HERE, EEE TEN Eee Ba a RE RTE me = are REIT. Syn ae MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE BERICHTE US UNGARN. MIT UNTERSTÜTZUNG DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER KÖNIGLICH UNGARISCHEN NATURWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON ROLAND BARON EÖTVÖS, JULIUS KÖNIG, KARL v. THAN. REDIGIRT VON AUGUST HELLER. VIERZEHNTER BAND. 13895 —189%6. BERLIN, BUDAPEST, R. FRIEDLÄNDER & SOHN. FRIEDR. KILIAN’S NACHFOLGER, DRUCK DES FRANKLIN-VEREIN. VORWORT. Nach mehr als fünfzehnjähriger eifriger Thätigkeit hat der erste Herausgeber der «Mathematischen und Naturwissenschaft- lichen Berichte aus Ungarn», das ordentliche Mitglied der unga- rischen Akademie der Wissenschaften, Universitätsprofessor J. Frökuıce, nachdem seine Thätickeit auf einem andern’Gebiete in Anspruch genommen wird, sich bemüssigt gefunden, von der Redaction des von ihm organisirten wissenschaftlichen Jahr- buches zurückzutreten und dessen Leitung anderen Händen zu übergeben. Das Vertrauen der Herausgeber Baron Rotınp FBörvös, Junıus Könte und CARL v. Tuan, sowie das des bisherigen Redac- teurs wendete sich dem Unterzeichneten zu, der mit diesem vier- zehnten Bande die Fortsetzung der Reihe übernimmt. Die Ein- richtung der «Berichte» ist im Ganzen und Einzelnen dieselbe geblieben, wie in den vorhergehenden Bänden, da sich bisher kein Grund für irgendwelche eingreifende Änderung ergab. Den Haupt- inhalt haben in erster Linie jene Abhandlungen zu bilden, welche in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Olasse der ungari- schen Akademie der Wissenschaften vorgelegt wurden, wobei jedoch keinesfalls die in irgend einer der den mathematischen und Naturwissenschaften gewidmeten Corporation in Ungarn vor- getragenen, oder die von einem ungarischen Gelehrten verfassten Arbeiten dieser Wissenschaftsfächer, sobald sie zur Publication geeignet, als ausgeschlossen zu betrachten sind. Ein zweiter Abschnitt der «Berichte» ist der Darstellung der wissenschaftlichen Thätiskeit der ungarischen Akademie der Wissenschaften, hauptsächlich deren mathematisch-naturwissen- schaftlichen Classe, ferner jener der Königl. Ungarischen Natur- * IV VORWORT. wissenschaftlichen Gesellschaft, sowie anderer in mathematisch- naturwissenschaftlicher Richtung thätiger wissenschaftlichen Ver- einigungen und Institutionen gewidmet, wobei jedoch den beiden an erster Stelle genannten Institutionen: dem ersten wissen- schaftlichen Institute Ungarns: der Akademie der Wissenschaften und der durch ihre fast 8000 Mitglieder über sämmtliche intelli- gente Schichten des Landes verbreiteten Königl. Ungarischen Naturwissenschafllichen Gesellschaft, den Unterstützern und Er- haltern dieser «Berichte» die vornehmste Stelle einzuräumen ist. Den Schluss des Bandes bilden einige Buchbesprechungen über im Laufe der letzten Jahre in ungarischer Sprache erschie- nenen Werke. Durch den Wechsel in der Redaction hat sich das Erscheinen dieses XIV. Bandes leider in unliebsamer Weise verzögert. Es soll deshalb der XV. Band in kurzer Zeit nachfolgen. Budapest, 1. Juni 1898. Prof. August Heller, Oberbibliothekar und ordentl. Mitglied der ungar. Akademie der Wissenschaften. [8S} 18. 19. INHALT DES XIV. BANDES. Abhandlungen. Bea von Bırrö: Über Farbenreactionen der Aldehyde und Ketone . B£ra von Bırrö: Ein Beitrag zur Kenntniss der «-Sulfonormal- capronsauregundtıhrerspalzen Ir 07 20 ee ee Gustav von RIGLER: Die chemischen es erekllor ischen ae schaften des Donauwassers EL a en LIE REN ER AL a a FR 5 . Anoıs SCHULLER: Zur Deutung der Röntgen Ge "Strahlen Au HERMANN Strauss: Der Einfluss des Gasdruckes auf die Röntgen- schen Erscheinungen _ _ _ a Nr RS EN . Anton Apr: Über die MI Eneteiscnsieine Sa en Melenete im Eisenerz-Lager bei Moraviza - -_ _ _- _- _. _ . Gustav Ravos: Adjungirte quadratische onen WERE AN EMERICH LÖRENTHEY: Beiträge zur Decapodenfauna des ungarischen Tertiärs_ N EEE A aa hs . Gustav Ranos: Zn Tnsone der afeneten ala Formen . Tuomas Kosuriny: Änderung des Volumens einer Flüssigkeit in Holoender alkoholischen Garunen so een . TaomAas Kosurtiny: Untersuchungen über die Entstehung des Dilanzeneiwersse sa on N EEE RE ENE (U . CArL von Tuan: Über eine Compensationsmethode der Gaso- DITETTEM BRITEN ERERER EN ee. WER RER SEN AMREREINE USE AeE N eE . BELA v. Leneyen: Beiträge zur Chemie des Caleciums _ _ _ . ARMAND DesipD. HERZFELDER: Johann Cementes, ein ungarischer Ohenmnilker dies VL Jahrhumndeng. — 22 22 22 22 22 ee . Desırt Korva: Über eine elektrische Lichterscheinung _ _ __ . J. HeeyrokyY: Die unteren und oberen Luftströmungen über der umsanischenslliefebemer tn eu ea en Rau . JOHANN von CsIkY: Die Nervenendisungen in den glatten usa TASCHE RR J. HEGYFoXY: Wasserstand der Flüsse und Niederschlag in Ungarn 2 JosSEF KÜRSCHAK: Über eine Classe der partiellen Differential- Glerchungenwrwetter Ordnuner a a na en a Seite 116 vI INHALTSVERZEICHNISS. Sitzungsberichte. Seite I. Sitzungen der III. (mathematisch-naturwissenschaftlichen) Classe der Ungarischen Akademie der Wissenschaften _ _ _ _319 Den 21. Januar 1895. Jur. Köni. Beitrag zur Theorie der bestimmten Integrale. — ° Eu. Dapay. Über die anatomischen Verhältnisse von Cyprois dispar. — K. Tanz. Horizontal-Schwingungen von grosser Amplitude im Kraftfelde der Erdgravitation. — A. Szını. Bei- trag zur Lehre vom binocularen Tiefsehen. — A. LANDAUER. Über die Structur des Nervenepithels. — Franz TanGL. Unter- suchungen über das vasomotorische Nervensystem _ _ _ __ 319 Den 18. Februar 1895. Gusr. Rapos. Über semidefinite quadratische Formen. — Run. v. KövssLigeruy. Über eine neue Morphometrie der Erdober- Hläche. — B£LA v. Brrrö. Chemische Zusammensetzung der reifen Paprikaschote. — J. Hreyrory. Über die Geschwindigkeit der oberen und unteren Euttströmungen Na Den 18. März 1895. Ant. KHernpr. Graphische Theorie der Versteifungsträger der Ketten- und Kabelbrücken. — Jur. Istvänrrı. Mykologie von Clusius. — K. Fuchs. Neue Art der Darstellung der mecha- nischen Arbeit. — Des. Korva. Über ein kohlenverzehrendes thermochemisches, Blemeng 072 eo Den 22. April 1898. C. v. Szıry. Periodieität der primitiven Wurzeln. — J. Könıc. Die Dichtigkeit derin der Theorie der quadratischen Reste auf- tretenden Primzalreihen. — Lan. Kurczinsky. Über die Theri- dioiden Ungarns. — ALFR. RICHTER. Anatom. Verhältnisse von Cudrania, Plecuspermum und Cardiogyne _ _ _ _ _ _ 34 Den 20. Mai 1895. M. Reruy. Prineip der kleinsten Wirkung. — STEFAN BUGARSZKY. Quantitative Trennung von Brom und Chlor. — A. RıcHTER. Anatom. Untersuchung über die Artocarpeen _ _ _ _ 39 Den 24. Juni 1895. Thom. Kosuräny. Ein neues Wein-Ferment. — MıcH. BAUER, Theorie der quadratischen Formen. — A. D. HERZFELDER. Über Phionaphtalın und) seme Derivate 2 a I Tor Den 21. October 1895. Ru». v. KÖvEsLIGETHY. Neue geometrische Theorie der seis- mischen Erscheinungen. — Aukx. Schaipr. Über die Gleichheit der Flächenwinkel verschiedener Formen im regulären Krystall- system. — JuL. VAryı. Mehrfache Involutionen in der Ebene. — Lap. MENnYHÄRT. Meteorologische Beobachtungen in Boroma. — Den Den Den Den Den Den INHALTSVERZEICHNISS. EMERICH Szarvasy. Neuere Arsen-, Selen- und Arsen-Selen- Schwefelverbindungen. — Nic. Szücs. Zur Theorie der äusseren Iräktenderiräger Ban we es 2 ER ea 18. November 1895. Nicor. v. Konkory. Project einer meteorologischen Gipfelstation auf der Schlagendorfer Spitze. — Jur. Könie. Der Reciprocitäts- satz in der Theorie der quadratischen Reste. — G&zA v. MIHÄL- Kovics. Die anatomischen Kunstausdrücke. — AUG. SZEKELY. Untersuchungen über die bacterientödtende Fähigkeit des Blutes. — Des. Korpa. Über eine neue Methode der Bestim- mung des Wirkungsgrades der Transformatoren __ 16. Dezember 1895. Taom. Kosuriny. Studien über Gärung. — THom. KosuTänY. Mittheilungen über die Bildung des Pflanzeneiweisses. — FERD. GRUBER. Zur Theorie der Fermat’schen Congruenz. — FRIEDR. Konz. Neue Producte der asymmetrischen Metanitro-Salicylsäure 20. Januar 1896. Gusrt. Rapos. Adjungirte quadratische Formen. — Ien. Kur- LÄNDER. Erdmagnetische Messungen in Ungarn 17. Februar 1896. GrzA HorvArH. Ein neuer Insectenfeind der Weisstanne. — Anton Apr. Natürliche Magnete im Moraviezaer Eisenwerke. — Gustav v. RiGLEr. Bacteriolog. Eigenschaften des Donauwassers bei Budapest_ 16. März 1896. GEZA v. MiHAuKovIcs. Entwicklung der Nase. — ALOIS SCHULLER. Röntgen’sche Strahlen. — Bra v. Lenever. Beiträge zur Che- mie des Caleiums. — FRrıEpr. Konex. Die Hydroderivate der China-Alkaloide ._ 20. April 1896. Baron RorLannp Eörvös. Untersuchungen über Gravitation und Magnetismus. — Carı v. Tuan. Compensationsmethode der Gasometrie. — Lupwie v. THANHOFFER. Instrumente und Me- thoden. — Mor. Rerny. Verallgemeinerung des Prineips der kleinsten Wirkung und des Hamilton’schen Prineips. — GUSTAV Ravos. Zur Theorie der adjungirten bilinearen Formen. — JAK. Heeyrory. Luftströmungen über der ungarischen Tiefebene. — Joskr Szas6, Function der Milchdrüse. — JoH. ScHoucz. -Ver- halten des Magen- und Gedärmepithels gegenüber von mecha- nischen Einwirkungen. — Bkra Fenvvsssy. Wirkung des Diph- therie-Toxins und Antitoxins. — Des. Korpa. Elektrische Licht- erscheinung. — Herm. Strauss. Einfluss des Gasdruckes auf die Rönteen’schen Brscheinungsen - . _ vıI Seite .. 323 .. 325 325 (38) [8S} {er} (98) [85] | . 329 VIII INHALTSVERZEICHNISS. Den 15. Juni 1896. Orro Hrzrman. Über den ornitholog. Nachlass Petenyis. — Tırus Csörgey. Monographie des Pastor roseus. — JoH. Csıky. Die Nervenendigungen in den glatten Muskelfasern. — ALEXANDER KoräAnyI. Untersuchungen über osmotischen Druck der thie- rischen Flüssigkeiten. — PAuL TerraAy. Einfluss des Oxygen- gehaltes der Luft auf den Stoffwechsel. — Aug. HIRSCHLER und PAUL Terray. Verhältniss der Darmfäulniss und Fettaufsaugung bei einem an Gallenfistel erkrankten Hunde Den 19. October 1896. Eue. v. Dapay. Die Fadenwürmer der Süsswässer Ungarns. — Rup. v. KövssLicerny. Über Perturbationen in mehrgliedrigen Planetensystemen. — Jun. VAÄzyı. Über mehrfache Involution. — Tmom. Kosuräny. Gewicht- und Volumveränderungen bei der alkoholischen )Gärunsona 2 a sr a Bea Eee Den 16. November 1896. Eue. v. Dapay. Mikrofauna der Tätraseen. — Jun. Könze. Theorie der algebraischen Formen. — A. Drsipd. HERZFELDER. Johann Cementes, ein ungarischer Chemiker des XVI. Jahrhunderts. — FRANZ GEBHART. Einfluss der Nahrungsaufnahme auf den Stoff- wechsel. — ARTHUR Irsaı. Biologie der Schilddrüse Den 14. Dezember 1896. ANTON KHERNDL. Graphische Theorie der mehrfach gestützten Bogen und steifen Hängeträger. — Jos. FoDoR und Gusrt. v. RIGLER. Untersuchungen über die Basieität des Blutes. — ALFR. RICHTER. Die Wasserrose des Niles in der ungarischen Flora. — Ru». Franck. Über die Chlorologiumarten. — Des. KorDA. Mikroskopische Untersuchung des zu Elektromagneten verwen- deten Stahles II. Fachsectionen der Kön. Ung. Naturwissenschaftlichen Gesell- schaft SÜNDE ON A) Fachconferenz für Zoologie: 9-März 189987 « « « 6:,Apral 189988, = A ee « « « 128 Oenolian Men. > 0 zu . November 1895 . Dezember 1895 __ . Januar 1896 . Februar 1896 . März 1896 _ . April 1896 . Mai 1896 Sn . November 1896 __ . Dezember 1896. zZ a En a zZ = ES ES SS 8 58 a NS Se IS GO m Seite . 381 . 331 . 392 INHALTSVERZEICHNISS. IX Seite B) Facheonferenz für Botanik: 9. Januar 1895 34% « « « 13. Februar 1895 346 « « « 13. März 1895 __ 348 « « « 3. April 1895 349 « « « S. Mai 1895 350 « « « 13. November 1895 __ s3dl « « « 11. Dezemher 1895.__ 359 « « « S. Januar 1896 __ 353 « « « 12. Februar 1896 354 « « « 11. März 1896 359 « « « 8. April 1896 __. 359 « « « 13. Mai 1896__ ER 359 « « « 11. November 1896 360 « « « SNDezemberalsIo0 ner 7350 C) Fachconferenz für Chemie und Mineralogie: 29. Januar 1895 __ 360 « « « « « 96. Februar 1895 361 « « « « « Dr, Meier ID — Bl « « « « « 30. April 1895 __ 362 « « « « « 98. Mai 1895 __ 363 « « « « « 99, October 1895 36% « « « « « 96. November 1895 365 « « « « « 17. Dezember 1895 365 « « « « « 31. März 1896. 366 « « « « « 98. April 1896 _ 367 « « « « « 9%. November 1896 367 « « « « « 32. Dezember 1896 368 D) Facheonferenz für Physiologie: 21. Januar 1895._ 368 « « « 99. Januar 1895 __ 369 « « « 96. Februar 1895 370 « « « 19. März 1895 ae 371 « « « ya SED 3729 « « « 30. April 1895 3729 « « « 98. Mai 1895 Se « « « 5. November 1895 379 « « « 3. Dezember 1895 __ 373 « « « (0, Dezember 195 =. = a1 « « « Iamezember 189920 2 Pr 57r « « « 14. Januar 1896 __ 374 « « « 4, Februar 1896 37% « « « 10. März 1896 374% « « « 16. April 1896 __ 374 « « « 98. April 1896 315 « « « 96. Mai 1896 -. 315 X INHALTSVERZEICHNISS. Seite Facheonferenz für Fhysiologie: 27. October 1896 _ _ _- — 532 « « « 17. November 1896. 77 2 as IIa. Populäre Vorträge (Naturwissenschaftliche Abendvorlesungen und Vertragseyclen) ne. 1.2 U a N ee ir Bericht über die Thätigkeit, den Vermögensstand, die Preis- ausschreibungen u. s. f. der Ung. Akademie der Wissen- schaften und der Kön. Ung. Naturwissenschaftl. Gesellschaft. I, Ungarische Akademie der Wissenschaften. 1895 __ - - — -. 377 LV. feierliche Jahresversammlunge: = Rrötnunesrede des Präsidenten Pr 9 Jahresbericht, des General-Seeretars a ee 3. Vermögensverhältnisse: A) Vermögen der Akademie Ende 184 _. _ _- _ 3% B) Einnahmen « « « ee 2) GC) Ausgaben « « « « eu 25h D)> Voranschlas fürslegon rn 4. Mitglieder-Bestand der Akademie 1895 _ _ _ _. _. 838% 5. Akademiebibliothek 0 0.2 2. u Eee 6 Breisausschreibungenlsg Be 1896. Feierliche Jahresversammlung : IS Bröffnunssreder dest Bräsıdentene N 2. Jahresberieht des Generalseeretärs _ . _ _ . 32 3. Vermögensverhältnisse: A) Vermögen der Akademie Ende 1895 ._ _ -— — - 3% Bj), Einnahmensimlahresis go Er G) Ausgaben « «1895 2 Nee ee D). Voranschlaenrun.tsgon a ee ee 36 4. Mitgliederbestand der Akademie 1896 _ ._. - _ . ... 396: 9 Bibliothek Sa en an re 6. Preisausschreibungen der Rome 1896 ae 7. Bericht über die Goethe-Sammlung der Akademie _ _ 400 II. Königl. Ungarische Naturwissenschaftliche Gesellschaft _ _ .. 404 Jahresversammlung 1895: 1. Brofnune, dureh den Präsidenten sr 2 Bericht des, ersten Se cretäArs er 3. Cassenberieht.. ...). _., 2 u Meg u N 2 A. Be echt NEN ES . Zilil >. Revision der Casse und der Balblaoihe . un „ all 6. Neue Geschäftsordnung für die onen der ka 412 7. Preisausschreibungen _ __ BRBE a u a A S. Bureau und Ausschuss der Gesollechaftn St Ale INHALTSVERZEICHNISS. xI Seite Jahresversammlung 1896: Brofmung=durehr den Präsidenten ı_ .. en men, Ale 9a Berichides ersten Seeretärs u a EN ne rt S@assenbericht a ana nt. AL AG 48 Bibliotheksberieht 7.00... mama a ee ALT, 5. Pretsansschreilängenl W a Ay! 6. Bureau und Rusechens der Gesellschaft, N ne LE EL Buchbesprechungen _ _ le) 1. CARL von THan: Klemente der fell Moe, je N ANNN) 2. IGnATZ KURLÄNDER: Erdmagnetische Messungen in den Län- dern der ungarischen Krone (1892 —18S%4) _ — — — . 424 3. SIGmunD Röna: Der Luftdruck im ungarischen Herche von ISIS SHRR ASK. RP EN Be BR at 715, 4. WouLreang BoLyar: Tentamen juventutem studiosam in ele- menta matheseos purz ete. Editio Secunda _ __ . 426 5. I. Frönuıcn: Handbuch der theoretischen Physik. IT. Baadı Der Dynamik erster Theil: Grundbegriffe und Dynamik dessmatexiellen Bunetes ra u a a ee 12S NAMENREGISTER.* Agr A. Magneteisensteine in Mora- vieza 75. — Natürliche Magnete 326. AIGNER L. Lepidopterolog. Beobach- tungen 334. — Ponoriezer Höhle 343. AssörtH A. Bestimmung des Schwe- fels im Pyrit 361. — Bestimmung des Schwefels in organ. Verbin- dungen 364. BAuErR M. Quadrat. Formen 323.* Beck S. Wasser-Bacterium 372. Beneoikt H. Cystin im Harn 375.* Bırrö B. Farbenreactionen der Alde- hyde und Ketone 1. — Beitrag zur Kenntniss der «-Sulfonormal- capronsäure 11. — Nachruf auf Kekule 367.* Chemische Zu- sammensetzung der Paprikaschote 321. setzung des Paprika 361. — Far- — Chemische Zusammen- benreactionen der Aldehyde und Ketone 366. — Legat’sche Rea- senzwirkung. 368. BöravA. Nährwerth der Tafelöle 375. BorgAis V. Floristische Miscellen 351. — Beiträge zur Budapester Flora 352. — Andenken W. Scher- fels 359.* BucHBöck G. Teplicezaer wasser 361.* Mineral- * Der Stern * bedeutet, dass geführt ist. BUGARSZKY St. Trennung von Brom und Chlor 322.* — Quantitative Bestimmung des Chlor und Brom 363. CHYZER C. Skorpione Ungarns 344. Csıky J. Nervenendigungen in den glatten Muskelfasern 214, 331. Csörcey T. Pastor roseus 331.* DapayE. Cyprois dispar 319. — Fa- denwürmer Ungarns 331. — Mikro- fauna der Tätraseen 332.* — En- tomologische Sammlungen 339. — Fische des Plattensees 343. DesEn A. Prangoscarinata 359. — Neues Umbilliferengenus 353. — Neue Pflanzen aus Albanien 360. DietL E. Caracus Linn. 343. Donoginy Z. Hzmochromogen 375.7 EnTz G. «Goldiges» Wasser 333. Börvös B. R. Gravitations- und erd- magnetische Messungen 329. Ernyer E. Hydrogentellurid 368. Fenvvsessy B. Diphterie-Toxin und Antitoxin 330. FILARszky F. Anthocyan 348. Fıarowsky L. Wurzeln der Lunaria 350. — Mikrophotograph. Combi- nation 359. — Ungarische Pflan- bloss der Titel der Abhandlung an- NAMENREGISTER. zen-Namen im XV. Jahrhundert 360. Fisch A. und Mörıez RE. Kochsalz- gehalt des Urins 372. FoDoR J. und RıGLER G. Basicität des Blutes 339. France R. Höhlenbewohnender Pilz 347. — Neue Algen in Ungarns Flora 359. FRIEDRICH W. und TAUSZKF. Caisson- krankheiten 373.* Fuc#s K. Mechanische Arbeit 321.* GEEHART F. Einfluss der Nahrung auf den Stoffwechsel 332.* GOLDBERGER L. Imitation des Tür- kischroth 361. GOLDZIEHER W. 371. Krankhafte Persistenz d. Nachbilder 371. — Optische Sin- nestäuschung 371. Grösz J. Stoffwechsel bei Neugebo- renen 379.* GRUBER F. Fermat’sche Congruenz 395.* Isch@emia retinz HEGYFory J. Luftströmungen in der ungar. Tiefebene 197. — Wasser- stand der Flüsse und Niederschlag in Ungarn 239. — Geschwindig- keit der Luftströmungen 321. — Luftströmungen über der ungar. Tiefebene 330. HERMAN OÖ. Ornitholog. Nachlass Petenyi's 331% — Über Zugvögel 239. HERZFELDER A. D. Joh. Cementes 189, 332. — Thionaphtalin 393.* HIRSCHLER A. und TerrAay P. Darm- fäulniss 531.* — Darmfäulniss und Fettaufsaugung 375.* HorvATH G. Insectenfeind d. Weiss- tanne 326. — Goldtragende Wein- trauben 333. — Ungar. Singeicaden XTIIL 341. — Goldtragende Trauben 343. — Gedächtnissrede auf Fri- valdszky 343. Horusırzky H. Mechan. Wirkung des Regens 363. HRABAR. Gegengift gegen Alkaloide 372.* Ivosvay L. Reagenz für Hydrogen- peroxyd 362. — Wirkung salpetriger Säure auf Hydrogen- peroxyd 363. Irsar A. Biologie der Schilddrüse 332* IstvAnFrri J. Mykologie v. Clusius von 321. — Theatrum fungorum d. Clusius 344. — Zellkern d. Pilze 346. — Flora des Plattensees 349. — Flora der Thermen der Margaretheninsel und Aquineum 351. — Schimmelpilze 357. — Matepflanze 358. JENDRÄSSIK E. Nervensystem des vegetativen Lebens 373. Justus J. Blut syphilit. Kranken 312X KErTESZ K. Ungar. Pelecocera-Art 339. — Stratiomyiden 342. — Pe- lecocervus rectinervis 343. KHernDL A. Theorie der Träger der Ketten- und Kabelbrücken 321.* — Theorie der mehrfach gestützten Bögen 332. Kıss A. Entomolog. Sammlungen 342. Kıus F. Zeiss’scher Apparat 372.* — Physiologie der Sinnesorgane (Vortragseyclus) 376.* KoHaur R. Floharten Ungarns 335. _ Koxex F. Metanitrosalieylsäure 395.* — Hydroderivate der China-Al- kaloide 328. — Cocainähnl. Ver- bindungen 363. — Synthese des XIV NAMENREGISTER. Nitrosotetrahydroeinchonins und Chinins 364. — Structur der Ben- zolmolekule 365. Koxkory N. Meteorol. Gipfelstation 324. KorinyI A. Intercellularer Saftwech- sel 374. Korva D. Elektr. Lichterscheinung 192, 330. — Thermochemisches Element 321.* — Wirkungsgrad der Transformatoren 325.* — Mikroskop. Untersuchung d. Stahls 333.* Kosurivny Tue. Volumenänderung einer Flüssigkeit durch alkohol. Gärung 128, 332. — Entstehung des Pflanzeneiweisses 141, 325.* — Osmot. Druck in thierischen Flüs- sigkeiten 331.* — Weinferment 323.* — Über Gärung 325. — Rolle der mineralog. Stoffe im Pflanzen- leben 376.* Koväcs J. Einathmung von Oxygen bei Cyanose 374. Könte J. Bestimmte Integrale 319. — Diehtigkeit der Primzahlreihen 332. — Reeciprocitätssatz in der Theorie der quadratischen Reste 325. — Algebraische Formen 332.* KÖövESLIGETHY R. Morphometrie der Erdoberfläche 320. — Seismische Erscheinungen 323. — Perturba- tionen 331. — Ausbruch d. Vesuv 376.* Kövsssy F. Anfertigung von Pflan- zenbildern 360. Krecsy B. Alligator 344. Kuresmsky. Theridioiden Ungarns 322. KuRLÄNDER J. Erdmagnet. Messun- gen 326.* KürscHäx J. Partielle Differential- gleichungen zweiter Ordnung 285. LANDAUER A. Structur des Nieren- epithels 320, 368. — Gehirnmodell 374.* LäszLö E. D. Tokajer Wein 365, 367. LEnsYEL B. Chemie des Caleiums 150, 328. — Weingesetz 363. Levy. CO-Vergiftung 372. LIEBERMANN L. Pariser Congress 364. LÖRENTHEY E. Decapodenfauna des ungar. Tertiärs 92. Chemiker- Mäsöcsy-DIETZ A. Epiphyten Un- garns 345. — Eine neue Wein- stock-Krankheit in Ungarn 350. — Goldtragende Weintrauben 352. — HagelbeschädigteWeintrauben360. MEHELY L. Guineanische Reptilien. — Anwendung der Röntgen- strahlen in der Herpetologie 344. — Larven von Wassermolchen 344. MEnvHäÄrT L. Meteorol. Beobachtun- gen in Boroma 323. MessınGEeR J. Bestimmungen des Acetons 368. MIH&ALKoVIcs G. Die anatom. Kunst- ausdrücke 325. — Die Nase und ihre Nebenhöhlen 327. — Anatom. Verhältnisse der Nase 340. — Nomenclatur des Gehirns 374.* NEUMANN S. Oenolog. Fall 360. NurIcsän J. Gasausströmung in Mälnas 365. — Analyse des Vä- mos-Gälfalvaer Wassers 368. ORIENT J. Urotangens 362. Papp E. Chemischer Vortragsapparat 365. PFEIFER J. Technische Wasserreini- gung 362. — Wasserreinigung 366. — dCaleiumearbid und Acetylen 368. NAMENREGISTER. XV Puneur J. Ungarische Thiernamen 342. Räcz St. Helmintholog. Mittheilun- gen 334. — Eingeweidewürmer 338. Ranos G. Adjungirte quadrat. For- men 85, 325.* — Theorie der ad- jungirten bilinearen Formen 116, 330. — Semidefinite quadrat. For- - men 320. RerayM. Princip der kleinsten Wir- kung 322*, 329. RicHTER A. Anatomie von Cudrania etc. 322. — Artocarpeen 322. — Nilot. Wasserrose 333.* — Der ja- vanische Giftbaum 347. — Zwerg- formen des Botrychium 348. RIGLER G. Chem. und bakteriolog. Eigenschaften des Donauwassers 99,326. ROTTENBILLER E. Hydrobromid des Scopolamin 370. Ruzırska B. Theoret. Chemie 362. SCHAFFER K. Feinere Structur der Gehirnrinde 375.* SCHAPRINGER A, Neue Theorie des Farbensinns 370. SCHERFFEL A. Marasmius 360. SCHILBERSZKY K. Botan. Garten in München 347. — Polyembryonie 348.* — Blüthen von Convulvulus arvensis 350. — Neue Myxomyce- tenarten 359. — Das Fahrrad im Dienste der Wissenschaft 375.* SCHILLER. Pharmaceut. Wirkung des Loretins 372.* ScHMIDT A. Gleichheit der Flächen- winkel im regul. Krystallsystem 323. SCHÖBER E. Histologie d. Phanero- samen 394. ScHoLcz J. Magen- epithel 330. und Gedärm- SCHULLER. Deutung der Röntgen- schen Strahlen 63, 397. SIMONKAI L. Pinusarten Ungarns 346, 349. Stau M. Geschichte der Pilze 354. Strauss H. Einfluss des Gasdruckes auf die Röntgen’schen Erschei- nungen 69, 331. — Lenard’s und Röntgen’s Entdeckungen 376.* SzAB6 J. Function der Milchdrüse 330. Szarvassy E. Arsen-, Selen-, Arsen- selenverbindungen 324. — Dampf- diehtigkeit des Arsentriselenbisul- fid 364. SZEKELY A. Bacterientödtende Fähig- keit des Blutes 325.* SZEPLIGETHY V. Gasteropoden 334. — Ungar. Vipioarten 338. — Poly- degsmon 343. SzırLäsyı L. Schmidt-Haensche’s Po- larimeter 361. — Beurtheilung des Cognac 366. Szıuı A. Binoculares Tiefsehen 320. — Muskelgefühl des Auges 372. Szıry C. Periodieität der primitiven Wurzeln 321.* Szücs N. Äussere Kräfte an Trägern 324. TansL K. Horizontalschwingungen 319. TanGL F. Vasomotor. Nervensysteme 320. des vasomotor. Nervensystems auf die Wärme- resulirung 369. TELLYESNICZKY C. Fixirende Flüssig- keiten 374. — Vorführung des Zwerges Dobos 375. TerrAy P. Einfluss des Oxygens auf den Stoffwechsel 331*, 375.* THaısz L. Wiesenuntersuchung 350. — Andenken K. Czakö’s 359.* THAn C. Compensationsmethode der — Einfluss xXVvI NAMENREGISTER. Gasometrie 162, 329, 367. — Ver- gleichsspectroscop 367. THANHOFFER NL. Instrumente Methoden 329. — Anatomische Institute 373.* — Neue Apparate DS ToTH J. Wasserreinigung 367. TRAXLER L. Süsswasserschwamm aus Neu-Seeland 339. und VAryı J. Mehrfache Involutionen SER, Ba VAmossy Z. Physiolog. Wirkung des Acetonchloroforms 376. Vas B. und Preisaca# J. Einfluss der bitteren Substanzen auf den Ma- gen 371. Vas B. und Irsar A. Schilddrüsen- fütterung 374. Vurskıts G. Vorkommen von Lu- cioperca Volgensis Pall. 339. WACcHSMANN F. Metamorphose von Peacilonata rutilans 339. — Zoo- naphor 342. WarrHa V. Röntgen’sche Photo- graphien 340. | WINKLER L. Dichtigkeit der Gase und Dämpfe 368. Winter L. Lösbarkeit des im Wasser 3693. Wırrmann F. Röntgen-Strahlen 376.* — Elektrotechnische Vorträge 376.* Broms ÜBER FARBENRBACTIONEN DER ALDEHYDE UND KETONE. Gelesen in der Sitzung der chemiseh-mineralogischen Fachsection der k. u. naturwissensch. Gesellschafv am 31. März 1896 von BELA v. BITTO. PRIVATDOCENT AM K. JOSEPHSPOLYTECHNIKUM UND RICHTER DES K. U. PATENTAMTES ZU BUDAPEST- Aus: «Magyar chemiai folyöirat» (Ungarische Chemiker-Zeitung) Band II. pp. 113—120. 1896. Vor längerer Zeit hatte ich Gelegenheit zu zeigen, dass die Aldehyde und Ketone mit alkalischer Nitroprussidnatriumlösung Farbenreactionen geben.* Ich bewies schon damals, dass diese Reaction mit einer gewissen Gesetzmässigkeit eintrifft, welche kurz gefasst folgendermassen ausgedrückt werden kann: die Reaction tritt bei den zur Fettreihe gehörigen Aldehyden und Ketonen immer ein, wenn die Formyl (CHO) oder Carbonylgruppe (CO) wenigstens mit einer, aus Kohlenstoff und Wasserstoff be- stehenden Gruppe unmittelbar verbunden ist. Bezüglich der aro- matischen Aldehyde und Ketone ist indess diese Regel dahin zu modificiren, dass die Reaction nur dann eintritt, wenn diese Ver- bindungen ausser dem aromatischen Radical auch noch solche enthalten, welche der Fettreihe angehören. Etwas später bewies ich noch, dass ähnliche Farbenreactio- nen mit ähnlicher Gesetzmässigkeit auch dann entstehen, wenn man die Aldehyde und Ketone mit einer Lösung von Metadinitro- * Lıssie’s Ann. d. Chemie 267, p. 372 auch Math. Naturw. Ber. atıs Ungarn. X. p. S0O—88. Mathematisehe und Natwrwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 1 2 BELA v. BITTO. verbindungen und Alkalilauge behandelt.* Nachdem ich bei die- sen Gelegenheiten über das Verhalten einiger Verbindungen keine Erwähnung machen konnte, sei es mir gestattet, diesmal einiges nachzuholen. Das Monochloraldehyd (CH,ClI—CHO) giebt entsprechend der oben erwähnten Gesetzmässigkeit keine Reaction, weder mit der alkalischen Nitroprussidnatriumlösung, noch mit Metadinitrobenzol und Lauge. Aus dem negativen Verlaufe dieser Reaction ist es ersichtlich, dass schon die Substitution eines ein- zigen Wasserstoffatomes eines, mit der Formylgruppe benachbar- ten Kohlenwasserstoffradicales, genüst, damit die Reaction ent- sprechend der oben erwähnten Gesetzmässigkeit nicht eintreffe. Diese Gesetzmässigkeit wird durch das Verhalten jener Zucker- arten unterstüzt, welche in der zur Formylgruppe benachbarten Stellung eine solche Methylensruppe enthalten, in welcher ein Wasserstoffatom durch OH ersetzt ist. Dieser Umstand genügt schon, dass die Reaction nicht eintreffe, während solche Aldehyd- alkohole, in denen mit der Formylgruppe ein nicht substituirtes, bloss aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehendes Radical be- nachbart ist, die Reaction geben, wie zum Beispiel das Aldol: CH,—CHOH—CH,—CHO; wie ich das auch bei Ausführung der Reaction gefunden habe. x Der Umstand, dass die Aldehyde und Ketone mit alkalischer Nitroprussidnatriumlösung, sowie mit Metadinitroverbindungen, ferner dass einige mit anderen stickstoffhaltigen Substanzen (wie p. Diazobenzolsulfosäure, Anilinderivate und mit Salzen der Diamine) Farbenreactionen geben, liess es mir wahrscheinlich erscheinen, dass auch die letztgenannten Verbindungen allge- meine Reagentien der Aldehyde und Ketone seien. Besonders interessirte mich das Verhalten der Metadiamine, da selbe durch Reduction der entsprechenden Dinitroverbindungen entstehen, welche, wie ich früher gezeigt habe, mit Aldehyden und Ketonen charakteristische Farbenreactionen geben. * Math. Naturw. Ber. a. Ungarn X. p. 8S9—94, auch LuızBıe’s Anna- len d. Chem. Bd. 269, p. 377. w ÜBER FARBENREACTIONEN DER ALDEHYDE UND KETONE. Die von mir unternommenen Versuche ergaben, dass die salzsauren Salze der Metadiamine mit den Aldehyden und Keto- nen ebenfalls Farbenreactionen geben, u. zw. mit einer grünlichen Fluorescenz verbunden. Die mit den o. und p. Diaminen ange- stellten Versuche ergaben, dass auch diese Farbenreactionen geben, wahrscheinlich in Folge von Condensationsvorgängen, ohne dass jedoch eine intenswe Fluorescenzerscheinung beobachtet worden wäre. In einigen Fällen war es mir wohl möglich, nach tagelangem Stehen, auch bei diesen schwache Fluorescenzerschei- nungen zu beobachten, während dem die Metadiamine mit den Aldehyden und Ketonen zusammengebracht in einigen Minuten, oder wenigstens in ein bis zwei Stunden (bei langsam reagirenden Verbindungen) eintretende intensive Fluorescenz zeigen. Die Ausführung der Reaction geschieht auf folgender Weise: Man stellt sich eine beliebige, am besten 0’5—1'0%-ige wässerige oder alkoholische Lösung eines salzsauren m. Diamines her, und giesst einige Kubikcentimeter dieser Lösung zur alkoholischen, resp. wässerigen Lösung der zu prüfenden Substanz.* In einigen Minuten tritt die mit intensiver grünlicher Fluorescenz verbun- dene Reaction ein, und erreicht in höchstens zwei Stunden den Höhepunkt ihrer Intensität. Bei allen den Verbindungen, die sich in Wasser lösen, gebrauche man wässerige Lösungen, ja sogar bei den in Wasser nicht löslichen Aldehyden und Ketonen ist es besser eine wässerige Lösung der salzsauren m. Diamine zu be- nützen, was keine Schwierigkeiten bietet, da ja diese geringe Menge Wasser nie hinreicht, um etwa die Aldehyde oder Ketone aus der alkoholischen Lösung auszuscheiden. Die erhaltene Far- benreaction erlischt beim Alkalisiren und die Flüssigkeit wird farblos, durch Zufügen von Säuren trittindess die Reaction aber- mals auf. Der Zusatz von Mineralsäuren schwächt die Farben- reaction ab, während die Metaphosphorsäure dieselbe überhaupt nicht beeinflusst. Ich betone indess, dass auf die hier beschriebene Farben- reaction die für die Reaction der Aldehyde und Ketone mit alka- lischer Nitroprussidnatriumlösung, sowie mit den m. Dinitrover- * Der Alkohol muss aldehyd- und ketonfrei sein. 1* A BELA v. BITTÖ. bindungen aufgestellte Gesetzmässigkeit nicht gültig ist, da die Reaction mit m. Diaminen bei allen Verbindungen eintrifft, in welchen die Formyl, resp. Carbonylgruppe nicht mit einer voll- ständig substitwirten Kohlenwasserstoffgruppe verbunden ist. Die partielle Substitution beeinflusst, wie es scheint, die Reaction überhaupt nicht. Die Reactionsfähiskeit des Formaldehyds und Glyoxals beweist hingegen, dass die Formylgruppe nicht unbedingt an ein Alkyl gebunden sein muss, damit die Reaction eintreffe. Bei den aromatischen Aldehyden tritt die Reaction — ohne Rücksicht darauf, ob die Formylgruppe unmittelbar an einen Benzolrest gebunden ist, oder aber durch Vermittlung eines Fett- alkyls — immer ein. Die gemischten Ketone und Ketonsäuren hingegen reagiren überhaupt nicht. Ueber das Verhalten der ein- zelnen Verbindungen gegen salzsaures Metaphenylendiamin giebt folgende Tabelle Aufschluss: a) Aldehyde der Fettreihe. Die untersuchte Verbindung Die beobachtete Reaction Bormaldenydı cHO er en eitronengelb Aeetaldenyd.OHES CHO 2er lebhaft gelbroth Monochloracetaldehyd CH,Cl.CHO ... _... gelb RR n lebhaft Isobutyraldehyd (CH,),: CH.CHO... ... | Be Valeraldehyd CH..(CH),. CHO ... .. .. ‚eblaft > z | orangegelb Crotonaldehyd CH,.CH:CH.CHO _.... braunroth Tiglinaldehyd CH,. CH: C(CH;).CHO _..... braunroth mit grüner Fluoresceenz Aldol@r,. GENOR). CH, CHOR A De OS) Burturol QEO,.CHO. a oO Aldehyd des Citronenöls CgH,;0,.CHO _... braungelb gelb, Fluorescenz nach 1—2 stün- digem Stehen ÜBER FARBENREACTIONEN DER ALDEHYDE UND KETONE. b) Aromatische Aldehyde. IBenzaldehydidH. Ss CHOW sr 5... Be. p- Cuminaldehyd GE Ho N A le nn Zimmtaldehyd C,H,.CH:CH.CHO... ._ De Prada Be [lebhaft 0. Oxybenzaldehyd ER D. 16 a de d R IR | eitronengelb |lebhaft | eitronengelb c) Ketone. Meetonn el, TE ORCHE Fe eh gelbroth Monochloraceton CH,Cl.CO.CH,... ... gelbroth Dissnnplikenom One Kae violettroth [lebhaft Methylpropylketon CH,.CO.CyH, ... | Oramesmelh Methylhexylketon CH,.CO.C,H,; mit grüner Fluorescenz . schwach grünlich Methylnonylketon CH,.CO.CgH,;s braungelb Die Reaction geben nicht: a) Aldehyde der Fettreihe. Chloral ..... ee GES CHIO! Butylehloral ... .... CH3.CHENC&eL. CHO, Paraldehya vo, 207 (CH,.CHO),, Aldehydammoniak .... CEENSOHEUKOED NEE Sulfaldehydi X entcı).s2CH. CH;. b) Aromatische Aldehyde. p- Nitrophtalaldehyd .... C3H,(NO,) O,, 220: Vanılline me, CH,TO . CH, CH mit erüner Fluorescenz BELA v. BITTO. c) Gemischte und aromatische Ketone. Acetophenon.... ... ... (DER LO Clal, ; Monobromacetophenon CH,Br.CO.CsH;, Benzylidenaceton .... _.... CH, . CH: CH.CO. CH, Benzophenon ..... .... GEH. CO Naphtylphenylketon _... BIO Salieylresoreylketon* OH.C,H,.CO.C,H,(OH),, Benzome 0 CeH; . CH(OH). CO. CH, Phenylthiessylketon .... GH, . CO. C,HES. d) Ketonsäuren und deren Derivate. Acetessigester .... .... CH,.CO.CH,. C0O0GAH; Levulinsäure ... .... GHS.G0 CH; . CH. GOOHE Benzoylenigester .... _... Erlass (l(0)2 Ch DONCH ER - Dem salzsauren m. Phenylendiamin ähnlich verhalten sich das salzsaure m. Toluylendiamin sowie andere Diamine analoger Constitution. | Hingegen tritt bei Anwendung von o. oder p. Diaminver- bindungen bloss eine Färbung ein ohne Fluorescenz ; zu bemer- ken ist jedoch, dass manchmal nach längerem, 24—48 stündigem Stehen bei diesen auch eine schwache Fluorescenz zu beobachten ist, offenbar deshalb, da die o. und p. Diamine in Folge ihrer Darstellungsweise geringe Mengen der Metaverbindungen ent- halten können. Mit dem salzsauren m. Diaminen gaben Aethylsenföl, Aethylsulfocyanid, Indol, Kreatinin, und andere, nicht zur Alde- hyd- oder Ketongruppe gehörige Verbindungen keine Reaction. NIckEL erwähnt in seinem Buche ** flüchtig, dass m. und p- Phenylendiamin, ähnlich den Salzen des Anilins, sich zur Aus- führung von Farbenreactionen mit Aldehyden eignen, da er jedoch * — Trioxybenzophenon. ** NICKEL: Die Farbenreactionen der Kohlenstoffverbindungen ; Ber- lin, II. Aufl. 1890, p. 46. | ÜBER FARBENREACTIONEN DER ALDEHYDE UND KETONE. die, die Reaction gebenden Verbindungen nicht namhaft macht, so ist ein Vergleich seiner Resultate mit den von mir erhaltenen überhaupt nicht möglich. Meine Beobachtungen widersprechen aber auch jener Be- hauptung Nickev’s, wonach zum Nachweise der Aldehyde und Ketone auch die p. Diamine verwendet werden können, weil nach meiner Erfahrung die o. und p. Diamine auch in Gegenwart an- derer Verbindungen braun gefärbt werden, und weil ihre alkoho- lischen Lösungen beim kürzeren Stehen Farbenveränderungen erleiden, somit selbe überhaupt zur Ausführung empfindlicher Farbenreactionen nicht geeignet sind. Da mir die Aldehyde und Ketone zur Verfügung standen, so revidirte ich auch die auf die Schiff'sche fuchsinsehwefligsaure heaction bezushabenden literarische Daten. Ich bemerke kurz, dass ich dieses Reagens nach der Vorschrift ScHirr’s bereitet habe.* Zur Controlle wurde die Reaction mit einer, nach Gayon’s Vorschrift bereiteten Reagens auch ausgeführt.** Ich betone aber dass dieses Reagens, mag es nach der einen oder anderen Methode hergestellt sein, nie ganz farblos ist, sondern immer einen Stich ins Gelbe zeigt. Dieses Reagens wird derart verwendet, dass man zur wässerigen Lösung oder Emulsion des Aldehydes einige Cubikcentimeter hinzufügt, worauf dann die ins Violette neigende Blaufärbung auftritt, u. z. in den meisten Fällen sofort, manch- mal jedoch nur allmälig.*** Auf Grund meiner bisher ausgeführten Experimente scheint die Reaction immer einzutreffen, sobald der Aldehyd oder Keton * In einem Liter Wasser wurden 0'25 Gramm (=0'025°/o) Fuchsin eelöst, und dann schweflige Säure bis zur Entfärbung eingeleitet. Siehe Ann. d. Chemie u. Pharm. 140, p. 93. ** Dieses Reagens wird derart bereitet, dass man 20 cm? einer Natriumbisulfitlösung vom sp. G. 1'263 in einem Liter einer O0'1V/o-igen wässerigen Fuchsinlösung giesst; wenn dann die Entfärbung in eirca einer Stunde eingetreten ist, giebt man noch 20 cm? reine concentr. Salzsäure hinzu. Siehe Compt. rend. 64, p. 182. *%* Alkohol kann zum Lösen der Aldehyde und Ketone nicht ver- wendet ’werden, da selbes für sich auch mit fuchsinschwefliger Säure eine Farbenreaction giebt. S BELA v. BITTO. zur Fettreihe gehört, und bei den letzteren das Carbonyl an eine Methylgruppe gebunden ist. Hingegen wirkt bei den aromatischen Aldehyden der Eintritt fremder Gruppen nachtheilig in Bezug auf die Reaction. Das Verhalten der einzelnen Verbindungen ist aus der folgenden Tabelle ersichtlich: a) Aldehyde der Fettreihe. Der Name des Aldehydes Der Verlauf der Reaction Hormaldehydz = 7... Sofortige Färbung Acetaldehyd_... _.... ... Sofortige Färbung Pedensci 0 Die Färbung entsteht sofort, ist jedoch schwächer wie beim Acetaldehyd Die Färbung entsteht sofort, ist jedoch nu schwächer wie beim Acetaldehyd Monochloraldehyd .... .. Die Färbung tritt nur langsam auf Isobuturaldehyd ... _... Die Färbung tritt nur langsam auf Buche ne auftretende schwache Fär: ung @rotonaldehyd 2 Sofortige Färbung Tiglinaldehyd ... ... .... Sofortige Färbung Methylsthylaerolein _... Allmälig auftretende Färbung C,oF,,05 (ein Condens. pro- Sehr langsam auftretende schwache duct des Acetaldehyds).... Färbung Burfturol 20 202%. .. . Bofortige, jedoch schwache Färbung Aldo mn. NR Sofortige Färbung b) Aromatische Aldehyde. Denzaldehyde 2 738 Sofortige Färbung Oleum amygd. amar..... ... Sofortige Färbung Zimmtaldehrd .. .. Lebhafte, jedoch langsam auftretende & Färbung ee AR Sehr langsam auftretende schwache Färbung * In Bezug auf die Formeln der einzelnen Verbindungen ver- weise ich auf die vorhergehende Tabelle. ÜBER FARBENREACTIONEN DER ALDEHYDE UND KETONE. I Anisaldehyd 2... ... Sofortige, jedoch schwache Reaction Acidum saliceylos. verum ... Sofortige, jedoch schwache Reaction Allmälig auftretende sehr schwache Vanillin ...... N Beastion c) Ketone der Fettreihe. ENCeLOm a N en ge: Sofortige intensive Farbenreaction Allmälig auftretende, später jedoch Nleuhylprenylseien sehr intensive Farbenreaction Methylhexylketon ..... _.... Sehr schwache Farbenreaction Allmälig auftretende, später jedoch un u sehr intensive Farbenreaction Keine Reaction geben: a) Aldehyde der Fettreihe. Phenylthienylketon, Sulfaldehyd, Salieylresoreylketon, Glyoxal. Naphtylphenylketon, b) Aromatische Aldehyde. Benzophenon. p- Homosalieylaldehyd, e) Ketonsäuren. p. Nitrophtalaldehyd. Brenztraubensäure, c) Ketone der Fettreihe. Acetessigester, Monochloraceton, Ls&vulinsäure. Disthylketon. f) Zuckerarten. d) Gemischte Ketone. Dextrose, Acetophenon, La&vulose, Monobromacetophenon, Rohrzucker, Benzilidenaceton, Invertzucker. Benzoin, Meine Resultate weichen in mancher Beziehung von jenen anderer Forscher ab. So z. B. fand Tiemann * -—- der übrigens zuerst zeigte, dass ausser den Aldehyden auch die Ketone reagi- ren — dass das Acetophenon ebenfalls die Reaction giebt, ich bekam indess, ebenso wie Schumipt,** keine Reaction. Die Bemer- * Ber. d. deutsch. chem. Ges. 14. I. 791. ** Ber. d. deutsch. chem. Ges. 14. Il. 1848. 10 BELA v. BITTÖO. kung Schmipr's, dass das Zimmtaldehyd und ähnliche Verbindun- gen erst gelb werden und dann ins Violette übergehen, habe ich richtig gefunden, demzufolge entfällt die Bemerkung Nıcker’s,* dass bei diesem Aldehyde die gelbe Farbe beim längeren Stehen ins Grüne übergeht. Dass der Aethylalkohol mit fuchsinschwefli- ger Säure reagirt, ist gewiss, bezüglich des Methylalkohols hege ich jedoch Zweifel, da es ja sehr schwer ist einen Methylalkohol darzustellen, welcher überhaupt kein Aceton oder Aldehyd ent- hielte. Die Bemerkung verschiedener Autoren, dass dieses Reagens mit Erwärmen benützt werden kann, ist nicht richtig, da ich bei Ausführung und mehrmaliger Wiederholung meiner Versuche mich überzeugte, dass das ScHirr’'sche Reagens beim Abkühlen nach dem vorhergegangenen Aufkochen immer eine deutliche, bläulich-violette Färbung annimmt, so dass aus einer nach dem Aufkochen auftretenden schwachen Färbung auf die Gegenwart eines Aldehydes oder Ketons überhaupt nicht geschlossen werden kann. In der Tabelle, welche das Ergebniss meiner Versuche dar- stellt, ist der Traubenzucker zwischen denjenigen Substanzen aufgezählt, welche die Reaction nicht geben. Diesbezüglich muss ich bemerken, dass eine Traubenzuckerlösung mit ScHirr’schen Reagens gekocht, beim Abkühlen überhaupt keine stärkere Fär- bung giebt, als das reine Reagens, so dass man die Beobachtung Nicker’s,** wonach der Traubenzucker reagire, einem störenden Einflusse zuschreiben muss. Diese schon vor längerer Zeit gemachten Erfahrungen, über die ich bei dieser Gelegenheit referire, beruhen auf Beobachtun- gen, die anlässlich der Versuche, welche ich zur Darstellung und Isolirung der bei diesen Farbenreaetionen entstehenden Verbin- dnngen unternommen habe, gemacht wurden. Die Isolirung dieser gefärbten Verbindungen gelang mir indess leider nicht. * Die Farbenreactionen der Kohlenstoffverbindungen. Berlin, 1890. p- 32. ff *%* Siehe diesbezüglich das schon öfters eitirte Buch Nickev’s p. 59. EIN BEITRAG ZUR KENNTNISS DER a-SULFO- NORMALCAPRONSÄURE UND IHRER SALZE.* Von BELA von BITTOÖ RICHTER DES K, U. PATENTAMTES UND PRIVATDOCENT AM K. JOSEPHS-POLYTECHNIKUM ZU BUDAPEST, Vorgelegt der Akademie in der Sitzung vom 21. Juni 1897 vom o. M. Vincenz Wartha. Die a-Sulfonormalcapronsäure wurde aus a-Bromnormal- capronsäuresthylester mittelst Ammoniumsulfit hergestellt.** Die Darstellung geschah in der Weise, dass ich «-Bromnormalcapron- säurezthylester (aus Gährungscapronsäure) mit der 21/o-fachen Menge des theoretisch nöthigen Ammonsulfits am Rückfluss- kühler so lange erhitzte, bis die Einwirkung beendet war, was gewöhnlich schon nach 20—24-stündigem Erhitzen der Fall war. Es muss aber hervorgehoben werden, dass ein Theil des «-Brom- normalcapronsäuresthylesters auch noch nach dieser Zeit unver- ändert zurückbleibt. Dieser Theil wurde nach beendeter Reaction durch Ausziehen mit Aether entfernt. Nun wurde die wässerige Lösung, welche die Sulfosäure in Form des Ammonsalzes neben dem überschüssigen Ammonsulfit, sowie den Zersetzungsproducten enthielt, durch Kochen mit Bleioxyd vom Ammoniak befreit. Die so erhaltene wässerige Lösung wurde vom überschüssi- gen Bleioxyd und anderen Bleisalzen abfiltrirt, und dann die reine Lösung des Bleisalzes mit H,S zerlegt, oder aber es wurde das * Mittheilung a. d. chemisch-technolog. Laboratorium des kgl. Josephs-Polytechnikums in Budapest. %* STRECKER: Liebigs Annalen Bd. 148, p. 90 und Henınıan ebendort Bdst76,.p. 1. 12 BELA v. BITTO. Bleisalz daraus mit Alkohol ausgefällt und dann weiter ver- arbeitet. Die so erhaltene «-Sulfonormalcapronsäure diente als Aus- gangsmaterial zumeinen weiteren Versuchen. Ich fand indess, dass es nicht zweckmässig ist diese Sulfosäure mittelst seines Bleisalzes darzustellen, da beim Kochen der Lösung sich auch basische Sulfosalze bilden, welche in Wasser nicht löslich sind, somit mit dem Bleioxyd und anderen unlöslichen Bleisalzen verloren gehen. Ich glaube, dass zur Zerlegung des Ammonsalzes der Sulfosäure Barytwasser vortheilhafter benützt werden kann, da erstens sich in diesem Falle keine basischen Salze bilden, und zweitens da das a-sulfonormalcapronsaure Baryum aus seinen Lösungen mit Alkohol leicht rein abgeschieden werden kann. Bei der Darstellung der a-Sulfonormaleapronsäure mit Hilfe des Bleisalzes, erhielt ich aus 100 gr. «-Bromnormalcapronsäure- »thylester 462 gr. «-Sulfonormaleapronsäure (d.i. auf a-Brom- normalcapronsäure berechnet — 53-1), somit eirca 53% der theo- retisch aus «-Bromnormalcapronsäure erhältlichen Menge. Die «a-Sulfonormaleapronsäure bildet einen gelblichen Syrup, welcher nach langem Stehen über Schwefelsäure im Exsiceator oder Vacuum zu einer undeutlich krystallinischen Masse erstarrt, welche sich beim Stehen allmälig bräunt und sich in geringem Maasse zersetzt, so dass auch die Gegenwart freier Schwefelsäure nachgewiesen werden kann. Anfangs dachte ich, dass diese Bräu- nung, resp. Zersetzung der a-Sulfonormalcapronsäure, sowie das Auftreten der freien Schwefelsäure davon herrühren, dass beim Zerlegen des Bleisalzes mit H,S ein Theil desselben zu H,SO, oxydirt zurückbleibt. Indessen fand ieh später, dass auch in dem Falle, wo.das Barytsalz dieser Sulfosäure als Ausgangsmaterial zur Darstellung der freien Säure benützt wird und die Gegenwart freier Schwefelsäure dadurch eliminirt wird, dass man hievon weniger nımmt, als was zur Zersetzung des sulfosauren Baryts nöthig ist, ebenfalls die schon früher erwähnte Zersetzung der Säure, sowie die Anwesenheit freier Schwefelsäure constatirt werden konnte. In geringerem Maasse scheint sich diese Zersetzung auch dann einzustellen, wenn man die freie Säuream Wasserbade eindampft. a-SULFONORMALCAPRONSÄURE UND DEREN SALZE. 18 Wie schon erwähnt, bildet die a-Sulfonormalcapronsäure auch nach langem Stehen eine undeutlich kristallinische Masse, welche zur Schmelzpunktbestimmung nicht geeignet ist. Sie ist hygroskopisch und enthält ein Molekül Krystallwasser eingeschlos- sen. Die Analyse ergab folgendes Resultat: * gefunden berechnet für r NETT: Mittel ,H.S0,+4350: Krystallwasserbei100° 8:65% — 865% 841% Schwefel _ _ _. _. 1455% 14923 1439% 14950/o Kohlenstoff _ _ _ 33-32%/ 33-50%0 33-41%/0 33:640%/o Wasserstof, 2 272 7776:5007 26:60. 76:55%07 6:54.20 Beim Erhitzen über 100° zersetzt sich diese Säure. Schon bei 110° verkohlt sie. Das saure a-sulfonormalcapronsaure Ammon GB, SONG, 4,0. Dieses Salz entsteht beim Lösen der freien Säure in verd. Ammo- niak und bildet eingedampft einen Syrup mit gelblichem Stich, welcher nach langem Stehen über H,SO, im Vacuum oder im Exsiecator zu einer festen Masse erstarrt, ohne jedoch eine Krystallform wahrnehmen zu können. Das Salz reaseirt stark sauer, ist äusserst hygroskopisch, löst sich in H,O sehr leicht und kyrstal- lisirt mit einem Molekül Wasser. Kann bis 140° ohner Zersetzung erhitzt werden, es verliert bei dieser Temperatur !/ı Mol. Krystall- wasser. Die Analyse der bei 140° getrockneten Substanz ergab: gefunden 1 berechnet für L Tea Mittel « H,,SO,NH, +°/4H,0 Schwefel _ _ 13'790%/o 13:790/o 1322920 14:199/o Na es 8:07°/o _- 8:07°/o 7:50°/o Krystallwasserbestimmung:: bei 140° getrocknet berechnet für T. IL. Mittel .. H,,SO,NH4+Y/AH2O Krystallwasser _ 2°40°%0 1:98°/o 9-19%0 Dsalnlaın * Zu bemerken ist, dass ich die zweite Analyse immer mit einer, aus einer anderen Darstellung herrührenden Substanz gemacht habe. 14 BELA v. BITTO. Aus dieser Analyse gefolgert muss man annehmen, dass das bei 140° getrocknete Salz noch immer °/4 Mol. Krystallwasser ein- schliesst, was umso wahrscheinlicher wird, wenn man berück- siehtigt, dass ähnliche Salze mit !/ı Mol. Krystallwasser nicht be- kannt sind. Diese Umstände zwingen uns zu der Annahme, dass dieses Salz mit einem Molekül Krystallwasser krystallisirt. Das neutrale a-sulfonormalcapronsaure Ammon versuchte ich derart darzustellen, dass ich die freie Säure in conc- Ammoniak löste, und hierauf längere Zeit kochte. Auf diese Weise erhielt ich aber wieder das saure Ammonsalz. Ueber weitere Versuche soll in einer folgenden Mittheilung berichtet werden. o-sulfonormalcapronsaures Calcium C,H, ,SO,Ca+11/.H,0. Es wurde dargestellt, indem ich die wässerige Lösung der a-Sulfo- normalcapronsäure mit Kalkmilch oder Kalkwasser übersättigte, dann aufkochte, und den Ueberschuss des Kalkes mit CO, ent- fernte, hierauf die Lösung — behufs Vermeidung der Bildung basischer Salze — im Vacuum eingedampft habe. Derart dargestellt krystallisirt das a-sulfonormaleapronsaure Caleium so schlecht, dass nicht einmal die Krystallform bestimmt werden kann. Durch allmäliges Verdunsten an der Luft gelang es mir indess, besser entwickelte Krystalle zu bekommen, welche wahrscheinlich aus rhombischen Blättern bestehen. Das wasserfreie a-sulfonormalcapronsaure Caleium ist im Gegensatze zu den entsprechenden Strontium- und Baryumsalzen hygroskopisch, auch in Wasser löst es sich leichter, wie die letzt- genannten Salze; es kann aus seiner Lösung mit Alkohol nicht ab- geschieden werden. Bis 200° erhitzt, zersetzt es sich nicht. Die Analyse des krystallwasserfreien getrockneten Salzes ergab: gefunden berechnet für T. II. Mittel © H,.SO,. Ca Ga 16:750%/% 17-98%/0 17-02%/0 17-0990 —. .718:692)0 2 13:62%0 1azezın Kırystallwasserbestimmungen ; bei 140° Mittel bei 160° Mittel 7.65% 10:20%/o 2 ER 0/ . 0 ie ae oe | a) 4-SULFONORMALCAPRONSÄURE UND DEREN SALZE. 15 berechnet für Cr ENSSO N Ca AO C,H,0S0,Ca + 1\rH,0 ln 10:340/o Mithin krystallisirt das neutrale a-sulfonormalcapronsaure., Calcium mit eineinhalb Mol. Krystallwasser ; hievon verliert das Salz bei 140° ein Molekül, der Rest entweicht bei 160°. Ueber 160° konnten nennenswerthe Verluste nicht constatirt werden. Bestimmung der Löslichkeit: 100 gr. Wasser von 921/2° C. lösen 1417 gr. wasserfreies Salz, es benöthigt also ein Theil des Salzes zu seiner Lösung 7'1 Theil Wasser von 22!/a° C. Dieses Salz zeigt schwach alkalische Reaction. a-sulfonormalcapronsaures Strontium, C,H,S058r + /2HO. Dieses Salz wurde aus der freien Säure und Sr(OH), im Grossen und Ganzen so dargestellt, wie dies schon beim Ca-Salz erwähnt war, indessen mit dem Unterschiede, dass das fertige Salz aus seiner cone. wässerigen Lösung mit Alkohol ausgefällt wurde. Es krystallisirt aus Wasser an der Luft oder im Vacuum, verdampft in dünnen, wahrscheinlich dem rhombischen Systeme angehörigen radial gruppirten Blättern, welehe Doppelbrechung zeigen. Diese Krystalle sind dem Aeusseren nach dem Cholesterin sehr ähnlich. In wasserfreiem Zustande zeigt das a-sulfonormalcapron- saure Strontium keine auffallende Hygroskopieität. Es ist ın Wasser ziemlich leicht löslich, in Alkohol unlöslich und kann bis 300° ohne Zersetzung erhitzt werden. Seine Reaction ist schwach alkalisch. Das getrocknete wasserfreie Salz gab: gefunden berechnet für 1. IL. Mittel 0,H108058r Sr 3A 3109631280 le SR Re 11:65%/0 '11:60%0 11:63%o 11-38%/o Krystallwasserbestimmungen : bei 130° Mittel bei 200° Mittel I. 1:06%0 | can 9:36%/0 | an IE A N 16 BELA v. BITTO. berechnet für C,Hı,S0,Sr Ar 1/4H,0 C,H10S0;Sr = 1 H,0 1:57°/o 3.10% Also krystallisirt das a-sulfonormalcapronsauere Strontium. mit !/a Mol. Krystallwasser, hievon wird die Hälfte ungefähr, d.i. 1/4 Mol. bei 130°, der Rest bei 200° abgegeben. Löslichkeitsbestimmung: 100 gr. Wasser von 99° lösen 13:65 | 13:70 | 7'6 Thin. Wasser von 22° löslich. a-sulfonormalcapronsaueres Baryum G,H,oSO;Ba+1/4ıH,O und C,H,,SO;Ba+ H,O. Dieses Salz wurde ähnlich dem Strontium- salz dargestellt. Es ist nicht hygroskopisch, kann aus der wässeri- gen Lösung mit Alkohol abgeschieden werden; reagirt neutral, und kann ohne sich zu zersetzen, bis 200° erhitzt werden. In Wasser istes bedeutend weniger löslich, wie die Ca- und Sr-Salze. An der wässerigen Lösung krystallisirt es in dünnen radial grup- pirten Nadeln. Aus den bisherigen Versuchen geschlossen, krystal- lisirt dieses Salz mit verschiedenem Krystallwassergehalt. Aus einer verdünnten Lösung gewonnene Krystalle ergaben nämlich einen Krystallwassergehalt von 1!/ı Molekülen. Dieses Salz verliert das gesammte Krystallwasser bei 130—135°. Hingegen enthalten die aus einer heissgesättigten Lösung beim langsamen Auskühlen erhaltenen Krystalle, welche den ersteren dem Aussehen nach voll- ständig gleich sind, bloss ein Molekül Krystallwasser. Dieses Salz giebt indess sein Krystallwasser schwerer ab, indem bei 140° nur !/a Molekül Wasser entweicht, und der Rest erst bei 180° abgege- ben wird. Die Analyse des getrockneten wasserfreien Salzes ergab: 13:18 gr. Salz, mithin ist ein Theil des Salzes im Mittel in sefunden berechnet für T. 1. Mittel c,H,.SO,Ba Ba 21. AIR ZEN SE Se WR, en an ern 28 Krystallwasserbestimmnugen : a) aus der verdünnten wässerigen Lösung gewonnene Krystalle: @-SULFONORMALCAPRONSÄURE UND DEREN SALZE. 17 gefunden berechnet für bei 140° Mittel C,H1050;Ba + 11H, 0 LEI | 6:830/ 6370) m Seel © : Dass diesem Salze in der That die Formel C,H, 0SO;Ba + 1Y/4H,0 zukommt, spricht auch noch die ba Bestimmung, ich fand nämlich: berechnet für C,H,,SO;Ba+1!/4ıH,O Ba = 3918%)o 38-75°/o Ueber 140° erhitzt, konnte bei diesem Salze keine Abnahme mehr constatirt werden. b) Aus der heiss gesättigten, wässerigen Lösung erhaltene Krystalle ergeben: berechnet für C,H10SO;Ba+H,0 H,O = 1'36%% 519% 516% bis 130° erhitzt bis 200° erhitzt Dieses Salz verliert also der Analyse nach zu urtheilen bei 130° ungefähr !/ Mol. seines Krystallwassers. Aus Mangel an Material konnte leider eine zweite Bestimmung nicht unternommen werden. 9.01 9:19 des wasserfreien Salzes in 476 Thln Wasser von 21° C. a-sulfonormalcapronsaures Zink: C,H, SA,Zu + H,O. Dieses Salz wurde aus der freien Säure durch Erwärmen ZwOH), dargestellt. Die derart erhaltene Lösung wurde vom überschüssigen Zu(OH), abfiltrirt und im Vacuum langsam ver- dampft. Auf diese Weise erhielt ich ein syrupförmiges Salz, wel- ches im Vacuum oder im Exsiceator über Schwefelsäure zu einer weissen, ein Molekül Krystallwasser enthaltenden, äusserst hygro- skopischen Masse erstarrt. Löslichkeit: 100 gr. Wasser von 21° lösen N Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 2 18 BELA v. BITTO. Bei der näheren Untersuchung dieser Masse konnte indessen keine Krystallform wahrgenommen werden. Dieses Salz zeigt schwach alkalische Reaction, ist in Wasser sehr leicht löslich, und kann aus der wässerigen Lösung mit Alkohol nicht abgeschieden werden; an der Luft verdunstet erhält man daraus ebenfalls ein syrupförmiges Salz. Das trockene, wasserfreie Salz hatte folgende Zusammen- setzung: berechnet für C,H,1,S0;Zu Zu = 95'86°/o 935-09%/o Se IP 19-350/o Aus dieser Analyse gefolgert, enthält dieses Salz geringe Verunreinigungen u. zw. wahrscheinlich vom Zu(OH), herrührende, da dieses schwer rein erhalten werden kann. Krystallwasserbestimmungen in der vacuumtrockenen Substanz: bis 130° bis 200° ] Mittel ; Mittel erhitzt erhitzt 1. 4330) | 657% | in wos [0 ao berechnet für C,H10S0;Zu+214H5;0 C,H,0S0;Zu+H,0 4-90°/o 6:499%/o Also dieses Salz enthält ein Molekül Krystallwasser, hievon wird bei 130° 3/ı Mol. Wasser abgegeben, der Rest erst beim Er- hitzen bis 200°. Löslichkeit: 100 gr. Wasser von 24° lösen | 43:39 or. Rs 43:40 | ® des wasserfreien Salzes; es löst sich demnach ein Theil des Sal- zes in 2:3 Thln Wassers von 24°. Die Lösung geht mit grosser Wärmeentwichlung vor sich. a-sulfonormalcapronsaures Cadmium G,H,0S0,Cd + H,O. Dieses Salz wurde ebenfalls derart dargestellt, dass sich das Gd(OH), in der Lösung der Sulfosäure in der Wärme löste. Ich 0-SULFONORMALCAPRONSÄURE UND DEREN SALZE. 19 bemerke besonders noch, dass die Lösung hauptsächlich im Anfang sehr leicht von Statten geht. Dieses Salz reagirt neutral, an der Luft, oder im Vacuum, 'sowie im Exsiceator über Schwefelsäure verdunstet, bildet es einen Syrup, welcher über Schwefelsäure nach langem Stehen zu einer hygroskopischen festen weissen Masse erstarrt. Diese Masse ‚schliesst ein Molekül Krystallwasser ein, ist in Wasser besonders leicht löslich, lässt sich aus der wässerigen Lösung mit Alkohol nicht abscheiden, über 140° erhitzt, erleidet es eine Zersetzung. Das getrocknete wasserfreie Salz ergab bei der Analyse fol- gende Werthe: gefunden berechnet für Bm U - I. II. Mittel C;H,0S0,Cd 77736650. ° 36:04 7 36:35%0,736:60%0 1 RN RE A 10:76°/0 — 10:76°%/o0 10°45°)/o Krystallwasser in vacuumtrockener Substanz: bis 140° Mittel berechnet für erhitzt x C;H10SOsCd+H,0 I. 4760/o | , 4-98%)« 559° I. 50 N Dieses Salz krystallisirl demnach mit ein Molekül Krystall- wasser, welches bei 40° vollständig abgegeben wird. Da, wie schon erwähnt, dieses Salz über 140° erhitzt, sich bereits zersetzt, konnte bei der Wasserbestimmung nicht auf höhere Temperaturen erhitzt werden. Der Umstand indessen, dass das bei 40° ge- trocknete Salz bei der Cd und S Bestimmung dem normalen wasserfreien Salze entsprechende Werthe ergab, beweist zur Genüge, dass bei 140° sämmtliche Krystallwasser abgegeben wird. Löslichkeit: 100 gr. Wasser von 20° lösen 8453 gr. wasser- freies Salz, es löst sich somit ein Theil des wasserfreien Salzes in 1'2 Thln Wasser von 20°. Die Lösung geht mit grosser Wärme- entwicklung vor sich. Neutr. a-sulfonormalcapronsaures Silber C,H,SOz4A9:- Wurde durch Erwärmen der wässerigen Lösung des Säure mit Ag,O dargestellt. Die so erhaltene Lösung der Silbersalzes ver- I% 20 BELA v. BITTÖ. dampfte ich im Vacuum. Das derart dargestellte Silbersalz zeigt schwach alkalische Reaction, löst sich in Wasser ziemlich schwer, und krystallisirt im Vacuum in mykroskopischen, gegen Licht sehr empfindlichen Warzen. Dieses Salz ist sehr hygroskopisch und zersetzt sieh schon bei Temperaturen, die über 100° liegen. Da ein Theil der mir zur Verfügung gestandenen Menge dieses Salzes sich beim Trocknen zersetzt hat, der Rest aber da- mals schon zu anderen, ausser dem Bereiche dieser Mittheilung liegenden Versuche verwendet war, war es mir nicht möglich die- ses Salz vorderhand zu analysiren. a-sulfonormalcapronsaures Blei. Wenn man die durch kochen von a-Bromnormalcapronsäuresthylester und Ammon- sulfit erhaltene Lösung von a-sulfonormalcapronsaurem Ammon, welche indess noch den Ueberschuss des Ammonsulfits, sowie die entstandenen Zersetzungsproducte enthält, so lange mit Bleioxyd kocht, bis alles Ammoniak entwichen ist, so erhält man eine Lö- sung, welche das Bleisalz der Sulfosäure enthält. Diese Lösung wollte ich eben zur Darstellung des Bleisalzes benützen. Zu diesem Behufe fällte ich die concentrirte Lösung mit Alkohol. In der That gewann ich derart eine schöne weisse krystallinische Substanz welche einmal mit Alkohol abgeschieden, sich in Wasser nicht mehr vollständig gelöst hat. Wurde nun der gelöste Theil durch langsames Auskrystallisiren oder durch Fällen Alkohol zurück- gewonnen, so löste {sich dieser Theil in Wasser ebenfalls nicht mehr. Die Bestimmung des Bleies und des Schwefels in den ein- zelnen Fractionen ergab abweichende Zahlen, welche jedoch beim Blei grösser, beim Schwefel hingegen niedriger waren, als die dem normalen neutralen Bleisalze entsprechenden Zahlen. Ich erhielt nämlıch für: berechnet für C,H10SOsPb Pb = 60-—-73°/0 51:50°/o S = Ts 8-00°/o Das Resultat der Analyse lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass man es hier mit einer Doppelverbindung von «-sulfonormalcapron- saurem Blei und Bleisulfit, oder eventuell mit einer complieirten @-SULFONORMALCAPRONSÄURE UND DEREN SALZE. 31 basischen Verbindung zu thun hat. Ich hoffe darüber später be- richten zu können. Die Constitution der vorliegenden Säure, sowie seiner Salze ergiebt sich aus der Thatsache, dass die «-Sulfonormalcapronsäure aus a-Bromnormalcapronsäure dargestellt wurde, ferner dass die Sulfogruppe an Stelle des Halogens in die «-Bromnormaälcapron- säure eintritt. DIE CHEMISCHEN UND BAKTERIOLOGISCHEN EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS OBERHALB, INNERHALB UND UNTERHALB BUDAPEST, MIT BE- SONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER WIRKUNG DES SONNEN- LICHTES UND DES ABSETZENS AUF DIE SELBSTREINIGUNG DES STROMES. Von Dr. GUSTAV von RIGLER PRIVATDOCENT UND ASSISTENT AM HYGIEINISCHEN INSTITUTE DER KÖN. UNGAR, UNIVERSITÄT IN BUDAPEST. Vorgelest der Akademie in der Sitzung vom 17. Februar 1895 vom o. M. Joseph Fodor. Aus: «Mathematikai es Termeszettudomanyi Ertesitöo» (Mathematischer und Naturwissenschaft- licher Anzeiger) Band XIV, pp. 104-143. 1896. I. Einleitung. Es ist eine alte Sitte, dass die Städte die Abwässer von den. Häusern, Küchen, Gassen und Fabriken, sammt den Excerementen der Einwohner in die neben- oder innenfliessenden Ströme, Flüsse, Bäche leiten. Ein derartiges Fortschaffen der von einer Weltstadt. in so grosser Menge hervorgebrachten Abfallstoffe scheint un- zweifelhaft die bequemste und billigste zu sein. — Die Unter- suchungen der letzten Decennien, und noch mehr die Erfahrungen, welche bei den Epidemien gemacht wurden, haben uns jedoch be- lehrt, dass solche Ableitungen der Abwässer und der Exceremente in der Mehrzahl der Fälle nur ein scheinbar billiges und nur selten ein unschädliches Verfahren ist. Die mehrere Millionen Einwohner zählende englische Metro- pole, London, war die erste grosse Stadt, welche diese Erfahrung- DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 23 machte. Sie hatte — wie bekannt — das Wasser und die Ufer der Themse durch seine Kanäle so stark verunreinigt, dass nicht nur das Flusswasser in eine dauerhaft ekelhafte Flüssigkeit umgewan- delt, sondern auch der Aufenthalt in der Nachbarschaft eine un- angenehme, ungesunde, ja sogar eine unerträgliche Sache wurde wegen des Gestankes, welchen die im Wasser fliessenden und auf die Ufer abgelagerten Abfallstoffe bei ihrem Zerfall und ihrer Fäulniss entwickelten. — Die Fische der Themse waren zu Grunde ge- gangen, das Wasser war zum Waschen, Kochen und Baden absolut unbrauchbar. Dasselbe hat man in Paris mit dem Seinewasser, in Berlin mit dem Spreewasser erfahren. Finen noch grösseren, ja sogar einen unglaublichen Grad hat die Verunreinigung bei den die englischen Industriestädte durchfliessenden kleineren Flüssen erreicht; das Wasser derselben könnte man eher als Kanaljauche denn als Flusswasser betrachten. Nicht nur der Schmutz und der Gestank, sondern auch die während der Epidemien gemachten Erfahrungen, nach welchen jene Städte und kleineren Orte von den infektiösen und epide- mischen Krankheiten am stärksten leiden, welche neben Flüssen und besonders neben stark verunreinigten Flüssen gebaut sind, — waren die Ursache, dass die Hygieiniker den Grad der durch die Städte verursachte Verunreinigung der Flüsse zum Gegenstande eingehender Studien machten. In neuerer Zeit ist der Chemie auch bei diesen Arbeiten die Bakteriologie zu Hilfe gekommen, so dass wir heutzutage positive chemische und bakteriologische Kenntnisse über die Verunreinigung vieler Flüsse unseres Continentes besitzen. In dem Maasse, in dem mir die einschlägige Literatur zu- gänglich war, werde ich weiter unten die wichtigsten diesbezüg- lichen Untersuchungen erwähnen. RosSENBERG * hat das Mainwasser oberhalb und unterhalb Würzburg zum Gegenstande seiner Untersuchungen gemacht. In seinen bakteriologischen Studien berücksichtigte er nicht nur die Zahl, sondern auch die Art der Mikroorganismen. R. hat unter- halb der Stadt 20-mal so viel Bakterien in dem Mainwasser ge- * Archiv für Hygieine Bd. V. pag. 446—482. 94 GUSTAV v. RIGLER. funden, als oberhalb derselben. In der Zahl der Mikroorganismen war eine gewisse Schwankung bemerkbar. So z. B. hat sich die Yahl der Bakterien bei warmerWitterung vergrössert; im März hat R. mehr Mikroorganismen gefunden als im Februar. Er hat ausser dem Erwähnten auch noch die interessante Erfahrung gemacht, dass während in den unterhalb der Stadt genommenen Wasserproben die Gährungs- und Schimmelpilze dominirten, in oberhalb der Stadt geschöpften Proben die Kokkus-Arten in der Mehrzahl waren, und die oberwähnten Arten gänzlich fehlten. Je mehr ab- wärts er das Flusswasser untersuchte, desto grösser wurde neben den Kokkus-Arten die Zahl der Gelatine verflüssigenden und nicht verflüssigenden Bacillen-Arten. R. versucht diese Erscheinung so zu erklären, dass die organischen Substanzen des Wassers ober- halb der Stadt aus dem weniger zersetzungsfähigen Humus be- stehen, während in den unterhalb der Stadt gelegenen Flusstheilen die rasch zersetzbaren organischen Stoffe der Kanaljauche domi- niren. G. Fran« * hat das Spreewasser innerhalb und unterhalb Berlins chemisch und bakteriologisch untersucht. Seine eigenen Studien ergänzt er mit den Daten von Pra6Gz und PROSKAUER, welche in 1 em? des Spreewassers oberhalb Berlins durchschnittlich 6140 Mikroorganismen gefunden haben. Nach FRAnk vergrössert sich die Zahl der Bakterien nach flussabwärts, und gibt ein klares Bild über die Verunreinigung, welche das Wasser durch den Inhalt der ein- mündenden Kanäle erfährt. Frank hat die grösste Bakterienzahl unmittelbar unterhalb Berlin gefunden, nämlich 243,000 Bakterien in 1 em? Wasser. Von da ab war die Zahl mit unbedeutenden Schwankungen beständig dieselbe bis Spandau (14 km), wo sich die Spree mit der Havel vereiniet. Von da abwärts hat FRAnk ın der Bakterienzahl eine beständige Abnahme gefunden, so dass er (32 km) vor Potsdam noch etwas weniger Mikroorganismen fand, als oberhalb Berlin bei den Stralauer Wasserwerken constatirt wurde. Ueber den Isarfluss finden wir in Prausnızz’ ** Arbeit sehr * Zeitschrift für Hygieine III. pag. 355 —402. *%* Der Einfluss der Münchener Kanalisation auf die Isar, mit be- DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DHS DONAUWASSERS. 25 interessante Daten. In dem Isarwasser fand er weniger Bakterien, als G. Frank in der Spree; er glaubt die Ursache dieser Thatsache darin zu finden, dass die Isar ein Gebirgsfluss sei, welcher nicht nur einen grösseren Fall, sondern auch eine viel geringere Wasser- temperatur hat als die Spree. Wenn wir aus PrAusnttz’ Daten die Durchschnittzahlen berechnen, so finden wir, dass im Isarwasser per 1 cm? waren: Oberhalb München 305 Mikroorganismen 31 km unterhalb « al « 7 « « « 12,606 « 13 « « « Omleleli « 39 « « « 4,796 « 3 3 « BL « 9 3 7 Ss ( Nach Prausnttz wird das Isarwasser nach acht Stunden un- terhalb München so rein, als es oberhalb desselben war. Aus Buswip’s Arbeit* wissen wir, dass in dem unfiltrirten Weichselwasser (in Warschau) im Jänner 1858 480 Bakterien « Februar IND « « März « 1,500 « « April 250 « « Mai « 165 « «Ana « 66 « « Juli « 360 « « August 1300, « « September « 150 « « Oktober TE « « November « 320 « « December « 2,900 « waren. sonderer Berücksichtigung der Frage der Selbstreinigung der Flüsse. (Inaug. Diss.) Cblt. für B. u. P. Bd. VI. pag. 404. * Resultate der bakt. Untersuchungen des Warschauer Trinkwassers in den Jahren 1887—1889. Chblt. f. B. u. P. VIII. pag. 395. 26 GUSTAV v. RIGLER. Torororr * hat das Wasser des Flusses Sunscha bei der Stadt Groznoe untersucht und gefunden, dass in dem durch die Frühjahrs-Sehneeschmelze und durch die Sommerregen ange- schwollenen Flusswasser die festen Bestandtheile, der Ammoniak und die Salpetersäure erheblich zunehmen ; eben damals schwankt die Bakterienzahl zwischen 9000-—-12000, während sich dieselbe sonst nur zwischen S000—9000 bewegt. CELLI und Scara ** haben das Wasser des Tiberflusses zum Gegenstande ihrer Untersuchungen gemacht. Das Resultat war, dass der Tiber neben Rom bedeutend reiner ist, als die Spree bei Berlin. Die Ursache finden wir darin, dass der Tiber eine bedeu- tend grössere Wassermenge befördert als die Spree; es leben ausserdem an den Ufern viel weniger Einwohner als an dem anderer Flüsse. SCHLATTER *** hat das Limmatwasser oberhalb und unterhalb der Einmündung der Züricher Kanäle untersucht. Den Grad der bakteriellen Verunreinigung feststellend, suchte er die Grenze, bis wohin man dieselbe in dem unteren Abschnitte des Flusses nach- weisen kann. Das Resultat war, dass er in 1 cm? des Limmat- wassers oberhalb der Einmündung der Züricher Kanäle 1000 bis 9000, unterhalb derselben aber 18,000—1.500,000 und noch mehr Bakterien auszuweisen im Stande war. Die Zahl der Mikroorganis- men verminderte sich jedoch schnell unterhalb der Stadt, so dass er manchmal schon bei 6—-7 km, gewöhnlich aber bei 30 km unter- halb der Stadt im Wasser nur mehr eben so viel Bakterien fand, als oberhalb derselben. GIRARD und BorDas + haben das Seinewasser von Corbeil bis Rouen — das heisst von oberhalb Paris bis zu seiner Finmündung in das Meer — untersucht. Aus dieser Arbeit — gegenüber den älteren diesbezüglichen Forschungen — geht hervor, dass die Seine bei Nantes den Grad von Reinheit, den ihr Wasser oberhalb Paris * Die hyg. Untersuchung des Flusses Sunscha bei der Stadt Groz- noe. Cblt. f. B. u. P. XIII. pag. 487. *%* Ueber das Wasser der Tiber. Hyg. Rdschau. I. pag. 133. *%*%%* Zeitschrift 1. Hygieine IX. 1890. } La Seine de Corbeil & Rouen. Annal. d’Hyg. publ. 1893. DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 27 besitzt, nicht nur nicht erreicht, sondern noch ganz nahe seiner Einmündung so viel organische Substanzen und Bakterien enthält, dass es zum Trinken nicht geeignet ist. Von den genannten For- schern wird besonders betont, dass die Bakterienzahl und die Quantität der organischen Substanzen zur Zeit des Anschwellens des Flusses erheblich zunimmt, was diese als eine Folge der Auf- wühlung des Schlammes halten. STUTZER und KxugtAucH * wollten erfahren, inwieweit das Rheinwasser von der Stadt Köln verunreinigt wird. Zu diesem Zwecke haben sie mehrere Proben sowohl von der Mitte als von den beiden Ufern genommen und diese bakterio- logisch untersucht. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass in 1 em? des Rheinwassers im Minimum 200, im Maximum 100,000 Mikroorganismen zu finden waren; ferner, dass das neben dem linken Ufer hinfliessende Wasser viel mehr verunreinigt war, als das Wasser in der Mitte oder am rechten Ufer des Stromes. Die genannten Forscher haben in den von dem linken Ufer ge- nommenen Wasserproben 1%-mal, in dem aus der Mitte und vom rechten Ufer geschöpften aber nur 2-mal so viel Bakterien ge- funden, als sie in den oberhalb der Stadt gelegenen Stromtheilen constatirten. Nach ST. und K. fliesst also der Kanalinhalt der Stadt Köln längs des linken Ufers, und vermischt sich nur langsam und allmählig mit dem übrigen Flusswasser. Drei Kilometer unterhalb der letzten Kanäle der Stadt Köln war die Bakterienzahl auf den dritten Theil der ursprünglichen Quantität gesunken. Aus der Arbeit Draer’s können wir den Grad der Verun- reinigung erkennen, welche dem Pregelwasser von der Stadt- Königsberg beigefügt wird. D. hat an 15 verschiedenen Stellen Wasserproben genommen, von welchen 7 innerhalb, 5 oberhalb, > aber unterhalb der Stadt liegen. Im Laufe der chemischen Unter- suchungen hat D. die interessante Erfahrung gemacht, dass das Flusswasser während der kalten Jahreszeit mehr organische Stoffe enthält, als in den Sommermonaten. Den Grund dieser Erschei- * Untersuchungen über den Bakteriengehalt des Rheinwassers ober- halb u. unterhalb der Stadt Köln. Cblt. f. allgem. Gesundheitspflege. 1893. 98 GUSTAY v. RIGLER. nung, welche schon von anderen Forschern bei anderen Flüssen (so z.B. von PFEIFFER und FISENLoHR bei der Isar) wahrgenommen wurde, findet er darin, dass das Flusswasser in der warmen Jahreszeit eben wegen der Trockenheit nicht mit den organischen Stoffen der Wässer aus den Abzugsgräben der Felder verunreinigt werden kann, während dasselbe in der nassen Zeit des Herbstes, Winters und Frühjahrs von dem Schnee- und Regenwasser mit einer beträchtlichen Menge fäulnissfähiger organischer Stoffe ver- sehen wird. Ganz abgesehen von der Beschreibung der von der Fluth und Ebbe verursachten interessanten Erscheinungen, er- wähne ich nur, dass D. in 1 cm? des oberhalb der Stadt fliessenden Pregelwassers im Minimum 115, im Maximum 9400, unmittelbar unterhalb der Stadt im Minimum 10,400, im Maximum aber 693,000 Mikroorganismen gefunden hat. Von der grössten Wichtigkeit waren für mich ohne Zweifel jene Forschungsresultate, welche in Hrıper’s, Fopor’s und BaLLö’s Arbeiten zu finden sind. Herıver * hat die durch die Wiener Kanäle verursachte Ver- unreinigung des Donauwassers erforscht. Die Donau zertheilt sich — wie bekannt — oberhalb der österreichischen Hauptstadt in zwei Arme, von denen der durch eine 16°8 km Strecke fliessende kleinere etwa 200 Secundenkubikmeter Wasser, dem circa 1400 Secundenkubikmeter Wasser befördernden Hauptstrom abnimmt. In jenen Donauarm ergiessen etwa 120 Kanäle ihren Inhalt, welcher 9—3-mal concentrirter ist, als das Sielwasser jener Städte, welche mit Sehwemmkanalisation versehen sind. Bei niedrigem Wasserstande ergiesst sich das Sielwasser dieser Kanäle in Form ekelhafter Wasserfälle in diesen Donauarm, in denselben schmutzige Streifen bildend, welche nur langsam verschwinden. Die Wasser- verunreinigung ist Vormittags bedeutend kleiner als Mittags und Abends, ferner neben dem rechten Ufer augenscheinlich erheb- licher, als neben dem linken. Aus der chemischen Untersuchung ging hervor, dass während im Wasser der grossen Donau pro Liter 184 mg gelöste Bestandtheile, 3 mg Chlor und 8°6 mg Cha- * Untersuchungen über die Verunreinigung der Donau durch die Abwässer der Stadt Wien. — Oesterr. Sanitätswesen 1893. H. 13. DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 29 mzleon entsprechende organische Stoffe neben den Spuren von Salpetersäure und Ammoniak zu finden waren, in dem Wasser des Donaukanals 198:5 mg feste Bestandtheile nachgewiesen werden konnten, während die organischen Stoffe: das Chlor und Ammoniak eine, wenn auch nicht bedeutende Vermehrung aufwiesen. H. konnte mit dem Mikroskop sehr leicht die Theile der menschlichen Exere- mente in Form von Galle, gelblich gefärbten, quergestreiften Muskelfasern nachweisen. Noch viel empfindlicher zeigte den Grad der Verunreinigung die bakteriologische Untersuchung des Wassers. Mit dieser wurde im oberhalb der Stadt gelegenen Donauarme pro 1 em? 2000 Bakterien gefunden, während in demselben unter- halb Wien 21,000—1.200,000 Mikroorganismen gefunden wurden. Neben dem rechten Ufer war die Zahl beständig grösser, als längs des linken und beinahe 10—60-mal so viel, als im Hauptstrome constatirt wurde. Die chemischen und mikroskopischen Merkmale der Verun- reinigung sind nach der Einmündung des Donaukanales in den Hauptstrom rasch verschwunden, die bakteriologischen aber waren bis 233 km unterhalb Wien erkennbar, weil HEiper in 1 em? Wasser noch immer einen Mehrwerth von 4200 Keimen consta- tirte, als in oberhalb der Stadt geschöpften Wasserproben. Fopor * fand in den Jahren 1877—1880 durchschnittlich im Donauwasser pro Liter: Feste Bestandtheile 2522 mg Organische Stoffe (KMnO,x5) 625 « Chlor 19:31 « Salpetersäure 0:99 « Nach Fopor’s eitirter Arbeit befördert die Donau bei Buda- pest in 94 Stunden folgende Wassermenge: Bei niedrigem Wasserstande 60!/a Millionen m? « mittlerem « 1981/a « « « dem höchsten « 350 « « * Budapest csatornäzasa (Canalisirung von Budapest). Orv. Hetil. 1884. 30 GUSTAY v. RIGLER. Aus diesen, und aus jenen Daten, welche bei der chemischen Untersuchung des Budapester Sielwassers erhalten wurden, be- rechnet Fopor, dass die durch den Kanalinhalt verursachte Ver- unreinigung des Donauwassers nicht bedeutend sei, so dass die damaligen (1577 bis 1880) Untersuchungsmethoden einen wesent- lichen Unterschied zwischen den organischen Substanzen des ober- halb und unterhalb der Stadt geschöpften Donauwassers auszu- weisen kaum im Stande gewesen wären. Diese organischen Sub- stanzen des Donauwassers würden der Kanalinhalt Budapests nach der Berechnung Fopvor’s pro Liter: bei niedrigem Wasserstande von 55°5 * mg auf 594 mg « mittlerem « a a « hohem « WIE ER vermehren. Barnö ** spricht sich auf Grund seiner im Jahre 1877-78 vollführten Untersuchungen in. dem Sinne aus, dass das Donau- wasser unterhalb Budapests einen höheren Gehalt an festen Be- standtheilen, Chlor und organischen Substanzen aufweise, als ober- halb der Hauptstadt; ausserdem kann man auch noch eine Zu- nahme an Ammoniakgehalt constatiren, insbesondere in dem am linken Ufer hinfliessenden Wasser. Aus den oben eitirten Daten der Fachliteratur ersehen wir, dass die Forscher bestrebt waren auszuweisen, in welcher Entfernung und binnen welchem Zeitraume von der letzten Verunreinigungs- quelle die Flusswässer ihren ursprünglichen Reinheitsgrad sowohl in chemischer als in bakteriologischer Hinsicht erlangen. Dieses Be- * Durchschittswerth aus Fodor’s 1877—1880, und Ballö’s 1878—1879 gemachten Untersuchunge ** ‚Jelentes Budapest föväros vegyeszenek müködeseröl 1874—1883. (Bericht über die Thätigkeit des chemischen Laboratoriums der Haupt- stadt Budapest 1874—1883.) DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 31 streben basirt auf die, schon von den ersten Forschern gemachte Beobachtung, dass nämlich die Flusswässer die Fähigkeit haben, durch welche sie die hineingelangten Stoffe und Bakterien während eines gewissen Zeitraumes, bezüglich längs einer gewissen Strecke Weges zu eliminiren im Stande sind. Diese Fähigkeit nennt man, wie bekannt: «Selbstreinigung ‚der Flüsse». Es wäre zu weitläufig hier alle jene Experimente aufzuzählen, welche bezüglich des Erkennens der Art und Weise des Verlaufes der Hauptfactoren der Selbstreinigung gemacht wurden; an dieser Stelle erwähne ich deshalb nur jene, die auf Grund von Experi- menten beruhenden Anschauungen basiren, und welche die Lösung der Frage am meisten befördert haben. Nach diesen Anschauungen haben in der Selbstreinigung der Flüsse nicht nur physikalische und chemische Processe, son- dern auch der Stoffwechsel der Lebewesen eine wichtige Rolle. Von den physikalischen Faktoren kommt in erster Reihe jene Eigen- schaft der im Wasser herumschwimmenden, organischen und anorganischen Partikelehen in Betracht, in Folge dessen, diese sich ihrem Eigengewicht zufolge nach unten, also nach dem Grunde des Flussbettes bewegen, oder mit anderen Worten sich abzusetzen bestreben. Diese Sinkstoffe reissen die in ihrem Wege befindlichen kleineren lebendigen und leblosen Partikelchen mit. Unter die letzteren gehören auch die Mikroorganismen, deren Ver- schwinden aus dem Wasser theilweise in diesem Phänomen seinen (Grund findet. Von den chemischen Processen sind unter den anderen be- sonders zwei unserer Aufmerksamkeit werth. Der erste besteht darin, dass zufolge der lebhaften Berührung, welche zwischen Wasser und Luft besteht, sich das zweite, schwach gebundene CO,-Molecül des doppeltkohlensauren Kalkes und der Maenesia ausscheidet; die entstandenen einfachkohlensauren Salze aber flockenartigen Niederschlag bildend, zum Boden herabsinken, und die im Wege befindlichen Partikelehen mit sich reissend, die Reinigung des Wassers nicht nur physikalisch, sondern auch che- misch bedeutend befördern. Es kommt noch diesem Processe der Oxygengehalt der sich mit dem Wasser berührenden Luft zu 32 GUSTAY v. RIGLER. Hilfe, welche infolge der grossen Berührungsfläche viele oxydir- bare organische und anorganische Stoffe zersetzt, und in weniger schädliche, zum Ausscheiden mehr geeignete umwandelt. Die Verzehrung und Verarbeitung der organischen Stoffe des. Wassers wird aber durch die höheren und niedrigen Pflanzen und Thiere, insbesondere durch die Bakterien und deren Stoffwechsel bewirkt. Die Natur sorgt indessen auch dafür, dass diese Mikro- organismen sich nicht endlos vermehren können. Sie hat unter denselben einen derartigen Antagonismus geschaffen, dass jene, welche im Wasser geeignetere Verhältnisse für ihr Leben und ihre Vermehrung finden (Saprophyten), die anderen, und unter den- selben auch die pathogenen (Parasiten) an Zahl nicht nur über- flügeln, sondern diesen die Nährstoffe entziehend, ja vielleicht auch durch ihre Stoffwechselprodukte einen ungünstigen Einfluss ausübend, die Vernichtung und das Ausscheiden derselben in hohem Grade befördern. In der Vernichtung der pathogenen (parasitischen) Mikroorganismen spielt noch die bakterientödtende Kraft des Sonnenlichtes eine besondere Rolle, welche in dem Pro- cesse der Selbstreinigung der Flüsse von vielen Forschern als der wichtigste und wirksamste Faktor betrachtet wird. Nach allen diesen Beobachtungen sei mir gestattet, meine, an dem Donauwasser oberhalb, innerhalb und unterhalb Budapests ausgeführten Untersuchungen zu beschreiben. II. Zweck, Zeit, Ort und Ausführungsweise der Unter- suchungen. Die Kanalisirung Budapests zeigt vom Jahre 1894 eine grosse und wichtige Veränderung. Die Oeffnungen der auf dem linken Ufer bestehenden, radial verlaufenden Kanäle werden nach und nach verschlossen, weil der Inhalt derselben durch den am Donau- ufer und auf der grossen Ringstrasse erbauten, und sich mit dem Hauptkanal vereinigenden Sammelcanälen aufgenommen, und mittelst Maschinenkraft unter der Eisenbahnbrücke durch ein eisernes, 40 m vom Ufer in der Mitte des Stromes mündendes Rohr in die Donau befördert wird. Ganz abgesehen von jenem ausserordentlichen Vortheile, 6) 80) DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 3 welcher der Stadt, durch die schnelle und sichere Entfernung der Excremente und Abwässer erwächst, können wir für nicht weniger wichtig jenen Vortheil halten, welcher von der chemisch und bakteriologisch geringeren Verunreinigung des Donauwassers für die Hauptstadt sich ergeben muss. Die Verminderung der Verunreinigung wird nicht nur in dem Umstande seinen Grund haben, dass der Kanalinhalt ferner- hin nur nach vorangehender Klärung in die Donau geleitet wird, sondern auch darin, dass durch die neue Beförderungsart die prompte und schnelle Vermischung und die grosse Verdünnung des Sielwassers garantirt wird. Meine, im Frühjahre 1894 unternommenen Untersuchungen hatten den Zweck, die alten Verhältnisse mit den neuen zu ver- gleichen, um die durch die neue Kanalisation verursachten che- mischen und bakteriologischen Verbesserungen des Donauwassers beurtheilen zu können. Ausserdem wollte ich noch einige, sich auf Versuche basirende Daten zur Erklärung jenes wichtigen und interessanten Phänomens liefern, welches oben unter den Namen «Selbstreinigung des Flusses» beschrieben wurde. Es war vorauszusehen, dass die Lösung dieser Fragen auf viele Hindernisse treffen werde. Unter diesen erwähne ich in erster Reihe jenen Umstand, dass meine Untersuchungen nicht nur an vielen Punkten, sondern auch womöglich an einer langen Strecke des Flusslaufes zu machen waren. Es war ausserdem rathsam, die Beschaffenheit des Wassers der weiter oberhalb Budapests gele- genen Flusstheile zu studiren, wenn ich die Veränderungen des unterhalb der Hauptstadt fliessenden Wassers richtig beurtheilen wollte. Ich musste noch wegen der Einheitlichkeit der Resultate, und wegen Vermeidung von Fehlern darauf achten, dass ich das Wasser unterhalb Budapests solcherart untersuche, dass die er- langten Daten den Unterschied zwischen diesem und oberhalb Budapests fliessenden Wasser wahrheitsgemäss zeigen könne. Es war somit erforderlich, dass ich die Wasserproben mit dem Strome der Donau schwimmend sammeln könne. Ich habe daher meine Forschungen bei Gran (72 km ober- halb Budapests) begonnen, und zwar oberhalb der Stadt an zwei, innerhalb derselben an einem und unterhalb Grans ebenfalls Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 3 34 GUSTAY v. RIGLER. an einem Punkte; der ganze Stromabschnitt beträgt etwa 47 km. Ich wollte mit den bei Gran gemachten, ausschliesslich bakterio- logischen Untersuchungen nicht nur die Beschaffenheit des weit oberhalb der Hauptstadt fliessenden Wassers erkennen, sondern auch jene Verhältnisse kennen lernen, welche in dem, im Ver- gleich mit dem Hauptstrome bedeutend kleineren, wasserärmeren und der Verunreinigung in grossem Maasse ausgesetzten Strom- arme herrschen. Gran liegt nämlich an der sogenannten kleinen Donau, welche einen, oberhalb der Stadt vom Hauptstrome abzwei- genden und innerhalb der Stadt sich wieder vereinigenden Arm von etwa 3 km Länge und 40—60 m Breite repräsentirt. In diesem seichten, langsam fliessenden Donauarm münden nicht nur sämmt- - liche Kanäle ohne Wasserspülung, sondern auch die Abfallwässer des Schlachthauses und einer grösseren Gerberei; seine Ufer be- deeken Kehrichthaufen, sein Wasser istim Sommer und bei niedrigem Wasserstande derart verunreiniot, dass das weitere Einleiten von Kanälen durch einen ministeriellen Erlass (1895) verboten wurde. Der wichtigste und unzweifelhaft interessanteste Theil meiner Studien fällt aber auf den unmittelbar oberhalb, innerhalb und unterhalb der Hauptstadt liegenden, etwa 40 km langen Abschnitt des Donaustromes. Ich habe diese 40 km lange Strecke durch 6 Querlinien in 5 Abschnitte getheilt. Die erste Linie kreuzt im oberen Drittel der Altofner Schiffswerfte-Insel den Strom. Die zweite Linie ist 10 km weiter unten, bei der Eisenbahnbrücke durch die Donau gezogen. Die dritte ist 5°2 km von der zweiten, beidem unteren Ende der Ge- meinde Promontor. Die vierte ist 6°8 km von der dritten entfernt, oberhalb Tetenys. Die fünfte schneidet 9 km unter der vorigen bei Tököly den Strom, während die sechste SS km von der fünften bei der Gemeinde Fresi den Donaustrom durehkreuzt. An jedem Quer- schnitt wurden sowohl in der Mitte, als am rechten und linken Ufer des Stromes Wasserproben geschöpft. x Die Proben wurden chemisch und bakteriologisch untersucht. Die Probenahme erfolgte in jedem Falle aus einem Kahne, welcher _ DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. >» während dieser Zeit mit einem Anker festgehalten wurde. Jede Fahrt begann ich am oberen Ende der genannten Donauabtheilung des Morgens um 6 Uhr; zuerst wurde die Untersuchung am rechten Ufer, dann in der Mitte und endlich am linken Ufer vollführt. Die für die chemische Untersuchung nothwendigen zwei Liter Wasser sammt der Probe für die bakteriologische Forschung wurden immer 10 m vom Ufer genommen. Die erste Probe wurde sofort in Eis verpackt und die letztere nach der weiter unten ausführlich be- sprochenen Methode an Ort und Stelle verarbeitet. Hierauf be- stimmte ich annäherungsweise die Geschwindiskeit des Stromes, was ich mit Hilfe eines dreieckigen mit seiner Basis nach unten serichteten Brettes vollzog, welches an einer 40 m langen dünnen Schnur befestigt war. Hierauf liess ich den Kahn mit dem Strome ziehen und setzte die Ruder nur dann in Bewegung, wenn es einem Schiffe auszu- weichen galt. In den anderen Querschnitten ging ich ganz in der- selben Weise vor. Im Sinne der bei den Geschwindigkeitsmessungen gefundenen Durchschnittswerthe (1 Secundenmeter) gelangte ich zu der zweiten @Querschnittslinie um 9 Uhr, zu der dritten um 11 Uhr Vormittaes, zu der vierten um 191/a Uhr, zu der fünften um 2!/a Uhr, zu der sechsten und somit letzten um 4!/a Uhr Nachmittags. Von Eresi fuhr ich mit dem 5 Uhr-Schiff nach Budapest, die betreffenden Wasserproben während der ganzen Zeit in Eis aufbewahrend. Am anderen Morgen begann ich sofort die quantitative che- mische Analyse der mitgebrachten Wasserproben. Von den ver- wendeten, allgemein bekannten Methoden erwähne ich nur so viel, dass das Chlor durch Filtrirung nach Mohr, das Ammoniak nach Frankland, die organischen Substanzen (KMnO,X5) nach Kubel- Tiemann, die salpetrige Säure colorimetrisch nach Trommsdorf, die Salpetersäure mit Indigo nach Trommsdorf, die “festen Be- standtheile durch Gewichtsanalyse bestimmt wurden. Besonders hebe ich aber hervor, dass das Chlor und die Salpetersäure in den auf den vierten Theil eingedampften Proben, und dass die orga- nischen Substanzen sowohl mit als ohne Filtrirung bestimmt wurden. Es müssen jedoch die bei den bakteriologischen Unter- 3% 36 GUSTAV v. RIGLER. suchungen gebrauchten Methoden ausführlicher beschrieben werden. Ich habe schon erwähnt, dass ich ein besonderes Gewicht auf jenen Umstand legte, dass mit dem Strome schwimmend, bei der letzten Linie womöglich dasselbe Wasser untersucht werden könne, welches bei der ersten verarbeitet wurde. Dies erforderte nicht nur das Mitnehmen aller Instrumente und Materialien, son- dern auch, dass die gebrauchten Apparate von möglichst ein- facher, leicht zu handhabender Construction seien. Dies war desto: nothwendiger, da ich, wie aus dem weiter unten Gesagten ersichtlich ist, nicht nur den Bakteriengehalt des oberflächlich fliessenden Wassers bestimmen, sondern auch die Wirkung erkennen wollte, welche das Absetzen auf die Selbstreinigung des Stromes aus- übt; deshalb habe ich aus den tieferen, 1 m von der Oberfläche gelegenen Schichten regelmässig Proben genommen. Die vorherigen Proben haben bewiesen, dass ich am zweckmässigsten verfahre, wennich beiden oberflächlichen Schichten Röhren von 30—40 em Länge und 12 cm Durchmesser, bei den 1 m tief gelegenen aber Röhren von 150—160 cm Länge und 1’3—1'5 cm Durchmesser zur Probenahme gebrauchte. Das eine Ende dieser Röhren war mit Asbest locker verstopft, das andere in eine feine und abgeschmol- zene Spitze ausgezogen; sämmtliche wurden vorher über einer Flamme sterilisirt. Diese Röhren wurden, nach dem vorsichtigen Abbrechen der Spitze als Pipetten gebraucht, vorher wurden sie aber durch die Flamme der zur Verflüssigung der Nährgelatine- verwendeten Löthlampe gezogen. Ausser dem Gesasten habe ich von den Probenahmen aus den oberflächlichen Schichten nichts zu sagen; bei den aus 1 m Tiefe herausgehobenen Proben musste ich aber etwas umständlicher operiren. Die Glasröhren von 150—160 cm Länge wurden nach dem Abbrechen ihrer ausgezogenen Spitze und Sterilisirung durch eine Flamme mit einem schnellen Rucke bis 1 m Tiefe ins Wasser gestossen, unter dessen das andere, mit Asbest verstopfte Ende mit dem Finser luftdicht verschliessend. In dem Momente, als sich das ausgezogene Ende in 1 m Tiefe befand, zog ich den Finger weg, um das Wasser in die Röhre aufsteigen zu lassen. Nun wurde so lange Luft in die Röhre geblasen, bis das Wasser aus derselben verdrängt war. Ich habe nur das nach dem zweiten Verdrängen DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 37 in die Röhre aufgestiegene Wasser verarbeitet und durch dieses Verfahren die bei dem Hinunterstossen in die Röhre gelangten ersten Wasserspuren sicher zu eliminiren mich bestrebt. Das mit dem Wasser zum dritten Male gefüllte Rohr wurde jetzt möglich schnell ausgehoben, seine äussere Oberfläche mit in grossen Petri- Schalen mitgenommenen sterilisirtem Filtrirpapier, mit Hilfe einer sterilen Pincette, von unten nach oben abgewischt, dass sich die aus- sen anhängenden Wassertropfen nicht mit dem im Rohre befindli- chen Wasser vermischen konnten. Jetzt gab ich in die mitgenomme- nen sterilen und leeren Petrischalen 3,5, Sund 10 Tropfen Wasser, welche mit der nachgegossenen 10 %-igen sterilen und verflüssigten Fleischpeptongelatine gut vermischt wurden. Die Petrischalen waren bis zum Frstarren der Gelatine in dem zu diesem Zwecke verfertigten transportablen Eiskühler * des Institutes behalten, dann in starkes Papier verpackt und in eine im Schatten liegenden Kiste gegeben. Ich hatte während des Erstarrens der Gelatine hinreichend Zeit, die zur Wasserentnahme benutzte Röhre zu calibriren, d.h. mit einer Bürette die Zahl der aus der Röhre fliessenden Tropfen pro 1 em? zu bestimmen. Die entwickelten Bakterieneolonien wurden nach 4X 24 Stun- den, die verflüssigenden gesondert von den nicht verflüssigenden Colonien, gezählt. Von der Brauchbarkeit der erwähnten Methode habe ich mich nicht nur bei den Vorversuchen, sondern bei der ganzen Untersuchung oftmals überzeugen können. In den vier Petrischalen wurden nämlich verhältnissmässig grosse Mengen Wasser (mehr als 0:5 cm?) zur Züchtung der Mikro- organismen verarbeitet; dies war für die annähernd pünktliche Bestimmung der Zahl der in 1 em? Wasser befindlichen Bak- terien sehr vortheilhaft. Mit diesem Verfahren hatte ich noch er- reicht, dass meine Platten sich niemals ganz verflüssigten, und dass es sieh nicht ereignete, dass die Colonien ihrer Dichtigkeit * Der Kühler besteht aus zwei ineinander geschobenen, 45 cm langen und 20, resp. 12 cm breiten Blecheylindern; in den inneren kamen die Petrischalen, der Zwischenraum aber wurde mit Eisstücken ausgefüllt. 38 GUSTAY v. RIGLER. wegen nicht leicht zählbar gewesen wären. Die aus grösseren Mengen Wasser verfertigten Platten haben verhältnissmässig ebensoviel Colonien gezeigt, als jene mit geringerer Menge verfer- tigten. Endlich erwähne ich noch, dass die Untersuchungen immer an solchen Tagen gemacht wurden, vor denen einige Zeit sowohl in Budapest, als auch in den fern flussaufwärts der Hauptstadt ge legenen Gegenden kein Regen war. {II. Die Resultate der chemischen Untersuchungen des Donauwassers. Die Ergebnisse meiner chemischen Untersuchung sind aus. den Tabellen 1, 2, 3, 4 und 5 ersichtlich. Diese Tabellen machen uns auf einige wichtige und interessante Thatsachen aufmerksam. Zuerst fällt die zeitliche und locale Veränderung in der Quantität der suspendirten Stoffe auf. Das absolute Minimum wurde (76 mg) am rechten Ufer bei der Altofner Schiffswerftinsel, das absolute Maximum (377 mg) aber gegenüber an dem linken Ufer gefunden. Wenn wir die Durchschnittswerthe ausrechnen, so finden wir, dass die suspendirten Stoffe im Mittel und pro Liter ın dem ganzen geprüften Donauabschnitte eine Quantität von 133 mg am rechten Ufer, 131 in der Mitte des Stromes und 157 mg am linken Ufer ausmachte. Das Minimum der gesammten organischen Stoffe (262 mg) des unfiltrirten Wassers fand sich neben der Altofner Schiffswerft- Insel; das Maximum (10524 mg) constatirte ich bei Promontor in der am linken Ufer geschöpften Wasserprobe. Im Mittel sind die organischen Substanzen entsprechend den suspendirten Par- tikeln, in der Mitte des Stromes am geringsten, an dem linken Ufer aber am stärksten vertreten. Von den gelösten festen Bestandtheilen (im filtrirten Wasser) habe ich das Minimum (100 mg) ebenfalls bei der Altofner Schiffs- werftinsel gefunden ; das Maximum (252 mg) wurde in dem am linken Ufer, bei der Eisenbahnbrücke geschöpften Wasser con- statirt. Im Durchschnitte waren die festen Bestandtheile im längs. dem rechten Ufer fliessenden Wasser, die wenigsten (1673 mg), DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 39 das durchsehnittliche Maximum (183°4 me) zeigte sich hingegen in den am linken Ufer geschöpften Wasserproben. Die gelösten organischen Substanzen haben den niedrigsten Werth (21-20 mg) am rechten Ende der untersten Untersuchungs- linie — bei Ercsi — gezeigt, welcher noch etwas kleiner war als die bei der oberhalb Budapests, an der Altofner Schiffswerftinsel ge- fundene 21'904mg. Das Maximum (54-75 mg) fiel auf das rechte Ende der dritten Linie (bei Promontor). Im Sinne der 5. Tabelle waren durchschnittlich die wenigsten organischen Substanzen (33-0 mg) in der Mitte des Stromes, die meisten im Wasser am linken Ufer des Stromes. Das Minimum des Chlors (3:0 mg) zeigte sich ebenfalls in der neben der Altofner Insel geschöpften Probe, das Maximum (8°0 mg) wurde hingegen an dem linken Ufer, bei der Eisenbahnbrücke con- statirt. Im Mittel war das Chlor am wenigsten (414 mg) in der Mitte des untersuchten Stromabschnittes, am bedeutendsten aber in dem neben dem linken Ufer hinfliessenden Wasser. Das Minimum der Salpetersäure (0:109 mg) wurde in der Mitte der obersten Untersuchungslinie, das Maximum (0'491 mg) am linken Ufer bei der Eisenbahnbrücke gefunden. Im Durch- schnitte war die Salpetersäure am schwächsten (0'277 mg) am rechten Ufer, am stärksten (0'315 mg) aber in dem am linken Ufer hinfliessenden Wasser vertreten. Salpetrige Säure fand ich niemals längs der letzten Unter- suchungslinie (bei Eresi), das Maximum (1:5 mg) ergab sich bei der Eisenbahnbrücke neben dem linken Ufer. Im Mittel war die wenigste salpetrige Säure (0'01 mg) im Wasser an dem rechten Ufer, die meiste (0'183 mg) in dem neben dem rechten Ufer hin- fliessenden Wasser. Ammoniak war auch an vielen Stellen oftmals nicht nach- weisbar; die grösste Menge (0'3 mg) habe ich hingegen bei der Fisenbahnbrücke am linken Ufer constatirt. Im Mittel war das wenigste Ammoniak (0'013 mg) neben dem rechten, das meiste (0:26 mg) neben dem linken Ufer wahrnehmbar. Aus den Daten der 4. Tabelle ist ersichtlich, dass das Donau- wasser 12 km unterhalb der Einmündung der Budapester Kanäle — 40 GUSTAV v. RIGLER. bei dem Dorfe Teteny — in chemischer Beziehung jenen Grad der Reinheit zurückerhält, mit welchem es in das (Gebiet der Hauptstadt eingetreten war. IV. Die Resultate der bakteriologischen Untersuchungen. Bakteriologische Untersuchungen wurden — wie aus den Tabellen 6, 7, S, 9, 10 und 11 ersichtlich — in der Donaustrecke von Gran bis Eresi vorgenommen. Aus diesen Forschungen geht in erster Linie jene interessante Thatsache hervor, dass der Bakterieninhalt des mächtigen Stromes unmittelbar oberhalb der Hauptstadt beinahe derselbe ist, als er 67:5 km stromaufwärts bei Gran war. Ich habe indessen eine be- deutend grössere Anzahl von Bakterien in dem Wasser des 3 km langen Graner Donauarmes (kleine Donau), und zwar schon ober- halb der Stadt, und noch mehr innerhalb derselben gefunden. Der Bakteriengehalt der kleinen Donau war bei seiner Einmündung in den Hauptstrom (innerhalb der Stadt) neben dem Ufer fünfmal, in seiner Mitte sogar zehnmal grösser, als der des Hauptstromes. Die Mitte des Stromes zeigt oberhalb und unterhalb Grans einen kaum wahrnehmbaren Unterschied. Umso grösser ist derselbe jedoch in dem neben dem Ufer hinfliessenden Wasser; dieses weist nämlich unterhalb der Stadt einen siebenmal grösseren Werth auf, als oberhalb der Stadt gefunden wurde, trotzdem die bakteriologische Untersuchung !/»2 km unterhalb der Einmündung der letzten Kanäle ausgeführt wurde. Diese Thatsache widerspricht lebhaft jener als wahrscheinlich geltenden Ansicht, als wäre ein solcher wasser- reicher Strom, als die Donau im Stande, die hineingelangte Ver- unreinigung in kurzer Zeit so stark zu verdünnen, dass dieselbe unmerkbar würde. Diese Thatsache, welche übrigens bei mehreren anderen Flüssen bewiesen wurde, fällt noch mehr ins Auge, wenn wir jene Tabelle betrachten, welche die Resultate der bei Budapest ausgeführten bakteriologischen Forschungen zeigen. In den ge- sammten Untersuchungen habe ich in 1 cm? an der Oberfläche des Wassers im Minimum 58 Bakterien eonstatirt, und zwar in der DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. #1 Mitte des Stromes, gegenüber der Altofner Insel; in der Tiefe von 1 m habe ich in demselben Querschnitte, aber am rechten Ufer den minimalen Werth von 68 Bakterien gefunden. Das Maximum an der Oberfläche des Wassers zeigt sich mit der Zahl von 15,977 innerhalb Budapests bei der Eisenbahnbrücke am linken Ufer; ebendaselbst constatirte ich auch den grössten Bakteriengehalt in 1 m Tiefe mit der Zahl von 25,000 Keimen. Es verdient unsere Aufmerksamkeit die Zunahme, respective ‚die Abnahme der Bakterien zu beobachten. Die Zunahme beträgt ‚das 3—4-fache der oberhalb der Hauptstadt gefundenen Bakterien- zahi. Oertlich war die Zunahme im höchsten Grade in dem neben dem linken Ufer (bei der Eisenbahnbrücke) hinfliessenden Wasser zu beobachten, und zwar ebenso in den von der Oberfläche als von den in 1 m Tiefe geschöpften Proben. Am spätesten zeigt die Zunahme das in der Mitte des Stromes hinfliessende Wasser. Neben dem rechten Ufer habe ich zwar bei der Eisenbahnbrücke bedeutend grössere Zahlen von Bakterien gefunden, als im oberhalb der Hauptstadt gelegenen Stromtheile, das Maximum war aber trotz- dem bei Promontor (5°2 km unterhalb Budapests) zu constatiren. In der Mitte des Stromes bei der Eisenbahnbrücke fand ich die Keime kaum etwas vermehrt, so dass sich das Maximum nur in der bei Promontor geschöpften Probe zeigt. Die Abnahme der Keime im Wasser stellt sich aber sehr bald ein, so dass ich 12 km unterhalb der Hauptstadt — bei dem Dorfe 'Teteny — sowohl in der Mitte, als neben den Ufern, an der Ober- tläche, wie in 1 m Tiefe, nicht einmal so viel Keime fand, als in den oberhalb Budapests geschöpften Proben constatirt wurden. Das heisst mit anderen Worten so viel, dass die Donau 12 km unter- halb der Hauptstadt in bakteriologischer Hinsicht ihren ur- ‚sprünglichen Reinheitsgrad wieder erreicht hat. Jene unbedeutende Zunahme, welche sich in der Keimzahl bei der fünften und gechsten Untersuchungslinie zeigt, rührt wahr- scheinlich von der Flussregulirung her, welche den Strom um Ya verengt; damit geht aber Hand in Hand die Erhöhung der Ge- ‚schwindigkeit, das Umrühren des Schlammes und damit die Zu- nahme der Bakterien. % 49 GUSTAV v. RIGLER. V. Vergleichung des Donauwassers oberhalb, innerhalb und unterhalb von Wien und Budapest in chemischer und bakte- riologischer Hinsicht. Ich habe schon in den einleitenden Zeilen die Resultate jener Untersuchungen erwähnt, welche von HEıper in den Jahren 1891—1893 zwecks Erforschung des Einflusses gemacht wurden, welchen die Kanäle der österreichischen Hauptstadt auf das Donau- wasser ausüben. Im Besitze der wissenschaftlichen Daten des ge- nannten Autors schien mir interessant und belehrend zu sein, die Durchschnittswerthe auszurechnen, und diese mit den von mir gefundenen vergleichend, die quantitativen Verhältnisse der Fluss- verunreinigung zu erkennen. Aus der XII. Tabelle, in welcher nach Heiper’s Arbeit auch die Ergebnisse der von WOoLFBAUER im Jahre 1878 ausgeführten Donauwasseranalysen aufgenommen wurden, geht in erster Reihe hervor, dass die chemische Zusammensetzung des Donauwassers in der oberhalb Wiens gelegenen Stromgesend im Zeitraume von 1878—1891 eine erhebliche Veränderung erfahren habe, welche besonders bezüglich der festen Bestandtheile und der organischen Stoffe eine nennenswerthe ist, und zwar eine nicht zum Vortheile der Wasserbeschaffenheit gereichende. Wenn wir die bei Wien gefundenen Durchschnittswerthe mit den von mir bei Budapest constatirten vergleichen, so müssen wir gestehen, dass das Wasser des Stromes oberhalb Budapests bedeu- tend reiner sei, als oberhalb der österreichischen Hauptstadt. Die unterhalb der beiden Hauptstädte gefundenen Resultate sind, wie aus der XIII. Tabelle ersichtlich, noch lehrreicher und interessanter. Aus denselben geht nicht nur die Thatsache hervor, dass das Donauwasser unterhalb der Einmündung der Budapester Kanäle eine viel kleinere Quantität von den verunreinigenden Stoffen enthält, als der Wiener Donauarm, sondern dass die Selbstreinigung des Stromes bei Budapest in einem viel kürzeren DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 43 Zeitraum vollendet wird, als unterhalb der österreichischen Haupt- stadt. HEIDER hat also ganz recht, wenn er sagt, dass die Kanäle von Wien künftighin nicht in den wasserarmen Donaucanal ge- leitet werden dürften (siehe Tabelle XIV). Wir dürfen uns jedoch darüber nicht wundern, dass die Donau die Schmutzstofie der anderthalb Millionen-Stadt nicht einmal bis Hainburg (23 km unterhalb Wiens) eliminiren könne, und dass die Selbstreinigung 12.km unterhalb Budapest eine vollständige sei, da der bedeutend wasserärmere Strom bei Wien beinahe dreimal so viel Verunrei- nigung aufnehmen muss, als bei Budapest, wo die Menge des Wassers eine fast zehnfach grössere ist. Mit dem Betonen der relativ günstigen Verhältnisse in der Verunreinigung und Selbstreinigung des Donauwassers bei Buda- pest will ich aber durchaus nicht sagen, dass das Einleiten der Budapester Kanäle vor dem Jahre 1894 eine zweckmässige, un- schädliche, den Forderungen der Hygieine entsprechende gewesen sei. Wir müssen uns im Gegentheil aus den Tabellen I—XI über- zeugen, dass die Kanäle von Budapest eine beständige Gefahr für die 12km unterhalb der Hauptstadt befindliche Gemeinde bildeten, deren Bewohner ihr Nutz- und Trinkwasser in Ermangelung eines besseren aus dem offenen Strome schöpften. Die Gefahr war be- sonders in den Zeiten der Cholera- und Typhusepidemien eine eminente. Wenn wir zuletzt die Thatsache erwägen, dass die Ver- unreinigung des Wassers sowohl in chemischer als in bakterio- logischer Hinsicht am linken Ufer schon oberhalb Budapests be- deutend grösser war als am rechten Ufer, und dass die Selbst- reinigung auf dem linken Ufer viel später erfolgte, als auf dem rechten, so müssen wir den relativ unbedeutenden Nachtheil, welcher auf die unterhalb der Hauptstadt gelegene Gemeinde durch die Budapester Abzugswässer verursacht wurde, dem Umstande zuschreiben, dass diese einige Kilometer weit vom Strome liegt, und dass die Bewohner ihr Nutz- und Trinkwasser nur ausnahms- weise direct dem Strome entnehmen. Die Einrichtung des neuen Kanalcentrums, mit welcher das Sielwasser 40 m vom Ufer und mit Maschinenkraft in das Wasser gepresst wird, ist also in hygienischer Beziehung eine wahre 44 GUSTAV v. RIGLER. Wohlthat für die unterhalb Budapest gelegenen Gemeinden, von dem Vortheile ganz abgesehen, welchen die schnelle und sichere Ableitung der Schmutzstoffe für die Hauptstadt mit sich bringt. Den absoluten Werth des neuen Systems können wir selbst- verständlich nur später und durch neue chemische und bakterio- logische Forschungen bestimmen. Der Umstand, dass das neben dem linken Ufer hinfliessende Wasser schon oberhalb der Hauptstadt viel Schmutzstofie enthält, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die neuen Wasserwerke, welche ihr Wasser eben aus dem Boden des linken Ufers, aus der un- mittelbaren Nähe des Stromes schöpfen. Dass dies eine wenig er- freuliche Thatsache ist, liegt auf der Hand. x VI. Ueber die Wirkung des Absetzens und des Sonnenlichtes bei der Selbstreinigung des Stromes. Ich habe schon erwähnt, dass unter den Factoren der Selbst- reinigung der Flüsse besonders das Absetzen und die bakterien- tödtende Kraft des Sonnenlichtes die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen haben. Nach den für mich zugänglichen Literatur-Angaben betonte die Wirkung der Sinkstoffe zuerst G. Frank in seinem Werke: «Die physikalische Einwirkung von Sinkstoffen auf dieim Wasser befind- lichen Mikroorganismen.»* Nach ihm hatte sich Krüger mit der Erforschung der Wirkung des Absetzens beschäftigt. Er erwähnt die Ansicht GÄRTNER’s, nach welcher das Absetzen der Bakterien theils in dem grösseren specifischen Gewichte der unbeweglichen Mikroorganismen, theils in dem Bestreben der beweglichen Keime nach den ernährenden organischen Sinkstoffen seinen Grund hat - es kommt endlich das Mitreissen der abgestorbenen Mikroorganis- men durch den sieh im Wasser bildenden Niederschlag zu Stande. Krüger hat eine pulverförmige, indifferente Substanz mit einer Wasserprobe von bekanntem Bakteriengehalt vermenget, und ge- * Zeitschrift für Hygienie 1889. H. 1. DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 49 funden, dass die nach unten strebenden Theilchen eine grosse Menge der Mikroorganismen mit sich zu Boden reissen. Nach Krückr haben sich noch For und Dvnanr, dann Lorrer mit dieser Frage beschäftigt. Die ersteren haben experimentell bewiesen, dass an der Oberfläche eines 8 Tage lang stillstehenden Wassers 94% der Bakterien verschwinden. Lorrer hat den Schlamm des Genfer Sees bakteriologisch untersucht und in dem- selben viele und virulente Bakterien gefunden. Dies bedeutet, dass die Mikroorganismen sich auch in den grossen Wasserbecken ab- setzen und im Schlamme lange am Leben bleiben. Im Kırrınskv’schen Werke * finden wir interessante Befunde über die Zahl der im Wasser des in 403 m Höhe liegenden und von Schneewasser genährten Borkeischen Teiches befindlichen Bakterien. An der Oberfläche hat K. 4000, in der Tiefe von5 m 1000, in 10 m Tiefe 600, in 12—16 m Tiefe 200-300 Bakterien pro 1 cm? gefunden ; wenn er den Schlamm umrührte, so stieg jedoch die Zahl der Mikroorganismen bis 6000 (pro 1 cm?). RuBNER ** hat den Einfluss des Absetzens in dem Wasser des in dem Keller des hysieinischen Institutes zu Marburg befindlichen Brunnens studirt. Er bringst das Absetzen mit dem specifischen Gewichte der Mikroorganismen in Zusammenhang, denn nach seinen Messungen beträgt das specifische Gewicht der die Gelatine schnell verflüssigenden Bakterien 1'0651, der gasbildenden 10465, der an den Erdäpfeln am stärksten gedeihenden 1°038, des Prodi- giosus endlich 1054. Die Wirkung des Absetzens im Flusswasser hat meines Wissens nur DRAER *** im Pregelwasser im Jahre 1894 studirt. Das Resultat war folgendes: * Zur Kenntniss der Vertheilung der Wasserbakterien in grossen Wasserbecken. *%* Beitrag zur Lehre von den Wasserbakterien. *%* Das Pregelwasser .... etc. bei Königsberg. 46 GUSTAYV v. RIGLER. Keimzahl in 1 cm? des Wassers Tiefe am linken Ufer in der Mitte am rechten Ufer Er ERTRTT | | Oberfläche Zar 177,600 55,200 | 124,000 1m EN Ees6on. ı|. ../802007 a Rustenn Dinar il RE 10 1190120017 8 62,000 108,400 Sm UNBNEREEN \ — | 47,200 | — Nach Buchner * fällt eine bedeutende Rolle bei der Ver- minderung der Bakterienzahl im Flusswasser der bakterientödten- den Kraft des Sonnenlichtes zu. Eine keimtödtende Kraft haben schon früher auch andere Forscher (ArLoInG, Downes, BLuNT, PAnsINI) dem Sonnenliehte zu- geschrieben ; BucHnEr war aber der erste, der uns von der Wahr- heit dieser Ansicht überzeugte. Seine, von vielen Forschern wieder- holten Experimente, welche theils mit dem Sonnenlichte ausge- setzten Wasserproben von bekanntem Bakteriengehalt, theils mit in Petrischalen gezüchteten Plattenkulturen ausgeführt wurden, sind hinlänglich bekannt, so dass ich nur die Resultate erwähne. In dem pro 1 cm? 100,000 Colibaecillen enthaltenden Wasser sind sämmtliche Keime nach einer Stunde zu Grunde gegangen; auf den Plattenkulturen war nur an den mit schwarzem Papier be- deckten Stellen ein Bakterien-Wachsthum zu sehen; die dem Sonnenlichte ausgesetzten Partien sind im Gegentheil steril ge- blieben. Buchner hat diese Experimente mit verschiedenen Ver- änderungen, zuletzt in grossem Maasstabe (am Starnberger See) wiederholt, so dass er mit Recht sagen konnte, dass das Sonnen- licht bei genügend durehsichtigem Wasser bis 2 m Tiefe seine keimtödtende Kraft zu entwickeln im Stande ist. x Die Wirkung des Absetzens und des Sonnenlichtes habe ich selbst bei meinen Forschungen ausführlich studirt. * Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien ete. (Archiv f. Hyg. XVII. 177.) DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. an Um die Wirkung des Absetzens bei der Selbstreinigung der Donau nachzuweisen, wurden bei den bakteriologischen Unter- suchungen in jedem Falle nicht nur von der Oberfläche, sondern auch von 1 m Tiefe Proben genommen. Die Resultate zeigen die Tabellen 6, 7, S, 9, 10, 11, 14 und 15. Nach diesen Tabellen fand ich in den von 1 m Tiefe geschöpften Wasserproben beständig eine grössere Zahl — beinahe zweimal so viel — Bakterien, als in den oberflächlichen Wasserschichten. Dieser Umstand scheint zu beweisen, dass das von ihrem grösseren specifischen Gewichte verursachte Absetzen der Mikro- organismen eine wichtige Rolle spielt unter jenen Faktoren, welche in der Selbstreinigung des Stromes ihren Einfluss ausüben. x Die bakterientödtende, respective reinigende Wirkung des Sonnenlichtes habe ich ebenfalls studirt, und zwar zum erstenmale bei Gran Morgens um 6 und Abends um 7 Uhr in drei auf einander folgenden sonnigen Tagen, in 10 m vom Ufer geschöpften Wasser- proben. Wenn das Sonnenlicht eine keimtödtende Wirkung gehabt hätte, so hätte ich Abends weniger Mikroorganismen in dem Wasser finden müssen, als in dem Morgens geschöpften Proben. Wie aus der XVI. Tabelle ersichtlich, hat das Resultat nicht meinen Erwartungen entsprochen, weil in den dem Sonnenlichte am stärksten ausgesetzten oberflächlichen Proben Abends eine grössere Anzahl von Bakterien gefunden wurde, als 6 Uhr Morgens. Weil ich aber dieses, den Erwartungen durchaus widersprechende Resultat durch den hohen (+312, +315, +318 em) Wasserstand und durch den, wenn auch schwachen, doch beständigen Wind verursachten Wellen entstanden glaubte, wiederholte ich meine diesbezüglichen Forschungen nach einem Jahre bei Budapest. Bei dieser Gelegenheit suchte ich die oben genannten nachtheiligen Faktoren durch die präcise Auswahl der Zeit und der Stelle zu eliminiren. /u meinen Untersuchungen fand ich die oberste, mit Kies bedeckte Spitze der Margarethen-Insel am zweckmässigsten. An 48 GUSTAV v. RIGLER. dieser Stelle habe ich im Juli 1895 durch sechs Tage um 6 Uhr Morsens und 7 Uhr Abends meine Untersuchungen ausgeführt. Der Wasserstand war beinahe ebenso hoch, wie im vorigen Jahre bei Gran. Diese Versuchsreihe hat die Theorie Buchner’s bestätigt, da — wie aus der XVII. Tabelle ersichtlich — die Zahl der Keime Abends (mit Ausnahme eines Tages) immer kleiner war als des Morgens. Diese abendliche Verminderung beträgt !/s Theil der Gesammtzahl der Mikroorganismen, und zwar nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in 1 m Tiefe des Wassers. Wir können also für wahrscheinlich halten, dass die bakte- rientödtende Kraft des Sonnenliehtes in der Selbstreinigung des Donauwassers eine wichtige Rolle spielt. x VL. Schlusswort. Aus meinen ausführlich besprochenen Forschungen erhalten wir folgende Resultate: 1. Der Donaustrom wird von dem Budapester Sielwasser er- heblich verunreinigt. Diese Verunreinigung ist aber nicht so hoch- sradig als die jener Flüsse, welehe in dieser Beziehung bisher untersucht wurden ; sie ist viel kleiner, als bei Wien. Der Grad der Verunreinigung war insbesonderse mit den bakteriologischen Me- thoden nachweisbar. Ich fand das Stromwasser unterhalb der Buda- pester Kanäle, neben dem linken Ufer am stärksten verunreinigt. Diese Verunreinigung gelangt nur in sehr geringem Maasse in die Mitte und noch weniger an das andere Ufer des Stromes. 9. Die Donau eliminirt die hineingelangten Schmutzstoffe sehr rasch ; sie hat 12 km unterhalb der Einmündung der Kanäle, bei Teteny, ihre ursprüngliche Reinheit sowohl in chemischer als in bakteriologischer Hinsicht wieder erlangt. Die Selbstreinigung: verläuft binnen 31/2 Stunden. 3. Die Art der Einleitung des Sielwassers war bis 1894 eine mangelhafte. Das Vermengen der Abfallstoffe mit dem Wasser, und die Selbstreinigung des Stromes war eine langsame und schwerfällige. Man kann hingegen von dem neuen System, DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 49 durch welches das Sielwasser in die Mitte des Stromes gepresst und dadurch mit dem Wasser schnell vermengst wird, erhebliche Vortheile erwarten. 4. In der Selbstreinigung der Donau spielt sowohl die keim- tödtende Kraft des Sonnenlichtes, als das Absetzen eine grosse und wichtige Rolle. Tabelle I. Untersuchung am 19. April 1894. Temperatur des Wassers 14 °/0. Wasserstand + 125 cm. In dem unfiltrierten In dem filtrierten Wasser mg. Die Wasser- ayases _— ET © | | entnehmungs- 2:5 2 E | 3“ € | 8 E stelle 3 ser So E58 { S ie 2 za aeN em | ses ME le = Ei NaErs ae as a SIE EEN me 2 2 O7 on ea a Neben dem rechten Ufer. Altofner Schifiswerft | Insel ya} Ko 67:76 196:0 29-127 50 | 0166| 00 | 00 Eisenbahnbrücke. 1770 | 62-208| 2260 | 33-188 56 0182| 00 | 00 Promontor ___ ___| 180:0| 84-888| 2040 54750, 466 0256 01 02 | | In der Mitte. Altofner Schiffswerft | | Insel 27277772 07173:0 7147-881 1,202:0 | 36'280 #60 | 0109| 00 ; 00 Eisenbahnbrücke_ | 269-0 | 68-16 | 220-0 | 51-580 580 | 0170| 00 | 0:0 Promontor ___ ---| 200'0 | 89:104| 1960 46-700 433| 0256| 02 02 | | | Neben dem linken Ufer. I I | Altofner Schiffswerft | | | | Ingelg ee 7 377:0110.80:632115200;0 44-867 570| 0146 | 07 | 00 Risenbahnbrücke_ | 312:0 82:494| 252-0 | 47'200) 7:80 | 0:195 | 1:51,28 Promontor ___ .._| 170:0 105-240] 198-0 | 44580 433 | 0358| 0238| 02 | | | ) | Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 4 50 GUSTAV v. RIGLER. Tabelle II. Untersuchung am 28. Mai 1894. Temperatur des Wassers 16 °/C. Wasserstand + 245 em. In dem unfiltrierten In dem filtrierten Wasser mg. Wasser mg. Die Wasser- entnehmungs- © S x E x | S 5 | < ae eeehenmarı2n |. = Neben dem rechten Ufer. Altofner Schiffswerft | | | | Insel __ __- -..| 1500| 59:96 | 146:5 | 41-730, 50 |0:266 | 00 |) 0:0 Eisenbahnbrücke. | 860 | 58-00 | 209-7 49-930,50 |0-246 | 0:05 | 00 Promontor __. ...] 1710] 58:94 | 2564 | 45.217155 |0:327 | 00 |, 00 Teteny._. -.- __ | 1880) 58:628| 196-7 | 37-328) 475 |0:368 00 | 00 Tököl ._- | 1860| 42:198| 150.0 38:430/45 |0:368 00 | 00 res er 170:0 | 43:384| 2000 | 43:824| 4:75 | 0'368 | 0:0 0:0 In der Mitte. Altofner Schiffswerft | Insel __ -_- ‘___| 112:0| 51:52 | 209-7 | 42:24 525 0205 | 00 | 00 Eisenbahnbrücke_ 133:0 61:28 | 199-8 49:05 495 0348 | 0:0 03 Promontor .__. -..| 100:0 | 5440 | 203-1 | 39:967 50 |0:368* 00 00 Teleny.- --- -—- | 1200| 43:04 | 210:0|39.00 |45 0,368 , 00: | 00 Toköl -—- -—- ___|[148:0| 21-648| 2850 | 9541 |45 [0.368 | 00 | 00 res rer 1570 | 48:16 | 2550 | 51344 #5 | 0:368 | 0.0 0:0 Neben dem linken Ufer. Altofner Schiffswerft Insel __ _.. -..| 870 61-12 | 209-7 46-46 45 0397 | 00 | 01 Eisenbahnbrücke. | 1020| 59:60 | 2331 41-712 80 0491 01 | 08 Promontor __.. ...| 1880|, 56:54 | 263-1 43:05 5:375 0368 00 | 00 Teteny_- --- --- | 1150| 47:696| 210:0 4408 |45 |0:368 , 00 | 00 Tököl -_- --- -.-| 1600| 53-12 | 200:0 | 43-56 | 4875 0-368 | 00 | 00 Brei... _. |17#0 488 | 1750 39:57 #5 |0368 00 | 00 * Verbesserter Werth, da der gefundene Weıth von 5'57 mg jedenfalls falsch war: die Ursache des Fehlers konnte jedoch später nicht mehr nachgewiesen werden. DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. Tabelle III. Untersuchung am 19. Juli 1894. Temperatur des Wassers 20 °/C. Wasserstand + 193 cm. 51 In dem unfiltrierten In dem filtrierten Wasser mg. 5 Wasser mg. Die Wasser- Se = = entnehmungs- © S = E Sx = 8 = stelle = seo ao 25 R e = o S 2 Se e*F Ste) Z Da < Neben dem rechten Ufer. Altofner Schiffswerft | | | Engely 2, 22122228 776:0 26-2 100:0 | 21-904 3:0 |0'206 00 | 0:0 Eisenbahnbrücke_ 134-0 | 34-91 1 1150 | 23:36 | 3:0 |0'206 , Spur | 0:0 Promontor __ __1 1160 3289 | 130.0 28-96 325 0309 00 00 Eimeny:_, |. 102-0 28-8 135:0 | 22-12 | 3:75 | 0:309: | 0:0 00 mokolı 2. 2722 92:0:) 964 120-0 | 21:36 '35 1!0:309 | 0:0 0:0 INreStoBE u EN 2 98-0 27:09 | 125-0 21:20 3:0 0.309 ' 00 0.0 In der Mitte. Altofner Schiffswerft iImseleen as dr 110°0 22-44 30 0'206 . 0:0 00 Eisenbahnbrücke_ 1250 2416 30 0361 | Spur 00 Bromentor 22723 1250 2496 #0 0,309 ' 0:0 0:0 Metenya, 0 150:0 | 23-36 | 3:30 | 0:309 ! 0:0 00 Mokole ra 200:0 ' 23:4& | 3:0 |0:309 | 0:0 00 iresiwet 2% 150:0 | 23:04 | 3:0 0'309 ' 0:0 00 Neben dem linken Ufer. Altofner Schiffswerft Insel 297773177.96:0)74037921.:115:0179553227377571.0:9232270:035 20:0 Eisenbahnbrücke_ 1160 43-60 | 1250 29-85 45 0'361 | 0:075| 03 Promontor :__ ___} 1580| 33:97 | 138:0 | 30:94 |3:5 |0:309 | 0:025| 0-15 Teteny. , d,,22 121:0 | 34:64 | 160:0 26:30 | 3:0 .0:309 ' 0:095 | 00 Toköl _: -_ ___.|10#0| 3040 I 150:0 | 26:86 !3:0 | 0:309 | 0:095| 00 IROSI ae 91:0 | 30:608| 1250 25°S4 3:0 0:309 | 0:0 00 Ar GUSTAV v. RIGLER. Tabelle IV. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Durchschnittswerthe. In dem unfiltrierten In dem filtrierten Wasser mg. Die Wasser- we —z = = Sat entnehmungs- 8 S x E x n | ©, | = stelle 2 sES|8o 338 5 & Er B alas || 2 0205 za, eo Sue Neben dem rechten Ufer. Altofner Schiffswerft | | | | | Insel __ ___ -..[ 180-0) 4897 | 13703091 | #3 0199 | 00 1/00 Eisenbahnbrücke_ 129-0 | 51:70 | 183:0 | 35:49 ‚45 0211 | 0016 0-0 Promontor ___ ___| 1560 | 58:67 | 1960 |49-97 4-49 | 0'297 | 0:03 | 0:066: Metenyre ge 1450 | 4371 | 1660 29-72 |4-25 |0:338 | 00 00 Mokol 20 7227139:0)) 32-1671 135:0,729:897 2:77 /0:3387 10:052 10:0 Brest ee 1340| 35-23 | 169-0 | 32-51 | 3:875| 0:338 | 00 |0:0 In der Mitte. Altofner Schiffswerft | | | Insel 02... 2, 8a 1740 | 33.65 428 | 0173 | 0:0 ‚00 Eisenbahnbrücke_ 181:0 | 41:59 435 0:293* 0:0 ‚01 Promontor 174-0 | 34-87 1244 ‚0.311 | 0:066 | 0:066- erenyadı a 180:0 | 26:20 |3:9 |0:338 | 00 0:0 a 192-0 24-42 |3:75 0.338 00 00 rest mn ye 9202-0 | 2419 | 3-75 ı 0:338 | 00,00 Neben dem linken Ufer. Altofner Schiffswerft Insel __ ___ ___| 1860| 60:85 | 1770| 38:88 | 4:65 | 0:235 | 0.241 | 0:03 Eisenbahnbrücke_ 1770 | 61:87 | 203:0 | 39:58 6:8 0:349 | 0:558 0-13 Promontor ___ -..| 173:0| 65-98 | 199-0 39-30 ‚4435| 0'345 0'102 | 0:116: IRebenyal, 1180 4616 185.0 35:19 13:75 ı0:338 | 0.012 0:0 Toköl © .. 2101320. 215761.170:0 35:21 ı3-937] 0:338 | 0:012 00 re 132-0 | 39-70 | 150-0 | 32:70 | 3:75 10338 | 00 !00 * Nach dem verbesserten Werthe der Tabelle II. gerechneter Durchschnittswerth_ or (db) DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. Tabelle V. Durchschnittswerthe aus der chemischen Untersuchung des Donauwassers. Bestandtheile pro Liter mg. en Se In der Mitte um 5 a Sinkstoffe 0 7 1380 131-0 157.0 ass Organ. Substanz (KMn0sX5)| 46'872 45-145 53-938 5 S ' Feste Bestandtheille __ ___ 1670 1892-0 183-4 5 | Organ. Substanz( KMn0s%5) 34-162 32:0 37-303 IE EN Chlor Asa gen N. 4-97 414 4:68 a | Salpetersäure _. ___ --- 0:277 0:2908%* 0'315 3 | Salpetrige-Säure __ ___ __. 0:01 0:013 0-183 Ammoniak re 0013 0:033 0:26 * Siehe die Anmerkung zur Tabelle II. 54 GUSTAV v. RIGLER, Tabelle VI. Untersuchung am 22. März 1894. Temperatur des Wassers + 4°/O. Wasserstand + 224 cm. Bakterienzahl an der | Bakterienzahl in1M. Tiefe Oberfläche pro 1 cm? pro 1 cm® . I | Die Wasser- = & | ran | en 5 SS RS nes entnehmungsstelle & SR ee) ne) 7 > © Sa > 2} O1 s | 2 | rn Fe ea = | — & 3:3 |, Dean - I =; | | BEET.- = 2 DS zZ Baer ia | Neben dem rechten Ufer. 55 MA | 2113 SD) 949 9911 306 | 9605 a 1319 | 11112 Donaustrom oberhalb Gran Donauarm oberhalb Gran Donauarm innerhalb Gran* Donaustrom unterh. Gran* Donaustrom oberhalb Gran| 682 | 175 507| 1638 | 206 | 1432 Donauarm oberhalb Gran | 1095 | 154 s71 | 1333 302 1031 DonauarminnerhalbGran*| 5615 | 291 5394| 3811 135 | 3676 Donaustrom unterh. Gran* 779 1723 607 163 150 613 * Temperatur des Wassers wegen den längs dem Ufer befindlichen Warm- wasserquellen: 12 °/C in dem Donauarm, und 13°7 °/C in dem Donaustrom. DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. Tabelle VII. 55 Untersuchung am 19. April 1894. Temperatur des Wassers + 14°/C. Wassersiard + 125 cm. Bakterienzahl an der Oberfläche pro 1 cm? Bakterienzahl in 1 M. Tiefe pro 1 cm? ! Die Wasser- = © © entnehmungsstelle ‚© 5 a0 Su ee ee: 2 > z 7 a Neben dem rechten Ufer. E Ki j m | Altofner Schiffswerft-Insel 39 4 55 68 S | 60 Eisenbahnbrücke. __ __I 9371 147 | 93994 1808 144 1664 Promontor _. 9363 | 163, 2200 | 3942 | 550 | 33992 : | In der Mitte. 7% H | | Y | Neuer Schiene ee 5 ala]. al Eisenbahnbrücke __ __ 150 14 | 136 — — — Drraananion ) | 6220 | 10558 | 10132 Neben dem linken Ufer. 82 | | Altofner Schiffswerft-Insel 467% | | 4593 Eisenbahnbrücke __ .__| 9164 | 109 | 9055 Promontor NUR ER 69723 | 304 | 6668 | 8898 | 8349 93611 23007 3106 9932 56 GUSTAY v. RIGLER. Tabelle VIII. 28. Mai 1894. Temperatur des Wasserstand + 245 cm. Untersuchung am Wassers + 16°C. Bakterienzahl in 1 M. Tiefe pro 1 em? Bakterienzahl an der Oberfläche pro 1 cm? . o | {eb} | Die Wasser- = A MR % ® t SZ | a | ı = entnehmungsstelle „Sc 28 I eo en 2 >. S = > .=0 S BE {7 = & un = > a He eo =) 5 Se =] = SB S ® MAR {=} E = 77) > Zi [e>) > A Neben dem rechten Ufer. Altofner Schiffswerft-Insel 1208 151 1057 s63 121 | 749 Fisenbahnbrücke __ __| 215 32907 BAA | SB Promontor ... __ ... | 18556 935 1691 | 3084 | 377 | 9706 Mey a ss 105 Tas | as Wok re: ante 7198| 61) 6058| 1404| 188 | 1066 rest 2 re enl05> S7 966 2760 338 | 693 731 68 Altofner Schiffswerit-Insel 726 33 | 663 Eisenbahnbrücke __ __.| 916 83) 858|| 1565 | 108 7157 Bromontor) 7 a2 1194 66 1055 | 1554 158 | 1396 Retenyıar rl ala 96 | 725 | 1008 Ha Se Mököl _. _. 2... | 'amss | 199 | as66| asss | 111 | orsa Dres N ee gs 98 | 1886 | 3567 ı 175 | 3299 Neben dem linken Ufer. Altofner Schifiswerft-Insel 1811 205 1606 ba 992 | 1575 Eisenbahnbrücke ___ ___| 15977 772 14505 | 971% 186 | 9528 IBromontors N 3744 560 3184 | 83494 287 | 8207 Nebemıyar USE EEE Na OL 160 1483 | 1997 945 1752 Mokol an a2 3301 377 2994 | 8674 s16 | 7858 Eresi ___ | WS 989 3796 | 4535 172 | 4363 = / DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 5 Tabelle IX. Untersuchung am 19. Juli 1894. Temperatur des Wassers + 20 °1/0. Wasserstand + 193 cm. Bakterienzahl an der |Bakterienzahlin 1M. Tiefe Oberfläche pro 1 cm? pro 1 cm? % ® © Die Wasser- S S rS 5 3 = B I entnehmungsstelle Ep Es &0 55 = 2 > & & en == u ı- un ü ur =) BD = 2 g 5 _ = = = 38 3 a0 = S = - i 77 = 7 n S ar Neben dem rechten Ufer. Altofner Schiffswerft-Insel s33 136 690 s75 139 743 3 Eisenbahnbrücke ___ __| 2944 937 9707 1365 10) 1285 Bromoniore rn 1619 | 224 1395| 1413 | 184 | 1999 Neem ya nn janli‘ ‚361 121 90| 3322| 96 | 286 Tököl TER | 533 108 4925| 680 131 549 mean ER 15 S 143 715 35 650 In der Mitte. Altofner Schiffiswerft-Insel | 1092 103 959 3707 516 3191 Eisenbahnbrücke __ __| 1173 112 1061 973 I 896 komontors na 93780 974% 2506 | 3619 349 3370 ENeteny sn ee. rs 391 118 DR 620 73 548 ok RL nr s20 en 743 | 1683 1921 1564 Hess Ra ae er N Ss Ss40 15 s25 | 1349 18 1331 Neben dem linken VUier. Altofner Schiffswerft-Insel | 2380 208 9172 | 2666 299 9367 Eisenbahnbrücke _.. .__| 5965 310 4955 | 25060 1954 23106 Sronontor ee er 5651 400 ı 5951 | 6850 1097 5823 Reteny_ı LE nei 654 110 544 3568 585 9980 Rokolı. um wu. 493493 349 3893 | 2942 Dal a ) 4 ABresie ye2._ 1079493 40% 2059 | 2034 SI 1945 or 2) GUSTAV v. RIGLER, Tabelle X. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Bakterienzahl an der Oberfläche pro 1 cm? Durchschnittswerthe. Bakterienzahl in 1 M. Tiefe pro 1 em? Die Wasser- = © | 3 2 entnehmungsstelle e E S 8 a Ei | S S 3 re SETS Neben dem rechten Ufer. Altofner Schitfswerft-Insel 100 | or | 602 s5| 51m Eisenbahnbrücke IE 161 | 1713 1944 | s6 | 1158 IBromontor ee ee 207 | 1778 2813 370 | 2443 Betenyaıın a ee 158 | 1055 | 168 | 887 Mököl NR | 1043 | 135 908 res Le 1941 | 186 | 1055 In der Mitte. Altofner Schiffswerft-Insel 635 | 46 | 579 1396 198 | 1198 Fisenbahnbrücke DE 746 | 61 685 | 1269 | 9a | 1177 Promonter 355 277 3301 | 5 Dre ar Disny 0... 02] nl. 72 > As9 |. 81a |, 2a re Toköl re 1807 | 103 | 1704| 9291 | 116 | aııs Erea . .. @ulnnalo))) 56 11356 1,2009 Eon Neben dem linken Ufer. Altofner Schiffswerft-Insel | 2955 165 , 2790 Fisenbahnbrücke _._ ...| 9903 | 397 | 9506 Promontor __ .._. ._ | 3455 | agı | 3034 Te le. Aa. se Tököl en N Sata 3630 3208 Eieal. en , ao 1439 | 336 | 4096 19457 | 915 | 18544 6153 | 499 5654 2433 | 417 | 2016 Hass | 534 499. 3984 | 130 | 3154 DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS. 59 Tabelle XI. Durchschnittlicher Bakteriengehalt des Donauwassers an den Untersuchungslinien. Bakterienzahl an der Bakterienzahlin 1M. Tiefe Oberfläche pro 1 cm? pro 1 cm? © A S “ Untersuchungslinie = Ts 5 r 3 E 88 ‚ep 58 & un pP En = 7 > 0 5 ee s a SE 2 e Er Z S m | | Altofner Schiffswerft-Insel 1497 | 104 1323 | 2143 | 206 1937 Eisenbahnbrücke __ __| 474 206 | 3968 | 7323 | 364 | 6959 Bromonter in u 2999 301 | 2691 | 4737 382 4355 en gie 122° 7669, |, 123221079194, 1215 ok We NL, 2. 9068 | 183 | 1885| 2931 262 2669 res er 2) al 1,755 149 | 1606 | 2328 137 2191 Durchschnitt sa 9901 | 177 | 2094 | sass | 26a | 3221 Tabelle XII. Die chemische Zusammensetzung des Donauwassers oberhalb Wien und Budapest. Oberhalb Wien ' Oberhalb Wien Oberhalb Bestandtheil (bei Nussdorf) (bei Nussdorf) es an heile mach Wer ee ee a | Budapest pro Liter mg. Durchschnitt | Durchschnittvom Durchschnitt vom Jahre 18378 | Jahre 1891—93 | vom Jahre 1894** Suspendierte 'Stoffe___ 103:77 —_ | 145:0 Feste Bestandtheile 172-1 ISt-te, 2 2169:6 "Relost: M,0,x5) = | | en Onlar ei 94 | 336 | Ich Salpetersäure ___ _-. 1:8 | Spuren | 0:202 Salpetrige Säure ___ _ | — 0078 Ammoniak — 0.011 | 0:01 * Durchschnittswerthe, ausgerechnet aus der XII. Tabelle Hrıper’s: Unter- suchungen über die Verunreinigung der Donau durch die Abwässer der Stadt Wien (Österr. Sanitätswesen, 1894.). ** Durchschnittswerthe des ganzen Stromquerschnittes. 60 GUSTAY v. RIGLER. Tabelle XIII. Die chemische Zusammensetzung des Donauwassers innerhalb und unterhalb Wien und Budapest. Donaucanal | Donaustrom | Donaustrom | Donaustrom (bei Wien) | (beiHainburg) |(bei Budapest)| (bei Teteny) : 5 4, 233Km. unter- [unterhalb der 12 Km. Bestandtheile |tnt el je halb der Ein- | Einmündung | unterhalb der Einmündung | mündung der | der Canäle ‚ Einmündung ro Liter mg. p S der Canäle | Wiener Canäle | (bei der Eisen-der Budapester (nach Hiper) (nach Heıper)| bahnbrücke) Canäle AAr | Arr Suspendierte Stoffe_ 1570 124-0 Feste Bestandtheile 189-0 1770 Organ. Substanz (KM„O0sX5 )__- 38:88 30:37 Chlor Krapre 4 a 922 3:96 Salpetersäure 02831 | 0338 Salpetrige Säure ___ 0191 0004 Ammoniak __ ___ 0-41 0:0 * Durehschnittswerthe, ausgerechnet nach Heıper’s Tabellen XXVIH, XXIX, XXX, XXXI und XXX. ** Durchschnittswerth, ausgerechnet nach Heıper’s Tabelle XXV1. %***Durchschnittswerth aus den im ganzen Querschnitte des Stromes gefundenen Zahlen. Tabelle XIV. Durchschnittliche Bakterienzahl an der Oberfläche des Stromes oberhalb, innerhalb und unterhalb Wien und Budapest. Oberhalt Oberhalb Innerhalb Innerhalb Unterhalb Unterhalb erlan Budapest ‘Wien Budapest en Brsrmest Wien (bei der alt-| (Donaucanal (bei der De Su 1 5 (bei Nussdorf) ofner Schiffs-| beid.Donau- Eisenbahn- |" Hainburg) | (bei Töteny) werft-Insel) | uferbahn) brücke) 23°3 Km. 12 Km. DIE CHEM. UND BAKTERIOLOG. EIGENSCHAFTEN DES DONAUWASSERS, 6] Tabelle XV. Vergleichende Tabelle der auf der Oberfläche der Donau und in 1 m Tiefe gefundenen Bakterien. =: Anzahl der Bak- | Anzahl der Bak- Untersuchungslinie teıien an der Ober- terien in1 m Tiefe fläche in 1 cm? | in 1 cm® Oberhalb Grans (Donau) __ -_- __ --_ 626 2097 Oberhalb Grans (Donauarm) __ ___ 1024 1107 Bei’ Gran (Donauarm). . .. 27T un... 4204 6861 Unterhalb Grans (Donau) --_- ___ --- 2595 6597 Oberhalb Budapest bei der Altofner Schifts- werte Ingels Bam 2 ea 2: 1497 2143 Bei Budapest an der Eisenbahnbrücke 4174 7323 Beiebromeniort =... 2er tn 2992 #137 Bermlerenya De en a 791 1434 BEE HOkOl RL rtye Ein e 2068 2931 Bm, Ihrestt or RL En Fr 1755 2328 Die Untersuchung fand oberhalb Grans 10 m stromwärts vom Ufer statt. Die Temperatur des Wassers war 18° (. Morgens 6 Uhr|| Abends 7 Uhr Wasserstand Tabelle XVI. Aug. 17.+312 cm « 18+315 « | 0 79.2378: € Morgens 6 Uhr|| Abends 7 Uhr Anzahl der Bakterien an der Anzahl der Bakterien in 1m Tag Oberfläche in 1 em? Tiefe iniem® | ze STE — > _ =o der Unter- | = 4253| 3 |a2|33| = alas ale ag S ogIi.a5 3 oS|.=58 = oS5|.55 = gl $S suchung | = |7 2 0] = |rs Aal = |e2läsı = | dla a |ea 838] 3 |g0 88] 3 |s@ 38] 3 |298 38 da jgsz2=21I 5 jze2|22| S |j=2/|=52| S |s2 =2 ZN Ba si el = sage = geins 2 ja Bla 2 jaslaı zZ 22% en aealoam oe |oe3|®5 oe jeajle5| © |eaj05| © jealo5s SB 5 Se 8.1878] 8 18 °-> > |) S> 1894 Aug. 17.|3165 340 2825[4342| 335 3987| 6821|637 6184] 8056492 | 7564 « « 18.|3008|261 | 2747| 3695| 208 | 3487|4818 455 4373] 2893| 230 2633 3112]5677|561 | 5116|4195| 308 | 2887 « « 19.|3193|318 | 2875|3393| 281 62 GUSTAV v. RIGLER. Tabelle XVII. Juli 12.+316 cm Die Untersuchung fand bei Budapest an i a : der oberen Spitze der Margarethen-Insel Wasserstand “18.0 statt. Temperatur des Wassers 20° C Rn) Di “20 Morgens 6 Uhr] Abends? Uhr [Morgens 6 Uhr| Abends 7 Uhr Anzahl der Bakterien an der Anzahl der Bakterien in 1m Tag Oberfläche in 1 em? Tiefe in 1 em? za eo =, I = II =) | =o der Unter-| 2 |. ==| 3 |x0)83| = |42 33| 3 |0|@= SE OZSNESEN | Ol. 5 = ı25|.35 led iO suchung | S |°5 =8| 3 |23@2|< |7888| 8 | 5 88 gs ıgo 2zaj| S | sa Sa| SS | So 2z2]| S | So] iz SIE lee =| |-aaj.S =) | Sal em = Ba = = ISEelSE1 Ss lazlı E81 5 ea Sal ale 2 |eälcs| © |eaäsd| S | lee = I; ser) ER © —_ | SB 5,87) 821 81887] Teens 1895 Juli 12. « “10, 153| 0 | 153 « « 177; 986 11 | 975 18. Im Durchschnitt ZUR DEUTUNG DER RÖNTGEN’SCHEN STRAHLEN. Gelesen in der Sitzung der Akademie vom 16. März 1896, Von ALOIS SCHULLER O0. M. DER AKADEMIE, PROFESSOR AM JOSEFS-POLYTECHNIKUM ZU BUDAPEST, Aus: «Mathematikai es Termeszettudomänyi Ertesitön (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), Band XIV, pp. 145—149. 1896. RÖNTGEN’s sogenannte X-Strahlen zeigen überraschende Eigenschaften ; sie durchdringen nämlich undurchsichtige Körper, ähnlich, wie Lichtstrahlen durchsichtige Substanzen, und zeigen trotzdem weder Reflexion noch Brechung, sind aber einer auffallend starken Absorption unterworfen. Es ist bisher nicht gelungen, eine ausreichende Erklärung für dieses Verhalten zu finden. Röntgen ist geneigt, die X-Strahlen für Längsschwingungen des Aethers zu halten. Bei derlei Schwingungen wäre aber der vollständige Mangel einer regelmässigen Brechung und Reflexion nur durch die Annahme einer in allen Substanzen gleichen Fortpflanzungs- geschwindiekeit zu erklären, einer Eigenschaft, die wir bei anderen Schwingungen nicht finden, und die mit der hochgradigen Ab- sorption nur schwer zu vereinigen wäre, denn die letztere zeigt unzweifelhaft, dass die X-Strahlen von den verschiedenen Materien wesentlich verschieden beeinflusst werden. Meiner Ansicht nach verträgt sich die folgende Erklärung besser mit der Erfahrung. Diese Erklärung gründet sich auf momentane elektrische Er- schütterungen, welche durch Influenz auf die Moleküle der Um- gebung übertragen werden, und in denselben der materiellen Be- schaffenheit entsprechende Eigenschwingungen veranlassen. Den- ken wir uns nämlich einen elektrischen Körper, dessen Elektrieität 64 ALOIS SCHULLER. plötzlich abgeleitet werde, so wird die infolge der Influenz in den umgebenden Körpern auftretende Elektrieität plötzlich frei und geräth in Schwingungen, deren Periode von der materiellen Be- schaffenheit und den räumlichen Dimensionen bestimmt wird und die gewöhnlich bald verschwinden, wie es beim Hertz’schen Ent- lader bekannt ist. Je kleiner die Leiter sind, desto raschere Schwin- gungen treten auf, und umso rascher muss die vertheilende Elektrieität abgeleitet werden, damit sich die Schwingungen ent- wickeln können. Der Hersang ist analog der Schwingung einer gespannten Saite; ein langsamer Druck bringst sie nieht in Schwin- gung, es ist dazu ein rascher Schlag oder ein Zupfen erforderlich. Bei den Röntgen’schen Strahlen deuten die Lichterscheinungen, das Fluorescenz-und Phosphorescenzlicht aufrasche Schwingungen, welche kaum anders gedacht werden können, als dass sie über- wiegend in den Molekülen oder Atomen verlaufen, vielleicht in Begleitung von Entladungen zwischen ihnen. Ich setze nun voraus, dass die Kathodenstrahlen im Vacuum die der Kathode gegenüber- liegende Fläche zeitweise mit Elektrieität laden, welche sich später nach rückwärts entladet. Unterdessen wird das Gleichgewicht der Elektrieität in den umgebenden Körpern gestört und es entstehen in ihnen die der materiellen Beschaffenheit entsprechenden Schwingungen. Letztere werden also nicht als solehe fortgepflanzt, sondern entstehen in den einzelnen Molekülen, wo sie dann durch das Fluorescenz- und Phosphorescenzlicht oder durch die chemische Wirkung bemerkbar werden. Dass die vorausgesetzten Ladungen und Entladungen bei den Lichterscheinungen der Vaeuumröhren eine Rolle spielen, zeigen die folgenden Umstände. Die auf die Ladungen folgenden ent- gegengesetzten Entladungen können auffallende Lichterscheinun- gen und Röntgen’sche Strahlen hervorrufen. Dieselben zeigen sich namentlich bei kreuzförmigen Entladungsröhren mit ebenen Elek- troden in den aufeinander senkrechten Schenkeln. Sobald sich das. Vacuum derjenigen Grenze nähert, bei der die Entladungen aus- bleiben, tritt der Anode gegenüber auf der Glaswand dieselbe Lichterscheinung auf, wie im anderen Schenkel der Kathode gegen- über und die beiden Lichterscheinungen unterscheiden sich in der- Intensität umso weniger, je weiter die Evaeuirung fortgesetzt wird. ZUR DEUTUNG DER RÖNTGEN SCHEN STRAHLEN. 65 Schliesslich verschwinden beide. Auf den Einfluss der Ladungen lässt auch der Umstand schliessen, dass die von den Kathoden- strahlen stammende Erwärmung:der getroffenen Gefässwände einen schädlichen Einfluss auf die Röntgen’schen Strahlen ausübt. Sobald nämlich eine bedeutende Erwärmung erfolgt, was nament- lich bei concaver Kathode und mangelhafter Verdünnung der Fall ist, sind die Röntgen’schen Strahlen sehr schwach. Der Gedanke liegt nahe, dass der schädliche Einfluss der Erwärmung mit der Leitungsfähigheit im Zusammenhange ist, die bekanntlich beim Glase durch die Erwärmung gesteigert wird. Die hier mitgetheilte Erklärung der Röntgen’schen Strahlen hat nicht nur den Vorzug auf eine bekannte Erscheinung, die elek- trische Influenz gegründet zu sein, sondern ist auch im Stande die sämmtlichen bisher bekannten Eigenschaften der Röntgen’schen Strahlen zu erklären, wie im Folgenden angedeutet werden soll. Die geradlinige Fortpflanzung und der Mangel einer Beugung folgt unmittelbar aus der nach dem Coulomb’schen Gesetze in der Richtung der Verbindungslinie wirkenden Kraft. Damit im Zu- sammenhange schliesst unsere Erklärung eine regelmässige Bre- chung und Zurückwerfung von vornherein aus, während sie einiger- massen ähnliche Erscheinungen zulässt. So z. B. erklärt sich RÖNTGEN’s Versuch, mit dem er die Reflexion der X-Strahlen nach- weisen zu können meinte. Röntgen hat nämlich auf die von der Quelle abgewendete liehtempfindliche Gelatinschicht eine Metall- platte gelest und gefunden, dass die durch die Gelatinschicht ge- drungenen Strahlen unter der Metallplatte eine stärkere Wirkung hervorbrachten, als an anderen Stellen. Es ist leicht einzusehen, dass die elektrischen Erschütterungen in der Metallplatte auf die in unmittelbarer Nähe befindliche Gelatinschicht einen Einfluss ausüben konnten. Unsere Erklärung stimmt vollkommen mit der Art der Ent- stehung der X-Strahlen. Bei dem hochgradigen Vacuum, welches. wie es scheint eine wesentliche Bedingung für das Auftreten der X-Strahlen bildet, kann sich die Elektrieität ausserordentlich rasch bewegen, die Ladungen und Entladungen vollziehen sich also un- gemein schnell, was bei der gewöhnlichen Ladung und Entladung von Leitern wegen der verzögernden Wirkung des Widerstande Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. B) 66 ALOIS SCHULLER. und der Extraströme nicht zutrifft. Nach dieser Auffassung ist ein beständiger Schwingungszustand gar nicht zu erwarten und es ist die Erscheinung voraussichtlich an die unterbrochenen Entladungen im luftleeren Raume gebunden. Hiemit steht im Einklange, dass ich weder zwischen den Platten eines Condensators, noch zwischen den Platten eines Hertz’schen Entladers eine photographische Wir- kung der Entladungen bemerken konnte. Nach RöntsEn sowohl, als auch nach den Versuchen von Orro ScHwARTZ stammen die X-Strahlen von derjenigen Stelle der Wand, welche von den Ka- thodenstrahlen getroffen wird, was ebenfalls mit dem Ursprung der elektrischen Erschütterungen zusammentrifit. Unsere Erklärung beleuchtet auch den Unterschied zwischen den Kathodenstrahlen und den Röntgen’schen Strahlen. Kathodenstrahlen entstehen durch die Bewegung geladener materieller Theilchen oder wenig- stens in Begleitung einer solchen Bewegung, dem entsprechend sind sie als biegsame Stromtheile durch den Magnet ablenkbar. Die mit grosser Geschwindigkeit an der Glasfläche anprallenden materiellen Theilchen verursachen eine äusserst vehemente Er- schütterung, welche an der Oberfläche des Glases starke Fluores- cenz hervorruft. Diese Wirkung beschränkt sich, der Entstehungs- art entsprechend, auf die Oberfläche, so zwar, dass sich schon eine dünne Schicht irgend eines festen Körpers als undurchlässig er- weist. Hingegen ist bei den Röntgen’schen Strahlen nach dem gegenwärtigen Stande unserer Erfahrungen über das elektrische Fernwirkungsgesetz eine Einwirkung des Magneten nicht zu er- warten ; ausgenommen es würden ausser der Influenzwirkung noch eigentliche elektrische Ströme auftreten, was in der Nähe der stark elektrischen Röhren nieht ausgeschlossen ist, besonders da die Röntgenstrahlen die Entladung sehr begünstigen. Auch das Bereich der Lichterscheinungen ist ein wesentlich anderes, denn die Fernwirkung pflanzt sich, wenigstens in Isolatoren, auch in das Innere fort, weshalb sich die Lichterscheinungen und die photographische Wirkung nicht auf die Oberfläche beschränken, sondern sich auch auf das Innere des Körpers erstrecken. Auch die die Entladungen begünstigende Wirkung der hönt- gen’schen Strahlen lässt sich mit unserer Erklärung in Einklang bringen, worauf ich aber kein grösseres Gewicht legen möchte, da ZUR DEUTUNG DER RÖNTGEN SCHEN STRAHLEN. 67 ja der Mechanismus dieser Wirkung nicht bekannt ist und daher keine wesentliche Stütze der Erklärung bilden könnte. Nur eine Eigenschaft der Röntgenstrahlen scheint für den ersten Augenblick unserer Erklärung zu widersprechen, nämlich die Durchdringung guter Leiter, namentlich der Metalle. Denn die Influenz der statischen Elektrieität reicht nicht über Leiter, und mit der Erde verbundene Metalle erweisen sich in dieser Richtung als vollkommen undurchdrinebar. Bei näherer Betrachtung wird auch dieser Einwand alsbald hinfällig. Denn der Grad der Isolirung hängt wesentlich von der Dauer der Ladung ab; die Isolirung ist um so vollkommener, je kürzere Zeit die Ladung währt. Schon bei der Bestimmung der Dielektrieitätseonstante der besten Isolatoren mussten kurze Ladungen verwendet werden, und bei leitenden Flüssigkeiten, wie beim Wasser, versagt die bei Isolatoren gebräuch- liche Methode, während unter dem Eintlusse der Hertz’schen schnellen Schwingungen sich auch dieser Körper wie ein Isolator verhält, und seine Dielektrieitätseonstante bestimmbar ist. Der Ge- danke ist naheliegend, dass unter dem Einflusse äusserst schneller Ladungen, die im Stande sind Lichtschwingungen auszulösen, auch die Metalle sich den Isolatoren gleich verhalten, dass ihnen auch eine Dielektrieitätsconstante zukömmt. In diesem Falle würden auch die Metalle keine schützende Wirkung ausüben können, selbst wenn sie mit der Erde leitend verbunden wären, denn die Ableitung der durch Influenz freigewordenen Rlektrieität, resp. die völlige Entwicklung des elektrischen Stromes würde wegen des Widerstandes und der Induction mehr Zeit beanspruchen, als während der elektrischen Erschütterung zur Verfügung steht. Aus alldem ist zu schliessen, dass die Röntgen’sche Erschei- nung aus äusserst raschen elektrischen Ladungen erklärt werden kann, welche in den Körpertheilchen durch Influenz elektrische Schwingungen erwecken. Schliesslich sei noch erwähnt, dass dieselbe Erklärung auch mit der magnetischen Wirkung der elektrischen Ströme in Zusam- menhang gebracht werden kann. Kathodenstrahlen üben eine den geradlinigen Strömen entsprechende magnetische Wirkung aus, wie aus der Ablenkbarkeit durch Magneten bekannt ist. Diese \ Hr 68 ALOIS SCHULLER. magnetische Wirkung verschwindet plötzlich oder ändert die Richtung, sobald die Strahlen auf die Glasfläche treffen, es ent- spricht also der elektrischen Ladung in unserem Falle eine magnetische Erschütterung, welche zur Erklärung der Erscheinung ebenfalls herangezogen werden kann. DER EINFLUSS DES GASDRUCKES AUF DIE RÖNTGEN’SCHEN ERSCHEINUNGEN. Von HERMANN STRAUSS, ASSISTENT AM POLYTECHNIKUM ZU BUDAPEST. Vorgelegt ‘der Akademie in der Sitzung vom 20. April 1896 vom o. M. Alois Schuller. Aus: «Mathematikai es Termöszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), Band XIV, pp. 215—219. 1896. Aus meinen Versuchen geht hervor, dass jeder Factor, wel- cher die Spannung der sich entladenden Elektricität erhöht, zugleich auch die Wirksamkeit der Röntgenstrahlen vergrössert. Vermeh- rung der den Inductor speisenden Elemente, Anwendung von grösseren Inductorien, Einschaltung von Funkenstrecken zwischen Röntgenrohr und Inductor und insbesondere Erhöhung des Vacuum’s sind die Factoren, welehe die Wirksamkeit der Rönt- genstrahlen steigern. Um die Abhängigkeit der Röntgen’schen Erscheinungen von der Grösse desGasdruckes zu untersuchen, exponirte ich bei dem, im Eintladungsrohr herrschenden, jeweiligen Drucke immer nur einen Theil der photographischen Platte den Röntgenstrahlen, während- dem die übrigen Theile der Platte mit 4 Mm. starkem Zink bedeckt waren. Die Dauer der Exposition (2 Minuten), sowie die Entfer- nung der Platte von dem mit der Quecksilber-Luftpumpe verbun- denen Entladungsrohre (16 Centimeter) war bei den aufeinander- folgenden FExpositionen gleich gross; verändert wurde nur der Gasdruck im Entladungsrohr, auf dessen Grösse sowohl durch die Länge einer den Elektroden parallel geschalteten Funkenstrecke, 70 HERMANN STRAUSS. als auch durch ein an der Luftpumpe angebrachtes Manometer: sefulgert werden konnte. Die Versuche zeigten, dass bei fortschreitender Evacuirung die Wirksamkeit der Röntgenstrahlen so lange zunimmt, bis die Entladungen im Innern des Rohres ausbleiben und statt dessen theils an der Oberfläche des Entladungsrohres, theils zwischen der Kathode und der sie umgebenden Glaswand stattfinden. Am auf- fälligsten ist die Erhöhung der Wirksamkeit während die parallele Funkenstrecke von 1 Centimeter auf S Centimeter Länge steigt, darüber hinaus nimmt die Wirkung nur mehr wenig zu und bei engen höhren, besonders wenn in dem die Kathode umgebenden Glase Luftröhrchen sind, kann es vorkommen, dass bei weiterer Evacuirung die photographische Wirkung geringer wird; der Grund davon liest darin, dass bei hohem Vacuum ein Theil der Elektrieität sich zwischen der Kathode und der benachbarten Glaswand entladet und die starken Ladungen der Rohrwandung das Kathodenstrahlenbündel beeinflussen, ablenken und eventuell gar nicht zustande kommen lassen. Da bei hohem Vacuum die an der Oberfläche des Glases auf- tretenden Entladungen das Rohr leicht durchschlagen, so ist es zweckmässig nur so weit zu evacuiren, bis die zu den Elektroden parallel geschaltete Funkenstrecke die Länge von 8 Centimeter nicht überschreitet, dann geben die Röntgen-Röhren in 20 Centi- meter Entfernung binnen 2 Minuten gute photographische Bilder. Wenn aber das Rohr vor dem Abschmelzen nicht genügend erhitzt wurde, so steigt der Gasdruck durch die von der Rohrwandung unter der Einwirkung der Kathodenstrahlen sich loslösenden Gase derartig, dass die Länge der entsprechenden Funkenstrecke minimal und das Rohr unbrauchbar wird. In Hinsicht auf die Erhitzung benöthigen die Entladungsröhren je nach der Qualität les Glases, aus dem sie verfertigt wurden, mehr oder weniger Zeit und Sorgfalt: Röhren aus leicht schmelzendem Glase müssen ge- wöhnlich sehr stark und lange Zeit hindurch erhitzt werden, damit sie längere Zeit in brauchbarem Zustande verbleiben; dabei kommt es häufig vor, dass das Glas an der Stelle, wo die Katho- denstrahlen es treffen, schmilzt oder springt; hingegen werden Eintladungsröhren aus schwer schmelzbarem Glase durch eine EINFLUSS DES GASDR. AUF DIE RÖNTGEN SCHEN ERSCHEINUNGEN. 71 einzige, nicht sehr lange dauernde Erhitzung so weit gebracht, dass man sie 3—4 Stunden lang ununterbrochen benützen kann, ohne dass der Gasdruck oder die parallele Funkenstrecke sich merklich ändern würde. Solche Entladungsröhren aus schwer schmelzendem Glase fluoreseiren unter der Einwirkung der Kathodenstrahlen nicht mit grünem, sondern mit blauem Licht, was aber in Hinsicht auf die photographische Wirksamkeit keinen Unterschied macht; ein grosser Vortheil derselben ist, dass sie nicht springen, weder an der Stelle, wo das Platin eingeschmolzen ist, noch wo die Kathodenstrahlen auf die Wand treffen. Die photographische Wirkung eines Entladungsrohres ist desto stärker, je kleiner die Fläche ist, auf welcher die Kathoden- strahlen die Glaswand treffen; aus diesem Grunde sind Kugel- Kathoden und zu enge Röhren zu vermeiden. Bei Anwendung ebener Kathoden muss man dafür sorgen, dass das wirksame Kathoden-Strahlenbündei thatsächlich zustande komme; bekannt- lich tritt bei entsprechendem Gasdruck aus ekenen Kathoden ein auf ihrer Oberfläche senkrechtes Strahlenbündel aus, dessen Durchmesser anfangs gleich dem der Kathode ist; sowie sich der Gasdruck verringert, wird das Strahlenbündel immer enger und geht schliesslich aus jenem Punkte der Kathode hervor, welcher in der Axe des Entladungsrohres liegt, gleichgültig ob er mit dem Mittelpunkte der Kathode zusammenfällt, oder nicht. Dieses Strah- lenbündel, welches die wirksamsten Röntgenstrahlen erweckt, kommt nur dann zustande, wenn die ebene Kathode sich in einer genügend weiten cylindrischen Röhre befindet, welche die Katho- denstrahlen sozusagen lenkt; es kommt hingegen nicht zustande, wenn die Kathode in einem sich trichterförmig erweiternden Theile einer Röhre nahe zur Glaswand angebracht ist, oder sich im Kno- tenpunkt einer kreuzförmigen Röhre befindet; dann treten aus der Kathode in jeder Richtung Strahlen aus, das Rohr fluoreseirt überall, die Wirkung vertheilt sich auf eine grosse Fläche, ist aber in Folge dessen sehr gering. Bei engen Röhren wird das Kathoden-Strahlenbündel mit fortschreitendem Vacuum ausserordentlich dünn und kann auch ganz verschwinden, wenn die Entladungen an der Rohrwandung auftreten. 72 HERMANN STRAUSS,. Bei jenen Entladungsröhren, in denen das Kathoden-Strah- lenbündel auftritt, scheint auf die Wirksamkeit der Röntgen- strahlen ausser dem Gasdruck auch der Abstand der Kathode von der gegenüberliegenden Glaswand Einfluss zu haben. Nehmen wir z. B. eine Röhre, in welcher die übrigens gleichgrossen Elek- troden in verschiedenen Entfernungen von der gegenüber liegen- den Glaswand sind, so finden wir, dass sowohl die zu den Elektro- den parallel geschaltete Funkenstrecke, als auch die Wirksamkeit der Röntgenstrahlen sich auffällig verändert, wenn wir die Rich- tung der Entladungsströme im Rohre umkehren, trotzdem inzwi- schen sowohl der Gasdruck, als auch die gegenseitige Entfernung der Elektroden unverändert bleibt. Um diese Erscheinung zu untersuchen, verfertigte ich aus schwer schmelzendem Glase ein mit 4 Elektroden versehenes Rohr (siche die Figur), in welchem jede Elektrode einen anderen Abstand von der gegenüberliegenden Glaswand hatte. Zur Beurtheilung der Wirkung machte ich aus gleicher Entfernung gleich lang dauernde photographische Aufnahmen, fand es jedoch einfacher und dennoch vollkommen entsprechend, Balmain’sche Stoffe an- EINFLUSS DES GASDR. AUF DIE RÖNTGEN SCHEN ERSCHEINUNGEN. 73 zuwenden, welche in eine Üartoncassette geschlossen und den höntgenstrahlen ausgesetzt, durch die Intensität des Fluorescenz- lichtes ein gut abschätzbares Maass für die Wirkungsfähigkeit der Röntgenstrahlen liefern. In den folgenden Tabellen will ich die Resultate dreier Ver- suche bei verschiedenem Gasdrucke angeben, wobei ich bemerke, dass in jeder Abtheilung der Gasdruck constant blieb: TI. Kathode Anode Funkenstrecke Fluorescenzlicht a b | 16 my Null, finster 1 | ! b a | 3 « | Schwach hell 5 a c lOm« | Null, finster j e | 46 « ı Stark hell b ce 3%) « ı Schwach hell ® b Ay «u | Stark hell 108 | | Kathode Anode Funkenstrecke | _Fluorescenzlicht ne a Fe | 31 m, | Schwach hell 5 b | a 59 «u Stark hell a ce 3 «u Schwach hell e a 99 « Sehr hell \ b c 58 « Stark hell > c 6 ss Sehr hell ILI. Kathode | Anode Funkenstrecke Fluoreseenzlicht a b 37 Yan Sehr schwach s b & 76 « Sehr stark \ a e 36 « Sehr schwach 2 c [7 100 « Sehr stark b ce SORT Sehr stark 3 e b 100 « Sehr stark I S HERMANN STRAUSS. Wurde die Elektrode a zur Kathode gemacht und die Eva- cuirung weiter fortgesetzt, so wurde das entsprechende Fluores- cenzlicht fortwährend intensiver und erreichte eine ausserordent- liche Stärke, wenn die Funkenstrecke 60 Mm. erreichte ; inzwi- schen wurde aber die der Kathode gegenüberliegende Stelle der Glaswand so heiss, dass das Rohr nach Unterbrechung des Induc- tors sprang. In den Tabellen befindet sich in der ersten Columne die als Kathode gebrauchte Elektrode, in der zweiten Columne die Anode, in der dritten die entsprechende zu den Elektroden parallel ge- schaltete Funkenstrecke, und in der vierten die Stärke des Flu- orescenzlichtes, welches die Balmain’schen Stoffe unterhalb der jeweiligen Kathode zeigten. In je zwei übereinander liegenden und mit derselben Zahl bezeichneten horizontalen Reihen ist der Elektroden-Abstand constant und nur die Richtung der elektri- schen Entladungen entgegengesetzt. Wie man aus den Tabellen ersieht, ist bei gleichem Gas- drucke und gleichem Flektrodenabstande die Wirksamkeit der Röntgenstrahlen und auch die Länge der Funkenstrecke abhängig von der Entfernung der Kathode von der gegenüberliegenden Glaswand:: je grösser diese Entfernung ist, desto grösser ist die entsprechende Funkenstrecke, desto stärker die Wirkung "der Röntgenstrahlen und desto früher kann man mit dem Rohr pho- tographiren, wohingegen Röhren, in denen die Kathode nur einige Centimeter von der Wand entfernt ist, erst bei höchstem Vacuum gute Bilder liefern. Zugleich sieht man, dass es zur Beurteilung der Verhält- nisse nicht genügend ist den im Entladungsrohre herrschenden Gasdruck anzugeben, sondern man muss vielmehr die Länge der zu den Elektroden parallel geschalteten Funkenstrecke kennen, um auf die Güte des Entladungsrohres folgern zu können; denn nach meinen bisherigen Erfahrungen liefern verschiedene Entla- dungsröhren bei gleicher Funkenstrecke nahezu gleich intensive Röntgenstrahlen. ÜBER DIE MAGNETEISENSTEINE ODER NATÜRLICHEN MAGNETE IM EISENERZ-LAGER BEI MORAVITZA. Von Prof. Dr. ANTON ABT. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU KOLOZSYAR (KLAUSENBURG). Vorgelest in der Sitzung vom 17. Februar 1896 vom o. M. Isidor Fröhlich. Aus: «Mathematikai es Termeszettudomänyi Ertesit6ö» (Mathematischer und Naturwissenschattlicher Anzeiger der Akademie), Band XIV, pp. 33—41. 1896. Das Vorkommen der Magneteisensteine. In den reichhaltigen Erzeisenlagern des Krassö-Szörenyer Comitats, in dem Moravitza-Dognacskaer Gebirgszuge, namentlich neben dem Dorfe Moravitza findet sich an den Contactstellen des sogenannten Banatits (Trachyt und Glimmer) mit dem Kalkstein stellenweise reines Magneteisenerz und Rotheisenerz in grossen Massen, auf welche schon in alten Zeiten lebhafter Bergbau be- trieben wurde. Ausser diesen zwei Eisenerzen kommt am häufigsten Pyrit, Tremolit, Augit oder Serpentin und silberhaltiger Bleiglanz vor, eingeschlossen von unregelmässigen Contactgesteinen aus Granat, stellenweise aus Tremolit, Augit oder Serpentin bestehend. Dieses Erzlager erstreckt sich von Ezeres bis zur Donau auf eine Länge von 20 geogr. Meilen. Die Tiefe desselben beträgt bis 150 Meter. Im Bergort Eisenstein (Vaskö) bei Mcravitza ist Magneteisen- erz überwiegend, und beträgt SO Procent des gesammten hier vor- kommenden Eisenerzes. Brauneisenerz, Rotheisenerz und H=matit 76 ANTON ABT. machen 20 Procent aus. Das Rotheisenerz findet sich in Dognäcska in grösserer Menge. Diese erzführenden Contactgesteine, die Verhältnisse ihres Vorkommens, sowie die darin häufig vorkommenden sehr ver- schiedenen Mineralien und Krystalle sind sowohl für den Berg- mann, als den Geologen, Mineralogen und Krystallographen von ganz besonderem Interesse und Wichtigkeit. Die hier in grosser Menge und oft von ganz bedeutender Kraft vorkommenden Maenet- steine oder natürlichen Magnete sind auch für den Physiker von besonderem Interesse. Diese Magneteisenerze kommen grösstentheils gelagert vor, doch findet man sie häufig auch lose, namentlich im Bolus, und man findet unter diesen von poröser Structur oft die kräftigsten Naturmagnete. Die von den Bergleuten attractorische Eisenerze genannten Maenetsteine sind an manchen Orten, namentlich am Tagbau bei Danieli von so bedeutender magnetischer Kraft, dass bei dem Ab- bau derselben oft 3 em lange Späne an den Bruchstücken hängen bleiben, und faustgrosse Stücke manchmal Eisengegenstände von '/ae Kilogramm zu tragen vermögen. In solehen attraetorischen Eisenerzen ist es äusserst schwer und oft beinahe unmöglich Bohr- löcher für Sprengungen von 30—50 em Tiefe anzubringen. Den Namen Maenetit hat dieses Eisenerz, dessen chemische Zusammen- setzung in ganz reinem Zustande Fe,O, ist, von seiner magnetischen Eigenschaft erhalten.* Magnetisches Verhalten des Magnetits. Mit der Untersuchung des natürlichen Magnetismus des Magnetits und anderer Eisenerze, wie z. B. des Pyrrhotits (Fe,S,), auch Magnetkies genannt, befassten sich fast ausschliesslich nur Mineralogen. Dieselbe beschränkte sich auf den Nachweis der magnetischen Polarität mit Hilfe einer Riehtungsnadel. Numerisch wurde das magnetische Verhalten des Magnetits zuerst von E. Bec- * Diese geologischen und bergmännischen Daten habe ich einer Ab- handlung des Bergingenieurs JosEF Fucsk6 entnommen. ÜBER MAGNETEISENSTEINE IM EISENERZLAGER BEI MORAVITZA. I QUEREL 1845 untersucht,* und zwar bei geringen magnetisiren- den Kräften. Er fand den specifischen Magnetismus desselben im Vergleich zu dem des Stahls bei gleicher magnetisirenden Kraft gleich 0’48. Bei grösseren und namentlich bei mittelstarken magnetisi- renden Kräften wurde der Magnetit 1878 von A.L. Horz ** unter- sucht, welcher aus einem Magnetitexemplar aus der Mineralien- sammlung der Berliner Universität drei vierseitige Prismen von verschiedener Grösse schneiden und möglichst gleich geformte Pris- men aus Stahl anfertigen liess und dieselben auf ihr gesammtes maenetisches Verhalten mit einander verglich. Die Magnetisirung geschah mittels elektrischer Ströme in einer geeigneten Spirale, die Messung der relativen magnetischen Momente mit Hilfe eines Spiegelgalvanometers. Er fand den remanenten Magnetismus des Maenetits 1'58-mal grösser, als den des Stahls; ferner, dass bei zunehmenden magnetisirenden Kräften das Verhältniss der Magne- tismen beider Körper sich der Einheit nähere. Der von Horz untersuchte Magnetit war nicht frei von Rissen und Bruchstellen, und konnten deshalb keine ganz gleichen Stahl- prismen angefertigt werden, was die Genauiekeit der Vergleichung beeinflusste; auch ist der Eisengehalt des von ihm untersuchten Maenetits nicht angegeben. Zur Erzielung stärkeren Magnetismus hatte er die unter- suchten Prismen mit dem einen Pole eines kräftigen Elektromag- nets in Berührung gebracht. Die von mir angestellten Versuche ergaben das Resultat, dass je nach der Art und Weise des Ab- hebens von der Polfläche des Elektromaenets der von den Prismen angenommene remanente Magnetismus ein sehr verschiedener war. Es bleibt also, um Vergleichungen auch bei stärkeren magne- tischen Kräften mit Sicherheit anstellen zu können, keine andere Methode, als die Herstellung starker Magnetfelder mittels starker Ströme in geeigneten Spiralen. Bei meinen Untersuchungen hatte ich die Steigerung des * BECQUEREL E. Compt. rend. Vol. 20. p. 1708, 1845. ** A. L. Horz. Ann. der Phys. u. Chemie. Neue Folge. Bd. V,p. 169.. 1878. 75 ANTON ABT. remanenten Magnetismus bis zum Sättigungspunkte des Magnetits und des Stahls durch Anwendung dynamoelektrischer Ströme er- reicht. Sämmtliche von mir untersuchten Magnetite aus dem Moravitzaer Eisenerzlager waren frei von Sprüngen und Rissen, so dass die daraus oeschnittenen Prismen scharfe Kanten und Eeken hatten und auch an den Ebenen derselben kein Continui- tätsmangel sichtbar war. Bei einem vierseitigen Magnetitprisma von 61421 Procent Eisengehalt und von den Dimensionen 841, 9-41, 1:92 em und einem gleich grossen und gleich geformten Prisma aus elashartem Stahl wurde der magnetisirende Strom in einer geeigneten Spirale allmähligs bis zu 16 Ampere gesteigert, wobei der Stahl das Maximum seines remanenten Magnetismus erreicht hatte, der Magnetit aber noch nicht. In diesem Zustande war der specifische Magnetismus des Magnetits 9'26-mal grösser, als der des Stahls. Der in relativem Maasse durch Scalentheile aus- gedrückte remanente Magnetismus wurde mittels eines Spiegel- magnetometers gemessen, wobei die Prismen in ost-westliche Lage gebracht wurden. Bei weiterer Steigerung des Stromes in der Magnetisirungs- Spirale bis zu 25 Amp., hatte auch der Magnetit seinen magnetischen Sättigungspunkt erreicht und einen Ausschlag der Magnetnadel von 13°5 bewirkt, während der Stahl auch bei dieser Stromstärke denselben Ausschlag von 8°5 bewirkte, wie bei 16 Amp. Stromstärke. In diesem Zustande war der specifische Magnetismus des Magne- tits 2°356-mal grösser, als der des Stahls. Durch Inductionsver- suche wurde das Verhältniss 2'405 gefunden. Magnetisches Verhalten anderer Eisenerze. Auch unter den Pyrrhotiten, den sogenannten Magnetkiesen, deren chemische Zusammensetzung auf den reinen Zustand reduceirt durch Fe,S, ausgedrückt ist, findet man oft natürliche Magnete. Und es vermag dieses Eisenerz nach meinen Untersuchungen in einem kräftigen Magnetfelde ein ganz bedeutendes Quantum von remanentem Maenetismus anzunehmen. Die von mir unter- suchten Pyrrhotite waren von drei verschiedenen Fundorten (Borev, Oravieza und Öradna) und von versehiedenem Eisen- ÜBER MAGNETEISENSTEINE IM EISENERZLAGER BEI MORAVITZA. 79 gehalte.* Bei einem Exemplar von prismatischer Form und von 57:58 Procent Eisengehalt war der specifische Maenetismus des Pyrrhotits 3:56-mal kleiner, als der des Magnetits und im Vergleich zu Stahl = 0:66. Auch den Haematit (Fe,O,) habe ich auf sein magnetisches Verhalten untersucht und bei einem bis zum Sättigungspunkte magnetisirten Hzmatitprisma dessen specifischen Magnetismus im Vergleich zu Stahl = 0'214 gefunden. Uebergehend alle meine bisherigen Beobachtungen, welche zusammen das nähere magnetische Verhalten der angeführten Eisenerze bestimmen, will ich nur jene erwähnen, welche sich auf die bei Moravitza vorkommenden natürlichen Magnete beziehen. Magnetische Polarität der gelagerten Magnetitmassen. Die erste Sammlung von Maenetitexemplaren, welche mir auf mein Ansuchen von der Reschitzaer Oberbergbauverwaltung zu meinen Untersuchungen gesendet wurde, enthielt zwar keine namhaften natürlichen Magnete, diese waren aber frei von Rissen und daher zu Magnetisirungszwecken sehr geeignet. Im Jahre 1894 hatte ich das Vorkommen dieser Naturmag- nete an Ort und Stelle einer ersten Beobachtung unterzogen, be- sonders bezüglich der Polarität der an der Erdoberfläche auftre- tenden Magneterze und der Lage der magnetischen Pole derselben. Zu diesen Untersuchungen hatte ich theils Boussolen, theils Pen- del aus Eisenkügelchen verwendet. Es zeigte sich, dass die magne- tische Wirkung dieser gelagerten Magnetite stellenweise eine sehr bedeutende ist, und dass in verschiedenen oft kaum 50 em über- einander gelegenen freien Schichten entgegengesetzte Polaritäten herrschen, ja dass selbst in derselben horizontalen Schichte die Polarität häufig wechselt, und dass an den Uebergangsstellen vom Nord- zum Südmaenetismus die Boussolennadel die Nord-Süd- Richtung annahm. Ist bei diesen Beobachtungen die Boussolen- nadel in eine schiefe Lage gerathen und infolge von Berührung der Spitze mit der Scala in ihrer freien Bewegung gehemmt * Die chemische Analyse wurde von Dr. GEZA NYIREDE ausgeführt. so ANTON ABT. worden, so fand momentan eine Umkehrung ihrer Polarität statt, was bei diesen Beobachtungen öfters vorkam und schwer zu ver- meiden war. Aus diesen ersten Beobachtungen kann bezüglich der Lage der Pole dieser noch gelagerten Magneterze noch kein sicherer: Sehluss gezogen werden. Es ist möglich und sehr wahrscheinlich, aber noch nicht entschieden, dass auch bei diesen Eisenerzen, sowie bei einer verticalen oder im magnetischen Meridian ge- neigten Eisenstange infolge der Inducetionswirkung des Erd- magnetismus die Pole sich lagern. Ferner, dass auch der Wechsel der Pole in derselben horizontalen Schichte auf eine Inductions- wirkung dieser Magneterze aufeinander zurückzuführen ist. Von den Inductionswirkungen hängt sehr wahrscheinlich nicht nur die Lage, sondern auch die Intensität dieser Pole ab. Auch ist es sehr wahrscheinlich, dass die aus ihrer ursprünglichen Lagerungsstelle entfernten Stücke dieser Magneterze ganz andere magnetische: Kräfte haben, als dort. Nur dureh öfters wiederholte Untersuchungen wird es mög- lich sein, mehr Licht über diese Erscheinungen zu verbreiten. Specifischer Magnetismus einiger Magneterze. Von den vielen natürlichen Magneten, die ich aus Moravitza. erhielt, hatte ich 10 Exemplare auf ihren relativen Magnetismus untersucht und einige darunter von ganz bedeutender magnetischer Kraft gefunden. Die Resultate dieser Messungen sind in folgender Tabelle zusammengestellt, in welcher A die aus einer Entfernung 100 em verursachten Scalenanschläge, P die Gewichte der einzelnen Magneterze in Grammen ausgedrückt, und M den speecifischen Magnetismus derselben bedeutet. Magnetit: A P M li 4320 29870 00144 I 30:65 20546 0:0149 Ill 15:00 9815 0:0152 IV 16-15 10644 0:0152 V 22-69 1329-2 0:0170 ÜBER MAGNETEISENSTEINE IM EISENERZLAGER BEI MORAVITZA. Sl Magnetit A Je M VI 11:95 6864 0:0175 VII 30:00 14350 0.0209 VII 23:90 10650 0.0224 IX 111°50 39680 0:0281 x 12-25 3 0.0350 Das oben erwähnte, bis zum Sättigungspunkt magnetisirte Stahlprisma (841, 2:41, 1'92 em) A gab aus derselben Entfernung vom Magnetometer einen Ausschlag von 13°4. Dessen Gewicht be- trug 31675 Gramm, der specifische Magnetismus 0'0423 und das magnetische Moment in absolutem Maasse S50°5 (2 G@2S-!. Diesem am nächsten steht das Exemplar X, das Verhältniss beider X _ 0.0380 u ei 0.80, na Man sieht, dass unter diesen Eisenerzen häufig Naturmagnete mit bedeutendem Magnetismus vorkommen. Dem Magnetismus von X am nächsten steht der von IX; das Verhältniss des letzteren zu dem des Stahls beträgt 0:664. VI und V haben gleiehen speci- fischen Magnetismus, ebenso IV und III, sowie auch II und I. Das Verhältniss des stärkeren zu dem schwächsten ist gleich 2-64. Auch unter den Magnetkiesen (Pyrrhotit) findet man oft Exemplare von bedeutendem natürlichen Magnetismus. Bei einem Exemplar von Borev, dessen Gewicht 927°6 g betrug, war der Nadelausschlag des Magnetometers aus einer Entfernung von 100 em + 14:8 und —16°0; dessen specifischer Magnetismus 0:0166, so gross also, wie bei V. Tragkraft eines natürlichen Magneten. Unter den Magnetiten findet man auch solche Naturmagnete, deren magnetische Kraft’ die der oben angeführten übersteigt und dem specifischen Magnetismus des bis zum Sättigungspunkt magnetisirten Stahls sehr nahe kommt. Auch ich besitze einen kräftigen natürlichen Magneten, den ich noch 1865 von meinem Oheim, damaligen Bergdireetor von Dognäeska und Eisenstein, Mathematische und Naturwissensekaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 6 (02) [SS] ANTON ABT. erhielt. Er hat eine runde Form und ein Gewicht von 1008 g. Die drei Hauptausdehnungen desselben betragen: in der Richtung der Pole 6 cm, in den darauf normalen Richtungen 8, respective 9 em. Von Eisenfeilicht zieht er eine ganz beträchtliche Menge an, und vermag die Magnetnadel schon aus grosser Entfernung ab- zulenken. Am Magnetometer betrug die Ablenkung aus dem magnetischen Meridian aus 100 cm Entfernung 42 Scalentheile, und sein specifischer Magnetismus 0'416, daher soviel, wie der des erwähnten Stahls. An einem dünnen Draht aufgehangen, stellt er sich trotz der Torsion im maenetischen Meridian ein. Zur Bestimmung seiner Traefähigkeit liess ich zuerst davon ein genaues Modell aus Gyps, und dann zu diesem eine passende Armatur aus weichem Eisen anfertigen. Mit dieser Armatur ver- sehen waren bei einer ersten Messung 1888 zur Abreissung seines Ankers S00 g nothwendig. Durch Vergrösserung der Polflächen und Annäherung derselben aneinander bis fauf 3 mm, wurde die Tragkraft des natürlichen Magneten bei einem zweiten Versuch gleich 1099 & gefunden. Dieses Gewicht war schon erösser, als sein Eigengewicht. Nachdem derselbe dann mit 400 g längere Zeit belastet war, und bei einem neuen Versuche die Belastung durch Aufsehütten von Sand in eine Schale allmählig gesteigert wurdes fand man die Tragkraft gleich 1411 er. Bei einem zweiten Versuch, gleich nach dem ersten, waren schon 1099 & hinreiehend zur Ab- reissung des Ankers. Nun wurde derselbe mit 1 kg belastet und an einem passenden Gestell aufgehangen, welches sgestattete, mittels einer Schraube den Maenet, respective die am Anker hängende Schale allmählig von seiner Unterlage abzuheben. Ein neuer Versuch ergab nun eine Traekraft von 2730 & und spätere Versuche ergaben noch erössere Werthe. Bergbau am Eisenstein. Aus Mauerüberresten von Hochöfen und anderen hier ge- fundenen Gegenständen konnte nachgewiesen werden, dass schon die Römer in den reichhaltigen und ausgedehnten Eisenerzlagern von Moravitza-Dognatska Bergbau betrieben haben. Später, um das Jahr 1718 reichten die gehobenen Erze für vier Hochöfen aus, von 90) (36) ÜBER MAGNETEISENSTEINE IM EISENERZLAGER BEI MORAVITZA. "welchen zwei in Deutsch Bogsäan und zwei in Reschitza errichtet waren. Einen ganz bedeutenden Aufschwung erhielt der hiesige Bergbau im Jahre 1855 durch die damalige priv. Oesterreichisch- Ungarische Staatsbahn-Gesellschaft, welche sämmtliche im Comi- tate Krassö-Szöreny gelegenen Aerarial-Bergwerke, Waldungen und Domänen ankaufte. In früheren Zeiten, so lange noch die Eisenerze am Tag und nahe unter der Erdoberfläche lagerten, wurde der Bergbau zu Tag und ın Schächten betrieben und aus letzteren die Erde zu Tag be- fördert. Gegenwärtig wird in unter einander liegenden Stollen ge- ‚arbeitet, und die in derben Massen vorkommenden Masnetite durch Dynamit gesprengt. In dem begonnenen Stollen wird der Bergbau bis zu einer gewissen Tiefe fortgesetzt und die abgebauten Erze durch Hunde an den Tag befördert. Dann wird ein neuer Stollen angelest und der Bau nach abwärts betrieben. Die Spren- ‚gungen erfolgen planmässig zu gleicher Zeit, während dessen die Arbeiter sich auf sichere Orte flüchten. Während meines letzten Aufenthaltes in Eisenstein, 1894, ‘wurde an zehn verschiedenen Punkten der Bergbau betrieben, und jährlich in Eisenstein und Dognatska, nach Angabe des Betriebs- leiters die bedeutende Summe von 120,000 Tonnen Eisenerze ab- ‚gebaut, und dabei 1000 Bergleute beschäftigt. Von den höher ge- legenen Stollen werden die Erze mittels schiefer Ebenen, welche mit einfacher Bremsevorrichtung versehen sind, ın das Thal be- fördert. Die eine schiefe Ebene hat eine Höhe von 69m, die andere ‚eine solche von 45 m. Die untere liegt 437, die obere 460°6 m hoch über dem Meeresspiegel. Der höchste Stollen liest 164 m über der "Thalsohle. ) Verhältniss des Eisengehaltes der Magnetite zu ihren mag- netischen Momenten. Der Eisengehalt der an verschiedenen Stellen abgebauten Magneterze beträgt, nach den im chemischen Laboratorium der Gesellschaft durchgeführten Analysen, 46'592 bis 57°585 Procent. Einzelne reine Exemplare enthalten viel mehr reines Eisen, z. B. ‚die von mir auf ihren Magnetismus untersuchten Exemplare ent- 6* S4 ANTON ABT. hielten, nach den Analysen des Herrn B. Ruzıcka, 61°42, 67'597 und 67°850 Procent Eisen. Ich habe die magnetischen Momente der aus diesen ver- schiedenen Magnetitexemplaren geschnittenen und bis zu ihrem Sättigungspunkt magnetisirten Prismen mit dem absoluten Eisen- gehalt derselben verglichen und annähernd eine constante Ver- hältnisszahl erhalten, wie dies aus der folgenden Tabelle ersicht- lich, in weleher Q den absoluten Eisengehalt und M das relative magnetische Moment bedeutet. I 61-42 112:90 13:5 8:36 II 61:49 11128 12-5 8:90 III 67527 9622 107 8:99 IV 67'850 125:15 15:0 8:34 Zur genaueren Feststellung dieses Verhältnisses sind weitere Bestimmungen nöthig, namentlich mit solchen Eisenerzen, deren Eisengehalt mehr verschieden ist, zu welchen Bestimmungen Pris- men von gleichen Längen nothwendig sind, da nach meinen Untersuchungen auch bei Magnetitstäben das magnetische Moment, wie bei dem Stahl mit der Länge zunimmt. ADJUNGIRTE QUADRATISCHE FORMEN. Gelesen in der Sitzung vom 20. Januar 1896. Von GUSTAV RADOS C. M. DER AKADEMIE, PROFESSOR AM KÖN. UNG. JOSEFS-POLYTECHNIKUM ZU BUDAPEST. Aus: «Mathematikai &s Termeszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), Band XIV, pp. 26—32. 1896. Die Coeffieienten der quadratischen Form N N h=3 I Cn%:% (ep ==) i=1k=1 kann man als Unterdeterminanten ersten Grades der Matrix = | C;r | (i, k=1, 2.40) auffassen. Es mögen die in dieser Matrix enthaltenen Subdeter- minanten m-ten Grades durch: (m) (m) (m) Or, ver.) iu 9 (6-1, ORTE “-(n)) bezeichnet werden, wo ee ER C re Ce dal Ci) — i;k, igk, ihm Na en I ferner i und k zur Bezeichnung der Combination m-ter Classe ohne Wiederholung: (, 35 . : -, im) und (ki, ky -. . Km). der Ss6 GUSTAV RADOS. Elemente 1, 2,..., n verwendet wurde. Dies ist offenbar zulässig, da man unter den Combinationen der Elemente 1,2,...,n eine Reihenfolge festsetzen, und hiedurch zwischen ihnen und den Zahlen der Reihe Don ul eine gegenseitig eindeutige Beziehung herstellen kann. Mittels der eben charakterisirten Subdeterminanten m-ten Grades der Matrix ce kann man nun wieder eine quadratische Form bilden: u u un fm= 23 > Cik KiIk; i=1i=k (m=1, 2, .,, n—1) diese Form soll als die m-te adjungirte Form von f, bezeichnet werden. Diese Terminologie rechtfertist der Umstand, dass sich aus fm im Falle m=n—1, die von Gauss herrührende gewöhnliche‘ adjungirte Form ergiebt, so dass die eben definirten Formen geradezu als Verallgemeinerungen dieser gelten können. In der Geometrie, Algebra, aber ebenso auch in der Zahlen- theorie ist die gleichzeitige Verwendung der gegebenen Form mit deren höheren adjungirten Formen oft mit bedeutendem Vortheile verbunden. Dieser Umstand hat mich bewogen in der vorliegenden Arbeit einige einfache Eigenschaften dieser höheren adjungirten Formen zu veröffentlichen. Diese Eigenschaften sind in den unten zu entwickelnden Sätzen formulirt. 1. Satz. Ist die gegebene Form f,* definit positiv, so sind auch alle ihre adjungirten Formen dieser Art; ist hingegen f, definit negativ, so ist fm definit positiv oder negativ, je nachdem m eine gerade oder ungerade Zahl ist. Wird nämlich f, durch Anwendung einer reellen orthogo- nalen Substitution auf die Form D) 2 9 91%, 709 Yoaeh 0m Yn * Bezüglich f,, so wie bezüglich der darauf anzuwendenden Substi- tutionen setzen wir voraus, dass sie reell sind. ADJUNGIRTE QUADRATISCHE FORMEN. ST gebracht, so sind — wie es bekannt ist — die Coefficienten 91> 93 > ..0., On die Wurzeln der charakteristischen Gleichung | C4 =, Cio ... Cn | (6 (one (en | 5 — 99 39 an (=) —(. Eni Cn2 ... Enno Wird nun f gleichfalls durch die orthogonale Substitution zur Quadratsumme umgestaltet, so werden die Coeffieienten der- selben durch die Wurzeln der Gleichung (m) (m) (m) Ca he (12 ... 1u (m) (m) (m) Din (0) = | Cai G=2 SÄNGER: Can Gy Ca “uf e Cuu—p | angegeben. Die Wurzeln dieser Gleichung * ergeben sich jedoch aus dem Producte DR Ems Ds 00/0: lrloee tim | i Pi, Pin indem man an Stelle desi,i,... im der Reihe nach die sämmtlichen Combinationen m-ter Classe der Elemente 1, 2,..., n setzt. Ist nun f, definit positiv, so werden, da die Wurzeln Pi» 095 "+ +» Pn sämmtlich positiv sind, auch die Producte #;,Pi, - . . i„, Sämmtliche positiv und auf solche Weise wird, nachdem dann jeder Coefficient der Quadratsumme des fm positiv ist, fm eine definit positive Form. Ist jedoch f, definit negativ ist, so haben, dajede Zahl der Reihe 91> 99» ErreLe en en * Siehe: «Die Theorie der adjungirten Substitutionen.» Math. u. Na- turwiss. Berichte X. Band, p. 98. ss GUSTAV RADOS. negativ ist, die sämmtlichen Wurzeln 9;,i, - - - i„ ein positives oder negatives Vorzeichen, je nachdem m gerade oder ungerade ist; demzufolge ist auch f„ definit positiv oder negativ, je nachdem m eine gerade oder ungerade Zahl ist. 9. Satz. Ist f, indefinit, so sind auch sämmtliche Formen i : los = lea indefinit. In diesem Falle enthält nämlich die Reihe 01» 095 - - -» On positive und auch negative Wurzeln. Bezeichnet man die posi- tiven Wurzeln durch 01» 095 - --» 0%, die negativen hingegen durch Ir) rang 9099 On so ist die Anzahl der positiven Wurzeln der Gleichung ®1(0) =0 Br = m) + (mol) + mal die der negativen Wurzeln hingegen yo ) a I Rn 6) 8 “nn Pas io und da P„ und N, in jedem Falle positiv sind, so werden in der Quadratsumme der Form f„ stets positive und negative Coefficien- ten vorkommen, demzufolge f, eine indefinite Form ist. Es sei noch nebenbei erwähnt, dass die Signatur von fm, d.h. (Pa-Nn), leicht durch die Signatur von f,, durch s, aus- gedrückt werden kann, es ist nämlich M—r 1 ” N--S;\ (NS In 3 | 2 | m m—r Y ADJUNGIRTE QUADRATISCHE FORMEN. sy 3. Satz. Damit die saämmtlichen Formen der Reihe fh» fa» a) In-ı definit seven, ist es nothwendig und hinreichend, dass eine nach Belieben gewählte Form dieser Reihe definit sei. Ist nämlich fm definit, so kann f, im Sinne des zweiten Satzes nicht indefinit sein, und so sind im Sinne des ersten Satzes sämmtliche Formen der Reihe definit. Ist jedoch f„ indefinit, so kann dem ersten Satze zufolge f, nicht definit sein, dann sind aber in Folge des zweiten Satzes sämmtliche Formen der Reihe indefinit. 4. Satz. Ist f, semidefinit, so sind die sämmtlichen Formen der Reihe hi» fa» - > fn-ı von derselben Art. Dann ist nämlich eine gewisse Zahl von Wurzeln der Gleichung gleich Null, während die übrigen übereinstimmende Vorzeichen be- sitzen, alsdann wird aber auch eine gewisse Anzahl von Wurzeln von Dan (0) — 40 Null sein, während die Vorzeichen der übrigen übereinstimmen ; es kommen also auch in der Form der Quadratsumme von fm ausser den Null-Coeffieienten nur Coefficienten mit übereinstim- menden Vorzeichen vor und somit ist fm semidefinit. 5. Satz. Die adjungirte Form fn_„. kann auch folgendermassen erhalten werden. Wir biden die Determinante Ey Cy9 ee Can U Ua ... Um | Ey 02) ... Can Us U o.. Uam | - | I | 1 \Cnı Em? --- Enn Uni Un? - - - Unm ==) | | Ua Ugı ... Uni 0) (0) 6.0.6 0) | Ua Ugo ... Un? 0) 0) DO RO 0 | I | Yım Um.» Unm 0 Ve 0 GUSTAV RADOS. wenn wir diese mittels wiederholter Anwendung des LarLacr’schen Determinantensatzes entwickeln, erhalten wir: A ae Bad cam ( X Bi Us! gt J {ah (a, f, Ss, t=1,2,..., m) in welehem Ausdrucke das Summenzeichen auf sämmtliche D — ( $) Ü yo. 0.9, On) und Klee len) Combinationen zu erstrecken ist und adj. Ic ig! (a, p=1,2,..., m) in der Determinante Cr (, Beil, 9, 0 5 59) die mit gehörigem Vorzeichen genommene adjungirte Subdeter- minante der Unterdeterminante m-ten Grades I fg! (Ben) bedeutet. Wird nun in Jan Stelle des is und Unze, (a, ß, 5, t=1,2,..., mM) x; respective x, gesetzt, so ergiebt sich fm—n- Ist m=1, so ergibt schon 4 selbst fn-ı- 6. Satz. Ist f eine Form m-ten Grades, so verschwinden in der Reihe a8 lab 9,00%) In-1 die nach der m-ten Form folgenden Formen identisch, fm aber ist ein vollständiges Quadrat. Da in diesem Falle jede Unterdeterminante (m-+-1)-ten Grades der Determinante | el; 9, 88 655 M) ADJUNGIRTE QUADRATISCHE FORMEN. y1 Null ist, so ist nach einem bekannten Satz von JacoBı * 00 B 0 A — 0 und da (m) (m) 0 0 so wird (m) " tm) 4/ rim) CH-VCHVCH und somit = 3 3V Veh, - (Vera + VD -- wa nn) * S. JacoBI: «De formatione et proprietatibus determinantium.» (Crelle’s Journ. 22. Band, p. 285. BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DES UNGARISCHEN TERTIÄRS. Von EMERICH LÖRENTHEY. PRIVATDOCENT AN DER UNIVERSITÄT ZU BUDAPEST. Vorgelest der Akademie in der Sitzung vom 12. April 1897. Vorgelest vom ordentlichen Mitgliede Professor AnTOoN KocH. Aus «Mathematikai &s Termeszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschattlicher Anzeiger.) Band XV. pp. 149—169. Die an thierischen und pflanzlichen Einschlüssen überaus reichen Tertiärformationen Ungarns sind in Bezug auf ihre Fauna bisher noch recht kümmerlich durchforscht, noch seltener sind pal®ontologische Bearbeitungen ganzer Thierclassen oder Grup- pen dieser Fauna. Seit mehr als fünfzehn Jahren damit beschäftist zu sam- meln, was sich in Ungarn, besonders aber der Umgebung Buda- pests an Versteinerungen der Tertiärperiode sammeln liess, häufte sich aus mehr als einer Thierclasse so viel interessantes Mate- rial an, dass sich die Nothwendigkeit einer eingehenderen pal»on- tologischen Behandlung derselben nicht länger zurückweisen lässt. So begann ich vor fünf Jahren mit dem Studium der Deca- poden aus dem oberen Eocän des Kis-Svabhegy und den oberen mediterranen Schichten des Rakos, da von allen thierischen Ein- schlüssen an beiden Fundstätten eben diese am besten erhalten ge- blieben und sich zu Zwecken einer Specialstudie am geeignetsten er- wiesen. Dazu wurde mir noch die Freude, dass mein verewigter Lehrer und späterhin Chef, Prof. Dr. Max v. Hantken behufs Prä- BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 9 paration und Studium mir auch sein eigenes, vom Kis-Sväbhegy ge- sammeltes reiches Decapoden-Material überliess. Eine nieht weni- ger reiche Collection verdanke ich der Güte des Herrn JoHann Böck#, k. ung. Min.-Sectionsrath und Director der ung. geolog. Landesanstalt, der mir die in der Instituts-Sammlung befindli- chen gesammten Crustaceen der Tertiärperiode zur Bearbeitung überliess. Weitere, überaus lehrreiche Exemplare erhielt ich noch von den Herren Juzius v. HıravArs, k. ung. Seet.-Geologen ; Univ. Prof. Dr. Lupwıc v. Löczy; Privatdoc. am Polytechnieum Dr. Franz SCHAFARZIK, k. ung. Sections-Geolog und Bergrath THomas v. SZoNTAGH, k. ung: Sect.-Geolog. Der Erfolg meiner von vielen Seiten so bereitwillig unter- stützten Bemühungen war ein derartiger, dass während uns bis- her aus dem Gebiete der Länder der ung. Krone nur sehr wenige tertiäre Decapodenformen bekannt waren, wir nun eine überaus reiche Deeapodenfauna dieser Periode vor uns haben, die sich den bekannten reichsten Faunen kühn zur Seite stellen kann, ja dieselben zum Theile sogar übertrifft. Aus dem Gebiete der Länder der ung. Krone publicierte im Jahre 1859 als erster A. Reuss! einen Brachyuren aus Radacs bei Eperjes unter der Benennung Ranina Hazslinszkyi, Ruuss. Später (1883) beschrieb P. BroccHı?* die Decapodenfauna des durch HEBErT und MunIer CHALmAs im Jahre 1876 aus dem jüngeren Tertiär des zu Budapest gehörigen Rakos gesammelten Materials. Die Formen dieser Fauna führt Brocc#t unter folgenden Namen an: Portunus pygmaeus, Brocce., Galappa Heberti, Broce., Ma- tuta inermis, Brocce., Galianassa Munieri, Broce., Calianassa Chalmasi, Brocc. und Pagurus priscus, BRocc. ALEXANDER BITTNER, der sich mit den tertiären Decapoden der Länder der ung. Krone am eingehendsten beschäftigt hat, be- schrieb im Jahre 1884 aus der miocänen Fauna von Radoboj 1! «Zur Kenntniss fossiler Krabben». Denkschr. d, k. Akad. d. Wiss. in Wien. Mathem.-naturw. Cl. Bd. XVII. 2 «Note sur les cerustaces fossiles des terrains tertiaires de Ja Hon- grie». (Ann. d. sciences geologiques. Bd. XIV. Nr. 2. Paris, 1883.) 94 EMERICH LÖRENTHEY. (Croatien):! Neptunus Radobojanus, Bırın., N. stenaspis, BirTN. und Mioplax socialis, BITTN. | Derselbe Autor führt auch in seiner im Jahre 1893 veröffent- lichten Abhandlung: «Decapoden des pannonischen Tertiärs» ? die- jenige reiche Fauna vor, die Prof. Dr. Anton Koch in der Umge- bung von Kolozsvar sammelte. In chronologischer Reihenfolge geordnet sind diese folgende: I. Im Leithakalk : Neptunus efr. granulatus, A. Epw. II. Im Oligocen : Neptunus sp. ind., Calianassa ferox, Bırın,, Calianassa rapax, Bırrn., Calianassa velox, Bırrn., Calianassa vorax, Birrn., Calianassa simplex, BITTN. IIl.a) Oberer Theil der Barton-Et., Bryozoen Mergel: Ca- lappilia dacica, Bırrn., Phrynolambrus corallinus, BITIN. III.b) Unterer Theil der Barton-Et. Nummulitenkalk : Pa- laeocarpilius macrocheilus, Drsm., Dromia (laudiopolitana, Bıtrn. Calianassa sp. ind. IV.a) O.grobk. Kalk. O. Parisien : Neptunus Kochit, Bırın., Goniocypoda transsilvanica, Bırın., Dromia Corvini, Bırin. IV.b) O.grobk. Kalk. U. Parisien: In Perforaten-Schichten Palaeocarpilius sp. (an macrocheilus, Desm.?) Neptunus sp. Ca- lianassa atrox, BITTN. Eben daselbst handelt A. Brrrwer auch über Achelous Krambergeri Bırın. aus dem croatischen Oligocän bei Warasd- Tepliez und dem gleichfalls eocänen (?) Grapsus sp. ind. Zum Schlusse führt er noch zwei Brachyurn aus dem Miocän bei Bor- bolya (Walbersdorf Com. Ödenburg) an, nämlich Cancer efr. ilyri- cus, Bırrn. und Ranidina nov. gen. Rosaliae, BiTTn. Bisher kannten wir also im Ganzen 32 aus den Ländern der ungarischen Krone beschriebene Species, während auf Grund ! «Beiträge zur Kenntniss tertiärer Brachyuren-Faunen. II. Brachyu- ren aus miocänem Tegel von Radoboj». (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. XLVIII. 1884.) ” «Decapoden des pannonischen Tertiärs». (Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Mathem.-naturw. Classe. Bd. CII. Abth. I. 1893.) BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 35 vorliegender Abhandlung von demselben Gebiet nunmehr schon 74 Species bekannt sind. Die aus dem Gebiete der Länder der ung. Krone bis jetzt erwiesenen tertiären Decapoden gehörten alle dem Oligoeän und Miocän an: ältere tertiäre Krebse waren nur aus der Umgebung von Kolozsvär bekannt, während aus Mittel-Ungarn, wo ich jetzt die reichste Fauna vorfand, eocäne Decapoden unbekannt waren mit Ausnahme des Szepvölgyer Thales bei Budapest, wo selbe durch Ranina Reussi, Woopw.* (unter der Ben. Ranina Aldrovandi, Raxz.), und des Bakonyer Waldes, wo selbe durch Harpactocareinus quadrilobatus, Desm. vertreten waren. I. a) Numm. perforata Horizont des Mittel-Eocäns. 1. Harpactocarcinus quadrilobatus, Desm. aus Halımba kommt in Schiehten vor reich an: Numm. spira, Numm. compla- nata, Numm. lucasana und Numm. perforata. Von eben dorther sind noch bekannt : 9. Harpactocarcinus punclulatus, Desm., welche Species mit (der vorangeführten wahrscheinlich gleichen Alters ist, nachdem man aus Halimba jüngere tertiäre Schichten nicht kennt. Gleich- falls gleichalterig ist wahrscheinlich auch: 3. Palaeocarpilius sp. (macrocheilus, Desu. ?) die gleichfalls aus Halimba stammt. 1.b) Numm. spira Horizont des Mittel-Eocäns. 1. Neptunus hungaricus, LÖRENT. nov. sp. Diese meine neue Species stammt aus 38 Meter Tiefe eines in Solymär angelegten Versuch-Schachtes auf Kohlen. Selbe steht am nächsten zu N. Suessi, Bırı. aus dem Unteren-Oligoeän von Laverda, von welcher sich jedoch hungaricus durch verschiedene Entwickelung der Gastral-Genital- und Cardiacalregionen unterscheidet, insoferne bei der hungarieus die Mesogastralregionen von der Protogastral- * Dr. Karı Hormann: «Die geol. Verhältn. des Buda-Koväcsi-er Ge- birges». (Jahrb. des k. ung. geol. Inst. I. Bd. p. 240.) 96 EMERICH LÖRENTHEY. region weniger scharf abgetrennt ist als bei der Suessi. Die Meso- gastral- ist mit der Urogastralregion nicht zu der gewissen trapez- förmigen Meso-Uro-Gastralregion vereinigt, sondern die Gastral- region differenzirt sich von der kleinen, ovalen Gastro-Genital- region. Die Cardiacalregion bildet nicht das mit der Spitze nach rückwärts gerichtete Dreieck der ersteren Species, sondern theilt sich in zwei Hälften, in die rhombenförmige Genitalregion und in die Cardiacalregion. Bei der hungaricus wird die Mesogastral- und die kleine Urogastralregion durch eine tiefe Furche von der eigentlichen Genitalregion abgetrennt. Die Schale unterscheidet sich auch bezüglich der Verzierungen von der Suessi. 9. Calianassa sp. ind. kommt unter 37 Meter des Soly- märer Bohr-Schachtes vor. II.a) Oberes-Eocän. Unt. Theil der Barton-Etage. Horizont der Numm. intermedia. 1. Ranina Reussi, Woopw. Die häufigste Form dieses Horizontes in den bei Budapest am Kis-Svabhesy, im Szepvöley, am Jözsef- und Mätyäshegy zu Tage tretenden Kalken und Conglomeraten, wie auch am Fged Berge bei Eger. 9. hanina cfr. Marestiana, Könss, Kis-Sväbhegy. 3. Ranina budapestiniensis, LÖRENT. nov. spec. Ich fand am Kis-Sväbhegy ein unversehrtes und ein mangel- haftes Exemplar dieser neuen Species, die zwischen Ranina sim- plieissima, Brrrn. und Ranina notopoides, Bırrn., steht besonders. was den Finschnürungsgrad der Orbitalgegend und die Grösse der Form anbetrifft. Bei der Budapestiniensis befindet sich ober dem hinteren Ende des Vorderseitenrandes ein stachelähnlicher Zahn, gleichwie bei notopoides, doch befindetsich an meiner Artzwischen diesen beiden Stacheln eine wellig herablaufende Leiste, welche den beiden anderen Species abgeht. Die Zähne des Stirnenrandes sind auffallend stark entwickelt, da sich die beiden von einander scheidenden Einschnitte beinahe ganz bis zur erwähnten Quer- leiste nach rückwärts ziehen und sich die ganze Form derartig von der simplicissima überaus augenfällig abhebt. BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 37 4. Notopus Beyrichüt, Brrrx. Während Bırrner diese Form auf Grund eines einzigen aus dem an Nummuliten reichen Kalke von Castelrotto bei Verona beschreibt, gehört dieselbe am Kis-Svabhegy unter die häufiger vorkommenden Formen. 5. Typtlobus Semseyanus, LÖRENT. nov. spec. Eine der interessantesten Formen des Kis-Svabhegy, weil bisher nur eine einzige Species dieses Genus bekannt war, nämlich Typ. granulosus, StoL. und auch diese nur aus Indien. Meine Form ist im Grossen und Ganzen grösser und mehr convex, als die granulosus. Die Augenhöhle ist kleiner und mehr runder, der Rand abgerundet mit je sechs Warzen, während er bei (‚ranulo- sus scharf und mit unzähligen feinen Zähnchen verziert ist. Bei meiner Form übertrifft der Vorderseitenrand den Hinterseitenrand durchaus nicht «um. eine Beträchtliches», sondern kaum um etwas. Bei der Semseyana ist die untere Hepaticalregion sehr schmal und stark gewölbt, während sie bei granulosus flach ist. 6. Galappilia dacica, Brrrn. War bis jetzt einzig aus dem Kolozsväarer (Klausenburs) Bryozoen-Mergel bekannt, aus meiner Sammlung geht jedoch her- vor, dass dieselbe am Kis-Svabhegy eine der charakteristischesten und am häufigsten vorkommenden Formen ist. 7. Mieromaja tuberculata, Bırrx. Eine der häufigsten und charakteristischesten Formen der Kalke vom Kis-Sväbhegy. 8. Periacanthus horridus, BiTTn. Im Kalke des Kis-Svabhegy selten. 9. Phrynolambrus corallinus, BITTN. War bisher nuraus dem Bryozoen-Mergel von Kolos-Monostor bekannt, bis durch meine Forschungen hervorgieng, dass er in den Kalken des Kis-Svabhegy viel häufiger anzutreffen ist. 10. Palaeocarpilius macrocheilus, Desm. Diese Species erreicht auf dem Gebiete unseres Vaterlandes das Maximum ihrer Entwickelung in dem Horizonte der Numm. intermedia, so sehr, dass dieselbe z. B. in der Varietät. 11. Palaeocarpilius maerocheilus var. coronatus, BITTN. zusammen mit Ranina Reussi, Woopw., die am meisten Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 7 98 EMERICH LÖRENTHEY. charakteristischeste Versteinerung dieses Horizontes, ja was die Verbreitung anbetrifft, noch wichtiger als die R. Reussi, Woopw. wird, da sie auch aus den Comitaten Szilagy, Szatmär, Szolnok- Doboka bekannt ist, während wir für die R. Reussi als Fundort nur Eger, Budapest und Mosyorös (?) kennen. 19. Phymatocarcinus eocenicus, LÖRENT. Nov. spec. Diese Species erhält ein besonderes Interesse dadurch, dass dieselbe der aus den ältesten Schichten stammende Vertreter des Genus Phymatocarcınus ist, da bisher nur eine einzige im Öster- reichischen Leithakalke vorkommende Species Ph. speciosus, Reuss., bekannt war. Dieser Phymatocareinus aus dem Eocän gehört zu den in den Kalken des Kis-Svabhegy am häufigsten vor- kommenden Species. Von der Ph. speciosus uterscheidet sie sich besonders dureh die Verzierung, da bei dieser die Warzen der Schale mit einer gewissen Regelmässigkeit in Reihen geordnet sind, während sie bei eocenieus unregelmässig zerstreut sind. 13. Phlyetenodes Hantkenii, LÖRENT. nov. spec. Kommt in dem Kalke des Kis-Svabhegy vor, obwohl seltener als die bisherigen Species. Nachdem diese neue Species in den Formkreis von Phlyctenodes Nicolist und Phl. depressus gehört, neigt sie sich gleichfalls zur Gattung Phymatocarcinus. Die Phl. Hantkenii steht am nächsten zur Nicolisi, ıst aber um vieles kleiner als diese. Der Cephalothorax meiner Art ist vielmehr eirund, der Hinterseitenrand verhältnissmässig kürzer, die die Oberfläche verzierenden Warzen grösser als bei der Nicolisi und mehr zusammengesetzt wie bei der Gen. Phymatocarcinus. Diese Warzen sind bei der Hantkenii regelmässiger angeordnet. Der Hinterrand ist durch eine hervorragende Leiste abgegrenzt, wäh- rend diese Leiste bei Nicolisi fehlt. Die sich zur Mitte des Stirn- randes ziehende Furche ist stärker wie bei der Nicolist. 14. Phlyctenodes Krennerii, LöRENT. nov. Sp. Auf dem Kis-Sväbhegy ist diese Species, die zwischen Phlyect. tuberculosus, A. Epw. und Phlyct. depressus, A. Epw., steht, sel- ten. Die Krennerii ist kleiner als diese beiden Species, die Anord- nung der verzierenden Warzen betreffend steht sie zwischen den beiden. Sie ist zierlicher als die fuberculosus, denn während bei dieser nur der vordere Theil des Cephalothorax verziert ist, ist bei BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 39 der Krennerii der vordere und mittlere Theil und bei der depres- sus die ganze Oberfläche verziert. Die Anordnung der Verzierun- gen anbetreffend sticht sie von beiden Spesies A. Enwarp’s ab. Die Augenhöhle der Krennerit stimmt mit der von depressus überein. 15. Lobocareinus Paulino- Würtembergensis, H. v. Meyer. Das Kis-Sväbhegyer Exemplar dieser Species ist für Europa ‘ein Unicum, da diese bisher nur aus Nord-Esypten, Mokkatam in ‚aus der sog. Mokkatamer Stufe bekannt war. 16. Cyamocareinus angustifrons, Bırin. Während Bittner diese Species auf Grund eines einzigen Steinkernes beschrieb, der in dem zum Unteren-Eocän gehörigen «Brachiopoden-Kalke» von Montemagre bei Schio fand, gehört die Form auf dem Kis-Svabhegy zu den häufigsten Formen. 17. Titanocarcinus Kochti, LÖRENT. nov. spec. Meine auf dem Kis-Sväbhegy gesammelten Exemplare stehen zwischen T. Sismondae, A. Epw. und T. Edwardsi, Sısm. Meine neue Species vereint Charaktere beider Species in sich, so dass die Kochii als die Urform anzusehen ist, aus der sich die Sismondae und Edwardsii des Miocän entwickelten. Die Entwickelung des 'Stirnrandes und des oberen Orbitalrandes nähern meine Form an die Kdwarsii an, während sie durch die Entwickelung und An- ordnung der einzelnen Regionen des Cephalothorax wieder zur Sismondae genähert wird. Bei der Kochii ist der Rand der Hepa- ticalregion mit Reihen spitzer Zähne verziert und weicht selbe ‚diesbezüglich von den beiden miocänen Formen ab. 18. Titanocarcinus Raulinianus, A. Epw. Im Kalke von Kis-Sväbhegy ist diese Species sehr selten. Bisher war selbe nur aus dem Nummulithenkalke von Hastingues (Frankreich) bekannt. 19. Rhachiosoma ? nov. Sp. Am Kis-Svabhegy fand ich ein Exemplar, das mit grösster Wahrscheinliehkeit zum Genus Rhachiosoma gehört, da aber der grosse Seitendorn auch von vorne und hinten mit feinen Dornen verziert ist, ist es unbedingt eine andere Species als die bisher be- kannte Ah. bispinosa, Woopw. 90. Cancer Böckhii, LÖRENT. nov. spec. 100 EMERICH LÖRENTHRY. Ein Exemplar dieser Spee. ist aus der Numm. Tschihatcheffi- Stufe von Padrag bekannt. Was das Äussere anbetrifft, erinnert der Öephalothorax noch am ehesten an (. siyriacus, Bırrn., aus dem Miocän, indem der Hintenseitenrand stark concav ist und sich also der Cephalothorax nach rückwärts auffällig verschmälert. Von der Oberfläche des Cephalothorax sei erwähnt, dass sie sich nach hinten zu allmählig hebt, so dass dieselbe im hinteren Drit- tel am erhabensten erscheint. Die Furchen, welche die einzelnen Regionen von einander trennen, sind verhältnissmässig schwach ; am stärksten sind noch die entwickelt, welche die Cardogastral- regionen von den lateralen Regionen trennen. Der verhältniss- mässig breite Stirnrand besitzt eine wellige Oberfläche. Der Vor- derseitenrand ist mit vier Paar spitzen und den Spitzen nach vorne gerichteten Dornen verziert. Unsere Species unterscheidet sich noch von allen bekannten Cancer-Species dadurch, dass die Oberfläche mit an die Raninen erinnernden, schwach gezähnten Transversal-Leistchen verziert ist. 21. Neptocarcinus nov. gen. millenaris nov. Sp. Der Cephalothorax um Vieles breiter als lang, sehr wenig convex, am meisten convex im vorderen Dreivierteltheile. Von hier ab nach vorne fällt er steil ab, während er sich nach rückwärts langsam verflacht. Die Oberfläche ist in Regionen nicht einge- theilt, nur eine tiefe Branchiocardiacalfurche ist zu gewahren. Der gerade und breite Stirnrand ist durch einen schwachen Ein- sehnitt wahrscheinlich in zwei Theile getheilt; den schwach ge- wölbten vorderen und seitlichen Rand verzieren vier lappenartige Stacheln. Der hintere Seitenrand ist glatt, schwach gewölbt und übergeht mit einer kleinen Krümmung, beinahe unbemerkt in den geraden und schwach aufgeblasenen Hinterrand. Die Oberfläche des Cephalothorax ist glatt, und sind darauf weder Warzen noch Löcher zu sehen. In den Kalken vom Kis-Sväbhegsy ist er eben nicht selten. 22. Galenopsis similis, BırTrn. Diese Species, welche BIrTnEr auf Grund eines fragmentari- schen Exemplares aus den unteren Gomberto-Schichten beschrieb, ist eine der häufigsten Formen der Kalke vom Kis-Svabhepy. 23. Galenopsis quadrilobata, LÖRENT. nov. Sp. BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 101 Diese am Kis-Sväbhegy ziemlich häufige Species steht zwi- schen @. iypicus, A. Epw. und @G. crassifrons, A. Epw. Meine Form ist convex wie die typicus, während die crassifrons flach ist. Die Bildung des Stirnrandes betreffend stimmt sie mit der typieus überein, mit dem Unterschiede, dass bei der quadrilobala jener Einschnitt und der daneben befindliche stumpfe Zahn, welche den Stirnrand von dem oberen Orbitalrand trennen, gänz- lich abgehen und so bei meiner Form der Stirnrand unbemerkbar n den oberen Orbitalrand übergehen (ohne jedoch abgeschnitten zu sein). Auch ist: bei meiner Form die Augenhöhle nicht so tief eingeschnitten wie bei der iypicus. Der obere Orbatilrand ist so- wohl bei der fypicus wie auch bei der crassifrons aufgeblasen, während er bei der guadrilobata kaum wahrnehmbar und scharf- randig ist. Die Furche, welche bei der Zypicus den Stirnrand und die Protogastralregion in der Mitte entzwei theilt, fehlt bei der quadrilobata. Bei meiner Form ist der Vorderseitenrand in vier Lappen zertheilt, bei der fypieus in drei. Der Cephalothorax ver- schmälert sich bei meiner Form nach rückwärts mehr als bei der iypicus und nähert sich in dieser Hinsicht der crassifrons. 94. Palaeograpsus Loczyanus, LÖRENT. nov. sp. Aus dem Kalke des Kis-Sväbhegy erhielt ich ein sehr gut er- haltenes Exemplar dieser interessanten neuen Species, die am nächsten zur P. inflatus, Bırın., steht. Der Cephalothorax der Löczyanus ist jedoch breiter, die Augenhöhle mehr eirund als bei der letzteren. Bei meiner Form sind der Vorder- und der Hinter- seitenrand von einander viel schärfer abgetrennt als bei der infla- tus, wo die beiden gänzlich in einander überfliessen. Bei der Loczyanus ist der Vorderseitenrand glatt, ohne Stachelverzie- rung, im Gegensatze zur inflalus ; einzig die Augenhöhle begränzt nach aussen ein Stachel. Hieraus ist ersichtlich, dass bei dem Palaeograpsus die Stacheln am Vorderseitenrand kein Genus- Merkmal abgeben. Bei der inflatus sind die Regionen von einan- der viel schärfer abgegrenzt als bei der Loczyanus. Bei meiner Form fehlt die lange Furche, welche die Proto- und Mesogastral- regionen von einander abtrennt, auch ist bei der Löczyanus zwi- schen den Gastral-, Hepatical- und Branchialresionen auch nicht eine Spur einer Furche zu sehen, während bei der inflatus diese 109 EMERICH LÖRENTHEY. die stärksten sind. Bei meiner Form existiert eine halbmondförmige Furche nur zwischen den Cardiacal- und Branchialregionen. 25. Palaeograpsus sp. ? Auf dem Kis-Svabhegy sammelte ich noch ein mangelhaftes,. mit Sicherheit undefinierbares Palaeograpsus-Exemplar. 26. Calianassa sp. (aff. Mokattamiensis, NÖTL.) Aus Orbitoidenkalk vom Kis-Svabhegy bekannt. 97. Calianassa sp. (aff. simplex, Bırın.) Aus Nummuliten- und Orbitoidenkalk vom Kis- a be- kannt. 98. Calianassa nov. sp.? Aus dem Nummulitenkalk vom Kis-Svabhegy bekannt. 99. Calianassa efr. Fraasi, NÖTL. Aus dem ÖOrbitoidenkalk vom Kis-Sväbhegy bekannt. 30. Calianassa nov. sp. 2 Aus dem Nummelitenkalk vom Kis-Svabhegy bekannt. 31. Cahanassa spinosa, LÖRENT. Nov. spec. Das eine Exemplar dieser überaus interessanten, von allen bisher bekannten, abweichenden Species stammt aus dem Kis- Svabhegy. Die Scheerenhand verschmälert sich von vorne nach hinten zu. Der obere Rand endigt an-der Einlenkungsstelle des- Fingers in einen durch einen Einschnitt begrenzten, starken Sta- chel. Zwei, ebenfalls mit der Spitze nach:vorne gerichtete grosse Stachel, sitzen noch an der vorderen Hälfte der Oberseite. Die Hinterseite ist convex gebogen und nicht senkrecht, sondern neigt: sich mit dem unteren Ende nach vorne. Der Rand der Gelenks- stelle des beweglichen Fingers, wie auch die Oberfläche der gan- zen Hand ist gleichfalls glatt, ohne Warzenverzierung, der Rand. des unbeweglichen Fingers ist glatt, zahnlos. 1l.b) Oberes-Eocän. Oberer Theil der Barton-Etage. Bryozoen-Mergel. 1. Harpactocareinus punctulatus, Desm. Kommt in Piszke (Comitat Esztergom) zu Hunderten vor, was sehr schön zeigt, dass die Sp. A. punctulatus den Höhepunkt ihrer Entwickelung auf dem Gebiete unseres Vaterlandes in dem BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 103 mit den Priaboner Schichten gleichalterigen Bryozoen-Mergel erreichte. Auf Grund dieses reichen Materiales lässt sich auch be- weisen, dass H. brachychelus, Rezuss, H. ovalis, A. Epw. und H. rotundatus, A. Epw., eigentlich nur generelle, beziehentlich Form-Variationen der Sp. H. punctulatus und nicht besondere Species sind. 9. Xanthopsis Bittnerü, LÖRENT. nov. sp. In Piszke fand ich in Gesellschaft von Harpactocarcinus punctulatus, Desm. mehrere Exemplare einer Xanthopsis-Species, welche sich von allen bis jetzt bekannten Species dadurch unter- scheidet, dass der vordere Seitenrand der Stachelverzierung ent- behrt. Auf dem Stirnrande befinden sich vier grosse Stachel, der obere Orbitalrand ist schwach gewölbt. Der Hinterrand wird von einer gewölbten Leiste begrenzt. Die Oberfläche ist vollkommen glatt, die Schale selber mit grossen Poren und sehr feinen War- zen verziert, wie bei H. punctulatus. 3. Ranina sp. (Reussi, Woopw.?) In der Sammlung der geolog. Landesanstalt befindet sich aus mit dem von Piszke gleichalterigen Mergel ein Ranina- Abdruck, der wahrscheinlich mit der Reussi, Woopw., iden- tisch ist. III. Oberes-Oligocän. Aquitanische Stufe. 1. Coeloma sp. ind. Am Soömezö (Com. Szolnok-Doboka) kommt im hellgrauen Sandsteine aus der aquitanischen Stufe ein fehlerhaftes Exem- plar einer (oeloma-Species vor, welche nach den daran ersichtli- chen Theilen gefolgert, zwischen (. tanuicum, H. v. Meyer und @. Vigil, A. Epw., steht. IV. Oberes-Mediterran. Leithakalk. 1. Calappa Heberti, Brocc. BroccH1, der diese Species einführt, beschreibt dieselbe von Budapest, und zwar vom Rakos, wo auch ich sie sammelte und zwar in grossen Mengen. In dem gesammelten Materiale kommen zwischen den embryonalen Exemplaren von 11 =, Breite und 10% EMERICH LÖRENTHEY. 8 m}, Länge und solchen von 74 ”%, Breite und 55 ®4, Länge, alle Abstufungen und Übergänge vor. Die Lappen des Seitenrandes sind ganz anders entwickelt als dieselben Broccnı auf seiner Fi- our frei ergänzte. Von den drei Lappen ist der mittlere am stärk- sten, der letzte schwach entwickelt, auch übergeht dieser zumeist unbemerkt in den Hinterrand. 9. Matuta inermis, Brocc. In Budapest-Räkos, dem Locus classicus dieser Sp. der am häufigsten vorkommenden Brachyure. Der Grösse nach überaus varlierend. 3. Portunus pygmaeus, BRocc. Diese kleine Species kenne ich einzig aus der Beschreibung Broccuar’s, der dieselbe in Budapest-Rakos sammelte. Ich selber konnte in fünfzehn Jahren kein einziges Exemplar finden. 4. Neplunus efr. granulatus, A. Epw. In Budapest-Räkos kommen dazu noch eben nicht selten der - Cephalothorax und die Scheerenhand einer undefinierbaren Neptu- nus-Species Vor. 5. Cancer efr. carniolicus, BITTN. In dem bei Szaboles (Com. Baranya) zu Tage tretenden Leithakalk kommt ein mangelhafter Steinkern vor, welcher am nächsten zu (. carniolicus aus dem steiermärkischen Leythakalke steht, mit selber jedoch nicht ganz identificiert werden kann. 6. Cancer Szontaghii, LÖRENT. nov. sp. Eine elegant verzierte, neue Form, die in Gesellschaft eines anderen undefinierbaren Cancer’s? im Leythakalke von Tasädfö vorkommt, welcher sich zum Theil zwischen ein Conglomerat aus dem Dyas einschiebt, zum Theil aber demselben aufliegt. Dieselbe steht am nächsten zu C. carniolicus, Birrn., sowohl in Bezug auf die Enntwickelung der Regionen, wie auch der Verzierungen ihrer Ober- flächen und der Seitenränder. Meine neue Form ist Jedoch grösser und runder als die carmiolicus, der Stirnrand ist nicht mit 3, son- dern mit 4 und der Vorderseitenrand nicht mit 10, sondern mit $ (vier Paaren) Zähnen verziert. Die Verzierungen des Hinterseiten- und Hinterrandes betreffend, weicht meine Form von der carnio- licus vollständig ab. Bei meiner Form existiert ausser den, den Hinterseitenrand verzierenden mit 4 Stacheln versehenen Zähnen BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIARPERIODE. 105 noch ein langer, gleichfalls mit Warzen bedeckter starker, zahn- artiger langer Wulst, welcher bis zur Cardiacalgegend herab- reicht. Die Ausbildung des Hinterrandes endlich, unterscheidet diese Form vollständig von allen bis jetzt bekannten Cancers, denn derselbe bildet einen durch eine breite Furche von der gan- zen Oberfläche des Cephalothorax absetrennten und mit Warzen bedeckten, nach rückwärts steil abfallenden Rand mit punktier- ter Seite. 7. Pilodius mediterraneus, LÖRENT. noY. Sp. An der Budapest-Rakoser Fundstätte sammelte ich einige Exemplare von (Cyclometopa, die sich mit keinem einzigen fos- silen Genus identificieren liessen: endlich kam ich darauf, dass ich es mit einem versteinerten Vorfahren des heutigen Genus Pilodius zu thun habe, welcher am nächsten zu dem ım Rothen Meere lebenden P. spinipes, Hrıner,. steht. Der versteinerte Pilo- dius unterscheidet sich nur bezüglich der Verzierung der Cephalo- thorax-Oberfläche vom recenten spinipes, denn während beim spinipes die Oberfläche des Stirnrandes, wie auch die Hepatical- und Anterobranchialregion äusserlich in der Nähe der Ränder mit Stacheln verziert sind, fehlen diese Stachel bei der mediterra- neus gänzlich und wird selber einzig durch die Rauhigkeit cha- rakterisiert. 2 8. Calianassa Chalmasii, Brocc. In Budapest-Rakos nicht eben selten. 9. Calianassa Munveri, Brocc. Die herrschende Form der Budapest-Räkoser Fundstätte, wo selbe in Hunderten zu finden ist. 10. Calianassa rakosiensis, LÖRENT. Nov. Sp. An der Budapest-Räkoser Fundstätte fand ich ein einziges Exemplar einer Scheerenhand dieser Species, welche am nächsten zur C. Chalmasii, Brocc., steht. Von dieser weicht sie insoferne ab, dass an der inneren Seite der Hand unter der oberen Kante nieht S, sondern 10 senkrecht eingestochene Punkte für Borsten- haare stehen, ferner dass sich die Hand nach einwärts nicht so sehr verschmälert, wie bei der Chalmasi, die vordere Seite der Hand unter der Einlenkungsgrube des beweglichen Fingers stark eonvex wird, und die Oberfläche mit starken Warzen dicht besäet 106 EMERICH LÖRENTHEY. ist, während bei der Chalmasii keine Spur dieser mit Warzen ver- zierten Einsenkung zu finden ist. Der am inneren Rande des un- beweglichen Fingers befindliche Zahn ist kurz und stark zuge- spitzt, während er bei (halmasii am äusseren Theile des unbe- weglichen Fingers sitzt und dabei lang und schwach ist. 11. Calianassa Brocchii, LÖRENT. nov. sp. An der Budapest-Räkoser Fundstelle fand ich eine Scheeren- hand dieser neuen Species, welche am nächsten zu (. ferox, Bırrn., steht, von dieser aber die Bildung der Finger betreffend wesentlich abweicht. Während nämlich der unbewegliche Finger von ferox gerade und an seinem Ende kaum etwas gekrümmt ist, erscheint er bei der Brocchü stark nach aufwärts gebogen. Der bewegliche Finger ist bei ferox mit drei oder zwei spitzen, hackenförmigen, bei der Brocchü mit zwei breiten Zähnen ver- ziert. Bei der ferox besteht ferner über den drei Zähnen eine ver- tieale Furche, die sich aus einer Gruppe von eingestochenen Punkten zusammensetzt und ohne Zweifel die Stelle von Borsten- büscheln anzeigt, während bei der Brocchii hievon keine Spur zu sehen, ebenso fehlt bei meiner Form auch die Gruppenreihe, die bei der ferox am oberen Rande des beweglichen Fingers an- gebracht ist. 12. Lambrus? sp. ind. An der Budapest-Rakoser Fundstelle nicht eben selten. Rısrorı beschreibt die den meinen gleichenden Fusstheile (Carpo- podit, Meropodit) aus den Pliocän-Bildungen von Monte-Mario.* 13. Pagurus Priscus, BRocc. Die Scheerenhand dieser Species ist an der Budapest- Räkoser Fundstätte genug häufig zu finden. An der Scheerenhand ist der Rand der Finger mit auffällig grossen, runden Zähnen verziert. Die Länge der Hand wechselt zwischen 1695 ”%,. * Lambrus? sp. ind. GIuUsEppE Rıstorı. Contributo alla fauna car- einologiea del pliocene Italiano. I crostacei fossili di Monte-Mario. Pisa, 1889. Pag. 20. Tav. I. Fig. 26, 27 und 28. BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 107 QUATERNÄR-PERIODE. V. Diluvialer Kalktuff. 1. Telphusa fluviatilis, Lar. Aus dem diluvialen Kalktuff von Süttö (Com. Komärom) sammelte ich einen einzigen, gut erhaltenen Cephalothorax, nach den unzähligen Gliedmassen geurtheilt, konnte jedoch diese Spe- cies in dieser Gegend eben nicht selten vorkommen. Zusammenfassung. Vergleicht man die ungarländische tertiäre Decapodenfauna mit den Formen der bisher bekannten reichsten Fundstätten, so geht daraus hervor, dassz. B. am Kis-Svabhegy noch einmal soviel Species vorkommen, als an den beiden bisher bekannten reichsten Fundstätten zusammengenommen, denn während von den bisher bekannten Fundorten ersten Ranges von St.-Giovanni Illarionei (Ob.-Italien) und den Basalttuffen von Val-Ciuppio Bırrner alles in allem 18 Species beschreibt, beschrieb ich in Vorliegendem allein vom Kis-Sväbhesy 30 Species, es kommen dort jedoch noch we- nigstens vier-fünf von den beschriebenen abweichende Species vor, die sich jedoch nicht bestimmen liessen. Bittner unterscheidet im nördlichen Italien drei aufeinan- der folgende tertiäre Decapodenfaunen: die erste charakterisieren die in den Formkreis der Ranina Marestiana gehörigen Raninen, Harpaclocarcinus quadrilobatus und Palaeocarpilius anodon ; die zweite Harpactocarcinus punctulatus und Palaeocarpilius ma- crocheilus, während da von Raninen nur Bruchstücke aufzufinden sind; die dritte Fauna charakterisiert die Ranina speciosa, wäh- rend die Genera Harpactocareinus und Palaeocarpilius fehlen. Bei uns lassen sich trotz des Umstandes, dass das Untere- Eocän durch Versteinerungen nicht enthaltende Schichten über- haupt nicht vertreten ist, dennoch vier Faunen unterscheiden. In der I. spielt bei uns Harp. quadrilobatus die erste Rolle, Palaeocarpilius anodon fehlt daraus gänzlich, doch enthält auch 108 EMERICH LÖRENTHEY. diese eine, wenn auch nicht sicher definierbare Palaeocarpilius- form. In der II. Fauna tritt auch hier gleichwie in Italien der Pulaeorcarpilius macrocheilus auf, während jedoch dort das Ge- nus Ranina «selten» ist, tritt bei uns diese Form im Vereine mit Palaeocarpilius marocheilus leitend auf. Harpactocarceinus punc- tulatus bildet hier eine besondere, höhere III. Stufe (Fauna), in welcher noch eine Xanthopsis-Species und ein schlecht erhaltenes Ranina-Genus vorkommen, und zwar wahrscheinlich der zum Formenkreise der Marestiana gehörige Reussi, Woopw. ?, endlich in der IV. kommen vor: ein in den Formenkreis der Ranina spe- ciosa gehörige Ranina, nämlich R. Hazslinszkyi, Reuss. Die Ge- nera Harpactocareinus und Palaeocarpilius fehlen auch hier, leichwie aus der italienischen oberen Fauna. Bittner hebt bezüglich der norditalienischen Fauna hervor, dass dieselbe im Eocän einen hervorstechenden ostasiatischen Charakter besass, was noch unendlich mehr z. B. auf die Fauna des zur Unteren-Barton Stufe gehörigen Kis-Svabhegy zu behaup- ten ist, wo ausser den italienischen, ostasiatischen Formen noch das bisher nur aus Indien bekannte Typilobius Genus, wie auch die ausschliesslich aus Nord-Egypten bekannte Species Lobocar- cinus Paulo- Würtembergensis, H. v. MEyER vorkommt. Im oberen Theile der Barton-Stufe nimmt die Fauna der- selben — auf dem Gebiete unseres Vaterlandes — schon west- europäischen Charakter an, für welchen Harpactocareinus punc- tulatus und der für Nordwest-Europa charakteristische Xantopsis bestimmend auftreten. Nimmt man die geographische Verbreitung der einzelnen Formen in Betracht, so ist klar ersichtlich, dass z.B. Harp. punctulatus ein südwesteuropäischer, Xanthopsis da- gegen ein nordwesteuropäischer Typus ist, welche beide zusam- men niemals vorkamen, sondern für einander vicarierten. In Piszke kommen jedoch beide Formen auch nebeneinander vor, als Beweis dessen, dass in unserem Vaterlande die Grenze der Vereinigung zwischen den nördlichen und südlichen Faunen Europa’s zu suchen ist. Für Xanthopsis ist derartig Piszke der aller südöstlichste, für punctulatus aber der nördlichste Punkt, von wo dieselben bis jetzt bekannt sind. Untersucht man die stratigraphische Bedeutung der Decapo- BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 109 den, so wird ersichtlich, dass diesbezüglich die Verhältnisse in Ungarn und Ober-Italien mit einander ziemlich übereinstimmen, mit dem Unterschiede, dass in unserem Vaterlande die meisten Species länger erhalten blieben. BiTTner hebt hervor, dass im nörälichen Italien aus den dreien über einander folgenden Faunen die Formen der zweiten ostwärts zogen und es lässt sich wirklich die Erfahrung machen, dass während diese auf dem Gebiete Italiens z. B. im mittleren Eoeän ausstarben, dieselben bei uns erst im Oberen-Eoeän auf traten und ruhig weiter lebten. So bemerkt z. B. Brrrxer auf Grund seiner in Italien gemachten Beobachtungen über Harpactocarei- nus punctulatus Folgendes: Die Hauptlagerstätte dieser Species... befindet sich unterhalb der Priabona-Schichten, ja es ist sogar sehr zweifelhaft, ob dieselbe jemals in die Priabona-Schichten hinaufgeht», während sie in Ungarn eben in dem mit dem Priabo- ner Mergel gleichalterigen Bryozoen-Mergel die leitende Rolle spielt, indem sie hier den Höhepunkt ihrer Entwickelung er- reicht. Solche aus Italien hier eingewanderten Species sind noch: Gyamocareinus angustifrons, Bırrn., Periacanthus horridus, Brrrn., Micromaja tuberculata, Brrrn. und Notopus Beyrichii, Bırrn., die ım unteren, beziehentlich im mitteren Hocän in Italien ausstar- ben, während sie bei uns, im westlichen Ungarn erst im oberen Eocän erscheinen, hier den Höhepunkt ihrer Entwickelung er- reichen und wieder aussterben. Andere Formen treten wieder ın Ungarn zuerst auf, wie z. B.: Calappilia dacica, Biırrn. und Phrynolambrus corallinus im unteren Theile der Barton-Stufe. Doch starben sie hier auch aus, beziehentlich zogen weiter und fungieren in Siebenbürgen, schon in der oberen Barton-Stufe, wo sie auch ausstarben. Betrachtet man ferner die Verbreitung der hauptsächliche- ren Genera, so geht daraus hervor, dass z. B. die Ranina, welche in der Tertiärperiode von Trinidad bis nach Ostasien zu verbrei- tet war, auf dem Gebiete unseres Vaterlandes nur eine überaus kleine, verticale und horizontale Verbreitung besass. An der hori- zontalen Verbreitung ist interessant, dass das Genus nur aus West-Ungarn bekannt, aus den östlichen, siebenbüreischen Thei- len aber bisher unbekannt ist. Dort kommt wiederum als vicarie- 110 EMERICH LÖRENTHEY. rendes Aequivalent das Genus Dromi«a vor, welches wieder aus dem westlichen Ungarn unbekannt ist. Die älteste Ranina vom Gebiete unseres Vaterlandes kennen wir bisher aus den Schichten der Numm. intermedia. Es ist dies die in den Formenkreis der R. Marestiana gehörige R. Reussi, die in der Barton-Stufe in der Umgebung des heutigen Budapest lebte. Wie in Italien, so kennen auch wir keine Raninen aus dem unte- ren Oligoeän, während dieselben im oberen Oligocän (Aquitanien) wieder auftreten. So kommt z.B. in Raddes, in der Umgebung von Eperjes die in den Formkreis der R. speciosa gehörende ‚R. Hazslinszkyi vor. Auch im Mioeän tritt ein in die Familie der Raninidaen gehöriges Genus Ranidina auf, das bisher ausschliess- lich aus Ungarn bekannt war. In der verticalen Verbrei- tung der Raninidaen ist also auch bei uns dieselbe Lücke be- merkbar, wie anderswo, dass nämlich im unteren Oligoeän die Raninidaen unbekannt sind. In Ungarn lebten die meisten Decapoden zu Anfang des Oberen-Eoeän, als sich die Kalke des Budapester Kis-Sväbhegy ablagerten. Aus dieser Fauna des Kis-Svabhegy geht hervor, dass die Species Ranina Reussi, Woopw., Gyamocarcinus an- gustifrons, Bırrn., Periacanthus horridus, Bırrn., Notopus Beyri- chi, Brrrn., Micromoja tuberculata, Bırrn. und Lobocarinus Paulino- Würtembergiensis, A. v. Mey. langlebiger waren, als man bisher glaubte, ferner dass der Hauptvorkommensort von @a- lenopsis similis, Bırrn., nicht wie man allgemein annahm in die Tongri-, sondern noch in den unteren Theil der Barton-Stufe fällt. Auffällig in der Fauna von Kis-Svabhegy ist, dass die Gat- tung Dromia daraus abgeht, während sie auf transsylvanischem Gebiete in derselben Stufe vorkommt. Nicht weniger interessant ist hier auch der Mangel an Vertretern des Genus Neptunus, da dieselbe in Budapest und Umgebung schon im mittleren Eocän auftritt und auch im Miocän noch fortdauert, so dass das Genus Neptunus, das die ganze Tertiärperiode durchlebte, in der Barton- Stufe zu fehlen scheint. Aus dem Reichthume der Fauna vom Kis-Sväbhesy er- schliesst sich uns ferner noch, dass das Genus Phymatocarcinus nicht nur ausschliesslich im Miocän lebte, sondern sehon in der BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 111 Barton-Stufe in grosser Zahl vorkam. Aus der oberen mediterra- nischen Fauna von Budapest-Räkos geht hervor, dass das Genus Pilodius, welches bis jetzt nur in seinen recenten Formen be- kannt war, in den wärmeren Meeren auch in der Mediterran- Periode lebte und von jetzt an auch im versteinerten Zustande be- ‚kannt ist. Aus dem Studium der Decapodenfauna vom Kis-Syabhegy :gieng also hervor, dass dieselbe viel Gemeines mit der Fauna des Basalttuffes von St.-Giovanni Ilarione hat und nachdem die Deca- poden nach WALTHER die intelligentesten aller wirbellosen Mee- resbewohner sind, lässt sich aus ihnen auf die stratigraphischen Verhältnisse mit viel grösserer Sicherheit folgern, als aus allen anderen Evertebraten. HAnTken stellt die Schichten von St.-Gio- vanni Narione mit den Nummilithen-Schichten des Bakonys in Parallele,* umsomehr als er auch in diesen die Nummulites Tehi- ‚hatcheffi fand. Die Kalke vom Kis-Sväbhegy stehen also sowohl auf Grund der Untersuchungen HAnNTKkEN’s, wie auch meiner eige- nen — von stratigraphischem Gesichtspunkte — so nahe zu den Basalttuffen von St.-Giovanni Ilarione, dass ich unmöglich die- jenige Ansicht Dr. Paun Opren#rm’s theilen kann, laut welcher dieselben zusammen mit den Numm. intermedia und Numm. Tehihatcheffi-hältigen Sedimenten unmittelbar in den unteren Theil des Oligocäns gehören, während die Schichten von St.-Gio- vanni Ilarione in den unteren Theil des mittleren Eocäns gehö- ren würden.** Dagegen bin ich geneist, die Numm. intermedia und Tehihatcheffi-hältigen Kalke unmittelbar über die Schichten von St.-Giovanni llarione zu rangiren. Behufs leichterer Übersichtlichkeit führe ich im Nachfolgen- den nach dem zool. Systeme zusammengefasst, die bisher aus dem Gebiete der Länder der ungarischen Krone bekannten Deca- poden an. * Mittheilungen HrsBerrT’s und MunIer CHAtmA’s über frühtertiäre Bildungen in Ungarn. (Ertekezesek a term. tud. köreböl [ungar.|. Herausg. von der Ung. Acad. IX. Bd. Nr. XII. 1879.) ** Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellschaft. Jahrg. 1896. Pag. 151. EMERICH LORENTHEY 112 ofnys uoyITeg 9Toyuf) NIENIgEAH aarayuN] | ne 9FnIg-UolIeT 91aJuf) » ue1zopom e10gO. 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TERTIÄRPERIODE. oFNIg-UoJABg aaoyuN) "AOH-NTENIOAH A919AO OFNIg-uoJaeg 9Aoyuf) U990S10 » » » » » » ongg-uwraoyrpan 919409 | (BAHN) UOOSHO D) » ) » » A9I9AO IOH-NETJ0IH9 a9aayuN EINIS URTIONPOT 9AIIO NIS -UBTAINPIL PA9LO IgG UONIBT 9aoyun) ) » ) » » » ONIS-UBTIOFLPOTAL 212g » )) gxoyuf) | | OFNIS-UOILBT Bnentoy IS IABELIOM » » TNIS-AIETAOIH 919}UuN oFNIg-uoTge oroyufN) —-(K3ayqsAg-sıyy) ggoedepng - (sZ0J04] "woN) Susonzg ---(KBoygyAg-sıy) gsodepng > (motor) zoıde]L-psere A on » D} -(uorgorıg) logopeı SONFY- soder (a9 1 y’wog) 9410-9STT — (szojoy} "wıon) SOUL, (4597 "woN) aywuKjog (szoJoy] won) Sesanzg -- (szoJoy] "wo/)) s99pag | "soyep-gsodepne > soygyp-Isodepng (eAuwaegg won) sOfoquzs -—-(KBoygqyag-sıyy) Jsodepug | ı (mordog wog) (FOopsaoge MA) BATOAIOE | 07077 (eurer "Tuon) 9FDYSEL (mioadzsoA WON) Seıpad > (mOS1OIZSH WON) OMZSTA (wrodrogzsHt) ozsTg (uraadzso A) BquııaH -— (moadzsay wo) BAauLCH )) )) )) » » a3 ZE Dir » ) » > 00007 (Adoygeag-sıyg) sodepng TOI1IV ytopun,ıd "NLIIET sypawmıs sasdouanı) "Sy NuLIEL Dowumanıssunag wpodhaormon ‘1% -aeprdogswogeN "IA = ds aou gPWosoryanyı] "9% "NITIq Wobsogwnay] snoJayoy "Ch NL 95105011978 » 227 2.027777 Nalıen "snumlogopnu » ‘CH oe MÜHE snyoynunab "uJ9 ) 'oY pe ae DW OR, » "1% 07077 SENaHorT snorunbuny » 'O% ee NT DON ) 68 ds smungdan "Sg npoug ‘snopwmbhd snun]aog "Lg "OYNINAIUOT (9 = Nor] “snoum.ntogıpam snapojig "98 SENANOT sıunuaypum Du snundanaogdaen "CE Mau "N snumıunna] » "INTUOTT 007 SnuWd4msoungıL "gg 000 nasıg (suouligsnhbun snumumoumlin 'GE ENDE SNON OU » "IE FEN NuLIeg ‘smoashipt "JO » °0E IE TNEHIOHE U OWANOZS: eg 'unaug] MyJI0T Wo9UunN) '8% INAYOT naougıg sısdoyyuny "1% "NSAq mad » ‘95 2° ns, snyngonuponb snunoawoogondun "Ce STASI "AH 'sısuab. 1ogwogjum Ag -ounDT SMUNDADIOgOT 'y% "INHYOTT UUayJunDH » SURHAgT NAauuaday sopouslapllyf "66 ol “sn9rua909 N 16 WOIILI9TI9 A S9Op JweN \\\ | 5U‚‚‚‚‚‚‚ Mathematische und Naturwissenschafiliche Berichte aus Ungarn. XIV. EMERICH LÖRENTHEY. Name des Petrefacten Fundort EEE (EU BEST OT PERF EHRT TEE En NET EEE EEE EEE BEELDIGISEIST SEE SESEERE ELTERN STEIIESEE ET IEETTTFTETEETTE Alter 49. 50. 51. 52. 59. 54, DD. Galenopsis quadrilobata, LÖRENT. __ _._ Palaeograpsus Loczyanus, LÖRENT. _ __ -. a TOR SE Eee BOeloNaURSp Eee N nee ae (ERS Eoc- Wndh — e a an IMionlaeRsociolis WELT ee Ialaloneoı. jWoroneniollog, Ibm, u a nn B. MACRURA. VII. Thalassinidae. Colliamossomatno cm en « SEN « Ve Be ee « See er ae « NODRSDE N ee me « Erz JR, NONE =: en « nov. sp.? FE ER! « SO ee « SUKOSUPBILOR ENTE « NENOREBITENER N « MoDoscHBunn eg « Dollogp, Bnning es ee « VORACRBITTINE 2er en « SimiplerwTLNe ee « Muniemabrocon 2 2 5 « GChalmasın, Brooo « rakosiensis, LÖRENT. __ __ __ « Dnocchne Doreen 0. ANOMURA. EDorgunusyprisensmBRo0OTEE ee Budapest (Kis-Sväbheey)__ __ __ « « « « « « Ge == a Sösmezö (Com. Szolnok-Doboka) ___ Krapina (Croatien) ____ __ __ Radoboj « EA SR Te Düttö (Com. Komärom) __ __ __ Szt-Läszlö und Gyerö-Monostor (Com. Kolozsie er ae ra ee Stolhyamcıe ((Ooran, IM) u. 2. Budapest (Kis-Svabhegy) __ __ _.. « « « « « « — Szucsäg und Kardosfalva (Com. Kolozs) Budapest (Kis-Sväbhegy)___ ___ _.. Kolozevar pr St Reg « « es en Ze Bez EN = Mena, (Comm, Koloela. -_. « « « = u a Budapest-Räkos____ __. __ _._ Untere Barton-Stufe « « « « « « Aquitanische Stufe Oligocen Obere Mediterran-Stufe Diluvialer Kalktuff Unterer Grobkalk-Hor. Oberer « « | Untere Barton-Stufe « « « « « « Obere Mediterran-Stufe « « « « « « « « « Obere Mediterran-Stufe BEITRÄGE ZUR DECAPODENFAUNA DER UNGARISCH. TERTIÄRPERIODE. 115 Nachdem die tertiären Decapoden noch überhaupt wenig untersersucht, die Fundorte selber auch nur wenig durchforscht sind, bietet beinahe jede Fundstelle neue Formen. So fand auch ich so ziemlich an jeder einzelnen meiner ungarländischen Fund- orten neue, von den bisherigen abweichende Formen. In Nach- stehendem stelle ich diese, mit vorliegender Abhandlung in die Literatur eingeführte Genus und 20 Species zusammen : 1. Neptunus hungaricus, nov. sp. --- -.. Dolymär. 9. Ranina budapestiniensis, Nov. SP.--- Kis-Sväbhegey. 3. Typilobus Semseyanus, nov.Sp. — 4 « 4. Phymatocarcınus eocenicus, nov. Sp. « « 5. Phlyctenodes Krennerü,nov.sp. -—- « « 6. « Hantkenii, nov. sp. --- « « 7. Titanocarcinus Kochit, nov. sp. EG « 8. Neptocarcinus n. g. millenaris, n. sp. « « SEE OSOmarNoNSSpe « 10. Palaeograpsus Löczyanus, nov. Sp. « « 11. Galenopsis quadrilobata, nov. sp. —- « « 12. Calianassa spinosa, NOV. SP. -—- --- « « 13. « nov. Sp? .... RE N, « « 14. « NONE > « « 15. Cancer Böckhü, nov. sp. --- --- --- Padrag. 16. Xanthopsis Bittnerü, nov. sp. -.. Piszke. 17. Cancer Szontaghü, nov. sp. --- -—. Tasädfö. 18. Pilodius mediterraneus nov. Sp. -.-- Budapest-Räkos. 19. Calianassa rakosiensis, noV. Sp. --- « « 20. « Brocchnnnoysp « « und noch einige andere mit Sicherheit nicht definierbare neue Species. Eine angenehme Pflicht erfüllend, sage ich auch hier allen Dank, die mir das Erscheinen dieser Abhandlung ermöglichten, vor allen: Herrn Dr. Anpor SEumsey, ferner den Herren Dr. Aukx. Bittner, Josann BöckH, Dr. Euczn Davay, THuropor Fucas, JuLıus v. Hazavärs, Prof. Dr. Anton Koch, Prof. Dr. Joser ALEXAND. KRENNER, Prof. Dr. Lupwıc Löczy, Dr. Franz SCHAFARZIK, Prof. EpvArD Suess, Dr. Tuomas Szontace und Prof. Dr. Karu A. v. J/ITTEL. 8% ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. Gelesen in der Sitzung vom 20. April 1896. Von GUSTAV RADOS, ©. M. DER AKADEMIE PROFESSOR AM K. JOSEPH-POLYTECHNIKUM ZU BUDAPEST. Aus: «Mathematikai &s Termöszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie) Band XIV. pp. 165—175. Bilden die linearen Substitutionen i us Bee G) der Unbestimmten X Kg» .eo.), In eine Gruppe und bildet man ferner betreffs jeder Substitution dieser Gruppe die ihr entsprechende m-te adjungirte Substitution, so giebt die Reihe dieser adjungirten Substitionen : Am(C), Am(C,),...,Am(C)%... Am (G) — wie gezeigt werden soll — gleichfalls eine Gruppe. Wir nennen diese die m-te adjungirte Gruppe der ursprünglichen Gruppe G und bezeichnen sie durch AG). Die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen der Stuc- tur dieser adjungirten Gruppen und derjenigen der ursprünglichen Gruppe bildet den Inhalt des ersten Theiles meiner vorliegenden * Zur Bezeichnung der m-ten adjungirten Substitution der Substi- tution GC soll das Zeichen Atm)(C) angewendet werden. ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. 117 Arbeit. Die eingehendere Untersuchung führt zu dem Ergebniss, dass zwischen der ursprünglichen Gruppe und deren adjungirten Gruppen eine isomorphe Beziehung besteht, vermöge deren wir aus der Structur der ursprünglichen Gruppe auf die Zusammen- setzung der adjungirten Gruppe schlissen können. Im zweiten Theile dieser Note führe ich die Begriffsbildung der adjungirten bilinearen Form in die Untersuchung ein. Mit Hilfe derselben gelinst es bezüglich der bilinearen Formen den von GAuss herrührenden Begriff der gewöhnlichen Aequivalenz mit dem durch Kroxscker behandelten Begriffe der absoluten Aequivalenz in eine derartige Verbindung zu bringen, vermöge welcher wir zu einer neuen Formulirung des WEmrsrrass’schen * Aequivalenz-Satzes gelangen. Nebst dieser ergaben sich auch andere Sätze, die sich sämmtlich auf den Zusammenhang der ursprünglichen Form mit deren adjungirten Formen be- ziehen. Zwischen den Elementartheilern der ursprünglichen Form und denjenigen der adjungirten Formen bestehen gleichfalls charakteristische Beziehungen. Auf die eingehende Behandlung derselben hoffe ich bei einer anderen Gelegenheit zurück zu kommen. x I. Adjungirte Gruppen. 1. Satz. Die m-te adjungirte Substitution der Zusammen- setzung von zwei linearen Substitutionen ergibt sich durch Zusam- mensetzung der adjungirten Substitutionen. Es seien die zwei gegebenen Substitutionen : Yi=Ci Kt CaKot "4 Cin Kn (C) Von) und G—PiaSı tPia&ot :: "4 Pin En; (P) Genen m) * Siehe: Monatsberichte der kön. preussischen Akademie 1868. p- 310. 118 GUSTAV RADOS. die aus ihnen zusammengesetzte Substitution, d.h. Den drückt sich durch das Gleichungssystem YydirEı +dia &+ ++ din En (CP) aus, in welchem Ba dir — Ci1 Pır + Cia Pak+ - - - + Cin Pk (1) (on) zu setzen ist. Es ist nun zu beweisen, dass Am) (D)= Am (CP)— Am) (C) Am) (P). Es seien die Substitutionen AmIC), Am(P), AD) der Reihe nach m 2 en N Age a Dar) SE a. Oi RA (0) Ba — pp En) Hp Ei AR un ZA) y! (m) — N 5 zm) Ba [EN m) —L... iD Ber), (i=1,%, ame &)) Die Coeffieienten ce, p) und d’%) ergeben sich indem man der Reihe nach in den Determinanten | I Cirkı Ci,k, NR Ci, hm Pirk, Pi,k, Amts Pi, Km | as 2 5 | | une ! | | ak Cisk;- - - Cohn Pigkı Pisk, - - - Pickm (mo) — || & | nm) — | | 2 | a | | | Ciyykı Ciyyk ala ar, Cimki,,, | PD Ümleı pP ml" * D Gm | | Oak, Oly.fb, ... di, k | disk, is, 00 di, k (iD) == din = | | a Ui uk, - di nahm | ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. 119 % Amis Stelle yon (0,00... 7.) nundel: —_ (ie, ko aa k.rdienin bestimmter Reihenfolge genommenen Combinationen m-ter Classe der Elemente 1, 2,..., n substituirt. Die Elemente der Determinante d) sind — wie das die unter (1) befindliche Formel zeigt — aus den Reihen der Matrices II ci €ia - - - Cim | INDIE Dee > Dr - ER ls . |jund |. | | | Be Pak, - - Pk, | |) | || N | | Ey Ci 200 | componirt; daher lässt sich d® vermittels des auf die Multipli- cation der Matrices bezüglichen Cauchv-Biner’schen Satzes fol- gende massen darstellen: Paık, Sa Ber Pankı Ciran ... Co, | | | dem — 5 Kb: (e)| B | | Eines NT em | | Dart, ie Pankm [> in diesem Ausdruck ist die Summe auf die sämmtlichen Combi- nationen m-ter Classe der Elemente |, 2, 3,..., n zu erstrecken. Nun ist Ca) -& | ı&m | | — (m) 1a Cie. u) mem | und | ? | | Paık, a - Paık, | ni aa Paykı | | INES mi Pak | Ilezellyzn 29° Pamkm | Pankı San Pay | somit kann dem) schliesslich in der Form at) — a 202 Dak> («@) (i k=1,9,...,a,a= @)) geschrieben werden. 120 GUSTAV RADOS. Und hieraus schliesst man, dass die Substitution AMD) aus den Substitutionen Am(C) und Am(P) zusammengesetzt ist, d. h.,dass AD OR) AO A): Dieser Satz lässt sich dureh den Schluss von n auf (Rn + 1) auf Producte von beliebiger Factorenanzahl verallgemeinern. Sind z. B. (Das os 002. Cm beliebige.lineare Substitutionen, so ist k Am (0.0, 20, AaleS): a—1 ist 6 —.. 105 10% dann schliesst man aus der soeben abgeleiteten Gleichung die Gleichung Am) (Ch) — [Am (G)] k; dieselbe zeigt, dass die durch des Symbol 40 ausgedrückte Opera- tion mit der Operation des Potenziren vertauschbar ist. 9. Satz. Die m-te Adjungirte der Umkehrung einer Substi- tution ergiebt sıch durch Umkehrung der m-ten Adjungirten dieser Substitution. Bezeichnet man der Kürze halber die zum Ceefficienten- systeme 0) 0) 5 Ns) ee gehörige identische Substitution durch P, so wird die Umkehrung der beliebigen Substitution (, mit nicht verschwindender Deter- minante, (1, durch die Gleichung (OR) definirt. Wenn wir auf beiden Seiten dieser Gleichung die Operation Am) anwenden, so wird ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. 121 Am) (C) Am (Cr) Am) (E) 3 es ist jedoch Am (E)— E so, dass Am) (C) Am) (Om NE d.ch» Am) (C)] -1— Alm) (O8 ist. 3. Satz. Ist die Reihe der Substitutionen Be G eine Gruppe, so liefert die aus den m-ten adjungirten Substitutio- nen dieser Substitulionen gebildete Reihe Am (C), Am(C),..., Am(C),..., Am(C),... Ami(@) gleichfalls eine Gruppe. Zum Beweise dieses Satzes genügt es zu erweisen, dass die Reihe A") ((@) zugleich mit den Substitutionen AMm(G,) und AmC,) auch die Substitution AIG), A®(C,) enthält. Das ist aber an sıch klar, da ım Sinne des 1. Satzes WITH AD AT) und G;Gr, da die Reihe ( eine Gruppe ist, in G, also AmC;Cr) in der Reihe AG) enthalten ist. Hierans folgt zugleich, dass jeder Untergruppe von G in AM((G) wieder eine Untergruppe entspricht. 4. Satz. Jeder invarianten Untergruppe einer Gruppe ent- spricht in ihrer m-ten adjungirten Gruppe wieder eine invariante Untergruppe. Es sei I ne note 5 die intervariante Untergruppe von G, d. h. eine solche Unter- gruppe derselben, die durch eine beiiebige Substitution von (x transformirt, unverändert bleibt. Also Day: lan I. te, 81, 9, 5.60) 123 GUSTAV RADOS. Wird nun beiderseits die Operation A) angewendet, so ist: Am (9 Am) (2) Am (C)= Am) (Ra) 2 ım Sinne des zweiten Satzes ist aber oe) Zoe, und so wird [Am (Gy) = Am (Fr) [Am (C)] = Am lH, (,s=1,2,3,...) doch diese Gleichung zeigt schon, dass Am), Am AA (Bor eine invariante Untergruppe der Gruppe A(G) ist. 5. Satz. Jede adjungirte Substitution einer periodischen Sub- stitution ist gleichfalls periodisch. Es sei die periodische Substitution (/ eine solche, dass ihre k-fache Wiederholung auf die identische Substition führt, d. h. Ch = E, dann ist Am) (O)# — Am) (E) > da jedoch Am) (Ch) = [ Am (C)] l und A (E) = E, so ist Am) (Gy]% En Ian: diese Gleichung zeigt nun, dass A%(C) eine solehe periodische Substitution ist, deren Ordnungszahl ein Theiler von % ist. II. Adjungirte bilineare Formen. Die sämmtlichen aus dem Ücefficientensysteme der bilinea- ren Form N N ee Cik Kiya i=1 kA darstellbaren Determinanten m-ten Grades ergeben sich aus der ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. 123 Determinante | Ci,k, Cürk, - - Ci,k m indem mankansstelle yon? 0,2. lund k (Kia...) die in einer gewissen Peisniase genommene Combinationen m-ter Classe der Elemente 1, 2, 3,..., n substituirt. Wird nun mittels dieser (i Bei np fee So) Ceefficienten die bilineare Form Am (C)— 2 Zoe, Gr 2 2) hergestellt, so soll dieselbe die m-te adjungirte Form von ( genannt werden. Den Zusammenhang dieser adjungirten Formen mit der ursprünglichen drücken wir in den folgenden Sätzen aus: 1. Satz. Wird die bilineare Form C durch die Substitu- hionen zZ — => O=(yi | gi Yıt Qia Yo+ - + Yin Yn) Weil, 50090) in die bilineare Form N n Im Eeik Ki Yr i-1 k=1 transformirt, so kann man die m-te adjungirte Form A"(C) ver- mittels der m-ten adjungirten Substitutionen von AMP) und Am Q) in AMI(E) transformiren. Die Ceefficienten e;;, können auf die folgenden Formen ge- bracht werden: ; 77) = I 2 on Prign = 2 dur Pi (1) r=1 s-1 (a, Beil, 9) 0659 2) wo Ark= Cr1 a. -+Cyn Ink - (2) (ll n) 194 GUSTAV RADOS. Es soll nun die Determinante | Eink, Ciik, - --- Eik, em) — | : | ik ek, &i a, 0 © - &;,,k m m entwickelt werden. Ihre Elemente sind, wie das der Ausdruck (1) zeigt, aus den Reihen der Matrices |Pıi, Pai, - - - Di, || IK Air, dar, - - » Imk, | b2 und ||: | u a | Pi, Pai,- = - Pi, | dan, dor, - Ink, | componirt, und so ist im Sinne des Multiplicationssatzes der Matrizen | Pr nd 1000 Prnlı Ok, oe dy„kı ei) — = 2|: . : — i | | "| pr me Drnlın | d, km ° - Un kn | — = pn Mn) dan (3) wo bei der Summirung an Stelle von r=(Y, 74... Tm) die sämmtlichen Combinationen ohne der Elemente 1,9,...n (in der festgesetzten Reihenfolge) zu substituiren sind. Die Elemente der Determinante 1m Ras O6 Oak den an n | Ark di lo * di k mm sind — wie das deren unter (2) angeführter ausführliche Ausdruck zeigt — aus den Reihen der Matrices | Cr1 2». - rn | ka Jak, - - » Inkı | | ‚ und Cr mi rm - Er,n | li dr, Qakm * * Ink | zusammengesetzt und auf diese Weise ist | Cr 1s, e@r eis Cr 5m Ion k, AO Is nk = Iclm) gim) (s) | me "ndm Gern ° Isyık m ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. 125 wo bei der Summirung an Stelle von s= ($,, 5, - - ., Sn) sämmt- liche Combinationen m-ter Classe von 1,2,...,n (in der fest- gesetzten Reihenfolge) zu setzen sind. Wenn wir den Werth von d®) in den Ausdruck (3) substituiren, bekommen wir die Gleichung er ICHS @ m) (8) und diese zeigt, dass die Substitutionen A(P) und AWO) die Form A(C) in die Form A"W(E) umändern. 9. Satz. Damit zwei bilineare Formen aequivalent seien, ist es nothwendig und hinreichend, dass ihre entsprechenden adjungirten Formen in dem von Koxecker * herrührenden Sinne des Wortes absolut aequivalent seien. Zwei bilineare Formen, deren Ccfficienten ganze rationale Grössen (ganze Zahlen oder ganze Functionen eines Parameters) sind, sind »quivalent, wenn sie mittels ganzzahliger Substitutio- nen in einander transformirt werden können. Sei in diesem Sinne C mit der Form F »quivalent und seien P und (@ jene ganz- zahligen Substitutionen, die € in E transformiren, so zeigt der unter (4) befindliche Ausdruck von e), dass die Congruenzen a Ulmmocll, a, A se, ee) um ( Io (& ) gelten, da jedoch auch E mittels ganzzahliger Substitutionen in (; übergeführt werden kann, so ist in Folge des ersten Satzes zugleich (m) — (m) (m) (m) — (modden en en, Om) (ö oe 1 — ()) so dass (m) (m) (m)\ os (pm) (m) (On Gi) a A en Men) Bon), (5) u ist, diese Relation jedoch hat die absolute Aequivalenz der For- * Siehe CRELLE: Journal Band 92, p. 89. 126 GUSTAV RADOS. men AmW(C) und AmF) zur Folge. Dadurch ist die Nothwendig- keit der eben erwähnten Bedingung erwiesen. Dass diese Bedingung zugleich hinreicht, folgt daraus, dass, wenn die Aequivalenzen unter (5) gelten, so stimmt der aus dem Subdeterminanten (aus den Grössen c)) m-ten Grades des Cofficientensystems von (/ gebildete grösste gemeinschaftliche Theiler mit dem aus dem Subdeterminanten (aus e®)) m-ten Grades der Determinante von E gebildeten grössten gemeinsamen Theiler überein, dann sind aber auch die sämmtlichen Ele- mentartheiler von E und (/ übereinstimmend und so ist denn im Sinne des ceitirten WeıERrsTrass’schen Satzes ( mit F zqui- valent. 3. Salz. Transformirt die Substitution P die quadratische Form n N GN 2 0 90380 i=k i=1 in die Quadratsumme so wird die Form AMW(C) durch die Substitulion A”(P) in eine Quadratsumme umgewandelt. Wendet man nämlich auf die quadratische Form AG) die Substitution A"W(P) an, so erhalten wir im Sinne des 1. Satzes die Form A"(E); da jedoch jede adjungirte Form einer Quadrat- summe wieder eine Quadratsumme ist, so wird auch A(E) eine solche und so transformirt die Substitution AP) die Form AMX(C) wirklich zur Quadratsumme. 4. Satz. Sämmtliche adjungirte Substitutionen einer ortho- gonalen Substitution sind wieder orthogonal.* Ist nämlich die Substitution P orthogonal, so transformirt sie die Form * Siehe G. Rapos: «Über die Theorie der orthogonalen Substitutio- nen». Math. und Naturwiss. Berichte. 10. Band, pag. 95. 107 ZUR THEORIE DER ADJUNGIRTEN BILINEAREN FORMEN. in sich selbst, dann wird aber die Substitution AW(P) die Form Am) (C) (" = &) ) in sich selbst transformiren und so ist A(P) wirklich orthogonal 10. ÄNDERUNG DES VOLUMENS EINER FLÜUSSIGKEIT INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG. Von Dr. THOMAS KOSUTANY C. M. DER AKADEMIE, PROFESSOR DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN AKADEMIE ZU MAGYAR-ÖVÄR, Gelesen in der Sitzung der Akademie vom 19. October 1896. Aus «Mathematikai &s Termöszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), pp. 367—380. 1896. Die alkoholische Gärung ist ohne Zweifel einer der best- studierten chemischen Prozesse, was durch die ausserordentlich grosse technische und nationalökonomische Wichtigkeit der Gä- rungsgewerbe wohl begründet ist. In der mir zu Gebote stehenden Litteratur fand ich aber keine Angaben, dass jemand die Volum- änderung, die eventuell bei der Gärung in der Flüssigkeit eintritt, zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht hätte, obwohl dies meiner Ansicht nach nicht ohne Interesse sein kann. Es ist allgemein bekannt, dass bei der alkoholischen Gärung ein Molekül Dextrose oder Levulose sich ohne weiteres in je zwei Moleküle Aethylalkohol und zwei Moleküle Kohlensäure spaltet; Rohrzucker und Maltose dagegen zuerst je ein Molekül Wasser aufnehmen, um sich nachher in vier Moleküle Alkohol und vier Moleküle Kohlensäure zu spalten. Dieser Vorgang kann durch folgende Gleichungen ausgedrückt werden: GH 02H, 0 +2CO, und CoH901+H,0=4G%H,0+4C0, ÄNDERUNG DES VOLUMENS INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG. 129 oder in Zahlen * 17958 g Dextrose oder Lävulose geben 91°8 g Alkohol und 87:78 g Kohlensäure, d.i. 100 8 Dextrose oder Lävu- lose geben 51:12 g Alkohol und 48:88 g Kohlensäure. Bei dem Rohrzucker und Maltose: 34120 g nehmen 17:96 g Wasser auf und liefern 183°6 g Alkohol und 1756 g Kohlensäure oder auf 100 berechnet: 100 g Zucker nehmen auf 5'26 g Wasser und geben 5381 g Alkohol und 51'45 g Kohlensäure: 53:81+51'45—= 105°26. Oder dem Volumen nach, theoretisch liefern : 100 g Dextrose oder Lävulose 51:12 g oder 64'37 cm? wasserfreien Alkohol, 100 g Rohrzucker oder Maltose aber 5381 g — 67'74 em? Alkohol.** Die Gärung verläuft aber, wie bekannt, nicht so glatt, wie es die Theorie verlangt; wir wissen nämlich, dass aus dem Zucker ausser Alkohol und Kohlensäure noch Glycerin, Bernsteinsäure sich bilden. Man erhält in der Praxis nach Pıstzur aus 100 g wasser- freier Glykose 48:08 & = 60'58 em?, aus 100 g Rohrzucker 50'57 g = 6377 cm? Alkohol. Nach Barzına (Bierbrauerei 1865) bei Branntweinmaische 48-391 g — 61:02 em?, bei Traubenmaische 49-977 g —= 63'02 cm? Aethylalkohol. Ich befasse mich seit Jahren mit Gärungsversuchen und habe mich der Mühe unterzogen, aus diesen unter den verschiedensten Verhältnissen ausgeführten Versuchen die mittlero Alkoholpro- duktion zu berechnen, und kam zu einem Werte, welcher dem von PasrEurR angegebenen sehr nahe kommt. Die Verminderung des Gewichtes infolge der während der Gärung entweichenden Kohlensäure ist unter normalen Verhält- nissen so konstant, dass Mehrere (EınHorn, ToLLENS, JODLBAUER, 20 1197620 15,96: ** Das spec. Gewicht des absoluten Alkohols ist mit 0:7943 ange- nommen. In Oesterreich-Ungarn beziehen sich die alkoholmetrischen Tabellen auf 15°C. 11] abs. Alkohol wiest bei 15° C. — 0:7950 kg, das Wasser von 15° C. wiest aber 0'99915 ke, aus beiden Zahlen berechnet sich das spec. Gewicht des Alkohols = 97943. Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. I 130 THOMAS KOSUTANY. Bav) in Vorschlag bringen, aus dem Gewichtsverlust auf den ge- wesenen Zuckergehalt der Lösung analytisch zu schliessen. Die etwaige Veränderung des Volumens bei der Gärung ver- dient auch, obwohl nur aus theoretischem Gesichtspunkte, dass man dieselbe einer genaueren Untersuchung unterwirft. Rechnen wir also zuerst, und betrachten wir nachher, wie die durch Rechnung erhaltenen Werte mit den experimentell ge- wonnenen übereinstimmen. Vor allem müssen wir das Volum der in Betracht kommen- den Zuckerarten berechnen, was, wenn wir die Formel en in Anwendung bringen, keine Schwieriekeit bietet, vorausgesetzt, dass das specifische Gewicht der Zuckerarten hinlänglich genau bekannt ist. Dextrose. Specifisches Gewicht der wasserfreien Glykose nach BöDEckEr 1:5384,* hiemit ist das entsprechende Volum für 100g8=65'002 cm’. Specifisches Gewicht des Glykosehydrates 1'5714, Volum für 100g = 6304 em’. Rohrzucker. Das specifische Gewicht des Rohrzuckers ist von vielen be- stimmt worden, die erhaltenen Werte variiren jedoeh zwischen 1:63 bis 1:58. Ich halte die von Korp gefundene Zahl 1:580 für richtig, schon deshalb, weil sie mit dem von GerLACH berechneten Werte (1:5813), dessen Genauigkeit allgemein anerkannt wird, fast genau übereinstimmt. Nach Kopr ist also das specifische Gewicht des Rohrzuckers bei 15° C. = 1'580; das Volum von 100 g Rohrzucker beträgt hiermit 63:29 em?. * Bei welcher Temperatur BöDEckER diese specifischen Gewichte be- stimmt hat, ist nieht ersichtlich, diesbezüglich differieren die BÖDECKER- schen Werte ganz bedeutend von den von GuESIN-VARRY und HEmTZ be- stimmten. DJ DES VOLUMENS INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG. 131 Diese Zahlen können wir aber nicht ohne weiteres benutzen, weil der Zucker sich im gelösten Zustande anders verhält. So z. B. beträgt das speecifische Gewicht von einer 10%/o-igen Rohrzuckerlösung bei 17°5/17°5° C. nach GERLACH, SCHEIBLER und Marecczer 1040104. 100 cm? 10°/o-ige Rohrzuckerlösung wiegen demnach 104-0104 g und enthalten Rohrzucker - ..2710:00072 Wassers om. 94-0104 « Zusammen _. 104-0104 2. Wenn wir nun das specifische Gewicht des Wassers bei 175° C. = 1 annehmen, so sind in 100 em? 10°/o-iger Rohrzucker- lösung 100 cm? — 940104 em? — 5°9896 cm? Rohrzucker ent- halten, wo wir soeben das Volum von 100g Rohrzucker zu 63:29 em?, hiermit von 10 g Rohrzucker zu 6'329 cm? berechnet haben. Die Differenz beträgt 6329 em? — 5°9896 = 03394 em?, ‘oder aber, nachdem das specifische Gewicht des Wassers von 175° C. auf Wasser von 4° C. bezogen 0'99875 ist, das wahre Volum des 94-0104 cm? 17:5° C. grädigen Wassers sich also zu 94-0104 : 0:99875 —= 941985 cm? berechnet, was, von 100 abge- zogen, 100 — 94-1285 em? = 58785 em?, als Volum für 10 g Rohrzucker resultiert. Bei de. ‘“* demnach eine Kontraktion zu konstatie- ren und diese beträgt nacn GERLACH für eine 10°/o-ige Rohrzucker- lösung 0'99819, d. i. 10000 Volum zieht sich auf 0:99819 Volum zusammen. Die theoretische Diehte des in wässeriger Lösung flüssig gedachten Rohrzuckers ist eine andere, als im festen Zu- stande, nämlich: 1'56086 (GerrAch). 100 g aufgelöster Zucker nimmt demnach einen Raum von 64'067 em? ein und nicht, wie wir früher berechnet haben, 63°29 em?. Dextrose. Nach Sıramon ist das specifische Gewicht einer 10°/o-igen Dextroselösung bei 17°5/17°5° C. 10381 9% 133 THOMAS KOSUTÄNY. hiemit wiegen 100 cm? _ _ 103818 darın? Zucker me ee 10:00 « darin Wassers KM me IE Zusammen _ _ 103812. Nehmen wir wieder an, dass das specifische Gewicht des Wassers bei 175° 0.=1 ist, so kann gesagt werden, dass 100 em? 10°%/o-ige Dextroselösung aus 93°81 em? Wasser und aus 6'19 cm? Dextrose besteht, wo wir früher das Volum von 10 g Dextrose auf 6°5002 cm? berechneten. Die Differenz der beiden Werte beträgt 650092 — 6°19 = 0'310% cm? und beweist, dass auch bei der Auf- lösung der Dextrose eine Kontraktion stattfindet. Levwlose. Hönsse & TesserR * geben das specifische Gewicht der krystal- lisierten wasserfreien Levulose- zu 1'6691 an; das Volum von 100 g beträgt hiemit 59'912 cm?, und das specifische Gewicht der 10°/o-igen Lösung bei 17°5/17°5 ist 10387. — 100 em? 10°/o-ige Levuloselösung wiegen. ea an 210808 darnıkeyulosenne ern 10.00 « darın aVVasseni a u Zusammen _ 103:87 g. Wenn das specifische Gewicht des Wassers von 17'5° C. wieder = 1 angenommen wird, so enthalten 100 em? 10%0-ige Levulose-Lösung 9387 cm? Wasser und 6:13 cm? Levulose, während wir vorher das Volum von 10 g Lävulose zu 59912 cm? berechnet hatten. Anstatt auszusprechen, dass die Levulose bei der Lösung sich anders verhält als Rohrzucker und Dextrose, wollen wir vor- sichtshalber nur das zum Ausdruck bringen, dass die Bestimmun- gen des specifischen Gewichtes der Zuckerarten einer genauen Revision bedürfen, um ein richtiges Urtheil fällen zu können. * Monatshefte für Chemie. IX, 562. ÄNDERUNG DES VOLUMENS INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG. 133 Betrachten wir jetzt die folgende tabellarische Berechnung und Vergleichung der Volumina der Gärungsprodukte mit dem Volumen des vergohrenen Zuckers. Um die Richtigkeit dieser auf theoretischen Betrachtungen beruhenden Berechnungen zu prüfen, habe ich zahlreiche Gärungs- versuche angestellt. Als Gärungsmaterial verwendete ich einen konzentrierten Most von Sieilien, welcher entsprechend verdünnt in mit Marke versehenen !/a Literflaschen gefüllt war; nachher wur- den die Flaschen mit konzentrierter Schwefelsäure gefüllten Gär- röhren geschlossen und diese mit einem Chlorcaleiumrohr verbun- den, damit die Schwefelsäure nur dasjenige Wasser zurückhalte das die Kohlensäurebläschen aus der gärenden Flüssigkeit mit sich gerissen hatten ; der Wassergehalt der äusseren Luft konnte aber infolge der Chlorealeiumrohreinschaltung nicht zur Schwefel- säure gelangen. Endlich gab ich in jede Flasche ein auf !/s° C. eingeteiltes Thermometer, um bei der Bestimmung der Volumenänderung die Temperatur der ausgegorenen Flüssigkeit genau wieder auf die vor der Gärung beobachtete Temperatur bringen zu können. Es sei erlaubt, zwei dieser Versuche mitzuteilen. I. Versuch vom 25. Juli bis 8. August 1896. 1. Gewichtsverhältniss vor der Gärung: Gartlaschedlperän 0 ee 222377 89:385358 « - Siiher more — 89-9645 « « « 2 Most ea 61920 Gewicht der Flasche + Thermometer abgezogen = 839-9645 « Gewicht des Mostes —=523'0075 (oje) Dextrose: sp. G. 1'5384 Böpeerer, Volumen 065002, giebt Alkohol 0:5112 = 0:6445 em’. Rohrzucker : sp. G. 1'580 GervacH, in Lösung 15606, Volum 0:64067, giebt Alkoh. 0.5381 g — 0:6784 cm’. ”@ SQ SD 10 11 a ran Spec. Gewicht ""/ır.5 In 100 em”enthalten Zucker Volum des Zuckers Dem Zucker entspr. Alkohol em’ _ ___. Wasser cm’ (100 — Zucker cm’) Alkohol cm? __ Zusammenziehung Gesammt- Volumen Wasser nach Brıx Alkohol 8 und 9 zusammen Mittel von 8 und IO 5% 10% 15%/ 90°) Be Dextrose Sn Dextrose a Dextrose se Dextrose 1:01969 | 1:0192 || 1040104, 1:0381 1:06128 | 1:0571 1:0832 1:0762 5:0985 | 5:0960 | 104104 , 10381 15:99 15-8565 || 21:66 91594. 3.9664 33195 ı 66636 67478 |, 10-199 10'307 13°877 13-991 3.4588 39844 | 70560 6.690 10'800 102195 || 14-694 13-872 96:7336 | 966875 | 93-3364 | 93-9522 || 89-801 89:693 86-193 86:009 100:1924 99-9719 109-3924 99-9422 | 100-601 99-9195 | 100:817 99-881 —0:206 | 0.194 | 0.432 |_0434 0731 07739 |—1:074 |--1'073 99-9864 |, 997779 | 99-9604 | 99-5082 || 99-970 99-1835 || 99733 98-808 u 96-915 — 93:745 — 90.513 = 87'195 => 32844 — 6:690 sr 10°2195 ee 13872 2 100:1994. = 100-435 — ‚100:7395 Sr 101:067 = 99-988 = 99-97 =: 99-95 EN 99-987 ÄNDERUNG DES VOLUMENS INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG. 135 Nach der Gärung: Flasche + Thermometer + Jungwein _ __ _ =35814500 « Absezogen Flasche + Thermometer. _ __ __ — 89-9645 « Gewicht des Weines —491'4855 g. Gärröhre + Schwefelsäure nach der Gärung _ — 30'529 « « VOL Keee = 30040 « Von der CO, mitgerissenes Wasser — 04890 o. Gewichtsverlust des Mostes 523:0075 — 491'4855 — 31:5220 © Abgezogen das Plus der Gärröhre __ . = 04890 « Entwichen CO, = 31:0330 e. 2. Volumen-Verhältniss: Volumen des Mostes bei 175° C. = 500 em? — 5:55 em? (Volumen des in die Gärflasche gegebenen Thermometers) — 49445 cm. Nach der Gärung, nachdem die Temperatur von 175° C. wieder hergestellt war, zeigte sich eine geringe Volumenvermin- derung, deren Grösse auf die Weise ermittelt wurde, dass man das Gewieht der ausgegorenen Flüssigkeit einmal unmittelbar nach der Gärung bestimmte (581'450 g); hernach wurde die Flüssigkeit mit destilliertem Wasser wieder bis zur Marke aufgefüllt und nochmals gewogen (582240 9), die Differenz 582240 — 581450 — 0:790 g, oder wenn 1 g Wasser wieder mit 1 cm? Wasser gleich genommen wird, ist die scheinbare Volumenabnahme 0'790 cm?, davon ist aber noch das Gewicht des durch die Kohlensäure mit- gerissenen und in der mit Schwefelsäure gefüllten Gärröhre als Gewichtsvermehrung aufgefangenen Wassers (= 0'489 g) abzu- ziehen. Nur 0:790--0:489 = 0'301 ist die wirkliche Volumen- abnahme für nahezu 500 cm? gärende Flüssigkeit, also sehr ge- ring, besonders wenn in Betracht gezogen wird, dass die Kohlen- säure auch etwas Alkohol mitgerissen hat, der aber durch die Schwefelsäure kaum gänzlich zurückgehalten wurde. 9. Analyse. Specifisches Gewicht des Mostes = 10577 = 1454%/o Ex- trakt, hiemit in 523°0075 & X 1454 = 760453 g Extrakt. Spe- 136 THOMAS KOSUTÄNY. eifisches Gewicht des entgeisteten Weines 1'0068 = 1'77°/o Extrakt, in A94-4A855 g X 177 — 8:699 g Extrakt. Ausgegorener Zucker — 76-0453 — 8'699 = 673463 g. Specifisches Gewicht des ab- destillierten und wieder auf das ursprüngliche Volumen verdünn- ten Alkohols 0'9888 = 6-47 g —= 8:15 cm? in 100 cm?. Somit in 495-45 em? 31:99 g — 40'297 cm°. Volumen des vergorenen Zuckers: a) als Glykosehydrat berechnet 64-3763 g X 06364 = 40'969 em?, b) als Anhydrit berechnet 64-3763 8 X 0.650 = 41'844 cm’. Differenz zwischen Volumen des vergorenen Zuckers und dem Volumen des neugebildeten Alkohols. Im Falle a) 0:672 em? oder auf 100 berechnet — 0:130°/o. b) 1547 « “100 « — 0'312 « Wir dürfen aber nicht vergessen 1. Indem der Zucker vergoren ist, auch zugleich die durch den Zucker bedingte Kontraktion aufhören musste, diese berech- net sich nach SCHEIBLER nach Brıx + 1:8935°/o —+ 1:1520°%0. 9. Die Flüssigkeit ist mit (/O, gesättigt und deshalb muss ihr Volumen sich etwas vermehrt haben. Diese, von der CO, verur- sachte Volumenvergrösserung berechnet sich auf die folgende Weise: Volumen der Flüssigkeit beträgt 49445 cm’, sie besteht aus 39-5 em? Alkohol und löst bei 17:5° C. 77775 cm? CO, 4549 « Wasser « “aM « RE | Zusammen: 490:915 em? CO, 11C0, wiegt bei 17:5° 1:9712 g x 490:915 = 09677 g CO, sind absorbiert, und dadurch wird das Volumen der gegorenen Flüssigkeit bei 17°5° C. etwa um 0°676 cm? vermehrt. ÄNDERUNG DES VOLUMENS INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNg. 137 3. Von dieser Volumenvermehrung ist jedoch noch abzu- ziehen die durch den Alkohol verursachte Kontraktion, was sich auf 9126 em? berechnen lässt und so die vorher in Betracht ge- zogene Volumenvermehrung aufhebt, wenn man diese Summen berechnet und einander gegenüber stellt, bekommt man eine so kleine Differenz, welche von 500 em? auf 100 em? berechnet als Versuchsfehler ohne weiteres vernachlässigt werden kann; wes- halb wir berechtigt werden auszusprechen: dass das Volumen sich infolge der Gärung nicht verändert hat. Bei diesen Berechnungen vernachlässigten wir die Hefebil- dung mit in Rechnung zu ziehen. Es war da im vorliegenden Falle 3'232 g trockene Hefe gebildet, welche ein Volumen von 2'016 em? eingenommen hatte. II. Versuch vom 21. Juni bis 16. Juli 1896. Vor der Gärung: 1. Gewicht. Gärflasche + Thermometer + Most _. . .. = 6191285 & « + « ohne Most_ __ — 109-8470 « Gewicht des Mostes: 516'2815 e. NachndersgG mu nee Eee 38920 3 Flasche + Thermometer 103-8470 « Gewicht des Wassers: 4864164 8. Garzohzermachnders Garune Br lodre « vor « « a SE DR BIT ER ee 96.692 « Mitgerissenes Wasser: 0'458 g. Gewichtsverlust des Mostes 5162815 — 4864164 — 29-8651 & Abgezogen die Gärröhrendifferenz_ _ _ _ _ 0458 « Entwichen GO, = 284071 g. 2. Volumen vor der Gärung: Volumen des Mostes vor der Gärung bei 175° C. — 500 — 11:2 em? (Volumen des eingetauchten Thermometers) = 488°8 em’. Nach der Gärung zeigte sich eine geringe Volumenabnahme, deren Grösse durch nochmaliges Wägen der bis zur Marke mit destilliertem Wasser aufgefüllten Flasche ermittelt wurde. 138 THOMAS KOSUTANY. (sewicht nach der Ergänzung 5902470 & « « « Gärung 589-2634 « 09836 & — 0'9836 cm?. Wenn wir jetzt die Gewichtsvermehrung der Gärröhre 0'4580 abziehen, ist die wirkliche Abnahme des Volumens 0.9836 — 0:4580 = 0:5956 cem?. 3. Analyse. Specifisches Gewicht des Mostes 10562 = 13761 % Extrakt, und somit in 5169815 X 13°761 = 710455 g Extrakt. Specifisches Gewicht des entgeisteten Weines 10088 = 2:30% Extrakt; im Ganzen 4864164 x 2:20—=10:7011 g Extrakt. Versorener Zucker: 610455 — 107011 = 60°3444 g. Specifisches Gewicht des gebildeten Alkohols = 098938 = 6'348 — 7'89 cm? in 100 cm?, im Ganzen 188-8 x 7:89 = 38-566 cm? 88:8 x 6:34 — 30-9899 g. Volumen des vergorenen Zuckers: 60-3444 x 0-6364 — 38-4032 em? 60-31 065 = IM « Was mit dem Volumen des gebildeten Alkohols verglichen : 38-5660 — 384032 = + 0:1638 cm? = + 0:0334% oder 38-5660 — 49-994 = — 0'658 « = —.0:1345°/o Volumen. ergiebt. Hiermit ist theoretisch berechnet und experimentell dar- gethan, dass sich das Volumen der Flüssigkeit infolge der Gärung so gut wie gar nicht verändert. Als Resultate dieser Untersuchungen können folgende be- trachtet werden: 1. Das Volumen der zuckerhaltigen Flüssigkeit ändert sich infolge der Gäruug nicht. Diese Thatsache zwingt uns zu der Annahme, dass das Vo- ÄNDERUNG DES VOLUMENS INFOLGE DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG. 133 lumen des gebildeten Alkohols mit dem Volumen des vergorenen Zuckers gleich sein muss. 100 cm? wasserfreie Dextrose wiegt 153'84 0 und giebt 51°12°/o (Gewicht) Alkohol, dessen specifisches Gewicht mit 07943. a 64:358 X 15384 = 99-008. Diese Zahl steht so nahe zu 100, dass in Anbetracht dessen, dass bei den speeci- fischen Gewichtsbestimmungen der Zuckerarten schon die dritte Dezimale nicht vorwurfsfrei sicher ist, wir als erwiesen betrachten können, dass: 3. das Volumen des bei der Gärung zersetzten Zuckers mit dem Volumen des neugebildeten Alkohols gleich ist. Aus diesem Punkte folgt aber notwendigerweise, dass das Volumen der gleichzeitig gebildeten Kohlensäure auch identisch sein muss, sowohl mit dem Volumen des zersetzten Zuckers, wie mit demselben des neugebildeten Alkohols. Das kann sich aber augenscheinlich nur auf das Volumen der flüssigen Kohlensäure und nicht der gasförmigen Kohlensäure beziehen. Das specifische Gewicht der flüssigen Kohlensäure ist aber noch nicht mit der Genauigkeit ermittelt, als es zu diesem Zwecke notwendig wäre; diesbezüglich stehen uns folgende lückenhafte Angaben zu Gebote : gerechnet Specifisches Gewicht der flüssigen Kohlensäure nach nach nach ÄNDREFFS WINKELMAMN HAMMER OO 0:9951 — _ Ve RN Dek 0'947 0:95 — + 15° « BEINEN EAN ERERE — 0'S6 — Ze 0) rn 03266 — — A EI RER LI RENENE 07831 — 0:60 Due a u on — — 31'35 kritische Temp. __ — 0:464 = Nachdem aus 100 Gewichtstheilen Zucker 48:88 g CO, ent- steht, und wenn wir das specifische Gewicht der letzteren 0:7519 annehmen, so ist ihr Volumen 65'002; wenn wir mit 153°84 als Gewicht von 100 cm? Zucker multiplizieren und nun mit 100 divi- 140 THOMAS KOSUTANY. dieren, so resultiert u nn 2 — 100'00 Volumen. Dieses angenommene specifische Gewicht der flüssigen Kohlensäure fällt etwa auf 26°5° C. | 3. Obwohl bezüglich des specifischen Gewichtes der flüssigen Kohlensäure uns keine exakten Bestimmungen zur Verfügung stehen, können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass das Volumen der bei der Gärung entstehenden Kohlensäure, flüssig gedacht, dasselbe Volumen einnimmt, wie der verschwun- dene Zucker und der neugebildete Weingeist, nämlich: 1 Volumen Zucker = 1 Volumen Alkohol, 1 « kl « flüssige Kohlensäure. ILL, UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. Von Dr. THOMAS KOSUTÄNY C. M. DER AKADEMIE, PROFESSOR DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN AKADEMIE ZU MAGYAR-ÖVÄR, “Gelesen in der Sitzung der Akademie vom 16. December 1895. Aus «Mathematikai &s Termeszettudomänyi Frtesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), Band XIV. pp. 1—11. 1896. Die Entstehung des Eiweisses bildet seit Jahrzehnten den Gegenstand eifriger Studien und dennoch kann man nicht sagen, dass unsere Kenntnisse in dem Maasse erweitert worden wären, als man nach so viel Arbeit und Mühe erwarten könnte. Dieses Feld scheint eines der am wenigsten dankbaren zu sein; doch durchdrungen von der überaus grossen Wichtigkeit dieser Verbin- dungen, sowohl von thierphysiologischem, wie von pflanzenphysio- logischem Standpunkte, dürfen wir in der Arbeit nicht nachlassen, da die geringsten Frfolge sehr oft die Keime von grossen in sich schliessen und so volle Beachtung verdienen. Die Lebenserscheinungen sind gewiss mit dem aktiven Eiweiss in engster Verbindung. Eiweisskörper zu erzeugen vermag aber einzig und allein die Pflanze; das Thierreich kann wohl das von den Pflanzen erzeugte Eiweiss seinen Zwecken entsprechend umgestalten, aber Eiweiss zu erzeugen vermag es nicht; wenn wir also einen Blick auf die Bildung des Eiweisses werfen wollen, müssen wir mit dem Studium der Pflanzeneiweissbildung be- einnen. Es ist allgemein bekannt, und die Wasservegetationsver- suche haben es hundertfach bewiesen, dass die Pflanzen das 149 THOMAS KOSUTÄANY. Eiweiss nur aus anorganischen, stickstoffhaltigen Verbindungen (Ammoniaksalze und salpetersaure Salze) und aus organischen, jedoch stickstofffreien Verbindungen (Zucker, Stärke etc.) auf eine bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise bilden. Nach den bisherigen Beobachtungen decken die höher orga- nisierten Gewächse ihren Stickstoffbedarf am liebsten aus salpeter- sauren Salzen; die Ammonverbindungen können jedoch auch zu diesem Zwecke benutzt werden, obwohl sieh dieselben, wie die neueren Untersuchungen beweisen, im Boden zwar grösstenteils in Nitrate umsetzen und erst in dieser neuen Form aufgenommen werden. Die niedriger organisierten — hauptsächlich die chlorophyll- freien — Pflanzen dagegen verwandeln lieber die Ammonsalze zu Eiweiss, und nachdem z. B. die verschiedenen Hefearten in einer Nährstofflösung, welche als Stiekstoffnahrung bloss Ammonsalze und als stickstofffreie Nahrung (ausser den Mineralstoffen) bloss Traubenzucker enthält, unter sonst günstigen Verhältnissen sich vortrefflich ernähren, vermehren und so auch Eiweiss bıildenmüssen, so ist es daher nachgewiesen, dass das einzige Organ der Kohlen- stoffassimilation — das Chlorophyll — zur Bildung des Eiweisses nicht nöthig ist, und nachdem die Hefezellen sich auch in voll- ständiger Dunkelheit normal vermehren, spielt das Licht, der ein- zige Faktor der Kohlenstoffassimilation, bei der Eiweissbildung Rolle und ist vollständig überflüssig. Wenden wir jetzt unsere Aufmerksamkeit einer anderen Verbindung — dem Asparagin — zu, welches der chemischen Zusammensetzung nach zwischen Eiweiss und Ammoniak steht. Das Asparagin ist schon ziemlich gut bekannt, wir wissen, dass dasselbe eine Amidosuceinaminsäure (= (Q,H,(NH,)O;(OH) NH,+ H,O) ist; dasselbe ist vor Jahrzehnten in den Spargel- trieben von VAUQUELIN und RopIgvrr entdeckt worden. Seit der Zeit haben viele Forscher die Anwesenheit des Asparagins in kei- menden Samen dargethan ; so fand F. Meıssz in den Malzkeimen 1:96— 25% Asparagin, ScHhutLtzE und UmtAuFt in den Lupinen- keimen bis 25% Asparagin; nachdem aber der Same vor der Keimung entweder gar kein oder nur minimale Mengen Asparagın enthält, kann als feststehend ausgesprochen werden: das Aspa- UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 149 ragin entsteke bei der Keimung aus den Eiweisskörpern des Samens. Viel später ist nachgewiesen worden, dass das Asparagin in den jüngeren Trieben der höheren Gewächse ganz allgemein vor- kommt, woraus man sich nach den klassischen Untersuchungen, PFEFFER’S zu der Folgerung berechtist sah: «in Anbetracht dessen dass das Asparagin zu den leicht diffundierbaren Krystalloiden gehört, ist dasselbe als die Wanderungsform des Eiweisses zu be- trachten». Das gebildete Eiweiss als eine zu den Colloiden gehö- rige Substanz ist ausser Stande, von Zelle zu Zelle zu wandern; es verwandelt sich deshalb zu Asparagin, um auf seinen Bestimmungs- ort zu gelangen, wo dasselbe wieder in Eiweiss umgebildet wird. Das ist der Grund, weshalb bei der Keimung Eiweiss in Asparagin oder in ein anderes Krystalloid umgewandelt wird, und dass in den ausgereiften Samen oder älteren Organen diese amidartigen Verbindungen entweder gar nicht oder aber nur in einer sehr geringen Menge vorkommen. Man kann aber die Frage aufstellen, ob das verschwundene Asparagin wirklich zu Eiweiss umgesetzt wird? Wenn ja: ob zu diesem Prozesse das Lieht und das Chlorophyll nöthig ist, oder nicht ? | 7 Auf die erste Frage geben uns die Untersuchungen BEntE’s Antwort, die beweisen, dass Mais in Wasserkulturen seinen Stick- stoffbedarf mit Asparagin gerade so gut deeken kann, wie mit Ammonsalzen, dass also die grünen Pflanzen Asparaein thatsäch- lieh zu Eiweiss verarbeiten vermögen. Die chlorophyllfreien Pflanzen — z. B. die Hefearten, Saccharomyceten — wachsen und vermehren sich in einer Zucker- lösung, welche nur eine einzige Stickstoffquelle, Asparagin, auf- gelöst enthält, zum Beweis, dass nicht nur die chlorophyllhaltigen, sondern auch die chlorophyllfreien Pflanzen Asparagin in Eiweiss umzuwandeln vermögen. Nachdem der Thatbestand schon so weit ins Reine gebracht ist, warf ich mir die Frage auf, ob die Assimilation und der damit verbundene Reduktionsprozess nicht einen Einfluss auf die Eiweiss- produktion aus Asparagin haben können ? Der Gedankengang ist der folgende: In den keimenden 144 THOMAS KOSUTANY. Samen geht ein energischer Oxydationsprozess vor sich; man könnte annehmen, dass die Amidbildung aus Eiweiss ein Neben- produkt dieses Prozesses sei, und in diesem Falle wäre es sehr wahrscheinlich, dass bei Tageslicht, wenn in der schon entwickel- ten Pflanze der Desoxydationsprozess vorwaltet, also der Amid- bildung aus Eiweiss entgegengesetzt, aus Amidsubstanzen Eiweiss gebildet wird. Ich habe mich deshalb entschlossen, dass ich die stickstoffhaltigen Bestandtheile irgend einer Pflanze bei Tageslicht und bei Nacht zum Gegenstand einer vergleichenden Unter- suchung machen werde. Mit der Lösung dieser Frage habe ich mich bereits vor Jahren beschäftigt, aber ohne Erfolg, weil ich trotz den mit der grössten Genauigkeit ausgeführten Untersuchungen keine präcise Antwort bekam, und die Resultate mich zu keiner Folgerung be- rechtisten. Diese Schwankungen kann nur der Umstand verursacht ha- ben, dass sich einmal unter den bei Tage, ein andermal unter den bei Nacht untersuchten Blättern einmal mehr, dann weniger jün- gere Blätter befanden; nachdem aber der Gehalt an Stickstoff und Amidsubstanzen auch vom Alter der Blätter abhängig ist, kann die Unregelmässiskeit diesem Umstande zugeschrieben werden. Ich entschloss mich deshalb, um in dieser Beziehung ganz vorwurfsfreie Resultate zu bekommen, mit halbierten Blättern zu arbeiten, dass auf die Weise die eine Hälfte des Blattes bei Tage, die andere Hälfte bei Nacht von der Pflanze getrennt und der Untersuchung unterworfen wurde. Als Versuchspflanze wählte ich die die Mauer des Akademie- gebäudes üppig bedeekende amerikanische Rebe — Riparia sau- vage — hauptsächlich deshalb, weil man deren grosse Blätter neben der Mittelrippe sehr leicht mit einer Scheere in zwei gleiche Hälften teilen kann. | Das Untersuchungsmaterial sammelte ich auf die folgende Weise: Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr, als die Weinrebenblätter schon im Schatten waren, habe ich diejenigen Triebe bezeichnet, deren Blätter untersucht werden sollten, nachher sind die Blätter neben der Mittelrippe mittelst einer Scheere abgeschnitten und UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 145 untersucht worden, die andere Hälfte des Blattes blieb jedoch ruhig an dem Trieb bis 3 Uhr nach Mitternacht, wo von der Mittelrippe die zweite Hälfte des Blattes abgeschnitten wurde. Die Nachmittags gesammelten Blatthälften waren daher bei der grössten Belichtung und Wärme, die nach Mitternacht gesam- melten dagegen in der Zeit, wo sie das Licht am längsten ent- behrt hatten, untersucht ; die Mittelrippe war also in keinem Falle in Betracht gezogen. Die abgenommenen Blatthälften wurden zuerst mit einem Krautschneidemesser, nachher miteiner innen emaillierten Fleisch- hackmaschine möglichst zerkleinert, sehr sorgfältig gemischt und aus der Masse die zu der Untersuchung gelangenden doppelten und dreifachen Proben abgewogen und sofort zur Analyse ver- wendet. Gegen dieses Vorgehen könnte man die Einwendung machen, dass die nach Mitternacht gesammelten Blätter zwölf Stunden lang in — so zu sagen -- verwundetem Zustande geblieben sind und dieses kann auf irgend welche Weise die Resultate beeinflusst ha- ben. Um diesen Fehler kennen zu lernen, habe ich am 16., 93. und 30. August die Blätter auch auf solche Weise sammeln lassen, dass die erste Hälfte des Blattes nach Mitternacht, die zweite am folgenden Nachmittag abgenommen wurde. Die Resultate dieser Untersuchungen mit den Resultaten der auf die früher angegebene Weise gesammelten verglichen, stimmten aber so genau überein, dass man jenen Einfluss auf die Resultate getrost in Abrede stellen kann. Die im Juni 1894 in Angriff genommenen Untersuchungen mussten leider eine Aenderung erfahren, ich musste nämlich Ende Juli eine längere amtliche Reise antreten und kehrte erst Mitte September zurück, habe aber, dass die Arbeit fortgesetzt werden könne, angeordnet, dass die, wie oben beschrieben, gesammelten und zerkleinerten Blatthälften — ungefähr je 100 g — mit einem Liter 96 %-igem Alkohol versetzt, in einer mit eingeschliffenem Glasstöpsel versehenen Flasche bis zu meiner Rückkehr aufbe- wahrt werden. Bei der Verarbeitung dieser in Alkohol aufbewahrten Proben habe ich zuerst den Alkohol auf einem Wasserbade abdestilliert, Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 10 146 THOMAS KOSUTANY. nachher die noch feuchte Blattmasse auf einer Porzellanschale nahezu bis zum Trockenwerden eingedampft, vermahlen und dieses trockene Pulver zur Untersuchung verwendet. Diese konservierten Proben konnte man aber nicht zu allen jenen Bestimmungen benutzen, wie die frischen. Die Weinblätter sind nämlich infolge des bedeutenden Weinstein- und Weinsäure- gehaltes stark sauer, und um den Alkohol abzudestillieren, musste man die Masse stundenlang kochen und endlich in einer Porzellan- schale zur Trockene eindampfen; so musste auch die freie Säure das Ammonmolekül aus dem Asparagin abspalten, wodurch die Substanz zur Bestimmung des Ammops und Asparagins unbrauch- ‚bar wurde; dass diese Untersuchungen jedoch in anderer Be- ziehung ganz brauchbare Resultate lieferten, beweisen die mit- geteilten Tabellen. In den frischen Blättern wurde bestimmt: 1. Gesammt-Stickstoff. * g frische (oder 1 g trockene) Substanz wurde nach Kırkupar mit 30 cm? Schwefelsäure und etwas wasserfreiem Kupfersulfat bis zur Farblosigkeit gekocht, nachher mit Natronlauge und Seignettesalz-Mischung in !/ıo nor- mal Salzsäure destilliert und mit !/ıo normal Natronlauge zurück- titriert. Als Indikator wurden anfangs Lackmoid, später aber Kongoroth benutzt. 9. Eiweiss-Stickstof. & & frische oder 1 g trockene Substanz wurde mit 100 cm? Wasser aufgekocht und nach StTuTzers Verfahren mit Kupferoxydhydrat versetzt, kalt filtriert und mit Wasser gehörig ausgewaschen. Ich hielt es aber nicht für nöthig, das Wasser mit Essigsäure anzusäuern, indem, wie aus den Tabellen ersichtlich, die Lösung auch ohnedem genügend sauer war. Der auf dem Filter gebliebene Rückstand wurde wieder nach KyeHıoar verarbeitet. Aus dem Stickstoffgehalt wurde das Eiweiss berechnet und die Differenz zwischen eins und zwei ergab die Menge des Stiekstoffes, welche nicht in Eiweissform vorhan- den war. 3. Bei der Bestimmung der stickstoffhaltigen, jedoch nicht als Eiweiss vorhandenen Verbindungen bin ich auf folgende Weise vorgegangen: 25 g frische (oder 10 g getrocknete) Substanz wurde I91-8,980-8 | SSG-EITTE-E en genzny '08 864-6 198:6 | 668-6 816-6 S, 5 : IEnany go 720.8896:5[E08-E1ıeEl — LU gmöny gr (d 998-6 807-6 |099-66846 | —— = > Jsndny ge 788-6608:6|696-5806-6| —— genöny eg 6T6-8G74.6 E65. 170 E | 9° 7 gsndny oJ | | GLB-E050-8 | T9E-EIOE.E| 0 gendayg te. |rse-8 | 60-1 |e1<0-0, 8090-0|0-0. 1650-0.brr1:0 T001:0| 1r2.&879.8 a la a) 0:0, 9670.09 8EG1-0|8E0-71L218-8 |cor-vero7 | 7 nn (a map 0-0 Iozer-o roor-ola6o-rouo-r|escwons| = —-@ np‘ 66-8 | 70. |7881-0 T77SI-0|0-0| 4570-0 [8820-0 1960-0 1028-87 75-8 1088-8087.E| —— 7 une IE (9 Pe rad ee ne pa en ee sunyonsasygun dep zuejsqns 1oyony Banesurals omestegodpeg IOJprWuYy ur) rO48Y9TIa F04SJ07I8 | HO4SYOTS yrOZ -U9NOOLT, -UIOM = FOFTIgS -UOWIUY -SSIOATT | -JıruTesaH) a nn Se on m u. nn nl un nun a nn nn nn Ra Brenn FOUYIAIQ ZUDISANSUINYIOLT, op 2zuU99047 nn "1oggoyguay 1ap uabunyansısgun uayastwaryo 40p ADAINSOT 10* 148 THOMAS KOSUTÄNY. mit 300 cm? 35%-igem Weingeist unter Anwendung eines Rück- fusskühlers 1!/a Stunden lang gekocht und nachdem sie erkaltet war, abfiltriert und ausgewaschen; es waren 400 em? Filtrat gewonnen, deren Teile folgenderweise untersucht wurden. Nach ©. Keııners Vorgehen Essigsäure zuzusetzen habe ieh ın Anbe- tracht des grossen Säuregehaltes unterlassen. a) Zur Bestimmung des Ammoniaks, welches in der Pilanze in Form eines Ammonsalzes fertig gebildet vorhanden war, wur- den 100 em? des Filtrates mit Magnesiumoxyd eine halbe Stunde lang in Yıo Normal-Salzsäure destilliert und mit ?/ıo Normal- Natronlauge zurücktitriert. Diese Methode ist zwar nicht vorwurfsfrei, indem die ge- brannte Magnesia entweder aus dem Eiweiss oder aus den Amiden etwas NH, abspaltet; nachdem ich aber immer dieselbe Menge Maenesia zu derselben Menge Filtrat und endlich diese immer gleich lange Zeit (1/2 Stunde) einwirken liess, musste derselbe Fehler bei einer jeden Bestimmung immer gleich sein, wodurch die Resultate, wenn auch nicht exakt, doch miteinander vergleich- bar wurden. b) Zur Bestimmung des Stickstoffes, weleher in Form von Amiden vorhanden war, habe ich 100 em? Filtrat mit 7—3 cm? cone. HCl versetzt und nach dem von R. Sıc#sse herrührenden Verfahren mit Rückflusskühler zwei Stunden lang gekocht und nach der Neutralisation mit Magnesia das gebildete Ammon wieder in titrierte Salzsäure destilliert. Wenn man nun das unter a) gefundene Ammon aus der Menge des unter b) gefundenen abzieht, kann die Differenz als Asparagin angesprochen und berechnet werden, indem laut Formel \ (Omen. RN (CO,oH N 8 GENE, | Congt eHBO=GENB, Coon" NHudl 17 Gewichtsteile Ammon 139 Gewichtsteilen Asparagin ent- sprechen. c) Die von Ammon befreiten Lösungen wurden zu Salpeter- säurebestimmungen benützt, wozu sie im Wasserbade bis zu 10 bis 15 em? eingeengt, filtriert, mit einigen Tropfen verdünnter UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 149 HCl neutralisiert und nachher nach der Methode ScHLösınG- GRANDEAU mit Eisenehlorür zu NO reduziert, dessen Volumen be- stimmt und daraus die Salpetersäure berechnet wurde. 4. Der Säuregehalt der Blätter wurde dureh Titrierung von 90 em? Filtrat mit 1/ıo normal Natronlauge bestimmt, als Indi- kator diente ein zu diesem Zwecke mit besonderer Sorgfalt be- reitetes Curcumapapier. Die gefundene Säure wurde als Weinstein- säure berechnet. 5. Der Gehalt an Zucker wurde nach Frnuıne im Filtrat . bestimmt und das abgeschiedene Kupferoxydul nach Arııın mit Wasserstoff reduziert und als Invertzucker berechnet. 6. Endlich die Trockensubstanz wurde durch Trocknen von 5 g frischer Substanz bei 105— 110° C. bestimmt. x Die Resultate der Analyse sind in Tabellen zusammen- gestellt, diese erlauben uns folgende Schlüsse zu ziehen: 1. Die Gesammtmenge des Stickstoffes vom 21. Juni bis Ende August geht, nach Prozenten der Trockensubstanz berechnet, sehr bedeutend — etwa um !/s — zurück. Diese Beobachtung ist vor längerer Zeit und von mehreren Forschern gemacht. Als Grund dieser Erscheinung kann man annehmen, dass die Pflanze in den vorgeschritteneren Stadien der Entwicklung verhältniss- mässig mehr Kohlenhydrate und andere stickstofffreie als stick- stoffhaltige Verbindungen erzeugt, deshalb ändert sich auch das Verhältniss auf die Weise, dass auf ein und dieselbe oder nahezu dieselbe Quantität N-haltige Substanz in den späteren Entwick- lungs-Stadien der Pflanze mehr stickstofffreie Stoffe kommen. 2. In der Nacht ist der Gehalt an Gesammtstickstoff etwas grösser, als bei Tage. Diese Erscheinung können wir auf folgende Weise erklären: Während die Eiweissbildung oder die Aufnahme der stiekstoffhal- tigen Rohmaterialien Tag und Nacht fortdauert, hört die Assimi- lation in der Nacht nicht nur auf, sondern es wird auch infolge der Pflanzenatmung ein Teil der bei Tage gebildeten Kohlenhydrate verbrannt und infolge dessen verändert sich das Verhältniss 150 THOMAS KOSUTÄNY. zwischen den stickstofffreien und stickstoffhaltigen Stoffen auf die Weise, dass auf 100 N-freie in der Nacht etwas mehr N-haltige Substanzen kommen. Gesammt- Stickstoff in Procenten der Trockensubstanz. | Bei Te Im der fl m Bei Tage 0) ß) ON jun 7734807 132952071210 Auguste 3'303 | 3:271 ra) A-46& | 4589 | 23. August ___ 2.978 | 2822 | 2. Juli b)___ ___ | 4243 | 4405 5 30. August__ __ 3 Ian 4-061 | 4197 Dienseaii 9. August.__ -._ | 3'306 | 3'361 16. August __- 3247 | 3293 | 93. August . .21..22908 | 27969 | 30. August -__ 2.589 | 2660 | Durchschnitt | 3'537 | 3621 | Diese Erscheinung zeigen sämmtliche Bestimmungen ohne Ausnahme, und zwar a) in dem Falle, wenn die erste Blatthälfte Nachmittags, die zweite nach Mitternacht abgenommen wurde, 3) wenn die erste Blatthälfte nach Mitternacht und die zweite den darauf folgenden Nachmittag gesammelt und von der Pflanze ge- trennt wurde. In dem Falle a) ist das Verhältniss zwischen N-gehalt am Tage und N-gehalt in der Nacht wie 100: 10937. In dem Falle 3) ist das Verhältniss 100:102'33, was die strenge Genauigkeit der Analyse beweist. 3. In der Nacht enthalten die Blätter weniger nicht eiweiss- artige Stickstoffverbindungen. Während nämlich bei Tage das Verhältniss des Gesammt- stickstoffes zum Eiweissstickstoff 100: 90'44, ist in der Nacht das Verhältniss wie 100: 95'74. Noch auffallender gestalten sich diese Zahlen, wenn wir den Stickstoff der Nichteiweisskörper bei Tage auf 100 annehmen und damit die Stickstoffmenge der Nichteiweiss- körper in der Nacht vergleichen, so kommen wir zum Verhältniss 100 :45 oder in Worten ausgedrückt: in der Nacht verschwindet UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. I51 aus dem Blatt mehr als die Hälfte der in den Blättern befind- lichen und nicht als Eiweiss vorhandenen Stickstoffverbindungen. Bewiesen wird diese Behauptung durch folgende Zusammen - stellung: TOARIRFIRSTESSEN Bei Tage In der Nacht ag dem Umbsiemeiimee Gesammt- | Eiweiss- Gesammt- | Eiweiss- |_Nitrogen | Nitrogen Nitrogen | Nitrogen sun er we | 3.480 | 3:914 | 3:520 | 3-370 % Julia) 2 2.0202. 1 AsA6h | 4056 | A589 | 41-099 ap a nroas 3.877 4405) |: 26038 San nn ea | N enlaar Zee ewer GA west EN 3250610232020 1.333618 7 32979 los | szaı7 19515. \10 3.903, | 232019 I 3 Na LS 92903 11,5928291.23969 9.884 31. August 0. 000.0 | 9589 | @-a08 | @-660 | 32-366 Durchscehnitt___ 3.621 | 3385 Jetzt wäre es schon leicht, aus den unter 2 und 3 festgestell- ten Thatsachen zu folgern, «dass, nachdem in der Nacht die Menge der nichteiweissartigen Stickstoffverbindungen abnimmt, dagegen die Menge der Eiweissstoffe zunimmt, diese vorläufig noch nicht- eiweissartigen Stoffe in der Nacht sich in Eiweiss umwandeln». Wir wollen aber diese Folgerung nicht eher als feststehend be- trachten, bis wir aus anderen Gründen auch berechtigt werden, dieselbe als Thatsache hinzustellen. 4. Die Bestimmung des Ammons habe ich aus den früher angegebenen Gründen nur 8-mal vorwurfsfrei ausführen können, und zwar 4-mal Nachmittags und 4-mal in der darauf folgenden Nacht. Diese Bestimmungen zeigen aber einhellig, dass die Blätter in der Nacht etwas mehr Ammonsalze enthalten, als am Tage. Die Beobachtung lässt sich verschiedenartig deuten: a) Es ist möglich, dass die Pflanze die in der Nacht aufge- nommenen Ammonsalze nicht sogleich, oder nicht in dem Maasse zu verarbeiten vermag, wie am Tage. b) Das Plus von Ammon kann davon herrühren, dass in der Nacht aus dem halb und halb fertigen Eiweiss durch das Kochen 152 THOMAS KOSUTANY. mit gebrannter Magnesia mehr Ammon abgespaltet wird, als am Tage. «) Es ist nicht unmöglich, dass das am Tage aufgenommene Ammon durch den bei der Assimilation frei werdenden Sauerstoff zu Salpetersäure oxydiert wird. Welche Annahme die richtige sein wird, ist nach diesen Untersuchungen nicht zu entscheiden. 5. Es ist bemerkenswert, dass die Blätter am Tage mehr Salpetersäure enthalten, als in der Nacht. Die Annahme, dass die Pflanze die am Tage aufgenommene Salpetersäure in der Nacht zu Eiweiss verarbeitet und daher einer- seits das Salpetersäure-Defizit, andererseits der Zuwachs an Eiweiss herrührt, ist zwar sehr verlockend ; wenn wir aber die Frage besser überlegen, müssen wir einsehen. dass dieses auszusprechen etwas voreilig wäre. Die Salpetersäure wird bekanntlich in Form von salpeter- sauren Salzen durch die Wurzel aufgenommen. Den Hauptfaktor der Aufnahme von Mineralstoffen bildet jedoch die Transpiration, infolge dessen die Pflanze wie eine Pumpe das Wasser sammt den aufgelösten Mineralsubstanzen aufnimmt; am Tage ist wegen der höheren Temperatur und Belichtung die Wasserverdunstung eine um ein Bedeutendes grössere, so muss auch die Wasseraufnahme und damit die Menge der aufgenommenen salpetersauren Salze grösser sein, was den am Tage gefundenen höheren Salpetergehalt schon allein erklären kann. Die Frage ist aber doch nicht so leicht zu lösen ; die Unter- suchungen zeigen nämlich, dass die Blätter in der Nacht mehr Wasser enthalten, als am Tage, ein Beweis, dass das Wasser am Tage nicht in dem Maasse nachgesogen wird, um mit der Ver- dunstung gleichen Schritt zu halten. Wir wissen auch, dass der Wurzeldruck des Wassers in den ganz blattlosen Reben, nach den Untersuchungen von SacHs, das Quecksilber auf einer Höhe von 760 mm aufzuheben und im Gleichgewicht zu halten vermag; so aber, wenn in der Nacht die Pfianzen mehr Wasser enthalten, müsste darin auch mehr Salpeter enthalten sein. Es enthielten zum Beispiel die Blatthälften am 2. Juli Nach- mittags 74°68%, in der darauf folgenden Nacht 77:68°%0 Wasser; UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 153 am 9. Juli bei Tage 69:78%, in der Nacht 70:66°/o Wasser. Dem- zufolge müssten sie dem grösseren Wassergehalt entsprechend auch mehr Salpeter enthalten, und wenn wir im Gegenteil in den- selben weniger Salpeter finden, so kann das nur durch die An- nahme erklärt werden, dass die salpetersauren Salze in der Nacht in grösserem Maasse zu anderen stickstoffhaltigen Verbindungen umgewandelt werden, als im Tageslicht. Als solche stickstoffhaltige Verbindungen können aber nur die Amide, Ammonsalze und Eiweiss in Betracht kommen. Amide werden aber in der Nacht, wie wir später sehen werden, entweder gar nicht oder in sehr geringer Menge vorgefunden, so kann der Stickstoff des-Salpeters unmöglich deren Menge vermehrt haben. Ammonsalze werden zwar in der Nacht in etwas grösseren Men- gen gefunden; wenn wir aber überlegen, dass diese Umwandlung eine energische Reduktion verlangt, in der Nacht dagegen die Re- duktion aufhört und die Oxydation die Pflanze beherrscht, so können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass der Stickstoff der Salpetersäure in der Nacht in grösserem Maasse zu Eiweiss umgewandelt wird, als am Tage. Ganz besonders wichtig ist das weitere Ergebniss dieser Un- tersuchungen, dass nämlich in den Nachts gesammelten Blalt- hälften kein Asparagin, überhaupt kein Stoff vorhanden ist, wel- cher sich bei der zur Analyse verwendeten Methode wie Asparagin verhält. Es ist zu bedauern, dass ich diese Beobachtung nur mit vier, resp. acht Analysen bestätigen kann, da es mir durch meine Reise unmöglich gewesen war, bei allen Proben die Untersuchung auszuführen. Versuchen wir jedoch auch diese Thatsache in den Rahmen des bis jetzt Festgestellten einzufügen, so können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass Asparagin in der Nacht ver- schwindet, weil es in Eiweiss umgewandelt wird, und man könnte die Resultate dieser Untersuchungen in den Satz zusammenfassen : Während die Rohstoffe der Eiweissbereitung am Tage in grösserer Menge von der Pflanze aufgenommen werden, als in der Nacht, werden andererseits dieselben Stoffe in der Nacht in grösserer Menge in Eiweiss umgewandelt, als am Tage. 154 THOMAS KOSUTANY. 7. Die Blätter enthalten bei Tage mehr Zucker oder andere die Frurıng’sche Lösung reduzierenden Stoffe, wie in der Nacht. Um diese Erscheinung zu erklären, müssen wir vor Augen halten: a) Da die Assimilation nur im Tageslicht vor sich geht, werden deren Produkte, Zucker und Stärke, auch nur bei Tage gebildet. b) Die Pflanzenatmung verbrennt einen Teil des am Tage erzeugten Zuckers. c) Ein Teil des bei Tage erzeugten Zuckers kann in der Nacht in Stärke umgewandelt werden. d) Ein Teil des Zuckers, wie Prerrer und SıcHssE wahr- scheinlich machen, vereinigt sich mit dem Asparagin und kann zu Eiweiss umgewandelt werden. Eine bestimmte Meinung können wir aber aus den vorlie- senden Untersuchungen zur Zeit nicht aussprechen. 8. Die Blätter enthalten ın der Nacht mehr freie Säure, als am Tage. Untersuchungen im Jahre 1895. In Anbetracht der hervorragenden Wichtigkeit der vorliegen- den Fragen, und zum Theil, weil die Versuche im Jahre 1894 nicht sanz zufriedenstellende Resultate ergeben haben, habe ich für nöthig erachtet, die Versuche zu wiederholen und auch in einer anderen Richtung fortzusetzen, theils um die Resultate von 1894 zu kontrollieren, theils um auch die Veränderungen des Zuckers und des Wassergehaltes in Betracht ziehen zu können. Die Untersuchungen wurden mit denselben Riparia sauvage- Reben am 8. Mai begonnen und bis 23. Oktober in zweiwöchent- lichen Zwischenräumen ohne Unterbrechung fortgesetzt, wodurch von 1894 nur 8, von 1895 20 Beobachtungen vorliegen und die ganze Vegetationsperiode vom Erscheinen der Blätter bis zu deren Abfall einschliessen. Die Untersuchungen sind gerade auf die Weise ausgeführt, wie 1894, nur dass jede Bestimmung, um ganz genaue Resultate zu erzielen, dreifach ausgeführt wurde. Die Bestimmungen von Ammon, Salpetersäure und der Amidstoffe, die einer strengen EEE ES Enger SET 1 A EEE Ta CERTIFIED EEE TEL Eu Par BEE GPS TZETTOEEF PER TEST. - Ge- Be | Ge- |Eiweiss- | Wasser- Eiweiss- [= Roh- ; | Roh- Peer Unterscchuns gehalt sammt- Nager Zuoker)| Säure awehe Baraydızl Nitro- | Auatonı Säure Se Nitrogen | | Nitrogen | gen | | %/o der frischen Substanz %/o der Trockensubstanz nr Mai morgens (ganz. Blatt)| 8482 | 0'8067 | 0:6335 0783| 1:820 | 1-432 || 5:314 | #173 | 5158 | 11-98 9:43 morgens (Weinblüte) || 8494 0:5390 | 04525 | 1:060 | 1'725 1'839 || 3:579 | 3:004 | 7:038 | 11-454 | 19-214 Juni nachmittags. __ ___|| 78:01 | 0:915 0'884 | 1'190 1740 | 3:90 4.161 | 4020 | 5:093 7.912 | 17730 « nächtsn Feen 80:18 | 0:915 | 0:889 7 1.0:722) 1.7407, — 4.616 | 4485 | 3:649 8:779 — « nachmittags __- ... | 78:26 | 0925 | 08533 | 1.420 | 1:840 | 410 | 4954 | 3-:990 | 6.531 3463 18:86 f nachts. 2. 80:03 |, 0:854 0'840 | 0964 | 1'840 49276 | 4.206 | 4897 9:913 — Juli nachmittags __ ___|| 77:76 | 08516 | 0:7784 | 1:680 | 1'440 | 2:450 | 3:829 | 3:500 | 7554 6474. 10:93 «@ nachtse er 2,8 77:60 | 0'903 0:826 |1:290 | 2160 | — 4031 | 3:687 | 5:758 9:649 — « nachmittaes __ __.| 76:46 | 0:879 0792 | 2:050 | 1:800 | 2183 || 3:735 | 3:366 | 8:708 7'646 9.973 « nachmittags --- --- 7544 | 0:7168 | 0'672 |1-832| 2:046 | 3:651 | 2:918 | 2:736 | 7459 8:331 | 14:36 Augustnachmittags -.- -.. || 7674 | 0:7924 | .0:777 |1:525| 1'920 | 2773 || 3:406 | 3:341 | 6.556 | 8:254 | 11'924 de anachtgpy 27 ee 76:94 | 0'798 07812 | 1'426 | 1600 | — 3461 | 3'387 | 6184 | 6934 — « nachmittags _._ _._||77:85 | 0'8848 | 0:8988 | 1'667 1'920 | 2:308 | 3:994 | 3741 | 7:596 8:668 | 10419 “e snachtst ., 2... 78:87 0'8554 | 0:8428 | 1'222) 2046 — 4048 | 3°988 | 5'783 9.682 — Septbr.nachmittags ___ ___|| 74:76 | 0:952 | 0'982 |2-147 2.046 | 2:541 || 3:771 | 3:494 | 8:506 8108 | 10:006 « nachmittags __ __ 72:61 | 0:8652 | 0:7994 | 1'800 | 2:343 1.009 3.158 | 2893 | 6571 8:554 14-96 nachts 272777 22\\713:61217.0:82322 70:805021:52029:323 1:09 3119 | 3:050 | 5759 8:878 i Octbr. nachmittags .__ __ 70:62 | 0:6664 | 06188 | 2:645 | 1875 || 2268 | 2:106 | 9:002 | 6'381 17-617 © nachts. __ ._ .._||79-39 | 0:6636 | u-5992 | 23-030 1-665 (91/0 | 9.958 | 9.039 | 7-333 | 6015 || « nachmittags __ __ 15:13 | 0:3150 | 0:2968 |1-808 | 2:625 | 4956 || 1:266 \ 1193 | 4053 | 10556 | 19-927 156 THOMAS KOSUTANY. Kritik nicht standhalten, habe ich unterlassen, dafür habe ich aber der Bestimmung des Zuckers, der Säure, des Wassers und des Aschengehaltes eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. -Aus der Tabelle auf S. 155 ist wieder ersichtlich, dass 1. die procentische Menge des in den Blättern enthaltenen Stickstoffes mit dem Alter der Blätter sehr stark gesunken ist, Diese Abnahme ist viel bedeutender als 1894, weil die Unter- suchungen früher begonnen und länger fortgesetzt wurden. Die in den jüngsten Blättern am 8. Mai gefundenen 5°314% Stickstoff sanken bis Ende Oktober beim Abfall der Blätter bis auf 195% herunter. 2. In der Nacht ist in den blättern etwas mehr Stickstoff ent- halten, als am Tage. Das Tagesmittel verhält sich zu dem Nacht- mittel wie 9°581 : 3°687, Differenz + 0'106. Vorjähriges Verhältniss 3'537 :9°621, woraus auf die strenge Genauigkeit der Analysen geschlossen werden kann. Gesammt-Nitrogen in Procenten der Trockensubstanz. | Zeit der Untersuchung Bei Tage Ina der Nacht Nurmeaz | nachts mehr + | Au 2:2, De en Li 4161 #616 + 0'455 100% DE a a 45h | 4976 + 0:092 ER pin NE en en der + 0.202 Aue 3.406 | 3-461 + 0:055 oa, N REAL Benefit). | 4048 + 0:054 23. Sepibr ng See SalDS2 re ee 3 zig — 0'039 0 0er N Kolons | 9-958 — 0010 Summa __ 95-070 | 25'809 = Mittel ___ el | ra + 0:106 | Es ist aber erwähnenswert, dass die Beobachtungen vom 25. September und 9. Oktober von der schon früher ausgespro- chenen Regel abweichen. Diese Ausnahme erlaube ich mir erst UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 157 dann in Betracht zu ziehen, wenn wir den nächsten Punkt auch verhandelt haben. 3. Die Blatthälften enthalten in der Nacht weniger nicht- eiweissartige Verbindungen und daher mehr Eiweissstoffe. Das Tagesmittel verhält sich zum Nachtmittel wie 3'360 : 3°566, Diffe- renz + 0'206. Im Jahre 1894 3:199:3°385, Differenz + 0'186, und so sind wir jetzt schon nach zweijährigen Versuchen vollstän- dig berechtigt, definitiv als feststehend auszusprechen: «In der Nacht vermehrt sich die Menge der eiweissarligen Stickstoffverbindungen auf Kosten der nichleiweissartigen, oder mit anderen Worten, die nichteiweissarligen Stickstoffverbindun- gen werden in der Nacht in höherem Grade in Eiweiss umgesetzt, als am Tage.» Wenn wir jetzt die schon unter 2. erwähnte Unregelmässig- keit in Betracht ziehen, so ist ersichtlich, dass dieselbe sich nicht auf Eiweiss, sondern auf die nichteiweissartigen N-haltigen Stoffe bezieht. Diese Erscheinung ist diesmal nicht weiter ver- folgt worden, ich kann aber nicht unerwähnt lassen, dass ich be- reits vor 12 Jahren an Tabakpflanzen konstatiert habe, dass die Salpetersäure im Herbste aus der Pflanze in den Boden zurück diffundiert. Dies kann auch bei der Weinrebe der Fall sein, und dass dieser Prozess in der Nacht lebhafter vor sich gehen muss, als am Tage, ist sehr leicht erklärlich, weil die Verdunstung bei Tage weit energischer ist, als in der Nacht; die Blätter saugen die Bodenfeuchtigkeit mit grosser Gewalt auf und demnach müssen sie eine nach abwärts gerichtete osmotische Bewegung entweder ganz aufheben oder wenigstens wesentlich abschwächen. In der Nacht dagegen, wenn die umgebende Luft mit Feuchtigkeit nahezu gesättigt ist, die Temperatur gering, lässt die Wasserverdunstung stark nach und die Stoffe, die aus der Pflanze heraus zu diffun- dieren bestreben, können leichter zum Ziele gelangen. 4. Der Gehalt an Säuren ist in der Nacht grösser, als bei Tage. Diese Beobachtung ist auch schon 1894 gemacht worden, man hat sich aber nur auf vier Versuche stützen können; jetzt sind weitere sieben Versuche gemacht und nach diesen stehen die bei Tage und in der Nacht beobachteten Mittel, wie 158 THOMAS KOSUTANY. - 7'815 : 8449, Differenz + 0'634, oder wie 100: 108-1 und die Differenz ist demnach ziemlich bedeutend. Eiweissstickstoff in Procenten der Trockensubstanz. | Zeit der Untersuchung Bei Tage In der Nacht Differenz || nachts mehr + N N er 4020 4485 + 0'465 1, @ EDEN RIEDL TEE 3920 4206 + 0'286 Sun dholli/ ea a 3.500 3.687 + 0'187 LAN TEIELe Sa I 3:341 3387 + 0'046 IS HN SS NE BRN 3'741 3'988 + 0'247 99.2Bepibhr. IE I El En 2:893 3050 + 0'157 IEOchbre Aa Bun 2:106 2164 + 0:058 SD HmaTn a 23'521 24967 — Mittel er 3'360 3566 | + 0'206 Säuregehalt in Procenten der Trockensubstanz. Zeit der Untersuchung Bei Tage |In der ah Differenz | | nachts mehr + A EN EN 7'912 8.779 | 7 ooesen 193 Ma a DR et 8-463 gas 2070 Sul ER N 6°474 9-649 | + 3:968 eg ll genen 6-94 | — 1-320 8. u ae u 83-668 9.6892 | + 1:04 95. Sep nr 8-554 S-878 + 0'394 9..0ctbri, SO E e 6:381 GEOIDE N ce Summanı, re 52706 | 59103 — | Mittel 8 3 De 90 + 0634 UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 159 Ein paar Beobachtungen müssen aber näher beleuchtet wer- den, indem sie von der Regel abzuweichen scheinen. Wenn wir bei der Berechnung des Mittelwerthes diese beiden, dem Allgemeinen widersprechenden Beobachtungen ausser Acht lassen, so wird das Verhältniss zwischen Säuregehalt am Tage und in der Nacht wie 100 : 115, also noch viel bedeutender. Am 3. Juli ist der Säuregehalt in der Nacht um vieles grösser, als am Tage; zu dieser Zahl muss ich aber bemerken, dass wir in dieser Nacht um 2 Uhr 6 mm Regen hatten. Um die Arbeit dem- nach nicht zu unterbrechen, wurden die Blatthälften wie gewöhn- lich gesammelt, mit Tuch abgetrocknet und blieben bis 7 Uhr Früh im Laboratorium liegen, bevor sie verarbeitet wurden. Diese Blätter waren deshalb bei der Verarbeitung nicht ganz frisch und die Resultate aus dem Grunde nicht vorwurfsfrei. Der Fall vom 14. August kann vielleicht aus der abnormen Witterung erklärt werden. Es zeigte sich nämlich plötzlich ein ganz bedeutendes Sinken der Temperatur; laut Beobachtungen der meteorologischen Station hatten wir am 12. August ein Tages- mittel von 95°1° C. mit einem Maximum von 30°5° C.; dagegen war das Tagesmittel am 14. nur 148° C. mit einem Maximum von 18:0° C.; dieser Rückgang ist so bedeutend in so kurzer Zeit, dass derselbe auf die Funktionen der Pflanze unbedingt störend ein- wirken musste. Dass die Pflanzen in der Nacht mehr Säure enthalten als am Tage, kann mit zwei Umständen in Zusammenhang gebracht werden. a) Da in der Nacht die Oxydation vorherrscht, können die Kohlenhydrate, insbesondere aber der Zucker, zu Säuren oxydiert werden. b) Da die Luft in der Nacht relativ mehr Feuchtigkeit ent- hält, müssen auch die Wasseraufnahme und Verdunstung sinken, wenn aber die Pflanzen in der Nacht weniger Wasser aufnehmen, so treten auch weniger Mineralstoffe in dieselbe ein, um die gebil- deten organischen Säuren zu neutralisieren, und davon kann auch der Mehrgehalt an Säuren herrühren. Mit diesem Umstand steht der am 14. August in geringerer Menge vorgefundene Säuregehalt sehr gut im Einklang. Nach den Beobachtungen der hiesigen 160 THOMAS KOSUTANY. meteorologischen Station hatten wir in der Nacht eine relative Luftfeuchtigkeit von 65%, während dieselbe bei Tage 75% war; so konnte in dieser Nacht die Wasserverdunstung auch energischer gewesen Sein, als am Tage, und die gebildeten Säuren in grösserem Maasse durch die in dem Wasserüberschuss enthaltene grössere Menge von Basen neutralisiert werden. 5. Der Zuckergehalt der Blätter ist am Tage um ein Bedeu- tendes höher, als in der Nacht. Zuwekergehalt in Procenten der Trockenswbstanz. Ä | | | Zeit der Untersuchung | Bei Tage In der Nacht, Differenz | nachts weniger — | | | Aal en nal nase... Sean 1.451 on ee lau On essen 4827 — 1:704 38 Jun sun A Und RN 7'554 5.758 — 1'796 149 Auoust na AU N 6356 | ale — 0'372 os BL U a ea 1.743 ee ae ee DSOcHDE N u Rus — 1:665 Summa | 48682 39-986 | — | mal | | Ba | — | | | Die Mittelzahlen verhalten sich, wie 6954 : 5612, Differenz 1'342, oder wie 100 : S0'7, « 193%. Die Differenz zwischen Tages- und Nacht-Zuckergehalt ist die geringste am 14. August, sie wird aber durch die abnormen Witterungsverhältnisse vielleicht genügend motiviert sein. Dass man in der Nacht weniger Zucker findet, als am Tage, könnte vielleicht ausser dem bereits früher Erwähnten auch damit in Zusammenhang gebracht werden, dass in der Nacht mehr Säure gefunden wird. Man könnte annehmen, dass ein Theil des gebil- UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES PFLANZENEIWEISSES. 161 deten Zucekers durch die in der Nacht vorherrschende Oxydation zum Teil in Weinsteinsäure übergeführt wird. Der Prozess wäre am einfachsten mit der Formel auszu- drücken: 10(C,H,,0,)-+450=15(C,H,0)-+15H,0. Wir sind jedoch vorläufig zu dieser Annahme nicht berechtigt. 6. Wenn wir den Wassergehalt der Blatthälften miteinander vergleichen, so finden wir, dass in denselben in der Nacht etwas mehr Wasser enthalten ist, als am Tage; die Mittel verhalten sich wie 75'98 : 7708, Differenz + 110%. Wassergehalt der Weinblätter in Procenten. Zeit der Untersuchung Bei Tage Im der Nacht Differenz | | nachts mehr + ZEN tm, EL NNERTN reue 78.01 80:18 + 9:17 19. « Re er 178'26 30:03 | + 1:77 Ren re N 8 17776 7760 | — 0:16 I, Aunamein, a oe 76:9 + 0:20 5 A Yale 188 + 1:02 252. Depibre ne 52, Ser 72-61 real: + 1:00 GEROChhEE I EA LE nal 70:62 73-32 | 1.70 Summa __ 53185 | 53955 — Mittel ___ 1 77:08 + 110 Diese Erscheinung ist sehr leicht zu begründen. Die Luft enthält Nachts mehr Feuchtigkeit und es können die Blätter in die relativ feuchtere Luft weniger Wasser verdunsten; ausserdem ist es bekannt, dass das Licht von der Wärme unabhängig die Ver- dunstung zu beschleunigen vermag; in der finsteren Nacht muss die Verdunstung schon aus diesem Grunde nachlassen. Endlich wird die Verdunstung durch die Wärme beschleunigt, Mathematische und Natwrwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 11 162 THOMAS KOSUTANY. nachdem aber die Nächte kühler sind, muss dementsprechend weniger Wasser verdunsten, der Wurzeldruck funktioniert aber wahrscheinlich Tag und Nacht gleichmässig, so müssen die Blätter in der Nacht mehr Wasser enthalten. Bei diesen Beobachtungen müssen wir auf zwei Fälle näher eingehen: Am 3. Juli ist in der Nacht etwas weniger Wasser in den Blatthälften gefunden worden, früher ist aber erwähnt, dass in dieser Nacht die durch Regen nass gewordenen Blatthälften im Laboratorium etwas nachgetrocknet waren; diese Unregelmässig- keit kann deshalb nicht in Betracht kommen. Am 14. August ist die Differenz auffallend gering, wie früher erwähnt, war aber die relative Luftfeuchtigkeit in dieser Nacht etwas geringer, wie am Tage, was diesen Fall vollständig auf- klärt. Der Gehalt an Wasser sinkt im Grossen und Ganzen während der Vegetation ziemlich bedeutend, von 7801 bis auf 70:69°/o, was schon längst bekannt und von mehreren Forschern nachge- wiesen ist. 7. Der Gehalt an Rohasche steigt vom 8. Mai bis 23. Ok- tober, es sind aber nicht geringe Schwankungen zu konstatieren. So lange die Proben nicht auf Reinasche untersucht sind, wäre es schade, über diese Angelegenheit Worte zu verlieren. Endlich muss ich besründen, warum die Beobachtungen am 14. und 31. Juli nicht wie die übrigen ausgeführt sind und warum die nächtlichen Untersuchungen unterbleiben mussten. Während dieser Zeit habe ich meine Gasanlage umbauen lassen und mit dem Gaskonsum die grösste Sparsamkeit walten lassen müssen; ich war froh, so viel Gas zur Disposition gehabt zu haben, dass ich die Kontinuität der Analysen aufrecht erhalten konnte, indem wenigstens die am Tage gesammelten Proben un- tersucht werden konnten. . Bei dieser Arbeit waren mir die Herren Assistenten Dr. E. Nyırepy und Dr. F. Baıntner mehrfach behilflich, weshalb ich ihnen an dieser Stelle sehr gerne meinen Dank ausspreche. 12. ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. Gelesen in der Sitzung vom 20. April 1896 Von Dr. CARL von THAN. ©. M. UND CLASSENPRAESIDENT DER AKADEMIE, PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU BUDAPEST. Aus «Mathematikai es Term6öszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), Band XIV, pp. 150—164. 1896. In meinen gasometrischen Arbeiten habe ich gelegentlich von einer Methode gesprochen, in welcher sozusagen alle Beob- achtungsfehler sich kompensieren, weshalb die damit erzielten Resultate sehr genau sind. Bunsen’s einfache und klassiche Methode hat einige Schatten- seiten, die sich geltend machen, wenn man sehr viele Gasanalysen auszuführen hat, sofern diese viel Zeit und ein Zimmer von kon- stanter Temperatur beanspruchen. Ausserdem erlangt man die Resultate bei einigermassen verwickelten Analysen erst oft nach langwierigen Berechnungen. Man hat sich schon vielfältig be- müht, die gasometrischen Methoden rascher ausführbar zu gestal- ten, dies ist auch in vielen Fällen erreicht worden, doch mei- stens auf Kosten der Genauigkeit. Die gewöhnlichen Fehlerquellen bei den gasometrischen Beobachtungen sind bekanntlich die fol- senden. Beansprucht man eine grössere Schärfe, so ist bei der Volumenmessung der Gase die genaue Beobachtung der Tempe- ratur und des Druckes mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Abgesehen von den konstanten Fehlern der Thermometer und de- ren trägem Gang steht es ausser allem Zweifel, dass bei gewöhn- lichen und rascheren Ablesungen die Temperatur des Gases im E1* 164 CARL v. THAN. Eudiometer genau genommen nie dieselbe ist wie jene des. Thermometers, wenn die Temperatur des Zimmers auch nur we- nig schwankend ist, da das Gas und das Thermometer mit sehr ungleicher Geschwindigkeit zu dem Temperatur-Gleichgewichte gelangen. Wenn man daher die Reduktion bezüglich der Tempe- ratur durch Rechnung ausführt, so begeht man immer einen klei- nen Fehler, welcher in dem Falle nicht gering zu schätzen ist, wenn man die absolute (d. i. die Gewichts-) Menge des Gases be- nöthigt. Dieser Fehler ist hauptsächlich dann von Belang, wenn man die Gase wie gewöhnlich in feuchtem Zustande abmisst, da das Gleichgewicht des gesättigten Dampfes noch weniger mit den Schwankungen des T'hermometers Schritt zu halten im Stande ist. Bunsen hat bei seinen grundlegenden Luftanalysen * diese Fehler dadurch beseitiet, dass er bei Benutzung sehr grosser Eudiometer die Ablesung eines jeden Gasvolumens in stündlichen Intervallen dreimal wiederholte; das aus diesen Beobachtungen berechnete Mittel ergab den genauen Werth. Eine zweite Fehlerquelle liest in der Beobachtung der Höhe der Quecksilbersäulen des Eudiometers und des Barometers, sowie: in der Temperaturkorrektion derselben auf Grund der thermo-. metrischen Ablesungen. Bei genauen Ablesungen ergiebt sich die Höhe des mit einem Fernrohr direkt abgelesenen Meniskus des Quecksilbers sehr verschieden, je nach dem Stande der Sonne und der Richtung der Reflexbeleuchtung des Meniskus.** Einen be- deutenderen Fehler begeht man bei der Temperaturkorrektion, da der kleine Körper des Thermometers und die grosse Masse des Quecksilbers im Eudiometer in dem Temperaturausgleich ebenfalls keinen Schritt halten ; ausserdem hat die Quecksilber- säule im Eudiometer in verschiedenen Höhen eine etwas verschie- dene Temperatur. Noch gröbere Fehler entspringen aus der Verwendung von festen Absorptionsmitteln, wie z. B. der aus Kaliumhydroxyd, aus Gips, Manganhyperoxyd, Kohle oder Papiermache u. dergl. an- gefertigten Kugeln. Diese nehmen ausser den zu absorbierenden, * R. Bunsen: Gasometrische Methoden (2. Aufl.), S. 92. ** CARL v. THan: Thermochemische Unters. Wied. Ann. 13, p.. 9. ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 165 unbekannte Mengen auch der anderen Gase auf. In manchen Fäl- len verursachen diese den entgegengesetzten Fehler, indem sie einen Theil der in ihnen vorher enthaltenen Luft im verdünnten Raume des Eudiometers loslassen. Bei der Absorption erhält man genauere Resultate, wenn man ausgekochte Lösungen von be- kanntem Gehalt und Tension anwendet, namentlich wenn man auch die etwa durch dieselben absorbierten fremden Gase mit Hilfe ihrer Absorptionskoöffizienten in Rechnung zieht. Bei gewöhnlichen, hauptsächlich aber bei technischen Gas- analysen vernachlässigt man obige Correktionen, da die prakti- sche Bedeutung derselben mit der verwendeten Zeit und Mühe in keinem Verhältnis stehen. In wissenschaftlicher Beziehung ist aber die Begründung einer möglichst scharfen gasometrischen Methode sehr wünschenswerth. Abgesehen von den analytischen Gesichtspunkten genügt es hervorzuheben, dass neuerdings die gasometrischen Methoden berufen sind, in manchen Fragen eine wichtigere Rolle zu spielen, als dies bisher der Fall war. So z. B. bei der Untersuchung der Dissociationserscheinungen der Gase und den Abweichungen derselben von den Gasgesetzen, sowie in der Bestimmung der Dichte u. s. w. Wenn derartige Methoden neben der Schärfe auch rasch ausführbar wären, so wären dieselben auch in Bezug auf Anwendbarkeit für praktische Zwecke sehr werthvoll. Zufolge dieser Überlegungen und im Interesse meiner eige- nen Arbeiten bei Verfolgung einiger neuer Gase bemühte ich mich seit Jahren, die Methode von Bunsexn den obigen Anforderungen entsprechend umzugestalten, was mir, wie ich glaube, auch ziemlich gut gelungen ist. Das Studium dieser neuen Methode ist zur Zeit noch nicht völlig abgeschlossen. Ich beabsichtige, die Details des- selben bei einer späteren Gelegenheit der geehrten Akademie aus- führlicher darzulegen. Der Methode liegt das Prinzip zu Grunde, dass man bei der Bestimmung des Normalvolumens der zu messenden Gase mit möglichst wenig Beobachtungen eine jede Correktion und Rech- nung durch Compensation eliminiert. Das wesentliche an der von mir construierten gasometri- schen Compensationsvorrichtung ist aus der beigefügten schema- 166 CARL v. THAN. tischen Zeichnung (Fig. 1) verständlich. Die aus Gusseisen ange- fertigte, dünnwandige Quecksilberwanne besteht aus dem oberen Theil der eigentlichen Wanne a und auseinem nach unten gehen- den grösseren Gefäss a’, welches mit sehr dichtem und wohlge- trocknetem Ahornholz ausge - füllt ist. Diese Holzfüllung Gefässes angekittet, und aus- serdem mit Schrauben an die - Wand befestigt. In die Holz- T= füllung sind zwei vertikale cylindrische Löcher einge- bohrt, deren Durchmesser 9-5 cm, die Tiefe 35 cm be- trägt. Die Holzfüllung dient dazu, dass man die Wanne mit wenig Quecksilber füllen könne, und damit die ın die Bohrungen versenkten Eudio- meter der Zerbrechlichkeit wegen nicht mit Eisen, son- dern mit Holz in Berührung kommen. In die mit Queck- silber angefüllte Wanne stellt man mit Hilfe der zwei eiser- nen Halter d und f, welche mit Kork gefüttert sind, einer- seits das Compensationsrohr c, andererseits das Eudiometer e so ein, dass beide Röhren in der Richtung der Axe der Bohrungen fixiert werden. Die Compensationsröhre enthält über dem (Quecksilber eine genau abgemessene Menge von reinem Stickstoffgas. Man könnte auch eine beliebige Menge des Stickstoffes anwenden, wenn es sich nur um relative Messun- sen handelt, will man aber bei den Ablesungen absolute Werthe NG: ist mit einem aus Kautschuk St. und Kolophonium verfertig- a ten Kitte Iuftdicht an die LE 2. Wandung des gusseisernen ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 167 erlangen, dann muss man auch die absolute Menge des Stick- stoffes ein für allemal genau bestimmen. Zu diesem Zwecke kon- struierte ich einen kleinen Apparat, mit dessen Hilfe man in weni- gen Minuten ganz genau 'so viel Gas abmessen kann, dass dessen Normalvolumen gerade 10 cm? beträgt. Auf die Kompensations- ‘ röhre sind vier feine kreisförmige Linien aufgetragen, welche respektive 19°:5—14'28—20'0 und 50 em? Volumen entsprechen. Hebt man oder senkt man die Kompensationsröhre, so dass der Meniskus des Quecksilbers eines der Striche eben berührt, so be- trägt der Druck des Stiekstoffes nahezu 0'8, 0:7, 0:5 oder 0:2 At- mosphären. Das Eudiometer e ist genau in 0'1 cm? geteilt. Es ist vortheilhaft, wenn dasselbe aus derselben Glassorte angefertigt ist, wie die Compensationsröhre, und die Dimensionen der beiden Röhren annähernd gleich sind. Bei der Calibrierung der Röhren ist es zweckmässig, wenn unten an die Röhren ein Hahn mit einer SCHULLER-WARTHA’schen Spitze ohne Capillardepression angeschmolzen ist. Man lässt das Quecksilber durch diese Spitze in ein gewogenes (refäss herabfliessen und beobachtet den Menis- kus in seiner natürlichen Lage, so dass die Correktur überflüssig wird. Während des Calibrierens muss oben an den Röhren ein verdicktes Capillarrohr offen bleiben, das man erst nach Beendi- sung der Calibrierung zuschmilzt. Die eisernen Halter d und f, welche die beiden Röhren in vertikaler Richtung tragen, sind an zwei abwärtsgehende Stangen befestigt, welche durch zwei Führungen hindurchgleiten. Die an die Stangen angebrachten runden Stifte greifen in den durchbro- chenen Hebelarm yh ein. Dreht man den Hebel um die Axe i, so senkt sich eine der Röhren, während die andere gehoben wird. An den Enden dieses Hebels sind Rebschnüre g% und hl befestigt, welche über Rollen hindurch zu dem 2 m entfernt aufgestellten Fernrohr hinlaufen. Die Schnüre sind hier auf zwei Wellen ge- wickelt, welche mit einem Drehrade und einer Bremsvorrichtung versehen sind. Man kann auf diese Art das Heben oder Senken der beiden Röhren vom Fernrohr aus mit grosser Präzision be- werkstelligen. Das Fernrohr ist an einem vertikalen, mit Stellschrauben versehenen Stativ verschiebbar, mit Wasserwage und Mikrometer- 168 CARL v. THAN. schraube ausgestattet, so dass es an beliebiger Stelle des Statives genau horizontal eingestellt werden kann. Das Stativ besteht aus einer meterhohen eisernen Röhre, welche von einer zweiten ver- nickelten Röhre so umhüllt wird, dass die innere Röhre wie bei den Kathetometern der äusseren Röhre zur Führung dient. Diese Art Führung gewährt volle Sicherheit dafür, dass bei der Drehung um die Axe des Statives das Fernrohr genau in demselben hori- zontalen Niveau verbleibt. Diese Drehung verrichtet man mit einer endlosen Schraube, welche in ein Zahnrad eingreift und welche am unteren Ende des äusseren Stativrohres concentrisch ange- bracht ist. Nachdem das zu messende Gas in das Eudiometer e einge- führt wurde, stellt man die Compensationsröhre in den Halter d so ein, dass der Meniskus des Quecksilbers um 1—-9 mm tiefer zu stehen kommt, als jener Theilstrich (z. B. der mit 0°5 bezeich- nete), mit welchem man die Ablesung ausführen will. Dann fixiert man das Eudiometer mit Hilfe des Halters fin der Weise, dass die Höhe des Quecksilbers nahezu dasselbe Niveau erreicht, wie in der Compensationsröhre. Man setzt nun den die Beleuchtung regulierenden Schirm auf, weleher an einer vertikalen Stange ver- schiebbar ist. Dieser Schirm besteht aus zwei mattgeschwärzten Blecheylindern e’ und c’. Diese Röhren werden so fixiert, dass bei der Ablesung ihr unterer Rand] um 4—5 mm höher zu stehen kommt, als der Meniskus des Quecksilbers. An die gegen das Fenster zugekehrten Seiten der beiden Röhren ist ein kleiner Rahmen e’' befestigt, über welchen feines Cigarettenpapier ausge- spannt ist. Durch dieses Papier hindurch wird der Raum zwi- schen dem Schirm und dem Meniskus mit diffusem Lichte so be- leuchtet, dass jeder störende Reflex ausgeschlossen ist. Nach etwa 5—10 Minuten gleicht sich die Temperatur der beiden Röhren aus, dann macht man die Ablesung folgendermassen. Man richtet das Fernrohr auf die Compensationsröhre «, durch Auf- und Ab- wickeln der Schnüre %k und / schiebt man die Compensationsröhre so weit abwärts, dass der Scheitelpunkt des Meniskus den einge- ätzten kreisförmigen Strich der Röhre gerade berührt. Bei jeder derartigen Einstellung muss darauf geachtet werden, dass der Meniskus von unten nach oben aufsteigend den Strich berührt, ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 169 denn nur in diesem Falle sind die Einstellungen genau. Hierauf stellt man den Kreuzfaden des Fernrohrs auch genau auf die oberste Kuppe des Meniskus ein. Ist dies geschehen, so dreht man das Stativ mit Hilfe der unten angebrachten Schraube ohne Ende, um die vertikale Axe etwa Q—3° nach links, so dass der Menis- kus des Eudiometers e in der Mitte des Gesichtsfeldes scharf er- scheint. Dieser Meniskus wird gewöhnlich 1—2 mm höher liegen als das Fadenkreuz. Nun stellt man durch Senken des Eudio- meters mit Hilfe der beiden Schnüre k und / dasselbe so ein, dass das Fadenkreuz den Meniskus genau berührt, und liest dann das Volumen des Gases ab. Während dieser Verrichtungen muss man natürlich sehr darauf achten, dass das Fadenkreuz genau in der- selben horizontalen Ebene verbleibt. Dies wird dadurch erreicht, dass man während der Ablesung das Fernrohr nicht berührt, und dass man bei der Einstellung des Fernrohrs die Schraube ohne Ende immer iu demselben Sinne, also z. B. immer von rechts nach links dreht, wodurch die Fehler des todten Ganges vermie- den werden. Zur Kontrolle der Einstellung ist es ratsam, das Fernrohr noch einmal auf die Compensationsröhre einzustellen. Hat sich durch Zufall nichts geändert, so müssen der Meniskus, der Theilstrich und das Fadenkreuz wieder genau zusammenfallen. Die Theorie der Methode ergiebt sich aus der folgenden ein- fachen Überlegung. Wenn man das im Eudiometer abgelesene Volumen des Gases mit V, den unbekannten Druck und die Tem- peratur desselben mit P und { bezeichnet; während dieselben Werthe des im Compensationsrohr enthaltenen Stickstoffgases mit denselben gestrichenen Buchstaben ausgedrückt werden, so er- giebt sich: das normale Volumen des Gases im Eudiometer 2 ee ae) Vn 0:76(1-t+at) ö das normale Volumen des Stiekstoffes im Compensationsrohr VD. —— SE RR Vn 0:76(1-+atf') ) Überlegt man, dass während der Ablesung der Druck und die 170 CARL v. THAN. Temperatur beider Gase gleich also P=P' und t =!’ ist, so folgt durch einfache Division (A Vn V n y on woher V„= e a) Man erhält daher das normale Volumen des Gases (V,), wenn man das bei der Ablesung beobachtete Volumen desselben Ü V mit dem konstanten Faktor y' normale Volumen des im Compensationsrohr enthaltenen Stick- stoffes, welches in unserem Falle = 10 cm? beträgt, V’ aber ist das thatsächliche Volumen desselben Gases, d.ı. der Rauminhalt des Compensationsrohres bis zu dem betreffenden Theilstriche des- selben. Diesen Rauminhalt haben wir aber so gewählt, dass der- selbe in einem einfachen rationalen Verhältnisse zum normalen multipliziert. V,„, ist das bekannte 1 Vene Volumen ist. Der Werth des konstanten Faktors y ist daher in unserem Falle, je nachdem man die Ablesung beim obersten (12:5 em?), bei dem zweiten (14286 em?), dritten (90 em?) oder dem untersten Teilstrich (50 cm?) ausgeführt hat, gleich 0'S, 0'7, 0:5, respektive 02. Das am Eudiometer abgelesene Volumen des Gases V multipliziert man einfach mit dem betreffenden Faktor, um das normale Volumen des Gases in Kubikcentimetern zu er- halten. Eine jede weitere Rechnung fällt vollständig weg. Bei der Explosion wird das Hudiometer auf einen kleinen mit einer dieken Kautschukplatte ausgefütterten gusseisernen Teller gestellt, welcher in die hölzerne Bohrung passt. Das Eudio- meter wird mit Hilfe eines daneben angebrachten Statives und Halters in der gewohnten Weise an die Kautschukplatte fest an- gedrückt. Liest man das Volumen der Gase ım feuchten Zustande ab, so giebt man vor der Einfüllung des Quecksilbers in das Kompen- sationsrohr sowohl wie das Eudiometer einen Tropfen Wasser. Die Ablesung geschieht gerade so wie vorher. Ftwas abweichend geschieht die Ablesung, wenn man eine Absorption mit mehreren Kubikcentimetern einer Flüssigkeit, z. B. mit einer Lösung von Kalilauge ausführt. Die Lauge führt man mit der von mir kon- ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 171 struierten Präzisionspipette in das Eudiometer ein.* Dann kennt man sehr genau das Volumen der eingeführten Lauge, nach der Ablesung am Quecksilbermeniskus zieht man das Volumen der Lauge ab, wodurch man das Volumen des feuchten Gases erhält. Die Ablesung selbst geschieht folgendermassen. Man stellt das Fadenkreuz zuerst auf den Meniskus des feuchten Kompensations- rohres wie früher ein. Nachdem das Fernrohr auf das Eudiometer gerichtet worden, liest man die Höhe der Absorptionsflüssigkeit ab. Es sei das specifische Gewicht dieser Lösung s, die Höhe der Flüssigkeitssäule betrage n Skalentheile, dann stellt man das Eudiometer so ein, dass das Fadenkreuz um — = 7 : _ Skalentheile über dem Meniskus des Quecksilbers zu stehen kommt. Die Ten- sion der Lauge im Eudiometer hat einen anderen Werth, als die Tension des Wassers im Compensationsrohr. Man korrigiert den hiedüurch entstehenden Fehler, indem man die rechte Seite der Gleichung (3) 5 ar „den Druck der feuchten Gase, / die Tension der Lauge, v dieselbe des Was- sers, beide für etwa 15—20°. Nehmen wir den bei uns herrschen- den durchschnittlichen Barometerstand zu 750 mm an, und ge- setzt den Fall, dass die Ablesung bei 0'8 Atm. (am obersten Theil- strich des Compensationsrohres) geschah, während die Absorption mit einer 0:5 normalen Kalilauge ausgeführt worden ist. Dann ergiebt sich für den obigen Correktionsfaktor der folgende Werth: P—1_ 08x 750 — 11:45 Pn—v 08x 750 — 197 —y15002. In diesem Falle muss also das abgelesene Volumen des Gases noch mit dieser einfachen Zahl multipliziert werden. * Diese besteht aus einer S-förmig gekrümmten getheilten Pipette deren hinteres Ende mit einem abnehmbaren mit Quecksilber gefüllten Gefässchen verbunden ist. Wenn man in das Gefässchen hineinbläst, so drückt das Quecksilber die gewünschte Laugenmenge aus der Pipette her- aus. Aus dem Gewichtsverluste des Quecksilbers ermittelt man mit grosser Genauigkeit das Volumen und die Menge der herausgedrückten Lauge. (Termeszett. Közlöny 17 (1885). 172 CARL v. THAN. Zum Beweise der Genauigkeit des Verfahrens habe ich einige Analysen durch meine Schüler ausführen lassen. Die Aus- führung geschah unter meiner Aufsicht ohne besondere Vorsichts- massregeln in einem Zimmer, welches während der Ausführung der Versuche zum Theil ungeheizt, zum Theil mit einem Sulzer’ schen Dampfwasserofen geheizt war. Hier folgen die Ergebnisse. Luftanalyse am 97. und 28. Novbr. 1899 (Herr G. BucHsöck). 1. Versuch. V’ 0) a 1 Angewandte feuchte Luft __ __ 71:31 cem® 07 49-92 Mit Wasserstoffgsas __ --- --- 113:00 0:8 90-40 Nach der Explosion __ __ __ 8439 0:7 59-02 2. Versuch. Angewandte feuchte Luft __ ___ 7040 cm® 07 49:98 Mit Wasserstoffsas __ __ __ 11508 0-8 92:06 Nachrder Explosion a 7708737233 0:7 OS Hiernach ergiebt sich die Zusammensetsung der von Kohlen- säure befreiten trockenen Luft nach den Formeln: Vers. 1 V= oo Saulerstohsg a 70 22790:952 90:92 N= a Stickstoff (und Argon) ___ 79:05-79:08 Nach den mit grosser Sorgfalt ausgeführten Analysen von Bunsen * ergiebt sich die mittlere Zusammensetzung der Luft aus 26 Analysen, in denen der Sauerstoffgehalt zwischen den äussersten Grenzen 20:34 bis 20°97% schwankte, zu Sanlerstofite 22909] Dies to TE N 73.079 100-000 * Gasometrische Methoden (2. Aufl); S. 85. ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 173 Man sieht aus diesen Daten, dass die von mir beschriebene Methode sehr scharf genannt werden kann, um so mehr, da die Versuche nicht mit ausserordentlicher Sorgfalt ausgeführt worden sind. Wie genau die Compensation stattfindet, auch im Falle die Gase feucht abgelesen werden, während die Temperatur des Zim- mers um einige Grade schwankte, geht aus folgenden Angaben hervor. Herr Buchgöck hat das Volumen des rückständigen Gases mehreremale abgelesen, und zwar anfangs in dem ungeheizten Zimmer, und setzte die Ablesungen auch während der Heizung fort, mit der einzigen Vorsicht, dass zwischen dem Wasserofen und dem Apparat eine mit Leinwand und Papier überzogene spa- nische Wand aufgestellt war. zur Zeit £ 1% 2 u In dem ungeheizten Zimmer war __-. --. 11°15’ 199° 8432 07 59:02 RG « « « — Kr ER re 7 OR Zu Beginne der Heizung __ ___ -._. 11°%40' 134 8430 07 59:01 Während der Heizung BR 1500135513300 « « « ... es s430 0:7 59:01 « « « Sr VER 192521473 8431 07 59:02 BO TS A 81:2.10.0:77,99,02 Nach dem Aufhören der Heizung __ _.. 12°35’ 146 8431 0:7 59:02 DR « « « 4192557 14:5.2:84:3170:7 ° 39:02 Als Beispiele für Gasanalysen mit verwickelteren Operatio- nen theile ich von Herrn A. FRANKFURTER ausgeführte Analysen des Kohlenoxydes und Äthylens mit. Diese Gase wurden mit überschüssigem reinen Sauerstoff verbrannt, die Kohlensäure mit einer 1:5 normalen Kalilösung absorbiert. Aus dem Mittel aller Volumbeobachtungen wurden die theoretischen Werthe berechnet und mit den direkt gefundenen verglichen. Das Äthylen wurde mit besonderer Sorgfalt von seinen Polymeren dadurch gereinigt, dass man das Gas durch luftfreien Alkokol absorbieren liess und dann durch Kochen dieser Lösung wieder ausgetrieben, die Alkohol- dämpfe zuletzt mit konzentrierter Schwefelsäure entfernt hat. Die Resultate sind in den nebenstehenden Tabellen zusammen- gestellt. 174 CARL v. THAN. Analyse des Kohlenoxydes CO. Versuch 1. Versuch 2. gef. ber. Diff. gef. ber. Kohlenoxyd v—26'019 26-026 —0:007 | v—=28:385 28-418 —0:033 Contraktion c=13'069 13:013 +0:056 c=14973 14209 +0:064 Absorption a—25.971 26.026 —0:055 a=98-355 28418 —-0:063 Verbrannt. Sauerst. 0=13'0921 13'013 -+0:008 | 0=14943 14209 +0:034# Analyse des Athylens C,H, 4° Versuch 1. Versuch 2. gef. ber. Diff. gef. ber. Dift. Äthylen v—= 5216 5933 —0:017 | v= 5684 5656 +-0:028 Contraktion c—10.448 10.466 —0:018 , c=11'280 11-312 —-0:032 Absorption a—=10483 10-466 -+0:017 | a=11-317 11:312 -+0:005 Verbrannt. Sauerst. 0=151715 15'699 -+0:016 0=16'913 16'965 —-0'055 Man sieht, dass die Zahlen recht gut stimmen, obwohl die Analysen auch nicht mit besonderer Sorgfalt ausgeführt waren. Die Ablesungen geschahen zum Theil bei Tagesbeleuchtung, zum Theil abends, wobei die Röhren durch eine weit hinter demselben aufgestellte Gasflamme beleuchtet waren. Der Vortheil der Methode über die bisher angewendeten Verfahren besteht hauptsächlich darin, dass man bei der Vo- lumenmessung der Gase durch eine einzige Beobachtung unmit- telbar den richtigen Werth erhält. Die vorher beschriebene Art der Anwendung des Compensationsrohres macht die unmittelbare Be- obachtung des Druckes und der Temperatur, sowie der damit ver- bundenen Correktionsrechnungen überflüssig. Wie auch der Druck und die Temperatur der Umgebung sich ändern mögen, da diesel- ben das Eudiometer und das Compensationsrohr in gleicher Weise beeinflussen, gleicht dieser Umstand alle von diesen Änderungen herrührende Fehler der gewöhnlichen Art der Beobachtung voll- ständiger aus, als dies durch die viel Mühe und Zeit beanspru- chenden Correktionsrechnungen erreichbar ist. Das beschriebene Verfahren ist meiner Erfahrung nach sowohl in Bezug der Präzi- sion wie auch der Raschheit und Bequemlichkeit der Ausführung den bisherigen Methoden weit überlegen. ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 175 Im vorhergehenden habe ich nur den wesentlichsten Teil des . Apparates beschrieben. Der ganze Apparat besteht aus drei, den beschriebenen ähnlichen Quecksilberwannen, welche radial grup- piert durch eine kreisförmige Rinne miteinander verbunden sind. Die Gas enthaltenden Röhren können vermittelst der mit Queck- silber angefüllten Rinne aus der einen Wanne in die andere leieht übergeführt werden. Die beiden anderen Wannen dienen zur Aufbewahrung der Compensationsröhren in Reserve, sowie zur Überführung der Gase aus einem Gefäss in passende andere, fer- ner um die Absorptionen und die qualitativen Untersuchungen der Gase u. s. w. zu verrichten. Diese Wannen sind auch mit Holz gefüttert, die Bohrungen sind aber weniger tief, als jene der Hauptwanne, so dass zur Anfüllung des ganzen Apparates höch- stens 25 kg Quecksilber genügen. Der mittlere Theil des Apparates ist ganz von derselben Construktion, wie die von mir im Jahre 1885 beschriebene Revolverquecksilberwanne.* Dieser Theil des Apparates dient dazu, damit man in den kreisförmig aneinander gereihten Eprouvetten und Gasometern die Gase auffangen und aufbewahren könne. Der mittlere Teil ist sammt den Haltern und den Eprouvetten in der kreisförmigen Rinne drehbar, so dass man ein jedes der Gefässe in irgend eine der drei Wannen be- quem überführen kann. Über die genaue Adjustierung des Apparates, sowie über die Anwendung desselben zu den eingangs erwähnten Untersuchun- gen werde ich bei einer anderen Gelegenheit ausführlicher be- richten. Gegenwärtig begnüge ich mich damit, die Anwendbarkeit desselben zur Bestimmung der Dichte der Gase zu zeigen. Zur Dicehtebestimmung der Gase dient das leichte Glas- gefäss (dl Fig. 2, welches oben und unten durch zwei kleine Glas- hähne c und «a luftdicht verschliessbar ist und am unteren Ende mittels eines Schliffes auf das Eudiometer e aufgesteckt werden kann. Der Inhalt des Gefässes d beträgt etwa 100-120 em?, und das Volumen desselben ist zwischen den beiden Hähnen mit Quecksilber genau kalibrirt. Das Gewicht des luftleeren Gefäs- ses wird ein für allemal genau bestimmt. Beim Gebrauche füllt * Termeszettudomänyi Közlöny 17, 204. 176 CARL v. THAN. man dies Gefäss in bekannter Weise mit dem zu untersuchenden Gase, ohne Beachtung der Temperatur und des Druckes. Dann schliesst man beide Hähne ab und bestimmt das Gewicht des darin enthaltenen Gases nach halbstündigem Verweilen auf einer guten Wage. Zu diesem Behufe verwendet man das Taragefäss f, welches aus derselben Glassorte angefertigt ist und nahezu dasselbe Ge- 4C d ei | Ha SC | N AN a El er Fig. 2. Fig. 3. wicht und Volumen hat, wıe das Gefäss d. Die Gewichtsdifferenz beider Gefässe wird ein für allemal festgestellt. Die Wägung wird nach dem Verfahren von Borpa mit Schwingungsbeobachtungen möglichst genau ausgeführt. Auf diese Art werden die Fehler der Gewichtsbestimmung bis auf verschwindend kleine Differenzen compensiert. Das gewogene Gefäss d steckt man jetzt mittels des Schliffes auf das Eudiometer e auf, welches in der vorher beschrie- ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 177 benen Wanne aufgestellt, bis b’ mit Quecksiber gefüllt ist. Man pumpt jetzt durch den Hahn b den Raum zwischen abb’ luftleer aus. Dieser Raum ist auskalibriert und ist in die auf 0'1 cm? bezo- gene Skalentheilung des Eudiometers mit eingerechnet. Hiernach schliesst man den Hahn b, öffnet zuerst den unteren Hahn von d, nämlich a, dann b'‘. Das Gas dehnt sich jetzt aus und drückt das Quecksilber um 3—4 cm etwa bis e herab, dann wird mit An- wendung des Compensationsrohrs das normale Volumen des Ga- ses in der früher beschriebenen Weise abgelesen. Man verwendet hierzu ein Compensationsrohr mit 10 cm? trockenem Stickstoff und stellt dasselbe auf den Theilstrich 0°S Atm. ein. Auf diese Art hat man das Gewicht und das Volumen des Gases ermittelt, die Dichte desselben erhält man durch eine einfache Division ohne irgend welche Correktionsrechnungen. Wie man sieht, besteht die ganze Dichtebestimmung aus einer Wägung und aus einer Ablesung des Volumens. Diese sind rasch ausführbar und genau, denn wenn man einige Sorgfalt an- wendet, compensieren sich die Beobachtungsfehler so zusagen von selbst, auch fällt der umständlichere Theil der Rechnungen ganz weg. Das ganze Verfahren beansprucht sammt der Berechnung höchstens zwei Stunden. Herr FRANKFURTER hat ohne vorhergehende Einübung die Dichte des Kohlendioxydes nach den angegebenen Verfahren in zwei Versuchen bestimmt. Er hat folgende Werte sefunden 15265 und 15298, wobei er mit zwei verschiedenen Gefässen von etwa 120 cm?. Inhalt arbeitete. Bunsen hat nach sei- ner Methode im Mittel aus sechs Versuchen, wobei er etwa 200 bis 300 em? Gas verwendete, 15273 gefunden, während REGNAULT in seinen klassischen Arbeiten bei Verwendung von 10 Liter Gas die Dichte zu 152901 bestimmt hat. Wegen Mangels an einer grösseren Anzahl von genauer ausgeführten Beobachtungen konnte die Fehlergrenze des beschriebenen Verfahrens noch nicht fest- gestellt werden, es liegt aber ausser Zweifel, dass die Methode bei rascher Ausführung eine grosse Genauigkeit verspricht, nament- lich wenn man etwas grössere Gefässe verwendet. Anfangs verursachte der Umstand einige Schwierigkeiten, dass das Gewicht des Scehmiermittels bei verschiedener Art des Schmierens der Hähne des Gefässes d einige Schwankungen er- Mathematische und Naturwissenschafttliche Berichte aus Ungarn. XIV. 12 178 CARL v. THAN. gab. Dieser Fehler ist beinahe gänzlich zu vermeiden, wenn die Enden der Hahnhülsen genau eben abgeschliffen werden und man die Hähne mit einer Misehung aus Vaselin und Wachs gut ein- schmiert und dann möglichst fest in die Hülsen hineinsteckt. Auf diese Weise drückt sich der Überschuss des Schmiermittels her- aus; putzt man dasselbe mit feiner Leinwand sorgfältig weg, so stellte sich nach vielen Versuchen heraus, dass die Gewichts- differenz der Hahnsalbe bei solcher Einrichtung nur Bruchtheile des 01 Milligrammes ausmacht, daher getrost zu vernachlässi- gen ist. Dies Verfahren hat ausser der Bequemlichkeit noch den Vor- zug, dass man dazu eine geringe Gasmenge bedarf, und dass man dasselbe Gas, welches zur Dichtebestimmung diente, unmittelbar zur Analyse, zu Absorptionen und zu sonstigen Versuchen ver- wenden kann. Zu diesem Behufe verwendet man das Dichtegefäss als Gasometer in folgender Weise. Auf dem oberen Hahnrohr c des Gefässes d (Fig. 3) steckt man mittels eines Kautschukrohrs eine kapillare Gasleitungsröhre an. Dann füllt man das untere Hahnrohr von dmit einer Capillarpipette mit Quecksilber an. Jetzt verbindet man dasselbe durch Kautschuk mit dem seitlichen Fort- satze der Röhre eb, welches vorher auch mit Quecksilber gefüllt worden, so dass keine Luft unter den Hahn gerathen könne. Beide Theile werden dannin ein passendes Stativ in der Weise befestigt, wie aus der Zeichnung ersichtlich. Man stellt dann das Queck- silberreservoir a in einen höher gelegenen Ring desselben Statives hinauf, so dass es in die Lage a’ zu stehen kommt, füllt dann aus diesem Reservoir das Rohr be ganz mit Quecksilber an. Schliesst man den Hahn b und öffnet vorsichtig den unteren Hahn von d, so dringt das Quecksilber in d ein und presst das Gas etwas zu- sammen. In diesem Zustande ist der Apparat ein bequemes Gaso- meter. Will man daraus das Gas entnehmen, so öffnet man den oberen Hahn c und reguliert b in der Weise, dass das aus dem Reservoir a’ abfliessende Quecksilber im Rohre be etwa um | cm höher zu stehen kommt als in d. Diese Niveaudifferenz bestimmt die Geschwindigkeit des Gasstromes, mit welcher wir das Gas hinaustreiben wollen ; diese Geschwindigkeit bleibt ganz konstant, wenn der Hahn 5b richtig eingestellt ist. Ebenso verfährt man, ÜBER EINE COMPENSATIONSMETHODE DER GASOMETRIE. 179 wenn man das Gasometer d mit einem Gase füllen will. Zu die- sem Behufe verbindet man die Gasleitungsröhre mit dem oberen Hahn c und stellt das Quecksilber-Reservoir von der oberen Lage a’ in die untere a. Ich habe auch grössere derartige Gasometer construiert. Bei diesen Gasometern ist das aus starkem Glase angefertigte Gefäss d an die Niveauröhre eb direkt angeblasen. Das solide eiserne Stativ ist so construiert, dass das Gasometer sımmt dem Quecksilberreservoir zusammen verschiebbar und in beliebiger Höhe fixiert werden kann. Diese Gasometer haben sich als bequem bewährt, man kann in denselben die Gase Monate lang aufbewahren, ohne dass sie sich mit der Luft mischen. Die Metallbestandtheile aller beschriebenen Apparate hat R. WEBER, der Maschinist meines Laboratoriums, die Glasbestand- theile das glastechnische Institut des Herrn Dr. C. Kıss in Buda- pest ausgeführt. 13. BEITRÄGE ZUR CHEMIE DES CALCIUMS. Vorläufige Mittheilung Von Dr. BELA von LENGYEL. 0. M. DER AKADEMIE, PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU BUDAPEST. Aus: «Mathematikai es Termeszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie). Band XIV. pp. 42—49. Bezüglich der Darstellung der Metalle auf elektrolytischem Wege war bekanntlich Davy der Bahnbrecher, doch die Erdmetalle darzustellen gelang ihm nicht. Später entwickelte Bunsen! die Darstellung des Magnesiums auf elektrolytischem Wege und arbei- tete eine Methode aus, mittels welcher die Darstellung des Magne- siums und Lithiums? sicher gelingen müsse. Auf dieselbe Weise versuchte er auch die Darstellung von Caleium, Strontium und Barium ; diese Versuche wurden jedoch nicht von Erfolg be- gleitet. Nach Bunsen befasste sich, die Bunsen’schen Erfahrungen benützend, Marnıssen® mit der Darstellung der Erdmetalle und es gelang ihm auch unter gewissen Bedingungen Caleium zu ge- winnen; doch es schied sich das Calcium meistens in kleinen Körnchen aus und verlor sich in der geschmolzenen Masse. Nur selten kam es vor, dass er einen Regulus in Grösse von einer Linse erhielt. Trotz alledem konnte MarHtssen die physikalischen Eigen- 2 Ann. d. Chem. u. Pharm. LXXXII. 137. 210% KONG 107% 3 DKONDE, Art, BEITRÄGE ZUR CHEMIE DES CALCIUMS. 181 schaften, so wie auch die auffallendsten chemischen Eigenschaf- ten des Caleiums bestimmen. Auch Andere befassten sich mit der Darstellung dieses Me- talles.. Nach Frey * kann man mittels dem von MATHISSEN em- pfohlenen Vorgehen das Caleium in 2—4 Gramm schweren Re- gulis erhalten. Lıes-Boparr und Join haben das Calcium aus Caleiumjodid durch Natrium reducirt; die Reaction jedoch, welche bei hoher Temperatur verläuft, kommt nach Dumas nur unter grossem Drucke zu Stande. Caron hat dieses Metr.l mittels Re- duetion von Caleiumehlorid mit einem Überschuss von Natrium und Zink hergestellt und liess aus der Legirung von Zink und Caleium das Zink bei hoher Temperatur verdampfen. Unter diesen Darstellungsweisen ergiebt zweifellos die MarnHissen’sche das Metall am reinsten ; doch ist nach meinen Erfahrungen auch das auf solchem Wege gewonnene Caleium nicht gänzlich rein, son- dern eisenhältig. Mar#ıssen hat nämlich das Caleciumchlorid zwi- schen Eisenpolen elektrolysirt, so, dass der positive Pol aus einem grossflächigen Eiseneylinder, der negative aber aus einem dünnen Eisendrahte bestand. Es ist offenbar, dass auch das auf dem posi- tiven Pole entstehende Fisenchlorid unter der Einwirkung des Stromes zersetzt und das Eisen sammt dem Calcium auf dem negativen Pole ausgeschieden wird. Reines, von Eisen freies Cal- cium kann man mittels dieses Verfahrens höchstens dann erhalten, wenn wir mit der Elektrolyse nach kurzer Zeit innehalten, näm- lich dann, wenn sich das Eisenchlorid in der Masse noch nicht auf- gehäuft hat. Marnuıssen arbeitete mit sechs Bunsen’schen Elemen- ten und jedesmal dauerte die Elektrolyse eine halbe Stunde. Nur in einem Falle — bemerkt er — gelang es ihm einen Caleium- Regulus zu gewinnen, sonst war das Metall immer in kleinen Körnchen in der Masse verstreut. Nach ihm gelingt die Frzeu- gung des Metalles sicherer, wenn man als positiven Pol eine gross- tlächige Kohlenplatte, als negativen aber einen Eisendraht ver- wenden und den Eisendraht während der Dauer der Elektrolyse von drei zu drei Minuten heraushebt und das angeklebte Cal- ciumkügelchen davon ablöst. * Ann. d. Chem. u. Pharm. CLXXXTII. 367. 189 BELA v. LENGYEL. Ausalledem kann man beurtheilen, dass man für die Darstel- lung des Caleciums im reinen Zustande bisher noch keine so sichere Methode besitzt, mittels welcher man dieses Metall in grösserer Menge erzeugen könnte. Zwar gelang es CHaron 40 Gramm des Metalles auf einmal darzustellen; doch kann man, nach meiner Ansicht, mittels seiner Methode kein reines Calcium erhalten. Es ist nämlich wahrscheinlich, dass man aus der Zink-Caleium Legirung das Zink mittels Destilliren nicht entfernen könne, und das so erzeugte Calcium nicht einmal natriumfrei sei. Ich fing vor einem Jahre an, mich mit der Darstellung des Caleiums zu beschäftigen und zwar zu dem Zwecke, damit ich dieses noch kaum bekannte Metall studiren könne. Einem derarti- gen eingehenden Studium stand bisher der Umstand im Wege, dass die Darstellung des Metalles in reinem Zustande und in srösserer Menge, nach den angeführten litterarischen Daten be- urteilt, mit grossen Schwierigkeiten verknüpft war. Vor Allem trachtete ich für die Darstellung dieses Metalles aufelektrolytischem Wege ein Verfahren zu finden, welches nicht versagt und welches reines Öalcium in grösserer Menge liefert. Dieses Streben wurde von Erfolg begleitet, indem es mir heutzutage keinerlei Schwierig- keit verursacht dieses Metall in 6—1!5 Gramm schweren Resulis herzustellen. Zur Erzeugung des Calciums wählte auch ich aus der schon oben angedeuteten Ursache, dass man nämlich meiner Ansicht nach nur auf dem Wege der Elektrolyse reines Calcium darstellen könne, — die Elektrolyse. Den Faden der Versuchsthätigkeit nahm ich dort wieder auf, wo ihn Marntssen’s abgerissen hatte, wodurch ich schliesslich auf das folgende Verfahren kam. Der elektrolytische Apparat besteht aus einem grösseren Graphittiegel mit einem Durchmesser von 7—8 cm, in welchen eine poröse Thonzelle von 3—4 cm Durchmesser derart eingefügt ist, dass die Zelle den Boden des Tiegels nicht berührt. Sowohl den Tiegel als auch die Zelle füllen wir mit wasserfreiem Calcium- chlorid. Den Tiegel verbinden wir mit dem positiven Pole, in die Zelle aber tauchen wir den negativen Pol ein. Der negative Pol besteht (je nach der Stärke des Stromes) aus einem dickern oder dünnern Eisendrahte im Durchmesser von I—2 mm, welcher BEITRÄGE ZUR CHEMIE DES CALCIUMS. 183 durch die Mitte einer Thonscheibe von etwas kleinerem Durch- messer, als jener der Zelle geht. Die Thonscheibe hat den Zweck, dass sie in die Zelle herabgelassen, die Berühung des geschmolze- nen Caleiumehlorides mit der Luft verhindere. Damit die Thon- scheibe mit dem aufgelösten Caleiumchlorid nicht in Berührung komme, ist an dem durchgesteckten Drahte in der entsprechenden Höhe von seiner einzutauchenden Spitze ein Reifen angebracht, welcher die in die Zelle geschobene Thonscheibe hält. Aus dem beigegebenen Querschnitte des Apparates ist die Construction — an hlllım li INN] \ leicht zu verstehen. Nachdem das Calciumchlorid in dem Tiegel und in der Zelle geschmolzen ist, schliessen wir den Strom und füllen die Zelle mit auf die Thonplatte gestreutem, grobgepulver- tem Caleiumchlorid und schmelzen dessen Oberfläche. Dadurch erreicht man, dass die Zelle durch eine feste Caleiumehlorid-Kruste luftdicht verschlossen wird. Was den Strom betrifft, arbeitete ich mit viel stärkeren Strö- men, als Marsissen. Dieser wandte eine aus sechs Bunsen’schen Elementen bestehende Batterie an, welche einen Strom von 10— 11 Volt gab. Ich arbeitete mit einem Strom von 70, jetzt sogar 184 BELA v. LENGYEL. von 110 Volt und leitete durch den Elektrolyt einen Strom von 10—18 Ampere. Man setzt die Elektrolyse 1—1!/»a Stunden lang ohne Unterbrechung fort, während welcher Zeit man darauf ach- ten muss, dass das Caleiumcehlorid nicht erstarre. Wenn der Versuch fehlerlos vor sich gegangen, so findet man das Caleium in einem Regulus von 5—15 Gramm an dem Ende des Eisendrahtes hängend, von wo es leicht ablösbar ist. Den Regulus hämmert man auf einem Ambos auseinander, wo- durch das daran befindliche Caleiumchlorid abspringt. Um das Caleiumchlorid endgiltig zu entfernen, lässt man das Metall in wasserfreien Alkohol stehen, wo das Chlorealeium sich ablöst. Das Metall greift den Alkohol nicht an, wenn er gänzlich wasser- frei ist. Das auf diese Weise dargestellte Calcium ist, abgesehen von Spuren des Siliciums, ganz rein, wovon ich mich‘ durch eine quantitative Untersuchung überzeuste. Nachdem ich eine abgewo- gene Quantität Caleium durch Wasser zu Caleiumhydroxyd umge- wandelt hatte, wurde dieses durch lebhaftes Glühen in Caleium- oxyd übergeführt und gewogen. 05590 Gramm Caleium gaben 0:7766 Gramm Caleiumoxyd nach der Theorie hätte sein müssen 0:7894 « « Dieser Analyse nach enthält der Regulus 992% Caleium- metall. Die physikalischen Eigenschaften habe ich identisch mit den von MarHIssen bestimmten gefunden. Das Metall hat eine gelbli- che Farbe und ähnelt solehem Golde, welches mit viel Silber legirt ist. Es ist dehnbar, doch wird es, wenn man es lange häm- mert, brüchig. Sein speeifisches Gewicht ist fünf, bei 15° gemachten Bestimmungen zufolge im Mittelwerthe 1:5540 (nach Bunsen und MarTHIssEn 1°5778). Das Metall verliert seinen Metallglanz an trockener Luft nicht; an feuchter Luft oxydirt es sich rasch und wird von einer graulichweissen Caleiumhydroxyd-Kruste bedeckt. Wenn wir es an der Luft erhitzen, entzündet es sich und brennt mit blendendem Lichte zu Caleiumoxyd. Seine Entzündungstemperatur ist eine hohe, denn man muss es bis zu lebhaftem Rothglühen erhitzen, BEITRÄGE ZUR CHEMIE DES CALCIUMS. 155 um es zu entzünden. In Chlor erhitzt, entzündet es sich in Roth- glühen und verbrennt mit blendender Flamme zu Caleciumchlorid; in Joddampf rothglühend gemacht, vereinigt es sich mit dem Jode, jedoch ohne auffallende Lichterscheinung; dagegen brennt es in Schwefeldampf bei Rothgluth mit blendender Flamme. Es zersetzt das Wasser lebhaft bei gewöhnlicher Temperatur, in- dem es sich zu Caleiumhydroxyd verwandelt, wodurch das Was- ser — da dieses Hydroxyd nur in geringem Grade löslich ist — trüb wird. Concentrirte Schwefelsäure, so wie concentrirte, rau- chende Salpetersäure haben in kaltem Zustande keine Wirkung darauf; bei ihrem Siedepunkte lösen sie es mit Entwicklung von Schwefeldyoxyd, respective Nitrogentetroxyd unter lebhaftem Schäumen auf. Concentrirte Salzsäure wirkt heftig und löst das Metall unter Hydrogenentwicklung ; verdünnte löst es gleichfalls sehr ungestüm. Alle diese Eigenschaften haben die oben eitirten Forscher festgestellt und ich kann ihre Beobachtungen auf Grund der meinigen nur bestätigen. In den aufgezählten Eigenschaften des Caleiums tritt jedoch dessen chemische Eigenthümlichkeit noch bei weitem nieht genügend hervor, weshalb es nothwendig erscheint das Verhalten des Metalles gegen andere Körper zu studiren. | Gegenwärtig will ich vom Verhalten des Calciums zum Hydrogen sprechen. Galciumhydrogen CaH,. Diese bisher nicht bekannte Verbindung entsteht leicht durch unmittelbare Vereinigung der beiden Elemente. Das Cal- cium und das Hydrogen verbinden sich nämlich schon bei gewöhn- licher Temperatur langsam, beim schwachen Rothglühen sehr energisch, während das Calcium, welches das Hydrogen gierig absorbirt, lebhaft zu glühen beginnt. Wir stellen diese Ver- bindung in folgender Weise dar: Einige Gramm reines, glän- zend geschliffenes Caleium geben wir in ein blank gereinig- tes Eisenschiffehen und schieben dieses in eine glasirte Por- cellanröhre, durch welche wir sorgfältig gereinigtes und mit besonderer Sorgfalt getrocknetes Hydrogen leiten. Es ist zweck- 186 BELA v. LENGYEL. mässig den Überfluss des aus der Porcellanröhre herausströmen- den Hydrogens in ein Reservoir (eine mittels Wasser verschlos- sene Glasglocke oder ein aus Deville-schen Flaschen zusam- mengesetztes Gasometer), respective durch ein solches zu lei- ten, damit wir dann, wenn die Absorption des Hydrogens beginnt, über einen genügenden Hydrogenvorrath verfügen. Der zur Hydro- genentwickelung bestimmte Apparat ist nämlich nicht im Stande genügend Hydrogen zu entwickeln, wenn die Absorption be- ginnt. Selbstverständlich sind zwischen das Reservoir und die Porcellanröhre Trockenapparate einzufügen. Wenn aus dem Ap- parate die Luft gänzlich entfernt ist, wird die Porcellanröhre be- hutsam zum Rothglühen erhitzt und nach Beendigung der Reaction noch eine halbe Stunde lang auf dieser Temperatur erhalten. Die Porcellanröhre lassen wir in einem Hydrogenstrome abküh- len und übertragen dann rasch das gebildete Calciumhydrogen aus dem Schiffchen in eine mit gut eingeschliffenem Stöpsel ver- sehene, möglichst kleine Flasche. Das Caleiumhydrogen ist ein graulicher, formloser, erdiger Körper. In Wasser geworfen, zersetzt er das Wasser heftiger, als das Caleium selbst, und zwar in solchem Masse, dass, wenn man ein grösseres Stück auf das Wasser wirft, das sich entwickelnde Hydrogen manchmal auch entzündet und dabei die Flüssig- keit sich stark erwärmt. Im Oxygenstrome erhitzt, entzündet es sich beim Rothglühen und brennt mit blendender Flamme, wäh- rend dessen schlägt sich das Wasser auf die kalten Theile der Röhre nieder. Mit Chlor vereinigt es sich in der Rothgluth heftig, so wie Calcium selbst. In Joddampf erhitzt, wird es glühend und sprüht Funken. In Schwefeldampf erhitzt, zerfällt es zu dunkelgefärbtem Staube, und wird kaum glühend (das Caleium brennt in Schwefel- dampf mit blendender Flamme). Concentrirte Salzsäure löst es unge- stüm unter Hydrogenentwicklung auf; concentrirte Schwefelsäure und Salpetersäure sind in kaltem Zustande ganz wirkungslos oder wirken kaum, in heissem Zustande lösen sie es unter Schäu- men auf. Verdünnte Schwefelsäure und noch mehr Salpetersäure greift es sehr heftig an, indem sie es in die entsprechenden Caleiumsalze umwandelt. BEITRÄGE ZUR CHEMIE DES CALCIUMS. \ 187 Um die chemische Zusammensetzung des Caleiumhydrogens festzustellen, habe ich die Quantität des Hydrogens, welches diese Verbindung mit Wasser entwickelt, gemessen und die Quantität des Calciums, welches in dem gebildeten Caleiumhydroxyde ist, festgestellt. Die Ausführung des Experimentes ist einfach. Eine an einem Ende zugeschmolzene, mit Eintheilung versehene Röhre stellt man mit Quecksilber gefüllt in eine Quecksilberwanne. In die Röhre gibt man erst das Caleiumhydrogen, dann aber Wasser. Nach 12—24 Stunden, nachdem das Schäumen aufgehört, misst man das Volumen des Gases. Aus einem anderen Theile desselben Caleciumhydrogens aber bestimmt man das Caleium in der bekannten Weise. Aus dem Caleiumhydrogen zweier verschie- dener Darstellungen erhielt ich das folgende Resultat: in Gewichtspercenten mittlerer T- 108 Werth entwickeltes Hydrogen 3:76 3:52 8:64 Caleium 94.95 94-00 94-48 Wenn wir die Quantitäten nach Gewichtspercenten durch die bezüglichen Atomgewichte dividiren, ergibt es sich, dass die Atomenzahl des Calciums zu der des Hydrogens sich verhält, wie 9-389 : 8-64, d. h., dass auf ein Atom Calcium vier Atome ent- wickeltes Hydrogen entfallen. Ein Atom Caleium jedoch ent- wickelt blos zwei Atome Hydrogen, weshalb die anderen zwei Atome an das Calcium gebunden sind. Diesen zufolge ist die Formel dieses Caleiumhydrogens (aH,. Die aus dieser Formel berechneten Gewichtsproducte sind mit der gefundenen verglichen die folgenden: berechnet gefunden Calcium 9% IA-A8 Hydrogen 438 4.32 -100°0 95:80 Die Abweichungen sind nicht unwesentlich, aber leicht ver- ständlich. Das Calciumhydrogen verändert sich rasch an der Luft in Folge des Feuchtiekeitsgehaltes derselben und wird zu Caleium- hydroxyd. Die Bildung des Caleiumhydroxydes verringert sowohl 188 BELA v. LENGYEL. die Percentzahl des Hydrogens, als auch jene des Caleiums. Die Wirkung des Caleiumhydrogens auf Wasser wird durch die fol- gende Gleichung ausgedrückt: CaH,+2HOH=2R,-+ Ca(OH),. Es ist nicht uninteressant zu erwähnen, dass das Calcium- hydrogen nicht bloss auf das Wasser energischer, als das Caleium, wirkt, sondern auch auf andere hydroxydhältige Verbindungen. Das Caleium wirkt, wie ich zu Beginn meiner Mittheilung er- wähnte, auf wasserfreien Alkohol nicht, jedoch zersetzt das Cal- ciumhydrogen den Alkohol sehr lebhaft. Das Gas, welches sich aus dem Alkohol entwickelt, ist reines Hydrogen, weshalb die Reaction die folgende ist: CaH,+2C,H,0H,=(C,H,0),Ca+H,, Ob sich hiebei jedoch wirklich Caleiumalkoholat bildet, ist gegenwärtig noch Gegenstand meiner Untersuchung. Ich habe auch die elektrolytische Darstellung des Strontiums und Bariums versucht. Die Darstellung des Strontiums ist viel schwieriger, als die des Caleiums, und gelingt selten. Die Dar- stellung des Bariums aber gelang mir bisher gar nicht. Ich habe jedoch Aussicht, dass ieh die Schwierigkeiten überwinden und zur Elektrolyse dieser Metalle eine sichere Methode finden werde. Zum Schlusse fühle ich mich noch verpflichtet zu erwähnen, dass Herr Junıus Weszeuszev, dipl. Magister der Pharmacie, mich im experimentellen Theile meiner Arbeit eifrig unterstützt hat, wofür ich ihm meinen Dank abstatte. 14. JOHANN CEMENTES EIN UNGARISCHER CHEMIKER DES XVI. JAHRHUNDERTS. Von ARMAND DESIDERIUS HERZFELDER. Vorgelegt der Akademie in der Sitzung vom 16. November 1896, vom o. M. Carl v. Than. Aus: «Mathematikai &s Termeszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie) Band XIV. pp. 438—440. 1896. In der Handschriftensammlung des Ungarischen National- Museums befinden sich unter der Nummer 484 Oct. Hung. mit der Bezeichnung «arany olvasztök könyve» (Buch der Goldschmelzer» eine aus dem XVI. Jahrhundert stammende ungarische Hand- schrift die bisher kaum gewürdigt wurde. Dieses Werk enthält theilweise das Tagebuch, theilweise die Memoiren des JoHANN CEMENTES von Kolozsvar (Klausenburg), der um 1525 in Kolozs- vär geboren, schon in seiner Jugend das Goldschmiede-Handwerk erlernt und betrieben hatte. Bald wurde er seinem Handwerke untreu und 1558 war er bereits Angestellter der Szebener (Her- mannstädter) Kammer oder Münze. Nur langsam kam er hier vor- wärts. Er war lange Cementierer (von welcher Beschäftigung er auch seinen Namen ableitete) bis man ihn endlich 1572 zum Kammergespan (Kammergrafen) ernannte, in welcher Stellung ihn 1583 der Tod ereilte. Der erste Theil der Handschrift befasst sich mit der Dar- stellung zahlreicher chemischer Preparate, während in den darauf- folgenden Capiteln der Autor die durch ihn vorgenommenen Ver- suche und Verfahren in Tagebuchform beschreibt. Die mittleren Capitel der Handschrift behandeln hauptsäch- lich die Reinigung und Werthbestimmung des Goldes. Der Grund 190 ANMAND DESIDERIUS HERZFELDER. hievon ist darin zu suchen, dass der Autor zur Zeit als er diese Capitel schrieb als Cementierer der Münze sich mit derlei Arbei- ten von Amtswegen beschäftigen musste. Später aber zum Kam- mergespan ernannt wird die Handschrift memoirartig. Der Autor erzählt die wichtigen Ereignisse seines Lebens und führt mehrere, seine Zeit charakterisierende historische Begebenheiten an. Die Geographie von Siebenbürgen partieipirt an dieser Ar- beit mit mehreren Fluss- und Ortsnamen, von welchen Kalotaszeg wohl hier zum erstenmale vorkommt. Wir finden Hinweise, auf die politisch wichtigsten Personen jener Zeit; die siebenbürgischen Münzstätten sind aufgezählt, ihre Organisation und die dort ge- prägten Goldmünzen sind besprochen und endlich sind die ver- schiedenen Orts gebrauchten Verfahren sehr interessant behandelt. Auch als Sprachdenkmal ist das Werk in Betracht zu ziehen. Im 3—4. Heft der Magyar-Könyvszemle (Ung. Bibliographische Revue) erschien der Text der Arbeit mit bibliographischen und philologischen Anmerkungen (letztere von JunIus ZoLNnAI) und so kann ich mich bei dieser Gelegenheit auf jene Benennungen be- schränken, welehe vom Gesiehtspunkte des Chemikers von Inter- esse sind. Abgesehen von einigen bereits von anderer Seite be- kannten Benennungen wie «grispan» (magyarisirter Ausdruck für Grünspan, russica (in Vergessenheit gerathener Ausdruck für Arsen) etc. kommen auch einige ganz neue vor. Vor Allem der Ausdruck «közsö» für Kochsalz gebraucht, «koles» unkrystallisiertes Kochsalz, dann der-echt ungarische Ausdruck für Retorte «töküveg» (tök—Kürbis, üveg=Glas) und endlich um nicht noch mehr anzuführen, der Ausdruck «alom- bik» Übergangsform von 3ußt£ zu dem heute gebräuchlichen «lombik» (Kochflasche). Fine ganze Reihe von Gefässen führt der Autor an und illustriert die Benennungen mit Zeichnungen. Für uns Ungarn ist es von Interesse, dass wir Szebener und Nagybänyaer Tiegelformen ebenso finden, wie ungarische analytische Methoden. Bezüglich sei- ner chemischen Kenntnisse steht der Autor auf dem wissenschaftli- chen Niveau seiner Zeit, während er infolge seiner amtlichen Agen- den in der Behandlung des Goldes besondere Übung besass. Von dem was er weiss, theilt er vieles mit. Seine Beschreibungen sind JOHANN CEMENTES EIN UNG. CHEMIKER DES XVI. JAHRHUNDERTS. 191 immer verständlich und seine Sprache trägt nirgends den geheim- thuerischen Charakter der alchimistischen Litteratur des XVI. Jahrhunderts zur Schau. Dennoch stossen wir auf viele Bezie- hungen, viele Ähnliehkeiten in den Beschreibungen, theils mit Werken bekannter alehimistischer Schriftsteller, theils mit einer unedirten Handschrift im Besitze der Ung. Akademie der Wissen- schaften und endlich mit dem Goldschmiedebuch Prrsr KecskE- METIs, welches 100 Jahre jünger ist als unsere Handschrift. In einigen Fällen gelingt es nachzuweisen, dass die Priorität unse- rem Autor gebührt. Die Sprache der Arbeit ist beinahe überall die ungarische, nur selten die lateinische; die Terminologie ist, wie wir sahen, theilweise ungarisch, aber auch lateinisch und deutsch. Die Schrift ist beson- ders am Anfang recht schwer leserlich, späterhin wird sie immer kla- rer. Einen besonderen Charakter verleiht der Arbeit, dass einzelne wichtige Worte, wie Gold, Silber, Mixtur ete. mit Buchstaben eines geheimen Alphabets geschrieben sind. Die falsche Anwendung dieser Zeichen beweist unter anderem auch die nachträgliche Eintragung zweier, von fremder Hand stammender Abschnitte, wenn wir auch über die Person dieses Fälschers nicht klar werden können. Das Werk enthält in seinem heutigen Einbande die Blätter nicht in der originalen Reihenfolge, auch ist es wahrscheinlich seit lange her unvollständig. Auf das letzte Blatt hat nämlich wahr- scheinlich die Frau des Autors nach dessem Tode die Bemerkung gesetzt: «Bis hiro sein Blatt 101 geschrieben» und wirklich, auch heute liegen 101 beschriebene Blätter vor uns. 19. ÜBER EINE ELEKTRISCHE LICHTERSCHEINUNG. Von DESIRE KORDA. LEITER DER ELEKTRISCHEN ABTHEILUNG DER CIE. DER FIVES-LILLE IN PARIS, Vorgelegt der Akademie in der Sitzung vom 20. April 1895 durch das ordentliche Mitglied Alois Schuller. Aus: «Mathematikai &s Termöszettudomänyi E>tesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger) Band XIV. pp 211—214. Mit Hilfe des Runmkorrr’schen Funkenindictors führte ich an solchen Glühlampen, deren Kohlenfaden durchgebrannt war, Versuche aus; als Resultat dieser Versuche stellte ich eine inter- essante Lichterscheinung fest, welche einen Übergang einerseits zwischen den in Hırrorr-Ürookzs’schen und anderseits zwischen den in GEIssLER’schen Röhren wahrnehmbaren Erscheinungen zu bilden scheint. Zu diesem Zwecke wählte ich solche Glühlampen, welche für die Enıson’sche Hülse mit Schraubengängen versehen sind und in welchen die den Kohlenfaden haltenden zwei Platin- drähte frei stehen, d. h. solche, welehe im Innern der Lampe nicht mit einem Glassattel verbunden sind. Das Abreissen des Kohlenfadens bewerkstelligte ich auf elektrischem Wege z. B. in- dem ich eine Lampe von 70 Volt mit einer Dynamo-Maschine von 150 Volt in Verbindung setzte. In einem Falle brach der Kohlenfaden glücklicherweise gerade an der Spitze ab, so dass mir zwei gleiche symmetrische, von einander nur einige Millimeter entfernte Fäden zur Verfügung standen; in den andern Fällen waren die beiden Theile von verschiedener Länge. Dieser Um- stand änderte indessen nichts an der zu beobachtenden Frschei- nung, welche folgendermassen vor sich geht: Die mit dem abgerissenen Kohlenfaden versehene Lampe ÜBER EINE ELEKTRISCHF LICHTERSCHEINUNG. 193 musste, wegen des im Innern herrschenden geringen Luftdruckes, noch einigen Vorbereitungen unterzogen werden. Diese Lampen sindnämlich nicht in genügend luftleerem Zustande, um an ihnen die Croorss’schen Erscheinungen beobachten zu können, aber andererseits ist die Luft in ihnen viel zu stark verdünnt, als dass sie jene gemischte violette und rosenfarbige Fluorescenz zeigen könnten, wie die GrıissterR’schen Röhren. Wenn ich daher den einen Kohlenfaden meiner Lampe durch Vermittlung der mit ihm in metallischer Verbindung stehenden, mit einem Schraubengange versehenen Messinghülse mit dem einem Pole des RuHmkorFr’schen Inductors in Verbindung gesetzt hatte, war die sich zeigende Liehterscheinung sehr schwach, so dass man sie kaum wahr- nehmen konnte. Es war nun in meinem Interesse eine geringe Menge Luft in die Lampe eindringen zu lassen, was ich dadurch erreichte, dass ich mit Hilfe eines Drahtes, welchen ich mit dem andern Pole des Inductors verbunden hatte, Funken an der Spitze der Lampe durch das Glas hindurch schlagen liess, mittelst welcher in der Glaswand der Lampe ein winziger Sprung ent- stand. Nachdem auf diese Weise genügend Luft hineingebracht war und der leere Raum der Lampe sich zu röthen begann, ver- schloss ich die Öffnung und ihre Umgebung mit Siegellack, so dass der für meine Zwecke nothwendige, zwar ausserordentlich geringe Luftdruck bis zum Schlusse meiner Versuche in der Lampe andauerte. Wenn übrigens der Verschluss mit gutem Siegellack und sorgfältig hergestellt wurde, so bleibt der zu Stande ge- brachte niedrige Luftdruck Wochen hindurch unverändert be- stehen. Mit der auf diese Weise vorbereiteten Lampe lässt sich nun der folgende Versuch anstellen. Verbinden wir die mit Schrauben- gängen versehene Hülse, welche mit dem einem Zweige des abge- brochenen Kohlenfadens in Verbindung ist, von neuem mit dem einem Pole des RuHMKorFF’schen Inductors, z. B. mit der Anode, wobei wir bemerken, dass wir die Pole des Inductors im Vorhinein mit Hilfe einer Crookzs’schen Röhre bestimmt haben ; allsogleich umgiebt eine 1—2 mm. in Durchmesser haltende, schön violette Lichthülle den einen Zweig des Fadens vom Platindrahte bis zum Zerreissungspunkte, während der andere Zweig keine Lichthülle Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 13 194 DESIRE KORDA. zeigt, sondern dunkel bleibt. Wenn wir die Spitze der Lampe in die Hand nehmen, so dass diese einen Condensator bildet, so ver- stärkt sich das Licht der erwähnten Aureole bedeutend. Nun nä- hern wir das freie Ende, des mit der Kathode des Inductors in Verbindung stehenden Drahtes, dem am unteren Ende der Lampe befindlichen Metallcontact, welcher mit dem andern Kohlenfaden in leitender Verbindung steht und welcher von der mit einem Schraubengange versehenen Hülse gut isolirt ist. Der von mir benützte Runmkorrr’sche Inductor giebt einen Funken von 25 mm. Maximallänge ; in dieser und einer geringern Entfernung überspringen Funken auf den erwähnten Metall- contact und im selben Augenblicke entsteht die Lichthülle auch um den anderen Zweig des Kohlenfadens, während wir an der Bruchstelle das rotirende de la RıvE’sche Effluvium wahrnehmen können. Sobald aber — und hier tritt die erwähnte Erscheinung ein — der oben erwähnte Funken durch Annäherung an das Ende des Drahtes eine Länge von beiläufig 10 mm. erreicht hat, ent- steht an der Bruchstelle des Kathoden-Zweiges ein schwach glü- hender Lichtpunkt, von welchem aus von Zeit zu Zeit winzige Kohlentheilchen nach allen Richtungen sprühen, und zur selben Zeit verschwindet an dem mit der Anode verbundenen Kohlen- faden die denselben vom Beginn umgebende Lichthülle vollstän- dig, so dass jetzt dieser Theil des Kohlenfadens dunkel bleibt. Wenn wir jenes Drahtende noch weiter seinem Contacte nä- hern, so verschwindet bei einem beiläufig zwei Millimeter langen Funken an der Bruchstelle der Kathode der erwähnte Lichtpunkt und zugleich erscheint die besprochene Lichthülle um den Anoden-Zweig herum, u. z. viel leuchtender als zuvor, so dass von diesem Augenblicke angefangen bis zur vollständigen Berüh- rung des Contactes und auch den letztern Zeitpunkt mitinbegriffen, beide Kohlenfäden in gleich schönen violett intensiv glänzenden Liehthüllen strahlen, während an der Bruchstelle ein dunkler /wischenraum bleibt. Wenn wir den Versuch in entgegengesetzter Richtung wie- derholen, durch langsame Entfernung des Drahtes, dann wieder- holen sich die Erscheinungen gleichfalls in entgegengesetzter ÜBER EINE ELEKTRISCHE LICHTERSCHEINUNG. 195 Folge. Namentlich die Anoden-Hülle verschwindet, erscheint wie- der u. s. f. Wenn wir die beiden Pole des Runmkorrr’schen Inductors wechseln, so dass die mit dem Schraubengang versehene Messing- Hülse mit der Kathode in Verbindung kommt, so ändert sich die Erscheinung insofern, dass bei der erwähnten Länge der Fun- ken, die um den im Anfange dunklen Anoden-Zweig entstehende Liehthülle verschwindet, um bei zwei Millimeter langen Funken wieder zu erscheinen, während der vom Beginn an leuchtende Kathoden-Zweig sich nur insofern ändert, dass jetzt auf seinem Ende der elühende Lichtpunkt entsteht. Ich muss noch bemerken, dass das Annähern eines starken Stahlmagneten auf diese Er- scheinung keinen Einfluss ausübt, dazu aber, dass ich den Ein- fluss eines Elektromagneten hätte beobachten können, hat sich mir bis jetzt keine Gelegenheit geboten, da ich über einen Farapay’schen Magneten nicht verfüge. Um mir die Überzeugung zu verschaffen, dass nieht der Knotenpunkt der Herrz’schen elektromagnetischen Undulation einen Einfluss übt auf die Lichterscheinungen an den Kohlen- fäden, habe ich die Länge des die Verbindung zwischen der Lampe und dem Inductor herstellenden Drahtes in verschiedener Weise geändert; doch die «kritische Funkenlänge blieb nichtsdesto- weniger stets dieselbe. Indem ich die Beobachtungen miteinander verglich, kam ich zu dem Resultate, dass das Verschwinden der vorhandenen Licehthülle nur allein durch die dem Kathodenende entströmen- den unsichtbaren Strahlen — ob nun Kathodenstrahlen oder ultraviolette Strahlen — hervorgebracht werden. Es ist zwar eine bekannte Sache, dass sowohl die ultra- violetten Strahlen, als auch die Kathoden- und Röntgen-Strahlen die Entladung elektrisirter Körper in der Weise befördern, als wenn sie das im übrigen isolirende, umgebende Mittel in gut lei- tenden Zustand versetzen würden. Meiner Ansicht zufolge strö- men in meinen Lampen innerhalb der Grenzen bestimmter Fun- kenlängen derlei Strahlen aus dem glühend gewordenen Kathoden- ende und befördern die Entladung des Anoden-Zweiges, so dass an diesem die Liehthülle verschwindet, um wieder zu erscheinen, 13* 196 DESIRE KORDA. sobald der erwähnte Strom aus dem Kathodenende verschwindet. Die letztere, dunkle Strömung kommt übrigens nicht unfehlbar in Begleitung eines Lichtpunktes zu Stande, was sich auch daraus ergiebt, dass das Erscheinen und Verschwinden der Liehthülle zeitlich nicht pünktlich mit dem Erscheinen und Verschwinden des Lichtpunktes zusammenfällt. 1:6: DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN ÜBER DER UNGARISCHEN TIEFEBENE. Von J. HEGYFOKY, Pfarrer in Turkeve. Gelesen in der Sitzung der Akademie vom 20. April 1896. Aus: «Mathematikai es Termeszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger). Band XIV. pp. 176—210. 1896. Seit dem 30. September 1893 wurden in der Mitte der grossen ungarischen Tiefebene zu Turkeve (47° 6° n. Br.; 20° A5' ö. L. v. Gr.: 88 m. Seehöhe) nebst anderen auch Beobachtun- gen über die scheinbare, d. h. die Winkelgeschwindigkeit der ver- schiedenen Wolkenformen angestellt; und zwar an einem Draht- kreise von 0°6 m. Durchmesser, welcher auf einem Maste 5°4 m. hoch über dem Boden angebracht ist. Unter der scheinbaren Geschwindigkeit wird jene Geschwin- digkeit verstanden, mit welcher ein Wolkenpunkt in der Nähe des Zenithes den Durchmesser des Drahtkreises passirt, ausgedrückt in Seeunden. Weil aber die oberen Wolken scheinbar langsamer ziehen, als die unteren, wird ihre Winkelgeschwindigkeit durch eine grössere Zahl von Secunden ausgedrückt, als jene der unte- ren. Die Geschwindigkeit ist also als in Beziehung zur Zeit reciprok zu verstehen ; je grösser die Anzahl von Secunden, desto langsamer ist der scheinbare Wolkenzug nicht nur bei den ver- schiedenen Formen, sondern auch bei Wolken einer und dersel- ben Gattung. Die untere Luftströmung, der Wind, wird an einer Wınp’schen Windfahne mit Stärkemesser beobachtet. Gegenwärtig sollen die Resultate zweier Jahre (vom 1. Oct. 198 J. HEGYFOKY. 1893 bis 30. Sept. 1895) mitgetheilt werden, und zwar deshalb, weil ausser den Terminbeobachtungen um 7 a., 2 p. und 9p., im Jahre 1594 vom 8. März bis 30. September und 1895 vom 16. März bis ebenfalls 30. September jede zweite Stunde von 5 a. bis 9 p. observirt wurde. Die Wichtigkeit derartiger Beobachtungen erhellt ausser Anderem auch aus der Studie des Herrn Hann über die tägliche Periode der Windstärke auf dem Sonnblickeipfel, wo es p. 50 heisst: «Eine Entscheidung über diese Frage könnten nur Wolkenbeob- achtungen bringen. Consequente stündliche Aufzeichnungen selbst nur der relativen Geschwindigkeit der Wolken bei Tage würden feststellen, ob auch in der freien Atmosphäre ein Minimum der Geschwindigkeit der Luftströmungen um Mittag eintritt. Bevor an die Darstellung der Strömungen selbst gegangen wird, möge Einiges über die Häufigkeit, oder die Wahrscheinlich- keit des Auftretens der einzelnen Wolkenformen bei Tage voraus- geschickt werden nach den Daten der zwei Sommerhalbjahre. Tab. I. Wahrscheinlichkeit der Wolkenformen. Vormittags Mittags Abends Stunde 5+7-49| 11411143 | 5+7+49 IElracto-@& ums | 19) | hl a Gumulusen 200), aa DR | "05 | 71 | "24 Sprato-G ums 3 N) | 4 Alto-Cumulus, Cirro-Cumulus ZU 99 | 28 Cirro-Stratus, Cirrus an 23 3 ah) Untere Wolken ._ __ __ 20) "Ad, 34 Mittlere SVolkenn re ao ‚32 | "32 OperenWolkene u, :33 ss Fr. Cu und Cu treten am häufigsten um Mittag, St.-Cu aber in den kühleren Stunden gegen Abend und Früh auf. Die mittelhohen Wolken erscheinen öfters in den Morgenstunden, die oberen in den Abendstunden. Der tägliche Gang ist bei den unteren und mittelhohen Wolken prägnanter ausgeprägt, als bei dem Cirrus und Cirro-Stratus. DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 199 Was die scheinbare Geschwindiekeit der Wolkenformen an- belangt, wollen wir dieselbe zuerst im Allgemeinen nach den Be- obachtungen der 2 Jahre, dann aber im Besonderen, gestützt auf die 2 Sommerhalbjahre, zur Darstellung bringen. I. Scheinbare Geschwindigkeit (2 Jahre). Um zu erfahren, mit welcher scheinbaren Geschwindigkeit die Wolkenformen ziehen, wurden dieselben in Gruppen einge- theilt und dann die Wahrscheinlichkeit des Auftretens berechnet. 'ab. II. Wahrscheinlichkeit der scheinbaren Geschwindigkeit. Wa 1150) Häufigkeit | 1so 360) 540) Zahl ka grösser ERNGIEDE INTER aller grösser als: | als: | Secunden | Fälle Besen laosl —| Fe I os « Nimbus, Fraeto- In | Be Cumulus, Fracto- | | | | | Nimbus __ -...| 45 :12| :04 Su 0 li le « Strato-Cumulus | :66) :23) -10, :04:02 | 7 1 —| 532 « Cumulus.._. ...,, 75:30) 14 :05.03 | 15| 1) —|| 952 « Alto-Cumulus +80) :29| 13:07:05 | lısı ı| || 575 « Alto-Stratus | 77] 30 +15 07:05 1 —| 4 « Cirro-Cumulus || -84 :35| 17, 07:03 | I Be « Cirro-Stratus ___ | 90) 45) 5 ws] | 7\— | —ı 275 « Cirrus... ... 95 54 31) -17|09 | I4z| #| 3] 788 Dass die Geschwindigkeit des Zuges einer Wolkenform mehr als 30 Secunden betrage, kommt desto öfters vor, je höher eine Wolkenart zieht. Unter 100 Fällen ereignet sich dies bei dem Stratus 3-, bei dem Cirrus 95-mal. Es kommt kein Fall vor, dass Stratus mehr als 60 Secunden bedürfte, um den 0°6 m. Durch- messer fassenden Drahtkreis passiren zu können ; beim Cumulus finden sich unter 100 Fällen noch 30, beim Cirrus noch 54. Wie die II. Tabelle zu erkennen giebt, kommen schon sehr wenig Fälle vor, dass ein Wolkenpunkt mehr als 150 Secunden bedürfte zum Dahinziehen über den Drahtkreis. Dass hiezu mehr als 180 Se- 200 J. HEGYFOKRY. eunden erforderlich wären, ist äussert selten, mithin sind diese Fälle in Tab. II nur nach ihrer Häufigkeit mitgetheilt. Am langsamsten zog der Cirrus, freilich nur scheinbar, in 3 Fällen: am 10. April 1894 11 a. von NW. mit 500, am 8. April 1894 5 p. von SSW. mit 600, am 19. September 1895 11 a. von WBW. mit 600 Secunden durch den Drahtkreis. In allen 3 Fällen lagerte hoher Druck über Ungarn, dessen Maximum in den 9 er- sten Fällen über Skandinavien, im dritten Fall aber über Mittel- Europa sich befand. Am grössten war die scheinbare Geschwindigkeit bei dem Stratus, und betrug 2 Secunden. Weil die extremsten Fälle des .Wolkenzuges in Betreff der geringsten Geschwindiskeit bei Barometermaxima sich einstellten, wird es wohl angezeigt sein näher zu untersuchen die Winkel- geschwindigkeit bei den 2 Hauptwettertypen der Barometer- maxima und Minima. Zu dem Behufe wurden alle Tage der 2 Jahre mit ziemlich kreisförmigen Isobaren in Betracht gezogen und die Daten der scheinbaren Geschwindieckeit nach Sommer- und Winterhalbjahr gruppirt. Tage mit Minimis kamen 136, mit Maximis 141 vor. Stratus, Fracto-Nimbus und Fracto-Cumulus wurde nicht mitgezählt. Der Wind ist hier, wie überall nach der 10-theiligen Scala mitgetheilt. Tab. III. Wind- und Wolkenzwgsgeschwindigkeit bei : Minimis | Maximis le | 5 e<) Se | ee | e& ES as | 88 eA =! >o reite) ES = © 320 52 - Br | = BE ZE 2B = Be |ds =B S Si = (=) = Be = .,© Secunden Secunden October-März.__ | 17 a7 | 39 | 61 | ml as 55 | 108 April-Sept. ___ 3 | 5 62 || 0:89 | 73 77 | 95 In den Barometermaximis ist die Luftströmung im Winter- und Sommerhalbjahr in allen Schichten der Atmosphäre geringer, als in den Minimis. DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 201 Aus Tabelle III erhellt schon, dass die Wolken im Winter- halbjahr schneller ziehen, als im Sommer. Dies gilt nicht nur überhaupt, sondern auch für die einzelnen Formen, wie aus Tab. IV zu ersehen ist. Tab. IV. Wolkengeschwindigkeit in Secunden. I BEN 2 | 2 Ho u 2 un = | 2 Sg ae rare a aajeeı 2.2 2 la Wale Fee: 2 ja es | © ES jJ5° |, 8 | e = | | | | | 2 October-März __, 15 | 26 | 40 | 37 45 749) 60°, 59 | 70 April-September || 13 | 39 | 54 | 60 | 68 | 67 | 65 | 75 | 9 Ditteren on rs | 1a 2803 on eos ee es Eine Ausnahme vom allgemeinen Gesetze macht nur Stratus, was wohl in den wenigeren Fällen gegenüber den anderen For- men seinen Grund haben mag. Auch Cirro-Cumulus zeigt nur eine kleine Differenz, weil das Wintermittel nur aus 57 Fällen gebildet werden konnte. Um zu erfahren, wie sich die Geschwindiekeit für verschie- dene Theile des Horizontes gestalte, gruppirte ich alle Daten nach den 4 Hauptgegenden, und erhielt folgendes Resultat: Tab. V. Wind- und Wolkengeschwindigkeit wus : | IN S W || Mittel | Ber Wind, 2 2772919, 1557 2.117 12.462 2187 (0 10 Iste) « Stratus, Fr.-Nimbus, | | Hr. Cumulus 221,5) 49 35 25 34 (Secunden) « Strato-Cumulus__. | 55 73 5% 3 52 « GC umulusen 59 7 61 3 | 58 « « Alto-Cumulus __. 1) 73 67 51 | 61 « « Alto-Stratus __ || 76 m 87 3 | « « Cirro-Cumulus __. | 65 102 70 58 | 64 « « Cirro-Stratus___ 68 95 sg 64 72 « | « Gem nn, | a | on « | 9202 J. HEGYFOKY. Alle Wolkenformen ziehen am schnellsten aus dem West- quadranten. Nimmt man den Zug aus E. gleich 1, dann ist W. gleich 154. Zwischen der Stärke des Windes und der scheinbaren Ge- schwindigkeit des Wolkenzuges besteht auch ein gewisses Verhält- niss, so zwar, dass man sagen kann: je stärker der Wind, desto seschwinder der Wolkenzug der unteren Region. Tab. VI. Zwg der unteren Wolken in Secunden. | | Sa es nis on halle a azE Ä a Scheinbare Geschwin- | | | | dieken 0 0 no se) 39 31) m 16 | 17 Bälle __ -_ 356) 281 [360 293) 152 72 32, 1] Bei Windstille ziehen die unteren Wolken am langsamsten ; nimmt die Windstärke zu, ziehen auch die Wolken schneller. Ganz schön zeigt sich dies bei dem Cumulus, wie aus Tab. VII erhellt. Tab. VII. Zug des Cumulus in Seeunden. Stärke des Windes _ |o|ı 23|2|53 |6| 2] 8 Scheinbare Geschwin- | | | | | | | dicker ae na 099 | 71 60 | 48 | 0) | 830 | 94 17) — | Talea 820158271360 11935 250 | 21 | 15 | II — | Die Wechselwirkung zwischen Wolkenzug und Wind scheint bis in die Region der mittelhohen Wolken heraufzureichen, jedoch stetig abnehmend. II. Scheinbare Geschwindigkeit (2 Sommerhalbjahre). Bevor wir uns mit der Geschwindiekeit des Sommerhalbjahres befassen, möge es gestattet sein zuerst die Häufigkeit der Luft- strömungen selbst darzustellen, um zu sehen ob auch in der Wol- kenregion eine derartige Wanderung der Häufigkeitsmaxima er- folgt, wie sie für den Wind erwiesen ist. Die Strömungen nach DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 203 16 Richtungen sind auf die 4 Hauptcomponenten reducirt, ebenso bei dem Wind, als bei dem Wolkenzug. Um das Bild der Strö- mung vollständig darzustellen, sind auch die Calmen mitgetheilt. Bemerkt sei, dass in der Spalte C. bei den Wolken der Zug von un- bestimmbarer Richtung erhalten ist. Tab. VIII. Häufigkeit der Luftströmungen. | Stunde Stunde | Se | z N] | Summe 0% |5=| Ta. | 9a. 11. 1p. |3p-|öp- |Tp.|9p | oO |. N 52 69 |ss ss | | ss | 95 | 70 | 57 | 704 | 290 E|\47 66, 7%1\69|61 | 61 58 | 52 | 55. | 544 994 Wind | 8 |38 |57 | 75 | 86.76 |67 51/35 | 35|| 520 | 21a Ww\53|57 | zı | 85 | 8 91|62|55 | 658 | 972 C 176 117 | 57 38 45 | 53 | 70 1146 164 | s66 . — IN || 32 91 | 22 60 | 75 64 60 | As | 39) 416 | 23:8 E\u|ıs3 2|30|35| 97 26 |20|ı2 | 189 | 108 us |33|36|%6 56|6 550 |46|25 | 399 | 905 Wolken | || es | 57 | 46 | 9a Itao 121 115 | 2 |49| 750.499 || 1616 |ı6 3530 46 [a2 | | _ N 19 a0 12 12) 10 | 11 | 17, | 13 2 177 ar | 7 Bee Te ae a (a3 eis Mittlere | s |o0 1 a6 | a1 a1 laı a1laı 12| 196 | 945 Wolken | w|sı 55 50140 44 |38 an ar |an| 304 | 203 | ou)» a|a|5| 3 7,36 | | Im lıs| 33 |16 | 16 \17 | 18.| 27 25 | 11 | 171 | 280 I sn ol 6 ol 91 rose Obere | | & | | | = s|19 12 | 15 | 150) 18 17.94 20| 7 | 1590| 195 Be | w |35 47 48 @0|51 37 51, 52 27 | 388 | 298 C iz | 15|98|24|30 | 39 a6 36 37| a| — Die Häufigkeit des Windes weiset die E.-Compenente um 7 a., die S.-Componente um 11 a., die W.-Componente um 3 p. auf; bei der Nordeomponente ist die Häufigkeit etwas verwischt, indem dieselbe um 1 p. und 5 p. auftritt. Die Wanderung der Häufigkeitsmaxima bei dem Winde von E. über S. nach W. folgt also der Sonne. Nichts dergleichen ist in 904 J. HEGYFOKY. der Wolkenregion zu bemerken; hier fallen die Maxima bei jeder tichtung auf dieselbe Stunde, und zwar bei den unteren Wolken auf 1 p., bei den mittleren auf 7.a., bei den oberen auf 5—7 p. Die Tab. VIII lässt auch erkennen, welch’ grosser Unter- schied zwischen den Componenten bei dem Winde und dem Wolkenzug obwaltet. Je höher man in der Atmosphäre empor- steigt, desto mehr sieht man die Westströmung die Herrschaft führen. Laut den Daten der zwei Sommerhalbjahre lässt sich die Tagesperiode der scheinbaren Geschwindigkeit des Wolkenzuges folgendermassen darstellen. Zum Vergleich möge auch die Wind- stärke (10 th. Skala) hier Platz finden. Tab. IX. Tagesperiode der scheinbaren Geschwindigkeit im Secunden. Stunde | Stunde Een) | 19 Ele m me 7p.|9p.| a | p Windes); 79) 1:18 1: 8312.19 19) 222 2:1811:79|1:06/1:03) 1:52 |1:66 || 1:58 Untere Wolken || 48 az 33 13) 52, 53| 51| 56| 58) 42 | 53 || 50 Mittlere Wolken 69) 67, 66! 63. 61 56 | 57 | 63| 77| 67 | 62 || 6# | I} Obere Wolken _ | 78| 81| 82) S6| sa 90| S6 | 93| 72 s2 | SS | 8 Wie die Zahlen zu erkennen geben, ziehen die unteren Wolken scheinbar am schnellsten um 9 a., die mittleren um 3 p., und die oberen um 9 p. oder wenn man von den 19 Daten der Stunde 9 p. absieht, um 5 a. Der Wind weht stärker Nachmittag (1—9 p.), als Vormittag (5—11 a.); die unteren Wolken verhalten sich umgekehrt, ziehen Vormittags schneller als Nachmittags. Der schnelle Wolkenzug Vor- mittags scheint in einer gewissen Beziehung mit der Windstärke zu stehen, welche zwischen 7 und 9a. am intensivsten wächst, wie dies auch die Registrirungen der Anemographen zu Kalocsa und Ö-Gyalla aus denselben zwei Sommerhalbjahren darstellen. Ähnliches zeigen die Daten des Sommerhalbjahres für Berlin * * Meteor. Zeitschrift Jahrg. 1895, pag. 436. DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 205 (1884—1893) und Wien * (1878—1890). Es wächst nämlich die Windstärke zwischen: 52.—7a. | 72.—9a. 9a.—11a.| 11a.—1p. In Ö-Gyalla.__|| 37 a la weßil I p. See. Imlurkeye |) 53.0097 1.49 -20 m. p. See, In Kaloesa .__ | 86 1:74 "33 1:10 km. p. Stunde ** In Berlin ___ | 99 "81 ou U o5me ps Sec: In\\gene 22:03) Do le sr pSec. Es hat ganz den Anschein als ob das Maximum der Ge- schwindiskeit in der unteren Wolkenregion um 9 a. ein gesteiger- tes Anwachsen der Windestärke verursache, mithin absteigende Bewegung begünstige. Darauf scheint auch hinzudeuten, dass das Minimum der Bewölkung während der zwei Sommerjahre sich um 9 a. zeigte, wie dies folgende Zahlen der mittleren Bewölkung in Percenten darthun: | ip. | 3p. | 5p. | 7p. | 92. | Mittel Sa | Der | 9a. | 11a. | 457 474 | 460 | 4929 | 377 40-1 | | 383 376 | 41:5 Absteigende Ströme bringen Luftpartikeln aus der schneller bewegten oberen Region in die untere, und verstärken die Ge- schwindigkeit derselben. Absteigende Bewegung aber löst auch den Wolkenschleier und vermindert die Wolkenbildung, mithin stellt sich ein Minimum derselben um 9a. ein. Das allgemeine Resultat der drei Wolkenschichten verliert auch dann nichts an Werth, wenn man die Geschwindigkeit der einzelnen Wolkenformen darstellt, wie dies in Tabelle X ge- schieht. * Hann, Einige Resultate der anemometrischen Aufzeichnungen zu Wien, pag. 44. ** Daten etwas lückenhaft. 206 J. HEGYFOKY. Tab. X. Scheinbare ea in Bau | Stunde ER Stunde B zu | Stunde 57 ojıajı]3|5|72|9 bie | e 2 - — — — | Se = a » De le Stratus, | | | | | | . | 2 | | Fracto-Nimbus m E | 15) 20 21126 31 (2) 21 | 28 | 25 181 Nimbus. __ .__.||46 48 |39|46 4443 4947 (62)| 45 49 | 46 | 296 Strato-Cumulus 575245 3814049 56,59 51 51 53 | 52 \a9a Fracto-Cumulus.._ (42) (44)| 24 28 28 34 34 39 (49) Gum (40) (63) 35 48|61 63 | 65 81 (65), 47 | 63 || 59 | 661 Alto-Stratus__ --- || 69 | 82 |61 2 5160, ‚6061| 86 68 | 61 || 64 || 318 Alto- | Cumulus 66 67 ı68 69 66 56 58 63 76 | 67 | 64 || 66 560 | | | Cirro-Stratus Narr ı 1 | | PR a | 78 |sı 82/8584 0086 93| a s2 87 | 85 |797 Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf weniger, als 10 Fälle. Die grösste Geschwindigkeit zeigt sich bei den unteren Wolkenformen zwischen 9—11 a., bei den mittleren zwischen 1—3 p., bei den oberen 9 p. oder 5a. Es hat den Anschein, als ob der Cirro-Stratus und Cirrus, wenn man das Mittel um 9 p. aus 19 Fällen nicht in Betracht zieht, von Früh bis Abend an Geschwindigkeit abnehmen würde, und doch verläuft die Tagesperiode viel unregelmässiger, als 2. B. bei dem Cumulus und Fracto-Cumulus. Man darf aber auch nieht vergessen, dass gerade bei den oberen Wolken die grössten Änderungen der Geschwindigkeit von einer Stunde zur andern auftreten, dann namentlich, wenn eine Änderung der Richtung sich einstellt. Nachdem es Fälle gab, in welehen die scheinbare Geschwin- digkeit der Cirren von Früh gegen Abend entweder ab- oder zu- nahm, oder kaum eine Änderung aufwies, gruppirte ich nach die- sen Gesichtspunkten die Daten, um den täglichen Gang etwas. regelmässiger darstellen zu können. Es wurden alle Tage we- nigstens zwei Beobachtungen in Rechnung gezogen, dann das Mittel gebildet, und so die Abweichung der einzelnen Stunden vom Mittel. Auf diese Weise entstand die XI. Tabelle, auf welcher « DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 20 rn {i das Zeichen + geringere, das Zeichen — aber grössere Geschwin- digkeit als das Tagesmittel bedeutet. Tab. XI. Scheinbare Geschwindigkeit der Cirren in Secunden. (Abweichung vom Tagesmittel.) Stunde Stunde | Stunde Geschwindig- | —_ - = | = | . ) | 7 U 1 N — Oo a Sr s|tılı]315 "98 8 a. P- | a. p- | A Zunehmend _| +21 +11) +9) +3-0:5 —8| —15) —11| —23+11:7 —21-1]| 53 Abnehmend —22| — ia a ee Aa a +23! +10 112 +11°5|| 63 Kaum ver- | | | änderlich |+0:7)—1-1|+3:7|+0:4—2-9]—1-24—0.2|+1-6. —2:5| +09] —02| 45 Obwohl auch diese Zahlen nicht ganz regelmässig verlaufen, so viel zeigen sie doch, dass die Geschwindigkeit, ob ab- oder zu- nehmend, am Vormittag entgegengesetzt sich verhält, als am Nach- mittag. Da die Luftströmung über einem Barometerminimum auch in der Region der Cirren lebhafter ist, als in den Maximis, so kann man wohlannehmen, dass die zu- und abnehmende Geschwindig- keit der Cirren mit dem Annahen oder der Entfernung der Minima in Verbindung steht. Ein Durchblättern der täglichen Wetter- karten liess aber kein genügend positives Resultat erkennen, viel- leicht deshalb nicht, weil unsere Wetterkarten nur einmal des Tages erscheinen, mithin das Verändern der Depressionen nicht constatirt werden kann. Würde man nach alledem fragen: in welchem Verhältniss steht die tägliche Periode der scheinbaren zur wirklichen Ge- schwindigkeit, so könnte die Antwort nur folgende sein: Entweder bleibt die Höhe der Wolkenformen während des Tages constant oder nicht. Im ersten Falle ist die tägliche Periode der scheinbaren Geschwindigkeit jener der wirklichen Geschwin- digkeit ähnlich. Im zweiten Falle aber müsste man aus der va- riablen Winkelgeschwindiskeit während des Tages auf ab- und aufsteigende Ströme schliessen. J. HEGYFOKY. III. Die Drehung (2 Sommerhalbjahre). Da die Beobachtungen auf zweistündige Intervalle sich be- ziehen, kann auch die Drehung nur zwischen zwei Stunden eruirt werden. In diesem Sinne werden wir uns nur mit der Drehung Vormittags und Nachmittags beschäftigen. Mit dem Gesicht gegen die Luftströmung gewendet, bezeichnen wir die Drehung gegen rechts mit +, gegen links mit —. Das Resultat unserer Zusam- menstellung findet sich in Tabelle XII. Tab. XU. Drehung der Luftströmungen. ER Summe als = lo | Bo | | II o o Seas el RS Sa je 5a—lp. |—| 2 1) 9|10|46 132] 5oa]ıso ss|19lı6| #| sl — | — | | | | 1p—9p. | 3)—| 311115 | 50/149 40417477 | 1912 |10) 2) 2] & Untere Wolken: 5aa—ip. | 2) a) 2 2) 5/19] 75) a69| 7alıs 9 5 || a] ı 1p.—9p. |) 2) 11) 2) #) 7|32]116||) 366125) 36 | 17) 2 Mittlere Wolken : an Wo 74 121) s| 1 — A Re BI dee elle re ei Obere Wolken: sap 0 5 3a) 12] ı >| | ee ip» |-—-l-|-|—| ala aasjlıs| 5) 2| 1 ——) al I 5a.—1p | %/o 1P.—9p — |. .| + .| 280° | — oe | + | 180° Wind. _ | 196 | s2| 12| — | #6 v2 318 04 Untere Wolken |) 219 | 556 | 2:3 | 02 | >85 | 511 | 61 — | | 28 | Mittlere Wolken au 574 | 156 | — | 104 1 5 — Obere Wolken 237 | 638 | 125 | — || 213 | 650 | 137 | — Aus diesen Zahlen geht hervor, dass: 1. Der Wind Vormittags und Nachmittags meistens nach DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 209 rechts dreht, und dass die negativen Drehungen Nachmittags häu- fiser sind, als am Vormittag. 9. Bei den unteren Wolken die Drehungen nach rechts und links am Vormittage gleich häufig, am Nachmittag aber etwas häufiger die positiven, als negativen sind. 3. Die mittelhohen Wolken Vormittags öfters nach links, als rechts drehen ; Nachmittags aber gleich den Unteren lieber nach rechts als nach links. 4. Die oberen Wolken am Vor- und Nachmittag öfters nach links, als nach rechts drehen. Die mittleren Wolken schliessen sich in Bezug der Drehung Vormittag den Oberen, Nachmittag den Unteren an. Es scheint, dass sie sich während des Tages herabsenken. Die Drehung steht im Zusammenhange mit den Barometerdepressionen, welche mei- stens ostwärts ziehen und hiemit bei den unteren Strömungen Drehungen nach rechts zu Stande bringen. Die Drehung erfolgt nicht in demselben Sinne bei jeder Luftströmung, zeigt hingegen ganz besondere Eigenschaften bei südlichen und nördlichen Strömungen, wie dies aus Tabelle XIII erhellt. Tab. XIII. Drehung bei Luftströmung zwischen ESE-W und WNW-.E in "Jo. Strömung aus ESE bis W Strömung aus WNW bis E | 52.—1Pp. | 1P.—9P- Stunde: 5Ba—lp. | 1p.—9p. Drehung bei: | — 0° e| a ie +11 | + Wind. __ 117:9424 39:7 93-7365398 20:7 543250 | 254) 49-0256 Unteren Wolken | 17'1 39.0 239 18:6 52:129:3 | 272 50:9 21:9 28:0) 49:7 22:3 Mittleren Wolken | 238580175 16:055:7 28°3 | 338 54-4 11:5 260 56:0.18:0 Oberen Wolken || 21-161:0:14-9) 2561-7168 26:9 63-4 9-7 | 21:2] 68:8 10-0 Kommt der Wind aus der Südhälfte (ESE. — W.)des Horizon- tes, so dreht er Vor- und Nachmittags gleich häufig nach rechts; kommt er aber aus nördlichen Gegenden (WNW.—E.), so sind die positiven und negativen Drehungen Nachmittags gleich, und Vor- mittags fast gleich häufig. Unterer Wolkenzug aus südlichen Gegenden hat den ganzen Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 14 910 J. HEGYFOKY. Tag das Bestreben nach rechts zu drehen, aus nördlichen Gegen- den kommend dreht er aber am öftersten nach links. Die oberen Wolken drehen den ganzen Tag meistens nach links, besonders wenn sie aus der Nordhälfte des Horizontes ziehen. Die mittleren Wolken stehen in der Mitte zwischen den obe- ren und unteren Wolken auch in Bezug der Drehung. Bei Strö- mung aus südlichen Gegenden drehen sie Vormittags meistens nach links, analog den Oberen; Nachmittags aber nach rechts, gleich den Unteren. Bei nördlichen Strömungen verrathen sie den ganzen Tag ein Bestreben meistens nach links zu drehen. Dass bei der Drehung die Temperatur eine grosse Rolle spielt, geht daraus hervor, dass Winddrehungen bei warmen Süd- strömungen am häufigsten auftreten. IV. Die vertikale Aufeinanderfolge (2 Sommerhalbjahre). Bei der Darstellung der vertikalen Aufeinanderfolge der Luftströmungen werden wir in Betracht ziehen, um wie viele Grade die oberen Luftströmungen vom Winde nach rechts (+) oder links (—) abweichen. Wie vordem, müssen wir uns auch hier mit dem Gesicht gegen den Wind gedreht denken. Die Daten entstammen den Beobachtungen unterer neun Terminstunden und jenen von 2 p. Das Abweichen des Wolkenzuges vom Winde stellt Tabelle XIV dar. Tab. XIV. Abweichung des Wolkenzuwges vom Winde. U lan: | | | | | | Wolkenzus 37/33 4963/7999 180) 318 aM 161] 68 15,98,299 ao 540 | 592 Mittlerer NM | | | | Wolkenzug 17 983 33334847 66 31 75 6 53 51 38/92 9611937), 277 | 279 | | | | | Oberer | Wolkenzug 36/3043.35 91,36 60 69) 59 8315348.93349795 263 | 397 DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 211 Der Wolkenzug weicht vom Winde öfters nach rechts, als nach links ab, der obere mehr, als der untere ; bei dem mittleren zeigt sich kaum eine Differenz bei den Abweichungen nach rechts und links. Gleichartig, aus derselben Richtung mit dem Winde ziehen am häufigsten die unteren Wolken, seltener die mittleren und am seltensten die oberen. Die meisten Fälle der Abweichung des Wolkenzuges vom Winde vertheilen sich zwischen 291/a bis 67!/a Grad. Drückt man diese Zahlen in % aus, so bekommt man folgenden Ausweis: Abweichung: | a, 0° | 2 ' 0/° Summe ern — 2217 a au —emh° Se n — = an —— > _— r ——- — ST Der unteren Wolken __ 242 ES lo 77% | Der mittleren Wolken 993 DO 38:9 65:3 Der oberen Wolken zen 101 | Ba Wie die Percentsumme angiebt, fallen viel weniger Fälle geringer Abweichung auf die oberen (55°7), als die unteren Wol- ken (77°4)) Das Abweichen des Wolkenzuges vom Winde gestaltet sich anders bei Süd- (ESE.— W.), als bei Nordströmungen (WNW.—E.), wie dies Tabelle XV zu erkennen giebt. 'ab. XV. ng des MERISDEEIGE vom Winde in ’% bei: Windrichtung Zwischen il lange oben ESE bis W WNW bis E | Abweichung: Daun | = | | on ass | = + ” E 1571/.°—221/,°| 0° 9910157440 180° 15711 991750 | 0° > ee 15712 ‚01800 Des unteren | | | | Wolkenzuges 170 120-9) 612 09) 530 219 EI Des mittleren | | | Wolkenzuges| 227 1136| 25 12) 607 10:8 91:6 69 | Des oberen | | | | Wolkenzuges, 168 91 7114 9:7\| 597 11:0 94:6 2 Weht der Wind aus der Südhälfte (ESE.—W.) des Horizon- tes, so ziehen die Wolken in allen 3 Regionen meistens aus einem 14* 212 J: HEGYFOKY. Punkte, welcher rechts vom Winde liegt; bei Winden aus nördli- chen (WNW.—-R.) Gegenden aber kommen die Wolken am öfter- sten neben dem Wind von links her. Entgegen dem Winde zie- hen die oberen Wolken öfters als die unteren. Der Winkel zwischen Wind und Wolkenzug ist desto grös- ser, je weiter derjenige Punkt des Horizontes von West liegt, aus dem der Wind bläst; und zwar deshalb, weil der Wolkenzug schon in der unteren Region überwiegend westlich ist, und in den hö- heren Regionen fast ausschliesslich nur Westströmung herrscht. Dies zeigt auffallend die XVI. Tabelle. Tab. XVI. Abweichung des Wolkenzuges vom Winde. Bei Wind |yeichung| ee us! a 135°—90° 671/2°—921/9| 0° |1221/2°—671/2°| 90°—135° | 11571/2°—157"/2° Untere 96 75 43) 33 6 17 N+NNE _ |Mittlere 22 14 9 10 A 10 |Obere | 19 | 10 10 Untere 57 56 33 3 17 41 NE+ENE Mittlere 36 16 4 14 11 98 B Obere || 53 6 zii 19 : 15 31 Untere 6 il7 13 21 16 8 E+ESE Mittlere 9 3 % 14 10 10 L Obere || 11 B) I 9 | 4 16 Untere 2) 18 15 62 39 8 SE+SSE Mittlere 1 9 3 1& 2i 9 2 Oper DR 1 Län 1 2 12 24 14 Untere 1 16 35 101 93 A S+88W Mittlere 9 & 5 65 93 3 _ |Obere ee Dinkel 6 54 ”% 20 7 Untere 5 37 49 N) 5 ® SW-+-WSW |Mittlere 5 93 94 4 9 en ‚|Obere at 17 13 59 N aa 1 Untere 7 55 76 54 4 3 W+ WNW |Mittlere 6 59 99 97 4 9 Obere 9 48 93 30 5 Ss een J Piraten | Untere 41 84 54 94 9 A NW-+NNW Mittlere | 25 4 110 7 — | 1 Obere 22 20° |/10 0) 3 6 DIE UNTEREN UND OBEREN LUFTSTRÖMUNGEN. 213 Aus der Tabelle XVIgeht hervor, dass man einer Täuschung ausgesetzt wäre, wenn man behaupten würde, dass die Wolken am häufigsten rechts vom Winde herziehen. In Deutschland und den nordwestlichen Gegenden des Continentes, wo SW. der herrschende Wind ist, kann man wohl sagen, dass die Wolken von rechts her ziehen ; in Ungarn aber, wo N. der herrschende Wind ist, kommen die Wolken neben dem Winde am häufigsten von links her ge- zogen. Bei SE.—SW. Winden ziehen sie aber auch in Ungarn laut Tabelle XVI aus Punkten des Horizontes, welche rechts vom Winde liegen. alyfz DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN Von Dr. JOHANN v. CSIKY ASSISTENT AM II. ANATOMISCH-TOPOGRAPHISCHEN INSTITUTE DER KÖN. UNIVERSITÄT ZU BUDAPEST. Vorgelegt der Akademie in der Sitzung vom 15. Juni 1896, vom o. M. Ludwig v. Thanhoffer. Aus: «Mathematikai es Termöszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher- Anzeiger der Akademie), Band XIV, pp. 299—322. 1896. I. Einleitung und Litteratur-Übersicht. Die Nervenendigungen der glatten Muskelfasern sind trotz der vielfachen Untersuchungen, noch immer eine offene Frage in der Histologie. Der eine behauptet, dass die Nerven zwischen den Zellen, der andere, dass dieselben in den Zellen endigen ; wieder andere bringen die Nerven mit dem Kerne in Verbindung. Nachdem ich, angeregt von Herrn Universitätsprofessor v. THANHOoFFER seit ungefähr drei Jahren in dem Institute dessel- selben mit dieser Frage mich befasse, erlaube ich mir im Nach- stehenden die Resultate meiner Untersuchungen, welche meines. Erachtens zur endgültigen Entscheidung der aufgeworfenen Frage beitragen dürften, zu veröffentlichen. Zu diesem Zwecke habe ich sowohl mit den neuesten histo- logischen Methoden Versuche angestellt, als auch mit solchen, welche man eifrigst empfohlen hatte. Die besten Resultate lieferte: mir aber jene Methode, mit welcher gleich anfangs die schönsten Bilder erhalten wurden, die Vergoldung, die durch Goldreactio- nen hervorgebrachten Präparate. Neben der einstimmigen Anerken-. nung der Verfasser erheben sich viele Stimmen, welche aufmerksam DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 215 machen, dass diese Methode trügt, nicht vollständig und schwer- fällig ist; meine Versuche haben die Vergoldunsgmethoden und insbesondere eine derselben unter sämmtlichen Methoden als die Beste erwiesen, ich habe in Folge dessen meine Versuche am liebsten mit derselbenangestellt. Die Vergoldungsmethode ist nicht launenhaft, sondern zeigt immer gleichartige, schöne Bilder, man muss nur mit dem Verfahren vertraut sein. Mit Ranvıer’s und noch mehr mit der v. THAnHorFrkR-Löwrr’'schen Methode erzielte ich die schönsten Resultate. Noch einige Bemerkungen zu den beigeschlossenen Abbil- dungen. Wenn wir sie betrachten, so erscheinen sie höchst ein- fach ; ich will auch nicht, dass dieselben für Kunstwerke betrach- tet werden ; soviel kann ich aber behaupten, dass dieselben ganz genau zeigen, was wir an den angefertigten Präparaten sehen können. Dort, wo ich nicht ganz sicher war, habe ich lieber weniger als mehr gezeichnet. Ich verfolgte den Zweck, das Bild gleich vorweisen zu können, und wenn doch Zweifel erhoben werden sollte, gleich das bezügliche Präparat vorweisen zu können. Nach dem Vorausgeschickten möge mir nunmehr erlaubt sein die Meinungen der verschiedenen Verfasser vorzuführen. Der Blutegel ist jenes Thier, welches aus spiralen, glatten Muskelelementen besteht, anderseits auch sehr grosse Muskel- zellen besitzt, weshalb die meisten zu ihren Versuchen dieses Thier benützten. An Blutegel kann man zweierlei Muskeln unterschei- den, und zwar die eigentlichen äusseren, geringelten Körpel- muskeln und die Magensackmuskeln. Die ersteren sind bedeckt von einer starken Hautdecke, in einem starken Gewebenetze be- findlich und mit viel Pigment bedeckt. Sie sind daher schwer zu isoliren und von allem Pigment zu befreien. Nach Ranvier!* thei- len sich in diesen Muskeln die Nerven wiederkolt, bilden keine Anastomosen und enden an der Oberfläche der Muskelfasern. Dieselben Verhältnisse finden sich nach demselben Autor auch an den Muskelzellen der Schnecke (Helix pomatia). Viel bequemer zur Untersuchung ist der Magensack, wel- * Litteratur s. am Ende. 216 JOHANN v. CSIKY. cher andere Bilder zeigt. Die Muskelfasern sind grösser und brei- ter und bilden ein weitmaschiges Netz. Man nimmt deutlich den Plasma-Inhalt wahr und sieht dass das Plasma dicht und gekörnt ist. Die Nervenstämme laufen quer über die Muskeln hinweg. Aus die- sen Stämmen laufen dünnere Nervenfasern zu den Muskelfasern, um dort — nach RanviEr — in einer kleinen motorischen Platte zu endigen. GscHEIDLEN? fand in dem Magensacke des Blutegels, dass jede glatte Muskelfaser eine dünne Nervenfaser erhält, welche von Löwrr als Endfibrillen bezeichnet worden sind. Kress hat seine Untersuchung an der Blase des Frosches angestellt, und hier einen Grundplexus gefunden, welcher sich am Grunde der Blase befindet. Aus diesem Grundplexus stam- men die Fasern des Intermediärplexus, welcher die ganze Blase be- deckt, und nur aus diesem zweigt sich der intermuskuläre Plexus ab, der sich zwischen den Muskelzellen befindet. Ebenso sind die Verhältnisse beim Kaninchen, beim Frosche, sowie bei den glatten Muskelelementen des Darmes bei den Vertebraten, wie man auch an den Arterien und Venen dreierlei Plexus unterscheiden kann. Es ist natürlich, dass ein Theil der Forscher (Kuess,? ARNOLD,® LÖWIT,* GSCHEIDLEN,?) das Hauptgewicht auf den inter- muskulären Plexus legten und diesen eingehend untersuchten. Ihre Meinung über die Endigungen geht dahin, dass die marklosen Nervenfasern den Muskelfasern anliegen und so den Impuls dureh Contact vermitteln. Kress behauptet auch, dass die Nerven- faser stellenweise an den Muskelzellen hängt, was auch ich gefun- den habe. Auch Löwır und GscHEIDLEN erwähnen, dass die Stämme des intermuskulären Plexus stellenweise mit den Muskel- zellen in Verbindung stehen. ArnonD 6 geht am weitesten, indem er behauptet, dass die Fasern des intermuskulären Plexus auch den Kern der Muskel- zellen durchziehen, hier aber nicht enden, sondern die Zellen verlassen und sich mit dem intercellulären Plexus verbinden. Eine andere Gruppe von Forschern (TrıncHzs£,!! FRANKEN- HÄUSER,® H#NnocquE,? EuiscHer,!0) beschreiben, dass die Nerven- fasern im Innern der glatten Muskelfasern endigen. TRıncHzse fand in den Muskelzellen von Gastropoden, dass DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 217 die Nervenfasern sich in der Nähe der Muskelzellen befestigen und in die Zellen eindringen, wo sie sich gabelförmig verzweigen undin der Nähe der Zellengipfel frei endigen. Ranvier behauptet dagegen, TrıncHzse habe die verbindenden Protoplasmafäden für Nervenendigungen gehalten. FRANKENHÄUSER fand, dass die Nervenfasern im Kernkörper- chen der Muskelzellen endigen. Hx#nocqurE sah, dass der Nerv in der contractilen Substanz der Muskel verläuft und dort knopfförmig endist. ELiscHer fand die Endigungen im Kerne vor, resp. in un- mittelbarster Nähe desselben. Auf diese Meinung kehre ich später noch zurück. A. Lustie 16 wendet die Aufmerksamkeit wieder auf den Kern. Er untersuchte mittelst einer älteren Vergoldungsmethode den Sehliessmuskel von Mytilus edulis und Anodonta, sowie die Blasenmusculatur von Schwein, Pferd und Meerschweinchen. Er behauptet, dass der Nerv parallel zur Muskelfaser verläuft und mit derselben in der Gegend des Kernes in Berührung kommt, dann aber parallel der Faser weiterlaufe. In anderen Fällen lau- fen zwei divergirende Nerven parallel zum Muskel. Schliesslich endigt der Nerv derart, dass er entweder mit dem Protoplasma- fortsatze oder mit den (ontouren des Zellkernes verschmilzt. v. KÖLLIKER !" sah, dass der Nerv sich in feine Fädchen theilt, die dann frei endigen, glaubt aber nicht, dass jede Muskel- zelle einen besonderen Nerv bekäme. Ranvier’s Meinung bezüglich der Endigungen in den glatten Muskelzellen der Vertebraten geht dahin, dass die Endigungen mit den im Magensacke des Blutegels vorhandenen identisch sind. Doch anastomisiren diese Nervenzellen in entgegengesetz- ter Richtung vom Endigungspunkte und bilden viele Faserbündel. Löwır untersuchte die Blase des Frosches und fand bezüg- lich der Endigung, dass die Nervenstämme des bereits besproche- nen intermuskulären. Plexus an jenen Stellen, wo der Kern der Muskelzellen sich befindet, etwas dichter werden und dort anhaf- ten. Ranvier behauptet diesbezüglich, dass dieselben nichts an- deres, als motorische Platten — aber mit sehr kurzem Stiele sind. ToLoTScHINoFF,’ der seine Untersuchungen an der Blase jun- [SE — e JOHANN v. CSIKY. ger Exemplare von Rana esculenta anstellte, fand, dass die Ner- venfibrille an einer Seite des Kernes endige, in den meisten Fällen aber weiterlaufe, ohne dass sie mit den Muskelzellen in nähere Berührung kämen. Andere Nerven laufen mit dem Muskel- bündel, verzweigen sich dichotomisch und schliessen sich fest an den Kern der Muskelzelle. Kurz: die Nervenfibrille endet an der Seite der Kernes, manchmal aber lauft sie weiter und verschwin- det zwischen den Muskelbündeln. W. Krause beschreibt auch an den glatten Muskelfasern Nervenendplättehen, doch sind dieselben sehr klein und besitzen keinen Kern. Nach Tnorupr legen sich die aus dem intermuskulären Plexus stammenten Nervenfasern auch an der Muskelzelle an. Die Untersuchungen des Kasan’schen Forschers Smirnow!? beziehen sich auf Lumbrieus. Er untersuchte mit der Methylen- blau- und insbesondere mit der von ihm veränderten Golgi’schen Methode. Seiner Behauptung nach zeigen die nach dieser Methode angefertigten Präparate auf das deutlichste die sehr feinen, varıcö- sen Nervenfasern, welche frei enden. In Bezug auf die Schärfe der Bilder stehen dieselben hinter den mit Methylenblau gefärbten ın keiner Weise zurück, diese Methode ist ihm auch nicht sehr gelungen. Mit schönen Bildern illustrirt er seine Befunde. Manche intraepitheliale Nervenfaser erreicht beinahe die Oberfläche de Epithels, aber unter der Cutieula biegt sie sich doch bogenförmig ab, läuft dann eine Weile nach unten, um dann in verschiedenen Höhen frei zu endigen. Mit einem Worte jede Nervenfaser, welche in das Epithe- lium einbiegt, gibt successive sehr feine Terminaläste ab, so dass es schiesslich ein Endbäumchen bildet, dessen freie Nerven- endisungen zwischen den Epithelzellen liegen. Seine Meinung ceht dahin es gibt M. v. Lexnosste’sche sensibile, terminale Ner- venzellen und es gibt bäumehenförmig efreie Nervenendigungen, welche den Endbäumchen des centralen Nervensystems sehr ähn- lich sind. Er behandelt noch lange die zur Bildung des subepithe- lialen Plexus dienenden Nerven und Nervenzellen. Ganz besonders muss ich aber den vaterländischen Forscher v. Apsrey!? erwähnen, welcher seine zahlreichen Untersuchungen DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 219 besonders über die Gewebelehre des Blutegels, speciell über dessen Nerven und Nervenendigungen anstellte. Zu seinen Untersuchungen gebrauchte er die verschiedensten Methoden : Münter’sche Flüssiekeit und Hämatoxylin ; Chlorgold, Ameisensäure mit Glycerin; MÜnter’sche Flüssigkeit mit Chlor- gold und fand, dass unter allen Methoden seine eigene Sublimat- Alcohol-Methode die zweckmässigste sei. Alle diese benützte er zur Nachweisung der Primitivfibrillen. Bezüglich der Endverästlung der Nerven hebt er hervor, dass die Untersuchung und Nachweisung derselben zu den schwie- rigsten Aufgaben der Histologie gehören. FLEmminG sah, dass die Enndfibrillen der Nerven starr, in Winkeln gebrochen sind. Nach ArArtay ist der Verlauf der Nerven und Endfhbrillen durch eine eigenthümliche Wellenförmigkeit und geringe Krümmungen cha- rakterisirt, wie es auch thatsächlich der Fall ist; diese Wellenför- migkeit' erreicht ihren Höhepunkt mit den Enndästehen. Es ge- lang ihm die Endäste schon mit Hämatoxylin hervorzubringen, dann ein andermal mit sauerem Fuchsin ; die meisten Erfolge er- reichte er jedoch mit den Vergoldungs-Methoden, obwohl diese nach seiner Meinung bis zum Verzweifeln launenhaft sind. Er ver- suchte es mit der GERLACH-, ÜOHNHEIM-, KLEIN-, HoYER-, RANVIER- schen Vergoldungsmethode. Insbesondere mit der letzterwähn- ten, mit der Ranvier’schen Methode hat er die schönsten Resul- tate erzielt; wesentlich modifieirte er dieselbe jedoch derart, dass er diese — weiter unten noch zu besprechende Methode — mit Hyperosmiumsäure verband, Arkr#y hat das Präparat auf 1—> Minuten directin 1Y/2%-ige Hyperosmiumsäure gegeben, im Übri- gen ging er ganz nach Ranvier vor. Nachdem die Präparate alle Phasen der Methode durchgemacht hatten, setzte er dieselben dem Sonnenlicht aus und bekam nach 2—3 Wochen die schönsten Ergeb- nisse. Hieraufhielt er dieselben an einem dunklen Orte,denn sonst verdunkeln sie ganz, und man kann dieses Verdunkeln selbst mit höchster Sorgfalt nicht verhindern. Dieses erfuhr ich bei der von mir benützten Vergoldungsmethode nie. So lange die Präparate brauchbar sind, gaben dieselben nachstehende Bilder : Die Nerven- fasern sind dunkel-violettblau, die Ganglienzellen sind etwas ge- bleichter, der Kern scheidet sich blasenförmig aus und ist nahezu 990 JOHANN v. CSIKY. farblos. Die Muskelfasern sind hell-rosenfärbig, mit blassem Kerne, das Bindegewebe ist farblos, die Zellen desselben schwarz, ohne einen nachweisbaren Kern. Die Nervenendigungen betref- fend stehen diese an allen Organen und Geweben nur mit zelli- gen Elementen in Verbindung. Entweder in der Form feiner Fasern dringen sie hinein in die Zellen, oder verbreiten sich als Endplättchen oder Endkügelchen an der Oberfläche des Protoplasmas, aber nie in dessen Inneres. Ob, und wie weit der - Kern mit den Nerven zusammenhängt, konnte nicht constatirt werden. Die Nerven nähern sich an der Kerngegend den Mus- kelfasern, durchdringen die contractile Substanz und kommen entweder mit dem Ende, oder mit der Mitte des Kerns in Berüh- rung. Wenn wir so ein Nervenästchen genau beobachten, so sehen wir, dass es nicht ganz gleichartig ist, sondern man findet einen sehr scharfen, intensiver gefärbten Axentheil, der von einer ande- ren, lichteren Substanz umhüllt ist. Dieses Faserehen entspricht einer Primitivfibrille des Nerven. Der letztere durchdringt nicht die Kernhülle, sondern schmiest sich an denselben bloss an, wäh- rend die Axenfibrille ganz bestimmt in das Innere des Kernes ein- drinst und dort im Kernnetze verschwindet. Dieses ist die be- gründete Ansicht auf Grund der Vergoldungsmethoden. Von vorzüglicher Bedeutung sind die mit Methylenblau durchgeführten Untersuchungen ArAruy’s. Kurz muss ich hierüber - umsomehr berichten, weil ich gerade mit seiner Methode längere Zeit hindurch Versuche anstellte, doch nicht mit dem gewünsch- ten Erfolge. Das Methylenblau hält Array für ein vorzügliches Färbe- mittel, das auf zweierlei Arten wirkt: anders auf die Ganglien und wieder anders auf das Nervengewebe. Die Primitivfibrillen färbt er stahl-violettblau, den protoplasmatischen Theil der Nerven und die Ganglien lässt er viel lichter; die inter- und perifibrale Substanz bleibt entweder ganz farblos, oder bekommt bloss eine hell-violettblaue Farbe. Infolge dessen vereinigt das Methylenblau alle Bedingungen einesvollkommenen Nervenfärbematerialsin sich. Man findet zweierlei Differenzirung mit der Methylenblaufärbung: eine primäre und eine secundäre. Erstere besteht darin, dass die Tinction in den verschiedenen Bestandtheilen der Nerven mit ver- DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 221 schiedener Geschwindigkeit um sich greift; die secundäre wird dadurch bedingt, dass die tingirten Bestandtheile der Nerven die Tinetion mit verschiedener Geschwindigkeit abgeben. Thatsächlich färbt das Mittel wunderschön. Es gibt die schönsten blauen Farbentöne dem Gewebe, von hellblau bis dunkel-stahlblau, je nach dem Grade der Tinction und Beschaffenheit des Gewebes. Aber selbst die schönste Tinction wird in 1—2 Stunden zu nichts, das Gewebe erbleicht, und das Mittel schlägt sich, in schönen na- delartigen Krystallen gruppirt, ab. Daher ist es selbstverständlich, dass man behufs Fixirung Vorsoge treffen müsste. Zur Fixirung sind schon lange her Jod und Ammoniumpikrat für geeignet gefun- den worden. Dieses letztere empfiehlt auch Arirtuy nach einer bestimmten Anweisung. Es gelang ihm auch Präparate zu verfer- tigen, welche auch nach Monaten gut erhalten waren, obwohl sich das schöne Blau in ein gewisses Rothbraun umwandelte. Von meinen Versuchen mit Methylenblau wird weiter unten die Rede sein. Im Zusammenhange mit diesem, halte ich es für nothwendig, Erwähnung zu thun von den ersten Anempfehlern dieser Me- thode. Enrticn!* empfiehlt zuerst diese Methode vor etwa 10 Jah- ren. Später hält Arknstein ?° unter den neuen Methoden diese für die eleganteste, für specifisches Nervenfärbemittel, mittels wel- ches man die Axenfibrillen weit verfolgen, und mehrere Ran- vıer'sche Ringe überbrücken kann. Der Hauptvortheil besteht darin, dass dasselbe von sämmtlichen faserigen Geweben bloss die Nerven färbt, alles Übrige bleibt farblos. Nachtheilig ist, dass die Färbung der Nervenenden oft unvollständig ist; dieses wäre aber für mich das Wichtigste gewesen. Er hebt noch Vieles von den Nachtheilen hervor, doch dieses gehört nicht in den Rahmen mei- ner Abhandlung. Smirnow ist es gelungen mittelst Jod die Reac- tion zu fixiren, womit aber er die Präparate bräunlich-roth machte. Später gelingt ihm das Fixiren mit Pikrocarmin, schliesslich ver- bleibt er bei dem Gebrauche von pikrinsaurem Ammoniak, bezüg- lich welchem DocıEn bewies, dass dieses der fixirende Bestandtheil der Pikrocarmins ist. Das DocmEr’sche 4%-ige Methylenblau konnte ich überhaupt Da) JOHANN v. CSIKY. nicht für meine Zwecke gebrauchen, selbst Lösungen von eins auf 100, 1000, sogar 10,000 färben intensive blau. Arkrtuy empfiehlt je dünnere Lösungen. ‚II. Eigene Untersuchungen. Zu meinen {Untersuchungen benutzte ich aus den schon oben angeführten Gründen den Blutegel. Die äusseren, starken Muskelringe sind für meine Zwecke ebenso geeignet, wie die in- nere, weiche Magensackmuskulatur. Von den Methoden bewährten sich die v. THANHOFFER- Löwır’sche,!6 die Ranvıer’sche Methode und auch das Methylen- blau im Sinne Ar«rny’s, obwohl letzteres nicht in erwünschtem Maasse. Einzeln beschreibend und würdigend diese Methoden, was die Anwendung der Ranvıer’schen Goldmethode anbetrifft, so werden den mit Chloroform betäubten und der Länge nach auf einem Korkplättchen ausgestreckten Blutegeln durch die Mund- öffnung mittelst einer Pravazspritze Citronensäure eingespritzt, natürlich muss der Blutegel an beiden Enden zugebunden wer- den, damit die Säure nicht ausfliesse, bis das Thier in mässigem Grade aufgebläht ist. Nach 5 Minuten wird dasselbe aufgeschlitzt, der Magensack herauspräparirt und in destillirtem Wasser gewa- schen, wobei das Epithel nach Möglichkeit abgepinselt wird. Dar- auf werden Stückehen desselben auf 20 Minuten in 1%-ige Chlor- goldlösung gebracht, aus welcher sie in 25%-ige Ameisensäure übertragen werden, wo sie 25 Studen an einem dunklen Orte ver- bleiben. Darnach kommen die Stückchen in Glycerin, in welchem kleinere Stückchen untersucht und als Dauerpräparate mit As- phaltlack umrandet aufbewahrt werden können. Mittels dieser Methode werden Nerven- und Muskelfasern dunkelviolett gefärbt, mit dem alleinigen Unterschiede, dass die Nerven stärker gefärbt erscheinen. Die v. THANHoFFER-LöwIT’sche Methode, mittelst deren ich die unten beschriebenen Ergebnisse erzielte, ist folgende: Der mittelst Chloroform betäubte Blutegel wird in Stückehen zerlegt, welche auf Korkplättchen ausgespannt und mehrfach ein- DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 223 geschnitten in concentrirte Ameisensäure gelegt werden, woselbst sie in 5—8 Minuten durchsichtiger werden. Hierauf werden die Stückchen in ein Gefäss in 0°5%-ige Chlorgoldlösung eine Stunde (mitunter nur !/a, !/a, ?/ı Stunden) gebracht, neben welchem sich in einem anderen Gefässe ein Tropfen 1%-ige Hyperosmiumsäure befindet, und wird über die beiden Schalen eine Schachtel ge- stülpt. Es ist nicht angezeist die Osmiumsäure in die Goldlösung selbst zu geben, denn dieselbe schrumpft und vernichtet so zu sagen die Präparate. Nach Ablauf der oben angegebenen Zeit kommen die Muskeln in ein Gemisch, welches aus gleichen Theilen von Aqu. dest. und Ameisensäure besteht, und bleiben hier an einem dunklen Orte 24 Stunden. Darauf kommen die Stückchen auf 48 Stunden in concentrirte Ameisensäure und alsdann in Glyce- rin, in welehem man sie Wochenlang aufbewahren und zu jeder Zeit Präparate von denselben anfertigen kann. Sobald die Präpa- rate einmal mit Lack verschlossen sind, können sie im Sonnen- schein oder im Dunkeln aufbewahrt werden, ohne weiter nachzu- dunkeln. Mit Ariray’s 1: 1000 Methylenblaulösung färben sich die Präparate in ungefähr 1—3 Stunden mit einem hell- bis dunkel- stahlblauen Farbenton und bestätigen die durch die Vergoldungs- methode erreiehten Resultate; fixirt erscheinen sie wie die miss- lungenen Goldpräparate, mir wenigstens gelang es nicht schön fixirte Präparate zu erhalten. Die Structur des Magensackes eines Blutegels ist kurz fol- gende: Ein Rohr, welehes den ganzen Körper durchzieht und viel- fache Ausbuchtungen bildet; die Wand besteht aus einer starken Membran, in welcher sich die Muskelzellen befinden. Dieselben verlaufen einander parallel, sind aber durch die sogenannten Muskelbrücken häufig verbunden ; solche treffen wir viele an un- seren Präparaten. Sie zeigen dieselbe Structur, wie die Muskel- zellen selbst, doch fehlt denselben oft die Marksubstanz ; sie sind sehr fein und zart. Sehr häufig trifft man zwischen zwei neben- einander laufenden Muskelzellen viele Brückchen mit sehr feiner - Structur und fast jedes wird von einem Nerv begleitet. Die Muskelzellen besitzen eine structurlose, hie und da Va- rieositäten zeigende zarte Haut, die Rindensubstanz, von welcher 2934 JOHANN v. CSIKY. die Marksubstanz (Axentheil, RanviEr) umschlossen wird. In der letzteren ist ein mittlerer, dicht gekörnter Theil zu unterscheiden, der ringsherum von einer helleren Substanz umgeben ist, welcher ebenfalls sehr fein gestreift und gekörnt, aber viel heller ist, als Fig, 1. Schematische Darstellung der glatten Muskelzellen und deren Nerven. a. Muskelzelle ; db. Muskelbrückchen ; im. Kern der Muskelzelle, c. Grundplexus der Nerven; d.I. Ordn. e. Nervenfaser. II. Ordn. ds. Ganglienzelle. ivl. End- plättchen. iv. Nervenendigungen in Form von Fleckchen. die Marksubstanz. Kerne werden nicht in jeder Zelle gefunden, jedoch kommen sie ziemlich häufig vor. Dieselben sitzen entweder in der Mitte der Muskelfasern, oder sie schmiegen sich an der Wand derselben an und zeigen ein gewissermaassen geschichtetes. und gekörntes Aussehen. Manchmal kommen sie scheinbar auch DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 225 so vor, wie wenn sie aus der Plasmasubstanz herausgedrungen wären, und ihren Platz ausserhalb der Zellenmembran einnehmen würden. Dennoch sind sie natürlich innerhalb derselben und die Membran fasst den Kern an einer Seite mit einer feinen, gekörn- ten Schichte ein. In der Mitte des Kernes befindet sich immer ein heller, blasenartiger Theil. Auch die Muskelzellen anastomisiren mit einander, und zwar derart, dass zwei Zellen sich im spitzen Fig. 2. Ganglienzellen in verschiedener Form und Grösse. Winkel treffen, ihre Hüllen laufen kurz nebeneinander, später ver- schmelzen Hüllen und Marksubstanz mit einander. Quer über die Muskelzellen laufen die Nerven; dieselben sind entweder vielfach verflochten, laufen dieht nebeneinander, geben Anastomosen mit einander, sind varicös, wellenförmig, oder zeigen einen sehr complieirten Verlauf. Die einzelnen Fasern sind breit und theilen sich in dünnere Fasern, welche wiederum in noch feinere Ästehen zerfallen. Mittels Ganglienzellen (Fig. 2) hängen sie in grosser Zahl zusammen. Letztere sind sehr ver- schieden, und hängen mit kleineren, grösseren, schmäleren und Mathematische und Natwrwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 15 996 JOHANN v. CSIKY. breiteren Nerven zusammen. Sie können unipolar, bipolar oder multipolar sein. Ihre Form ist rund, ein andermal elliptisch und auch birnenförmig kommen sie vor. HERMANN sah öfter runde und ovale, als birnenförmige Ganglienzellen. GscHEIDLEN glaubt, ursprünglich wären sie alle rund, nur während des Präparirens erhielten sie andere Formen. Sie hängen mit dünneren, breiteren Nerven zusammen mit dem Nervenstamme und zeigen sehr oft interessante Gruppirungen; manchmal liegen sie geradezu auf dem Nervenstamme. Ihre Anzahl ist stellenweise sehr gross, ein andermal finden sich an einer Stelle nur eine oder 1—3 verschie- den geformte Ganglienzellen. Sie sind gekörnt, geschichtet und mit dunklerem Kerne versehen; manchmai zeigen sie in ihrem Inneren eine helle Stelle. Manchmal findet man Bilder, als ob innerhalb einer Membran mehrere Zwillingssanglienzellen vor- kämen; es sind Q—3 in einer gemeinsamen Membran und in jeder sieht man die oberwähnte lichtere Stelle. Die Nerven selbst durkreuzen mit dieken Fasern die Muskel- zellen (Fig. 1), sie sind parallel mit einander. Aus diesem dichten Grundplexus gehen einzelne, dünne, varicöse Fäden aus, welche wellenförmig laufen. Dies sind die primären Verästlungen ; sie begleiten schon die Muskelzellen und ziehen entweder an der Rindensubstanz oder oft auch an der Muskelzelle selbst weiter. Oft erreichen sie einen anderen dichten, aus querlaufenden Muskel- fasern gebildeten Grundplexus und vereinigen sich mit demselben. Sowohl diese, wie auch die primären Nervenfasern stehen im Zu- sammenhange mit Ganglienzellen. Aus diesen primären Nerven- fasern entstehen die secundären, welche schon Endisungen auf- weisen, häufig aber nur den Contact vermitteln. Es gibt überdies auch Nerven von dritter und vierter Ordnung. Nach diesen kommt dann das sehr fein gefaserte Endnetz, welches die Muskelflächen ganz durchschreitet, um den Impuls zu vermitteln. Dieses Netz gibt die schönsten Endigungen. Schematisch sind sie so am ent- sprechendsten elassificirt. Andere interessante, jedoch die Endigungen selbst nicht be- treffende Verhältnisse sind folgende. Sehr häufig trifft man Stellen, wo die Nerven auf der Museulatur so dichte Fasernetze bilden, dass sie kaum abzuzeichnen sind. Es sind schmälere und breitere DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 227 Nerven im Zusammenhange mit Ganglien sichtbar in den ver- schiedensten Formen mit vielen Endigungen. Wieder einmal sieht man eine Muskelfaser, über welche ein Nerv spiralig läuft und hie und da Contacte gebend, zu einer anderen Muskelzelle überläuft, wo er mit derselben verschmilzt oder weiter- zieht. (Fig. 3.) Was meine Meinung über die En- digungen selbst anbetrifft, sei mir erlaubt diese darzustellen in Nachfolgendem : Es gibt Endigungen, die aus dem Grundplexus selbst stammen. Sie bilden kleine, an kurzem Stiele sitzende Ver- diekungen oder Verdünnungen,welche — meiner Meinung nach — den RANVIER- schen motorischen Flecken entsprechen. Der Nerv erreicht die Zellenmembran, klebt sich entweder an, oder erreicht die Rinden, sogar auch die Marksub- stanz. Ein andermal endigt der Nerv aus dem Grundplexus auslaufend, nicht in einem einfachen Flecke, sondern besitzt einen kugelartigen oder traubenförmi- gen Endapparat. Es kommt sogar vor, dass ein Nerv von erster Ordnung in 1—2 Flecken, sogar auch zu 3—4 und mehreren nebeneinader endist. — Es kommt ferner vor, dass einestheils di- rect aus dem Grundplexus, anderentheils aus den Nerven erster Ordnung solche Endigungen gebildet sind, welche den quergestreiften Muskel - Endplättchen ähnlich sind und varicöse, mehrästige WIDE, % Fig. 3. Schlängelnd verlau- fender Nerv mit Contacten. a. Muskelzelle; c. Nerven; ct. Contacte. Eindigungen zeigen. Meiner Ansicht nach ist der Unterschied zwi- schen den quergestreiften und glatten Muskeln bezüglich der Nervenendigungen nicht so bedeutend. Jedenfalls sind jedoch in den glatten Muskelzellen die Verhältnisse feiner, indem auch die 15* 9938 { JOHANN v. CSIKY. Muskel zarter sind. Häufig gibt der Nerv vor seiner Endigung einen Contact ab, und endet dann an der Rindensubstanz. Häufig sind die Endigungen an den Muskelstückchen, neben welchen ge- wöhnlich auch ein Nerv läuft, der stellenweise Anschwellungen zeigt und eben diese geben die Contacte. Ich glaube, dass eben diese den Contact vermittelnden Nervenverdickungen A. Lustıe für eingeschaltete Nervenzellen hält. Ein andermal endigt die Nervenfaser zweiter Ordnung in einem Fleckehen, läuft je- Fig. 4. Nervenendigung in Plättehen- und Fleckchenform. a. Muskelzelle; c. Nerven- faser ; ivl. Endplättchen ; iv. Endfleckchen. doch weiter und gelangt bis zu einer Muskelbrücke, läuft neben derselben weiter und endigt Jan einer anderen Muskelzelle. Bald gibt der primäre Nerv auch eine Endisung und tritt mit einem anderen Nerv in Verbindung; ein anderer Ast läuft indessen wei- ter und endigt weiter unten. Der aus dem primären Nerv auslau- fende secundäre Nerv endet in 92—3 kleine Fleckchen. Im Allge- meinen ist charakteristisch, dass es überall viele Nerven gibt und häufige Endigungen. Speciell die dünneren Nervenfasern zeigen besonders schöne Bilder für den Contact. DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 229 v. Köttıker behauptet, es wäre unmöglich, dass jede Muskel- faser eine Nervenfaser bekäme. Meiner Meinung nach kann hierüber kein System aufgestellt werden. Es ist Thatsache, dass einzelne Muskelzellen mit 2—4, ja sogar mehr Nervenendigungen versehen sind; das Nervennetz ist überall dicht, der Contact häufig, so dass man bestimmt behaupten kann, dass die in einem Bündel vereinten Zellengruppen ausserordentlich reichlich mit Nerven und demgemäss auch mit Endigungen versehen sind. Fig. 5. Nervenendigung in Plättehenform. a. Muskelzelle ; c. Nervenfaser ; vl. End- plättchen. Wenn wir das bisher Beschriebene zusammenfassen, so be- findet sich zwischen den isolirten glatten Muskelfasern ein Grundplexus, dies gibt die erste, zweite etc. Ordnung der Nerven- fasern ab, welche dann die Endigungen geben, was auch an den direct aus dem Grundplexus kommenden Fasern der Fall ist. Letz- tere geben die grösseren Endisungen in Form von Plätichen und Träubchen (Fig. 4—5). Ein schönes Beispiel für diese Endigungen in Plättehen zeigt Fig. 5, wo aus dem dicken, dichten, verworre- nen Plexus zur Rindensubstanz eine Nervenfaser läuft, die eine längere und schmälere und zwei kürzere, und dichte, breite Plat- 330 JOHANN v. CSIKY. ten abgibt. Aus den Nervenfasern selbst sind dann wieder die En- digungen in Form von Fleckchen zu sehen (Fig. 6—8), und diese Verhältnisse sind umso feiner und zarter, je feiner die den & Fig. 6. Nervenendigung in mehreren Fleckchen. «. Muskelzelle ; c. Nervenfaser ; ih. Nervnetzchen ; iv. Nervenendigungen. Nervenplexus bildenden Fasern sind. Es gibt daher eine Endigung in Träubchenform, es gibt Ranvırr’sche motorische Flecke und ferner einen Contact zwischen Muskel und Nerv im Sinne GSCHEIDLEN’S. DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 231 Ausserdem gibt es aber auch noch andere interessante Ver- hältnisse, die bisher — wie mir scheint — noch nicht erwähnt wurden. Man findet ausser einem besonderen Endfleckehen zwei dicke, wahrscheinlich primäre Nervenfasern, welche zwischen zwei Muskelzellen fortlaufend, mit einem anderen derartigen Nerv anastomisirend zwischen den beiden Muskeln die Endbildun- gen zu der Rindensubstanz abgeben. Diese dichten Endapparate laufen und enden wahrscheinlich neben kleinen Muskelbrücken. Das eine Ende der Nervenfaser läuft in die Marksubstanz des Muskels und endet dort frei. Ein andermal fällt es auf, dass die Fig. 7. Nervenendigung in mehreren Fleckchen. a. Muskelzelle; c. Nerveniaser ; iv. Nervenendigung in Fleckchen. (Der eine in Doppel-Fleckchen.) sehr varicöse Nervenfaser neben einer Muskelbrücke läuft, mit derselben in fortwährendem Contact steht und dann zu einer an- deren Muskelfaser gelangt, und dort in mehreren Fleckehen en- digt. Überhaupt verlaufen mitunter die dünneren Nerven in sehr launenhaften, verschiedenen Krümmungen. Sehr interessant ist jenes Verhältniss, wo neben einem Muskelkern ein diekerer Nerv läuft, und aus ihm zu diesem Kerne schmale, sehr varieöse Fäd- chen treten. Manchmal kann man einen feinen Nerv über 4-5 Muskelzellen verfolgen, bis er schliesslich in einem Flecke endigt. Nicht uninteressant ist jene Art der Endigung, die wir in der circulären Körpermuseulatur treffen und welche, wie ich 932 JOHANN v. CSIKY. glaube, rein motorische Endigungen sind. Zu den dicht neben- einander stehenden Muskeln läuft ein Nerv, der in die Muskel- zelle eindringt und dort mit varicösem Ende verschwindet. Ein andermal ist auch ein Kern zu sehen, neben welchem sich der Nerv theilt und verschwindet: man sieht wieder, dass er an der Rindensubstanz verästelt und dann weiter zum Kerne der Nach- barmuskelzelle läuft. Schliesslich endet er in einem einfachen Flecke, oder verschwindet in der Marksubstanz; es ist nicht im- Fig. 8. Nervenendigungen an der Rinden- und Marksubstanz der Muskelzelle. a. Muskelzelle ; db. Muskelbrückchen;; c. Nervenfaser ; iv. Nervenendigungen. mer genau zu entnehmen, ob er den Kern durchzieht oder nicht, jedoch immer die Endigung an der Rindensubstanz. Indem nur EuiscHer und A. Lusrıe von den Endigungen ım Kerne Erwähnung thun, und weil ich auch solche vorfand, so ist es angezeigt, diese näher zu besprechen. ELiscHer, wie es schon oben gesagt wurde, fand die Endigung entweder im Kerne, oder in dessen nächster Nähe ; Lustig fand sie auch im Kerne, oder an dessen Protoplasmafortsatze, ein andermal verschmilzt aber der Nerv mit den Contouren des Kernes. Meine Meinung ist nach- & DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 223 folgende : Es gibt gar manche Beispiele, dass die Marksubstanz der Muskelzelle an einer bestimmten Zelle verdichtet ist; es sieht nämlich so aus, als ob das ein Kern wäre, aber daneben trifft man noch so eine kernartige Ausstülpung. Es ist hier sehr schwer zu unterscheiden, ob beide kernförmige Bildungen innerhalb der Fig. 9. Nervenendigung in der Nähe des Zellkernes, ferner in einem Fleckchen. a. Muskelzelle; db. Muskelbrückchen; im. Kern der Muskelzelle; c. Nerven- faser; iv. Nervenendigung oberhalb vom Kerne; iv’. Nervenendigung in einem kurzgestielten Fleekchen. Zellenmembran liegen oder eine ausserhalb von ihr sich befindet. Thatsache ist jedoch, dass ein Nerv zu dieser Stelle hinläuft und dort verschwindet. Das ist die von EviscHer beschriebene Endi- gung, und ich bin in der Meinung, dass solche Endigungen that- sächlich vorhanden sind. Ein andermal ist der Nerv ganz sicher 934 JOHANN v. CSIKY. bis zur Verdieckung der Muskelzelle zu verfolgen; hier zeigt er eine Krümmung und es scheint, wie wenn er an zwei Stellen en- dige. Nicht uninteressant war jenes Bild, wo die Endigung den Kern bogenförmig umfasst; sie besteht wahrscheinlich aus vielen Fig. 10. Verschiedenartige Nervenendigungen Fig. 11. Nervenendigung unterhalb in der Nähe des Kernes. a. Muskelzelle ; vom Muskelkerne, an dessen Proto- im. Muskelkern ; p. Protoplasmafortsatz der plasmafortsatz in einem Fleckchen, Muskelzelle ; C. Nervenfaser ; c. Nervenfaser, a. Muskelzelle ;, im. Muskelkern ; die zum Protoplasmafortsatz läuft und en- c. Nervenfaser; ww. Nervenendi- det, c!. Nervenfaser, die sich in 3 Fäserchen gung in Fleckchen am Protoplasma- theilt und an der Rindensubstanz endet; fortsatz ; ?v'’ Nervenendigung an der c?. Nervenfaser, die sich an der Rindensub- Rindensubstanz in einem Fleckchen. stanz anschmiest. dicht nebeneinander gesetzten Fleckehen. Hinsichtlich der Resul- tate von LusrıG bemerke ich Folgendes: Wirbeobachteten eine Muskelzelle mit einem seitwärts liegen- den Kerne. Querüber diese Muskelfaser läuft ein dickerer Nerv, der einen schmäleren Ast zum Kerne treten lässt. Dieser verdickt sich an einem Ende des Kernes in der Nähe des Kerngipfels, wo DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 235 er auch endigt, eventuell kommt er auch mit der Kernmembran in nähere Verbindung. Eine andere Nervenfaser verläuft in der Nähe des Kernes und gibt ein motorisches Fleckehen zur Rinden- substanz. In der nächsten Nähe trifft man zwischen zwei Muskel- zellen ein Brückcehen, welches vom Nerv ebenfalls ein Ästehen be- kommt. (Fig. 9.) In einem anderen Falle sieht man einen seitwärts ausgestülpten Kern, neben ihm läuft ein Nerv, der zum unteren Ende des Kernes ein motorisches Fleckchen abgibt und es scheint, dass er mit der Kernmembran verschmilzt; der Nerv läuft dann noch weiter und zeigt einen motorischen Fleck an der anderen Seite der Muskelfaser. (Fig. 10.) Ein anderes Präparat zeigt folgende Verhältnisse: Zu einem Kerne kommen drei aus einem dickeren Nerv stammende Fäserchen. Eine Faser er- reicht früh die Marksubstanz und versehmilzt mit ihr; die zweite gelangt zur unterhalb vom Kerne sichtbaren Protoplasma- verdichtung, vor dieser theilt sie sich aber in zwei dünnere und in ein dickeres Fäserchen und so endigt sie hier; der dritte Ast kommt oberhalb von diesen Endisungen in Berührung mit dem Kerne und weist sichtbar keine Endigung auf, sondern verschmilzt mit der Kernmembran. (Fig. 11.) Hieraus schliesse ich, dass der Kern selbst auch mit Nerven in Zusammenhang steht und zwar derart, dass der Nerv mit der Kernmembran in Berührung kommt oder mit der in der Nähe des Kernes sichtbaren Protoplasmaverdichtung ; manchmal greift sie selbst in die Kernsubstanz ein — obwohl nur mit verschwom- menen Contouren. Hier entsteht nun die Frage, ob die Nervenhüllenmem- bran mit der Kernmembran verschmilzt und der Nerv nachher mit dem Kerne in Verbindung kommt. Bisher gelang es mir nicht diese Frage zu beantworten. Soviel über die mit der sich für ausgezeiehnet bewährten THANHoFFER-Löwır’schen Methode erreichten Erfolge. Das Me- thylenblau, womit ich lange Zeit experimentirte und mehrere hundert Präparate verfertiste, ist zu frischen Untersuchungen sehr geeignet; alle meine Erfolge in ihren Hauptzügen, auf welche ich auch Gewicht legte, hat es in vollem Maasse gerechtfertigt. Aber die Präparate schön zu fixiren ist mir keineswegs gelungen, 936 JOHANN v. CSIEKY. wenigstens in der Weise nicht, dass ich auch nur ähnliche Bilder, wie dıe unfixirten liefern, erhalten hätte. | Nachdem ich hiemit über alles Rechenschaft ablegte, was ich als bestimmt oder wahrscheinlich wahrnahm, kann ich behaupten, dass die Chlorgold-Reaction eines der besten Methoden für Nerven- färbung ist, und dass unter allen Methoden die von THANHOFFER- Löwrr’sche die vorzüglichste ist. Diemittels dieser Methodeerzeugten Präparate können bis wie lange immer aufbewahrt werden (ich selbst habe 3-jährige im Besitze), das Verfahren selbst gewährt bei einiger Genauigkeit sichere Resultate, mit derschon nach einer !/„—1Stunde eingetretenen schönen Tinction. Meine vorhandenen Präparate, besonders jene, nach welchen ich die Abbildung anfertigte, sind im II. anatomischen Institute aufbewahrt und können dort besich- tigt werden. Schliesslich kann ich nicht unterlassen, dem Herrn Prof. von 'THANHOFFER meinen ergebensten und innigsten Dank aus- zudrücken für seine Anleitungen und Unterstützungen, die er so gütig war mir angedeihen zu lassen. III. Endresultate. 1. Bei meinen Untersuchungen fand ich die Methylen- blaufärbung und die Ranvier’sche, ebenso wie die v. THANHOFFER- Löwır’sche Vergoldungsmethode zur Färbung der Nerven der glat- ten Muskelzellen für zweckmässig. Unter diesen drei Methoden habe ich mit der v. THAnHorrer-Löwır’schen die meisten Erfolge erzielt. 9. Meine Untersuchungen machte ich an den Muskeln des Blutegels und dessen Tubus eibarius, sowie an der Blase der Rana esculenta; an den ersteren konnte ich die Nervenendigungen am zweckmässigsten beobachten. 3. Die Nerven bilden gröbere und feinere Geflechte, in deren Knotenpunkten unipolare, bipolara und multipolare Nervenzellen gelesen sind. 4. An den Muskelzellen der Tub. cibarius des Blutegels kann man eine Rinden- und eine Marksubstanz unterscheiden ; letztere besteht aus fein gekörntem Protoplasma. Je zwei Muskelzellen sind DIE NERVENENDIGUNGEN IN DEN GLATTEN MUSKELFASERN. 237 verbunden durch dünnere und diekere Muskelbrücken;; diese Brü- cken leiten auch Nervenfasern zu den Muskelzellen. Die über die Muskelzellen laufenden Nerven bilden einen Grundplexus, wel- cher aus dünneren und dickeren Fasern besteht. Aus diesem kom- men die Nerven von erster, zweiter und dritter ete. Ordnung, welche schliesslich ein diehtes Netz bilden. Die oben erwähnten Nervenzellen sind oval oder rund, in der Mitte mit einem blasen- artigen Kerne; unter diesen sind auch Zwillingsganglienzellen zu finden. 5. Die Art der Nervenendigungen geschieht unter sehr ver- schiedenen Formen, welche aber auf bestimmte Typen zurück- geführt werden können, und zwar einmal in den von RAnVvIER entdeckten motorischen Flecken, zweitens als Platten. Häufig kommt auch im Sinne GscHEIDLEN’s ein einfacher (Contact vor, derart, dass die Nervenfasern im Verlaufe an den Muskelzellen mit einzelnen Knötchen in Berührung kommen. Aber nicht nur _ an den Muskelzellen, sondern auch an deren Kernen und auch selbst in den Kernen sind solche Nervenendigeungen vorzufin- den, wie dieses v. ApAray und A. Lustig beobachtet haben. In allen Fällen sind die verschiedenartigen Formen auf jenes Fleckchen zu- rückzuführen, welches zuerst der grosse französische Gelehrte RANVIER entdeckte. Litteratur. ea . Ranvıer: Technisch. Lehrbuch d. Histologie. (Leipzig, 1888. p. 1786— 191.) 9. GscHEIDLEN: Beiträge zur Lehre v. d. Nervenendigungen in d. glatten Muskelfasern. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XIV. 1877. p. 321. 3.Kıess: Die Nerven d. org. Muskelfasern. Virch. Arch. Bd. 39. p- 168. 4. Löwır: Die Nerven d. glatten Muskelfasern. Wiener Sitzungsber. Basis parzile 5.Hıs: Über d. Endigungen d. Gefässnerven. Virch. Arch. Bd. 28. 1883. p. 427. 6. Arnorp: Stricker’s Handbuch. p. 142. . ToLoTscHinorr: Über d. Verhalten d. Nerven i. d. glatten Muskel- fasern d. Froschharnblase. Arch. f. mikr. Anat. Bd. V. 1 938 JOHANN v. CSIKY. S. FRANKENHÄUSER: Die Nerven d. Gebärmutter u. ihre Endigungen 1. d. glatten Muskelfasern. Jena, 1867. p. 79. 9. HznocquE : Du mode de distribution et de la terminaison des nerfs dans les musecles lisses. Arch. d. l’anat. et de la physiol. Paris, 1870. 10. Eriscuer: Beiträge z. fein. Anat. d. Muskelfasern d. Uterus. Arch. f. Gynäk. Bd. XI. 1876. 11. Teınchzsz: Memoire sur la terminaison p6ripherique des nerfs moteurs dans la serie animal. Journ. d. l’anat. et physiol. T. IV. 1867. 12.v. Ariray: Erfahrungen i. d. Behandlung d. Nervensystems f. hist. Zwecke. Zeitschr. f. wissensch. Anat. u. mikr. Technik. Bd. VI. 1889, p- 422—436. — Nach welcher Richtung soll die Nervenlehre reformirt werden? Biol. Centralblatt Bd. IX. 1889—90. — Leitende u. contract. Primitivfibrillen. Bd. X. H. 3. 1892. — Über d. Muskelfas. v. Ascaris etc. Zeitschr. für wissensch. Anat. u. mikr. Technik. Bd. X. 1893. p. 319—-361. — Tanulmäny a Najadeäk szövettanäröl. Budapest, 1885. p. 95. 13. A. Sumnwow: Über d. Nervenendigungen im Epithel d. Regenwurms. Anat. Anzeig. 1884. Nr. 18. p. 570. 14. Eurtıcn : Üb. d. Methylenblau-Reaction. Deutsche Med. Wochenschr. 1886. Nr. 4. 15. Arnstein: Die Methylenblau-Färbung. I—II. Mittheil. Anat. Anzeig. Bd. II. 16. THANHOFFER : A szövettan es szövettani technika. Budapest, 1894. — A mikroskop. Bpest, 1894. — Ujabb mödszerek a haräantesikos izmok idegvegzödesenek vizsgälatära. 17. A. Lustıe: U. d. Nervenendieg. i. d. glatten Muskelfasern. Wiener Sitzungsber. 1881. Bd. 83. 18. Minängovics: Altalänos boncztan. 1®. WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. Von J. HEGYFOKY, Pfarrer in Turkeve. Aus «Mathematikai es termeszettudomänyi közlemenyek» (Math. und naturwiss. Mittheilu nsen. XXVII. Band, 1. Heft. 1897. Gegenstand der vorliegenden Studie bildet der Zusammen- hang des Wasserstandes mit der Niederschlagsmenge. Es soll nämlich festgestellt werden, ob ein Parallelismus schon für ein- zelne Jahre, oder nur für längere Zeiträume, etwa Lustren, zwi- schen beiden Elementen besteht. Dann soll untersucht werden, wie die jährliche Periode sich gestaltet und endlich wie die Ände- rungen des Wasserstandes in einem regenreichen Monate von Tag zu Tag erfolgen. Die auf den Wasserstand bezüglichen Daten sind den Bän- den der hydrographischen Section des Ackerbau-Ministeriums entnommen, welche bis gegen Ende des Jahres 1896 erschienen und die 19 Jahre von 1876—1894 umfassen; jene aber des Nieder- schlages sind nach den Jahrbüchern der ungarischen (1871—1894) und österreichischen Centralanstalten für Meteorologie (1851 bis 1870) zusammengestellt. Die Daten der Jahre 1857 und 1858, in welchen keine Jahrbücher zur Ausgabe gelangten, wurden mir durch die Güte des Herren Hofrathes Dr. J. Hann schriftlich mit- getheilt. Ebenso erhielt ich eine Abschrift in Bezug des Wasser- standes aus Pozsony (Pressburg) (1865—1875) und Ujvidek (Neu- satz) (1864—1875) von den hydrographischen Ämtern daselbst. 240 J. HEGYFOKY. Il, Die Jahresmittel des Wasserstandes und Niederschlages. Der Wasserstand eines Flusses ist von zwei Umständen be- dingt, nämlich von der Menge des Niederschlages seines Gebietes und der Abführungsfähiskeit desselben. Erstere hängt von der Permeabilität des Erdbodens und der Lufttemperatur ab ; lockerer Boden nimmt mehr Wasser auf, als felsiger, trockener und un- gefrorener mehr, als nasser und gefrorener. Die Abführungsfähig- keit wird durch die Eisstauung beeinflusst. Mit diesen Umständen werden wir uns aber nicht befassen, da sie bei unserer Discussion kaum in Betracht kommen; sind doch die Jahresmittel des Wasserstandes alljährlich diesen Fac- toren ausgesetzt. Als Speisung eines Flusses wird gewöhnlich etwa ein Drittel der Regenmenge angenommen. In Böhmen z.B. betrug der Ab- flussfactor 22—31% * der Regenmenge, welche in den Jahren 1876—1890 herabfiel. Allein auch dort stellte sich heraus, dass dieser Factor grossen Schwankungen nicht nur für verschiedene Gegenden, sondern auch von Jahr zu Jahr unterworfen ist. Bei uns ist derselbe eben erst im Begriffe bestimmt zu werden. 1. Wasserstand der Flüsse (1876-1894). Bei dem Wasserstande eines Flusses ist es von höchster Wichtigkeit, die Höhe des Nullpunktes des Pegels zu kennen und zu wissen, ob derselbe constant geblieben ist, oder nieht. Es muss gleich hervorgehoben werden, dass bei dem Zusammenstellen der Daten überall jene Correetionen angebracht wurden, welche in dem jüngsten Bande (1894) des Wasserstandes der ungarischen Flüsse durch die hydrographische Section mitgetheilt sind. Die Seehöhe dieser Nullpunkte, sowie die Flussstrecke der einzelnen Stationen von bestimmten Ausgangspunkten sollen später, bei den * Ruvarac und Penck. Die Abfluss- und Niederschlagsverhältnisse von Böhmen... p. 30 und 73. WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 241 Monatsmitteln, Platz finden. Obwohl die Daten von 55 Stationen an 18 Flüssen und in 3 Stationen an 2 Seen bearbeitet wurden, sollen bei der folgenden I. Tabelle doch nur jene in Betracht kommen, die den ganzen 19-jährigen Zeitraum hindurch oder wenigstens 17— 18 Jahre beobachteten. Nicht die Mittel der einzelnen Jahre, sondern die in % aus- gedrückten Abweichungen derselben vom 19-, respective 18- oder 17-jährigen Mittel werden auf der I. Tabelle dargestellt. Das . — Zeichen giebt an, dass das Jahresmittel unter dem Mittel der Periode bleibt. Auch wird die Abweichung der Lustrenmittel vom Generalmittel, sowie die mittlere und absolute Schwankung mit- getheilt; allesin %. Die Flüsse werden in zwei Gruppen eingetheilt, in die West- und Ostgruppe. Jene enthält die Nebenflüsse der Donau, diese die der Theiss. In die erste Gruppe ist auch der Balaton (Plattensee) eingereiht. Die grösste Abweichung vom Mittel nach oben ist fett gedruckt; die grösste negative (—) Abweichung ist mit einem Sternchen (%) gekennzeichnet. Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 16 [XS} ed [XS) Name des Flusses Balaton (Plattensee) Dräva (Drau). « Szava (Save). Vag Name der Station 1. Gruppe. Pozsony (Pressburg)__ Komärom (Komorn) Nagy-Maros __ Budapest ._ Mohäes __ Ujvidek (Neusatz) __ Zimony (Semlin)__ Pancsova __ Bazias Drenkova ._ Orsova __ Siofok_. Bares Eszek (Essegg) Zäagrab (Agram) __ Broöd._ Mitrovicza Sellye_. Ersekujvar __ Mittel __ J. HEGYFOKY. | IL [0,0 > [an > & (6,0) u _— un 20 | 31 13 | 113 29 | 3| ıs 3| 550 9| 327 29| 0/39 31| 519 37 | 5| % _|43| 7| 32 99 | 8| 31 90 72 13 | 67| 13 89 | 11! 63 18 | 8| 17 6029) 5 Be) 2 N Ig || a 6 31| 52 er = I [00] 6,0) 6,0) —_ — — 1| 30 6| 3 5| 16 16) 26 18] 26 96| 18 3 8 37 3 41 6 4 0 3 4 133 121 61| 15 | 2 1\—18 37 —-6 38 —10 0 9 57| 39 33| 18 1. 7 Abweichung des Was — SI ar) [0,0] {0,0} [e,0} [e,0} [6,0] {6,0} — — — 5 —15 5 5 —10 3 11 —11 1 11 \—16 0 14 |—13 6 15 —14 6 25 |10| 11 30 |—14 9 32| 16 9 3412| 12 94 \— 9 8 115| 39) 50 0) 3\—17 18 1 8 — # 4 |—30 4 6| 2 93 I— 3 7 3 a Al 19|—11| 10 99 |— 5 6 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 248 elle. ndes vom Mittel in °)o. | | | Mittlere |Apsolute Schwankung Sn 1886 1887 1888 1859 1890 1892 1876/80 1831/85 1856/90 1891/94 1891 1893 — 21% —21%| 11 9 2 1 13 — 3 | —10 11:3 — 66 — 54 0:2] 10:74 51 —13 | —19 | 13 1] —23 |—14— 2) —10 | — 37% 20:8 0:0 — 8:2) —15°7]| 1691 12 —10 —18 | 20) 3 —24 —16— 1) —12 | —44% 21:6|— 12) — 5:8) —18'0| 17:89 s1 —13 1 —22 | 20) 2 —36 |—23|— 1) — 8 | —49|925°8| — 14— 9:4 —18:5) 2021 35 —10 | —16 3 0 —26 ——2i 11 — 9 | —39*| 21:6 1:8|— 9'8|—17°0| 16°63 79 — 8 | —14 5I— 1) —18 —18 1] —10 | —28X| 16:0 2:2) — 72) —13°7]| 12:45 56 —58 | —80% —53|—50) — 80% —55 —10 —28 |(—36) 69:4] 20:6 —642| —32:9]| 57:54 213 — 9 | —26 923 -1| — 9 | 10) 9 —94 | —25% 174 49 —13:6— 7°5|| 14:84 64 42 16 3 7| —577—26| 4 —17 | —10 | 3:8 2:8 32] —12°4]| 21:37 117 & 0 4 5 2% —16 — 2 — 2 | —28 |19:3 54 — 32 —12:0| 1141 57 —i9 | —23 | 10/— 4 —23 —12 31 —11 | —28* 21:8) — 0:4] —10:6|—12:0 | —11 | —25 | 22]—95| —42 |— 7 — 9) —67%| —42 1478 — 6:6 — 162 —31°9]| 29:26 156 244 J. HEGYFORY. EN Abweichung des Wasserstan« 8 des ame Name der Station en Io loolo|ı=|« Flusses Ss ı5 15 Ile _ — — il — — —_ 2. Gruppe. Theiss _. _. | Märmaros-Sziget BB 3232| 99-2 —-5| 2924| 16 « Vasaros-Nameny __ 9 27, 4| 8&4| 3535| 54 7 « _ | Tokaj 5212| 26) 88| 13] 34) 14 « Szolnok 48| 7| 20 99. 11) 50 8 « Szeged __ 40 | 20 | 2323| 79| 17| 56 3 « Török-Becse 54 933 | 3830| 85| 22| 60 9) « . | Titel — 6| 5| 38| 14) 97 —5 Bodros.__ Sarospatak 3111| 2| 202 7 0| 15 3 Szamos __ Szatmär._ __ 3 3 7| 37) 2) 36-11 « Näbrad 098 |ıas| 43| 91) 52) 62-20 Körös __ .. | Nagy-Zerind.__. 45 117 | 27) 65| 30| 51 — 8 | « Kis-Jenö __ 71 | 26 %6| 431 —| 64|—14 « Gyoma __ 49 | 19| 17| 56| 33) 9 0 « Kun-Szt.-Märton __ 43 \18 | 2 69 3232| 6 & Maros Radna 57) 1-9; 3| 14) 60 —28 « Makö __ 9/11 — 1 835) 41| 1090-28 Mittel __ 57 17 | 21) 63) 20) 49-3 Mittel der Gruppe 1. und 2. 43 |10| 21) 4797| 19) 34-4 1833 1884 94 17 1885 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 245 Ile. m Mittel in °o. (Fortsetzung.) Mittlere |Absolute Schwankung 1836 1837 1888 1899 1890 —27 | 10|—21 |—29 | —59 | —64%—49 |—25 | —63 55-8 —16 — 3|—27 —96 | —49 | —28 |34\— 3 | —56X| 35-9 13:92) — 24-9 — 80:2 || 26:53 146 —11 |— 3|—16 |—18 | —46 | —34 |-38 |11 | —61%|35°8 13-8) —ı8-8 | _36-0 967% 140 —22 —17 |—-12|-19| —44 | —38 |—31 91 | —71%|49-8|19-2| —92-8 | _40-9 31'16 156 —15 —19| 14|— 3| —17 | —11 1 |—11 | —33%*20:7| 2:2) — 80|—135|| 14-53 71 —26 14/20 |—21 | — 34% —91 —18| 14| —927 [2856| 7:8| —_93-0 — 13:0 || 20:32 109 — 9 4 0 |—10| —19 | —26 —21 —-10| — 41% 9214| 50| — 6:8 | 24-5 || 11-96 79 —83 |—15 |—27 |—18 | —54 | —59 39 |40| —75*|66-4 | 5:6 | 929-4 —532|| 43:15 173 —29 5—5 3) —48 41 33 23 | —55%| 36:8 70 —13-4 — 38:0 || 28:53 120 — 61-33 9| —46 | —44 —30 —16| —50%| 33:2) 46 | — 9:8| 5350| 27-11 121 | —13 —14 10 |—10| —41 | —36 |-26 95 | —67X|34-8 13:6 | —17-6 | 38-5 27:26 129 —12 | 9-12 |—-12| —38 | —29 [98 10 — 59% 34:6 | 5°8| —16:6 | —29:7 || 23:89 121 23 —14,— 2| 16) —24 24 99 | 2| —51* 17:6) 38 |— 0-9 | _96-5)| 21-15 111 6 —32 —10 3| —56 | —53 |—54 —98 | —80%| 45:9 15:6 | —17°8 | 53-7 || 38:00 180 —13 —15 0— 7|—31 23 —13 | —12| —40%|28:0| 3:6 | —13:2 | —21:7 || 19:00 87 246 J. HEGYFOKY. Die I. Tabelle belehrt uns, dass der Wasserstand der Flüsse: Theiss, Bodrog, Szamos, Körös und Maros, sowie der Balaton (Plattensee) in den zwei Lustren 1876/1880 und 1881/1885 höher, in den Jahren 1886/1890, 1891/1894 aber niedriger war, als das Mittel; ebenso gibt sie zu erkennen, dass die Donau mit Aus- nahme der Stationen Drenkova und Orsova, sowie die Väg und Nyitra nur im ersten Lustrum (1876/1880) einen, das Mittel über- steigenden Wasserstand zeigt, in den andern Lustren aber unter demselben bleibt; auch stellt sie dar, dass sich die Drava (Drau) mehr der Donau-Gruppe, die Szava (Save) aber der Theiss-Gruppe anschliesst. Bei der Donau und ihren Nebenflüssen ist also das Sin- ken des Wasserspiegels unter das Mittel früher zu erkennen, als dies bei der Theiss-Gruppe wahrzunehmen ist; auch tritt es bei den ersteren Flüssen in geringerem Maasse auf, als bei den letzteren. Dieses Resultat der I. Tabelle kommt noch mehr zum Vor- schein, wenn man die Lustrenmittel nach den einzelnen Flüssen darstellt, wie es im Folgenden geschieht. Die Zahl der Stationen ist eingeklammert. Ü 247 WASSERSTAND DER FLUSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 0.6 — Ko — 9.96 — Velo Kal — 7-8 6-10 uoeRg ougo uoddnın OT UoA TEN — 1-60 9.96 — 9.06 — — L% 8.18 adding pT TopTenEN V-1E— Incl 1.10 1.07 du 1-6 7.18 ee (ka °:10— 8.16 1-16— 8.48 oil L-L 8.78 a N 1:00 1.80 — 9.88— 8.88— aa 8-9 6-8 * es 0.014 8.08— Jo 0-81 — 0.86 3a 9.60 ee lnleormpog 9.81 — 6:66 8.80 — G.08— 6-87 — 8.01 9.88 ee ea nesteun. 6-01+ 6.6 — 8.66— = 0.71 I — L.86 DENN TPIEEIN SE 3) — air = DREI &.1 — «4 8-6 -—- mr = (&Oeras) es 6.4 Moe 8-28 STC le 6.71 — oe 9.88 eo II 6.0E+ 6-68 — 7.19 0-08 — 6-79 — 0-81 7:49 = mm (1) (eosuogerg) uorerrgl G.8 — 7.8 — 1-61 — 9.91 — ee 0:08 (6) BA0S.TQ STq (urjwag) Auoturz "A nBuoq 9.04 ol — 1.86 6.7 — Ge 0 1-91 nn (g)(zyesnen) 9PIA | -[n stq (3ıngssorg) Auoszog UoA neuoq 7681/1681 | 0681/9881 | ESST/TSST pum pun pun 768T/T68T | O6ST/ISST | GSST/TSST | 0881/9181 0681/9887 | GSST/TSST | 0881/91871 uU9Ismg TP9MZ of UPUISIMZ SUNTIPURAIIA Pun JU99IDT UI [OYIM WOA SIYPURBISIISSBAA SOP SUnyDIOMgYV 248 J. HEGYFOKY. Obgleich der Wasserstand aller Flüsse in den zwei Lustren (1886/90, 1891/94) unter dem 19-jährigen Mittel bleibt, so macht sich doch schon bei einigen in dem Zeitraume von 1891/94 eine Ausnahme geltend; indem der Balaton (Plattensee), die obere Donau, Väg, Nyitra und Bodrog, also die nordwestliche und zum Theil nördliche Gegend des Landes, schon ein Steigen des Wasser- spiegels verrathen. Im Gegentheil aber sieht man in den anderen Gegenden, besonders in der Umgegend der Maros, also im östlich- sten Theil des Landes noch stätige Abnahme des Wasserstardes. Was die einzelnen Jahre anbelangt, so stellt sich laut Ta- belle I dasJahr 1879 als solches heraus, in welchem das Maximum, und 1894, in welchem das Minimum des Wasserstandes beobach- tet wurde. Bei der Theiss-Gruppe erreichen beide Extreme grössere Werthe, als bei der Donau-Gruppe; die östlichen Flüsse sind also excessiver, als die westlichen. Auf Tabelle I ist auch die mittlere Abweichung vom 19-, respective 18- oder 17-jährigen Mittel mitgetheilt, welche es er- möglicht, die Frage zu beantworten: Mit welcher Genauigkeit ist das Mittel des Wasserstandes aus einer 19-, 18- oder 17-jährigen Periode bestimmt und wie lange müssten die Beobachtungen fort- gesetzt werden, damit der wahrscheinliche Fehler des Mittels + 1% betrage? Rechnet man nach der Fechner’schen Formel (W. F. — = Is x mittlere Abweichung, worin n die Zahl der Be- Van \ obachtungsjahre bedeutet), so erhält man folgendes Resultat, welches auf Tabelle Il dargestellt ist. WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 249 II. Tabelle. Mittlerer Wasserstand und wahrscheinlicher Fehler Name des Flusses Balaton (Plattensee) Dräva (Drau) « Szava (Save) « we Bodrog __ Szamos « Körös __ « « « Maros __ « Name der Station | Pozsony (Pressburg)__ Komarom (Komorn) .\ Nagy-Maros __ Budapest __ - Mohäes __ Be Ujvidek (Neusatz) __ _ | Zimony (Semlin)__ Panesova __ .| Baziäs __ Drenkova__ -\ Orsova __ Siofok__ Bares Eszek (Essegg) Zagrab (Agram) __ Broode > Mitrovieza __ | Sellye.._ Ersekujvar __ .ı Märamaros-Sziget__ . | Vasaros-Nameny . Tokaj __ Szolnok __ . | Szeged Töorök-Becse el Sarospatak __ . Szatmär Näbräd __ . | Nagy-Zerind Kis-Jenö -\Gyoma RE Kun-Szt-Märton __ . Radna_ Makö (1876—1894). Mittlere Abweichung licher Fehleı Wasserstand Wahrschein- Mittlerer ober «O» © B SS uno un ._o© (3%) I 5 8 [11 [X rs [SS) [SEE NSTe! [SS = [SS SS] [SS] RrRrD or ISO co co Co co co 10 [51 u I a A. OS OS &@ IS 8 IS ) 19 10 Se: SS SWS SO & [85] w N UT ot oo ww ww nm TU OU N KR [& [0,%) oa rw» {er} SI =) ER {er} wa Er Dt Da w ot SI Zahl der Jahre, damit der wahr- scheinl. Fehler +10/9g ausmache 35 117 108 187 (+ 5%/0 — 95) 610 158 328 131 92 94 344 1000 Anmerkung Ohne 1894 Ohne 1876,1877 Ohne 1876,1877 Ohne 1877 Ohne 1876,1877 Ohne 1880 350 J. HEGYFOKY. Der wahrscheinliche Fehler des 19-jährigen Mittels ist viel grösser bei der Theiss, als bei der Donau; übersteigt hier nicht 4%, macht hingegen bei ersterem Flusse mehr als 7% aus. Zu Näbrad an der Szamos beträgt er mehrals 8, zu Siöfok am Balaton (Plattensee) mehr als 11%. An den Flüssen: Donau, Szava, Drava, Vag und Nyitra erreicht der wahrscheinliche Fehler nicht jene Grösse, als bei der Theiss, Bodrog, Szamos, Körös und Maros; an den Flüssen des westlichen Theils des Landes ist er also geringer, als an jenen des östlichen. Ein sehr auffallendes Verhalten kann an der Theiss bei Titel, 9:4 %/, weit von der Mündung des Flusses in die Donau wahrgenommen werden. Die Daten der Station Titel (II. Tab.) lassen sich in Betreff des wahrscheinlichen Fehlers besser der Strecke zwischen Ujvidek (Neusatz) und Zimony (Semlin) an der Donau einreihen, als jener an der Theiss. Zu Török-Bacse, in 654%), Entfernung von der Mündung der Theiss in die Donau, beträgt der wahrscheinliche Fehler des 19-jährigen Mittels noch 6:09%/0, hingegen in Titel nur 304%, gerade so, wie an der Donau. Die Stationen vorliegender Abhandlung wurden so aus- gewählt, dass sie je entfernter liegen von der Mündung der Neben- flüsse in den Hauptfluss. Um aber auch die Stauung des Wassers hervortreten zu lassen, sind auch einige Stationen nahe der Mün- dung aufgenommen worden. Dem entsprechend sieht man auch, dass zu Eszek, Mitrovieza, Titel, Kun-Szent-Märton der wahr- scheinliche Fehler geringer ist, als an Stationen, welche oberhalb liegen, weil der Wasserspiegel hier geringeren Schwankungen ausgesetzt ist, als mehr oberhalb von der Mündung. Je geringer der wahrscheinliche Fehler, desto kürzer ist der Zeitraum, welcher zur Bestimmung des Normalmittels genügt. Fordert man eine Genauigkeit von 5%, so dürfte man bei den westlichen Flüssen nieht einmal 19 Jahre hindurch die Beobach- tungen fortsetzen, und auch bei jenen von Osten her strömenden wäre kaum eine viel längere Periode hierzu nothwendig. Willman aber den wahrscheinlichen Fehler bis auf + 1°o herabsetzen, dann müsste man an der Donau etwa 900, an der Theiss 5—600 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 1 Jahre lang observiren. Zu Mitrovieza * könnten wir am schnellsten zum Ziele gelangen in 92 Jahren, am spätesten zu Näbräd, in 1314 Jahren. Am Balaton (Plattensee) sind 95 Jahre erforderlich, um den wahrscheinlichen Fehler auf + 5°/o zu sichern; wie viele Jahrhunderte müssten vergehen, wollte man denselbe bis auf + 1% verringern! Ebenso, wie vom theoretischen Standpunkte betrachtet die mittlere, hat vom praktischen die absolute Schwankung hohe Wichtigkeit. Wie hoch stieg oder sank der Wasserspiegel unserer Flüsse während der Periode von 1876 bis 1894? Die Antwort auf diese Frage gibt uns folgende Tabelle III, auf welcher die Monate durch römische Zahlen bezeichnet sind. Das Zeichen — bedeutet Wasserstand unter «O». * Aus denselben 17 Jahren (1878S—1894), wie zu Mitrovicza, berech- net sich zu: Der wahrschein- Zahl der Jahre, um +10/o liche Fehhbr. desselben zu erhalten Szeged (Szesedn, _ _ _ __ 5:55%o 509 Unidek (Neusatz), a 3:75°/o 310 Orsova ee Rn > N 9:69°/o alaly 252 J. HEGYFOKY III. Tabelle. Absolute Extreme des Wasserstandes in Centimetern. Nameites Maximal Minimal 225 Flusses Name der Station SE» Cm. | Jahr | Tag |Monat| Cm. | Jahr | Tag |Monat| 2 2 2 Donau __ __ | Pozsony (Pressburg) | 743 1880 « _. |Komärom (Komorn) | 758 1876 «“ _. .._\|Nagy-Maros __ __| 763 11876 « BI Budapesiner 767 11876 «© __. ._.\Mohäcs _. __ ..| 7001891 « __ | Ujvidek (Neusatz) 631 11876 “© __ .._. | Zimony (Semlin) __| 7021888 « er MBEancsoyame 732 11888 Un. lBazae. = 22 | ee « __ | Drenkova _ .. 653 11888 «“ _. ..|Orsova ._ .. | 64011888 Balaton (Plattensee) |Siöfok _ _. __ 195 11879 Drava (Drau) | Bares _ _. __ ._| 452 1876 « Eszek (Essegg) __ 490 1893 Szava (Save) Zägräb (Asram) __, 3801878 « Broode re maner 841 1878 Ü Mitrovieza._ __ ...| 703 11878 Va N Selliyens 2 55371897 Nyitra __ |Ersekujväaa __ __| 320 1881 1837 Theiss__ __| Mäaramaros-Sziget __ a0] und 0189| 1 III | 280 1894| 26 | X « __. | Väsäros-Nameny._ | 900 1888| 23 | III 1451891 | 11 | XI | 1045 a oe nn ee | RT 97 « 1091892) 6 | X | 981 U Sommer I isıs tess| 6 my 2118 seo) Won rue nee « __ __|Szeged_ _ _- _| 84711888) 18 | « | 1551892 10 | xIT 1002 « _.. |) Török-Beese._ __ 660 1881| 16 | « -1as1891| 1 | XI | 798 we R itel2e rare CET TG « |—4111857) 3235| I 672 Bodrog _. |Särospatak __ __ 686 1888| 27 | TIT | — 21878 16 | I 688 Szamos _._|Szatmäar _ _. __| 6331888) 16 | « |—141888| 13 | XII | 647 « | Nabrad 2 22 7Aaoıssstz | 0 89 1892 7 oe Körös __ ..|Nagy-Zerind __ __| 685 1888| 13 « | —1611890| 7 f 701 « ._ |Kis-Jenö_ _ _ |6441887| 22 | v |-5s51876 4| IX | 679 wer. |evomd... | 7081889| aı | IV | 491894 | 20 | « | 757 « __ | Kun-Szt-Märton __ saa 1ss8| 6| « |—131890| 1 | « | 887 Maros _. __|Radna_ __ __ _.| aselis77| aa | v |—591877| 12 | IE | 49 « Na en sszz or Des &7soliszzrosy xl mo=l WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 2983 An der Donau zwischen Pozsony (Pressburg) und Ujvidek (Neusatz) stellte sich der maximale Wasserstand im Lustrum 1876/80 ein, an dem unteren Theil dieses Stromes aber war der- selbe ebenso, wie an der Theiss, mit Ausnahme von Török-Becse, im Lustrum 1886/90 zu beobachten, und zwar im Jahre 1888. Das Maximum des Wasserstandes trat an der Save im Jahre 1878, an der Drau bei Bares, sowie an der oberen Strecke der Donau im Jahre 1876 ein. Die Nebenflüsse der Theiss weisen das Maximum des Wasser- standes ebenfalls 1888 auf; Ausnahme bildet die Maros mit dem Maximum von 1877. Der Balaton (Plattensee) stand am höchsten im Jahre 1879. Das Auftreten des Minimums ist weniger regelmässig und fällt bei der Theiss auf die Periode von 1890/94; meistentheils stellte es sich in diesen Jahren auch bei der Donau, Save, Drau, bei der Körös, Berettyö und einigermassen auch bei der Szamos ein. Der Balaton (Plattensee) und Fertö (Neusiedler-See) sank am tiefsten im Jahre 1837. Das phsenomenale Hochwasser der Theiss im Jahre 1888 wurde durch eine plötzliche Schneeschmelze vom 8. bis 14. März verursacht. Es lag in der oberen Theiss-Gegend bis zum 8. März eine Schneedecke von etwa 30 %,, welche bei rapidem Steigen der Lufttemperatur und Regen in einer Woche völlig verschwand; und weil der Boden noch gefroren war, konnte derselbe kaum etwas Wasser aufnehmen. Die erste Woge des Hochwassers wurde bei Tekehäza schon am 20. März um 4 Uhr Nachmittag wahr- genommen, zu Väsaros-Nameny trat die Culmination am 93-ten 10 Uhr Vormittag, in Tokaj am 27-ten, in Szolnok am 31-ten 6 Uhr Nachmittag und in Szeged (Szegedin) auch am 31-ten auf. Der absolut höchste Wasserstand (847 %,) der 19-jährigen Periode von 1876 bis 1894 stellte sich am 18. April des Jahres 1888 zu Szeged (Szegedin) ein, und wurde verursacht hauptsächlich durch die Maros, einigermassen aber auch durch die Körös. Tabelle III macht uns auch mit der absoluten Schwankung des Wasserstandes bekannt, welcher bei der Donau 800 %, nicht übersteigt, bei der Theiss aber auch 1000 m erreicht, besonders an der Mündung der Szamos und Maros. Die Save weist eine 254 J. HEGYFORY. grössere abs. Schwankung als 800, die Drau eine grössere als 500 %, auf. Unter den kleineren Flüssen ist es vorzüglich die Szamos und Körös, an welchen absolute Schwankungen von mehr als 700, 800 Mm auftreten. Der maximale Wasserstand eines Flusses übersteigt vielmehr das Mittel, als der minimale unter dasselbe sinkt. An der oberen Flussstrecke kommen öfters maximale, als minimale Stände vor, an der unteren kann diesbezüglich kaum ein Unterschied wahr- genommen werden. Obwohl der Wasserstand von einem Lustrum zum anderen fortwährend sank, erfolgte doch dieses Sinken nicht fortwährend auch in jedem Abschnitte des Jahres, hingegen zeigte sich im Sommer von 1891/94 und im Herbst von 1881/85 ein Steigen bei fast allen Flüssen gegen das vorangehende Lustrum. Weil aber die Aenderung des Wasserspiegels vom Niederschlage abhängt, kann angenommen werden, dass eine continuirliche Abnahme des Niederschlages während aller 4 Jahreszeiten und auf dem ganzen Gebiete des Landes nicht stattgefunden haben könne. Wir vollen uns nun mit dem Niederschlage beschäftigen. 2. Niederschlag (187 6—-1894). Am Ende des Jahres 1894 waren noch verhältnissmässig wenig (326) ombrometrische Stationen in Thätigkeit, so dass eine Fläche von ungefähr 988 U] %, nur eine aufweisen konnte. Und auch diese beobachteten grösstentheils erst seit 1880. In diesem Jahre fungirten blos 109. Sprechen wir also vom Niederschlage Ungarns, so müssen wir uns mit verhältnissmässig spärlichem Materiale begnügen. Zur Darstellung der jährlichen Niederschlagsmenge wurden zwar 80 Stationen ausgewählt, jedoch waren die Daten so lücken- haft, dass ich blos 20 Stationen auffinden konnte, an welchen die Beobachtung durch die ganze 19-jährige Periode continuirlich fortgesetzt wurde. 13 Stationen wurden derart zusammengestellt, dass mehrere mit lückenhaften Daten zu einer vereinigt wurden. Interpolationen kamen kaum einige zur Anwendung, sie sind da- durch gekennzeichnet, dass sie in Klammern gesetzt sind. Die WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 255 fehlende Regenmenge des Jahres 1594 zu Nedanöcz wurde durch jene in Nyitra, und die des Jahres 1890 zu Kalocsa durch jene von Baja ersetzt. Auf der Tabelle IV findet man das 19-jährige Mittel des Niederschlages, dann die Abweichung der einzelnen Jahre vom Mittel in Percenten des Mittels, sowie die mittlere Abweichung. Die Stationen, an welchen die Beobachtungen nicht continuirlich die ganzen 19 Jahre hindurch fortgesetzt waren, sind durch Stern- chen (*) gekennzeichnet. (S. pag. 256 —257.) Wie zu sehen, hat die Regenmenge abgenommen zwischen je zwei Lustren: Zwischen 1876/80 und 1881/85 um 56% « 1881/85 « 1856/90 « 94% es 1856/90 « 1891/94 « 06%. Die Abnahme ist aber weder bei allen Stationen, noch allen Gegenden des Landes gleichmässig. So weisen die 8 südöstlichen Stationen unter der Nr. 296—33 folgende Abweichung in %o vom Mittel auf: 1876/80 1881/85 1886/90 1891/94 — 18 + 85 91 — 56 Die S nordwestlichen Stationen (Nr. 7—1A) hingegen: 1876/80 1831/85 1886/90 1891/94 + 8:3 — 5:8 — 0& — au Das Lustrum 1881/85 stellt sich im NW als trockenstes, im SE als nassestes heraus; ım Lustrum 1876/80 ist der NW am nässesten ; der SE hingegen trockener, als das 19-jährige Mittel. Mit einem Worte: Die Abweichungen vom Mittel haben nicht auf dem ganzen Gebiete des Landes dasselbe + oder — Zeichen in einem und demselben Jahre. Ähnliches ist auch für Böhmen * constatirt. Die grösste Niederschlagsmenge fiel 1878, die geringste 1894; * Ruvarac und Penck. Die Abfluss- und Niederschlagsverhältnisse von Böhmen. I. Tafel. 256 J. HEGYFOKY IV. Abweichung der Niedersch EN I EEE EEE BETEN SETS TTEEREP FT BEREIT EEE EETETORGHETT TE GERE GET TERN ERDE GE VTEERFSABLS ZUERZOC FI 5 KU TEE A EEE ZU HE FEIERTEN HETGSGETERBäRerEECEEBeT.> | j Mittel Nr. Station 3) N 0) en & = au nm = am.|ın 8 & & u ur: & & —_ Bi — = — _— | — —_ I le la | — il || = 9|| 7| 30|6|12 9 |Zägräb (Agram) :_ || ss5 | al —ı | 51 6 u Im 6. 3 | Csäktornya* _ _. ._|| 973 | — 4(—-36*) (7) 15 12 |\— 5 8|—9|—7 4 | Pees (Fünfkirchen)__ sis | 7) — 9 1128 43: 0150| 32 2 100 Per 5 |Keszthely _ __ __\| 658 || 231) —12 35 38 12 |—- 3| — 4 | —14 | —10 6 |Köszeg (Güns) __ rl Od) Beil Ele 3% 7 Pannonhalma 8 2 "soo ie an) Boa a ee 3 a ae Fe 9|| 3) 20.) 10 | 95* 9 |Magyar-Öväar __ _|| 597 || 16) —19% | ern) > lt | il 10 | Pozsony (Pressburg) 693 || —8| —16 16 31 25 |— 6| —20%| — 5 |1— 8 11 | Nedandez-Ö-szöplak* | 634 || 20) —18 ig, 18) 15) 20), 0 En 12 |Trenesen _ _ 656 || 24 33 | 10| 3 10-8 | —il8 - | 13 | Selmeezb. (Schemnitz) | 8857 | 16 —27”| 26|-# 14 \—11 10 | — 6 | —15 14 | Beszterezeb.(Neusochl) | 918|-8 —S 16| 1 lo il | a: 15 | Szepes-Ielö _ _ __| 6799| 4—2 35| 20|-92|-7 7 | —29*| — 5 16 | Kösmärk-Eperjes*__ 640 || 1, —12 so | 34 | aa s|-2|—2|-13 17 \Kassa-Toka* __ ._| 608) 31 — 9 | —25 | ix 15) 2993| 4|—15 | —15 18) juneyanı a a 800 || 15 —94 9)\) 48\—14|-5| 36 01-9 19 |Nagy-Banya* __ __|| 1038 || 21| —ı3 a| 90 | —-6|-17 20|-16| 90 | Nyiregyhazat __ __ 639 8 —10 (22) 19 | — 2 || 12 14 | 13 \— 1 921 \Debreezen _ .:. ._|| 666 | 1 0 30 25 3 69 9 | — 9 99 |Eger (Erlau) _ __ 597 || - 5) —19 3131| 3| 21-2 7 |< DSn Budapester 80824 es 91 12 35 97 31 3 | —10 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 257 © , vom Mittel in °o. BEENEEIUNESFeS) GET LEOAICHB EEE ERS ERBE REN TEE ZT TE PSE SCHERE BE GER NER ESTER ENGEREN BER TEB DoN DERERENGEEZTGBRRT N UISTEI CSS DECREBRERTEESZEREEFGSESETTEEE © Ne) =) < Mittlere 69) e,) er er) Ab- Ne so = © en © - au fr) S 5 = S S F & 6) 00 e) & & a en en on 159 0) 62) en eichung 6) 00) 60) 02) 60) 1) &) 6) & & 00) 6) 00) D = = = = —_ = — — —_ = = = — —t + —15 | — 2 —13 0 — 8 —11 13 — 8 — 6 | —21%| 16'6— 5°4— 6°8|— 5°5|| 19:84 —19 | 15 | 8 9% 9 12 30 3A 93 16 - 69 — 44 3:7]| 15:36 — 41-41 34 —7 3 |l— il = © 3 | —13 7601592 54 — 40) 10:11 RS 1 Q = Ne) 1S 1 — 7 || —28% — 5] — 7 —10 0 0) 1a 14|—3 9:4 3:0-100 5771| 13:37 — 9 | —29*X — 7 —13 4 —13 19 — SI 15 | —15 74 0:6—102 27 11:89 —18 | —16 |—30) —30 0) —20 | — 6 —16| 11 | —33%| 11-4 186192 —13:5|| 19:89 —19 | — 6 12] —99x| 13] — 7 5| 3 22-21 || 164— 62-120 292]| 14:32 —17 || —16 — 1) —14 | 17) —29* 0 — 6 - 2 | —26 8:61 6:8 — 8:6— 8:5] 14:32 . S | I | =1I IS | rs 18 o fer) 1 1) RS) 5) [er &) : | 2 ) | oo IS [00] OT Dr ©) [6%) NS Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 17 258 J. HEGYFOKY i IV. Abweichung der Niedersch | Mittel | Nr. Station N) N 6) er) =) = a na | 8 | mm.|& | & % & 2122| 8 & | & — bo | — bu | — — _ —_ —_ 94 | Jaszbereny-Szolnok- Keeskemöt* __ -..|| 6938 | 3 s 36 91 48 3% 19 | 71—2 95 | Kalocsa* ER EN 0973 25 1% 14 14 95 161-6, —5|--18 96 | Szeged-H.-M.-Väsär- hely-Mezöhegyes* __|| 552 || 10 90 |—5 9 A| 24| 14 9 6 97 | Arad-Temesvärt_ ..|| 670 || 19) —16 5 11| 2% 51 — 8 97 28 98 | Mitrovieza-Ujvidek- ee ee re el = 19 | — 1 | = 2) 25| 16 12 3 | | 99 | Ruszkabäanya-Orsova- Petrozseny*__ || 944 || 25 1 6 s —11 | 34 9 16 16 30 | Nagy-Szeben _ _ - || 69 14 10 | —16 17 | —12 || 24| — 1 9 1 31 | Gyulafehervar _ 585 1 3 1,—13 | —14 93 | —1% 3|1—5 39 |KolozsvaX _ ._ || 641 || 5] — 9 (20) | — 9 | 4)|| 16 b) 12 0) CGsik-Somly6 _ —1i 8 26 | | Mittel : | | 90 Stationen mit continuir- licher 19 jähr. Reihe __|| 751 6 —14 16 1% 7 9 1|1—-5|—5 13 Stationen mit unter- brochener 19-jähr. Serie | 703 14 — 9 123 9 — 4 2) 10 3|—8 Alle 33 Stationen (20 mit ganzen, 13 mit halbem Gewicht) _- -..|| 735 8| —13 5 3 % I 1|—31—6 I una lb en ak nn ZB DE oe emp h Ri Summe) Nässere Stationen als ihr | Mittel N 230 22 5 97 Pb) 20 | 17 99 12 10 | Trockenere Stationen als ihr Mittel .__ ._ .. .-.|| 346 111 238 6 Ss 13 16 11 91 93 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG le. se vom Mittel in °/ (Fortsetzung.) IN UNGARN. Mittlere Ab- weichung! 01-26 Ss 0| 14 -14|-7 6 9 2 |— 94 9:0— 3:6| 5:0) 9:89 — 4 4 12 —13| 5 3292| —20 | 23 —9| 21 ||130 #8 59 3:7| 1474 | | | |} | Is 3) —3/—2 -6—-1| 6-1|—-5|, 6 ı1/—-ıRlı 58 00— 88— 37) 79 —8||— 7 5 —10 9 — 7ı—3 3 5 168) 44— 0:9— 2:0 — 2:7) 758 —5|—4— 3 — 4 7) — 9 || — 4 5 2 Ne 54— 0:9— 2:6— 39 705 10 12 902.920. 00026 nal 18 1 % 25 16 I 1a — 23 21| 24 9293| 13 37 200 15102122 0299 8 17 a, il. — 11 Station mit O Abweichung. | | ) \ | 7» 1 360 J« HEGYFORY. jene übertrifft das Mittel um 15, diese bleibt unter demselben um 16%. Nicht nur die Resenmenge im Allgemeinen, sondern auch die einzelnen Stationen geben zu erkennen, dass weder Nässe, noch Trockenheit allgemein auftritt. In den nässeren Jahren und Lustren gibt es mehr nässere, als trockenere Stationen, in den trockeneren aber umgekehrt. Die mittlere Abweichung auf Tabelle IV belehrt uns über die grosse Veränderlichkeit der jährlichen Niederschlagsmenge. Da blos 6 Stationen vorkommen, deren mittlere Abweichung 10°/o beträgt, die anderen aber grössere Werthe aufweisen, so müsste man etwa 20—25 Jahre lang beobachten, um das Jahresmittel mit einer Genauigkeit von 10°/o bestimmen zu können. Die mitgetheilten Daten bestätigen zwar die Ansicht von einer Verminderung des Niederschlages während des 19-jährigen Zeitraumes; allein man könnte doch zweifeln, ob das Resultat sich nicht anders gestalten würde, hätte man Gelegenheit anstatt der 20 Stationen mit continuirlichen Beobachtungen mehrere des- selben Charakters in Betracht zu ziehen. Zu dem Behufe wurden aus den obengenannten SO Be- obachtungsorten alle jene ausgewählt, wo das Observiren durch ein Decennium hindurch stattfand. Dann wurde festgestellt, wel- ches Lustrum des Decenniums mehr Niederschlag aufweist. Das Resultat ergiebt sich folgendermassen : 1876/80 1881/85 1881/85 1836/90 1836/90 1891/94 Niederschlagsmenge Mm. 788 739 716 730 7517 757 Zahl der Stationen ; 99 f 33 39 Auch hier stellt sich das zweite Lustrum trockener heraus, als das erste; das dritte wieder trockener, als das zweite. Das nicht vollständige Lustrum 1891/94 hat mit dem vorangehenden gleiche Regenmenge; hier zeigt sich also ein Unterschied gegen die An- gaben der IV. Tabelle, wo die Jahre 1891/94 trockener erschei- nen, als das Lustrum 1886/90. Die Ursache liest darin, dass hier weniger Stationen aus der verhältnissmässig trockneren grossen Tiefebene vorkommen, als auf Tabelle IV, mithin die Regenmenge WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 261 der zwei Lustren (1886/90, 1891/94) sich gleich gestaltet. Bei der Beurtheilung der Lustren werden wir also doch der IV. Tabelle den Vorzug geben müssen. Nach den Angahen der IV. Tabelle weisen die Jahre 1878, 1879, 1882 den meisten, die Jahre 1877 und 1894 den wenigsten Niederschlag auf. Nimmt man alle Stationen in Betracht, die einerseits in den regenreichen, andererseits in den regenarmen Jahren in Thätigkeit waren, so bleibt die Reihenfolge dieselbe. Die Regenmenge war: Nasse Jahre Trockene Jahre m. 1875 1879 1882 1877 1894 Laut 20 Stationen der Tabelle IV Mm. 872 S64 837 644 627 Laut Stationen 38. resp. 32 Mm. 332 323 808 655 639 Dieselben 38 St. Dieselben 32 St. 3. Vergleichung des Wasserstandes und Niederschlages während der Periode 1876-1894. Aus dem Angeführten geht zur Genüge hervor, dass eine Abnahme des Wasserstandes und Niederschlages lustrenweise er- folgte, mithin der Charakter der Witterung sich fortwährend trockener gestaltete. Die in Percenten des 19-jährigen Mittels ausgedrückte Ab- nahme stellt sich zwischen zwei Lustren folgendermassen heraus: I und II Ilund DI lWlundIV Wasserstand (ohne Balaton — Plattensee) __ — 945 —16-1 —9-0 iNtederschlae2r Salt I — 5°6 — 94 —0°6 Der parallele Gang ist bei beiden Elementen vollkommen derselbe; die Abnahme ist am stärksten im IIl., am geringsten im IV., nur vier Jahre zählenden Lustrum. Die einzelnen Jahre zeigen keinen so regelmässigen Gang. Ohne den Balaton (Plattensee) ist die Abweichung vom Mittel in % folgende: 262 J. HEGYFOKY. Wasserstand _. __| 2 10) 22 35 16 82 |—3 5 |—3 |—19% Niederschlag _ __ 8 13) 15 13 4 2) al | | | —5 Wasserstand __ __ | —12 | —14 2% 1 —6 | —30 | —22 | —13 | —12 | —40 | Niederschlag EEE Zu | AN | —A 5 9 | —16 | Die Zeichen der Abweichung wechseln in sechs Jahren. Am auffallendsten ist das Jahr 1882 und 1877. Der Wasserstand bleibt nämlich im regenreichen Jahre 1832, welches in Bezug der Menge den dritten Platz einnimmt, unter dem Mittel, steigt hingegen über dasselbe im regenarmen Jahre 1877. Einigen Aufschluss gibt uns jener Umstand, dass vom November 1881 bis Mai 1882, also in 7 Monaten laut Daten von 10 Stationen 154”), weniger Regen fiel, als im Mittel von 19 Jahren während derselben Monate; der Boden war also ver- hältnissmässig sehr trocken und liess wenig Wasser in die Flüsse kommen. Im Jahre 1877 stieg der Wasserstand zwar über das Mittel, zeigte aber doch analog dem Niederschlage Abnahme gegen 1876. Der Parallelismus der einzelnen Jahre ist beim Wasserstand und Regen auch dann nicht vollständig, wenn man das folgende Jahr gegen das vorangehende misst; theils deshalb, weil der Sättigungszustand des Erdbodens nicht derselbe ist; theils weil der Niederschlag nicht in demselben Jahre zum Abfluss gelangt, in welchem der Niederschlag fiel; theils weil die Temperatur- verhältnisse von einem Jahre zum andern wechseln und nicht gleiche Sehneemengen in den Bergen zum Schmelzen bringen. Handelt es sich also um das Feststellen dessen, ob die Wit- terung mehr einer Trocken- oder Regenperiode zuneigt, so wird man immer nur Wasserstand und Niederschlag lustrenweise vergleichen dürfen. WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 26% 4. Wasserstand der Donau vor dem Jahre 1876. Da die hydrographische Section über Daten aus dem Zeit- raume vor 1876 nicht verfügte, wurden je vier Wasseringenieur- Ämter an der Donau und Theiss um Uebermittelung von Wasser- standsangaben ersucht. Aus Ujvidek (Neusatz) wurden Daten für die Jahre 1864 bis 1875, und aus Pozsony (Pressburg) für den Zeitraum 1865/75 mitgetheilt. Die Correctionen für Ujvidek (Neu- satz) sind nicht constatirbar, für Pozsony (Pressburg) wurde ange- nommen, dass die ältere Reihe analog der neueren keiner Üorrec- tion bedürfe. Laut den Daten von Pozsony (Pressburg) wurde das Lustrum des Wasserstandes von 1871/75 zu Orsova interpolirt. Pressburg | Orsova | Differenz 1866/1870 _ __ Cm. | 219 5 | +46 tszl az ce 2005 R 1876/1880. _ «a | 365 9 | +59 | 46-59 E : Es wurde genommen nn + 205 = 257. Für Orsova wird also 257 %, interpolirt. Dem entsprechend hätten wir also für Orsova * und Pozsony (Pressburg) folgende Lustrenmittel. Zum Vergleich mögen auch jene von Wien * hier Platz finden. | n | ' | ; ” Wasserstand ' 1826/30 ı 1831/35 | 1836/40 | 1841/45 | 1846/50 | 1851/55 | 1856/60 Niener tm! 282 235 236 220 246 243 209 Pressburg « — au ER a en ein De Orsova _ « — = nn 304 297 315 954 1891/94 Wasserstand | 1861/65 1866/70 | 1871/75 1876/80 | 1881/85 | 1886/90 Wien__ __ Cm.| 195 m 2% a a er Pressburg « _ 219 205 265 223 225 238 | Orsova _. « 319% %65 \ (257) 324 283 358 2 | * Der Wasserstand für Orsova aus 1841—1870, und für Wien aus 1826—1870 ist dem Werke des Herrn BrÜcKknEr: Klimaschwankungen p- 127 entnommen. 964 J. HEGYFOKY. Unter den 11 Lustren zeigt den höchsten Wasserstand für Orsova das von 1876/80, den niedrigsten aber jenes von 1861/65. E 5. Niederschlagsmenge in Ungarn vor dem Jahre 1876. Nach der Erriehtung der Centralanstalt waren im Lustrum von 1871/75 nur wenige Stationen in Thätigkeit. 18 weisen voll- ständige, 23 aber nur lückenhafte Serien von 5 Jahren auf. Die vollständigen mit ganzem, die anderen Stationen mit halbem Ge- wicht genommen, erhalten wir folgende Niederschlagsmenge a 0,8 1871 1872 1873 1874 1875 753 770 641 689 669 Aus den Jahren zwischen 1851—1570 verfügen wir nur über ein sehr lückenhaftes Materiale von 41 Stationen. Jahrgänge mit fehlenden Monaten wurden nicht in Betracht gezogen. Die Sta- tionen wurden in 5 Gruppen eingereiht und dann aus den 5 Grup- pen das allgemeine Mittel gebildet. Die Niederschlagsmenge wäre demnach für den ganzen Zeitraum von 1851 bis 1894 folgende: V. Tabelle. Niederschlagsmenge. Niederschlag u Anmeichung = | t Sta- i | Corrections- Jahr ||. Mm. 90 Mm. | °%o || Mm. Yo | factor tionen |! Jahre, Lustren ia ahre| Lustren Flame Jahre || Lustren Dz Mm, %o 1851 1 11967 | | | = 1852 2 || 635) 94, ms 6 | +46 — 670/o 1853 3 || 794 | | la los 116 Iaselıc) OR M 1854 | 10 || 568 | 84 110) —16 { 1855 | 11 || 695 | 102 m ( | 1856 | 10 || 589 87 —89| —13 | « 1857 | 13 || 580 85 90) —15 | « 1858 | 19 | 282 || 606 za so 196 ag Do « 1859| 13 | 6s1 100 300 « | i860 | 12 698 | 103 20 3 « Jahr 1861 1562 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1835 1886 1887 1885 1889 1890 1891 1892 1393 189% 1852-1894 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 26: | Stationen Niederschlag Abweichung Min — Mm. | % || Mm. |" %0 Jahre| Lustren || Jahr on | Jahre] Tausiren | Jahre | Jahre | Taistren |Tustren | Arm, %o Lustren || Jahre | Jahre || Lustren | Lustren | | 510 | 75 | —168| —25 521 | 4157| 23] 462 |} 537 68 1 79 —216| 32 Na 91 715 107 | ey 475 | 70 — 2303| — 30 583 s6 95 —14 757 111 za 1a 544 |Y 651 so |" 96 |134 —20|) 97 | — A 613 90 65) —10 760 119 sa 12 753 111 5 1 770 || 11% 9 14 641 |, 704 95 |. 104 || —37 — 5 26 A ı 689. 102 il 669 |) I 99 —9—1 797 | 118 119) 18 643 95 | ad 5 | 843 |, 775 | 194 |, 114 165 24 97 1% 832 1 193 154| 38 7611 112 83 18 7149| 110 zu 10 815 | 120 137) 20 716 |! 734 | 106 |? 108 38 6 57 S 691 102 13 02 699 | 103 9:3 707 | 104 9 4 715 | 105 | 37 > | 705 |. 716 || 102 |, 106 7) 4 38 6 756 | 116 108 16 | 666 798 —192|) — 2 | | 70% | | 104 6 A 7 || 11% | 105 a | 33 5 751 | I a1 ll el din 616 | 91 Ze it 6231 = |.100 | _— | — | I | Corrections- factor Mm. ®/o +46 = 67% +9 — 1:90/0 296 J. HEGYFOKY. Gestützt auf die Angaben der V. Tabelle könnte man also die Niederschlagsmenge des 43-jährigen (1852—1894) Zeitraumes auf 678 ”W, ansetzen. Die Jahre von 1859—1870 bleiben unter diesem Mittel, die von 1871—18$4 übersteigen es. Als trockenstes Lustrum stellt sich das 1861/65-er, als nassestes das 1876/80-er heraus. Das trockenste Jahr war 1863, das nasseste 1878; die negative Abweichung beträgt dort 32, die positive hier 24%. Die Dürre im Jahre 1863 war auch nicht allgemein. In Nagy-Szeben war das trockenste Jahr 1862 und 1861 ; in Debreezen war 1863 und 1862 gleich trocken. Der Niederschlag des Jahres 1851 bezieht sich auf Naey- Szeben (Hermannstadt), und wurde bei der Bildung des Mittels deshalb nicht in Betracht genommen, weil Dr. J. Hann in seinem Werke über die Regenverhältnisse von Österreich-Ungarn II. p. 18 nur 830%, angibt und ReissenBERGER in seiner Monographie über die klimatischen Verhältnisse von Hermannstadt gegen dieses Verfahren nicht protestirt. Da in dem Zeitraume von 1851—1870 gerade die regen- reichsten Gegenden durch keine Station vertreten sind, so ist eine Correetion dieser Jahrgänge nothwendig, um sie mit den übrigen einigermassen homogen zu machen. Lässt man Fiume, Nagybanya und die Gruppe Ruszkabänya-Orsova-Petrozseny aus, so erhält man für 1876/84 anstatt des Mittels 735 ”,, von 33 Stationen um 46 ”/,, weniger; bleibt nur Nagybanya weg, welches erst im Jahre 1876 die Beobachtungen beginnt, dann vermindert sich das Mittel um 9”). Dem entsprechend ist in die V. Tabelle der Correetions- factor aufgenommen worden. 6. Vergleichung des Wasserstandes und Niederschlages während der Periode 1851/94, und ältere Angaben. Da uns aus der Periode 1851/75 nur die Aufzeichnungen des Wasserstandes der Donau zu Orsova zur Verfügung stehen, kön- nen wir auch den Niederschlag des Landes nur mit diesen Daten vergleichen. Wir werden hier die corrigirten Lustrenmittel des Regens gebrauchen. Bemerkt sei, dass das Mittel des Nieder- schlages für das Lustrum von 1851/55 nur aus 4 Jahren (ohne WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 267 1851) gebildet wurde, und ebenso auch das Lustrum von 1891/94 für Wasserstand und Niederschlag. Die in % ausgedrückte Lustren- mittel sind folgende: ELTES SEES SEES TU ER DEN ES EEE EEG EEE a EEE TEE TEEN SIE ET TE Sr RT EBE TE TE STTERBE TISCHE) Se TESTER SE HELFERN ERS LEER FORTE | | 1851/58 1856/ 001861 /63]1866,70 1871,75 1876/80 1881/85 1386/90 18919 | | | | Wasserstand | 117 95 81% 99 (96) 21 | 108 9% | 90 | Niederschlag, 103 | 93 | s3* | 100 | ıox | 111 | 105 | 10 | 101 Der Unterschied gegen das vorangehende Lustrum stellt sich also folgendermaassen heraus: se nennen unse eeez Dane nn antenne um warn nn na uns op nal a Arc SapSmnen 20 nme nung Soon un Senn nenn en s5| )11891/94 Wasserstand_-. _| —922 | —14 | +18 F 3 | +25 ie 9 1 6 | | Niederschlag __ —10 | —10 Ei | se |+9 | —-6 —ı | —1 Mit Ausnahme des Lustrums von 1871/75, für welches der Wasserstand interpolirt ist, weist die Ab- und Zunahme gleiche Zeichen bei beiden Elementen auf; das heisst, die Niederschlags- menge des Landes widerspiegelt ganz schön der Wasserstand der Donau zu Orsova. Mithin kann auf Grund der Daten des Wasserstandes und Niederschlages behauptet werden, dass die Witterung nach 1851 fortwährend trockener sich gestaltete, bis sie ihr Extrem im Lustrum 1861/65 erreichte; dann folgten nassere Jahre, mit der Gulmination in 1876/80, welche bis 1841/94 wieder trockeneren Platz machten, Ganz natürlich gilt dies nur von den Lustren, nicht aber auch von den einzelnen Jahren. Graphisch könnte man den Wasserstand durch folgendes Diagramm darstellen, auf welchem 1% gleich 1 ”,, gesetzt wurde. 268 J. HEGYFORY. Wasserstand zu Orsova und Niederschlag in %. 185155 56-60 61-65 6670 7175 7680 8185 8690 99% zer mi 44+ Pam mE manı 1++ } rt Jen SEHEN wann DB! Hr SEFFEReR nunu nais 1 Ban: .. - In E n Sa h cr : 1 Et Et i = 1 20% FH Eupen Bi: ! H IB > i /o i i i DSDENEUNEN DORUNnET B 71 2 gas H SEEH F ] Seen | 10%0 ae ai SEEINERFER 4 Et AH + + ZI puns jun I . R [ i Beleg: Eeenjemeenloiseh Durchschnittl, %0 ia EGUENUSER! SISfHHHRHHH EHE Wasserstand (100) ; ’ an men eaE SEReEe]g BE ERBE BEBEBEBER\EE: Bau Eu 2uguu une Bu un = 1 1 1 2a Im PENGHENBERR\GBBBGRENEN: ERESFEFeH BERGE EnnE: mEnEnagH; 410% FH 1 i 17 ELEELE, 7 rui LEE ER EER IE EFF PRRE BEIN ma fe = Te (mu am t afe f HH FREE \ BESEESEgESmEnE FE E E LG P JE BESSERES SEEEEEREBEHEE Fee + | l 20% T ] T T = = 1 Er 4 FH 1 T 4 u 1 5 : gi + BI i u 5 F FR i SEFEEEER 10% 14 | E ı In EESRESEREU EEE - FEFEREESEEN FEEBFEEEFREEFFEEFSEERFESBAESFEEESSSSSEHEEEE Eee n JE CET PL ! Tetaleje] Tr H Telsfeisgetejeizieree Er Durchschnittl. oo SH r ! l lH PER An SE R N 1 ERFERRE T Niederschlag (100) > ; za nune: Ei T ma Buezi SEEEREE ELLE T Em IH j EEEeR r 1 EHErT = en —R : @) Eu 1 nl IT H T BE 7 19% EEREHRHEN BB: Bi I: H IE T Bi 1 1 ! i EENEH BEER ee Basunen, 20% Ju EN Inu T ı T Em I 1 Sı 1 = T 1 T I Il 1 1 | 1 T T n IT 1 1 T ! n FH T TEN! mE LITT Da wir den Wasserstand zu Orsova auch aus den Jahren 1841/50 kennen, so sind wir im Stande auch einigermaassen die Niederschlagsmenge jener Jahre beurtheilen zu können. Man kann also annehmen, dass diese Jahre verhältnissmässig nass waren, dass aber das Lustrum 1846/50 weniger nass war, als das von 1841/45. In Wien herrschte 1826/30 hoher Wasserstand, welcher gewiss auch in Pozsony (Pressburg) auftrat. Die Witterung scheint also nass gewesen zu sein. Wollte man den Wasserstand dieser drei Orte graphisch dar- stellen, so müsste man denselben ebenso, wie den Niederschlag in WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIFDERSCHLAG IN UNGARN. 269 % des Mittels darstellen. Auf diese Weise bekommt man folgenden Ausweis: ‚1826/30 1831/35 1836/40 | 1841/45 1846/50 | 1851/55 | 1856/60 l TERN VETTREURE Wien __ __ Cm. 122 102 | 102 95 107 105290 Pressburg ee a | an Neu Sa | - 111 os | ey) ©» Orsova _ «u — — ı 1861/65 | 1866/70 | 1871/75 1876/80 | 1881/85 | 1886/90 | 1891/9& N | | Wale. 2 (Oma, SAX 93 | —_ Pressburg | — 96 | 89 115 | Orsova _ « Ss0%* 97 | (94) 118 Auf dem folgenden Diagramm sind ausser dem Wasserstand auch die Regenmengen nach BrÜCckKNER! für ganz Europa und nach Romer? für Centraleuropa zur Darstellung gebracht. 1% wurde 1 ”/,, gleich gesetzt. " Klimaschwankungen p. 172. *” Das Wetter. 1896. p. 125. 270 J. HEGYFOKY. Wasserstand und Niederschlag in %. 182630 3135 3640 41-45 4650 51-55 56-60 6165 66-70 7175 7680 8185 86-90 91-9% IBEDE ErSSBonann Bakknnunan Anknnnnnss Eur HHHH HE FE ER aenagnunan Er zunnE 5 EHER SENEHR + uni SEELFEFEFEER FPFFEREREEEEFEESELSFEREH FH F HER EEEFFEFFEEER m HE H E ErF HEN m es SEELE BEzE Wien = Mittel: i SE EEFERFE ANSIEH a uns SEEIENEES JE 1 Orsova s (Mittel) ] FErrH : F Pressburg KH — EEE pie ie: & ) PessutzaHi gunan annan = : Ben: n (Mittel) HERRN EB : h | ı Hr H —+F = a +H au nunnnnnuua HHHRHHEHHHH T Eunsnnndt E er .as Europa EEEEEEEH (Mittel) EFFEFEE up), ei Mittel- Europa (Mittel) EEH FErH a ! - \ E Für den Niederschlag können wir aus den Jahren vor 1851 nur wenige Daten anführen, welche sich auf Kolozsvär (Klausen- burg), Budapest und Gyulafehervär beziehen. Es sind dies die fol- genden in ”%,: syoanq wur pungsaonsun yraya re and Br odueuLuegayg "apuyosy; WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 271 1840 1839 | 1834 1838 1836 1835 1837 Kolozsvart Budapest? __ — — — — | | - Gyulafehervär?® — — _ — — N ES | Bi Kolozsvar! _ En a 538 746 Budapest? _ — 486 426 642 679 536 ı 599 75 |, a93 | 377 | 3 (ox\ [XS > Gyulafehervär® — — 531 3 | | | | | | | 1782| 1783 | 1784 | 1785 | 1786 | 1787 | 1788 | 179 | 1790 | 1791 | 1798 Ana | 291 | 365 er ae Budapest __| 363| 497! 665 | 348) Diese lückenhaften Daten, welche an Sternwarten auf- gezeichnet wurden, scheinen eher zu geringe, als zu hohe Men- gen anzugeben ; Ausnahme bildet das Jahr 1835, wo in Kolozsvär (Klausenburg) sehr viel Regen fiel. Einige Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Wetters, vor- züglich des Niederschlages, bieten uns die Aufzeichnungen über den Wasserstand des Neusiedler Sees. Die diesbezüglichen Angaben sind den Werken der Herren BRÜCKNER,? THırkıng,® HunraLvy”’ und MAYRHoFER® entlehnt. Zwischen den Jahren von: 1205—1235 soll der hohe Wasserstand mehrere Dörfer über- fluthet haben. Trırrına bezweifelt dies. 1674 stand das Wasser ziemlich hoch. 1675 muss der See sehr tief gewesen sein, weil mehrer Menschen mit einem Boot darin umkamen. 1683 war er theilweise trocken. 1 Berpe : Legtünemenytan. II. p. 126. 2 Krusphr: Legtüneti &szleletek. I. 3 Aykın: Gyulafehervär eghajlati viszonyai. * ScHENZEL : Niederschlagsverhältnisse in Ungarn. p. ° Klimaschwankungen p. 107. ° A Fertö es videke p. 11. ” A magyar birodalom földrajza p. 310. ° A Fertö tava 1869—1884. [&3) I [&3) J. HEGYFOKY. 1693—1738. Nach BRÜckKNER war auch der übrige Theil aus- getrocknet. MAYRHOFER, auf ein altes Manuseript sich berufend, behauptet, dass im gelinden Winter 1693 der See wieder anwuchs, nachdem er mehr als 10 Jahre hindurch so wenig Wasser hatte, dass Wiesen- und Feldbau darin eingerichtet werden konnte. 1693 stürzten oft Wassermassen von den Bergen herab, dass man in den Weinbergen hier und dort kaum graben konnte. 1735 betrug die Eiskrustenstrecke zwischen Ruszt und Illmiez 7262 ”/, jedoch schon 1736 sank der See so tief, dass vier Männer von Ruszt bis Illmiez ihn durchwaten konnten, ohne bis über die Hüften einzu- sinken. Im Jahre 1738 soll er nach mündlicher Überlieferung fast vollständig ausgetrocknet sein, so dass ein Böttcher ihn passieren konnte. 1741. Neuerdings Steigen desselben. 1768—-1770. Wachsen in grösserem Maasse. 1776. Die Breite betrug 6328 ”/. Hoher Stand. 1780. Geringes Sinken nach diesem Jahre. 1790. Am Anfang der 90-er Jahre kleines Minimum. 1810. Um dieses Jahr herum kleines Steigen. 1811. Das Wasser zog sich etwa 1000 Schritte zurück. 1812. Erneute Ausfüllung durch häufiges Schneewehen und Schmelzen. 1812. Nach diesem Jahre hoher Stand bis 1850. Von 1826 bis 1840 zeigte sich auch an der Donau bei Wien höherer Stand, als gewöhnlich. 1855. Mit diesem Jahre beginnt ein abermaliges Sinken bis zum Austrocknen im Jahre 1865. Von 1853—1863 stand auch der Balaton (Plattensee) niedrig. 1862. Im August ist das Wasser 30—100 %, tief; nach diesem Jahre sinkt der Spiegel fortwährend. 1864. Im Herbst noch 15—25 Mm tiefes Wasser. 1865. In der Mitte Juni gänzlich ausgetrocknet. Von den älteren Austrocknungen war vielleicht keine so allgemein und lang- dauernd, wie diese; bis zum Jahre 1871 war nirgends fortwährend Wasser darin anzutreffen, mit Ausnahme eines kurzen Streifens von Bänfalva bis Eszterhäza. Im Herbste des Jahres 1865 fiel vieler Regen und Schnee, so dass im Frühling 1866 hier und dort WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 273 sich Sümpfe bildeten, die aber schon Anfang Juni wieder austrock- neten. 1865--1869. Hier und dort Sümpfe, welche schon im Juni austrocknen. 1869. Schwere Fahrzeuge und Wägen communieiren über den starren Grund. !/a Metzen Korn und Weizen wurde schon 1868 angebaut, ein wenig Regen aber richtete die aufgegangene Saat zu Grunde. Ebenso geschah es 1869. 1870. In Rakos, unweit vom jemaligen Ufer, wurde Weizen angebaut, welcher eine gute Ernte ergab. Die Mitte des Sees ist ohne Vegetation. 1871. Schneeschmelze und reichlicher Regen, sowie die Räba und Repeze bringt viel Wasser in den Seegrund. 1872. Ebenso, wie voriges Jahr. Im Frühling ist schon 100 bis 195 m tiefes Wasser im See, und nimmt fast die jemalige Ausdehnung an. Die Vulka und 12 Bäche, die in den trockenen Jahren fast völlig versiegten, führen reichlich Wasser zu. 1873—1876. Beiläufig derselbe Zustand, wie 1872. Im Früh- ling ist das Seewasser kaum S0—160 ”Y/ von den alten Ufern weit, im September zieht es sich etwa 20—60 ”/ zurück. 1876. Alle Bäche des Leithagebirges und die Vulka führen reichlich Wasser dem See zu, am meisten aber die Ikva, Repeze und Räbeza, so dass die Aecker im Seegrund überschwemmt wer- den. Bei Ruszt ist das Wasser kaum 10 ”/ vom unteren Stadt- thor entfernt. 1877. In diesem und dem folgenden Jahre erreichte der See sozusagen schon seine jemalige Ausdehnung und füllte sich durch das Wasser der Räbeza gespeist im Frühling des Jahres 1878 voll- ständig aus. 1879 und 1880. Das Wasser ruinirte die Gebäude im See- gerunde von Pomogy, dem sogenannten Mexico derart, dass sie zusammenstürzten. Im Sommer stellte sich geringes Sinken des Wasserstandes ein. 1882. Im November beginnen die hydrographischen Auf- zeichnungen zu Boöz und Nezsider. Der Pegel des letzteren Ortes stand im Jahre 1899 und 1893 oft trocken; besonders vom Sep- tember 1892 bis 13. November 1893. Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 18 J. HEGYFORY. Der Wasserstand des Sees ober «O» istin M folgender: | 1883 |1584 185 15861887 158 [189 |1890 1891 1802 1503 [1804 | | | Nezsider.. 252| 236 | 9385| 202 | 185 | 206 | 199 | 10, -— | -— |- — Bo6z (Corrig.) | (259) (242) (@35)| @24)) 204 | 214 | aıı | 188 | 170 | ıs2 | 186 | 18% Das Austrocknen und Wieder-Anfüllen des Sees beruht auf den Aufzeichnungen des Pfarrers MAYRHorFER, der denselben auf einem Bote und den Seegrund per Fuss durchquerte. IL, Monatsmittel des Wasserstandes und Niederschlages (1876—1894). | Würde der Niederschlag das ganze Jahr hindurch als Regen fallen, dann könnte der Wasserstand analog der Regenmenge sich gestalten; weil aber in den kälteren Monaten Schnee fällt, und im Frühling zum Schmelzen gelangt, so ist die jährliche Periode des Wasserstandes verschieden von jener des Niederschlages. Die Monatsmittel des Wasserstandes sind auf Tabelle VI zusammengestellt. Das Zeichen — gibt Pegelstände unter «0» an. Wenn aus einem Jahre wenigstens 7 Monate Beobachtungen auf- weisen, so werden sie als ganzes Jahr gezählt, sind jedoch ein- geklammert. Hie und da sind einige Tage, an 7 Stationen aber auch I—4 Monate interpolirt worden. (S. pag. 276—-279.) Der maximale Wasserstand tritt an unseren Flüssen im Frühling, der minimale im Herbst auf. Ausnahme bildet die obere Strecke der Save und die Kulpa mit einem Herbstmaximum und Sommerminimum; dann die Drau und jener Theil der Donau, welcher oberhalb der Drau liegt, wo der höchste Wasser- stand im Sommer, der kleinste im Winter zu beobachten ist. Die kleineren Flüsse, als: Räba, Väg, Nyitra, Tapoly-Ondava, Hernad, Sajö, Szamos, die 3 Körös erreichen ihr Maximum schon im März; die Theiss, Bodrog und Untere-Save im April; die Maros, Bega, Temes und Untere-Donau im Mai; die Drau und WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 275 Obere Donau im Juni; die Obere-Save und Kulpa im November. Das Maximum des Wasserstandes tritt am unteren Laufe der Szamos, Theiss, Vag und Bisztra früher auf, als am oberen. Der See Balaton (Plattensee) hat das Maximum im Mai, der Fertö (Neusiedler-See) im April und Mai. Der maximale Wasserstand zeigt sich an der Theiss bei Titel zur selben Zeit, als an der Unteren-Donau; an der Körös zu Kun-Szent-Märton gleichzeitig mit dem Maximum der Theiss. Das Monatsmittel am letztgenannten Orte für April ist um 89 4, grös- ser, als jenes für März, hingegen ist in Gyoma 61 %, oberhalb Kun-Szt-Marton das Aprilmittel schon um 1 %, niedriger, als das Märzmittel. Die Ursache liegt in der Stauung des Wassers in der Umgegend der Mündung in den Hauptfluss. Das Hochwasser der Donau tritt am oberen Laufe im Juni auf; am unteren aber, nach Aufnahme der Theiss im Mai. Der minimale Wasserstand stellt sich zwar allgemein im Herbst ein, jedoch giebt es auch von dieser Regel Ausnahmen. An der Donau zwischen Pozsony (Pressburg) und Budapest tritt das Minimum ım December auf; an der Drau im Februar und März, an der Kulpa und Save im August. Das Anschwellen der Theiss geht an ihrem oberen Laufe schneller vorsich, als am unteren. Die Zunahme beträgt in Vasaros- Nameny und Tokaj zwischen Februar und März 235 %, in Szol- nok und Szeged (Szegedin) nur 210. Ebenso die Abnahme. Oben sinkt der Wasserspiegel vom April zum Mai um 87, unten um 60 Im Ganz anders gestaltet sich das Anschwellen der Donau, wel- ches ihr Maximum in Pozsony (Pressburg) vom April zum Mai, in Komärom (Komoın) aber und an der übrigen Strecke vom Februar zum März erreicht. Vom Mai zum Juni steigt noch das Hochwasser zwischen Pozsony (Pressburg) und Ujvidek (Neusatz), unterhalb der Mündung der Theiss aber ist schon Abnahme wahrzunehmen, wie dies folgender Ausweis darstellt, wo + Anschwellen, — Ab- nahme des Wasserspiegels bezeichnet. IS2 276 ee Fluss Rabeza... aba « Be ee En Fertö (Neusiedler-See) « « Balaton (Plattensee) Draya(Drau) « « => zer « « . rn Kulpa DUNST EN Szava (Save) __ __ « « « « Vag Li Nyitra __ Theiss__. J. HEGYFOKY. VI Monatsmittel des Wa Ent- Seehöhe Station fernung een a Januar | Febr. Klm. M. Von Deveny' Pozsony (Pressburg) 11°5 13079 230 999 _ Komärom (Komorn) __ 113.0 10424 393 951 Nagy-Maros 1868 99-57 999 940 Budapest. __ en 233°2 96:38 217 934 IMohaesm Be 451°4 82-15 227 256 Ujvidsk (Neusatz) 670°0 7115 182% | 184 Zimony (Semlin) 7542 67:93 996 205 Panesova... 112-8 66:46 193 175 Bazias __ 8535 62:41 293 196 Drenkova 910°5 58-38 135 138 Orsova_. 9374 49:54 || 207 212 Vond.Donau: Beö-Särkäny 2 33:3 112:40 206 214 Szt.-Gotthard _-. — 197°2 21615 36% 59 Arpası en 98-3 114.13 || 214 | 240 Nezsider See = 11402 209 912 Boozi a us Dre = 11402 209 911 Siöfok 110-0 103°96 60 64 NVarasalı. San a age 272-0 16606 120 118 Bares NN 1395 10068 52 51% Eszek (Essegg)__ 18:5 81:27 162 146% Sunedieskof 673-0 ? 83 118 Zägrab (Agram) __ 6970 ? 46 57 Broöd __ 3650 81-13 2391 303 Mitrovieza 1350 72-81 293 983 Trenesen 189-0 206 78 59 56 Sellye 68:0 11207 120 121 Ersekujvar__ 48-5 112-52 47 62 Maım.-Sziget __ 8681 96372 49 ATX | Vas.-Nameny.. 6940 10188 120 108 Tokaj __ 5486 89-47 160 153 Szolnok __ 3384 73:68 932 159 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 277 le. es in Centimetern. L | | Zahl Mäız | April | Mai | Juni | Juli August| Sept. | Okt. | Nov. | Dez. | Jahr der Jahre | 235 | 929 978 302 991 269 934 192 174 170* | 237 19 994 997 323 344 335 399 962 934 207 199% 972 19 986 976 298 | 308 399 965 945 912 197 195% 954 19 380 978 305 317 303 Pr) 934 192 176 171X | 248 19 339 361 391 402 390 351 201* | 247 231 218 310 19 985 339 361 362 345 396 341 913 312 186 968 19 322 407 416 350 987 220 185* | 202 349 349 975 19 295 3834 396 399 235 174 136% | 159 210 911 943 19 998 388 402 380 956 181 144% | 164 208 ı 217 248 19 962 337 343 980 295 161 135* | 153 188 191 912 19 323 392 398 346 294 341 205* | 219 9355 359 979 19 991 23 219 916 2315 | 214 205* | 219 217 212 917 10 80 67 61 58 46 4 37 59 56 47 41 (12) 278 957 250 994 990 19% 199% | 944 253 918 920 (18) 915 9319 220 911 205 197X | 198 199 9205 207 911 (9) 9317 | 219 | aıs | 216 | 210 |, 202 | 196% | 196 | 203 | 206 | 208 (12) 72 78 81 77 69 58 50 ASK 51 56 65 (19) Kan son ln 182 1787,0.1637 7151 156 143 | 113 144 16 76 115 178 178 166 139 194 131 112 73 116 19 184 212 260 | 262 951 298 212 210 248 171 202 19 177 170 126 70 97 I5*r 51 150 181 197 110 18 92 106 10% Zr 55 AO* 54 101 108 85 77 19 400 468 439 270 168 139% | 144 315 418 389 311 17 371 448 441 288 172 136 135* | 262 365 361 298 ia 177 123 58% | 149 199 233 328 19 368 495 414 313 2993 151 69% | 195 209 234 947 19 J. HEGYFOKY. v1. Monatsmittel des W: Ent- Seehöhe Fluss Station fernung PR ee Januar| Febr. Klm. M. | Vond.Donau: Theiss... Szeged... 1764 73:79 932 189 « Török-Becse__ 65°%& 71:26 150 alr « Titel 9:4 69:35 200 | 193 Von d.Theiss: Latoreza 1“ Csap 1492 97:78 134 134 Tapoly-Ondava __. Hoor__ 106° 4 10469 18 ı 234 Bodrog Sarospatak__ 37:0 91:80 179 | 167 Hernäd __ Hernäd-Nemeti __ 38-2 || 103:64 sı | 9 Sajo Zsoleza 493 107:09 175 185 Szamos Apahida 366 °6 29915 3 | 9 « Szatmäar ___ 38:5 11956 60 112 « Näabrad... 7/8 10550 127 120 Berettyö Ber.-Ujfalu__ 1532 89:33 112 | 188 Sebes-Körös._ __ Szakal 148°5 92-01 Sy 5 Fekete-Körös _ __ | Nagy-Zerind 160° 1 87:31 || 109 59 Feher-Körös__ Kis-Jend__ 163°7 90:63 |, 10a mise Härmas-Körös._ _|Gyoma_ _ _ 81:0 78-56 || 300 279 « Kun-Szt-Märton __ 20:0 76°32 963 248 Maros _ Gyulafehervar _ 506-1 910-357. | om « Radna 9490 123:79 56 52 « Makö __ 55'5 79:66 SO Bega Facset _ 200:1 || 1a7-s4 || 32 | /36 « Temesvar Er 114-1 84-81 17 36 « Nagy-Becskerek 31-8 73.20 | 48050 Vond.Donau: | Bisztra__ Nandorhegy 293-1 2 10 | 3 Temes Lugos 237-0 11676 69 | 62 « Saach ._ 1630 81:95 45 | 46 « Tomasoväez __ 82:0 70-14 25 | 64 I | | | | le. les in Centimetern. März 154 WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. April 979 NEU Em EEE ULETITEESEEIETATIST SE SENSTERGS ECT CeBIT erEEEeraeBmErLEe | Zahl Mai | Juni | Juli |August| Sept. | Okt. | Nov. | Dez. | Jahr der | Jahre | 505 448 310 17 Se 343 952 299 19 386 323 244 147 | 76% 90 155 162 219 19 398 362 316 253 201 193% | 257 241 97 18 157 156 112 100 60% | 117 189 178 152 (17) —6 | —6 16 19 DIK 13 10 9 1 17 246 191 149 127 99x | 146 198 916 202 19 118 .99 so 70 5a* 68 65 69 95 16 202 176 161 148 136% | 162 155 163 173 16 34 20 10 a I % 3 | -—3 D) 3 (18) 148 130 90 63 AIR 66 55 123 110 19 917 179 108 56 15% 62 95 146 140 19 108 99 50 98 15* 39 56 so 73 (16) og 82 55 39 I6* 37 41 62 63 17 164 151 90 55 36% 65 93 145 199 19 146 130 70 44 I6* 45 70 123 10& (19) 406 358 247 156 Hr 141 917 274 978 (19) 413 3835 289 178 109% | 154 340 9277 296 19 52 59 ia — 18 |—- 33% | — 21 | —15 1 15 11 144 134 86 44 IIK 3% 39 60 78 19 157 174 103 338 |— 5* 10 98 si 94 19 4 35 29 22 16% 29 2% 31 29 (15) 72 62 33 10 — 11% 3 14 26 30 15 182 93 56 16 |— 8& 6 31 49 53 15 32 34 18 9 AR 10 11 12 16 10 Lyl 93 70 By AIK 48 59 69 64 (13) 121 115 51 9 |— 19% |ı— 12 4 49 49 (15) 156 199 136 55 IK 18 56 36 sg 5 980 J. HEGYFOKY. Veränderung des Wasserstandes in Centimetern. Febr.—März | Mäız— April | April—Mai Mai— Juni Pozsony (Pressburg) + 6 +7 +36 +24 Komarom (Komorn) + 43 +3 +96 +9 Nagy-Maros _. _. + 46 —10 | +99 +10 Budapest __ __ —+ 46 —ı | +97 +12 Mohsesr re + 83 +99 +30 +11 Ujvidek (Neusatz) +101 +54 +22 +1 Zimony (Semlin) —+117 +85 + 9 —66 Banesovas —+120 | 89 +19 — 7A Baziaseı Au ln. +102 +90 —+1A — 93 Drenkoya or +75 56 —63 Orsovann ae —+111 +69 + 6 —59 Die Theiss und Untere-Donau, so wie die meisten nördlichen und östlichen Flüsse weisen noch ein secundäres Maximum im Herbste auf, dem ein secundäres Minimum im Winter entspricht. Auch an der Save und Drau treten zwei Maxima und Mi- nima auf. Ob 19-jährige Beobachtungen schon hinreichend sind, die jährliche Periode genau darzustellen, muss wegen Mangel an lang- jährigen Serien dahingestellt bleiben. Es soll nur bemerkt sein, dass 10-, 11-jährige Beobachtungen an der Donau und Theiss den Hochwasserstand auf einen anderen Monat verlegen, als die 19-jährige Periode; der minimale Stand aber fällt hier und dort auf denselben Monat. XxX Untersuchen wir nun, ob auch die 19-jährigen Nieder- schlagsdaten einen ähnlichen Jahresgang, wie der Wasserstand aufweisen. Zu dem Behufe mögen 10 Stationen, welche so ziemlich alle Gegenden des Landes repräsentiren, vorgeführt werden. Beigegeben sei Kalocsa und Rakoväcz aus ungefähr dem gleichen Zeitabschnitte. WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 281 VII. Tabelle. Monatsmittel des Niederschlages in Millimetern. (1876—1894.) a | | aaa]: = E S | = em = js = 5 = Jahr Sarnen Seiler on Seele | | S | Size ten Beszterezebanya__| 49% 51 | ZZ) 94 s4 84 73 | s2 | 105 76 | 72 | 918 Pozsony (Pressb.) | 44 | 37%| 49 | 65 701 73| 71| 60 | 50 72 51 | 48 | 693 Köszeg (Güns) __| 34 | 2%| 47 | 73 | 89| 103) 98| 93 | 76 | 100) 60 | 41 | 844 Pecs (Fünfkirchen)| 39 | 33*| 57 | s4 | 105| ss 72 so | 71 | 101) 69 | 50 | s48 Budapest 41 | 31%] 48 | 68 | 70) 75) 56| 54 | 61 | 701 53 | 54 | 682 Debreezen._ __ |29 | 931 39 | a9 | 65) 79) 88 65 | 52 | 80 53 | 44 | 666 Temesvar _ | 32 | 95x 34 | 53 | 76| 89) 53] a6 | 55 | a7! a9 | a4 | 605 Uno var 49 \ 35%| 50 | 53 71) 106 92 so | 61 89 59 | 62 | 800 Nagy-Bänya?_ __| 56% 64 | sı | 61 | 100] 139 112] s7 | 7s | 101 sı | s5 | 1047 Gyulafehervar _ 20 | ı8*| 30 | 5 | 83 97) 7162 | 49 | a3 33 | 31 | 585 Kalocsa(1873—92)° | 36 | 24 38 64 | 67| 65 5768 58 | 59] 48 | 51 | 630 Rakoväecz(1871-95)* 59 | 47*| 70 | s6 | 91| 107) 69| 95 | 98 | 1241103 | sı | 1030 | | Würde der Niederschlag das ganze Jahr hindurch als Regen fallen, dann müssten unsere Flüsse beiläufigim Juni und October Hochwasser aufweisen. Die Schneeschmelze und Sommerdürre lässt aber den jährlichen Gang anders erscheinen. Obgleich das secundäre Maximum des Regens im October auftrat, stellte doch das secundäre Maximum der östlichen Flüsse sich erst im December ein. Es muss zuerst der Erdboden mit Wasser gesättigt werden, bevor Abfluss erfolst. An der Kulpa und im oberen Laufe der Save ist der November der Monat mit höchstem Wasserstand. Herbst und -besonders October ist in dieser Gegend am regenreichsten. Auch in Beszterezebänya (Neusohl) fällt der meiste Regen 1 Als gänzlich abweichend, mussten die Jahre 1883, 1884 ausgeschlossen werden. 2 Im Jahre 1885 fehlen die Beobachtungen vom Januar—Mai. 3 Aus der Meteorol. Zeitschrift. Jahrg. 1895. p. 26. * Aus der Meteorologischen Zeitschrift. Jahrg. 1896. p. 441. 282 J. HEGYFOKY. im October, welcher ein secundäres Maximum der Vag bei Trenesen verursacht. Am auffallendsten gestaltet sich die jährliche Periode des Regenfalles zu Gyulafehervar mit nur einem Maximum im Juni und einem Minimum im Februar. Dieses Maximum verursacht eine Zunahme am Wasserstande der Maros von 7 m. In Pozsony (Pressburge) fällt das Maximum des Regens und Wasserstandes auf den Juni; das seeundäre Niederschlagsmaximum hebt den Spiegel des Wasserstandes nicht. Der jährliche Gang des Niederschlages kann zwar aus 19 Jahren nicht präcise abgeleitet werden, jedoch war es auch nicht unsere Absicht dies zu thun; wir wollten nur einen Vergleich mit den gleichzeitigen Monatsmitteln des Wasserstandes anstellen. TR Wasserstand und Niederschlag im Juni 1894. Der Juni war im Jahre 1894 in der oberen Gegend der Theiss sehr regenreich. Stellen wir also eine Vergleichung an, wie sich der Wasserstand zu Polgär, 499-9 %/, weit von der Mündung in die Donau, wo die Theiss schon alle Nebenflüsse aus dem nord- östlichen Theil des Landes aufgenommen hat, gestaltet. Auf dem Einzugsgebiete oberhalb Polgar befinden sich 73 Regenstationen. In folgender Tabelle VIII wird neben dem Tagesmittel des Regens aller Stationen auch angegeben, an wie vielen es täglich regnete. WASSERSTAND DER FLÜSSE UND NIEDERSCHLAG IN UNGARN. 283 VIII. Tabelle. Tägliche Regenmenge und Wasserstand im Juni 1894. Tag | 1) : | 1119210110 Stationen mit Regen __ __ __ 48|) 5535| 52| 31) 49| 40| 51| 5 Mittlere Tagesmenge _ Mm. | 4:5 5:6| 71 2°6| 3:2| 5°0| 6°5 Wasserstand zuPolgär7aCm. | 302 287 | 252 | 210| 186 | 2301| 2 ae Is le es) 1) DO Stationen mit Regen _ ____| 53| 62| 54| 41| 59| 67 5858| 48| 46| 46 Mittlere Tagesmenge __ Mm. | 6:2 8:6 | 6:3 3°6| 9:0 17°:1| 6:7 | 3:1| 5:7 | 46 Wasserstand zu Polgar 7a Cm, | 312| 326 | 307 | 2974| 286 | 318 334| 352 | 438 | 461 Tag | 21 | 32) 23 | 94 | Stationen mit Resen __ __ _ 56| 58 26 97 411 57 z 43) 42 39 47 5 LPs e | S] 2 | Mittlere Tagesmenge __ Mm. | 5:5) 4°5| 1:3) 1:5) 2:4] 4:2] 2:7) 3:0) 2:6 2111464 WasserstandzuPolgär7a Cm. | 468| 474 470 466 457 AA4| 493 393| 360) 334 345 Am 16. Juni fiel mit Ausnahme von 6 Stationen unter 73 überall Regen, so dass das Maximum der Tagesmenge dieser Tag aufweist. Am Wasserstande stellte sich die Oulmination am 99-ten ein, also am 6-ten Tage nach dem Maximum des Nieder- schlages. Hohe Wasserstände zeigten sich auch am S. und 12. Juni und scheinen ebenfalls mit einer maximalen Regenmenge des 9». und 8. Juni in Verbindung zu stehen; die Culmination erfolgte also hier um 5, respective um 4 Tage später, als der ausgiebige, starke Niederschlag fiel. Noch sei bemerkt, dass im ganzen regenreichen Juni kein einziger Tag vorkam, an dem es an allen 73 Stationen geregnet hätte. Obwohl der 16-te ein eminenter Regentag war, bedingt durch die atmosphärische Situation, fieldoch an 6 Stationen kein Regen. “xx Die angeführten Daten beweisen zur Genüge den Zusammen- hang, welcher lustrenweise zwischen Niederschlag und Wasserstand besteht. Auch der Fertö (Neusiedler-See) lässt das Wechseln der 284 J. HEGYFOKY. nassen und trockenen Perioden erkennen. Auf die nässeren AQ-er Jahre folgten trockenere und im Lustrum 1861/65 sehr trockene, bald wieder nasse und dann trockene Jahre. Wie es in der Vergan- genheit gewesen, so wird es gewiss auch in Zukunft sein; das Klima wird um einen gewissen mittleren Zustand herum schwanken. Die Dauer einer solchen Schwankung ist aber nicht genau zu bestim- men, möge die Schuld daran in den lückenhaften und spärlichen Daten oder anderen Umständen zu suchen sein; noch weniger. kann gezeigt werden, worin die Ursache dieser Klimaschwankungen zu finden wäre. Im Jahre 1595 beträgt der Niederschlag der 33 Stationen 830 mm. Wasserstand der Duna bei Pozsony (Pressburg 233, bei Orsova 305 em. Mithin sind die Mittel folgende: Wasserstand bei: Niederschlag en, Orsova 1871—1895=1736 mm. 1876—1895=937 ; 9380 cm. Das Mittel in % ausgedrückt, ist die Abweichung für Wasserstand bei: Niederschlag Pozsony ; (Pressburg) Orzuya 1871—1875 —ol 6 . 1876— 1880 +5'3 +11'8 +15:6 1881—1885 —0'3 — 67 + 1:0 1886-— 1890 —2:6 — 51 — 75 1891—1895 +09 0:0 — 9:3 Im Lustrum 1891/95 ist der Niederschlag und Wasserstand bei Pozsony (Pressburg) schon in Zunahme begriffen, bei Orsova zeigt sich noch geringe Abnahme. 18. ÜBER EINE CLASSE DER PARTIELLEN DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. Antrittsvortrag von Dr. JOSEF KÜRSCHÄK. €. M. DER AKADEMIE, PROFESSOR AM KÖN. UNG. JOSEFS-POLYTECHNIKUM ZU BUDAPEST. Aus: «Mathematikai &s Termöszettudomänyi Ertesitö» (Mathematischer und Naturwissenschaftlicher Anzeiger der Akademie), Band XV. pp. 225—256. 1897. Die partiellen Differentialgleichungen, die wir im Folgenden untersuchen wollen, spielen unter den Differentialgleichungen zweiter Ordnung, mit n unabhängigen Variablen dieselbe einfache Rolle, als unter jenen erster Ordnung die linearen. Wenn eine partielle Differentialgleichung in den Differential- quotienten 0% 02 02 N on abo sur una linear ist, so hat ihre allgemeine Lösung die Form: Un) —V wo die u bestimmte Functionen von z und den x sind, und go eine beliebige Function der u bedeutet. Umgekehrt ist jede Differential- gleichung erster Ordnung, deren allgemeine Lösung auf diese Form gebracht werden kann, in den p linear (oder wird es wenigstens, wenn man sie nach einem p auflöst). Bedeuten hier z und die x die Coordinaten eines Punktes im Raume von n+1 Dimensionen und betrachtet man die u als die linken Seiten der Gleichungen: 986 JOSEF KÜRSCHÄAR. U=4dy; Ug—(g , 8,00 Mn Om so stellt dieses Gleichungssystem eine von n Parametern abhän- eige Curvenschaar dar, und Un) 0 ist die Gleichung einer Fläche, die von jenen Curven der Schaar gebildet wird, zwischen deren Parameter die Beziehung Oh An 2 0 5 besteht. Mithin zeichnen sich unter den Differentialgleiehungen erster Ordnung die linearen dadurch aus, dass sich für diese und nur für diese die allgemeine Lösung in der Weise ergiebt, dass wir oo”%-1 beliebige Curven einer von n Parametern abhängigen Curvenschaar zu einer Fläche zusammenfassen. Die analoge Classe der partiellen Differentialgleichungen zweiter Ordnung wird offenbar jene sein, wo die allgemeine Lösung die aus oo” -!1 Curven einer von n+1 Parametern abhängigen Curvenschaar gebildete Fläche ist. Im Nachstehenden beabsichtige ich die folgenden charakte- ristischen Eigenschaften dieser Classe zu beweisen: A) Die erwähnte Classe besteht aus jenen Ditferentialglei- chungen zweiter Ordnung, die in den zweiten Differentialquotienten linear sind, und durch eine passende Berührungtransformation auf die Form = 2 — 0 gebracht werden können. b) Die ae Differentialgleichungen sind dadurch voll- ständig charakterisirt, dass sie in den zweiten Differentialquotienten linear sind und ein intermediäres Integral erster Ordnung von der Horm 0. (X, Kon... X, 4) 0. besitzen, wo A Dose Km bestimmte und von einander unabhängige Functionen von z, den x und den ersten Differentialquotienten von z sind, p aber eine beliebige Function bedeutet. C) Die erwähnte Olasse ist mit einer gewissen Olasse der Differentialgleichungen des Variationscaleuls identisch. Die Sätze A) und 5) sind für zwei unabhängige Veränder- S 0) | PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. = liche bereits in die Lehrbücher übergegangen * und ihre Verallge- meinerung für den Fall mehrerer Variablen ist beinahe selbst- verständlich.** Der Satz C) dagegen war bis jetzt unbekannt.*** I. 1. Ist im Raume von n--1 Dimensionen eine Curve (/ ge- geben, deren Gleichungen 2, (a. Kg)» 9 Knn 0, 2—=0, neileny nr sind, wird ferner durch die Gleichung Sl (05 4095 8 > 65 Al eine durch € hindurch geleste Fläche S dargestellt, so genügt diese Fläche in jedem Punkte der Curve ( einer unendlichen Reihe von Differentialgleichungen, welche wir folgendermaassen bilden können. Die im Punkte P zu S gelegte Tangentialebene Pı SE) Po (ER) ae + Pn (En En) - K-2)—0 berührt in diesem Punkte auch €. Also ist in diesem Punkte: Pı 9. oe lm = 2, 99, DD LO ae om, oa | a a a, Ü) | 0, 0%, Om 02 | | on 2 921 On | | 0, 06, N OKn 02 | * Vergl.: die zwei ersten Capitel von GoursarT: Lecons sur l’in- tegration des equations aux der. part. du second ordre. ** Besonders in Betreff des Zusammenhanges baider Sätze siehe: DaArBoux, Memoire sur les solutions singulieres des equations aux der. part. du premier ordre, $ 38. (M&m. pres. par divers savants de l’academie des sciences de l’institut de France, t. XXXVII.) *** Zu bemerken ist aber, dass ich für den Fall n=2 einen Theil 988 JOSEF KÜRSCHÄK. Nach Lie’s Terminologie besagt diese Gleichung, dass der Punkt P und die in diesem Punkte an S geleste Tangentialebene ein solches Element X) %g; es In» 2, Pı» Pa» euere » Pn bestimmen, das zugleich auf der Curve ( liegt. Eine weitere Differentialgleichung ergiebt sich daraus, dass der dem Punendlich benachbarte Punkt von C und die dortige Tangentialebene von S wieder ein gemeinsames Element Bla. 2 07 dan, 221.02, 0, 1.000 0, dm von U und S bestimmen. Hier ist dp: =Pır da, + Par dot - + Prr din, wenn nämlich zur Abkürzung 022 PDjk SH IKZICK st. Werden die Coordinaten dieses Elements in (1) und in den Gleichungen der Curve eingesetzt, so erhält man N 0A) e.N DAR O4 — A Opa ar 29,2" a0 Im Pint dx a — — 0 und u — 991 a 2,000) el). Eliminiren wir aus diesen Gleichungen die Differentiale der Coordinaten & und z, so ist des Inhaltes des Satzes G) schon früher bewiesen habe. Siehe meine Abhandlung: Ueber partielle Differentialgleichungen zweiter Ordnung mit gleichen Charakteristiken. (Mathematische Annalen, XXXVIL.) PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG, 289 94 84 94 09, OR en aan ap, IPn 0% 9%, 00, 1 04 04 oa 0 98 | a ar — Pan = Te =) 1 2 Ka = | Pı OPn 0%, 0% O9 —()} 04 84 0 90) | | En Pat: + 3 On Prn 4 Din din dn | 94 92 1 LE ‚02 n | 02 02 || das heisst n 04 [94 04 DE On) I: | Oele le ge Din) Te x 7 . = = — 0.2) r=1 OPn \ 0Pı IPn ON ee > Das ist die zweite der gesuchten Differentialgleichungen. Die dritte ergiebt sich daraus, dass die vorher gebildete Gleichung auch im Punkte Kt das >= >» nt dan, 21 dz von ( giltig bleibt, und so weiter. 9. Es sei nun statt einer einzigen Curve eine aus oo"*+! Curven bestehende Curvenschaar vorgelegt; und zwar soll diese Schaar nicht in einer Fläche liegen, sondern es sollen durch jeden Punkt des Raumes von n+1 Dimensionen der gegebenen Schaar ange- hörige Curven gehen. Wenn wir nun zwischen den Parametern « und c, die in den Gleichungen Na ao 6) 00122, 07) vorkommen, zwei unabhängige Gleichungen (O5 Mo 8 ae Ol VEV, Bl in en N festsetzen, so bilden die ©”-1 Curven, deren Parameter diese Gleichungen befriedigen, zusammen im Allgemeinen eine Fläche (von n Dimensionen). Die so gewonnenen Flächen nennen wir die Flächen der gegebenen Gurvenschaar. Es sei Seine solche Fläche; &,, &%,-- -, &n, 2 mögen die Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 19 « 290 JOSEF KÜRSCHÄR. Coordinaten eines beliebigen Punktes P dieser Fläche bedeuten; ( aber sei jene Curve der Curvenschaar, welche in der Fläche S liegt und durch den Punkt P geht. In diesem Punkte wird S nicht nur jenen Gleichungen genügen, in welche die Gleichungen (3) übergehen, wenn man darin den Parametern die der Curve ( ent- sprechenden Werthe verleiht, sondern auch jenen Gleichungen, die man aus (3) nach den Formeln (1) und (2) bilden kann. Eliminiren wir noch aus diesen n+2 Gleichungen die Para- meter, so gewinnen wir eine Differentialgleichung, die für jede Fläche S der Curvenschaar in jedem ihrer Punkte giltig ist. Die Elimination können wir so ausführen, dass wir die Glei- chungen (1) und (3) nach den Parametern auflösen und die ge- wonnenen Ausdrücke N N, A, N, AT € (4) in (2) einsetzen. Wir erhalten dann die Differentialgleichungen in der Form: 3, IM; Di; ı N 0, (3) wo die Co£fficienten M„;—=M;, und N blos Functionen von z, den x und den ersten Differentialquotienten sind. Diese Weise der Elimination kann niemals dadurch unmög- lich werden, dass die Gleichungen (1) und (3) nach den Parametern unlösbar sind. Die Gleichungen (3) sindnämlich nach n Parametern immer lösbar, da sie sonst nicht von einander unabhängig sein könnten, oder aus ihnen eine blos z und x enthaltende Gleichung folgen würde ; beide Fälle sind aber ausgeschlossen. Wenn wir nun die Gleichungen (3) nach n Parametern — sagen wir nach den 4 — auflösen und die gewonnenen Ausdrücke in (1) einsetzen, so können wir aus dieser Gleichung c als Function von z, den x und den ersten Differentialquotienten darstellen; ferner können wir mit Hilfe der für c gewonnenen Formel auch die a in den genannten Grössen ausdrücken. Dass nach der Substitution der a in (1) auch c herausfalle ist wieder BZ wie aus den folgenden Erwä- gungen hervorgeht. PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 291 Es ist an sich klar, dass wir dem Gleichungssysteme (3) im- mer eine solche Form geben können, in welcher die Gleichung (1) nicht eine Folge jener unter (3) ist. Auch kann die Gleichung (1) nach der Elimination der a in keine von den p unabhängige Glei- chung übergehen. Endlich ist auch der Fall ausgeschlossen, dass die Elimination der a zu einer von c unabhängigen partiellen Differentialgleichung A,Ppı+AgPat "+ An Ppn = A führe. Dann wären nämlich die Curven der gegebenen Schaar die Integral-Curven dieser partiellen Differentialgleichung, d. h. sie müssten die Differentialgleichungen Ola da dan dz AN SA EN An SA befriedigen, könnten also nur von n Parametern abhängen. Die Elimination ist also in der beschriebenen Weise immer ausführbar und führt immer zu einer in den zweiten Differential- quotienten linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung. 3. Es bestehe zum Beispiel die gegebene Schaar aus den Geraden, welche durch das Gleichungssystem N), 40,0, .» 009 In — And, 2—- CH UV (6) dargestellt werden. Dann übergeht die Gleichung (1) in: 0 0 Messen il a) 0 0:0 0 0 Az — 0): ORION] = 00220 1 das heisst in Am CV Ferner ist (4, 2; 2» DR —( ON a 195 992 JOSEF KÜRSCHAK. Die Gleichung (2), und mit ihr auch (5), ist also im betrach- teten Falle Pu. (7) 4. Die Gleichung (5) besagt nur, wie ihre Ableitung zeigt, dass sich zu jedem Elemente von S eine solche Curve (/ der ge- gebenen Schaar angeben lässt, welche mit S an dieser Stelle osceu- lirt, d.h. dass Ü und S ausser dem betreffenden Elemente noch ein demselben unendlich benachbartes gemeinsames Element besitzen. Daher kann und im Allgemeinen wird auch diese Differential- gleichung ausser den Flächen der Curvenschaar auch noch für gewisse andere Flächen giltig sein. Von diesen übrigen Flächen lässt sich in bekannter We leicht beweisen,* dass sie die Lösungen jener partiellen Differen- tialgleichung erster Ordnung sind, in welche die Gleichung (4, 2, 25; we ice ) DE) Ok) ms 230.) — 0 übergeht, wenn man aus ihr mittels der Gleichungen (3) und (1) die Parameter eliminirt. Die Flächen der Curvenschaar nennen wir die allgemeinen Integralflächen der Differentialgleichung (5), die genannte partielle Differentialgleichung erster Ordnung dagegen das singuläre Inte- gral erster Ordnung. 5. Die Differentialgleichung (5) hat ausserdem, dass sie in den zweiten Differentialquotienten linear ist, noch solche beson- dere Eigenschaften, die anderen linearen Differentialgleichungen nicht zukommen. Die Darlegung dieser Eigenschaften beginnen wir mit dem folgenden Satze: Die Differentialgleichung (5) kann immer durch eine pas- sende Berührungstransformation auf die Form p1= 0 gebracht werden. * Verel. z. B. den dritten Artikel im erwähnten Werke von GOURSAT (pp: 5—8.). PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 233 In der That kann aus den Gleichungen (3), wenn man darin statt @,,..., An, €, respective &,,..., &n, & setzt, in bekannter Weise eine Berührungstransformation T, abgeleitet werden, welche die Elemente jeder Curve € der Schaar in die Elemente des Punktes: FOL LH ei [N —— Ss d, SoGg - --, Sn=in; ee überführt, wo a, a, -.... ‚ dn, € die der Curve entsprechenden Werthe der Parameter bedeuten. In ähnlicher Weise können wir zur Geradenschaar %— A—=0, RB —0,..., in im=0, 20H —-=0 (8) stets eine Berührungstransformation T, angeben, welche die Ele- mente jeder ihrer Geraden gleichfalls in die Elemente je eines Punktes el, Sat 0005 nel Ce überführt. Die aus T, und der inversen Transformation von T, zusam- mengesetzte Transformation T—-T,!T, überführt also die Ele- mente jeder unserer Öurven (in die Elemente jener Geraden (8), die denselben Werthen der Parameter entspricht. Ferner verwan- delt die Transformation T‘, die Fläche jener Curven (, für die DO Ons © > 09 Aha DEU, GO, Ons >50 5 line VE) ıst, in einen Elementverein, dessen Punktort durch die Glei- chungen o(E,; &g» oe.) En» Il), (E,, Ss eo.) En» 9—0 dargestellt ist. Bei der Transformation T, entsteht derselbe Ele- mentverein aus jener Fläche der Geradenschaar (8), für deren Erzeugende o (a, c)=0, d(a, c)=O ist. Bei der Transformation T=T,'T, übergehen also die Flächen der Curvenschaar (3) in die Flächen der Geradenschaar (8) und die Differentialgleichung (5) übergeht in die Differentialgleichung der transformirten Flächen, also in pı1—=0. 6. Bei der Transformation T, ist eo X, oe.) nr = 294 JOSEF KÜRSCHÄR. wo X, Xgs---, An, Z die linken Seiten von (4) bedeuten, bei der Transformation T, haben wir I ı I [3 1 L =2 DM, E=%a, .- - , Enns =; bei T=T,'!T, wird also EN) N NEEN el Te ER, 2 —- MaM=ÄA,; ern: ...) De M=2 Hier giebt eine beliebige Function o der linken Seiten gleich 0 gesetzt eine Differentialgleichung erster Ordnung, deren jede Lösung zugleich der Gleichung p11—=0 genügt. Also wird auch die Function & der rechten Seiten in Bezug auf die Gleichung (5) die- selbe Eigenschaft haben. Die Gleichung (5) besitzt also ein intermediäres Integral erster Ordnung, von der Form : 20 Kann 7)0 (9) wo X, Ay,.--, An, Z bestimmte und von einander unabhängige Funetionen von 2, den x und den ersten Differentialquotienten bedeuten, & aber eine beliebige Function ist. Bevor wir hieraus weitere Schlüsse ziehen könnten, müssen wir erst über die intermediären Integrale erster Ordnung allge- meinere Untersuchungen anstellen. UL, 7. Es sei eine partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung von der Form: =) 2 Mn pn NO (10) eye vorgelegt, wo die Coefficienten M);—=M;n und N blos Funetionen von z, den x, und den ersten Differentialquotienten von 2 sind. Intermediäres Integral erster Ordnung dieser Differential- gleichung nennen wir eine partielle Differentialgleichung erster Ordnung UN 2 22 KEN) wenn ihre Lösungen (gewisse besondere Lösungen ausgenommen) PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 295 auch der gegebenen Differentialgleichung zweiter Ordnung ge- nügen. Sollzı=a ein intermediäres Integral sein, so muss u gewissen partiellen Differentialgleiehungen genügen. Bei der Entwickelung derselben, worauf wir nun übergehen, kann M,, als von Null ver- schieden betrachtet werden, ohne dass dadurch die Allgemeinheit unserer Betrachtungen beschränkt würde. Wenn nämlich in der gegebenen Differentialgleichung p,, nicht vorkommt, wohl aber z. B. p,, so genügt es die Bezeichnung der Veränderlichen x, und &, zu vertauschen, um die Gleichung auf diegewünschte Form zu bringen. Wenn aber keine der Grössen Pır» Pas - --» Prm in der gegebenen Gleichung vorkommt, jedoch z. B. 9, darin vorhanden ist, so kann man durch Einführung neuer Veränderlichen die gewünschte Form erzielen. Es seien die neuen unabhängigen Veränderlichen : A IBE a NER IE . Kı— It %g, Ha —Lgs - - » , Im XKn- und die nach ihnen gebildeten Differentialquotienten 02 0°2 ’ } 92° I, IX mögen mit 21 Pi1,-- -, bezeichnet werden. Dann ist: M=Pp, P=pıtpe, P3=P3..- , Pn—Pn Pu=Pu, Pio=PpntPpi, Pa=Put+2Piet+Ppa , und die übrigen Differentialquotienten zweiter Ordnung sind von p4ı unabhängig. Folglich wird der Co&fficient von 941 in der trans- formirten Gleichung M;a sein, und die neue Gleichung hat somit bereits die gewünschte Form. 8. Kommt in der Gleichung (10) p1, wirklich vor, so enthält jedes intermediäre Integral erster Ordnung u=a den Differential- quotienten p,.* * Dieser Satz verliert seine Giltigkeit wenn man mit Lie den Begriff des intermediären Integrals in geeigneter Weise auch auf solche u=a«a ausdehnt, die überhaupt kein p enthalten. Dieser Verallgemeinerung bedürfen wir jedoch nicht, da uns nur das interessirt, wann ein solches 996 JOSEF KÜRSCHÄK. Aus der Gleichung u=u ergiebt sich nämlich durch Differen- tation nach den unabhängigen Veränderlichen: u =(j), MM a a a a Pam 5 3, 0 (11) (h= ei) Wenn nun —( ist, aber z.B. nicht verschwindet, so ou pi m können wir die Gleichung u=«a und jene unter (11) nach p,, Pa; P39 >: -» 29m auflösen. Wenn wir dann die erhaltenen Ausdrücke unter (10) einsetzen, so erhalten wir eine Differentialgleichung Ö=0, die x, nur mehr als Parameter enthält, da in ihr kein nach x, gebildeter Differentialquotient vorkommt. Wird nun statt x, ein bestimmter Werth x, eingesetzt, so übergeht d=0 bei dieser Substitution in eine Gleichung d=0, und eine beliebige gemeinsame Lösung z von (10) und u=a über- geht in eine solche Function von &,, &3, -. -, &n, die der Gleichung d=0 genügt. Das ist aber unmöglich, wenn jede Lösung der u=au zugleich auch der gegebenen Differentialgleichung zweiter Ord- nung genügt, da der Anfangswerth der Lösung von u—=u an der Stelle 2,—=%x, eine beliebige Function von &, , X, - - - , &n sein kann. Mithin führt die Voraussetzung, dass u=a von p, unabhängig sei, stets auf einen Widerspruch. 9. Damit nun eine Gleichung u=a, welche p, wirklich ent- hält, ein intermediäres Integral erster Ordnung der Gleichung (10) sei, dazu ist nothwendig und ausreichend, dass die Gleichung (10) zu einer Identität wird, wenn man darin statt p,,, Po» - - -» Pin die aus den Gleichungen (11) genommenen Ausdrücke dieser Grössen einsetzt. Dass diese Bedingung ausreichend ist, braucht nicht erst be- wiesen zu werden. Um uns auch von ihrer Nothwendigkeit zu über- zeugen, setzen wir voraus, dass die Gleichung (10), wenn daraus. Pırs Pia» - - > Pin mittels der Gleichungen (11) eliminirt werden, zu keiner Identität führt. In diesem Falle wird die Gleichung, die wir intermediäres Integral von der Form $(X,,... An, Z)=0 existirt, in dem die X und Z nicht alle von p frei sind. PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 297 nach der Elimination erhalten, selbst dann zu keiner Identität. wenn man aus ihr mit Hilfe von u=a auch noch p, eliminirt, sondern sie übergeht dann in eine Gleichung, die x, nur mehr als Parameter enthält. Das ist aber unmöglich, wenn jede Lösung von u=a auch die Gleichung (10) befriedigt. 10. Aus der Gleichung (11) ist U OU U OU er an dach F-Pn 32 Hp a Sa hn ° Ion MZaeaen) ferner ou | ou ou ou ou op 9x, 1 52 + Pıa Op, im + Pin In woraus ) u en | OU | au u | Do Non N rn ou MM => a 5, NN 9 Dn 9p; ? folgt. Substituiren wir in (10) statt p,, und den p7ı diese Aus- drücke, so müssen in den erhaltenen Gleichungen die Coöffiecienten der Pnj verschwinden, sowie auch der von Pnj freie Theil. Es ist also: u ou ou u 9u OU M mo en ee BE ER MV (= IPn IP; ferner OU ou Mm = ou ou Min, Na, PP rue a lo ou ou | ou 2) Bi | ou ) i ann 9) ZEN WE RER lan VATER ur, 2) -- + | 2Min 5 op, —M,ı OPn On "Pr BE N op, — 0. (1 3) \+ Das sic die Differentialgleichungen, die u befriedigen muss, dass u=a ein intermediäres Integral sei. Il. Für n=2 steht unter (12) nur eine Gleichung. Ist n=3, so haben wir unter (12) drei Gleichungen, nämlich: 298 JOSEF KÜRSCHAR. ouN\? u u ı ZU el) er = H,=M |, ) la 1 | on) = ou u u u\? ea) = | —9M.. —— +M, In! — 0), n 1; IPs So OPz ni Ip, I 0,0 u (2) = Non, app, ap, = a a Diese drei Gleichungen sind schon von algebraischem Stand- punkte nicht immer mit einander vereinbar. Aus den zwei ersten Gleichungen folgt nämlich: 0 | u au ): | u Or M, — Mao M, M. $) 9p: Op, on. am n 2 es ON 0 =[ no | ON) — 1 —— M. — M.„» ——):\M M. : 2 N en z © on, und wenn wir dies in der dritten Gleichung in Betracht ziehen, so ergiebt sich: ou ou | . ON OU l Mo M, M.. Mae MM, an Ms, an Ms aD ss an A ou la Rn -E Ma | My, aD My Dr Mg ap Mss 28 ou ouN\| OU ou m (" M% M M = in “ 0Pp op | 2 0p; 0, 7) + Mi = M,, im = M,, je 9 1 3 1 oder aber in entwickelter Form: M, "Ms Ms | 2) 2 (MM MM) H+ | M, Ma. M, ro wi “| N Hier ist H,=0, hingegen von Null verschieden, also | ou Op, muss die Determinante der Coefficienten M verschwinden. PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 299 Somit können für n=3 die Gleichungen (12) nur dann mit einander algebraisch vereinbar sein, wenn Mı Mo M;; M,, Mas M;, MN; Für n=# stehen unter (12) sechs Gleichungen, welche wir folgendermaassen bezeichnen können: H,—0, H,=0, H„=0, H,„=0, H,=0, H,=0. Aus den Gleichungen H,,—0 und H,,—0 ist U | U OU Op, Pa IPs ou ou ou OU OU IU u Sy 2 Des \: (Mi M. ) | an IP, n IP; = IP ap, n OPy or und wenn wir dies in der Gleichung H,,=0 in Betracht ziehen, so ergiebt sich : OP; 9p IP IP, 9 KR —M 5 |Mı 5 — Mu Mi; 2 My |- 9p, op OP; op Aus (a RA, om 1 op, 2 9» a, ou 9u\ MM Me 0: oder in entwickelter Form : M, 1 Ms Mi a 2 (MuMas— Mal) Hu— | My, Ma Mau 4 m: Mu Ma M 4 Diese Gleichung ist aber nur so möglich, wenn: 300 JOSEF KÜRSCHAK. ==, a - fer H — —n m v Mu | Du N = 0. Mu, Ma Mu | Demnach können die Gleichungen unter (12) im vorliegenden Falle nur dann gleichzeitig bestehen, wenn in IM} Ma Ms Mu M Ma My Ma IV N Ai | N u die dem Elemente M,, adjungirte Subdeterminante «,, verschwin- det. Ferner ist wegen der Gleichberechtigung der Indices 2, 3, 4 zugleich a, =0,,—0. Dass auch a9—=03—0,—0 ist, wissen wir schon aus den Betrachtungen für den Fall n=3. Folglich ist: | 099 993 00g | Op U Gm d. h. es verschwindet auch A selbst. Hieraus ergiebt sich dann (0) © EI ER oa A 21109-001193 — 0150, A100, 0: und daraus folet: 09 a0. Schliesslich muss in Folge der Identität Maar + Mioaıa+ Misa1a + Mua u =A auch M,,a,, verschwinden, und da M,, von Null verschieden ist, so haben wir a,,—0. Es können somit im Falle n—=4 die Gleichungen (12) nur dann mit einander algebraisch vereinbar sein, wenn A und deren jede Subdeterminante dritten Grades verschwindet. Ist n=5, so müssen PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. >01 Mo Ms MM WM. My; Mo Ma; Ma, Ms; B= | M, M, M, M;, Bu MS, EM IM, Mu WM, mM, M, und deren jede Subdeterminante dritten Grades verschwinden, damit die Gleiehungen unter (12) mit einander algebraisch verein- bar seien. In der That wissen wir bereits von der dem Elemente M,, adjungirten Subdeterminante £;,, und jeder ihrer Subdeterminan- ten dritten Grades, dass sie verschwinden. In der Determinante My MM Mi | DM, Mi em Mm, a NM M. M, M,| sind also alle die den Elementen der letzten Reihe adjungirten Subdeterminanten gleich Null, mithin auch 9,,—0. Ebenso ist 5 = B5— Dus —0, folglich verschwindet auch B=M,5815+ MasPas+ Ma5ß35+ Misß15+ M55ß55- Nach dem Vorbilde der Determinante 7,, verschwinden auch Boos Bas, Br, und deren Subdeterminanten dritten Grades. Also ver- schwinden alle Hauptsubdeterminanten dritten Grades von B, und dies ist nur so möglich, wenn alle Subdeterminanten dritten Grades der Determinante-B gleich Null sind. Überhaupt ist, sobald n>2 ist, zur algebraischen Vereinbar- keit der Gleichungen (12) nothwendig, dass die aus den Co£flieien- ten M,,; gebildete Determinante höchstens vom zweiten Range sei, d.h. dass die mit den Coöffieienten M,; gebildete quadratische Form in das Product zweier linearer Faetoren zerlegt werden kann. 12. Die gefundene nothwendige Bedingung ist auch aus- reichend. Wenn nämlich 302 JOSEF KÜRSCHÄK. N N > 3 My — weil geil NY & & = eEN\N[E I: le = Mu (Eı Mofa Mes" EnEn)(Eı aba Mais" — Un); so lässt sich das Gleichungssystem (12) auch folgendermaassen schreiben: ou I ' \ | ou i a = ET ER PIwE] 0, en N Na an; Man) und dieses System ist stets befriedigt, sobald die Differential- quotienten von u einem der folgenden zwei Gleichungssysteme genügen: OU OU ou U OU U el), 1 = —=(,..., mo — 0.115) ” 9Pı ” Pa on 9p, ” OP3 Ri 9pı 5 IDn en OU OU U u U OU ee .() N — Ur "ap" Op, Ps op, " Dp; Bao, oe Da nun die Systeme (15), resp. (15%) stets algebraisch ver- einbar sind, so kann auch zwischen den Gleichungen (14) kein al- gebraischer Widerspruch bestehen. Ferner lässt sich von den Gleichungen (14) beweisen, dass ihnen nur in der Weise Genüge geleistet werden kann, dass die Differentialguotienten von u eines der Systeme (15) und (15%) be- friedigen. Dies ist unmittelbar evident, wenn U ! ’ Po=pa> Pal, +. + > mim: Ist jedoch nicht jedes » mit dem entsprechenden „’ gleich, sondern sind z. B. », und u» von einander verschieden, so kann die Rich- tigkeit unserer Behauptung in folgender Weise begründet werden. Die den Indices h=j=2 entsprechende Gleichung Mu | | au h nn iR I „ne op,’ \9ps u op, = kann nur so bestehen, wenn entweder unter (15) oder unter (15%) PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 303 die erste Gleichung befriedigt ist. Setzen wir den ersten Fall vor- aus, dann haben die Gleichungen, in denen j=2 und h>2 ist, fol- sende Gestalt: ou i “| Ei ou Du \._ PET [21 RT ı 0. Ion a 9p,’ \0Pn Be IP, Hier kann der erste Factor nicht verschwinden, also muss es der zweite thun, was auf die Gleichungen (15) führt. Ferner ist ın diesem Falle 3Mın = M,. n == (2Min+M urn) Zn ’ 0Pı OPn op, mithin kann die Gleichung (13) durch folgende ersetzt werden: 9 M„, ou +p, = —- UmRE» BI EZ nn 4p 3 DN a 0% Ama. Min) v- -5B Pn - = — 0 1 Alles zusammengefasst, haben wir folgenden Satz: Di lineare partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung n Rn 2 2 MP NO De je kann nur dann ein intermediäres Integral erster Ordnung haben, wenn die mit den Coefficienten My; gebildete quadratische Form das Product zweier linearer Factoren ist. Wenn num ( M; E &; = = 3 = iShSjiT— (16) 1j en Na Ge a: — Ynen) (& — 18, — es — men); so ist u=a dann und nur dann ein iniermediäres Integral, wenn u eines der folgenden Systeme von partiellen Differentialgleichungen befriedigt : 30% JOSEF KÜRSCHÄK. | ou OU ou ou — — ln — | m OP, OP X Sr 0P, Do u u i& Rn Ze Ion‘ Ka ae 1 + 304 ar M;n) dc =) Pn Dr N —0 oder , ou BURN Ro DU | 2 op, SF 9p, —=U ve 000 Min ap, Er on Mm — id Mu, 9M le u ir = vn M Bi, on Zeh 2 wall nfhT=Mın dach Pn 22 dp, ws (Wenn Q ein vollständiges Quadrat ist, so ist S’ mit S ıdentisch.) Ob es Functionen u giebt, die den Gleichungen S oder S’ genügen, und wie gross die Mannigfaltiekeit jener u ist, lässt sich in jedem einzelnen Falle auf bekannte Weise feststellen. 13. Besonderes Interesse verdient der Fall, in dem eines der Systeme S oder S’, sagen wir das erstere, n von einander unab- hängige Lösungen Übaoı oo Un gestattet. Dann sind nämlich die Lösungen der gegebenen Differential- gleichung zweiter Ordnung (abgesehen von gewissen besonderen Lösungen) identisch mit dem Inbegriffe der Lösungen der Diffe- rentialgleichungen erster Ordnung von der Form, DU One o 0 0 5 m) Ü (17) wo o eine beliebige Function der u bedeutet. Dass jede Lösung von o—=0 auch der gegebenen Differential- gleichung zweiter Ordnung genügt, ist an sich klar. Wir müssen nur noch beweisen, dass wir auch umgekehrt zu jeder Lösung 2 der gegebenen Differentialgleichung im Allgemeinen eine solche Differentialgleichung erster Ordnung von der Form @—0 finden können, die z ebenfalls befriedigt. Eine beliebige Lösung der Differentialgleichung zweiter Ordnung können wir in bekannter Weise dadurch kennzeichnen, dass wir angeben, in welche Anfangs- werthe z und p übergehen, falls wir statt x,, einen gewissen Werth x, setzen. PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 305 Sind diese Anfangswerthe: Os =; (a3, Kg3 - -, Km) so ist ferner Do: a oo.) (Pr), =r, Sn 5 Setzen wir in den u, statt x, den Werth &, ein und statt z unddessen Differentialquotienten ihre Anfangswerthe, so übergehen dieselben in gewisse Hunctioren f,, fa» ---» In der &,,..., Im. Bezeichnen wir diese Anfangswerthe der u mit @, und elimiren WIL Kg, Ca, +, &n aus den Gleichungen: = (d6as Kg; en) I) Un (on Ks, een A) Un—fn (Xa; 7) so erhalten wir zwischen den % eine Relation: OU ee m) —0 (18) Wählen wir nun in (17) für © gerade jene Function, die auf der linken Seite von (18) steht, so besitzt die so gebildete Diffe- rentialgleichung erster Ordnung augenscheinlich stets eine solche Lösung 2, für die a =. =, Don —NT. ist. Ferner genügt diese Lösung, wie jede Lösung von o—=0, auch der gegebenen Differentialgleichung zweiter Ordnung, d. h. sie wird identisch mit der oben ausgewählten Lösung derselben. In der beschriebenen Weise gelingt es also im Allgemeinen wirklich zu einer beliebig gewählten Lösung z der gegebenen Diffe- rentialgleichung eine solche Differentialgleichung erster Ordnung von der Form (17) zu finden, die z ebenfalls befriedigt. 14. Hat jedes der Gleichungssysteme S und S’ wenigstens je eine Lösung u, resp. u’, so stehen die linken Seiten der Gleichungen u=a, W=ß Mathematische und Natwrwissenschagtliche Berichte aus Ungarn. XIV. 20 306 JOSEF KÜRSCHÄK. in Involution, d. h. R 02 ou FB u’ = | u u ) Ren rn or ge verschwindet. Die letzte Gleichung des Systems S können wir nämlich auch in folgender Weise schreiben: jou u Urs I —ı om Wenn wir nun mit 5 multiplieiren, und in Betracht ziehen, dass 1 u' das System S’ befriedigt, so ist ferner: 2 U au ou ou Au BE ar = am om 2 In gleicher Weise finden wir n ou = 2 an on Mn v1 IPr \ 0% a 92 op 9m Aus diesen zwei Gleichungen ergiebt sich nun durch Subtraetion und durch Division mit M,, wirklich Roma 0: Falls die Systeme S und S’ mit einander identisch sind, stehen zwei beliebige intermediäre Integrale in Involution. Gen 15. Die im vorigen Abschnitte entwickelten Sätze gestatten uns nunmehr die Bedingungen anzugeben, unter denen eine lineare partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung ein inter- mediäres Integral erster Ordnung von der Form DON En ea a A besitzt, wo X,, Xg,..., An, Z n+1 von einander unabhängige PARTIELLE DIFFERENTIAL- GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 307 Functionen von 2, den © und den ersten Differentialquotien- ten sind. Es ist dazu nothwendig und ausreichend, dass die quadra- tische Form Q in das Produet zweier linearer Factoren zerfalle und S oder S' ein sogenanntes vollständiges System sei. Sind diese Bedingungen erfüllt, so ist o die allgemeine Lösung jenes voll- ständigen Systems, sagen wir des Systems S. Diese Fassung des gesuchten Kriteriums kann aber nur als eine vorläufige gelten, und wir müssen im Folgenden das Gesagte genauer zerlegen. 16. Hat N w > 3 MP + N=0 h=1j solche Coöfficienten M,,;, dass die quadratische Form wo‘ 0=3 3 MmEn: i j ey in das Product von &ı Uafga— Mata— EnEn und l} & — mE — ME — on — men D zerfällt, wird ferner M,, zur Vereinfachung gleich 1 gesetzt, so hat die gegebene Differentialgleichung die Form L=p1— (Pot R2) Pra— (Hat 3) Pia — (nt En) Pintlar2Paot + (Yors-+ 310) Post :°° + (voten + no) Pn+- “ + in tn Pnn + N = 0, und S lautet: N A, WU, a) (Ur, + Pnuz)— Nup,— 0, = A, (u) —— Hylp, + Up, — 0, A, (U)=u3Up, I Up, —O, S An (U)— muy, in —V, EN, wa z.B. ie —- ist. 20% 308 JOSEF KÜRSCHÄKR. Dieses System ist dann und nur dann vollständig, wenn: A (A)— A; (A)=0 Gen) An (A; ln A; (een) und Hier ist A, (A) A, (A) (5 WW) Urt a A; ) Ur, t Pru)+ +(A, ()+A;(N ve dieser Ausdruck kann also nur identisch verschwinden, wenn => ist, d. h. S mit S’ identisch ist, und wenn wir ausserdem A;len)=0 (19) Men) und A, (ev) N) =0. (20) WERE 5 05) haben. Diese nothwendigen Bedingungen sind aber auch aus- reichend, da An (A)— A; (An)—=(An (1) A; len) Up, sehon in Folge der Gleichungen (19) verschwindet. Die Differentialgleichung L=0O besitzt also dann und nur dann ein intermediäres Integral von der gewünschten Form, wenn Q ein vollständiges Quadrat ist, d.h. S und S’ identisch sind, und wenn auch noch die Gleichungen (19) und (20) befriedigt sind. 17. Die soeben gefundenen Gleichungen können wir auch als die Existenzbedingungen eines solchen Factors VEN nz deuten, dass für F=ML der Ausdruck 2 n oF ie — ml ns =1 ser OPrs und der ihm adjungirte Differentialausdruck 00 — Urs PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 309 OF SR a d? | OF v) 092 dar 09 r Ads \ ODrs Ms IM= v) Kin einander gleich sind. Hier bedeutet v eine beliebige Function der %, %, ist der Differentialquotient von v nach &,, und zeigt eine d dc, solche Differentiation an, bei der in Betracht gezogen wird, dass auch 2 und die p Functionen von x, sind. Die Richtigkeit unserer Behauptung ergiebt sich aus Folgen- dem. Im betrachteten Falle haben wir n N n +M v2 Sentunt3 Zus un) WR h=2 j=2 \ und der adjungirte Ausdruck ist 2 d 2 v) U E v) DA Non I 5 dan \ 8pn d? —_ da (Mv) = doc, dic 2: (Munv ee Air doc; -(Minpjv). Damit in beiden Ausdrücken die ersten Differentialquotienten von v gleiche Coöffieienten haben, müssen die folgenden Gleichungen bestehen : d d d oF an De DI da, u ddky (Mn) dan (Man) 9p, h en und ln won (Mun ae emone Fr ung Is entn 9D, —VU. (a2 (HD orame)) Diese nothwendigen Bedingungen genügen aber auch zur Gleich- heit von öF' und dem adjungirten Ausdrucke, denn die Verglei- chung des Coefficienten von v führt nur mehr zu einer solchen Gleichung, die bereits aus den vorigen folet. 310 JOSEF KÜRSCHÄK, In (21) sind oF oM N 72) n n 19) r EN ON y N | 5 2 9p, op 3 9p, (Mun)pın 72, 5 9P, ( Mon u) Phj zim RER + — (MN I (MN) und en a ... dc, Pı > Pıi = Pin Pr d 0) TER ur. Sn En el Dr Der pn 2 Wenn wir dies in Betracht ziehen und bedenken, dass die unter- suchte Gleichung unabhängig von 944 - - -» Pnn bestehen muss, so ergiebt sich aus (21): ON: R) U: | me 02 M 0%, ualT „ Mus: I Man) une 32 ae un (23) 7) M: Mu,)=0 94 m hen) 24) (h=2,3,...N) und nr ) u oa =) (95) IP; aan) in pn Lj z op, un). (h,j=2,3,... N) Ferner können wir die Gleichung (92) dadurch vereinfachen, dass wir das vn-fache von (21) addiren. Wir haben dann: dm dun dı ) oF OF w-5 TR dar, + 200 + Mn da, SE pn nz ap, =) Hier ist oF OF 1) —— AL ji — —— » —— (UNI, 3, + Da on (ML)+eı an (ML)= OL oL dun oM . 9(Mun) ul tms ep | L( | ) "aD daR om op PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 311 oder mit Rücksicht auf (24) oF oF I OL nn —M — Opn In 1 9Dn Fun 9», L 9», Wenn wir dies in Betracht ziehen, und dann durch M dividiren, so übergeht das Gleichungssystem (22) schliesslich in das Fol- gende: den en a = oL OL Bere yen()e 26 OPn 2 op, n (h=9,3,...n) das sieh mit den Gleichungen (19) und (20) »quivalent erwei- sen wird. In der That ist in der Gleichung, die einem gewissen h ent- spricht, der von den zweiten Differentialquotienten freie Theil: — A, (ern) An (N), der Coefficient von pıj 2An (v)—4; (en) schliesslich der Co6ffieient von pjx: 2 (Ar (un)— 2Ar (er)) + ur A; (en) —2Ar (m): Diese Ausdrücke verschwinden aber dann und nur dann bei allen Werthen von h, j und k, wenn die » und N den Gleichungen (19) und (20) genügen. Damit ist bereits für die Existenz von M die Nothwendigkeit der Bedingungen (19) und (20) bewiesen. Diese Bedingungen sind aber auch ausreichend. Das heisst sobald die genannten Gleichungen erfüllt sind, werden nicht nur die Gleichungen (96) zu Identitäten, sondern auch die unter (23), (24) und (25) angeführten können befriedigt werden. Was vor Allem die Gleichungen (25) betrifft, so ist ihre aus- führliche Form: 319 JOSEF KÜRSCHÄK. Mn en u Med) +ailgn, +, Man) + ee, 5 er 1 — ie =: tn m) —f) Pı Pı das heisst [ @ [) Pa at, + m) + +MIA (en) + An (z)\ Diese sind somit blos Folgen von (24) und (19), und können als solche weggelassen werden. Die Gleichungen (23) und (24) aber kann man folgender- maassen schreiben: oN 2% (d ou \ B, W)=A 3—() Be Aa os — ((), Hier sind die A die linken Seiten des Systems S, und u soll log. M bedeuten. Dieses System hat immer eine Lösung, denn die B en mit einander in Involution, d. h. die Ausdrücke (Bu 59-3 (Fe 2Br _ BB Be), Mr, I%&r Ur, I%r ob. 0B; OBs Ba ON, ©& OU; 02 D. I: oB obs —ı up, IPr up, OPr verschwinden in Folge von (19) und (20). Dies ist von (Bi, B,)= (AnA 5) va „din (y)—A (en), PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 313 unmittelbar klar, wenn h>1, j>1. Ist aber j—=1, so haben wir a Be - An hs 5 N (A un a) Hier ist 5 | | oo d 1 N On , OR | Oum den) 02 +2 OP, \0%k nn 02 7 und anderseits m Our 2)= I Di | a Oun 2 An (ge TR, An + pr An aa — 3 K An (nan)=> Dr = = An (an) + pn Do | Om in nn = ELr? Es ist also \ 9) nd Vera Bu AA) op, A, (en)+ An (N)} ale ) en j (et PR „An 0229) } ein Ausdruck, der in Folge unserer Bedingungsgleichungen augen- scheinlich verschwindet. Damit ist vollständig dargelegt, dass die Gleichungen (19) und (20) die nothwendigen und ausreichenden Existenzbedingungen des Factors M ausdrücken. Folglich kann der am Schlusse des vorigen Artikels ausgesprochene Satz auch folgendermaassen in Worte gefasst werden: Die Differentialgleichung N Rn 3 2 MyPpyt+N—=0 Bl geil besitzt dann und nur dann ein intermediäres Integral erster Ord- nung von der Form 31# JOSEF KÜRSCHÄK. @ o(X,> Ne OO.) DER 7)—0 wenn die quadratische Form Rn N 3 3 MnyEn Ri geil ein vollständiges Quadrat ist, und zugleich die gegebene Gleichung mit einem geeigneten Factor multiplieirt auf eine solche Form H—V gebracht werden kann, dass OF mit seinem adjungirten Aus- drucke übereinstimmt. 18. Bezüglich der linearen partiellen Differentialgleichungen zweiter Ordnung F—0 hat kürzlich Arruur Hirsch bewiesen,* dass der Ausdruck dF dann und nur dann seinem Adjungirten gleich ist, wenn sich F auf die folgende Form bringen lässt: on, v1 dan OPn Oz wo V eine Function von & ,-.. ., An» 2, Pıs - - -» Pn ist. Mit: anderen Worten F=0 ist in diesem Falle .die bei der Variation von N) Ma a, >= 0 > Zn, 23 Dis Das oe =» Pu)dacdioy - dien auftretende Differentialgleichung. Folglich können wir das eben erlangte Resultat auch folgen- dermaassen ausdrücken: Der Inbegriff jener linearen partiellen Differentialgleichungen zweiter Ordnung, die ein intermediäres Integral erster Ordnung von der Form (X, Xg, 00099 Ans Z—0 besitzen, deckt sich mit der Gesammtheit jener Differentialglei- chungen, die bei der Variation solcher Integrale I J---] Va, %» - - - ns 2 Pı» Par -- > Pn) dt dig... dm * Ueber eine charakteristische Eigenschaft der Differentialgleichun - gen der Variationsreehnung. Mathematische Annalen Bd. 49. PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 315 auftreten, für welche die quadratische Form n n 92V De a pn 9Pj Q En ein vollständiges Quadrat ist.* Somit lässt sich zu jeder der von uns im Abschnitt I be- trachteten Gleichungen ein Variationsproblem finden, welches eben zu jener Gleichung führt. IV. 19. Die in den vorigen zwei Abschnitten entwickelten Sätze gestatten nieht nur die Resultate des Abschnittes I mit der soeben gemachten Bemerkung zu ergänzen, sondern bieten auch die Grundlage zur Umkehrung der in den Artikeln 5 und 6 entwickel- ten Sätze. Hat nämlich die Differentialgleichung N 3 3 Mn; pn; + N=0 h=1 j= ein intermediäres Integral erster Ordnung von der Form o (X A 0) Dr zZ) 0 so befriedigt jede der Grössen * Dass bei der Variation des doppelten Integrales I) Vie, Y,2,P, q) decdy die auftretende Differentialgleichung stets ein intermediäres Integral erster Ordnung von der Form p(w,, ü,, u,)=0 besitzt, sobald ZU 2 Kae op” og” ag m habe ich schon in meiner in der Einleitung erwähnten Abhandlung be- wiesen. Meine jetzigen Resultate enthalten nieht nur die Verallgemeinerung, sondern auch die Umkehrung dieses Satzes. 316 JOSEF KÜRSCHÄK. das System S, somit auch das in diesem Falle mit S identische System 5’. Es stehen also nach Artikel 14 zwei beliebige dieser Ausdrücke in Involution. Mit anderen Worten: das Gleichungs- system A an. EN MZ 6 (27) bestimmt bei jeder Wahl der Constanten a und c einen Element- verein des Raumes von n+1 Dimensionen. Bei der Bestimmung des Punktortes dieses Vereins ziehen wir ın Betracht, dass unser System S n—1 solche Gleichungen enthält, die bloss nach den p gebildete Differentialqguotienten ent- halten. Bedeutet nun ® eine gemeinsame Lösung dieser n —1 Gleichungen, so enthält jede Lösung von S die Grössen P,, Ps; .., Pn nur in der Verbindung ®. Wenden wir diese Bemerkung auf die Lösungen A,, Xg,.-., An, Z des Systems S an, so ergiebt sich, dass sich im Gleichungssysteme (27) die p mittels einer Glei- chung aus den übrigen eliminiren lassen. Die Punkte des Element- vereins, den die Gleichungen (27) bestimmen, genügen also n Gleichungen, folglich ist ihre Gesammtheit eine Curve. Benützt man zur Elimination der p z. B. die Gleichung Z=c, so erhält man die Gleichungen der betrachteten Curve in der Form: 2, (961 > Xg> 009 9 =, 125 0% ..., On an (28) Nehmen hier die « und c alle möglichen Werthe an, so er- halten wir eine Curvenschaar von oo*+1 Öurven. Die Flächen dieser Curvenschaar genügen alle der gegebenen Differentialgleichung zweiter Ordnung. Es sei nämlich S eine Fläche der Curvenschaar. Sie möge aus jenen Curven der Schaar bestehen, für die o(Aa,, (ig, 00%, Ölms 0, G=0: (29) ist. Dann können wir zu jedem Elemente X Kg> ..o Km 2, Pı: Pa» oo... » Pn von S solehe Werthe der a und c finden, die den Gleichungen (97) und (29) genügen. Das heisst S befriedigt die Differentialgleichungen PARTIELLE DIFFERENTIAL-GLEICHUNGEN ZWEITER ORDNUNG. 317 RN. 22000 Jede Lösung dieser Differentialgleichungen, also auch S, erfüllt aber auch die gegebene Differentialgleichung zweiter Ordnung. \ Hat also eine lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung ein intermediäres Integral von der Form wo 209 se 25 2 DV so giebt es immer eine von n+1 Parametern abhängige Curven- schaar, deren sämmtliche Flächen die gegebene Differential- gleichung befriedigen. Das heisst, es besteht dann die allgemeine Lösung stets aus den Flächen einer von n+1 Parametern abhän- gigen Curvenschaar. Damit ist der im Artikel 6 bewiesene Satz umgekehrt. Der ursprüngliche Satz und diese Umkehrung geben zusammen ge- nommen den Satz B) der Einleitung. 90. Sobald eine Differentialgleichung mittels einer Berüh- rungstransformation auf die Form 022 role 0X n gebracht werden kann, besitzt sie stets ein intermediäres Integral erster Ordnung von der Form o(X,, May ...) Ans AZ Nach dieser Bemerkung ergiebt sich aus dem soeben be- wiesenen Satze folgende Umkehrung des im Artikel 5 bewiesenen Satzes: Lässt sich eine lineare partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung mittels einer geeigneten Berührungstransformation auf die Form Oz bringen, so besteht ihre allgemeine Lösung aus den Flächen einer von n+1 Parametern abhängigen Curvenschaar. Der ursprüngliche Satz und diese Umkehrung bilden zusam- mengenommen den Satz A) der Einleitung. 318 JOSEF KÜRSCHAK. 91. Wenden wir schliesslich die Resultate des Abschnittes III auf den Satz B) an. Wir erhalten dann den Satz () in folgender genauerer Fassung: Der Inbegriff jener Differentialgleichungen zweiter Ordnung, deren allgemeine Lösung aus den Flächen je einer von n+1 Pa- rametern abhängigen Curvenschaar besteht, deckt sich mit der Gesammtheit jener Gleichungen, die bei der Variation solcher Integrale Ds |) Van ale 106 2, Mas. oo Do), 0 2 DR auftreten, für die ONE A 151 0Pn OP; 3 Q ein vollständiges Quadrat ist. SITZUNGSBERICHTE.* T. In den Sitzungen der III. (mathematisch-naturwissenschaft- lichen) Classe der Ungarischen Akademie der Wissenschaften lasen die nachbenannten Autoren die folgende Arbeiten (anschliessend an pp- 366—383 des XII. Bandes dieser Berichte): Den 21. Januar 1895: 1. Julius König, o. M.: «Beitrag zur Theorie der bestimmten Integrale». Vortragender hebt solche Gesichtspunkte hervor, welche in der Theorie der bestimmten Integrale zu wichtigen neuen Methoden und Resultaten führen, von welchen insbesondere die Mittelwerthsätze und die Theorie der Fourier- schen Reihen hervorgehoben werden sollen. 2. Eugen Daday, e. M.: «Ueber die anatomischen Verhältnisse von Uyprois dispar (Chyz.)». Vortragender referirte über die Ergebnisse seiner Untersuchungen betreffend die anatomischen Verhältnisse dieses grössten, hochinteressanten Schalenkrebses unseres Vaterlandes. Diese bisher nur aus unserem Vaterlande bekannte Art wurde erst in jüngster Zeit auch in Kleinasien gefunden. 3. Karl Tangl, Universitätsassistent zu Budapest: «Horizontal-Schwin- gungen von grosser Amplitude im Kraftfelde der Erdgravitation» vorgelegt vom o. M. I. Fröhlich: In derselben wurden auf Baron Roland Hötvös’ * In dieser Abtheilung geben wir eine kurze Uebersicht der in den Sitzungen der III. Classe der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und der Kön. Ungarischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft gelesenen Arbeiten, bezw. Vorträge und Vorlesungen. Der grössere Theil derselben ist entweder dem ganzen Umfange nach oder in längerem Auszuge in der ersten Abtheilung dieses Bandes enthalten; dieser Umstand ist auch bei den betreffenden, hier der Vollständigkeit wegen angeführten Titeln an- gedeutet. Der andere Theil’ dieser Arbeiten, bezw. Vorträge, von welchen wir hier nur die kurzen Auszüge oder auch nur die Titel angeführt haben, besteht aus solchen, die theils weil sie unfertig und daher noch nicht pub- lieirbar sind, theils weil sie mindere Bedeutung haben oder auch nur zur Verbreitung der Wissenschaft dienen sollen, theils aber auch aus solchen, die wegen Raummangels unter die selbstständigen Arbeiten nicht auf- genommen wurden. 320 SITZUNGSBERICHTE. Veranlassung solche Schwingungen des Horizontalpendels untersucht, die in Folge der längs der Horizontalebene auftretenden Richtungsänderungen der Erdschwere und der Torsionselastizität des Aufhängungsfadens vor sich gehen. Die Beobachtung ergab die Schwingungsdauer des Pendels; dieselbe hängt in nicht einfacher Weise von der Amplitude der Schwingungen und von dem Winkel ab, welchen die Gleichgewichtslage des Pendels mit den Haupttangenten der Niveaufläche der Erdschwere bildet. Die theoretisch berechneten Schwingungszeiten sind in genügender Uebereinstimmung mit den Beobachtungsdaten. 4. Dr. Adolf Szili, ao. Professor an der Universität zu Budapest: «Bei- trag zur Lehre vom binocularen Tiefsehen». Vorgelegt vom o. M. Ferdinand Klug. Verfasser behandelt das Gesetz der Einordnung monoeularer Ein- drücke in die binoculare Wahrnehmung mit Beweisen an stereoskopischen Schattenbildern. 5. Dr. Armin Landauer, Assistent am physiologischen Institut der Universität zu Budapest: «Ueber die Structur des Nierenepithels». Vorgelegt vom o. M. F. Klug. Aus den Untersuchungen, welche Verfasser an Nieren anstellte, erhellt, dass das die gewundenen Harnkanälchen und die breiten Theile der Henle’schen Schleifen auskleidende Epithel aus Zellen besteht, deren Seitenfläche mit Falten versehen ist, welche den Zellen ein gestri- cheltes Aussehen verleihen. Die Zellen der übrigen Harnkanälchen besitzen keine Falten. 6. Dr. Franz Tangl, Professor an der k. u. Thierärztlichen Akademie zu Budapest: «Physiologische Untersuchungen über das vasomotorische Ner- vensystem». Vorgelest vom o. M. F. Klug. Die Untersuchungen von Pro- fessor Tangl führten zu dem Ergebnisse, das jene Nerven, welche die Blut- gefässe versehen, nicht nur den Wärmeverlust der Haut, sondern die Wärme- produktion des ganzen Körpers bedeutend beeinflussen. Den 18. Februar 1895: 1. Gustav Rados, e. M., Antrittsvortrag: «Ueber semidefinite quadra- tische Formen». Vortragender entwickelt nach einem Rückblick auf die Mathematik im vorigen und im gegenwärtigen Jahrhundert diejenigen Gesichtspunkte, welehe für den systematischen Aufbau der Theorie der quadratischen Formen massgebend sind, stellt sodann einen Satz über semi- definite Formen auf und leitet auf dieser Grundlage alsdann Kriterien für solche Formen ab. 2. Dr. Rudolf v. Kövesligethy, a0. Professor an der Universität zu Budapest: «Ueber eine neue Methode der Morphometrie der Erdoberfläche». Vorgelegt vom o. M. I. Fröhlich. Verfasser führt unter dem Namen Mor- phoid zur geometrischen Gestaltsbestimmung einer erdoberflächlichen Form die sich ihr möglichst eng anschmiegende Niveaufläche ein, bestimmt die in dem Ausdrucke derselben vorkommenden Constanten und benützt sie zur Ableitung der charakteristischen morphologischen Werthe der Form. Dieselbe, auf mechanischen Prineipien basirende Methode benützt auch die SITZUNGSBERICHTE. 391 moderne Geodäsie, und ausser dieser Analogie sind es besonders die in der Formenlehre benützten Messungsmethoden, welche auf die Nothwendigkeit ähnlicher methodischer Auffassung hinweisen. 3. Dr. Bela v. Bitto, Privatdocent am k. Polytechnikum zu Buda- pest: «Ueber die chemische Zusammensetzung der reifen Paprikaschote. [II—V. Zweite Mittheilung». Vorgelest vom o. M. Karl v. Than, welche die vom Verfasser bei Untersuchung des Oeles der Paprikasamen, sowie bezüglich der Kohlenhydrate des Samens erhaltenen Resultate bespricht. 4. Jakob Hegyfoky, vöm. katholischer Pfarrer zu Türkeve: «Ueber die Geschwindigkeit der oberen und unteren Luftströmungen», vorgelegt vom o. M. August Heller. Den 18. März 1895: 1. Anton Kherndl: «Ueber die graphische Theorie der Versteifungs- träger der Keiten- und Kabelbrücken». 2. Dr. Julius /stvanffi, Custos am Ung. Nationalmuseum zu Buda- pest als Gast: «WMykologie von Olusius». Vortragender legt eine ausserordent- lich wichtige Handschrift des grössten Botanikers des XVI. Jahrhunderts, Olusius, vor, welche die Aquarell-Abbildungen etwa 200 ungarländischer Schwämme enthält und zugleich die Lebensgeschichte des genannten Gelehr- ten skizzirt. Dieser Handschrift verleiht auch in ungarisch-kulturgeschichtlicher Hinsicht einen grossen Werth der Umstand, dass sie in Ungarn und für ungarisches Geld angefertigt wurde, indem der damalige Palatin-Stellver- treter Balthasar Batthyany die Kosten trug, und auch das über die Schwämme geschriebene lateinische Werk durch seine Freigebigkeit im Jahre 1601 bei Plantiens in Antwerpen das Licht der Welt erblickte. Batthyany berief den gelehrten Clusius oft von Wien zu sich und auf diesen seinen Reisen sam- melte Letzterer das Material zu seinem Werke. In diesem Werke legte Olu- sius, wie Vortragender nachwies, die Grundlagen zur wissenschaftlichen My- kologie. Die wissenschaftliche Mykologie wurde in Ungarn geboren und trat ihren Weg um die Welt in einem von echter ungarischer Magnaten-Libe- ralität gebotenen Gewande an. Vortragender beschäftigt sich mit diesem Werke bereits seit zwei Jahren und seine darüber verfasste Studie, sowie auch die genauen kolorirten Kopien der auf S2 Blätter gemalten Original- bilder sollen in Form eines Prachtwerkes für die Milleniums-Ausstellung herausgegeben werden. 3. Karl Fuchs. Professor an der kgl. Oberrealschule zu Pancsova: «Ueber eine neue Art der Darstellung der mechanischen Arbeit». Vorgelegt vom o. M. I. Fröhlich. 4. Desiderius Korda, Electrotechniker in Paris: «Ueber ein Kohle- verzehrendes thermochemisches Hlement». Vorgelest vom o. M. Koloman v. Szily. Den 22. April 1895: 1. Koloman v. Szüly, 0. M.: «Ueber die Periodicität der primitiven Wurzeln». Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV, 21 329 SITZUNGSBERICHTE. 2. Julius König, o.M.: «Die Dichtigkeit der in der Theorie der quadra- tischen Reste auftretenden Primzahlreihen». Der Vortragende charakterisirt zuerst den historischen Stand unserer Kenntnisse über die Primzahlen und theilt dann einige neue, vonihm gefundene Sätze mit. Diese Sätze beziehen sich auf die Eintheilungen der Primzahlen, die aus der Theorie der quadra- tischen Reste folgen, und bestimmen die Dichtigkeit der so entstehenden Primzahlreihen. Der Vortragende zeigt dann noch, dass diese Sätze die Untersuchung der Geschlechter quadratischer Formen wesentlich erleich- tern und bemerkt schliesslich, dass die angewandten Methoden auch in weit grösserer Ausdehnung anwendbar bleiben. 3. Dr. Ladislaus Kulezinsky, Professor an der Universität zu Krakau: «Ueber die Theridioiden Ungarns», vorgelegt vom c. M. Cornel Chyzer. Die Arbeit ist eigentlich eine Besprechung des grössern araneologischen Werkes von Dr. COhyzer und Kulczynski «Araneae Hungariae», von dessen II. Bande soeben die erste Hälfte erschienen ist, welche sich mit den Theridioiden beschäf- tigt. Wie sehr die Kenntniss der ungarischen Spinnenfauna durch die For- schungen der beiden Araneologen gefördert worden ist, ergibt sich ziffer- mässig daraus, dass sie blos aus dieser einzigen Spinnenfamilie, aus wel- cher Otto Herman nur erst 50 Arten bekannt machte, 240 Arten, darunter 93 ganz unbekannte Arten und Varietäten anführen, darunter die von Ludwig Bird, einem fleissigen Mitforscher, im vorigen Herbste in der Biha- rer Feriese-Tropfsteinhöhle entdeckte halbblinde Spinne (Nesticus Biröi), welche den auch nur dort auf den Tropfsteinen lebenden ganz augenlosen Käfer (Fericeus Kraatzii) würgt. Das besprochene Werk enthält ausserdem auch die Lösung zahlreicher araneologischer Fragen. 4. Dr. Alfred Richter, Gymnasial-Professor in Arad: «Ueber die ana- tomischen und systematischen Verhältnisse von Cudrania, Plecuspermum und Cardiogyne», vorgelegt vom c. M. Julius Klein. Verfasser, der längere Zeit im Auslande sich mit botanischen Untersuchungen beschäftigt hat, verfolgt in seiner Arbeit die Richtung, welche es sich zur Aufgabe macht, die anato- mischen Verhältnisse der Pflanzen zur Feststellung der systematischen Stellung derselben zu verwenden. Da die systematische Stellung der genann- ten Gattungen schwankend ist, hat der Verfasser mehrere Arten derselben anatomisch untersucht und ist zu dem Resultat gelangt, dass Cardiogyne und Pleeuspermum in die Familie der Moreae, Cudrania dagegen zu den Enartopeae einzureihen ist. Den 20. Mai 1895: 1. Moritz Rethy e. M.: Ueber das Prineip der kleinsten Action. (Siehe Bnd. 13. pp. 1—21. dieser Berichte.) 2. Dr. Stefan Bugarszky, Professor an der k. u. Veterinär-Akademie zu Budapest: «Neue Methode zur quantitativen Trennung des Broms und Chlors», vorgelegt; vom o. M. Karl v. Than. 3. Dr. Alfred Richter, Gymnasial-Professor in Arad: «Anatomische und systematische Untersuchungen über die Artocarpeen», vorgelegt vom c. M. SITZUNGSBERICHTE. 393 Julius Klein. Verfasser behandelt darin Antiaris toxicaria, den berüchtig- ten Giftbaum Javas, und Artocarpus incisa, den Brodfruchtbaum, sowie deren verwandte Arten, und liefert anatomische Unterscheidungsmerkmale derselben. Den 24. Juni 1895: 1. Thomas Kossutäny, ce. M.: «Ueber ein neues Wein-Ferment». 9. Michael Dauer, Lehramtskandidat zu Budapest: «Zur Theorie der quadratischen Formen». (Siehe auch Bnd 13. pp. 37—46. dieser Berichte.) 3. A. D. Herzfelder, Chemiker zu Budapest: «Ueber das Thionaph- talin und einige seiner Derivate». (Siehe auch Bnd 13. pp. 28—36. dieser Berichte.) Den 21. October 1895: 1. Rudolf v. Kövesligethy, e. M.: «Neue geometrische Theorie der seis- mischen Erscheinungen». Im Widerspruche mit der bisherigen Theorie be- trachtet der Verfasser die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit seismischer Wel- len im Innern der Erde als veränderlich und wird dadurch zu viel grös- seren — bis 2700 Kilometer sinkenden — Tiefen des Erdbebenherdes ge- führt, als bisher gerechnet worden, ohne dass dadurch die Ausbreitung der Beben auf der Erdoberfläche nennenswert vergrössert würde. Es wird ge- zeigt, dass die heute abgeleiteten Fortpflanzungs-Geschwindigkeiten aus- nahmslos zu gross und durchaus veränderlich sind, und dass Erdbeben- Erscheinungen zum Studium der Natur des Erdinnern benützt werden können. Es steht zu hoffen, dass der so gewonnene grosse Spielraum in der Lage des Erdbebenherdes nicht ohne Folgen für die Untersuchung der physischen Ursachen der Beben bleiben werde. 2. Alexander Schmidt, e. M.: «Ueber die Gleichheit der Flächenwinkel verschiedener Formen im regulären Krystallsystem». Nachdem die theoretische Krystallographie in den letzteren Jahren eine überraschend gründliche Neubearbeitung erfahren hat, ist die Bestimmung der Krystallformen nun nicht mehr blos ein interessantes Problem, sondern anch geeignet, in Fra- gen des feineren Baues den ausschlaggebenden Beweis zu führen. Man muss daher in der Geometrie der Kıystalle auf absolute Genauigkeit gefasst sein, und da die merkwürdige Symmetrie des regulären Krystallsystems gelegentlich zu Verwechslungen führen kann, hat Vortragender jene Fälle untersucht, in welchen die Flächenwinkel zweier verschiedener Formen, zu gewissen anderen Flächen gemessen, identisch sein können. Es hat sich herausgestellt, dass im Bereiche seiner Untersuchungen Unica im Flächen- winkel durchaus fehlen, und er hat zugleich die zu den Rechnungen noth- wendigen allgemeinen Formeln aufgestellt. 3. Julis Valyi, e. M. in Klausenburg: «Mehrfache Involutionen in der Ebene», vorgelegt vom o. M. Julius König. 4. Ladislaus Menyhart, Jesuitenpater, derzeit in Süd-Afrika: «Mete- orologische Beobachtungen in Boroma (Südafrika)», vorgelegt vom o. M. August Heller; derselbe referirte kurz über den Inhalt derselben. P. La- 21% 324 SITZUNGSBERICHTE. dislaus Menyhart ging im Jahre 1891 als Missionär nach der Station Bo- roma am Zambesi. Boroma liegt 16 Grad südlich vom Aequator. Seine Seehöhe beträgt 187 Meter, P. Menyhärt errichtete dort eine meteorologi- sche Station, an welcher er seit Feber 1891 beobachtet. Das Klima von Boroma weist eine siebenmonatliche trockene und eine fünfmonatliche Regenzeit auf. Letztere beginnt Anfangs November, die Regenmenge ist jedoch eine ziemlich unbedeutende: 500—700 Millimeter. Die Temperatur ist anhaltend hoch. Die Bodentemperatur betrugin der Tiefe von 10 Metern fast beständig 29° C. 5. Emerich Szarvasy, Assistent am Polytechnikum zu Budapest: «Neuere Arsen-, Selen- und Arsen-Selen-Schwefelverbindungen», vorgelegt vom ce. M. Ludwig Ilosvay. Von Emerich Szarvasy wurden folgende neue Ver- bindungen dargestellt und deren Eigenschaften untersucht: Arsenpenta- selenid, Natriummonoselenarseniat, Natriumselenoarsenat, Arsentriselen- disulfid und Arsendiselentrisulfid. 6. Nikolaus Szücs in Budapest: «Zur Theorie der äusseren Krafte der Träger», vorgelegt vom ec. M. Anton Kherndl. Verfasser behandelt die Theorie der äusseren Kräfte der auf ihre Biegungsfestigkeit beanspruchten geraden Stäbe. Fr behandelt das aufgeworfene Problem ganz allgemein und es gelingt ihm, dasselbe derart zu lösen, dass die nothwendigen Rechnun- gen — besonders in der analytischen Theorie der kontinuirlichen Träger — sich bedeutend vereinfachen. Die Methode des Verfassers, die jedenfalls. auch einen selbstständigen Wert besitzt, kann übrigens auch in der Theorie: anderer Träger vortheilhaft angewendet werden. Den 18. November 1895: 1. Nikolaus v. Konkoly, Ehrenmitglied der Akademie referirte über ein kürzlich aufgetauchtes «Projekt einer meteorologischen Gipfelstation auf der Schlagendorfer Spitze». Die erste Idee rührt von dem Pfarrer in Tur- keve, Herrn Kabos Hegyfoky her, der diesen Wunsch im Septemberheft des «Termeszettudomänyi Közlöny» ausgesprochen hat. Vortragender hat sich ebenfalls mıt dieser Idee beschäftigt, seit er die Direktorsstelle der Meteorologischen Landesanstalt inne hat, jedoch war es ihm nicht gegönnt bisher sein Projekt zu verwirklichen. In den vergangenen Wochen hat Generalsekretär Koloman v. Szily die Idee Hegyfoky’s zu seiner eigenen gemacht und dem Vortragenden zugeredet, die Sache in Anregung zu bringen. Dieser hat sofort mit dem Touristenverein in Budapest unterhandelt, wel- cher die Sache mit grossem Interesse ergriff und auch effektuiren will, natürlich mit Unterstützung der Akademie, einiger Ministerien, der kön. Landesanstalt, eventuell durch Privatdotationen, wie dies bei der österrei- chischen Station Sonnbliek der Fall war. Die Meteorologische Landesanstalt- ist in der angenehmen Lage, das Observatorium auf der Schlagendorfer Spitze der modernen Anforderung der Wissenschaft vollkommen entspre- chend auszurüsten. Die Schlagendorfer Spitze ist 2473 Meter hoch, ent- SITZUNGSBERICHTE. 325 spricht also beiläufg der Höhenstation Säntis (Schweiz), welche sich in einer Höhe von 2505 Meter befindet. 2. Julius König, o. M.: «Der Reziprozitätssatz in der Theorie der quadratischen Festes. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit des erhaltenen Resultats wollen wir trotz des streng fachlichen Charakters der Abhandlung wenigstens das eine hervorheben, dass es dem Vortragenden. gelungen ist, Jen sogenannten Reziprozitätssatz — einen Fundamentalsatz der Zahlen- theorie — ausschliesslich aus der elementaren Definition der benützten Zeichen abzuleiten. 3. Geza v. Mihalkovics, 0. M.: hält einen Vortrag über «Die ana- tomischen Kunstausdrücke», in welchem er die Nothwendigkeit entwickelt, dass die in der anatomischen Wissenschaft zu gebrauchenden ungarischen Kunstausdrücke durch ein aus Fachmännern der ungarischen Sprachwissen- schaft einerseits und der anatomischen Wissenschaft andererseits zu bildendes Komite festgestellt werden mögen, bezüglich dessen Wirksamkeit er zugleich die leitenden Grundsätze erörtert. Der Vortrag, beziehungsweise Antrag wurde beifällig angenommen und es werden die entsprechenden Sektionen der I. und III. Klasse die betreffenden Fachmänner entsenden. 4. Dr. August Szekely, Universitätsassistent zu Budapest: «Uhter- suchungen über die bacterientödtende Fähigkeit des Blutes», vorgelegt vom o. M. Andreas Högyes. i 5. Desider Korda, Eleetrotechniker in Paris: «Ueber eine neue Me- thode der Bestimmung des Wirkungsgrades der Transformatoren», vorgelegt vom 0. M. Koloman v. Szily. Den 16. December 1895: 1. Thomas Kosutany : «Studien über Gährung», vorgelegt vom o. M. Julius König. Verfasser legt die Ergebnisse seiner eingehenderen Forschun- gen über einen bereits in einem Akademie-Vortrag im Monat Juni behan- delten neuen Hefepilz (Sacharomyces) vor, welche ergaben, dass zwei neue Pilze vorliegen, welche der Verfasser Sacharomyces humgaricus und Sacha- romyces mycoderma nennt und eingehend bespricht. | 2. Thomas Kosutdny: «Neuere Mitteilungen über die Dildung des Pflanzeneiweissstoffes», vorgelegt vom o. M. Julius König. 3. Ferdinand Gruber, Realschulprofessor zu Budapest: «Zur Theorie der Fermat’schen Congruenz», vorgelegt vom o. M. Julius König. 4. Dr. Friedrich Konek, Chemiker: «Hinige neue Produkte der asym- metrischen Metanitro-Salieylsäurev, vorgelegt vom c- M. Ludwig Hosvay. Den 20. Januar 1896. 1. Gustav Rados, e. M.: «Adjungirte quadratische Formen.» Der Vortrag enthält die Verallgemeinerung des Begriffes der adjungirten Form. Vortragender weist darauf hin, dass die Anwendung der gegebenen Form sammt ihren höheren adjungirten Formen in der Geometrie, Algebra, sowie auch inder Zahlentheorie mit beträchtlichem Vortheil verbunden ist. 326 SITZUNGSBERICHTE. 2. Ignatz Kurländer, Vicedirector der kön. ungar. meteor. Central- Anstalt: «Erdmagnetische Messungen auf dem Gebiete der ungarischen Krone.» Vorgelegt durch das Ehrenmitglied Nikolaus von Konkoly. Siehe die Buchbesprechungen weiter unten. Den 17. Februar. 1. Geza Horvath, o. M.: «Ein neuer Insectenfeind der Weiss- tanne.» Unter diesem Titel sprach Vortragender über die Steganoptycha abiegana, welche bis 1893 in Ungarn unbekannt war. Im genannten Jahre erschien sie in den Tannenwäldern des Karstes, später auch im Banat, bei Oravieza und Stäjerlak, bei Keresztenyfalu, im Comitat Fogaras und bei Zernest, im Brassöer Comitat. Die Motte, die bisher sich niemals als schädlich erwies, richtete in der Weisstanne ( Abies pectinata) grosse Ver- heerungen an. Sie erscheint in den Monaten April und Mai, indem sie ihre Eier auf die oberen Aeste der Tanne lest. Die Raupen der Motte nisten im Inneren der Tannennadeln und vernichten deren Parenchym. Die Folge davon ist, dass die Nadeln vertrocknen, eine rötliche Farbe an- nehmen und zur Herbstzeit herabfallen, so dass die Bäume, besonders an den oberen Zweigen, kahl werden. Die entwickelten Raupen lassen sich an einem Faden zur Erde nieder, verpuppen sich und verbringen in diesem Zustande den Winter. Die Ausrottungsversuche, welche gegen die schädliche Motte angestellt wurden, haben theilweise kaum, theilweise aber gar nichts genützt. Doch im Herbste des Jahres 1895 erschien in den von der Motte verheerten Wäldern, vorzüglich bei Oravicza, ein parasyten- artiger Schimmelpilz ( Botrytis), welcher die im Moos und Gestrüpp ver- borgenen Puppen vernichtete. So ist es denn zu hoffen, dass die unga- rischen Weisstannenwälder durch diesen Pilz von der schädlichen Motte befreit werden. 2. Dr. Anton Abt, Professor der Physik an der Universität zu Klausenburg: «Ueber die im Moraviczaer Eisenerzwerke vorkommenden natürlichen Magnete.» Vorgelest durch das o. M. Isidor Fröhlich. Im Moraviezaer Bergwerke kommt vorwiegend Magnetit vor, welches Eisenerz magnetische Figenschaften besitzt. Seine chemische Zusammensetzung ist Fe,O,. Es besitzt eine 2'96-mal grössere specifische magnetische Kraft, als der beste Stahl. Das an derselben Stelle vorkommende, Pyrrhotit genannte, magnetische Eisenerz (Fe,S,) hat mit dem Stahle verglichen eine specifische magnetische Kraft von 0:66, der Haematit (Fe,O,) aber von 0'214. Der Magnetit enthält 61 bis 68 Percent reines Eisen. 3. Gustav v. Rigler, Privatdocent an der Universität: «Die chemischen und bacteriologischen Eigenschaften des Donauwassers oberhalb, unter- halb und bei Budapest, mit besonderer Rücksicht auf die Wirkung des. Sonnenlichtes und des Absetzens auf die Selbstreinigung des Stromes.» Vorgelegt durch das o. M. Joseph Fodor. Der erste Theil der Abhandlung enthält die Beschreibung der ähnlichen Untersuchungen, welche andere SITZUNGSBERICHTE. 397 Gelehrte angestellt haben, dann aber folgt die Beschreibung der eigenen Untersuchungen, welche mittels Eintheilung der Donau bei Budapest in 6 Untersuchungsquerschnitte vor sich gieng. Sie ergab, dass das Wasser des Stromes 12 Kilometer unterhalb der Metropole sowol in chemischer. als auch in bacteriologischer Beziehung dieselbe Reinheit zeigt, wie dort, wo sie sich mit dem Wasser der Budapester Canäle noch nicht vermischt hat. Das Sinken der Mikroorganismen auf den Grund des Stromes und die Wirkung des Sonnenlichtes haben auf die Reinigung der Donau eine wolthätige Wirkung. Den 16. März 1896. 1. Geza v. Mihalkovies, o. M.: «Untersuchungen über die Entwick- lung der Nase und ihrer Nebenhöhlen.» Da auch das Geruchsorgan, wie das Seh- oder Hörorgan, zwei Embryonal-Anlagen hat, besitzt der Mensch eigentlich zwei Nasenhöhlen, welche durch eine dünne Scheide- wand von einander getrennt sind, daher sind wir gewohnt von zwei gleichen Halbtheilen der Nasenhöhle zu sprechen. Am 4-5 Wochen alten menschlichen Embryo finden wir schon die Spuren sämmtlicher Haupt- theile des Geruchsorganes. Das neugeborene Kind hat noch die embryonalen Charakterzüge der äusseren Nase beibehalten: sie hebt sich kaum aus dem Gesichte hervor, ist kurz, besitzt kleine Nasenflügel, jedoch verhältniss- mässig grosse Nasenlöcher. Nur allmälig entwickeln sich die verschiedenen Formen der Nase (Stumpfnase, Adlernase ete.). Die Nasentaschen (saccus nasi) öffnen sich am 14-16 mm. langen Embryo in die Mundhöhle, aus welcher Oeffnung sich später das innere Nasenloch entwickelt. Anfänglich sind die Nasengänge einfache gekrümmte Röhren, deren Oeffnung sich vorne, am Grunde des Schädels befindet. Die Oeffnung der Nasenhöhle erfolgt nur später dadurch, dass sich hinter ihrer inneren Oeffnung der Gaumen entwickelt. Die Wände der Nasenhöhle sind anfangs membran- artig, später nehmen sie einen knorpelartigen Charakter an, bis endlich die Knochenbildung eintritt. Die Entwieklung der Nebenhöhlen der Nase (sinus maxillaris) beginnt nur dann, wenn sich die Nasenwände schon in der Knorpelperiode befinden. 2. Alois Schuller, o. M.: «Ueber die Erklärung der Röntgen’schen Strahlen.» Vortragender hält die Röntgen’sche Erklärung der X-Strahlen, nach welcher diese Longitudinalschwingungen des Aethers wären, für unzu- treffend. Er sucht die X-Strahlen vielmehr mit den momentanen elektrischen Erschütterungen in Verbindung zu bringen, welche durch Vertheilung auf die umgebenden Molekule übergehen und in diesen die den betreffenden Körpern entsprechenden Schwingungen verursachen. Diese Erklärung ent- spricht auch der Ursprungsart der Strahlen, sie beleuchtet ferner den Unterschied zwischen den Kathoden- und den Röntgen-Strahlen und kann auch mit der magnetischen Wirkung der elektrischen Ströme in Verbin- dung gebracht werden. 3938 SITZUNGSBERICHTE. 3. Bela Lengyel, o. M.: «Beiträge zur Chemie des Calciums.» Mit der Darstellung des Caleiums auf elektrolytischem Wege befasste sich schon Davy, bunsen und Mathissen, doch gelang es ihnen nicht dieses Metall in grösserer Menge zu gewinnen. Vortragender spricht von seinen eigenen Versuchen auf diesem Gebiete. Ihm gelang auf elektrolytischem Wege das Metall in 6—15 Gramm schweren Regulusen zu gewinnen. Er arbeitete mit einem Strome von 70—110 Volt. Die chemischen und physi- kalischen Eigenschaften des Caleiums fand er für dieselben, als die schon erwähnten Gelehrten. Der Vortragende berichtet ferner von einer neuen Calcium-Verbindung, dem Calciumhydıogen. Es ist dies ein erdiger, graulicher, amorpher Körper, welcher das Wasser heftiger zersetzt, als das Caleium. 4. Friedrich Konek: «Die Hydroderivate der China-Alkaloide.» Vorgelegt durch das o. M. Ludwig Ilosvay. In einer heissen, amylalkohol- hältigen Lösung verwandeln sich durch Wirkung von metallischem Natrium alle vier Chinabasen in ihrer Hauptmenge zu Tetrahydroderivate. Sie erscheinen — aus dem Basengemische mittels salpetriger Säure aus- geschieden — als schön krystallisirende Salze. Wir nennen sie Nitroso- nitrite. Sie sind gelb, orangen- oder auch rosenfarbig. Es ist auffällig, dass die auf diese Weise umgestalteten Chinin- oder Chinidinderivate keine Thalleiochinreaetion zeigen, welche doch bei ihnen so charakteristisch ist. Vorläufig nennen wir diese neuen Verbindungen Tetrahydroalkaloid- nitrosonitrite; weitere Versuche mögen ihre Structur eingehender prüfen. Das Tetrahydrocinchonidinnitrosonitrit stellte Vortragender aus schön krystallisirtem, reinem Cinehonidin dar, indem er 10 Gramm dieser Verbindung in 300 Gramm Amylalkohol hydrirte. Im übrigen ist das Vorgehen ebenso, wie bei der Darstellung des Cinchonins. Es ist zweck- mässig die Hydrobasen nach Entfernen des Aethers in Salzsäure aufzu- lösen. Nach abermaliger Reinigung des Productes erhält man eine gelbe, dichte, dem Oele ähnliche Masse, welche mit der Zeit zu einen horn- ähnlichen Körper erstarrt. Nachdem diese Menge nitrosirt, gewaschen und getrocknet wurde, erhält man ein rein weisses Salz. Wenn dieses einigemal in heissem Wasser krystallisirt wird, scheidet sich die neue Verbindung in Form von gelben, glänzenden Nadeln aus. Ihre Zusammen- setzung ist: 0,,4,N,0. H,. NO. HNO,. Zur Darstellung des Tetrahydrochininnitrosonitrit verwendete Vor- tragender reines Chinin. Das Vorgehen ähnelt dem bei der Darstellung der vorher besprochenen Verbindung und auch diese Verbindung scheidet sich aus dem heissen Wasser in gelben Nadeln aus. Ihre Zusammen- setzung ist: (,H,,N,0,. H,. NO. HNO,. Die Darstellung des Tetrahydrochinidinnitrosonitrit erfolgte durch reines, krystallisirtes Chinidin. Das Vorgehen war nahezu dasselbe, wie bei den beiden anderen Verbindungen. Aus 10 Gramm Chinidin entwickeln sich 4 Gramm dieser Verbindung, welche in Form gelblich brauner Nadeln erscheint. Die Zusammensetzung ist: (,,H,,N,0,. H,.NO.HNO, 20 SITZUNGSBERICHTE. 329 Den 20. April 1896. 1. Roland Baron Eötvös, 0. M.: «Untersuchungen auf dem Gebiete der Gravitation und des Magnetismus.» Die Messung der ‚Veränderungen der Gravitation im Raume stellte Vortragender mittels der Coulomb’schen Waage an, und benützte ausserdem auch einige von ihm zu diesem Zwecke erfundene Apparate: das Krümmungsvariometer und das Horizontalvariometer Diese Instrumente ermöglichten das systematische Erforschen der Ver- änderungen der Gravitation im Freien. nu: Messung der Veränderungen der magnetischen Kraft im Raume wendete er auch von ihm selbst construirte Instrumente, den magnetischen Translatometer und das astatische Variometer an, welche beide auf das Prineip der Coulomb’schen Waage gegründet sind. Sie sind besonders dazu geeignet, um die Veränderungen, welche nahegelegene Berge, magne- tische Gesteine etc. in ihnen hervorrufen, zu beobachten. Vortragender teilt ferner eine neue Methode zur Bestimmung der Constanten der Gravitation mit. Das Wesentliche derselben ist, dass nicht die Kraft selbst, sondern deren Veränderung zur Bestimmung benützt wird. Zur Steigerung der Empfindlichkeit der Instrumente wurde die Compensation als Hilfsmittel angewendet, während mittels des Gravi- tations-Multipliecators die durch die Massenanziehung hervorgebrachten kleinen Schwingungen in solche von grosser Amplitude umgewandelt wurden. 2. Carl Than, o. M.: «Ueber eine Compensationsmethode der Gasometrie.» Zweck dieser Methode ist, bei Bestimmung des normalen Volumens der Gase mittels weniger Beobachtungen jede Correetion und Jedes Rechnen auf dem Wege der Compensation zu vermeiden. Zur Aus- führung des Vorgehens construirte der Verfasser einen eigenen Apparat, welcher eine strenge Beobachtung ermöglicht. 3. Ludwig T’hanhoffer, 0. M.: «Instrumente und Methoden.» Unter diesem Titel legt Vortragender seine neuen anatomischen Instrumente und Präparate vor. Und zwar: Compressoren zur Herstellung von paraf- finirten mikroskopischen Präparaten; einen hydrostatischen Objecttisch zur Untersuchung der Protoplasma-Bewegungen und weissen Zellen; ein Mikrostat, welches die Untersuchung des Zusammenhaltens der Zellen und Gewebe unter dem Mikroskope erleichtert. Interessant sind die Gehirnpräparate, ferner die mittels Gouache’scher Farbe hergestellten Herz- und Nervenpräparate, welche in Alkohol aufbewahrt werden. 4. Moritz Rethy, ec. M.: «Die Verallgemeinerung des Principes der kleinsten Action und das Hamilton’sche Princip.» Vortragender ver- allgemeinert die Lagrange'schen Bewegungs-Gleichungen und formulirt einige Variations-Prineipe, welche auf diese Gleichungen führen. Er ent- deckte eine sehr allgemeine Classe der Bewegungserscheinungen, die von sogenannten nicht conservativen Kräften herrühren, für die aber dennoch das Princip der kleinsten Action gilt. (JE) os) je) SITZUNGSBERICHTE. 5. Gustav Rados, ec. M.: «Zur Theorie der adjungirten bilinearen Formen.» Den Zusammenhang der adjungirten Gruppen mit ihrer ur- sprünglichen Gruppe untersuchend, kam Vortragender zu dem Schlusse, dass zwischen diesen eine isomorphe Verwandtschaft besteht. Er stellte ferner den Weierstrassschen Aequivalenz-Satz in neuer Form auf. Die Resultate seiner Studien über die bilinearen Formen fasst er in sieben Sätze zusammen. 6. Jakob Hegyfoky : Ueber die unteren und oberen Luftströmungen über der ungarischen Tiefebene.» Vorgelegt durch das o. M. August Heller. Die Bewölkung ist am stärksten im Sommer um 3 Uhr Nach- mittags; um 9 Uhr Morgens und Abends ist der Himmel am klarsten. Die Windrichtung ist meistens nordöstlich. Der Wind erreicht das Maxi- mum seiner Schnelliskeit um 1 Uhr Nachmittags. 7. Joseph Szabo: «Die Milchdrüse in Ruhe und während ihrer Function.» Vorgelegt durch das o. M. Ferdinand Klug. Die Zellen der Milechdrüse kommen immer in einer Schichte vor. Das Chromatin der Zellenkerne befindet sich, wenn die Drüse noch in Function ist, an der Peripherie der Kerne. Wir müssen die absolute Ruhe der Milchdrüse von ihrer relativen Ruhe unterscheiden. Die Zellen gehen bei Ausscheidung der Milch nicht zu Grunde. Die mitotische Form erscheint nur in den Eutern des schwangeren Thieres und verschwindet in den ersten Tagen nach der Geburt. 8. Johann Scholez: «Verhalten des Magen- und Gedärm-Epithels gegenüber von mechanischen Einwirkungen.» Vorgelegt durch das ordent- liche Mitglied Ferdinand Klug. Der Verfasser fand, dass Hafernahrung bei Enten, Mäusen und Meerschweinchen das Magen- und Darm-Epithel abschürft, was jedoch die Ernährung des Thieres nicht hindert, da die Verdauung und Aufsaugung trotzdem in Ordnung vor sich geht. 9. Bela Fenyvessy: «Die Wirkung des Diphterie-Toxins und Anti- toxins auf das Herz des Frosches.» Vorgelegt durch das o. M. F. Klug. Das Toxin stellt die Herzthätigkeit ein, während das Antitoxin sie leb- hafter macht. Beide Stoffe wirken hauptsächlich auf die Herzmuskeln, nicht auf die Nervenzellen. 10. Desire Kerda: «Ueber eine elektrische Lichterscheinung.» Vorgelegt durch das o. M. Alois Schuller. Die Erscheinung kann man an einer Glühlampe beobachten, deren Kohlenfaden entzwei gerissen ist. Nachdem man in der Lampe nur eine sehr kleine Quantität Luft lässt, verbindet man ihren Schraubengang, welcher mit dem einen Zweige des Kohlenfadens in Verbindung ist, mit der Anode des Ruhmkorff’schen Induetors. Sogleich umgiebt den einen Zweig eine violette Hülle mit einem Durchmesser von ein-zwei Millimeter. Von dem Inductor springt ein Funken auf den Metalleontact und dadurch entwickelt sich die Hülle auch um den andern Zweig. Wenn der Funken durch das Annähern des Drahtendes eine Grösse von 10 Millimetern erreicht, verschwindet die um 02) SITZUNGSBERICHTE. 331 die Anode entstandene Hülle. Der Verfasser erklärt dieses Verschwinden der Hülle durch die unsichtbaren Strahlen, — entweder Kathoden- oder ultraviolette Strahlen, — welche aus dem Ende der Kathode strömen. 11. Hermann Strauss: «Der Einfluss des Gasdruckes auf die Röntgen’schen Erscheinungen.» Vorgelegt durch das o. M. Alois Schuller. Die Versuche ergaben, dass bei derselben Verdünnung und derselben ' Elektrodenentfernung die Wirkungsfähigkeit der X-Strahlen, sowie die mit den Elektroden parallel verbundene Funkenentfernung mit der Ent- fernung zwischen der Kathode und der gegenüber liegenden Wand der Röhre in geradem Verhältnisse stehen. Den 15. Juni 1896. 1. Otto Herman: «Ueber den ornithologischen Nachlass Petenyi’s.» 2. Titus Üsörgey: «Die Monographie des Pastor roseus.» Vorgelegt durch das o. M. Geza Horväth. 3. Johann Csiky: «Die Nervenendigungen in den glatten Muskel- fasern.» Vorgelest durch das o. M. Ludwig Thanhoffer. Die Unter- suchungen wurden am Körper und am Magensack des Blutegels und an der Blase des Frosches angestellt. Die Nerven bilden stärkere oder dün- nere Fäden, manchmal auch Netze, deren Knotenpunkte Nervenfasern mit einem oder auch mehreren Ausläufern sind. Die Nervenendigung erscheint in mehreren Formen, jedoch sind diese alle auf das Fleckchen zurück- führbar, welches zuerst Ranvier entdeckte. 4. Alexander Kordnyi: «Untersuchungen über die physiolog. Ver- hältnisse und patholog. Abweichungen des osmotischen Druckes der thierischen Flüssigkeiten.» 5. Paul Terray: «Der Einfluss des Oxygengehaltes der Luft auf den Stoffwechsel.» 6. August Hirschler und Paul Terray: «Die Verkältnise der Darm- fäulniss und Fettaufsaugung bei einem an einer Gallen-Fistel erkrankten Hunde.» Vorgelegt durch das o. M. F. Klug. Den 19. October 1896. 1. Eugen v. Daday, ec. M.: «Die Fadenwürmer der Süsswässer Ungarns.» Derzeit sind in Ungarn 59 Gattungen und 5 Varietäten der Fadenwürmer bekannt, von welchen 24 Gattungen und die 5 Varietäten für die Wissenschaft neu und für Ungarns Mikrofauna charakteristisch sind. Wir können sie in drei Gruppen theilen: in Gattungen der Tiefebene, der Berggegend und der Alpengegenden. Die meisten Gattungen sind in den fliessenden Gewässern des Flach- und Berglandes zu finden. Es giebt ferner auch Gattungen, welche sich sowohl im Flachlande, wie auch in Alpengegenden wohl befinden. 2. Rudolf von Kövesligethy, e. M.: «Ueber Perturbationen in einem mehrgliedrigen Planetensysteme» Die Arbeit behandelt eine neue Methode 332 SITZUNGSBERICHTE. der Perturbationsreehnung, mittels welcher Vortragender feststellt, dass die Ursache der säculären Acceleration des Mondes theils die Gezeitenreibung, theils aber das Grösserwerden der Erdmasse durch kosmischen Staub sei. 3. Julius Valyi, ce. M.: «Ueber die mehrfache Involution (dritte Mittheilung)» behandelt die Involution im Raume, unter welchem Begriffe jener Fall zweier collinearer Punktsysteme zu verstehen ist, bei welchem der collineare Begleiter irgend eines Punktes, zu welchem. Punktsysteme es immer gehöre, derselbe Punkt ist. 4. Thomas Kosutäny, e. M.: «Gewicht- und Volumenveränderungen bei der alkoholischen Gährung.» Die mit Dextrose, Glycose und Rohr- zucker angestellten Versuche ergaben, dass das Volumen der Flüssigkeit durch die Gährung keine Veränderung erfährt, ferner dass das Volumen des Alkohols, das sich beim Gähren entwickelt, mit dem Volumen des aufgelösten Zuckers gleich ist. Den 16. November 1396. 1. Eugen v. Daday, ec. M.: «Beiträge zur Kenntniss der Mikrofauna der Tätra-Seen.» | 2. Julius König, o. M.: «Zur Theorie der algebraischen Formen.» 3. Armand Desider Herzfelder : «Johann Cementes, ein ungarischer Chemiker des XVI. Jahrhunderts.» Vorgelegt durch das o. M. Carl Than. Das Werk des Johann Cementes befindet sich im ungarischen National- museum. Es behandelt die Anfertigung von chemischen Präparaten und die Reinigung urd Werthbestimmung des Goldes und. enthält zalreiche chemische Benennungen jener Zeit, die bisher unbekannt waren. Ausser- dem finden wir im Manuscript auch geographische und historische Daten. 4. Franz Gebhart: «Der Einfluss der ein- und mehrfachen Auf- nahme der Nahrung auf den Stoffwechsel.» Vorgelest durch das o. M. Ferdinand Klug. 5. Arthur /rsai: ee zur Biologie der Schilddrüse.» Vorgelegt durch das o. M. F. Klug. Den 14. December 1896. 1. Anton NKherndl, e: M.: «Ueber die graphische Theorie der mehr- fach gestützten Bögen und steifen Hängeträger.» Die Theorie der Bögen ist dieselbe, als die der steifen Hängeträger, man kann daher dieselben gemeinschaftlich behandeln. Zu unterscheiden sind aber die. Träger deren Ende sich auf Platten stützen, von jenen, die sich an ihren Enden in Gelenken bewegen können. 2. Josef Fodor, o.M. und Gustav v. higler: «Neuere Untersuchungen über die Basicität des Blutes.» Zu den Forschungen wurde nicht das vollständige Blut, sondern das Blutserum verwendet. Je alkalischer das Blut des Thieres ist, desto mehr kann es der Infieirung widerstehen. Zwischen der Infieirung der Vacein-, Toxin- und Antitoxineinspritzungen, SITZUNGSBERICHTE. 333 ferner ihrer Wirkung auf die Constitution des Thieres und das Schwanken der Basicität des Blutserums, besteht ein gesetzmässiger Zusammen- hang. Die Zunahme, respective die Abnahme der Basicität des Blutserums ist nicht durch die mineralischen, sondern durch die organischen Bestand- theile bedingt. Da von dem eingespritzten Serum selbst nicht die Rede sein kann, müssen wir an eine vitale Reaction denken. Diese Action des Organismus nennt Fodor Cytochemismus. 3. Alfred Richter: «Die nilotische Wasserrose in der ungarischen Flora.» Vorgelegt durch das c. M. Julius Klein. 4. Rudolph France: «Ueber die Chlorologium-Arten.» Vorgelest durch das c. M. J. Klein. 5. Desire Korda: «Mikroskopische Untersuchung des zu Elektro- magneten verwendeten Stahles.» Vorgelegt durch das o. M. Coloman von Szily. II. Die Fachsectionen (Fachconferenzen, Szakertekezletek) der Königlich Ungarischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft hielten im Laufe der Winter 1894/95 und 1895/96 zwanglose Sitzungen, deren Proto- colle wir im Folgenden, anschliessend au den diesbezüglichen Berichten auf pp- 383—429 des XII. Bandes dieser Berichte wiedergeben: A) Fachconferenz für Zoologie. Sitzung den 9. März 1895. 1. Geza Horvath spricht über «Goldtragende Weintrauben» und die Mythen die sich daran knüpfen. Eines der in vergangenen Jahrhunderten entstandenen und in Europa weitverbreiteten wissenschaftliehen Märchen war, dass in Ungarn die Weinstöcke zuweilen wirkliches Gold hervor- brächten. Das Gold wüchse angeblich teils in Stangen-, teils in Ranken- form aus dem Boden des Weinberges, zuweilen aber erscheint es auch in Form kleiner Tröpfchen auf den Beeren. Vortragender erwähnt die wich- tigsten hieraufbezüglichen Litteraturdaten aus dem XV— XVII. Jahrhun- dert und giebt eine genügende Erklärung dieser Erscheinung. Die in den Weingärten gefundenen Goldstäbe waren sicherlich wirkliche Goldfunde. Die auf den Beeren sich zeigenden Tröpfchen dagegen sind die Eier einer Randwanze ((Gonocerus acutangulus), deren fein sculpturirte Eihülle gold- glänzend ist. Diese Wanze kommt in unserem Vaterlande allenthalben auf Gebüschen und Sträuchern vor und legt ihre Eier auf die Blätter oder Beeren ab. Vortr. weist eine derartige Weintraube vor, welche er vor eini- gen Jahren von dem Apotheker Matthias Rozsnyay erhielt und auf wel- cher vier Goldkörnchen, das heisst vier goldglänzende Gonocerus-Eier zu sehen sind. | 9. Im Zusammenhange damit bespricht Geza Fintz das «goldige Wasser» des Wasserbeckens im ÖOrchideenhause des botanischen Gartens. 33% SITZUNGSBERICHTE. Die Ursache dieses goldigen Blinkens ist das massenhafte Auftreten der Phzsophyceenalge Uhrysomonas ochracea. 3. Ludwig Aigner macht seine «lepidopterologischen Beobachtungen» bekannt. Er demonstriert die Raupen von I/no tenuicornis und Ino chloros, welche er entdeckte; über letztere lässt er sich eingehender aus und spricht über ihre Lebensweise. Nach seinen biologischen Beobachtungen an der ebenfalls vorgelegten /,ycaena Jolasraupe lebt dieselbe in den Samenkapseln von Üolutea arborescens in Gesellschaft von Forficula auricularia, welche die Excremente der Raupe verzehrt. Besonderes Interesse verdient die Structur der Cocons von Eupithecia alliaria, welche ebenfalls vorgelegt wird. Schliess- lich spricht er über die Geschichte von Oxytripia orbiculosa. Das erste Exemplar dieser Specialität Ungarns wurde im Jahre 1815 bei Szegedin gefunden ; erst 32 Jahre später wurde ein weiteres Exemplar im Pester Stadtwäldehen entdeckt; im Jahre 1861 fand man sie im Kammerwalde (bei Ofen), wo sie, wie auf dem Adlerberge und im Allgemeinen in der Umgebung Budapests durch mehr als anderthalb Jahrzehnte genug häufig vorkam. Sie wurde alsbald selten, während man sie in den jüngsten Jahren wieder zahlreicher fieng. Viele Jahre hindurch kahnte man nur das Männchen, bis endlich Ludwig Anker auch das Weibehen entdeckte. Das erste Paar in Copulation fand Josef Langerth, der auch mit der Raupe Züchtungsversuche unternahm, die aber misslangen. Auf Grund der nach- gelassenen Schriften Langerth’s beschreibt Vortragender die Eier des Schmetterlings, sowie dessen zarte Raupen. 4. Vietor Szepligethy spricht über «die ungarischen Arten von Gast- eruption». Dieses Genus gehört zur Familie der Kvaniden und ist sehr reich an Arten. Nach der Zusammenstellung vom Jahre 1890 leben auf der Erde 102 Arten von denen 32 palszaretisch sind; die Zahl der letzteren stieg bis jetzt aber schon auf 50. Aus unserem Vaterlande beschrieb Schletterer zehn Arien, welche Zahl durch die Forschungen des Vortr. um drei neue Arten vermehrt wird. 5. Die Arbeit Ludwig Mehely’s: «Die von Fenichel gesammelten Neu- Guineanischen Reptilien» legte an Hand der entsprechenden Arten Geza Entz vor. Sämmtliche der 10 Arten kommen auch auf Java vor und sind sämmtlich nicht giftig. In der Sitzung den 6. April 1895 sprach: 1. Otto Herman über die «Wichtigkeit des Zeichnens in der Natur- geschichte». Vortr. legt Schmetterlingsabbildungen und deren Originale von St. Necsey vor. 2. Stephan Racz macht «Helminthologische Mittheilungen», welche er mit der Beschreibung der Txniaceengattung Dipylidium beginnt. Eine Zeit- lang waren von dieser Gattung nur Taenia cucumerina und T. ellyptica bekannt, welche von Leuckart später als Dipylidium Caninum vereinigt wurden. Neuestens beschrieb Sonzigno Dipylidium echinorhynchoides, Dia- SITZUNGSBERICHTE. 335 mare dagegen Dipylidium Pasgualei. Vortr. fand vor drei Jahren in einer Katze ein Dipylidium, welche von den bisher beschriebenen durch wich- tige Charaktere abweicht und führt dasselbe als Dipylidium Ohyzeri in die Wissenschaft ein.* Das entwickelte Thier ist 12—20 em lang; das Rostellum misst 112 u, ist kegelförmig, die Hacken stehen in verkehrt schiefen Reihen, jene der Embryonen haben dreierlei Stellung. Fr beschreibt detail- liert sämmtliche anatomischen Verhältnisse, besonders die Structur und Dislocation der Geschlechtsorgane und demonstrirte damit im Zusammen- hange das Thier und erläuternde Zeichnungen. Diese Art steht Dipylidium Pasqualei am nächsten, doch die Differenzmerkmale beider sind doch so bedeutend, dass sie von einander leicht zu unterscheiden sind. Im Zusammenhange damit gedenkt Vortr. jener Fütterungsversuche, welche schon wiederholt mit Üysticercen vorgenommen wurden und erwähnt, dass er in dem Hunde nach Fütterung von Üysticercus-Üellulose Taenia Solium fand, dass demnach seine Versuche von Erfolg begleitet waren. 3. Rudolf Kohaut spricht «Ueber die Floharten Ungarns». In Ungarn beschäftigte sich noch niemand mit diesen Thieren, und unsere zoologische Litteratur besitzt keinerlei diesbezügliche Daten. Früher wurden sämmt- liche Formen in die Gattung Pulex vereinigt, welche jedoch in neuerer Zeit von Taschenberg in die drei Genera Pulex, Hystriopsylla und Typhlop- sylla zerlegt wurden. Von diesen kennen wir aus Ungarn bisher nur Ver- treter von Pulex und Typhlopsylla und zwar die Folgenden: Pulex irritans L. auf dem Menschen, auch auf Hunden und Katzen; F. globiceps Tasch. auf Füchsen und Dachsen; P. fasciatus Bos.d’Ant. auf Myowus dryas ; P. avium Tasch. auf Hühnern, Singvögeln; P. sciurorum Bouche auf Eich- hörnchen; P. serraticeps Gerv. auf Hunden, Katzen und Füchsen; P. eri- nacei Bouche auf Erinaceus europaeus und Erin. auritus; Typhlopsylla octa- ctenus Kol. auf Fledermäusen ; T. Musculi Duges auf Hausmäusen ; T. assi- milis Tasch. auf Maulwürfen und Feldmäusen; T. gracilis Tasch. auf Maul- würfen. Vortr. demonstrirt sämmtliche erwähnte Arten. Sitzung den 12. Oktober 1895. Otto Herman sprach über das Thema «Warum blieb die Semsey-Üon- currenz ohne Ergebniss ?» Vortr. bittet um Aufmerksamkeit für eine Angelegenheit, welche in vielen Beziehungen epochemachend ist und bei deren Besprechung ihn nur das Interesse unserer Nation und Cultur leitet. Vor 5 Jahren schrieb A. v. Semsey in edler patriotischer Freigebig- keit 100,000 fl. für 10 wissenschaftliche Werke aus. Jene einzig dastehende Opferwilligkeit erforderte vor Allem, dass sie von Seiten der wissenschaft- lichen Welt Ungarns auch entsprechend erwiedert werde, durch einen edlen * Beschreibung erschienen in «Termeszetrajzi Füzetek». Vol. XX. Soap 336 SITZUNGSBERICHTE. Wettkampf, damit nach Ablauf der fünf Jahre eine ganze Reihe der Arbei- ten von den Besten der Nation die edlen Intentionen des Spenders beloh- nen möge. Doch wir lasen eben in diesen Tagen, dass sich diese Erwartung nicht bestätigte, wenigstens nicht in dem Maasse, wie dies die hochherzige Spende verdiente. Besonders auffällig jedoch ist es, dass eben die natur- geschichtlichen Diseiplinen, darunter auch die Zoologie vollständig steril blieben. Es möge gestattet sein einen kurzen historischen Rückblick auf die Entwickelung der Angelegenheit zu werfen. Der Spender der 100,000 fl. beehrte mich mit seinem Vertrauen und verlangte seinerzeit die Meinung des Vortr. über die Preisausschreibung. Und diese Meinung lautete schon damals, dass, wenn davon die Rede ist, die Fauna Ungarns zu schreiben, die Con- currenz steril bleiben müsse. Viel nothwendiger ist ein gründliehes, gutes zoologisches Handbuch. Bei uns lässt sich gegenwärtig noch keine Fauna schreiben, da in dem Centrum aller ungarischen naturwissenschaftlichen Sammlungen, dem Nationalmuseum noch nicht die gehörige Basis zu solcher Arbeit vorhan- den ist. Das Territorium Ungarns ist noch nicht ganz durchforscht. Wir besitzen zwar eingehende Untersuchungen über einzelne Gruppen und Kreise, doch jere Continuität und Detaillirung der Forschung, welche dazu gehört um ein Gebiet nach menschlichem Können faunistisch voll- ständig zu exploriren, mangelt uns noch. Dies ist der zweite Grund, wa- rum sich die Fauna Ungarns jetzt nicht schreiben lässt. Der dritte Grund ist der, dass auch im Westen Europa’s noch nie mals Preis auf die Fauna eines Gebietes ausgeschrieben wurde, was auch leicht verständlich ist, da eine solche Arbeit die Kraft eines Einzelnen übersteigt. Es handelt sich vor Allem um ein Werk, aus welchem der Gebildete die charakteristischen, wichtigeren Erscheinungen der Naturverhältnisse kennen lernen kann. Ein wahres ungarisches Handbuch der Zoologie hat auch noch eine fernere Pr&misse seines Zustandekommens. Vor allem müs- sen die auf richtiger Basis geschaffenen Termini vorhanden sein, denn nur so kann das Werk dann seiner doppelten Aufgabe entsprechen, dem Fach- gelehrten ein treuer Berather, dem Laien ein sicherer Wegweiser und Füh- rer zu sein. Es handelt sich in unserem Falle in erster Linie ein Werk zustande zu bringen, wie es die deutschen Culturvölker in Leunis’ Synop- sis besitzen. Vortr. unterwirft im weiteren Verlaufe seiner Rede die naturwissen- schaftlichen Anstalten und Institutionen Ungarns einer eingehenderen Kri- tik und beantragt zum Schlusse einen Ideenaustausch über das angeregte Thema. Koloman v. Szüly xeflectirt ebenfalls auf die historische Entwicke- lung unserer naturgeschichtlichen Kenntnisse; er erwähnt das Zeitalter der Grossinger und Mitterpacher, welche Ungarns Fauna in lateinischen Arbei- SITZUNGSBERICHTE. 337 ten bekannt machten, hierauf erfolgte die nationale Reaction als deren Centrum die Akademie der Wissenschaften alle jene Arbeiten perhorres- eirte, die nicht der Weiterentwickelung der ungarischen Sprache dienlich waren. Dieses Zeitalter reicht bis eca 1848. Seitdem begann eine Epoche der naturgeschichtlichen Exploitirung Ungarns vom Standpunkte der Natur- wissenschaft selbst und dieses Zeitalter producirte eine solche ansehnliche Reihe von bedeutenden Arbeiten, dass sich nunmehr die Nothwendigkeit der Zusammenfassung des Gewonnenen ergiebt. Diesem Bedürfnisse wollte Semsey abhelfen, unter dem Schlagworte: Fauna Ungarns wurde ein zoo- logisches Handbuch verlangt und als dessen Ergänzung eine Zusammen- fassung der bisherigen faunistischen Durchforschung Ungarns. Wenn Herman dem gegenüber die Ansicht vertritt, es liege die Noth- wendiskeit eines Handbuches vor, welches in erster Linie Rücksicht auf Ungarn nimmt, so bedeutet dies keine wesentliche, den Kern der Sache tangirende Aenderung der Auffassung. Wenn sich ein ernster Bewerber gefunden hätte, der an der Originalformulirung der These Anstoss ge- nommen hätte, würde ihm von Seiten der Akademie sofort eine dem soeben vertretenen Standpunkte entsprechende Aufklärung zu Theil ge- worden sein. Redner hofft, dass wenn das gewünschte Werk auch nicht gleich auf den ersten Wurf zustande kam, es doch nur die Frage einer relativ kur- zen Zeit sein wird, dass auch diese Lücke der wissenschaftlichen Litteratur Ungarns ausgefüllt werde. Dr. Geza Horvath constatirt mit Freude, dass Vorredner zu den- selben Conelusionen gelangte wie Herman. Vielleicht wäre das Ergebniss der Concurrenz günstiger gewesen, wenn Klarheit darüber geherrscht hätte dass nicht eine Fauna Ungarns, sondern ein zoologisches Handbuch ge- wünscht wird. Darüber herrscht wohl kein Zweifel, dass eine Fauna Un- garns gegenwärtig noch nicht geschrieben werden kann. Kein Land Euro- pas ist noch so gut faunistisch durchforseht, um das Material elnes solchen Werkes liefern zu können, nicht einmal England, wo seit 200 Jahren mit echt englischer Exelusivität daran gearbeitet wird. Redner steht ebenfalls auf dem Standpunkte, dass das Bedürfniss nach einem zoologischen Handbuch für das gebildete Publikum vorhanden ist, möge dies ein Werk wie Leunis sein, oder Brehm’s Thierleben oder Blanchard’s Insectenwelt. Doch auch wenn die Preisausschreibung auch von allem Anfange an, ein derartiges Werk gefordert hätte, wäre dies un- ter den stipulirten Bedingungen nicht zustande gekommen, da eine ge- heime Coneurrenz nicht das geeignete Mittel dazu sei. Otto Herman reflectirt in seiner Replik auf die Ausführungen der Vorredner und glaubt nach dem Gesagten, dass die Idee des Handbuches den Sieg davongetragen. Präsident Dr. Geza Entz äussert sich über das angeregte Thema, indem er constat’ıt, das Herman in sehr dankenswerter Weise auf Leunts, Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 22 338 SITZUNGSBERICHTE. als das allein erreichbare Vorbild des zoologischen Handbuches hinwies. Dass bisher die Preisausschreibung ohne Ergebniss blieb, mag wohl, ausser den von Herman angeführten Gründen auch in der Kürze der angesetzten Zeit liegen. Zum Schlusse drückte er Herman im Namen der Fachconfe- renz Dank aus, dafür, dass durch den von ihm angeregten Ideenaustausch sich die Meinungen bezüglich der Semseypreisausschreibung wesentlich ge- klärt haben. Sitzung den 12. November 1895. 1. Stephan Rdtz spricht über «Neue und wenig bekannte Eingeweide- wiürmer». Einleitend erwähnt er, dass es unter den mit einem Hakenkranz versehenen Bandwürmern auch solche giebt, welche an ihren Saugscheiben Haken tragen, wie z. B. Ophnyocotylea und Davainea. Er fand solche Band- würmer gelegentlich der Section von Hühnern und zwar eine Davainea- Art, welche S-10 mm lang war; am unteren Teile des Kopfes trägt sie eine trichterartige Vertiefung, welche mit einer halbkugeligen Scheibe ver- sehen ist. Der Scolex wird von Haken umgeben; die des Rostellums sind hammerartig, S-10 em gross; die Haken der Saugscheibe sind concentrisch und fallen bald ab. Der Scolex sieht dem von Davainea tetragona ähnlich, doch lässt sich in der Grösse der Haken ein Unterschied constatiren. Diese Art wurde aus Italien und Washington beschrieben, ist daher genug selten. Der italienische Forscher Piana fand ihre eventuellen Jungen in Helix sabulosa. Sie erzeugt in den Hühnern eine gefährliche Krankheit des Darmes und bildet Knoten, welche ihren Kopf enthalten. Vortr. fand in einem von Schässburg eingesandten Dünndarm des Rindes ebenfalls kleine Knoten, deren Inhalt eine eigentümliche breiige Masse und ein darin enthaltener Fadenwurm war. Derselbe ist 1—1'/2 mm lang, der Kopf verdünnt, um die Mundöffnung infolge der Cuticulaverdickung an- geschwollen, hinter welcher sich ein, einen Haken enthaltendes blasenför- miges Gebilde befindet; die Mundhöhle ist mit einer Kapsel austapezirt zweizähnig. Diese Art könnte Oesophagostoma injlatum sein, doch da sie von diesem in mehreren Beziehungen abweicht, bezeichnet sie Vortr. als Oesophagostoma vesiculosum. Einmal fand Vortr. auf dem Bauchfell des Pferdes fädige Häute mit linsengrossen Schläuchen, in welchen sich Nematoden befanden. Dieselben gehören zu Spiroptera reticulata Dies., welche Art ziemlich selten ist und bisher immer im Ligamentum muhx gefunden wurde. 2. Victor Szepligeti spricht «Ueber die ungarischen Vipioarten». Die- selben sind nach den Litteraturangaben südliche Arten ; aus unserem Vater- lande war bisher nur eine einzige Art bekannt und zwar wurde sie von J. Frivaldszky bei Ofen gefunden. Auch Vortr. fand eine neue Art. Er weist die Unterschiede der drei Genera Iphiaulax, Vipio und Braco nach und charakterisirt kurz ein neues Genus, worauf er die gefundenen ungarischen Arten demonstrirt. SITZUNGSBERICHTE. 339 3. Koloman Kertesz spricht über «Die ungarischen Pelecocera- Arten». Nach einer kurzen historischen Uebersicht der Dipterologie in Ungarn er- wähnt er, dass er am 19. März 1895 gelegentlich eines Ausfluges in die Ofner Umgegend zum ersten Male Felecocera fieng. Er vergleicht die Gat- tungen Pelecocera und Huceratomya und unterzieht die bisher beschriebe- nen Formen derselben einer kritischen Besprechung. Die von ihm gefun- dene neue Art, stimmt einigermaassen mit Pelecocera lugubris überein. Zum Schlusse demonstrirt er die von ihm gefundenen Arten. 4 Geza Entz legt die Arbeit von Ladislaus Traxler: «Bin neuer Süsswasserschwamm aus Neu-Seeland» vor. Dieser Schwamm wurde bisher als Kphydatia fluviatilis betrachtet; der Autor dagegen weist nach, dass hier eine neue Art vorliegt, welche er als Kphydaiia Kakuensis Traxl. bezeich- net. (Die Abhandlung ist erschienen in «Termeszetrajzi Füzetek». Vol. XIX. 1896. 1. tab.) Sitzung den 7. Dezember 1895. 1. Otto Herman sprach in Fortsetzung seines Vortrages vom 19, Oktober 1895 «Ueber das ungarische Handbuch der Zoologie». Er bat sich diesbezüglich die Meinung zweier hervorragender Zoologen des Auslandes, Karl Olaus uud Karl Gegenbauer aus; beide sind für das Handbuch ein- genommen. Zugleich giebt er ein detaillirtes Programm des zu schaffen- den Werkes. Josef Paszlavszky und Geza Fintz reflectirien auf einzelne Ausfüh- rungen des Vorredners und Entz concludirt aus dem Gesagten, dass alle weiteren Schritte in dieser Angelegenheit dem Wirkungskreise der Akademie der Wissenschaften angehören. 9. Franz Wachsmann legt die vollständige Metamorphose von Foeei- lonata rutilans vor, welche er nach dreijährigem Studium dieses Thierchens aus seinem Material (aus dem Stadtwäldchen bei Budapest) gewann. 3. Geza Entz lest eine Arbeit von Georg Vutskits vor, in welcher das Vorkommen des Lucioperca Volgensis Pall. u. Abramis ballerus L. im Plattensee constatirt wird. (Erschienen in den Ergänz.-Heften des Terme- szettud. Közl. 1896. p. 5—8. 2. Fig.) Sitzung den 11. Januar 1896. 1. Otto Herman spricht von den neuesien Erfolgen der Forschungen über Zugvögel. Er hebt besonders die Beobachtung Jakob Hegyfoky’s her- vor, derzufolge die Rauchschwalbe mit der Isotherme von 94° sich nach Norden verbreitet. Diese Beobachtung sibt auch die Erklärung der be- merkbaren Verspätungen. 2. Eugen v. Daday legt der Sitzung die Erfolge seiner emtomologi- schen Sammlungen vor, welche er im August und September 1895 in der Umgebung von Kisujszällas (Comitat Jasznagykunszolnok) gemacht hat. Die Zahl der gesammelten Exemplare ist eirca 800; und zwar: 199 Hy- 29% 340 SITZUNGSBERICHTE. menoptera-, 58 Lepidoptera- und 35 Diptera-Arten. Von diesen sind die interessantesten Exemplare die folgenden: Silaon compeditus, italienische Art, von weleher in Ungarn bisher nur ein Exemplar aus Budapest vor- gefunden wurde; Didiners lunicornis, südliche Art, bisher nur aus Nagy- värad in zwei Exemplaren bekannt; Tetralania Biroi, charakteristische ungarische Art, bisher nur aus Tasnad bekannt; Üerceris fuscipennis, ita- lienische Art, von der bisher nur drei ungarische Exemplare aus Kalocsa bekannt waren ; Holopyga athenaea, die bisher nur in Griechenland und im Kaukasus in je einem Exemplare gefunden wurde; Holopyga mono- chroa, südliche Art, von der bisher nur zwei ungarische Exemplare, in Budapest und Boglär vorgefunden wurden ; Mamestra dianthi, nur in we- nig Exemplaren vorhanden ; Stenia punctalis, wahrscheinlich das erste ungarische Exemplar; endlich Ducilia latifrons Schin., eine ebenfalls sehr seltene Art. 3. Vincenz Wartha lest die Erfolge der Röntgen’schen Photographie vor und spricht über deren Wesen. Sitzung den 15. Februar 1896. Geza Mihalkovwits hielt einen längeren Vortrag «Ueber die anatumi- schen Verhältnisse der Nasen- und deren accessorischen Höhlen bei den höhe- ren Vertebraten». Der anatomische Aufbau des Geruchsorgans der Vertebra- ten zeigt in ununterbrochener Reihe eine fortschreitende Vervollkommnung. Das Geruchsorgan der Fische ist eine einfache Grube des Gesichtsepithels, zu welcher die Fäden des nervus olfactorius führen. Die Nasenhöhle der übrigen Wirbelthiere besteht aus paarigen lufteinführenden Röhren, welche hinten in der Kopfhöhlung münden. Dieselbe ist bei den Amphibien schon von dem äusseren Nasenloche angefangen mit Riechepithel bedeckt; das Riechepithel der Reptilien zieht sich an eine geschütztere Stelle zurück und an der Wand der Nasenhöhle wachsen zur Vergrösserung der Riechfläche scheibenartige Fortsätze, sogenannte Nasenmuscheln hervor. Die Reptilien haben nur eine einzige solche Muschel, die Vögel drei, die Säugetiere drei bis neun und ihre Bildung ist so characteristisch, dass nach ihnen die be- treffende Ordnung sofort erkannt werden kann. Am entwickeltsten sind die Nasenmuscheln der Raubthiere, besonders der Katzen, welche des guten Geruches dringend bedürfen. Die Nasenmuscheln sind hier zweierlei: eine befindet sich am Eingang der Nase und dient nur dazu die eindringende Luft von fremden Bestandteilen zu reinigen und zu erwärmen. Die übri- gen Muscheln (3—9) liegen im hinteren, oberen Theile der Nasenhöhle, in ihrer Schleimhaut verbreiten sich die Fäden des Geruchnerves. Die Halb- affen schliessen sich bezüglich der Rieehmuscheln und der gestreckten Ge- stalt der Nasenhöhle noch an die übrigen Mammalien an, doch finden wir bei den Affen schon wesentliche Aenderungen in der Formation des Ge- siehtes und des Schädels, welche zur bedeutenden Rückbildung der Riech- muscheln führen mussten, wodurch natürlich auch die Fähigkeit des Rie- SITZUNGSBERICHTE. 341 chens bedeutend abnahm. Die bedeutendste jener Veränderungen bestand darin, dass sich das Gesicht und damit auch die Nasenhöhle wenigstens zum Theil unter den vordersten Theil des Schädels zog; damit im Zusam- menhange verkürzte sich die Nasenhöhle, wurde jedoch zugleich höher, die Verkürzung der Siebbeingegend dagegen führte zur Verkümmerung der Nasenmuscheln. Viele Affen der neuen Welt haben nur eine Siebbein- muschel und wenn sich zwei finden, ist die obere sicherlich rudimentär. Die stärkere Entwickelung des Stirnhirnlappens gab den Anstoss zur Verkümmerung der Siebbeingegend und des Geruchsinnes; dazu kam noch die Biegung der Siebbeinplatte nach vorne; wodurch der Damm gegen die Augenhöhle sehr schmal wurde und zugleich die Schmalnasigkeit (Ka- tarrhinia) der Affen entstand. Bei dem Menschen besserten sich die Ver- hältnisse des Riechorgans infolge der Verbreiterung des Stirnlappens eini- germaassen, doch erreichen sie bei weitem nicht die Vollständigkeit der übrigen Säugethiere; dem entsprechendistauch die Einrichtung der Riech- muscheln eine primitivere. Der Mensch steht demnach in Bezug des Rie- chens weit hinter den Säugethieren, doch ist dies nicht von Wichtigkeit, da für ihn die Lebensbedingungen anders liegen, als bei den übrigen Säugern, welche bei dem Aufsuchen der Beute auf ihr Riechorgan ange- wiesen sind. Statt des feinen Geruches gab die Natur dem Menschen den gutentwickelten frontalen Hirnlappen, welcher für ihn weit wichtiger ist, als sein Geruchorgan. Sitzung den 14. März 1896. 1. Geza Horvath hielt einen Vortrag «Ueber die ungarischen Sing- cicaden». Er constatirt vor Allem, dass sich in den verschiedensten Grup- pen der Insecten Arten finden, die Laute von sich geben, doch die meisten derselben giebt es unter den Orthopteren. Die Cieaden «singen» mittels Blasinstrumenten, mit einer tönenden Membran. Das ungarische Wort für Ciecade = Kabocza ist ziemlich alt; es wird schon von Földi angewendet, ist jedoch nieht volksthümlich ; es entwickelte sich wahrscheinlich aus dem slavischen Worte Kobilka (= Stutchen). Der lateinische Name (icada wie- der ist ‘griechischen Ursprunges und stammt von dem Worte Hahn (X1220g). Die Familie der (icaden ist sehr zahlreich und zählt cca 500 Arten. Ihr Körper ist kurz, gedrungen, die Augen sind hervorstehend, die An- tennen sind kurz, die Flügel stehen dachförmig gegen einander und sind glasartig, seltener hornig und dann gefärbt. Aus Europa kennen wir bis- her 38 Arten, welche sämmtlich mediterran sind. In unserem Vaterlande fand man bisher 12 Arten, davon 2 am Littorale. Die Zahl der Genera be- trägt 5, wovon drei gross, die übrigen dagegen klein sind. Tettigenia orni lebt zwar am Meeresstrande, findet sich aber bei uns auch anderswo. Die eben- falls mediterrane Cicada plebeja wurde auch bei Badaesony gefangen. Am nördlichsten geht in Ungarn (icadetta montana. Cicadetta adusta ist eine ww rs [85] SITZUNGSBERICHTE, östliche Form und wurde in unserem Vaterlande nur bei Szilägy-Nagyfalu gefangen. Eine speciell ungarische Art ist (icadetta transsylvanica. Bei sämmtlichen Arten singen nur die Männchen. Der dazu dienende Apparat liegt an dem Abdomen zu beiden Seiten und wird von je einem Deckel bedeckt. Unterhalb der Deckplatte befindet sich die Trommelhöhle und in derselben die Trommelhaut. Unterhalb derselben liegt ein Stigma, aus dem die Luft ausströmt; das Trommelfell wird dadurch in Schwin- gungen versetzt und so entsteht der Ton. Das Weibehen legt seine Eier in ‚dünne Aeste. Die kleine Larve kriecht erst im nächsten Jahre aus und verkriecht sich dann in die Erde, wo sie 2—3 Jahre, bis zu ihrer vollständigen Entwickelung bleibt. Die vollkommen ausgewachsene Lärve kriecht aus der Erde heraus, gelangt auf Baumäste, worauf sie sich häutet und bei der letzten Häutung der Mutter ähnlich wird. In der Poesie südlicher Völker begegnen wir den (icaden häufig; ‘in der ungarischen Belletristik kommt das Wort nur an einer Stelle bei Tompa vor. 2. Koloman Kertesz giebt in seinem Vortrage «Ueber die Kamtlie der Stratiomyiden» eine kurze Charakteristik derselben, ebenso wie die Unter- familien Pachygastrinae, Sarginae und Berginae und demonstrirt die hie- hergehörigen ungarischen Arten. Aus der Gattung Pachygaster erwähnt er P. robustus, welche er für ein reines Exemplar von Ater hält. Aus dem Genus Actina der Berinaen zeigt er A. tibialis, deren erstes ungarisches Exemplar er in Budakesz fing. 3. Franz Wachsmann demonstriert den Zoonaphor genannten Käfer- sammelapparat. 4. Andreas v. Kiss referirt über die Ergebnisse seiner entomologi- schen Sammlungen, welche er in der Gegend der Gemeinde Peer (Com. Szilagy) machte. Er wandte seine Aufmerksamkeit hauptsächlich den Hy- menopteren zu. Aus der Familie der Chrysididen gelang es ihm 40 Arten, darunter drei neue zu sammelm. Interessant ist die schwarze Varietät von Chrysogona pumila. Er fand auch Oleptes Uhyzeri und Halopyga monochra sowie bellipes und konnte die seltenere Chrysis sybarita und placıda con- statieren. Von einigen Arten gelang es ihm auch deren Wirth zu beob- achten; so wurde z. B. constatirt dass Chrysis ignita ihre Eier in das Nest von Lithurgus cormutus legte, Chrysis Leachü dagegen in das von Megachile leucomala. Von Bienenarten wurde Tetralonia Biroi und Iyncea gefunden, ferner das als ungarische Speecialität geltende (amptopenul Frie- sei. Auch das bisher noch unbeschriebene Männchen von Megachtle leuco- mala wurde beobachtet. 5. Die Facheonferenz beschliesst im Mai einen zoologischen Ausflug zu veranstalten und wählt eine diesbezügliche vorbereitende Commission. Sitzung den 11. April 1896. 1. Julius Pungur liest seine Arbeit «Die Thiernamen in der ungari- SITZUNGSBERICHTE. 343 schen Sprache» vor und constatirt, dass es ihm gelang, bisher 6000 Namen zu sammeln, welche er in die Categorien der Wörterbuch-, der fachwissen- schaftlichen und der volksthümlichen Namen eintheilt. 2. Ernst Dietl legt eine neue Käferart Caracus Linnei var. Ludovicus Reit. vor, welche er in Ungarn im Jahre 1892 gesammelt. 3. Karl Szelenyi spricht «Ueber die terricolen Rhizopoden der Umge- bung Budapest’s» und referirt über die Ergebnisse seiner Untersuchungen. Die Zahl der gefundenen Arten beträgt 24, daher eben dreimal so viel, als Margo von Budapest enumerirte. Geza Fintz weist im Zusammenhange mit den obigen Ausführungen auf die fast unbeschränkt ubiquistische Verbreitung der Protozoa und er- wähnt, dass nach seinen neuesten Studien in Neu-Guinea fast dieselben Protistenformen vorkommen, wie bei uns. Sitzung den 9. Mai 1896. 1. Geza Horvath hält die Gedächtnissrede auf den gewesenen Prä- sidenten der Fachconferenz, weil. Johann Frivaldszky, der am 22. Juni 1822 geboren, am 29. März 1895 starb. Redner würdigt mit warmen Wor- ten die Verdienste des Verstorbenen um die ungarische Zoologie und spe- ciell um die Fachconferenz. 2. Vietor Szepligeti spricht: «Ueber die Hymenopterengattung Poly- degmon und ihre Arten». Er weist nach, dass in dieses Genus früher eine ganze Reihe von Formen vereinigt wurde. Die in Ungarn gesammelten Arten sind neu, darunter befindet sich auch eine neue Gattung, welche Vortr. Forsteria genannt hat. 3. Koloman Kertesz spricht «Ueber Pelecocera rectinervis Kert. und ihre systematische Stellung». Er legt besonderes Gewicht auf die Färbung des Thieres, welche von der anderer Arten total verschieden ist. Geza Horvath erwähnt an den Vortrag anknüpfend, Beispiele, wie gross die Verschiedenheit der Färbung auch bei Standortsvarietäten sein kann. Sitzung den 7. November 1896. 1. Ludwig Aigner Abafi liest seine Arbeit: «Ueber die Ponoricser Höhle» vor, und erwähnt eine Reihe darin lebender Thiere. Ferner demon- strirt er noch die Larve des blinden Höhlenkäfers Anophthalmus Bu- dae Kend. 2. Eugen Daday legt die Arbeit von Georg Vutskits «Glanzlose und ungestalte Fische des Plattensees» vor. Verf. beobachtete glanzlose Exemplare von Abramis brama, fernen einen Karpfen, dessen Mundöffnung und Nase abnormal geformt war. 3. Geza Horvath demonstrirt eine «goldtragende Weintraube», welche ihm von Tisza-Näna durch den Apotheker Franz Aulin geschickt wurde. Ferner legt er ein Rosenblatt vor, welches ebenfalls mit Goldtropfen be- deckt war. Dieselben sind die Eier der Wanze Gonocerus acutangulatus. 344 SITZUNGSBERICHTE. 4. Bela Krecsy demonstrirt einen jungen vierjährigen Alligator, den er anfangs September des Jahres 1893 von Amerika mitgebracht hat. Das Thier lebt nur bei 35° C. auf; wenn diese Temperatur nicht errejcht wird, liest es bewegungslos und nimmt keine Nahrung zu sich. 5. Ludwig Mehely spricht: «Ueber die Anwendung der Röntgenstrah- len in der Herpetologiev. Boulanger beschrieb eine neue Pelodipes-Art, de- ren Weibchen neuestens von einem russischen Forscher unter dem Na- men Peloditapsis als neu beschrieben wurde. Boulanger constatirte nun neuestens mit Hilfe der Röntgenstrahlen, dass beide Formen identisch sind. Sitzung den 5. December 1896. 1. Cornelius Chyzer trug über die Skorpion-Arten Ungarns vor. Die Arten können durch die Zahl der auf den Scheren befindlichen Punkte und deren Stellung unterschieden werden. Der HKuscorpius ttalicus be- sitzt 8, der Bus. Havicaudis 5—4 solche Punkte. Die Punktenzahl auf der Tibia der Schere ist bei dem HKus. banaticus 8, bei dem Bus. tergestinus 13, bei dem Fus. germamicus 5, bei dem Fus. bosnicus aber 6. Wegen der Ver- schiedenheit der Punktzahlen nennt E. Simon diese sämmtlichen Arten mit einem Namen Huscorpius carpathicus. Die in Ungarn am meisten ver- breiteten Arten sind der Husc. banaticus und der Busc. tergestinus. Die Verschiedenheit der Zahlen der Kammzähne ist nach der Meinung des Vortragenden beim Feststellen der Arten nicht massgebend. 2. Stephan Prdez las über «Neuentdeckte Würmer in der ungarischen Fauna». Er entdeckte in der Leber von Katzen das Distommn felinum. Auch entdeckte er zwei neue Distomum-Arten. Das in der Leber eines Reihers gefundene benannte er D. saginatum, jenes aber, welches er in einem Plattensee-Fogas vorfand, Heterakis brevicanuda. 3. Ludwig Mehely legt Larven von Wassermolchen mit reifen Ge- schlechtsorganen vor. Nach einem Rückblicke auf die Litteratur spricht er über den von ihm erforschten Fall und nennt ihn nach Kellmann Neotae- nia. Er erwähnt ferner sämmtliche Arten, bei welchen bisher geschlechts- reife Larven beobachtet wurden. Geza Horvdth schlägt vor, dass die neotzenischen Formen «larven- artige Formen» genannt werden, da seiner Meinung nach die Larve sich nicht vermehrt. Geza Fntz gibt an, dass die Larvenvermehrung sehr oft zu be- obachten sei, und findet daher die alte Benennung für gerechtfertigt. Ludwig Mehely betont, dass von wirklichen Larven die Rede sei, und dass sie darum richtig geschlechtsreife Larven genannt werden. B) Fachkonferenz für Botanik. Sitzung am 9. Januar 1895. Julius Istvänf'y hielt einen Vortrag über: «Theatrum Fungorum des Olusius und Sterbeck im Lichte der modernen Forschung». Sterbeck, ein Ant- SITZUNGSBERICHTE. 345 werpener Seelsorger aus dem 17. Jahrhundert, edirte im Jahre 1675 einen voluminösen Band mit dem Titel: Theatrum Fungorum oft het Torneel Der Campanoelien. In diesem populärer Werke stellte er alles das zusam- men, was er über gute und giftige Pflanzen wusste, und legte auf 32 Stahl- stichtafeln Originale und copirte Darstellungen einiger hundert Pilze vor. Das Werk Sterbecks interessirt uns Ungarn einerseits deshalb, weil er gleich in der Einleitung behauptet, dass «unter allen Pflanzendeterminatoren die meisten Pilznamen von Ungarn aufgezeichnet wurden, was davon zeugt, dass in Ungarn die Pilze gut gekannt und genossen werden, führt auch die ihm curios scheinenden Namen an, wie Bieza, Bikalya, Baba, Varganya etc.» Diese Namen stammen von Stephan Bejthe, er schrieb selbe Olusius auf, als derselbe in Transdanubien botanisirte und bei Graf Balthasar Datthyany sich aufhielt. Die Beschreibung der Pilze in Olusius’ 1601 erschienenen Historia fungorum wird nur von wenigen mangelhaften Holzschnitten unterstützt, so dass deren Determinirung grosse Schwierigkeiten bereitete und man lieber Sterbeck’s Werk benutzte. Man supponirte den Abbildun- gen Sterbecks, dass sie naturgemässe Darstellungen böten, und fand sie daher zur Aufhellung der Ülusius’schen Illustrationen ganz entsprechend. Istvanffy weist nach, dass Sterbeck mit wenigen Ausnahmen die bun- ten Abbildungen aus Clusius’ Werke benutzte, sie einfach copirte. Er weist nun nach, dass britzelmayr in seiner im Jahre 1894 er- schienenen Studie über Sterbeck irrte, weil er, die Bilder betreffend nicht in Betracht zog, dass von den 135 Hymenomyceten 70 Copien wären, und selbe mit der Determinirung Britzelmayr’s sich nicht decken. Sowohl britzelmayr als auch andere Mycologen wie der Ungar Kalchhrenner irrten in der Beurtheilung des Sterbeck’schen Werkes, indem sie die Illustrationen Clusius der ungarischen Pilze nicht kannten und indem sie den originalen Text Sterbeck’s in holländischer (famländischer) Sprache nicht lasen, in welchem derselbe den Ursprung einzelner Abbildungen angab. Vortr. copirte dieselben aus dem Codex der Leydener Bibliothek im Jahre 1893. Alexander Mdgocsy-Dietz hielt einen Vortrag über: «Die Epiphyten Ungarns». Er zählt jene Pflanzen auf, welche bei uns auf Bäumen, ins- besondere auf abgeästeten Weiden, vegetirend vorkommen. Er weist selbe betreffend nach, dass deren Samen theils mit Hilfe der Winde, theils durch Vögel verschleppt, auf diese Vegetationsorte gelangen, weshalb auch diese Epiphyten fleischfrüchtig sind oder flugfähige Samen besitzen. Er erwähnt sodann, dass dem Secretariate der Gesellschaft aus Tar- czal ein Rhizom der (icuta virosa eingesandt wurde, eine Anzahl Rinder wäre in Folge Genusses der Pflanze gefallen. Er legt hierauf eine absonderliche sterile Myceliumform vor, welche früher Ozondwm stuposum genannt wurde. Sodann demonstrirte derselbe einen auf der Azalea.pontica parasi- tisch lebenden Pilz Hxobasidium discoideum Ellis., welchen Dr. Geza Hor- 346 SITZUNGSBERICHTE. vdth aus dem Kaukasus brachte, den man bisher nur aus Amerika stam- mend kannte. Ludwig Stimonkai skizzirt in Verbindung mit der Beschreibung un- serer Pinus-Arten aus der Gruppe der Diploxwylon «die charakteristische Verbreitung der Pinus-Arten in pjlanzengeographischer Beziehung». Er giebt an, dass unter den beiläufig 70 Pinus-Arten der Welt bei uns höchstens 7—8 wildwachsend vorkommen. Er unterscheidet unter denselben zwei Gruppen und zwar die der Haplosylon und der Diploxwylon. Bezüglich der heimischen Arten der letzteren Gruppe beschäftigt er sich mit den cha- rakteristischen Zügen und der pflanzengeographischen Verbreitung der Pinus Pinaster Solander, Finus Laricio Poir., Pinus Pallasiana Lemb., P. nigra Arm. als auch mit P. Pumilio Hxnke und P. Mughus Scop. und deutet auf jene Missverständnisse hin, welche diesbezüglich hier zu Lande herrschen. Vinzenz borbas erklärt die Missverständnisse dadurch, dass die Autoren ohne genauere Untersuchung die Meinungen Anderer nachgeschrieben haben, im guten Glauben habe er auch Fiume und Kroatien als Standort gewis- ser Pinien eitirt und sich nachträglich überzeugt, dass selbe dort nur als angepflanzt zu betrachten seien. Die Unsicherheit betreffs der Flora Fiumes stammt daher, dass man unter Fiume ein grosses Territorium versteht, und öfters stammt eine Pflanze der Flora Fiumes von entfernten Inseln. Eine andere Ursache wäre die «Flora croatica» des Schlosser und Vukotv- novic; wenn deren Zusammenstellung auch ein unvergängliches Verdienst der Autoren bildet, so ist deren Authenticität anzuzweifeln, indem sehr viele angeführte Pflanzen, so auch viele Pinus-Arten, von dem dort forschenden Botaniker nicht gefunden werden. Die Veranlassung zu diesem Uebelstande wurde einst von Vukotinovic mündlich mitgeteilt und um fernerhin Irrthü- mer zu vermeiden, wäre er bemüssigt, dieselbe zu veröffentlichen. Womar- ting, Klingograff und Schlosser hielten einst eine Sitzung, nahmen irgend eine Flora vor, lasen die Pflanzennamen, und frugen bei jedem, wer die- selbe in Kroatien gesehen habe, und schrieben als Fundort Kroatien zu vielen solchen Pflanzen, welche daselbst faktisch nicht anzutreffen sind. Borbds hat eine ganze Schaar derartiger Pflanzen in der Oesterr. bot. Zeit- schr. 1885 p. 124—125 nachgewiesen. Sitzung am 13. Februar 1895. Julius Istvdnfy hielt einen Vortrag unter dem Titel: «Neuere Unter- suchungen über den Zellkern der Pilzev. Auf Basis der an interessanteren Species der Mycetes angestellten Beobachtungen weist er nach, dass ein Zellkern in jedem Entwicklungsstadium der Mwyceten nachweisbar sei, ohne Zellkern gebe esauch hier keine Fortentwieklung, kein Wachsthum, keine Fruchtbildung u. s. w. Er illustrirte seinen Vortrag mit zahlreichen Ori- ginalzeichnungen über das Vorkommen, die Rolle und die Theilung der Zellkerne. 47 (e%) SITZUNGSBERICHTE. Karl Schilberszky referirt: «Ueber die Eintheilung des Botanischen Gar- tens zu München», welchen er im Jahre 1893 besucht hat, und befasst sich besonders mit dem Vietoriahaus und mit den von Director Göbel in den letzten Jahren geplanten und vom Garten-Inspeetor Kolb bereits ausgeführ- ten pflanzenbiologischen Gruppen. Letzteren schenkt Vortr. besonderes Interesse, indem er in den lebenden, systematisch geordneten. biologischen Objeeten einen wesentlichen Moment der autoptischen Pädagogie sieht. Eine glücklich zu nennende Idee, deren Ausführung berechtigt ist auf Grund vorgelegter biologischer Thatsachen, das weitere Beobachten und Forschen im Sinne der Biologie zu erwecken. In dem hierauf folgenden Gedankenaustausch erwähnt Julius Klein, dass der Initiator der biologischen Gruppen Heinricher, Professor in Inns- bruck, gewesen wäre, Staub hingegen meinte, man hätte in Berlin den Anfang gemacht mit dem Aufstelleu solcher biologischer Gruppen; laut Meinung Mägoesy’s hätte die betreffende Idee Heinricher von Graz nach Innsbruck verpflanzt, in welchem ersteren Ort er Assistent gewesen war, indem schon Leitgeb im alten Grazer Botanischen Garten sich mit der Anlegung solcher Gruppen beschäftigte. Rudolf France demonstrirt unter dem Titel: «Hin Höhlen-bewoh- nender Filz» die Isaria Fleutherathorum Nees ab Esenb., welcher auf ver- schiedenen Höhlen-bewohnenden Käfern vorkommt und welchen er ım mehreren Höhlen des Biharer Comitates, besonders in der Höhle von Fo- nacza, im November 1894 fand. Gabriel Perlaky legte die Arbeit Aladär Rüchter's: «Der Javanesische Gift- oder Upasbaum ( Antiaris toxicaria Leschen), insbesondere vom biologi- schem Standpunkt» vor, und weist, auf histologischen Untersuchungen fussend, nach, dass im indischen Archipel ausser A. towicaria nur die Species A. Bennettii Seem. und A. Saccidora Dol vorkommen, von welchen die letztere aus physiologischen Gründen kaum von 4A. toxicaria zu unter- scheiden wäre. Der Schriftführer legt hierauf einige «Bemerkungen Ludwig Simon- kal's vor über den Sitzungsbericht vom 12. December 1894. Die Stypa dasyphylla Tsern. ist auf p. 75 des Conspectus pl. Char- kow ohne alle Charakteristik mitgetheilt und zählt so als nomen nudum nach den Gesetzen der Nomenclatur nichts; hingegen wird dieselbe auf p. 283 im Lindemann, Fl. Cherson. II (1882) mit folgenden Worten deter- minirt: «Foliis irois planis, demum convolutis pilosis». Den Original- Untersuchungen und den Vergleichungen zu Folge stimmt diese Pflanze nicht überein mit der St. Austriaca Beck., ihre Frucht und ihre Blätter in Betracht gezogen, sondern mit der starrförmigen, beinahe knusperigen und hartblätterigen St. Grafiana Stev., und entspricht auch nicht unserer villi- folia, deren Blätter viel zarter, grasartiger sind, auch die Früchte sind kleiner als die der St. dasyphylla, deren Stengelblätter, und besonders die obersten, behaart sind, deren Grund der Blüthenachse haarig und walzen- 348 SITZUNGSBERICHTE. förmig ist, während die Stengelblätter unserer behaartblätterigen Stipa, und besonders die obersten, behaart sind und deren Blüthenachsengrund gänz- lich kahl und geritzt ist. Des Ferneren zeigt sich der in der Sitzung vom 12. December 1894 demonstrirte neue Klymus, welchen Gabriel Perlaky neben Szent-Endre (Pester Comitat) fand, nach Vergleichung mit den portugiesischen und süd- französischen Exemplaren nur als FE. Caput medusae L. In der Sitzung vom #4. Mai 1894 wurde unsere Nymphaea thermalis ohne Widerspruch Nymphaea mystica genannt, während nach De (andolle Castalia mystica Salisb. nichts anderes als Nymphaea Lotus DC. oder N. Aegyptica Simk. sei; hingegen wäre N. mystica Salisb. gleich N. thermalis DC., so dass der Speciesname mystica unbedingt zu streichen sei und N. thermalis zu behalten wäre. Sitzung vom 13. März 1895. Ferd. Filarszky: «Ueber Anthocyan und einen interessanten Fall der Nichtausbildung dieses Farbstofjes». Vortr. spricht im Allgemeinen über das Vorkommen, die chemische Natur, das Auftreten und die Veränderlichkeit des Anthocyans; schildert die Einflüsse des Lichtes, der Wärme und ins- besondere der Bodenverhältnisse auf die Ausbildung dieses Farbstoffes und erörtert schliesslich die Lebensaufgabe desselben, wobei er hervorhebt, dass es in allen Fällen so gut als Schutzmittel dient, wie auch bei der Um- wandlung des Lichtes in Wärme eine wichtige Rolle spielt, aber in der Biologie der Blüten und Früchte vielfach missdeutet und überschätzt wird Im Anschluss hieran zeigt Verf. sowohl in getrocknetem Zustande, als auch in Formalin ausgezeichnet conservirte Exemplare von Vaceinium Myrtillus L. und dessen Farbenvarietät var. leucarpum Dumortier vor, welche er am Fusse der Hohen Tätra in grösserer Anzahl gesammelt und die in der ungarischen Flora »isher blos von einem Standorte, Brassö (Kronstadt in Siebenbürgen), verzeichnet ist. Vinzenz BDorbds erwähnt, Ascherson und Magnus hätten darüber in den Arbeiten der Wiener Zoolog.-botan. Gesellschaft 1891 geschrieben. Der Albinismus der Früchte wäre bei den Gartenarten häufig, doch käme der- selbe auch im Freien vor, z. B. hätte er im vorigen Jahre auf dem Me- esek (neben Fünfkirchen, Baranyaer Comitat) eine solche Varietät des rothen Hollunders (Sambueus racemosa ) angetrofien. Karl Schülberszky : «Neuere Beiträge zur Kenntniss der Polyembryonie». Magoesy-Dietz legte eine Arbeit Aladar Richter's vor: «Ueber die Zwergform des Botrychium Zunaria Sid». Er fand auf einem Punkte des Kalkplateaus von Muräny auf dem «Pod Storski» und auf dem Bergriesen des Straezenaer Thales 3—9 em hohe zwerghafte Botrychien. Eingehende Untersuchungen ergaben, dass dieselbe zwerghafte oder junge Individuen von B. Lunaria quasi forma pumila seien, wenn auch die reifen Sporen ein wenig warzige sind; die Warzen sind wohl kleiner und zusammen- SITZUNGSBERICHTE. 349 fliessend, auch seien die Sporen kleiner als die von B. Lunaria. Ihr Stand- platz war auf magerem, subalpinem Boden, die reifen Sporen waren alle entleert. Die Ursache ihrer Zwerghaftigkeit kann daher nicht ihre Jugend sein, an Ort und Stelle musste man die Ursache derselben suchen. So viel sei Thatsache, dass er normalentwickelte B. Lunaria im ganzen Gömörer . Comitate nur in der Umgebung von Dobsina vorfand. Sitzung vom 3. April 1895. Julius Istvanffy spricht: «Ueber die Flora des Balaton ( Platten )-Sees» ; er hat während der Winter 1894 und 1895 den das Eis des Platten-Sees bede- ckenden Schnee untersucht und in demselben 28 Algenarten gefunden, welche andere Arten bilden, als die im arktischen oder alpinen Schnee vorgefundenen. Mit dem neudeterminirten erhöht sich die Zahl der im Schnee lebenden Algenarten auf 98. Unter dem Titel: «Mykologische Beiträge» legt er 50 von ihm selbst gemalte Abbildungen von Hymenomyceten vor. Diese wurden zunächst in den Siebenbürger Comitaten und in der Umgebung von Budapest gesam- melt und waren für die betrefienden Standplätze in der Litteratur nicht erwähnt. Vier Arten sind in unserem Vaterlande ganz neu, eine dersel- ben ist eine nur in Frankreich und Deutschland bekannte Ascomycete, die Laboulbenia Rougetit, welche auf dem in der Höhle von Fonicza leben- den Leuchtkäfer Pristonychus clavicola vegetirt, welche auch eine neue Varietät ist. Ludwig Stmonkai hält einen Vortrag: «Ueber die frostempfindlichen und ‚frostständigen Pinus- Arten Ungarns». Vortr. hebt hervor, dass das Ausserachtlassen der pflanzengeographischen Gesichtspunkte die Quelle vie- ler Irrthümer sei. So macht Kohne in seiner Dendrologie zwischen der Gruppe Laricio und Finaster nur den Unterschied, dass die Knospen der ersteren harzig, der zweiten harzlos seien, allein im Frühjahr fällt das Harz von Lavieio ab, und so verschwindet auch dieser Unterschied. Auf Grund dieser Angaben behauptete er, dass Pinaster auch in Ungarn vor- komme. Pinaster wäre jedoch als frostempfindliche Art eine Eigenthümlich- keit der mesothermen Zone und überdauere die frostigen Winter des mikro- thermen Gürtels, wohin auch Ungarn gehört, nicht. Ihre der mesothermen Zone angepasste Natur ist ihre Hauptcharakteristik, und darin besteht ihr Unterschied von unseren frostständigen Finus-Arten, also auch von Laricio. 5 Karl Schilberszky meint, dass man das Verhalten in Beziehung auf die Temperatur bei den Pfianzen der pflanzengeographischen Gürtel im Allge- meinen nicht als ausschlaggebend annehmen darf, indem viele Pflanzen in Folge akklimatisirender Fähigkeit auch in anderen Zonen fortkommen ; so überdauern Cedern in Alesuth auch ohne Strohbedeckung die streng- sten Winter. Vincenz Borbds weist auf die Quelle jener Widersprüche hin, welche (SP) St & SITZUNGSBERICHTE. zwischen ihm und dem Vortr. von Zeit zu Zeit auftauchen. Das wäre die beste Art, deren systematische Charakteristik auch mit dem pflanzengeo- graphischen Unterschiede übereinstimmt. Simonkai genüge eine zufällige Grenze, damit er ohne organographische Unterschiede die Arten als ver- schieden dahinstelle. Er kann zwei Arten nicht als verschieden auffassen, weil dieselben anderswo wachsen. Auch nach seiner Auffassung müsse man die geographischen Ursachen und Unterschiede in Betracht ziehen, doch dürfe man den botanischen Stempel nicht aufgeben, weil derselbe mit der geographischen Verbreitung nicht übereinstimme. Julius Klein machte während des Vortrages Simonkat's die Beobach- tung, dass derselbe eben die botanische Charakteristik für wichtig halte, doch als Ergänzung der organographischen Daten halte er die pflanzen- geographischen für beherzigenswerth und ohne letztere halte er jene für ungenügend. Alexander Magoesy-Dietz bespricht unter dem Titel: «Eine neue Weinstock-Krankheit in Ungarn», die in Ruszt beobachtete «Gommose ba- eillaire», welche identisch mit dem italienischen «mal nero» zu sein scheint, von welchem man behauptet, dass dieselbe Krankheit von Bakterien ver- ursacht werde. Karl Schilberszky meint, dass diese Krankheit nur aus irgend einer Ursache kranke Stöcke ergreife, und dass sie daher keine unabhängige bakteriose Krankheit sei. Sitzung vom 8. Mai 1893. Ludwig Fialowsky hält einen Vortrag: «Ueber die Exemplare der knol- ligen Wurzeln der Lunaria in der älteren Litteratur». Vortr. erinnert an jene älteren Autoren, die mit der perennirenden knolligen Wurzel der Lunaria sich beschäftigten und legt die Photographien der von Borbas ge- sammelten Lunartia-Arten vor. Ludwig Thaisz spricht: «Ueber die Wiesenuntersuchung im Interesse der landwirthschaftlichen Botanik». Vortr. würdigt die Wichtigkeit der guten Pflanzen tragenden Wiesen vom landwirthschaftlichen Standpunkte, stellt den Unterschied in botanischer Hinsicht zwischen guten und mageren Wiesen fest und stellt eine Skala auf betreffs der Wiesenschätzung in qua- litativer und quantitativer Hinsicht. Karl Schülberszky demonstrirte: «Die makrandischen und mikrandi- schen Blüthen von Convolvulus arvensis», welche letztere als pathologische Umwandlungen heterandrisehen doch homostylen Blüthen entsprechen. Auf den mikrandischen Blüthen wären auf den auf dem Grunde des Blüthenkelches sich befindlichen Nectarien sowohl, als auf den Antheren die Conidien eines Schimmelpilzes anzutreffen, welcher Thecaphora Lathyri Kühn. ähnlich ist, und dieselben gleichen, nach den eigenthümlichen Sprossungen zu folgern, sehrdem Gährungspilze Saecharomyces apiculatus. Als charakteristische That- sache erwähnt er, dass dieselben auch in noch geschlossenen, ganz jungen SITZUNGSBERICHTE. 351 Knospen anzutreffen sind, in makrandrischen Blüthen jedoch niemals. Eduard Heckel erwähnt, dass die Umwandlung dieser Blüthen in ursächli- chem Zusammenhange mit der Thomisus onustus genannten Spinne stehe, indem letztere die die Blüthen besuchenden Insecten vernichtet, so dass selbe zur Selbstbestäubung gezwungen ist; hierdurch entstehe eine Schwächung, die nachfolgende Generation werde vom Schimmelpilz ergriffen und die Blüthe deformirt. Vortr. kann hingegen mit voller Bestimmtheit behaupten, dass die Deformation nicht dadurch entstehe, sondern durch die locale Infeetion, hervorgerufen durch den Schimmelpilz, welehe unabhängig ist vom Selbstbestäuben der Pflanze und unterstützt seine Behauptung dadurch, dass er an einer und derselben Pflanze nicht nur mikrandrische, sondern auch makrandrische Blüthen antraf. Sind die Blüthen abgeblüht, entwickelt sich in den mikrandrischen während der Reife der Samenkapsel eine braune Staubmasse, welche ans Ruhesporn besteht, und an den rissigen Samen haftend gelangen sie selten während der Keimung in die keimende Pflanze. Nach O. Kirchner erscheinen die mikrandrischen Blüthen zur Herbst- zeit, wenn der Inseetenbesuch spärlich ıst, doch das entspricht nicht der Wahrheit, indem solche Blüthen vom Juni angefangen anzutreffen sind. Julius Zstvdnffy spricht: «Ueber die Vergleichung der Floren der Thermen der Margaretheninsel und Aqwincum». Aus der unter dem Namen römisches Bad bekannten Therme Aquincum weist er 60 Arten Algen und Bakterien, sowie auch Pilze nach. Unter diesen sind nur 10—12 gemeinschaftlich mit den aus der Margaretheninsel stammenden, welche mit 43° C Therme eine vollkommene thermale Flora besitzt. In dem lauwarmen Wasser Aquinecums leben nur 4-5 thermale- oder subthermale Formen, meistens aus den Blaualgen, diese setzen sich an den Brettern des Ausflusscanals um die Quellen ab und sind als dunkelblauer, sammetartiger Ueberzug zu erken- nen. Die Kiesel- und Grünalgen bilden den grössten Teil der Flora des römischen Bades, unter welchen viele neue Arten Ungarns vorkommen. Sitzung vom 13. November 1895. Vinzenz Borbds lest vor unter dem Titel: «Hloristische Miscellen», a) die fünf Gebote behufs Richtigstellung zweifelhafter Ejlanzenspecies, sodann b) berichtet derselbe, dass Gentiana Bbulgarica auf dem Kiralykö6 (Sieben- bürgen) vorkomme (siehe Simonkat), wie auch die nordische Krigeron Dre- bachiensis Möll. in der Gegend von Modrus. Laut Visiani gehören wohl Lavatera ambigua DC. und L. Öyrilli Vis. zusammen, jedoch kann unsere Pflanze, welche um Herkulesbad und auch in anderen Gegenden vorkommt, der Determination De Candolle's zufolge, nicht L. ambigua sein, Visiani folgend ist es möglich, dass dieselbe L. Cyrilli sein könne, hiernach sind beide Pflanzen nicht übereinstimmend, ce) lest er in der Coronilla Emerus eine neue Bereicherung der Flora Budapests vor, ebenso neu ist (olutea cruenta auf dem Schwabenberge bei Budapest, Lathyrus hirsutus hingegen scheint in verschiedenen Gegenden 52 SITZUNGSBERICHTE. umherzuwandern, bald verschwindet er aus der Umgebung von Bekäs- megyer, bald tritt er auf dem Viharos-Berge oder im Wolfsthale auf. Die Subvarietät der Trrgonella foenum graecum var. trichostylis ist mit Hirse- samen zusammen auf den Rakos gelangt, sowie auch andere seltenere Pflan- zen der hauptstädtischen Umgegend, als: Geranium disectum, Veronica Per- sica, Sherardia arvensis, Anthemis Austriaca, Ervum tetraspermum und B. hirsutum, d) zuletzt legte er Kartotielknollen vor, welehe drei Lappen besitzen Ärpäd Degen liest sodann «Ueber die morphologischen und biologischen Eigenschaften der Prangos carinata Grb.», auf Grund der an ihrem Stand- orte, dem Eisernen Tor, gemachten Beobachtungen. und demonstrirt sodann diese interessante Pflanze und ihre Theile. Vinzenz Borbds bemerkt hierauf, dass der Standort der Prangos in Hinsicht der Wanderung der Pflanzen ein wichtiger Pankt sei; insbeson- dere könne man an Ort und Stelle untersuchen, wie wenig selbe aus eige- ner Kraft an Raum bewältigen könne. Eine ganze Menge seltener Pflanzen stehen daselbst auf einem Punkte, welche mit der Prangos zusammen nicht in das Land eintreten, eine andere wächst stromaufwärts bei der untern Donau, allein in nächster Nachbarschaft, in Orsova, wäre sie nicht zu finden, Alexander Magoesy-Dietz berichtet «Ueber die goldtragende Weintraube»; es sei ihm heuer auf der Weinpflanzung in Kecskemet gelungen, solche Gummi tragende Weinbeeren aufzufinden, welche man im 16. Jahrhundert gewiss als goldtragende ansehen konnte. Den Gummi fand er auf von Mehlthau affızirten Pflanzen, und schliesst daraus, dass möglicherweise der Mehlthau schon bereits im 16. Jahrhundertin unserem YVaterlande Verwüst- ungen anrichtete. Sitzung vom 11. December 1895. Ludwig Thaisz würdigt unter den Titel: «Das Andenken Koloman Uzako’s, dessen Verdienste, welche er sich um die Botanik Ungarns erwor- ben hat. Vinzenz Borbas unterbreitet «Die neuen Bürger der Flora Budapests» mehrere Abweichungen in Kolorirung und Morphologie verschiedener Pflan- zen, welche die Flora der Hauptstadt oder des Landes in jüngster Zeit bereicherten. Neu sind in der Flora Ungarns: Juncus tenuis, Sparganium ne- glectum, Saponaria offieinalis var. glaberrima, Verbascum flagriforme (nicht nur auf dem Räkos, sondern auch in Kecskemet und Pusztaszer), Acer Tataricum var. torminaloides, Poa Silvicola (Orsova). Neue Varietäten: Thalictrum flavum var. an-achyrum (ohne stipellen), Ferula Sadleriana var. stenocarpa (mericarpüs elongatis, angustis, sublineart- bus), Epilobium Lamyi var. maioriflorum, Salvia nemorosa var. submollis (eaule pilıs patentibus hirta), Stachys palustris var. Borbäsiü Sabr. (toliis angustatis petiolatis), Knautia arvensis gynodynama, Erythraea albiflora mit SITZUNGSBERICHTE. 353 Cieinusartigem Blüthenstand, Xeranthemum cylindraceum mit belaubtem Blüthenstand, Xeranthemum cylindraceum mit belaubtem Blüthenstand, Plan- tago altissima mit aus Adventivknospen entwickelter Sprosse. Mit abweichender Kolorirung: Polygata major azurblau, Dianthus serotinus, Galium Schulterii und Silene inflata röthlich, Hpilobium angustifo- lium, Vaccaria segetalis und (ampanula glomerata weiss, Linaria genisti- folia pallidula mit blassgelben Blüthen. Ludwig Fialovszky spricht in einem Vortrage «Ueber ungarische Be- nennungen einzelner Theile des Mikroskopes». Sitzung vom 8. Januar 1896. Arpäd Degen spricht von der Auffindung eines neuen Umbelliferen- genus, welcher mit der (icuta verwandt ist; derselbe wurde von dem Uni- versitätsassistenten BDaldacci in Albanien bei dem See von Janina ge- sammelt, er benannte ihn vorläufig Cicuta orientalis Degen et Bald. Sodann hielt er unter dem Titel: «Neue Beiträge zur Kenntniss der Flora Südost-Ungarns und der angrenzenden Wallachei» einen Vortrag über dort entdeckte neue Pflanzen und Standorte: Centaurea pallida Friv. (Eisernes Thor leg. Grecescu) ; Gypsophila glomerata Pall. (Eisernes Thor unterhalb Vereiorova von Grecescu entdeckt; Alyssum pulvinare Velen. (Eisernes Thor bei Skala Cladovei) ; Physospermum aquilegifolium (All.) Orsova ; Evonymus bulgaricus Vel. Kazanthal bei Orsova; (irsium Grecescuwi Rony bei Svinitza, Plavisevitza, Orsova ete.; Üentaurea calocephala W. bei Verciorova; Aethionema banaticum Jka (= Äe sawatile var. biforme Beck) bei Herkulesbad; Conringia austriaca (Jacqu.) und Hordeum caput Medusae (L.) bei Verciorova; Aster alpinus L. bei Herku- lesbad ; Cirsium Boujarti (Bill. et Mitt.); ferner (ampanula consanguinea S. N. K. im oberen Csernathal (leg. Greceseu), ferner eine Anzahl für das Gebiet neue Moose, welche von ©. Warnstorf bestimmt wurden. Borbas bemerkt hierzu, dass die von Degen erwähnte Centaurea cale- cephala Willd. nicht ausschliesslich Gartenpflanze sei; er sammelte die- selbe im Jahre 1878 bei der Tordaer Schlucht und 1885 unterhalb Ver- ciorova. Vincenz Borbds erachtet es für seine Pflicht, anknüpfend an seinen Vortrag in der Monatssitzung November, zu erklären, dass Waisbecker ihm seit dieser Zeit auch aus Köszeg (Güns) einen Frigeron Droebachensis ein- sandte, und zwar die Varietät Krigeron glaberrimus Scheele. Er erwähnt sodann, dass man zu Zeiten Sadler’s im ungarischen Tieflande nur einen einzigen Farn kannte. Seit jener Zeit wurden noch zwei Wasser- und zwei Landfarne bekannt. Nun fand Ladislaus Hollos in der Umgegend von Keeskemet Aspidium spinolosum. Es ist eine auffallende Erscheinung, dass derselbe sich so weit vom Gebirge entfernt habe. 9 Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 23 354 SITZUNGSBERICHTE, Sitzung vom 12. Februar 1896. Emil Schöber legt sein Werk vor: «Die Histologie der Phaneroga- men», welche er auf 23 Tafeln nach eigenen mikroskopischen Präparaten gezeichnet und naturgetreu colorirt hat für Unterrichtszwecke. Hierauf ‚gibt er einen neuen Fundort für Schistostega osmundacea, der leuchtenden Moosart, an. Dieses interessante Moos fand Vortragender im Sommer 1894 in Szomolnok (Schmöllnitz) in der Zips; bis anher war es nur von den transsylvanischen Alpen her bekannt. M. Staub besprach in längerem Vortrage die «Geschichte der Pilze». Bei dem heutigen Stande unserer Kenntnisse der fossilen Pilze kön- nen wir schon den Versuch wagen, eine, wenn auch noch immer lücken- hafte Geschichte der Pilze zu schreiben. Die moderne Forschung hat schon viel des Unsicheren, auch Falschen aus dem noch immer nicht genug reichlichen Material ausgeschieden, und man kann jetzt schon besser unterscheiden, was ein «fossiler Pilz» und was eine durch den Ein- griff eines Insects hervorgerufene Gewebebildung oder selbst unorgani- schen Ursprunges ist. Gewiss sind die vegetativen Teile der Pilze ebenso wenig wie ihre Sporen dazu geeignet, den Fossilificationsprocess ohne Nachtheil durchzumachen, und dem haben wir es zuzuschreiben, dass wir so wenig Sicheres über die fossilen Pilze wissen, und dass dem so ist, beweist am besten das vorzüglichste Conservirungsmaterial, der baltische Bernstein, dem wir verhältnissmässig die meisten und am besten erhal- tenen, daher der Untersuchung am zugänglichsten Überreste der vor- weltlichen Pilze verdanken, wie wir dies den ausgezeichneten Publica- tionen Conwentz’s entnehmen können. Auch der feinere Schlamm der Flüsse und Seen der kaenozoischen Ära hat manchen Pilz so wohl bewahrt, dass er jetzt unter dem Mikroskop nicht nur die genaue Untersuchung seiner Sporen, sondern selbst seines Mycels gestattet. Freilich gelinet dies hauptsächlich dort, wo der Pilz schon resistentere Gewebebildung seines Fruchtkörpers oder seines Mycels zeiet. Der älteste und bekannteste Pilz, Palaevachlya penetrans Dune, ist in Australien als der Parasit der Korallenstöcke der Silurzeit entdeckt wor- den, und es ist gewiss nicht ohne Bedeutung, dass aus dieser, wenn gleich nur eine ärmliche Landflora aufweisenden Periode nur dieser meeres- bewohnende Fadenpilz bekannt ist. Umso mehr könnte man aus den ihrer unbeschreiblichen Üppigkeit wegen so gerühmten Wäldern der Karbon- periode erwarten; aber es ist im Ganzen nicht viel, was auf uns geblie- ben ist, doch auch dieses Wenige umso interessanter, indem es uns den Nachweis liefert, dass schon in dieser verhältnissmässig so frühen Periode der Erde und ihrer Flora eine im systematischen Sinne genommene Man- nigfaltigkeit der Pilzformen wahrzunehmen ist. Wir kennen aus dieser Periode ausser Algenpilzen schon Spharsites Feistmantelius, dessen Sporen SITZUNGSBERICHTE. 355 Rabenhorst mit denen von Rosselinia vergleichen konnte; auch sind uns in dem weit verbreiteten Eixeipulites Neesii Göpp. und Depazites Raben- horsti Gein. in den Kreis der Schlauchpilze gehörige Fruchtformen be- kannt geworden. Auch der Scheibenpilz Hysterium wurde in den fran- zösischen Steinkohlenfeldern gefunden und häufig ist in denen Böhmens ein AXylomttes, von dem jedoch jede nähere Beschreibung fehlt. Unsicher sind die mit Rhizomorpha subeorticalis Pers. verglichenen Reste aus den Kohlenfeldern Pennsylvaniens; denn James glaubt jetzt in ihnen nur Bohr- gänge von Insecten zu erkennen, aber auffallend ist bei dieser verhältniss- mässig grossen Formen-Mannigfaltigkeit, die ja in Wirklichkeit noch grösser gewesen sein musste, dass bis heute noch kein Hautpilz aus die- ser Zeit bekannt wurde; dagegen kennen wir aus den neueren Publica- tionen Htheridge's aus dem Permicarbon Tasmaniens und zwar aus den Korallenstöcken dieser Periode die Alpenpilze Achlya tortuosa und Palae- operone endophytica. Nicht um vieles reicher ist die Pilzflora der mesozoischen Aera, in welcher die territoriale Herrschaft noch immer dem Meere angehört ; aber die allmälig auftauchenden Küsten und Inseln absolut von einer üppigen, wenn auch monotonen, aus Farnen, Coniferen und Cycadeen bestehenden Flora erobert werden; aber erst mit dem gleichsam sprungweisen Auf- treten der Dicotylen vergrössert sich auch das Heer der Pilze, mit denen vereinigt sie nun weite Landstriche occupiren. Eigentümlich ist es, dass wir vorzüglich die auf CÜycadeen-Blättern schmarotzenden Ayloma-ähnli- chen Formen kennen, nur ein Aecidium ist uns aus der Kreide bekannt;, Sclerotites und Hlimantites alopecurus können nicht ohne Zweifel genannt werden. Gewisse Formen sind den Arten Sphaerites, Phacidium, Rhytisma aus der Gruppe der Schlauchpilze zugeschrieben worden und aus dem Solenhofener Jura eine Rhizomorpha. In der kaenozoischen Aera nun, in welcher allmälig das heutige Verhältniss zwischen Wasser und Land sich constituirt, Mono- und Dico- tyledonen in aussergewöhnlicher Fülle sich entwickeln und das Festland weithin oceupiren, dabei von ihren Pilzen auf Schritt und Tritt begleitet, scheinen letztere sich schon eine bedeutende biologische Thätigkeit erwor- ben zu haben; denn als die Änderung der Klimate die Verbreitungs- gebiete der Phanerogamen so zu verschieben beginnt, dass sie von diesen im ursprünglichen Ausmaass nicht mehr zurück zu erobern sind, ver- ‚blieben die Pilze die Herren der ganzen Erdoberfläche bis auf unsere Tage. Ganz würdig ihrem Range sind schon die Hautpilze vertreten, von denen Polyporus die Führerrolle übernommen ; denn vom Bernstein bis in ‚die Pfahlbauten lässt sich sein Weg verfolgen. Ihm schliessen sich an Trametes, Lenzites, Hydnum und Agaricus. Die wahrscheinlich schon in ‚der Kreide aufgetretene Fruchtform Aecidium zeigt sich in mehreren For- men, selbst Puccinia und mit noch 'grösserer Wahrscheinlichkeit auch Phelonites sind schon in dieser Aera gewesen. Unstreitige Vertreter haben 23% 356 SITZUNGSBERICHTE. die Kernpilze, wenn auch die aufgezählten 100 Sphaerites-Arten nicht ge- rade alle den Pilzen angehören dürften, von denen der Sphaeria inter- pungens Heer schon aus Europa, Japan und Grönland bekannt wurde. Wir erwähnen noch die von beck vorzüglich untersuchte Rossellinia con- greta aus dem Oligocän Sachsens und von demselben Forscher erkannte Trematosphaeria lignitum aus dem Mittel-Eocän Borey Tracey’s; auch aus den Genera Leptosphaeria, Laestatides, Polystigma und Dothidea wurden verschiedene Arten beschrieben. Unter den Scheibenpilzen dieser Aera tritt Rhytisma dominirend auf und schliessen sich ihm Peziza, Hysterites, Fha- cidium, Cenangium an. Vorzüglich dem Bernstein verdanken wir es, dass wir auch eine nicht unansehnliche Reihe von Fadenpilzen dieser Aer& kennen. Nachdem schon Ende der vierziger Jahre Derkeley aus dem Sue- einit Penicillites curtipes und Brachycladium Thomasinum beschreiben konnte, zählen Göppert und Menge noch Oidium, Botrytis, Sporotrichites auf und (onwentz konnte auf unzweifelhafte Weise noch Xenodochus, Fuci- dium und Üladosporium nachweisen. Auch Depazea ist zu finden und Xy- loma sogar in 60 beschriebenen Arten, von denen Xyloma varius Heer der verbreiteteste gewesen sein mag ; ebenso auch Sclerotites populicola Heer. Unger verdanken wir es, dass wir aus dieser Aera auch Nyctomyces ken- nen und aus dem verkalkten Tallus der tertiären Meeresalge Nullipora ramosissima Reuss sp. einen an Saprolegnia erinnernden Algenpilz. Die classischen morphologischen und entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen neuerer Zeit scheinen die unumstösslichen Beweise dessen geliefert zu haben, dass die Pilze ihren Ursprung aus den das Wasser bewohnenden Algen entnommen haben; dass die Phycomyceten der Myco- logen nichts anderes als chlorophyllose Fadenalgen sind. Einfach ist der vegetative Theil eines solchen Pilzes, dessen ganze physiologische Thätigkeit sich nur auf die Herbeischaffung des zur Erzeugung der Nachkommen- schaft nötigen Materials zu beschränken scheint; dabei entwickelt er eine bewundernswerthe Energie, die sich vorzüglich in dem Wettbewerb zwi- schen der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Zeugung, die beide gleichwerthige Schwärmsporen hervorbringen, kundgiebt. Aber bei noch immer an die Fadenpflanzen erinnernden Formen tritt alsbald die sexuelle Fortpflanzung in den Hintergrund ; die erzeugten Sporen treten ohne die das Schwimmen ermöglichende Cilie in die nächste Umgebung, und wenn auch behufs der Keimung noch an das Wasser gebunden, so haben manche dennoch schon die Fähigkeit erworben, ihre Keimkraft eine auffallend lange Zeit hindurch zu bewahren, bis ihnen das Schicksal das zur Kei- mung nöthige Wasser zuführt; ja bald entfällt auch die Nothwendiekeit dessen. Zeigt sich auch bei einigen die geschlechtliche Thätigkeit, so ist sie auf die primitivste Art, auf die Conjugation beschränkt, und so sehen wir die chlorophyllosen Arten sich in zwei Gruppen gegenüberstehen, in denen der Comycetes und Zygomycetes. Nun tritt die sexuelle Zeugung immer mehr in den Hintergrund und wenn die dazu berufenen Organe sich auch noch 97. (eB) SITZUNGSBERICHTE. in der einen oder der anderen Form ausbilden, ihrer physiologischen Aut- gabe entsprechen sie nicht mehr; Sporangien und Conidien in rasch und reichlich aufeinander folgenden Generationen unter Vermittelung des bald die Rolle des Sporenschlauches oder die der Basidie einnehmenden Keim- schlauches übernehmen die Erhaltung der Nachkommenschaft und bilden in den Gruppen der Hemiasci und Hemibasidii den Übergang zu den unserer Ansicht nach in der Entwickelung und an das Landleben am be- sten accomodirten Formen der Ascomycetes und Basidiomycetes. Bei jenen wird das Sporangium zu einem Schlauche von bestimmter Gestalt, in welchem sich nur einmal Sporen von bestimmter Anzahl ausbilden ; bei diesen ist es der in der Zahl seiner Scheidewände beschränkte Sporen- träger, der nur einmal und auch damals in beschränkter Anzahl Conidien erzeugt. Hand in Hand mit dieser Weise der Umbildung des Vermehrungs- processes, der bis zum gänzlichen Verluste der geschlechtlichen Zeugung führt, geht aber auch die Kräftigung der biologischen Schutzmittel in Form der Gewebebildung bei Fruchtkörpern und Dauermycelien vor sich. Diese auf dem Wege schwieriger, genauer Beobachtungen und Ex- perimente gewonnenen Resultate scheinen nun unzweifelhaft dahin zu weisen, dass die Pilze ihren Ursprung von den Algen nehmen, daher dem Wasser entstammen, aus dem wir ja der geläufigen Anschauung nach alles was lebt, entstanden wissen wollen. Das Meer scheint der Schooss des Lebens gewesen zu sein. Es frägt sich nun, ob die paläontologischen Ergebnisse mit dieser Anschauung in Übereinstimmung stehen. Eines steht fest, dass die Pilze jenen Weg der Entwickelung und der Accomo- dation schon frühzeitig angetreten haben müssen; denn trotzdem, dass wir aus der Carbonzeit bisher nur wenig auf die Geschichte der Pilze bezügliche Documente besitzen, so sprechen diese dennoch schon für eine Mannigfaltigkeit der Formen, die wir — wenn wir von der Entwickelung und Umgestaltung der Formen die Vorstellung nähren, dass dies nur auf langem und weitem Wege möglich sei — damit kaum in Einklang brin- gen können. Dennoch aber scheint es so gewesen zu sein; denn aus der Carbonzeit kennen wir bis heute keinen Hymenomyceten, ebenso wie uns das Silur bis heute nur die Spuren der Phycomyceten hinterlassen hat. Dabei vergessen wir freilich nicht, dass schon die Entdeckung des näch- sten Tages unsere Ansicht von heute umstossen kann; aber wir nähren dieselbe bis dahin, ebenso wie wir glauben, dass auf Grund des Vor- gebrachten die Schizomycetes keinen Platz mehr in dem System der Pilze haben können. Eines aber lernen wir noch aus dem Vergleiche des Ur- weltlichen mit dem Jetztweltlichen, nämlich dies, dass die Natur in ihrem Drange zur Erzeugung des Neuen das Alte respectirt, und dass sie mit einer Energie thätigist, die wir schon in dem Lebenslaufe des einfachsten Alsgenpilzes bewundern können. Julius /stvanffy bespricht a) die «Neueren Untersuchungen über die die Brandkrankheiten an den Getreidearien verursachenden Schimmelpilze», welche 358 SITZUNGSBERICHTE. er im Verein mit ©. Brefeld vornahm. Zu diesem Behufe erörterte er den XI. Band der Dbrefeld’schen Untersuchungen aus dem Gesammtgebiete der Mykologie, welcher die Brandpilze bespricht (Fortsetzungen des V. Heftes). b) demonstrirte er weitere aus Paraguay angelangte Matepflanzen — Jlex paraguayensis. Die botanische Abtheilung des ungarischen Nationalmuseums erhielt von Assuncion auf ihre an den Hochschulprofessor und den Director des städtischen bakteriologischen Institutes, Anisit's, gerichtete Bitte mehrere Ilex parayuayensis-Zweige für das Herbarium in getrocknetem Zustande. Auch schickte Anisit’s, der ein geborener Ungar aus dem Zalaer Comitate ist, auch Früchte derselben Pflanze ein, sowie auch Mate in rohem Zu- stande. Vortragender erörtert die Art und Weise des Matepflückens nach Angabe Anisit's. Das Pflücken wird vom Minero besorgt, der zu dem Sammeln der Yerba mit einem Machete (einem kurzen schwertförmigen Messer) bewaffnet in den Yerbas (Wald) eindrinst und mit 2—3 Fuss langen Zweigen heimkehrt. Diese werden vom Capataz (Inspector) über- nommen, und nach Schätzung bezahlt. Die Zweige werden sodann gedörrt mit Hilfe eines 5—6 Meter langen Tunnels, welcher an einem Ende einem Brunnenschacht ähnlich endet. Über dieses Ende erhebt sich ein 3— Meter hohes laubenförmiges Gebäude, worauf die Zweige niedergelegt werden. In der Öffnung des Tunnels wird sodann Feuer angezündet, der Rauch sowohl als die Wärme machen sodann die auf die Laube geleste Yerba welk und dörren dieselben. Die getrockneten Zweige werden dann entblättert und die Blätter mit Knütteln in Stücke geschlagen oder in einer, Maquina genannten, mit rotirenden Schneidemessern versehenen Maschine zerkleinert. Das ist der Mborovire. So gelangt die Yerba nach Assuncion; hier wird sie in einer Mühle gemahlen, und in den Handel gebracht. Der Absud ist sehr angenehmen Geschmackes, und keineswegs so bitter als der chinesische Thee, obzwar die Beschreibungen immer be- haupten der Mate wäre sehr bitter; er ist im Gegenteil süsslich, nach dem Genusse bleibt ein an Süssholz erinnernder Geschmack zurück. ce) Vortragender demonstrirte hierauf den «Huess’schen mikrophoto- graphischen Apparat». & d) Er spricht sodann «über die botanische Anwendung der Röntgen- schen Strahlen». Vortragender kündigt an, dass er mit dem Lichte der Crookes’schen Röhre Experimente anstelle, und legt die von Pflanzen in diesem Lichte dargestellten Bilder vor. Aus den auf alle Gruppen des Pflanzenreichs sich erstreckenden Experimenten geht hervor, dass die Strahlen nur das Holzgewebe durchdringen, wie es auf einem Kamelien- hlatte ersichtlich ist, dessen Aderung auf dem Bilde weiss erscheint. Durch alle andern sowohl Chlorophyll enthaltende, als auch farblosen Gewebe dringen die Strahlen nieht durch. Vortragender beobachtete zugleich, dass der mineralische Zuschlag des Papiers auf dem Bilde des gerippten Ma- SITZUNGSBERICHTE. 359 terials sichtbar wird, indem die an der Stelle der Rippen dichtere Papier - masse die Strahlen nicht durchlässt. Vorsitzender Julius Klein hält diese Resultate für sehr erfreulich, doch erwarte er mehr von jenen Experimenten, welche uns befähigen würden, den Einfluss der Röntgen’schen Strahlen auf die pflanzliche Ar- beit festzustellen. Sitzung vom 11. März 1896. Ludwig Fialovsziy hielt unter dem Titel: «Fine neue mikrophotogra- phische Combination» einen Vortrag. Carl Schülberszky: a) legt vor und beschreibt eine neue Myxomy- ceten-Art ( Physarum mucoroides), welche gewisse gemeinschaftliche Cha- raktere von den Genera Physarum. und Tilmadoche aufzuweisen hat. b) lest die Abbildung der Leipziger Ilustrirten Zeitung (1896. Ja- nuar) vor, wo im Innern eines entzwei gespaltenen Buchenscheites In- schriften, Zahlen ete. sich befanden und demonstrirt die Entstehung die- ser Bildung mit selbst verfertigten schematischen Figuren. c) legt eine durch Prolification entstandene Doppelfrucht von Mes- pilus germanica vor mit 6—6 Kelchblättern, von welchen die unteren Phyllodie erlitten haben Rudolf Frranze bespricht unter dem Titel: «Neue Algen in der Flora Ungarns» die Carteria obtusa Dill. und O©. multifilis, welche er bei Buda- kesz (nächst Budapest) gefunden und eingehend untersucht hat. Sitzung vom 8. April 18%. Dr. Vincenz Borbas hielt einen Vortrag unter dem Titel: «Das An- denken Aurel W. Scherfel’s» und legte einige botanische Reliquien dessel- ben vor. Und zwar: Ranunculus pygmaeus, Pulsatilla Slavica, Gentiana Ta- trae, Primula longiflora var. Hazslinszkyi Scherf., Sedum mazimun var. Scherfel Borb. (foliis quam in S. maxwimo longioribus, basi minus cordata sessilibus, inferioribus alveiformibus, nervatura Sedum Carpatici magis eonspieua Sedum mazximo pr&cique diversum). Sodann legte er seinerseits Amelanchier ovalis (zwischen Barlang- liget und Rokus (Zips) und Alnus barbata (Tätra Szeplak |ib.]) als Novi- täten der Tätraflora vor. a RL Sitzung vom 13. Mai 1896. Dr. Moritz Staub bespricht und legt vor das Werkcehen: «Dr. E. GÜ- tay's Einführung in die Mikroskopie». Carl Schülberszky legt an verschiedenen Obstsorten gezogene Core- mium-Formen von Peniecillium glaucum vor; als Resultat seiner dies- bezüglichen Untersuchungen bespricht er die auf die Bildung derselben Einfluss übenden physiologischen Agentien, unter welchen hauptsächlich der durch locale Verhältnisse sich geltend machende Hydrotropismus eine 360 SITZUNGSBERICHTE. Rolle spielt. Auf Grund der Versuche hebt Sch. hervor, dass weder Geo- tropismus, noch Heliotropismus einen sichtbaren Einfluss auf die Ent- stehung der Coremium-Form ausüben, Schliesslich äussert sich Sch. ge- gen die Meinung Brefeld’s, insofern die Columella der Coremium-Form bildenden dichtanschliessenden Fäden nicht aus langgestreckten Co- nidienträgern bestehen, sondern aus dem Substrat sich erhebende My- celienfäden sind. Sitzung vom 11. November 1896. Aladär Scherffel (aus Iglö) stellt für die braunsporigen Marasmius ein neues Genus, rasmius, Phaeoma auf, während er den Namen Maras- mius nur für die weisssporigen Formen beibehält. Er legt die neuentdeckte Species Phaeomarasmius exwcentricus vor. Franz Kövessy zeigt und bespricht: «Hine einfache Anfertigung von Pflanzenbildern», nach welcher man auf lichtempfindlichem Papier schnell und ohne jeden grösseren Apparat viele Bilder schnell anfertigen kann. Alexander Maägocsy-Dietz hält einen Vortrag über: «Verwundungen der vom Hagel beschädigten Weinreben». Er beschreibt die äussere Form und die Zeichen der Hagelwunden, dann die von den Beschädigungen herrührenden Veränderungen der Ge- webe. Er unterscheidet unter den Beschädigungen die Streifwunden, die Quetschung des Markes und die Zerstörung der Gewebe. Er bespricht die Arten der Vernarbungen und beweist, dass die Hagelwunden auch im Falle vollkommener Überwallung infeetiose Höhlungen zurücklassen, welche sich mit der Zeit immer vergrössern und die Rebe langsam tödten. Darum hält er die vom Hagel verwundeten Triebe zur Vermehrung für ungeeignet. Sitzung vom 9. December 1896. Ferdinand Fildrszky besprieht den bisher erschienenen Theil des Werkes: «Ascherson, Synopsis der mitteleuropäischen Flora». Ärpäd v. Degen hält einen Vortrag über: «Neue Pflanzen aus Alba- nien» und legt viele interessante Pflanzen vor. Ludwig Fialovsky erklärt «die ungarischen Namen der Pflanzen aus den Büchern des XV. Jahrhunderts». C) Fachconferenz für Chemie und Mineralogie. Sitzung am 29. Januar 189. 1. Sigmund Neumann trägt einen strittigen oenologischen Fall vor. Beim Untersuchen eines süssen Weines äusserten nämlich zwei Chemiker verschiedene Meinungen. Nach der Angabe der Privatpartei wurde der Wein aus Most mittelst Alkohol und Wein bereitet und enthielt nach der Meinung des Vortragenden in 100 em? 13:93 g. Alkohol, 8:22 gesammten SITZUNGSBERICHTE. 361 Rückstand, 042 g. Glycerin, auf 0'S4 ©. Weinsteinsäure berechnete freie Säure, auf 0:15 g. Essigsäure berechnete flüchtige Säure, 652 eg. Trauben- zucker und 0'21 g. Asche. Der andere Chemiker fand den Wein für Kunstwein, da der vom Zucker und Säure freie Rückstand weniger ist als 1'0 g. Neumann zählt diesen Wein zu den Marsala-Weinen, welche auf Grund des ungarischen Weingesetzes keine Kunstweine sind, auch kann man den Wein darum nicht anfechten, da die ungarische Pharmacopöe anordnet, dass der hiezu ähnliche Malaga-Wein in Vorrath zu halten sei. Über die strittige Frage äusserte sich Vincenz Wartha, indem er meinte, dass man auf Grund blosser Daten einer chemischen Analyse nicht bestimmen könne, ob ein Wein künstlich oder natürlich sei. E. Desider Laszlo constatirt auf Grund dieses Falles, dass das ungarische Weingesetz unvollkommen ist und dass dessen Verbesserung gerade im Interesse des Chemikers wäre. 9. Julius Szilagyi zeigte den Schmidt-Haensch’schen neuen Polarimeter vor, welcher in seiner gegenwärtigen Verbesserung vollständig befriedi- sende Resultate gibt. 3. Gustav Buchböck legte die Analyse des bei Toplieza gefundenen Mi- neralwassers vor. 4. Nach Beendigung der Vorträge constituirte sich die chemisch- mineralogische Fachelasse mit 47 Miteliedern. Sitzung am 26. Februar 1895. 1. Ludwig Mlosvay legte Alexander Asboth’s Arbeit «Über die Me- thoden der Bestimmung des gesammten Schwefels im Pyrit» vor. Vortragender macht die Frank Johnson- und M. Hoehnel-C. Glaser'sche Methode bekannt und benützte zur Controlle die von Fresenius empfohlene Methode. Frank Johnson bewerkstelligt bei Dasein von Salpetersäure die Oxydirung des Schwefels mittels Caliumchlorat, Hoehnel-Glaser jedoch mit Natriumperoxyd. Asböth hält die Hoehnel-Glaser’sche Methode für die bessere. Sigmund Bernauer bemerkt, dass für technische Zwecke das Lunge- sche Verfahren sehr zu empfehlen sei, bei welchem die Oxydation mittels Scheidewassers vor sich geht. 9. Bela v. Bitto legte eine Abhandlung unter dem Titel «Die che- mische Zusammenseizung der Paprika» vor, welcher gleichfalls der Akademie der Wissenschaften vorgelegt worden war. Er stellte das Paprikaöl dar, welches hauptsächlich aus Olein besteht, und hat auch ein Kohlenhydrat abgesondert, welches er für Pentose hält. 3. Ludwig Goldberger sprach über die Imitationen des Türkischroth. Zu diesem Zwecke benützt man Azofarben, von welchen er das Congoroth und die Primulin-Farben vorwies. Sitzung am 97. März 1895. 1. Ludwig llosvay machte die von A. Bach empfohlene Reagenz für 362 SITZUNGSBERICHTE. Hydrogenperoxyd bekannt, welche darauf begründet ist, dass sehr verdünnte Chromsäure ebenfalls, stark verdünntes Anilin nur nach: sehr langer Zeit in Perkinviolett verwandelt, wenn hingegen Hydrogenperoxyd auch nur in 1.400,000-stel Verdünnung vorhanden ist, kann man die Farbenveränderung schon in einigen Minuten beobachten. Dieses Reagenz ist viel empfindlicher, als die bisher benützte Titanbioxyd-Reaction, doch ist sie bei Gegenwart von Ozon nicht so sicher. Durch seine Versuche stellte Ilosvay auch fest, dass das Dimethyl- anılın, Sulfanilinsäure, Ortho- und Paratoluidin, Aethylendiamin, Xylidin und Naphtylamin bei gehöriger Vorsicht ebenfalls zum Erkennen des Hydrogenperoxydes geeignet sind, besonders Dimethylanilin, das, wenn keine Salpetersäure zugegen ist, noch in 5.000,000-stel Verdünnung in 2 bis 5 Minuten die Gegenwart des Hydrogenperoxydes verräth. Sowohl das Anilin, wie auch die übrigen aromatischen Amido- Derivate, wirken in Gegenwart von Oxalsäure am raschesten und empfind- lichsten. 2. Ignaz Pfeifer sprach über die technische Wasserreinigung. Die prak- tischeste Art des Wasserreinigens ist das vorhergehende Weichmachen des. Wassers. Das Wasser im Kessel zu verbessern ist nicht empfehlenswerth, da der sich ansammelnde viele Schlamm nicht nur die Entwickelung des trockenen Dampfes verhindert, sondern auch die Ventile und Leitungs- röhren bedeckt. Von dem vorhergehenden Reinigungsvorgehen ist das Vor- gehen mittels Sodakalk am meisten geeignet, da es im gereinigten Wasser am wenigsten das Gewicht der lösbaren Salze vergrössert. Wenn die Härte und der Magnesiumoxydinhalt des Wassers bekannt ist, so kann man das Gewicht der auf ein Liter Wasser nothwendigen Soda und Kalk in Millisrammen durch die folgende Formel berechnen: Soda = 10:6 Hb. Kalk = 14 Mg&e0O+5'6 Hv., wo Hb. die beständige, Hv. die veränderliche Härte des Wassers bedeutet. Zur Bestimmung dieser Werthe machte Vortragender auch ein praktisches Vorgehen bekannt. Sitzung am 30. April 1895. 1. Gustav Duchböck legte eine Arbeit Dr. Bela Ruzitska’s unter dem Titel «Theoretische Chemie» vor. Die Arbeit ist für Anfänger wahrhaft lücken- büssend, doch hat sie den Fehler, nicht genug sorgfältig ausgearbeitet zu sein. Unter Anderem ist ein nicht geringer Fehler, dass der Verfasser der ungarischen Ohemiker keinerlei Erwähnung thut. 2. Ludwig Jlosvay zeigte einen vom Mitglied Julius Orient eingesen- deten Apparat. welcher den Namen «Urotangens» trägt und dazu bestimmt ist, dass man in ihm zwei Flüssigkeiten mit scharf begrenzter Trennungs- fläche auf einander schichten kann. SITZUNGSBERICHTE, 363: 3. Bela v. Lengyel legte eine Arbeit Bela Sajosy's vor, in welcher dieser beweist, dass einige Metalloxyde und Carbonate in kohlensäure- hältigem Wasser in Hydrocarbonatform sich lösen. Präsident Karl v. Than bemerkt, dass auch in seinem Laboratorium ähnliche Arbeiten mit ähnlichem Erfolge bewerkstellist worden sind. 4. Ludwig Winkler legte seine Arbeit «Uber die Lösbarkeit des Broms in Wasser» vor. Er fand, dass das Brom im Wasser den Absorptions- gesetzen der Gase entsprechend, sich löst und meint, dass diejenigen Flüs- sigkeiten, welche nicht in allen Verhältnissen sich miteinander mischen, bei ihrer Vermischung den Absorptionsgesetzen der Gase folgen. 5. Ludwig Ilosvay stattet Meldung ab über eine Arbeit, deren Zweck war, zu erfahren, auf was für eine Weise salpetrige Säure und Hydrogen- peroxyd stark verdünnt aufeinander wirken. Er stellt fest, dass eine Milliontel Hydrogenperoxyd in neutraler Lösung von 20, in saueren von 15 Aequi- valenzgewicht salpetriger Säure (NO,) nach Vermischung sofort redueirt wird, während eine Milliontel salpetrige Säure von 300 Aequivalenzgewicht Hydrogenperoxyd nur in 15—20 Minuten redueirt wird. Sitzung am 28. Mai 1895. 1. Stephan Bugarszky legte eine Methode für die quantitative Bestim- mung des CUhlors und Broms vor. Er oxydirt das Hydrogenbromid mittels Jodsäure, vertreibt das Brom aus der Lösung und titrirt in der auch von Jod gereinigten Lösung das Chlor nach Volhard’s Methode. 9. Friedrich Konek trug über die Methode vor, mittels welcher cocainähnliche Verbindungen hergestellt werden können. Seiner Meinung nach kann man aus Oxysäuren mehrere solche Verbindungen herstellen, wenn wir das Hydrogen des Carboxyls durch Methyl, das Hydroxyl des- selben durch Benzoyl ersetzen. Ferner referirte er über Experimente, deren Zweck war, das Cinchonin auf verschiedene Weisen zu reduciren. Bisher gelang es ihm ein Bihydrochinchonin darzustellen. Derselbe zeigte, dass die Gooch’schen Filtrirtiegel zur raschen Fil- trirung, Auswaschung, Trocknung und Wägung des Niederschlages über- aus geeignet sind. 3. Bela v. Lengyel erstattete, als Präsident der in der Sitzung am 30. April entsendeten Commission für das Weingesetz, Meldung von den Beschlüssen derselben. Die Commission nahm mit Stimmenmehrheit an, dass zum Zwecke der Vergrösserung des Säuregehaltes der Weine der Gebrauch der Weinsteinsäure für erlaubt gehalten werde. Die Facheonferenz nahm die Meldung der Commission zur Kenntniss. 4. Eduard Desider Ldszlo vertheidigte die Bemerkungen, welche auf Grund der Meinung der für das Weingesetz entsendeten älteren Facheom- mission an den Ausschuss der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ein- gereicht worden, und wünschte, dass die Facheonferenz ihren früheren, auf Grund der Meinung der früher entsendeten engeren Facheommission eingenommenen Standpunkt beibehalte. 364 SITZUNGSBERICHTE, Nach Schluss des Meinungsaustausches wurde Läszlö von der Fach- commission aufgefordert, seinen Vortrag dem Schriftführer zu übergeben, damit er dem Ausschusse der Gesellschaft unterbreitet werden könne. 5. Ludwig Jlosvay wünscht die Entscheidung der Facheonferenz darüber, ob diejenigen Arbeiten heimischer Autoren, welche schon in Fach- blättern oder wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind, in den Sitzungen der Fachconferenz vorgelegt werden können. Die Facheonferenz entschied, dass solehe Arbeiten nicht Gegenstand eines Vortrages bilden können und dass dieselben auch in der Chem. Zeitschrift nur kurz zu bringen seien. Sitzung am 29. October 1895. 1. Ludwig Tlosvay legte eine Arbeit Alexander Asboth’s unter dem Titel «Fine neue Methode der Bestimmung des Schwefels in organischen Kör- pern» vor, in welchem der Autor zeigt, auf welche Weise mit trockenem Natriumearbonat gemischtes Natriumperoxyd in verschiedenen schwefel- hältigen organischen Mischungen zur Oxydation des Schwefels benützt werden könne. Ludwig llosvay macht die Bemerkung, dass das Benützen des Natrium- peroxydes zu ähnlichen Zwecken nichts neues sei. Auch sei die Zahl der mitgetheilten Beobachtungen nicht genügend, um die allgemeine Nützlich- keit der Methode auszusprechen. ; 9. Friedrich Konek sprach «Über die Synthese des Nitrosoteirahydro- einchonins und des Ohinins». Es gelang ihm das Cinchonin in Gegenwart von Amylalkohol und Natrium zu einem Gemische solcher Hydrobasen zu reduciren, aus welchem er das Nitrosonitrit eines Tetrahydrocinchonins ausscheiden konnte. Daraus schliesst er, dass das Cinchonin sich so ver- halte, als ein echtes Chinolinderivat, d. h. dass es zu einer um vier Hydro- genatome mehr enthaltenden Base zweiter Ordnung umgestaltet werden könne. Er hofft, dass es ihm gelingen werde, von dem Nitrosotetrahydro- cinchonin ausgehend, zu Chinin zu gelangen und die bisher werthlosen Derivate des Cinchonins im chemischen Fabriksgewerbe zu verwerthen. 3. Emerich Szarvasy zeigte die Theile seines zur Bestimmung der Dampfdichtigkeit des Arsentriselenbisulfid und Arsenbiselentrisulfid bestimm- ten Apparates und theilte die erhaltenen Resultate mit. Er konnte nämlich mit den erwähnten Verbindungen allerdings nicht die Normaldichtigkeit erhalten, jedoch die Dampfdichtigkeit der Zersetzungsderivate konnte genug pünktlich bestimmt werden. &. Leo Liebermann meldete, dass die vorbereitende Commission des im Jahre 1896 in Paris abzuhaltenden Üongresses für angewandte Chemie ihn aufgefordert habe, in Ungarn das Interesse für diese Sache zu er- wecken. Er fordert also die Mitglieder der Facheonferenz und überhaupt die ungarischen Chemiker auf, die auf dem Congresse vorzulegenden An- gelegenheiten bei ihm anzumelden, oder, wenn Jemand über den Congress irgend eine Aurklärung benöthigte, sich an ihn zu wenden. SITZUNGSBERICHTE. 365 Sitzung am 26. November 1895. I. Bela v. Lengyel zeigt ein Vortragsexperiment, für welches sein Assistent Elemer Papp den Apparat construirte, und welches sehr geignet ist, die chemisch aequivalente Wirkung mittels Zink und Magnesium zu beweisen. Derselbe zeigte noch zwei Experimente; das eine um zu beweisen, dass der Wasserdampf unter Wirkung der auf elektrischem Wege ent- wiekelten Wärme in seine Bestandtheile zersetzt werden könne, das andere, dass die im Volta’schen Bogen verdampfende Kohle das Kohlendioxyd auf Kohlenoxyd reducire. 9. Josef Nuriesdn berichtet über die Untersuchung der neben dem Badeorte Malnds, im Comitat Häromszek, wahrgenommene Gasausströmung. Er bohrte aufeinem Gebiete von eirca 8000 m? Öffnungen und stellte fest, dass 97°)» des Gases überall Kohlendioxyd sei, ferner dass auf einem Gebiete von 300 m? täglich 5000—6000 Kg. Kohlendioxyd ausströmt. Er meint, dass das Gas genügend rein und in genügender Quantität ausströmt, um eine Fabrik für comprimirte Kohlensäure mit Gas zu versehen. Sitzung am 17. December 189. 1. Heinrich Horusitzky trug über «Die mechanische Wirkung des Regens» vor. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Kenntniss der Stärke des Regens für die Landwirthschaft, schlägt er vor, den Grad der Stärke des Regens aus dem Verhältnisse der Regenmenge und der Zeit in Zahlen auszudrücken. Nach den Bemerkungen der Mitglieder der Fachconferenz Karl Muraközy und Bela v. Lengyel, sowie des Gastes Peter Treutz, spricht der Präsident Karl v. Than den Entschluss der Fachconferenz aus, dass diese auf Meteorologie bezügliche Sache dem Ausschusse der Naturwissenschaft- lichen Gesellschaft zur weiteren Verfügung übertragen werde. 9. Friedrich Konek behandelt in seinem «Über die Structur der Ben- zolmolekule» betiteltem Vortrage jene Standpunkte, auf Grund welcher die Art der Verbindung der in den Benzolmolekulen enthaltenen Kohlenatome erklärt wird und trug die auf diesen Gegenstand bezügliche Arbeit V. Meyer's vor. Zu dem Vortrage machten Ludwig Iosvay und A. D. Herzfelder Be- merkungen. Ersterer erwähnte, dass auch die thermochemischen Daten und die Bildung der Carboxyl Tartronsäure die Unrichtigkeit der Kekule- schen Auffassung beweisen, während Letzterer zu der historischen Ent- wicklung der Erklärungen einige Bemerkungen machte. 3. Eduard Desider Ldszld macht in seinem Vortrage «Über die To- kajer Weine» aufmerksam, dass man in Deutschland über eine für die Tokajer Weine charakterisirende Analysirungs-Constante berathet. Er finde es für erwünscht, ja für nothwendig, dass in dieser Sache auch die unga- rischen Chemiker ihre Ansicht äussern mögen, damit auch die Ana- lyse der süssen Weine nach einer einheitliehen Methode geschehe. Er 366 SITZUNGSBERICHTE. lest seine Methode vor und empfiehlt deren Gebrauch. Ferner liest er auch die Daten von 24 Tokajerwein-Analysen, indem er betont, dass er das viele Glycerin und Hefe für besonders charakteristisch findet. In Süss- weinen war der zuckerfreie Bodensatz nie weniger als 3'5°/o. Sitzung am 31. März 1896. 1. Bela v. Bittoö legte seine «beiträge zu den. Farbenreactionen der Aldehyde und Ketone» betitelte Arbeit vor, in welcher er die von ihm schon früher beschriebenen Reagenzwirkungen der Aldehyde ergänzte und. dann das Verhalten dieser Verbindungsgruppen gegenüber Metadiamin und Fuchsin-Schwefelsäure bekannt machte. Bezüglich des letzteren stellte er die irrigen Ansichten von Tiemann, Tollens und Nickel richtig. 2. Ignaz Pfeifer legte seine Arbeit über «Anleitungen zur Wasser- reinigung» vor. Er meint, dass nur eine richtige Anleitung zur Wasser- reinigung die geheimen, meistens unnützen oder gar schädlichen Mittel verdrängen kann. Er hält es für wesentlich, dass die empfohlenen Mittel mit wenig Kosten und leicht herstellbar seien. In erster Linie ist immer das vorgehende Reinigen zu empfehlen, und nur wenn genügend grosse Wasserbehälter fehlen, sind wir auf eine Methode gewiesen, bei welcher das Wasser in dem Kessel selbst gereinigt werden kann. 3. Julius Szildagyi sprach über «Die Untersuchung und Beurtheilung des Oognac». Indem er auf die Verbreitung der Cognacfälschung hinweist meint er, das der Chemiker auf Grund der bisherigen Forschungen nur das erklären könne, dass der untersuchte Cognac nach der Zusammen- setzung dem Weindestillat ähnlich ist. Er fand unter den vielen nur ein Muster, dass der Zusammensetzung des Weindestillats ähnelte. Das Er- kennen der Cognac-Imitationen ist ohne eingehender Untersuchung dann möglich, wenn die Zusammensetzung der im Handel vorkommenden Al- koholarten bekannt ist. Die mit solchen Alkoholarten bereiteten Cognac- Imitationen sind von dem ursprünglichen Destillat darin verschieden, dass in ihnen kein Furfurol nachgewiesen werden kann. Da in dem reinen Weindestillat alle diejenigen Bestandtheile zu finden sind, welche auch im Fruchtbranntwein, im Weintreber und Weingelägerdestillat vorkom- men, so kann man derzeit den Cognae nicht als reines Weindestillat qualificiren. 4. Ludwig Ilosvay meldet, dass das Secretariat der Kön. Ung. Natur- wissenschaftlichen Gesellschaft die auf den Horusitzky’schen Antrag be- zügliche Entscheidung übersendet habe, der zufolge der Antrag wegen Mangel an Bedeckung nicht ausführbar sei. Die Veröffentlichung des Antrages wird auch vom Secretariat der Gesellschaft befürwortet. 5. Eduard Desider Laszlö beantragt, dass in Zukunft vor Einberu- fung einer ausserordentlichen Sitzung der Vortragende verpflichtet sei, die Beschreibung eines Gegenstandes im Vorhinein einzusenden und über SITZUNGSBERICHTE. 367 die Nothwendigkeit der Sitzung der Präsident, der Notär und ein com- petenter Sachverständiger der Fachconferenz entscheide. Nach Bemerkungen der Mitglieder Karl v. Than, Bela v. Lengyel und Ludwig Dlosvay entscheidet die Facheonferenz, dass darüber kein be- sonderer Entschluss zu fassen sei, da auch der Präsident und der Schritt- führer genügend Gewähr bieten, dass nicht ohne Grund eine Sitzung ein- berufen werde. Sitzung am 28. April 1896. 1. Eduard Desider Laszld hielt seinen zweiten Vortrag «Uber Tokajer Weine». Er untersuchte 13 Heeyaljaer Weine und fand, dass seine neuen Daten mit den alten im Allgemeinen übereinstimmen, mit Ausnahme von zwei Weinen, welche von auf amerikanische Reben gepfropften neuen Pflan- zungen herrühren, und deren Phosphorsäuregehalt nur 21 und 26 mg, war. Es ist wahrscheinlich, dass die neuen Pflanzungen, deren Wurzel kaum einen halben Meter tief in den Grund reichen, während die der alten auch zwei Meter tief reichen, aus dem Boden weniger Phosphor erhalten. Schliesslich bittet er die Facheonferenz, durch die Vermittlung des Aus- schusses der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft von den Weinen der Millenniums-Ausstellung Proben zu verschaffen, da das Untersuchen der Weine der neuen Pflanzungen gerade jetzt in Folge der soeben mitge- theilten Erfahrungen viel wichtiger ist als ehedem, insofern diese Weine wegen Mangel an Phosphorsäure nicht für gefälscht erklärt werden können. 9. Karl v. Than macht in seinem Vortrage «Über eine Compensations- methode der Gasometrie» die Principien bekannt, auf Grund welcher er seine neuen Apparate zur Gasanalyse construirt hat, zeigte diese und erklärte das Berechnen der Daten. Er zeigte ferner seinen Apparat für Bestim- mung :der Dichtigkeit der Gase und Dämpfe, dessen Zweckmässigkeit nicht nur darin besteht, dass er nur wenig Gas oder Dampf erfordert, sondern auch, dass das dazu gebrauchte Gas oder der Dampf auch zu anderen Untersuchungen benützt werden kann. 3. Karl v. Than zeigte auch noch ein selbstconstruirtes vergleichendes Speetroscop, das durch seine Empfindlichkeit, Billiekeit und leichte Benütz- barkeit einem langgefühlten Bedürfnisse abhilft. 4. Julius Toth erwiderte in seinem Vortrage über « Wasserreinigung» auf den am 31. März von Ignaz Pfeifer gehaltenen Vortrag; er rechtfertigt sein eigenes Vorgehen und empfiehlt unter gewissen Umständen das Weich- machen des harten Wassers mittels Natriumhydroxyd. Ignaz Pfeifer gibt zu, dass auch dieses Verfahren hie und da zum Ziele führt, doch hält er es nicht für besser anwendbar, als das Verfahren mit Sodakalk. Sitzung am 24. November 1896. Bela v. Bitto würdigte in seinem in warmen Worten gehaltenen Nachrufe auf Kekule, den in diesem Jahre verschiedenen berühmten Che- 368 SITZUNGSBERICHTE. miker, die grossen Verdienste dieses Gelehrten um die organische Chemie, die Entwicklung der Typentheorie und die Hypothese zur Erklärung der Structur der aromatischen Verbindungen. 2. Edmund Ernyei legte eine vorläufige Anzeige über seine Experi- mente betreffs Darstellung des reinen Hydrogentellurides vor und zeiste einige Eigenschaften dieses Gases, von denen besonders hervorzuheben ist, dass es abgekühlt sich in einen citronengelben, krystallinischen Körper verwandelt, welcher zu einer grünlichgelben Flüssigkeit schmilzt. 3. Ludwig Winkler zeigte einen Apparat, mit welchem man die Dichtigkeit von Gasen und Dämpfen rasch und genügend pünktlich be- stimmen kann. Aus diesem Grunde kann man diesen Apparat auch zur Controlle von Molekulargewichten neben Bestimmungen mit den bisherigen Methoden seiner Einfachheit wegen mit Vortheil verwenden. Sitzung am 22. December 1896. 1. Bela v. Bittd erwidert in seinem Vortrage «Die Anwendung der Legat’schen Reagenzwirkung auf andere Verbindungen» auf Denigues’ Arbeit, welche denselben Gegenstand behandelt. Letzterer wendete das Nitroprus- sidnatrium nahezu in denselben Fällen an, als er, ohne dass er seine Arbeit erwähnt hätte. 2. Josef Messinger machte seine eigene und Kraemer’s Methode bei der Bestimmung des Acetons in Methylalkohol bekannt. Letzterer bestimmt die Menge des Jodoforms, während er mittels Titriren auf die Menge des Acetons schliesst. Die Meinung der Fachmänner hält die letztere Methode für geeigneter. 3. Josef Nuriesdn trug seine chemische Analyse des Vamos-Galfalvaer Mineralwassers vor. Dasselbe ist ein Mineralwasser, welches den Platz zwischen dem Haller und Csizer Wasser einnimmt. 4. Ignaz Pfeifer spricht über den industriellen Werth des Calcium- earbids und Acetylens. Er fand, dass das Acetylen wegen seiner Kost- spieligkeit und Explodirbarkeit vorderhand den Erwartungen nicht ent- sprechen kann. Vincenz Wartha fügte einige Bemerkungen über die Explodirbarkeit. des Acetylens hinzu und bemerkte, dass er es für nothwendig halte, mit Rücksicht auf die explodirenden Gasmischungen und Verbindungen des Acetylens, dasselbe stets mit der peinlichsten Vorsicht zu behandeln. D) Fachconferenz für Physiologie. Sitzung den 21. Januar 1895. 1. Armin Landauer : «Beiträge zur Structur des Nierenepithels». Als. Vortr. bezüglich der Wirkung des Wasserentziehens auf den Stoffwechsel die Nieren der Versuchsthiere untersuchte, fand er in der Golgi-Cajal-schen, hauptsächlich nervenfärbenden Methode ein Verfahren, mittels dessen die SITZUNGSBERICHTE. 369 Structur des Nierenepithels deutlich hervortrat und er glaubt, dass seine mittels dieser Erfolge erreichten Resultate unsere Kenntnisse, besonders bezüglich der Structur des Nierenepithels, welche die gewundenen Canäl- chen und die breiten Theile der Henle’schen Schleifen auskleiden, erweitern werden. Dr. Landauer untersuchte mittels der Golgi-Cajal’schen Methode die Nieren des erwachsenen Menschen, des Hundes, der Ratte, des Kanin- chens, des Meerschweinchens, der Katze, der Maus, des Schweines. Ausser- dem die Nieren des neugeborenen Hundes, Kaninchens und der Katze. An diesen Nieren studirte er das Epithel, welcher die verschiedenen Abtheilun- gen des Harncanal-Systems auskleidet und erreichte folgende Resultate: 1. Das Epithel der gewundenen Canälchen und die breiten Teile der Henle’schen Schleifen besteht aus scharf begrenzten Zellen. 2. Die Zellen dieser Canälchen sind an der Berührungsfläche mit längs verlaufenden Falten versehen. Diese Falten verleihen den Zellen das gestreifte Aussehen. Mit diesen Falten greifen die Zellen ineinander. Die Zellen des Epithels, der schmalen Teile der Henle’schen Schlei- fen, der geraden und der Sammelröhren sind an der Seitenfläche glatt, d. h. dieselben sind nicht mit Falten versehen. Bei neugeborenen Thieren sind die gewundenen Harncanälchen mit Zellen ausgekleidet, die ebenfalls an der Oberfläche mit Falten versehen sind, doch sind die Falten nicht so stark entwickelt, wie bei erwachsenen Thieren. Jener Umstand, dass die Epithelzellen der Nieren sich nur an den Berührungsflächen färben, weist darauf hin, dass diese Zellen nur an den Seitenflächen mit einer besonderen Grenzschicht versehen sind, während jene Fläche der Zellen, welche gegen das Lumen des Canals, sowie auch jene, welche gegen die Membrana propria gekehrt ist, eine solche beson- dere Substanz nicht haben. Dieser Umstand scheint mit der Thätigkeit der Zellen in Verbindung zu sein, indem bei einer derartigen Structur der Zel- len, der Ausscheidung des Secrets durch keine begrenzende Substanz Wider- stand geleistet wird. Dies bezieht sich besonders auf die gewundenen Harn- canälchen und auf die breiten Theile der Henle’schen Schleifen, bezüglich welcher als erwiesen erscheint, dass ihre Zellen bei der Ausscheidung der Harnbestandteile betheiligt sind. Sitzung den 29. Januar 1895. 1. Franz Tangl hält einen Vortrag über «den Einfluss des vasomoto- rischen Nervensystems auf die Wärmeregulirung». Die Untersuchungen Hei- denhains bezeugten, dass bei Reizung sämmtlicher vasomotorischen Nerven des Körpers die innere Temperatur desselben sinkt; die Temperatur der Haut steigt, woraus zu folgern ist, dass bei Reizung der vasomotorischen Nerven der Wärmeverlust des Körpers durch die Haut grösser ist. Nach Heidenhain ist dieser Umstand allein genügend das Sinken der inneren 94 Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 370 SITZUNGSBERICHTE. Temperatur zu erklären. Tangl hat bewiesen, dass unter Reizung der vaso- motorischen Nerven nicht nur der Wärmeverlust grösser, sondern auch die Wärmeproduction bedeutend vermindert ist. Die Menge der Wärmeproduction bestimmte er indireet durch Mes- sung der Grösse des Gaswechsels. Er vergiftete Kaninchen mit Kurara, durehschnitt das Rückenmark in der Höhe des zweiten Halswirbels und reizte das Rückenmark mittels elektrischen Stromes. Das Steigen des Blutdruckes zeigte, dass das Reizen des vasomotori- schen Nervensystems erfolgreich war. Mit Hilfe eines Respirations-Apparates bestimmte er dann, um wie- viel der Gaswechsel infolge Reizung des Rückenmarkes sich vermindert habe. Die Experimente Tangl’s ergänzen daher die Beobachtungen Heidenhain’s, indem sie resultirten, dass das vasomotorische Nervensystem nicht nur bei dem, Wärmeverbrauch, sondern auch bei der Wärmeproduction eine wich- tige regelnde Thätigkeit besitzt. 2. Alois Schapringer hielt einen Vortrag bezüglich der «neuen Theorie des Farbensinnes», welche durch die Berliner Forscher Aönig und Zumft aufgestellt wurde. Dieselben meinen, dass die verschiedenen Farben nicht in ein und derselben Schichte der Netzhaut pereipiirt werden. Die Schich- ten, welche die Farben percipüren, sind ihrer Meinung nach in der Weise placirt, dass die vorderen Schichten die Farben mit kürzeren Wellen, die hinteren jene mit längeren Wellen pereipiiren. Ihrer Ansicht liegen ge- wisse Experimente zu Grunde, aus welchen erhellt, dass der Schatten, der Blutadern der Netzhaut, in monochromem Lichte beobachtet, auf verschie- dene Stellen projieirt wird, je nach der Wellenlänge des benützten Lich- tes, so z. B. auf eine andere Stelle im blauen, als im rothen Lichte. Schap- ringer demonstrirt mit Hilfe von Abbildungen, dass die Berliner Forscher in ihren Folgerungen geirrt haben, da der Grund des Stellenwechsels des ‚Schattenbildes in der chromatischen Aberration des Auges liegt. Sitzung den 26. Februar 1895. 1. Franz Hutyra demonstrirt einen Hund, welcher seit einigen Wo- chen beim Gehen die Füsse hoch hebt, mit denselben nach innen einen Bogen beschreibt und dann mit grosser Kraft niedersetzt, indem er .diesel- ben auf der Erde ein wenig nach rückwärts schleift. Manchmal bewegt er sich nach rechts im Kreise, oft verliert er das Gleichgewicht und fällt auf den Rücken. Der Verlust des Gleiehgewichtes tritt sofort ein, wenn man dem Hunde die Augen zubindet. Vortragender ist geneigt, die Erkrankung des kleinen Hirnes oder dessen Schenkel anzunehmen. Alexander Kordnyi hält die Symptome eher mit der Erkrankung der rechten Scheitellappen vereinbar. 2. Edmund Rottenbiller trägt seine Experimente bezüglich der phi- siologischen und pharmacologischen Wirkung des Hydrobromids des Scopo- Jamins vor. SITZUNGSBERICHTE. 371 3. Wilhelm Goldzieher erwähnt eine interessante Sinnestäuschung. Wenn eine Stange, am besten unter 60°-igem Winkel, in einen grösseren Wasserbehälter sinkt, erleidet dessen Bild nach den dioptrischen Gesetzen einen Bruch. Wenn man den Finger die Stange entlang gleiten lässt, indem die Augen denselben fixiren, entsteht auch im Finger das Gefühl, als wäre die Stange bei dem Wasserspiegel gebrochen. Diese Täuschung Bo bei Schliessen der Augen auf. Aus diesem Experiment lässt sich folgern, dass das Muskelgefühl der Augenmuskeln dem Tastgefühl überlegen ist. Nach Stefan Csapodi ist die Ursache der Täuschung eine andere. Der Finger scheint sich, indem er die Stange entlang geführt wird, unter dem Wasser ebenso zu verkürzen, wie die Stange selbst und darum scheint er sich zu heben. Sitzung den 12. März 1895. 1. Wilhelm Goldzieher spricht über «die krankhafte Persistenz der Nachbilder». Die Einrichtung der unverletzten Retina schliesst die störende Einwirkung der Nachbilder auf das Sehen aus. Bei Erkrankung des Pig- mentepithels der Retina, sowi bei Erkrankung des Sehnervs kann diese Einriehtung leiden und dann bleiben die Nachbilder längere Zeit. 2. Wilhelm Goldzieher hält einen Vortrag über « Functions-Störungen in Folge Ischaemia reiinae». Vortragender bespricht vorerst die Kreislauf- und Ernährungs-Verhältnisse der Retina und trägt die neue Theorie der Netzhautablösung vor, welche aus physiologischen und pathologischen An- gaben geschöpft ist. Er übergeht dann auf die Functions-Störungen in Folge Anämie der Retina, als deren Paradigma er die Chininvergiftung und die Embolie der Arteria centralis retinae behandelt. Aus dem Ver- gleiche resultirt, dass unter den Gründen der bei der letzteren vorkom- menden unheilbaren Blindheit ausser der Anämie auch andere, derzeit noch nicht genügend bekannte Factoren mitwirken. 3. Bernhard Vas und Isidor Preisach referiren über den «Kinfluss der bitteren Substanzen auf die Function des Magens». Behufs Studiums des Einflusses auf die Säfteausscheidung des gesunden Magens wurde die, eine Stunde nach dem Kwald’schen Probefrühstück mittels Magensonde gewonnene Flüssigkeit untersucht. Auch die motorische Function des Ma- gens liess die Menge des zwei Stunden nach dem Probefrühstück gewon- nenen Mageninhaltes folgern. Es stellte sich heraus, dass mit dem Probe- frühstück gleichzeitig, oder unmittelbar vorher verabreichte 10—20 etgrm bittere Substanzen (quassin, condurangin, cetrarin, gentianin, absinthin) die Ausscheidung des Magensaftes erhöhen und die Bewegungen des Ma- gens befördern. An der, im Laufe des Vortrages sich entwickelnden Discussion nah- men Hürschler, Klug und Bokai Theil. 372 SITZUNGSBERICHTE. Sitzung den 2. April 1895. Adolf Szelv: «Ueber das sogen. Muskelgefühl des Auges» sprechend, beleuchtet er von mehreren Seiten das Lückenhafte des Einflusses, wel- chen das sogen. Augen-Muskelgefühl auf die allgemeine und specielle Raum- wahrnehmung ausübt. Seine geschilderten Experimente bezeugen die gro- ben Irrtümer, welchen wir ebenso bei Bestimmung der geraden Sehrichtung, wie bei der binocularen Auffassung der Tiefe, sowie bei den, angeblich durch Angewöhnung erlangten Entfernungs-Gefühlen ausgesetzt sind. Sitzung den 30. April 1895. 1. Schiller spricht über die pharmaceutische Wirkung des Loretins. 2. Hrabar hält einen Vortrag über das Kalium-Hypermanganicum als Gegengift der Alkaloiden. 3. Levy beschreibt seine Experimente bezüglich der CO-Vergiftung. Seiner Auffassung nach ist das, durch den Magen und den Mastdarm re- sorbirte CO-Gas nicht giftig, weil das im Blute entstehende CO-Hzmoglo_ bin in der Lunge unter Einwirkung des Oxygens zu Oxyh&zmoglobin um- gewandelt und das CO ausgeathmet wird. 4. Samuel Beck beschreibt ein, mit einer Hülle versehenes Wasser- Baeterium. Aus abgestandenem Wasserleitungs-Wasser einen hängenden Tropfen machend, gab er zu demselben eine andere Bacterien-Art oder fein gestossenes Karmin, welches letzteres sich um die, in grosser Menge an- wesenden Bacillen im Kreise ordnete, nachdem deren Hülle die Körn- chen fernhielt. Die Baeille bildet in Gelatin-Cultur eine der Cholera-Vibrio ähnliche Luftblase und einen Verflüssigungs-Triehter mit dem Unterschiede, dass aus dem Mantel des Trichters Q—3 flügelartige Fortsetzungen in die nicht flüssige Gelatine gehen. Auf Kartoffel verbreitet sie einen intensiven Ammoniakgeruch. Die Hülle färbt sich mit Carbol-Fuchsin ein wenig, sonst gelingt jedoch die Färbung mit den bisherigen Hüllenfärbungs-Ver- fahren nicht. Die eigene Methode des Vortragenden, der zum hängenden Tropfen einen Tropfen Ribbert’scher Färbeflüssigkeit gab und ihn eintrock- nete, lieferte sehr schöne Bilder. Die Bacille ist nicht pathogen, sie bildet endogene Sporen. Endlich erwähnt Vortragender noch die Merkmale, welche seine Bacille von den, durch andere Forscher im Wasser gefundenen, mit Hüllen versehenen Bacillen unterscheiden. Sitzung den 28. Mai 1895. 1. Jacob Justus referirt über Blutuntersuchungen, welche er an sy- philitischen Kranken vornahm. 2. Ferdinand Klug demonstrirt den Zeiss’schen Apparat und dessen Anwendung. Sitzung den 5. November 1895. Aron Fisch und Eımst Möricz. Der Kochsalzgehalt des Urins des. Kaninchens zeigt nach den Jahreszeiten bedeutende und regelmässig sich SITZUNGSBERICHTE, 373 wiederholende Schwankungen. Nach den, durch anderthalb Jahre fort- gesetzte Untersuchungen entleert das Kaninchen im Sommer täglich fünf- sechsmal soviel Kochsalz im Urin, als im Winter, wenn es sonst strenge unter denselben Verhältnissen lebt. Wenn in der Quantität der chlorfreien Bestandteile des Urins — nach Anzahl der Molekulen gemessen — eine solche Schwankung vorhanden ist, so ist dieselbe umgekehrt. Während des langen Winters kommt in dem Organismus des Kaninchens keine derartig grosse Kochzalzanhäufung zu Stande, dass dieselbe, die im Verhältnisse zur Einnahme geringere Ausgabe erklären könnte. Darum muss angenommen werden, dass der Verdauungscanal des Kaninchens den Kochsalzgehalt der Nahrung im Sommer besser ausnützt, als im Winter. Auf diese Schwankungen hat die Temperatur einen vorübergehen- den Einfluss. In geheiztem Zimmer vermehrt sich der Kochsalzgehalt des Urins des Kaninchens gegenüber den anderen gelösten Bestandteilen in den ersten Tagen, in kaltem Zimmer verringert er sich. Dieser Einfluss besteht jedoch nur kurze Zeit. Im Winter ändert sich der Gefrierpunkt des Kaninchenblutes strenge im Zusammenhange mit dem Wasserdampfgehalt der Zimmerluft. In trockener Luft sinkt der Gefrierpunkt. Der Kochsalz- gehalt des Blutes ist im Winter grösser als im Sommer. Im relativen Kochsalzgehalt des Blutes und des Urins sind also die Schwankungen nach den Jahreszeiten entgegengesetzte. Der durch Alexan- der Kordnyi gefundene Zusammenhang zwischen dem Gefrierpunkt und Kochsalzgehalt des Blutes und Urins bei Kaninchen besteht nur im Früh- jahr und im Herbst. Die Verhältnisse im Sommer und im Winter sind von dem quantitativen Gesetze in, einander entgegengesetzter Weise, ver- schieden. Alexander Kordngi: Bei dem Menschen zeigen der Kochsalzgehalt und Gefrierpunkt des Blutes und des Urins keine mit der Jahreszeit, mit der Temperatur oder mit dem Feuchtigkeitsgrade der Luft zusammen- hängende Aenderungen. Bei Kaninchen bildet die verschiedene Salzdurch- lassungs-Capacität der Nieren je nach den verschiedenen Jahreszeiten den Grund der Schwankungen. Dies zeigt das Steigen des Salzgehaltes im Blute, während des Sinkens im Urin. Das Steigen des Salzgehaltes im Blute bil- det im Winter den die Resorption des Salzes behindernden Factor. Sitzung den 3. December 1895. 1. Thanhoffer : Einrichtung von anatomischen Instituten im Auslande. 2. Wilhelm Friedrich und Franz Tauszk: Untersuchungen über die Caisson-Krankheit. Sitzung den 10. December 1895. Ernst Jendrassik hielt einen Vortrag über «das Nervensystem des vegetativen Lebens». Nach der Auffassung des Vortr. sind die Eingeweide im Allgemeinen dreifach mit Nerven versehen, deren Thätigkeit 374 SITZUNGSBERICHTE. 1. motorisch (die eigentlichen sympathischen Elemente im Zusammen- hang mit den, aus dem Central-Nervensystem entstehenden Wurzeln), 2. centripetal (markhaltige Elemente, deren Hauptrepräsentant der Vagus), 3. Tonus- oder Dilatator-Fasern, welche gleichfalls sympathischer Ge- staltung sind, jedoch noch nicht in den Nerven aller Eingeweide nach- weisbar sind. Sitzung den 17. December 1892. Mihalkovies : Die Morphologie und neue Nomenclatur des Gehirnes. Sitzung den 14. Januar 1896. Bernhard Vas und Arthur Irsai machten in Gesellschaft von Ge&za Gara an drei mit Kröpfen behafteten Individuen Untersuchungen über die Wirkung der Schilddrüsenfütterung auf den Stoffwechsel des gesunden und des mit einem Kropf behafteten Menschen. Die mit strenger Pünktlichkeit durchgeführten Untersuchungen des Stoffwechsels ergaben, dass die Menge des Harns, die ausgeschiedenen Stoffe: N, OlNa, P,O,, ferner die Harnsäure sich vermehrt. Die Abnahme des Körpergewichtes ist jedoch grösser, als es sich aus diesen Daten ergiebt, so dass wir das erhöhte Verbrennen des Fettes des Organismus voraussetzen müssen, um den Verlust zu erklären. Sitzung am 4. Februar 1896. Alexander Koranyi hielt über den intracellularen Stoffwechsel als Ursprung der die Safteirculation zwischen den Geweben erhaltenden Kraft einen Vortrag, in welchem er über die durch den Stoffwechsel im Orga- nismus hervorgebrachten osmotischen Druckdifferenzen und dessen mecha- nische Resultate sprach. Sitzung den 10. März 1896. 1. Armin Landauer demonstrirt ein für Unterrichtszwecke verfer- tigtes Gehirn- Modell. 2. Josef Kovdes sprach über «Die Wirkung des Finathmens von Oxygen bei Oyanose». Bei Cyanose ist die Temperaturerniedrigung des Blutes abnorm gross, der Salzgehalt aber abnorm klein; die Zahl der rothen Blutzellen vermehrt sich. Nach Oxygeneinathmen verschwinden diese Veränderungen und der frühere Zustand wird wieder hergestellt. Sitzung am 16. April 1896. Coloman Tellyesniczky trug über «Die Wirkung der fixirenden Flüs- sigkeiten auf den Zellkern und das Plasma» vor. Die Versuche wurden an den Hoden des Salamandra maeculata ausgeführt. Dieselben ergaben, dass die Wirkung von Alkohol, Chromsäure, Salpetersäure, Osmiumsäure, . SITZUNGSBERICHTE. 375 Formol, Pikrinsäure, Corrosiv nicht genügend sei. Besser wirken deren Verbindungen mit Essigsäure. Von den complicirten zusammengesetzten Flüssigkeiten erwies sich die Zenker-Flemming’sche und die Hermann- sche als die beste. Sitzung den 28. April 1896. 1. Julius Grosz legte seine Forschungen vor über den Stoffwechsel! bei Neugeborenen und Säuglingen. 2. Heinrich Benedikt sprach «Über das Vorkommen des Cystins im Harn». Sitzung den 26. Mai 1896. 1. Ludwig Thanhoffer legte einige neue Apparate vor. 2. Karl Sala trägt unter dem Titel «Das Fahrrad im Dienste der - Wissenschaft» über die neueren Fahrräder (Safety) und die Wirkung des Radfahrens auf die Gesundheit vor. 3. Paul Terray sprach über «Die Wirkung des Oxygengehaltes der Luft auf den Stoffwechsel». 4. August Hürschler und Paul Terray legen unter dem Titel «Über die Verhältnisse der Darmfäulniss und der Fettaufsaugung» eine Abhand- lung vor. Sitzung den 27. October 1896. 1. Coloman Tellyesniczky stellt einen Zwerg Namens Hans Dobos vor, der in seinem 16-ten Lebensjahre die Körperlänge von 1'09 Meter erreicht hat und bloss 14 Kg. schwer ist, somit weniger, als das Drittel des Normalgewichtes wiegt. Symptome von Rachitis sind bei ihm nicht zu beobachten. Sein Gehirn kann nach Rieger circa 600 Gr. wiegen. Schreiben, Lesen und Rechnen kann er nicht. Sein Gedächtniss ist genü- gend gut, er ist lebhaft und heiter. Er spricht ungarische, slovakische und deutsche Worte und Sätze. 2. Karl Schaffer theilt Daten mit über die feinere Structur der Gehirnrinde und über die functionale Bedeutung der Nervenzellenfortsätze. 3. Zacharias Donogany spricht über die Darstellung des Haemochro- mogens, welches als empfindliche Blutreaction praktisch angewendet wer- den kann. Sitzung am 17. November 1896. 1. Arpäd Bokay spricht «Über den Nahrwerth der im Handel vor- kommenden Tafelölev, auf Grund der Untersuchungen von Friedrich Reusz und Karl Schmidlechner. Die im Handel unter den Namen Aixer, Tafel- und Speiseöl gebräuchlichen Öle bestehen gewöhnlich nieht aus reinem Olivenöl, sondern es wird anstatt dessen das viel billigere und schlech- tere Sesam-, Arachis- und Cottonöl verkauft. Auf Grund der Unter- 376 SITZUNGSBERICHTE. suchungen von Reusz ist vom Standpunkte der Verdauliehkeit auf künst- lichem Wege und der Emulsionsfähigkeit das erste das Sesamöl, hierauf folet das Olivenöl; das Arachis- und Cottonöl bleiben weit hinter ihnen zurück. Schmidlechner berichtet zum Schlusse, nachdem er die Methoden zur Erkenntniss der Reinheit, der Verunreinigungen und der Fälschun- gen des Öles angeführt, über die in Tabellen zusammengestellten Resul- tate seiner Untersuchungen. Bökay fasst die Resultate in Folgendem zusammen: Wegen der leichten Verderblichkeit des in grösstem Maasse verdaulichen Sesamöles, ist unter den im Handel gebräuchlichen Speiseölen das Olivenöl das werthvollste, an dessen Stelle die drei anderen nicht einmal als Surrogat angenommen werden können. 2. Zoltan Vamossy trug über «Die physiologische Wirkung des Ace- tonchloroforms» vor. Diese Verbindung ist das Condensationsproduct des Acetons und des Chloroforms. Die Ausscheidungsversuche machen es wahrscheinlich, dass der Organismus aus ihr Chloroform ausscheidet. Die Versuche mit Thieren erwiesen, dass die Verbindung in kleiner Menge beruhigt, in grosser einschläfert, in vergiftender Menge aber be- täubend wirkt. Ila. Populäre Vorträge (Naturwissenschaftliche Abendvorlesungen und Vortragscyklen). Im Februar und März 1895 hielt der Prof. am Polytechnikum Franz Wittmann einen Cyklus von 8 Vorträgen aus dem Gebiete der Elektrotechnik. Am 13. December 1895 hielt Dr. Thomas Kosutäny, Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Magyar-Ovär (Ungarisch-Altenburs) einen Vortrag über die Rolle der mineralischen Stoffe, im Leben der Pflanzen. Am 20. December 1895 trug Dr. Rudolf Kövesligethy, Prof. an der Universität zu Budapest, über den letzten Ausbruch des Vesuvs vor. Am 24. Januar 1896 eröffnete Dr. Ferdinand Klug, Professor an der Universität zu Budapest, einen Vortragseyklus über Physiologie der Sinnesorgane. Am 7. Februar 1896 trug Prof. Franz Wittmann über die Röntgen- schen Strahlen vor. Am 26. Februar 1896 sprach Hermann Strauss, Adjunet am Poly- technikum zu Budapest, über Lenard’s und Röntgen’s Entdeckungen. BERICHTE ÜBER DIE THÄTIGKEIT, DEN VERMÖGENSSTAND, DIE PREISAUSSCHREIBUNGEN U. S. FE. DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER KÖN. UNG. NATURWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT. I. Ungarische Akademie der Wissenschaften. 1. Die LV. feierliche Jahresversammlung der Ungarischen Aka- demie der Wissenschaften den 12. Mai 1895 eröffnete der Präsident, Baron Roland Pötvös, mit folgender Ansprache: Geehrte Versammlung ! Am heutigen Tage, welcher nicht bloss ein Festtag, sondern auch der. Tag der Rechnungslegung ist, treten wir mit dem ruhigen Bewusst- sein vor die sich für unsere Wirksamkeit interessirenden Gönner, Freunde und die ganze öffentliche Meinung Ungarns, dass wir unsere Pflicht auch in diesem Jahre treu erfüllt haben. Aber vielleicht genügt dies nicht einmal zur Festfreude. Wir möchten schon einmal die triumphirenden Fanfaren hören, welche den Ruhm der ungarischen Wissenschaft der ganzen Welt verkünden, anstatt dessen wir jedoch höchstens bescheidenere Töne anstimmen dürfen, um nicht in den so gewöhnlich gewordenen Fehler der Selbsttäuschung zu verfallen. Es ist nicht zu leugnen, unsere Nation nimmt in der wissenschaft- lichen Welt noch nicht jenen Platz ein, der ihr vermöge ihrer Bevöl- kerungszahl und ihres politischen Gewichtes unter den anderen Nationen zustehen sollte, und welchen sie auch in Folge ihrer mannigfachen Fä- higkeiten, wenn sie ernstlich eingreifen würde, in kurzer Zeit einnehmen könnte. Ein grosses Hinderniss steht uns hiezu im Wege, eine gewisse Abgeschlossenheit von der internationalen Wissenschaft, inmitten der wir leben und was noch gefährlicher ist, ein gewisses Selbstgefallen in dieser Abgeschlossenheit, die hauptsächlich in unseren Tagen durch die einseitige Auffassung der nationalen Aufgaben in der landläufigen allgemeinen Auf- fassung populär geworden ist. Es giebt keine Nation, welche den Tadel der Fremden stärker empfinden würde, keine Nation, welche stolzer wäre auf ihre Söhne, die 3785 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. vor den Augen der Welt das Banner der Nation flattern liessen, sei es aut dem Gebiete des Kriegsruhmes, sei es auf dem der Wissenschaft oder der Kunst; keine Nation, welche den heisseren Wunsch besässe in die Reihe der ersten sich zu erheben, als unsere Nation, und trotzdem sehen wir in unseren Tagen die Reihe jener sich vermehren, nicht abnehmen, welche die Mittel zu jenem Zwecke aus Abneigung gegen das Fremde lieber zu- rückweisen, und sich lieber in dem sie beglückenden, jedoch zugleich einschläfernden Glauben wiegen, dass es auf der Welt nur eine Sprache giebt, nur eine Litteratur und nur eine Cultur, und dass dies die unga- rische sei und über den Ungarn nur ein berechtigter Richter, der Ungar selbst. ö Diese werden uns gewisslich nicht die Welt erobern. Der stets nur im Spiegel sein eigenes Bild sieht, wird sich wohl schöner machen, aber nicht fähiger zu thatkräftigem Handeln. Derjenige, der sich zum Kampfe, und im Kampfe zum Siege rüstet, muss sämmtliche Waffen seines Gegners kennen lernen und sich bemühen, einen sicheren Stand auf dem Kampfplatz einzunehmen. In der Welt der Wissenschaften ist der Kampfplatz nicht der eines einzigen, sondern aller Nationen gemeinsamer Boden, auf welchem dessen Stimme entscheidet, der diesen mit seinen Schöpfungen zu verschönern im Stande ist. Dieses unser alljährlich wiederkehrendes Fest wird erst dann ein Triumphfest werden, wenn die ganze Welt den Fortschritt der ungarischen Wissenschaft sehen und darin für sich selbst eine Bereicherung er- blicken wird. Diesem erhabenen, idealen und patriotischen Ziele nähern wir uns nur dann, wenn wir einerseits alles, was wir von anderen Nationen lernen können, erlernen und unserem Ideengange entsprechend aufarbeiten ; an- derseits das, was wir selbst hervorbrachten, in angemessener Form an die Öffentlichkeit bringen, es dem Richterstuhle der ganzen Welt unter- breiten. Eine Nation erniedrigt sich nicht, indem sie von einer anderen zu lernen bestrebt ist. Der stolze Franzose weist ohne Erröthen auf die frem- den Meister, die zu gewinnen zur Zeit der Errichtung seiner Akademie ihm vergönnt war, und die Lorbeeren der Deutschen verunziert nicht das Bewusstsein, dass deren Wurzel die von Friedrich dem Grossen nach Berlin berufenen Franzosen gesetzt haben. Wir waren weniger glücklich. In den verflossenen Jahrhunderten gestatteten es uns die Widerwärtigkeiten der Kämpfe nicht, dass wir an. das Ende solcher Anfänge gelangen mochten, und so z. B. durchlief ein Regiomontanus nur der Sternschnuppe gleich unseren wissenschaftlichen Luftraum, ohne dass er diese bleibend zu erleuchten vermocht hätte; in jenen näherliegenden Tagen hingegen, als an unserer Hochschule Fremde lehrten, dieses Lehren, wenn es auch nicht spurlos an unserer Wissen- schaftlichkeit vorübergieng, konnte trotzdem nicht wahrhaft segenbrin- THÄTIGREIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 379 gend sein, da es nicht so sehr dem Wunsche der Nation entsprach, als vielmehr derselben eine Lehre geben sollte. Heute ist es schon zu spät, diese Weise der Verpflanzung der Wissenschaften in unser Vaterland zu benützen; die nationale Empfind- lichkeit ist viel zu gross gewachsen, als dass es möglich wäre, was Richelieu und Friedrich dem Grossen gelungen, zu erreichen; was uns jedoch andere nicht bringen, darum können wir gehen, die Welt steht uns offen und es giebt keine Halle der Wissenschaft, die dem ungarischen Jünglinge verschlossen bliebe. Möchte doch in Vielen die Begierde erwachen und möge Befriedi- gung erlangen, aufzusuchen die Schatzhäuser der Wissenschaft des Aus- landes, um mit dem dort Gesammelten die Wissenschaft ihrer Nation zu, bereichern, und mögen Jene, welche dies nicht thun können, durch Lernen von Sprachen die Gabe erlangen, die Litteratur der allgemeinen Wissen- schaft zu unseren Gunsten ausnützen zu können. Zwar wird derjenige, der Kenntnisse sammelt, mit diesen noch. keine Wissenschaft zustande bringen, und jene Nation wäre mit Gering- schätzung zu behandeln, welche sich auf diese compilatorische Arbeit. beschränkte ; jedoch das Gebäude der Wissenschaft höher bauen und auf den selbsterrichteten Erkern seine eigene Flagge aufhissen wird nur dem gelingen, der auch den Grund und die Pläne des Gebäudes kennt. Wer dieses nicht versteht, der kleistert höchstens eine Lehmhütte, auf dessen verkrümmtem Strohdache die prächtigste Fahne nicht ein Zeichen des Ruhmes, sondern Gegenstand des Spottes wäre. Unsere Nation sei bestrebt der Wissenschaft nicht eine Hütte, sondern einen Palast zu er- bauen. Neben der Einbürgerung der Wissenschaft des Auslandes ist die Entwicklung unserer eigenen Wissenschaft ein nicht weniger wichtiger Factor, als die vorher erwähnte, nämlich die Veröffentlichung unserer’ eigenen Thätigkeit vor dem Auslande. Diese Veröffentlichung soll nicht den Zweck haben, um die erreichten. Resultate in ein günstiges Licht zu stellen, sondern sie soll hauptsächlich dazu dienen, um die wissenschaftliche Thätigkeit, welche zu solchen Re- sultaten führt, wach zu erhalten, da ohne Anerkennung, Anregung und ernste Kritik die besten Arbeiter auf diesem Gebiete erlahmen, sich ihrer, die ihre beste Kraft an die Entwicklung der Wissenschaft setzen, Muth- losigkeit und Gleichgültiskeit bemächtist, nachdem sie eine andere An-! erkennung nicht zu hoffen haben. Ohne Publicität giebt es keinen Fort- schritt in der Wissenschaft. Die bei einigen Völkern des Alterthums als Geheimniss bewahrten Kenntnisse, die in den Klöstern des Mittelalters hinter starken Mauern eingeschlossene Wissenschaft zeigen eher auf das. Bestreben sie zu bewahren, als sie zu fördern. Der. eigentliche Fortschritt in der Wissenschaft nahm seinen Anfang, so wie auf den anderen Feldern der Cultur mit der Erfindung des mäch- 3S0 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. tigen Werkzeuges der Publieität, der Buchdruckerkunst. Wenn ich jedoch von der Presse spreche, so verstehe ich darunter nicht jene Presse, welche die grosse Menge mit Kenntnissen versieht, sie mit Nachrichten unterhält und welche der allgemeinen Meinung Ausdruck gebend oder dieselbe oft- mals erzeugend zu einer auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens gewaltigen Macht erwachsen, nicht die Tagespresse verstehe ich darunter, welche so schnell, als sie selbst arbeitet, diejenigen, denen sie ihre Auf- merksamkeit zuwendet, in die Höhe hebt, oder in den Koth zerrt, sondern jenen vielmals langsamer, jedoch viel sorgsamer arbeitenden, vielleicht schwerfälligen Mechanismus, welcher die wissenschaftlichen Journale und Werke druckt und deren Producte zwar die Menge nicht hascht, welche jedoch als Stufen auf ihrem zur Höhe strebenden Wege die mit Wissen- schaft sich beschäftigende Arbeitergruppe jedes Landes und jedes Zeit- raums mit Freuden begrüsst. Ich erkenne an, dass die Zeitungspresse der Wissenschaft gute Dienste erweist, wenn sie die Aufmerksamkeit der Mense auf dieselbe zieht und hiedurch Freunde und Förderer deren Zwecken gewinnt, dennoch muss ich jeden ernsten Arbeiter an der Wissenschaft davor warnen, dass er niemals seinen Ruhm in den Spalten eines Tageblattes suchen möge, welche schon deshalb oftmals ungerecht gegen ihn sein werden, da ihr Urtheil dem gegenwärtigen Momente gewidmet, von dem schnell wech- selnden, momentanen Interesse dietirt, alles mit Schweigen übergeht, was dem Publicum Interesse und Werth erst die Zukunft verleihen wird. Von den Edison’s berichten die Zeitungen oftmals, während sie von den Faraday’s zu schweigen pflegen, der Mann der Wissenschaft hingegen zollt grössere Verehrung dem, der den Baum gepflanzt und gepflest, als dem, der die reifen Früchte pflückt. Der einzige berechtigte öffentliche Gerichtshof, vor dem der wahre Gelehrte sich für sein Vorgehen zu verantworten hat, ist in den niemals veraltenden Bändereihen der streng wissenschaftlichen Zeitschriften und anderer Publicationen zu finden, in denen die Resultate der Forschungen seit Jahrhunderten registrirt sind und in jedem Falle ist es grösserer Ruhm für den Gelehrten, wenn er in diesen seinen Namen, wenn auch bloss neben ein würdiges Werk setzen kann, als wenn seiner die Tages- blätter in jeder Nummer Erwähnung thun. Der Gelehrte der Jetztzeit ist jedoch neben den Lockungen der Zeitungen auch andern Versuchungen ausgesetzt, die popularisirenden Gesellschaften, die öffentliche Vorlesungen veranstaltenden Vereine, die Ausstellungen und die sich fast alljährlich in jeder grösseren Stadt wie- derholenden Congresse, locken ihn sämmtlich auf einen Weg, der auf einem weniger langen und mühsamen, als der vorher geschilderte, zu einer Art von Pantheon führt. Das Verdienst viel gelernt zu haben entbindet niemanden von seinen gesellschaftlichen Pflichten und deshalb thut auch der gelehrteste Mann THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. >81 wohl und dankeswerth, wenn er von Zeit zu Zeit von seiner wissenschaft- lichen Höhe herabsteigend, mit wohlerwogenem Rathe oder einem passen- den Vortrage der Menge Aufklärung und Genuss verschafft, nur davor hüte er sich, dass er hierin die Befriedigung seiner wissenschaftlichen Ambition finde, da diese leicht zur Begierde nach leichtvergänglichem Ruhme zusammenschrumpft. Unter den Aufgaben der Akademie ist eine, unter den mannigfachen Erscheinungen des geistigen Lebens auszuwählen und zur Publieität zu bringen alle jene Schöpfungen, welche in der Wissenschaft thatsächlich einen Fortschritt verursachten und insoferne diese Publicität vor der ganzen Welt offenbar wird, ist es Aufgabe jeder Akademie, unbeschadet ihres streng nationalen Charakters, ausser der Cultivirung und Verbreitung der Wissenschaft innerhalb ihres eigenen Volkes, die Wissenschaft des eigenen Volkes vor der Aussenwelt zur Geltung zu bringen. Unsere Aka- demie hat sich dieser Pflicht auch bisher nicht entzogen, sie unterstützt manches Unternehmen, dessen Aufgabe es ist unsere wissenschaftliche Thä- tigkeit vor den Richterstuhl der ausländischen Kritik zu stellen. In der Wissenschaft hängt jedoch auch heute noch der Sieg nicht von der Grösse der Heerschaaren, sondern von einzelnen Heroen ab, solcher Heroen be- dürfen wir, damit sie uns Ungarn in der Welt der Wissenschaft ein Reich erobern. Wir treffen Vorbereitungen zur Feier des tausendjährigen Bestan- des Ungarns und werden uns der Welt in dem Glanze der Vergangenheit vorstellen. Ich bin überzeugt, dass die Complimente nicht fehlen werden, begnügen wir uns jedoch nicht mit diesen, und ruhen wir nicht, so lange uns die erossen Nationen nicht in unserem Werktagsgewande als mit hnen in der Lösung der grossen ideellen Aufgaben der Menschheit gleich- berechtigte Faktoren betrachten. Dann feiern wir ein wirkliches Siegesfest ! Ich begrüsse die illustre Versammlung, welche uns durch ihr Er- scheinen auszeichnete und eröffne hiemit die Sitzung. 2. Jahresbericht des Generalsecretärs (oloman v. Szily. Das Jahr 1895 könnte ein bemerkenswerthes Jahr für die unga- rische wissenschaftliche Litteratur werden. Am 30. September dieses Jahres laufen die aus der Stiftung des Directions- und Ehrenmitgliedes der Aka- demie, Andreas Semsey, ausgesetzten Preisausschreibungen ab. Wir können nicht hoffen und erwarteten es auch niemals, dass alle 10 Aufgaben in der ersten Preisfrist gelöst werden würden. Als Ereigniss wird es be- trachtet werden müssen, wenn die ungarische Litteratur um zwei-drei wissenschaftliche Handbücher bereichert werden wird. Seit der Errichtung der Akademie hat sich bezüglich der Vergangenheit und Gegenwart un- seres Vaterlandes, seines Volkes und Landes, dessen natürlichen Verhält- nissen, bezüglich dessen Thier- und Pflanzenwelt ein derartig ausgedehntes 332 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Material gehäuft, dass dessen Bearbeitung von grosser Wirkung auf die Weiterentwicklung unserer Litteratur wäre. — Die Akademie verbrachte auch das verflossene Jahr in emsiger Arbeit, wenn auch nicht in jedem Wissens- bezirke mit gleicher Intensität, mit gleichem Erfolge. In der schön- wissenschaftlichen Abtheilung der I. Classe der Akademie hielten Zoltan beöthy und Karl Vadnay grössere Vorträge, Karl Fiok sprach über die Ausgabe der Rigveda durch Max Müller; ungarisch-sprachwissenschaft- liche Abhandlungen lasen die Mitglieder Sigmund Simonyi, Bernhard Munkacsi und Josef Szinnyei. Von besonders grossem Interesse war der ‘Vortrag von Julius Nagy über die neuentdeckten Theile des Königsberger Fragmentes, das der Zeit nach zweiten ungarischen Sprachdenkmales, welches auf einem Blatte eines lateinischen Codex im Jahre 1863 entdeckt wurde und welches im Ganzen aus neun Zeilen besteht. Bibliotheks- Direetor Schwenke glückte es im März 189% im Einbande des Buches, welches das Fragment beherbergt, fünf Pergamentstreifen zu entdecken, von welchen vier auf beiden Seiten von den dieselbe Hand, wie die des älteren Fragmentes verrathenden Schriftzügen bedeckt sind. Das Mitelied Jul. Nagy verstand es die richtige Zusammenstellung jener Streifen zu finden, durch welche dieselben einen richtigen Sinn erhalten. Hiedurch erhielten die Sprachforscher eine dankbare Aufgabe zur Entwicklung der Kenntnisse über den Zustand unserer Sprache zu jener Zeit, Über elassische Philologie hielten die Mitglieder Johann Üsengeri und Geisa Nemethy und als Gast Prof. Stephan Hegedüs Vorträge in den Sitzungen der ersten Classe der Akademie. Das Mitglied Anton Bartal ist mit der Sammlung des lateinischen Sprachschatzes Ungarns, während der 800 Jahre, in denen die lateinische Sprache als Unterrichts- und Amtssprache des Landes galt, betraut wor- den und ist nun mit der Zusammenstellung eines Wörterbuches der bloss in Ungarn verwendeten lateinischen Ausdrücke beschäftigt. Vorderhand ist der lange Kampf, der zwischen den Anhängern der finnisch-ugrischen und der türkischen Verwandtschaft der ungarischen Sprache entbrannt war, eingestellt. Der Schwerpunkt der Frage hat sich in der neuesten Zeit mehr auf das ethnologische und historische Gebiet verschoben. Dieses Grenzproblem der Sprachwissenschaft und der Geschichte berührte Graf Geisa Kuun in seiner Abhandlung, in welcher er die auf die Ungarn bezüglichen Texte des persischen Sehriftstellers Gurdest aus dem XI. Jahrhundert besprechend, nachweist, dass dieser die Charakteri- sirung der Ungarn aus einer Schrift des neunten Jahrhunderts genom- men habe. Die Reihe der historischen Arbeiten eröffnete Heinrich Marczali mit seiner Abhandlung «Über Universal- und Nationalgeschichte», seinem Antrittsvortrag als corr, Mitglied der Akademie. Ladislaus Fejerpataky legte seine diplomatischen Studien über die Urkunden König Stefan 1I. THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 283 von Ungarn, Ignatz Acsddy «Über die. Leibeigenschaftsverhältnisse zur Zeit des Königs Maximilian und die ungarischen Besitzverhältnisse im XVI. Jahrhundert» vor. Vietor Myskovsky sprach über die Kunstdenkmäler unserer Holzarchitectur und Remigius Dekefi über König Matthias als Reformator des Cistercienser-Ordens in Ungarn. — Auf dem Gebiete der Staatswissenschaften sind die statistischen Arbeiten der Mitglieder Josef Jekelfalussy und Zoltan Rath, welche sie auf Grund der letzten Volks- zählung bezüglich der Intellisenzverhältnisse, sowie der nationalökono- mischen Zustände der Bevölkerung vollendet, zu erwähnen. Mit national- ökonomisch-geschichtlichen Untersuchungen beschäftigten sich die Mit- glieder Alexander von Matlekovics und Bela KHöldes ; der erstere sprach über die Geschichte des ungarischen Staatshaushaltes, der letztere über die Frage der Fideicommisse in Ungarn; Franz Nagy legte den Plan eines ungarischen Seerechtes vor, Ladislaus Hayer die Verfügungen des ungarischen Strafrechtes über das Hausrecht, Alexander Heyedüs über das Prineip der Steuer vom wissenschaftlichen und vom praktischen Standpunkte, Zoltan Rath über das Verhältniss zwischen politischer Ökonomie und Ethik und Jakob Polya über die sociale Frage. Über die Sitzungen der III., d. i. der mathematisch-naturwissen- schaftlichen Classe der Akademie wurde schon oben in den «Sitzungs- berichten» Erwähnung gethan. In der alljährlich abgehaltenen Szechenyi-Feier hielt dieses Jahr das ord. Mitel. Thomas Veesey die Festrede unter dem Titel «Szechenyi und das ungarische Privatrecht». Die Editionen der Akademie betrugen in diesem Jahre 940 Druck- bogen in 59 Schriften. Die grosse Menge der Publicationen der Akademie weist auf den noch immer wenig entwickelten Zustand der ungarischen Litteratur hin, welche die Akademie zwingt, sich mit der Herausgabe soleher Werke zu befassen, welche ohne Unterstützung, im Privatverlag nicht zu Stande kommen könnten. Unter den erschienenen Werken sind die Foleenden zu erwähnen: Ignatz Acsady: «Ungarische Besitzverhält- nisse um die Zeit der Schlacht von Mohäcs», Desid. Osanky: «Historische Geographie Ungarns» II. Band, Josef Hampel: «Die älteren mittelalter- lichen Denkmäler Ungarns», Paul Hunfalvy: «Geschichte der Rumänen», Franz Kazinezy: «Briefwechsel» V. Band, Alfr. Gotthold Meyer: «Der St. Simeon-Silbersarg in Zara», Gr. Stephan Szechenyv: «Zeitungsartikel» II. Band, Jul. Zolnat: «Unsere Sprachdenkmäler bis zur Zeit der Buch- druckerkunst», Stephan Verböezy: «Tripartitum» übersetzt von Alexander Kolozsväri und Clemens Ovdri. Die ungarische Akademie hat im Laufe des verflossenen Jahres folgende grössere Vermächtnisse erhalten: von Moritz Jokai 1000, Primas Vaszarıy 5000, Jul. Forster, Director der Bodencreditanstalt 927,500, Baron Josef Rudics’s Vermächtniss 90,000, Dr. Heinrich Pollak 6000, Anastasius Tomor 10,000, Franz Kovacs 2000, Alexander Vigyazo von Bojar und dessen / 385% MHÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Gattin Baronesse Susanna Podmaniczky auf den Namen ihres frühgeschie- denen Sohnes Alexander 20,000 Gulden. Das Vermögen der Akademie verwaltet seit 25 Jahren mit dankens- werther Sorgfalt die ungarische Bodencreditanstalt. Wenn das Vermögen der Akademie im verflossenen Hellas auch um 140,000 Gulden gewachsen ist, so ist dieselbe mit nichten reich zu nennen, wenn sie mit den Akademien anderer Länder und die ihr gemachten Vermächtnisse mit jenen verglichen werden, welche anderen Akademien zu- kommen. So hat vor einer Reihe von Jahren die Pariser Akademie vom Herzog von Aumale 20 Millionen Franes, die Wiener von einem in Ungarn geborenen Wiener Bürger 1.200,000 Gulden geerbt. Eine lange Reihe nationaler und wissenschaftlicher Aufgaben muss aus pecuniären Rück- sichten von Jahr zu Jahr verschoben werden, und die ordentlichen Mit- glieder der Akademie erhalten nicht die ihnen gesetzlich verbürgten Jahresgehalte, da das Erträgniss des Vermögens hiezu nicht ausreicht. Im verflossenen Jahre hat die Akademie ihre folgenden Mitglieder durch den Tod verloren: Baron Nicolaus Vay, Directionsmitglied seit 1841, starb am 14. Mai; Robert Fröhlich, corr. Mitglied, Oberbibliothekar der Akademie, am 23. Mai; Wilhelm Roscher, auswärtiges Mitglied, am 5. Juni; Josef Hyrtl, auswärtiges Mitglied, am 18. Juli; Hermann von Helmholtz, ausw. Mitel., am 8. September; Nathanael Pringsheim, ausw. Mitgl., 6. October ; Anastasius Tomor, corr. Mitglied, Mathematiker, 9. Oc- tober; Arpad Horvath, eorr. Mitel., Prof. der Diplomatik an der Budapester Universität, 26. Oetober; Sigmund Ormos, corr. Mitgl.. Kunst- und Cul- turhistoriker, 16. November; Ignatz barna, corr. Mitgl., der Übersetzer von Horatius, Vergilius und Juvenalis, am 23. November; Johann Xantus, corr. Mitgl., der Vorstand der ethnologischen Abtheilung des ungarischen Nationalmuseums, am 13. December; Baron Öttokar Schlechta, auswärt. Mitgl., Director der Wiener orientalischen Akademie ; Josef Danko, corr. Mitglied, Canonikus in Pressburg, kirchengeschichtlicher Schriftsteller und Kunstsammler, am 15. Januar 1895; Henry Creswick hawlınson, auswärtiges Mitglied, der Entzifferer persischer und assyrisch-babylonischer Inschriften, am 5. März; Cesare Cantı, auswärt. Mitgl., am 11. März; Johann Fri- valdszky, ord. Mitel., Director der zoologischen Abtheilung des National- museums, am 29. März ; Andreas Domanovszky, corr. Mitgl., philosophischer Schriftsteller, am 18. April. 3. Die Vermögensverhältnisse der Akademie legen die folgenden Daten dar: A) Vermögen der Akademie. Die von der Ungarischen Bodenereditanstalt den 31. December 1894 abgeschlossene Vermögensbilanz weist die folgenden Daten: wo DS [1 &» en THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 385 I. _detivum. . Werthpapiere der Akademie insgesammt .. . Gebäude der Akademie, seine Einrichtung, Bibliothek und Büchervorrathe ee een Ausserhalb der Akademie be- findliche Stiftungen, Fonds und Immobilien 2 mar .. Rückständige Interessen der Stiftungen, Hausmiethe, Vor- schüsse _ _ . Verschiedene Forderungen der Nkadermieriwer. u, ua Im Vorhinein für 1895 be- zahlte Gebühren _. Ausstehende Vorschüsse Hauszinsrückstände __ Ende 1893. 1.214,610 Al. 79 1.000,000 « — ot 217,812 « 3 OT 7A 32,245 « 92 1839 « 98 956 « 65 482 « 88 II. Passivum. . Die von der Akademie ver- walteten verschiedenen Fonds . Verschiedene Forderungen und Miethzins N FOUR . Vermögen der Akademie zu Anfang des Jahres _ __- Vermögenszunahme __ ._ III. Gesammtvermögen der Aka- wm ot demie__ __ 3.329,330 « 31 52,949 « 19 Ende 1893. kr. « « « 2.382,479 fl. 40 kr. Ende 1894. 1.442,219 1. 93 kr. 1.000,000 « — « 155,940 « 60 « 9454 «66 « 1598 « II « Ara 2A 9.332,479 « 40 « 1331 One] Ende 189%. 2.515,616 fl. 18 kr. B) Hinnahmen der Akademie im Jahre 1891. Interessen von Stiftungen und andere Forderungen 11,918 A. 68 kr. Ertrag der Werthpapiere 1 SD Hausmiethe Re ei 39,388 « 64 u Erlös verkaufter Bücher _. _ _ _ u 05, KNOED R — Landessubvention, und zwar: a) Für historische und litterarhistorische Zwecke 15,000 « — « b) Publication von Kunstdenkmälern__ 510) a er Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 25 c) Naturwissenschaftliche Forschungen .__ __ 5000 fl. — kr. d ) Classisch-philologische Zwecke _- _ _— _— 1500 « — « en Bibliorheko 22 BE u RE PATE EL 5000 « — « f) Ersatz für en N DE a Be S500 « — « 6. Neue Stiftungen _ __ a ER AU DE 34,157 « 50 « 7. Baron Rudies’sche ein en 2 ee NEN 9000 DL 8. Kleinere Legate, Oursdifferenzen etc. _ _- — .. 16,995 « 19 « 998,265 fl. 74 kr. C) Ausgaben der Akademie im Jahre 1894. 14 Personalbezuge ni. 0.2. Bun wu a a3 0,22 9. Jahrbuch, Anzeiger, Almanach u. s.f. _. _ _ 4932 «62 « 3. I. Classe und deren Commissionen _ _— — _— — 1461 « 90 « 4. II. « « « « N ER HNATN EN 14,505 « 39 « 2, U0% « « « Be N AIRES TER 6. Taten stützungen von Bücher ditionen RE 3000 « — « 7a. Graf Szechenyi's Werke __ _ _ EI EN NE 1154 « 24 « 7b. Szinnyei: Biographie ungar. Sheila ee 1600 « — « Te Millenntumsaussaber ((Beitras)e a DI II 8. Preise .__ ._. PR ee 12,169 « 60 « 9. Unterstützung Ser: Balance Sean (Budapester Resale) a ee N a 10. Pränumeration auf alt Unser: ed TE NE 1500 « — « 11. Pränumeration auf die «Math. und alunisee Be richte aus Ungarn» _ _ nie ul 1500 « — « 12. Bibliothek und Hendschriftensammlune a! 6lil «33 « 13. Instandhaltung der Gebäude der Akademie_ _. __ 10,834 « 04 « 14. Anwalt, Bureau, vermischte Auseabengapa 5732 «59 « 15. Steuer __ .. EN 123 « 16. Interessen der‘ ererralltethen on NER 1030 « 3 « 17. Unvorhergesehene Aussaben.. RE SLR RL 349 u — « 18. Abschreibungen _ _ a PR IN a — 19. Wandgemälde im Peankesnale (Rate) A N. a D) Voranschlag für 1895. Einnahmen. 1% Interessent dersShttungenn er Bee OT 9. Forderungen _. __ BEIDE STEINE SL, Een NEN 3200 « — « 3. Ertrag der W erbipapiere BEN 1 ENDE —— . & A, ame won Ibmmolilliem —. = = — > 1500 « — « THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 2387 Da use hie EN N Ber OO ORH Ir 6. Erlös für verkaufte Bücher Na Lern sth 10,000 « — « al am des- Sulbvenone VOTE ic Ausgaben. IBBersomalbezues is 12 N ee ar yon 30,965 « — « De Anzeigen, Almanach us ta 5 3. I. Classe und deren Commissionen _ .. _ _ 15,500 « — « A, IE, @ « « « a a ee LI RT 5, 1005 « « « u 16,000 « — « 6. Unterstützung von Bacher iltönsunternehnauingen — 8000 “ — « Gral SZechenyass, Werken me en 2 ng 1500 « — « 8. Szinnyei: «Biographie ungar. Schriftsteller _- _ 1200 « — « Is Breise 2 3° et an NE I LEN 6600 « — « 10. Unterstützung Ad Enden Sem RE A u Be A000 « — « 11. Pränumeration der «Math. und naturwiss. Berichten 1500 « — « 12. Bibliothek und Handschriftensammlung _ _ _ 600 « — « 13. Instandhaltung der Gebäude, Heizung, Beleuch, u Ste ne a a en ir 2 TINO PuS\y/emischtesAussabene ar 5000 « — « 15, Steuer —_ _ EAN ee ne END A — 16. Interessen nach den von der Aleadernie Tenyalteten Nomas_. =. EL ZN 1200 « — « ir ieh erstaltung an En runden EN 3600 « — « 18. Unvorhergesehene Ausgaben... _ _- —- _- _. _. 300 « — « 159,565 fl. — kr. Demnach Vermehrung des Grundeapitals 2235 « — « #. Die Anzahl der Mitelieder der Ungarischen Akademie der Wis- senschaften betrug zu Ende des Jahres 1895 insgesammt 281. Von diesen waren 21 Ehrenmitglieder, 56 ordentliche, 130 corre- spondirende und 74 auswärtige Mitglieder. Auf die einzelnen Classen vertheilen sich die Mitglieder wie folet: Die I. (sprach- und schönwissenschaftliche) Classe zählte 6 Ehren- mitglieder, 11 ordentliche, 31 correspondirende und 24 auswärtige, zu- sammen 72 Mitglieder. Die I. (philosophisch-historische) Classe zählte 8 Ehrenmitglieder, 94 ordentliche, 52 correspondirende und 30 auswärtige, zusammen 114 Mitglieder. Die III. (mathematisch-naturwissenschaftliche) Classe zählte 7 Ehren- mitglieder, 21 ordentliche, 47 correspondirende und 20 auswärtige, zu- sammen 95 Mitglieder. Die Vermögensangelegenheiten verwaltet der Directionsrath der Dr 3855 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, Akademie, welcher statutenmässig aus dem Präsidenten und Vicepräsi- denten, dem Generalsecretär und 24 Mitgliedern besteht. Den Statuten entsprechend beträgt der Status der Akademie: Ehrenmitglieder 24, ordent- liche Mitglieder 60, correspondirende Mitglieder 156. 5. bibliothek. Die Anzahl der geordneten Fächer beträgt 52 und enthält 50,203 Werke. Die Verfertigung des Zettelkataloges wurde im ver- flossenen Jahre fortgesetzt, der Katalog besteht gegenwärtig aus 47,200 Zetteln. Der Fachkatalog besteht aus 94 Bänden. | Die Vermehrung der Bibliothek im Jahre 1894 enthalten die fol- genden Zahlen: Von 204 aus- und inländischen Akademien, wissenschaft- lichen Gesellschaften und Behörden erhielt die Akademie im Tauschwege und als Geschenke 719 Werke, von Privaten 146 Werke, 36 Druckereien sandten als Pflichtexemplare 1062 Druckwerke, die Editionen der Aka- demie betrug 37, durch Kauf wurden erworben 318 Werke. Der Gesammtzuwachs im Jahre 1894 betrug 2282 Werke in 1468 Bänden, 1736 Heften, 133 Programme, S Karten, 44 Zeitungen. Hiezu kommen 168 Zeitschriften. Im Lesesaale der Bibliothek benützten 6709 Leser 10,129 Werke und 100 Handschriften, während 124 Leser 625 Werke zu häuslichem Gebrauche entliehen. 6. Die Preisausschreibungen der Akademie 1895. 1. Preis der Gesammt- Akademie 2000 A. Termin 21. Sept. 1896 auf eine Biographie des Grafen Stephan Szechenyi. 9. 1. Classe. a) Neu ausgeschriebene Preise: Graf Josef Teleki-Preis auf ein Lustspiel mit Ausschliessung der Posse. Preis 100 Dukaten, Termin 30. Sept. 1896. — Franz Koczan-Preis auf ein dramatisches Werk aus der Zeit König Geisa II. oder Bela III. Preis 100 Dukaten, Termin 31. Mai 1896. — Aus der Farkas-Rasko-Stiftung auf ein patriotisches Gedicht. Preis 100 fl., Termin 30. Sept. 1895. — Aus der Jul. Bidlyovszky-Stiftung eine Ode. Preis 400 fl., Termin 30. Sept. 1895. — Aus der Gr. Thomas Nadasdy-Stiftung ein episches Gedicht, dessen Ge- genstand aus der Geschichte, der Sage oder dem Leben der Gegenwart geschöpft sein kann. Preis 100 Dukaten, Termin 30. Sept. 18936. — Für den Peezely' schen Romanpreis concurriren die 1893—94 erschienenen Ro- mane, deren Gegenstand aus der ungarischen Geschichte genommen wurde, in zweiter Linie die aus dem ungarischen gesellschaftlichen Leben geschöpften Romane, b) Wiederholt ausgeschriebene Preise: Für die Josef Telekische Stiftung auf Lustspiele. Preis 100 Dukaten, Termin 30. September 1895. — Graf Kardtsonyi-Preis für 1897: Lustspiele. Preis 200 Dukaten, Termin 30. Sept. 1897. — Für die Franz Koczdn’sche THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 389 Stiftung wird ein dramatisches Werk gewünscht, dessen Gegenstand aus der Zeit König Colomans oder Bela des Blinden zu nehmen ist. Preis 100 Dukaten, Termin 31. Mai 1895. — Gorove-Stiftung. Gegenstand: Ge- schichte der neueren Ästhetik bis auf Kant. Preis 100 Dukaten, Termin 30, September 1896. — Levay-Stiftung. Gegenstand: Alexander Kisfaludi und seine Werke. Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1896. — Mar- ezibanyi-Stiftung. Gegenstand: «Der Einfluss Vörösmarty’s auf die Ent- wicklung der Litteratursprache». Preis 40 Dukaten. Termin 31. Decem- ber 1896. — Graf Karatsonyi-Stiftung. Gegenstand: Ein für das Millenium passendes Festspiel, ein ernstes Drama. Preis 200 Dukaten. Termin 30. September 1895. — Marczibanyt-Stiftung. Gegenstand: «Ungarische Synonymik». Preis SO Dukaten. Termin 31. December 1895. II. Classe. a) Neu ausgeschriebene Preise : Ungarische Kaufmannshalle-Stiftung. Gegenstand: «Der Detailhandel in seinen Beziehungen zur Nationalökonomie und Socialpolitik». Preis 1000 ungarische Franes. Termin 30. September 1897. — Heinrich Levay- Stiftung. Gegenstand: «Einfluss der weltökonomischen Verhältnisse seit 1570 auf die Bodenernte». Preis 500 fl. Termin 30. September 1897. — Heinrich Pollak-Stiftung. Gegenstand: «Aufgabe, Organisation und Methode der Demoeraphie. Preis 750 Gulden. Termin 30. September 1897. — Erste Ungar. Versicherungs-Gesellschaft-Stiftung. Gegenstand: «Die Feldarbeiter- frage in Ungarn». Preis 500 Gulden. Termin 30. Sept. 1896. — Offene Preisbewerbung aus der Gorove-Stiftung. Gegenstand: «Geschichte der un- sarischen Männertracht von der ältesten Zeit bis zum Szatmärer Frieden». Preis 100 Dukaten. Termin 31. December 189. b) Wiederholt ausgeschriebene Preise : Sztrokay-Stiftung. Gegenstand: «Die juridische Natur der Werth- papiere». Preis 100 Dukaten. Termin 30. September 1895. — Erste Ungar. Versicherungs-Gesellschaft-Stiftung. Gegenstand: «Organisation und Stand der Agrarstatistik in den bedeutenden Staaten». Preis 500 Gulden. Termin 30. Sept. 1895. — Ullmann-Stiftung. Gegenstand: «Arbeiterversicherung im Auslande in gesetzgeberischer und socialer Beziehung». Preis 360 Gul- den in Gold. Termin 30. Sept. 1895. — Ungarische Kaufmannshalle. Sze- chenyipreis. Gegenstand: «Nothwendigkeit des Vermittlungshandels». Preis 1000 ungar. Franes. Termin 30. Sept. 1895. — Oltwanyv-Stiftung. Gegen- stand: «Geschichte des Franziskanerordens in Ungarn seit 1526». Preis 500 Gulden. Termin 30. Sept. 1896. — Peezely-Stiftung. Gegenstand: «Ge- schichte der Erzgiesserkunst in einer uugarischen Stadt oder Gegend bis zum Beginn des XIX. Jahrhunderts». Preis 1000 Gulden in Gold. Termin 30. Sept. 1896. — Gorove-Stiftung. Gegenstand: «Geschichte der Moral- philosophie von Bacon bis Herbert Spencer». Preis 100 Dukaten. Termin 30. Sept. 1896. — Christine Lukdes-Stiftung. Gegenstand: «Die kritische 390 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Darstellung der neueren erkenntnisstheoretischen Theorien seit Kant». Preis 1000 Gulden. Termin 30. September 1896. — FPester Vaterländische Sparcassen-Stiftung. Gegenstand: «Geschichte Ungarns von 1301 bis auf den Tod Matthias I.» Preis 5000 Gulden. Termin 30. September 1897. — Christine Lukdes-Stiftung. Gegenstand: «Geschichte des slavonischen Banats». Preis 1000 Gulden. Termin 30. September 1895. III. Olasse. a) Neue Preise: Der grosse akademische Preis (200 Dukaten) und der Marezibanyi- sche Nebenpreis (50 Dukaten) von 1895 wird dem besten der 1889—1895 erschienenen naturwissenschaftlichen Werke zuerkannt. — Christine Lukdes-Preis. Gegenstand: «Über die bilinearen und quadratischen For- men». Preis 1000 Gulden. Termin 30. September 1895. b) Wiederholt ausgeschriebene Preise: Pesier Vaterländische Sparcasse-Preis. Gegenstand: «Einfluss der Ver- kehrsmittel (Land- und Wasserstrassen, Eisenbahnen) auf die verschiedenen Zweige der allgemeinen Ökonomie». Preis 3000 fl. Termin 31. December 1896. Bezsan-Stiftung. Gegenstand: «Eine Monographie der ungarischen Reptilien auf Grund selbstständiger Forschungen». Preis 1200 Gulden in Gold. Termin 30. September 1896. — Levay-Stiftung. Gegenstand: «Es ist die Ertragsfähigkeit des im Forstbetriebe investirten Capitales zu untersuchen und ihr Verhältniss zu der Ertragsfähigkeit anderer landwirthschaftlicher Betriebe darzustellen». Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1895. — Levay-Stiftung. Gegenstand: «Untersuchung der Frage, ob der Klebergehalt des ungarischen Weizens, wie dies mehrfach behauptet wird, thatsächlich in Abnahme begriffen seiv. Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1896. Semsey-Preis. Es wird die Abfassung von zehn in ungarischer Sprache verfassten wissenschaftlichen Handbüchern gewünscht, und zwar: 1. Eine systematische wissenschaftliche ungarische Grammatik. 2. Eine Geschichte der ungarischen Litteratur. 3. Eine Archäologie Ungarns. 4. Geschichte Ungarns von der Besitzergreifung des Landes bis zur Krönung Königs Franz Josefs I. 5. Eine Geographie der Länder der Set. Stephanskrone. 6. Die Volkswirthschaft Ungarns. 7. Geologie der zur Sct. Stephanskrone gehörigen Länder. 8. Wissenschaftliche Beschreibung der Mineralien Un- garns. 9. Flora Ungarns. 10. Fauna Ungarns. Der Preis beträgt für jedes dieser 10 Werke zehntausend Gulden, der Anerkennungspreis beträgt 1500 Gulden aus den Interessen der Stiftung. Termin 30. Sept. 1901. 7. Präsidium und Bureau der Ungarischen Akademie der Wissen- schaften für das Triennium 1895—1898: Präsident: Dr. Roland Baron Hötvös; N Vice-Präsident: Franz Pulszky (inzwischen verstorben); Generalseeretär (beständig): Dr. Coloman von Szly ; Oberbibliothekar (beständig): August Heller. THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 391 I. (sprach- und schönwissenschaftliche) Classe: Präsident: Anton von Zichy ; Seceretär: Dr. Paul Gyulai. II. (philosophisch-historische) Classe: Präsident: Dr. Julius Pauler ; Seceretär: Dr. Emerich Pauer. III. (mathematisch-naturwissenschaftliche) Classe: Präsident: Dr. Karl von Than; Seeretär: Dr. Julius König. Festliche Sitzung 17. Mai 1896. 1. Die diesjährige festliche Sitzung der Ung. Akademie der Wissen- schaften fiel in den Zeitraum der Millenniums-Festlichkeiten ; deshalb hat das Präsidium dieser ausserordentlichen Gelegenheit entsprechend, be- schlossen, diese Sitzung dem Andenken der Könige aus dem Hause Ärpäd zu weihen, und hat das Ehrenmitglied Benjamin von Kallay aufgefordert, die Festrede zu halten. Ewig unvergesslich hat Se. kais. u. apostolisch königl. Majestät dies Fest dadurch gestaltet, dass Er die Bitte der huldigenden Deputation der Ungarischen Akademie der Wissenschaften erhörend, die Sitzung mit seiner allerhöchsten Gegenwart zu beehren geruhte. Als Datum der Festsitzung wurde der 17. Mai, 10 Uhr Vormittags, bestimmt. Der Directionsrath der Ung. Akademie der Wissenschaften erwartete Se. Majestät, welcher einige Minuten vor 10 Uhr in Begleitung der Erzherzoge Josef und Josef August und des Herzogs Philipp von Coburg erschien, in der Säulenhalle des Akademiepalastes. Geführt vom Präsidenten der Akademie, in Begleitung des Direc- tionsrathes, begab sich Se. Majestät in den festlich geschmückten Prunk- saal, wo der Präsident ihn mit folgender Rede begrüsste: Allerhöchster Kaiser und apostolischer König, Unser Allergnädigster Herr! Freudig erregt schlägt unser Herz in diesem Augenblicke, wo Euere Majestät unter uns, den Arbeitern der ungarischen Litteratur und Wissen- schaft, erschienen, und durch diesen neuen Beweis Ihrer Gnade die hehre Aufgabe, welche die Nation uns anvertraut hat, geheilist haben. Die von unseren Vätern ererbte Sprache und Litteratur weiter zu entwickeln, da- mit diese nicht nur in tönenden Worten, sondern auch an Gedanken reicher werden möge, und die Wissenschaft zu pflegen, nicht nur in sklavischer Nachahmung, sondern mit der selbständigen Denkungsart des freien Geistes, das ist unsere Aufeabe. Unsere nationale Ambition ge- stattet uns kein Ausruhen, wir wollen vorwärts streben in einer Reihe mit den Ersten unter jenen Nationen, in deren Nachbarschaft unsere Vorfahren, schon vor tausend Jahren, unseren Staat gegründet haben. «Ungarn war nicht, sondern wird sein», diesen Wahlspruch hat Graf 392 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Stephan Szechenyi in den Grundstein der ungarischen Akademie der Wissenschaften eingemeisselt. Auch heute, wo wir uns zur Feier des tausendjährigen Bestehens unseres Staates, der Vergangenheit erinnern, dürfen wir darauf nicht vergessen; denn wir fühlen es, dass wir trotz dieser tausend Jahre eine junge Nation sind, welche sich nieht mit dem Ruhm ihrer Vergangenheit begnügen kann, welche noch grösseren Ruhm in der Zukunft suchen muss. Wir vertrauen dieser Zukunft, vertrauen auf ihren Ruhm, auch auf dem Gebiete der Wissenschaft und Litteratur; wir sehen es ja im Laufe unserer Geschichte, dass unsere Nation hier im Westen nicht nur sich eine Heimat gegründet, sondern zu jeder Zeit die grossen ausschlag- gebenden Ideen, auf deren Grundlage die Völker Europas tausend Jahre hindurch vorwärts eeschritten sind, verstanden und sie zu den ihrigen gemacht hat, und wissen, dass sie diese gewiss auch heute verstehen wird. Und wir vertrauen auf diese Zukunft, denn so wie wir uns jetzt von neuem begeistern, wenn wir Euere Majestät hier in unserer Mitte sehen, so haben wir es im Laufe der letzten Jahrzehnte an den unsere Litteratur und Kunst fördernden, von Euere Majestät unterstützten Institutionen ge- sehen, dass derjenige seinem König Angenehmes bereitet, der die Cultur seiner Nation bereichert. Der Ungar hat die Winke seines Königs stets mit aufopfernder Bereitwilliekeit befolgt. Wir wollen ihnen auch folgen, und uns dahin bestreben, unserem Könige, unserer Nation durch die Bereicherung unserer Litteratur und durch die Gründlichkeit unserer Wissenschaft neuen Ruhm zu erringen. Genehmigen Buere Majestät für Ihr Erscheinen an diesem Orte un- seren huldigenden Dank, und gestatten Sie, dass ich diese festliche Sitzung eröffne. 2. Jahresbericht des Generalsecretärs Coloman von Szily. Die ungarische Akademie hat im Jahre 1895 zwei festliche, 25 öffent- liche Classen-, 10 Gesammt- und 3 Direetionsrathsitzungen, somit im Ganzen 40 Sitzungen gehalten. Die I. (sprach- und sehönwissenschaftliche) Classe hielt 9 öffentliche und 11 geschlossene Sitzungen, in welchen 13 Mitglieder und 2 Gäste 19 Abhandlungen lasen, von denen sich 5 auf Litteratur und Kunst und 14 auf Sprachwissenschaft bezogen. Besonders hervorzuheben sind die Abhandluneon vom ord. Mitgl. Georg Volf «Über die ersten christlichen Bekehrer nach dem Zeugniss unserer Sprache, Schrift und Geschichte». Das ord. Mitel. Dr. Ignatz Goldziher trug «Über die historische Litteratur der Araber» vor. Das ord. Mitel. Sigmund Simonyi legte »Syntaktische Skizzen» vor, das corr. Mitel. Anton Bartal gab seinen Bericht «Über das mittelalterliche ungarische Latein», das eorr. Mitel. Ignatz Kunos sprach «Über das Volk Kleinasiens und seine Sprache», das ord. Mitgl. Aron zilddy «Über das Königsberger Fragment». : » THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 393 Die II. (philosophisch-sociologisch-historische) Classe hielt S öffent- liche und ebensoviele geschlossene Sitzungen, in welchen 11 Mitglieder und 3 Gäste Vorträge hielten: 2 philosophischen, 8 sociologischen, 4 histo- rischen Inhaltes. Prof. Eugen Posch las «Über die Metaphysik der Zeit», Bernhard Alexander über Brassai’s Abhandlung «Über die wirkliche posi- tive Philosophie». Aus dem Gebiete der Sociologie erwähnen wir die fol- genden Arbeiten: Alexander Plosz, ord. Mitgl., «Der Nichtigkeitsbegriff im Recht»; Ludwig Lang, ord. Mitgl., «Über das Verhältniss der Nationalitäten in Österreich». Aus dem Gebiete der historischen Wissenschaften: Michael Zsilinszky, eorr. Mitel., «Taine als Historiker»; Bischof Siemund Bubics, corr. Mitgl., «Der Mars Hungaricus des Grafen Paul Eszterhäzy»; Gabriel Teglas, eorr. Mitgl., «Der Limes dacieus zwischen dem Kockelfluss und dem Altfluss»; Josef Hampel, ord. Mitgl., «Neuere Studien über die Bronz- zeit». Die III. (mathematisch-naturwissenschaftliche) Classe hielt 9 öffent- liche und 7 geschlossene Sitzungen, in denen 16 Mitglieder und einige Gäste 39 Abhandlungen vorlegten. — Am 24. Juni wurde in der Gesammt- sitzung der Akademie die Schenkung der «Balthasar Elischer’schen Goethe- sammlung» und einer dazu gehörigen Stiftung von 2000 Gulden durch den Neffen des Begründers der Sammlung, Herrn Prof. Dr. Julius Fleischer, angemeldet. Im verflossenen Jahre verlor die Akademie folgende Mitglieder: die ührenmitglieder Franz Kordes (3. August 1895), Anian Jedlik (13. Decem- ber 1895); das ord. Mitglied Gabriel Szarvas (14. Oktober 1894); die cor- respondirenden Mitglieder Ferdinand barna (21. Juli 1895), Anton Pech (19. September 1895), August Karvasy (21. Januar 1896), Stephan Käpolnai Pauer (18. Februar 1896); auswärtige Mitglieder: Arthur Cayley (26. Ja- nuar 1895), Jakob Dana (14. April 1895), Theophil Stier (23. Mai 1895), Rudolf Gneist (22. Juli 1895), Ludwig Pasteur (19. September 1895), Jo- hann Overbeck (8. October 1895). Die Thätiekeit der beständigen Commissionen der Akademie mögen die folgenden Daten ausdrücken: Die sprachwissenschaftliche (Commission übertrug die durch Szarvas’ Tod verwaiste Redaction des «Magyar Nyelvör» (Ungarischer Sprachwart) an Sigmund Stmonyt, die Redaction der Sprach- wissenschaftlichen Mittheilungen ging von Simonyi an Josef Szinnyei über. Die litterarhistorische Commission edirt den Briefwechsel Franz Kazinezy’s, Szinnyei’s ungarisches Schriftstellerlexikon, Bibliothek alter ungarischer Diehter u. s. f£ — Die classisch-philologische Commvssion edirte Demosthenes, Catullus, Propertius, Suetonius, Tacitus’ Dialog. In Vorbereitung ist der II. Band des Thewrewk’schen Festus-Codex. — Die historische Commission entfaltete auch in diesem Jahre eine ausgiebige Thätigkeit: Vom ord. Mitel. Alexander Szildgyi redigirt, erschien der XVIII. Band der Sieben- bürgischen Landtaes-Acten, das ord. Mitglied Wilhelm Fralmoi gab den II. Band der Briefe Matthias Corvinus heraus, welcher dessen politische 39% THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Correspondenz in den Jahren 1479—1490 enthält. Von Fraknoi erschien noch ein Werk: «A magyar kirälyi kegyüri jog Szt. Istvantöl Märia Te- reziaig» (Das Patronatsrecht des Königs von Ungarn von St. Stephan bis auf Maria Theresia). Dr. Arpad Karolyi, ord. Mitgl. gab den II. Band der Ungarischen Landtagsacten heraus u. s. f. — Die archäologische Commission. setzte ihre Arbeiten in der Aufnahme des Domes von Kaschau fort, welche den Gegenstand einer Monographie des Baudenkmals bilden soll. — Die mathematische und maturwissenschaftliche Commission beschloss in ihrer Sitzung vom 20. Januar 1896 die folgenden Untersuchungen unterstützen zu wollen: Für grössere wissenschaftliche Untersuchungen aus dem Ge- biete der Chemie 2000 Gulden, «Naturhistorische Hefte» des Museums 1000 Gulden, Mathemat.-physikalische Gesellschaft als Unterstützung 500 Gulden, Honorare 400, Druckerei 700, Referentengebühr 400, zusam- men 5000 Gulden. 3. A) Vermögen der Akademie am 31. December 1895. I. Activum. Ende 1894 Ende 1895 1. Werthpapiere der Akademie inssesammt 2 Er TAI SIIEN IS 0ER I 2. Gebäude der Akademie, Ein- richtung, Bibliothek __ __ __ 1.000,000 « — « 1.000,000 « — « 3. Äussere Stiftungen, Fonds, Iimmobrlleme 155,940 « 60 « 194,882 « 65 « 4. Rückständige Interessen,Haus- miethie ver Ip INES SIS « 30 « 1193 « — « 5. Verschiedene Forderungen der Akademien a en 76,374 « 09 « 38,615 « 62 « 6. Im Vorhinein für 1896 bezahlte Gebühren" UL NER SR 9454 «66 « 2595 «BD « 7. Ausstehende Vorschüsse __ 1328 « II «u 1723ER 8. Hauszinsrückstände _— EL SIER 361 «Ok « II. Passivunmn. 1. Die von der Akademie ver- waltelen@Rlondsmen ER TE 1 Wil Ikac- 147,275 fl. 48 kr. 2. Verschiedene Forderungen und Miethrinstmte ge 41,557 « 90 « 45,967 « 45 « 3. Vermögen der Akademie zu Anfang des Jahres _ __ __ 2.389479 « 40 « 2.515,616 « 18 « 4. Vermögenszunahme _ __ 133136, 078 « 19,059 « — « THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 39 Ende 1894 Ende 1895 III. Gesammtvermögen der Aka- (llama 200279,919,616 HDLey kr 591531,61o0F1a elek B) Einnahmen der Akademie im Jahre 1895. 1. Interessen von Stiftungen und anderen Forderungen 7258 fl. 04 kr. DRintnaegderä\\erthpapieres sr See 76 2ESEI3E Se -Tausımterheieet un a Veen a el 39,339 « 96 « 4. Erlös verkaufter erhal. SE 2 ONOO RE 5. Landessubvention wie im en a ei 40,000 « — « lmmohilen A NN a rt x 1,3093, Var Griakı 7. Legate und Spenden _ _ 32 117716 20 SIr« S. Einzahlung der Ungarischen Kenechalle A 1585 « 50 « JONeuenStikumgen per ee 5000 « — « 10 Oursdiiterenzema ma. Mann U an nl a a 53856 « 75 « ) Ausgaben der Akademie im Jahre 1895. ]. Personalbezüge _ .. ee Lok 9. Jahrbuch, Anzeiger, bememerdih u n DR I EN A8SSA «15 « Sl Olasserund derensCommissionenB Bar gr 4.1. « « « « BEN ACULE LNAR RER 15,616 « 97 « 5 JU0R « « Kr De- « DR nl a TOTTR Zr ORTE 6. Büchereditions-Commissionen und Unterstützung andezers#Buüchezediwonenn a u 3000 7. Graf Szechenyis Werke _ __ EN WERE. S45 u“ — « 7a. Szinnyei: Ungarische Seihrälttshelllen EN 1920 « — « 7b. Millenniumsausgabe (Beitrag) _ _ _ _ _ 1050 « — « SıRreiser gr = a a EN ey VSSOZEN IH IHIEK 9) ne u denen Secralen (Burda BReowuej)enr 20 N IA 10. Pränumeration auf Me Un sartsche, Berues EN 1500 « — « 11. Pränumeration auf die «Naturwiss. Berichte» _ __ 1500 « — « 12. Bibliothek und Handschriftensammlung _ __ __ 6331 « 34 « 13. Instandhaltung der Gebäude der Akademie _ _ .. 10,314 « 15 « 14. Anwalt, Bureau, vermischte Ausgaben _ __ ._ DIAS « 38 « 15. Steuer _ BAER VOE 16. Interessen der erwalteten one ERS E EN TE 1655 « 40 « 17. Unvorhergesehene Ausgaben ._ 2956 « — « 18. Rückerstattung an das Grundcapital ld imebrunksaalekate)gee. 2 u, Sale, 8 32.003600 396 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. D) Voranschlag für 1896. Einnahmen. 1 mteressen derastıttungenee er 3000 4. — kr 2. Forderungen RS ER RR 330 0er 3. Ertrag der W eier a N N 1 ARE WwaederAlnmopilene 2500 « — « 5. Hausmiethe _ _ _ Ba N Sn EZ. ad 6. Erlös für verkaufte Bucher EINER EN NS IH0O « — u 7. Rückerstattung von Seite der on BB RR EEE) a — &. Wandes-Subventien.ı rm Bea ae AU,DIOO « — « Ausgaben. 1..Bersonalbezusen 2 v2, ae. 7 a men 230,300 ee Imre Almanachnulsgle ee N) A — « IE Olasserundederenn Commissionen er IT A, 05 « « « SB ER RE 39,000 « — « >. DIT % « « « EN WON >. 6. Unterstützung von Büchereditions-Unternehmungen 5000 a — X 7. Grat\Szechenyus Werke... nn nen ar OT a, Sarmayans Bioesaplanem __.. nn u nn 1200 « — « & lerelsis, u. 8 REDEN RT BENDER IO00 « — « 9. Budapesti Snanlle, (Budapier her no) SR RAR OD u“ — « 10. Für ausländische Publicationen über ungarische Bitterapur on WE en a SO Wa 11. Pränumeration auf die «Math. naturw. Berichte» 1500 « — « 12. Bibliothek und Handschriftensammlung _ _ __ HO0O “ — « 13. Instandhaltung der Gebäude, Heizungs, Beleuchtung ed 7400 « — « IL Viermisch ter AuseabenW BR ER SEE 6000 « — « 19:1Steuerten nn Dr non Eee en RED Be Er 13,000 « — « 16. Interessen aus den von der Akademie verwalteten Bondepa way ES ER 9600 « — « IN Bäcker altans an das enaosmantell Me 200 « — « 18. Unvorhergesehene) Auseabenı a vu een Zr 300 ET Er \ 163,565 fl. — kr Vermehrung des Grundcapitals 2235 « — « 4. Die Anzahl der Mitglieder der Ungarischen Akademie der Wissen- schaften betrug zu Ende des Jahres 1896 insgesammt 297. Von diesen waren 21 Ehrenmitglieder, 57 ordentliche, 138 correspondirende Mitglieder. Auf die einzelnen Classen vertheilen sich die Mitglieder wie folgt: Die I. (sprach- und schönwissenschaftliche) Classe zählte 6 Ehren-, THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 397 12 ordentliche, 33 eorrespondirende und 26 auswärtige, zusammen 77 Mit- glieder. Die II. (philosophisch-historische) Classe zählte S Ehren-, 24 or- dentliche, 56 eorrespondirende und 31 auswärtige, zusammen 119 Mit- glieder. Die III. (mathematisch-naturwissenschaftliche) Classe zählte 7 Ehren-, 91 ordentliche, 49 correspondirende und 24 auswärtige, zusammen 101 Mit- glieder. 5. Bibliothek. Die Anzahl der geordneten Fachwissenschaften war 52, die Anzahl der geordneten Werke 53,228. Darunter: Anthropologie 285, Naturwissenschaft 165, Physik 865, Chemie 405, Mathematik 1052, Naturgeschichte 127, Zoologie 487, Bota- nik 412, Mineralogie 508, Mediein, Anatomie, Physiologie 2455. Die Zahl der Bände der Fach-Kataloge beträgt 94. Die Zunahme der Bibliothek im Jahre 1895 weist die folgenden Zahlen auf: ‘ a) Durch Tauschverkehr mit 213 auswärtigen Akademien, auswärtigen und ungarischen Gesellschaften und Mu- men Temahe 1. 4 DREAM NIE MERMe. BRENNER IN RU N. Mena 093 b) ES nee. von 1a en Ba er 13 c) Pfliehtexemplare von 36 Druckereien _ -— — — — -. 1086 a) Eizene Aussaben der Akademie I 2. 21 ©) Deinen Kaum ER u a ine) Summe der gesammten an im De 1895. _ 9947 Werke, d. i. 1380 Bände, 1778 Hefte, 165 Schulprogramme, 27 Zeitungen und 1 Atlas. Hiezu kommen 168 ausländische und ungarische Zeitschriften. Im Lesesaal der Bibliothek benützten im Jahre 1895 7724 Personen 11,628 Werke, während 135 Personen 633 Werke entliehen. Zusammen benützten demnach 7859 Personen 12,261 Werke. 6. Die Preisausschreibungen der Akademie 1896. Preis der Gesammt- Akademie für eine Biographie des Grafen Stephan Szechenyi (wiederholt). ]. Olasse. a) Neue Preise: Graf Josef Teleki-Stiftung. Gegenstand: Tragödien. Versform gefor- dert. Preis 100 Dukaten. Termin 30. September 1897. — Franz Koezan- Stiftung. Gegenstand: Dramatisches Werk aus der Zeit der Könige Eime- rich, Andreas II. oder Bela IV. (Tragödie, Lustspiel, Mittelgattung.) Preis 100 Dukaten. Termin 31. Mai 1897. — Farkas-Rasko-Stiftung. Gegenstand: Patriotisches Gedicht (Hymne, Ode, Elegie, Ballade, poetische Erzählung, Lehrgedicht oder Satire). Preis 100 Gulden. Termin 30. September 1896. — Christine Lukdes-Preis. Gegenstand: Geschichte der ungarischen Ilyrischen 395 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Poesie bis 1867. Preis 1000 Gulden. Termin 30. September 1898. — Mar- czibanyi-Stiftung. Gegenstand: Ein Werk über die historischen Verände- rungen in der ungarischen Wortfolge. Preis 40 Dukaten. Termin 30. Sep- tember 1897. — Christine Lukdes-Stiftnang. Gegenstand: Ein Werk über die türkischen Elemente der ungarischen Sprache. Preis 1000 Gulden. Termin 30. September 1899. b) Wiederholt ausgeschriebene Preise: Graf Josef Teleki-Preis. Gegenstand: Lustspiele (mit Ausschluss von Schwänken). Preis 100 Dukaten. Termin 19. März 1897. — Koczan-Stiftung. Gegenstand: Dramatisches Werk (Tragödie, Lustspiel, Schauspiel), Stoff aus der Zeit der Könige Geisa Il. oder Bela III. Preis 100 Dukaten. Ter- min 31. Mai 1896. — Graf Kardtsony-Preis. Gegenstand: Lustspiele. Preis 9300 Dukaten. Termin 30. September 1897. — Gorove-Stiftung. Gegenstand: Geschichte der Ästhetik bis Kant. Preis 100 Dukaten. Termin 30. Sep- tember 1896. — Levay-Stiftung. Gegenstand: Alexander Kisfaludy und seine Werke. Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1896. — Marezt- banyi-Stiftung. Gegenstand: Vörösmarty’s Einfluss auf die Entwiekelung der Litteratursprache. Preis 40 Dukaten. Termin 31. December 1896. — Gr. Thomas Nädasdy-Stiftung. Gegenstand: Erzählende Dichtung. Preis 100 Dukaten. Termin 30. September 1896. II. Classe. a) Neue Preise: Brody-Preis. Gegenstand: Publieistisches Werk (Buch, Flugschrift, Studie, Artikelserie). Preis 3000 Gulden. Preisvertheilung : Festsitzung der Akademie 1897. — Dora-Stiftung, Gegenstand: Geschichte des Handels einer unserer bedeutenden Städte vom Szatmärer Frieden bis 1867. Preis 100 Dukaten. Termin 30. September 1897. — Erste Ungarische Versiche- rungs-Gesellschaft-Stiftung. Gegenstand : Gesetze der Vertheilung des Ein- kommens. Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1897. — Ungarische Commercialbank-Stiftung auf ein 1892—1896 in ungarischer Sprache in Druck erschienenes Werk über eine auf das wirthschaftliche Leben oder auf die Finanzgebarung bezügliche praktisch-wichtige Frage. Preis 1000 Gulden. Termin: Ende 1896. Pester Erste Vaterländische Sparcassa-Stiftung. Gegenstand: Geschichte der ungarischen Verfassung von den ältesten Zeiten bis 1848. Preis 3000 Gulden. Termin 30. September 1900. — Levay- Preis. Offene Preisausschreibung. Gegenstand: Biographie und Charakter- darstellung Johann Hunyadi’s. Preis 500 Gulden. Termin für Programm und Musterabschnitt 31. December 1896. — Gorove-Stiftung. Gegenstand: Auf Grund der Quellen kritische Darstellung der Systeme der englischen Mo- ralisten des XVII. und XVII. Jahrhunderts. Preis 100 Dukaten. Termin 30. September 1899. — Bezsan-Stiftung. Gegenstand: Geschichte der Bau- kunst in Ungarn zur Zeit der Ärpäden, auf Grund der vorhandenen Denk- mäler. Preis 1900 Gulden in Gold. Termin 31. December 1898. — Ale- THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 399 xander Viyydzo-Stiftung. Gegenstand: Es ist zu entwickeln, wann und inwiefern die goldene Bulle von 1222 zu einem Grundgesetze des unga- rischen öffentlichen Rechts wurde. Preis 600 fl. Termin 30. Nov. 1897. — Sztrokay-Stiftung. 100 Dukaten für ein Werk aus der Rechts- und Staats- wissenschaft, das in den Jahren 1896 und 1897 erschienen ist. — Feezely- Stiftung. Gegenstand: Geschichte der königlichen Kanzlei auf Grund herausgegebener und nicht herausgegebener Quellen. Preis 1000 Gulden (Gold). Termin 30. September 1898. b) Wiederholt ausgeschriebene Preise : Ungarische Kaufmannshalle-Stiftung. Gegenstand: Über die verschie- denen Zweige des Detailhandels im Wettstreit mit den Consumvereinen. Preis 1000 ungarische Franes. Termin 30. September 1897. — Levay- Stiftung. Gegenstand: Der Einfluss der allgemeinen weltwirthschaftlichen Verhältnisse in den Siebziger Jahren auf den Bodenertrag. Preis 500 Gul- den. Termin 30. September 1897. — Heinrich Pollak-Stiftung. Gegenstand: Aufgabe, Organisation und Methode der Demographie vom Standpunkte der staatlichen und socialen Fragen. Preis 750 Gulden. Termin 30. Sep- tember 1897. — Oltvanyi-Stiftung. Gegenstand: Geschichte des Franzis- kanerordens in Ungarn bis 1526. Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1896. — Peezely-Stiftung. Gegenstand: Geschichte der Erzgiesserkunst einer bedeutenderen ungarischen Stadt bis zu Anfang des XIX. Jahr- hunderts. Preis 1000 Gulden (Gold). Termin 30. September 1896. — Gorove- Stiftung. Gegenstand: Geschichte der englischen Moralphilosophie von Bacon bis Herbert Spencer. Preis 100 Dukaten. Termin 30. Sept. 1896. — Christine Lukdes-Stiftung. Gegenstand: Kritische Würdigung der neueren erkenntnisstheoretischen Theorien von Kant an. Preis 1000 Gulden. Ter- min 30. September 1896. — Pester Vaterländische Sparcassa Fdy-Stiftung. Gegenstand: Geschichte Ungarns von 1301 bis König Matthias I. Tod. Preis 5000 Gulden. Termin 30. September 1897. III. Olasse. a) Neue Preise: Akademischer grosser Preis (200 Dukaten) und Marczibanyi-Neben- preis (50 Dukaten) für die beste Arbeit auf dem Gebiete der mathematischen Arbeiten aus dem Zeitraum 1890—1896. — Wahrmann-Stiftung: 1000 fl. als Preis für denjenigen, der im Zeitraume von 1891—1896 auf dem Gebiete der Industrie, sei es durch wissenschaftliche oder praktische Resultate Verdienste erworben. — Julius Forster-Stiftung : 1500 Gulden für eine Er- findung oder Entdeckung aus den Jahren 1894—1S96 zur Förderung der vaterländischen Agrieultur. Termin 31. December 1896. — Levay-Stiftung. Gegenstand: Verhältniss zwischen dem Ertrag des Forstbetriebes und der . anderen Bodenculturen in Ungarn. Preis 1000 Gulden. Termin 30. Sep- tember 1898. — Vitez-Stiftung. Gegenstand: Bearbeitung einer kleineren Thiergruppe Ungarns auf Grund selbständiger Untersuchungen. 400 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. b) Wiederholte Preisausschreibungen : Christine Lukdes-Stiftung. Gegenstand: Abhandlung, ausgehend von den linearen Substitutionen, die bilinearen und quadratischen Formen be- handelnd. Preis 1000 Gulden. Termin 30. September 1896. — Pester Vater- ländische Spareassa-Fdy-Stiftung. Gegenstand: Die Einwirkung der Commu- nicationsmittel auf die verschiedenen Zweige der allgemeinen Ökonomie. Preis 3000 Gulden. Termin 31. Dec. 1896. — bezsän-Preis. Gegenstand: Monographie der Reptilien Ungarns. Preis 1200 Gulden in Gold. Termin 30. September 1896. — Leray-Stiftung. Gegenstand: Klebergehalt des un- garischen Weizens. Preis 500 Gulden. Termin 30. September 1896. — Der Semsey-Preis für 10 Werke, deren Inhalt sich auf die Sprache und Litteratur, die Geographie und Geschichte, die Volkswirthschaft, die Geologie und Mineralogie, die Flora und Fauna Ungarns bezieht, welcher für diese Dekade wissenschaftlicher Werke die Summe von einhundertmal tausend Gulden aussetzt, wurde auch in diesem Jahre von neuem ver- kündist. S. Das Präsidium und Bureau der Akademie wies gegen das Vor- jahr keine Veränderung aut. Die Goethe-Sammlung. (Ein Bestandtheil der Akademie-Bibliothek). Bericht des Oberbibliothekars Prof. August Heller. Das Andenken der Grossen des menschlichen Geschlechtes wird nicht nur von derjenigen Nation, welcher sie angehören, treu bewahrt, sondern die ganze gebildete Menschheit nimmt Theil daran. Die Früchte der geistigen Arbeiten eines Galilei, Faraday oder Helmholtz geniessen wir alle, welehe Mitglieder desjenigen Theiles der Menschheit sind, der theilnimmt an der Entwiekelung einer Jahrtausende alten Cultur. Die Kunst ist von der nationalen Färbung nicht so unabhängig, wie die Wis- senschaft; und unter den Künsten ist es ohne Zweifel die Dichtkunst, in welcher der in der Sprache und der ganzen Denkunssart sich offenbarende nationale Genius, am allermeisten seinen Ausdruck findet. Deshalb aber erhebt sich zwischen den grossen Gestalten der Dichtkunst und unserer Sprache und nationalen Eigenart keine unübersteigbare Schranke. Die Sonne Homers giesst ihre Strahlen auch über unsere Welt; und wenn das Jahr- tausende alte Ideal der Dichtung seine Wirkung auf den menschlichen Geist bis zum heutigen Tage nicht verloren hat, um wie viel grösser muss die Wirkung derjenigen Dichtungen sein, von deren Entstehen uns nicht die fremdartige Denkungsart so vieler Jahrhunderte trennt. Neben den am Himmel der Dichtung strahlenden Gestirnen eines Dante und Shakespeare könnte man kaum als drittes einen Namen von THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 401 solchem Glanze finden, als den Goethe’s. Eine mit mächtigen geistigen Gaben ausgestattete Persönlichkeit, seine äussere Erscheinung ein Apollo, übt Goethe auf seine Umgebung eine dämonische Anziehung aus. Seine Freunde vergöttern ihn, auf das weibliche Geschlecht übt er bis in sein spätes Alter eine bezaubernde Wirkung. Vornehm und unabhängig, bietet ihm seine Stellung in der Gesellschaft Gelegenheit und Zeit mit den Ausgezeichnetsten seiner Zeitgenossen zu verkehren; in seiner Jugend erhält sein phantastischer Charakter und seine leidenschaftliche Natur sein Herz und seine ausschweifende Phantasie in fortwährender Erregung. So ist sein Leben eine Kette von interessanten Ereignissen, welche ihm Stoff und Anstoss zu den meisten und den grössten seiner poetischen Schöpfungen lieferten. Denn nur so können wir die Wirkung eines Werthers auf seine Zeitgenossen verstehen, welche mit beispielloser Gewalt, wie eine grosse Erschütterung, die Schranken der nationalen Eigenthümlichkeiten und Unterschiede niederreissend, sich von Volk zu Volk verbreitete. Der Dichter hatte aus seinem eigenen Leben geschöpft, beschrieb das Kämpfen seiner eigenen Seele, und hat in diesem, wie in vielen seiner späteren Werke, gleichsam um die Schlacken seiner Seele abzustreifen, seine eigenen Mängel gebeichtet, und auf diese Weise für die Verirrungen seines Her- zens poetisch gebüsst; deshalb ist es ihm gelungen seinen aus Wahrheit und Diehtung gewobenen Gestalten ewiges Leben zu verleihen. Eine Misnon und Margarethe wird neben Beatrice's und Julia’s Gestalt leben, solange auf Erden ein Herz schlägt, welches für das Schöne und das, in des Wortes edelster Bedeutung genommene Menschliche Gefühl hat. Jene grosse Wirkung, welche Goethe nicht nur auf seine Zeit- genossen ausgeübt hat, sondern auch nach seinem Tode, nunmehr schon sieben Jahrzehnte hindurch noch ungeschwächt ausübt, findet ihren Aus- druck darin, dass vornehme Schriftstelller sich das Studium und das Erklären seiner Werke zur Aufeabe gemacht haben, so dass eine, heute schon kaum mehr übersehbare, von Tag zu Tag zunehmende Litteratur in allen Sprachen der Welt sich mit seinen dichterischen Gestaltungen und den einzelnen Thatsachen seines Lebens beschäftigt. Mit einem Worte, was wir unter dem Namen «Goethe» verstehen, bedeutet ein Problem, mit dessen Ergründung sich einzelne Gelehrte, und eigens zu diesem Zwecke gegründete Gesellschaften, eifrig beschäftigen. Im März des vergangenen Jahres, beinahe an demselben Tage, an welchem vor dreiundsechzig Jahren der sich nach «mehr Licht» sehnende Diehter für immer die Augen schloss, schied in Budapest Balthasar Flischer aus der Reihe der Lebenden, zu seiner Zeit einer der hervor- ragendsten Sachwalter von Budapest, wurde er durch viele auszeichnende Aufträge von Seite der Behörden und Fachgenossen geehrt; er hatte sich jedoch schon seit Jahren von seiner Thätigkeit zurückgezogen, um ein Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 26 402 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, begeistertes und bekanntes Mitglied der auf der ganzen Welt verbreiteten Goethe-Gemeinde zu werden. In seiner Jugend war er als «Jurat» in den Jahren vor 1848 bei den Pressburger Landtagen zugegen, von wo er zur Vervollkommnung seiner Studien an die Leipziger Universität ging. Aus der Zeit seines Leipziger Aufenthaltes, als er von seinen Freunden Hirzel und Wiegand unterstützt, anfing die sich auf seinen Lieblingsdichter beziehenden Bücher und Bilder zu sammeln, leitet die Rlischer'sche Goethe-Sammlune ihren Ursprung her, deren Vermehrung und Pflege bis zu seinem Tode seine Lieblingsbeschäftigung blieb. Seine ausgebreiteten Bekanntschaften ver- setzten ihn in die Lage, zu einer Zeit, als die meisten auf Goethe bezüg- lichen Dinge noch im Privatbesitz waren, eine ansehnliche Goethe-Samm- lung zustande zu bringen. Als richtiger, leidenschaftlicher Sammler war er im Stande für eine einzelne seltene Ausgabe oder ein Bild, für ein Manuscript oder eine Reliquie eine ansehnliche Summe zu opfern. Solche Gegenstände sind dies, deren Werth seither stark gestiegen ist. Dieser so sehr werthvolle Litteraturschatz, welchen betreffend man fürchten musste, dass er für eine grosse Summe vom Auslande erworben werden würde, da doch jährlich viel so manche weniger werthvolle Bücher- und Kunstsammlungen dorthin, wo man solche Gegenstände viel besser zu schätzen weiss, gerathen — diese werthvolle Sammlung ist in unserer Heimath geblieben; die ungarische Akademie ist in ihren Besitz gelangt. Es ist nicht nothwendig, dass ich es bei. dieser Gelegenheti aus- einandersetze, auf welche Weise diese Sammlung zum Eigenthume der Akademie geworden ist, davon hat sich die Akademie in der Sitzung vom 24. Juni des v. Jahres Kenntniss verschafft. Meine jetzige Aufgabe ist es, darüber Bericht zu erstatten, was seit der Übernahme geschehen ist, wie sie untergebracht wurde und wie weit das Ordnen, die Aufstellung und das Katalogisiren gediehen ist. Der, im Palaste der Akademie gegen die Akademiegasse gelegene Ecksaal führt nun den Namen «Goethe-Zimmer». Darin ist aufbewahrt, was Balthasar Elischer ein langes Leben hindurch -mit seltener Begeiste- rung, Ausdauer und, was besonders hervorzuheben ist, mit seltener Fach- kenntniss, gesammelt hat. Ein sorgfältiges Studium der Sammlung zeigt, welch’ ein ausgezeichneter Kenner der Goethe-Litteratur Elischer gewesen. Wir haben das Goethe-Zimmer seiner Bestimmung entsprechend eingerichtet. Die drei Bücherkästen und der Doppel-Schaukasten sind zur Aufnahme von Büchern, Handschriften, Bildern und der kleineren Gegen- stände bestimmt. Die grossen Bilder, welche in bequemen Mappen unter- gebracht sind, liegen auf einem, eigens zu diesem Zwecke construirten Tische zur Betrachtung auf. Ein Schreibtisch steht für diejenigen bereit, die in der Sammlung Studien obliegen wollen. Die Wände schmücken kleinere, auf Goethe bezügliche Bilder und kleine Gypsfiguren. Eine, in einer schön drapirten Nische befindliche Trippel’sche Goethe-Büste erinnert THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 403 den Besucher daran, wessen Geist diese Räume durchweht. An der einen Wand befindet sich ein wohlgetroffenes Ölbild des Gründers der Samm- lung, welches ein Werk des Professors Ballö ist. Als Professor Dr. Julius Elischer die von seinem Onkel ererbte Goethe-Sammlung der Akademie übergeben hatte, wurden die specifischen Goethe-Reliquien von dieser Schenkung ausgenommen, jedoch gab er das Versprechen, dass er, bei Vorbehalt des Eigenthumsrechtes, diese Gegen- stände in der Sammlung unterbringen werde. Er hat sein Versprechen gehalten, und so sind diese, auf das grosse Publiecum eine besondere An- ziehung ausübenden Gegenstände ebenfalls in der Sammlung unter- gebracht. Die Akademie hat zur Benützung der Besucher einen Katalog verfertigen lassen, der auch in deutscher Sprache erschienen ist. Bevor ich zur Ordnung der Sammlung schritt, wurde ich von der Bibliotheks-Commission nach Frankfurt und Weimar gesandt, um dort die im Frankfurter Goethe-Hause, im Weimarer Goethe-National-Museum, sowie im Schiller-Goethe-Archive befindlichen, auf Goethe Bezug habenden Sammlungen zu studiren. Wie es voraussichtlich war, unterscheiden sich diese drei Sammlungen wesentlich von der unserigen, womit jedoch durchaus nicht gesagt sein will, dass ich aus der Besichtigung jener Sammlungen für die Ordnung der unserigen keinen Gewinn gehabt hätte. Sowohl in Frankfurt, "als auch in Weimar bilden Reliquien und Hand- schriften die Hauptbestandtheile der Sammlung. Das Weimarer Goethe- Museum enthält eine für einen privaten Besitzer sehr ansehnliche Samm- lung von Kupferstichen und Mineralien, auf welche der Dichter im Laufe seines langen Lebens über 20,000 Dukaten verwendete. Die neben seinem Schlafzimmer untergebrachte Bibliothek ist eine eigenartige, ausserordent- lich interessante Büchersammlung. Nachdem ich die in zwei Kästen untergebrachten physikalischen Instrumente mit Interesse durchmustert hatte, musste ich darüber staunen, dass man den Physiker Goethe nur aus seinen Schriften kennt und diese charakteristischen Gegenstände seiner physikalischen Bestrebungen ganz ausser Acht lässt. Im Vergleiche mit diesen ausländischen Sammlungen weist die Goethe-Sammlung unserer Akademie einen ganz verschiedenen Charakter auf. Ihr Hauptbestandtheil ist die nahezu vollständig umfassende Bücher- sammlung der Goethe-Litteratur, und die auf einige Hunderte sich be- ziffernde, auf Goethe, den Weimarer Musenhof und seine ganze Um- gebung Bezug habende Bildersammlung — sowie die höchst interessante Autographen-Sammlung. Die Goethe-Sammlung bildet eine ganz eigenthümliche, ausser- ordentlich interessante Erweiterung unserer Bibliothek. Sie ist dem An- ‚denken eines grossen Geistes gewidmet, der wohl nicht der unsere war, ‚der aber als strahlendes Gestirn auf dem Himmel der Diehtkunst seine 26* 404 THÄTIGKEIT DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. befruchtenden Strahlen auch über die Litteratur unseres Vaterlandes ausge- breitet hat. Zum Schlusse sei es mir noch gestattet, Herrn Professor Dr. Julius Elischer meinen innigsten Dank auszusprechen, der — nachdem er die Sammlung seines Oheims sozusagen seit seiner Kindheit gekannt hatte — mit gütiger Bereitwilligkeit die Katalogisirung und Ordnung der Hand- schriften und Porträts besorgte, wodurch er die grosse Arbeit des Ordnens der Sammlung für mich wesentlich erleichterte.* II. Königliche Ungarische Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Jahresversammlung am 23. Janwar 1895. 1. Präsident Coloman von Szily eröffnete die 55. Jahresversammlung der Gesellschaft mit einem Blicke auf das Gebahren und den jetzigen Stand derselben. Gewissenhafte und geschickte Beamte vollführen ihre Geschäfte. Die von ihr inaugurirten Unternehmungen, wie z. B. die Büchereditionsunternehmung, ahmten andere Vereine nach. Die Gesell- schaft begann mit grossen volksthümlichen Vorträgen, und Vortragseyelen, die ebenfalls allenthalben Nachahmung fanden. Eine Reihe von Aufgaben wären noch in dieser Richtung zu lösen. Die Herstellung eines grossen Saales für 7—800 Hörer für Vorträge und Kenntnissverbreitende Schau- stellungen, eine Anstalt ähnlich der Berliner Urania. Doch für alles dies muss der Boden erst langsam vorbereitet werden. 9. Prof. Dr. Vincenz Wartha, erster Secretär, legt seinen Bericht über die Thätigkeit der Gesellschaft im verflossenen Jahre vor. Nachdem er für das Vertrauen der Mitglieder, die ihn vor einem Jahre mit der geistigen Leitung der Gesellschaft betraut haben, seinen Dank abgestattet, gibt er seinen Ansichten Ausdruck über den vornehmsten und ersten Beruf der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft: die Popularisirung der Naturwissenschaft. Zu seinem eigentlichen Berichte übergehend, erwähnt er die Er- nennung des einen unserer Vicepräsidenten, des Barons Roland Kötvös, zum königlich ungarischen Cultus- und Unterriehtsminister. Unter den wiehtigeren Angelegenheiten, welche der dirigirende Ausschuss erledigte, sind die folgenden zu erwähnen: Die Gesellschaft unterstützt die «Che- miai folysirat» (Chemisches Journal) jährlich mit 1500 Gulden. Die zoolo- gische Section beschäftigte sich mit der entomologischen Terminologie und der Einrichtung zoologischer Stationen. Eine Commission berieth die Ge- schäftsordnung der Sectionen der Gesellschaft. An der Millenniums- * Der Katalog der Sammlung ist in ungarischer und deutscher : SU Au 5 = Den Sprache erschienen. Die Sammlung ist jeden Montag, Mittwoch und Freitag Vormittag von 10—12 Uhr dem Publieum geöffnet. THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. 405 ausstellung beschloss die Gesellschaft mit einer ungarische Spezialitäten in sich begreifenden botanischen, zoologischen und mineralogischen Sammlung theilzunehmen. — Der Secretär meldet ferner die Wohnungsveränderung der Gesellschaft. Im neuen Hause sollen einige Apparate und Sammlun- gen den Besuchern der Bibliothek zur Verfügung stehen. Den Bemühun- gen der Gesellschaft ist es gelungen, dass in einigen Gartenanlagen der Stadt die Bäume und Sträucher mit Namentafeln versehen werden, dass die in der Quelle des Lukasbades befindlichen Wasserrosen vor der Ver- nichtung geschützt werden. Schliesslich gelang es die Erlaubniss zum Botanisiren und Sammeln von Thieren in sonst reservirten städtischen Gebieten und auf Bahndammböschungen zu erwirken. Im Laufe des Jahres hielt Prof. Dr. Carl Laufenauer einen Vor- tragseyclus «Über die Welt des Nervenlebens». An den «naturwissenschaft- lichen Abenden» hielt Dr. Alexander Schmidt, Prof. am Polytechnicum, zwei Vorträge unter dem Titel «Bilder aus dem Bergwerksleben». Dr. Josef Nuricsan, Culturchemiker, hielt zwei Vorträge «Über die Rolle der Chemie in der Justizpflege». Die Fachseetionen der Gesellschaft entfalteten eine lebhafte Thätig- keit. Die zoologische Section veranstaltete einen Ausflug nach Fiume, in ihren Sitzungen wurden 19, in der chemisch-mineralogischen Section 19, in der physiologischen 24, in der botanischen 29, zusammen 91 Sitzungen abgehalten. Die litterarische Thätiskeit der Gesellschaft spiegelt sich in ihren Editionen. Das Organ der Gesellschaft, die Monatsschrift «Naturwissen- schaftliches Journal», bildet im Jahre 1894 einen Band von 42 Bogen, während die «Ergänzungshefte» dazu 15'/a Bogen umfassen. Ausserdem erschien als Ausgabe der Gesellschaft: Daday «Entomologische Termino- logie», Petrovics «Die Anpflanzung von Sandweinreben», Hegyfoky «Die Richtung des Windes», De (andolle «Die Heimat unserer Culturpflanzen» und Reclus «Das Leben des Baches». Magoesy-Dietz stellte eine 85 litho- graphirte Bogen umfassende Arbeit: «Vorarbeiten für eine botanische Terminologie» zusammen. Die Naturwissenschaftliche Gesellschaft unterstützt das ornitholo- gische Organ «Aquila» mit jährlich 500 Gulden durch 10 Jahre hindurch. Aus der Landesunterstützung für die naturwissenschaftliche Erfor- schung des Landes wurden die folgenden Gelehrten mit der Ausführung von Arbeiten betraut: Raoul France «Über die Craspedomanadinen» (200 Gulden), Dr. Eugen Vangel «Monographie der Süsswasser-Moosthiere» (Reise- und Sammlungskosten 400 Gulden), Julius Pungur «Naturgeschichte der ungarischen Heuschrecken». Unter den im verflossenen Jahre verstorbenen Mitgliedern erwähnen wir an erster Stelle ein Mitglied, das stets mit lebhafter Aufmerksamkeit die Thätigkeit der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft verfolgte und seit 1876 ihr gründendes Mitglied war: Ludwig Kossuth. Der dirigirende Aus- 406 THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. schuss verlor eines seiner ältesten Mitglieder: Dr. Josef Szabo, den in der wissenschaftlichen Welt wohlbekannten Geologen. Seit 1848 Mitglied der Gesellschaft, von 1855 bis 1861 erster Secretär, 1872 Vicepräsident, stets ein eifriges Mitglied der Gesellschaft, starb er am 10. April 1894. — Ru- dolf Somogyt, Professor am reform, Gymnasium zu Budapest, Physiker, seit 1860 Mitglied, von 1863—1875 Ausschussmitglied und Bibliothekar der Gesellschaft. Ferner verlor die Gesellschaft Johann Aantus, den die dieselbe als Auszeichnung zu ihrem lebenslänglichen Mitgliede gewählt hatte. Unter den geschiedenen auswärtigen Mitgliedern sind als Ehrenmitglied Josef Ayrtl und das correspondirende Mitglied Hermann Helmholtz zu erwähnen. Seit der letzten Generalversammlung wählte die Gesellschaft 498 neue ordentliche Mitglieder, 90 Mitglieder gingen mit Tod ab, so beträgt die Zahl der Mitglieder gegenwärtig 7736, unter welchen 212 gründende und 168 Damen-Mitglieder sind. 3. Der Cassier Stefan Lengyel las seinen Bericht vor, dem wir fol- gende Daten entnehmen: Im verflossenen Jahre musste die Gesellschaft ihr Local wechseln, die Übersiedlung, besonders ihrer Bibliothek, ver- ursachte bedeutende Kosten. Nichtsdestoweniger ist das finanzielle Ergeb- niss des vergangenen Jahres ein günstiges zu nennen. Das Grundcapital wuchs im verflossenen Jahre um 2960 Gulden, so dass dieses 110,080 Gul- den 73 kr. beträgt. Das Budget der Gesellschaft nahm 37,070 Gulden 94 kr. Einnahmen an, während esin Wirklichkeit 39,681 Gulden 33 kr. war. Aus Mitgliedertaxen flossen ein 23,041 Gulden, d. i. 97°/o der gesammten Mitglieder kamen ihrer Mitgliederpflicht nach. Die Übersiedelung der Gesellschaft in ihr neues Local verursachte beträchtliche Kosten. Das Organ der Gesellschaft nahm um 600 fl. mehr in Anspruch, als im Voranschlag aufgenommen war, die Bibliothek über- schritt ebenfalls um 500 fl. den Voranschlag. Trotzdem blieb die Gesammt- ausgabe um 811 fl. 65 kr. hinter dem Voranschlag zurück, so dass an Stelle des vorausgesehenen Überschusses ein wirklicher Überschuss von 3627 fl. erzielt wurde, daher um 3422 fl. mehr, als vorangenommen wor- den war. Die Ausgaben der Gesellschaft betrugen für die Editionen derselben und für die Bibliothek 83°/, während 17°o für die Verwaltung ausgegeben wurden. Die Rechnung des Fonds für die naturwissenschaftliche Exploration des Landes schloss mit der Summe von 4412 fl. 1 kr. ab, wovon auf die staatliche Subvention 3332 fl. 93 kr., auf die Rubrik der Torfeommission 378 fl. 65 kr. entfallen. Das Büchereditions-Unternehmen IV—VI. Cyclus trug zur Ver- grösserung des Grundcapitals der Gesellschaft 446 fl. 94 kr. bei, so dass das Capital dieses Unternehmens gegenwärtig 11,403 fl. 49 kr. beträgt. Der Rest des VII—VIII. Cycelus beträgt 1165 fl. 45 kr. THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. #07 Der Chemiker-Fond beträgt gegenwärtig 2100 fl. Der Trefort- Denkmal-Fond 5000 fl. 70 kr. Cassabestand zu Ende des Jahres 1894. I. Stammcapital. a) Pinnahmen. Baargeld: Saldosvomg-Jjahrestsya rar 3053 A2Tkr: Stiktungen, egatere, va rn 670 « — « BineelostenObheationenDeer ZEIT TANK Convertirte Werthpapiere -— _. _. . ._ — 2000 « — « Stiftung des Betriebseapitals - - - _- — _ 1740 « — « Sirktumesder Buüchereditionesp a rs nn AA6 «Ik « 8761 fi. 76 kr. Werthpapiere: Übertracs vom Jahnzent393 BO GekauftenWerthpapiere en 5850 « — «u 106,950 fl. — kr. Obligationen: Überiracsyom jahres ron b) Ausgaben. Baargeld: Ankauf von Werthpapieren _ _ _ _ ._ _ 3716 fl. 03 kr. lrajamonaes- Nachlass 100 « — « Fürtrag auf 1895: a) Rechnung der Gesellschaft _ _ _ — _ 28338 « 35 « b) Ungar. Bodenereditanstalt _ _ _ _ — 107 « 38 « 8761 fl. 76 kr. Werthpapiere: Nusoelosba an u a N a une 2202000 ke Bürtrae; mas 1s9a 0 me 2 2 0 2272 108,I50. 0, 106,950 fl. — kr. Einseloster Obliaationen 21 ra ET ES00 Ne Blüntracstur lego 915 « — « 9985 fl. — kr. Stand des Stammcapitals Emde 1894. Baarseldets as ya a 2 102838 Verthpapierer a. Lee a 2 TO IEO FE ec Obkeationenm an ae ec Forderung an die Ung. Creditanstalt _ _ 107 « 38 « Summe _ .. 110,080 fl. 73 kr. 408 THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. II. Betriebscapital. Finnahmen. Saldovpro 1893 2 222 a en AD Diplomtaxen. Der Ba SO «u — « Mitsliederberträge a rn Den a2 21 3A iNückständieesBeinrages m, 2 2 mer 1131 « — « VorbezahltenBemrage 0.2.0 2 ner VerkauktesBublicationene 2 ee 5165 « 57 « DIV orsea HB an ne nn La EL ee DO ELO Or Interesseng&ouponsu a 5089 « 16 « Ausgaben. Auf das Journal der Gesellschat _ _ __ ala, 9) kan: Bopulaze, Vorlesungen 7 een 3858 «26 « IBibliochelgnr NE Ne N IH IS KEG Herstellungskosten der Diplome EN AN 3LIT u 30ER Nleimerer Drucksoriene ee 616 « — « BureausKosten ar le ee 946 «4 « IMtethizinisten el a ee a Or Mobellnunds&eräthens se Bere 749 « 75 « Beheizung und Beleuchtung _ _ _ - _- _ 506 « 64 « Bosikostemsen. Su wall) a Na I a 576 « 49 « Diverse Ausgaben 1 a0 un 2 ln 367 « 28 « Bersonalbezugeta en nage a nene 6176 « 14 « Dienerbezüse_ __ _ EI N RE LAS A — X Ausseror denkst Ausbaben REEL en 9993 « 81 « Überschreibung auf das Stamme a EU > Saldopros1S gm, ı 2 nn nen la De N 3697 « Ak « 39,681 fl. 33 kr. III. Naturwissenschaftliche Durchforschung des Landes. a) Finnahmen. Landessubvention: SalldlovorWBlS 9 3 RE 095er Bulbvenitioniinl 8 97m 4000 « — « Privatsubvention Rest von 1893 az 700 A. 43 kr. MortkeommıesTton. 681 « 15 « THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. 409 b) Ausgaben. Sehriftstellerhonorar, Forschungen _ ._. — ._. 1685 fl. — kr. | ZKeiehimunoenwlanelmnr mem en 699 « SI « Druck undeßewisionskosten2 02 ID CHI Math. naturw. Berichte, Subvention _ _ __. SD ai « Ornitholog. Centrum EN VEOR EN m ne SU — KG Saldoppromlsgp ne ven 3332 « 93 « US il, au Ike IV. Büchereditions- Unternehmen. a) Finnahmen. 18V VAR yıclus a rl ee 545 fl. 79 kr. VL. Cyelus: Saldonlsgsr m a EL ER 494 1. 24 kr. Telmesbetagiee und Erlös - von Büchern Ba) 340 «8 « VIII. Cyclus: Sald'os-l89 3 Ester A a 996 A. 58 kr. Jahresbeiträge __ __ ENTE SRH ER NI R ERESMOELE DOT Unterstützung der Ak adeniie ER SEEN. . 3000 « — « Einbandeeldewins me Su sa ae m 956 « 60 « b) Ausgaben. IV—VI. Cyelus: Functionärhonorare __ _ Ba BR A 178 fl. 85 kı. Zum Stammeapital ge schlagen ER ANNE 446 «IA « SaldoHUrE1S IHR a Er Nee. EN E 20T IK VII. Cyclus: une on arhonor a 50 fl. 30 kr. SaldosiinalS9HB3 nERE RS et 714 « SI « VIII. Cyelus: Schriasuelleanemomm - m = = m = m _ a ik 50 Ian Keichnunsen „Stiche, afelne Pr mar IOTEEEHDSEK Dirmeksomen, Bot ı. m — en nn Bao c Diruekkosteni Tan Ve 1 N es let 9714 « 37 « Buneıronanrhonorare TOVEKCHSTER« Diener ee ea Ar Ne N a « IBuchihundergniBsn Ber a Le a EENNERR S0O0 « — « Saldoßtunl8 De 1 au ll DR an mn 430 «56 « 410 THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. V. Ohemischer Fond. a) Einnahmen. Baarsela ir pne. a Re N Eee 380 fl. 50 kr. Werthpapiere 1.2. ee an: RO) a A Obligationen ner me LE er 0 a 2180 fl. 50 kr. b) Ausgaben. CireulareWDrucksornten 76 fl. 15 kr. 'Bost Beilagen Ha PO Eee 13 «2 « Saldo pro 1895: a) Baarzeld 1.22 a 190 « 93 « by NVerthpapiere. un ag 1200 « — « RObhaationen. en ee en 700 « — « 3180 fl. 50 kr. VI. Bilanz. a) Finnahmen. Stammeapttal 1893 2 Par E22 I SCIEHSE Sr Zinsen des Stammeapttals _ 11,576 « 34 « Einnahmen des Betriebscapitals _- _ _. _. 34760 « 39 « Staatssubventionga ee 4000 « — « BuchereditrouslSy a Pre TTS IT TR Chemischer Fond 189&__ RN EIN EN 2180 « 50 « Rreiort-Denkmal-Bonde 72770727777 77.:777775550007 Gr b) Ausgaben. Stammeapital leg en NZ Solorran Betriebscapital 1894 | In Ba 36,053 « 89 « Nattwiasen schaftliche. Tandesaitfnahie, a 6064 « 94 « Bucherediwone es nn Eee 833 «11 « ChemuscherRond re 3I «57 « Sparkasseneinlaser a ae ee 16,500 « 70 « Bodenereditanstal Ar 7727 106 PDT ERGEISRE Baarseld und Obleationen So ER KR VII Der gesammte Vermögensstand. Stammcapital in Baarem, Werthpapieren und Obligationen _ .. ee. 22 TOOSOFTETZT IKT Fürtrag des Bee ee 3627 « 4 u Gesammtes Vermögen Badh 1894. ler ker. THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. 411 4. Dem Bibliotheksberichte des Bibliothekars Prof. August Heller entnehmen wir die folgenden Stellen: Geehrte Generalversammlung ! Wie bei jeder Sammlung, so ist bei einer Bibliothek von erösster Bedeutung, in welcher Weise deren einzelne Bestandtheile untergebracht sind. Die Bibliothek der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft war Jahr- zehnte hindurch in einem ganz und gar ungenügenden Locale unter- gebracht, in welchem die Unterbringung der Bücher nur vermittelst der äussersten Raumausnützung möglich war. In diesem Jahre geschah die Übersiedelung in ein geräumigeres Local, wo sie viel zweckmässiger unter- gebracht werden konnte. Den Bestand der Bibliothek zu Ende des Jahres 1894 ergeben die folgenden Zahlen: Die Gesammtzahl der in 17 Fächern enthaltenen Werke betrug 9414, die Vermehrung machte 196 Werke aus. — Die Vertheilung der einzelnen Werke nach Fächern folgt aus den folgenden Zahlen: An- thropologie 337, Philosophie und Geschichte der Wissenschaft 944, Che- mie 466, Astronomie und Meteorologie 422, Geographie und Reisebeschrei- bungen 702, Landwirthschaftslehre 396, Zoologie 563, Botanik 466, Mineralogie und Geologie 435, Medizin 1676, Physiologie und Anatomie 335, Physik 832, Encyclopädien 208, Zeitschriften 309, Gesellschaftsausgaben 322, Varia 479, Hungarica 522 Werke. Die Bücherzahl ist auf 19,206 Bände, Hefte ete. zu setzen. Im verflossenen Jahre lagen im Lesezimmer 110 Zeitschriften auf. Unter diesen waren ungarische 54, deutsche 43, französische 9 und englische 4. Die Gesellschaft stand im verflossenen Jahre mit 201, hauptsächlich ausländischen wissenschaftlichen Gesellschaften und Institutionen im Tauschverkehr ihrer Publieationen. Darunter sind heimische 97, öster- reichische 23, deutsche 57, schweizerische 7, beleische 4, holländische 2, russische 9, englische 5, französische 10, schwedisch-norwegische 5, 1ta- lienische 11, nordamerikanische 3l, südamerikanische 8, australische 2. Den Schriftentausch ging neuestens die Gesellschaft mit der «Faculte de sciences de Marseille» ein. Die hauptstädtischen Mitglieder nahmen die Bibliothek in 988 Fällen in Anspruch. Den Lesesaal besuchten 495 Personen. Eine grössere Bücherschenkung gelangte in diesem Jahre an die Gesellschaft, durch die Überlassung der ca. 400 Werke über Naturwissen- schaft, Reisebeschreibungen in sich fassende Ignaz Ghiczy'schen Bibliotheks- abtheilung durch den Ausschuss des Abgeordnetenhauses, welchem die Ghiczy'sche Bibliothek als Vermächtniss zugefallen war. — Die Gesellschaft verwendete im Jahre 1894 auf ihre Bibliothek 2698 fl. 38 kr. Und nun, nachdem ich hiemit meinen 20. Bericht über die Biblio- thek der Königlich Ungarischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ab- gelegt habe, sei es mir gestattet diesmal von meiner Person einige 412 THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. Worte zu sagen. Vor einigen Monaten zum Director der Bibliothek der Ungarischen Akademie erwählt, lastet nun die Sorge um eine vielmals grössere Bibliothek auf mir und ich fühle mich gezwungen von dieser Stelle zu scheiden, das Amt niederzuleeen, welches mir an dieser Stelle vor eben 20 Jahren von der Generalversammlung der Naturwissenschaft- lichen Gesellschaft anvertraut worden. Damals übernahm ich einen unge- ordneten Bücherhaufen von 3408 Werken, nachdem mich die Gesellschaft 7-mal mit ihrer ehrenden Wahl ausgezeichnet, lasse ich eine wohlgeord- nete, nicht grosse, doch gewählte, mehr als viermal so grosse Bibliothek zurück. Dass mir dies möglich war, verdanke ich in erster Reihe der zu- vorkommenden Bereitwilliskeit, mit welcher die leitenden Personen der Gesellschaft stets auf meine Intentionen eingingen und bereit waren mit bedeutenden Geldopfern den Werth ihrer Bibliothek zu heben. In zweiter Reihe ist dieser Erfolg jedoch dem stets wachsenden Ansehen der Natur- wissenschaftlichen Gesellschaft zu verdanken, in Folge welcher zahlreiche angesehene wissenschaftliche Institutionen den Schriftentausch mit unserer Gesellschaft eingingen. Als ich die Bibliothek übernahm, befand sich die Gesellschaft mit 56 wissenschaftlichen Gesellschaften im Schriftentausch, während gegenwärtig 201 wissenschaftliche Institutionen denselben pflegen. Die Bibliothek der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ist mir stets am Herzen gelegen und wird niemals ihr Interesse für mich verlieren. Und nun, ehe ich diesen Platz verlasse, bitte ich die geehrten Mitglieder, dass sie mich für die Zukunft in freundlicher Erinnerung behalten mögen. 5. Der Seeretär verliest hierauf die Berichte der zur Revision der Jahresrechnung und der Bibliothek vom Ausschuss ausgesendeten Com- missionen. Dieselben werden billigend zur Kenntniss genommen. Das Mitglied Abraham Lederer beantragte die Anerkennung für das Bureau der Gesellschaft und den protocollarischen Dank der Gesellschaft dem scheidenden Bibliothekar Prof. August Heller. Wird angenommen. 6. Der Secretär legt die neu ausgearbeitete Geschäftsordnung für die Sectionen der Gesellschaft vor, welche aus den folgenden Punkten besteht: 1. Die Sectionen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft haben den Zweck den Fachgenossen Gelegenheit zu bieten, eigene Beobachtungen oder Untersuchungen zur Kenntniss ihrer Fachgenossen zu bringen, über dieselben oder über irgendwelche wissenschaftliche und in das Fach schla- gende Fragen den Meinungsaustausch unter den Fachgenossen zu ermög- lichen. 2. Zu diesem Zwecke werden von Seiten der gebildeten chemisch- mineralogischen, zoologischen, botanischen und physiologischen Section Sitzungen abgehalten. 2. Die Sectionen halten in der Regel, mit Aus- nahme der Ferienzeit der Gesellschaft, allmonatlich eine Sitzung. 4. Das Organ der Sectionen bildet das Journal der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft. 5. Die Seetionen können nach Aussen mit wissenschaftlichen Corporationen oder Behörden nur im Wege des Ausschusses der Natur- wissenschaftlichen Gesellschaft verkehren. 6. Die eventuell gewünschte THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. 413 Änderung in der Gebahrung der Sectionen wird, nach Anhörung der Meinung des Ausschusses, durch die Generalversammlung bewerkstelligt. 7. Die Mitglieder der Sectionen sind ordentliche und ausserordentliche, ausserdem können Gäste an den Sitzungen theilnehmen. 8. Ordentliche Mitglieder sind solche Mitglieder der Gesellschaft, welche sich in dieser Eigenschaft beim Präsidenten oder Schriftführer der Section anmelden. 9. Ausserordentliche Mitglieder sind die Mitglieder anderer Sectionen, die an den Sitzungen einer Section theilnehmen wollen. 10. Die ordentlichen Mitglieder haben actives und passives Stimmrecht, können Vorträge hal- ten, Anträge stellen, an der Discussion theilnehmen. 11. Die Beamten der Seetionen sind: der Präsident, Vicepräsident und der Schriftführer. 12. Die Seetionen haben von ihren Verhandlungen Protocoll zu führen, welches dem Ausschusse der Gesellschaft vorzulegen ist. 7. Preisausschreibungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft.* a) Bugdat-Preis: 300 9. Termin 31. October 1896. Es wird die Discussion der Aggregatsformen der Körper von dem Standpunkte jener Auffassung verlangt, welche sich aus dem continuirlichen Übergange der Aggregations- formen in einander im Laufe der letzten Jahrzehnte herausgebildet hat. — b) Öffentliche Preisbewerbung auf botanische Untersuchungen. Zur Verfügung stehende Summe 1000 fl. — ce) Margo-Preis: 100 fl. für die beste zwischen 1892—1895 im Journale der Gesellschaft erschienene zoologische Abhandlung. S. Bureau und Ausschuss der Königl. Ungarischen Naturwissen- schaftlichen Gesellschaft für das Jahr 1895. Präsident: Coloman von Szıly. Vicepräsident: Baron Roland Eötvös und Andreas HAoöyyes. Erster Seeretär: Vincenz Wartha. Zweiter Seeretär: Josef Paszlavszky und Ladislaus Üsopey Jusschuss- Mitglieder : Für Zoologie: Cornel CUhyzer, Geza Entz, Johann Frivaldszky, Otto Herman, Geza Horvath, Theodor Margo. Für Botanik: Albert Bedö, Vincenz Borbas, Ludwig Jurdnyi, Julius Klein, Alexander Magocsy-Dietz, Moritz Staub. Für Mineralogie und Chemie: Bela Inkey, Josef Krenner, Ludwig Loczy, Julius Petho, Alexander Schmidt, Andreas Semsey. Für Chemie: Josef Fodor, Ludwig Jlosvay, Alexander Kaleesinszky, Bela v. Lengyel, Stefan Schenek, Karl v. Than. Für Physiologie: Stefan Osapodi, Ferdinand Kluy, Carl Laufenauer, Geza v. Mihalkovies, Otto Pertik, Ludwig Thanhoffer. Für Physik: Geza Bartoniek, Isidor Fröhlich, August Heller, Nikolaus v. Konkoly, Alois Schuller, Franz Wittmann. * Die Preisarbeiten müssen, wo nicht das Gegentheil bemerkt ist, in ungarischer Sprache abgefasst sein. 41% THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. Jahresversammlung am 22. Januwar 1896. 1. Präsident Coloman von Szily eröffnet die Sitzung mit einem Hin- weis auf die bevorstehende Millenniumsausstellung, auf welcher auch die Naturwissenschaftliche Gesellschaft ihre bescheidene, aber ernste Arbeit zur öffentlichen Besichtigung bringen wird. 9. Prof. Dr. Vincenz Wartha, erster Secretär, liest seinen Bericht über die Thätigkeit der Gesellschaft im verflossenen Jahre. Vor Allem hebt er hervor, dass die Naturwissenschaftliche Gesellschaft mit kargen Mitteln ihrem edlen Berufe zu entsprechen sucht, denn karg sind die Mittel zu nennen, welche die Gesellschaft zur Verfügung hat, um ihre Mitglieder in dem Verlangen nach naturwissenschaftlicher Lecture und naturwissen- schaftlichen, mit Versuchen reich illustrirten Vorträgen zu befriedigen und diese Mittel werden ausschliesslich aus den Beiträgen der Mitglieder hergeschafft. Die Regierung unterstützt die Gesellschaft durch eine kleine Subvention, welche auf die naturwissenschaftliche Erforschung des Landes verwendet wird. Nach diesen Verhältnissen muss man auch die Resultate der Gesellschaft messen, Das Herausgeben kostspieliger Tafelwerke oder das Anstellen kostspieliger Experimental-Untersuchungen kann sie nicht veranlassen. Trotzdem hat sie auch in diesem Jahre schöne Resultate auf- gewiesen. Der Vorlesende beruft sich auf einen Brief Otto Herman’s, in welchem dieser die Gleicheültiekeit der Presse gegenüber den Lebens- erscheinungen der Gesellschaft tadelt, da doch die Presse ein wichtiger Factor ist, in dem Aufrechterhalten des allgemeinen Interesses. Der dirieirende Ausschuss hat im verflossenen Jahre die folgenden wichtigeren Angelegenheiten erledigt: Der röm.-kath. Pfarrer von Türkeve, Jakob Hegyfoky, schlug vor, auf der Schlagendorfer Spitze der Hohen Tätra ein Höhenobservatorium zu errichten und hat zu diesem Behufe die Summe von 500 fl. beigetragen. Der Ausschuss hat diesen Antrag zu dem seinigen gemacht und zur Leitung dieser Angelegenheit eine Com- mission entsendet. Die Schlagendorfer Spitze scheint für eine derartige Warte besonders gut situirt; die absolute Höhe beträgt 2473 Meter, die relative Höhe über dem Thale des Popräd-Flusses 2000 Meter, während z. B. die 3106 Meter absolut hoch liegende Sonnbliekwarte blos 1700 Meter über der Umgegend liest. Die Unterstützung des Unternehmens wollen die Naturwissenschaftliche Gesellschaft, sowie die Akademie der Wissen- schaften übernehmen. Ausserdem hoffen wir, dass das Zipser Comitat, als an erster Stelle am Zustandekommen des ÖObservatoriums ebenfalls in- teressirt, beisteuern werde. Die zweite wichtige Angelegenheit, mit welcher sieh der Ausschuss der Gesellschaft beschäftigte, war die Betheiligung an der Millenniums-Ausstellung. Im Vorjahre in seiner Sitzung vom 24. April votirte derselbe 2000 fl. für diesen Zweck und verfügte, dass von dieser Summe die eine Hälfte zur Herstellung der zoologisch-biologischen Grup- pen, die andere Hälfte zur Ausstellung der Editionen der Werke, sowie THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. 415 für Transport und andere Ausgaben verwendet werden sollen. Unter den zur Ausstellung bestimmten Editionen nimmt der Catalog der ungarischen Fauna eine hervorragende Stelle ein, welcher für eine dereinstig zu ver- fassende Fauna von Ungarn ein unentbehrliches Hülfsmittel abgeben wird. Mit Dank ist das an den Ausschuss gerichtete Schreiben unseres verehrten Ausschussmitgliedes Theodor Margo, zu erwähnen, in dem er die im Jahre 1892, bei Gelegenheit der 50-jährigen Feier des Bestandes der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft gemachte Stiftung von 500 Gul- den, gelegentlich der Jahreswende seiner 50-jährigen Mitgliedschaft auf 1000 Gulden erhöhte. Die Interessen dieser Summe sollen zur besonderen Honorirung der in den Editionen erschienenen besten zoologischen Ab- handlung verwendet werden. Im verflossenen Jahre hielt Prof. Dr. Franz Wittmann einen Cyelus von Vorträgen über Electrotechnik. — An den naturwissenschaftlichen Abenden hielten Vorträge Prof. Dr. Thomas Kosutany über den Nährwerth mineralogischer Stoffe für die Pflanzen, Prof. Rud.- Kövesligethy über den letzten Ausbruch des Vesuvs. Die Fachseetionen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ent- falteten im verflossenen Jahre eine lebhafte Thätigkeit. Die zoologische Section hielt 24, die chemisch-mineralogische 26, die physiologische 20, die botanische 23 Vorträge. x Am 9. Februar des vergangenen Jahres hielt die zoologische Section eine Gedächtnissfeier für Samuel Henichel, den jung dahingeschiedenen Gelehrten, in welcher die Wirksamkeit und seine Bedeutung für die Wis- senschaft gewürdigt wurde. Die Gedächtnissrede hielt Otto Herman, nach welcher Dr. Julius Madardsz die von Henichel auf Neu-Guinea gesam- melten höchst werthvollen Gegenstände vorwies. Von Seite der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft wurden aus der Landessubvention im Jahre 1895 die folgenden Gelehrten mit der Aus- führung von Untersuchungen betraut: Desiderius Angyal, Professor an der Hortieultur-Schule, mit der Abfassung eines Werkes «Über die Cultur der amerikanischen Weinrebe» (500 Gulden); Alfred Richter, Gymnasialprofessor, mit einer Schrift «Über die Anatomie von ca. 100 Baumgattungen». Ho- norar 200 Gulden und 300 Gulden für die Ausführung der nothwendigen Beilagen : Holzquerschnitte ete. — Zur Herausgabe wurde die Arbeit Rudolf Kohaut's «Über die Libellen Ungarns» angenommen welche auch thatsäch- lich erschienen ist. Im Verlage der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft erschienen im verflossenen Jahre die folgenden Druckwerke: Termeszet- tudomänyi Közlöny (Naturwissenschaftliche Mittheilungen) und Pötfüzetek (Ergänzuneshefte) ; Graber: Die Bewegungsorgane der Thiere; Roiti: Ele- mente der Physik, 2 Bände; Jablonowski: Krankheiten und Feinde der ‚Weinrebe ; Grittner: Kohlenanalysen ; Jlosvay: Chemische und physika- lische Untersuchung der Luft in der Büdös-Höhle zu Torja. Die chemische 416 THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GRSELLSCHAFT. Zeitschrift hinzugerechnet, hat die Naturwissenschaftliche Gesellschaft im verflossenen Jahre 204 Druckbogen herausgegeben. Die Naturwissenschaftliche Gesellschaft hat im verflossenen Jahre die folgenden hervorragenden Mitglieder verloren: Johann Frivaldszky, Zoologe, der 43 Jahre ordentliches und 92 Jahre Ausschussmitglied der Gesellschaft war. Ferner verloren wir zwei Mitglieder, die seit Beginn der Gesellschaft deren Mitglieder waren: Anianus Jedlik und Josef Irinyt, die beiden letzten, die an der Gründung unserer Gesellschaft am 28. Mai 1841 theilgenommen haben. Jedlik war ein langjähriger eifriger Arbeiter auf dem Gebiete der experimentellen Physik. /rinyi ist der Erfinder des Phosphorzündhölzchens, welches er als Hörer des Wiener Polytechnikums erfand. Diese so zweck- mässige Erfindung, welche z. B. in Frankreich als Monopol 35 Millionen in die Staatskassen bringt, verschaffte /rinyi keinerlei Art materiellen Gewinnstes. — Es starben ferner der Zoologe Dr. Bartsch, der eine Mono- graphie über die Rotatorien Ungarns verfasste und der Botaniker, Prof. an der Veterinärakademie, Dr. Coloman Üzakö. — Unter den verstorbenen auswärtigen Mitgliedern ist vor Allem Thomas Huxley zu nennen. 3. Der Cassier Stefan Lengyel legte seinen Bericht vor, dem wir die folgenden Daten entnehmen: Das Grundeapital nahm im verflossenen Jahre um 4959 Gulden 66 kr. zu, so dass es zu Ende des Jahres in Werth- papieren, Baargeld und Obligationen 114,353 fl. 39 kr. betrug. Das Betriebscapital nahm 2037 fl. SI kr. mehr ein, als im Voran- schlage vorgesehen war, während es um 447 fü. SO kr. weniger ausgab. Der Überschuss des Betriebscapitals mit 2815 fl. 91 kr. wird auf das künftige Jahr übertragen. Hingegen schloss das Budget des Fondes für naturwissenschaftliche Explorationen des Landes mit einem Defieit von 717 fl. 73 kr., was sich durch die Fülle von Arbeiten, welche bedeutende Druckkosten verursachen, genügend erklärt. Die gesammte Einnahme belief sieh im verflossenen Jahre auf 217,994 fl. SS kr., die Gesammtausgabe auf 91,169 fl. 76 kr., so dass 126,825 fl. 12 kr. bleibt. Cassabestand der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Ende des Jahres 1895. Einnahmen. Übertras Wr I SR ERNST > ler Einnahmen des Stammeapitals _ _ _ _ 37,123 « Ab « « «& "Bevriebseapitalse WIESE IST CEST « « Explorationsfondes _ _- — 4560 « — « « « Büchereditions-Unternehmens._ 10,679 « 2 [BLEI SS) « « Chemischen Fondes DENE 377 «Aa THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. #17 Ausgaben. Ausgaben des Stammeapitals _ _ _ ._. .. 33470 fl. 70 kr. « « Betriebscaptals _ I... 34,999 « 34 « « GIS loraLonstondes Pen a0 « « Büchereditions-Unternehmens._ 10,509 « 64 « « « Chemischen Fondes _ _- ._- - 3338 « 9A « Die Gelder der Gesellschaft sind in folgender Weise angelegt: Bodencreditanstalt 106,472 fl. 55 kr., Sparkassen 16,500 fi. 70 kr., Obli- sationen 2950 A., Baargeld 901 fl. S4 kr. %. Dem Bibliotheksberichte des Bibliothekars Prof. Arnold Rath entnehmen wir die folgenden Angaben: Der neugewählte Bibliothekar der Gesellschaft verspricht die Richtung g, welche sein Vorgänger, der im vorigen Jahre zurückgetretene Bibliothekar Prof. August Heller vorge- zeichnet, einhalten zu wollen. Der Stand der Bibliothek war am Ende des Jahres 1895 der folgende: In 17 Abtheilungen bestand die Bibliothek aus 9560 Werken. Die Vermehrung betrug 146 Werke in 167 Bänden. Die Continuationen betrugen 53 Bände. Durch die Zeitschriften vermehrte sich die Bibliothek um 132 Bände. Die Bändezahl der Bibliothek ist auf 19,558 anzusetzen. Die Werke vertheilen sich nach Abtheilungen in folgender Weise: Anthropologie 348, Philosophie und Geschichte der Wissen- schaften 962, Chemie #74, Astronomie und Meteorologie 435, Geographie und Reisebeschreibungen 715, Landwirthschaft 403, Zoologie 588, Botanik 480, Mineralogie und Geologie 441, Mediein 1684, Physiologie, Anatomie 343, Physik 843, Eneycelopädien 212, Zeitschriften 312, Gesellschaftsschriften 325, Varia 489, Hungarica 522. Die Gesellschaft hält 113 wissenschaftliche Zeitschriften (58 unga- rische, 43 deutsche, S französische, # englische). Im Tauschverkehr ihrer Schriften befand sich die Gesellschaft mit 202 grösseren, theils auslän- dischen wissenschaftlichen Gesellschaften und Institutionen. Unter diesen befinden sich 27 heimische, 23 österreichische, 57 deutsche, 7 schweize- rische, # belgische, 2 holländische, 9 russische, 5 englische, 10 französische, 5 schwedisch-norweeische, 11 italienische, 31 nordamerikanische, 8 süd- amerikanische und 3 australische wissenschaftliche Corporationen und Institute. Für Neuanschaffungen und Buchbinderarbeiten wurden 2499 Gulden 20 kr. ausgegeben. Die Bibliothek wurde von 3092 Besuchern aufgesucht; 1094 Per- sonen entliehen 1537 Werke. 5. Preisausschreibungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft : Dugdt-Preis: Es wird die geologische Untersuehung einer in geologischer Beziehung interessanteren Gegend verlangt, auf Grund selbständiger For- schungen und in Verbindung mit mineralogischen, oder lithologischen, Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 27 418 THÄTIGKEIT DER K. UNG. NATURWISSENSCHAFTL. GESELLSCHAFT. oder paläontologischen Untersuchungen. Preis 400 Gulden. Termin 11. Oc- tober 1897. — Der Margo-Preis (100 Gulden) wurde dem Assistenten am zoologischen Institute der Universität, Dr. Eugen Vangel, für seine Arbeit: «Die Süsswasser-Bryozoen» zuerkannt, welche Summe der Preisgewinner dem Stammcapital der Gesellschaft als Gründungsssumme überwies. — Der aus der Dugat-Stiftung für eine mineralogisch-geologische Frage aus- seschriebene Preis über die hydraulischen Mergel Ungarns, wurde nicht herausgegeben, da die über diese Frage eingetroffene Arbeit nicht entspre- chend gefunden wurde. Im verflossenen Jahre wurden 552 Mitglieder neugewählt, 99 giengen mit Tod ab. Die Mitgliederzahl war am Ende des Jahres 7749, darunter 317 gründende Mitglieder und 160 Damenmitglieder. 6. Bureau und dirigirender Ausschuss der Königl. Ungarischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft für das Jahr 1896: Präsident: Coloman von Szily. Vicepräsidenten: Baron Roland Kötrös, Andreas Högyes. Erster Secretär: Vincenz Wartha. Zweite Seeretäre: Josef Paszlavszky und Ladislaus Üsopey. Ausschuss- Mitglieder Für Zoologie: Cornel Ohyzer, Eugen Daday, Geza Entz, Otto Herman, Geza Horvdth, Theodor Margo. Für Mineralogie und Geologie: Anton Koch, Josef Krenner, Ludwig Locay, Julius Pethö, Alexander Schmidt, Andreas Semsey. Für Chemie: Josef Fodor, Ludwig Ilosvay, Alexander Kalecsinszky, Bela v. Lengyel, Stefan Schenek, Carl v. Than. Für Physiologie: Stefan Csapodi, Ferdinand Klug, Carl Laufenauer, Geza v. Mihälkovics, Otto Pertik, Ludwig Thanhoffer. Für Botanik: Albert Bedo, Vineenz Borbas, Ludwig Jurdnyi, Julius Klein, Alexander Mägocesy-Dietz, Moritz Staub. Für Physik: Geza Bartoniek, Isidor Fröhlich, August Heller, Nicolaus von Konkoly, Alois Schuller, Franz Wittmann. BUCHBESPRECHUNGEN. (In diesem Abschnitte bringen wir die Besprechung von in den letzten Jahren erschienenen mathematisch-naturwissenschaftlichen Werken un- garischer Autoren). 1. A kiserleti chemia elemei (Die Elemente der Experimental- ‘ Chemie) von Carl von Than. 2 Bände. I. Band, Budapest, 1897—1898. In der Sitzung der mathematisch-naturw. Classe am 18. März 1898 legte das ordentl. Mitglied Carl von Than, unter dem Titel: «A kiserleti chemia elemei», I. kötet, 2. könyv («Elemente der Experimental-Chemie», I. Band, 2. Buch. Budapest, 1898. Ausgabe des Verfassers. In Com- mission des Bücher-Verlagsamtes der ung. Akademie der Wissenschaften) den zweiten Theil des ersten Bandes seines Werkes vor. Das erste Buch des I. Bandes, welches die allgemeine und physi- kalische Chemie behandelt, ist schon in der am 18. Januar des vorigen Jahres abgehaltenen Sitzung der Classe vorgelest worden; hier soll. der Vollständigkeit wegen der wesentliche Inhalt auch dieses Buches kurz mitgetheilt werden. Nach der Einleitung über die Aufgabe der Chemie befasst sich dieses erste Buch im Cap. I mit der Begründung der wich- tigsten physikalischen Grundbegriffe, und entwickelt in Cap. II die allge- meine Energetik, deren Gesetze und Begriffe ausführlich klar und ver- ständiich dargestellt werden. Zur Erleichterung der Verständlichkeit bedient sich der Verfasser bei den theoretischen Betrachtungen häufig der Beschreibung einfacher idealer Versuche. Bei den Ableitungen be- schränkt er sich möglichst auf das Gebiet der elementaren Mathematik; wo aber die Anwendung der Differential- und Integralrechnung unver- meidlich ist, sucht er die einfachsten Operationen derselben, in Fussnoten den minder Eingeweihten möglichst verständlich zu erläutern. Nach diesen beiden Capiteln, welche die Einleitung ergänzen, zer- fällt der eigentliche Inhalt des ersten Buches in zwei Theile. Der erste Theil mit der Überschrift: «Die chemische Constitution der Körper» befasst sich in acht Capiteln mit der Darlegung der Gesetze der chemischen Con- stitution. In Cap. III werden die (stöchiometrischen) Gesetze der chemi- schen Zusammensetzung und die damit zusammenhängenden Grund- begriffe entwickelt und in allgemein gültigen Sätzen formulirt. Zur Ableitung und Begründung der Gesetze bedient sich der Verfasser sehr 27° 420 BUCHBESPRECHUNGEN. lehrreicher, einfacher und grösstenteils neuer Vorlesungsversuche, unter Vermeidung jeglicher Hypothese, ausschliesslich auf Grundlage der vor- geführten Thatsachen. Hier werden auch die Van’t Hoff’schen Gesetze und die Analogie der Lösungen und der Gase erörtert. Das Cap. IV befasst sich vollkommen gesondert von dem Vorhergehenden mit der 4Jtom- und Molekularhypothese, mit deren Hilfe die erfahrungsmässigen Gesetze der chemischen Zusammensetzung auf theoretischer Grundlage erklärt werden. Das Cap. V ist den Mischungen und Gemengen gewid- met. Das Cap. VI mit der Überschrift: «Über die Bestandtheile» entwickelt den Begriff des chemischen Bestandtheiles und jenen des Radicals, und leitet das Gesetz der Erhaltung des Bestandtheiles ab. Cap. VII beschäf- tigt sich ausführlich, aber fortwährend aufexperimentaler Grundlage, mit den Begriffen des chemischen JAequivalentes und der Werthigkeit. Diese Begriffe werden mit bedeutendem didactischen Geschick verwerthet. Cap. VIII ist dem chemischen Charakter der Fadicale gewidmet. Cap. IX erläutert auf experimentaler Grundlage jene Methoden, welche zur Ablei- tung der chemischen Constitution der Verbindungen dienen, und entwickelt die wahre Bedeutung der Constitutions-Formeln. Das Cap. X mit der Überschrift: «Chemische Systematik» behandelt das Wesen des periodischen Gesetzes, und entwickelt auf Grundlage desselben die rationelle Classifi- cation der chemisch einander ähnlichen Verbindungen, bei welcher Ge- legenheit auch die wichtigsten Prineipien der chemischen Nomencelatur dargelest werden. Der zweite Theil des ersten Buches befasst sich mit den chemeschen Umwandlungen der Körper. Im Cap. XI werden zuerst die einzelnen For- men der chemischen Reactionen dargelegt, hierauf die Regeln und Bedin- gungen des chemischen Umsatzes entwickelt. Im Cap. XII folst die Thermochemie, deren Hauptsatz vorerst erfahrungsmässig abgeleitet, dann auf Grundlage der Energetik erläutert wird. Cap. XIII befasst sich unter dem Titel: «Zlektrochemie» hauptsächlich mit den Gesetzen der Elektro- lyse, und jener der elektrolytischen Dissociation; nachdem ein wesent- licher Theil der Elektrochemie an passender Stelle des zweiten Buches behandelt wurde. Die Überschrift des Cap. XIV heisst: «Die Elemente der chemischen Mechanil». Hier werden die Gesetze der Reactionsgeschwin- digkeit, jene des chemischen Gleichgewichtes, und das verallgemeinerte Gesetz der Massenwirkung abgeleitet und an zahlreichen Beispielen erläutert. Hiemit in Verbindung wird der Begriff der Reactionsfähigkeit, und die Bedingungen der Vollständigkeit der chemischen Reaetionen erörtert. Das Cap. XV endlich befasst sich mit der energetischen Begrün- dung der Massenwirkungs-Gesetze, und leitet auf Grund derselben den Begriff und die Bedeutung der chemischen Verwandtschaft im heutigen Sinne ab. Den Schluss des ersten Buches bilden eine Skizze der Geschichte der allgemeinen Chemie im Cap. XVI, und eine kurze Übersicht der chemischen Fachlitteratur im Cap. XVII, wo auch jene Bücher mit einem BUCHBESPRECHUNGEN. 491- Sternchen bezeichnet sind, welche bei der Ausarbeitung des vorliegenden Werkes mitbenützt worden sind. Das jetzt erschienene 2. Buch des I. Bandes, womit dieser abge- schlossen ist, enthält die «Beschreibung der chemischen Elemente». In der Einleitung trennt der Verfasser die Elemente ihrer chemischen Ähnlich- keit und Verschiedenheit nach in zwei grosse Abtheilungen, in Metalle und Nichtmeialle. Innerhalb dieser beiden Abtheilungen werden die Ele- mente in fünf grössere Classen und in 22 kleinere Gruppen eingeteilt. Anhangsweise sind die beiden neuentdeckten Elemente, Helium und Argon, deren chemischer Charakter zur Zeit unbekannt ist, in die 23. Gruppe eingestellt. Die Grundlage der Eintheilung bildet das periodische System, jedoch mit einigen wesentlichen Modificationen, welche auf Seite 476 entwickelt. sind. Diese Modifieationen dienen dazu, um die didactischen Schwierig- keiten zu beseitigen, welche bei der Anwendung des periodischen Gesetzes zu didactischen Zwecken in seiner ursprünglichen Gestalt unvermeidlich sind. Zu diesem Behufe sucht der Verfasser die Schwierigkeiten mit Hilfe des Begriffes der Isomerie der elementaren Radicale zu umgehen, indem er zeigt, dass gewisse isomere Formen einzelner elementarer Radicale, auf Grund vollkommener Analogien berechtigter Weise in ver- schiedene Classen, resp. Gruppen eingeteilt werden können und müssen. In die erste Classe der Metalle gehören die im chemischen Sinne aufgefassten «Achte Metalle» (I). Die Werthigkeit dieser Elemente ist meistens constant, daher sind ihre Verbindungen verhältnissmässig ein- facher. In ihren charakteristischesten Verbindungen, in den Salzen, bil- den dieselben den positiven Bestandtheil derselben, als elementare Radicale sind diese ausschliesslich Katione. Hieher gehören die Metalle, welche die höchsten Potentiale besitzen. Ihre Amphid-Verbindungen sind starke Basen; die Haloid-Salze und Amphid-Salze sind beständig, und sind alle gute Elektrolyte. Ihre Verbindungen sind meistens farblos. Die der zweiten Classe zugeteilten Platinoid-Metalle (II) haben ver- änderliche Werthigkeit. In ihrer minderwerthigen Form bilden dieselben ‚elementare Kationen, ihr Potential ist bedeutend niedriger, als jenes der ächten Metalle. In ihren gewöhnlich sehr beständigen Halogeno-Salzen * sind dieselben Bestandtheile des Säurerestes; sie bilden Metallammin- Verbindungen. Ihre Verbindungen sind meistens gefärbt. Von den Niehtmetallen sind in der Classe der Ozxygenoide (IIT) die Elemente der Chlor-Gruppe und der Sauerstoff-Gruppe enthalten. In ihrer minderwerthigen Form sind diese Elemente als Haloide, respective Amphide die negativsten elementaren Radicale; den Säureresten ertheilen * So bezeichnet der Verfasser jene Haloid-Doppelsalze, welche bei der Elektrolyse ein Anion liefern, deren ein Bestandteil aus einem Pla- tinoid-Metalle besteht, z. B. Kaliumchloroplatinat K,Pt(l,=2K*", ( PtO1,)>. 499 BUCHBESPRECHUNGEN. fast ausschliesslich diese Elemente den negativen Charakter; sie bilden auch elementare Anionen von hohem Potential. In ihren hochwerthigen Formen bilden dieselben mit den Amphidformen selbst verbunden die Bestandtheile der Säurereste, daher gehören die hochwerthigen Formen dieser Elemente zu den Metalloiden. Die vierte Classe bilden die Metalloide (IV), welehe Benennung vom Verfasser in beschränkterem Sinne angewendet wird, wie dies bisher geschehen ist. Mit den Oxygenoiden, namentlich mit den Amphiden ver- bunden sind die Metalloide Bestandteile der zusammengesetzten Säure- reste und sind nicht fähig elementare Anionen zu bilden. Eine Ausnahme bilden nur die Elemente mit grossem Atomgewichte in ihrer minderwer- thigen Form (U Bi" Sn"), welche in dieser Form metallische Eigenschaf- ten besitzen, auch elementare Kationen sein können, und so den Übergang zu den Metallen vermitteln. Mit Alkylen erzeugen die Metalloide Kationen von hohem Potential, sie bilden aber keine Metallammin-Verbindungen wie die Platinoid-Metalle. In die fünfte Classe gehört der Kohlenstoff allein. Dieses constant vierwerthige Element bildet mit den Amphiden einen Säurerest, ist daher ein Metalloid. In eine gesonderte Classe ist derselbe bloss deshalb ge- stellt worden, damit die sehr zahlreichen und vielfältigen Verbindungen desselben in der speciellen Chemie von den unorganischen Verbindungen abgesondert in Zusammenhang beschrieben werden können. Die eben geschilderte Einteilung der Elemente ist in der Tabelle Seite 479 übersichtlich zusammengestellt. Der chemische Charakter der in derselben Gruppe zusammengefassten Elemente ist ähnlich, ihre Werthig- keit und deren eventueller Wechsel ist auch übereinstimmend; die Gruppi- rung ist daher auf Grund der Analogie dem Lehrzwecke entsprechend. Der angeführten Eintheilung gemäss zergliedert sich das zweite Buch in zwei grosse Teile, von welchen der erste die Beschreibung der metal- lischen Elemente, während der zweite die der Nichtmetalle umfasst. Der erste Theil (S$. 485) beginnt mit der Übersicht der wiehtigeren physikalischen und chemischen Eigenschaften der Metalle, insofern die- selben diesen Elementen gemeinsam zukommen. Hierauf folgt die Theorie des elektrochemischen Charakters der Metalle (S. 490). Den Ausgangs- punkt derselben bildet die osmotische Theorie der Flüssigkeits- und der Volta’schen Ketten, wie dieselbe von W. Nernst entwickelt worden. Auf Grund dieser Theorie wird der Begriff des absoluten Potentials der Me- talle, sowie die Ionisirungswärme derselben abgeleitet, und die Bedeu- tung dieser Begriffe in der Affinitätslehre wird hervorgehoben. In der- selben Weise sind am Anfange des zweiten Theiles (Seite 691 und 694) dieselben Eigenschaften und Beziehungen der nichtmetallischen Elemente dargestellt. Die Beschreibung der Elemente geschieht in 23 Gruppen eingetheilt, in der Reihenfolge, wie dieselbe aus der Tabelle auf Seite 479 ersichtlich. BUCHBESPRECHUNGEN. 493 ist. Auf diese Art gelangen nicht nur die ähnlichsten Elemente, sondern auch die am meisten ähnlichen Verbindungen nebeneinander, in dem später erscheinenden II. Bande dieses Werkes, in welchem diese Reihen- folge der Elemente, bei der speciellen Beschreibung der einzelnen Verbin- dungen, beibehalten wird. Auf diese Art ist es ermöglicht, dass der Lber- nende ohne Überbürdung des Gedächtnisses die Analogien und die stufen- weisen Verschiedenheiten der einzelnen Elemente, sowie auch der zahl- losen und vielfältigen Verbindungen, klar erfassen könne. Die specielle Beschreibung der einzelnen elementaren - Körper beginnt jedesmal mit der Mittheilung der auffälligsten äusseren Eigen- schaften. Dann sind die wichtigeren physikalischen Constanten des Elemen- tes, in einer kleinen Tabelle übersichtlich zusammengefasst. Hieran knü- pfen sich einige Folgerungen, die man aus den physikalischen Eigenschar- ten des Elementes ableiten kann. In dem Absatz «Öhemische Eigenschaften» wird das Verhalten des Elementes gegenüber anderen Körpern angeführt, wobei mehr Sorgfalt auf jene Erscheinungen verwendet wird, die wichtiger sind, und die auch meistens durch leicht ausführbare Versuche erläutert werden. Zur einge- henderen Beurtheilung des chemischen Charakters des Elementes sind die charakteristischen Verbindungen desselben ebenfalls tabellarisch zusam- mengestellt; in welcher die wichtigsten Eigenschaften der Verbindungen in den Hauptzügen kurz angedeutet werden.* Nach diesen Angaben folgt die chemische Charakterisirung des Elementes, dessen richtiges Verständ- niss mit der Übersicht dieser Angaben auch für den Anfänger sewähr- leistet ist. Die tabellarische Zusammenstellung der physikalischen Con- stanten und der Verbindungen ist nicht dazu bestimmt, um dem Gedächt- nisse eingeprägt zu werden, sie dienen vielmehr nur dazu, um die Charakterisirung zu bestätigen und daher richtig aufzufassen. Da aber die angeführten Angaben Resultate der verlässlichsten Beobachtungen sind, kann das Werk zugleich als Nachschlagebuch zweckmässig benützt werden. Bei den einzelnen Elementen wird deren Darstellung Sorgfalt zuge- wendet, es wird ferner ihre analytische Bestimmung im Prineipe und bei wichtigeren Körpern auch die Prüfung ihrer Verunreinigungen angege- ben, namentlich insofern diese Verfahren zugleich lehrreich sind. Ferner ist das Vorkommen in der Natur gehörig berüksichtist; endlich wird in * Bei den hier gebrauchten Abkürzungen bedeutet X = Ostwald’sche Kalorien, die fetten Symbole und Zahlen beziehen sich auf den festen, die coursiven auf den gasförmigen Zustand, Sı = Dampfdichte auf Luft bezogen, «= speeif. Gewicht, Op = Schmelzpunkt, Fp = Siedepunkt, s= Löslichkeit, d. i. die zur Lösung der Gewichtseinheit erforderliche Menge des Wassers. 49 BUCHBESPRECHUNGEN. Hauptzügen die Geschichte des Elementes skizzirt. Bei den. praktisch wichtigeren Elementen werden auch die gewöhnlicheren Anwendungen desselben erwähnt. Nach der Beschreibung der einzelnen Glieder einer Gruppe folst jedesmal eine kurzgefasste Charakterisirung der Gruppe selbst, auf Grund der hervorragendsten gemeinsamen Eigenschaften der betreffenden Ele- mente, und deren Beziehungen zu den verwandten Gruppen. Hierdurch wird die Übersicht hauptsächlich dem Anfänger wesentlich erleichtert. Die in wissenschaftlicher oder in praktischer Beziehung wichtigsten Körper oder Erscheinungen, wie z. B. die atmosphärische Luft, die Legie- rungen, die Spectralanalyse, die Verbrennungserscheinungen, die Aus- mittelung der wichtiesten Gifte, ete, werden an passenden Stellen in dem Buche, meistens jedoch in gesonderten Artikeln besprochen. Den Schluss des zweiten Buches bildet eine drei Seiten umfassende über- sichtliche Znsammenfassung der einzelnen Classen und Gruppen der Elemente. | Der Umfang des jetzt abgeschlossenen ersten Bandes dieses Wer- kes beträgt mit den Inhaltsverzeichnissen 56 Bogen, enthält 114 schema- tische Zeiehnungen und ist mit einer farbigen Spectraltafel versehen. Das Buch ist durch die Druckerei der Franklin-Aktiengesellschaft sehr hübsch ausgestattet. Der zweite Band, ungefähr von demselben Umfange, ist der Beschreibung der chemischen Verbindungen gewidmet; u. zw. wird das erste Buch desselben die anorganischen, das zweite die Kohlenstoffverbin- dungen enthalten. 2. «Erdmagnetische Messungen in den Ländern der ungarischen Krone» in den Jahren 1892—1894 von Ignatz Kurländer, Vicedirector der kön. ungar. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. 4° 66 p. 3 Karten. Budapest 1896. Die ersten Daten über erdmagnetische Messungen in Ungarn be- finden sich in Christopher Hansteens’ «Untersuchungen über den Magne- tismus der Erde» (Christiania 1819) betiteltem Werke, in welchem die magnetische Declination der Städte Baja, Eger (Erlau), Buda (Ofen) und Szeged für das Jahr 1696 angegeben ist. Diese Daten rühren wahr- scheinlicher Weise von Reisebeobachtungen her, doch ist im selben Buche auch die Declination Ofens für die Jahre 1781—1788 angegeben, welche Daten aus den Beobaehtungen des damaligen Ofner Universitäts-Observa- toriums stammen. Die ersten genauen Daten haben wir von Karl Kreil, dem Director der Wiener meteor. und erdmagn. Central-Anstalt. Es sind dies 52 Daten aus dem Decennium 1847—1857. Im Jahre 1859 wurden durch Joseph Liznar, Adjuneten der Wiener meteor. und erdmagn. Centralanstalt, neue Messungen angestellt. Bei dieser Gelegenheit forderte die Wiener Akademie die ungarische Akademie d. Wiss. zu eben solchen Messungen auf dem Gebiete der ungarischen Krone auf. Die Budapester 1S5 LO (OL BUCHBESPRECHUNGEN. Akademie nahm sich der Angelegenheit mit grossem Eifer an und befür- wortete dieselbe auch beim ungarischen Ministerium für Cultus und Unterricht und so wurden denn die Messungen auf gemeinsame Kosten des Ministeriums und der Akademie beschlossen und mit ihrer Leitung der Verfasser des vorliegenden Werkes betraut. Der mit deutscher Uebersetzung versehene Bericht giebt in Tabellen die erhaltenen Daten der Messungen an. Sie wurden im Juli 1892 begon- nen und im Laufe zweier Jahre an 38 Stationen angestellt, von welchen an dreien: in Budapest, in Ö-Gyalla (bei Komorn) und in Hereny (bei Steinamanger) ständige Beobachtungsapparate aufgestellt sind. Die erhal- tenen magnetischen Elemente sind sämmtlich auf die Epoche 18900 redu- cirt, welche Reduction nach der Methode des bereits erwähnten Josef Liznar ausgeführt ist. Diese Reduetion ermöglichte die Vergleichung der Elemente der Epoche 1890'0 mit denjenigen der Epochen 18500 und 1875:0. Die Vereleichung führt zu dem Schlusse, dass sowohl die Declina- tion, wie auch die Inclination und die Horizontal-Intensität derzeit in Abnahme begriffen ist, dass diese Aenderung eine nicht constante ist, sondern sich als eine Function der Zeit darstellt, was auch mit den Be- obachtungen Kreil’s, Schellander’s und Laschober’s übereinstimmt. Die bei- gegebenen 3 Karten veranschaulichen den Verlauf der Isogonen, Isoklinen und Isodynamen in den Ländern der Stephanskrone für die Epoche 18900. 3. «Der Luftdruck im ungarischen Reiche von 1861 bis 1890.» (A leenyomäs a magyar birodalomban 1861-t61 1890-ig.) Von Sigmund Föna, Adjunct der kön. ung. meteorologischen Central-Anstalt. Budapest 1897. 4° 204 pag. Mit den Luftdruckverhältnissen Ungarns hat sich vor- dem der hervorragende Wiener Meteorolog Julius Hann beschäftigt, als er sein Buch «Die Vertheilung des Luftdruckes über Mittel- und Süd- Europa» verfasste. Der Verfasser des vorliegenden Werkes hat jedoch mit seiner Arbeit eine Lücke der ungarischen wissenschaftlichen Litteratur ausgefüllt, da bisher ein solches Werk in ungarischer Sprache nicht er- schienen ist. Auch ist das Hann’sche kein specielles Werk für die unga- rischen Daten und so war es denn keine überflüssige Mühe die Luftdruck- verhältnisse Ungarns einer eingehenderen Behandlung zu unterziehen. Was den Zeitraum anbelangt, hat der Verfasser nicht den von Hann angenommenen beibehalten, da die ungarischen Daten der fünfziger Jahre sehr spärlich und unsicher sind. Darum hat er statt dem von 1851 bis 1880 reichenden Zeitraum denjenigen von 1861 bis 1890 gewählt. Uebrigens ist das Werk ganz im Sinne der Hann’schen Methode durch- seführt. Die aufgefundenen Daten wurden einer gründlichen Kritik unter- zogen, indem die gewöhnlichsten Fehler der Barometer, sowie die Ver- änderung der Ortshöhe des Barometers in Betracht gezogen wurden. Auf diese Weise hat der Verfasser erreicht, dass die von 23 Stationen 496 BUCHBESPRECHUNGEN. gesammelten Daten ein zusammenfassendes Urteil über den täglichen, sowie den jährlichen Gang des Luftdruckes im ganzen Lande gestatteten. An sämmtlichen Stationen fiel es auf, dass das Maximum des Luftdruckes um die Mitte des Januars und das Minimum um den 10. April zu consta- tiren ist. Am Ende des Werkes sind die einzelnen Abschnitte in deutscher Sprache zusammengefasst, so dass auch dem Auslande ein Einblick in die Hauptresultate der Forschungen ermöglicht wurde. Auch sind dem Buche einige Karten beigegeben, welche die Jahres-, sowie die Monats- isobaren veranschaulichen. 4. Wolfgangus Bolyai: «Tentamen juventutem studiosam in ele- menta matheseos pur& elementaris ac sublimioris methodo intuitiva evidentiague huic propria introducendi, cum appendici triplici.» Editio seeunda, Tomus I. Conspectus arithmeticz generalis. Mandato acad. scient. hung. suis adnotationibus adjectis edid. Jul. König et Mauritius hethy, acad. scient. hung. sodales. Budapestini 1897. 4°, XII + 679 p., XI. tab. Mit der Wiederherausgabe von Bolyais Werk wurde von Seite der ungarischen Gelehrtenwelt eine langjährige Unterlassung gut ge- macht, indem das Andenken des vergessenen grossen Mathematikers erneuert wurde. Der Verfasser des «Tentamen» war der Freund des grossen Mathematikers Gauss. Als ein Sohn des von der Welt damals ganz abgetrennten Siebenbürgens, blieb er bis zu dem Ende seines Wirkens für die Wissenschaft so gut wie unbekannt. Nur in seinem Wohnorte, Marosväsärhely, wo er am Collegium als Professor der Mathe- matik und Physik wirkte, sowie in seinem engeren Vaterlande, im Kreise seiner einstigen Schüler, kannte man seinen Namen Zwar hatte ihn die ungarische Akademie der Wissenschaften im Jahre 1832 in die Reihe ihrer correspondirenden Mitglieder aufgenommen, jedoch war die Rolle, welche den mathematischen und Naturwissenschaften in dieser wissen- schaftlichen Gesellschaft zu jener Zeit zufiel, zu gering, um dem welt- fremden Gelehrten von Marosväsärhely irgendwie eine Anregung zu geben. Von seinem Hauptwerke nahm die Akademie keinerlei Kenntniss. Er selbst sendete niemals eine Arbeit an die Akademie. Alles in Allem schickte er, sobald eines seiner Bücher erschien, ein Exemplar an die Bibliothek der Akademie, und sein Currieulum vitz, da dies die Statuten der Akademie verlangten. Das Hauptwerk Bolyai’s, das vorliegende «Tentamen», war ursprüng- lich als Leitfaden für seine Schüler geschrieben, doch eignete es sich dazu nicht im mindesten wegen seines grossen Umfanges und seiner schwerverständlichen Ausdrucksweise. Auch bedient sich der Autor selbst- erdachter, ganz eigenartiger Operationszeichen und vor Allem erhebt sich das Material des Buches weit über das Auffassungsvermögen gewöhn- licher Gymnasialschüler. BUCHBESPRECHUNGEN. 427 Aber deshalb konnte Bolyai’s Werk doch nicht in Vergessenheit ge- rathen, davor wurde es durch den berühmten «Appendixv» des Sohnes Johann Bolyai bewahrt, welche kleine Abhandlung den Grund zur absoluten Geometrie legte, und den spätern Arbeiten von Lobatschewski, Riemann und Helmholtz um eine Reihe von Jahren vorgriff. Jedoch richtete sich die Aufmerksamkeit der Mathematiker auch auf das Werk des alten Bolyai selbst, da darinnen dieselben strengen Anschauungen bezüglich der Theorie derirrationalen und der imaginären Grössen zu finden sind, welche von der mathematischen Wissenschaft unserer Tage gefordert werden. Das Werk besteht aus zwei Bänden. Der erste Band beginnt mit dem «Explicatio signorum» und dem «Arbor Arithmetica Geometri@que corradieata corronisque confluentibus», welche Betrachtung den Zusammen- hang der einzelnen mathematischen Disciplinen auszudrücken sucht. Hierauf folgen der 33 Seiten umfassende Index und die «Errata», welche sich abermals auf 26 Seiten erstrecken. Bevor er nun den eigentlichen Gegenstand anfängt, giebt er eine allgemeine Eintheilung der Wissen- schaften, worauf endlich der eigentliche Gegenstand des Buches folgt. Der erste Band des «Tentamen» erschien 1832 zu Marosväsärhely. Da das Werk jedoch im Wege der Subseription herausgegeben wurde, verbreitete es sich kaum in Ungarn, geschweige denn im Auslande. Seinem Freunde Gauss schickte der Verfasser ein Exemplar seines Werkes, doch hat dieser von demselben wohl wenig Kenntniss genommen, obgleich er die Gebrechen, doch auch die Vorzüge des Werkes mit Leich- tigkeit erkannte. _ Die zweite Ausgabe des ersten Bandes unterscheidet sich nicht wesentlich von der Marosväsärhelyer Ausgabe. Das Wesentlichste der Aenderungen liegt darin, dass in dem Bande alles, was sich auf Arith- metik bezieht, zusammengefasst wurde, während alles Geometrische für den künftig zu erscheinenden zweiten Band vorbehalten wurde. Den Stoff des ersten Bandes haben die Herausgeber mit der Ueberschrift «Con- spectus Arithmetic» generalis» in folgender Weise zusammengefasst: i. Prim& linex Arithmetiex generalis; 2. Caleulus differentialis et inte- gralis, et prime linex caleuli variationis ; 3. Prim» linex theorie »qua- tionum; 4. Additamenta. Dem Bolyai'schen Texte ist eine Vorrede der Herausgeber, das Facsimile des Titelblattes der ersten Ausgabe, ferner eine Erklärung der von Bolyai benützten Zeichen vorausgeschickt. Am Schlusse sind die Anmerkungen der Herausgeber und eilf von Prof. Bela TMötössy gezeichnete, sehr schöne Figurentafeln beigefügt. Der zweite Band des «Tentamen», welches hoffentlich ebenfalls bald zum zweiten Male das Licht der Welt erblicken wird, soll die geometrischen Arbeiten Bolyai’s und den berühmten «Appendix» seines Sohnes Johann enthalten. Der «Appendix», welches zum ersten Male als Anhang des ersten Bandes des «Tentamen» erschienen ist, ist das einzige bisher bekannte Werk des jüngeren Bolyai, der damit in der Begründung 498 BUCHBESPRECHUNGEN. der absoluten Geometrie, wie oben erwähnt, den Gelehrten Lobatschewsky, Riemann und Helmholtz vorausgegangen ist. Als die ungarische Akademie der Wissenschaften vor einer längeren Reihe von Jahren den Beschluss fasste, das kaum mehr erhältliche Werk durch eine zweite Ausgabe weiteren Kreisen zugänglich zu machen, betraute sie zwei ihrer Mitglieder, die Professoren am königl. Poly- technikum Dr. Julius König und Dr. Moritz Rethy mit der Herausgabe des Werkes. Beide haben ihr Bestes gethan, um den edlen Kern des Bolyai’schen Werkes in einer schönen Schale darzubieten. Befreit von den vielen typographischen Unvollkommenheiten und Fehlern der Original- ausgabe, in wahrhaft nobler und splendider Ausstattung liest nun das Werk vor uns, ein Werk, das unbeschadet seiner eigenartigen Gestaltung und der Ungunst der Verhältnisse, unter denen es entstanden, in der Geschichte der Mathematik stets eine hervorragende Stelle einnehmen wird. 5. Az elmeleti physika kezikönyve. Mäsodik kötet. Dynamika elsö resze: Alapfogalmak es az anyagi pont dynamiksja. (Handbuch der theoretischen Physik. Zweiter Band. Der Dynamik erster Theil: Grund- begriffe und Dynamik des materiellen Punctes.) Im Auftrage der Une. Akademie der Wissenschaften verfasst von Dr. I. Fröhlich, o. Professor der theoretischen Physik an der Universität zu Budapest, o. Mitglied der Ung. Akademie der Wissenschaften. — Budapest 1896. Verlag der Ung. Akademie der Wissenschaften. — Gross-Octav XXXV und 613 Seiten, mit 107 Figuren im Texte. Dem Verfasser wurde im Jahre 188S von Seiten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften der ehrende Auftrag zu Theil, ein ausführ- licheres Handbuch der theoretischen Physik in ungarischer Sprache zu verfassen. Er unterzog sieh dieser mühevollen Aufgabe mit gewissenhaf- ter Sorgfalt und grosser Ausdauer, liess dabei seine eigenen Forschungen unterdessen bei Seite, da er sich dessen bewusst war, dass die Abfassung eines vollständigen Handbuches der Mechanik und der theoretischen Phy- sik keine geringe Sache sei, nämlich eines solchen Handbuches, welches gleichzeitig zur Einführung in diese Wissenschaft geeignet wäre, die we- sentlichen Ergebnisse dieser Wissensgebiete umfasste, auf dem gegenwär- tigen Niveau der Wissenschaft stünde, in Bezug auf Verständlichkeit allen. billigen Anforderungen genügte und welches schliesslich auch die Anwendung aller behandelten mechanischen und physikalischen Wahrheiten enthielte. Ein derartiges Werk für die ungarische wissenschaftliche Littera- tur — die bisher eines solchen ermangelte — zu schaffen, schien dem Verfasser eines ernsten Versuches werth; die Art und Weise, wie er seiner Aufgabe gerecht zu werden sich bestrebte, zeigen die bisher im Verlage der Ung. Akademie der Wissenschaften erschienenen drei Theile des Werkes. BUCHBESPRECHUNGEN. 499 Bevezetö resz: Mathematikai Repertorium physikusok szämära. (Einleitender Theil: Mathematisches Repertorium für Physiker). Buda- pest 1890. Gross-Octav, VI+%& und 208 Seiten; dieser Theil enthält besonders den bei mechanischen und physikalischen Studien häufiger nothwendigen mathematischen (geometrischen und analytischen) Hilfs- apparat in einer für den unmittelbaren Gebrauch geeigneten, bequemen Anordnung und in hinreichender Auswahl.* Hirauf folgte als zweiter Theil der erste Band des eigentlichen Hauptwerkes: 1.) Elsö kötet: Kinematika, a mozgäs tana. (Erster Band: Kine- matik, die Lehre von der Bewegung.) Budapest 1892, Gross-Octav, XXXVI und 645 Seiten, mit 305 Figuren im Texte. Dieser Band bildet ein in sich abgeschlossenes Ganzes und enthält die systematische und vollständige Bewegungslehre des Punetes und der starren Punctsysteme (der festen Körper), und ist zugleich die erste vollständige Kinematik in ungarischer Sprache. Derselbe geht von den Anfangsgründen aus und führt in leicht verständlicher, ununterbrochener Darstellung zum gegenwärtigen Niveau der Wissenschaft und weicht dabei selbst den schwierigsten diesbezüg- lichen Problemen nicht aus. Eine geringe Anzahl im Texte vorkommender und genau bezeich- neter Paragraphen sind für den Anfänger bestimmt und bilden einen ele- mentaren Leitfaden der Kinematik, während die übrigen, eine Fortsetzung der ersteren, zum weiteren Studium dienen, so dass die Ansprüche der Anfänger und der reiferen Fachmänner in gleicher Weise befriedigt werden. Etwa hundert detaillirt ausgearbeitete Beispiele zeigen die Anwen- dung der theoretischen Sätze und dreihundertfünfzig Aufgaben, zumeist mit Auflösungen lassen für jegliche Übung freie Wahl. Da diese Blätter seinerzeit auch über diesem Band eine kurze Re- cension brachten,** soll derselbe hier nicht weiter besprochen werden- — II.) Den dritten Theil bildet der kürzlich erschienene zweite Band des Hauptwerkes, nämlich der an der Spitze dieser Recension genannte erste Theil der Dynamik ; es sei hier gestattet, bezüglich der Tendenz und der Ziele desselben etwas Ausführlicheres zu sagen; dabei soll die Vor- rede des Verfassers zu diesem Bande als Grundlage dienen. I. Bei Abfassung dieses Theiles des Werkes, welcher die dynami- schen Grundbegriffe und die Dynamik des materiellen Punctes in er- schöpfender Ausführlichkeit umfasst, hielt der Verfasser ebenfalls die ein- gangs erwähnten Überlegungen vor Augen ; doch möge hier die Art seiner * Siehe eine kurze Recension darüber: diese Berichte Band VIII, p. 515, 1891. ** Diese Berichte Band X, pp. 389—392, 1893. 430 BUCHBESPRECHUNGEN. Auffassung dieses Wissenszweiges, seiner Bearbeitung und seiner Zergliede- rung beleuchtet werden und zwar aus dem Grunde, weil das Werk in dieser Beziehung von allgemein verbreiteten derartigen Lehrbüchern der internationalen Literatur in wesentlicher Weise abweicht. 1. In der Einleitung dieses Bandes, bei Behandlung der gegen- seitigen Beziehungen der Kinematik und Dynamik verwendete der Ver- fasser die grösste Sorgfalt auf die ausführliche Darlesung derjenigen grundlegenden Erfahrungen und Voraussetzungen, von welchen die Er- steren unmittelbar, die Letzteren aber mit allen aus ihnen gezogenen Folgerungen mit unseren mechanischen Kenntnissen in vollständiger Übereinstimmung sind und welche daher mit vollem Rechte als die Grund- lagen der mechanischen (eigentlich dynamischen) Wissenschaften betrach- tet werden können. Es handelt nun insbesondere das erste Hauptcapitel im Allgemei- nen von der Materie und von der mechanischen Kraft, von den dynamischen Grundbegriffen und Axiomen ; hierauf folgt eine kurze, orientirende Über- sicht der gewöhnlich sogenannten Principe der Dynamik. 2. An diese Principe fügt Verfasser eine Bemerkung allgemeinerer Natur. Es ist nämlich auffällig, aber trotzdem Thatsache, dass in einer so exacten Wissenschaft, wie es die Mechanik sein soll, bezüglich der Feststellung der Definitionen der dynamischen Prineipe und insbesondere ihrer wahren Bedeutung die grössten Abweichungen, Inconsequenzen, ja sogar oft genug irrige Auffassungen vorherrschen, die nur allmählig in die richtige Bahn einzulenken scheinen. Der Verfasser behielt in seinem Werke zwar die allgemeine Be- nennung: «Mechanisches Prineip» bei, unterscheidet jedoch unabhängige und nicht unabhängige (abhängige) mechanische Principe. Unabhängig werden solche genannt, welche aus anderen Prineipen mittels allgemein logischer Folgerungen oder mathematischer Operationen nicht abgeleitet werden können, welche nämlich eine unabhänseise Fr- fahrungsthatsache aussprechen. Zu diesen unabhängigen Princeipen sind zu zählen: Die drei Erfahrungs-Axiome Newtons und der Erfahrungssatz von der Erhaltung der mechanischen Energie. Diese unabhängigen Prineipe sind nothwendig und genügend zur Herstellung der dynamischen Glei- chungen. Nicht unabhängige Principe sind diejenigen, welche aus den Vorigen mittels mathematischer Folgerungen hergeleitet werden können und die demnach einfach als Consequenzen der Ersteren betrachtet werden kön- nen: zu diesen gehören der Satz von der Erhaltung der Bewegung des Massenmittelpunctes, der Satz von der Erhaltung der Flächenmomente und schliesslich der gewöhnliche Satz der lebendigen Kraft, zusammen . also sieben Relationen, welche man gewöhnlich die sieben Integrale der Bewegungsgleichungen nennt. Indess sind es nicht diese Sätze, welche die oben angedeutete Be- BUCHBESPRECHUNGEN. 431 grifisverwirrung hervorzurufen pflegen, sondern es sind dies vielmehr diejenigen mathematischen Vorgänge, richtiger gesagt, die methodischen Principe der Dynamik, von welchen jedes zwar auch eine mechanische Bedeutung besitzt, besser gesagt auch je eine mechanische Interpretirung gestattet, deren eigentlicher Sinn aber ein ganz anderer ist. Diese metho- dischen Prineipe der Dynamik bezwecken nämlich theils die_ Darstellung der dynamischen Gleiehungen mittels verschiedener analytischer Metho- den, theils bestehen sie in einer Transformation dieser Gleichungen zum Zwecke einer Erleichterung ihrer Lösung oder schliesslich sind sie eigent- lich analytische Methoden, die zur Integration der Gleichungen der Dyna- mik dienen sollen. Viele Autoren scheinen diesen methodischen Prineipen grössere Bedeutung beizulegen, als den oben erwähnten unabhängigen Grundprin- cipen, was von mechanischem Standpuncte aus nicht begründet erscheint, obwohl jene in mathematischer Beziehung ein zur Behandlung gewisser Systeme von Differentialgleichungen sehr geeignetes Substrat liefern, wie dies z. B. aus Jacob!’s Dynamik in sehr characteristischer Weise ersichtlich ist, die indess weit eher eine Theorie der Differentialgleichungen der Dy- namik genannt werden kann, als ein Handbuch der Mechanik. Im vorliegenden Werke fasst der Verfasser diese Vorgänge unter der Bezeichnung: «Die methodischen Principe der Dynamik» zusammen, legt ihnen geringere Bedeutung bei, als den unabhängigen Grundprinci- pien, obwohl die ausführliche Darlegung jener weit mehr Raum in An- spruch nimmt als diese. Wahrscheinlich dürfte auch in der internationalen Litteratur bald eine geänderte Auffassungsweise der mechanischen Principe zu Tage treten ; ein erstes Zeichen scheint Painleve's diesbezügliches Buch zu sein,* wel- ches unter der Bezeichnung: «Integration der Differentialgleichungen der Mechanik» die oben berührten Principe behandelt. II. Der folgende, grössere Hauptheil dieses Bandes enthält die all- gemeine und die specielle Dynamik des materiellen Punctes. 1. Das erste, allgemeine Hauptcapitel umfasst die Statik und Kine: tik des materiellen Punctes, entwickelt die hierzu nöthigen Begriffe, so- wohl bezüglich des freien, wie des dem Zwange unterworfenen Punctes; zu letzteren werden auch die Fälle gerechnet, in welchen der Punct auf vorgeschriebener, veränderlicher und beweglicher, glatter oder rauher Bahn oder Fläche sich im Gleichgewichte oder in Bewegung befindet. Die erwähnten Beziehungen und Relationen des statischen und des kinetischen Theiles sind hier mittels der oben genannten unabhängigen dynamischen Principe dargestellt. Hierauf folgt die ausführliche- Begründung der vorhin erwähnten * PAINLEVE P., Integration des Equations differentielles de la Meca- nique et Applications. Lithographie. Gross-Quart pp. 1—291. Paris 1895. In gu) [E37 BUCHBESPRECHUNGEN. methodischen Prineipe für den materiellen Punct; dies geschah nicht nur um eine vollständige Dynamik des Punctes zu geben, sondern auch deshalb, weil der Verfasser der Ansicht ist, dass diese, ihrem wahren Sinne nach besonders für den Anfänger so schwer begreiflichen Methoden dem Verständnisse leichter zugänglich würden, wenn dieselben vorher in Bezug auf das einfachste materielle System, nämlich den materiellen Punct, in klarer Weise begründet würden. Bezüglich der Art der Behandlung dieser Principe in der interna- tionalen Litteratur der Mechanik macht Jacobi in seiner Dynamik, indem er von dem Principe der kleinsten Action spricht, auf p. 44 eine interes- sante Bemerkung; er sagt nämlich: «dieses Princip wird in allen Lehr- büchern, auch den besten, in denen von Poisson, Lagrange und LDaplace so dargestellt, dass es nach meiner Ansicht nicht zu verstehen ist». Nach Ansicht des Verfassers dürfte dieser Ausspruch auch heute noch auf die Darstellung der Mehrzahl der in den gegenwärtigen Lehrbüchern behan- delten mechanischen Principe unverändert Geltung haben. Deshalb verwendete der Verfasser in vorliegendem Bande die grösste Sorgfalt auf die möglichst einfache, verständliche und präcise Begründung der darin aufgenommenen Prineipe und auf die genaue Dar- legung ihrer mechanischen Bedeutung ; in dieser Weise wurde behandelt: das Prineip der virtuellen Verrückungen, d’Alembert’s Prineip und das Prineip des kleinsten Zwanges. Hierauf folgt ebenso das Prineip der klein- sten Wirkung, das Prineip der stationären Wirkung und Hamilton’s Prin- eip der variirenden Wirkung; dessen characteristische Gleichung und die Jacobt'sche Form des vollständigen Integrals derselben; König’s Ener- gema-Princip. Alle diese sind nicht nur in rechtwinkelisen, sondern auch mit Ausnahme des Letzteren, in allgemeinen Coordinaten dargestellt. Schliesslich werden ebenso behandelt die zweite Form der La- grange'schen Bewegungsgleichungen, Hamilton’s canonische Form der Bewegungsgleichungen, Jacobt’s Prineip des letzten Multiplieators und Lagrange’s Integrationsmethode der Bewegungsgleichungen. Den Schluss dieser allgemeinen Abtheilung bildet die Darlesung der Dynamik der relativen Bewegung des materiellen Punctes. 2. Der specielle Theil beschäftigt sich mit den allgemeinen und besonderen Problemen des Gleichgewichtes und der Bewegung des mate- riellen Punctes und bildet die unumgänglich nothwendige Ergänzung des vorhergehenden allgemeinen Theiles. Vorerst werden mehrere Beispiele der Statik des freien und des, einem Zwange unterworfenen materiellen Punctes detaillirt ausgeführt ; hierauf folgen fünfzig mit Auflösungen versehene Aufgaben. Von der Behandlung der Bewegungsprobleme des materiellen Punc- tes sind alle diejenigen ausgeschlossen, die sich einfach auf kinematische Probleme zurückführen lassen, da solche im ersten Bande des Werkes, in der Kinematik, in einer, allen Anforderungen genügenden Auswahl BUCHBESPRECHUNGEN. 433 vorhanden sind; es sind hier demnach keine Probleme der freien Bewe- gung des materiellen Punctes behandelt, mit einziger Ausnahme eines sehr wichtigen Hauptfalles, nämlich desjenigen, dem die allgemeine Gra- vitation, das Problem der zwei Körper, Keppler’s Aufgabe angehören, und die ihrer Bedeutung gemäss eine genügend erschöpfende Darstellung erhielten. Die erste Hauptgruppe der übrigen Probleme bezieht sich auf die Bewegung des materiellen Punctes auf festen oder veränderlichen und beweglichen glatten oder rauhen Bahnen oder Flächen, mit besonderer Beachtung der in physikalischer Beziehung oder bezüglich der Entwicke- lung der Wissenschaft wichtigen Fälle, wie z. B. die Bewegung des idealen, ebenen und sphärischen Pendels ; die Tautochronen und Brachystochronen, Foucault's Pendelversuch u. s. f. Eine folgende Hauptgruppe behandelt die Puncetbewegung im wider- stehenden Mittel; hierzu gehören: das allgemeine und das specielle Problem der Ballistik des Punctes; Störung der harmonsichen und der Central-Bewegungen im widerstehenden Mittel. Hierauf folgt ein Hauptcapitel, in welchem die im allgemeinen Theil dargestellten, oben erwähnten dynamischen Principe auf Bewegungspro- bleme angewendet werden ; dabei werden analytische Schwierigkeiten nicht umgangen; ein besonderes Capitel behandelt die verschiedenen Systeme elliptischer Coordinaten und deren Verwerthung bei mechanischen Pro- blemen. Das letzte Hauptcapitel enthält Übungsprobleme, nämlich zur An- wendung aller im Vorhergehenden betrachteten Methoden, Bewegungsarten und Principe geeignete, passend gewählte Aufgaben, jede mit Auflösung versehen, zusammen hundert und siebzig. III. An die hier gegebene kurze Übersicht des Inhaltes fügt Ver- fasser in der Vorrede zu diesen Bande die Bemerkung, dass er nicht nur den principiellen (theoretischen) Theil dieses Bandes zu wiederholtenmalen umarbeiten und seinen Inhalt verschieden anordnen musste, sondern dass er dasselbe auch bezüglich aller darin behandelten Bewegungsprobleme thun musste, unter welchen sich zahlreiche ganz neue befinden; diese letztere Bemerkung gilt auch für die aufgenommenen Aufgaben, bezüglich deren grössten Theil Verfasser die mitgetheilten Lösungen durch mehr- fache Durchrechnung zu controliren hatte. Diese Umstände, ferner der schwierige, fast zwei Jahre dauernde Satz und die sorgfältigen Correeturen verzögerten das Erscheinen dieses Bandes und machen es erklärlich, dass derselbe nahezu fünf Jahre später, als der erste Band, die Kinematik, ausgegeben werden konnte. Da ferner der Verfasser auf die Vollständigkeit der wesentlichen Theile des bearbeiteten Wissenszweiges bedacht war und dabei überall den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft zu erreichen strebte, so war es im vorhinein zu erwarten, dass der Umfang des vorliegenden Bandes den \ Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XIV. 28 A434 BUCHBESPRECHUNGEN. Rahmen auch der grösseren diesbezüglichen Producte der internationalen Handbücher-Litteratur überschreiten, und auch seine Anordnung eine von diesen wesentlich abweichende sein würde ; indessen opferte der Verfasser dem genannten Zwecke weder die Übersichtlichkeit, noch weniger aber die Verständlichkeit. Damit der Anfänger auch diesen Band, wie die Kine- matik zu benützen in der Lage sei, sind am Schlusse des Inhaltsverzeich- nisses die für ihn bestimmten Paragraphen und Abschnitte aufgezählt, die für sich einen zusammenhängenden kleinen Leitfaden der Dynamik bilden, welcher zur Einführung in dieses Wissensgebiet geeignet ist. Nach einigen Bemerkungen über die ungarische wissenschaftliche Terminologie der theoretischen Mechanik spricht der Verfasser seinen tief- gefühlten Dank der Ungarischen Akademie der Wissenschaften aus, deren Opferwilligkeit das Erscheinen des Werkes ermöglichte; dankt ferner Herrn Wilhelm Ösillag, Assistenten am Polytechnikum zu Budapest für die bei Ausführung von über vierhundert Figuren erwiesene Sorgfalt und schliesslich der Druckanstalt der Franklin-Gesellschaft, die sich redlich bestrebte, durch die technische Ausstattung des Werkes den berechtigten Anforderungen gerecht zu werden. Zum Sehlusse möge die Aufzählung der einzelnen Abschnitte und Capitel des Bandes hier Platz finden, die eine genauere Einsichtin seinen Inhalt und in dessen Anordnung gestatten: Vorrede, Inhaltsverzeichniss u. s. f., Fachlitteratur _ pp. I-XXXV. I. Einleitung: Kraft und Materie, dynamische Grundbegriffe und Axiome, $$. 1—26. (Kinematik und Dynamik. Materie und mechanische Kraft. Er- fahrung und Voraussetzung. — Die unabhängigen Prineipe der Dynamik (die dynamischen Axiome). Verbindung der Erfahrung mit der Hypothese. — Einheit und Messung der Masse, der statischen, der kinetischen Kraft; experimentelle Äquivalenz der beiden Letzteren. — Arbeit und Energie. — Erfahrungssatz der Erhaltung der dynamischen Energie. — Übersicht der nieht unabhängigen Prineipe der Dynamik (der Integralsätze und der methodischen»Rrineipe) a pr II. Dynamik des materiellen Punctes. A) Allgemeiner Theil. 1. Statik des materiellen Punctes, S$. 27—29. (Gleichgewicht des freien und des einem Zwange unterworfenen materiellen Punctes. Sein unveränderter Bewegungszustand. Arten der Beibuns)i._ "MW. DEU Da) nella Sn a BLIEB. Le pe BUCHBESPRECHUNGEN. 435 2. Kinetik (Lehre von der Bewegung) des materiellen Punetes, $$. 30—195. Von der Lage und von der Bewegung des materiellen Punctes ab- hängige dynamischen Begriffe. Gleichungen und Sätze der freien Bewe- Zunesgdesemateriellen Bungtese Ba 2 ee pr Allgemeine Behandlung der ale sbeweeung des materiellen Punc- tes. Zwang und Zwangskraft. Puncetbewegung auf vorgeschriebener fester Bahn ohne und mit Reibung. — Puncetbewegung auf vorgeschriebener fester Fläche ohne oder mit Reibung. — Gleichgewicht und Bewegung des materiellen Punctes auf vorgeschriebener, bewester und veränderlicher, slatter oder rauher Bahn oder Fläche. _ ......2.2....pp. 80-111. Darstellung der allgemeinen methodischen Prineipe der Dynamik für einen Punct. Allgemeine Bemerkungen. — Prineip der virtuellen Ver- rückungen (der möglichen Verschiebungen). Character und Kennzeichen des Gleichgewichtes. D’Alembert’s Prineip und die erste Form der Bewe- gungsgleichungen von Lagyrange. Fourier's Prineip. Gauss’ Prineip des kleinsten Zwanges. — Die Action (Wirkung) und ihre Variation. Mauper- tuis’ Princip der kleinsten Action. Hamilton’s Prineip der stationären Wirkung. — Hamilton’s Integral und dessen vollständige Variation. Prin- cip der variirenden Wirkung; Transformation der Bewegungsgleichungen. ‚Jacobi'sche Form des vollständigen Integrales der characteristischen Glei- chung. Das Energema-Theorem ; Interpretation der Grundgleiehungen der Dynamıkanachndk Kong ee erpp 2180: Bewegungsgleichungen des materiellen irimnas in allgemeinen Coor- dinaten: Allgemeine und orthogonale Coordinaten, Geschwindiekeiten, Beschleunigungen und Kraftecomponenten. — Zweite Lagrange'sche Form der allgemeinen Bewegungsgleichungen für die freie und für die dem Zwang unterworfene Puncetbewegung. — Hamilton’s canonische Form der Bewegungsgleichungen. Das Prineip der variirenden Wirkung, die charac- teristische Gleichung und die characteristische Function in allgemeinen Goordinatenst „ee ln A BL EN HP 86-2208 Jacobi’s und Lagrange's Methoden der Integration des Differential- gleichungen der Bewegung: „Jacobi’s Prineip des letzten Multiplieators. — Methode von Lagrange zur Integration der partiellen Differentialgleichun- gen erster Ordnung. Integration d. characteristischen Gleichung. pp. 220— 255. Dynamik der relativen Bewegung des materiellen Punctes: relative Kräfte; Gleichungssysteme dieser Bewegung und die dynamischen Prin- eipeein&diesen, Halle au BIT ana EEE =. 10% 25525), 28% 436 BUCHBESPRECHUNGEN. B) Specieller Theil. Allgemeine und specielle Probleme des Gleichgewichtes und der Bewegung des materiellen Punctes $$. 126—250. 1. Gleichgewichtsprobleme des materiellen Punctes SS. 126—132. Methoden und Beispiele für das Gleichgewicht des freien und des einem Zwange unterworfenen materiellen Punctes. — Fünfzig Aufgaben für das Gleichgewicht des freien und einem Zwange unterworfenen Punctes mit Andeutung des Lösungsvorganges, sammt Auflösungen... pp. 260—286, 9. Bewegungsprobleme des materiellen Punctes SS. 133—250. Allgemeine Bemerkungen. Allgemeine Gravitation ; die Gravitations- eonstante. — Problem der zwei Körper, Bewegung der Planeten und Ko- meten um die Sonne und der Monde um ihre Hauptplaneten. — Die heliocentrischen Coordinaten der Planeten als expliecite Functionen der Zeit. Lösung des Keppler’schen Problemes; Reihe von Juagrange, Bessel- sche Functionen ; deren Litteratur. — Zusammenhang zwischen den helio- centrischen Coordinaten und den Bahnelementen eines Planeten. pp. 237—336. Methoden und Probleme bezüglich der Zwangsbewegung des Punctes auf bestimmter Bahn: Bewegung des materiellen Punctes auf vorgeschrie- bener fester, glatter Bahn. Ideales Pendel. — Bewegung des materiellen Punctes auf einer durch die Bedingungen der Bewegung bestimmten glatten Bahn. Allgemeine und specielle Eigenschaften der Tautochronen und Brachystochronen (Curven der gleichzeitigen und der kürzesten Ankunft) bei verschiedengearteten Kräften. Abel’s und Bernoulli’s Problem. — Be- wegung des materiellen Punctes auf bewegten, unveränderlichen glatten Bahnen (in bewegten Röhren). — Bewegung des materiellen Punctes auf vorgeschriebener fester, rauher Bahn. _ _ _ ._ .. .. pp. 336—406. Methoden und Probleme bezüglich der Zwangsbewegung des mate- riellen Punetes auf einer bestimmten Fläche: Bewegung des materiellen Punctes auf vorgeschriebener, fester, glatter Fläche. Sphärisches Pendel. Rotationsflächen; dreiachsiges Ellipsoid. — Bewegung des materiellen Punctes auf einer durch die Bedingungen der Bewegung bestimmten glat- ten Fläche; Curven grössten Falles. Gesimsfläche. — Bewegung des materiellen Punctes auf einer vorgeschriebenen bewegten, glatten Fläche. Foucanult’s Pendelversuch. Traetrix und Directrix. — Bewegung des ma- teriellen Punctes auf vorgeschriebener, fester, rauher Fläche. pp. 406—441. Methoden und Probleme der Punctbewesung im widerstehenden Mittel: Einfaches und allgemeineres ballistisches Problem des Punctes. Jacobi’s Behandlung. -— Störung einfacher harmonischer Bewegungen im widerstehenden Mittel. — Änderung der Centralbewegung durch das wider- stehende Mittel... 2m... Ka 2 En N pp Anwendung der methodischen Prineipe der Dynamik auf die Lö- sung von Bewegungsproblemen : Anwendung des d’Alembert’schen Princi- BUCHBESPRECHUNGEN. 437 pes auf Punetbewegungen auf vorgeschriebener veränderlicher Bahn, auf vorgeschriebener bewegter Bahn und Anwendung desselben auf relative Punctbewegungen. Beispiel: Schwingungen verbundener Pendel. — An- wendung des Principes der kleinsten oder der stationären Wirkung. Central- bewegung. — Anwendung des Principes der variirenden Wirkung: die Jacobi'sche vollständige Lösung der Hamilton’schen characteristischen Gleichung. Zweikörper-Problem: Jacobi’s Vorgang; Euler's und Lambert’s Sehnen-Satz. — Anwendung von Lagrange's allgemeinen Krafteomponenten und seiner zweiten Form der allgemeinen Bewegungsgleichungen. Beispiel: Das Probleme verbundeneräkenden er ar r 7 ppr 219 —9le: Systeme elliptischer onen und deren Anwendung auf die Lösung von Problemen der Punetbewegung mittels der Hamiülton-Jacobv- schen Methode. Bewegung auf Flächen zweiter Ordnung bei verschiedenen Kräften... .. er a eaN - ._. pp. 518—544. Anwendung den erauli allein Banes des letzten Multiplicators auf die Untersuchung der Punctbewegung. Freie und Centralbewegung. — Anwendung der Lagrange'schen Integrationsmethode auf die Lösung von Problemen der Punetbewegung. Freie und Zwangsbewegung. pp. 544—549. Aufgaben zur Bewegung des materiellen Punctes: Zweiundfünzig Aufgaben zur Punetbewegung auf vorgeschriebener oder durch die Bedin- gungen der Bewegung bestimmter, fester oder beweglicher glatter Balın, mit Angabe des Lösungsvorganges und der Lösung. — Neunundvierzig Aufgaben zur Punetbewegung auf vorgeschriebener oder durch die Bedin- gungen der Bewegung bestimmter, fester oder beweglicher glatter Fläche, mit Angabe des Lösungsganges und der Lösung. — Fünfzig Aufgaben zur Punetbewegung mit Reibung oder im widerstehenden Mittel, mit Angabe des Lösungsganges und der Lösung. — Zwanzig Aufgaben zur Anwendung der methodischen Principe der Dynamik auf die Bewegung des materiellen Punctes, mit Angabe des Lösungsganges und der Lö- SONDOHPwR EN a EUER BR N, een mp: 390613: RL 5 DE Aa MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE BERICHTE AUS UNGARN, MIT UNTERSTÜTZUNG DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER KÖNIGLICH UNGARISCHEN NATURWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON ROLAND BARON EÖTVÖS, JULIUS KÖNIG, KARL v. THAN. REDIGIRT VON AUGUST HELLER. VIERZEHNTER BAND. 1895 —1896. 1598, BER.AN, BUDAPEST, R. FRIEDLÄNDER & SOHN. FRIEDE. KILIAN’S NACHFOLGER, In Redactionsangelegenheiten wende man sich an Prof. August Heller, Ober- bibliothekar der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, V. Akademiepalast. YaNıRh Der Fortbestand der MATHEMATISCHEN UND NATURWISSENSCHAFTLICHEN BERICHTE AUS UNGARN ist durch die Munificenz der Ungarischen Akademie der Wissen- schaften und der K. Ung. Naturwissenschaftlichen Gesellschaft vollständig gesichert. Preis dieses Bandes: 4 fl. 80 kr. ö. W. oder 8 Mark = 10 Francs. Im Commissionsverlage von R. FRIEDLÄNDER & SOHN, Kr FRIEDRICH KILIAN, BERLIN, BUDAPEST, sind erschienen, und durch jede Buchhandlung zu beziehen: Allgemeine Theorie des Blectrodynamometers. Ein Beitrag zur Anwendung und zur Integration der Difterentialgleiehungen der eleetrodynamischen Iuduction. Von Dr. I. Fröhlich, ö. ord. Professor an der Universität zu B \dapest. Von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften aus der Bezsin-Stiftung gekrönte Preisschrift. Deutsche Ausgabe. Gross-Quart, XVIII und 168 Seiten, mit drei Tafeln und Zeiehnungen im Texte. Preis stark cartonnirt 10 Mark. | Nonographia Chrysididarum orbis lerrarım universi. Von Alexander Mocsary, C. Mitglied der Ung. Akad. der Wissenschaften, Custos-Adjunet am Ung. Naticnalmuseum. Sonderausgabe der III. Classe der Ungarischen Akademie der ‘Wissenschaften. Gross-Quart, XV und 643 Seiten, mit zwei schönen Tafeln. Das Werk enthält die Beschreibung von 733 Chrysididenarten aus allen Teilen der Welt. Preis 32 Mark. Arane Hunearie. Secundum collectiones a Leone Becker pro parte perserutatas consceripte a Cornelio Chyzer et Ladislao Kulezyüski. Tomus 1. Salticoide, Oxyopoida, Lycosoids, Heteropoid&, Misumenoids, Fuertrioid, Tetragnathoide, Uloboroid&, Pholcoid&, Scytodoid, Urocteoide, Eresoid&, Dietynoide. (Accedunt tabulz sex.) Budapestini 1892. — Editio Academie Seientiarum Hungarice. Preis 10 Mark. Tomi II-di pars pivor: Theridioidx. (Accedunt tabule quinque.) Budapestini 1894. — Editio Academi® Seientiarum Hungaric. Preis 10 Mark. DRUCK \ 7 le} @) fe - {) er; x (or EN N In AN Fu e 4 SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES ulm) BA 39088 01300 3447