EERESKUNDE 37 — ^^— — I HEFT 133 |»^^»i^^^»^^i— 9-12 Gft 1 OBA DIE NATÜRLICHEN GRENZEN RUSSLANDS EIN BEITRAG ZUR POLITISCHEN GEOGRAPHIE DES EUROPÄISCHEN OSTENS VON ALBRECHT HERAUSGEGEBEN VOM INSTITUT FÜR MEERESKUNDE AN DER UNIVERSITÄT BERLIN BERLIN 1917 / ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN KÖNIGLICHE HOFBUCHHANDLUNG / KOCHSTR. 68—71 12. JAHRGANG, I.HEFT A PREIS 60 PFENNIG ^ MEERESKUNDE SAMMLUNG VOLKSTÜMLICHER VORTRÄGE =^ Bisher erschienen folgende Hefte: Das Museum für Meereskunde. Von Prof. Dr. A. Penck. Die Meeresräume, ihre Wasserfüllung und ihre Küsten. Flaschenposten und treibende Wracks. Von Prof. Dr, O. Krümmel. Das Eis des Meeres. Von Dr. L. Mecking. Die Küste der englischen Riviera. Von H. Spethmann. Unsere Kalisalzlager ein Geschenk des Meeres. Von W. Stahlberg. Der Deichschutz an Deutschlands Küsten. Von Dr. W.B ehr mann. Der Golfstrom. Von Dr. Ludwig Mecking. Meer und Küste von Rügen bis Alsen. Von H. Spethmann. Tier- und Pflanzenwelt des Meeres. über marine Sedimente und ihre Benutzung zur Zeitbestimmung. Von Dr. G. Braun. Die Meeressäugetiere. Ihre Stammesgeschichte. Von Prof. 0. Abel. Die westindischen Korallenriffe. Von Dr. R. Hartmeyer. Das Reich des Todes im Meer. Von Walter Stahlberg. Tierische Wanderungen im Meeie. Von Prof. R. Woltereck. Die Scholle, ein Nutzfisch der deutschen Meere. Von Dr. V. Franz. Gefiederte Bewohner des Meeres, Von Dr. K. Wenke. Das schwimmende Leben der Hochsee. Von Dr. G. H. Fowler. Tierisches Licht in der Tiefsee. Von Prof. Dr. E. Mangold. Neue Forschungen über die Biologie der Tiefsee. Von Professor Dr. F. Doflein. Die zoologische Station in Neapel. Von Prof. Dr. Armin v.Tschermak. Wehr und Schutz der Meerestiere. Von Dr. L. Glaesner. Geschichte, Entdeckungsgeschichte, Seekriegsgeschichte. Die deutsche Handelsmarine im 19. Jahrhundert. Von Dr. W. Vogel. Die Anfänge der Nordpolarforschung. Von Dr. P. Dinse. Zeitalter der Entdeckungen. Von S. Günther. Der Seeraub. Eine geographisch-historische Skizze. Von Dr. P. Dinse. Die Kontinentalsperre. Von Rob. Hoeniger. Nordische Seefahrten im früheren Mittelalter. Von Dr. W. Vogel. Die Abschaffung des britischen Sklavenhandels im Jahre 1806/07. Von Dr. Franz Hochstetter. Die Fahrten eines deutschen Seemanns um die Mitte des 19. Jahr- hunderts. Aufzeichnungen des Segelschiff-Kapitäns G.W. Kroß. Die Schiffahrt auf den Karolinen und Marshallinseln. Von Dr. P. Hambruch. Die Namen der Schiffe. Von Dr. W. Vogel. Ein Ausflug nach Sansego in der Adria. Von Dr. L. Glaesner. Deutschlands Lage z. Meere im Wandel der Zeiten. Von Dr. W. V o g e 1. Handelswege im Ostseegebiet in alter u. neuer Zeit. Von Chr. Reuter. Ostseehandel und Landwirtschaft. Von Chr. Reuter. Die Nautik im Altertum. Von Dr. Aug. Kost er. Das Seekriegsrecht im jetzigen Kriege. Von Johannes Neuberg. Die südeuropäischen Staaten und unser Krieg. Von Prof. Dr. Alfred Merz. Englands Willkür und bisherige Allmacht zur See. Von Vize- admiral z. D. Hermann Kirchhoff. MEERESKUNDE SAMMLUNG VOLKSTÜMLICHER VORTRÄGE ZUM VERSTÄNDNIS DER NATIONALEN BEDEUTUNG VON MEER UND SEEWESEN Herausgegeben vom INSTITUT FÜR MEERESKUNDE ZU BERLIN UNTER SCHRIFTLEITUNG VON WALTER STAHLBERG 565861 2. 7. 53 Zwölfter Jahrgang Mit zahlreichen Abbildungen und Karten Berlin 1918 Ernst Siegfried Mittler und Sohn Kochstraße 68—71 (S A\h Recht« aus dem G« ^°^^- das über.j;:ir'''?^ ^«"^ 19. Ju ni 190] vorbehalten. INHALT: Heft 1 ; Die natürlichen Grenzen Rußlands. Ein Beitrag zur politischen Geographie des europäischen Ostens. Von Albrecht Penck. Heft 2: Der Reichstag und die Freiheit der Meere. Von Wilhelm van Calker, Geh. Justizrat, o. ö, Professor der Rechte an der Universität Kiel. Heft 3: Konterbande, Blockade und Seesperre. Von Dr. Heinrich Triepel, Geh. Justizrat, o. ö. Professor der Rechte an der Universität Berlin. Heft 4: Hugo Grotius und der Ursprung des Schlagworts von der Freiheit der Meere. Von Dr. Walther Vogel, Professor an der Universität Berlin. Heft 5: In französischen Lagern Afrikas. Erlebnisse einer Zivilgefangenen. Von Else Ficke. Heft 6 : U. S. Amerikas Schiffbau in Frieden und Krieg. Von Professor W. Laas-Berlin. Heft 7: Die Grundlagen des italienischen Imperialismus. Von Professor Dr. Alfred Rühl- Berlin. Heft 8; Luftschiff angriffe auf England. Von Kapitänleutnant Freiherr Treusch v. Buttlar-Brandenf eis. Heft 9: Das Seeflugzeugwesen. Von Fregattenkapitän a. D. W. Schnell-Berlin. Heft 10: Der Kampf der Minensuchflottillen. Von Kapitän- leutnant M. Doflein. Heft 1 1 : Die untere Donau und ihre Fischerei. Von Dr. K. Marcus t, Leutnant d. L., Bukarest. Heft 1 2 ; Die deutsche Flagge. Von Kapitän z. S. z. D. J. F. M e u ß. MEERESKUNDE SAMMLUNG VOLKSTÜMLICHER VORTRÄGE ZUM VERSTÄNDNIS DER NATIONALEN BEDEUTUNG VON MEER UND SEEWESEN ZWÖLFTER JAHRGANG ERSTES HEFT Die natürlichen Grenzen Rußlands. Ein Beitrag zur politischen Geographie des europäischen Ostens. Von Albrecht Penck. rthodoxie, Autokratie und Nationalität, die drei vom Grafen U w^ a r o w empfohlenen hauptsächlichsten Grundlagen des russischen Bildungssystems, gelten auch als die drei maßgebenden Faktoren für den Zusammenhang des russischen Staates, Viele erblicken ferner in der Weiträumigkeit des europäischen Flachlandes die geographische Voraus- setzung für die w^eite Ausdehnung des russischen Reiches, Ein wichtiger der vier genannten Faktoren ist im großen Weltkriege dahingeschw^unden. Die deutschen Siege führten den Zusammenbruch der russischen Autokratie herbei, und es entsteht nunmehr die Frage, ob die drei übriggebliebenen Faktoren sich als stark genug erweisen werden, um den Staat zu- sammenzuhalten. Man kann dieser Frage vom rein politischen Standpunkt nähertreten; man kann aber auch untersuchen, ob die geographischen Grundlagen im heutigen Rußland derartige sind, daß sie ein großes einheitliches Staatengebilde unter den heutigen Um- ständen unbedingt verlangen. Diesen Weg der Betrach- tung wollen wir einschlagen. Weiträumig ist der Osten Europas, Quer durch die ganze Breite des Erdteils erstreckt sich Flachland; un- Meereskunde, Vorträge. XII. Heft 1. \ 2 Meereskunde. begrenzt ist auf einige Millionen von Quadratkilometern der Horizont, und in sanftem Auf und Ab überschreitet das Land nur selten Höhen von 300 m. Scharfe geo- graphische Grenzen ziehen ihm im Norden das Eismeer, im Süden das Schwarze Meer und der meerähnliche Kaspisee, sowie zwischen beiden die Gebirgsmauer des Kaukasus, Im Osten erscheint der Ural als ein Grenz- wall; aber im Westen wird das Flachland zwischen Ost- see und den Karpathen, zwischen Nordsee und den deut- schen Mittelgebirgen nicht von gleich scharfen Grenzen durchzogen. Es reicht bis zu den Rheinmündungen, streckt sich über Niederbelgien bis hinein nach Nordfrank- reich, Kein Geograph wird diesen Flachlandzipfel auch nur bis zur Elbe zu Osteuropa stellen, so wie es Hötzsch') aus historischen Gründen glaubt tun zu müssen. Aber es gibt auch im Flachlande natürliche Grenzen, welche große Einheiten des europäischen Bodens voneinander trennen. Bisher sind gewöhnlich Mitteleuropa und Ost- europa unterschieden worden. Aber damit ist die Mög- lichkeit von Unterscheidungen nicht erschöpft, ja nicht einmal die wichtigste hervorgehoben. Wer das große europäische Flachland nicht bloß auf der Landkarte überblickt, sondern auch mit seinem Aussehen vertraut ist, weiß, daß bei aller Einförmigkeit der Oberflächengestaltung seine Erscheinungsweise namhafte Verschiedenheiten aufweist. Wer im Süden Rußlands reist, vielleicht auf der Linie von Lemberg über Kiew und Charkow bis zur Wolga, bewegt sich immer im waldlosen Lande, Wer von BerHn nach Petersburg, und von dort nach Nizhnij-Nowgorod fährt, ist immer im Walde, Scharf sondern sich im osteuro- päischen Flachlande Waldland und Steppenland von- 1) Rußland. 2. Aufl. Berlin 1917. S. 3. Die natürlichen Grenzen Rußlands. 3 einander, und zwischen beiden verläuft eine der wich- tigsten Naturgrenzen Rußlands, die s ü d 1 ic h e Waldgrenze, Wald und Steppe bieten so verschie- dene Existenzbedingungen für den Menschen, daß ihre Grenze bei niederer Kulturstufe eine Staatengrenze wird. Der Waldbewohner haftet an der Scholle, die er unter Mühe nutzbar macht, rodet oder abbrennt; der Verkehr von Ort zu Ort ist im Walde schwer. Seßhaft wird der Waldbewohner. Nur der einzelne kommt leichter vor- wärts; große und rasche Völkerbewegungen sind aus- geschlossen. Wohl kann der kulturell Höherstehende den niedrigstehenden Nachbar unterwerfen, aber vor allem wird er bei langsamem Vorwärtsdringen ihn auf- saugen. Leicht beweglich ist hingegen der Steppen- bewohner; haben seine Herden den Boden abgeweidet, so zieht er weiter. Die allseitige Wegsamkeit des Landes ladet ihn dazu ebenso ein, wie die Dichte des Waldkleides den Waldbewohner daran hindert. Leicht gewinnt ein Steppenvolk Macht über die anderen, ver- drängt sie, unterwirft sie oder vernichtet sie. Schnell entstehen große Reiche, und rasch vergehen sie wieder. So ist es jahrhundertelang in den Steppen des südlichen Rußlands gewesen. Als sich nach Beginn der christ- lichen Zeitrechnung das Dunkel der Geschichte über Osteuropa zu lichten begann, erschienen hier Goten; später kamen in rascher Folge Reiche der Bulgaren, Chasaren, Magyaren und Petschenegen, während im Walde in losem Zusammenhange slawische und finnische Stämme kleine Fürstentümer bildeten, von denen die ■Geschichte kaum den Namen berichtet. Natürliche Grenzen wechseln im Laufe der Zeiten nicht selten ihre Bedeutung. Derselbe Strom, der lange Zeit Völker trennte, wird bei höherer Kultur zum Binde- gliede zwischen ihnen; das Ufer des Meeres, das der 1* 4 Meereskunde. Ausdehnung von Menschen Halt geboten hat, wird zur Berührungslinie von Völkern und Staaten, sobald der Mensch hinausgehen kann auf die See und sie als Schiffer beherrscht. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Waldufer gegen die Steppe, Sobald Ackerbau treibende Waldbewohner auf den fruchtbaren Steppen- boden hinausziehen und ihn in Feld verwandeln können, ohne befürchten zu müssen, von den Steppenbewohnern niedergerungen zu werden, wird die Waldgrenze zum Ausgang staatlicher Entwicklung, welche, beruhend auf dem Ausgleich natürlicher Gegensätze, sich ausdehnt über die leicht als Ackerland benutzbare Steppe und über den Wald mit seinem Holzreichtum, An der Grenze von Wald und Steppe liegen die ersten Anfänge größerer russischer Staatenbildung, Das Steilufer des Dnjepr bot bei Kiew den von Norden kom- menden skandinavischen Warägern einen festen Stütz- punkt, Hier begründeten sie eine Herrschaft, Ger- manen waren es, welche hier den russischen Staat schufen, und auf diesen fiel von Süden her der befruch- tende Einfluß des Christentums, Von Byzanz erhielt er die Orthodoxie, Aber selbst in das älteste russische Kirchenrecht reichen germanische Anschauungen hinein. Rasch dehnte sich das junge Reich über die Steppen bis zum Schwarzen Meere aus und kolonisierte das Waldland im Nordosten, Aber sein Gefüge war nicht fest. Es zerfiel bald in einzelne Fürstentümer; der Glanz von Kiew verblaßte, als im Gebiete der russi- schen Kolonisation weiter ostwärts im Waldlande Mos- kau emporkam und Sitz der Orthodoxie ward; er wurde' vernichtet durch den Mongolenansturm des dreizehnten Jahrhunderts, Dieser führte zu einer abermaligen Trennung des Steppen- und Waldlandes, Durch mehr als ein viertel Jahrtausend erstreckten sich in den Die natürlichen Grenzen Rußlands. 5 Steppen türkische Staaten, an der Wolga die Chanate von Kasan und Astrachan, am Schwarzen Meere das der Krim. Die russischen Lande beschränkten sich im wesentlichen auf das gerodete Waldland des Nordens, An Stelle von Kiew traten weiter westlich gelegene Orte als Mittelpunkte von Fürstentümern, vor allem Halytsch und das wolhynische Wladimir, beide gleich Kiew nahe der Grenze zwischen Wald und Steppe ge- legen, aber auch beide nicht stark genug, um sich gegen- über den sich immerfort erneuernden Anstürmen der Tataren selbständig zu halten, Halytsch kam in enge Beziehung zu Polen, Wladimir samt Kiew zu Litauen, und damit erst später zu Polen, Heute mahnt an diese alten westrussischen Fürstentümer noch der Name des österreichischen Kronlandes: Königreich Galizien und Lodomerien, an die Rolle aber, die das Land an der Grenze der europäischen Zivilisation gespielt hat, er- innert seine Benennung Ukraina, d, h, Grenze, Auch Moskau erlag dem Mongolenansturm. Aber seine Schicksale waren andere als die von Kiew. Es ward den Mongolen unterworfen und kam dadurch in ebenso enge Berührung mit der orientalischen Kultur, wie Halytsch und Wladimir mit der mitteleuropäischen. Von den Mongolen übernahmen die Moskowiter die despotische Form der Herrschaft, die dann in Anleh- nung an Ideen von Byzanz den Namen ,, Autokratie" er- hielt. Die Bewohnerschaft war eine stark mit Finnen gemischte russische Kolonialbevölkerung. Aus dieser Mischung erwuchs die herrschende russische Natio- nalität. So ist denn keiner von den drei politischen Faktoren für den Zusammenhang des russischen Reiches echt russisch: weder die von Byzanz gekommene Or- thodoxie, noch die von den Mongolen entlehnte Auto- kratie, noch die Nationalität, Meereskunde, Vorträge. XII. Heft 1. 2 6 Meereskunde, Liegt Kiew genau an der Grenze zwischen Steppe und Wald, so liegt Moskau noch im Walde, 200 km von der Steppe entfernt. Nahe der Waldgrenze, aber noch in der Steppe befindet sich Kasan, der Sitz des ein- stigen tatarischen Chanates, in ähnlicher Lage an der Wolga, wie Kiew am Dnjepr, Als die Steppenvölker er- schlafften, erfolgte im Wolgagebiete genau dasselbe, was vier Jahrhunderte früher am Dnjepr geschehen warr Die Waldleute erstreckten ihre Herrschaft über die Steppe, und die Waldgrenze verlor ihre Bedeutung, Wie das alte Reich von Kiew, wurde der aus dem. großen Fürstentum Moskau hervorgegangene neue rus- sische Staat ein Uferstaat der Steppe, der an der Mutter Wolga ebenso wurzelt wie das ältere Reich Kiew am Vater Dnjepr, Wie dieses sich bald nach seiner Begründung bis zum Schwarzen Meer dehnte, so erreichte das Moskowiterreich nach Niederwerfung des Chanates von Astrachan alsbald den Kaspisee, ohne damit das offene Meer zu gewinnen. Aber wichtiger war, daß ihm mit dem Chanate von Kasan die erz- reichen Gebiete des Ural zufielen. So ist denn das rus- sische Reich seinem Wesen nach ein Binnenstaat, be- gründet auf den Getreidereichtum der Steppe, den. Holzreichtum des Waldes und den Metallreichtum des Gebirges, und geknüpft an die alle drei Gebiete ver- bindende Wolga, Wo der Mensch nicht eingreift, ist die Grenze von Wald und Steppe scharf. Das sieht man im westlichen Sibirien, Mit einem Male hört der Urwald auf und es beginnt das Steppenland, Der Waldsaum ist so scharf wie der Steilrand an einem Flusse, den der Amerikaner „Bluff" nennt. Man spricht daher in Kanada von einem Bluff des Waldes, Fortschreitende Kultur zerstört es. Der Wald wird mehr und mehr gerodet und in Feld, Die natürlichen Grenzen Rußlands. z nämlich künstliche Steppe, verwandelt. Das ist seit der Vermählung von Wald und Steppe zu einem staatlichen Ganzen in Rußland ausgiebig geschehen. Man sieht nicht mehr den Waldrand; nur an der Bodenbeschaffen- heit verrät sich, bis wohin einst der Wald zusammen- hängend sich erstreckte. Zeichnet man heute eine Waldkarte Rußlands, so sieht man den Wald gegen die Abbild. 1. Waldgrenze gegen die Steppen Westsibiriens. Steppe hin sich auflösen in einzelne Inseln, die immer sparsamer und kleiner werden und schließlich schwinden. Aber nur am Saume der Steppe ist der Wald stellen- weise gänzlich zu Fall gebracht. Je weiter wir nach Norden gehen, desto zusammenhängender wird er, und überschreiten wir eine Linie, die vom Bottnischen Meere in einem Bogen durch Finnland zum Ladogasee, und von dort über Wologda und Wjatka nach Perm ver- läuft, so treten wir ein in dicht zusammenhängenden Wald, in dem nur da und dort sich Felder erstrecken, 2* 3 Meereskunde. der aber im wesentlichen ungelichtet dasteht. Wir überschreiten die Grenze des zusammenhängenden Waldes gegenüber der künstlichen Steppe, Es kann nicht gewärtigt werden, daß letztere weiter in ihn hineingedrängt wird. Zwar ist die Möglichkeit des Getreidebaues bis weithin nach dem Norden gegeben. Aber sie ist gering und so unsicher, daß sie nur wenig Menschen zu ernähren vermag. Die Flächen- deckung des Landes mit Siedlungen hört auf. Man kann hier nich^ mehr von einer zusammenhängenden Besied- lung sprechen. Nur an den natürlichen Verkehrswegen der Flüsse gibt es noch Ortschaften von geringer Größe. Zwischen den Flüssen ist das Land unwegsam und menschenleer, und es w^ird so bleiben. Die Linie vom Bottnischen Meere nach Perm am Fuße des Ural, welche ungefähr die Grenze des Obst- baues darstellt, ist zugleich die Grenze des zusammen- hängend besiedelten Rußlands gegen Norden, Was darüber hinausliegt, sind ungeheure Flächen, bewohnt von wenig Menschen, die in Walddörfern leben wie auf Inseln in einem Meere, bis schließlich nahe am Ufer des Eismeeres der Wald längs einer nördlichen Waldgrenze der Tundra weicht. Hier bietet das Land nicht einmal mehr Holz zur Nutzung, sondern bloß Weideflächen, über welche lediglich in geringer Zahl Samojeden hin und herschweifen, so wie Fischer auf der See, Sehr dünn ist die Besiedlung des gesamten Landes nördlich unserer Linie. Im Gouvernement Archangel leben auf 10 qkm nur 6 Menschen, also auf einem nicht einmal einer, und die drei Gouverne- ments: Archangel, Olonez und Wologda, sowie die nördlichen Teile von Perm, bergen auf einer Fläche von li/> Millionen Quadratkilometern, also auf einem Gebiete dreimal so groß wie das Deutsche Reich, nur Die natürlichen Grenzen Rußlands. 9 2Y2 Millionen Menschen, also wenig mehr als das Königreich Württemberg, Staatenbildende Kraft wohnt dem weiten armen Lande nicht inne. Leicht kann sich von Süden her mit geringem Aufgebot eine Herrschaft hier ausdehnen; aber nie hat sich eine solche von der Tundra aus in den Wald hinein erstreckt. Nie hat die nördliche Waldgrenze die Rolle einer belebten Küste in der Entwicklung der Völker gespielt. Wie der Wald in einem breiten Streifen gelichtet und teilweise in Felder verwandelt worden ist, so ist auch die angrenzende Steppe seither unter den Pflug genommen. Bäume kommen in den Dörfern so leicht fort, daß manche russischen Pflanzengeographen ver- kennen, wie es im wesentlichen klimatische Ursachen sind, welche den Baumwuchs in der Steppe hindern. Aber ebenso wie nicht der ganze Wald gerodet werden kann, kann auch nicht die gesamte Steppe in Acker- land verwandelt und besiedelt werden. Gegen das Schwarze Meer hin, und mehr gegen den Kaspisee er- weist sich dies wegen der herrschenden Trockenheit als undurchführbar, sobald der Niederschlag auf weniger als 30 cm im Jahre sinkt und das Land nicht künstlich bewässert werden kann, was nur längs der Wolga in beschränktem Umfange möglich ist. Die kaspischen Uferländer sind für den Ackerbau ungeeignet; sie können lediglich als Weideland benutzt werden und er- nähren dementsprechend immer nur eine bescheidene Zahl von Menschen, Wir finden ihrer im Gouverne- ment Astrachan auf einer Fläche halb so groß wie das Deutsche Reich nur 1,3 Millionen, also so viel wie im Großherzogtum Hessen, Ähnlich dünn ist die Bevölke- rung in den angrenzenden Teilen des Nachbargouverne- ments von Samara und des Landes der Donischen Ko- saken; an 400 000 qkm mißt der nur stellenweise be- 10 Meereskunde, siedelte, größtenteils von Nomaden bewohnte Südosten des europäischen Rußlands, Die Linie von 30 cm Regen- fall erweist sich ebenso wie die Grenze der Obstbäume gegen Norden als eine wichtige natürliche Grenze für die Besiedlung von Rußland. Sie scheiden vom Zaren- reiche Gebiete von mehr als der 3Vl>fachen Größe des Deutschen Reiches ab mit so viel Bewohnern wie Würt- temberg und Hessen, oder wie Baden und Elsaß-Loth- ringen zusammengenommen. Genau der dritte Teil des europäischen Rußlands liegt außerhalb der zusammen- hängend besiedelbaren Teile der Erde und wird für das Reich mehr durch die Größe seiner Fläche eine Last, als durch die Zahl seiner Bewohner eine Stärkung, Gleichwohl ist dieses Land für Rußland von großer Be- deutung: es bietet ihm die Wege im Norden zum offenen Meere, im Süden zu einem meerähnlichen Binnensee, Große Ströme zeichnen diese Wege vor; aber sie sind im Süden ebenso wie im Norden durch regelmäßig all- winterlich wiederkehrende Eisbedeckung durch einen namhaften Teil des Jahres unbenutzbar. Das zusammenhängend besiedelte Rußland hat eine ganz andere Gestalt als das europäische Rußland. Erscheint dieses längs seiner langgedehnten Uralgrenze festgefügt an Asien, so ist jenes angehängt an Europa, Es spitzt sich von seiner Westgrenze gegen den Ural hin zu, den es zwischen Perm und Orenburg erreicht. Eine für europäische Verhältnisse schon außerordent- lich geringe Volksdichte von 10 Bewohnern auf den Ge- viertkilometer erstreckt sich nur ein ganz kurzes Stück, nicht einmal bis Tobolsk, nach Sibirien hinein, und dieses bietet nur längs eines schmalen Streifens die Möglichkeit zusammenhängender Besiedlung, Die Natur ist es, die dem zusammenhängend besiedelten Rußland Grenzen zieht, im Nordosten gegen die subpolare Kälte, Die natürlichen Grenzen Rußlands. 11 im Südosten gegen die Trockenheit der Wüste, Diese Orenzen sind allerdings keine staatlichen, aber sie scheiden ein Mutterland, das sich wirtschaftlich in Aveitem Umfange selbst genügen kann, von kulturellen ^ Gebirge. -..o— •. Waldgrenze. I '' Zusammenhängend besiedeltes Gebiet. Abbild, 2. Das besiedelte Rußland und die Waldgrenze. Randgebieten, die sich wie Kolonien zum Mutterlande verhalten. Wer nach den natürlichen Westgrenzen Rußlands sucht, muß im Auge behalten, daß das Flachland, das sich ununterbrochen vom Innern Rußlands quer durch Norddeutschland bis in das nördUche Frankreich er- 12 Meereskunde, streckt, im Westen eine ganz andere Natur hat als im Osten, Sein äußerster westlicher Ausläufer steht ganz unter der Herrschaft der See und genießt ein Seeklima mit all seinen charakteristischen Eigen- schaften, Der Osten aber hat ein ausgesprochenes Kontinentalklima, Dazwischen allerdings vollzieht sich im Westen des Flachlandes ein sehr allmählicher Über- gang, und jeder weiter westUch Wohnende hat das Ge- fühl, daß sein östlicher Nachbar etwas kontinentaler lebe. Dem Westdeutschen erscheint das östliche Flach- land von Norddeutschland schon als stark kontinental; aber unsere östlichen Nachbarn, die Polen, fühlen sich noch ganz außerhalb der strengen Winterkälte und der Sommerhitze des mittleren Rußlands, In einem so weiten Gebiete allmählichen Übergangs Grenzen zu erkennen, fällt so lange schwer, als man sich nicht immer aufs neue vergegenwärtigt, welche Ursachen die Unterschiede bedingen. Die Nähe des Ozeans ist es, welche das ozeanische Klima bestimmt. Es kommt nur in den atlantischen Ge- bieten unseres Erdteiles zur Geltung, Das Kontinental- klima aber setzt mit seinen großen Gegensätzen erst dort ein, wo der Einfluß der See auf ein Mindestmaß gesunken ist, wo die Eingriffe des Meeres in das Land aufhören, wo der Erdteil in seiner ganzen Wucht und Breite ungegliedert entgegentritt. So weit in Europa Wasser und Land ineinandergreifen, herrscht ein Übergangsklima, welches für den Westen des Flach- landes ebenso bezeichnend ist, wie das kontinentale für den Osten, Die Ostenden der Eingriffe des Meeres in das Land sind die Grenzmarken für das Übergangsgebiet. Es gibt deren drei: von Norden her greift das Weiße Meer, von Westen her die Ostsee mit ihrem Ostarm, dem Finnischen Golfe, von Süden her endlich das Die natürlichen Grenzen Rußlands. 13 Schwarze Meer bis an das kontinentale Hintereuropa^) heran. Zwischen ihren Endpunkten suchen wir die Grenze zwischen östlichem und mittlerem Flachlande, Diese Grenze dürfen wir uns natürlich nicht als eine scharfe Linie vorstellen, Sie ist ein Streifen von nicht geringer Breite, der uns als Grenzsaum verschiedener Landschaften des Flachlandes oft in großer Deutlichkeit und Schärfe namentlich dort entgegentritt, wo ihn Un- ebenheiten des Landes hervorheben, so zwischen dem Weißen Meere und dem Finnischen Golfe, Zwischen beiden liegen die beiden großen Seen Nordwest- Rußlands: der Ladoga- und Onegasee, wie die Glieder einer von Meer zu Meer gespannten Kette von 200 km Breite, Dieser onegische Seenstreifen trennt zwei grundverschiedene Gebiete, Nordrußland und Finnland. Nordrußland ist ein weitgedehntes Flachland, dessen fast ebene Oberfläche im Verein mit seiner Boden- beschaffenheit deutlich verrät, daß es in letzter geo- logischer Vergangenheit vom Meere bedeckt gewesen ist. Selten sind felsige Aufragungen, Festes, überall flach geschichtetes Gestein wird lediglich an den großen Plüssen da und dort angeschnitten. Über das Ganze breitet sich dichter, fast ununterbrochener Wald, Wie anders Finnland! Das Land ist gesprenkelt mit Seen, und zwischen den Seen erheben sich zahlreiche Gesteins- liöcker, rundgeschliffen von den eiszeitlichen Gletschern, Neben den Seen unterbrechen zahlreiche ausgedehnte Moorflächen das Waldkleid. Das Land ist daher schwer zu Fuß oder zu Wagen zu durchmessen. In den Vorder- grund tritt der Wasserverkehr auf den Seen, die mehr- fach durch Kanäle miteinander in Verbindung gebracht worden sind dort, wo die Natur nicht solche geschaffen. ') Penck, Politisch -geographische Lehren des Krieges, Meereskunde, Heft 106, S. 25. Meereskunde, Vorträge. XII. Heft 1. 3 14 Meereskunde. In allen diesen Einzelheiten spiegelt Finnland das west- lich benachbarte Schweden, In der Tat bildet es zu- sammen mit ganz Skandinavien einen sehr charakte- ristischen Teil des nordeuropäischen Bodens, die große geographisch-geologische Einheit von Fennoskandia. Auch zwischen dem Finnischen Golfe und dem Schwarzen Meere zieht sich eine Flucht von Niede- rungen durch das große europäische Flachland, Südlich vom Ostende des Finnischen Golfes würde eine Senkung des Landes von wenig über 50 m im Räume, in dem der Ilmensee und Peipussee gelegen sind, zwei große Buchten entstehen lassen, eine jede ähnlich der weiter westlich gelegenen Rigischen Bucht, Aber wie gering die Senkung ist, die einen solchen Wechsel hervor- rufen würde, für die Gegenwart ist bestimmend die Tatsache, daß die Urnen- und Peipusniederung vom Lande eingenommen sind, in dem sich das kontinentale Klima streng geltend macht, während es beiderseits der Rigischen Bucht ganz wesentlich abgeschwächt wird durch den Eingriff des Meeres, Estland und Livland zwischen Rigischer Bucht und dem Finnischen Golfe, mehr noch Kurland zwischen der Rigischen Bucht und der Ostsee selbst, erhalten dadurch ein mehr mittel- europäisches Gepräge^), Noch dehnt sich hier gemischter Wald, in dem Eichen und Ahorn vertreten sind, ja, an der Küste von Kurland kommt sogar noch der Efeu vor, und an geschützten Stellen stehen Nußbäume, während zwischen Ilmensee und Peipussee sich ein- förmige Nadelwälder erstrecken, in denen lediglich die Birke als Laubbaum dann und wann hervortritt. Es ist die Taiga Sibiriens, die sich bis zum Peipussee er- streckt. Dieser, sein Abfluß zum Finnischen Golfe, die Narwa, sowie sein Zufluß, die von Süden kommende ^) Kupffer, Baltische Landeskunde. Riga 1911. S. 301. Die natürlichen Grenzen Rußlands. 15 Welikaja, können, falls man eine scharfe Grenzlinie der Natur entnehmen möchte, hier als äußerste Westgrenze des kontinentalen Klimagebietes angesehen werden. Eine noch größere Niederung tritt weiter südlich in der Flucht zwischen dem Finnischen Golfe und dem Schwarzen Meere entgegen, Sie dehnt sich mindestens 700 km weit längs des Dnjepr, der an ihrem Westrande weithin entlangfließend, Gebiete von sehr verschiedener Beschaffenheit voneinander sondert. An seinem West- ufer hebt sich Granit hervor, ähnlich wie in Finnland. Aber er hat ein anderes Relief, Nicht sind Gletscher über das Land hinweggegangen und haben Furchen ein- gegraben oder Rundbuckel herausgearbeitet, sondern das Ganze erscheint als eine große Hochfläche, in die aller- dings nicht wenige, manchmal vielgewundene, stellen- weise steilwandige Täler eingeschnitten sind. Zwischen dieser Schwelle der Ukraina und der östlich benach- barten russischen Tafel mit ihren horizontalen Schichten herrscht ein ähnlicher Gegensatz wie zwischen Finnland und Nordrußland; die langgedehnte Niederung am Dnjepr spielt genau dieselbe Rolle eines Grenzstreifens wie die onegische Seenkette im Norden, Sie ist eine jener deutlichen Einsenkungen, die der Boden von Europa an mehreren Stellen aufweist. Er ist hier eingebogen worden, und im Bereiche der Ein- biegung sind andere Gesteine zur Ablagerung gelangt als auf den begleitenden Höhen, Deswegen hebt sich die Dnjeprniederung von der flachen Tafel Großruß- lands wie von der Schwelle der Ukraina scharf ab. So groß ist der Gegensatz zwischen den beiden letzteren, daß der russische Geograph A i t o f f die Schwelle der Ukraina mit ihren südwestlichen Nachbargebieten als Carpathia vom übrigen Rußland lostrennte^), ^) The International Geography. 3. Aufl. London 1903. S, 396. 3* 16 Meereskunde. In der Tat gibt es manche Beziehungen zu den Karpathen, Diese haben ein ausgesprochenes Vorland, und vor diesem liegt, ähnlich wie die deutschen Mittel- gebirge vor den Alpen, die Schwelle der Ukraina, Aber während die deutschen Mittelgebirge allmählich unter das Flachland untertauchen, bricht die Schwelle der Ukraina gegen die Dnjeprniederung als Bergufer des Stromes scharf ab, und wir haben auf 470 km Ent- fernung mit einer noch schärferen Grenzlinie zu tun, als im Norden längs der Narwa und des Peipussees. Ver- schwommen hingegen ist die Grenze der Dnjeprniede- rung gegen die Tafel des russischen Kernlandes, Sie verläuft etwa 100 bis 150 km nordöstlich vom Strome. Oberhalb Kiew schwenkt die Schwelle der Ukraina vom Dnjepr gegen Westen hin ab- Ihre Fortsetzung in Wolhynien wird im Norden von Sumpf- und Wald- land der Poleßje begleitet, das sich längs des Pripet bis an den Bug erstreckt. Wald- und Sumpfland zieht sich auch im Osten weithin am Lauf des Dnjepr auf- wärts. Dieser erhält dadurch auch oberhalb Kiew die Bedeutung eines Gliedes im Grenzgürtel zwischen östlichem und westlichem Flachland- Gegen Süden spitzt sich die Dnjeprniederung zu: der Dnjepr tritt an ihrem Südende bei Jekaterinöslaw in ein Felsen- tal mit zahlreichen Stromschnellen ein und schneidet dadurch von der Schwelle der Ukraina eine östliche Fortsetzung ab, die bis zum Asowschen Meere reicht. Ihr liegt im Norden das kohlenreiche Donezplateau vor, dessen ebene Oberfläche seinen verwickelten Auf- bau nicht ahnen läßt; gefaltete Schichten, deren Fort- setzung wir in der Tiefe der Dnjeprniederung mut- maßen, heben sich hier hervor und schmiegen sich auf das engste an die Schwelle an. Ihre Nordgrenze gegen die flachgelagerten Gesteine der kernrussischen Die natürlichen Grenzen Rußlands, 17 Tafel wird etwa durch den Lauf des Donez bezeichnet; dieser übernimmt im Süden, dort wo die Dnjeprniederung aufhört, die Rolle eines Grenzflusses gegen das östliche Flachland, und zwar an der Ostseite des Grenzsaumes. Illll|i Seenplatte. Poleßje. Gebirge. f I Grenzsaum, Abbild. 3. Der warägische Grenzsaum. Rund 1700 km mißt dessen Länge vom Finnischen Golfe bis zum Asowschen Meere; davon entfallen rund % auf Niederungen, nämlich 300 km auf die Peipus — Ilmenniederung, 800 km auf das Sumpf- und Waldland sowie die Niederung am Dnjepr. Sein Westrand ist über 1200 km weit durch Flußläufe bezeichnet, im Pei- 18 Meereskunde. pusgebiete durch Narwa und Welikaja, im Süden durch Beresina und Dnjepr, Auch ihr Ostrand wird auf 1000 km, im Ilmenseegebiete durch Wolchow und Lowat, im Süden durch den Donez hervorgehoben. So erscheint uns denn in der Oberflächengestaltung Euro- pas ein natürlicher Grenzsaum gerade dort, wo wir den Saum des kontinentalen Hintereuropas ansetzen möchten. Dieser warägische Grenzsaum — so wollen wir ihn nennen — mit seiner Flucht von Niederungen spielt in der Geschichte Rußlands keine geringere Rolle als die Uferlinie des Waldes. In ihm zogen die Waräger durch das Land von Meer zu Meer, von Schweden nach Konstantinopel. War Kiew das Tor, durch welches sie aus dem nördlichen Waldlande herauskamen, so war Nowgorod am Ilmensee eine nörd- liche und Polozk an der Düna eine nordwestliche Ein- gangspforte ihres Weges. An allen drei Orten ent- wickelten sich russische Staaten, Lange überdauerte das Wahlfürstentum von Nowgorod und das von Polozk das alte Reich von Kiew. Alle drei Wurzelstätten rus- sischer Staatenbildung liegen an der Westgrenze Hintereuropas, die sohin als eine Grundlinie russischer Reiche erscheint. Längs ihr hat sich auch die Spaltung der Russen in die drei Stämme der Groß-, Weiß- und Kleinrussen, in deren Gebieten der Reihe nach Now- gorod, Polozk und Kiew liegen, vollzogen. Diese Gliederung ist zum guten Teile unter dem Einfluß der Nachbarschaft geschehen. Die Russen von Nowgorod mischten sich mit den nördlich benachbarten Finnen am Finnischen Golfe. Die Weißrussen erfuhren starke Beeinflussung durch die westlich von ihnen wohnenden Litauer, die jahrhundertelang Herren des Landes waren. Die Kleinrussen nahmen Blut der Herren Die natürlichen Grenzen Rußlands, 19 der Steppe in sich auf. Auch Oberflächengestalt und Bodenbekleidung des warägischen Grenzsaumes waren von Einfluß auf die Dreigliederung der Russen, Zwei wichtige Grenzen zerlegen ihn in drei natür- liche Abschnitte, Im Norden läuft quer über ihn hin- weg die baltische Moränenlandschaft, Sie trennt die Großrussen von den Kleinrussen, Im Süden aber quert die Waldgrenze unsern Saum, Im Walde sitzen die Weißrussen, ursprünglich am Waldsaume, nunmehr größtenteils in der Steppe die Kleinrussen, In Wald und Steppe reichen Weiß- und Kleinrussen weit nach Westen bis in das Bereich der mittleren Weichsel, Der Westrand des warägischen Grenzsaumes, welchen die Großrussen nicht wesentlich zu überschreiten ver- mochten, spielt für ihre Ausbreitung keine Rolle, aber über dessen Ostrand dehnten sie sich im allgemeinen nicht aus, obwohl er wenig scharf hervortritt. Allmäh- lich biegt sich die taldurchfurchte Tafel Kernrußlands zur Dnjeprniederung herab, und kaum sinnfällig wird hier eine Klimagrenze, Es bedarf vieljähriger Beob- achtungen, um zu erweisen, daß das Land östlich der Dnjeprniederung strengere Winter hat als das westlich gelegene, daß die Eisbedeckung der Flüsse länger währt, und daß quer zu unserer Niederung die Kontinentalität verhältnismäßig rasch zunimmt. Weiß- und Kleinrussen reichen so weit nach Westen, wie das große Sumpfland der Poleßje, Dieses ist gleichsam die Wand, an die sich beide anlehnen. So kommt eine große Ausstülpung russischer Völker zustande, Ihre Nordgrenze wird durch die Litauische Seenplatte gezogen, die bei aller Unansehnlichkeit ihrer Höhen doch die trennende Wirkung eines Gebirges ent- faltet hat. Wie in Finnland paart sich auf der ganzen Baltischen Seenplatte Seenreichtum mit welligem Ge- 20 Meereskunde, lande. Aber dieses besteht nicht aus festem Fels, sondern aus losen Aufschüttungen, Zwischen oft kuppigen Kies- und Lehmhügeln erstrecken sich breitere oder langge- dehnte schmale Seen, umrahmt von sumpfigen Ufern, oder auch unüberschreitbare Moorflächen, In ihrer ge- samten Ausdehnung ist die Seenplatte ein Grenzstreifen, Auf ihr liegen die Grenzen von Mecklenburg und Pom- mern gegen das deutsche Hinterland, weiter östlich die von West- und Ostpreußen gegen Polen, Dann scheidet sie Litauen und Kurland von Weißrußland; endlich trennt sie das großrussische Stammland von Weiß- rußland, Die Seenplatte bildet eine südliche Umrahmung der Ostsee und hebt einen Kranz von baltischen Ländern in ähnlicher Weise hervor, wie die Moränenlandschaftea der Nordalpen die hinter ihnen gelegenen Gebiete, Wir verfolgen sie bis zur Waldaihöhe hin; weiterhin taucht sie unter den jüngeren Ablagerungen Nordrußlands unter. Südlich des Onegasees ist der baltische Rahmen ver- schwunden. Ziemlich ebenes Land zieht ysich hier ins Wolgagebiet hinüber und ermöglicht eine leichte Ver- bindung zwischen den Ländern am Ostende des Finni- schen Golfes und dem Bereiche der Wolga. Hier liegen die natürlichen Zusammenhänge zwischen baltischem und kaspischem Gebiete, Am größten ist die trennende Wirkung der Seen- platte zwischen Gebieten verschiedener klimatischer Be- günstigung, wie in dem großen Bogen, der von Ost- preußen nach Dünaburg verläuft. Hier scheidet sie das noch deutlich maritimen Einflüssen unterworfene Land der Letten und Litauer von dem weit kontinentaleren Weißrußlands, Geringer ist ihre trennende Kraft im Osten, wo sie zwischen Groß- und Kleinrußland ganz in das Bereich des rein kontinentalen Klimas fällt, und Die natürlichen Grenzen Rußlands. 21 weiter im Westen, wo sie auf deutschem Boden im aus- gesprochenen Übergangsklima liegt. Im Schutze der Seenplatte haben sich Litauer und Letten erhalten, und haben auch die ihnen stammes- verwandt gewesenen Preußen die Stürme der Völ- kerwanderung überdauert; hier blieb alles ruhig, während sonst in Europa alles in Bewegung kam. Auch die ihnen benachbarten Weißrussen leben heute noch an derselben Stelle, die sie vor einem Jahr- tausend inne hatten. Die Sumpfniederungen an Pripet und Dnjepr waren ihnen ein vorzüglicher natürlicher Schutz nach Süden und Osten; gering ist ferner die Verbindung mit dem Westen, nur ein schmaler Raum bleibt zwischen dem südlichen Teile der Litauer Seen- platte und der Poleßje und auch er wird durch die Sumpfwälder von Bialowiezh eingeengt. Gering daher hier am podlachischen Tore die Reibungsflächen zwischen Weißrussen und Polen. Groß sind hingegen die Veränderungen im Volkslande der Kleinrussen und Großrussen, Als die Magyaren und Petschenegen die Uferländer des Schwarzen Meeres verließen und in das pannonische Becken einbrachen, rückten die Kleinrussen an ihre Stelle. Sie besetzten ferner die Ausstülpung des Step- pengebietes nördlich der Karpathen im Bereiche des Dnjestr samt deren Waldrahmen und verschlossen den Magyarenweg in den Karpathen. Aber das Steppen- land, das sie an den Ufern des Schwarzen Meeres be- setzten, ging ihnen infolge des Mongolensturmes wieder verloren, und drangen sie nach Zerfall des Mongolen- reiches auch abermals auf der Schwelle der Ukraina und namentlich in der Dnjeprniederung nach dem Süden vor, so wurden sie Anfang des sechzehnten Jahrhunderts von den Krimtataren doch bis zur Linie Kiew — Czerno- 22 Meereskunde. witz bis in das Tor der Ukraina zurückgeworfen. Nun folgt eine dritte Ausdehnung abwärts am Dnjepr bis zum Schwarzen Meere und im Donezgebiete bis zum Asow- schen Meere, ja selbst über das letztere hinweg in das Land am Kuban, Aber im vorkarpathischen Land der Moldau und von Beßarabien waren mittlerweile die Rumänen bis an den Dnjestr vorgerückt. Er war lange Zeit die Grenze zwischen dem türkischen Reich und Polen, An ihn knüpft sich seither die Südgrenze der Kleinrussen von der Stelle an, wo er sich von den Kar- pathen nahezu senkrecht abwendet und in ein enges, viel gewundenes Felsental eintritt. Dieses bereitet dem Landverkehre in jeder Richtung Hindernisse, sowohl am Fluß entlang als auch quer über denselben hinweg. Der Wert des Flusses aber als Schiffahrtsstraße ist wegen seiner zahlreichen Wen- dungen ganz gering. Hier liegt einer der seltenen Fälle vor, wo wir es wirklich mit einem Grenzflusse zu tun haben, der den Verkehr erschwert und hindert. Dabei gibt es mannigfaltige Verschiedenheiten in der Oberflächengestaltung und Bodenbeschaffenheit des beiderseitigen Landes, Im Osten in Podolien ein fester Gesteinssockel, den der Dnjestr anschneidet. Im Westen in Beßarabien nur loses Gestein; in Podolien langgedehnte, schmale, vielgewundene Felsentäler, welche dem Landverkehre mannigfache Schwierigkeiten entgegenstellen, in Beßarabien wie in der Moldau größere, breitere Täler, die den Verkehr anziehen. Dort Siedlungen vornehmlich auf den Höhen, hier in den Tälern, Dort ausgedehnte Felder auf den Hochflächen, hier — und das bezeichnet wohl den einschneidendsten Gegensatz — stellenweise, mehr allerdings in der Mol- dau als in Beßarabien, Laubwälder auf den keineswegs unansehnlichen Erhebungen und namentlich auf den Die natürlichen Grenzen Rußlands, 23 steilen nach Westen gekehrten Talseiten, Eng schließt sich Beßarabien in seiner Natur der benachbarten Mol- dau an; der Pruth zwischen beiden ist viel weniger eine natürliche Grenze, als der Dnjestr zwischen Beß- arabien und Podolien, Die Großrussen haben wiederholt ihr Stammland nach Westen auszudehnen versucht, aber sie stießen dabei immer auf entschiedenen Widerstand bei den Beherrschern des Baltlandes. Seit mindestens einem Jahrtausend ist die Linie Narwa — Peipussee, deren Bedeutung als Grenze des kontinentalen Europas wir erkannt haben, Völkergrenze; sie gehört gleich der auf der Litauischen Seenplatte verlaufenden zu den festliegenden unseres Erdteils, Die Aus- dehnung der Großrussen erfolgte gegen Osten, Gegen Nordosten drangen sie durch das Gebiet der nörd- lichen Düna bis zum Nördlichen Eismeer vor. Im Osten und Südosten gelangten sie in das Becken der Wolga. Hier erwuchs auf Kolonistenboden ihr neuer staatlicher Mittelpunkt; Moskau, Der Kolonistenstaat unterwarf das Stammland in der Ilmen — Peipus- niederung und einte alle Großrussen unter seiner autokratischen Macht, Dann schob er seine Grenzen, wie wir bereits gesehen haben, in das Steppenland an Wolga und Don, und gewann hier neuen zusammenhän- gend besiedelten Volksboden, Bei weitem übertrifft das großrussische Kolonialland das großrussische Stammland an Seelenzahl und Größe, und wie dieses ursprüng- lich auf den Grenzsaum zwischen dem westlichen und östlichen Flachland beschränkt war, so liegt das Siedlungsland der Großrussen heute im wesentlichen im kontinentalen Europa, Dagegen ist das Siedlungsland der Kleinrussen nur ganz unbedeutend aus dem Bereiche der Dnjeprniederung und der östlichen Fortsetzung der 24 Meereskunde, Schwelle der Ukraina nach Osten heraus gewachsen. Die Flucht der alten Warägerstraße birgt heute noch die Westgrenze der Großrussen, die bald auf ihrem West- rande, bald auf ihrem Ostrande verläuft. Sehr spät erst hat der großrussische, moskowitische Staat die weiß- und kleinrussischen Lande sich ein- verleibt. Jahrhundertelang verlief deren Geschichte un- abhängig von der seinen und war an die von Litauen und Polen gebunden, Litauen verschob seine Ostgrenze bis auf die Höhen östlich der Dnjeprnicderungen, also bis an die Ostseite des warägischen Grenzsaumes, Ohne im einzelnen durch Flußläufe oder Höhen schärfer natürlich festgelegt zu sein, hielt sie sich 250 Jahre lang an derselben Stelle, und sie wurde, als Litauen in Polen 1569 aufging, zur Ostgrenze von Polen, Als dieses dann hundert Jahre später (1667) seinen ersten großen Ge- bietsverlust an Rußland erfuhr, da blieb seine Grenze im Saume zwischen östlichem und westlichem Flachland und rückte lediglich von dessen Ostrand bis an das Steilufer des Dnjepr sowie auch nördlich davon an den Fluß heran. Hier hielt sie sich wieder ein Jahrhundert bis zur ersten Teilung Polens, Unsere Betrachtung läßt uns die doppelte Bedeu- tung der alten Warägerstraße für den russischen Staat erkennen. An ihr liegen die Wurzeln der russischen Völker, Längs ihr trennten sie sich in zwei Äste, die durch fast ein halbes Jahrtausend voneinander geschieden blieben, wobei der eine asiatischen, der andere westeuropäischen Einflüssen unterworfen war. Die Flucht der W a r äg e r s t r a ß e ist die historische und die ethnographische Westgrenze des heutigen großrussi- schen Staates, An sie lehnt sich nur im Osten Die natürlichen Grenzen Rußlands. 25 großrussisches Land, im Westen erstreckt sich nur weiß- und kleinrussisches Gebiet- Ziehen im großrussischen Volksgebiet klimatische Ursachen der zusammenhängenden Besiedlung unüber- windliche Grenzen gegen Nordosten und Südosten, so ziehen auf der anderen Seite die Litauische Seenplatte den Weißrussen, die Waldkarpathen und der Lauf des Dnjestr den Kleinrussen anders geartete Grenzen gegen Nordwesten und Südwesten, In dem dadurch abge- grenzten Räume sind die Berührungen zwischen beiden Stämmen gering; denn zwischen beide schaltet sich die menschenarme, nur an ihren Rändern zusammenhän- gend besiedelte Poleßje, Sie erweist sich daher als eine sehr wirksame anthropogeographische Grenze der Kleinrussen; diese greifen im Westen zwar um sie herum, reichen durch sie aber nirgends hindurch- Der heutige russische Staat umfaßt beinahe das ge- samte Gebiet der drei russischen Stämme- Lediglich ein kleiner Teil kleinrussischen Landes gehört nicht zum Zarenreiche, nämlich die südlich vom Karpathenkamm in Ungarn gelegene Marmaros und das bei den Tei- lungen Polens zu Österreich gelangte östliche Galizien, nämlich das Land von Halytsch sowie ein Stückchen der Bukowina- Dafür greift sonst in allen Richtungen das russische Reich über die Grenzen der russischen Völker weit hinaus, im Osten im wesentlichen über menschen- arme Gebiete, im Westen aber in dicht besiedelte Ge- biete, die in ihren gesamten natürlichen Verhältnissen wie in ihrer Bewohnerschaft fremd gegenüber dem rus- sischen Siedlungslande dastehen. Da ist zunächst Finnland, dessen Natur in jeder Richtung abweicht von der Rußlands und von ihm durch die onegische Niederung auf das bestimmteste abge- trennt ist. Diese eigenartige Scholle Landes hat als 26 Meereskunde, Bewohner vornehmlich Finnen, Sie haben im besiedel- ten Westen im Laufe früherer Jahrhunderte auch nicht die leiseste Beeinflussung von Rußland erfahren, sind vielmehr hier durch die Berührung mit den Schweden an ihren Küsten und wegen ihrer mehrhundertjährigen politischen Zusammengehörigkeit mit Schweden ganz in den volleuropäischen Kulturkreis hineingezogen worden. Das spiegelt sich auch in ihrer protestantischen Konfession, Nur im Osten, außerhalb des eigentlichen Siedlungslandes, dort, wo die Bevölkerung dünn und spärlich ist, sind sie mit den Großrussen in Berührung getreten, welche von Nowgorod kommend, im Gebiete des Onegasees gegen Norden gegangen sind und bis an die Gestade des Weißen Meeres, in einzelnen Vorposten sogar bis an das Eismeer gelangten, Sie brachten öst- lichen Finnen, den nicht gerade zahlreichen Kareliern^ die orthodoxe Kirche, Da ist ferner das Baltland, das Land um den Rigischen Golf, eine nicht minder scharf hervorgehobene geographische Einheit, die nach Oberflächengestalt, Pflanzenkleid und Siedlungsformen vielfach an Ost- preußen erinnert. Die Peipussenke sowie die Litauische Seenplatte ziehen ihm natürliche Grenzen gegen Osten, die leicht vermarkt werden können. Völkisch allerdings ist das Gebiet keine Einheit, Im Norden am Finnischen Golfe sitzen die den Finnen nahe verwandten Esten, um den Rigischen Golf im südlichen Livland und Kur- land Letten, weiter im Süden folgen dann im alten Lande Samogitien die Litauer, Bis auf kleine Reste an der Nordspitze Kurlands sind die den Esten verwandten Liven verschwunden. Es ist ein buntes Völkerbild, das sich hier auf beschränktem Räume unter dem Schutze seiner starken natürlichen Grenzen erhalten hat. Aber Letten und Esten werden geeint durch die deutsche Die natürlichen Grenzen Rußlands. 27 Kultur, die ihnen im Laufe der Jahrhunderte zuteil geworden ist. Beide Völker sind Protestanten. Gleich den Finnen Finnlands haben sie den Kulturanschluß nach dem Westen gewonnen. Die Zahl der Deutschen im Lande ist gering, ihr Einfluß aber ein in jeder Richtung hin spürbarer, Litauen gehört zum Baltland, Es ist des deutschen Einflusses nicht teilhaftig geworden: es widerstand den deutschen Orden, welche Ostpreußen und die Länder am Rigischen Golfe unterwarfen, und kam daher nicht in engere Berührung mit dem baltischen Kulturkreis, Durch Eroberung seines Hinterlandes erhielt es schließlich engere Fühlung mit Polen, dem es das hervorragendste Königsgeschlecht gab,- Sehr spät erst nahm die Bevölkerung das ihr von Rom ge- brachte Christentum an, und sie ist katholisch geblieben. Wie alle Länder, in denen früher polnischer Einfluß herrschte, hat es zahlreiche jüdische Bewohner erhalten, welche den Bauernstand von dem polonisierten Adel abschließen. Wie groß also auch die Verschieden- heiten zwischen Litauen und den baltischen Provinzen am Rigaischen Golfe sind, so gehört es doch gleich ihnen zum westlichen Kulturkreis Europas, Ein ganz loser Anhängsel an das russische Reich ist endlich dessen westlicher Zipfel: Kongreßpolen, Dort wo die Sumpfniederung der Poleßje aufhört, verwächst das Land zwischen Karpathen und Seenplatte zu einer ungetrennten Einheit. Mit dem baltischen Mischwalde stellt sich polnische Bevölkerung ein. Jahrhunderte^ lang lag hier die Ostgrenze Polens gegen Litauen, Geo-^ graphisch, ethnographisch und historisch ist sie im allgemeinen als ein von Norden nach Süden sich dehnender, ziemlich breiter Streifen vorgezeichnet. Innerhalb desselben hat sie im Laufe der Zeiten 28 Meereskunde. nur unbedeutende Schwankungen erfahren, ist aber im einzelnen nicht scharf zu erkennen. Die poli- tische Grenze, die sich bei den Teilungen Polens ergeben hat, läuft in diesem Grenzstreifen und folgt auch hier, wie sonst vielfach, den Flüssen; Die Läufe von Bug, Bobr und Memel wurden zu den Ostgrenzen von Kon- greßpolen bestimmt. Von diesen hat nur der des Bug die Bedeutung einer wirklichen Naturgrenze: er scheidet die Sumpfniederungen des Ostens von höherem Gelände im Westen, Aber gerade hier greift kleinrussische Be- völkerung auf sein linkes Ufer, und das Cholmer Land gehört von Alters her zu den kleinrussischen Gebieten, Auch Bobr und Memel stellten keine Volksgrenzen dar, und das von ihnen umschlossene Gouvernement Suwalki bildet einen losen Anhängsel an Kongreßpolen mit litauischer und weißrussischer Bevölkerung, Die östliche Grenze der Polen zeigt sichtlich ähn- liche Verhältnisse wie die Ostgrenze der Deutschen, Ihr unregelmäßiges Hin und Her weist darauf, daß sie noch nicht eine feste Ruhelage angenommen hat. Die mehrhundertjährige Verbindung von Polen mit Litauen war dem polnischen Einflüsse nach Osten hin sehr för- derlich und begünstigte das Vordringen des Polentums dahin. Der litauische, klcinrussische und weißrussische Adel wurden polonisiert; bis zum Dnjepr hin bekennen sich die Großgrundbesitzer meistens zur polnischen Nationalität, Noch viel kräftiger ist weiter im Süden dank der mehrhundertjährigen Verbindung von Halytsch mit Polen der polnische Einfluß im Tore der Ukraina zwischen Karpathen und Poleßje gewesen. In den Ebenen Galiziens sind die Kleinrussen weiter nach Osten zurückgedrängt als im Gebirge, Selbst östlich von Lemberg sind Polen seßhaft geworden. Polnischer Adel erstreckt sich bis an die Uferländer des Schwarzen Die natürlichen Grenzen Rußlands. 29 Meeres, und soweit als er reicht, ist die Stadtbevölke- rung größtenteils jüdisch. Es trägt die Grenze der rus- sischen Völker an ihrer westlichsten Ausbiegung allent- halben Zeichen des Rückganges und der Verschiebung nach Osten. Aber das betrifft nur weiß- und klein- russische, nicht auch großrussische Gebiete, Ein vierter Übergriff des russischen Staates auf fremdes Volksgebiet erstreckt sich im Westen in Beß- arabien bis zum Pruth, Daß Beßarabien rumänische Bewohner erhalten hat, erwähnten wir schon. Es gleicht auch hierin der ihm so ähnlichen Moldau. Allerdings ganz rein ist diese rumänische Bevölkerung nicht, die gleich der russischen der orthodoxen Kirche angehört. Namentlich im Norden ist sie vielfach mit Kleinrussen durchsetzt. Diese reichen in geschlossener Weise eine Strecke weit über den Dnjestr hinweg und kommen an einer Stelle selbst an den Pruth heran, während sie in Ostgalizien und in der Bukowina an dessen Quellen und oberen Zuflüssen wohnen. Anderseits findet man zahlreiche rumänische Inseln östlich vom Dnjestr im südlichen Rußland, Je mehr wir uns den Gestaden des Schwarzen Meeres nähern, desto bunter wird, wie im ganzen südlichen Rußland, das Völkerbild auch in Beß- arabien, Hier ist das Neuland einer Besiedlung, die erst seit 100 bis 150 Jahren im Gange ist. Gering ist die Zusammengehörigkeit der vier Ge- biete, in welchen das russische Reich nach Westen über die Grenzen des Russentums hinausgreift, mit dem eigentlichen Rußland, Alle haben andere Nationalität, und damit fehlt allen einer der drei wichtigen Faktoren für den Zusammenhalt des russischen Staates, In den meisten aber fehlt auch der zweite: die Orthodoxie, Nur Beßarabien hat orthodoxe Bevölkerung, nicht aber Finnland, nicht Baltland samt Litauen, nicht Polen, Mit 30 Meereskunde, der Autokratie ist der einzige Faktor geschwunden, der Wolgagebiet 1852 durch das große Marienkanalsystem in der russischen Pforte eine den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechende Verbindung zum Finnischen Busen erhalten; ein Großschiffahrtsweg Petersburg — Astrachan- ist geschaffen, und dieser steht überdies mit der Suchona und durch diese mit der nördlichen Düna in Verbindung^ so daß also ein Wasserweg durch die ganze Breite des osteuropäischen Flachlandes hergestellt ist. Nur der Don ist noch nicht mit den drei anderen großrussischen. Strömen verbunden; doch wird daran gearbeitet, zwischen seinem Unterlauf und der unteren Wolga einen Kanal herzustellen, der dem Kaspigebiete eine Öffnung zum Schwarzen Meere gewähren soll. Was die Mutter Wolga für Großrußland ist, ist der Vater Dnjepr für Klein- und Weißrußland. Er ist das einigende Band zwischen diesen Gebieten, Dagegen steht die Düna an Wert weit hinter der Newa zurück. Sie 1) Vgl. Pohle, Richard, St. Petersburg. Meereskunde Heft 12S; (XI. 8) 1917 S, 9. 36 Meereskunde. ist nur eine kurze Strecke weit oberhalb Riga schiffbar, und nur für den Floßverkehr hat ein Kanal, der von der Beresina im 18, Jahrhundert zu ihr herübergeführt worden ist, Bedeutung, Der alte Warägerweg bedarf noch sehr kostspieliger Verbesserungen, um der modernen Binnenschiffahrt einigermaßen genügen zu können. Im 18, Jahrhundert, als sich das polnische Reich noch über das Weichsel-, Memel- und Dnjepr- gebiet erstreckte, sind ferner auch Wasserverbin- dungen zwischen diesen drei Gebieten begonnen worden, Graf Oginski begann schon 1768 den Bau eines Kanals, der in einem Ausläufer der Poleßje von der Jassiolda zur Szczara geführt wurde, um den Dnjepr mit der Memel zu verbinden. Bald darnach 1786, wurde unter dem Könige Stanislaus August der Königskanal zwischen Bug und Dnjepr in Angriff ge- nommen. Beide Kanäle sind zwar unter russischer Herr- schaft vollendet worden, Ihre Maße entsprechen aber nicht im entferntesten ihrer Bedeutung einer Verbindung zwischen dem Dnjepr und den Zuflüssen der Ostsee, Sie werden nur von sehr wenigen kleinen Schiffen benutzt und dienen im wesentlichen nur der Verflößung des Holzes aus der Poleßje nach dem Nordwesten, Die Natur hat beide Verbindungen in bestimmtester Weise vorgezeichnet; in nur 154 m Höhe im ersten Falle, in 140 m im andern kann die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen Meere und der Ostsee in ebenem Sumpf- gelände überwunden werden^). Alle Bedingungen sind hier für die Anlage von großen Schiffahrtswegen ge- geben. Aber sie sind nicht ausgenutzt, und unbenutzt bleiben auch die Läufe von Bug, Narew und Weichsel bis zur deutschen Grenze für eine größere Binnenschiff- 1) Keller, Memel-, Pregel- und Weichselstrom. Berlin 1899. Bd. II, S. 116. Bd. III, S. 467. Die natürlichen Grenzen Rußlands. 37 fahrt. Das Dnjeprsystem hat nicht die Öffnung nach dem Nordwesten erhalten, wie sie das Wolgasystem durch das Mariensystem bekommen hat; im wesent- lichen wohl aus politischen Rücksichten, da die Aus- wege zum Meere, zur Ostsee, auf deutschem Boden liegen- Aber auch stromabwärts hat das Dnjeprsystem nicht den freien Weg zum Meere erhalten; die Schnellen im Dnjeprdurchbruche durch die Schwelle der Ukraina versperren ihn auch heute noch. Heute spielt der Dnjepr nur die Rolle einer Binnenwasserstraße, die nicht zum Meere führt. Hierin spiegelt sich die große systematische Vernachlässigung, welche Weiß- und Kleinrußland unter der autokratischen Herrschaft von Großrußland erfahren haben. Eine große, von der Natur vorgezeichnete Wasserstraße Hamburg — Berlin — Kiew zum Schwarzen Meere ist noch zu bauen, Sie findet weit bessere natürliche Voraus- setzungen als die zwischen Wolga und Newa; denn ist der Wasserweg des Mariensystems durchschnittlich durch 160 Tage im Jahre durch Eis verschlossen, so ist die Dauer der Eisbedeckung im Pripet- und Dnjepr- gebiete durchschnittlich weniger als 110 Tage im Jahre. Aber es sind auch nicht Wasserwege zwischen dem großrussischen Binnenschiffahrtssystem und dem weiß- imd kleinrussischen des Dnjepr hergestellt worden. Hier bietet die Natur allerdings viel größere Schwierigkeiten als zwischen Dnjepr, Weichsel und Memel, Die Kern- landschaften Rußlands sind von Klein- und Weißrußland schärfer getrennt, als diese von Polen und dem Deut- schen Reiche, Kein Versuch ist gemacht worden, dem Wolgagebiete einen zweiten Auslaß zur Ostsee durch Benutzung der Düna zu schaffen, was allerdings auch die Überwindung einer Wasserscheide von mehr als 200 m Meereshöhe erheischen würde. Das wirft Licht auf die 38 Meereskunde. Bedeutung von Rußlands Drängen nach Küstenland an der Ostsee, Immer wieder wird behauptet, daß Rußland hier notwendigerweise Küstenland brauche, und es ist selbst von deutscher Seite früher häufig ausgesprochen worden, daß Rußland ohne das Baltland nicht existieren könne. Läge wirklich ein solch dringendes Bedürfnis vor, so wäre längst ein Kanal von der oberen Wolga zur Düna geführt und diese schiffbar gemacht worden, Rußland beansprucht die baltischen Küsten aus poli- tischen Gründen und braucht sie nicht aus wirtschaft- lichen Ursachen, Das zeigt sich auch darin, daß Riga,^ obwohl länger eisfrei als St, Petersburg, nur vier Fünftel von dessen Schiffsverkehr hat. Es führen keine Wasserwege aus dem Innern von Rußland nach dem Westen, weder zur Ostsee, noch in das Dnjeprgebiet, und der gesamte Verkehr in dieser Richtung wird lediglich von den Eisenbahnen bewältigt. Für deren Anlage bietet der russische Boden nir- gends große Schwierigkeiten, Sie durchmessen die Sümpfe, wie die der Poleßje, sie führen geradlinig durch die großrussisch-litauische Endmoränenlandschaft hin- durch, sie kümmern sich nicht um die natürlichen Grenzen, die durch Jahrtausende Völkern einen natür- lichen Schutz gewährt haben, wie sie auch die Alpen und Pyrenäen bemeistert haben. Die Eisenbahnen ver- wischen viele von den natürlichen Verkehrshindernissen und verknüpfen Gebiete miteinander, die jahrhunderte- lang weit entlegen schienen. Ziemlich viele Eisenbahnen führen aus dem Innern von Rußland nach dem Westen, Aber die Anlage des russischen Schienennetzes läßt viel mehr strategische Erwägungen erkennen als wirt- schaftliche: es laufen eine Menge von Schienensträngen in Polen zusammen; dorthin führt aus strategischen Ursachen eine Bahn durch das Sumpfland, Weniger Die natürlichen Grenzen Rußlands. 39 ausgebaut sind die Wege zum Baltischen Meere, nach Riga und Libau; ausgiebig sind allerdings die Ver- knüpfungen von Groß- und Kleinrußland, und lenkt man den Blick auf die Karte von Tuckermann^) die uns die Häufigkeit des Personenzugverkehrs auf den rus- sischen Bahnen veranschaulicht, so sehen wir deutlich, daß ein lebhafter Personenverkehr zwischen Groß- und Kleinrußland stattfindet. Aber wir wissen auch, wie stark der Personenverkehr von politischen Ursachen beeinflußt wird. An allen Landes- und Reichsgrenzen wird er schwächer oder schwach, mitten in einheitlichen Wirtschaftsgebieten, Schwach ist daher der Verkehr an der Grenze, welche die österreichische Ukraina von der russischen scheidet, und er wird schwach sein an einer politischen Grenze zwischen einer Ukraina und einem moskowitischen Großrußland, Ob eine solche in Erscheinung treten wird, hängt von der Entwicklung derDinge inRußland ab: Ob die Ukrainer wieder, wie nach der ersten Revolution, zurückgedrängt werden, oder ob sie diesmal ihre nationalen Bestrebungen durchsetzen können. Geschieht letzteres, so ergeben sich neue großartige Verkehrsmöglichkeiten zwischen der Ukraina und Mitteleuropa, bedingt durch die reiche Er- zeugung von Nährfrüchten dort und starken Bedarf nach solchen hier. Dafür hat die Natur klare Bahnen vor- gezeichnet, die die Autokratie nicht hat aufkommen lassen, während sie solche in Großrußland benutzte. Die Autokratie ist der große hemmende, aber auch fördernde Einfluß im bisherigen Rußland gewesen, Sie — und nicht das russische Volk — hat den ungezügelten Eroberungsdrang Rußlands verursacht, der dieses zu einer wahren Gefahr für Mitteleuropa machte, nachdem es im ^) Verkehrsgeographie der Eisenbahnen des europäischen Rußland. Essen 1916. Karte 7, 40 Meereskunde. Osten durch die Japaner eine schwere Niederlage er- litten hatte. Die Autokratie und nicht das Expansions- bedürfnis des russischen Volkes haben den russischen Staat geschaffen. Hier liegt der tiefgreifende Gegen- satz zu den Vereinigten Staaten von Amerika, In diesen folgte die Landnahme in den Grenzen des Möglichen unmittelbar der politischen Besitzergreifung; in Rußland folgte auf die politische Besetzung von Sibirien noch lange nicht eine Landnahme, Und während in den Ver- einigten Staaten eine starke Durchmischung der hastig nach dem Westen vordringenden Bevölkerung stattge- funden hat, haben natürliche Grenzen eine Trennung des ursprünglich einheitlichen russischen Volkes in drei Stämme begünstigt, die sich in verschiedener Weise entwickelt haben. Nur äußerlich sind sie geeint durch die Autokratie, Die herrschenden Großrussen haben weder die apathisch sich verhaltenden Weißrussen, noch die politisch regsameren Ukrainer sich anzugleichen vermocht. Wer Rußland eindringlich betrachtet, er- kennt in deutlich verfolgbaren natürlichen Grenzen die Nähte, an welchen das Zarenreich nur oberflächlich zusammengeschweißt ist, und längs derer es leicht wieder auseinanderfallen kann. Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn Berlin SW68, Kochstraße 68—71. ^ ^ Triest und Venedig. Von Dr. Leopold Glaesner. Politisch-geographische Lehren des Krieges. Von Prof. Dr. A. P e n c k. Eine ägyptische Expedition als Kampfmittel gegen England. Von Prof. G. Roloff. Die Engländer als Inselvolk. (Vom Standpunkt der Gegenwart aus betrachtet.) Von Prof. Dr. H. Spi es. Deutschlands Zurückdrängung von der See. Von Dr. W. Vogel. Angriffe und Angriffsversuche gegen die britischen Inseln. Von Dr. Walter Vogel. Zwei Kriegsjahre in London. Von Missionspastor J. L. 0. Krüger. Die Südsee im Weltkriege. Von Prof. Dr. Alfred Man es. Die nordischen Dardanellen. Von Samuli Sario. Bei Kriegsausbruch in Hawaii. Von Pastor Engel hardt. Kriegsmarine. Kiel und Wilhelmshaven. Von Kontreadmiral Ed. Holzhauer. Kohlenversorgung und Flottenstützpunkte. Von Kontreadmiral Ed. Holzhauer. Vierzig Jahre Schwarz-Weiß-Rot. Von Geh. Admiralitätsrat P. Koch. Die Torpedowaffe. Von Kapitän zur See a. D. R. Wittmer. Kriegsschiffsbesatzungen in Vergangenheit und Gegenwart. Von Kapitän zur See a. D. R. Wittmer. Unterseebootsunfälle, Von Fregattenkapitän Mich eisen. Die Zusammensetzung und Taktik der Schlachtflotten. Von Kapitän zur See a. D. R. Wittmer. Die Deutsche Eisenindustrie und die Kriegsmarine. Von P. Koch. Die wichtigsten Kanalhäfen und ihre Bedeutung für den Krieg. Von Prof. F. W. O. Schulze-Danzig. Englands Mannschaftsersatz in Flotte und Heer. Von Prof. Dr. S p i e s. Volks- und Seewirtschaft. Marokko. Von Dr. Joachim Graf v, Pfeil. Die deutsche Hochsee-Segelfischerei. Von H. Lübbert. Der Hafen von New York. Von Professor Dr. Alb recht Penck. Lübeck, sein Hafen, seine Wasserstraßen. Von Dr. Franz Schulze. Eine Wanderung durch altniederländischeSeestädte. Von Dr. W. Vo gel. Die Freie Hansestadt Bremen. Von Baurat Prof. G. d. Thierry. Die Häfen der Adria. Von Dr. N. Krebs. Tsingtau. Von Professor Dr. Albrecht Penck. Auf den Färöern. Von Prof. D. Dr. Edward Lehmann. Valparaiso und die Salpeterküste. Von Dr. Rud. Lütgens. Die festländischen Nordsee -Welthäfen. Von Dr. H. Michaelsen. Die deutsche Seekabelpolitik. Von Dr. R. Hennig. Das Meer als Nahrungsquelle. Von Prof. Dr. H. Henking. Kriegsrüstung und Wirtschaftsleben. Von P. Koch. Die großbritannische Hochseefischerei. Von H. Lübbert. Triest und die Tauernbahn. Von Prof. Dr. F, Heiderich. Von Singapur bis Yokohama. Von L. Mecking. San Franzisko. Von A, Rühl. Wohlfahrtseinrichtungen in der Seefischerei. Von F. Duge. Durch die Magellanstraße, Von Gustav Goedel. Überland und Übersee im Wettbewerb. Von Dr. Richard Hennig. Nach Deutsch-Neuguinea. Von Dr. Walter Behrmann. Die Salpeterindustrie Chiles. Von Dr. jur. Alfred Hartwig. Die überseeische Getreideversorgung derWelt. Von Dr. Wa Her Vo gel. Antwerpen. Von Prof. Dr. Alfred Rühl. Politische Probleme im westlichen Mittelmeer. Von Dr. P. Mohr. Deutsche Kulturarbeit im nahen Orient, Von Dr. P. Mohr, Englands Kohle und sein Überseehandel. Von Dr. R. Engelhardt. Die versiegelte Nordsee. Von Graf E. Reventlow. Der Außenhandel der Vereinigten Staaten von Amerika. Von Dipl.-Ing. Dr. Th. Schuchart. Die drahtlose Teiegraphie im überseeischen Nachrichtenverkehr während des Krieges. Von Dr. Richard Hennig. Edinburg, Glasgow und Liverpool, Von Prof. Dr. Schulze, Lübeck. Die Heimsuchungen der Handelsschiffahrt durch den Krieg, Von C. Schroedter, Hamburg. Gegenwart und Zukunft der deutschen Seeschiffahrt. Von Dr. P. Stubmann. Gegenwart und Zukunft der deutschen Kolonien. (Doppelheft.) Von Prof. Hans Meyer, Leipzig. Das deutsche Kolonialreich der Zukunft. Von Fr. Hupfeld. Die Zukunft des deutschen Außenhandels. Von Prof. Dr. H. H e r k n e r. Die Grundlagen des Ostseehandels und seine Zukunft. Von Dr. Erich Wallroth. Die deutsch -chinesischen Handelsbeziehungen. Von Geh. Ad- miralitätsrat Dr. Schrameier. Britischer Imperialismus. Von Prof. Dr. Friedr. Brie. St. Petersburg. Von Dr. Rieh. Pohle. Japan und seine Stellung in der Weltpolitik. Von Konsul A. Mosle. Wiederaufbau d, deutschen Handelsschiffahrt. Von Dr. K. Isermeyer. Seeklima und Seebäder. Die Heilkräfte des Meeres. Von Prof. Dr. Albert Eulenburg. Land- und Seeklima. Von Dr. A. Merz. Seewesen und Schiffahrt, Der Kompaß in seiner Bedeutung für die Seeschiffahrt wie für unser Wissen von der Erde. Von Dr. Fr. Bidlingmaier. Die Post auf dem Weltmeer. Von O. Klaus. Die Segelschiffahrt der Neuzeit. Von Prof. W. Laas, Schiffsordnungen und Schiffsbräuche. Von Dr. Fr. Schulze. Der Dienst des Proviantmeisters. Von Dr. G. W. v. Zahn. Innerer Dienst an Bord. Von Dr. G.W. v. Zahn. Auf einem Segler um Kap Hörn. Von Dr. R. Lütgens. Nautische Vermessungen. Von Dr. E. Kohlschütter. Sicherheitsdienst an Bord. Von Dr. G.W. v. Zahn. Der Kreisel als Kompaßersatz auf eisernen Schiffen. Von Prof. Dr. H. Maurer, Der Fährverkehr zur See im europäischen Norden. Von Prof, Dr, G, Braun, Auf S. M, S, „Möve", Von Kapitänleutnant Schlenzka, Das Zeppelinschiff zur See, Von Dr, Freiherr v, Gemmingen. Riesenschiffe. Von Dr. H. Michaelsen. Technik des Seewesens, Die Entwicklung der Schiffsmaschine. Von Prof. P. Krainer. Auf einem deutschen Kabeldampfer bei einer Kabelreparatur in der Tiefsee. Von W, Stahlberg, Femgespräche über See, Von Dr. A. Ebeling. Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, BerUn SW68, Kochstr. 6€ — 71.