7 As N VRRNESTS e ZINSEIINIIN x F N iur Nam Healey Dal.) ER —— ———— an mn an a nn nn - mn nn — —— — m u nn den —— — nn EEE IT EEE U ARM 29. er EAVADAYAPAVAVAVAA —— Margaritologie vermiſcht mit Conchyliologiſchen Beytraͤgen zur Naturkunde von Baiern. Von Sr J. Hauf, Welltlprieſter. >» EMS. US.N.M. W zT "MUNMDEN,....:...2 bey Joſeph Lindauer. 1795. Nro 1402. a Margaritoloaie , vermifcht mit Conchylio⸗ logiſchen Beyträgen zur Naturkunde von Baiern. Imprimatue. Reichsfreyh. v. Schneider auf Negelsfuͤrſt Mpr, Diredtor, Münden im churfuͤrſtl. Buͤcher⸗ Cenfur - Collegio den zten September 346 —— 4 Regiftr, Fol, 178, Chriſtoph von Schmöger, Dberlandesregierungs - und Cenfur- _ Collegii - Sefretär , dann Buͤcher⸗ Spediteur, DET WET DET TTN EST u We in der Geſchichte der Conchyliologie nicht Fremdling ift, wird mit mir ein= geitehen, daß feit dreyßig Jahren im Conchy⸗ liologifchen Kache eben fo, wie ih allen Wif: fenfchaften, groſſe Borfchritee gemacht worden, und (daß ich mich fo ausdrüce) ungeheure Arbeiten ans Licht getretten find. Man kann wirklich mit Örunde behaupten, daß die Con— chyliologie überhaupt und in ihren Theilen eis ne aanz andere Geftalt genommen, und Here Geoffroi , Ritter von Linne, und Herr Marz tini in den fechziger Jahren unfers Zeitalters in der Conchyliologie, befonders der ſuͤſſen Waͤſſer oder Fluß Conchylien, weit mehr ges Ieiftet haben, als von Rondelitius an, vom Sabre 1565 bis auf Lifter, und folglich his ans Ende des vorigen Jahrhunderts nicht ift geleiftet worden, Allein, was mir feit mehrern Jahren zu mancherlei Gloſſen Anlaß gegeben hat, if, daß eben der fürnehmfte Artikel der ganzen Conchyliologie, die Derlenmufchel, fo wenig ift bearbeitet, und aus dem Sefichtsfreife der Conchhliologen fat ganz verloren tworden. Wir baben bisher Eeine einzige Schrift, welche der Perlenmuſchel und ee allein ges widmet Vorrede. wibmer wäre, und auch noch fein Werk, in welches nun alles geſammelt wäre, was über die Perlenmufchel in fo manchen einzelnen Abs handlungen, oder auch in größern Merken bie und da zerfireut anzutreffen iſt. Diefer Mangel im Conchyliologiſchen Fas che, und zugleich eine Art von Eiferfucht, um nicht in entfernte Jahrhunderte Conchy⸗ liologifche Schulden zu machen, haben mich bewogen, dieſes Werk and Tagelicht, und in die Reihe Conchyliologifcher Schriften unſers Jahrhunderts tretten zu laſſen. Ich handle in diefem Werke von der Pers lenmufchel und dem Gefchäfte der Perlenzeu— gung zwar überhaupt, aber mit vorzüglicher Ruͤckſicht auf das Herzogthum baierifche Der: Ienwefen. Dadurch glaube ih meinem Das terlande einen Dienft zu leiften,, indem ich bie und da Beyträge zur Kenntniß und Vers befferung des innländifchen Perlen » Regale geliefert babe. Herner überlaffe ich dieſes Merk, ohne denselben duch Prunk oder Ans empfehlung auf die Beine zu helfen , der Kri⸗ tif von Conchylienkennern, und bitte meine Lofer mande dunfle und undeutliche Stelle in dieſem Merfe mehr dem Mangel Conchyliolo— gifeber Terminologie als meiner Obffurität zu zu ſchreiben. In—⸗ add dt. Erſter Abſchnitt. Kapitel. Seite, 1. RKlaſſiſikation der Perlenmuſchel nach Linne, 1. Verſchiedene Gattungen der Perlenmuſcheln. III. Struktur der einentlichen Perlenmuſchel von auffen. — — — — — IV. Struktur dee Perlenmuſchel von innen. V. Entkehbung, Wahsthum , Mlter einer Per, lenmuſchel. — — — NE VI. Bon dem Aufenthalt und der Cage der Pers lenmufcheln. SIHRD DT TREEIT IR VIE, Don der Bewegung der Perlenmufcheln VIII. Bon den berühmteflen Perlenmufcheln IX. Von den herzogtbumbaierifchen Perlen— mufhel. en en X Bon den Farben der Perlenmufheln XL Bon dem PM auenfein. ET TER WER XI. Vom Gebrauche der Perlenmuſcheln. Zwey⸗ 1 5 10 Anhalt Zweyter Abfchnitt, Kapitel. Seite. J. Beſtandtheile der Perlenſchnecke (Karakter) 42 II. Zeugungsgeſchaͤft der Perlenſchnecken. 45 | III. Bon der Hedzeit der Perlenichteden. ” 43 IV. Bon der Gebährzeit der Perlenſchnecken. 31 V. Von der Nahrung der Perlenſchnecken. 53 VI. Beſondere Phaͤnomenen der Perlenſchnecke. 55 Dritter Abſchnitt. J. Verſchiedene Benennungen der Perle. Mey— nungen der alten Naturforſcher vom Ur— ſprunge der Perlen. — — — 62 H. Meynungen der neuern Naturforſcher vom Urſprunge der Prlen. — — 64 III. Beſondere Meynung vom Urſprunge der Perlen. — — — — — HM IV. Von den Haupteigenſchaften guter Perlen. 76 V. Bon den orientaliſchen Perlen. — — 78 VI Bon vesidentalifchen Perlen. — — 81 VII Snhalt. Repitel. Seite. VII. Bon Eurovpaͤiſchen Perlen. — — 8 VIII. Bon Herzogthumbaieriſchen Perlen. — 85 IX. Von den größten und berühmteften Perlen. 87 X Von dem Werthe guter Perlen. — — 909 XI. Bon falfhen Perlen. — — — 92 XII. Von der Perlenpolitur, und Aufloͤſung der Perlen — — — a 8 XIII. Vom Gehrauche der Perlen, — — 9 Vierter Abſchnitt. J. Ron den berühmteflen Perlenfiſchereyen in Drient. — — —— Bien — 9 I. Don den berühmterten Perlenfifchereyen in Occident = —- - — — 10 III. Verſchiedene Arten der Perlenfifihery.. 105 IV, Von den Zeiten des Perlenfangs. -— 108 an aalhe Kapitel. Seite. V. Bon der Verlemzeitinung, und den äußern Kennzeichen derfelden. — — — 113 VI Von Oeffnung der Perlenmufcheln, und Auoͤnehmung der Perlen - — 119 4 A X* — — — (0.59 NA Een Te 5 — — — Se An Erfter Erfter Abſchnitt. Bon der Perlenmufcheh; — — 2 5 PR 9 a —————_ Erftes Kapitel. Alaffıfilation der Perlenmufchel nach Linnd, M itter von Linne hat die Perlenmuttermus KW fchel, oder Perlenmufchel a) aus dem Geſchlechte der Auftern herausgehoben , und dies felbe den Miefmufcheln ( Mytilis) beygeſellet. Liſter, Geoffroi, d'Argenville, und die meh⸗ N, ER reſten a) Mya margaritifera B Tefta ovata , antice cöara: ' ta, Cardinis dente primario conico , natibus des eorticatis;, Linn, Sylt, Nat, Ed. X, p- 671. A reſten Conchyllologen haben die Perlenmuſchel faſt allgemein fuͤr eiue Auſter gehalten, und erklaͤrt. Herr Paſtor Chemnitz in ſeiner Fort⸗ ſetzung des Martiniſchen Couchyllencabinetes b) behauptet: wenn er ſich ſelbſt rathen dürfte, fo wuͤrde er die Perlenmuſchel, weil auf ihrer Schloßflaͤche ein Serobiculus, eine breite, ſchraͤ⸗ ge, faſt dreyſeitige Vertiefung, die den gemöhn- Kichen Gruben des Aufternfchloffes fo fehr gleicht, Kefindlich ift, im Gefchlecht der Auftern haben ſtehen laſſen, und fi) dabey mit dem Beyfall Der mehreften Eonchyliologen begnügen: Warum Nitter von Linne die Perlenmus ſchel von den Aſtern abgeſoͤndert, und in eine beſondere Gattung von Mießmuſcheln geſetzt Hat, ift die Urfache, weil bey der Perlenmu⸗ ſchel wirflih das Hanptunterfcheidungszeichen der Mießmuſcheln, nämlich eine Cardo linearis, oder eine Linea fubulata excavata vorhanden iſt, obwohl übrigens die Perlenmufchel in iha zer ganzen Form und Bauart nicht mehr Gleiche heit 5) Neues Chyliencabinet. 8. b. ©. 12% — 3 heit mit der Bildung der Mießmuſcheln, als mit andern Auſtergeſchlechtern hat. Duͤrfte ich mich fuͤr eine von dieſen beeden Meynungen erklaͤren, fo würde ich dem allge— meinen Lehrmeifter der Naturlegende , dem Lin= ne beytretten, und zwar folgender Gruͤnde wegen, Man beftinmt überhaupt nach Conchyliolo⸗ gie die Auftern ald zwoſchalichte aus übereinans der gefihichteten Lamellen beſtehende Conchylien, die eine hochft ungleiche Struktur, Form und Größe haben, fo, daß nicht nur eine Gattung von der andern ‚. fondern faft jedes Individuum Yon dem andern unterſchieden ift, wie Adan⸗ fon in feiner Hift, nat. du Senegal, p. 197 son den Auftern ſchreibt: il eft fort difficile ou presqu’impofüble d’en Trouver deux ſem- blables, ER Die Auſtern Coftrex rudes) haben alfo ‘eine regelmäßig. gebildete Schalen , wie z. B. die Kammmufcheln, Mießmuſcheln, Perlenmua 42 ſcheln, —* — ſcheln, u. ſ. fe uͤber dieß haben die Auſtern im Schloſſe Feine Zaͤhne, ſondern nur in der Mits te eine ovale Vertiefung, wo ein Band, oder eine lederartige Sehne befeſtigt iſt, welches bie Verbindung beeder Schalen befördert. Ferner haben die Auſtern Feinen Fuß oder Arm, wie die Derlenmufcheln , um fi) son einem Orte zum andern fortbewegen zu Tonnen, Die ua ftern Hängen fich vermitteld eines zaͤhen Schleims an Steine , Felfen, Seegewaͤchſe, Bäunte und Wurzoln feftz Die Perlenmufcheln hingegen vers ändern ihre Lage, Treifen vermitteld Ihres Fuſ— ſes oder Armes am Grunde des Waſſers fort, erheben fich Cwenigftend in den Klüffen, und amtiefen Perlenwäffern ) über die Oberfläche des Waſſers, und fenken ſich wiederum in die Ziefes Es find daher zwiſchen den Auftern und den Perlenmufcheln fo viele Unterfcheidungszeila chen, daß Ritter von Linné Hinlängliche Grüns de gehabt zu haben ſcheinet, die Perlenmufcheln von dem allgemeinen Gefchlecht der Auftern abe zufdndern , und diefelbe unter eine befonderg Gat⸗ — Gattung von Mießmuſcheln einzuſchalten, und dieß um fo viel mehr, weil doch das Hauptun⸗ tericheidungszeichen der Mießmuſcheln, die Car- do linearis, fih auch in den Perlenmuſcheln vorfindet, obwohl übrigens der Bau und die Struktur der Perlenmuſcheln den Kammmuſcheln weit ähnlicher zu feyn ſcheint, ald den Mieß⸗ mufcheln, oder irgend einer andern Gattung von dem Geſchlechte der Auſtern, Zweytes Kapitel. Berfchiedene Gattungen von Perlen⸗ muſcheln. Def: haben. auf Ihren gelehrten- Reiſen nah Oſt und Weſt vier beſondere Gats tungen von Perlenmuſcheln ausfindig gemacht, wovon uns Herr Paſtor Chemnitz die Zeichnung und Beichreibung geliefert hat c). Den erfien Nang darunter behauptet die eigentliche, orien: talliche und oecidentalifche Perlenmuttermufchel, wels. e) Neuss Eonchplieneabinet. 8. b. E» 126. welche gemeiniglich unter den Benennungen, Matrix perlarum, Mya margaritifera, Galli- na gutata (die gefledte Henne) dad Hundsohr (L’Orcille de chien) der Piering, der filberne Zeller, u, f. f. vorkommt. Eine andere Gattung von Perlenmufcheln ift: die am Rande mit ſchuppichten Salten bee feste Perlenmuſchel. Concha margaritifera in margine plicis foliacis imbricatis et murica- tis dentata et crifpata, Diefe Perlenmufchel ift in Arabien, und befonders im rothen Meere zu finden. Die dritte Gattung iſt: die blätterichte, nahe am Rande mit lauter fpigigen Schuppen beſetzte Verlenmufchel. Concha margaritifera foliis fuperimpofitis imbricata, Diefe Gats tung ift in Weſtindien im Strande der Antillen zu finden. Die vierte Gattung endlich ift: die dns ſchalichte geftralte Perlenmufchel. Concha mar- gari- garitifera levis, tenuis, ex fubalbido radia- ta, Dieje Perlenmufchel wird beionderg am der Tranquebariſchen Küfte häufig gefunden, Bemeldte vier Gattungen ber Perlenmme fcheln werden nun überhaupt für die befonderd perlentragende Muſcheln gehalten ; fie find aber doch nicht bie einzigen Muſcheln, in welden Perlen gefunden werden. Oft find Auſtern, Eßmuſcheln, die Koth s oder Schlammmuſcheln (Myze lutrarie) damit verfehen. Herr Hofe medikus Taube d) unterfuchte unter andern Mu⸗ fcheln die Mya arenaria (den Sandkriecher) und fand auch wirflich manchmal fehr gute, aber Feine Perlen dariın. In der Mya picto- rum ( Mahlermufchel ) follen ſich ebenfalls auf zu Zeiten Verlen finden laſſenz das Kat auch fon Bonanni in feiner Recreat, ©. 104 bes: merkt. Liſter fand in einer diefer Muſcheln ı6 Perlen von der Größe eineds Mohnſaamen⸗ Fornd zur Größe der Pfeffenförner, Leſſer e) fand d) Benträge zur —— des Hergogthumg Zelle, VI. Abh. ©, 8 e) Tefasapcheolouie &. 315. ©. 97% ET 8 — u fand in einem Kuͤchenteiche, den er abfuͤhren ließ, in den geöffneten Teichmuſcheln mehrmal Perlen fo groß, wie Auiskorner. Drittes Kapitel. Struktur der eigentlichen Berlenmufcheln von auſſen. DIE jedem Beobachter an der Perlenmutters wmufchel ( Mya margaritifera ) beym Anfehen von auffen zuerft in die Augen fällt, ift das ſtarke, fchwarzbraune, ſchilfrichte, zweyſcha⸗ lichte Gehaͤuſe. Die ganze, nicht beſonders hochgewoͤlbte Muſchel ſcheint mehr laͤnglicht oval, als von halbcirkulrunder Forme (wie eis nige wollen ) zu ſeyn, obwohl die Mufchel von dem Bauche gegen die Mitte des Ruͤckens ab: wärts eine ſtarke Vertiefung hat. ' Die ganze äußere Oberfläche der Mufchel fieht meiſtens ſehr uͤbel zugerichtet aus, und iſt faſt durch⸗ gaͤngig von Pholaden f) Bohrwuͤrmern, oder | Mufchel: $) Pholaden ( Steinbobrer ) gibt es freplich nicht in füllen Wöffern, in unfern Flüffen und Perlens quellen; Ak Muſchelbohrern angefreffen, und zernagt. Die beeden Schalen der Muſchel find am ſchmaͤlern oder obern Ende mehr zuſammgedruͤckt, und laͤnglicht, aber an dem untern oder ſtumpfen Ende mehr bauchicht oder rund. Auf der einen Seite ſteht ein verkuͤrztes, auf der andern ein verlaͤngertes Ohr, welches beynahe einem Fl: gel gleicht. Unter dem verkürzten Ohr ſieht man eine merflihe Deffaung der Schalen, data aus das Mufcheltbier einen ſtarken, breiten, weißfleiſchichten Arm oder Fuß (wie ihn Die Gonchyliologen nennen ) hervorſtreckt, und fich damit an Steine, Wurzeln und Waffergemäche fe feft haltet, oder vermitteld defjelben ihre Bewegung, und Wanderfchaften g) auf dem Sande und Grund des Waffers machet, An — — — quellen; ſie wohnen meiſtens nur in den Klippen und Felſen der europaͤiſchen Meere, obwohl ſie auch in der tranquebariſchen Kuͤſte zu finden, und Herr Koͤnig diefelben auch im fiamfchen Meers bufen angetroffen hat. e) Ueberhaupt nehmen diefe Mufchelthiere Eeine grofs fen Wanderfhaften am Grunde des Walfers vor, wenn fie nicht hie und da bey abwehielnden Winde mit, ausgefpannten Schalen etiva. einen Buͤchſenſchuſſe den Strom hinunter rollen, und ſich wieder feſt fegen. An der aͤußern Oberfläche der beeden Schas, len einer Perlenmuttermufchel find ferner zu. beobachten die Windungen, oder Gewinde (gyri, orbes) weldje länglicht ovale, mit einander pas ralellelaufende Streifen, Ringe oder Auswuchfe find. Dergleichen Windungen find an den Slufs und Seemufcheln fehr ungleich, und fo gar fins de ich, daß felbft unfere baierifchen, vollig aus— gewachfenen Perlenmufiheln immer ungleiche MWindungen an der Zahl Haben, und manchmal: eine Mufchel ſechs, eine andere fieben, acht, neun, und wohl noch mehrere folde Winduna gen deutlich und kennbar an fich erfehen läßt. Ich werde in der Folge, wenn vom Wachs⸗ thume und Alter der Perleumufcheln die Rede feyn wird, von den Windungen ein mehrers. erörtern. Zum äußern Bau einer Verlenmuttermus fchel gehört auch die Mündung oder Mundöffs nung (apertura) der Mufchel,, d. i. die lange Definung oder Nie, welche durch die Entfers wung beyder ſcharfen Ränder in der eingezoges nen ER £ —ı— gt nen Mitte der Mufchel von’ einander entftcher, wenn dad Mufchelihier feinen Arm oder Fuß ausſtrecken will. Welter iſt zu bemerken der Wirbel (Ver- tex) d. i. der vordere außere Theil der Mus ſchel, welcher von der Ertremität der Munde oͤffnung angefangen bis an das Ende ber oberm, ſchmaͤlern Seite reicht, Endlich iſt an bemelter Mufchel von au fen noch zu erfehen der Raud (Margo ), welr her von einigen die Kippe genannt wird, und ein fehnenartiger,, verhärteter Saum ifl, der die beeden Schalen der Mufchel oben einfaſſet. Diefer Saum wird gemeiniglich erft alsdann vecht fichtbar, wenn die Mufchel eine ſchon zimlihe Wachsthumsgroͤße erreicht hat. Lebtlih dürfte man auch der Mufchel Brelis te, Länge und Tiefe, wovon noch ferner bie Rede feyn wird, in Betracht ziehen. Vier⸗ 28 gm Viertes Kapitel. Struktur der Derlenmufchel von innen. &, wie man eine Perlenmuttermufchel dffner, erjcheint auf den innern Wänden beeder Scha⸗ len der fchönfte Perlenmutterglang , darauf uch die bunten Karben des Regenbogens fpies Ten. Der innere Hand tft ringsum von einem dunfelgrauen, bornartigen, fol z 30U breiten Saum eingefaßt, wodurch der Perlenmutter— glanz noch mehr erhöhet wird, Beede Gcha= len find innwendig mit einer dünnen Haut, wie ein Perioftium, überzogen „ die an den Rändern dicker, ein wenig falticht, oder fins beide iſt, und ausgefpanut wird, wenn die Muschel offen flieht, aber wenn das Thier die Schalen ſchließet, ſich zuſammzieht. Mit dies fen Falten Hält das Muſchelthier Sand und an= dere Unreinigkeiten ab, die etwa mit dem Waſ⸗ fer hergefloffen kommen. An dem Rande iInwendig an der rechten. Schale ober der Mundöfinung gegen den Wirs bel 5 13 bel erfiegt man zwey knorplichte Gewächfe, zwiſchen welche ein anders dergleichen von der Iinfen Schale eintritt, und in eine kegelfoͤrmis ge Vertiefung einfällt, Diefe Gewächfe wer⸗ den von mehrern Conchyliologen für eben fo eiele Zähne gehalten, und das Charnier, wels ches fie an dem äußern Rande der Mufchel for mieren, wird insgemein das gezahnte Schloß genennt. Indeſſen geſteht Linné dee Perlenmuſchel nur einen einzigen Zahn zu, den er dentem primarium nennt, und ich muß bekennen, daß ich wirklich an unſern Perlenmuſcheln nur eis nen einzigen , ſtarken, mit zweyen ganz feinen Einferbungen verfehenen Zahn erfehen kann, der in die Vertiefung der zweyen Inorplichten Erhöhungen von der entgegengefehten IR eingreift h) ern h) Man vergleiche hiemit die Mennung des Herrn Samuel Schrötters in feiner Gefihichte dev Fluß Conchylien. ©. 169 Sn Mitte der Mufchel inner ber Mundoffs ang findet fih eine andere Vertiefung, worinn vie Färkfle der Sehnen angewacfen ift, und ein Queerband formieret , womit das Thier mit einem Fleinern und gleichen Dueerbande am obern Ende der Schale ihr Gehäufe feit zuſammen⸗ Sieht. Ich übergehe bier die mancherlet Höblungen und Vertiefungen, wo das Mufchelthier, ber fonders gegen den Ruͤcken, mit ihren Nerven und Fibern an die Schalen befeftige iſt, und vermitreld welcher fich daflelbe dennoch in der Mufchel frey hin und her bewegen, und ae Mufchel regieren kann. Mer über die Perlenmuttermufchel ein meh⸗ rers lefen will, beliebe die Abhandlung des Hrn, Martini de Mya margaritifera nachzulefen, wels che im Bremer Magazin Tom. 4. p. 46. bey Tab, 2. fig. 65. gefunden wird. Sünfs men. Fr 18 Fuͤnftes Kapitel. Entſtehung, Wachsthum, Alter, einer Perlenmuſchel. ©. zuverläßig und Immer Herr Geofroi in ſeiner Abhandlung von den Conchylien um Pa⸗ ris. ©. 116, 123. verſichert, dag die Fluß— eonchylien indgefamt unter Die Eyerlegende (ovi- para) zm zahlen feyen, fo halte ich doch mit, Herrn Grafen Ginanni und Sammel Schroͤttet dafuͤr, daß die mehreften unferer Flußmufcheln,, | und unter diefen unfere Verlenmufcheln, unten die lebendig Gebährende (vivipara) d. }. untet diejenigen gehören, welche fo gleich mit ihre® Schale, ohne Ey, zur Welt gebracht werden, Man öffne im Monat März unfere Fluß⸗ oder Perlenmuſcheln, und man wird biejenigem Mufcheln, welche beylaufig um den Monat Au⸗ guft durch Begattung ordentlich find befruchtee worden, voll Feiner Eyerchen finden, welche aber alle mit dem Vergröfferungsglafe beobache tet, lauter Fleine Mufcheln find, fo, daß man auch auch ihre zwo Schalen merklich unterfheiden kann i). Diefe Eyerchen werden endlid in dem Monat May, in der Wachsthumsgroͤße einer Bohne, aus der Mufchel geworfen, und ih⸗ sem fernen Schickſal, und Wachsthume über laſſen. Eben diefer Behauptung pflichtet auch Lifter bey, indem er von den Meer : und Gees mufcheln S. 180 fehreibt: Menfe Majo fetu- ram in mare eijeiunt, Das nämliche behau— ptet auch Gefner de aquatilibus, &, 291. wo er von den Fluß- und Verlenmufcheln fagt: Ova pariunt, quibus incubantes aliguando repe= siuntur menfe majo, | Was den Wachsthum der Perlenmutternue (bel, und überhaupt der Conchylien betrift, fchreißt d’Argenville in feiner Hift. nat, pag. 30, alfo: il y a lieu de croire que le poif= fon fe forme avant fa Coquille: Son Humeur vifquenfe fe coagule, et ayant forme le poiſ- fon, elle lui fert en bavant, à etendre l’une fur D Eiche den Naturforfiher II Stüde. 214. Ferner Ginanni opus pofthum. Tom, II, ©: 52. = — 17 für Vautre.. pluficurs Couches.de «cette, mani- ere, pour en conftruire ſa maiſon Les €cailles, par une addition, fuccefive et ex⸗ terieure de, parties qui furvieunent. les unes, apres les autres;. des pores de animal, s’entaffent peu à peu par Couches, ou par appofition, de me@me que les pierres et les mineraux. Alein da dieſe von mehrern Conchyliolos; gen angenommene Meyrung über den. Muſchel⸗ wahsthum die fichtbare Ausdehnung: einer Cone chylle von innen, wie an den Windungen zwi⸗ ſchen einer jungen, mittern, und einer völlig anögewachfenen Muſchel zu erſehen iſt, nicht erHlärt, fondern viel mehr den Gonchylien das Thierifche ganz abfpricht, und nicht einmal das Vegetabilifche der Pflanzen durchaus zugiebt, fo muß man der gruͤndlichern Mennung des Herin Hofraths Walch beytretten, und ein Balz Fularfoftem annehmen , nach. welchem den Eon: chylien gewiſſe Saftröhrer and Heine Fäferchen zugeftanden werden, welche von dem Mufchels ar thiert ig —— thiere ihre Nahrung, d. i. die thieriſchen Saͤf⸗ te erhalten, wodurch das Schalengehaͤuſe durch beſtaͤndigen Zufluß neuer Saͤfte erweltert wird, und ſich ſo, wie die Knochen am menſchlichen Koͤrper ausdehnt‘, ohne daß bier, wie Her von — —— glaubt, aͤußere Bier hinzus treten *). Das Alter der Conchoͤlien zu beſtimmen, has ben ſich die Naturforſcher daruͤber ſonderlich in zwey Meynungen getheilt. Einige glauben, daß ſich das Alter einer Muſchel aus den pa⸗ ralellelaufenden Windungen, und deren Auzahl an der Schale beſtimmen laſſe. Andere behaus pten, * * nn der Mufcheln nach dei jaͤhr⸗ *%) Was die innere Perlenmutterſchale belangt, muß man jedoch geſtehen, daß dieſelbe durch ausgetret⸗ tenen Soft ded Muſchelthiers gebildet werde, und mehr durch Zufäge von außen, als durch innern Zufluß der Saftröhre des Thiers entſte— be: Man lefe hieriiber Reaumur’s memoire fur la formation de Coquilles , melches in der Hift, de !’Acad. roys des fciences. an. 1717. p. 180 zu finden iſt. uͤhrlichen Anſaͤtzen an dem Rande oder an der Munddoffnung zu beſtimmen ſey. | Der erftern Meynung pflichtet unter andern Gonchyliologen vorzüglich Herr Gißler bey, und beftärft feine Meynung mit einer zehnjährigen Sıfahrung, die er vom Jahre 1731 bis ı74r angeftellt haben will, „die Müfcheln ( fehreibt er im ten Bande der Schwed. Akad. Abh. ©. 248) haben außen an ihrer Schale folche Fals ten, wie man an Kübe= und Ochfenhörnern findet. Die Anzahl der Falten, und des Mus ſchelwuchſes, in Abficht auf ihre Weite, trift nah den Jahren fo genau überein, daß man fagen Tann, eine Mufchel fey fo viele Fahre alt, als fie Zalten habe, * Die zweyte erwähnte Meynung behauptet ſonderlich Hanov k). Es gründet ſich Zwar dies fe Meynung bisher auf Feine hinlaͤngliche Era fahrung, fie ift aber darum, wie ich glaube, nicht ganz zu verwerfen, fondern ferner zu pruͤs Bz2 fein k) Geltenbeiten der Natur I Th. ©. 547, Bo —-$— fen. Denn wenn ed einmal durch richtige Err fahrung erwiefen wäre, daß eine Mufchel jährz lich einen neuen Theil anfegte, und an ihren Rande neue Abſaͤtze erfcheinen lich , fo würde man das Alter der Mufcheln dadurch wenigftens beyläufig und fehr nahe beftimmen fünnen, Ueber beede-- angeführte Meynungen uͤber das Alter der Mufcheln erklärt ſich Herr Etats⸗ sath Müller. Hift, Verm, P. II. Vorrede. S. 20 alfo: ætas et numerus annorum nec ex numero anfraftuum , nec ex produltione aperturæ in Cochleis dijudicatur; ex illo qui- dem juuiores et ætate proveltiores diftin- quuntur, nulla vero annorum determinata menfura fumi poteft , incrementum enim te- fx, quod fit novi fucci indurati appofitio- ae annua ad marginem apertur®, ‚ratione zetatis, tempeftatis, valetudinis,, nutrimeuti variat, Cochleaque ad juftam magnitudinem produfta, vel potius limace generationi ma- turo, tefle margo in genere non amplius increfecit , fed in terreftribus faltem Labro ter- mina⸗ — Su Minatur, Falfum dehine quorundam judi- eium, Cochlides totidem annos quot orbes habere, | Indeſſen ſcheint mir diefe Kritik fehr una richtig zu ſeyn. Herr Etatsrath Müller glanbt, und behauptet, daß fich nad) der Anzahl der Windungen keineswegs das Alter der Mufcheln beftimmen:, wohl aber. eine alte Mufchel von einer jungen unterfcheiden laſſe. Nun aber tft diefes eine Behauptung, welche weit weniger Grund bat, als jene des Herrn Gißler's, und widerſpricht oben darein unläaugbaren Erfahruns gen, welche die Richtigkeit außer allen Zweifel gefest haben, nämlich daß eine alte oder aus⸗ gewachfene Mufchel niemals mehrere Windun⸗ gen, als eine junge Kiga habe 1). Es iſt daher weder das Alter einer Mus ſchel, noch der Unterſcheid zwiſchen einer alten und Jungen erh nach der Anzahl der Witz j duna X ba ZECHE; Sefhichte der Flu con chhlien 1GS. 102. 22 —_ dungen, fondern nach der Ausdehnung, und Mahsthumsgröße der fich jaͤhrlich erweiternden MWindungen zu ermeffen ; und bier treten 3. B. Krankheiten, Mangel an Nahrung, guten Säf ten us f. w. des Mufchelthiers als eben fo viele. Nebenurſachen ein, welche die Beſtimmung des. Alterd der Mufcheln bie und da erfchweren, aber im ganzen nicht. .heben. Eben diefer Mey⸗ nung fcheint mir ‚auch Here Gißler zu feyn, ina den er das Alter der Muſcheln nad; dem Mu⸗ ſchelwuchs in Abſicht auf die Meite, wie er ſich ausdruͤckt, zu beſtimmen glaubt, obwohl übrigens * Erklärung Ik mangelhaft is Was einem. Genchytienforfiher wie wich duͤnkt, in Hinſicht der Windungen, und Be— rechnung des Alters einer Muſchel Bedenklich⸗ keiten machen duͤrfte, iſt, daß ſich auch an ausgewachſenen und alten Muſcheln immer an der Zahl ungleiche, erweiterte Windungen zei— gen. Allein dieſe Ungleichheit mehrer oder wer niger erweiterten Windungen Fommt nicht von Ungleichheit. der Windungen an den Muſcheln ſchon — 23 * ſchon von ihrem Entſtehen her, ſondern von frähzeitigen Berwimdungen der, Mufcheln, von daraus erfolgender Verlegung der Saftroͤhrer, Stockung der Säfte’, und Verhärtung der Wins dungen, : Daher erreicht eine Muſchel, deren. Windungen, vom erſten Wachsthum der Mu⸗ ſchel an, nicht ordentlich ausgewachſen find, ſelten mehr dann eine mittere Wachsthumsgroͤße. Sechstes Kapitel: Won dem Aufenthalt und der Sage” | der Petlenmuſcheln. — Perlenmuſcheln, wenn "Re gedeihen, und reine, weiſſe, helle Perlen bringen follen , vers Langen ſowohl ih der See, ‚ als in den Fluͤſſen und Baͤchen, reines, klares Waſſer, mit kal⸗ ‘ten! thonigten Boden, der mit Sand, Stein und. Gries. aberdeckt iſt. In einem Boden, der zu ſteinicht und: felſicht iſt erhalten ſich die Perlenmuſcheln nicht, indem fie wegen Härte des Grundes ſich im Winter, wie fie pflegen, nicht 1 — wicht eingraben/ und * Kgaite und — — * louuen. nn Bias al In chen +. welche. im. Serbf * Fruͤhe⸗ Fahre zu: reiſſend fließen, oder im Sommer ver⸗ trocknen iſt ebenfalls, Fein Aufenthalt für die. Perlenmufchen 5, und In ſtehenden Waͤſſern, in MWeyhern;; Zeichen, und Brunuenwaͤſſern, ge⸗— den fie in Eurger Zeit zu Grunde, Die. Perlenmuſcheln laſſen ſich hart von ei⸗ nem Waſſer in ein anderes uͤberſetzen, und ge⸗ deihen uͤberhaupt in ihrem erſten Aufenthalt er fer, dann in einem neuen. Alle Verfuche, d die man mit Weberfegung der Perlenmuſcheln bie. ber gemacht hat, haben nicht den. beften Erfolg gezeiat Mm). Auch finde ich keine Urſache die —— Per⸗ m) Herr En welcher. uns in Beytraͤgen zur Naturkunde des Herzogthums Zehe don einer im Jahr 7775 een eher: fegung der: Perlenmuſcheln Bericht - giebt, bat uns die,Rachricht don dem Gedeihen nad der Fruchtbarkeit feiner aus der Gerdau, in ‚andere Slußwäffer überfesten Perlenmuſcheln nicht mehr ertheilt. Perlenmuſcheln von einem Waſſer im ein anderes, von einer Duelle in die andere zu überfegen, fo lange ſich diefelben in einem Waſſer nicht gar zu ſehr (wie der Fall felten ſeyn duͤrfte) ver⸗ mehren. Gedelhen die Muſcheln in ihrer Mut⸗ terquelle, In ihrem Naturwaſſer, ſo wiirde die Veberfehung ſehr unſchicklich ſeyn, außer in eis ne ähnliche Quelle; denn die Perleumuſcheln unferer füfen Waͤſſer z. B. aus Ihren friſchen Quellwaͤſſern in ein Flußwaſſer, das mit Sumpf⸗ waſſer oder Eiſenocher untermengt iſt, verſetzen, wuͤrde den Muſcheln nicht zu beſten kommen, und ihr Gedeihem, ihre en = — — dann Kar ie 33 Die edge * REN » Bea merkt men durchgaͤngig, dagsbiefe: Muſcheln ſowohl in der See, als in den: Fluͤſſen gerne am ſuͤdlichen Landen, in der Kuͤhle, in tiefen ‚Höhlen liegen. = In unſern Perlenbaͤchen laͤßt ſich den ganzen Sommer über beobachten, daß die Perlenmuſcheln in Hoͤhlungen, und Plaͤtzen, welche von Baͤumen am Geſtade beſtaͤndigen er) Schat⸗ ten haben‘, ſich immer, häufiger „fammeln ‚ala in ae sid die Sonne * Feen: ———— trachten die arten — und ſo auch die vollgeſogenen, immer mehr nach ber Tiefe und Mitte des Waſſers; die kleinern Muſcheln aberſind — nel am ie, and: heben: Een. —* —* 2 ur * Dem: — äber — fo die Be, muſcheln ‚bis zum Frühling: in ‚den: Kies. ober Sand. : Gegen Ende des Monat Maͤrzes vers LSaffen fie: nach und nach Ihr Lager, und Tiegen, wiederum zerfireut auf dem Grunderdes Waſ⸗ ſers. Bis Ende Aprils liegen fie ſchon fo, Dicht nach der Laͤnge an einander, daß fie eine ganze Kette formiren. Um Mitte ded May: monate: faugen die Muſcheln an fih über. die Oberflaͤche des Waſſers zu.erheben, fangen mor= gens und abends mit ‚offenen Schalen das Thau auf, fenfen -fich wiederum in die Tiefe, amd Freifen ganz —— am Mund hi: Wurde . u SORU, _ Sie - ee *7 un &tebentes Kapitels Bon der Bewegung der Perlenmuſhei. Sr unterfcheidet hauptfuchuech an den Fluß⸗ muſcheln, und Schnecken eine zweyfache Bewe⸗ gung, wovon die eine Motus exfertörius; und. die andere Motus progrellivusn) genennt wird, Den Flußmuſchelthieren, worunter die Pers kenmufcheln gehören, iſt nur der ſogenannte Motus progreflivus‘ eigen , indem ſie durch verſchledene Nerven und Muſkeln, befonders an dem Ruͤcken und Seitenwaͤnden, an — — angmencfen " — ae: IR ne 13 Er — IR ER Die u) Motus exfertorius iſt nur den Thieren der Schne⸗ cken eigen, und hat ſeine Benennung daher, weil ſich diefelben bon ihren Gehäufen entledigen, und heraustretten koͤnnen. Motus progreliivus beißt bey den Conchyliologen, wenn ſich dag Muſchel⸗ thier zweyſchalichter Conchhlien von einem Dre zum ‚andern hinbewegt, aber immer, in, feinen Schalen angewachſen bleibt. Mr Die Hauptbeivegung) N Perlenmu⸗ ſchelu unſerer füffen Waͤſſer „d. is unſerer Fluͤſ⸗ je, und Perlenbaͤche, — iſt, daß ſie ſich durth ‚die Federkraft ihrer Sehnen, womit fie ihre Schalen öffnen und ſchließen, in die He be (hwingen, ihre Muſchel ſo weit, als mögs lich bffnen, oder flach „machen „ und ſich alſo an der Oberflaͤche des Waſſers eine Zeit *— erhalten: > a | en: ann inf — — 321 33 lei andere Sehne) En: die — EN a machen, iſt daß ſie fich- vermittels ihres Arms oder Fußes, wovon oben Erwaͤh⸗ nung geſchehen, auf dem Grunde des Waſſers, auf dem Saude fortſchleppen, den breiten Arm feſt anſetzen, den Sand unter ſich wegarbeiten, ordent⸗ — 9) Bemelte Bewegung uber die — des Waſ⸗ ſers laßt ſich bey ven Verlenmufcheln der Meere nicht beobachten. Les’meres-perles ne peuvent pas s’elever jusqu’ä la" face de l’eau ‘pour y tecevoir la rolee , puisqu’elles reltent toujours au fond vet ee eres ferme aux rochers. Tom. Xu. p- 382- Ca Neiichaftel,) yo — 29. orbentliche Zurchen machen, ihre Schale nach⸗ ziehen , und fo ganz langſam und träge forta kreiſen. Daher Gemeiniglih der Wirbel bey den Derlenmufcheln wegen des. Fortſchleppens ganz abgerieben, und hingewetzt ifl Bemelte Bewegung laͤßt fi) bey unſern Perlenmuſcheln im Sommer zwar alle Tage, vorzuͤglich aber zur Heckzeit, da fie f ch beym Paaren einander nähern müffen, beobachten. Achtes Kapitel. Bon den berühmteften Perlenmuſcheln. E— wohnen die Perlenmuſcheln vorzuͤglich in den weit und oflindifchen Meeren. Allein die Dftindifchen find größer, ſchwerer und beruͤhm⸗ ter. Diefe letztern erwachfen zu einer fo ans fehnlihen Groͤße, daB einzelne Schalen, wel: che die Länge und Breite einer Hand, und faft die Dice eines Zolls haben, in Menge auf groffen Handlungsplägen, wo oſtindiſche Come pagnien find, verkauft werden; | Pera 30 — Perſien und das gluͤckſelige Arabien haben eigentlich einen Schatz, nicht fo faſt der größe ten, alö der fürnehmften perlentragenden Mu: ſcheln, welche ſelbſt die Oftindifchen übertreffen und werben die Perlen, welche von Bahren, Ormus, und Mafcate nach Europa gebracht wer⸗ den, fir die beften orientalifchen Perlen gehal⸗ ten, und vente pP) | Unter den europäffchen Perlenmuſcheln zeich⸗ dien fich vorzüglich aus, die Liefläudifchen ant finniſchen Meerbufen; dann die Mufcheln, wel: che in den Flüffen und Strömen von Weſtboth⸗ nien und Lappland wohnen. Ferner find bes ruͤhmt die Norwegifchen Verlenmufcheln im Stifs te Ehriftiansfand , die Schottländifchen vom -Zluße-Tay oder Tee, die Böhmifchen aus der Moldau und Watte, die Rehauifchen im Bays reutifchen, die Vogtländifchen aus der Eliter, die Hergogthumzellifchen u. ſ. w. Wer über die Perlenmuſcheln verfchiedener Weltgegenden, und von ) Siehe Reiſebeſchreibung des Nitters Tavernier von Perfien nach Indien. + Th. ©, 136. 137% 2. 3x. von außerordentlicher Größe, ein mehrers nad leſen will, beliebe in der Margaritol. von Mas Fch. Geiger, & 2. 7. nachzufeben. Neuntes Kapitel. "Bon den Herzogthum baieriſchen | Perlenmuſcheln. Ware denen in Europa berühmten Perlenmits ſcheln ſtehen unfere baieriſchen Perlenmuſcheln keineswegs unten ar, "Tavernier q) raͤumt unter den europaͤiſchen Perlenmuſcheln den ſchott⸗ laͤnbiſchen und baieriſchen Muſcheln die erſte Stelle ein, obwohl Herr Gißler und mehrere andere Conchyliologen den liefs und lapplaͤndi— then Perlenmuſcheln In Ruͤckſicht ihrer Größe, and Fruchtbarkeit den Vorzug geben. Allein wie immer die Rangordnung der. in Europ® berühmten Perlenmuſcheln gehen mag; fo viel ift gewiß, daß unfere baferifchen ee n 9) Reifebefchyreibung don Perfien nach Indien. 2 The ©. 148, mar vergleiche hiemit die Encyc. des „feiences , des arts, et des metiers, Tom. XIl; "Pr 334 in Hinſicht ihres. ſandichten, mit Stein und Gries vermiſchten Bodens, und friſcher, reiner Quelle die beſte Anlage zur Perlenzeugung haz ben, und überhaupt den Perlenmufcheln gutes Fortkommen und Gedeihen geben. Die beruͤhmteſten baierifchen Perlenwaͤſſer find vorzuͤglich die zween Fluͤſſe, der Regen ( Re- genus) und die Ils (Iliſſus). In dieſen Fluͤſ⸗ ſen, wie auch in ſehr vielen andern kleinern Waͤſſern und Baͤchen ſinden ſich die Perlenmu⸗ ſcheln in zimlicher Anzahl, und waren ehemals, wie und Wilhelm MWeinmann in den Preflauer Daturgefchichten vom Jahre 1725, Clafs, IV. art. 3. p. 70, ‚berichtet , in großer Menge au⸗ zutreffen. Allein durch ‚den frequenten Mufchelz raub, durch die gewaltſamen Mißhandlungen, welche die Muſcheln ſeit langer Zeit her beym Erdffnen ihrer Schalen zur Zeit des Perlenfan⸗ ges von den rohen Perlenfiſchern erlitten, ſind unſere Perlenmuſcheln nicht wenig in Abgang gerathen. Hiezu kommen noch die Waſſerab⸗ leitungen, wodurch die Perlenbaͤche ihr Rinnſaal oft _.— 33 oft verlaffen, und die Mufcheln aus Mangel des Waſſers zu Grunde gehen müffen. Ferner find bier in die Rechnung zu ziehen die vielfältie gen Derdämmungen, welche von böfen Nach: bern an den Perlenwäflern in der Abficht anges legt werden, um die Fiſche in den DPerlenquele len leichter zu fangen, und die Perlenmuſcheln eher zu bekommen. Was aber den Schaden vers gröffert, ift, daß dergleichen Leute die Verdaͤm⸗ mungen. oder. Aufdaͤmmungen, aus Unvorfichtig feit oder Eile, meiftens ſtehen laffen, wodurch die Quellen vertrodnen, und die Mufcheln aus Abgang des Waſſers verderben muͤſſen. Ale diefe Unfuge haben die Derlenmufcheln aus uns fern baterifchen Perlenwaͤſſern zimlich auögerots tet. Eben dergleichen Bemerkungen hat auch ſchon Herr Gißler, Lehrer der Naturlehre am Gymnaſ. zu Hernoſand gemacht, indem er uns in den Abhand. der Schwed. Akad. 24. B. S. 64. verſichert, daß die meiſten koͤnigl. Schwed. Perlenfiſchereyen in den Fluͤſſen und Perlenwaͤſ— fern in Angermannland, Medelpad und Jemt⸗ land theils durch Verdaͤmmung, theils Durch uns C zeitige zeitige Perlenfifchereyen, und ungefchictte Be⸗ Handlung der Perlenfifcher zu Grunde gegangen feyen. Malac Geiger hat fhou im Jahre 1637 in feiner Margarfitologia, ©, 135. über den Man⸗ gel der Verlenmufcheln in unfern daierifchen Per⸗ lenwaͤſſern alfo gefehrieben : Cauffx, cur apud nos margaritarum tanta copia non inveniatur, quanta in India, Perfia &c. diveræ recenfen- tur, & partim Vitio regionis noftr@, partim humane incurie, & malevolentie ad feri- buntur, Palam etenim eft, circa principium Veris plurimos ( penes quos poteftas non eft) Pifeationibus diu noctu que incumbere, fimul que conchulas 'margaritiferas e füa ſtatione & loco movere: tum etiam carnem concha- rum tanquam efcam piſcinm gratiffimam hamis imponere, quo felieius capiant piſces: expil- cantur quoque fubinde ipfas conchas marga- ritiferas, illas que fine ullo diferimine, ig- nari, fint ne Unionum participes, nec ne, aperiunt, iterum que in Aquas proüciunt: guod plane non facerent, fi feirent, carnes illarum concharum etiam nature noſtræ pro cibo — — 35 cibo acceptiffimas & gratiffimas effe, Deni- que conchæ noftte, cum ut plurimum in ri- vis illis, qui molendina alluunt, copiofe fa- tis degant, molitores vero damnum ali- quod ex vi Aqux vel alia cauſſa in molendi- nis. perpefüi, ut illud’commode reparare que- nt, fepius aguas alio dirigant & divertant, proprium que alveum deferere cogant, fit, ut interim 'conche omni aqua deftitutz a moli- torum domelfticis furripiantur, & aperiantur Aut Omnino pereant, & corrumpanter, Hoc idem contingit, quando ruftici campos fuos aquis iftis irrigant, Quas omnes modo re- cenfitas incommoditates neque indicum, ue- que perlicum mare patitur: non mirum ergo quod in Tranguillo & vadofo mari plures per- fecti inveniantur Uniones quam in nöftris Auviis. Denn man num die zerſtoͤrende Haushaltung, und dad unbillige Verfahren anfiehet, das bald aller Derlenfifchery ein Ende machen Tann, fo N man noch bey Zeiten die noͤthigen Vers E23 fügung 36 _:— fügungen treffen, um dem gänzlichen Verfall des baieriſchen Perlenwefens zuvor zu kommen. Zehentes Kapitel. Bon den Farben der Perlenmufcheln. N. Farben an den Perlenmufcheln unferer füfs fen Wäffer, unferer Fluͤſſe, und Bäche find zwar nicht fo vielfah, als bey den Perlenmuſcheln ber See oder Meere; auch iſt ed wahr, Daß uns ſere Slußmufcheln den weiffen, und erhöhten pers lenmuster Glanz der Seemufcheln, vorzüglich der Drientalifchen ,„ Feines wegs vollfommen er- reihen. In zwifchen haben doch unſere Fluße mujcheln, und unter diefen befonders die Vers lenmufcheln auffer der weiffen Verlenmutter oder Silberfarbe auch gelbe, roͤthlichte, bläulichte, olivengrüne Farben oder Strallen, welche fich meiftens vom Schloffe an nach dem Auffern Kane de herunter verbreiten, und zwar etwas matt, aber fehr angenehm unter ſich wechfeln. Mie _—i— 37 Wie aber die verfchiedenen Karben in den Conchylien überhaupt, und fo auch in den Per: lenmuſcheln entſtehen, unterfchreiben die neuern Conchyliologen einhellig der Meynung des alten Plinius r) und behaupten, daß die Farben der Conchylien aus den unterfchiedlich gefärbten Säfr ten des Mufchelthiers herfommen, weil felbft aus diefen Saͤften die Schale gebildet wird, und daher alſo auc) die verfchiedenen Flecken, Streifen, und Züge der Schale entfliehen mäffen. Ehen diefe Meynung hat auch Herr von Reau- mur in feinem memorie for la formation de coquilles fehr weitſchichtig und gruͤndlich aus einander gelegt s), und wer über dad Entſtehen und den Machsthum der Mufcheln nach dem oben erwähnten Bafkularfoftem des Herrn Hofraths Walch nichts einzuwenden Hat, wird auch über die Entftehung der verfchiedenen Farben In den Conchylien Feine ſonderlichen Bedenklichkeiten finden. Daß r) In Cute enim coneharum teftocex colores appa- rent, non aliunde profe&x multicolores & varız, nifi ex variis Humoribus, quibus nutriuntur. Plin. Hife, not. s) Hiltoir del’Acad. roy.des feiences, an. 1717. p: 186. 38 — Daß der Hals des Muſchelthiers, wie im Bremiihen Dagaziv. 11. Th. © 519. zu lefen ift, gemeiniglich die innere Schale der, Conchy- lien Sarbe, iftein Vorgeben, das wenig oder gar feinen Grund hat, und Feiner, auffer aus oben beruͤhrtem Grunde hergeholten Wiederlegung bes darf. Man leſe hieruͤber Schroͤtters Geſchichte der Flußconchylien. S. 104. Eilftes Kapitel. Bon dem Pfauenftein. DJ PR bem ftarfen Zahn der Berlenmufcheln, wovon oben bey der Struktur der Verlenmufchel gehandelt worden, lafjen einige falſche Perlen dre⸗ hen, die ſie zwar wohlfeiler, als die wahren, und eigentlichen Perlen, aber doch eine Schnur vor etliche Thaler wie und Herr CGeoffroi berichtet, verkaufen. um aber find Jubelnkenner aufden Gedanken gerathen, bemelten Zahn, oder viels mehr das ganze knorplichte Schloß am Rande Der * —.— 39 der Muſchel ſchleifen zu laſſen *) und auf einen guten Stein auszugeben,⸗ dieſer betruͤgliche Stein, welcher im dritten Theil des Linneiſchen Naturſyſtems beſchrieben wird, heißt daſelbſt Helmintholitus Androdamas, Gemma e viridi & | Cxruleo nitidifimo pro fitu & & flexione verfus lucem varians, Mytili margaritiferi tendo cardinis induratus & politus hanc gem- mam pr&bet ab Artifieibus elaborandam. Eben dieſer Pfauenſtein, welcher ein undurchfichtiger . ſchoͤner Stein ſcheint, der einen gruͤnblauen ho= hen Glanz bat, und deſſen abwechfelnde Far⸗ ben beym Licht mit der Pfauenfeder eine Aehn⸗ lichkeit haben, wurde vormals, ehe man ihn ken⸗ nen gelerne hat, von Subelierern und Inden als ein Edelgeſtein fehr theuer verkauft. Nach— dem man aber feit einiger Zeit entdeckt hat, daß diefer Stein zimlich locker ift, und die Härz te eines edlen Steines nicht hat, auch nichts anders fey, als der Knorpel oder Zahn der Pere lenmutter, der das Charnier (cardinem conchze) auds *) Es muß aber das Echleifen des Fnorplichten Randes, nachdem derſelbe troden aeworben umd verhaͤrtet iſt nach der queer und über. die Faſern geſchehen. \ —— 40 2 ausgemacht, hat auch der hochberuͤhmte Pfau⸗ enſtein ſein Anſehen und ſeinen Werth verloren. Zwoͤlftes Kapitel. Vom Gebrauche der Perlenmuſcheln. 1. der ungeheuren Menge verjchtedener Gons chylien, welde man feit dreyßig Fahren mehr eines herifchenden Geſchmackes willen, als der Wiſſenſchaft wegen, aus allen Theilen der Welt bis zur Verſchwendung, wie es vor nicht lan⸗ gen Jahren in Frankreich noch Mode war, in Die Cabinete aefammelt bat, ift doch nur die einzige Perlenmutter oder Perlenmuſchel, wels che ihres mannigfaͤlti igen Gebrauched und Nu— bes wegen befondere Achtung verdient; da him gegen die Holländer aus allen andern Arte von Conchylien, deren fie am Etrande des Meerrs immereine Menge finden, nur Kalch brennen t), die Perlenmuſcheln aber, oder vielmehr das iu⸗ nere Perlenmutter derſelben gebraucht man, in dem man es ſchneidet, und ſpaltet, als Einfaſe dem t) Siede buffon Hiſt. nat. tom, XII. p. 52. —_ 41 ſungen und Verziernugen zu verſchiedenen Kunſt— und Galanteriearbeiten, als z. B. zu Clavieren, Stockuhren, Tabatieren, ſouvenirs, Knoͤpfen, Mefsrheften, Roſenkraͤntzen, u. ſ. w. beſonders nimmt ſich das Perlenmutter bey eingelegten Arbeiten ſehr ſchͤn aus, wenn es mit Schild- krot oder Ebenholz verfeßt ift. was die ganzen Derlenmufcheln betrift, haben diefelben auffer ihrer Verwendung zu Audzierung der Grotten zu unfern Zeiten in Europa faft Feinen andern Gebraud) mehr, Mad aber die übrigen Natio— ‚nen in verfchiedenen MWelttheilen von den Pers lenmuſcheln für fonderheitlihen Sebrauh mas chen, haben Tavernier und andere Reifebefchrets ber ausführlich berichtet, Hiemit endet fich, was ich von den Perlenmuſcheln zu handeln für nöthig befunden habe, m RE I Due nn Zwey⸗ ———— (2: Zweyter Abſchnitt. Bon der Perlenfänecke — EEE — 42 Erſtes Kapitel. Beſtandtheile der Perlenſchnecke (Karakter ). 3, jede Conchylie, und fo auch die Pers Rt lenmuſchel von einem Thiere bewohnt wird, fo komme ih nun, nachdem wir die Mus fibel oder das Gehäufe des Perlenmuſchelthlers von auffen und innen betrachtet haben, von dem Thiere felbft zu handeln, welches die Perlenmu⸗ fehel bewohnt, Diefes Thier, wovon hier die Rede ift, wird von den Naturforfchern nad) der allgemeinen Bes nennung der Auftern bald der Conchylienbewoh⸗ ner, bald das Schalthier, oder Muaſchelthier, von den neuern Conchyliologen aber unter dem ſpecifiſchen Name, die Perlenfchnede, genennt, Den —_ 43 Den Karakter der Perlenfchnede zu beſtim⸗ men, ift fo leicht nicht, als ‚einige Neturfors ſcher glauben; denn da fih die Perlenmuſcheln nicht weit difnen, und Die darin wohnende Schnecke nicht hervorkriechen kann, aud) über das mit verſchiedenen Häuten umgeben, mit Sehnen und Adern die Länge und die Queer durchwebt ift, fo möchte man leichter die Bes ſtandtheile der einfhalichten Schneden, als ber Perlenſchnecke aus einander ſetzen und beſtim⸗ men Tdunen. Die ganze Heine Perlenſchnecke, fo wie fie in der Muſchel liegt, fcheint ein Zun⸗ genähnlicher Klumpen Fleisch, welcher weißlicht von Farbe, und längft dem Auffern Rande in zwo Haͤlften getheilt if, Die fihtbaren Theile, welche die Verlens f{hnede, wenn man fie im Waſſer unterſucht, an ſich erkennen läßt, find: der Kopf, der Saug⸗ rüffel (Probofeis) *) der Fuß oder Arm, ver | Bauch ) Der Sengrüffel dient den Perlenſchneck n, und fo den meiſten — yſHalichten Concholien ſtatt des Mun⸗ des, weichen fie, wen fie Nahrung ſaugen wollen, gemsinielich g n Zoll an 8 lan der Muße ve her⸗ vorſtrecken. | 44 5 Bauch, die Zeigungsalieder, bie Barthäute, welche zwey blättrichte Häutchen an jeder Seite des Körpers der Schnede find, welche, wie es ſcheint, gleichfam die Fifhohren oder Lungen ausmachen, womit die Schnecke, eben fo wie die She, Waſſer an fich zieher. Die Innern Theile der Perlenſchnecke, oder Diejenigen, welche man nicht mehr bemerken kann, find, wie fid) analogifch fehlieffen Täßt : der Magen (weil doc die Schnee von Nah⸗ rung lebt, und verbauen muß;) Ferner die Einge— weide, das Herz, die Leber, das Blut ( freys lich nicht rothes Blut, indem die Conchylien, fo wie olle Miürmer und Inſekten unter die Blut: Isfen Thiere gezählt werden, fordern cirkulier⸗ ende dicke Feuchtigkeit des thierifchen Körpers, welche flatt des Blats dient. Auſſer bemelten innern Theilen der Perlenſchnecke wollen einige der Schnee auch Augen, Ohren, Zähne u. |. w. zugeben; allein ich glaube mit Herrn Kaͤſtner u) | daß u) Abhand. der Schwed. Akad. 24:2. ©. 9. —— 45 daß die Conchylien überhaupt Feinen Aufferlichen Sinn, als nur das Gefühl und den Gefhmad haben. Diefe zween Sinne fcheinen Thieren, die ihre Nahrung ſuchen und unterfcheiden, follen, unentbehrlich zu feyn. Es giebt Menſchen, welche fi mit diefen beyden Sinnen begnügen Tonnen, zumal wenn zum Gefühle auch) die Emps - findung mitgerechnet wird, um deren Willen fih auch die Mufcheln einander nähern, Zweytes Kapitel. Zeugungs Gefhäft der Perlenſchnecken. IN Adanfon’s und Bonnet's Beobadtuns gen w) welchen auch Gißler x) Martini, Schrötter, und die mehreften Conchyliologen beypflichten, find die Perlenſchnecken, fo wie alle Bewohner zwenfhalichter Conchylien, Herz maphro⸗ w) Siehe Bonnet. II. Th. Urt. got. ©, 117. nach ber Ueberſetzung von Goeze. x) Abhand. der Schwed. Akad. 24. B. ©. 137. 46 —&— maphrodlten ober Sitten, welde beyde Ges ſchlechte in fi vereinen, Männden und Weib— chen zugleich find, und alfo einander befruch- ten, und befruchter werden koͤnnen. Indeſſen behauptet doch Geoflori y) daß die Flußmuſcheln eine ganz andere Art von Zwit⸗ tern, als die Spitzhoͤrner, und Schneden feyen, dag man bey ihrer Unterfuchung weder weibliz che, noch männliche Gefchlechtstheile bemerke, und dlejelben ihres gleichen ohne Begattung herz vorbringen. Allein Lyonet tn feinen Anmerz kungen zu Leffers Snfeetotheol. 2. Sabhrzang- ©. 312. mat die Behauptung des Herrn Geoffroi ſehr wankend, indem er ſagt: daß bey einem fo ungeformten Heinen Thiere, als eine Fluß— ſchnecke iſt, die Theile, welche die beyden Ges fHlechter bezeichnen, nach ihrer Geſtalt und Las ge fo unkenntlich feyn Fönnen, daß man fie viel- leicht ſehen, und doch nicht erkennen und unters ſchelden kann. Endlich fieht man ja auch an ERS den y) Sn feiner Abhand. bon den Conchylien um Paris. &. 113. nach der Ueberſetzung von Wilhelm Nartini. den Fiſchen unferer Zlüffe weder Ruthe, noch Mutterſcheide, und doch behauptet Nirmand, daß die Fiſche nicht Männchen und" Weibchen find. Mery *) und einige andere halten dafür, daß die Flußmuſcheln ald Zwitter ſich felbft bes frschten. Ein Vorgeben, welcdes der Erfah— rung und der Natur der ————— wieder⸗ ſpricht. Poupart **) endlich glaubt, daß die Fluß: muſcheln von andern Mufcheln befruchtet wers gen. Sit, wie ich dafür halte, nur eine ans dere Meynung — und nichts weiter. Warum, frage ich, follen die Flußmuſcheln nicht von ihs red Gleichen befiucztet werden ? die Erfahrung zeigt, daß unfere Perleumufcheln wirflih nur von ihres gleichen befruchter werden zZ) Indem fie nur einerley Gattung find, und alfo von an dern Muſcheln, welche nicht da find, nicht be⸗ fruch⸗ *, Hift, de l Acad. roy. des ſciences, An, 1710. S. 533. **) Hiſt. de Pacad.roy. des ſciences. An. 1706. S. 74. 2) Man vergleiche hiemit Abhand. der Schwed. Akad, 24. B. 138. — 48 | — fruchtet. werben koͤnnen. In der See oder in den Meeren moͤchte es allenfalls Geſchehen, daß eine Gattung der Muſcheln von andern befruch⸗ tet würde; aber auch hierin dürfte vorhin wies derum lediglich die Erfahrung über Conjeftur pber Zuverläßigfeit entfcheiden. Drittes Kapitel. Von der Heckzeit der Perlenſchnecken. F cherſtem a) und Peter Edins b) Aufſeher der koͤnigl. Schwed. Perlenfiſcheryen berichten, daß fie in den Monaten Julius und Auguſt eine fchleimichte, . milchichte Feuchtigkeit in den Mus ſcheln der Perlenfchneden gefunden haben, vers: mittels welcher fid) Die Schnecken einander bes fruchten folen. Mery und einige andere wollen nichts von diefem Milchſaft wiſſen, und glaur ben, daß die befruchtende Feuchtigfeit in einem Saamenbläschen. der Schneden eingeſchloſſen fey, bis fich diefelben einander nähern, und heden. Nach 2) Anhand. der Schwed. Afad. 24. Th. S. 137. b) Ebenda. 14. Th. ©. 242. 2 49 Nach eigens angeftellten Beobachtungen ha- be ich zwar befonderd in dem Monat Auguſt in unſerm Herzogthumbaleriſchen Perlenmu— ſcheln ein milchichtes Weſen unter der ſonſt zu jederk Jahrszeit in den Muſcheln befindlichen ſchleimichten Feuchtigkeit angetroffen. Ob aber eben dieſe milchichte Feuchtigkeit der Befruch⸗ tungsſaame der Muſcheln ſey, zweifle ich ſehr, und zwar zweyer Urſachen wegen. Erſtens, weil man auch an den Fiſchen und Erdſchne- den zur Laſchzeit der erften, und Heckzeit der legtern eine fehleimichte Feuchtigkeit in gröfferr Maaße, ald zu andern Zeäten, wahrnimmt, ohne daß jedoch jemand bekauptet, daß eben biefe Feuchtigkeit der Zeugungsſtoff derfelben fen. Zweyte us kann bemelte klebende, milchichte Feuchtigkeit an den Perlenſchnecken von auſſen, und an ben Muſchelwaͤnden durch keine Feder⸗ kraft in eine zu befruchtende Muſchel, oder in ein anders individuum von Perlenſchnecken hinuͤber gebracht werden. Ich ſchließe alſo, zwar nur analogiſch, daß die Perlenſchnecken in ihren in: nern Theilen unter dem Bauch ein Saamenbes D baͤlt⸗ [> } — un Hältnid baden, und diefer Saame oder Keim durch eine Schnellfraft von innen aus einer Mus {el in die andere hinüber gebracht werden muͤſſe. Die gewdhnuliche Heckzeit fangt bey unfern Perlenſchnecken, wenn die Jahrszeit günflig ift, und der Minter nicht zu anhaltend gewes fen, um Mitte des Jalius an, und ender mit Ende Auguft, oder in Mitte des September, Die nämlihe Heckzeit bat auch Herr Krey *) Aufieher der Tönigl. Schwed. Perlenfiſcherey im Kieffaud beobachtet, obwohl Peter Edins bes richtet, Daß die Lappländifhen Perlenmuſcheln erſt im Monat September zu beden anfangen. In warmen Ländern aber, welche Fein fo hartes Clima, wie Schweden und Ä Deutichland haben, hecken bie Perlenmuſcheln ſchon im Me: nate Junius. Daber fihreibt auch Plinius de Teltaceis. p. 164. vou den Afrifanifchen Mu⸗ ſcheln: Junio ineunte in coitu has Cochleas vidimus. Pen | DBiers *) Siede Aniderfal s Eericon aller Känfte und Wiſſen⸗ Schalten 27. B. &. 47% * PER... ” —— 5T Viertes Kapitel. Von der Geb aͤhrzeit der Perlenſchnecken. U der Gebährzeit der Perlenſchnecken ver— Fehe ich die Zeit, um welche diefelben als Zwite terthiere ihre jungen, d. & ihre mit einer foͤrm⸗ lichen Muſchel eingeſchloſſenen fuage Perlen— ſchaecken aus ihrer Muſchel verdraͤngen und bie! ielben in einer Quelle, in einem Sluße , oder in Mn See ihrem fernern — Kling — überlaffen. | Dieſe Gebährzelt der Perlenſchnecen zeigt fi) in unſern Perlenwaͤſſern nach Verſchleden⸗ heit eines falten oder gelinden Fruͤhejahres bold ſchon zu Ende März, 6 Bald auch im April, meis ftens aber in Monat Map, wo die jungen Mu⸗ ſchelu, oder Eyer, wie einige wollen, aus ihs ter Mutt ermuſchel in ver Wachsthumsgidße ei: ner Heinen Bohne geworfen, und In bie Quelle verjenr ı werben, % \ 2 Was 5 — Mas die Perlenmuſcheln oder Perlenfchnes cken in Liefland, Lappland, Schottland, und andern beruͤhmten Perlenwaͤſſern fuͤr eine Ge- baͤhrzeit halten, konnte ich durch Leftür biöher nicht in Erfahrung bringen , und bemerfe übers Haupt bey, den Conchyliologen faſt einhellig ein tiefes Stillſchweigen über. die Gebaͤhrzeit, und. über die Art und Weiſe, wie die jungen Mus ſcheln aus, den Alten zum Vorſchein kommen. Selbſt Herr Schrotter welcher die Geſchichte der Flußconchylien mit Vorſatz bearbeitet hat, hat die zwey wichtigen Artikeln „von der Ge: baͤhrzeit ‚bemelter Conchylien, und von. der Wachsthumsgroͤße, mit welcher die jungen Con⸗ chylien aus den Alten hervortretten „ganz und gar nicht beruͤhrt. Indeſſen ſchreibt doch Liſter de.Cochleis fluviatil. Anglie, S. 180. Menſe Majo feturam in mare eijciunt; und Gefner de. aquatilibus. ©. 291, giebt uns über die Ge bährzeit, wienohl etwas dunkel und unbeftimmt, folgenden Beriyt: Ova pariunt, quibus incu- bantes (von ohngefaͤhr) aliquando reperiun- tur Menfe Majo, Eben fo wenige Aufſchluͤſſe über dieſes — 53 diefes Kapitel giebt uns Martini in feiner bh. von den Auſtern. 8. B. S. 3. 4. und Schwam⸗ merdam in feiner Bibel der Natur, ©, 77. Sunftes Kapitel. Bon der N mruus der — | N. Nahrung. der — und fo auch der übrigen Flußconchylien, iſt überhaupt Waſſer und Sand, und endlich, was im Wafs fer in Faͤulniß übergeht, als z. B verfchiedene Kräuter, Wurzeln, Wafferinfeften, u. d. gl. Es muß aber das Waſſer unferer Flußmuſcheln, darunter die Perlenmufcheln die vorzuͤglichſten find, ſuͤſſes Waffer feyn, denn ein falzichtes Maffer würde Feine Nahrung für unfere Fluß⸗ mufpeln abgeben, und die Mufcheln in ſolchem Wiffer zu Grunde gehen. Graf Ginanni und und you Argenville vers fihern, daß vorzüglich die kleinern Fiſche, die in Faͤulniß übergehen , eine Nahrung der Fluß⸗ con⸗ 54 —— eonchylien find, und die Conchyliologen behau— pten einhellig, daß das Thau eine Lieblinge: nahrung der Perlenfshneden ſey c), Einige der neuern Naturforſcher haben eine Fünftlihe Nahrung für die Flußconchyllen auß- findig gemacht, und Schwammerdam bäf fie | mit Sallat gefüttert, Hanov mit Welnbeeren d) und andere: wohl gar niit Rockenmehl. Indeſſen halte ich dafür, daß es unndthig ſey, bie Flußcouchylien, und fo auch die Per: lenſchnecken in ihrem natuͤtlichen, ſuͤſſen Waſ—⸗ ſer zu fuͤttern, indem auch das reinſte Quell⸗ waſſer hinlaͤngliche Nahrung mit ſich fuͤhrt, und es das Anſehen hat, daß die Perlenfchreden ledigs e) Daß das Shau nur eine Nahrung für die Perlen» ſchnecken der Flüſſe und Bäche fern Fan, iſt oben unter dem Kapitel don Bewegung der Pers lenmuſcheln zu erfehen» &) Da die Flußeonchylien ihre Nahrung nur durch ben Saugrüſſel in fih ſchlucken, fo verſteht fich, dab der Sallat und die Weinbeere vorher ın Faͤnlniß übergehen müffen. _.— 53 lediglich keines Schlammes, keiner in Faͤulniß uͤbergangenen Inſekten, kleiner Fiſchen, Kraͤu⸗ ter und Wurzeln noͤthig haben, ſondern nur aus Sand und Wafſer, wie Malac. Geigerus in feiner Margaritol. S. 23. bemerkt, einen Extrakt für ihre Nahrung herausſaugen, od: wohl uͤbrigens die in Faͤulniß übergangenen Waf: fergewächfe und Inſekten, da fie fih mit ver Duelle vermifchen, von den Perlenſchnecken müß fen eingefaugt werben, Gechstes Kapitel. Beſondere Phaͤnomenen der Perlen⸗ ſchnecke. pr Derlenfchneden find überhaupt, ſowohl in der See, als in den Flüffen,, träge Xhiere, welche ihre Lage nicht gerne verlaffen, und wenn fie auch ihre Stelle verändern, und weis ter kreiſen, ſehr kurze Wanderfchaften mir ih: ven Mufcheln machen. Beſonders bemerft man, dag jene Perlenſchnecken, welche Perlen in ih: ver Muſchel halten, ſich ſehr felten mehr bes wegen, 56 8 wegen , und ihre Lage faft nicht mehr verän: dern. Die Urſache von den letztern iſt, wie ich mit ‚Herrn Hofmedifus Taube dafuͤr halte, weil das viele Abſchaͤumen, welches an den Derlenfhneden der See durch die Verwundun⸗ gen der Pholaden und Bohrmürmer , an den Perlenſchnecken der Flüffe aber dur die Mus ſchelbohrer ( eine Art Würmer ) befördert wird, den Schneden seine Art von Krankheit, eine Schwäche verurfachet, fo dag fie zu jeder freyen Bewegung unvermögend und — gemacht werden. So oft die Perlenſchnecken eine Wanderſchaft vor ſich nehmen, gehen ſie mit ihrem Gehaͤuſe jederzeit gegen den Strom. Die Urſache davon iſt, wie ich dafuͤr halte, um ihre Reiſen nach ihrer traͤgen Natur deſto langſamer machen zu koͤnnen, und nicht ſo bald von dem Strome mitgenommen zu werden, als wenn ſie abwaͤrts giengen, indem die Schnecken mit ihrem in den Sand eingehaͤckten Fuß oder Arm (wovon ſchon dfter Erwähnung geſchehen) ihre Muſchel ims mer — 57 mer nach ſich ziehen müffen, und die Schneden ſammt ihrem Gehaͤuſe alle Augenblicke unter über ſich würden gekehrt werden, wenn ſie das ſtumpfe untere Ende, und wicht das ſchmaͤ⸗ lese und langlichte obere Ende ihrer Muſchel gegen den Strom Fehrten, das ift, wen die Schnecken auf ihren Wanderungen nicht gegen die Quelle giengen, Ferner, wenn fih die Perlenmufcheln in ihrem Lager befinden, fo fiehen fie allzeit mit ihrem ſtumpfen Ende, das iſt, auf ihrem Manz de halb geneigt. in dem Waſſer, und mit der Deffnung gegen die Quelle gekehrt. Die bees den Schalen ſtehen bey vollig ausgewachſenen Mufcheln meiſtens 5 Zoll offen, und da be: merft man an den Perlenfchneden ein gleiches Arhembolen, und Bewegung, dabey fich die Schalen etwa zwey Linien’ öffnen, Eben fo läßt fich beobachten, wie die Per— lenſchnecken Nahrung faugen, und wiederum von fi) geben. Die Schnecken fleden nämlich) ih⸗ ven 58 = ren Saugruͤſſel eine Zoll weit zwiſchen beeden gedffueten Schalen herauf , und faugen ſich dann vol an. Nimmt man nun eine folche eben angelogene Mufchel ploͤtzlich ans der uns tiefen Duelle, fo ſieht man, wie die Perlen ſchnecke das eingefogene Maffer durch den Saug⸗ vüffel in der Dicke eines Kleinen Kabenfeders kiels fo lange von ficht ſpruͤtzt, bis fie ſich ges leert, und ihre Mufchel gefchloffen hat. Auch zeigt es ſich in der Quelle, daß die Schnede, fobald diefelbe aus dem eingefogenen Waſſer ihre Nahrung genommen har, dasſelbe in klei⸗ nen Mirbeln und PBlöschen wiederum aus ſprudelt. So oft ein Donnerwetter am Himmel iſt, ſenken ſich die Perlenmuſcheln in die Tiefe, und wenn ſich ploͤtzlich Blitze zeigen, ſo ſchließen die Perlenſchnecken, wenn ſie auch etwas an⸗ geſogen ſind, oder Perlen tragen, ihre Mu⸗ fchel! ohngeachtet des Zwanges, den fie dadurch leiden, mit ungewohn icher Schnelligkeit zu. Eben fo ſenken ſich die Perlenſchneck en am Mor⸗ gen, u Se 59 gen, wenn die Sonne das erfiemal ihre Stra⸗ len ausgieft, in die, Tiefe, obwohl fie ſich, fo lange die Morgenröthe anhaltet , bejonders bey anfsllenden Than fehr gerne auf der Oberflaͤche des Waſſers verweilen; ſehr deutliche, Anzei⸗ gen, wie es ſcheint, Daß die Perleuſchnecken die Blige , und den Sonnenfchein fliehen. Aber warum? Vielleicht dad fie aus einem geheimen Inſtinkt 9) der Natur fürdten , wenn Id fo fas gen darf, daß ihre Frucht, die Perlen, durch einfallende Sonnenſtralen oder dir Blige, wel che denſelben aͤhnlich feinen, nicht bemackelt werden e) nichts von ihrem Fluße ( belle eau) oder Meifte verlieren. Hier ift noch zu erinnern, daß die Perlenſchnecken, da fie ſich bey plöglie hen Sonnenſchein, Blitz und Donner zu fchnell bewegen, um ihre Mufchel zu ſchließen, ihre Perlen *) Diefen Inſtinkt, welchen die ältern Eonchpliofogen an den Perlenfchneden fenfum periculi nengen, vollen die Naturforſcher an den Conchylien aller Arten beobachten. e) Daß die Serlen durch die Sonnenftralen wirklich befiedt und trübe werden, behanptet auch Pli— nius in feiner Hiſt. nat. Lib. 609 u Perlen zuweilen aus der Mufchel iverfen. Das her man dann und wann die Derlen frey im Sande liegend finder f) und auch ſchon manch: mal im Kropfe der Gaͤnſe und Enten angetrofs fen hat, welche gerne Haren, glänzenden Quarz⸗ fand verſchlingen. | Die Perlenſchnecken haben ihre befondere Krankheiten : zuweilen werden fie brandicht (meiftens von Eiſenocher) zuweilen werden fie vom Krebfe angegriffen; auch werden fie waſ⸗ ferfüchtig, nicht felten bekommen fie Berwuns dungen , - Schwinden und Abnehmen , daran glaublich die Pholaden und Bohrwürmer Schuld find. Durch) ſolche Krankheiten gehen die Vers len⸗ 5) Es ſcheint mir aber die ſchnelle, ungewoͤhnliche Bewegung der Perlenſchnecken in erwähnten Faͤl⸗ len nicht die einzige Urſache zu ſeyn, warum hie und da Perlen im Grunde des Waſſers gefunden werden. Wenn die Perlenſchnecken von Perlen, beſonders groͤſſerer Art, zu ſtaxken Druck leiden, oder ſonſt von einer Art Krankhtit befallen werden, oder gar abfiehen , mögen wohl die Perlen aus den Muſcheln verdrängt werden, oder felbit Heraus fallen, und im Saude liegen bleiben. —, 5 61 lenſchnecken großen Theils zu Grunde, und ver: modern, wo fodann ihre beeden Schalen aus⸗ einander fallen, und in der See und in den Fluͤſſen zerſtreut herumliegen, Das Leben der Perlenſchnecken hat in An⸗ Betracht ihres Odems etwas beſonderes. Wenn man eine Muſchel unter die Luftpumpe bringt, fo kann die Perlenſchnecke in einem ſolchen luft leeren Raume vier und. zwanzig Stunde leben, da hingegen Hunde, Vögel, Mäufe u. d. gl. nicht, eine Minute, und felbft die Fiſche kaum eine Viertel Stunde aushalten. — nn — — Drits 62 Re Dritter Abſehnitt au Don der Derfe. | —— —— ie ir Erftes Kapitel. Verſchiedene Benennungen der Perle. Meynuns gen ber alten Naturforfer vom Urſprunge der: Perlen. 2% Perlen haben von den alten, beſonders RL son lateinischen Naturffribenten verſchie— dene Benennungen erhalten. Bald heifien fie Margarite ( vom Griechiſchen uxpyaırys ) bald Maris Lapili, oder Erithraeei Lapides (vom Erithräifhen oder rothen Meere); von andern werden fie Perle (von Pyrulus) ge nennt, weil fie ſehr oft oval, olivenz und Dirms foͤrmig find. Bon Plinius und Solinus aber voerden die Perlen Uniones genennt; entweder weil Die Perlen meiltens nur einzein in den Mufcheln gefunden werden, oder weil gemels niglich Feine Perle der andern fo aͤhnlich ft, daß ſie nicht in Anbetracht der Größe, der ars FL be, _.— 63 be, der Form, der Klarheit, ded Gewichts son einander unterfihieden werden koͤnneu. So viele der alten Naturkuͤndiger über den Urfpiung der Perlen geſchrieben haben, in eben fo viele Meynungen haben fie ih beynahe ges theilt. Ich will nur ein und andere der fons derheitlichiien Meynungen der alten Efribenren über das Entſtehen ter Perlen berägren, und dann zu den Theorien: übergehen, | welche vie neuern Conchyliologen über die Perlenzeugung geliefert haben. Unter ben ſeltſamſten Meynungen der Als ten üder den Urfprung der Perlen jcheint mir jeue des chares Mitylenzus beym Athenzus lib. 7. Hift. eine zu ſeyn, welder de Derlen fuͤr Auſterbeine (Oſtreorum Oſſa) haͤlt. Einige, und unter. dieſen vorzüglich Cardanus, glaubs ten, die Perlen feyen eine Geburt der Muſcheln, und nicht des Muſchelthiers; Daher fahen fie die Perlen für einen außgepreßten Saft ver Mus ſcheln (exprellum Liquorem Teſtæ) oder für Bocken 64 — Bocken (Verrucas) für Auswuͤchſe, unzeitige Geburten (Partus, Abortus) der Muſchelu an, Solinus endlich und Plinius glaubten, daß die Perlen aus dem Thaue entſtuͤnden. Ich wage es nicht weiter Das Cahos der alten Mey⸗ nungen über den Uriprung der Perlen zu durchs wühlen, noch halte ichs für noͤthig, bemelte: Meynungen zu widerlegen, ımd weife meine Le: fer au die Margaritol, des Maiac. Geiger an, welcher ©. 26. fehr gruͤndlich dagegen gefchriee ben hat. Nun auf die neuen Meynungen zu kommen. Zweytes Kapitel. Meynungen der neuern Haturforfcher vom Urſprunge der Perlen. Ehn⸗ der bekannteſten Meynungen der neuern Conchylienforſcher ift jene, welche uns ber um die Conchyliologie fo fehr verdiente Herr Valen⸗ tiny in feinem Mufeum Mufeorum, part, II, cap, 3. P. 22, aus der Erfahrung eines koͤnigl. Schwed. BE — * — 65 Schwed. Aufſehers der Perlenfiſcherey in Liefe land geliefert bat, naͤmlich, daß die Perlen nichts anders ſeyen, als die Eyer in den Mus ſcheln, welche mit zween Fingern fanft müffen gedrückt werden, damit fie nicht ausfriechen, foudern zu Perlen werden. Die Zeit, wann dieſes Erperiment follte gemacht. werden, ift nicht benenut; ed würde aber in unfern Fluß— perlenwaͤſſern der Hornung, da die fogenannten Eyerchen eine etwas mehr dann mittere Wachs⸗ thumsgröße haben, die befte Zeit zu bemelten Verſuche feyn, wenn doc) die vorgebliche Er⸗ fahrung des Herrn Valentiny phyſiſche Wahr⸗ ſcheinlichkeit haͤtte. Als Gegengruͤnde wider — unzulaͤſ⸗ ſige Theorie mögen folgende Bemerfungen dies nen. Ich fihliefe $ entweder geht die Bildung der Derle mit dem Eyerchen durch eine Ausdeh⸗ nung von den innern DBeftandtheilen ded Eyer⸗ chens vor fi), ober durch Veberziehung des Eyer⸗ chens von der ſchleimichten Feuchtigkeit der Schnecke, welche überhaupt old Grunoftoff der Derle angegeben wird. Keines finder flatt. | E Sollte 66 5 Sollte die Bildung der Perle durch Ausdchs nung der Innern Beltandtheile des Eyerchens vor fi gehen, fo müßte in der Mufchel mie- derum eine Schnede , und Feine Perle entftes hen. Sollte aber die Bildung der Perle durch Ueberziehung des Eyerchens von der fchleimich- ten Feuchtigkeit der Schnecke gefchehen,, dann würde niemals eine helle Perle entfichen, ins dem die Beftandtheile des Eyerchens oder das Eyerchen felbft, heterogene Theile unter der glänzenden, halbdurchſichtigen Feuchtigkeit der Schnede wären. Es fcheint nun, dag Herr Valentiny einer fremden, vorgebliben Erfahrung ganz unver: dienten Glauben beygemeffen, und nicht von fih ablehnt, was ihm Herr Zramer in feiner Einleitung zu feinem Regenfuß zur Laſt legt, namlih daß er bie und da fehr aberglaͤubiſch, und eben diefer Urfache wegen nicht zuverläßig genug ſey. Eine —— 67 Eine andere, neuere Theorie über den Urs fprung der Perlen ift jene des Herrn. Gißler, weiche in den Abk. der Schwed. Akad. 24 3. ©. 77. zu finden ift, wo es heißt: daß eine Perle nichts anders fey, dann ein in dem un— term Theile der Mufchel angefangened, -und mit derfelben ſchalenartigen Natur übereinftimes mende?, rundes, ganz reines und klares Perlen⸗ mutterſtuͤcke, das von der Lebensbewegung des Thieres, zugleſch mit den feinen faͤſerchen zur glaͤnzenden Schale zwiſchen die Schichten der lebendigen Schalhaut getrieben wird, und untere wegs fchichtenmeife jährlichen Zuwachs erhält, bis es an eben der Schalhaut Außerften Nand ftehen bleibt, oder unter feinem Fortgang von einem Scheibiyen der Schalhaut zuruͤckgehal⸗ ten wid, und mit ihm an bie Schale feſt waͤchſt. Man muß geſtehen, daß dieſe Theorie ſehr dunkel und undeutlich ausſieht. Es iſt zwar allerdings wahr, daß die erſte Perlenanlage, und ſo auch alle uͤbrige Schichten der Perle, E 2 mit 2 _— a mit der innern Perlenmutterſchale Aehnlichkeit, oder wohl gar gleichen Grundfloff haben. Daß aber, wie Herr Gißler fagt, die Perlen fchich- tenweiſe jaͤhrlichen Zuwachs erhalten, duͤrfte man fragen, woher weis Herr Gißler, daß die⸗ ſes jaͤhrlich geſchieht? Wie endlich eine Perle in feinem: vorgebli⸗ hen Gange vom untern Theile der Muſchel an bis zum obern Rande der Mufchel während feinem Fortgange von einem Scheibchen der Schalhaut zus rüctgetrieben werden, oder mit demfelben an bie Schale anwachfen fol, läßt ſich ebenfalls hart be» greifen. Sch Eenne in der Perlenmufchel fein Scheib⸗ chen , außer von der gefplitterten Perlenmuts terfchale. Sollte es aber auch ein folches Scheibe Ken der Schalhaut wirklich geben, und dasſelbe mit der unausgewachſenen Perle an die Perlen- mutterfchale anwachien, fo würde eine ſolche Perle unbrauchbar feyn , indem fie ſich nicht ohne Verlegung von der Perlenmutterfchale abloͤſen läßt. Eine —— = 60 Eine dritte, mehr auffallende Theorie über den Urſprung der Perlen iftjene des berühmten Herrn Paſtor Chemnip. Nach dieſer Thiere *Rſind die Perlen nichts anders, dann ein Verwahrungmittel gegen die Anfälle der Mufchelfeinde ,„ und Heilpflafter, wenn die Schale tödrlich verwundet iſt. Herr Schrötter (in feiner Geſchichte der Flußconchylien ©. 175.) ſcheint vor allen Theos vien über die Entftehung der Perlen für die Theorie des. Herrn Chemnig eingenommen zu ſeyn. Allein ich muß .befennen, daß mir bes melte Theorie fehr ungenügfam , und nicht aus Erfahrung hergehollt zu feyu ſcheint. Es iſt gar nicht ungereimt zu glauben, ſchreibt Herr Schroͤtter S. 175, daß die Perlen im Fall der Noth gemacht ſeyen, und daß das Thier eine oder mehrere Perlen vorraͤthig haben koͤn⸗ ne, die es ſogleich auf den Ort hinlegen kann, Ki wo Siehe Beſchaͤftigungen der Geſellſchaft Naturfor⸗ ſchender Freunde J. B. ©. 344. 4 70 —$— wo bie Verwundung gefcheben iſt. Ich denke aber, es komme über die Frage, wie eine Perle entfteht, nicht auf Muthmaſſung, Wahr: fcyeinlichkeit oder Glauben, fondern lediglich auf Erfahrung und Beweiſe an. Wenn nun aber die Perlen Verwahrungss mitteln der Mufchel oder Schnee mider ihre Feinde feyn follten, fo müßte wahrhaftig die ganz ze Muſchel von beeden Seiten, die Laͤnge und die Queer mir lauter Perlen verfehen feyn, weil die Außern Feinde, die Pholaden, Bohrwuͤr⸗ mer, Muſchelbohrer, der Muſchel con allen Seiten ſchaͤdlich ſeyn Tonnen, und wie der Yus genfchein giebt, auch wirklich find, indem die Perlenmujcheln der Fluͤſſe ſowohl als der See gemeiniglich auf allen Seiten angegriffen, jers nagt, und bie und da gar durchbohrt find. Sollten ferner die Perlen Heilpflafter feyn, wenn die Schale töötlich verwundet ift, fo dürfe te man fragen, was beſtimmt Herr Chemnig für eine gewöhnliche Lage der Perlen, um dies felben 2% felben im Verwundungsfalle fo ploͤtzlich anf den Ort der verwundeten Schale zu legen ? uud ende lich, was kann wohl die harte Perle fir ein Heilpflafter für die verwundete Schale feyn ? fol eine Perle die Munde heilen oder nur zus deden? Mas macht die Schnecke, wenn Ihre Mufchel an beeden Seiten, an mehrern Orten zugleich Verwundung leidet, und nur eine eins zige Derle in der Mufchel- vorräthig it? Was bat die Schnede für eine Schutwehre wider ihre Feinde, wenn Feine Perle in der Muschel it, oder was hat fie in folchem Falle für ein Seilpflafter für die verwundete Schale? Mer alle diefe Fragen nad) der Theorie des Herin Paftor Chemnitz auflöfen Tann, mag dies felde annehmen. Drittes Kapitel. Defondere Meynung vom Urfprunge der Perlen. Das die Perlen nicht in dem natürlichen, ruhigen Zuftande der Perlenſchnecken in den Mus 72 — Muſcheln erzeugt werden, ſondern durch Ver⸗ wundung der Muſchelfeinde (der Pholaden naͤm⸗ lich bey den Seemuſcheln, und der Waſſerwuͤr⸗ wer bey den Flußmuſcheln) entſtehen, und uͤberhaupt die Perlen im leidenden Zuſtande der Perlenſchnecke ihren Urſprung erhalten, iſt, wie ich dafür halte, außer allen Zweifel. Diefer Meynung find überhaupt, mie ich bemerfe , die franzdfifchen Conchyliologen , und unter" andern vorzüglich Reaumüur und Geoffroi- der jüngere, indem fie ſchreiben: daß der Grunde ftoff der Perlen nichts anders fey, als ein kal⸗ kigter, ausgetrettener Saft der Perlenſchnecke (un fuc. pierreux » ‚epanche de l’animal, ) weicher nothwendig eine Verletzung, eine Ders : wundung der Saftröhrer der Perlenfchnede vors ausſettt. Zieht man ferner die Erfahrung zu Rath, ſo zeigt fih an unſern Fluß Perlenmuſcheln, daß die perlentragenden Muſcheln meiſtens durch⸗ bohrt find, fo daß ſich nicht anders ſchließen laͤßt, — 73 laͤßt, als daß eine ſolche Perlenſchnecke Vers wundung gelitten, und die Erzeugung der Per⸗ len davon herruͤhre, Eben dieſe Beobachtung hat auch ſchon Herr Statius Muͤller gemacht, wie im 6ten Bande des erklärten Llunciſchen Naturſyſtems. ©. 222. zu leſen iſt *), Die Alta nova phyfico-medica Acade- mie cxfare& Leopoldino - Carolin®, No- rimb. 1791. Tom. g. wollen bemelte Theorie durchaus wicht gelten laſſen, und berichten. ©, 172. Dagegen alſo ; reperiuntur margaritze in’ Myis eiusmodi Vermium infultus non exhi- - bentibus, faltem iis in partibus , ubi marga- vite fe oftendere- folent; et vice veria, fe exhibentibus , ubi margarite nunquam fe pro- dunt, Nun aber duͤnkt mich diefe ganze Einwen⸗ dung ſehr ungruͤndlich und unbedeutend zu ſeyn. erh Ä Er⸗ ) Man vergleiche hiemit Heſſelquiſts Reiſen und Bemerkungen. ©. 444. ferner, Spectacle de la nature. à Paris. an. 1752. Tom. 1, p. 250. 74 — Erſtens iſt es falſch, daß ſich unter tauſend aus⸗ gewachſenen Muſcheln, oder unter Muſcheln von mitterer Wachsthumsgroͤße, nur eine ein⸗ zige finden laͤßt, welche entweder nicht verletzt, angefreſſen, zernagt, oder gar durchbohrt iſt. Daß man ferner Muſcheln findet, welche von Waſſerwuͤrmern verletzt ſind, und dennoch keine Perlen tragen, iſt ein Sag, den ich ebenfalls behaupte. Es giebt wirklich nur zu viele Mus ſcheln, welche allenthalben , und an hundert Plätzchen verlegt find, und dennoch feine Per: Ten in fich finden laffen. Es kommt naͤmlich, wenn in einer Mufchel eine Perle entflehen foll, nicht auf die Anzahl, fondern auf die Art der Verwundungen an. & lange die Waſſerwuͤrmer nur auf der Oberfläche der Mufchelichalen ‚gras ben, und nagen, wird ewig Feine Perle in der Mufchel entſtehen, weil die Verlenfchnede, wenn auch) ihre äußere, ſchilfrichte Schale lei⸗ der, noch Feine Verwundung fühlet, und ihre innere Perlenmutterfchale immer noch zur Schu wehre hat, Wenn aber die Würmer eine Mus ſchel — m — 75 ſchel ganz durchbohren, und die Perlenſchnecke an ihren Saftroͤhren, Haͤuten, und Adern ver legt wird, dann muß der Saft aus den Ges fätfen des Thiers tretten, und Grundftoff zu eis ner Perle hervorkommen. Daß endlich, wie bemelte Acta nova ein⸗ wenden, die Perlen nicht eben an dem Plaͤtz- chen anzutreffen find, wo die Mufchel durdy: bohrt iſt, ift die Urſache, weil die Perlen durch die Bewegung der Perienfchnede von ihrem klein⸗ fen Punkte an nad und nach dortbin getrieben werden, wo denjelben die Natur ihre Lage zur Keife oder vollfommenen Ausbildung angewie— fen hat, nämlich) am obern Ende der Mufchel (in Extremitate Conchæ), wo der eigentliche Wohnſitz der Perlen iſt. Eben fo leicht, duͤnkt mich, laſſen fi alle Einwendungen heben, welche man gegen oben angegebene befondere Theorie ber die Perlen⸗ zeugung aufs Tapet bringen mag. Sa ich ges tathe fo gar auf die Verfuchung zu behaupten, daB 76 — daß bemelte Theorie dem großen nordiſchen Nas turfündiger, Ritter won Linne , nicht fremd, geweien fey, da er anf die Erfindung gerathen, die Perlenmuſcheln vergeftalt zu: behandeln, daß fie in Fürzerer Zeit, dann nach Natur, ag zeugten. Viertes Kapitel, Von den Haupteigenſchaften guter Perlen. 9%, den —— welche gute Per⸗ len an ſich haben ſollen, ſchreibt Plinius in ſei⸗ ner Hiſt. nat. Lib, XL 33. alſo, margarita- rum dos in candore, magnitudine, orbe, læ- vore, pondeéere. Die ſchoͤnſten Perlen nennt Plinius uniones exaluminatos, d. i. jene Pers len, welche nebſt ihrer volllommnen Runde, und weiſſer Farbe, hellglaͤnzend und wie Alaun, halb durchſichtig ſind. Die Juwelierer ſagen, eine ſchoͤne, weiſſe, runde Perle muͤſſe helles Waſſer (une belle eau) oder einen ſogenann⸗ ten Fluß haben. — Allein { “os Allein die wenigſten Perlen Haben alle Haupts eigenfchaften einer guten Perle in ſich wereint. Ta? die Form und Figur der Perlen belangt, fo find fie entweber ganz, oder faft ganz rund, and) fehief, und nicht vollfommen rund, mand)= / mal wie eine Birne oder Dive geformet, Eis nige Perlen find auf einer Seite flach und glatt, auf der andern Seite gewölbt oder Rund, das her fie Tympana margaritz geuennt werden. Andere find unten dick und oben zugeſpitzt, wel⸗ che unter den Nämen, uniones facie turbina- ta, Elenchi , vorfommen. ‚Einige Perlen ha⸗ ben Huͤbeln, Runzeln oder Falten, andere find glatt, und von Natur poliert, wie die Edel: gefieine Durch die Kunft, Auf gleiche Meife unterfcheiden fich die. ders len von einander an der Zarbe, Die Perlen find nämlih von verfchledenen Farben. Eini⸗ „ge find weiß , andere gelblicht, auch bleyfaͤrbig. Tavernier ſchreibt fo gar im IT. Ip. feiner Rei⸗ fe nah Dftindien ©. 128, daß du Jardin, ein beruͤhmter Juwelierer, bey feiner Znruͤckkunft von 78 — von Carguaifon in einem ſpaniſchen Kriegs⸗ ſchiffe ſechs volkommen runde, ſchwarze Pers len, wie Gagat, zu ſehen bekommen habe. Indeſſen iſt die weiſſe Farbe die eigentliche, natürliche Farbe der Perlen, und find die ins dianifchen ,„ und arabifchen Perlen meiſtens von weifjer Farbe, So wie fih num die Perlen an ihrer Ges ftalt und Farbe unterfcheiden, eben fo unters fcheidet man fie auch an Ihrer Größe, und Ges wicht, woson noch mehrers wird erwähnt wers den. Sünftes Kapitel. | Bon vrientalifhen Perlen. Ware die orientalifchen Perlen zähle man vor⸗ zuͤglich die indianiſchen, perſiſchen, und arabi⸗ ſchen Perlen. Die Die indianiſchen ober oſtindiſchen Perlen, wozu auch die Perlen aus den Inſeln des indi⸗ ſchen Meeres, ald: der Inſel Eeylon , der mal dioifchen , philippiniſchen, japponeftichen , und chinefifchen Inſeln gerechnet werden, zeichnen ſich vor den weflindifchen oder amerifanifchen Perlen, befonderd an Größe, weiſſer Farbe, und Klaren Fluße aus, Die Perlen von Manar, einer Inſel am indianifchen Meere an der weltlichen Küfte der Inſel Ceylon; die Perlen von Tutufory , einer Halbinfel Indiens dieſſeits des Ganges, find wegen ihrer vollfommenen Runde, und fdönen, hellen Ganze fonderheitlich beruͤhmt in Orient, Die häufisften Perlen aber, welche in Ju⸗ dien gemeiniglich verkauft werden, find die Ders ‚len von Bahren (einer Inſel am perfifchen Meer⸗ buſen) und Catifa (einer Seeſtadt des glüdfes ligen Arabiend ). Diefe Perlen haben einen bel: ‘Ten, und dauerhaften Glanze, fie fcheinen aber etwas gelblicht, und werben deßhalb In ganz Orient — — 80 * Orient nicht weniger geſchaͤtzt, als die Perlen von Manar. Man haͤlt die etwas gelblichte Naturfarbe dieſer Perlen fuͤr ein Kennzeichen ihrer vollfommenen Reife oder Zeitigung, und bemerkt , daß fie ihre Farbe niemals. ändern; dahingegen die weiffen Perlen, wenn man fie vielfältig trägt, befonders in warmen Ländern dur die Hise des Clima, und den Schweife derer, fo fie tragen, nach etweld dreyßig Fabs ren ihre weiſſe Farbe verlieren, und im ein un⸗ angenehmes Gelbe verfallen; nach achzig und hundert Ihren aber fat von Feinem Anfehen und Werth mehr find. Unter den arabifchen Perlen zeichnen fich die Perlen von Ormus und Maffate nicht nur vor den Perlen zu Catifa und Elcatif (zwey Seeftädten befagten Arabiens) fondern, wie Ta- vernier, diefer große Suwelnlenner, behauptet, vor allen orientaliichen Perlen aus, und wer— den für die fchönften Perlen in der Welt gehal⸗ ten, nicht fo faft wegen ihrer Größe, ald mes gen ihren durchfcheinenden, lebhaften, außeror⸗ dentlichen Glanze. Was ——— Se 81 Was die japponeſiſchen Perlen belangt, giebt ed deren zwar ſchoͤne, helle, und fehr groſſe Perlen, deren einige auch von roͤthlichter Farbe find; aber diefe Perlen find, was zu bedatern ift, großen Theils eckicht. Auch finder man im Drieut wenige Perlen aus Jappon zum Vers faufe, weil die Japponeſer die Edelgeſteine mes nig ſgaͤtzen, und ſich überhaupt um Kleinodien. nichts befümmern. — Gehstes Kapitel. Bon oceidentaliſchen Perlen. ci den vecidentalifchen Perlen verfichen bie Conchyliologen eigentlid) die weftindifchen, oder amerikaniſchen Perlen. Diefe Perlen haben mei ftens nicht De Größe, die Weile, und den reinen. Fluß der orientalifhen Perlen, fondern find großen Theild erwas bleyfaͤrbig, doch nicht ohne allen Glanze, und fonderlich vom guten Gerichte, fo daß fie die orientaliihen Perlen in dieier Vollkommenheit weit übertreffen, darz 5 um 32 — um fie auch in großer Menge nach Orient ges bracht, und verkauft werden, Die fchönften occidentaliſchen Perlen find die Perlen aus der Margariten : Fnfel, welde auch deßwegen der Perlen Eyland heißt. Diefe Pers fen übertreffen die Perlen von Comogota, von Ste, Martha und Cubagua , theild ſchon an gu— ter Geftalt, noch weit mehr aber an hellem Fluße, und Gewicht. Die Perlen in der Inſel Cubagua, welche ſich da in großer Menge finden laſſen, haben unter den occidentaliſchen Perlen in Anbetracht ihres Gewichts etwas beſonderes, indem fie ſel⸗ ten über fünf Karate waͤgen, da entgegen ane dere sechdentalifche Perlen manchmal zu dreyßig, vierzig, und noch mehrere Karate waͤgen, der⸗ gleichen Tavernier auf feiner Reife nach Indien im Fahre 1675 eine Perlen von fünf und fünfs zig Karate dem Cha -Eft - Kan, des damaligen Grosmogols Ohelm, verkauft hat. Dle — — 83 Die Urſache, warum die Perlen in Ame— rika überhaupt nicht weiß genug, ſondern bley— faͤrbig, zumeilen auch braun, ſchwarzlicht, und nicht von eimerley Farbe find , wollen einige Naturſorſcher und Neifebefchreiber vom Grund der Eee herhollen, welcher in Occident weit fumpfichter, and die See ſchaͤumiger, und truͤ⸗ ber ii, als in Drieut, Siebentes Kapitel. Ron Europaͤiſchen Perlen. 2 den Europaͤiſchen Perlen find vorzüglich berühmt die Lieflaͤndiſchen, die Finnlaͤndiſchen am Finniichen Meerbufen , die Perlen aus den Släffen von Lappland; ferner die Shoitländts Shen, Baleriſchen, und Vogtlaͤndiſchen Verlen. Es ſind zwar „die Europaͤiſchen Perlen großen Theile, wielsärbig (multicolores) doch finder men nicht ſelten Perlen von zimlicher Weiſſe, und von ſo guten Sluße und Gewichte, Dad fie den JIndlianiſchen Perlen nichts nachgeben, und % 2 die: I 84 u. diefelben an Gewichte, anlebhaften, und daners haften Glanze wohl gar übertreffen. Es were den fih viele wundern, dag man aus Europa Perlen bis in Orient bringt, und die Könige und groffen Herren in Afien die Europäifchen Perlen theurer bezahlen, als man nicht in Eus ropa thut. Es dürfte daher manchem Europäer zimlich begreiflich werden, was uns Herr Schrötz ter in feiner Gefchichte der Fluß Conchylien bes richtet, da er S. 176. alſo fchreibt „Vorur⸗ theile machen es, daß man die Indianiſchen Perlen den unfrigen immer vorzieht, und dieſe nicht fo theuer bezahlen will, als jene. Es iſt Vorurtheil, daß wir immer den entfernten Sachen einen groͤßern Werth beylegen, als den unſrigen; und ich wette darauf, daß unter den fremden Perlen, die wir fo theuer bezahlen müfs fen, manche liege, die in unfern Släffen gefuns den worden ; und Tavernier, diefer große Ju⸗ welnfenner, verfihert, daß einige ausgefuchte Stücke baierifcher Perlen wohl auf tanfend Thazs ler zu fihägen wären, “© Wer von den Euros paͤiſchen, und befonders deutfchen Perlen etz was u Cola 35 was mehrers machzulefen beliebt, leſe Volka- mer’s Abhandlung de veris et perfeetis Mar- garitis in Germania inventis, welche in ben Eph, nat. Curiof. Dec, I, an, 2. Obf, 228. P. 329, zu finden iſt. Achtes Kapitel. Von Herzogthumbaieriſchen Perlen. Von den Perlen in Unterbater fchreibt Malak. Geiger in feiner Margaritologie. ©. 48- alſo: Mergaritze orientales lumine fincere illuftres dicuntur, occidentalibus vero triftiis quædam et nebulofa finceritas ineft ; bavarice fub- inde orientalibus , fubinde occidentalibus æquales funt, Die baierifhen Perlen find, wie alle Euros palfchen Perlen, gemeiniglich nur von der Gröfs fe einer Erbſe oder Coflcebohne; fie laffen ſich aber großen Theils Eleiner, und zuweilen aud) größer finden, Perlen von der Größe einer ſtar⸗ 86 3. ſtarken Weinbeere, oder der Schwalbeneye ſind ſchon oͤfter, befonders in den Myſcheln der Ils, gefunden, und zur Zeit der Paſſauer Fehde, wo die Perlenmuſcheln bey Gelegenheit zimlich ber- genommen worden, manches ausgeſuchte Stüde für hundert Thaler verkauft worden. Die Nürnberger haben Maximilian, dem Erften, zwey auserlefene baieriiche Perlen um hohen Preis angebotien, auf welche entgegen fünfpundert Reichsthaler find gefchlagen worven. Milhelm Weinmann beriktet uns in den Preßlauer Naturgeihichten vom Jahre 1725, daß damals manches Stuͤck baterifcher Perlen um fünfzig Gulden verkauft worden; denn Dies fe Perlen find, heißt es ©. 70. oft von fol- cher Schönheit, daß fie den Orientalifchen nichts - nachgeben. Es dürfte fich daher der Mühe lohnen, in den baierifchen Perlenwaͤſſern, de— ren Produkte in Verfall zu Fommen fcheinei, eine Perlenkultur vorzunehmen , und die Pers Venfifchereyen am Regen, an der Ils, an der Oho, — 37 Oho, und mehr dann ſiebenzig andern Perlen⸗ waͤſſern weit anſehnlicher zu machen, als im Vogtlande, wo ſeit etlich zwanzig Jahren vie Perlenfiſcherey an der Elſter nach dem Bericht des Herrn Hofmedikus Taube mit großem Bors tbeil getrieben wird. Meunfes Kapitel. Bon den größten und berühmteften Perlen. N. Sophi oder König von Perfien Faufte im Sabre 1633 von einem Araber, welcher eben von der Perlenfiicherey zu Catifa zuruͤckkam, eis ne Perle, welche ihn 32000 Tomans gefoftet, die eine Summe von 1400000 Franken außs machen. Diefe Perle, welche ganz birmförmig iſt, hat im Durchſchnitt eine ſtarke Zoll, und in die Länge ı! Zoll. Sie iſt im II. Th. der Heifebefch. des Ritters von Tavernier ©. 141%. abgezeichnet, Eine 38 —_.— Eine Perle, welche ganz eyfoͤrmig ift, und Tavernier auf feinen Reifen am Hofe ded Gross mogols geiehen, hat eine Zoll in die Länge, und z Zoll in die Breite. Diefe Perle hanget an dem Halfe eines Pfauen von Edelgeſteinen fors miert, und kommt ihn auf den Magen, da der Pfau oben in Mitte des großen Throns des Mogols hervorragt. / Eine große, ſchoͤne Perle, wie eine Olive geformt, welche einen ſtarken halben Zoll im Durchmeffer , und 1% Zoll in die Länge hat,s bat ebenfalls Tavernier im Pallafte des Mo— gols geſehen. Diefe Perle pranget in Mitte einer Kette von Schmaragden und Rubinen, welche der Mogol bey Feftinen an feinem Hals fe fragte Serner berichtet uns Tavernier ©. 103, daß ihm der Emir von Vodana in Ormus eine ganz runde, und durchfcheinende Perle fehen ließ, weldhe an Gewicht ı7 Abbas, d. i. 14 Karate und 7 Detaven hielt. Tavernier flug auf — 89 auf diefe Perle im Name des Gouverneur von Surate in Dftindien 60000 Roupies, d, i. 30000 Piaftres; aber er erhielt fie nicht um diefen Preis, indem man ihn verficherte, daß ſchon viele aſiatiſche Fürften weit mehrerd das für gebotten. Phiiipp der Zweyte, König in Spanien, erhielt im Fahre 1579 eine Werle von der Größe eines Taubeney, welche auf 14400 Dus Taten gefchägt wurde. *) Man verglich diefe Perle jener der Kleopatra, welche Plinius auf 24000 Pfunde Sterling's gefchäßt hat. Kalfer Nudolph hatte eine Perle von der Größe einer Muffatnuß, welche, wie Boetius berichtet, 30 Karate wog, und die Nämen, la Pelegrina, l’incomparable , erhielt. Im Taiferl, Cabinet zu Wien liegt eine mehr ald handlange Perlenmuſchel, darin eine Perle fist, *) Siehe Encyc. des feiences etc. Tom, ATI. S. 333. — 90 — ſitzt, die mehr als einen Zoll im Durchmeſſer bat. Dieſe Perle, melde gewiß eine der groͤß⸗ ten tft, fo man bisher entdedt hat, wuͤrde un—⸗ fhägbar feun, wenn fie alle von Plinius anges führte Eigenfchaften einer guten Perle an fi hätte. Allein es fehlt derſelben ſchon an der vollkommnen Runde, und wird von Herrn Hofrat) von Born ald Margarita fubovata be- ſchrieben, wie und Herr Paſtor Chemnig in ſei⸗ ner Fortfeßung des Martinifhen, neuen Con— chylieucabinets. 8. B. ©. 129. berichtet, Sehnfes Kapitel. Bon dem Werthe guter Perlen. Merten, welche einen vorzüglihen Werth has ben, müffen fhön rund, glänzend, und halb durchfichtig ( uniones exaluminati) feyn, Pers len, welche nicht volfommen rund, fondern birn- oder olivenfürmig find, werden ein Dritts theil geringer verkauft, dann vollfommen runs de Perlen, Die Die Derlen werden in Europa durchgängig nah dem Gewichte der Karaten (eine Karate zu vier Grane gerechnet) verfarft. Den Werth ſchoͤner, runder, heller Perlen beftimmt das Dictionnaire de Commerce *) von fünf bis zehn Karsten nach franzoͤſiſcher Münze alſo: Eis ne Perle von 5 Karaten gilt — 37 Livres 10 Sols, ——— A ae 7 — — 1579 — — 3 — ia 9 — — 262 — — 10. -— — 30 — — Die kleinern oder Staubperlen ( femences de peries } welche nicht eine Grane waͤgen, wer: den nad) dem Unzengewichte verkauft, nad gilt eine Unze von "500 ®%erlen — 3 Livres, 30 — — 6 — 150 — — 11 — 100 — — 18 — Ba ZT — SONNE WINTER IT *) Eiehe Encyc. des fciences etc. ©. 388. Eilftes Rapitel, Bon falſchen Perlen, N. Perlen kuͤnſtlich nachzumachen, haben fich in den vorigen Zeiten befonders die Portu⸗ Hlefen und Denetianer befließen. Pulverifierte Derlenmutter durch Vermiſchung mit Eyerweis | oder Sleifchleim (Sarcocolle) eine Art Gummi, zu Kuͤgelchen gemacht, war alaublich der erfte Verſuch falihe Perlen zu mahen. Nach dies fem kamen die Venetianer auf den Einfall die Perlen aus Glas zu machen, und deufelben vermite tel einer Tinktur von Queckſilber Perlen Glanz zu geben. Endlich formierte man Perlen von Wachskuͤgelchen, welde man mit feinen und glänzenden Mundleim ( Colle de poifson) übers 309, und yerlenartig machte. Jadeſſen find die Sranzofen in den leßtern Zeiten in der Kunft falfche Perlen zu machen noch weiter gefoms men, dann die DVenetianer, Ein gewiffer Franzoſe, Janin mit Name, bat eine Methode erfunden kuͤnſtliche Verlen zu mas — 93 machen, welche die Venetianerperlen an aͤchten Perlenglanze und Dauerhaftigfeit weit uͤbertref⸗ fen, Die Art und Weiſe bemelte Perlen zu machen , ift folgende: Man zerfloßt, und pul- verifiert in einem Mörfig, mit etwas Waſſer darein, die Schuppen eines Kleinen Fifches, wel: chen die Franzofen le balbe heiffen, und im Fluß Marne in Champagne fih aufhalter. Die Schups pen dieſes Fiſches haben nicht nur den natuͤrli⸗ hen Slanz wahrer Derlen, fondern verlieren auch denfelben nigt, wenn fie zu einem feinen Taich zerſtoſſen werden, und glaͤnzen wiederum, wie vorher, wenn ſie trocken ſind. Von die— ſem Taich oder Sulze (Talcocolle de poifson) läd) man in ein Glasroͤhrchen, welches oben und unten eine Oeffnung hat , unten aber fpißig ift, fo viel hinein, als noͤthig iſt, um davon eine Glasperle, oder eine Perle von Girafol (eine Art von Opal, oder Glas, welches zim⸗ lich perlenfärbig ift) zu füllen. Wenn nun die Perlen troden find, werden fie ungemein gläns gend, und man bat ferner nichts zu hun, ale die Deffnung der Perle mit weichen, weiffen Wachs 94 — Wachs zu verſtopfen, das uͤberfluͤßige Wachs am Rande hinweg zu nehmen, die Peele mit einer Stecknadel durchzuſtechen, eine Schnur durchs zuziehen, und eine Tour vder Collier daraus zu machen. Eine andere Art kuͤnſtliche Perlen zu machen, oder vielmehr aus falichen Perlen aͤchte Perlen zu machen, follen, wie und Herr Grill *) bes nachrichter, die Eninefer erfunden haben, indem fie aus Verlenmutter Kuͤgelchen drehen, an eine Schnur bangen, und dieſelbe, wenn Die Ders lenmufcheln über die Oberfläche des Waſſers fommen, in die Mufcheln werfen, wo fotann nach einiger Zeit dieſe Perlenmutterkaͤgelchen wehre Perlenart erhalten. Indeſſen halte ich dafür, daß dieje Nachricht noch weitere Beſtaͤt⸗ tigung bedarf. Br 7 Zwlfs *) Abh. der koͤnigl. Schwed. Akad. 4. B. S. 88. F— 95 Zwoͤlftes Kapitel. Bon der Perlenpolitur, und Auflöfung der Derlen. N. Perlen veraͤndern -fieh- durch das Alter nicht nur ihre Farbe, fordern verlieren auch an Glanze, und Gewicht, fo daß einer alten, abs getragenen Derle auf Feine Melle mehr gehols fen werben kann. Hingegen laffen ſich Perlen, welcdye eben oder unlängft aus den Mufcheln find genommen worden, und etwa trübe, gelbs licht , oder ſonſt von Krankheiten und Faͤulniß des Muſchelthiers etwas entfaͤrbt find, reiner, heller, weiffer und glänzender machen, wenn man die feine obere Schichte einer Perlenmuts terichale klein ſtoßt, und pulveriſiert, alsdann erwähnte Perlen in einem Stüc Leinwand, mit Perlenmutterpulver bejyrengt, an die Sonue legt , und fie öfter mir friichen Quellwaſſer aus feuchtet. Auch wollen einige mir Auerhoes bez haupten, daß die Perlen überhanpt reiner und heller werden, wenn man fie den Tauben oder Enten In die Kröpfe ſteckt, und dieſe fogleich toͤdtet, toͤdtet, wenn man bemerft, daß fie die Perlen verfchludt, und in den Magen aufgenommen haben. Um des Perlen hellern und Dauerhaftern Glanze zu geben, reiben die Indianer die Ders len mit einge Art von Reid, welchen fie vorher / zu feinem Mehl zerſtoſſen. In Boͤhmen, wie Malak. Geiger ſchreibt, nehmen die Perlenfiſcher die aus ven Muſcheln gehobene Perlen plöglich - in den Mund, und reinigen diefelben mit dem Speichel, wo fie dann dauerhaftern Glanze ers halten ſollen. Menn die Perlen, wie nicht felten gefchieht, Mafeln an fi) haben , fo willen die Jurelie— ver die Makeln ſammt den Schichten der Perle gefickt abzunehmen, und die Perlen malellos zu machen. Bevor man aber eine folche Ope⸗ ration mit den Verlen vornimmt, muß man feben, ob die Makel in den innern, oder aufs fern Schichten der Perle ſey. Man hebt daher eine makelhafte Perle mit den aͤußerſten Finger ſpitzen — 97 fpigen gegen das Sonnenlicht, und wenn man bemerkt, daß die Makel zu tief inner den Schiche ten der Perle ift, fo legt man fie weg; ift aber die Makel nur in einer der äußern Echichten, fo nimmt man eine, zwey oder drey folche Schichten, unter welchen nämlich die Mafel ift, wit einem ſcharfen Meſſer geſchickt ab, und die - Operation ift vorüber. | Was die Auflofung der Perlen belangt, geht man gemeiniglich alſo zu Werke. Man waſcht die Perlen im friſchen Waſſer, und legt ſie dann in fein geſiehenem Citronenſaft an die Sonne. Nach etwelch fuͤnf oder ſehs Tagen werden die Perlen weich und fließend, wie Honig. Um die Perlen weich, aber nicht fließend zu ma— chen, bedient man ſich eines guten Weineßig, in welchem die Perlen nach * Stunden zim⸗ lich locker werden. & Drey⸗ 98 — Dreyzehntes Kapitel. WVom Gebrauche der Perlen. Man gebraucht die Perlen vorzüglich zu Vers zierungen an Tabatieren, ihren, Kelchen, Mouftranzen , und hundert andern Kurftwerfen, und Gelanteriearbeiten. Nach diefem dienen die Perlen dem fchönen Gefchlechte zum Haupts oder Haarſchmucke, zu Braceleten und Oh— rengehaͤnge. Ferner machte man ehemals aus den Perlen verſchiedene Tiufturen , blancs de perles ‚ zur beliebten Schoͤnfaͤrberey oder Ge: fihtsfultur der Damen. Endlich haben die Perlen, beſond ers die kleinen oder Staubperlen (ſemences de perles) auch einen Gebrauch in der Apotheke, wo man verſchiedent Eſſenzen, und Herzſtaͤrkungen (potions Cordiales) dar⸗ aus macht, auf welche man ehemals hoch hielt, nunmehro aber wenig Weſens und Gebrauch davon macht. | | | Bier: a 99 Vierter Abſchnitt. Von dem Perlenfang. 9a Erftes Kapitel. Don den beruͤhmteſten Perlenftfchereyen in Orient. ine der berübmteften Perlenfifchereyen in (& Dftindien ift jene bey der Inſel Bahren oder Baharem im perfiiden Meerbufen. Dies fe anſehnliche Perlenficherey gebdrte vormals den Porsugiefen an, als fie Meifter von Ormus und Maikate waren 5 nunmehro aber ſteht jie unter dem König von Perſien, feitdem derfelbe mit Beyhülfe der Eugellaͤnder Ormus (eine In— fel in Alten, wo der perfiiche Moerbufen und das arabifye Meer zufommenhangen ) erobert, und die Araber Maſkate (ein Fuͤrſtenthum im gluͤckſeligen Arabien) hinweggenommen haben, Eine andere Perlenfiſcherey iſt die an dem Etrande des gluͤckſeligen Acabiens, von der In⸗ 2 ſel —— — 100 ſel Bahren gegenüber, nahe an der Stadt Ca- tifa, und gehört einem arabifchen Fürften an. Die dritte Verlenfiicherey ift die bey Manar, einem Meerhafen in der Inſel Eeylon. Die Perlen, fo bier gefiſcht werden, zeichnen ſich son den Perlen zu Bahren vorzuͤglich an weiffer Farbe aus. Die vierte Verkenfifcherey iſt die an der jap⸗ poneſiſchen Kuͤſte, welche ehemals ſehr unbe⸗ deutend war, indem die Japponeſer die Perlen und Kleinodien wenig achten; fie fängt aber dermal dennoch an, wie die neuern Reiſebe⸗ ſchreibungen melden, in Gange zu kommen, und vielleicht noch anſehnlich zu werden. Was die kleinern Perlenfiſchereyen in Orient belangt, ſind beſonders die Perlenfiſcherey von Tutukory, welche den Hollaͤndern angehoͤrt, und die von Elcatif, welche unter dem Emir von Elcatif ſteht, vor den uͤbrigen bekannt. Zwey⸗ —ı— zor — Zweyhtes Kapitel, Von den beruͤhmteſten Perlenfiſchereyen in Oceident. De anſehnlichſten Perlenfiſchereyen in Weſt⸗ indien oder Amerika werden alle in dem großen mexicaniſchen Meerbuſen nach der Laͤnge des Strandes von Neu-Caſtilien (terra firma ) ge funden, und find fünf an der Zahl, als: Erſtens die Perlenfifcheren Yängft der Sufel Cubagua, fünf Meilen von Neu: Andalufien. Diefe Snfelift, wie Tavenier berichtet, in gang Drient berühmt, weil darin der größte Perlen: fang gefihieht, obwohl die Perlen nicht von bes fonderer Größe und Gewicht find, Zweytens, die Verlenfifcherey an der Mar: gariten = oder Perlen-Inſel. Diefer Perlenfang ift der fürnehmfte in Amerika , weil die Perlen, fo man da fiichet , die übrigen amerifanifchen Perlen an Größe, und hellern Fluße ( belle eau ) weit übertreffen. | Drit⸗ x02 _—.— -Drittend, die PVerlenfiicheren von Como- gota, unweit der terra firma, Miertend, die Verlenfifcherey von dem Fluße de la Hacha, auch Rencheria genannt. Fuͤnftens, die Perlenfifcherey von Ste. Mar: tha , dreyßig Meilen von Fluße de la Hacha. Es finden fi da vorzüglich Perlen vom ſchwe⸗ sen Gewichte, N Außer bemelten weftindifchen Perlenfiſche⸗ reyen ift in Decident noch fonderlich berühmt ter Derlenfang nahe ben der Stadt Nipehoa, an einem großen See gleihes Namens , in der chinefiichen Tartarey, welche gegen Welten an Rußland angränzet. Diefer Perlenfang gab Ar: laß zu einem Kriege zwifchen Rußland und dem Chinefern, welcher fi) gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts mit folgender Convention geendet bat : daß namlich die Verlenfifcherey der See Nipechoa (weldye fünfjehn Meilen in die Länge hat) zwifchen beede Nationen getbeilt wurde. ——— * 103 wurde, da vorhin jede die Herrſchaft über die ganze See behaupten wolite. Unter die Perlenfiichereyen von Europa zäb: len Tavernier, und mehrere andere Reiſebe⸗ ſchreiber *) meiſtens nur den Perlenfang an der Küfte Schottlands „ und die Perlenfiſcherey in den Fläffen Baierns. Indeſſen hatte doc) Schweden vormals ſchoͤne Perlenfiſchereyen in Liefland (dermal an Rußland gehörig ) und in mehrern Provinzen Nordlands, als: in Jemt⸗ land, Medelpad, Angermannland,, welche aber durch Verwahrloſung, wie uns Her Gißler berichtet, großen Theils wiederum zu Grunde gegangen find. Heut zu Tage hat Schweden noch die Perlenfiſcherey am finnischen Meerbu— fen, und in einigen Fläffen Lapplands. Endlich bat auch) Vogtland von Adorf bis nshe an Plauen eine ſchoͤne Perlenfifcherey in der Elfter, und berrfchen da gute Anftalten, wie und Herr Hofmebdifus Taube berichtet, zum Fortgange des Perlenweſens. Drit— Siehe Encyc des Sciences &c. Tom. XII. €. 383- Drittes Kapitel. Berfchiedene Arten der Perlenfiſcherey. Sy Art und Meife in DOftindien die Perlen zu-fiichen ift folgende: man bindet den Fiſchern oder Tauchern um die Mitte des Leibe ein Seil, von welchem die, fo im Schiffe bleiben, das Ende halten. An dem einen Fuße haben die Flicher einen Stein von 12 bis 18 Pfunde bangen, um fich deſto eher in die Tiefe zu fen= fen, Berner legt man den Fifchern Baumwolle in die Ohren, giebt ihnen einen Schwamm mit Del getraͤnkt vor die Nafe *), winder benfel- ben um die Hände eine Art lederner Handfchus he (mitaines de cuir.) oder giebt ihnen gar eis ne Feile mit, um die an Steine und Klippen angewachfene Mufcheln ohne Befhädigung , und deſto leichter los zu reiffens auch hat jeder Fir ſcher Die Fiſcher, welche am mittellaͤndiſchen Meere Per⸗ Sen fangen, bedienen ſich dermal ſtatt des Scham— men mit Oel getraͤnkt, des beruͤhmten Liqueur's welchen Corn. Drebelle erfunden, und die Eigens ſchaft hat, daß er den Zauchern auf etwelche Mir suten die frifche Luft erfegt. —7— AR fcher ein Neb, wie einen Sad, am Halfe. Mit dieſer Ruͤſtung flürzen ſich die Fiſcher manchmal zwoͤlf Klafter tief in den Grund des Meeres, und wenn ſie nun mehrere Muſcheln in ihren Sad geſammelt haben, oder Athem holen wol- len, ſo ziehen ſie das Seil ſtark an, wo ſie dann ploͤtzlich von denen, welche im Schiffe ſind, herauf gezogen werden, ihre Muſcheln auslee— ven, etwelhe Minuten Luft fihöpfen, und fich fodann miederum in die Tiefe laffen, und diefe mühefelige Arbeit einen ganzen Tage lang forts ſetzen, dabey fie noch fehr oft Gefahr laufen von groffen Meerfiichen angefallen zu werden, wenn ‚fie nicht bey Annäherung derfelben das Waſſer augenbliclich trübe machen, ihren Standort verändern, und das Seil anziehen. Allein ohne geachtet al diefer Worficht gefchieht es doch nicht felten, wie uns Tavernier berichtet, daß die armen Perlenfiſcher eine unglücliche Beute verfchlingender Meerabentheure werden. Die von den Perlenfiſchern geſammelten Muſcheln werden nun am Ufer des Meeres in | | Sand: jo6 a Gandsruben geworfen, and mit Sand zugedeckt, wo fih dann nach 12 oder 14 Tagen, da das Muſchelthier in Faͤulniß uͤbergangen, die Mus ſcheln öffnen, und die Perlen entweder ſchon aus den Muſcheln gefallen, oder doch leicht herz auszunehmen find. Dach diefem nimmt man ein Sieb, fündert den Sand von. den Werlen ab, und läßt die Perlen durch die Perlenſcheide (eine Art Seicher aus Blech gemacht ) paſſie— ren, welche in bie Tiefe ſechs bis acht Abſaͤtze hat, und wo fid) die Perlen nah Propartion ihrer Größe In einem von bemelten Abſaͤtzen auf halten oder durcyfallen. Auf diefe Art werden nun die groͤßern, mittern und Fleinern Perlen geſchwind und fehr genau von einander abge: ſoͤndert. In Weſtindien oder Amerika geht man, wie folgt, alfo zu Werke die Perlen zu fiſchen: zur Zeit des Perlenfangs (wovon im nächften Kar pitel wird gehandelt werden) laufen zehn. bis zwölf Schiffe unter Ejcorte eines Kriegsichiffes ( Armadilla genannt ) von Garthegena aus. Jedes —— — Se 107 Jedes Echiffe hat zween big drey Sklaven, wel: che als Derlenfiiher oder Taucher gebraucht werden. In eines von bemelten Schiffen (la Capitane genannt) müffen jeden Abend alle Mu: fcheln, welche des Tags hindurch geſammelt worden , gebracht werden, damit biefelben in den übrigen Echiffen nicht abſeit kommen. Ue⸗ brigen® geidieht der Perlenfana in Weſtindien faft auf eben die Art, wie in Oftindien, außer daß die Amerikaner in Baͤnken oder Pläben, wo die Spanier nicht fiihen, eine beſondere Deffnungsart haben ,„ und die Muſcheln ins Teuer werfen, damit fie fih ploͤtzlich oͤffuen. Dad Verfahren die Perleumuſcheln in untie— fen Wäffern zu fiſchen, ift Feiner Schwierigkeit unterworfen, und befteht darinn, daß men fie mit den Händen oder Zehen langet. Wenn aber das Waſſer drey bis fünf Ellen tief iſt, fiſchet ran die Mufcheln am befien mit einer Zange auf einer Floͤſſe, wovon und Herr Gißler in den Abh. der Schwed. Akad, 24. B. ©. 71. eine umſtaͤndliche Beſchreibung geliefert hat. Biel 108 —— Diertes Kapitel. Bon den Zeiten des Perlenfange. N, Zeiten die Perlen zu fifchen. find nach Merihiedenheit der Klimate und abwechielnder Jahrszeiten zerfchiedener Weltgegenden nicht eis nerlen. In den orientalifchen Meeren wird das Jahr hindurch zweymal Perlenfang gehalten. Der erſte Perlenfang geſchieht in den Monaten Maͤrz und April; der zweyte im Auguſt und Herbſtmonat. Dieſe Perlenfiſchereyen aber wer— den nicht alle Jahre vorgenommen, und dieje⸗ nigen, welche Perlenfang halten laſſen, ſchicken vorhin an die Baͤnke, wo man fiſchen will, drey oder vier Barquen hin, deren jedes zur Probe einige tauſend Muſcheln holet, und wenn nicht unter jedem tauſend Muſcheln für fünf fanos Cein Halbehaler umferer Münze) Perlen find, fo fifchet man dasfelbe Jahr nicht. Ue⸗ baupt fiihet man im den Jahren gern, wo es viel regnet, und gemelniglich fällt der Perlen⸗ fang in ſolchen Fahren reichlich aus, — — > 109 Ja Amerika pflegt man die Perlen an den Kuͤſten zu fiſchen vom Monat October angefans gen bis Monat März. Die Urſache, warım die Amerikaner niit Schweden, und Deutfchland entgegen gefehte Zeit zum Perleufing Gaben, if, wie leicht zu erachten, Teine andere, als weil Amerika das fefle Land der halben Erdku— gel, die uns entgegen ſteht, in ſich begreift, und som November bis März, (während unfere Falten oder Wintermonate find), in Amerifa die wärmfte Jahrszeit ift, und folglich das Maffer zum Verlenfiichen auch am wärneften,, und den Tauchern am erträglichlien feyn muß. In Schweden, Deutfchland, und fo auch in unfern baieriſchen Perlenwäffern richtete man ſich bisher mit dem Perlenfang ebenfalls mei> tens nach den waͤrmſten Jahrszeiten, welche den Perlenfifchern die erwünfchteften find, weil ihnen. in Mitte ded Sommers das Waſſer am ertraͤglichſten ift, Sudefs. 110 —.— Indeſſen find die wärmften Jahrszeiten ges wiß nicht die natuͤrliche und ordentliche Zeit zum Perlenfange, und gereihen die Verleufiihereyen in Mitte des Sommers unft:eitig zum Ruin der Peclenmuſcheln, und Nachtheil ihrer Fortpflau⸗ zung. Die waͤrmſten Jahrszeiten, wie fchon oben unter den Kapitel von der Hedzeit der Perlegs ſchnecken erwähnt worden, find eben derZeitpunft, wo die Perlenmujcheln ſich paaren, und hecken. Werden nun die Perlenmufden eben zur Heck— zeit aus dem Warjer gehoben „ und gewaltſam geöffnet, fo erhellet vom fich ſelbſt, daß diefe widernagürliche Behandlung der Fortpflanzung der Perlenmuicheln Ichuurgerade entgegen fey. Was aus fo unzeitigen Perlenfifcheregen für boͤſe Fol: gen zu verſchiedenen Krankbeiten uad Abnehmen der Perlenſchnecken, vorgäglid) aber zum Nach⸗ theil dev Perlen-Regalen entſtehen, laſſe ich denen zur Einſicht uͤbrig, welde nähere Kennt: niß Der Perleumuſchel haben. —_.— Yıt Ich wollte allenfalls zugeben, Daß man in der See und tiefen Fluͤſſen etwa zu Sommers anfangd Perlenfang halten mödjte, weil doch das Waſſer in den übrigen Jahrszeiten faſt nicht von gemaͤßigter Kälte iſt, und den Perlenfiſchern, welche fi in die Tiefe laſſen muͤſſen, zu viel Froſt und Eifältung verurſachet. Allein in un tiefen Fluͤſen, In Baͤchen, und feichten Per⸗ lenquellen, wo man die Mufibeln mit ven Hinz den oder Zehen herausholen kann, dürfte man die beiten und natuͤrlichſten Zeiten zum Perlen⸗ fang waͤhlen; dergleichen Zeiten in unfern Baiern wären ‚ von Mitte dee May bis Ende Juny, und von Herbiimonateanfany bis Mitte October, Früher und ſpaͤter it ber Perlenfang in unſerm Rande Immer unzeitig; denn wollte man in den Monaten März, April und Anfangs May Pers lenfaug balten, fo faͤllt ver Perlenfang in die Gebährzeit ber Perlenſchnecken ein. Hielte man in den Monaten Julius und Auguſt Perlenfang, fo füllt derfeibe in die Heckzeit der Mufcheln ein. Wollte man aber In den falten oder Wins termouaten, als: vom Nogember bis Ende Hor⸗ nung 112 —_—_ nung Perlen fiihen, fo würde ſchon die Kälte bes Waſſers eine Hinderniß der Perlenfiſcherey ſeyn, noch weit mehr aber die Lage der Mu— ſcheln ſelbſt, welche in kalten Jahrszeiten nicht mehr am Grunde des Waſſers zu erſehen find, fondern ſich tief in den Sand eingraden, um fich vor Kälte und Gefrier zu ſchuͤtzen. Daß man in unſern balerifhen Perlenwaͤſ⸗ fern nur alle Sechs Fahre Perlenfang hält, hals te id) aus mehrern Gründe für gut. Man würs de aber einen merklichen Vortbeil ziehen, wenn Ä man die Muſcheln unter bemelten ſechs Jahren auch einzeln fiſchen, und auf die Muſcheln, welche am tiefſten liegen, ein beſonders 2 An⸗ geumerk nehmen wollte. Darum weil man die Muſcheln nicht einzeln fiſchet, gehen die groͤß⸗ ten und fcönjten Perlen verloren, und verfal⸗ len in den Grund des Waſſers. Wer über das Verhaͤltniß einer ans gemwachfenen Perle bei one derö größerer Art) mit der Schnecke und Mus ſchel etwas nachdeulen will, dem wird es nicht ſchwer fallen, die Urſache davon zu errathen. Fuͤnf⸗ —— 113 Sünftes Kapitel. Don der Perlenzeitigung, und den äußern Kennzeichen verfelben. Co Artikel, welcher einer der wichtigften in der Conchyliologie der Perlenmnuſchel iſt, vers diente feines weiten Umfangs wegen eher durch eine eigene Abhandlung bearbeitet, als in eis nem einzelnen Kapitel erörtert zu werden. Als les, was fowohl die neuern als ältern Conchy⸗ liologen über die Perlenzeitigung und Kennzeis chen derjelben gefchrieben haben ‚ iſt mehr uns richtig als zuverläßig, mehr Zerrüttung, als Aufklärung, fo daß ich wirklich Mühe finde, mic, aus dem Cahos loszuwinden, und über die VPerlenzeitigung in dem engen Raum eines Kapitels hellere Auffchlüffe zu geben. Sch Hals te es für nöthig, etwelche Fragen vorauszuſetzen, diefelben zu beantworten, und jodann über das Ganze mit einem Blicke zu feben. Sch frage alfo: 1. Wie lange braucht eine Perle zum voll fommenen Wacherhbum? 2. Brauchr die Perle nach vollfommenen Wachsthum noch eine bejons H dere 114 le dere Zeit zur Reife oder Zeititung ? Was heißt eigentlich Perlenzeitigung ? 4. Was giebt es für äußere Kennzeichen, woraus man ſchließen Fan, daß eine Perle in der Muſchel fey? 5. Was giebt ed für derley Kennzeichen von Zeitigung einer Perle? Erſtens. Wie lange Zeit eine Perle zu ihs rem vollkommenen Wachsthum brauche, läßt ſich folgender Urfachen wegen ganz und gar nicht beſtimmen: indem es Perlen größerer, mitterer, und Kleiner Art giebt, und eine Perle manche mal nur vier, fünf oder ſechs Schichten anfekt; eine andere aber zu fünfzehn, zwanzig , und dreyßig Gchichten hat. Ferner feßt eine Perle manchmal in einem Jahre zwey und drey Schich⸗ ten an, eine andere aber nur eine, oder ım zwey und drey Jahren gar Feine, wenn name lich während diefer Zeit die Perlenmufchel, wie ſchon oben im dritten Kapitel des zweyten Abs ſchnitts erwähnt worven, nicht tiefe und wieder hollte Verwundung leider, Zwey⸗ a 115 Zweytens. Daß die Perlen nad) vollkomme⸗ nen Wachsthume noch eine befondere Zeit bis zur Zeitigung nöthig haben, behaupten die neu— ern und Altern Conchyliologen einhellig, Sch aber bin ganz und gar nicht biefer Meynung, und frage Drittend , was heißt eigentlich Perlenzeiti⸗ gung? Ich behaupte, die Perlenzeitigung ſeye nichts anders als vollkommene Kriſtaliſation oder Verhaͤrtung aller Schichten einer Perle, und nicht Ueberziehung der aͤußern Schichte einer Perle durch Perlenmutterglanze, wie die Acta nova Academiæ cæſareæ Leopoldino - Caro- line, 8. Tom. &. 171. beridten. Denn, wenn alle Schichten einer Perle vollkommen Frie ſtaliſiert und verhaͤrtet ſind, kommt weder an der Farbe, noch am Glanze ferner etwas hin⸗ zu zu einer Perle, und muͤſſen alle Schichten einer guten Perle halbdurchſichtig und glaͤnzend ſeyn. Wenn aber ſchon vollkommen ausgewach⸗ ſene Perlen erſt in den Schalhaͤuten beeder Scha⸗ len einer Muſchel, wie die Acta nova vorge⸗ ben, 316 — ben, verſilbert, und perlenmutterartig gemacht werden ſollten, fo haͤtten ja die innern Schich⸗ ten einer Perle nicht deu naͤmlichen Perlenmut⸗ terglanz, wie die aͤußerſte Schichte; und hier ſteht die Erfahrung im Wege, welche zeigt, daß die innerſte Schichte einer Perle den naͤmlichen Verlenglanz, ja fo g. die nämliche Politur, wie die äußerfte Schichte hat ). Wenn die Zus welierer eine Perle, welche in den Außerfien Schichten eine Mafel hat, für eine gute Verle verkaufen wollen, fo nehmen fie, wie ſchon ein: mal gemeldet worden , die Außern Schichten mit einem fcharfen Meffer ab, und die Perle 17 inwendig rein, glaͤnzend, und perlenmutter⸗ artigj wie eine andere gute Perle, welche keis ne Mafel hat. Es laͤßt fich daher fehr zuvers laͤßig behaupten, daß eine Perle, welche ihren vollfommenen Wachsthum erreicht bat, und der ren aͤußerſte Schichte Eriftalifiert oder verhaͤrtet iſt, keiner fernern Zeit zur Zeitigung mehr noͤ⸗ thig habe, indem ſich eine Schichte allzeit ver⸗ Bine — härter, | ) an vergleiche biemit die Hiftoire de l’Acad. roy. an, 1717. ©. 187. 190 — — 117 haͤrtet, ehe fich eine neue anſetzt, und die Innern Schichten einer Perle gewiß alle Friftatifiere find, wenn die äußerfte Schichte verhärtet if, Man kann alfo von vollfommen ausgewachſenen, Frl ftalifierten Perlen fagen, daß fie wirklich zeitig find , wenn ſich auch Fein aͤußeres Kennzeichen, wie fehr oft geſchleht, vou vpllkommenen Mache thume, und Verhärtung aller Schichten derfels ben an der Muſchel erfehen laͤßt. Viertens. Daß man ed einer Mufchel durch Feine Kennzeichen von auffen anfehen kann, daß fie eine Perle im ſich fchließe, wenn nicht die Merle nach Proportion einer mittern, einer hal oder ganz ausgewachfenen Mufchel eine befondes se Wachsthumsgroͤße erreicht hat, halte ich eben falls für entfchieden 3 denn ich finde weder in Anbetracht der Verlenfchnede, noch der Mus fchel eine Urfache, warum fich von einer Tleis nen, halb ausgebildeten, oder vielleicht erft entjiehenden Perle äußere Kennzeichen zeigen folen. Auch von vollfommenen, und andges TR Perlen, aber Heiner Art, laͤßt ſich Außerft Außerfi felten auf das Dafeyn einer Perle in der Mufchel ſchließen. Hingegen iſt ed auch richtig , dad fih von vollkommen ausgewachfe- nen Perlen , befonders größerer Art, meiftens äußere Kennzeichen an den Mufcheln erfehen loffen. Die Urfache davon iſt, weil entweder eine folhe Perle in der Mufchel zu lange Zeit gelegen, oder die Perlenfchnede von der Perle zu ftarfen Druck gelittenhat, wodurd) die Schnes de, befonderd wenn ihre Queerbänder (an wels che gemeiniglich die Perlen anliegen.) fchief ges drückt werden, ihre Muffeln und Sehnen vere ziehen, und ihre Schalen kruͤmmen muß. Fuͤnftens. Sch halte daher für fichere, aͤuſ⸗ ferlihe Kennzeichen, daß eine. Perle mitterer oder größerer Art in der Mufchel vollfommen andgewachfen, und zeitig fey, wenn. die Scha> len der Mufchel verkruͤmmt ſind, wern eine Schale eingebogen , und Die andere gegeüber audgebogen ift; wenn fich die beeden Schalen nicht mehr vollkommen ſchließen ( befonders am obern Ende), oder wenn fich die äußere fchilfe | sige —_— 119 ige Schale der Mufchel in der Größe einer ftarfen Zucererbfe abſchaͤlt. Die Conchyliolos gen wollen mancherlei Furchen , Streifen ‚ Dueers tinge u. ſ. f., ald Kennzeichen der Perlenzeiti— gung an den Mufcheln von außen anfehen. In⸗ deffen halte ich derley vorgebliche Kennzeichen mehr für Zeichen des Alters, als der Frucht: barkeit der Muſcheln. Mer über die Perlens zeitigung und Kennzeichen derfelben ein mehrers nachlefen will, beliebe die Abh. der Schwed. Akad. 24, B. 72. 73. die Margaritol, des Mas lat. Geiger. ©. 45. des Herrn Hofmedikus Tau- be Beyträge zur Naturkunde des Herzogihuns Zelle. S. 82. Schroͤtters Geſchichte der Fluß Conchylien. S. 188. nachzuleſen. Sechstes Kapitel. Von Oeffnung der Perlenmuſcheln, und Ausnehmung der Perlen. FI, aus den in Europa *) gewöhnlichen, gewaltfamen Deffnungsarten der Perlenmufcheln, und *) Die Urt oder Unart, mit welcher die Terlenmufcheln in Oftindien oder Amerika geöffnet werden, iſt fon oben in oem Kapitel von den verſchiedenen Arten der Perlenfiſcherey erwähnt worden. 120 __ und der verberhlicken Methode, nad) welcher diefelden von den rchen Perlenfiſchern beym Erz oͤffnen und Aus nehmen der Perlen behandelt werden, fuͤr die Perlen-Regalen fuͤr Folgen entſtehen, hat Schweden, wie uns Her Gißler berichtet, zum großen Nachtheil erfahren, und Herr Hofmedikus Taube führt ähnliche Klagen über den Verfall des Herzogthumzelliſchen Pers lenweiend , und legt die Echuld davon den ges waltſamen, unmethodiſchen Oeffnungsarten bey. Ich will zuerſt zeigen, was es in Europa fuͤr gewöhnliche Oeffnungsarten der Muſcheln giebt, und meine Bemerkungen darüber machen. Alsdann will ich eine Methode yon Oeffnung der Mufcheln aufs Tapet bringen, welche ich für dienlih halte, um dem Unfug fhädlicher, und beym Verlenfarg bisher gewöhnlicher Oeff⸗ nungsarten der Mujcheln großen Theils abzus helfen, Eine von den in Europa gewöhnlichen Mrs ten die Mufcheln zu oͤffnen, ift folgende, daß man man mit einem Meſſer zwifchen die Schalen hineinfährt, dicht an die Schale hinftiht, und fo zuerft das eine Band (ligamen rotundum ) ablöiet, und wenn fie noch nicht gedffnet wers den kann, auch das andere entzweyſchneidet *). Auf diefe Art geht allemal zum großen Nach— sheil der Fortpflanzung die Perlenfchnede in der Muſchel zu. Grund; denn eine Mufchel auf bes melte Art zu operieren , läßt eben fo abentheuers lich, als wenn ein Accoucheur einem gebäßs venden Weibe Händ und Füffe abſchneiden wolle te, um dad Kind zu erhalten. Eine andere Art die Perlenmuſcheln zu oͤff⸗ wen, iſt dieſe: daß man fich eines Frummen , eis fernen Zaden bedient, die Spige in Mitte der Mufchel, wo der Zahn des Schloffes eingreift, anſetzet, und fo die beeden Schalen mit Gemalt aus einander theift. Nach diefer Methode wers Den entweder die Sehnen oder Bänder, womit Die Schnee ihre Muſchel feft geſchloſſen Halt, $ zer⸗ °) Beytraͤge zur Naturkunde bed Herzogsthums Zelle, VI. Abh. von den Perlenmuſcheln. S. 84. zerriffen, ober die Charniere, der Zahn der Mus ſchel, beſchaͤdigt. In beeden Fällen verliert eis ne Muſchel ihren ordentlichen Schluß, und tragt eben dieſer Urſach wegen keine Perle wieder, weil durch frey eintrettendes Waſſer der Grunds ſtoff zur Perle, namlich die ausgetrettene Feuch— tigkeit der Schnecke, jederzeit ausgeſpielt wird, und folglich in einer ſolchen Muſchel niemals mehr eine Perle entſtehen Faun. Mollte man fich durchaus eines ſolchen eis fernen Zaden zum Deffnen der Mufcheln bevdies nen, fo follte die Spige desjelben unter dem Bauche der Derlenfchnecde, wo die tiefere Höhe Jung der Muſchel, und die fchmälere Seite der Schnecke ift, angefett werden; dadurdy würde wenigftend Fein Theil der Echnede, oder ihrer Sehnen und Häute verleit werden, obwohl ich für Beſchaͤdigung der Muscheln keineswegs guf ſtehen wollte. Ueberhaupt iſt bemelter Zaden ein ungeformtes Juſtxument, das auf die Struk⸗ tur der Mufchel und Schnee nicht anpaflet, unb Pr und feiner Schädlichkeit wegen beym Deffuen der Muſcheln ganz und gar zu verwerfen ift. In Thuͤringen, in den Perlenwaͤſſern des Herzogthums Zelle, und im Vogtlande, wo die Perlenfiſcherey nach dem Bericht des Herrn Hof— medikus Taubé mit großem Vortheil getrieben wird, bedient man ſich einer Art Schraube die Perlenmuſcheln ohne minder betraͤchtlichen Nach⸗ theil zu oͤffnen. Sa den Fluͤſſen Lapplands, und in den Liefr laͤndiſchen Perlenwaͤſſern gebraucht man zu Oeff⸗ nung der Perlenmuſcheln eine Art Zange, ober der Mitte mit einer Schraube verſehen, um die mit den unten gezackten Spitzen der Zange ges theilten Schale eine Zeit lang In einer gewif: fen Entfernung geöffnet zu halten. Man muß gefiehen,, daß dieſes Inſtrument einigen Vor—⸗ theil zum Oeffnen der Muſcheln gewaͤhrt, aber keineswegs ganz unſchaͤdlich iſt, indem dadurch nicht nur die beeden Raͤnder der Muſchel, forte dern auch die innern Schalhaute verlegt werden, Gm 124 _.— Im ganzen genommen, und von allen biös her zum Deffnen der Mufcheln erfundenen In⸗ firumenten, welche ich theild gefehen, theild ges befchrieben gelefen, zu urtheilen,, halte ich da= für, daß fie insgeſamt fehr mangelhaft find, indem ibr Gebranch noch immer ſchaͤdlich ift, Mer ein Inſtrument die Mufcheln ohne Scha> ben zu öffnen angeben will, ftudiere. vorhin die Struftur der Mufchel, den Bau der Schnede, and den Zufammenhang der Mufchel und Schne⸗ de, Ohne diefes Studium, ohne vorläufige, gute Kenntniß der Perlenmuſchel, wird kaum gemand ein taugliches, gefchicftes Inſtrument zu unfchädlicher Deffnung der Mufcheln zum Vor⸗ ſchein bringen, Sch meines Theils halte mit Herrn Gißler *) dafür, daß die beſte, und natürlichfte Oeff⸗ nungsart der VPerlenmufcheln fey, wenn man diefelben mit einer einzelnen Schale öffnet, und bey Eröffnung der Mufchein zur Zeit ded Pers lenfangs alfo zu Merfe geht. Man nehme eine | eins Abh. der Sqwed. Akad. 94. B. ©. 77. ing einzelne Perlenmutterfchale mittern Wachsthums, weßhe noch friſch, und nicht von der Sonne qusgedorrt ift, und nehme einer ſolchen Scha⸗ le an beeden Geiten, und am obern fpigigen Ende die Schneide des fcharfen Randes ein wes nig ab. Alsdenn nehme man die Schale mit dem ſtumpfen oder untern Ende in die rechte Hand, fo daß die klare Verlenmutterfeite ins Geſicht fallt, und ſtecke das Heine fpigige Enz de der Schale ſchief zwifchen und laͤngſt ven bees den Hautlofen Rändern der Mufchel, welche ges öffnet werden fok, bis an das Schloß der Mus ſchel. Indeſſen wird die Mufchel mit der Ins fen Hand gehalten, und nachdem man die bee= den Schalen eines Fingers weit ganz fachte und nachgiebig von einander gebogen hat, fe bringt man den linfen Daum, mit Leder oder Leimvand ummwunden, mitten in die Mufchel queer über die Oeffnung, und unterftüßt zugleich beebe Schalen , daß fie fi) wicht zufammenziehen onen. Nach diefem fieht man ober der Munde oͤffnung an den Nändern nach , ob nicht ober oder unter der Schalhaut eine Perle liegt, wo man man in jedem Falle die Perle mit dem Finger herausnehmen kann chne die Haut loszureiffen, oder zu beichädigen. Liegt aber eine Perle ins ner den Bartbäuten der Schnede, fo zieht man bewelte Häute mit einem Finger ganz fanft gegen bie Munddffnung der Mufchel, um die Merle herauszuheben. Im Fall eine Perl in den innen Häuten der Perlenfchnede liest, kann die Perle obne anatomiiche Sektion, obs ne Ruin der Schnede nicht ausgenominen wers den. Wirft man die alfo geöffneten Mufchele wiederum ins Maffer, fo muß jede Mafchel den ondern Tag mit ihrem flumpfen Ende im Grunde des Moffers feſt fiehen, und ſich mit der Oeffnung gegen den Strom kehren, zum Beweiſe, dag die Muſcheln durch das Deffnen feinen Schaden erlitten haben. Bringt mag bemelte Deffnungsart etwas in die Uebung, fo geht es damit fo gefchwinde, als das Meſſer in die Muſchel zu ſtecken, und die Queerbäans der abzuſcheiden, wodurch die Perlenſchurcken fammt der Mufibel zu Grande gehen. Hie— mit endet fich dieſes Werke, und ich glaube durch durch meine Aufſchluͤſſe uͤber die Perlenmuſchel und ihre koͤſtlichen Produkte zur Zufriedenheit, und zum Vergnügen meiner Leſer alles geleifteg zu haben, was man von mir fodern Tann, 2 RR ; * J 6 Mi N N I Bi —