x r Kr, Di Ne et A, u rer j. — TREE r Magazin für die Naturkunde NHelvetiens B5) ee egeben von D. Albrecht Höpfner, 9%. Stadt sr Apothbefer in Biel, der Churfürſt. Mainzifchen und Churfürftl. Pfaͤlziſchen Atademie Erfurth und Mannheim ; der Naturforſchenden Gefellichaft zu Zuͤrie Berlin, Halle und Laufanne, der phyſikaliſch öfonomifchen in Neun; der mediziniſchen, phyſikaliſch⸗— botaniſchen in Baſel; der Geſell⸗ ſchaft der Kuͤnſte u. Wiſſenſch. in Genf; und der Geſellſchaft der Bergbaukunde Mitglied. Der Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Goͤttingen Korreſpondenten. Mit Kupfern. — —— Zuͤr ich, bey Orell, Geßner, Fuͤßli und Comp. 1789 Der Könialidben Geſellſchaft der Bıilenihaften in Göttingen hochachtungsvoll aewiedmes, .Bom i Herausgeber. —— — * aM. * ae! 9 ir DBorrede - Es war immer meine Abſicht auf dießiährige Dftermeffe 2. Bände diefes Magazins zuliefern, und Mangel an Beyträgen hinderte mich gewiß nicht daran, indem noch für 4. Bände Materia⸗ lien genug vorraͤthig liegen. — Allein eine Menge - von Verdrieglichkeiten und Geſchaͤften, welchen ich faft unterlag, machte mir es unmoͤglich, und kaum fand ich diejenige Zeit um nur diefen vierte ten Band ins reine zu bringen. Bey der Her⸗ ausaabe nun dieſes vierten Bandes hab ich mehr zu fangen als mir lieb ift, und mehr als der enge Raum einer Vorrede geflatten wird. Der billis ge Lefer wird bey der Unterfuchung diefes Ban⸗ des meine gerechte Sorgfalt zwar nicht vers tennen, und ich fehmeichle mir, daß mean Feine unwichtige Beytraͤge ſowohl zur nähern Kennt- niß der Naturgeſchichte unſers Vaterlandes als auch zur Aushreitung der Naturkunde im Gan⸗ zen finden wird. Indeſſen iſt es mir leid, ſehr leid, daß ich auf die unſchuldigſte Weiſe Urſache bin und Gelegen heit gegeben habe, daß durch meine Frage uͤber “den Baſalt ein fo unbeliebiger Streit zwiſchen verſchiedenen beruͤhmten Mineralogen entſtanden iſt, und daß ſolcher auf eine Art gefuͤhret wird, die nicht anders als jedem unpartheyiſchen Nas turforſcher ſehr viel Muͤhe machen muß. $ vi Vorrede. Die vielen unangenehmen Zumuthungen mel, che diefer Streit mir zuzog, die Verdrießlich⸗ keiten, im Welche er mich verwicelte und die un⸗ gerechten Schluͤſſe, welche man auf unſere Natur forſchende Brivatgefellfihaft *) und mich machte, zwingen mich einen Entfchluß zu nehmen , der allem Anſchein nach das Ende diefes Magazins nach fih ziehen wird , — namlich den Entſchluß mich und die Leſer diefes Magazins des Vergnuͤ⸗ gens zu beranben problematifche Gegenſtaͤnde aus der Naturkunde durch Preißfchriften in diefem Werke erörtere zu ſehen und folglich ein groffes Mittel demfelben Stüge zu vers ſchaffen, zu vermiffen. Meine Abſicht bey Ausfesung der kleinen Preiß⸗ fragen war lauter, rein und gut gemeint. Einer feits wollte ich verfuchen ob auf dieſem Wege nicht ein und andere Dunkelheiten und Verwir⸗ rungen in der Naturgefchichte könnten gehoben werden , anderfeitg fehmeichelte ich mir, den Les fern in jedem Bande einige wichtige Abhand⸗ lungen zu liefern, welche auch auffer unſerm Baterlande dem Magazin Intereſſe verſchaffen koͤnnten. Diefe Abficht und diefer Zweck find *) Welche ben diefer Sache ganz unſchuldig und anf Feine Weife verdiente in diefen Streit gezogen zu werden. Gie iſt eine Pris vatgefellichaft und das Urtheil uber die Abhandlungen ift mein aus den freundſchaftlichen Unterhaltungen diefer Gefellichaft gesogenes Reſultat. Sie koͤmmt alſo hier in feinen Betracht indem fie aus guien Gründen nicht offentlich aufzutretten wuͤnſcht. Diarmede vu nun verlohren, feitdem man Barthenfache daraus macht , und ich ziehe mich defto lieber zuruͤck, da die Sache felbft, anftatt mir Vergnügen zu gewähren, zur Duelle von vielfältigem Verdruf amd unverfchuldeter Feindfchaft und heimlichen Groll wurde Es flehet jedermann frey den Streit über den Bafalt aus einem Geſichtspunkt anzufehen , welchen man immer will, unfer Ur⸗ theil verpflichtet und verbindet zu nichts, um fo viel weniger, da es nicht im Stand ift, zu ent- fcheiden, und wen es behagt, kann Diefe Streit fchriften bIoß aus dem Geſichtspunkte von ein«. zelnen Abhandlungen leſen. Beyder Verfaſſer ſind als beruͤhmte Mineralogen bekannt, und niemand wird verlieren ſolche zu leſen. Dieſe Streiſache führet mich natuͤrlicherweiſe auf eine aͤhnliche aber minder bedeutende. Herr Profeſſor Plouquet in Tuͤbingen hat in einer kleinen Brochure (welche uns vor 14. Tagen zu Geſicht gekommen iſt,) unter dem Titel: uͤber einige Gegenſtaͤnde in der Schweitz von Dr. Plouquet, Tübingen 1789. Heerbrannt. Herr Profeſſor Kuhn, ſeinen Recenſenten und mich zum Gegenſtand ſeines unartigen Witzes, und ſeine Urkunde mit dem behandelten Stoffe zum Vehikul deſſelben gewaͤhlt. — Da Herr Eros feffor Plouquet in dem eitlen Wahn ſtehet, wir hätten, um ung Celebritaͤt zu verſchaffen, je nen Streit über den Mechanismum der Gletſcher mit ihm angefangen, und da wir hingegen glaus vor Dorrede, ben, daß Herr PBrofeffor Plouquet noch lange nicht der Mann umd ein Streit mit demfelben nicht der Weag feye, fich Gelebrität zu verfchaffen, ſo zweifeln wir noch wirklich fehr daran, ob eg der Muh wehrt ſeyn wird, auf eine Schrift zu antworten, welche nichts anders als ein Geweb von Unkenntniß, Abfurditäten und Machtfpris chen über phyſikaliſche Gegenſtaͤnde ift, wo tags liche Erfahrung das Gegentheil lehret. — Ab lein daran liegt ung, Daß das Bublitum, an welches Herr Brofeffor Plouguet ©. 8. und das mit allem Recht appellivt in die Lage verſetzt werde, den Streit ans dem rechten und einzigen Geſichtspunkt zu beurtheilen, welchen Herr Bro- feſſor Plougiet fo ziemlih aus dem Auge ge riet hat. — Herr Brofeffor Plonquet beſuchte im Jahr 1786. die Schweiß, und in Bern einen verehrungswirdigen Gelehrten und Naturfors ſcher, weichem Alpen und Glefcher aleichfam zum zweyten Vaterland geworden, und dem gewiß fein unpartheyifcher Mann Kenntnig und Erz fahrung in gedachten Gegenftanden abfprechen wird. — Schon damablen, folglich eheer in die Gletſcher reifete, fagte Herr Brofeffor Plouquet zu diefem Gelehrten: „Er glaube an das: Bor- „rüden der Gletſcher nicht, und koͤnne ſolches — nicht begreifen., Dieſer Gelehrte antıwor- - tete: Here Profeſſor Plouquet, „leſen Sie „von Sauſſuͤre, gehen Sie ſelbſt hin und ſehen „Sie ſelbſten., Herr Profeſſor Plonquet gieng — Dorrede, . IX ach dem Grindelwald, hielt fich 2. Stunden bey dem Gletſcher auf, kam wieder heim, fchrieb feine vertrauliche Erzählung einer Schweiterreife , und griff von Sauffüre nicht Theorie fondern na— türlihe Erklaͤrung der Gletfcher Bhanomene von ©. 93. bis ©. 120. an; aller Orten ver drehte er von Sauffüres, dieſes aufmerffamen und Wahrheits Liebenden Naturforfchers Erfahs rungen , betittelte folche als Irrthuͤmer ©. 91. oder als Laͤcherlichkeiten ©. 103. Range zuvor ehe Herr Profeſſor Plouquet feine vertrauliche Erzählung Durch den Druck befannt machte, übergab mir Herr Profeſſor Kuhn feine Theorie über den Mechanismus der Gletfcher (dann der Ifte Band des Magazins erfchien auf der Michaelis Dieffe 1786. und Herr Brofeffor Plouquets Erzählung ift 1787. gedrudt) folglich hatte derfelbe von Herrn Profeffor Plouquets Theorie feine Erfahrung. Im 3ten Bande des Magazins wiederlegte Herr Brofeffor Kuhn des Heren Profeſſor Plouquets Angriffe auf Herrn von Sauſſuͤre und vertheydigte defielben Erklaͤ⸗ rung; warum? weil deffelben Erklärung ger nau mit allen Gletfcher » Erfcheinungen überein kommt. — Bey diefer Gelegenheit konnte fich Herr Brofeffor Kuhn nicht enthalten die allen helvetifchen Naturforſchern auffallende Wahrheit auch zu äuffern, wie Herr Profeſſor nad) einem kaum zweyſtuͤndigen Aufenthalt bey den Grin: delwald⸗Gletſchern, Maͤnnern den Handſchu x vorræde. zuwarf, die ſeit mehr als zwanzig Jahren Gletſcher beſucht und ſtudiert hatten, und daß er ſie belehren wollte, alle ihre, mit ſo vieler Muͤhe und Gefahr geſammelte Beobachtun— gen haͤtten ſie der Wahrheit um keinen Schritt näher gebracht, Daß Herr Prof. Kuhn die Seren Brunner, de Luͤck und von Sauffüre im Kinn gehabt hatte, fieht jeder unparthenifche Mann ein, Plouquet grif von Gauffüre an, Kuhn verthendiget folchen. Bon Sauſſure beveifete feit 1760, *) alle Jahre die Eisaehirge, folglich feit mehr als 20, Fahren. Profeſſor Plouguet nimmt diefes 20. jährige Studium fehr übel auf, vergißt Herrn von Suuffüre oänzlih und meint S. 21. „Nun „wahrlich, es bedurfte nicht zwoer Stunden (!) „wenn man wıll, nicht zwoer Minuten (!!) um „das faifche, das Ungereimte md, ich wieders „hole es, das Abenthurliche der Mieynung, als „ rückten die Gletſcher in folider Geftalt von ferne „her, einzufehen ; nur ein verjährtes Vorur, „tbeil kann einen fo dicken Schleyer über Die „Aungen ziehen um das nicht auf der Stelle zu „fühlen u. ſ. w. f. & 22, Was es aber mit dem „zwanziniahrigen Studium der Gletfcher für ein „Bewandniß habe, Kann ich freylich nicht wife „ren. Ich will es gerne glauben, daß diefe „ Herren eu fich herzlich fauer werden laffen, daß „fie viele Nachläßigkeit, fogar Gefahren ausſte⸗ — —— *) S. Die Vorrede 3. ſ. Alpenreiſe. \ « Dorrede | xr Zhen, wenn fie fo auf den Gletfchern herum» „Klettern, aber dieſes — * heißt nicht beobach⸗ „ten. u f. w. Allein von unten einen Gletfcher 2. Stunden lang begucken, Diefes heißt beobachten. „fi & 22, aber fragen darf ih wohl — in „Was beftehen dann jene mit ſo vieler Mühe „feligkeit gefammelte Beobachtungen? wo find „fie aufgezeichnet ? Im Gruner, de Lük, von Sauffüre, von Pauls, Schrank, Waldher? Man muß ein zwenftündiger Beobachter feyn um folche Lnbes fcheidenheiten , wie ich eben ausgezogen habe, fo verdienftwollen Gelehrten offentlich unter das Ans geficht fagen zu dürfen, man muß eben fo eine falfeye , ungereimte und abentheurliche Sache zu vertheydigen haben, wie Herr Prof. um of fentlih fagen zu dürfen S. 31. und Doch ges, „traue ich mir zu behaupten, daß nichts Lin: „wabreres feye, als daß der Winterfchnee alles „mahl und gaͤnzlich von der Oberfläche der Glet- „ſcher wegichmelge, „, Diefes ift eine Dreiftigkeit ohne ihres gleichen. Der Heren Brofeffor Kuhn kennt, weiß, daß er ein aͤuſſerſt Wahrheitsfiebender Mann ift. Sein Herr Vater war 27. Fahr lang Prediger in Grindehvald. Herr Profeſſor Kuhn wurde dort gebohren und brachte manche Jahre, Sommer und inter, Frühling und Herbſt in Diefem Thale zu, ſahe oft, md mit ihm alle Die im xıı Dorrede Frühling Augenzeugen feyn wollen — wie auf den tieferen Gletſchern im Frühling der Winters ſchnee von der Oberfläche des Bletfchers weg» ſchmelzt. | Jeder Bewohner der Gletſcher Gegenden weiß diefes als eine alltägliche Erfahrung welche nur ein Bhotophoder (S. 7. I verläugnen Fan. Der Herr PBrofeffor hat vermuthlich nicht davan ges dacht, daß es nicht genug feye einen ehrlichen Mann ins Geficht einer Unwahrheit zu befchuls digen, fondern Daß man aber auch im Stand ſeyn mirffe einen ſolchen Machtſpruch mit Bes weißthuͤmern zu unterflüßen. Nie kann aber Herr Brofeffor Blouquet einen ſolchen Beweiß leiften, er der nie im Fruͤhjahr einen Sletfcher gefehen hat. Wenn ich jeman— den einer Unwahrheit befchuldige und folches nicht beweifen Tann, was Din ich ? Doch diefes alles ift zu einer Vorrede ſchon zu gedehnt. Meine Abfiht war nur, den Leſern die Geſchichte des Streites vorzulegen ; und eis nige Broben wie Herr Profeſſor Plouquet feine Beweiſe führt, mitzutheilen. Da indeflen Herr Profeſſor Plouquet glaubt, daß feine Schrift auf - Öffentliche Landesanſtalten (S. 6.) Einfluß has ben kaun, fo wollen wir doch vielleicht auch von nuſerer Seite dazu beytragen , um Diefes Werk bekannter und gemeinnägiger zu machen. Es wird daher ım sten Bande mit Anmerkungen begleitet eingeruͤckt erſcheinen, und der Herr Vers N Porrede xıum - faffer wird unſere Unpartheylichfeit auch darin nicht verfennen , daß wir alle grobe Auställe auf ung wörtlich abdrucken laffen, diefelben aber nicht beantworten werden. | Bon den her eingerüdten Aufſaͤtzen hab ich nur folgendes anzuführen. — Der Recenſent im - Botanischen Magazin glaubt, ich opfere in dieſem Magazin die Zoologie und Botanik der Mines ralogie auf. Mit nichten. Denn es ift natuͤr— lich daß die meiften Botaniker ihre Auffſaͤtze lie ber ing botanifche Magazin einruͤcken, als in dag meinige, und Diefes mit Recht, Und zweytens gewährt die Mineralogie mehr neue Beobady- - tungen und Entdedungen in Helvetien, als die andern beyden taturrkiche, indeflen wird mir jede eingefandte zoologiſche und botanifche Ab: handlung angenehm und hoͤchſt erwänfcht ſeyn und. ich werde immer trachten Die Manigfaltig« Feit fo fehr als moglich zu unterhalten, und eben diefe Sorgfalt für Abwechslung ift auch eine Ur⸗ fache mehr der langſamern Folge der Banden. Bofhardts Schreiben verdient Aufmerffamteit, weil dieſer patriotifche Landmann von einem deuts ſchen Fürften zur Einführung der fchweißerifchen Landwirthſchaft nach Deutfchland war berufen worden. Mit Fleiß änderte ich nichts an dem Styl; das edle und fhöne Gepraͤg des helveti ſchen Bauren Ausdruds war mir zu theuer. Bey von Sauffüre merfmürdigen Echreiben muß ich den Leſer wegen den vielen Galisismen xiv Vorrede. welche in dem erſten Theile herrſchen, um Vers zeihung bitten. Ich erhielt ihn zu path, um ihm ſelbſt üderfeßen zu konnen, und doch ers laubtedie Wichtigkeit des Innhalts nicht, denfels ben auf den kuͤnftigen Band aufzufparen ; ich ‚übergab daher die Arbeit einem Freunde, wel cher aber der deutfihen Sprache nicht genug ges wachfen war, doch Hab ich fo viel zu ändern geſucht, daß zum wenigften die Deutlichkeit nichts verlieren foll, wenn fibon der Eleganz Gewalt angethan worden if. Da die Bonenzahl beyder - Abhandlungen fehon fo ſtark angewachfen war, ſo konnte ich für diefesmal Feine Necenfionen eins rücden, dagegen werden im fünften Bande die Fortfeßung der Necenfion von Stores Alpen reife und von Brof. Meyners Briefen über die Schweitz erfcheinen- Ebenfalls werden in diefem fünften Bande die chymiſchen Analyſen der neuen in unſern Gebir⸗ J gen entdeckten Foßilien Gattungen nebſt derſel⸗ ben aͤuſſern Beſchreibung eingeruͤckt, und mit demſelben einige Oryktognoſtiſche und Geogno- ſtiſche Bemerkungen verbunden werden. Ich ſchmeichle mir, daß auch dieſer Band mir den guͤtigen und nachſichtsvollen Beyfall erhal⸗ ten werde, welcher mir von verſchiedenen Sei— sen ſo aufmunternd zu Theil geworden iſt. Bern im Maymonat 1739. | Hoͤpfner. { II. Innhalt des ? vierten Dandes, — —— — des Thals Bretigaͤu in Buͤndten. ⸗ ⸗ Verzeichniß derjenigen Pflanzen welche ſeit dem Ri des Herrn von Hallers Hiftoria Stirpium in der Schweiß ge⸗ funden morden. 2 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ Cinige chymiſche Verſuche von dem Herausgeber, > Fortſetzung der Brieſen des Herrn Oberfämmerer Wieg⸗ leb in Langenſalza an einen Freund in der Schweiß das Studium der Chemie betreffend. zter Brief. ⸗ Schreiben von Heren Profefor S— an den Heraus⸗ geber. Die Königshütte betreffend. ⸗ ⸗ Bericht von der in Begleitung des Herrn Oberbergrath Ferber aus Berlin in einem Theil der Berniſchen Alpen unternommenen Reiſe, die Unterſuchung der dortigen Bley⸗ und Eiſenwerken betreffend. In einem Schreiben an den Herausgeber. Bon Herrn General⸗Commiſſarius von Ma⸗ nuel, Mitglied des groſſen Raths in Bern. ⸗ Verſuch eines allgemeinen Umriſſes der mineralogiſchen Beſchreibung eines **— der —— RR Bon * * * 2 Beantwortung der Frage: u i Baſeit? Eine ge⸗ kroͤnte Preißſchriſt. Von Herrn Ober⸗Berg-Amts⸗Se⸗ kretair Widenmann, von Stuttgardt. > ⸗ ⸗ Zweyte Beantwortung der Frage Was ift der Baſalt? Bon Herrn Bergamts-Sekretarius Voigt in Weimar, XII. XIII. Anhang zu den ——— uͤber den aan Dom Herausgeber. ⸗ ⸗ ⸗ Verſuch einer Erklaͤrung * Entſtehung * Vulkanen durch die Entzuͤndung maͤchtiger Steinkohlenſchichten, als ein Beytrag zur Naturgeſchichte des Baſalts. Von Herru Profeſſor Werner in Freyberg. >= ⸗ Ueber die Klaßifikation der Foßilien. Vom Herausgeber. Verſuch einer Klaßifikationsmethode der Stein und Erdarten nach den neuſten chemiſchen Erfahrungen.. Seite. J. Verſuch einer natuͤrlichen und oͤkonomiſchen nr 47 7 39 255 317 x "Inhalt des vierten Bandes, XIV. Zabelle über bie ra der Erd und Stein ; arten. ⸗ * ⸗ ⸗ 325 XV. Von Berghem Berchreibung und atrgefigte des Steinbocks der Saveifhben Alpen. ⸗ 333 XVI. Verfohiedene Nachrichten über die ——— des Murmelthiers, Steinbocks ꝛc. Aus den Schriften Herrn Dr. Girtanners geſammelt. ⸗ ⸗ 369 XV. Beſchreibung der groſſen Kaͤlte im Decemb. 1788. a Jaͤnner 1789. wie ſich folhe zu Bern und den naͤchſt⸗ angranzenden Orten geaͤuſſert hatte, mit einer meteoros logiſchen Tabelle. Von — Ai Sw der in Bern, ⸗ «» 39x XVII. Aeuſſere Befchreibung der ſich ——— natürlich fin⸗ denden Salzen. Von Dockter Karſten 433 XIX. Schreiben Heinrich Boßhard an feine lieben Landsleute. 439 XX. Schreiben des Herrn von Sauſſuͤre an den Herausgeber, feine Reiſe auf den Col du Géant betreffend, 471 XXI. Herrn Profeſſor Hacquets Veſchreibung ſamt Abbildung der Werkzeuge womit die —— — zu Muene verar⸗ beitet werden. ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 527 XXII. Briefe an den Herausgeber. : s D 543 XXIU. Nachtrag zu der Abhandlung über die Kälte. » 972 Nachricht an den Buchbinder mo die Kupfer bin BR geboren. 1. Der Steinbod. 8. su pag. 334 2. Derfchicdene Merfgefhire zur Aus arbeitung der $ uerfleine. 8. su Pag. 535 3. Mitterungstabellen. 4; zu pag. 402 4. Grundriß von Wiift und Guͤllenkaͤſten Fol. zu pag. 470 © Berfud , einer natürlichen und Sconomifchen Befchreibung bes Shut s Bretigau in Buͤnden. von Herrn Pfarrer Polin Luzain. — J. Allgemeine topographiſche Ueberſicht des Thal's. Dis Thal Bretigau liege an der nördlichen Gränge des Bündnerlanded, und zieht fich feiner Länge nad) von Oſten nad) Welten, wo eg fich nur Durch einen vermuth⸗ lichen Bergriß, den die Landquart durchftrömf, gegen dag Auffere Geländ öffnet ; in der Tiefe dieſes Bergriſſes, i der eine enge, 4, Meile lange Bergfchluft vorſtellt, gehe 4° der Weg von hohen überhangenden Selfen befihatter, neben der Landquart in das Thal hinein. In Oſten ſchließt ſich das Thal an die groffe hohe Bergkette, die wie befannt mitten durch Bünden flreicht, und dag Laͤndchen ‚in zween Theile theilet, davon ein Theil Buͤn⸗ den inner den Bergen, der andre Binden auffer de Bergen beißt. Die Seiten Berge des Thale Brefigau find folglich als Bergäfte anzuſehen, die von dieſer ‚Hauptfette Hegen MWeften auslaufen *). Die nördfiche *) Diefe groſſe Bergkette, die id) mir als einen erhabenen gletfchers reihen Bergſtamm denke, durchfiveicht das Buͤndtnerland in eis ner bogenförmigen Linie, denn von den Quellen des vodern Maga fd, Naturk. Helvetiens, IV, 3. 2 3 Beſchreibung Seite des Bretigaͤus beſteht aus dem ſogenannten Rhaͤ⸗ tiſchen Gebirge Mons rhoeticus, welcher in einer Rich⸗ tung von Oſt gegen Nordmeft hinftreicht, und eine ſehr natürliche Granze zmwifchen dem Montafun und unferm Thale ausmacht, Jenes Thal Montafun , lauft indeffen hinter dem Rhaͤtiſchen Gebirge mit Bretigau fo ziemlich paralell hinaus, und ift an Lage, Elima, Produkten, demfelben fo ähnlich , daß man es als feine Schwefter anfehen fünnte, wenn unter TShäfern und Bergen vers wandfchaften Statt hätten. An der füdlichen Seite gränge das Thal Brätigau an ein anders Bündner Thal. Scanfif, mit welchem es auch eine paralele Lage hat. Die Grundfläche des Thals ift von manigfaltiger Ges ftalt; bald entfernen fih die Seitenberge, und laffen ei⸗ ne ziemliche Ebene zwifchen ſich, bald nähern fie fich, und geftatten dem Thalfluffe nur einen engen Durchgang; bier eine Sandwüfte , gegenüber ein Wiefengeland mit Heuftällen und Fruchtbaͤumen befäet. Won den 17 Doͤr⸗ fern woraus das Thal beſteht, find nur 7 auf der Grund⸗ flaͤche des Thals, die uͤbrigen liegen hoͤher. Jedes groͤſſere Thal hat immer ſeine verſchiedene Quer⸗ thaͤler, eben dies findet ſich auch bey unſerm Thale, wir und hintern Rheins au, bis an den Julierberg, „reicht die: Berge fette von Weften gegen Often vom Julierberg weg aber ift die Rich⸗ tung mit dem Junfluß paralell, das heißt von Suͤdweſt gegen Nordoſt. Nicht nur das Thal Bretigaͤu fondern alle Thaler des Bindnerlandes fhlieffen fich an diefe Hauptkette an, und ruhen mit ihren Haͤuptern gleichfam an derfelben; von beyden. Seiten flieffen Baͤche und Fluͤſſe nach verſchiedenen Weltgegenden, beruns ter, wo die Bergkette fich in der Gegend des Sulierberges ge⸗ gegen Nordoſt hinbiegt, kann man ſich eine Art von Vorgebirge denken. Es verſendet der Julierberg wirklich ſein Gewaͤſſer nach dreyen Meeren hin: nach dem mittellaͤndiſchen die Maira, uach dem ſchwarzen Meere den Influß, nach dem deutſchen Meere ei⸗ nen kleinen Fluß der in den Rhein fällt. | \ des Thals Bretigän. 3 \ wollen diefelbe hier bemerfen. An der innerften Schluft des Thales, wo die Gemeinde Cloſter liegt, erhebt fich ‚von einem groffen Wiefengrunde das Hauptthal rechte gegen Südoften, duch Wellungen verfchiedener maldigs ter. Hügel empor, um fich mit dem böhern Thale Davos zu vereinigen. Links hingegen, gegen Nordoſt hin ſchwenkt fid) das Hauptthal flach; eben hinein, als in einer Forts fegung jenes Wiefengrunded, und verenget fich immer mehr in dem Thale Mambiel — Mont bel — und theis Tee ſich weiter hinein in der Ebene von Parten, mieder in zwey Arme, Sardasfa und Feraina, zwey weitlaͤu⸗ fige, felfigte Alpthaͤler, die ſich an jene oben bemeldte Hauptfette anfehmiegen , und an andere Thäler des Uns terengading gränzen. Die übrige Duerthäler find theils an der nördlichen, theils an der füdlichen Seite des Thale; die nördlichen folgen in diefee Drdnung: Slapin Chile pina) St. An- tönien, da8 Druferthal, das Banpyerthal. ‘1. Das Thal Slapin ift ein anfangs maldigted, weis ter hinein aber ebenes , wiefenreiches, enges Thälchen, in welchem Majenfüffe der Gemeind Elofter und Alpen der Gemeind Kuͤblis find. Durch diefes That ift ein bequemer Paß nach dem Dorf Gargella des Montafuns. Die innerften Berge 'diefes Thale gramen an die Glet fcher von Sardaffa und: Fermunt, und find Zufluchtes oͤrter der Gemfe, 2, Das Thal’ Sa Antönien ,„ aus.welchem Die Schaniele in die Landquart fließt, gehört nach dem Urtheil mebs rerer Keifenden, zu den anmuthigften Bergthälern des Buͤndnerlands. So ſcheußlich der Ausgang dieſes Tha⸗ les bey Thalfaza ift, wo die Schaniele aus einem duns keln, fhrofigen Tobel hervorftrömt, fo fhön und frucht⸗ bar an Heu und Weide find die innern böhern Gegens ben, Die naften in die Wolfen fich erhebenden Kalks — IS 4 Beſchreibung ſteingebirge, und die gerade drunter angelehnte, grüne, mweidenreiche Hügel und Thäler verurfachen einen ange nehmen Contraft. In den Bergen von St. Antönien, gehen des Sommers 1100 flücke Nindvieh auf die Weis de, daraus ergiebe fich die Gute und Weitläufigkeie ders felben. | 3. Das Druferthal, läßt den Schrawbach bey dem Dorfe Schiers in die Landquart fallen; es theilt fich weis ter hinein in drey mwaldigte, finftre, faft unzugangliche Toͤbel, davon eigentlich dag mitlere höher in Berge oben, das Druferthal heißt ob von Drufus dem Roͤmiſchen Feld; hern, der dag alte Rhätien unter Roͤmiſche Bormaßigs keit brachte ? In diefem Thale, auf einem- hohen Bergs rücken , liegt das faſt unzugangliche Dertgen Schuders vou 100. Menſchen bewohnt, die von der übrigen Welt durch ſcheußliche Abgründe abgeſoͤndert, das unſchul⸗ digfte und vergnuͤgteſte Hirterleben führen, Angenehm blieb mir noch das Andenken meines dreyjährigen. eins fiedlerifchen, harmlofen Aufenthalts unter diefem Volk; chen. Die Waldungen diefer Töbel des Druferthals find anfehnlich, aber ihrer Unzuganglichfeit wegen meiſt uns benutzt. 4. Das vierte und letzte Querthal des Bretigaͤus iſt das Ganyerthal, es hat ſeinen Ausgang bey dem Dor⸗ fe Gruͤſch, wo es gleich als aus einem dunkeln, engen Bergſchlund, ſein verheerendes Gewaͤſſer, oft ſchrecklich ausleert. Auch dieſes Thal theilt ſich in zwey Arme, wovon der eine ſich Oſtwaͤrts, der andere Nordweſtwaͤrts am Rhaͤtiſchen Gebürge hinanſtreckt. — Die Querthaͤ— ler der noͤrdlichen Seite laufen alſo alle vom Rhaͤtiſchen Gebirge gegen das Thal Bretigaͤu herunter, haben alle wieder ihre kleinere Nebenthaͤler, durch welche ein Quer⸗ thal ſich oft Hinter den Bergen mit dem andern vereis niget. des Thals Bretigäu. s "Die Duerthäler der füdlichen Geite find überhaupt Kleiner, da find 1. ein angenehmes Wiefenthälchen oben am Fidriferbad, 2. ein anders waldigtes bey dem Dorfe Jenatz, genannt val davo,'3. und ein drittes dem Dorfe Grüfch gegen über, mit Namen Val Saina, dieſes ift weit⸗ läufiger, al8 jene zwey bewohnt, reih an Wieſen und Weiden. Alle diefe Duerthäler der füdlichen Seite fens fen fich von einem Gebirge, dem Hohmwang herunter, das zwifchen Bretigau und dem Thale Scanfic liegt. Henn ich das Thal mit feinen Nebenthälern im ganzen genommen, überfchaue, fo finde ich, daß mehr als die Helfte noch Wald ift. Die Tradition fagt: vorzeiten ſey das Thal mit allen Querthaͤlern ein zufammenhängender Wald gewefen , alfo daß, wegen der Undurchdringlich; feit des Waldes, die Randftraffe, ob dem Wald durch viele Kruͤmmungen, in den Duerthälern ein, und wieder aus, forfgegangen ſey. 11. Clima, Boden, Fluͤſſe, Produkte. Das Rhaͤtiſche Gebirge, — an welchem die Berge Madriſa, die weiſſe Fluhe, und Söscha-piana im Nanz ge der hoͤchſten Berge Rhaͤtiens ſtehen — iſt dem Thale eine vollkommene Schutzwehre, wieder die Falten Nords winde. Die füdliche Seite iſt beträchtlich niedriger ale die nördliche, die waͤrmern Suͤdwinde haben daher auch freyen Durchzug. In Dfien liegen zwar an der groffen Bergfette einige Gletfher, z. E. die Gletſcher von Sla—⸗ pin, Sermunt, Sardasca, Ferraina, von mwelchen beys den legtern die Kandquart ihren Urfprung nimmt 5; doc) ift die Lage diefer Gletſcher ſo hinter. den. Duerthälern 6 Beſchreibung verſchlungen, und ſe entfernt, daß man im Hauptthale von Gletſcherwinden wenig empfindet. Die Luft iſt in Bretigaͤu ſehr gemaͤßigt, nie uͤbermaͤßig kalt und nie übersmäßig warm. — Die Querthaͤler und ihre Bache fragen auch dazu bey die Reinigung der Luft zu befördern, Drey Dörfer die ganz im Grunde des Thales liegen, Schierd, Jenatz, Kuͤblis, genieffenfzwar die drey MWintermonathe wenig Sonne; hingegen hat die nördliche Seite uvd die auf derfelben befindlichen Dörfer, Ruzein, Saas, Fenos, Seewies, die ſich der Sonne fo ganz darbieten, fehr angenehme und milde Winter. Die Weftwinde haben den leichteften Zugang ‚nnd find auch im Thale die herrfchenden, Die abhangens de Rage des Thals verurfacht einen betaachklichen Untere fcheid in dem Elima der Dörfer ; zum Elofter, der inner fien Dorfgemeinde ; fängt die Vegetation um vier Wo— chen fpäter an, ale in Grüfch , hier wachſen und reifen - gute Apfel, Birnen, Pflaumen, oft fogar Trauben; ‚zum Cloſter mögen kuͤmmerlich bis anfangs Septems ber etwelche Kirfchen reifen, Die Höhen Gebirge in Norden die eigentlich das Nhas tifche Gebirge ausmachen, beftehen meifteng aus Kalf fein, die Madrifa ausgenommen, die fi) von ihren Nachbarn merklich genug unterfcheidet, und Granit iſt. Ob diefer Granitberg oder feine benachbarten Kalffteinberge höher fenen, iſt noch nicht entfchieden , faft fcheinen aber die Kalffteinberge höher. Die Steinart der niedern Ge genden-ift meiſtens Schiefer ; diefes Geftein ift aber auf der füdlichen Seite häufiger als auf der nördlichen: in der Gemeind Conters bricht eine Schieferart, die dem blauen Glarner: Schiefer ſehr nahe koͤmmt. Aug der Verwitterung des Schiefers, und Vermiſchung defielben mit der Erde von faulenden Bäumen und Pflanzen der des Thals Bretigaͤu. h 7 alten Waͤlber', iſt die jetzige Schichte von Gartenerde entſtanden, woraus die Oberflaͤche des Bodens beſteht, die im ganzen uͤberall ſehr fett und mergelartig iſt. Der Hauptfluß, der das Thal von Oſten nach Weſten durchſtroͤmt, heißt die Landquart. Sie erhaͤlt aus den neun Querthaͤlern anſehnliche Baͤche. | Die anhaltenden Regen, welche, in dem Monate $us nius gewöhnlich find, verurfachen oft, befonders wenn zugleich viel Schnee auf den Gebirgen plöglich ſchmilzt, eine wuͤtende Anſchwellung diefer Bäche, wodurch fo wohl fie, als die Landquart felbft fo verheert werden daß die niedrigften Grunde des Thals, (befonders ſeit dem Jahre 1764.) einer Sand und Steinwuͤſte gleichen, und im ganzen genommen kaum noch ein Dittheil ders felben urbars Wiefenfeld if. Die Dörfer welche diefe Verwuͤſtungen am meiſten getroffen haben, ſind Gruͤſch uud Schiers. Die vielen Revolutionen, welche dag Thal don dieſen Baͤchen, und von der Landquart ſeit vielen Jahren und und von uralten Zeiten her erlitten, find überall dem Beob— achter noch bemerkbar, Bey Jenatz bemerft man vierers ley Ufer der Landquart, immer eind niedriger, ald dag andre, zu einem deutlichen Beweis, daß diefed Thal durch Die Landquart immer tiefer iſt auggehölt worden, Sandhügel mit Bachſteinen vermifche ftehen auf Höhen, wo jetzt der Bad, der fie bildete 4, Stunde tiefer vor⸗ benfließet. Die Natur und Menfchenhande arbeiten unaufbörlich- Veränderungen. Sandfelder find durch Zeit und Menſchenfleiß zu fruchtbaren Wieſen, und umgekehrt die ſchoͤnſten Wieſen, durch Austrettung angeſchwollener Fluß ſe, in Sandfelder verwandelt worden. Die Baͤche ſpuͤ⸗ len die Erde von den Bergen herab, dieſer Erd und J Beſchreibung Steinſchutt haͤufet ſich an am Fluſſe des Berges, oder an der Muͤndung eines Thales, es entſteht ein Sandfeld auf welchem der Bach wegen beſtaͤndiger Aufſandung wild - berumfihweift ; endlich grabt ſich der Bach mitten in diefem von ihm gebildeten Sandfelde ein eigenes tieferes Bett. Die Oberfläche des Stein und Sandfeldes kommt zur Ruhe, die Vegetation nimmt befiß von diefem Felde, es wird zu einem Weiden und Erlenwalde; Moofe, faus Iendes Raub, und modernde Kräuter , bilden nach und nach eine Rinde von Gartenerde; nun kommt die Mens fhenhand dazu, haut diefen Erlenwald nieder , zündet das ganze an, fehaft die gröffern Steine beyſeite, Erde und Afche werden durch einander gewühlt, Korn drein gefäet, und in drey Monaten iſt's ein Kornfeld, im zweyten Jahre ſchon eine Wieſe. Oder es ſieht -der Menſch ein ebenes Sandfeld traurig an den Ufern des Fluſſes da liegen, er ſammlet die groͤſſern Steine, baut davon Querwaͤlde, leitet das truͤbe ſchlammige Waſſer des nahen Fluſſes herbey, macht Schwellungen, in zwey Jahren iſt das Sandfeld an vielen Orken Schuhtief mit fruchbarer Lettenerde bedeckt, und die Sandwuͤſte alſo zum urbaren Lande geworden ; froh erndet nun der Sleißige, alle Fahre reichen Herbfifegen — Doch firhe! ein drey, tägiger Regen, eine Waffergüffe , (Ueberſchwemmung) und feine Plantage ift wieder zur Sandwüfte geworden. Solcherley Berwandlungen find wirklich in unferm Thale gewöhnlich, Befonders haben die jahre 1764. 1765. und 1785. Denfmäler zuräfgelaffen, die nicht fo leicht mehr auszu⸗ löfchen und für die Zufchauer ſolcher Scenen fo abfchres kend find, daß faſt aller unternehmende Fleiß a iſt gelaͤhmt worden. des Thals Bretigaun. 9 Das wichtigfte Produft des Thales ift das Heu, Auf gedüngten Wiefen werden zwo Heuerndten gehalten, auf magern nur eine; und Bergwieſen werden alle zwey Jahre einmal gemähet; eine ungemähet ruhende MWiefe, oder fogenannte Prade, heißt in unfrer provinzialfprache Fa⸗ duſch, und eben diefer Namen trägt auch dag * Jahre durch darauf gewachſene Heu. Wie groß die Menge des im ganzen Thale wachfens den Heues fen, laßt ſich fo genau nicht beftimmen, big man mehrere Berichte eingefammelt bat. Doc) zur Pros be fege ich eine ohnmaßgebliche Berechuung bey, die freylich nur in einem Lande, wo fi) die Einwohner , wie im Bretigau, faft einzig nur vom Heu, das ift von der Viehzucht nähren, flatt haben. kann. 1772. waren in der Gemeine Luzain, die auß 500 Seelen befteht, 1403 Fuder oder Klafter Heu gewachſen — das Suder ift bey nnd 343 Cubikſchuhe. 1777. fanden ſich in diefer Gemeinde bey einer aber⸗ maligen Ausmeſſung 2388. Fuder. Nach einer im Jahr 1779 vorgenommenen Zaͤhlung beliefen ſich die Einwohner des Bretigaͤus auf 6, 960 Seelen. Nun nehmen wir an: 500 Seelen, verhalten fi) zu 7,000 wie 2,400 Fuder zu 33,600 Fuder und fo Hätten wir die Summe des im Thale jährlich wach— ſenden Heued. Ich weiß wohl daß es bevölferte Gemeis nen giebt, wie Schiers, Gruͤſch, Jenatz, wo das Vers hältniß der Einwohner zum Heumwachs gröffer iſt als in jener Gemeine Euzein — Doc) giebt e8 auch andre Ges meinen, Balfaina, Schuders, Jurna, Seewis, St Antönien, Conters, wo umgekehrt das Verhaͤltniß des Heues zu den Einwohnern gröffer ſeyn möchte: wir werz den alfo Faum zu viel fagen, wenn mir behaupten: das Thal liefere jährlich 30, 000 Fuder Heu, „In Ser » wie das 583 Einwohner har, erndet man jährfich / j 30 Beſchreibung 3, 050 Klafter Heu; nach dieſem Verhaͤltniß waͤre bie „Menge des im Bretigaͤu jaͤhrlich wachſenden Heues » 36,000 Fuder; obige Angabe kann alſo kaum zu groß » fenn. » Die Art wie bey ung dag Heu eingefammelt wird, ift fehr einfach ; eine Genfe , eine Eleine eiferne Gabel, ein Mechen (oder Harfe) und ein Strick ift der ganze Apparrat, der hiegu nöthig ifl. Heu und Viehſtaͤlle fies ben überall mitten in den Wiefen; bis 10 Uhr Morgens wird gemähet, des Nachmittags werden groffe Heubuns de aufgefegt, — die Einwohner nennen fie GSeileten — die der Nervigte Mann auf Kopf und Schultern nad dem nahen Stalle trägt, Der Aderbau giebt ohngefehr die Helfte des Getreideg ab, was die Einwohner brauchen, denn zum nöthigen Unterhalt derfelben werden jaͤhrlich wohl 5,000. Malter Frucht aus Schwaben eingeführt. | Die Kornfelder werden wegen deg fetten maftigen Gruns des, und des darauf machfeuden Unkrautes, nur. fünf Jahre als Aecker benußt, darauf ruhen fie zehn Jahre, und find Wiefen. Man baut meiftens Gerftenforn, in geringerer Menge auch Roggen und Weitzen. Don der Gerfte erndet man daß Iote, vom Roggen Das I5fe, vom Weitzen bis dag 20te Korn. Was man mil eis nem Pfiuge in drey Stunden umacfern fann , heißt ein Malacker, von einem ſolchen Stuͤck erndtet man gemöhns lich 2 Malter. In Gruͤſch hat man auch mit dem Tuͤr⸗ kenkorn, vorrhbeilhafte Verſuche gemacht. Die Erdäpfel gehören zu den wichtigften Producten ; fie find von September bis April das tägliche Brod der Armen. Gebüfche auszureuten und Erdapfel da zu pflanzen, ift den eingebornen Armen überall ohne Abs gabe erlaubt; in Yenaß, Fidriß, Kunden iſrs gar den fremden Armen vergoͤnnt. des Thals Bretigän. 11 Die Rirfhen find ein. beliebtes Product; ‚der Kirfchs baum gedeyt auch im ganzen Thale vortreflich, er waͤchſt an vielen Orten von ſelbſt, ohne weitere Pflege, Die Kirfchen , die in der Provinzialfprache Kriefe heiſ— fen — blühen von End Aprill's, bis End May’s, nach dem verfchiedenen Clima der Derter, und reifen vom Julius an bis zum September; man dörret fie an der Sons ne, nach dem man fie durch fiedendes Waffer gezogen, oder gebruhet bat. Wer die Kirfchen eines oder mehr rerer Baume herabliefet oder pflücket, der hat für feinen Lohn die Helfte davon — Es befchäftigen fich alfo die Armen auf eine zwar einträgliche,, aber gefährliche Weiz fe, mit dem Rirfchenlefen. Man deftiliert auch von Kirs ſchen einen Brandtemwein, mit dem ein Fleiner Handel getrieben wird, Birnen und Nepfel werden in den Dürfern Schiers, Fanas, Grüfch, Jenatz, Cuͤblis, Luzein, Seewies, in ans ſehnlicher Menge gewonnen, und haͤufiig gedoͤrret. Die Ein⸗ wohner des Dorfes Jenatz treiben mit ihrem gruͤnen und duͤrren Obſt einen Tauſchhandel mit dem Getreide— reichen Untern⸗Engadin. Wenn ſie des Winters bey Schlittbahn uͤber den Berg Flioͤla ihr Obſt an Ort und Stelle felber geführt. So beſteht dieſer Handel darinn, daß 1. Cartane grünes Obſt für 1. Cartane Noggen oder Gerfte, 1. Cartane dürres Obſt hingegen für 2. Gartane Roggen gegeben wird. Auf diefe Weiſe verproviandirt ſich diefe Gemeine Jenatz vermittelſt ihres Obſtes mit Getreide, Die Gartengewächfe, die man bey ung zu erziehen pflegt, find: Spinad, Mangold, Labbis, Salat, Erbſen Safeolen; die Gemeind St. Antönien baut viele Nüben, die von ausnehmender Gröffe, und befondrer Güßig- feit find, 12 Beſchreibung J Merkwürdigkeiten im Mineral-Reich. Die Mineralmaffer des Bretigaͤus find zum Theil auch im Auslande befannt. Das Sidrifer + Bad mwird von Fieberkranken haufig beſucht, melche meiftentheilß ihre Gefundheit da wieder erhalten. E8 führt einen Sauerz Brunnen dem nur eine gröffere Portion fire Luft fehle, um dem Saurbrunnen zu St. Moriz gleich zu feyn. Es koͤnnen, in hoͤlzernen Behältern, 50 Perfonen jede eins zein zugleich baden. | Das Banyer Bad, ift ein Schwefelwaſſer, von ſtark⸗ angreifender Kraft, e8 liegt 2. Stunden von der Ges meind Seewis, im Ganyerthal, wird von Ausländern felten befucht. Das Tenazer Bad in val Davo, führt ein Cryſtal hel— les Waſſer, das einen meiffen Anfchlag, und beym Sie⸗ den einen fehmierigen Schaum zeiget ; Alte bößartige Gefchmwüre und Wunden fol dies Bad curirt haben. Das Sernuferbad, auch ein Schwefelmaffer, ift für kraͤzigte Leute bewährt erfunden, Alle diefe Bäder find mit einer Wirthfchaft, des Sommers verfehen, und Holz zur Erwärmung des Waffers iſt überflüßig vorhanden. Mir find dann nody drey Mineralwaffer befannt, mo aber feine Einrichtung zum Baden gemacht ift. Metallerze, find an zween Orten im Bretigau, — aber bende, fo viel ich weis, nicht gehörig unterfucht — auf der Madrifa und auf Casana lezteres foll goldhaltig feyn ? Die Höhlen in den hohen Kalffteingebirgen von Gt. Antönien gehören auch wohl zu den Merfwürdigfeiten diefes Thals; ihre Befchreibung aber übergehe ich bier, da fie bereits, 1784. im 6ten SJahrgangides Sammlerg, Eeite 209 — 242. mitgetheilt worden if. des Thals Bretigaͤu. 13 Die Tropfiteinarten die ich in den unterirdifchen Höbs len von St. Antönien , und Schieferplatten mit glän genden Würfeln von mineralificten Schwefel belegt, bie ich ob dem Ganyerbade gefunden, find die Steine, die ich bier als Demerfenswehre nenne. IV. Biedhb:Zudht Darinn beſteht der wichtigſte Nahrungszweig der Thal⸗ bewohner. Von ihnen gilt, was dort ſteht: „Wir und unſte Väter find Viehhirten 5 auch wird vielleicht fonft in ganz Bünden die Viehzucht nirgends beffer bez trieben. Ohnſtreitig hat man im Bretigau die ſchoͤnſte Rage Melkkuͤhe. Kühe, die 11. Louisd’or und in jenem befondern Jahre 1782, 12. bis 13. £ouigd’or galten, find zahlreich vorhanden. Die Milch wird durchgehends in Diefem Thale auf Butter verarbeitet, und Diefeg zwar in ſo genannten ſuͤſſen Sennereyen. Ich habe mir vor etwelchen Jahren Muͤhe gegeben die Anzahl alles Viehs im ganzen Thale zu beſtimmen, doch habe ich noch nicht etwas ganzes herausgebracht, das mir ſelbſt hierüber Genuͤge thun koͤnnte. Bey Vorgeſetz⸗ ten der Gemeinen, mit denen man nicht bekannt iſt, darf man in einem democratiſchen Staate feine fo ges naue Nachforfhungen machen; fie argwohnen etwas nach— theiliges darbey. Mit den Hirten felbft hat man überaff nicht Gelegenheit zu fprechen; man bedenfe die Zerſtreu— ung in der fie auf den Bergen leben — und oft find ihre Angaben auch nicht genau genug, fie liebeu die runden Zahlen fehr, gleichwol habe ich mich am liebften bey ihr nen erkundiget. 14 0 Befchreibung In den Jahren 1782. und 1785. war es mir ziemlich ‚gelungen, wenigfteng die Anzahl der auf den Alpen in jedem Sentem befindlichen Kühe zu wiſſen. Vom Ju⸗ nius bis im September hat faft alles Vieh feinen Auf enthalt in den höhern Bergen. Die Kühe find’ meiftens in ‚gemeine Sennereyen eingetheilt, von 50. bis Ioo, Kuͤhen; diefe werden den Alpfnechten zur Wartung übers geben , welche bey ung der Senn, der Zuſenn, der Batzger, und der Kuhhirte heiſſen: dem Kuhhirte wird auf weitlaͤufigen Alpen ein Faͤnder zugeſtellt. Acht tage nach der Alpfhart wird die Milch von 24. Stunden, jedem Bauer vorgewogen. Zu Ende des Sommers wird dann nach dieſem Gewicht eine Theilung der Sommermolken, oder des Nutzens gemacht. Für Io, Krinen Milch, die einer am Meßtage von feiner Kuh erhaͤlt, (welches bey ung ein Kreug beißt, befommt er des Herbfts ohngefehr, wenn es wohl geht, 30. Krinen Butter, 35. Kr. Käfe, und 25. Kr. Zieger. Sch fege num die Anzahl der Kühe in eine Tabelle, ' % . Tabelle des Vieh: Standes im Bretigau. 15 Namen der | — Alpen. Aübe. Zahl d Sin: wohner. Dörfer. Cloſters. | 836. Parten.. = 156, Earfiun.. = 45. Navai. = 79, * Mönchalp. 90, 361, Gerneus, = 286, Gardasın. 95. Sparre. = 40 135; 361. |'Calanda, =] 189. ——— | Slapin = 98. 17%. | Terranna. | 120. 407. Kuͤblis > Conterg. = St. Antönien. | 400. Majerhof. Pratnun. 170. Afcharina, | 153. Cafın. ⸗ 100, Aelpelti. = | 29. SEN s WERTEN SOCKEN N Luzain. ⸗ 518. Falpun. =.-| 194. Buchen. > 290. Fasanna, = | ı she Alp nova. 96. | | Surna. 2ı.| 200, P ⸗ 230. 546. Schiers. \| 1014. Drusa, =. |,10$, Mutta. = I1S. Carſchina. 140. 360. Gruͤſch und Schuders.⸗ 564. 200, Serwis und. Safıös = | 120, 4 Schmidte. > 723. Ralle. — 130, 250. ganös. = | 308. Balsanta. = - 160, 209, 333, J Summe. 6955. ⸗ 3437. Das iſt nun noch nicht die völlige Summe aller Küs he im Thale, denn dazu fommen noch Die Heimfühe, die der Bauer, um Milch de8 Sommers bey feiner Arbeic zu haben,’ Daheim auf fogenannten Heimweiden behält, 16 Befchreibung In manchem Dorfe wird der dritte, in manchem der vier⸗ te Theil der Kühe daheim behalten. Wir werden alfo nicht zu viel anſetzen, wenn wir dem ganzen Thale 1ooo, Heimfühe geben. Die Anzahl der Kühe, die des Sommers in * Alp und Heimweiden gehen, giebt uns Gelegenheit etwelche Einſicht in das Finanzweſen des Thals zu erhalten. Es iſt bey uns eine gemachte Erfahrung, daß der reine Erz trag, den man: von einer Kub das Jahr hindurch hat, „in ihrem Sommernußen beſtehe; was eine Kuh die Zeit des Winters durch an Nutzung abmwirft, wird vom Heu, ‚welches fie verzehrt, fo faft aufgemwogen, wenn dazu noch die Muͤhe ihrer Wartung und Futterung in Anſchlag kommt. Eine Kuh verzehrt bey ihrer Winterung 3. bis 4. Klafter Heu, das Heu gilt im Durchſchnitt 9. Buͤndt⸗ ner Gulden, das iſt 16. Franz livres — alſo koſtet die Winterung einer Kuhe 27. bis 36, Fl. Von einer mitz telmaͤßigen Kuh wird man in ſieben Monaten, vom No— vember bis Ends May, doch mehr nicht als 100. kleine Krinen Butter fammlen — welches 30. Fl. betragen möchs te, Was an Käfe gewonnen wird, wird den Futterungẽ⸗ lohn bezahlen. Ich habe die Nutzung einiger Sennereyen berechnet, und gefunden, daß in manchen 11. Fl. in andern 12. SI. Sommernußung auf die Kuh traf; wenn man aber die Löhnungen der Sennen und Hirten darvon nimmt, fo bleibe ohngefehr 10. Fl. auf jede Kuh 4400, Kühe gäben alſo dem. Thale 44,000, TI. reinen Gewinn, Anmerk: Die Alp Saas gewann einft mit 181, Rühen an Butter, 4,800. Ktinnen. (don 36. Loth.) 1 | beträgt fl. 1,280. on alten. BER. 6 6: Seh an Ziegen, 8,510. ld a Se‘ 2042. trift auf eine Kuh SL 11. Sr, 14, | Conters des Thals Bretigän. 17 wi Eonterg gewann mit 126. Kühen Butter. 36640. Kr. f. 940, Kaͤſe. 8,894. 9 fe 389. Biegen, 21596: #1 fsnfl1YT. — 1500. tif auf die Kuh Kl. 11. Kr. 34, Man gewinnt im Thale Berti allerdings mehr Butter und Kaͤſe, ald man für den eigenen Confum nos thig hat. Es wird Butter, Kuͤh⸗und Ziegenfafe in ans fehnlicher Menge, meifteng zum Kornmarft nah Mal⸗ lau, ausgeführt. Ohnmaßgeblich rechne ich, daß. jahre lich 100,000 fl, Krinen Butter ausgeführt werden, wels ches an Geld 30,000 fl. einbringen moͤchte. Dieſer Butter und Kaͤſehandel iſt aber nicht der, wel⸗ cher am meiſten eintraͤgt — Die Hauptquelle des Gel— des, das ins Land eingebracht wird, iſt der Handel, der mit jungen Kaͤlbern, nach dem Etſchlande, und mit Melk und Zeitkuͤhen nach Italien getrieben wird. les berhaupt werden immer zwey Drittheile der werdenden Kälber groß gezogen. Diefe Nachzucht von ſungem Vieh ift die nüßlichite Iandwirchfchaftliche Befchaftigung des Brettigaͤuers, darinn.er zwar andern Bündtnern merk. lich vorgefommen, jedoch fi) noch mehr in derfelben vervollkommnen follte. Geuͤbte Viehhirten oder Bauern bey ung ſehen darauf, daß fie ein halb Dutzend Melk— fübe, von groffer Art haben, die meift im November oder December falben follen ; die gewordenen Kalber ters den zwey Monake lang mit ganzer fo eben gemolfener Milch getranft, und zivar rechnet man 7 Maaffe Milch zum Tage für ein Kalb, die zwey folgenden Monate wird es mit abgerahmter lauwarmgemachter Milch in eben der - Menge getranft, in fünften Monate frißt eg Heu und Magaz. f-d, Naturk. Helvetiens. IV. 3. 5 18 Beſchreibung trinkt Waſſer; fo ein % jahriges Kalb, beſonders wenn es ein braunes Hüden; Kalb ift, gilt dann 20 big 30 fl. Werden folche gefommert und wieder gewintert, fo hat man an ihnen mehr Vortheil, ald wenn man, das Heu bloß an Melkkühe wenden und die Milch bloß auf But: ter verarbeiten wollte. Doch müffen Melffühe und die Zucht folches jungen Viehs immer in Verbältniß gegen einander ſtehen, denn ohne Melfkühe fünnen Kalber nicht groß werden. Die Menge des jungen heranwach⸗ fenden Viehs, wird 'alfo immer fo groß, wo nicht gröfßs fer, als die Anzahl der ejgentlichen Kühen fenn. ... Sn der Gemeind Seewis ſteht das Vieh in diefem Verhaͤltniß: Alpkuͤhe. 250. St. * Heimkuͤhe. 130. ⸗ Galt u. Zeitkuͤhe. TON Summa. 450. Kühe unge Kalber. 240. _ 2 jährige Stierenn. 120, Galtvich, Maͤnſe. 250. Summa. 610. Junges Vieh. Zur Schafzucht iſt das Thal vorzuͤglich bequem. Der freye Weidgang, den die Schaafe von Ends Oktob. bis Mitte des Aprills auf den Wieſen genieſſen, und die guten Bergweiden der Sommermonate, bekommen Dies fen Thieren fehr wohl. Nach einer Berechnung , die ih 5 Jahre lang mit einer Kleinen Schäferei von 15 big 20 Stücken gemacht, finde ich, daß ich 35 Procent reis ven Gewinn davon gehabt habe. Hier muß man aber Doch zugeben, daß, wegen jenes freyen Weidganges, der Ertrag des Heues Fleiner feyn mag. Wir werden nicht zu vielrechnen , wenn wir bie zohl dee Thals Brettigaͤu. 19 bet Schaafe, in der ganzen Landſchaft Bretigaͤn auf 13,000 Stüce feßen. Ohngefaͤhr der dritte Theil diefer Summe wird jahrlih nach dem Schwabenlande und den benachbarten Schmweißerörtern ausgeführt, welches dem Thale eine baare Einnahme von 20,000 fl. abwirft, wovon, zum Glück des Thales, auch der Arniere Theil der Einwohner ihren Antbeil befommen. Die Wolle wird meiftens im Thale verarbeitet, zu groben fogenannten Walfertichern und Strümpfen, die fodann nach der benachbarten Herrſchaft und andern Orten, gegen ges doͤrrte Birnen , Tuͤrkenkorn, Nüffe, Safeolen eingetaufcht werden. Gerue moͤchte ich auch die Summe des Nindviehes herſetzen, welches jaͤhrlich, ſowohl nach Italien, als auf die Metzg geliefert wird. — Doch waͤren meine An— gaben jetzt noch zu unvollkommen, und zu wenig berichs tiget, ich muß alfo warten, bis ich etwas zuverlaͤßiges weiß. Aus dem Dorf Seewis, welches eine Viehzucht von 1000 Stücen Rindvieh bat, wurden 444 Stücde jun ges Rindvieh, Stieren und Kühe verkauft in einem Jahre, und 500 Schaafe welche an Geld einbrachten fl, 23270, V. Handel. 22 ur Durchs ganze Thal iſt nirgends" Wagenſtraſſe; alle MWaaren werden durch Säaumer auf Saumpferden ein und ausgeführt. — Mit Mühe nnd Befchwerlichfeit find auch alle Keifen durch's Thal verfnupft: Wie fehr diefe Unbequemlichfeit den Handel im ganzen hemme, alle Unternehmer abfchrecfe, die Einwohner gleichfam ifolire, die Aufflarung und Weltfenntniß erfchwere, braucht nicht 20 Befhreibung weitläuftiger dargethan zu werden. Das Vorurtheil, „unfre VBoreltern hatten e8 auch fo, und begnügten fich dabey „, und Diefes, dat noch Furzfichtiger klingt: beffere Straffen würden den Feind ins Land locken — folche und andere Vorurtheile, beherrfchen noch tyran— nifch 9 Theile der Einwohner , dem fchwachern roten Theile bleibt nichts übrig , als beffere Zeiten mwünfchen. Wäre e8 etwa unmöglich eine Wagenfraffe durch ein 6 Stundenlanged, von 7000 Einwohnern belebtes Thal zu machen , welches noch dazu 4000 fl. jahrliche Ein; fünfte von Unterthanen Landen hat? follte diefes etwas fchtweres unübermwindliches ſeyn! ‚Felfen müffen der ar⸗ beitenden Menſchenhand weichen, und Waſſerſtroͤme ſich des ihnen oon Menſchen abgemeſſenen Weges begnuͤgen, wenn Er befiehlt; aber Unverſtand iſt unuͤberwindlicher als Felſen und Vorurtheile find unbandiger als Waſe ſtroͤme. Ein anderes Hinderniß des Handels, dag zugleich ſo oft die ſchlimmſten Zerruͤttungen in Familien verurſacht, iſt die ſogenannte Beit, oder der Verkauf ohne Bezah— lung an baarem Gelde. Alle Tage wird durch das ganze Jahr gekauft und verkauft; und doch wird nie Geld gez zählt ; fondern immer beißt «8, auf Merzmonat, da werde ich bezahlen, Nun ift felbft unter Diannsleuten die erwachfen find, Faum der zehende Theil, die Rech; nungen und ordentliches Buchhalten verftchen , es wird alfo felten eine Bilanz der Einnahme und Ausgabe ges macht; — Welche. Verwirrungen, Berfaumniffe fetter haͤußlichen und Feldgefchäfte — Vergebenes hin und wie; derlaufen — wenn diefer forgenvolle Monat kommt! Eine fleine Schuld von 100 fl. follte an einem Tage durd) zehn Hande laufen, von zehn Händen und von Hl soieder eingefammelt werden; geräth nun eine, Kant Stockung fo find es alle übrige. des Thals Brettigau— ur 2 / Das vortheilhaftefte Gewerbe für die Einwohner des — Brettigaͤus, war bis jetzt die Baumwollenſpinnerey. Wer von einem Pfund 20 Schneller ſpann, hatte von jedem Schneller 5 Buͤndtnerkreutzer — in dieſem Jahre aber nur 3. Ein ſiebender Theil der Einwohner beſchaͤf— tigten ſich mit dieſer Spinnerey, welches ein Einkom— men von fl. 40,000. verſchafte. Einige Cattunweber find hin und wieder im Thale, dieſe aber find nicht Bretti— gauer, fondern Appenzeller. — Sonſt hat man bey ung feine Manufaftur und weis man von Feiner Fabrik. — Leinwand haben wir von eigenem Hanf yinlanglih, auch werden moncherfen wollene Tuͤcher von gemeinen We— bern gewoben, 88 verficht aber Niemand die Apretur der wollenen Tücher. ! vl Einwohner. Noch etwas von dem Charakter der Einwohuer dieſes Thals moͤchte man hier erwarten. Ich glaube bemerkt zu haben , daß die Bewohner der hoͤherun, bergichten Ger ‚genden , religiöfer, öfonomifcher, die untern Thalbe⸗ ohner , bingegen leichtfinniger, verfchwendriicher , forgs loſer ſeyen, jene gütiger gegen Fremde und Arme, diefe bartherziger. — Ueberhaupt haben Die Einwohner des Brettigau viel Nationalſtolz, find fehr eiferfüchtig auf ihre VBerfaffung und Religion, je mehr ihnen dag alleg in vorigen Zeiten gekoftet hat. Etwas mißtrauifch uber: haupt, in dieſen Stücken befonders, gegen Perfonen und Sachen ; argwohnifch gegen alles neue, Deswegen an die Einführung des neuen Calenders bey ihnen noch) lange nicht zu denfen feyn wird. Gie find arbeitfam, von aufgelegtem Berftande, fo wie von ſchoͤnem ſtarken Koͤrperwuchs; e8 giebt viele groffe und viele ffarfe Leute unter ihnen , fie find beberzt, unternehmend, zum Han— deln, Schachern und Maflen aufgelegt, wo fie auf Die kleinſten Vortheile bedacht find ; man giebt ihnen Schuld, ſo etwas trift aber niealle, daß fie geneigt feyen „andre 22 Beſchreibung des Thals Brettigaͤu. zum Nachtheil ihrer Ehrlichkeit fogar, zu uͤberliſten. Der Kraße iſt dieſes Thal fehr unterworfen, fo wie andern Krankheiten eines unreinen Gebluͤts, wozu der Genuß vieler gefalgener fetter Speifen, Mangel an Reinlichfeit und Vernachlaͤßigung der Kräße, aus dem fchlechten Grundfaß, daß fie gefund fey, Schuld zu feyn fcheinen ; fie felbh fchieben fie auf den Baummollengewerb. Ge wiß iſt es, daß die fißende Lebensart der Baumwollen— fpinner , wozu viele ihre fünf zfech8szehnjährige Kinder zwingen, Nerven und Faſern ſchwaͤcht; der fchlaffe Koͤr⸗ perbau, die bleiche Farbe, das zartliche Weſen folcher Kinder ift auffallend; wie nervige, abgehärter, feft ift hingegen der Körper jener Bergbewohner, wo Viehzucht und Feldbau die Hauptbefchaftigung bleibt. | Der Brettigaͤuer fpeißt überhaupt wohl, insgemein ſehr fett; kleidet fich nach feiner Ark gut; liebt Wein, Zabaf und Brandtewein; eine Maaß Wein mit feinem Freunde zu trinken, ift ihm ein befonderg Vergnügen; er iſt freymuͤthig im Umgang mit Menfchen feineggleis chen, und auch mit Edelleuten. Man weiß, daß die Mode befichle Höhere auch mit Wortzeichen zu ehren, der Dretfigauer pflege auch Vornehme nicht höflicher ans zureden, al8 mit dem Fuͤrwort ihr, felten meißt einer daB Sie zu gebrauchen; drey Viertheile der Einwohner dußen einander, der Sohn ruft nach feinem Vater: ou Aeti! wie e8 vor 100 fahren Gifte war. Es ift Fandesfitte, daß auch der Vornehmere , der Edelmann, mit dem geringern Dauer auf einen ganz vertraulichen Fuß lebt, ihm die Hand bietet, mit ihm von feinen Kuͤhen ſchwazt, und fein Pfeifgen dazu raucht, Die Brettigauer Fünglinge lieben den Kriegsdienft, und es ift fo ziemlich gemeine Uebung unter ihnen, 4 Jahre lang, in Hollandifche, Franzoͤſiſche oder -Sardinifche Dienfte zu treten, wo fie gefucht find, Gie fommen Aufferlich cultivirter zurück, aber Sinneneinfalt und Uns ſchuld fcheinen doch daben zu leiden, auch im öfonomis ſchen verlieren, fie dabey mehr als fie gewinnen: DBors theilhafter wäre für fie der Aufenthalt in auswaͤrtigen Laden, nach Art der Engadiner , welches zum Theil ſchon anfang gemwönlicher zu werden ; übrigens bat bisher das Land feine Einwohner ernährt, und follte e8 wohl ferner können. Verzeichniß derjenigen a Be Pay anal PAR Bee ZU | welche feit dem Drud des Herren von Hallerxrs Hiftoria Stirpium in der Schweiz gefunden worden ic. eberfest aus den Memoires pour Servir a V’'Hiftoire naturelle de la Suiffe redigds par Mfr. Struve & Reynier Tom L und mit Anmerkungen vermehrt 2 —— \ 24 Verzeichniß Verzeichniß Derienigen Pflanzen, welche ſeit dem Druck der Hiltoria Stirpium des Herrn von Haller in der Schweiß gefiinden worden find, nebft der Anzeige des Orts, mo fie wachfen , nach der in diefem Werk befolgten Ordnung. Leber ‚gest aus den Memoires pour fervir a, PHi- Wsire naturelle & phyfique de la Suife rediges par Mſr. Strouve & Reynier 8 Laufanne 1788. T. I. ee Ein Sternchen bezeichnet diejenigen Pflanzen, über die Hr. Reynier, und der Ueberfeger noch nicht genugfame Gewißheit haben. 1, Tragopogon majus. 9 In den Ebenen des obern Wallis, um Branſon, Folla- tel, Sitten, Siders, Brieg, Leukerbad ꝛc. Hr. Davall und Thomas. 2. Prenanthes tenuifolia, L. In den bergichten Waͤldern und Muttenz. Hr. de la Chenal. Dieſer gelehrte Botaniker macht aber die gruͤndliche Bemerkung, daß diefe Pflanze als eine Abanderung ber P. Purpurea augcſehen werden ſollte. 3. Prenanthes viminea. L, An den Straffen des obern Wallis, von Sitten und Siders ꝛc. (Hrn Thomas.) 4. Ladtuca Auguftana, Allioni. Waͤchßt haufig im Oberen Wallis zwiſchen Sitten und Siders ıc. Ich halte diefe Pflanze für eine Abander rung der L. fcariola, ſchweizeriſcher Bilanzen, 25 $. Sonchus Plumieri. L, In den Tobeln, Schründen und Rifenen a) der niedri⸗ gen Alp-⸗Gebirgen, am Fuß der Dent de Jaman; an einem Dre Haute genannt: Aux Angeurs, ob Charnes im Amt Vivis: Aux Meufes im Sanenthal: bey Zweyſimmen im —⸗ Hr. Favrod. 6. Sonchus palustris. L. In den Moraͤſten zwiſchen Noville und Villeneuve. Wahrſcheinlich waͤchßt er auch in den Suͤmpfen zwi⸗ ſchenOrbe und Iferten, weil er in Hrn. Davall's bo; taniſchen Garten zu Orbe von ſelbſt gewachſen iſt. 7. Picris echioides L. Ich fand diefe Pflanze in einer Fünftlichen Wiefe uns ter dem Dorfe Brent im Amt Vivis. Diefes bringe mich auf die Vermuthung, daß der Samen diefer Pflanze unter demjenigen „ womit diefe Wieſe ange x fäet war, aus dem mitfagigen Frankreich gefom; men ſeyn moͤchte. So find die Centaurea folkitialis und andere Pflanzen marmerer Gegenden ehe miſch worden. 8. Crepis Diofcoridis. L. In den fleinigeen Aeckern um Bafel: bey der Wie ſenbruck: bey Wyl aufferher dem St. Johannisthor gegen Hüningen und Et. Louis. Hr. de la Chenal, 9, Crepis alpina L., Auf dem Monte Generofo. Ebenberfelbe, 10. Hieracium Chondnilloides. L. In den Wiefen der niedrigen Alpen, fo zum Thal von Defch aehören. (Hr. Favrod.) Um Martinach und St: Remy. (Hr Bellardi, Hr, Morel.) 71, Hieracium intybaceum. Iacq. ‘ Auf den Alpen ded Kantons Bern. Hr. Rinder: Sch ware fehr geneigt, dieſe Pflanze für eine Abäns derung des Hieracii 4r. Hall. zu halten; doch da 46 Schweitzeriſche Pfianzen. Hr. de la Chenal ſie ſoͤndert, ſo will ich nicht ent⸗ ſcheiden. 12, Hieracium hnmile. Iacq. Fl. auſtri. T. T. 189, Auf den Felfen der Alpen, und in ihren Thälern. Man finde diefe Pflanze an vielen Drten, der naͤch— fie für die Botaniften des Welfchlande ift la * du Sex. (b) 13. Hieracium Alpeftre, Iacq. Auf den Wiefen der Alpen. Hr. Thomas, Ich halte diefe Pflanze für eine Abänderung des H. alpini. L. und befige bie Zwifchenarten, 14. Hieracium capillaccum, All, ’ Auf den Alpen ded Amts Aehlen, und des alle, Diefe Pflanze fcheint mir auch nur eine Abänderung de8 H. alpinifju ſeyn. Ich begnüge mich hier nur meine Zweifel zu auffern: wenn ich aber die Be fhreibung und die Gefchichte jeder Pflanze liefere, fo werde ich fie bemeifen, oder wiederrufen. 15, Hieracium montanum. Scop. Auf den Felfen um das Schloß Wallendburg im Kan ton Baſel. 16. Chryfanthemum montanum. All: Iſt ziemlich gemein an felfichten Alpen, und untenher derfelben ; auf der Gemmi, im Thal von Trient. Diefe Pflanze iſt augenfcheinlich eine Abänderung des Chr. leucanthemi. 17. Artemifia abrotanuın. Um Sitten. Hr. Decoppet, Ich mar geneigt zu glauben, biefe Pflanze fey aus einem Garten entfprungen, allein da der gelehrte und fleißige Kräuterfundiger, der fie gefunden hat, mich des Gegentheild verfi Betr fo ruͤcke ich fie ohne Bedenken ein. 18. Micropus eredtus. L, Schweitzeriſche Pflanzen. 27 Um Nyon. Effert, Ecornilleres. Hr. Ducros. Im Wal⸗ lis und Siders, Salges, Varona, ıc, * 19, Centaurea benedicta. L. Im Ober Wallis an den Bachen, Hr. Favrod, 20, Dipfacus laciniatus. L. Bey St. Cergues ob Nion. 21. Scabiofa pyrenaica, All. An dem Ufer des Genferfeed, Hr. Alion iſt vielleicht der einzige, Der diefe, twegen der Trofenheit deg Ge: burtsorts einblumichte Abanderung der Sc. columbaria für eine befondere Art hält, * "22, Valerfana Phu. L, Im Thal von Def, und Etiwaz. Hr. Favrod. Iſt mwahrfcheinlich einem Garten entfallen. . 23. Mentha gentilis, L, Ann den Gräben in den gleichen Thälern. Hr. Favrod. 24, Mentha Auftriaca, Iac. Sin den fumpfichten Feldern um Novereaz bey Lau: anne. Diefe Pflanze unterfcheidet fich von der M. ‚arvenfis durch die Ränge ihrer Staubfäden, welche der Blume gleih if. Diefer Charackter ift aber nicht entfcheidend : ich habe Abänderungen von ander ven Arten gefunden, bey denen die relative Länge der Staubfäden fich bey weitem nicht gleich blieb ; befonderg bey den M, rotundifolia, Sylveſtris, aqua- tica. Man findt unter denen individuis der M, auftriaca einiche, die gröffere Blüthen, Feine Staubfäden, aber einen Griffel Haben. Cb.) 25, Salvia Sclarea. L, In dem angebauten Land, und in den Dörfern ſelbſt, bey Fenalet , Ber. (Hr. Thomas.) bey Mor; 9.8 (Hr. Zain.) Bey Nion, Arner (Hr. Dis eros.C bey Dudi, Liez. | 26, Spartium radiatum. L, 28 Schweitzeriſche Pflanzen. Auf dem Berg Verruet ob dem — * —* (Hr, Thomaß.) - | 27. Wlex Europzus, L. Beym Wachtfeuer von 2 bey Aubonne. en Porinier. ) 28. Der Rafichte Klee. Le Trefle gäzonnant. ‚Reyniet! In den Nifenen der Alpen des Amts Aehlen, des Wals lis, beym Raüteraarglitfcher, 29. Trifolium Saxatile All. Le Trefie des glaciers. An dem Gufer der Öletfcher auf dem * EA Hr. Thomas. 30. Trifolium flexuofum Jacq. # Auf den Hügeln des Reifthals unter dem Wachtfeuer von Lauſanne: an mehreren Orten in Wallis. 31. Coronilla glauca. L. Laͤngſt der Straſſe zwiſchen Varona und dem kr band. Hr, Thomas, 22 Lupinus angustifol'us. L. In den Feldern von Aflens , Echallens, Polier le Grand, St. Barthelemi &c, (Hr. de Coppet, ) In den Aekern bey Chamblande. 33. Aſtragalus depreſſus. L. Im Thal von Oeſch, nahe bey der Kirche. Um Ber, Hr. Faprod: ) Auf dem Berg Grandvire im Ant Aehlen. Hrn, Thomas.) 34 Vicia pihformis. L. Bey Pfirt. (Hr. de la Chenal, 35, Vicia lutea. L. Hrn. Davall hat eine einzige Pflanze bey Hibe ge⸗ finden, die wahrſcheinlich mit fremden Saamen ges fommen ift, und ich habe mic) lang nicht enefchliefs fin fönnen ‚fie als eine Schweitzeriſche Pflanze aus zuſehen; doch da Hr. Allion fie in feine Flora pe- den:iontana aufgenohmen hat, fo ſchien e8 mir Pflicht, fie anzuzeigen. | Echweizerifche a 29 wi Arabis Halleri, All. Auf dem Berg Syloio (Hr. Allion. ii 37. Turritis mollifima, La Tourette — Reyn, Auf den mwärmften und fonnigften Selfen des Ober: lands, Auf dem Berg Eroir. (Hr. Faprod, ) 38. Turritis ciliata. La Tourrette ciliee. Reyn. Auf dem Berg Charbonnet in dem Thale von OSeſch. (Hr. Favrod.) (c.) 39. Syfimbrium Erucaftrum, Gouan. In dem Bett der Vevayſe. In dem Bett der Wald; waſſer bey Clarens. 40, Alyſſum incanum. L. Um Gonthey im Wallis. (Hr. Favrod.) —* pyrenaica l Auf dem hohen Meßmer, und anderen Anpeneller Alpen. (Hr. Kitt, und Girtanner) * 42: Draba ciliaris. L, Nahm bey den Epiken: des Berge Yaray, und oben an einem Abfturz des Berge. — in bein * von Etiwaz (Hr. Fabrod.) r 43. Draba Fladnizenfis. lacq. | Auf den Bergen, welche den Gletfcher von Paneroffa umgeben, und auf der Gemmi. (Hr. Thomas.) * Veronica longifolia. L: | Auf der Dolaz. (Hr Thomas.) ae Pflanze die Hr. Thomas gefunden‘ hat, ſieht der Nbbildung im Hortus Romanus von Sabbati, welcher Rinne bey feiner V. longifolia citirt, vollkom⸗ “men ähnlich; auch muthmaffe ih, daß beyde und aus gebildetere Ubanderufigen der V. Spicata feyen, Alle Kenner der Naturgefihichte wiffen, daß die Zeichnungen des Hortus Romanus nicht fehr richtig und nad) Pflanzen aus einem Garten gemacht find welche immer flarfer und gröffer werden als bie wild gewachsnen, 30 Schweizeriſche Bilanzen. 45. Fluvialis minor , foliis anguſtifſimis. Mich, Tab, VIEL £, % Zu Nyon, in einer Pfuge, zwifchen dem See, und der Bruck über den Boiron. (Hr, D —** ) ® 46. Viola mirabilis, L. In den Wäldern der Thälern von Defch * Kofi niere, (Hr. Favrod.) Es ift möglich, daß Hr. F. einiche Pflanzen von der Viola canina ohne Blum: blätter, deren ich mehrere gefunden habe, für die V. imirabilis hat halten fünnen (d.) deßwegen bes geichne ich fie mit einem Sternchen, befonders da ih Hrn. F. Pflanze nicht gefehen habe, 47. Cerinthe minor, L, Um Pfiirt. (Hr. de ta’ Chenal,) Um Aubonne, (Hr. orimier.) In den Thälern von Oeſch, und * (Hr. Favrod.) 48. Anagallis tenella. L. Zwiſchen St. Saphorim, und Vivis, auf einem — Felſen, Oſtwaͤrts von Gonelleg, 49. Plantago altiſſima. L. In den Weiden der Alpen des Oberlands. Obſchon meine Pflanze vollkommen mit den Beſchrei, bungen uno Abbildungen der Pl. altiſſima überein? ſtimmt, fo wollte ich fie dennoch nicht unter die Schwei⸗ zerifchen Pflanzen aufnehmen , bis ich gefehen, daß Hr. Allion fie unter die Flora. pederiontana auf, genohmen hat. ‚ 50. Gentiana canıpanulata, Iacq. Auf dem Berg Bovonnaz im Aut Achlen Chr. Tho⸗ mas.) Ich vermuthe dieſe Pflanze ſey nur eine Abs änderung der G. purpufea, fo wie die G. punctata. s1. Gentiana cervicaria Vill, Bey Sambres obenher Nyon. (Hr. Ductos. a 52, Camıpanula Allioni, Vill, \ Schweizerifher Pflanzen. 31 In den hoͤhern Wieſen ber — als ol dem Let⸗ ſcherberg. ꝛc. 53. Campanula unifiora. vill. In dem Felsſchutt und den Riſenen am Fuſſe der * fen in den Alpen, zwiſchen la Tour d’ai, und Mayen ıc, 54. Caucalis leptiphyllos. L. In den Aeckern bey Miichelfelden. (Hr. de la Chenal) 85, Sefeli montanum, L. Auf der Wafferfalen: um Pruntrut: Muͤmpelgard, (Nr. de la Chenal, ) | uk. 36. Pimpinella dioica, L, In einer trofenen Wiefe bey Michelfelden. (Hr, de ‚Ja Chenal.) Auf den Hügeln, zwifchen denen der Fußweg von la Sarraz nad) dem Bad von St * hingeht. 57. Laſerpitium prutenicum. Iacq. Um Lauſanne zwiſchen dem Landſitz von Rovereaz und la Clefäux' Moines, auf dem Hügel, den man an— trift, nachdem man über den Bach gegangen ift, 58. Selinum Chabræi. Iacq. In den feuchten Gebuͤſchen am Ufer der Birſe bey Möndhenftein ( Hr. de la Chenal, ) gu Monreret obenher Et. Eergues. (Hr. du: Cros.) zwiſchen Rs mainmotice und Lapraz ( Ar. Davall.) - 60. Sium repens, lacg. "An einem Bach bey der Mühle von Alamand (Hr, gorimier. ) 61. Tordylium maximum. L, Am Rand der Hecker in der Gegend um Drbe — * Davall. ) 62. Rhamnus pumilus. L. An den Felſen der weſtlichen Alpen, inſonderheit in ihren Rizen. Im Oberland auf den Bergen Tho— 32 r Verzeichnis. ley, Saray, Croix ꝛc. (Hr Favrod.) Auf den Alpen des Amt Aehlen (Hr. Thomas.) Ueberall im Wallis, beym Leukerbaad, auf der Gemmi, auf dem Berg Cheville ꝛc. J 63. Arenaria verna, L. Auf den Felfen in den Alpen, Diefe lange ſcheint mie eine Abänderung der A, Saxatilis, mit der fie auch verwechfele worden ift. . ‚28 64. Dianthus virgineus, L. var. £. | Auf dem Berg Rocheblanche bey vom Burg 5 Sucher (Hr. Davall. - ET. Au **65. Dianthus alpinus, L. a 10 (Hr. Dil.) .- — ** 66. Dianthus Arenarius. L Wr * Bey Leuk (Hr. Morell.) An ſeudihten ——— Did.) (e) * 67, Dianthus barbatus. L, here Auf den Felſen, Roches colombines genannt bey Oeſch, Milden (Hrn. Favrod.) die Exemplare die er mir gegeben bat, ſcheinen mir eine breitblaͤtrichte Abaͤnderung des D. arıneriaL. zu ſeyn; uͤberhaupt find beyde Pflanzen einander ziemlich ahnlich. 67. Geianium pyrenaicum, Curtis, Bec de grue a Feuilles de Mauve. Regn, An den Straffen in der Waadt (Pays de Vaud. Sk in den Thälern des Oberlands, wurde uns mit dem 6. molle verwechsler, 69. Sedum annuum .L. Anf den Mauren im Kheinthal, und bey Burgiftein im Kanton Bern, (Hr. Kitt.) 70. Acer opulifolium. Vill. PErable printanier Regn, Saft an allen wäritieren Felfen des Pays de Vaud, 71. Euphorbia falcata, L, "Um, Schweizeriſcher Pflanzen: 33 Um Nyon (Hr du Cros.) Bey Lauſanne gegen den Berg ob Bully. In den Feldern weſtwaͤrts von Chexbres im Wallis ꝛc. *z2. Malva criſpa. L, Im Waͤllis in der Naͤhe des bebauten Landes. (Hr. Favrod.) 73. Cratægus monogona. In den Zaͤunen des Kantons Bafel, *74. Hibiscus trivnum. L- In den Feldern um Aven im Unter , Wallis, ( Hr. Favrod.) Sch zweifle, ob man dieſe Pflanze zn den eiuheimiſchen zählen koͤnne, es ift zu ſichtbar, daß fie einem Gar⸗ ten entfallen ift. 75. Rofa cinnamomea. L, le Rofier printannier, Reyn, * Mit einfacher Bluͤthe bey Lauſanne ob Pully au ei— nem Ort Roſiaz genannt. Mit doppelter Bluͤthe, an mehreren Drten der Waadt. 76, Le Rofier multifiore. Regn. Rofa arvenfis. Hud£, L. Sin dem Thal Praborgne, aux Efluyeres, undl auf meh⸗ reren Bergen des Amts Aehlen ( Hr. Thomas.) wiſchen der Teufelsbruck und Steg. (Hr Davall. ) Su den Tälern von n Etivaz, Roſiniere, Defch , Ba; lorfine, Trient ꝛc. 77. Le Fraifier vert, Duhamel Tr, des arbres fruitiers, In dem Waldchen bey Pavement, einem Landſiz nahe bey Lauſanne. 78. Pontentilla alba. L; In dem mittäglichen Theil des Prangins Walds bey Nyon. (Hr. du Cros,) ‚79. Geum hybridum, lacq. | Um das Leuferbad, (Hr. Davall.) Auf den Bergen des Amts Aehlen, zu Bovornaz: (Hr. Thomag;) Auf den Bergen des Dberlands. (Hr. Favrod.) Nagaz. fd, Naturk. Helvetiens IV. € „ — 34. Rerzeichniß Diefe Pflanze ift augenfcheinlich eine Zwitterpflanze, eine Monſtroſitaͤt. 80, Thalictrum atröpurpureum, lacg. Häufig in den Alpwäldern. Ich halte fie aber nur für eine Abänderung des Th. aquilegifoli, 81. Ranunculus, foliis longiſſimis, brevifime bifureatis, Rupp, In der Gegend um Pruntrut, um —— (Ar. de la Chenal' ) 82. Ranunculus platanifolius, L. In den Hölgern der niedrigen Alpen des Dberlandg, und des Amts Achlen. Diefe Pflanze ift nur eine auggebildetere Abänderung des R, aconitifolius : ich babe alle Mittelarten beobachtet. 83. Ranunculus hederaceus, L. Um Pfirt. CHr. de la Chenal,) RN 84. Ranunculus hirfutus, Curtis, An den Straffen um Laufanne, Vevay. ic. 95. Alisma ranunculoides, L, r In den Moräften um Wangen. x, “u Dif und Hrn. Morel.) 86. Scilla amoena. L. Anden Wiefen um Morges, (Hr. Jain.) um n Senaflet, ob Ber. (Hr. Daval. (Anmerkung des Leberfegers* Nach einer feither erhaltenen Nachricht ift diefe Pflanze: nicht die Scillaammoena L, fondern eine ganz neue Art,) 87. Iris variegata. L, Im Nötfchmunderthal an einem Ort Verner genannt, Hr. Favrod.) Ich babe nur ein einzelnes, ſchlecht getrocknetes Exemplar dieſer Pflanzer gefehen, und führe fie nur als zweifelhaft an: gewiß ift aber, daß fie von dem anderen Schwerdtlilien der Schweiß verfchieden ift, | 88. Orchis paluttris, Iacq. Orchis laxiflore la Mark, in den fumpfigen Wieſen un den Birifers Sen, ( or Davall.) Scchweizeriſcher Pflanzen; 35° 39, Typha palustris minima, Moris, In einem Sumpf zwifhen Sitten und Leonhard, 90. Iuncus pediformis. Vill. Iſt gemein in den Alpenmwiefen. Ich muthmaffe aber, es feye nur eine ausgebildetere Abänderung des J. Spicatus. 51. Scirpus Holo ſchœnus. L, ‚Am Ausflug der Aubonne in den Genferfee. (Hr. Lo- timier und. Iain,) Im Goncerus - Moo8 untenher Gland, und zu Coudray im Savoy. (Hr. Du Cros.): Am Ausflug der Venoge, und bey den Sümpfen von St. Sulpy. 2, Scirpus Supinus E; Um die Sümpfe von St. Sulpy. Dieſe Pflanze ift nur eine ausgebildete Abänderung dee Sc. Setaceus. 03. La Fetuque heterophylle, La Mark, Sm Wäldchen Sauvabelin bey Laufanne; in einichen Hölgern des Torat: Bey dem Thurm von Gaufaz ıc. 94. Poa rigida, L, ‚Auf den wärmften Stellen der Straffen längs dem Gens ferfee. Zu Allamand nahe bey der Bruf, und in den Feldern (Hr. Lorimier.) Im Neifthal zwiſchen Gle- ö, rolles und St, Saphorin; Zwiſchen Vivis und dem Landſiz les Gonnelles, | 05. Melica uniflora, Retz, In den Wäldern des Jorat, und. des Amts Ahlen; im Somabelinwald ıc, 06. Ifnardia palustris. L. | In den Graben um Michelfelden. (Hr. dela Chenal.) 47, La Favrodine dorée. Reyn, Rumex aureus. eine Va- rietæet des R. maritimus L, In den fümpfigen Wiefen der Thäler des Oberlandg, zu Rofsnigre. (Hr. Favrod.) Zwiſchen Albaigue und Lisot im Kanton Treyburg. Ch) N Vrerzeichniß 98. La patience fanguine, La Mark, Rumex ſangineus L, In den Wiefen bey Defch. (Hr. Favrod,) N *99. Hier ſtund die Quercus Cerris, L. Sie iſt aber nach rreuern und richtigern Nachrichten nicht in der Schweiz. 100. Salix Serpylifolia. Scop. * Auf der Gemmi in den Steinen um den See. Diefe Weide ift von der Weide 1646, Hall. verfchieden, wenn Hrn. von Hallers Befchreibung, und die Anz führung der 8. Tafel der Fl, Lapponica richtig find. 151. Salix deprefla. Hoffm, ß Im Zurbenmoog des Thale les Mofles. (Hr. Favrod.) 1o2. Le Pelitric pocedreux, Regn, In der Ihonerde des Sauvabelin swalds, bey dem. Eingang, | 103. Lemna, arrhyza L. In einem Moraft bey Surfer. 104. Lichen perlatus, L, Auf der Rinde der Baume im Prangind » wald. (Hr. Ducros.) 1IOoSꝶ. Lichen reſupinatus. L. Auf dem Leberberg zwiſchen Arzier und St. Cergues, und am Weg auf die Dolaz. Hr. Ducros, der Dies fe Dflanze gefunden hat , glaubt Hr. von Halter habe eine unvollfommene Kenntniß von diefer Plans je gehabt, und fie unter dem N. 2012, befchrieben. 106. Conferva amphibia. L. | Sn dem Mora von Coinfins, und zu * Cefille zwi⸗ ſchen Begnins und Arzier. (Hr Ducros.) 107. La Conferve catilagineuſe. — lournal de Phyſi- que Nov. 1786. Um Etrembieres.. ( Hr, von NRaſnmowẽty. ) Bey dem fe - que - pleut, (regnender Felfen ) ob Brent im Amt Vibis. Zwiſchen St. Gingoulph und Boveret. 108, Tremella palustris. Web, Schweizeriſcher Pllansen. 37 In der_Paudeise bey der Mühle, 109. Ulva granulata Murray. Obenher der Tufftiteingrube bey Gingins. (Ar. Ducros) Io. Sphæria digitata. Oeder. a Am Fuß alter Baumftamme an den Anhöhen bey Sins ging, und la Fuarnaz am Fuß der Dolaz. zır. Fungus minimus, totus niger, umbilicatus. Vaill, In den trofnen Wiefen langs dem Genferfee zwifchen St. Sulpy und dem Ausflug der Venoge. Anmerkungen. a.) Weil diefe Wörter dazu dienen, im der Schweiz ſehr gemeine Gegenftände zu bezeichnen, fo glaubte ich mir die Freyheit nehmen zu dörfen, fie zu gebrauchen. To: bel ift die Buche, der inwaͤrtsgeheude Winkel, zwifcben Bergen, oder Anhöhen einer Bergkete. Rifenen oder Rißles ten auch Lauenen beißen ganze Seiten eines Berges, Ab— häuge oder Pager, auch Felder unten an einem Berg, fo aus Steinen oder Felstruͤmmern beftehen. Wenn ein folches Steinfeld die Defe oder die Seite eines Gletfcbers ausmacht, fo wird es Gufer oder Güft genannt. Oberland bedeutet in gegenwärtigem Auffaz den höhern Theil des Amts Achlen, und das Sanenland. Anmerfung des Heberfezere. b.) Ich befize diefe Pflanze aus der Sammlung des Hru. von Haller , und babe fie auch feither in dem Gafternthale ges finden, Es ift defto wunderbarer, daß fie nicht in der Hiftos ria Stirpium Helveticarum ſteht, da fie doch dem Berfaffer bekant gewefen. Anm. des Meberf, (bb) Diefe Pflanze feheint auch unterm No, 228, in der Hist, Stirpium zu ſtehen. Anm. des Ueberf. e.) Hr. Regnier befchreibe im gleichen Werk , aus dem dies fes gezogen iſt, diefe beyde Arten des Thurmkrautes; ob: ſchon ich fie nur für Abarten halte, fo glaube ich doch nicht fo. überflüßig , ihre Befchreibungen überfeze und abgekürzt bier beyzufügen. Sch wähle die lateiniſche Sprache, weil fie mie noch jet für die deutlichſte für die Botanik ſcheint. \ 380.5 Verzeichniß u " * Turritis molliſſima Radix fuſiformis, ramoſa. Folia radicalia in rofulam diſpo-⸗ fita , ovato elliptica, in petiolum coarctata, obtufe ferrata , mollifimo tomento albentia. Caulis unus, pluresve, peda- lis, Folia caulina amplexicaulia, profundills.crenata: ad cæ- tera radicalibus fimilia. Flores minuti, albi, ungiubus bre- vibus. Calyx patens, bafı gibbus. Silique juniores cauli pa- rallellee, dein recedentes , lineares, membranacex, pelluci- ‚de, ut femina videre poflis, Srn. R. iſt weit entfernt, ans diefer Pflanze eine befon- dere Art machen zu wollen; er ſah fie nur ein einziges mahl amd in einem fehlechten Zuſtand vielmehr fcheint er geneigt, fie für eine Abanderung der T, hirfuta zu halten, in der, die der Sonne und den Winden ausgefezte Lage die mehre— ve Wolle bewirkt Haben. Sie koͤmmt auch in vielem mit der Pflanze überein die Hr. Allion Arabis Saxatilis nennt. Turritis ciliata. Planta perennis, Radix fufiformis, ramofa, ramis fibrofis, Folia radicalia feflilia, ovato oblonga, e viridi flavefcentia, paflim ſubtus rubricofa , glaberrima, oris dentatis, ciliatis. Caulis ereätus, unicalis, vel biuncialis. Folia caulina, unum ad tria, ovata, amplexicatlia, cordata, ciliata. Flores in pedunculis breviffimis,, petala alba, calice longiora 3 ifte ob- tufior. Siliquae hactenus aspiciendi non fuit copia. Hrn, Regnier hat auch hier die Pflanze nur troken mit einer Furzen Befchreibung vom Finder erhalten Fönnen: die Veſchreibuug muß folglich auch unvollfommen fen. d.) Leers in feiner Flora Herb nnd führt eine ähnliche Abart der Viola canina an. e.) Der gelehrte Botanifer Hrn. Pfr. Die fel. bat der öffent lichen Bibliothek in Bern einen Anfang einer. Schweizerifchen Pflanzen Sammlung geſchenkt, worin ich diefe beyden, mit * * Dezeichneton Pflanzen gefunden habe, aber ohne nähere Anzeige des Orts. Gluͤklicher weife hat Hr. Morell, Apo- theker in Bern, feither leztere Pflanze in groffer Menge auf einem fandichten Hügel ohnweit des Leukerbaads gefun: Schweizeriſcher Bllanzen- 39 den, wodurch ihr Bürgerrecht erwiefen ift. Die bloffe Au- thorität Hrn. Diks wäre mir genug gewefen, den D. alpi- nus den Schweizerpflanzen beyzuzählen, wenn nicht auch Hr. Smith, DBefiger des Finnäifchen Herbarü mir Mlanzen davon gewieſen hätte, die er auf den Savoyer = Alpen, zunächft an den Unfrigen gefunden hat. £.) Ein jeder Liebhaber der Schweizerifchen Kränterfnnde wird Hin. Regnier Dank wiffen, dag er dem wakern Schulmei— fier von Defch durch Bennennung einer Pflanze ein Denf- mahl ftiften wollen 5 es ift nur zu bedauern, daß es wicht dauerhaft ſeyn wird, weil er Feine, neue Pflanze dafür ge— wählt hat. In der Hoffnung , daß einiche biographifche Nachrichten von ihm den Leſern nicht nnangenehm ſeyn koͤnn⸗ ten, wandte ich mich an einen gelehrten und geiftvollen Mann, der einiche Zeit die Yandvogtey Sanen, worinn Oeſch liegt, verwaltet bat, der dann auch die Gefälfigkeit hatte mir folgende Züge zu entwerfen, die ich Hier in der Ueberſe⸗ zung einruͤke. » Die Gefihichte des guten RR SICHERT * ich waͤh⸗ „rend meines Aufenthalts zu Roͤtſchmund oft geſehen habe, „it mir nicht befannt. Bänrifch auferzogen, lernte er erft „foät die lateinifche Sprache, und nur durch die Botauik. „als er die Stelle eines lateinifchen Schulmeifters in einer » Gegend befam, wo niemand Latein lernt, begmügte er „fich im Pefen und Schreiben des Feanzöfifchen Unterricht „zu geben. Lange wußte er nichts von Linnaͤus; er befaß „nur Hallers Nomenclator, und ich verfchaffte ihm die En- „numeratio Stirp. Helv. £ Niemahls fab ich eine fol- » che Feidenfihaft für die Botanik, wie bey ihm. Aller Ge- „fellfchaft entzogen brachte er, feine Zäge in einem einzigen „” Zimmer eines zimlich guten Haufes zu mit ſeinem Herbas „rium, feiner Frau nnd feiner Tochter, das ift mit allem » was er liebtes und gieng nicht aus, als um Pflanzen zu '„fuchen. Er hat mir oft geftanden, der Anblik einer merk „würdigen Pflanze verurfache ihm allemahl eine angench- 40 Berzeichnig Schweizeriſcher Bilanzen. Y J „me Ruͤhrung. Auch hat er viele Beobachtungen über die » Pflanzen feiner Gegend gemacht, nemlich über die alpi- „nas und fulalpinasz die Pflanzen der Ebne Fannte er wer „nig. Ich brachte es einft dazu, daß er mir auf wei⸗— „nem Pandgut nahe bey Iverdon einen Beſuch machte. Die „drey erften Tage war er in einer beftändigen Entzükung „ über die für ihn neuen Pflanzen diefes Orts; den vierten „aber befiel ihn das Heimweh fo heftig daß er den ganzen „Tag nicht effen konnte. Am Abend gefiand er mir feine „Noth, und Fehrte folgenden Morgen mit einer forchen Eil- fertigkeit nach Defch zuruͤk, daß er fi) eine gefährliche „ Krankheit zuzog. Er batte einen Fleinen Garten mit Alpen » pflanzen, und eimichen andern, den die Einwohner den 5 Sateinifchen Garten nennten. So hat er unbefanunt, eine „fam aber glüflich gelebt. - Vielleicht Fan nur von ihm » gefagt werden, er habe in feinem ganzen Leben eine eitts zige Leidenfchaft, und von diefer nichts als Genuß gehabt. „Auch fah man «bey ihm jene ftille Heiterkeit, jene offne Guͤ— „te der Seele, die ihren Grund in der Zufriedenheit hat, „und die fie unterhält. Er hatte für meine Briefe eine Ver— » zeichniß der Pflanzen des Amts Sanen verfertigt, die aber „verlohren gieng: und fammelte mir ein Herbarium von den: „felbigen, als ihn ver, Tod in diefer freundfaftlichen Be- „mühung unterbrach. Während feiner Krankheit febrieb er „wir in verfchiedenen Briefen, es thäte ihm fehr leid, wenn „fein Tod vor Beendigung deffelben erfolgen folltes und je „mehr feine Krankheit zunahm, je mehr eilte er mit diefer „ Arbeit. - Alle Kenntniſſe, ausgenohmen die der Pflanzen, „waren ihm fremds aber diefe Unwiffenheit war dem Mans „gel an Büchern zuzufchreiben,. Wäre diefer Mann an eis „nem Ort gebohren worden, wo feine Wißbegierde Hülfe und „ Nahrung gefiinden hätte, fo hätten wir in ihm einen groffen „ Botaniker gehabt: doch vielleicht wäre ihm dann jene dqu⸗ „ bafte Gfüffeligkeit nicht zu Theil worden, die er als Schul » meifterg mit 25, Louisdör Einkommen genoffen hat. Einige Chymifche Berſuche von dem Herausgeber. . Einige Eleine Khymiſche Berfude vom Derausgeber. Vorſchlag zu einer wohlfeilern Bereitung der de mor-. | veau’fchen weiflen Sarbe aus Zinf, Ta glaube, es feye unnöthin, dem Chimiften und Farz benfünftler alle die viele Unbequemlichkeiten herzuerzahr len, ‚mit welchen die Anwendung aud) des beften Bley. weiffes in der Mahlerey verbunden it, und daß diefe Farbe mit der Zeit ihr ſchoͤnes weiſſes Anfehen gegen ei ne gelblichte und ſchmutzige und zulezt ſchwaͤrzliche Far be. vertauſcht. | Das de Morveau’fche Weiß *). oder die Farbe, wel che man durch Niederfchlag mit Raugenfalg aus dem ge reinigten Zinkvitriol erhalt, hat wohl diefen Fehler des Bleyweiffes nicht; fie ift aber zu koſtbar. Sch fchlage folgende wohlfeilere Bereitungsart vor. Man löfe zehen Pfund weiſſen Vitriol in einem Fupfers nen Keffel in Waffer auf und fee zehen Pfund Küchen: ſalz und ein Pfund in Stuͤklein zerfchnittenen Zinf Hinz zu, und digerire dieſe Miſchung ben einer gemäßigten Hize fo lange bi etwas vom filtrirten Liquor durch Galls Sorleinkeie nicht mehr gefärbt wird. tan ſeiche dag flüßige durch und lege den übrig BENDER Zink zu weiterm Gehrauch beyſeite. Dieſe Fluͤßigkeit ſchlage man mit Kalchrahm nieder, *) &; Memoires de PAcademie de Dijon année 1782. Chymiſche Verſuche. 43 und wenn fih nichts mehr niederfchlagen will, fo höre man mit dem Zufeken des Kalchrahms auf. Den erhaltenen Niederfchlag ſuͤſſe man gehoͤrig aus und trokne ihn. Auf dieſe Art erhaͤlt man eine wohlfeile und reine weiſſe Farbe aus dem Zink. Will man eine wohlfeilere aber weniger reine weiſſe Far—⸗ be haben, fo braucht man nur meniger Kochſalz anzu— wenden, und fo wie man verfihiedene Sorten Bleymweiffe hat, melche im Preife und dem Grade ihrer Reinigkeit verſchieden find, fo kann man auch hier Zinkweiſſe machen von verſchiedener Neinigfeit und Preifen, Der rüfftandige Liquor giebt durch Ausduͤnſten und Kriftallifieren ohngefehr zwanzig Pfund Glauberfalz, def: fen Verkauf die Farbe noch mohlfeiler machen kann. Dem Scheidefünftler, welchem die Menge Rriftallifa: tionswaſſer befannt ift, die dieſes Salz enthält, wird 28 nicht befremdend vorfommen daß man fo viel an Glau: berfalz erhält, — Indem mehrere Verfuche bey mir und andern aus einem Pfund Küchenfalz ı 4, Pr. Glauberſalz geliefert haben. II. Borfchlag einer Bereitung zu einer beftandigen blauen Farbe fie die RN 6 iſt befannt daf big ist der Dehlmahler nur das UT: tatmarin Zu feinen Himmeln, Gewandern, oder wo er blau nöthig hat, anwenden Fann. Die Koftbarfeit des Ultramarins, und um den Wunfch vieler Künftler und Kunftmahler zu erfüllen fihlag ich folgende Bereitungs— methode vor. Welche ic) zwar als ein groffes und viel leicht wohl bezahltes Geheimnis ausſchreiben und meiner J 44 Cchimiſche Verſuche Apotheke vermehrten Gewinnſt verſchaffen koͤnnte. Al lein da ſolche Handlunegn mit meiner Denkungsart ſich nicht vertragen, fo will ich gerne auch bier wie ei gentlih fhon mehrmahlen dag Opfer meiner Uneigen, nüßigfeit werden, und andere laffen erndten, mo ich face. Genug! wenn nur die Wiffenfchaften durch folche Feine Beyträge gewinnen; dieſes Bewußtſeyn ift mir immer- die gröfte Belohnung. Man löfe drey Loth geröftefen guten Erdfobolt in Koͤnigswaſſer von der einen Seife auf. - | Anderer Seit löfe man ſechs Loth oder mehr und weniger je nach dem man eine helle oder dunkle Farbe wuͤnſcht, reines von Bley volfommen Englifcheg Zinn in Königewaffer mit den befannten Handgriffen auf, Man vermifche diefe zwey — vorher filfrirten — Auf loͤſungen, und fchlage fie mit einer Auflöfung von reis nem MWeinfteinfal; bis zum Sättigungspunft nieder, man warme die Mifhung und rühre den entftandenen -Niederfchlag wohl durcheinander und füffe ihn aus, Nachdem er wohl ausgefüffet und gelinde getrocknet morden ) fo bringe man ihn in einem flachen porcellas nenen Gefäffe z. 3. in einer Taffen Schaale unter die Muffel, nachdem man den Niederfchlag in dieſer Unters taffe recht ausgebreitet hat, und gebe alsdenn nad) und nad) Feuer, welches man fo lange vermehret, bis man eine angenehme blaue Farbe erhalt. Verſuche die ich mit Erdfobolt aug der Güte Gottes im Sürftenbergifhhen gemacht habe — gaben immer den erwäünfchten Erfolg, Chimiſche Verſuche. Er; II. Borfchlag einer wohlfeilern Bereitungsart der Kalzinirten Magnefia. Cinfonders da wo das Laugenfalz theuet ift, ) Mean weiß daß der lebendige Kalch, die Magnefia aus feiner Auflöfung in Säuren niederfchlägt, aber wollte man fich feiner bedienen, fo würde ſich die Vitriolſaͤure in dem Englifchen Salze mit der Kalcherde verbinden und mit der Magnefia oder Bitterfalgerde zugleich ale Gyps niederfalen, im Falle man .nicht ungemein viel Waſſer zur Auflöfung des Englifchen Salzes brauchen würde, | Um dieſes zu verhindern fo muß man fuchen, bie Kalcherde in ein auflöslicheg Salz zu verändern, und zu diefem Endzwecke würde ich vorfchlagen dem aufgelögien Euglifhen Salze Rüchenfalz zu zufegen, und das Ga menge fieden, und Eriftallfiieren zu laffen. Man würde dadurch Glauberſalz — welches zwar noch gereiniget werden müßte, erhalten , und der rückftäns dige Liquor wäre eine Auflöfung vom Magnefia in Salz; fäure, die nun mit einer beſtimmten Menge Kalkrahm -niedergefhjagen werden koͤnnte. | Die erhaltene Magnefia wäre luft frey, gefrofnet und gelinde kalzinirt um das Waffer zu verjagen, erhielte man eine Ealzinirte Magnefia. Die Menge des Kalchs, welcher guter Rederfalch feyn müßte, fönnte auf verfchiedene Weiſe beſtimmt werden, das zuverläßigfte ift, einen Verſuch zu machen und zu be; flimmen, wie viel Salzfaure er zu feinee Sättigung ge ‚braucht; weiß man dieſes fo läßt fich leicht berechnen, wie viel man brauchen müffe um die Salzſaͤure der an: gewandten Menge von Küchenfalz zu ſaͤttigen. — 46 Chimiſche Verſuche. Man kann auch ohne dieſes die Niederſchlagung vor nehmen und immer von Zeit zu Zeit etwas vom Nie derfchlag mit Vitrioffaure verfuchen. Sollte fich treffen dag man zu viel Kalch gebraucht hätte, fo lieffe fich Teiche der Fehler durch hinzugefeste Bitterfalzlauge verbeffern, Diefe Methode würde nicht nur den Vortheil verfchafz fen, daß man daß Laugenfalz erfparte, fondern daß man noch ein zweytes Produkt, Glauberſalz nehmlich, , erhielte, welches vortheilhäfter als der fonften abfallende Bitriolifir, te Weinftein zumahl da nach obgemelten Gründen die Menge deffelben beträchtlich wäre. Fortſetzung der a Aero A von. | Herrn Dberfämmerer Wienleh in Zangenfalza, an einen Freund inder Shmweis, die Erlernung der Ehymie betreffend. ster Brief. 48 Priefe an einen Fremd Schreiben von Herren Wiegleb. Werther Freund. \ Nachdem Sie bisher eine vorlaͤufige Betrachtung uͤber die innere Beſchaffenheit der natuͤrlichen Koͤrper ange⸗ ſtellet haben, fo muͤſſen Sie ſich nunmehro mit den Zulfss mitteln und Werkzeugen bekannt machen, die zur Aus⸗ uͤbung in der chemiſchen Kunſt ganz unentbehrlich ſind. Sie finden ſolche im vierten Kapitel des Handbuchs be— ſchrieben. Hier bemerken fie zuvoͤrderſt ihre Eintheilung , in wirkende und leidende, nachdem den Begrif von ven wirkenden, und welche Körper darunter verftanden werden müffen ($. 188.). Hierauf gehen Sie in folgens den Paragraphen (189. — 238.) ſolche nach der Reihe durch. Die Lehre von Seuer, nad) feinem Urfprunge, Wirkungen und Folgen ($. 189 — 224.), fo fie von den Feuer Materialien ($. 225 — 230) ift dem Chemis fien fehr nöthig, da fie den meiften Arbeiten unentbehr, lich it. Beobachten Sie ferner den wirffamen Einfluß derLuft ($. 231 — 233) und des Waffers ($. 234 — 236.) Die Wirkfamfeit der Fünftlichen Auflöfungsmittel, wors unter eigentlich alle im zweiten Kapitel angeführten Mis fhungen gehören, iſt bier nur im Allgemeinen zu be merken ($. 237), ingleichen, in wie ferne auch sErden bey geriffenen Endzwecken wirffam ſeyn koͤnnen. Alsdann Fünnen Sie die Aufmerkfamfeit auf die leiden⸗ den Werkzeuge und deren Begrif richten, und deren die 4 in der Schweiß. 49 j 5 — die beſondere Eintheilung in vier Klaſſen bemerken ($. 140.) erbey kommen zuerſt die allgemeinen Grundſaͤtze vom Bau der chemiſchen Orten, und die Beſchreibung der vers fhiedenen Drten bor ($. 241— 65, ); dann. der Unter fhied der Gefaͤſſe ($ 256 — 310.) von Glas, Erden und Metall, wie auch der nöthigen Werkzeuge ($. 311 — 16.); und endlidy machen die unentbehrlichen Seime und Rütte, oder das Kleberort den Beſchluß diefes Kapitels aus. Durch diefe Kentniffe werden Sie alsdann fchon wieder einen Schritt vorwärtsgethan haben, und im Stande feyn, dag fünfte Kapitel vorzunehmen, worinn die verfchiede, nen Operationen, oder regelmäßige Behandlungen, Die zur Erlangung hemifher Endzwecke angeftellet werden müffen, befchrichen find, . Hierbey fommen gleich die furz zuvor erwehnten Werkzeuge zur Anwendung. Die mechanifihen ®perationen ($. 328, ) dienen meift nur ‚zur Vorbereitung der Chemifchen. Der Begrif einer chemiſchen Operation iſt $, 329. befindlich, auch Die eigentliche Anzahl derfelben namentlich angeführte. Bey einer jeden muß auf das Eigenthümliche, und den Uns terfchied von der andern gefehen werden. Im $. 331. ift das Wefentlihe der Deftillation, die dahey Horfomz menden Umftände $. 334. ff. die altere und neue Vers anftaltung $. 347 — 349. und die verſchiedene Arten ders felben $. 350. unter andern beygelegten Rahmen befchrieben, Bey der erflärten Sublimstion ($. 351.) müffen fie fos wohl auf das, mas fie mit der Deftillation gemein hat, alg auch auf dag eigenthümliche, wodurch fie fid) von jener unterfcheidet, merken ; ingleichen aud) wodurch fie ver; anftaltet wird, und wie alles dabey vorgehet, (9. 352 u. 357.) Im $. 360. ift der Begriff von der Kalzination, und in den folgenden Paragrafen , wodurch, wie und zu wel chem Entzwek folche angeftellet wird, vorgetragen wor— Magaz fd, Naturk. Helvetiens. IV. B. D so Briefe an einen Freund den, Derfchiedene dadurch zu erlangende Produkte, wie | auch Kalzinationsarten, unter andern Nahmen, find $. 364. befannt gemacht. Mit der $. 360 — 390_eroberten Ipes ration, der Aufloͤſung, machen fie fi fehr wohl bes kannt. Sie iſt eine der wichtigſten chemifhen Dpera tionen, und auch deswegen fehr mweitläufig abgehandelt worden. Den Begriff davon finden Sie $ 367. und 68. fo deutlich erklaͤrt, ald e8 mir möglich geweſen iſt. Der ganze Erfolg daran, wozu in allen Fallen eiu fluͤßiger und fefter Körper gehört, beruht einzig auf der urfprünglis chen Erziehungskraft. Die flüßigen Körper, die zur Aufs | loͤſung fefter Körper geſchickt find, als Fuer, Luft, Waſſer, Dele, Bringriß, Sauren, flüchtige alkali ſche Geifter, wie auch alle andere alkaliſche und mittels ſalzige Slußigkeiten überhaupt und &uedfilber ſchei— nen vornemlich darum zur Auflöfung anderer gefchift zu ſeyn, und deswegen darzu erfodert zu werden, weil ihr re kleinſten Theilgen unter ſich nur ſehr ſchwach zuſam⸗ menhangen; und folglich fan deren Anziehungskraft ſtaͤr⸗ fer gegen andere wirken. Darum müffen auch feftere Koͤr⸗ per, wenn fie andere auflöfen follen, erſt in gleichen flüßisen Zuftand verfegt werden; d. 9. es muß ihr fer fter Zufammenbang vermindert werden, indem man fie durch Feuer fluͤßig macht. Unfere Vorfahren hatten von der Auflöiung den Haren Begriff noch nicht in ber Mech fe, wie wir; dag werden fie in der Folge erfahren, wenn Sie erft feſte Grundfäge erlanget Haben, und altere Schrif— ten ohne Nachtheil werden durchfehen fünnen. Diele von ihnen ſtellten fi die Auflöfung eines Körpers fo vor, daß das Auflöfungsmittel in die Zwifchenraume des aufzulöfenden Körpers wie Wafler in den Schwamm: eindtingen müffe ; und darum dichteten fie den Auflös fungsmi'teln fpigige Figuren von allen Arten an, nach Beſchaffenheit der verfchiedenen Zwifchentaume der feften : in der Schweiß. 51 Koͤrper, die da hinein eben ſo, wie der Degen in die Scheide, paſſen ſollten. Sie bedachten aber nicht, daß eine ſolche bloſſe Durchdringlichkeit gar nichts fruchten koͤnne, ſo wenig, als das Waſſer den Schwamm aufs loͤßt. Ein ſolches Eindringen iſt zur Aufloͤſung gar nicht noͤthig, auch nicht zu erweiſen, kann alſo zur Erklaͤrung nicht dienen. Wenn man nur weiß, daß ein feſter Koͤr⸗ per darum feſt ift, weil die ganze Menge feiner Eleinften gleichartigen Theile mit einem gewiſſen Maaß von Kraft unter einander zufammen bangen, fo ift e8 auch gleich bez greiflich, daß zur Auflöfung deffelben dag wirffame Auf; löfungsmittel nur die Oberflache eines folchen Körpers zu berühren braucht. Hierbey werden nemlich die äuffer; fen Theilgen des Körpers, die jetzt deffen Oberfläche ausmachen, durch die flärfere Kraft des Aufloͤſungsmit⸗ tels angezogen und vom Koͤrper getrennt. Hierdurch ent⸗ ſpringt von den unmittelbar darunter liegenden Theilen eine neue Oberflaͤche, auf welche das Aufloͤſungsmittel wieder, wie auf die erſte, wirkt; und ſo geht die ganze Wirkung fort, ſo lange die Menge des Aufloͤſungsmit⸗ tels, nach dem Verhaͤltniß ſeiner Aufloͤſungskraft noch weiter wirken kann. Es geht alſo die Aufloͤſung eines feſten Koͤrpers immer nur auf der Oberflaͤche deſſelben vor. Haben Sie dieſen allgemeinen Begriff von der Aufloͤ⸗ fung gefaßt, fo bemerfen Sie zuvörderft, nach $. 369 daß ſolche ſowohl auf dem troknen ale naſſen Wege ges ſchehen koͤnne. Auf dem troknen Wege macht das Feuer einzig und allein das Aufloͤſungsmittel aus. Wie ſolches dabey wirs fet, und dadurch die Schmelzung harter Körper, ing; befondere auch die Verglaſung, erfolge , iſt aus $. 671⸗ 84. zu erfehen, > i X N; 52 Briefe an einen Fremd Auf dem naffen Wege kommen alle S. 385. beſchrieb⸗ ne flüßige Körper als Auflöfungsmittel zur Anwendung. Hier ftoffen Sie wieder auf einen Gegenfland von weiten: Umfang. Bey einer jeden Flüßigfeit insbeſondre ift nöthig, fiehen zu bleiben, und die Fragen aufzumwerfeu: welche Körper koͤnnen darinn aufgelöfet werden? und unter welchen Umftänden gefchiehet folhes? Die muß ben der Luft, dem Waſſer, den aetherifchen und fetten Der len, dem Weingeift , einer jeden vorne (F. 164.) ange; führten. Säure und alfalifchen Sale, wie auch beynt Dueffilber, zu beſtimmen geſucht werden. Die Auskunft finden Sie zum Theil $. 386:92 theils im zweyten Bande in der Lehre von den Salzen und brennbaren Körpern, Damit aber alles dieß beffern Eindruck machen möge, fo zathe ich, allerhand Heine DVerfuche mit Aufloͤſungen anzuftellen. Es fünnte etwas Glauberſalz, Kochſalz, Salpeter, oder Salmiak in Waffer , oder Marmor, oder Kupfer in Salpeterfaure aufgelöfet werden, wenn vorber etwas darüber nachgelefen worden iſt. Suchen Sie daben auch die Fleinften Erfcheinungen zu beobachten, Wenn män gelernt hat, verfchiedene Körper mit einan; der zu verbinden, fo muß man alsdann auch lernen, wie folche Verbindungen mieder aufgehoben und jene Körper wieder abgefchieden werden fünnen, Dahin gez höret die $. 416721. vorfommende HDperation, welche DPrözipitation oder Niederſchlagung genennet wird, des ren Grundfaße man fich’fehr wohl befannt machen muß. In den allermeiften Fallen Fann aber ein aufgelößter Koͤr⸗ per durch viele andere wieder ausgefchieden werden, wo— bey es Doch keinesweges gleichgültig iſt, welcher darzu angewendet wird. Die Koͤrper, welche hierzu geſchikt gefunden worden, find ſolche, die eine ſtaͤrkere Verbin— dungskraft, entweder mis dem Auflöfungsmittel, oder in der Schweitz. | 53 dem aufgelößten Körper befigen , und deßwegen die erſte Kraft aufheben. Die Rriftallifation, welche $. 422.79, befchrieben if, hat mit der Prazipitation das gemein, daß Körper aus den Auflöfungen ausgefchieden werden, fich aber dabey nur in eine regelmaßige Figur zufammenfeßen. Sie bes ruhet ohne Zweifel auch ebenfalls auf der allgemeinen Anziehungskraft der Eleinften Förperlichen Theile, welche von der verfihiedenen Urbildung diefer Theile abhanget, nach welcher fich die Anziehungsfraft auf fo mancherley Art ihre Wirkfamfeit auffern muß. Letzterer Operation ift ferner die Reduktion ($. 430.) fehr ahnlich, die eigentlich nur bey Metallen ftatt findet, wenn ſolche zuvor ihres metallifchen Anſehens beraubet, oder von der Natur in unvollfommner metallifcher Bes fchaffenheit geliefert worden find. Haben Eie fih nunmehro von den verfihiedenen Dpe: rationen einen deutlichen Begrif verfchaft, und daben beobachtet, daß durch alle diefe mannigfaltige Bearbeis- tungen der Körper entweder eine Zerlegung oder Zufen# menfegung bewirket wird, fo fonnen Sie nunmehro zum fechöten Kapitel übergehen , worinn die Lehre von der chemifchen Verwandſchaft der Körper vorgetragen iſt. . Unter diefer Benennung wird derjenige Erfolg einer Grundfraft verftanden , nach welcher einzelne Körper fich in gewiffen Graden mit einander verbinden, obfchon ſolche aufferlich auch nicht im Geringſten einander aͤhn⸗ lich feyn mögen. Dieſer Erfolg entfpringt gleichfam aus der Wurzel, und gründe fich. oft auf die entfernteften und verborgenften Urfachen, die in der erften Grundmi— fihung der Körper liegen, und fich durch. die ermehnte 54 Briefe am einen Freund Wirkung auffern. Diefe Grundfraft ift gleichfam die Geele der ganzen gebildeten Natur; die Wiffenfihaft von ihrer Richtung und möglichen Lenfung macht den allerwichtig⸗ ſten Theil der Chemie aus. ‚Die vorzuͤglichſten Koͤrper, welche man als Gegenſtaͤn⸗ de dieſer Lehre anzuſehen hat, deren Verwandtſchaftsgra⸗ de darinn beſtimmet werden, find hauptſaͤchlich nur die vorne im aten Kapitel angeführte einfache Koͤrper, nebſt noch einigen wenigen aus der Klaſſe der zuſammengeſetz⸗ ten; denn alle uͤbrige beſtehen eigentlich aus dieſen. Weiß man demnach die ſaͤmmtlichen Verbindungskraͤfte jener einfachern Körper, nach ihren verſchiedenen Graz den , fo hat man e8 folglich in der Gewolt, jede vorfom: mende Zufammenfeßung durch Hülfe eines andern Koͤr— pers zu trennen, oder auch jede zweckmaͤßige neue Ver— bindung vermöge folcher Erfenntniß zu betirfen.' Die Kenntniß von den verfchiedenen Verwandſchafts⸗ graden muͤſſen Sie aber am ſicherſten aus der Erfahrung anderer, welche ihre Beobachtungen zur nuͤzlichen Beleh⸗ rung aufgezeichnet haben, fich bekannt machen. Zu folz chem Ende find zwar verfchiedne Vermandtfihaftstabellen entworfen , worunter die Bergmannifche die größte if. Sie find aber ale für einen Anfanger noch nicht brauch: bar; desmegen habe ich auch in meinem Handbuche Feine davon aufgeführt. Es wird vielmehr zum Anfange ver; ftändlicher und nüßlicher feyn, wenn Sie fih nur auf ganz einfache Verbindungen einſchraͤnken, und die nach ften Mittel auffuchen, wodurch eine folche Verbindung wieder gefcehieden werden fann;z und eben zu bdiefer Abs fiche werden die von mir, anftatt allgemeinen Tabellen, angeführten Beyfpiele dienen koͤnnen, befonders wenn Sie dergleichen Feine Verfuche ſelbſt anftelen würben, Bereiten Sie fih z. B. nad) ©. 348 Tip. 8. mit deſtil⸗ < © in der Schweitz. 5 lirtem Eßig eine ſtarke Aufloͤſung der Kalcherde; wird darinn eine aufgeloͤßte Weinſteinſaͤure getroͤpfelt, ſo ent⸗ reißt dieſe die Kalcherde der EBigfäure, und mit einem⸗ mahle wird der ſaure Eßiggeruch merklich werden, der zuvor nicht empfunden wurde. Wird der dadurch ev; fcheinende Niederfchlag, der jetzt aus Kalcherde und Wein? fleinfaure befteht, durch filtriren abgefchieden , und mit Salpeterfäure übergoffen, fo erfolge eine gäanzliche Aufs “ löfung, und die Kalcherde wird jegt mit der Salpeterz fäure verbunden feyn. Die Weinfteinfaure iſt zwar nicht fihtbar abgefchieden , aber dennoch nicht mehr mit der Kalcyerde vereinigt, fondern nur nach ihrer leichfauflög: lihen Natur mit der andern Verbindung vermengt. Seßt man nun Bitriolfäure zu, fo wird jetzt die Kalcherde mit diefer Saͤure zu, Selenit gefällt. Loͤßt man darauf dies fen abgefchiedenen Sat in kochendem Waſſer auf, und feßt nunmehro Zuckerfäure zu, fo werden Sie fehen, daß - dadurch die Kalcherde wieder von ber Vitriolfanre ges fchieden und mit Zuckerfaure vereinigt niederfallen wird, Daraus koͤnnen Sie fehr deutlich) die Verfchiedenheit der Verbindungskraft der Kalcherde gegen die unterfchiedenen Säuren beobachten. Hiernächft müffen Sie zu mehrerer praftifchen Anleitung Wenzel Lehre von der chemifchen Verwandfchaft der Korper von ©. 53. bis and Ende fleißig lefen, auch einen und den andern Verſuch, den Sie recht verftanden haben, nad) der Vorſchrift ſelbſt anſtellen. Waͤhrender Zeit, daß Sie ſich nun mit dergleichen ein⸗ fachen Beobachtungen beſchaͤftigen, und ſich die dabey vorkommenden Verwandſchaftsfaͤlle bekannt machen, ſo rathe ich, neben ber ſich die $. 461,81. angeführten Grundregeln durchaus. befannt gu machen, und gleich bey den unternommen:n Heinen Arbeiten anzuwenden. MR | 56 ‚Briefe an einen Freund in der Schweik. Sie bleiben die allgemeine Richtſchnur bey allen chemiz. ſchen Arbeiten , und man muß fich a, 7 An: fange gewöhnen, folche bey allen Sällen mit gegenwaͤr⸗ tig zu — Bey one Gegenftanbe fonnen Sie wieder 3 big 4. Monathe ftehen bleiben. Diefer Aufenthalt wird Jhnen nicht gereuen, vielmehr ſchon eine meitere Ausfiht ins‘ Gebiete der Chemie gewähren. Belehren id beluſtigen Sie ſich dabey guf⸗ beſte bis zur tuͤnftigen Unterhaltung mit Ihrem Frumbe. Wiegleb. * ⁊ — 1 Ay: i 4 N M we) Herma droreitor S— Herausgeber. Die Koͤnigshuͤtte betreffend. X r » ; 58NUeber die Koͤnigshuͤtte. L... ben 10. Juny 1788. Die Vaͤterlichen Bemuͤhungen der Regierung von Bern ſich auch vermittelſt einer verbeſſerten Huͤtteneinrichtung und aufgemuntertem Bergbaue von dem Ausland unab⸗ hängiger zu machen, die Unterthanen mit wohlfeilern ‘und beffern Metallmaaren zu veriorgen oder fie zum me? nigften gegeu den Zwang und die druͤckende Preiſe der Nachbaren zu ſichern, und durch die Erhaltůng des Gel⸗ des im Lande den Umlauf deſſelben zu befoͤrdern, mun— tern auch mich auf, Ihnen Mein Wertheſter! meine Bey⸗ träge über diefen Gegenftand und vorzüglich über dag nothwendigfte und immer fheurer werdende Metall das Eifen, einzufenden. Durch Mittheilung und Befanntmas chung ahnlicher Beobachtungen Fann das Studium und. die praftifchen Kenntniffe in der Bergwerfsfunde nicht anders als gewinnen. - immer erlernt man ein und anz dere Handgriffe und Vortheile bey den Zufihlägen, bey dem Anfchicken uf. w. und oft hangt der gute Ausgang einer Gicht nur von einem Eleinen unbedeutend feheinens den Umftande oder von der Vermeidung einer unbemerfs ten Nachläßigfeit ab. Wie wichtig find daher nicht Nach⸗ richten von andern Gewerben, wenn das Detail daben beobachtet wird. Ich befenne Ihnen aufrichkig, daß ich folgende Befchreis bung nicht als voNftändig anfehe, allein ohnerachtet ihrer Unvollftändigfeit, bin ich verfichert , daß fie dennoch lehr⸗ reich feyn kann; aug diefer meiner Willfaͤhrigkeit koͤnnen Eie ferner auch fihlieffen „ was Sie in der Folge von meiner beffern Muffe , zu erwarten haben werden, und Diejenigen werden Nachficht mit mir haben, welche bie Schwierigkeiten kennen, als Reifender eine gute Defeheek > % i Leber die Koͤnigshuͤtte. 60 bung eines Werkes zu machen. Es waͤre zu wuͤnſchen daß ung die Huͤttenbediente vom Harz ſelbſt die Befchreis bungen ihrer Hütten liefern wollten , welche um fo viel Vehrreicher ausfallen würden, da e8 dorten an Männern von vielen Kenntniffen nicht fehle. Wer die Ehre und das Vergnügen hat die Hrn. Tit. Schäfer, Wuͤrzbach, Balls , von Srantenfeld fennen, wird mir gerne beys pflichten, Die Königshütte ift eine Eleine Viertelftunde von Lau— £erberg entfernt. Diefe berühmte Hütte ift von Schres bern befchrieben worden, aber feit diefer Befchreibung hat fich manches geändert. | In dieſer Hütte find zwey Hochöfen neben einander, Davon der eine befonders zu Gußwaaren und der andere zum Eifen beftinnme ift. Ueber dieſes finden fich dafelbft 4 Frifchz feuer, davon der eine vor dieſem ein Rheinländis fche8 Feuer war, und nun zum Drath Eifen benugt wird ; und aufferdem ift noch dafelbft ein Zainhammer, ein Blechhammer und ein Drathzug. | Da man an Wafler feinen Mangel leidet, fo find nicht nur die zwey hohe Defen in der gleichen Hütte, fondern es ift noch neben denen Defen ein Frifchhammer, dag Waſſer gehet nach altem deutſchem Brauch durch ein Ka⸗ nal längft der Gicht, obgleich die Seite der Gicht wenig Höhe hat, fo ift man doch nicht den Folgen der Feuchz figfeit auggefeßt. Da fich gegenüber der Gicht eine Fleine Anhöhe befindet, fo hat man die Bequemlichkeit dag Erz und die Kohlen in gleicher Hohe mit der Gicht zu haben. Die Erze, die man dafelbft ſchmelzt, find Blutſteinarten und Glasföpfe. Man ziehet fie zum Theil 1. aus Elbin⸗ gerode 2. Lehrbach und 3. Andreasberg. Ueber dieſes bat man 4. in Lauterberg ein Eifenerg , das den Namen Knollen führt, Man bedient fich aber deffen nur in ſehr geringer Menge, um dem Gußeiſen eine groͤſſere Fluͤßig⸗ 60 Ueber die Koͤnigshuͤtte. keit gu geben, und braucht fie alſo mehr als ein Zufatz zur Beförderung der Flüßigfeit, al um Eifen darauß zu erhalten , denn es iſt nicht moglich, fie vor fich oder mit andern Erzen vermifcht zu ſchmelzen, wenn dag zugefeßte Erz nicht ſehr viel an Menge den ſogenannten Knollen uͤbertrift. Daß Eiſenerz von Elbingerode iſt eine wahre Blutſtein⸗ art, die bey Elbingerode an verſchiedenen Orten, zumahl im Hartenberg im Kalkſtein bricht. Sie bildet daſelbſt kein ausgezeichnetes Floͤtz und man findet ſo viele Adern Nieren, und Uebergaͤnge von Eiſenſtein zum Kalchſtein, daß man Muͤhe hat das Floͤtz zu beſtimmen, und wenn man ſich an der Beobachtung einzelner Stellen halten wollte, ſo koͤnnte man verleitet werden, dieſes Floͤtz fuͤr einen Gang anzuſehen, welches manchen Beobachtern wiederfahren iſt. Das Eifenerz von Lehrbach iſt auch eine Blutſteinart, die aber gangweiſe in Hornſtein bricht. Sie iſt mit Kalch— ſpath verbunden, der fie fluͤßig macht, deswegen wird es auch zum Theil als Fluß gebraucht, es ſoll etwas Ku— pfer enthalten, das aber hier dem Eiſen eben ſo wenig zu ſchaden ſcheint als das in den Schmalkalder Stahlerzen offenbahr enthaltene Kupfer dem dort erzeugten Stahl ſchadet. Diefe Erfcheinung koͤnnte Jars Meinung gunz ftig ſeyn, der geneigt ift zu glauben, daß ein. fleiner Zu: faß von Kupfer zur Vollkommenheit des Eifens beytrage. Doch darzu gehören mehrere Thatfachen. Das Eifenerz von Andreasberg iſt zum Theil: ein Flein fihuppigter Blutftein und zum Theil ein aus concentriz fchen Lagen beftehender Glagfopf, der oͤfters aus Trauz benfoͤrmigen aneinanderhangenden Koͤrnern befteht, die ebenfalls aus konzentriſchen Schichten zufammengefege find, und die durch einen martialifchen Teig gebunden find. Man finder ähnlichen Eifenftein in denen Kupfer ir | * Ueber die Roͤnigshuͤtte. 61 gruben von Lauterberg; der Luft ausgefeßt verwittert er ziemlich leicht. Im Vorbeygehen muß ic) anmerken, daß man forgfal? tig die Blutfteinerzarten von den Ölakfopferzarten unterz fcheiden muß, und daß leßtere mir verfchiedener Unter, abtheilungen fabig zu ſeyn feheinen. R - Der fogenannte Knollen von Lauterberg iſt ein fehr ſchoͤ— ner dichter, barter, fehe ſchwerer Glaßkopf, der gewoͤhn⸗ lich traubenformig , und mit Schwerfpath vermifcht iſt, und der oft eine fhoFe Nofenfarbe hat. Diefes Erz if ungemein veich und enthaltee uber go Pfund Eifen, wie es fchon fein Gewicht zeigt, wenn wir mit Rinnmann aus dem Gewicht auf den Gehalt fchlieffen dörfen. Diefes ſchoͤne Erz, das die prachtigfte und ſchoͤnſte - Eabinetftüche liefert, bricht auch gangweife, aber dient mehr um Gabinette zu zieren, als vor den Hohenofen, wie wir bald ſehen werden, Nach des gefchickten Herrn Ilſemanns Verfuchen ent halt fie Bitriolfaure und Braunſtein; wenn man fie röflet, fo belegt fich der Roſt mit Alaun, wie ich es mit eignen Augen gefeben babe. Der Koft bleibe drey Monathe und mehr in Brand, welches vermuthlich dem Schwefel, der ſich vieleicht durch Die Zerlegung des enthaltenenen Schwer; fpathes bildet, zum Theil zuzufchreiben ift. Im Hohen Dfen aufgegeben, Beagle es folgende Erz fcheinung bervor : Setzt man es denen anderen Ersen in Fleiner Menge, z. B. ein viertel Trog auf jede Gicht zu, fo ſchadet es ‚ nicht; im Gegentheil, es verſchaft den Vortheil, daB das Gußeifen flüßiger wird, und alfo zu Gußwaaren beſſer ausfällt, fo bald man aber die Menge vermehrt, fo koͤmmt das Schmelzen in Unordnung; man erhalt eine Schlake die gleich an der Luft erhartet, und wollte man mit dem 62 Ueber die Königehütte Aufgeben dieſes Erzes fortfahren, fo würde der Dfen fich ganz ſtecken und dem Schmelzen ein Ende machen. Man hat geſucht die Schwierigkeiten, welche diefeg Erz verurfachet, durch allerhand Mittel zu Heben fowohl durch Zufchläge vom Kalch, von verfchiedenen Verhaͤlt⸗ niffen , ald durch das Roͤſten; aber alles umfonft, Das einzige hat man bemerkt, daß man nach oft wie derholtem Nöften eine beffere Schlafe, die nicht fo ge ſchwind an der Luft erflarrt, erhalte. Herr Schäffer macht Berfuche » um dieſes Erz durch das Nöften zu bezwingen ı follfe auch dieſes Mittel ges. lingen, fo würde eg zu koſtbar feyn. Nicht nur auf der Königshütte felbft hat man ſehr viele Verſuche angeſtellt, ſondern auch auf verſchiedenen an⸗ dern Hütten, durch einen Preiß bewegt, der auf die Zus gutmachung dieſes Erzes gefeßt worden war, Der ge fihicfte Factor in Schirf Herr Würzbach hat felbft auch auf der Norge unfer denen Augen de8 Herrn Schmidts und ſelbſt in Schirfe wo ich nicht irre, Verſuche ge⸗ macht. Welches mag wohl aber die Urſache dieſer erwaͤhnten Erſcheinungen und Schwierigkeiten ſeyn? | Der Braunffein, den es enthalt, fiheinf es nicht zu feyn, denn. man ſetzt in verſchiedenen waldekiſchen Eiſenhuͤtten den im der Nähe haufig brechenden Braun⸗ ftein als Fluß denen Eifenerzen hinzu. Unfere neuere Scheidefünftler und Metallurgen nehmen‘ ‚in denen Stahl erzen Braunflein an; und diefe find, wie befannt, Teiche zu behandeln. Seine groffe Reichhaltigfeit Fönnte bielleicht einen Ein⸗ fluß haben, indem ſich ein ſehr reichhaltiges Erz einiger⸗ maaſſen wie Eifen verhält, aber fie reicht bey weitem nicht hin, um die erwaͤhnte Erſcheinungen zu erklaͤren. Es bleibt uns die Vitriolſaͤure, die es enthaͤlt, zu be⸗ Leber. die Königshütte. 63 trachten, Da dieſes Erz fehr reich ift, fo iſt es durch fich ſelbſt ſehr wenig flüßig, aber die Vitriolſaͤure, die es enthält, (es mag nun diefe Säure in dem Erse felbften oder in dem Schtwerfpath, fo e8 enthalt, befindlich feyn), bildet Schwefel, fo daß Erz im Anfang Aüßig macht; aber fobald diefer Schwefel durch die Würfung des Feuers gerfioree ift, fo erlangt das Eifen wieder feine ganze Schwerflüßigfeit. Der Schwefelhat, wie es denen Met⸗ tallurgen nur allzuwohl bekannt iſt, die Eigenſchaft, wenn er ſich bey Erzen befindet, eine fluͤßige aber leicht erſtarrende Schlake hervor zu bringen. Wenn man anſtatt den Knollen auf dem hohen Ofen zu behandeln, ihn im Rennfeuer behandelt, wo die Wuͤr⸗ kung der Luft und des Feuers auf dem Schwefel ſtaͤrker iſt, und wo man kein Gußeiſen zu erhalten ſucht, und wo alſo die Schwerfluͤßigkeit des Eiſens nicht ſchadet, und nur ein erſter Grad von Fluͤßigkeit vonnoͤthen iſth, der hinreichend fey , das Erz in den Tiegel zu bringen, und nicht einer fortdaurenden Fluͤßigkeit vonnöthen bat, fo erbalt man ziemlich gutes Eiſen. Es it ausgemacht, daß unfere Vorfahren diefes Erz benußt haben , und da man fie in hohen Ofen nicht bes handeln kann, und über diefes unfere Vorfahren fich des Reunfeuers bedienten und fie darinnen gufes Eifen lieferz ten; fo fcheine e8 mir auffer allen Zweifel, daß die ° Alten diefen Weg eingefihlagen haben. Daß folhe Erze im Rennfeuer zu gut gemacht werden fünnen, beweifen über dieſes die Elbifche Erze, die vollfommen zum Theil diefem Knollen gleichen -und mie daffelbige, fehr reich find, Braunftein und PVitriolfäure enthalten, und die mit Nutzen nad) der Catalanifchen Methode behandelt werden. Diefes find. nun die verfchiedene Erze die man auf der - Koͤnigshuͤtte hat, wir gehen num zur Beſchickung Aber. Um die Mifchungen zu der Beſchickung gleichförmiger 64 Ueber die Koͤnigshuͤtte. machen zu koͤnnen; fragt man Sorge, jede Exrzart bes ſonders aufzubewahren. Darzu ift das zur Aufbewah- rung beftimmte Bedeck in verfchiedene Fächer abgetheilt; ‚eine fleine aber fehr wichtige Borforge , die man vor die fem nicht hatte. Diefe Vorrathsbedecke find offen und von der einfachften Bauart. Man tragt Sorge, daß Erz von Andreasberg fogleich unter das Verdeck zu bringen, weil dag Ausfegen an der Luft, fo den andern Erzen nuͤtzlich, dieſem ſchaͤdlich iſt. Der Stein, den man zum Fluß braucht, iſt ein lager⸗ weiß in duͤnnen horizontalen Lagern brechender Kalchſtein, ſo eine maͤchtige Lage auf einer Anhoͤhe nahe bey der Schmelzhuͤtte ausmacht. Dieſer Kalchſtein iſt ein wah⸗ res Zechgeſtein, und macht die Decke eines Kupferſchie— fers aus, der darunter liegt und der vor Aiters gebauet wurde. Dan fiehe noch die Ueberbleibfel und die Pingen von dem vor diefem gefriebenen Bergbaue. Man ſieht auch noch daſelbſt zerruͤttete Schächte , durch welche man durch das Zechgefteim hindurch ſich zum Schiefer abge teuft hat, und auf den Halden finder fi) von diefem Kir pferfchiefer vor. Man glaubt, daß diefer Bau auf einem MWechfel getrieben wurde, aber ich ziweifle daran. ag die Kohlen betrift, die man anwendet, fo bedient man fich überhaupt harter. Kohlen ; man braucht nur Buchenfohlen und fehr wenig Tannenfohlen. Herr Schäfer, der über das Verkohlungsgeſchaͤfte vers Schiedene Beobachtungen angeſtellt hat, bemerft, daR das Birkenholz , wenn es im Jahre, oder höchfkeng im folgen; den Frühling verfohle wird, wenn es den vorigen Fruͤh— ling abgehauen worden ift, vortreflihe Kohlen giebt, die fich vortreftich fchiefen um mit Tannenfohlen vermifcht zu ‘ werden. So vermifcht gehet die Luft fehr gut durch ihnen durch und fie leiften einen fehr guten Dienft. Wahr Bi“ es, daß man ohngefähr die Halfte weniger Kohlen 4, Ueber die Koͤnigshuͤtte. 65 Kohlen erhaͤlt, als wenn man gutes Holz verkohlt, und daß dieſe Kohlen koſtbarer ſind als die andern, aber man muß dieſes dabey beobachten, daß man dazu nur Holz gebraucht, welches ohnedem verfaulen wuͤrde, und daß man dadurch das Holz zurathe hält, Man zahlt 2% Grofchen vor jedes Klafter Holz von 4 Schuhen. Die Kohlen von Tannenftöcken ift fehr aut und beffer als die Kohlen die man vom Stamme erhalt. Zu alte Baume geben fchlechte fich abblätternde Kohlen, Der Wurm bat in diefen Gegenden viel Unheil verurfachet, und man hat gefucht , durch Abhauung der angefieckten Baume.und durch Verbrennung der Rinde, morinnen, wie befannt, fich der Wurm aufbalt, dem Uebel Schrans fen zu feßen. Es iſt noch nicht ausgemacht ob der Wurm nicht gefunde Bäume angreife. Es fiheint, daß er fich häufiger nach einer Folge von warmen Jahren einfinde, Nachdem mir die zum Schmelzen nöthige Materialien durchgegangen haben , gehen wir zur Bearbeitung des Erzes über. | Das Erz von Andreasberg wird, tie fehon gefagt, der freyen Luft nicht ausgefeßt, es bedarf aud) feines Roͤſtens; die andere Erze aber werden geröftet. Fin Roft enthält 30. Fuder Erz, das Fuder hat zehn Maas und das Elbingeroder Maag enthalt zwey Brauns fchweigifche Himten. Man röftet das Erz mit Hol. Die Roſthaͤufen find in Geftalt einer abgeftumpften Pyramide und haben nichts befonders. Nach Herrn Madihn fol man hier die Rofthäufen nach Art der Kohlen: Meiler und das Nöften binnen 12 Stunden wegen des flarfen Lufts zuges beendigen, aber ich habe nichts ähnliches gefehen- Das Erz wird mit 150 Pfund ſchwere Haͤmmer ers pocht; dag zerpochte Erz kommt in die Schmelzhütte. Magas, fd, Naturk. Helvetien. 8, € 66 Ueber die Königshätte, Die Schmelzhuͤtte ift etwas zu Hein; fie war Anfangs nur für einen Dfen beſtimmt und mitten im Bau Bermlojie man es erit, zwey Defen aufjurichten. In diefer Hütte find die fchon erwähnte zwey hohe ‚Defen die mit einander verbunden find. Das innere bes ſteht aus Sandſtein, den obern Theil ausgenommen, der in Daf oder Ziegelfteine gebaut if. Die Fuͤllung des Ofens befteht auß Heinen Steinen; diefe Defen haben feim Dach; der obere Theil oder die Gicht ſtehet bey ihnen ganz frey. Sie find inwendig 4 Efig mit abgerundeten Ecken, der obere Theil ausgenomnien der auf einigen Fuffen rund if, Der Tiegel vder Heerd oder das pehste ift auch, wie der Dfen 4 Eckig. Der Mittelpunkt des Tiegeld befindet fich mit dem Mits telpunft der Gicht, in der Are des Ofens. | Es gehören diefe Defen wie die meifte deutfche hohe Defen zu der Klaffe der hohen Defen, wo die Form im innern des Tiegeld oder im Geftelle fich befindef, und dieſe Defen-fcheinen mir immer por denjenigen einen Bor: sug zu haben, wo die Form unmittelbar am Fuß bes Roſts ift, die, wie befannt, in eigigen Provinzen Frank⸗ reichs üblich find. Das Geftelle ift oben von der Formſeite und von der, Windfeite 4 Zoll weiter als unten, auf daß die Hiße bef: iw in den Dfen zurück prellen koͤnne. Hier folgen die verſchiedene Abmeſſungen des Ofens Schuhe. Zoll. Die ganze Höhe des Ofens ft . 22 _ Die Höhe des Geſtelles . 3 6: 9% Die Höhe des Kofi ;, — 8%;9 Die Höhe des Schachtes 17 9 Ueber die Königshütte, 9 Der Durchmeſſer des Ofens * Schuhe. Zoll. in ſeiner groͤßten Weite oder im Bauch ‚gegen über der Windfeie . . 6 gegen über der Tnmpelfeite . . 7 bey dr ÖöiHt .: . Br. Die Sorm, vom Hinterfnobben ensferie — von der Axe des Ofens entfernt — vom Bodenſtein entfernt . “ II Das Geftell. Der Mittelpunft des ER ftelles ift unter dem Mittelpunft der Gicht. Seine Figur ift 4 Edig. Geſtell. ſeine Vorderoͤfnung hat .» » _ Bee une AT oben } ERTL ER 1 Höhe .» 3 6 Fänge vom Wall bis an — I Rofkböbe - N i u F — Waubiatthoͤbe ur : 2 fo eingerichtet daß fie mit der OR in gerader- Linie ſtehet. Oefnung vor die Schlafen oberhalb des Walblattes, fo der Tympelftein * Haͤlfte verſchließt. — 18 Entfernung des ee vom all Blatt): zu ıR Die Neigung ift er Erkeichterndd * Ar⸗ beit ſehr ſtark Blasbaͤlg von Holz mit — Kam̃en Lang —V Be ie 14 — Breit ⸗ 4 * Innhalt des Ofens Ihn zu füllen werden 4 Zuder Kohlen erfordert. | 568 Ueber die Königshütte, Daur der Hüttenreife. 20. Wochen unter der —— 30. 40. 50 Wochen bis auf 1% Jahr ſeither. Anmerkungen uͤber dieſe Abmeſſungen. Die Figur des Ofens iſt hier viereckig mit abgeſtumpf— ten oder abgerundeten Ecken. Man hat die runde Figur nicht angenommen, weil man nicht einen Vorzug an de— nen runden Defen gefunden bat, der betraͤchtlich genug gewefen wäre um von der 4 Ecfigen abzugeben. Here Factor Baermann hat wechfelsmweife in der Gittelſchen Eifenhütte einen runden und seinen vierecfigen Dfen aufs bauen laſſen, ohne einen merflichen Unterfcheid zu bemer⸗ fen, und da e8 viel ſchwerer ff, reinen runden Dfen als einen 4 Eckigen aufzuführen , fo ware eg natürlich bey der . legten Figur zu bleiben, fo. bald die Vortheile der erſtern nicht beträchtlich waren. Die Hoͤhe von 22 Fuß ſcheint klein zu ſeyn, * man wuͤrde ſie noch groͤſſer genommen haben, wenn man nicht gezwungen waͤre bey Erhoͤhung des Ofens das Gebaͤude zu veraͤndern. Ohnſtreitig iſt die Hoͤhe eines *— Ofens vortheil⸗ haft, man giebt ihnen jetzo gewoͤhnlich z0. Schub Höhe in England. Man hat ſogar welche, die 48 Schuh hoch ſind, obgleich aber die Hoͤhe eines Ofens vortheilhaft iſt, fo hat fie ihre Graͤnzen. Ein 36. Fuß hoher Ofen iſt vortheilhafter -ald ein 24. Schuhiger ; aber man hat ber merkt, daß einer von 48. Schuh nicht mehr Vortheilbringt, als einer von 36. Schub. Die angezeigte Abmeffungen des Tiegels werben nicht in der Strenge: befolgt, Die Berfchiedenheit in diefen Abmeffungen hat nicht einen fo groffen Einfluß als man denfen folte, Ihr Einfluß iſt fo gering, daß nach einen Schmeljen, welches man auf anderhalb Jahr auf der Ueber die Köniashütee 6 Koͤnigshuͤtte verlaͤugnet hatte, das Schmelzen eben ſo gut und ohne mehrern Kohlenverbrand gegangen iſt, als mit? ten in der Hüttenreife. Man hat auch ben gemiffen Gr’ legenheiten auf der Koͤnigshuͤtte den Tiegel erweitert ohne einen Unterfchied zu bemerken, Obgleich fehr viel milkührliches in den Abmeffungen ift, fo iſt es leichter einen Fehler durch eine zu groffe Weite des Tiegeld oder Geſtelles zu begehen, als durch einen engen Bau, weil fich der Tiegel immer im Lauf des Schmeljug erweitert. Die Abmeffungen des Roſts haben eben fo viel will, führliches. Man hat Nöfte von verfchiedener Neigung mit gleichem Erfolge verfucht; e8 fcheine mir, daß man weniger Gefahr lauffe, fie flach zu machen und ihm we niger Fall zu geben, teil da8 Eifenerz fo zufagen ſelbſt einen Erzroſt von 45. Grad bildet, auf welche das Erz nach diefem Winfel herabrollet. Diefes kann die Neigung, »die man in 'diefen Gegenden dem Roſt Beer recht⸗ fertigen. Ueberhaupt find die Abmeffungen des Tiegels und, deg Roſts nicht fo eingefchranft, wie man e8 glaubt, Ein Benfpiel, das es offenbar an Tag legt, ift dag in Uslar, wo die Erze viel Hüßiger, als auf der Koͤnigshuͤtte und ſo leichtfluͤßig find, daß fie die Frifchfchlacken nicht mit dem Erz durchfeßen dörfen; fo üft Doch der Bau des Ge ſtelles und der Roſt ohngefehr der naͤmliche, wie auf der Koͤnigshuͤtte, obgleich die Erze fehr verfchieden find; wel— she daher kommen mag, daß vor diefem der gleiche Zuſtel— ler in Uslar und auf der Konigshütte zuſtellte. Jetzo aber bat man feinen Zufteller mehr auf. leßerer Hütte. Man fangt nach und nach) an, in vielen Hütten fich nicht mehr diefer Leute zu bedienen, die die Unmwiffenpeit nothwendig u; Weber. die Königshiitte, gemacht hatte, und-die durch dag ihnen gegebene Wart; geld Foftbar waren. Der Schlund oder die Gicht fcheint mir viel zu weit zu feyn, und in Feiner Verhaͤltniß mit denen andern Theis Ion des Ofens. Man entfernt die Form 10 bis 11 Zoll vom Boden , ind lieber 10 Zoll als ıı weil ben dem Schöpfen des Eis ſens, fich der Tiegel vertieft. Sie ift weiter von der MWäffer oder, Gichkfeite entfernt als gewöhnlich, vermuthlich gefchieht das deswegen, weil da an Waffer fein Mangel und der Wind heftig ift. Die Blasbalge werden durd) daß Waſſer von der Dver in Bewegung gefeßt: dieſes Waſſer ftiftet oft viel Unheil durch feine Ueberfchwemmungen an. Man hat bey der Hütte über dieſes Waffer eine Brücke aufgefchlagen. Sein Bett ift dafelbft fehr vertieft, und an der Brücke find ver; fchiedene Schleuffen; wenn dag Waſſer zu groß wird, fo werden die Pfeiler, die die Echleuffen halten mit Sei— lern auggeriffen, und wieder aufgehangen; auf die Ark bekoͤmmt diefes wilde Waffer einen freyen Lauf. Da am Waſſer Fein Mangel ift, fo bat man bey der Einrichtung der Räder nicht nöthig gehabt, für befondere Einrichtungen zu forgen. Die Einrichtung ift fehr einfach und die Räder haben nur Io Schuh im Durchmeffer ; mehrere Höhe wäre nicht nur überflüßig , fondern fchads lih. Die Wallbaume find aus einem Stud und find nicht zuſammen geſetzt. Man erwaͤrmt den Ofen, oder waͤrmt den Ofen ab, indem man ihn ganz mit Kohlen füllt, die man bon der Form aus anzündet; wenn daß Feuer bis zum Echlund oder zur Gicht gedrungen iſt; fo giebt man nach 10 oder 12 Stunden ein Käftgen Erz auf, und läßt die Dlagbalge ſeht langfam gehen. In der Befchicfung legt man die verfchiedenen Erze Bette Ueber die Roͤnigshuͤtte. 71 oder Schichtweis auf einander und legt den Fluß in die Mitte, auf daß er. auf eine gleiche Art ausgetheilt fey. Alles ift gut gepocht und gehortig naß gemacht, Man nimmt As Theil Fluß oder Kalchſtein, mehr oder weni ger, nachdem e8 die Umftande erfordern, und macht übers Haupt die Brfihiefungen mit allen Behutſamkeitsreglen, die Herr Gerhard anbefiehlt, die billig uͤberall befolgt wers den follten. h i Die Befchiefung befteht aus einer verhaltnigmäßigen Vermiſchung der verfchiedenen Ersen, des Kalchſteins von Friſchſchlacken, Schwahlen und Hammerfchlag : Mifchung, ‚Die ich nicht beſtimme, weil fie unterfchieden ift, nachdem man mehr oder weniger von Diefem oder jenem Erz ın Vorrath bat. Man ſucht fo viel möglich die fchlechte Erze mitden guten in einem folchen Verhältniß zu vermifchen, um ein gutes Eifen daraus ohne zu viel Kalchſtein zuzu— ſetzen, zu erhalten. Der gebrauchte Kalchftein ift, wie wir fchon gefeben haben, ein Kalchfihiefer , ein wahres Zechgeftein. Die Frifchfchlacfen feßt nıan hinzu, um den Fluß zu befördern, das Product an Eifen zu vermehren, und um der Behandlung der Friſchſchlacken im Zerrenhard entub» rigt zu feyn. Sie befördern fo febr den Fluß, daß man fie an denen Drten, wo man fehr fluͤßige Erze hat, nicht zu feßen kann; fo kann man fie zum Beyſpiel in Uglar nicht zuſetzen, und man fieht fich genothiget, fie im Zers venfeuer zu behandeln. ER Man muß in dem Aufgeben der Friſchſchlacken maßig ſeyn. Setzt man ihrer zuviel, fo leidet darunter die Gute des Eifens, weil fie in den Heerd gehen, ehe fie genug des Feuers Würfung auggeftanden haben. Hammerfchlag wendet man in geringer Menge an, und Dfters nimmt man gar keins; mweil man e8 nach und nad) beym Srifchen zufeßt und fo feiner los wird, Man giebt aleich auf, nicht mehr von der einen Geite, als von der andern ; giebt man von einer Seite etwas mehr oder hoher auf, fo gefchieht e8 von der Formfeite. Man giebt in 24. Stunden 32 mahloder alle 4, Stund auf. Bor diefem gabe man alle Stunden auf und machte groͤſſere Gichten, aber man hat fie mit Necht vermindert; Dan es iſt auffer allem Zweifel, daß kleine Gichten groffern vorzuziehen feyen. Man rechnet, daß dag Erz in eilf Stunden durch den Dfen durch gebe. 72 Leber die Königshütt.e = e k # Man verändert die Befchicfung und den Wind nach) der Natur des Eiſon die man haben will. N Man fiiht nach 8 Gichten oder 4 mal in 24 Stunden und vor dem Stich ftopft man, fo viel ich mich erinnere, die Forme zu. Eine Vorſicht die mir deswegen. nöthig fcheint, weil fie nicht fo nad) von der Wafferfeite ift, als in den franzöfifchen Defen. N Man gieffet dag Eifen in fogenannte Guffenftücke , oder zu Granuliert Eifen. + ‚Die Goffenftück haben ohngefahr zwey Schuh in der Lange ein Fuß Breite und 3 Zoll Dicke; diefe Art zu -girffen ift, wie Herr Gerhard gemwiefen, der alten Art in Goſen zu gieffen vorzuziehen, ER *5 u jedem Abftechen erhalt man ohngefahr 8 Gentner ußeiſen. ni Man macht bier verfchiedene Gußwaaren, fowohl in Sand ale ın Leimen Guß. Man gießt jabrlich 500 big 600 Defen. Unbegreiflich iſt es, wo eine folhe Menge binfommt, wenn man die Menge Eifenbütten bedenft, die nahe beyfammen liegen, und die auch ihren Verſchluß haben, und wenn man über diefes bedenke, daß diefe Defen in der Nahe vertheilt feyn muffen, denn e8 ift nicht eine Waare , Die weit vers fuhrt wird. 4 Man fucht fo viel möglich einen dunnen Guß zu erhak ten ‚ fo fehr man vor diefem dicker Gußwaar den Vorzug gab, (wie man es auß der Dicke alter Defen fehen Fann ) und aus denjenigen, die man auf der Konigshütte aus Guriofitat wegen den darauf vorgeftellten Sfraelitifchen Kriegen, wo man Kanonen angebracht fieht, aufbewahrt, ) fo ſehr ſucht man jeßt dunne gegoffene Waare zu haben, Man bat hier auch Kanonen gegoffen wovon noch Uez berbleibfel zu ſehen. Ur. Bey Leimenguß macht man den Kern von Holz welches der gemeinen Methode vorzuziehen iſt. Die Röhren, die bier gegoffen werden, werden in Herzberg und Clausthal gebohrt. Was den Sandguß betrift, fo gießt man ein Gemifch von Sand und Kohlloͤſche, und wie fich nad) und nach eine Sorme fullt, fehließe man den fernern Zu; gang des Eifens vermöge Schaufeln die mit langen Stie⸗ len verfeben find, I i 3 RR ER Beet Nu. von der in Begleitung des Herrn Ober: Berg : Naths Serber aus Berlin in einem Theil der Ber: nifchen Alpen unternommenen J a die Unterſuchung der dortigen Dley- und Eifenwerfen betreffend. In einem Schreiben an den rrausgeber. Von Herrn General-Commiſſarius Manuel, Mit: glied des groſſen Raths in Bern. — 74 Ueber die Bley und Eifenwerke a a TS un FE TREE RETTET An Heren Doctor Höpfner. Wertbefter Herr Sreund, Die freundfchaftlihe Güte, mit der Sie auf fo man: cherley Art und infonderheit durch Belehrungen meiner mineralogifchen Riebhaberen immer zu Hülfe famen, bat mic) Ihnen fchon lange mit vielem Danf verbunden; mein Wunfch ift immer gemefen, Ihnen ſolchen ermweifen zu fünnen, da ich e8 aber nicht vermag, fo widme ich Ihnen als ein Fleined Zeichen deffelben die Bemerfungen, die ich mir auf der mit Heren Ober: BergsNath Ferber aus Berlin gemachten Bergreife gefammelt habe. Freys lic) werden Sie für fih wenig neues und Ihnen noch unbefanntes darinn finden, doch mag auch vielleicht ein und anderes für die groffe Sammlung an der Sie zur Kenntniß der Naturgefchichte unſers Vaterlandes mit fo vielem Fleiß und Eifer arbeiten, zu einem geringen Bey frag dienen, — Der Auftrag der mir ertheilet warb, den Herrn Ober, Berg-Rath bey einem Theil der Unterfuchungen zu begleis ten, die er auf Anfuchen biefiger Negierung über unfere Bergwerke anzuftelen fich bemuhet bat, mußte mir in allem Betracht zu einer groffen Freude gereichen. Neben dem Anlaffe von einem fo beruhmten Mineralogen recht viel Intereffantes und Belehrendes zu hören, hatte ich auch das Angenehme feiner perfönlichen guten Gefellfchaft und der Gefellfchaft feiner Gemahlin und jungen Tochter - zu genieffen. Sie können ſich alfo leicht vorſtellen, daß ‘ich auf diefer Reife recht viel Vergnügen gehabt habe. Ich werde ihnen die Befchreibung unferer Reife ganz einfach und fo erzählen, wie es mir am bequemften vorkommen in den Bernerfchen Alva. 775 wird. Nur einige petrographifche Bemerkungen, wenig detaillivte Dryktognoftifche Befihreibungen ; von Topogras phiſchen Befchreibungen der Drten, der Berge, ihrer Lage und Benennungen, nur fo viel unentbehrlich nöthig feyn wird und feine Gemahlde von Gegenden, Eisbers gen, Gletfehern, Felſen, Wafferfällen u. d. gl: haben Sie von mir zu erwarten; wenn .Gie Liebhaber von letz tern find, fo werden fie dergleichen anderwärts zur Ge nüge finden. Ich befenne, daß ich zn deren Verfertigung feine Anlage babe, undgdaß ich mich vor dem Gefuchten und Froftigen, in das man mehrentheild bey folchen Ge; mählden verfallet, fehr fürchte. Wir traten Mitwochs den I6ten July 1738 Abends Unfere Reife von Bern aus an; übernachteten in Thun; | ſchiffeten den folgenden Morgen den See hinauf, und 8 ſpeißten in Unterſeen zu Mittag; Unſer Vorhaben war, den nehmlichen Abend im Bleybergwerke zu Trachſellaui— nen im Lauterbrunnen-Thal einzutreffen: Kaum waren wir aber hinter Wilderswyl ins Zweyluͤtſchenthal gekommen, ſo fiele mit einem mahle ein ſo ſtarker Regen mit Gewit— ter begleitet ein, daß wir ung unter einem hervorragen⸗ den Fels verfriechen mußten; als der Negen ein wenig nachgelaffen hatte, feßten wir unfere Neife fort; wir fonnz ten aber nicht weiter als big zun Pfarrhaus in Fauterz brunnen gelangen, wo wir unfer Nachtquartier nahmen, Freytags den ISten hielte ung der immer fortdaurende Regen beynahe den ganzen Morgen auf; wir befuchten aber dem ungeachtet die gleich binter dem Dorf Lauter; Brunnen gegen über dem Staubbach fich befindliche Chorz Dalm: Höhle; der Zugang dazu ift zwar nicht fehr hoch, doc) ziemlich ſteil und beſchwerlich; ihr Eingang iſt ziem; lich weit und geraumig, verengt fich aber nachwerts, an; fanglich\ fteigt fie etwas in die Höhe, ungefahr 40 Schrite von Eingang theilet fie fih in zwey verfchisdene Klüfte; 76 Ueber die Bley und Eiſenwerke die einte wendet fich linf8 und feige den Berg hinauf, Die andre gehet grad hinein und fenft in die Tieffe; beyde ſollen fehr weit in den Berg hineingeben. Diefe Chorz Falm; Höhle , die bisher von den Reifenden und Naturs forfchern bloß wegen den darinn fich befindlichen Kalch—⸗ fpat, Zronffteinen und feinen Thonerden bemerft worden ift, war mir mehr wegen ihrer Formation merfwürdig. E8 neigen nehmlich ich da zwey Kalchfelfen gegen einans der, und haben dag Anfehn, als wenn einer über den ans dern gefallen wäre, die ganz vefchiedene Lage der Steins fchichten der zu beyden Seiten ftebenden Felfen zeiget fol ches deutlich: Die Schihten des Südlichen gegen dag Thal binein befindlichen Felfens fenfen fih von Norden in Güden unter einem ziemlich ffarfen Winfel. Der auf der andern nordlichen Seite befindliche Felfen lieget über diefen bin, und feine Schichten fenfen ſich ganz widrig unter einem ähnlichen Winfel, von Süden gegen Norden hinab. Wer feine Einbildungsfraft üben will, kann fich die getwaltfame Revolution, durch melche diefe Selfen eine folche Lage befonmen haben, auf verfchiede- ne Weife vorftellen, und mag fich diejenigen wählen, die ihm am beften behaget; was mich betrift, fo begnüge ich mich die Natur zu bewundern, ohne meinen Kopf über Geheimniffe zu zerbrechen, die fie nie felbft entdecken wird; die Chor-Balm-Hoͤhle befindet fih nun oben im Inncidentalwinkel, mo gedachte übereinanderliegende Selfen ſich berühren , fie fiheinet eher eine unausgefüllte leer gebliebene Stelle, als eine Felfenfluft zu feyn. Pins ten ın derfelben lieget eine feine gelblichtgraue Thonerde und oben an ihrer Firft hanget eine Breccia, deren Bind⸗ mittel eine feine, nicht ſehr verhaͤrtete Thonerde iſt; ver— muthlich iſt einmahl dieſe Hoͤhle durch das vom innern des Bergs zuweilen hinausflieſſende Waſſer mit kleinen Steingeſchieben und Thon angefuͤllet, und nachher dieſe — in den Bernerfihen Alpen. 77 Ausfuͤllung bis an den zu oberft an der Fir Bangenden Theil, wieder weggeſchwemmt worden. In diefer Höhle findet man auch an jeden der beyden Seiten: Felfen ein Trumm von Nhomboidalifchem weiſſem und rötblichten Kalkſpath; andem nordlichen Felfen fteigt dag Trumm aug der Tiefe herauf und feile fi oben zu Tage aus, an dem füdlichen Felfen fallet hingegen dag Spathtrumm von innenz ber gegen Tag zu hinab, fo daß dieſe beyde Trümmer kreutzweis gegen einander überftehen: diefer Umftand mit der befchriebenen Lage der zu beyden Geiten befind; lichen Steinfchichten zufammengenommen , fcheinet mie ziemlich merfwurdig zu ſeyn. Auf diefe Kalkſpathtruͤn⸗ mer find in ältern Zeiten Arbeiten getrieben worden, wo— von noch Spuren von Bohrlöchern zufehen find; vermuth⸗ lich haben unmiffende Leute geglaubt, da Kriftallen zu figden, wie man leider noch heut zu Tage Beyfpiele ers „. muß, daß unfundige Leute, auch ungeachtet aller Wahrnungen fachfundiger und vernünftiger Männer den bon lumpichten unmiffenden Bauerferlen und Landikreiz chern vorgefchmaßten betriegriſchen Hofnungen Gehör gez ben und auf etwann vorgezeigte Burchlichtige Kalchfpate oder gemeine Tropffteine, denfelben ‚oft nahmbafte Sum; men Gelds vertrauen, um Bergfriftalle in Kalfgebürgen und anderen dergleichen Orten aufzufuchen,, wo folche den allgemeinen Gefegen der Natur zufolge eben fo wenig als Adler aus Rabeneyern entfiehen fönnnenz wie danı auch auf gleiche Weife aus gemeinen Schwefelkiefen , meil fie gelb und glänzend find, Gold heraus gezwungen wer⸗ den will. Sch kann mich nicht enthalten, bierbey den Wunſch zu Auffern , daß folchen fchaßgraberifchen Unfugen , durch welche fihon mancher an Bettelftab gerathen if, von Seiten der Dbrigfeit vorgebogen werden mürhte, Mit der Befchreibung der Chor» Balm: Höhle fünnte ich Sie noch lange aufhalten; befonders wenn mir einfollen. 78 Weber die Bley und Eifenwerke wollte, bey diefem Anlaſſe Hypotheſen zu bauen. Es ift aber Zeit, daß ich von der Etelle fomme; Sie würden fich fonft vor meinen Belchreibungen fürchten, und wur? den glauben, daß meine übrige Reiſe nie zu Ende ge deyen möchte. Wir fuhren endlich vom Pfarrhaufe zu Lauterbrunnen den nämlichen Morgen nach zehen Uhr ab. Ungefähr eine Stunde weit bis zu den Häufern in der Matten ge nannt, fonnten mir noch auf dem Wagen fahren, von da mußten wir zu Fuffe geben. Wir langten in der Bley: hütte zu Trachielaunen um ı Uhr an. Nach dem Mit tageffen befuchten wir die nahegelegene Bleygrube. Doch ehe ich Ihnen von diefem Werfe Nachricht gebe, mird e8 an feinem Drte feyn, eine Leberficht auf das Ganze des Thales zu werfen. Daffelbe zieher fich von Norden nah Suͤden; e8 I eigentlich feinen Anfang bey Wilderswyl im ſuͤdweſtlichen Winkel der Fläche von Interlachen und wird in zwey Theile abgetheilt, der vordere Theil gehet vom Eingang bis auf Awenlütfchinnen , wo fi) dann das Rütfchinnen« thal gegen Grindelwald hin oͤfnet; diefer Theil hat Fei« nen befondern Nahmen ; von der Oſtſeite wird derfelbe von der Bergkette befranget, welche dem Brienzerfee nach swwifchen diefem und dem Grindelwald lieget, und fich hier endet; auf der Weſtſeite ftoffen Ne Berge an, mel: che dicfes Thal vom Saxetenthal fehreiden. Bendes find Kalfgebirge und liegen auf dem Thonſchiefer, twie folches in Betref der öfflichen Berge im Luͤtſchinnenthal fi ich deutlich zeiget, und man daffelbe in Betreff der meftlichen Berge, theild aus den Schiefergefihieben , die man vom Eingang. des Thales weg allenthalb findet, abnemmen » theils aber bey Zweyluͤtſchinen, da der Schiefer nahe bey der Straffe zu Tage ausbricht, noch —— ſehen kann. in den Bernerſchen Alpen. 79 Der obere oder hintere Theil des Thales, der von Zwey luͤtſchinen weg immer feine, Richtung von Norden in Suͤ—⸗ den behalt und ausfchließlich das Lauterbrunnenthal bei; ſet, ziehet fih allmahlich in die Höhe, und endet ſich in der Ammerten am Fuß des DBreithorng , des Tſchingels und der Büttlaffen, von welcher das Thal eingefchloffen und abgefchnitten ift. Die Nahmen aller der Berge, oder eigentlicher zu reden, der Spißen und Kuppen aus denen Die zu beyden Seiten dem Thale nach fich binziehende Derge beſtehen, finden Sie von Herren Gruner und Herr Wyttenbach befchrieben; ich werde fie alio bier über; gehen; eben fo wie die fünf und zwanzig Baͤche, die fich in mannigfaltigen hoben Wafferfallen in das Thal hinab flürzen ; davon der Staubbach wegen feinem in Staub zerfallenden und Negenbogen bildenden Waſſer, der ber fanntefte, doc) nicht fo waſſerreich als einige andere, und nach meinem Bedünfen nicht fo fchom ift, als der Myrrenbach, noc als der zu Hinterft im Thale von dem Fuß des Breithorns herabfallende fehr groffe Schma; dribach. Zu beyden Seiten dieſes ziemlich engen Lauterbrunnen—⸗ Thales von Zweyluͤtſchinen weg, über das Pfarrdorf Lau— terbrunen bin, bis an den Drt im Stachelberg genannt, fiehen ſehr hohe, fteile, fenfrecht abgefihnittene Selfen, welche aus einen dichten inggemein Blaulich grauen , big: weilen blaulich ſchwarzen Kalkftein beftehen, deffen Ragen bald flarfer bald dünner find und fehr mannigfaltige Rich— tungen und Neigungen haben. In außgemitterten Ge: Gefchieben zeigt fich diefer Kalkſtein ziemlich dünfchiefrig ; dieſe Kalffelfen liegen ebenfalls auf dem Thonfchiefer, man findet Ddenfelben gleich oberhalb Zweyluͤtſchinen im Sandweydly gegenüber der Hunnenfluh, wo dicht an der Straffe eine ſtarke Lage eines glimmerichten , dunkelroͤth⸗ lihgrauen Thonſchiefers hervorbricht. Bon da an ift aber 30 Ueber die Bley und Eiſenwerke Diefer Schiefer , durch am Fuffe diefer Felfen fich ange haͤuften Schutt und Dammerde, bedeckt: aufdem Pletfch: berg gleich über dem Drte wo fich der Staubbach hinuns ter ffürget, auch auf der entgegengefeßten Seite auf dem Mengberg fol fih der Thonfchiefer wieder einfinden, woraus zu vermuthen ift, daß dieſe Kalffelfen des Lauter⸗ brunnenthals bloß angelehnet find. Ben Stachelberg ungefähr anderthalb Stund hinter dem Dorf Kauterbrunen , wo eine Brücke über die Lütfchinen nach Gimmelmald zufuͤhret, floffet der Gneiß zu Tage aus ziehet ſich von da gleich zu beyden Seiten flarf in die Höhe, links bis unter das Dürlocherhorn und Gemms⸗ born gegen daß Dreithorn bin, und Nechts big oben an den Steinberg hinauf und von da , eben wie auf der anz deren Seite, bis zu hinterſt wo das Thal fich fchlieffet. Auf diefem Gneiß lieget eine Lage Ihonfchiefer, die in der Tiefe nicht fehr ftarf if, in der Höhe aber mächtiger zu feyn ſcheinet. In dem auf der linken Seite gegen das Dürlocherhorn und Gemshorn uber dem Stuffenffeinberg fich hinaufziehenden Thonfchiefer bricht ein mit vielem Kalkſtein durchfeßter brauner Eifenflein der vom Magnet angezogen wird, und oft fehr Heine dem bloffen Auge uns feuntliche oftaedrifche Kriftallen entbaltet, in welchen: ſich auch DVerfteinerungen, al8 Ammoniten , Cochliten ıc. befinden und .oben auf diefen Thonfchiefer ſtehet der Kalkftein , der die hohen Bergkuppen und Bergſpitzen bil det. Der Gneiß ift in feinem Gemenge ſehr verfchieden. bald haltet derfelbe vielen Speckftein und Thonerde, bald ift er quarziger, bald nähert er fi) dem Ölimmerfchiefer, bald mehr dem Granit. In diefem Gneiß finder fic) "auch nefterweife jene Gefteinart , davon bey Bern fo oft groffe Gefchiebe liegen, die von unferen Bauleuten wegen ihrer Harte Eifenftein genennt wird, und nichts anders als — in den Bernerfchen Alpen. 81 als eine hornſteinartige mit kleinen Quarzkoͤrnern gemengte Wake iſt. Auch der Thonſchiefer findet ſich in verſchiedener Abaͤn⸗ derung bald dichter bald weicher, meiſtens glimmerig und ſchwarz, bisweilen roth oder gruͤnlich grau. In Betreff der Gebirge dann wird man hier, ſo wie uͤberhaupt in allen dieſen Berggegenden bemerken, daß die Kalfgebir; ge feiler, pralliger, und nafter, und auffer auf ihren Abfagen, oder two fie Stuffen oder Abdachungen bilden, felten mit Holz bemwachfen find; die Gneiß und Schiefer; gebirge ſich aber abgerundeker und waldichter geigen. Das ganze Thal erhöhet fich gegen hinten zu fehr flarf: das Pfarrhaus in Lauferbrunn mag nach einigen beobachteten ometerhöhen beyläufig 715. und die Bleyhuͤtte zu Srachfelauinen bey 2080. Pariferfuß über den Thuner⸗ fee erhoben feyn, welcher ungefehr 1675. Fuß höher als die Meeresfläche lieget. Schon vor Alters find verfchiedene Bergwerke in dies fen Gegenden betrieben worden, von denen aber man wenig oder gar feine Nachrichten mehr hat. Bey Zweyluͤtſchinen ſtehen noch Ueberbleibfel eines ho⸗ hen Ofens, wo das Eiſen geſchmolzen worden iſt, das daherum bricht; auch hat man leßtlichbey Stufiſtein alte auf dortigen Eifengang getriebene Stellen angetroffen; und bey Sichellauinen hinter Kauterbrunn find noch die Ueberbleibſel einer Bleyhutte die von Herrn Doctor Chris fien um daß Jahr 1705 errichtet worden ift; davon Gru— ner in feiner Defihreibung der Eidgebirge des Schwer Kerlandes T. 1. p. 113. Nachricht giebet. Es fol au) daherum Schwefel gefchmolgen worden ſeyn. An der Rothenfluh nahe ben dem Anfang des Lauter brunenthales fiehet man ziemlich weit oben am Felfen ei nen theils vothen, theils ſchwefelgelben Sinter, der aus der Ablöfung zweyer Steinfchichten herauggefloffen zu ſeyn Magaz f. d. Naturk. Helveriens IV, 8. F 32. Ueber die Bley und Eiſenwerke fcheinet; die Thalleute erzählen, e8 fene vor mehrern Sahren in dem oben darauf fich befindlichen Wald ein Brand entftanden, wordurch der im Felſen befindliche Schwefelkies gefehmolzen und da dann der Schwefel auf gelöfet worden und herausgefloffen feye: ich meines theils habe groffen Zweifel, daß das, was man bier fichet, wirklich Schwefel feye und vermuthe, e8 möchte eine Art von Lychen ſeyn, der fich da ziemlich haufig an den Stei⸗ nen findet, und eine fehmefelgelbe Farbe hat, ich hoffe aber darüber nähere Nachrichten zu erhalten. Gewiß ift jedoch, daß in den hiefigen Gegenden häufige Schwefelfiefe find , und daß.vor etwa 30 Jahren von einen Particus laren von Bern bey Böningen am drienzerfee eine Schwe⸗ felhütte angelegt worden iſt, die aber feinen. Beſtan habt hat: | Nun find vor einigen Jahren wiederum neue Arbeiten auf Bleyerz hinter Trachfellauinen angelegt worden, Here Cafpar Deggeler von Scaffhaufen, dem durch Ueber; bleibfel der alten Arbeiten die dafige Ersgänge befannt geworden maren, fieng Diefe Unternehmung im Jahre 1782 an, und errichtete zu dem Ende in Bern eine Ges werbfcehaft von 119. Kuren, auf deren Koften er die uns ten am NHauriberg , zu nachft oberhalb den jeßigen Hütz ten befindliche Gruben oͤfnete, welche die Bnadenfonne Sundarube benennet wird, bey der. Befchreibung diefer Grube wie auch der folgenden benuße ich, damit folche beſſer gerathe , den von Herrn Ober⸗Berg-Rath Ferber - darüber auggefertigten Bericht. Man hat mit einem in der 6%, Stunde angefeßten Stollen, den in der 2% Stunde ftreichenden Gang angefahren und darauf zu beyden Geis ten ausgelenft. Weil man aber fein fonderliches Erz da; - mit gewonnen; fo hat man vom Stollen nieder 8 Lachs ter abgeteuft, und wieder aufden Den nach beyden Sei ten ausgelenlt. | > in den Bernerſchen Alpen. 83 > Die Anbrüche waren aber nicht fehr edel, weswegen man widrum Mittagwärts abtäufte von dem aufgehenden " MWaffer aber verdrangt ward ; von dem mitfernächtlichen Feldorte, hat man gegen Morgen mittelft eines 5 Lachter langen Querſchlags ein Trumm uͤberfahren, welches in der 1% Stunde ſtreicht, nd durch ein darauf angeleg⸗ tes Abteufen von 7. Lachteringefunden, daß diefes Trumm mit dem Hauptgange zufammenfällt, fi) vom. Gefteine ‚gut ablöfet und einen milden Schwerfpath führet, anſtatt daß der Haupfgang allein nur eine quarzige, ſchwer zu gewinnende Gangart zeigte. Der Duerfchlag wird weiter fortgefrieben , um damit einen anderen vorliegenden Gang zu erreichen. Höher hinauf am Berge über den jeßt be; ſchriebenen Bau hat man ein anderes Trumm erfchroten, ‚welches entweder dem vorher erwähnten Gange zufallen oder auch für fich allein ins Gebirg feßen dürfte. Zur Zeit beftehet dieſes Aufferlich am Gebirge entblößte Trumm aus bloffem Gerülle doch mit ſchwerſpalhigen Gangart und Bleyerzen. Man ift jest befchaftiget, dag; felbe bis aufs fefte Geſtein aufjuraumen und wird ſo— dann , nachdem feine Befchaffenheit erfunden wird, die Arbeit da auch darnach einrichten. Untenher dem Ein; fahrtſtollen, wird nun auch ein tiefer Stollen angelegt, um, fowohl die Wafler zu gewaltigen und der Grube den nöthigen- Wettersug zu verſchaffen, als auch die gefundene . Gänge und Trümmer zu überfahren, und dag Erz beque⸗ ‚mer auszufördern, diefer tiefe Stollen lieget ungefähr 354. Fuß über den Hütten; da ich bey dem Einfahrtftol; ‚len meinen Barometer zu brechen, das Unglück hatte, fo "fonnte ich nun Feine Beobachtungen über die Höhe der Derter mehr anftellen , weiches mich fehr verdroß, Ein Jahr nach Eröfnung der eben befchriebenen Gna; denſonne Fundgrube nämlich). Ao.-1783. Legte Herr Deg⸗ geler bey der Stegen oben am Steinberge eine zweyte 84 Ueber die Bley und Eifenwerte Grube an, für welche in Bern eine neue Gewerbfchaft von 124 Kuren errichtet ward, dieſe Grube wird die Gute Zofnung geheiffen. Es wird dermahlen hier nur des Winters gearbeitet, weil im Frühling die Lauinnen die Arbeit auszuſetzen noͤthigen, und die Bergleute im Sommer auf der hohen Alp auffahren, wordurch unters defien die Grube voll Tagwaſſer wird; weil das Gebirg ‚bier befonderg Flüftig ift. Aus diefer Urfache war es auch uns jetzt nicht möglich diefe Grube zu befahren. Here Bergverwalter Deggeler meldete darüber folgendes: es find hier zwey Stollen ein oberer und ein tieferer getriez ben. Don dem oberen geht ein Schacht nieder der auf den tiefern Stollen durchfchlägig ift , und ſtroßweiſe nie dergehauen ift. Unter dem tiefen Stollen ift ein 2 bis 2%, Lachter tiefes Gefenf, wo ebenfalls Stroffen geriffen find, dieſer Bau ift auf einen Gang geführt, der Feine Truͤmmer bat, er ſtreicht zwiſchen der 11 und ı2 Stunde, flaͤcht ſich gegen Abgang des Berges von Morgen in Abend und iſt 1% bis 2 Schuh mächtig, die Gangart ift Duarz, worinn der Dleyglanz anhaltender iſt, und Schwerfpath, worinn er nur neſterweiſe bricht, Der obere Stollen ift 30 Lacher hinein auf den Gang getrieben, der untere Stolle gehet erftlich 7 Lachter durch Duergefkein, und fodenn 30 Lachter auf den Gang. Da diefe beyde Gruben in eben demfelben Berge liegen, nur die Ießtere höher als die erftere, jene namlich bey - 1300, und diefe 480. Fuß über: der Hütte, fo finder ſich bey beyden die gleiche Gebirgsart, naͤmlich ein fehr fefter aus Quarz, Speckſtein und Glimmer gemengter Gneiß, in welchem auch oft Hornſtein vorkoͤmmt, daher dieſelbe, ſowohl als auch der Gang ſelbſt ſehr ſchwer und meis ſtens nur mit Bohren und Sprengen zu gewinnen iſt. Bey der Gnadenſonne bricht auch in Naͤhe des dortigen Ganges eine braune derbe Zinkblende, mit feinkoͤrnigen in den Bernerfhen Ulven. 85 Schwefelkies. In dem gegenüber an der andern Geite des Thales fich befindlichen Gebirge ift auf der hohen Alp unten am Breithorn in einer Höhe von 1980 Fuf über der Hütte, im Jahr 1783. eine dritte Arbeit auf Koften beyder obiger Gewerffihaften angefangen worden welche bey diefem Anlaffe ganzlich mit einander vereinigt worden find, und nunmehr eine einzige Gewerffchaft aus; machen. | Mir befahren diefelbe Samftags den 19. July, der Weg dahin ift von der Hütte weg bey drey Stunden lang fteil Berge an ziemlich muͤhſam und befchwerlich, Es ift Dafelöft der obere und untere Bau zu bemerken. Im oberen Bau werden ſich vermuthlich zwey Gänge freußen, die in der I0% Stunde und in der 2% Stun De ffreichen; auf den leßtern:ift der Stollen angefeßt und ein Schurf nach der Schaarfreußge getrieben. Auf den erftern ift ein Abſinken gemacht und zeigen fich überall gute feinfpeifige Bleyerze in Schwerfpath mit etwas weiß; gulden Erz. Im untern Bau ift ein Stollen auf einen in der 3. Stunde fireichenden Gang , welcher 14 big 15 Grad von Abend in Morgen fällt, 40 Lachter weit aufgefahren. Zehen Lachter vom Mundloch feßt ein Trumm in 3% Stund ab, wordurch der Gang gegen Morgen etwas verſchoben und verdruckt worden, in einem 10 Lachter tiefen Abge⸗ ſenke aber weiter hinauf auf den Hauptgang hat man ge⸗ funden, daß derſelbe ſich in ſeiner vorigen Maͤchtigkeit wieder anlegt, dennoch ſetzt das Trumm ungeſtoͤrt ins Feld fort und ſtehet noch mit Erzen an. Auſſerdem ſetzen noch mehrere Gaͤnge oder Truͤmmer in hohen Alp zum Theil zu Tage aus, worauf man Ueberbleibſel von Stol—⸗ len und Abteuffen findet, welche die Alten getrieben has ben, unter anderem ein bey dem oberen Bau aufdem ers 360 Ueber die Bley und Eiſenwerke ſchuͤrften Gang von Tage ausgemachtes Abgeſenke, das man nunmehr wieder auszuraumen beſchaͤftiget iſt. Die fe8 Gebirg fcheinee daher und wegen der guten Beſchaf— fenheit des Geſteins, der Gangart und der Erze einer vorzüglichen Aufmerkfamfeit werth. Die Gebirgart ift bier wie bey der Gnadenfonnen und guten ah Gneiß, er iſt aber hier viel milder, enthaͤlt weniger Quarz und mehr Speckſtein und Talk in ſeiner Miſchung, welcher letztere meiſtens den Hauptbeſtandtheil, ſonderheitlich in der Nachbarſchaft der Gange ausmachet, und oft in ziem⸗ lich groffen gelblichmweiffen Iangfaferigen „ oft auch in ſchoͤ⸗ nen durchſcheinenden grünen breitblätterigen Stücken da sinn vorkoͤmmt. Die Gangart ift ein weiffer blättrichker Schwerfpath und nur wenig quarz, gar fein Hornflein wie auf der Gnadenfonne einbriche, folglich leichter zu gewinnen, Von den Erzen die in filberhaltigem, ſehr feinfpeißigem Bleyglanze beftehen, iſt ſchon angemerft, daß dabey Weißgülden, vieleicht auch ein Arfenifalifches Weißerz, welches auch Silber halt eingefprengt ift, und es ſteht zu hoffen, daß die Anbrüche in einer gröffern Teufe fi noch mehr veredeln und reichere Silbererze fühs- ren fonnten. Soll aber der Bergbau hier mit Nutzen fortgefeßt werden , fo ift e8 unumgänglich nöthig, daß ein tiefer Stolle unten am Gebirge in den Berg hinein getrieben werde ; ; gefchieht das nicht, fo werden die Truͤm⸗ mer oben am Tage die Arbeit nicht lange lohnen und fie fortzufegen ermuntern können, fondern man wird frühe genug damit aufhören müffen. Hingegen würde ein folk cher Stolle, fo viel ſich nach guten Bergmännifchen Grüns den urtheilen laßt, Fünftig nicht allein die darauf verwens deten Koften erftätten, fondern auch wahrſcheinlich eine Quelle zur Ausbeute eroͤfnen. Die ſicheren Vortheile, die fich gleich mit Gewißheit davon belinmen und voraus ſehen laffen, find: a * in den Bernerſchen Alpen. 87 1. Daß man alle im Gebirge ſtehende Gaͤnge und erzfuͤh— rende Kluͤfte, deren viele jetzt ſchon zu Tage ausſetzen und als beſondere Truͤmmer erſcheinen, von welchen man aber die meiſten noch gar nicht kennet, mit dem Stollen überfahren, ihr Streichen, Verhalten und Zus fannmenfcharren erforfchen, die Natur des ganzen Ge birgs kennen lernen, und die darinn brechenden Erze eroberen wuͤrde. 2. Daß man mithin auch die von den Alten, in einigen uͤber den obern Bau auf 8 oder 10 zuſammenſtoſſenden Truͤmmern angeſetzten Abteuffen, zuruͤckgelaſſene Erze, die jetzt mit Waſſer in den Gruben bedeckt und unzugaͤng⸗ lich ſind, unterteuffen und gewinnen wuͤrde. 3. Daß man zur Gewaͤltigung der Gruben-Waſſer gar keine koſtbare Maſchine erbauen duͤrfte. 4. Daß man gehörigen Luft Wechfel, — Eine bequemere Forderung 6. Eine nicht gefährliche und seitraubende Fahre für die Bergleute in den Gruben gewinnen würde, und 7. Daß man aud) den Winter über den Bergbau bier £reis ben fönnte , welches wegen des vielen Schnees und Eifes in diefen hohen und unmegfamen Gebirgen jtzt - unmöglich if. Gegenwartig ift das Anfahren an der hoben Alp für die Bergleute aufferft gefährlich und zeitz fpielig. Das Erz aus diefen und den andern Gruben der Gnadenfonnen und guten Hoffnung, kann nicht anz ders als mit Fleinen Schlitten herunter gefihleppet und _ geförderet werden, weil die fogenannten Rollen bier weder angebracht noch auch beftändig ſtehen bleiben koͤn⸗ nen, indem die Lauinen fie bald zerftreuen wurden. Man kann aber nur 3. Centner Erz auf einem Schlit⸗ ten. be era förderen , wofür 2 % bezahle werden. · 88 Ueber die Bley umd Eiſenwerke Die zu diefen Hleygruben gehörige Hüttegebaude find Ao. 1784. zu bauen angefangen worden, fie liegen an eis nem fehr wilden Orte an der Lütfchinen über zwey ſtarke Stunden weiter als Lauterbrunn hinter Trachfellauinen, Der Pas. wo fie ftehen, hat mit Steinfprengen verebnet und zugeruͤſtet werden müffen. Diefe Gebäude beftehen dermahl, nebft des Bergver; walters Wohnung, ineinem Poc und Wafchherde, einer Schmelzhuͤtte in welcher ein Schmelgofen und Triebheerd und andere nöthige Vorrichtungen nebft einigen Zimmern angebracht find, in einer Roſtſtaͤdte, einer Holzfchneides Mühle, einer Schmitte, verfchiedenen Kohlen und Erg Magazinen, Wohnung für die Berg und Hüttenleute und einigen andern Eleinen Gebauden. Bor einem Jahr hat man den erften Verfuch mit Ver; fchmelzung der gewonnenen Bleyerze gemacht, der aber beym Abtreiben durd) einen Zufall mißglucket hat. Nun will man mit fernerem Schmelzen innhalten, bis ‚eine genugfame Menge Erz vorhanden ift, um fodann damit fortfahren zu koͤnnen, welches dem Verhoffen nach in fünf tigem Jahr gefchehen wird, Dem Herrn Bergverwalter Deggeler gebühret allerdings das Lob, daß ale feine Einrichtungen gut und zweck—⸗ mäßig und dabey mit der möglichften Defonomie, gemacht worden fenen, und daß er in fo kurzer Zeit in diefen wilden und unwegfamen Gebirgen und bey fo vielen ans dern Fofalfchwierigkeiten mirflich fehr viel geleiftet habe, welches zum Beweiß feiner Unverdroffenheit und feiner guten praftifchen Kenntniffe des Bergweſens dienet. Nachdem mir nun die ganze Einrichtung. der Gruben und Hüttengebäude zu Zrachfellauinen befehen hatten, fo fehrten wir Sonntags den 20. wieder von da zurüde ; unterwegs befahen wir noch zu Fauferbrunn den Staub: bach, wozu fich ung dermahlen das Wetter günftiger er⸗ in den Bernerfchen Av 89 dtigte: fo daß wir das Vergnügen haften, unfer dem Salle def elben, den fchönften Regenbogen in einem ganzen zierz lich groffen Zirkel rings um ung her auf der Erde zu fehen, Nahe bey Zweylütfihinen Famen uns Herr Freyherr von Erlach von Spietz dermahliger Landvogt zu Loſanune, Herr Berghauptmann Wild zu Ber und Herr Profeſſor Struve, - Die mit mir eben den Auftrag erhalten hatten, den Herrn Dberbergrath zu begleiten, entgegen; als fie denfelben bez willfommet hatten, giengen fie wieder zurücke, um ung in Meyringen zu erwarten. Wir aber fuhren nach Grin; delwald, wo wie erft nach 4 Uhr des Abends fehr hungrig anlangten. Nach endlich genoffener Mahlzeit befahen wir noch denfelben Abend den untern Gletfcher dafelbft, der fich nun feit einigen Jahren fehr nahmhaft zuruͤckgezogen bat und fich dem Anfchein nach noch mehr zurückziehen wird, wenigftens ift dag Eisgewölbe über der Luͤtſchinen unter das ich hinabftieg, mit vielen groffen Spalten maͤch⸗ tig zerflüftet, und drohet einen fehr nahen Einftur;. Den folgenden Morgen verreißten wir wieder frühe auf Interlachen: vor unferer Abreife hatte ich noch Gelegenz heit, ein fonderbares Phenomen zu beobachten, das von der Majeftatifchen Höhe unferer Berge zeuget: Hoch bin; Ser dem Werterhorn in einiger Ferne ftanden dicke weiſſe Wolfen, auf welche das Schattenbild diefes Bergs von der gegen über aufgeftandenen ung aber von den Bergen noch verborgenen Sonne hingemworfen war, und fid) fehr deutlich und wohl abgefihnitten zeigte. Im Grindelwald und auch im Lürfchinenthal, das von Zweyluͤtſchinen weg dahinfuͤhret, und von Weſt⸗Suͤdweſt ın Off: Nordoft fich ziehet, beftehet der Fuß der Gebirge allenthalb aus Thons fchiefer, auf welchem der Kalfftein lieget 5 an der Nord lichen Gebirgsfette, fo zwifchen diefem Thale und dem Brienzerſee lieger, laͤngs deren die Straffe hingehet, fin | 90 Weber die Bley und Eifenwerke det man folchen gleich beym Eintritt in das Thal bey Guͤndliſchwand; er zeige fich bald in fehr mächtigen Las gen, feßet hoch ing Gebirg hinauf, und flreichet da fort big hinter Grindelwald an die Scheidegg, Die befannter; maffen ganz daraug beftehet, diefer Echiefer iſt ſehr dicht und hart, fo daß er am Stahle Feuer giebt. (Er fcheiz' net mir zu derjenigen Art zu gehören, die Herr Karften in feiner Abhandlung im Magazin zur Naturkunde Hel⸗ vetiens B. III. p. 206. Hornſchiefer, und Here Hofmann in ſeinem Verſuch einer Oryktographie von Kurſachſen im sten Stück des Bergmaͤnniſchen Journals p. 292. Kieſel⸗ ſchiefer nennet;) oft hat derſelbe kleine Riſſe und Spak ten, die mit Kalk ausgefuͤllet ſind; gegen Grindelwald hin wird er milder, und enthaltet feine Glimmertheilchen; der verwitterte zeigt ſich ziemlich duͤnnblaͤttrig; daß darinn auch oft Schwefelkieſe ſich finden, zeigen die Stuffen, ſo den Fremden von den Kindern zum Kauff angebotten werden. Die Schieferfelfen haben am Tage eine weiß lich graue Farbe, und ihre Oberflache zeigt fih ſtaubar— fig melches meiftens von der Vermitterung; theil® aber von anfisendem Kalkſpath und Kalftheilchen herruͤhret; daher hat man folche oft für Kalffkeinfelfen angefehen ; wenn man fich aber die Mühe giebt, davon abzuftuffen, fo bemerft man gleich den Irrthum. Ueberhaupt ift es fehr mißlich die Steinarten der Gebirge nur nach dem bloffen Aufferlichen Anfehen zu beurtheilen; felbft in der- Nähe kann man fich betriegen, wenn man nicht die Steiz ne abftuffet und genau betrachtet. Oft habe ich felbft auf diefer Reife Gelegenheit gehabt zu erfahren, wag für Irr⸗ thümer man begehen fann, wenn man feine Schlüffe auf die Kennzeichen gerundet , die man. nur von Ferne beobach; tet. Die Farbe, die Lage und das Verhalten der Felſen⸗ fchichten betriegen dag Auge fehr oft, Fommeu auch Feine optifche Illuſionen vor, wie ſchwer iſt es meiſtens ſie gut Pal, U > in den Bernerfchen Alpen. 9 zu erfennen, und wie wenig find fie ein fichere® Unter; fcheidungszeichen der Gebirgsarten ? ' Der Fuß des Mettenbergs und deg Eigers hinten im Sein; delwald beftehen aus Kalfftein, unter dem fich der Thon— fihiefer von der enfgegengefeßten Seite des Thals her in die Tiefe fenfet, Der obere und hintere, Theil des Metz tenbergs fol Granit oder Granitarfiger Gneiß feyn; fok ches von Auge erfennen, kann man mit gar feiner Zuvet⸗ laͤßigkeit: Doch laſſen die unter dem Gletſcher und durch das Thal aller Orten zerſtreute oft wenig abgerundete Granitzund Gneißgeſchiebe mit Grunde vermuthen, daß die oberhalb der Gletſcher ſich befindliche höhere Berge daraus beſte⸗ hen; folglich muͤßte der am Fuſſe befindliche Kalk— ſtein nur angelehnet ſeyn. Dieſe Geſchiebe beſtehen ge— meiniglich in einem aus weiſſem reinem Quarz und Feld⸗ ſpathkoͤrnern mit grauem Glimmer ſtreifenweiſe gemeng⸗ tem Gneiſſe, durch den bisweilen Amiantadern ſetzen. Den ganzen Nachmittag nach unferer Ankunft in Inter⸗ lafen mußten wir wegen fihlechtem Wetter im Gafthofim Zimmer bleiben, den folgenden Morgen fhiffeten wir auf Tracht, Durch den gefallenen Regen waren die Waffer fo haufig angelaufen, daß die Straffe eingefreffen war, fo daß wir die Wagen fo ung abzuholen dahin gefommen waren , leer hinüberfchicken und im Schiffe big zur Bu lauinen fahren mußten. Wir famen zu Mittag zu Meyringen an, wo Herr von Erlach , Herr Wild und Herr Struve ung erwarteten, und mußten bis auf Nachmittag des folgenden Tages da bleis ben, weil im Grund alles unter Waffer geſetzt war, und man nicht durchfahren konnte. Den Dienſtag Abends brachten wir mit Spatzieren zu, und beſahen zuerſt, das von den Einwohnern ſogenannte en wo die Aar wieder aus den Felſen hervorkommt, * u AP Mi 92 Ueber die Bley und Eiſenwerke in die fie fich obenher im Grund verliehret: ich begleitete auch Frau Ferber und Ihre Tochter zum Sal des Heiz chenbaches ; man gehet dahin durch) den Weg der auf die Scheidegg gegen Grindelwald führet, und ziemlich ſteil Bergan, geht, nachdem man von dem Dörflein Wiligen weg jenfeits der Bruc, fo oben halb Meyringen über die Aar geht, bey einer ftarfen halben Stunde hinauf geftie, _ gen, verläßt man den Weg, und muß recht8 durch Fleine Fußwege über fehr fumpfige Wiefen gehen. Der Fall des Keichenbaches ift fehr fehon, und fehenswerth. Die: fer Bach oder vielmehr diefer ftarfe Strom dranget fi ich da zwiſchen engen und fcharfen Zelfen mit Gewalt bins Durch und flürzet ſich mit folcher Wildheit in dag tiefe unten liegende Becken, daß der größte Theil feines Waß fer8 wieder fenfrecht in die Höhe getrieben wird und fich: als ein ſehr ſtarker Regen weit umber verbreitet. Co: wohl von diefem Regen ald von dem Waffer des fumpfigs ten Bodens durchnäßt und durchdrungen, fehrten wir nach dem Wirtshaus zu Meyeringen zurück, und waren genöthiget ung ganz umzufleiden. Ich kann bey diefem Anlaß nicht umhin den Muth und die Unverdroffenbeit zu bewundern , mit welchen unfere beyden Frauenzimmer alle bey einer folhen Reife vorfommenden Unbequemlichfeiten und Befchwerlichfeiten immerhin zufrieden außhielten. ir fehten Mitivochen Abends unfere Reife fort, da aber im Grund das Waffer fich noch nicht zurück gezogen - hatte, und die Straffe immer uͤberſchwemmt und unfahrs bahr war; fo mußten wir fihon von der Hohe des Kirch; hets diefelbe verlaffen, und einen groffen Umweg durch die Wiefen und Güter machen, um zu der gedeckten Brücke zu fommen ; endlich dann langten wir bey der Eifenfchmelze im Mühlethal an, welches der eigentliche Zweck unferer Meife war. Da ic Ihnen immer beynahe Gegenſtaͤnde von der naͤm⸗ in den Bernerfchen Alpen, lichen Art zu befchreiben , und immer die nämlichen Ges feinzund Gebirgsarten zu nennen babe, fo habe ich big hieher verfoart , von dem Verhalten der Gebirge von Ins terlafen weg zu reden ; damit ich doch einigermaffen die Wiederholungen vermeiden koͤnne und Sie nicht mehr ale nöthig ift mit dergleichen Sachen ermüden müffe. Der Brienzerfee der gleich oberhalb Interlaken feinen Ausfluß vermittelft der Aare hat, ift bey 4 Stunden lang, feine Richtung geht von Weften in Often ; auf der ſuͤdli⸗ chen Seite flreichet das Gebirg, hinter welchem das Luͤt— ſchinenthal, Grindelwald und die Scheidegg liegen; ges gen Welten wird daffelbe durch dasjenige Thal fo von Wilderswyl gegen Zweyluͤtſchinen gehet und gegen Oſten durch das Haslethal abgefchnitten. Auf der nördlichen Seite des Sees liegt die Bergfette, fo mit dem Harder ‚oben am Thunerfee anfängt, und ſich oberhalb Brienz an den Brünig anfchließet. Daß dag füdliche Gebirg Kalkar— tig feye und daß fein Fuß aus Thonfchiefer beſtehe, wife fen wir ſchon aus dem was ich Ihnen von deſſen, gegen Grindelwald fich neigenden Seite gemeldet habe, ob aber der Schiefer bis an den Brienzerfee durchfeße, habe ich zu bemerfen feine Gelegenheit gehabt. An dem nördlichen ebenfalls Falfartigen Gebirge zeiget ſich der Thonfchiefer bereits unten am Fuffe des Harders gegen Interlaken über und: von da an längs dem Ufer de8 Sees, bis zur Sagemühli bey Niederried,, wo fodann die Dammerde bis an den See hinunfer geht und ange- bauet ift, fo daß man weiters hinab nichts eigentliches mehr fehen kann. Diefer Schiefer iſt ziemlich rein, dicht, von ſtarken horizontalen Lagen ; er wird für Maueidecken Treppen und zu anderm ähnlichen Gebrauch gebrochen, und ift unter dem Namen Goldsmplerblaften den Baus leuten bekannt. Das Haslethal, welches oberhalb des ——— liegt, ziehet ſich von Weſt SUSE in Oſt 34 Ueber die Bley und Eiſenwerke Suͤdoſt und iſt auf der einen Seite von den oben erwaͤhn⸗ ten Grindelwaldbergen, auf der andern aber von dem Haßleberg, der zwiſchen dem Bruͤnig und der Planblat⸗ ten liegt, eingeſchloſſen, und hinten durch einen kleinen Bergruͤcken, der Kirchhet genannt, von dem Grunder thal abgefchnitten. Das einte diefer Geitengebirge ift wie dag andere ebenfalls ein Kalfgebirg , das auf Thonfchies h fer figet, diefer Thonfchiefer ift meiftens ‚weich , ſchwarz and feinglimmerig, obenher Meyringen beym Lamnı , fins Det man denfelben mehr Glimmer haltend und dunkelroͤth— lich grau, demjenigen ahnlich, fo bey dem Sandweydli im Rauterbrunnenthal bricht, Bemelter hinter dem Haßle⸗ thal befindlicher Bergruͤcke verbindet den Hasleberg und Scheidek, er beſtehet aus einem blaugrauen, dem Anſehen nach ziemlich reinen Kalkſtein; jenſeits deſſelben liegt der Grund, ein rundes, mit hohen Gebirgen ums gebenes ungefähr ein halbe Stunde im Duchfchnitte hal tendes Thal, von welchem rechts das Urbachthal Weftz werts, hinten dag Guftannenthal Sudwerts, und linfs dag Muͤhlethal von Welt Nordweft in. Oſt Sudoft ausgehen. Linkerhand diefes Thals laͤuft die Aar, ſo aus dem Gut⸗ tannenthal herfließt, ſich da mit dem aus dem Mühle thal kommenden Gadmenbach vereiniget und bald nach— her zwiſchen den Felſen des Kirchhets, wo derſelbe an die Oſtlichen Gebirge anſchlieſſet, ſich verliehret. Bey dem Einfluß der Gadmen in die Aar ſtehet noch eine alte Ei⸗ ſenhuͤtte und die Ueberbleibfel eines hohen Ofens, wo vor Zeiten die PlanblattenzErze verfhmolzen worden find, ehe der Dfen im Muͤhlethal erbauet ward. Gleich obenz her iſt die gedeckte Bruͤcke, über die man ind Mühlen thal gehet, bey dieſer Bruce liegt ein, Feld von dichten blaulichgrauem Kalfftein und unfern davon im Eingang bemeldten Thales bricht am Fuffe bey den demfelben nach fich binziehenden Gebirgen, Gneiß, der nun durch das \ in den Bernerfchen Alpen. 95 ganze Thal hinein fich zeiget. Die Eifenfchmelje im Muͤh⸗ Ienthal liegt ungefähr eine Stunde von dem Eingang des; felben am Gentelbach, gleich ob dem Ort, wo er in die Gadmen fallef, - Die Gefchichte diefes Werfs bis zum Fahr 1756 iff aus Ihrem Magazin Th. I. ©. 97. befannt, zur Furzen For feßung derfelben bemerfe ich hier, daß Zufolg der Con- ceflion de 1754 da der Landſchaft Haßle das Eifenberg, werk im Mühlenthal wieder überlaffen ward, diefelbe fich in 1764. wiedrum für die Verlängerung des Lehens anz meldete, und auch folche in Betrachtung ihres jüngft aus; geffandenen groffen Waſſerſchadens unterm 18, Auguſt bez meldten Jahrs unter Auflag eines jährlichen Zinfes von 5. Thaler in Geld und fünf Eentner Stuckfuglen für dag - Zeughaus erhielte. Doch fo, daß ihr diefeg Lehen binfünfz fig nur von einem Jahr zum andern hingegeben iverden ſollte. So verbliebe es bis Ao. 1770. da die Regierung der Landſchaft Haßle die Nutzung der zum Bergwerk gehoͤri—⸗ gen Bergguͤtern nebſt denen zu Meyringen fich befindlis chen Gütern noch) ferners uͤberlieſſe. Das Bergwerk ſelhſt . aber mit denen dazu dienenden Waldungen Herrn Frieds rich Walther, Burger zu Bern auf Io Jahre lang hingaz be, und dabey ihme einen Vorſchuß von 10,200 Bernfroz nen vermilligte, Damit er dieſes Werk mit mehren Kräf ten betreiben fonne. Im Jahr 1779. ward dag Bergwerk auf Obrigkeitlichen Befehl befichkiget und darauf dem Herren Walther die Gebaude, die er theilg vermehrt, theils nen gemacht hatte, nebft allen dazu gehörigen Werfen und Werkzeug, zu handen der Dbrigfeit um 6,200 Rronen auf Abfchlag ber Schuldigen Kr. 10,200 übernommen, babey Herr Walther das Lehen wieder auf 18. Fahr lang übergeben, auch ihme nebft den bereits vorgefchoffenen Kr. 4000, ein neuer Geldvorftand von ebenfalls Kr, 4006 56 Ueber die Bley und Eifenwerte gemacht, mit dem Beding daß in den 12 erfien Jahren die leßtere Summ, alfo twieder erflattet werben folle, daß in Io Jahren jedesmal Kr. 300. und in den 2 folgenden Kr. 500, abbezahlt werden, in den letzten 6 Sahren des Lehens dann folgends auch Die erftere Summ der fir. 4000 zu gleichen jährlichen Zahlungen abgeführt werden follten. u den. Schmelzungen wurden Heren Walther jährlich 760, Klafter Holz aus den Bergmerfwaldungen zu nehmen geſtattet, annebens ſollte er unter der Bergwerkscommißion ſtehen, und derſelben jaͤhrlich Nachricht und Rechnung geben. Ungeachtet folchet Vortheile und ungeachtet feines uner⸗ müdlichen Eifers, fand aber Herr Walther feine Rechnung fo wenig bey diefer Unternehmung, daß er im Jahr 1785. der Bergwerkskommißion erklärte, er ſeye nicht mehr mil: Iens dag Eiſenbergwerk langer zu betreiben, noch ferners Eiſen zu ſchmelzen, behielte ſich aber vor, das Eiſen zu gut zu machen, das er wirklich geſchmolzen hatte, welches bis Ao 1787. ſich verzögerte. Dieſe Umſtaͤnde veranlaß⸗ ten die Bergwerkcommißion der Regierung anzurathen ei— nen ſachkundigen Gelehrten zu beruffen, und deſſen Näthe über die Betreibung diefes Eifenbergmwerfs zu vernehmen Worauf dann Here DOberbergrath Ferber erſucht worden iſt, dieſe Unterſuchung zu uͤbernehmen. Die Lage der Eiſenhuͤtte im Muͤhlenthal iſt fo beſchaf⸗ fen, daß die Zufuhr der Lebensmittel und aller Nothwen⸗ digfeiten, die Neparationen der Gebaude u. d. gl. fehr foftbar feyn müffen. Das nöthige Holz wird durch den Gadmenbach hinzugefloͤßt; zu dem Ende if oberhalb der Schmelze ein fehr hohes Schwellenwerk mit einem Rechen errichtet, welcher oft von dem, vom Gletfcher und Schnee; waſſer anſchwellenden, wilden Bache eingeriſſen und das Holz weggeſchwemt wird, folglich, wie eben dieſes Jahr geſchehen iſt, in groſſer Menge verlohren geht. Das u in den Bernerſchen Alpen. 97 Das Eifenerz von Planblatten dag hier geſchmolzen wird, und am bequemfien kann herbey gefchaffet werden, ift überhaupt nicht von der beften Art und fehr ſtreng— flüßig. Wahr ift, daß folches bisher immer für fich felbft ohne Gattirung mit andern Erzen behandelt, und viek leicht die alleruntauglichfte Art deffelben gebraucht worden ift; auch der. eigentlich zu deffelden Verſchmelzung faugs liche Zufchlag ‚nicht befannt gemwefen ift ; und daß man zu Ausfündigmachung dieſes Ießtern fich bisher nur im; mer mit Proben beholfen hat, die nicht allemal auf eine richtige Theorie und Kenntniß der Sachen gegruͤndet wa— ren. Uebrigens war vielleicht von Anfang her die Lage, die Einrichtung und Conſtrucktion des hohen Ofens, der Friſchherde, der Haͤmmer ꝛc. eben nicht die vortheilhafteſte und beſte. Alle dieſe Umſtaͤnde, mit der Geſchichte dieſes Bergwerks feit den aͤlteſten Zeiten verbunden, eigen aus genſcheinlich, daß ein folches Unternehmen von einem Nartifularen nie mit Nutzen gefrieben werden fünne; Schwerlich wird auch jemahls ein folcher zufinden feyn, der einzig alle hierzu nöthige theoretifche und praftifche Kenntnife, in ihrem ganzen fo auggedehnten Umfange bes fäffe ; befonders in einem Lande, wo feine andere derglei⸗ chen Werker find, da er, wie es nöthig iff, von Jugend auf angelehrt werden fünnte, dazu iſt gewiß mehr erfors derlich , als ein einziger Mann zu leiften vermag; aller übrigen Schwierigkeiten und Hinderniffe , die zu uͤberwin— ‚den fo oft weniger nicht als die Landesherrliche Authoriz tat erforderlich iſt, und der ſo groſſen Summen Gelds ſo treibung eines jeden Huͤtten und Bergwerks erfor⸗ nicht einmal su gedenken— Uebrigens werden nun die bey der gegenwaͤrtigen Un: terfuchung angerathene und veranftaltete Proben zeigen, was in Betref der fernern Betreibung diefes Werkes rath» fam feyn möchte. Schade wäre «8 immer , wenn daffels Miegsz- fd. Naturk. Selvetiens. IV, B- & 08 Ueber die Bley und Eiſenwerke bige gaͤnzlich aufgegeben werden muͤßte. Das Eiſen, die⸗ ſes allerwaͤrts ſo unentbehrliche Beduͤrfniß, iſt bey uns wuͤrklich ſehr theuer, wird alle Tage noch theurer, und iſt ſogar oft ſchwer zu bekommen. Daher waͤre fuͤr den Landesherrn ein groffer Nutzen daſſelbe im Land fabrigies ren zu laſſen, wenn er auch keinen andern Vortheil daraus ziehen wuͤrde, als daß die Einwohner damit verſorget werden koͤnnten, und das Geld im Lande bliebe. Mit der Unterſuchung dieſes Eiſenwerks im Muͤhlethal waren wir drey Tage lang beſchaͤftiget und dabey war uns Herr Waͤhler, Koͤniglich Preußiſcher Huͤttenſchreiber zu Peitz, der den Herr Ober-Berg-Rath Ferber begleitete, als ein Erfahrner Pratifer ſehr behulflich. Sonnabend den 26 befuchten Herr Berghauptmann Wild, Here Profeffor Struve und ich , die Eifenersgrube, am Bals merefhorn und an der Planblatten;z gleich hinter der Eifenz hütte fliegen wir zuerft bey einer Stunde lang fehr fteil Berg hinauf bis ind Gentthal, durch dieſes Thal giengen wir hierauf anfangs ebenes Wegs und hernach allmahlig Berg an big zur Engftlenalp, wo recht die ſchoͤnen Wafferz fälle der jungen Brünnen zu ſehen find, unterwegs trafen mie auf eine alte Noöftftätte, in welcher ehmald dag Erz vom Balmeregghorn geroͤſtet, und ſodann erft nach der Hütte gebracht ward, und unfern dabon auf eine fchlechte Berghütte mo ein Dauer aus der Wurfel der Gentiana purpurea und puncdtata den dafigen Landleuten fehr belieb⸗ ten, Enzians Brandtentein brennte; diefer Brandtenmwein ift fehe ſtark und geiftig von bitterm unangenehmen Ges fchmace. Bon 100 Pf. Wurzel werden 2 Maaß deſtillirt, die zu 16. Bz. die Maaß verfauft werden, neben dem er> halt man noch ein Feines Glas vol Vorſchuß, den man nur zum Aufferlichen Waſchen in ich weiß nicht was für Schadın gebraucht, und die Maaß mit 70, Bz. bezahlt; Beym Anfange der Engftlenalp Fehrten wir links und f in den Bernerfchen Alpen. 09 fliegen wieder fehr ſtark Berg an über die Baumgarten⸗ alp hinauf; gleich obenher derfelben fanden wir eine fehr groſſe Menge, vom Gipfel des Bergs hinunter gefallener Eifenfteine , die von Farbe röthlicy und oolitifchkörnig wa; ren, wir fliegen alfobald den Berg ganz grad hinan, und Fletterten fo gut wir Fonnten, über den lofen meift aug Schiefer beftehenden Bergfihutt hinauf, um den Geburts ort dieſes Eifenfteind zu fuchen und fanden ihn auch zu oberſt an der rothen Fluh. Da bricht folcher in einer ziem⸗ lich ſtarken doch ungleich mächtigen Rage, die aus verfchiez denen, unordentlich durcheinanderliegenden, nicht wohl zu beftimmenden, mit Kalfftein durchfeßten Schichten bes ſteht; dieſe Lage von Eifenftein flreichet, wie Sie fehen werden, über den gamzen Rücken des Berges bin in einer Länge von etlichen Stunden; fie lieget auf dem Thonfchies fer, aus welchem der ganze Berg beftehet, und hat meis ftend eben denfelben Echiefer über fich , bisweilen auch Ralfftein. | | Here Wild und Herr Struve, die noch weiter rechte binüber Eletterten, fanden einige alte Stollen, die ihnen aber nicht auf dem Eifenftein gefrieben zu feyn ſchienen, weil fie durch denfelben hindurch gefeßt waren. Don der Nothenfluh weg fehrten mir links dem Mücken des Bergs nach, und haften von da an, big zur Planz blatten immer auf fehr gefährlichen ſchluͤpfrichten kleinen Fußſteigen über den nakten verwitterten Schiefer zu gehen. Wir giengen bald darauf über den Ruͤcken des Berge hin; über und famen zu einer Eifengrube die su oberft auf der Zannenalp im Unterwaldner Land fich befindet, Alte Bohrs loͤcher und Ueberbleibfel von Inſtrumenten zeigten: ung , daß ehmals da gearbeitet worden ſey. Weiterhin findet man ein zwiſchen den hohen Berggipfeln liegendes Becken, in deffen Tiefe ein fehr Fleines Seelin ift, daherum liegen auf dem allermäarts naften und verbröckelten Schieferfel 100 Ueber die Bley und Eifenmwerke fen viele Stücke von zerfieffenem und Tropffteinattig gebil- detem Auarz; und dicht an diefem Geelin war noch eine ziemliche Lage Schnee ,-uber den wir gehen mußten. Nach einer Streckewegs famen wir nun zur Eifenerzgrube am Balmerefhorn,, wo mir unfer mitgebrachtes Mittageffen mit vielem Apetie genofjen. Diefer Ort liegt zufolg der von Herren Berghauptmann Wild gemachten Barometerz beobachtungen bey 4110. Patiferfuß ob der Eifenhutte zu Muͤhlenthal die 873 Fuß höher als der Thunerfee iſt. Es fol da eine herrliche Ausficht gegen Eußern und bis zu uns ferft ing Nergau hinab feyn; wegen den ftarfen Nebeln , Die ung den ganzen Tag umgaben, fonnten wir aber oft faum hundert Schritte weit fehen; wir haͤtten hingegen aber davon den Vortheil, daß wir nicht von der Hiße lit fen und auch die Gefährlichkeit vieler Stellen, über die wir geben mußten, nicht bemerften. Hier am Balmerek— born ift die Lage des Eifenerzes bey 7. Fuß mächtig; fie beftehen aus zwey Schichten davon die untere 6. Fuß haltet und von der obern durch eine ungefähr, einen Zoll ftarfe fpathige Ader abgelößt iſt; unten liegt fie auf dem Thonfchiefer , der fie wieder in einer dünnen Lage bedeckt, Der biefige Eifenftein iſt, mie der meifte an diefem Berge brechende blaulich ſchwarz von oolitifchem Korne Don da kamen wir endlich An die Planblatten, die eben wie die Balmeref und die Rothenfluh zu oberft am Berge ift, und in der gleichen Höhe grad ob der Muͤhlethaler Eifenz ſchmelze fih befindet, Die Rage des Eifenfteing ift bier bis 16 Fuß maͤchtig, fie beſteht aus verfchiedenen unor; dentlid Durcheinander lauffenden Schichten deren beſon— deres Merhalten und befondere Dicke nicht. angegeben werden kann, weıl beyde fehr veranderlich find, Der Ei fenftein wird vom Magnetiangezogen, ift überall oolitifch? fornig, und bricht meifteng in vhomboidalifchen Bruchfius cken; die darüber gemachten Analyſen zeigen, daß er fies in den Bernerſchen Alpen. 101 ſelartig ſeye. Die Schichten deſſelben weichen in der Fe⸗ fligfeit und in der Farbe bisweilen in etwas von einans der ab, der eine iſt blaulich ſchwarz, ein anderer röthlich braun, eine Schichte iſt wie vermittert und vermulmt von brauner Farbe. Zwiſchen den Schichten lieget oft ein gelblich weiffer mit vielem Quarz gemengter Kalkſpath; und nicht felten findet man im Eifenftein verfteinerte Meer; mufcheln. Diefer Eifenftein wird am Tage gebrochen und mit Pulver gefprengt, und fodann von der Grube auf Schlitz _ ten nach der Schmelze gefahren, -Auch bier liege derfelbe auf Thonfciefer und ift mit einer dünnen Lage deffelben bedecket, auf welcher fih Spuhren von Kalfftein befinden, der von der Zeit zerflört und weggebracht worden iſt. Er verhaltet fich in feinem Streichen. und Fallen gänzlich wie der Thonfchiefer, aus welchem der ganze Berg ber fiehet, und ſenket ſich mit demfelben gegen die hintere Seite des Bergs von Süden in Norden hinab. Von der Planblatten lieffen wir ung auf den Kleinen Erzſchlit—⸗ ten wieder zur Eifenfchmelze herunter führen , die Fahre gehet über die Zelfen und zwifchen ihren Spalten durch beynahe grad hinab, und obfihon toir ziemlich fchnell fuhren ‚, dauerte dDiefelbe Doch bey 50 Minuten. Nun bin ich Ihnen noch die eigentliche Befchreibung der bier durchwanderten Gebirgen fihuldig 5 e8 find die; jenige, die auf der nördlichen Seiten des Müphlenthalg liegen, | | Gleich in der Gegend. der Eifenfchmelze erhebt fich ein Gebirg dag da mit dem ZTellenftock endet und fich bey Engftlen an den Sjochberg anfchlieffe. Hinter demfelben befindet fi) ein anderes mit ihm yaralelaufended Ge birg, dag fich weiter herfür ziehet und vorne Aber dem Haßle: und Grunderthal endet, fich über die Planblatten Balmerek, Rothenfluh an das in Unterwalden liegende Zannhorn hinziehet, und ebenfalls zu hinterſt an den * 102 Ueber die Bley und Eiſenwerke Jochberg bey Engſtlen anſchlieſſet; auf der noͤrdlichen Seite dieſes Gebirgs liegt vorne der Haßleberg und wei; ter hinten das Melchthal, Diefe beyde Gebirge find beys nahe von gleicher Höhe, zwischen demfelben lieget tag Gentthal , daB mehrere hundert Fuß über dem Mühle: _ thal erhaben if. Unten am Muͤhlethal beſtehet der Fuß des Gebirgs aus Gneiß, wie ich Ihnen ſolches bereits gemeldet habe. Auf demſelben kann man ein wenig uns tenher des Gentthals eine zivar unbetrachtliche Lage Thonz fchiefer bemerken. Der Tellenſtock und das ganze vorz dere Gebirg beftehet aus einem mit vielen Feuerfteinen und mit Quarz durchfeßten Kalkftein; diefer Kalkftein fereicht auch unter dem Boden des Gentthales durd) , und lehnet fich noch in einer ziemlichen Höhe an das bins tere Gebirg an, welches nun ganz aus Thonfchiefer bes fiehet , deſſen Lagen fich von Süden in Norden gegen den hintern Theil deſſelben, pder gegen die Haßle und Unterwaldner Seiten binabfenfen; diefer Thonfihiefer hricht auch an einigen Orten durch den unten im Gent thal angelehnten Kalfftein durch, und ift eben derjenige der Oberhalb des Mühlethald auf dem Gneiß fich zeiget, mithin fitset daS vordere aus Kalk beftehende Gebirg ganz auf dem Fuffe des hintern Schiefergebirgs. Sie wiſſen auch fchon aus dem Vorhergehenden , daß auf dem Gipfel des leßtern eine Lage Eifenftein vermuthlich deſſen ganz sen Lange nach hinſtreichet, wenigſtens iſt ung nun dies ſelbe von der Nothenfluh weg über die Tannenalp, dag Balmerekhorn bis auf Planblatten, dag ift in einer Lange von beynahe zwey Stunden befannt, auf demfelben liege noch etwas Schiefer und auf diefem bisweilen Kalfftein; an den mehreften Drten ift aber leßterer zerftöret und durch die verheerende Zeit weggebracht worden ; die Anz» zeigen deffen finden fich fehr haufig, und allerdings merk würdig iſt, daß in diefen Gegenden der Eifenftein fo oft — in den Bernerfihen Alpen. 103 oben in dem Thonfchiefer, wo der Kalf darauf ſitzet mit jenen fortſtreichend vorkoͤmmt, mie fich folches zum Bey, fpiel im Urbachthal alfo verhaltet und wir auch eben dag; ſelbe an den öftlichen Gebirgen des Lauterbrunnenthals gefehen haben und einem auf verfchiedene Anzeigen ge gründeten Vermuthen nach eben dafelbft in den weftlichen Gebirgen fich gleichfal8 finden fol. _ Den Abend als wir von der Planblatfen zuruck gefomz men waren, verreißten Herr von Erlah, Here Wild und Herr Struve. Leßtere beyde hatten übernommen den Eis fenftein am Wetterhorn zu befuchen, der ehemals in hie, figer Hütte auch gefchmolzen worden ift, fie folten ung in Meyringen wieder antreffen, wo wir ihnen den fol . genden Abend nachfolgten. Ihrem Bericht zufolge liegt das Eifen fehr hoch an dem Berge, fo von den Einwoh— nern des Haßlethals das Wetterhorn geheiffen wird, dag aber nicht derjenige hohe Berg ift, welcher ebenfalls die fen Rahmen führer, hinter dem Grindelwald liege und von Bern aus gefehen wird, fondern ein Fleinerer unten an diefem liegender Berg, welcher von den Einwohneren des Haslethals ebenfalls das Wetterhorn, fonft aber dag MWellhorn oder Blumhorn genannt wird. Sie hatten auch nicht zu dem Ort gelangen fünnen, wo das Eifenerz bricht, weil die Leitern, die man ehmals dahin zu kom⸗— men an die Selfen gehaͤnget hatte, nunmehr abgefaulet waren. Diefer Eifenftein, fo man aus denen herabge— fallenen Stuffen fennet, ift ein graues ſchimmerendes blättriges ziemlich ſchweres Blutſteinerz. Montagsden 2. Morgens, fuhren wir auf Tracht, von da fcbiften wir gerade über den See, um am Brienzer berg den Ort zu unterfuchen, wo man den Ihnen be kannten fchonen grünen Flußfpath gefunden hat; als wir etwann eine gute Biertelftund den Berg hinauf gefliegen waren, fanden wir in ‚einem niedrigen, in einer Weid 304. Meher die Bley und Eiſenwerke liegenden , aug weißgrauen Kalffteinen beftehenden Feb fen, eine Kluft in welcher ein Trumm von weiffen und grauen Kalffpath in groffen Rhomboidaliſchen Kriftallen bricht, diefer Ort heißt im Katzenfadt. Anderhalbftund obenher hinter einer Weid, im Naum genannt, in einem Tannwald befindet ſich ebenfalls cin Kaltfelß, wo in einer Kluft benieldter Flußfpath lage; dermahls fanden wir nicht mebr als ein Trumm von einem dem vorigen ähnlichen Kalkſpath; der Fluß path hatte da nicht gangsweiſe ges Brochen , er lage nur in bloffen Stüden in einer zu Tag offenen mit Letten angefüllten Kluft, die nun ganz er fchopft ware, fo daß, obfchon mir einige Tage vorher einen Bergmann dahin gefchickt hatten , um diefer Kluft nachzugraben, und dDiefelbe mit Sprengen noch mehr su öfnen, gar feiner mehr zu finden war. Wie mögen nun fo viele Centner Flußſpath die hier in oft ziemlich) groſ⸗ ſen, leſen, meiſtens wuͤrflig kriſtalliſirten Stuͤcken, au gegraben worden find, dahin verſetzt worden feyu, da in der Nahe Fein Gang davon befannt ift ? Gegen Mits tag Famen wir auf Tracht zurücfe, und fuhren fogleich den See hinab auf Interlacken. In der Mitte des Sees uͤberfiel uns unverſehens ein ungemein ſtarker Regen mit heftigem Donner und Blitzen begleitet, davon einer un— fern von ung in den See fiel: glücklichermeife war fein ftarfer Wind, und der Eee war nicht fehr unruhig, wir mußten aber in einer Fleinen Bucht anlanden und abiwars ten , biß der Regen und das Gewitter etwas nachlieffe; endlich langten wir ziemlich naß in Interlafen an. We gen Immer anhaltendem fchlimmen Wetter blieben wir noch den ganzen folgenden Tag da Hier machten wir Befanntfihaft mit Herin Weiß aus Straßburg, der ung ſere Gegenden in Plan legt und davon einen Relief nah der Art des Herrn Bineral Pfyffers in Lutzern verfertiz get: Dieſes Werk ſcheinet ungemein fletßig und genau “in den Bernerfchen Alpen. 105 ausgearbeitet zu feyn 5; es wird auf Koften Herrn Meyers, Handelemann in Aarau verfertiget, der durch Fleiß und Gefchicklichfeit mit einer Bandfabrick vielen Reichthum erworben hat, und nun einen Theil davon zum Beften der Kuͤnſte und Wiffenfchaften ruͤhmlichſt anwendet; der von Herrn Weiß gemachte Relief follnäch einer von Herrn Meyer erfundenen Art in Papendeckel abgedruckt, und Fann ſodann auf dieſe Weife verdielfältiger und den Kunſt—⸗ liebhabern mitgetheilet werden. / Mitwochs den 30 July fchiffeten wir nun Morgeng den Thunerfee hinunter; es herrſchte ein ziemlicher Wind, der ſtarke, doch nicht haufig gedrängte Wellen verurfachte, übrigens unferer Fahrt gunftig war. Wir fliegen zu Spieß and’ Land, in der Meinung Herten von Erlach vielleicht noch da zu finden, Er war aber ſchon auf Thun verreiße, Herr Ober-Berg⸗Rath Ferber, welchem die Fahrt auf dem See, wegen unferm flachen mit Feinen Kiel verfehez nen Schiffen und wegen ihrer Bewegung nicht behagen mochte, wollte ben dem windigen Wetter von da nicht mehr zu Schiffe gehen; wir giengen alſo die einten zu Fuſſe, die andern auf einem Muͤllerwagen, den wir zu⸗ faͤlliger Weiſe in Spieß gefunden hatten, auf Thun, wo die ganze Reiſegeſellſchaft zum letztenmahle verſammelt war, und mit einander zu Mittag ſpeiſeten. Wir hatten nod) den Auftrag gehabt, die Steinfohlengrube im Kanz dergrunde hinter Srufigen, welche auf Rechnung der Res gierung bearbeitet wird, zu unterfuchen ; ich hätte folche auch gerne beaugenſcheiniget und Ihnen davon Nachricht. ertheilen mögen; allein das unguͤnſtige Werter verhinderte ung gänzlich dieſe Keife zu unternehmen. Denfelbigen Abend Fehrten wir nun auf Bern zuruͤcke. Gleich meiner übrigen Neifegefährten,, war ich frohe, nach einer ziem⸗ lich beſchwerlichen ermuͤdenden und unbequemen Reiſe, waͤhrend welcher wir weng guͤnſtiges Wetter gehabt Harz < 106 Ueber die Bley und Eiſenwerke ten, wiederum zu Haufe zu feyn ; doc) bedauerte ich fehr, nunmehr eine Geſellſchaft zu verlaſſen, in welcher ich die ganze Zeit ſo ‚anseuedı und Vechaſcue zugebracht hattee Ich theile nun Ihnen Wertheſter Herr Freund meine Reiſe mit, ſo wie ich ſie mir ſogleich aufgezeichnet habe. Sie giebt freylich nur von einem kleinen Theile unferer Berggegenden Nachricht , da aber die hefchrichenen Gez birge von denjenigen find, Die In der Nachbarfchäft der Hauptgebirge liegen, zu dem bisher in Abficht auf Die Mineralogie fehr fehlerhaft befchrieben worden find, wie ich folches an mehrern Drten hätte, zeigen koͤnnen; ſo babe ich geglaubt daß dieielbe nicht gang unmichfig feyn möchte, und daß Ihnen dieſer kleine Beytrag zur Kennt niß des Dermaligen Zuſtandes einiger bey uns auffeimenz der Dergmerfe und zur petrographifchen Kenntniß eines ſehr intereffanten Theiles unferes Landes, das zwar viel bereiſet, doch in diefem Fache wenig genau unterfuchee ‚worden iſt, nicht unangenchm feyn werde. Auf die Rich⸗ figfeit meiner Bemerfungen fonnen fiefich verlaffen; mag ich nicht felbft gefeben, oder was ich nicht ganz zuverlaßig vernomen , habe ich immer angezeigt, meiftens aber ganz vorbeygegangen; dag übrige werde ich Ihnen mit den an Ort und Stelle von mir felbft gefammelten Gebirgs- und Steinarten, als mit gültigen Dofumenten beweifen. Durch das Nefultat diefer Bemerfungen finden Cie nun auch die Wahrheit beftätiget: daß unfere Gebirge in Abſicht auf ihren Bau, ihre Formation und die Folge der Felsſteinarten ſich eben ſo und nicht anders verhal— ten, als die Gebirge der ganzen uͤbrigen ehrbaren Welt. Schon Gruner hat in feiner Defihreibung der Eißge— bivge ‚III, p. zo. Schlüffe gezogen, die mit dem nun in den Bernerfchen Alpen. 107 mehr von allen. groffen Mineralogen angenommenen Sy ſtem übertreffen; zu feiner Zeit laaen die Oryctographie und die algemeine Mineralogie noch in der Wiege; da; ber mußte freylich in feinen Saͤtzen noch viel Unbeftinm; te8 und PVerworrenes vorfommen, Wenn aber die Ans gaben vieler heut zu Tage reifenden Mineralophilen die fem Syſtem zu wiederfprechen fcheinen, fo wird man bey genauerer Unterfuchung doch bald finden, daß die Schuld nicht in der Natur nur in den Befchreibungen liege; da einige von Diefen Keifebefihreibern die Gegenſtaͤnde su flüchtig angefehen, und nicht genug unterfucht haben, anz dere bisweilen bloß angelchnte Felfen für folche angenom; men, die unter dem ganzen Gebirg durchfeßten, bigweiz len bey Mifrologifchen Gegenftänden ſich aufgehalten , von einzelnen Steinchen und Gefchieben, auf ganze Strecken und Gebirge gefchloffen, und vor einigen Bäumen den ‚übrigen Wald nicht gefehen haben. Oder noch andere ihre nicht allzu deutlichen und unbeftimmten Begriffe bisweilen gar in ſelbſt erfonnenen, der übrigen mineralos giſchen Welt unverftändlihen Worten ausgedruckt haben. # Welches infonderheit der Fall der mehreften Franzoſen iſt; deren mineralogifche Kenntniffe überhaupt noch fo weit zurück find daß fie für diefe Wiffenfchaft beynahe Feine Sprache haben, und daher ihre Ausdrücke oft einen allgemeinen Sinn haben und Feinen befondern Gegenftand bezeichnen; wie zum Beyſpiel ihr ſo oft vorkommendes Wort Roche Granitique, granitartiges Geſtein, wodurch nicht der eigentliche Granit allein, ſondern auch der Gneiß und andere Gebirgsarten in welchen ſich die Beſtandtheile des Granits gemengt befinden, verſtanden werden koͤnnen und insgemein verſtanden werden muͤſſen. Von einichen Orten habe ich die Hoͤhe nach gemachtem Ba⸗ rometerbeobachtungen ungefähr angegeben, nicht daß ich -108 Weber die Bley und Eifenwerke ıc. folche für genau und zuverlaßig angefeben haben will, » fondern nur um überhaupt einen Begriff von Ihrer re x Yativen Lage zu geben ; fo viel Fann ich daben verfichern, daß die angezeigten Höhen eher zu niedrig als zu hoc find, ‚Leben Sie wohl. Berfud eines allgemeinen 2 a: det mineralvgifchen Befchreibung | eines Theils Det weſtlichen Schweik. 110 Mineralogiſche Beſchreibung Da Unsmweifelpaft und auf fo viele unläugbare Merfmale gegründet ift, daß det nunmehr trocken ftehende Theil des Erdballs in uraltern Zeiten vom Meerwaffer ganz bes deckt geweſen feyn müffe, und daß demfelben die Aus; bildung der Berge und der ganzen gegenwärtigen Ober; fläche der Erde zuzuſchreiben ſeye. Diefes hat allgemein ſtatt gehabt , und hat auch auf die allerwärts beftätigten Beobachtungen und Erfahrungen aller groffen und Achten Mineralogen die Bemerkung veranlaßt, daß das Berhal ten der Gebirge fich überall gleich feye; daß nehmlic) die Grumdgebirge aus Granit hefteyen auf folchem der Gneiß und Thonfchiefer liege, auf diefen dann die Kalfgebirge fißen; und auf leßtern die von Sandftein vom gemeinem Thon oder andern Erdarten gebildete Hügel und die Ebs nen des flachen Landes folgen; fo Merkmale einer neuern Entfiebung an fich tragen. Die erften heiſſen daher urs anfangliche Gebirge: die zweyten Ganggebirge, weil die Erze und Metalle vorzüglich gangsweiſe darin brechen, Die dritten Flößgebirge, mweilfie aus groffen vom Waffer abgefeßten Schichten beftehen, und die vierten beiffen eben falls ihrer augenfcheinlichen Entftehung wegen; — ſchwemmte Gebirge. Weder der Eine noch der andre dieſer zwey — und allgemeinen Saͤtze bedarf eigentlich einer fernern und meh— reren Beſtaͤtigung. Da aber jedes Land und jeder Bez zirk fo viel eigenes an fich hat, fo werden Die befondern mineralogifchen Befchreibungen auch in Beziehung auf das ganze Syſtem immer fehr intereffant und wichtig fen; Daß die. Schweiß wegen Ihrer Berge, welche zu den Hoͤchſten des Erdbodens mit Recht gezaͤhlet werden und wegen vieler andern Gegenſtaͤnden, eines der merkwuͤr⸗ digſten Laͤndern und ſowohl im Ganzen, als in ihren be⸗ der weitlichen Schweiß. “am fondern Theilen, einer guten Befchreibung allerdings werth feye, ift jedermann befannt, Site ift daher auc) ſchon unzählige mahl befchrieben worden, man findet aber beynahe in. allen diefen Befchreibungen meift nur die den Reiſenden auf jeden Schritt vorgefommene Gegens fände mineralogifch behandelt. Einzelne Theile von Berz gen und gar nur einzelne Felſen angeftaunt;z ſehr felten aber einige Verbindung der Theile; und gar feine allges meine Weberficht , wie unfere Gebirge auf einander fols ‚gen. Nehmen wir auc) von den beften Reifebefchreibun; gen durch die Schweiß zur Hand und befleiffen wir ung, folche bis and Ende mit aller Aufmerkſamkeit durch zule⸗ fen ; fo werden wir zwar eine Menge merkwuͤrdiger Sa— chen antreffen; alle Anmeifungen werden wir aber ver⸗ miſſen, wie wir jede zum Ganzen ordnen follen, und uns fer Gedaͤchtniß wird bloß mit einem Wirrwar abgeriffes ner Begenftände angefuͤllt. Die Mineralogie hat, wie kaum eine andere Wiſſen⸗ ſchaft ihre groſſen Fortſchritte erſt in den neueſten Zeiten gemacht: Wir erinneren uns noch alle, wie fie in der Wiege lag, dem Mangel über den mir flagen, wäre ſonſt durch unfern Scheuchzer , Haller, Gruner fchon längft abgebölfen. Die feitherige Schriftfteller welche die Schweiß befchrieben haben, waren mehrentheis Fremde, die un; fer Land rafch durchreißten, im mineralogifchen eben fo wie im moralifchen und politifchen Fache, die Gegen ſtaͤnde flüchtig anfahen , flüchtig befchrieben und rafıh von fleinen Steinchen, die Faum ihren Fuffen merfbar waren, gervaltige Schluffe auf8 Ganze zogen. Man muß bedauz ven, daß unfere einheimifche Gelehrte, von welchen ges wiß mehrere im Stande find , etwas vorzügliches zu lei ften, die Befchreibung ihres Vaterlandes folchen Durchs wandlern Preiß gegeben haben ; doch nicht dem Kaltſinn ‚und der Unthatigfeit iſt es zuzufchreiben, Daß fie noch > ' Be rineralogifche Berhreibung zurück geblieben find. Nur allein, wie ich glauben foll, denm Verlangen, immer mehrere Beobachtungen zu ſamm— len, dieſelbe immer. beſſer zu verbinden und zu ordnen, und die daraus zu ziehende Schlüffe zur gehörigen Reife ‚zu bringen, um alsdann ihre Arbeit mit möglichfter Volk lommenheit a an Tag zu geben. Werden wir nun, wie ich hoffe, zu feiner Zeit auch von unferen Gelehrten eine miz neralogifhe Beſchreibung umfers VBaterlandes erhalten, fo bin ich überzeugt, daß fie fich nicht damit begnügen werden, nach der von jenen Durchwandlern bisher bes folgten Manier, dem günftigen Lefer bloß zu erzählen, tie jener Berg heiffe, Mas bier fir ein Felß fiebe, was fie auf diefem Fleck für ein Foßil, und dann einige Schritte weiters aufeinem andern Fleck für ein Gefchiebe angetroffen haben. Die Befchreibungen des ganzen Lanz des werden vor allem aus eine allgemeine Ueberficht deffel ben liefern: Das Hauptftreichen der Gebirge angeben, ſodann zu erſt die Hauptgebirge, ihr Verhalten, ihre Ratur im Ganzen behandlen; hierauf die vorliegende Gebirge nach ihrer Ordnung und Lage und in ihrer Vers bindung, mit Bemerfung ihrer relativen Hohen und mit Bergleichung ihrer Defchaffenbeit und Natur, Erfi als-⸗ dann wird. von einem jeden Gebirg wie eines auf dag ander folgt, dag beiondere und der Detail angezeigt und befchrieben werden. Nach eben dieſem Plan werden auch die Befchreibungen der befondern Gegenden eingerichtet feyn ; immer wird auf das allgemeine das befondere und auf diefes erft der Detail: folgen. So wird dann der Leſer fidy aller Drten in den wahren Standpunft fielen, folchen genau ins Auge faffen, von jeder Sache fich eine deutliche Borftelung machen , und diefelbe in ihrem Vers balten und in ihrer Verbindung mit dem übrigen betrachz ten koͤnnen. Neifebefchreibungen können freylich diefen Gang nicht ganz befolgen, doch. kann man in: folchen bey der weſtlichen Schweiß, 113 bey jeder Gegend immer vom allgemeinen ausgeheit, oder wenigſtens darauf zurückkehren und aller Orten auf dag; felbe Acht nehmen. Gute Geographifche Karten, wo das. Streihen der Berge und ihre verhältnißmäßige Höhen. richtig verzeichnet waren, würden "bey dergleichen Bez fehreibungen groffe Hülfe leiften, Wie beynahe aller Drz —8 ten, mangeln uns ſolche noch gaͤnzlich, dann die Gen graphen haben bisher nur für die Kenntniß des politi⸗ ſchen Zuſtands der Länder für die naturhiſtoriſche Kennt⸗ niß derſelben aber beynahe nichts gearbeitet. Wir haben aber nun auch zu erwarten, daß bey uns dieſe Luͤcke durch die Arbeiten des Herrn General Pfyffers, des Herrn Weiß und des Herrn Mallet in kurzem werde ausgefuͤllt feyn. ) "Da nun noch feine mineralogifche Befchreibung unſers Baterlands vorhanden ift, woraus man fich einen Be griff des Ganzen bilden und vermittelft deffen die befonz dern Gegenftande anknuͤpfen koͤnnte, fo will ich den Vers fuch wagen, eine Sfiße zu einer Befchreibung eines Theilg des Weftlichen Helvetiens, nämlich derjenigen Gegend } Die zroifchen den hohen Eidgebirgen und dem Leberberg oder Juraſſus lieget, zu entwerfen; Diefe Gegend kann bequem fir fich allein als ein Ganzes betrachtet werden, und ich werde bloß vom allgemeinen einen leichten Ums tiß zeichnen; damit folche , wenn je feine Anlage Beyfall verdienet, gefchicktern Händen zur Berichtigung und zur *) Das Geographifche Neltef des Heren General Pfyffer in Lußern ift jedermann befannt. Here Weiß von Straßburg arbeitet auch würflich auf Koften Herrn Mevers Handeldmann in Arau an eis nem aͤhnlichen Nelief und an einer Landkarte der ganzen Schweiß, Auch Here Henri Mallet in Genf verfertiget eine neue geogras phiſche Karte der Schweiß, wozu fowohl eigene Meflungen , ale der Melief des Herrn Pfyffers zum Grunde gelegt werden; feine ſchoͤne Karte des Pays de Vaud zeigt was wir yon Ihm hoffen Tonnen. Magaz f. d. Naturk. Yelvetiens, IV, 8, 8° 14 Mineralogiſche Beſchreibung Ausarbeitung empfohlen werden koͤnnen. Die Gebirge, welche die zu beſchreibende Gegend gegen Morgen begraͤn⸗ zen, haben ihr Streichen von Mitternacht gegen Mittag; fie beſtehen aus verſchiedenen parallel neben einander lauf fenden Bergketten, die von Morgen gegen Abend auf eins ander folgen, und deren Stoff und Befchaffenheit vers fchieden if. | Das Granitgebirg , welches den übrigen zur Grundlage dienet, gebet vom Gotthardsberg aus und begreift den Hintern Theil des Grimſels; e8 ift ein Theil desjenigen fo die Schweiß und das Walliferland von den Stalianifchen Schweißer Vogtenen ſcheidet, und liegt auffert unfern Grängen | Auf diefes folget das Gneißgebirg, melches in zwey Abtheilungen betrachtet werden kann. Die erfte begreift das unmittelbar auf dem Granit fißende Gneißgebirg. Diefes ift bloß und nackt; der vordre Theil des Grimfels und einige anfoffende Berge gehörten dazu; übrigens ziehet es fich von demfelben und der Furke weg ebenfalls zmwifchen dem Walliferland und den Staliänifchen Vog⸗ genen hin, und ift mithin auch auffert unfern Gränzen, ° Die zweyte Abtheilung des Gneißgebirgs, die dor der erftern herliegt, ift mit Kalf bedeckt: von demfelben aber meiftens durch eine Schicht Thonfchiefer abgelößt, wel che in den Höhen mehrentheild ziemlich dünn gegen die Tieffen aber etwas ſtaͤrker iſt. Zu dieſer Abtheilung zaͤh⸗ len ſich die Berge, ſo vorne an der Grimſel liegen, bis ans Gadmenthal, Muͤhlenthal, Guttannenthal 2c. gegen das Haßleland, die Berge, zwiſchen welchen die Gletſcher und das ſogenannte groſſe Eismeer liegen, und die hintern Berge des Lauterbrunnenthales; von da verliehret ſich das Gneißgebirg voͤllig, und ſetzt vermuthich ind Wallis uͤber. Der Gneiß dieſer Gebirge iſt ſehr verſchieden; bald mehr bald weniger blaͤttrig und ſchiefrig, in allen Abaͤn⸗ der weftlichen Schweiß. 11 a derungen vom Gneiß zum Glimmerfchiefer ; an den eins ten Orten find die Beftandtheile des Granits noch alle fihtbar und ganz, an andern Orten find fie mehr zu Thon und Spedftein aufgelößt ; in diefen findet man vielen Talk, bisweilen Topfftein, auch Serpentin an den erſtern aber, in den Kluften und Höhlungen des Gneifes brechen Bergkriftalle, Diefe Gneißgebirge ents halten auch erzführende Gänge, als Bleyerze im Lauter; brunn u, a. Eifenersgange am Blattenberg, im Gut fannenthal, und vermuthlich noch andere Erze, die aber zur Zeit noch unbefannt find. Auf den Gneiß folgt der Thonfciefer er loͤßt denſel⸗ ben, wie mwürflich angezeigt worden iff, an den meiften Orten von dem darauf fißenden Kalfftein ab; unter den . nach den Gneißgebirgen folgenden Kalfgebirgen macht er mächtige Grundlagen aus; felten bildet er Berge für fich allein ; und auch da findet man deutliche Spuhren , daß ehmals Kalk darauf gelegen feye, wie auf ber Planblats ten ob dem Genthal. Diefer Schiefer haltet in der Ni be der Gneißgebirge wie z. DB. im Grindelwald immer viele meift fehr feine Glimmertheilchen. Oft ift er hart, fiefelartig und giebt am Stable Feuer, (Werners Kiefels fchiefer). Unter den weiterhin fich befindlichen Kalkge⸗ birgen ift er reiner und milder, Von diefem Schiefer , der urfprünglicher Schiefer heiffet , muß derjenige forgs faͤltig unterfchieden werden, der durch eine zweyte Auf löfung entſtanden, oft auf die Ralfgebirge aufgefeßt wor; den ift, und bisweilen durch innliegende Petrefaften oder Abdruͤcke von Pflanzen feunbar wird. Da diefer leßtre bloß zufällig ift, fo wird er in diefer Befchreibung nicht wieder erwahnt werden. Yun kommen die Kalfgebirge; diefe haben den allge meinen Hauptkarakter, daB fie ſehr feil abgefchnitten „ prallig und nackt, auch fehr zerkluͤftet und daher Waſ— 116. Mineralogiſche Beſchreibung ſerreich ſind. Sie ſind wieder unter drey —“ Abtheilungen zu betrachten. Erſtlich diejenige, die ſichtbar auf dem Gneiß gebirge ſitzen; ſie ſind aber wie wir geſehen haben, meiſt durch eine Lage Schiefer davor abgeloͤßt. Diefe bilden mehren theils die hoͤchſten Spigen und Kuppen der Eisgebirge, und gehoͤrten zu den hoͤchſten Bergen in Europa. Nach einigen neulich gemachten Meffungen ift die Höhe des Schreckhorns über dem Thunerfee ben 10, 100, des Finſteraarhors, To,420, der Jungfrau 10200. Fuß. Ihr Stoff beſteht aus grauem dichten mit vielen feinen Quarz⸗ theilen auch gröbern Kiefeltheilen und. mit Zeuerftein ges mengtem Kalfftein, in welchem, fo viel mir bekannt er. feine Petrefaften angetroffen werden, | Zweytens Die Kalfgebirge , die auf mächtigen * von Thonſchiefer ſitzen; dieſe ſind auch ſehr hoch; ſie folgen in der Ordnung auf die zweyte Abtheilung der Gneißgebirge und ſtreichen in verſchiedenen paralellen Ketten vor ihnen hin; fie bilden zwey Hauptlinien; zur Erften gehören die Berge des Haßlelandes, die Berge des Grindelwaldthales , zwifchen diefem und dem Brien⸗ gerfee, die vorderen Berge des Lauterbrunnenthales, und Die Berge, welche von da weg, bis gegen Saanen dag MWalliferland vom Canton Bern fiheiden. Zur zweyten gehören die Berge diesſeits des Brienzerſees vom Brünig weg, bis oben an den Thunerfee , und die Berge, welche vom Niefen weg gegen Süden , Oſtwaͤrts ded Simmen⸗ thals, liegen. Obſchon die Hohe diefer Berge denjent gen der erſten Abtheilung nicht gleich koͤmmt, fo ift folche doch inimer fehr betrachtlich. Das Balmerefhorn hinter dem Haßleland ift bey 5000, Fuß, das Zaulhorn zwi. ſchen Grindelwald und dem Brienzerfee bey 6,200, der Niefen 53,570. über den TIhunerfee erhaben, Der Stoff diefer Kalfgebirge iſt dicht, feinfornig, Marmorarrig und der. weftlichen Schweitz. 117 haltet viele Petrefakten in fich. Ben diefen benden erften Abtheilungen findet fich zwifchen dem Kalfftein und dem darunterliegenden Schiefer an einigen Drten eine Rage Eifenftein , in welchem gleichfalls viele Petrefaften von Meermufcheln fich befinden , twieauf der Panblatten , im. Urbachthal,am Stufenfteinberg und unter dem Dürlochers horn im Lauterbrunnenthal, wie aud) an einem mir unbe Fannten Ort des Frutiglandes. Die dritte und letzte Abtheilung der Kalkgebirge hat zu ihrer Grundlage eine maͤchtige Breceia, die aus abgerung deten Gefchieben beftehet, unter welchen man alle Steine arten der Granit und Gneißgebirge auch oft den Kiefels Tchiefer findet. Das Bindmittel diefer Breccia ift eine fefte Kalkerde. Diefe KRalfgebirge find diejenigen, welche hinter dem Emmenthal gegen dag Entlibuc liegen, von der Scheis benfluh und der Furfenfluh bis an den Thunerfee hinzies ben, und jenſeits deffelben die Bergfette, die an der vorz dern Seite deg Simmenthals und des Saanenlandes, zwiſchen demfelben und zwifchen dem Amt Schwarzenburg, und dem Canton Freyburg liegen, vom Stocdhorn nahe bey Thun weg bis oben an den Genferfee. Diefe Berge find zwar nicht fo hoch, mie die hinter denfelben auf dem Gneiß und dem Schiefer liegende Kalfz gebirge; doch iſt ihre Höhe nod) ziemlich anſehnlich; dag Stockhorn ift beynahe die hochfte Koppe diefer Kette und bey 4,995 Fuß über den Thunerfee erhaben, deffen Höhe über dag mittelländifche Meer 1675. Fuß ift. Ihr Kalk fein ift auch nicht fo dicht, und viel grobförniger; Pe frefaften find darinn feltener. Diefe nun befchriebenen drey Kalfgebirgsfetten liegen gleich vor dem Grindelwald der Gletfcherbergen ziemlich gedrangt an einander, ent fernen fich aber nachwerts, fo daR dag vom Stockhorn 118 Mineralogifhe Beſchreibung gegen bem Genferfee fich giehende Gebirg von Nordoft in Suͤdoſt lauft. Ausgedehnte Berge von Sandftein find nun in groffen Partheyen auf der weſtlichen Seite der letzten Kalkgebirge ‚angefhwernmt. Eine ſolche Parthey machen die Berge, des Emmenthals auf der einten Seite der Yar aus; auf der andern Seite derfelben dann die Berge, welche von der Nünenen und dem Gantrift (die hieher des Stock horns in der Kalkgebirgskette liegen ) bi gegen Bern hin: ablaufen, und dann diefer Kette nach die niedrigern Ber⸗ ge des Amts Schmwargenburg, mie auch des Kantons Sreyburg bis an den Genferfee gegen Vivis zu bilden. Diefe Sandfteinberge find mit Thälern und Schluchten in verz fchiedener Richtung durchzogen ; doch laufen folche haupt: fählih von den Kalfgebirgen aus. Ihre Grundlage ift wie die der letztern Kalfgebirge, eine Breccia von eben denfelben Gefchieben , deren Bindmittel, aber fchon nicht völlig fo dicht, doch immer noch ziemlich hart iſt; auf einigen bderfelben liegen ganze Lagen von verfteinerten Meerfchnecken mehrentheils Auftern, mie auf dem Lanz genberg bey Zimmermald , auf dem Belpberg, auch bey Heutligen obenher Münfigen. Andere meniger groffe Sandfteinhügel, deren Höhe gegen Weften zu fich allmaͤh⸗ lig vermindert, durchflreichen das niedrigere Land und bangen theils in mancherley abandernden Richtungen zus ſammen, theils aber liegen fie zerftreut. Eines der merf mwiürdigern diefer Sandfteingebirge ift dasjenige, fo bey feinem Anfange der Jorat beiffet, hinter Laufanne fich erhebt, gegen Milden und Peterlingen nach Stefis am Yeuenburger See, von da über dag Viſtenlach gegen dag groffe Mooß hinziehet, und jenfeits deffelben von ng weg gegen dem DBielerfee eine Strecke weit fortfeßet. Die bier erwähnte Sandfteinhügel weichen in ihrem Berhals ten von den erftern Sandfteinbergen in verfihiedenem ab. der weltlichen Schweiß. 119 Die Grundlage, auf der fie figen, ift nicht immer die namliche. Bald ift diefelbe eine Schichte Thon oder Merz gel, bald eine Schichte lofen Sandes, oder Grand, oder gröfferer lofer Gefchiebe ; bisweilen find letztere auch durch ein Tuffiteins oder Sinterartigestkalchigteg Bindmittel zus - ſammen gebacken. Wie mehr diefe Hügel von den erftern gegen Welten fih entfernen, wird gemeiniglic) ihr Sand gröber, liegt aber weniger dicht, und ift mit einer mehr _ Thon haltenden mithin mergelartigen Materie verbunden; Daher ift der Sandftein zerreiblicher. Eine Ausnahm das von macht bisweilen ein fehr harter Sandflein, der uns fer anderm bey Moliere und Staͤfis auch bey Ins bricht; dieſes macht aber eine befondere von den übrigen Sand; fleinen etwas verfchiedene Art aus; fein Sand .ift ganz grob; man Fann folchen vielmehr Fleine Steinchen heiffen und das Bindemittel ift ein Falchigter feinblättriger Tufft, der auß einem Schlamme entftanden zu feyn fcheint. In den Sandfteins Hügeln, von welchen nun die Rede ift, finden fich felten verfteinte Meermufcheln, wohl aber Fiſchzaͤhne ( Gloffopetern) und Gebeine von Fiſchen, beys de am meiften in erwähntem Sandftein zu Moliere , Stäfis und Ind, Noch ift zu bemerken, daß die erftern Sandfeinberge im Emmenthal, im Schwargenburg , im Frenburgifchen ꝛc. mehrentheild mit Viehweiden bedeckt, die letztern Sandhügei aber meiftens waldicht und ins— gemein mit Tannen bemwachfen find, ‚Sowohl in den Sandfteinbergen als in den Kalkbergen der ziweiten und dritten Drdnung liegen viele bisweilen mächtige meiftens aber unbetrachtliche Steinfohl; Schichz ten. Beyfpieleder Lestern find, die am Fluhberg bey Bols - —tigen, bey Oberwyl im Simmenthal, am Kandergrund bey Frutigen , und Battenberg ıc. und Beyſpiele ‚der er⸗ fern , die häufigen Steinfohlen im Emmenthal, die bey Frienisberg, die bey Pauder untenher Lauſanne, die im * 120 Mineralogiſche Beſchreibung Amt Dron u. a. m. auch iſt kaum ein Sandhuͤgel anzu; treffen darin nicht wenigftens Neſter von Steinfohlen ans zutreffen mwären. Es bleibt ung jetzt noch übrig von den Flächen a Ehinen zu reden, die zwiſchen gedachten Sandfteinhügeln zerſtreut liegen und von folchen umgeben oder vielmehr damit befeßt find. Davon iſt num eigentlich nicht viel befonderß zu merfen. Unter der Dammerde, die fie bez deckt, befinden fich eben mie bey den Sandſteinhuͤgeln verfchiedene und mancherley Lagen und Schichten von Thon, von Mergel, von lofem Sande, von Grand, von gröffern lofen Gefchieben, die aus Graniten, Gneiſſen, Porphyren, Kiefelfchiefern , Seuerfleinen, Hornſteinen, Duarz, Bergfriftallen, Feldſpat, auch aus Kalffteinen beftehen ; bisweilen find dieſe Gefchiebe zufammen geba‘ fen und mehrentheild kann man erkennen, daß die am gleichen Orte vorkommende von gleicher Art find und von eben deinfelben Geburtsorte herfommen ; einige diefer Geburtsörter find mirflich befannt, andere hingegen noch unbekannt ‚ dergleichen find die Geburtsörter der Porz phnre die man bey uns noch) nicht entdeckt hat. Die aber diefem zufolge aller Wahrfcheinlichfeit nach, in uns fern Gebirgen fih finden müffen. Alle diefe Lagen und Schichten haben feine beſtimmte Ordnung und feine bez ſtimmte Folge; an einem Orte liegen die von der einten Art oben, an einem andern Ort liegen eben dieſelben zwi⸗ ſchen andern Lagen, oder unter ihnen; bald find fie abge⸗ fchnitten , bald mechfeln fie mit einander ab. Noch iſt zu bemerken, daß in den Sandfteinhügeln fowohl, ald auf den Ebenen fich oft fehr groffe viele hundert Kubikſchuh baltende einzelne abgeriffene Maffen oder Blöcke von Gras nit oder Gneiß finden; ein Beyfpiel davon iſt der am Gurten ob Waberen bey Bern fich befindliche groffe Gneiß— fein, Die Teufelsburde genannt, melcher unzweifelbar von ber weltlichen Schweiß, — 121 eben berfelben Gneißart iſt, als die Gefchiebe, welche man im Grindelwald findet, die vermuthlich von den hinter den Gletfchern Fiegenden Bergen berfommen. Die ganze Gegend, deren Umriß diefe Furze Skitze lies fert, ift gegen Abend‘ vom Leberberg ( Juraffus ) begrängt, welcher von Genf bis nach Bafel an den Rhein fich hin? ziehet. Dieſes weitläuftige Gebirg beſtehet ganz aug einem von Eifentheilen gefärbtem , oft gelben, meift aber gelblich grauen Kalkftein, von dichtem Korn , der zum Marmor gebraucht werden kann; es finden fich darinnfehr häufige Petrefakten, von verfchiedenen Mufcheln , Seejgeln und Eorallen. Der Abhang des Gebirgs ift überhaupt viel fanf fer als an den vorbefchriebenen öftlichen Gebirgen. Es ift auch viel niedriger als diefelbe ; die Höhe feiner hoͤch— fien Kuppen der Dent de Vouillon betragt 3372. und deg Geftlers oder Chafferals 3360. Fuß über dem Neuenburz gerfee, der 1278 Fuß über dem mittelandifchen Meer, mithin 397 Fuß tiefer ald der Thunerfee liegt; am Fuſſe defjelben ift an den mehreften Orten Rogenſtein angeleh— net, und da diefer Fuß die niedrigfte Linie ausmacht, ges gen die fih das ganze Land allmahlig hinſenket, fo zie— ben fich auch alle Waffer von Dften her nach demfelben zu, fammlen fich da in der Yar, und laufen dieſem Ges birg nad) nordmwärts ab. Die Grundlage worauf der Leberberg ruhet, zeiget ſich nirgends und ift daher unbefannt; fie muß in einer giemz lichen Tiefe fich befinden, Am ganzen Gebirge findet fich meines Wiffens Fein Thonfchiefer, hingegen bauptfachlich am FZuffe auch bisweilen auf demfelben Eifenfumpferze., als Bohnenerz zu Lengnau und zu Kuͤttigen in groffer Menge; Linfenerz bey Ballorbe bey St. Croix und bey Aerlisbach; hie und da Erdpeche oder hier fogenannter Asphalt in dem Valle de Travers, bey Orbe und bey Vallorbe. 122 Mineralogifhe Beſchreibung Man wird ſich vieleicht wundern, daß bey dieſer Bes fchreibung des Verhaltens unſerer Gebirge, der Sal gegend bey Ber mit welcher man jet fo fehr befchäftigt ift, noch der Derter, wo Gyps brichet, den man dabey für fo wichtig hält, Feine Meldung gethban worden feye. Was erftere betrift, ift ed darum gefchehen,, weil bloß einige Salfwafferquellen, das Salsgebirg felbft aber noch gar nicht befannt iſt, und folglich in einer ganz allgemeis nen Ueberficht der Gebirge, wo auf daß Detail nicht Ruͤckſicht — wird, fuͤr daſſelbe kein Platz ſeyn kann. Was dann den Gips anbetrift, obſchon verfihiedenfh geglaubt wird, daß derfelbe ganze, mächtige, weit fort ftreichende Gebirgslagen ausmache ; fo kann ich doch die⸗ fer Meinung nicht beypflichten, fondern muß nach .allen Befchreibungen ‚und felbft nach den Erzählungen derjenigen die dieſe Meinung behaupten , meines Theils darfür halten, daß der Gips, da mo er fich befindet, nur zufällig und an andern Gebirgsarten angelehnet feye; um fo vielmehr, als ich feine Entftehung einer vorgegangenen Auflöfung und Sättigung des Kalkſteins durch die PVitriolfaure bey: meffe; mithin habe ih auch biefem feine Stelle anmweis fen können. ’ Da ich nun bie entworfene Sfiße vollendet, und einen Öllkenkeitsen Begriff einer geologifchen und mineralogifchen Hefchreibung unfrer Gegend gegeben habe; nach der Art, mie ich glaube, daß eine foldhe, es fene im ganzen oder ſtuckweiſe vorzunehmen und auszuarbeiten ware ; fo will ich mir noch eine Träumerey erlauben , über die Weife, - wie die Natur bey der Bildung diefes Theil des Erd⸗ Bodens zu Werfgegangen feyn möge. Diefelbe wird doch nur eine befondere und lofale Anwendung der beynahe allgemein angenommenen Hypotheſe enthalten, ud Ueberhaupt finde ich zwar felbft wenig Gefchmad an & 7 der weſtlichen Schweiß. 123 Hypotheſen; alles das ungemwiffe und das unmahrfchein liche, dag meiftens damit eingewebet iſt, behagt mir fel, ten. Doch koͤnnte ich denfelben ihren Nußen und ihre Nothwendigkeit nicht abfprechen. Fa wenn ich die Schrans fen der Kräfte des Menfchen betrachte und die langfaz men Sortfchritte, die fein Verſtand in Erlangung der Kenntniffe zu thun fähig ift, fo muß ich die Hypotheſen zur Ausbildung der Wiffenfchaften für unentbehrlich hal; ten. Die Wahrheiten jeder Art, deren Zuſammenhang und Umfang man eine Wiffenfchaft nennet, werden nur nach und nach, nur ftückweife , entdeckt. Bevor man den ganzen Zufammenhang von allen zu einer Wiffenfchaft gehörigen Wahrheiten befiset, befonders, wenn man der ver nur noch wenige vor fich hat; muß man fie mit fünft: lihen Bändern verfnüpfen, damit man fie beyfannien halte und fie nicht wieder verliehre. Solche Fünftliche Knoten find nun die Hypotheſen, mit welchen ale Wif fenfchaften auffer der reinen Mathematif ihren Anfang gez nommen haben. Wer nun felbft eine Hypotheſe zufams men gefnüpft hat, oder wer die Hnpothefe eines andern angenommen hat; der hat fich in Acht zu nehmen, daß ihn feine fchönen Bander und ihre glänzenden Farben nichtlverblenden und ihn veranlaffen, die fich neu dar ‚bietende Wahrheiten in falfcher Geſtalt anzufehen, fie das ber am üunrechten Ort anzufnüpfen, oder fie entgehen zu laffen, oder gar fie felbft zu vertverfen, um eines feis ner morfchen Bänder beyzubehalten. Eben fo muß auch der, fo eine fihon gefnüpfte Hypotheſe aufhebt, fich vorfehen, daß die fihönen Schleifen ihm die Wahrheiten nicht verdecken, Die damit verfnüpft find: Denn dadurch hat befonderg die Mineralogie und die Geologie fchon manchen Schaden fragen müffen. Manche Befchreibung aus welcher Schluffe gezogen worden find, iſt darum irrig gerathen, weil der wahre Verhalt der Sache, nicht mit \ 124 Mineralogiſche Beſchreibung der vorgefaßten Hypotheſe des Verfaſſers uͤbereintraf. Das iſt nun dabey um ſo viel ſchlimmer; da in zweifeln⸗ den Faͤllen nicht immer die Richtigkeit einer mineralogis fchen angeblichen Thatfache auf dem Ort ſelbſt unterfucht, durch DVernunftfchlüffe aber folche nicht beſtimmt werden kann. Nach diefer Betrachtung über dag, was die Hy⸗ pothefen eigentlich find und was fie jedem feyn follen, der fih nur um Wahrheit befümmert , darf ich nun defto freyer diejenige vortragen, welche mir die befondere Bez frachtung der befchriebenen Gegend in Anwendung der allgemeinen Gedanken fcharfinniger Mineralogen an. die Hand gegeben hat. Die Gröffe der Berge muß ung freylich erflaunen, wenn wir folche mit unferm eigenen Maaffe vergleichen ; ver; gleichen wir fie aber mit dem Durchneffer der Erdfugel, fo erfcheint fie ungemein klein. Die Höhe des höchften Derges, ben man fennt; beträgt kaum den kaufendften - Theil diefes Durchmeffers. Wollte man auf einer Kugel von einem Fuß im Durchmeffer, die hochften Berge nad) ihrer Proportion bilden, fo würde folche nicht den zwoͤlf⸗ ten Theil einer Linie betragen; mithin beynahe unmerk bar ſeyn, und die Kugel würde fo glatt und eben fcheiz nen als ein Drechsler fie kaum machen fann. Daher duͤnkt mich, man brauche Feine Revolutionen zu geden; fen, Durch welche die Berge aus der Ebne empor gedrun⸗ gen worden feyen; und man fonne annehmen, die Erd; fugel feye mit ihren in DVergleichung ihrer Groͤſſe fo ge ringen Unebenheiten aus den Händen der Natur gekom⸗ men. Und warum follten wir auch voraugfeßen, daß folche Revolutionen gefchehen feyen ; da wir Feine Spur davon finden; bloß Liebe zum Aufferordentlichen und un bandige Erflärungsfucht , mag darzu verleiten. Doc, if unlaͤugbar, daß inder langen Folge der Zeiten viele Ver⸗ aͤnderungen auf der Oberflaͤche der Erde vorgefallen ſeyen; der weitlichen Schweiß. - 125 und fo meit wir davon Merkmale finden, ift es nicht unvernünftig nachzufpühren , wie folhe ſich sugefragen haben. Es iſt eine von den Nakurforfchern aufgetvorfene Fra: . ge, ob der Granit, der wahrfcheinlich überall unter den andern Erd und GSteinarten, welche die Oberfläche der Erde bedecken, verbreitet iſt, und vermuthlich eine ganze Kruſte über die Erde bildet, auch den innern Kern der felben ausmache, und ob diefelbe ganz daraus beftehe ? Wahrfcheinlich iſt diefes nicht; weil phyfifhe Gründe zeigen, daß die Erde aus einem dichtern und fehmereren Stoffe beftehen müffe, als der Granit iff, und übrigeng laßt weder fein Friftallinifches Wefen, noch die Natur feiner verfchiedenen Beſtandtheile, noch die Art, wie fie in dem— felben gemengt, fich befinden, vermuthen, daß er beym erften Entftehen der Dinge fchon fo, wie er num ift, feis nen Urfprung befonmen habe, Wir werden aber darüber immer bey bloffen Bermuthungen bleiben müffen; dein es ift Feine Wahrfcheinlichkeit vorhanden , daß man je tief genug in die: Erde werde dringen fünnen, um unter den Granit zu gelangen. Zur Erflärung der Erfcheinungen, die ſich auf der Oberfläche der Erde zeigen, fo tief al® wir fie folche werden kennen lernen, ift ung auch der Ent feheid diefer Frage unnöthig, da mir in Nückficht auf diefe Erfceheinungen den Granit als die urfprüngliche Gebirge; und GSteinart annehmen fünnen und annehmen müffen. Denn alle andere Steinsund Erdarten fragen deutliche. Merkmale, wo nicht immer einer neuern Entſtehung, doc) allemal einer weit neuern Ausbildung. Dieſe Ausbildung der neuern Stein und Erdarten iſt nun fo befchaffen, dag man fie feiner andern Urfache, als dem Waffer zufchreiben fann, daher haben die Na— turforfcher die gleich anfangs angeführte Meynung an; nehmen müflen, dag alles num trockene Sand vor uralten 126 Mineralogiſche Beſchreibung Zeiten vom Meer bedeckt geweſen ſeye; und nach dieſer Meynung will ich meine Bermuthungen angeben, wie die befchriebene Gegend ausgebildet worden — und ihre dermahlige Geſtalt erhalten habe. Dag Meer, dag fich über dem feften and aufgehalten bat, ift eine fehr lange Zeit, vieleicht Reihen von Jahr—⸗ hunderten darauf geblieben. Es ift wahrfcheinlich , daß fich folche8 aus unfern Gegenden nicht mit einem mal, fondern zu verfchiedenen von einander weit abftehenden Epochen zuruckgezogen habe. Als das Waffer noch über dem bloffen Granit fand, fo hat es durch) feinen Druck und durch feine Kraft in die Oberflache deffelben, haupt fachlid) an den Seiten der Berge eingedrungen , bat feine weichern Theile befonders den Feldfpath aufgelöfet , einen groffen Theil davon weggeſchwemmt oder zu fich genoms men, und bat die übrigen härtern Theile fißen laſſen, die daher ihre blättrige Lage erhalten haben, und nun den Gneiß ausmachen, der unmittelbar auf dem Granit fich befindet, und nur eine auf feiner Lagerftätte felbft me; chanifc bewirkte Beranderung deſſelben ift. Die vom Granit’ oder vielmehr vom nunmehrigen Gneiß ausgeſchwemmte und zu Thon aufgelößte Theile blieben als ein Schlamm auf der Oberfläche liegen und verdick⸗ ten ſich allmählig; der eine Theil des Schlamms war dicker ‚ zgäher, noch mit Duarz und Kiefeltheilen gemengt, blieb daher an den obern Abhangen angeflebt: Der an; dere flüßigere Theil haͤufte fich mehr gegen die Tiefen zu an, und der flüßigfte ward am weiteſten weggeſchwemmt. Hier finde ich den Urfprung des Thonſchiefers und die Urfache warum derfelbe in der Höhe der Gebirgen Duarzs theile halt, und warum der nahere Kiefelartig und Glim⸗ merhaltend, der entferntere aber reiner und milder iſt. Diefe Ausbildung des Gneiffes und des Schiefers ge fchahe vermittelt der fanfteren Bewegung des Waſſers. Pi der weſtlichen Schweiß. 127 Durch Zufäle verurfachte heftigere Bewegung , Zluthen und Ströme aber riffen gröffere und Fleinere Stücke vom verhaͤrteten Gneiß und Schiefer ab, zermalmten den Duarz zu Sand, und führten das alles fort, nach den gröfferen Tiefen zu; ein Theil der Gefchiebe feßte fich gleich nad) dem Schiefer an, vieleicht noch auf dem tieferlies genden auf; diefes find diejenigen nun zu Breccien zuſam— men gekittete Geſchiebe, darauf die auffere Kette der Kalk gebirge und nad) der Zeit, die daran gelegte Sandfteinz Berge aufgefeßt worden find. Ein andrer Theil ward, fo wie der Sand, nach) ihrem Abfegen durch andere nachz berige Bewegungen meiter fort und auch da bald hin bald her gefragen. Auch feste das Waffer von Zeit zu Zeit weichere aufgeloͤßtere Theile in Lagen ab. Daher die verſchiedenen Schichten und Lagen von Geſchieben von Grand, von Sand, von Thon, die unordentlich unter dem Boden des untern Landes ſich befinden. Daher auch die hie und da liegende groſſe Granit und Gneißbloͤcke. Die einten wie die andern muͤſſen lange vor dem Enks ſtehen der Kalfgebirge in die Tiefe gebracht worden feyn; d darüber mweggetragen find fie nicht. Was den Stoff zu den Kalfgebirgen babe, weiß man nicht, wird es auch Faun je errathen, Könnte man nicht anftatt fo vieler anderer Vermuthungen anneh⸗ men, daß derſelbe von jeher vorhanden geweſen, und von dem Waſſer veraͤndert worden ſeye; vielleicht waͤre nicht unmöglich, daß die Kalkerde ihr urſpruͤngliches Das feyn vom inuern Kern der Erde haben koͤnnte, der in den tiefften Abgründen des Meers entbloͤßt ſeyn, oder ſonſt in den uraͤlteſten Zeiten unbedeckt geweſen ſeyn moͤch⸗ te. Das gehört aber nicht hieher. Für unſern Zweck iſt es genug zu wiſſen, daß die Kalkgebirge erſt lange Zeit nach den uͤbrigen Gebirgen auf dieſelbe aufgeſetzt worden ſeyen. Daß ihre Entſtehung ſpaͤter ſeye, beweiſet ihre 128 Mitteralogifche Beſchreibung Lage. Und daß fie viel fpater feye, zeiget die unter den erfien und altern , Kalfgebirgen befindliche, fo häufige Mufchelthiere enthaltende, Schichten von Eifenftein. She Stoff, die Kalferde, muß im Waſſer des Meeres aufge löfet gemwefen feyn und zum Theil ald Schlamm darinn gelegen haben; nach und nach ward er durch, Ebbe und Fluth nach den Gebirgen getrieben und darauf Lagenweiſe abgeſetzt. Wie ſich das Meer von Zeit zu Zeit zuruͤck zoge, fo bildeten dieſe Kalkberge Klippen am Ufer deſſel⸗ ben ; daher find ihre Seiten fo fleil und haben ein aus⸗ gewafchene® Anfehen. Die erfte und oberfte Abtheilung unferer Kalchgebirge, die auf dem Gneißgebirg liegt, entſtand zuerft und lange vor dem folgenden, als fie fich bildete, nahm die noch weiche Kalferde viele vom Gneiß abgelößte Duarz und Kiefeltbeile in fich auf. Die unter denfelben im Eifeniteis ne ‚befindliche Schnecfen waren fchon da, und. hatten auf dem Ort gelebt, mo fie num geblieben find; in dem Ralfftein felbft finden fich aber feine, weil fie vom Waſ—⸗ fer nicht auf fo erhabene Stellen aus der Tieffe her mit gebracht werden fonnten, Zu verfihiedenen Epochen ent ftanden hierauf auch die zwey Linien der folgenden auf Thonfchiefer Lagen fich befindlichen Abtheilungen der Kalk gebirge,, deren Fuß wirklich weit mehr in der Tiefe ſteht; ihr Stoff war homogener, daher jeßt dichter, von feinerm Korn und Marmorartig; in demfelben finden ſich ſchon Muſchelthiere eingefchloffen; befonders fehr haͤufig in der vordern Rinie, dahin fie das Waffer nun fchon fragen fonnte. Endlich ward auch ben fernerm Zuruͤckziehen des Meeres, die legte und vorderfte Abtheilung unferer oftlt chen Kalfgebirge gebildet; da diefe fihon naher bey dem Grunde liegen, fo ward ihr Stoff von verfchiedenen auf demfelben befindlichen fremdartigen Erden verunreinis get; ans diefer Urfache iſt er auch grober, vieleicht iſt er der weſtlichen Schweitz. 129 eb auch aus einem dünnern Schlamme durch eine weni— ger- flarfe Bewegung des Waffers abgefegt worden; da—⸗ ‚ber Feine GSchalthiere in feine Maffe gefoinmen find, Bey dem Zuruchziehen des Meers durchbrach dag in den binz tern Thaͤlern fich befindliche Wafler die vor ihm ge gen das groffe Baßin zu liegende Damme und unters brach ſo die zufammengehängte Bergfette an den Orten, wo noch jeßt die Flüffe ihren Auslauf haben; an einis gen Drten, fammelte e8 fih in den Tiefen zu Seen, da: von viele nun angsgetrocknet , andere noch gegenwärtig fiehen. Als nun das Meer aus unfern Gegenden fich ſchon fo weit zurück gesogen hatte, daß die öftliche Ralf Hebirge ihre Gipfel hoch über feine Oberfläche erhoben, fo bliebe demfelben in diefen Gegenden Feine groffe Tieffe mehr. Die KRalfmaterie war vermüthlich da theild durch daß Anfeßen der Berge erſchoͤpft, theils hatte fie fich mit dem Waffer gegen die entfernfern gröffern Tieffen zu gez jogen , und jegt mwirften die Bewegungen des Waͤſſers auf die unermeßlichen Sandlagen, deren Stoff theils in den erſten Zeiten von der Zerſtoͤhrung des Granits herz gefommen, theild nachwärtd vom Abreiben und Zermals men der Gefchiebe entftanden waren. Ein groffer Theil dieſes Sandes ward gegen die Ufer an die vorderſten Kalfgebirge zu Bergen angehauft; und da die groffen Bewegungen des Waffers immer von Welten gegen Oſten gefchehen, fo bildeten auch diefe Sandberge mit den Kalk Hebirgen parallele Linien. Aber noch öfter wurden fie bon den zuchckflieffenden Grundftrömen durchbrochen , die | darinn die Schluchten aushöhlten , welche von den Kalk Hebirgen ausgehen. Diefer Sand war der feinere, teis itere und bemeglichere Theil des auf dem Grund geleges nen; fomohl wegen dieſer Eigenfchaft als wegen dem ftärfer gegen ihm wirkenden Druck des Waffers ward er Dichter zufammengebacet und ale er auch nach der Zeit Magaz. f.d, Naturk. Helvetiens. IV. B. I 128 Mineralogiſche Befchreibung ins Trockene fam, ward er durch die eingemengten zwi⸗ fchen liegenden feinen Kalktheile zu feſtem Stein ge bildet. | Auf dem Boden des Meeres trieben die Grundftröne und die untern Bewegungen des Waflers den noch das liegenden Sand verfchiedentlih zufammen, und bäuften ihn zu Hügeln an, die in mancherley Kichtung an einans der bangen oder gegen einander liegen. Diefer Sand ware der gröbere,, er warb auch mehr zufammen getrieben als auf einander gebauft, und die vom Waffer dazwi—⸗ ſchen geſchwemmte Kalferde mar ſchon mit aufgelößtem Thon aus dem unter dem Grund befindlichen Lagen vers mifcht ; daher ift der davon entftandene Sandſtein meis fientheils gröber und mürber, Aber in den kiefern Gruͤn⸗ den war noch bie und da Ralkfchlamm zufammen ge ſchwemmt, diefer huͤllte einen Theil des gröbften Sandes und Heiner Steinchen ein , und da er trocden ward, bil dete er den harten, fehr groben einer Breccia fihon et was ähnlichen Sandftein, den man nun vorzüglich im tiefern Rande findet. Die häufigen Geſchiebe von gröfles ven und Eleineren oft zu einer Breccia zufammen gebackez nen Steinen , die im niedrigen Lande liegen, und die eben da fich befindlichen Lagen von gemeinem Thon, der‘ durch Vermiſchung mit Kalktheilen oft zu Mergel verans dert ift, haben ihr Dafeyn den fpäteın Bewegungen des Waſſers und den Grundfirömen zu verdanten, und daher koͤmmt auch ihre fo unorbentliche Verſchiedenheit. Nun bleibt noch dasjenige Kalfgebirge, dag die ers “ wähnte Sandgegend gegen Werten einfchließt, und auf diefer Seite unfere Granzen ausmacht, der Leberberg, (Juraſſus) zu betrachten übrig. Sein Haupt iſt niedris ger bey 2000 Fuß, als die auffern öftlichen Kalkberge. Er ward ganz unter dem Waſſer ausgebildet ;. vielleicht auf einen in der Tiefe liegenden Granitruͤcken aufgefeßt. der weftlihen Schweiß. 131 Die kalkigte Maffe, aus welcher er beſteht, verdickte fich nach und nach , fo mie fie angelegt ward , aufdem Grun⸗ de des Meer; viele Schnecken wurden damit zugeführt und blieben darinn liegen. Aus einem am Fuffe des Gebirgs in der Tiefe befindlichen dünnen Kalkſchlamm, darinn fich feine fraubartige Sandtheile befanden , bildete die fanftanfchlagende wirbelnde Grundbenegung des Wafz . fers den Nogenftein, der beynahe der ganzen Länge nad) an demfelben angelehnt fich befindet. Auf ähnliche Art doch in fpätern Zeiten entftand aus aufgeloßter Eifenerde das Bohnerz und dag Linſenerz. Wegen der Entflehung ind Ausbildung diefes Gebirgs unter dem Waffer find feine Gipfel und Kuppen ruͤnder und die Abhange etwas milder ; doch bemerft man noch daran die Furchen vom abflieffen des Waffers. Bey dieſem allem ift der Steinfohlen feine Ermahnung gethan worden; welche doch an fo vielen Drten ſich vor⸗ finden, und bisweilen ausgedehnte Gebirgslager ausma⸗ chen, ich geſtehe, daß ich ihren Urſprung nicht zu erra⸗ then weiß ; ihr Stoff muß in allen hauptfächlich in den ſpaͤtern Zeiten im Meer vorhanden gemwefen ſeyn, da die Steinfohlen häufiger in den neuern Gebirgen abgefeßt ſich befinden. Es waͤre mir lieber darüber zu ſchweigen; das mie aber dieſe Lücke nicht Teer bleibe, fo mögen diejeni⸗ gen, welche die Steinfohlen ven Pflanzentheilen berleiz ten wollen, fich die Sache folgendermaffen vorftellen. Man einnere fich , daß das Meer nicht mit einemmahle, fondern nach und nach fich zurück gegogen habe; ale nun die erffern und höhern Berge davon verlaffen waren, wurden fie mit Pflanzen betvachfen , deren Deftrucktion dem Meere den Steinfohlen Stoff lieferte. Andere die diefen Stoff nicht genugfam finden, mögen die Pflanzen su Hülfe nehmen, welche die Erde vor der Mofaifchen Suͤndfluth bedeckt Haben, die war nicht unfere ältere 132 Mineralogifche Beſchreibung Berge gebildet, doch gewiß groſſe Revolutionen bewirkt haben muß; dieſen beyden Meynungen mag die Thatſache zu flatten fommen, daß die Steinfohlen fich nur in den neueren und in den neueften Bergen befinden. Wem aber feine diefer. Gedanken behagen will, der behaupte, das Brennbare und die Saͤuren, die nunmehr in allen Pflanzen und Thierifchen Körpern fo reichlich ausgetheilt find, müffen vor deren Dafeyn in gleicher Menge auf der Erden vorhanden gemwefen feyn, und möge es fich zu denen Zeiten darum 28 zu thun ift, in Ermanglung dies fer Körpern, ſich mit einer andern Materie verbunden und diefe zu Steinkohlen gefchaffen haben. Wer einen von diefen Gedanfen für fich behalten, oder. einen andern erfinden will, der mag es thun; mir erlaube man darüber wie iiber viele andere Sachen, die meinen Verſtand übers treffen, gar. feine Meynung zu haben. Zu den Stein⸗ fohlen von denen hier die Rede ift, foll man. die öftern Lagen von verfteinfohltem Holz nicht zählen. Diefe find von einer viel fpatern Entſtehung, und befinden ſich aus genfcheinlich nur in ganz neuern Gegenden, bie aller MWahrfcheinlichkeit zufolg ehmals fumpfichte und — kene Gruͤnde waren: er bie verfchiedenen Lagen von alten Gefchieben vers folgen , ihre urfprüngliche Geburtsörter zu entdecken fir chen, die dermahlige Stätte und Umftände dieſer Lagen mit einander vergleichen würde der koͤnnte vielleicht groffe und wichtige Ausfchlüffe über die alten Revolutio⸗ nen und über ihre Zeitfolge. finden, Eben fo wuͤrde auch die Beobachtung der Petrefakten und ihrer Lagerſtaͤtten zu dienlichen Entdeckungen führen; befonders wenn man Kenntniß von den Wohnorten ihrer Driginalien hätte, ob derfelben gewöhnliche Aufenthalt der weltlichen Schweiß. 133 in den Gründen, bey den Untiefen, an den Klippen oder an den Meeresufern ſeye, fo waͤren über die Petrefak— ten unferer Gegend verfchiedene intereffante Bemerkuns gen zu machen. Die Mufcheln , die bey dem Baue der einten Kalfgebirge angewendet worden find und welche man nun in den Lumachellen fiehet, find eigentlich Ak tere von den Wafferfluthen von ihrer Lagerflätte wegge⸗ tragene, auch fehr oft zerftörte Thiere; ihr Daſeyn dies net bloß die neueren aufgefeßten von den alten urfprüng; lichen Gebirgen , zu unterfiheiden. Bey den Petrefaften von jüngeren Thieren erfennet man noch deutlich, daß fie an den Wohnorten ihrer Driginalien liegen. An den Suffen der höhern Kalfgebirgen , wo die Meerufer was ven, und auf den Rücken der höhern Hügeln find noch die Lagen von Auftern, Schnecken und andern Mufchels tbieren, die da gewohnt haben: Korallen , die an den Selfen unterm Meer wachfen, find noch an den Felfen des Reberbergs. Und die Gebeine und Zahne der Fiſchen und der groffern Meerthiere, findet man da, mo fie oe ftorben find, in dem nun zu grobem hartem E an flein eingetrockneten Schlamme der ehenialigen Tiefen des Meers. Die von mir entworfene Beſchreibung unſerer Gegend kann man nun verbeſſern, berichtigen; ich werde allen de— nen Dank wiſſen die mich der Wahrheit belehren. Sollte gar jemand davon Anlaß nehmen, etwas Vollkommne— res auszuarbeiten , fo wird es mir fchmeichelhaft ſeyn, den Gedanfen ee su haben. Die Hypotheſe aͤber ihre Entſtehung und Ausbildung Rat ein Kartenhauß, daß ich mir zum Zeitvertrieb ges bauet habe, kommt einer, wirft e8 mir zu Trümmern, . und baut ein andere, das artiger ausſieht, fo werd ich 134 Mineralogifhe Beſchreibung re. | herzlich Theil nehmen an feiner Freude. Sieht er aber die Truͤmmer über die Achfeln an, laßt ex fie liegen, und geher davon; fo werde ich mich auch. darüber nicht Ar; gern ; werde linksum machen mit meinem Stedenpferde, werd's wieder in feinen Winfel fielen, wo es hinge hört; bin doch nur für Kurzweil aufgefeflen. * Beantwortung der Frage. Was iſt Bafalt? iſt er vulkaniſch oder iſt er nicht vulkaniſch? | Eine gefrönte Von Johann Friedrich Wilhelm Widenmann. Hersoglich Wuͤrtenbergiſcher Ober⸗Berg Amts Gectetair in Gtuttgardt. Opinionum commenta dies delet Judicia natura confirmat,; CIcERo, — —— —— — — — —— sr Tier TEE — © IAnmerfung. Um allen unangenehmen Misdeutungen ein für allemal vor⸗ zueomen, fo wird hiemit deutlich erklaret daß man durch die. Krönung der autwulkaniſchen Preißſchrift nicht die Abficht hatte, gleichfam als durch einen übelangewandten Machtfpruch die Nichtvulkauitaͤt des Pafalts nun als erwiefen anzunchmen und vorzufragen, fondern daß der Vorzug der Wideninannifchen Ab⸗ handlung mehr in Rüchebt der ausführlichen und der Frage entſprechenden Bearbeitung eriheile worden ift ; als daß man ans nehmen koͤnne, die problematifehe Entftehung des Bafalts feye nun durch diefelbe ins Keine gebracht, und deſſen Urſprung auf dem naffen eg erwiefen. Die am Ende gedachter Abhandlungen angehängte Zweifel gegen die Behauptung des naffen Urfprungs des Bafalte ver: langen noch Erörterung , und wir glauben Herr Bergſecreta⸗ rius Doigt babe über feinen Gegenftand und fir feine Bes bauptumg nicht Alles gefagt , was er hatte fagen fönnen, ob: gleich. feine Abhandlung fehr viele gute Bemerkungen und tref⸗ fende Erfahrungen für fih hat, wie man es aber auch von einem fo. ginfichtsvollen Mineraloge nicht anders erwarten konn— te: und wirklich ſcheint femme Behauptung durch viele neuere tachrichten befonders durch die Dolomienfchen Erfahrungen febr viel für ficb gemonnen zu haben. Re Zu gleicher Zeit müffen wir anzeigen, daß es gleich wenig unſere Abſicht war, durch Die Kroͤnung der Abhandlungen über den Thonfchiefer 2c. der Meinung irgend eines Mineralogen Gewalt anzutbun, wie man uns zu verftehen gab, fondern nur das Mittel ſeyn follee, die Verwirrung unter diefen Steingattungen auseinander zu fegen, übrigens aber jedermann die Freyheit zu laffen, zu glauben was er will, und fid, fo gut verftändlich zu machen als er Fann. . | | - Wenig aufmunterud und bedaurlich ift ess daß man mit der augenfcheinlichften Iimeigennügigfeit und mit dem Unver⸗ kennbharſten Eifer zum Beften der Wahrheit won allem Ber: dacht von Nebenabſichten und Mg nicht frey bleiben kann. Wir fügen diefes aus guten ünden 5 und weder in Bezug auf Helverien noch in Bezug Auf Recenſenten; dann diefe Haben uns bie jetzt nicht verfunmt. 3-r 137 Einleitung. Art wie der Baſalt entftehe, Wenn man alle die verſchiedene Meinungen, welche die Naturforſcher über Die Entſtehung des Baſalts ge auffert haben, genau betrachtet, fo mwird man finden, daß fie ſich füglich i in drey Hauptklaſſen eintheilen laffen, von melchen die eine behauptet, daß der Bafalt dem Teuer feinen Urfprung verdanfe ; die andere hingegen fehreibt dem Waffer die Bildung des Bafalt zu, und die dritte fchlägt den Mittelweg ein, indem fie annimmt, daß der Bafalt fowol auf dem trockenen als dem naffen Weg entftanden fey. Diefe drey Hauptmeinungen lieffen fich wieder in meh— tere Unterklaffen abtheilen , wann es nothig wäre, alle dig verfchiedenen Hypotheſen, welche über die Entftehung des Baſalts aufgeftelt worden find, in einer gewiſſen Ordnung hier aufzuzaͤhlen. Allein dieß iſt der Fall nicht, da die erſtere dieſer Meinungen, naͤmlich daß der Baſalt ein Produckt des Feuers ſey, bey weitem den meiſten Beyfall gefunden, und die beyden andern Meinungen gaͤnzlich verdraͤngt hat, indem‘ fih ein groffer Theil der beruhmteften Naturforfcher, von melchen ich nur einen Demareft , Raſpe, Ferber , Ritter, Hamilton, Fanjas de St. font, Voigt, den Herrn Hamilton von Dublin, und den Herrn Berghauptman von Veltheim, anführen will, für diefe Meinung erflart haben. Da eine fo groffe Anzahl von berühmten Männern der Vulkanitaͤt des Bafaltd das Wort redet, und ihre Meinung sum Theil mit michtigen Gründen unterſtuͤtzet, ſo koͤnnte es man⸗ chem uͤberfluͤßig ſcheinen, noch etwas uͤber dieſen Gegen⸗ fland ſagen zu wollen; da noch uͤberdieß viele die Sache 138 Beantwortung der Frage: ſe auſſer Zweifel geſetzt zu ſeyn glauben, daß ſie es jenigen, der an der Vulkanitaͤt des Baſalts zweifelt, als einen Mangel an Einſicht anrechnen, und ihn verlachen. Allein da doch noch nicht alle Naturforſcher uͤberzeugt ſind, daß der Baſalt ein Feuerproduckt ſey, und da die zwey andern, wenn ſchon ungleich weniger zahlreichen Klaſſen von Naturforſchern auch beruͤhmte Anhaͤnger ha⸗ ben, welche ihre Meinung mit nicht ganz unwichtigen Gruͤnden unterſtuͤtzen, ſo hat Herr Dr. Hoͤpfner zur Auf— klaͤrung dieſes immer noch etwas dunklen, und verworres nen mineralogiſchen, oder eigentlichen geognoſtiſchen Ge— genſtandes folgende Preißfrage fuͤr das Jahr 1788 aufs geworfen: Was iſt Baſalt? iſt er vulkaniſch? oder iſt er nicht vulkaniſch? Da mich dieſe Frage ſchon laͤngſt ſehr intereßirte, und ich auch Gelegenheit hatte, eine groſſe Anzahl von Ba— ſaltbergen — vielleicht den groͤßten Theil der Baſaltberge Deutſchlands zu ſehen und zu unterſuchen, ſo veranlaßt mich dieß an der Beantwortung gegenwaͤrtiger Preißfrage Theil zu nehmen. Vielleicht bin ich ſo gluͤcklich, durch meine Beobachtungen uͤber dieſen Gegenſtand etwas zur Vereinigung der Raturforſcher uͤber dieſen Punkt beyzu⸗ tragen, und einigermaſſen den Abſichten der Preißfra— ge zu entſprechen, welches die größte Belohnung für feyn würde. Ich werde nach Anleitung der Preißfrage felbft, (mel: che eigentlich nur aus zwey Fragen befteht) meine Abs handlung über den Bafalt und deffen Urfprung in zwey » Abfchnitten vortragen, und zwar in dem erften den De griff feſtzuſetzeu fuchen, was Bafalt fey; in dem zweyten aber, alle die Gründe und Beweife auffuchen und prüs * * Was iſt Baſalt? ER fen, welche für die Vulkanitaͤt des Baſalts angefuͤhrt werden. | Wobey fi) dann von felbft entfcheiden wird, ob der Baſalt vulkaniſchen Urſprungs fey oder nicht ? 1. Abſchniktt. Mas ift Daofale? ' oh. ll Man follte billig glauben, daß diefe Frage ſchon längft entfchieden fey, und daß fie in. unfern gegenmärtigen Tagen unmöglich mehr fünnte aufgetworfen werden , dann, da man fich feit mehreren Jahren über den Urfprung des - Bafalts flreitet, und. bald dieſe, bald jene Hypotbefe über feine Entfiehungsart aufftelt, wie folte man den: fen , daß beynahe jeder Mineralog einen andern Begrif mit dem Worte Bafalt verbinde, oder vielleicht gar ein Foßil für Bafalt halte, was es nicht iff. Und doch iff es ſo. — Man fann fich fehr leicht von der. Wahrheit dieſes Satzes überzeugen, wenn man in mehreren mines ralogifchen Schriften über die Erklärung des Baſalts nachfchlägt, und ihre Definitionen und Befchreibungen unter einander vergleicht. Man wird fih wundern muß fen, welche Berfchiedenheit, und mie viele Unbeſtimmt—⸗ heit „öfters felbft bey den berühmteften Mineralogen, in den Beſchreibungen, die fie von. dem Bafalt entworfen haben, berrfcht. Die ſchwediſchen Mineralogen haben gröftentheils die Schuld an diefer Verfihiedenheit und Unbeflimmtheit des Begrifs was Bafalt fen; dann durch die Namen Schörl, Trapp, Wacke u. f. w.. die fie niez mals genau genug beſtimmt haben, und die bald von dem einen Schriftffeller , bald von dem andern, auch dem Ba⸗ ſalt beygelege werden, und mo wieder andere, unter je dem Diefer Namen ein eigenes Foßil wollen verſtanden wi 140 Beantwortung der Frage: haben; durch diefe verfchiedene Namen haben die ſchwe⸗ diſche Mineralogen eine ſehr groſſe Verwirrung angerichz tet, fo daß es ein wahres Bedürfuiß iſt, eine genaue Erf arung von dem Wort Bafalt zu geben. | $. 2. Der Bafalt ift eined von denjenigen Foßilien, das ſchon ſehr lange bekannt iſt, denn er war bey den Griechen ſchon zu Theophraſts Zeiten unter dem Namen Aldos Hoxarex bekannt, wurde aber dazumal ſchon we⸗ gen ſeines Gebrauchs mit dem Probierſtein, oder Lydiſchen Stein, der nach Werner eine Art des Kieſelſchiefers iſt, und den die Griechen unter dem Namen AiFos Audız ges fannt haben, vermwechfelt. *) Daf der AiFos Hozniez der Griechen, ein Bafalt, und fein magnetifcher Eifenftein gemefen fey, wie Herr Karſten, mein fehr fchakbarer Freund behauptet, **) fehlieffe ich aus mehrern Gründen, und vorzüglich auch daraus, weil der magnetiſche Eifenftein ganz untauglich zu einem Probierftein ift, und aud)' bey weiten Feine fo groffe Aehnlichkeit in feinem Aeuſſern mit dem Lydiſchen Stein hat , ale mie der dichte Bafalt, vorzüglich, warn diefer angefchniten und gefchliffen iſt. Ueberdieß iſt es ja befannt , daß der Bafalt auch zutveilen eben fo gut mags netifch iſt, als mie der magnetifche Eifenflein. Der bes’ ruͤhmte Hill ift fogar der Meinung, daß der Bafalt, den er für eine Marmorart halt , und der Iydifche Stein der Alten, ein und das namliche Foßil fen, dann er fagt in feiner Hiftory of foſſils: Marmor nigerrimum , durifimum columnare , quod Bafaltes & Lapis Iydius antiquorum. q. 3. Strabo und Plinius fannten aud) ſchon den Bafalt, und fagen, daß man ihn in Egnpten finde, und 2) ©. Theophraft von den Steinen 5.10 nah der Hilliſchen Aus⸗ gabe. v) S. Magen für die Naturkunde Helpet. im 3. Be p. 215. Mas ift Bafalt? 141 daß er die Farbe und Haͤrte des Eiſen Se; Bafaltes ferrei coloris & duritie fagt Pliniug. *) Woher die Römer den Namen Bafaltes, ob wie einige wollen, von dem Wort Basayicw. exploro, ich erforiche, probire, oder von dem Namen einer ehemaligen Lands fchaft Macedoniens Bifaltia, wie andere wollen, genoms men haben, ift bier ganz gleichgültig, und würde mich auch ohne dieß zu weit von meinem Zwecke abführen. Genug! der Bafalt ift uns von den meilten Naturforz fehern unter diefem Namen befannt gemacht, und befchries ben worden. Indeſſen führen auch einige ältere Schriftz fteller den Bafalt, als eine Marmorart auf; allein fie feßen entweder den Geburtsort darzu, oder fie befchreis ben ihn fo, daß er nicht leicht zu verfennen If. So be fchreibt ihn 4. B. Kenntmann mit folgenden Worten: Marmor ftolpenfe,, ferreo colore & duritie Le. *) Uns ter den deutfchen Bafalten, find die Sächfifchen, und vorzüglich der zu Stolpen, die erften, welche befannt worden find. Waͤhrſcheinlich hat der Stolpiſche Bafalt, durch feine fo auffallende Regelmaͤßigkeit, ſchon in fehr frühen Zei ten, die Aufmerkfamfeit der Menfchen auf fich gezogen , wovon mir felbft der Name Stolpen ein Beweiß zu ſeyn Scheint, denn Stolpa ift ein flanifches Wort, und heiße eine Säule; $, 4. Sch Fehre nun nach diefer Fleinen Ausſchweifumg, zum eigentlihen Gegenfland , zur Beantwortung ier Frage , mas Bafalt fey, zurück, Diefe Frage muß hier in zweyerley Nückfichten beantwortet werden, Weil der Bafalt eines von denjenigen Foßilien ift, Das ganze Ber⸗ ge ausmacht; fo hat es nicht nur der Örpfrognofte, ſon⸗ * S. Plinii hiſt. nat. Lib 36. C. 7. *) ©, Kentmann nomencel. foſſil. p. 53. 14% Beantwortung der Frage: dern auch der Geognoſte zu beſtimmen, und jeder be frachtet den Bafalt von einer etwas andern Seite. Der erſtere bloß in der Ruͤckſicht, inſofern die Hauptmaſſe des Baſalts ihr eigenes Miſchungsberhaͤltniß hat, und ein einfaches Foßil ift, d. h. ein oryktognoſtiſch einfa⸗ ches Foßil, andem man weder durch bloffe Augen, noch. auch vermittelft einer Kuppe ungleichzartige Theile ents decken fann; er nimmt alfo Feine Rücficht auf die dem Tiafalt gemohnlic, beygemengten andern Foßilien , (ons dorn er betrachtet bloß allein die Hauptmaffe, welches 'ein für fich beftehendes Foßil iſt, das er Bafale nennt, Der Beoanofte hingegen betrachtet den Bafalt in der Kucficht, infofern er eine eigene Gebirgsart ausmacht. Ihm liegt nicht nur daran, die Hauptmaffe genau zu ken⸗ nen, fondern er nimnıt auch Nuckficht auf die dem Das falt eingemengten fremden Foßilien , und er muß wiſſen, unfer welchen Umftanden er vorkommt, wag für Foßi— fien in feiner Nachbarfchaft brechen , auf was für eine Gebirgsart. er aufgeſetzt iſt, u. ſ. w. $. 5. Da ich auſſer Stand bin eine beſſere und voll⸗ kommenere oryktognoſtiſche Beſtimmung von dem Baſalt zu geben, als mein hoͤchſt ſchaͤtzbarer Freund, der Herr Infpector Werner zu Freyberg, fo will ich deſſen aͤuſſere Befchreibung von dem Sn; — und ſie hier mittheilen. Baſalt. Er findet ſich jederzeit von einer graulich föwen zehn Farbe, und zumweilen , jedoch zufällig auf den Sr ten bräunlich gefärbt. Er macht-gewöhnlich ganze Berge aus, und ae ich in der Nähe derfelben in gröffern und Fleinern fehr abgefuͤhrten und ſtumpfkantigen Stuͤcken, hoͤchſtſel⸗ > Was iſt Bafalt? 143 er kommt er in urfprünglichen, groffen ziemlich Sole ommenen Kugeln vor. Inwendig iſt er matt, wenn ihm nicht oͤfters zufaͤllig eingemengte, fremdartige Theile einen Schimmer geben. Sein Bruch ift dicht und zwar zuweilen kleinſplitt— rig, gewohnlidy aber nur aus dem fplirrrigen, ins unebene übergebend, das fich bald dem ebenen bald dem groß muſchlichen nahert. - Die Bruchftüde find unbejtimme ekigt, nicht fonder; lich ſcharfkantig. Haͤufig kommt er von mehr oder weniger regel; mäßigen fäulenförmigen abgefonderten Stuͤ— cken, felten von groß, grob und Fleinförnigen, und noch feltener von dicken konzentriſch Frumfbaligen abs gefonderten GStücen vor; dieß letztere jedoch bloß bey den Ruglen. Er gibt einen lichten aſchengrauen Strich, ift balbhar t, das zum Theil ſchon ans di l tegraͤnzt ſproͤde aber von groffem Zuſammenhabte, und alſo ſchwer zerſpringbar. Er fühle fih mager und kalt an. Iſt meift undurdfihtig , einiger jedoch zn den Kanten durchſcheinend und fhwer. $. 6. Nach dem geegnoftifchen Sinn, ift der Baſalt “ eine gemengte Gebirgsart, die, wie ich im zweyten Abz fehnit zeigen werde, hoͤchſt mahrfcheinlich zu den Flöß gebirgsarten gehört. — Sie befteht auß einer eigenen Hauptmaffe, welche man, wie ich oben erwahnt habe, in der Dryftognofie auch Baſalt nennt. In diefe Haupt⸗ maſſe ift gewöhnlich, ſowohl Friftallifirte als unkriſtalli— firte Hornblende, Chryfolitförner, etwas feltener Zeolit, (ſowohl in Körnern und Fleinen Nieren, als auch in 8 Beantwortung der Frage: iſt allen,) und noch ſeltener Feldſpath und Quarz, ja ſo gar, nach Herrn Ferbers Angabe, wirklicher Gras nıt *) eingemengt. Dieß Gemenge nun, dag aus der in dem $. 5. befchriebenen Hauptmaſſe, und den fo eben angeführten Gemengtheilen befteht, nennt der Geognofte Baſalt. Diefer Bafalt macht fowohl ganze Berge, von einer ziemlichen Höhe, als auch nur Kuppen anderer Berge aus. Die Bafaltberge zeichnen ſich durch ihre Ke⸗ gelförmige Geftalt, und durch die bald mehr bald weni— ger regelmäßigen, Saulenzund manchmal auch Kugelförs migen abgefonderten Stuͤcke, in die fie öfters abgetheilt find, und welche ihnen ein ganz eigenes Anfehn verfchaf: fen, au. Der Kugelförmige Bafalt befteht aus dickern oder duͤnner Fonzentrifchfchaligen abgefonderten Stuͤcken; auch ift er öfters fo zufammen gefittet, daß mehrere fol: che Kugeln eine Art von Säulen bilden, die durch Klüfs ten von einander getrennt find, welche meift mit einer Art von lemniſcher Erde ausgefüllt find. Der Bafalt fommt aber nicht ſehr felten in Lagern vor, macht aber niemals Lagerff idte der Metalle **) und geht bald mehr, bald weniger in Wacke, und von diefer in eine Art von dandelſtein über. Man findet den Baſalt fowohl auf — , als vorzüglich haufig auch) , auf Floͤtzge⸗ birgen aufgeſetzt. — — ⸗ *) ©. Ferbers Briefe aus Walfhland. p. 273- **) Ob die Lara, von der Herr Ferber, im fünften feiner Briefe aus Waͤlſchland p. 59. fpricht, welhe er in dem Veroneſiſchen, in dem Thale Patena vel monte diſette fongi, gefunden hat, und in derer Gaͤnge oder Adern von Kupfergruͤn und Eiſenerze, auch Braunſtein, Bleyerze, und Blende will gefunden haben, wirkli⸗ che Lava oder Baſalt geweſen ſey, getraue ich mir gegenwaͤrtig sticht zu entſcheiden, ob mir indeſſen beydes gleich unwahrſchein⸗ lich ſcheint. — Vielleicht bin ich in einigen Monaten felbft fo glück⸗ lich, diefe Gegenden befuchen zu Tonnen , wo ich alsdanu beſtimm⸗ ter hieruͤber urtheilen zu koͤnnen hoffe. Was iſt Bafat? 14 * 11. Abſchnitt. Iſt der Baſalt vulkaniſch, oder iſt er nicht vulkaniſch? 9. 7. Seit dem einige franzoͤſiſche Schriftſteller, worunter Demareſt der erſte war, auftraten, und die Baſaltberge fuͤr erloſchene Vulkane, und den Baſalt fuͤr ein Produkt derſelben erklaͤrten; ſo zog dieſer Gegenſtand die allge⸗ meine Aufmerkſamkeit der Naturforſcher auf ſich; und man gab ſich von allen Seiten her Muͤhe, die Wahrheit dieſer Behauptung zu unterſuchen, und manchmal auch, die am Schreibtiſch gemachten Hypotheſen in der Natur zuſehen. — Es konnte daher nicht fehlen, daß manch— nal ein kleiner Wiederſpruch und Streit unter den Par £urforfchern entfiehen mußfe, indem nicht felten , einer eine gewiffe Erfcheinung ‚ oder Beobachtung für einen Beweiß der Vulkanitaͤt des Bafalts anfah, welche der ‚andere gerade für einen Beweiß des Gegentheild hielt, Diefer Streit dauert einigermaffen noch gegenwärtig fort, obgleich der größte Theil der Mineralogen, fich für den - vulfanifchen Urfprung des Baſalts erklärt hat. Denn bald, nachdem Demareft feine Meinung wegen der Ent ſtehung des Baſalts befannt gemacht hatte; erflärten fich auch in Deuffchland zwey fehr berühmte Mineralogen , Herr Raſpe und Herr Ferber für diefe Meinung , wel: che nun in kurzer Zeit, ſowohl wegen der Autorität ihrer Vertheidiger, als auch wegen des ntereffanten, das diefe Hypothefe hat, und vorzüglich wegen des Reitzes der Neuheit eine ſehr groffe Anzahl von Anhängern be fam. Es fcheint mir, daß nun viele, die fich damals etz was mit Mineralogie befchäftigten , geglaubt haben, daß es die Ehre ihres Vaterlands erfordere, auch einen oder mehrere ausgebrannte. Bulfanen zu belißen, . Sie gaben Magaz. fd. Naturk. Helvetien. IV. 3, 8 “ 146 Beantwortung der — ſich daher theils aus Ehrſucht, theils aber auch von Patriotismus angefeuert, ale Mühe, in ihrem Vaterlande Baſaltberge aufzuſuchen, und ſie ohne weitere Beweiſe fuͤr erloſchene Vulkane zu erklaͤren. Man findet daher nicht ſelten in mineralogiſchen Schriften, Stellen, wo es heißt: ich konnte an dieſem Baſaltberge, aller ange wandten Mühe und Aufmerkſamkeit ungeachtet, weder einen Crater, noch auch Ueberrefte von Schlacfen oder‘ Laven finden, jedoch ift e8 nicht dem geringfien Zweifel unterworfen , daß auch diefer Berg fein. Daſeyn einem ehemaligen Vulkan zu danfen hat. Viele Mineralogen ſchaͤtzen ſich daher glücklich, und thun fich viel darauf - zu gut, wann fie fagen fonnen, daß fie irgendwo einen ausgebrannten Vulkan entdeckt haben. Ja e8 geht fo weit, daß fie aus Liebe zu der vulfanifchen Theorie nicht allein den Bafalt, fondern auch den Porphprfchiefer, den Porphyr, den Mandelftein, ja fogar den Granit, ‚für oulfanifche Produckte anfehen, und alte Bingen, eins gegangene Stollen, und die Derter, wo fid) das Regen⸗ waffer ein Bett ausgewafchen hat, für Eraters oder Bette von alter Savaftromen anfehen. $. 8. Ich will indeffen im geringfien nicht in Abrede ſeyn, daß es nicht auch mehrere erloſchene Vulkane in Deutfhland, und in den übrigen Kandern Europens ges. be, fondern ich getraue mir nur zu behaupten, daß viek leicht unter hundert Bergen, welche für erlofchene Vulka—⸗ ne ausgegeben werden, kaum einer oder zwey, bey einer unpartheyifchen Unterfuchung, fih als folche beftatigen werden; denn ich hatte Gelegenheit mehrere dergleichen Gegenden und Berge, wie z. B. den. Weiffenftein bey Görliß in der Dberlausniß , den Kohlen oder Kohlberg bey Querbach in Schlefien, und eine fehr betrachtliche Anzahl von Dafaltbergen, die alle von einigen Naturfors # Caffel, den Flabaſch in Böhmen, die Landsfrone bey a Was iſt Bafalt? 147 ſchern fuͤr ausgebrannte Vulkane ſind angeſehen worden, zu unterſuchen, und ich habe mich noch bey keinem ein— zigen von feiner wahren Vulkanitaͤt überzeugen koͤnnen, ſo ſehr ich es auch gewuͤnſcht habe, $. 9. Ih muß ganz fren befennen, daß es mir Auf ferft auffallend war, bey der groflen Anzahl von mine; ralogifchen Schrifftellern, welche der vulfanifchen Theo; vie zugethan find, fo wenige darunter zu finden, melche in ihren Schriften, ihre Hypotheſen mit hinreichenden Gruͤnden belegen. Denn einige ſcheinen anzunehmen, daß die Vulkanitaͤt des Baſalts ſchon ſo erwieſen, und in die Augen fallend ſey, daß es gar keiner Beweiſe mehr beduͤrfe; und wenn ja noch einige Beweiſe führen, fo geſchieht es nur gleich; fam im Vorbeygehen. Sch könnte mehrere Benfpiele hie; von aus den Schriften, zum Theil der berühmteften Mi; neralogen und Naturforfcher, anführen, wenn nicht je der , den- diefer Umſtand infereßirk, fie ohne allen An; fand gleich von felbft finden koͤnnte. Jedoch zeichnen fich hierinn zwey Schriftfieller, nämlich Herr Hamil⸗ ton *) von Dublin, und Herr von Delcheim *) ruͤhm⸗ lichſt, von den meiften ubrigen aus; denn diefe haben fich die Mühe genommen, ihre Meynungen mit den flärf; ften Gründen , die fie nur auffinden fonnten, zu unters ſtuͤtzen. | $. 10. Da ich glaube, daß man bey dergleichen nas turbiftorifchen Gegenfländen , die Wahrheit am beften daducch finden, oder zum mwenigften fi) ihr doch nähern koͤnne, wenn man Beobachtungen mit Beobachtungen vergleicht, Gruͤnde gegen Gründe halt, und fie auf eine * 5 8. Hamiltons Briefe über die nördliche Kuͤſte der — Antrim Leipzig 1787. vr) S. den Anhang su eben diefen Briefen. a 148 Beantwortung der Frage: unpartheyiſche maͤnnliche Art pruͤft; und ich ferner uͤber⸗ zeugt bin, daß jedem Naturforſcher eben ſo ſehr daran gelegen iſt, wie mir, die Wahrheit zu finden, und daß jeder gerne ſeine Lieblingstheorie, — ſie ſey auch ſo ſchoͤn ausgedacht, als möglich — der Wahrheit aufopfert, und in die Worte * Herrn von Veltheims mit einſtimmt wenn er ſagt: „Wahrlich eine neue Wahrheit in der Natur Geſchichte „die mir auch der unbedeutendſte Laye ſagt, iſt mir „unendlich lieber, und fchäßbarer als die blendendſte „Unwahrheit, die ich ſelbſt geſagt haͤtte. Da ich von dieſem allem uͤberzeugt bin, ſo werde ich in dieſem Abſchnitte diejenigen Gruͤnde aufſuchen und pruͤfen, welche man fuͤr die Vulkanitaͤt des Baſalts an⸗ fuͤhrt, und werde mich zu zeigen bemuͤhen, — Grad von Wahrſcheinlichkeit ſie hat. „Denn da ſich gegenwaͤrtig noch nichts mit poſitiver »Gewißheit und Zuverlaͤßigkeit behaupten laßt, fo kann 3, bloß der gröffere oder geringere Grad von MWahrfcheinlichz 35 Feit , entfcheiden. — $. II. Sch fange meine Unterfuchung der Entftehungs; art des Baſaltes, deßwegen mit der Prüfung der Gruͤn⸗ de und Beweiſe (welche für die Vulkanitaͤt des Baſal⸗ tes angeführt werden) an, mweilimmer von zwey Sägen, wovon der eine den andern umfloffen will, der neuere und nicht der altere bewiefen werden muß, und da die Hypotheſe von der Bulfanifchen Entftehung des Bafaltg, die neuere ift, fo wird dieſe Unterfuchung dem Zwecke gegenwaͤrtiger Abhandlung ganz angemeſſen ſeyn. Da es mir ganz gleichgültig zu feyn fcheint, in welcher Drds nung ich die Beweiſe für die Bulfanitat hier aufſtelte und 5 ©. 1. c. p. 147. und in Crells Beytraͤgen vom Jahr 1787. im — P. 387. wf. 1 Was iſt Bafalt? 119 prüfe, fo will ich fie bier gerade fo anführen, und zwar unter fortlaufenden Nummern, wie ich fie in den Schrifz den der Vertheidiger diefer Theorie finde. Halten fie eine firenge unpartheyifche Prüfung aus, fo iſt die Vulkani⸗ tät de8 Baſalts, oder wenigftend die Wahrfcheinlichkeie derfelben,, erwiefen, wo nicht, fo muß nothmwendigers weiſe das Gegentheil, namlich die Entffehung des Ba— falts auf dem naffen Wege ftatt haben. '$..12. Folgende Beweife werden für die Vulkanitaͤt des Bafalts angefuͤhrt: namlich die Vertheidiger diefer Theorie fagen: 1. Die Bafaleberge haben fehr viele Aehnlichkeit in ihrem Aeuſſern mit den Dulfanen. Daß das Aeuffere der Gebirge überhaupt meiſt von hoͤchſtzufaͤlligen Umftänden berrühre, und daß fäglich, nur allein durch die Einwürfung der Athmosphärifchen Körper, Veränderungen in demfelben bewirkt werden, wird, wie ich hoffe, fein Geognofte in Abrede ſeyn Um wie viel weniger kann daher das Aeuſſere der Vulkane, etwas ganz beſtimmtes haben? Da ja bekanntlich jeder neue Ausbruch, das aͤuſſere Anſehn deſſelben veraͤndert, welches ſchon aus der Rx tur der Sache folgt, und welches auch alle diejenige, die wahre Vulkane zu beobachten Gelegenheit gehabt ha— ben, bezeugen. *) Ja was noch mehr iſt; fo find die Baſaltberge ſelbſt in Anſehung des Aeuſſern, oͤfters ſehr verſchieden; ich habe ſelbſt mehrere Baſaltberge geſehen, die von einer jeden Seite betrachtet ein anderes und ganz verſchiedenes Anſehen hatten. Auf der einen Seite was ven fie z. B. fegelformig , wie der Scheibenberger Hügel in dem fachfifchen Erzgebuͤrge, der Steinberg bey Lebau in der Oberlausniz und andere mehr; auf der andern *) Man ©. z. B. Ferbers Briefe aus Waͤlſchlaud p. 152, . 1 so Beantwortung der Frage: hingegen ‚, verflächten fie fih, und waren ganz abgeplat tet, Ferner giebt e8 Berge, die in einiger Entfernung die größte Achnlichfeit mit den Bafaltbergen haben, die aber aus folchen Gebirgsarten, mie Granit, Porphye u fe m. beftehen , deren Urfprung auf dem naffen Wege von den mehreſten Mineralogen als hoͤchſtwahrſcheinlich anerkannt wird. Ich habe ſelbſt auf meiner Reiſe, und vorzüglich in Böhmen, mehrere Berge angetroffen, wel che ich in einiger Entfernung , der Fegelförmigen Geftalt nach, für Bafaltberge gehalten habe, und bey einer naͤ— hern Betrachtung fand ich, daß fie aus Granit oder Porphyr beftunden. Sch bin vollfommen überzeugt, daß jeder, der Gele genheit hatte, mehrere Gebirge zu fehen, und zu unters fuchen , fehon ähnliche Erfahrungen gemacht bat, und daß er die Anwendung der Phnfiognomifchen Grundfäge bey den Gebirgen weit trüglicher,, ald bey Menfchen und Thieren, wird gefunden haben. Ich kann mich daher unmöglich überzeugen, daß man die äuffere Form der Bafaltberge, die von fo vielen Zufallen abhängt, für eis nen gültigen Beweiß der DBulfanität annehmen dürfe; und gleichwohl wird diefer Umftand von den Vertheidi⸗ gern dieſer Theorie, ald ein wichtiger Beweiß anges führt. | 913. 2. Es finde beynahe Fein Unterfchied, we der in den äuffern Kennzeichen, noch audy in dem Derhältnig der Beftandrheile zwiſchen Bafalt und Lava ftatt. Da dieß eigentlich der einzige Beweiß iſt, den Herr Ferber für die Vulkanitaͤt des Bafalts anführt, *) der der doch befanntlicd, ein eifriger Dertheidiger diefer Hy pothefe iſt, und der, ehe er feine Reife nad) Stalien ) S. L. c. 9. 270. Mas ift Bafalt? 151 machte , gerade der enfgegengefeßten Meinung von der Entftehung des Bafalts zugethan war *) ſo muß dieß einer der ſtaͤrkſten Beweiſe ſeyn, den man für jene Meiz nung anführen Fann, weil durch ihn diefer berühmte Miz neralog don Der Bulfanität des Baſalts überzeugt wor— den iſt. Da die aͤuſſern ——— eines Foßils bloß allein von dem Miſchungsverhaͤltniß ſeiner Beſtandtheile abhaͤn— “gen, fo iſt es noͤthig, dieſe zuvor zu unterſuchen, um auf jene einen deſto ſichern Schluß machen zu koͤnnen. Es haben fich zwey unferer neuern vorzüglichften Chemis fien , mit der chemifchen Zerlegung des Baſalts befchäfz tigef, namlich der unvergegliche Bergmann **) und mein aufferft fchagbarer Freund, der Herr Hof Apotheker Maier **) in Stettin. Die Unterfuchungen diefer bey— den groffen Chemiften fommen ganz miteinander überein, Wegen der leichtern Heberficht und Vergleihung, will ich bier das Verhältniß der Beftandtheile ſowohl des Baſal⸗ tes als der Lava , nach Bergmanns Analyfe bier mit £heilen. Er erhielt aus 100 Theilen Bafalts und aug 100 Theilen Lava folgende Beftandtheile: nämlich | | Bafalt. R 50, Theile Riefelerde 15. —— Thonerde 8. —— Ralferde 2. —— Lalferde u ? 25. — Eiſen 100. Lava. 49. Theile Kieſelerde. “35. ——Thonerde *) ©. l. c. p. 64. *) Deſſen opuſc. T. III. p. 213. vr) S, deffen Abhandlung im 14. &. dee Naturforfchere.. p. Se — 192 Beantwortung, der Frage: 4. Theile Kalkerde 5 — Ci Ioo, Lava von den Fiparifchen Inſeln *) 69. Theile Kiefel 2, —— Thon u, 9%. — Eifen, —— F. 14. Nach dieſer Zerlegung F urtheilen, finde ich bey weitem die Uebereinſtimmung in dem Miſchungsver⸗ baltniß des Bafalts mit dem der Lava, nicht, welches Herr Ferber behauptet, wenn’ er fagt: *) „Ich füge noch hinzu, daß der ſchwarze antife Das » ſalt, mit dem Stoff gedachter Lavas Säulen, und „mit der ſchwarzen dichten Lava, e8 fey vom Veſuv, »Oder vom monte albano &c, nicht nur dem äuffern » Anfehen, und der Härte nach, fondern durch fein » Verhalten im Feuer fo genau übereinfomme, daß ich »gar Feinen Unterfhied zwiſchen beyden finden »Fann; hingegen die harte Lava vom monte albano , » felce genannt, fo man zur Ergänzung verffummelter » antiker Bafalt Statuen anwendet. „ u. f. m. Es ſcheinet mir doch ein ziemlicher Unterfchied in dem Mifchungsverhältniß der Lava und des Baſalts ftart zu finden; denn es ift doch Feine Kleinigfeit, wenn die Lava 20, Theile mehr Thonerde gar Feine Bitterfalzerde oder Talkerde, vier Theile weniger Kalkerde und 13. Theile weniger Eiſen in ihrer Miſchung hat, als der Baſalt. Dieſer Unterſchied iſt zu groß, als daß er 69 Ye *) ©. deffen Briefe p. 270, u. 271, — % Was ift Bafalt? 153 nicht auch durch einige Abanderungen inden äußern Kenn, zeichen verrathen follte; und ich kann daher nicht begreifen, wie Hr. Aamilton von Dublin ſich auf die Uebereinfunft der außern Kennzeichen und der chemifchen Beftandtheile des Baſalts und Der Lava berufen und Bergmanns Analyfe dieſer Foßilien, als ein Beyfpiel hievon anführen und nach⸗ fagen fann *) » Daß der Bafalt beynahe genau mit ae feinen „elementariſchen Beftandtheilen — wird vermuthlich » heißen follen in feinen chemifchen Beftandtheilen — Über; „ einfommt, wird man deutlich fehen, wenn man die Pros > duckte jeder Subſtanz nach der Analyfe des gefchickten » Chemifers Sir Tobern Bergmann feftfegt u. f, mw. Ich muß nochmals befennen, daß ich die Uebereinfunft der % Beftandtheile der Lava und des Baſalts nach Bergmanne Analyfe nicht einfehen kann, fondern daß ich vielmehr eine ſehr auffallende Berichiedenheit bemerfe, | Die Nehnlichkeit mußte Hr. Hamilton nur darinn finden, daß derBafalt fo wie die Lava Kiefel, Thon Zund Kalferde und Eifen in feiner Mifhung hat; alein wenn dieß ift, fo findet die nahmliche Nehnlichkeit zwifchen allen Erd „und Steins Arten ſtatt, weil fie fich meiſtens nur in: der Proportion ihrer Beftandtheile von einander unterfcheiden. — Die Papa von den Lipariſchen Inſeln hat vollends gar nichts aͤhnliches in ihrem Miſchungs-Verhaͤltniß mit dem Baſalt, daher ich ſchon a priori auf die Unahnlichfeie der äußern Kennzeis chen fchlieffe. $. 15. Uebrigen® bin ich gar nicht in Abrede, daß eg moͤglich feyn Fönne, daß man eine Lava finde, deren Mifhungs ; Verhältniß, und alfo auch deren äußere Kenn⸗ zeichen, fich meiftens fo verhalten, wie die des Bafalts, *) ©. Hamiltons Briefe über die nordl. Küftelder Graffchaft Autrim Pag. 98. 154 Beantwortung der Frage: oder mit andern Worten , daß auch Bafalt auf dem fros ckenen Weg entftehen koͤnne; dean erſtens Fann ich die abfolute Unmöglichkeit hievon nicht darthun, und zweytens wird jeder von felbft einfehen , daß das Mifhungs; Ders haͤltniß der Laven eines der zufaͤlligſten und veraͤnderlichſten Dinge von der Welt ſey, und daß mithin auch durch einen Zufall eine Lava entſtehen koͤnnte?, die in allen ihren Eigen⸗ ſchaften mit denen des Baſalts vollfommen übereinftimme, das heißt, die Bafalt felbft wäre. Allein die Wahrfcheins lichfeie des Vorkommens einer folchen Lava verhält fich gerade mie eins zu den Millionen möglichen Abaͤnderun⸗ gen, welche in dem Miſchungs-Verhaͤltniß der Laven ſtatt finden koͤnnen. — Es iſt aber uͤberhaupt nicht die Frage, ob es möglich ſey, daß Baſalt auf dem trockenen Weg ents fiehen koͤnne, fondern ob der Bafalt, der ſchon exiſtiert, auf diefe Art entflanden fey ? | Aus allem diefem wird man ganz deutlicy erfehen, daß die große Uebereinftimmung des Baſalts mit der Lava, ſo— wohl in dem Verhältniß ihrer Beſtandtheile, als auch in der Nehnlichkeit der äußern Kennzeichen , welche ganz von jenen abhangen, mehr in der Einbildung der Vertheidiger des Vulkanifchen Syſtems, ald in der Natur ſtatt habe, Und daß, wenn auch wirklich dieſe Uebereinſtimmung vol fig erwieſen waͤre, ſie doch nichts anders als die Moͤglich⸗ keit, daß Baſalt auf dem trockenen Weg entſtehen koͤnne, (welches gewis niemand laͤugnet), beweiſen wuͤrde. Mit⸗ hin beweißt der zweyte angefuͤhrte Grund eben ſo wenig für Die Yulfanität des Baſalts, als der erfiere. $, 16: Drittens. Es gebe einige fremde Foßilien, die ſowohl von dem Bafaltı als auch von der Lava eins gefchloffen werden, und die allen beyden gleich eigen ſeyen. Was iſt Baſalt? 155 Hr. Asmilton von Dublin führt in einer Note *) den Kalckftein , Feuerſtein, Schörl , Kriftalle von verfchiedes nen Farben und Brocken von einem Thon, als folche fremde Foßilien an, welche ſowohl dem Bafalt, als der Lava ei gen feyn follen. — Daß die Laven fehr verfchiedene Foßi— lien eingefchloffen enthalten, beweißt die tägliche Erfah— rung, und ich denfe, daß fich jeder Naturforfcher, der nur einigermaffen über die Entftehung der Lava nachdenft, ſich Diefe Erfcheinungen ohne viele Schwierigfeiten auf eine ziemlich leichte und natürliche Art wird erklären koͤnnen. Denn durch Zufall koͤnnen beynahe alle mögliche Foßilien, ja fogar Conchylien in die Lava eingefchloffen werden, Ob aber die in dem Baſalt vorfommenden fremden Foßilien auf die nännliche Art hineingekommen find, wie in die Las ven, das ift eine andere Frage, — Daf in dem Bafalt Feuerſteine und Kalckſteine vorkommen, dag ift mir nicht befannt, wenigftens habe ich diefe Foßilien bey der gros en Menge von Bafalten,, die ich fchon gefehen habe, nod) niemals angetroffen; e8 müßte nur feyn, daß man auch diejenige Art von Mandelfteine, deffen Hauptmaße bloß eine Abänderung von Bafalt zu feyn fcheint, und den auch einige Mineralogen für eine Tuffa Volcanica halten‘, zn dem Baſalt rechnete; denn in diefem fommen größere und Fleinere Kalckfpats Körner vor. Ich habe hies von, nahe bey Schladenwalde und bey Carlsbad in Böhmen, fehr auffallende Beyſpiele angetroffen. Auch kommt manchmal eine Art von Bafalt vor, der ſchon weit mehr Kalck und weniger Eifen in feiner Mifchung hat, als gewoͤhnlich der Bafalt, und der daher den völigen Ueber— gang in die Wacke ausmacht. Ohnweit Carlebad , neben dem Weg nach Fifchern zu , findet man eine folche Wache **, ) ©. deffen Briefe pag. 98. | ”) Die Wacke if meiner Meinung nach nichts anders, ale eine bloße Abänderung des Bafalts, die mehr Kalderde und weniger — 156 Beantwortung der Frage: welche den ſogenannten Mergelberg bildet die außeror⸗ dentlich viel Kalck in ihrer Miſchung hat, und die, wer gen dieſes ſtarken Antheils an Kalck, auch als ſolcher gebrannt und benutzt wurde. Der Kalck⸗ Ofen ſteht Beh an diefem Drte. $. 17. Ob ich gleich noch niemals in dem wahren Bas falt weder KRalckfteinsnoch FeuerfteinzBrocen gefunden habe; fo glaube ich ganz gerne, daß man fie fehon darinn angetroffen habe; allein ich glaube auch, daß diefer Ums ftand eben fo wenig für einen Beweis der Wulfanitat des Bafalts angeführt werden koͤnne, als die Schörle und die Kriſtalle von verfchiedenen Farben; denn Schörle trifft man ja auch im Granit, Feldfpat, u. f. w. an, wiewohl die fogenannten Schoͤrle des Bafalts nichts anders find, als Hornblende⸗-Kriſtallen, die aber auch auf dem Harz in einem Granit eben fo fhön Friftallifirt vorfommen,. Auch) habe ich ſchon mehrmahl Glimmer, Seldfpat und Q Ynarz in dem Baſalt eingemengt gefunden , welche Foßilien auch in den Raven vorfommen, die aber zugleich auch Die we; fentlihen Gemeng »Theile des Granits, des Gneußes und des Glimmerſchiefers ausmachen. — Ja Hr. Ferber. hat nicht nur alle die Gemengtheile diefer Gebirge ; Arten einzeln in ‘dem Bafalt angetroffen , fondern er bat fogar ‚breite Streifen von rothem Fleinfornigem Granit darinn gefunden , welche dem Bafalt ohne merfbare Ablöfung eins verleibt waren*. Hr. Ferber glaubt deßwegen, daß dieſer Bafalt naffen Urfprungs ſey. — Allein nach jener Art zu Eifen, als der eigentliche Bafalt in ihrer Miſchung hat; daher fie fich auch mehr oder weniger, je nahdem ihr Miſchungs Ver: haͤltniß verfchieden ift, im den aufern Kennzeichen von dem Bas falt unterfcheidet,, und weßwegen fie fo leicht au der Luft ver: wittert und zerfällt. .”) ©. deſſen Briefe aus Welfhland pag. 272 4. 273. Mas iſt Bafalt? 157 fchließen , müfite man fagen , da Quarz, Glimmer und Seldfpat fowohl in dem Granit, Gneuß und Glimmer; ſchiefer, als auch zuweilen znfälligermeife in der Lava eins gemengt vorfamen ; fo müßen diefe Gebirgs>Arten auch einerley EntftehungssArt mit der Lava gehabt haben, d. i fie müßen vulfanifchen Urſprungs feyn. 818, Der Schluß fiheint daher immer gerecht, wel— chen man von den, höchfizufälligermweife, in den Laven eingefchloffenen Körpern . die auch in andern gemengten Foßilien vorfommen, aufdie gleiche Entftehungsart, nicht nur der eingefchloßenen Körper, fondern fogar jener ge mengten Foßilien macht, bey welchen jene einen Gemengs theil ausmachen. Denn wenn dDiefe Ark zu fihließen erlaubt iſt, fo fehe ich nicht ein, warum man nicht auch) eben fo gut den Schluß umfehren , und den Reptuniſchen Urfprung aller Raven daraus herleiten Fünnte, — Wenn man ans nimmt, daß die Bulfane durch Entzündungen von Schwe⸗ felfie8 und andern brennbaren Körpern , die ſich in einre ſehr beträchtlichen Tiefe befinden, entftehen , und wenn man weißt, wieviel der Schwefelkies zur Auflöfung der Erdsnnd Steinarten im Feuer beytragt, fo wird mar fich auch leicht vorftellen fünnen, daß nad) einigen gefches henen Ausmürfen Weitimgen in dem Innern der Vulkane entſtehen muͤßen, welche ſchon fuͤr ſich ohne erſt die zer⸗ ſtoͤrende Kraft der Erdbeben, die an dem Ort ihrer Ent⸗ ſtehung gewiß am ſtaͤrkſten iſt, zu Hilfe zu nehmen, den Einſturz der uͤber den Weitungen unmittelbar liegenden Schichten oder Lager der Gebirgsarten nach ſich ziehen koͤnnen und muͤßen. — Ich ſage, wenn man dieß alles bedenkt, ſo wird man ſich das Daſeyn der verſchiedenen Foßilien, welche man in der Nachbarſchaft der Vulkane und oͤfters ſogar in Lava eingeſchloſſen findet, und die bald mehr bald weniger Veraͤnderungen vom Feuer erlit⸗ ten haben, erklaͤren koͤnnen, ohne ſie gerade mit dem / 158 Beantwortung der Frage: Hr. Arduini und Hr. Ferber für Ausgeburten eines uns terirrdifchen Feuers zu halten”, AM $. 19. Hr. Ferber ift fogar der Meinung, daß die Nas tur die Agate, Jafpis und Hornfteins Arten, fo wie aud) die Edelfteine auf dem naffen und trodenen Weg bervors bringe **, weil man zuweilen diefe Körper in Laven fins de. Sch muß offenherzig gefteben, daß mir diefe Theorie nicht wahrſcheinlich iſt, ſie muͤßte ſich dann auf ſtaͤrkere Gruͤnde und Beweiſe, als der ſo eben angefuͤhrte iſt, ſtuͤtzen koͤnnen; denn ich kann es mir ſehr wohl erklaͤren, wie man unter den Vulkaniſchen Produkten Koͤrper finde, die nichts weniger als Vulkaniſchen Urſprungs ſind, und doch von Vulkanen ausgeworfen worden ſind. Hr. Ferber führe ſelbſt Beyſpiele an, nach welchen man Schaalen von Seethieren, Knochen, und Hirnſchaͤdeln von Thies ven, eine eiferne Scheere u. ſ. m. mitten im Bulfanifchen Tuff gefunden haben follent. Kann man denn auch) dag Daſeyu diefer Körper, weil fie von Bulfanifchen Pros duckten eingefchloffen waren, der Wirfung eines unterirr⸗ difchen Feuers zuſchreiben? — Selbft die Staliener, die fonft fo fehr geneigt waren, alles für Vulkaniſche Produckte zu halten, fangen jezo an, fehr genau zu unterfcheiden,, was wahre Vulkaniſche Pros duckte oder was nur bloße ausgeworfene Foßilien find tr. Da mir alfo nicht alle von ben in Laven eingemengten Körpern für Vulkaniſche Produkten halten Fünnen, um wie viel weniger find wir befugf, diejenige gemengfe Ges >) 5. Ferbers Briefe aus Welſchland pag. 62. ; it) ©. J. c. pag- 63. +) ©. 1.c pag. 146. . | +}) ©. Catalogo ofia racculta delle Materie appartenenti al Ve füvio contente nel Mufeo con alcune brevi offervationi , opera del celebre autere de dialoghi [ul commercio de Grani. Lond, 1772. | Was ift Bafalt? 269 birgsarten , in welche jene Foßilien eingemengt vorfons men, für Bulfanifche Ausgeburten zu halten ? '$. 20. Viertens. Daß der Bafalt auf den Magnet eben fo wircke, als die feſte Lava. Diefer Umftand wird von fehr vielen Bertheidigern des Vulkaniſchen Syſtems als ein Beweis für ihre Hypotheſe angeführt, und fie rechnen daher einige Porphyr, Arten, wies. B. das Saxum metalliferum Borni, den Nephrit von Corfifa und andere Foßilien, die einige Wirfung auf den Magnet äußern, zu den Vulkaniſchen Produckten, Aüch Hr. Hamilton von Dublin führt diefen Beweis für die Bulfanität des Bafalts, und glaubt fogar, daß das Eifen in dem Bafalt und in der Lava in metalliſchem Zuftand fey , denn er fagt *: Man finder das Eifen des Baſalts in einem metallis „chen Zuftande, und diefes wirft daher auf die Mags „netnadel; eben dieß trifft bey dem Eifen gu, welches „in der feften Lava enthalten ift 2.» Daß Ddiefer anges führte Grund ſchwach und zum Sheil falfch fey, wird nicht ſchwer zu ermeifen feyn. Denn erftens wirkt nicht aller Bafalt auf den Magnet. Zweytens Außern noch weit mehrere Foßilien, als der Bafalt und die Lava, eine Wirs fung auf den Magnet, die doch nichts weniger als Vulka— nifche Produckte find. Drittens außert ja nicht nur dag; jenige Eifen, das in metallifhem Zuftande ift, eine Wir kung anf den Magnet, fondern auch Eifenerze, wie z. B. Be magnetifche Eifenftein , der magnetifche Eifenlieg, ei nige Glaskoͤpfe u. ſ. w. Ferner ift es bekannt, daß jeder Eiſenkalck oder Ocker, wann Oel oder anders Fett uͤber ihn abgebrannt worden, und er dadurch phlogiſtiſirt worz den ift, vom Magnet angezogen wird. Viertens iſt es beys *) ©. Hamiltons Briefe über die noͤrdl. Kuͤſte der Grafſchaft Autrim pag- 99. 160 Beantwortung der Frage : nahe gewiß , daß nicht nur das Eifen allein , fondern auch noch andere Korper, die ganz reine von Eifen find, wie die reinfte Platina , der reinfte Kobalt: König, an welchen man fish vergeblich bemuͤht, durch alle chemifdye Mittel eine Spur von Eifen zu entdecken, von dem Mag; net angezogen werden. — Diefe Gründe feheinen mir hins reichend zu feyn , die Schwäche der oben angeführten Erz fahrung , als eines Beweiſes für die Vulkanitaͤt des Das falt8 , darzuthun. $. 21. Fünftene. Daß der Bafalt die merfwärdige Ligenſchaft befige, daß er für fich felbft ſchmelzbar ſey welhe Kigenfhaft der Lava und den ae Dulfanifden Subftanzen gemein fey. Daß Baſalt für fich ſchmelzbar iſt, kann unmöglich ale ein Beweis der Bulfanitat deſſelben angeführte werden, da jateine fehr große Anzahl von Foßilien in einem flärs fern oder geringern Grad der Hige für fich felbft ſchmelzen, wie z. D. der Amianth, der Serpentinftein, der Laſurſtein, der Seldfpat u, a.m.*), von welchen Niemand mit hinreis chenden Gründen behaupten kann, dag fie Bulfanifche Produckte feyen. Ueberhaupt aber ſcheint es mir fonderbar zu ſeyn, eine einzelne Eigenfchaft, die ein Körper mit einem andern ges mein bat, al einen Beweis anzuführen, daß jener Körs per mit dieſem deßwegen auch einerley Urfprung babe, da er fich doch in feinen wefentlichen Eigenfehaften fo ſehr von ihm unterfcheidet. Was wurde der Zoolog 'fagen, wenu ich den Menfihen , der einen aufrechten Gang bat, unter daß Affen : Gefchlecht rechnen mollte, weil die meh; refte Affen auch öfters aufrecht gehen ; oder wie würde der Botanifer zufrieden feyn , wenn ich den Feigenbaum, den *) ©. Kirwans Mineralogie pag. 74, 75, 140, 142 u. fr | as iſt Bafalt ? ron den Weinſtock, den Roßmarin u, f. w. zu dem’ Gefchlecht der Weiden rechnen wollte, weil fich jene mie Diefe durch Zweige fortpflangen laffen ? — $. 22. Sechetens. Der‘ Bafalt fey eben ſo, wie die Kava eine verfhiedene Subſtanz von der Stein⸗ oder Gebirgs Art , auf die er aufgefest fey. Ich vermuthe mwenigftens, daß dieß der Beweis feyu fol , welchen Ar. Hamilton in folgender, mir dunfe und verworren fcheinenden Stelle, für die Vulkanitaͤt des Bafaltes führen will; wenn er fagt ): - «Der Bafalt ift eine fremde Subſtanz, die fich über 3, den originellen Kalkfteins Boden des Landes herges „zogen hat, und zivar in einem meichen Zuftandes „weßhalb die Feuerfteine ziemlich weit in feine innere 3 Fläche hineindringen koͤnnen. — Es ift faum north; „ wendig hinzu zu fügen, daß die Lava ebenfalls eine „auswärtige Maffe iſt, welche fih über den angran, „zenden Boden in einem flüßigen Zuftand verbreitet, „daß fie oft auf einer Grundfläche von Kalfftein fich 3; befindet, oder daß Feuerfteine und andere harte Körs > häufig fich darinn eingemickelt finden ; kurz die übers „ einftimmenden Umftande find fo zahlreich und fo deut⸗ „lich , daß fie zu der fehr vernünftigen Vermuthung s Anlaß geben, daß fie eine und eben Diefelbe Art „von Subſtanz find. » Ich bekenne es offenherzig, daß ich dieſe Stelle nicht recht verſtehe, ob der Fehler hievon an mir ſelbſt, oder an der Ueberſetzung, oder an dem Original liege, will ich jedem ſelbſt entfcheiden laffen. — Wenn die Ausdrücke fremde Subftanz und auswärtige Maſſe foviel heißen 968. Hamiltous Briefe über die nördl. Küfte der Graffhaft Anti Pag· 99- Magaz f. d. Naturk. Helvetiens IV. 8, 8 # 162 Beantwortung der Stage follen , als eine ungleichartigte oder verſchiedene Maſſe, ſo iſt es volllommen wahr, daß der Baſalt und die Lava, wenigſtens die allerunterfte Schichte oder Lage, auf Ges birgsarten auffigen, die nach allen Ruͤckſichten ſehr von jenen verfchieden find. Allein wer follte die ı als einen Beweis für die Bulfanitat des Baſalts halten? denn aus - eben diefer Urfache müßte man auch annehmen, daß der Sandſtein, der Kalfftein, der Thonfchiefer, die Stein—⸗ kohlen, kurz alle Floͤz- und aufgeſchwemmte Gebirge, ja ſelbſt einige uranfängliche Gebirge Bulfanifchen Urfprungs ſeyen, weil fie auch auf Granit, Gneus, und überhaupt auf Gebirgsarten aufgefegt find , mit denen fie Ste gar feine Aehnlichkeit haben. | $. 23. Daß ſowohl die Lava ale der Bafalt in 254 einem mehr oder minder flüßigen Zuffand waren, da fie | ſich auf diejenigen Gebirgsarten, auf welchen fie aufs fisen, feftgefeßt haben, welches Hr. Hamilton, auch nach der im vorigen $. angeführten Stelle für einen Bes weis der Bulfanität des Bafaltes zu halten fcheint, gebe ich fehr gerne zu; ja ich bin fogar feſt überzeugt, daf feine einzige von denen Gebirgsarten , die wir kennen, gerade in dem nämlichen Zuftande, in dem wir fie ges genwärtig finden , gebildet. worden iſt, fondern daß fie alle im Anfange mehr oder minder Flüßig und weich was ren, und daß e8 daher leicht möglich war, daß Feuer: feine und andere Soßilien , durch welche Urfache es ſeyn mag, zu dieſen noch weichen Maffen-gefommen feyn koͤn⸗ nen, oder ſich auch durch Anziehungskraft der gleichar; tigen Theile, oder auf eine andere Weile darinn erft ges. bildet ‚haben koͤnnen, welche alsdann mit der Zeit, alg ‚die ganze Ma e fefter wurde, völlig von ihr eingefchlof fen morden find. Da aber dieß auf den naffen Weg eben fo leicht, wenn nicht noch leichter, als auf dem trockenen geſchehen di fo be ich nicht ein, mit weichem. Recht > Has it Baal? 16 man diefen Umftand gerade bey dem Baſalt der Wirfung eines Vulkans zufchreiben- will, da ja dergleichen Beys fpiele auf dem naffen Weg gar nicht felten find. ch felbft . habe in der Gegend von Grillenburg , zwiſchen Freyberg und Dresden, vor wenigen Monaten Porphyr gefunden, in welchem ziemlich beträchtliche Stücke von Gneus eis gewachfen waren; und. bey Ellenbogen in einem Felfen, der aus einem grobfornigem Granit befteht, in dem ſehr | haufig Seldfparh » Kriftalle von 1:2; bis 3 Zoll Länge, und einen Zoll Breite , vorfommen, babe ich größere und kleinere runde Gefchiebe von einem fehr feinförnigen Gras nit ‚mit vielem ſchwarzem Glimmer eingefchloffen gefuns den. Man ficht hieraus, daß es nicht an. auffallenden Beyſpielen fehlt, daß dieſe nämliche Umftände, melde man bey der Lava beobachtet hat, fih auf dem naffen Wege zufragen, und daß fie mithin nichts für die Vul, Fanität desjenigen Foßils, bey welchem fie eintreffen, beweiſen. $, 24. Siebentens. Die bey und neben den Baſalt vorkommenden Foßilien tragen ebenfalls noch vieles zur Unterflügung der (Meinung bey, daß der Bas falt ein Dulfanifhes Product fey. Hr. Hamilton von Dublin führt folgende Foßilien an, toelche er in der Grafſchaft Antrim und zwar vorzüglich an dem merfwürdigen Giants Caufeway angetroffen habe, und von welchen er glaubt, daß fie feine Meinung von der Vulkaniſchen Entſtehung des Baſalts nicht nur ſehr unterſtuͤtzen, ſondern in voͤllige Gewißheit ſetzen.) J. Große Schichten von rothem Eiſen,Ocker von vers fhiedenen Abanderungen der Farbe, 2. Adern von Eifenerzen , die fehr reich ſeyn ſollen. 3. Einen gruͤnlichten Speckſtein. "JEIL ce. mag. 88, 89) 99, 100 uf, — 164 Beantwortung der Frage ⸗ 4. Zeolit. 5. Peperino, der dem von Island voͤllig gleich ſeyn ſoll. 6. Bimſteine von einer dunkelſchwarzem Farbe. Man ſoll auch noch einen Kreiden-artigen Kalkſtein, Feuerſteine, Sandſteine, Steinkohlen, Eiſen-Vitriol u. ſ.w. in dem nordlichen Theil der Grafſchaft Antrim bey den Baſalten antreffen; allein Hr. Hamilton glaubt ſelbſt nicht, daß dieſe Foßilien mit dem Baſalt in einiger Ver⸗ bindung ſtehen, ſondern er ſagt, es ſcheine, als wenn fie eher, als der Baſalt da geweſen wären”). Was den rotben Dcker betrifft, toelcher fi in Menge zwiſchen dem Bafalt finden ſoll, fo finde ich zu wenig - Grund, als daß ih ihn mit Hrn. Hamilton für eine — Eiſenerde halten ſollte, welche durch die maͤchtige Wir— fung der Hitze in dieſen Kalkartigen Zuſtand verſetzt wor—⸗ den ſeye; denn die Gruͤnde, welche Hr. Hamilton an⸗ fuͤhrt, koͤnnen mich nicht uͤberzeugen; er glaubt naͤmlich, weil auch das Eiſen in den gewoͤhnlichen Schmelzoͤfen eine ſolche Veraͤnderung leide, wenn ein hinlaͤnglicher Zufluß von friſcher Luft da ſey, und weil auch der Baſalt unter ſolchen Umſtaͤnden leicht in einen unreinen Ocker verwandelt werden koͤnne, und man ferner bemerkt habe, daß diefes Phoͤnomen fid) mehr oder weniger bey den brennenden Vulkanen zutrage, und zivar vorzüglich in ih— ven Graters, fo müße auch der Defer in der Nachbars ſchaft der Bafalte einen ähnlichen Urfornng haben. Daß das Eifen durch) das Feuer verfalft werde, wird nie mand läugnen; allein dieß berechkiget ung doch noch nicht anzunehmen, daß gerade der Ocker, welcher zwifchen den Bafalten, oder gar nur in ihrer Nachbarfchaft vors fomme , auch durch dag Feuer erzeugt warden fey, da ») ©. 1. c. pag. 90. Das ift Bafalt? 165 gewis kaufend Falle ſtatt haben, im welchen der Eiſen⸗ Ocker durch die Einwirfung der Athmosphaͤriſchen Koͤr⸗ per auf dag Eifen, entftanden ift, bis nur einer fich fin; det, wo ein unterirrdifches Feuer an ber Erzeugung dieſes Foßils Theil hat. $. 25. Wie die Adern von Gifenerzen, und der grün lichte Speckftein als Beweiſe für die Nulfanität des Bas falt8 angeführt werden koͤnnen, kann ich nicht einfehen, und ich glaube feldft,, daß Hr. Aamilton die Schwäche dieſes Beweiſes eingefehen bat, da et weder der Adern von Eifenerzen, noch des grünen Speckſteines mehr Ers wähnung thut , wenn er feine Gründe für die Bulfanitäg des Bafalts alle aufzählt.”) Hingegen glaubt er, daß dag Borfommen des Zeolits viel für feine Meinung bemeife, und er außert fogar die Meinung ( aus welchen Gründen weiß ich nicht, ) daß der Zeolit „aus der Zerfegnng der Bulfanifchen Broduckte an fols „hen Orten entfiehe, wo dag Feuer (don längft ers „»lofchen ſey“); und doc) gefteht er felbft ein, daß man den Zeolit noch nicht unter den Produckten eines noch brennenden Vul— fans, d. h. eines wahren Vulkans gefunden habe, Allein er fagt: „Ob die Zeolite gleich nicht das unmittelbare Produckt » (foviel ih) meiß, Jirgend eines noch brennenden Vul⸗ „fang find; fowbegunftigen fie doch, meiner Meinung „nach, das allgemeine Syſtem; weil Zeolit auch in „ folhen Gegenden gefunden wird, mo ein unterirrdis „ſches Feuer noch immer vorhauden ift, und wo man „mit gutem Grunde glauben fann, daß der ganze Bos 3, den durch diefe Urſache verwuͤſtet worden, So triff: 5. Hamiltons Briefe über die Graffchaft Antrim pag. 100. lc 166 Beantwortung der Frage „man ihn haufig in Island an, two der Hecla immer „noch fort brennt ; und in der Inſel Bourbon, von „ welcher man fügt, daß fie unläugbare Kennzeichen „eines Vulfanifhen Urfprungs babe. Diefen Beweis habe ich fehon im 17ten und I18ten $. bins feichend widerlegt, da ich mich zu beweiſen bemüht habe, daß nicht einmal diejenige Foßilien alle, melche von eis nem Vulkan ausgemworfen werben, einem unterirrdifchen Feuer ihren Urfprung danfen, vielmeniger ſolche, die nur in einigen Entfernungen von einem Bulfan gefunden werden, Diejenigen Gründe, welche mich ander Vulkanitaͤt des Zeolits zweiflend machen, find folgende: ı) Weil man den Zeolit noch niemals in wahren Laven gefunden hat, foudern bloß in Bafalt, und vorzüglich in Mandelfteinen, deren Bulfanifcher Urfprung von vielen zwar behauptet , aber von feinem nod) ermiefen worden iſt. 2) Kommt der Zeolit ja nicht felten auf Gängen vor, tie z. B. in Schweden, und auf dem Harz zu Andreas berg, und 3) bat der Zeolit meift einen mehr oder mindern Antheil an Kriftallifationg: Waffer, welches den wahren Vulkanit ſchen Produckten gänzlich mangelt. 9. 26. Was den Peperino und die Puzzolanerde batrifft, welche man für unläugbare Vulkaniſche Produckte halt, und die man aud in der Nachbarſchaft von Baſaltbergen gefunden haben will, — und daher als Beweiſe fuͤr die Vulkanitaͤt des Baſalts anfuͤhrt —, ich ſage, was dieſe zwey Foßilien betrifft, ſo ſcheint es mir nach der Beſchrei⸗ bung des Hrn. Hamiltons, daß fein Peperino nichts anders, als eine Art von einem Eleinförnichten Mandel; ftein ſey ), in melchen der Bafalt nicht felten übergeht, 6,1. c. pag. 89. 44 Was iſt Baſalt? 167 wovon ich bey Schlacfenwarth und Karlsbad, und zwis fchen Buchau und Ludiz auf dem Falten Kittel und langen Berg) zweyen Bafaltbergen in Böhmen, welche ich in der vortrefflihen Gefellfihaft meines Höchft zu verehrenden Freundes, Hrn. Bergrath Rößlers in Prag, zu unters fuchen das Vergnügen batte, Die überzeugendften Bemeife gefunden habe. Hr. Hamilton befchreibt auch ganz deut, lich einen folchen Uebergang des Baſalts in Mandelſtein, wenn er ſagt: „Der unzegelmäßige Bafalt, der da anfängt, wo die „Pfeiler aufhoͤren, und welcher über ihnen liegt, gleicht „gemeiniglich einer Honigſcheibe, und man findet in „feinen Zellen Kriſtallen von Zeolit, Kleine Brocken » von feinem braunen Thon, zumweilen ſehr reinen „Steatit und noch feltenere Stücke Gagat. Sollte dieß nicht ein wahrer Mandelftein feyn? denn alle diefe Foßilien, bis auf den Gagat, wofür Hr. Has milton vieleicht einen ſchwarzen magnetiſchen Eifenfand gehalten hat, der zumeilen in der Mare und in dem derfelben nahe verwandten Mandelſtein vorfommet, und zivar auch von einer dunfelfchwarzen Farbe, einem mufchlichten und gemeinem Glanz , fo wie der Gagat. Puzsolanererde hat zwar Hr. Hamilton in Irrland nicht - gefunden, da fie aber einige franzöfifche Mineralogen in Franfreich zwifchen dem Dafalt entdeckt Haben wollen: und er glaubt: y »Daß der Bafalt, warn er pulverifirt iff, in jeder „Ruͤckſicht mit ihr übereinfommen würde, dag heiße, „er würde ein fhönes ſcharfes Pulver geben, „ welches diefelben elementariſchen Theile enthielte, und hoͤchſt wahrſcheinlich ihrem ſchaͤtzbaren Ge⸗ „brauch als Kuͤtt gaͤnzlich entſpraͤch 5 ſo findet er nicht den geringſten Anſtand, ſie auch mit an⸗ dern als einen Beweis fuͤr die Vulkanitaͤt des Baſalts 168°. Beantwortung der Frage anzunehmen, Daß der erfte Grund, worauf biefer Beweis gebauet ift, eben fo unficher fen, als der zweyte, dieh wird jeder leicht einfehen; denn was kann ein Franzofe mit feiner lebhaften Einbildungsfraft nicht alles ſehen, vorzuͤglich wenn es um den Beweis fuͤr eine Lieblings⸗— Theorie zuthun iſt? Geſetzt aber auch, es habe feine vollkommmene Rich, tigkeit, daß in Frunfreich wahre Puzzolanerde bey dem Baſalt vorfomme, fo beweißt e8 hoͤchſtens, daß ein wah, rer Vulkan in der Nachbarfchaft der Safalte gemwüthet babe, pder vielleicht noch wuͤthe; denn Hr. Ferber *) und alle die Mineralogen, welche die Gegenden von noch gegenwärtig brennenden Vulkanen unterfucht haben , bes zeugen allgemein, daß die vulfanifche Afche oder die foge, nannte Puzzolanerde, bey heftigen Ausbruͤchen, ‚ viele Meilen weit gefchleudert werde. $. 27. Daß Bimfteine an den Küften der Inſel Raghery vorfommen , wie Hr. Hamilton verfichert *), beweißt auch nichts für die Vulkanitaͤt des Bafalts , denn da diefe fehr gelten vorfommen , fo ift gar nicht unmahrfcheinlich , daß fie nur zufalig durch das Waffer , entiveder von Island oder einer andern vulfanifchen Gegend, hieher gebracht worden feyen. Hr. Hamilton wendet zwar gegen diefe Meinung fol; gendes ein: \ „Die Unterfuchung zeigt, daß er (nänılich der Bim, 3, ftein zu ſchwer iſt, als daß er koͤnnte hieher geſchwom— „men feyn, da fein Eifen nicht ganzlich dephlogiftifirt „iſt, wie aus feiner dunfelfhwarzen Farbe, und eis „ nem Fleinen Grad von Magnetismus, den er * „immer beſitzt, deutlich erhellt. „ *) ©. deffen Briefe aus Welfhland. *9) ©. deffen Briefe über die noͤrdl. Kuͤſte der Graffchaft Antrim pag, 89, 9% Was iſt Baſalt? 1 Allein wenn Hr. Hamilton keine andere Beweiſe fuͤr * Schwere des Bimmſteins, den man an der Kuͤſte Raghery findet, hat, als die ſchwarze Farbe deſſelben und feine ſchwache Wirkung auf den Magnet, — denn dieß verfteht er bier wahrfcheinlih unter dem Wort Magnetisınus, — fo ift e8 doch fehr wahrfcheinlich, daß das Waffer ihn dahin gebracht habe: denn da be; Fanntlich dag Meerwaſſer fpecififch ſchwerer ift, als dag füße Waffer, fo können auch fehwerere Körper darinn ſchwimmen; ferner ift gewis der Eifengehalt in dem Bims ftein fo vertheilt gervefen, daß diefer leicht Hat im Waffer ſchwimmen fünnen. Das Gold, das befanntlich einer der fchwerften Körper iſt, ſchwimmt ja auf dem Waffer, wann es einen gewißen Grad von Ausdehnung erhalfen hat. $. 28. Achtens. Da die Dulfane durch Engündun; gen, der tief in der Erde fich befindenden Rieslagern entſtehen, und der Bafalt, fo wie die vulfanifchen Produckte, die vorzüglihften Beftandrheile des Ries fes enthält, fo folgt hieraus, daß der Baſalt ein vul⸗ Fanifches Produckt fey. Der erfte Vorderſatz hat zwar die gröfte Babrfeheinlich feit für fih, und man fann ihn daher als wahr anneh: men, allein nach welcher Zerlegung enthalt der Baſalt und die Lava, die Hauptbeftandtheile des Kiefes, mel; des Schwefel und Eifen iff, und denen, Hr. Hamilton — aus welchem Grund fehe ih nit ein — noch Die Shonerde binzufüge? Daß der Schwefel als ein Yaupts- Beftandtheil dem Bafalt und der Lava mangelt, findet Hr. Hamilton fehr natürlich; weil der Schwefel wahrend der Entzuͤndung gröftentheils fortgehe , es könne daher nur Eifen und Thon übrig bleiben. Hat denn aber Hr, Hamilton vergeffen, daß Bergmann die Kiefelerde als den vorwaltenden Beftandtheil des Bafalts und der Lava 170 Beantwortung der Frage angiebe ?*) Wie kommt denn diefe und die übrigen von Bergmann , Mayern *) und Mönch **) angegebenen Beſtandtheile des Bafalts in fein Vermiſchungs -Verhaͤlt—⸗ niß, wenn er nichts anders, als ein abgefchwefelter Kies it? Wahrfcheiniih wird man um diefe Erſcheinung zu er; Haren, ein anderes mineralogifches Unding , ich meine die . Umwandlung der Grunderden , zu Hilfe rufen ? $. 29. Wenn man von der Aehnlichfeit der Beftandtheile auf die, Entftehungsart der Foßilien einen Echluß madyen koͤnnte, und man ſchon von einer fo entfernten Aehnlich— feit, mie die, welche zwifchen den Beftandtheilen des Kie, fe8, und denen der Laven und des Baſalts ftatt hat , auf den vulfanifchen Urfprung des leßtern ſchließen dürfte, fo müßten diejenigen Foßilien, welche noch mehrere Achn lichkeit in ihrem Verhaͤltniß der Beftandtheile mit dem Kies haben, als der Bafalt, wie z. B. der Kupferfies, der Magnetifche Eifenkieg u. f. w. noch weit eher vulfanifchen Urfprungs feyn ; und menu man fo fortfahren würde immer von) einem Foßil auf dag andere einen Schluß zu machen, fo würde man in wenigen Minuten die Vulfani; tät aller Foßilien nach dieſem Grundfag bemeifen Fünnen , weil die Verſchiedenheit ganzer Gefchlechter nur auf der mehr oder mindern Uebereinffimmung des DBerhältnißes beynahe immer gleicher Beftandtheile beruht. $. 30. Neuntens. Der Bitter Aamilton habe wirf; lihe Bafalr; Säulen gefunden, die unwiderſprech⸗ li) aus dem Innern des Veſuvs heraus geworfen worden feyen. | Auf diefen Punft habe ich fchon zum Theil in dem Fee und Igten $. geantwortet, wo ich gezeigt habe, daß nicht *) ©, deſſen opufe. T. III. pag. 213. *) ©. den Naturforfcher 14tes Stüd pag. 8. ==) S. Cretts neueſte Entdefungen im ı ten B. pag. 69. Was ift Bafalt ? | 171 alles, was die Vulkane auswerfen, deßwegen feine Ent flebung einem unterirrdiſchen Feuer zu danken habe; denn wenn dieß waͤre, ſo muͤßten Muſchelſchalen, ja ſelbſt das Waſſer, welches zuweilen mit der Lava aus einer Oefnung fließt, wie es der traurige Fall bey dem großen Ausbruch des Veſuvs im Jahr 1631 war, wo durch einen Strom ſiedenden Waſſers, der nebſt der Lava aus dem Veſuvb herausquoll, verſchiedene Staͤdte, worunter Portici und Torre, del Greco waren, zerſtoͤrt wurden, und meh— rere taufend Menfchen ums Leben kamen ), ich fage, daß aus den nämlichen auch dieſes Waffer einen vulfanifchen Urfprung haben müßte. Uebrigens wenn ja Baſalt auf dem Veſuv oder in der Gegend deſſelben gefunden wird, ſo muß er hoͤchſt ſelten ſeyn, weil mir nicht bekannt iſt, daß irgend ein anderer Naturforſcher, außer dem Ritter Hamilton, daſelbſt welchen gefunden hat. Selbſt mein geweſener Freund, der verſtorbene Profeſſor Röftlin, an dem wir einen vortreff— lichen Naturforſcher viel zu früh für die Wiſſenſchaft vers Iohren haben, gab ſich alle Mühe, als er den Veſuv ber fuchte und deffen Produckte fammelte, Bafalt zu finden, aber vergeblich ; er ift daher der Meinung, daß der Bafalt zu den uranfänglichen Gebirgß Arten gehöre. *) Auch felbft nach dem Bericht des Nitterd Hamilton muß der Bafalt auf dem Befuv eine höchft feltene Erſcheinung ſeyn, weil er ſagt *0): — „Auf dem Vefun babe ich niemals etwas balfatifchen „Säulen ähnliches gefunden, außer die obgedachten *) ©. des Nitter Hamiltons Beobachtungen über den VBefuv, den Aetna, und andere Vulfane. Berlin, 1773. Im der deutichen Ueberſetzung pag. 33. *) @. deflen Fafeiculus animadverfionum phyfiologici IB mi- neralogico - chemiei argumenti pag. 15. ”) ©. des Nitter Hamiltons Bericht vom gegenwärtigen Zuſtand des Befund. Dresden, 1787 pag. 20. 172 Beantwortung der Frage „Raven bey Torre bel Öreco, und einige ganz vollkomme— „ne Stücke, die id) nach dem Ausbrud) im Jahr 1779 ‚> nahe bey dem Grater fammelte, und die durch die ’ » Mündung des Vulkans auggemworfen worden. „ Nach diefer Stelle hat er alfo nicht einmal Säulen, fon; dern nur Stücde von Bafalt gefunden , wiewohl dieß zur Hauptfache nichtE beyträgt, wenn e8 nur wirklicher Bas falt war, er mag eine Form gehabt haben, melche er wil. — Wenn alfo der obenageführte Grund etwas für die Bulfanität des Baſalts bemeifen fol, fo muß zuvor erwiefen werden, daß alle die Körper, welche ein Bulfan auswirft, durch die Wirfung eines unterivrdifchen Feuers entftanden find. $. 31. Zehnteng. Daß Faujas de St. Fond einen aus; gebrannten Dulfan abbilde ‚in deffen Crater ſich noch jetzo Bafaltfäulen befinden. Auf diefen Beweis fcheint Hr. Berghauptmann von Veltheim etwas für die Yulfanität des Bafalts zu bez nennen *): wiewohl er felbft gegründete Urfache hat, dag gröfte Mißtrauen in diefen Schriftfteller,, und in die von ihm entworfene Zeichnungen zu feßen, und über den er felbft auf einer der folgenden Seiten, da er eine Stelle aug dem Faujas de St, Fond anfuͤhrt“), in folgende Worte aus; bricht: „Ich muß e8 gerad. herausfagen, daß ich dieſe Zeichz „nung , fo wie fie da zu fehen ift, für hoͤchſt proble— „ matifc) halte, an ihrer ftrengen Genauigkeit »zweifle, und überzeugt bin, daß der lebhafte a) Im Anhang zu Hın. Hamiltond Briefen über dte noͤrdl. Kuͤſte er Graffchaft Antim pag. 143. ES: — fur les volcans eteints du Vivarais & Velay pag. 258. Tab. X. Was iſt Bafalt? | 173 2 Ballier entweder an einigen Stellen etwes über; = ſehen, oder a la frangoife embellirt habe. *) » Ich kann mich daher unmöglich überzeugen, daß es dem fo forgfältig prüfenden Hrn. v. Veltheim mit diefem Bes weis Ernſt geweſen fey , da er ihn ja felbft durch die anz geführte Stelle auf das vollfommenfte widerlegt und zer; nichtet. — Vielmehr glaube ich , daß wenn ein Schrifts fieller einen fo außerft auffallenden Irrthum, wie Faujag de St. Song, begeht, wie ich in dem 34ten $. zeigen wer, de, man hinreichende Urfache habe , alle feine Angaben wenigſtens fo lange zu bezweifeln, bis man fie entweder ſelbſt zu beftätigen Gelegenheit hat, oder bis fie von eis nem andern Naturforfiher , von deffen Unbefangenheit man überzeugt iſt, beftätiget werden. $. 32, Hiezu kommt noch, daß gerade bey der Materie von denen Vulkanen unfere Einbildungsfraft ung fo leicht hintergeht. Man weiß es längft, daß beynahe alle Binz gen und alle Vertiefungen, welche fich die Hirten auf dem Felde gemacht haben , um entweder Schuß gegen den Wind zu haben, vder um Waffer für ihre Heerden zu fammeln, kurz, alles was nur Vertiefung heißt, ed mag fo groß oder fo Flein, fo Fach oder fo tief ſeyn, als eg till, ja fogar viele Seen ganz ohne Grund für Craters angegeben, und die Angaben , flatt durch Gründe und Beweiſe, meift nur mit dem Namen ihrer Angeber, zum Zeichen der Wahrheit, geftempelt worden find , und wenn e8 ja einmal einem gut dünfte, Beweiſe anzuführen, fo waren diefe meiftens hoͤchſt unzureichend, $. 33. Unerachfet man in den allermeiften Schriften , twelche von der mineralogifchen Geographie handeln, Bes weife für den vorigen $. finden wird , fo ſey es mir doch erlaubt, einige Beyſpiele hier anzuführen , welche ihn fehr auffallend befchreiben werden, Hr.de Luc, der in der Gegend von Bonn Bafaltberge ) ©. im Anhang zu Hin. Hamiltons Briefen pag. 154 - 155. 174 Beantwortung der Frage unterſuchte, und ſchon zwey Kegel, mie er fie nennt, unterfucht hatte, ohne einen Crater zu finden, fagt: „ Endlich wurde ich gewahr, daß dieſe beiden Kegel „nur Stücke eines andern großen Kegels waren , und „an beiden Enden feines Durchmeffers einander gegens „über flanden. Der Gipfel dieſes Kegels ift eingeftürzt, „und die beiden Erhöhungen find Stufe vom Rande „des Bruches, welche die Lange der Zeit abgerundet, » Mitten zwifchen beiden Erhöhungen fand ich zwar eis „nen Fleinen Trichter, den ich aber faum einen Crater „zu nennen wagen würde, — In der Note beweißt aber doch Hr. de Luc auf eine gang eigene Art, daß dieß der wahre Crater gemwefen fey, denn er fagt*): » Diefer Trichter ift nur 4 bis s Schuh weit, und „z bis 4 Schub rief. Seine Ränder find mit Pflan⸗ „zen bedeckt, am Boden aber, der Faum mehr als „eine Handbreit it, finder ib Schlamm. Es „ſcheint daher, daß das Waſſer bier einen Mus; „ gang finder, und fo wird es immer wahrfdein: „licher, daß der ehemalige Dulfan feine See „an diefem Ort gehabt habe. — Ich kann doch in der That nicht glauben, daß es einem unpartheyifhen Naturforfcher in den. Sinn fommen kann , aus der angeführten Befchreibung zu fehließen, daß diefe Fleine Vertiefung , welche am Boden kaum eine Hand breit ift, und in der ein wenig Schlamm von ges ſoͤmmeltem Regenwaſſer enthalten war , der Erater gemes fen fey, durch welche eine fo ungeheure Menge von Lava, die ganze Berge gebildet haben foll, ausgemorfen wor— den fey. — In Wahrheit, dieß müßte ein fehr beſcheide⸗ ner ner Vulkan geweſen ſeyn! #) € ©. de Luͤcs phnficalifche und moralifhe Briefe über die Gefhichte der Erde und des Menſchen. ater Band, pag. 65. Was ift Bafalt? 175 -$, 34. Das zweyte mir äußert auffallende Benfpiel von einem dergleichen Irrthum ift der des Hın. Rafpe, mwels chen Hr. Moͤnch ſchon gerügt hat. *) | Es hat nämlich diefer berühmte Gelehrte, ohmmeit - Gaffel, einen alten Stolen , der zum Behuf der Waffers Leitung auf der Seite des Weißenfteing getrieben worden iſt, für einen 270 Lachter langen Lava »Strom angefehen und befchrieben. **) Man fieht hieraus, wie leicht eine Lieb— lingsidee fi) der Sinnen bemeiftern kann, daß Diefe gez rade das und nichts anders fehen dürfen, als was jene fehen will. Einen ahnlich auffallenden Jrrthum begeht Faujas de St. Fond bey der Befchreibung und Abbil; dung feines fogenannten la Coure au Collet d’Aifa, den er auf der Joten Tafel in Kupfer vorgeftellt hat. ***) Nach diefer Zeichnung finder fih auf der Kuppe Diefeg Berges eine Art von einem Crater, von dem über die Seiten des Berges ein Lava: Strom herab, bis an ein Feines am Fuße diefes Berges laufendes Fluͤßchen, bins ftrömt , ſich alsdann auf beiden Geiten verbreitet, und in eine Menge Bafalt» Säulen zerfpringt, und dag Fleine Fluͤßchen gleichfam eindaͤmmt. Sch habe ſchon oben im. arten $, gezeigt, daß das unnaturliche und uͤbertriebene diefer Zeichnung ſowohl, als der Befchreibung dem Hrn, v. Veltheim aufgefallen ift ; um indeffen feine Meinung von dem vulfanifihen Urfprung des Bafalteg zu ermeifen, hat er die Möglichkeit, daß fid) die von Faujas de St. Fons augegebenen Umftände in der Natur fo verhalten, auf zweyerley fehr finnreiche Arten zu erweifen gefucht. P * —* neueſte ae: in der Chemie im rıten®. pag. 74. S. Mafpe Befchreibungen des Habichts-Waldes pag. 20, RR). FanjasdeSt Fons Recherches fur les Volcarıs etients du Vivarais & Velay pag. 298. . DS. im Anhang zu Hamiltond Briefe pag. 155 u. 156, und Erefe Beytraͤge fuͤr das J. 1787 pag. 405 - 406, ' 176 Peantwortung der Frage Allein Hr. Haidinger erklärt dieſe Zeichnung auf eine noch meit einfachere und watürlichere Art, *) indem er nicht ohne Grund glaubt, daß diefe Zeichnung bloß def» wegen erfunden worden fey, um die Buffonifche Theorie von der Baſalt⸗Erzeuguug augenfcheinlich zu beſtaͤtigen. Er führe die Beobachtung eines andern fehr gefchickten Mineralogen an, der diefe Gegend und vorzüglich diefen merfwürdigen Berg auch — aber mit fälterem Blut und weniger erhigter Einbildungefraft , als Faujas de St. Fons — befuchte; und nad) der Beobachtung diefes Mis neralogen , deffen Namen Hr. Haidinger aus Gründen vers ſchweigt, iſt die ganze Zeichnung und Beſchreibung diefeg Berges ein Phantom, das zwar einige Aehnlichkeit mit der Natur bat, die aber ganz falfch ausgelegt werde. Es fand nämlich dieſer Mineralog einen ganz; gemöhnliz chen Bafaltberg, an defjen Fuß der Baſalt von Säulenz förmigen abgefonderten Stücken vorfam; der übrige Theil des Dergs beftund aus einem Baſalt, an dem man feine Abfonderung feiner Theile wahrnahm, ugd der um und um mit DammzErde bedeckt war , auggenommen da, wo er an einer Seite durch den Abflug des Regenwaſſers ausgewaſchen und entblößt worden ift. Diefes Fluthenbeet nun hielt Hr. Faujas de St, Fons für den eingefchlos fienen Lavaftrom, — Es .ifi wahrſcheinlich, wie Hr. Hai⸗ "dinger fagt, daß vielleicht das Fluͤßchen am Fuße des Berge, das nach) der Meinung des Hrn. Faujas de St Fons vor einer undenklichen Reihe von Sahren die Stos Kung des Lava⸗Stroms und das Berften deffelben in Säulen bemwirft haben fol, vor ndch nicht langer Zeitfein Dee bis an die Bafalt; Säulen ausgemwafchen habe, Da ”) ©. deſſen fuftematifche Eintheilung der. Gebirgs: Arten in der Note pag. 59. as ift Bafalt? 177 Da dieſe drey auffallende Fälle beweiſen, wie leicht öfters Piebe zu einer Theorie irre führe, fo fieht man , mit wie vieler Behutfamfeit und Kritick man bey der Annah— me dergleichen Brobachtungen verfahren müße, menn fie gleich von Männern des größten und gegründeten Rufes find angeftelle worden. S. 35. Eilftens, Daß bey dem Et erlofhenen Dulkfan bey Raffel die Befaltfäulen gerade da, und in Menge ftehen, wo , nach Vergleihung der Um; fände, der Erater nochwendig gelegen haben müße. Bey der Beantwortung diefer Erfahrung muß ich haupt; | fächlich unterfuchen, ob fie wahr, und ob denn der Garlg; berg oder der Weißenflein bey Kaffel ein wahrer Vulkan ſey? — | Hr. Rafpe *) und noch mehrere berühmte Mineralogen und vorzüglich auch Hr. von Deltheim *) nehmen ihn dafür an; allein ich habe ihn nach einer zweymialigen fehr ge⸗ nauen Unterſuchung nicht dafuͤr erkennen koͤnnen. Es iſt zwar nicht zu laͤugnen, daß, wenn man den Weißenſtein zum erſtenmal und nur ſoweit in Augenſchein nimmt, als man gemöhnlich geführt wird, man ihn leicht für einen Bulfan halten könne, weil man auf deffen Kuppe fo viele ‚unläugbare Spuren von der Wirfung eines ehemals dages weſenen Feuers findet. Ich geſtehe es frey, daß ich, als ich zum erſtenmal den Weißenſtein in der Geſellſchaft mei⸗ nes ſchaͤtzbaren Kreundas, des Hrn, Watt aus Birming⸗ ham, befuchte, ich ganz erffaunfe, und unerachtet ich ihn bald für feinen wahren Bulfan hielt, ich mich doch mehrer re Dinge nicht gleich zu enträthfeln wußte ; weil Damalg ders *) ©. delen Beſchreibung des Habichtwalds. ) ©. im Anhang zu Hamiltond Briefen pag. 143 und Crells Beytraͤge ©: für das J. 1787 des 2ten B. 4tes St. pag. 394. 910903. fd. Naturk. Selvetiens IV, 3: M 178 Benmtmwortung der Frage gleichen Erfcheinungen für mich ganz etwas neues waren. Es zogen fehon gleich unten die Tufffteine, moraug dag Schloß und die Cafcaden aufgeführt find, vorzüglich aber die oberſte Kuppe, wo die Laven oder die fogenannten Porzlanfteine vorfommen ‚, unfre ganze Aufmerffamfeit auffih. Was mich am meiften befremdere, war, daß ich aller angewandten Mühe ungeachtet , feinen Punkt finden fonnte, wo die ſchwammichte Lava auf dichtem Bafalt auf: gefeßt war, fondern daß ich immer einen beynahe ununs terbrochenen Uebergang von dem dichteften Bafalt bie in die Bimsfkein : artige Lava antraf. i $. 36. Einige Zeit nachher , ald ic) den Weißenftein bes fucht hatte, las ich die Verſuche und Beobachtungen ‚ die Hr. Mönch in dem ııten Band don Crells ügueften Ent, decfungen über den Weißenfteiner Bafalt befannt gemacht bat, und da ich nun bald wiederum nad) Kaffel Fam, fo befuchte ich fogleich den Weißenftein noch einmal, und überzeugte mich am Fuß deffelben, two man gerade damals in der Nähe des neuen Schloßes etwas nachgrub, daß der Weißenfteiner Baſalt auf einem gelblihtem Sandfteine auffige , in welchem einige Arten von Falgenirten Chamis ten von verfihiedener Größe vorfommen. Ich fand nun alle die von Hrn, Moͤnch angeführten data beftättiget. Mein Begleiter verficherte mich auch , daß noch gegenwärtig ungefähr 3/4 Stunden von dem Dctogon ents fernt , ſehr gute Steinfohlen gegraben würden , fo daß mich nun alle Umftäude völlig uͤberzengten, daß die Schlacen, welche man auf der Kuppe diefes fomohl durd) die Natur als durch die Kunſt außerft merfmürdig gemachten Berge findet, durch die Entzundung eines Braun s oder Steinfohs len : Flögeg , welches auf dem Bafalt aufgefeffen hatte, ent fanden find. Da ich nun auch die durch ihre große Erdbrams de merfwürdigen. Gegenden um Hohdorf, Liffa und Fiſchern in Böhmen , im Ehlenbogner Kreiſe, unterſucht y und die Was iſt Bafalt? 179 Produckte dieſer Gegend aͤußerſt uͤbereinko mmend mit der ‚hen vom Weißenſtein gefunden habe, fo bin ich dadurch in. meiner Meinung nur noch mehr geftärft worden, daß die Schlacke, welche man auf der Kuppe des Weißen, ſteins findet, nichts ald wahre Erdfchlacken feyen. $. 37. Mit diefen Erdſchlacken, die ich bey den Dörfern Hohdorf, Teffa, und vorzüglich bey Fiſchern, ohnweit Carlsbad und auf dem Habichtwald bey Kaſſel gefunden habe, kommen auch voͤllig die Laven uͤberin, die Faujas de St. Fons zu Vivarais und Velay gefunden, und fuͤr wahre Laven angeſehen und beſchrieben hat; ich ſchließe daher, daß dieſe Laven bloß pſeudovulkaniſche Produckten ſind. — Der Hr. Bergrath v. Charpentier in Freyberg iſt durch einen guten Freund in den Beſitz einer vollſtaͤndigen Sammlung aller dieſer ſogenannten vulkaniſchen Produckte der Gegend don Bivarais und Velay geſetzt worden, und dieſer berühmte Mineraloge hatte die Gewogenheit für mic) , Diefe , fo wie feine ganze vortreffliche Sammlung von Gebirgsarten, mit mir Durchzugehen , und mich zu verfis chern, daß er alle dieſe Producte, fo wie auch die vom Weißenftein bey Kaffel, die er an ihtem Geburtsort zu un⸗ terſuchen Selegenheit hatte, für nichts anders als Erd, fchlacken , und den Bafalt für eine Gebirgsart halte , die auf dem naffen Weg entftanden fey: Auch der Hr. Hofrath von Born in Wien hatte erft Fürzlich die Gewogenheit mich zu verfichern , daß er von der Entftehung des Baſalts ‚auf dem naffen Weg überzeugt fey. Da ſich nun aus dem vorhergehenden zur Genuͤge ergiebt, daß hoͤchſt wahrfcheinlich Fein Vulkan in der Gegend von Naſſel je eriftiert habe, fo feheint eben dadurch der unter Nro. 11 von dem Hrn, v. Veltheim angeführte Beweis un, zureichend. S. 38. Zwölftens. Daß der Pater de la Torre, als er einft mit Lebensgefahr verſucht babe, den innern 180 Beantwortung der Frage Bau des Veſuvs zu beobachten , gTaubE darinn gleichſam Balken geſehen zu haben. Der Hr. v. Veltheim fuͤhrt dieß als einen fuͤr die Vulkanitat des Baſalts an, und erklaͤrt auf folgende Art den Ausdruck Balcken für Baſalt⸗Saͤulen, wenn ee fagt:*) „Wollte man nun nicht lieber annehmen , daß dieſe „Balken nur hervorragende Steinſchlichten oder Gefteins „lager geweſen, ſo ließe ſich dieſer Ausdruck ſehr bes „quem durch Baſalt⸗Saͤulen erflärcn. » Allein in folchen Fällen fcheint eg weniger darauf anzufom;, men, wie fcharffinnig man eine» Sache erflärt, als viel mehr, wie fie fich in der WirflichFeit verhalte. Selbft Hr. Ferber, welcher der Vulkanitaͤt des Bafalts fo fehr dag Wort redet, gefteht ein, daß die Bemuͤhung und die Ges fahr , welcher fich der Pater Torre ausgeſetzt, ganz vers geblich gemefen fey, weil man bey allen diefen Nochforz ſchungen nichts ald Lava und vulkaniſche Afıhe finde. *%) Geſetzt auch, man Fünnte in dem Schlunde eines viele Jahrhunderte wüthenden Vulkans nod) deutliche Spuren von der uranfänglichen Gebirgsart finden, aus weldyer ans fänglich dee ganze Berg beftanden hat, fo würden fie gewiß mit Lava überzogen und von der Hitz veraͤndert worden ſeyn. Es kann daher der P. de la Torre feinen Schluß von den ihm fcheinbaren Balfen auf die Grund. Gebirgsart . des Veſuvs machen. Und mare es denn fo etwas ganz unmoögliches, daß auch ein Vulkan unter einem Bafaltberg fo gut als unter jeder andern Gebirgsart entfichen, und durch ihn durchdringen fünnte, ohne daß er durch ihn entftanden wäre ? Mithin wenn der Pater de la Torre ‚HE. im Anhang zu Hamiltons Briefen pag. 144, und in Crells Vey⸗ tragen im J. 1787 in 4 St. pag. 395. xx) S. Ferbers Briefe aus Welſchland pag. 138. ‘ Was iſt Bafalt? 181 nicht nur geglanbt haͤtte Balken zu ſehen, ſondern wenn er ſie wirklich geſehen haͤtte, ja, wenn er ſogar den deutlichſten ſaͤulenfoͤrmigen Baſalt in dem Veſuv geſehen haͤtte, und er von dieſen Baſaltſaͤulen einen ſichern Schluß auf das Grundgebirge des Veſuvs haͤtte machen koͤnnen, ſo wuͤrde doch noch nicht das Geringſte fuͤr die Vulkanitaͤt dadurch bewieſen ſeyn. Ueberhaupt aber glaube ich, daß auch der allergetreueſte Beobachter, fobald er in Lebens; gefahr iſt, leicht ein Phanton feiner Einbildung für ein wirklich eriftierendes Ding halten Fann ; auch fiheint übers dieß der Pater de la Torre nicht der befte Mineralog zu feyn. - Hat er doch nad) dem Zeugniß des Hrn. Ferbers „die weißen vielegfigtrunden oder Granatfürmige Schoͤrl⸗ „Kriſtalle, die fich in der Lava in Menge finden, für „ Marfafit gehalten. *) $. 39. Dreyzehntens. Daß bey gewißen Feuer⸗Arbei, ten eine Menge der Kriſtallen ganz offenbar. und in Menge erfolge. Die fchön Friftalifirten Ofenbruͤche bey der Niederfchlagg; Arbeit am Oberharze, und die Kriftalen, welche in den Schlacken boym Kiesfchmelzen ſich erzeigen, werden von dem Ha. von Deltheim als Beweife diefes Saßes anges führt, *) Die Entftehung der Rriftallen auf dem trockenen eg wird Fein Naturforſcher läugnen ; mir felbft find eine Menge von Benfpielen zum Theil aus eigener Erfahrung befannt, Nur fehe ich nicht, wie diefer Sag für die Vul⸗ Fanität des Bafalts beweifen Fann ? Bermuthlich will Hr, vd. Deltheim von den auf dem trockenen Weg erzeugten Kriftallen auf die Priftallifation des Baſalts und deffen vulfanifchen Urfprung fihließen? — Allein aus dem nam‘ S. l. c, pag..137 u. 138. *) ©. im Anhang zu Hamiltons Briefen pag. 144. Crells Bey⸗ frage vom J. 1787 im zten B. aten ©t. pag. 395: 182 Beantwortung der Frage lichen Grunde, und vielleicht noch mit mehr Recht, koͤnnte man von den ſo haͤufig auf dem naſſen Weg erzeugten Kriftallen , auf die naffe Entftehung des fogenannten fris ftallifirten Baſalts einen Schluß machen. Nur würde Dies fe Are zu fchließen für feinen Theil etwas beweiſen. $. 40. Nach meiner Meinung ift auch der Saͤulenfoͤrmi⸗ ge Bafalt nichts weniger als kriſtalliſiert, weil er garnicht mit dem eigentlichen Begriff , den man mit dem Wort Kriſtall verbindet, übereinfonmt. Unter dem Ausdruck Kriſtall naͤmlich verſtehe ih mit Hr, Werner) diejenige regelmaͤßige aͤußere Geſtalt eines Fo⸗ Fils, deſſen natürlicher Umriß durch die regelmaͤßige und beſtimmte Zuſammenſetzung einer beſtimmten Anzahl eben⸗ falls regelmaͤßiger Flaͤchen entſteht. — Ein jeder, der ſchon einige Baſaltberge genau beobachtet hat, wird geſte⸗ ben muͤßen, daß ſich dieſer Begriff uicht auf den Säulen; förmigen Bafalt anwenden läßt, meil man diejenige Nez gelmäßigfeit der Zufammenfegung und feiner Flächen Vers mifhung, die man bey allen wahren Kriftallen antrifft, wenn fie nicht durch einen Zufall in ihrer Entftehung eis nige Unregelmäßigkeiten erhalten haben. 3.8. Jedes Fof, ſil hat meift feinen beftimmten Winfel , unter dem die Flaͤchen bey feinen Kriftallifationen zufammengefeßt find, der Baſalt hat feinen ; auch feine Seitenflächen haben gar nicht daß ebene oder glatte Anfehen , dag die [Seitenflächen aller wahren Kriftalle haben ; ferner fieht man, daf die Beftandtheile des Bafalts nicht in demjenigen Grad von Auflöfuug bey feiner Entftehung müßen geweſen feyn‘, welcher zu der Kriftallifierung ieines Körpers nothinendig zu ſeyn fcheint. Kurz alfo, menn man den fäulenförmigen Bafalt mit den Kriftallifationen Der übrigen Erd s und Steinarten vergleicht, fo wird man finden, daß er ſehr ) S. deſſen Abhandlung yon den aͤußern Kennzeichen der Foßilien pag 164. $. 92. Was ift Bafalt ? 183 wenige Aehnlichkeit mit ihnen hat; und da es fehr vielen wahren Bafalt giebt, der Feine regelmäßige Säulen bildet, fo fann auch aus diefer Ruͤckſicht die Regelmaͤßigkeit feis ner fogenannten Kriftalle nichts für feinen vulfanifchen Urfprung bemweifen. $. 41. Vierzehntens. Daß Ar. Keir eine Ylachricht mitgetheilt habe, wie eine Glas⸗ (Maße, die fehr lang? fam aus dem flüßigen Zuftande in den feften über seht, Kriſtalle bilden Fönne, - Auch diefe Erfahrung, welche Hr. v. Veltheim anführt, ) dürfte wohl nicht mehr für die Vulkanitaͤt des Baſalts, als die vorhergehende bemeifen. Es wird gewis njemand die Möglichfeit läugnen, daß fih gefhmolzene Dinge unter gewißen Umftänden Friftallifieren fünnen , vorzüglich da man weiß, daß ſich Ofenbruͤche, Glätte, Wißmuth, ja fogar Gold und Silber im Feuer friftallifieren, wenn Diefe leßtere mit einem Glas, das aus 6 Theilen reinem Schwer⸗ fpath , 4 Theilen Duarz und 2 Theilen Flußſpath beftehr, geſchmolzen und nicht zu ſchnell abgekühlt werden. Sch glaube man würde eher, von diefer Erfahrung auf die Nas tur fchließen und fagen koͤnnen, da fich im Feuer Gold und Silber Friftallifiert, fo iſt es wahrſcheinlich, daß fich die Natur um ähnliche Wirkungen bey diefen Metallen hervorzubringen, ſich auch des nämlichen Elements bes dient. Ob man gleich durch diefen Schluß fehr zu Irrthuͤ— mern veranlaßt werden fünnte, fo hat er Doch weit mehr Eonfequenz, als wenn ich ſage: da Hr. Keir aus einer geihmolzenen Glasmaffe durch einen Zufall Kriftalle ers halten hat, und dieß durch die Wirkung des Feuers bes wirkt worden, fo ift es auch wahrſcheinlich, daß der Bas falt auf eine ähnliche Art entftanden if. — *) ©. im Anhang zu Hamiltons Briefen pag. 144 und in Crells Beyträgen pag. 395. 184 Beantwortung der Frane Welch eine Menge von Mittelfägen müßen bier nicht erft bewiefen werden, ehe man von Hrn, Keirs Erfahrung auf die Entftehung des Bafalts einen Schluß machen Könnte ? Nicht mehr bemweifeud für die Vulfanität des Bas falt8, als diefer Schluß ift, ift auch der folgende, den doch der Ritter Hamilton für fo aͤußerſt überzeugend bält.*) $. 42. Fünfzehntens. Da einmal durch einen Zufall dem rn. Parker beym abkuͤhlen eine Menge Flint⸗ glas die Form von Bafalt: Säulen angenommen hat, ſo beweißt diefes den vulfanifchen Urfprung des Da: falts vollfommen. Ich hoffe, daß das fonderbare und inconfequente dieſes Schlußes jedem ſelbſt fo ſehr auffallen wird, daß ich uicht A nöthig habe, mich in eine, Wiberfegung einzulaffen, Afein da diefer Schluß des Kitter Hamiltong etwas auffallend iſt⸗ und er ihn ale den Beweis anführt, der ihn von der Bulfanität des Baſalts überzeugt habe , man mic) auch leicht einer kleinen Untreue oder Partheylichkeit beſchuldi, gen koͤnnte, wenn man nicht gleich die angefuͤhrte Schrift bey der Hand hat, um dieſe Stelle, welche dieſen Schluß nur mit mehrern Worten enthaͤlt, nachſchlagen zu koͤnnen, ſo will ich ſie hier woͤrtlich ausziehen: »Bey meiner letztern Anweſenheit in England, (ſagt „der Ritter Hamilton *) erkundigte ich mich bey vers »fihiedenen unfrer Glashütten, ob eg fich jemals zuge; „tragen hatte, daß das Glas, wann es in dem Ofen „ erfaltete, eine beftimmte Geſtalt ald Prismen oder » Kriftallifationen angenommen hätte; allein ich erhielt „nirgends eine befriedigende Antwort, bis ich mich end; » lich an ben finnreichen Hrn. Parcker wendete, der mich — = ») ©. des Ritter ——— Bericht vom gegenwaͤrtigen Zuſtand des Veſups ꝛc. Dresden, 1787 pag. 19 U. 20. El. co, p- 20, Pr air Was ift Bafalt? 185 " berſicherte, daß ihm bereits vor einigen Jahren eine » Menge von feinem Flintglas verdorben und zum Ge; » brauch untüchtig geworden , weil e8 beym Abfühlen „eine ſolche Form angenommen, hätte, er gab mir auch verſchiedene Stücke von dem Glas felbft; einige waren „ blätterich und ließen fich leicht von einander trennen, „andere aber waren im kleinen völlig den bafaltifchen Säulen ähnlich und Hatten regelmäßige Seiten. Dieſe „ Entdeckung freute mich fehr, weil der vulfanifche Ur; »fprung der meiften Bafalte dadurch bemiefen wird, »daß mir fein Zweifel mehr übrig bleibt. Viele von den „aus Laven beftehenden Felfen der Inſel Danza glei; „chen in’ Anfehung ihrer Bildung volfommen den ges a, dachten Stücken Glas, die mir Hr. Parfer mittheilte, „denn es find Feine vollfommen regelmäßig gebildete 9 Bafalte, fie nähern fich aber ale diefer regelmäßigen » Bildung. Hr. Parfer fonnte mir nicht angeben, durch „melchen Zufall eigentlich diefe bafaltifche Bildung ver, » urfacht worden fey u. ſ. MW.» 8 43. Sechszehntens. Daß nicht nur prismatifdhe, fondern auch fogar rbomboidslifhe abgeftumpfte Säulen von einigen Erdarten erfolgen, wenn diefe für fib gefbmolsen werden und ruhig erfalten ; felbft noch alsdenn, wenn die Schmelzung wiederholt werde. Als Beylage zu diefem Beweis, führt Hr, v. Beltheim *) die Verfuche des Hrn. Gerhards an*”), in die ich nicht den geringften Zweifel fege, in melchen ich aber das bes weifende nicht finden kann; felbft in dem Fall nicht, wenn —— ——— im Anhang zu Hamiltons Briefen pag. 145 u. in Crells Beytraͤ⸗ gen vom J. 1787 pag. 395. **) ©. deſſen Gefchichte des Mineralreichs im ztem ‚Theile pag, 20 und 2L, ] 186 Beantwortung der Frage wirklich ein im Feuer geſchmolzener Baſalt beym Erkalten ſich in ſolche regelmaͤßige Stuͤcke abſonderte, wie er in der Natur vorkommt, weil dieß nur die Moͤglichkeit, welche Niemand laͤugnet, beweiſen wuͤrde, daß der Baſalt auch im Feuer eine ſolche Geſtalt annehmen koͤnnte, wie ich dieß Beyſpiel von dem Gold und Silber angeführt habe, $. 44. Siebengehntens. Daß ſich fogar auch die ri; ftallifation der vulkaniſchen Granaren blos im Feuer genau nachahmen laffe. Hr. d. Veltheim fuhrt das phosphorſaure Bleyerz sum Beyſpiel an ); weil es, mann es vor dem Löthrohr ge, ſchmolzen wird, eine runde Geftalt annimmt, die mehrere Kriftallifationsflächen hat, fo, daß diefes Korn einige Aehnlichkeit mit der Kriftalifation derjenigen Granaten hat, welche man öfters in der Lava findet. Ich Habe noch niemals ben meinen Verfuchen mit dem grünen Bleyerz vor dem Loͤth⸗ rohr ein ſolches Korn erhalten fünnen, an welchem ich im Stande geweſen wäre, die Kriftallifation ganz deutlich zu erkennen, und fie beſtimmt anzugeben, Uebrigens ift es ganz einerley, ob man von dem grünen Bleyerz die voll fommene Reiftallifation der fogenannten vulfanifgen Gras naten erhält oder nicht, denn e8 bemeißt nicht einmal, daß diefe Granaten dem untericrdifchen Feuer ihren Ur, fprung zu danfen haben, mithin unendlid) weniger, daß der Baſalt einen vulfanifchen Urfprung habe,“ tieberdieß bin ich noch nicht einmal überzeugt, daß man in wahren Baſalt diefe Granaten findet „ meil ich nod) niemal®, weder in der Ylarur, noch in Sammluns gen, einen Bafalt gefunden habe , der diefe Granat, Kris, ftallen in fich enthielte, unerachtet ich feit einigen Fahren eine Menge von Bafalten gefehen habe. *) ©. im Anhang zu Hamiltons Briefen pag. 145. Crells ayane fuͤr das J. 1787 2ter B. ates St. pag. 396. D — Was ift Bafalt? _ 187 S. 45. Achtzehntens. Daß die Lava, wenn fie noch während ihrer Flüßigfeit von der See oder überhaupt nur vom Waſſer berührt werde, fich entweder alsre; gelmaͤßigen Bafalt bilde, oder dieſer Bildung fehr nahe komme. —7 Diefer Beweis iſt einer der wichtigſten, wenigſtens ei⸗ ner der gewoͤhnlichſten und allgemeinſten, welche fuͤr die Vulkanitaͤt des Baſalts angefuͤhrt werden. Mehrere | Schriftſteller berufen ſich hiebey auf die Erfahrung eines Bands und Solanders, welche in Island Augenzeugen geweſen ſeyn ſollen, daß ſich aus friſcher Lava Baſalt ge⸗ bilder habe, und führen den Troil als ihren Gewaͤhrs⸗ Mann für dieſe Auffage auf *). Allein es ift auffallend, RER wie ſich dieſe beruͤhmte Mineralogen geirret haben, indem Troil nichtsweniger als dieſes, fondern blos das ſagt: daß waͤhrend ſeines Aufenthalts in Ißland bey Lauga⸗ närs "eine Steinart, welche viel groͤber und Glas, ärfiger, als der gewöhnliche Bafalt, und offenbar wah⸗ re Lava gemwefen fey , in vielfeitige und ordentliche Stuͤcke / obgleich nicht fo regelmäßige Figuren, als die angeführs ten Pfeiler waren, zerfprungen fey *). Hrn. v. Deltheim, diefem gründlichen und fcharffinnigen Naturforſcher, war fehr daran gelegen , die Wahrheit diefes Angebeng zu wiſ— fen, er ließ fich daher bey dem Hr. Banfs durch feine Freunde in England eine nähere Belehrung über diefen Punkt ausbitten, wo ihm dann Hr. Banks zur Antwort Heben ließ, daß von jenem Vorgeben gerade nichts wahr fey , als was in Troil davon angeführt worden, ***) — *) Haldingers ſyſtematiſche Eintheilung der Gebirgsarten pag. 58. Ferner Gerhards Geſchichte des Mineralreihs im iſten Theil pag. 172, und in deſſen Grundriß eines Minerals Spyftemg p.308- **) ©. Troils Briefe. ) S. Hamiltons Briefe über die Grafſchaft Antrim im Anhang pag. 150 u. 151. 8 188 Beantwortung der Frage $. 46. Indeſſen behauptee doch der Ritter Hamilton, daß die Lava, die im Sjahr 1631 nahe bey Torre del Greco vom Veſuv in die See gefloffen ift , fich ganz deutlich der bafaltifhen Form nähere, *) Mein Aäußerft fchäßbarer Sreund, Hr. Hawkins aus England, den ichierft vor einigen Tagen auf feiner Rückreife von dem Archipel und Italien zu fprechen dag Vergnügen hatte, verficherte mich auch, daß man an mehrern Drten die Lava in mehr oder mindern regelmäßigen Stücken gefpalten antreffe, daß fie fich aber doch noch fehr deutlich vor dem Bafalt augzeichne, Ritter Hamilton aber behauptet ganz zuverfichtlih, daß die Lava des Bergs Aetna, die nahe bey Jacci in die See geflogen, vollfommener Baſalt fey **) ANein hier muß ich mit dem Hrn. v. Veltheim fragen, wann ift dann dieß geſchehen? und wo find die Beweiſe, daß der Bafalt bey Stacci fchlechterdings Lava aus dem Aetna gemefen ift? Der Ritter Hamilton führt wenigſtens nirgends den mins deften Beweis an, ber fein Vorgeben befraftigen Fünnte, Der Bafaltfelfen ift gewiß auch fo alt, daß die allerältes ſten Gefchichtsbücher nichts von deffen Urfprung zu er mähnen vermögend find, $. 47. Da die größere oder kleinere Negelmäßigfeit der abgefonderten Stücke des Bafalts demfelben nicht wefentlich ift, indem e8 auch wahren Bafalt in Lagern ohne regelmäßig abgefonderte Stüce giebt, fo fehe ich nicht ein, wie man von dem zerflüften und zerfpringen der Lava, die alsdann in ihrer Form eine mehr oder minder entfernte AchnlichFeit mit dem Bafalt hat, einen Schluß auf den vulfanifchen Urs fprung des Bafalts machen fann ; noch weit weniger aber Fann ich begreifen, wie man eine foldye zerflüftete oder zer⸗ ») Des Nitter Hamiltons Bericht vom gegenwärtigen Zuſtand des Bez ſuvs pag. 20. ”w)&S.1. c. und deffen Campil Phlegrzi Tom, I. tab. r. nor. II, k | Was iſt Bafalt? 189 borſtene Lava für mirflichen Bafalt anfehen könne, Man ‚findet ja auch in Schlefien , Tyrol und in Sachfen, in dem fogenannten Silbergrund zwifchen Dresden uud Freys berg, den Porphyr von chen fo regelmäßigen Säulen wie den Bafalt. Iſt denn diefer deßwegen auch ein vulfanifcheg Product? nd bekommt der Schlamm iu einem Teich oder See , wenn Daß Waffer abgelaffen wird, und er auszu—⸗ trocknen anfängt, nicht auch folche Riße und Spalten, wenn er fich zufammenzieht? Hatte man bey diefem Falle nicht auch eben fo gut das Recht, von der Aehnlichkeit des Zerflüftens der Lava mit dem des Schlammes, auf einen ‚gleichen vulfanifchen Urfprung diefer zwey Foßilien zu fchliez Ken, und den Schlamm, fo wie den Bafalk, für ein Bros duckt des Feuers zu halten ? Es iſt zwar ohne allen Widerfpruch wahr, daß man fich in der Naturgefchichte analoger Schlüße bedienen muß, um die wahre Urfache mehrerer Erfeheinungen zu ergründen; ‚allein die Analogie muß nur weit flärfer feyn,, und in mehs rern wefentlichen Eigenfchaften ftatt finden, als in dem angeführten Fall, weil man fonft durch dergleichen Schluͤſ—⸗ fe, mie ic) eben gezeigt habe, von einem Irrthume zum andern fommt, und fich, flatt der Wahrheit zu nähern, unendlich mehr von ihr entfernt. S. 48. Neunzehntens. Daß wenn man rohe Riefe ‚die viel Eifen enthalten, mit etwas Thon und Riefelerde oder auch. nur mit. Branit "vermenge, und in einen ‚wohl verlutirten Tiegel ſchmelze, man eine ſchwarz⸗ ‚graue Schlade erhalte, die ſowohl nach ihrer Terzur - als auch nad) ihren Beftandrheilen dem Bafalt höchft ähnlich fey. Sch habe felbft ähnliche Verſuche gemacht, indem ich die rohen Beſtandtheile des Bafalts in eben dem Verhältniß, als fie Bergmann angiebt, in einem eifernen Tiegel dem Teuer in einem Wind: Dfen eine Stunde ausgefegt habe; Me 190 Beantwortung der Frage ich erhielt zwar eine Schladen, welche wenigſtens Die Haupt: Beftandtheile ded Baſalts enthielt, Die aber gang Glasartig, mie jedes gut ‚gefloßenes Erden: Glas aus⸗ ſah, und die fich mithin in ihrem außen Anfehen (ehr von dem Baſalt unterfchied. Es ift mir daher räthfelhaft , wie Hr. v. Beltheim aus den oben angegebenen Beftandtheilen eine Schlacke erhalten habe , die dem Baſalt fo Höchft aͤhn⸗ lich geweſen feyn fol, Denn ift das Gemenge des Thong, der Riefelerde und des Kieſes gut gefehmolzen , fo hat die Schlade gewiß einen mufchlihen Bruch und weit mehr ‚Glanz gehabt als der Baſalt; iſt hingegen bag Gemenge ‚etwas frengflüßiger gemefen, und feine volllommene Aufs löfung der Theile im Feuer bemirft worden , fo hat doch die Schlacke gewiß die deutlihften Spuren einer Berglas gung an fid) gehabt, die man bey dem Bafalt gänzlich vermißt. — Ich hätte fehr gemünfcht, daß Hr. v. Veltheim das genaue Berhältniß der Theile, die er zu feinem Vers fuche genommen hat, welchen er zum Beweis der Vulka⸗ nität des Bafalts anführt *) , angegeben hatte, damit ich im Stande gewefen wäre , diefen Verſuch nachzumachen , und ihn vielleicht auch a pofteriori zu widerlegen, und mithin den unter Nro. 19 angeführten Beweis für die Buls ee des Bafalt3 gänzlich zu entfräften. $. 49; Zwanzigſtens. Daß die Lava in Saͤulenfoͤrm⸗ gen — uͤbergehe. Dieſe Beobachtung behaupten mehrere Naturforſcher ge⸗ macht zu haben, uud vorzüglich auch mein ſehr fchagbarer - Sreund , der Hr. Berg» Secrerair-Doige in Weimar , der auf.der Spike des Schildecks, eines Baſaltbergs, in dem Hochſtift Fuld Be den er ‚für einen 'erlöfcherien Vulkan | BR. . Hamiltons Briefei im Anhang pag. 14$ u. 147. Crells Beyträge vom %. 1787, iſter B. | “*) Voigts Beſchreibung des Hochſtifts Fuld pag- 93. e Was iſt Bafalt? 191 hält, ben Uebergang einer grauen poröfen Lava in dichten Säulensfürmigen Bafalt gefehen zu haben behauptet, Da ich dieſen Berg noch nicht zu fehen und zu unterfuchen Ges legenheit gehabt habe, fo kann ich ihm feine Vulkanitaͤt aus bloßen Wahrfiheinlichfeiten nicht abfprechen; fondern ich laße e8 dahin geftelt feyn, ob die Lava , die Hr. Boigt auf der Spitze des Schildecks will gefunden haben, eine mahre Lava oder nur Erdſchlacken geweſen feye, welches mie mwahrfiheinlicyer ift, meil ich auf dem Habichtwalde bey Kaffel, wie ich in dem 35 und 3öften $. erzähle habg, ‚einen ähnlichen Fall fand, wo ich den auffallendften Ueber: gang von dem dichteſten Bafalt bis in die poröfefte Schlacke antraf. Meine Sammlung die ich mir dort von den verfchiedenen Bafalt s und Raven; Abanderungen mad); te , enthält eine ununterbrochene Progreßion von dem dichs teften Baſalt bis in die leichtefte Bimfteinartige Schlacke; fie gigbt daher der Hypotheſe vom vulfanifchen Urfprung des Bafalts fehr vielen Schein. Sich habe aber fehon oben gezeigt , auf welche Art diefer Uebergang mahrfcheinlicher Weiſe entftanden ſey, namlich indem ſich das unmittelbar über dem Bafalt liegende Steinfohlens Flöz engündete, wo mithin auch die Wirfung der Hige ſich mehr oder weniger auf den darunter liegenden Bafalt außern und ihn veran; dern mußte, und zwar gerade in dem Verhaͤltniß, in mel, chem er fid) näher oder entfernter von dem brennenden Steinfohlen: $lö; befand , fo daB, mie die Grade der Hitze nach ber Tiefe zu abnahmen, aud) ihre Wirkungen, die fie auf den Bafalt äußerten, immer ſchwaͤcher und unmerkli⸗ cher werdeu mußten. Sollte dieß nicht aud) der Fall ben dem von Hrn. Voigt befchriebenen Schildecker Bafalt ſeyn? Ich will zwar gar nicht in Abrede ſeyn, daß ich mich fo» wohl bey meiner Vermuthung, als auch in meiner Erflas rung von dieſem Uebergang irren koͤnne; indefjen fcheine fie mir der Natur fo angemeffen zu feyn, daß ich mir 192 Beantwortung der Frage fchmeichle, daß jeder, der den MWeiffenftein mit unbefan; ‚genen Augen aufmerffam unterfucht, mir — En einis germaffen beytreten werde. $. 56. Einundzwanzigftend. Daß der Ritter BR der ein fo großer Beobachter noch brennender vulka⸗ ne und ihrer Produckte fey, den Bafalt an den Ufern des Rheins ohne Anftand für Lava erfannt habe. Diefen Beweis führt mein fehr gefchäßter Freund, Hr. Voigt, für die Vulkanitaͤt des Baſalts an *); allein erſtens hielt der Ritter Hamilton ſchon längft vorher, ehe er in die Gegenden des Rheins Fam , die Bafalte für Ausgeburten eis nes unterirrdifchen Feuers es ift daher fehr begreiflich ‚daß er auch den DBafalten am Rhein einen ahnlichen Urfprung Zufchrieb, und das um fo mehr da es zweytens noch über dieß Höchft wahrſcheinlich iſt, daß in jenen Gegenden wahr re Bulfane in der Vorzeit gewüthet haben, deren Nachs barfchaft aber gewiß eben fo wenig für die Vulkanitaͤt des Bafaltd etwas beweißt, als die Nachbarfchaft des Veſuvs für den vulfanifchen Urfprung der Kalfgebirge in der Ge gend um Neapel, die noch darzu mehrere Schuh hoch mit Bulfanifcher Afche bedeckt find; drirteng giebt es ja unzaͤh⸗ lige Beweiſe, daß ſich anch die größten und berühmteften Männer geirrt haben. Mithin fehe ich nicht ein, mie der Ausſpruch des Nitter Hamiltong , der Fein Mineralog iſt, deffen anderwärtige große Verdienfte aber gewiß nies mand mehr fehägt, als ich, als ein guftiger Beweiß für die Bulfanität des Dafalts angeführt werden fünne, $. 51. Zweyundzwanzigftend. Daß jemehr wir dem großen Ganzen der Natur in ihren Werkſtaͤtten nach⸗ fpüren, defto mehr finden wir, daß ihre Mittel ein; fab und ihre Wege gleihförmig feyen, obgleich Br Wirkung hoͤchſt unterſchieden feyn Fönne, *) ©. deſſen Briefe über die Gebirge; Lehre in der aten Aufl. p. PN Was iſt Bafalt?' 193 Dieſer Sag, den Hr. v. Deltheim anfuͤhrt ), iſt vol, fommen richtig, und beſtaͤtiget fich ale Täge ; allein er fcheint mir nur eher für den naffen Urfprung de Bafalts zu bemweifen ; denn ich glaube, daß die Niederſchlaͤge aus dem Waffer nicht nur weit gemöhnlichere, fondern anch weit einfachere und gleichfürmigere Wirkungen der Natur ale die Ausbrüche der Vulkane find, bey welchen blog die ſchon vorhandenen Körper durch Auflöfungen , Zertrennums gen und Wiederzufammenfeßungen umgebildet werden. Ueberhaupt ſcheint mir die Wirkung der Vulkane, went ich wich anders dieſes uneigentlichen Wortes bedienen darf, eine etwas wiedernatuͤrliche Wirkung zu ſeyn. Hr.v. Veltheim iſt indeſſen der entgegengeſetzten Meinung und glaubt, daß die Bildung der Gebirge auf dem naſſen Weg zuſammengeſetzter ſey, als die auf dem ARE denn er ſagt: » Daß wir auch ber Netur zaſamnmengeſebee Mittel (ehr Zoft um deswillen irrig zufchreiben , weil wir nicht bes denken, daß bey ihren unendlich größern Arbeiten ein 9 geringer Umftand ſchon eine fichtbare Wirfung hervors | » bringen koͤnne, die bey unfern böchft Fleinen Verſuchen entweder gar nicht erfolgt, oder nur unſern Siunen entwiſcht. — Ich uͤberlaſſe es einem jeden, die Frage ſelbſt zu entſcheiden, ob die Wirkungen der Natur auf dem naſſen Weg zuſammengeſetzter TERN ‚ als die auf dem I denen. $. 52. Hiemit hätte ich nun meine Unterfüchung der Gründe und Beweiſe, welhe von den Anhängern der vul⸗ Fanifchen Theorie für den Urfprung des Baſalts auf dem trockenen, Weg angeführt werden, gepruͤft und bewieſen, daß Feiner eine ftrenge Unterfuchung außhalte, fondern dag *)6. Hamiltons Briefe uber die Grafſchaft Antrim pag. 146: «| "Megazf. dNaturk · Helvetiens, IV. B. N 194 Beantwortung der Frage es nur Scheingründe feyen, von welchen man fehr leich bintergangen mwerden kann, und; die fich. meift ſelbſ auf noch unerwieſene Hypotheſen gruͤnden. Da uns die Natur nicht berechtiget, mehr als zwey Ent⸗ ſtehungs Wege der Gebirge anzunehmen, nämlich. die Entſtehung auf dem trockenen und die auf dem naſſen Weg: und bey dem Baſalt die erſtere Entſtehungsart keine übers überzeugende Beweiſe fuͤr fich hat, fo wird fihon hieraus wahrfcheinlich, daß der: Baſalt auf dem naffen Weg enk fanden feyn muͤße. $. 53. Wenn: man mid nun um die äleene Umflände; die bey der Entftehung des Bafalts vorgemaltet haben, fragen würde, fo würde ich antworten: Wir haben in der phyſiſchen Welt täglich ſehr viele Erfcheinungen vor Aus gen, an deren Daſeyn mir. nicht Die geringfte Urfache zu zweifeln haben , die wir ung aber deffen unerachtet nicht zu erklären im Stande-find, So fehen wir z. B. alle Aus genblicke ‚ daß der Magnet das Eifen, oder umgefehrt, dieſes den Magnet anzieht. Allein wer ift im Stande, Diefe Erfcheinung ‚auf eine'genugthuende und überzeugende Art zu erklären ?— Ich bin: überzeugt , daß es einen fehr gros Gen. Nachtheil für die Naturgefchichte hat » daß man ges woͤhnlich alle Erfcheinungen, ohne hinreichende Gründe zw haben, durch eine finnreihe Hypotheſe zu erklären ſucht, und fie nicht ſelten dadurch erflärt zu haben wähnt. Um indeffen meine Meinung von der Eutſtehung de Bafalts nicht zuruͤckzuhalten, fo will ich. fie bier — aber bloß als die mir wahrſcheinlichſte Vermuthung — mittheis len, ohne daß ich den Meinungen und Beobachtnngen ans. derer Naturforſcher, die etwa ſo gluͤcklich ſeyn duͤrften PR in. die tiefern Geheimniße der Natur einzudirngen, damit vorgreifen wollte. $. 54. Unter allen den Hypotheſen, welche den Ur⸗ ſprung des Baſalts erklaͤren wollen, fand ich Feine fo ge⸗ Was it Bafalt? 195 nugthuend, und Feine, mit der meine eigene Beobachtun, gen fo übereinftimmend wären, als die, welche fich mein hoͤchſt fhäßbarer Freund und Lehrer, der Hr. Academie⸗ Inſpector Werner zu Sreyberg , aug feinen eigenen Erfah— tungen und Beobachtungen in der Natur abgezogen, und und mir bey feinen geognoftifchen Vorlefungen gütigft mit gerheilt hat. Nach-diefer Hypotheſe bin ich namlich gegen waͤrtig überzeugt, daß der Bafalt, die Wacke, und wenn nicht aller, doch twenigftens einige Arten von Mandelftein fehr nahe miteinander verwandt und von einer und eben derfelben Formation find, und zwar von einer Formation die mit der Entftehung der neueften Floͤz-Gebirgs-Arten in einen Zeitraum fällt, Ferner glaube ich, daß der Bafalt, die Wade und einige Arten von Mandelftein einem allger > meinen — wenigfteng für gewiße Gegenden — allgemeinen Abfag oder Niederfchlag aus dem Waffer ihren Urfprung zu danken haben, Da ich verfichert bin, daß dieſes mein Glaubens ; Befenntniß manchem Vertheidiger und Anhäns ger der vulfanifchen Theorie außerft auffallend und unna; türlich fcheinen wird , fo werde ich mich noch kuͤrzlich be; fireben, Punkt für Punkt durchzugehen, und jedem, foviel mir möglich ift, mit Gründen und mit ganz unpartheyiſch angeftellten Beobachtungen und Erfahrungen aus der Nas tur felbft zu belegen. $. 55. Daß der Bafalt, die Ware, und wenn nicht al- fer, doch wenigfteng einige Arten von Mandelfteine , fehr nahe miteinander verwandt, und von einer Formation find, Bin ich Durch mehrere Erfahrungen und Beobachtuns gen’, die ich in det Natur felbft gemacht habe , überzeugt geworden. Mein Freund, der Hr. Inſpector Werner, hat mir zwar mebreremal feine Beobachtungen, die er über dies Verwandtſchaft und Den Mebergang diefer Foßilien in einan der , gemacht hat, mitgetheilt; ich muß aber frey befen; nen, daß unerachtet ich von der Außerften Genauigfeit 196 Beantwortung der Frage und gänzlichen Unbefangenheit diefes meines ſo hoͤchſt ſchaͤtz⸗ baren Freundes bey feinen Beobachtungen der Natur volls fommen überzeugt war, indem ich 'mehrmalen das Ber gnügen hatte, Augenzeuge davon zu ſeyn, wenn ich ihr auf feine geognoftifche Ercurfionen begleitete, mir die Sas che doch noch immer etwas unerflärlicdy war; ich freute mich daher ſehr, da ich mich in Sacyfen und Böhmen au mehreren Orten felbft von dem Uebergang diefer Foßilien in einander auf das nollfommenfte zu überzeugen Gelegens beit hatte, | $, 56, Die erfte Erfahrung hievon machte ich auf einer fleinen mineralogifchen Reiſe, die ich dag vergangene Fruͤh⸗ jahr in der angenehmen Gefellfchaft des Hrn. Inſpectors Werner, des Hn. Dbereinfahrers v. Gppel, des An. Gerz hards aus Berlin und des Hrn. Dr. Baader jun, aus München meiner fehr fhakbaren Freunde, durch einen Theil des fächfifchen Erzgebirge fu machen dag Vergnügen hatte, Wir wiedmeten bey diefer Reife vorzüglich den Uns terfuchungen der dortigen Bafaltberge unfere Aufmerffams Feit, uud fanden bey dem Spielberg, bey St. Annaberg, und vorzüglich auf dem Scheichenberg den auffallendften Uebergang der Wacke in den Baſalt; denn bey diefem legs tern Bafaltberg, der auf einem lockern Sandftein : Flög auffigt, beftehen die unterften Lagen, die nur durch ſehr ſchmale Flöze von Thon oder blaulichtenr Letten von dem Sandſtein getrennt werden , aug einer graulich ſchwarzen Wacke, in die zum Theil ſchwarzer Glimmer, zum Theil aber auch einzelne Körner von magnetifchen Eifenfand eins gemengt waren. Diefe Wade geht auf der Geite, wo: fie an den Bafalt gränzt, in einen dichten und zwar Säulens foͤrmigen Bafalt über, auf der audern Seite hingegen naͤ⸗ hert fie fih fchon einer Art von Mandelftein, indem fie fchon mehrere rundlichte: Körner einfchließe, und verlauft ſich ganzlich in die unter ihr liegende fchmale Thons Lager, Was iſt Bafalt? | 197 Wir fonnten dieß vorzüglich deutlich auf derjenigen Ceis te des Derges. der gegen Scheibenberg zuliegt, beobadh, ten ‚ weılman gerade'damals einen Sandbruch aufgemacht hatte, wo wir die Lager alle noch ganz frifch angehauen antrafen, In der Mitte des Scheibenbergs ifi auch eine Defnung , !die fich ungefähr gegen 20 Rachter unter den Berg erftrecken mag, welche man in der dortigen Gegend das Zwerckloch nennt. Ich bin mit einem Bergmann Auf eine fehr mühfelige Art fo weit indie Defunng bineinges krochen, als ic) Fonnfe, Ich fand, daß das liegende aus einer ſehr fehönen ſchwarzen Wacke Geftund, in die fehe häufig ſchwarzer, in 6 feitigen Tafeln Eriftalifirter Glim— mer eingemengt war, Die aber , foweit die frifche Luft in die Höhle, oder in Diefen Stollen, eindringen Fonnte, ganz verwittert nnd zu einer ſchmutzig gelben Thon: Maffe anfgelößt war, worinn viele Glimmer s Rriftalen lagen, Das hangende beſtund auß einer Mittel» Gattung zwifchen Wacke und Bafalt, die meiftend aus mehr oder minder runden Etücen befiuud, die aber alle untereinander mig einer Art von Lemnifcher Erde zufammengefüttet waren, gerade fo, wie ich. es bey dem Steinberg ohnweit Lebau in der Dberlausnig beobachtet habe. Vermuthlich haben ehedem Bergleute an diefem Scheibenberge ihr Glück ver, fuchen wollen, und haben einen Stollen zu treiben anges fangen, wo fie fih durch den fchönen ſchwarzen Friftallis firten Glimmer, der fehr ſtark glänzend ift, und den man dort, wie mic mein Zührer ‚fagte, Wohlfert nennt , irre führen laffen. $. 57. Diefe Beobachtung überzeugte mic) vollkommen vondem Uebergang der Wade in Bafalt*), oder diefeg in ) Sch verfichehier unter dem Ausdrud Uebergang nicht , wie gewoͤhn⸗ lich andere Mineralogen, Umwandluug, ſondern ich gebrauche die⸗ ſes Wort in ſeiner eigentlichen Bedeutung, ſo wie es auch in der Zoo logie und Botanick genommen wird, mo man eine mehr oder minder 198 Beantwortung der Frage jene und ich bin verſichert, daß jeder, der Gelegenheit hat, dieſen Ort zu beſncheu, und genau zu beobachten, ebeu fo ſehr von dieſem Uebergang überzeugt werden wird, wie ich. Nachher machte ich noch ſehr viele aͤhnliche Erfahrungen / und zwar vorzuͤglich in Boͤhmen, wo ich unter andern die Gegenden von Schlackenwerth, Karlsbad und den Langen? berg ohnweit Buchau erwähnen will. Ganz nahe bey Schla⸗ ckenwerth, anf dem Wegenad) Karlsbad zu, geht der Weg ‚über einen Fleinen Hügel, der zum Theil aus einer Wacke beſteht, die fich bald mehr bald weniger Dem Bafalt nähert, und vollig in ihn, fo wie auf der andern Geite, in eine Art von Mandelftein übergeht, und zwar fo, daß man Stücke befommen fann ‚ die zur Hälfte Wacke und zur andern Halfte Mandelftein find. Hr. Ferber hat diefen Mandelfein für eine Tuffa volcanica angefehen *), ich fann ihn aber fürnichte anders halten, als für einen Mandelftein, deffen Hauptmaße Wacke ift, die von einer fchwärzlichtsoder auch grünlicyt? grauen Farbe in eine braune Farbe übergeht, uud die, mehr pder weniger haufig , runde weiße Kalffpath: Körner von der Größe einer Erbfe eingemengt enthalt. Ganz den naͤm⸗ ichen Uebergang der Wacke in Mandelſtein fand ich auch in der Gegend ovn Karlsbad, rechter Hand auf dem Weg nach * Fiſchern zu, ungefaͤhr bo Schritte von der kleinen Egerbrür cke entfernt, an dem fogenannten Mergelberg ,„ von dem ich ſchon oben Erwähnung gethan habe. Ferner habe ich zwifchen Buchau und Luͤgnitz, wo ich meh; rere Bafaltberge in der für mich fo angenehnen und lehrrei® chen Gefelifchaft des vortrefflihen Hrn. Bergrath Roͤßlers in Prag zu unterfuchen das Vergnügen hatte, am Fuße des Langenbergs, den man füglic) ein ein Bafalt » Gebirg "große Webereinfunft der Eigenſchaften weyer obe mehrerer Körper da, | gunter verfteht. ” ©. Serbers Beyträge zur Mineral: ⸗ Geſchichte verſchiedener — bi, | Was iſt Baſalt? 199 nennen koͤnnte, weit er , wie eg fiheint , aus mehreen Ba⸗ ſaltbergen beſteht, die an ihrem Gehaͤnge miteinander ver bunden find, ähnliche Beobachtungen gemacht. Diefer fos genannte Langeberg, der mit einem andern Bafaltberg, der Kaltekittel genannt, in genauer Verbindung ift, beftchefo, wie jener , aus einem dichten Bafalt , in welchem Horn⸗blen⸗ des Kriftalen und Krifolitförner ziemlich haufig eingemengt find. Diefer Bafalt geht in eine Art von Wacke über, die als⸗ denn eine Art von Mandelftein bilder, deſſen Mandeln ebens falls aus Kalkſpath beftehen. Der Fuß diefeslangenbergs - der gewiß 2 Stunden in die Länge hat, befteht aus dieſer Art von Mandelftein, den man aber nicht überall deutlich fehen Fann, weilder Fuß diefeg ganzen Berges mit Damm Erde bedeckt ift, und angebaut wird. In Diefem Mandel, fein kommt auch , fo wie bey dem von Schlackenmerth und Karlsbad fehr Haufig Hornblende eingemengt vor. 8.58, Vor wenigen Tagen erhleltich die angenehme Nach; richt, daß mein Freund, Ar. Karften in Heffen, mehrere Beobachtungen über die dafige Bafaltberge"gemacht habe, welche beynahe ganz mit den meinigen übereinftimmen, und fie beftättigen. Es fey mir daher erlaubt, hier einen kurzen Ä Auszug aus feinem Schreiben mitzutheilen, » Det Bogeleberg, fagteer, ift ein Gebirg , welches „uber 5 Meilen lang, und faft eben fo breit ift. Es bes „ſteht ganz aus Bafalt und Mandelftein. Jener mache „ meift die hHöchften Stellen deffelben aus; Diefer legt fich „mehr an den Seiten deffelben an, Doch gehen oft beyde „ völlig ineinander über, fo, daß e8 ſchwer hält zu ent » Iheiden, ob der Name Baſalt oder Mandelſtein paffens „ der fey. Das Auffere des Gebirgs ift nichtsmweniger „als einem Bulfan ähnlich ; denn wenigſtens die Hälfte » it ein vollig fanftanfteigendes Stück, ohne alle Spus „ren von fegelförmigen Erhöhungen, melche bloß nach unten zu fich finden, Man wich mir anfeinem Berg 200 Beantwortung der Frage » einen vermeinten Lavaſtrom, der nichts anders war, als entblößte und, vermitterte Mandelfteinlager, über „ die daß Regenwaffer fi) einen Hauptweg gebahnt, „und felbige in etwas ausgemwafchen hatte. Der Vogels’ berg; ruht zu beyden Seiten auf Sandftein, und fo auch alle Bafaltberge in Heffen, Bey Frankfurt figt er „auf einen Thonlager auf. » Es folge nun aus diefem allen, daß Bafalt, Wacke 3 einige Arten von Mandelſteinen in einer aͤußerſt genauen Verbindung untereinander ſtehen, und daß fie wegen Dies fer fo auffallenden Berbindung und ihren fo fichtbaren Uebergaͤngen in einander auch in einerley Zeitraum entſtan⸗ den ſeyn muͤßen. Wer aber in meiner Freunde und in meine Beobachtun⸗ ng gen einen Zweifel fett, den bitte ich, mehrere Bafaltberge genau zu unterfuchen, denn ich fehmeichle mir, ja ich bin überzeugt, er wird Die angeführten Erfahrungen beftättiget finden. — $. 59. Nun liegt mir aber zu beweiſen 06, daß [die For, mation , oder die Entftehung des Bafalts mit der Entſte⸗ bung der neueften Flözgebirge in einen und denfelben 1Zeits raum falle. Das relative Alter der Gebirgsarten koͤnnen wir vorzuͤglich nur aus zweyerley Erſcheinungen beſtim⸗ men: die erſte iſt das Verhaͤltnißmaͤßige Vorkommen der Gebirgsarten gegen einander; die zweyte ſind die fremden Koͤrper, welche man zuweilen in den Gebirgsarten einge⸗ ſchloſſen antrifft, und welche Die uͤberzeugendſten Merk male an ſich haben, daß ſie ſchon vor der Entſtehung die— ſer Gebirgsarten da geweſen ſind. Zu dem Beweiß, daß der Baſalt eine von den neueſten Gebirgsarten ſey, bedie— ne ich mich der erſtern Erſcheinung, und ſetze zum voraus, was ſchon aus der Natur der Sache ſelbſt folgt, daß naͤm⸗ lich diejenige Gebirgsart, welche auf eine andere aufgeſetzt vorkommt, ſpaͤter entſtanden ſey, als diejenige, auf wel⸗ Has ift Bafalt? | 201 cher fie aufgefeßt if. — Sch hoffe nicht , daß dieſer Gaß irgend einen Widerfpruch finden werde. Es ift zwar wahr, daß bey Anwenduug deffelben von fehr vielen Naturforz ſchern gefehlt wird, indem ſie öfters annehmen, daß dies jenige Gebirgsart, welche fie in einer Gegend auf deren böchften Punft finden , auch die obenauffigende, und alfo Später: entftandene ſey; fie bedenfen aber nicht, daß ſich auch, an dem Fuß eines Gebirges eine andere Gebirgsaret anlegen fünne, welche nicht das ganze Gebirge bedeckt, und die Doch ungleich fpater entftanden ift, als jenes Ges birge ‚und wovon fehr häufige Beyſpiele in der Natur vor; fommen. Allein es mag fo oft bey der Anwendung diefeg Satzes gefehlt werden, als es will, fo bleibt der Gag ſelbſt dochimmer forichtig, daß feine Wahrheit auch dem un wiſſendſten Eayen in der Gebirgsfunde in Die Sa fal⸗ len muß. $. 60, Nach dieſem Sage nun nimmt man mit Recht an, daß die Steinfohlen sund Sandftein: Flöze zu den neueften Floͤz⸗ Gebirgsarten gehöreu, die wir fennen; da nun der Bafalt fehr oft auf diefen Floͤz⸗Gebirgsarten aufgefege vorfommt, fo folge ganz natürlich, daß er fpäter ents ftanden feyn müße, als jene, und daß er alfo eine von den neueften Gebirgsarten ſey. Es verſteht fich von ſelbſt, daß man weder den Zeitraum, innerhalb welchem die Formation oder die Entſtehung des Baſalts faͤllt, genau beſtimmen, noch uͤberhaupt angeben koͤnne, wann die Natur aufgehoͤrt habe, Gebirge zu erzeugen: dann ich bin überzeugt, daß die Natur noch täglich ununterbrochen an der Bildung-neuer Gebirge in ihren geheimen Werks ffätten arbeiter. Es ift daher nur die Rede von dene bivgsarten, die fich gegenmartig auf dem trockenen Zeil unſerer Erd Oberflache befinden. $. 61. Davon, daß der Bafalt auf Floͤz⸗Gebirgen aufs gefege iſt, habe ich fhon mehrere fehr auffallende Beys 202 Beantwortung der. Frage fpiele zu beobachten Gelegenheit gehabt; z. B. auf dem Weiſſener in Heffen, ift der Bafalt auf ein ziemlich mächs tiges Steinkohlen-Floͤz aufgefegt, welches unter dem Bas falt angebaut wird , und in weldyen man mit einem Stol, len aufgefahren ift, den man quer durch den ganzen Berg getrieben, und am mehrern Drten weit ausgelenft hat, Serner habe ich den Weißenfteiner Bafalt bey Kaffel, den Pölberg bey Annaberg, den Seilenberg und andere mehr auf Sandftein aufgefeßt gefunden. Der Hr. Bergrath Rößler diefer unbefangene nnd ge; treue Beobachter der Natur fand bey einer Reife, die er durch das Böhmifche Mittelgebirge gemacht hat, daß die mehreſten ber dafigen DBafalte auf Sandftein aufgefeßt waren.*) Auch mein Freund, Hr. Karften, bat, mie ich oben ſchon angeführt habe, den Bafalt in Heffen auf Saudſtein aufgefegt gefunden. **) Ja felbft die Vertheidis ger des vulfanifchen Syſtems haben äbnliche Erfahrungen gemacht; fo hat z. B. Leske in der Ober , fausniß, in der Gegend von Zittau, Bafalt anf Sandftein gefunden ***), Saujas de St. Fons fand am Fuße des Berge Mezinc in der Provinz Velay, eine ganze Reihe von Bafalt-Pfeis lern auf einem Steinkohlen-Floͤz ruhen. PD Auch Hr. v. Veltheim ſagt in einer Stelle: „Noch laſſen ſi ſich Beyſpiele anführen, two Baſalt⸗Lava „auf Kalklagern von wenig verſehrten Schaalthieren »ruhet, und wieder von noch vollig erhaltenen Schaal⸗ »thieren üderdect iſt u. fm. „TFP) *) S.die Schriften der Gefellfcehaft der Bera : Baufunde im ten Band. *) Bermännifches JournalaterB. ztes St. **) S. deffen Neifendurch die Ober: Lausniß. P ©.deifen Recherches fur les Volcans eteints du Vivaray & Velar. HS, Hamiltons Briefe über die Graffchaft Antrim pag. 156 as ift Bafalt? 203 Saman will fogar Bepfpiele gefunden haben , wo der Bafalt Schichtenweis mit Kalkftein abwechfelt. 9 - Nah der DBerfiherung des Hrn, Bergamts ⸗Aſſeſſors Henkel zu Köngsberg fol der Bafalt auf den Ferroer Ins feln auf Steinfohlen » Zlögen auffigenz mehrere Beyfpiele, die fih noch anführen ließen, zu übergehen. Man fieht alfo hieraus, daß. die Beyfpiele, nach welchen der Bus falt auf Flösgebirgen aufgefeßt iſt, niche felten find, und. man wird fich gewiß nicht irren, wenn man ale diefe Beyſpiele als Beweiſe anſieht, daß der Bafalt von einer neuern Formation fey, als die Gebirgsarten, auf denen er aufgefegt vorkommt, $. 62. Allein die Vertheidiger der vulfanifchen Theorie werden fagen: mir geben gerne zu, daß der Bafalt von neuerer Entfiehung iſt, und daß er auf Floͤz, Gebirgen vorfomme; denn mir erflären ung dieß fehr leicht dadurch, > daß ein Strom von Lava ſich vom Ufer in ein tiefes „Meer geſtuͤrzt, und über die Schaalthiere unter dem „Waſſer verbreitet habe, In der Folge Iegten die » Schaalthiere üher diefe Bafaltlagen ihren Bau aufg „neue an, und durch fpätere Revolutionen wurde diefe » Gegend zu Land, oder aud) über die Meeresfläche „ erhoben. Es iſt wahr, erflären läßt es fich , aber ob es ſich eben fo leicht bemeifen laße ? Erſtlich müßte ja noch der wahre Vulkan vorhanden ſeyn, aus welchem dieſe Lava ausgefloßen wäre; denn die Meinung, daß der Vulkan durch eine Revolution ganz hinweggeſchemmt morden fey, welche nur die Lava ver— fhont hätte, hat nicht die mindeften Beweiſe aus der Natur für ſich. Zweytens würde ſich die Lava horizontal verbreitet haben, und nicht fenkrecht in die Höhe geftie‘ *) Voyage pittor; de Naples & de Sicile Tom IV, Chap. 14. pag. 342. 204 Beantwortung der. Frage ‚gen ſeyn ; um kegelfoͤrmige Berge oder] gar nur Kuppen von andern Bergen zu bilden; und drittens mwiderfprechen ſich die Vertheidiger des vulfanifchen Syſtems gänzlich, wenn ſie diefe Erfcheinungen auf diefe Arc erflären wol len; denn fie müßen ganz vergeffen haben, daß nady ihrer Theorie der Bafalt nur allein unter der Erde und im Innern der Berge gebilder werde, und daß er dem Auge nicht eher dargeftellt werden Fönne , als bis die darauf liegende Maſſe durch die Länge der Zeit. oder durch eine gewaltige Erſchuͤtterung der Natur eine ſo beträchtliche Deränderung erlirten hätte, daß dadurch faft jeder äußere Charafter des Dulfans ver; nichter worden ſey.) — Ich kann nicht begreifen, mie man fid) fo widerfprechen fönne! daß einmal follen z. B. die Bafaltberge beynahe gänzlich den außern Character eiz nes wahren Vulkans verlohren haben „ und gleich darauf berufte man fich wieder, mie ich in dem ı2ten $, Igezeiget babe, auf die große ganz unverfennbare Aehnlichfeit der Bafaltberge mit den Vulkanen. Ich habe noch bey Feiner mineralogifchen Materie gez funden, — ich will allein ‚die Lehre von der Ummandlung der Grunderden ineinander ausnehmen, — mo fo vieler Widerſpruch und Inconſequenz ſich vereinigte, als wie bey der Erklaͤrung der vulkaniſchen Entſtehung des Ba; ſalts; und doch hat dieſe Lehre ſo viele, und darunter ſo beruͤhmte Maͤnner zu ihren Vertheidigern und Anhaͤu— gern. | | $. 63. Was das Vorkommen des Dafalts auf Steins kohlen Floͤzen betrifft, fo erklären fich die Vertheidiger der vulfanifchen Theorie diefe Erfcheinung entweder dadurch, daß fie unter dem Steinfohlen: Flög einen Vulkan entfie, ben, und feine apa durch die von den Erdftößen entftan; *) Hamiltons Briefe über die ndrdl. Küfte der Graffchaft Antrim p. 114- Was iſt Bafalt? 205 denen Kluͤfte und Spaltungen, ſich in die Hoͤhe treiben, und auf der Oberflaͤche des uͤber dem Vulkan liegenden Steinkohlen-Floͤzes verbreiten laſſen; oder aber laſſen fie die Lava von einem höher liegenden Vulkan herabfließen‘ und fich ebenfalls auf dem Steinfohlen:Flöz ſchnell vers breiten, fo daß die Steinfohlen nicht Zeit gewinnen konz new, fich zu entzünden, und zu zerſtoͤren; denn fie ſa⸗ gen?): Daß feine Subſtanz in der Natur durch Feuer vers Zzehrt werden koͤnne, menn nicht athmosphärifche „Luft hinzukoͤmmt; daß felbft Feuer durch brennbare » Luft gebracht werden fünne, ohne wirkliche Entzuͤn⸗ „ dung zu erregen, eg müßte denn feyn, daß die ath⸗ „mosphärifche Luft mitwirfte. Daher fagen fie ferner; „fann es auf feine Weiſe fonderbar feheinen , daß eim „ Kohlenflös fih) in der Nachbarfchaft eines Vulkans „noch unverfehre erhalten habe, und feldft unter einer „Maſſe von Hlüßiger Lava, welche durch ihren Druck „allen Zugang von frifcher Luft, der zur Entzuͤndung „ſchlechterdings erfodert wird , davon abhalten — * „teu. ſ. mw: $. 64. Daß dieſer Fall möglich ſeyn koͤnne, wird nie mand laͤugnen, ob er aber in der Natur ſich je ereignet ha, be, dieß ift eine andere Frage, Wie kann man fich in der Nachbarfchaft oder gar über einem Bulfan felbft Gebirgss lager denfen, die noch in der größten Ordnung liegen, deren Lager oder Flöze nicht dag geringfte Merfmal von den entfeglihen Erderfchutterungen an fich haben — die alle Vulkane ohne Ausnahme begleiten? Wer weißt nicht aus den Berichten eines Ritter Hamiltons, und aus den Nachrichten von der legtern *) Hamiltong Briefe über die Grafſchaft Autrim p. 115, 116 0.157 Crells Beyträge für das I, 1737 im afen B. im aten St, p. 401. 9* 206 Beantwortung der Frage ſo großen Verwuͤſtung in Ißland, daß die Lava, wenn ſie einige Zeit gefloßen iſt, alsdann langſamer fließe, und alles vor ſich her zerſtoͤre? Wuͤrde nicht ſchon ein ſolches, in der Nähe eines Vulkans, liegendes Steins Eohlenflög durch die glühende Steine, welche die gerwöhnz, liche Borbothen eines Lava » Ausbruchg find, zerſtoͤrt wer⸗ den ? Und wo: find denn:diefe alte Vulkane, von welchen dieſer Bafalt ausgefloffen feyn fol? “Hat ihn vieleicht eine gewaltige Revolution hinwegge⸗ nommen, und die Lava oder eigentlic) den Baſalt vers ſchont? Wo giebt ung die Natur Anmweifung, eine folche entfeßliche Revolution anzunehmen? Würde eine folche ungehenre Zerfiörung nicht mieder neue Gebirge, aus den’ zerftörten, iiber den Bafalt oder die fogenanute Lava angelegt haben? Und fließt denn die flüßige Lava gegen alle bydroftatifchen Gefege den Berg hinauf? Und warum legt fie fih nur auf den Kuppen an, oder mog ift der Grund, daß fie meift Kegelförmige Berge bildet? Diefe und noch hundert aͤhnliche Fragen koͤnnte ich aufwerfen, die gewiß entweder meift unbeantwortet bleiben, oder mie andern ebenfalls unbewiefenen Hypotheſen beiwiefen wers den würden. Man ficht alfo hieran, daß die fo finnreis he Erklärung, wie Lava Steinfohiens Flöz bedecken koͤn⸗ ne, ohne fie zu zerflören , nichts mehr als die bloße Mögs lichfeit und hingegen einen fehr geringen Grad von Wahr⸗ ſcheinlichkeit für fich hat, daß die Natur je fo gewirkt habe. $. 65. Da ich unn in dem $. 61. bewieſen habe, daß die Eutſtehung der. Bafalte in einen Zeitraum mit. der Entftehung der neueften Slösgebirgen falle, fo liegt mie nur noch zu erweifen ob, daß ſowohl der Bafalt, alg die Mare und die mit diefer verwandte Dandelfteiu » Arten ide Daſeyn einem allgemeinen Abfaß oder Niederfchlag aus dem Waffer zu danken haben, Es ift zwar dieſe Abs Was iſt Bafalt? 207 Handlung nur allein für die Unterfüchung der Entſtehungs⸗ Art des Bafalts beftimmt, da ich aber fihon die genaue Verbindung und den völligen Uebergang des Baſalts in die Wacke und den Mandelſtein dargethan habe, fo folgt fhon für fich ſelbſt, daß diefe Gebirgsarten auf einerley Entſtehungsart miteinander gemein haben, Folgende Gaunde find es hauptfächlich, welche mich von der Entfiehung des Bafalts auf dem naffen Weg überzeugt haben: 1. Weil ung die Natur nur die trockene und naffe Ents ftehungsart der Gebirge anzunehmen berechtiget, und ich. nun bisher ertwiefen habe, daß fein einziger überzengens der Beweis aus der Natur für die Vulkanitaͤt angeführt werden fünne : fo folgt ſchon für fich fetbft, und nach der Analogie der meiften übrigen Gebirgsarten, daß der Bafalt auf dem naffen Weg entfianden fey. 2. Weil unter den Lava-Arten eine bis ins unendliche gehende Verfchiedenheit ftatt hat, indem nicht nur die Las ven von verfchiedenen Vulkanen, fondern fogar die Laven von einem und eben demfelben Vulkan in ihrer Mifchung, uud alfo anch in ihrem aͤnßeru Anfehen höchft verfchieden find ; indem jeder neue Ausbruch beynalle eine andere Art von Lava hervorbringt, und im Gegentheil , bey der Hauptmaffe der Bafalte aus den verfchiedenften Ländern Ceinige ganz unbedeutende DBerfchiedenheiten abgerechnet) die gröfte Uebereinfnnft im ihrem Miſchungs-Verhaͤltniß gerade fo , wie bey den übrigen Flöz; Gebirgsarten flate findet ; fo feheint mir dieß fehr viel für die Entftehungss art des Baſalts auf dem naflen Wege zu bemeifen, 3. Weil wir die meiften Baſalte gerade in folchen Gegens den finden , wo feine Spuren von wahren vulfanifchen Droduften, noch viel weniger aber Vulkane anzutreffen ſind. 4. Weil wir gewoͤhnlich die Baſalte in einem ſolchen * 1058 Beantwortung der Frage Berhältnig mit andern Gebirgsarten antreffeny die ung ih⸗ ven Neptunifchen Urfprung hoͤchſt wahrfcheinlich machen. 5 Weil, wenn wir einen Blick auf ganze Gegenden werfen, in welchen der Bafalt vorkommt, wir deutlich fehen, daß alle diefe Bafaltberge in einem auffallenden Verhaͤltniß miteinander ſtehen, welches ung mit: vieler MWahrfcheinlichfeit vermuthen läßt, daß fie alle von einer Entftehung find, und 6. weil die Erfcheinungen, welche wie bey dem Baſalt wahrnehmen, ſich alle groͤßtentheils auch bey andern Ges birgsarten finden, welchen wir nach aller Wahrfcheinlich, feit eine naffe Entftehungsart zufchreiben; und überhaupt findet weit mehr Analogie zwiſchen den Bafalten und den auf dem naffen Weg entflandenen Bergen als den Vul⸗ kanen ſtatt. “nd 6. 66. Es iſt mie nah Hrn. Werners Meinung gang wahrſcheinlich, daß, da diefe Gegenden, in. welchen wie Bafaltberge antreffen, noch mit Waffer bedeckt waren, von den, in denfelben aufgelößten Theilen ein 'allgemeis ner, wenigſtens für gewiße Gegenden allgemeiner Nieders ſchlag oder Abſatz erfolgt ſey, bey welchem nach eben den Geſetzen, melche die Natur bey der Bildung des Granits, des Porphyrs, des Thonfihiefers u. f. m. angewendet hat, Bafalt, Wade, und die mit Ddiefer verwandte Art von Mandelftein entſtund, je nachdem fich mehr Eifen oder Ralf Hier oder da in der Auflöfung befand , und je nach⸗ dem diefer Abfchlag oder Niederfchlag fehneller oder lang famer erfolgte, wo in diefem leßtern Fall die homogenen Theile, vermöge ihrer wechſelsweiſen Anziehungskraft mehr Zeit hatten, einander zu nähern, oder gar zu vers einigen , wo alsdann entweder Hafalt, oder Wacke, oder Mandelftein entftund, je nachdem fich die Umftände vers hielten, Es ift wahrfcheinfich, Daß nicht ſehr lange, nach⸗ i Was iſt Baſalt? — dem dieſer Niederſchlag geſchehen war, die Waſſer abge⸗ zogen find, und einen Theil des neueſten Abſatzes, der vielleicht noch mehr oder minder weich war , zerftöret und mit fich fortgenommen haben, welches vorzüglich in den Thälern , die entweder durch diefen Abzug des Waſſers erft entfiunden , oder fchon vorher da gemefen find, wo der Waflerfirom am fchneliften und alfo am allerreißends fien war , gefchehen mußte, Hiedurch wurde alfo fchon, die allgemeine Verbindung diefes Niederfchlags getrennt, und er blieb vorzüglich an den höhern Punkten von der zerfiörenden Wirkung des abziehenden Waſſers verfchonr, Da nun nad) und nach das Waffer ſich gefegt und verlof fen hatte, fo wurde nur den übrigen athmosphaͤriſchen Koͤr⸗ pern Gelegenheit verfihafft, ihre zerfiörende Kräften an Diefer neuen Erdrinde, wenn ich mich fo ausdrucken darf, auszuüben. Da diejenigen Theile, welche viel Kalck und Thon in ihrer Miſchung hatten, den Zerfiörungen Diefer athmosphärifchen Körper weniger miderftehen fonnten, als diejenigen, wolche mehr Eifen zund Kiefelerde zu ihrem Antheil hatten, wie der Bafalt , fo ift es Fein Wunder, daß die Wacke und der Mandelftein , wenn fie nicht von andern Körpern gegen die Einwirkungen diefer Athmosphaͤ—⸗ rilien gefchugt wurden, dag Dpfer diefer Zerfiörung ge worden find; und daß daher diejenigen Theile diefes. Abs ſatzes öder Niederſchlags, die einen beträchtlichen Antheil von Eifen und Kiefelerde in ihrer Mifchung hatten , wi 3.B.der Bafalt fih bis anf unfre Zeiten mehr oder mine der gut nad) dem Berhältniß der hiezu erforderlichen Ums ftände erhalten haben. $. 67. Diefe Theorie ſcheint mir fehr natürlich zu feyn, und nichts widerfprechendes zu enthalten. Denn dag das Waſſer unfern gegenwärtig bewohnten Theil der Erd⸗Ober⸗ fläche bedeckt habe, ift, wie ich glaube, eben fo wenig eis Magaz. f-d. Naturk. Zelvetiens. IV. B. D —— 210 Beantwortung der Frage nem Zweifel unterworfen, als daß ſich aus dieſem Waſſer mehr oder minder allgemeine Niederſchlaͤge gebildet Haben, wovon man taͤglich die Beyfpiele in der Natur antrifft. 3.3. die Steinfalz » Flöze, die Kalk-Floͤze, Steinfohlen, löse, die Sandftein ; Slöze, die Pechflein und Serpen⸗ tinſtein⸗Berge, die Porphyr-Gebirgen.ſ. w. Sch ſehe daher nicht die mindeſte Unwahrſcheinlichkeit, daß dieß der Fall auch bey dem Bafalt und der Wade feye. Würde man mich aber fragen , woher denn die Theile welche den Bafalt und die Wacke gebildet haben, in dag Waſſer gekommen feyen , fo wiirde ich antworten : eben daher, wo die Beftandtheile des Granitg, des Porphyrg, des Thonfchiefers u. f. m. hergefommen find. Daß in den großen Werfftätten der Natur aus einer nnd eben derfels ben Auflöfung nicht immer ganz gleiche Niederfchläge ers folgen, lehrt ung bie Erfahrnng; der Grund hievon mag übrigens feyn, welcher er will. So iſt 5. B. das Mang, felder bituminöfe Mergelfchiefer Floͤz, welches doc gewiß aus einer und derfelben Auflöfung fich abgefegt hat, an einem Ort ungleich reicher an Kupfer, ald an dem andern. ‚Einen ähntichen Fal habe ich auch in Schlefien bey Quer⸗ bach gefunden, wo dag dortige Roboltlager mit Granaten in einem Diftrift von zehn Lachtern ungleich reicher an Kobolt » Gehalt ift, als in den nachften zehn Lachtern auf der nämlichen Strecke, wo fich der Kobolt öfters ganz zu verlieren fcheint. Ferner habe ich auf dem Wege von Dres; den nach Bauzen in einer Diftanz von ungefähr 6o Schrits ten 4 bis 5 der allerauffallendften Abanderungen von Granit in einem und dem nämlichen Stück Gebirge ‚ges funden. Es ſcheint mir daher gar nicht unnatürlich zu feyu, wenn id bey der Erflärung der Entftehung der Wacke und des Yafalts nad) diefer Analogie fchließe. $. 69. Bey meiner VBermuthung, daß dag Abziehen des Waſſers hie wid da einen Theil des neuentſtandenen Floͤ⸗ as ift Bafalt? 211 zes wieder zerftöre habe, glaube ich auch uichts widerna⸗ türliches anzunehmen. Denn wen find die Wirfungen under fannt, melche fehneNfließende Ströme und große Fluthen auf dem feftern Erdförper außern ? Um wieviel mehr kann denn nicht ein noch mehr oder minder weicher Körper zerſtoͤrt werden ? Und gefeßt, ich irrte mich hierinn , fo fehen wir bey dem Borphyr, dem Sienit*) und andern Gebirgsars ten , die höchft wahrfcheinlih auch einem für gewiße Ge genden allgemeinen Niederfchlag ihr Dafeyn danfen, daß ſie einzelne Berge, fo mie der Bafalt ausmachen ; diefe Erfcheinung mag daher einen Grund haben , welchen fie will. Daß übrigens der Niederfchlag des Baſalts und der Wacke für eine ganze Gegend allgemein war, fehließe ich hieraus, weil ic) an denjenigen Drten, wo fi Bafaltberz ge befinden, und wo zugleich Bergbau in der Nähe getrir, ben wird, beobachtet habe , daß man dort gemöhnlich fols che Gaͤnge überfahren hat, welche mit einer graulichtsfehmars zen dem Bafalt mehr oder minder nahe fommenden Wacke ausgefuͤllt ſind, gerade ſo, wie man ſie auch an manchen Orten, unmittelbar unter dem Baſalt liegend, antrifft. Beyſpiele davon habe ich auf der Gallilaͤiſchen Wirthſchaft zu St. Annaberg im ſaͤchſiſchen Erzgebirge, und zu Joachims— Thal in Böhmen, auf dem Huber, der hohen Tanne, dem Schweizer aud auffaft allen übrigen Gruben angetroffen, 9. 69. Daßder Mandelftein und vorzüglich die Wacke, menn fie nice von andern Foßilien bedeckt werden, fons dern den Einwirkungen der athmosphaͤriſchen Körper aus⸗ ‚ gefeßt find, eine fihnelle und große Zerftörung leiden, fchließe ich mit fehr vieler Wahrfcheinlichfeit daraus, meil die meifte Wacke , die auf der Galilaifchen Wirthſchaft zu *) Unter dieſem Nameu führt Hr. Werner diejenige Gebirgsart auf, die aus Feldſpath, Quarz und Hornblende befteht , und den fchon Plinius unter dem Namen lapis fieniticus befchriebeu hat ; er hielt fie anfaͤng⸗ lich für den Grünftein der Schweden. ©. feine kurze Elafification der Gebirgdarten pag. 8. 8. 7. 212 ° Beantwortung der Frage Annaberg bricht , fo wie einige Gang Wacken von Joachimsö⸗ Thal, wenn fie nnr einige Zeit. der Luft ausgeſetzt werden, fich gaͤnzlich zerftören , und in ein gelblich braunes Thons arliges Gemenge auflöfen, da fie hingegen in der Grube, wo fie vor der Luft verwahrt find, fo fefte find, daß fie faum mit Schlegel und Eifen gewonnen werden fonnen. Wenn aber die Macke und der Manpdelftein mit andern Sof filien bedeckt, und vor der Einwirfung der Luft geſchuͤtzt find, fo erhalten fie fich länger , dieß beweifen die auf Gans gen brechende Wacken , fo wie die Wacke und der Mans delftein bey Schlackenwerth, Karlsbad, demlangen Berg und vorzüglich die Wache vom Scheibenberg im fahfifihen Erzgebirge, wo fie zum Theil mit Bafalt, und zum Theil mit einer-mächtigen Schichte von Dammerde bedeckt vors fommen. | - Daß an der fo leichten Vermwitterung der Wacke und des mit ihr verwandten Mandelfteins der ſtaͤrkere Antheil an Kalfzund Shonerde , fo wie der geringere Antheilan Cifen: und Kiefelerde Schuld fen , fchließe ich Daraus, meil Dieß die vorzuglichffen und wefentlichften Umftande find, durd) welche fie fich von dem Bafalt, der bey weiten nicht fo leicht vermittert, unterfcheiden. $. 70. So fehr ich nun gegenwärtig aus den augeführs ten Gründen überzeugt bin, daß der Bafalt Fein Produckt des Feuers, fondern eine anf dem naffen Wege entffandes ne Gebirgsart ſey, fo bin ich Doch fehr weit entfernt, ir⸗ gend jemand eine Meinung aufdringen zu wollen, fondern ich lege fie nur zur allgemeinen Beurtheilung vor. Es wuͤr⸗ de mie wahres Vergnügen feyn, mit Gründen auf eine freundfchaftliche Art widerlegt zu werden ; denn es iſt mie nicht um die Erhaltung eines Lieblingsſyſtems, fondern bloß allein um die Erhaltung der Wahrheit zu thun. Wenn ich übrigens auch nicht fo glücklich feygn follte, dem ganzen Zwecke der aufgeworfenen Preisfrage entfprochenzu haben, fo würde menigfteng Dieß ſchon aufmunferud, und belohnend fur mich feyn, wenn ich einige Vorurtheilsfreye Mineralos gen vermocht hätte, die Wahrfcheinlichkeit der Gruͤnde und Gegengruͤnde, welche ınan fur die Bulfanität des Baſalts anführt, noch einmal genau und fireng zu prüfen, das Nefultat diefer Prüfung mag übrigens ausfallen, wie es will, wenn nur die Wahrheit dabey gewinnt ! Beantwortung der Preißfrage, Was ift der Baſalt? Iſt er vulkaniſch oder iſt er nicht vulkaniſch? Welche das A ERETT Dice erhalten bat: | Bon Heren Berg: GSefretarius Voigt in Weimar, Quæ prefenti opufculo defunt , Supleat ætas. Ä QUINTILIAN. nen — ug menge F 214 Beantwortung der Frage Pr Kin Wörtchen für die Dulfanitär des Bafalts, Es iſt gewiß mit nicht geringen Schwierigkeiten verbun⸗— den, bie Frage, ift der Bafalt vulfanifchen Urfprungs ? befriedigend zu beantworten , denn erftlic ift ed noch gar nicht beſtimmt, welche vulfanifche Subftanz eigentlich den Namen Bafalt führen foll, zweitens find noch Feine “wichtigen Gründe wider die Bulfanität deffelben öffentlich angegeben worden, um durch ihre Widerlegung einer be jahenden Antwort ein mehrered Gewicht zu verfchaffen , und drittens, weiß man nicht, mie weit Diejenigen eigents lich in ihren Behauptungen gehen, die den Bafalt für eine Erzeugung des Waffers halten, denn 1, haben viele Schriftfieler die Benennung Bafalt faft jeder Subſtanz beygelegt, die fie für vulfanifch hiels ten. Man findet daher in mehreren Schriften unter der Benennung Bafalt, Subftanzen aufgeführt, die die Kenns zeichen derjenigen, die man bisher dafür erfannt hat, nicht an fich tragen. Einige andere nennten Bafalt und die mehreften vulfanifhen Subſtanzen Lava, und noch andere bedienten fich für fie die Benennung Traß, meil fie famtlich zu einem Mörtel bey Wafferbauen brauchbar befunden wurden, Ueber diefe giebt e8 auch Schriftfteller, die über Baſalt fchreiben und ihn nicht einmal Fennen, So fährt 3. B. Here Schröter in dem vierten Bande feis ner neuen Litteratur ıc. Leipzig 1787. ſchwarzen, priemas tifchen und haarfoͤrmigen Bafalt in Quarz und grünen Bafalt mit Gratnaten in Kalffpath auf und bedient ſich diefer Dinge mit zum Beweiß; daß Bafalt nicht vulfas nifhen Urfprungs feyn Eönne. — Anderer Misverftänd: niffe und Verwirrungen nicht zu gedenfen. Go viel ift gewiß, daß der Baſalt der Alten nicht Das mar, was wir Was iſt Bafalt ? 215 jetzt darunter verfichen, denn die noch übrigen Kunfts mwerfe von demfelben mit denen diefer Name big auf ung gefommen , beftehben theil® aus fehr feinförnigen mit ſchwarzen Glimmer überfegten Granit, theils aus andern Steinarten von fehr dunfler Farbe, die aber nichts we niger find als Baſalt. 2. Wider die Wulfanität des Bafalts haben ſich neue⸗ rer Zeit nur zwey Schriftſteller erklaͤrt, nemlich Herr Schroͤter in einem eigenen Aufſatze in dem angefuͤhrten Bande ſeiner neuen Litteratur und Herr Werner in ſeiner kurzen Claßification der Gebirgsarten. Was der erſtere darwider anfuͤhrt, verdient keiner Erwaͤgung, und wird ſelbſt bey der ſchwachen Gegenparthey keinen Beyfall fins den, Herr Werner aber, von dem ſich allerdings was gruͤndliches erwarten lieſſe, bleibt ſeine Gruͤnde ſchuldig. In des Herrn von Veltheims ſeiner kurzen Abhandlung über die Bildung des Bafalts , findet man Gegengruͤnde die er fich feldft gemacht und beantwortet zu haben fcheinr. Diefe ausgenommen, fo fat e8 faſt fehwer, wider die keinesweges bloß mwillfürflihe Meinung, daß der eigents liche Bafalt wirklich vulkaniſch ſey, fih Einwürfe zu denfen. 3. Wie meit manche Gegner in ihren Behaupfungen gehen, ift zum Theil nur aus Privatnachrichten befannt worden. Man weiß nicht ob fie bloß den fäulenförmigen Bafalt den Vulkanen entziehen wollen, oder überhaupe alles das, was in Deutfchland , Franfreih, Schottland u. ſ. w. dazu gerechnet wird, Here Schröter fcheint alles vulfanifche zu verwerfen, was nicht wirklich mehr brennt, Er erfennet fogar die unermeßliche Ravamaffe der Hanauer und Frankfurter Gegend für Sandflöß und hält nur die weiße glaßähnliche Materie in den Höhlungen dieſes ans geblichen Sandfteines für achte Lava, Herr Werner aber ſoll die graue poröfe Lava jener Gegend für Mandelftein 216 Beantwortung be Zunge halten, den er nach feiner Claßification ante Floͤtz⸗ ſchichten zaͤhlet. Dieſe Umſtaͤnde zuſammengenommen erſchweren aller⸗ dings eine Defenſion für den Baſalt wenn er zum Wafs fer verurtheile werden fol, Um aber doch einiges zu fer ner Erhaltung beyzutragen, wird vorerft anzuzeigen feyn, was man bisher im Allgemeinen darunter verftanden hat. Die auffern Kennzeichen ideffelben find folgende, Man findet ihn am gemöhnlichften von dunfelfchwarzgrauer Farbe, die ficy bisweilen dem vollfommen ſchwarzen nd; bert, Im Bruche ift er uneben und fcharffantig. Er ift gewöhnlich ohne Glanz, doch laffen die ſchwaͤrzeſten und -grobförnigften Sorten einigen Schimmer wahrnehmen, In Nückficht feines Korns ift er gemeiniglich feinförnig, doch finder cr fich auch grobfürnig und von fürnigabges fonderten Stücen, Dabey ift er halbhart und fehmer und bemegt allemal den Magnet. Nur felten bemerft man leere blafenähnliche Höhlungen in demfelben, denn meiftens find fie mit Kalkſpath, zeolith, Hornblende, Chryfolith u, f mw. ausgefuͤllt. Diefe Art finder fih am gemöhnlichften in bervorftehenden koniſchen Zelfen in Grund; Flöpzund vulfanifchen Gebirgen und zwar theilg ganz ungeſtaltet, theils in Säulen von verfchiedener Stärs fe und Seitenzahl, die bisweilen gegliedert find und in allen nur erfinnlichen Nichtungen vorfommen, theils in Tafeln, theils in fchaligen Kugeln und endlich auch dichte, in Spaltungen oder Eruptionen der vulkaniſchen Berge. Es wäre leicht möglich von fünf dergleichen Punkten fünf Stücde zufammen. zubringen, Die fich fo ähnlich wären, daß ber größte Kenner überredet werden Fönnte, fie waͤ— ven alle von Einer, Säule, Tafel, Kugel u. f. w. und er wuͤrde feinen Unterfchied daran bemerfen. Wenn alfo bier von der Natur ein Abfchnitt gemacht worden wäre, fo fünnte man auch den Baſalt fehr genau unterfcheiden. Bas ift Spalt? 217 Diefeß aber findet nicht durchgehends flatt, denn wenn man Gelegenheit hat diefe Subftangen in ihren Lagerſtaͤt⸗ ten felbft zu fehen, fo wird man in eine fo unendliche Kette von Uebergängen und Nuancen aus oben charactes rifieten Baſalt in poröfe graumürbe und verſchieden ges fealtete Laven verwickelt werden, aus den man fich, ohne den Namen Bafalt fahren zu laffen, nicht wiffen wird heraus zufinden. Man wird, wenn man an folchen Drs ten von dem oben beftimmten Bafalt als von einem Mits telpunft ausgeht und alle andern mit ihm in Verbindung ſtehende Maffen genau beobachtet, ſich nach und nach fo weit von ihm entfernen, daß nicht ein einziges aufferes Kennzeichen übrig bleibt, das beyde mit einander gemein „hätten, und doch wird man Feine Grenze anzeigen koͤn— nen , wo die zuerfi bemerften Kennzeichen aufhörten und andere ſich einfanden. Wir felbft haben einen fäulenförz migen Bafaltberg in feinem Innern beobachtet, und gez funden , daß feine Härte, feine ſchwarze Farbe und die Abtheilung in Säulen kaum zwey Fuß tief eingiengen, fondern fich in eine weichere lichtere ungerfrennte ganze Materie verlohren, und diefe gieng wieder ganz unver merft in eine graulicht weiffe, etwas poröfe und meiche Maffe über, die nicht die geringfte Aehnlichkeit mehr mit dem hatte, was fie ohngefehr vier Fuß weiter oben 9% weſen war. Hier iſt, wenn die angeführten Kennzeichen den eigentlichen Baſalt bezeichnen ſollen, ganz ohnmöglich, zu beflimmen , wie weit diefer Berg daraus beſtehet. Es ift eben fo ein unzertrenntes Ganzes wie eine Stange Stahl die an dem einen Ende auf den höchften Grad ge bärtet an dem andern hingegen weich gemacht worden if. So mie fih diefes angeführte Benfpiel im Eleinen verhält , fo verhält fich die Natur diefer Berge auch im groffen und je mehr man bemüher ift ihre Subſtanzen zu unterfcheiden je mehr wird man überzeugt werden, daß . e oa 218 Beantwortung der Frage Zufälle bey der Bildung derſelben das meifte auf ihre äuffere Geftalt wirften, und daß es nicht möglich ift den eigentlichen Bafalt durch die von ihm angegebenen Kenn? zeichen immer hinlänglich von den Körpern zu unterfcheis den, die mit ihm aus eben der Maffe und zu einer Zeit gebildet wurden , wo aber hin und wieder durch Zufall Diefe Werfe der Natur andere Geftalten erhielten. Wollte man nur diejenige Maffe Bafalt nennen, die faulenförmig ift, fo würde man gewiß eben fo groffe Hins derniffe finden, denn nicht leicht eriftict eine dergleichen Säulengruppe , die nicht mit ungeformten Bafalt in Vers bindung fünde und in diefem finden fich mehrentheils wieder die Nüancen big zur faft gerreiblichen poröfen Lava, wovon oben gehandelt worden. Es ift wahr, in Gabis nets laffen ſich Gränzen ziehen die Fennbar genug find, aber in der Natur finden fie nicht flat. Wer wird z. B- in dem innern des oben angezeigten Bafaltberges zwi—⸗ ſchen fäulenförmigen Bafalt, dichten Bafalt und poröfer Lava, Grenzen beftimmen fünnen, die der bloffe Samms fer der die Natur der Lagerftätte nicht felbft genau wahr⸗ nahm, fehr weit aus einander legen durfte. Ihm traumte es gar nicht, daß diefe drey von einem feyn Fünnen- Man würde noch mehr Beyſpiele anführen fünnen, um zu zeigen, daß ein und eben diefelbe Subftanz dicht, po⸗ roͤs, faulenförmig , fugelförmig, tafelarfig und in noch mehrern Auffern Geftalten erfcheine , und fo bald von eis ner derfelben zugegeben wird , es fen Lava; fo muß es von allen übrigen gelten, oder umgekehrt, wenn von eis ner das Gegentheil bemiefen wird, fo trift eg alle die übrigen. Man müßte aber alsdenn auch entweder alle Abänderungen diefer Subftanz Bafalt nennen, mie einige bereits gethan haben, oder diefe Benennung ganz aufges ben und nad) unferer Einficht waͤre diefes das befte. Man wuͤrde alsdann fagen: fäulenförmige dichte Lava, Was ift Bafalt? 219 goröfe Lava, glafige Lava u. ſ. w. Man würde damit aus— fommen , und allen verftandlic, ſeyn. Ehe wir weiter gehen, ift es nöthig, eine Theorie von den vulfanifchen Erfiheinungen vorangzufegeu und darzu⸗ thun , daß unfer feftes Land ehedem eben fo gefchickt war, Vulkane zu haben , als es die Länder am Meere, die Ins feln und felbft der Meeresgrund noch find. Denn daß mir in unfern Gegenden feinen Vulkan mehr brennen ſehen und feine Nachrichten finden, daß fie wirklich gebrennt haben, ift im Grunde doch die erſte Veranlaßung geweſen, eine Wahrheit zu bezweifeln, Die Faum einigen Zweifel unter; mworfen iſt. Man ſchreibt die erfte Entſtehnng von vulfas nifchen Ereignißen metallifhen Mifchungen zu , die tief vers borgeu liegen. Bon diefen glaubt man, daß fie durch Bey: tritt von Feuchtigfeit in Gährung fommen , fich erhigen, und entzunden fünnen. Hierbey wurden fich nicht nur vers ſchiedene Luftarten entbinden, fondern aud) feldft die Feuch⸗ tigkeit , die die Gährung bewirkte, wurde in Dämpfe aufgelößt werden, deren unbefchreibliche Kraft Sprengung gen ausüben und mehrern Zufluß von Luft und Waffer Deffnung fchaffen könnten. Sowohl die Heftigfeit des nun entftandenen größern Feuer, als der Brennftoff, der in Gährung und Entzündung verfegten Materien felbft würz den nicht leicht tzulaſſen, daß diefes Feuer vom häufigen zudringenden Waffer ausgelöfcht wurde, fondern es würs den vielmehr mehrere Dämpfe und dadurch eine noch größere Gewalt entftchen und alles zerfprengen , maß ihrem Ausgange im Wege kunde, und hierdurch würden Die gez fchmolgenen Materien hervorgetrieben, ohne NRückficht, ob ihre nun durchbrochene Decke ein Meer bedecfte, oder nicht. Man bat wider diefe dee zwar einwenden wollen, daß ohne Beytritt von reiner Luft keine Entzündung ſtatt finden fönne, aber es Fönnte bey der Gährung auch wohl fo viel von diefer Luft erzeugt werden, das erforderlich waͤ⸗ ‚229 Peantwortung der Frage ve, die Entzündung zu bewirken. Diefe Hypotheſe hat übers haupt fo viel für fih, und kann mit fo vielen Gründen unterflügt werden, daß fie wirklich mehr zu feyn feheint, als Hypothefe. Sie giebt noch zu tiefern Nachdenken über‘ diefe Materie Anleitung. So ſcheint z. B. die lange anhal, tende Hiße der Lava zu bemeifen , daß die Urfad) der Erz’ hitzung nach dem Ergießen noch einige Zeit fortdauert und nicht anßer fondern in ihr felbft liegt. Ferner hat man auch gefunden ‚, daß die gemeinen Laden und Bafalte gemeinigs lich aus Kiefelerde, Thonerde und Eifen beftanden haben , und ziehet daraus den Schluß, daß Lagen von Schwefel: fies die Maße feyn möchten, welche in Gährung und Schmelzung gekommen, u.f.w. Da dieß eine Sache iſt, von der wir faum jemals Gemißheit erhalten werden, fo müßen wir ung fo lange mit durchdadhten Wahrfcheinlichz feiten bebelfen , bis wir weiter fommen. Die Wirkungen diefer Kräfte können bisweilen von langer Dauer ſeyn, wie die noch brennende Vulkane zu beweifen fcheinen , big weilen aber auch bald nach ihrem Ausbruch , und mit dem felben ihre Endfchaft erreichen. Sn des Hrn. v. Sprengg, eyſens Unterfuchung über die Entftehung der jeßigen Erd? oberfläche, Seite 17 — 38, merden über die 30 Beyſpiele namhaft gemacht, wo durch bald vorübergehende vulkani⸗ ſche Wirfung neue Inſeln über dag Meer hervorgehoben wurden, befonderß zeichnen fi) die Befchreibungen des Hrn, Bregorio Condili und Bourgnon von einer 1707 den ozften May im Archipel auf ähnliche Are entftandenen In— feln aus, und die Gefchichte der 1783 indem Nordfee durch vulfanifche Kraft hervorgeſchobenen Inſel, die der König von Dänemark Ny: Des benennte, ift gewiß allen Leſern noch im frifchen Andenken, Wie viel ähnliche Begebenheiz ten koͤnnen fich auf dem unbewohnten Meer nicht zugetras gen haben, ohne bemerkt zu werden ? Und wie viele folche Erhebungen des Meergeundes mögen die Oberfläche def: Was iſt Baſalt? 221 ſelben nicht erreicht haben? Ueberhaupt ſcheint es nach al⸗ lem, was wir von Vulkanen wiſſen, daß das Meer eben— falls zu ihrer Exiſtenz beytrage, und kaum wiſſen wir ders gleichen Ereigniße von irgend einem feſten Lande anzufuhy ren. Darinn find wir nun doc) wohl alle einig, daß unfer fefteg Land einsmal von einem Meer überftrömt wurde, und daß e8 zu einer gewißen Zeit eben ſo ein Meeresgrund war, als es der gegenwaͤrtige noch iſt. Wir haben hierzu alle Beweiße in Haͤnden, und koͤnnen, wie auch Kirwan an— fuͤhrt, unſere vulkaniſche Berge mit als einen Beweis ans fehen, daß mir einen alten Meeresgrund bewohnen. In jener finfiern Epoche gefchahees höchft wahrfcheinlich, daß die Lavamaſſen, unter welchen mir, die Bafaltberge zaͤh⸗ len, aus dem Innern empor gehoben wurde. Man bes merft an den mehreften fehr deutlich, daß fie mit Gewalt aus den Gebirgen getrieben wurden, mo man fie finder, und Hr. Raſpe hat ung Abbildungtn davon in feiner al- ferälteften Gefchichte von Heffen geliefert. Es würden hin und wieder mehrere Beyſpiele angeführt werden koͤnnen, wenn man nicht überzeugt fenn fünnte, daß fie den Leſern ſchon befannt wären , und Sachen, die ſchon fo oft gefagt und wieder gefagt werden , hier wiederholet werden follten, Eben fo finden mir anch über einige deutſche Yulfanen, deren Lage e8 verftattete, noch Spuren von alten Sea grund, am handgreiflichften aber am Weißenftein bey Kaffel, wo Conchylien, Fiſchzaͤhne, Kinnbacken von Fi⸗ ſchen u. ſ. w. in ziemlicher Menge auf Lava angetroffen, und von unreiner thoniger und ſandiger Erde bedeckt wer— den. Auch wiſſen wir von Dolomieu, daß im Val di Noto in Sicilien alter Seegrund hin und wieder die Pava bedeckt, und Abe Fortis erzählet ung ähnliche Falle von dem Thal Konca, Wir hatten alfo vor diefem alle Materialien , die erforderlich zu feyn fcheinen Lava zu erzeugen, und hervor 222 Beantwortung der Frage zu bringen, ald Mineralien, bie fähig waren, in Gaͤh— rung su fommen und fich zu entzunden ; und ein Meer, welches fich über fie ausbreitete, Es war auch in ältern und neuern Zeiten ganz nafürlih, daß dergleichen Gaͤh— rungen im Innern der Erde entftehen mußten, und auf welche Art hätten fie fich leichter Luft machen können, al durch den Weg , den wir den vulfanifchen nennen? Nun " bitten wir alle achten Gebirgsfundige , eine Urfache anzu— geben, warum bey der damaligen Befchaffenheit unferes feften Landes nicht eben die Ereigniße hätten ſtatt finden fönnen, die in gegenmärtigen Meersgrund und’in der Nachs barfchaft des Meers noch ftatt finden ? Hätten wir nicht die deutlichften Spuren, daß die Nas tur auf ähnliche Art ſchon gewirft hätte, fo würde ung uns begreiflich feyn,, daß mir in unferm alten Seegrunde, dee alle Kennzeichen feiner Aechtheit an fich tragt, nicht auch Spuren von vulfanifchen Wirkungen fanden, und eg ift nicht einzufehen, warum einige verlangen, daß die Ueberbleibfel davon aud) handgreiflicher feyn ſollen, als fie es mirflich find. Man halte doch alte vefupifche und andere unbezwei, felte Raven mit ähnlichen aus unfern Gegenden zufanmen, und beſtimme einen Unterfcheid gwifchen beyden. Freylich muß man in diefer Rückficht Proben gegen einander halten, die zufammen gehören, und nicht etwan wie Hr. Schröter in der angeführten Abhandlung gethan hat, Bafalt, Traß, und alle andere vulfanifche Ausgeburten über ein Stück fchwarze glafige Lava aus Ißland meßen, die überdieß Hr. Werner nicht einmal für vulkaniſch halt. Man unters _ fuche fie cyemifch gegeneinander, und man wird auch hier Uebergeugung erhalten, und furz, man halte Gründe und Gegengründe auf alle Art: gegen einander, uud man wird überzeugt werden ‚daß unfere Raven des feften Landes eben das find, wofür mir jene des Veſuvs und aller übrigen nod) wirffamen Vulkane erfennen, Was ift Bafalt? 223 Es ift wahr, diefe fönnen Produckte zeugen, die jene nicht haben. Es fragt fi aber, ob fie fie ehedem nicht hatten? Ob fie nicht verändert find, n.f. w. Und wer will denn fordern, daß gerade jeder Bulfan eben die; felben Mifchungen auf eben diefelbe Art bearbeite, und eine und eben diefelbe Lava liefern fol? Man bemerkt ja fogar eiuigen Unterfchied zmwifchen den Laven des Aetna und des Veſuvs, von denen doch wahrfcheinlich iſt, daß fie in Berbinduug fliehen , und unfere Laven, die mehr ald 100 Meilen weit davon und viele taufend Fahre früher glühs ten‘, folten diefe nicht etwas anders ausgefallen feyn ? Es giebt Menfchen , die immer fanen, wir haben das und jenes nicht felbft gefehen , wir fünnen daher. auch nicht darüber urtheilen. Aber diefer Fall hat in mehrern Theis len der Raturs Gefihichte und der Wiffenfchaften überhaupt eriftiert, und doch find Fortfchritte gethan worden, Was einer nicht fahe , bemerfte der andere, oder der dritte, Mit männlihem Ernfte traten fie zufammen, berichtigten ihre zufanımen gebrachten Bemerfungen und führten daus erhafte Gebäude davon auf. Wir alle koͤnnen nicht alleg ſehen, das iſt ausgemacht, ſondern muͤßen dem trauen, der mehr ſahe, als wir, und vorzuͤglich, wenn er Mann iſt, deſſen Kenntniße und Einſichten bewährt ſind, und Zutrauen erheiſchen. Von mehrern dergleichenhellſehenden Maͤnnern wollen wir nur den Ritter Hamilton hier an— fuͤhren. Man kennt ihn durch ganz Europa als einen ein— ſichtsvollen Schriftſteller, man weiß, daß er ſich die Na, tur der Vulkane zum eigenen Studium machte, und Ge— legenheit hatte, ſie in Sicilien und Italien genauer ken— nen zu lernen, als irgend ein anderer. Seine großen Kenntniße ſind aus ſeinen Schriften ſichtbar, und nicht leicht wird itzt irgend ein unbefangener Beſchreiber mehr Glaubeu erwarten koͤnnen. Dieſer Hamilton wußte nicht, daß in Deutſchland Vulkane exiſtirten, noch weniger, daß 224° Beantwortung der Frage ihnen ihre Achte Geburt flrittig gemacht würde. Er fam in bie Gegenden des Rheins, , und erklärte den Bafalt - von Unfelftein für Achte Lava, die andern Raven für Tufs fa u. f. w. *) Und man follte glauben, e8 bebürfe nun weis ter gar Feines Zmeifels , und doch iſt's, ald wenn gar nie ein Mann, wie Hamilton, gelebt hätte. Soulavie, Serber, Faujas de St. Fond, Raſpe, Dolomien, von Beltheim , Lesfe und noch meit mehrere würdige Schrifts fteller haben , jene Widerfprecher , die nun einmal ſich vorgefeßt haben nicht glauben zu wollen, auch nicht ein Haarbreit vorwarts bringen, und ihren wahren oder fi, mulirten Mangel an inch durch nichts abſtellen Füns nen. Wir find nun im obigen bemüht geweſen, kuͤrzlich dar, zuthun,daß Bafalt mit den andern vulfanifchen Materien, mit. denen er in Verbindung ſteht, durchaus in eine Klaffe gehöre, und eine gleichzeitige und gleichartige Entſtehung mit. ihnen gehabt haben müße, Wir haben bemerken laf fen , daß vulfanifche Eifcheinungen in der großen Deko; nomie unferer Erde nothwendig zu feyn fihienen, und daß unfer feftes Land ehedem eben fo geſchickt war, fie hervor zu bringen, als igt die Seefüften und Meeresgrun den, und’ daß endlich die bezmeifelten Laven alle Aehnlich— feit mit den anerfannten haben. Im Nachſtehenden wol; len wir nun einige Einwürfe näher unferfuchen , die wis der die Wulfanität der Berge, oder vielmehr der Sub; ſtanzen, von welchen bier die Rede ift, gemacht werden, Vielleicht koͤnnen wir fie nicht nur widerlegen, fondern auch noch einiged zum Beweis für ihre Entffehung im Feuer beybringen, was ung ‚oben die vorgefegte Kuͤrze nicht *)Hamiltons neuere Berdactungen über die Vulkane It: liens und am Rhein Seite 67. 3* r “ r >% > F u 1% nicht verſtatten. Zugleich wollen wir hier auch die Ver⸗ Was iſt Baſalt? 225 2” anlaſſung zu der entflandenen Verwirrung zu entdecken ſuchen, und hoffen, doch menigftens bey denen einigen Eindruck zu machen , die noch nicht den Vorſatz gefaßt haben, vieleicht wieder ihre eigene Ueberzeugung den Bas falt niche für vulfanifch paßiren laffen zu wollen, Die erfie Urfache zu den entffandenen Zweifelr und Verwir⸗ rungen ift wohl vorzüglich darinn zu fuhen, dag Mens fchen über diefe Materie fchrieben und raifonnirten die nicht hinlänglich damit befannt waren und zum Theil “noch nie einen dergleichen Berg gefehen hatten, Es mögte dies unglaublich fcheinen, wir koͤnnten auf Erfordern fie aber namentlich hekannt machen. Und melcher Gegens fiand hat wohl mehr das Selbftfehen erfodert als eben diefer , indem feine Worte, feine Abbildungen binreichen Diefe Berge und bie Verbindung ihrer verfchiedenen Mas terien fo zu fchildern mie fie fih in der Natur wirflich befinden, und die Merkmale deutlidy genug heraussufes gen, die für ihre Vulfanität zeugen. Einer zweiten Klaffe von Zweiflern hat man Diefeß zwar nicht fo ganz borzus ‚werfen, aber fie Haben doch zu wenig geſehen, als daß man ihnen eine Stimme anvertrauen koͤnnte. Wie oft ift auf ähnliche Art der Baſaltberg bey Stolpen angeführt worden , dem juft das wenigfte von dem übrig geblieben zu feyn ſcheint, womit ihn die Natur bey feiner Entftes hung ausftattete, Und wer würde jüft auf einem folchen einförmigen Beige Beweiſe für oder wider. Vulkanitaͤt füchen ! Eine dritte Klaffe der Zweifler hat zwar mehr gefehen als die vorigen, aber fie fahen aus einem fal, ſchen ‚Gefichtepunfte , biengen fih an Kleinigfeiten und vernachläßigten das Ganze darüber. Sie fanden ein Sandkoͤrnchen, ein Klüftchen,, ein Kalkſpathpuͤnktchen ıc, ‚und fanden es fo bedenklich, oder gar fo wichtig, daß fie lieber einen Verfüch machten, Das ganze Spftem wars . Wiagas. f, d. Naturk. Helvetiens. IV. 8. » 226 Beantwortung der Frage kend gu machen, ehe fie. ſich die Mühe gaben, ſich dieſes Scrupelchen auf eine andere Art zu erklaͤren. Ueberdieß giebt es auch Menſchen, die ſich etwas daraus machen, auf eine Seite zu treten die am mehreſten beſtuͤrmt wird, und einer Meinung Seine ‚Die * die — zu ſeyn ſcheint. Es waͤre wuͤrklich nöthig: eine eigene ——— ‚für diejenigen zu entwerfen, die Vulkaniſche oder dieſe ſtreiti— gen Gegenden beſuchen wollten, damit ſie nicht das letzte zuerſt und das erſte zuletzt in Erwaͤgung zoͤgen, zuerſt muͤſſen ſie bloß die Lage ſolcher Berge und Gegenden un⸗ terſuchen und ihre Verhaͤltniſſe mit den daran graͤnzen⸗ den Grund und Floͤtzgebirgen. Wo moͤglich, mußten ſie nun in den letztern nach Verruͤckungen, Spaltungen und Bruͤchen forſchen, und vielleicht wuͤrden ſie hier ſchon Be⸗ weiſe fuͤr die Vulkanitaͤt des haͤchſten Baſalt oder Lava⸗ huͤgels auffinden, ohne ihn noch betreten oder ſich um feine Subftanz noch näher befümmert zu haben, Sie giengen nun weiter, unterfuchten. ihren Hügel zuerft rund um feis ‚nen Fuß und Abhang, ehe fie die Spige und mit ihr ek wann den fäulenförmigen Bafalt beträten, und wir glaus ‚ben , ehe fie dahin’ kommen, duͤrften fie ſchon von feiner Qulfanität überzeugt feyn, Giebt ein Berg bierinn zu ‚wenig Auffchluß, fo fehe man ſich nad) einem andern um, und ſey verfichert, Daß diefe alten Lehrer keinen unbelohnt ‚von fich laffen. Wenn man endlich die Verbindung des Bafaltd und der verfchiednen Laven genau prüft, wenn ‚man ſieht, wie bey der Schmelzung Beflandtheile und ‚auffere Form wild durcheinander. getrieben worden, wenn man äuffere Merkmale von Schmelzung , Durchglühung, Durchbrechung und ehemaligen Fluß wahrgenommen, alsdann iſt es Zeit auf die Beſtandtheile, auf neuere Erzeugungen in denſelben und auf Kleinere Gegenftände Ruͤckſicht zu nehmen- Wenn man erft sehentaufend Las Pr} Was ift Baal? 227 fen einer Materie gefunden hat, die Kennzeichen ehemas liger Schmelzung und Calcination an fi) trugen, an des nen, man überdieß Achnlichfeit mit unbezweifelten Raven fand, fo wird man fih durch) ein zweifelhaftes Puͤnctchen faum irre machen: laffen, oder eine groffe Thorheit bege⸗ hen, nach dieſem Puͤnctchen ein unermeßliches Ganges bes urtheilen zu wollen... Aber wir haben oft gefunden daß dirfes nicht befolgt wurde, Die erfte Bemühung war im; mer ‚auf Die Spiße des Berges gerichte. Man fand da eine Säulengruppe von Bafalt, fchlug ecken ab, fand er; was fpathartiges in feiner Subſtanz — hui! hatte man Ceiſtalliſation auf dem naſſen Wege, und mit fich zu fries den zog man wieder "dahin. Oder man erhielt einige Stufen unter dem Namen Bafalt , es mochte welcher feyn ‚oder nicht, daran fand man mehr als andere Naturfors feher bey langmierigen muͤhſamen Reifen oder Unterfuchuns gen jemals hatten beflimmen fönnen. - MWie nehmen fih nun aber die wichtigften Einwenduns gen der Gegenparthie wider die Aechtheit der deurfchen Laven aus und welche find fie? Wir wollen bier nur die; jenigen davon anführen, diemwir der Nuͤhe werth halten, ſie zu erwaͤhnen, denn gern verhuͤllten wir die ungereim⸗ ten in eine ewige Vergeſſenheit! Eine der aͤlteſten iſt wohl folgende. Wenn fo viel tauſend Berge in Europa wuͤrk⸗ lich gegluͤhet hätten, und zum Theil gar feuerfpeyende: Berge geivefen wären, warum hätten fie denn alle auf gehört, und zwar feit fo langer Zeit her, daß nicht eins mal Traditionen daran übrig geblieben find? Allein was rum glauben denn diefe Reute an ein altes Meer , welches ebenfalls nicht mehr da ift und wovon feine Tradition übrig geblieben iſt? Sie haben wohl beyde mit einauz der ihren Abfchied genommen, und die Bulfane die noch nach Abzug des Meeres Laven und Afchen ausgemorfen zu haben fcheinen , tie die bey Andernach koͤnnten diefe 228 Beantwortung der Frage nicht die Vorraͤthe erfchöpft haben die fie unterhielten ? Giebt e8 denn in der Welt gar Feine vulfanifchen Berge, die aufgehört haben zu brennen, und fann nicht eine groffe Anzahl von ihnen im Kampf mit dem Dcean uns tergelegen haben ? Wer getraut ſich wohl zu behaupten, daß der Veſuv, Nena, Stromboli, Hefla u. f. w. ewig brennen und toben werden ? Die Urfache alfo daß me niger Bulfane brennen, als in den altefien Epochen uns ferer Erde brannten, liegt in dem Abzuge des Meereg, welches allerdings noch gegenwärtig zu ihrer Eriftenz beys sutragen fcheint, befonders aber in der Abnahme der ents zundbaren Mineralien , die unter jenem alten Meere eben fo wohl befindlich feyn fonnten, als unter den noch ges genmwärtigen. Gewiß wir wären noch immer eher berechs tigt, ung nach alten Wulfanen, in unfern Geegründen umzuſehen als die noch übrigen ze. davon zu a | zweifeln, Ein zweiter Stein des Anftoffes ift die faulenformige Bildung des Bafaltd. Man fagt, es fey offenbar Erys ftalifation, und Feuer könne feine Erpftallifation hervor— bringen. Diefen aber ift entgegen zu feßen: daß eg noch gar-fehr darauf anfomme und bey weitem noch nicht außs gemacht fey, ob diefe prigmatifche Bildung einigen Bas falt8, Cdenn bey weitem der größte Theil erfcheint ganz ungeftaltet) Ernftallifation oder befondere Auffere Geftalt fey. Geſetzt aber es wäre das erftere, fo haben wir jetzt fo viel Beyſpiele von Erpftalifation auf dem trofnen Wes ge aufzumeifen, daß diefer Zweifel Dadurch ganz gehoben wird, Wir führen zum Beweiß hiervon nur die cryftallis firten Dfenbrücdye bey der Niederfihlags + Arbeit am Ober; barze an, ferner die Erpftallen die ſich beym Meßingmas chen, und auf der Koboltfpeife bisweilen erzeugen. Vor—⸗ züglich fcheint ung aud) eine Bemerkung die der Here Was iſt Bafalt? 229 Oberfactor Neuwerk *) in Dreßden zu machen Gelegens heit hatte, von Wichtigfeit zu ſeyn. Erfchmelste in einer Dutte verfchiedene Silbererze zufammen, ließ fie im Dfen ganz gemad) erfalten und fand, als er fie öfnete volfoms men ausgebildete Erpftallen, bey melchen auch nicht ein; mal der Zutritt aufferer Luft oder plöglicher Abkühlung beygetragen haben fonnte; und Hamilton **) erzählt ein Beyſpiel wo eine Parthie Flintglas dadurch zum Gebrauch untüchtig wurde: daß es beym Abkühlen durch Zufall in prismatifhe Stücke zerfprang. Dieß leßtere Ereigniß ift wahrfcheinlich das anwendbarfte auf die prismatifche Bil: dung des Baſalts, der mehr in Saulen gefprungen ale erpftallifire zu feyn ſcheint, indem nicht nur feine Säulen von unbeftimmter Anzahl der Seitenflächen fondern auch nie mit einer Zufpißung ‚gefunden werden, Wir Üüberges hen noch eine Anzahl fehr durchdachter Meinungen und wichtiger Bemerkungen von Hamilton, Soulavie, von Troil, von Beltheim u. f. w. in der VBorausfeßung, daß fie (chen zu befannt find als daß fie hier vom neuen vorz getragen zu werden bedurften, und geben nur noch zu überlegen , daß die fanlenförmige Geftalt nichts weniger als mefentlich bey dem Bafalt if. So ausgebreitet die vulfanifche Gegend um Hanau und Frankfurt) , fo uns ‚erfchöpflich fie an dichten ſchwarzen Bafalt ift, fo weiß er man dennoch von Feiner Säule und fein Lavabruch laͤßt nur die mindefte Sput davon ſehen. Noch ein Einwurf iſt: daß man weder Bimſteim noch Aſche in und an den Baſaltbergen finde. Dieſes iſt nur Zzum Theil gegründet, denn die Baſaltberge bey Neus wied, Andarnach u. f. w. find mit einer fo unendlichen Menge Bimftein und vulfanifcher Afche umgeben, daß *) Grelle chem. Annalen. *Deſſen Bericht vom gegenwärtigen Zuftand des Befuvs, 230 Beantwortung der Frage ‚man vielleicht jeden einzefnen Bafaltberg in Europa, dem dieß Kennzeichen abgeht damit verfehen fonnte. Aber die; fer Hülfe bedürfen fie nicht. Man weiß ja doch, daß Wafferftröme die ganze Dberflache unfers feften Landes durchfchnitten, Thaler und Gründe bildeten und alle die Materien mit fih fortriffen die fie ehedem ausfuͤlleten. Wir treffen in den fefteften Gebirgen diefe Würfung der Waffer ganz fihrbar an und ihre Maffen waren doch nicht fo feft um ihnen zu miderfiehen. Don mehrern groffen Granitbergen treffen wir kaum noch Gefchiebe. in den Flüffen an, die gleichfam nur noch davon -ftammeln koͤnnen, was fie ehedem waren. Nun bitten wir, zu uͤber⸗ legen, ob wir von Bimftein und Afche erwarten fünnen, daß fie Widerftand leiften follten ? Wer die verlangt, der macht an dem Gange der Natur gewiß eine unbefcheidne Forderung oder man weiß felbft nicht mas man haben will, Und überdieß ift ja der Bimftein nicht ein unwan⸗ delbares Attribut der Feuerfpeyenden Berge, mie ‚viel ‚weniger der Fleinen vulfanifchen Erplofionen. Bey den Gemwaltthätigfeiten der Zeit und der Gewaͤſſer hatten die feſteſten Laven zu thun um ſich zu erhalten. Diefe mas ren meiftens die fogenannten Bafalte, und daher finden wir mehr von diefen Abanderungen oder Öattungen, als ‚von allen übrigen. Bon jeder Bafaltfuppe die wir fehen, laßt fich der Schluß machen , daß fie nur noch eine Spur von dem ift, wag fie war, In Ländern, mo viel Bafalts berge anzutreffen find, muß man fich immer in jene Epos che zurück denfen als noch Feine Thäler und Gründe eris ftirten und wo alles noch ausgefüllt und eben mar. In dieſem Schattenbilde wird man vielleicht oͤfter bemerken, daß mehrere jtzt voneinander entfernte Lavaberge ehedem zu einem Strom gehörten, daß eine Lava die ganze Ges gend bedeckte, die aber durch die Kräfte, welche Thaler bervorbrachten durchſchnitten und getrennt wurde, Was iſt Baſalt? ar Aus dieſer Urſach koͤnnen auch unfre Baſaltberge ihre ſaͤulenfoͤrmige Bildung nicht wohl oder nur unter Bedins gungen durch unmittelbare Ergieffung ind Meer erhalten Haben, weil ihre Maffe vieleicht erſt Jahrtauſende nach ihrer Entſtehung durch obangeführte Umftände fo weit ent⸗ bloͤßt wurden, daß wir Gelegenheit nehmen fünnen fie zu beobachten. Diele machen fidy auch daraus einen Scrus Bel, daß der Veſub Fein fänlenförmiger Bafaltberg ift, Es it wahr, Hamilton fand auf demfelben nur einzelne Säulen und die Faven deffelben nur bey Torre del Greco fäufenförmig , fo mie e8 die vom Aetna bey Facci nur fo weit find, als fie fich ing Meer ergoffen haben, vermuthet aber mit vielem Grunde, daß vielleicht ungeformte Laven mehrere Saͤulengruppen verbergen durften. Aber geſetzt auch, der ganze Veſuv habe nicht eine einzige Säule, fo hat er doch gewiß Ueberfluß an der naͤmlichen Subs ſtanz, die anderwaͤrts biemeilen fäulenförmig gebildet if; Mer fich in diefem Falle an folche Ausnahmen und Kleis nigfeiten ftößt, wird gewiß nie Progrefien in der Natur⸗ gefchichte der Derge machen. Endlih fo wollen auch viele, daß bey Hein Baſalt noch ein Feuerſchlund offen ſeyn ſoll, der ihn ausſpie, aber dieſe verlangen ebenfalls mehr als zu erwarten iſt. Wir ſind zwar uͤberzeugt, daß alle Baſaltberge vulkaniſchen Urſprungs ſind, koͤnnen aber nicht verlangen, daß ſie alle auch feuerſpeyende Berge geweſen ſeyn ſollen; denn jeder nachdenkender Gebirgsforſcher wird zwiſchen beyden einen Unterſchied ſtatt finden laſſen. Ein. Vulkan konnte ohne einen offenen Crater zu haben hier und da durchſchmelzen oder durchbrechen, und in dem Moment auch die ge— machte Oefnung mit Lava ausfuͤllen und auf dieſem Punct nun immer ruhen. Wo will man in dieſem Fall einen Crater erwarten und ſuchen? Aetna und Veſuv laſſen uns zaͤhlige dergleichen Ausbruͤche, jeder aber nur einen Cra⸗ 232. Beantwortung der Frage ter wahrnehmen, und noch feiner hat behauptet: daß in -Sicilien oder Neapel viele feuerfpeyende Berge waren. Wie viele von unfern vulfanifchen Gegenden koͤnnen ins ' deffen Graters gehabt haben , die daß alte Meer mit feis nen Produckten augfüllete und fie unter diefelben verbarg, Aber wir finden dennoch auch Craters und Hr. de Luc bezeichnet den Laacher See im Trierfchen genau als einen- folhen. Natürlicher Weife aber fönnen fie nicht haͤufig feyn, und wer dergleichen auf den Bafaltkuppen hafchen “will, wird gewiß einen fehlechten Fang thun und in einis gen Fällen gleichen Unfinn mit dem treiben, der etwann in einem Pflocke das Loch fuchen wollte, durch welches er getrieben worden. Wir wiederhohlen, daß fi ch noch unendlich viel für die Bulfanität des Baſalts und der übrigen flrittigen Laven beybringen lieffe, welches aber dey der mindeften Aug; dehnung die Graͤnzen einer Abhandlung überfchreiten würde. Mit Begierde fehen wir indeffen umftändlichern Ausars beitungen in diefer Materie entgegen, befonderg aber des nen melche das Gegentheil von dem bemeifen werden, wovon mir überzeugt find. * Anhang E | E su den | Preißfragen über den Ba. fat — 234 Anhang zu den Preißfragen —————— Anhang zu den Preißantworten über den Baſalt. Has man bey der Austheilung des Preifes Feinen Nuss ſpruch über die Nichtoulfanitat oder Vulkanitaͤt des Bas falt8 fondern die Bearbeitungsart des Gegenftandes vor Augen hatte, habe ich oben ſchon angeführt ; dann uͤber⸗ haupt wäre es, mo nicht lächerlich, doch fehr zuverficht, lich, wenn eine Gefelfnaft Helvetier abfprechen wollte, was die Natur in Gebirgen von unferm Vaterland ganz entgegengefeßten Befiandtheilen und Eigenſchaften, vor Zeiten verrichtet oder, nicht verrichtet hätte, Meine Abs fiht bey der Ausfchreibung des Preifes ware bloß den Arbeitgeifer der fleißigen deutſchen Mineralogen zu reis gen, dieſen problematifchen Gegenftand noch einmal in Unterfüchung zu nehmen, um wo moͤglich, durch meh⸗ rere uupartheyiſche Beobachtungen der Natur näher zu kommen. Die beyden Antworten hatten beyde nicht das geliefert, was man hofte, naͤmlich neuere unter den Augen eines ſcharfſinnigen Mineralogen und der Wirkung der Natur ſelbſt abgelauſchte Entdeckungen, welche im Stand gewe⸗ ſen waͤren, einen zuverlaͤßigen Grund fuͤr die ein oder andere Art der Entſtehung dieſes Geſteins darzuſtellen; ſondern beyde Verfaſſer brachten bloß allein unter einen Geſichtspunkt was ſich aus den Muthmaſſungen und Beobachtungen der Gelehrten für oder wider ihre Mei; nung fagen lieffe. Hingegen bat Diefe Preißfrage doch veranlaſſet, daß einerſeits die Saͤchſiſche nicht vulkani— ſche Parthie ihre Gründe ſowohl in dieſem Magazin, als im Bergmännifchen Journale mitgetheilt hat, und daß anderfeits diefer Gegenftand nun naher unterfucht wird, Indeſſen ift ale Wahrfcheinlichkeit da, daß diefer Streit [4 über den Bafalt. 23% feit den neuen Dolomieufchen Entdeckungen feiner Ent wicklung fehr nahe und die Wulfanität des Baſalts bald ermwiefen feyn wird. Zum Behuf meiner Lefer will ich hier - einige wenige Bemerfungen mittheilen, welche Dolomieu zum Beweis der Vulfanität anführe und zulegt noch ein und andere Zweifel gegen die Bulfanität augheben, um jedermann in Stand zu fielen, defto Leichter ein Urtheil zu fällen, Der Commandenr von Dolomien bat fich durch feine erfte Reife nach den Lipariſchen Inſeln einen in der Mir netalogie verdienten Namen gemacht; nun erfcheint er mit einer zweiten Neifebefchreibung , in welcher er, ohne nur dag geringfte gewußt zu haben, daß jenfeits der Alpen noch Zweifel gegen die Bulfanität des Baſalts ers hoben werden , folhe Data und Erfcheinungen befannt macht, deren wir zur Beſtimmung und Berichtigung uns ſers Urtheils über diefen Gegenftand am meiften bedurfs tig waren , und wegen deren bisherigem Mangel und Unvollftändigfeit man zu jenen antivulfanifchen Zweifeln berichtiget ware. Seine Nachrichten find defto unpartheyifcher und vers dienen noch mehr eine gröffere Aufmerffamfeit, meil er dasjenige zu bemeifen nicht für möthig fand, was fich auf eine ziemlich überzeugende und anzgiehende Art aus feinen Nachrichten ermeifen läßt. Unftreitig würden feine Bemweißgrunde eine gröffere Heberzeugungsfraft und Stärfe erhalten haben , wenn er felbige ordentlich) neben einan— der geftellt, und fie vereint zu jener Abſicht hätte wirfen laffen. » Ueber den Baſalt fagt er an verfchiedenen Stellen feis nes Werkes folgendes, 1. Führt er eine Menge Lavaftröme am Yetna mit Yiamen an, die beym plößlichen Frfalten im ältern oder ißigen Meere fih in eine beflimmte prismatifche Form 236 Anhang zu den Breißfragen zuruͤckgezogen haben. Man laͤugnete, daß man wahre Baſalte bey jenem Vulkane finde, weil deren * kein bisheriger Schriftſteller angefuͤhret habe, 2. Hebt er durch ſeine Abhandlung uͤber die dichten Laven den Zweifel, den man aus der allgemeinen Gleich— artigfeit und Dichtigfeit des Baſalts gegen feinen pulfas niſchen Urfprung hatte hernehmen wollen, und zeige, wie eben durch das plößliche Erfalten der flüßigen Lava— maffen in Meer daß weitere Aufbraufen und Gähren ders felben gehemmt, biemit auch der von ung flets verlange“ ten Porofirat des Baſalts ein mächtiged Hinderniß habe möffen in den Weg gelegt werden. 5, Fuͤhrt er — ob gleich feltener — auch porofe Bafalts fäulen, ober regelmäßige Prismen von löchriger, auch von weiffer Lava an, und fagt mehr als an einem Drte deutlich, daß ale Arten von Lava durch ein plößliches - Erkalten, nicht bloß im Meer, fondern zumeilen aud) nur in einer weiten Zelfenrige, beym plöglichen Beruͤh— ven ihrer ‚Falten Seitenwände, fich in folche ordentliche Geftalten zurückziehen. Sch zweifle aber fehr, daß von Dolomieu etwas von den in regelmäßige Prismen geftals teten Porphyrgebirgen in Deutfchland oder von dem mit ten und zwifchen dem Granit gefundenen Bafalt etwag gemußt habe. 4. Wenn man die Bemerkungen des Herrn — deur von Dolomiew uͤber die groſſe Zerſtoͤrbarkeit der, den Baſaltkern umgebenden ausgebrandteren und ſehr po⸗ roͤſen Laven und vulkaniſchen Schlacken geleſen hat, ſo ſcheint nun die Entſtehung der Baſalte oder vielmehr ihr Daſeyn in Gegenden, wo ſich keine vulkaniſche Produckte mehr vorfinden, nicht ſo unbegreiflich mehr. Die Ent— ſtehung der Wacke und des Mandelſteins erhält in Rück ſicht des Baſalts Feine unfeine Erklärungen, fondern ihe vulkaniſcher Urfprung wird beynahe auſſer Zweifel geſetzt. iiber den Baſaͤlt. 237 5. Die Antivulfaniften fanden eine fo groffe Ausdeh—⸗ nung einer flüßigen in Bafalt fich zurückziehenden Lavamaſſe, wie man folche nad) den gefundenen Yafaltlagern und Ba; ſalt⸗Gebirgen vermuthen kann — unbegreiflich. 6. Hr. von Dolomien zeigt an, daß noch heut zu Tage einzelne Lavaſtroͤme oft mehr als 100 Fuß dick und über vier Stund breit ganz ruhig und langfam bey Io Stuns den in die Länge fort gefloffen und eine Fläche von beys nahe 50 Duadratfiunden mit ihrer Maffe bedeckt haben, daß die Vulfane der alten Welt wahrfiheinlich noch weit gröffere Ausbrüche erzeugt haben, als die noch jtzt bren⸗ nenden, daß alſo dergleichen ungeheure und meiſtens nur an ihren aͤuſſerſten Enden in Baſaltſaͤulen uͤbergegangene Lavaſtroͤme durch ſpaͤtere Revolutionen gar dicht und mas nigfaltig zerriffen,, ja durch mehrere oft fEundenbreite Thäler von ihrem Crater und ber mehr erfchütterten Erdz gegend haben getrennt werden koͤnnen. — 7. Dieſes hat die namliche Bewandniß mic den Cratern, welche während einer langen Zeit manigfaltig zerſtoͤret und, vernichtet werden Fönnen, um fo mehr, da gemeis niglich die Bulfane felbft (nicht die Lava) von einem leicht verwitternden Gefteine find, es feye daher nicht philo— fophifch auf vulfanifhem Grunde den Bafalten die Bulk Fanität abzufprechen, wenn man keine Craters mehr fehe, indem der Bafalt dag ungerfiörbarfte unter den vul⸗ kaniſchen Produckten feye, folglich am laͤngſten der Vers witterung widerſtehen koͤnne. Dieſes find einige der vorzuͤglichſten Saͤtzen des Hrn. von Dolomieu für die Vulkanitaͤt des Baſalts, melde den ‚Antivulfaniften ſchwer zumiderlegen feyn merden, - und welche — unpartheyifch betrachtet — für die Vulka— nität des Bafalt gemwiß viel beweiſen. Indeſſen muß diefer gefihickte Forfcher doch felbft befennen, daß es Dafalte, oder vielmehr Bafaltähnliche Gefleine gebe, wo man 238 Anhang zu den Preißfragen üb. d. Baſalt. bey einzelnen Stücken nicht unterfcheiden und weder durch das Auffere Unfehen noch durch die chemiſche Analyfe beftimmen fünne, ob fie zu vulkaniſchen oder neptuni⸗ ſchen Produckten gehören, und wo mir recht iſt, —* muthete ſchon Ferber die nämlihe Sache. Hier giebt, alſo zu, daß es Baſalte geben koͤnne, die ihren Urfpruns auf dem naſſen Wege haben koͤnnen; allein die gebil— deren Baſalte nimmt er ale feuer Produckt an, und giebt einen Rath, der wahrlich nicht zu vermerfen ifl, Er fagt: Die Benennung Baſalt (den er aus dem Nethiopifhen und dem ihm nahe verwandten 671, Fochen herleitet und einen Durch dag Feuer ausgefochten oder gebranntem Stein darunter verfteht,) follte ing kuͤnftig nur einzig den mehr oder weniger regelinägig gebildeten vul; kaniſchen Raven beplegen , fie möchten nun dicht oder löchrig , von feinem und ſchwarzem Korn, oder mit Friftallifirten fremden Beftandtheilen gemengt ſeyn; bins gegen follte man die derben ungebildeten und höchftwahrs (cheinlih auf dem naſſen Weg entftandenen Gebirgsars ten, fie möchten dann dem vulfanifhen Bafalt im Zorn, in der farbe, und fogar in dem: innern Gez halt auch noch fo ahnlich feyn, möchten ihm auch viel; leicht fogar ihr Dafeyn gegeben haben, fo bald fie nur ihren naffen Urfprung durch ihre Form und Lage in oder auf Granit und Gneiß verrathen — einen andern Nas men als Hornfelsftein, oder derben Schörl oder Trapp beylegen. | a Betrachtet man diefes alles zufammen, fo feheint daraus zu erhellen, daß die befivittenen Bafalte vulkaniſch find, daß aber nicht alles was Baſalt heiſſe, ein Feuerproduckt feye, biemit Fame es bloß auf eine unterſcheidende Termiz nologie an, fo wäre vielleicht der ganze Streit entfchieden. Die Antivulfaniften haben für fich den Mangel anderer vulkaniſchen Produckten in der Gegend von den Saͤchſiſchen DBafalten, * Das ſonderbare, daß Baſalt auf Thonlagen, Bituminds ſem Mergelſchiefer, Steinkohlen, aufliegen. Die Wahrheit, das Baſalte ſich zwiſchen Granit und Gneiß befinden ,ıc. DhnpartHeyifch und ohne Vorliebe find mir hier zu Werk gegangen. Es wäre zu wünfden, daß man das namliche auch gegen ung beobachten würde, menn diefer nun mit fo vieler Heftigkeit geführte Streit fich uber unfer Urtheil aus⸗ dehnen fohte, Hoͤpfner. — Berluh einer Erklärung der Entfiehung _ 2 der A ed Ha dr a RA | MR ar | dur die | Entzündung mächtiger Steinkohlenſchichten, als ein Beytrag zu der Naturgeſchichte des Baſalts. Bon Heren © A. Werner, Profelor der Bergbaufunde und Mineralogie in Freyberg. 240 Verſuch einer Erklärung nn NE EEE EEE ET Ei Hoͤchſtwahrſcheinliche vermuthung, daß die mehrer reften, wo nicht alle Dulfane von entzünderen tief: liegenden Steinfoblen ; Slögen. herruͤhren, und daß die in einigen Kaven vorfommenden Horn⸗ blende, und granatförmigen Kriftalle, aus über folden Steinkohlen⸗Floͤtzen BEER Warten und Bafaltlagern find. Jadem ich meiner neuen Theorie uͤber die Entſtehung des Baſaltes nachdachte, fo gerieth ich auf eine Entde⸗ ckunge*) welche, fo wie fie einige erwaͤhnter meiner Theos tie zu machende Einmwürfe völlig hebt, zugleich ein groffes Licht über die Natur dee Vulkane verbreitet, Es war immer merkwürdig, daß den Nachrichten meh? rerer fachfundigen Beobachter zufolge, doch wirklich Bas falt in einigen ausgemacht vulfauifchen Gegenden vor fommt ; ald welches allerdings eine, wenn auch nur ſchwache Vermuthung gab, daß aud) er vulfanifhen Ur; fprungs feyn möchte. Weit wichtiger aber, und mirflich ein groffer Grund für die Vulkanitaͤt des Dafaltes war eg: daß in den vefunifchen Laven diefelben Hornblende , Kris ftalle (man nennt fie irrig Schörle) angetroffen wur—⸗ den, die fich fo häufig in den Bafalten und der Waffe finden, Fa, noch mehr, man fand in diefen Laven auch ſogar Der Gedanke, daß die Vulkane von entzundeten Steinfohlen: * zen herruͤhren, iſt an ſich alt, und ſchon von mehrern geaͤuſſert wordeu. Die in dieſer Abhandlung euthaltene Ausführung deflels ben hingegen, nebfi ben darüber geführten Beweiſe find neu. Vorzüglich aber ift die darinne vorgetragene Bemerkung neu ; daß die in den vefuvifchen Laven enthaltenen Hornblend und granats artigen Kriftalle aus Wacken- und Bafaltlagern find, die über dem vulfanifchen Heerde des Veſuvs, und über denen ihm das Brenn: Material gebenden Steinkohlen-Floͤtzen liegen, der. Bulfanen, 241 fogar die meiffen granatähnlichen Kriftalle, die in den Bafalten von Bolzena und anderer Drte Stalieng fo häufig vorfommen. *) | In Anfehung der Formazion diefer Kriftalle, und zwar beyder Arten, war man nicht einig: ob man fie für im euer entftandene Kriftalifationen, oder für bloß von der Fava eingemickelte Körper halten follte. Doch waren bey weitem die mehreften Mineralogen für die erfte Meinung, Man fegte namlich als ausgemacht gewiß zum voraus, daß Dafalt und Waffe (melche letztere man bald vulfas nifche Afche, bald vulfanifchen Tuf, bald Lava nannte,) nichts anders als wahre vulfanifche Ergeugungen, mir liche Laven waren. Nun ſchloß man weiter: man trift diefe, allen durch ganz Stalien verbreiteten vulfanifchen Körpern fo häufig eingemengten Kriſtalle in feiner an⸗ dern befannten undulfanifchen Steinart an, alfo müffen auch fie nothiwendig ganz vulfanifch, d. i. durchs Feuer erzeugt feyn. Wäre die bemerfte Vorausſetzung fo riche fig gemwefen, als man glaubte, fo würde wider die daraus gezogene Folgerung nichts einzuwenden feyn. Go aber fallt mit ihe auch der daraus gezogene Schluß. Denn ich glaube in denen von mir in das bergmännifhe Jour⸗ *) Sie erftere Art, nämlich die fogenannte Schörle, habe ich seits ber zu der Hornblende gerechnet, und unter den Samen ba— faltifche Sornblende, als eine befondere Art diefer Gattung betrachtet und aufgeführt. Es mare aber wohl möglich ; daß die— fes Foßil eine von der Hornblende verfchiedene Gattung wäre; Hierüber werden ung in der Folge mit beyden anzuftellende genaue chemiſche Zerlegungen beichren. Die zweyte Art Kriftalle hinges gen, nämlich die fogenaunten weilfen Granaten , find gewiß von den Grangten, ald eine befondre und ganz eigene Gattung vers fchieden. Ihre weiſſe Farbe, ihr blatricher Bruch, und, ihre ges ringere Härte und Schwere zeichnen fie zur Genuͤge von den Gra⸗ naten aus. . Magaz. f.d. Naturk. Helvetiens. IV. B. D 242 Berfich einer Erklärung nal eingeruͤckten Auffägen *) zur Gnüge beiviefen zu has ben: daß Bafalt und Wacke nichts weniger, als vulka⸗ nifche Erzeugungen find , und diefe find ja mit den bes meldeten Hornblendes Kriftallen faſt überall, und in Ita— lien auch noch dazu mit den ——— —— Kriſtallen angefuͤllt. Inzwiſchen muß ich doch geſtehen, daß auch ich * dem der Meinung, daß dieſe Kriſtalle ſich in der fluͤßigen Lava gebildet haͤtten, ganz zugethan war; und dieß, zwar nicht aus jener vorhin angefuͤhrten Vorausſetzung, ſondern vorzüglich aus folgenden drey Gründen. Erſt⸗ lich war ich zeither ganz für den faft von allen Minerale; gen und Phififern behaupteten Saß eingenommen, daß die Bulfane ihren Sig in uranfänglichen Gebirgen haͤt— ten, und von fich auflöfenden Schwefelfiefen entſtanden waͤren und unterhalten wuͤrden. Nun waren mir unter den bekannten und ausgemachten uranfaͤnglichen Gebirgs— arten allerdings keine bewußt, die dergleichen. Hornblen, desund granatförmige Kriſtalle enthielten, und aus mel chen fie in die Laven hätten gefommen feyn koͤnnen. Zwey⸗ tens, fo fiellte id mir die Wirkung, des vulfanifchen Feuers fo ſtark und heftig vor, daß ich nicht" glauben fonnte, daß dergleichen Kriftalle in felbigen hatten uns aufgelößt, oder ungefchmolzen bleiben koͤnnen. Drittens, ſo fehienen mir Die in den Raven befindlichen Horndlende; Kriftalle doch von denen in den Bafalten und Waffen vorfommenden etwas verfchieden;z indem ich erftere nicht von ſchwarzer, fondern von grüner auch wohl zumeilen gelber Farbe fand, und am ihnen auch nicht den vol; fommen blättrichen Bruch wie bey legtern bemerfte.. Uebri⸗ *) Sm — Siucke des zweiten Bandes dieſes Jourals Monath Dezember 1788), und vorzuͤglich in der Schluß⸗ —2 ©. 888 bi go2. * der Vulkanen. 243 gens wurde ich allerdings auch von der Autoritaͤt derje⸗ nigen Gelehrten, die dieſe Kriſtalle an Ort und Stelle geſehen hatten, und ihre vulkaniſche Entſtehung fchlechterz dings behaupteten, hingeriſſen; da ich zumahl nur weni ge Stücke wahrer Laven gefehen, und die mehr erwähns ten granatförmigen Kriſtalle bis vor Kurzem nie frifch oder glafig zu Gefichte befommen hatte, Lange Zeit hatte ich über diefe Materie nicht weiter nachgedacht. Set aber, da. ich die Unterfuchung über die Entftehung der Bafalte vornahm, Fam fie mir wies der aufs Neue in die Gedanfen, und fielte fich mir abers mahls ale Einwurf entgegen. Es war mir nämlich ſchwer zu erklären, oder vielmehr gar miderfprechend, daß die faft naͤmlichen Hornblende: Kriftalle in den Bafalten auf dern naffen; und in den Laven auf dem trockenen Wes ge entſtanden feyn follten. *) Denn von der Entſtehung des Baſaltes auf dem naffen Wege war ich längft völlig überzeugt, und folglich auch von der naffen Entftehung der ihm gewöhnlich inliegenden Hornblende: Kriftalle, In Anfehung der Bulfane aber folgte ih, wie ih ſchon bez merft habe, noch der allgemeinen Meinung, daß ihr Sitz fih in den uranfanglichen Gebirgen , wo feine dergleichen Kriftalle vorfommen, befände ; und da mußte ich diejes nigen diefer Kriftalle , welche fi in den Laven befinden, nothwendig als in ihnen und alfo durchs Feuer entſtan⸗ den annehmen, | Indeſſen hatte ich in und bey meiner erwähnten Unter *») Der Saß, daß ein Körper wohl zuweilen auf dem nalen und ein andermahl auf dem trockenen Wege hervorgebracht werden önnte, iſt, wenn er allgemein behauptet und angewendet wird, ſehr den chemifhen Grundfägen zuwider. Um nur ein Benfpiel . anzuführen: fo iſt es unmöglich, daß Körper , die viel Kriftant ſations⸗Waſſer und Luftfänre enthalten, auf dem trocenen Wege erzeugt werden koͤnnen, 244 Verſuch einer Erklärung fuhung aus mehrern aufgefundenen Nachrichten die Bes merfung gemacht: daß der Bafale oft über Steinkoh⸗ len und zum Theil über ungemein mächtigen dergleichen Lagern liegt. Ich fand ferner auch in Hrn, Ferbers bes rühmten Briefen über Welſchland (die ich nochmal mit aller Aufmerffamfeit las): dag auch in Italien der Bafalt häufig vorfommt, und oft über Wacke (dort fos genannter Tuf und Afche) liegt, welche Ießtere man aber auch an einigen Orten diefes Landes allein antrift; und welches mir Aufferft mwichtig war, daß der Bafalt von Bolzena und anderer, fo mie auch Die mehrefte in dem obern und mittlern Theile Staliens unter den Namen Tuf, vulfanifche Afhe und Lava vorfommende Waffe, auffer den befannten Hornblende:Kriftallen,, auch die weiffen granatförmigen Rriftslle und zwar frifh und glafig enthielte. Dieß brachte mich ſchnell auf die Gedanfen : folten nicht die verfchiedenen Vulkane, wenigftens der Veſuv, ihre Entftehung und Fortdauer entzundeten maͤch— tigen und tiefliegenden Steinfohlen»Flögen zu danfen haben ? — und follten nicht die in den Laven befindlichen Hornblendsund granatförmigen Kriftalle, aus den über diefen Steinfohlen liegenden , von dem vulfanifchen Feuer gefhmolzenen und in Lava verwandelten Waffe.und Bas ſalt herrühren, wo fie, als weit firengflüßiger ald Waffe und Baſalt, ungefchmolzen zurückgeblieben, und bloß fals zinirt oder gebrannt, mit der Lava ausgemorfen mor; den ? — — je weiter ic) in diefer Materie forfchte, und je mehr ic) die eben vorgetragenen Gedanfen prüfte, um fo mehr fand ich fie beftätiget; fo daß mir eudlidy aller darinne noch übrig gemefene Zweifel verſchwand. Fol gendes find meine Gründe für die eben erwähnten zwey Saͤtze. Ich will zuerſt diejenigen Gruͤnde, welche ich gegen die Meinung, daß die Vulkane von ſich entzuͤndeten und ges der Vulkanen. 245 ſchmolzenen Schwefelkieſen entſtanden wären, habe, vor— tragen. Hier muß ich diejenigen Gelehrten, welche die nur eben bemerkte Meinung behaupten, zuerft fragen: wo hat man ein einziges Beyfpiel, daß fih Schwefel fiefe entzuͤndet haften ‚, daß ein Schmwefelfiesz Rager brennte oder gebrannt hatte? Sch weiß Feines, auch nicht ein eins ziges. Man führe mir nicht etwa die groffe Hiße im Ram— melsberge an. Don diefer weiß man ja, daß fie vorzügs lich von dem in den dortigen Gruben gemöhnlichen Feuers feßen berrührt. Zweitens, wenn das Feuer der Vulkane von fich entzüundeten und brennenden Schwefelfiefen entz ſtuͤnde: fo würden die Schwefelfiefe, die eben nicht fireng; flüßig find, doch wohl felbft ſchmelzen. Nun ift aber ges ſchmolzener Schwefelkies nichts anders als Rohſtein, d. i. ein Produckt, wie man folches aufden Silberſchmelz⸗ huͤtten bey der bekannten Roharbeit erhaͤlt. Warum werfen nun die Vulkane keinen dergleichen Rohſtein aus? Welches doch nothwendig erfolgen muͤßte, wenn welcher da waͤre. Drittens, ſo iſt ja der Schwefelkies eines der reichſten Eiſenerze. Warum halten aber die Laven ſo we— nig Eifen? Viertens, fo weiß ein jeder, der nur auf Silberſchmelzhuͤtten geweſen iſt, melchen ungeheuern Schwefeldampf bloß einige, noch dazu in freyer Luft ſich befindende Erz, und Rohſtein-Roͤſten verurſachen. Wels chen gewiß allen Aufenthalt um dieſelben ſchlechterdings verhindernden Schwefeldampf muͤßten die Vulkane augs hauchen, wenn ihr Inneres wirklich ſo eine ungeheure Maſſe theils ſchmelzenden theils roͤſtenden Schwefelkies enthielte? Man uͤberlege noch dazu, daß dieſer Dampf dann durch die Muͤndung der Vulkane ganz konzentrirt herauskaͤme. Kann man ſich alsdenn nur noch die 9% tingfte Möglichkeit, ſich um diefe Schlünde nur je einen Augenblick aufhalten zu können gedenfen? Unddod weiß man, daß fich oft Perfonen, felbft zur Zeit der Ausbrüche, 246 Verſuch einer Erklärung eine ziemliche Zeit in der Nähe des Kraters aufgehalten haben und aufhalten. Man wird mir einmenden: „ Die » Bulfane hauchen, mie befannt ift, Schmwefeldampf ge- „nug aus, welchen die Nafe und Bruft derjenigen, bie »fih da aufhalten, hinlänglich empfinden, „ Ich ers wiedre aber darauf: Der geringe Schwefeldampf, dem man wirklich auf Vulkanen bemerft, und der, theils von den in den .Steinfohlen hie und da zerftreuten menigen - Schmefelfiefen herruͤhrt, theils von alaunigen Steinfohs Ien entſteht, kommt mit dem, der nothwendig ftatt fin den müßte, wenn die Nulfane in der That von brennen, den Schmwefelftefen unterhalten würden, in gar feinen Dergleih; und ich muß mich fait wundern, daß felbft der von oben bemerften Dingen erzeugte Schwefeldampf nicht noch. ſtaͤrker iſt, als man ihn wirklich Andet. *) Fünftens : welche aufferordentliche Menge Schwefel müßte fih bey den Vulkanen erzeugen und anſetzen, wenn fo eine Menge Schwefelfies in ihnen ſchmelzte und brennte? Gegen eine folhe Menge kommt der „wenige Schwefel, der fich bey ihnen anfeht, und melcher aus den, von den oben bemerften zwey Dingen entſtehenden Schmefeldams pfe fich bildet, in gar feine Betrachtung. Endlich fedys; tens , fo kommen Schwefelfied: Lager fat ſtets nur in hohen Gebirgen nicht aber in ſolchen niedrigen Gegenden und Vorgebirgen, wie die ſind, wo ſich die Vulkane be⸗ finden, bot, * Dieß waren meine Grunde wieder jene Meinung. Für meine Meinung hingegen habe ich folgendes anzus * führen, Erſtens, fo iſt zur Gnuͤge bekannt, welche un geheuer groſſe Maſſen Steinkohlen man in einigen Ges ) Es if auch bekannt: daß ein groſſer Theil des —* oder Rauchs, den der Veſuv und andere Vulkane ausſtoſſen mephiti⸗ ſche Luft, oder Schwaden (entbundene Luftſaure) iſt. der Vulkanen. 247 genden hat, und wie frequent mächtige Steinfohlen: Flösze find. Die Menge der Steinfohlen, und die Gröffe einiz ger ihrer Maffen übertrift die der Schwefelkies⸗Lagern bey weitem. Zweitens, fo» find brennende Steinfohlens Floͤzze nichts feltenes, und von ihrer zumeiligen Selbfts entzundung ift man auch überzeugt. *) Alaunige Stein Fohlen fcheinen dergleichen Seldftentzundungen vorzüglich unterworfen zu feyn; und man weiß, daß bey Alauns gruben die gewonnene Alaunerde ( welche theils mit bieuz minöfem Hole, theils mit Steinfohlen aufferft nahe ver; wandt und zuverläßig eines Urfprungs iſt,) fich Teiche 22 AN get 7 % 2 und oft von felbft entzuͤndet. Allerdings aber dürfte zu der Entfichung eines Vulkans auffer der Entzündung eis nes mA eigen. Steinkohlen-Floͤzzes, noch eine hohe und fefte eckung und Kommunifazion mit dem Meere, wenigſtens mit anderm Waſſer, erforderlidy feyn. Drit— tens, fo fommen die Steinfohlen ja gerade eben in fol hen Gegenden, in welchen auch die Bulfane vorzüglich zu Haufe find, namlich in Plänen, hügligem Lande und Dorgebirgen, vor, Man betrachte nur die Gegenden und Lagen vom Veſuv, Aetna, Hekla und andern Vulkanen, und man wird fie ganz ubereinftinnmend mit den eben bes merften finden. Daß verſchiedene Vulfane an und für fich ſehr hoch find, rührt von ihrem eigenen Aufbaue ber. Diertens, fo feinen auch die Berbreitungen meh; *) Eine Menge Nachrichten ‚nicht allein von brennenden Steinkoh— len , fondern auch von verschiedenen Selbftentzundungen der Steins kohlen, findet man in Hrn. Morands Abhandlung über die Hohlen-Slösse die von felbit -in Brand gerathen. Das Driginal dieſer Abhandlung ift in den Memoires de PAcadem. royale des Sciences ä ä Paris 1781. p. 169-229 ein ausführlicher Auesuge aber it Gr Crells ee — —— 1788 en enthalten. * 7 RR 248 Verſuch einer Erklärung rerer Bulfane durch ganze Gegenden, ald z. B. in Chili, ja felbft auf Island, Und gemwiffer Maaffen auch in der Gegend des Veſuvs, die Annahme oder vielmehr Nothmendigkeit eines mehr auggebreiteten, aber Feines in die Tieffe niederfegenden, Lagerd zu heiſchen; welche erftere Lage gerade bey Steinkohlen-Floͤzzen, die leßtere hingegen bey Schmwefelfies;Lagern ftatt findet. Diefe bes merfte Verbreitung mehrerer DBulfane in einer Gegend, oder vielmehr die Ducch eine ganze Gegend an mehrern nicht eben ſehr entfernten Orten entfichenden befondern vulkaniſchen Ausbrüche fcheinen auch zu bemeifen ; daß die Sitze diefer Vulkane nicht eben fo aufferordentlic) tief, ols einige folhe annehmen, liegen. Denn fonft würde doch wohl der fih, der augdehnenden und zerreiffenden Kraft der Vulkane, entgegenftelende Widerftand der druͤ— ber befindlichen Gebirge; Maffe fo groß feyn, daß er diefe Kraft nach denen bereits vorhandenen Defnungen lenkte, Sünftens, fo fol, nach dem, was Hr. Morand, von einigen brennenden Steinkohlen-Floͤtzen in Frankreich, an dem bereits angeführten Orte fagt, ſich bey diefen Branden auch fowohl Schwefel als Salmiak erzeugen. Schstens, fo fiheint die in neuerer Zeit entdeckte Nach» barfchaft und geognoftifche Verwandtſchaft der Steinkoh— fen mit Bafalt , ferner, die anfıheinende geognoſtiſche und orpftognoftifche Berwandtfchaft des Bafaltes mit Las ven, und die fat ganz ausgemachte naffe Entftehung des Dafaltes und der Waffe vollig zu beweifen: daß, nicht allein, wie nur eben gezeigt habe, entzundete Steinfohlen, löse den Bulfanen ihre Entſtehung und Nahrung geben, fondern auch, dag dieß mit Wakken und Bafalt be; deckte dergleichen Flözze find. Denn daß Bafalt naffen Urfprungs ift, glaube ich in meinen im bergmännifchen Journale enthaltenen, und fehon im Vorbergehenden ans gezogenen Auffagen, befonders in der Schlußanmerfung der Vulkanen. 249 hinlänglich bewiefen zu Haben. Nun iff e8 aber befannt, wie häufig Bafalt über Steinfohlen und zwar zum Theil über fehr mächtigen Steinfohlens Flözgen liege. Sch will x jtzt bloß die Faͤroer Inſeln, den Meifner in Heffen, den. Weſterwald in Weftphalen, und die Bafaltberge in Boͤh— men als Bepfpiele anführen. Daß Steinkohlen-Floͤzze leicht und oft in Brand geratben , ift ebenfalls allgemein befannt und von mir ſchon oben bemerft worden. Auch kennt jeder Chemiker und Mineraloge die groffe Leicht— flüßigfeit des Bafaltes und der Waffe. Hierzu nehme man nod) die fchon oft erwähnte Diachtigfeit vieler Stein⸗ Fohlen: Slösze. Auf dem vorhin erwähnten Meiſner lies gen die Steinfohlen zu Io big 15 Er. hoch und auf 100 fr, und mehr Bafalt drüber. Ein Lager Steinfohlen big zu 15 ®r. (105 Fuß) mächtig, — welche Maffe— Und doch giebt es vielleicht noch höhere oder mächtigere dergleichen Steinfohlen:; Maffen. So ift auch die Bederfung von 100 fr. ſchon anfehulich genug, aber auch diefe ift viel, leicht bey manchen Steinfohlen : Flösgen weit höher, Nun denfe man fich ein dergleichen ungeheures Flöß größten theils in Brand, die Enden oder Auggehenden deffelben verfchloffen , ſo leiheflügige Steinarten, als Bafalt und Waffe, (befonders wenn fie uoch, wie es oft ges ſchieht, mit Kalffpath und Zeolith gemengt find,) um; mittelbar drüber, und einige durch den Brand felbft entftandene Aushohlung: werden da die drüber liegenden ‚eben genannten leichtflüßigen Steinarten nicht ſchmel— zen?— Es darf dann nur Waſſer in binlänglicher Menge fehnell zu der in einer ſtarken Duantitat vorhans denen gefhmolzenen Maffe dringen, fo ift die Eruption und mit ihr der Bulfan da, Iſt nur erft ein Ausbruch erfolgt, fo erfolgen dann die übrigen um fo leichter, der Dulfan fomme nach und nach mehr in Gang, und dauerf, bis das ihn unterhaltende Brennmaterial ziemlich ver; 250 Berfuch einer Erklärung zehrt ift, fort. Daß aber Bafalt, und unter ihm viel Teicht auch Waffe wirklich die Decke der vulkaniſchen Seuerftätte ausmachen, und diejenige Maffe find, woraus die Vulkane die Laven fehmelzen: beweißt auch dag befannte Borfommen des Bafaltes ganz in der Nach» barfchaft der Vulkane, wie denn der Ritter Hamilton ohnmeit dem Nena bey Facci beträchtliche Bafalt: Maffen entdeckt, und Troilo viel Bafalt in der Nachbarfchaft des Hekla angetroffen hat; ferner die voͤllige Ueberein— ſtimmung des Bafaltes in der Mifchung mit den Laven und Puszolanen, als welche der-verfiorbene Ritter Berg⸗ mann *) durch chemifche Unterſuchungen ganz augges macht erwiefen hat; und endlih daß die Bulfane, we nigftens der Veſuv, wahre Stücken ungefhmolzenen Bafalt auswerfen, wovon der Nitter Hamilton, ale eigener Beobachter, den unzmweifelhafteften Beweis bes kannt gemachte hat, und welche nothwendig aus ihrer „Dede *) hereingefallen feyn müffen. Noch habe ich aber zu bemeifen : daß die in den Ras ven, befonders den vefunifchen, befindlichen Hornblen⸗ dezund granatförmigen Kriftslle nicht in den flüßis gen Raven entffanden, fondern aus dem über der vulka— nifchen Fenerftätte und dem vulfanifchen Brennmateriaf liegenden, an und für fich unvulfanifchen Bafalte und‘ Waffe find, welche dag vulfanifche Feuer zu Lava ſchmelzt, fene ihnen intiegenden Kriſtalle aber ungefchmolgen in die *) Opufe. phyſ. chem, Tom. III. pag. 194. 213 und 279. % ARE Der größte Theil der von dem Veſuv andgeworfenen Steine (wo nicht alle), und ein groffer Theil der Puzzolane find bloß folche aus der Dede des Vulkans hereingefallene und etwas ge brannte Stüde. Ich wundere mid ungemein: daß die dort bes obachtenden Mineralogen darauf nicht aufmerkffamer gewefen. Der ſcharfſinnige Ritter Bergmann Hat ſolches gut bemerit. Man ſehe Opuſe. Tom. tl. p. 408. der Vulkane, 255 Lava einwickelt und mit ausmirft. In Anfehung diefeg Satzes beruffe ich mich zuerft auf Hr, Ferbers mehr bes meldete Briefe aus Welſchland, welche, wie ich im vors bergehenden ſchon erwahnt habe, an mehrern Stellen melden : daß nicht allein der Baſalt, befonders der zu Bolzena , fondern auch der ſogenannte vulfanifche Zuf, Cder nichtS anders ald Wacke ift,) beyde Arten dieſer Kriſtalle, und zwar die granatfürmigen, wohl zu merfen, friſch und glafig enthalten. Daß Bafalte fich bey Buls kanen und auch felbft bey dem Veſuvbe finden, iff, wie ich wiederholt gezeigt habe, eine befannte Sache, Daß ferner die Hornblendes Kriftalle oder fogenannten Schörle, wie auch die oft erwähnten granatfürmigen Kriftalle um ein gut Theil firengflüßiger find als der Baſalt, ergiebe fi) aus des verfiorbenen Nitter Bergmanns fehr in, fereffanten Verſuchen, die er mit diefen Steinarten ans geftelt Hat, und welche er in feiner Abhandinng de pro- duct: vulcannicis *) die in dem 3ten Theile feiner Opufcu- lorum fteht, befannt gemacht hat. Nun hat aber fihon Hr. von Dolomieux bemerft, daß der Fluß der Laven eben nicht innig und dünn if. Hieraus folgt alfo von ſelbſt, daß wohl die hoͤchſtleichtfluͤßige Haupmafle des Bas ſaltes nicht aber die derſelben inliegenden firengflüßigern Kriftalle in dem vulfanischen Fener ſchmelzen. Jedoch müffen Tegtere in diefem Feuer und bey ihrer Einwicke— lung in die fluͤßige Lava ganz nothwendig eine Brennung erleiden. Und, daß dich wirflich der Fall gemwefen if, beweißt auch das Anfehn beyder Arten diefer Kriffalle, Denn die Hornblende sKriftalle in der wahren Papa find meit leichter von Farbe, und flatt, daß die in. den Ba falten ſchwarz find, fo find diefe grün auch wohl gar gelb, und haben auch nicht mehr den vollfommen blätris *) Am angeführten Orte Seite 206. 252 Verſuch einer Erklärung chen Bruch. Aber noch auffallender ift e8 bey den weiß fen granatförmigen Zriftallen: dieſe haben in den mwirflichen Raven fo fehr ihr K Kriſtalliſationswaſſer verlohreu, daß ſie faſt immer ganz mehlich erſcheinen. Verwitterung kann dieß nicht ſeyn, weil fie faſt durchaus in den wahr ren veſuviſchen Laven, und, ſowohl in dem Innern als Aeuſſern derſelben, ſo vorkommen. Daß ſich aber dieſe Kriſtalle ſo mehlig gebildet haben ſollten, widerſpricht allen chemiſchen Grundlaͤtzen. Man dürfte vieleicht noch fragen: hat man denn aber Beweiſe, daß in Neapel und Sicilien Steinfohlen vor, fommen? — Hierauf antworte ih: In dem Neapolis tanifchen werden folche in Menge bey Dalma gegraben; und daß ſolche in Sieilien vorhanden feyn dürften‘, ift theils aus dem vielen dort vorfommenden Bergöle, wovon eine ganze Provinz den Namen Petralia hat, theils aus dem vielen bey Katanea fich findenden Bern fteine zu fchlüffen , welcher letztere wenigſtens bituminöfe Holjlager vermuthen laͤßt. Um endlich au) Island nicht zu übergehen, fo iſt von dieſer Inſel zur Gnüge bekannt, daß fie ungemein häufig Lagen von Surtur-Brand oder bituminoͤſen Holz enthaͤlt. Sollten ſich dieſe meine Vermuthungen, wie ich ſehr glaube, beſtaͤtigen, ſo faͤnden wir darinne wieder eine Verwandtſchaft zweher Phänomene, die man ſich ſonſt ſehr von einander verſchieden dachte. Ich meine die Erd— braͤnde und Vulkane. In Wahrheit! wenn ich mir die deutlichen Spuren der ehemaligen zum Theil fehr anfehns lichen Erdbrände in Böhmen *) vorſtelle: fo ſcheint folz *) Sch habe von.diefen Erdbränden, und denen daraus entflandenen pſeudovulkaniſchen Bebirgen im meiner Fursen Rlaßifika— zion und Beſchreibung der verfchiedenen Bebivgsarten Geite 23 und 24 gehandelt. | ‚der Vulkanen. J 253 * dazu, daß ſie Vulkane haͤtten werden koͤnnen, nichts weiter gefehlt zu haben, als eine hoͤhere Bedeckung, und zwar von leichtfluͤßigem Baſalte, — vielleicht auch den Floͤtzen ſelbſt etwas mehr Maͤchtigkeit, — und dann die Anweſenheit groſſer hoͤher gelegener Waſſer-Maſſen. Sollte wohl auch etwann dag ſalzige Meer. Waſſer bey den Bulfanen von flärferer Wirkung feyn ald gemeineg Waffer ? Sch habe da, wo ich in dem Vorhergehenden davon handelte , daß hoͤchſtwahrſcheinlich Baſalt die Decke der Vulkane ausmachte, noch zubemerfen vergeffen : daß der verftorbene Kitter Bergmann, aus der Menge der Eufts ſaͤure, die der Veſuv herausfchickt, vermuthete, daß ein Lager Kalfftein in der Nähe dieſes Vulkans vorhanden feyn müffe. Ich vermuthe, daß dieſe Euftfäure fich, theild aus der in der Mifchung des darüber liegenden Bafaltes und Wacke enthaltenen luftſauren Kalkerde und den beys den. beygemengten Kalkſpath-Theilen, und theils aus dem Kalffteine, der fich von den nahen Appeninen das hin erſtrecket, und auf welcher höchfimahrfcheinlich der Herd des Veſuvs unmittelbar auffigt, entbunden wird, Wie ich denn auch dafür halte, daß die Vulkane übers haupt, und alfo auch der Vefun, an dem Orte, mo ents weder das Feuer am heftigſten, oder die alte Sohle etwas vertieft ift, fih in diefe Sohle oder Unterlas ger nach und nach hineinfreffen, und alfo fehr Darauf wirfen. Dieß find meine Gedanken, fomohl von der Ent ſtehung und Natur der Dulfane überhaupt, fo weit ſolches nämlic) in das Gebiethe der Mineralogie und Ches mie gehört; ale auch von dem Vorhandenfein der Horn—⸗ blend und granarförmigen Rriftalle in den vefuvr- fhen Laven infonderheit. Sch münfhe nun nichts 254 Verſuch einer Be. mehr , als daß ſolche von mehrern ichkundigen und mit gruͤndlichen dazu gehoͤrigen Kenntniſſen verſehenen unbe— fangenen Gelehrten einer ſcharfen aber unpartheyiſchen Pruͤfung gewuͤrdiget werden moͤgen. Freiberg den ı2ten Januar 1789. ueber Die BIETEN | der soßiliem einem Schreiben des Herausgebers | an Herrn Dr. Karfen in Halle, verfchiedener Gelehrten Gefenfchaften Mitglied, 256 Lieber die Klaßifttkation Sie fordern mich auf mein wertheſter Freund, meine Gedanken uͤber ein und andere mineralogiſche Gegenſtaͤnde, die noch zweifelhaft, oder der Vorwurf verſchiedener Meys nungen find, öffentlich mitzutheilen , und Diefelben. etwas mehr auszuführen, als es in unſerm Briefwechfel gefchehen ift und möglich war. Dieſes Zutrauen zu meinen RE FIR, gefammelten Kennt» niffen iſt ſehr fchmeichelhaft füc mich , und koͤnnte mich leicht reißen Jhren Wünfchen zu willfahren, und diefes um fo viel mehr, da ich aus Erfahrung weiß, wie viel foldhe freundfchaftliche Erörterungen problematifcher und flreitiger einzelner Gegenftände zur Beförderung der Aufklärung, Beſtimmtheit und Wahrheit in der Mineralogie beyr fragen. Allein ehe ich ed wage , mich näher mit Ihnen mein MWerthefter ! öffentlich einzulaffen, fo muß ich ein und ans deres voraus gehen laſſen, welches durch die Art, wie Ab» weichungen von Herrn Prof. Werners Syftem und Grund; fäßen ‚, von feinen Juͤngern und Anhängern behandelt wer⸗ den, zur Nothwendigkeit geworden ift. Eie wiffen, wie fehr ih Sie fhäge — und nicht allein fchäße, fondern ald ein Freund liche. — — Beweißthuͤmer haben Sie , und werden folcher noch mehr zu feiner Zeit erfahren. Sie haben’ ein edleg gutes Herz; Sie haben fich viele vortreffliche Kenntniſſe au der beſten Quelle gefammelt und werden von einem lobenswuͤrdigen Eifer für Das allges meine Befte der Mineralogie befeelt. Alles diefeg verfchaffete Ihnen Achtung, Hochfchägung und Zutrauen , und man freuete ſich, in Ihnen einem gruͤndlichen Mineralogen ents gegen ſehen zu koͤnnen. Allein ihre Waͤrme fuͤr die gute Sache verleitete Sie zuweilen, nicht die gehoͤrige Auswahl in den Ausdruͤcken bey —* Pe a) der Foßilien. 257 | bey Vertheydigung der fo oft verfannten vortreflichen Merz neriſchen Grundfägen zu gebrauchen. — Ich fand mich ald Freund verpflichtet, ihnen den üblen Eindrud , ‚welchen Diefe Art, Heren Prof. Werner zu vertheydigen, bey verfchies denen Gelehrten von entfchiedenem Range hervorbrachte, befannt zu machen. — Sie, nach ihrer edlen Denfungss art, geftanden mir frey — Sie hätten ſich durch ihre An, bänglichkeit und Eifer für diefe gute Wernerifche Lehr füge übereilen laffen, nicht allemahl die gehörige Mäfis gung zu gebrauchen, und ohne es zu wollen , geiviffe verdienfivolle Männer hart zu behandeln, Dieſes Geftändnig macht Ihrem fchägbaren edeln Chas rafter Ehre; und nun kann man mit Vergnügen in Zukunft Fhren Arbeiten entgegen fehen, wo nur die Sache und - nicht der Schriftfteller gefichtet und beuetheilet werden wird. — Und nun nicht mehr über Sie, Herr Profeſſor Werner hat durch feine Abhandlung über die äufferlihen Aennzeichen der Foßilien ferner durch die Herausgabe des erften Theild von Kronſtedts Mineralogie, und durch einige zerftreute Auffäge in den Leipziger Sammlungen zur Phyſik und Natur⸗ geſchichte vorzüglich aber durch Bildung junger hof nungsvoller und gelehrter Schüler und Ylachfol; ger fi) ein groffes Verdienſt in der Mineralogie, und den Rang eines der erſten und zuverläßigften Mineralogen erworben. Die Ueberhäuffung feiner Gefchäften und die Menge feis ner vervielfältigten Pflichten erlaubten dieſem geübten Mis neraloge nicht, fo gefchwind feine Erfahrungen mitzutheis den, als Der wißbegierige und Ordnung begierige Minera— log es wünfchet. Hingegen fuchen deffen Juͤnger und Nach— . folger feine Grundfäge und Lehre in verfchiedenen periodifchen und befondern Schriften auszubreiten ; dafuͤr dankt ihnen jeder ächte Mineralog beſtens. Magaz f. d. Naturk. Helvetiens IV. B. R 258 Weber die Claßiſikation Seit mehrern Jahren , vorzüglich feit der Erfcheinung von Kronftedtd Mineralogie, hat ich eine ziemliche Unord» nung und Teivialität , Unbeltinmtheit und Egoismus; - Unkenntniß und Neuerungsfucht in die Mineralogie einge, fchlichen und eingedrängt, welche dem Studio derſelben, wo nicht mit einem gänzlichen Ruin drohete, doch einen unverfennbaren Schaden verurfachete. Diefem zu fleuren , die Unrichtigkeiten zu rügen, und allſo allmählig die Lehre der Mineralogie den einfachen Gefeken der Natur immer näher zu bringen ; auch diefes ift ein lobenswürdiger Zweck der Bemuͤhungen diefer talentvollen Zöglingen. Aber die Art und Weife, wie fie fich benehmen, ift nicht allein veriverflich fondern ihrer guten Lehre und ihrem Er⸗ finder nachtheilig und fhädlich. Sie wilfen mein Wehrtbefler ! ich habe das, Gluͤck nie⸗ mahlen gehabt unter Wernern einen vollſtaͤndigen Kurs in der Oryktognoſie zu hoͤren. Allein die wenige Zeit, welche ich in Freyberg zubrachte wurde durch die Unverdroſſenheit und Geduld, mit welcher Herr Bergrath Charpentier und Herr Prof. Werner meine Begriffe zu erläutern fuchten, zur erfien wahren Duelle meines fyitematiichen Gangs in der Erforſchung der Wahrheiten in dem Mineralogiichen Studio. Ich folgte Wernerd Lehre nach feinen Schrifz tern, befand mich wohl dabey und wurde einer feiner erften entfchiedentten Anhängern, ohne fein eigentliher Schu; ler gewefen zu feyn. Allein ed that mir immer gleich weh, Wernern verfannt , und Wernern mit diefer Heftigkeit vertheydiger zu ſehen. — Ich dachte über diefen Gegens ſtand alfo. Soll eine Lehre gut und ist ſeyn, fo muß fich die Güte und der Vorzug derfelben durch die Richtigkeit ihrer Grundfäze beweifen und durch die Erfahrung in der Ausübung jener Grundfäge beftätigen. Halt fie diefe Prüfung nicht aus, fo iſt fie nichts werth, und alles * « \ der Foßilien” 259 Aufdringen und Kinſchreyen wird ihren Fall nicht Binz dern. — Bellätiget aber die Erfahrung die Richtigkeit der Grundfäge einer Lehre , fo wird fich diefelbe ausbreiten und erhalten , ohne daß fie vonnöthen hat, mit Gewalt und Zwang eingepfropfet-zu werden, Diefes hat feine Bewandtniß mit allen Lehrarten von der erhabenfen Lehre der Religion an, bis auf jegliche andere, Warum dann diefed Poltern, wenn jemand hier oder ba anders denkt, nicht begreift, zweifelt, im Ausdruck fehlt, oder nur ein Wort unrecht fegt? Geſetzt man fehlte alles mahl / kann man den Irrthum nicht mit Sanftmuth, mit der Würde, welche die gerechte Sache mit fich bringt, und mit Gründen ruͤgen; muß dann gleich der Schriftfieller auch gegeifielt werden, weil ein oder andere feiner Saͤtze nicht probehaͤltig erfunden worden iſt? So denke ich, ſo denken gewiß noch viele. Ferner geben ſich die Nachfolger von Herrn Prof. Mers ners Lehre damit ſehr blos, daß fie fich zuweilen mit einen Herr Werner will, Herr Werner fagt, Herr Werner behauptet, Hert Werner beweifer u. f. m. herauszu— helfen ſuchen. Die Zeiten find nicht mehr, wo des Arifto- teles dixit jeden Mund zum fchweigen brachte. Ich bin ein geoifer Berehrer von Werners Berdienften ; aber es duͤnkt mich — und ich bin verfichert Here Werner ift mit mir gleichen Sinnes — eine Sache ift nicht darım fo , weil Herr Werner es fügt , fondern weil fie ſich nach den Srunds ſaͤtzen der eingeführten Lehrart fo verhält, und weit die Erfahrung es beftäriger ; warum dann nicht lieber auf diefe Weile mit Anftand eine Sache behandeln , als mit Autoritäten um fich zu werfen, die nicht allein auffallen ; fondern Heren Prof, Werner Neider, Feinde , Wernero« maftiges und Antagoniften erweden , die, wenn fie denfel, ben oder feine gute Sache nicht angreiffen mögen, fich an ſolchen Nebenſachen aufhalten „dieſelben ind Laͤcherliche zie⸗ 260 Ueber die Claßikation ben, und alfo dem Fortgange diefer fo vorzüglichen Lehr; art mehr ſchaden ald man nur vermuthet. Es iſt fehr recht, gewiß nothwendig und von unbes zweifeltem Nußen , die Serthümer in einer fo nüßlichen Wiffenfchaft zu fichten und ins Flare zu feßen, und die Erfahrung bemeißt e8 täglich, was eine gefunde Kritick zum beften der Wiffenfchaften zu würfen vermag. Aber, wenn die eine Parthie immer fehreyet-und mit harten Wor⸗ ten um fich wirft, fo mag nicht gleich jemand hervors treten fich zum Gegenftand : einer Balgerey aufftellen, und alfo das Publifun mit einer Haupt und Staats; aftion auf feine Unfoften beluſtigen. — Man ſchweigt und denft ; laßt fie fhreyen. Und doc werden flreitige Punkte nur durch gegenfeitige Erörterungen ing Keine gebracht. | Sie ſehen alfo, mein Werthefter! mas man wagt und was man fich ausfeßt, wenn man es unfernimme feine Meinung tiber verfchiedene von Hrn. Prof. Werner vors . getragene Lehrſaͤtze, (welche feine Zöglinge ſchon als axio- mata betrachten) offentlich mitzutheilen. Dem obngeachter will ic) es verfuchen in der gefroften Hofnung in Ihrer Freundſchaft meinen Schuß zu finden und in der Erwartung etwas zur Beförderung der Wahrs heit beyzutragen. Ich fage Ihnen aber aufrichtig und freundfchaftlihft — Jede Widerlegung, jede Beftatigung der von mir angegriffenen einzelnen Säße, jede Zurecht⸗ weifung meines Irrthums wird mir angenehm und lieb feyn weil diefeg zur Vermehrung meiner Kenntniffe bey: trägt, — Allein ich merde Feine ald mich angehend an; ſehen, wenn fie nicht in dieſes Magazin eingerückt wer⸗ den fann und wird. — Ohne einzufreften daß die Ueber— ſicht eines behandelten freitigen Gegenftandes beffer in dem nämlichen Werfe, wo alles mit einander verbunden ift , kann vorgenommen werden, fo bin ich überdieß nicht der Foßiliem 061 Willens mit irgend einem Herausgeber einer periodifchen Schrift in Colifion zu kommen, und folglich werde auf keine anderswo eingeruckte Neplif antworten. Daß Sie mich aber freundfchaftlih behandeln werden, dafür ift mir Ihr Charafter Bürge, und deshalb bin ich“ ganz ruhig. Nun zur Sache. Erftlich will ich Shnen mein Werthefter kuͤrzlich meine Gedanken über Hr. Prof. Werners Skizze einer Klaßifü kation der Gebirgsarten in wenig Worten mittheilen. Zweytens mich mit Ihnen uͤber Ihren Aufſatz Ueber die Unentbehrlichkeit und den Einfluß der Chymie in die Mineralogie in Hrn. B. R. Crells Beytragen 3. Band ©. 398437. einlaffen, und zulegt mit Ihnen ein ‚und anderes durchgehen, was der Frepberger Mecenfent mit und ohne Grund an den drey erften Bänden des Mas gazins f. d. N. k. Helvetiens zu rügen fand — und bier werden Sie fehen, daß ich mit mir reden und mich eines beffern belehren laffen fann, wenn id) geirrt habe. Sch will Hr. Werner Skizze nur Paragraphenmeig durchgehen, um gleich an feinem Orte die Bemerfungen machen zu fünnen, melche mir einfallen. -$. 1. Hr. Werner glaubt, alle Gebirgsarten fenen würks lich befannt. Diefes ſtimmt gegen tägliche Erfahrungen. Der Danzifhe Elaftifche Stein welcher am Rio Janeiro in Brafilien eigene Flößgebirge nach einigen Nachrichten, nach andern aber nur Flößfchichten ausmacht : die vielen Gebirgsarten welche den Iade (oder ſey e8 Nephrit) zur Hauptmaffe haben, und in Helvetien und Savoy groffe Gebirg ausmachen ( wie die Aiguille verte von de Sauffüre und die groffen Granitblöcer von Milden) u. f. m. die Granite fo bloß aus Quarz und Schörl, Quarz und Glim⸗ mer, Duarz und Seldfpat beftehben; die befondere Gebirge; art in welchem der Tremolit bricht, Die verfchiedene Ges birgsarten der Höhe des Monblancd welche Speckſtein 262 Ueber die Claßiſikation zur Hauptmaſſe enthalten: Die der Hoͤhen des Got⸗ hardts, in welchem die rothen Nadeln, Cyanit, der neu entdeckte Granatit bricht — die Gebirgsart mo die Chlorit; erde einen Hauptgemengtheil ausmacht, u,a. m, Diefe ale find erft feit Furzem gefunden und bemerfer worden, Herr Brof. Werner wird fagen ($. 3.) ich führe feine Gebirgsarten an, als von deren Erifteng ich wuͤrklich übers zeuget bin, | Herr Prof. Werner hat diefes gemiß nicht gefagt, um fih ein fchönes Kompliment zu machen, und andern Schriftitelern dag Confilium abeundi auf eine feine Are anzuratben, Es ift wahr (und ich hab es ihnen ſchon oben nicht verhehlt) das fchmanfende und unzuperläßige von vielen mineralogifchen Schriftftelern , die neues ohne Noth erfihuffen,, alted verwechfelten , und vieles unfennt lich machten, mußte mißfrauifch machen; allein eft modus in rebus, funt certi denique fines. Wenn man gleich nicht blindlings Alles für ausgemachte Wahrheit annimmt, was man alle Tage für neu ausgiebt , fo muß man auf der andern Seite nicht glaubwuͤrdigen Naturforfchern allen Beobachtungsgeift abfprechen, fondern auch auf anderer Männer Zeugniffe bauen dürfen. ». Welch trauriges Loos wär es nicht für jeden Natur forfcher , wenn er nichts ale wahr annehmen dürfte, als was er felbft gefeben und unterfiihr hätte. — Auf welch eine geringe Anzahl von Erfahrungen würden nicht feine Kenntniffe eingefgränft — da kaum ein von Sauſſuͤre Fähigkeit, Gefundheit, Leben, Zeit, Gelegenheit ; Ders | mögen und Geduld genug haben Fonnte, alles was er zu wiffen wuͤnſcht, felbft zu erforfchen. — Nothwendig müfen wir alfo auch andern Mitbrüdern trauen, — Berfchiedene Mineralogen unter andern Hr. Ober⸗ Perg Rath Ferber haben die Gebirgsarten welche Tade enthalten und dem Gewebe nach bald dem eigentlichen der Foßilien, 263 Granit, bald dem Gneuß, bald dem Porphyr ähnlich find — gefehen und ſolche als befondere noch unbefchries bene Gebirgsarten anerfannt. Damit aber auch Herr Werner und feine Anhänger folhe kennen lernen, babe ich ein und andere an die Dergacademie nad) Freyberg gefendet , wo ich hoffe, daß folche zur Beförderung der Aufklärung in der Mineralogie unterfucht werden, Wenn Hr. Prof. Werner glaubt, die Gebirgsarten feyen mwahrs fiheinlich bereits größtentheils bekannt. Wie koͤmmt eg, daß er feit 1787 bis 1788 eine fo groffe Vermehrung in den Gebirgsarten felbft gemacht hat, Die Unterabtheiz fungen des" Hornfchiefer8 Wermeri in Kiefelfchiefer nnd Lydiſchen Stein, den Chloritſchiefer, Hornblendſchiefer, Labradoriſche Hornblende, Baſaltiſche Hornblende, Alaun— | ſtein, glänzender Nlaunfihiefer, Topfſtein u, d, gl. bat Hr. Prof. Werner doch feither als neu und vormahls (1787) als unbefannt eingefehen; dann warum fonft ihre Einführung, Beſchreibung und Benennung ?— Sehe . viele, vieleicht noch die meiften Gebirge, einmahl Helve— tiens, find noch unbefannt und niemahlen mineralogifch befucht worden. Was läßt fich darüber abfprechen ? Ein; mahl laffen die fünf neue Foßilien Gattungen , welche mir leßt verfloffenen Sommer nur auf dem Gotthard ges funden haben, und die Gebirgsart, in welcher der Tre, molit bricht , gewiß noch mehrere unbekannte Gebirgs⸗ arten vermuthen. Oder mit welchen Gründen wollte man dieſe Moͤglichkeit und Wahrſcheinlichkeit beſtreiten? Hier mein Wertheſter! haben ſie meine Gedanken uͤber den 1. 6. Im Zten $. klagt der Verfaſſer über die unlogikaliſche Ente merfung-der Syſtemen. Ohne hier in Detail tretten zu wol, len , indem ich weiter unten bey der Unterfuchung Ihrer Grundfäge mit Ihnen mich weiters herauslaffen werde (finde ich, daß ſich Hr. Prof. Werner an zwey Orten irceg, Erſtlich 264 Leber die Claßiſikation glaubter , die Botanifer und Zoologen feyen mit mehr logi⸗ kaliſchem Scharffinne zu Werf gegangen, ale alle bieherige Mineralogen, Hr. Prof, Werner hat die Botanick und Zoologie gewiß nicht ex profeffo ſtudieret, fonft wäre ibm nicht unbefannt geblieben , daß auch der erfte und befte . Syſtematiker v. Rinne viele Fehler wieder die Logifal, Eins theilung gemacht und machen mußte, meil die Natur ihren eigenen Gang hat, und fi) nicht nach den Gefagen der Pogif richtet, Zweytens, verwechfelt Hr. Prof. Werner den Haupts gegenftand , welches die Lehre felöft ift, mit dem Huͤlfs⸗ mittel folche Lehre fich am leichteften eigen zu machen. — Es ift befannt, daß alle Syfteme oder Eintheilungen in der Naturgefchichte nur Hülfgmittel und Leitfäden find, fich die Gefchichte und Eigenfchaften der natuͤrlichen Körs per in einer angemeffenen Drönung begreiflicher und ers lernbarer zu machen. Je mehr fi nun ein folches Sys fiem der genauen’ Verbindung der Naturproducten un, ter ſich nähert, folglich je einfacher es iſt, defto natuͤrli⸗ cher ift e8 — und je mehr ein Fünftliches Syſtem die na⸗ fürliche Folge der Körper unter fich begünftiget und diefe Folge mit feiner logifalifchen Fintheilung verbindet , defto faßlicher it es. Die Foßilien werden gemiß bald ein na, türliches einfaches: Syſtem aufzumeifen haben, feitdem fo erfahrne Scheidefünftler alles anwenden um die Beftand; theile aller gemiſchten Gattungen derfelben auffer allen Zweifel zu feßen, und nachftfolgender vortrefliche Auffag eines der einfihtvollften Mineralogen wird Fein geringes Beweisthum darüber ablegen. Alle Foßilien werden nach ihrer Natur in Gemifchte und Gemengte eingetheilt ,— die erftern Fünnen nicht anders, als nad; ihrer Grund, mifchung d. i. nach ihren chymifchen Beftandtheilen ein, getheilt werden, die andern aber nad) ihren Lagerſtaͤt⸗ ten, oder nach der Analogie ihres Gemengs, Go lang der Foßilien. 265 wir noch feine volftändige Geognofie haben, und noch lange nicht haben fünnen, fo lange wird bie Eintheilung der gemengten Foßilien nach den Lagerftätten willkuͤrlich und hypothetifch bleiben müffen, und Hr. Prof. Werner beftätiget e8 felbft, wenn er fagt »($9.4.) daß man ur „ anfängliche Gebirgsarten babe, welche man mit eben „dem Rechte auch Flößgebirge nennen fünnte und wie „dernm Flößgebirgarten, wo man zweifelhaft iſt, ob „man fie nicht fhon zu den angeſchwemmten zählen folle, Wenn nun nah Hrn. Prof. Wernerg eigener Erfläs zung, Granit Thonfchiefer, Kalkſtein u. a. m. unter den uranfänglichen flögartigen und angefhmwernmten Gebirgs⸗ arten zu fiehen fommen ; welchen Grundbegriff, melche Kennzeichen Fann er nun, wenn er der reinen Logick nach eintheilen will — diefer Eintheilung bey einem jeden Fogil vorausſetzen, wird hier nicht entweder der logikaliſche Grundbegriff, oder die Golgefäge leiden müffen; ohne noch einzutreten ob bier feine Eintheilung fi an allen Hrten mit den Erfahrungen anderer Geognoften vereinis gen lafjen werde, Sehen Sie mein Werthefter! mit ſolchen Unbequemlich; feiten ift noch zur Zeit, die Eintheilung der Gebirgss arten nach den Fagerftätten verbunden. — Theilt man dies felben aber nach der Analogie ihres Gemengs ein, fo ers hält man eine ziemlich natürliche Folge der Gebirgsarten, wie folgender Verfuch bemeifen wird, und der Lernende wird nicht fo leicht irre geführe— Ich behalte mir aber vor mit Ihnen felbft weiter unten die Eintheilung der gemengten foßilien im oryftognoftifhyen Sinne ausführ, licher zu behandeln. Meine Meinung ift alfo bey den Eintheilungen zuerft die Natur des Körpers und erft nachher die Regeln der Logik zu Rath zu ziehen, und nicht jene dieſen unterzu— ordnen und nachzuzwingen. | 266 Weber die Elagififation Sonderbar iſt e8 aber doch, daß eben Hr. Prof, Wer⸗ ner in feinen geognoftifchen und oryktognoſtiſchen Eins theilungen felbft oft von feinen vorangefchickten Grunds begriffen ſehr abweicht, und folglich ſ ich oft an der Logik verſuͤndiget. Im 3ten $. von den uranfaͤnglichen RR Wa überhaupt, gefaltet mir Hr. Prof. Werner ſchon beffer, doch finde ich auch bier einiges zu bemerfen. Er ſagt: „Dieſe Gebirgsarten feyen von der älteften Entfte; bung, und tragen alle Merkmahle einer Erzeu⸗ gung auf dem naffen Wege an fih. Ganz recht; alein durch Niederfchlagung (aus einem Auflöfungsmits tel als Sediment) oder duch Lriftallifation ? Ein andes res Alternativ giebt es nicht, und doc follte diefes-bes fiimmt feyn.— Gleich nachher fagt er: Bey den Ge mengten feyen alle Theile des Gemengs ein und mit einander verwachſen. Gediegenes Silber und Kupfer find mit ihrer Gangart vermwachfen , aber die Gemeng; theile des Granits find mit und in einander Friftalli- fiert , welches ich weiter unten in meiner Antikritick bes weiſen merde. $.6.1. Granit — Der Feldſpat mache faſt jeder⸗ zeit den groͤßten Antheil aus. Dagegen ſtraͤuben ſich unſere Erfahrungen. Bisweilen ſoll ein ungewoͤhnlicher Theil von ſchwarzem Stangenſchoͤrl, aͤuſſerſt ſelten aber Gra⸗ nit ——— finden, — In Helvetien finden wir Hornblende, Chloriterde ‚ gruͤ⸗ nen Stangenſchoͤrl, Turmaline, Granaten, Jade auch 2. neue nicht genug beſtimmte gemiſchte Foßilien den der; ben Schörl? (Schörl.en Mafle) und derben Granar? (Grenat en Mafle ?) wie ſolche von de Sauffure genannt werden , bengemengt. — Wie eine Derwandlung eines gemifchten Foßils in ein anderes vor ſich gehen koͤnne, der Foßilien. 267 wird ein Mineralog — welcher die Grundſaͤtze der Schei⸗ dekunſt kennet — nicht wohl begreiffen koͤnnen. Der Speckſtein iſt nicht Verwandlungsweiſe folglich zufaͤllig verſchiedenen Graniten beygemengt, ſondern wie viele Gebirge, vorzüglich Savoyens (der Gipfel des Mont; blancs ) e8 beweifen, ein wefentlicher Beftandtheil vieler Granit und Gneißarten. $. 7. ine Granitart, die eine befondere Gebirgs; art zu feyn fheint. Der Granit, welcher Hornblende neben dem Duarz und Felöfpat und Glimmer auch ohne letztern beygemengt enthält, fol eine eigene Gebirgsart und von neuerer Przeugnng feyn.— Letzteres wird noch zu bemeifen feyn. Da Here Vrof. Werner immer nur Ruͤckſicht auf Sachſen nimmt, fo fann man ſolche Ausſpruͤche nur als lokal annehmen. In der Schweitz und in Savoy gehoͤrt die Granitart, welche entweder bloß aus Quarz und Hornblende, Feldſpat und Horns blende, oder aus Duarz , Feldfpat und Hornblende bes ftehet zu den uranfänglichen Gebirgsarten; indem in uns ferer Eentralfette das Grundgebirge oft aus diefer Ge birgsart befteht. Hr. Prof. Werner giebt ihr einen bes fondern, und den von Eronftet fchon einer andern Steins art mit getheilten Namen Grünftein, Mein Necenfene- fadelte mich, da ich nur fragsmeife mit einem? den Nas men Dphites dem Porphyr mit Talkartiger Maffe anzus wenden verfuchte ; und fein Lehrer fehlet hier ſelbſt. Zwar hab ich vernommen, daß man diefer Gebirgsart den fchon von Plinius gebrauchten Namen Sienites gegeben, Da man über kurz oder "lang endlich doch die Menge von befondern Granitarten einfehen und anerfennen muß welche ſchon jet befannt ift, nnd von welchen man noch mehrere entdecken wird) fo münfche ich dem mineralogis ſchen Studio Glüf, wenn eine jegliche befondere Gras nitark einen neuen Namen erhalten fol, der mit feinem 268 Ueber die Claßiſtkation Ausdruck den Begrif von dem Geſtein nicht zugleich verbindet. Hr. Prof. Werner hat Recht und es iſt nothwendig jede neue Foßilien Gattung, welche durch chymiſche Zer⸗ gliederung als beſondere eigenthuͤmliche Foßilien Gattuns gen dargethan werden, mit einem neuen beſtimmten Nas men zu belegen; und man thut ihm unrecht, wenn man feine Apatit, Prenith, Thumerftein, Beryl, Cyanit, Chlorit, Chalfolit ıc, übel nimmt ; dann diefeg find doch ächt neue Foßilien, und verdienten einen Namen, Allein auf der andern Seite würde er zu meit gehen, weun er jegliche Granitart mit einem neuen Namen belegen woll— te. Beſſer wäre e8 bey den 3. Abtheilungen des Gras, nit8 zu bleiben; (Granites Simplex, Granites vulgaris, Granites indeterminatus) und die Unterabtheilungen, nach) den veranderten Gemengtheilen zu befchreiben und zu bes nennen, | $. 8. Ich zmeifle, ob die von Hrn. Prof. Werner geges bene Unterfcheidungsbegriffe, von Granit zu Gneiß, von Gneiß zu Glimmerfchiefer augzeichnend genug wäre, um in den Fallen von Uebergängen zumahl bey letztern — feine Verwechslung zu verurfachen. Der Gneiß und der Ölimmer, fchiefer, (welchen ich nur ale einen reineren , ober inniger gemengten Gneiß anfahe, nun aber doch wegen dem bes fländigen Diangel des Feldſpats und immerwährendem Hauptgemeng von Duarz und Glimmer als eine befons dere Gebirgsart anneyme) enthalten in der Schweiß, fon; derlich auf dem Gothard Turmaline, Stangenfhörl , Etralfchörl, Hornblende, Talf, Granate, und Granatife eingemenge. — Die höchften Höhen vom Gothard, Furfa, Grimfel beftehen (neben ein und andern befondern neuen Gebirgsarten die ich zu feiner Zeit befchreiben und aus; theilen mil) aus allen möglichen Abanderungen von Gneiß und Glimmerfchiefer, und der Granit koͤmmt nur der Foßilien. 269 in der Tiefe und am Zuß der Gebirge hervor, Go if Nirolo aug einem Glimmerfchiefer gebauet, welcher aus Glimmer (menig Quarz) Granaten und Hornblende ber ſtehet, und vor welchem das Gebirg gleich ob der Stade gebildet if. Hinter dem Dorf An der Matt im Urferens Thal im Saum genannt, der Neuß nach, fo vom Dbers alps See herfließt, geht eine groffe Felsmaſſe von grünlichz grauem Talkſchiefer, oder Glimmerfchiefer , der an Talf, Glimmer aufferordentlich reich ift, zu Tag aus, Ueberhaupt iſt es eine merkwuͤrdige geognoftifche Erz fahrung, daß alle unfere Cbisdahin befannte) höchfte Bergkuppen wie der Montblanc, Grimfel, Furfa, Gots hard u. d. 9. mehr, in ihrer Gebirgsare mehr Talk, Spedftein oder Talfartige Glimmer und immer eine flär, kere fetterdige Grundmifchung enthalten, als in der Tiefe. — Etwa 2 Stund vorher ehe man von der Furfa her nach Rehalp koͤmmt, ſtoͤßt mauauf einen glänzend blendenden mweiffen Glimmerfchiefer Fels, deffen Geſtein fehr ſchoͤn und fo talfartig iſi, daß der vermitterte Theil deffelben wie eine feine gepülverte Seife anzufühlen iſt. So wie nun die hoben Firften vom Gothard, Furka und Grimfel: Gebirge alle aus Gneiß oder Glimmerfchiefer beftehen, fo würde Hr. Prof. Werner fih oft dort in Verlegenheit befinden, wenn er ausmachen follte, welches Glimmers fchiefer oder Gneiß wäre, indem das dicffchieferige Ge; webe zumeilen ohne Duarz und oft ohne Feldfpat einers ſeits, und anderfeits oft Feldfpat bey dünnfchiefrigem Gewebe bey diefen Gefteinen zum Vorſchein Fommen, Allgemein laßt fich alfo der Gneiß von Glimmerfchiefer fehr wohl unterfheiden , bey einzelnen Gefteinen aber nicht allemahl. Daß e8 Mittelgattungen gebe, zeigen die Granitsvenes und Roches feuilletes glanduleufes von Sauſſuͤ— re, die erften find fozufagen ein granitartiger Gneiß, und Die letztern gneißartige Glimmerſchiefer. Doch Fann man 270 Ueber die Elafifitation die Granits venes meift bloß als grobförnigen- oder grob⸗ ſchiefrigen Gneiß betrachten, und eben fo find deffen Ro- ches. feuillet£s Glanduleufes ein feinerer Gneiß. Wenn man den fd genau befiimmten und vortreflichen von Sauffüre mit wahrem mineralogifhem Sinne ließt, felbis gen mit felbft eingefammelten Gebirgsarten prüft, fo kann man unmöglich begreiffen , wie er fo oft hat mißverfians den werden fünnen. Zwar hat die franzöfifche Sprache noch Feine richtige mineralogifche Terminologie, mie die - deutfche ; allein feine Umfchreibungen waren. defto deutlis cher. — Doch ich kehre wieder zu Hr. Prof. Werner zu⸗ ru. — $, 10, Rechnet der Hr. Prof. den Thonſchiefer zu den ungemengten Gebirgsarten hiemit zu den Gemifchten. Wenn man aber auch) die eingemengten GSteinarten bloß alszufällig betrachten wollte (obgleich mit diefem Worte, wie ich weiter unten zeigen werde, zu fehr gefpielt wird) fo gehört der Thonfchiefer zu den gemengten — und dag zu den feingemengten Gefteinen aus folgenden Gründen, 1. Kann man durch mechanifche Mittel, als durch Pos chen und Schlemmen die Kiefelerde aus den Thonfchiefern rein herausbringen. 2. Werden durch die chymiſche Analyfe die Thonfchie, fer von allen Gegenden unter fich ſehr verfchieden , und Feine von gleichem, fondern oft von fehr entgegengefegtem Ges halt befunden werden, und fich in der Zerlegung eben fo verhalten, wie die Granite, Porphyre ꝛc. d. i. niemah⸗ len beſtimmte zuverlaͤßige Beſtandtheile angeben. Koͤnnen in einem Foßil, oder in einer Steingattung die Beftands theile der Grundmifchung durch die Chymie alfo nicht als immer gleich beftändig angegeben werden, und liegt die Urfache davon in dem Foßil felbften, fo gehört diefelbe nicht unter die Gemiſchten, meildiefe nur nach dem Res fultate der chymifchen Analyfe follen eingerheilt werden. - — der Foßilien. 271 3, Streitet dag äufferliche des Gefteing und die Analo⸗ gie gegen die Stelle des Thonfchiefers unter den Ges mifchten, | Nach gemachten Erfahrungen find alle Gemiſchte Stein; gattungen Folgen von einer innigſt vorhergegangenen Aufs löfung, aus welcher fie fich in mehr oder minder vollfomms ner friftallinifcher Form hHerauggefchieden hatten. Ohne mit der Rriftalifation einen ungewöhnlichen Begriff zu verbinden, wie ein fonft einſichtsvoller Recenſent mir auf bürdet, fo mwird jeder erfahrne Scheidefünjtler mit mie eingeftehen, daß Körper oder Foßilien koͤnnen Friftallifiere feyn, ohne eben immer die beftimmte äuffere Geftalt oder Umriß zu befisen, welche viele Mineralogen mit der Kris ftallifation felbften verbinden. Ein verdruckter Kriftall, oder ein zerbrochener oder abgerundeter Bergfriftal war nicht deſtoweniger Friftallifiert, wenn feine fechgfeitige Säule mit feiner fechgfeitigen Pyramide ſchon nicht mehr : zu fehen if. Auch davon mehr unten, um hier nicht zu febr ing Detail zu gerathen. Diefes find mein Werthefter Freund die Gründe, wa rum ich glaube und überzeugt bin, der Thonfchiefer fey eine gemengte Stein sund » Gebirgsart, Hr. Prof. Werner rechnet bier den Hornfchicfer al8 eine dem Thonfchiefer untergeorönete Steinart. Was ift jet aber fein Hornfchiefer , feitdem er dieſes Ges fein in 2. Arten eingetheilt, und eınes Vieſelſchiefer, das andere aber Aydifhen Stein nennt? Sch wei zwar wohl, daß fein und Ihr Hornfchiefer nun Kiefelfchies fer heißt. Welchem Geftein fol man aber jet den Nas men Hornfiiefer geben? Ich denfe weil Hr. Prof. Wers ner diefen Namen nun felbft verlaßt, fo wollen mir mit Hr. Charpentier und Voigt dem Porphyrſchiefer feinen ehmaligen Namen Hornſchiefer laffen, und dem Hrn, Yu 2722 ueber die Claßiſikation Prof. Werner ſeinen Kieſelſchiefer und Lydiſchen Stein, und alsdenn ift alles an feinem Drte, * $, 13. u, 14. Ueber den Baſalt und den Mar will ich mich. bier nicht einlaffen, indem diefelben ie nächftem werden gelaͤutert ſeyn. Beylaͤufig aber muß ch bekennen, daß auch hier die verwirrte Terminologie der Foßilien viele Urſache an den zertheilten Meinungen uͤber dieſe beyde Geſteine hat. Viele verwechslen Lava mit Mandelſtein, und viele ſchreiben uͤber Baſalt und kennen denſelben nur aus Wallerii Beſchreibung; was aber Wals leriug mit feinem Bafalt für einen Begriff verbunden hat, weiß der forfchende Mineralog wohl. $. 16. Hr. Prof. Werner fagt vom uranfängliden Kalkſtein er fey blätterig »Förnig, oft fo fein förnig, daß er ins dichte übergehet. Hätte ich oder ein anderer, welcher nicht in Freyberg unter Hr. Prof, Werner flus dire hat, dieſes geſagt, fo hätte man ihm ein fchöneg Compliment gemacht, daß er die Wernerifche Defchreis bungsart annehme; man hätte aber zugleich angeführt; ein: Geftein Fönne nicht zugleich Förnig und dichte fegn. Diefes feye ein Widerfpruch, | Im Ernft, bier vermißte ich, wie auch an andern Dis ten in diefer Abhandlung mit Bedauren , die fonft fo punft lich) genaue Befchreibungsarf eines Wernere.— Ich glaus be zwar die Urfache entdeckt zu haben, warum er in Dies fer Befchreibung etwas trivial iſt. Herr Prof. Werner nimmt eigentlich nur den fürs nigen (Salinifchen ſchuppigen) Kalfftein als uranfaͤng— lich, den dichten aber als Flözgebirg an. Nun muß er vielleicht bemerkte haben, daß die Uranfänglichfeit des Kalkſteins fich nicht immer genau an deffen koͤrni⸗ gem Bruce balte, und deshalb läßt er deufelbening Dichte übergehen. Folgende Thatfachen aber, die jege licher Mineralog in der Schweiß felbflen leicht beftäris | gen der Foßilien. 273 gen kann, wird aber das unzuverläßige, dag Alter deg - Kalkfteins nur aus feinem Bruche bemeifen zu wollen — anzeigen. R | Unfere höchften Kalfgebirge , von welchen viele mit ewis gem Eis bedeckt find , befiehen aus ganz dichtem graus gelblichten Ralfftein mit fpliterigem Bruche. Neifens de Mineralogen fünnen ſich die Mühe nehmen , fo weit als möglich ans Werterhorn, Wellhorn, Burghoͤr⸗ nen ze. hinauf zuflettern, „oder über die Gemmi. eine Reiſe ind Leuferbad zu machen, fo werden fie eg felbften augenſcheinlich fehen. | Hingegen findet man mitten in dem Floͤtgebirge (dem Zuraffus) Förnigen Kalkſtein, der bey Altenriff ohns weit Yleuenburg bricht, und aus melchem beynahe die ganze Stadt Neuenburg und die benachbarten Flecken und Dörfer gebauet find, ch merde nicht ermangeln, mit nächftem einige Stücfe der Bergafademie in Freyberg zu überfenden. Daß der Juraſſus aber ein Heer von Verſteinerungen enthalt, ift längft befannt. Alfo fehen Sie, daß der dichte fplitterige Kalfftein auch uranfangs lich und der förnige auch flözartig feyn Fann. $. 17. Mir hat man die Porphyrare die Quarz zum Grunde und fremde Theile eingemengt enthält, nicht gez duldet. Here Prof. Werner führt hier eine Duarz Ges birgsart an, welche zufällig, mit mehr oder meniger Glimmer gemengt iſt; was iſt zufällig ? womit will man bemweifen , daß Diefe Glimmertheile zu diefem Geftein nicht eben fo mwefentlich gehören als im Glimmerfchiefer ? $. 18. Der Topasfels ift eine aus Topas, Quarz, ſchwarzem Stangenfhörlund Steinmarf gemengte Gebirgss art. Sch bin verſichert, diefe neue Gebirgsart mwird vielen Mineralogen nicht behagen , weil fie eine von den längft befannten Gebirgsarten abgeriffene, einzelne und Magas. fd, Naturk. Zelvetiens. IV. B. S 274 Ueber die Claßiſikation iſolirte Gebirgsart ausmacht; allein man wird | "angewöhnen müffen, neue Gebirgsarten Anzunı welche ins alte Syſtem des gewöhnlichen Granit, ge wöhnlichen Gneiffes ec. nicht einpaſſen, und doch Senenne feyn wollen. Daher find ich diefe Benennung und Eins führung gar nicht unfchicflich , fondern fehr angemeſſen. Sonderbar ift es aber doch , daß man denfelben nicht nach dem Syſtem der Zufälligfeiten als eine Gebirgsart befchries ben bat, welche aus Quarz befteher, welchem zufaͤl⸗ li der Feldſpat und Glimmer fehle, hingegen zufällig, Topas ſchwarzer Stangenfchörl und Steinmarf beygemengt wäre, Es beißt ferner : Diefe Foßilien befinden ſich in cinem verworrenen Gemenge. Kommt denn der Topas nicht auch Friftallifiere vor ? — Freylich — aber diefer gehört nicht zum Weſen der Gebirgsart, fondern ift als eine Kriftalldrufe anzufehen, nur der derbe Topag macht den eigentlichen Gemengtheil aus, und Diefer liege verworren im Geſtein; fo ftele ich mir vor, wird man mir in Freyberg antworten ? allein laſſen Sie mich wei; ger unten nicht vergeffen , dieſes bey einer beffern Gele genheit auseinander zu feßen, So weit nun über die befondern Gebirgsarten der urs anfänglichen Gebirge. — Was die Floͤtzgebirge anbetrift, ſo iſt ſchon viel gelegentlich oben angefuͤhrt worden. Ueber die Grauwake kann ich nur aus Kabinetſtuͤcken urtheilen; fie ſcheint das Geſtein zu ſeyn, fo bey ung Liſenſtein genennt wird, der aber bis jtzt nur in einzelnen groſſen Geſchieben und Bloͤcken gefunden wird. $..26. Die Kiſenthon⸗-Floͤtzarten wechſeln in der Schweiß oft mie Thonfchiefer ab. — Oft find fie auf diefen aufgefegt, und löfen diefen vom auflisgenden Kalk gebirg ab. In der Behandlung der Flößgebirgen hat mie aber fo seit als ich in meiner Lage in der Schweiß urtheilen der Foßilien. A 3,75 Fan, Hr. Prof, Wernet am beften gefallen, Ueber die Vulkaniſchen kann ich jur Zeit nicht urtheilen. Beylaͤufig eine Bemerkung: Da man in Auvergne und, im Neapolitanifchen aus der Lava ein ſchoͤnes Glas fhmelje — koͤnnten die in den Kaven befindlichen fd ‚genannte Chrifolithe und Schoͤrie nicht nur blöffe Glasfluſſe ſeyn? $. 35. u. f, von den aufgeſchwemmten Gebirgen. Wie will man die in der Schweiß nicht ſeltene Erfchei? Hung erklären, daß groſſe ausgedehnte Kalfgebirge, und Sandftein Gebirge ohne und mit Verfteinerungen auf Seifengebirge und auf Nagerflühe aufgefeßt find? Scheine nicht hier, daß dag aufgeſchwemmte Land Alter als das Slößgebirge ſeye. Dieſes mein Wertheſter! find nun meine Gedanken ‚über deg Hr. Prof, Werners Sfige einer Klaßifikation der Gebirgsarten. Wenn Sie alles sufammen re fo werden Sie finden, daß: ılih. die Geognoſie noch zufehr in der Kindheit liegt, um nac) derfelben die Gebirgsarten Flaßificieren zu fönnen, 2tens, daß hier die Eintheilungen nach der firengen Los gik gar nicht richtig, fondern ſehr vielen Anomalien unterworfen ſeyen, und # 3teng, daß, meil Hr. Prof. Werner nur auf dasjenige Ruͤck⸗ ſicht nimmt, was er ſelbſt geſehen hat; feine Klaßifika⸗ tion, nur als lokal und gar nicht als den allgemeinen Erfahrungen die uͤbrigen auſſer Sachſen befindlichen Gebirge betreffend angemeſſen angeſehen werden kann. Uebrigens liefert Hr. Prof. Werner wohl keine Arbeit, (ſie mag noch ſo viele Paradoxen enthalten) worinn nicht jeder Mineralog noch vieles Lehrreiches finden und ſeine Kenntniſſe auf eine angenehme Weiſe vermehren koͤnnte; und ich bin verſichert, haͤtte er auſſer Sachſen und ſeine 276 WUeber die Claßiſikation umliegende Graͤnzlaͤnder, welche im Bezug des Ganzen doch noch immer ein kleiner Bezirk ſind, — andere groſſe ausgedehnte und vorzuͤglich Nakte Gebirge, gleich den Helvetiſchen Alpen geſehen, ſo wuͤrde er in vielen Saͤtzen ganz anders abgefprochen haben. ch wuͤnſche von Herz zen , daß ich einmahl das Vergnügen haben fünnte, ihn in unfere Gebirge zu begleiten ; denn da find noch wichs tige Entdeckungen zu machen. Giebt mir Gott Gefunds ‚heit und Kräfte, und erlauben mir ed meine häusliche Umftände, und die Menge meiner Berufggefchäften, fo werd ich zum menigften feinen Sommer vorbey gehen laffen , ohne diefe für mich) fo angenehme und reigende Gebirge zu befuchen, um nac) und nad) fünftigen glücks Jihern Mineralogen einigermaffen vorzuarbeiten , und Thatfachen zu fammeln, melde einftens ein Kenner mit Genie und Muffe zu ordnen und in ein Ganzes zu brins gen würdigte, Hören Sie nun meine Gedanken über ihren Auffag in dem 4ten Stücke des zten Theild Dee Beyträgen zu den Chymifchen Analen: Weber die Linentbehrlichkeit und den Einfluß der Chemie in die Mineralogie. Ihr Ausdruck ©. 398. daß Chemie und Mineralo⸗ gie als Gefchwifterte anzufehen find, ift wahr und meis nem Degriff nach feinem Zweifel mehr unterworfen; fie ſind an einander gefchmiedete Ringe an ber groffen Kette der Naturmiffenfchaften. Daß Sie die Mineralogie S. 399. im meitläuftigen Sinne des Worts in Hrifeognofie oder Mineralogie im engern Verſtande; in mineralogiſche Chemie ; in die Geo⸗ gnoſie (eigentlich nur noch eine Lehre von Hypothefen ) mineralogifbe Geographie und oͤkonomiſche Mine; ralogie eintheilen ift zweckmaͤßig und nothwendig. der Foßilien, 277 Wenn Sie aber von Gryktognoſie den Begriff geben, daß fie bie Wiffenfchaft feye, welche die einfachen Foßi— lien erfennen und Flaßifieieren lehre, fo muß ih Ihnen doppelt mwiederfprechen. Dann erftlich fol die Oryktog— nofiealle Foßilien Ichren , und zweytens gehört die Klaßifi— Fation nicht zu dem Begrif der Lehre, fondern iff nur ein Huͤlfsmittel derfelben, fo wenig als irgend ein Pa, turſyſtem· Naturgefchichte ſelbſt if. > Die Dryftognofie »iſt die Wiffenfchaft, welche ung alle Foßilien unter ſchick— „lichen und fefigefeßten Benennungen vermittelft beftimm; „ten Kennzeichen in einer angemefjenen naturlichen Ord— „nung erfennen lehret. Die Oryktognofie, oder der Leh⸗ rer dieſer Wiſſenſchaft ſoll alſo 1. den, der von den Foßilien nichts oder wenig weiß, belehren. 2. Er fol e8 vermittelft befiimmten Kennzeichen und 3. unter feftgefegten Benennungen thun. 4. Und eine der Natur der Foßilien angemeffene Hrds .. nung als feitfaden bey diefer Lehre zum Grund legen, Diefes iſt mein Begriff von der Dryftognofie, welchen ic mit Ihuen durchgehen will. Sie fagen, die Dryftognofie folle nur die einfachen Foßilien, ich fage aber fie fol alle hiemit auch die ge mengten foßilien lehren; oder warum folte der Anfaͤn— ger, der Schuler, der Lehrbegierige (dann fuͤr dieſe ei— gentlich ſind die Oryktognoſien) nichts von Granit, Gneiß , Baſalt, Thonſchiefer, Hornſchiefer ꝛc. in einer Oryktognoſie finden und erlernen koͤnnen? Sie werden ſagen, es iſt wieder alle Logik. Allein wir ſtudieren hier nicht Logik, ſondern Mineralogie; und wenn Linne, Haller, Blumenbacd) Leske dirjenigen natuͤrlichen Körper aus ihren Syftemen ausgelaffen hätten , welche als Anos malien fich mit den von denfelben angenommenen logifchen Eintheilung nicht immerhin vertrugen, mas bäffe man 278 Leber Die Elafifitation gefagt ? Dagjenige kuͤnſtliche oder logikaliſche Syſtem ſeye das ſchlechteſte, welche die mehrſten Anomalien verur— ſacht; und der Ausſchluß aller gemengten Foßilien waͤ— re ja ein Heer von Anomalien, Wir wollen und koͤnnen der Folge der natürlichen Körper unter einander feine maz thematifche, noch logifche Gefeße vorfchreiben , fondern mir müffen ung dabey gedulden, dem Gang der Natur fo nachzugehen ‚ wie fie denfelben geht, und ung eine Ord— nung, Reitfaden , Syſtem oder Klafification zur beffern und zweckmaͤßigern Ueberſicht des ganzen fo gut erfchaf fen als möglich iſt, aber diefen Leitfaden nicht zuc Haupt⸗ angelegenheit machen. Was vermag fid) aber die Natur, was vermag fich der Schuler derfelben, wenn einige na; türliche Körper fich nicht nach den ſyſtematiſchen Eintheiz lungsregeln einer Fünftlichen Ordnung einzwingen laffen wollen ? Sollen denn diefe Körper nicht benennt wicht befchrieben werden ? Was märe das für eine Wiffenfchaft to man viele Körper vorbey gehen müßte, nur um feis nen kuͤnſtlichen Leitfaden nicht zu zerreiffen ? Sie fehen alfo mein Werthefter! daß es unmöglich iſt, nach den ſtrengen Regeln der Logik hier zu verfahren, und daß es gar nicht thunlich iſt, wegen einigen Zweifeln in den Unterabtheilungen das Weſentliche, das iſt die Lehre eines Foßils aufzuopfern, und die Wiſſenſchaft ſelbſt einer Logik unterzuordnen, welche bier nicht Platz haben kann. Sie ſagen unten (S. 414.) „Nun bleiben daher nur »wey Wege uͤbrig, die Oryktognoſie zu behandeln: ent— » weder naͤmlich man läßt daraus alle ſogenannte zuſam— mengeſetzten (gemengten) Gattungen weg, und ſchraͤnkt ſich blos auf die einfachen ein, wie es die Erklaͤrung Iſhon vorſchreibt; „(dieſe Erklaͤrung iſt aber unrichtig) oder man macht ſie — »Zu einem nie zu beſiegenden | „Ungeheuer. Ey dag wäre ja erſchrecklich — Einen „Mittelweg giebt es ſchlechterdings nicht (das wäre der Fosilien. 279 »ſchlimm), man müßte dann alle in Form und Mate; „rien richtigen Folgerungen „, (diefe machen nicht dag efentliche, fondern das leitende aus) „blindlings für „ungültig erflären, und die Klaßificierungen der Oryk⸗ „ tognofie ganz nach Willführ anwenden wollen, ohne „ſich a genaue Prüfungen zu fehren. „Hoffentlich wird „aber niemand im letzten Diertel des 18ten Jahrhunderts „ mehr despotiſch handeln wollen, da es ſonſt beffer wäre die „ ganze Wiffenfchaft auf beffereZeiten liegen zu laffen, » Dieſer gewaltige Seitenfprung von dem Hauptgegen; ftand wird ihnen leider Berdruß zuziehen. Man wird fagen, Sie wollen despotifch handeln, indem Sie alle Lehrarten der ihrigen gemäß eingerichtet wiffen wollen, Dder man fode ſich mit dieſer Wiffenfchafe richt abgeben fondern man folle fie liegen laffen, Sie haben bey dies fem heftigen Saße die Folgerungen nicht bedacht, welche man daraus ziehen kann. | Ihr ganzes Gebäude ruhet auf folgender Grundlage, Die Foßilien müffen nad) den vermittelft chemifcher Analyfen befannt gewordenen Beftandtheilen eingetheile werden. | | Da nun bey den gemengten Foßilien durch die Chemie Feine richtige Flaßificierende Beftandtbeile erhalten werden koͤnnen, fo fönnen fie nicht nach den Beftandtheilen eins getheilt werden; folglich follen fie feinen Pag in einem Oryktognoſtiſchen Syfteme haben. Wieder diefen Syllogifmus werden Sie nichts einwens ben — aber ih; dann der vordere Sag ift falfch, Wo ſteht es alfo abfolut feftgefeßt , daß alle Soßilien nach ihren hemifchen Beftandtheilen follen eingetheilt wer⸗ den? Iſt dDiefer Grundfas Durch fein mathematiſches oder Natur-Geſetz als Axiom ausgemacht, fo fallen alle ihre Folgeſaͤtze. Da nun dieſer Satz falſch iſt, * / 4 280 Ueber die Staßifikation o hindert ung nichts, einen Eintheilungsmeg zu fuchen, welcher der Natur der Foßilien angemeffen ift, und wo wir die gemengeen Foßilien an ihrem Orte d. i. in einem Drpftognoftifhen Syſteme fünnen ftehen laffen, ohne daß felbe zu einem nie zu Befiegenden Ilngehener zu machen, und ohne ung im geringften des Defpotifmug bloß zu ge ben. Und gefegt, mir müßten noch feinen andern Eins theilungsiweg — de non pofle ad non eſſe, non valet con- fequentia, Doch fo weit fommt es nicht. | Here Prof. Werner feldft hat eiuen leichten einfachen und fo natürlichen Weg vorgefhhlagen, daß e8 mid) Auf ferft befremdet hat zu ſehen, wie Sie denfelben habeu vorbey gehen, und nicht achten fünnen, Er beftehet in eben fo einfachen als leicht begreiflihen Srundfagen. — Man theile die Foßilien in zwey Hauptabtheilungen, in Gemifbte und Gemengte; die Gemifchte theile man nad) ihren chymiſchen Beftandtheilen ein, Die Gemeugte ( weldye doch alle nur aus Ge; mifbhten zufammen gefest find) nad der Analo⸗ gie ihrer Gemengtheile, und dann ift daS Ungeheuer befieget. Kenn man diefe einfache erfte Haupteintheilung der Foßilien mit philofophifchem Auge überfieht, fo bleibt doch, die Chemie immer im Hauptbefig der Haupteintheilung „ dann alle gemengte Foßilien enthalten in ihrer Zuſam— menfesung im Grunde doch nur gemifchte Foßilien Bat; tungen und beftchen aus nicht auderm ald aus zuſam— menfriftallifierten , zufammengefhwernmten und zufams mengefütteten Foßilien, deren chemifche Beftandtheile ſchon erwiefen oder befannt find. Sie werden mir einmwerfen dieſe Eintheilung Fünne nicht Plaß finden, weil nad) den Regeln der Logif ein allgemeines Criterium oder Grundbegriff einer Eintheilung voraus gehen fol. Allein diefer Sag kann nur in fo weit der Foßilien: 281 angehen, als die Natur ſelbſt dieſe Regeln feſtſetzt und aus derſelben genommen werden koͤnnen. Iſt dieſer erſte Grundbegriff aber ſo beſchaffen, daß er auf eine Menge einzutheilender Koͤrper nicht paßt, ſolche ausſchließt, und iſolirt, ſo iſt er unanwendbar, und man muß ſo lange ſuchen bis man diejenige Criteria ausgefunden hat, welche auf alle einzutheilende Koͤrper paſſen. Herr Prof. Werner und Sie ſtellen immer den Linné hervor, und eben dieſer groſſe philoſophiſche Syſtematiker und kunſtliche Naturforſcher iſt es, der fuͤr meine Sache ſpricht. Was iſt fein botaniſches Syſtem? Eine kuͤnſtliche Ordnung, vermoͤg welcher man durch beſtimmte Kennzei⸗ chen, eine jede Pflanzeh kennen, zu den ihr ähnlichen hin— weiſen und zu feiner Zeit wieder finden Fann, Ein Reitz faden zur Unterftüßung des Gedächtniß, der Ueberfiche und der Drdnung. Aufmelchen Grundbegriff und Haupt; eintheilungszeichen ift aber diefes Syſtem gebauet?. auf die Fruktifikationstheile, als z. E. Staubfäden — Staub— wege :c. ꝛc. derſelben Anzahl, Verhaͤltniß sc, ꝛc. Finden ſich dieſe Fruktifikationstheile bey allen Pflanzen? — Nein, dann bey vielen aus den Cryptogamiis hat v. Rinne fie nicht finden noch beweifen koͤnnen. Alfo wäre nad) Ihren eigenen Grundfägen dieſe Eintheilung falfch , ins dem die Gefege der Logif hier nicht befolget, und Eins theilungszeichen angenommen worden ſind, welche nicht auf alle Pflanzen angewendet werden koͤnnen. Ä ‚Hat inne in feiner Zoologie bey den Säugthies ven , DBögeln Fiſchen ꝛc. nicht befondere Criteria sum Grund legen müffen? Was hatte Haller für Criteria? — Er gehet von der zufammengefegteften Pflanze zur ein; fachften Homogenften hinunter. Durchgehen Sie die bes rühmteften Syſteme eines Errleben, Blumenbach, Leske, fo werden Gie fehen, daß diefe berühmte Männer, mehr die Gefeße und Wahrheiten der Natur zu Rath gezogen, 282 Ueber die Claßiſtkation als ſich ſtreng an bie Regeln der Logik gehalten haben. Daß aber Linne auch in feinen Unterabtheilungen oft ge; mungen worden ift von feinen Criteriis und Eintheis Iungszeichen abzugeben, oder daß er natürliche Folgen zerrißen und mit Fünflichen Bandern anderswo angefnüs pfet hat, ift fhon von vielen Nafurforfchern eingefehen und unter anderm von Camper , Medifug, Erxleben an⸗ gefuͤhrt worden. Sch ſage dieſes gar nicht um im geringſten den verewig— ten v. Rinne herabzufegen, indem ich diefen Mann ale den Wiederherſteller oder Gründer der Naturgefchichte immer und ewig hochfägen werde , fondern um Ihnen zu zeis gen, daß die Fackel der Logif nur dann leuchte, wenn fie den Gefegen der Natur nicht miederfpricht, und daß die Logif als eine Wiffenfchaft des Berftandes den Gefes gen der Natur, welche nichts als Thatfachen enthalt , uns tergeordnet feyn müffe. Allein auch nach den Regeln der Logif und nad) dem Bepfpiel eines von Hallers — mas kann man einer Einz theilung vorwerfen , wenn ich fage: die Foßilien find ent weder einfah (Gemiſcht) oder zufammengefegt ( Gemengt ) oder die Steinarten find entweder gemifcht oder aus ges mifchten gemengf. Die gemifchten merden nach ihren chemifchen Grundbeftandtheilen d. i. nach der Natur ih— rer Mifhung ‚, die gemengten die blog aug gemifchten zus fammengefegt find nach der Natur ihrer Zufammenfegung eingetheilt. Was herrfcht denn Wiederfprechendes bey dieſer Berfahrungsart? — Gie werben fagen (fo mie Sie dag Benfpiel mit der Hornblende S. 410. anführen ) es heißt nicht philoſophiſch verfahren ein Foßil bald als Gegenftand der Klafßificierung , und an einem andern Örte als Beftandtheil eines zu Flaßifizirenden Gegenftandes behandeln. Ey warum nicht? Das wäre ſchlimm. In wie mancher Wiffenfchaft gefchieht es nicht, der Foßilien. 283 daß man in der Folge Saͤtze Erfahrungen oder Thatſa⸗ chen zuruͤckruft und anfuͤhrt, welche man vorausgeſetzt hat. 2. €. in der Naturlehre, mie oft weiſet man zur Erklaͤ⸗ rung oder Beftätigung einer Sache nicht auf Thatſachen zurück, die in der Mathematif, ale ermiefen find abge handelt worden ; wenn id) in der Chymie 3. B. dag Glau— berſalz befehreibe , muß ich nicht die vorhin behangen Vitriolſaͤure und Mineral-Alkali wiederholen? In der Mineralogie: muß ich bey dem Rothguͤlden, Weißguͤlden, Zinnober, Hornerz und noch vielen andern nicht wieder den Schwefel, den Arſenik, die Salzſaͤure wiederholen. Was fehlt man da wieder die Philoſophie? Oben betrachtet man dieſe Gegenſtaͤnde als Gattungen eins zeln, unten als Beſtandtheile eines neuen aus obigen zus ſammengeſetzten Koͤrpers. — Man fuͤhrt ſolche nur als Beſtandtheile an, deren Grundmiſchung, Eigenſchaften und auffere Kennzeichen man als bekannt vorausſetzt, und nicht ale einen neuerdings zu befihreibenden Körper. Zus ‚ dem behandelte man ein gemengtes Foßil, und befchreibt ſolches nur in Nücficht feiner Zufammenfegung und nicht feiner Miſchung. Man fagt 5. DB. der Granit ift aus folgenden Miſchun⸗ gen zufammengefeßt , oder er ift aus Quarz, Feldfpat und Glimmer gemengt. Im Bruch ift er verworren Förnig. Er ift entweder feft oder locker, So wie die Gemengtheile in ihrem aAuffern fich abändern , fo beffimmt man auch die befondern Arten und Verfchiedenheiten des Granits; der Quarz iſt entweder in groffen, fleinen, oder fehr Fleis nen Stücken, er ift entweder durchfichtig oder undurchfich; tig, gefärbt oder ungefärbt ; der Feldſpat gleichfalls: (nur daß er noch einige Abanderungszeichen mehr befist) 3, €. er ift entweder in Friftallinifcher Auffern Geftalt oder nicht, verwittert (mehr oder weniger ), übertrift das Verhaͤltniß der andern, oder ift gleich. ' 284 Ueber die Claßiſikation Mit dem Glimmer, Hornblende, Schoͤrl u. d. 9. m. verhalt ſich das nehmliche. Die Gneuß und Glimmerfchiefer - Arten werden eben fo befchrieben ; Die Porphyr Arten zuerft nach den verfchiedenen Haupt. maſſen, alsdenn nach den verſchiedenen eingemengten Theilen. Die Thonſchiefer-Arten nach ihren Abweichungen von ‚der Aufferlichenfcheinbaren Einfachheit, die Breccien nach ihren Bindungsmitteln und nach ihren eingemengten Ges fchieben u. ſ. w. Keine aber nach feiner Mifchung — und fo fann man dem Lehrling einen Begriff von dem Geftein geben , ohne noch gar Zeit weiters mit ihm über dag Geognoftifche derfelben einzutretten. Sie fagen felbft (S. 419.) „Keiner fünne Geognoft „ werden , ohne fich in der Oryftognofie genugfame Kennts „niſſe gefammelt zu haben. Sie haben recht; allein nicht allein in Beziehung auf die gemiſchten Foßilien kann Ddiefes angewendet werden, fondern auch auf die Bemengten, — Denn Oryktognoſie iſt die Vorbereitungsmwiffenfchaft und lehrt nur noch die Kentniß des Foßils in feinem individuellen Zuftand und augzeichnenden Unterfiheidungs ; Zeichen und ift zu der Geoguofie , was die Mathematifzur Naturs lehre, was die reine Chymie zur angewandten, was die Natur s Gefchichte zur Land-und Stadtwirthſchaft ift. In der Geognofie fol und muß man voraugfegen, daß der Lernende nun ſchon ale Soßilieu Fennen gelernt haz be, und ist fünne man zur Anwendung diefer —— ſe im geognoſtiſchen Sinne fortſchreiten. Sie drehen ſich immer mit der Idee herum, und bes -fireiten den Gedanfen oder die Bemühungen einiger Ge Iehrten die Gemengten Foßilien chymiſch zu zergliedern ° der Foßilien. 235 und gu beſtimmen. — Hoffentlich wird hent zu Tage fein Mineralog Fein als Gemengt befanntes Foßil mehr chys mifch unterfuchen wollen. Allein wenn die gemengten Fof filien nicht chymiſch beſtimmt werden fünnen, fo wieders hole ich meinen Satz, daß daraus noch nicht gefolgert werden fünne — man müffe folder gemengter Foßi⸗ lien in einem Öryftognoftifben Spftem nicht geden⸗ Fen. Auch irren Sie fich folglich ebenfalls , wenn Sie fagen S. 409. man Flaßifiziere fie ( die gemengten Foßis lien) entweder nach ihren nähern oder entfernten Be; ſtandtheilen, feines ift nothwendig wie ich ſchon gezeigt babe, fondern man Flaßifiziere die aemifchten nach ihrer Grundmifchung und die gemengten nach ihrer Zufammenz feßung, fo ift alem geholfen. — Sie müffen alfo den Sag fahren laffen S. 409. man müffe in Fein Syſtem der Oryktognoſie fogenannte zufammengefeste Arten bins einbringen. Danır er fehadet der Lehre der Oryktogno— fie, ift unerweislich und mache eine Nebenfache zur Haupt⸗ fache. | Wo fol man aber nach Ihren Grundfaßen die gemeng⸗ ten Foßilien behandeln ? Sin der Geognoſie. Was ift Geognofie ? Die Lehre von der Natur-Geſchichte des Innern unfers feften Erdförpers' (S. 417.) Auch bey diefer Difiplin Hab ich vielfaltigen Stoff um Ihnen den Ungrund ihren obenhaupteten Sagen vor; | zulegen. Der Begriff welchen Sie von diefer Wiffenfchaft geben, duͤnkt mich fehr gut. Allein die Folgerungen welche Sie daraus ziehen, fiheinen mir falfch zu feyn. — Oder mie wollen Sie aus diefem Grundbegriff heraus entwickeln, daß die gemengten Foßilien nur in der Geognofie ger lehret und Flagifiziere werden follen? Was ſagt die Ro; gik dazu ? 286 Leber Die Elagifitation Sie führen diefen Begriff weiter aus und fageh — „, ih „der Geognofie hätte man e8 nun mit den Lagerflätten „ der Foßilien zu thun. Die eine Art Lagerflätte wären „die Ersführenden, die andern die Gebirgsarten in » und zwiſchen welchen jene gelegen find. Jene, die Erg » führenden (©. 419.) müffe man fihon als befannt vors »ausſetzen, indem es janur Foßilien find , die in bee „Oryktognoſie fchon vorfomnten u, fe wm. Warum fol Ien aber nicht auch die gemengten Foßilien (dom in der Oryktognoſie vorkommen; was ift Oryktognoſie ans ders als Die Lehre von der Keuntniß eines jeden Foßils in feinem individuellen Zuſtand nad) einem gewiſſen keit; faden, und mas ift Geognofie anders als die Lehre der Anwendung der nun befannten Foßilien auf die Naturgeſchichte des Innern unfers fefien Natur⸗ oͤrpers. In jener Lehre lerne ich das Foßil als Gattung, Art und Abaͤnderungen kennen, dag heißt ſolches unterſchei— den und zu ſeines gleichen einordnen. Aber weiters ſoll ich in der Oryktognoſie nicht gehen, auch weiters keine Anwendung machen. In der Geognoſie gehe ich ſchon praktiſcher zu Werk — ich ſuche mir die Erfahrungen von dem Kntſtehen derjenigen Foßilien welche ic) in der Gryktognoſie Fenz - nen gelernt habe, eigen zu machen, und dieſes im groß fen. In der Mineralogifhen Chymie oder Metalur; gie fuch ich das. Verhalten der Foßilien ( welche ich in der Örpfrognofie Fennen gelernt babe) in den das. mit vorgenommenen chymiſchen Arbeiten zu erfahren. Dann auch in Nückfihe der Anwendung (nicht in Nücks ficht der Eintheilung) muß die Chymie fid) zumeilen mit den gemengten Foßilien abgeben; wär e8 nur um ihr Verhalten im Feuer bey zu unternehmenden Arbeiten im der Foßilien, 287 gröffen — kennen zu lernen ; als ob ein gemengt Foßil gut zu Oefen ꝛc. Die Mineralogiſche Geographie belehret mich, in welchen Laͤndern oder Diſtrikten die Foßilien (welche ich in der Oryktognoſie habe kennen lernen ) vorzüglich be⸗ fonders oder allgemein brechen — und endlich erfahre ich durch die oͤbonomiſche Mineralogie den Nutzen eines jeden Foßils (welche ich in der Dryftognofie habe ken— nen lernen, ) in Beziehung auf den Menfchen. Mer fieht hieraus nicht, daß die Dryftognofie allen andern bier angeführten Mineralogifchen Wiffenfchaften voraus gehen muß. Sie ift das Alphabet derfelben, Alle diefe auf einanderfolgende Wiffenfihaften, find denz jenigen, melcher die Bergbaufunde exprofeflo ffudiren, un; umgänglich nothwendig. Allein e8 ware zu bedauren, wenn der eigentliche Chymift, der Fabrifant, der Defos nom , der Naturforfcher Feine Kenntniß von den gemengs ten Fofilien erwerben fönnte, er müßte denn einen oder mehrere Kurſe auf einer Berg Academie in der Beognoſi ie mitmad)en. Gefegt ein Oekonom wollte fich in einem Oryktogno— ſtiſchen Lehrbuche nach Ihrer dee und durch einen Kurs nach diefem eingefchränften Sinne eine Kenntniß von den Soßilien zu erwerben ſuchen, was würd’ er lernen ken— nen; meiftens Soßilien , die für. ihn feinen Nutzen hät ten , und Diejenigen twelche ihm nothwendig wären zu Fens nen, mußte er wieder in einem andern Lehrbuche (welches noch) dazu noch nicht exiſtirt) aus einer verivorrenen hypotetiſchen Klaßifikation zufammen fuchen muͤſſen. Wie viel einfacher, natuͤrlicher der Natur der Sache und der Lehre angemeſſener und fuͤr den Lernenden be— quemer iſt es, wenn ich in einem Lehrbuche der Oryk— tognoſie nach einem natürlichen Leitfaden gleich alle Foſ⸗ ſilien mit ihren Unterſcheidungszeichen anfuͤhre, bekannt 288 uUeber die Claßiſikation und begreiflich mache, und lehre, als wenn ich einen Theil der Foßilien daraus losreiſſe, und ſolche in einem ganz andern Lehrbuche nad) einer befondern Ordnung und in Bes siehung auf ganz verfchiedene Zwecke wieder vortragen muß. Ein Lehrbuch), eine Ordnung, und Zwecke die mich bey meiner Abſicht nur die Kenntniß des Geſteins in feis - 7 E nem individuellen Zuftande zu erhalten‘, nichts nüßen , i fondern mich verwirren werden. Sie fehen alfo, man mag die Sache betrachten, von PR cher Seite man will, fo findet man Hinderniffe ; aud) in gesgnoftifhem Sinne ift e8 unmöglich Ihr Syſtem durchzufegen. Umeingedenf, daß die Eintheilung, nach welcher die bis jtzt angenommene Gebirgslehre wieder alle Regeln der angeruͤhmten Logik waͤre, — ſo werden Sie gleich ſehen, daß, wenn man Ihrem Syſtem nach, die gemengten Foßilien bloß im Geognoſtiſchen Sinne eintheilen und lehren wollte, Lehrer und Schuͤler in kein geringes Gedraͤnge und Verwirrung gerathen ſollten. Welche Eintbeilung wollten Sie zum Grund legen? Man theile ſolche nach der Gebirgslehre ein, d. i. in Grundgebirgsarten, Floͤzgebirgarten, angeſchwemmte, und vulkaniſche Gebirgsarten. Welches find die Criteria einer jeden Gebirgsart ? Muß fen Sie hier nicht antworten, wir haben feine fichere, indem Hr. Prof. Werner felbft ſagt: daß man Örundge- birgsarten habe, welche mit Recht auch zu den Floͤzge⸗ birgsarten, und Flösgebirgsarten, welche zu den anges ſchwemmten gerechnet werden fönnen. Alfo fünnen Gie dem Lehrling fein Kennzeichen an die Hand geben ; vers mittelft welchem er die gemengren Foßilien richtig klaßi⸗ fizire — und mo er vermög der auffern Befchreibung wiſ— fen koͤnne, zu welcher Klaffe ein. —I Foßil gehoͤre. J Bam der Foßilien. 289 Dann, da man entweder feine oder unzuverlaͤßige Grundbegriffe vorausſetzen muß, ſo koͤnnen die Einthei— lungen auch nur unzuverlaͤßig und willkuͤrlich ſeyn. Ans genommen aber nicht zugegeben, daß man bey einer Lehre von den Kennzeichen der Gebirgsarten, dieſe nach der Gebirgslehre ſelbſt klaßifiziren koͤnnte, fo würde man ſich beym Vortrag doch noch immer in einem beſtaͤndigen Wirr— warr befinden. Bey der Behandlung der urfprüglichen Gebirgsarten müßte man den. Granit, Gneiß , Glimmerfchiefer, Por— phyr ec. Aufferlich deurlich befchreiben, fümmt man. aber zum Thonfchiefer (wenn man denfelben namlich noch nach Hrn. Werners Meinung zu den Gemifchten zählen würde )— Kalfftein, Serpentin, Quarz u. d. g. fo müßte man auf die Dryftognoftifchen Befchreibungen zuruͤckweiſen, und fo: bey den Floͤz, angeſchwemmten, und vulkaniſchen Ge⸗ birgsarten ebenfalls. Wo herrſcht hier nun der philoſophiſche Sinn, wel⸗ chem Sie (S. 410.) empfehlen. Iſt es nicht einfacher natuͤrlicher und bequemer in der Oryktognoſie gleich aller Foßilien, hiemit auch aller Gebirgsarten gemiſchter und gemengter zu erwaͤhnen, und zu beſchreiben, damit man ſie kennen lerne; und in den Folgewiſſenſchaften als der Geognoſie, Metallurgie ꝛc. ſich auf die gegebene Befchreis bung und nun vermuthliche Kenntniß des Geſteins zu bes rufen? Der Schüler hat bey diefer Art von Vortrag die Erleichterung, gleich mit einem Blick die Menge, Drds nung, Kennzeichen und Eigenfchaften eines Foßils — defs fen in Zufunft in mancherley Beziehung mwird erwähnt werden — zu uͤberſehen und folglich bey dieſer Erleichtes rung den Vorzug von Deutlichfeit und Zufammenhang, Betrachten wir alfo von welcher Seite wir nur wollen, ihre Meinung die gemiſchten und gemengten Foßilien im oryktognoſt iſchen Vortrage von einander zu ſoͤndern, Te f. d. Naturk Selvetiens. IV. B. F A 295°.” Meer die Elaßifikation fo finden wir Schmierigfeiten, Undeutlichfeiten, Vers wirrungen ohne Zahl und dagegen keinen, nicht den ges ringften Vortheil. Dann die Geognofie wird desfalls nicht deſtoweniger deutlich im Gegentheil nur noch deutlicher vorgetragen werden fünnen — wenn man fchon die Äuffere Befchreis bung des gemengten Foßils darinn vermißt, und man desfallg auf die Dryftognofie zuruͤckgewieſen werden wird, welches bey den gemiſchten Foßilien bey Behandlung der Ersführenden Lagerftätten doch gefchehen muß. Alles übrige aber was Sie in gedachtem Auffaße über Chymie und Mineralogie gefagt haben, ift wie aus mei ner Seele gefchrieben , und ich bin verfichert, Sie werden mit der Zeit einfehen, daß Ihre Dryftognoftifhe Eins fchränfung niemalen wird Plag finden Fönnen, hingegen werden Sie bald vernehmen, daß noch viele von Hru. Prof. Werner als gemiſcht anerfannte Foßilien unter die Gemengten werden zu fiehen fommen, und daß ich und noch einige Freunde ung wirklich mit diefem wichtigen Gegenftande befchäftigen, welches nicht anders ale zur Aufklärung der mineralogifchen Studien beytragen kann. Fahren Sie immer fort für das Beſte der Mineralogie gu arbeiten, und Serthämer zu berichtigen, fo wird jeder Mineralog Ihnen von Herzen und aufrichtig danfen, Ih— ren lobenswuͤrdigen Eifer rühmen und Gie bey allen Ge⸗ legenheiten unterfiügen. — Allein hüten Sie ſich vor heftigen Ausdrücken und Hies ben gegen Männer, die, wenn fie auch in Ruͤckſicht dee Mineralogie groffe Fehler machen und Irrthuͤmer beges hen, doch wegen ihrem Charakter, wegen dem Antheil, welchen fie an der Vermehrung der Kenntaiffe haben, tvegen andern Arbeiten von entfchiedenem Werthe, und ihrem Nange als offentliche Lehrer. immer mit Recht Ans fpruch auf unfere Achtung machen fonnen; fonft machen der Foßilien. 291 Sie fih Feinde, welche Ihnen ſchaden, erreichen den Nutzen und Zweck nicht, welchen Sie fich vorgefeßt hats ten; und felbft Ihre Freunde * Verehrer werden und muͤſſen Sie mißbilligen. Sch wiederhole es: Irrthuͤmer, Vorurtheile, Machke ſpruͤche und Fehler muͤſſen und ſollen berichtiget wer⸗ den, aber man vergeſſe niemalen daß man nur durch ſein Betragen die Achtung der Welt erhaͤlt, und daß man die Urbanitaͤt niemahlen beyſeits laſſen darf. Dieſes führe mich mein wertheſter Freund! auf die Rs cenfion von den 3 Bänden des Magazins für die Naturs Funde Helvetiens, melche in dem 5 und gten Stücke im erſten Bande des Bergmannifchen Journals erfchienen find , zu fprechen. Einige meiner Freunde in Freyberg haben mich auf das freundfchaftlichfte verfichert , ich feye indem Bergm, Sournal gemißhandelt worden. Sch danfe aufrichtigft für diefen Antheil, allein ich berfichere dagegen eben fo aufrichtig , daß ich Feine Mißhandlung bemerft, wohl aber gefunden habe, daß der Mecenfent fich bier und da bloß gegeben, mir Irrthuͤmer aufgebürdet, welche ich nicht begangen , und hingegen fich felbft an andern Or⸗ ten Sehler zu Schulden hat fommen laffen, welche ih. von einem Freybergiſchen Mineraloge nicht erwartet hätte, Nichte um zu flreiten, noch Meniger aus Nechthaberey, fondern aus meinem befannten Eifer für das Beſte der Ausbreitung der mineralogifchen Wahrheiten, will ich ein und anders mit Ihnen durchgehen und da Antifritifen gemeiniglich in einem fhärfern Tone als die Recenfionen felbft aufgefeßt werden, fo werden Sie mein Werthefter ! fehen, daß ich hingegen nicht willens bin, mich in der Sprache mit dem Recenſenten gleich zu fielen, fondern ganz einfach meine Gründe vorlegen werde, Erſtlich CS. Stüd 5. S. 444) halt ſich Rec. (zwar — * 292 Ueber die Claßifikation mit noch andern Recenſenten) darüber auf; daß ich Ab; handlungen ind Magazin aufnehme, die Feine Beziehung auf die Naturfunde Helvetieng "haben. Wo fagte ich, daß alle Aufſaͤtze Beziehung auf die Naturkunde Hels vetiens haben follen ?. Meine Abficht ift und! war mei’ nem Vaterlande gewiſſe Wahrheiten aus dem ganzen Ger biet der Naturfunde befannt zu machen ‚ und zugleich dem) Auslande die Entdeefungen welche wir in unferm' — lande machen, mitzutheilen. Alles was ich mittheilte, war, wenn ſchon nicht in Beziehung auf die Natur Helvetiens, meinem Vaterland eben fo neu und eben fo angenehm, als die Entdecfuns gen, welche das Ausland. durch meine Sammlung vom Helvetiens Naturgeſchichte erfuhr. Warum ſoll mein Vaterland dasjenige durch mich nicht erfahren, welches es ohne meine Bemuͤhungen vielleicht noch lange nicht vernommen haͤtte? — Dann ich drucke nichts nach. Wenn ich durch meine Koſten, durch meis nen Eifer und durch meinen ausgedehnten Briefwechfel gewiſſe Wahrheiten und Entdeckungen erfahre; warum dörft ich folche in meinem Magazin nicht befannt ma⸗ chen ?— Wer hat etwas verlohren, daß. die vortrefliche Klaprothifche Analyfe in meinem Magazin erfehienen ift ? Warum fol der Helvetier die hymifchen Beftandtheile und die Stelle des Thumerſteins im Syſtem nicht fo gut wiſſen dürfen ald der Ausländer ? Soll feine Mineraliens fammlung und oryktognoftifche Kenntniß deſto unvollſtaͤn⸗ diger bleiben, weil dee Gegenfland nicht lokal ift? Zeige es nicht eine Aufmerkſamkeit für den ausländifchen Leſer und Käuffer an, wenn ich nicht immer nur Lokalabhand⸗ lungen liefere, fondern Gegenftände behandle, welche jes dem Naturforfcher in und auffer Helvetien wilfommen ſeyn müffen ; und wenn ich nichts herausgebe, als was jedem Naturforſcher in und auſſer Helvetien Iehrreich der Foßilien . 293 ſeyn nn wen fchadet diefes ? Binder fih die Kennt niß der Natursan ein befonderes Land? find nicht 'ges wiſſe Wahrheiten oder alle Naturwahrheiten allen Natur; forfchern gleich nothwendig und gleich nüßlich 2 Wenn die Sfruvifche Abhandlung über dag Sedatib⸗ falz die Wirfung gehabt oder noch hätte, einen kuͤnſtlichen Borar oder ein Salz verferfigen zu künnen , welches die, ſes oftindifche Produckt entbehrlich gemacht und folglich eine verminderte Einfuhr von einem fremden Product verurſacht hätte — märe diefes nun Feine Abhandlung für Helvetien und feine Naturkunde geweſen, zumahl da Hels vetier DVerfaffer derfelben find ? Mit der Dollfußiſchen Abhandlung hat Rec. recht, hier koͤnnen mich nur Par⸗ tikulargruͤnde entſchuldigen. Was Rec. von der Befchreibung vom Grindelwaldthal ſagt, iſt — wenn ich nicht ſo groſſe Achtung für eine gefunde Kritik haͤtte — ein Recenſentenſtreich. — Dieſe Beſchreibung iſt topographiſch ſtatiſtiſch und oͤkonomiſch und nicht mi— neralogiſch; alſo ſollte fie nicht in dieſer Ruͤckſicht beur; theilet ſeyn. ©. 445. „Ueberhaupt merkt man es dem Style durch das „ganze Buche ſehr an, daß es in der Schweiß heraus? „koͤmmt, und viele Stellen find ganz unverflandlich, Es freuet mich ſehr, daß man auch in meinen Schriß ten mein Vaterland nicht verfennt, aber für Sachfen, wo ic) fo viel angenehmes erlebt, und wo ich fo viele fchaßbare Freunde befige, ift es mir leid , daß man in der Schreibart des Recenfenten die "Höflichkeit, Urbanität und allgemein anerkannte gute Lebensart der Sachſen ganzlich vermißt, — _ Erftlich fagt Hr. Rec. „Durch das ganseBud. — Die Hrn. Gerhard, Rleprorh und Wiegleb werden ohne Zweifel fich Darüber beyHrn. Ree. höflichft bedanken, Zweytens ift eine Recenfion ohne mit Gründen begleis 294 Leber die Clahiſikation tet zu ſeyn eine Kneiperey, die zu nichts taugt — dann was iſt unverſtaͤndlich im I. Bande des Maga; zins? (Dann ohnerachtet meiner Sorgfalt mag für die Druckfehler die Werlagshandlung antworten.) Drit tens, ohne einzufretten, daß ich als Herausgeber für den verfchiedenen Styl in einer ſolchen periodi fhen Sammlung nicht verantwortlich feyn kann, hab ich doch in der Vorrede zu diefem Bande vorauggebetten, Beduld zu haben, wenn ſich ohmerachtet meiner Sorg— falt Provinzialismen eingefchlichen hätten, und offenhers ig gefagt , daB mir jegliche Belehrung wenn fie ohne Bitterkeit geſagt würde, fehr angenehm ſeyn werde. Der Necenfent aber vermag nur Bitterfeit ohne Belehrung zu geben. Zuletzt endlich — weil jet die Gelegenheit bau Aulaß | giebt, muß ich befennen , daß in Ruͤckſicht der Sprache deutſche Recenſenten mit Schweitzeren oft mit ſehr vielem Vorurtheile zu Werk gehen. Wenn wir Schweitzer deutſch ſchreiben, ſo ſchreiben wir in einer fremden und nicht in unſerer Landesſprache welche entweder ein uraltes oder ein verdorbenes Deutſch iſt — allein wir ſind ſo billig und erkennen es ſelbſt, wenn aber mehr als die Haͤlfte Deutſchlands ſeine eigene Landesſprache nicht verſteht, oder ſolche ſo ſchlecht und ſo elend vortraͤgt, daß die ge— lehrten Zeitungen und kritiſche periodiſche Schriften im; mer mit Recht daraber Flagen, was foleu wir Schweiger dazu ſagen? — Doch es ift nun einmal zum Stecen; pferd geworden ; ein Buch, wenn es in Helvetien gedruckt worden ift, follte auch fchon der Verfaſſer ein geborner Deutfcher feyn, über feinen Styl in algemeinen Ausdrüs cken zu befchulen , ohne daß man durch eine eigentliche Zus vechtweifung die Gründe folcher Allgemeinfprüche zu vers nehmen das Glück bat. Dielen folchen Sfribenten würde es nicht übel anftehen, der Foßilien. 295 wenn. fie die Schriften eine Bodmers, Breitingerg, Gefners, Halers, Zimmermannd, Wegeling, Sfeling , Sulzers, Zolifofers, (Helvetier, welchen die deutfche Sprache nicht wenig zu danfen hat) fleißig beherzigten und fudierten, fo fünnten fie auch von Helvetiern ihre Mutterfprache beffer fehreiben lernen. Man decke bie Fehler auf und weiße ung zurecht oder man behalte ſolche Gemeinfprüche für ſich. — Ich hätte von diefem Umftande gar nichts erwaͤhnt, — da aber die Recen— fionen in den Göttingfchen Anzeigen, in der allgemei, nen fitteraturzeitung und in der allgemeinen deutfchen Bibliotheck, deren gefunde Kritif ih immer hochſchaͤ— gen werde, von dem Styl nichts gefagt , fondern denfel ben nachfichtsvoll übergangen haben, fo hätte ich in eis nem DBergmannifchen Journale, wo eigentlich nach deg Rec. eigener Ausfage nur dahin einfchlagende Auffäge follen beurtheilet werden, Feinen Gemeinfprudy über Stylund Sprache gefuht und erwarte. — Go vielvon dieſem Für die Aufmerkfankeit und Höflichkeit Hrn. DbersBerg:Rath Gerhards Auffag in dem DBergmännis fihen Journal noch weiters befannt zu machen, bin ich beftens verbunden, und werde ſuchen zu feiner Zeit mit einer ähnlichen Gegenhöflichfeit meinen Danf zu be: meifen. Storrd Abhandlung ift Tofal — daher unbedeutend für Rec. wie reimt ſich diefes mit dem oben berichtigten Vorwurfe, daß wir Auffäge aufnehmen, welche Allge⸗ meiner und minder lokal find. Wie wollte Rec. ein Journal beforgen, daß ſich auf die Naturkunde eines Landes befonders beziehen folglich Iofal feyn müßte, Hingegen nichts enthalten follte, daß Ausländern unbe deutend vorfäme? ©, 446. Es freut mich fehr, daß Rec. der Klaprothiſchen Analyfe Gerechtigfeit wiederfahr ven laßt, indem ich vielieber fehe, menn man meine 296 Weber die Claßiſikation wenige Arbeiten feharf behandelt, als wenn man did) eine erbitternde Behandlung meine Mitarbeiter , die bloß aus Freundfchaft oder Eifer fürs gemeine Befte mid) uns terſtuͤtzen, maßleidig zu machen fucht. ©. 448. Beurs fheilet Rec. meine Abhandlung über den Bitterftein, Hier finde ih Rec. an feiner Stelle. Vieles hat er ges rüget, das recht war, einiges aber mit Ungrund. Daß die meiften Mineralogen die Talkerde Bitterfalss erde nennen, ift fo natürlich und der Natur der Erde fo angemeffen, daß id) nicht begreifen fann, wie ein Mann aus Wernerd Schule, wo To flarf wieder neue unpaf fende Nomenklatur (und diefes oft mit Recht und guten Gründen ) geftritten wird — eine Benennung ausmuftern will, welche alt, natürlich und von allen Scheidefünfts lern angenommen ift, und dagegen eine Benennung eins führt, welche erweislich fchlechter if. Im Bitterfalz hab ich eine eigene Erde, welche in sei Dfficinen Magnefia genennt wird, welche bey ihrer Ver, bindung mit Säuren eigene, Bittere Mittelfalze bilder, und welche zuerft im Bitterſalz als eine befondere Erd— art ift erfannt worden. In dem Bitterfalz ift nichte ent halten ale Dirriolfaure und Birrerfalzerde. In dem Talk aber Hab ih 50 Theile Kiefelerde, 44 Theile Bitter falzerde und 6 Theile Thonerde ; welche von dieſen drey Erden ift nun die Talferde? Sch denke die Kiefelerde, weil ihr Gehalt, 0,06 mehr ift, als die Bitterfalgerde! Warum doch mit folchen undedeutenden Dingen einen Lehrbegriff noch mehr verwirren, da man alled anwenden folte um Berwirrungen vorzubeugen; und welchen Grund fann man anführen um eine folche Werweifung der be zeichnenden alten Benennung der Bitterfalzerde zu entſchul⸗ digen? Rec. kann und will den Jade von dem Nephrit noch nicht unterſchieden wiſſen. — Dan Analyſire den Nephrit und j der Foßilien. 297 alsdenn entſcheide man; zuvor nuͤtzen dieſe Abſpruͤche nichts. Iſt der Bitterſtein oder Jade das nehmliche Geſtein, wel— ches Here Profi Werner in ſ. Kronſt. Ueberſetzung ©. 185. Nephrit nennt,»fo mag ich es wohl leiden und bin zufries den, wenn ich die Veranlaſſung Dazu gewefen bin, ‚daß nun auch dieſe Sache an ihrem Orte iſt, daß durch meis ne Anatyfe feine chymiſche Beltandtheile befannt geworden, daß man folchen in Helvetien ald. Gemengtheil in den Granit⸗ Arten finde, und daß durch meine Bemuͤhungen derſelbe in Deutſchland gemeiner geworden. Allein ſo lang als der Nephrit nicht: chymiſch analyſiert iſt, fo nehm ich den Jade oder Bitterfiein noch immer ald eine neue dem Nephrit verwandte Battung an, und: diefed um ſo viel mehr, da einer von Heren Prof. Werners wiürdigften Schülern Here D. Bergamid Secretair Widenmann mir. in einem feiner Briefe geftanden ‚bat der fhweizerifche Jade ſey ein vondem Nephrit verfchiedene Gattung. Hätte Rec. den Jade damahlen gejehen und gekannt, ſo würde er vielleicht anders geurtheilet haben. ec. ſagt ferner S. 449. meine chemiſche Zerlegungfeye ausführlich beſchrieben, kom⸗ me aber der Rlaprothiſchen Analyſe an Genauigkeit nicht bey. Dieſes heißt — nichts geſagt. Ich verehre in Herrn Aſſeſſor Klaproth ſowohl einen ſchaͤtzbaren Freund, als einen einſichtsvollen Scheidekuͤnſtler, auch iſt mir das gute in ſeiner Analyſe nicht entgangen. Allein wenn Rec. die Gruͤnde angegeben haͤtte, warum und inwiefern meine ausführliche Analyſe minder genau geweſen ſeyn ſoll, als die Klaprothiſche, ſo haͤtte man auch etwas erlernt — aber ſo laͤßt er meine Wißbegierde in einer unbefriedigten Erwartung. Rec. ſagt: wenn man die aͤuſſere Beſchrei—⸗ bung des Nephrits vergleiche, ſo werde man finden, daß der Bittterſtein nichts anders als Nephrit ſeye. Ich will gauz kaltbluͤig meine Abweichungen von Herrn Werners Beſchreibung Ihnen mein Werteſter! vorlegen, urtheilen Sie denn was Sie wollen. i 298 Ueber die Claßiſikation Werner. Nephrit hat eine meiſt glattaͤuſſere Ober⸗ flaͤche. | Ich. Jade. Seine Oberfäche it uneben. di Wern. Im Btuche it er grob fplitterig, zeigt ir doch bie und da einige eingemengte gekrummte ſtarke — Ich. Im Bruche iſt er grob und fein Splitterig, vo ohne die geringften Faffern. Wern. Er if durchfcheinend. Ih. Er ift an den Kanten durchfeheinend. Wern. Er fühlt fih auf der Oberfläche erwas * tig an. ‚Ih. Wenn er * iſt, iſt er etwas fett, Wern. Iſt nicht fonderlich fehwer. Ich. Iſt ſehr ſchwer. Hier ſind fünf Abweichungen. Hoͤren Sie nun meine Gedanken uͤber dieſelben. Der Recenſent ſcheint recht zu haben, mir Unbeſtimmtheit im Ausdruck des Derben ꝛc. ıc. vorzuwerfen. - Allein er iſt noch unbeflimmter in feiner Rote, Er fagt : „Here Werner brauche die Wörter derb und „ eingefprengt von Körpern, die ohne eine beflimmte Ges „ſtalt zu Haben, in ein anderes feſtes Foßil eingewachien „find. Sind fie gröffer als eine Eleine Hafelnüffe fo nennt „er dies derb , find fie aber Eleiner fo nennt er fie einge „’ frengt. 5 Dieſes iſt nicht volllommen Herrn Wernerd Meynung , fondern er gebraucht das Wort Derb ald der gemeinen und befondern Geftalt eines Foßils entgegen geſetzt. Hat ein Foßil keine gemeine und Feine befondere Geſtalt, und dbertrift feine Gröffe die Gröffe einer Fleinen Linſe bis ins Infinitum fo heißt es derb, es mag denn einge wachfen oder uneingewachfen ſeyn. Dann vom der ben (dichten) Kalkſtein wird man doch nicht fagen koͤnnen, ev breche eingewachfen, Meine Auffere Befchreibung war der SFoßilien. 299 unordentlich gefeßt; das ift wahr, und follte fo heiffen wie Rec, ed angeführt hat, man findet in derb., einge; fprengt und in ecfigen Stücden oder Gefchieben. Dag er mir einen Druckfehler verftärften anftatt verſtuͤckten Gebirgsarten zur Laft legt — dieſes ift nicht artig. Was Rec, an meiner Beftimmung von der Schwere auf fest , iR ganz begründet, weil Herr Werner fein nicht fonderlid ſchwer durch Zahlen beſtimmt hat, welche Zah; len bon 2,000. zu 4,000 gehen, — dieſes alfo vom Bitter, Rein, von welchem ich nur noch folgendes zu feiner Charaks teriſtik beyfuge. Herr Prof. Werner fagt in feinem Kronftett ©. 186, der Nephrit nehme nur eine ſchlechte Polituran. Der Bitterftein aber läft fich auf das herrlichfte poliren. Ein ſchoͤnes Comodeblatt fann man bier in Bern bey Herren Rathsherrn von Fifcher fehen *) und ich befike in meiner Sammlung eine recht glänzend gefchliffene Platte von einem halben Schuh im Durchmeffer. Kun mein Wehrtefter kommen wir über einen andern wichtigen Punkt zu sprechen — nämlich über meine Spfte; matiſche Eintheilung der Helvetiſchen Gebirgsarten, Hier werd ich nicht wenig zu Fampfen haben , allein es kann zu einer nähern Aufklärung verfchiedener Begriffe dienen und auf diefe Weile kann die Wiffenfchaft nicht anders ald gewinnen. Recenjent ſagt, „ich gehe ganz von der » gewöhnlichen Eintheilung der Gebirgsarten in uranfängs „liche » Fiöz: vulfanifche und angeſchwemmte Gebirgsars „ten ad.» — Mit allem Fleiß that ich ed, die Hauptgrüns de warum man Die Lehre der Auffern Kenntnif der Gebirgds arten in ihrem individuellen Zuftand blos als Geſtein — *) Man arbeitet wirtlih an einem ſchoͤnen Kaminſtuͤck von einem ı7 Fuß im Diameter haltenden ade : Stud, welches ohnfern Aelen ifi gefunden worden. 16 Tage brauchte man um es mit der Marmorſage zu serfägen, und 12 Tage um es zu poliren. — “ 300 Leber die Claßiſikation und nicht in Rüdicht ihrer Entftehung, noch ihres Verhaltens betrachtet, nicht nach Geognoftifchen Klafifitas tionen vortragen kann, hab * oben hoffentlich gea ous einander geſetzt. Lehret man Gebirgelehre als eine Folge von der Orht⸗ tognoſie, ſo kann ich ſolche alsdenn nach der von Wernern vorgetragenen Klaßifikation behandeln. Allein zuvor, muß und ſoll ich den Schuͤler das Geſtein in einer ſyſtematiſchen Ordnung kennen lehren, ehe ich die Anwendungslehre anfange, ſonſt wäre es gleich, als wenn ich die Thonar— ten nach ihrem oͤkonomiſchen Nutzen zur Porzellan, Toͤpfer, Ziegel und andern Fabriken klaßificiren wollte. Kurz alſo; lehre ich die Wiſſenſchaft der aͤnſſern Kennjei⸗ chen der Fogilen in ihrem individuellen Suftande, fo behandle ich alle Oryktognoſtiſch. Trage ich aber eine praß tifche Lehre aus den andern Mineralogifchen Diſziplinen vor, fo wähle ich mir einen Leitfaden oder Eintheilung , welche mir nach dem Srundbegriff und dem Stoff der zus ‚behandelnden Wilfenfihaft die natuͤrlichſte fcheint. Rec. faat weiter unten ©. 419. Solche Tabellen Fönnen bey Anordnung einer Gebirgsfammlung (nein! Gebirge will ich nicht fammeln;z fol wohl heiffen , Gebirgsarten ) von einigem Nutzen feyn, aber für die Wiſſenſchaft felbft (für welche Wiffenfchaft?) Feinen Vortheil ba ben. Stein, keinen andern und nicht mehr, als eine ver nünftiae Eintheilung der gemifchten Foßilien gewäh- rer! Eine. Ordnung zur beffern Weberficht der erhaltenen Kenntnif von den Kennzeichen und Eigenfchaften der Foßis lien und eine Erleichterung des Gedaͤchtnißes. Wem diefer Nutzen und diefer Bortheil unbedeutend und nichts ift, num der laß es bleiben, und fiudiere a la Buf- fon , aber denn mug man nicht an allen Drten die Logik und Linné anpreifen, wenn ſolche Klaßifitations z Bers füche ald unbedeutend betrachtet werben. | der Foßilian 301 Rec. fagt anftatt zuſammengeſetzt, follte man gemenge fegen. Sie mein’ Werthefter fagen in Crells Beyträgen Lc. ©. 409. ſelbſt; bey den gemengten oder weldyes einerley iſt, bey den zufammengefesten Mineralien. Sie ſind ein Schäler von Werner fo wie Rec. und fanden daß Deutlichkeit e8 erfordert — die Benennung zufamz mengefest bey gewiffen Fällen ald bedeutend anzunehmen, Ich Eenne das Wort gemengt ſchon lange und benukte es (man fehe 3. E. meine Auffere Befchreibung vom Bitters fein) allein hier wählte ich ed mit Fleiß nicht, und dieſes aus folgendem Grunde, Entweder mußte ich von meinen Grundbegriffe von der allgemein angenommenen Ent» ſtehungs⸗Art der Gebirgsarten abgehen, oder ich muß dens felben ausführen. “ Die meiften Geologen erfennen doch faft allgemein als. eine Wahrheit an, daß die Friftallinifh gemengten Ge birgsarten vermuthlich die Alteften find, daß durch ihre Derwitterung, Auflöfung, Ab zund Zuſammen⸗ ſchwemmung, eine andere Neihenordnung von Gcbirgss arten entflanden feye , welche meiftens auf den obigen auffigen als Thonfchiefer ꝛ c. — und daß endlich durch eine Revolution , Zerſtoͤrung und neue Verbindung eine dritte Drdnung hervorgebracht morden ift, welche wir nun in den Sandftein und DBreccien Fennen. Wenn ich nun meine Haupteintheilung dieſem nad) veranftalte, und jage, Die Gebirgsarten find Compoliti, Saxa: Decon- pofiti, Petrae: und Recompofiti, Brecciae: was fehle ich wieder die allgemeine Wahrheit? Compofitum heißt auf deutfch zuſammengeſetzt, und nicht gemengt. Hätte ich meine Compofita gemengt genannt , welche Benennung‘ gehörte dann den Sandfteinen ꝛc. find diefe nicht auch gemengt, und foll man diefe von den Granit und Gneußs arten nicht durch eine charafteriftifche Benennung unters 302 Weber die Claßiſikation feheiden? Hierauf hat Rec. gewiß nicht geachtet, ſonſt haͤtte er dieſe Bemerkung nicht gemacht. Nun geht Rec. meine Hypotheſe über die Entſtehung der Gebirgsarten durch. Er beehrt wuͤrklich dieſes Phanz tom der Einbildungsfraft mit einem gröffeen Werth ale ich demfelben je beylegte, indem ich dieſe Hppothefe , gleich allen möglichen Hypothefen , für weiter nichts ans fahe als für eine Methode oder dee fih den Gang und die Entfiehung eines Dinge auf eine vermuthlich na tuͤrliche Weife vorzuftelen. Scheint diefe Hypotheſe nun Rec. von Wichtigfeit, fo will ich folche mit Ihnen durchs gehen und zeigen , daß Nec. mit weit weniger Gründs lichfeit und mehr Mangel an Logik und Sachfenntnif meine Hypotheſe beurtheilet hat als ich in Behandlung derfelben zu Werf gegangen bin, obgleich ih nur hy⸗ potbetifche Dermurbungen für mich , er aber Gründe für fich haben follte. Dann eine Hypothefe ift immer leicht ter zu wiederlegen, als zu vertheydigen. Zuerft geht Rec. meine Hypotheſe fummarifch und etwas flüchtig durch , und endet mit Gegengründen, welche Stückes weife den Stoff zu meinen fernern Erörterungen leihen fols len. Rec. hält fich darüber auf, daß ich wieder eine neue groffe Revolution erfolgen laffe. Daß über unfern Erds boden mehrere Mepolutionen ergangen find, nehmen anz dere berühmte Nafurforfcher 5. €. Blumenbach an. Daß eine neue groffe Revolution (die Urfache dazu mag denn ſeyn, welche fi will — genug die erfolgte Wirkung ift eins mahl da) fich ereignet habe, Fünnte ih Beweisthümer genug anführen. Nur eines: die mächtigen ifolirten Gras nieblöfer, welche oft 30 — 40 Stunden weit von ihrem Hauptgebirg über oder durch Meilenbreite Thäler, Seen, Hügel weg auf dag Flößgebirge Juraſſus abgefeßt wor—⸗ den find — fünnen doch nicht anders als durch eine der Foßilien. 303 Revolution von ihrem Geburtsort weggefuͤhrt worden ſeyn. Zudem verdreht Rec. in etwas meinen Satz. Ich * nur eine und dieſe Hauptrevolution erfolgen, denn was vorhergehet, iſt eine allmaͤhlige Ausbildung der Erde und keine Revolution. Er haͤtte daher nicht ſagen ſollen eine neue groſſe Revolution, obgleich ich wie ſchon geſagt, zugebe, und annehme, daß mehrere Revolutio— nen uͤber unſern Erdball ergangen ſind. Rec. beſtreitet S. 456. die Gegenwart der Kalkerde als Gemengtheil in den Granitarten, und obgleich / er dag Zeugniß eines von Sauſſuͤre nicht verwerfen darf, ſo ſagt er doch unten, wollte man ſo etwas beweiſen, ſo koͤnnte man Alles in der Welt beweiſen. Bon Sauffüre und ich geben dafür unſere Beweife ‚an und zeigen Dre und Stelle, wo jeder Mineralog dag angeführte felbft unterfuchen Fann, Was führt aber Rec. für einen Gegenbeweis, er fagt: „Nun überlege man „einmal, toelch eine ungeheure Menge von Kalferde in „denfelben (den Granitarten) hätte enthalten feyn müß „fen, wenn die gleihfalls ungeheure Menge Kalfgebirge „daraus hätte gebildet werden follen „— ich antworte mit einem folchen NRäfonement Fann man alles in der Welt wegräfoniren. „Nun überlege man einmahl, welch eine ungeheure Mens „ge von Ouarztheilen in dem Granit hätten enthalten ſeyn müffen, wenn Die gleichfalls ungeheuren Sandfteins 3» Gebirge daraus hätten gebildet werden follen ; und wels „cher Geolog zweifelt doch an diefer Eriften; ? Warum nicht eins fo moͤglich ald das andere? Eine Granitart, welche Kalkſpat anſtatt Feldſpat enthielte, wäre über der Oberflaͤche der Erde weit aus mehr der Zerſtoͤrung und Verwitterung unferworfen, alg jegliche andere Granitart; 304 Ueber die Claßiſikation daher iſt er num weniger und feltener anzutreffen als jede andere; daß fie aber wirflich eriftire, das ift erwieſen. Daß der fürnige Kalfftein oft und meiſtens mit Glim; mertheilen gemengt feye, fagt ja felbft Hr. Prof. Wers ner in feiner Klaßififation der Gebirgsarten. Was ift nunein folcher koͤrnige, fhuppige, Glimmer enthaltende Kalfftein (den man für urfprünglich annimmt ) anders alg ein Glimmerfchiefer der anftatt Quarz Kalkſtein ent halt. Wie meit iſt es vom Glimmerfchiefer zun Granit ? Iſt nun Kalfftein im Glimmerfchiefer oder in einer foges nannten urfprünglichen Gebirgsart ermwiefen, warum. ift e8 unmahrfcheinlih,, daß er im Granit nicht auch vorz handen feyn fünne ? daß alle Kalk und Kalkartige Ger birge leichter vermittern als alle andere , ift befannt, daß alle Gebirge wo Kalftheile als Gemengtheile einen Bes ftandtheil de8 Ganzen ausmachen — noch ſtaͤrker Drei tern, ift auch befannt. Ge reicher ein Granit an Feldfpat und je gröffer beffen Kriftallen find, je mehr zerfällt er an der Luft; je mehr ein Granit Duarz enthalt und je feiner fein Korn ift, defto fefter ift er. Man halte diefe Erfahrungen gegen einans der, fo wird man finden, daß der Granit, welcher Kalfs fpat als Gemengtheil enthält, unter Allen Granitarten am meiften der Zerftörung unterworfen ift, daß folglich allec oder der meifte Falfartige Granitart vor allen ans bern Granitarten aus, am eheften der Zerſtoͤrung ausge— feßt gemefen und folglich nun weit feltener anzutreffen iſt als jede andere feftere Granitart — aber doch miffen mir, daß Gebirge aus folchem Falfartigen Granit beſtehen. Ich gebe alfo Gründe für meine Dermurhungen. Rec. fpricht mit Machtſprͤchen ab, und fodert Beweiſe. Lieſſe ſich eine Hypotheſe durchaus beweiſen, ſo waͤre ſie keine Hyvpotheſe mehr, ſondern Thatſache. Man hat bey Dars ſtellung einer Hypotheſe genug gethan, und feinen Ends : zweck der Foßilien. ‚305 zweck erfüllt, wenn man von einer Handlung eine wahr; fcheinliche Erklärung gegeben hat. Mehr kann niemand fordern. — Der nämliche Fall (naͤmlich dag die Bitterfalgerde „ein Mitbeftandtheil der Granitarten ausmache) findek „auch bey der Talferde ſtatt; denn obngeachtet der Vers » faffer diefelbe wirklich in einem Theil der Helvetifchen „Granitarten entdeckt hat, fo würde dieß doch, da man » fie zur Zeit noch in feinem andern Granit gefunden hat, „noch fein hinlänglicher Beweis dafür feyn, fondern man „muß fie wie die Granaten, ſchwarzen Stangenfchörl im⸗ „mer noch bloß zu den Zufälligen Gemengtheilen des » Granits rechnen. „ Und der Zopasfels ? Hier zeigt ſich Rec. in keinem vortheilhaften Lichte — Was würde man in Freyberg ſagen, wenn ein Ausläns der irgendwo fchreiben follte, „da man den Chalkolit „bis jet nur noch in Sachſen findet, fo kann man dens „selben noch nicht als eine befondere Gattung anfehen, » Die Granitarten welche Nepbrit oder Jade enthal; ten — enthalten Bitterfalzerde, und wenn Rec. nie auffer Sachſen gefommen ift, oder andere Gebirge nicht gefehen bat, fo vermögen fid) andere ehrliche Leute nichts, — wenn fie etwas fehen und entdecken, welches einem Rec, noch) nie unter Die Augen gefommen if. Die Sache verhält ſich demnach nichts deſto weniger fo, und es gehört eine ge⸗ wiſſe Doſe von Egoismus und Unbeſcheidenheit dazu, ſolche Abſpruͤche duͤrfen in die Welt hinauszuſchreiben. Ueber die Methode die verſchiedenen Gemengtheile in den Gra— nitarten immer nur als zufällig zu betrachten, hab ich mich oben ſchon genug -erflärt und fage nur um des Mec. Sprache zu gebrauhen: „Auf diefe Weife Fönnte man „alles in der Welt als zufälig behaupten und bemeifen, » Man gebe einmahl einen Beweiß, daß Schörl ec. immer zufällig als Gemengtheil in den Graniten feye, Wie ee f.8. Naturk. Helbetiens. IV. B. WW 306. Leber die Glaßifilation in ber Schweiß koͤnnen an folche Gebirasarten nicht glau⸗ ben, in welchen zufällig gewiſſe Gemengtheile fehlen und andere zufällig beygemengt wären; Gebirgsarten , die ganze Gebirge ausmachen. Will man ed an andern Or⸗ ten nicht glauben, mim fo fann man: jeder ift Herr über feinen Willen, feine Kenntniffe zu vermehren oder nichty und wer mit Vorfaß nicht will, der hat fein Urtheil fich felöften gefprochen. Daß ich den Fürnigen Kalfftein und bie Quͤarzmaſſen unbedingt fuͤr ſpaͤterer Entſtehung annehme, iſt nirgends von mir angefuͤhrt worden. Daß der koͤrnige Kalkſtein bey uns oft als Floͤzgebirg breche, kann jedermann bey Altenryff am Neuenburgerſee ſelbſten ſehen. Wenn Rec, dasjenige, fo ich ©. 297. in gedachtem Magazin, ans führe, gelefen hätte, fo hätte er gefunden, daß ich fage: *Ich hoffe, man werde leicht einſehen, daß ich gar „nicht behaupte, die Natur habe ſich meiſtens an dieſe „Ordnung gehalten ; nichts! weniger , ich weiß aus eis „gener Erfahrung und durch die gefammelten Beobach⸗ „tungen der gelehrteſten Petrographen, daß dieſe Ord⸗ „nung oft unterbrochen und verändert iſt, und fich manch⸗ „mal ganz anders verhält. » Aber daß die einfachern Gebirgsarten alle von ehemals (wenn fehon hier und da Lofalabweichungen jtzt Ausnah⸗ men machten) Hon neuerer Entftehung zu feyn ſcheinen als die zuſammengeſetzten, zeigen bis auf den heutigen Tag die Erfahrungen und Beobachtungen , welche man über das Banze der: Gebirgen gemacht hat, und daß dieſe einfachern Gebirgsarten, befonderg die Thonfchiefers arten, nur durd) Verwitterung, Auflöfung und Abſchwem⸗ mung des thonigten Beſtandtheils (melcher aber noch immer viel Kieſelerde enthält) der zuſammengeſetzten Ge? birgsarten entſtehen, daruͤber ſind deutliche Spuren an vielen Orten in den Gebirgen zu finden * zu ſehen. der Foßilien. 307 Saß Nee, Beweiſe über die Wendung der Erde von mir verlange, ift einfältig. Wäre diefelbe bewieſen, fü waͤre deren Vermuthung feine Hypotheſe mehr, und diefe Dermuthung hat eben fo gut eine Wahrfcheinlichfeit für ſich, als die Büffonifche Sonnenſchlacken. Daß -unfere Erdfngeleinige Störung in ihrer Richtung gegen die Sonne erhalten zu haben fcheint, zeigen ihre fchiefe Lage gegen die Sonne und ihre eingedrückte Polarfreife; daß die Revolutionen von Süden nach Norden, oder vielmehr von Suͤdoſt nach Nordweſt fich gezogen , zeigen alle Spuren an, welche von Sauffüre, Store u. a. m, jn unferen 6% birgen bemerkte haben, und daß es nicht der Mühe merth ift, wegen folchen Arten von Hnpothefen, welche emig nur Hypotheſen bleiben werden — länger ein Wort zu reden, fuͤhlt niemand beffer als ich, ©. 458, will mir Rec, vorwerfen, „daß ich in Ruͤck⸗ ſicht des Worte Kriftallifation denfelben Fehler, den ſchon „ mehrere Mineralogen begangen haben, begehe, daß fie Zes namlich von den Gemengtheilen des Granit und » Gneiffes brauchen, die Doch nach dem einmahl angenons HMmenen,,„ (von mem angenommen ? allgemein?) „, Vers „ftande diefes Wortes gemöhnlih nichts weniger als Fris »ftaltii find. » Was find fie denn ? — Auf welche Are find fie denn en& fanden? Was ſagt Hr. Werner in feinem Begriff, welchen Rec, in der Note anfuͤhrt? Regelmäßige Ge „alten oder Kriſtalliſationen nennt man die natürlis Iche Umriſſe fefter Foßilien, welche aus einer beſtimm— „ten Anzahl Seiten auf eine beffimmte art zuſammen geſetzet find. ; Wer fieht hier nicht, daß Hr. Prof. Werner unter feis nem Begriff Briftallifarion den durch die eigentliche Fri ſtalliſation erhaltenen Körper und nicht die BER felbſt verſteht. He . = 308 Ueber die Caßiſikation Das Wort Kriſtalliſation iſt ein chemiſches Wort und bedeutet in ſeinem urſpruͤnglichen wahren Sinne die⸗ jenige chemiſche Handlung oder Operation, wodurch ein Friftalifirter Körper (Kriſtall) ausgeſchieden wird. Here Prof. Werner that darum nicht wohl, den Begriff der Handlung, mit dem Begriff des durch die Handlung herborgebrachten Körpers zu vermwechfeln. Noch weniger ‚weiß Rec. was Kriftalifation iſt, indem er feines Lehr rers Sa nicht verftanden hat. Ein Kriftal (oder Wer⸗ ners befondere Geftalt und Kriftallifation ) ift freylich ein folcher Körper, wie Hr. Prof. Werner denfelben am anges merften Ort befchreibt,, und fo einer muß durch eine Kris frallifation entftanden feyn; allein dieſes ſchließt die Wahrs heit nicht aus, daß es Körper gebe, welche Friftallifire find , ohne daß ung immer diefe aus einer beftimmten Anzahl Seiten auf eine. beftimmte Are zuſammen⸗ geſetzt in der Natur erfcheinen muͤſſen, oder, alle foges nannte befondere Geftalten find Eriftallifire; allein nicht alles was kriſtalliſirt it, erfcheint ung in befondern Ge⸗ ſtalten. Die Herren Mineralogen aus Werners Schule fchräns fen daher den chymifchen Begriff von diefer Dperation zu fehr ein, indem fie nur den vollfommenen Kriſtall als durch eine Kryftallifation entflanden, annehmen; wenn aber äuffere Umftände eine regelmäßige Kriftalifation ftös en und Urfach find, daß die zu entftehende kriſtalliniſche Körper diejenige Grundsodersbefondere Geftalt nicht ans nehmen fünnen, welche ihnen eigen find ; fo find die Grunds beftandtheile eineg folchen Körpers dem ohngeachtet nicht defto weniger Eriftallifirk. Diefes geht ſtufenweis vom vegelmäßigen zum verſchobenen bis zum unfenntlihen Kris ſtall hinunter. NMineralogifch betrachtet, nehmen wir den gewöhnlichen Granit zum Erempel,— Hier find Quarz, Zeldfpat J der Foßilien. 308 und Slimmer im Eriftallifirten Zuftande , jeboch ohne bes fondere Geftalt; jede von diefen Steingattungen nehmen bey ruhig gefchehener Kriftallifation befondere Geftalten an, d. i. fie werden zu Kriſtallen gebildet, die fehr bes kannt find — der Quarz, je nach feiner Reinigkeit in durch; ſichtige oder undurchfichtige fechgfeitige Säulen mit einer fechgfeitigen Pyramide, oder bloß in eine fechgfeitige Py⸗ ramide. Der Feldſpat verhaͤlt ſich eben ſo — iſt entweder durchſichtig (Adularia) oder undurchſichtig, (Gemeiner Feldſpat) in rhomboidaliſchen vier oder ſechsſeitigen Sau? len mit veränderten Zufpigungen kriſtalliſirt. Der Slim; mer friftallifire fich in: fechgfeitige Tafeln oder niedere Säulen; ein deutliches Beyfpiel kann in Sachfen Rec, an dem Topasfels nehmen ; ift die Topasmaſſe derb und zwifchen andern Gemengtheilen eingefchloffen, fo nimme Hr. Prof. Werner diefelbe ja felbft zu einem Beſtandtheil des Topagfelfens an. Daß fich aber die namliche Topas— maffe in befondere Geftalten heraus Friftallifiere, dag fehen wir an den eigentlichen Topafen des Topagfelfens. Sn dem Granit aber fort ein Foßil dag andere in der Aus⸗ bildung feiner Kriftallen , und läßt ung felten diefelben in ihrer eigenen Grundgeftalt fehen; doch bey denjenigen Graniten, two der Zeldfpat das farfe Uebergewicht hat, (mie bey Baveno und auf Elba) laffen fid) hie und da die Grundgeftalt des Feldfpats nicht verfennen — die nas türliche Urfache feheint hier in der gröffern Menge von Seldfpattheilen zu liegen, welche bey der Kriſtalliſation und der Verbindung der Theilen unter fich den Quarz und Glimmertheilen überlegen waren und vermittelft derjeniz gen Kraft die von einer gröffern Menge berrühre— fi ſich mehr Ausdehnung verſchaffen konnte. Sobald aber in dem Granit oder Gneiß, Hoͤhlungen entſtehen, hiemit die Kriſtalliſation mehr Freyheit erhaͤlt, ſo werden ſich die nahe bey und in der Hoͤhlung bes zo Ueber die Elnfifikation findlichen Theile, und dieſes *17 unvollkommenen bis zur vollkommenſten Kriſtalliſation in den Gaͤngen und Bluͤften einer Gebirgsart in beſondern Geſtalten kri— ſtalliſiren. en Ich befige Granite, auf welchen der Quarz, Felbfpat und Glimmer, jedes dieſer Fofilien auf feine befondere und eigene Art heraus kriſtalliſirt find, und welche jedem Mineralog zum unterfuchen bereit liegen. Diefes ift dem einfachen chemifchen Lehrbegriff von der Kriftallifation eben fo angemeffen, als ſich diefe Wahrheiten aler Orten in der Scheidefunft beftätigen. | Rec. (der übrigens in der Chemie nicht fo bewandert ift, als in der Mineralogie,) kann über die Grundbe⸗ griffe der Kreiftallifation Wiegleb8 Handbuch der Chemie $. 422:28 und Grens Handbuch $. 131. vorzüglich $, 200 und 203, nachlefen. Wenn wir durch ein geſchwindes Abrauchen aus einer vermifchten Salzlauge Kuͤchenſalz, Galpeter , Glaubers und Bitterfalg: zufammen heraus Fri, fialifiren, fo wird feines biefer Salzen in feiner voll⸗ kommenen Keiftallifationsgeftalt zu erfennen feyn — wer wollte aber läugnen daß diefe Salze nicht kriſtalliſirt find? Weun ich Küchenfalg, Salpeter, Bitterfalg zu Zents nerweis kaufe, fo erhalte ich unter allen den 100 Pf. kaum einen einzigen vollkommenen Kriſtall, wer wird dem ohn⸗ geachtet behaupten, diefe Salze feyen nicht Friftalifire ? Wenn alfo von GSauffüre , Gerhard und ich ſagen, die Gemengtheile in dem Granit befinden ſich in kriſtallini⸗ fhem Zuftande und find durch Rriftallifation entftanden, fo haben wir die Erfahrungen und Beweiſe der Scheides funft für ung, hingegen verwechfelt Rec. die Begriffe der Kriſtalliſation auf eine augenfheinliche Weife, ohne mit ber Wernerifchen Beftimmung die Granite deßhalb deufs licher zu befchreiben; denn mag heißt das eigentlich, die Gemengtheile find unter ſich verwachſen? und wenn man der Zoßilim 311 die Granitart en nicht als duch Kriſtalliſation entſtanden, annehmen will, welchen Begriff ſoll man ſich von ihrer Entſtehung machen. Alle Gebirgsarten ſcheinen oder ſind vielmehr nur auf folgende 3 Arten entſtanden. Entwe⸗ der durch Kriſtalliſation, oder als Niederſchlag (Sedi— ment) auß einer Aufloͤſung, oder durch Schmelzung img Feuer. Keine andere Weiſe laßt fih denken, oder man theile foldye mit. Das ganze Mißverſtaͤndniß koͤmmt al, ſo blos von dem dunfeln und eingefhränften Begriffe bee , welchen Recenzeut mit der Rriftallifation verbin; det, und daß er den eigentlichen Kriſtall mit der Kriſtal— lifation als der Entfiehungsart des Kriſtalls verwechſelt. Die Beſchreibung und der Begriff welchen Herr Prof. Werner von dem vollkommenen Kriſtall giebt, iſt vollfoms men richtig, allein diefer Begriff Fann mit nichten auf alle Friftalifirte Körper. angewendet werden , weil niche alle in regelmäßige Geftalt anfchieffen , fondern von auf fern Umftänden daran gehindert werden, deshalben nichte deftomeniger Eriftallifive find. So lang man alfo feine beſſere Entſtehungsart der Granitarten angeben fann, ale daß ſolche durch Kriftallifation entftanden find, fo wols fen wir einmahl.vor der Hand bey Diefer Erklaͤrungsart bleiben. Was Rec. vonder Granitart deren Gemengtheile Duars, Feldſpat und Hornblende find , fagt, iſt fchon oben genug erörtert worden. Rec. meint, daß neuere Erfahrungen es beynabe ganz auffer Zweifel geferst haben , daß. diefer Sienit von weit neuerer Entftchung zu feyn (heine als der eigentliche Granit : Diefe nen ee rungen münfchten wir zu erfahren, Die täglichen Erfahrungen fagen ung a ß daß diefe Granitart, gleich allen andern Granitarten in dem Mittelpunkt unferer. groffen Alpen: Gebirgen dag Grund⸗ 312 Weber die Claßiſikation gebirg ausmachen , auf welchem Gneiß, Glimmerfchiefer, Thonfchiefer, Kiefelfchiefer und Kalfftein aufgefegt find , und daß wir Feine Spur von einer neuern Entſtehung an derſelben wahrnehmen koͤnnen. Ueber die Zufaͤlligkeiten hab ich mich ſchon genug ers Härt, die Liebhaber folder Zufälligfeiten mögen doch uns ſere nafte Alpen befuchen, fie Fönnten fi) da ein Syftem von zufälligen Gebirgsarten entwerfen, welches meinem unzufälligen Syftem gleichen folte, wie ein Ey dem ans deren; den Beweis möcht ich fehen warum Stangenfchörl und Hornblende nicht eben fo gut zu den Bemeng ; und Beftandrheilen eines Granits, der folhe in feinem Ge meng enthalt — gehören als Feldfpat und Glimmer, um fo vielmehr, da folche Gebirgsarten groffe und lange Ges birgsftrecfen ausmachen. Macht ja Herr Prof. Werner feinen einzelftehenden Topagfels zu einer befondern Ges birgsart. Nee. meint endlich, ich follte doch * der Ausarbeitung meines groͤſſern Werks Herr Prof. Werners Klaßifik. der Gebirgsarten benutzen, denn lieſſe ſich etwas brauchba— res und vollſtaͤndiges von mir erwarten; fuͤr dieſes Schlußcompliment bedank ich mich hoͤflichſt, und habe die Ehre zu verſichern, daß ich znerft eine Oryktognoſtiſche Defchreibung der mir befannt gewordenen helvetifchen Ge⸗ birgsarten nad) einem Leitfaden, wie er mir am natürlichs fien oorfommen wird — ausarbeiten, und auf diefen erft alsdenn einen Geognoftifchen Verfuch wagen werde. Dies fer Geognoftifche Verſuch kann denn dem MWernerifchen Plane ahnlich werden. In dem gten Stüce ©. 812. fcheint Rec. ſich in etwas von ſeinem Vorurtheil gegen das Magazin und ſeine Ver⸗ faſſer gemildert zu haben. Von der Adularia ſagt er: ſie ſey nichts anders als Herr Werners Mondſtein, und da ſie dieſen Namen der Foßilien. 313 hatte, che noch an Din’s Adularia gedacht wurde, fo follten Deutſche ihr billig jenen ältern Namen Iaffen, und ſich des legtern nicht weiter bedienen. Ey, Ey, mag die Eigenliebe doch nicht thut! Ich fordere jeden Mineralogen auf, einen Adularias Kriſtall mie Herr Prof. Werners Beſchreibung des Mond⸗ fteins zu vergleichen und dann zu geftehen, ob er in dem , Mondſtein die Adularia erkannt hätte. Wo ift z. €. ebs was von feiner charafteriftifhen Kriſtalliſation an; geführt ? Pini hat die Adularia bekannt gemacht, er hat fie nach dem Namen des Gebirgs genannt, er iſt der eigentliche Entdecker, in feiner Benennung ift nichts unſchickliches, fie ift nun an allen Orten fo befannt, und alfo wollen wir diefen Nahmen bleiben laffen,, der immer fo germaniz fire iſt als Apatit und Cyanit. Daß man neu erfannte Foßilien mit eigenen charak teriftifchen Benennungen unterfcheide, ift nnoermwerflich, und nothwendig. Daß Herr Prof. Werner die von ihm neu entdeckten Foßiliens Gattungen mit neuen Namen bes lege — dazu hat er volfommenes Recht und niemand wird ihm daffelbe ftreitig machen. Sollte er aber, oder vielmehr feine Parthie fich des Privilegii exclufivi nomi- nandi anmaffen, und Feine Benennung dulden wollen, welche andere Dineralogen den von ihnen neuentdeckten Foßilien Gattungen mit alem Recht auch geben, aldenn Fonnte man über Defpotifmus Flagen , wieder welchen Sie mein Wertheſter ſich ſo auflehnen. Herrn Morells Analyſe iſt muſterhaft, und wer ſelb⸗ ſten Scheidekuͤnſtler und mit Analyſen umgegangen iſt, und das ſchwierige derſelben aus Erfahrung kennt, wird keine beſſere wuͤnſchen noch erwarten, wenn ſchon Herr Morell (deſſen Kenntniſſe und Erfahrung in der chemi⸗ ſchen Analytik uͤbrigens ſchon ruͤhmlichſt bekannt ſind) aus 314 ueber die Cloßiſilation Beſcheidenheit wuͤnſchet daß andere Scheidekuͤnſtler ſelbige ebenfalls noch unterſuchen moͤgen. Zudem koͤmmt ſeine Analyſe mit den Analyſen des gemeinen heldſpats on andern Chemifern fehr nad) zufammen, Rec, findet meine Gefchichte des Eiſenwerks im Haßle ohne Jnterreße für Auslaͤnder. Iſt ſie nicht für die Nas turkunde Helvetiens? Würde ich lauter ſolche oder. aͤhn⸗ liche Aufſaͤtze liefern, wie viel Kaͤufer und Leſer faͤnden ſich wohl in Deutſchland zu meinem Magazin ?. Allein für ung Helvetier, vorzüglich für den Canton Bern , ift diefeg Eifenwerf von’ fehe groffem Intereſſe. Fuͤr dieſes Eiſenwerk hat die Regierung von Bern ſeit 2. Jahren ſchon über 10,000, Gulden ausgegeben; für diefes Eifenwerf hat die Regierung von Bern ſich von ©:. fönigl. Preuß. Majeſtaͤt den Hr. DO, B. R. Ferber außgebetten und denfelben legten Sommer berberufen; für diefes Eifenwerf wird Hr. O. B. R. Ferber diefen Sommer vermuthlich ‚wieder nach Bern fommen. So viel Intereſſe hat alſo dieſes Werk fuͤr uns. Rec. irrt ſich gewaltig, wenn er S. 815. behauptet, daß der dichte Kalkſtein nur in Floͤzgebirgen und nicht in den uranfaͤnglichen vorkomme. Auch der dichte findet ſich und haͤufig in den uranfaͤng⸗ lichen Gebirgen, wo er oft unſere hoͤchſten Gebirge aus⸗ macht, und der koͤrnige hingegen findet ſich auch (wie ich oben geſagt) in dem Floͤzgebirge. Allein darin bin ich mit. Herrn Ober Berghptm. Wild nicht einig, Daß Gra⸗ nit und Gneiß auf dem Kalk aufſitze, ſondern ich glaube, es ſeye eben fo wie bey unferm Gebirg der Jungfrau, wo unten ein Lager Kalk, dann ein Lager (oder der entblößte ) Granit, und dann wieder ein Lager Kalf zum Vorſchein kommt, und daß der Granit nur durchbreche. ©. 824. : Berwechfelt Rec. oder mißdeutet meine. Yeuf ferung über Here Prof, Werners Sienit. der Foßilin. 31% Meine Meinung ift, der Sienit feye nichts anders, als eine Granitare mit veränderten Beftandtheilen, und nicht eine befondere Gebirgsart. | Rec. fagt „der Sienit gehöre offenbar zu den Ge⸗ „birgsarten einer ganz andern und fpätern Forma; „tion als der eigentliche Granit. „ "Warum? „Weil Herr Prof. Werner die Hornblen; „de nie bey dem eigentlihen Granit gefunden hat. „ Ergo. Mit aller möglichen Hochachtung für die Verdienſte mei nes fehagbaren Freundes des Herrn Prof, Werner, muß ich doch geftehen , daß das Werner dixie mir nicht hin⸗ laͤnglich genug ift, indem ich blos demnach ureheile, was jeder Vorurtheilfeeye Mineralog in Helvetiend Gebirgen fehen fann und gefehen hat, wie von Sauffüre, Ferber, Wyttenbach ꝛc. nehmlich, daß der Sienit ſich in feiner Lage und Streichen wie der andere Granit verhält — und in, mit, auf und neben den andern Graniten Hon der älteften Formation liege und zu finden feye, und alfo of, fenbar zu den älteften Gebirgsarten zu gehören feheine, Rec. hat nicht gemeine Kenntniffe in der Mineralogie, und ich bin verfichert,, wenn er fowohl die Welt und die Menſchen ale aud) andere Gebirge gefehen haben wird, fo wird fein Ton niche mehr fo zuverfichtlich und feine Ausdrücke nichtmehr fo auffallend feyn. Unterdeffen wollen wir mit Beybehaltung ber Achtung und Verehrung, welche wir den Gelehrten und ihren ge meinnüsigen Abfichten und Arbeiten fchuldig find , mit ungeheuchelter aber immer befcheidener Wahrheitsliebe — alles dasjenige befannt machen, mas wir dem Beſten der Naturkunde zuträglich finden, und immer mehr diefes Befte vor Augen haben und zu Nath ziehen, als uns fere Lieblingsmeynungen, wenn foldhe dDemfelben fehaden Fönnten, 316 Ueber die Elaßififation der Foßilien Sie werden im Anfange glauben und in der Meynung feyn , mein. Wertefter ! ich feye ein Antagonift von Herrn Prof. Werner; — Richt weniger , dann ich bin viel leicht — auffer feinen Schülern (die mit Haut und Haar und zumeilen mit Grunden Here Prof. Werner vertheys digen, welche diefem verdienftoolen Mann mehr fchaden als Ehre machen) einer der erften feiner Verehrer, Ans hänger und Vertheydiger feiner Lehrart. Sobald aber feine Grundfäße von den Erfahrungen — befonders im Geognoftifchen Sinne — welche wir hier zu Lande täglich zu machen Gelegenbeit haben, abweichen, fo werde ich folhe ganz einfach vorfragen , und meine Beweiſe nie fehuldig bleiben. Sollte es einmahl Heren Prof. Werner glücken, andere groffe Gebirgsgegenden zu fehen und zu unterfuchen als bloß nur fähhfifche , fo wird er gewiß in ein und anderen Punkten feine Meynung ändern und einfehen, daß feine -Muthmaffungen fih nicht aller Drten beftätigen laffen. Hingegen muß id) befennen daß Herr D. B. R. Ferbers Geognoftifhe Erfahrungen in unferm Baterlande mehr oder minder , aber im Ganzen fi doch immer fehr befräftigen , und täglich mehr Gewicht erhalten. Nun leben Sie wohl, mein Werthefter! Jch habe ofs fen und freundfchaftlich mit Shnen geredet, — Haben Gie Einwendungen, fo £heilen Sie folche auf eben dem Wege dem Leſer mit, aufmelchem ich mich an Sie wandte, und dann Fann die Mineralogie durch Ihre Bemühungen nicht anders als gewinnen. Der Shrige Hoͤpfner. Berfih einer neuen Klaßifikations-Methode der Stein und Erdarten nah den neuſten bymifhen Erfahrungen, I A 318 Verfuch einer neuen Klaßiſikationsmethode | Das ein Mineralfpftem chemifch eingerichtet feyn folle; das ift, daß die Foßilien nach ihren Grundbeftandtheis len geordnet werdeu follen ; wird jet faum mehr wider—⸗ fprochen werden dürfen, obfchon noch immer neue Sys fieme zum Vorſchein kommen, die, wo nicht gang‘, doch groffentHeild davon abweichen. Cronftedt hat in feinem Verſuch einer Mineralögie diefen Gedanken zuerft befolget ; Bergmann hat aber denfelben auf die heutige Chemie und auf die neuern Entdeckungen angepaßt und in feiner Sciagraphia regni mineralis die Haupteintheilungen eines neuen Syftems befannt gemacht. Nachmarts hat Er auch in feinen Meditationibus de: Syftemate Fofsilium naturali die nähere Ausführung deffelden behandelt, Er thut das felbft den DVorfchlag, die Erd und Steinarten nad) den fünf einfachen Grunderden in fünf Geſchlechter abzuthei⸗ len , da dann jedes Gefchlecht ferners in einfache, zwey⸗ fache , dreyfache, vierfache und finffache Erdarten eins getheilt und fo jede Art nach ihrer Miſchüng und nach dem verfchiedenen Verhaͤltniß ihrer Beſtandtheile geords net wird. So ſchoͤn, fo finnreich und einfach Bergmanns Ents wurf ift, fo möchten fich doch bey feiner Anwendung viele Unbequemlichfeiten und Schwierigfeiten einfinden, mel che die Ausführung deffelben behindern fünnten; nicht zu gedenken, daß jedes der fünf Gefchlechter 65. Arten in fich begreift, die mithin zufammeu eine Zahl von 325, Arten ausmachen ,— mworunter zwar nicht nur alle wirkz liche, fondern aud) alle mögliche gebracht find. — So ift noch zu bemerfen, daß zu jeder Art noch fehr viele befonz dere Gattungen gehören Fönnen; denn gefegt eine Erdart beitünde aus 92. Theilen Alaunerde, 6 Theilen Bitterfalzs erde und 2. Theilen Kiefelerde, fo müßte daffelbe zur For⸗ der Stein und Erdarten. 318 mel A. M. S. gebrachte werden; eben dahin müßte auch eine andere Erdart gehören, die 35 Theile Alaunerde, . 33. Theile Bitterfalzerde und 33 Theile Kiefelerde enthal— ten würde, alſo von der erfiern fehr verfchieden wäre 5 und diefemnach würden auch beynahe alle Steinarten, welche zu dem Kiefel und zu dem Alaungeſchlecht gehös ren, bloß unter die zwey Formeln S, A. C. und A.S,C, zu ſtehen kommen. Eine andere Unbequemlichkeit hat Bergmann ſelbſt ein— geſehen; nemlich daß die meiften Gattungen, welche äuf ſerlich alle Kennzeichen des TIhongefchlechtes an ich tra⸗ gen, dennod) zu den Riefelarten geordnet werden müßten, weil die Kiefelerde in denfelben den gröffern Beſtandtheil ausmacht. Er will daher, daß nur diejenige Arten zum Kiefelgefchlecht gerechnet werden follen, in welchen die Kiefelerde 7 tel ihres ganzen Gehalts uͤberſteigt. Aber nach diefer Weife würden fehr wenige Gattungen beym Kiefelgefchlecht bleiben Fünnen ; bloß der Bergkryſtall der Chryſopras und der Zirfon: Ale übrige, felbft der Chak zedon, der Feuerfiein und der Hornflein, müßten den Alaunarten beygezähle werden, Diefeg zeigt, dag die Foßilien Faum in fo matbematifch abgemeffene und abgetheilte Klaſſen einzuswingen find, Wenn man aber die Natur fidft zu Nathe zieht, nnd ihr Verhalten beobachtet; fo wird man leicht eine Methode finden, wie die Erd und Steinarten nach ihren chemifchen Beſtandtheilen geordnet, und in ein Syſtem gebracht wers den fünnen. — Sammelt man alle befannten chemiſchen Analyfen von Erd und Steinarten in eine Tabelle, fo wird man bey Ueberſicht und näherer Betrachtung ders felben bemerfen : daß weder die Alannerde noch die Kies felerde, in einer Erd und Steinert einzig zum VBorfchein fomme, föndern daß immer die eine mit der andern ver— bunden feye, Ferners dag auch die Bitterſalzerde nicht 320 Verfuch einer neuen Klaßiſtkationsmethode einzig vorfomme , fondern mit den beyden vorerwaͤhnten Erden und zwar immer mit beyden zugleich verbunden feye. Diefes giebt die Regel an die Hand, daß diefe 3 Erdarten in eine einzige Klaffe gebracht werden follen, welche fodenn in zwey Abtheilungen zerfällt. In die ers fie Abtheilung fommen die zweyartige Steinarten nams Jich diejenigen, welche die Kiefelerde und Alaunerde ents halten ; in die andere, die dreyartige Steine, oder die, in welchen alle drey benannte Grunderden verbunden find. In beyden Abtheilungen Fann man die dahin gehörige Gattungen nad) ihrem Gehalt an Kiefelerde ordnen, Ben diefem Verfahren werden diejenige Gattungen , die eins ander dem äuffern Anfehen nad) verwandt find ſehr ſchoͤn neben einander zu ftehen kommen, , hier müffen aber, wie fhon Bergmann bemerkt hat, nur diejenige Gkeinarten aufgenommen werden, deren Örundbeftandtheile innig mit einander verbunden und gemifcht find: diejenige aber, . in welchen verfchiedene Grunderden nur mechanifcd ges mengt find, müffen davon getrennt werden; zu den letz—⸗ tern fann man neben dem Granit, dem Gneiß, dem Pors phyr, den DBreccien und den Sandfteinen noch mit Recht alle Schieferarten und die Thonerden, auch den Jaſpis zählen; daß bloffe Anfehen zeige ihre mechanifche Zuſam⸗ menfegung , die uͤbrigens ihrer Entfiehung angemeffen ift. Diefe letztern Steinarten machen die eigentlichen Bergar⸗ ten aus; fie müffen in eine befondere Abtheilung geftelle werden, und die dahin gehörige Gattungen fünuen nad) dem Range ihrer mahrfcheinlihen Entfiehung geordnet werden. Die erftern find hingegen insgefammt Gangars ten, die meiften fommen friftallifire vor, und alle geichs nen fich durch ihre Ducchfichtigfeit oder wenigſtens durch ihre mehr oder mindern Durchfcheinenheit aus. Diefe Abs fonderung der Bergarten von den Gangarten, wird anbey den Nutzen verſchaffen, daß in einem Syſtem Die Gebirgs⸗ lehre der Erd und Steinarten. 321 lehre ſehr fuͤglich mit der Oryktologie verbunden werden kann. Alle Kieſelarten zuſammengenommen machen alſo die eine Haupklaſſe der Erd und Steinarten aus. Zur andern Hauptklaſſe gehoͤren die Kalkarten und die Schwerarten, da letztere immer Kalkerde bey ſich fuͤhren, und zu dem dieſe beyden Grunderden ſehr nahe vers wande find. Die Gattungen diefer Klaffe müffen nach einem andern Grundfabe geordnet werden als die Kiefelarten: Da fie nicht mit andern Erdarten innig gemifcht find, fo muͤſſen fie nach den Säuren eingetheilt werden mit welchen fie verbunden find, ‚Die hieher gehörige Gangarten unterfcheiden fich immer durd) ihr Friftallifirtes Wefen, fie find in jeder Abtheilung Die reineften, und ftehen alfo billig oben an; auf fie fols gen die Bergarten derfelben Abtheilung nach dem Nang ihrer Entftehung. Die vulkaniſchen Produckte will Bergmann nach ihrem Gehalt den übrigen Steinarten beyordnen, da ſie aber durch Zuſammenſchmelzuug fehr ungleicher Steinarten ent— ſtanden ſind, ſo kann ihr Gehalt unmoͤglich beſtimmt und ſich gleich ſeyn, wie ſolches auch ihre Analyſen zeigen. Ich glaube alſo, man werde zur Zeit noch beſſer thun, dieſelbe beſonders aufzuſtellen, ſie koͤnnen als ein Anban bey den Kieſelarten einen Platz bekommen. Die bier angegebene Methode zur Klaßifikation der Erds und Steinarten ift nun, fo meit es thunlich if, ganz auf chemiſche Grundfäge gebauet, und dabey ift der Gang und das Verhalten der Natur nicht: aus. der Acht gelaffen: auch ift in derfelben ales Willführliche vermitten,, dad noch in allen Syſtemen bey der Ordnung der Gattungen jedes Gefchlechts vorwaltet. Die beygefügten Tabellen dienen zu einem Probeſtuͤck des vorgefchlagenen Syſtems. Freylich muß daffelbe dermahl noch ſehr unvollfommen - Megas f. d. Naturk. Helvetiens, IV. B. & 322 Verſuch einer neuen Klafifitationgmethode und mangelhaft feyn , weil eines Theils viele Steinarten noch nicht chemifcy zerlegt worden find; und andern Theils viele von den wirklich gemachten Analyfen berichs tiger zu werden bedürfen möchten. Doch da man ſich heut zu Tag fo fehr mit der Zerlegung der Mineralien bes fchäftige, und, wenn ein chemiſches Syſtem angenommen werden follte, ſich vermuthlich noch mehr damit beſchaͤfti⸗ tigen würde, fo ift zu hoffen, daß daffelbe bald zu einiger Bolftändigfeit gelangen koͤnnte. Diefen allgemeinen Betrachtungen find nun nod) einige befondere Bemerfungen über die zum Verſuche vorgelegs te Tabellen beyzufügen. Da der Diamant nur noch im Feuer unterſucht, und in den Säuren nie zerlegt worden ift , fo hat man fich erlaubt, dDenfelben noch als eine zu den Kiefelerden gehörige Gattung anzufehen, und als ‚die vermuthlich reinfte oben an zu fiellen. Dem Bergfriftall der darauf folget, ift Bergmanng Analyfe beygeſetzt; allem Vermuthen nach iſt aber deffen Gehalt an Alaunerde nicht eigentlich fo ftarf als hier ans gegeben ift, und mithin iſt er reiner an Kiefelgehalt, Die von Hrn, Klaproth gemachte Analyfe des befannten Elaftifchen Steines von Danz bemeifer ſolches; denn diefer Stein durchs Mifrosfop betrachtet, ſcheinet bloß aug fehr kleinen flachen Dachziegelartig auf einander liegenden. und nur an dem einen Ende an einander gemwachfenen _ Bergkriftallen zu befichen , von welchen Umſtaͤnden auch feine Biegfamfeit und Elafticität herrühren. Dem Hpal ift Hr. Mayers von Prag gemachte Analyfe beygeſetzt, dieſe würde ihm eigentlich feinen Rang erft nach dem Chalzedon anmeifen, da aber Bergmann verz ſichert, im Dpal einen mehren Kiefelgehalt als im Chals sedon gefunden zu haben, fo iſt man feiner Authorität ges folget. Dem Edel: Dpal find zwar bier alle bisher von den Mingralögen wegen einiger aufferlichen Aehnlichkeie der Erd und Gteinarten, 323 dazu gezahlte Steinarten beygeordner; allem Vermu— then nach gehören diefelben aber nicht hieher, und eine zu machende Analyfe würde mwahrfcheinlich in denfelben einen fehr ftarfen Gehalt an Alaunerde zeigen, und ihnen folgs lich ihren Rang nach dem Smaragd bey dem Weltauge anmeifen. Der Seldfpat ift nach Hrn. Morells Analyfe von der Adularia als der reinften Art deffelben geordnet worden ; in dieſer Analyfe bat ſich ein Kleiner Gehalt an Bitter; falgerde gezeigt. Da diefe in andern Analyfen des Kelds fpats nicht zum Vorſchein kommt, fo hat man fie hier als bloß zufällig angefehen. Der Eeylonifche und der Tyrolifche Turmalin find von dem DBrafilianifchen Turmalin getrennt worden, weil die Analyfe des legten fich anders verhält, und aud) im auffern Anſehen fich verfchiedene Ungleichheiten finden, befonders in der Farbe und in der Durchfichtigfeit. Die Analyfen der zwey erfiern verhalten ſich zwar im ganzen auch nicht völlig gleich: Doch ift Hingegen in denfelben dag Verhaͤltniß der Kieſelerde zur Alaunerde volfommen gleich, Es gefchiehet oft, daß eine Steinart mit einer zufälligen froͤmden Erdart verunreiniget ift und- daß dennzumahldag Verhaͤltniß ihrer Analyfe diefelbe von derjenigen Gattung zu entfernen fcheinet, zu der fie eigentlich gehört, wie z. B. den Eifenartigen Glimmer, den Eifenhaltigen Granat, den Chlorit, in folhem Falle muß man diefe zufällige Erdart beyfeits fegen , und das Verhältniß der zum Ges ſchlecht eigentlich gehörigen Grunderden befonders und für fich berechnen , fo wird man ihren Pla& leicht finden, Zum Rubin find noch der orientalifche Atmehyſt der Ru— bizel, der Spinel und der Ballas gezählet, obfchon wahr; fcheinlich folche von demfelben verfchieden find. Nach Dutens Bericht werden in Pegu alle gefärbte Edelfteine 324 Verſuch einer neuen Klaßiſtkationsmethode ic. Rubine genannt; auch ſoll der Ballas eine vom eigent— lichen Rubin ganz verſchiedene Kriſtalliſation haben. | Andere ähnliche Bemerkungen werden übergangen, da "man überhaupt bereits eingeftanden hat, daß die hier an⸗ gegebene Folge der. Steinarten mit der Zeit durch mehs vere und richtigere Analyfen in vielem anders beftimme werden möchfe. Nur fol noch eine Sache angezeigt wers den welche die Haupteintheilung betrift. Bey derſelben ift nämlich als ein Grundfaß angenoms men worden, daß die Bitterfalgerde niemal mit der Kies ſelerde oder mit der Alauerde allein zum Vorſchein komme, ſondern immer mit beyden zugleich verbunden ſeye. Dieſer Regel ſcheinen nun einige von Hrn. Wiegleb gemachte Analyſen zu widerſprechen, in welchen mit der Bitterſalz⸗ erde, nur die Kiefelerde und Feine Alaunerde angegeben wird. Da aber diefes die einzigen Analyfen find; die von der Analogie aller andern Analyfen abweichen, und zu deme nach dem Bericht darüber befragter gefchickter Chez mifer dabey, zu Abſoͤnderung des bey den Bitterſalzarten, meiſtens nur geringen Alaungehalts, nicht das gehoͤrige angewendet worden iſt, ſo kann man daraus ſchlieſſen, daß Hr. Wieglebs Abſicht bloß geweſen ſey, diejenige von dieſen beyden Erdarten zu kennen die das unterſuchte Foßil charakteriſiren ſolle; und daß mithin durch dieſe Ausnah⸗ me die angenommene von allen übrigen Analyſen abſtra— hirte Regel keineswegs vernichtet werde. Uebrigens wird die hier vorgeſchlagene neue Eintheiz fung und Aufftelung der Erdsund GSteinsArten, bloß als ein Gedanken den Herren Mineralogen zur Prüfung vorgelegt, fie mögen nun feinen Werth beſtimmen. * * %* e.0d.14l 3.) J——— über die eEinthetlnto a NT: Erd: und Steinarten. or 326 Tabelle über die Eintheilung Ite Claße. Kiefelarten. Ite Ordnung, Innig gemifchte Kiefel: arten, oder Öangarten, Ite Abtheilung, zweyartige oder Thon: haltende, Diamant | Berg Kriſtall. — Quarz. Amethyſt. Praſem. Chryſopras. — P a R un. L a er. F Gemeiner Gruͤner. eiſſer. Gelber Rother. Halb Opal. Holz Opal. Chalzedon. — A — Carniol. Achate. Feuerſtein. — Hornſtein. "TE N Y R Pechſtein. Feldſpat, adularifcher. Pag: Gemeiner. gabradorftein, Mondſtein? Katzenaug? Zeolith. — ka Ri Thunnerftein, a DAN ; E Weißer Stangfchörl. ; Schwarzer — * ———— Granat. Prehnit. BR ae AL NT WE Kiefel: Erde. der Erd - und Steinarten. Bitter⸗ ſalz⸗Er⸗ Rn Alaun⸗ Erde. Kalk, Eifen. — — — —— — — 15. Verl. 18. * 5. 6, 66. 17, 5 4. Waffer, 25, 6, 9 9, 6 a he so. £ 4 2. Waſſer. — — / Bergmann Klaproth Wiegleb Mayer Bergmann Wiegleb Kirwan Wiegleb Morell Bergmann Meyer Klaproth Klaproth Bergmann Bergmann Achard KRKiaproth Schoͤrl. AR, FE m er b f x 5 Berg: Korff, . — v Berg Leder. Tremolit vom Gotthard.” —* ge vom Gotthard. en Zaif, fraptiger vom — Spefftein, ‚ 40, ‚I Bitter: falzerde. 12, 9 Aa . der Erd » md Steinarten. Kalk. Eiſen. 6. 10. | I i — |12.Berlurft 5 3,5. Verlurſt 3. Verlurſt 1. Waſſer — — — — — — 329 Bergmann Bergmann # Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Mayer Bergmann Dergmann Bergmann Bergmiann & Struve Kirwan Struve Klaproth Hoͤpfner Kirwan Kirwan 330 Tabelle uͤber die Eintheilnug Ite Cl. 2, Ordnung. Gemengte Kiefelarten, Berg : Arten, Granit, Gneuf. Geftelftein ec. Glimmerfihiefer. Hornfchiefer ze. Thonfchiefer. Kieſelſchiefer. Eigentlicher Thonſchiefer. Trapp. Baſalt. Jaſpis. Porphyr. Ophyt. Porpyr⸗Schiefer. Pechfelsſtein. Serpentin. Lavezſtein. Mandelſtein. Schieferthon. Thon; Erden. f — Berhärteter Thon, Norzellan + Thon. Dfeiffen: Thon. Bolus. Walker-Erde. Steinmark. Gemeiner Thon, Trippel. Alaun-Erde. Alaunſtein. Mergel-Erde. der Erd -und Steinarten. 531 Mergelſtein. Danım ; Erde. Breccien. Pudingſtein. Nagelfluh. Sandſtein. ite Claſſe Kieſelarten. IIIte Ordnung Vulkaniſche Produkte. Glas-⸗Achat, Obſidian. Vulkaniſche Schoͤrle. Laven. Bimſtein. 2. Puzolan⸗Erde. I. Tras. IIte Claße. Kalkarten. Ite Ordnung, Kalkſteine. „Ites Geſchlecht. Kalk: Erde mit Luft : Säure | verbunden, Kalkſpath. Koͤrniger Kalkſtein. Dichter Kalkſtein. Mit Stein-Oehl durchdrungen, Stinkſtein. Rogenſtein. Kreide. Tropfſtein. Gemeiner, Tuff. Strahliger, Stalaktit. Fasriger, Fadenſtein. Schaliger, Erbſenſtein. Erdiger, Mondmilch. * 332 Tabelleüb. die Eintheil, d. Erdsumd Steinart. „ztes Geſchlecht, Kalk: Erde mit Vitriol : ae verbinden, | Gyps. Gypsſpath. Fasriger Gyps. Blaͤtriger Gyps. | Dichter Gyps. 9J Gyps⸗Erde. 3tes Geſchlecht mit Flußſpath⸗Saͤure. Flußſpath. 4tes ©. mit Posphor: Säure, Apatit. 2te Ordnung Schwer⸗ Spatpartn Witherit. Stangenſpath. Schwerſpath. Leberſtein. Bologneſerſtein. Befhreibung und Naturgeſchichte de s eeein 60068 der Savoiſchen Alpen. Von Herrn Berthout von Berghem Sohn. — Auditque ruentes gubpedibus nimbos & rauca tonitrua calcat. 334 ° Becſchreibung und Naturgeſchichte Der Steinbock der Savoyiſchen Alpen *) iſt den Nas turforfchern noch menig bekannt. Wenn fchon verfchies dene Schriftſteller von ihm geredt haben, ſo konnte er doch . da er nur auf den allerhoͤchſten Bergfpigen lebt, nur von denen Die ihn jagen, beobachtet werden. Da man fic) an diefe Leute, die gewöhnlich) voll Vorurtheile das Wunderbare lieben und aufſuchen, halten mußte, fo ift auch die Gefchicyte feiner Gitten voll abgefchmackter Mährchen. Bekannter ift feine Figur , indeffen ift die Befchreibung, welche Herr D’Aubenton *) von ihme gegeben hat, nad) einem einzelnen fehr jungen gemacht worden, und dag fie begleitende Kupfer nicht genau. Wahr iſts, daß wir dem Heren Pallas eine fehr umſtaͤndliche und fehr gute Befchreibung des fiberifchen Steinbods **) verdanfen; allein diefes Thier fcheine von dem unfrigen in einigen Charaftern verfchieden zu feyn. Zudem hat Herr Palas weder von dem Steinbod in feinen verſchiednen Altern geredt, noch das, bisher noch unbekannte Weibchen bes ſchrieben. F) Alle dieſe Gründe veranlaßten mich, Nach— forſchungen über diefen Bewohner unfter, hohen Alpen zu machen , und durch feine beffere, Bekanntmachung glaube ich den Naturforfchern einen Dienft zu ermeifen. *) Capra ibex Erxleben fyft: reg. An. pag. 261 Linnei fyft nat, ed ı3. pag. 95. Buffon le bouquetin Tom. ı2 pag. 136. plan 13. **) Buffon Hift. nat. Tom. 12. pag. 166. ***) Ibex alpium Sibiricarum, Pallas fpec. Zool. f, II pag. 31, +) Die einzige Stelle in der Pallas eine flüchtige Anzeige des Weib⸗ chens giebt, findet fich fpec. Zool. Fafc II, pag. 50. ab iisdem accepi gregibus ad fummum denariis incedere ibices, femellas efle minores neque majora fesqui dodrante cornua, parvulum- que aruncum gerere , parere fub finetn demum Maji, Hxdosque fufci coloris naſci, æſtivum adultorum pilum - eife brevem ru⸗ felcentem, capræ pelli ſimilem. J — —— re Haldır \ des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 235 Da ich vernommen hatte, daß Herr von Wattenwyl Gouverneur von Aigle im Pays de Vaud einen jungen les bendigen Steinbock beſitze, fo ergriff ich mit Begierde Diefe Gelegenheit, und machte die Neife dahin, um ihn zu befihreiben und abzeichnen zu laffen, Here von Wattenwyl hatte die Güte, mir alle möglis che Erleichterung zur Ausführung meines Vorhabens zu verfchaffen , und ihme ‚verdanfe ich mehrere intereffante Umftände über die Sitten diefes Thieres in feinem Stande der Sefangenfchaft. Um ihn aber in feinem Freyheitsftande zu fennen, mo er ganz fich felbft überlaffen, feine andere Triebe, ale die der Natur beommft, das heißt, um ihn fo wie er ift, zu Fennen— denn Zwang und Hausgenoffenicyaft ziehen alles. mahl eine beträchtlich? Weränderung in den Sitten aller Thiere nad) ſich — magte ich die Steinbockjaͤger zu Ras the ziehen, Um deſto fichrere Nachrichten von ihm einzuziehen, und wo moͤglich, die Wahrheit von den Fabeln zu ſoͤndern, gieng ich in ſein Land — doch haͤtte ich vielleicht viel Zeit in unnuͤtzen Nachforſchungen verlohren, haͤtte ich nicht das Glück gehabt an einen der gefibicktefien Jäger ae wiefen zn feyn, an einen Mann, der mit der größten Wahrhaftigkeit den Geift eines guten Beobachters ver; bindet. *) *) Diefer Mann , den ich mich freue befanut zu machen, nennt fich Niklaus Fornier, iſt Müller zu Servan im unten Wallis und mehrere Sahre lang Steinbockjaͤger. Er bat dieſes Thier mit einer Genauigkeit und mit einem Verſtand beobachtet, die ung, wenn wir fie bey dem Landmanne finden allemahl in Ver— wundrung feßen, indeffen aber nicht fo felten find, als man ge- möhnlich glaubt, befonders nicht bey Bergbewohnern , die, fo wi, fie eine reinere Luft einathmen, auch gefündre Beariffe zu haben fcheinen, bey ihnen wird man immer viel Nichtigkeit des Geiſtes und natürlichen guten Verſtand autreffen. * A * * 336 | Beſchreibung und Naturgeſchichte Die zahlreichen und intereſſanten kleinen Umſtaͤnde, die ih auf dieſer Reiſe ſammelte, verbunden mit denen Bes obachtungen, die ich zu verfihiedenen malen, an dem Steinbock zw Aigle machte, feßten mich in den Stand, eine Naturgefchichte dieſes Thiers zu geben, die ich volls fändig genug glaubte, um der Geſellſchaft vorgelegt zu werden. Der Steinbock von Aigle war, als ich ihn im Früh, jahr 1784 zum erftenmahl fahe, zwey Jahr alt, Fame ang dem Thal d'Aoſta und war im Ulter von 5. bis 6. Monaten 'gefauft worden. Seine Amme mwar.eine Ziege an der er fehr hieng. Seine fanfte gute Miene Fündigfe die Sanftmuth feines Charakters und feiner Sitten anz fo wie feine Hinterbeine, die höher ſind als Die vordern, und feine vier Gabelfüffe *) dieſes Thieres Gefchicklich- feit an Selfen zu Flettern, und fie zu erfleigen, und feine ftarfen , groffen, den Fleinen Kopf befchattenden Hörner, -und die groben mugfulöfen Glieder zugleich feine Stärfe und feine Vertheidigungsmittel ung anzeigen, —* Wegen der Form des Kopfes hat er bey dem erſten Anblick einige Aehnlichkeit mit dem Wider, indeſſen naͤ— hert ſich doch feine ganze Geftalt mehr dem Bock und der Ziege, mit Diefer vergliechen , iſt er viel gröffer und dicker, feine Stirne iſt vielmehr erhöht und ſchmaͤler, diefe In tern F Wenn doch der Philoſoph, der ſich beſtaͤndig mit den —— der Reichen beſchaͤftigt, einen Moment nur ſeinen Blick auf die E Tugenden des Armen werfen würde, im groben smilchnen Sitte in unfern Bergen würde er Weife finden, Die im Etillen die Tu⸗ genden ausuͤben, die er uns predigt, wuͤrde da ſogar Leute von Genie finden, denn der Mann von Genie iſt nicht nur der, der viel mit groffen Mitteln, fondern auch der, der mit ſehr einges ſchraͤnken Mitteln feinem Stande nad, viel ausrichtet. * *) Die Thiere, welche am beſten die Felſen erklimmen, und Dies feiden vorzugsweife bewohnen , haben gemeiniglich Gabelfuͤſſe. des Steinbods der Savoyifhen Alpen. 337 teen Charaftern unterfcheiden ihn von allen Thieren: diefer Art, Sein Kopf ift verhältnißmäßig viel Fleiner , deffen Bordertheil etwas vorwärts gewölbt, das Auge lebhaft und von mittlerer Gröffe. Der Augapfel ziehe fih, wie bey dem Widder, an der Sonne zufammen , indem er ein Rechteck bildet, deffen Bafis nach der größten Länge des Auges gerichtet ift, TIhranenhöhlen hat er feine, die Stirn und der obere Theil des Kopfes find fehr haarigt, damahls fah man noch feine Spur eines Bartes, aber ſechs Monate nachher , bey meinem zweyten Befuch , da er alfo zwey und ein halbes Jahr alt war, mar ihm anz derthalb Zoll weit ven dem aufferften der Naſenſpitze weg ein Kleiner, fchwarzer , hinterwärts gerichteter gewachſen. Seine von Ziegenhörnern fehr verfhiedene Hoͤrnek wa, ren groß, an ihrer Spiße weit von einander abftehend, an der Bafis nahe zufammen gerückt, bogenfürmig ges kruͤmmt, nach hinten und auswärts gerichtet, in der Länge hatten fie 14. und im Umfang an der Bofig 8 Zoll. *) Die beyden der Länge nach gehenden Fnorrichten Ränder zwifchen denen fich bey den alten Steinbücen, die vordre lache jedes Horns befindet, waren nicht alle beyde fehr merklich, der innre ware beffer ausgezeichnet, und hatte zwey bis drey fehr hervorftehende dicke Erhöhungen. Diefe ’ Erhöhungen enden an den groffen Steinbockshörnern die onfenden Fnorrichten Ringe der vordern Fläche, hier aber waren diefe Ringe noch nicht deutlich ausgezeichnet, E obſchon man fie erfennen konnte. Die hintre Fläche der Hörner ware geründet und glatz da ich fie aber zum zweytenmahl fahe, fand ich fie beträchtlich gemachfen, und ſowohl die vordre Fläche ale die der Länge nach gehenden Nänder gut ausgedrückt, nahe an der Bafis waren bier fehr hervorſtehende beynahe einen halben Zoll hoch ers. Alle diefe Maaſſe find nach dem rheinlaudifhen Fuß genommen. Magaz fd. Naturk. Helveriens IV, 3. D)) 338° Berchreibung und Naturgeſchichte hobne querlaufende Ringe, an dem innern der Länge nach gehenden Rand ſechs Erhöhungen, die vier gröffern ſchloſſen die querlaufenden Ringe, die andern erfirecften fih, indem fie immer abnahmen, meiter als auf die * der Hoͤrnerlaͤnge. Damahls hatte dieſes Thier drey und einen halben Fuß Laͤnge, und ſchien mir verhaͤltnißmaͤßig hoͤher gebeint als die Ziege, welches aber von ſeiner noch nicht gaͤnzlichen Ausbildung herkam, da der alte Steinbock in Verhaͤlt— niß feiner Lange niedre Beine hat. Sein Hals ift dicker und Fürzger als der Ziegenhals, das Kreuß leichter und geründeter , der Leib fleifchichter , die Beine dicker, den Knieen fehlen die Schwielen, (ein unverfennbareg Zeichen der Hauggenoffenfchaft an derziege,) die Ohren , die das Shier nach hinten gerichtet fragt, find groß, inwendig beynahe naft, am Rand aber mit meißlichten Haaren bekleidet. Es hat zwey Arten von Haaren, einen weiſſen, ſehr dichten, krauſen, wollichten Pflaum, und groſſe ſehr grobe Haare, mit denen der ganze Leib ſtark beſetzt iſt, dieſe find unten am Hals und überhaupt an den vordern Theis len länger , die langhaarige Art Maͤhne uͤber den Nücken, welche die Ziege hat, fehlt ihm. Am Leib hatten die Haare eine graucothe glanzende Farbe, und der untre Theil deg Kinns dunkler ale der Leib, zog etwas auf das Braune, Auch bemerkte man unten an den Weichen einen Strich brauneres Haar , der bey dem oberen Schenfel anfieng, und fich, wie bey einigen Gazellenarten, über die Seiten augbreitete, der Bauch und die innre Seite aller vier Beine war weiß oder weißlih. Den ſchwarzen Streif auf dem Nücken, den man bey allen Steinboͤcken findet, vermißte ic) im Frühjahr, aber im Dftober war er wies _ der vorhanden, fieng ohngefahr vier Kinger breit vonder Bofis der Hörner an und erfirecfte fich bis an den des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 339 Schwanz, der dunkle Streif unten an den Duͤnnen war merflicher und das Haar am Leibe graubrauner Farbe, Das Haar an den Nöhren der. Hinterbeine ift firuppig, ſo daß das Thier Borften zu haben fcheint, am Hintern unter dem Schwanz ift das Haar wie bey den mehreften Gas zellen , weiß, der obenher braune, unten auch meiffe Schwanz, fehr Furg und mit langen Haaren befegt, die Haare am Leib find gegen Das Kreutz, diean den Schens feln abwärts gerichtet, Die Klauen dieſes Thiers find fehe lang, die vordern Fuͤſſe merklich groͤſſer als die hin— tern, die Beine ſtark und fleiſchig, die Form des Fuſſes ruͤnder als der Ziegenfuß und beſſer beſtimmt. Jede Klaue hat eine Art ſehr merklicher Ferſen, die innre Fila; che der Klaue, die den Boden berührt, iſt konkav, und befonders auf der Auffern Seite , wie bey der Gemſe mit einem vorftehenden Rand umfchloffen,, das Horn der Fuͤſſe ift biegfam , elaftifch und von der Härte der Schaafsflauen. Ausmeſſungen des Steinbocks, des des dreyjaͤhrigen *) Länge des ganzen Leibs von der Naſenſpitze bis zum Anfang * Schwanzes. Hoͤhe des Vorderleibs Hoͤhe des Hinterleibs Laͤnge der Hoͤrner ihrer Kruͤm⸗ mung nach. AHA I an har Ts: 6 A Umfang der Hörner an der Baſis. a — Länge des Kreutzknopfes. ei e A Laͤnge des Barts. — RE Nun, da ich den Steinbock von Aigle befonderg befchries ben habe, will ich einige Bemerfungen über Die Steins boͤcke überhaupt. mittheilen. 2 Da diefe Maafle an dem lebendigen Thier, das unruhig war und ſich fiark bewegte, genommen wurden, fo kann man nicht davor fiehen, daß nicht vielleicht einige kleine Irrungen folten Eonnen gefunden werden. Fuß Zoll. Fuß. Zoll. Lin. * van D Du [eo] . + wu» D [9> 7 . . D * 340 Beſchreibung und Naturgeſchichte Die Laͤnge der Hoͤrner variirt. Herr d’Aubenton giebt die Ausmeffung eines Paard , das in dem Kabinet des K nige *) aufbewwahret wird, fie haben 20 querlaufen Ringe, ihr Umfang an der. Wurzel ift 9. Zoll und ihre Fänge, die größte befannte Länge von Steinbockshoͤr⸗ nern **) beträgt 2. Fuß, 9. 300, auch ihr Abftand von einander. ift verfchieden, bisweilen find fie fehe weit, bis— weilen fehr wenig von einander entfernt, ihre Farbe ift roͤthlich oder fohmärzlih, wird aber dag Thier alt, ſo nehmen fie eine ſchmutzig weiſſe Farbe an. Auch iſt zu bemerken, daß bey den groſſen Steinbock⸗ hoͤrnern die querlaufenden Ringe, ſo wie die dickſten und am meiſten hervorſtehenden Erhoͤhungen gegen das dritte viertel der Hoͤrnerlaͤnge ſind, und an Hoͤhe immer mehr abnehmen, je mehr fie ſich der Wurzel der Hörner naͤ⸗ hern; dieß wird leicht begreiflich, wenn man bemerkt, daß das Wachsthum dieſer Hoͤrner von der Baſis her geſchieht, das will ſagen, der Nachwuchs jedes Jahrs ſtoͤßt den des vorhergehenden vor ſich her in die Hoͤhe, ſo daß die jungen Hoͤrner nach einigen Jahren den obern Theil der groſſen ausmachen, da nun dieſe an Dicke und Breite an der Wurzel immer zunehmen, ſo bekommt auch der Wulſt oder gerla Ang PR Jahre immer mes niger Vorfprung. Das Steinbodziffchen fomink mit feinem erften wol lichten Haar bedeckt zur Welt, fängt aber vom Herbft an mit feinem zweyten langen und fleifen Haare fich zubefleiden , vom erften Monat an beginnen die Hörner bervorzutreis *) Buff. Hift. nat. Tom, 12. pag. 166. *%) Belon obfervations &, pas. 14. fagt, er habe Steinboddhörner von 6 Fuß lang gefehen und in Handen gehabt, fo viel ich aber weiß, hat man in unfern Gebirgen niemahle diefelben von folchee Groͤſſe gefunden, uͤbrigens iſt die Groͤſſe der Hoͤrner ch one, ein Individuelles Kennzeichen: —— * pr ⸗ k { r ’ des Steinbocks der Savohiſchen Alpen 341 ben, den ſchwarzen Streif aber über den Rücken befümme «8 fogleich. Junge und alte Steinböcke, ändern im Frühjahr gegen dem May ihr Haar , das auf dem Rückgrat verlieren fie zuerft, das an den Schenfeln zulegt, der ſchwarze Streif verfchwindet in der Zeit da fie fih Haaren, gänzlich, fommt aber, wie wir gefehen haben, hernach wieder zum Vorſchein; dann befommen fie ein vothes auf dag gelbe ziehendes Haar, das ſo, wie der Herbſt heranruͤckt dun— kel, braun mit grau vermiſcht wird, fo daß fie im Sep⸗ tember ohngefaͤhr, ganz wenigſtens auf den obern Theis Ien des Leibs diefe Farbe haben ; ; im Winter aber und bey. der Annäherung des Frühlings befommen fie röths liche auf Das graue ziehende Haare, der Bauch bleibt weiß, und man erfennt immer den ſchwarzen Streif unten an den Dünnen , mitj zunehmendem Alter werden fie gran, *) Die Kager erkennen das Aiter des Steinbocks an der Zahl der querlaufenden Ringe, die fi auf der vordern Seite der Hörner befinden, „Jedes Jahr, fagen fie, „waͤchßt einer, und nach ihnen allein kann man dag AL „ter beftimmen, nicht aber nach andern Knoten und Ru— „ gofitäten mit denen diefe Hörner beladen find. „ Mir ader fcheint dieſe Weile nicht fehr ſicher, denn der Steinbock von Aigle hatte, als ich ihn im Oktober 1784 fahe, vier querz laufende "Ringe, und zwey Dicke ausgedehnte Knoten, die anfiengen Ninge zu werden; dem Kalful der Jaͤger nach wäre das Thier alfo 4 oder 5 Jahr alt geweſen, und doch iſt gewiß, daß es nur 2% hatte. Das Alter der Steinböcke läßt ſich alfo nicht vermitfelft der Hörner, wohl aber, wie man auch bey den Schaafen zu thun pflegt **) vermittelt dev Zähne ficher beſtimmen. ) Belon obfervations pas. 14. *) Das Alter der Schaafe nnd Ziegen erkennt man vermittelft der N 342 Beſchreibung und Naturgefchichte Sehr alt fheint der Steinbock zu werden, doch fo alt nicht al8 man fich nach den Berichten der Jäger einbilden Fonnte , denn diefen zufolge waͤchßt er bis ing Alter von 14 oder 15 Jahren, da nun befannt ift, daß die vierfüßis gen Thiere *) fiebenmahl fo lang leben, als ihr Wachß— thum dauert, fo würde folgen, daß der Steinbock zu eis nem Alter von 98 big bis 105 Fahren gelangen Fünnte. Wir werden fehen, wie fehr diefe Rechnung übertrieben ſey, und eine andre feftfegen, die mir zuverläßiger zu ſeyn fcheint, Aus dem was ich oben gefagt habe, ergiebt fih, daß die Jäger fich irren, wenn fie fagen, der Steinbock wachſe bis ins vierzehnte oder fünfzehnte Jahr, zu diefem Irr— thum wurden fie durch die Zahl der querlaufenden Ninge verführt, die immer gröffer ift, als die Zahl der Jahre, und die ihnen folglich den Steinbock alter fcheinen machte als er in der Thas ift, Um die Zeit ihres Wachsthums zu beffimmen, muß man alfo ein andres Mittel anwenden. Der wilde Stein bock ift vor dem Alter von 2% bis 3 Jahren nicht im Stande zu erzeugen — wenn der von Aigle fhon als er — — — — — — — — Schneidezaͤhne ſicher. Sm 1. Jahr haben dieſe Thiere s ſpitzige Schneidezaͤhne in der untern Kinnlade. Im 2. 2 breite Schnei⸗ dezaͤhne in der Mitte und auf jeder Seite 3 fpigige. Im 3. 4 breir te in der Mitte, und 2 fpigige auf jeder Seite. Sm 4. 5 breite und 2 fpikige anf jeder Seite. Im 5. 8 breite. Im 6. zeichnen die Stoczähne nicht mehr — les wmachelieres rafent. Im 7. oder 8 brechen die Vorderzaͤhne — Giche d’Aubenton inftrudion pour les bergers, : *) Sch fage, die Vierfüßigen — nicht alle Thiere; denn die Vögel z. B. leben im Berhältnig ihres Wachsthums länger als die vier⸗ füßigen Thiere, dad fommt aber daher, weil ihre Gebeine, die leichter und. zarter find, fich auch langſamer verhärten. Buffon difeours fur lanature des oifeaux. Tom. I. Hift. nat. des oifeaux. des Steinbods der Savoyifchen Alpen. 343 2 Jahr alt war erzeugte, fo muß man e8 der reichlichen Nahrung, die man ihm darreichte und feinem Sflavens ftand zuſchreiben, die bey ihm die Zeugungskraͤfte befchleu: nigten. Da nun befannt iff, daß die vierfüßigen Thiere, bevor fie ohngefähr ihren ganzen Wachsthum erreicht Has ben, nicht erzeugen fönnen, fo laßt fihb mit Grund annehmen, der Steinbock wachſe bis ins vierte Jahr, vieleicht auch noch länger *) dieß gäbe 28 big 30 Jahre für feine Lebensdauer, eine Schaͤtzung, die mir weit na— türlicher ſcheint als der Jäger ihre, Die Hörner wachſen beynahe die ganze Lebenszeit Die, ſes Thiers in die Fänge, in die Dicke aber ſchwerlich laͤnger als bis zum Alter von 15 oder 16 Jahren, die größten haben 20 bis 30 querlaufende Fnorrichte Ringe, Die Steinziege — etagne — iſt mehr als ein drittel Fleiz . ner als das Männchen, auch viel fhmächtiger und we⸗ niger fleifchig als dieſes und feldft als der Hausbock, ihre Hörner haben wenig Aehnlichkeit mit den Steinbockshoͤr— nern, viel aber mit den Ziegen und Bockshörnern , fie find fehr klein, ich ſahe ſolche zu Chamouny die nur 8 300 lang wären, fie haben feine vordere Fläche und nur einen der Lange nachgehenden Euorrichten Rand wie die Bockshoͤrner, find aber um etwas dicker als diefe und haben einige Fleine Knoten auf dem Rand. Nach der Zorm und Befchaffenheit ihres Körpers und Figur ihrer Hörner gleiche fie einem Bock der verfchnitten wurde, als er noch ſog; wie die Ziege hat fie zwey Zißen, und die Fuͤſſe verhaͤltnißmaͤßig Heiner auch weniger rund und fpigig als das Männchen, niemahis hat fie einen Bart *) Sch fage 4 Sahre, denn es ift mahrfcheinlich , daß der Steinbod ziemlich lange bevor er ganz ausgewachſen ift, erzeuge, die Gr: fahrung lehret und, daß diefes der Fall bey allen Thieren fey, i die eine vefigefekte Brunfizeit haben: Buff. Tom, 6. pag. 78. * Br — 1 * Beſchreibung und Naturgeſchichte den man nach den Berichten der Jaͤger ſelbſt bey den Maͤnnchen nicht immer, und bey denen die ihn haben, nie über 2300 lang antrift. Dieß iſt eine Verſchiedenheit, die ſich zmwifchen unfern und den Sibirifchen Steinboͤcken fins det, wo die Männchen immer einen fehr groffen die Weibs chen aber einen Eleinen Dart haben. *) . Der Steinbocd hat verfchiedne Arten zu ſchreyen, die gewoͤhnlichſte ift bey ihm ein kurzes ſcharfes Pfeifen, dem Pfeifen der Gemfe ziemlich gleich, nur mit dem Unters ſchied, daß diefesleßtre gedehnter ift, bisweilen macht es auch indem e8 durch die Nafenlöcher bläßt, ein Geräufche, und wenn e8 noch jung iſt, fo bat es eine Art von Mekz fern , das fich aber bey zunehmendem Wachsthum des Thiers verliert. Der Steinbock, den ich zu Aigle ſahe, iſt von auſſer⸗ ordentlicher Sanftmuth und Geſelligkeit, und die Anhaͤng— lichkeit an ſeine Amme die Ziege, obſchon er ſie nicht mehr ſaugt, ſehr groß: Oft wenn er auf einem Dache, oder an andern ihr unzugaͤnglichen Oertern ſich befand, und fie unruhig zu feyn fchien, und mit ihrem Meffern ihm rufte, fo fam er eilends zurück. Diefes Thier hat nichts higiges , nichts aufbraufendeg in feiner Miene; fein Gang ift langfam , feine Neugierde aufferft groß, alle feine Bewegungen feheint Ueberlegunge; geift zu leiten, und nur erft nach reiflihem Nachdenken über das was zu thun iſt, feheint e8 zu entfiheiden. Gollte e8 das mit den in fo vielen Nückfichten von den Bewoh— nern der Ebene verfchiedne Alpenbewohnern gemein ha; ben? Wenn man diefes Thieres Gelenfigfeit auf den Felſen kennt, fo fcheint es beym erften Anblick dem Druck der Atmosphäre in der Ebene zu unterliegen , und fich zu vermundern, daß es in einem RR Lande fih be — Pallas fpic. Zool. fafe, L pag. 50 um 5. des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 345 findet, fuͤr das es nicht geſchaffen war. So bald es aber um klettern und ſpringen zu thun iſt, fo verſchwin⸗ det das ſchwer und unbehuͤlflich ſcheinende Weſen, das man einen Augenblick vorher noch an ihm bemerkte, gänzs lih, e8 wird munter, alle feine Bewegungen gefchehen mit Anſtand, mit der größten Leichtigfeit ſpringt eg auf Mauern und Daher, Mit VBerwunderung fah ich den Steinbock in einem der innern Schloßhöfe zu Aigle in a, Sägen der Lange einer Mauer nach und parallel an - derfelben hinflettern, ohne andre Stüße, als den Fleinen Dorfprung der Steine, welche der abgefallene Mörtel fehen ließ, und von da in einem dritten Sag fich oben auf eine andre Mauer ſchwingen, Die mit ber erften einen rechten Winfel machte. Zuerft ſtellte er fi) dem Ziel dag er treffen wollte, gerade gegenüber, parallel mit der Mauer, deren Länge nach er zu Flettern hatte, und uns terfuchte daffelbe genau; dann begann er, als hätte er feinen Plan aufgegeben, mit Fleinen Schritten den Hof, “in den er eingefchloffen war, zu durchlaufen, von Zeit zu Zeit Fam er wieder auf fein Ziel, und nahm die gleis he Stellung wieder an, fchaufelte fich einigemahle auf feine Beine, als ob er ihre Schnellfraft verfüchen wollte, und nun, nachdem ers ziemlich lang fo gefrieben hatte, entfchließe ee ſich, fpringt auf, Flettert längs der Mauer von der wir geredt haben hin, und befindet fich auf der, auf die er fommen wollte. Man fah ihn auf dem fchar; fen Rand des obern Theilg eines Thuͤrfluͤgels ſich feſthal— ten, feinen Wohnplatz hatte er unter dem Dad) des hoͤchſten Schloßthurms gewaͤhlt. voͤſe iſt dieſes Thier gar nicht, und wenn es feine Hörner vorhaltet, fo iſts nur, damit man ihm Frage, welches er fehr gerne hat, die Leute, die ihm gefragt ha; ben , Fennt ed, und kommt ihnen den Kopf darzuhalten, Wenn es mit feinen Hoͤrnern floffen will, fo gefchieht dag 3456 Beſchreibung und Naturgeſchichte nicht gerade vor ſich hin, ſondern es erhebt ſich auf feine Hinterfüffe und Hößt von der Geite, | Da er durch feine Sprünge und Saͤtze Schaden ver⸗ urſachte, fo war man gezwungen, ihm Die Fuͤſſe zu bins den. Diefer Zwang fihien mir auf feine förperliche Kon; ftitution Einfluß gehabt zu haben, er mar mager gemorz den. Gebohren, der Freyheit zu genieffen, kann der Steinbock feinen Zwang augftehn, Ich hätte fogar ges glaubt, daß ein Theil feines fanften Wefeng feiner Schmäs che zuzufchreiben fey, hätte ich nicht gewußt, daß dieſes fanfte und gefellige Thier leicht zahm wird, Folgender Zug, der bemeifet, auf welchen Grad eg zahm gemacht werden koͤnne, verdient bekannt zu ſeyn. Ein Wegweiſer aus Chamouny ſollte 2 Steinboͤcke, die er aufgegogen hatte, nach Chantillj in die Menagerie des Prinzen von Conti führen, die Thiere folgten ihm ohne andre Bande als ihre Liebe zu ihm, als fie nahe bey Befangon waren, machte fie die Anfunft einer Heerde Kuͤhe ſcheu, im gleichen Augenblick nehmen fie die Flucht, erflimmen die fteilften benachbarten Felfen und verlaffen ihren, nun, da er fie verlohren glanbte, verlegnen Führer, doch folgt ihnen diefer mach, lockt fie zu fih, und in wenigen Minuten kamen fie wieder zu ihm, und folgen ihm wie zuvor. In allen diefen Detail glaubte ic) eintreten gu mäffen, um daß Borurtheil aufzuheben, dag diefes Thier als wild und ungelehrig fchildert. Alles was wir fahen, bemeifet nun dag Gegentheil, feine Sanftmuth, feine Zutraulichz keit und die Gefelligkeit deren es fähig if. Doch mir haben den Steinbock lange genug in einer - Rage voll Befchwerbe und unnatürlichen Zwanges beobad)s tet, wir eilen nun ihm feine Freyheit wieder zu fihenfen. Um liebften betrachte ich ihn auf der Spitze der fteilften fo zu reden, zwifchen Himmel und Erde aufgehängten Fel— des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 347 fen — dieß iſt die Stelle two er alle feine Kräfte und feine Gefchicklichfeit zeige, Mit Vergnügen feh ich ihn entwe— der eine ſehr hohe Felefpige erflimmen, oder am Rand eines Abgrundes ſich zeigen und plößlich mit ausnehmen⸗ der Öelenfigfeit hinabfteigen, tie er fich da bald verbirgt, bald fihtbar wird, denn wieder verfchwinder, und nun in einem Huy auf der andern Geite des Abgrundeg ſich befindet, uͤber welchen er ſetzte. | Beſonders infereffant iſt es, die Leichtigkeit und Fer— tigkeit zu ſehn, mit der er die fuͤrchterlichſten Felſen durchs rennt, deren bloſſer Anblick ſchaudern macht, und in de, nen fein Menſch gehen kann. Er thuts ohne Mühe, und wenn er ſpringt, fo ſcheint er feinen Schwung zu neh; men. Mit der größten Nichtigkeit zielt ernach dem Pag, auf den er kommen will und fehlt ihn gewiß miche, Iſt er ruhig, fo trägt er feinen Kopf gemöhnlich gefenft, im Lauf aber hebt er ihn empor und fragt ihn fogar ein wenig hinterwaͤrts, welches feine fonft ſchon angenehme Fi, gur noch mehr erhebt. Wenn er fich auf einen fünfzehn Fuß hohen fenfrechten Felfen fehwingen will, fo gefchieht dag in drey Sprüngen, oder richtiger in drey auf einander folgenden Sägen jeden zu fünf Fuß. Man follte denn nicht glauben, daß er an dem Zelfen einen Ruhepunkt hätte finden fünnen, und er fcheint ihn nur berührt zu haben, um mit der Kraft eines elaftifihen gegen einen harten Körper geworfnen Balls in die Höhe weiter fort; gefchnelt zu werden. Nie aber wagt er mehr alg drey ſolcher aufeinanderfolgenden Spruͤnge auf einmahl. Iſt er zwiſchen zween nahe beyſammenſtehenden Felſen, auf deren Hoͤhe er kommen will, ſo ſpringt er von Fels zu Fels bis er ſich auf dem Gipfel befindet. Auch uͤber die Eisberge ſetzt er mit ſchnellem Lauf weg, doch nur wenn er gejagt wird, doch wenn fein Lauf von ibm ab; 348 Beſchreibung und Naturgeſchichte haͤngt; ſo weicht er ſie aus, und ſcheint auf denſelben nicht ſo ſicher wie an den Felſen zu wandeln. Nun will ich zuerſt das Leben des Steinbocks wie es iſt, wenn er ſich ruhig ſeinen natuͤrlichen Gewohnheiten uͤberlaſſen kann, und in ſeiner Einſamkeit nicht geſtoͤrt wird, bekannt machen, und nachher die Art ihn zu jagen beſchreiben. — Wir werden ſehen, wie der Menſch von allen Weſen das; ſo am meiſten zerſtoͤrt, in die beynahe unzugaͤnglichen Oerter, wo die Natur dieſes Thier hin⸗ ſetzte und wo es vor des Menſchen Habſucht ſicher zu ſeyn ſcheinen ſollte, durchdringt. Wir werden ſehn, wie er mit Gefahr ſein Leben zu verlieren, und, indem er den ſichtbarſten Gefahren trotzt, daſſelbe verfolgt und dahin gekommen iſt, es fo ſehr zu vermindern, Daß man es ges genwärtig nur noch an einigen Orten und zwar nur in geringer Anzahl findet, da es fonft auf allen hohen Bers gen in der Schmeiß ‚ in Savoy und Wallis verbreitet war. Man wird mit mir dag Schickfal dieſes fanften gefelligen Thieres bedauren , dag, um eines ungemiffen mäßigen Gewinns willen , der mit den Gefahren denen fich der Jaͤger ausſetzt, keineswegs zu vergleichen iſt, mit einer fo groffen Wuth ausgerottet wird, Die Steinböce weiden des Nachts in den höchften Wäldern, doch niemahls weiter als eine Viertelftund von der Spitze des Berge. Kaum aber fängt die Sonne an, die oberften Berggipfel zu röthen, fo verlaffen fie in Heer: den die Waldgegenden, fleigen meidend immer höher, und kommen fo bis zu den beträchtlichffen Höhen, fuchen fi) da gegen Morgen oder Mittag liegende abhängende Stellen aus und lagern ſich an den mwärmften und hoͤch— fien Plägen. Hat aber die Sonne ohngefähr drey vier⸗ theile ihrer Bahn durchlaufen, fo fteigen fie weidend mies der in die Wälder hinab, um da die Nacht zusubringen, des Steinbocks der Savoyifchen Alpen. 349 Auch wenn es fehneyen will, laffen fie ſich ind Gehölze herunter , und bringen da den Winter zu, Oft verfammeln ſich diefe Thiere in Heerden zu zehn, zwölf und fünfzehn, fonft waren fie zahlreicher, jtzt aber find ihrer oft noch weniger. Ale Mänchen, die fechg Jahre und darüber alt find, nehmen immer höhere Pläge ein, als die Weibchen, und die Männchen unter ſechs Fahren. Te Alter fie werden, je weniger lieben fie dag gefelifchaftliche Leben, fie verhärten fich gegen Kält und Froſt und alle Strenge der verfihiednen Jahreszeiten. Sehr oft iſt bey den alten Steinböcken das Ohrläppchen todt und düre: eine firenge Kälte muß diefe Würfung nothwendig auf die Extremitäten haben, wo, wie be Fannt , der Kreislauf des Geblüts leicht ſtockt. Einſied⸗ ferifch leben fie auf den fteilften Höhen und fleigen uns gern tiefer hinab. Um alles, was diefe alten dicken Stein; boͤcke betrift zu fchlieffen, will ich nur noch hinzuſetzen, daß. fie die Gewohnheit haben, fih im Winter auf die Höhen mit dem Kopf gegen die Himmelsgegend, aug der der Sturm herkommt, binzuftelen, und da zu bleiben ohne fich zu bewegen, fo daß man fie für Bildfäulen hal; ten follte, nur gehen fie von Zeit zu Zeit in der Nähe nach Nahrung aus, und fommen hernach wieder auf den augerlefenen Platz. Die Weibchen und die ungen haben dieſe Gewohnheit nicht, und halten ſich in allen Jahrs⸗ zeiten etwas tiefer als Die andern. 4 N Da die Vorderbeine diefer Thiere kuͤrzer find als ihre Hinterbeine, fo ifts natürlich, daß fie mit mehr Leichtigs Feit bergauf als bergab fleigen, auch kann nur eine, herbe Kälte fie bereden in tiefern Thälern fih aufzuhalten, fo bald aber ſelbſt im Winter, fhöne Tage kommen, fo ſieht man fie die Wälder verlaffen und nach der Höhe gehn. 350 Beſchreibung und Naturgeſchichte Der Winter iſt bey ihnen die Jahrszeit der Liebe *) und der Jenner der Monat ihrer größten Hitze, um dieſe Zeit mifchen fih die Steinboͤcke von allen Altern durcheinander, die Böcke fchlagen ſich, und die Ziegen gehören den Sie gern zu, nachher kommt alles wieder in die gewohnte Ordnung. Die Steinziege trägt fünf Monat lang und wirft in der Ießten Woche Junius oder in der erften des Julius; fie frage nur ein Junges auf einmahl, welches wenn e8 zur Welt kommt, die Gröffe einer Katz hat, und ‚gleich nach der Geburt wie dag Junge der Gernfe **) läuft, eine Stund nach der Geburt weiß es fih ſchon in Felfen zu verbergen. Sobald die Mutter davon befreyt ift, fo beleckt fie ihm die Augen, den Kopf und den Hals, lehrt es frühzeitig foringen und wendet alle Sorgfalt einer wachſamen aufmerffamen Mutter auf daffelbe. So lange fie auge, hält fie fih in Felshölen verborgen; fie ruft ihm durch) ihr Meffern, doch glauben die Jäger bemerkt zu haben, daß fie ihm gewöhnlich ihren Willen durch Ge berden zu verftehen gebe. Da e8 fehr oft begegnet, daß Steinböcfe, Gemfe, Zie⸗ gen und Schaafheerden in einer geringen Entfernung von einander weiden, fo fuchte ich zu vernehmen, ob *) Alle Thiere, ald Hirfhe, Rehe, Gemfen ıc. die im Herbft vd ode 4 gegen den Anfang des Winters fett werden, kommen zu Zeit in die Brunſt, die einten eher ald die andern, je nachdem ; fie entweder gefchwinder oder langſamer fett werden; weil fie dennzumahl einen Ueberfluß au organifhen Theilen haben und zur Zeugung im befien Stand find. Buff. Hiſt. nat. du Cerf. Tom. 6 *) Ein Jaͤger übernahm einft eine Gemfe , da fie eben ihr Junges auf einen Felfen warf: Eiu geheimes Gefühl, dag die Natur allen Menſchen einpflanzte, hielt feinen Arm zuruͤck und hinderte ihn, die Gemſe zu toͤden. Einige Augenblicke betrachtete er dieſes ins tereflante Schaufpiel , ex ſah, daß die Mutter ihr Junges beledte,. und wollte — fchieffen !! doch im gleihen Moment war die Muts ter und das neugebohrne Junge hinter einen Zelfen verſchwunden. des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 351 nicht vielleicht diefe Thiere fich bisweilen untereinander vermifchen und in diefem freyen Zuftand Baſtarte erzeu— gen. Allein bisher konnte ich über diefe für die Natur gefchichte fo fehr wichtige Thatfache Feine gemwiffe Berichte einziehen. Nur fcheint e8 , Steinboͤck und Gemfe vermis fchen fich in ihrem natürlichen Zuftande nicht — nicht fo tahrfcheinlich ift eg, daß fih der Steinbocf nicht mit der Ziege begatte — doch darüber habe ich mir vorgenoms men, an den Drten felbft aufs neue nachzuforfchen, Die beſte Zeit zur. Steinbocksjagd ift gegen das Ende des Sommers und im NHerbfi, in den Monaten Auguft und September, da fie wohl bey Leibe und ziemlich fere find. Diefe Jagd, mit der ſich nur Bergbewohner abges ben Fünnen, ift eine der allergefährlichften und muͤhſam⸗ ften, denn fie erfordert nicht nur einen Kopf, der ohne Furcht den Blick in die tiefſten Abgründe ertragen koͤnne, nichenur Geſchicklichkeit und feften fihern Fuß genug, um ſich auch aus den gefährlichften fchlimmften Dertern herz auszufluden, und mit groffer Genauigfeit ſchieſſen zu Füns nen; fondern noch viel Stärfe und Kraft um Hunger und Kälte, und die größten Befchwerden zu erfragen. Die entfchloffenften Steinbockjäger findet man in den Bergen des untern Walis, beynahe ale Bauern von Servan *) zum Beyſpiel, treiben diefes Gewerbe, und Rs Das Dorf Servan liegt vier Stunden von Val-Orfine und 2 bis 3 Stunden von Martina, in den Bergen des untern Wallis, E: ‚Seine Lage ift eine der mahlerifchften und wildeften die ich je fahe, denn es liegt an dem Abhang der Bergkette, die gegen Meften dieſen Theil des Thals Trient, das eigentlich nur eine Verlaͤnge⸗ rung des Val- Orlıne im obern Fancignj iff, umgiebt. In der Tiefe dieſes engen Thals, lauft bruͤllend das Waſſer des Berard der ſich mit dem Trient vereiuiget und deſſen Namen annimmt. Waldbaͤche, die von beyden Seiten von den Höhen der Berge herabftürzen , tragen durch prachtige Waſſerſaue bey, ihn anzu— ſchwellen. ı® Ä * 352 Beſchreibung und Naturgeſchichte da ſich dieſes Thier auf ihren Bergen nicht findet, ſo jas gen ſie es in dem Thal d'Aoſta vermittelſt einer Erlaub niß, die ſie von den daſigen Einwohnern erhalten. Nie⸗ J Jenes Schweigen der Natur, jene zugleich ſchauerliche und herr, liche Stille, die ung in einem Wald mitten in einer fchönen Som; mernacht ergreifen, herrfcben nie in diefem Aufenthalte — Von dem Getöfe des MWaldwaflers das die Tiefe des Thales einnimmt, und von den Waflerfällen, die ſich von allen Seiten her darein ftürzen, ift die Luft beftändig in Bewegung. Dft wird dieſes dumpfe immerfortiwährende Gebrül noch durch das Nollen der Lauwinnen, und durch das Gepraffel der Felſen erhöhet, die durch die allnahlige Wuͤrkung naſſer Elemente abgelößt, und vor. Alter hinftürsen, den Grund des Thald zu verfchütten. Diefe Waldſtroͤme, die tie Seiten der Berge aufreiffen, ent⸗ decken uns ihren innern Bau. Hier wo alles uns das Bild der Zerſtoͤrung vorhaͤlt, mitten unter verwuͤſteten Wäldern von Lerch? tannen und Fichten, unter aufgethürmten Felſen, die alle Stuf fen der Auseinanderfegung bis zum Zuftand im Sande und von da bis zur fruchtbaren Erde durchgehen , hier entdeckt der Erdforz fher die Zufammenfegung der Gebirge und ſammelt fih Fadta für die Theorie der Erde. Aber mitten in diefer Unordnunger Fennt man die Hand des Menſchen, des von der Nothwendigkeit rege gemachten Kuuftfleiffes — an einer gluͤcklichen Stelle , unter dem Schuß einiger Feleblöde, fammelte der Menfch eine «Handvoll Erde— bearbeitet fie und fäete ihn an um feines Lebens dürfs tigen Unterhalt zu gewinnen. Bon allen Waſſerfaͤllen die diefes Thal zieren, ift sweifelsohn der von Maupas zwifchen den Dörfern Finio und Servan für den Raturforfcher und Mahler der intereflantefte — das Waldwafler des Trieve „ deflen weiſſe ſchaͤumende Mellen fih an den Felſen die fie ablöfen und mit in ihr Bette hinabreiffen, feldft sers ſtoſſen, bildet mehrete Waſſerfaͤlle swifchen zween fehr hohen Fels ſen — (Ein Brett führt darüber, und von Diefer Führen Brüde fieht man den Waldſtrom von Kal zu Fall von der Höhe herab: fiürzen uud unter den Füllen hinwegeilen. Gerade davor ſteht ein fenfrecht abgefchnittener Feld, der eine unüberfteigliche Schranz fe zu ſeyn feheint, aber ein Feiner, fehmaler , in lauter Krim: mungen gesogener, der ganzen Länge nach mit Gelaͤndern verfe: hener Fußweg, verfchaft die Bequemlichkeit fiher oben auf den- ſelben fieigen, und von da dieſen herrlichen erhabenen Anblick, des Steinbocks der Savohiſchen Alpen. 353 Niemahls geht ein Jäger allein, gewöhnlich vereinigt er fih mit einem oder zwey andern. Jeder bewafnet fich mit einem gezogenen Rohr *) und verfehn mit einem kleinen Sad - von Lebensmitteln reifen fie ab, Gemwinnfucht vereinigt fie, aber Gefahren find es die fie enger verbinden. Und in der That, wie viele Gründe ha— ben nicht zween Jaͤger einig zu feyn. Gezwungen auf Fels fen, in fehr beträchtlichen Höhen die Nacht zuzubringen, machen fie fich eine elende Hütte, oder beffer ein Schlupf loch von Raſenſtuͤcken, in der fie ohne Decke und Feuer ſchla— fen, und oft beym Erwachen den Eingang ihred Wildlas ‚gerd durch zween und drey Fuß Schnee verfiopft finden, Bißweilen überfällt fie die Dunkelheit indem fie einen Stein, bock verfolgen, es trift fih daß fie nicht mehr aus den Fels fen, in denen fie fich verftiegen haben, wegkommen fünnen, und da die Nacht um mach zu bleiben, flehend und einer den andern um den Leib haltend , zubringen müffen, Dad find Lagen von denen niemand einen Begriff haben Kann, der nicht felbit die Felfen durchlaufen hat. Dan erlaube mir noch diefe Bemerkung , in den wildeflen und fchauer; voten Bergen, fah ich bey den Bewohnern am meiften den das furchtbare Geraͤuſche des MWalüftroms noch majeftätifcher . macht, betrachten zu Fünnen. Se naher man auf der Seite von Servan vorruͤckt, defio fanfter wird die Boͤſchung, defio mehr erweitert fich das Thal, und ift angebauet. Doch wenn man diefe wilde Gegend durchirrt; fo verwundert man fich nicht mehr, daf ihre Bewohner die Gefahren , denen fie ſich ausfeheu— Gennfes und Steinbocjagd, auffuchen und lieben, fie find dazu erzogen, Selfen und Abgründe find fo zureden ihr Element, und wenn fie von ihren MWohnosten wegfommen , fo finden fie feine Gefahren mehr, an die fie nicht gewohnt waren. *) Diefe Rohre find mit zween Schuͤßen geladen, nnd doch haben fie nur einen Lauf, mit zwey Schlöffern hintereinander, Bes fhreibung davon findet fih in de Luc- Recherches fur latmof- hi phere. Tom, 2, pag. 302. Magaz fd. Naturk. Helvetiens. IV.B. ° 3. 4 r ; 354. Befchreibung der Naturgeſchichte Ehrlichkeit, gegenfeitige Verbindung, Freundſchaft, mit ei⸗ nem Wort, am meiſten von denen Tugenden die den Men; fchen in der That ſchaͤtzbar machen; fie find fie gewiß den Ges fahren die fie umgeben, in deren Mitte fie leben, ſchuldig. Beklagt euch nicht, ihe guten Savoyarden » ihr ehrlichen Mallifer , über die Derter die euch das Schickſal hinſtellte. Diefen, über euere Häupter hereinhangenden Felfen, dieſen Abgruͤnden an deren Rande ihr wandelt, habt ihr eure Tus genden zu verdanten. Ihr feyd arm an Geld, aber reich, in euren wenigen Bedürfniffen; Ihr ſeyd gut, ehrlich, gaſt⸗ frey , was bleibt euch noch zu mwünfchen übrig ? Laßt im Schoos euerer Berge dad Gold das ihre mit Fuͤſſen trettet, beneidet und nicht um unfre Reichthümmer , ihr hattet fie nicht ohne unfte Lafter. Doch wir wollen wieder auf die Steinbodiagd einlenfen. Da diefe Thiere fehon mit dem früheften Morgen in die hö« Hern Gegenden fleigen, fo muß man vor ihnen daſelbſt ſeyn; denn fieht man fie weidend fommen, und obfchon fie einen - fehr feinen Geruch haben, fo wittern fie den Jaͤger doch nicht, und wenn man fich hinter Felfen verborgen hält + fo kann man fie, um zu fehießen , bis auf 30 oder 40 Schrits te anrüden laffen. ” Welches mögen wohl die Urſachen feyn , die den Steins bock dennzumahl verhindern den Jaͤger zu-riechen ? Mie fcheinen folgende die natürlichiten zu feyn. Die Sonne erwärmt und verdünnert des Morgens die obern Lufigegenden , indeffen die untern noch kalt und Dichte find. Aus diefem Mangel an Gleichgewicht entſteht noth. wendig ein Zug in der Luft von unten noch oben , da folge Jich in diefer Richtung die Ausduͤnſtungen des böher als der Steinbock ſtehenden Jaͤgers mit wegnimmt. Und dieſe Wuͤrkung muß auch wirklich den groͤßten Theil des Tags uͤber platz haben, da die Sonne, welche die ab⸗ — des Steinbods der Savoyiſchen Alpen. 355 hangenden Seiten der Berge erwärmt , längs denfelben eine "noch oben fleigende Strömung hervorbringen muß ”% Da zugleich dieſe Thiere weidend in die Höhe Reigen, und fich dadurch die Naſe mit Thau anfüllen, fo muß auch Died ungemeinen Einfuß auf ihren Geruch machen. Diefe Urfachen find , wie mir fcheint, die einzigen durch die fich dieſes Phänomen erklären laßt. Dem ſey wie ihm wolle, ſehr wefentlich bleibt e8 immer den Steinböcden auf den Höhen zuvorzukommen, denn find fie vor dem Jaͤger, fo entdecken fie ihn und flüchten ſich, fie zu verfolgen wäre eine dergebliche Arbeit, denn wenn fie einmahl die Flucht ergrif: fen haben, fo fichen fie nur in einer fehr groſſen Entfer— nung ſtille, und nur erft denn, wenn fie fich gänzlich auf fert Gefahr glauben **). Sonderbar iſt, daß dieſes Thier *) Ein fehr einfacher Verfuch kann diefe Erfcheinung erklären. Man ihnt eine fehr leichte Baummollenflode unten Yan die fenfrechte Seite eines fehr heiffen Stubenofens, und man wird fehn, wie diefe Flocke nach und nach bis oben an diefe Seite fleigt, und hernach der obern wagrechten Fläche des Dfens nachgeht. Diefe Würfung Laßt fich nur durch die Hitze des Ofens erklären, die längs feinen Sei; ten hin, einen noc oben fleigenden Luftftrom verurfacht , und we in dem die Wärme die Lagen, welche den Ofen unmittel: Mt berühren, verdbünnert, fo müfen die entferntern Kaltern fich ua: türliher Weife dahin neigen, und fo muß eine beftäudige Succeſ— fion von warmer und Falter Luft, von unten nach oben erfolgen. *) Belon befchreibt ung Obferv. Fol. 14. die Art wie die Einwoh⸗ ner von Kreta die Steinböde jagen, die man mit Vergnügen bier finden wird: „Auf den Gipfeln der höchften Gebirge von Kreta „finden fih Bauern die fo gute Bogenſchuͤtze find , befonders auf „den Bergen von Sphachia und Diadara, daß fie ihn auf 250, „Schritte weit mit ihren Pfeilern verwunden, um fichter zu feyn „führen fie aufgezogne und zahmgemachte Weibchen mit fih, und „binden fie bey einem Wege auf den Bergen, wo die Männchen durchzukommen pflegen, an. Der Säger halt fich auf der Seite, „hinter Gebüfchen , fo daß er den Wind gegen fich hat verborgen, „indem er wohl weis, daß der Steinbod fo vortreflich riecht, daß „er ihn auf hundert Schritte wittern würde. Das Männchen dad 356 Beſchreibung der. Naturgefhichte N ſich nur denn flüchtet, wenn ed. den Jäger riecht , denn in wenn es ihn fi.ht, ohne ihn zu riechen r fo macht ed weiter nichtd , aid daß es pfeift, und ihn anfchaut, oder wenn es liegt, fo ſteht es auf, pfeift und ſchaut ihn an, fo bald es ihn aber riecht, fo läuft e8 darvon. Nie verläßt die Steinziege ihr Junges, auffer wenn fie gejagt ift , kann es ihr dann nicht nachfolgen, jo verläßt fie. ed und es verbirgt fich in eine Murmelthiechöhle, oder in andre oft Klafter tiefe Löcher in den Felfen, Iſt die Ger fahr vorüber, fo kommt die Mutter zurück, ruft ihm und. Sucht bis fie ed findet; bleibt fie ader zu lange auffen, fo wird fie Hingegen von dem Jungen aufgeſucht / das nun aus feiner Höhle hervorfommt, ihr ruft, und fih mit allen Bewegungen ängftlichee Furcht und mit allen Zeichen der lebhafteſten Unruhe im eine andere wieder verbirget. Gicht es fie, fo läuft es zu ihr, aber wenn fie etwa verwundet am Boden liegt, fo Rieht ed, fo bald es ihr Blut riecht, fommt nach⸗ her zum Zweytenmahle wieder, naͤhert ſich ihr mit der glei⸗ chen Theilnehmung und flieht aus der gleichen Urſache wies der weg. Schwerlich aber kann es fich über den Verlurſt feiner Mutter tröften , es ſucht fie lange , und verläßt Stellen nie, wo es gebohren war, und wo es fie verlohn Sobald ein Steinbod verwundet, if fo verlaffen ihn alle andere und flüchten ſich. Schrecken und Entfegen ergreifen fie und fie entweichen mit der größten Schnelligkeit. Die Verwundeten kann der Jäger an ihrem largfamen Gange erkennen , auf den fie den Kopf bald nach der rechten bald nach der linken ‚Seite wanfen laffen „ und fich bald nach⸗ her niederiegen , auch wenn fie nur leicht verwundet find, Obſchon der Menfch der größte Feind und vorzuͤglichſte Ze flörer des Steinbocks ift , ſo iſt er doch nicht der einzige, at ————— nl nn — „auf feinem Wege ein Weibchen antrift, halt ſich auf, und denn „ſchießt, der Bauer mit feinem Bogen. „ | I) des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 357 den er zu fürchten hat, auch Wölfe und Adler *) verfolgen 4 feine ungen , denn rettet ſich die Matter mit ihnen in etz wa ein Loch oder in eine Höhle in den Felſen, läßt die Zaungen zuerſt hineingehen, folgt ihnen nach, ſtreckt den Kopf vor die Oefnung hinaus, und bietet fo ihrem Feind die Stirne. Es find wenige Thiere, deren Naturgeſchichte eher in Mährs chen des Abergiaubeng und Irrthuͤmer der Unmiffenheit eins gewickelt it, als die vom Steinbock. Der Naturforscher iſt wie gefagt, gezwungen fich an die Jaͤger gu halten, und dieſe machen fich für Mühe und Befchwerden welche fie aus— zuſtehn hatten, durch die Luͤgen bezahlt, welche fie aus. freuen ; zudem muß ein Thier, deſſen Jagd fo mühfam if, in den Augen des Unwiſſenden etwas wunderbares an fi zu haben fcheinen Daher fommt es daf man den Stein. bockhoͤrnern die Eigenschaft aufchreibt die Kraft des Giftes zernichten zu können, daher dad Vorurtheil der Jaͤger, daf wenn ihre Gewehre mit gemißen Kräutern gerieben werden, fie nicht mehr richtig fchieffen. Mit der Erzählung diefer Volksmaͤhrchen wollen wir uns nicht aufhalten , aber bins gegen zwey felbft bey den Raturforfchern in gutem Rufe fiehende Meynungen miederlegen, | Die einte ift, daß der Steinbof und die Gemfe, wenn ſie auf den Felfen von den Fägern in die Enge getrieben ſeyn, fi umwenden auf ihn fosrennen und ihn in den Abgrund flürzen; diefes iſt irrig, freylich begegnet ed bis— weilen, , daß wenn eines diefer Thiere verwundet ift, und ſich, wenn man fi ihm nähert, zu retten ſucht, es denn weil es gewöhnlich auf der Seite der Tiefe feinen Sprung I macht, den Jäger wenn er ihm im Wege fieht mit Gewalt .*) Man fehe den Streit des Lammergeyers und der Gemſe in Notes “de Mr. Ramond & les lettres de Mr. Coxe fur la Suiffe: Tom. I. pag. 267. 4 358 Befbreibung der Naturgeſchichte niedermirft , es fucht ihn aber nicht auf, fondern weicht ihn | vielmehr aus, Auch fagt man, der Steinbock flürze fich in die Abgruͤn⸗ de hinab, fo dafi er auf feine vorgehaltnen Hörner bin flürs ze und auf diefe Weiſe füge er fich felten Schaden zu; ich kann aber verfihern, daß er ſich nicht anders hinabflürzt, ald fo, daß er von Feld auf Fels fpringt, und daf er ge lenkig genug iſt, um nicht zu diefem Fall auf die Hörner gezwungen zu feyn ,„ und wenn ihm dad würflich begegnen follte, fo wäre es ein bloffer Zufall. Uebrigend darf man nur einen Blick auf dies Thier werfen, um überzeugt zu feyn, daß es ungeftraft feinen folchen Sprung wagen dürfs te. Es if lang von Leib, kurz von Beinen, feine Glieder find fehr dick, und ed wiegt beynahe zween Zentner : Nun frage ich , ob es ihm möglich wäre fich von der Höhe der Felſen herumterzumerfen , ohne entweder von ihren Zaden in Stüce gerriffen , oder von dem Fall zerfchmettert zu werden ? Sch halte mich darum fo lange hierbey auf , weil nicht nur der gleiche Jrethum von den mehrefien Naturforfchern angeführt worden, fondern auch darum, weil er bey den Zartaren N die fich mit der Steinbocfjagd abgeben, eben; ſowohl als bey den Wallifern und Schweißern angenoms men ift, und weil die Uebereinftimmung der Meynungen fo entfernter Bölfer an die Realität diefer Sache fünnte glauben machen. Aber weiß man denn nicht, daß die glei— hen Vorurtheile fih bey ganz verfchiedenen Völfern wies der finden ? Unmißenheit bleibt an allen Drten die gleis che , und an allen Orten gebähren die gleichen Gegens fände gleiche Irrthuͤmer. Die Naturforfcher die von allen die Eudurfachen ergründen wollen , mollten auch durchs aus einen Nußen der groffen Steinbockhörner angeben, * %) Pallas Spieileg, Zoolog. fasc, II. pag. sp, des Steindods der Savoyiſchen Alpen. 359 und darum pflichfeten fie diefem Wahne bey. So kann die Sucht alles erflären zu mollen, der Wahrheit fchas den, und oft Volfemährchen fortpflangen. Herr Pallag, durch den Bericht der Tartaren irre geführt, führe als Beweis diefer Behauptung einen Steinbock mit einem abs gebrochnen Horn an, *) den er gefehen hat. Doch diefe Wuͤrkung kommt mwahrfcheinlich von einer andern Urfache ber. Lauwinen und Bergfäle brechen ihnen oft ihre groß fen , dicken, beynahe unnügen Hörner ab, und nicht felten muͤſſen fie felbft dabey umfommen , auch durchlaufen die Einwohner von Cormajeur den Fuß der Berge, um die Hörs ner zu fammeln die der Schnee dahin brachte, Herr Pals las fagt auch , die Natur des Steinbodg feye fo wild, daß fie ſich nie verliere, wenn man ihn zu zähmen für che. Wenn er dieg nom alten Steinbock fagt, fo hat er Recht. Daß aber der iung gefangne Steinbock fehr Teiche eine Erziehung annehmen fünne , beweifen die Benfpiele die ich oben anführte , nnd Belon beſtaͤtigt noch diefe Meynung, wenn er fat, duß man auf der Inſel Kreta diefes Thier, wenn e8 jung ift, zahme**) | Iſt eines diefer Thiere getoͤdet, fo fol man es auf der Stelle, wo es fiel, Falt werden laffen, hernach geſchwind Daffelbe ausmweiden , und dag Blut in die Gedarme fchüt; fen. Wenn man diefe Methode befolget, fo nimmt dag Fleiſch Feinen unangenehmen Geruch an, welches gefchieht, wenn man diefe Worficht vernacdhlaßigt. Groffe Stein; vboͤcke wiegen ausgeweidet bis auf 180 und 200 Pfund zu 18 Ungen , die Weibchen von 70 bis 90 Pfund, dag Fleifch ®) Ibidem. *) Wenn die Landesbemwohner einige junge Steinböde, deren eine große Menge in den Bergen herumirrt, fangen fünnen, fo nahren fie diefelben mit den Ziegen, und machen fie zahm. Belon obfer- vat, pag. 4. 360 Beſchreibung der Natnegefchichte des Steinbocks iſt fehr gut zu eſſen, ſchmeckt wie Schaaf, fleifch , ift aber viel faftiger, Das Fell laßt fich gut bearbeiten , wird fehr gefchnmek dig, gleichet dem Bockefel und wird in der MWeißgerbe, rey gebraucht, aus den Hörnern merden verfchiedne Fleis ne Arbeiten als Taßen und Becher verfertiget , das Blut wird wieder die falfche Pleurefie gebraucht, da es aber feine Eigenfchaften von den Pflanzen , mit denen ſich dag Thier nährt empfängt, fo hat das Blut des Bocks und des Widder wenn fie auf gleiche Art genährt werden, die gleiche Wirffamfeit. *) Der Berfaufpreis des Steinbocks ift vielen Veraͤnde⸗ rungen unterworfen, und hängt von der Groͤſſe des Thies ves und der Raufbegierde der Käufer viel ab. Ehemald waren fie mohlfeiler , weil fie gemeiner waren jezt fleis gen fie zuweilen bis auf vier Louisd'or, fo wie fich die Gemfe auch bis auf einen Louisd'or verfauft. Der Steins bock liebet das Salz fehr, und lecket an den Felfen die Epfomer oder Glauberfalz enthalten ,„ auch genießt er gerne die Waſſer, welche folche aufgelöst in fih haben, Seine vornehmfte Nahrung find die aromatifchen Pflan⸗ zen, die auf den hohen Alpen machten , ſo mie die Gaz buͤſe (Genipi) im Winter aber ißt er Steinflechten und die jungen Schößlinge der Baͤume, vorzugsmeife fucht er wie der Siberifihe **) die Derter an denen die Heine Bir; fe, die Alpweide, Bergrofen machfen. Gegenwärtig da diefe Thiere viel feltner find, ale fie ehemals waren, trift man fie nur noch auf einigen Sas voyiſchen und Walliſer Bergen an, da fie fonft auf allen hohen Bergrücken in der Schweiß **”) verbreitet waren, » Hift. nat. par Mr, de Buffon. Tom, ı2. pag. 164, =) Spicileg. Zoolog. pase, II. pag. 49. wer) Herr. Wottenbady , Pfarrer an der heil, Geift Kirche in Bern, Ä mein Freund, der die Schweitzer-Berge mit dem Blick eines aufs \ des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 361 Und dies ift wahrlid Fein Wunder , da die Natur felbft, die Menfchen , und die Kaubthiere auf Erde und in der Luft eben fo viel Feinde find, die fie umgeben, verfolgen, aufreiben, und gegen die fie feine andre Vertheidigungs— mittel haben , als eine fchleunige Flucht , die fie noch dazu nur felten rettet; auch bewohnt dies Thier nur noch eine geringe Anzahl fieilee Bergfpigen, Gegenwärtig findet man ihn im Thale von Cormajeur im Süden des Montblanc , an dem mittägigen Abhang Diefer DBergfette, und in dem Theil der zmifchen dem Montblanc und den Wallifchen Grenzen liegt , er finde fich aber nicht im der Kette Die dem Montblanc gerade ges gen über ligt , und die andre Seite des Thales von Cor- majeur augmacht. Auch ift ee noch aufden Bergen die dag Savaranche- Thal bilden, am häufigften aber ift er gegen⸗ mwärtig auf den Bergen des Cogne sThals *) welches an geflärten Naturforfchers und dem Geift eines guten Beobachterg bereifet und beſchrieben hat, hat mir hierüber folgende Nachricht ertheilt: „Ehemals fanden fich in unfern Alpen Steinböcke, gegen; „waͤrtig nicht mehr. Ich fahe zu Unterfeen zwey prächtige Hoͤr⸗ „ner eines folhen Thiers, das vor Zeiten in den Lauterbrunnen „Alpen foll getödet worden feyn. Cie find ausgerottet, eben fo »wie die Bieber, die man fonft am Ufer des Brienzer - Seeg, „und länge der Aar auf der Thuner-Ceite fand. Ich bin ficher, „daß Here Bourrit fich irrt, wenn er fagt , er habe eing über „die Bergkette, welche Lauterdrunnen und Grindeiwald von einanz „der ſcheidet, wegfegen gefehn , da Kein Jäger in diefem Lande „auf feinem Laufe jemahls eins gefehn hat. Man behauptet, fie » finden fih noch, freylich felten , auf den wildeften Buͤndtner⸗ »Dergen , ih habe aber auf meinen Neifen nie eines angetroffen, „uud fein Jaͤger hat mir darüber zuverläßige Nachricht geben „koͤnnen. Brief von Herrn Wyttenbach an den Verfaſſer von Bern vom 27ſten May 1785. *) Das Cogne- Thal erfiredt fih bis au das groſſe Thal d’Aost, doch ift e8 davon abgefündert und fängt zu St. Martin de Maville eine Etund obenher der Stadt Aost au ; e8 hat zwölf Stunden Ausdehnung, nimmt zuerft feine Richtung gegen Morgen , wens ” 362 Beſchreibung der Naturgefcichte das Thal de Pont in Piemont angrenzt, und da haltet er ſich immer auf dem gegen Mittag liegenden Abhange der Berge auf, In Valpeline auf der Walliſchen Graͤnze wird er nicht mehr gefunden, aber auf den Bergen die zwiſchen dem Seria und Vieſcher⸗Thal liegen ſoll er ſich noch befinden. Vor nicht mehr ale 30 bis 40 Fahren jagte man ihn noch auf den Bergfetten des obern Faucigny jtzt aber ift er da gänzlich ausgerottet, und es ift wahrſcheinlich, daß wenn man ihn mit der gleichen Hiße zu -jagen fortfährt, dieſe ganze Gattung in Furzem gänzlich verfchwinden merde. Bey dem Nachdenken über die Wuth mit der man Die; ſes Thier verfolge und aufreibt, glaube ich den Grund in feiner ehemaligen Menge zu finden, obſchon ein einziger Steinbod wenig eintrug, fo wurde der Geminn dennoch beträchtlich, da man auf einer Jagd mehrere 40 erlegen Fonnte, tt aber da ihre Anzahl fo fehr vermindert ift, dag man oft lange Sage ohne nur einen zu finden, jet folte die Betrachtung der Gefahren , denen man ſich aus⸗ feßt , die Hige niederfchlagen. Und ohne von der Unmenfchs lichkeit zu reden, die das ift, ein fanfteg ſchuͤchternes Thier zu verfolgen und zu quälen , deſſen einzige Vertheydi— gungsmittel Flucht und Geſchwindigkeit find (in der That ein fehr unwichtiger Beweggrund in den Augen des We ſens, das ſich den Herrn ber Thiere glaubt, aber nur ihr Tyrann ift, und in Ruͤckſicht auf fie fein anders Geſetz als dag Geſetz des Stärfern Fennt ) ohne vom diefer Un; menfchlichfeit zu reden, ſollten doch die Käger bevor fie ihre Weiber und Kinder verlaffen, bedenfen, daß nicht nur fie feldft der Gefahr unzufommen oder auf den Reſt ihrer Tage Krüppel zu werden , welches nur zu oft ges — — ⸗ det ſich aber nachher wieder gegen Suͤd. Der Grund dieſes Thales iſt ſehr enge zwiſchen Gebirgen eingefchloffen. Cogne liegt ſechs Stun⸗ den von Aost, des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 363 ſchieht, ſich ausſetzen *) fondern auch das, daß fie daruͤ⸗ ber ihre Güter , ihre Gefchäfte vernachläßigen , und wenn - fie umfommen , ihre Familie in die äufferfte Armuth ſtuͤr⸗ zen. Sollten folche Betrachtungen nicht ſtark genug feyn, fie von diefer Jagd abzuhalten , fo denfen fie doch, daß auch nicht die Hofnung ihr Stück zu machen , fie dazu treiben kann, indem man feinen Steinbockjäger fieht, der fich bey diefem Beruf bereichre, da im Gegentheil viele dabey gu Kruͤppeln gemacht werden, und damit aufhören, daß fie ihr Leben elend zubringen müffen. Doch wenn man, um den berrfchenden Geſchmack diefer Leute zu ſchwaͤchen zu fuchen, denfelben begänftigen muß , fo muß man ihs nen vorftellen, daR menn fie den. Steiubock ausrotten, fie felbft fih des Gewinnſtes berauben, den fie in der Folge machen fonnten, wenn fie ihn fich wieder vermehs ren, und an denen Dertern die er zu verlaffen gezwun⸗ gen ward, fich wieder anfegen lieffen. Doch die Macht der Gewohnheit , und die Stärfe der Werblendung ift fo groß, daß ſelbſt die Ungluͤcksfaͤlle, die den Jaͤgern begegs 2 Sores beredter Heberfeger druͤckt fi) bey Gelegenheit der Geis fejagd fo aus: „Auf diefer Jagd verliert eine groffe Anzahl Mens fohen ihr Leben, dichte Alpen » Nebel, die plöklic die Gegend mit einem undurchdringlichen Schleyer bededen , führen die Jaͤ— ger auf dem Eife irre, wo fie vor Hunger und Kälte zu Grunde ‚gehn. Plöslihe Stürme machen die Felſen naffe und fo ſchluͤpf⸗ richt, daß auch der mit Eifen am beften befchlagne Schuh fich darın ' nicht fefihalten kann, oft trocinet die Hiße die brennenden Flächen der Felfen fo fehr aus, und dedt fie mit einem fc bemeglichen leichten Staub, daß der Unglüdliche der daran Flettert fich geswun- gen fieht, fie mtt feinem Blute zu befeuchten , indem er fih am den Fußſohlen und an den Beinen ſtarke Wunden macht. Coxe's Briefe pag. 273. Herr Namond fagt in einer Note die er hins zufeßt: Der Abt von Engelberg habe fich glüdlich gefchäßt, daß er in einem Jahr mehr nicht ald fünf Menfchen auf der Gemſejagd verloren habe, und fein Diftrift ift hoͤchſtens ein Hunderttheil der Schweigerifchen Alpen, 364 Befchreibung der Naturgeſchichte | nen fie nicht abſchrecken koͤnnen, und daß wenn fie faum noch wieder geheilt find, fie fchon auf die Jagd zurück kehren.) Es ift alfo an der Regierung , anftatt ihrer, über ihr Wohlfeyn und über ihre Sicherheit zu machen ; und ich glaube e8 wäre flug, wenn man diefe Jagd auf einige Fahre gänzlich verbieten, und junge Steinboͤcke auf die Berge bringen würde, welche fie ehmals bemohns ten, bald hätten fie diefelbe wieder bevölfert , und wären fie zahlreicher, fo wurde auch ihre Jagd leichter ; denn koͤnnte fie die Negierung durch zweckmaͤßige Verordnung gen einfchränfen. Alle Berichte die ich bisher in den Bergen die ich felbft bereiſete, oder durch Nachrichten aus dem größten Theil der Schweiger, Piemontefer und Wallifer Berge einzog , belehrten mich nicht, ob man den capra zgagnus oder noch andre Ziegenarten neben dem Steinbock und der Gemfe finde. Man fcheint auch Feine andern als diefe zu Fens nen, indeffen habe ich Gründe zu glauben, daß, wenn. auch nicht ‚verfchiedne Arten doch wenigſtens Varietäten fonnen gefunden werden. Neue an Drt und Etelle zu machende Beobachtungen werden Diefe Bermuthungen auf heitern. Der Siberiſche ſcheint, wie man aus Herrn Pallas Bes ſchreibung *) ſieht, von dem auf unferen Alpen nur in eis *) Einer meiner Freunde bereifete einft mit einem Wegweifer die Berge, als ihm diefer einen Platz wiefe , anf dem er das Jahr vorher, mit einem gebrochnen Bein ſechs Stunden lang ohne Hof: nung zur Hilfe gelegen hatte. Durch dag gröfte Ungefähr, hörte ein Feiner Knabe der das Vieh hütete die Nothſchuͤße, die diefer that, und gieng endlich hin ihm Hilfe zu ſuchen. Diefer Zufall begegnete ihm auf der Gemfejagd, und hatte ihn doch gar nicht davon abgefchredt. ”) Spic. Zool. fase. II. pag. 52. Diefer Siberifhe Steinbod findet ſich nicht mehr in den Uralifhen Alpen und in den angebautern Gegenden des Steinbods der Savoyiſchen Alpen. 365 nigen Eleinen Karaftern verfchieden zu feyn, die aber nicht genugfam find , um aus denfelben befondre Arten zu machen, | Der erfire hat allezeit einen fehr groffen Bart, da der letztre nur einen fehr Furzen und bisweilen gar feinen hat ; überhaupt fcheint der GSiberifche Steinbock längres und dichtres Haar zu haben als der unfre. Doc die auffals Iendfte , aber eben fo wenig fpezififche Verſchiedenheit fins det ſich bey den Hörnern. Bey den Hörnern des erftern ift die wordre Fläche weniger platt gedrückt, mehr coms ver und nicht wie bey unferm Steinbock zmifchen zwey der Länge nach gehenden Fnorrichten Rändern eingefaßt, und die queerlaufenden Knoten find eben fo wenig durch eine hervorſtehende Erhöhung auf dem innern Rand der Fläs che geendigt; übrigens gleichen ſich diefe Hörner in ihren andern Kennzeichen vollfommen. Sich fage diefe Verſchie— denheiten ſeyen nicht fpezififch,, meil man weis, daß nichts fo veranderlich ift als die Hörner der Thiere, fie Hängen, Siberiens, aber er bewohnt die fteilften Berge der Kette vom Tau⸗ tus zwifchen der öftliben Tartarey und Eiberien, auch im öftli- chen Siberien , jenfeits des Lena und in dem Gebiete von Kamt: ſchatka wirder angetroffen. Man vermuthet auch, er halte fich in den wüften Wäldern, die den mittlern Theil des Landes der Tune fen umgeben, ‘gegen Morgen des Jeniſca, und jenfeite des Lena auf, aber aller Orten ib er in geringer Anzahl, und in den un: zuganglichften Dertern. ( Spec. Zool. fasc. II. pag. 32.) Die alten männlichen Steinböde werden in diefem Land Tahge oder Teké, die Weitchen Himd, das Ziehen Bitſchinja genannt. Herr Pallas glaubt aber diefe Namen ſeyen eine verdorbene Ausſprache von denen , welche die Mongolen und Kalmufen der Siege und dem Steinbock ohne Unterfhied geben , bev denen das Maͤnnchen Takja, das Weibchen Jama, das Ziechen Eßiga oder Idshiga heiffet. Auch die Chineſer nennen die männlichen Steinböde Tack⸗ ja, und gebrauchen ihre Horner fo wie die Türfen zu Bögen im Kriege, die Hornſpaͤne Hon u Hörnern dienen in * Medi⸗ in, pag 50. "366 Beſchreibung der Naturgeſchichte wie alle andre Verſchiedenheiten, die wir angeigten , vom "Klima und von der Nahrung ab. Man muß fi) — nicht verwundern, wenn Thiere die ſo ſehr von einander entlegene Gegenden bewohnen, einige Unaͤhnlichkeit unter ſich haben, die dazu noch ſo wenig betraͤchtlich ſind, weil fie beyde auf hohen Bergen wohnen, und obſchon in eis ner ſehr groſſen Entferuung doc) beynahe unter dem glei⸗ chen Klima leben. Der Kretiſche Steinbock, von dem Belon Predt, iſt gewiß eine Art mit dem unſern, es ſcheint aber, man finde dort zwo Arten, und vielleicht 3 eine davon der EÆgagrus. ) Ohngeachtet die Gemſe noch haͤuſiger als. der Steinbock gejagt wird, fo ift fie doc) viel gemeiner als er, fie if aber auch viel mehr ausgebreitet , weil fie weniger hohe ' Berge bewohnt. Unruhiger und mißtrauifcher al® der Steinbock ift fie auch fehwerer zu fangen, auf allen hohen Bergen in der Schweig, Wallis und Savoy wrh fie ge⸗ funden. *) Die Gröffe der weiblichen Gteinböde übertrift nicht die eben rechte Gröffe einer zahmen Ziege, fie haben aber wohl fo viel Fleifch als ein großer Hirſch, find wie er mit kurzem falbem Haar bes deckt, nicht mit Zieghaar wie die Siege: Die Mannchen tragen einen groffen braunen Bart, eine Sache , die bey feinem andern. Tier, das Haare hat wie der Hirſch, eintrift, auſſert (wie ich glaube) beym Hippellaphus. Im Alter werden fie grau und ba: ben auf dem Nüdgrat einen ſchwarzen Streif. Man hat Urfache - fih zu verwundern, wenn man einen fo Kleinen Thierförper fo ſchwere Hörner tragen ſieht, denn ich hatte vier Ellbogen lange ge- habt, fie haben fo viel Querringe als der Bock oder * Ziege Haa⸗ te haben. Obferv. de Belon. fol. 14. 3) Wir haben auch zwey verfehiedene angetroffen, wie wir an ber Derfchiedenheit der Hörner zu erfennen gegeben haben , die wie aus Cypern und Kreta brachten, und mit denen wir dem Herrn ‚Jean Choul , Bailly der Berge um Lyon ein Seſchent * Belon. id, fol. 14. \ + des Steinbocks der Savoyiſchen Alpen. 367 * Herr Perroud hat über die Sitten dieſes Thiers ſehr gute Nachrichten gegeben, welche Herr von Buͤffon *) in feiner Naturgeſchichte mittheilt, wir wollen noch einige Bemer⸗ fungen hinzuſetzen. Man hat ung verfichert, daß auf den Bergen ‚me Gems- fearten eriftiren ; die eine Fleiner als die andre, fol ſich auf den Höhen aufhalten, und beynahe fo hoch ale der Stein; bock fteigen ; die größre Art hingegen weniger hohe Regio— nen bewohnen, und ſich vorzüglich in den Gehölgen aufs halten; übrigens find diefe zwey Arten eigentlid) nur zwey Varietäten oder zwey beftändige Staͤmme, die fich mit einander vermifchen und erzeugen. Die groffen Gemfe ha: ben hinter den Hörnern zwey Löcher, die den Eleinern feh— fen, und die bis auf die Drgane des Kopfs hineingehen. Die Maͤnnchen der groͤſſern Art wiegen von 80 bis 100 ‚ ihre Weibchen von 60 bie 70, die Männchen von der Fleinen Art hingegen nur 60 bis 70. und. die Weibchen gar ur 40 bis 50. Pfund. Die Groffen find gern allein und in Fleinen Heerden , fie haben die Glieder und den Leib kuͤrzer, folglich verhältnißmäßig dicker als die Hleinern, die länger und fehmächtiger find. nr Alter von zwey Fahren fünnen die Männdien « er⸗ zeugen. Die Brunſtzeit fällt in den November und Dezems ‚ber. Die Jungen werfen ſie im Junius, die groffen Gems fen bisweilen im May. Sie tragen gemöhnlich eins, fels ten zwey. *) Dean jagt diefe Thiere wie den Steinbock, auffert daß man bisweilen Hunde dazu gebrauchte. Bez ftändig find fie in Forcht; Aug und Ohr giebt beftandig Achtung ; nie meiden fie ruhig , fie nehmen ein wenig Gras, heben den Kopf in die Höhe, und fehen fich, in dem fie es efien, auf allen Seiten um, erblickt eines von ihnen etwas, fo pfeift es, und die ganze Heerde =) Hift. nat. Tom, 12. pag.- Sr) Sehr genaue Nachrichten — mich pon. dieſer Thatſache. 368 Beſchreibung der Naturgefchichte ze. flieht; da hingegen bey einem Trupp Steinböcke ale pfei⸗ ‘ fen, bevor fie fliehen. Was die Schildwache betrift, die fie nach der allgemeinen Sage augftellen follen, fo fcheint fie ein Mährchen zu feyn, dag feinen Grund in der Furcht—⸗ famfeit diefer Thiere hat. Beyde Gemferacen merden in den Bergen des Haglilandes, im Grindelwald, Kauterbruns nen, in Savoy und Wallis gefunden, Hier wäre der Ort mit Herrn Buffon und Pallas zu uns terfuchen , welches das milde Thier fey, von dem unfre Ziegen abftanımen , ob nach Herrn Büffon der Steinbock, oder nach Herrn Pallas der capra FEgagrus ? und ob Gemfe und Steinbock die gleiche Art , oder zwey befons ‚der von einander verfchiedne Arten ſeyen? Diefe intereß fanten Fragen erheifchen eine auggedehntre Unterfuchung, die ich in einen andern Aufſatz verfparen zu müffen glaubs te. ) Indeſſen will ich bier meine Meynung mittheilen. Die der Herren Büffon und Pallas, gab ih mir Mühe : mit derjenigen Unpartheylichfeit zu prüfen, die jeder an— wenden folle, der aufrichtig die Wahrheit fucht , und befonders wenn man die Ideen zweyer mit fo groffem Recht berühmter Männer unterfucht, Ich glaube alfo mit Herrn von Büffon , daß der Steinbock als der Urfprung der Zies ge folle angefehn werden. Die Uebereinftimmung der Sits ten, und Figur, und die fruchtbare Vermiſchung diefer Arten zeigen feinen Vatterſtand am. Ich glaube, der, Capra Bgagnus und der capricornus ſeyen Varietäten in der Gteinbocart, und daß fie mit ihm beygetragen haben, unfre verfchiednen Ziegenracen zu bilden. Doc glaube ich auch mit Herrn Pallas die Gemfe Fünne nicht die gleis che Art mit dem Steinbock feyn , meil fie fi in ihrer natürlichen Freyheit nicht mit einander begatten,, und ich fehe fie als eine Mittelrace zwiſchen der Ziege und der Gazelle an. , Ders *) Ich behandelte dieſe Frae in der Geſchichte des Schacal, die in “dem Jonrnal de phyfique pour le Mois de Novembre 1786. ers ſchienen iſt. % Verſchiedene Nachrichten uͤber die Naturgeſchichte des Murmelthiers, Steinbocks.ꝛc. Aus den Schriften des Hrn, Dr. und Prof. Girtanners von St. Ballen gefammelt, Tages. f.d. Naturk. Helvetiens. IV, 3. Na 379 Verſchiedene Nachr. ud. d. Naturgeſch. — ————— Beobachtungen betreffend einige Gegenſtaͤnde aus der Nat ſchichte Helvetiens, geſammelt aus den S Pen “ rn. Dr. Girtanners”) aus St. Gallen, | ©: viele Schriftfteller Haben fich mit der Naturgefchichte der Schweißergebirgen befchäftiget , und haben nach und nach alle Theile derfelben fo meitläuftig behandelt, daß es beym erften Blicke ſcheint, es bleibe nichts übrig, daß man ihrer Arbeit beyfügen koͤnnte, aber die Natur it in dieſem Theile von Europa fo groß, fo veränderlich, fo verfchieden, von dem was fie an allen anderen Orten ift, daß jeder Naturforfchende Beobachter hier ein weis tes Feld findet, die Entdeckung feiner Vorgänger zu vers vollkommnen, und felbft neueyu machen. Die Gefchichte der Minerale und Thiere diefes Landes iſt noch immer nur ſtizzirt, und jeder Tritt beut, fo zu fagen , eine ins tereffante Bemerfung au. Nur um dieſe Behauptung zu beftätigen , will ich von einigen Beobachtungen in Rück ficht auf die Naturgefchichte , die ich auf mehreren Reifen durch die Alpen, und befonderg auf einer gegen das Ende des verfloffenen Jahrs gemachten, gefammelt habe, Ne; chenfchaft ablegen. Was die Pflanzen anbelangt, die in der Schweiß wach; fen, fo hat Herr von Haller mit Hülfe feiner Zöglinge „ die mit einem ihrem Lehrer würdigen Eifer darauf wandlen, *, Diefe Handfhrift wurde mir aus Frankreich von einem Freunde zugefandt, mit der Anmerkung, daß ſolche irgendwo in einem franzöfifchen Journal werde eingerückt werden, oder ſchon einges ruͤckt worden if. Da fie aber von einem fcharffichtigen und fleißi⸗ gen Beobachter gefammelt iſt, den ich unter meine helvetifchen Freunde zu zählen wuͤnſchte; fo hab ich Deutſchen eſer — mitzutheilen mich Bil peace koͤnnen. ———— des Murmelthiers, Steinbods. 371 eine fo genane Auffuchung gemacht, daß es fehr ſchwer ift fein Verzeichniß das er davon befaunt gemacht, zu vermehren. Doc habe ich eine gefunden „ die er nicht angezeigt, die Draba pyrenaica , Linnei , die ſich in giems licher Anzahl auf dem Gipfel der Appenzeller Gebirge befinder. Das Mineralreih Hat mir zu mehrern intereffanfen, und zum Theil neuen Bemerfungen Stoff gegeben. Hier will ich nur eine anführen, indeme ich mir vorbehalte von den andern anderswo meitläuftiger zu reden. *) Auf dem Gipfel des Grimfel (einem fehr hohen Berg, im Canton Bern, an den Grangen von Walig) fand ich in einem fheußlichen Abgrunde, nahe bey einer neu entdeck⸗ ten Criſtallmine, eine Fleine halbe Stunde von dem Grimfelhofpithal Turmaline, *) die fowol an ihrer Muf ter, als am ihter Geſtalt, ihrer Eleferizicat und Farbe, denjenigen die man im Tyrol entdeckte , ziemlich ahnlich, Sie find ſchwarz geftreift, fie bilden Prismen mit neun Seiten von welchen ſechs breiter find als die übrigen drey. Ale haben kleine Spälten und dieß macht fie fehr zers H Uuſere angelegentlichfte Bitte geht an den Verfafler ſolche nicht linger und begierigen vorzuenthalten,, fondern folche, fo bald ale möglich ung mitzutheilen. Zoͤpfner. *) Auch auf meiner letzten Reiſe hab ich mir alle moͤgliche Muͤhe gegeben, auf dem Grimſel Turmaline zu finden, und da ſolche auf dem Gotthart Gemengtheile einer Gebirgsart ſind, ſo waͤre dieſes doch leicht moͤglich geweſen um ſo vielmehr, da mir die Geſteinarten des Grimſels ſehr bekannt find. Ich vermuthe das her nicht ohne Grund, es ſeye hier eine Verwechslung zwiſchen Grimſel und Gotthart vorgegangen, um ſo viel mehr, da Hr. Dr. Girtanner an einem andern Ort ſagte, er hätte dieſe Zur: maline auf dem Gotthart gefunden, welches um fo glaublicher ift, da ein nur einigermaffen bewanderter Mineralog diefe Entde⸗ A —9— Ice machen Fonnte. Be Zoͤpfner. 372 Verſchiedene Nachr. ab. d. Naturgeſch. brechlich. Es ward mir unmoͤglich, ein ganzes Prisma mit ſeiner Pyramide ganz zu erhalten, ich konnte nur kleine Stuͤcke eines Zolls lang losreiſſen. Am gleichen Orte fand ich zwey verſchiedene Arten davon, nemlich durchſichtige und truͤbe. Die erſtern haben einen Durch- ſchnitt von 2. bis 3. Linien und ſind ſehr elektriſch, die letztern aber, die bis 7. Linien haben, zeigen wenig oder keine Elektrizitaͤt, welches ohne Zweifel von ihrer Un— durchſichtigkeit herruͤhrt; ein neuer Beweis, daß der Turmalin nicht anders von dem Schoͤrl verſchieden iſt, als durch die Durchſichtigkeit, und daß er zu dem Schoͤrl geſtellt werden ſoll, und nicht zu den Zeoliten, wie Berg⸗ mann und Rinmann ſagen. Man weiß, daß die wichti⸗ ge Entdeckung der Turmalin ſey nichts anders, als durch⸗ ſichtiger Schoͤrl Hr, Rome de L’isle gehört. Die zwo Ars ten Turmalin die ich gefunden habe, geben mit dem Stahl Feuer, und flieffen im Sieden. Ihr Bruch ift Glas artig, ihre Mutter glimmerartig und ing Weiffe fallend, fie find ganz in diefelbe eingewachfen, auffert Daß nie eine durchſichtige und fhattichte in der gleichen Gruppe ers miſcht find. *) 5 Die en ſchweiz. Zurmaline wurden von Hrn, Profeflor von Sauſſuͤre auf dem St. Gotthart im Jahre 1775. vermuthet, und im Sabre 1783, von ihm entdedet. Er machte folde Entde; Kung im Sournal von Paris 1784 befannt. Dieſes alles ware mir nicht bewußt, wie Here von Sauſſuͤre mit dem ich über diefen Gegenftand einige Briefe wechſelte — wohl befannt ift. Nach ähnlichen Schluffen, wie mir Hr. von Sauflüre in feis nen Brief vom 3. Dctobr. 1785 unter folgenden Worten meldete : „En 1775 je fi un Voyage & meme un fejour au St.. Gott- „hart, j’y trouvai des Schörls noirs criftallifes , qui reffembla- „ient affes à des Tourmalines, pour me faire croire, que l’on „ pouvait en trouver; jen cherchais inutilement; mais comme »javais vu lä des gens, qui föccupaient de la recherche du „Cryftal, lorfque je retournais au St, Gotthart en 1783 , je ” > des Murmelthiers, Steinbocke. 373 Aber vorzüglich die Ihiere, die diefe von Schnee und etvigem Eis bedecfte Gegend bewohnen, verdienen die Aufinerkfamfeit des Beobachtere, Ihre Oekonomie, ihre Art zu leben und fich zu erhalten, iſt ganz verfchier den von allen andern Thieren , und alles dag, mag wir bis je von ihnen wiſſen, beziehet fich faft ganz auf das, was Geßner und Altman davon fagten, Selbſt der Hr, Graf von Büffon folge ganz allein dieſen zwey Schrifts ſtellern, wie er in der Naturgefchichte de Murmelthiers und des Steinbocds befennt. *) Ich will jet die Ge— portais avec moi‘ des tourmalines cryſtalliſſes du Tyrol; je „les montrais aux plus habiles Cryftalliens & je les encoura- „geais A chercher des pierres femblables, Quelque tems apres, ‘„en fnivant les indices que j'avais donné, ils tronverent des „tourmalines & me les envoyerent „— vermuthete ich auf dem Gotthart, wie ich esin den Grellifchen Entdedungen anzeigte, dag Daſeyn der Turmalinen, gab mehrern dahin reifenden Freun⸗ den gemeflene Aufträge, und erhielt endlich einige Stuͤcke, — meldete es Hrn. Prof. von Sauſſuͤre der nur in wenigen Morten 4 meiste , qu’il eft vray, que Von trouve des Tourmalines fur le St. Gotthart, & que Ini même en a trouvé. Auf diefes hin machte ich jene Nachricht t in den Erellifchen Entdeckungen befannt- &% Seitdem aber hat mich Hr. von Sauſſure, in mehrern Briefen eines nähern über deſſen Entdeckung belehret. Alfo gehöret die erfte Entdeckung diejem vortreflichen Gelehrten billig zu, und ich ziehe mich zurück, obgleich ih die naͤmliche Entdeckung BEIDE, ohne von jener etwas zu wiſſen. Nachher hat Herr Dr, Girtanner im Schweiz. Muſeum 1785, St. - eine Nachricht von felbft gefundenen Turmalinen befannt gemacht. Mit der Ausführung, Daß er der erſte Entdecker ge- wefen. Dbiges wiederlegt ſolches, und es ifi feltfam, daß bier von jenem Gotthardifchen nichts angeführt wird. Laut einem letz— ten Schreiben von Hrn. von Saufüre hat ein unbekannter — ich glaub ein Mönh— in dem Mayl. Journal Opufcol. Scelt. aus geführt, daß er fchon im Gahre 1782. Zurmaline gefunden, Ge zen vielleicht wohl aber wu — gefannt 2 Soͤpfner. 0 Die Naturgeſchichte des Hrn. von Buffon vol. 17. pag. 20. nach der ı2 ten Ausgabe. ——— IR ' 374 Verſchiedene Nachr. uͤb. d. Naturgeſch. — ſchichte dieſer Thiere bekannt machen, nach den Nachforſchun⸗ gen die ich an den Orten ſelbſt anſtellte, und nach mebs reren ie, die ich felbft gemacht habe. Katurgefchichte des Murmelthiers. Hr. Am Stein M. D. in Zigers in Graubündten mar Der erfte der die Defonomie des Murmelthierg unterfuchte, an allen Orten was darauf Beziehung hatte, fammelte, es unter einander verglich, und in Drdnung brachte. Er machte in dem Werfe des Hrn. Prof. Schrebers zu Erz langen dag befannt, was er durch fein Nachfuchen erfahren hatte. Aber nachdem dieſes Werf gedruckt war, machte er mehrere neue Bemerfungen, die er mir mittheilte. Diefem eifrigen und aufgeflärten Naturforſcher, dieß fage ich mit der größten Dankbarkeit, habe ich die Thatfachen, die ich herſetzen will, und die id) in den Savoyergebir— gen bewaͤhrt fand, zu denen ich faſt nichts hinzufuͤgen konnte, zu verdanken *) a Das Murmelthier bewohnt nur die höchffen und unbe, Ne fteiglichften Berge. Es mählt ſich vorzüglich Fleine eng: — Thaͤlchen, zwiſchen ſteilen Gebirgen und Felſen ſtůcken bie RE, fhroff und ſpitzig gebildet ſind. Immer zieht es die we liche und ſuͤdliche Seite vor, die am meiſten der So ausgeſetzt ſind, und huͤtet ſich ſorgfaͤltig ſeine Wohnung an feuchten Orten aufzuſchlagen. Bey der Ruͤckkehr des Fruͤhlings, wenn es ſeinen Winteraufenthalt verlaͤßt, wo es den Winter durch erſtarrt geweſen war, ſteigt es in *) Hr Am Stein ſagt: Er ſey einen Theil dieſer Thatſachen den HHr. a Porta und Catani proteſtantiſche Prediger in den Gebir⸗ gen des Graubündtnerlandes fhuldig, wo fie die Murmelthiere mehrere Jahre durch beobachtet Haben. Ich glaubte es fey meine Pflicht dieſe zwey Kenner der Naturgefchichte su nennen, um alle diejenigen denen wir Rachſuchungen über ein bisher fo unbekann⸗ tes Thier zu verdanfen haben, bekannt zu machen. u TA | — 2, u \ des Murmelthiers, Steinbocks. 375 ‚bie mittlere Gegend der Berge herab , um da feine Nah; rung zu fuchen ; aber den Sommer über kehrt es zurück, um einfam zu ſeyn, und fucht Steinhäufen , oder Holen, Vie ihm wieder alle unvorgeſehene Gefahren zur Zuflucht denen koͤnnen. Es naͤhrt ſich von Kraͤutern und Wurzeln. Hr. Am Sein bemerkt, daß die Pflanzen die ſeine ordentliche Nihrung ausmachen, find Plantago alpina, phellandrium mutellina, alchemilla alpina, rumex digynus . antirrhinum alpnum, trifolium alpinum und after alpinus. Bann eg zahn gemacht if, fo frißt es faſt alles, mas man ihm giebt, aber niemals Fleiſch. Wann es trinkt, fo erhebt es ber jedem Schluck den Kopf, faft fo wie es die Hennen madher, und es wendet ſich zugleich, aus Furchtſamkeit auf ale Seiten, es trinkt fehr felten, und Hr, Am Stein glaubt dieß fey eine der Urfachen, daß es fo fett wird, Die Zchmen find fehr beaierig nach Butter und Milch. * In der Morgendaͤmmerung gehen die alten Murmel—⸗ thiere aus ihren Löchern, fangen nad) dem Anfgang der R Sor ne zu weiden an, und nachher treiben fie auch ihre Zungen den übrigen Theil des Tages auf die Weide; deſe lauffen an allen Orten umher, jagen ih unter cin; ander , oder feßen fich auf ihre Hinterfüffe, und bleiben indiefer Stellung gegen die Sonne gekehrt, mit einem unglaublichen Anfehen von Zufriedenheit. Ueberhaupt lies ber die Murmelthiere die Warme, wenn fie fich ficher glauben , fo legen fie fi an die Sonne, oft ganze Stuns den Eh fie anfangen, zu ihrer Nahrung oder zu ihrem Wirtervorraty, das Gras abzureiffen, fegen fie fich im— mer alle auf die Hinterfüffe in einem Sirfel, und fehen aufalle Seiten umher; das erſte das etwas verdächtiges entteckt oder zu entdecken glaubt, benachrichtiget mit eiz nem ſehr ſcharfen Zifchen die Gefellfchaft davon, eins. nadf dem andern antwortet, und dann flichen ſie ohn 376. Berfchiedene Nachr. üb. d. Naturgefch. ihr Geſchrey zu widerholen. Wenn die Jaͤger die Anzahl der aufeinander folgenden Ziſche zaͤhlen, ſo koͤnnen ſie di Anzahl der Murmelthiere, die ſich an dieſem Orte beys ſammen befinden, gewiß wiſſen. Hr. Am Stein glaubt ihr Ziſchen gleiche dem Bellen eines Hundes, aber fand dieſe Vergleichung nicht treffend, vielmehr gleicht s ſeiner Natur nach einem ordentlichen Pfeiffen. Als ich ‚8 das erfte mal hörte, befand ich mich auf dem Gipfel eis J — nes der hoͤchſten Berge im Canton Unterwalden allin fen gehoͤrt habe; lachend zeigte er mir ein dußend Mur melthierchen, die bey unferer Annäherung Die Fluht ev; griffen, und verficherte mich , es feyen fie, die fo gepfif⸗ fen hätten Z wegen ihrem Mißtrauen ift es fehr chwer, ſich, ohne daß ſie es merken, ihnen zu naͤhern, denn es ſteht immer eins auf einem Felſen oder emporregenden Stein Wache. Ueberhaupt iſt das Geſicht des Murmels thiers ſehr ſcharf, und in einer weiten Entfernung be— merkt es den Menfch oder den Hund, der ſich feiner Woh— nung nähert. Es ſchadet feinem Thier. Es fliehet wem es verfolge wird, und wird feine Ruhe öfterd unterbrys chen, fo verläßt e8 fogar den Theil des Berges den s bewohnt, um eine andere Wohnung zu füchen. Mın fah ſchon ganze Familien von Murmelthieren ihre Weh⸗ nung verlaffen, die fie fi) gebauet hatten, und fich inf einen andern Berg begeben, wo fie fich vor der Berfols gung: der Menfchen ficherer glaubten, obſchon fie hre Arbeiten von neuem wieder anfangen mußten, Man fınn alfo fagen , daß es überhaupt die Flucht der Verth idi— gung vorziehe; dennoch weun es fih aufs äufferfte ges trieben fiehet, an einem Drt, mo die Flucht ihm chn⸗ möglich iſt, fo vertheidiget es ſich mit den Zähnen und des Murmelthierg , Steinbocks. 377 Klauen wider Menſchen und Huͤnde und alles was ihm zu nahe kommt. Die Murmelthiere leben in Geſellſchaft, und es iſt im⸗ mer eine kleinere oder groͤſſere Anzahl beyſammen, die unter ſich eine Familie bilden. Man findet in der Naͤhe ihrer Wohnungen mehrere Köcher, die kleiner oder groß fer find, und Hölen unter Steinen und Fleinen Hügeln gegraben, aber jede Familie, die beyfammen wohnt, hat nur eine Winterwohnung. Alle andere Löcher oder Hölen find nur Zufluchtsörter, wo fie Schuß vor ſchlech— - tem Wetter und den DBerfolgungen ihrer Feinde fuchen. In diefen Sommerwohnungen (fo nennen die Jäger diefe Holen) findet man niemals Heu, und auch fonft iſt es leicht, fie von den Wintermohnungen zu unterfcheiden, - denn vor diefen liegt immer viel herausgeworfene Erde, und die Menge diefer Erde wird von Jahr zu Fahr größ fer, fo wie nach der Vermehrung der Familie auch die Wohnung vergröfferet tird, In einichen diefer Löcher, die ih Sommerwohnungen nenne, trift man eine groffe Menge Erfremente an, in allen andern Feine, auch in den Wintermohnungen nicht, welches zu bewähren ſcheint, was verfchiedene alte Schriftfteler fagten, daß dag Murs melthier die Reinlichkeit liebe, und daß diefe Löcher allein zu diefem Gebrauche beftimmert fenen, Man fann auch die Wintermohnungen von den Sommerwohnungen da; durch unterfcheiden, daB vor dem Eingang der erftern Heu verftrent ift, befonderg in dem Augfimonat und Herbfts monat, da unterdeffen vor den andern feines if, Auch find im Weinmonat die Wintermwohnungen gemeiniglich verfhloffen, welches ein ficheres Zeichen iſt, daß die Murmelthiere fie bezogen haben, um den Winter durch hier zu bleiben, da die Sommerwohnungen das ganze Jahr offen bleiben. Das Murmelthier gräbt feine Löcher mit erftaunender Gefchwindigfeit und bewundrungsmürs 373 Verſchiedene Nachr. üb. d. Naturgeſch. digern Kunſt. Es wirft nur einen kleinen Theil ber Erbe die es ausgräbt heraus , und bedient ſich feiner Pfoten die breit genug find, um den übrigen Theil derfelben an die Wände des Ganges zu befeftigen , dieſer mwird dadurch ftärfer, bauerhafter und ſtuͤrzt nicht fo leicht ein. Der Eingang des Ganges ift fehr eng und wenn man bemerft, daß er nicht mehr ale 6 oder 7 Zol im Durchfchnitt hat, fo fann man faft nicht begreiffen , wie dag Murmelthier durchfriechen Ffann. Wenn es im Graben einen Stein oder einen Felſen antrift, der es hindert, in gerader Linie fortzufahren, fo gräbt e8 rund um denfelben herum, oder wendet ſich auf eine andere Seite, dieß macht den Gang oft krumm, da er fonft gemeiniglich grad ift. Die Länge des Gange ift verfchieden von 8 big 20 Schuhe. Fünf oder ſechs Schuh von dem Eingang theilt er fih in zwey Gänge, einer endet ſich ben der groffen Hole, von der ich bald reden werde, der andere in ein enges Gaͤßchen, dag mehr oder weniger vorwärts geht, welches dem Gange die Geftalt eines Y giebt, *) Die groffe Hole ift rund und gemölbt, und gleicht dem innern eines Bachofeng, ift nach dem Bedürfnig der Familie gröffer oder Fleiner fo daß fie von 3. bis 7. Schuh im Ducchmeffer hat. Diefe Höhle ift mit einer groffen Menge Heu beftreut, auf daß die Murmelthiere fi im Winter eines neben das andere legen, fie nehmen die Geftalt einer Kugel an, haben den Kopf gung nah am Schwanz, find erflarrt, kalt wie Eis, und geben nicht das Fleinfte Zeichen von Leben, Man findet von 5. biß 15. beyeinander, Bis⸗ weilen, aber fehr felten, ift nicht mehr als eins, biswei⸗ °) Die Vergleihung mit einem Y bat alle Schriftfteiler die vom dem Murmelthier fchreiben, in Irrthum geführt. Sie glaubten, es feyen zwey Gange, die fich ohnweit ihrer Defnungen verei- nigten , obſchon nur ein Gang iſt, der fich theilt in zwey Gänge, wie ich ſagte, ohnweit dem Cingang. des Murmelthiers, Steinbods. 379 len fand man in der gleichen Hole 2. Nefter und 2, Ha; milien. Wenn fie fih in ihren Winteraufenthalt begeben haben , fo fchlieffen fie diefelbe von innen nach auffen fehr forgfältig mit Erde die mit Steinen und Heu vers miſcht iſt, ſo daß ſie waͤhrend ihrem Aufenthalt darinn, aller Luft gänzlich beraubt find. Wenn man ihre Wohs nung menigftens drey Wochen oder einen Monat nach dem fie den Eingang verfchloffen Haben, forgfältig öfner, finde man fie, mie ich fie befchrieben habe, und kann fie leicht wegnehmen. Sobald fie Wärme fühlen, erwa⸗ den fie in furzer Zeit. Diejenigen, die man in den Hau -fern aufbewahret, entfchlaffen nicht , obfchon fie bey Ans naherung des Winters ihrem Inſtinkte folgen, und alles was fie finden fünnen, zuſammen ſuchen, um ſich ein Neſt zu machen. Im Weinmonat begeben ſich die Murmelthiere in ihren Winteraufenthalt, und verlaſſen ihn am Ende des Merz oder Anfang des Aprills wieder, ſie halten ſich alſo ſechs ganze Monate da auf. Wenn fie heraus gehen , fo fiofs fen fie dag, womit fie den Eingang befchloffen hatten, nicht heraus, dag waͤre unmöglich, aber fie ziehen es zurück, und legen die Erde, Stein und Heu, woraus es befteht, auf die Seite. Es ift mahrfcheinlich , daß der zweyte Theil des Ganges in der Figur des Y. von dem ich redte, ihnen dazu dient, diefe Materialien darein zu ſtoſſen, die ohnedieß den Sommer durd) fie hindern wurde frey aus und einzugehen, Gie begatten ſich kurze Zeit nach dem fie die Winterwohnungen verlaffen. Man iſt nicht gewiß, mie lange das Weibchen trägt, dieß muß aber nur wenige Wochen feyn, denn im Junius und Julius findet man fhon unge von der Gröffe eis ner Ratte. Gemeiniglih gebähren fie zwey bisweilen 3. oder 4. 380 Verſchiedene Nachr. üb. d. Naturgeſch. Man findet in ihren Wohnungen im Frühling die glei; che Menge Heu wie im Herbft ware , welches bemeißt, daß fie den ganzen Winter über nichts freffen. Bey de nen die man aus der Höhle genommen und mitten im Winter aufgefchnitten wurden , fand man den Magen und die Eingeweide ganz leer „ ein neuer Beweis von dem was ich ſagte. . Bon Plinius weg bis auf unfere Zeiten erzählte man verfchiedene Gefchichten von der finnreichen Are mit der fie ihren Heuvorrath fammlen, um fich ein Lager für den Winter zu machen. Aber eg ift nun bemwiefen, daß alle dieſe Gefchichten falſch find, Herr Graf von Buffon feheint fchon gemuthmaffet zu haben, daß alles mas man über dieſe Sache erzählt, Fabel fey. Er drückt fich darüber fo aus, Seite 26. „Man verfichere fogar , fagt er, daß „dieß durd) gemeine Arbeit gefchehe, daß die einen die „feinften Kraͤuterpfluͤcken, andere fie famlen, und daß „fie eins nad) dem anderen zum Wagen dienen, um den „Vorrath zur Herberge zu bringen, man fagt, eins lege „fih auf den Rücken , laffe fich mit Heu beladen, ſtrecke „ feine Pfoten in die Höhe wie Futers Leiteren, und lieffe „fih dann durd) die anderen beym Schmwanze ziehen , „die zugleich forgen, daß das Fuhrwerk nicht ummerffe , „dieß fehr oft widerholte Reiben, behauptet man , fey „die Urfache daß ihre Haut auf dem Ruͤcken abgefchabt „iſt, dennoch fonnte man eine andere Urfache angeben , „fie wohnen unter der Erde und beſchaͤftigen fich immer „mit graben, und dieß ift genug um den Rücken von „Haaren zu entblöffen.» *) — RER RATTE 1 *) Folgende Schriftfteller haben zu obigem Wahne noch beygetragen. „Moi m&me jai vu dans les montagnes de favoyeavec quelle ac- $ „tivite, & quelle induftrie les marmottes , lors qu'elles fe- s. font atroupees 10-& ı2 enfemble pafler L’hyver dans un trou, ss qu’elles fe font ereupes amaflant le foin , les feuilles fou la pa- des Steinbocks, Murmelthiers. 38: + Man ißt das Zleifh des Murmelthierd, und mehrere Leute finden es fehr angenehm. Mir fchien es einen faden und fehr unangenehmen Gefchmack zu haben, Ihr Zell dienet zu Futter in Kleider , und die Bergbewohner bez dienen fich ihres geſchmolzenen Fetts, als Mittel wider verfchiedene Krankheiten, Bemerkungen über den Steinbod, Big jet hat nur ein Schriftſteller von dem Steinbock geredt, nach den Dbfervationen die er felbft machte, und zwar Stumpf, Berfaffer einer Schweißergefchichte, die „ile, dont elles ont befoin. Un d’entr’elles fe couche alors à „la renverfe, & etendant les quatre Jambes, elle fait de fon » Corps un tomberean , que les autres chargent. Lors- qu’elle ‘ „juge la Voiture fuffifaute, elle reflerre les pattes, qui en cet- „te Occafion tiennent lien de Cordes; les autres la prennent „„enfuite par la Queue, & la trainent jusquau trou , pour le “ „quel la provifion eft deftinee, Hifteire critique de Dame des betes par Mr, Gues Avocat (a Amſterdam 1749) p. = $ Coire Capitale des Grifons, Rats des Alpes , qui fe trouvent en fes Quartiers la ils font de la Groffeur à peu pres d’une fouine, On nous confirma ce que nous avons oui dire, que ces animaux faifant provifion de- 'te pour I’hyver du foin & autre Herbes , qui leur font ne- ‚ ceflaires; pour f&n acguitter promptement , il y en a qui fert de Charrette, fe mettaut les pattes en air & embraflänt le foin, & un autre qui fert de Charetier, & le tire par la Queue jusqua leurs tanniere, ce qui eft Caufe qu’on leurs trouve or- ' dinairement le Doz tout pele, "Voyage d’Italie, de Dalmatie, de Grece & du Levant par Ja- cob Spon. George Wheler (Amfterdam. 1679. 12.) Tom. U. ..B. 290, 291, Eine dergleichen noch feltfamere doch beglaubte Begebenheit von einer unbefiimmten Nagenart erzählt. Blainville in f. Travels through Holland, Germany &c. Lon- "don, 1743. 4to, Vol. I, ©. 263. Hoͤpfner LS eh 82 Verſchiedene Nachr. ib. d. Naturgeſch. er auf deutſch im Anfang des 16. Jahrhunderts heraus⸗ gab. Alle Naturforſcher nach ihm ſchreiben ihm nach oder uͤberſetzen ihn, ohne ein Wort zu dem was er ſagte hin⸗ zuzufuͤgen. Die Urſache davon iſt nicht daß Stumpf eine ſo vollſtaͤndige Geſchichte des Steinbocks gab, daß es ſchwer geweſen ſeyn wuͤrde etwas dazu zu thun, im Ge⸗ gentheil er redet von dieſem Thiere nur im Voruͤberge— hen, in einem hiſtoriſchen Werke, wo folglich die Geſchich⸗ te der Thiere von feinem Gegenftand ganz entfernt war. Auch fieht man aus der Gefchichte des GSteinbods (die Conrad Geßner nachher ins lateiniſche überfeßte, und fie in feine Befchreibung der Thiere aufnahm) an, und faum ift es möglich dieſes Thier mehr nur obenhin zu befchreis ben. Dennoch) muß das wenige das er nur davon fagt koſt— bar feyn , denn ohne ihn wüßten wir vielleicht nichts von der Eriftenz des Steinbocks. *) Aber ehe ich mweitläufiger davon rede, fange ich damit an, diejenige Gattung derfelben , von der ich reden will, von allen anderen mit denen fie bisher verwechfelt wors den, zu unterfcheiden. Das ift ein Chaos das noch ents wickelt werden muß. Der Steinboc der auf den Alpen wohnt, iff wefentlich von den wilden Ziegen unterfchieden, die man auf den Pyreneen, auf den Bergen in Griechenland, und den Sins fein des Acchipelagus antrift, unddie alle Schriftfteller, auch) feinen ausgenommen , Steinbock nennen. Erift, fa ge ich, von diefen unächten Steinböcfen wie von allen anderen befannten Thieren unterfchieden, durch feine Geſtalt und die groffe Länge feiner Hörner, die mit zwey länglichten Gräten begeichnet find. Die Gattung von der =) Diefes ift ein wenig zu allgemein gefagt. Wielleicht in Ruͤckſicht des fchweigerifhen Steinbodes wohl aber des Tyrolifchen u. f. w. nicht. Man fehe Naturhiftoriihe Briefe von Schranf und von Mol. Saljb. 85. Vol. IE ©, 61, u, f. So des Steinbods, Murmelthiers. 383 ich rede, befindet ſich n nur auf der Bergkette, die ſich von Bieter bis nach Steyermark zieht. Er iſt von der Gemſe mit der ihn Herr Graf von Buf— fon berimifcht , durch folgende Kennzeichen zu unter⸗ ſcheiden. 1. Durch die Groͤſſe. 2. Durch die Hörner. Ein weſentlicher Unterfcheid, Die längften Hörner der Gemfe find 9. Zoll lang, die deg Steinbocks Haben 3. Schuhe und merfen fi) ruͤckwerts auf den Rücken des Thieres : Hingegen die der Gemfe gehn Horwärts , was man fonft bey Feinem Thiere ſieht, find auswerts gebogen, frümmen fi an ihrem Ende in einen Hafen, und find rund , da hingegen die des Stein; bocks zwey langlichte Gräte haben. 3. Das Weibchen der Gemſe hat vier Zizen, das des Steinbocks nur zwey. Wieder ein weſentlicher Unterſcheid die kein Schriftſteller vor mir bemerkte. 4. Ein Steinbock, der in feiner Jugend gefangen wird, Fann zahm gemacht werden, die Gemfe wird nie, mals zahm. | 5. Die Gemfe gebiert gemeiniglich 2. junge , der Steins bock nur eins, 6, Der GSteinbocd hat einen PB langen Bart, die ar feinen, "7. Das Gemsfell ift fehr dick, das des Steinbocks ſehr dünn, dies macht dag die Gemfenjäger fie gering ſchaͤtzen. 8. Der Steinbock zeugt weder mit der sei , mit der Hausziege junge. Ich will den Unterſchied zwiſchen dem Steinbock und dem gemeinen Bock nicht entwickeln, denn feine dieſer Ars ten kann mit der andern Junge zeugen, und eg iff genug fie neben einander zu fehen, um fich zu überzeugen , daß der Unterfchied ſehr groß if, # 3 384 Verſchiedene Nachr. üb. d. Naturgefch. Die Hoͤrner unterſcheiden den Steinbock vor allen uͤbrigen bekannten Thieren. Sie find ſchwerlich, breit an der Baſe, und werden gegen die Ende unmerflich dünner. Sie haben zwey Gräte die ſich ihrer Länge nach ziehen, und eine Dberfläche bilden, die von andern querübergehenden, hoͤ⸗ ferichten , . und paralellaufenden Gräten durchfchnitten wird, diefe Gräthe find zahlreicher je älter das Thier iſt. Ihre gewöhnliche Anzahl bey einem ausgemachfenen Stein; bock ift zwanzig. Ihre Länge ift zwey Schuhe, ſechs Zoll, und ihr Gewicht von 16. bis 20, Pfund, Sch mache alfo aus dem Steinbock eine eigene Gattung, deren Bes fchreibung iſt. Capra alpina, cornubus altiffimis , Kt ar fupra nodofis , in dorſum reclinatis, masculabarbata , feemina mam- mellis duabus. Capra ibex, cornubus fupra nodofis , in dorfum reclinatis, gula barbata. Linn, Syft. 95. Klein quadruped, 16. Ibex. Conr, Gefsneri de quadrupedibus viviparis p, 305. Wagner, Helv, p. 176. Plin. 1, 8. c, 53.*). Raji fynopfis quadrup, 77. DBriffon quadrup, 39. Munfter Cosmogr, p. 381. Steinbof. Stumpfs Chronif p. 609. Ridingers Betrachtungen der wilden Thiere T .38. gute Figur, Ebendeffelben Jagdbare Thiere tab. ır. Prinz Eugene Shiergarten, zweyte Auflage t. 3. fehr fehöner Stih von einem Männchen, einem Weibchen, und einem jungen. Kramer, Auftr, p. 321. Bouquetin. Hiftoire naturelle de M. le Comte de Buffon vol. 24. p. 178. tab, 13. ſchlechter Stich tab. 14. fehr guter Stich von den Hörnern. Wiildgoat. Pennant fynopis of —— Chefter 1771. pag. 13. Man ſiehet bey Michel Paccard, Jaͤger in fe RB eis nen ———— an nn nn — en TE — *) Sunt Caprae, funt rupi capras, ſunt ibices, 5. des Steinbocks, Murmelthiers. 385 nen Kopf mit Hoͤrnern von einem Steinbock⸗Maͤnnchen, und ein Weibchen mit feinem Jungen mit Stroh ausge füllt. Ich weis nicht, ob es ſich auch in einer andern Sammlung befindet. Der Steinbock bewohnt nur die beeisten Gipfel, der höchften Berge, das Männchen iff viel gröffer als ein gemeiner Bock, dem er fonft im äufferlichen gleicht. Sein Kopf ift im Verhaͤltniß gegen den Leib fehr Flein; feine Augen find groß, rund und haben viel Feuer und Lebhaftig— feitz; er hat einen langen Bart, rothgelb wie fein Körper. Geine Hörner hab ich ſchon befchrieben. Seine Klauen find inwendig hohl und enden fi auf der Auffenfeite in einem emporftehenden -Nand, wie die der Gemfe. Das Weibchen ift Fleiner ald das Männchen, aber gröffer ale Die gemeine Ziege, Es ift nicht fo gelb. Seine Hörner find viel Fleiner als des Männcheng , wie eg Die des Weib- chens bey allen Thieren die Hörner haben, find. Der. Steinbocf ift viel gröffer und viel gefchmeidiger als die Gemfe , er Üüberfteige die fcheußlichften Abgründe, indem er bon Selfen zu Felfen fpringt. *) Er fleigt in wenigen Sprüngen über den fleilften Felfen hinauf, wenn er rauhe Stellen findet, wo er die Fuffe ſtellen kann. Er gebiert nie mehr als ein junges. Dieß ift alles mas wir von dem Steinbock wiſſen, und *) Hier muß ich einen Ausdruck eroͤrtern, der in oben angezeigten Lichtenb. Magazin zu Mißverſtaͤndniß Anlaß geben koͤnnte „&8 > heißt von dem Steinbode, fo fih in dem Schloffe zu Aelen ber „findet. An einer zwanzig Fuß hohen fenkrechten Mauer klimm⸗ „te er wie an einer Felswand hinauf: „» Er Elettert nicht gleich einer Katze oder Eichhorn, fondern feine Sprünge geſchehen meiftens in gewiſſen Winfeln, In der aͤuſſerſten Genauigfeit fein Gleichgewicht abzumaͤſſen, folhes auf dem Punkt zu finden; in der fehneilften Bewegung und groſſen Glaftizität feiner Glieder beſtehet nun feine fo erflaunliche Geſchicklichkeit im Felſenklettern. Magaz.f. d. Naturk. Helvetiens IV. B. 3b 4386 Verſchiedene Nachr. ib. d. Naturgeſch. pieleicht alles was wir von ihm jemals wiffen werden. Denn feit zwey Jahrhunderten hat fih das Gefchlecht ungläublich verminderet, und ift vieleicht in kurzer Zeit auggeftorben. Nach den genaueften Nachfuchungen, und dem Nachfragen die ich in allen Eantonen der Schweiß, in Graubündten und Wallis hielt , kann ich gang gewiß verſichern, daß fich in diefem ganzen Lande Feines mehr befindet 9) das Geflecht ift fhon lange im Tyrol und den Gebirgen von Steyermarf zu Grunde gegangen, *) Das einzige Drt wo er noch gefunden wird, ift in un; befteiglichen Eißgebirgen des Thals Aofta in Savoy, und auch bier find fie fehr felten, Dennoch bezeugt Stumpf der im Anfang des 16. Jahrhunderts fchrieb, daß fie zu feiner Zeit auf den Schweißer sGebürgen und hauptfäch- lich im Kanton Glarus fehr gemein waren.***) Andere Hiftos rifche Monumente, die ich im Durchfuchen der Archive fand, beweiſen, daß man fie im 16. Jahrhundert auf den Graus bündener Gebürgen fand. }) Wagner Helv. pag. 176. fagt *) Herr Bourrit, in feiner Wefchreibung der rhetifchen und penni, nifchen Alpen, verfichert auf den Hohen Bergen des Cantons Bern der: F gleichen gefehen zu haben; aber er irret fich, indem er von Ferne Gemfe für Steinböde anfah. Alle Jäger diefes Landes haben mich ein: müthig verfichert, daß weder fie noch ihre Wätter jemals einen ge ſehen haben. *x) Doch Richt fo gaͤnzlich. Obiger im Schloß Aelen ſich befindliche muß doch irgendiwo hergekommen ſeyn. Und daß fih noch im Ty⸗ rolifchen , Salzburgifchen noch befinden. — Zwar felten genug; ſ. Naturhiſtor. Briefe von Schranfu. 9. Moll. IL ©. 62.u.f. Zr. xxx) Man bewahrt noch auf dem Rathhans in Glarus Steinböchör- ner von einer ungewöhnlichen Laͤnge auf, die von einem diefer Thiere herfommen , dag man ehemals in diefem Canton getüdet bat. ) *) Von einem verfeinerten Steinbodhorn , fo fi in der Abten Engelberg befindet, werden wir im naͤchſten ——— naͤhere Nach⸗ richten und Abbildung geben. +) Ich beſitze unter andern Merkwuͤrdigkeiten in dieſem Fach, Die Abſchrift eines deutſchen Briefs, geſchrieben von Ferdinand Er des Steinbocks j Murmelthiers. | 387 Daß fie zu feiner Zeit auf den Bergen im Wallis nicht felten waren. Welches find denn die Urfachen des fo ges ſchwinden Untergang diefer Thierz Art, eines Untergang, ‚der fonft Fein Beyfpiel in der Gefchichte hat. Ich fühle, wie ſchwer es fen zureichende Gründe davon zu geben ; doch will ich verfuchen es zu erflären. Die Gröffe des Steinbocks, die aufferordentliche Fänge und das fo ſchwe— ve Gewicht feiner Hörner, die ihn zwingen den Kopf in die Höhe zu halten, die ihn oft zwifchen den Klippen in den Felfen aufhalten , und feinen Lauf hinderen, fcheint anzuzeigen, daß er von der Natur nicht für Die Gegens den gebildet worden fey, die er jest bewohnt, und dann fehle e8 ihm während einem groffen Theil des Jahrs an Nahrung. *) Es ſcheint wahrfcheinlicher, daß er von der Natur zum Bewohner der untern Alpen beſtimmt fey, die den Sommer durch die feinften Kräuter hervorbrin— gen, die ihm eine reichliche Nahrung gewähren, und zwar diejenige, die die Gröffe feines Leibes , und fein be, ftändiges Lauffen, das ihn bald verdauen macht , erforz herzog von Defterreich , datiert Inspruck in Tyrol den 14. Dctos ber 1574. an Georg von Marmel Vogt in Caftel in Graubündten, Der Herzog begehrt zwey junge lebendige Steinböde, für feinen Shiergarten, und fagt, daß er ſchon aus dem gleichen Lande von dem Vorfahr des Vogts welche erhalten habe; diefer Brief ift ein fehr wichtiges Monument in der Gefchichte des Steinbeds, und bemweißt unwiderruflich, daß im Jahr 1574. noch Gteinböde in den Graubundtuer- Gebirgen waren, weil der Erzherzog von das her empfangen hatte. Cr zeigt zu gleicher. Zeit, daß das nicht Gemfe waren , die der Erzherzog begehrte, denn fie ift von Ins— foruf im Tyroll aus gefhrieben, wo die Gemſen damals und jest noch fehr gemein find. *) Der Steinbod wird fehr oft blind, und diefes Ungluͤck, wovon man die Urſache in der Reflexion der Kichtftrahlen durh Echnee und Eis fuhen muß, macht, daß ihrer eine groffe Menge zu Grun⸗ de gehen. Gollte dieß nicht wieder eine Thatſache ſeyn, welche meiner Meyuung , daß der Steinbod in den Gegenden , in wels hen er wohnt, nicht einheimifch feye , unterftüßer. 388 Verſchiedene Nachr. üb. d- Naturgefh. deret. Ich vermuthe, daß in der langen Reihe von Jahr⸗ hunderten, da die: Schweiß nur fehr-fchlecht bevölferet war, die Fleine Anzahl ihrer Bewohner nur die Ebenen innhatte, und noch nicht bis in die Gebirge gedrungen war, da auc) die niedrigeren Berge, wegen den fo dicken | Walderen die fie bedeckten , unzudringlich waren, fid) die Heerden der Steinböcfe und Gemfe ruhig in der mittlern Gegend der Berge aufgehalten haben. Aber feit dem ſich die Volksmenge vermehrte, und befonders feit dem man anfieng die Ebenen auf und unter den Alpen zu benußen, ‚indem man das Vieh dahin treibt, haben ſich die Gteinz böcke auf die Gipfel der Berge geflüchtet, um vor den Verfolgungen der Menfchen ficher zu feyn.*) Hier wird wegen Mangel an Nahrung, wegen der allinftarfen Käls te, und durch die Raubvoͤgel, die auf die Jungen Jagd machen, eine groffe Anzahl zu Grunde gegangen feyn. Durch diefe vereinigten, mit andern weniger allgemeinen verbundenen, Urfachen, ift nach und nach dieſes Geſchlecht an allen Drten ausgerottet worden, und Die wenigen Indibiduen die dem allgemeinen Untergang entronnen find, haben einen Zufluchtsort auf den Savoyer Eisge— bürgen geſucht, wo fie wahrfcheinlic) in weniger alg einen Jahrhuudert das gleiche Schickjaal haben werden ; denn *) Dieß erklärt, warum der jung -gefangne Steinbock zahm wird, nnd zwar fo weit, daß er mit den Haussiegen auf die Weide ge: het, und mit ihnen zuruͤckkoͤmmt; da hingegen die Genfe, fo jung man auch immer fie fangen mag, niemals zahm werden, umd fo bald ſie ſich in Freyheit ſehen, wieder die hohen Felfen befieigen. Der Grunddavon ifi fehreinfah. Die Gemſe findenihre Nahrung al- lenthalben , welche größtentheild aus Ninden, Blättern , und zir; ten. Smweigen der Sträuchen befiebt; der Steinbock im Gegentheil, . welcher fich nur von Krautern naͤhrt, vertauſcht, nachdem er zahm gemacht. worden, nicht gerne eine überflüßige Nahrung , und die Gegenden wo fie zu haben ift , gegen die mit Schnee und Eis bedeckten Gipfel, wo er fo groffe Mühe Hat, felbige zu finden. des Steinbocks, Murmelthiers. 389 ſchon jtzt bemerken die dortigen GemsJaͤger, daß fie ſich von Jahr zu Fahr vermindern, Wenn ich die ver; fchiedenen Nachrichten der Jaͤger mit einander vergleiche, fo glaube ich verfichern zu fönnen, daß in diefem Augens blick von dem ganzen Gefchlecht nicht mehr als hundert einzelne übrig find, Es ift alfo Zeit die befannten That— fachen zu fammeln, und neue aufjufuchen, wenn es mög; lich iſt, ehe daß der ganzliche Untergang dieſes Geſchlechts uns alle Mittel dazu entreißt. Uebrigens iſt es eine der Aufmerkſamkeit der Naturforſcher wuͤrdige Sache, daß ein ganzes Geſchlecht groſſer Thiere ſo zu ſagen ftch unter unfern Augen, und in etwelchen Yahts hunderten in die Elaffe der Behemotes und der Einhörner gefetst werden wird; und dieſes Gefchlecht bewohnte nicht entfernte Gegenden, fondern die Mitte von Europa, Nichte it für jeden Beobachter Teichter ald fich feld von der Wahr⸗ heit deffen, was ich fagte zu überzeugen, und es zu bewaͤh— ren, auch lade ich alle Naturforſcher, die die Gebirge in der Schweiß und dem Savoy bereifen wollen, ein, nachzus forfchen, um die Jraturgefchichte , eines bisher fo wenig ge⸗ kannten Thieres, das bereit iſt, fich zu verlieren, zu vers vollfommen. | Auf dieſer Reiſe habe ich auch Gelegenheit gehabt, die: Meynung die ich feit einichen Fahren von dem Urfprung des Bernfteind gefagt habe, zu einem hohen Grade von Gewißheit zu bringen. Die erfie Idee diefer Entdedung wurde mir von Heren Fiſcher, Leibarzt des Herzogs von Saxen-Koburg 8. H. durch eine Bemerkung, die er mir mittheilte, an die Hand gegeben. Ich werde hier nur im Vorbeygehen von diefer neuen Hypothefe über den Urſprung des Bernfteind reden , weil ich mie vorgenommen habe, in der Folge in einer andern Schrift alle Thatfachen und Gruͤnde auf die Re ſich ſtuͤtzt, zu erläutern, 390 Verſchiedene Nachr. üb. d. Naturgeſch. ic. Ich glaube verſichern zu können, daß der Bernſtein ( über deffen Urfprung die Gelehrten fo manche Hypotheſe gebil: det haben) ein Produkt des Thierreichs ift , eine Art H0s nig oder Wachs verfertigt durch die groffen Ameißen die Linnzus Formic& rufe nennt. Diefe Ameißen wohnen in den alten Tannen. Wälderen , wo fie Haufen machen , die bisweilen bis 7. Fuß im Durchfchnitt Haben, und gemeis niglich wird der gegrabene Bernflein in alten Wälderen , oder Da wo ehemals waren, gefunden. Er ift nicht hart, wie der, ſo im Meer in Preußen aufgefifcht wird, und der allen Naturforfchern bekannt it. Er hat die Feftigkeit des Honigs oder des halbacfloffenen Wachfes , ziehet aufs gelbe , wie der gemeine Bernftein, giebt bey der chemifchen Aufz löfung die gleichen Beftandtheile , fo wie Herr Stokar von Neunforn in feiner Differtation über den Bernftein beweißt, und er wird hart wie diefer, wann man ihn eine Zeit in einer Auföfung von gemeinem Salz läßt. Dieß erklärt wie die darin verfchloffene nfekten hinein fommen konn⸗ ten. Unter diefen Inſckten find ſtets am meiften Ameiffen, welches vielleicht zur Beltättigung meiner Hypotheſe dienet. Alfo it nach meiner Meynung der Bernftein nichts anders _ als vegetabilifches Del, verdikt durch die Säure der Ameif fen ganz fo wie das Wachs ein durch die Säure der Bienen verdicktes Del ift, welches jgt unwiderruflich bewieſen iſt, feit.dem Here de la Metthrie M, D. kuͤnſtliches Wachs mas, chen kann, indem er Dlivenz Del mit Salpeter Säure bes arbeitet. ch fahe bey ihm von dieſem Wachs, Das in nicbtd von dem natürlichen Wachs verfchieden iſt. Beſchreibung der grofen Kalte. im Decemb. 1738. und Jaͤnner 1789 , wie fich folche zu Bern und den nächftangren: . zenden Orten geäuffert hatte, mit einer me: teorologifchen Witterungstabelle: Verfaſſet durch Prediger im groſſen Spithal in Bern. Be ı 392 Befchreibung der groffen Kälte * Das gegenwaͤrtig zu Ende laufende Jahrzehend wird wegen mehreren auſſerordentlichen Erſcheinungen, die ſich waͤhrend demſelben eraͤugnet haben, in den Meteorologi⸗ ſchen Jahrbuͤchern noch lange Zeit Epoche machen, aber zum Ruhm unſerer groſſen Kenntniſſe in der Meteorolos gie wird es eben nicht gereichen. Im Jahr 1783. hatten wir den ſonderbaren elektriſchen oder trockenen Nebel, von dem wir auch jtzt noch die wahre Natur, und den Einfluß, den er ind Ganze der meitläufigen Defonomie der Natur hatte, nicht einmahl ergründet, gefchweige dann einige Vermuthungen von feis ner Ankunft, ehe er felbft da war, geauffert haben, Am ıgten Tag Jaͤnners 1784. 4 Tage vor einem Neumond fiel da8 Barometer bey etwag ſtuͤrmiſcher — mitunter aber auch heiterer Witterung fo tief, ald es — mie auch Kir; wan in feinem neuen Werf über die Temperatur T. ©. 132. fagt — feit 50 Fahren in diefem Monate nicht ge fallen war; und ee folgte eben nichts fonderliches dars auf, als einen ganzen halben Tag lang ein tiefer Schnee , mit etwas Sturm begleitet, auf welchen aber der Hims mel ſchon am folgenden Tag wieder ruhig ward , und. blieb, Doch fieng ohngefehr zur gleichen Zeit wirklich auch eine aufferordentliche Kälte an, die am zıten gleis hen Monats den höchften Grad von — 15 1/20 erreid), fe, und von da an noch. big zum folgenden Neumond am 2oten Hornung abmwechfelnd fortdauerte, auf welchen erſt ſich wieder Thaumerter und eine gelinde Witterung einſtellte. Und auch von diefer Witterung ahndete nies mand nichts voraus, a A Im Jahr 1785. hatten wir den aufferordentlichen fhneereichen und langen Winter, nebſt dem darauf fols * "oh, * im Dezember 1788, und Jaͤnner 1789. 393 genden falten und unfruchbaren Sommer, der wegen dem allgemeinen Zurücbleiben faft aller Arten von Ge; mwächfe vieleicht die größte Aehnlichkeit mit dem berüch; tigten Jahr von 1740. hat, Am ıIzten März diefes uns vergeßlichen Jahrs fiand nemlich der, meiftens erft im Hornung und März -gefallene Schnee auf freyem Felde noch 31. Zoll hoch. Am ı2ten April erfchienen die. ers ſten Schwalben, ohngeacht damals noch bey ı ı/2 Fuß tief Schnee auf dem Felde lag *), da es nur 8 Tage vor ber noch ſtark gefchneyt hatte. Am legten April fahe man an fchattichten Oertern noch eine Menge Schnee ligen, und zu Kilchlindach, eineStunde weit von der Stadt, foll er um diefe Zeit nod) fo hoch als die Zäune gelegen haben, Die Kirſchbaͤume fiengen erſt am 14, May an zu blühen; die Heuerndte gieng Ends Brachmonats, und die Korn—⸗ erndte Ends Augufimonats an, und letztere frug noch da, zu, wegen dem vielen im Korn aufgewachfenen Unfraut, **) aus welchem die guten Aehren hie und da Stud vor Stuͤck mußten ausgelefen werden , fowohl an Garden ale im Drefchen fo wenig ab, daß an vielen Drten nicht einmahl der Saame wieder eingebracht wurde, Die Weinlefe fing im Welfchland erfi um den 25flen *) Anmerk. Wie mich dinkt, ein flarfer Grund für das Bleiben der Schwalben im Lande den ganzen Winter hindurch ! Waren fie nam: lich damals aus fremden waͤrmern Landern in das Fältere Europa zurücdgefommen, fo würden fie wahrfcheinlich ben der Erblidung der erſten Schneefelder plöglich aufgehalten, und von dem fernern Vor⸗ dringen abgefchredit worden ſeyn; da ſich hingegen ihre Erfheinung bey einem noch fo tiefen Schnee fehr natürlich aus dem Grunde herleiten und erflären läßt: Daß damals gerade die Zeit ihres ge⸗ wöhnlichen Wiuterfchlafs ausgelaufen , und das — nicht ganz und ‚allein nur von der Wärme abhangende Leben nnd Bewußtfeyn in ihre erſtarrten Glieder zurudgefehrt feye, ) Vorzüglich hatte die Galeopfis Tetrahit Linn. , unfere Landlen— te nannten fie Gluren, fehr im Getraid überhand genohmen. 4 394 Beſchreibung der groffen Kälte Ei und 27ſten Dftobr. an, und dauerte, felbft im Rifthal, bis zum roten Nov. und viele Baum; und Seldfrüchte wurden in diefem Jahr gar nicht reif. Da das Vieh wegen dem fpathen Frühling aud) länger als gemöhnlich in den Ställen gehalten, und mit dem noch übrigen Vorrath von dürrem Futter gefüttert wer⸗ den mußte, der darauf folgende Sommer auch wegen der immer noch anhaltenden falten und naffen Witterung nur wenig und ſchlechtes Gras hervorbrachte, fo entftand zus gleich im folgenden Winter ein folcher allgemeiner Mans gel an Futter, und ein fo hoher Preis deſſelben, daß ein groffer Theil der Landleute genöthiget ward, fein Vieh zu fchlachten oder zu verfaufen, damit ed nur nicht vor Hunger dahin ſterbe. Daher denn auch in dem darauf folgenden Fahr der groffe Viehmangel, und der erflauns lich hohe Preis deffelben, fo mie auch aller übrigen das von herfommenden Produkte. Man vergleiche nun aber damit die Befchreibung von den Wirkungen des Winters von 1740. die ung dü Hamel in den Mem. de l’Acad, des Sciences von 1741. geliefert hat, laut welcher in der Gegend von Paris die Pflaumenbäume aud) erft gegen das Ende des Aprils blüheten, die Heuerndte gegen dog Ende des Julius, und die Kornerndte gegen das Ende Auguſts anfieng, und erft gegen den 2often big 25ften Septemb. völlig geendiget, die nur halb reifen Trauben aber erft um den ı5ten und 2ofen Octob. eingefammelt wurden; fo wird man eine nicht geringe Aehnlichkeit zwi⸗ ſchen dieſen beyden merkwuͤrdigen Jahrgaͤngen wahrnehs men. Indeſſen hatte auch von dieſem ungewoͤhnlichen kalten und ſchneereichen Jahr kein Meteorologe auch nur die: geringfte Bermuthung vorher gehabt, Nun fommt gegen dag Ende dei lebt verfloffenen — Jahrs noch eine Kälte, gegen welche ſogar die von 1709 beynahe in ein Nichts verſchwindet, eine wieder von nic; im Decemb, 1788, und Jaͤnner 1789. 395 mand vorhergefehene noch weniger vorher verfündigte Kälte, die eine Zeit lang eine faft allgemeine Beftürzung erregte, bey ärmern Leuten groffen Sammer und Elend verurfachte,, und in den Jahrbuͤchern unter den aufferors dentlichen Erſcheinungen diefes Jahrhunderts eine der er; fien und merfwürdigften Stellen erhalten wird. Noch iſt es freylich nicht möglich , eine vollftändige Nachricht von allen ihren Wirfungen und Folgen , noch weniger eine genaue Entwickelung der Urfachen ihrer Ents ftehung und des ganzen fonderbaren Gange, den fie ge nohmen, zu liefern; der Vorfall felbft ift noch zu neu dazu, und dann fehlen auch die data aus allen den Ges genden, in welchen er fich geauffert, noch zu fehr , als dag man fihon jet Vergleichungen anzuftelen , und ein Ganzes daraus zufaommenzufeßen im Stande wäre. In— deffen find auch die Bruchftücke, welche man hie und da von denfelben zufammen tragen wird, nicht ohne allen Werth, fie find fogar zur fünftigen Errichtung eines vol, fommenen Ganzen unentbehrlich , und aug diefer Betrach: tung vorzüglich habe ich mich auch entfchloffen , die merks würdigen Erfcheinungen diefer Kalte, welche ich während ihrer Dauer bey ung theils felbft beobachtet, theils fonft aus mündlichen und fchriftlichen Nachrichten anderer in Erfahrung gebracht habe, in ein lesbares Gewand einz zufleiden , gehörig zufammen zuverbinden und öffentlich befannt zu machen. Liest fie etwa ein der Sachen beffer fundiger Mann als ich bin, und benugt fie unter den - vielen anderen , die ohne Zweifel über den gleichen Gegen; ftand noch herausfommen werden, ſo, daß fie ihme dag groffe und fehöne Gebäude das ich felbft nicht aufführen fann, zu errichten, oder wenigſtens nur zu unterſtuͤtzen dienen, ſo iſt meine Abſicht erreicht, meine Hofnung und mein Wunſch erfuͤllt. 396 Beſchreibung der groſſen Kaͤlte Ehe ich aber mit der Beſchreibung des merkwuͤrdigen Winters und der aufferordentlichen Kälte die darin ges herrfcht hat, zum Vorfchein fomme, muß ich allerdings aud) ein Wort von der Befchaffenheit der Witterung das ganze vorhergegangene Jahr hindurch fagen. Die Wirs fungen hängen ja immer mit ihren Urfachen zufammen, und vielleicht muß man die legtere in Feiner Wiffenfchaft fo fehr, ale in der Meteorologie, von weitem her auss en. \ - Rirwan, der in dem Be angeführten Werk über die Temperatur auch von den Urfachen ungewöhnlicher Kälte in Europa handelt , leitet diefelbe, wenn fie im Winter einfallt, unter anderm auch von der Befchaffenheit des gan- ‚zen vorhergegangenen Sommers ber. — Laßt ung alfo fehen ‚, in wie fern auch die Witterung des ganzen Jahrs von 1788; etwas zu der aufferordentlichen Temperatur des darauf folgenden Decembers möge beygetragen haben? Der Anfang des Jahrs 1788. war fehr gelinde , und die Luft, wenigfteng die hoͤhern Schichten derfelben, mie es ſcheint, fehr eleftrifch. Ich ſchließe dieß Letztere zum Theil ſchon aus der Menge der herrlichſten Nordſcheine, die ſich ſeit dem Herbſi 1787. faſt ununterbrochen ſehen lieſſen; theils aber auch aus den vielen Donnerwettern, die ſelbſt in der ſpaͤthen Jahrszeit noch häufig an dem Himmel entftanden find. Nordfcheine zählte ich im Herbft und Winter 1787. achte in drey Monaten, und will nicht in Abrede ſehn, daß nicht mehrere, die man wirflid an benachbarten Drten beobachtet hatte, meiner Aufmerkfams feit noch fünnen entgangen feyn. Diejenige, melche ich in meinen Witterungs: Tabellen als Augenzeuge angemerkt habe, zeigten ſich am 6fen Tofen ı 3ten i7ten und zıten Octobr. am Sten und 26ten Nov. und am ıöten Decemb, Mehrere von ihnen fingen (don des Abends bald nad - 4 im Decemb. 1783, und Jänner 1789. 397 7 Uhr an, und dauerfen sum Theil auch die ganze Nacht bindurch bis zum folgenden Morgen gegen 5 Uhr: Andere hingegen waren fehr fchwach , wie 5. B. der vom ıöten ‚Dec. der bey fehr hellem Himmel nur aus niedrig fichenden weißlichten Dünften zu beftehen fihiene , die mir aber,durch Die vegulaire Figur, die fie angenohmen hatten, beſonders auffieien. Sie bildeten nemlih ohngefehr einen Fichten Duart von einem Zirkel, von deſſen obern oder Auffern Theil in gleich abgemefjenen Entfernungen kurze lichte Streis fen ausgiengen. - Diefe ganze Erfcheinung war aber auch nur von Eurzer Dauer. Die beyden Nordfcheinevom Toten und z3ten Octob. wech felten mit heftigen MWindftöffen, Regen, und ohngeacht der, für Gewitter fonft ſchon zu fpathen , Jahrszeit ſogar mit Donner und Wetterleuchten ab , melche ihnen theild vor— bergiengen , theil8 unmittelbar auf fiefolgten; bey den an; dern hingegen war die Luft ganz heile, Bon mehreren folchen auferordentlichen Donnerwettern in diefem fo aufferfi gelinden Winter führe ich aber noch folgende an: Am ısten Decb. 1787. war ein folches zu Neuenburg, daß fich laut den Zeitungen fat allgemein durch einen groffen Theil von Frankreich bis nach Paris Hin ers firedte; und auch um den ıoten bis zıten Hornung 1788. follen bey einem fehr tiefen Stand von 25. 8. 3/4’ und ſtar— fen Bewegungen des Barometers zu Laufane einige flarfe _ Donnerwetter, und den 28ten Hornung zu Genf fogar ein Hagelwetter gewefen feyn. Am zoten Dec. 87. hingegen, genau ein Jahr vor der erftaunlichen legten Kälte, hatten wir, bey 2°. des Therm. ob dem Befrierpunft, einen fahr ten Regen bey und, der von einem fehönen Regenbogen be gleitet war , anderer gelinder Regentage im Lauf dieſes ganzen elektrifchen Winters nur nicht zu gedenken, Zu Genr fohe man auch am zten Dec, 87. eine ſchnell durch die Luft 398 Befhreib der groffen Kälte fahrende weisglühende nerfugel mit einem langen Be al len Regenbogen » Farben gezierten Schweif. X Der hoͤchſte Stand des Barometers waͤhrend dem ganzen Winter war am i7ten Jaͤnner, da er bis auf 27.“1 V2.“ flieg, und der niedrigſte Stand des Thermometers am zıtem Jaͤnner, da derfelbe bey g. 1f2° unter dem Gefrierpunft fich befand ; nach Mittag fland er die mehrere Zeit ob dem Zero und nach dem Vollmond vom 2ıten Horn. fahe ich ihn nur zweymal mehr unter daffelbe Hinabfinfen. Der Himmel war auch meiftens helle, und in allen Gewächfen zeigte fich ein ungemeiner Trieb zum Hervordringen. Am lebten März des Nachmittags um 5 Uhr 33. Min. fchiene es endlich , ald od fich die Luft unter heftigen Winds flöffen, durch ein leichted Erdbeben von etwa zehen Sek: ihres Ueberfluſſes von Elektrizität an die Erde entladen wolle; wenigftens bemerkte man von dieſem Zeitpunkt an eine fichts bare Veränderung in der Witterung ; fie wurde unbeftändig, falt und unluflig , ed regnete und fchneyte abwechfeind mit fortdauerndem Wind und Stürmen, doch mochte fich der gefallene Schnee nie mehr als hoͤchſtens einen halben Tag lang auf der Erde erhalten. Dan vermuthete nun auch, und wünfchte fogar damals noch einen mäßigen Schnee, damit fich Die Atmosphäre vollends von dem grauen zerrif fenen Eisgewoͤlke reinigen möchte, das man noch immer in ihren böhern Gegenden herum fehweben ſah. Er erfolgte indeffen nicht » und die fhöne Fahrszeit brach etwa 10 Tage nachher mit allee Macht heran. Am ı2ten Aprill erblickte man die erfien Schmalben ,*) *) Anmerk. Dieß war freylich für einen fo gelinden Winter und frühen Fruͤhling etivas fpathe. Im heurigen Jahr 1789. erſchienen fie (dom am zten April, bey fehr (hönem, warmem und gelindem Wete ter , verbargen fich aber bey der Furzen zuruͤckkehrenden Kalte wies der für ein paar Tage, und flogen erfi von dem 16 und ı7. Apt. an ganz frey in der Luft und um ihre alten befannten Aufent⸗ * im December 1788, und Jaͤnner 1789. 399 und den Tag darauf, ſo wie auch den sten hörte man in der Ferne ſchon einige mal Donnern; auch wurde die zweyte Hälfte dieſes Monats wieder fehr ſchoͤn, und am zoten fiens gen die Kirſchbaͤume wirklich an zu blühen. DHhngeachtet aller diefer fchönen und viel verfprechenden Afpekten folgte num doch wieder Vermuthen ein ziemlich un, beftändiger und unluſtiger Sommer. Starke Donnerwet— ter, zum Theil mit Hagel und Riſel vermifcht, Stürme und kalte Regengüffe wechfelten vom letten April an unauf, hörlich mit dem wenigen guten Wetter ab, und jederman wird fich beſonders des gten und gten Juny noch lange ers inneren, an welchen beyden Tagen , befonderd aber an dem erſtern, zwey fürchterlihe Hagelwetter, mit einen Wolfen, bruch begleitet , Die umligende (Gegend unferer Stadt fo ſchrecklich heimſuchten, daß fie durch die Ueberſchwemmun— gen , die fie in dem Sulgenbach und Marzile verurfachten, beträchtlichen Schaden ftifteten, Die am Ende des vergan— genen Winters in den obern Gegenden der Atmofphäre zu— ruͤcke gebliebene Eisfchichte ſchien fich da gleichſam in Geſtalt von Hagelförnern zur Erde niederzuflürzen. Das Metter blieb auch nach dieſen zwo fürchterlichenz Erplofionen noch eine geraume Seit lang in der Unordnung; Dietenigen, wel. che erft um Ddiefelde Zeit mit der Heuerndte anflengen, hats ten viele Mühe, fie trocen in ihre Scheuren zu bringen, nad auch Die Kornerndte , welche -in diefem Jahr etwas früber alg gewöhnlich einfiel, war nicht weniger naß; über; baupt fand man auch gegen dad Ende des July ale Bruͤn— nen und Wafler fo fehr angelaufen, dag man ſich 3. ©. das Waffer des Thuners und Brienzerfees feit 25. Fahren haltsörter herum. Scheint nicht auch diefe Bemerkung wieder frifch zu beweiſen, daß die erfie Erfcheinung dieſer merkwuͤrdigen Thierchen im $rübling in der That in wenig oder gar feiner Verbindung mit der Strenge oder Gelindigteit des OR eFOGHRNBR? nen Winters zu fichen pilege ? 400 Befchreibung der groſſen Kälte nicht erinnerte in derjenigen Höhe gefehen zu haben, in welcher es fi am 26. diefes Monate befande.- Auch, in der Gegend von Büren verurfachte die Aar um dieſe Zeit mit Ueberſchwemmungen nnd Anlaufen einigen Schaden. Ich zaͤhlte im Lauf dieſes Sommers 38 elektriſche Ge⸗ witter, von denen freylich einige ohne Donner waren, und nur aus fernem Wetterleuchten beſtanden, andere aber, wenn fie an dem gleichen Tag, aber in der Ent— fernung von einigen Stunden, auf einander folgten , auch für zwey gezählt find. Den 30. Zuly, den 23. Auguft , und den 2. und 5. Sept, fahe man bier Nord, lichter, und den 27. Detob, des Abends nach 4. Uhr einen groffen Ring oder Halo um die Sonne, Zu Genf fahe man eine Doppelte Anzahl Nordlichter ; das Four; nal diefer Stadt Hat ihrer achte; als namlidy auf den 11. Hornung; 24. May; J. und 23. Auguſtm; 21. 22. und 26, Dft. und 1. Nov. angemerkt. Die beiffeften Tage, welche ich aufgefchrieben Habe, (denn ich war in der heiß feften Jahrszeit einigemal abwefend) fielen auf den 18. bie 20. Juny ‚gund auf den 15. bis 20. July. Den 16. July ftand das Thermometer am höchften bey 24 ° Es vergieng aber auch Fein Monat, indem es in den höhern Gegenden des Landes nicht geſchneyt hatte; b fonderg fiel in der Nacht vom 28. July eine foldhe Mens ge Schnee auf den Bergen, daß diefelben big tief zu den bewohnten Thalern hinab mit einem ganz weiffen Ge⸗ wand bekleidet wurden. Auf dieſen unbeſtaͤndigen mäfferigen Sommer folgte nun wieder ein fehöner und trockener Herbfi. Schon mit. Anfang deffelben am 22. Sept. flieg das Barometer, dag fih den ganzen Sommer hinduch, vom 1. May weg, felten weit von feinem gewohnten mittleren Standpunft vun etwa 26,5%" entfernt hatte, aufeinmahl beträchts lich im Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 401 lich in die Höhe, und erhielt fi) nun auch bis sum Anz fang Decembers faft immer in derfelben, fo daß man die: fen ganzen Zeitraum hindurch die Mittellinie, auf der es geftanden war, wohl 26,7% annehmen fann, Zur gleichen Zeit blieben auch die regenbringenden Weſt⸗- und Sud: Welt: Winde beynahe ganzlih aus, und machten den fcharfen Nordwinden Plaß, welche nicht nur den Himmel vollends reinigten, und uns faft beftändig ſchoͤ⸗ nes Wetter daher brachten, fondern auch die Erde in einen folchen Grade austrocdneten, daß man fchon im Okt. und Nov, über das Abnehmen der Bruͤnnen und den fih überall einftelenden Waffermangel laute Klagen führte. Man verfpührte aber dieſen befonders während der fpätern Saatzeit, bey melcher man an einigen Orten das Erdreih mehr ald trocken, — fogar hart fand, Häufige Nebel, die zumeilen von dem Nordwind in die Höhe getrieben, und dort ungertheilt mehrere Tage lang ſchwebend erhalten wurden, machten indeffen den Himmel ‚abmwechfelnd auch ein wenig trübe, und die Witterung das bey Falt und unluftig; doch ftellte fich die eigentliche Wins terfälte, da die mittlere Thermometer Höhe des Tages twirflic unter den Gefrierpunft fiel, und fih von dem an auch meiftens unter demfelben erhielt, erft um den - Bolmond am 13. Nov. ein; von welchem Tage an fie aber in langfam und immer zunehmender Stärfe, und nur felten von einigem dabey einfallenden kurzen Thau— wetter unterbrochen , zween Monden lang, bis zu einem andern Bolmond am 11. Jenner 1789, anhaltend fort: dauerte, und dabep unter anderm einmahl, an den bey» den letzten Tagen des vorigen Jahre namlich, einen fols chen hohen Grad erreichte, daß man in den Jahrbuͤchern, felbft Diefes ganzen Jahrhunderts, , Fein Ähnliches folcher Benfpiel aufzumeifen hat, Ich habe den ganzen Zeitraum von 70. Tagen der ſich zwiſchen diefen beyden merkwuͤr⸗ Magaz f. d. Naturk. Helveticns. IV. B. NER | 202 Beſchreibung der groffen Kalte digen Vollmonden befindet, zur beffern Ueberficht in eine Zabelle gebracht, und auf derfelben fomohl die Veraͤnde— rungen des Barometers als auch die mittlere Höhe des Thermometer , diefe je aus drey täglichen Beobachtuns gen zufammen berechnet ,— biemit den ganzen Gang der Kälte, fo mie auch die vornehmften Winde, die dabey geherrfcht haben, und die Veränderungen der Witterung, theils nach Lambertfcher, theild aber nach meiner eige, nen Methode dem Auge fo finnlich und deutlich als mög? lich vorgeftellt. Es wird der Erinnerung kaum bedörfen, daß mein Thermometer das fogenannte Reaumuͤrſche oder eigentlicher gefagt, dag de Kücfche fey, dag zwiſchen dem Gefrier sund: GSied» Punkte in go. Grade eingerheilt ift, und daß jene beyden Punfte uͤberdieß noch durch wiederholte Vergleichungen mit vortreflichen Thermomes fern von Hrn. Luz von Gunzenhaufen öfters feyen de rifizire worden; fo wie auch, daß ich von drey Baroma tern, die ich täglich beobachte und auffchreibe, den be; weglichfien ausgewählt habe. Die auffallende Achntich feit meiner Beobachtungen mit den Genferfihen,, welche ih aus dem beliebten Journal de Geneve ausgezogen, und zum defto befjeren Zufammenhalten ebenfalls in eine Tabelle gebracht , berechnet, und bier mitgetheilt habe, buͤrgt ohne dieß für die Genauigfeit der meinigen, Auch rühren die beyden groffern DVerfihiedenheiten diefer Tas bellen, wie man flieht, einerfeits nur von der höhern Las ge Berns über Genf, weswegen auch unfer Barometer meift etwas über 5. Linien,tiefer ſteht, als das Genfers ſche; anderfeits aber von dem mildern Clima und der ge maäßigtern Temperatur der Gegend um Genf her, daher auch die mittlere Kalte bey ung meiſt um 2% und noch. mehrere Grade ftärker ift, ald auf der Genfertabele. Jun ‚der Haupturfache, Das if in dem ganzen Gang des Bas h; rometers, und zum Theil fogar auch der Witterung ſtim⸗ af — I— MadPr Raser Ba ISSBER" BE. A SIT VERSEHEN ER SEE Summe FalenE [| [1 \ IEPZBEREBENERERERNEANGI EEE a Br LI — —— ——— — BEN co Reh ee le 19 IT PIISETERTE — —— | RAEWASRE ——— —— Pre NE SEEN SEE; Em Witerung| Wand n TShermomerrifchen Beobachtungen ſollen eingefchlis * ’ * — E D x: 8 — * ———— II ——— || —— AT [bi fein u 5 2) ie Nil — * | H. zu IL AT Rd eleizlalel UendsP' im Decemb, 1783, und Jaͤnner 1789. 403 men fie doch beyde auf eine recht auffallende Weiſe mitz einander überein, und an den kleinen Abweichungen, ins ſonderheit in Nückficht auf die Temperatur mögen wahr⸗ fcheinlich nur, theils Lokalurſachen, theils Eleine Verfchies denheiten in den Sinftrumenten felbft, und endlich viel, leicht zum Theil auch die ungleiche Zeit, in der mir uns fere Beobachtungen anftellten, größtentheils Schuld feyn. Denn laut dem Genfer Journal wird ihre dritte tägliche Beobachtung ſtets um Sonnenuntergang gemacht, da ich fie Hingegen gewöhnlich erft nad) 10. Uhr in der Nacht anzuſtellen pflege, Wiewohl nun nur diefer legte Umftand allein zur Winterszeit fehon einen Unterfcheid von mehr ale 5, Stunden beträgt , fo fieht man doch, daß er'in der Darftellung des Ganzen wenig oder gar feinen merk lichen Einfluß gehabt hat. Gerne hätte ich diefen beyden Tabellen noch andere aͤhn⸗ liche, z. B. von Baſel, Zuͤrich, Schaffhauſen, u. ſ. m. beygefuͤgt, wenn ich zuverlaͤßige und genau angeſtellte Witterungsbeobachtungen von dieſen Orten haͤtte erhal⸗ ten koͤnnen. Ich verſuchte wohl aus dem Journal von Lauſanne die Barometer-Veraͤnderungen auch dieſer Stadt in eine ta— bellariſche Form zu bringen, fand fie aber, da ich kaum angefangen hatte, mit dem, durch eine lange Erfahrung mir nun wohl befannten Gang diefer Veränderungen, in ber Natur, fo wie auch mit den Genferifchen und mei nen eigenen Beobachtungen, zwiſchen welchen fie doch in der Mitte fichen, fo fehr in Mishelligkeit , daß ich nicht anders als auf eine groffe Nachläßigfeit in der Bez obachtung und Angabe derfelben zurückichlieffen konnte. Die Herausgeber des Kournalg geftehen es auch zum Theil. ſelbſt ein, und- bitten u. a. am Ende des No. 48. um Nachſicht wegen einigen Druckfehlern „ die fih in den letzten Thermometriſchen Beobachtungen follen eingefchlis * 404 Beſchreibung der groſſen Kaͤlte chen haben; aber gewiß ſi ud auch die Baronietrifgjerbonl Sehler, und fogar Die Angabe der Tagen unrichtig, wie man auß einer bloß flüchtigen Einficht der Blätter No. 43. bis 49. wo man gerade im Anfang nur 6, flatt 7. Tage vorfindt, und nachher gar um den ganzen 5. Nov. zu kurz fommt, u. f. w. fih bald überzeugen fann. Ich glaubte alfo von ihnen bey meiner ausführlichen Befchreis bung. feinen Gebrauch) machen zu: dörfen, Einen oder mehrere einzelne Druckfehler haͤtte ich bey einer genauen Vergleichung der ausgebreiteten Tafeln mit meinen eiges nen vielleicht ausfindig machen koͤnnen, ſo wie ih 4.8. auch im Genfer Journal bey den Barometer Beobachtuns gen vom 24, Dec, entdecft habe, daß ftatt 26.’ 27.‘ das felbft ftehen müffe, ehe ich diefen Druckfehler am Ende eines der folgenden Blätter wirklich angezeigt fand ; aber hier fcheint die Bermwirrung gar zu groß zu feyn. + Uebrigend Fann ich nicht umhin, bey diefer Gelegens heit noch eine kleine Bemerkung zu machen, die freylich mit meiner eben jetzt geaufferten Klage über die häufige Nachlaͤßigkeit und Mangel an erforderlicher Genauigfeit einigermaffen im Widerfpruch zu ſtehen fiheint, und mir vielleicht auch von manchem meiner Lefer nicht zum Beften dürfte aufgenommen: werden; ich wage e8 aber dennoch fie bier anzubringen; es ift folgende: Es duͤnkte mich naͤmlich ſchon ſeit langem her, daß be unfern meteorologifhen Beobachtungen noch immer zu viel Mifrologie, und hingegen-zu wenig Ueberficht deg Ganzen herrſche; auch bin ich feft überzeugte, daß dieß beynahe der vornehmfte Grund und die eigentliche Urs fache fey, warum bisher noch fo wenig allgemeine und brauchbare Folgerungen aus denfelben haben koͤnnen herz geleitet werden; ja wahrſcheinlich mags auch eben daher fommen, daß diefe Wiffenfchaft felbft bey einem groffen Theil der gelehrten Welt nody immer in einem folchen im Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 405 Grad von Verachtung: ſteht, und aufs hoͤchſte etwa als ein unfchuldiger,; aber: unnüger und vergeblicher — trieb betrachtet wird. Iſt man aber vielleicht nicht auch ſelber zum Theil an dieſen nicht ganz ungegruͤndeten Vorwuͤrfen ſchuld, oder iſt es wohl im Grunde etwas mehr als pure Mikrologie, wenn man z. B. noch immer in allem Ernſte behauptet, daß jedesimahl , wenn man fein Baroineter und Thermos meter beobachtet, man bey diefem ‚auch den 10. und bey jenen fogar den 16. Theil einer Linie und eines Grabe bemerken, und aufs gewiffenhaftefte anzeigen folle, da Doch beyde Inſtrumente eine: Viertelftunde nachher, viel⸗ leicht mehrere folcher Theilchen höher oder tiefer ſtehen fünnen, und aus dieſer Sfrupulofitat fih gewiß niche der geringfte fichere Schluß weder auf die Veränderung) noch. auf. den ganzen Gang und bie Veſchaffenheit * Witterung im Groſſen ziehen laͤßt? ar wenn es noch suträfe, daß das im Steigen oder Falter begriffene Barometer in den von ung willkuͤrlich zur Beobachtung fefigefeßten Augenblicken auch ftetd den hoͤchſten oder: niedrigften Punkt, zu dem es dießmal ges langen will, erreichte, und ſobald wir dieſen bemerkt haͤt⸗ ten, auch wieder einen dem vorigen ganz entgegengeſetz⸗ ten Gang anfienge, de i. nun fiele, wenn es bis jet ges’ fliegen war, und umgekehrt, fo würde ich eine ſolche Ge⸗ nauigfeit in der Bemerfung diefer Punkte mit dem aller⸗ größten Beyfall billigen. Da aber dieſes Inſtrument ei⸗ genſinnig genug iſt, ſich nicht nach unſern Launen und Regeln zu richten , ſondern lieber ſelbſt wirklich einen gang eigenen Gang fortgeht, bald ſchnell, bald langſam ſteigt und fällt, oft, wenn wir es z. B. des Abends ung: Uhr beobachtet haben, noch ein paar. Stunden lang viels leicht um eine ganze Linie fieigen, dann plößlich umfehs ven und bis zum folgenden Morgen um 6. Uhr, De wie 4065 Befchreibung der groſſen Kaͤlte es erſt wieder beobachten, um mehrere Linien fallen kann, ſo kann ich ſchlechterdings nicht einſehen, von was fuͤr einer Wichtigkeit es ſeyn koͤnne, angemerkt zu haben, daß daſſelbe des Abends um 8. Uhr gerade bey einem Punkt von ſo und ſo viel 16tel Linien ſeye. Ich will mic) indeſſen noch deutlicher erflären: Man nehme z.B. an, daß das Barometer ein paar Tage hintereinander in farfem , aber gleichförmigem Steigen oder auch Fallen begriffen gemefen feye, ohngefähr fo, wie e8 gerade auf unferer Tabelle vom 12, bi zum 14 Decemb, war, und daß ich Damals, als ich es zwiſchen diefen beyden Zeit, punkten aufgefchrieben' hatte, mic) vielleicht um einige 16 tel Linien betrogen, der Genferifhe Beobachter hinges gen dieſe 16tel Linien jedesmal ‘auf das gemiffenhaftefte angemerft und aufgezeichnet habe; wuͤrde dieß wohl, wenn wir um unfere Beobachtungen zufammen nach Lamas bertfher Manier auf einer Tabelle auftrugen, eine groffe Berfehiedenheit bewirken? oder würden wir nicht beyde einen ſich im Ganzen fehr ähnlichen fchrägen Strich von ungefähr 948 Varifer Linienhöhe heraus bringen, an dem ſich die Fleinen Unterfchiede der 16tel Linien im Aufreiffen von‘ fich felbft corrigirten ? doch gefegt auch, der einte befäme zulegt einen», vielleicht um eine’ ganze halbe’ Rinie längern oder: fürzern Strich als der andere, würde Diefer kleine Unterſchied bey einer allgemeinen Ueberficht des ganzen damahligen‘ Gange‘ des. Barometers mohl von einiger Wichtigkeit ſeyn ? — Ich muß“, allerdings noch einz mahl geftehen, daß, fo lange wir die jedesmaligen Hödys ften und: niedrigften Punkte der Zifgaffürmigen Bewegun⸗ gen des Darometerd bey unſern Beobachtungen nicht wer⸗ den angeben fünnen, (und dieß wird wohl immer’ feine‘ geoffen Schwierigkeiten behalten) mie eine fo gar uͤber⸗ triebene Genauigfeitin Ruͤckſicht auf die Meteorologie von kleinem Nutzen zu feyn fcheint, da hingegen die Güte und: im Devemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 407 ſchnelle Beweglichkeit der Inſtrumente (die fich hierinn ſo ſehr ungleich find) ohnflreitig weit mehr verdienen in Betracht gezogen zu werden. Das gleiche gilt nun aber auch von den thermometrifihen Beobachtungen, bey meld chen wir die Grade der größten Warme und Kälte eines Tages wohl nie mit.einiger Gemwißheit werden angeben fünnen, da fie oft nur von einem furgen lokalen Sonnens blick , von dem ftarfern oder ſchwaͤchern Haud) eines Rüftz chens u. d. al. abhängen, und überdic$ fo wenig als die Barometrifchen Punfte an eine willkuͤrlich von ung angez nommene Stunde gebunden find, Mit der Beſtimmung der HöHe eines Drts uber ein anderes durch das Bas rometer hat eg indeffen eine ganz andere Bewandniß, und bier laͤugne ich die Nothwendigfeit, die beydfeitige Bas rometer und Thermometer Höhe auch in 16tel ja fogan in 160tel Linien auszudrücden, fo wenig, daß ich viel mehr seine einzelne, felbft alfo angeftelte, Beobachtung noch nicht einmahl fuͤr hinreichend halte, um etwas recht gewiſſes daraus zu fehlieffen , fondern uberdieß noch wuͤnſch⸗ te, daß man wo möglicd) allemahl mehrere dergleichen Beobachtungen, von wenigſtens zween oder drey Tagen hintereinander , zufammen nehmen, und unter fih vers gleichen möcht> , ehe man etwas endliches daraus beftimms te, dann mehr als einmahl habe ich Gelegenheit gehabt zu bemerfen, daß die Barometrifchen Veränderungen an zwey von einandersentlegenen Orten nicht allemal zur gleichen : Zeit ‚erfolgen , fondern gar oft hier um einige Stunden avanciren, wenn fie dort um eben fo viel zuruͤcke bleiben,’ ja zumeilen fogar an dem einten Drte um zween drey Tage früher „ooder auch ſpaͤter ald dem andern erz folgen koͤnnen, wodurch begreiflich.eine groſſe Migrechs nung entfliehen mußte, wenn ein folcher Fall gerade, wenn man die einzige befiimmende Beobachtung anftellte, eintreten würde, Doc genug hievon. Ich wünfche nur w 408 Beſchreibung der groffen Kälte daß ich mit diefer meiner Anmerfung nicht etwa unrecht verſtanden, und vielleicht gar möchte befchuldiget werden, daß ich die Genauigkeit aus denen meteorologifchen Bes obachtungen verdrängen, und dafür Nachläfigkeit einfuͤh—⸗ ven wolle ? Ich liebe die erftern gewiß fo fehr, ale je einer, nur muß fie nicht übertrieben und ganz ohne Zweck ’ und Nußen feyn, wie mir gerade hier der Fall zu feyn ſcheint. Es ift aber Zeit, nun endlich zur nähern Bes fehreibung des merkwürdigen Phänomens der legten groß fen Kalte ſelbſt überzugehen. —Ach datire ihren Anfang, mie ich ſchon angemerft habe, von dem Vollmond am 13, Nov. 1788. Bor demfelben mar dag Thermometer nur wenige einzelne Tage des Mor⸗ gens früh etwa 2, oder 2% o unter dem Zero geftanden, . und den einzigen 8. Rod. mochte die Mittelzahl deffelben Tags bis auf den Gefrierpunft herabfallen, die übrigen Tage ftand fie immer noch einige Grade ob demfelben, Am 13. des Abends und 14. des Morgens fing es aber auf einmahl aus Suͤdweſten heftig an zu ffürmen, und zugleich fiel auch mit unter vermifchten Regen der erfte Schnee, der fih indeffen nur noch auf dem benachbarten Cetwa 900. Fuß über die Aar erhöhten) Gurten erhalten mochte, An diefem Tag wurden auch die Kühe erſt aus der’ Herbftweide genommen, und in die Ställe an's dürre Fütter geftellt. Am 15. änderte fih der Wind wieder, und blies nun aus Norden , der Himmel wurde mieder heil, und zugleich fiel auch das Thermometer bis unter den Gefrierpunft herab. Die trodne :falte Witterung dauerfe auch ununterbrochen und in ſtets zunehmender Stärke mehrere Tage fort; den. Tag vor dem Neumond, am 26. ftand das Thermometer fehon 3% tel unter dem Zero, und wenn auch während diefer Zeit zuweilen eini ge Schneefloͤckgen gefallen waren:, fo hatten fie den Bos den doch nie bedesfen mögen, der immer ſtark fortwährens im abe 1788, und Jaͤnner 1789. 409 de Nordwind hatte fie wenige Stunden nachher gemeis gemeiniglich wieder weggezehrt. "Um diefe Zeit ohngefaͤhr firngeninun auch die — ſchen Flußfieber und Catharre an, ſich in unſern Gegen— den merklich zu aͤuſſern; weit aus der groͤſſere Theil der Einwohner dieſer Stadt wurde davon befallen, es gab wenige Haͤuſer, die damit ganz verſchonet blieben, und hingegen mehrere, wo kein einziges Mitglied derſelben davon ausgenommen ware. Sogar unter den Pferden aͤuſſerte ſich eine aͤhnliche catharraliſche Epidemie, Es gab Gegenden, wo die groͤſſere Anzahl derſelben mit eis nem hartnäckigen Strängel befallen wurde , der bey eis nigen den gröffern Theil des MWinters hindurch anhielt Ich enthalte mich aber aller fernern Bemerfungen‘ über diefe Krankheit, da seine umſtaͤndliche Befchreibung ders felben auf Befehl des 'hiefigen Sanitaͤtraths von der ge⸗ ſchickten Feder unſers würdigen Yra. Doctor Langhans wirklich abgefaßt iſt, und naͤchſtens dem Publikum öffent lich dörfte mitgetheile werden. Daß’ einzige merfe ich nur dabey an, daß die von dem 225. Sept. bis zum Anfang des Dec. fo aufjerordentlich. ſchwer und geſpannt gemes fene Luft, von welcher man fich aus dem , während die ſem ganzen Zeitraum beftandig hohen Stand des Baro— meters leicht überzeugen kann, mahrfcheinlich ſoviel, als die immer heitere Witterung, und die, durch einen faſt ununterbrochenen fortwaͤhrenden Nordwinde bewirkte, Austrocknung des naſſen Erdreichs zur allgemeinen Hem— mung der Ausdunftung bey Menſchen und Vieh, hiemit zur Hervorbringung jenes Veran —— mag beygetragen haben.’ Einige Tage nach dem —2 — am 1J. Der, fieng endlich das fo lange in einer ungewohnten Höhe ges ftandene Barometer auf einmahl an farf zu fallen; es fiel auch bis zum 5. fo tief, als es ſeit dem erfien Marz 410 Beſchreibung der grofien Kalte gleichen Jahrs nie gethan hatte; zugleich wurde auch die Witterung etwas gelinder , der Wind drehte ſich von Norden gegen Süden, und am 4, Dec. Nachmittag mochte das Thermometer fogar bie 1.0 über das Zero hinauffteigen. Es regnete dabey ein wenig. Aber fhon den gleichen Nachmittag, gerade einen Tag vor dem Mondeviertel , blies der Wind mieder ſtark aus Norden und die Kälte nahm wieder überhand; auch mochte fich die Athmosphaͤre, wahrfcheinlich aus eben dieſer letzten Urfache, dießmahl noch nicht, durch einen völigen Nieder⸗ ſchlag von den Dünften entladen , mit denen fie doch al lem Anfchein nach übergefättiget war. ‚Die Dünfte wer dickten fich) indeffen in. der Luft und verurfachten ung, bey dem ſtets anhaltenden falten Nordwind, noch ade Tage lang trüb und düfteres Wetter, während welchem das Barometer wieder faft ununserbrochen zu einer be trächtlichen Höhe flieg , die Kalteaber in einem fehr gleiche förmigen Gang bis zu etwa 5.° unter dem Gefrierpunfe sunahm. Am Tag: vor dem Vollmond: am 13. Dec Anz derte ſich endlich die ganze bisherige Scene. Die» Sonne mochte nämlich “da am 12, gegen. Abend, den dichten Schleyer von Wolfen, und die durch Die Biſe emporges haltenen finfteen Nebel wieder durchbrechen , und glaͤnzte auch einige Stunden lang an einem gang reinen und hels fen Himmel. Zu. gleicher Zeit hatte auch das Baromefer feinen» dießmaligen höchften Standpunft erreicht „ und fieng wieder ſehr ſchnell an gu fallen: Der Himmel: bes wölfte fih aber bey: ſtets fortdanerndem und immer kaͤl—⸗ ter werdenden Nordwind bald wieder, aufs neue, und in der Nacht vom ı3. am Tage des Vollmonds fiel endlich ein ſehr tiefer Schnee. ‚Über: erfte „welchen in; Diefem Win⸗ ten den Boden ganz bedecken mochte, Die Athmosphäre fuhr nun bis zum 17: faft ununterbrochen Tag und Nacht fort, ſich ihrer» Dünfterducch Schnee und etwas Rieſel zu im Decemb. 1788, und Jänner 1789. 411 entladen, und während diefer Zeit, fand auch das Bas rometer das nur 3. Tage vorher noch bey 26.77 96°, ges ffanden war, immer einige Linien unter 26, Die Kälte blieb fich dabey ohmgefähr gleich , oder nahm eher etwas zu, und aufdemfreyen Felde lag zulegt wohl bey 2. Schus ben tief Schnee, der fih nun. auch auf dem ſtark gefrorz nen und ganz ausgetrockneten Boden vortreflich hielt. Auf diefen Schnee ließ fih nun allerdings auch eine beträchtliche Zunahm der Kälte vermuthen; denn faft ins mer babe ich bemerft, daß die meife Natur ihre unter der Erde fchlafenden Kinder im Winter mit einer felchen warmen Hülle zu decken pflegt, wenn bald ein ſtarker Froſt einfallen fol. Er Fam auch dießmahl bey ſtark ſtei⸗ gendem Barometer wirklich daher, dennam 18. fruh frand das Thermometer ſchon bey 179% unter Zero, zu Schafr haufen war e8 aber den gleichen Tag bey — 16% zit Mannheim — 19, und zu Gunzenhaufen gar vr. 23 40. — oder bey — 21 nad) Fahrenheit, | Ein furzer Windftoß aus Werften. machte es smar ben: folgenden Tag um einige Grade fleigen, aber am 20. ftand' die Windfahne fehon wieder aus Norden, das Thermos meter fiel alfo den gleichen Abend auch wieder big — 12 60 und durch die Nacht bis zum folgenden Morgen noch um ein viertel Grad tiefer, Eine hierauf folgende flarfe Un—⸗ beftändigfeit in den Winden, welche fich sween Tage lang, den 2r. und 22. im Kehr faft nach allen Himmelsgegen⸗ den drehten, milderte nun die Kälte wieder um etwas ‚' daß Thermometer fand am 22, Nachmittäg'nur By —ı%°, auch gab eg ein wenig Schnee ) das’ Barometer hingegen blieb diefe 5. Tage hindurch , ohne Harfe Bewegungen zus machen, ohngefähr bey feiner mittlern Höhe ftehen. Am 22. gegen Abend fieng es aber auf einmahl an, ſtark und ſchnell zu fleigen , der Wind feßte fich zugleich wieder in Norden feſt, und die Kälte nahm zu, Am 23, früh fon P ” 412 Beſchreibung der groſſen Kälte © bey Franffurt ein Erdbeben verfpührt worden fenn, wir fpührten hier nichts davon, aber hingegen wollen einige Perfonen den gleichen Abend etwas vor 8 Uhr einen nur furze Zeit daurenden aber ziemlich lebhaften Nordfchein gefehen haben, Es war ein fehr fchöner Tag, und die darauf folgende Nacht erſtaunlich kalt. Das Thermomes ter ſtand etwas vor Io Uhr bey— 1334 °. und eine Stun de fpathber bey — 14% °. zu Schaffpaufen ftand es in der gleichen Nacht um 9 Uhr bey— 20°. Das Barometer ftieg in derfelben aucy noch um etwas in die Höhe, allein den folgenden Morgen am 24. frühe neigte es ſich ſchon wieder zum fallen, auch war der Himmel ganz bedeckt, welches man den Abend vorher da es gang hell war, keineswegs hätte vermuthen koͤnnen. Ich habe aber ders gleichen plögliche und: ganz unvermuthete Veränderungen in. der Witterung von der fhönften Nacht zu dem trübs ften-finfterften Regentag nach Nordſcheinen ſchon öfters gefehen. Die Windfahne fand diefen Morgen aus Suds Oſten, es war aber ‚gang ſtill, und das: Thermometer war fruͤh um 8 Uhr noch bey — 15 80. Die Kälte fieng aber zuſehends an abzunehmen. Nach 11. Uhr fieng es ſchon an ſtark zu ſchneyen, und nad) 2 Uhr Nachmittags ſtuͤrmte es, bey ſtets fortdauerndem Schnee, ſogar aus Suͤdweſten, welches auch dieſe ganze Nacht und den ganz. senfolgenden Tag, bis zum 26. gegen Mittag fortdanerte, da ein flarfer Nordwind mieder die Oberhand gewann. - Während jenen zween Tagen ware aber die Witterung, auch ſo g@inde ‚geworben, daß dag Thermometer am 25. mach 2: Uhr fogar ben 4 °. über, dem, ‚Gefrierpunfe, ſtand. Das Barometer- war auch bis zum 26. Nachmit⸗ tag" von. 26,9. wo es ſich am 24. fruͤhe noch befunden. hatte, bis auf 25. 11 8.“ gefallen. Bon diefem Zeitpunft, e8 war gerad einen Tag vor dem Neumond, fieng es aber, bey dem nun herrſchenden Nordwind big zum 31. als rl im Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 413 maͤhlig wieder an in die Höhe zu fleigen, das Thermos meter aber ohngefähr in gleicher Geſchwindigkeit fo tief zu fallen, daß letzteres am 30. Dec, früh um 7% Uhr beym — 21%4°. des Nachmittage um 1. Uhr bey — 15°, des. Abends nad) 10, bey— 184°. um 11. by — 19% und am 31. frühe um 8. fogat bey 22 %o unter dem Ge⸗ frierpunfe zu ftehen Fam, Noch dazu hänge mein Then, mometer nicht ganz frey gegen Norden, fondern mehr gegen Dften, und fieht dabey gegen einen ganz einge, fchloffenen, obwohl geraumigen und fehr groffen Hof; wirklich fand auch ein anderes beffer gegen Norden fte; hendes Luciſches Thermometer. Am 31, frühe bey — 25°, und noch andere Thermometer bin und wieder in der Stadt bey — 24°. unter dem Zero. Die Luft war dabey feit dem 28. Abends auch ganz helle, nur ſchwebten während diefen Tagen eine Menge, mwahrfcheinlich durch das Thauwetter vom 25. ergeugfer, feiner Eisfpigen , und Fleine halb ducchfichtige Nebelchen , gleih dünner Gage, überall in derfelben herum; fie war ferners auch beynahe gänzlich windſtill. | Eine fo ganz aufferordentliche Kälte, die wenigſtens ung jeßt lebenden Bewohnern des niedrigern Helvetieng ganz ohne Beyfpiel ift, mußte nun aber allerdings auch auffer; ordentliche Erſcheinung mit fich daherbringen. Und in der That erfolgten ihrer auch mehrere; Silke die man erwartet, aber hingegen auch folche die man nicht vermuthet hatte ; doch war überhaupt der Schaden und die Folgen davon zuleßt fo groß nicht, als man ed im Anfang befürchtet hatte, Ich will die merwürdigften Phaͤ—⸗ nomen, die mir von Derfelben befannt geworden find, amliebften hier der Drdnung nach anführen, und dann nachher in meiner meteorologifchen Befchreibung des fer: nern Gangs, den diefe Witterung felbfi genommen, fort; fahren. % * ⸗ 414 Befchreibung der groſſen Kaͤlte Die Aar, welche uͤbrigens damals ſo klein und niedrig war daß ſich niemand, ſie je in dieſer Niedrigkeit geſe— hen zu haben, erinnern mochte, fror obenher der groſſen Schwelle an der Matten ganz zu; fo weit man fie von dem Marcile Thor weg überfehen kann, war fie mit einer dicken Rinde von Eis befleidet, Sie war zwar fehon vor Weyhnacht einige Tage lang, jedoch nur leicht , zu ge froven gemefen, und bey dem auf diefen Tag eingebro; chenen , Thauwetter auch wieder aufgefroren ; nachher fror fie aber wieder, und zwar fo ftarf zu, daß an dem Nenjahrstag mehrere Perfonen fich über das Eis an dag jenfeitige Ufer wagen, und ihre Namen dafelbft an einer hervorragenden Sandfluh eingraben dorften. Die Dicfe des Eifes weiß ich nit, daß jemand fie gemeffen habe, feine Oberfläche mar aber uneben und voll Fleiner Erhös hungen, welches ohne Zmeifel von dem allmähligen Anz feßen eines Stuͤcks Eifes an das andere berrühren mochte, da fih wegen dem noch immer ziemlich fchnellen Lauf der ar daſelbſt die ganze Eiskruſte nicht auf einmal, und ylöslic) bilden Fonnte. Untenher der Schmelle wo fie einen noc) etwas ſchnellern Kauf hat, fror fie eben bes wegen eine weite Strecke auch gar nicht zu; aber bey Buͤ⸗ ren fol hingegen das Eis eine Dicke von 34. und zu Sy lothurn von 37. ZoU gehabt haben. Der Murten und Bielerfee froren am 30. Dec, in der Nacht auf einmahl ganz zu; noch niemand hatte ein fü plöglicyes Zufrieren und zwar ſchon im Dec. jemahls ge⸗ ſehen, denn dieß pflegte ſonſt immer nur nad) und nad), und zwar erfi efiva im Jaͤnner, zu erfolgen. Ein Luck fches Thermometer fand denfelden Morgen zu Murten bey — 203% °. der See Dafelbft war freylich vorber auch ichon gefchloffen gewefen , aber nur leicht, und das Thau—⸗ wetter am Weyhnachtstag hatte ihn ganz wieder aufges than; beym zweyten Zufiieren war fein Eig, da man im Decemb. 1788, und Jänner 1789. 415 die erften Löcher darein machte 7. Zoll, nachher 14. und 16. 300 dick uud die unterfte Schichte deffelben, welche unmittelbar auf dem Waſſer lag, auch die feftefte und Dichtefte gewefen; ein Umftand, den ich mir noch nicht recht zu erflären weiß, und der mir fogar etwas para— dox vorkoͤmmt, es feye dann, daß man annehmen wolle, das nachwaͤrts eingefallene Thaumerter, bey welhem man wahrfcheinlich erft diefe lette Erfahrung mag gemacht has ben, fünne damals fihon etwas auf die Oberfläche deg Eifes gewirkt, fie vielleicht bis zu einer gemiffen Tiefe Drungen , und aifo auch lockerer gemacht haben. Der Neuenburger: See war größtentheils gefchloffen , ganz fol er Ao. 1695. und 1517. zugefroren gemefen feyn, Den böhern Alpenfeen, dem Thunersund Brienzerfee mochte hingegen die Kälte nichts anhaben, fie maren deßwegen auch ganz mit Schaaren von Enten und andern Waffervögeln bedeckt, welche mitten in den berbften Winz ter ein Zufluchtsort gegen die Kälte in der Nachbarfchaft der ewigen Schneegebirge fuchten, und — e8 auch fans den; denn wirklich war die Witterung in diefen engen Bergthälern dießmahl meit gelinder,, als in den, dem fharfen Nordwind mehr ausgefegten, freyern und niedri gern Gegenden. Man zählte 17. Schwane in der Nach barfchaft von Unterfeen von denen aud) einer gefchoffen, und einer lebendig gefangen. wurde, und unter andern feltenen Waffervögeln , die man fonft noch nie in Helve— tien erblickt hatte, fand ſich dießmahl auch die groſſe ſchwarze Ente, la grande Macreuſe, oder Anas fuſta, Liwsz, ziemlich haͤufig bey uns ein. Ohnfern Bern, auf der Worblen, ſoll man aber auch zween Schwane, im Aergaͤu, bey Baaden, einige, und zu Genf drey geſehen haben; ein Beweiß, daß die Kaͤlte fich in Norden niche weniger ſtark, und früher als bey ung geäuffert haben muß, Die Dbrigfeitlihen Mühlen an den Matten mußten 416 Beſchreibung der groſſen Kälte wegen Waffermangel und Menge, des Eifes vier Tage lang ftille ſtehen; diejenigen, welche vom Sulgenbach ges trieben werden, Fonnten hingegen ununterbrochen for mahlen; diefer Bach ſchien ſich alfo Durch feine jeßigen Dienfte wegen dem Schaden, den er ung im vorigen Som; mer durch feine Ueberſchwemmungen zugefügt hatte, gleichs ſam wieder mit ung ausföhnen zu wollen. Doc follen überhaupt in einem Umkreis von zwey Stunden rings um die Stadt noch fi fieben und zwanzig Mühlen gewefen feyn, die auch ‚während der grimmigften Kalte immer haben fortmahlen fünnen, fo. daß wir. alfo nicht wohl hatten in Gefahr fommen fünnen , je ganzlichen Mangel an Mehl zu leiden, oder gar in die Nothwendigkeit geſetzt werden gleich den finnreichen Genfern, unfere Zuflucht zu den Caffeemuͤhlen zu nehmen, um Korn darinn zu mahlen Im ganzen Welſchland war aber die Noth wirklich eine Zeit lang ſehr groß, die meiſten Muͤhlen ſtanden ſtill, und die Straſſen waren ungebahnt, ſo daß auch die Zufuhr von andern Orten beynahe unmoͤglich war; zu Morſee ſollen eines Tags nur noch 4. Saͤcke Mehl uͤbrig gewe— ſen ſeyn, und zu Genf verbote die Obrigkeit, um nicht in Mangel an dem noͤthigern Brodt zu gerathen, durch ein oͤffentliches Edickt vom 31. Dec. ſogar alle Arten von Backwerk und Lekereyen, la Fabrication & le debit de tou- te ſorte de patiſſeries, quelles quelles puiſſent être, bis die Zeiten etwas gelinder ſeyn wuͤrden. Der Waſſermangel war hingegen ſchon deſto — die meiſten Bruͤnnen auf dem Land waren abgeſtanden, oder eingefroren, es gab Doͤrfer, in welchen keiner, und einige wo nur noch ein einziger lief; und haͤtte die Kaͤlte nur noch eine Nacht in der gleichen Staͤrke angehalten, fo wäre vielleicht auch der groͤſſere Theil der Stadt des Waſſers beraubt worden, denn wirklich hatte der Froſt angefangen, in den Brunnſtuben die Duͤnkel, oder Waſ⸗ fer: im Detemb. 1788, und Jänner 1789. 417 ſettöhten⸗ in die Höhe zu heben, ein paar Stunden län; ger’ fortgedauert, und er hätte weheſcheinlich einige der⸗ ſelben jerſprengt. Bäume foren ſehr viel gefprungen feyn, infonderheit Nußbaͤume und Buchen; auch mochte die ſchoͤne und groſſe Finde vor dem obern Thor, welche um bie Zeit des Daurenfrieges , alfo etwa 1653. foll gefeßt worden ſeyn, u, a. von der Kälte ſpalten; der zaͤrtlichern Garten⸗ baͤume, der Pfirſichen, Aprikofen, u. f w. deren ſehr viele zu Grund giengen, nur nicht Erwaͤhnung zu thun. Doch wird der Schaden den wir in dieſer Ruͤckſicht ev; litten haben, erſt im Fruͤhling beſſer koͤnnen geſchaͤtzt wer, den. An einigen Orten z. B— ohnfern Urſenbach ſollen die Wälder ausſehen, als wenn man mit Stückfugein darein gefchoffen hatte; die Kalte hatte nämlich nicht nur die Stämme ausgedehnt , und die Rinden zerfprengt, fondern mwahrfiheinlich auch die Krone und die duͤnnern Aeſte fpröde gemacht, und der darauf'gefallene Schnee diefelben nachwärts niedergedruͤckt, und zerſplittert. Doch fon "überhaupt das Nadelholz weniger als das Laubholz und die Baume von mittlerm Alter, weniger als die gar alten und jungen dabey gelitten haben. - Die Neben folen, wie man ſchon jtzt fieht, auch merklich befchadigt wor⸗ den feyn; die Saat blieb Hingegen unter der dicken Schnee Huͤlle ganz unverletzt; denn wenn fchon der Boden, toie . man bey der Eroffuung einiger "Gräber fand, um. diefe Zeit über 26. Zoll tief gefroren war, fo thauete er duch bald nachher, und zwar noch unter feiner Schneedecke, allmählich wieder auf, fo daß man wenige Tage nach der größten Kälte einen Stock durch diefe hindurch bis auf anderthalb Schuhe tief in die Erde ſtecken konnte. Mag wohl die Auffere, damals wieder etwas waͤrmere Luft dieſes Auffeieren bewirkt, und ſich durch den, vom Frof ganz duͤrr und fandig, hiemit auch locker und zufammens Magaz, f-9. Naturk. Helvetiens V. B. Od 418 Belchreibiung der groffen Kälte hängend gemachten Schnee der Erde wieder mitgetheilt haben; oder fam es vielleicht, was mir eigentlich a wahrfcheinlicher vorfommt, von der in den tiefern Schich⸗ ten verborgenen eigenthuͤmlichen Erdwaͤrme her, die fi a nun mit den obern erfälteten Schichten allmählich wieder ins Gleichgewicht feßen Fonnte, da die auf ihrer Ober⸗ fläche liegende Dicke Schneehüle ſowohl dem Verfliegen und Verdünften der auffteigenden Waͤrmetheilchen, al® auch dem fernern Eindringen der äuffern erfälteten. Luft in bie Erde einen mächtigen Damm entgegen feßte? Im—⸗ ‚mer fahe man. in den erfien Tagen Hornungs, da ber Boden durch Negen und warme Wind von dem alten Schnee faſt völlig befreyt ward, und einen halben Tag lang auch alfo blieb , die junge Saat in dem allerbeften Zuftand, und ohne die geringfien Merfmahle, daß der‘ letzte Froſt ihr einigen Schaden zugefuͤgt habe; ein neuer, erſt gegen den Frühling einbrechender, koͤnnte wahrfchein, lich, wenn er auch nicht ſo heftig und anhaltend als dieſer waͤre, doͤch groͤſſeres Unheil anrichten. Was das kleine Wildpret, die Haaſen, Fuͤchſe u. d. g. | von der Kälte gelitten haben, dürfte bor je noch fehmwer zu beftimmen feyn. Die Fuchfe, die fich in ihren unters ierdifchen Loͤchern dagegen verwahren konnten, müffen fie jedoch meniger empfunden haben, als die erfiern, von denen fich viele bis in die, ganz nahe bey den Haufern gelegenen Krautgärten wagten. Wenn aber aud) einige derfelben wirklich vor Kälte tod gefroren find. fo find fie doch unftreitig von den hungrigen Kraͤhen und Elftern, die in groffen Schaaren, beynahe fo zufraulih als dag Hausgekluͤgel, bis mitten auf die Straffen der Stadt hin, geflogen famen , aud) fogleich fo begierig ausgemwittert, und verzehrt worden, daß fi in der That wohl nichts zuberläßiges von der Anzahl und Menge diefer Unglück: lichen fügen laßt. | im Decemb. 1738, und Jänner 1789. 419 Bon Wölfen und Bären redte man auch. hin und mies der , infonderheit folen fih von jenen. mehrere im Neuens Surgifchen , und bey Bonmont haben erblicken laſſen, in ber Gegend von Sferten fol man auch haufig wilde Schmeis ne verfpührt haben. Der Schade , den diefefeltene Fremds dinge bey ung geftiftet haben, muß aber mirflich fo flein gewefen ſeyn, als der Schreefen, den fie eine zeitlang verurfachten; denn ale Gerüchte von ihnen waren 9% meiniglich nach wenigen Tagen auch mwieder gänzlich ver; ſchwunden. Bon Menfchen die auf freyer Straffe todge, froren find, hat man hingegen in der, That einige Bey; fpiele, obfchon auch hier das Gerüchte Die Unglücksfäle zahlreicher machte, als fie wirklich waren. Perſonen mit halb und ganz erfrornen Gliedern wurden aber mehrere in die hiefigen Krankenhaͤuſer gebracht, ja einige farben fogar an den Folgen einer aufferordentlichen Erfältung, Doch auch in den Haͤuſern fpührte man die Wirfung deg Froſts auf eine fehr empfindliche Ark. Diele Zimmer, Änfonderheit die gegen Norden gelegenen, lieffen fich durch fein Einheigen mehr erwärmen, und fogar in den Betten ftor es viele Leute noch immer. Auch hatten. wir einige Beyſpiele von Perfonen, die ihre Unvorſichtigkeit, glüs hende Kohlen auf die Nacht in ihre Zimmer zu nehmen, mit dem ‚Leben, einbüffen mußten. „Das Waffer, fror in ſehr groſſen Zimmern ſogar neben dem warmen Ofen ein, Eine Flaſche mit Waſſer, die nahe bey einem Fenſter ſtand, und die man wegnehmen wollte, damit ſie nicht zufrieren moͤchte, fror den Augenblick zu, da man ſie be⸗ rührt, und dag Waſſer dadurch ein wenig erſchuͤttert hatte/ und zerſprang. Wein, den man in einem Keller in Flas fchen gefaßt , und in einem in verfchiedene Fächer abgetheils ten Korb, wo alfo jede Flaſche durch eine Scheidemand von der andern abgefondert fand, durch einige Gaffen - getragen hatte, war unterwegs zugefroren. Faſt ale Dele 420 Beſchreibung der groffen Kalte verdickten ſich, ſogar in einigen Häufern das Mandelst. Doch war es fonderbat, daß die Kälte in vielen" verſchloſ⸗ fenen Zimmern und Behältniffen nicht an den’ Tagen ſelbſt, da die Atmosphaͤre am ſtaͤrkſten erkaͤltet mar, fondern erft einige Tage nachher, da fie fehon wieder wärmer zu werden anfieng, ſich am empfindlichſten geaͤuſſert, und einige ihrer nachtheiligſten Wirfungen hervorgebracht hatte, So ware z. B. das Obſt und die fogenannte Herdſpeis, (Erdfeüchte) die man theils in Kellern, theils fonft in eigenen Behältern aufzubetwahren pflegt, die beyden letz⸗ ten Tage im Jahr, welche doch unftreitig die Fälteften waren, in vielen Haͤuſern noch ungefroren, und wurde dem ohmgeacht einige Tage nachher noch ſteinhart. & beflagte man fich auch an mehreren Orten, daß die ‚Kälte vom 4, bie zum 7. Jänner, welche durch dag kurze Thau⸗ wetter vom J. bis zum 3. Jaͤnner von der vorherigen viel gröffern Kälte getrennt war, auch weit gröffern Schaden als diefe verurfacht habe. Und fo machte auch icy ſelbſt die Erfahrung, daß der Seifengeiſt, mit dem ich mich ge⸗ woͤhnlich zu raſiten pflege, am 31. Dee. Nachmittags auf meinem Zimmer nod) ganz flüßig, am 3. Jänner und mehrere Tage nachher aber fo dick und unfluͤßig geworden war, daß ich ihn ſtets einige Minuten lang auf den wars men Ofen Binftellen mußte, wann ich mid) feiner bedienen wollte, Sollten aber diefe Erfahrungen, welche zuderz läßig ; und von mehrern Drten beflätiget worden: find, nicht einigermaaffen fcheinen bemeifen zu koͤnnen, daß die Kälte doch in der That fein Bloß negativer Zuffand, fons dern etwas wirkliches und poſitives ſeyn müffe? Ich verſpahre aber eine naͤhere Erklaͤrung dieſer beſondern Erſcheinung auf die allgemeinen Anmerkungen, welche ich meiner Beſchreibung dieſer aufferordentlichen Witte⸗ rung und ihrer merkwuͤrdigſten — eg vn anzuhängen im Sinne habe, | im Decemb. 1788, und‘ ganner⸗⸗ 1789. 421 In vielen Kellern fror der Wein in den Faͤſſern ein, ſogar Burgundiſche und andere ſtarke fremde Weine, die in Flaſchen gefaßt waren, und in verſchloſſenen, aber ungeheitzten Simmern lagen, mochten zufrieren und die Flaſchen zeripalten. Mit dem Obſt und den Erdfrüchten ware: man aber ohne Vergleichung am alfermeiften ih der Noth; denn dadiefe, ſowohl in der Stadt als anf dem Lande, häufig in weniger tiefem Kellern ale dien Weine aufbewahrt werden, fo mochten fie aus diefem Grunde nattirlich auch eher als jene erfrieren. ‚Die Bauern brach) ten. Dabei wegen der Kälte auch wenig mehr auf ben Markt, und. was ſie noch brachten, und vielleicht im Anfang noch ungefroren brachten, erfror daſelbſt. Man machte wohl einige Vorſchriften oͤffentlich bekannt wie man erfrorne Erdaͤpfel und andere Fruͤchte in eiskaltem Waſſer allmaͤhlich muͤſſe auffrieren laſſen, wodurch ſie ih⸗ ren ſuͤßlichen Geſchmack wieder verlieren, und wenn man ſie dann unmittelbar darauf koche, auch unſchaͤdlich und ganz genießbar werden wuͤrden: Allein die Leute hatten zu wenig Zutrauen zu dergleichen: Anweiſungen, oder wa⸗ ren auch zu traͤge, fie nur zu verſuchen Nur wenige mach⸗ ten alſo Gebrauch davon, mehre aber ſpotteten ſogar über die vielen Weitlaͤuftigkeiten, die man ihnen vorſchreiben wollte, und aſſen ihre Erdaͤpfel lieber erfroren. Nun beſorgen noch viele, man moͤchte im kuͤnftigen Fruͤhling wohl nicht mehr. gefunden Saamen genug zur Ausſaat für die Zufunft übrig haben, und das Uebel duͤrfte er in der. Folge noch recht: groß werden: Sn die Biehftälle foll die Kalte ebenfalls him und wie⸗ ber gedrungen ſeyn, und ſowohl im Jaͤnner als Februar mehrere Kühe todte Kälber zur Welt gebracht haben, welches man auch einzig dem nachtheiligen Einfluß. von! jener zufchreiben wollte, N Das Elend und die Noth der Armen war aber bey dies 422 Beſchrelbung der groffen Kälte fer aufferorbentlichen Witterung nicht meniger erffaunlich ‚groß , und überall hörte man auch bittere Klagen und Sammer darüber: Es fehlte den guten Leuten an Holz zur Feuerung, an Kleidung zur Bedeckung, an Speife zur Nahrung, und an Geld und Vermögen, ſich diefe, jest Änfonderheit fo äufferft nothmwendige Bedürfniffe ans sufchaffen. Die Wege in die Wälder, wo fich ſonſt viele mit abgefallenem dürrem Holz zu verfehen pflegten, mas ven durch den häufigen Schnee, und die anhaltenden uns erträglichen Nordmwinde gefperrt, die Arbeit und der dar, aus herflieffende tägliche Verdienſt hatten bey vielen auf gehört, Krankheiten und andere Uebel hatten ſich hie und da noch zu jenem Elend gefellt, und ganze Familien, wel⸗ che man fonft nicht unter die Huͤlfsbeduͤrftigen gezählt hatte, fahen fich bey diefen aufferordentlichen Umftänden aus Noth gedrungen, um Unterffügung und mildthätige Beyſteuern anzuflehen. Und hier ift nun allerdings auch der Drt, der, bey fo vielem Jammer nicht ungerühre gebliebenen, edlen Denfungsart meiner Mitbürger volle Gerechtigfeit wiederfahren zu laffen. Geich einem hellen | Stern, der an einem meift trüben und finftern Himmel einfam zwiſchen zerriffenen Wolfen hervorblickt, glänzte in dieſem fonft fo traurigen, und felbft moraliſch trüben - Winter , die befannte Mildthätigfeit unferer guten Bas terſtadt auch wirklich wieder in einem recht herrlichen Lichte, Nicht allein eine hohe und gnädige Obrigkeit, fondern auch einzelne gefchloffene Gefelfchaften, und eine Menge beguͤterter Privatperfonen metteiferten gleichfans mit einander, jede es der andern an Wohlwollen und Thaͤtigkeit in Unterftügung der leidenden Menfchheit zus vorzuthun. Jene befchäftigte ſich mit wahrhaftig vaͤter⸗ licher Vorſorge einen ganzen Morgen lang mit denjeni— gen Anftalten und Hilfsmitteln welche bey dieſen ms fanden am zweckmaͤßigſten, und zur Erleichterung des im Decemb, 17838, und Jänner 1789. 423 Allgemeinen Elends am fchleunigften zu ergreifen wären, Sie verordnete in einer groffen Rathsverſammlung am 30, Decemb. „Daß nicht nur die bisherigen gemwöhnli; chen Lieferungen und Abgaben von obrigfeitlichem Holz ‚und Torf in die Stade vermehrt werden, fondern bie. Hrn, Geiftlichen der Hauptftadt dem Hrn. Bauherr übers dieß noch ein genaues Verzeichniß der wahren Bedürftis gen eingeben follen, damit felbigen je nah Erforderniß der Umftänden fowohl mit benöthigeem Holz und Torf, als auch fogar mit Beyfteuern an Geld koͤnnte beygefpruns gen werden. Daß ferner der Bauherr durch feine Uns terbeamtete jedermann in allen Häufern ernſtlich vermahs nen folle, bey diefer groffen Kalte mit Feuer und Licht auf dag forgfältigfte umzugehen, den Zuftand der Schorn; fleine und Rauchfänge zu dem End mit Fleiß unterfüchen, und nöthigen Falls durch die Schlotfeger reinigen zu Iafs fen. Daß endlih auch in dem Spithal, auf der Haupt mache, und auf den Stalden in der untern Stadt be; fländig warme Zimmer in Bereitfchaft follen gehalten wers . den, damit die in die Stadt fommende Landleute daſelbſt eine Zuflucht gegen die Kälte nehmen und finden koͤnn⸗ tn. uf. mw. | Diefe hingegen theilten nicht nur bey ihren Häufern den Armen in beträchtlicher Menge Geld, Speife, Kleis der , Holz und andere folche Aufferft nothtwendige Lebens, bedürfniffe aus, fondern fie fchickten diefelben auch oft, und zwar zumeilen auf die edelfte und großmüthigfte Ark, ohne ſich zu nennen, hiemit auch ohne afe Anfprüche auf Danfbarfeit und laute Belohnungen ‚ in die ihnen wohl; befannten nothleidenden Häufer; oder ſtellten ihre Als mofen auch nur den Herren Geiftlihen der Stade zu, und überlieffen daun ihnen die Austheilung und Anwens dung derfelben. Wirklich empfiengen aud) biefe um jene zeit innert weniger dann 14. Tagen von verfchiedenen = 424 Beſchreibung der groſſen Kälte. Orten her an Privat⸗Steuren die Summe von mehr als 2000. Kronen, unter welcher Zahl die oͤffentliche Steuer, von mehr als 1350. Kronen, welche am Weyh⸗ nachtstage fuͤr die im vorigen Sommer durch Gewitter beſchaͤdigten in allen Kirchen der Hauptſtadt eingeſammelt wurde, und alfo, ohngefähr.auf die. gleiche. Zeit ‚fiel ,. bes greiflich nicht einmahl-mitbegriffen ift; und, hierdurch kraͤftig unterſtuͤtzt, konnten ſie nun allerdings auch, ein jeder in ſeinem Bezirke, wenigſtens der dringendſten Nord wehren. Mit erſtaunlicher Mühe theilten fie demnach in der allerſtrengſten Zeit bey ihren Haͤuſern taͤglich Holz, Brod, Geld , Kleidungsſtuͤcke, dir fie. nen kauften, u. d.g, an die Huͤlfsbeduͤrftigen aus; fiebefuchten die entferntern oder auch Die ſchamhafteren, Armen in ihren Wohnungen ſelbſt, und brachten ‚ihnen wirkſamen Troſt und Unter⸗ ſtuͤtzung dahin; einige mietheten auch groſſe warme Zim⸗ mer, in welchen ſie taͤglich eine Menge frierender Armen ſi ich berfammeln , und unter. gewiſſen Einfhranfungen und Bey. gehöriger Aufficht daſelbſt ihren Arbeiten obliegen. lieſſen; fi fie mußten mit, ‚einem Wort, gleich den Apofteln in jenem frähen Alter des Chriſtenthums, Act. 6, bey⸗ nahe den Dienſt des Worts eine geraume Zeitlang unters laffen, und zu Tifche dienen. Zum Glück hörte aber diefe firenge Zeit mit der bald Darauf erfolgten Abnahm der Kälte nad) einigen Wochen auch wieder auf, nachdem fie. bey allem, ‚geftifteten Jammer doch menigftens dag Gute gewirkt hatte, daß. fie in den Herzen unſerer edlen Berner und Bernerinnen manche, menfhenfreundliche Em⸗ pfindung ‚aufgeregt, und ihnen dabey zugleich auch zu eis, ner, Gelegenheit, diefelben, auf: die aroßmüthigfte Weiſe an den Tag zu legen „. gedient, hatte; gefeßt auch, daß. Diefe, ihre, aus dem. veinften Herzen entfprungenen, ſchoͤnen Aeuſſerungen durch viele unverſchaͤmte Arme nicht von. ſolchen Empfindungen. von Daukbarkeit und. ein ſo wuͤr⸗ — im Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 425 diges Betragen ſeyen erwiedert worden, als ſie es wirk lich werth geweſen waͤren. Jedoch ich kehre nun wieder zur meteorologiſchen Beſchreibung des Gangs der: Wittes tung auch nach jener PN, Feohr der- MEER und graufamften Kälte, zurück, '. Am 31. Dec, Nachmittag nad) I uhr, ſtieg das EHI bis auf — 14°, alſo doch einen Grad höher, als es am 30. Nachmittag geftiegen war; in der Nacht, nach To Uhr fiel e8 indeffen wieder bis — 19 }2°. alſo ‚eben fo tief, als es am Abend zuvor. ‚gefallen war, fo. daß hiemit dieſe beyden Tage, wenigftens bey uns, mit Recht für die kaͤl⸗ teften. vielleicht diefeg ganzen Jahrhunderts anzufehen find, Es warsam 31, eine ſchoͤne, doch nicht volfommen helle Nacht, zuweilen famen fleine , ftinfende und bald wieder vergehende Nebelchen daher, von denen ich aber nicht weiß, ob ſie an andern Orten ſich auch eingefunden haben, oder ob fie nur aus der, unfere Stadt beynahe ganz ums flieffenden Aar aufgeftiegen, und hiemit ganz lokal gewe⸗ fen find. Gegen Morgen am 1: Jänner hatte fich aber der Wind ganz, geändert, und bließ nun aus: Suͤd⸗Oſt, das Barom. mar auch über zwo Linien gefallen, dag Sherm, bis 14% gefliegen, und der, Himmel ganz trüb und- bedeckt geworden. Gegen. 104 Uhr mochte es fogarı ziemlich flark, doch nicht lang, ſchneyen, das Therm, flieg Nachmittag noch big zu — 8°. und blieb am Abend bey— 9°. fleben, und bis um 10. Uhr fiel auch dag Barom. noch um etwa zmo Linien tiefer. , Es fehneyte nun auch feit, 8. Uhr wiederum, und in der Nacht fieng es fo: gar an, aus Werten zu ſtuͤrmen; dieß machte, daf die Kälte noch fiärfer abnahm, und das Therm. am 2. fruͤh zu. 4% und Nachmittags fogar zu — 10. zu ſtehen kam. Am Abend heiterte ſich aber der Himmel wieder etwas auf, die Kaͤlte blieb ſich daher auch ohngefaͤhr gleich, oder nahm vielmehr ein wenig zu, und. Das Barom, war + 426 Beſchreibung der groffen Kälte auch feit dem Sturm aus Weſten in der vordern Nacht wieder ploͤtzlich und flarf in die Höhe gefliegen. Am 3: Nachmittag, einen Tag nach einem Mondsviertel, ges wann aber die Bife wieder gänzlich die Dberhand, der Himmel ward zugleich vollig Helle, das Barom. ſtand fehr Hoch, und flieg noch immer, und die Kalte nahm alfo auch mieder aufferordentlich ſtark überhand, Am glei⸗ chen Abend nad) 10. Uhr ftand das Therm. ſchon mieder bey — 13°. den 4.5.6.7. und 8. früh, war ed, bey meift fehr fchönem Wetter, immer gwifchen —ı00. und — 150. ja am 7. des Morgeng frühe gar bey — 16% °; da aber am 8. Vormittag ein Weftwind daher Fam, dag Barom, auch feit dem 3. früh, da es fo hoch als diefen ganzen Winter noch nie ſtand, wieder flarf gefallen war, und noch immer. fiel, und der Himmel fich dabey überzog, fo nahm die Kälte auch wieder zuſehends, und zwar fo ftarf ab, daß am 10. Nachmittag das Therm. bey ziemlich ſtarkem Schneewetter fogar wieder einen Grad über den Gefrierpunft zu fliehen Fam, ein Standpunft, bey dem es fich feit dem 4. Dec. nie befunden hatte, und am 11. endlich, an dem critifhen Vollmondstag, bey ziemlich ſtarkem Suͤdweſtwind, auf welchem am Abend ein Dicker Nebel folgte, ein vollkommenes Thaumetter einfiel. Obn; gefahr um diefe Zeit wurden auch faft alle Mauren in der Stadt, welche von dem vorhergegangenen Froſt aufferors dentlich ftarf erfältet worden, mit einer dicken Rinde von fogenanntem Gicht oder Rohreiff überzogen, der an eis nigen Drten bis zum Ende des Monats fortdauerte, und den Gebäuden, die damit behangen waren, ein ganz neues und heiteres Anfehen gab. Dieß Thauwetter hielt num endlich auch an, dag Therm, fiel zween einzige Tage, den 23. und 24. Jänner frühe noch auf—6% °. den 26. am Neumond, Nachmittag ftand es hingegen bey— 7. und am 3.4. und 5. Febr. Can welch leßterm Tage frühe u im Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 427 nach 5. Uhr einige Perfonen mitten unter fehr heftigen Windftöffen fogar ein leichtes Erdbeben wollen bemerkt haben) verſchwand endlich bey einem fehr flarfen, an baltenden‘, und mit vielem Regen, Schnee und Rieſel begleiteten Sturm aus Süd Welten auch der gröffere Theil der alten dicken Schneedegfe vollends , fo daß nur an fchattichten Dertern und auf. den angefäeten Aeckern , (die überhaupt den Schnee ſtets länger behalten , alg der nicht aufgebrochene grüne Raſen, durch welchen die äuffere Kälte begreiflich weniger leicht als durd) jene hin⸗ durch dringen kann) hie und da noch einige mehr und weniger groſſe Ueberrefte davon liegen blieben, Der Beſchluß folgt in dem nächften Band. Erklaͤrung der meteorologifhen Tafel. Die Abficht diefer Tafel iſt, die ganze Befchaffenheit, der Witterung , wie fie fi zwifchen dem 13. Nov. 1788. und 11. Sanner 1789. zu Bern und Genf verhalten, dem Auge fo finnlich als möglich und in einer gedrangs ten Ueberficht darzuſtellen. Die Leiter, auf welcher die Veränderungen des Baro— meter und Thermometer von diefen beyden Städten vorgeftellt find, Fann als eine Mufifleiter betrachtet wer⸗ den, die ohne Schlüffel unverftandlich iſt. Hier find zween doppelte Schlüffel dazu, einer oben der Ränge nach, welcher die Monate und Tage nebft den Monde yunften, und ein anderer vornen zur linfen Seite der Höhe nach, der ſowohl den Gang des Barometers, al die mittlere Höhe des Thermometers, dieſe für jeden Tag aus drey Beobachtungen berechnet , anzeigt. Dem Barometer ift zu feinen Veränderungen ein Raum von 2. Parifer Zollen Höhe, in Kinien abgetheilt, anges % — 428 Beſchreibung der groſſen Kälte wieſen. Den Graden des Thermometers hingegen konnte ich eine willkuͤhrliche Groͤſſe und Stand auf der gleichen Leiter vorzeigen; ich lieſſe immer je zwey derſelben auf eine Linie gehen, und ſetzte die Linie, die den Gefriers punkt bezeichnet „for hoch, daß dem Gang der dießjaͤhri⸗ gen Kaͤlte unter derſelben ein genugſamer Platz übrig blieb, und ihre beyde Extremitaͤten weder oben mit den Barom— Veränderungen, noch unten mit der Vorſtellung der Wit⸗ terung in eine. vermirrende Collifion fommen fonnten, In den Sommermonaten muͤßte man die gleiche Linie begreiflich tiefer ſehen, ich verlege ſie — auf 25“. 1“. M— Die Tage haͤtten etwas weiter aus einander gezogen, und die kleinen Quadrate, die ſie jtzt mit der Linienhoͤhe bilden dadurch in ligende Rechtecke verwandelt werden koͤnnen, welches nicht nur einen groͤſſern Raum fuͤr die Anzeige der Barometr. Veraͤnderuungen verſchaffet, und hiemit die Genauigkeit derſelben vermehrt haͤtte, ſondern uͤberdieß noch einen eigenen groſſen Vortheil für die uns ten daran befindliche iNuminirte Worftelung der Himmels⸗ geftalten und Witterung gehabt haben würde. Denn da man jtzt bey den aufgeflellten Nechtecken , welche Die Ans zeige ihrer Veränderungen enthalten, diefe letztern mit einiger Mühe gleich der chinefifchen Schrift, von oben, wo ich den Morgen annehme, niederwaͤrts leſen muß, woder Abend deffelben Tags ſteht, und dann für den fols genden Tag genöthiget ift, wieder oben anzufangen u. ſ. w welches beydes unbequem und midernatürlid iſt: So mürde man hingegen, wenn die Tage weiter auseinans, der gegogen wären , und lauter liegende Rechtecke bilde ten, für die Vorſtellung der Himmelsbefchaffenheit auch ein folches ligendes Nechteck wählen, und dann die Vers änderungen derfelben eben fo natürlich und ununterbros cheu fortlaufen ‚als fie in der Natur felbft erfolgen, in im Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789 429. demſelben haben ausdrucken und anzeigen Finnen. Ja fogar die Nacht würde man durch einen im Winter ſehr und im Sommer verhältnißmäßig weniger breiten dun⸗ keln Strich, der die Tage, ſtatt der tigen ſchmalen Linien, von einander hätte fcheiden müffen , haben anzei⸗ gen Fönnen, wodurch die Vorftellung nothwendig noch täufchender und nnd natürlicher geworden wäre, ) Allein ich befliß mich der Kürze), weil es mir an einer allge, ineinen Darftelung dee Gange der Witterung 'genügte) und id) die gar zu Eleinen undedeutenden Nuͤances in den Veränderungen ſowohl des Barom) als der ——— an gerne übergehen wollte. | ' Die Farben zeigen die kaͤgliche Beſchaffenheit des Him⸗ mels an. In der Natur ſind die beyden Extremitaͤten eine ganz reine beitere Luft mit ſchoͤnem Sonnenſchein, und ein truͤber finſterer Regentag; das Mittel zwiſchen beyden haͤlt ein mehr und weniger bedeckter und uns mwölfter Himmel, aber ohne Regen. Die erfte Ertremis taͤt habe ich auf dem Papier mit ſchoͤnem gelbem Gum; mis Gutt, das mir den Sonnenſchein vorfiellen fol , ans gezeigt, die letztere aber mit tiefem Endichtblau, weh ches den Regen bedeutet. Zum Mittel wählte ich grün, weil diefe Farbe befanntlic, aus gelb mit blau gemiſcht entfteht , und fich diefen beyden Gtundfarben durch uns terfchiedliche Mifhung auch mehr und weniger ähnlich machen läßt. Die Nüances von hellecm und dunflerm) gelberm und blauerm Gruͤn zeigen alſo an mie ſich die *) Allzulange dürften jedoch dieſe Rechtecke auch nicht gemacht wer⸗ den, weil ſonſt die Veraͤnderungen des Barom. zu ſehr aus eins „ander, gezogen, und eben dadurch dem, Auge, auch weniger. aufs | fallend gemacht, auch ein gar viel Eleinerer Zeiteaum als fonft zu⸗ ammen vorgeſtellt, und mit einem Blick uͤberſchaut werden konnte +" Eine glüdlihe Mittelänge von etwa 3 bie 3 1/3 res düntte mich hinweichend zu ſeyn N 430 Beceſchreibung der. groffen Kälte Witterung auch bald mehr dem fhönen bald dem Regen⸗ wetter näherte. Weil man die Nebel nach den neuern Erfahrungen meift eleftrifch gefunden hat, fo flellte ic) fie durch eine verfchiedene Farbe, durch blaß Carmin vor, denn der hoch Zinnober rorhen bediene ich mic) im Sommer zur Anzeige der Donnermetter. Die Oran⸗ gefarbe bezeichnet mir die Nordſcheine, deren aber auf diefer ganzen Tabelle Feiner vorfommt , und die dunkel, (dwarze die Erdbeben; häufige Kleine ſchwarze Punfte find dann Rieſel und Hagel. Die Luft felbit Fann aber befanntlich bey allen — Veraͤnderungen, ſowohl ſtill als windig ſeyn. Ich konnte alſo dieſen Umſtand nicht wohl durch eine neue Farbe ans geben, und in die jedesmalige Borftellung ber Himmels, geftalt einflieffen Taflen ; Die Verwirrung würde unver; meidlich geworden feyn. ch mußte vielmehr eine Hiero— glyphe ausfindig machen , die zu allen Farben paſſen, fic) ohne Vermirrung neben fie binftelen, und gleichſam an fie anfchlieffen laffen mußte; und da dünft mid nun folgends das Fürzefte und zweckmaͤßigſte zu feyn. Ich 30g unten an jene Colomne, in welcher die Beränberuns gen der Witterung vorgeſtellt find, eine neue Linie, big zu welcher ic) die Farbe deffelben Tags hinunter zog, wenn die Luft an denfelben in Bewegung gemefen, oder aber den Raum Ieer und weiß ließ, wenn fie windſtill geblieben war. Bey den oben vorgefchlagenen ligenden Rechtecken würde id) aber lieber zwo folche ſchmale Linien, eine oben und eine unten, beyfügen, und bey mindiger Luft Die Farben in beyde übergehen laffen, wodurch dann Die Witterung folcher Tagen gleichfan aufgeblafen und baucbig herausfommen würde; je färfer der Wind ges weſen wäre, defto einen gröffern Schwulft würde ich bes greiflih auch bey der Witterungss;EColomne anbringen. Die Namen der herrfchenden Winde müßten jedoch immer im-Decemb. 1788, und Jaͤnner 1789. 431 wit Buchflaben unten daran angemerft werden, welches aber nad) meiner Empfindung weder. das Geficht noch das Urtheil des Betrachtenden viel floffen würde, Diefe Borftelungsart der Witterung duͤnkt mic) übris gens fo einfach , anſchaulich, natürlih, und, wie ich aus der Erfahrung weis, zugleich in kurzer Zeit für jes dermann fo faßlih und begreiflih, daß ich fie gerne zu mehrerer Vervollkommnung (deren fie allerdings noch fähig ift) und Nahahmung empfehlen möchte. Freylich dürfte oft ein ziemlich buntfihedigtes Farbenfpiel dabey heraus fommen, infonderheit wenn etwa an einem Tage Die Witterung mehrern Veränderungen und Uebergängen von einer Extremität in die andere unterworfen gemefen wäre; aber giebt ed auch in der Natur wohl etwas ver änderlicheres und mannigfaltigeres als die Witterung ſelber iſt? Sch habe oben geſagt, daß ich die Luft in Bewegung , oder den Wind und Sturm, von der wind; ftillen Euft zu unterfcheiden für nöthig halte, und zugleich gemeldet, auf was fuͤr eine Art ich beydes vorzuſtellen pflege: Da aber in den Genfer Beobachtungen, aus mwels chen ich die untere Vorftelung auf meiner Tabelie ver; fertiget habe, diefen Unterfchied nicht angemerkt, fondern vielmehr jeder Tag, ohne Ausnahme, in dDenfelben mit eigenen und beftimmten Namen von Winden bezeichnet ift, die an denſelben geherrfht haben follen; (wahrs fcheinlicy ftet8 mit denjenigen , fo an diefen Tagen etwa durch die Windfahne angezeigt worden find; weiches mir aber noch lange nicht genugfam ift , weil weder die Stars fe und Schwäche des Windes, noch die groffen wichtigen Strömmungen der Luft bey diefer Methode merklich ger macht, und von den Ffleinen, unbebeufenden, und oft nur von Rofalurfachen herrührenden Erfihütterungen der; felben , die indeffen fo gut als jene auf eine bewegliche Windfahne wirken, koͤnnen unterfheiden werden) fo habe ! a “ * 432 Beſchreibnng der groſſen Kälte te. ich den ganzen, ſonſt fuͤr die Winde beſtimmten Raum bey derſelben auch leer gelaſſen, und nur bey der obern Voͤrſtellung, die aus meinen eigenen, hier zu Bern ange⸗ ſtellten Witterungsbeobachtungen zuſammen getragen iſt, die groͤſſern Strömungen der Luft nebſt ihrer jedesmalis gen Dauer , die oft von mehrern Tagen, ja ganzen Wos chen war, angezeigt, welche auch „den Zuſtand ſowohl der Temperatur als der Witterung felbft für diefelbe ganze Zeit gemeiniglich faft einzig beſtimmt haben, f au ——— des —— mochte ‚ich ice * o abfcheuliche,. und; das Aug, ganz ermuͤdende und vers wirrene —A—— Rt ih ’ ei einialich zu thun pflegt. Es mar mir nur darum zuthun, den Bang der Rälte überhaupr anzhfetgen, nnd einer allgemeinen Ueberfiht zu unterwerfen „und dazu ‚fihien mir. dag Mitz tel aug drey täglich angeftellten Beobachtungen hinlaͤng⸗ —* 5 lich ie — J hoͤch⸗ eu und niedrigſten Stand des Inſttuments mi —D finde aber auch nicht, daß man 9— Mh, t ‚man doch immer, welches überhaupt. die kaͤlteſten und waͤrmſten Tage während dieſem ganzen Zeitraum geweſen waren; und iſt dag nicht alles, was man verlangen fann? Die jedesmaligen hoͤchſten und ztiefften ‚Grade, der Tem⸗ peratur fommen ja ohne dieß in der Beſchkeibung felbft mit Genauigkeit angezeigte vor. Aus gleichem Grund, und um mich uberdieß noch enger zufammen faffen zu koͤn⸗ nen, babe ich ‚auch, wie ſchon oben. angemerkt ift „Die Pariſer Einie je in zwey Thermometer; Grade getheilf, und die Linie, welche den Gefrierpunkt vorftellen fol, Die gans ze Leiter hindurch mit ſchwarzen Punkten dem Auge kennt⸗ lich) gemacht, Natürlich zeigt nun die blaue Farbe auf der Witterungs Colomne, beym Stand der mittlern Sherm. Höhe unter diefer Linie, allemahl auch Schnee, über, derfelben aber Negen an. Die Barom. Höhe habe ich übrigens nicht durch das Therm. corrigiefz denn für MWitterungsbeobachtungen dünfte mich dieſe Genauigfeit fo. ziemlich) uberfiußig gu ſeyn. 7 Aeuſſere Befhreibung ber ſich unbezweifelt natuͤrlich findenden Salze | Doctor a Karften. | Magaz.f. d. Naturk. Heletiens. IV,B. Ce 434 Neiiffere Befchreibungen 1 Vitriolſauer-Salz. 1. Natuürlicher Vitriol. Man findet ihn von einer graulicht weiß en, gelb⸗ lichweiſſen, apfelgrünen, blaß ar nen und bimmelblauen farbe. Der äußern Geftals nach, derb, eingefprenge und tropfiteinartig ; Sein Äufferer Glchs, iſt zufaͤllig; Inwendig aber iſt er theils glaͤnzend, theils weniger glaͤnzend, welches ſchon abe ur ha von ſeiden⸗ artigen Anfehen ; * Die aͤuſſere vbeflah⸗ mei rauf And us 7 Im Bruce ift er am gewöhnlichhten zart: gerad sund gleich lalfend⸗ faferich ‚ der des glängenden aber ift blaͤt⸗ terig; Seine Brocflüce: find nt nicht ſonder⸗ lich ſtumpfkantig; Er iſt übrigens ſehr weich; Theils halbdurchſichtig, theils — Fuͤhlt ſich ziemlich kalt an; Iſt nicht ſonderlich ſchwer; Und bat einen herben zuſammenziehenden Geſchmack. 1. Anmerkung. Die Natur liefert niemals reine Kupfer, Zink; oder Eiren. Vitriol; fondern alle drey untereinan⸗ der verbumden. | 2. Anmerkung. Er finder fih in Ungarn, zu Fahlun in Schcheden, auf dem Harze und in Sachfen. 2. Haarſal z, Seine Farbe itfilberweig, 5 ein wenig ins apfelgruͤne fallt, RE RN Ev m 22 m > | der, natuͤrlichen Salze. 435 Es wird eigentlich nur in höchftzarten, baarförmigen Kriſtalleu gefunden, welche aber fo dick aufeinander hiegen, daß fie eine derbe Äuffere Geſtalt bilden. Es ht das Mittel zwifchen glänzend und wenig glänzend / und it von Geidenartigem Anfehen, Hält ınan feine änfere Geſtalt für derb , fo verwandeln ich die Kriſtalle in zart⸗ krum⸗ und gleichlaufend faſrigen 2* ; Es iſt uͤbrigens — ——— ch; Fuͤhlt ſich nicht ſonderlich kalt an und iſt leicht; auch Von einem ſußlicht zuſammenziehenden Geſchmack. So viel ich weiß, kommt es nur in Italien und Ungarn or. 3. Bergroder Steinbutter. Sie findet ſich von einer mehr oder weniger dunkeln ifabelgelben Farbe; verb; Iſt inwendig ſtartſchömmernd und hat dabey Wache; glanz; Ihr Bruch if geradblättrig; Die Bruchſtucke find unbeſtimmt eckig, —ER Sie zeigt Fleinzund feinkoͤrnige abgeſonderte Stüde Iſt an den Kanten durchſcheinend; Schr weidy faſt zerreiblich; Fuͤhlt ich gar nicht kalt, Aber erwas fett an; Iſt nicht fonderlih ſchwer, und hat einen ſüßlicht zufammenziehenden Geſchmack. Dieſes Foßil wird von der Natur an denen Diten ges 436. Aeuſſere Beſchreibung bildet, wo die fogenannte Alaunerde ) ſehr reichhaltig iſt und die äußere Luft berührt. Auf dieſe Weiſe findet man es vorzüglich fehön zu Muſka in der Oberlaufig. * I Kochſalzſauere Salze 1. Steinſalze—⸗ a) Blaͤtteriges Steinſalz. Dieſes trifft man hell» gräulich » gelblich » und roͤthlicheiß an, ferner Perlen »grau , Hiacinth » Sleifch , und bräunlich roth, endlich aber von einer Mittelfarb zwifchen Blut ; und bräunlichrotb. Es wird derb, (in aufferordentlich beträchtlichen Floͤzzen) grobeingefprengt, und mit fegelförmigen Eindrüden, wie auch. £riftalifiet gefunden, legteres immer involllommnen Wuͤrfeln / welche theils mittlerer Größe theils Elein und nicht nur auf,fondern auch in ganzen Drujen ——— ge⸗ wachſen ſind; Der aͤußere Glanz iſt zufällig, innwendig iſt es hingegen alänzend von Glasglanze. Die Oberflaͤche der noch unverſehrten Kriftalle if — Die Bruchſtuͤcke find würfich. Es zeiget aroßsorob » und Eleinförnige abgefonderte Stüde, auch zumeilen , wiewohl undeutlich dünnftängliche. Uebrigens verläuft es fich aus dem durchſichtigen bis ins durchſcheinende; Iſt weich; Giebt durchaus einen graulichtweißen —— Fuͤhlt ſich kalt an; Iſt nicht ſonderlich ſchwer, und hat einen ſuͤßſalzigen Geſchmack. ) Rirwans eiſtutenaer Thon. (Nr fs d. deutſche Ueberſetz. ſ. Mine⸗ ral S. 211. 2.) der natuͤrlichen Salze 437 Am fchönften ‚bricht es in Gallisien , fonft kommt es auch noch in Polen, Schlefien, Tyrol, England ic. vor b. Faſriges Steinfal;. Seine Farbe iſt theild graulich weiß, theild gelblich gran Lavendelblau , Perlgrau und Fleifchroth, Es findet fih nur derb; Iſt inwendig fchimmernd, felten wenig glänzend; balbdurchfichtig und durchfcheinend, jenes im geringeren Grade; Der Bruch. if. faſrig, meift zart, Erum und gleichlaus fend, höchfifelten gerade , grob und auseinanderlaufend, Die Bruchſtuͤcke find unbeſtimmt ecig, ziemlich Rumpf kantig; Sehr ſelten wird es von duͤnnſtaͤnglichen abgeſonderten Stuͤcken gefunden und dann geht es in die vorige Art über, Uebrigens ift e8 geringem Grade weich und kommt faft mit der erftern Art überein. „Die Geburtsorter find die vorigen. 2. Natuͤrlicher Salmiak. Man findet ihn von einer gelblichtgrauen, etwas ſchmuzig apfelgruͤn, und braunlich ſchwarzen Farbe; In einzelnen zuſammengebackenen Steinen, uabıhulocfern ganz Kleinen Kriftallen , welche undeftimmbar find; Er if innwendig glänzend und wenig glänzend von gemet nen und zwar Glasglanze; Theils weich, theils ſehr weich, weus ſehr weich und zerreiblich; Nicht ſonderlich fchiwer , und giebt einen kuͤhlen ſtechend ſalzigen Geſchmac. Die uͤbrigen aͤußerlichen Kennzeichen ließen ſich wegen Klein⸗ heit der Theile nicht wohl beobachten. Man findet ihu in Perſien, in einigen eugliſchen Stein kohlengraͤben und am haͤufigſten in Italien, in dee Nach⸗ barſchaft der Vulkanen. —* 438 Aeußere Beſchreib. der natuͤrl. Salze. 111. Sedativſalzfaure Salze. Tinkel. Dieſes Foßil habe ich nur von einer graulich » und graulich⸗ weißen Farbe gefunden; Der aufern Geſtalt nach big ist blos kriſtalliſirt, und zwar in einzelnen loſen volllommenen fechsieitigen Säulen, an welchen zwey gegenuͤberſtehende Settengaͤe mer lich breiter fi —* als die vier übrigen, e Oberfläche der Kriſtallen ift ein wenig rauh; aͤußerer Glanz zufaͤllig; Funmwendig hingegen iſt Diefed Foßil glänzend , von ges meinem und zwar Warhsalanze. Der Bruch ift krumblaͤttrig, doch ſcheinen die Blaͤtter im ganzen alte nach einerlen Richtung zu geben; Es ſpringt in unbeſtimmteckige nicht onderlich ſtumpfkanti⸗ ge Bruchitüde; Iſt in hohem Grade halbdurchſichtig; eich, dem ſehr weichen ſich naͤhernd; "GSprdde; DaF Leicht zu zerbrechen, / r a Fuͤhlt fich ein wenig kalt; ng etwas * any Et din und iſt nicht fonderlich, (hi. er. Am haͤufigſten Eommu dieſes Kohl im Koͤnigteich eChibet vor. dizumgi | IV., Saugenfalse., RETTET Pier | Vsrhrlihes Mineoralslkali Seine Farbeift gelblich gt au welches in das iſabelgelbe faͤllt; Es wird von matten, Finen, ſtaubartigen Theilen, die loſe und nicht zuſammengebacken find , — | Fühler ich mager, 1 n- und garnicht kalt an; —* Be ——— Iſt micht fouderiich ſchwer und | hat den bekannten faugenhaften Geſchmack Die übrigen aͤußerlicheu Kennzeichen find, ‚wegen Sieiubeit der r Theile nicht zu beobachten. In arn und in der Schweiz ſoll es vorkommen. —— Alaunſchiefer und die ſogenaunte Alaune de ‚Reben in den Syftemen unter den Thonarten, der natuͤrliche Ralfborar aber ıc. umter den Kalfarten daher uͤhergebe ich dieſer Foßilien aͤußere ge Marbing, im November 1788. DE, Guftar —* 4 Schreiben eines Schweizer iſchen Landmanns Heinrich Boſſhard an ſeine lieben Landsleute auſch Deſſau iur ciao ck „ Alle menfchliche Arbeit und Muͤhſeligkeit if freylich am „Ende nichts. — Wenns koͤſtlich geweſen iſt, Muͤhe und Ar „beit geweſen! — Aber eben durch Streben, durch »Muͤhe uud Arbeit ward's Föftlih!” OR — a —* * “ —* * * — —— * Site T “ St Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht Hans Georg Prinzen von Anhaltc. ꝛc ꝛc. dem Herrn zu Magdeburg ꝛc. ꝛc. ꝛc. zugeeignet. J *⸗ J Arte — zet N 14 k + I \ * h —— A - 443° ) Es iſt nicht Schmeicheley ‚daß ich Ihrer Hoch⸗ fuͤrſtlichen Durchlaucht dieſen geringen Brief zueigne, ſondern Liebe. — Ich weiß, Ihro Hochfuͤrſtliche Durchlaucht nehmen mirs gnaͤdig auf, die herablaſ— ſende Hulde und Hnade gegen mich — bis ar den lez ten Moment, ift mir Pfand dafür, ’ Gnädigfler Bring! ich fage nichts weiters, alseine Stelle aus meinem Briefe an meinen gnaͤdigſten Fuͤr⸗ fen an dem Iezten Sonntag meines Aufenthalts auf Ziewick gefchrieben. „» Wenn ich mein Aug auf den Georgen: Garten „richte — mir flieffen Thränen — meinen irrdifchen „ Schugengel nennte ih Sie. — Ihre gnaͤdige Hulde gegen die Arbeitenden überhaupt, Ihrer Hohfürftlihen Durchlaucht mehr Ehre J ich ſagen kann. — Und diefer Brief, welcher aus einem redlichen Herzen geſchrieben, und eine deutliche Beſchreibung vom Duͤngen enthaͤlt *, iſt Pfand mei; ner Liebe zu Deſſau. — Ich weiß mein großmuͤthiger Landesvater, mein gnaͤdigſter Fuͤrſt wird dieſen Brief gnaͤdigſt bewilli—⸗ — — — — — — — — * Schweiß ſehr wohl, daß noch vieles mangelt, meine Beobachtungen, ſowohl in Deflau als in der Schweiz‘, zu welcher Seit, bey welder Mit’ terung, zu welchem Gewaͤchſen die Jauche vorzüglich gut thut, und wie die Be andlung des Erdreichs ſeyn muͤße. — Dieſes iſt ein Ge- genſtand für die kuͤnftigen Winternaͤchte. — Wird dieſer Brief gut aufgenommen von den Verſtaͤndigen? gen ‚ich hoffe, befolgt, koͤnne dieſer Brief großen Segen ftiften; mein mit Dank und Ehrfurcht erfülltes Herz hoffet diefes. i j Sort fegne meinen theuerften Landesvater, und Sie, anädigfter Bring, nehmen mir diefen Schritt gnädig auf. Ich bin mit tiefftee Verehrung Ihro Hochfürſtuchen Durchlauchten Ruͤmiken am Neujahrstag 1788. unterthänigfter Diener Heinrich Boßhard, 445 Ein Wort an Deffau, Ich lebte eine gar zu kurze Zeit unter Euch, als daß ich Euch perſoͤnlich nuͤtzen koͤnnte, wie ich ſehnlich wuͤnſchte, aber die kurze Zeit iſt mir fuͤr mein ganzes Leben lehrreich, Gott weiß, wie wehe es mir that, mein theures Vaterland u verlaſſen — meine theuren Freunde zu verlaffen ); als ich bey Euch ankame, wurde ich von wenigen unter Euch gekannt, und ich mußte ‚manches erfahren, — — doch von dem rede ich kein Wort; — ich fand bald fo brave, edle Menfchen , die mich liebten, und ich fie, und mit ihnen rede ich, und fie hören mich gerne reden. Als ich bey Euch are fame, ſtellte ich mich ald ein Schweizer , deffen Adel Ehr— Sichkeit und Wahrheit ift ; bey allen Anläffen redete ich we— nig von mir ; bey allen Euch fremdfcheinenden Einrichtung gen mit dem Dung und der Jauche redete ich wenig von mie und meinem Werk; aber von meiner lieben Schweiz fagte ich deſto oͤfter: So iſts in der Schweiz, ſo nügt man. den „Dünger , fo behandelt man denfelben ” war faſt immer (um Niemand zu drucden) mein Reden. Auch von Eudy lernete ich vecht viel Dekogomifched. D , wie's mich freute, wenn ich etwas fahe, welches nuͤtzlicher und Eluger war, als in meinem Vaterland, und id) muß geſtehen, Die Liebe, welche. viele wackere Landwirthe zu mir hatten „ bewegte mich zur herzlichen Gegenliebe. — Die freundliche Einias ——— ”) Das Merkmal der wahren Freundſchaft iſt wenn fie in der Abwe⸗ fenheit sunimmt,, — Lavaters Salomo, 8. 655. Daß ed mir ſo gieng ‚ seigt mein Herzens Brief an meine lieben Schwerer — “ Lies „be bleibt Liebe, was verfchwinden kann, war nicht Liebe,” Eben daſelbſt $. 96. 246 Boßhards Schreiben dung des Hoch: Em. alten Greifes Herrn Kammer Prö, fidene Stänz in feinen vortrefflichen Garten, und mit welcher Liebe und Freundlichkeit er mir alles zeigte in dem fchöuen Garten, und mich jedesmal mit väterlicher Theils nahme an meinem guten Fortlommen aufmunterte und ſtaͤrkte, und mich feiner Hülfe , falld mir jemand etwas widriges thun follte, verficherte ; dieſes erweckte bey mir und den meinigen manche Freudenthräne, unvergeflich find mir die weifen Reden, mit welchen er fich mit mir von der Landwirthſchaft in feinem Garten unterhielt, —* eine Zierde für die Stadt Deſſau if, Und Sie , Herr Kammerrath Mann , wie könnte ich Sie jemalen vergeffen , meine Seele heiterte ich jedesmal auf, wenn fie auf den Ziebick kamen, Sie verdienen berglichen Hank von mir, Sie gaben während dem ganzen Bau meis ned Hanfed und Scheunen, mir kein unfreundliches Wort , feinen hämifchen Blick; Sie fahen bald mit Ihren ſcharfen Blicken, was gut und müglich für ınich war, und was die gnadige Adficht unferd edeln Landesvaters fey; Sie find die Haupturfache , dag alles fo ſchoͤn und nüglich iſt ein⸗ gerichtet worden auf meinem lieben Orte Ziebick. — Ich danke Ihnen hier oͤffentlich, nnd bitte Sie im Namen des gemeinen Volkes, im Namen meines gnaͤdigſten Fuͤrſten, helfen Sie , daß des Elends weniger werde, und daß Gluͤck⸗ ſeligkeit wachſe, und zunehme, Sie können viel Gutes ſtif⸗ ten, dann Sie ſind wegen Ihrem offenen heitern und na— tuͤrlichen Charakter beliebt im Lande, worinn die Vorſe⸗ hung Sie hingeſtellt zu wirken; denn Ihren ſcharfen Blicken entgeht keine Kleinigkeit; denn wer weiſe iſt, ſieht aufs groͤßte. Auch Herr Kammerrath Auguſti und andere Herren haben mir viele Liebe erzeigt. | Und mein Nachbauer Herr W, Ryneboͤß aus Deffau der am feine Landsleute. 447 alte redliche Greis , wie vieled Gute, an Rath und That bewiefe er mir ? Wie ein Freund feinen. Freund Hiebet , fo liebteer mich gerad im Anfang, da mich fonft noch Nies mand kennte; er name fich meiner vedlich an, und erzeigte mir Hülfe und Kath, ihn freueteed, einen Dann an mir gefunden zu haben, der die Arbeit Tiebe, dieſer vedliche Greis, der mich täglich beobachten konnte, wird niemalen von mir fagen , ich habe meine Güter in einem ſchlech⸗ ten Zuftande gehabt 5 er wird niemalen von mir fagen , ich" habe meine Zeit verreifelet C verreifend durchge— bracht ), wie's die fagten , die es am menigften wuß— ten; nein! Er fagte von. mir , wies wahr war, ich arbeite, wies recht if, — Er halfe mir fo thätlich, wo ich feiner benürfte, wie wenige — mir thats wehe diefen Mann zu verlafen — Gott wird es, ihme vergelten — eiwiglich. Und was fol ich Ihnen fagen, meine Herzensfreunde H. und D. Gott wird am Tage der Offenbarung Ihnen und mir vergelten , die manchen Unterredungen, die zum Wohl unferer Rebenmenfchen abzwecten, Sie fahen mit eis genen Augen, und liebten mich mit eigenen Herzen, — wohl denjenigen, die von Herzen gut ſiud, folchen wird’s wohl gehen ewiglich, und fie find ihrem Nebenmenfchen zum Segen da. D, ich kenne feine füffere Wonne, als den Um⸗ gang mit guten und verftändigen Menfchen , und ihre Liebe iſt mir theurer , ald Geld und Gold, ed geht aber manz chem Guten , wie den majeflätifchen Schweizerbergen , ihre Fuͤſſe fichen im Nebel, und ihre Häupter an ber Sonne. Stehe auf Die Höhe, und überfiche Nebel und Tiefe , und bethe an den Herrn, der alles ſchuf. Wohl dem, der die edle Kunſt verficht, Menfchen zu *) Ein herrlicher Gedanken eines biederen Schweizerhersens werth. Der Herausgeber. 448 Boßhards Schreiben an felue Landsleute. Bilden, die Gotted Erdboden verfchönern, und dem Brod, das fie effen, Ehre machen, Doch der Allvater foricht : Siehe, ich mache alles neu; der ächte Geiſt glaubt's und Freut fich über dieſe Wahrs heit , und hilft in feinem Theil auch dazu, und ift dem Beruf, worinn ihn Gott gefegt Hat, treu, Scrieb’s | am Neujahrstag 1788; Boßhards eonn — 449 Die Landwitthſchaft iſt ein ſo wichtiger Be der jedem wichtig vorkommen Ruß, ‚der die Geſetze der Rat wie fonte die Landwirthſchaft nicht auch wichtige Schritte thin? Ich wi, nachdem ich einige Bemerkungen überhaupt zum voraus ſchicke, mich gänzlich auf der Behandlungsart | bes, Düngerd einfchranfen, Hie Landwirthſchaft iſt der Reichthum eines Staats, die Zierde eines Lands; wo iſt ein verſtaͤndiger Reiſender, dem's ‚nicht auffaͤlt, wenn er durch ein Land reiſet, ob ein Land gut, oder fchlecht bebaut feye? Das iſt zwar wahr, die Natur hat ihren Segen an manchen Orten reicher audge ſchuͤttet, ald an andern, aber es ift faſt Eein Ort, dernicht wieder auf eine andere Art Erfag hat. Deffentivegen muß und follte ein jeder an feinem Orte die Gelege feiner ihn umgebenden Natur kennen, fo gut, wie feine politifchen Landesgeſetze. 1. Die Natur giebt das Se arbeite! — Ye mehr in einem Lande Menfihen leben, Die Diefen allgemeinen Naturgeſetze widerfireben, deſto mehr werden Die gedrücket, die demfelben gehurchen , je weniger Menjchen an einem' Or⸗ te arbeiten, deſto ſchwerer haben es die Arbeiter, die Pas tur führt Eeinen Pflug, fie heuwet nicht, und erndtet nicht. Die Natur macht feine Wagen, feine Senfen noch Sis ‚hen, fie bauer weder Scheunen noch Haͤuſer; das alles muß der Menſch thun ; die Natur bietet ihren Segen dar , aber fie Kößt denfelden nicht in den Mund. Wer die Gefese der Natur nicht refpectiert, ber trittet alle goͤttliche und menſchliche Geſetze mit Fuͤſſen; wer aber das Geſetz der Natur reſpectirt und befolget, den wird kei— ne Obrigkeit zuͤchtigen muͤſſen; deswegen kann nichts beſſers zur Aufnahme des Wohlſtandes eines Landes dienen, als Magaz.f. d. Naturk. Helvetiens. IV. B. Ff 450 an feine Landsleute der Berfiand und Befolgumg deffelden, An jedem Orte zeigt fich die holde Natur als Gutthäterinn dem Fleißigen , darum ift auch beydes Verſtand und, Fleiß die größte Por litit. — Ich weiß ſehr wohl, dag der Verſtand noch nicht alles it, es kann einer verftändig ſeyn, und Müfiggänger und Betrüger dabey , aber ach Fleiß ohne Verftand if! was Verſtand ohne Gebratich deffelben , das it im allge— meinen der größte Fehler, der Verſtaͤndige will nur. befehs len und nicht arbeiten, und der Fleißige fol nur arbeiten, und nichts verftehen, Daher mangelt foviel, weilman | was zufammengebört. Ich babe über eint uud andere Gegenfiände in der Band, wirtbfchaft Bemerkungen-gemacht, ich Habe die Wirthfchaft einiger Länder mit andern verglichen , und habe gefunden, daß jedes Land von einem andern lernen kann. Ich habe befonders die monarchifchen Bauren mit den Republikani⸗ chen verglichen: und beyde haben ihre Vorzüge und Nach— theile. | In den monarchifchen Staaten find viele und große Pach, tungen; die Bachter Haben meiſtens die Landwirthfchaft theo⸗ vetifch gelernet; fie verfichen viele mechanifche und andere Vortheile in der Landwirthfchaft, nnd weil ihnen die Tags löhner und Knechte zu Gebothe ſtehen muͤſſen, fo koͤnnen manche Berbefierungen fchneller in einem ſocher Lande ein⸗ geführt werden. In den Republiken find die Güter meiftend Eigenthum;, und der Vater lehrt feinen. Sohn, was er kann, iſt's vers nünftig , wohl und gut : iſt's aber. unvernünftig / fo bleibt, es doch beym alten. Neuerungen müffen meiftens durch wiederholte Beyſpiele den Vortheil in die Hände liefern, ehe felbigein den republifanifchen Dörfern angenommen und eingeführt werden. In den Republiken Hingegen befteht der Vortheil darinn, daß die Güter meiſtens Eigenthum ſind, und die Sicherheit Boßhards Schreiben 451 Men iſt's, was ich pflange , fpornet den Fleiß an zu den haͤrteſten Arbeiten, wo hingegen den Mugen des Fleifes, ein anderer genieffet , da bleibt der Fleiß weg, dann auf fehen und jagen geben ben weitem nicht Kräften sum ar⸗ beiten wie Speis und Trank. Michi hindert die Cultur fo fehr , wie die Verachtung der Arbeiter; denn wie in allem, fo iſt's auch in dieſem, was verachtet wird, wird auch vernachläffiget. — Wenn die , die nur ſchwaͤzen und müßig geben und nur comman— dieren, fo viel ioder mehr gefchäßt werden, ald die Arbei— ser, fo werden die guten Köpfe fih aufs Schmeicheln Ic sen, um empor ‚gehoben zu werden, um dann müßig zu gehen und zu commandiren, da heißt der Pachter, der fein Streich arbeitet , ein guter Landwirth, und die Ber: walters und fogenannten Hofmeifter haben alled in Ord— nung und ind Wefen gebracht, wann fie fein Streich ars beiten, und die Arbeiter, die alled thun, ohme welche C wie Sander fagt ) die Fürften eine Chimäre wären, werden von den meiften Pachters geachtet, wie: #5 Es fchmerzte mich in meinem Ännerften , wenn ich fahe, wie folche Coms mandeurs mit ihren Brandwein » Bouteillen reizten , und den Brandtwein febüttelten — * Seht, wie er perlet” und dann trunken und befoffen mit dem Stod herumgiengen und erzählten, was fie zu Haufe eſſen, wie Braten wohl ſchme—⸗ dene. ꝛc. Das if der Grund, warum oft die größten und mwichtigken Weranftaltungen eines Staats vereitelt werden ; wann die geringen Menfchen fehen, daß fie die bärteftien Arbeiten verrichten müffen , und noch dabey verachtet werden, und jeder minderwichtige Beruf, und Menſchen höher gehalten werden, fo trachtet auch er fich zn rächen, und thut wenig; druͤckenders und niederfchlas genderd Könnte nichts feyn, Cfagte ich in meinen Brief an meine Landsleute) ald einen ganzen Tag einen Faul— 452 an feine Landsleute. lenzer mit dem Stoce herum fpaßieren ſehen; es thut mir fchmerzlich wehe, wenn ich Menfchen fehe, die Anlagen haben Genie abzugeben, behandelt werden wie Dchfen, Die mit dem Stode getrieben werden muͤſſen. 4 | Aufgabe. Das gemeine Bolt unter den Joch zu Halten. Auflöfung. Ihr Pachters, Frohnvoͤgte, Plußma—⸗ cher u.f. mw. wollet ihr das gemeine Volk recht und ſicher uns ter dem Joche fefihalten, fo leget Demfelben Fallſtricke, daß fie ſtaͤhlen, und dann ſehet denfelben ein parmal durch bie Finger , und laßt's diefelben merken, daß ihr durch die Finger geſehen, alsdann drucker ed und draͤnget ed nach Herzensluſt; wollen fie fich beklagen bey dem Landeöherren, fo hebt den Zeigefinger gegen fie auf und fagt: gehe age Ganaille, ih will fagen, was du bil. — Macht's fo, eher wird der Engel Gabriel es dem Landesheren offendas ren, ald daf diefe armen Tröpfe euch verklagen dörfen. Ich frage jedermann , wo iſt im Ganzen genommen ein nüglicherer Beruf, und nüßlichere Denfchen unter allen Ar⸗ beiteen, alöder arbeitende Landınann ? Aber freylich iſt der arbeitende Landmann meiltend roh und grob, die firenge Bewegung des Körpers, welcher Froſt und Hige ertragen muß, geben demfelben ein rohes Anfehen, und wiein allen Ständen des Dienfchen ,„ fo giebt ed auch unter den Baus ren fchlechte Menfchen. | Man redet und fehreibet heut zu Tag viel nuͤtzliches, zur Aufklaͤrung des Landvolks, und dennoch mit wenig Frucht. | Warum fo wenig Aufklärung unter die niedere Klaffe der Bauerfame kommt iſt aus meinem'vieljährigen Ums gang und meiner Beobachtung folgendes die Urfache: 1. Der Aberglaube inder Neligion. „a Aberglauben im Rirhengeben. ‚Das Kirchengehen C glauben viele) macht alle meine Sachen gut, wie fchlecht | Boßhards Schreiben, 453 ich, handle und lebe, wann ich nur in die Kirche gebe, ich mag fchlafen in derfelben oder nicht aufmerken, — 'sgilt gleich, wenn ich nur in die Kirche gehe, fo handle ichchriſt⸗ lich, und wann ich ‚die ganze Woche lüge und betrüge; ſchwoͤre und Auche „ ’sKirchengehen macht mich zum Chriften, und wenn ich alle Tage neben Derfelben unchrifilich handle ıc. b. Aberglaube vom Geberhe, Die Geberhsformel herabgeſprochen, wo Eltern und Großeltern geſprochen, ſo iſts ſchon genug zum Chriſtenthum, ich mag denn leben und wandeln, wie es der Gebrauch iſt; wann ich täglich die Bußpfalmen fpreche, da meint Gott ich fiy fromm und wolle chriftlich wandeln, wann es mir ſchon nicht Ernſt iſt. Wann ich 3. B. den sten Pſalmen berabfpreche, ich ſchwem⸗ me mein Bert die ganze Nacht und nee mein Lager mit meinen Thränen, meine Gehalt ift verfallen vor Trauren u. ſaw. heißt vernünftia und wahrhaft gebethet, warn ich ſchon den ganzen Tag luſtig bin und die ganze Macht fchlafen Tann. Das Gebeth “ Hierlieg ich armes Würmelein, Tann regen weder Hand noch Bein”, ift ein wahrhaftes fchoned Ge beth fuͤr ſtarke und geſunde Menfchen. Die zwölf Artikel des chriſtlichen Glaubens und die sehen Gebothe werden von als - ten Leuten alle Naͤchte herabgefprochen, wie wann e8 Ger bethe wären. *). Diefes alles find Beweiſe, wie vernünftig die Religion im aligemeinen ift. Mer feinem Gott täglich Lügen in feinen Gebothe vorfhwägen kann, und glaubt um derfelben willen feine Ralter que zu machen, was wird was muß der für ein Begriff von Gott Haben? Wie wird der gegen feine Itebenmenfchen handeln, Daher herrſcht fo viel Betrug und Ungerechtigkeit, 36 maß bier , und viele Rechtfchaffene mit mir billig LE ) Diele taufend Bauren wiſſen noch nicht, daß die zwölf Artikel un; werd Glaubens und die sehen Gebothe Feine Gebete find. 454 an feine Landsleute, fragen: mas iſt doch Schuld an diefer Verblendung und Uinwiffenbeit ? dr ROM Ich antworte. Dad Kirchenthum, nicht das Chriſten⸗ thum. Solange gelehret wird, man koͤnne mit dem Mund das ausrichten, was man mit den Händen thun füllte, wird 8 fo gehen , fo Tangegelehrt und geglaubet wird, man koͤn⸗ ne im lezten Krankenlager die ganze verſaumte Lebenszeit gut machen, wird es fo gehen; folange gelehret und ges glaubt wird, derjenige, welcher feine Lebenszeit zur Thor⸗ heit verbraucht , und bet ı welcher feine Lebenszeit bey der Göttin der Weisheit zubrachte „> haben ein Schickſal ſal, es wird fo geben, fo lange gelehret und geglaubet wird, Ylewton und andere großen Menfchen werden gleich weit feyn beym Tode, wie der, welcher nichts denkt, wird es fo gehen. Aber fo redet das Evangelium, fo fpricht die geſun— de Vernunft nicht; fondern was der Dienfch fäet, dad wird er erndten. II. Der Aberglauben im gemeinen Reben. a. Aberglaube vom Geftirn. Der Mond in gewiffen Zeichen ift fchädlich 4. 3. im Löwen und Scorpion iſt nicht gut heuwen und Erdäpfel legen; im Scorpion gemähet, brennt den Raſen weg, die Erdäpfel werden nichts nutze. Beydes babe ich auf meinen Wiefen und Feldern thaͤtlich wiederleget. Der obfich und niederfichgehende Drond macht. bey dem Bauer fehredliche Revolutionen. Fa die Kinder in gewiffen Zeichen gebohren, werben fo in ihrem Charakter, z. B. Kinder in der Fronfaſten gebohren, ſehen alle Ges * u.ſaw.) b. Aberglauben i in der Witterung. Wenns am Mäder | ‚Diogenes , ein ſonderbarer alter Heide, ſahe einen Knaben thös richt handeln, er fagte zu demfelben : dein Vater hat dich gewiß im Rauſch gesenget S. Plutarche auserlefene Schriften. Hrn. Prof. Nuͤſchelers Ueberſetzung. Diefer hatte meines Beduͤnkens Flügerge: ſprochen, als alle unfere Fronfaſten Philofophen. Dr ee m Boßhards Schreihen 55 ſchoͤn oder ſchlecht Wetter iſt, ſo iſt es eine lange Zeit ſchoͤn oder ſchlecht Wetter. Fi es an Andreas Tag ſchoͤn, giebts kuͤnftiges Jahr ohneFehler viel und guten Wein. Doch ich werde müde die Thorheiten ferner zu erzaͤh⸗ len. Im Herbft des Jahrs 1787 war ich Abendeauf der Straffe, da kame ein prächtiger Nordſtein, ich fahe dem felben mit einigem Vergnügen zw, als ich mich einem Dörfchen näherte, da ware junges und alted auf der Gaſſe und führten einen entſetzlichen Fammer, die Roͤthe bedeute Veit, fagte der eine; der andere Krieg uud Hunger , und die alten Männer fagten dieſes mit einer ſolchen Gewißheit, daß die jungen Kinder weinten, fie erzählten , wie ihre al» ten Männer ed erlebt und hinterlaffen hätten. Woher kommt's doch, daß folcher Aberglaube noch fotie. fe Wurzel unter: dem Bolt hat, da doch fo viele Pfarrer über folche Sachen vernünftig denken und reden. Ich will über diefen Artikel einem Auffchiug geben; - den wenige vielleicht noch einfeben. Es if gewiß, iemehr Aufklärung unter gewiffen Den ſchen entfteht, deſto finfterer wirds bey den andern 5 die heu⸗ tige Bücherfprache und zum Theil auch Kanzelfprache, Die aufgellärte Sprache hält ficy bey der Sache auf, und die alte Hat mehr Worte ald Sachen , uud zum Unglüc vieler Menſchen werden die Bücher des Aberglaubens fo wohlfeil, Daß fie der Bauer zu kaufen vermag; das heißt eigentlich geredt, man vertilget die alten Bücher, und dann- kaufte der Bauer, dent fie eigentlich am fchädlichften find. Mer weiß nicht, wasfür unmirdige Begriffe von Gott, von der Schöpfung und Merken Gottes, wie viele abfchenliche Kupfer vom Teufel u, f. w. in dieſen Büchern fteden, wer. weiß nicht , wie geheimnifvoll die meiften find, wie viel aberglaubifche ‚Sachen, mit dem Namen Gottes, Namen Jeſus betitelt werden, das alles nimmt der Einfältige vor ächt an, wer weiß nicht, wie lieb dem Landmann feine liebe 456. an feine Landsldute. alte Sprache ift, kommt dann ein Prediger , ber auf Ala, demien gemwefen, führt eine ganz andere Sprache , als in feinen Bethbüchern und Bibel ift, er, wird verfchloffen , hält feinen Pfarrer für einen Gelehrten, und bleibt beym alten ; denn es ſteht einem alten Buch “ Gott werde Das edle Kranz lein — Meiftervernunft — nicht offenbaren.” Ich rede aus Erfahrung, fie fagen , die Alten haben die Geheimniffe Gots tes beffer verſtanden, als die neuen; heißt es nicht in einem Gebeth: der liebe Bott folle und behüten vor Gefpenftern und Nachtgeifter; hat's nicht Bußgebethe für die Erſchei— nung eines Kometen. Bon dem predigen unfere. Pfarrer nicht mehr. , aber Gottlob wir haben Die alten Bücher bey Haus. Wasfuͤr Aberglauben ift nicht beym Abfingen der Pſalmen, beym Wein werden die größten Sotifen und die garſtigſteu Reden geführet, und dann wann man recht befoffen if, fingt man Pſalmen, und nun follen die Palmen die gats fligen Reden wieder bey Gott gut machen. Liebe Mitbrüs der, liebe Landleute, es follte unter und nicht alfo feyn. Wie unfere Gewohnheiten von Fremden belacht und vers fpottet werden ‚, habe ich auf meiner Reife erfahren; Glaubt ihre, daß das eine Schändung der Pſalmen if; Jakob fagt: < Kann auch Benedeyung und Fluch in einem runde feyn’ garkige Reden und Pſalmen fingen neben’ einander, muß jedem Bernünftigen edelhaft vorfommen. *) r) Zum Beweis , wie unanftandig unfere Gewohnheiten in diefem Stütz fe find, lefet, was einer der Gelehrteften und Beften in Deutſch⸗ land, derdie Schweiz durchreißte, fchreibt , Here Prof. Meiners in feinen Briefen über die Schweiz ıfler Th. ©. 225. * Sn feinen natürlichen Zustande ift der Schweiserbauer ſtill, langſam und bez dachtlih im Gange, Neden und Handlungen, und fo gefekt und ernfihaft, daß man ihn, feine Miene nach , oft für elend oder niedergefchlagen halten konnte; fobald er aber die Beneifterung des Mein: Gottes fühlt , fo wird er laͤrmend und oft zaͤnkiſch und ges Boßhards Schreiben: 457 1. Von dem A Dünger und defielben Behandlung. 1. Donder Anlegung einer nutzbaren Miſtgrube (Miſt⸗ Staͤtte. Die Miſtgrube muß an die ie Luft angelegt Iperden, doch fo an die Seite eines Gebäude? , wenn ed anders mög» waltthätig, und es iſt deßwegen uichts ſeltenes, daß Saufbrüder ſich in die Haare gerathen. An Maͤrkten ziehen 4 bis 5 jungen Baurenkerl die ſich ſtraͤu— benden Mädchen ins Wirthshaus, und bey ſolchen Einladungen ge; "hört es faft mit zur Etiquette, das den Schönen etwas vom Leibe zerriſſen wird. Nichts machte mich mehr lachen, als daß Bauren, ‚wenn fie fo befoffen find, daß ihre Zunge noch gerade unbeivealich werden, Pſalmen zu fingen anfangen. Sie heben meiſiens mit dem Eigen Palm an, und gehen dann zu demazsfien, zrfien und 103ten Palın fort. Sie fingen diefe Pſalmen nicht aus Andacht, fondern weil fie meiſtens nichts zu finge willen, Liebe Mitbruͤder, ift das nicht Schande für unfer Land 2 Singet Palmen und geiftliche Lieder zum Lobe Gottes und dienet ihm mit „einem vechtichaffenen Wandel, das äftift Föftlich vor Gott, neh: "met auch diefe brüderliche Erinnerung liebreich auf. — D, ich "möchte gern Euch , liebe Mitarbeiter, in Gottes Natur gluͤcklich ſehen; mas ich von Kirchengehen und Gebeth gejagt, das glauben alle Rechtſchaffene, daß es mit-Liebe und Recht gefagt iſt, es iſt doch im gemeinen Leben ſo — oder wie waͤrs euch, wenn ihr z. B. Mäder oder Schnitter anftelet, under ließe die Genfe oder Sichel zu Haufe, wuͤrdet ihr nicht mit Necht fagen, dir bift ein Thor, fo Leu⸗ te brauchen wir nicht ? Wie iſt's anders, wenn ihr in die Kirchen gehet, und fchlafet darinn, oder hören nichts und faſſen nichts, nicht wahr, ihr würdet es einem nicht gut aufnehmen, wenn man euch fagte, daß es Feine fo große Sünde ſeyn koͤnne, wenn 3. B. einer aus Unvorfichtigkeit ein Stüdchen Brod aus der Hand entfallen ließe, Gott behuͤte, wie einer, ber feinen Nachften und, Nebenmenfchen beträgt und verlaͤumdet, Ihr würdet es für eine große Sünde hals ten, wann eine Fran z. B. an einem Fefttag Feine ſchwarze Schooß truge, aber an Taftnachttägen trägt alles die hoffärtigften Kleider. Aber Jeſus fagt über diefes ohne Fehl: Müdengefiegen und Kamele verfchlingen. 418 an feine Zandslente, lich it, daß das Gebäude die Mifftätte gegen die Sons nenhitze fhüßet , deffentwegen it die Mitternacht Seitedie tauglichite zu einer Düngergrube, nach diefer ift die Mor genfeite die bequemſte, die Mittagfeite ift die untauglichfte ; wenn es je nicht anders möglich ift , folche anders anzules - gen , als gegen Mittag, fo muß man, foviel möglich trach> ten durch andere Mittel den Miſt vor dem Ausdörren zu verwahren , entweder durch Anpflanzen der Bäumen bey den Miftftätten, die ihren Schatten auf diefelben werfen , oder mammufß durch fleißiges Begieſſen das Ana ver⸗ hindern. An der Lage der Miftftätte iſt ſehr vieles gelegen, ob die⸗ ſelben gegen die Sonne, oder aber von derſelben angelegt werden, denn der Miſt faulet am beſten an dem Schatten, die Mittags » Sonne zieht Die Feuchtigkeit meg. Die Miftflätte muß auch von allan Zufuß des Waſſers verwehrt werden; man wird mich verſtehen, ich meine von alten unwillkuͤhrlichen Zufuß deſſelben, es ſeye von den Dis chern oder fonft Abführungsgräben. *) Mann Eann freylich Wafferfammler anlegen, darinn fich das Kegenwaffer von den Dächern fanımeln kann, zu nös thigem Gebrauch. Aber der Mit muß nicht in dies Waſſer zu liegen Eommen, denn dies wäre Die größte Thorheit ’ wann der Mift ind Waſſer oder: Jauche gelegt wird , dann der Mift faulet nicht im Wafferl, fondern wie das Sauer⸗ kraut gaͤhret ſelbe nur. Man weißt aus der täglichen Erfahrung, daß Holz und alles andere , wenns beftandig im Waſſer liegt , lunge Jah—⸗ ) Mein Grundfas ift dem Artifel Miftftätte in Jakobsſohn Tech⸗ nologiſchem Woͤrterbuch ganz entgegen. Es heißt daſelbſt: „Die Miſtſtaͤtte muß etwas tiefer, ald der ubrige Hofplag ſeyn, und dieſer von allen Orten den Hang dahin haben , damit wenn es regnet das Waſſer ſich nach dem Miſt hinziehen ), und nicht sum Hof hinaus laufen. ſ. w.“ Boßhards Schreiben. 459 re haͤlt, ehe ſelbiges faulet. Eine Sache faulet am ſchnell, ſten, wanns zuweilen trocken und naß wird, folglich gehoͤrt zum guten Miſt zu machen, daß ſolche Anſtalten getroffen werden, daß derſelbe zuweilen naß und zuweilen trocken werde. Ich will durch eine Zeichnung meine Miſtſtaͤtte deutlich darſtellen: Fig. 1. A iſt die Miſtſtaͤtte, welche (nach Wiltühr) ı % Fuß tief iſt; die Breite und Länge kann nach beyliegendem Maasſtaabe gemeffen werden, diefe Miſtſtaͤtte Halt Platz ge nug , ein halbes Jahr den Miſt für 6 Stüde Rindvich und - 4 Schweine. Fig. 2. Mitten in dieſer Milttätteift eine Grube ey 3 Fuß tief, und miteichenen Wollen gedeckt it, doch fo, daf zwifchen jeden Wollen eine Eleine Defnung e gelaffen wird, in diefe Grube zicht fichldas Waffer ab dem Miſt; und dag diefes gefchehen kann, fo ift die Mifflätte A auf allen Sei, ten etwas abfchüßig gegen die Grube 8 in dieſe Miftfiätte A umd auf die Grube 8 wird dev Mift hingepenfet , und dag Waſſer von dem Miſt fammelt fh in die Grube 8, Die Miftftätte A wie auch die Grube » ift gemauret mit einer Mauer aa. Diefe Dauer geht aber nicht höher ale horis zontal mit dem Plage , aber ber Platz um die Miftflätte merklich etwas höher , als der. übrige Hofplatz, damit kein Waſſer ab den Dächern fich in die Miſtſtaͤtte hinziehen Eöns ne, Aus der Grube 8 gehet ein Schöpfloch d damit aus demfelben der Miſt weggoffen werden kann, mit der Jau— che , die vom Mift in diefe Grube abflieft , oder diefelbe in andere Fauche, Löcher zum Gebraudy kann gefchöpft werden. Die Einrichtung diefer Miftflätten hat folgenden Nutzen bey dem Grbrauch derfelben. Erftlih wird der Mit nach Form diefer Grube, welche beynahe ein Quadrat if, aufgepanfet, fo daß immer der Miſt gegen die auffere Seite TF höher angelegt wird, als 450 an feine Landsleute, gegen die nähere Seite bey dem Schoͤpfloch d, damtt jeder zeit. der Miſt mit dem Schubfarren ( Stoß» Bännen ) Fran auf die Miſtgrube gefahren werden. Der Mitt kommt fo zu liegen , wie Fig. 8 andieifet, Der Mit wird ſowohl in die Miftftätte A ald auch Über die Grube » gleich ausgebreitet, fo daß die Grube 8 niemalen Tann gefeben werden, als wann die Miftftätte leer vom Mift iſt, und wie fchon gejagt, die Miftftätte ift von. allem Zus Auf von dem Waffer ab den Dächern oder fonft Abführungss graben gänzlich beſchirmt. Wollte man zum nöthigen Ge: brauch zum Miftbegießen den Vortheil ziehen, das Regens waſſer ab den Daͤchern in die Miftftätte zu richten , fo muß te eine Gaffe mit einer Schließen gemacht werden , Damit man nach Belieben die Schließen öffnen und ſchließen kann, Die Miftftätte a ſowohl als die Grube müffen mit Leim, Waſſer feſte gemacht werden; es wird ſowohl auf dem Boden der Miſtſtaͤtte a als Grube 8 etwann % oder ein Fuß hoch Leim feſt geſtoſſen, wie auch um die Einfaſſungswaͤnde, wie die Linie eee anmweifet. Die Waſſerfeſtigkeit dieſer Miftätte bat’ folgenden Nutzen: 1. Gebt fein Dünger verlohren ‚ indem die Fauche jederzeit in dieſem Behältniß nach Belieben zum nöthigen. Sebrente kann aufgehoben werden. 2 Der Mift kann von dieſer Jauche jederzeit nach Noth⸗ durft begoſſen werden, auch iſt das der Vortheil und Rutzen daß die Jauche (Miſtguͤllen) unter dem Maſt bey der groͤßten Kälte niemalen gefrieret, indem der Miſt die Jauche vor, aller Kälte ſchuͤtzet. 3. ft diefe Jauche weit beſſer zum Miſtbegieſſen, als bios ßes Warfer ; die Jauche ſteckt den ganzen Mift zur Faulnig an. Denn anf DiefeWeife der Miſt behandelt wird, fo wird derſelbe fo faul, daß: man denselben mit der Spaten kann abſtechen. Boßhards Schreiben 461 Wann bingegen’der Miſt immer im Waſſer liegt, fo wird derfelbe nichts nuß ; wann man mit demfelben auf die Güter fährt, und die Sonne dad Waffer daraus gezogen, fo liegt das bloffe Stroh da, und diefer naffe Miſt, muß mit den größten Köften und Befchwerden heraus gefahren werden , indem dieſer naffe Miſt fo ſchwer ift, wie der faulfte befte Miſt. Iſt aber der Mit befländig im Trockenen , fo vew brennt derfelbe, und wird grau, und anftatt Mift — man Nichts. $. 2 Von Anlegung mutsbarer Kauche - Gruben (Gülle: Locher, ) Der naſſe Dünger oder Jauche ( Güllen ) if ein fo nutzba⸗ red Produkt zur Landwirthfchaft und an den meiften Orten in Deutfchland fo unbekant, fo, daß es fich der Mühe lohnt, Diefen Artikel deutlich und vollftändig zu befchreiben. “Der naffe Dünger Jauche (Guͤllen) ift an den meiften Dre ‚ten in der Schweiz fo unentbehrlich, und deffen Nutzen fo groß, daß ed Drten, wo Ddiefer Dünger noch nicht einge= fuͤhrt it, unglaublich vorfommen muß. Den Kammer möcht ich nicht erleben , dad Elend möchte ich nicht befchreiben, welches in meinem Vaterland entftehen würde, wann die Jauche (Guͤllen) nur ein einiges Jahr nicht follte gebraucht werden. Man würde erflaunen , über den Nußen, welcher aus der Jauche gezogen wird. Wann der Nutzen von diefem Dünger nur von einer mittelmäßig großen Stadt follte be rechnet und dargelegt werden: | Ich will alſo eine eigentliche und deutliche Decheeibung von der Behandlung mit der Rauche geben. Erftlich von der Behandlung mit der Yauche von Sn Vieh. Fig. 3. Grundfläche eined Viehſtalls. aa Zwey Jau⸗ che - Gruben ( Güllen- Käften, die, nach Belieben, 3 bis 462 an feine Landslente. 34 Fuß tief find, Die Länge und Breite kann nach Bern Maßſtabe gemeffen werden. Die Zauche Gruben künnen nach Beſchaffenheit der Um⸗ ſtaͤnde größer oder kleiner gemacht werden. Diele Dünger Gruben find mit eichenen Stollen bedeckt, die aber feſtzuſam⸗ men ſchließen muͤſſen, damit dieſelben nicht weichen können, und das Vieh hinabftürze, Hinten andem Bich if eine Boffen ( Kühgraben) m, die ein Fuß tief iſt; diefen Goffen ( Kühgraben ) muß die Duͤn⸗ gergenben im Boden und ander Seiten mit Leimwaſſer fefte ‚gemacht werden. Diefe Goffen hat 2 Schliefen Fig. 5, die bey beyden Fauche » Gruben bey ız fönnen geſteckt werden- Diefe Goffe wird die Hälfte voll Waſſer getragen, und dann wird Mitt vom Vieh (Kuͤhkoth) darinn gethan, und mit der Miftgabel Durcheinander gerührt ( geauerlt), bis felbe fo dick iſt, wie ein Brey; dann wird diefer Goffen( Kühgras ben) wechfeldweife in die Jauch » Gruben ausgelaffen , diefe . Goſſen kann alle Wochen zweymal abaelaffen werden, das eintemal in das vordere und das anderemal in dad hintere Loch ( Grube). Man wird einwenden: wenn man den Mift in diefe Goffen thut, nnd in die Yauche» Gruben, fo werde auf diefe Weife der Mitt aefchwäacht um der Jauche willen. Ich antivorte, der Mift wird um der Jauche willen nicht im geringften verinindert oder gefhwächt; im Gegentheil, machte ich mit dergleichen Anzahl Bieh mehr und beffern Mift als fein anderer mit dergleichen Anzahl Vieh. Man nimmt erfilich nicht alen Miſt C Kühkoth ) zur Jau⸗ ehe , ſondern nur einen Kleinen Theil. Zweytens wird durch den Fleiß die Faͤulniß des Miſts fo befördert, daßer den Miſt eher vermehrt ald vermindert, Ih mache es ſo: wenn ich den Miſt aus dem Stat thue &) Der Maßfiabe haͤlt Zuͤrcher Fuß, der Zürcher: Fuß verhält fi zum Nheinländifhen wie 133,1 zu 139,14 und zu dem Pariſer SUB: 133,1 30 14410, 1 % | Boßhards Schreiben 463 welches in der Woche nur einmal geschieht, fo habeich die Goffen ( Kühgraben) voll dieſes breyartigen Duͤngers vor handen, dann taucheich den Strohmift in dieſen Kühgras ben, auf diefe Weiſe werden alle Strohhalme angeftedt von diefem brevartigen Dünger , welches alsdenn den Mift ums glaublich zur Faulnig bringt. Eigentliche Behandlung der Jauche Güllen). Die zwey Jauche, Gruben aa Fig. 3. werden, wann feibe geleeret find, die Hälfte und wenns recht behandelt find, kann man mit Waſſer diefelben anfuͤllen, oder noch beffer , mit der Jauche aus dem Loch in der Miſtſtaͤtte, alödann laßt man alle Wehen eine Goffen vol von dem Dünger eine in dies fer Grube und läßt diefes 5 oder 6 Wochen untereinander faulen. Diefe Fauche muß von allem Zufluß des Waſſers verwahret werden, denn die Jauche wird roh und nichts nug von dem Waſſer. Es wird überhaupt ungleich verfah— ren mit der Behandlungsart mit der Fauche , je nachdem einer Einficht hat. | Die Dünger oder Jauche Grube kann gröfer oder Kleiner gemacht werden , je nachdem es die Umftände erfodern, Die Güllen oder Jauch. Grube , welche zu groß find, find nicht nuͤtzlich, wegen feiten fo viele Beftandtheile vorhanden find, die eine foiche große Maffe von Waffer in Faͤulniß bringt, das Heißt kurz, die Bullen wird zu ſchwach. Sch Halte die für die beſten, welche 60 bis 70 Taufen oder Bütten halten, das ift 280 deutfche Waller Eymer halten, wann man der Faͤulniß recht nach hilft , fo kann man wie fchon gefagt, in 4 5 Wochen fchon gute Jauche ( Güls len) haben. Ich mache ed fo ; wenn ich Die Jauche heraus— trage, ſo habe ich eine Goffen ( KRühgraben )voll parat, der voll von dem breyartigen Dünger ſchon 8 Tage gefaulet if, wann dag Loch leer von der Jauche und nach obiger 3% fchreibung Day Loch Halb voll von Waſſer oder aus der Miſtgrude angefuͤllt if, fo laſſe ich dieſen 8taͤgigen faulen 464 an feine Landsleute. Dünger aus dem: Kühgraben in diefed Loch laufen, welchen dann gerad alles in Faulnig bringt, wo hingegen, wo fei, ne folche Rühgräben find, und man den Kühkoth einzeln in die Güllenlöcher Hinabtgut , das Waffer 10 big 14 Tage liegen kann, ehe felbiged nur im geringften anfängt zu faulen, Die Leute am Zürcher See und um Zürch herum verfies ben die Kunſt weit beffer, viel und guten Dünger zu machen, ald an manchen andern Drten in der Schweiz. Gewohnheit, Borurtheile, und Hochmuth von andern Nebenmenſchen ets was zu lernen , machen oftmald die nüßlichkten Beyſpiele unnuͤtze. Um die Faͤulniß zu befoͤrdern, muß man 2 2 oder zmal in der Woche (nach beffer iſt's, wenn ed alle Tage gefchieht) die Jauche miteiner Kruͤke aufrühren, damit das Koth vom Vieh fich fchneller und leichter auflöfe. Man kann auch auf entfernte Drte dergleichen Dünger » Gruben anlegen, und Durch folgende Behandlung die befte Fauche mit Bortheil und Nusen machen. Man mache Güllenkäften in die entfernte Güter, wohin ed weitzu tragen ift, und fülle diefelben nach obiger Befchreibung , Die Hälfte oder zweydrittel mit Waſ⸗ fer an, und dann kann man alle Wochen eine oderzwo Tauz fen (Buͤtten) vol, dergleichen Dünger a? dem Kuͤhgraben, in dieſes Loch tragen, welches die Güllen in Faͤulniß bringt, wie zu Haus; aber man wird (ohne mein Erinnern) verftes ben, daß der Fauchlaften aller Drten vor dem Zufug des Waſſers vom Regen oder anderm muf bewahret wer, den; Diefes ift ein großer Fehler, welcher die Jauche ( Guͤl⸗ len) gaͤnzlich entkraͤftet. Es giebt viele unwiſſende Landleute, die eine Sorgfalt anwenden, ihre Fauche ( Güllen) vor dem Waſſer zu vers fahren, Dadurch der Schaden entſteht, das alle Arbeit ums fonft ift ; die Güllen thut niemals oder feiten ihre befte Wire £ung , wenn felbe nicht von allem Regen bewahret wird. Auch darinn fehlen viele zu ihrem großen Schaden, daß fie die an feine Randslente. 465 Guͤllenloͤcher, wann fie geleeret find , das gehörige Waſſer nicht alles auf einmal, fondern , wie fie fi) ausdrüden, nach und nach darein tragen, fo Daß Ddiefelben manchmal g oder mehrere Tage leer find, wodurd das Faulen der Gül, len fehr verhiudert wird, und manchmal, befonderd im Win- ter, wenn ed faltift, hebt die Kälte die Guͤllenkaͤſten empor, und fie verhalten die Jauche nicht mehr. Don der Einrihtung und Behandlung der A von den Mienfchen, Was die Einrichtung der Jauche-Gruben betrifft , foaik tet das gleiche, wie bey Den oben befchriebenen, doch muß ich noch dieſe Anmerkung beyfügen ; meine obenbefchriebes nen Fauche » Grnben waren alle von gebrannten Manerfteinen gemacht, diefe find freylich Die Dauerhafteften, aber auch die Eoftbarften ; ır an kann an deren flatt Güllen, Gruben von Brettern machen, oder von den Bütenen große Dinen (große Standeu oder Rufen) eingraben, nur mäßen alle mit Leim, wie eben beſchrieben worden , feftgemacht werden. *) Es ift diefe Materie eine der wichtigften in der ganzen Lands wirthichaft. Möchten doch Deutſchlands Landleute und Städte diefed benugen! Ich kann meine Empfindung nicht *) * Wozu eine ſolche Befchreibung von allen Kleinigkeiten? 3, diefes weißt jedes Kind fchon, wird mancher Schweizer denfen » oder fagen.” Sch antworte: *Diefe Beſchreibung ift vieleicht „ vielen , die nichtd von den Güllen willen, noch nicht deutlich ge, „nug. Sch weiß, mie viele Mühe es mich gekoſtet, esden Leuten „in Deſſau verfiändlich zu machen, che felbige nur Güllen » Gruben „ machen fonnten. Wenn man von Kindheit an bey einer Sache gs „weſen ift, urtheilt man ganz anders, als wann man von einer » Sache noch nichtd weiß. Du fagft vielleicht: was muͤſſen das für „ Leute feyn , die von den Gullen noch niche willen? und der Deuts » She fagt vielleicht, was muͤſſen das für garftige Leute feyn , die 3, Die Jauche von Menfchen heraustragen? Das if eine Arbeit für » den Henker! ” Magaz f. d Naturk. Selvetiens. IV. B. Gg f 466 Boßhards Schreiben unterdruͤcken. Es befremdete mich ungemein, daß in ben meiften Städten und Dörfern in Deutichland diefer unvers gleichlich nußbare Dünger nur nichts geachtet wird, wo⸗ doch an folchen Orten weit fchlechterer Dünger gefucht und gebraucht wird. Ich weiß wohl, daß der ‚Edel ab dieſer Arbeit vieles beträgt , Daß diefer Dünger nicht gebraucht wird. Aber undegreifich iſt's mir, daß Deutschlands Ges lehrte noch nicht es dahin gebracht haben, daß man diefen Dünger allgemein braucht. Dad Benfpieleines Landes, dad allgemein diefen Dünger braucht, wie in der Schweiz ges ſchieht, und Leute ed thun, Die nichts weniger ald unrein- fich find. Zürich iſt gewiß kein unreinficher Ort ı die Leute um Zürich herum und am Zürcherfee find Fein unreinliched Bolt; Wohnungen und Kleidungen wiederlegen folched, aber diefe Leute tragen den Dünger weg, wie Gold; ich fenne Sandleute, die bey vielen taufend Gulden * eigen, die Haͤu— fer haben, in denen fi fein Amtmann zu wohnen fchämen durfte, die ſelbſt Jauche vom Menfchen tragen. ch Habe die Urfache unterfucht, warum ed fo ift, * habe folgende Urſache bemerkt: 1. Es iſt die Art Dünger ‚die man in Deutſchland — nennt, eine ganz verſchiedene Art und Behandlung, als die Art Duͤnger, die wir Schweizer Guͤllen nennen. Die ganze vorherige Beſchreibuug zeigt jedermann die Verſchiedenheit, man machte mir in Deſſau allemal die Einwendung: * Die “ Kauche verderbe mehr, ald fie nüge” , allein fie verfiuns den allemal die Jauche, welches wir in der Schweiz Mil lache nennen, das hat meines Wiſſens in der Schweiz auch noch keiner mit Nußen gebraucht, fondern fie brauchen die, fe Miltlachen, wie ſchon gefagt, in die Gauche: Gruben anſtatt des Waſſers, und diefe Jauche muß erft dann noch eine Faͤulniß aushalten, und erft dann ift felbe gut und brauchbar. 2, Den Menſcheukoth zum Dingen zu — iſt ’ an feine Landsleute. 467 auf die Weiſe, wie er in der Schweiz gebraucht wird, an den Hrten, wo ich gefehen , noch gänzlich unbekannt. „) Yuch da, wo der Dienfchenkorh gebraucht wird, kann er auf die Weife fo voriheilbaft nicht gebraucht werden, wie er in der Schweiz gebraucht wird; dann es ift diefe Art Dünger wie felbe in den meiſten Städten gebraucht wird, aͤuſſerſt eckelhaft. Ich habe in Halle ein heimliched Gemach Iceren fehen und unterfucht , und ich muß geſtehn, ich. hatie um feinen Preis diefe Arbeit thun Eönnen , der Geſtank übertries be mir die Augen. Diefe meppitifchen Dünfte find gewiß ſehr fchädlich, und der Gebrauch dieſes Düngers ift auch fehr mißlih zum Gebrauch. Im Eommer fann derfelbe faſt zu feinen Gewächfen gebraucht werden, weil felber alled weg, brennt wegen feiner Schärfe; und überhaupt muß Diefer Dünger, wann derfelbe nicht fehr gemindert wird, alles zu geil machen. Diefes alles find Hinderniffe , die die ſem Düns ger einen ſchlechten Ruf machten, aber ganz anders verhält, ſichs, wenn diefer Dünger auf folgende Weile gebraucht wird. | Wann dag heimliche Gemoch geleert wird, ſo verfahre man, wie folgt : Man fülle diefe Grube die Hälfte mit Waſſer an, oder auch mit der Jauche aus der Miftflätter und man laffe das heimliche Gemach in diefe Grube geben, und laffe den Menſchenkoth und Urin in diefer Grube (Guͤl—⸗ lenkaften) 5 oder 6 Wochen lang faulen. Man kann auch das Waffer aus. der Kuche in diefe Gruben fchätten. Dies . fer Fauche- Dünger thut fo vortreffliche Dienfle, man mag = *) Als ih dem Hrn. Director Hofmann aus Preuſſen in Benfenn Seis ner Jochfürftl: Durchlaucht des Sürften von Deffau meine Belegenheit zum Düngermachen , und die Behandlungsart mit demfelben zeigte , fielees Ihm fo auf, daß er fagte : das habe er nie fo gewußt, auh aus Kleinjogs Wirtſchaft habe er es nicht fo gefaßt. , 4680 Boßhads Schreiden denfelben fait hingebrauchen , wohin man will, man kann denfelben Sommer und Winter gebrauchen, auf dag Getreid und in die Gärten, auf die Wiefen und zu den Bäumen. O, weld) ein Segen könnte diefer Dünger für manches Ort werden! Wie viele Menschen, Die müffig und in Um ofdnung leben, fönnten Befchäftigung haben und dabey ihr Brod reichlich erwerben! ch weiß zwar wohl, Vorurtheile und die Gewohnheit find mächtige Hinderniffe, aber durch Kluge Beyſpiele Elus ger Landwirthe Eönnte vieles erleichtert werden, O, wie vieled wird heut zu Tag über Dekonomifches ges fchrieben , und der Gebrauch der Fauche wird nur nichtd ges achtet! Wie werden Vorfchläge gethan, wie man Eünftlichen Dünger mache? Aber wie wenig anmwendbares ift babey? Die Jauche iſt ein Dünger, den man nicht erft aus Bere gen graben Darf; nein, fondern in jedem Haufe, wo nut Menfchen wohnen, iſt derfelbe zu finden. *) Warum fucht doch der Menfch nur in der Weite, was man iu der Naͤhe haben koͤnnte? Meinem Vaterland, oder doch einem guten Theil deſ— ſelben find meine Bemerkungen überfüßig, denn der Nutzen von dieſem Dünger fpricht läuter , als ich jemalen ſprechen fann. * Aber, fpricht der deutfche Landmann, wir brauchen >» die Jauche nicht, unfer Land trägt fonft Früchte” Ich fage kein Wort zu dieſem, als: für euch fchreibe ich fein Wort, Wer genug hat, der bedarf nichts. Ya, fprechen andere, in *) Es forgt unfer Magen in dem phyfifchen Zirkel der Dinge fehr artig „für feine Befriedigung; und zu gleicher Zeit für die Erndte jedes „’ folgenden Jahrs. Wer fieht bier nicht deutlich die emblematifche „Saturnus Schlange , die fich in den Schwanz beißet, und den Hun⸗ „ger zerftöret, und inallerley Betrachte neue Weſen wiedergebaͤh⸗ „ret.”, Hallens Magie natürliche IL. Ih. ©. 316. Diefer Schrifts ſteller, wie wenige feines gleichen find, möchte ich an den Zürichfee fürneh 1 Meine Papiere wollte ich serreißen, und dann ihn reden laſſen. an feine Landsͤleute. | 469 der Schweiz kann die Yauche gut thun , aber bey uns nicht Auf diefed will ich mit Erfahrung antworten: Ich habe in Deffau die Jauche nah Schweizerart eingeführt „ und habe den gleichen Effect erfahren, wie in der Schweiz ; ich habe es an allem erfahren, welch ein Segen die Jauche auch in Deſſau feyn fünnte an den Bäumen, im Garten , und in dem Felde, das alle gefehen, Die nur Augen hatten; ich habe mit dem Mift Proben gemacht , und habe an den mei« fien Gewächfen die Jauche weit vorgüglicher gefunden, als felbf den beften Mift. Ich Hatte Koͤhlraben (Koͤhlruͤben) nnd weifes Kraut, wie auch Morrüben, wiein der Schweiz noch feine und bey der größten Troͤckene im J. 1786, Mehreres zu fagen halte ich für überfüßig , wen die That nicht auf file, wer wird für die fehreiben können, *) *) Ein fehr kluger Herr zu Deffau zeigte mit herzlicher Freude meine ſchoͤne Einrichtung einem fetten Pachter, feine Antwort war mit ſpoͤttiſchem Grimm: “Mit Geld kann man den Tenfel aus der Hölle zwingen,” und rifte davon. Erklärung der Kupfer: Tafel, Fig. 1. aMififtätte. aa Mauer um diefelbe, ee Linie, welche anzeigt, wie der Leim hinter der Mauer gefoffen werden muß, um die Miſtgrube feſt zu machen. | Fig. 2. » Yauche,» Grube. aa Mauer um diefelbe. Dan gen zmwifchen den eichenen Stollen. d Schöpflodh. | Fig. 3. A. Grundfläche von dem Viehſtall. aa Jauche⸗ Gru⸗ ben. Zudem Viehſtall bc Maier um diejelben. D und x Schöpflöcher, m Kühegraben ( Goffen) 11. Orte, wo die Schlieſſen geftecft werden müßen. Fig. 4 Profil bon der Seite ber an dem Viehftall , wo man dem Vieh das Futer einſtoͤßt ( ſchiebt). a Oefnungen, wo das Futer eingeſchoben wird. ‚Fig. 5. Schließen zu dem Kühgraben. Fig, 6, Jauche, Buͤtten/ die 5 deutſche Waffer ; Eymer pätt Fig. 7. anche, Schöpfer. | Fig. 8, Form wie der Mift gepenfelt wird, . Fig. 9. Maßſtab von 30 (Zürcher) Fuß. — € IT T LIND = - —IIICLIV JUNI a I a 62 zu | IIIIINPBRIIIEEOI0W„…WoßEhuu ULM l (19-4. x JULNILNMITNIUNNUNDIN : N IN DIN = a a H j JM DS ET Si l | ei W - 1 INN ſ | I Al —IIIIII LL.A—d — LIIIICPICICDCDDIP — IIDIDIEDIIIIIIIIIII SS IMUINENIBMNENENENG CHE, —— = 1 IMMER £ LLINUNUNINNILONLNMITSUNDNL NN — IT MT K: - — £ i H + Schreiben des Herrn Profeffor von Sauſſuͤre anden Herausgeber, feine Reife auf den Col du Geant betreffen®. ⸗ 472 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre ERrErE nern % 1 Mein Herr! Hier empfangen Sie die verlangte Nachricht von einer Rei, fe oder vielmehr Aufenthalt, den ich eben mit meinem Soh— ne ineinem erhabenen Theil unferer Alpen gemacht babe. Sowohl die Phyſiker als die Naturforfcher, welche den Gipfel irgend eines hohen Bebirges zu befuchen ſich vornehs men, richten fi) gewöhnlich fo ein , Daß fie ohngefähr um die Mittagszeit dorthin gelangen, und wenn fie fich einmal da befinden, fo befchleunigen fie ihre zumachenden Beobach⸗ tungen, um vor einbrechender Nacht wieder hinunter zu ſtei⸗ gen. Auf diefe Weiſe find fie immer beynahe zu gleicher Zeit und während wenigen Augenblicken aufden größeren Höhen; und £önnen fich folglich Eeinen Begriff weder von dem Zus ſtande der Luft in den andern Tagszeiten vielmeniger noch von bemfelben während der Nacht machen. Weberaus. wichs tig fchien es mir, diefe Art Lücken in der Ordnung unferer athmosphaͤriſcheu Kenntniffen auszufüllen, indem ich aufeis nem erhabenen Gipfel einen genugfamen Aufenthalt mach» te, um den täglichen Gang der verfchiedenen meteorologis fhen Fnftrumenten, ald Barometer , Thermometer, Hy—⸗ grometer, Elektrometer zc, und deu Gelegenheiten aufzulauıs ven, dem Urſprung der verfchiedenen Meteoren, ald des Regend, Winde und der Stürmen nachzufpüren. Diefer Wunſch ward noch durch den verinehret, verfchiedene Ers fahrnugen zu verfuchen, die ich auf dem Montblanc zu mas chen entfchloffen war, wenn nicht die Kürze der Zeit, und die durch verdinnerte Luft verurſachte Unpaͤßlichkeit * daran verhindert haͤtten. Die erſte Schwierigkeit fand ſich in der Erwaͤhlung eines ſchicklichen Standorts. Ich wollte, daß folcher in einer Höhe von ohngefähr 1800 Klaftern feye; ich wünfchte daß ed ein offener freyer Ort feyn möchte, wo die Winde nnd an den Herausgeber. 473 alle Meteore ungehindert fpielen können, es würde‘ nicht ſchwer gewefen feyn , irgend einen mit Schnee bedecken und diefe Eigenfchaften in fich haltenden Gipfel ausfündig zu ma» chen. Allein ed ware nicht thunlich, auf dem Schnee ein etwas daurendes Etabliſſement feſtzuſetzen, theils Hätte es wegen der Beranderlichkeit der darinn angebrachten Inſtru⸗ * menten, theils aber auch wegen der Kaͤlte und Feuchtigkeit nicht fuͤglich geſchehen koͤnnen. Nun war es ſchwer, in uns ſeren Alpen, in einer ſo großen Hoͤhe einen Felſen zu finden, der vom Schnee entbloͤßt, in gleicher Zeit erſteiglich und ge— raͤumig genug waͤre, eine Art vom Wohnſi it und Aufenthalt dort anfzuſchlagen. Herr Exſchaquet, den ich hieruͤber um Kath fragte, bes lehrte mich , Daß auf der neuentdeckten und von Chamouny nach Courmayeur führenden GStraffe, wenn man ben . Takul paßirt, folge Felſen anzutreffen feyen , wie ich fie ver® Yangte. Zufolge feiner Wegweiſung fieng ich ſchon im legten Frühs jahr an meine Vorbereitungen zu diefer Ausfahrt zu machen und gieng mit meinem Sohne fchon in den erftien Tas gen des Zuny nach Ehamouny, mich dort feſtzuſetzen, um dem fchönen Wetter —D und ſobald ſolches erſcheint, daſſelbe zu benutzen. Ich trug zwey kleine Zelte von ee mit mir, allein ich wuͤnſchte über diefes noch eine Hütte von Steinen zu haben, weil ich mehrere Zufuchtsörter oder von einander getrennte Wohnſitze bedurfte, nicht allein für und und uns fere Führer, fondern weil dad Magnetometer und die Bas riations-Kompaſſe von einander entfernt feyn müßen, Damit dieſe auf ihre gegenfeitigen Veränderungen keinen Einfluß haben ; ich fandte alfo zum voraus Leute hin , diefe Hütte zuerbauen. _ | Sobald fie fertig war, und das fchöne Wetter dauerhaft zu feyn ſchien, veißten wir von Chamouny ad ; deu aten July 474 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauffüre ald den erſten Tag unferer Reife legten wir und im Taku unter unfere Zelte fchlafen. Takul nennt man einen mit Ras fen bedeeften Grund an dem Ufer eines zwifchen dem aͤnßer⸗ ften Theil des Gletſchers du Bold und dem Fuß eines Fels fen, fo der Takulsberg genennet wird , eingefchloffenen klei⸗ nen Seed. Den folgenden Morgen um halb 6 Uhr verreig« ten wir von da, und langten um halb ı Uhr Nachmittags bey unfern Hütten an. Ich habe diefen Drt den Col du Geant genennt, weil er in der That ſich am Eingang des engen Paſſes befindet, durch welchen man nach Courmayeur bins unterfteigt, und weil der am nächften gelegene anfehnlich- fie und diefen Paß beherrfchende Berg Geant heißt , und eis nen hoben und jäh abhangenden Gipfel hat, den man von den Ufern unferd Sees fehr wohl erfennen kann. Der Name des Takuld, welcher von diefen Felſen etwann 6 oder 7 Stunden weit entfernt ift, Eonnte fich hiezu nicht ſchicken. Wir konnten anf dem Wege von dem Takulauf ben Col du Geant nicht durch den Gletfcher von Trelaporte , den letzt- verfloffenes Fahr unfere Vorläufer dDurchgegangen, bindnrch. pafiren. Die Riſſe von dieſem Gletfcher waren offen, und gänzlich vom Schnee entblößt , fo daß er durchaus uners fteiglich war; wir mußten dem Fuß eines hohen Gipfels fol gen, welcher le Noir genennet roird, wo wir befiändig fehe jähe und mit tiefen Kiffen umgebene Abhänge von Schnee zur Seite hatten. Unſere Führer verficherten ung, daß dies fer Durchgang viel gefährlicher , ald der indem letzten Jahr befolgte, iſt; allein ich halte nicht viel auf dieſen Beweis, theild weil die gegenwärtige Gefahr immer größer als die bes reits überftandene zu ſeyn fcheint, theild auch, weilenfiedas durch den Keifenden zu fchmeicheln glauben, wenn fieihnen weis machen , daf fie großen Gefahren entgangen feyen. Je⸗ doch ift es immer wahr, daß die Noire wahrhaftig gefährlich ift, und daß, da ed in der Nacht gefroren war, es unmoͤg⸗ lich gewefen, über die harte und fehwere Schneemaffe zu 9% an den Herausgeber. 475 hen, wenn am Abend zuvor, während daß der Schnee durch die Waͤrme der Sonne aufgeweicht war , unfere Leute nicht Fuß? tritte gezeichnet hätten. Hierauf liefen wir, wie auf Dem Mont, blanc, die nämliche Gefahr unter Dünnen Lagen von Schnee verborgene Riße anzutreffen. Diefe Riffe werden gegen die Hös be des Berges immer fehmäler , und find in Heinerer Anzahl; auch fehmeichelten wir und gänzlich Davon befreyt zu feyn, alg wir auf einmal, Stride! Stricke! rufen hörten, Man vers langte biefelben, um aus dem unterften des Gletſchers den Alexis Balmat , einen unferer Trägern, der fich etwa 100 Schritt vor und befand, herauszuziehen, und der aus der Mitte feiner Gefährten auf,einmal verfihwand , und von einem. breiten und 6o Fuß tiefen Spalt verfchlungen ward. Blüclicherweife wurde er in der Mitte des Abgrundes, nämlich etwann 30 Fuß in der Tiefe durch einen in dem Riß feſtgeweſenen Schneeklumpen aufgehalten. Er fiel auf denfelben ohne fich weiters zu beſchaͤdigen, als fi dag Ans geſicht ein wenig zu ſchinden. Sein beſter Freund P. J. Favret band ſich ſogleich mit dieſen Seilen und ließ ſich herunter, um ihn feſtzumachen; man zog ihre Ladung her; auf, und hernach die beyden Männer, einen nach dem ans dern; Alexis Balmat war ein wenig blaß, Doch bezeigte er feinen Schreden; er nahm unfere Matragen , die feine Las dung ausmachten, wieder auf den Rüden, und fegte mit - einer unerfchütterlichen Sorglofigkeit feinen Weg wieder fort, - Der Augenblick unferer Ankunft am Ende unferer Reife ur war nicht, wie fonft gewöhnlich, der angenehmfte für uns, Ich ſahe alfobald zu meinem Verdruß, indem ich den Ort unfter Hütte mit den Höhen, die ich kannte, verglich, daß er nicht 1800 Klafter erhoben, wie man und Hoffnung ges macht; hernach fand ich auch unſere Hütte, fehe klein, fie patte nicht mehr ald 6 Fuß ins gevierte, und mar fonieder, daß man ſich darinn nicht aufrecht halten fonnte ; auch las 476 Briefedes Hrn. Prof. v. Sauffüre gen die Steine, von welchen fie erbauet waren ſo fchlecht aufeinander, daß ed hineingefchneyt, und felbige zur Hälfte mit Schnee angefüllt war. Das ebene Stuͤck Felfen, auf dem unfere Zelten follten ausgefpannt. werden, und andeß fen hervorragenden Ende fich unfere Hütte befand, war gleichfam zwiſchen zweyen fehr fchmalen ungleichen und auf allen Seiten mit Schnee abhängenden und fleilen Felfen , die man beynahe aid Abgründe anfehen Eonnte, umgebenen Gletſchern eingekerkert. Zu einer Wohnung von einigen Tas gen fehien und diefer Standort nicht die angenehmfien Auss fichten zu verfprechen,, ‚allein zu einem Belvedere war die Lag in der That herrlich. Auf der Seite von Italien hat⸗ ten wir einen unermeßlichen Raum einander folgender Be ers⸗ ketten, die zum Theil mit Schnee bedeckt war zwiſchen welchen man doch einige Waͤlder und angebaute angenehme Geſilde und Thaͤler entdeckte. Auf der Seite gegen Savoy zu , zeigte und der Montblanc , der Geant und die dazwi⸗ fchen emporragenden Gipfel dad größte abwechſelnde und unterhaltenſte Gemaͤhlde. | ch fandte ſogleich unfere Träger , fo und unfer Bagage und Inſtrumente nachgetragen, wieder auf Chambuny zu—⸗ ruck, und behielt nebft meinem Bedienten nur vier der be; fien Führer, theild um und in unfern Arbeiten an die Hand zu gehen , ald auch und zu Courmayeur wechſelsweiſe Koh⸗ len und Lebensmittel abzuholen. BR — Sobald ſie ausgeruht und ſich erfriſcht hatten, wuͤnſchte ich, daß fie die zu meinem Standort noͤthigen Anordnungen vornehmen möchten; allein ein Reſt von Mattigkeit und Die in diefem Aufenthalt zu erwartenden und auszuftehenden Unbequemlichkeiten , fchlugen ihre Kräfte und Muth gänzlich nieder, Indeſſen mußten fie doch bey einbrechender kühler Nacht daran denken , fich ein Dbdach zu verfchaffen ; fie fiengen demnach an, die abgelöften groffen Klözer von Gras nit, welche den Boden unfrer Felfen -Ebene ausmachten, _ an den Herausgeber, 477 in Hrdnung zu bringen und die Zelten abzufpannen, dann die Hütte war unbewohndar , bis man ein unter dem Schnee befindliches und mit Schnee bedecktes Eisbett aufge pickelt, und weggeführt hatte. ch Hingegen hatte fogleich angefangen, meine Inſtru— mente zu befichtigen , und diejenigen, fo feiner Zubereitung bedurften, in Ausübung zu fegen; zu meinem Verdruß fand ich meine beyden Barometer in Unordnung ; die große Tros denheit , die feit unferer Abreije von Chamouny gemefen , hatte die Korkftöpfel , welche das Queckſilber einfchlieen, fo zufammengezögen , daß aus beyden das Dueckfilber ununs terbrochen herausrann, dennoch war Eeine Luft bineinge fommen, und ed gelang mir, den einen Durch ein von der Urſach dieſes Uebels mir angegebenes Mittel wieder herzu— ſtellen. Ich hielt ihn beſtaͤndig in naßgemachte Stuͤcke von Leinwand eingewickelt, die Feuchtigkeit ſchwellte den Kork wieder auf, und er konnte wieder das Queckſilber beſchlie— gen. Obſchon unfer Lager ziemlich fchlecht war, fehliefen wir doch fanft und ruhig, welches und auch unfere Kräfte und unfere Thätigkeit wieder gab. Schon am frühen Morgen waren wir ganz eifrig, unfere Hütte von dem Eid zu reiniz gen, und fie hoh genug zu machen, um aufrecht darinn fies ben zu koͤnnen; wir verfertigten Fußaeftellen für den Mag— metometer ı für den Variations Kompaß, für Die Platte, welche dienen follte, die Mittagslinie darauf zu zeichnen, und fo fiengen wir felöft an, einige Beobachtungen zu mas chen, Unfere Führer , welche eine Veränderung des Wetters vorausjahen, befihäftigten fich infonderheit unfere Zelten haltbar und feſt zu unterfiügen; eine fehmere Unternehmung auf dieſen Felfen Graͤten, die fchmäler als die Zelten ſelbſt, ungleich waren , und aus großen unzuſammenhaͤngenden Steinmaffen beſtanden. Wir fhägen nnd fehr gluͤcklich, alle diefe Borfichten gebraucht zu haben; denn in der folgenden e 2 478 Schreiben des Hrn. Prof. v Sauffüre: Nacht, Ges war die zwilchen dem aten umd sten July) überfiel uns da8 heftigſte Sturmmetter , fo ich je geſehen. Es erhub ſich eine Stunde nach Mitternacht mit einer ſol⸗ chen Heftigkeit ein Suͤdweſt⸗ Wind, daß ich jeden Augen. blick glaubte, er würde unfere Hütte von Steinen iin der ich mit meinem Sohne lag, wegtragen. Bom Wind war ed merfiwürdig , daß er von Zeit zu Zeit Durch gänzliche Wind⸗ ftille unterbrochen wnrde. Während denſelben hörten wir den Wind unter ung in dem Grund des Thals der allee ‚blanche blaſen, indeffen um unfere Hütte herum die voll» kommenſte Stille herrfchte; allein auf diefe Windflille folge ‘ten Schläge von erftaunlicher Heftigkeit; e8 waren wieder holte Stöffe, mie ein Artillerie» Salve; wirfühlten den Berg feld unter uns und unfern Matraszen beben; der Wind drang durch die Luͤcken der Steinen nnferer Hütte; er hob felbft einmal meine Bettücher empor. Als der Tag , anbrach, legte er ſich doch ein wenig, allein er erhob ſich bald wieder, brachte Schnee mit ſich, welcher von allen Seiten her in unſere Hütte drang. Wir Hüchteten uns hier, auf in die Zeiten, wo man beffer befchüset war, Dort fan? den wir unfere Führer , die beftändig die Zelten: Stangen | unterftüßgen mußten, damit die Heftigkeit des Windes folche nicht famt den Zelten hinwegnehme; ded Morgens gegen 7 Uhr geſellte fich zu diefem Sturm noch Hagel und Doms nerfchläge , welche ununterbrochen aufeinanderfolgtenz ein Stral fiel fo nahe bey und , daß wir deutlich einen Funfen davon Enifternd auf das naffe Tuch unferer Zelten, gerade hinter dem Ort, wo mein Sohn lage, fallen hörten; die Luft war fo eleftrifch, daß fobald ich nur die Spike des Conducteurs von meinem Electrometer aus meinem Zelte bins ausſtreckte, fo gaben die Kugeln fo Fark Funken, als es die divergirten Fäden zulaffen Eonnten , und falt bey jedem 20m nerknall wurde die poſitive Elektrizitaͤt zur negativen , oder ums gekehrt letztere sur erſteren. Um ſich einen Begriff von von an den Heransgeber, 479 Grade der Heftigkeit des Windes machen zu können, fielle | h vor, dag unfere Führer zweymal, als fiedie in der andern Zelte befindlichen Lebensmittel abholen wollten, hier⸗ zu die Augenblicke nutzten, in denen der Wind ein wenig nach; gelaffen , uud dag dennoch auf der Hälfte Wegs, obfchon ‚von einer Zelte zu der andern nicht mehr , ald 16 oder 17 Schritie waren, fie von einem Windfloß dergeſtalten anges fallen wurden, daß fie, um nicht in den Abgrund gefchleus dert zu werden, an einem glücklicherweife fich da befindenden Felſen anklammern und in dieſer Stelung 2 oder 3 Minuten bleiben mußten, indeffen dev Wind ihre Kleider über ihre - Köpfe hinauswehete, und fie ihren Leib dem Hagel Preig ‚gaben ‚ ehe fie ihren Weg wieder fortfegen Eonnten, Gegen Mittag Heiterte fich das Wetter wieder auf, und _ Hr. Exchaquet, welcher am Abend znvor und mit 4 Fuͤh— rern beſucht, und mit uns diefe fchlechte Nacht und ſtuͤrmi— miſchen Morgen zu teilen das Ungluͤck hatte, benußte das Aufhören des fchlechten Wetterd, um zuͤruͤckzukehren, und durch Courmayeur hinunter zu fleigen. Wir waren fehr zufrieden , daß wir mit unfern Obdaͤ— chern , fo locker fie auch waren, den ich jufammenverichwor; nen Elementen haben troß bieten Eönnen , und überzeugt , daß es beynabe eine Unmöglichkeit fey , ein fchlimmeres Wet— ter auszuhalten , fo befanden wir uns in Ruͤckſicht der Furcht vor den und auf dieren Höhen als fehe gefährlich beſchriebe— nen Wettern vollkommen beruhiget Wir ſetzten alſo mit allem Eifer die zu unſern Beobachtungen noͤthigen Vorbe—⸗ reitungen munter fort, Sie fiengen am folgenden Morgen “eine ununterbrochene regulaire Reihe zu ſormiren an, Wenn * Wetter nicht allzuſchlecht war, ſtand mein Sohn des orgens um 4 Uhr auf, um die meteorolsgiihen Beobach⸗ tu en anzufangen. Ich hingegen fand erfi gegen 7 Uhr auf / allein um ihm nichis ſchuldig zu bleiben, legte ich mich auch erſt um Mitternacht ſchlafen, indeſſen mein Sohn 480 Schreiben Dev Hrn. Brof. v. Sauffüre. ſchon um Io Uhr zu Bette gieng. Während dem Tag hatte jeder von und feine eigene ihm vorgezeichnete — —— gungen. Dieſe thaͤtige Lebensart war die Urſache, warum uns die _ Zeit fo. fchnell vergieng ; allein doch hatten. wir wegen ber Kälte bey dem fehlechten Wetter und an den meiften Aben⸗ den , felbft der fchönften Tagen vieles auszuftehen. Beynahe alle Abende gegen s Uhr fieng ein von den mit Schnee beveckten Abhängen, welche von Norden gegen Weften zu über und Herefchten, herfommender Wind anzumehen; ber weil er oft Schnee oder Hagel mit fich brachte, von einer außerordentlichen Kälte und Unbequentlichkeit war. Die warm ften Kleider , felbft Pelze konnten und nicht vor-Kälte fchüs gen: in unfern Eleinen Zelten von Leinwand Eonnten wir fein Feuer anzinden, und unfere fehlechte und durchloͤcher⸗ te Hütte Eonnte durch das in unfern Eleinen Kohlpfannen befindliche Feuer gar nichterwärmt werden. Die Kohle felbft brannte in diefer Luft nur Aufferfi matt , obaleich durch den Blasbalg angefacht, und wenn wir endlich unfere Füffe und den unteren Theil unferer Schenkel erwärmen konnten, fo blieb doch unfer Leib durch den durch unfere Hütte blafen- den Wind immer erfioren. In diefen Augenblicken bereuten wir es weniger, nicht mehr ald 1763 Klafter über dem Meer erhaben zu feyn; denn höher wäre die Kalte noch empfinds licher geweſen, indeffen tröftete uns dieſes, wenn wir dach; ten, daß wir an dieſem Orte, ungefaͤhr 180 Klafter hoͤher als der Gipfel von Buet waren, der vor einigen Jahren als die hoͤchſte erſteigliche Spitze unſerer Alpen angeſehen wurde. | Gegen Io Uhr des Abends legte fich der Wind; Diefed war die Stund , in welcher ich meinen Sohn jich in der Hütte zu Berte legen ließ ; ich gieng Darauf in die Zelte, wo der Variations-Kompaß war, mich in meinen Pelz eins zumwiceln ;, und einen warmen Stein unter die Füſſe an den Herausgeber. 481 zu nehmen, und brachte die gemachten Bemerkungen ins Keine. Von Zeit zu Zeit gieng ich binaus um meine Inſtru⸗ mente und den Himmel zu beobachten, welcher Dazumalen beynahe allzeit helle war. Diefe zwey der Einfamteit und dem Nachdenken gewidmete Stunden waren für mich übers aus angenehm ; fodann legte ich mich in der Hütte auf mei⸗ ner Eleinen, meinem Sohne zur Seite, auf der Erde außs gebreiteten Matraze nieder , und fand einen beffern Schlaf als in meinem Bette in der Ebene, Der fechszehnte und legte Abend , den wir auf dem Colde Geant zubrachten, war einer der fchönften und Herrlichften. Es fchiene ; ald ob diefe Hohen Gipfel ung nicht , ohne mit Bergnügen an Diefen Aufenthalt zuruͤckzudenken von fich lafs fen wollten ; der Kalte Wind, welcher die meiften Abende ſo unangenehm war, hörte an felbigem auf; die Gipfel, | über und durch die Schneemaffen voneinander getrennt waren, farbten fich mit dem fchönften Kofenroth und Carmin; gegen Italien zu fchien der ganze Horizont mit einem purpurfars benen Gurtel umzogen , über den fich der volle Mond mit koͤniglicher Majeftät und mit der fchönften Garmofinfarb ems porhob. Die Luft um uns herum hatte jene volllommene Heiterkeit und Klarheit, welche Homer der Luft des Olymps zufchreibt , indeffen die Thäler , in die ſich die Dünfte dichte zufammengezogen , ein dunklerer und finfterer Aufenthalt zu feyn fchienen. Doch! wie befchreibe ich die Nacht , die anfdiefeu Abend folgte? Damals, als nach der Dämmerung der helleuch» tende Mond einzig an dem Himmel herrfchend fein filbernes Licht über den weiten Raum der Schneemaffen und Felſen, die unfere Hütte umgaben, ausgoß; welch herrliches Schaufpiel verfchafften und nicht bey Dem fanften Schimmer diefer Nachts fadel, die Schnee sund Eismaſſen, deren Glanz bey dem Sons nenlicht unfere Augen nicht aushalten können. Welch gro, fen Eontraft bildeten nicht diefe braune Granitfelfen, wel, Magaz.f. d. Harurf: Helvetiens IV. 2. Hh 482 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauffüre che fo kühn und mit beſtimmtem nad fcharfem Umriß ſich mitten im Diefen glänzenden Schneemaffen zeigten! Welch ein Augenblid , ich in Betrachtungen zu verlieren ; wie ſehr halten fie nicht für Mühe und Entfernung fchadfog ! Die Seele erhebt fich , die Graͤnzen des Geiftes fcheinen ſich zu erweitern , und mitten in Diefer majeflätifchen Stille waͤhnt man die Stimme der Natur zu hören und der Vertraute ih⸗ rer geheimſten Werken geworden zu ſeyn. Nachdem wir den folgenden Morgen (ed war der zofte July) unfere Beobachtungen und Eyperimente beendiget hatten, verließen wir unfere Stelle, und fliegen nach Cours mayeuͤr hinunter. Der erſte Theil des Wegs, welcher man über Felſenſtuͤcke hinunterſteigen muß , if iäh und muͤhſam doch ohne irgend eine Gefahr, und in diefer Ruͤckſicht gleicht er keineswegs der Aiguille du Goute , welche man jenem verglichen hatte, Bon dem Fuß dieſes Felſen hinweg kommt man in Wieſen, unter welchen Waͤlder ſind, und endlich zu bebauten Feldern, durch welche man nach Cour- mayeuͤr gelangt, Auf diefem ganzen Wege trifft man Feine Schwierigkeit an; indeffen hatten wir Doch nachher derfelben auszufteben; gleich anfangs von der Wärme, welche, da wir von einem £alten Klima, an welches wir und gewöhnt hatten, herfamen, und unerträglich ſchien; am meilten aber litten wir vom Hunger. Wir hatten flarfen Verdacht , daß einer von unfern Führern foichen heimlich weggenommen ha⸗ ben moͤchte; jedoch weniger in der Abſicht davon Gebrauch zu machen, als uns in die Nothwendigkeit zu verſetzen, weg⸗ zureiſen. Wir hatten keine lange Weile auf dem Col du Geant und unſere Bewun derung am leiten Abend , einige Reuez die mein Sohn bezeigte, diefen Drt zu verlaſſen, Tief fie befürchten , als wollten wir unfern Aufenthalt verlängern. Die Hitze und Nüchternheit beraubten mich meiner Kräften, perurfachten mir jelbft einige Anfälle von Ohnmachten und ftiegen mir gegen den Kopf, fo, daß ich die nöthigen Worte a > an den Heransgebet 483 nicht finden Eonnte, um meine Gedanken auszudrüden. Mein Sohn und mein Bedienter litten ebenfald, doch nicht in eis nem ſolchen Grade, wie ich ; meine Schwachheit verzögerte un⸗ fern Marſch, und entfernte hierdurch feld das Mittel. Wir langten erft gegen 7 Uhr des Abends im Dorf von Entreve an, wo die erften Häufer find , in welchen man etwas zn eſ⸗ fen finden kann⸗ Allein ein Rafttag zu Courmayeur ſtellte mich vollkommen wieder her. Bon da famen wie durch den Col ferret nach Martigni , und von Dartigninach Chamouny, wo wir noch 4 Tage zubrachten , um noch einige vergleis chende Experimente zu machen; von da famen wir Ends July wieder nach Genf zurück. Anzeige der auf dem Col du Geant gemachten Beobachtungen. Situation oder Rüden des Felſen, auf dem wir unferen Aufenthalt nahmen. Diefe it zivifchen zweyen Gletichern , nämlich dem von Montfreti gegen Welten, und dem von Entreve gegen Oſten zu umfchloffen. Die von Stein aufgeführte Hütte nahm die Spike, oder die am meis ſten mittagwaͤrts gelegene Extremität diefer Ebene ein. Die beyden Gehölze fanden auf den Feld; Rüden gegen Nots den von der Hütte zu, und auf der nämlichen Linie, Der Grat des Felfen felbft Rich nach einem unmerkbaren hernach aber jähen Abhang an den ſpitzigen Gipfel des Montfreti an; unfere Stationen ſtanden alſo frey, allen Winden und Wet, teru audgefeßt. Geographiſche Lage, Mein Sohn beobachtete zweymal die Mittagshoͤhe der Sonne, um die Breite ded Orts daraud zu finden, Die ers fie Beobachtung gab4s5°. 49°. 41’. und die zweyte 45°. 50° 6“ das Mittel davon ift 450° 49° 54°. Betreffend dann die Länge , fo konnten wir ſolche nicht beſtimmen, weil die Uhr, 484 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre welche wir zu dieſer Abficht hatten, fehon in den erften Tas gen unferer Reife in Unordnung gerarhen war. Allein um diefen Mangel einigermaffen zu erfegen, beflinmten wir forgfältig die Lage unferer Hütte ‚in Beziehung auf ee de Gegenftände, Der befchneyte Gipfel des Montblanc, den man von uns ferer Hütte erblicken konnte, liegt 103° 40, von Norden durch Weſten ab. Courmayeur 206° 32, und der Gipfel des Geant 323° 30/, Die Entfernung eben dieſer Derter von unferem Standpunkt und ihre Höhe über demfelben iſt folgende: Montblanc Höhe | 687 Klafter ee... Dal 2692 — Geant Höhe x 411 — MEERE RE La Ta 15438 — Courmayeur Tiefe wo. 1107 — ie Dank BR 1552 — PYriorey von Chamou⸗ ny Tiefe 1223 — .. Weite ungefähr so — Höhe, Da die verfchiedenen Formeln , die man bey dem Höhemefjen mit den Barometern angewendet hat, zu unters fuchen , auch eine der Abfichten unferer Unternehmung war, fo mußten wir die Höhe unferd Standorts durch eine von dem Barometer unabhängige Meffung Eennen, Zu dies fem End, da der Col du Geant von Chamouny aus nicht zu fehen war, fo nahm ich vor, die Höhe eines andern ſowohl von Chamouny ald von unferer Hütte hinweg fichtbaren Gipfeld trigonometrifch an meſſen. Dieaiguille du midi fchien und hierzu die fchicklichfte zu feyn, indem fie die nächfte dies fer Orten , und diejenige war, deren Gipfel am fchärfften und am leichteften zu erfennen war. Weder auf dem Coldu Geant noch zu Chamouny konnten wir andere als fehr kurze Standlinien ungefehr von 1200 Fnuß finden ; allein ihre Kürs ze fand fich durch ihre ſoviel möglich günfiige Lage, und an den Herausgeber 485 durch die Genauigkeit , die wir bey unfern Ausmeſſungen brauchten , zum Theil wieder erſetzt. Ich werde alle befons dern Umſtaͤnde unferer Arbeit in dem dritten Theil meiner Reis fen mittheilen. | Der Gipfel der aiguille du midi befand ſich durch diefe Ausmeffung 1469 Klafter uber der Priorey von Chamouny und 246 über unfere Hütte erhaben, worausalfo folgt, daf unfere Hütte 1223 Klafter höher ald die Priorey nnd folgs lih um 17563 Klafter höher , ald das mittelländifche Meer war. ? Beſchaffenheit der SFelfen. Alle Felfen , bey welchen wir, um auf den Col duGeant zu gelangen, vorbengehen mußten , der Col du Geant felbft , und alle Diejenigen, fo wir in der Bergkette des Montblance (von welcher diefer Col du Geant einen Theil ausmacht) unterfcheiden konnten , find entweder derber oder blättrichter Granit (Gneiß). Die Baͤnke oder Lager diefer Felfen find entweder ganz vertikal oder aufs wenigfte fehr ſtark gefenft und ihrei Richtung ziehet fich von Nordoft gegen Südwelt, oder von Oſt⸗Nord⸗Oſt gegen Welt: Sud, Welt zu. Die Structur des Montblanc zeigt ſich an keinem Orte fo auszeichnend dar , ald auf der Seite gegen den Col du Geant zu. Man fieht bis unter feinen Gipfel die Abfchnitte der verticalen Schichten von Granit, aus welchem diefe uns geheure Maſſe zuſammengeſetzt iſt. Und da fich dieſe Schich: ten bier im Profil uud perpendicularen Durchſchnitten zei— gen, fo erlaubt ihre Regelmäßigkeit, welche fich in der uns ermeßlichen Anzahl, fo das Aug faſſen kann, immer gleich koͤmmt, nicht zu zweifeln, dag diefed nicht wahre Schichten feyen. Man ſieht, daß dieſelben bis auf den in der allce blanche ruhenden mittägigen Fuß des Montblanc allerorts vorkommen; allein ſo wie ich es anderwaͤrts bemerkt, ſo find dieſe Schichten oder Baͤnke immer weniger geſenket, je 486 Schreiben des Hrn. Brof, v. Sauffüre mehr fie fich von der Mitte des Berged entfernen. Man kann fie Brettern vergleichen , Die an eine Dauer geftellt find, und deren Fuß immer weiter hinaus zu fichen kommt, je mehr fie von derfelben entfernet find, Auf dieſer Seiteder Berg Fette fieht man alfo nichtd von jenen umgeftürzten Lagern, welche die nordliche Seite derfelben ag ©. * in die Alpen h. 665 u. 677. "Die Schneewaffer, fo beftändig in die offenen Zwiſchen⸗ raͤume der geſenkten Schichten eindringen, und ſich darinn durch das Gefrieren ausdehnen, zertrennen und zerſetzen das Geſtein. Auch Haben alle, welche Gebirge dieſer Art beobach⸗ tet haben, eingefehen , daß diefelben fich in einem Zuſtand von einer immer fortwirkenden Auföfung befinden, Allein auf dem Col du Geant zeigt fich dieſe Wahrheit fo oft und mit folcher Stärke, daß fie dem Geifte Eräftigfi eingeprägt wird, Ich übertreibe es nicht, wenn ich behaupte , es ver, gienge keine Stunde , daß wir nicht irgend eine Lauine von Felsſtuͤcken ſahen und hörten, die ich mit Donnerndem Ge prafiel bald von der Seite des Montblanc bald von der aiguille marbree, oder auch von dem Felfengrat, auf welchem wir waren, hinunter fürzten. Diefe namlichen Waſſer, welche ganzlangfam in diefe Zwifchenräume hineindringen, bilden dort Erpftalle von verfchiedenen Arten. Beynahe alle Felfen in den Gegenden um tinfere Hütte herum waren mit glänzen den ziemlich großen aber felten hellen Duarz » Eryfiallen ge ziert. Miin Sohn entdeckte unter diefen Quarz » Erpflallen ſchoͤne Cryſtalle von durchſichtigem Feldfpath mit einer Rin— de von grüner Erde umgeben. Diele Erde findet fih auch Häufig zwifihen Kriftallen. S. Reifen in die Alpen $, 723. Als wir nach Courmayeur hinunterfiiegen , faben wir ein kleiues Neftieriftalifietee Molybdenen, in einem Stein von der Natur deg körnigten Feldſpaths eingefchloffen $- 899 5 diefer Stein bildete ein Trumm zwifchen den Schichten von Granit, Peter Balmat war e8, der diefe Entdedung ge: an den Herausgeber... 487 macht hat, ald er nach Courmayeur gieng, um Lebensmittel zu holen. * Thiere. Das einzige Thier, ſo ſeinen beſtaͤndigen Auf⸗ inthalt auf dem Col du Geant zu haben ſchien, war eine ganz ſchwarze Spinne, die ſich unter den Steinen aufhielte. Doch beſuchten uns auch drey Gemſe, welche vom Val d’Aoft ins Savoyiſche hinubergiengen; auch ſahen wir dreyerley Arten Voͤgel, einen Mauerſpecht, einen Schneeſpatz, und Kraͤ hen oder Dohlen mit rothen Fuͤſſen und Schnaͤbeln. Die beyden erſten kamen nur einmal zum Vorſchein, indeſſen die Dohlen uns zu verſchiedenen malen beſuchten. Da unſer Felſen-Grat zwiſchen zwey tiefen Gletſchern er; hoben war, fo geſchah es, Daß wenn auf der einteu Seite der Wind bließ, auf der andern eine vollkommene Windfille berrfchte , unb alddann fielen die durch den Wind hin und her zetriebenen Inſekten, ald Schmetterlinge ,. Waſſerſpin⸗ nen und Fliegen von verſchiedenen Arten auf den Gletſcher wo es ſtille war, da dann die durch dieſe Inſecten hergelok—⸗ ten Dohlen fie verfolgten und durch ihr Fliegen und Nach; feßen unfere wilde Einfamkeit ein wenig — und beluſtigten. Pflanzen. Auf der Hoͤhe * Felſen⸗Grats Konad wir nur eine einzige vollkommene oder mit deutlichen Blus men verfehene Pflanze entdecken, Diefe hingegen bildeten £leine mit weißen überausartigen purpurfarbenen Blümchen bedeckte Raſenbaͤnke. Es ift die Dianenfia Helvetica oder PAu- drofan embriquee, Die Oberflaͤche der Felfen war eine Tas pete von häufig abwechfelnden Steinflechten ‚ von welchen ich ‚eine Samınlung gemacht , die bey befferer Muffe unterfischt zu werden verdient. + Barometer- Während uuferm Aufenthalt auf dem Col ‚du Geant machte ich 85 Beodachtungen mit dem Barometer und würde noch mehr gemacht haben, wenn mir nicht Die Auf merkſamkeit und Borficht , welche ich auf die Austrocknung des . 488 Gchreiben des Hrn. Prof. v. Sauffüre, Stoͤpſels beftändig Haben mußte, nicht foviel — gemacht haͤtte. Das Mittel der 85 Obſervationen iſt 18 Zolle So gyhysooc Linien; die durch Herr Levesque zu Chamouny gemachten correſpondirenden 85 Obſervationen geben zum Mittel 25 3. 01260 Linien; der mittlere Grad der Wärme der Luft zu dies fen 385 Beobachtungen , welche ein Thermometer im Schatz ten auf dem Col du Geant angab , ift 3 &%ooo Grad Reaum, und zu Chamouny 17, 2%ooo- Nach der Formel des Herrn Trembley ift die aus-diefen DObfervationen fich ergebende Höhe 1207 Klafter , alfo 16 Klafter weniger als die trigono» metrifche Meffung giebt. Die Regel von Hrn. de Luc giebt nur 1178 Klafter und alfo irrt er um 29 Klafter. Su Genf gab das anfänglich durch Hrn. Bictet und nachher durch Herrn Senebier beobachtete Barometer in denen 85 übers einftimmenden Hbfervationen ein Mittel fechsundzwanzig Zoll 1170685, g000 Linien: und der mittlere Grad der Warme der Luft bey den nämlichen Dbfervationen war 19,934 Grad, welches 332% Klafter» Höhe der Priorey von Chas mouny über dem Genfer Obfervatorium angiebt , dann ich babe alle Beobachtungen der Herren Sennebier und Pictet auf diefen Ort berechnet , weil ich mich auch deren bediente, Die man alldort zu machen pfleat , um fie in dem Genfer Journal herauszugeben. Nun iſt diefed Obfervatorium 14% Klafter über unfere See erhaben, welches der ‚Höhe der N riorey vou Chamouny 347 und der von dem Col du Geant über dem nämlichen See 1570 Klafter giebt. Während der Zeit unferer Beobachtungen waren die Vers änderungen des Barometers nicht fogroß, als ich gewuͤnſcht hätte, und das relative Maas diefer Veraͤndernngen ſtimm⸗ te nicht mit der allgemeinen Regel überein, deren Beftätis gung ich anderwärtd bemerkt hatte: auf den höhern Orten waren diefelben größer, da fie ſonſt Eleiner And. Der Unter «x an den Heransaeber. 489 Schied zwifchen der größten und Kleinften Höhe in Linien und in 6otel Rinien ausgedruct war. Auf dem Col du Geant 2,145 Bey der Priorey von Chamouny 2, 29 Zu Genf 2,103 Alfo ware die größte Veränderung auf dem Col , die klein— fe zu Chamouny und Die mittlere zu Geuf, Allein dasjenige, worüber ich am meiften neugierig war und welches uns das merkwuͤrdigſte Refultat gegeben bat, war die Bergleichung des Gangs der drey Barometer zu verfchiedenen Stunden des Tags ch beobachtete ſoviel ich fonnte, den Barometer je von 2 zu 2 Stunden, indem ich früh Morgensum 8 Uhr anfieng , und auf den Abend um glei che Zeit aufhoͤrte. Ich brachte dieſe Beobachtungen in eine Tabelle und feßte ineine Colonne Diejenigen Beobachtungen , fo zu der gleichen Stunde gemacht worden waren. Hierauf nahm ich von jes der diefer Eolonne die Summe und. indem ich Diefelbe mit der Zahl der Obfervationen dividierte , fo fand ich für jede die, fer Stunden die mittlere Höhe des Barometerd. Das gleis che Verfahren gab mir die Mittelzahl der Correfpondirens den Beobachtungen zu Chamouny und zu Genf. Hier ift der Linterfchied dieſer Mittelgahlen in 10tel und Sechzendtaus fendtheil Linien. Diefe Unterfchiede zeigen den mittleren - Bang ded Barometers während dem Tan in feinen Ai; Standpunkten. 490 Schreiben des Hrn. Brof. v. Sauffüre no a ge ee ——— der nielern Veraͤnderungen des — * RR bey Tage, Stunden VIIISt. M. X | XU [1&t.ab.| IV. ı VL 7\ vi Di. x Tags: "Coldu | 0,000 — 5 7 — rer ulgeankd:, Dr Chamon:| 6,972. 5,607|3,000| 1,214 * 6,586 3,696 ny RAR EEE BE ee — 4,693|3,222| 1,308 lo,oool ı ‚og |3,73612,765 " Senf 5,343 Man fieht, daß aufden Col du Geant die Stunde ‚ wo der Barometer amtiefiten, um 8 Uhr des Morgens ift; bis gegen Mittag ſteigt er, nachher fällt er wieder big um 2 Uhr, dann fteigt er wieder während dem übrigen Abend. Hingegen it er zu Genf um 8 Uhr am höchften, ven da füllt er bis um 4 Uhr, wo .er am niedrigften flebt. Eben fo ift e8 auch zu Chamouny, wo die täglichen Veränderungen flärker find ; bey diefen Veränderungen ift fehr merkwürdig, daß fie in umgekehrten Berhältniß der abfoluten Veränderungen zu feyn fibeinen.. Im der That, wir haben gefehen , daß diefe nach ihrer Größe geordnete Veränderuugen fols genden Rang hatten, als Coldu Geant, Genf, Chamouny, da hingegen die Ordnung der täglichen Veränderungen Cha— mouny, Genf und Col du Geant if. Herr de Luc hat bey der Vergleichung des Gangs ded Ya; rometerd auf dem Saleve mit demjenigen, an deffen Fuß fchon bemerkt, wie ed oft begegnet, daß, fo wie die Sons ne höher ſteigt, der Barometer in der Ebene fallt, und zu gleicher 3 it der auf bein Berge fleigt. Die Urſache, die er angiebt , fcheint mir ſelbſt ſehr richtig zu ſeyn, er muthmaffet, Daß die zunehmende Tagshitze, indemfiedie Luftinder Ebene ausdehnte, folche swing, fih über den Berg zu erheben , woher denn die über dem obern Barometer befindliche J an den Herausgeber. 491 Luftſaͤule eine mehrere Schwere erhaͤlt, daß aber demohn, geachtet dieſe Luft waͤhrend ihrem Aufſteigen ſich zum Theil zur Rechten und zur Linken ausbreitet, und die Druckung auf den untern Baromer vermindert. Daß dieſe Veraͤnderung des Barometers zu Chamouny merklicher als zu Genf ge⸗ weſen, mag daher kommen , weil die zwiſchen den Bergen dDiefes engen Thald-eingefchloifene Luft fich verhaͤltnißmaͤßig mehr und. bis zu einer geöffern Höhe erwärmt, und „einen weit merklichern auffteigenden Luftſtrom vernrfachet. Die Ueberſicht der Tabelle, aufwelcher dieſe tägliche Ver⸗ änderungen aufgezeichnet find, beweiſet, Daß die Tagsftund “ wo, die Barometer der Ebene und Thaͤlern mit den auf ifos irten Höhen beobachtet, am meiften überrinflimmen, uns gefehr um Mittag fen. Hieraus ‚würde folgen , dag der zu denjenigen Obſervationen, welche Die Ausmeſſung der Berg» hoͤhen zum Begenfiand haben , günfiigfie Augenblick die Mitte des Tages und nicht , wie Herr de Lirc vermeinet ‚ der fünfte Theil des Tages iſt; allein da.man auch aufden Einfuf der Wärme Ruͤckſicht nehmen muß, fo fege ich diefen Schluß ‚nicht als völlig erwiefen feſt. Diefe Frage follder Gegenſtand einer nahern Unterſuchung feyn. Thermometer, Da man diefed Fnflrument beobachten konnte, ohne jene mühfamen Vorfichten zu gebrauchen , welche mein Barometer, den ich immer zu verderben fürchtete ‚er, forderte , fo haben wir, mein Sohn und ich denſelben, ie von 2 zu2 Stunden, feit 4 Uhr des Morgens bis Miterr nacht obſervirt. Indem ich annahm, Daß Die Temperatur der Luft um 2 Uhr des Morgens zwifchen der von Mitters nacht und der von 4 Uhr, das Mittel halte, war ich im Stanz’ de, eine Tafel zu entwerfen, worauf die mittlere Tempera. tur. von 2 zu 2 Stunden, während allen 24 Stunden anzeig⸗ te; und die Mitteljahl zwifchen allen dieſen Mittelzahlen gab ziemlich gut, oder wenigſtens beynahe die wahre Mit» lelzahl der Wärme der 14 Tagen an, während welchen wir 492 Gchreiben des Hrn. Prof. v. Sauffüre unfere Dbfervationen mit aller Sorgfalt verfolgten. Die auffern Punkte betreffend ‚Haben wir bemerfer , daß die größte Kälte zwifchen 6 und 7 Uhr des Abends war, das Thermometer fiel ; 2,2 unter Null und der waͤrmſte Augens blick fiel auf den ısten um Mittag ; obfehon die Sonne bin; ter Wolken verborgen war, fo flieg da8 Thermometer hins auf bis 8,3. Unſere auf der Ebene gemachten Beobachtuns gen wurden nicht bis nm Mitternacht fortgefegt ; ich habe daher die Lücken vermittelft arithmerifcher Mittelzahlen aus— gefuͤllet, und auf diefe Weiſ in ich nachſtehende Tafel ent⸗ worfen. Tafel | der mittleren Höhen des Thermometers von Reaumur zu verfchiedenen Stunden. Morgens Stunden ind II IV VI VII x ſMittag nacht A 0,821 | 0,639 | 0,457 | 1,956 | 2,886 | 3,743 | 4,507 & — —— 11,186 | 10,307 | 9,444 | 10,186 | :4,786 wur Genf j14,836 | 13,379] 11,929 | 14,321 116,371 | 18,807 | 20,807 Abende. Stunden | 2Uhr | IV vI [vo X [Mitlere Abends Zahl. Col du Geant| 4,714 | 3,729 | 2,364 | 1,386 | 2,107 | 2,021 9 304 | 3 Chamouny 19,064 |17,921 15,979 14,407 12063 14,363 Genf 21,964 |20743 | 19,486]1 8,23 6|16,486 |17,285 an den Herausgeber, 493 Ueber dieſe Tabelle fönnte man verfchiedene wichtige Beo⸗ Bachtungen anftellen , ich will mich nur auf die vornehmiten einfchränfen : man nimmt gleich wahr, daß ſowohl auf den hohen Gebürgen als in den Ebenen und Thälern der fältefte Zeitpunkt im Sommer um 4 Uhr des Morgens oder ungefähr um die Zeit ded Sonnenaufgangd , und daß auf dem Col du Geant wie zu Genf der heißefte Zeitpunkt um 2 Uhr Nachmittags, und zu Chamouny um Mittag ift, das Zus rücprellen der Strahlen von den Bergen ift vermutblich die Urfache dieſes Unterſchieds. Webrigend hat man alle Urfache zu glauben, daß wenn. man. die Beobachtungen alle Vier: telſtunde angeftellt hätte, fich der wärmfte Augenblick zu Genf ‚uud auf dem Col du Geant zwifchen 2 und ı Uhr, zu Chas mouny bingegen zwifchen Mittag und ı Uhr gefunden. Man ſieht auch, dag die Sonne mit viel weniger Kraft in den erhabenen Orten wirkt , meilen Dort der Unterfchied zwiſchen den wärmften und Fälteften — minder auffallend iſt: Hier iſt der Unterſchied in dreyen Stationen: Auf dem Col du Geant - 41257 Grad Zu Chamouny 10,092 — Zu Genf 11,035 — Und felbft auch ift zu vermuthen, daß der Unterſchied zwi— fhen dem Sommer und Winter auf den Bergen weniger merklich ald in den Ebenen fey, Ferners fiehbt man, daf Sommerzeit die Stunden, in welchen fih die Hige am meiften der Mittelzahl der Warme des Tages näherten; folgende find, als: Aufdem Col du Geant ein wenig nach 6 Uhr des Morgend, und zwifchen 6 und 7 Uhr des Abends, Zu Chamouny ein wenig vor 8 Uhr des Morgend und sm 8 Uhr des Abend?. Zu Genf um 9 Uhr des. Morgens und um 7 Uhr des Abends, 194 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauffüre Es iſt auch fonderbar anzumerken, daß die Temperatur der erſten Hälfte des Julius auf dem Col du Geant faft die nämlichen im legten Fenner zu Genf war. S-No: 36. vom Journal de Geneve 1788. Endlich werde ich auch anmerken, daß man nach diefer Tafel die Temperatur der Luft nach verfchiedenen Höhen bes rechnen £önne, um daraus die Dichtigkeit ( Denhite ) und eben daraus die Stralenberechnung mit mehrerer Genauheit, ale man bisher konnte, zu berechnen, Herr Driani, einer bey berühmteften Aſtronomen von Mayland hat indenim J. 1787 zu Mailand herausgekommenen aſtronomiſchen Werken eine fehr merkwürdige Abhandlung über Die Stralen: Brechungen herausgegeben. Allein es ſcheint, er: Habe für einige feiner Ausrechnungen Erfahrungen zum Grund genommen , die den Unterfchied zwifchen der Waͤrme der Ebenen und der Berge nicht groß ‚genug angeben. Er hat auch mit Euler angenoms men, daß die Wärme der Luft, fo wie diefe fich von der Dberfläche der Erde entfernt, in einer harmonifchen Bros greßion abnehme, Nun fcheint.aber diefe Wärme in-einer fchnels leren Progreßion, welche fich einer aritömetifchen Progreßion ſehr nähert, abzunehmen. Ich glaube, dag man fih nicht allzuweit von denreigentlichen Refultat unferer Dbfervativs nen ientfernen werde, wenn man annimmt, daß die mittlere Warme, wenigſtens im Sommer und unter unferm Himmelds ſttrich fich fürieded 100 Klafter, das man ſich über die Ebenen erhebt, un einen Neaumürifchen Grad vermindert, In dev That feht man , daß die mittlere Wärme-der Luft im Ob—⸗ ſervatorium zu Genf 15,285 geweſen, während daß fie auf dem Coldu Geant 2,021 war, weiches einen Nnterfchied von 15,264 angiebt; folglich ift der Col du Geant 159900 Klafter tiber das: Obfervatorium erhaben. So war auch die mitlere Wärme zu Chamouny 14,363, welche von der Temperatur des Obſervatoriums alfo von 17,285 abaerogen 2,922 aus werfen, Da nun Chamouny 332 Klafter über dem Obſerva⸗ x / an den Herausgeber, 495 torium erhaben it „fo follte man einen Unterfchied von 3,320 anftatt von 2,922 in der Warme finden. Allein diefer Unter— fchied von 4 Zehntel Graden kommt gewiß nur daher, weil die in einem Thale eingefchloffene und am Fuß eines Berges gegen Mittag zu ſich befindliche Priorey von Chamonny einer wärmeren Temperatur genießt ald ein einzelner Berg von dieſer Höhe. Dieſes Verhaͤltniß zwiſchen der Höhe und der Temperatur der Luft nahert ich auch fehr demjenigen + welches mir letztes Jahr meine Ddfervationen auf dem Gipfel des Montblancd angaben, Ich fand in der That den Thers mormeter bey2,3 während daß er zu Genf bey 22,6 war; welches eineu Unterfchied von 24,9 ausmacht. Nun ift der Montblanc 22,57 Klafter über Genferhaben; die Progrefiion der Kälte war alfo ein wenig igrößer ald ı Grad für 109 Klafter; allein man muß betrachten, daß diefed zur Zeit der größten Tagswaͤrme war, und daß. der Unterfehied bey den wärmften Zeiten größer ift , als der Unterſchied bey den Zeiten der Mittelzahl der Warme. Dieſes kann man aus der vorgehenden Tabelle fehen. Der Nnterfchied zwifchen den Temperaturen zu Genf und auf den Col du Geant des Nach» mittags um 2 Uhr ift um 2 Grade größer , ald der Unter; fchied ihrer mittlern Temperatur, | Indeſſen und bid man genauere und mehrere auf gleichen Höhen oder auch noch höhern Orten angeftellte Erfahrungen hat, darf ich aus dem vorhergehenden fchlieffen, man koͤnne annehnen, dag im Sommer zwifchen den 45 und 47 Gras den der Breite die mittlere Temperatur der Luft von der Meersflaͤche an bis auf die hoͤchſten Gipfel der Berge um den hunderten Theil eines Grades für jedes Klafter abnehs . me oder fälter werde. Gefegt nun , dieſe Progreßion bleibe bey größern Höhen fich immer gleich und wie Herr Trembs ley annimmt, ein Grad Kalte nach dem reaumürifchen Thermometer verdichte Die Luft/ um den 192ten Theil ih— res Raums; wenn man die Anzahl der Klafter wiſſen will 496 Schreiben des Hrn Prof. vu: Sauſſuͤre. die man zu erfteigen hat, um eine Kälte zu finden, die int Stande wäre, die Luft zur Hälfte ihred Raums zu brins gen, fo braucht man nur folgende Gleichung aufzulöfen 191999200 — X F2 aus dieſem giebt nun X== 3,320 daß ift, man müßte zu einer Höhe von 13320 toife, oder ungefähr siundein halbesmalfo Hoch ald der Montblanc iſt, hinaufftei« gen, und dort würde die Luft ungefähr um 133 Grade tat ter als in der Ebene feyn. Nun glaubt Oriani, nach feinen Grundfägen , man müße auf mebr als doppelte Höhe ſtei⸗ gen , nämlich bis zu 27778 Klafter. — Im Winter muß die Progreßion ſchwaͤcher ſeyn, den Grund davon habe ich bereits angegeben. Wenn man die Tabelle der mittlern Temperatur zu verſchiedenen Stunden zu Rathe zieht, ſo wird man in der That ſehen, daß, obſchon die zu Genf umz2 Uhr Nachmittags nämlich in der heißeſten Stunde des Tages , oder im Sommer des Tages herrichende Hiße, jene zu gleicher Stunde auf dem Col du Geant um 17 ein Viertel Grad übertrifft; dennoch um 4 Uhr des Morgens oder zur Biers telftunde des gleichen Tages , diefer Lnterfchied nur von 11 und ein halb Grad ift. Hieraus fann man alfo fchlieffen , daß der Iinterfcbied zwiichen den Wintern der Berge und der Ebenen kaum die zwey Drittel Des Linterfcheides der Soms mer beträgt, und dag man fich alfo bey 150 Klafter erheben müße, um einen Grad Lnterfchied in der mittlern TED ratur zu finden. Man bat jedoch alle Urach zu glauben, daß Diefe} Unter, fchiede zwifchen dem Tag und der Nacht, und zwifchen Soms mer und Winter hey groffen Höhen nicht Platz bat; denn da der Linterfchied zwiſchen der heißeften und kaͤlteſten Stun⸗ de auf dem Coldu Geant faft nur einen Drittel von dem zu Genf iſt, fo iſt ed fehr wahrfcheinlich, daß bey einer doppelt vermehrten Höhe, nämlich beyder Höhe von ohngefähr 3100 Klafter über den Genferfse, dieſer Unterfchied nicht mehr als — an den Herausaeber. 497 als einen Neuntheil betragen möchte, und daß alfo die Temperatur bey. einer Höhe von 6,7000 Klafter Tag und Nacht und Sommer und Winter ungefehr die gleiche feye ; die Progrefion, welche die Wärme bey ihrer Abs nahme befolgt, behält folglich ungefehr das Mittel zwiſchen ber, Wärme ded Sommers und der Wärme des Winters näms lich einen Grad auf 125 Klafter. Allein diefe Veränderungen in den Progreßionsgeſetzen müffen unter fich eine gewiffe Stufs fenfolge behalten; die mathematifche Progrefion, welche bis auf den Gipfel unferer Gebürgen ſtatt findet, muß bey eis ner hoͤhern Entfernung aufhören; der Einfluß der Wärme der Erde muß allmählig verfchwinden, und folglich müffen fich die zur Hervorbringung eines Kältes Grades nothwendi⸗ gen Raume ſtuffenweis vermehren, bis man endlich bis zu der beſtaͤndig gleich und allgemeinen Temperatur der Räumen der Planeten Gegend gelange. Vergleichung des ander Sonne und des am Schaks ten aufgeſtellten Thermometers. Ich beobachtete alle mögliche Vorſichtsregeln, um alle zus fälligen Urfachen, welche anf die Folgerungen diefer Ver⸗ gleichunig Einfluß Haben Eönnten, vorzubeugen. Ich gebrauchte ein Thermometer , deſſen ifolirte Kugel nicht mehr ald 2 Linien im Durchfchnitt hatte, ich hängte denfelben an einem dünnen runden Pfahle, der 4% Fuß von dem Boden des Grates des Col du Geant erhöht war, auf: ferner hatte ich denfelben auf eine Art aufgehängt, daß er immer 4 300 weit von dem Pfahl entfernt war , Diefes, verbuns den mit unjerer Sorgfalt, denfelben mit der Sonne immer gleich au richten, verurfachte , daß die Reverberation des Pfahls keine Wirkung auf denfelben haben konnte, Ein ande rer an dem nämlichen Pfahl aufgehängter und 4 Zoll ents ‚ ferntee Thermometer mit einer ifolierten Kugel , wurde von WMagaz.f. d. Naturk. Helvetiens IV. B. Hi * 498 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre dem nämlichen Pfahl gegen die Sonne gefchäßt , und zeigte die Temperatur der Luft am Schatten an. Diefe beyden Thermometer waren unter fich fowohl der Sonne ausge fest, ald an dem Schatten volllommen übereinftimmend. Die Mittelsahl der 39 Obiervationen, „welche ich auf den Col du Geant machte, betrug 1,723 oder ohngefähr, 1% Grade Unterſchied zwifcben der Wärme an der Sonn und am Schatten. Allein da diefe Dbdferpationen unter fich fehr uns gleich waren , indem einige einen Unterſchied von 4 Graden angaben, fo war ich fehr begierig Die Urfache davon entwickeln zu können. Zu diefem Endzweck theilteich, (eben fo wie ich es bey den Abweichungen ded Barometerd gemacht hatte) alle dieſe Dbfervationen zıı 2 und 2 Stunden ein , und fand zu meiner großen Berwunderung , daf die Mittagsftundedie jenige Zeit ſey, wo die Sonne die wenigfte Wirkung zu duß fiern fcheine , und dag derfelben größte Einfuß in diejenigen Stunden ded Morgens und Abends treffe, welchevon der Mittagszeikdie entfernteften ind, Die Obſervationen des Hrn. Leveske zu Chamouny brachten Das nämliche Refultat here vor, nur daß in dem Thale die Wirkung der Sonne flärfer zu ſeyn fehiene; der Unterfchjied beyder Thermometer (im Thas le) betrug 2 Grade und einige Hunderte Theile 2,063 ; auch war der Linterfehied zwifchen den beyden Extremen auch viel fläts ter; bie gröfte Wirfung der Sonne flieg auf 6,6 und bie geringfte auf 0,1, Allein demohngeachtet war das Minimum zur Mittagszeit, und das Maximum oder der größte Inter fchied in den von der Mittagszeit entfernteften Stunden. Im Ehamouny wurden weder um 5 noch 6 Uhr des Morgens Dbfervationen gemacht, weil die Tonne dort um diefe Zeit noch nicht aufgeftanden war ; un. da Die meiſte Zeit des Abends der Himmel mit Wollen bedeckt war, fo Fonnte ‚nur eine einzige DObfervation des Abends um 6 Uhr veran- fialtet werden. Eben jo ift die Obſervation von s Uhr auf dem Col du Geant nur ein einzigmal gemacht worden. an den Herausgeber. 499 * Morgens Tansktunden| V VI VI T RATEN Col du Geant | 3,800 | 2,083 | 2,33% | ı,1°9 | 0,333 Chamouny 3,562 | 2,077 | 1,222 Abends. Taasftunden | TI IV | VI [Mittekaht Col du Geant | 1,140 | ı 733 oco| 1,923 Chamouny | 1,867 | 1,340 | 2,300 | 2,063 Welches mag die Urſache diefer fonderbaren Erfcheinung feyn? Warum fcheint die Sonne des Morgens und Abends eine größere Wirkung auf den Thermometer zu äuffern, als in der Mittagszeit? Dran könnte fich verleiten laffen, anzunchs men, Daß die gerade Wirkung der Hibezur Mittagszeit gerins ger ſcheine, weil dieje Higenur in Vergleichung der erwärmten Luft geringer ift. Allein dieje Erklärung ift nicht hinreichend, ins dem, aufdemCol du Geant dag Minimum der geraden Wirfung der Sonne nicht mit dem Maximum der Hige der Luft übereins koͤmmt; dann um 2 Uhr iſt der Unterfchied zwifchen den beyden Thermometer ein Drittel größer ald zur Mittagszeit, obgleich die abfolute Hitze Ber Luft während diefer Zmifchenzeit fich auch vermehrt hat Ich glaube alſo, manmiüffe dieſer Erklärung die Bewegung der Luft beyfügen, weldye insgemein zur Mittagszeit am ftärkften ift, und welche alddenn dem There mometer einen Theil der Hitze wegraubt, die von der Son, ne auf denfelben zufließt: zum menigften ift dieſe Erfahrung ficher, daß der größte Unterfchied zwifchen dem Thermomes ter an. der Sonne und dem Thermometer am Schats ten in Dieienige Zeitpunkte eintrifft, wo in der Luft die größte Stille Herrfchte, dem ſey ed nun, mie ed will, fo verdient diefe Ericheinung Durch folche Verfuche erörtert zu werden, welche ganz eigentlich Dazu beflimmt wären, den Grad des Einfluſſes jeglicher Deu wirkenden Urfachen anzuzeigen. * soo Schreiben des Hrn. Brof. v. Sauſſuͤre. Auf alle Faͤlle hin aber kann man fowohl aus den hier mitgetheilten Thatſachen, ald aus der Ungleichheit der Wir, tung der Sonnenſtralen auf die. Thermometer Kugel fihließ fen , daß die Herren Roy, Schufbourgh und Trembley niit Recht anrathen , den Thermometer am Schatten zu beo⸗ bachten, wenn man die Abficht hat, vermittelt deffelben die Höhenmeffung der Bergen mit dem Barometer zu vers befiern, und wirklich ſollte man überzeugt ſeyn, daß man unmöglich in der Hitze der Luft, welche den an der Sonne ausgefetten Thermometer umgiebt, fondern in der geraden Wirkung der Sonnenftralen auf den Thermometer die Urs - fache diefes Uebergewichts der Hite fiichen müffe ; denn da der am Schatten anfgehängte Thermometer nur durch eis uen etwa ein oder zwey Zoll breiten Stab gegen die Sonne befchüget if, und da die Luft, fie mag noch fo fill ſchei⸗ nen, fich niemalen in einer vollkommenen Stockung befinde, fo ift unmöglich, anzunehmen , daß Diefelbe bey ihrem Durch, zug durch die Hälfte dev Breite dieſes Schattens Zeit gez habt hätte, ſich um 2, 3 und mehrere Grade abzufühlen, ich bin daher mit obgenannten Gelehrten gleicher Meis nung, daß der am Schatten und zwar an dem Schatten eines fehr ſchmalen Körper anfgehängten Thermometer einzig die wahre Temperatur der Quftanzeige , und bin daher fehr ges neigt zugfauben, daß die Ungleichheiten (Anomalien) wels che Herr de Luc bey feinem Bergemeffen vermittelt feiner des Morgens und Abends beobachteten Barometerd bez merkte, größtentheild” daher rührten , weil zu diefen Zeiten fein ander Sonne ausgeftellted Thermometer, nach welchem er feine Obſervationen verbefferte, ſelbſt den größten Anomaz lien unterworfen war: Ausduͤnſtung des. Waſſers. Mein Zweck bey dieſer Unterſuchung war, den Suhalt der Ausdünſtung auf dem Berge mit Dem auf dem Auchen £ 7 an den Herausgeber. 501 Lande zu. vergleichen. Erwägt man die Sache nur obenhin, fo follte man glauben, daß eine folche Erfahrung das einfache fie Ding von der Welt iſt; daß nichts dazu erfodert wird, als Gefaͤſſe, die fich völlig gleich find, ingleicher Richtung ſowohl auf dem Berge ald im Thale der Luft auszuſetzen, und dann die Maffe des Waſſers, welche denen Gefäffen in einem gleichen Zeitraum entzogen wird, genau abzumeffen. Aber bey einigem Nachdenken wird man finden, daß Erfah— rungen auf dieſem Fuß angeflelit, ein fehr ſchwaches Licht über diefe Sache verbreiten werden. Gewiß iſt es, daß der ſtarke Einfluß der Oſtwinde Die Hefchaffenheit der Luft, und ihre Trockenheit, welche beftändigen Veränderungen, die noch da; zu auf beyden Standorten verfchieden ausfallen, unterwors fen find , die Sache fehr ungemwiß machen würden , und daß eds am Ende fihwer zu unterjcheiden ſeyn würde, ob nicht vielleicht diefen Urfachen die Werjchiedenheit der Erfahruns gen vielmehr beyzumeffen wäre , als der verfeinerten Buft, deren Einfluß man doch eigentlich unterfuchen wolite. Um im Stande zu ſeyn, den Einfluß der vier wirkenden Urfahen, der Wärme, der Trodenbeit, der Bewegung und der Dicke der Luft auseinander zu feßen, entfchloß ich mich » damit anzufangen, daß ich die Bewegung ausfchloß, und meine Arbeit bey völlig undewegter Luft begann. Zu dem . Ende stellte ich meine Erfahrungen auf dem Berge unter einem Zelt an, welches auf das feikefte zugezogen werden ‚konnte, und eben fo wiederholte ich fie auch im Thale. Darauf fuchte ich die Grade von Warme und Trocdenheit, nach wel; chen eine gegebene Quantität Waffer abgedünftet wäre, zu vergewiſſern, vor allem aus die Abdünftung zu befchleunigen; um eine folche Menge derfelben zu erhalten, Die mich in den Stand ſetzen fönnte, daß in kurzen Zeitperioden mein Hy— grometer ſowohl ald mein Thermometer deutlich den Punkt ‚ angeben könnten, während ich. meine Erfahrungen anftel- len würde ; und dag ich bey Wiederholung derfelden durch 502 Gchreibendes Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre verfchiedene Grade meiner Inſtrumenten defto leichter den Einfuf befagter Agenten, von denen fie dag Maas angeben follten, zu entwickeln im Stande feyn mochte. ‚ Diefen Grundfägen zufolge ſchien mir eine rechtwinkeligte feine Leinwand 13 Zoll lang und Io Zoll breit in einen Veichten Ramen , den fie aber felbften nicht berührt , ausge fpannt , die befte und einfachfte aller Zubereitungen zu feyn, warn fie ganz an den Balken einer guten Waage aufgehenkt wird. Diefer Apparat hat noch den befondern Vortheil, daß das genegte Tuch in dem Augenblick felbit einen Grad von Temperatur annimmt, welcher Der fie umgebender Luft entipricht , fo bey Waffer gefüllten Gefäffen nicht an— geht, weil fe nicht im Stande die Abänderungen der Ruftbes fchaffenheit geichwinde anzunehmen, auch nicht genau die Wirkungen diefer namlichen Beränderungen angeben Eönnen. Sobald nun diefes Tuch in feinen Ramen aufgefpannt ift, fange ich damit an, eg an der Sonne oder am Feuer wohl austrocknen zu laffen, und Dann wird es famt dem Kamen gewogen. Darauf wird e8 mit einein leichten Waffer genezs ten Schwamm ganz ebinüberfahren; dann wieder gewogen, und finde ich ed fodann nicht um 150 Gran fihwerer, als es vor der Benekung war, feuchte ich ed noch ein wenig an, finde ich aber im Gegentheil, daß dieſes Gewicht übertrofs fen wird, fo lafich ed noch an der Wage hängen , und fah— ve ed von Zeit zu Zeit fo lange über und unter fich, bis es genau auf Iso Gran Schwere abgedünftet if. Indeſſen dies ſes gefchieht, Hänge ich in der Entfernung von 6 Zoll vom Tuch, und gerade deifen Mitte gegenüber ſowohl einen leicht ange benden Hygrometer ald auch Thermometer auf. Sobald num mein Tuch nicht mehr ald Iso Gran an Gewicht hat, Des merke ich die Stunde, Minute und Sekunde welche meis ne Ubr anzeigt, und eben fo bemerke ich Die Grade , welche meis ne dem Tuch aegen uber hängenden Thermometer und Hy⸗— grometer angeben. Nach Verfluß von zo Minuten bemerkte < an den Herausgeber. 503 ih an meiner Waage, wie viel mein Tuch durch die Abduͤn— fung verloren hat, und ich bemerke von neuem die Grader auf welchen mein Thermometer und Hygrometer flehen. Auf diefe Art erfahre ich, wie viel IBaffer dem Tuch in 20 Mis nuten abgegangen ift, ich erfahre auch die Mittelgrade der Waͤrme und Feuchtigfeit, welche zwifchen dem Anfang und dem Ende der Beobachtung angegeben wurden. Ohne das mindefte an meinen Vorkehrungen zu ändern, wiederhole ich meine Bemerkungen, oder ich feße fie vielmehr fort , indem ich nach Verfluß von andern zo Minuten erforfche , wie viel meine Leinwand abermals an Gewicht verloren habe. Ich kann dieſes felbft 3 bis amal wiederholen ‚wenn namlich meine Leinwand nicht über 60 oder 65 Gran von feinem Waſſergewichte verloren bat, denn, nachdem diefe Zahl eins mäl übderfliegen ift, nimmt die Abdünftung merklich ab, weil das genezte Tuch das Waffer ftärker zurückhält; “ aber fo fange von den 150 Bran mit Denen es beladen war, nicht mehr als 6o oder 65 abgehen , gefchieht die Abdünftung mit einer Gleichförmigkeit, wie man fie nur verlangen kann. Hier folgt nun die Vergleichungstabelle der Erfahrungen, welche ich auf dei Col du.Geant angeſtellt habe, wo die Dichte der Luft durch ohngefähr 18 Zoll 9 Linien angegeben ward, da Diefes hingegen zu Genf Durch 27 Zoll 3 Linien gefchahe. Die Ueberfchriften der Colonnen diefer Tabelle zei— . gen deutlich ihren Innhalt au; nur Die, welche Die Ueberſchrift "Grade der Trockenheit führt, fcheint einer Berichtigung zu bes dürfen. Ich habe fehon in meinen Berfuchen über die Hygro⸗ metrie gefagt, daß die Grade des Haar, Hygrometers mit der wirklichen in der Luft enthaltenen Waſſermenge nicht in gehörigem Verhaͤltniß ſtehen, und ich Habenach der im 176 $.enthaltenen Beobachtung eine Tabelle aufgefeßt, welche für jeden Grad des Hygrometers die in der Luft enthaltes nen Waffer, Maffe beftimmt, In diefer Tabelle findet man, dem gaften Grad gegenüber, welcher die mit Dünften gefäts y04 Schreiben des Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre.. tigte Luft anzeigt, 10,0690; dieſe Zahl zeigt an, daf die \ Luft , in welcher der Hygrometer auf 98 ſteht, und Ddieje, nige Befchaffenheit hat , bey melcher die Grunderfahs rungen zu diefee Tabelle gemacht wurden, ıı Gran und g6 Taufendeheile Waſſer auf den Eubic Schuh enthält. Wenn - alfo einem andern Grade gegen über, eine Eleinere Zahl ans gegeben ift; zum Beyſpiel dem 74ten Grad gegen über, 7,0370, fo zeigt diefed an, daß die Luft bey diefem Grad noch 4. Gran 59. Taufendtheile mehr ald den Unterfchied zwifchen 10,0960. und 7,370, aufzulöfen im Stande wäre; alfo fann dieſer Uinterfcheid 4,059. dazu dienen, den Abftand der Luftbefchaffenheit von ihrer völligen Sättigung zu beftimmen, und das nenne ich den Grad ihrer wirk lichen Trockenheit. Wahr iſts, Daß -die Tabelle des 176ſten $. auf eine Temperatur von 15. Grad berechnet ift, und daß die, denen Graden des Hyarometerd entfpores chende Zahlen , andern Graden von Wärme nicht ange, meſſen feyn würden; allein hier betrachte ich diefe Zahlen nicht als abfolute Gröffen, fondern ich nehme fie nur ale Anzeiger. der Verhältniffe, und ich habe in dem 124ten und 12gten Paragraphen meiner Verſuche gezeigt, Daß die in der Luft enthaltenen Wafferd Duantitäten,, bey verfchiedenen Graden der Wärme, und dem gleichen Grade des Hygros ‘ meters, unter fich befländig im gleichen Verhaͤltniß flehen. sch befolgte diefe Methode die Trockenheit der Luft augs zutrucken, damit man fie berechnen, und damit ich auf folche Weife den Einfluß der Trockenheit auf die Aug; duͤnſtung beflimmen koͤnnte. Vor alem aus mar mir daran gelegen, die Wirkungen der Trockenheit der Luft von den Wirfungen der Wärme zu unterfcheiden , und um einem jeden diefer beyden Agenten den Einfluß zus fchreiben zu Fönnen, der ihm eigenthuͤmlich zugehört. Da ung aber die abfoluten oder eigenthümlichen Grade der Wärme unbefannt find, weil wir eben fo wenig den \ / 2.00 den Herausgeber, sos G rad der Kaͤlte in welchem das eigentliche Null, das iſt, die gaͤnzliche Abweſenheit von allem Einfluß des Feuers enthalten iſt, kennen: ſo habe ich in meinen Berechnun— gen bloß auf die Verſchiedenheiten Ruͤckſicht genommen, welche ſich bey meinen Erfahrungen in Abſicht auf die Verſchiedenheit der Grade der Waͤrme ereigneten. Und wiewohl wir in Abſicht auf die Trockenheit weniger ent fernt find, dieſe o. oder legten Grad zu Fennen, fo habe ich) mich auch Hierin an nichts als den Unterſchied oder andie Verfchiedenheiten halten wollen. | Nefultate der Erfahrungen auf dem Col du Geant, die Abdünftung des Waffers betreffend. jo der Eperm. Unter- Gr. des Trocken- Unter- Zahl derliinter: Erfahr. ſchied. Hygrom heit. ſchied. abgeduͤn⸗ ſchied. ſtetẽ Gr. le 8, 35. 74. 4, 032 — 2. 4, 80. 3, 55] 90. |1,324. |2, 708. 20, 88. |18,62. 5. $r 25 R 45 85 2,184. lo, 860. j24, 00. |} , 12. Reſultate der gleichen Erfahrungen zu Genf. Zahl der |Therm. |Unter: |Gr. des Trocken⸗- Unter- Zahl der| inter: Grfahr. ſchied. Hygrom— beit. | fehied. abgeduͤnſſchied. ten Sr. I. 10, 00 85, 15. 127 495 19,75 — — | — — — nen — — 2. —F Wenn ich nun die Reſultate der auf dem Geazt ans geftellten Verfuche erwäge und den erften mit dem zmenz ten vergleiche, finde ich daß ein Unterfchied der Wärme 7+,45- |2, 55.183,80. | 2, 384. jo, III. | 14, 50. |5, 25. 81,50. | 2,772. | 0, 388. | 13,75-.10, 75. 6, 50. lo, 95. 506 Schreiben des Hrn. Prof v. Sauſſure. \ von 3,55. und ein Uuterfchied der Treckenheit von 2,708. einen Unterſchied von 1862. Gran auf die Menge der Ausduͤnſtung bewuͤrkt haben. Vergleiche ich ferner das zweyte Mefultat mit dem driten, fo finde ich, daß ein Unterfihied von 0,45. in der Wärme, und von 0,860. in der Trockenheit, den Unterfihied von 3,12, Gran auf die Abduͤnſtung bewurft haben. Aug diefen zw: y Zufammens baltungen laffen ſich zwey Gleichungen folgern, die Auf löfung giebt X. oder den Einfluß eines Grades von War, me gleichen 4,188. ferner V. oder den Einfluß eines Gras des von Trockenheit, 1,386. die gleichen Berechnuns. gen über die Erfahrungen auf dem flachen Lande ges ben X, = 1,938. und Y== 2,775. Daraug erhellet, daß die Derfchiedenheit eines Grades in der Hiße, einen faft mehr als dreyfachen Unterfihied anf dem Berge hervorgebracht het, wenn man ihn mit bem vergleicht, welchen-ein Grad Trockenheit dafelbft bewirkt, und noch mehr wird diefes Reſultat auffallen, wenn man betrachtet, daß ein einzi⸗ ger von dieſen Graden der Trockenheit ohngefaͤhr neun mittlere Grade des Hygrometers vorſtellt. In ber That da man 10,0690. fir eine gänzliche oder aufferordentliche Trockenheit annimmt, fo wird ein Mittelgrad ded Hygros meters fich nur zu ben 98ten Theil dieſes Grades oder 0,113. anzeigen. Aber auf dem flachen Lande ift es ganz verfchieden, nd das Verhaͤltniß zmwifchen dem Einfluß der Wärme und der Trockenheit fallt gang verfchieden aus, Hier hat die Trockenheit mehrere" Wirfung und ein einziger ihrer Grade einen Einfluß, der um die Halfte maͤch— tiger ift, als der Einfluß eines Grades der. Würne, Haß der Einfluß der Warme auf den Gebirgen far fer auf die Abduͤnſtung wirkt, ift eine Thatſache, welche fehr wohl mit denen Grundfäßen übereinftimmt , die ich in meinen Verfuchen über die Hygrometrie vorfrage: an den Herausgeber. 507 Denn ich babe in dem 185. und denen folgenden Para— graphen gezeigt, daß die Wärme dag Waffer zu einer elaſtiſchen Fluͤßigkeit umfchaft oder zu Dünften, und das mit defto gröfferer Leichtigfeit, meil es weniger durch die Luft zufammen getruckt wird. Und daß der Einfluß der Trockenheit auf dem flachen Lande flärfer als auf den Bergen ift, ſtimmt auch mit denen Werfuchen überein , wodurch ich bewieſen babe, daß eine dichtere Luft mehr Dünfte aufzulöfen im Stande ift alg eine verduͤnnte, Nun finde ich in Diefen Reſultaten die Auflöfung einer Erſcheinung, von welcher ih den Grund ſchon lange ge ſucht hatte: ich meyne die Würfungen der Bergluft auf den menfihlihen Körper. Die gröffere Trockenheit der Luft auf den Bergen mit der in den Thälern verglichen fiel mir wohl ein, aber die Würfung fand ich immer zu ſtark für die Urfache; und dieſes um fo viel mehr, da man oft diefen Eindruck auf den Gebirgen bey einem Grade des Hygrometers fpürt, bey welchem man gar feinen Eindruck auf dem fiachen Lande gewahr wird, Dann mußte aud) noch ausgemacht werden, warum die Dergiuft auf diefe Art nur auf belebte Körper allein wirft und warum fie nicht aͤhnlichen Einfluß auf unbez lebte bat. Aber feit dem die Erfahrung mich lehrte, daß in der duͤnnern Luft der hohen Berge die Wärme verglichen mie der auf dem flachen Lande, faft eine dreyfach flärfer aus trocknende Kraft beſitzt, fo begreife ich, daß die thieris fhe Wärme oder die innerlihe Wärme unferer Körper, welche in dieſer verfeinerten Luft auf unfere Haut wirkt, fie in einen ganz aufferordentlihen Zuftand der Trockens heit verfeßen muß. Wenn dann die Strahlen der Sonne, entiveber un mittelbar oder durch den Schnee zurückgeworfen, auf diefe ſchon ausgetrocknete, und dadurd) einer ſchon groͤſ— 508 Schreiben des Hrn Prof vd. Sauſſuͤre. fern Hitze fahig gewordene Haut fallen; fo werden auch diefe Strahlen ungleich ſtaͤrker auf diefelbe wirken, fie werden eine Empfindung des DBrennens berborbringen, fie wird braun werden, fich fpalten, auflaufen, und man wird nod) mehreren Unbequemlichkeiten ausgefegt ſeyn, wenn man nicht die Vorſicht gebraucht, feine Haut ders geftalle zu bedecken, daß fie vor den Strahlen der Sonne und einer übermäßigen Ausdunfung gefichert ifl. Eben diefe Austrocknung bringt aud) den geoffen Durft hervor - dem man auf folhen hohen Dertern auggefeßt ift; im Ge; gentheil aber befördert fie auch die Transpiration, und dieſes ift eine der Urfachen, warum Leute, bey welchen diefe Abfonderung muͤhſam bemerkftelige wird, fi in hohen Gegenden beſſer befinden, Kurz, die Auffchlüffe welche ung die Wirfungen der Srockenheit und der Wärme gegeben haben, fegen ung in den Stand die Femerfungen auf den gleichen Grad der Wärme und Trockenheit zurückzuführen, um auf das genauefte den abfoluten Anhalt der Ausduͤnſtung auf dem Berge mit dem auf dem flachen ande zu vergleichen, Alfo iſt e8 ausgemacht, daß wenn bey denen drey im flachen Sande angeftelten Beobachtungen, der Angromes ter ſowohl als der Thermometer die gleichen Grade ans gezeigt hatten, melche fie bey denen damit verknuͤpften Obſervationen auf dem Berge zeigten, die ganze Summe des in den drey Erfahrungen abgeduͤnſteten Waſſers, nicht mehr als 37. Gran betragen haben wuͤrde, da ſie im Gegentheil auf dem Col du Géant 84. betragen hat. Die letzte Folgerung aus dieſen Erfahrungen iſt alſo, daß, wenn man alle Umſtaͤnde gleich annimmt, die Vers tingerung ohngefähr eines Dritteld der verdichten Luft, die Ausdünftung mehr als um's doppelte befördert, / an den Herausgeber. 509 Kaͤlte die Abduͤnſtung des Waſſers her⸗ vorgebracht. Wenn das Waſſer langſam abduͤnſtet, ſo iſt die dann hervorgebrachte Kälte faſt unbemerkbar, und folglich wuͤr—⸗ de auch der Unterſchied, welchen die mehr oder minder verdickte Luft in dem Innhalt dieſer Abduͤnſtung hervor— bringen koͤnnte, durchaus nicht zu beſtimmen ſeyn. Um dieſe Erkaͤltung und dieſe Verſchiedenheiten bemerkbar zu machen, mußte die Ausduͤnſtung beſchleuniget werden. Da ich aber meine Verſuche in freyer Luft anſtellen woll⸗ te, fo konnte ich zu dieſer Beſchleunigung weder eine kuͤnſt⸗ lihe Wärme noch eine fünftliche Trockenheit anwenden, Es blieb mir alfo nichts übrig , von welchem ich in diefer Abficht hätte Gebrauch machen fünnen, als eine fnclle Erneuerung der Luft. Gluͤcklicher weife ift mir diefes Mits tel ſehr wohl gelungen : ich fielte die Kugel eines Therz mometers in die Mitte eines angefeuchteten Shwanmg ; ich hangte den Thermometer felbft an eine Schnur auf, und ſchwung ihn mit -der größten Gchnelligfeit in der Luft herum. Auf diefe Are habe ich eine Kälte erhalten, welche zuweilen über 8. Grad des Neaumürs fhen Thermometerg gieng, eine weit gröffere Quantität als man bieher durch andere Anftalten hatte erhalten fünnen , und mehr als hinreichend um den Einfluß der "auf diefe Kälte wirkenden Agenten darzuthun. Jh will aber meine Verfahrungs; Art, denen Phiſikern zugefallen welche fie etwa miederholen oder verbeffern wollen, bier deutlicher aus einander feßen, — Dag Brett, die Einfaffung des zu diefem Verfuche bes flimmten Thermometers muß nicht völlig bis zur Kugel herunter gehn , fondern es muß ohngefehr noch ein Zoll Zwifchenraum bleiben , denn follte der Schwamm das sıo Schreiben des Herrn Prof. v. Sauffüre, Brett, die Einfaffung berühren, fo würde diefelbe ihm 2, oder 3. Grad Kalte rauben, Am andern Ende des Bretts, muß ein Ring oder Has cken befeftiget werben , durch deffen Defnung eine Schnur von wenigfteng einer Linie im Durchmeſſer geftecft werden fan. Die Länge welche ich der Schnur gebe, iſt genau dreyßig Zoll vom Centro ihrer Befefligung oder ihres Schwinges big zur Mitte der Kugel, Im Anfang hielt ich diefe Schnur unmittelbar mit der Hand, aber das Keiben der Schnur zwifchen den Singern im Herumdre; ben, rieb fie mit einer folchen Geſchwindigkeit auf, daß fie einmal mitten im Verſuche viß , der Thermometer flog in der Direktion der Tangente hinaus, flieg zu einer grofs fen Höhe, und zerbrach im NHerunterfallen. Seit diefem Zufall bediene ich mich einer Schwing: Mafchine. Sie befteht aus einem Hebel oder Stiel, welchen ich in der Hand halte, und aus einem an demfelben befeftigten 3, Z0U langen Arm, welcher fid) frey und immer redet; winflicht am Ende der Hebe herum bewegt. Die Schnur wird an einem Haͤckchen, welches am andern Ende des Arms befeftige iſt, feftgebunden. Das Reiben alfo trift auf diefe Art blog das Metall, die Schnur nutzt fi nicht ab, und läuft nicht Gefahr zu zerreiffen. Um die Geſchwindigkeit zu beftimmen, mit welcher der Shermometer fib herum ſchwingt, babe ich mich geübt, denfelben fo viel Kreife durchlaufen zu laffen , ale ich in einer Minute zählen kann, das ift ohngefehr 140. Die Kugel des Thermometers durchlaͤuft alſo in einer Minute 140. mal den Umkreis eines Zirkels von 5. Fuß im Durch⸗ meſſer, welches eine Geſchwindigkeit von 36. bis 37. Fuß auf die Sekunde bringt. Ehe man aber den Verſuch anſtellt, iſt es noͤthig die Grade der Wärme und Feuchtigkeit der Luft in welcher man ihn anftellen will, zu beſtimmen. Zu dieſem Ende -_ an den Herausgeber, 5nt habe ich noch einen andern Thermometer, welcher auch mit einer kleinen freyhaͤngenden Kugel verſehen iſt, und welcher völlig mit dem, welcher herumgeſchwungen wer⸗ den fol, übereinffimmt, Diefen Thermometer und noch eis nen Hygromeser dazu, hänge ich in freyer Luft an einen dünnen Pfahl, ganz nahe bey dem Ort auf, wo ich ar beiten will ; in einer folchen Höhe nemlich, daß die Kugel des Thermometers und das Mitte die Hyarometerg, juft der Hand gegen über zu ſtehen kommen, welche den Kreis— lauf bewürfen fol. Wenn diefer Thermometer, welchen ich den feſtgeſtell— ten nenne, die Befchaffenheit der Luft oder ihre Tempe, ratur recht angenommen bat, fo fange ich an den ſchwin— genden Thermometer zu bewegen, aber anfänglich ganz entblößt und ohne Schwamm, um die mittlere Wärme der Luft, welche er in feinem Schwung durchftreichk, zu-erforfhen, dieſe Wärme ſtimmt nicht allemal ganz 9%; nau mit derjenigen überein, melche der fefte angiebt ; und ich bemerfe diefen Grad eben ſowohl als den * feſten Thermometers. Darauf ſtecke ich die Kugel des ſchwingenden — ters in einen kleinen Schwamm, in welchem ich zu dem Ende ein Loch gemacht habe, welches groß genug iſt, dieſelbe aufzunehmen, dergeſtalt, daß die Kugel im Mit— tel des Schwamms ſich befindet, und dann befeſtige ich mit einem Faden denſelben obenher der Kugel; dieſer Schwamm muß eine Spheriſche Form haben von ıo. big 11, Linie im Durchfchnitt. Wenn dieſes geſchehen ift, fo erwaͤrme oder erfälte ich Den geneßten Schwamm , big der Thermometer deffen Kugel barin eingewickelt ift , juft den nemlichen Grad zeigt, auf welden ex fland, ale er mit freyer und uneingemickelter Kugel geſchwungen ware. Bon dem Augenblick an, da er fich auf diefen Grad fefts geſetzt hat, ſchwinge ich ihn mis der fihon angezeigten * 512 Schreiben des. Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre Geſchwindigkeit, indem ich damit einen Augenblick, erſt⸗ lich von Minute zu Minute und hernach von halber bie zu halber Minute einhalte, um feine Erfältung zu beobs achten. Sch fahre mit dem Schwingen fort , big er fiht bar zu fleigen anfängt, und der unterfie Grad, welchen er alsdann erreicht Hat, zeigt die durch die Abdünftung verurfachte Kälte an. Sobald die Beobachtung zu Ende iſt, wende ich mich zu meinem Hygrometer und zu mei; nem foften Thermometer , um die Veränderung welche während der Beobachtung ſich in der Luft eräugnen koͤn⸗ nen, in Unfchlag zu bringen. Noch muß ich erinnern , daß bey windigtem Wetter die Flache des durch den Thers mometer zu befchreibenden Zirfeld dem Zug des Windes Parallel gerichtet werden muß, weil ſich dann eins beffer mit dem andern aufhebt ; denn wenn Die relative Ges fchwindigfeit des Thermometers gegen den Wind gerichtet, gröffer ift ‚fo ift fie auch defto Fleiner, wenn fie dem Luftfirom folge. Wenn man alles dieſes auf das forgfältigfte beob, achtet, wird man zu einer ſolchen Präcifion gelangen, daß man, wenn man bey gleichen Umftanden die Beob; achtungen wiederholen will , Auffchlüffe erhalten wird, von deren der Unterſchied nicht zwey Zehentheile eines Grades uͤbertrift. Reſultate der Beobachtungen, welche welche auf dem Col du Géant mit dem geſchwungenen Thermometer angeſtellt worden ſind. Zahl der) Therm. Unter⸗ Gr. des [Trocen: [Unter] @r. der Unter: —— ſchiet Hygr. heit. Iichied. | Erkal⸗chied. Ä y tung, r. | 8.10 | 57,0 16 17998 7,50 — — — — 2 | mo jo | sw 7616785 jorı213] 7,10 | 0740 | 3 5,65 2R5 | 84,3 21328614,34991 2,35 1475 | Re⸗ — an den Herausgeber. 513 Reſultate der Beobachtung zu Genf. — 16,8 5130 7,4788 8,1. 2. 16,3 | 0,5 | 70,8 | 4,5695 |2,9093]| 5,7 | 2,4 | Rn. 3,6 ‘1 12,7. | 01,2 | 170824.13,187171° 1,6 4,7 Betrachtet man bey dieſen Erfahrungen das verurſachte Kälter s werden ald ein Maas der Abdünftung und berechnet man die erhaltenen Kefultate auf die gleiche Art, mie wir die bey der ſtillen Abdünftung berechnet haben, indem wir X für den Inhalt der Abdünftung, oder der Erfältung durch einen Grad Wärme annahmen , und Y für den Inhalt des durd) einen Grad von Trockenheit bewirkten Maaßes ſetzen, ſo erhalten wir FRE, 7 auf dem Berge [ — f g \ vzo)7% BE ge REES, I u auf dern flachen Lande HET —D \Y=o, 79 Es wird fogleich bey dieſen als auch den vorher gemach⸗ ten Beobachtungen auffallen, daß der Einfluß der Wärs me auf den Bergen meit ftärfer, als auf dem flachen Lande ift. Was aber noch mehr auffalt, ift,, daß auf dem Bers ge eben fomohl als in der Fläche die Wirkung der Trocken; heit verglichen mit der Warme, weit heftiger bey diefer befhleunigten Abduͤnſtung erfcheine, ale bey der ruhigen. Denn bey diefer fanden wir auf dem Berge X — 4,188 und Y=1,386, und folglidy gab die Wirkung der Trocken, heit nur das Drittel von der, welche die Waͤrme gab; da bingegen in der befchleunigten Abdünftung der Unterfchied. vou X 0,780 und Y==0,725 faum bemerkbar iſt. So fanden wir auch bey der ruhigen Abduͤnſtung auf dem fla, Magaz. fd. Naturk. Zelbetiens IV. 5. Ké— 514 Schreiben des Hrn. Prof. von’ Saufüre W ı hen Sande X 1,958 und Y = 2,7755 und folglich übers traf der Einfluß dee Trockenheit, oder ihre Wirfung nicht um ein Drittel den der Wärme ;da hingegen in der befchleus nigten Abdünftung ‚, wo wir X = 0,151 und Y=o, 799 fanden, der Unterfchied fünfmal größer iſt. Man kann alfo für ausgemacht annehmen, daß auf Ger bürgen, wie inder Fläche , wenn die Luft mit einer Gez fdmindigfeit von 36 bis 37 Fuß auf die Sefunde erneuerf wird, der Einfluß der Trockenheit diefer Luft aufdie Abs dünftung ohngefähr dreymal fo eh ift, als die einer rubis gen Luft, Es ift nicht fogar ſchwer die Urfache diefer Erfcheinung anfzufinden. Bey der ruhigen Abdünftung wird die Lufts Schichte, welche zunachft den Körper umgiebt , von wel chem das Waffer abdunfter, durch die Dunfttheilchen ge ſchwaͤngert und verliert in kurzer Zeit den Vortheil, wel chen ihr ihre Trockenheit gewährte. Wenn aber diefe Luft erneuert wird , bat fie nicht Zeit die Feuchtigfeit anzunehmen, und je geſchwinder fie erneuert wird, jemeniger bat fie diefe Zeit , folglich ift alfo der Einflug ihrer Trockenheit größer. . Eine andere Bemerfung, die ich zwar auß der Acht ges laffen hatte, welche aber dem Hrn. Trembley, dem ich dies fe Kefultate mitgetheilt habe , nicht entgangen iſt, befteht darinn, daß die Befchleunigung der Bewegung in Abfiche aufdie Trockenheit den Bortbeil, melde die dichtere vor der duͤnnern Luft hat, verringert, Ich will mich naher et» flären, Allemal wird die Trockenheit der Luft auf dem flachen Lande die Abdünftung mehr befördern, ale auf Gebirgen; wenn aber die Luft heftig bemegt wird, verliert fie diefeg Uebergewicht, und die Wirkung der Trockenheit wird. ſich auf beyden Stationen gleichen. * an den Heransgeber. sı5 - Diefe Erfcheinung verträgt fich volfommen mif denen andern, welche uns (bon vorgefommen find; dann wire haben ſchon angemerkt, daR die Dichtigfeit der Luft die Wirkungen ihrer Trockenheit befördert, Nun verdichtet fich die Luft an der zugefehrten Oberfläche eines Koͤrpers, der fie berührt , oder von ihr berührt wird und dieſe Berdichz tung ift nach Proportion viel größer in einer dünnen als in einer Dichtern Luft, Denn wenn die Dichkigfeiten bey den Luftſaͤulen unter fich dag Verhältnig von 2 zu 3 haben, fo wird die gleiche Kraft „ melche die Dichtigfeit. der erften verdoppelt , nur um 2 Dritfel die Dichtigkeit der zwey⸗ ten vermehren; ihre vefpeftive Verdicferung wird aledann 4 und 5, alſo wird je mehr diefe Euft, Saule zufammen gepreßt werden, auch ihre Verdickerung fich der Gleichheit” mehr nähern, Hierauf folgt, daß je geſchwinder die Bewe— gung iſt, jemehr werden fi auch die Wirfungen der Tro— fenheit auf dem Gebürge und auf dem flachen Rande nähern. Die Gehalte x. und y. welche wir gefunden haben, fünnen ung , fo wie im vorhergehenden Artifel, dazu dies nen , unfere Erfahrungen auf dem Berge und in der Flaͤ— che auf die gleichen Grade der Wärme und Trorfenheit zurück zu führen. Wenn man diefe Berechnung macht und zur Sache fihreitet, fo wird man finden, daß in den drey Erfahrungen die Summe der Erfaltungsz Grade, melche fich in der Fläche ergeben hätten, wenn der Ther⸗ mometer und der Hygrometer dafeldft die auf gleichen Graden mie auf dem Berge geflanden wären, auf 14,634; geftiegen feyn wuͤrde, da folche auf dem Col de geant, 16,95, war, Nun mwirfte in der ruhigen Abdünftung Die Dergluft eben fo viel, als die auf dem flachen Lande. Daraus folge, daß wie wohl bey der befchleunigten Ab— duͤnſtung det Vortheil alemahl der Berg» Luft gehört, diefer Vortheil Dennoch geringer als bey der ruhigen iff. Man wird fih über dieſe Schlußfolge nicht wundern, 516 Sdrreiben des Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre. wenn man bedenkt, daß die dicke Dichtigkeit der Fuft ihren Einfluß auf die Koͤrver welche ihr aufſtoſſen, vermehrt, und daß alfo in der durch die Bewegung befchleunigten Abduͤnſtung, die Ausdehnung des Stoffes der dichteiten Luft zum Theil die Eigenfchaft der allerdunneften Luft er, fegen muß; die Eigenfchaft nemllch in andern Etücen der Abdünftung bebulflicher zu feyn. Aus allen diefen Bemerfungen folgt dann, daß die Rerhältniffe welche wir im vorhergehenden Artickel (dag Meffen der Abduͤnſtung des Waſſers) zmifchen den Wirs kungen der Wärme, der Trockenheit, und der Verfeinez rung oder Verdünnerung der Luft gefunden haben, nur für eine ruhige oder beynabe ruhige Luft richtig find, und daß, wenn man die namlidyen Verſuche in ciner bez wegten Luft anftelen wollte, der Einfluß ihrer Trockens heit fich verftärfen würde, während daß der Einfluß der Warme und Berdünnerung abnehmen würden; nab Maaßs gabe , nämlich des mehr oder minder ftarfen Luftſtroms dem das abdünftende Waffer ausgeſetzt ware. Es würde fehr anziehend feyn, die Gefege zu Fennen, nah welchen ſich diefe Verhaltniffe richten, auch babe ich mir vorge nommen, diefes zu unterfuchen ‚ fo bald ich wieder uber bie Hygrometrie meine Arbeiten fortfegen werde. Ich werde mich dennzumahl bemühen, dag was etwa inmeinen erftern Berfuchen noch mangelhaftes ſeyn Fünnte, zu verbeffern. Indeſſen fieht man doch fhon einiger maffen, mie viel Licht diefe neuern Betrachtungen zur Vervollkomm— nung diefed Zweiges unſers Wiffen verbreiten müffen, Abdünftung des Aethers. Es ift befannt , Daß die Herrn Monges und von Lamanon, welche den Herrn von la Peyroufe auf feiner Reiſe um die Welt begleiten, auf dem Gipfel des Pic de Teneriffa wers chiedene Verſuche gemacht haben, von welchen man Die 4 an den Herausgeber 517 Hefultate im Phyſiſchen Journale von 170 im. agten Theil paa. ı51. finden Fann. Eins diefer Refultare ift: daB eine halbe Minute zus reicht, die Abdünftung einer ziemlichen Menge Aether zu bewirken. Ich nahm mir vor diefe intereffante Erfabs rung auf unfern Bergen zu wiederhohlen, und alle Puͤnkt⸗ lichkeit und Fleiß , deren ich fahig ſeyn mag , daran zu wen— den, Um einen Punft der Zufammenhaltung oder Vergleis hung zu haben, vondemich ausgehenkonnte, entfchloß ich mich. den eriten Berfuch am Ufer des Meers, und einen an; dern auf einer erhabnen Bergfpige anzuftelen, und mich dabey der gleichen Doſis, des gleichen Neterg ‚im gleichen Gefaͤſſe, unter den namlichen Umftänden zu bedienen, Die bequemfte und ficherfie Art die Quantität des Nes thers zu beſtimmen, ſchien mir ein kleines gläferneg Slafchgen zu fenn, welches ih mit Aether anfüllen, und hernach dergeftallt mit feinem gläfernen Stöpfel verfchliefs fen wollte, daß auch nicht ein einziges Ruftblaschen ſtatt fände. Das Fläfchgen welches ich zu dieſem Behuf ges braucht habe, enthält 67. Gr. %. bey der Temperatur von 10. Grad deftilirten Waſſers. Darauf nahm ich um den Aether abdünften gu laffen , , ein Glas von einer Uhr, welches 20. Linien im Durchs meſſer und 4 Linien Tieffe hatte; das Maaß meines Ae— -tbers füllte e8 ziemlih an, doch ohne zu groffe Gefahr des verſchuͤttens. Kurz ich entfchloß micy meine Verfuche allemal in freyer Luft, doch immer dem Winde unaugs gefeßt anzuftellen. Ich machte den erften Werfuch zu Hyeres im April 1787. *) und es fihien mir alles glücklich von Ratten 9% ben zu wollen. =) Der Aether welcher sn diefen Werfuchen bien hat, 7 von nel, nem Sohn mit der größten Sorgfalt preparirt und rectificirt worden; er rectificirte ihn fogar noch einmal auf dem Col de Geant, wie hernach weitläuftiger geſagt werden fol. * 518 Schreiben des Hrn. Prof: v. Sauſſuͤre Mein Aether verminderte ſich zuſehends; aber da ich vn. Blaſen anfegen, umd diefe Blafen augenfcheinlich an Gröffe zunehmen. Endlich aber floffen fie doch zufammen, flier gen big zur Doerflache meines Aethers herab, welcher fie ohne Zweifel wegen des Drucks des elaftifchen Duns - fies welcher von ihnen ausgieng, anfänglich zuruͤckſtieß, aber doch endlich durch ihre Schwere, welche feine zu ruͤckſtoſſende Kraft überwand, gezwungen ward, fie aufzus nehmen. Aber da verminderte fich auch die Abdünftung dergeſtalt, daß die legten Tropfen mehr Zeit dazu ge brauchten, alg vorher die fieben erſten Achtel der Fluͤßig— feit Dazu nöthig gehabt hatten, Ich merfte deutlich, daß Diefe Tropfen von der Kalte welche der abgedünftere Ass ther verurfacht hatte, in der feuchten Luft zufammen gezogen worden waren. Und in der That war auch dag Glas, for wohl inwendig als augmendig von folchen Tropfen bedeckt, and wenn ich die Hand an daffelbe hielt oder es gar auf dieſelbe legte, um die Erfahrung auf dieſe Weife zu machen, empfand ich eine beynahe unausftehliche Kalte, | Uber ich hofte, daß eine Kapfel von Metal die Feuchs tigfeit weniger an fich giehen wurde, als ein Glas, und daß ich dadurch allen wiedrigen Zufällen entgehen würde, ich fieß daher Kapſeln von Blech verfertigen, die denen ähnlich waren; Aber ich betrog mich, die Tropfen Bildes ten ſich auch in diefen Kapſeln ohngefähr mit der gleichen Geſchwindigkeit. Sch habe Fein anderes Mittel gefunden mic Diefer unbequemen Tropfen zu entledigen, als fie wegzuheben, fo bald fie fich angefegt haben, Zu dieſem Ende ſchneide ich einen zarten Schwamm zur Geftalt eis ner langen und fihmalen Pyramide, ich netze ihn und drucke nachwarts dag Waffer wicder heraus, Wenn ich aledann einen Tropfen mit der Epige deſſelben beruͤhre, an den Herausgeber. 519 ift er ſogleich verſchluckt. Indeſſen bediene ich mich noch immer meiner blechernen Kapfein; fie haben die Geftalt eines Uhrglaſes, meſſen 20. Kinien in. der Breite und 4, in der Tiefe, und find mit einer Fleinen fpigigen Hands hebe verfehen, welche ich entweder in einen Stocd oder in der Nige eines Felfen befeftige, damit die Kapfel feis . nen andern Körper welcher auf ihre Temperatur Einfluß haben fünnte, direkte berühren Fann. Ein Thermometer und. ein Hygrometer , welche in freyer Luft hängen und der Stellung der Kapfel entfprechen, unterrichten mich von dem Zuftand der Fuft, wahrend ich die Erfahrung ‚anftele. Dazu kommt noch eine Sekunden: Uhr, melde ich von Anfang big zu Ende beobachte, und melde mic) von der Zeit unterrichtet, die mir zur Nbdünftung meines Aethers nöthig geweſen ift. Hefultate von Erfahrungen, welche auf verfchies denen Höhen angeftellt worden find, um die Geſchwindigkeit der Abduͤnſtungen des Aethers zu meſſen. Dauer der Ab⸗ Name des Orts. | Höhe des | Thermo- | Hngrome Barom. meter. ter. dünftung. Arles in der Pro; r sense 6334 ke Fa A ar RC Mont :Eenie. |22.p. 2.L.| 8, 2: 92. 5. gt 27 U | Col du Geant. |tg.p.ı1.\! 9,4 gr 3. 11. 204 Roche - Michel nee desMont⸗ 18. p. 52 1.| 4, 0. 89, ©. Ir’. 45". enis. Ueberſieht man dieſe Reſultate mit Bedacht, ſo wird man finden, daß ſie einander nicht genug naͤhern, und mit einander nicht uͤbereinkommen, um eine Berechnung darauf bauen zu koͤnnen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſich ohn⸗ geachtet aller Vorſicht die ich anwandte, die in der Luft % | . 520 Echreibendes Hrn. Prof. v. Sauſſuͤre befindliche Feuchtigfeit abzuhalten, dennoch genug das von mit dem Aether vermifht wird, um feine Abduns fung zu verhindern. Indeſſen habe ich, wenn ich meine Verſuche am gleichen Dit miederholte, melches oft zu dreyen malen hinter einander gefchah, nur fehr kleine, bis— bisweilen auch gar feine Abweichungen gefunden, und diefes gab mir den Muth, meine Beobachtungen fortzu⸗ ſetzen. Nur alsdann, wenn man ſo wie hier die Eat neben einander ſtellt, wird man ihre Unpollfommenbeit vecht gemahr. Ich fahe jet ein, daß man beym Meffen der Abdünftung des Aethers, diefelbe nicht bis zu Ende Derfelben abwarten müffe, und dag um defto weniger, da ich bemerft babe, daß fich diefe Fluͤßigkeit bey einer langfamen Abduͤnſtung zerſetzt, wie ich es ſchon in meiner Hygrometrie im 80. $. dargethan habe. Man müßte eigentlich seine anfehnliche Quantität von dieſer Fluͤßigkeit in ein Gefaͤß ſchuͤtten, welches ſo groß ſeyn muͤßte, daß die durch die Abduͤnſtung auf der Oberflaͤche entſtehende Kaͤlte, in eine ſo groſſe Maſſe vertheilt, nicht zureichen würde, Die Feuchtigkeiten der Luft gufammenku siehen und dann müßte man noch, die Wage in der Hand, den Verlurſt, welchen diefe Quantität Aether in fehr Eurs ger Zeit erlitten hätte, abwägen. So fönnen denn body meine Verfuche wenigſtens dazu dienen, die Borfehrungen an die Hand zu geben, melche man ben diefer Unterfuchung treffen müßte, um der Uns bequemlichfeit, an welche vielleicht niemand dachte, außs sumeichen. Unferdeffen ficht man doch ſchon, daß die Verduͤnerung der Luft auf die Abdunftung des Aethers oder wenigſtens auf, feine gaͤnzliche Abduͤnſtung nicht ſo viel Einfluß hat, als man ſich wohl mag vorgeſtellt ha ben, weil ſchon einige zufällige Umfiände hinreichten, daß an den Herausgeber. 521 dieſelbe langſamer auf den Bergen als auf dem flachen Lande von ſtatten gieng. Durch die Abduͤnſtung AH Aethers Verve A Kaͤlte. Ich nehme meinen Thermometer, deſſen Kugel Brett im geringſten nicht berührt, und die nur 2. Linien und eine halbe im Durchfihnitt halt Diefe Kugel ums wickle ich mit doppelt zufammen gelegter, feiner, gewaſch⸗ ner, Hollaͤndiſcher Leinwand, die trocken und noch neu feyn muß, und binde fie oberhalb der Kugel fehr feft zufammen; die über das Band hervorfiehende Leinwand fchneide ich fo nahe weg, daß fie dag Brett des Thers mometers nicht berühren fann. Iſt diefes gefchehen fo gieffe ich ein wenig Aether in "ein Gefäß, das ich bereit halte, und tauche die Kugel darein; nachdem ich den Thermometer wieder heraus ges zogen * ſchwenke ich ihn mit mittelmaͤſſtger Geſchwin⸗ digkeit in der Luft umher; eine zu geſchwinde Bewegung, und von der Art wie ſie mit der Schnur geſchehen, wuͤrde eine geringe hervorbringen; denn es wuͤrde den Aether mit ſolcher Schnelligkeit verfliegen machen, daß die Kälte feine Zeit haͤtte, ſich dem Thermometer mit, zutheilen. Selbſt wenn ich die Kugel meines Thermomes ters in die Mitte eines mit Nether genesten Schwammes ftecfte, habe ich diefer Unbequemlichkeit nicht ausmeichen fönnen. Indem ich nun mit der Hand meinen Thermometer ſanft bin und her bewege, gebe ih Acht, das Duck filber nicht auß den Augen zu verlieren, und nehme den Augenblif in Acht, wo er zu fallen aufhört, und ſich zum Steigen anſchickt; dann halte ich Die Kugel des Thers mometers mit der größten Gefchmwindigfeit in den Aether, ziehe fie gefchwinde heraus und fange wieder an fie gu s22 Schreiben des Hrn. Brof v. Sauffüre bewegen. Das Dueckfilber, durch den Aether der Kapfel gemwärmt, fleint im Moment des Eintauchens, laͤßt fich aber bald mieder und faft mehr als das erfte mahl hers unter; wenn er nicht mehr fallt, fo wiederhole ich darauf das Fintauchen noch ein dritte mal, und verfuche e8 auch noch wohl ‚zum vierten male; aber gemeiniglich macht fihon dag dritte, ja zumeilen felbft das zweyte Eins tauchen den Merkur zur legten Tiefe herabfinfen; und wenn er einmal feinen tiefften Grad, fein Marinum ers reicht bat, fo macht ihn das nachft folgende Eintauchen vielmehr zu fteigen, als zu finfen. Herr Cavallo bat ein fehe finnreiches Verfahren bey dieſem Verſuch ausgedacht: er verfchließt namlich feinen Aether in einen Trichter und laͤßt ihn durch die haarförmige Röhre deffelben tropfen; weiſe auf die Kugel des Thermometers herunter fallen, Ich aber habe mich diefer Einrichtung nicht bedient, weil mir der Trichter ein wenig zu zerbrechlich für eine Reiſe vorfam ; und übrigens habe ich durch meine Ans fialten eine eben fo groffe, wo nicht noch gröffere Abkaͤl⸗ tung als Herr Cavallo durch dje feinigen, erhalten. Hier folgt die Tabelle meiner Erfahrungen , die Ueberfchrift jes der Eolonne zeigt deutlich an, was fie enthält. Ich zeige nur an, daß die dritte mit der Ueberfchrift Thermometer, die Wärme der Luft in welcher ich den Verſuch anftellte, anzeigt. Alfo während der erfien Erfahrung gab mein Shermometer F 9,3, an. Die Abdünftung des Aethers machte ihn bis zu — 13,4, berabfteigen, und alfo war die Gröffe der Erfältung 22, 7, wie es die fünfte Colonne anzeige. an den Herausgeber.523 Reſultate von auf verſchiedenen Höhen angeſtell⸗ ten Erfahrungen, die durch die Abduͤnſtung des Aethers verurſachte Kaͤlte betreffend. Namen der Oer⸗Hoͤhe des | Thermor |Hygrome-| Gehalt der Erkaͤl⸗ ‚ter. Derom. | metere. | 1er. fung. Hyeres in Pro:i2s3oll.r.l. 9, 3- 57. 0. 22, 7. vence. Arles in Pro: |,..3. 1.1 12, 0. a Br vence. 28.3 I I s je) 751 2° 234 3. Mont-⸗Cenis. 22. 3. 2.1.| 7, 5. | 9T. 0. 19, 2 Col du Geant. |19, 3,0.1.| 9, ©. | 71. 3 27.0 Ebendafelbft. 18.3. 11.1: 65.,0. 241 o Roche - Michel | auf dem 128.3.5.1| 1. 5 | 99 5 ——— Mont-Cenis. Obgleich dieſe Erfahrungen uͤbereinſtimmender als die borigen ausfielen, fo ſchienen fie es mir doc) noch nicht genug, um einer ſtrengen Berechnung faͤhig zu ſeyn. In der That liegt es am Tage, daß die Feuchtigkeit der auf fern Luft fih auf den Thermometer verdichten, fi) mit dem Aether vereinigen und deffen Abdünftung verlängern muß; ohne Zweifel Fam es auch daher, daß ih auf Roche-Michel nur eine Abfältung von 16. Grad 4. er⸗ halten Fonnfe. Die Luft war dafelbft aufferordentlich feuchte, und wir. waren ganz in Nebel gehuͤllt. Wenn wir die erfte der 02, auf dem Col du Geant ans gefteilten Erfahrungen mit der zu Hyeres vergleichen, fo zeigt fie ung ungefähr den Einfluß der verdünnerten Luft; — 22% zu Hyeres. Diefer Unterfcheid iſt nicht fehr betraͤchtlich, infonderheit wenn man bedenkt, daß der Hy srometer auf dem Col du Geant 307, mehr Trockenheit 524 Schreiben des Hrn, Brof. v. Sauſſuͤre ıc. angab , und daß diefe Trockenheit die Kälte befördern mußte. - | Aus allen diefen Erfahrungen kann man alfo fchlieffen, daß die Verdünnerung der Luft das Abdünften des Aes thers bey weitem micht fo befördert, iwie das ded Waß ferg, und daß ohne Zweifel, meil der Aether an ſich ſelbſt ſtaͤrker als das Waſſer geneigt iſt, ſich in elaſtiſchen Dunſt aufzulöfen. Daher folgt, daß die verdickte Luft dem Aether weni, ger Hinderniffe entgegen flellt, und daß alfo die Berrins gerung diefer Dichte weniger auffallende Wirfungen bey feiner Abdünftung hervorbringen muß. Die Fortfezung folge im naͤchſten Band, | Beihreidbung und Abbildung der Werkzeuge womit Die Flintenſteine zu Muene in dem Gou- vernement Berry in Frankreich und anders waͤrts verarbeitet werden. Bon Herren Profeſſor Hacquet. 526 Herrn Brofeffors Hacquets Abhandlung Das es noch viele Dinge iu der Welt giebt, welche sum allgemeinen Gebrauch der Menfchen ſeit Fahrhunderten ans gewandt worden, und ung oft ganz und gar fomohl phys ſiſch als techniſch, oder deutlicher zu reden, deffen Hers fommen oder Zubereitung bie Diefe Stunde noch unbekannt geblieben , ift mehr ols erwieſen. Hundert Benfpiele koͤnn⸗ ten hier angeführt werden, wann es der Beweiſe bedürfte; doch will ich nur eines einzigen Artifel8 Erwähnung thun, deflen taͤgliche Benutzung ſchon längft Aufmerkſam— keit verdient haͤtte, nemlich der ſogenannten Flintenſteine. Eine dem Anſchein nach ſo wenig und unbedeutende Sach, aber von einem ſo vielfaͤltigen Nutzen, daß andere Dinge im gemeinen Leben wenig vorkommen, die deſſen Allgemeinheit uͤbertreffen, und dem ohngeachtet, weiß beynahe niemand etwas gang zuverlaͤßiges von der Zur richtunggart diefes Naturprodufts, als nur jene, welche fih) damit Brodt verdienen. Man fucht vergebens bey den fechnifchen Schriftfielern, Encyclopediſten u. ſ. w. Nachrichten davon, dag, was man dabey findt, iſt def fen fo wenig, fo unwahr, oder fo dunfel gefagt, daß fein Menſch daraus Flug werden kann, wie weiters von dem noch beft gefagten, ein Beyfpiel angeführt werden fol. Die Parifer Afademiften welche ihr Dietionaire des Arts & Metiers, fo weitfchichtig bearbeitet Haben, ſchweigen ganz davon, fo auch die Engländer , da doch bey diefen bey: den erläuchten Nationen folche bearbeitet werden; aber ohne Zweifel war es der Geminngeift , der diefe Völker beym Stillfehweigen erhielt, und ein Geheimniß daraus machte. Uber obgleich dieſe beyden Nationen davon, aus was immer vor einer Urſache, gefchtwiegen' ode vieleicht die Sach für zu gering fhäßten , um Davon der Flintenſteine ꝛe. 527 Erwaͤhnung zu thun, ſo ſollte man doch glauben, daß ſo was Einfaches unmoͤglich lange verborgen bleiben koͤnn⸗ te, nachdem es in ein paar Provinzen Frankreichs und Englands dem gemeinen Mann in Haͤnden lag, und dens noch wird ein Jahrhundert verſtrichen ſeyn, ehe man allgemein die Kenntniße davon erhielt, wie man noch täglich die abfurdeften Nachrichten in oͤfentlichen Schrif— ten erhalt. Es ſcheint, dag es nur in andern Ländern an dem Materiale fehlte; oder dag man foldyes unter einer andern Geftalt und Farbe erfannte , wie wirklich fich das Beyſpiel ſchon mehrmalen ergeben hat, und man alfo ſich um deflen Zurichtung nicht befümmerte. Allein aufmerk⸗ fame Kegenten fahen die Sache fo gleichgültig nicht an, diefes nothwendige Produft nicht auch , wo es möglich wär , in ihrem Reich zu erzeugen. Friedrich Wilhelm König von Preußen, hatte in Deutfch- land zuerft fein Augenmerf darauf, wie man e8 aus ber mißlungenen Unternehmung, aber noch mehr aug der uns volftändigen Nachricht der Bearbeitung diefer Flintenfteis ne bey Jacobsfon *) erzahlt findet. Die Sache ift folgende: „Es wurde ein gemwiffer Mathias Klope nach St, An- ges, ein Fleines Städtchen in dem Gouvernement Berry, wo anfehnliche Slintenftein : Bergmerfe find, gefchickt ; bey Lebensfiraf darf aber Fein Fremder diefe Bergwerke ſehen. Er bradıte einen 6. Pfund fehmeren Flintenſtein mit aus St. Anges, wo er ein Vierteljahr zubrachte, um bie Bearbeitung zu erlernen, aus Diefem machte er im Lande Slintenfteine , welche auch die Probe auebielten. Nachher mußte er gleichfalls Flintenfteine aus einheimiz fihen Feuerfteinen verfertigen , und Diefe fand man in Spr en — *) 8. K. G. Jacobsſon, dal ſches Wörterbuch 4to Ber: lin 171, — 528 — Profeſſors Hacquets Abhandlung renberg bey Neuſtadt, Eberswald in der Mitrelmarf. Er verfertigte die Steine mit Glück, und es wurden biemit Proben angeftellt , fie zerfprangen aber nach dem zweyten Schuß, und’die ganze Sach gerieth darüber in’g Stecken, Die Handgriffe beym Bearbeiten der Feuerfteine , find Fürglich diefe : Wermittelft eines ftählernen Werkzeugs wird der Stein erft mit der Fauſt Stuͤckweiſe abgefchlagen und gefpalten , dann er ift fehieferich und fplittericht. Mit eis nem andern ftählernen Werkzeuge ſchlaͤgt man ihn zu feis ner gewöhnlichen Geftalt , und er gehet überdem noch zwey bis Dreymal durch die Hände, je nachdem er fid) leicht oder ſchwer bearbeiten läßt. | Die Werkzeuge deren fich Klope damals bey feiner Pros be bediente, follen noch in Berlin bey der Artillerie aufs behalten werden. » So weit gehen dieſe Nachrichten bey Jacobsfon , und ich weis feinen einzigeru Schriftfteler , der mehr oder befferes über die Zurichtung diefer Steine gefagt hätte, *) obgleich) mie. man weiter erfehen mird, dieſer Klope zwar etwag von dem Zurichten diefer Steine gewußt has be, aber eben fo unvollfommen , als auch feine Kenntniffe im den dazu gehörigen Steinarten waren , und eg fcheint ihm eben fo ergangen zu feyn, tie vielen andern; daß er nemlich die Hornfteine, melche die Farbe der franzöfifchen Slintenfteine hatten, für die aͤchten Steine hielte, und natuͤrlicherweis ihme die Probe nicht aushalten fonnten ‚ dann *) Goeze bat in feinem Allerley 1. Thl. Leipzig ©. 56. auch eine Befchreibung mitgetheilt, wie diefe Klintenfleine in Champagne verferfiget werden. Diefe lautet aber ganz anders und etwas un⸗ begreiflid. Er fagts der Flintenftein fey unter der Erde fo weich als Spekftein , und werde mit Drath ( gleihiwie man Ceife jerichmeider > in feine Formen zertheilt, B Soͤpfner. 44 der Slintenfleine ze. 529 dann wenn es an dem iſt, mie der Verfaffer eines Grundrißes des Mineralfpftems in drey Spracen fagt » Saft überall auf den Feldern, beſonders auf den Sands „ feldern der Chur s und Neumarf (wo id) mich aber recht »zu entfinnen weis , nur Kiefel und feine Fliutenfteine » gefehen zu haben) deßgleichen in den Meergefchichten der „Inſel Wollin anzutreffen „ — fo mögte es wohl un; moͤglich an Slintenfteinen in dem Brandenburgifchen fehr len, allein wie man aus dem oben erwähnten fieht, fo hatte Klope doch eben die Horn: und Kiefel und feine Zlins tenfteine aus diefem Lande zu bearbeiten gehabt, Bebvor ich alfo der Achten Zubereitung der Slin; tenfteine, ermähne , ift zum voraus eine binlängliche Kenntnis des Naturprodukts nothwendig, um daß man bey Berfuchen nicht das Materiale oder den Stein verfennen, und das Mislingen auf die Belehrung fchie; be, wie es mir die Erfahrung mehrmalen gegeben hat, Die Beftimmung der Feuers oder Zlintenfteine bey den Mineralogen ift fo undeutlich und verwirrt”), daß man e8 ihnen anfieht diefen Stein niemal recht gefannt zu har ben, dann Kiefel und Hornfteine find fo oft damit ver— mwechfelt worden, daß man am Ende nicht weis, ob diefe - drey Steinarten nur eine oder fo viel befondere Arten ausmachen follen. Das Aug hat hier immer fehr getäufcht; bis man nicht durch eine lange Hebung, oder durch Ver— ſuch mit der Bearbeitung daran gewohnt worden, *) Werner hat die allerdeutlichfte und untrüglichfte Befchreibung und Beſtimmung des Flintenfteind (Feuerſteins Silex pyromachus ) geliefert, daß man denfelben jeher wohl vom Hornſtein (Silex - Corneus ) unterjheiden Tann, Zoopfner. Magaz.f. d. Naturk. Helvetiens IV, gI R' 530 Herrn Profeſſors Hacquets Abhandlung | Wenn man alfo eine richtige Kenntnis eines Koͤrpers aus was immer eins der drey Naturreiche es ſey, haben will, fo muͤſſen ſolche Merkmale an ihm gefunden wer⸗ den, die niemals ein anderer hat, und ſolche muͤſſen dann ſo deutlich und einleuchtend gegeben werden als ‚möglich, diefe koͤnnen durchs bloffe aufferliche Anfehen, oder durch den mechanifchen oder analitifchen Weg bewerkſtelliget werden. Die Beflimmung der Feuer-oder Flintenfteine Pyromachus , feu lapis ignarius, pierre 4 fufil (nicht Kies fel noch Hornfein) kann fich oryktonoſtiſch auf lolgande Merkmale gruͤnden. Der Flintenſtein wird gewoͤhnlich rund, laͤnglicht oder zweigicht auf ſehr manigfaltige Art glat ohne oder mit Rinde von Kreide: Thon » Gips » Sand ;oder Kalkmergel überzogen gefunden. Dann jener der in ganzen Felfen oder Schichten bricht, ift niemals ganz reiner Flintenftein, und läßt fi alfo nicht gehörig zurichten oder bearbeiten. Die Farbe ift fehmugigweis , ſchmutziggelb, blauliche wie grober Kalgedon , röthliht , grausbraun mit und ohne weiße Flecken, welche bald Quarz ⸗ oder: mergelartig find, und oft von verfteinerten Schaalthieren herkom⸗ men, Er wird felten oder niemals hochfärbig und end⸗ lich auch, wohl ganz ſchwarz gefunden, Aeuſſerlich hat er Feinen Glanz , wenn er auch mit Feis ner Rinde überzogen ift, wie jener der im gelben oder grauen Sandmergel gefunden wird , fondern iſt ein wenig rauch oder uneben mit Fleinen Bertiefungen verfes ben , und hat meiſtens die Farbe des Mutterfleins wos vinn er geſteckt if. Inwendig iſt der Glanz gemein und mat, ſo wie ein Horn, niemals ſchimmernd. Im Anbruch niemals fo kurzſplitericht wie der gemeine Horn⸗ ftein , fondern er zerfaͤllt in glatte Tänglichte Teiche gewölbte Splittern , welche weder gefchärft noch ung der Flintenſteine se. 531 ben find. Die Spaltung dieſes Steins mit dem Ham⸗ mer macht ihm feine Seitenbrüche , fondern bloß nad) der mit dem Hammer gegebenen Nichtung. Sein Beftand (textur) ift aus unfühlbaren Theilen, und fühle fih ganz glat und nicht fehr kalt an, aber oft iſt er mit unvollfomnen oder fremden Theilen gemifcht , dann iſt er uneben und rauh, doc) find die fremden Theile je: derzeit anders gefärbt, Seine Bruchſtuͤcke find Halb durchfichtig , wenigſtens an den Kanten, wenn er auch ganz ſchwarz iſt. Die Härte iſt fo groß, daß er Glas ſchneidet, befons ders wenn der Stein gleichförmig ſchwarz vorkommt, und dann ift er auch fo tauglich als Probierftein, Seine Schwere fomme dem Agat gleich. Der Geruch von dem Anhauchen ift etwas thonartig im frifchen Anbruch, Daß aber nicht alle Flintenfteine jederzeit homogen und vollfommen gebildet find, gibt die tägliche Erfahrung an den Franzöfifhen und Englifchen,, mo fie bald mit ſichtbarem Kalk oder Kiefeltheilen , ald Kalgedon, Agat, Karneol u. f. w. gemifcht find , und die Geſtalt einer Breccia haben , too hingegen aber, je reiner fie von frems den Theilen find , defto härter find fie, und die Spal⸗ tung und Zurichtung geht beſſer von ſtatten. Der reinere giebt einen weiſſen etwas ins Asgraufab fenden Strich. Ih babe , wie die Erfahrung geben wird, bier bie Kennzeichen fo genau angegeben ald möglich, welche in / Die Augen fallen , indeffen iſt doch die mechanifche Bez handlung noch die allerficherfie, indeme fein anderer Stein ſich fo leicht und eigenes im Zurichten zu Flintenfteinen wie diefer hat, wie man weiter unten fehen wird, 532 Herrn Profeffors Hacquets Abhandlung Nun auch ein Wort von den Beſtandtheilen, welche der analitifhe Weg gezeigt hat. Sch Habe zu diefem Ens de nicht allein aus Frankreich fondern aus verfchiedenen andern Ländern Probftücke diefer Steine genohmen , und fie in eine Glühhige von 430 — 450. Neaumürifche Grade, wo das Silber im Fluß erhalten wird, gebracht, wo fie dann alle zu Anfang etwas weniger brüchig wurden, und nach einer Zeit, als die Feuchte der Atmosphäre eindrang, gerfielen. Die Farben aber folgend geändert, die franzöfts fchen gelben wurden etwas graumeis italienifche graue wurden halbweisſchmutzig; krainiſche ſchwarzgraue, wur⸗ den weis mit etwas grau, tyroler graue wurden blaſ— ſer, ſiebenbuͤrger graugelbe, wurden ſchmutzigweis, Mob dauer blaulichſchwarze, wurden ganz weis; Galliziſche graue, verhielt ſich wie der Tyroler, Podoliſche ſchmutzig⸗ weiſſe, wurden weisgrau; Podoliſche ſchwarze, wurden ganz reinweis. Au Härte nahmen fie ale zu, und ſchnit⸗ ten dag Glas beffer wie vorhin; aber an Durchſichtigkeit nahmen fie alle ab, und die 3. letztern erhielten mehr Glanz. | Mit Alkali fehmelzen fie leicht zu einem guten Glas in eben dem Feuer Grade wie erwehnt: wurde das Alfalis fche Salg im Zufaß vermehrt, fo erhielt man nad) dem Abkühlen den Kieſelſaft u. ſ. w. Die ſchwarzen gaben jederzeit das reinfte Glas, ein Zeichen, daß die Faͤrbung diefes Steins bloß von einem brennbaren Wefen ber; fommt. E8 wäre mehr als überflußig alle die Urfachen bier ans zuzeigen , welcher ich mich bediente durch den naffen Weg die Beltandtheile herauszubringen, da hier der fchickliche Dre nicht ift, fondern die Menge der enthaltenen Erden von der größten big zur geringften Quantitaͤt, fumarifch zu erwehnen genug ift, der Flintenfteine te 533 Von den 9. Abarten der aus verfchiedenen Laͤndern an; gezeigten Slintenfteine gab der Stalienifche die mehrfte Kalf ;z und die wenigfte Kiefelerde. Aus einer Unze Stein kamen 5. Duintihen 30. Gr, Kiefel, 40, Gran Alaun und ı8, Gran Ralferde und 2 % Eifen heraus, Aug den ſchwarzen aus Podolien aber erbielte ich 6 Duintchen 25, Bran Riefel, 43 Niaun, 10. Kalferde und I. Gran Eifen,... _ Folglich die mebreften Kiefel und die wenigften Kalkerde und Eifen, der übrige Abgang beſtund in Waſſer, Luft und brennbarem Wefen, Die Alaunerde verhielt fich nach, der Ralferde immer verhaltnißmäßig , fo wurden auch die Probſtuͤcke von der reinen Oberfläche ausgenommen. Da durch mehrere Verſuche die Ungleichheit an Menge der darin enthaltenen Erde ausgefallen ift, fo hat die fernere Erfahrung gegeben, je mehr der FSlintenftein Kiez felerde in fi hatte, deſto härter war er, und man mußs te deſto behutfamer mit dem Spalten umgehen, indeffen geben doch ſolche dag mehrefte Feuer, und darum am längs fien , indeme ein folcher 120. Schuß fehr gut aushält oh— ne zu verfagen, Nun auch ein-paar Worte von ber Ragerftätte dieſer Steine. Im Gouvernement Berry und, Champagne befins den fich folche ſowohl auf der Oberfläche der Erde alg auch unter derfelben, und im leßtern Fall in meit auslaufenden Bänfen oder Lagern, Da der gemeine Mann auf fein eignes Unternehmen, darauf baut und bearbeitet, fo muß er erfiens dem Eigenthömer auf ein oder mehr Jahre gegen eine gemiffe Summe den Boden ablöfen , oder jährlichen Zins davon zahlen. Ein Morgen oder Arpent, wird unter 80. bis 100, Pfund niche hingegeben , nachdem aber der Fruchttragende Boden iſt, fommt er auch viel höher. Die Steine welche die Arbeiter am Tag Anden ‚, dienen denfelben zu nichts als zum Zeichen, daß auch folche in der 534 Heern Brofefiors Hacquets Abhandlung Tiefe ftecfen mögen. Auf diefe Anzeige fenken fie ein und mehr Klafter in die Erde hinein, mo dann die Unterfuchung gemacht wird mad) melcher Gegend die Steine gelagert find, und mo fie fih auslenfen. Die frifh ausge; grabenen Steine merden alfobald bearbeitet, aber dazu dörfen fie nicht zu naß feyn , fonft müffen fie an der Sonne oder an dem Feuer die gehörige Tröckne erhalten, . dabey hat man fih in Acht zu nehmen, daß fie nicht zu lange darin liegen , fonft werden fie zum Spalten untaugs lich, und von den Franzofen pierre brule genannt, und fo taugen auch Diejenigen Flintenfteinflöße nichtd , welche auf der Dberfläche der Erde oder im Waſſer lange gelegen find. Am tauglichften find fie, wenn fie nicht lange vor der Bearbeiz tung aus der Mergelerde genohmen werden , dann obgleich alle Flintenfteine , die vorkommen, fich fpalten Iaffen, fo find doch die friſch gegraͤbnen, wenn fie nicht zu naf find , am beften; es feheint alſo, daß fie viel Eigenichaft mit Ein, faugen des Waſſers mit dem Weltaug Lapismutabilis has ben. *) | Bevor ich nun von ber Bearbeitung diefer Steine zum Mechanifchen Gebrauch Erwähnung thue, fo will ich erſt beftimmen , wie ein gut sugerichteter Buchlenftein eingetheilt wird. Man Tann füglich einen folchen durch die Kunft ge⸗ bildeten Stein in 6. Flaͤchen theilen. Erſtens aus zwey beynahe ebenſoͤlge Flaͤchen, nemlich *) Eine Erfahrung, die ich bey dem Aufſuchen der Geſchieben in Flußbetten gemacht hade , kann hier einigen Aufichluß geben. Wenn ich ein hartes Gefchieb noch unter dem Wafler , oder alldieweil es naß iſt, mit einem andern Stein (der trocken iſt) ſchlage, fo zerfpringt er viel leichter, als troden ; Gefteine , die ich troden nie⸗ mahlen habe zerfchlagen Fünnen , hab ih im Waffer oder naß leiche ter zerfplittern Fonnen. Gin teifender Mineralog verficherte mich einft, daß man in Champagne alle Slintenfteine naß zerfchlage. Hoͤpfner “ — I DE N ei KR. N MAR a ine “, 9 : 8 —— — der Flintenfteine ꝛc. 535 eine’ obere welche fehmal und nur meiftens tel des Steins einnimmt und Die Rippe der Mücke oder der Haft (le Manche) genannt wird. Diefer Theil des Steind wird von dein beweglichen Theil des Hahnens am Flintenſchloß ges Halten, Zweytens, die untere Zläche, welche die arte am ganzen Stein , ift meiſtens etwas ausgehoͤlt, und auf dem undes mweglichen Theil des Hahnens ruht. — a Drittens, auf dem obern Theil des Steind fommen zwey ſchieffe Flaͤchen vor, wovon eine immer groͤſſer iſt als die andere, und 45 Grad haben. Die breite oder die fchäte fefte (le tranchant) iff jene womit Feur geſchlagen wird, ſie wird auch von den Franzoſen Bord de platine genannt, wenn diefe beyde Seiten an einem Stein bleiben, fo heißt er Dopvelftein ( boucäniere à deux bouts ,„) wird aber Die fchmale Seite wie gewöhnlich gefchiehet zugerindet, fo heißt dieß der Kopf, (le cal.) Viertens find an dem Stein zwey grad oder halbrund ablaufende Flächen , oder die Kanten , les Bords , welche gerade oder halbrund zugerichtet werden, Zu der Zurichtung der Klintenfteine gehören folgende Werzkeuge: Erſtens, ein ſtumpfer oder Bruchhammer Marteau caff fant Taf, Litt 4. B. wo folcher im Grundriß und a fehnitte zu fehen iſt; Hat an Gewicht aegen 2 Pfund, Zweytens, ein Spiß oder Schiefer» Hammer Marteau äpvinteZ, C. im Grundriß D. im Profil a. der ſcharfe oder friſche Spitz: d. der ſtumpfe, wo er über dieſe Stümpfe nicht mehr angreift, fo ſchwer wie voriger. Drittend , der Scheibendammer Z, im Grundriß: F. in Profil, wiegt ein viertel Pfund. Viertens, das Meifjel, Cifeau , welches an beyden Enden Schaͤrfe hat, und Hut an Gewicht ein Halb Pfund, und et 536 Herrn Profefiors Hacquets Abhandlung was darüber, bey G,-und H. ift folches im Profil und Durchs . ſchnitte vorgeſtellt. Fuͤnftens, eine gemeine Stahlfeile, um dem Meiſſel die Schärfe wieder zu geben, wenn ed inwaͤhrender Arbeit abs genugt wird, Diefe vier erften Stüde, welche nach der natürlichen Groͤſſe abgebildet find , muͤſſen aus halb Eiſen und Stahl beſtehen. Zuerſt wird dad Mteigel oder doppeltes Stemmeiſen in einem ı #. Schu hoben Kloy, Table de Boucaniere, an den Hand befeftiget „ folchergeftalten , daß die Hälfte dieſes Werkzeugs mit einem fcharfen Ende eingelaffen Oder verbor⸗ gen IR. Bricht in waͤhrender Arbeit die herausſtehende Schneide ab, fo darf ſolches nur umgekehrt, und mit einem hölger, nen Keil wieder feftgemacht werden. Um einen folchen Kloz konnen jederzeit Drey folche Meißeld angebracht werden, um daß eben fo viel Steinzurichter darum arbeiten koͤnnen. Wenn man nun zur Arbeit fchreiten will, fo müffen , wie oben gefagt worden, die Klöge oder Steinkugeln, die von 1. Pfund bis zu drey Centner fchwer gefunden werden, die gehörige Tröcne Haben; dieß zu erkennen lehrt die bloffe Uebung umd läßt fich nicht befchreiben, aber einnur wenig ger ſchickter Arbeiter hat in einigen Tagen es erlernt , wenn er oͤfters Probeſtuͤcke fehlägt. Iſt der vorhabende Stein des Zurichtens fähig, fo wird, wenn er nicht zu groß iſt (die groffen von I. und mehr Centner werden, von mehreren Menichen in die Höhe gehalten und mit einem Hammers ſchlag geipalten ) fisend, fo wie die ganze Arbeit verrichtet wird, mit der linken Hand über das linke Schenkelbein dem Knie nach einwärts feltgehalten, dann wird mit dem flumpfen oder Bruchhammer, ein Anbruch , oder ein paar der Flintenfteine ꝛe. 537 Zoll groſſes Stück von dem ganzen abgefchlagen. Diefer erſte Anbruch giebt einem geübten Arbeiter gleich zu erkens nen, ob die Steine fich werden gut fpalten laffen oder nicht, - das iſt ob es ein wahrer Flintenſtein ſey. Nach dieſem wird Zweytens der Bruchhammer weg gelegt, und wird das für der Spaltzader Spikhammer in die Hand genohmen (wenn nicht die eine Helfte des Hammers zum brechen und die andere zum fpalten gemacht iſt) um damit Den Stein in länglichten Schieferftücken zu zerfegen. Um diefes gehös rig und mit Vortheil ind Werk zu bringen, muß man den angebrochenen Stein feſt in der linfen Hand halten, und zwar fo, daß der frifche Anbruch, der mit dem erflen Ham⸗ mer gemacht worden, in die Höhe ſtehe, dann nur vom dem frifchen Bruch aus können die Splitter oder Steinftüz den zu den künftigen Flintenfteinen gehauen werden, und niemals vom ganzen, wo der Stein mit der Rinde bededt ift, indein der Spikhammer von der Seite nicht angreift, ya nicht einmal gut in den frifchen Bruch, wenn man mit der fchiweißenden Hand darüber gefahren ift, Die Faffung des Steind mit der linken beym fpalten , muß folchergeftalten fehief gehalten werden, daß dad obe— re End, wo man mit dem Schieferhammer einhaut, etwas vorhenke; dann beobachtet man diefes nicht, fo fahren dem Arbeiter die Splitter auf Die gebogene Finger der rechten Hand, womit der Hammer gehalten wird , und verwuns den folche. Auch gefchieht Died, wenn man den Hammer zu Eurz halte Die zwey oder drey erſten Schiefer die man von dem Stein abfchlägt, find zu Flintenfleinen noch untaug⸗ lich , indem fie gemölbt oder mit der Rinde noch überzogen find; und Haben nicht die gehörige Bildung der Rippe, die um einen ordentlichen Flintenftein zu verzeigen nothwens dig if. Wenn man einmal mit dem Schieferfchlagen ans / 538 Herrn Brofeffähe Hacquets Abhandlung gefangen hat, fo muß beobachtet werden ; daß der Spik | des Hammers, welcher etwas breitfchneidig. iſt, nur ſo weit von dem Rand in den Stein eingeſetzt wird, als man willens iſt aröifere oder Kleinere Steine zu machen; von 2. bis s. Linie breit, giebt die gehörige Dice für alle Steine ab» Die Uebung madıt hier den einzigen Lehrmei⸗ ſter aus, doch wenn ein Menfch noch fo ungefchickt ware, ſo kann er fih in 15. Tagen ziemlich vollflommen mit dem Spalten oder Schieferſchlagen gebildt haben, folchergeftak ten, daß er wenigſtens 5. bis 800. und ein volfommener Arbeiter 1000. bis 1500. Flintenfteine in einem Tage ers zeugen kann. Bey dem Schieferfchlagen oder abbauen , muß man je» derzeit in Rückficht haben, wo man mit dem Hammer ei bauen foll, um damit der Schiefer fo ausfalle daß er in der Mitte eine Rippe erhalte, folglich, wenn zwey Schie— fer 1. oder ı %. Zoll weit von einander abgehadt wer: den, fo muß in der Mitte an dem ganzen Stein eine 3 — 6. Linien breite Rippe bleiben , hackt man nun grad oben die fer Rippe in der Mitte von 2. bis s. Linien ein, fo erhält man einen, langen Schiefer wie auf der Taf. Lit. K. im Grundriß und Durchſchnitte vorgefteltift. a, Iſt die Feuer⸗ ſchneide oder b. die Kalkflaͤche, welche, wenn der Stein nicht doppelt wird, zugerund: c. die Rippe: d. die Durch Punkten angezeigten Flintenfteine welche aus einem folchen Schie fer gemacht werden fünnen, Da man aber in der Arbeit ſo genau nicht Acht hat, vb man 2. oder z. und mehr Liz nien tief in den Stein einhackt, fo pflegt man meiftens ohne KRückficht der Dicke Schiefer zu fehlagen , welche beym Zus richten nach verhaltwißmäßiger Dice bald zu Piftolen oder Slinten » Steine gebildet werden. Ein Schiefer der gut gebildet ift, dann darauf fommt alles an, mag fo lang ſeyn als ex wolle, muß in. der Mitte nach feiner Länge wie oben der Slintenfteine ꝛe. 539 geſagt, , ein ganz flacher oder ebener Mücken , der von 4 — 14. ginien breit feyn kann, haben, dann nad) Berhältniffe dies ſer Breite entftehen, dann die gröffern oder Eleinern Steine fürs Feuer Gewehr, indeme dieſer Rücken den Haft oder Kopf ( manche ) ausmacht. Neben diefen erwähnten Rüs den, fällt der Schiefer in zwo abſchuͤßigen Schneiden ab, wovon denn die breitete und beftgebildete daran bleibt , und beym Zurichten die Feuerfchneide abgiebt, welche von — Grade hat. Drittens, die Zurichtung der Steine aus den geſchlage— nen Schiefers geſchieht nun folgends: Der Arbeiter ſetzt ſich auf einen Stuhl, daß er mit ſei— nem linken Knie die Höhe des halbhervorragenden Stemms eifen oder Meißel erreicht, welches vor feiner in dem Klotz oder erwähnten Tifch zu Zurichtung der Zlintenfleine befes ftiget if, Nun nimmt er in die linke Hand „ wovon der Arm auf dem linken Knie oder untern Theil des Schenkels, um glei⸗ che Ruhe und Feſtigkeit im Arm zu haben, auffliegen muß, einen von denen erwähnten Schiefers und halt ein End das von ſo breit über Die Schneide des Meiffeld, als er einen breitern oder fihmälern Stein zu machen im Sinn bat, welches fich aber ,„ doch mehr aus der: Figur des Schiefers, beitiminen laßt, dann je breiter der Schiefer und die Rips pen oder Rüden auf folchem it, deſto ein gröfferer Stein kann. daraus gemacht werden: Nun giebt er: mit feinem Stheibens Hammer dev mit einem runden Stiele verfehen iſt, zwey drey oder mehr gelinde Schläge auf den Stein , der auf der Schneide des Meißels gehalten , um daß ex von unten auf angefchnitten wird; fo bald dieß gefchehen , Halt der Arbeiter den Schiefer von dem Stemmeiſen in die Höhe, und fihlägt mit Dem Hammer daran, wo dann 540 Herrn Profeſſors Hacquets Abhandlung das angeritzte Stuͤcke abſpringt: und fo fahrt er fo lange fort, mit diefem anrigen und abfchlagen, bis er alle feine Schiefers in beynahe vierecfigte Stücke zerfeßt hat, wieman von der gegebenen Figur H. entnehmen kann. Wenn ich fage daß man nur gelinde oder ſchwache Schläge mit dem Scheibenhammer zu geben habe , fogefchieht dies aus Urfach deffen, wenn man zu flarke Schläge gebe, To fahrt man mit dem Hammer durch, verdirbt dad Meiffel , und der Stein befommt Splitter oder zertrummert fich. | Viertens; nun wird die letzte Hand angelegt den Stein vollkommen zu bilden. Diefe gemacpte irregulaire Vierecke, werden nun wieder eine um Die andere in Die Hand genohs men, um den Haft zu bilden, das heißt der fchlechtefte oder fürzefte fcharfe Rand , wird zugegründt um den Haft zu machen. Zu diefer Arbeit gehört eben nicht viel weniger Gefchick lichkeit als zu dem Schiefer fehlagen, wenn die Steine ſchoͤn und gut ausfallen follen. Wenn man diefe Zurichtung macht, fo muß der Stein zwifchen dem Daumen, Zeig und Mit telfinger der linken Hand feſt mit dem zurichtenden Kant auf das Stemeifen gehalten werden, wo man dann mit ber Scheibe, folchen rund abfehärft. Die Schläge Die mit dem Hammer angebracht werden , müffen jederzeit fo fallen, daß fie eine Linie von dem Meiſſel oder Stemeifen abftehen, dann würde der Scheibenhammer fo auffahren, daß er grad über dem Meiffel ſtuhnde, fo würde bey jedem Schlag der Stein-abfplittern » und dad Meiffel durch die darauf gebrachte 25. Schläge ded Hammers zu Grund gericht wers den ‚, fo aber wie oben gefagt worden, fährt der 5 immer neben dem Stemeiſen herunter. Dieſes iſt leichter geſagt als in die Ausuͤbung gebracht, | wird der Lefer fagen, allein ich Kann verfichern, Daß ein x der Flintenſteine ꝛe. N Gi jeder der fich® angelegen ſeyn läßt, in einigen Tagen gen fo viel viel Fertigkeit erhält, daß er in Zukunft gewiß felten ein Fehls fchlag machen wird, um fo mehr , da der Arbeiter der feiz nen linken Arm über den linken Schenkel liegen hat, den genauen und fihern Abftand zeigt. Die verfertiaten Steine werden zu Muene in folgende Sortimenten getpeilt als; Les Boncanieres à cul long 6. Livres le milliers, - 0. - fuperins. - & — 109. - a petitines, - 3. — 10 - - - 5 blondes. - - 32 — — — - - - grande ins 3. — — - — palettes. 3. — — — Be rim gtiees. - - 2 — - ‘ Pierres a full a deux bouts. - - . — —.- - 0. - grandes ou petites belles - 30: petites. - - - 25 — — a Piſtolets grandes. - 0. 30 - movyennes. - - 25 - ee inspetites; = = = 20 - Dies find alle Gattungen wie fie in Frankreich verfertis get werden , und fo wie der beygefekte Preis angemerkt iſt, werden fie auf Ort und Stelle hinangegeben. Die ers ften welche die theuerften find und ein langen Haft haben, werden nur für Jagdflinten gebraucht , und find von allen am beflen zugericht, diejenigen, welchenoch groß find, und um geringen Preis von r— 3. Pfund verkauft werden, fehlt noch die volllommene Zuründung des Hafts. Nache deme die Steine bey den Gruben gezählt und fortirt find, werden von den groffen zu 25 — 30000. in alte Weinfäffer verpackt und auffer Lande geſchickt. Von den Kleinen Piſto— lenfteine aber, geben bis 60,000, in ein Faß was 3. bis 4, ‚Eimer hält; fo gering ald man auch diefe Waare anfieht, fo braucht Doch eine Monarchie von 25,000,000, Seelen —* 542 Herrn Prof. Haequets Abhandl. d. Flint. eꝛtc. jaͤhrl. zehen Millionen ſolcher Steine, welche im Durchs ſchnitt genommen mit dem Fuhrlohn auf 2. Gulden d Tauſent zu eben kommen, folglich für eine folche geringe Waare gehen gegen 20,000. und mehr Gulden auffer Lande, | a | R n h A | je J J 1 J J Pa Tre z ' 8 | | | | KT RE J ei ” — u a} J Er u % Hd. | | | | | et. BE Ha | | 17,09 ——— RT. — | * [4 —9— —— na. ul Hl: „ Mi WE A | „ah 4 ET 4 # 4 “rs CE MINE 0 nel — 38 Dun AN E 1 A u vd # 4 Kl 4 9 HL nn, \ 64 ns re N Re ee w, # 3 424 u RT. Fl, ah 1% x AR: F Belt, + AN. 1 £ f Yg 77.4 Y Kr N 440 Per — “— RN ar: A a | r Zr { — ch AH J h F er; a s ne —9 N EU EL D MM \ Br —— A ai Del na) 9— mb. — — N. PRERT Rune PRIOR AN | | DEN in er — ya J ae | 1 1 j 2 DR Kl 1% IE ai ; hen * ar 9 F u NN ua gr ‘ ; ö \ — —9— 9 En ———— 9 de N * oh —8 NEE 544 Briefe an den Herausgeber. Schreiben von Herrn Bergrath von Charpentier an den Herausgeber. J. Freyberg den ıgfen Desembris 7m RR Nan komme ich eigentlich auf den Hauptinnbalt Spree erften Schreibens, mworinnen Gie mein Gutachten über Ihre in dem Magazin der Naturz funde eingerückte Syftematifche Eintheilung der Helvetis fchen Gebirgsarten verlangen : Sie wiffen liebfter Freund! daß in Eintheilungen bie fer Art immer viel willführliches ift, je nachdem der Ges fihtspunft ift, von welhem man ausgeht ; Sie haben Die Beftandtheile und ihre Zufammenfegung oder Verbin⸗ dung mit einander gewählet ; da würde ich wenigſtens nicht ©. 27ten die zufammengefeßten zu I, and die Eins fachen zu II. gefeßt haben, denn daß die Natur aus 1, durch die Auflöfungen gleichartigen Maffen II. zufammen, fegen ſollte, ift wohl nicht allgemein anzunchmen, und Beweiſe möchten dann fehlen; man Fünnte wohl aber auch rückwärts fchlieffen, daß. bey Feflfeßung der Ges birge aus einer vielleicht anfänglich dem Anfehen nad) gleich⸗ artigen Maffen II. die zufammengefegten Gebirgsarten 1, entftanden wären. Ueberhaubt hüte ich mich gar fehr, von der Entfiehung der Dinge etwag zu fagen: Nach meinem Begriffe fehlen ung noch Beobachtungen; die, welche mir davon haben, find nicht hinreichend, und öfters auch nicht zuverläßig genug ‚- um Theorien von der Entftehung zu formiren. Geſchwind kommt eine neue Beobachtung , die das ganze Syftem auf einmal übern Haufen wirft : Beys fpiele haben wir genug Davon. Einige Gedanken die viel, leicht Briefe an den Herausgeber, . say feicht einigen Einfluß auf Ihre Einteilung haben dürf: ten, erlauben Sie mir herzufeßen: Sie nennen ©. 28te die Entftehung der Granit: Arten vermittelt einer vollfommenen Criftallifation, die Gneiß; Arten aber durch eine etwas zerfiörte unvolfommene Criſtalliſation, und nun feßen Sie nach dem gewöhns lid) angenommenen Sage ©. 287. auf den Granit den Gneuß, auf diefen den Porphyr u. f. w. dag habe ich in unfern Sächfifchen, der Boͤhmiſchen, einem Theil deg Schleſiſchen Niefen » Gebirges, den Ungarifchen Gebirgen und andern Drten mehr nicht fo gefunden. Nemen Sie die Beobachtungen eines von Sauflure , de la Peyroufe und einigen mehr dazu, fo werden Gie gerade auch) das Ges gentheil finden. Daß ich die obgenannten Geſteinarten fenne, werden Sie mir zutrauen; foll ich nach dem aͤuſ— ferlichen Anſehen urtbeilen, fo feheint mir der Gneuß noch ein mehr regelmäßiges Gewebe zu haben als der Granit, -und wenn mir Cryftalifation annehmen wollen, einen vollfomneren Grad derfelben als der Granit zu befißen; eigentlich iſt er auch nichts anders als blätricher Granit, wird auch verfähiedentlich mit dieſem vermengt in eben fo groffen Höhen und Tiefen, in abwechfelnden Bänfen uf. w. gefunden, Das bin icdy ganz zuverläßig durch mehrere Beobachtungen überzeugt, man fage auch was man wolle, und ic) bimerbötig jeden an Ort und Stelle davon zu überzeugen, wie ich e8 auch mehrern meiner Sreunde fchon gethan habe, Eben fo iſt es mit dem Porz phyr. Denfelben haben wir an mehrern Drien unſerer Ga birge unter dem Gneuß zu 30— 60 und mehrere Klafter tief, auch abmwechfelnd mit den Lagern und Bänfen deg Gneuſſes, ingleichem aud) des Granitd gefunden, und nemen Sie noch dazu: Daß den Gneuß und Porphyr in einer Grube , wo auf Gängen gebauet wird, einer der Gängen nach feinen Streichen und Fallen unverrückt durchs Magaz: fd. Naturk. Helvetiens IV. B. Mm 546. -- Briefe an den Herausgeber fchnitt , die Erzsund Gangarten it beyden Theilen des Ganges, ſowohl, da er in Gneuß als da er in Porphyr gefunden wurde, eben diefelben waren ; fo ift unmöglid) zu folgern, daß der Porphyr auf den Gneuß geſetzt feyn kann. Fine ähnlihe DVermengung findet ſich auch bey uns mit dem Granit und Porphyr. Der Kalkſtein und Marmor findet ſich ja auch unter uns mit den Baͤnken des Gneuſſes abwechſelnd, wie Sie in meinerMiner, Geogr. Beyſpiele genug antreffen, uber deren forgfältige Beobachtung ich Ihnen noch heute Ver: ficherung geben fan, Was fagen Sie dazu —? Bafalk habe ich als ein mächtiges Lager im Gneuß angetroffen, welches man noch nicht in Anfehung feiner Stärfe fannz | te, denn die Feftigkeit hatte verhindert, daß man eg nicht durchbohree hatte. Der Gneuß mar uber den Bafalt 20 — 40, Kftr. hoch. Im Bafalt fand ich 8 — 10 Linien breite ſchwarze 6. feitige Glimmer, Tafeln. Die Höhe des Gebürges ift hier auc) in Betracht zu ziehen , wo ich diefe Entdeckung machte, inmaßen der Stand des Barometers felten auf 24. Zoll 5, Pin, Parif, M. fommer. An einem andern Drte find wir mit einem Gtolle auf einem Gange im Gneuß: Gebürge unter dem auf den Ges birgen ftehenden Säulenförmigen Bafalt gefommen. Der Gang blieb in feiner Lage, es ift feine Zerſtoͤrung daſelbſt wahrzunehmen. Serpentinſtein finden wir in mächtigen Lagern unter dem Gneuß , aud) ganze Stücke Gebirge deffelben. Nemen Eie diefe Beobachtungen , wozu ich noch mehrere fügen fonnte , und fagen Gie mir, mie fie ſich mit der fogenannten natürlichen Gtuffenfolge ©. 297. zufammen reimen ? Liebfter Freund! niemals habe ich an, diefe Stuffenfolge geglaubt, und mo ich beobachter has be, babe ich fie auch nicht gefunden. Beobachten Sie Ihre Gebuͤrge, aber denken Sie dabey nicht an Syſtem und Stuffenfolge , fammeln Sie, und nachher wollen — Briefe an den Herausgeber. 547 wir einander. wieder um die Stuffenfolge fragen. Sol ih Ihnen mein Glaubensbefenntniß über diefen Gegen- fiand fagen? fo ift es furz diefes: Granit, Gneuß mit feinen vielfaltigen fhieferartigen Modififationen , Porphyr, Kalfftein , Serpentinftein, Hornfchiefer und Bafalt, dag werden fo die mehreften Gefteinarten ſeyn, die die Grund: Gebirge ausmachen, find zu gleicher Zeit entftanden. Wie? das weis ich nicht — Vielleicht auß den verfchiedes nen Berhältniffen der Mifhung ihrer Beftandtheile, Hier⸗ aus vielleicht die fogenannten Uebergange und Modififas tionen der Gefteinarten; hätte ich Zeit, fo würde ich Ih— nen meine Bemeife zu diefem Glaubensbefenntniffe durch Beobachtungen darlegen, die freylich nicht für den Inn— halt eines Briefeg find, Leben Sie wohl und. „. ac. ꝛc. Charpentier, i TI. Sreyberg, am sten Julius 1788. EZ Da AR Hier will ich Ihnen einige Gedanz fen über Rarfieng und Voigts gefrönte Breis; Schriften herſetzen, die mir beym Durchlefen derfelben beygefallen find, und vieleicht zu Berichtigung noch ein und aude⸗ ver Stelle dienen. — Sch hatte dem Geftein, welches ich Hornfchiefer in meinem Buche genannt habe, den Namen nicht aus eigner Erfindung gegeben , nein! Eine Geftein; art diefer ganz vollfommen aͤhnlich aus Schweden , und unter gleicher Benennung die ich in uuferm Gabinette fand, veranfaßte mich hierzu, wurde damald von Herrn Bghptm. Pabft von Ohayn, mit dem ich oft über dieſe GSteinart gefprochen habe, auch fo genannt 5; ich brachte ihm nachher verfchiedene Stücke von meinen Reis fen auß der Dberlaufig, mo ic) ihn unter anderm in vortreflichen ſaͤulenfoͤrmigen Maffen gefunden ,„ und ſehr \ 548 Briefe an den Herausgeber, wichtige Zeichnungen davon habe, mit , und immer nannte er ihn, fo wie Lommer, Hornfchiefer. Das Stück in der biefigen Cabinets Sammlung aus Schweden war ung von Herrn Barth. Ferber gefchieft , die Benennung möchte alfo auch in Schweden üblich feyn ; ich habe alfo keinesweges eine- ältere Benennung einem gewiffen Foßil wie Herr Karften ©. 218. ſagt, diefem gemwiffer Maaffen rauben , und auf eine andere Steinatt verpflanzen wollen. Uebrigens muß ich Sie aufrichtig geftehen, daß mir Die Benennung Por» phnrfchiefer nicht einleuchten will, fo wenig ald ed ermwiefen ift, daß die einliegenden Theilgen Feldfpat find. Die Geog⸗ nofie hatte nach meinem Erachten und mit Beyſtimmung aller von Herrn Bgſ. Voigt S. 249. angeführten Gruͤnden eben das gewonnen , wenn man den Nahmen Hornfchiefer für diefe Gefteinart beybehält , aber gewiß bin ich auch vers fichert, die Deutlichkeit wird nicht gewinnen, wenn wir fort fahren, immer neue Nahmen zu fchaffen, was werden wir da nicht noch für Benennungen lernen müffen. Sch babe die mehreften der Gefteinarten bekommen, Die Foujas de Sta- fond in feinem Werke über, die Vulkane befchrieben hat, da heißt dee Hornfchiefer, der unferm Laufiger fo ahnlich ift wie ein Ey dem andern, gar Baſalt, und daran un: terfcheidet ex fich doch immer noch merklich wie ich in mei⸗ sem Buche deutlich und forgfältig gefagt , und die Kenn zeichen befchrieben Habe 16. ıc. ⁊c. * — Re RER — aus einer Reihe von np ag | — neahet. x | Bon Herrn Carl Ullpffeg von Saligvon Marfhling. *) J *) (Anmerk.) Bon dieſem Hoffnungsvollen jungen fleifigen Natur: forſcher, kann unfer Helvetien , vorzüglich fein noch ganz unbekann⸗ tes Vaterland, Bündten mit der Zeit viel Wichtiges zu erwarten \ haben. Seinen Herrn Oheim Hrn. Dr.-Am: Stein, Herrn Pfars rer Pol in Luzein und diefen Herrn von Salis hab ich das Glüd unter meine Helvetiichen Sreunde zu züblen, fie vol Eifer zu wit fen mit mir an dem groffen Swede gemeinfchaftlih zu arbeiten, und die Maturgefchichte unſers Baterlandes zum Gegenftand unſe⸗ rer Bemühungen zu machen. Sollte Herr von. Salis Gelegenheit haben, bey feinem unverdroffenen Kleiffe und lebhaften Geſchmak für das Studium der Natur, noch gründlihe deutfche Minera: logen fennen zu lernen und deutfche Sammlungen fehen zu koͤn—⸗ nen, fo wird er und fein Vaterland einmahl doppelten und fihern Nußen von feinen Studien haben, Dann jet hat die deutfche Nation in diefem Face der Naturkunde einen großen Vorſprung vor allen andern, Nationen, A—t. * 550 Auszüge aus einer Reihe von Briefen Neapel den 16. März. 1788. Unter den Vorzügen von Neapel ſteht das herrliche Clima oben an, fo daß man bier den Winter nur dem Namen nach kennt. Aber in diefem paradiefifchen Clima fieht man weder öffentlihe Spaziergänge noch Gärten, denn fürg erfte koͤnnen die Neapolitaner nicht gehen, und dann fcheis nen fie gar feine Freude an der Natur zu haben, Mein größtes Vergnügen ift indeffen die Naturgefchichte , und ich bin, um mich über die Beichaffenbeit der Vulkane und ihrer Produkte zu unterrichten , bereits ein halber Eyclope geworden. Ich habe verfchiedene jehr brave Männer in dies fem Face kennen zu lernen Gelegenheit gehabt, den Ab» bate Fortis, der durch feine Dalmatifche Reife bekannt ge nug ift, und welchen der König ist, ald Unterfucher der Meapolitanifchen Naturmerfwürdigkeiten, befolde. Er hat bald das ganze Reich Durchreifet, und fehr wichtige Sachen entdedt , darunter vornehmlich eine fehr reiche Mine von natürlichem Salpeter gehört, die, wenn fie be; nußt wird, dem König fowohl ald den Unterthanen , die fih fonft ihre Keller von den Salpeterfiedern mülfen vers derben laſſen, unermeßlichen Nutzen bringen kann. Diefe Mine befindet ſich in Molfetta, 20 Meilen von Barletta, in Apulien, Es befinden ſich daſelbſt alte und ſehr weit, läuftige Steingruben einer Art Kalkfteinfchiefers; nun find alle Dächer diefer Gruben mit einem Flaum (Duvet) über, zogen, der nichts anders ald wahre Galpeterblüthe ift. Bricht man nun wo man will ein Stüd dieſes Schieferd ab, fo findet man im Bruche den reinen ceyftallifirten Sal peter, der fich als folcher in allen Proben erweißt. Nimmt man fo ein Stuͤck, wifcht den obgedachten Flaum ab, und läßt ed 3 bis 4 Wochen in feinem Zimmer liegen, fo fins det man daffelbe wieder damit wie zuvor überzogen, Um aus Keapel. 551 ſech durch den Augenſchein von der Sache zu uͤberzeugen, find fchon verichiedene Fremde, auf Reifen hieher gekom⸗ mene Naturforfcher Hingegangen , und haben es zu ihrem Erftaumen alfo gefunden. Obgleich diefe Mine allein fchon reich genug it, fo meint Herr Fortid, daß ed in andern Provinzen des Königreichg noch eben fo reiche gebe. Er - hat auch fehr viele Verfteinerungen in den Appeninen, aber was mir noch mehr auffällt, auch Granit in Calabrien gefunden. ch hoffe, daß er fich noch wird bereden laffen, feine Bemerkungen über diefen Theil Italiens herauszuge- ben, ob er gleich wenig Luſt Dazu bezeugt. Er hat mich auch verfichert, daß die Appeninen fehr reich an Eifen und ‚en andern Minen find, die man aber gar nicht benußt. Herr Ranieri ein Piemonteſer, der fich aber fchon feit lan— ger Zeit bier aufhält, befitst eine fehr fchöne Inſecktenſamm⸗ fung , und er bat eine ungemein flärkere vor einigen Yahs ten an den Großherzog von Tofkana verkauft. inter den Schmetterlingen hab ich, als mir fremd, nur den Papilio Cleopatra aus den Dan, cand, bemerkt, und einige ſonder⸗ bare Abanderungen in der Samille der Pap, Hebe, Semele der Nymph. gemm. Sphinx Nerii foll hier nicht gefunden werden, und Sphinx Euphorbii eine groffe Seltenheit feyn. Mir Phalaͤnen ift er armlich verſehen. Aber unter den Co- leopteris bemerkte ich eine Menge gewiß ganz unbekannter Inſeckten, und wie fehr verdrieht es mich, daß er nicht mit genugfamen Büchern verfehen ift, und man bier überhaupt feine Entomologifche Werfe befommen kann, um eine Mu: ſterung damit vornehmen zu können. Scarabzus Sacer ift bier fehr Häufig. Der biefige wahre auratus zeichnet fich durch groſſe und fchlechterdingd ungenecte - dunkelgrüne, goldglanzende Flügeldecten aus, Variabilis findet fich bald grün, bald fchwarz mit vielen weilfen Flecken. Doch hies bon ein andermal mehr. Eben diefer Ranieri, der auch ein guter Botanicker fiyn fol, hat in der Provinz Monte- F 552 Auszüge aus-einer Reihe von Briefen fofcolo bey Benevento einen unermeßlichen Schag von uns terirrdiſchen Holzfohlen entdeckt. Ein ganzer Tannenwald muß dort verfunfen und verfohlet geworden feyn; was aber befonders auffält, ift, daß die Kohlen nicht nur die Ründung des Stammes, fondern noch die deutlichs fien Spuren der Rinde zeigen. Wie diefe Stämme und fogar auch noch vollkommen erhaltene Tannzapfen aus einer zirfelrunden Figur in eine etiptifche übergegangen find, ift mir ſchwer zu begreiffen, und fegt eine vorher: gegangene Erweihung des Holzes, und dann erft einer ſchwer auf daffelbe druckenden Körper voraus. Nanieti behauptet, daß man fowohl in Galabrien als in Eicilien dergleichen verfohltes Holz genug finde. Was dieſes Land für Revolutionen von Feuer und Waffer muß aus⸗ geſtanden haben ! ANe Schritte trift man auf Spuhren! J 17 Neapel, ben 18. April. 1788. Ich bin ihnen die Fortſetzung der Nachrichten von den Gelehrten hier in Neapel ſchuldig, und binde alſo den Faden wieder mit dem Abbate Tatta an. Diefer iſt mit dem Veſuv fehr wohl befannt, auch beſitzt er hiezu gute chemiſche Keuntniſſe; er iſt vom Hof angeſtellt, der Koͤ— niginn ein Cabinet zu errichten, und bat alle Lavaarten, die er fuͤr daſſelbe beſtimmt hat, zu analyſieren ange gen. Es koͤmmt heraus, daß die Lava am meiſten Eiſentheilchen, Glaserde, die durch Schwefelſaͤure gebuns den iſt, und Kalkerde beftehe, Es findet fich auch etmaß Kupfer mit unter, aber ſehr menig. Ein anderer Gelehr, ter dieſer Stadt iſt der Doctor Domenico Cytillo, ein groffer Botanifer ‚ der fich aber auch auf die Entomolo— gie legt. Er hat eine Kleine Sammlung von Inſeckten und unter diefen nicht wenige ganz neue; da er aber an einem Werk arbeiter, welches er Specimen Infetorum = . ; aus Neapel. | 553 Regni Siciliani nennt, das gang aus neuen Inſeckten bes ſteht, die er ſelbſt mahlt, und ich die erften Hefte diefes- Werks mitbringen werde, fo vertröfte ich Sie auf meine Zuruͤckkunft. Papillonen hat er in der Famile der Des janira und der Semele ganz neue gefunden. — Sie fehen \ hieraus ungefähr , wag meine Beſchaͤftigung hier in Neaz pelift , und wie ich mir die Zeit vertreibe, Letztern Sonn⸗ tag fuhr ich in der Nacht von bier weg, um den Veſuv zu befteigen , der eben eine kleine Eruption gemacht hatte, da fah ich einen Feuerſtrom flüßiger Lava den Berg herz unterrollen. Don dieſem prächtigen Schaufpiel koͤnnen Sie fich feine Borftellung machen; ich ſtand mie betäubt, am Ufer diefes Stroms, fo übermannfe mich die Ders mwunderung. Stellen Sie fih vor, die Materie ift fo ‚warm, daß man 10, Schritte idavon bleiben muß’, fie kauft ziemlich ſchnell, und ift doch fo feſt, daß fünfzig ſchwere/ Steine darauf hingerollt nicht unterfinfen „ nicht einmal einen Eindruck auf diefelbe machen; fie werden aber gleich geſchmolzen; und der Strom iſt fü hell gluͤ⸗— hend, daB es dafelbfi Tag fiheint, TER Nepılı ‚dene. May. 1788, —— - Der Abbate Don Gaetano de Stottis ift ein alter - Cyclop. Er beſitzt eine ziemliche Sammlung veſuviani⸗ ſcher Producte, und es ift nur Schade, daß er fir die. Gewißheit, daß altes dag mirflich aus Dem Veſuv koͤmmt, nicht ſtehen kann, ſonſt wuͤrden ſie manchem Syſtemati⸗ ker einen derben Strich durch ſeine Rechnung machen. Daß er alle moͤglichen Abaͤnderungen von Lava in den ſonderbarſten ſtalactitiſchen Formen beſitzt, daß er dieſelbe in allen Graden von Verglaſung borzeigen fann, daß er alle mögliche Schörlarten hat, fie mögen nun durch den naffen oder Feuerweg entflanden ſeyn, wundert ‚mich 554 Augsiige aus einer Neihe von Briefen nicht, ich habe das alles nun meiftens auch, und weiß es gewiß , daß der Veſuv an dergleichen Produckten auß ferordentlich reich iftz daß er Ihnen allerley Spathery; ftallifationen , ja fo gar Gelenit vorweißt, ift demjenis gen gar nicht anftöfig, der da weißt, daß der Veſuv eine Menge unverlegter Kalkfteine aller Arten auswirft, und überzeugt ift, daß nicht nur der Giß des Feuers weit unter dem Kalfftein fich befindet ; deren es in der Nähe der Appeninen,, die ganz daraus beftehen, genug giebt , und die gewiß die ganze Gegend um Neapel un? tertiefen ; fondern daß die meiften der Keuergänge des Vulkans durch Kalflagen gehen müuffen. Die Menge von Schwefelfäure , die diefer Vulkan enthalt, macht ung die Erzeugung des Selenits begreiflich ,; allein was mich Äberrafchte,, das waren ſchoͤne Duarzfriftallen, und noch vielmehr der fehr fehöne und reine Bergkryſtall, denn in den mir vorgezeigten Agat Fonnte ich mic) auch nicht finden, fo wenig al® in wahre Stuͤcke Gneiß. Jaſpis ward mir auch gemwiefen, allein da er dem Thon haupt; fächlich feinen Urfprung zu danfen hat, mie es einige Stücke ſehr mahrfcheinlich machen, die auf einer Geite wahrer Thon und auf der andern Jaſpis find, und ich fiher glaube, es zum Theil auch ziemlich gewiß weiß, daß unter der Kalffteinlage eine ziemlich mächtige Thonz fehieferlage fenn muß, fo wundert mich dag eben nicht fo fehr. In eben diefem Schiefer befinden ſich vermuthlich allerley Erste, die ohne Zweifel vieles zur Fluͤßigmachung der Lava beytragen, und aus melchen fie auch nebft dem Thon und Kalk hauptfächlich befteht. Herr Stottig zeigte mir Goldförder, Silberglimmer, Kupfer ſowohl gedies gen ald angeflogen, Lazur, Eifen in allerley Geftalt, Bley, welches feiner Sage nach ganz abgefündert in einer Rinne floß, da es fih mit dem Eifen nicht Hermifchen will, Antimonialerz u.f. mw. Here Stottis iſt ein grund aus Keapel. 555 braver Mann, er hat aber alle dieſe Muſter nicht ſelber aufgeleſen, ſondern es ſind ihm viele mit der Verſicherung gebracht worden, daß ſie vom Veſuv ſeyen, welches ich freylich dahin geſtellt ſeyn laſſe. Er iſt Profeſſer der Nas turgeſchichte bey der hieſigen Univerſitaͤt, und hat vers fchiedene Ausbrüche des Veſuvs befchrieben und drucken laffen, mie auch einige Beobachtungen über die Fleinen Berge, welche in der 1760 ger Eruption gegen Terre del Greco entftanden find, Nun arbeitet er an einer Gefchichte der 79ger Eruption unter dem Kaiſer Titus, die nicht bloß eine Weberfegung des Plinius ift, fondern eine Un; ferfuchung der Wirkungen deffelben, fo wie man fie heut zu Tage an Dre und Stelle machen fann, Ein an Mi neralien fehr reiches Cabinet befigt Herr Abbate Mineroino, welches fo wohl für denjenigen, der die Vulkane ſtudie— ren will, als für den, der die mineralifchen Produckte dieſes Königreich zu kennen wuͤnſcht, fehr lehrreich iſt. Da hab ich unter anderm auch die Art wie ſich der Sal— peter bildet geſehen. Die Stuͤcke, die mir Herr Mines toino vorgezeigt, haben mich nicht nur für die wirkliche Eriftenz eines mineralifhen Salpeterg eingenommen, fons dern mir auch über die Art feiner Entſtehung befondere Ideen gegeben. Nehmen Sie nur folgende Facta in Bes trachtung. Ein Stüc des Kalffteins, aus welchem die Grotten bey Molferta beſtehen, in einer Schachtel aufs behalten, fängt erfiens nach wenigen Tagen an fich mit einem weiſſen Flaum zu bedecken, nehmen Sie dieſen weg, fo wird bald hernach wieder anderer erfcheinen u. f. w. Andere Steine aus eben diefer Grotte haben feinen äuffern Anfchein von Salpeter, allein bald fangen fie nicht nur an zu blühen, wie man es nennen Eönnte, fondern man nimmt gewiſſe Spälte an ihnen wahr, und diefe wachfen beſtaͤndig; öffnet man fo einen Spalt, fo findet fich der reine Salpeter in Maffe darinn. Andere endlich haben } / 556 Auszuͤge aus einer Reihe von Briefen ſchon einen Anfang dieſes Eriftallifirten Salpeters in abs wechfelnden Lagen, Taffen Sie dieſes Stüc einige Zeit ruhig, und’ Sie werden anſtatt der Lagen von Kalfftein ein maffives Stuͤck Salpeter antreffen. Ich fage Salpe— tee, denn dieſes Salz hat auf der Zunge mie auf der Kohle alle Wirkungen eines wahren Salpeters. Und dies ſes Steins iſt eine ungeheure Menge in den Grotten von Molferta, und die Erde nur, die Davon beftandig, theils durch das AUnftoffen und Brechen, theild aber in Menge durch die innere Vegetation herabfällt, halt, wenn man fie ablaugt 4 wahren Salpeter. Man verlangt die Faul, nig von animalifchen und vegetabiliſchen Koͤrpern zur Er⸗ zeugung des Salpeters, hier aber wüßte ih nur, daß vielleicht der Kalkftein aus einer Menge verfaulter Meer und andrer Körper entfprungen diefen Ueberfluß von Sak petriſchen Theilen hergeben müßte. Das Lokale fagt ung, daß über den ‚Grotten weder Ställe noch Wohnungen), und die meiften derfeiben den Thieren unerreichdar find, und gerade Diejenigen, wo Ihiere hinein fommen Kirmes find nicht nur viel armer an diefem Salz, fondern haben faft gar feines in fih. Here Zimmermann cin deutfcher Nraturforfcher , der diefen Winter in Neapel gewefen iſt, wird vieleicht etwas über diefe Salpetermine, und den groffen Widerfprudy, den fie in Reapel finder, heraus— geben. Dbiger Hr. Minero.no hat auch Naphta aug dies fem Königreich , morinn es fo haufig fol gefunden mer, den , daß man es anftatt des Theers zu den Schiffſeilen gebrauchen koͤnnte. Bergoͤhl, Erbpech, welches dem Zus denpech volllommen ähnlich in Klumpen gefunden wird, iſt in Calabrien nicht felten. Schwefel trift man in dieſem ganzen Neich genug an. Was ih von gegrabuen Holss fohlen gemeldet habe, kann ic) beftätigen. Steinſalz wird - in Ealabrien viel und von der beften Art gegraben; Meer; falzan allen Kuͤſten des Reichs praͤparirt; Vitriol, Alaun, aus Neapel. 557 Salmiak geben die Solfatara und die Bulfane, und Glaus berifches Wunderfal; wird an Bimsſteinen ziemlich haufig gefunden. An feiner Steinart iſt diefee Königreich reis cher, als an Kalffteinen, die Appeninen find faſt durchs gaͤngig davon aufgethürme. In Calabrien allein follen fie meifteng aus Granit beſtehen. Natürlich find alfo die Marmor in dieſem Neih gemein, und e8 giebt wirklich fehr fhöne Arten davon, Verde antico, Giallo di Verona, Nero antico , die fihönften Breccia und Lumachella Arten , und fehr feinförnigter eryftallinifcher Marmor läße fich genugfam finden. Daß es an Alabafter aller Art, darum, ter fehr fhöne find, nicht fehle, merden fie nicht zwei⸗ feln. Der Stein, aus welchem das meifte im Koͤnigli— chen Lufifchloß zu Caferta gemacht wird, iſt eine fefte Kalffteinart, die dem meiffen Marmor fehr nahe, aber doch nicht gleich koͤmmt, und in der fehr viele Verſtei— nerungen gefunden twerden, fo wie in der ganzen Kette der hiefigen Appeninen. Natürlicherweife finden fich alle mögliche Veränderungen von Stalaftiten in Diefem Reich, . und ich habe aufferordentlich artige Spiele davon gefehen, Spatharten und Eryflallifationen davon find fehr Häufig und von allerley Gatfungen. vorhanden. Here Abbare Mineroino hat mir beflätiget, und durch Proben gezeigt, daß von allerley der. ſchoͤnſten Marmor und Spatyarten aus dem Veſuv ausgemworfen gefunden worden. Doch fünftig mehr von dieſem Cabinet und den Naturforſchern in Neapel. Sch ruͤſte mich nun mit der größten Aufmerk ſamkeit auf alled was Sicilien angeht, um mir die Reiſe dahin fo nuglich als möglich zu machen. Sehen Sie meine Beytraͤge über die Natur und Befchaffenheit der Vulka— ne, die Sie nun werden erhalten baben, als die Vor— läufer von- etwas befferm an, das ich vielleicht fünftig einmal werbe liefern koͤnnen. Die Befchreibung jener vul— Fanifihen. Gegend, der phlegraifchen Felder, auf die ic) 558 Auszüge aus einer Neihe von Briefen mich eingefchränft habe, wird, wie man hofft, fo voll, ſtaͤndig als möglich von dem Abbate Fortis, deffen Eifer für die Naturgefchichte fattfam befannt if, bearbeitet werden. Er hat eine Menge neuer und wichtiger Bemers kungen dafelbft gemacht, welche ein groffes Licht über die Natur und die Wirkungen Feuerfpeiender Berge ver, breiten werden, Sollten fie herauskommen, fo werde ich . fie mit meinen Beobachtungen , die ich gemacht habe, und noch machen werde, vergleichen ; indeffen mwarne ich Sie vor einem Werke, welches ein gemiffer Carlette bier vor knrzem darüber hat drucken laffen, weil e8 voller Feh⸗ ler und ohne Kenntniß det Sache gefchrieben if. IV, Neapel, den 24. Septemb. 1788. Huf die Frage, 06 der Bafalt vulfanifch fey , glaube ich kek mit einem Ja antworten zu fünnen, ob ich gleich damit nicht enticheiden mwill, daß es aller fey. Wie er entftehe ‚, kann ich zuverläßig noch nicht fagen. In einen meiner Briefe aus Sicilien , bey Anlaas der Befchreibung von den berühmten Baſalt-Inſeln della Trizza, findet fich fo ungefähr die Meynung beygebracht, Die der ges lehrte Dolomieu darüber hat, Folgendes kann ich aus meinen Beobachtungen vom Bafalt fagen. Faft immer findet fich der oulfanifche Bafalt, wo die Lava ins Wafs fer gefloffen iſt, es ſey, daß dieſes noch jet fichtbar, oder feine ehmalige Gegenwart durch unumftößliche Pros ben ermeislich ift, als z. B. Lagen von Meerkörpern, Vieleicht findet man deswegen um den Veſuv herum fo wenig Bafalt , weil die Laven deffelben felten in das Meer flieffen; einige male aber wirft er doch gebildete Säulen, als fremde Körper aus, weil es unftreitig iſt, mie ich e8 in der Folge deutlich beweifen zu fünnen glaube, daß der Veſuv, wie Stromboli, Dolcano, Lipari, vor - aus Neapel. 559 Zeiten mitten im Meere gebrannt hat, folglich darinn entftanden if. Damals mag er nun, mie alle oben ans geführte Bulfane, Bafalt genug gebildet haben, der jet aber tief unter ihm begraben liegt, und nur zumeilen bey heftigen Ausbrüchen an den Tag koͤmmt. Ob feine Bils dung einer langfamen Eryftallifation, oder einer fchnellern Zufammenziehung feiner Theile bey dem Contact, und der plößlichen Abfühlung durch das Waffer zugufchreiben fey, weiß ich nicht. Die Berfchiedenheit feiner drey, vier, bis achtfeitigen, und prismatifch fäuleuförmigen Fis gur mag von der Derfchiedenheit und dem Verhaltnig feiner Beftandtheile herruͤhren. Diefen nach betrachtet ift er übrigens von der gemeinen Lava faft in nichts verfchies den, und es fcheint, zufolge eines Stückes, welches mir vom Monte Barbaro gebracht worden, daß der Bafalt der Mittelgrad der Verglafung zwifchen Lava und Gb; fidian; Stein fey. Man bemerft nämlich an der flüffig- gewordenen vulfanifhen Materie deutlich drey Haupt; grade der Schmelzung. Das Product des erften iſt die Lava felbfi, die, nachdem fie von einer mehr oder mins der flüßigen Materie zufammengefest ift , harter oder weis cher, ſchwammichter oder dichter ausfällt; auf fie folge der Bafalt, der, mie fihon aefagt, der Lava, ausge— nommen in der gröffern Härte, in der regulären Bil: dung und in der geöffern Dichtigfeit , fonft in allem ähns lich iſt; auf diefen koͤmmt das vulfanifhe Glas, wel; ches nichts anders als fhon ſchwach verglafete Lava ift, aber auc) in diefem wird man der Deftandeheile der Lava und des Bafalts , befonders der meiffen Schörlpuncte, anfichtig. Diefe drey Grade bemerkt man an dem oben _ angeführten Stücke deutlich nach einander , und was noch mehr ift, aber nicht hieher gehört, die Decompofition der Lava in meiffen Thon, vermuthlich durch Schwefelfänre, il auch dabey. Das vulfanifche Glas, Pietra oblidiana , sso Auszüge aus einer Reihe von Briefen i faͤlſchlich Islaͤndiſcher Agath genannt, ift aber doch nicht der hoͤchſte Grad der Verglaſung, denn man hat die Probe gemacht, und aus der Lava ein durchſichtig ſchwarz grünes Glas befommen, das man zu Weinbous teilfen brauchen konnte. Als einen ziemlich gültigen Grund, daß der Baſalt durdy eine Erpftallifation auf dem trocke⸗ nen Weg entfianden feyn koͤnne, führt man auch die Be⸗ obachfung an, die man in den Schmelzöfen gemacht haf, daß namlich bey einer gewiffen Zuſammenſetzung fchmelzs barer Materie, in einem gewiffen Grade der Flüffigfeit , und bey einem Punft der Erkaltung, diefe Materie eine gebildete reguläre Korm angenommen hat. Hier zu Sande ift die Meinung, daß der Bafalt feinen Urfprung den Vulkanen fihuldig fey, allgemein. — Daß die Erhigung und wirkliche Entzündung von Schwefelkieſen die Haupts urfache der Bulfane und ihrer Ausbrüche fenn mag, glaub id) gerne, aber wie mächtig müffen nicht Diefe Bänke feyn. Seit 16317 bat der Defuo faft nie aufgehört zu rauchen, und man zält faft 30 Hauptausbruͤche, worun— fer die bald nie unterbrochenen Augwürfe glühender Stei— ne, und die öffters ohne vorhergegangenen merflichen Ausbruch flieffende - Lava, die nun auch jet ſchon feit 6 bis g Monaten faſt unaufhoͤrlich rinnt, nicht gerechnet - werden. Man kann alfo fagen, daß diefe Schmefelfiefe, feit dem fie 1637, ale der Veſuv einen ganzen Strom - Meerwaſſers auswarf, und feit welcher Zeit cr eine merk liche Gemeinfchaft mit der Ser hat, in Brand geratben find, beftändig fortbrennen, oder doch, wenn fie nicht immer in heile Flammen ausbrechen, beſtaͤndig motten und fih folglich doch zerſetzen. Eiſen wird in den vulka⸗ niſchen Produkten ſehr haufig gefundene Der meiſte Schwe· fel muß ſich volatiliſſeren, denn an der Mündung 8. Yefuog ſetzt fich fo viel Schwefel nicht an, ale man wohl meint, was man dafür halt, ift —— gelbgefaͤrbter — aus Neapel. 561 Salmiack, und in der Auseinanderſetzung der Laven wird auch wenig Schwefel gefunden. Da aus der Menge der Kalkſteine, die der Veſuv roh auswirft, es offenbar iſt, daß die innern Feuercanaͤle durch mächtige Kalklagen ge; ben, fo tragen diefe wenigftens zur Erzeugung der mans cherley Broduckten das ihrige auch bey. Meerfalzfaure offenbart fich unter den vulfanifchen Produckten. auf ver; — — ſchiedene Weiſe, und die Menge des Salmiaks beweißt ihre Gegenwart genugſam. Daran mag wohl die Ges meinfchaft des Feuerheerdes mit dem Meere Schuld feyn, auch ift das Land voll reicher Mienen von Steinfalz, Vitriol wird auch angeflogen an der Mündung des Bes ſuvs gefunden, -und aus der zu Thon gewordenen Lava wird in. der Solfarara eine groffe Menge Alaun gezos gen. Aus allem diefem erhellet, daß die Meinung von der Entzündung der Pyriten, als der Urfache der Feugrs ausbrüche, aus der Beſchaffenheit und Auseinanderſetzung der vulkaniſchen Produckte erwieſen werden kann; die Naͤhe des Meeres ſcheint aber zu einer groſſen Wirkung dieſer Erhitzung auch erforderlich zu ſeyn, und nicht nur Schwefel, ſondern auch Erdpech, Aſphalt, Bergöl u. d. g. muͤſſen, wie ich glaube, zur Vermehrung des Feuers ihren Theil beytragen. — Die Unterſuchung und Erfuns digung über die Vulfane wird einem Anfänger wie mir | dur) die ungleichen Meynungen der wirklich groffen Nas 4 ‚turfündiger und Mineralogen , die in diefem Fache gear; | beitet haben, nicht wenig erſchwert. Ferber, Faujas | de S. Fond, Dolomieu, Fortis, Gioenni, und erſt jet der. berühmte Spalanzani, haben alle die hieſigen ulfane mit groffer Einficht und Aufmerffamfeit unters fücht, fie find alle ausgemachte Mineralogen , und doch bat feiner gefehen wie der andre, Magas, f. %: Naturk. Helvetiens IV, N 562 Auszüge aus einer Reihe von Briefen Neapel, den 10. Jänner. 1789. Ich hoffe Sie werden nun meine zween Briefe uͤber den Baſalt bekommen haben, welche das wenige enthalten, was ich big dato von dieſer Steinart habe erfahren füns nen. Sie werden daraus erfehen, daß Herr Berg: Se, kretair Voigt der Wahrheit am nächfien gefommen, aber auch noch nicht genugfam mit dem Baſalte befannt iſt. Sch habe feit meinen Briefen die ich Ihnen darüber ge, fehrieben vielfältig über die Sache nachgedacht und mit dem Ritter Gioini und Abbe Fortis zween wahre Kenner der Vulkane darüber gefprochen, und wis find alle der naͤmlichen Meinung, daß der Bafalt einer vulfanifchen Geburt bedarf, daß nicht alle Säulenförmige vulfanifche Produckte Baſalt find, daß aber der Bafalt gerne eine folche Geftalt annimmt und daß die plögliche Berührung der in einem gemiffen Grad der Hitze flieffenden Lava mit dem Meermwaffer , die Urfache diefer Bildung ift, die man einer plöglichen Zufammenziehung zufihreiben ‚muß, Alfo nicht die Erpftallifation der Lava macht fie zum Bas falt, aber eine gewiſſe Zufammenfegung, Die in einem. hohen Grad des Fluſſes geraͤth, welcher aber noch nicht der höchfte ift, denn alsdann würde der Baſalt zum is⸗ laͤndiſchen Agat oder beffer zum Obſidien Steine, welchen man in allen Bulfanen antrift; und alfo wird es Ihnen nun leicht zu erklären feyn , warum der Bafalt noch in Fluß geraͤth und erftend zum Glas dann aber noch zur Schlacke werden Fann ; eben Deswegen, meil feine Nas tur nur von einem hohen aber nicht vom höchften Grade des Sluffes herfommt, Daß der Bafalt granisifh ſey, iſt falſch, eben fo wenig ift er ganz thonartig; aber Glass erde, Thonerde und Eifenerde mögen wohl feine Hanpts beftandtheile feyn. Bitte Cie fehr, daß Sie mir Ihre Zweifel mittheilen, wann Sie dergleichen haben, und aus Neapel. 563 mie mit Ihrer mir fo fchägbaren Freundfchaft fagen mag Sie von mir verlangen. Ich warte nur auf beffere Witz terung eine fehr intereffante Reife in eine Gegend am Fuß des Veſuvs zu machen und in der Nachricht die ich Ih— nen davon geben werde, hoffe ih im Stand zu fen, Ihnen einen deutlichen Begriff von den Produckten dies fe8 Seuerberges zu geben. Der Veſuv hat ung zu Ende des vorigen Jahre ein fon, derbares Schaufpiel gegeben , deffen Befchreibung ich Ihnen aus meinem Defuvianifchen Tagebuch per extrac- tum mittheile. Sim Anfang Novemb. mar der Berg fo fi, daß man faft feinen Rauch, verfchmweige denn Lava, die wir fonft den ganzen Herbft faft ſtets flieffen ſahen, bemerken Fonnte. Aber ben 23. fieng er auf einmal an ſehr ſtark zu rauchen, und ohne daß er viel glühende Steine auswarf, welches fonft immer geſchieht, brach un mittelbarunter dem oberften Grafe gegen Suͤdweſten eine Lava durch die Seite de3 Pergs aus. Am Tage befons ders am Morgen war immer ein fehr ffarfer Rauch und in der Nacht eine prachtige Lava die gegen Suͤdweſten über den Berg herunter rollte, doch ader nicht bie an ‘die angebauten Pläge kam. Die legten Tage des No vembers wurden Falt, der Berg warf zwar noch häufig Senerfieine aus, und ded Morgens um 9. Uhr den 30, flieg der Rauch leife empor und bildete ein pinus oder Pignolenbaum , das heißt einen geraden Stammen, mit einer ſich um und um weit ausbreitenden oder zufammen - gedruckten Krone. Auf diefes bin beruhigte fich der Berg auf-einmal in den erftien Tagen des Decemb., fo daß nur eine unbedeutende Lava über einen Theil des Kegels ſicht— bar war, Allein gegen die Mitte des Monats brach eine neue Defnung unweit von der obbefagten aus, welche fo groß war, daß aus derfelben wie aus der Hauptöf nung Steine ausgeworfen wurden, bie Lava floß mit. der 564 Auszüge aus einer Neihe von Briefen größten Kraft gegen Suͤdſuͤdweſten herunter, die Haupt⸗ oͤfnung warf eine Menge gluͤhender Steine unaufhoͤrlich in die Luft, und mit ſolcher Kraft — daß fie auf. allen Seiten weit über den Kegel herunter Follerten. Den 18, bebte die Erde ſehr flarf in Portici, daß es überall in Neapel gefpürt wurde, Man erfährt den 19. daß die Lava mit unwiderſtehlicher Kraft über den Berg hinunter fErös me, fie ift 400: Schritt breit und 12. über iden Ober; flächen der Erde hoch, fängt bereit an gegen die anges bauten Gegenden an zu marfchieren, In der Nacht dar⸗ auf fieht man von hier dieſes prächtig fürchterliche Schau⸗ ſpiel, der Berg wirft unabläßig Zeuerfleine aus, Den 20, ſtoßt der Haupt: Erater mit der größten Kraft fchnees weiſſe Wollen ähnliche Wolfen auf, welche von dem im Krater brennenden. Feuer unten roth gefärbt Durch die das swifchenfommenden pechſchwarzen Aſchwolken ſchattirt, und den zwiſchen ihnen heraus geſchleuderten Steine braunroth getiegert werden: Nach jedem Wolkenſtoß höre man.ein fürchterliche8 Gedonner , wie die Salve eineg ganzen Regiments in einiger Ferne. Den zı, wieder ſtarken Rauch, fuͤrchterliches Gedonner, ſo daß jedermann einen ſchrecklichen Ausbruch beſorgte. Den Abend ſieht man feine Lava mehr, ob fie ſchon fo breit und fo ſtark war, fie ift fo zufagen auf einmal verfchwunden. Dee, Berg beruhigte fich nach und nad) und was gefchieht ; den 27, fälle nicht nur eine grimmige Kälte ein, fo daß der Thermometer an gegen Sudoften gelegenen Fenſtern des Morgens 2. Grad unter dem Gefrierpunft ift, aber eg fälle ein groffer Schnee der über 8. Tageliegt; eine Sache die feit Hundert Jahren in Neapel nie gefehen und fo unz gewohnt ift, daß nicht wenig Unordnung und Unglück in der Stadt vorfallen,, weil man bey der vollfommen unerwarteten Sache nur gar feine Vorkehrungen Fannte und wußte, Sin den Meteorologifchen Tabellen eines aus Neapel, 565 meiner hieſigen Bekannten, die ich Ihnen bald uͤberſen⸗ den werde, ſollen Sie was zu dem Fach gehoͤrt, alles nähere bemerken koͤnnen. Der Veſuv iſt ganz mit Schnee, feine kaum rauchende Spitze und den noch warmen Lava— ſtrom ausgenommen bedeckt. Einen ſehr beſondern Anblick bemerken ſie bey dieſer gewiß ſonderbaren und der Be— kapntmachung würdigen Sache, daß die Gaͤhrung des Berges viel vom Wetter und den Winden abhaͤngt, daß der Veſuv immer unruhig iſt wenn der Sirocco oder Suͤd— wind auch Weſtwind die Wogen des Meeres gegen die Ufer treibt, hinter welchen er ſich erhebt, daß dieſes ein groſſer Beweiß und auf vieljaͤhrige Beobachtungen hieſiger Veſuvianer gegruͤndet iſt, daß das Meer durch unterirr⸗ diſche Gange mit dem Innern des Feuerberges Gemein: fchaft hat, und die daſelbſt befindliche brennbare Materien in Gährung bringt. 2. Je ftärfer die Gaͤhrung iſt, deflo Höher werden die Steine, welche die fommende Rava ans fündigen , gefchleudert, weil durch die Hitze, die in dem Kanale des Berges entſteht, die Rufe ſtark verduͤnnt und alfo ein Zug erfolat, der die fih im Weg befindlichen Io: fen Steine, mit fortftößt. 3. Eben deßwegen iff der Hauch heftiger und fleigt fo lang arad in die Höhe, big feine gröffere Schwere von der leichten Athmosphaͤre zu ruͤck gedrückt und bey den gegen einander mürfenden ‚ Kräften ihme die Bildung eines Pignolenbaums geben. 4. Bann die Gahrung ſtark ift, fo if der Rauch deswe⸗ gen weiß, meil das Teuer eine Menge GSalzartiger, . Schwefelartiger , Halbmetallartiger Sachen auflößt ; dann die pechſchwarzen Wolfen’ find gemeiniglich eine Afche die natürlicher Weiſe bey einer flarfen Gährung häufiger ‚wird, 5. Die Urfach des ſtarken innerlichen Geräufcheg mag aus ziweyerley Urfachen beftehen, weil es doppelte Natnr iſt. Entweder hört man ein abgeſetztes Krachen old wenn der Berg zerplagen mollte und dieß iſt gemeis 566 Auszüge aus einer Reihe von Briefen niglich , wann ſich die Lava einen Ausgang durd) die Sei; ten des Bergs öfnen will. Andermal ift es ein hohles Getöfe, das, wie ich oben bemerkt der Salve eines Res giments in der Ferne gleicht. Sch habe mich deßwegen eines Morgens, dem Berg fo viel als e8 die Klugheit ers laubte genähert und eine ganze Stunde lang mit Aufmerk famteit dem Spiele zugeſehen. Es lief damals keine Lava, aber alle zween Minute ungefaͤhr, denn es hat bey den Auswuͤrfen des Veſuvs gar keine Regelmaͤßigkeit ſtatt, ward dieß Getoͤſe gehoͤrt und eine Minute darauf erfolgte immer ein Auswurf von Steinen, Aſchen mit dichtem Rauch vermiſcht. Dieſes Getoͤß kommt von nichts ans ders, als von der Gewalt des Durchzugs ber mit wel— chem die Steine durch die langen und engen Canaͤle drin— gen. Dieß duͤnkt mich die natuͤrlichſte Urſache dieſes Geraͤuſches zu ſeyn, dann ſeine Staͤrke (wie groß ſie iſt) iſt doch nur der Gewalt der Gaͤhrung und der Laͤnge der Canaͤle eines ſolchen Feuerbergs proportionirt. Wann Sie Gelegenheit haͤtten das Hamiltoniſche Werk Campi Phlegræei zu durchleſen, fo würden Sie finden, daß mir in der Beobachtung der Phanomen des Veſuvs meiftens einftimmen , in der Erflärung deffelben aber wei— chen wir von einander cinigemahl ab. Sch hoffe eine richtige Kenntniß der PBroduckten des Veſuvs fol die nıeis ften meiner Muthmaffungen rechtfertigen und die groffe Sammlung die ich daven ſchon habe, nebft der vielfalti gen Defuchung vulfanifcher Gegenden beftärft mich täg: lich darinn. Vergeffen Sie nicht, mir auch deswegen ihren Rath zu ertheilen, dem ich auß wahrer Ueberzeus gung immer folge. Hier noch ein paar PVerbefferungen für SFerbers Briefe aus Welſchland. Diefer Gelehrte fagt pag. 134. dag man die Wachteln im Frühling nicht gleich effen könne, weil fie giftig feyn , fondern dag man fie 8. Tage lang zuerft mit Korn füttern muͤſſe. Sch habe } aus Keape. 567 auf vielfaltiges Nachfragen nichte von diefem, im Gegen‘ theil aber unter meinem Fenſter oft und fehr oft gefehen, daß man die neu angefommenen Wachteln häufig wegs ſchoß. Pag. 135. fagt er, „die Pietra fongaria iſt ein „weiſſer flallactitartiger zuſammen gefütteter Kalchtuff, „den man in den Kalchgebuͤrgen im Neapolitaniſchen, »welche mit Nomanien Gränzen, graͤbt, und die Eigen; »fihaft hat, zu allen Zeiten dee Jahrs efbare Schwänme „auswachſen zu laffen, wenn man ihn in einen feuch— „ten Keller legt und mit Waffer begießt. Solches kommt „daher, meil diefer Kalchtuf allerhand Fleine Wurzeln „und Fafern von Gemächfen und darunter vermuth— „lich auch die Fleinen Saamen und Neuglein von Schwän; „nen in fich eingefchloffen half, welche durch die Näffe „hervorwachſen. Dan bedient fich diefer Steine in einis „gen vornehmen Häufern in Neapel und Rom,.. An dieſer Sache ift nicht? anders unwahr, ale daß die Pietra fongaria fein Kaldyeuff fondern ein mahrer Agaricus oder eine Truͤffelart ift, die in Abruzzo, Kalabrien, Sicilien gefunden wird, da ich felbfi dergleichen babe, fo werde Ihnen einmal die ganze Prozedur tie er Fleine esbare Schwaͤmme hervorbringt, erzählen. Ich ermähne deswe— gen dieſer zween Fehler des Hrn, Ferbers weil die Worte eines folchen Gelehrten überall und mie billig , als mohl gegründet aufgenommen werden. Allein Herr Ferber hielt fih zu wenig Zeit in Neapel auf, und hatte zu viel zu fehen, um alles gehörigzu unterfuchen, Tantum für dieß mal. Nehmen Sie e8 mit Ihrer gewohnten Güte und Nachſicht auf. ꝛc. Carl Ullyſſes von Salis. ‚ E in Vo BR. BA S J —* de. \ x h f —2 568 Auszuͤge aus einer Reihe von Briefen VI. Neapel, den 19. Jenner. 1789. + Ihre Nachrichten die Sie mir über den Bafalt ge⸗ ben, haben mich ſehr erfreut, wann es Ihnen Ihre Zeit er laubt, O! ſo bitte um mehr uͤber alles, was die Vulcane angeht, denn hier weiß man nicht, was man über den Bergen davon fihreibt, Auf die Abhandlungen Über den ſelben im Magazin bin ich fehr ungedultig und wundre mich fehr, ob fie den Preiß verdienen. Heute will ich auf die Dbjectionen antworten, die Sie mir wegen meis nen Meynungen über denfelben machen, und ein anders mahl überfende ich Zhnen eine Antwort über die andern Artickel, die Sie mir, die Bulfanen —— betreffend, mitgetheilt haben. Im erſten Brief führen Sie mir oh, Keire, Borges, bung daß alle Homogene Körper, wenn fie aus einem flüßigen Zuftande in einen foliden übergehen, in Erpftal; len fich bilden , »if tranfizus ille nimis eito fat, als einen. Beweis an, daß die plögliche Abkühlung und Contact im Waffer die Bafalt Colonnen nicht hervorbringen — F In dieſem erſten meinem dießmaligen Briefe finden Sie ſchon eine Art Antwort darauf, und bier merfe ich nur nod) an, daß wuͤrklich der zu plögliche Contact des Waf "fer mit einer ganz glühenden Lava oder Bafaltfluß nicht regelmäßige Säulen fondern eine unordentlich geborftene Mafle, wie man dergleichen Bafaltartige Maffen, auf dem Aetna, in der Inſel Ponza, und bey dem Gee von Bolſena genug antrift, bervorbringen fanı. Wann aber ein” ſolcher Baſaltfluß mir nad) einer getoiffen Zeit, in eis nem gemiffen Grad der Kühlung, und nad einer beſon⸗ dern Compofition der Theile die den Bafalt allein aug; machen , zum Waffer koͤmmt, dann giebts Säulen, wie man’s wider ala Trida am Fuß des Artna um und um | aus Neapel "569 am Aetna in groffen Bafaltfänlen Bergen, (die aber alle unten oder oben Lagen von Meermufsheln haben) zu Portici unter dem Veſub am Meer, in den Inſeln Ponza, im Viantinifhen, das Far genug einftens ales Meer war, und am Gee Bolfena fehen Fann, Wann der Bas faltfluß fein Waſſer antrift, fo bleibts eine dichte bafal- tige Lava ohne Figur. Daß die Salze nicht Urſach an der prigmatifhen Figur der Bafaltfäulen find, gebe ich gerne zu, aber ift e8 hingegen auch wahr, daß die Bils dung der feineften Theile eines fich Friftallifirenden Koͤr⸗ pers Einfluß auf die Figur ſeiner Cryſtalle habe? Zu den mir ſo ſchaͤtzbaren Auszuͤgen aus den Leipziger Com— mentariis ſetze ich folgendes hinzu. Scopoli Definition vom Baſalt mag richtig ſeyn, iſt aber unbeſtimmt. Mich duͤnkt, daß Raſpe und Collini alles was ich wegen der Vulcanitaͤt des Bafalts ſage, durch ihre Beobachtungen fehr beftärfen. Unſer größter Antagonift fcheint Herr Guettard zu feyn, und er ift deflo gefährlicher, weil er ein Mann von Kenntniffen und viel Erfahrung ift, in dem er viel vulkaniſche Laͤnder beſucht hat, Er will ha; ben, daß fich die Baſalt Eryftallen durch das Niederfegen im Waſſer bilden. Gegen diefes weiß ich nur folgendes anzufuͤhren. Ich begreiffe nicht, wie ſich nur ſolche harte ſchwere Materie konnte in Maſſen, die oft manche Meilen im Um; freis haben , dergleichen man um den Actna und anders wo genunfam findet, in Saulen von 40. und mehr Fuß Höhe und im gleichen Orte, in allen möglichen Stellun⸗ gen, perpendifular, fihief, Wagrecht u. f. mw. Wie diefe Säulen meiftens alle von ungleicher Höhe, Dice, von ungleichen und faft nie miteinander übereinftimmenden Gliederen, Fonnien in einem flillen Waffer von einer ſich nach und nad) niederfeßenden Materie fo ungleich ges ‚bildet werden , da dieſes hingegen bey der Berfihledens 570 Auszüge aus einer Reihe von Briefen heit der Compofition , des Grads der Hite, der verän derten Temperatur des Waffers bey der flußigen Lava leicht zu erflären ift. Zweytens wird derjenige der mweiß , was vulkaniſche Materien ſind, der Lava kennt, nicht zweifeln, daß ſich Baſaltſaͤulen durch Lava bilden, wenn er, von einem Vul—⸗ can einen Lava Strom verfolgt und am Ufer des Meere, wo es jet, wie am Veſuv, Xena, Pounza noch fidytbar ift, und im Benetianifchen fo wie aud) in den Ebnen von Melilli bey Catanea, mo jedermann überzeugt iſt, daß ehmals Meer da _gemefen ift, den Lavaſtrom in Bafalt- fäulen verwandelt fieht. Dritten glaube ich, daß fich jedermann muß überzeus gen, daß der Baſalt Vulcaniſch ift, wenn er ihn beſtaͤn⸗ dig in vulfanifchen Gegenden, und mit oulfanifchen Maz ferien, die vollfommen gleicher Natur, wie er find, ums geben fieht. Dieß bemerft man haufig in allen vulfanis ſchen Gegenden, Herr Guettard muß alle vulfanifche Pros duckte ſehr unaufmerkſam betrachtet haben, um zu ſagen, daß fie alle ſtets kleine Luftlocher haben, dieß iſt nicht wahr; ich habe tauſend Beweiſe dawieder in meiner Sammlung; ja der Baſalt hat einigemal ſelbſt dergleichen Luftloͤcher. Wer ſagt ihm, daß alle eine ſchwarze Farbe, ſchwarze Punkte und Theile die verglaſet ſind, haben; feine Syſtemſucht muß ihm ſchlechterdings dag Geſicht ges raubt haben. Daß die Gröffe der Bafaltfäulen ihre Ents fiehung durchs Feuer wiederſpricht, iſt ungegruͤndet, wenn ein Lavaftrom bis 60, Fuß Höhe haben fann, und er. in ein tiefes Dre des Meers fällt, fo koͤnnen Die zus fammengegogenen Bafaltfaulen fo groß werden als man will. Daß es feine Fleine Bafaltfaulen giebt, ift grund; falſch. Die Inſel Pouza , der Veſuv und der Aetna zeus gen in meinem Cabinet vom Gegentheil. Bon erften und letzten giebts ganze Berge vol, die 6. Zoll hoch und 2, — — aus Neapel. 571 dick find. Ich fage nicht, daß die Bildung der Baſalt—⸗ faulen eine Eryftallifation fondern eine Zufammenziehung der Theilen fey, fo auch Dolomieu, Fortis, Gioenni, So fann man auch Baumern antworten, der den Bafalt fo gut kennt als vorige, Strange hat die Vicentinis ſchen Bafalte lang beobachtet, feine Befchreibung iſt voll fonderbarer Bemerfungen. Allein er halt in yrigmatis ſchen Säulen gebildete vulkaniſche Produckte für Bafalte, die es nicht find, und eignet dem Baſalt eine Verwandt; fhaft mit dem Granit zu, die nicht beſteht. Hr. Voigts Hemerfungen über die Rhoͤnberge haben mich fehr ge freut. Daß auch hier die Bafaltfäulen, wenn man fie zerfchlägt, in Fleine prigmatifche Stüfe zerfallen , ift fo eigentlich wahr nicht, ale die Baſaltkugeln, deren es fo viele giebt als Baſaltſaͤulen, zerbrechen alle in cons centrifhe Schaalen, mie die Entdeckung des Herrn de Morveau von Dijon ift bier durch einen Mineraloge von vielen Kenntniffen einem Padre Prislac auch fihon von ei; ner DBafaltart aus dem romanifchen gemacht worden, Daß man aus dem Dafalt noch Glas erhält, weiß hier jedermann , man hat ja hier aus Bafaltiger Lava Bouteilles gemacht. Hr. von Borchs Werk über Sicilien ift gar nicht gefchägt. Wegen der NehnlichFeit des Baſalts mit dem Trapp muß man mir erftlich bemweifen , in wiefern Diefelbe fo groß ift, und zweytens wollt ich gerne wiffen, ob der Trapp nicht etwann ein mwirfliches Vulcaniſches Produckt ift, da man mich verfichert hat, daß man in - Schweden befonders in Finnland am Ufer des Meers ders gleichen Spuren finde, — So viel vom Bafalt. ꝛc. ıc. | | Carl Ullyffes von Salis, ö— — — nn 72. ——— | ’ * Nachtrag iR zu der Abhandlung über die letzte groſſe Winterkaͤlte. Da ſich bey der Ausfertigung der, dieſer Abhandlung beygefuͤgten Witterungstafel in Anſehen der Vorſtellung der Veraͤnderungen der Witterung durch Farben, nach der in der Abhandlung ſelbſt vorge: fihlagenen Manier , einige Schwierigkeiten vorgefunden, die beynahe das ganzlihe Wegbleiben der Tafel felbft, die fonft bis auf Diefelbe fchon fertig waren , verurfachet hatten; fo ward der Verfaſſer in der Eile erfucht, noch auf eine andere Art zu denken, um biefe Ver: änderungen dem Auge des Lefers nur bloß durch Schattirungen, die der Graveur auf der Tafel anbringen koͤnnte, fo finnlib als moͤg⸗ lich zu machen. Er ſchlug su dem End vor, das helle Wetter durch viele Kleine Punkte, den mit Wolken bedeckten Zyimmel obne Niederfchlag, durch einfache horizontale Scyattirungen, den Nie⸗ derſchlag aus der Luft ſelbſt in Geſtalt von Regen oder Schnee durdy eine doppelte Scattirung von horizontalen und perpendifula- ren Strichen, die einander durchfreußen, die Nebel aber endlich ducch die bloffe weiſſe Farbe vor zuſtellen. Wie die Ausfuͤhrung die⸗ ſes Vorſchlags, den er ungern an den Platz feiner erſtern ſetzt, gerathen wird, ‚muß er dem Glüd überlaffen, da die Kürze der, bis zur Her⸗ ausgabe dieſes Bandes noch uͤbrigen Zeit, und ſeine Entfernung vom Druckort es ihme unmöglich machen, eine fo ansgearbeitete Tafel ſelbſt einzuſehen, und fie dann, je nad Befinden derſelben, ent weder zu unterdrüden, oder aber dem Publikum zu überlaffen. Mehr als vier Farben kommen uͤbrigens auf der Tafel nicht vor, und wer nur leicht ein wenia mit den erfien Grundfägen der Heraldik be: Kanne iſt, wird fich bald ohne groſſe Mühe in diefe Vorftellung fin "den Fönnen, die man fo viel als möglich mit den, in diefer Wiffen- fchaft angenommenen Vorſchriften übereinftimmend zu machen ge ſucht hat. | Yen, am oten Septemb. 1789. — —— J Rue Pa En. ’ „VENEN 7 ' h 7 FON, — NE —— — “4 Mr x RN 3807 )