortus. Manche Leute glanben awar, dass auch Eichel- und Buchenmast eine Ursache des Abortus sei, jedoch ohne Grund; vielmehr sind die Witterungseinflnsse, als Wind, Hagel, Regen, Schnee, Than- wetter und Frost, das Lager der Thiere in den aufgewühlten Buchten, welche oft wahre Morastplatze sind, wohl nicht allein Ursachen zum Abortus, sondern auch zu anderen Krankheiten, namentlich aber heranbildende, pradisponirende Ursachen, die far die im Frühjahr und Sommer tragend werdenden Sauen in Bezug auf Abort verderblich werden. Bei den durch jene Ein* Busse so oft erzeugten LuDgenkrankheiten, welche in Tuberkel- bildungen, erweichte oder verhärtete, übergehen, ist wohl an eine gesunde Blutbildung, für die Mutter sowohl wie für ihre Frucht nicht zu denken. Daher kommt es auch, dass so hanfig im Frühjahr und Sommer die dann noch geborenen Ferkel ster- beo. Frische Buttermilch, so wie sie aus dem Butterfasse kommt, hat man auch wohl als die Ursache des Abortus bei Schweinen angegeben, doch soll sie unschädlich sein, sobald sieh die Käsetheile ausgeschieden haben. Das allerdings ist ausgemacht, dass Saue nach dem Genüsse von Buttermilch, so* wie überhaupt nach aller scharf saueren Nahrung, 'alle ihre Ferkel todtsäugeiv Ebenso endlich verursacht der übermassige Genuss von Kochsalz, Heringslake, Fleiscblake, Pfeffer nnd

Ursachen des AboHus. ' 393

»

dergleicheD Sachen, die haafig in die Tranktonne kommen, Vergiflnngen, Entzündang des Magens und Darmkanals» wonach dann zuerst Krämpfe, Zittern des Kopfes und Halses, dann Raserei nnd Wnth entstehen, woraaf endlich Abortus und snf* focatorisch der Tod erfolgt.

Bei dieser Gelegenheit sei es erlaubt, einer seit 10 Jahren hier herrschenden Krankheit der Schweine zu erwähnen, die nur vom Frühjahr bis zum Herbst, sehr selten im Winter, vor- kommt, viele Opfer fordert und auch Abortus zu Wege bringt. Schweine, die oft eben begierig ihr Futter ausgefressen haben, liegen nach kurzer Zeit im Stroh eingewühlt und rühren sich nicht« Berührt man sie besonders am Rücken und im Genick^ 80 geben sie durch ein klagendes Grunzen und Geschrei zu erkennen, dass sie Schmerzen haben.

Nur mit Mühe bringt man sie auf die Beine, sie gehen einige Schritte, wie sehr ermattet, taumeln, wühlen sich ein Lager und legen sich wieder hin. Der mit wenigen Haaren bedeckte Korper weisser Schweine zeigt eine Todtenblasse, eben- so auch die Schleimhaut des Maules und die Bindehaut der Augen , was ihnen den Anschein giebt, als wäre es aus mit ihnen. Dabei haben sie zuerst natürliche Darmausleerung und Urin, worauf hartnackige Verstopfung, seltener Laxiren, erfolgt* Die Thiere zeigen Neigung zum Erbrechen, und solche, die sieh tüchtig erbrechen, erholen sich bald und werden in eini* gen Tagen gesund.

Bei vielen der Thiere entwickeln sich am dritten, vierten » Tage harte Knoten in der Haut, die bald blau, dann schwarz werden, nach einigen Tagen sich abblättern und noch lange Zeit rothe Stellen zurücklassen. Diese Knoten scheinen kri- tisch zu sein» denn sobald sie schwarz werden, tritt die Ge- nesung ein. Schweinen aber, bei denen der Tod erfolgt, wer- den 3<:-4 Stunden vor demselben die Ohren blau und dann roth, ebenso auch die Banchwand.

Diese Erscheinungen hat man für sichere Zeichen des Milz-.

394 Kotelmann,

brandes gehalten, was za gana nberflassigen nod lästigen Po- liseimaassregeln Yeranlassang gegeben bat. Beiläufig geeagt warde man diese Rothe unter dem Bauch, so wie bei dem im Sterben liegenden Sehweine, aneh bei allen Krankheiten ande- rer Thiere, wenn der Tod der Aus{;ang des Leidens ist, vor- finden, wenn die stark behaarte Haut die Wahrnehmung nicht hinderte. Sie ist nichts weiter, als eine den Tod andeutende Stockung des Blutes in dem Capillargefassgewebe. Ansteckend ist diese Krankheit nicht; auch nicht der mindeste Verdacht dafür lasst sich erweisen : die Erscheinungen bei dieser Sjrank- heit sind bei allen Thieren, in der Bntwickelung und im Ver* lauf, vollkommen übereinstimmend. Meiner Ansicht nadi ist sie eine gastrisch nervöse Krankheit, die sich nur bei den so sehr gefrassigen, sogenannten englischen Schweinen durch über- mässige Futterung heranbildet.

Die Ursachen dieser Krankheit durften in Folgendem liegen : Es werden vom Frühjahr ab hier und in der Umgegend halb fette und noch nicht einmal halb gemasstete Schweine far Ans- wanderungsscbiffe gekauft und theuer besahlt. Dies veranlasst Tagelöhner und kleine Handwerker (bei deren Schweinen diese Krankheit nur vorkommt), halbenglische Sehweine mit allerlei Kraut, mit einem Aufmengsel von sogenanntem Futterm^, welches ans allerlei Ünkrantsaamen besteht, der aus allen Kom- arten ausgresiebt und gemahlen wird, au mästen. Bei der so grossen Gefrassigkeit dieser Thiere und dem guten Willen der Eigenthumer, diese immer mehr zu steigern, um ihren Zweck , so bald als möglich zu erreichen, kann es nicht fehlen, dass jene gastrisch -nervösen Zustande zum Ausbruch gebracht wer- den« Noch mehr Momente liessen sich für diese Ansicht an- fuhren, wenn das nicht zu weit fährte; nur das muss hier noch erwähnt werden, dass alle bisher gemachten Heilrersuche erst im letzten Stadium der Krankheit gemacht "werden konnten, also natürlich auch ohne Erfolg bleiben mnssten , weil die Bi- genthumer der Thiere gegen diese so sehr gefahrdrohende

Ursachen des Abortus. 395

Krankheit entweder snnachst mit Hausmitteln vorgehen, oder die kranken Thiere noch za einer Zejt schlachten, wo siph die Krankheit noch nicht aasgebildet hat. Das Fleisch solcher Thiere sah gesnnd aus und man fand bei ihnen nichts Abnor- mes, als nur einen angewohnlich grossen Magen, angefallt mit jenem Futter. Bei den an dieser Krankheit verendeten Thieren fand man leichte Entzündung der Magenschleimhaut, selten Brand des Magens und der Gedärme. Ein Brechmittel von Nieswurzel (Breehweinstein ist unzuverlässig) zu rechter Zeit gegeben und hinterher Leinsaamenschleim, hat sich am meisten bewahrt. Dass bei dieser Krankheit auch Abortus unter sol- cben Umständen erfolgen mnsste, liegt auf der Hand.

Zeichen, wel&he den Abortus der Saue ankundigen.

Von allen unseren Hausthieren bringt die San ihre Jungen am leichtesten zur Welt. Selten sind die Abertfalle bei ihnen, "wenn jene angegebenen Ursachen vermieden werden und noch seltener sind unregelmässige und Missgeburten. Nur aus ahn- liehen Zeichen, wie die, welche einer regelmässigen Geburt der Ferkel vorangehen, kann man auf einen etwa bevorstehen- den Abortusact schliessen. Vor dem regelmässigen Geburtsaet, wie vor dem Abortus, werden die Thiere unruhig, gehen im Stall umher, wühlen mit der Nase und kratzen mit den Vor- derfassen im Stroh, um sich ein Lager zubereiten, legen sich, stehen mit dem Vordertheil wieder auf und sitzen mit dem Hin- tertheil wie ein Hund. Nähert man sich ihnen, so werden sie böse, und daher ist auch jede Untersuchung unmöglich. Die Fresslust ist weg, die Darmausleerung gut, auch setzen die Thiere oft etwas Urin ab. Je näher der Geburtsaet kommt, desto unruhiger und böser werden sie, sie schnalzen mit dem Maul, wobei sich Schaum in demselben ansammelt, sie grun- zen, suchen dann ihr Lager, heben den oben* liegenden Hinter- fusB in die Hohe, wobei an den Bauchmuskeln zu sehen ist, dass sie Wehen haben. Oft ist dies Alles vorübergehend, bis

396 KotelmAnn

•ich nach einer Stonde die Manöver wiederholen, vorauf dann unerwartet» mit einer leichten Wehe, das Ferkel ans der Scheide kommt. Es scheint als wenn dnrch eine Webe der F5tn8 durch den Muttermund und durch eine sweite Wehe derselbe ans der Scheide hervorgepresst wird« Ueberhaupt sind die Wehen so unbemerkbar, dass Unkundige au der Aenssemng „die Ferkel kommen ja yorgekrocben'' veranlasst werden. Beim Abortus dauert es fast eine Stunde, ehe das aweite Ferkel kommt. Manche sind todt, manche leben noch, sterben aber auch bald« Die Nachgeburten erfolgen bald hinterher, oft aber auch d^e Eihäute von den ersten Ferkeln* Bei regelmassigen Geburteu setzen vorsichtige Züchter alle Ferkel, so wie sie geboren sind, in einen Kasten , reiben sie mit Kümmelbranntwein ein und ge- ben sie der Mutter zurück. Dies Mittel schützt sie vor dem Aufi&essen seitens der Mutter.

« Folgen des Abortus bei Sauen.

Dieselben sind viel einfacher, wie bei den übrigen Haus- thieren. Seltener als bei diesen kommt die Umstülpung der Gebärmutter in Folge starker Wehen vor, dann aber auch in solchem Grade, dass ein Hörn über zwei Fnss lang hervortritt, sehr leicht und bald sich entzündet und den Tod herbeifahrt, ehe der Brand eintritt; alle Versuche, dasselbe zurückzubrin- gen, scheitern^ und der Tod erfolgt unter den Händen des Operateurs.

Dagegen kommen Nachwehen schon öfter vor« Diese schei- nen mehr in Folge einer Erkältung nach dem Abferkeln in kalten und nicht zugfreien Ställen, in welchen die Thiere nur zu oft entweder, zu rechter Zeit ihre Jungen zur Welt bringen, oder abortiren, vorzukommen, als in Folge einer krankhaften Stimmung des Uterus selbst. Mag nun hier ein Krampf im Darmkanal, wobei der Uterus in Mitleidenschaft gesogen wird, oder ein Krampf im Uterus selbst entstehen, eine Drachme Opiumtinktur mit zwei Tassenkopfen voll Pfefiermünzthee haben

Ursachen des Abortus. 397

sich hier so bewahrt, dass, wenn es gelingt dem Thiere dies einzugeben, in kurzer Zeit der Krampf beseitigt ist. Aber des ungestümen Benehmens wegen hält es schwer, den Sauen diesen Trank, ohne nble Folgen furchten zu müssen, beizu- bringen. Im Liegen darf ihnen schon keine Flüssigkeit einge- geben werden, hier kommt nur zu leicht die Medicin in die' Luftröhre und Lungen, was sofort todtet. Um dies zu ver- meiden muss die Medicin dem Thiere stehend, indem ihm ein Stock in's Maul ge]^lemmt wird, mittelst eines Trichters im- mer nur schlnckweis eingegossen werden, und zwar immer nur dann, wenn es ausgeschrieen hat oder nicht schreit. Hiernach werden Eljstire von einer Abkochung von Belladonnakraut oder Wurzeln in einem halben Quart Wasser applicirt und no- thigenfalls wiederholt* Auch haben Einreibungen von Campher- liniment mit Terpenthinol in den Seiten die Wirkung des Opiums sehr unterstützt. Verstopfung in Folge eines Abortus oder nach natürlicher Geburt sind bei Schweinen anch nicht selten, aber nicht mit so nblen Ausgängen bedroht, wie bei den gros- seren Hansthieren; sie verschwinden meistens von selbst, wenn nicht totale Verdauungsstörungen zu Grunde liegen. Dauert der Zustand jedoch länger als 24 Stunden, so sind wieder- holte Eljstire von Chamillenthee mit Leinöl in den meisten Fällen genügend. Auch ein Volksmittel, eine umgekrämpelte Backpflaume, welche nachdem der Stein entfernt ist, gut mit Leinöl getränkt, in den Mastdarm recht tief eingebracht wird, was man zwei Stunden darauf, nachdem die Pflaume mit Ex« erementen abgegangen ist, wiederholen kann, ist von über- raschender Wirkung.

Allgemeine Schlnssbemerkungen.

Die mir bekannten Ursachen des Abortus bei allen unse- ren Hansthieren sind hier, nach den gemachten Erfahrungen, gewissenhaft angezeichnet mit der Ueberzengnng , dass viele hiervon mit dem ernsten Willen und festen Vorsat« aus dem

398 Kotelmann,

Wege geräumt werden können. Bei tragenden Thieren bat die Rede «es schadet ihnen nieht* keine Geltang nnd selbst wenn Tiele Züchter, auf ihre Erfahrnngen bauend» von den hier an- gegebenen Ursachen keinen Abort nod Andere Krankheiten be- merkt haben wollen, so gebe man anf diese angeblichen Er» fahrnngen nichts, es konnte sich sonst früher oder spater stra- fen. Nichts darf, besonders bei tragenden Stoten riskirt wer- den , bei ihnen stellt sich Risiko ohnehin genng ein. Vor allen Dingen mass» -^ entsprechende Locale, in denen sie unterge- bracht sind, Yorausgesetst eine ruhige, sutranliche, siCnfte Behandlung bei trachtigen Stnten in jedem Abschnitt der Trach- tigkeitsseit beobachtet werden, besonders bei edelen, feurigen Thieren die leicht aufgeregt werden und das ihnen zugefügte Uebel so leicht nicht wieder vergessen.

Wie tragende Stnten su behandeln sind, kann man von den Englandern lernen und besser noch von den Arabern.

Bs ist oben behauptet worden, dass viele von den, den Abort hervorbringenden Ursachen vermieden werden können. Dies ist besonders bei den Wiederkäuern und Schweinen der FalL Für diese Thiere, namentlich far das Rindvieh, halt man das, was Cur Schafe und Pferde su schlecht ist, noch für gut genug. Weil sie dumpfiges Heu, verschimmelte Unterfrüchte etc. fres- sen, und die Übeln Folgen oft nicht sogleich hervortreten, so sitzt im Publikum der K5blerglanbe fest, dieses Futter schade ihnen nicht, und das, was für andere Thiere nicht taugt, wird für das Rindvieh auf die Winterszeit aufbewahrt nnd ohne Sorge mit allem oft verdorbenen Abgang aus den Scheuneu etc. verfattert. Es ist leicht einzusehen, dass auf diese Weise die Heranbildnng jener pradisponirenden Ursachen Kum Abortus, wovon die Rede oben gewesen ist, geschieht. Eine solche Futterung bringt nicht allein Abmagerung und Blutarmuth, son- dern ganz besonders eine Entmischung des Bluts (Djskrasie) zu Wege, was eine gesunde Entwickelnng des Embryo hindert und nothwendig zum Abort führen muss. Man tröstet sich.

Ursachen des Abortus. 399

daan oft damit, dass die Weide alles wieder gut machen werde. Unter Umstanden ist dies möglich; aber der Keim zum Abor- tus im Blute, in der ganzen organischen Maschine, bleibt; er treibt dann nm so starker hervor, wenn jene früher angeführ- ten Verhältnisse und Gelegenheitsarsachen im Herbst auf die Thiere einwirken, ^

Um die Thiere gesund zu erhalten und sie vor Abortus ond anderen Krankheiten zu schützen, vermeide man alles ver- dorbene Futter im Winter und das zu spate Austreiben im Herbst, wo sie keine gesunde Weide mehr finden. Dies ist auch auf vielen Gütern erkannt worden und man hat des hö- heren Ertrages wegen die Stallfütterung auch im Sommer eingeführt, aber dadurch allein natürlich den Abort nicht ver- hindern kSnnen, dieser ist vielmehr unter solchen Umstanden oft noch häufiger geworden. Der durch angewandtes Kraftfut- ter ausgezeichnet gewordene Futterzustand bringt Blutreieh- thom zu Wege, welcher nicht allein Abortus, sondern auch mancherlei andere Uebelstande hervorruft, als vermehrte Schleim» absonderung in der Scheide und im Uterus, was der Goncep- tion hinderlich ist, Krankheiten des Euters, ungesunde Milch für die zur Aufzucht bestimmten Kalber und ganz besonders den Milzbrand, der selbst seine Opfer im Winter nimmt.

Also Blutarmuth und Blutreichthum sind organische Zu- stände in denen alle Gelegenheitsursachen zu Krankheiten einen fruchtbaren Boden finden. Und diese Zustände werden immer ihre Opfer fordern, so lange der gute Mittelweg nicht inne ge- halten werden kann.

Nicht immer wird es dem Landmanne gelingen, gesundes Futter für seinen Viehstand zu beschaffen, und er ist oft ge- zwangen, solches Futter zu Terwenden, was durch anhaltenden Regen verdorben, feucht in die Scheuern gekommen ist, wo es schimmelig und stockig geworden, aber dennoch im Winter den Thieren verabreicht werden mass. Unter solchen Umständen können nur Präservativmittel das Unvermeidliche in etwas ver^

400 Kotelatami,

hindern, and bier steht, besondert for Thiere, die im Herbst in einem dorftigen Fottennstonde sofgestellt sind» der Eisen- Titriol und das Ton der Natnr uns so reichlich Yerliehene, im Allgemeinen aber reraehtete Taasendgnldenkrant, welches in der Bluthezeit Ton den Grabennfem, seinem gewohnlichen Stand- orte, fahrenweis gewonnen werden kann, oben an.

Wöchentlich sweimal 3 Quentchen EisenTitriol for jedes fianpt Vieh, aufgelöst in Wasser, und dies snr Anfeachtong des mit Hacksei gemischten und geschnittenen Tausendgülden- krautes angewandt, welches so bereitet verfattert wird, regt an, ▼erbessert und stärkt die Verdanungswerksenge und wirkt spe- cifisch auf die sur ümwandelung und Reinigung des Blutes bestimmten Lungen, so dass dadurch das reproductive Leben, welches durch den su späten Weidegang im Herbst gelitten hat, zur Normalthitigkeit geweckt, zurückgeführt und der Abort ▼erhindert wird. Dass der Eisei^Titriol specifisch auf die Lun- gen wirkt, beweist sein UDfehlbarer Erfolg bei den Lammscba- fen, deren Luftrohren mit Loftröhrkratzem (Str. Filaria) oft ▼ollgestopfl sind« Schon nach drei bis fnof Tagen erwacht, wenn das Mittel richtig gebraucht wird, ein neues Leben in diesen so sehr leidenden Thieren und sie gesunden für immer.

Nicht so erfolgreich ist die Anwendung des Eisenyitriols als PraservatiT bei gutgenahrten, fetten Thieren; hier sind die Salze an ihrem Platz, deren Nützlichkeit schon in den «An- nalen der Landwirthscbaft von Thaer' abschliessend behan- delt ist, deren Werth tou dem Landmanne ▼oUkommen aner- kannt worden ist und ▼on welchen auch hinreichend Gebranch gemacht wird.

Eine schlechte Gewohnheit, die unter den Landleuten all- gemein im Gebrauch ist, ist die, dass sie das schlechte, ver- dorbene Fntter im Herbst, gleich nach der Aufstallung des Rindviehs ▼erwenden. Das ist aber gerade die Ursache, dass, so lange solch Futter bei dazu disponirten Thieren verwendet wird, die Abortfalle bis Weihnachten hin mit all ihren Übeln

UrsAchen des Abortus. 401

Folgen am häufigsten vorkommeD. Die Meinung, die Thiere fressen das schlechte Fatter nach Weihnachten nicht mehr, hat in so fern ihre Gültigkeit, als die Thiere, beim üebergang vom guten zum schlechten Futter, wenn derselbe nicht mit Vorsicht gemacht wird, allerdings das schlechte Futter refasiren. Wer indess mit einer Hand voll schlechten Futters beginnt, und die Thiere dabei einmal, und sei es einen Tag lang, brüllen Ifisst, der wird bald erfahren, dasd er seinen Zweck erreicht, indem der Hunger die Thiere zuerst au einem kleinen Versuch das Futter EU fressen treibt und so eine Kuh yon der anderen zum weiteren Fressen angeleitet wird.

Der hierdurch erreichte Vortheil besteht darin, dass die Thiere, da sie sich bis Weihnachten bei guter Pflege gebessert haben , resp. in einem Futteraustande sich befinden müssen, wie er der Trächtigkeit am meisten angemessen ist, besser dispo- nirt sind, so dass der Abortus nicht mehr vorkommt, wenn die FraserTativmittel auch nach Weihnachten bei dem schlech- teren Futter angewandt werden.

II.

Die ugldche Abreibnng der Baekenzfilme bei deD Pferden und die daraus hervorgehenden Zahnspitzen^

soine die englische Zahnraspel.

Von P. Jessen, Kaiser]. Rassischem Staatsrath etc. in Dorpat.

(Hierzn die Abbildungen auf Tafel IV.)

Brfahrungsgemäss wird das häufig Vorkommende und da- her für hinreichend Bekanntgehaltene meistens viel weniger einer grundlichen Prüfung unterworfen, als Dasjenige, was «u-

Hag. f. TUerheilk. XXXYI. 4. - 26

402 Jessen,

seUeaereo Ereigniiten gebort. So war deBo «ack die ongjleiehe Abreibnng der BAckeDiibne . bei de» Pforden c^ geai^ beob« achtet, aber ooch keinosweges in einer, dem jetzigen Stande der Veterinairwisseiischaft entspreoheaden , ansfabrlidiken Weise Venrtheilt, obgleich in vielea Schriften davon die Rede ist. In der rossisdien Vetennair« Literatur wird sie, a. in dem in rassischer Sprache geschriebenen Bache: „Ansfuhrliohe Anwdi- sang aar Erkeantnias nnd Heilang der Pferddcrankheiten, St. Petersburg ISSl**, in 13 Zeilen abgefertigt and noch dasn ganz falsch beschrieben. Es heisst namlieh dort:

„Die Zahnspitsen bestehen darin, dass an den Zaha«i sich eiae erdige oder steinige Sabstana anlagert, die dnreh ihre anebene äussere OberflSehe nach Aassen die Wange verwan* det, nmck Innen die Zonge beschSdigt and in dem einen wie in dem anderen Falle das freie Kaoen behindert. Die Ursache ist eine krankhafte Verandernng im Zahnfleisehf das dieae Sab- stana absondert/

Man begreift nicht, wie der V. dieser Schrift aa ein^ solchen Definition kommen konnte, da doch die passende ras- sische Beaeichnang „Sajedina** d. h. Eingekaat, Eingefressen, schon anf das Richtige hinweist, nämlich darauf: dass die an- gleiche Abreibnng durch das Eanen erfolgt. Unrichtig ist es femer, wenn er sagt: dass die an den Zahnen sich anlagernde erd^e oder steinige Masse (cremor dentiam, Zahnauflageraag), die hier gar nicht in Betrachtung kommt, aus einer Zerstörung des Zahnfleisches hervorgeht, da sie vielmehr nur ein Nieder- schlag aus dem mit Futterstoffen gemischten Speichel und Mund- schleim ist. Wsawolodow wirft schon in seinem Werke: „Zoochirurgie, Bd. 3., S. 91^ die Frage auf: „ob aber dieser Stein möglicherweise V^anlassung aar Entzondang der Zahn- haut abgeben kann ist unbekannt^ , deutet also damit an, dass diese Ablagerungen vielleicht zu einer Krankheit der Zahnhaut Veranlassung geben konnten, aber nicht, dass sie in einer Erkrankang des Zahnfleisches ihre Ursache haben.

Ungleiche Abreibnng der Backenzähne bei Pferden. 403

K511iker sagt, in seinem Haadbaehe der Grawebelebre des Meosoben, 4te Auflage» Leipaig 1868, 422: In dem Sobleime an de» Zahnen waobem immer viele der angffihrten fadenförmigen Pilae, in einer feinkörnigen Matrix, die Sohleim- korperchen oder Epitheliamplattchfen amgiebt, äussMxleni finden sich tiie lofasorieo der eariosen Zahne und erdige Niedersehlige der Wandflassigkeiten. Sammelt sich dieser Schleim im gr58< sereA Massen an, so verhärtet er and bildet den Weinstein der Zäbne, der nach Beraelius^ besteht ans: Erdphosphaten 79,0, Schleim 12,5, Piyalin (Speichelstoff) 1,0, organischer Materie, löslich in Salssaare 7,5.^

In unserer Dorpat'sohen Veter in airklinik wird die angleiche Abreibnsg der Backenzähne« als Kanhinderniss and Ursache aar Verwandong der Wangenschleimhaat, so vielfach beobaditet, dass wir von den aagefahrten Pferden weit über 100 Fälle jäfariiob damit za verseichnen haben. Dies bewog ans 1862 (S. Die Wirksamkeit der Klinik der Dorpat*schen Veterinäir- scbal« in den Jahren 1860 nnd 1861 etc. S. 17) za folgender Bemerkang :

„Das eo sehr haafige Vorkommen der Zahnspitzen an den oberen Backenaähnen, vom angleichen Abreiben derselben, wo- doreh den Pferden das Eaaen dnrch die Verwandang der Wan- gensehleimhaat sehr schmerzha^ wird, so dass sie wenig fres- sen nnd oft, secandair, nicht anbedentende Verdaaangsleiden eintreten, sollte fast anf die Vermathang fahren, dass die Zahnmasse nnserer hiesigen Pferde weicher ist, als bei anderen Racen. Vielleicht liegt dies in der bänfig schlechten Qaalität der Nährstoffe."

Damals hatte ich es mir schon vorgenommen einmal in einem aasffihrlicheren Artikel diesen „alltäglichen'' Gegenstand abzahandeln; es aoterblieb indessen bis heate* Nan Bnde ich in Hering' s Repertoriam der Thierfaeilkande, Jahrgang 31., 1. Heft. S, 46, dass mir der Belgische Veterinair Lorge be- reits darin zuvorgekommen ist, und kann nichts Besseres than,

26*

404 Jesieo,

a]8 das, in acht witfenschaftlicher Weise dort Gesagte hier %u wiederholen, nnd daran meine weiteren Bemerkungen an knöpfen»

„Die in Folge nnregelmSssiger Abreibang der Backenaahne sich bildenden Zahnspitsen, anf den Seiten ihrer Reibeflachen» haben, je nach ihrem Sitae, verschiedene Wirkungen, aber die gleiche Veranlassung. Die im Oberkiefer vorkommenden Zahn- spitsen befinden sieh beim Pferde am Susseren Rande der Zahn- krone und verletzen die Schleimhaut der Backenwandnngen (Wangen. J.); die Thiere suchen diese unangenehme Empfin- dung moglichft au vermeiden, daher sieht sich der Backens ahn- muskel (Musculus molaris) nur unvoUstSndig susammen und übt seine Verrichtung, die hauptsächlich darin besteht, die Nah- rungsmittel wahrend des Eauens unter die Backenaahne zu bringen, nur höchst unvollständig aus. Die AnhSufung tou zerkautem Futter awischen den Zahnen nnd Backen Wandungen, welche man bei den Pferden mit hervorstehenden Zaknspitsen findet, erklart sich dadurch auf ungezwungene Weise und eben so das Speicheln derselben durch die Reibung der Backen- drusen.*)

Werden die Backenzahne des Unterkiefers ungleich abge- rieben, so bilden sich scharfe Spitzen am innem Rande der Zahnkronen, welche die Zungenschleimhaut verwunden und end- lich zur Bildung tiefer Geschwüre in der Substanz der Zunge fuhren. Die Folgen sind unvollständiges Kauen des Futters, theilweises Verschmähen desselben und Abmagerung, so me frühzeitige Ermüdung der Thiere beim Grebrauch/*)

Die Ursache dieser onregelmassigen Abreibung besteht.

*) Diese liegen, in einzelnen Haufen, neben dem Zahnhohlen- rande des Oberkiefers. Die andere Abthellung ist eine fester zusam- menhängende Drusenmasse nnd liegt am Zahnhöhlenrande des Unter- kiefers; beide sind vom Backen- und Backenzahnmaskel bedeckt.

Gurlt.

**) Und baldiges, starkes Schwitzen. J.

Ungleiche Abreibung der Backenzähne bei Pferden. 406

naeh den UotersaohaDgen des Professors Defays, darin, dass ^er Abstand beider Hinterkieferaste von einander zn gerin'g ist und in Folge dessen die gegenseitige Abreibung der Kro- nen der Backenzahne im Ober- and Unterkiefer entlang der ganaeo Aasdehnong oder des Darebmessers derselben , (nicht? J.) vor sich gehen kann« Die Maskeln, welche vorzäglich dasn bestimmt sind, den Unterkiefer in schiefer Richtung .abzuaie- hen und seitlich hin* und herznschieben, sind der innere und äussere Flag^muskel, *) Sind diese Organe, in Folge des oben berührten, angeborenen, Bildungsfehlers zu wenig entwickelt, Ist namentlich die Lange des inneren FlagelmnskeU zu gering, so bilden sich, wie die Erfahrung lehrt, in kurzer Zeit nach dem Abfeilen der Zahnspitzen wieder neue Erhabenheiten und dieses Leiden kann nie gründlich gehoben werden, weil man nicht im Stande ist, die Ursachen zu entfernen. <^

So weit.Lorge. Er hat nicht darauf aufmerksam gdr macht, dass die Reibeflächen der Pferdebackeozahne so gebil- det sind, dass der äussere Seitenrand derselben an den oberen Zähnen tiefer nach unten reicht, als der innere, bei den un- teren dagegen dieser hoher steht, diese ex^ohten Ränder da- durch und weil der Schmelzrand grosseren Widerstand bietet, aueh weniger abgerieben werden, und daher die Herrorragun- gen oben nach aussen, unten nach innen aich bilden müssen, wenn sie vorkommen.

Wenn die Theorie von Defays die richtige ist, so wJae also auch, in dieser Beziehung die gehörige Weite des I^ehl- ganges, wie sie im Exterieur aus anderen Gründen verlangt wird, von Wichtigkeit. Für uns und Alle, die so häufig Ge- legenheit finden, die Zahnspitzen zu beobachten, liegt aber

*) M. pterygoidens intemns et extemus des Menschen. Beim Pferde bilden sie einen, aber ans 2 Portionen bestehenden Mnskel, den man als: inneren Eiaiunnskel bezeichnet und der mit dem äusse- ren Kaumuskel, M. masseter, und dem Schläfenmnskel , M. tempora- lis, gemeinschaftlich das Kauen vermittelt. J.

406 J«88«n,

Aaflbrdomng darin : auf die Bage das KaUgaages bei den damit bahaftelan Pfexden genaa sa aohtea oad atatistitch zh begroaden, ob ria bei tolohen Thieren» bei denen sie entfernt worden, oft wiederkehren*

Die Spitsen an den nnteran Backeasälinea kommen hier, Terhaltniasmässig» selten Tor, Von den VerieUiuigeQ doroh die Zahnspitsen in der oberm Backansalinrellie haben wir, in eini- gen wenigen Fallen » in den Wangeomaskeln Abscesee entate* hen sehen, die sogar die Haot darchbraehen and sich so in "^offene Eiterfliehen omwandelten«

Aas aUem Gemgten geht non wohl aosweifelhaft faerror, dass diese so alltägliche Erseheinong keiaesweges gleiobgiltig ist, vielmehr die genaneste Beaefato^ verdient. Sagt dodi schon der ecfahreoe and praktische Toaatt*): ^nberhanpt aber sollte bei jedem Pferde, das ohne Fieber, oder andere in die Augen fsllende Ursachen, vom Fleisch fallt, mit dem Maale nnd den Zahnaa eiaa sorgfaltige ünterso^ang TOTgeiiommen werden, besonders wenn es sein Fatter theilwaise kaot and dann wieder fallen ISsst.**

Eine solche Untersnchuag wird nan $,xii folgende Weise aosgef^irt^

Man stellt das Pferd so, dass wenn ihm der Mond gäh- net wird, das Licht gerade hiaeioflällt and briogt darauf mit den Händen die Kiefer von einander. Findet sich dann, wah- rend das Pferd doch vor mehreren Standen zoletst gefuttert ^ar, dass n6<^ gekaote Fotterreste swischea den Baekensäh- nen und der Wange sarackgeblieben sind, aoch wohl Ih^lweise heraasfallen , so kann man schon ziemlich sieber sein , dass Zahnspitzen vo^rband«». Die vorsiehtige Sinfäbniag des tK^ge* £ngers längs der Wangenschleimhaat wird diese, and aaeh die durch äie yeranlassten Verwandangen, entdecken lassen» Man

*) V. Da« Pfcrd etc. Uehersetstmg von fiering. Stutt- gart 1844,

Ungleicbo Abreibnng der Backenzähne bei Pferden. 407

«•terfocht daaa attcJi no«h die Zusg« von beiden Seiten, wo rnfto aber« wie eehon angdiÜirt, umr selten Verwandnngen mn. treffen wird,

•Wie siod nun dieae Spitzen na entfernen? Unser euerst ettiirter rmeiaehar Alfter eagt:

^Die Heilnng besteht in deni vorBiehtigen Abschlagen der Aoflagerimgen mit eiaäm Meissel; die Wondeo seibut werden geeilt 4areh Anewaschea mit einer Abkoobnng von Sieben- nnde , entweder allein oder mit einem Znsatae von ' einem Drit- theil Branntwein. Anch wirkt eine Misehang von Honig nnd £«mg, in wekker ein Theil Grünspan verrieben und gekocht wird, get.«

•S* ^90 £ihrt er- aie Openitien der Koaovale*) sa: i

»Das Abseillagen der Wolfsrsabne oder Zabnepitnen , wobei die Koiievdle any eilen selbst die Hakenaabne heraosachlagen.*'

Wer kennt sieht die langstieEgen, eisernen, spatenförmi^ gen, mit finfgebogenen Rändern, wie bei dem dentscfaen Wirk- mestfer iversehenen Zahnmeissel der Konovale? Wer kann aber in Zweifel darüber aein, dass jeder der Konovale die Haken* säihe des Pferdes gasa gat kennt und sie steoken lassen wird und mnse,' da er- sie, wegen ihrer festen Einfagong und langen Warsein, mit seinem Meissel dooh nieht heranstreiben konnte, wenn er «nah wollte. ' Indessen gana abgesehen also davon and voft den'Srsohütterangen, welche das Absprengen der Zahn- epitzen mit einem soldien Meissel veranlasst, werden durch das Abgleiten desselben leicht viel bedeutendere VerletBongen der Wangensehleimhagt selbst hervorgebracht, als durch die Zahn- spitzen. Im vorigen Jahre ging hier, u. a. ein Fuhrmannsp^trd jia Orunde, dem ein betrunkener Kotnoval die Zahaspitaen mit M^tiem Heissel abgeschlagen und die Kaohenhoble mit seiner B&rste aoagefegt hatte. Die mit beiden Instrumenten hervor- gebcaehten Verletznngen brachten eine todtliche Braune zu- wege. — Aehnliche Falle habe ich mehrere erlebt!

*) Rossärztliche Empiriker in Rassland.

408 Jessee,

I«h hftbe dieten Meissel madi noeb 1866 mf der BerliiMr VtteriiiundiQlo anwendeD mImd, and HAobner enpfieUt seiiie AnwondoDg ebenfalls.

um die Betehadigiiogen der Mandeelileimbsirt sa Terbio- dem, b«t mfta dem Meissel Tersebiedeiie C^estsiteiigeB gegeben. Mein Terstorbeoer College Sebfitt bediente sieb, bevor wir des bessere Verfsbren kuiiiteD, eiaes balbrondeii, bobleD, bis- ten mit einem mnden Knopfe TenebeDea Meisseis, eigener Er> findong. Bei Vstel ist ein Meissel abgebildet, der an jeder Ecke seiner Sehneide änen mnden Knopf hat.

£s sollte aber dies rohe nnd rnde Verfahren überall abge- schafft und statt des Meisseis die englische Zahnrasp^ in Ge- brauch gesogen werden. Da diese, so viel mir bekannt, in russischen Schriften noch gar nicht abgebildet ist, so gebe ich anf der beigefogten Tafel IV., Fig., 1, ihre geaane Zeichnmg, so wie sie bei uns in der Klinik gebraacht wird nnd wie ich sie auch schon frnher im Regimente benntst habe. Nor in sehr seltenen Fallen ist es nStbig bei ihrer Anwendung ein Maul- gatter einsulegen oder das Pferd an bremsen, damit es ruhig steht. Es genügt wenn man an der rechten Smte die Uneben- heiten und Spitsen der Zahne abraspelt« die Zunge des Pfer« des von einem Gehülfen, der zugleich die Kiefer, aqseinandor halt, vorsichtig links aus dem Munde sieben nnd festhalsen an lassen; umgekehrt nach rechts, wenn man an der linken Seite operirt. Die Raspel mnss mit fester Hand und in ganz kur- zen rasch auf einander folgenden Zügen in Anwendung gebracht werden und niemals wird sie dann die Wangeasehleimhant yer- letzen«

In den FaHeo , wo ein Maulgatter gebraudst werden musa,

. verdient, meiner Erfahrung nach, das Günther 'sehe (Ta£ IV;,

Fig. 2«, natürliche Grosse) den Vorzug. Da es zwischen die

Schneidezahne gelegt wird, so entgeht der harte Gaumen der

Gefahr einer Beschädigung, wie sie bei den übrigen vorkona-

r

Ungleiehe Abreibung der Baekenzahne bei Pferden» 409

i men kann» und es gew&lurt Tiel mehr Rwnm für die nothigen

Munipnlationeii in der Mondbohle, als jene**)

Eine weitere Behandlang der Wonden im Mande., welche durch die Zahnspitsen veranlasst wnrden, hat sich nie nothwendig gemacht; sie heilten ron selbst, wenn die Ersengungsorsache entfernt war« In vielen Fallen ist es aber natslich und notlug, wo das Kanhindemiss lange bestanden hatte ond dadar<^ die Verdannng geschwächt war, eine Zeit lang noch bittere, ma- genstarkende Mittel mit dem Fntter verabreichen su lassen.

Hinzufügen mnss ich noch, dass ich in diesem Jahre beob- achtet habe, wie aach die sehr scharfen Spitzen der neu her- vorbrechenden oberen Backensahne bei ganz jungen Kalbern die Wangenschleimhaut dermaassen reizen und verwundeu kön- nen, dass die Wange bedentend anschwillt, das junge Thier vom Saugen, Saufen oder Fressen ablässt, und in Folge dessen sehwach wird, abmagert und Durchfall bekommt« Ich habe mir daher eine solche Englische Zahnraspel, in kleinerem Maass- stabe, auch für Kalber anfertigen lassen und durch das Abras- peln der Spitzen schon in zwei Fallen das Uebel gehoben« Ob dasselbe auch bei Saugfnllen vorkommt, mnsssn die 6e- stutsveterinaire entscheiden!

Ich nehme schliesslich keinen Anstand zu behaupten, dass die englische Zahnraspel nicht nur für den Veterinairen , son- dern auch für jeden Besitzer vieler Pferde, ein ganz unent- b.ehrliches Instrument ist. In der Umgegend von Dorpat haben sich schon viele Gutsbesitzer eine solche angeschafft und sie, mit dem entsprechenden Nutzen, in vorkommenden Fallen, angewandt.

Wer es bewirken konnte, dass die Konovale ihre Zahn- xneissel und Rachenbnrsten nicht mehr anwenden dürften, der

*) Ich habe auf der untern und obem Platte des Gunther'schen Maolgatters eine Sehelbe €hittaperoha befestigen lassen, wodurch das Abgleiten von den Zahnen verhütet wird. J.

410 Jessen,

wurde eich schon dadurch mn nicht geringes Verdienst erwer- ben. Wer aber die<e, aus uralten, finstem Zeiten, noch In die Gegenwart hineinragende und hineinpfuschende Meuschenkaste veranlassen wurde , sich anderen , nntslicheren, oder doch uu- fichfidlicheren Beschäftigungen hinzugeben, dem ntussten alle Thierschutayereitte Rnsslands ihr Diplom als Ehrenmitglied er- theilen !

Nachtrag.

Den Torstebenden Aufsata hatte ich für das russische Jour- nal für die Pferdezucht eingesandt und der geehrte Herr Ueber- setzer hat dazu folgende Anmerkung gemacht:

„Wunschenswerth wäre es, weun der geehrte Autor seine competente Arbeit dadurch Tervollstaudigte, däss er uns sagte, was man unter „Woifszahne* versteht» Dies wurde for den Specialisten von Nutzen sein. Die Bintheiiung müsste über- haupt folgende sein: 1) scharfe Hander öder Zahnspitzen; 2) Wolfszähne; 3) Auflagerungen (Nakip) an den Zähnen. In allen diesen Fallen ist die Zahnraspel ein nitzlicbes Instrument.*

Ich erlaube mir in dieser Beziehung Folgendes hinzuzu- fügen:

Wie es die üeberschrifl besagt, sollte inein kleiner Auf- satz sich eben nur auf die örste Categorie d&i Öertn'Üeber^ Setzers, nämlich: auf die Zahnspitzen', welche sich durch un- gleiche Abreibung an den Seiten ran derh (Sei* Kaufl&chen der oberen und unteren Backenzähne bilden, beziehen.

£s kommen aber durch ungleiche Abreibung floch andere Fälle vor, Ut der Vorderkiefer (Oberkiefer) zu lang, so bleibt nicht selten an den vorderen (oberen) ersten Backenzähnen vom eine «ehr i»edeute&d hervorragende Spft^^e ii^e^^s «nge- k«hrt, wenn der HiBterkieübr (UntiBrkieifer) Baiangist, an den hinteren (unteren) eraien Backenzähnen» Znirefleii ra^en, be-

Ungleiche Abreibung der Backenzähne bei Pferden. •111

sonder« bei «ehr altea Pferden, in der Backeewafanreihe w^k- refe Z5k9ß ab^r die «adeven hinaof* «.In. andere» Falles« limt gar keiQe Abreibung eines oder ^at^rerer Backensahne stattt' gefunden». "w^U. der GegeaBabB' beransgenoanneB» ansgetfatleii^ oder ameh r abgebröckelt» verkttstivi^it war, so dass jene Zähne daher, darek den jShrliehen Nabhsehab^ in die Lacke lilnein* gei^bobea waren; nicht hineingewaohsen, -wie man es wofai enweilen fal^ehUeh ausgedrückt findet. ' . '

In allen dii»den. Fallen leiste^ dia scharfe Zflitnraspel mehr als der Meissel, oder ddr sogenaftote Odöntritear von Brog- ni^a. Wetm diese U.nebenheitea aber dadatkilt nicht so* zu be- aeitig0n silid, dass dadnrch das E^hinderniss gehoben wird, mass man doch zaweilen die hindernden Zähne aasziehen.

Was die zweite Gategorie, die sogenannten „Wolfszahne** betrifft, so herrschen darfiberir«nscMedene Ansichten, Einige verstehen darunter kleine, unyollkommen entwickelte Zähne, die in den Laden, vor dem ersten Backzahn im Ober- oder Unterkiefer ihren Sitz haben and nennen sie auch wohl «üeber- zähne* (Sur-dents), So weit meine Erfahrung reicht, sind diese stets unschädlich und fordern nicht zu Operationen auf.

Andere neönen „Wi>lf8zähne«'"(Ö^t8 de lem'p) solebd, welche nicht uberzähyg sind» aber in: der Reihe «ohief , entwe- der nach ein- oder nach auswärts stellen, oft auch über die benachbarten Zähne hinausragen und so nicht nur das Kauen erschweren, sondern auch die Wangen, oder die Zunge ver- wunden, ' r . 0.

' Ist dlee^ Binansragen der-Ztfhii'i^z«ir.S^ite Yrnd imdh Oben ood Hinten 'öiebt zu' bed^tttendj' sb gelingt ^s altertfings auch noch oft, 'mit einer recht schairfen -Zahnraspcl die HcirvoiTagän- geu wegzoBoha£fen utfd damit d^s Kauliinderbiss zu bes^igen; Ist dies aber ünm5glieh, so hilft nur das Ausziehea ixiit der 2#aRige, "wenn es Badkefizithn6 sind. Bei Schneidezähnen wird sieb dies kaum nölhig maohen*

Waa endlich« drittens; diö Äuflagennig (Nakip), in sofern

/

41S J««s«B,

^j»"^^^^^«^» _ ^ 09^'% .^^^■*Äi^»J^b^ ^bS^iJ l.

*

od«r die WwmgmmlMmmhw^ nd

die Zuge TMirtU kittau Hiafigv kMta* er aa den SckMide- sibMB, «ad bat des illaf«B Hoagalaa aad Wallaehaa aaeh aa dea lfakfa»ifcnaa Yor; aa latetevaa oft so atevk, da» aar ära Spitxea ao^ lieifuiiagaa. Mit aiaaa klaiaaa Meiasdl, oder fliaar piifnden, s^atfta Zaaga, kaaa aMa ifaa laickt abapreaigeB. Krankhafta YaraadennfaB «ad Aaflraibaagea dar Zakae^ dordi abaonaa Ablagamag das Caveataa Toa dar Zaliaholila aas, darch Cariaa, FistelB, Spaltwag aie. gahataa mA^ kiehar.

ra.

Hmor BoriiU iWr c»e u Vwpat ni dcagoi Ij g«KWi, TMi VMnAir 186» lai 187t, gfhnsifet habnie KnudAdt wtar in ftfrkm.

VoB Demselben.

Beror ich aof die nibere Beacbreibiuig dieser Kraakbeit eiogaba sei aoeh Folgs&das beoMrkt. Naeb einer korzea Mit- tbeilaag in den rnsaiseben Joonud lor die Pferdesuebt, 1870, Nr. 2, Febrnsr, S. 131— 12S, ist eine ihnlieba 8eaeba sebon im Herbst 1869 in St. Petersburg beobacbtet. Der Ordinaior an der Küaik der Veterinsir-Abtbeiliing in der medieo-diirar» gisebea Akademie, J* Lenge, giebt eine knrae Besebreibattg davon, sagt: dsss sie gntartig an^etretea sei oad fogt 2 Ter bellen ober die PolsfireqaenB und die Temperalar von 15, in

Krankheit unter den Pferden. 413

der dortigen Klinik, im November and December 1869 beob- ftcbteten Fallen hin za. Herr Professor Rawitsch schliesst die Bemerkung an: „Da die Messang der Temperatur bei dieser Krankheit bis jetst noch von Niemand unternommen ist, so verdient die Arbeit des Herrn Lange besondere Anfmerksam- kejit und bat ein grosses Interesse,^ Man gab der Krank- heit dort den Namen: „Epizootisoher Magen- und Darmcatarrlr.^ Einer unserer Candidaten, Herr Gallen, hatte eine, mit der spater hier erschienenen gana analogen Krankheit bereits im November 1869 in Estland behandelt und es verlautete, dass dieselbe auf dem ganze Wege von St. Petersburg bis Narv« und darüber hinaus, unter den Pferden grassire. -* Am 18. December 1869 wurde das erste damit behaftete Pferd ambu- latoriiBch in unserer Klinik vorgezeigt und bald folgten nun deren mehrere, wie es die folgende Uebersicht darlegt.

Ambulatorich, Poliklinisch, Stationair.

1869 December

1

2

9)

1870 Januar

26

4

20

Februar

18

22

12

März

9

7

4

, April

10

7

5

64 42 41 Sm. 147.

Darunter 33 aus der Stadt Dorpat und 1 14 aus der Um- gegend. Damit ist indessen die Zahl der Erkrankten keines- weges erschöpfend angegeben. Die Seuche hatte sich weit un- ter den Pferden der Gutsbesitzer, Bauern und Stationshalter verbreitet und herrscht hie und da noch gegenwartig. Den Nachrichten zufolge ist sie aber überall ziemlich gutartig auf- getreten und nur wenn die Kranken ganzlich vernachlässigt wurden, oder die Krankheit übersehen war und man damit be- haftete Thiere noch zu anstrengenden Arbeiten benutzte, ward sie gefahrlich und todtlieh. Besonders sollen die Fuhrleute, die mit Fracht ans St. Petersburg kamen , viele Pferde verlo- ren haben.

414 Jesseo.

KrakbeittertohBiniingeo. VerlABf« Dmoer.

Anfgaag. Den Eigentbuiern nachte die Krankheit ihrer Pferde rieh dadaroh bemerkbar, dats diese dae FotCer Terschmahten , Mat- ti^^it« Trägheit der Bewegaagen und ein Angeoleideii, mit ge- riagem Thränenfloea oad AnsehwellaDg der Aagesfider, die mehr oder weniger gescbloasen gehalten worden, wahrnehmen Hessen.

Bei der n&heren üntersnehong ergab rieh dann: allge- mmo Schlaffheit nnd Mattigkeit, steifer- Gang mit kurzen Schritten der Extremitäten, snweilen anch gleich schon Schwan- ken im Hintertheil« Die Körpertemperatur war erhobt; das Haar glanslos, weich ansoföhlen. Kopf nnd Hals worden ge- senkt gehalten. Die Angenlider, besonders die oberen, waren etwas angeschwollen, die Bindehant nnd die nndorchsichtige Hornhant sehr gerotbet; letstere mit einem Nets von stark ge> fällten Blatgefassen darchsogen. Anf beiden Hänten, sowie snwri- len anch anf der Schleimhant des Mondes nnd der Nase, madite sich eioe gelbliche Tiogiraog geltend. Der Appetit fehlte bei einigen der Kranken, doch keines weges bei derMehrsahl; derDnrst war nicht übermassig. Der Pols frei, weich, meist anfanglich 12-^20 Schlage über die Norm in der Minute. Hersschlag deutlich fühlbar. Die Temperatur im Mastdarm immer hoher als die gewöhnliche.

Bei manchen Thieren kam die Krankheit offenbar nicht aar vollständigen Entwiokelang, so dass sie sich in wenigen Tagen TolfstSndig ^holten. 31 Genesene standen 35S Tage in der Klinik, die kürzeste Zeit Tfelche sie dort anbrachten betrug 4 die längste 19 Tage. Kein Thier ward entlassen, boTor die Gefahr vorüber war. In den schweren Fallen dauerte es aber, wegen der grossen, zurückbleibenden Schwache sehr lange, bevor die Thiere wieder zu ihren gewohnten Arbeiten gebraucht werden konnten. Ein Pferd, welches mit rosenarti« ger Geschwulst des einen Hinterschenkels (Erjsipelas phlegmo*-

Krankheit unter den Pferden. 415

uoaum) In die Klinik gebracht worde und dort erst spater in die b^recbande Krankheit verfiel, stand 20 Tage« £in anderes, arsprüjQglieh mit Drose gebracht, wobei ein grasser Abacess im K^lgang sieh bildete, aeigte .ebenfalls erst spater die Zufälle der erwähnten, seuehenhaften Krankheit und ^ar4e, bis ^ar Genesung ioa Ganzen 18 Tage im Lasig^^th gehalten. 5 Tbiere, bei denen die Krankheit todtli^^b endigte, waren 5, 3, 2 Tage und 36 nur 12 Stunden im Krankenstalle anwesend.

Wie dies aas den beigefugten Puls- und Temperaturcurven*) aach hervorgeht, stieg die Warme stetig bis zur Acme der

*

Krankheit und fiel dajin rasch. Die Angaben beliehen sich auf die Mastdarmstemperatur, bezeichnen indessen den höchsten Steigerungsgrad , den ich bei einem schwer Kranken, jedoch vollständig und bald Genesenen, in der Poliklinik mit 43,3 Gr. C. bei 78 Pulsen in der Minute., constatirte, nicht. Nicht im gleichen Grade steigerte sich die Pulsfrequenz, was auch in St, Petersburg bemerkt wurde» Die Verdauung war bei den

*) Der Herr Verfasser hat die Pulsfrequenz und die Tempcratur- Curveu von 5 verschiedenen Patienten in Tabellentafeln mitgetheilt, da aber dieselben schwierig zu drucken sind und viel Baum einneh- men, und da ferner diese beiden Erscheinungen in allen Fällen sich ziemlich gleich verhalten und da neben ihnen die anderen Krankheits- Symptome nicht angegeben sind, so beschränken wir uns auf die fol- gende Darstellung der ausfährlichsten Tafel.

Pulse. Temperatur.

Morg. Abends. Morg. Abends. November 28: 38 . 395/io 39Vio

^ 29: 37 391J10 393/10

, 80: 38 39 39l/io

December. 1: 38. 391/10

2: 38 386/10

, 3: 40 385/10

4: 41 391/10

6; 42 389/10

6: 44 39

7: 41 388/10

416

Jefteii,

Kranken in d«r R«gel wenig oder gar nidit beaintriditigt und nnr bei einigen, betenden eebwaehen Tbieren, trat Dnnaeatsrrii nnd Dnrehfell ein«^ Bt £uid dnrcheaa keine nennenewertfae, krankkalte AffeeCion der Respintionsorgane atatt; doch trat einigen, dnrek die Krankheit bocbgrndig geadiwiditen, Pferden ein ao beaehwerliehea, üankenadiljgigea Athsen ein, wie man ea beim Dampf nnd der Brnatwaaaennekt beobaditet, wihrend

Polaa.

Temperatur.

]

Uorg.

Abends.

Heig..

Aiieada.

DeeaaÜMi

8:

40

38Vio

9

9:

40

38T/10

»

10:

41

389/10

»

11:

44

39 «/lo

m

12:

48

895/1,

ff

13:

61

40

14:

68

40Vio

»

16:

60

406/10

«

16:

66

41 »/lo

»

17:

70

419/10

11

18:

68

417/10

19:

64

62

4iyio

411/10

20:

60

61

40Vio

40«/io

»

21t

64

66

404/10

40»/io

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22:

62

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9

23:

48

46

391/10

889/10

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24:

46

45

388/10

38^/10

9

25:

40

40

881/10

1)

26;

39

374/10

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27:

39

371/10

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28:

38

37 S/10

. »

29:

36

371/10

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30:

38

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31;

39

369/10

Januar

1:

B7

^—

37

_

*) Bei einem Banemhengste kam Orehitia und Präpntialeiitzündimg, die Indessen genas das Thier yollkommen.

Bedaetion. ausser Durchfall aach noch Abscesse Teranlasste, hüm.

Krankheit unter den Pferden. 417

doeh Anecnltalion und Perenatton nicfata Krankhaftes in den Broatorganen nachwiesen« Mit dem Wiederkehren der Kräfte ward aacb, nach and naob, die Athmong wieder normal.

Der Kopf war besonders eingenommen nnd die schwereren Kranken haben gewiss an starken Kop&chmersen gelitten. Stirn und Nacken . zeigten oft ffir das Gefnhl schon erhöhte Tempe» ratnr nnd bei einigen Patienten in der Poliklinik habe ich mich davon abersengt» wie wohlgefUlig sie das Waschen dieser Theile mit Wasser and Essig duldeten. Senfteige nnd Fontanelle brachten starke Geschwülste an der Applioationsstelle zawege und hinteirliessen lange andanemde Senkangsodeme.

Pathologische Anatomie.

Die gemachten Sectionen benrknndeten dentlioh, welcher großen Gefahr die< schweren Kranken, aber Genesenen, ent- gangen waren nnd wiesen zugleich daranf hin, dass die gewal* tige Bjperamie der Conjanctiva und Sderotica keinesweges Symptom eines ortlichen Ladens, einer Blepharo-conjanctiri- tis et sderotitis war, vielmehr anch mit Gehimcongestionen in Beziehang stand.

Das Grandleiden ist, meiner Meinung nach, in der Mehrzahl der Falle, eine Gongestion der Ge- hirn* and Ruckenmarkshante gewesen, die in den todtlich endenden Fallen anch wohl zur Meningitis oerebro spinalis warde.

Ein Zweifel daran konnte dadurch erregt werden, dass wir, wie ans dem Weiteren ersehen wird, in keinem Falle Eiterung im Gehirn* nnd Ruckenmark fanden. Indessen liesse sich dieses wohl daraus erklaren, dass durch den Druck des massenhaft angesammelten Serums die Gehirn- und Rucken- marksfunctionen dermaassen beeinträchtigt wurden, dass die Thiere zu Grunde gingen, bevor es noch zur Eiterbildung kam.

Die erste Section ward am 19. Januar an einem Pferde gemacht, was angeblich plötzlich von Lahmang des Hintertheils

Mag. f. Thierhcillc XXXYI. 4 27

418 Jessen,

(paraplegift) befallen war und aas efatem Orte, wo die Seache herrschte» auf einem Wagen ia die Klinik gebraeht worde. Das Thier hatte ein sehr heftiges Fieber imd die Rothnog der Sderotiea nnd Conjoaetiva war anfifallig stark« Es starb schon nach 12 Standen nnd wir fanden einen bedeutenden Ergass in den Hirn Ventrikeln und den Hallen der Mednlla apinalis.

Gans dasselbe war der Fall bei einem aweiten, ebenfalls mit Paraplegia gebraohtem Pferde, das bis sdm Tode 36 Stan- den in der Kliaik behandelt wnrde; nar fanden sieh bei die- sem anf fallige Zeieben der Bintsersettang.

Ein Eanfmann war mit einem grossen, schonen, braunen Wallach ans Walek, einer Kreisstadt, 82| Werst von Dorpat, im einspannigen Fuhrwerk hieher gefahren. Schon anf der er- sten Station bemerkte er, dass sein Pferd nicht mit der gewohnten Manterkett nnd Energie ging, nnd die letste Station hatte er fast im Sehritt nnd unter bestandigem Antreiben mit der Peitsche xuroekgelegt. Ansser den erwihnten Symptomen der herrschen- den Krankheit, unter denen sich besonders die starke R5thang der Sderbtica, aber ohne Anschwellung der Augenlider, be- merkbar machte, litt dies Pferd noch an einer LShmung oder Pareais im linken ffinterfnss^ so dass es bei jedem Schritte im Fessel. nach vorn uberkniokte, wie bei der Besehalkrankheit Die angewandten Mittel fruchteten nichts und das Thier ging in 2 Mal 24 Stunden an Grunde. Das Houptergebniss der Section war auch hier: starker Erguss in den Gehirnventrikeln und dem Ruckenmarkskanal.

Ein viertes Pferd, das spater noch erwähnt werden wird, und in B Tagen an Grande ging, vor dem Tode aach beden- tende Schwache im Hintertheile zeigte, so dasa es nur mit grosser Beschwerde und langer Bemühung aufstehen konnte, hatte so starken Ergass in den Gehirn Ventrikeln und Rucken- marksscheiden, dass l^atere sich bei der Blosslegung in der Nahe des Hirns sackartig aufgetrieben seigten, Zugleich war Infiltration der Lungen augegen.

Krankheit unter den Pferden. 419

Die fünfte Sealion wurde an einem Fohrmannspferde ge* macht , dae 5 Tage in der Klinik geitanden hatte nnd bei dem tjphofte Erecheinangen aufgetreten waren. Aach hier fand sidi bedentender Brgnse in den Hirnventrikeln. Auf der dura mater Knotehen, Spnren von pericarditis nnd viel rothlieh - gefärbtes Serum im Herzsack, Knotehen auf der Schleimhaut des Ma- gens nnd Darmkanais und kleine SnbstanzTerluste auf der* selben.

Endlich ward am 23. April ein altes Pferd todt in die hiesige Klinik aus dem Stationsstall gebracht, wo einige 20 Pferde an der herrschenden Krankhek gelitten haben sollten, aber bis jetzt nur eins crepirt war. Das qu. Pferd sollte vor 10 Tagen erkrankt sein. Es war in Folge von Brustfellent* KÜndnng und Brnstwassersucht zu Grunde gegangen, aber auch hier fehlte der Ergnss im Gehirn und den Ruckenmarkshnllen nicht.

Bin Pferd vom Lande ebenfalls ans einem Stalle worin die Seuche herrschte war zuerst als rehkrank (Fnssentzun- dung) bebandelt, dann, nach der Beschreibung, fiSr starrkrampfig gehalten, bis es auf einem Wagen in die Klinik gebracht wurde. Dort lag es mehrere Tage, mit Zeichen einer heftigen Gehirn- hjperamie , (weshalb auch eine Blutentziehung gemacht wurde) dhne sich erheben zu können. Jetzt ist es vollkommen herge- stellt und arbeitet schon wieder.

Gegenwartig stehen 2 Pferde, als Reconvalescenten, in der Klinik; das eine mit Halblahmnng, die jetzt nur noch in der Vorderlippe besteht, das zweite mit Bjdrocephalns acutus, nach dem Brennen am Schädeldach fast ganz gebessert« Alle 9 Falle müssen wohl auch mit der geherrschthabenden Krank- heit in Verbindung gebracht werden,

Benennung der Krankheit, Ursächliches.

Wenn ich nach der ausgesprochenen Meinung: »das Grund* leiden unserer Krankheit sei immer eine Hyperämie, oft eine

27*

■I

480 Jessen,

Bntsandang dar Gehirn- nnd BaekenmarksbuUen gewasan^, ihr non dooh den ColleoÜTUMneo «Inflaensa* beilege, so mag diea, in der jetiigen Zeit, wo man den Leichenbafnod als so gaos beaondera maassgebend far die Beaeichnang der Krankheiten betraehtet, manchen der Herren Coliegen, beaonders den jün- geren unter ihnen, ungerechtfertigt erecheinen. Ich mnss mir daher erlauben, etwas weitlaoftiger anf diesen Gegenstand ein- angehen, am daxsnlegen : in welchem Sinne ich diese Benennung diesmal yerstehe und immer yerstanden habe.

Ich weiss es gar wohl, dass die alteren Veterinaire ohne den Namen Inflnensa ausgekommen sind, ihm i. B, in den Wörterbüchern von Hurtrel d'Arboval und Rjchner gar kein Artikel gewidmet ist, und er Tielmehr in Terhaltniasmas- sig neuerer Zeit ans der Medidn in die Veterinairmedicin hin* abergenommen wurde. In einer langen Reihe von Jahren aber habe ich mich daran gewohnt, Krankheiten die offenbar bei besonders eigenthnmlichen, wenn auch noch nicht naher de£nir- baren Witternngsverhaltnissen , hanfig und gleichseitig unter den Pferden, plotslioh auftraten, sich oft ausserordentlich schnell über grossere Districte, ja! über ganse Lander verbreiteten, vorwaltend das Nervensystem ergriffen und sich durch schnell überhandnehmende Schwache und schwankenden Gang etc. ausaeichneten, mit dem Namen Inflnensa von den CoUegen be- nannt XU hören und selbst an benennen. Damit war 'keines- weges immer angenommen, dass die Krankheit eine hervor- stechende catarrhalische und namentlich ein Gatarrh der Schleim- haut der Respirationsorgane sein müsse, wie das s. B. in dem fransosischen Namen „Grippe" liegt, der beim Menschen oft als gleichbedeutend mit ,Influensa*' gilt; wie Professor Brnck- muUer, in seinem vorxüglichen Lehrbuch der pathologbchen Zootomie, S. 571, die Influenaa als den senchenhaft auftreten- den acuten Bronchialcatarrh der Pferde, verbunden mit Gatarrh der Kehlkopfs- und Luftrohrenschleimhant, bezeichnet. Wie wir unsere jetsige Inflnensa ursprünglich auf ein Leiden der

Krankheit unter den Pferden. 42 1

Gehirn und RäekenmarksbüUen saräckfahreii mnssten, so habe ich sie hier, in frafaeren Jahren, mehr als reine Leberafiection^ in St. Petersburg zaweiieB, sehr gefahriieh nnd todtlich, in der typhösen Form, mit LöcalentsündangeB , oder in der gastri* sehen, als Magen- nnd Darmcatarrh, in der catarrhalischen oder catarrhalisch- rheumatischen Form, oft sehr milde verlau- fend, auftreten sehen« Das Bestimmende blieb indessen immer: die schon erwähnte Unnachweisbarkeit der Ursachen für das plötzliche Entstehen und die rapide Verbreitung so wie das constaate NerFenleiden.

Diese umstände sind mir auch bei der jetzt herrschenden Seuche entgegen getreten und ich kann daher meiner früheren Ueberzeugung in' Bezug auf die Namengebung nicht untren werden , spreche übrigens der , in neuerer Zeit vielfach ttfich regenden Opposition gegen den Namen „Influenza'', als einem octroyrten, nicht genugsam bezeichnenden, keinesweges die Be* reehtigung ab, meine aber: dass die Waffen womit er bekämpft wird, gegenwärtig noch nicht scharf genug sind, um ihn end* gültig zu verbannen» Dass viele' GoUegen conservativ bleiben und sich das Recht, den Namen zu gebrauchen ^ noch nicht nehmen lassen; ist gewiss! Am 24« April n. St. d* J. schrieb mir noch ein College n. a. : „Die Influenza war in den letzten Jahren auch aus Berlin nnd dessen Umgegend wie verschwun- den, fand sieh indessen im Februar sehr in- und extensiv ein und soll jetzt noch so grassiren, dass im Spitale ebenfalls kein Platz mehr ist.^

Ich mnss mich selbst der Inconsequenz beschuldigen, dass i<di mitunter aneh sporadisch auftretenden Fällen den Namen Influenza beigelegt habe; mein Trost ist: dass dies, selbst in der neuesten Zeit, auch von Anderen geschieht. So sind u. a. in dem Jahresbericht der Hannoverschen Veterinairschule für 1869, nnter der Rubrik: „toxische Krankheiten'', 2 Fälle als Influenza aufgeführt! ^-

Wir armen, verstockten, alten Practiker, die von ihren

492 Je88flii)

Gewohahetton nieht Imssen konoen und wollen, sind äbrigens ▼on dem Dr. med. Job. Paul Gleiaberg schon gebührend gegeisselt and Terdammt, wenn er sagt: ,, Zeigen sieh zn be- stimmten Zeiten sahlreiehe, fieberhafte Erkranknngen der Pferde, so bekommt die Krankheit den Namen loflnensa oder Tjphas. Wahrend des Lebens lassen sieh jene Ontologen nur in des seltensten Ffillen herbei, ein ortliches Leiden festsostellen. Findet man bei der Section grobe anatomische Veranderangen, so glauben jene schon der Wissenschaft hinreichend su gena* gen, wenn sie dieselben anf Localisation der ,»Erase^ aurnek- fShren. üeber derartige Absurditäten noch ein Wort au ver- lieren, seheint mir überflüssig.*

Knn habe ich swar von „Krase^.gar nicht, aber doch ron Influensa und damit nach Gleisberg, mir auch das Urtheil und so yiel gesprochen, dass Weiteres nicht zulässig erschei- nen mochte.

Jeder anfmerksame Leser wird angeben müssen, daas wir hier kein Recht hatten , wie das in St. Petersbnrg geschah , die seuchenhafte Krankheit mit dem CoUectiTnamen „epizootischer Magen- und Darmcatarrh^ so belegen, da nur wenige FäUe rorkamen, die diese Bexeicbnnng verdienten. Ausser dem Augen- leiden, das aber auch nicht als rein catarrhalisch, Tielmehr alt catarrhalisch-rhen macisch angesehen werden mnsste, war bei vielen Patienten gar keine Schleimhautaffection nachweisbar.—^

Ja! wenn uns Herr Dr. Gieisberg, nach der Verur- theilang, auch das Rechte, d. h. „das Toxikum** - kennen gelehrt hätte! so darf man wohl ausrufen, wenn man sich dem Ursächlichen der Krankheit zuwendet : was ist das für eine krankmachende Potenz, die Handerte und aber Hunderte in- flaencirt und in kurzer Zeit die Seuche von St« Petersbnrg bis Berlin verbreitet? Ist es als Miasma oder Contagiam in der Luft enthalten, warum bleiben dann viele Ställe, und ganze Ortschaften, aus denen die Pferde doch auch im Freien ge- braucht werden, verschont? Heute am 7. Mai, a, St., wo ich

••

Krankheit unter den Pferden. 423

dieses schreibe, warden wieder drei Pferde mit der in R«de stehenden Krankheit in die Klinik gebraut, wahrend seit meh* reren Tagen aohon keine mehr erschienen waren. Ist dies Tielr leicht dem seit gestern wehenden, heftigen Nordwestwinde an- anschreiben? Hat die Verbreitung der Krankheit einen Za- sammenhtog mit der Windrichtung?

In dem Torerwahnten koraen Aufiiatae Aber den epizooti- schen Magen- und Darmkatarrh der Pferde in St. Petersburg, heisst es, hinsichtlich der Entstehung; „die Ursache dieser Krankheit in dem vorgelegten Falle mnss atmosphärischen und hygienisehen Einflüssen , d. h. verdorbenem Futter, schlechten Stallen, und regnerischer, kalter, veränderlicher Witterung welche während des ganaen Herbstes anhielt und höchst wahr- scheinlich nicht geringen Einfluss auf die Entwickelnng des Gatarrhs in episootisoher Form hatte, angeschrieben werden.*'

Unsere Krankheit war nun der dortigen keinesweges ganz gleich und es kamen viel schwerere Falle vor. Wahrend dort die höchste Temperatur mit 41 Gr. C, der höchste Pnlsstand mit 60 in der Minute beaeichnet ist, hatten wir hier 42,3 Gr. C. und bis zu 90 Pnlsen in der Minute.

Die dort angeklagten Factoren mögen indessen aach hier, vorbereitend znr Krankheit, mitgewirkt haben; denn auch unsere stadtischen sowohl, als ländlichen Stallungen lassen vie^ zu wünschen übrig, der Winter war auch hier sehr unbestän. dig. So ist es aber auch in vorhergehenden Jahren gewe- sen, wo die Influenza doch nicht herrschte! •— Futtermangel hat nichc stattgefunden, aber der Sommer 1869 war ungewöhn- lich regnerisch und hat das Heu in vielen Orten verdorben. Die Neigung zu serÜsen Ergüssen bei den Pferden spricht da* für, dass ihr Blut hydramisch ist.

üeber die angeführten kranken bäuerlichen, Fuhrmanns- uod Stations- Pferde bekommt man fast nie eine haltbare Aus- kunft in Bezug auf die Gelegenheitsursachen« Ein im Win- ter hier in Dorpat wohnender Edelmann hielt 3 Pferde in einem

424 J«fsea,

goteD uid goiamigMi Stella. Zwm dacvoa, die onastoliMlier Abkiuft md tob ilm wdJtmt «nogas warn, baaolsto er ab Wages- nad Eettpferde. Das dritte mwr eis kiiaUch gekaof* tor, gewöhalidier, krifiiger Arbeitigael, der akli alorriseb la Aaspaaa erwies. Alle 3 Pfisrde werea geeaad aad aut dea erst geaaaBten wollte der EigeathöaMr anfii Laad fidbrea, aU am Abend Torlier das eiae davoa, in der Dreedike aagespaaat, Herr nod Frea saai Besadb in eine Abeadgesdlschaft bradite. Der Katscher mnsste, bei sehr windigem Wetter, Tor der Thnr halten und seheote sieb nmhenaiafareB, weil das Thier ein Ho^ eisen Terloren hatte. Es wurde dort sshon von einem heftigsa Sehittellroste befallen nnd daher, beim Nadihansekoaimen, sorg> faltig und Image mit 8troh abgeriebea. Am nadisten Tage seigte sieh bei dem Pferde ein leichter Naseneatarrb, der 2 Mol 24 Standen anhielt. Dann traten erst die dentliohen Zei- ehen der herrschenden Krankheit hinan, das Thier wnrde sehwer krank und genas langsam.

Sinige Tage darauf hatte der Eigenthnmer das sweite Pferd, ebenfslls bei windigem Wetter, sehr stark in Scfaweiss geritten, nnd am Tage darauf Terfiel es schon in die Inflnenaa. Es war dasselbe bei dem die Temperatur anf 42,3 Gr. C. und der Pols anf 78 stieg.

Das dritte, Arbeitspferd (schon als Nr« 4. der Seeirten erwähnt) hatte im Anspanne stark hintenaos geschlagen, sieh dabei beide Hinterbeine vom Sprunggelenk bis sar Krone arg, wenn auch oberflächlich geschunden nnd war dadurch sehr in Schweiss gerathen. Trota der Wasehnngen mit kaltem Wasser und Arnica-Tinetnr, sdli wollen beide hinteren Extremitäten so stark an, dass das Geben sehr erschwert wurde. Am 4. Tmge nach dem Excess trat plötzlich die Influensa hinsu und machte dem Leben des Thieres, in nicht voll 3 Tagen, ein Ende!

War die Seuche ansteckend ? <— Vieles spricht dafür, den* noch wage ich es nicht mit Gewissh^t an behaupten, da die erzengenden Ursachen, obgleich nicht hinlaugUch gekannt, doek

Krankheit ontef den Pferden. 426

«aganecheiiilieli aberall wirkten. Obgleleh wir so TOrsichtig als mSglioh waren, so konnte es doeh nicht Terhindart werden, daas einige» anderweitig kranke Plerde, mit Inflaencsa^EraQken, wenigstone die gleiche Lnft athmeten, als unsere abgesonderten Stallungen gefallt waren and mehrere derselben in den Haapt* stall gestellt werden mnssteii. -~ Von jenen anderweitig Kran- ken Torfieien denn aadi spater die meisten in die Inflnenaa. Ein Don'scher Wallach , vor mehreren Jahren schon Yon einem Konoralen eastrirt and mit Fisteln im Prapatiom behaftet, bat dagegen die ganze Zeit in dem Haaptstalle gestanden an4 ist nicht angesteckt worden. Ein Calefaetor des Zootumiknms besorgte die Inflaeniakranken in den abgesonderten Stallen und zagleioh die Anatomiefallen. Von letsteren erkrankten mehrere im April und die Vermnthang taaehte anf: dass sie rieUeicht von dem Calefaetor angesteckt waren.

Ein Pferd stand im Contamaxstall mit gutartiger Druse bei welcher ein Abscess im Kehlgamge geöffnet wurde. Neben seinen Stend, jedoch darch eine Bretterwand, die bis zur Decke reichte, wurde ein Inflnensa-Patient gestellt. Bald nach dessen Abgang erkrankte der frühere Drusenkranke an einer leichten Inflnensa; und der frohere Influensa- Patient ward mit Fieber, Ansdiwellung der Drusen im KeUgang, wo sich ein Abscess bildete, und Gatarrh der Rachen* und Schlnndkopfschleimhaut, in die Klinik sarock gebracht, genas aber bald. Hatten die Beiden sich gegenseitig mit ihren Krankheiten beschenkt, oder waren sie ans Selbstentwickelung henrorgegangen?

Therapie. Prophylaxis.

In der Behandlung der Influenaa bin ich immer mit der iawa>rtenden Methode am besten ausgekommen, und so war denn aach diesmal die Therapie eine sehr einfadie. Als innere Mittel wurden in den ersten Tagen auf die Schleimhaute wirkende Salae gegeben ; bei Pferden , die sehr schwach waren und wohl- habenderen Eigenthumern gehorten, kam der Spiritus Minderer!

426 J6ft«ii,

in Anwendung. Die kleinen Salsgnben bettanden mekit ans Ammoniam ehlormtnm | bii 1 Dr., 3 —4 Mal täglich ; mein Collie A, ünterberger branohte mehr das Natrom bicarbonicnm.

Der Aderlats ist nnr in 3 FlUlen angewandt, von denen 2 todUich nnd 1 mit Geneanng endigten.

Die äusseren Reise beschrankten sidi auf Senfteige, in einigen wenigen F&llen wnrde ein reimendes FonUnell oder Haarseil gelegt. Bei einem der oben erwähnten beiden edlen Pferde worden 2 gprosse Senfteige, an beiden Seiten des Thorax eingMieben, brachten aber das Thier in eine so heftige Anfre- gnng, dass ich sie sofort wieder abwaschen Itess« Dennoch entstand an den Applicationsstellen eine bedeutende Geschwnbt' aber sogleich baldige Abnahme des Fiebers, Sinken der Pnb- freqnens und der Temperatur. Bei den wenigen Thieren, die an Magen- und Darmcatarrh mit Durchfall litten, wurden die Senfleige am Unterbanche eingerieben; innerlich schlei- mige und anhaltende Mittel gegeben und da die Thiere sehr hinfillig worden, musste eine starkende Nachkur, eintreten.

Propbylactisch ward gleichfalls der Salmiak, in Jüeinen Dosen, angeordnet. Lüftern enerung in den Stallen, womöglich LuftTeränderung, durch Ueberführen der gesunden Thiere in andere, sweckmassige Räumlichkeiten, Absonderung der Kran- ken, mit eigenen Waritern, die nicht sn den gesunden kamen, wurde anempfohlen. Besonders aber gegen den Gebrauch sol- cher Thiere gewarnt, die sich schon nicht mehr als ToUkommen gesund und munter erwiesen.

Der Absatz der erwähnten Medicamente, wahrend des Herrschens der Krankheit, aus unserer Apotheke, war ein un- gewöhnlich starker. Namentlich wurden Terabfolgt -^ für die Klinik und ausw&rts: «— Spiritus Minderen, im December 2 Pfd.

^ Januar 24 Februar 16 Summa 42 PfiL

Krankheit mt^ den Pferdes. 427

Ammofiium chloratum: im Januar 1 Pfd. 9 Unz. i Dr«

Februar 10 8,4,

Märe 5 1,1«

» Aprii 10 ^ 5,5,

Summa 28 Pfd. Uns. 6 Dr.

Itatram bicarbonicum: im Januar 2 Pfd. ,— *.Ud2. 6 Pr.

Februar 3 , 1 , ,

, Siars 4 ^ 6,6,

Summa 9 Pfd. 8 Uns. 4 Dr.

IV

Beiträge zur Kenntiiiss der Harnsteinen des Sehafes*

Von

Dr. Carl Dammann,

Professor an der landwirthsehaffcliehen Aeademie Froskaxu

Nach' dar zremlioh allgemein- verbreiteten Annahme eind 'steinige Concremente io den- Harnorg amen Nieren-, Blasen- und Harnrohrensteitie bei den Schafen redfat seltene Vor* kommnisse. Diese Annahme ist unaweifeifaaft eine irrige und erklart sich nur dadurch, daes die praktischen Ihierfirste zur Behandlung tou sporadisch auftretenden Schafkrankheiten rer- hiltnissmassig selten, meist nur, wenn es sich um werthyollere I9tiicke handelt, herangeaogen werden. Deijenige, welcher sich längere Zeit in Wirthsohafteo mit ausgsdehnter Schafhaltung Aufhält,' findet, wenigstdas in manchen . Gegenden , Gelegenheit genug, das Aufbreten von Harnsteinen bei diesen Thieren an beobaehten. leh habe allein in den fünf Jahren meiner hiesi- gen Thfitigkeit eüfmal den Harnröhren schnitt lur Beseitigung von Concrementen ausgeführt , welche bei Bocken und Ham- meln in der Urethra stecken geblieben waren. Der beregte

I

428 Dsmin^iiii,

Umftood macht es aach begreifliefa» dass so spärliche chemische ADaljsen Ton HamsteineB der Schafe in der Literatur Terlie- geo, sowie dass darüber, wie dieselben sasammengesetst sind and wie sie ansammesgesetst sein konnten, immer nodi Con- trorersen bestehen. Ich theile in Nachstehendem einige Falle mit , welche geeignet sind» snr Losung der obsdiwebenden Streit- frage beisatragen, von denen der erste aber auch noch in an- derer Beziehung ein henrorragendes Literesse bietet.

1.

Granalar- Atrophie der rechten Niere. Hydrone-

phrose der linken Niere durch Kieselsauresteine,

Tod durch urämische Intoxication.

Ein Negretti- Mutterschaf des Proskaner Stalles, 4 Jahre alt, welches nie eondpirt und seit lingerer Zeit aich aueb schlecht genährt hatte, wurde, nachdem noch Abends auvor nichts Auffallendes an ihm bemerkt war, am 9. Juli früh yoo dem Schäfer in einem Elrampfanfall betroffen. Als ich im Laufe des Vormittags hinzukam, hatte es bereits fünf solcher Anfalle in Pausen ron je einer Stunde gehabt, Ln Beginn des An- falls wurden die Augen yerdreht, Kopf und Hals rückwärts geaerrt und die Beine steif gestreckt. Nachdem dieser toni- sche Krampf durch etliche Sekunden angedauert hatte, traten klonische Krämpfe auf, welche Toraugsweise am Kopfe sich gel* tend machten und diesen in xuckende Bewegungen versetaten, aber auch über die Muskeln des gansen Korpers sich yerbrei* teten. Dabei trat durch die starken Kaumuskelbewegungen au Sahanm geschlagener Speichel Tor das Maul, der Heraschlag war pochend und sehr frequent, die Respiration unregelmassi^, die Haut an den wollelosen Stellen mit Schweiss bedeckt, die Empfindlichkeit für Nadelstiche yoUkommen aufgehoben« Ein solcher epileptiformer Anfall dauerte ungeflhr eine Viertelstunde und etwas darüber; alsdann lag das Thier erschöpft, soporos da mit stark stertorosem Athmen» bis ein erneuter Anfall

jSarnsteiiid des Sehftfios 499

die Rahe wieder OQterbraoh« Aof Waasob der Guts - Admini- stTAtion wurde von . einer BehandlaDg abgesehen und die bal* dige TSdtoDg eogeordnet Wahrend das Thier nach dem See- tionssiminer getragen wurde, trat ein neoer Anfall anf , trots* dem eben erst ein anderer abgelanfen war. Die Todtang er- folgte darch den Eehlatich.

Die 16 Standen post mortem aasgefährte Section ergab folgendes Resoltat:

Gadayer in magerem Znstande, Eorperfett stark gesohwnn- den, Blot dnnkel, ohne Gerinnungen.

Rechte Niere atrophisch. Lange bi Ctmr«, Breite am Hilas 2^, Dicke 1,8 Ctmr« Von dem convexen Rande laufen aber beide Flachen in nicht gleichen Abstanden vier deutlich ausgeprägte Rinnen nach dem Hilus snsammen, durch welche das Organ in fünf ungleich grosse Abtheilungen geschieden ist. Zwischen diesen Rinnen seigt die Oberflache ein unregelmassig hockriges Aussehen. Ueberall treten gelbliche Erhabenheiten von rundlicher Form und Stecknadelkopf« bis Erbsengrosse herror, welche von eingesogenem Gewebe umgeben sind, das gleich den Torhin genannten Rinnen eine graue Färbung be*^ sitat. Die Kapsel ist derb, schwach verdickt, adharirt fest, ist nur, mit Zerreissung des Parencbyms und nicht im Zusam» menhange absolosea. Aof dem Hauptschnitt erkennt man, dass beide Substansen besonders in dem mittleren Gebiet stark ver- schmilert sind, an den Seitentheilen betrifft die Verschmale- rang etwas mehr die Rindensubptana; Durchmesser des Paren- cbyms von der Kapsel bis aum Becken in der Mitte 1,1, an den Seiten 1,7 Ctmr. Die Corticalis ist derb und zeigt auf der Schnittflache dieselben Farbenverschiedraheiten wie die Oberflache, wenn gleich weniger ausgeprägt, die Marksubstanz ist deutlich gestreift und von weisser Farbe. Das Becken ist im Verhaitniss au der Kleinheit des Organs stark erweitert, so dasa die von ihm ausgehenden, in das Parenohym sich erstrecken- den Fortsatae durch den Schwund der Marksubstans in gros-

430 Dsminftiiii,

ser Ansdebnnog bloigelegt sind. Zwisehen dieteii Foitsatseii bleiben starke Yertiefnngen, in denen einige etwa linsengrosee» gelbbraanliehe , schwach hockrige Concretionen gela^^ert siad. Eben solche gelbbrionliche feste Krnmel entbalt der Hanpt- ranm des Beckens selbst neben wenigen Tropfen iirinoser Flfis- sigkeit. Der Eingang in den Ureter ond dieser selbst ist in seinem nach der Niere sa gelegenen Theile etwas, wenn aaeh nnr anbedeoteod erweitert; der Ureter ist jedoch in seinem ganzen Verlaafe durchgängig.

Linke Niere erscheint stark vergrossert, bei dem Be- fahlen macht sie sich kenntlich als ein Sack mit flüssigem In- halt. Die nur spärliche Fettmassen enthaltende Fettkapsel hingt inniger mit dem Organ sasammen, lasst sich aber doch im Za- sammenhange abtrenoeo. Grosste Lange des Organs 8 Gtmr., Breite am Hilns 4 Ctmr. Oberflache grossteotbeils glatt, nur stellenweise aneben durch schwache Andentongen von Forehen and spärliches Hervortreten Ton kleinen gelblichen ' Fonkten von kaom Stecknadelkopfgrosse in dem sonst granbraonen Ge- webe. Die Tonica propria hangt aaf das Linigste mit dem Pa- renchym ansammen, eine Abtrennong ders^ben ist absolut on* möglich. Der Schnitt dorch die grSsste Cireomferens des Organs nach dem Hilas zo ergiebt , dass das Becken enorm erweitert ist ond darch seine Erweiterang das Parenchym stark Terdrangt hat. Die von dem Becken aasgehenden Fortsatie springen als starke Leisten aaf der Innenflache vor, die sich nach der Peripherie so mehr abflachen. Die iwischen diesen Leisten befindlichen Partien der Innenflache sind etwas aneben durch stellenweise vorhandene Grübchen, die Wandong des Beckens ist stark verdickt; die dnnne Lage von Nierensabstant, welche das so erweiterte Becken ausserlicb aberzieht ond mit dessen Wandung innig zusammenhängt, ist sehr consistent and besitzt auf dem grossten Theile der ümfläche nur einen Doreh- messer von ^ Ctmr., nur an den änssersten SeitentheHea steigt die Dicke bis auf 1 Ctmr. Bios an diesen ietsterea Stellen

Harnsteine dea Schafes. 431

iat noch moglKb, Matk- oiiid ßiadensabstans "ron einander zu onterscbeiden. Das Becken enthält einige 20 Gnns, orinSs- schleimiger Flüssigkeit, in derselben finden sich einige Concre- tionen von der gleichen Beschaffenheit wie in deüi rechten Nie- renbecken vor, nnr sind einzelne derseslben ein wenig grosser. Die in den Ureter fiihrende schwach erbsengrosse Oeffnnng ist dnrch eine starke halbmondförmige Sehleimhantfalte verlegt« eine zweite Falte springt unmittelbar daraaf in dem Anfangs- theile des Ureter vor. An dieser Stelle macht der Ureter obendrein eine stumpfwinklige Biegang, so dass der Uebertritt von Flfissigkeit aas dem Becken in den Harnleiter durch mehr- fache Umstände erschwert ist. Gleich hinter der aweiten Falte erweitert sich der bis dahin enge Ureter bis au dem Umfange eines nicht au starken. Eleinfingera und behalt diese Erweite- rung in der Ausdehnung von 8 Ctmr. bei. In diesem Verlaufe ist er darmahnlich gewunden, seine Wandung stark verdickt, seine Innenflache mit einzelnen Qnerfalten und mit vielen Grüb- chen versehen. Dort« wo die sticke Dilatation plötzlich auf- hört ist das Lumen durch vier der mehrfach genannteu gelb- braunlichea, steinhart sieh anfühlenden kleinea Krümel, die sich zum Theil in di^ Wandung hineingedruckt und diese ge- wolstet haben und die schon von aussen deutlich fühlbar sind* verstopft. Auch hinter dieser verstopften Stelle nach der Blase au zeigt der Harnleiter noch in der Ausdehnung von etwa 10 Ctmr. eine schwache Erweiterung und Wandverdiokung, die allmählich in das Normale übergeht. Die Einmündungen der Ureteren in die Harnblase und die Blase selbst, die ausgedehnt und mit Urin gefüllt ist, sind ohne Veränderungen.

Beide Nebennierexi sind von normaler Grosse und Be- schaffenheit»

Das Rectum ist in seiner Beckenportion stark ausgedehnt atid mit Eoth gefüllt. An seiner unteren Wandung beünddt sich , durch starres Bindegewebe angeheftet, in^ der Entfernung von 14 Ctmr. vom After ein nicht ganz regelmässig oyaler

U9 DftBBSBS,

KootM TOB dar GroMt «iaer kkSsai WallMns. Der KaofeM bilt sieht gaas dM Mitfe iaae, tOBdan ist etwas mahr nafib liaks gerielitat; saiaa Lsf^a ist so, dass er bei gefällter flais- blasa and seitli^ gasdiobaaer Sdiaida nad Gebimattar aof die Ureterea nafera ihrer Biamaadaagsstana ia die Blase eiaea Dradc aesübt. Aa seiaer aaterea Fli^a befiadet üdi aach eine sehwaeh aasgeprfigta Farehe. Beim Biasehaeidea kairsdit er, seiae Waadaag ist diele, iaaea aiit Kalkbrei belegt» der Linea- raam ist aasgalBllt Ton einen voa FInssigkeit freien, stark ia Falten gelegtea Gystieereas teaaieellis, aa dea» der halsartiga qnergeialteie Fortsats nad der Kopf aoeh deatUch eb erkenaea sind« In der Nahe dieses Knotens beindet sieh am-Bandifen angeheftet eine erhaltene Gjstieerensblaae tob Hahaereigrosse and frei im CsTom der Beekeohohle liegt eia kleiner rondiieker 1,3 Ctmr. langer, 0,G Ctmr. breiter gans Terkalkter Knoten, der uDSweifelhaft aach aas eiaem CjstioercBs teaoieollis her- Torgegangea ist.

Voa doB sonstigen Verandernngen sind nnr noch erwih- nenswerth ein ansgebreiteter Dfinndarmeatarrh mit seros-schiei- migem Exsadat von alkaliseher Reaetion, einige fettig degene* rirte Stellen auf der Leber and eia ansgeprigtes Oedem der Himsabstana mit sehwachem serösem Brgass in die Ventrikel.

Die mikroskopische Untersachnag der in der angegebenen Weise rerandert dem Ange sich darstellenden Nieren führte sa dem nachstehenden ErgebDiss:

Schnitte, darch die Rinde der reehten Niere gelegt lie- fsrn nicht das gleichmSssige Bild, welches man von normalen Nieren erhalt, sondern man sieht ^ohlranme, die onregelmaa* sig, randlich -eckig oder länglich sind and den Dorchmesser normaler Harnkanälchen an Grosse darchschDittlich am das Zwei- bis Dreifache obertreffen, Einselne dieser Hohlraame sind kleiner, manche aber aoch bedeatend grosser. Die Hohl* riame sind gefallt mit anregeimassigen , randliehen, rnndlieh» •ekigea and cjliadrischen Zellen. Die ersteren bilden die gros-

Harnsteine des Schafes. 433

I sere Menge und laufen zum Theil in eine Spitze aas« Einen

regelmassigen Wandbeleg, yvie das bei normalen Harnkanäleh«h der Fall, haben diese Hohlräume fast durchweg nicht. Auf feinen Schnitten am Rande sind die Zellen entweder alle oder zum Theil aus den Hohlräumen herausgefallen, solche Schnitte zeigen dann, wenn auch an sehr spärlichen Stellen einzelner Hohlräume, einen kleinen zusammenhängenden Wandbeleg, als weiteren Beweis dafür, dass die genannten Hohlräume nichts Anderes siodi als die Durchschnitte erweiterter Harnkanälchen. Die Zellen, welche die Inhaltsmasse darstellen, sind, wie man besonders deutlich an den durch Herausfallei^ freigewordenen erkennen kann, zum grossen Theil grosser als die normalen Epithelien der gewundenen Eanälchen, mit Fettkornchen erfällt, viele lassen den Kern, wenn auch zum Theil nur sehr undeut- lich, erkennen, an manchen unterscheidet man noch Kern und Eernkorperchen ; vereinzelte zeigen doppelte Form. Ausser diesen Zellen liegen in verschiedenen Hohlräumen einzelne in Grosse und Beschaffenheit den farblosen Blutkörperchen ähn- liche Zellen, kleinere geschrumpfte Zellen, fettige Detritusmas- sen und in manchen auch Krjstalle, die man als rhombische Plättchen mit constantem Winkel von nahezu 100 Gr. bezeich- nen kann. Die Erjstalle sind an den Rändern vielfach einge« broohen, ihre Grosse ist sehr variabel. Die Bestimmung ist bei den spärlichen Mengen unmöglich. Schwefelsäure- und Jodzusatz geben nicht die Cholestearin - Reaction ; in Wasser, Alkohol und Aether sind sie unlöslich, auch gelingt es nicht, durch einige Tropfen von concentrirter Schwefelsäure und von Natron, [welche man, um die Erystalle im Auge zu behalten, vom Rande her unter das Deckgläschen treten lässt, eine Lo- sung derselben herbeizuführen. An Stellen, wo man auf dickeren Schnitten längere Strecken von Harnkanälchen vor sich sieht, machen diese den Eindruck von mit breiten Steinen gepflasterten Strassen.

Die Interstitien zwisehen den Harnkanälchen sind durch-

Utg. t Thierheilk. ZXXYL 4. 2S

434 DaMmaDD,

weg Terbreitert, hier etw» «of da« Dopple, dort auf das Vier- ladie des Normalen, ao maodieD Stellen shid sie eben so breit oder gar noch breiter als die Hoblraome selbst. Hier bestehen sie aas randlichen oder länglichen Zellen mit homogener Zwi* sehensabstans , dort aas Spindel teilen mit schwach angedeateter faseriger Zwischensobstans, an anderen Stellen endlich nar aas randlichen Zellen mit dem Charakter farbloser Blatkorpercheo. Grade an diesen letsteren Stellen sind die Interstitien sehr breit* Exqnisit faserige Beschaffenheit ist kaam irgendwo sicht- bar, am stärksten noch aaFgepragt an den Fnrchangsstellen. Die Tonica propria der Hamkanälchen ist meist nicht mehr zn unterscheiden, sondern in die Interstitien anfgenommen. Wenn es gelingt, durch Zerzapf en des Präparats einzelne Ea- nalcben zn isoHren, so erkennt man an ihnen die verdickte Wandong, die in den meisten Fallen mit zahlreichen Spindel- sellen besetzt ist, an vereinzelten Stellen aber aach wie ge- quollen aassieht In den sehr breiten Interstitien bemerkt man hier nnd da geschrumpfte Kanalchen and Gefasse, stellenweise sieht man in ihnen auch noch deutlich qaerdarchscbnittene stark geschrumpfte schleifenf5rmige Kanäle.

Die Glomerali sind meist um ^ bis % verkleinert, manche haben die normale Grosse, einzelne sind sogar vergrSssert Um sie herum erkennt man eine breite fasrige Kapsel mit vie- - len Spindelzellen, am breitesten ist die Kapsel bei den klein- sten« Nur bei wenigen besteht der Inhalt der Kapsel aus einer gleichartigen glänzenden Masse, die meisten sind dicht gefollt mit kleinen rundlichen Zellen und Fettkornchen , manche be- sonders die grösseren lassen die ursprüngliche Lappung noch deutlich unterscheiden. An diesen letzteren ist an manchen Stellen der Inhalt von der Kapsel abgehoben nnd in einzelnen der so entstandenen Zwischenräume erkennt man dann die glei- chen FettkSrnchenzellen , wie sie in den erweiterten Harnkanal- chen enthalten sind. Die grösseren Arterienzweige sind bei intaotem Lumen in ihrer Wandung durch Bindegewebsmassen

Harnsteine des Schafes. 485

stark verdickt, das Gleiche ist, wenn anch iqreniger ausgeprägt, bei einigen Vasa efferentia der Fall, während die meisten der- selben, soweit dies zu erkennen, total obliterirt erscheinen. Die verdickte Kapsel der Niere ist mit zahlreichen Lymphran- men durchsetzt, welche zum Theil mit Ljmphkörperohen er- fallt sind.

Macht man Schnitte durch die Marksnbstanz , so bemerkt man, dass eine grosse Zahl der graden Harnkanalchen sowohl in dem mittleren Bezirk als anch in den Seitentheilen mit klumpigen Massen gefallt ist. Beim Zerzupfen solcher Prapa« rate ergiebt sich, dass diese Massen aus dicht an einander ge- drängten Erjstallen in der Form von glänzenden, darchsichti- gen, das Licht stark brechenden, scharfkantigen, meist stum- pfen, zum Theil aber auch sehr spitzen Qnadratoctaedern be- stehen. Schon die eigenthumliche Briefcouvertform weist dar- auf hin, dass man es mit Krystallen von oxalsaurem Kalk zu thun hat; die Unloslichkeit derselben in Wasser und Essig* säure, die Loslichkeit in Salzsäure bestätigt das vollkommen« In manchen Harnkanalchen nehmen die klumpigen Massen an den Stellen, wo sie lagern, das Lumen vollständig ein; solche Kanälchen sind an den betrefifenden Stellen abwechselnd etwas ausgebaucht und eingeschnürt und nehmen einen schwach ge- wundenen Verlauf. An anderen Kanälen ist die Füllung keine vollständige, sondern man kann die Wandung in grosserer Ent- fernung von den Massen erkennen. Die Füllung beginnt an der Mündung der Kanälohen oder nahe derselben und reicht verschieden weit herauf, in manchen nur durch eine kurze Strecke, in einzelnen fast durch die halbe Länge ihres Ver- laufes. Dort, wo der ozalsaure Kalk aufhört, finden sich in einseinen graden Kanälchen dieselben rhombischen Plättchen, welche bei der Rindensubstanz genannt sind, nnd hier und da einige Gallertkugeln. Die Interstitien zwischen den mit Kalk gefüllten Kanälen sind um das Zwei- bis Dreifache verbreitert and enthalten zahlreiche Spindelzellen, an manchen Stellen,

28*

486 Dammann,

wo die MO veränderten Kanalchen in groiseren Mengen enaain- menliegen, ist die ganze Umgebung in grosser Ansdefanang in eine bindegewebige Masse Terwandelt« Die von Kalk freige- bliebenen and nicht in Bindegewebe aufgegangenen geraden Kanälchen enthalten neben Fettkornchensellen aahlreiche rand- liche körnige Zellen, welche die farblosen Blotk5rperchen an Grosse etwas abertreffen, an manchen kann man das Wand- epithel noch deatlich erkennen. Dass die Marksabstanz Ton dem Becken her stark geschwnnden ist, ergiebt sich aneh mi- kroskopisch schon aas dem Umstände, dass zahlreiche schlei- fenf5rmige Kanalchen sehr nahe an die Mandongen der Canali- call recti herantreten. Aach in manchen schleifenformigen Ka- nälen werden einzelne Gallertkageln erkannt.

Schnitte durch die Parenchjmreste der mittleren Bezirke der linken Niere stellen dem Untersucher einen weit vorge- rückten Schrumpfungsprocess vor Augen. Die Malpighischen Korperchen erscheinen in denselben Zuständen, wie in der rech- ten Niere, nur ist die faserige Kapsel um sie herum durchweg noch um ein Bedeutendes breiter. Ausserdem bemerkt man mehr oder minder stark geschrumpfte Harnkanälchen, von denen indess nur sehr wenige, sei es auf Längs- oder Qneransichten, noch im Zusammenhang befindliche Fettk5rnchenzellen als In- halt wahrnehmen lassen. Viele auf die Hälfte oder den dritten Theil ihres normalen Umfangs comprimirt, lassen nur verküm- merte zellige Gebilde oder kornigen Detritus erkennen. Die meisten sind unzweifelhaft in die Interstitien aufgegangen, welche auch hier entweder aus Spindelzellen mit faseriger oder aus rundlichen nnd länglichen Zellen mit mehr homogener Zwischen- substanz bestehen und welche im Verhältniss zu den Kanäl- chen die grössere Masse ausmachen. Sämmtliche verkummer* ten Tubuli haben einen gewundenen Verlauf, von graden Ka- nälchen ist keine Spur sichtbar. Die Wandung der grosseren Arterien ist auch hier wieder stark bindegewebig verdickt. Nur an den äussersten Seitentheilen , dort, wo auch das blosse

Harnsteine des Schafes. 437

Auge noch Mark* and Rindensabstans za anterscheiden vier- mag, ist die secernirende Sabstanz ein wenig erhalten. In der Corticalis tritt die letztere wenigstens nicht in dem Maasse ge- gen die bindegewebige Zwischensabstanz znruck. Wenn auch sonst die Verhältnisse die gleichen sind, so giebt es hier we- nigstens noch einzelne Kanäle, in denen man in den mit Fett- kornchen gefüllten Zellen noch schwache Andentungen von dem Kerne za erkennen im Stande ist. In der Marksnbstanz ist stellenweise das Bindegewebe so stark gewuchert, dass man nur in grossen Entfernungen zwischen dem faserigen, zahllose Spindelzellen enthaltenden Gewebe vereinzelte verkümmerte Tabuli recti wahrnimmt. An anderen Stellen halten sich Hiese» die bald mehr bald minder geschrumpft sind, und die Intersti- tien an Masse etwa das Gleichgewicht« Unter den graden Ka- nälchen finden sich einzelne, an denen man noch vollkommen deutlich auf grosse Strecken den normalen epithelialen Wand- beleg erkennt. In anderen sieht man, wenn auch nur ganz schwache, Spuren von ozalsaurem Kalk.

Die kleinen gelbbraunlichen Concremente, welche bei der Section in beiden Nierenbecken und in dem linken Harnleiter gefanden wurden, sind von mir meinem hiesigen Collegen Prof. Krocker zur Untersuchung übergeben worden, welcher wie folgt darüber berichtet:

„Die kleinen, gelblichen, cylindrischen, schwach h5ckrigen Concretionen, welche von trüber, eiweisshaltiger , stark alka- lisch reagirender Flüssigkeit umgeben waren , wurden bei dem Austrocknen fast weiss und zeigten eine ziemlich deutliehe Schichtung auf der Bruchfläche. Die Steine zerrieben sich unter Knirschen zu einem sandigen Pulver, waren sehr hart, fast völlig unlöslich in Säuren. Der Rückstand gab unzweifel- hafte Kieselerdereaction, in der Lösung waren nur Spuren von Kalkerde und Schwefelsäure; bei dem Glühen zeigte sich die Gegenwart einer sehr geringen Menge organischer Substanz* Die geringe zar Disposition gestellte Menge gestattete nicht

4M DsBSsaa,

die qmtmmauwe

Abb der TonteiModea DaiBtellaBg Kreakheitofidlci er- gi^bt lidi, deas des ie Rede steheede Sdiif aa der sogeeaeeteD ■nüaiedieB lotoziealion zu Gmade gegai^ca ist. Die aaiaDs- weise aoftreteadea Conrvlsioaen Mit dem Chankter epüepti- scker Krämpfe, der swisdieakergdieiide Sopor aad die See- tJOBserscheinongea beweisea das sor ToUeii Endeas. Das au- ein sdbos bietet ein besoaderes lateresse, die Zeiehea der Uriaiie bei dem Schafe constatirt so haben, weil die Literatur Fa&e decselbea bei dieser Thiergsttoag aieht anfniweiseB hat.

Des Znstaadekommen der Uraaue lasst sich sarn^fohren aof die D^eneration der beiden Nieren. Weaa maa diese Organe for sieh betrachtet, daaa kommt man Aafsngji leidit aof den Gedanken, dass die atrophische redbte Kiere die soerst affidrte gewesen sei und dass erst die spater hinsage- tretene nnd immer weiter vorgeschrittene Yeriademog der lin« ken Niere snm Ansbmch der Urämie die Yeranlassnag gege- ben habe. Diese Ansicht ist nntweifelhsfl eine irrige, eine genaue Prafnog der Toriiegenden Thatsachen moss an einem anderen Schlösse fahren» Das SectionsprotokoU neigt, dass an der noteren Wandung des Mastdarms ein Cjstieerens gesessen hat, der bei gefällter Blase einen Druck auf die ober dieselbe laufenden üreteren ausöben konnte. Es ist höchst wahrschein-- lich, dass dorch den Gegendruck von Seiten der Blase das Ab- sterben oud die Verkalkung des Cjstieerens herbeigefohrt wor- den ist. Die Lage desselben etwas mehr nach der linken Seite sowie der Umstand, dass die an seiner unteren Flache befind- liche Rinne genau für die Starke und den Verlauf des linken Ureter passt, sprechen dafür, dass die Pression xnerst und yor- nehmlich auf diesen stattgefunden haben mnss. Die nächste

Harnsteine des Sehafes. 439.

CoDseqnens dieses Drucks var die Zaruckstauang des Urins in den rückwärts gelegenen Theil des Harnleiters und das Nieren* becken. Die dann folgende Aasscheidang der in dem Harn gelost vorhandenen Eieselsänre, welcbe den wesentlichen Be- standtheil der kleinen Ooncretionen aasmacht, ist wohl am pas- sendsten durch eine Einwirkung von kohlensaurem Ammoniak zu er klaren, welches sieh nach und nach in dem stagnirenden Urin durch Zersetzung des Harnstoffes gebildet haben mag. Die so allmählig entstandenen Steinchen setzten sich zum Theil in der Schleimhaut des Harnleiters fest, brachten diese zur Wulstung und gaben damit ein neues, stärkeres und andauern- deres Hinderniss für die Entleerung des Urins in die Blase. Denn die durch den Cysticercus veranlasste Stauung war docli immer nur eine vorübergehende, weil sie nur bei gefüllter Harn- blase oder bei einer zeitweisen Verstopfung des Mastdarms be- stehen konnte. Dass die Verhältnisse sich so entwickelt und dass nicht etwa die Kieselsäuresteine primär die Veranlassung zur Stauung abgegeben haben, muss man unzweifelhaft aus dem Umstände schliessen, dass die Dilatation des Ureter sjch von dem Nierenbecken an nicht blos bis zur Lagerungsstelle der Ooncretionen, sondern, allerdings in geringerem Grade, weit über diese hinaus erstreckte und erst allmählig abnehmend in das Normale überging«

So mnsste es denn durch die von den Concr erneuten be- wirkte Stauung und obendrein durch die an dem Ursprünge des Ureter vorhandenen klappenartigen Schleimhautfalten, die wohl erst im Verfolg der Stauung sich gebildet haben, mög- licherweise aber auch angeboren gewesen sein können, zu der Entwickelang der Hydronephrose kommen. Der gestaute Urin gab durch seinen Druck den Anlass zu der immer mehr zu- nehmenden Erweiterung des Harnleiters und besonders des Nie* renbeckens, durch Druck und Reizung zugleich zu dem Auf- treten eines interstitiell - entzündlichen Processes in dem Nie- renparenchym. Das letztere schrumpfte nach und naeh so be-

440 Dami

deotand , das« aar ooch tparliehe Beate Ton ibm fibrig bliebeir, wahrend die atagnirenden HammaaBen durch ihre retsende Bio- wirkong eine lehleimige Abaonderong an der Wandung de» Nierenbeckens in Scene setxtea. Eine Secretion ron Ham hat aber bia snm Schlaue, besonders in den theiiweise noch leidlich erhaltenen Seiteapartieen stattgefaaden nnd dieser ist, wenn auch nnter sehr erschwerten umstanden, aam Theil noch in die Blase entleert worden , denn die Verstopfaog war ai» der Lagerangsstelle der Coacretionen höchstens aeitweise dnrcb starke ScLwelloog der Sehleimhaot eine totale, dauernd aber sicher nicht. Das beweist die rerhiltnissmassig geringe Dila- tation and die starke Waodrerdlcknng des nach dem Nieren* beeken an gelegenen Harnleitertheils. Ware die Verstopfung eine absolute gewesen, m> mnsste es zweifelsohne au einer w^t bedeutenderen Ausdehnung gekommen sein, als es hier der Fall ist.

Diese linksseitige Hjdronephrose hatte indess noch lange ohne wesentlichen Nachtheil für den Organismus bestehen kön- nen, wenn die rechte Niere in den Zustand compensatoriscber Hyperplasie getreten wäre nnd die Absonderung für die andere mit übernommen hätte. Da sie aber nicht intact blieb, sondern auch erkrankte, mnsste sich eine üble Rückwirkung geltend machen. Dass ihre Erkrankung nicht etwa erst eintrat, nach- dem die linke Niere absolut fanctionsunfahig geworden war, resultirt aus dem eben angeführten Momente, dass von der letzteren bis zum Tode des Thieres noch etwas secemirt wor- den ist. Es wird sich weiter, was schon oben mit einigen Gründen belegt ist, mit Gewissheit ergeben, dass die Affeetion der rechten Niere etwas später begonnen hat, als die der linken. , Die rechte Niere befand sich bei dem Tode des Thieres in dem Zustande der sogenancten Granularatrophie. Sie war schon stark geschrumpft, besonders der Dicken durchmesser hatte bedeutend abgenommen. Die Granularatrophie ist aufzufassen als die Folge einer interstitiellen Nephritis. Nach den beim

Harnsteine des Schafes. 441

MenBohen and auch bei anderen Hansthieren gemachten Erfah- rungen beschrankt sich solche Entsündang auf die Corticaisnb- stanz der Niere. In dem vorliegenden Falle hat die Entzdo- dang aber auch die Marksabstanz betroffen and diese ist, wie ans der obigen Beschreibang za erschliessen, darch Druck von dem Becken aas zum Schwinden gebracht worden. Diese That- sachen in Verbindung mit der schwachen Erweiterung des Harn- leiters geben einen Fingerzeig für das Zustandegekommensein des Processes ab. Man darf unbedenklich annehmeii, dass es sich auch hier um eine Stauung gehandelt hat. Der genannte Cysticercus hat jedenfalls bei seiner zunehmenden Vergrosse- rung zeitweise» wenn die Harnblase und das Rectum stark ge- füllt waren, auch den rechten Ureter nahe seinem Ende com- primirt und den Urin nach dem Nierenbecken zurückgedrängt, Demgemäss kam es auch hier zur Entstehung von Kieselsaure- concrementen , die sich jedoch nicht in dem Harnleiter fest- setzten, wie die volle Durchgangigkeit desselben ergiebt. Da* neben aber bildete sich aus den Bestandtheilen des stagniren- den Harnes, vielleicht durch Umsetzung vorhandener Milch* säure auf dem Wege der Oxydation oder durch Umsetzung des Harnstoffs auf dem Wege der Reduction Oxalsäure, und es tra- ten Sedimente Oxalsäuren Kalks in den graden Kanalchen der Marksubstanz auf. So erklärt sich aus dem Druck des gestau« ten Urins die Erweiterung des Harnleiters und des Beckens sowie die Abflachung der Marksubstanz, aus dem Reiz des Urios und jedenfalls auch aus der Irritation, welche die scharf- kantigen Krjstalle auf die Wandung der Tubuli und das zwi- schen ihnen befindliche Bindegewebe ausübten, der durch die ganze Niere verbreitete interstitiell -entzündliche Process.

Diese Entzündung hat auch in unserem Falle mit der Ein- lagerung zahlreicher lymphatischer Elemente in die Interstitien zwischen den Harnkanälchen begonnen, welche an manchen Stellen ja noch beim Tode des Thieres vorhanden waren. Die durch sie geübte Compression der Gapillaren wurde die Ur-

449 DsmiiiAiio.

Sache, dais die Epithelien der Harnkanalcheo , betonders der RindensabstanB, nicht mehr aasreichend mit Ernfthrangsmaterial rersorgt werden konnten and demiofolge der Nekrobiose, dem Process der fettigen Degeneration anheimfielen. Die bedeutende anregelmafsige Erweiterung der Tabali hatte ihren Grand aber nicht blo8 in der Aafqaellang vieler der Epithelien, sondern sicherlich aach in der Staaang des gebildeten Secrets, die die Abscheidang der rhombischen Plattchen bewirkte, and in dem Eintritt von Blatbestandtheilen aus Anlass des gesteigerten Blatdracks. Es versteht sich, dass in Folge der Verbreiterang der Interstitien and der Erweiterang der Eanalchen im Beginn des Processes eine Vergr5sserang des ganzen Organs bestan- den haben mnss« Nach einiger Daaer ist dann die ümwandlong der mit zelligen Gebilden impragnirten Intertabalarsabstanz in bindegewebige Massen erfolgt, die aber noch keineswegs über- all, am meisten noch im Bereiche der Marksnbstans , bis zar streifigea Beschaffenheit gelangt war. Die damit rerbandene Schrampfang brachte den Untergang tahlreicher Hamkaoalehen and Gefasse and eine Verkleinerang der Niere za Wege« Ab- geschlossen war der Process bei dem Tode des Thieres aber noch keineswegs, die Niere vielmehr immer noch im Stande, etwas za secerniren. Am besten hatten sich verhältaissmassig noch die Glomernli trotz ihrer breiten fasrigen Kapsel erhal- ten, von denen erst einzelne vollständig za Grande gegangen waren, ein Umstand, der seine Erklarang darin findet, dass sie darch ihre intracanalicalare Lage vor äusserem Druck mehr geschützt sind.

Bis zu dem angegebenen Grade der Degeneration waren die harnbereitenden Organe vorgeschritten, als plötzlich der urämische Anfall eintrat. Beide Nieren konnten noch secerni- ren, ja sie müssen zar Zeit des Anfalles sogar in verstärktem Maasse secernirt haben, da die Blase bei der Section mit Urin stark gefällt gefanden warde« Der in unserem Fall vorliegende Befand lässt sich zur Losting der immer noch schwebenden

Harnsteine des Schafes» 443

Frage, welches die näheren Ursachen des Auftretens der Urämie sind, nicht verwerthen. Bekanntlich ist man in den letzten Jahren von der besonders von Frerichs lebhaft vertretenen Ansicht, dass die Intoxication des Blates mit einem unter dem Einflasse eines anbekannten Fermentes auftretendem Zerseczungs- produkt des Harnstofi*es, dem kohlensauren Ammoniak, die Er- scheinungen der Urämie bedinge, ziemlich allgemein zurückge- kommen, weil die meisten neueren Untersucher der Anwesen- heit von Ammoniak im Blute und Athem bei Retention von Harn mit aller Bestimmtheit widersprachen. Es mag dahin ge- stellt sein, ob die neuerdings von Voit*) aufgestellte Theorie die richtige ist, dass die Urämie sich daraus erkläre, dass alle nicht gasförmigen Zersetsung^produkte aurückg eh alten, werden und zwar nicht blos im Blute, sondern auch in den Organen. Für den vorliegenden Fall hat die Auffassung Traube' s sehr viel für sich, dass die sogenannte urämische Intoxication ihren Grand habe in einem Gehirnodem, das hier vorgefunden ist, und in der durch dasselbe bedingten eapiUären Anämie des Gehirns,

Steinige Concremente in dem Nierenbecken des Schafes sind bisher am seltensten zur Beobachtung gelangt, was immer noch nicht beweist, dass sie auch wirklich selten sind. In der gesammten Literatur liegt nur eine quantitative Analyse von solchen vor, welche Fürstenberg an den in der Sammlung der Berliner Thier arzneischule aufbewahrten Nierensteinchen vorgenommen hat. Den Hauptbestandtheil derselben, nahezu die Hälfe, machte die Kieselsäure aus; daneben fanden sich kohlensaurer Kalk, kohlensaure Magnesia, organische Materie, sowie Spuren von Eisen und Wasser. Mit unserem Falle zeigte sieh demnach insofern eine Aehnlichkeit, als auch bei ihm die Kieselsäure vorwaltend auftrat, ja sogar noch in viel höherem

*) Zeitschrift für Biologie von Buhl, Pettenkofer, Radl- kofer, Voit. IV. Bd, p. 140 sqq.

444

2. Pbosphat-SediaeDte aqs der HarablAse aad

HAmröhrcu

Am 14. Mirs wurde mir tob dem Beamten des s«r Do- mmoe Proekmo gehöriges Gate« S. eine HAmblaae im Zosrnn- mesheoge mit der ganxea Rathe nbersdiiekt oüt dem Bemer- ken, da«e des Thier, tod dem die Tbefle berrübiten, ein Mast- hsmmel, plotxlich so krank geworden sei, dass es sebleonigst babe geseblaebtet werden mossen. Nach den ganzen Ersdiei- Bongen sei xa Termotben, dass ein Stein in der Hamrobre sieh festgesetzt babe. Die Blase war gespannt mit Urin gefallt, welcher durch einen Einstich entleert trnbe erschien nnd sta^ alkalisch reagirte. Nach seiner Eotfemang bemerkte man, dass die Scbleimhaotoberflache hier nnd da mit einem grobkörnigen erdigen Sedimente Ton nicht sehr fester Beschaffenheit besetat war, das sich leicht s erdrücken Hess. Bei dem Anschneiden der Harnröhre Ton der Blase aas ergab sich, dass aach diese dnrch ihre ganze Lange die gleiche dickbreiige erdige Masse enthielt« An einigen Stellen, besonders an der S- formigen Krnmmang nnd aach weiter nach vorn, etwa 5 Ctmr. Ton der Aasmandang entfernt , war das Lamen darch ' den Gries tota verstopft nnd stark aasgedehnt. Das Sediment, welches einige Grammen betrag, warde aaf ein Ufarglas gesammelt nnd war am nächsten Tage in Folge VerdanstaDg der Feuchtigkeit su einer grobpnlrrigen Masse geworden. Die Schleimhaat der Blase zeigte sich geschwellt, streifig and fleckig gerothet, an zwei Stellen in dem Darchmesser Ton 2 bis 3| Ctmr. war sie

dnrch Blatang in ihr Gewebe sertrammert, hier lagerten neben i-

Harnsteine des Schafes. 445

dem Qewebsdetritas kleine Blntgerinnsel. Nahm man von ande- ren Stellen der SchleimhantoberflSche etwas unter das Mikroskop, 60 sah man zahlreiche Krystalle ron phospborsaurer Ammoniak- Magnesia in den bekannten Formen, welche anf Znsats von Essigsänre leicht schwanden, von Alkalien aber nicht angegrif- fen wnrden. Daneben wurden Epithelien der Blasenschleim- hant, zahlreiche sehr kleine, stark contrahirte Schleimkorper- chen nnd verschiedene Formen von GährnngspiJzchen wahrge- nommen» Aach die Schleimhaut der Harnr5hre war geschwellt and an einzelnen Stellen auch schwach streißg gerothet.

Der Director der hiesigen thierphjsiologischen Versnchs- station, Dr. Weiske, hatte anf meinen Wunsch die Gate, eine quantitative Analyse des Sediments anzufertigen. Ich lasse das Resultat seiner Untersuchung folgen:

„Das Sediment bildete ein grobes weissgraues Pulver, wel- ches unter dem Mikroskop Erystalle von 2 MgO. NH^ O. PO^ -j- 12 aq. erkennen Hess» Beim Glühen verlor dasselbe 50,581 pCt. seines Gewichts und entwickelte hierbei den für stickstoff- haltige Substanzen charakteristischen Geruch nach verbrannten Haaren. Eine nähere Bestimmung der vorhandenen stickstoff- haltigen organischen Substanz war bei der geringen Menge des Materials nicht möglich. Der feuerfeste Rückstand betrug 49,419 pCt. und bestand neben Spuren von Eisen ausschliess- lich aus 2 MgO. POg. Die quantitative Analyse des betreffen- den Harnsedimentes ergab für dasselbe folgende Zusammen- setzung :

20,979 pCt. HO bei 100 ® flüchtig, 8,754 9 organische Substanz, 70,267 2 MgO. NH^O. PO^ + 12 aq.

100,000 . Das Sediment bestand also fast durchweg aus phosphor- saurer Ammoniak -Magnesia. Die Analyse hat deshalb ihre grosse Wichtigkeit, weil sie das Vorkommen von Phosphatr Sedimenten in der Harnblase von Schafen unzweifelhaft nach-

446 Dam mann,

weist. Schon Bonlej*) hatte ein antgebreitetes Vorkommen von Tripelpho8phat*Concrementen in der Blaee und Harnröhre bei drei bis vier Monate alten Lamm ern beobachtet, und Für- stenberg^) einen Fall mitgetheilt, in welchem ans dem In- halt der Blase eines Schafbockes, welcher geschlachtet wor- den war, weil mehrere Steinchen in der Harnröhre eich ein- geklemmt hatten , grosse Kristalle Ton phosphorsanrer Am- moniak-Magnesia sich aasBchieden. Anch Roloff***) schloss ganz mit Recht aas einigen Beobachtongen bei Wiederkäaem, in welchen eine chemische Untersnchnng der gefundenen Con- cremente stattgefunden hatte, dass die grosse Wahrschein- lichkeit fnr das Bestehen * derselben aas dem genannten Doppelsala spreche. Dagegen versieht Brnekmallerf) die Stelle in seinem Lehrbach der pathologischen Zootomie, an welcher er die Boa ley' sehe Beobachtung wiedergiebt, mit einem Fragezeichen und druckt dadurch seinen Zweifel an der Richtigkeit der vorgenommenen Analyse aus. An einer an de« ren Stelleff) bemerkt er, dass die Angabe von Forsten berg, dass bei dem Rinde anch aus phosphorsaarer Ammoniak -Ma- gnesia gebildete Nierensteine vorkommen, auf einer Verwechs- lung des untersuchten Steines beruhen durfte, da Harnsteine mit diesem Bestandtheil bei dem Rinde doch au sehr den ge- genwärtigen Eenntoissen von der chemischen Zusammensetsun^ und Bildung des Harnes wiedersprachen.

Brück müller hat seinen Zweifel und seine Bemerkung nicht weiter begründet. Es liegt aber am nächsten zu vermn- then, dass er seine Grunde dem Umstände entnimmt, dass in

*) Cfr. Repertorium Thierheilkuude 1855, p. 140. **) Cfr. Mittheikngra a. d. thierärztlichen Praxis v. Müller und Roloff, 1868, p. 126.

•♦♦) Mittheilungen a. d. thierärztlichen Praxis, 1868, p. 126 und Zeitschrift des landw. Central Vereins d. Prov. Sachsen, 1867, p, 211. t) Cfr. 1. c. p. 674. tf-) Ibid. p. 663.

Harnsteine des Schafes. 447

dem Harn der Wiederkäuer nur sehr geringe Mengen von phosphorsauren Saison auftreten. Nun ist es aber eine fest- stehende Thatsache, dass die Constitution des Harnes durch die Beschaffenheit der Nahrung bedingt wird. Der Harn der Pflanzenfresser nimmt ganz den Charakter des Carnivoren-Harns an, wenn erstere genothigt werden, nur animalische Kost zu geniessen oder wenn man sie längere Zeit hungern lässt, so dass das Leben allein auf Kosten der Korperbestandtheile un- terhalten wird. Auch der Harn noch säugender Wiederkäuer zeigt neben Harnstoff Harnsäure, Kreatinin und saure Reaction in Folge der Anwesenheit saurer, phosphorsaurer Salze. Un- zweifelhaft muss auch bei rein vegetabilischer Kost die Menge der Phosphorsäure im Urin der Wiederkäuer sehr variiren je nach der Menge und Beschaffenheit der aufgenommenen Nahrung. Der in Hede stehende Hammel war mit einer grossen Zahl anderer Hammel und Schafe zur Mast aufgestellt worden und hatte in der ersten Periode, welche 40 Tage dauerte, pro Tag 1 Pfund Heu, 1^ Pfund Futterstroh und Spreu, 8 Quart Schlempe, 2 Pfd« Runkelrüben, |f Pfd. Wicken und % Pfd. Bohnen (Korner) erhalten. In der zweiten ebenfalls 40tägigen Periode war diesem Futter ^ Pfd. Gerste, in der dritten ^ Pfd. Erbsen und ^ Pfd. Gerste (Koro er) zugesetzt worden. Kurz vor Ablauf der letzten Periode, welche gleichfalls 40 Tage um- fassen sollte, trat die Erkrankung ein. Wenn man den Durch- schnittsgehalt der genanntnn Futterstoffe an Phosphorsäure bei der Berechnung zu Grunde legt, so kommt man zu dem Re- sultate, dass das Thier in der ersten Periode täglich 14,36, in der zweiten 15,26, in der dritten 16,36 Grms. Phosphor- säure in dem Futter aufgenommen hat. Dieses Quantum ist ein ungemein hohes« Giebt man einem Schafe auf 100 Pfd. Lebendgewicht ein Beharrungsfutter von 1,2 Pfd. Heu, 1 Pfd. Stroh, 2 Pfd. Presslingen und 0,125 Rapskuchen, so erhält es darin 6,14 Grms. Phosphorsäure und selbst ein Schaf, welchem als tägliche Mastration die Menge von 2 Pfd. Heu, 5 Pfd. Stroh,

448 DanmaBa,

0,3 Pfd. Rspckoehen nnd 0,1 Pfd. Leinkachen gereicht kaon darin immer oiir 9,8^ Grms. Phosphorsiore TeraelireiL. Dam «ach die Meoge der aofgeDommenen Magnesia bei der grossen Fottermasse, welche der Hammel rersehrte, eine be- deutende gewesen sein mnss, rersteht sich tob selbst. Leider habe ich den gewünschten Harn tod einigen der anderen mit cor Mast aufgestellten Thiere, dessen üntersnchong hier grade sehr interessante Aufschlüsse hatte geben können, nicht erhal- ten, da das Auffangen in den ersten Tagen Tersanmt war und die Thiere dann bald an den Fleischer abgeliefert wurden.

Von den sammtliehen anderen Masthammeln und Schafen ist kein Stuck erkrankt« Erwagt man diesen Umstand und be* rncksichtigt man den angegebenen pathologischen Befund, so erklart sich der Torstehende Fall am ungezwungensten in fol- gender Weise: Der Urin des qu. Hammels hat in Folge des genossenen Futters sauer reagirt, die phosphorsaure Magnesia wurde durch die Torhandene Saure in Lösung erhalten. In Folge eines Blasencatarrhs , den das Thier sich suzog, fand eine Zersetzung des Harnstoffes in kohlensaures Ammoniak statt, durch welches eine Ansfallnng tou phosphorsaurer Ammoniak- Ma^esia zu Stande kam. Das so gebildete Sediment mag seinerseits wieder zur Steigerung des Harnblasencatarrhs we- sentlich beigetragen haben.

Die Ansicht TOn Bruckmnller, dass die Harnsteine der Wiederkäuer nicht wohl aus phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia bestehen könnten, kann sonach als stichhaltig nicht bezeichnet werden. Die Möglichkeit ihres Vorkommens lasst sich a priori erklaren und wird durch den Torstehenden Fall thatsachlich erwicaen.

Harnsteine de» Schafes. 449

3.

Harnblasen« und Harnrohrensteine ans kohlen* saurem Kalk und Kieselsaare bestehend*

Wenn man absieht von dem eben besprochenen Phosphat- sediment, so bietet die gesammte Literatnr nur zwei Analysen von „Harnrobransteinen^ des Schafes: eine altere Ton Las- saigne an einem von Girard gefundenen Stein, welche al^ Hauptbestandtheil Kieselsaare ergab, neben welcher organische Materie nnd Sparen von Eisenozyd auftraten, und eine neuere von Lintner an Concrementen angestellt, welche May bei Operationen und Sectionen gesammelt hatte.*) Auch bei der letzteren war der vorwaltende Bestandtheil Kieselsaure -— 71,05 pCt. , neben der 11,62 Kalk, 6,24 Schwefelsaure, Spuren von Magnesia und Eisen und 11,03 pCt. organische Substanz gefunden wurden. Die Ergebnisse beider Analysen schienen die neuerdings ausgesprochene Ansicht zu bestätigen, dass seit dem von Henneberg und Strohmann gelieferten Nachweise, dass die Kalksalze bei den Wiederkauern nur in geringer Menge mit dem Harne ausgeschieden werden, die frü- here Annahme, nach der die Harnrohrensteine dieser Thiere vorzugsweise aus Kalksalzen beständen, nicht mehr recht sich vertheidigen lasse« Ich habe seit meinem Hiersein eine Reihe von Harnröhren steinchen des Schafes gesammelt, dieselben aber nicht zu einer quantitativen Analyse benutzt, weil sie von ver- schiedenen Thieren herrührten. Um so erwünschter war es mir, durch die Gute des Collegen Departements-Thierarzt Ld- thens in Oppeln eine grossere Zahl solcher, von einem Thiere stammend, zu erhalten«

Lüthens theilt mir über den betreffenden Fall mit, dass er am 29. Juli 1869 Nachts zu einem werthvoUen Schafbock

^ Cfr. N. Repert. Pharm. XV. 32. nnd May, die inneren und äasseren Krankheiten des Schafes, p. 301. Mag. f* Thierhellk. XZXYI. 4. 29

460 PaviDliao»

gerufen lei, welcher an HarnverbaltaDg litt and bei dem er ohne Schwierigkeit in der S* formigen Krammnng des Penis einen Stein ermittelt habe. Br entfernte diesen noch in der- selben Nacht beim Lampenlicht durch den Harnrobrenscfanitt. Die Wände heilte gat und der Bock zeigte sich fünf Wochen lang gims gesund, als plötzlich von Neoem eine Harnver- haltung eintrat. Diesmal warde aber nicht sofort Hälfe nachgesncht, weil man einen ^weiten Stein nicht vermuthet hatte. Trotzdem wurde auch diesmal die Operation mit Er- folg ausgeführt, aber einige Tage spater stellten sich neue Nachschübe von Steinen ein und es erfolgten Infiltrationen des Urins im Verlaufe des Penis, am Schlauche and Hoden- sack, an letzterem so stark dass er bis auf die Erde her* abhing. Der Bpck ging zu Grunde nnd bei der Section war-

r

den tbeils in der Harnblase, theils in der Harnröhre noch 31 Steine vorgefunden.

Dieser üble Aufgang muss natürlich in solchen Fiillen, wo immer neue Steine aus der Blase nachrücken, stets eintreten* Aber glücklicher Weise handelt es sich oft genug, wie ich aas eigener Erfahrong weiss, nur um die Anwesenheit eines ein. zelnep Concrements.

Auf mein Ersuchen hat Dr. Weiske auch diese Concre- tipnen einer Analyse unterworfen und theilt darüber Folgen- des mit:

,,Die Steine bildeten gelbbraune, runde, massive Eorner von 1 2 Mm. Durchmesser and bestanden aus einem Kern von SiOjgi der von einer Schicht CaO, CO, und MgO uml^^- gert war. Beim Behandeln mit HCl losste sich die äussere Schicht unter Aufbrausen und der SiO^-Kern blteb zurück. Die quantitative Analyse zweier Korner mittlerer Grosse, von denen der eine 0,0328 Grms., der andere 0,0388 Grms, wog, nnd ersterer mit HCl' behandelt, letzterer mit NaO, COg 4~ KO, CO2 aufgeschlossen wurde, ergab folgende Zasan^men- setzung:

Hamsteme des Schafes. 451

S,084 pCX HO (bei 100 Gr. C. g&ttodküiet), 6,707 OrgsD. Sobatans, 54,573 CaO, COj, 5,224 MgO^ 80.412 SiO,. 100,000 pCt. Die Analyse seigt, daas der kohlensaure KiUk sehr wohl in vorwaltender Menge in den Harnsteinen der Wiederkäuer aufzutreten vermag, dass mithin der angefahrte apriori^tische Sehlass nieht gerechtfertigt ist. Die sammtlichen Angaben aber liefern den bestimmten Beweis, dass sowohl die Kieselsfinre» «Is die phpsphorsanre Ammoniak- Magnesia, als der kohlen^ saure Kalk den Hauptbestandtheil der stehugeQ Cofioreokento ift dea Hamorganen des Schafes bilden kann.

f

V.

Zur Patkogcnie des Pferdci-«tic&

Von Küitner, RössarKt im Prenss. Garde -Hnsaren- Regiment

Das Remonte - Commando deä Garde- Husaren -^ Regiment» hatte auf dem Rückmärsche in den letssten Tagen des Monats Aognst 1868 in der Stadt D. auf eine Nacht Quatier bezogen,^ ^roseibet ,14 Tage früher eine cum Manöver marsohirendo Schwadron Dragoner, unter deren Pferden kurae Zeit na<^ dem 'Aasniarsche aus D. mehrere als rotzig erkanut wurden und deshalb getodtet werdeu mussten, eittquartirt gewes'en war. Die Dicht desinfieirten Ställe, an deren Tbüren noch die Zähl der dort gestandenen Pferde und die Benennung des Dragoner^Re- ^ments sa lesen war, wurden mit den Pferden des 'Remonte«

29*

^b2 Kiittner,

Commandot beiogeo, weil bei dem letierea Niemand eine Ahnnng davon hatte, dasa die Stalle infioirt seien; ent mehrere Stun- den nach dem Einrücken wurde die« in Erfahmng gebracht. In der Garnison Potsdam angelangt wnrde von dem Vorstehen- den dem Regiments- Commando pflichtschuldigst Mittheilnng ge- macht, und darauf von diesem die nothigen Vorsichtsmsass- regeln angeordnet, um im Falle eines Aosbmcbs der Rotskrank- beit die Weiterverbreitong auf die übrigen Pferde des Regi- ments an verhüten

Am 3, Ootober, 14 Tage nach dem Einrücken in die Gar- nison und ungefähr 5 Wochen nach dem Quartier in der Stadt D, erkrankte das auf Commando gewesene Officierpferd unter Erscheinungen, die es der Wurmkrankheit verdächtig machten. Die verdächtigen Erscheinungen verloren sich jedoch nach Ver* lauf von 6 Wochen, und das Pferd erschien gesund bis cum April des nächsten Jahres, zu welcher Zeit es bei gutem Fut- ter, regem Appetit und gewöhnlicher Arbeit auffallig abmagerte, ein hektisches Aussehen bekam und nun wegen vermeintlichen inneren Rotzes getodtet wurde. Die Section ergab jedoch in den Lungen trotz der sorgfaltigsten Untersuchung keine Tu- berkeln und an der Schleimhaut der Nase keine Veränderung gen. Als einzige pathologische Erscheinung wurden circa 2 Quart klares Serum in der Bauchhöhle und die Graafschen Bläschen beider Eierstöcke in Folge enormer Anfnllung mit Seram bis zur Grösse einer guten Wallnnss ausgedehnt vorge- fnndein« Ans dem Sectionsbefunde ging somit hervor, dass das qu. Pferd nicht mit der Rotz-Wurmkrankheit behaftet war. Alle übrigen anf Commando gewesenen Pferde, alte nnd junge, waren bis dato gesund geblieben; es hatte sich auch nicht ein einziges Symptom gezeigt, welches den Verdacht anf Rotz pder Wurm hätte aufkommen lassen. Erst am 28. De- cember 1869, also nach Verlauf von 16 Monaten seit dem Tage in der oben bezeichneten Stadt, an welchem eine Infection konnte stattgefunden haben, erkrankte eine von jenen Remon-

I

Zur Pathogenie des Pferderotz^s. 453

ten anter folgenden Erseheionngen ; Theilweises', nieht gahz- lieüea Veraagea des Falters , Mattigkeit, se^weises Frösteln, gelbliche Farbang der sichtbaren Schleimhfiate, yer^Sgerte Mist-' entleerang, ein wenig beschlennigtea , ziehendes Athmen und beschieanigter kleiner, weicher Puls; die Aüscnltation an der Brostwan^ ergab weder unterdrückte noch abnarme Geraasche. Behandlung: Ruhe, Eieientrank mit Zusatz von 4 Grammen Brechweinstein taglich einmal. Am folgenden Tage Nachmit^ tags wurden die Frostschauer häufiger , und am nächsten Mor- gen darauf fand ich beim ' Fühlen nach dem Pulse die Kehl- gangsdrüse der linken Seite bis sur Huhnereigrosse angeschwol* len, hart und gespannt, scharf begrenzt und beim Drucke mit deu Fingern wenig schmerzhaft. (Das Pferd suchte nur eben durch schwache SeitwSrtsbewegung des Kopfes sich dem Drucke der Hand zu entziehen.) Nasenansfluss und Veränderungen auf der Nasenschleimhaut waren nicht zugegen» Die übrigen Krank» heitserscheinungen hatten nachgelassen, namentlich kehrten die Frostsehauer nicht wieder. Bei Ruhe, weichem Futter, kleinea Gaben tou Arsenik (0,50 p. d.) wurde die Geschwulst schos nach 3 Tagen weich und hatte sich nach weiteren 4 Tagen ,> bis zum Januar 1870, vollständig zertfaeilt. Mit der Zer- theilung der Geschwulst hatte auch das Verschwinden des zie«^ henden Atibmens gleichen Schritt gehalten; Appetit, Kraft und Munterkeit des Pferdes erreichten nach und nach ihren iiormalen Grad bei täglicher Bewegung im Freien und fortge- setzten Gaben von Arsenik, Am 17. Januar wurde qu. Pferd der Abtheüung «Is gesund zurückgegeben.

Nicht unerwiUiAt darf ich lassen,' dass schon einige Zeit (3j-3 Wochen) vor der Erkrankung . qu. Pferd, sowie auch einige andere Remonten derselben 'Abtheilung zeitweise unter-- druckte Fresslust gezeigt hatten.

Am 18. Januar a. er, fand sich eine zweite Remonte des- selben Jahrganges mit einer Anschwellung im Kehlgang von derselben Beschaffenheit und ebenfalls linksseitig vor; Nasen-

454 KittBer,

aviilnsft sewie Varfitd^tiDgeB auf dar NMeasohlttindisiit waren ^nch Mer nicht aofegeii; Appatit nad Maatorkeit waren aber dam Vorigen entgegengeaetst nidit gestört* ebenso fehlten die Fieberevsebeiiinogen, nar das Athmen gesehah ein wenig sie« hend« Aach diese Ansehwellnng aeitheilta sich bei Bube and nach Yerabreichong von Arsenik bald» am 2. Febraar war keiae Spar daron mehr aogegen.

Noeh ist ananfohren, dass bei beiden Pferden weder am Manie noch an der Nase krankhafte Zastaad» wahrznaefamen waren« von welchen die Erkranknng der Kefa^ang^draee als seenndave hatte abgeleitet werdeo mossen, etwa roa Zahnfistelv Oariea der Kinnlade etc. *

Als was siad nnn diese Anschwellnngen der Kehlgang»* drnsa sa betrachten? Waren sie. gana nnschnldige BrscheiiiDa«* gen, oder waren sie trots ihres guten Ansgaages die Vorläufer eines In der Bntwickelnog begriffenen Rotzes? lek wage das Letslere an behaupten nad stntae mich hierbei tad die B*« sdiaffeaheit der Kehlgangsgescbwnlst bei fehlendem Nasenans« floss; aB£ die Einseiti|^it, Harte, geringe Sehmershaftigkeit und die scharfe Begrenxnng derselben; Wird die Richtigkeit dieser Behanptang sagegeben, denn entsteht die. FVage nach dem ürspmnge des ttotses:. ob gennin oder dnrob Ansteckung entstanden? fiinselnen Beobaohtnngen zufolge soll ja der Rola Tiele Monate nach erfolgter Aasteckung noch anm Ansbmch gekoBünen sein ; demnadi wurden die beiden vorUegeaden Falle den Grnndsats bestätigen, dasa die.Incnbationsseit des Rotaea sich bis auf viele Monate erstrecken könne, sie wiirdien aogas den NadbLweis liefern, dass die Dnaer der tnenbationaaeit 16 Monate betragen könne. , Zu einer spateren - Anatsckang, ab im August 186.8, war keine Gelegenheit rorhaoden, md was kann sich bei gutem Futter, der besten Pflege und ohne vor» hergegsokgene Krankheiten der Rotz in der Garioson selbst« staadig entwickeln? das wäre gege» alle. Bxfahmngen» £olgl«^£

Zur Patho^eirie dM Pferderotzes. 45^

die Ffyrie sind im Angnsi 186B tmgettetkt Worden, ^b^r dfe iBcnba^ioiisseit des Rotzm 16 Mo&at<l.

Da« sind so die gewoHfüidken SMiliitMfoIgercnigeii, dnfrcH die aber das Dunkel ober die Bntstebttng d^s Rotees iim nicbti geklart ^verden kann. In dea vorliegen^eil F^len mnss matt; sobald l»an si<sb naeh anderweitigen Ursächeü g^nitaer utii^Tebt, nolens volena »n der Ueberseogi^Bg k<oiii<neiS^, dac^ d^r' im Ent^ stebem begriffene Rots dan weife] bafik aaf d^iH Wege dei» Selbst- entwi^kelnng an Staad» geko<nmen nnd sormit niehf darcb An* steeknng er^eagt -worden ist, tfnd cwar ans folgenden OVuäden t Beide in der Dressor befindliche Pferd ö geb6tten iti Folge ibres Korjj^elrbaQes. za des diffieileii; sie btfVte^a einetf seb(6tsbteii Kopfansatz, 8(>gi9Daiinte8 ^yverwaciiseiies Genick**, und iKsbwaehe HintersebenkeL Dieser Umstand maobte es nothig, das» beide Pferde mit mebr Sorgfalt nnd Z'sd^anfvtfand bearbeitcft wei*deft moBsteB« als die äbrigen eben£aüd der Dvessnr unterworfenen Fi^de ^er^lbeia Abtbeiluiag. Zaweilete erst eine halbe bis ganze Stande im^Laufeeag^ gegangen, dwse der Sehweiss trieftet i^ad dann eine Stmide in der Bahn «ateir dem Reiter meisten- tbeils Seitengango geibt» kamen sie öbermiSdet in den Statt ^n4 röhrten dann nidit selten bis cnm nächsten Tage nicht eiDe Hand voll FatteT ao« nicbt allein diese beiden , son- dern aoch einige der anderen nicht longh'ten Pferde i^eigten^ wie söbo« oben erwibftt, naterdrdckten Appetit, ein fieweis» wie bart die Dressur, nnd' wie anstrengend sie für die Pfdrde iberbanpt glB^esen wü; erst nach der nöthigeki Ruhe am nScb- «ten^ TAge, saweilea aaeb erst am zweiten Tage; erreichte der Appetit wieder den normalen Grad. ^ Voti dieser hartes Dressnr mnsste namentlich in der zweiten HSlfte des Winters wögen beranrackender Besiobtignng adamgänglich Gebrauch gemaebt werden, und' mit ihr stellieu sich dan» die verdlbbti- gea> Amsebwellängen der KeblgangsdrQse bei' dem tf rstien Pferde mater« FiebererscUeinungen -^ ein. D^r UiBstand, dass dte^ Att- se&welkiDgeii Mr bei> den diflUfen und dMieir am meii^t^D ar^

466 Kattn^r,

gaitMDgten Pferden aofgetreten 810(1, ist ala der oDMiUetbäre Beweis aniotehen, deie sie die Folge der wiederholten aber- mSesigen Anetrengang der Mntkeln gewesen sind, and daes diese wiederum eine ubermissig^ war, geht ans der unter- drnokang des Appetits naeh einer jedesmaligen harten Dressur hervor. Die Annahme» die Kehlgangsdrasen-Anschwellang eei die /Folge der Tor 16 Monaten möglicherweise erfolgten An- stecknng, verliert om so mehr an Haltbarkeit, als wahrend der ganzen Zeit Ton den an jener Zeit in der Stadt D. einqaar- tirten 66 Remonten auch nieht eine einzige yerdSehtige Br^ echeinnngea gezeigt hatte. Auch mnss es höchst noglanbwar- dig erscheinen, dase das fiotscontagium , wenn jene beiden Pferde allein sollten angesteckt worden sein, 16 Monate lang im Thierkorper latent bleiben konnte. Ausserdem hst man aber anch schon langst erkannt, dass in Folge übermässiger Mnskelanstrengnngen der Rots zur Bntwickelnng gelangt ist, ein Grand mehr,- om die Eehlgangsdrasen-Geschwalst als nicht aas Ansteckong hervorgegangen za betrachten.

Vorzugsweise sind nnn aber die beiden vorliegenden Falle geeignet einiges Lieht anf die Art der Selbstentwickelang der Rotzkrankheit so werfen. Stellen wir dieserhalb zunächst die Frage auf: War es nur Zufall, dass die Anschwellung im Kehl- gang sich anf der linken Seite einfand? Diese Frage muss ganz entschieden mit „nein*^ beantwortet werden, weil, wie weiter unten naher erörtert w^den wird, die Anschwellung der linken Eehlgangsdrdse bei noch fehlendem Nasenausfluss aU die nothwendige Folge der Selbstentwickelung und somit -als das charakteristische Symptom des spotanen Rotzes angese- hen werden muss.

Mindestens ist es eine auffallende Erscheinung, dass die Anschwellung der Eehlgangsdruse beim Rotz immer nur auf einer Seite vorkommt, wahrend doch die durch die übermässige Muskelanstrengung erzengten und in den Blutlauf gelangten krankmaebenden Stoffe die Eehlgangsdrasen beider Sdten affi«

Zar PathogenM deft Pferderotzes. 4d7

ciren tnnfiftteD, Weshftlb die eine Drfise mehr cur Erkrankang geneigt sein gollte ist siebt einj&Dseben, Es können daher wohl jene Stoffe nicht yom Blute aus wirken, sondern es mnss aal anderem Wege die Anscbwellong der Keblgangsdrose zur £nt- wickelnng kommen. Znr AofEndang dieses Weges wird es sa* iiacbst BOthwendig sein, die nnmittelbaren Folgen der Maskel- ^batigkeit einer näheren Betraebtung zu unterwerfen:

Bekanntlich erweitern sich, sobald der Muskel in Tbatigf keit tritt, die Capillargefusse descfelben, sie nehmen eine gros« sere Qc^anti tat Blut auf, am den Muskel mit mehr Ernabrungs- flussigkei^ zu ▼mrsorgen« Das Blutplasma strömt also in gros- serer Menge der Muskelfaser zu, und in demselben Maasse, wie neues aufgenommen wird» in demselben Maasse mnss das in der Muskelfaser verbraaebte durch Abfluss in die Lymph-» capillareii fortgeschafft werden« Die nächste Folge hiervon ist, dass die Lymphgefasse sieb starker füllen, die Ljmphquelle Oberhaupt bei der Muskeltbatigkeit eine ergiebigere wird, und swar in den Ljmpbgefassen , welche in Muskeln entspringen; es steht in diesen alsdann die Lymphe unter einem stärkeren Drucke als in den Lympbgefassen , welche ans anderen Gewe* ben (Haut, Bindegewebe, Schleimhaut etc.) kommen, durch welchen Umstand dem Abfluss der Lymphe aus den letzteren ein Hinderniss entgegengestellt wird. Der Abfluss der Lymphe erleidet also in den nicht von- Muskeln kommenden Lympbge« Jessen eine Stauung. Diese Staunng wird am stärksten ausgeübt werden vom Milchbrnstgang, der zur Zeit der Muskeltbatigkeit «ufolge der gesteigerten Lymphqnelle enorm angefüllt sein mnss, auf diejenige in ihn fliessende Lymphe, welcbe von Drüsen kommt, in die sidb keine in Muskeln entspringenden Lymph- gefisse ergiessen, wie in die Gekros- und Bröncbialdrüs^i Hachstdem «wird die enorme nnd unter grosserem Drucke ste- hende Anfüllnng des. Milchbrustganges ebenfalls eine Stauung hervorbringen anf die von der linken Kopf- und Halsseite her-* abströmende Lymphe, . wenigsten« wird der Abfluss aoa den

US Knltner,

Gefibfon der liakaii Kopf« uod H^teite bedentmid mehr be- kindert teiiiy ala so» dem anf der reefacen Säte jener Körper^- iheile liegendea Laftrobrenstamm, der tieb nicht ia den Hildi- bmftgasg, sondern in die reebte Aeheelrene ergieset. Letz- terer UmeUnd gestattet ans dem Omnde einen leichteren Ab^ flass der Lymphe ans den Cvefissen der rechten Seite, weil der Blatdmck in den Venen sor Zeit der Mnskelthatigkeit, wentf aodi bedeutend Termehrt, so doch aof beiden Seften, sowohl ia der linken als rechten Achsehrene, ein gleicher, der lo&alt des Laftrohresstammes aber im VerbfiltaiBS Mn dem .des Milcb^ bmstgsages ein qoantiitativ ^erioger ist« und da ansserdem die Ljmphe der linken Kopf* nad Baisseite vnnaehtt den SiGIdb» brastgang psssiren mnss, nm ia dÜe linke Aehselvene sa ge^ langen,, so wird sie dieserhalb unter einein stilrk-eren Dmck^ stehen müssen« als die des rechten Lnftrohrenstammesi

üra dies Verhaltniss devtlieher so machen, möge der Ljmph-' dmck im rechten Laftrohrenstamm und der Bhitdrack in der reditMi Achs^lTene snr Zeit anstrengender ^skeithatiglEeiff S3 1 sein, es wird alsdan» unter denselben Umständen der Dmck im Milchbms^angr and der finken Acbselvene minde« stena ^ 3 sein mosses, om in derselben Zeit die grossere^ QoentitSb Ljmphe dorch das Endlomen der Unken Aohselrenef in die Hohlvmie au treiben; Wahrend also dem Inhalte des: rediten Laffcr5hrenetommes deren überwindende Blntdrack ron' 1 der rechten Achselvene gegennberstand , so hat der InhaÜ^ der aaf der linken Kopf- ond Hi^seite liegendis LjatphgefSMd den Ljmphdmck von- mindestens 2* des Müchbrnstganges str nberwinden, nnd nm dies an k5nnen, mass- der Dntek Indien sen Gefiasen dardi Anstannog der Ljmphe- ebenfklls' s^nf 2 steigenv -—

Die Folge dieser Anstaumig mvss' sich am* nlbieten naeti oben an an der Quelle der Ljmphgeüsse geltend machen, ii» dem Lymphgebiete der linken KehlgangiBdrfise, und dem- oben Angefjüvten f emä8# tofwigsweiie In- den GefSeM^, ^ehe iu^t

Zur Pathog^iie dea Pferderotzes. 459

Maskela entspringen» sondern von anderen Geweben; ab.» der Schleimhaut nnd dem Bindegewebe ausgehen, daher in den Ijjmphgefassen der linken Nasen ^ nnd Oberkieferhohle. Es -wird in diesen der Strom der Lymphe zur Zeit anstrengender Moakelthatigkeit so verlangsamt sein, dass er der Stagnation siemüch gleichkommt. -

Sonach m«fs die erwähnte Ansehntellnng der lii^ken Kehl-t gangsdrose als die Folge der stagnirenden » oder doeh aehr langsam. strömenden Lymphci anfgefasst. werdeb, nnd ,es liegt alsdann der Gedanke nahe, dass dar zur Erzeagnng der Rots- nenbildnng im Gewebe der Dräse nnd weiterhin in der Nasen« aehleimhattt nothige Reiz sieh ans der Lymphe in Folge des verlangsacaten Strome» derselben entwickelt. Vivohow hat darauf anfmerkaam gemacht, dass die Lymphe auf dem Dnrch« gange durch die Lymphdrüsen jedenfalls eine Aendernng erlei« det» daas sie ans der Dräse gewissermaassen gereinigt hervor^ quillt. Hieranf gestütat ist der Sehlnss gerechtfertigt, dass^ sobald die eine I>ruse noch niehi passirte Lymphe eine. Staa«ng^ erleidet, die in ihr enthaltenen aor Ausscheidung ode« nmanf- derang in der Dräse bestimmten Stoffe entweder selb^' od«e die ZereeHzangaprodocte der letzteren! als der die Rotzueubil« dang bedingende Reiz anftreten. Selbstveratändlieh musa die Ne«bildiing znnachat in der Dvnse begannen, weil die sich dev Druse am nachaten befindende Lymphe inn Gegeneatze zii der weiterhin am Ursprünge der Lyni|>hgefiBse Torhandenen alteren Datums ist, daher in ihr die Zersetznng am früheste^ eintreten mvtBB; die Zersetznngsprodukte gelangen, da der Lymphstrom, wenn aack bedeutend verlangsamt^ immer noch Torhaaden sein muss, in^ die Drase, bringen in dieser Schwel* lang und Wneherung hervor, und erst wenn die Alveolen nnd die in diese mundenden Yasa inferentia der Druse in Folge jener F^ocease verstopft sind, somit vollständige Stagnation der Lymphe eiDgetteten ist, begiaaen dieselben. KraaUi«itfl«ovg&ig8

460 Knttner,

wie in der Draee eo «m Urtpronge der Lymphgefiese, io der Sehleimbaat der NMen- and Oberkieferfaohle.

Hintiditlieh der Zeit, wahrend welcher die Rotsneabildang^ lur yoUstandigen Entwickelnng gelangt, ist es sehr wahrecfaein- lieh, data eine längere Daner der Einwirkung der Zersetsangs- Produkte nothwendig ist« Es ist diea ans dem umstände so entnehmen, dass nicht schon nach einmaliger übermassiger Mns- kelanstrengang Drfisenanschweliang tind weiterhin der Kots entsteht; es sind biersa mehrere Tage selbst Wochen hindardi stattfindende tagliche abermassige Maskelanstrengangeo er- forderlich«

Gleichseitig mit dem geschilderten Vorgange wird derselbe Process in dem Ljmphgefassgebiete anderer Korpertheile, haopt- sfiohlich in den Langen stattfinden. Der enorm angefnllte Milch- bmstgang bringt aof den Inhalt der von den Bronchialdrnsea kommenden LjmphgefSsse eine Stanang herror, and weiterhin noch aof den Inhalt der in diese Drusen mondenden^ ans den Langen stammenden Ljmphgefisse. Die Staaung findet in die- sem Ljmphgebiete um so eher statt, weil keines ihrer Gefasse in Muskeln entspringt , daher ihre Lymphqaelle keine rermehrte und dem angemessen der Druck in den GefMsen nicht genu' g^nd ingenommen hat, um die Lymphe in den enorm ange- füllten Milchbrnstgang *u treiben. Aus diesem Grunde können die Nenbildongen (Tnberkeln) in den Langet! und 4ie Dege- neration der Bronchiaidrüsen bei selbststandig entwidLeltem RotSB niemals fehlen« -^

Die vorstehende Erklärung ubw die pathologischen Vor- gange bei der urspranglichen Rotskrankheit hat scheinbar grosse Aebnlichkeit mit der über denselben Gegenstand aufgestellten Erklärung Erdt's. Letsterer nimmt an, dass durch die alka- lische Scharfe der Lymphe die nächsten Ljmphdrosen gereist werden und diese sodann degeneriren, wodurch die Lymphe in den Ge&sen stagnirt. Die alkalische Schärfo der Lymphe ist also das Primäre und die Stagation derselben das Secondäre,

Zur Fathogenie des Fferderotzes. 461

jen& 18t in einer Lympfadjskrasie begründet , von welcher die Stagnation abhangig ist. Nach der in diesem Anfsati^ aufge^r stellten Erklärung aber entwickelt aioh eine partielle Lymph* dyskrasie ans der angestaaten Lymphe; die Stannng il^t also das Primare nnd die Lymphdyskrasie (alkalische Scharfe der Xjymphe naeh Er dt) das Secnndare. Es widerstreitet somit diese Ansiebt keineswegs dem heutigen Standpunkte der Wis<» senschaft, wie es wobl dem Ausspruche Roloff's gemäss den Anschein haben konnte« Roloff sagt aamlioh am Schlüsse seiner Abhandlung im Magazin für Thierheilknnde (Jahrgang 1864): ^Die Eenntnissnahme von den localen Vorgangen Ter«* 'drängt die Ansicht, dass die Krankheit eine Dyskrasie im ge-!' ^vrohnliehen Sinne darstellt. Wie man gar eine Lymphdyskrasie annehmen kann, ohne das KSrpergewebe vorher krank weorden xtt lassen, ist bei dem heutigen Standpunkte der Physiologie ebenso unbegreiflich wie der Glaube, dass normal flüssige Lymphe plötzlich stocken kann, ohne dass sich ein solides Hinderniss in ihren Weg stellt* '^ Es lasst sieh hiergegen nichts einwenden, so lange eben ein EUnderniss, das sich der Lymphe in den Weg stellt, nicht erkannt ist; dass aber ein solches vorhanden ist bei der spontanen Entwickelung des Rotzes and jedenfalls in der oben geschilderten Weise, höchst wahr^ scheinlich, es ist sonst nicht einzusehen, weshalb die^ Affsfltios der Kehlgan gsdruse einseitig und so häufig linksseitig vorkommt. Der an klinischen Beobachtungen so reiche Professor Dr. Spir Bola fuhrt in seinem Lehrbache über specielle Pathologie so.« gar an , dass die Anschwellang der Kehlgangs - Drüse haafl- ger links- als rechtsseitig vorhanden ist. Ea konnte aller- dings die Erkrankung der Drüse, wie auch von verschiedenen Seiten angenommen, von einem primären Leiden der Nasen- Schleimhaut abhängig sein , doch ich selbst habe -— und jeden- falls stehe ich mit meiner Beobachtung nicht yereinzelt da -^ bei nach Influenza sich entwickelndem Rotz die Anschwellung der Kehigangsdrüse (Unker Seite) zuerst entstehen sehen, und

469 Kfittn«r,

•odftii« au Tage darauf faadeii sich Aafflass oad Blaschenbtl- dang aof der Nasenschleimhaot derBelben Seite hiosa, Daas in diesem Falle schon weiter oben in der Nase BISscheDbildong der DrGseoansohwellang soll vorher gegangen sein, ist schwer au glaoben, wenigstens liess der Sectionsbefand die weit^ obei in der Nase vorhandenen Blfischen nicht Ilter als die nnteren erscheinen. (Den Beweis far das Vorhandensein ansgebildetea Rotses lieferten Miliartnberkeln In den Lungen.) Aach konnte man mit gutem Rechte fragen: waram erkrankt immer die fiehleimhant einer Seite nnd nicht beider cngleich^ und wea* halb so häufig die der linken Seite? Es mossen doch wohl diese Erscheinungen mit dem Lymphgeflsssystem in innigem Zusammenhange stehen, wenngleich auch Roloff nirgend eine Spur von stockenden Siften und Exsudaten hat entdecken kon* nen, and nach Ravitsch's Untersuchungen die Rotaknoten mit den Lymphgefassen in keinem Zusammenhange stehen sollen. Indesf, abgesehen davon, dasa wahrend der Zeit von der Stsg- Dation der Lymphe bis zum ausgebildeten Rots der Inhalt des Lymphgeflisse durch Resorption versdiitfanden, die Ljmphge* fisse degenerirt und aar Zeit der Untersuchung als solche nieht mehr vorhanden gewesen sein können, so ist es sehr wohl möglich, dass beide Forscher Infektionsrots sum Gegenstande ihrer Untersnchuog gehabt haben. Die Wahrscheinlichkeit des Letsteren geht aus dem Umstände hervor, dass andere For- scher, wie Leisering and Erdt der Brstere in den Lun- gen , der Letztere in der Schleimhaut der Nase -^ die Lyraph- gefibse strotzend angefüllt vorgefunden haben; jedenfalls ist hier selbststandig und in verhSItnissmassig kurzer Zeit entstan- dener Rotz der Gegenstand der Untersuchung gewesen»

Es sind das wobl Beweggrunde genug für die Annahme, dass bei der spontanen EntwickeloDg des Rotzes in der stocken- den Lymphe sieh der Reiz entwickelt, welcher die locale Ge- webserkrankuDg zunächst in der Druse und dann in der Schleim- haut der Nase zn Stande bringt. Beim Infcctionsrots dagegen

Zur Fathograie des Pferderotzes. 463

mag 68 anders sein : ^9» Contaginm erseugt mne Erkrankung der Schleimhaut« alsdann anderer Organe» ohne dass sich die Lymphe gerade namhaft daran an hetheiligen braucht. Das .Schleimhautleiden wird bei Infeetionsrot^ bald links- bald rechts- zeitig, bald beiderseits sein, je nachdem das Rotacontaginm mit der Schleimhaut der rechten oder mit der linken Seite oder mit beiden zugleich in Berührung gekommen ist. Beim nr** sprünglichen Rotz hingegen wird das Leiden immer linksseitig, oder doch, wenn beiderseitig, links in stärkerem Grade als rechts zugegen sein ; es wird bei diesem die Anschwellung der Kehlgangsdrnse derselben Seite niemals fehlen» wahrend dies bei InfectioDsrotz der Fall sein kann. -—

Die Entstehung des Rotzes nach typhosen Krankheiten; wie Iififluenza, Faulfieber ^to« beruht in der Hauptsache auf demselben Vorgange wie die Entbtehung des Rotzes nach un- gewöhnlichen Muskelanstrengungen, nämlich auf dem gesteigert ten Rückbildungsprocess nnd der dadurch enorm vermehrten Lymphquelle. Der Rotz geht aus diesen Krankheiten erlah- rnngsmassig dann hervor» wenn der Krankheitsprocess nicht plötzlich nachliess keine Krisen zu Stande kamen son- dern allmahlig abnahm , wpdurch die vermehrte Lymphquelie eine längere Zeit hindurch anhaltende wurde, nnd event. die Zersetsungsprodncte der Lymphe genugende Zeit gewarnten, die Rotznoubildnng in dem Gewebe zu Stsade zu bringen. Das Letz- tere musfl um so mehr gelingen, weil das durch die Krankheit geschwächte Gewebe mehr zn parasitischen Bildungen geneigt ist, als das in normaler Kraft and Thatigkeit befindliche Ge- webe gesunder Arbeitspferde.

Für, die Therapie ergiebt sich ans dem Vorstehenden der Grwndsatz, dass bei der ursprünglichen Entwickelung des Rotzes als erste Heilindication gilt, den gesteigerten Rückbildungs- process einzuschränken, ihn auf seinen normalen Grad zurück- zuführen. Die Mittel, welche dieser Indication genügen, sind in erster Reihe bei dem nach übermässigen Mnskelanstrenguagen

464 Kittner,

entstehtsdeii Roti die snr Brkolang der Pferde Dothige finke, die Pferde darfea iberhrapt nngewSlmlicheii Mmkelaastrengnii- gen nieht mehr «isgesetit werden, wenigstens niebt bis sor Beseitigiing des Uebels. Niefastdem moss die «rsenige Saare in Anwendung kommen, von der es darcb Versaehe mn ge* snnden Thieren nachgewiesen ist, dsss sie nach der Verabrei- cbnng in kleinen Gaben den Stoffwechsel Termindert, nament- lich den Rackbildangsprocess einschränkt, (efr. Thierarst 62, Seite 104.) Ihre rorUieilhafte Wirkung beim Rots ist erfah- mngsmassig bisher sweifelhalt gewesen, sam Theil soll sie sichere, aum Theil nur scheinbare Heilung bewirkt haben, und drittens soll ihre Wirkung ohne allen Erfolg gewesen sdn'^ Sie hat sich rorsngsweise da von grossem Nutsea geseigt, wo der Rots noch nicht ausgebildet war, sondern sidi noch in det Entwickelung, im Stadium der verdachtigen Druse befsnd. Diese Thatsache steht in keinem Widerspruche au der oben aufgestellten Erklärung über die ursprüngliche BntwiekeloDg des Rotses ;y so lange eben noch keine vollständige Rotsnen* Bildung SU Stande gekommen ist, beseitigt der Arsenik durch Einschränkung des gesteigerten Ruekbildangsprocesses die ver- mehrte Ljmphquelle, welche durch Stagnation der Ljmphe iiä Oebiete der linken Kehlgangsdrnse die Veranlassung aur Ef- seugung des die Rotznenbilduag bedingenden Reises abgjebt. Zudem ist es, wie schon oben erwähnt, sehr wahrscheinUch« dass von der ersten Einwirkung dieses Reises bis sor voll- ständig entwickelten, Gontagium producirenden Rotzceubildung niebt ein Schritt ist, sondern dsss das Mnttergewebe erst ver- schiedene Veränderungen eingeht, ehe ans ihm jene Nenbiidting snr vollständigen Entwicklung gelangt. Demgemass ist ansu- nehmen, dass in der neneotstandenen Drüsenanschwellung nsicb. Beseitigung des die Rotsneubildoog bedingenden Reises das veränderte Muttergewbe seine normale Beschaffenheit wieder gewinnt. Das Letetere mag vielleicht auch da noch moglieh sein, wo neben der Drätenanschwellung schon Nasenausfinss

Zar Pathogenie des Pferderotses; 465

beateht bei noch fehlenden Geschwüren oder Schwielen in der Nasenffchleimhant». Wo diese vorhandeD sind, wo also die Rots- nenbildnng die Hohe ihrer Ansbildnng erlangt hat, da kann allerdings der Arsenik fnr sich allein gegeben das Uebel nicht beseitigen; es müssen alsdann Mittel in Anwendung kommen, welche die Rotznenbildnng und ihr Produkt, das Contagiam, aerstoren. Zar Zerstörung des Letzteren scheint wohl, wie durch Versuche nachgewiesen ist, die Carbolsänre/ ausreichend SU sein; leider aber beseitigt sie jedenfalls nicht den Heerd desselben, die Rotznenbildung, und so lange wir ziir Erfüllung dieses Zweckes noch kein sicheres Heilmittel haben , muss es für dss Beste gehalten werden, mit ausgebildetem Rotx behaf- tete Pferde aus der Welt au schaffen.

Um überhaupt den nach starken Mnskelanstrengungen ent- stehenden Rote im Keime su ersticken, wird es auch von we- sentlichem Nutzen sein, Pferde, welche sich in der Dressur be- finden oder sonst ungewöhnlich angestrengt werden, wie zur Zeit der Gampagne, des Manövers oder anderer anstrengender Feldubnngen , einer hanfigen Untersuchung zu unterwerfen, wö- chentlich wenigstens 1 Aal, damit man frühzeitig genug das Uebel erkennt und sofort zur Beseitigung desselben die nothi- gen Anordnungen treffen kann. Untersucht man alle 4 Wochen einmal, wie es gewohnlich Gebrauch ist, so kann inzwischen bei dem einen oder dem anderen Pferde der Rotz sich so weit entwickelt haben, dass nach Anwendung der gebrauchlichen Mittel keine oder doch nur scheinbare Heilung eintritt. Der grossere Nachtheil wurde aber darin bestehen, dass die Krank- heit mehrere der übrigen im Stalle befindlichen Pferde bereits konnte angesteckt haben. Hierin dürfte auch die Hauptursache in finden sein, weshalb der Rotz in den Regimentern sich so häufig einschleicht und tiefe Wurzel fasst, ohne dass man im Stande ist, genügende andere Ursachen far sein Vorhanden- sein aufzufinden.

Mag. f. TUerheilk. ZXZYI. 4 30

46«

VL

Sertplndesls ilies Pfcrtes^ fei^lidiei mit der

RotikmUieit.

Lindstädtf Unter- Ronarzt in Minden.

Ein Ton mir yor etw« 2^ Jahren beobachteter and sarg' (iliig notirter Fall ron ScrophnloaiB eines Pferdes veranlasat mioh ans dem Grunde, die Natnr dieser Krankheit mit der der Rotskrankheit an Ysrgleichen und an Teroffentliohen , was in- dess absichdich erst jetat gesehieht*

Ein Pferd, 8 Jahre alt, magarte bei gutem Fatter allmi« lig ab» spater machten sich aber Appetitmangel nnd geringere Munterkeit neben dieser Abmagerong zeitweise bemerkbar, welche gegen Ende der Krankheit dem Tode des Thieres «^ oqb- atant und in höherem Grade vorhanden waren« Diese Erschei- nongen traten neben einer gleichmassigen, anfaaglieh festen, spater mehr and mehr weich werdenden, schmerslosen eieyseifigen Drüsenanschwellung im Kehlgange, lividfn Färbung d^ Nasen- schleimhante , aeitweisem, doch nicht häufig Torhandeikem dan- nen Ansfluss aus beiden Naaenl5chem, trübem, mattem Auge and glanslosem Haare etwa drei Monate tot dem Tode des Thieres deutlicher hervor. In der letst«p Hälfte dieaer Zeit gesellten sieh diesen Erscheinangen noch 5dOmat5Bf Aatchwel- laog und namentlich der Hinterbeine, mehr oder weniger be- merkbare Schwellung der Achsel- an<il L^ft«n4rasQn, eino weiche, suletst dem normalen Kuhd^nger glmfifce»4e Mistnng and um einige Zuge pro Minute vermehrtes A^iigm hinan» wahrend der Puls immer kraftloser wurde. Da iehSdaa Leiden für Scrophulosis hielt, beliess ich di^s^s Individuum bei den übrigen Pferdeh und asur Begründung einer richtigen Diagnose boten mir ausser den übrigen Erscheinungen die Beschaffenheit der Kehlgangsdrusen, die (wie ich aoch richtig vermuthet hatte,

da die reohte ^shlta) lu einer Maise sieh naeh der linken Seite ▼ereint hMekk und deren Sohwellong und Entartung mit den Mesenterial^Drnsen gleioben Sehritt hielten.

Bei der Section fanden sich an dem bedeutend abgehan* gerten Oadaver sammtliohe Moskeln blass, Fettablagernng war wenig mehr an finden, eammtliche grösseren ond grossen Ve-^ iien waren fast blutleer, selbst im Herzen fand sieh nur eine ^ringe Quantität normalen Blates vor und die untere Flä(^e der Hantdecke seigte wenig oder gat kein Blot. In der Baaeh-* hohle fanden sieh einige Quart klaren Serums, welches an der Luft theilwetse gerann, ebenso waren in den Stirnhohlen pnd den Oberkieferh^hlen seröse TriBinssudationen fast bis zur Halfle der Hohlen; das Hera war welk, die Lungen blase und die' in normalef Grdsse und Cbnsistenz vorhandene Leber hatte eine ins Aschgraue übergehende Farbe« Die Mesenterial -Drüset» waren sammtlich krankhalt gesdi wellt und in eine kasrge Site-* ruiig übergegangen, desgleichen adoh die Kehlgangsdrusen, die sich -*• wahrscheinlich in Folge dieses krankhafiten Vorganges -— au einer veremt zu haben schienen. Auch die Brustdrüsen zeigten- Schwellung, keine oder nur doch ganz geringe Eite« roBg., und in sammtlicben, sowohl den geschwellten, wie in Eiterung nbergeguigenen Lymphdrüsen zeigte sich keine Spur einer Tuberkelbildnng, ebenso wenig an den serösen Häuten, den Lungen^ (die ich sorgfaltig au ihrer Oberfläche und im. Innern durchsuchte) und den Eopfhohlen. Im Gehirn fanden sich die Adergeflechte snlzig.

Bei einem so umfangreichen scrophulösen Leiden , das den Tod herbeiführte, hätten sich sicher Tuberkel vorgefunden, wenn überhaupt eine Tendenz zur Bildung derselben bestan- den hätte, wenn in dem (Miliar-) Tuberkel der Pferde über« hanpt nicht eine andere Genesis zum Grunde läge, daa die Scrophulosis und die Tuber kuloais der Bf er de als zwei ganz in ihrem Wesen von einander verschiedene Krankheiten erscheinen lässt. Bestand überhaupt eine Neigung zur Tuberkelbild uDg»

30*

466 Lindstädt,

to hSttea sieh diese waltneheinlieh in nicht «o f^iinger Zahl gebildet, defs man tie hatte abersehen können nnd wiren daoa doch sicher in den geschwellten Ljmphdrosen vorgefanden

worden.

Es Ist Thatsache, dass diese Serophalosis der Pferde ein gutartiges Leiden, d. nicht ansteckend ist, dass femer ^-^ wie in diesen Falle keine Tnberknlosis daraas herrorgeht nnd sie nicht wie diese der Rots «^ mit einer Djskraaie besteht oder aas derselben hervorgeht, sondern ein r^n krank- hafter Vorgang in den Lymphdrüsen selbst ist nnd dass sie endlich häufiger bei jnngen and alteren Pferden vorkommt* als man gewöhnlich glaubt. Mehrere F&Ue .dieser Art sind mir Torgekommen. Femer ist es Thatsache, dass beim Rots constant sich (Miliar*) Tnberkel in den Lungen nnd auch in an- deren Organen vorfinden nnd ebenso beim Wurm unter der Cutis, ob dieselben aber jemals anders als bei dieser Krank- heit gefunden werden ist höchst aweifelhaft. Sie geboren mit au dem Wesen der Rots-Wnrmkrankheit. Ob die grosseren Tuberkel * die Tuber •— , die nur selten bei Pferden vor- kommen und wohl häufig in einem Stadio gefanden worden sind, wo ihre Natur sweifelhaft war, auch dieser Natur ange- hören, bleibt dahingestellt. Sieher ist aber, dass, wie die Lymphdrüsen im Inneren des Korpers bei der Scrophnlosis auf- brechen und ihren Eiter entleeren, dieses auch unter der Catis geschehen kann nnd darch Vermittelung der atmosphärischen Luft ein gutartiges Wurmgeschwur gebildet wird. Da die Sero- phulosis ein krankhafter Vorgang im Lymphgeüssgebiete selbst ist, so kann auch ein ortlicher gutartiger Wurm entstehen und idi entsinne mich eines klinischen Falles ans i|ieiner Studien- zeit, wo mein sehr zu verehrender Lehrer Herr Kohne ein derartiges Pferd behandelte, welches an einem Hinterscfaenkel diese Wurmgeschwnre %atte und in Folge der Behandlung ge» Bund wurde. Im Allgemeinen ist die Schwellung der Lymph- drfisen bei der Scrophnlosis eine mehr gleicbmSssige scro-

Kieferhofalentzondang bei einem Pferde. ' 469

^hnloie SohwelliiDg , bei der Taberkolosis eine ungleieh* mitsige *— tuberkulöse Schwellung. Aus diesen angeführten Gründen halte ioh die Ansieht, dass der lymphatische Zustand die Blnthe» die Serophnlosis die Knospe und die Tuberkulosis die Frucht sei, für die Gattung Equus nicht mehr für maass«« gebend.

VII.

KieferliöUeneBtiJiniliiiig bei men Pferde«

Von Demselben.

Symptome und Diagnose. Uebelriechnder, kramlicher, an dem Nasenrande klebender rechtsseitiger Ausfluss, der beson- ders bei Bewegung des Pferdes im Trabe und Spielen mit der Gandare, welches die Eopfbewegungeu erhöhte, stärker und stossweise hervortrat, dabei feste, hockrige, unschmerzhafte einseitige Drüsenanschwellung, normale und symmetrische Be- schaffenheit des Oberkiefers und an der rechten Kieferhöhle dumpfer Percussionston. Zeitweise bestand Appetitmangel, das Haar war glanzlos, die Haut schmierig und Abmagerung trat gradatim ein.

Behandlung. Trepanation am untersten Rande der Hohle, um den Ausfluss möglichst zu erhohen» Die Schleimhaut war ▼erdickt und quoll hervor, worauf eine zweite Trepanations- Oeffnung dicht über der ersten gemacht und die Brücke zwi- schen beiden herausgenommen wurde* Die Kieferhohle war mit einem dicken weissen Eiter, umgeben yon zerfallenen Gewebs- theilen und übelriechender Jauche und der enorm verdickten Schleimhaut gefüllt» Nach mehrmaligem Ausspritzen mit Was» ser hatte ich so viel Raum geschaffen» dass ich nach der Koo-

470 Bonner, eattfiadlieht AMmHo

ehanplfttte hin einselna rsohe Stellen fahlte. Hieraof brannte iok die gaaie Hohle, besonden die raaben SMIao mit knöpf« förmigen Eisen, was alles nnr korse Zeit beanspruchte. Nach Verlaof Tun ^10 Tagen horte der nnnmehr massenhaft hervor^ tretende Ansflnss auf, unter dem sieh aneh die anr vollen Ab-> stossang gebrachte Schleimhsat befand, die Heilang der Tre- panationswande begann und seit dieser Zeit (26. October 1868) hat sich keine Spnr eines Ansflnsses mehr gezeigt, noch dorch einen nblen Gernch ans dem betreffenden Nasenloche ein wie- der beginnender Ulcerations-Process bemerkbar gemacht. Aach die Eehlgangsdrnse bildete sich bald aom Normalen znrnek und ist auch so gebiieben. So eingreifend diese Behandlung erscheinen mag, so verursachte sie dennoch durch das Brennen dem Thiere nnr wenig Sehmercen» war einfach und leicht ans* anfuhren und hatte den besten Erfolg.

tss^

VIII.

r

Eatziindliche Affeetioii res]i« Ueherdebnasg odor Qaet- fidmiig der Sehne des grossep Geslssniiskeb.

(Sehne des gressen BaiMbeiB-IJmdreherBultek. Leyk«)

Tora'

Kreisthierarzt Renner in Steinän a./Oder.

UeberdehnUDgen der Sehnen treten in den meisten Fallen in der Nabe der Anheftungspankte derselben ein. Ausserdem sind es besonders die Unterstutzui^gsbaader der Sehnen, welche üeber* dehnungen aosgesetzt sind. Die starke Sehne des groise Ge- sässrnnskels heftet sich bekanntlieh am Oberen und miUleren Umdreher des Oberschenkelbeines an, wo man sie beaendera

der dehne des grossen Gresämmnskels. 471

bei mftgeren Pferden oder geschwandenen Bttokenmnekeln deut- lich fahlen kann.

Diese Sehne kt niclit selten Ueberdehnangen nnd Qaet- schangen, in Folge dessen sie sich entsnndet, ausgesetzt. Ist die genannte Sehne heftig gedehnt oder geqaetscht, so gehen die Thiere auffallend lahm. Im chronisch - estieöndlioheti Za* Stande aber nnd bei geringeren Oraden der frisohefi Entzün- dung -wird das betreffende Bein nor anregelmassig bewegt und beim Ziehen, besonders beim Sohweraiehen weniger gebranoht, als das gesunde Bein.

Symptome: Im Stande der Ruhe siebt man bei M- scher Verletzung der Sehne selten eine Abnormität. Das lei- dende Bein wird der Regel nach weder Torgesetzt, noch sonst geschont. Hur in einzelnen, heftigeren Fallen ist die betref- fende Stelle der Hinterbacke etwas geschwollen, vermehrt warm und beim Druck mit den Fingern schmerzhaft. Das Thfer ent- zieht sieh demselben, indem es nach der anderen Seite mit krummem Rocken ausweicht.

Im veralteten Zustande ist die Muskulatur der Hüfte mehr oder weniger geschwunden, was besonders auffällt, wenn man den Schweif in die Hand nimmt und nach hinten und unten zieht. Dabei spannt das Thier die Gesässmuskeln an und man •ieht deutlich den Schwand der Maskeln der leidenden Seite. Besteht starke Ansehwellang der Sehne, so tritt diese wegen des Schwundes jetzt deutlich hervor; da« Hüftgelenk der kran- ken Seite erscheint dicker, als dasjenige der gesunden. Hat die Lahmheit längere Zeit beetanden, so findet man auch die Zehe des Hufes, in Folge des Schleppen« auf der Erde, ab- genützt.

Genaues und sorgsames Vergleichen bezüglich des Vor- handenseina von Schmerz, Ansehwellang, vermehrter Warme and der Beschaffenheit der Maskeln, behufs Wahrnehmung, ob Sehwand derselben zugegen ist oder nieht, abwechselnd der-

X

4Tt

, wcMrtücfc« Vorthflile la Sekriit lMV«gt UmS das

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taa« ab die Bewa^iebkait im daa Laadeaaiiliaia aad im Sxaaa»

diaa gMUtten.

TroUdaai wird bei starker Eatsaadaag dar Sekae daa kranke Bein aicbt ao weit aaek biataa gmUeJrt ab daa ge- aaade.

lat die Sebae keftig geqaetaebft oder überdeiiat recp. eai- seadet, ao iaft die Bewegong im Hoftgeleak sebr Mbaierskalt and geboadea; daa Bein wird sekleppead fortbewegt«

Im Trabe wird der leidende Sebenkel stets nnregrimSadg sebleppend fortbewegt, aber aar in den lieftigeren Fallen gebt das Thier wirklieb lahm d. b. es biakt.

Das Herabsenken nnd Naebgeben der Hiifte der leiden- den Seite wird im Trabe aoffiUiger nnd die Muskeln der ge- sonden Seite treten bei der Snsammensiehnng starker nack obea henror als an der kranken. In Folge dessen ist das Schwinden . der Muskeln anf der kranken Seite Imekt erkenn- bar« Gans besonders stark aber treten die abnor- men Brsebeinnngen beta tckwcrei Ilge herTor.

Während man die leichteren Grade dieser krankhaften Seh- nenaffectioD im Stande der Bnhe nad aneh im Schritt nnd Trabe 9 wenn das Thier anangespannt geht, leicht übersehen kann, treten sie im Zuge dentlich herror. Das Thier tritt kurser and übertragt die Anstrengungen des Nachschabes mög- lichst schnell auf den gesunden Fass. Beim Anxiehen tritt ea stets mit dem gesanden Fasse xaerst an nnd macht die Last mit diesem los.

der Sehne des grossen Gesassmuskels. 473

Mehrfach habe ich beobachtet, dass Pferde die sonst gans gat und fest zogen, unsicher im Zage wurden, nachdem 'sie sich <]ie Sehne des grossen Gesassmuskels gequetscht oder über- dehnt hatten.

Veraltet der Zustand und wird das Thier fortgesetzt stark angestrengt, besonders im schweren Zuge oder bei Eilfracht (im Postdienst etc.), so wird die Bewegung beider Hinterbeine nach und nach immer kurzer, die Sehne des grossen Gesass- muskels der anderen Seite wird überangestrengt und deshalb ebenfalls schmerzhaft. In der Regel wird dabei auch der dem kranken Hinterfass entgegengesetzte Vorderfnss vermehrt ange- griffen, resp. strnppirt und schliesslich ist die struppirt^ Mahre in ein oder zwei Jahren fertig. Solchn Thiere werden in der Hand von Lohnkutschern oder kleinen Fuhrleuten dann noch ToUends abgeschunden und im Ganzen je nach Anstrengung und Fleis» des Thieres 5 bis 10 Jahre früher verbraucht, als wenn der krankhafte Zustand zur richtigen Zeit beseitigt wor- den, oder niemals dagewesen wäre.

Dies ist zwar das Loos vieler Pferde, welche an vorn ach* lassigfen^ nicht erkannten, überhaupt chronischen Lahmheiten leiden , wenn diese im frischen acuten Stadium ohne rationelle Behandlung blieben; es tritt das Gesagte aber ganz besonders oft bei dem vorliegenden Leiden ein, weil dasselbe sowohl voa Laien, als auch oft von Sachyerstandigen übersehen wird. Qeht das Thier nicht auffallend lahm, so halt man den Zustand für unbedeutend« Die weiteren Folgen beurtheilen nur Wenige!

Trotz guter E5rper - Construction und deshalb zu er* wartender bedeutender Korperstarke der an dieser Krank- heit leidenden Pferde , hört man von unkundigen Leuten häufig zagen: Ich begreife nicht, das Thier sieht doch so stark aus, aber ist gar nicht kraftig im Zuge, das andere, viel schwacher aussehende, wirft es beim Schwerziehen in die Waage zurück.

Eine weitere Folge dietes krankhaften Zustande ist das

474 B<

Ab<diteppigwrd— der Krappe. Dm Bedcea hebt eieh Bim* lieh Mi Kreese nsd Mnkt uA em SdnraoBe.

Diegeosie. Mehrere gesmantea BreolieiniiageB finden sieh eadi bei asderee Kraekbeitosiutiadee der Hiatereebaekel« weebelb die snr eieberea PesUtellOBg der Diageoeb gebörea* des hier ooeh epeciell geeaaBt werde» solieex

1) Eid eigeatbuelieber noregrimiMiger Övi^ im Bieter- ibeiL De« leidende Bein wird entweder geepannt im Hnflge- lenk bei firiachem aeoten Zutande, oder ■ebleppend beim diro- niaeben fortbewegt.

2) Daa Thier acbont daa Bein bei der Fortbewegung, ee atoaat den Koq>er meht so kriftig ab, wie mit dem geannden Fnase« Im acbweren Zage nbertragt ea die Arbeit dem geann- den Foaae und madit mit dieaem den Wagen loa oder Tcrwei- gert daa Ziehen gana«

Starke Strafen laMen die Sehmerthaftigkeit der Sehn« Tornbergehend rergeaeen und machen einselne Thiere dann, trota der Schmerzen dea Leidens, willig anm Zi^en, immer aber mit mogliebater Uebertragong der Anstrengnng auf die gesunden Ffisae.

3) Vermehite Warme, Ansehwelinog und Sdimershaftig- keit der Sehne dea grosaen Gesisamnakels , in versehiedenen 8raden.

4) Wirkliches Lahmgehen kommt selten md ifor in den Ffillen Tor, wo die Entsnndang der Sehne sehr sehmersbaflfc ist, und swar im frisehen Zustande, oder nach starken Anstrengan- gen wahrend des chronischen Verlaufes. Mit Ansschlass dea oberen Theiles des Schenkels, werden alle übrigen Tbeile regel- miasig gebraucht. Das Thier tritt im Fessel richtig durch.

5) Im Stalle und im Stande der Ruhe überhaupt wird dM Bein riditig anfgesetat und nach anstrengender Arbeit in der Regel das gesunde, nicht dM kranke Bein geruht resp. vorgesetzt 9 weil ersteres für dM kranke arbeiten mnsite und deshalb stark ermüdet ist»

der Sehne des grossen Gesassmnskels; 471

6) Das Senken der Hafte der leidenden Seite and das Nachgeben derselben bei der Maskelwirkang nach anten and hinten vird stets beobachtet.

7} Im weiteren Verlaufe gesellt sich za den genannten Er» scheinangen noch Schwinden der Backenmaskeln and Abschlei- fen der Hafzehe. (Spitze des Hafes.)

8) Schliesslich erhält das Becken eine grossere Schragstel* lang nach hinten, das Krenz wird hoch and spitzig and eine Torher noch so schone Krappe erscheint dann hSsslich.

Man sagt, da9 Ereaz ist geknickt.

Dnrch übermässige Anstrengung des gesunden Schenkels tritt auch hier sehr oft ein Leiden der genannten Sehne ein nnd der Gang der Hinterbeine wird dann ganz gespannt, kars resp. strnppirt.

Ursachen:

1) HSngenbleiben des Fesselbeines , Hinterbeines in der Halfter od«r HalfEerkette.

Bei Unt«rsachang and Beseitigang der Verletzungen im Fessel mass hierbei immer besondere Bucksicht auf die Hafte ete. genommen werden.

2) Das Aasgleiten des Hinterfasses nach vorn nnd innen mit oder ohne Fallen auf die Hinterbacke.

Hierbei kann Dehnung und Quetschung der bewussten Sehne zugleich eintreten«

3} Heftiges Pariren des Pferdes anter dem Reiter in schnellen Gangarten oder im Zage, wenn die ganze Last auf ein Bein wirkt und das Kreuz (der Kreuzrerband) sehr kraf- tig ist.

4) Angeborene mangelhafte resp. schwache Entwickelung der Gesassmuskeln und Sehnen am Oberschenkel,' bei kraftiger Entwickelang der übrigen Theile der Hinterbeine und des Kreuzes, pradisponiren zu dem bewussten Leiden.

5) Unter snb 4. genannten Umstanden yerursachen grosse

mi

476 Renner» entcondL Aflfoetion d. Sehne d. gr. Gesieemnskels.

AnttrenguBgen den bewnstten krankhaften Znstand anf beiden Hintenohenkel sngleieh.*)

6) Qnetfchnngen der Sehne dnroh Hnfscblage ?on anderen Pferden.

Prognotis.

Ist der Krankheitsanstand frisch nnd wird er seitig er- kannt, so ist die Prognosis gnnstig sn stellen, Ist der Zu- stand bereits veraltet nnd chronisch, so weicht er schwer. Am ungünstigsten stellt sich die Prognosis, wenn die snb und 5, genannten Ursachen aogleich wirken.

Behandlung,

Dieselbe wird nach allgemein bekannten Grundsatien durch- geführt und richtet sich bei frischen Fallen wesentlich darnach, ob bei der Dehnung der Sehne xugleicb eine Quetsdinng der Baut besteht oder nicht. In Tcralteten Fällen sind die, bei chronischen Sehnenleiden überhaupt ansnwendenden Mittel auch hier am Platze.

In diätetischer Beziehung ist Ruhe bei knappem Futter nothwendig und in der Reconvalescenz wird das Ziehen sehwe* rer Lasten oder Eilfracht streng au Termeiden sein. Ist der ^instand rheumatisch complicirt, wie dies bei chronisch- entzündlichen Leiden der Pferde häufig yorkommt, so ist dar- auf besondere Rücksicht zu nehmen : Tor Allem aber die Haut- thätigkeit durch Auflegen einer guten Decke in külilen Ställen zu unterhalten nnd au befordern.

*) Gunther's Beortheilongslehre des Pferdes. Seite 254 §. 13 nnd Seite 329 §. 25 nnd 26.

477 IX.

Brachstäckf fiber die ansteekenden Krankheiten der

Haustfiiere«

Von

dem ehemaligen Prol Dr. Lappe in Gottingen,

mit Zusätzen yon Erich Vi borg.

Ans dem Dänischen Ton Professor Dr. Hertwig. *)

Man macht der Thierarzneiknnde immer den Vorwarf der ÜnvoUkommenheit, indem man sich auf die geringe Wirkung der rationellen Behandlang, -welche in vielen Thierkrankheiten an- gewendet wird, bernft. Dass ein dergleichen schiefes ürtheil von Mensehen -Aersten gefüllt wird, ist betrübend; allein sie geben auch dadarch einen sicheren Beweis ihrer anbedeatenden Kenntnisse aber die Thiere und deren Krankheiten. Und dies gereicht ihnen am so weniger znr Ehre, da in vielen Staaten^ £am Unglnck des Landmannes, die Aufsicht aber Viehseuchen ihnen anvertraut ist. Die Wenigsten von ihnen sind mit den Wirkungen gewisser thierischer Ansteckungsstoffe auf Menschen hinlänglich bekannt, geschweige denn mit den Wirkungen eines einer einzelnen Thierart eigenen Gontagiums auf andere Thiere. Wohl kann es nicht geläugnet werden, dass Vieles in der Lehre über diesen Gegenstand noch dunkel ist; aber wir sind doch im Ganzen^^hierin bei Thieren so weit gekommen wie bei Men- schen, und würden noch genauer die Natur und die Eigenthnm- lichkeiten der ansteckenden thierisehen Krankheitsgifte kennen, wenn die vielen dazu erforderlichen Versuche nicht mit so aas- serordentlichen Kosten verbunden waren«

Ich habe mir die Mühe gegeben, nach den Beobachtungen Anderer und nach meinen eigenen Erfahrungen, die Eigenheiten

•) Dieser Aufsatz im 3. Theil der „Veterinär-Selskabets-Skrifter*, pag. 241 270, Kiobenhayn 1819 ist zwar veraltet, er enthält aber manche thatsächliche und literarisch -interessante Notiz, die ich der gänzlichen Vergessenheit gern entziehen mochte. Hertwig.

478 Lappe,

der CoQtagien im Allgemeinen, «nd mit Einsicht ihrer Wirkimg anf versohiedene Tbierarten anf die Menschen , in einiger Ord- nung anfzaseiohnen; jedoch können dieselben immer nur als Bmehstficke betrachtet werden. Meine Absicht dabei besteht darin, denkenden Köpfen eine Anleitung zn geben au einer sy- stematischen Bearbeitung dieser wichtigen Materie, an der es uns bisher gefehlt hst.

Gewisse Krankheiten unter unseren Hansthieren aeichnen sich von den meisten anderen dadurch aus, dass sie anstecken d. h. sich Yon einem Individuum zum anderen Tcrbreiten* Hier* bei findet noch die Bedingung statte dass der St(^, der als an- steckend gelten soll, in dem angesteckten Individuum dieselbe Krankheit hervorbringen muss, wie in dem Korper, in welchem er erzeuget wurde« Diese Bedingung bestimmt das Contaginm. Für den Cameralisten ist das Wort Ansteckung anf eine für den Arzt nicht annehmbar» Beschränkung noch enger begranzt; denn von diesem wird eine Krankheit schon dann als contagios betrachtet, wenn polizeiliche Maassregeln dagegen genommen werden müssen.

Die Meinung, dass jede ansteckende Krankheit unter den Thieren zu den Seuchen gerechnet werden müsse, ist ebenso unbegründet, als diejenige, dass alle Seuchen anstecken. Die Ansteckung characterisirt ebenso wenig eine Seuche, als diese eine ansteckende Krankheit. Rotz, Rotswurm und Rande kön- nen folglieh nur dann in die Oathegorie gebracht werden, wenn durch allgemeine Ursaehen B. durch Witterung, Weide u, w, «inQ Menge Pferde und Hornvieh auf ein Mal angegriffen werden.

Die meisten Contagien werden erst dann fähig auf em ge- «nndes Individuum überzugehen, wenn die Krankheit eino ge- Vrisse Höh« erreicht hat; ebenso können die Safte der ange- steckten Thiere erst dann wieder andere anstecken, wena sich das Gift hinlänglich mit denselben assiiniHrt und reproducirt hat«. Gew5hnlich bemerken wir auch erst Kr ankeitsaüz eigen, wenn die Wirkung des Contagiums beginnt« Beweise finden

Ansteckende Erankheiton der Hansthiere. 479

wir l>ei allen ansteckenden Krankheiten, besonder» bei den Gon- tagien, die ein Miasma mit sich fuhren, nnd namentlich bei der Viebpest nnd den Schafpocken, Hiervon durften \7ir bei vie* len Landplagen den grossten Nutsen haben. Auf der richti* gen Anwendung dieser Satae beruht lediglich allein die Be« schntznng des Viehes vor Contagien, welche dasselbe unzweifel- haft fortnehmen wurden , wenn sie in jedem Moment ihres Vor* bandenseins ansteckten.

Das Historische der Contagien, besonders der fluchtigen^ ist noch sehr in Dunkel gehüllt; wir kennen weder die Art ihres eigentlichen Ursprunges, noch die Hauptquelien , aus wel- chen sich ihre specifische Materie entwickelt. Es ist inzwischen wahrscheinlich, dass sie ihren Ursprung von einem anderen thierischen Stoffe herleiten. Der Zukunft bleibt es vorbehal' ten, uns darüber nähere Aufklärung zu geben.

Auch die chemische Analyse hat so viel als nichts zur Er- forschung ihrer Natur beigetragen. Bei den materiellen sowie bei den miasmatischen Ansteckungsstoffen traf maa nur immer auf ihre Vehikel« Indessen scheinen die ffnehtigen mehr die Eigenschaft des Wasserstoffs» nnd die fixen mehr die des Asot^s (Stick- oder Salpeterstoff) zu haben. Die Meinung G. Franko dass der ozydirte Aaot gleichsam wie bei allen Gontagien, so auch bei der Viehpest eine Hauptrolle spiele, dürfte wohl auch jetzt noch eine genauere Prüfung verdienen. Bei mehreren fixen Gontagien muss gewiss schon der Umstand für den Azot bestimmen, weil die Auflösung des Körpers, namentlich beim Hornvieh, bei der allgemeinen Affection des Organismus, z. B- bei der Brandbealen-Krankheit, so bedeutend überhand nimmt, dass die Kranken mitunter s^on bei lebendigem Leibe übel riechen, und dass wir nur mit solchen Mitteln etwas gegen diese Krankheit auszurichten vermögen, deren Basis Sauerstoff enthalt. Das Resultat der therapeutischen Behandlung der Vieh- pest, die Betrachtung des ganzen Zuges der Elrankheit, sowie

480 Lappe,

die AnidiaaaDg der kranken nnd der todten Thiere lassen keine gleidie Gathegorie twisohen diesen beiden Gontagien an.

' Nicht alle Gontagien können sich in anserem Klima eot- wickeln; mehrere erhalten wir ans dem Orient, wie die Vieh- pest nnd die Sehafpooken. Beide enthalten ein Gift, welches der eoropaischen Weit fremd ist*) nnd nnter keiner Lebensbe- dingung sich hier entwickeln kann, wenn es uns nicht Ton den Nachbarlandern angefahrt und dnrch besiindige Anstecknog er- neuert wird. Eine nrsproDgliche Seibsterzengnng dieser Gifte findet in ihrer Heimath ohne Zweifel statt, aber die Veranlas- sungen dazu kennen wir nicht. In Asien müssen Clima und OrtsTcrhaltnisse gleich stark dasu beitragen^ da nach den Be- richten der Reisenden das Vieh überhaupt an mehreren und heftigeren Krankheiten leidet, als in unseren Landern. Nach ihrer wesentlichen Verschiedenheit kann man die Gontagien ein- theilen in fluchtige und üxe. Die ersteren fahren ein gewisses Miasma sni generis mit sich (eine ron thierischen Saften erzeugte Materie, die nach längerer oder kürzerer Zeit auszubrechen be- stimmt ist) ; sie pflanzen sich durch die Luft fort, und sind ein- förmig, d. i. sie greifen nur eine Thierart an, wie die Horn- vi^pest und die Sohafpocken**).

Die flxen Gontagien dagegen bedürfen zar Ansteckung

*) Was die Viebpest anlangt, so ist der Grundsatz des Verfassers eine nnerschatterliohe Wahrheit. Sollten die Schafböcken und die Kinderblattem identisch sein, so spricht auch yiel für die Meinung des Verfassers.

**) Es ist dnrch Versuche bewiesen, dass die Schafpockea und Kinderblattem identische Krankheiten sind ; diese geben dnrch Im- pf ang jene nnd schützen gegen diese. Dr. Lisa ron D'rotondo im Gapitanato hat Schafe mit Kinderblattern geimpft und erhielt Schaff pocken. Sowohl gegen diese als gegen jene kann man doroh die Im» pfang mit Kahpocken schützen. S. Niemann 's Taschenbach p. 51, 53, Halberstadt 1804. 8. Med. chirurg. Zeitung 1809, Nr. 43, p. 220. Kopp's Jahrbücher, 2ter Jahrgang p. 520 u. 5ter Jahrgang p. 318 und Andrejs oeconomiach. Neuigkeit, 1815 p. 111.

Ansteckende Krankheiten der Haasthiere. 481

^iner nnmittelbareo Ueberträgong ilires spedfisehen Giftes auf ein anderes IndiTridanm. Hierza gehören alle unsere inlandi* sehen ansteckenden Krankheiten, Rots, Rotzwnrm*), Rande, Kropf, Wasserscheugift, und die unbeständigen Seuchen, welche mehrere Thierarten angreifen, wie die Mundsenche, Klauen- seuche, Milzbrand, Zungenkrebs u. s. w.

Die Wirksamkeit der Contagien erfordert eine eigene Dis- Position bei den Thieren und die Berührung der empfanglichen Flachen des Korpers, Ohne eine eigen thnmliche Anlage leidet kein Thier an einem Contagium, weder das fluchtige noch das £ze finden ohne dieselbe Eingang.

Die Mittheilung des fluchtigen geschieht am leichtesten durch die Luft, besonders beim Hornyieh durch sein aussers^ empfindliches Geruohsorgan« Niedergeschluckte Contagien verur- saehen nicht leicht Ansteckung, theils wegen ihrer animalischen Zersetzung in den Verdanungswegen , theils wegen der davon ab- hangigen Strnctur der Theile« Doch leidet diese Unwirksam- keit einige Modifioationen mit Hinsicht auf die miasmatischen, welche auf dem Wege zum Magen aufgenommen werden kon- neu, sowie auch wegen der Nahe der Geruchsorgane.

Die fluchtigen Gifte haben das Eigenthnmliche, dass'sie das einmal angesteckte Indiyiduum nicht zum zweiten Male angreifen. Ich muss hier bemerken, dass ich nur die Hornvieh- pest und die Schafpocken nach meinen Erfahrungen zu den fluchtigen Contagien zahle**); Andere rechnen noch andere Krankheiten hierher, denen aber, wie der Blutseuche und dem Ner- venfieber, die eharacterisitschen Qualitäten fehlen ; folglich gehö- ren sie zu den fixen. Lange war ich mit mir uneinig, ob ich die Anzahl der fluchtigen mit der Lungenseuche des Horhviehes ver- mehren durfte oder nicht, da ich während meines Aufenthaltes

*) Der Rotzwarm kann sich durch die Ausdänstong fortpflanzen. **) Die allgemeine Hundeseacbe ist anch darch die Luft an- steckend, und muss deshalb ebenfalls hierzu gerechnet werden.

lUg. L Thierbailk. ZXXVL 4. 31

4SS I««PP««

iB B«rliB d«B Fall mUlU hsbe, dm» dieM Seoche doicli die L«ft Mf aiadge mit de« Kraakan id mmma Stalle st^eade TUore obatgiBg. Allein dm idi seitdea nehre Male dieae Kraakbeit sa beobaditea Crelegeabeit hatte, vo ich ontor wenigsten glei- eben Umstanden dnrebans keine Mittlieilnng bemerkte, so be- weg mich dies, der Lnngenseoehe keine Ansteeknng beisnmea- sen, nnd jenen Fall nidit als Regel ansnnehmen, da dieser sicherlieh höchst selten eintrifft, and tob einer eigenthomliehen Disposition bei den alBeirten Thieren abhängig ist.

Das Gift der Viehpest and der Schafpoeken gleichen sich darin, dass beide sich durch die Lnft Terpflansen and nnr an Mal ein nnd dasselbe Thier angreifen. Im üebrigen haben sie weB% Aehnlichkeit in ihren Charaetoren. Das erste Tordampft bald bei einer mittelmissigen Tempemtnr, selbst in geschlosse- nen Glasern hält es sich kaam 10 Tage^; dagegen behalt das Sehafpockengift, sogar am Ofen getrocknet, sein Ansteeknngs- Vermögen. Das Pestgift ist also weit feiner nnd steckt deshalb auch viel leiehter an als das Poekengift.

Jede Thierart hat seine eigenen Contagien, die sich natnr- lieh (darch Ansteeknng) oder knnstlich (dnrch Impfhng) anf an- dere. Thiere überfahren lassen. Das Pferdegeschlecht besitzt eigenthfimlieh den Rots, den RoUwnrm nnd Kmpf ; das Homyieh die Pest; die Schafe die Pocken, sowie Schweine, Hände ihre bekannten Senchen. Die Versuche, welche mit den ersten Con- tagien an anderen Thierarten ausgeführt wurden, haben dieee Eigen thnmlicbkeit ausser allem Zweifel gesetst, und sind hin- länglich bekannt. Die Einimpfung der Schafpocken auf Ter- sdiiedene Thierarten gab dasselbe Resultat, welches Dr. Sal-

*) Nach Weiss kann das Gift der Yiehsenche seine ansteckende Kraft 6 Jahre behalten. Der Hofrath nnd Physikas Opitz in Min- den hat die Beobachtnng gemacht, dass aufgegrabene nnd noch nicht in Verwesung übergegangene Korper von Vieh, das vor 19 Jahren an der Viehsenche gefallen nnd tief in Kalk yergraben war, das Vermö» gen behalten hatte, den Ansbmch der Viehsenche zu yerursachen. (?)

Ansteckende Kränkelten der Hansthiere. 483

math in seiner von der hiesigen Gesellschafit der Wiisen- Bchaften gekrönten Preisschrift über die Inocnlation der Schaf* pocken bewiesen hat, nnd das seitdem dnrch die yöm Herrn Professor Sick angestellten Versnche nenerdings in Anre- gung gebracht worden ist. Selbst die dnrch ihre physiologische Bauart nnd Natur mit den Schafen verwandten Ziegen nehmen niemals das ihnen anfgedrungene Schafpockengift auf, noch we» niger die Hunde, und am allerwenigsten die grösseren Thier* arten, so auch nicht die Menschen, Letzteres beweiset eine Verschiedenheit zwischen den Menschen- nnd Schafpoeken*), Nach mehreren Beobachtungen hebt das Enhpockengift die Em- pfänglichkeit für die Schafpocken nicht auf**). Mit Sehweine- blättern verhält es sich alier Wahrscheinlichkeit nach auf die- aelbe Art***). Dass sie sich auf Schweine fortpflanzen habe ich erfahren; allein da dies selten geschieht, so ist es mir bis jetzt nicht möglich gewesen , über ihr Ans teckungs vermögen aaf andere Thiere Versuche anzustellen. Die Hundeseuche, eine besondere« Nervenkrankheit mit Ansflnss aus den Angen und der Nase, folgt demselben Gesetze*

Für alle diese Thatsachen lasst sich kein näherer Grand angeben. Höchstens können wir Rücksicht nehmen auf die Ver- schiedenheit der Reizbarkeit bei den verschiedenen Thierge. schlechtem nnd die absolnte und relative Macht des Gonta« giums. Dieselben Grundsätze können nach meiner Ansicht den Maassstab abgeben, wonach wir die Wirksamkeit der Einimpfung von gewissen zur Vorbeugung einiger Gontagien angewandten Kr ankheits Stoffe beurtheilen müssen. Diese Idee bezieht sich

*) Siehe Anmerkung Nr. 1. auf S. 480. **) Siehe Anmerkung Nr. 2. ebend. *^) Die Schweine bekommen durch Impfang Einderblattern, welche den Schweineblattern gleichen. Sie sind vermuthlich identisch, und es muss ihnen daher vorgebengt werden können durch Impfang der Sahpocken. S. Viborg's Anleitung zur Behandlang der Sehweine als Hausthiere. 1804 in §. 3j6.

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4M I'^PP«.

maf d«B EmA mmd die mmtdogtm YenmAm mmager Kobpockea assaweadeB, ■■ die des MeaickenbUtter» eo s^ir ihalicfe (?) HoraTiehkrmoklieii TerUnderB. Die PodLeakrank- beitea nad eis ia HiicrreiAe fast aOgeaeia Terbiettetea Udiel, lud ala soldies betraditet« atehea aie aüt eiaaader ia Verwaadt- adialt; aber aie wird aua ebea so, wie maa darcb die Kali- pockea die Wirksaskeit der Meaachenblattera aafbebt, den Zweck erreiebea dorcb EiaimpfiiBg ciaea oder des aadereB Kreakbeitsstoffes bei eiaer Tbierart, derea Korper dem Coata- giom eiae grossere Maebt eatgegenstellfc aad fiberbaopi etaen staikerea Organisaqs, als jeaer ist, ia wetcbeai das Gift er- seogt wurde» Vergebeaa werdea wir die Hoffiiaag aabrea, daaa eia aolefies Sebatzmittel gegea die eiae oder die aadere Pferde- ■ad HorBTiebsenebe ia Zokaaft eatdeckt werdea köaae.

Naeb Einiger Bestimmaagea Terst^t oiaa oater Gontagiam nur die nuasmatisebea Aasteeknngsgifte (S. 480). Eiae gegebeae aad aasebeinend liebtige Defiaitioa aber Aasteekaag aad fixe Na- tor gestattet aoeb, jeaes Wort for diese an gebranebea, obseboa äe sieb doreb ebaraeteristisebe Keanxeieben Toa den floebtigeB aa- tersebeiden. Dabia gehorea besonders, dass sie aar sdiadlieh for gesaade Korper siad, weaa diese ia nnmittelbare Beröbnmg adt dem kraaken Vieb, oder eigentlieb mit der aasteekeadea Materie kommen; dsss sie alle die Fähigkeit besitsen, sich in BBserem Klima sa eatwickela, dass sie mit weaigea Aasaab- mea aof andere Thierartea obergehen , dass sie mehrere Male ein nnd dasselbe Individnam angreifen konnea, nad endlich, dass wir Menschea selbst vor ihnea nicht sicher sind« Es ist eine besondere and eine sehr anffidlende Erscheinong, dass der Mensch fiir die fixen Contagien des HornTiehs die meiste Em* pfinglichkeit besitzt^ ond dagegen so wenig von denen anderer Thierartea sa furchten hat, da diese doch anf das Krankheits- giffc des Hornviehes eine öftere Einwirkong salsssen. Ansnah- mea giebt es äberall in der NaTar, also aa<^ hier; diese be- gründen indessen keine Regel.

Ansteckende Krankheiten der Hausthiere. 485

Das Pferdegescblecht hat nar 5 ansteckende Krankheiten aafza weisen, nämlich: Rota, Rotaworm, Kropf, Rande nnd Nervenfieber.

Milzbrand, Blntseache nnd Weichselzopf zeigt sich so sel- ten als ansteckend bei Pferden, dass man diese hierher mit Recht nicht zahlen darf. Wie jene Ansetckangsgifte sich Ter- halten, und in wiefern sie auf andere Thiere wirken, ist be- kannt. Dem Herrn Prof. Vi borg hat die Wissenschaft die Yortrefilichste Bearbeitung nnd Anfklarnng nber diesen Gegen« stand zu danken. Die Kratze ansgenommea sind sie insgesammt selbststandige, einförmige Krankheiten. Das Nervenfieber steckt wohl Pferde an durch die ans Augen und Nase fliessende Fench- tigkeit, aber es zeigt keine Wirkung auf andere Thiere*). Kratze ist eine auf alle Thierarten übergehende Hantkrankheit mit einem fixen Ansteckungsstoffe, jedoch nicht weniger geflihr- lich, weil sie sich so leicht an alle Gegenstande festhangt. Worin dieser Ansteckungsstoff eigentlich bestehe, nnd unter .welchen Bedingungen er bei einem gesunden Thiere die Krank* heit hervorbringe, darüber sind die Meinungen getheilt, weil man bis jetzt noch nicht die erforderliche Aufmerksamkeit auf die Insecten gerichtet hat, welche der Rande zum Grunde liegen*

Nach der gewöhnlichen Meinung erfolgt die Anstecknng, wenn etwas von der bei der Krankheit ausgeschwitzten Fench* tigkeit auf einen gesunden Korper übergeführt wird, oder wenn Staub oder Schorfe von dem räudigen auf die gesunden fliegen. Bei der Beobachtung der vollkommenen Einförmigkeit der Rande aller Thiere, und bei genauerer Erwägung der neueren mit ver- schiedenen Randestoffen angestellten Versuche, tritt jene Mei- nung in den Hintergrund, und es gewinnt die mehr nnd mehr die Oberhand, dass die Anstecknng nur durch eigen thnmliche Mittel geschieht. Herr Walz hat hierüber sehr schone Ver- suche angestellt, die dies bekräftigen. Dass bei der ^igent^

*) Es ist auch ansteckend darch die Luft.

Dm Horvrkk bcmsS 9 fixe C

mwtder Biirt» FevdkCi^keit ■. a. w., oder ibctkMpt.

aar eia körperlicher Sloff ist, rteckt ebea so gvt aa wie £e

grofite Meage»

la »eiaer Frans nad anr aichrcre RDe rot^Ai wo der Milsbraad keiae aasteckeadea Bigeasehallea •ad die daait aagesl^tea Versoehe habea aidi aberaeogt» dase Biaa aar ia dem FaDe etwas sa befiicbtea bat, weaa die BataaadoBg aad der Braad fiberall im Körper Terbreitet nnd. Idb habe ia meiaer Dissertatioa ober dea MUabraad mebr bieir» iber gesagt. Beide, sowohl das Milsbraad- als aneb das Zma- geokrebsgift, scbetaen aacb dem Tode der Krankea, and weaa diese Tollkommea erkaltet siad, ihre anstedLeode Kraft zu rer- lierea, weaigstens habe ieb diese Erfahraag oft gemacht. Idi finde aacb in der Gesdddite über den Milabrand mehrere Be- ' \ lege dafor. üater aaderea berrsebte im Kriege gegea die

Ansteckende Krankheiten der Hansthiere. 487

Mitte des Torigen Jahrhunderts ein bösartiger Milsbrand; die Soldaten nahmen das todte Vieh von den Schindangern hinweg, ohne durch den Gennss nachtbeilige Wirkungen zu erfahren. Dass alle Thierarten der Ansteckung dieser beiden Brandbea-» len- Seuchen unterworfen sind, ist eine bekannte Sache; selbst Federvieh und Fische, bleiben nicht verschont. Die Mundseuche und die Klauenseuche sind das gegen einander, was der Zun* genkrebs und der Milsbrand sind; beide unterscheiden sich wie- der nur durch den Ort, den sie angreifen, Dass sie für das Hornvieh ansteckend sind, ist nicht mehr zu bezweifeln, da die Ansteckung bei jedem Ausbruch deutlich am Tage liegt. Bei allen Thieren mit Klauen kann das Gift ursprünglich erzeugt werden, jedoch kommt es mir unwahrscheinlich vor, dass Fe- dervieh, wie man sagt, davon ergriffen werden könne» Ob aber eine oder die andere dieser Krankheiten sich von einer Tfaier« art auf die andere fortpflanze, kann ich jetzt nicht behaupten, wiewohl ieh sie in mehreren Landern beobachtet habe, freilich nur da, wo Umstände Impfungs versuche nicht gestatteten*). Nur durch Letztere kann man Gewissheit erlangen und wenn weder Pferde noch Bornvieh, noch Schafe und Schweine mit einander in Berührung kommen und Jeder zufälligen Ansteckung vorge- beugt wird. Hinsichtlich der Baude und der Blutseuche gilt beim Hornvieh dasselbe, was bei Pferden. Die Kuhpocken trifft man gewohnlich auf dem Euter junger, erstwerfender Knhe; sie sind für das Hornvieh eben so ansteckend, wie für Schafe und Hunde**). Die Kuhpocken, auf Schafe und Hunde eingeimpft, lassen sich wieder auf das Hornvieh überführen. Die Krank- heit steckt nur durch unmittelbarer Berührung an, wenn die Kuhpockenmaterie auf die Euter der Kühe beim Melken ge-

*) Die Manlseudie ist der gutartige Zangenkrebs, und ist an- steckend, sowohl dnreh die Luft, als auch durch unmittelbare Be- rührung« . .

**) Die Kuhpocken sind auch für Pferde ansteckend.

48S Lappe,

bracht wird; folglieb kaao aaefa die AaeieckoDg wabrend des MeIfceBS geeebebeo« Dr. Jenaer sdurieb den Ursprong der Kabpoeken der Hanke an, wenn aialieb Fliseigkeiten Ton je* ner aaf die Bater der Käbe gebracht werden. Die tpitereo Ton Anderen angestellten Verenche bewährten diene Annabnke nicht*). Herr Pilger glaabt« data Jenaer onter «Grease* die gewohaliehe Mauke nicht gekaant habe, aendem nur eine Ar^ derselben , welehe man snw eilen bei jangen Pferden, die tua Kropf leiden, antriffi; dabei schwillt das ai&cirte Hinterbein und. wird mit blanlichen Blattern besetst» Pilger behauptet fer- ner, dass Kropf, Knhpocken, Schafblattern nnd die Hnndesendie grosse Analogie mit einaader haben , nnd den Mensehenblattem völlig gleichen. Br halt den sogenannten nmhersiehenden Kropf far einen Schossling der Kohblattern **). In dieser üebersen- gnng impfte er swei Kinder mit frischer Materie Ton Pferde- druse ; am dritten Tage seigtea sich an Beiden Blattern, und am fünften Tage trockneten sie so wie unechte Knhpocken. Diese seinen Wünschen so wenig entsprechende Wirkung achrieb er einem oder dem anderen Fehler des Giftes sa, ohne an be<> denken« wie leicht man sich auf dem Wege der Erfahrung tao- schen könne. Beide Kinder impfte er spater mit glücklichem Erfolge mit Knhpockenmaterie. Zwar sind die Wege der Na- tnr noch bei weitem nicht genug erleuchtet, und man wird

*) Dass die Maokematerie die Kohpocken hervorbringen kann, ist durch Versuche auf der Dänischen Thierarzneischale bewiesen wor- den. S. neue Biblioth. far Phjsic, Medicin u. Oecon. IX. B. 1—20. und Sammlang für Tbierärzte u. Oecon. 5. B. p. 253.

**) Anmerker hat einmal beobachtet, dass die Handeseuche sich mit Blattern endete und dadurch gutartig wurde ; femer hat er fleisch- artige runde Narben auf der Schleimhaut der Nase gesehen, gerade solche, wie sie die eingeimpften Kuhpoeken hinterlassen. In der her- herumziehenden Druse erhielt ein Fallen Beulen am ganzen Kör- per, welche tiefe Nctft)eh zurückliesfeen,, die sber mit Blattern keine Aebnlicbkeit hatten.

f

Anateckende Krankheiten der Haasthiere. 489

noch immer Dinge entdecken, an die man fraher nioht dachte; allein Kubpocken von der Drnflenmatene zn. eraeogen, siehe ich sehr in Zweifel, nnd ich für meine Person laogne die Gleich» heit des Kropfes mit jeder anderen Blattemkrankheit ganaüch^ Irre ich nicht, so darf man zwischen awei Krankheiten yerschie^ dener Thierarten nnr dann eine Analogie oder Uebereinstinv- mung annehmen, wenn ihre Hanptcharactere mit einander aber* einkommen, Ist dies nicht der Fall, so nehme ich eine abwei- chende Verschiedenheit zwischen Kropf und aUen Blatterkrank- heit m an« Eine Parallele kann Jeder nach Belieben selbst ziehen«

Die Schafe und Schweine sind denselben fixen Contagien unterworfen, die wir beim Hornrieh mit Ausnahme der Kuh- pocken antreffen, und findet, was wir ober jene bemerkt haben, auch hier Anwendung. In Bezug auf die Rande muss ich hier hinzufügen, dass nach den neuesten Untersuchungen die Fucha- räude nicht auf die Hausthiere übergeht, wie man sie beim Ausbruche der Kaude unter den Schafen als eine urspruogliche Ursache angegeben hat*).

Bei den Händen finden wir kein fluchtiges Contagium, und nur zwei üxer Natur, nämlich die Wasserscheu**) und die be- i^annte Hundeseuche. Der Hundetripper ist äusserst selten nnd Terdient keine Erwähnung***). Die erste Krankheit erstreckt sich mit ihrer Ansteckung über alle Thiere und ist bis jetzt

*) Es ist bei den Jägern eine bekannte Behauptung, dass rän- dige Fuchse Pferde angesteckt haben.

**) Anmerk. d. Uebers. Nicht mehr Wasserscheu, sondern ToU- wnth.

***) Dass Hnnde darch Gift von Menschen yenerisch werden kön- nen, hat Herr Prof. und Ritter A. Wendt, am allgemeinen Hospital, nach einer tou ihm mir mündlich mitgetheilten Yerslchernng behauptet. Auch hat Herr Attenhofer dieselbe Beobachtung bei Hnnden durch Einimpfung Toa Trippermaterie gemacht 8. Bnst's Sammlung für Natur und Heilkunde. 1. B., 1. Th. p. 25.

490 Lmpp<y

mir ia ihttn WirknogeB nad Folgen bekanak Dass sar Hit- tileiinng denelbea nothwaadig eiae Waade nad die wirklidie laocalatioa des Giftes erfordeiiich sei, was ich aa melirerea Ortea lese, ist eine Aagabe, die beriditiget sa verdea Terdieat. Meiae Erfahmagea habea aiidi belehrt, dass es dasa blos eiaes kleiaea Eittes oder aadi des Beleekeaa roa eiaem toHea Haade bedarC Bei aaderea Haasthierea weiss maa keia Bmpiel, dasa die Wassersehea sidi arspraagUdi erseagt kabe*). Die Haadeseodie rerpflaast siek dardi naaiittelbare Berahraag auf gesaade Haade, aber fiir andere TIdere ist sie aieht gefihrliefa. Ich habe die Bemerkong gemacht, dass sie seltea mehr als äa Mal eiaea Haad ergreift; dies hat Tielleidrt Yeraalassnag za der Idee gegeben, die Haade darch Kahpockea daror sa be- wahren, iaswischen siad alle Versuche fehlgeschlagea. Tlele sagea auch, dass die Krankheit in Wassersdien abergehe; ick kann dies blos inr eine ron aller Wirkliekkeit abweiebeade Yermnthnog halten.

Bis jetst habe ich blos Ton Thieren gesprochen, and maa kaaa wohl Toa dem, was ich darüber gesagt, bereits anf Yer- schiedenheit der thierischen Krankheitegifte aller Thierartea sdiliessea. So verwickelt diese Lehre im Gänsen ist, mnss sie. der Thierarst dennoch stndiren, am ein Yerfahrea sa ergrna- den. doreh welches die Ansbreitnag der Krankheit Terhindert and dieselbe wo möglich geheilt wird. Dem Menschensrste diiv fen wegen des Nachtheils, den Menschen durch viele Coatagien TOB den Haasthierea erleiden können, dieselben nicht anbe- kaant seia; and sndem geben sie ihm nach Winke snr De- natsang in der Araneiwissenschaft. Der Einfloss, welchen die thierischen Krsnkheitsgifte anf den Menschen haben, ist man- nichfsch and wird anf Terschiedene Weise Teranlasst. Die aber

*) Es ist beksnnt, dass aufgebrachte Katsen, und von Begai- tungstrieb rasende Hengste durch Ihren Biss die WasBersokeu hervor- gebracht haben.

Ansteckende Krankheiten der äausthiere. 401

diesen Gegenstand gemachten Erfahrungen sind zufällige, und nicht durch Versuche regelmässig bestimmte, weil die Aerzte wegen des moralisöhen Werthes des Menschen blos auf gele- gentliche Beobachtungen beschrankt sind.

Eben so, wie es kein bestimmtes Naturgesetz giebt, nach welchem wir die Constitntions- Verwandtschaft der Thiere fest- setzen können, ebenso wenig lasBt sich 'über ihre Erankheits- verwand tschaft etwas mit Bestimmtheit angeben; Alles, was man hier und dort darüber gehört hat, ist Vermuthung, welche höchst selten von der Natur zur Gewissheit erhoben wird. Soll man die nähere oder entferntere Verwandtschaft der Thiere in ihrer Bauart suchen oder in ihren gemeinschaftlichen Krank«« Leiten? Das Eine sowohl wie das Andere erweckt Zweifel, und leitet uns keinesweges zu einem auch nur einigermaassen siche- ren Schlüsse. Nach Erfahrungen sollte billig der EinÜuss, welchen gewisse Erankheitsgifte auf mehrere Thierarten zu- gleich haben, den Vorzug verdienen, obgleich sie die Gleich- heit der Bauart gegen sich haben. Eine wahre Gleichheit tref- fen wir nur zwischen dem Pferde und dem Esel, die nicht allein durch die selbststandigen Krankheiten dieser Thiere be- kundet, sondern auch durch ihre gegenseitige Paarung bewie- sen wird. Zwischen diesen und anderen Hausthieren findet ebenso wenig eine Gleichheit statt, als zteischen den letzteren unter sich, ich meine nämlich hinsichilich der Annahme für ihre verschiedenen eigenthümlicfaen Krankheiten. Dass die Viehpesf oder die allgemeine Viehseuche sich nicht auf Schafe einimpfen lasst, ist weniger auffallend, als dass die Schafpocken sich nicht auf Ziegen übertragen lassen. Unsere grossten Naturforscher finden eine ausserordentliche Gleichheit zwischen der Structur des Menschen und des Schweines; allein in Bezug auf die Krankheiten finde ich das nicht, da beide wohl eigenthümlich'e und ahnliche Krankheiten haben, die jedoch nicht von dem einen zum andern übergehen. Der Mensch leidet gewiss nicht mehr von einer andern kranken Thierart als vom Hornvieh, ohne äes-

492 Lappe,

bftlb diesem io der Baaeit m gleichen. leb habe diese Be- merkQDg bereits oben schon gemacht. Es ist sehr leicht mog- lieh, dass der Grand gerade in dem liegt, was ich vorhin be- rührte , dass nämlich bei grosseren Thierarten ein Einimpfongs- mittel nicht stattfinden könne. Die Knbpocken, and der Um- stand, dass die Eah far das Blatterngift des Menschen Recep- tivitat hat, sprechen for die Wahrscheinlichkeit meiner Meinang. Uebrigens kommt es bei dem ' Schots der Menschen nicht in Betracht, welcher Schaden durch die Mittheilong der einen oder der andern Thierkrankheit entsteht.

Anf den Menschen aassern die Pferde -Contagien keinen regelmassigen Einflass: dadnrch, dass man aof Aasnahmen auf- merksam war, warde ins wischen die Möglichkeit dargethan; sie dienen als warnendes Beispiel, Rots, Rotswarm and Rande sind nach meinen Erfahrangen vermögend, sobald sie einen bös- artigen Character angenommen haben, den Menschen schädlich zu werden« Am meisten sieben sich die Obdacenten bei Oeff> nang der Pferde, mit Rots and Rotswnrm behaftet, Nachtheil za, wenn sie Verletsangen oder Blasen an den Händen haben, die sie mit Blat oder mit der in den Benlen enthaltenen .Flas- Bigkeit veranreinigen. Anf diese Art erhielt ein Obdncent bos« artige Bealen am Arme, der stark anschwoll; die Heilang, die awar endlich glackte, war aosserst schwierig. Dergleichen ge- fahrliche Folgen habe ich niemals bemerkt, wenn die ansteckende Materie aof die blosse Hand kam. Eine sorgfaltige Vordcht bei der Oeffnang and Pflege der Pferde mit Rots nad Rots- warm dringt sich deshalb anter den angegebenen Umstanden von selbst auf«

Die Uebertragong der Pferde- Rande auf deo Menschen wird noch immer von Vielen in Abrede gestellt; allein die- Autorität einiger einsichtsvollen Thierarzte, sowie aach meine eigenen Beobachtungen haben mich vollkommen von dem an- steckenden Einflüsse der Pferde-Raude aof den Menschen aber- zengt. Diejenigen, welche dergleichen Kranke pflegen^ bekom-

Ansteckende Krankheiten der Hansthiere. 493

ttien einen kratzartigen Anssoblag an Händen nnd Armen , der sich mehr oder weniger verbreitet, aber darcb zweckmassige Mittel wieder zn heilen ist.

Da ich eben von Pferde- Contagien spreche; so darf ich, wie man auch gewiss erwartet, der Manke nnd ihres Einflusses auf den Menschen zu erwähnen nicht vergessen. Einiges ist bereits bei den Kuhpocken vorgekommen, woraus man auf meine Meinung schliessen kann«

Die vom Herrn Prof. Viborg in seiner Sammlung für Thierärzte mitgetheilten Versuche über die Mauke-Materie der Pferde bei dieser Thierart und bei den Menschen, setzen die Unwirksamkeit .dieses Krankheitsstofifes auf beide ausser Zwei- fel, nnd widerlegen ebenso die Behauptung, dass die Kuhpocken durch Manke Materie hervorgebracht werden können*). Ehe ich von diesen Versuchen sprechen horte; zweifelte ich bereits an der Wirklicheit der Jenn er' sehen Theorie, weil ich beide Krankheiten, die Manke nnd die Knhpocken für wesentlich verschieden ansehe. Ich war von Anfang an nicht f&r die Mei- nung, dass die Mauke Menschen anstecke, da ich niemals in der langen Zeit, seit ich Thierarzt bin, diesen Einfluss der Manke bemerkt, so viele Kranke ich auch unter den Händen gehabt habe. Desto auffallender war es mir in Tennecker's Zeitung für 1803 2. B. 1. Th. die entgegengesetzte Erfahrung zn finden; indessen hat der Thatbestand mich nicht überzeugt. Der Einsender jener Nachricht H. v. G. will durch Mankema- terie einen Ausschlag wie trockene Kratze zwischen den Fin- gern erhalten haben. Ohne Zweifel schrieb sich dieser von an- deren Ursachen her; denn obgleich ich die Mauke für eine Mo- dification der Räude ansehe , so habe ich mich bis jetzt von ihrer Mittheilung nicht überzeugen können. H. v. 6. citirt zu- gleich einen Beweis für seine Meinung, nämlich das Schreiben eines Arztes der früheren cisalpinischen Republik vom 5^ MSrz

*) Siehe das Entgegengesetzte in der Anmerkung p. 488.

4M I«ftPM,

180S» wichar dtfin d«r Bahwdl—g «iaes Mau^M erwihat, der Bealea w die Hiad« bekaa, weQ er Fierde mit der Mmoke behaadelte. Er geb sogleich der Knhpocken-CoBiniesioa Nach- rieht devoBy die tob der erwähnten Materie eine Impfinig ▼eraalaMle. Die Eingeiapftea erhieltea die sehoastea Kuh- poeken o. t. w. und der Kranke halte niemals am Koke an thon, aber er pflegte ein mit der Maoke behaftetes Pferd« Dies «idersprieht also, sagt der Einaender, der Meinung Viborg^s, 8eheel*s ond PfaTs. Angenommen, das Breigniss sei wahr, •o andere ich demnngeachtet nicht eher meine Ueberseagnng, bia die so haofig unter den Pferden herrschende Manko mehrere Beweise fnr deren angenommenes Anstecknngsrermögen auf- stellt, ab man bis jetat beobachten konnte. So lange eine eolehe Beobachtong sich nicht in den meisten Fallen als Regel neigt, so thnt dies nichts aar Sache.

Der menschliche Korper. ist Torsoglich fnr die Aufnahme der Krankheitsgifte dea HomTiebes geeignet, denn nicht allein, dass derselbe weit mehr Toa anderen Tbieren sn farchten hat, ao leiden diese wiederum weit weniger Tom HornYieh, als der Mensch« Es ist bewiesen, dass alle £zen Contsgien des Hom- Tiehs den Menschen anstecken, nur die Rindnebpest hat durch- aus keine Wirkung auf uns*

Dass der Milzbrand far den Arst und die Warter sehr geHUirlich werden kann, ist aiemlicb notorisch. Die mehr oder woDiger im Körper allgemein verbreitete Entsundang bestimmt die Bösartigkeit und mit derselben das AntteckungsTermogen des Milsbrandes. Liegen solche Charactere klar vor; so ist «ine sorgfiltige Vorsicht vor der Berührnng des kranken Thie- res anzaratheo« Die Folgep der Mittheilang des Giftes sind «tets traurig; denn es ersrJieioen sowohl beim Menschen als beim Hornvieh Brandbealen, die sehr schwer so heilen sind, ond Ton welchen der Mensch im ganstigsten Falle mit unerhörten Schmerzen davon kommt, wie einige Baaera, welche dies trau- rige Loos traf; mich versichert haben. Alle Absonderoogs- und

Ansteckende Krankheiten der Hansthiere. 495

Aosleernngsmaterien, fiberhanpt alle ron einem am Milsbrand leidenden Thiere herrührenden Stoffe, eraengen beim Mensehen, wenn sie in nnmittelbare Berohrnng mit demselben gesetzt werden, Brandbenlen* Hier sind nicht einmal Verletanngen, Blasen oder frische Wanden erforderlich, um so mehr mnss man jede Verbindung mit den Kranken oder den Leichen scheuen, die mit Brandbeulen bahaftet sind. Diejenigen^ welche krankes Vieh behandeln nnd püegen, werden wohltbun, beson* ders wenn sie denselben Arsneimittel eingeben, zur Ader an lassen oder Kljstire zu geben, ihre Hände mit Fett einsa- sohmieren and sie alsdann mit Essig oder Urin abzuwaschen« Der Zangenkrebs wirkt aal den Menschen eben so schädlich ein wie der Milzbrand. Dieselben Vorsichtsmaassregeln, welche dort nothwendig waren, sind auch hier anwendbar. Ueberhanpt darf man beide Krankheiten wie ein und dieselbe beurtheilen, wie ich dies iib 3. Th» des Magazins für theoretische und prac- tische Thierarznei Wissenschaft von Teufel gezeigt habe.

Der Ruf der Kuhpocken und ihre angepriesene Wirksam- keit ersparen mir alle Aeussernngen darüber; was die Räude anbetrifft, so verweise ich auf das, was ich in dieser Hinsicht bei den Contagien der Pferde gesagt habe.

Es sind nur noch zwei Contagien übrig, über deren Wir- kung auf den menschlichen Korper ich Rechenschaft abzulegen habe; dies sind die Mund> und Klauenseuche, zwei identische Krankheiten. Der Arzt muss der Wahrheit trea bleiben, um die Wissenschaft zu einer höheren Stufe der Vollkommenheit za erheben. Von diesem Grundsatz ausgehend kann ich nach mei- nen Beobachtungen beiden Krankheiten kein auf den Menschen allezeit übergehendes Ansteckungsyermogen zuschreiben. Im Jahre 1810 hatte ich in einer Nachbarstadt eine Mundseuche zu heilen, die ungefähr den dritten Theil von 300 Stück Vieh ergriffen hatte; allein meiner sorgfältigsten Nachfragen unge- achtet konnte ich doch niemals einen Uebergang auf den Men- schen entdecken, obgleich die Milch von den kranken Kühen

496 Adani,

▼00 Vielen TOrtoglioh Ton der Srmereii Klasse genossen wnrde. Inswischen horte ich in Prenssen Tom Landvolke einige Malo Hindentnngen anf Anstecknng. Vergleiclie ich damit D. Sa- gar's Schrift: ,|de aphthis peeorinis 1765**, worin er über die an jener Zeit in Böhmen herrschende Mond- nnd Elanensenche Nachricht giebt, nnd sngleich nber die Brfahrong, die er ge- macht hat, dass nämlich die Milch Ton kranken Knhen, die von Menschen genossen wnrde, bei denselben den Mnndsehwamm oder Aphthen ersengt habe, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass es sich mit beiden Krankheiten in contagi5ser Beziehung ebenso yerhalte, wie mit dem Miltbrand nnd dem Zungen- krebs, dass sie nimliah unter gewissen umstanden anf den Menschen eine ansteckende Kraft äussern.

X.

Aistellug^ SteUug^ Rechte nnd Zakoiift der liaye- rischeH Ciiii-VeteriBäre und den» Vamilient

Von Th. Adam.

In dem II. Qaartalshefte 35. Jahrgg. ^^des Magasins för die gesammte Thierheilknnde*' von Gnrlt ond Hertwig Seite 172 ist unter vorstehender üeberschrift ein Artikel enthalten» als dessen Verfasser ein Tbierarst Wagner in Nornberg Pseudonym angegeben ist, der so sehr von üebertreibungen und Unrichtigkeiten strotz, dass wir denselben nnmoglich mit Stillschweigen übergehen können, indem wir der Ansiebt ' sind, dass zwar die wabrheitsgetrene Darstellaog bestehender Mapgel nnd Gebrechen in unserem Fache von grossem Nutzen ist, Ans- lassnngen aber, wie wir sie hier finden, nimmermehr das Gate

Anstellang etc. der bayerischen Ciyil- Veterinäre. 497

fordern können. £s wurde indessen viel sn weit fuhren, auf

. -

alle eiazelnen, die zur Zeit bestehenden thatsächlichen Verhfilt- nisse des bayerisohen Civil- Veterinärwesen entstellenden Punete unseres Pseudonymus einzugehen, es sollen vielmehr hier nur die Hanptmomente in aller Kurze in das rechte Licht gesetzt werden.

Die Aufstellung (nicht AnsteUnng) der Thierarzte in Bayern ist durch die k. allerhöchste Verordnung vom 1. Sep* tember 1S58, die Reorganisation des Veterinarwesens betrefifend, geregelt; sie erfolgt durch die k. Ereisregierungen und sind nach §« 9. bei der Auswahl unter den Bewerbern für welche eine vierwochentliche Bewerbungsfrist eröffnet ist -— die Aneien* nitat und Würdigkeit, dann auch die nähere Vertrautheit mit den ooonomischen Verhältnissen des betreffenden Bezirkes -^^ sowie die Anträge der Gemeinden, des Districtsraths , des Be- zirks-Comit^'s des landwirthschaftlichen Vereins u. s. w. (§. 8.)— » geeignet zu berücksichtigen. Obschon wir uns mit diesem Auf- stell ungsmodns ans naheliegenden Gründen nicht einverstanden erklären können und es auch schon zuweilen vorgekommen ist, dasB bei Besetzung, namentlich besserer thierärztlicher Stellen dem Sinne der allegirten Verordnung zuwider persön- liche Rücksichten allein den Ausschlag gegeben haben; so sind dies doch immer nur Ansnahmsfälle geblieben und möchte viel-^ leicht manche Besetzung einer Stelle anderer Branchen in die« ser Beziehung auch nicht so gans makellos dastehen.

Gehalte tind Pensionen beziehen in Bayern allerdings Mkfki die amtlichen Thierarzte nicht und werden die Gebühren, für ihre dem Staate geleisteten Dienste anerkanntermaassen nur äusserst kümmerlkh gewährt; doch sind die Bezüge für aBe Offieialgeschßfte, sowohl bei ansteckenden Thierkrankheiten, als fßr Vornahme der peHodischen Thiervisitationen , -Fleischbe» schau etc. entweder durch Verordnungen oder Uebereinkommen geregelt,- können aber der Natur der Sache nach weder in sta- bilen Bmolumenten, noch itt Guadenacteti werden.

Mag. f. TMwhellk. XXXVI. 4. 32 *'

498 Adtm,

Data ein« Vertheilong der amtlieh^thierSrstlicheti Geiohfifte» sowie der damit rerbandeiieii Besage gewöhn« lieh sei, ist UDriehtig; eine solche hat unseres Wissens nnr in einem einsigen Regieningsbesirke stattgefunden, und nnr dann, wenn das Auskommen des erstrorhandenen Thierarstes ohnehin gesichert schien.

BesDglieh der Erwerbung seiner Existensmittel ist der CiTiltbierarst in Bayern allerdings hauptsächlich (und nicht lediglieh) wie aus dem Vorhergehenden ersicht- lich ist, auf die Ertragoisse seiner Priratpraxis angewiesen; es ist dies aber ein Verhaltniss, das in anderen Landern ebenso, aber auch bei den Aersten und vielen anderen Categorien und bei dem gansen Handels- und Gewerbestand besteht und das wohl nie sich andern wird»

Selbstverständlich ist es, dass der thierarstlich- amtliche Experte seineu Wohnsits nicht nach Belieben Terandern oder auf mehrere Tage verlassen kann, ohne sich hieran die Erlaubniss des Amtsvorstandes su erholen, wie dies auch bei den amtlichen Aersten und allen denjenigen Personen der Fall ist, die mit dem Amte in irgend einem dienstliehen Verhält- nisse stehen ; falsch aber ist es, dass die Bezirksarste die Hand- apotheken der Thierarzte zu visitiren haben und besteht in Bayern cur Zeit eine thierarztliche Medicamententaxe gar niciit.

Was die Anseigepflicht der THierarzte in Seochen- fÜlen gegenüber der, der licenzirten und nicht licenzirten Pfn- scher betrifft, so hat sich eben auch hier unser Hr. Pseudo- nym us nicht ganz an das zu Recht bestehende gehalten, und ▼erweisen wir in dieser Besiehung einfach auf die Art. 123 und 126 des P.-Str.-G.-B. , sowie Ziff. 3 der k, allerhöchsten Ver- ordnung vom 13. Juli 1862 »die Verpflichtung der Medicinsl- personen zur Anzeige ansteckender Krankheiten unter Menschen oder Thieren betr.*

Leider kann nicht in Abrede gestellt werden, dass in eini- gen Regierungsbezirken die Lieenzirnngen von Empiri-

AnsteUnng ete. der iMiyeriBchen CItI^- Veterinäre. 499

kern far bestimmte thierarstliehe Veniehtangen auch ohne wirkliches ßednrfniss stattgefanden haben; di^egen müssen wir aber anch anerkennen, dass in anderen Kreisen solche Licenzen anch gar nicht ertheilt worden sind, nberhanpt mochte es in Bayern wie allerwarts als Regel gelten, dass in jenen Gegen- den, wo tnchtige Thierärate ihre Praxis ansahen , das Pfascher- Wesen die Grenzen des wohl far noch sehr lange Zeit Unab- wendbaren nicht aberschreitet.

Wenn Hr. Pseado-Wagner gleich im Anfange seines Artikels behanptet, dass der bayerische Civil* Veterinär, sobald er aas irgend einem Grande, wie Kränklichkeit, hohes Alter a. 6. w. nicht mehr vollkommen entspricht, entweder gans- 11 eh amovirt werden könne, oder die Veterinär- nnd sanitats- poliseiliche Praxis einem anderen Thierarste übertragen wird, so hat er vergessen, dies nar mit einem einzigen Falle, in welchem dies wirklich gesehen, an belegen* im Gegentheile, er hat es verschwiegen , dass in solchen Fallen die Vertretang darch einen Substitaten - selbst viele Jahre hindarch nie- mals beanstandet warde.

In dieselbe Categorie der Behanptongen , deren wahre Begrandang wohl einige Schwierigkeiten bereiten durfte, ist aaob die an setzen, dass beinahe mit jedem Todesfalle eines Civilthierarztes Sammlangen for dessen Relikten veranstaltet werden; seit dem 14jahrigen Bestehen nnserer Wochenschrift hat solches aberhaapt nar bei ungewöhnlichen Vorkomm- nissen, im Ganzen etwa 6mal stattgefanden.

In Bayern ist zwar die oberste Leitnng des Civil*Ve- terinarwesens einem Fachmanne noch nicht übertra- gen, doch darf nicht aasser Acht gelassen werden, dass seit drei Jahren von der k. Staatsregierang die Reorganisation des Civil- Veterinärwesens ernstlich in Angri£f genommen ist, dass aber eine zeitgemasse Reform nar aas dem Grande noch nicht aar Aasfuhrang kommen konnte, weil von der hohen Kammer der Abgeordneten die hiefar erforderlichen Mittel nicht bewil-

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600 Adftm,

ligt worden. ProTttoriich fnogiren iadeseen jetit sehon bei dee 3 Kreisregiernogea Thierarzte eU teeiuiseke Beirithe» ehemo bat die h6eliste Stelle bei Erlassang von wichtigen becuglidieD Verordnongen in der neaeren ZeU stets Thierarste beigezogen und sind aacb die mit letzteren saror beratbenen höchsten Be- stioimangen sowohl von Seite der Behörden als der Tbierarate i&i gans zweekmfissig erkannt worden, w. s. B. die Seachen- Ordnung and die Verordnang gegen die Binderpest, weldie selbst in anderen Ländern grosstentheils adoptirt warde.

Es darf auch nicht vergessen werden , dass die Diraetion der Thierarzneischole seit drei Jahren einem wirklichen Thierarate öbertragen ist, dass diese Anstalt in dieser kor- sen Zeit sehon in. vielfacher Hinsicht sich sa ihrem Vortheile gestaltet hat and weitere Verbesserangen in sicherer Aassieht stehen«

Für alle diese Thatsachen findet aber Hr. Ps eo do*-W agner keia Wort, dafür aber macht er den Ereisregierangen aod den Districtspolizeibehorden den Vorwarf, als ob sie die beste« henden yerordnangsmässigon Bestimmangen über das Giyil-Ve- terinarwesen nach Belieben abänderten and amgingen. Geben wir zu, dass die besüglichea Bestimmangen bei den Aassenbehorden eine mitanter abweichende Aasfahrang erleiden -«- was aber meistens nar da geschehen wird, wo es dem be- treffenden Thierarzte an der aaf allgemeine Tüchtigkeit im Fache berabenden Selbstständigkeit mangelt -— so dürfte es schwer halten, aaeh nur einen Fall yorzaführen, ia welchem einem Thierarzte, gegenüber willkürlicher Behandlong, aaf hö- heren Orts eingereichte Beschwerde sein Hecht niebt gewor- den wäre.

Wie wenig aber unser Pseudonymas mit den Veterinär- polizeilichen Einrichtangen in Bayern vertrant ist, geht aas dessen Unkenntniss hervor, dass seit November 1861 den Kreis- Regierungen die Erlassong oberpolizeUidier Vorsebrlften über Fleisehbesohaa j Hunde- und Sehaf Visitationen anheimgegeben

Anstellung etc. der bay^risejieii Civil -Veterinäre. * 5.01

blieb, diese Stellen fragl. Geschäfte auch je nach den beiM^e- kenden localein etc. Verhaltnissen geregelt haben, nnd nebenbei bemerkt, eine „Allerhöchste Verordnung^ aber Herbstschafvisi- tationen factisch gar nicht existirt.

Mit diesem Wenigen glauben wir genugende Belege für die trüben Quellen, aus denen Hr. Psendo- Wagner geschöpft, dargelegt cu haben nnd verwahren uns zugleich im Interesse und sieher im Namen aller gesinnungstüchtigen Thierarcte Bayerns, als ob sie derartiger Anregungen bedürften, um einer- seits ihre Lage erst wirklich kennen, anderseits auch den rich- tigen Weg zur Verbesserung' derselben einschlagen zu lernen. Unsere Wochenschrift (iebt wohl das beste Zengniss, dass wir uns nie gescheut haben die Schäden unseres Faches schonungs- los bioszulegen und kann wenigstens uns der Vorwurf einen Bund für ein hohes Ross anzusehen nicht gelten. An Ener- gie hat es uns wahrlich ebenfalls nie gefehlt, stets aber haben wir dem Grundsatze gehuldigt, als Mann zu handeln nnd nicht blos zu klagen; .mit reinem Gewissen können wir behaupten, dass uns immer nur die gute Sache vor Augen schwebte, nnd dass wir mit Wissen und Willen niemals den Weg der Unwahr- heit oder der Uebertreibung betreten haben; wir hatten hierzu auch gar keine Veranlassung, indem die Verhältnisse des baye- rischen Civil - Veterinärwesens in der That noch sehr weit da- von entfernt sind, um als günstig bezeichnet werden zu kön- nen, was indessen leider mit uns auch die Collegen noch ver- schiedener anderer Staaten zu beklagen haben»

Wir bayerischen Thierärzte leben doch Gottlob nicht in einem so barbarischen Staate, um uns geradezu als vnllkomiben recht- und schutzlos hinstellen zu können^ wie es na^h. den Auslassungen dieses Pseu^o-Wagner der Fall an sein den. Anschein hätte, geben uns vielmehr der zuversichtlichen Hoff- nung hin, dass unsere höchste Staatsregierung, nachdem sie die Noth wendigkeit einer Reorganisation unseres Faches anerkannt hat, sehen in nächster Zeit Ein:i:ichtnngen treffen werde, welche

50S LitWMbohe Aoieige.

dM Int«reM6 der Landwirthsehaft und dai Staates mit der Babang dea thiaribrstlidien Standet ▼ereinend, sehoa leit Jah- ren sehaliehst, leider aber bic jetat noch ▼ergeblieh herbeigo- wanaeht sind,

Sehlieaalieh erraeben wir die ▼erehrliehe Redaetion dea »Magaaios for die geaammte Ihierheilkande'* dieae BDsere Er- kliraog in daa naehate Heft ihrer geaehataten Zeitaehrift ge» fiUigat aufnehmen an wollen. Th. Adam.

XI.

Literarische Aaxdge.

Die Kolik der Pferde und daa Wnrmanenrjama der Eingeweidearterien. Eine pathologisch -anatomiaehe und kiinisobe Untersaohaog von Dr. Otto Bollinger. Iftt 19 Holsschnitten. Muoehen, 1870, Rodolph Oldenbonrg. Vin. and 264 S. 8.

Die Schrift zerfallt in awei Haaptabtheilnngen, namlicii:

A) Das Wnrmanenrysma der Eingeweide- Arterien, nnd

B) Die Kolik der Pferde.

Die Abtheilang A. enthalt: I. Geschichtliches dea Wnrmanenrysma, die Beschreibnng des Pallisadenwnrms (Stron- gylns armatns), namentlich den Bao, die Entwicklang nnd Wan- derang desselben, nnd wird durch die Abbildangen Fig. 1— »4 erlaatert. Ferner werden die anatomischen Verhaltnisse der Baacheingeweide des Pferdes nnd ihrer Arterien, sowie der feinere Bau der Torderen Gekrosarterie besprochen. Hierher gehören die Abbildangen Fig 5—6.

Litenuntebe Anzeige. 503

II. Pathologisehe Anatomie der Warmnnenrjrimen. Hier find 60 Falle von Anenryemen der Baaeh- Aorta und ihrer Aeste beschrieben und darch die Fignren 7 18. darge- stellt. Zu den seltener Yorkommenden Aneurysmen der Nieren- Arterien kann ich noch ein yor karaer Zeit gefundenes Wurm- anenrysma hininfogen. Bekanntlieh findet man die vordere Gekrosarterie am hanfigsten anenrysmatisch, weniger hanfig den Stamm der Banch-Aorta und ihre anderen Aeste, am seltensten die Nieren - Arterien.

Die durch chronische Entsündnng eraengte Verdickung der Wandungen des Aneurysma wird an den Tersohiedenen fiaut- schichten der Arterie nachgewiesen. An das Bzsudat der in- neren Haut legt sich Fasersto£f- Gerinnsel (Thrombus) an, und in diesem sind die jungen Pallisaden wurmer eingebettet, um dort durch Häutung ihre Metamorphose dnrchsumachen. Als Ursache inr Entstehung der Aneurysmen werden eben die ans dem Dickdarme in die Arterie eingewanderten jungen Pallisaden- wurmer angesehen, und swar mit vollem Recht. Dass gerade die vordere Gekr5sarterie am hanfigsten von den Würmern besucht wird, scheint mir darin begründet au sein, dass diese Arterie des Pferdes einen äusserst knrsen Stamm hat, der un- mittelbar am Dickdarme liegt; und von dieser Arterie gelan- gen sie erst in di^ anderen Aeste der Bauch-Aorta»

Dass die Erkennung der Wurmanenrysmen am lebenden Pferde schwierig ist, weil die Symptome nicht constant sind, wird vom Herrn Verf. hervorgehoben; auch dass Rupturen die- ser Pnlsadergeschwülste im Ganzen selten sind. Ebenso beach- tenswerth ist die Schilderung der krankhaften Zustände, welche aas der Verstopfung einielner Arterien durch abgerissene Fa- serstoffpfröpfe aus den Wurmanenrysmen hervorgehen. Ref. stimmt daher dem Verf. in der Annahme bei, dass die bei Pferden nicht selten vorkommende Obliteration der Schenkel- and Becken- Arterien durch Embolie aus jenen Geschwülsten entstehen mögen. Ja der Verf. geht noch weiter, indem er

504 Litomitebe Anseig». *

den Sftts ftoürtellt: »Die ueitten der VeranderaDgen des Dar- mee aod Gekröses (bei Kolikeo) bemhen mnf locslen Gireala- tioDsstSrongen , deren ürsschen embolitehe and thrombisehe Vorginge im Gebiete der vorderen Gekrossrterie sind** (S.200). Dm hiafige Vorkommen der Kolik findet der Verf. darin be- gründet, dass mebr al« 90 pCt, aller Pferde mit solchen Wnrm^ aoenrysmen behaftet sind.

In Beziehottg anfdie Kolik der Pferde enthalt die Schrift folgende Abschnitte:

Statistisches nber Morbilitat und Mortalität, die Haa- figkeit und Gef&hrlichkeit der Kolik.

2. Erscheinungen der Kolik, Verlauf und Eintheiinng»

3. Die Ursachen und die pathologisch -anatomische Gründ- linge der Kolik.

4. Zur Physiologie der Koliksymptome. Der Meteorismus, die Darmgase; Kohlensaure- und Schwefelwasserstoff - Ver« giftung.

5. Modificationen der dnrdi Bmbolie und Thrombose be- dingten Störungen. Schlussbemerkungeo.

Therapeutische Bemerkungen.

Das Ende der Schrift enthalt ein Resume in 23 Satsen.

Ref. hat die Schrift mit vielem Interesse gelesen und in mancher Besiehung auch Belehrung und Berichtigung seiner Ansichten erb alten.

Gurlt.

« *

Pertonal-Nodzen. 505

XII.

Personal -NotizeDt

Angestellt sind mls Ereis-Thierarzte:

Thierarzt I, Klasse Bosser in Oberanlaa für den Kreis Lennep.

Bach mann in Berlin für den Elreis Ober- Barnim.

Versetzt sind:

Kreis -Thierarzt Bandins von Ortelsbarg nach Osterode,

Becker aas dem Kreise Jerichow L in den

Kreis Zeitz, Pech aus dem Kreise Meschede in den Kreis

Hamm. Li eben er aus dem Kreise Bitterfeld in den Kreis Delitzsch. Rossarzt Wen dt von Badapoenen als Ober-Rossarzt nach

Jargaitschen. Thierarzt Frank als Rem onte -Depot -Rossarzt nach Alt Ba- dapoenen.

Verzogen sind:

Thierarzt Loth von Cordeshagen nach Prenzlaa. St arm von Kallbassen nach Pilkallen. Hellbert von Reetz nach Wollgast. Bodenbarg von Goslar nach Seehaasen (Kreis

Wanzleben). Henze Ton Gfinstedt nach Hohengandern. Damitz von Vilbert nach Bocham. Henning von Rathen nach Landenscheid« Arndt Ton Baumholder nach Hennef.

506 Pteraooal - NirtiieB.

Niedergelassen haben sich:

Thierarst Genta in Treptow a. d* Rega« Koch in Kallbassen. Pramers in Leng«

Gestorben sind:

Kreis -Thierarat a. D. Walch in Hersfeld.

Glominski in Samter.

Offene Kreisthierarst-Stellen*)

Für den Kreis Goldap, - Wehlaa. Ortelsbarg. Ragen« Bitterfeld« Samter. Pram.

*) Alle Personal -Notizen nnd daher aneh das Freiwerden Ton Kreisthierarzt- Stellen sind am schnellsten ans der klinischen Wochen- schrift (Verlag der Hir s eh wald' sehen Bachhandlang) zu erfahren.

Red.

Gedrnekt bei Jalioa Sittenfeld in Berlin.

■Taf.W.

Mg.Z.

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