ELSNER, Mikrc:Bkopischer ,<:•->-<<• v J • y REESE LIBRARY OF THE UNIVERSITY OF CALIFORNIA. Received Accessions No. ^^ *?, •I 1 ** ft TPil y Ein illustrirtes Sammelwerk zum Gebrauche fur Gesundheitsbeamte, Apotheker, Drogisten, Kaufleute und gebildete Laien. Von Dr. F1. Eisner, Erstes Heft. (Mit 27 Mikrophotogrnphien in Lichtdruck auf 2 Tafeln.) Halle a/S. Verlag von Wilhelm Knapp. 1884. Prospekt. Das Mikroskoj) 1st ein Instrument, welches sich zur Zeit in der Hand fast jedes gebildeten Mannes befindet. Wahrend es von Laien vielfach als interessantes Spielzeug angesehen wird, dient es Sachverstandigen als nothwendigstes Requisit nicht bios bei rein wissenschaftlichen Arbeiten, sondern vorzugsweise ftir den praktischen Geschaftsverkehr. Wahrend der Gelehrte mit dem Mikroskop in das Leben von Pflanzen und Thieren dringt, deren Entstehung, Entwickelung und Vermehrung zu ergrlinden sucht, benutzt es der Gerichtsarzt zur Erkennung von Blut- und Samenflecken, der Gesundheitsbeamte zur Ermittelung schad- licher Organismen, der Handelschemiker zur Erkennung ver- falschter Nahrungsmittel, der Apotheker und Drogist zur Prtlfung der Spezereien, der Kaufmann zur Unterscheidung der Gewebe- stoffe, der Laie zur Beobachtung alles dessen, was sein Inter- esse erweckt und seiner speziellen Bildungsstufe entspricht. Man wilrde das Mikroskop sicher noch viel mehr benutzen, wenn man die Bilder, die es gewahrt, uberall zu erklaren im Stande ware. Da jedoch eine solche Erklarung ein eingehendes Studium, sowohl hinsichtlich der Behandlung des Instrumentes selbst, als wie vorzugsweise der Strukturverhaltnisse der betreffenden Ob- jekte bedingt, so erscheint, da solches nicht gemacht, der Besitz eines Mikroskopes vielfach von nur untergeordneter resp. zweifel- hafter Bedeutung. Um nun dem Mikroskop auch in den Augen gebildeter Laien, zu welchen wohl auch Kaufleute und Drogisten gezahlt werden mlissen, zu seiner wirklichen Bedeutung zu ver- helfen, urn den Gebrauch desselben zu erleichtern, seinen Nutzen werthvoller zu machen, sind die vorliegenden Tafeln geschaffen worden. Die im Lichtdruck erschienenen Bilder reproduziren mikro- skopische Praparate, welche direkt photographirt worden sind. Diese Bilder haben den Vortheil vor alien an- deren Abbildungen, Zeichnungen u. s. w. voraus, dass sie direkt nach der Natur aufgenommen, nicht aber mit allerlei phan- tastischen Zuthaten versehen sind, welche zu machen ein Zeichner, um die Sache mb'glichst vollkommen erscheinen zu lassen, immer gern geneigt ist. Wahrend aus diesem Grunde die bisher ver- b'ffentlichten Illustrationen meist schone , scharf begrenzte Um- risse und Figuren zeigten, vermochte man jedoch in selbst- gemachten mikroskopischen Praparaten nichts davon zu ent- decken, die schb'nen Figuren gar nicht oder doch ganz anders wieder zu erkennen; unsere Lichtdrucke dagegen zeigen die reine unverfalschte Natur. Das ganze Unternehmen wird in drei Serien erscheinen, von welchen die erste Nahrungs- und Genussmittel, die zweite Textilstoffe, die dritte Stlsswasserthiere behan- deln wird. Ob spater noch ein besonderer Theil, Spaltpilze (Bakterien), erscheinen wird, wird vom BedUrfniss abhangig gemacht. Was die Abbildungen der ersten Serie anbelangt, so hat man vor Allem sein Augenmerk darauf gerichtet, ganz cha- rakteristische Gewebetheile , die von dem Vorhandensein resp. der Reinheit des jemaligen Objektes sicheren Aufschluss geben, zu fixiren. Nachdem das Objekt in seiner Reinheit gezeigt, wird dasselbe mit Surrogaten vermischt vorgefttbrt; endlich werden die Surrogate selbst in charakteristischen Gewebetbeilen zur Anschauung gebracht. Ein kurzer Text erklart die Anatomic des betreffenden Objectes im Allgemeinen und die charakteristischen Merkmale der mikroskopischen Bilder im Besonderen. Der Text wird ferner liber Abstammung, Vaterland, Zu- bereitung und chemische Bestandtheile kurz referiren. Sammtliche Aufnabmen sind bei VergrSsserungen gemacht worden, wie sie von kauf lichen Mikroskopen im Werthe von 36 bis 60 Mark erhalten werden. Auch Sachveratandige, welche nicht fortwahrend in Uebung sind, auch nicht immer Zeit haben, sich Controlobjekte her- zustellen, werden diese Sammlung oftmals zu Vergleichen mit Nutzen in Anwendung ziehen kb'nnen. Fttr die erste Serie sind folgende Objekte in Aussicht ge- nommen: Kaffe, Thee, Cacao, Zimmet, Nelken, Nelkenstiele, Nelkenpfeffer, Pfeffer, span. Pfeffer, Cayenne-Pfeffer, Muskat- blUthe, Kardamom, Saffran, Ingwer, Surrogate, Mehl, Samereien und Starkemehlarten. Die beiden eben erschienenen Tafeln enthalten folgende mikroskopische Abbildungen : Tafel I. 1. Samenlappen der Kaffe- 6. 7. Cichorie, bohne, 8. 9. 10. Erdmandel, 2. Samenhaut, 11. Feigenkaffe, 3. 4. Sakkakaffe, 12. Gerstenkaffe, 5. Mogdadkaffe, 13. Eichelkaffe. Tafel II. 1. Theeblatt (grttner Thee), 7. Eschenblatt, 2. Theeblatt (schwarzer Thee), 8. Weidenroschenblatt, 3. Kaffeblatt, 9. Erdbeerblatt, 4. Cocablatt, 10. Rosenblatt, 5. Eschenblatt, H. 12. Spaltoffnungen d. Ober- 6. Rosenblatt, flache des Theeblattes. Die beiden demnachst folgenden Tafeln werden enthalten: Tafel III. 1. Guajaquilbohne, gerostet, 6. 7. Samenschale, Durchschnitt, 8. Fruchtschale, 2. Caracasbohne, ungero'stet, 9. EntSlter Cacao, rein, Durchschnitt, 10. „ „ aus 3. Samenhaut, Abfallen, 4. Mitscherlich'sche KSrper- 11. 12. Chocolade aus Abfallen chen, mit kUnstlichen Zu- 5. Keimchen, satzen. Tafel 4. 1. 2. Zeylon- Zimmet, quer und langs durchschnitten, 3. n „ Pulver, 4. 5. Zimmet -Cassie, quer und langs durchschnitten, 6. „ „ Pulver, 7. Zeylon -Zimmet mit Zedernholz, 8. „ „ mit Mandelschalen, 9. Cassie mit Palmmehl, 10. „ • „ Zwiebackpulver (Kindermehl), 11. „ „ Mehl und Puderzucker, 12. Zimmetbltlthe. Die erste Serie ist im Ganzen auf 10 Tafeln berechnet. Tafel 1. Kaffe und Kaflfesurrogate. Die sogenannten Kaffebohnen sind die Samen eines 2,5 bis 6 m hohen Baumes (Coffea arabica) mit langlich eirunden Blattern, jasminartigen, bttschelformig angeordneten Bltithen und kirschenfdrmigen, anfangs griinen, dann scharlachrothen, zuletzt tief violett werdenden Friichten. Innerhalb des Fruchtfleiscb.es finden sich in jeder Frucbt zwei Samen, die Kaffebohnen, welche von einer gelben pergamentartigen Haut, der Samenhaut, um- schlossen sind; letztere dringt durch den Schlitz bis in das Innere der Bohnen ein und bildet die beim Rb'sten des Kaffes abspringende , feine, schleierartige Spreu. Das Vaterland des Kaffebaumes ist Aethiopien und Abes- synien, indessen ist derselbe langst schon nach Ost- und West- indien verpflanzt und dort acclimatisirt worden. Zur Zeit der Ernte, die mehrmals im Laufe des Jahres stattfindet, werden die Bohnen von Samenschale und Frucht- htille befreit und darnach zum Versandt gebracht. Gestalt, Grbsse und Farbe der Kaffebohnen ist sehr ver- schieden, indessen werden grossbohnige , gleichmassige Sorten besonders bevorzugt. Von sehr griinen Bohnen nimmt man an, dass sie unreif geerntet seien; haufig sind sie aber nur klinstlich grttn gefarbt. Bisweilen entwickelt sich nur ein Same in der Frucht, welcher alsdann runde Form annimmt. Diese werden aus den besseren Sorten zusammengesucht und bilden den Perl- kaffe als besonders feine Waare. Durch langes Lagern wird der Kaffe immer besser. Ein guter arabischer Kaffe muss mindestens drei Jahre liegen, wenn er das ihm eigenthtimliche feine Arom erhalten soil. Aus ganz ordinaren Sorten werden nach 10 bis 15jahrigem Lagern ganz vorzttgliche, aromreiche Kaffes. Guter Kaffe muss aus ganzen, schweren, harten, in Wasser leicht untersinkenden Bohnen bestehen; beim Rb'sten muss starke Volumenvermehrung stattfinden und ein angenehm aromatischer Geruch entwickelt werden. Der gebrannte, gemahlene Kaffe schwimmt vermb'ge seiner lockeren Beschaffenheit und fettigen Umhlillung lange Zeit auf Wasser. . Ktinstliche Farbung erkennt man beim Waschen des Kaffes ; das Waschwasser darf nicht wesentlich gefarbt werden. Auch beim Angreifen der rohen trocknen Bohnen diirfen die Hande nicht gefarbt werden. Klinstliche Bohnen werden aus Thonerde und Brodkrume geformt; sie zerfallen im Wasser resp. werden schwammig und besitzen kein Keimvermb'gen. Havarirter Kaffe ist auf der Reise beschadigt; marinirter Kaffe hat Seewasser angezogen; Triage ist Bruchkaffe, auch solcher, welcher mit schwarzen, unansehnlichen oder verdorbenen Bohnen vermischt ist. Die beste Handelssorte ist der arabische (Mokka) Kaffe, welcher aber nicht bis zu uns gelangt. Dann folgt der Menado-Kaffe von der Insel Celebes. Ihm schliessen sich an brauner, gelber, grttner und blanker Java, Ceylon und Neilgherry. Sodann folgen die amerikanischen Sorten: Portorico, La-Guayra (Venezuela), Domingo (von der Insel Hayti), Campinas, Rio (Brasilien). Hauptmarkte und Auktionsplatze sind: London, Amster- dam, Rotterdam, Hamburg. Seiner chemischen Construction nach besteht der Kaffe durchschnittlich aus: 12 % Eiweisssubstanz, 0,75 „ Coffem, 13 „ Fett, 15 „ Gummi und Zucker, 5 „ Kaffegerbsaure, 36 „ Holzstoif, 6 „ Miner alstoffe, 12 „ Wasser. Beim Rb'sten findet hierin eine Veranderung statt. Das Wasser verdampft, der Zucker wird in Caramel verwandelt, aus dem Fett entwickelt sicli ein flUchtiges Aroma. Die Zersetz- ungen des Gerbstoffes, der Eiweisssubstanz und des Holzstoffes sind noch nicht hinreichend erkannt, um sagen zu kb'nnen, wie sie verlaufen. Gut gebrannter Kaffe enthalt 25 bis 35 % wasserlbsliche Extraktstoffe. Langs- und Querschnitte durch die Kaffebohne lassen den anatomischen Bau derselben erkennen; Die ganze Masse zeigt ein gleichmassiges Gewebe von vielgestaltigen, dickwandigen Zellen, welche theilweise mit klumpigem Inhalt versehen sind, theilweise von Oeltropfen wie punktirt erscheinen. Im feuchten Zustande nehmen die Zellwande eine knotige Beschaffenheit an. Im gerb'steten Zustande lockern sich die Zellen, verandern auch den Inhalt, lassen aber immer die charakteristische Struktur erkennen. Die in der Spalte befindlichen Samenhautreste bieten ein ganz besonders ausgepragtes Bild dar, indem ihre Gewebe wie ein Conglomerat in einander verschobener, innen hohler, fein bestrichter Schleifsteine erscheint. Der gebrannte und gemablene Kaffe wird mit allerlei Surro- gaten vermischt, welche durch das Mikroskop leicht zu erkennen sind. In erster Linie ist der Cichorie zu gedenken. Die Cichorie wird aus der Wurzel der Wegwarte (Cichorium intybus) be- reitet, welche gewaschen, gesehnitten, getrocknet, gemahlen, mit Fett versetzt und in Formen gepresst wird. Der Cichorienkaffe enthalt 10 bis 12 °/0 Zucker und giebt an kochendes Wasser 50 bis 66°/0 Ib'sliche Bestandtheile ab. — Der Querschnitt durch die Wurzel zeigt einen fast marklosen Holzkb'rper, welcher von einer massig dtinnen Rinde umschlossen und von Milchsaft- gefassen, welche sich vom Mittelpunkt aus strahlig durch die Masse verbreiten, durchsetzt. Der Langsschnitt lasst ein von Milchsaftgefassen durchsetztes gleichmassiges Zellgewebe er- kennen. Die Milchsaftgefasse werden beim Rb'sten der Wurzel zum grb'ssten Theil zerstb'rt; dagegen bleiben getlipfelte Spiral- gefasse unverandert und lassen selbst kleinste Mengen Cichorie unter dem Mikroskop als solche erkennen. Die Cichorie selbst wird vielfach mit Surrogaten versetzt, so mit Mohrrliben, Manglewurzel, Getreidearten , Eichelmehl, Gerberlohe, Raffinerierlickstanden , Torfmoor u. v. a. m. Ein vielfach gebrauchtes Surrogat ist der Gerstenkaffe, d. i. gerb'stete und gemahlene Gerste. Dieser ist leicht zu er- kennen an den runden Starkemehlkb'rnchen , vorzugsweise aber an einer sonst selten vorkommenden Zellform, welche von der Oberhaut der Spelze herruhrt. Dieselbe enthalt langgestreckte Tafelzellen mit wellenfb'rmigem Rande, welche beim Rb'sten nicht zerstb'rt werden und selbst bei vorsichtigem Verbrennen der Spelzen noch als zusammenhangende Kieselsaureskelette in der Asche nachzuweisen sind. Ein nicht so allgemein bekanntes Surrogat ist der Mogdad- Kaffe. Derselbe besteht aus den gerb'steten Samen einer Akazie, der Cassia occidentalis. Wahrend der Kern dieses Samens ein gleichmassiges Zellgewebe darbietet, gewahrt die Samenhaut durchaus charakteristische Kennzeichen. Dieselbe zeigt sich im Langsschnitt als aus lauter keilfbrmigen Palli- sadenzellen bestehend, wahrend ein Querschnitt durch dieselben eine mosaikartige Flache erscheinen lasst. Beide Ansichten gewahrt das Mikroskop in gerbstetem Samen. Sakka-Kaffe ist das gerbstete Fruchtfleisch , die Samen- htille der Kaffebohne. Das mikroskopische Bild der gemahlenen Ware zeigt einerseits dicke, schraubenfbrmige Spiralgefasse, andererseits kleine, elegante, in der Mitte stabchenfbrmige Zellen, an welchen der Sakka-Kaffe gut und deutlich erkannt werden kann. Unter Erdmandel-Kaffe versteht man die gerb'steten und gemahlenen Knollen des wilden Galgants (Cyperus esculentus), einer in Nord-Afrika haufig vorkommenden Pflanze. Der Quer- schnitt einer solchen Knolle zeigt ein grosszelliges, dickwandiges Gewebe, welcbes nach der Oberflache der Umhllllungsschicht zu dichter und langgestreckter wird und mit runden Kbrnern erfttllt ist. Bisweilen beobacbtet man wohl auch unter dem Mikroskop weitlumige, mit unregelmassigen Oeffnungen versehene Spiral- oder Treppengefasse. Der Feigenkaffe (gerbstete Feigen) ist von der Struktur der festen Httlle, welcbe aus dem nach innen zu umgestulpten Bliithenboden geworden, sowie an den vielen, racist noch im unzerkleinerten Zustande vorhandenen Samenkornchen zu er- kennen. Ein Schnitt durch das Fruchtfleiscb lasst dasselbe als eine aus grossen Parenchymzellen (oft nur undeutlich erkennbar) gebildete gleichmassige Masse erkennen, welche von gabelastig verzweigten Milchsaftgefassen und gerade verlaufenden , neben einander liegenden feinen Spiralgefassen durchgezogen wird. Eingebettet in die Masse finden sich vielfacb rosettenfb'rmige Krystalldriisen von oxalsaurem Kalk. Zerquetschte Samen lassen unter dem Mikroskop dicht geschichtete eckige Steinzellen mit enger Hb'blung und sehr starken Wanden erkennen. Eichelkaffe, gerb'stete Eicheln, ist an den grossen, rosinen- kernahnlichen , mit tiefem Bauchspalt versehenen Starkemehl- kornern zu erkennen, welche die Hauptmasse der Eicheln bilden. Die ungerb'stete Eichel zeigt ein ziemlich gleichmassiges Gewebe von grossen Zellen, welche mit Starkemehlkbrnern erflillt sind. In der gerb'steten Eichel erscheint der Zusammenhang gelockert. Die Zellwande sind theils dichter, theils zerrissen, die Zellen selbst nicht prall geftillt, auch die Starkekbrnchen haben ver- anderte Gestalt angenommen. Von den vielen anderen Kaffesurrogaten, welche Verwendung finden, sei der Karotten, der Ruben, der Kastanien, des Johannis- brots, der Lupinensamen, der Pastinak- und Lowenzahnwurzel gedacht. Figurenerklarnng. Fig. 1. Langsschnitt durch die Kaffebohne. „ 2. Querschnitt durch die Kaffebohne; oberer Theil aus der Mitte, unterer Theil vom Rande. „ 3. Samenhaut des gebrannten Kaffes. „ 4. Tafelzellen aus der Oberhaut der Gerstenspelze. „ 5. Palissadenzellen aus der Samenhaut des Mogdad-Kaffes. „ 6. Spiralgefasse, sowie „ 7. Stabzellen aus der gerbsteten FruchthUlle der Kaffe- bohnen (des Saccakaffes). „ 8. Querschnitt durch junge Cichorienwurzel. „ 9. Langsschnitt durch dieselbe. „ 10. Getlipfelte Spiralgefasse aus der Cichorie. „ 11. Querschnitt durch das Fleisch der Knollen von Cyperus esculentus (Erdmandel). „ 12. Querschnitt durch die UmhUllung (Rinde, Schale). „ 13. Querschnitt durch ungerostete Eichel. „ 14. Querschnitt durch gerostete Eichel. 15. Schnitt durch das Fruchtfleisch der Feige. Tafel 2. Thee und Theesurrogate. Unter dem Namen Thee versteht man die Blatter des Thee- strauches, Thea Chinensis, eines in China und Assam wild- wachsenden, aber aueh cultivirten , 1 bis 2 m hoch werdenden Strauches mit immergrtinen , lederartigen Slattern und kleinen, weissen, angenehm riechenden, camellienartigen Blttthen. Durch Cultur sind von der ursprunglichen Pflanze drei Abarten erzeugt worden, welche man als Thea viridis (grttner Thee), Thea Bohea (brauner Thee) und Thea stricta (gradastiger Thee) unterscheidet. Von diesen Theearten stammen sammtliche Theesorten, welche sich nur durch Alter, sorgfaltigere Auswahl und Behandlung von einander unterscheiden. Die zahlreichen Handelssorten des Thees lassen sich in zwei Hauptgruppen zusammenfassen , den schwarzen und den grttnen Thee. Behufs Herstellung des ersteren lasst man die auf Matten ausgebreiteten Theeblatter nach der Ernte, welche viermal im Jahre geschieht, von Arbeitern durehwtthlen, bis sie welk ge- worden sind, schichtet sie dann dicht iibereinander und ttberlasst sie so einer Art freiwilliger Gahrung. Es wird alsdann einige Minuten lang in eisernen Pfannen liber Holzkohlenfeuer erhitzt, darauf auf flachen Tischen ausgebreitet und mit der Hand gerollt, auf Matten ausgebreitet, kurze Zeit an der Luft getrocknet und dann nochmals tiber Kohlenfeuer schwach gerb'stet. — Bei der Bereitung der grttnen Theesorten fallt die gahrende Behandlung weg; dagegen wird der fur den Export bestimmte Thee noch verschiedentlich, entweder mit Indigo, oder mit Berlinerblau und Gyps, gefarbt. Feine Theesorten werden ausserdem noch be- duftet, d. h. man mischt sie mit wohlriechenden Bltithen, die spater wieder ausgesammelt werden, oder lasst sie neben diesen liegen. Man spricht neuerdings auch wohl von weissem Thee, indessen besteht dieser nur aus ganz jungen, sorgfaltig aus- gewahlten und behandelten Blattern, die unterhalb mit einem dichten Flaume von weissen Harcheu versehen sind und repra- sentirt vielfacb. nur dieselbe Theeart, welche man bisher als Peccobliithenthee bezeichnete; altere Blatter sind unbehaart. Die unpraparirten, frischen Theeblatter besitzen wenig Arom und sind ungeniessbar; ihr Arom wird erst durch den Rbstprocess hervorgerufen. Ein guter Thee enthalt durchschnittlich 33% wasserlb'sliches Extract. Die chemiachen Bestandtheile eines guten Thees zeigt folgende Analyse: 15,5 % Eiweissstoffe, 2,0 „ Them, 5,5 „ Fett und Harz, 5,5 „ Gummi und Dextrin, 16,5 „ Gerbstoff, 38,0 „ Holzfaserstoff, 5,5 „ Mineralbestandtheile, 11,5 „ Feuchtigkeit. Wird der Thee betrllgerischer Weise mit fremden Mineral- stoffen vermischt, so muss beim Verbrennen desselben eine grossere Menge Asche erhalten werden, als oben angegeben. Andere fremde Beimischungen, wie Harze, Catechu u. dgl. sind auf chemischem Wege zu erkennen. Ausgezogene Theeblatter, welche dem achten Thee beigemischt werden, erkennt man z. B. an dem verminderten Gehalt von Them und Gerbstoff, sowie der lOslichen Bestandtheile itberhaupt. Klinstliche Farbung er- kennt man durch Schlitteln mit kaltem Wasser und Absetzen- lassen der durchgesiebten FlUssigkeit in einem spitzen Kelch- glase. Beimischungen von fremden Blattern, als welche ebensowohl chinesische (z. B. Blatter von Chloranthus inconspicuus und von Camellia sasanqua), als wie einheimische gefunden werden, unterscheiden sich durch Gestalt und Structur von den ersten Theeblattern. Das Theeblatt ist langlich lanzettfb'rmig, bis 10cm lang, kurz gestielt, buchtig gesagt, am Rande schwach umgebogen. Von dem starken Mittelnerv zweigen sich, bei alteren Blattern fast im rechten Winkel, Seitennerven ab, welche in Zweidrittelentfernung vom Kande einen Bogen aufwarts machen, fast parallel mit dem Rande verlaufen, in den vorderen Quernerv eingreifen, eine Schlinge mit bildend. Diese Nervatur ist ganz charakteristisch. Betrachtet man die feine Oberhaut der unteren Blattflache unter dem Mikroskop, so erblickt man zahl- reiche, eigenthitmlich geformte Spaltb'ffnungen , welche zum Athmen der Pflanze bestimmt sind, in dem Gewebe zerstreut. Auch Gestalt und Anordnung dieser Organe sind ganz cha- rakteristisch. Von den vielen Handelssorten werden folgende hauptsach- lich genannt: Schwarze Thees: Pekko-Blttthen, kleine Blatter mit weissen Harchen; S ouch on, grosse, krause, braune oder schwarzrothe Blatter, mit theerartigem Geruch; Kaisow- tmd Moning-Congo, grauschwarze Blatter, die feinen Sorten mit melonenartigem Geruch. GrtineThees: Haysan, grosse, starke, graugrttne, bis- weilen auch mattengrline Blatter mit starkem, blumenartigem Arom; Imperial, silbrig-grttne, locker gerollte Blatter in grossen Kugeln; Gunpowder, fest gerollte Blatter in kleinen Kugeln, hb'chst aromatisch ; Tonkay und Skiu, geringe Sorten mit lockeren Blattern und oft strengem Arom; Panhong und Oolong, Mischsorten, oft von lieblichem Geruch, geben sehr helle, grtinliche Aufglisse. Orange-Pekko, eine Art schwarzer Thee von hb'chst feinem, an Orangebltithe erinnernden Arom. Bohea, grosse Blatter des wilden Theestrauches, von strengem Geschmack. Ziegclthee ist ein in Plattenform gepresster Thee, zu welchem gute und schlechte Sorten verwendet werden. Lie tea (Liigenthee) ist Kunstthee, d. h. eine Mischung von Theebrocken, fremden Blattern, Harz und Schmutz. Die meisten dieser Sorten werden von Canton, Shanghai, Ningpo, Hankau und Futschau, der javanische von Batavia ttber England und Hamburg nach Europa exportirt. Derjenige Theil, welcher liber Kiachta und St. Petersburg zu nns kommt, wird Karawanenthee genaimt. Figurenerklarung. Fig. 1. Blatt der Manna -Esche (Fraxinus Ornus). „ 2. Cocablatt (Erythroxylon Coca). „ 3. Blatt von Thea Bohea. „ 4. Kaffeblatt (Coffea arabica). „ 5. Eschenblatt (Fraxinus excelsior). „ 6. Blatt von Thea viridis. „ 1. Blatt des behaarten Weidenrb'sleins (Epilobium hir- sutum). „ 8. Rosenblatt (Rosa gallica). „ 9. Erdbeerblatt (Fragaria vesca). „ 10. Schlehdornblatt (Prunus spinosa). „ 11. Spaltb'ffnungen in der Epidermis der unteren Blatt- flache vom grtinen Thee. „ 12. SpaltSfinungen in der Epidermis der unteren Blatt- flache vom schwarzen Thee. t:$m - .>W-CY < ^r\ *,W ' ' u> ..^ Vx Verlag v. Wilhelm Kuavji. Halls s8. Phototrr. Anst v Utto Wieino. Taf. II. Verlag v. Wilhelm Knapp. Halle a S. Fhutogr. Aust. » UUu Wigaua. Mia. Ein illustrirtes Sammelwerk zum Gebrauche fur Gesundheitsbeamte, Apotheker, Drogisten, Kaufleute und gebildete Laien. Von Dr. F. K I s ii «' r. Zweites Heft. (Mit 29 Mikrophotographien in Lichtdruck auf 2 Tafeln.) Halle a. S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp. 1884. Tafel 3. Cacao. Cacaobohnen sind die Samen des im tropischen Amerika theils wild wachsenden, theils kultivirten Cacaobauraes, Theobroma cacao L. Dieses sehr anmuthige und schlanke Gewachs mit seinen 25 bis 30 Ctm. langen, 7 — 8 Ctm. breiten, tief griinen, abwiirts hiingenden Blattern und seinen zahlreichen, biischeliormig hervorbrechenden, mit blassrothen Kelchen und Staubfaden versehenen, gelblich- oder tieischrothen Bliithen erreicht in der Wildniss eine Hohe von 13 — 15 Meter, wahrend man es bei der Kultur nur halb so hoch werden lasst. Die Frucht hat die Form einer Gurke, ist 15 bis 25 Ctm. lang und hat auf der dicksten Stelle einen Durchmesser von 8 — 13 Ctm. Die Fruchthulle ist lederartig, von braungelber Farbe, zehnl'ach gefurcht, und umschliesst ein lockeres, weissgraues, siisssaures Muss, in welchem 25 — 40 Stuck Samenkerne, die sog. Cacaobohnen, eingebettet liegen. Die wild wachsende Pflanze liefert nur eine Ernte, wahrend die kultivirte Pflanze zwei Ernten jahrlich liefert. Zur vollendeten Reife der Frucht sind vier Monate Zeit erforderlich. Dieselbe nimmt alsdann eine rothe bis dunkel- braune Farbe an und fangt an einzuschrumpfen. Man nimmt nun die Bohnen heraus, reinigt sie griiblich von dem umgebenden Musse und lasst sie entweder direkt oder an der Sonne trocknen (Westindien), oder lasst sie, zu grdsseren Haui'en aufgeschichtet, erst einen Gah- rungsprozess, der 5 — 6 Tage dauert, durchmachen, oder grabt sie einige Tage in die Erde, um die Gahrung zu diimpfen (Zentral- Amerika). Diese Gahrung nennt man das ,,Eotten" der Bohnen. Durch das Eotten wird den Bohnen ein Theil ihres Bitterstoffes genommen; die in der Erde gerotteten Bohnen erhalten jedoch das feinste Arom. Die getrockneten Bohnen sind mandel-, fast eiformig, 15 bis 20 Mm. lang, halb so breit; sie sind mit einer rothbraunen, beim Rdsten leicht abspringenden Schale versehen und enthalten am dicken Ende das Keimchen, die Anlage zur neuen Plianze. Zwischen den im Handel vorkommenden Sorten unterscheidet man in Bezug auf Qualitiit: Soconusco-Cacao, aus der mexi- kanischen Provinz Soconusco; kleine, rothlichbraune, sehr milde, suss und aromatisch schmeckende, Olreiche Bohnen; Caracas- und PuertoCaballo-Cacao, aus der columbischen Provinz Venezuela; grossere, oft mit einem hellgrauen Staub bedeckte, innen roth- braune Bohnen von ebenfalls sehr feinem, mildem Geschmack; Maraeaibo- und Trinidad- Cacao, ersterer aus Columbien, letz- terer vom englischen Westindien, beide ebenfalls tiberwiegend von feiner Beschaffenheit. Der Guayakil-Cacao aus Neugranada ist eine sehr gute Mittelsorte und bildet den Hauptkonsumartikel fur Deutschland. Maranon- und Para-Cacao, beide aus Brasilien, sind Mittelsorten. Surinam-Cacao aus dem holliindischen, Ber- bice-Cacao aus dem englischen und Cayenne-Cacao aus dem franzo'sischen Guyana sind von langgestreckter Form und oft starkem resp. scharfem Geruch und Geschmack. Sie dienen dazu, um bei der Chocoladebereitung den milderen und feineren Sorten zugesetzt zu werden, um den Gesammtgeschmack zu harmonisiren. Von den westindischen Cacaosorten ist nur der Domingo- und der Bourbon-Cacao als Handelsartikel von Bedeutung; beide sind scharf, herb und bitter im Geschmack und entwickeln beim RSsten einen hSchst unangenehmen Geruch, der jedoch oftmals ohne Einwirkung auf das spatere Fabrikat bleibt. Die chemische Beschaffenheit des Cacaos ist qualitativ uberall dieselbe ; quantitativ am meisten differirend ist der Fettgehalt. Als Durchschnittszahlen fur die Bestandtheile enthtilster Bohnen darf man folgende annehmen: Wasser 3,25 Proc. Pett 49,00 „ Starke 13,31 „ Kohlehydrate . . . 12,35 „ Holzfaser .... 3,68 „ Stickstoffsubstanz . 13,20 „ Theobromin . . . 1.56 „ Mineralbestandtheile 3,65 „ 100,00 Behui's ihrer Verarbeitung werden die Cacaobohnen in ahn- licher Weise wie der Kaffee gerostet. Sie werden sodann auf ge- eigneten Maschinen von Sehalen und Keimchen befreit und zwi- schen Walzen feingerieben; eine besondere Feinheit wird durch das sogenannte BSchleifen" erzielt. Die geschliffene Masse kommt entweder als Cacaomasse direkt in den Handel oder wird, nach- dem ihr durch Pressen auch wohl ein Theil ihres Fettes entzogen, mit Zucker vermischt und so zuChocolade umgearbeitet. Selten wird die Chocolade aus einer Handelssorte allein bereitet, sondern aus Mischungen (z. B. 1 Caracas mit 3 Maranon oder 5 Brasil, oder 1 Trinidad, 1 Para mit 1 Maranon etc.). Die Kunst, hier das Bichtige zu treffen, hangt vom Verstandniss des Fabrikanten ab, der ebensowohl Kiicksicht auf den Charakter der einzelnen Sorten wie auf den Geschmack der Konsumenten zu nehmen hat. Durch Zusatz von Vanille-, Gewiirz- oder medizinischen Praparaten (Eisen, Santonin) entstehen nun die als Vanille-, Gewtirz- oder medizinische Chocolade bekannten Sorten. Durch Zusatz von Mehl oder Starke, sowie durch Verwendung billiger Zuckersorten wird die Chocolade verschlechtert. Verwendet der Fabrikant statt reiner Bohnen auch noch Sehalen, setzt Sandelholz oder Eisenocker hinzu, ersetzt auch wohl gar das abgepresste Cacaofett durch Hammeltalg oder dergleichen, so kommen Sorten hernach zu Wege, die von Cho- colade weiter nichts als den Namen an sich haben. Das sogenannte Chocoladenmehl (Mehlchocolade) ist haufig von dieser Beschaffenheit. Zur Herstellung des ent5lten Cacaos wird der Masse der grSssere Theil ihres Fettes abgepresst, worauf die Presskuchen fein zerkleinert werden. Lasst man auf die Masse geringe Mengen von Alkalien einwirken, so entsteht der leieht ISsliche, nach hollandischer Art bereitete Cacao. Sowohl Cacao als Chocolade unterliegen vielfaehen Ver- falschungen, unter welchen die durch Sehalen. Mehl, Starke, Zucker, Sandelholz und Ocker die Hauptrolle spielen. Man erkennt die- selben am besten durch das Mikroskop, wenn man die Struktur der genannten KOrper kennt. Die innere Bohne, die sogenannten Samenlappen, welche von einer sehr zarten, membranartigen Haut vielfach durchzogen und zerkltiftet sind, besteht aus einem feinen Gewebe kleiner, eng- maschiger Zellen, welche mit Fett und StarkemehlkSrnchen, der sogenannten Cacaostarke, erfullt sind. Der zerkleinerte Cacao, welcher vor der mikroskopischen Beschau durch wiederholtes Aus- schtitteln mit Aether vollstandig entfettet werden muss, gewiihrt daher ein Bild, welches in der Hauptsache nur Eeste der Zell- wandungen und Cacaostarke erkennen lassen darf. Die Cacaostarke unterscheidet sich durch Gestalt und Kleinheit ihrer Kornchen leieht von fremden, absichtlich zugesetzten Starkearten. Ausserdem finden sich in dem Bilde Keste der feinen Membran, auf welchen oft eigenthiimlich geformte, schlauchartige, in Fiicher getheilte, mit kSrnigem Inhalte erfiillte Gebilde, die sogenannten Mitscherlich'- schen KOrperchen, sowie feine Krystalle von Throbromin vertheilt sind. Die Membran selbst hat das spinngewebeartige Ansehen eines zerstSrten Pilzlagers. Die Schale besteht aus mehreren Hauten, die sich beim Einweichen in Wasser voneinander trennen lassen. Die iiusserste, derbe Schicht besteht aus einem dicht verfilzten Gewebe von Rohrenfasern. Die zweite Schicht besteht aus einem Gewebe von feinen, netzartigen, langgestreckten, eckigen Zellen, welches fast streifenartig tiber der dritten Schicht ausgebreitet liegt. Diese letztere besteht aus grossen, rundlichen, mit schleimigem Inhalte erfullten Zellen und ist von lockenartig gewundenen Spiralgefassen dicht durchwachsen. Die innerste, vierte Schicht, welche gleich- zeitig den Samen direkt umkleidet, besteht aus kleinen, dunkel ge- iarbten, vieleckigeii, mit kornigem Inhalte versehenen Zellen. Als Fortsetzung dieser Schicht ist die bereits mehrfach erwahnte i'eine Membran zu betrachten, die das Innere der Keimlappen durchdringt. Man wird nun Sehalentheile im mikroskopischen Bilde des entb'lten Cacaos leicht an den beschriebenen Eigenschaften der- selben erkennen. Bei schlecht ausgesammelten Sorten kommen auch Theile der Fruchthiille und der Fruchtstiele dazu. Dieselben zeigen ein schwammiges Zellgewebe, welches von derben Spiral- gefassen dicht durchsetzt ist. Mehl - ist an der Form und Grosse der StarkekOrnchen zu erkennen; Sandelholz an eigenthtimlich kolbenartigen, bisweilen stiefelknechtahnlichen Gewebetheilen; un- organische Korper, wie Ocker, weisen dunkle Stellen im Gesichts- felde auf; Zucker und Sand zeigen scharf kantige , durchsichtige Krystalle. Mineralsubstanzen lassen sich aber auch durch Bestimmung der .Asche ermitteln. Verbrennt man in einem Porzellan- oder Platintiegelchen eine gewogene Menge Cacao und wiegt die Asche nach dem Erkalten, so wird reine Cacaomasse etwa 2 — 2,5 Proc. entSlter Cacao 3,5 — 4 Proc., Chocolade 2 — 3 Proc. ergeben. Die Asche muss in verdiinnter Salzsaure fast vSllig loslich sein; die Lb'sung darf durch Ammoniak kaum getriibt werden - - andernfalls wtirde Kieselsilure (von Schalen herriihrend, oder Thonerde, von Bolus- zusatz herriihrend) zugegen sein. Die Asche enthalt ferner 20 bis 25 Proc. Phosphorsaure, deren Bestimmung dem Fachchemiker tiber- lassen bleiben muss. - - 10 Proc. Schalen erhohen den Aschengehalt urn 1 Proc. Nur durch Liederlichkeit bei der Zubereitung ko'nnen Kupf'er- salze in Cacao oder Chocolade kommen. Man erkennt grdssere Mengen daran, dass man die gekochte Fliissigkeit mit einigen Tropfen Salzsaure ansauert und dann ein blankes Eisenstabchen (Stricknadel) hineinstellt. Ist Kupfer in gesundheitschitdlichen Mengen vorhanden, so erseheint das Stabchen nach 24 Stunden bronzirt resp. verkupfert. Figurenerkiamng. Fig. 1. Durchschnitt durch ungerOstete Guayakilcacaobohne, 150 Mai vergrSssert. „ 2. Durchschnitt durch gerostete Caracasbohne , 150 Mai vergrOssert. „ 3. Partie aus der mittleren Schicht der Samenumhullung, 150 Mai vergrOssert. „ 4. Partie aus der inneren, die Samenlappen direkt um- htillenden Schicht, 150 Mai vergrOssert. „ 5. Partie aus der feinen, die Samenlappen durchdringenden Membran mit Mitscherlich'schen KSrperchen, 150 Mai vergrfesert. „ 6. Partie aus der mittleren Sehicht der Samenschale mit Spiralgefa'ssen, 150 Mai vergrossert. „ 7. und 8. Partien von Fruchthiille und Stiel, 150 Mai vergrossert. „ 9. Keimchen im Durehschnitt, 20 Mai vergrossert- „ 10. Entb'lter Cacao, rein, 150 Mai vergrossert. „ 11. Cacaomasse aus Abfallen (Schalen mit anhiingenden Bohnentheilchen), 150 Mai vergrb'ssert. „ 12. Mehlehocolade, 150 Mai vergrossert. „ 13. Kunstchocolade mit Sandelholz, Mehl und Oeker, 150 Mai vergrSssert. Tafel 4. Zimme t. Das unter diesem Namen bekannte Gewtirz ist die mehr oder weniger von den iiusseren Gewebsschichten befreite Zweigrinde des Zimmetbaumes, von welchem jedoch mehrere Gattungen existiren, die verschiedene Zimmetsorten liel'ern. Man unterscheidet im Handel vornehmlich zwei Hauptsorten: den Ceylon-Zimmet und die Zimmeteassie. Letzterer wird aueh brauner oder chinesischer Zimmet, beide Sorten werden Kaneel genannt. Die sogenannte Holzcassie (Cassia vera) oder der Malabar- zimmet ist eine sehlechtere Sorte der Zimmeteassie. Der echte Kaneel oder Ceylon-Zimmet stammt von Cinna- momum Ceylanicum, einer auf der Insel Ceylon einheimisehen, zur Familie der Laurineen gehOrigen Pflanze, welche hier in besonderen Plantagen (Zimmetgarten) gezogen, aber auch sonst an verschie- denen Stellen der Tropenregion kultivirt wird. So liefern Madras und Bombay, Java und Sumatra, die Westkiiste von Afrika, ferner Brasilien, Guyana, die grossen Antillen, besonders Jamaica, echten Zimmet, indessen stehen sammtliche hier produzirte Sorten, mit Ausnahme vielleicht der javanischen, dem Ceylon-Zimmet an Qualitat durchaus nach, insbesondere ist der Cayenne-Zimmet, eine in Frankreich beliebte Sorte, von sehr geringer und nie reiner Qualitat. Zur Gewinnung des Zimmets werden nur dreijahrige Zweige verwendet; Zweige, welehe bereits tiber 6 Ctm. im Durchschnitt haben, sind zum Entrinden nicht mehr brauchbar. Man schabt die ausseren, borkenartigen Theile ab, schlitzt die Rinde, die fast nur noch aus Bast besteht, der Lange nach auf und zieht sie nach 24 Stunden von dem schltipfrig gewordenen Hol/kOrper herunter. Eine grSssere Anzahl dieser Baststreifen werden ineinander gelegt, von beiden Seiten nach der Mitte zu spulenlormig aufgerollt, im Schatten getrocknet und zu Bundeln vereinigt, die mit Bambus- zweigen verschniirt werden. Der so in den Handel kommende Ceylon-Zimmet besteht aus meterlangen, bleistiftdicken Cylindern, welche aus ineinander gesteckten, glatten, leicht splittrig briichigen, papierdicken Einzelrinden gebildet werden. Die Inneniiache der- selben ist matt, dunkelbraun und liisst schmale Markstrahlen er- kennen, die mit rothem Safte erfullt sind, wiihrend die Aussenfliiche mattgelb, mit helleren Lilngsstreifen , von hervorspringenden Bast- faserbundeln herruhrend, durchzogen ist. Der Geruch ist aro- matisch, lieblich und erfrischend, der Geschmack siisslich-feurig, etwas schleimig, aber durchaus nicht herbe. Dem Ceylon-Zimmet am nilchsten steht als Handelswaare und auch hinsichtlieh seiner Giite der Java-Zimmet. Nicht ganz so gut ist der Tellichery- oder Bombay-Zimmet; die innere Oberflache ist dichter gefasert als beim Ceylon-Zimmet, Geruch und Geschmack sind nicht so schon. Der Madras-Zimmet ist eine ganz gew5hnliche Sorte, dick, grob, oft ganz flach, von ge- ringem Geruch und schleimigem Geschmack. Der unechte, gewShnliche oder chinesische Zimmet, die Zimmetcassie, stammt von Cinnamomum Cassia, einem eben- falls der Familie der Laurineen angehSrigen, im siidlichen China und in Coehinchina einheimischen und in Ostindien iiberhaupt kultivirten Baume ab. Die Cassia unterscheidet sich schon ausser- lieh vom echten Zimmet; sie ist nur einfach aufgerollt, viel dicker als die echte Zimmetrinde, hart, sprOde, von seharf aromatisehem, etwas schleimigem, aber mehr oder weniger herbem Geschmack. Die Aussenfliiche ist fast rostfarben, rauh und theilweise noeh mit Borkenresten bedeckt, die Innenflache dunkelbraun. Die schlechteste Zimmetsorte ist der Malabar-Zimmet, die Holzeassie (Cassia lignea), welche von dem nach Bengalen ver- pflanzten Ceylon-Zimmetbaume abstammt. Diese Einde kommt theilweise in dicken, flachen, brettartigen Stiicken vor, seltener in schwacheren Rollen. Die Oberflilehe ist grau, vielfach mit Borke (Korkschicht) bedeckt, die Innenflache braun. Der Geschmack ist bitter und herb. Zimmetbliithen sind die von verschiedenen Arten der Zimmetbiiume stammenden, nach dem Verbltihen geernteten und getrockneten Bliithen. Sie werden tiberwiegend zur Likorfabrikation und zur Gewinnung des iitherischen Oeles gebraucht. Die Erkennung der ganzen Droge ist mit Schwierigkeiten nicht verkniipft. Die gepulverte Waare unterliegt aber den mannig- fachsten Verfiilschungen, deren Erforschung die Kenntniss des anatomischen Baues der Zimmetrinden bedingt. In diesem Baue findet bei alien Einden eine gewisse Uebereinstimmung statt; Ab- weichungen werden durch das Pehlen oder Vorhandensein der oberen Kork- oder Borkenschichten hervorgerufen. Die Zimmetcassie zeigt im Querschnitt die iiussere Schicht als ein parenchymato'ses Gewebe von kleinen, dichtgedrangten Zellen, in welchem einzelne grdssere Stein- und Schleimzellen eingebettet liegen. Diese Mittelrinde - - die Aussenrinde wiirde die Kork- oder Borkeschicht sein, wo solche vorhanden - - ist durch eine schmale Schicht unregelmiissig aneinander gereihter dickwandiger Steinzellen, in welche verschiedentlich Bastbiindel eingestreut sind, von der Innenrinde, dem eigentlichen Bast, getrennt. Dieser Theil bildet wiederum eine gleichmiissige Parenchymschicht, in welcher Farbstoff-, Oel- und Schleimzellen eingebettet sind und welche von Markstrahlen vielfach durchbrochen ist. Die die Markstrahlen bildenden Zellen nehmen nach der Aussenseite bin an Grosse zu. Beim Ceylon-Zimmet fehlt die Mittelschicht ganzlich, wahrend sie bei der Holzeassie noch von einer derben Aussenschicht, der Borke, bedeckt ist, welche aus sehr dickwandigen, eckigen, leeren Korkzellen besteht. Sowohl der Liingsschnitt wie besonders aueh der Tangential- schnitt lassen ausser den bisher genannten Organen, Parenchym, Oel- und Schleimzellen, die dickwandigen, mit sternformigem Lumen versehenen Steinzellen und die den Bast bildenden lang- gestreekten, sabelfOrmigen Bastfaserzellen besonders gut erkennen. Parenchym- und Markstrahlzellen sind vielfach mit Starkemehl- kSrnehen erfullt, welche eine semmelfSrmige Gestalt haben und gewohnlich zu mehreren vereint vorkommen. Die Stiirkekornchen des Ceylon-Zimmets sind gro'sser als die der Cassie, und diese sind wiederum kleiner als die der Holzeassie. Die Kftrnchen der Zimmet- cassie sind ausserdem ein Mai punktirt, wahrend die der Holzeassie eine schmiilere seheinbare Eandeinfassung zeigen. Die Bastfasern des Ceylon-Zimmets sind langer imd schmaler als diejenigen der Cassie; ebenso zeigen die Steinzellen eine mehr in die Lange gezogene Gestalt. Die Steinzellen der Holzeassie sind fast quadratisch, relativ diinnwandig und entbehren des stern- fSrmigen Lumens. Das dickwandige, inhaltslose Korkgewebe ist bei der Holzeassie unverkennbar. Aehnliche Organe wie die hier genannten lasst gepulverte Zimmetbltithe im mikroskopischen Bilde erkennen. Mit Oel- und Schleimzellen durehwachsenes Parenchym, langgestreckte , diinn- wandige, gettipfelte Steinzellen, dickwandige, sehr lange und breite Bastfasern, denen sich nun noch Treppen- und Spiralgefasse an- schliessen, wahrend die Oberhaut des Stieles aus kleinen, mit dicken, spitzen Haaren dicht besetzten Tafelzellen besteht. Von den zahllosen Verfalschungen, die man im Zimmetpvilver gefunden hat, mogen des Cigarrenkastendeckels (Mahagonyholz), des Palmraehls, des Zwiebacks oder Kindermehles, der Mandelschalen, des Zuckers und des Sandes gedacht sein. Gemahlene Cigarrenkastendeckel (Mahagonyholz) bietet vorzugsweise den Anblick biindelfo'rmig vereinigter Bastfasern dar, die bisweilen punktirt oder mit Einkerbungen versehen er- scheinen. Als Pal mm e hi gilt der zermahlene Presskuchen der Kokos- ntisse, der nach dem Auspressen des Fettes zuruckbleibt. Der Palm- kuchen ist nie so fein gemahlen, dass man bei sorgsamem Suehen mit blossem oder mit einfaeher Loupe bewaffnetem Auge nicht Stticke aus feingepulverten Gewlirzen aufzufinden vermSchte. Die kleinen Stiieke erscheinen weissgelb, glanzend, fast durchseheinend , an Fliedermark erinnernd und sinken im Wasser schnell zu Boden. Unter dem Mikroskop sind die Bruehstiieke schwer zu erkennen; sie zeigen ein durchaus gleichmiissiges grosszelliges Gewebe, mit massig starken, hier und da knotenartig verdickten Wiinden. - Bisweilen wird aber auch unter Palmmehl (Palmen- Arrowroot) das Starkemehl der Sagopalme verstanden. Dasselbe besteht aus liing- lich runden, mit excentrischem Kern und Schichten versehenen, seltener birnformigen oder unregelmassig gestalteten KSrnchen. GewOhnlicher, gemahlener Zwieback zeigt unter dem Mikroskop strukturlose Massen, in welchen man bisweilen auf- gequollene Starkemehlko'rnchen zu erkennen vermag; beim Kinder- mehl sind dieselben fast immer zu erkennen. Mandelschalen zeigen sehr grosse, mandelfOrmige, diinn- wandige, punktirte Steinzellen, zierliche Spiralgefasse und Reste von Mandelkernen und Keimen in Gestalt von dichtem, poly- edrischem, mit Inhalt versehenem Zellgewebe. Zucker und Sand zeigen theils amorphe, theils gut krystalli- sirte Formen unter dem Mikroskop, sind aber hiiufig schon am Knirschen beim Kauen zu entdecken. Sand, Ocker und dergleichen mineralische Stoffe werden am besten durch die Aschenbestimmung ermittelt. Dieselbe be- triigt fur Ceylon-Zimmet 3,5 — 4,5 Proc., fiir Cassie 2 — 3 Proc. Figurenerkl&rung. Fig. 1. Cassie, Quersehnitt, 20 Mai vergrSssert. „ 2. „ Liingsschnitt, 20 Mai vergrOssert. „ 3. „ Tangentialschnitt, 20 Mai vergrossert. „ 4. Partie aus der Cassie, mit Steinzellen und Parenchym, 75 Mai vergrSssert. „ 5. Ceylon-Zimmet, Quersehnitt, 20 Mai vergrossert. „ 6. „ „ Liingsschnitt, 20 Mai vergrossert. ,, 7. „ „ Tangentialschnitt, 20 Mai vergrossert. „ 8. Partie aus Ceylon-Zimmet, mit Steinzellen, Bastfasern und Parenchym, 75 Mai vergrossert. „ 9. Cassie, gepulvert, 75 Mai vergrossert, „ 10. Ceylon-Zimmet, gepulvert, 75 Mai vergrossert. „ 11. Zimmet mit Cigarrendeckelpulver, 75 Mai vergrossert. „ 12. „ „ Palmmehl, 75 Mai vergrossert. „ 13. Zimmetbliithe, Quersehnitt, 20 Mai vergrossert. „ 14. Zimmet mit Zwieback, 75 Mai vergrossert. » 15. „ „ Mandelschalen, 75 Mai vergro'ssert. « 16. „ „ Sand und Zucker, 75 Mai vergrossert. Taf. ID. jspa v#*;? ;~: , ' ••3 BC5r-:raC!W 4£? k ^** s • •**:$& S? Fig. 5. & °^m^w*,-^K' *& ^ ' <«' 4* *• :^S»> 4r:?*' • -^^' & ^\:,,^0^^^ • '* Pisr. 9. Fie. 12. Fig. 13. Verkg v. Wilhelm Knapp. HaUe aS. Photoyr. Anst 7 Otto Wigant Zfliti Taf. IV. Verlag v. Wilhelm Koipp, Halle a 8. Photoei. inst v Otto Wigaad, Zeiti 91 U. u m Ein ilhistrirtes Sammelwerk zum Grebrauche fur Gesundheitsbeamte, Apotheker, Drogisten, Kaufleute und gebildete Laien. Von l>r. F. Drittes Heft. Gewtirznelken. Vanille. Pinient. Spanischer Pfeffer. Muskatnuss und Macis. (Mit 33 Mikrophotographieen in Lichtdruck auf 2 Tafeln.) Halle a. S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp. 1884. Tafel V. Gewttrznelken. Gewiirznelken sind die getrockneten, vor dem Entfalten ab- genommenen Bluthen des Gewiirznelkenbaumes (Caryophyllus aromaticus). Dieser Baum, weleher ursprtinglich nur auf den Molukken heimisch war, spater aber von dort nach Westindien, Guyana und Brasilien verpflanzt worden ist, gehort der Familie der immergriinen Myrtaeeen an. Seine Bluthen stehen in diehten Trugd olden nebeneinander; die Blumenblatter sind weiss, die Kelch- blatter anfangs griin, spater prachtig roth. Die noch in Knospen- form befindlichen Bluthen werden mit Bambusstangen herunter- geschlagen, auf Bastmatten gesammelt und an der Sonne getrocknet, wodurch die eigenthumliche (nnelkenbrauneu) Farbung entwickelt wird. So erkennt man an jeder Gewtirznelke den in vier derbe Blatter auslaufenden Kelch, auf welchem die kugelig zusammen- gefalteten Bltithenblatter ruhen. Im Inneren des Kelches befindet sich die zweifacherige Fruchtknotenhohle, wahrend die Blumen- blatter die vertrockneten Staubgefasse und den Griffel umschliessen. Vielfach findet man mehrere Nelken mit ihren Stielen zu Biischeln vereinigt, vielfach Stielreste mit den Nelken vermischt. Gute Nelken miissen tiefdunkel, gross, weich und schwer dabei sein; jede Nelke muss ihr Kopfchen noeh haben. Gerueh und Gesehmaek miissen stark aromatisch sein. Beim Driicken mit den Niigeln muss reichlich Oel hervortreten. Alte Waare ist grau, runzlig und leicht, leicht bruehig, ohne Oel. In schlechter Waare finden sich holzartige, viereckige Stiele. Man unterscheidet im Handel folgende Sorten: Amboina-, Zanzibar-, Bourbon- und Cayennenelken, von welchen die erstgenannten als die besten gelten. Man unterscheidet auch wohl englische und hollandische Nelken, je nach dem Hafenplatze (London, Amsterdam), iiber welchen sie bezogen sind; der Export geschieht hauptsachlich von Penang und von Singapore aus. Amboina-Nelken sind voll und gross, aber kurz, dabei tiefbraun; etwas heller, aber aueh prall sind die Zanzibar-Nelken. Gross und lang, auch vollbraun, aber minder aromatisch sind dieCayenne- Nelken, wahrend Bourbon- und Isle de France-Nelken braun, klein, kurz, noch weniger aromatisch sind und viel Bruch und Stiele enthalten. Batavia- und St. Lucia-Nelken sind grau und trocken. Der wesentlichste Bestandtheil der Nelken ist das atherische Oel, welches sie enthalten (16 — 25°/0). Man erhalt dasselbe in grossem Massstabe fur Parfumerie- und LikSrfabrikationszwecke durch Destination mit heissen Wasserdampfen, in kleinem Mass- stabe durch Ausziehen der Nelken mit Schwefelkohlenstoff und Trocknen der ausgezogenen Nelken bei Stubentemperatur ; die Ge- wichtsdifferenz vor und nach dem Ausziehen giebt die Menge des Oeles an. Diese Operation zu maehen, ist dann nothwendig, wenn vermuthet wird, dass die Waare mit ausgezogenen (abdestillirten) Nelken vermischt sei. — Nelkenpulver hinterlasst beim Verbrennen im Platin- oder Porzellantiegelchen 5 bis 6 Procent Asche; ein Mehrbefund wiirde auf Zusatz von mineralisehen Substanzen (Ocker- erde etc.) schliessen lassen. Zur mikroskopischen Erkennung des Pulvers der Gewiirz- nelken, sowie demselben beigemischter Verfalschungen ist es noth- wendig, die Struktur, den anatomischen Bau derselben zu kennen. Auf dem Quersehnitt durch den Unterkelch der Nelke erblickt man im Centrum ein markartiges, liickenreiches Gewebe von un- regelmilssigen parenchymatosen Zellen, welches von Gefassbiindel- gruppen durchsetzt ist. Hierauf folgt ein dichteres Zellgewebe, in welchem ebenfalls auf dem Bilde als dunkle, rundliche Fliichen erscheinende Gefassbtindelgruppen in fast regelmiissigen Abstanden, mehrere Kreise bildend, eingebettet sind. Das Ganze wird von einer Eindenschieht umschlossen, welche aus getiipfelten, ungleich- massig geformten Parenchymzellen besteht, welche, besonders nach aussen zu, von grossen olfuhrenden Hohlungen (Oelzellen) unterbrochen werden. - - Der Langsschnitt durch den Unterkelch lasst wiederum in der Eindenschieht die Oelzellen erkennen. In dem parenchymatosen Mittelgewebe finden sich die Gefassbtindel, welche aus fein geringelten Spiralgefassen und spindelfo'rmigen Bastfasern zusammen gruppirt sind, wiihrend im Centrum lang- gestreckte, krystallfuhrende Gange zu erblicken sind, welche aus Drusen von oxalsaurem Kalke bestehen, vielleicht auch Eugenol, einen kampherartigen, aromatischen KSrper, enthalten. Charakteristisehe, unter dem Mikroskop im Pulver leicht er- kennbare Theile sind die kurzen, sabelfo'rmigen Bastfaserzellen, Bruckstiicke zarter Spiralgefiisse und krystallfuhrender Parenchym- zellen, endlich Theile der Eindenschieht mit den durchscheinenden Oelzellen. Steinzellen und Stiirkek5rnchen sind nicht vorhanden. wohl aber finden sich zuweilen kleine dreieckige, mit scheinbarem Doppelrande versehene Bliithenstaubzellen , welehe von den Ge- sehlechtsorganen der Nelke herrtihren. Als Hauptverfalschungsmittel fiir Nelken gelten die Nelken- stiele. Es sind das die Theile der Dolde, welche die eigentliche Gewiirznelke (also Kelch und K6pfchen) tragen. Der anatomische Bau dieses holzartigen Stengels ist von dem der Nelke vOllig ab- weichend. Das Centrum bildet ein dichtes Mark, dessen Strahlen das dann folgende, aus dicht gestellten Bastfasern und grobformigen Treppengefassen bestehende, holzartig parenchymatose Gewebe durchsetzt. Die Eindenschieht besteht aus dicht aneinander ge- fiigten, diekwandigen, manchmal mit H8hlungen und Wandrissen versehenen, manchmal geschichteten Steinzellen, zwischen denen in sehr grossen Abstanden einzelne Oelzellen eingebettet sind. — Charakteristisch fiir das Pulver sind die verhaltnissmassig grossen spulenfSrmigen Bastzellen, Bruchstiicke der Treppengefasse, Stein- zellen, grosszelliges Parenchym mit sehr sparlichen Oelzellen. Vanille. Unter Vanille versteht man die unreif gepfliickten, getrock- neten, schotenartigen Friichte des Vanillestrauches. Derselbe, zur Pamilie der Orchideen gehSrig, deren prachtvolle und mannig- faltige Formen wir in unseren Warmhiiusern haufig zu bewundern Gelegenheit haben, ist einheimisch in Mexiko und wird auch in Brasilien, Westindien, auf Java und Eeunion kultivirt. Es existiren von diesem Eiesen-Kletter- und Sehmarotzerstrauch, dessen grosse, sch5n geformte, nur mit Langsadern versehene Blatter, dessen wunderbar unregelmassig geformte, weissgelbe, farbig gesiiumte Bliithen einen kostbaren Anblick gewahren, mehrere Species, von welchen die Vanilla aromatica vorzugsweise im tropischen Stid- amerika, V. planifolia auf den Antillen und in Mexiko und V. Pom- pona in Columbien und Guyana kultivirt werden. Nach dem Abbliihen fallen die Bltithentheile bis auf den Griffel, das weibliche Geschlechtsorgan der Pflanze, ab; dieser ver- dickt sich und wird im noeh fleischigen Zustande vor der Eeife abgepfliickt. In einigen Gegenden sollen die Schoten in kochendes Wasser gesteckt, dann sofort getrocknet und mit Cacaofett be- strichen werden, bevor sie in den Handel kommen. Die Vanille, wie sie zu uns - - meist in Blechkasten — iiber Bordeaux, Paris, London oder Hamburg in den Handel kommt, bildet zusammengedriickte , mit Langsfurchen dicht versehene, schwarzbraune, gliinzende, mit feinen Krystallen bedeckte Schoten, welehe 7 — 8 Mm. dick und 15 — 20 Ctm. lang sind und ein Mus von sehr kleinen, harten, gliinzend sehwarzen, von einer Balsam- schicht zusammengehaltenen Samen umschliessen. Man unterscheidet die Handelssorten nach ihrer Herkunft als Bourbon-, Veracruz-, La Guayra-Vanille (auch Java-, Mauritius-, Reunion-, Bova- und Simarona-Vanille, auch kurz mexikanische und brasilianische Vanille). Die einzelnen Sorten sind nicbt genau voneinander zu unterscheiden ; den Ausschlag bei der Werthbeur- theilung giebt das Arom, die Grosse und Festigkeit der Frucht. Die besten Sorten sind die mexikanischen, indessen kommt seit Jahren auf den deutschen Markt fast ausschliesslich Bourbon- Vanille, die auch zu den besseren Sorten zu rechnen ist. Das Fruchtfleisch der Vanille, im Querschnitt unter dem Mi- kroskop besehen, besteht aus einem Gewebe von vieleckigen, un- regelmassigen, oft getiipfelten Zellen, die nach aussen zu kleiner werden. Es ist von Gefassbiindeln durchsetzt, welehe aus Spiral- fasern bestehen und mit getiipfelten Parenchyemzellen , deren Wiinde perlschnurfSrmig durchbrochen erscheinen, umkleidet sind. Vom Fruchtfleiseh aus gehen zahlreich schlauchartige Gebilde in das Innere der Frucb.th5b.le. Dieselben sind mit einer feinkornigen, balsamischen Masse erfiillt, welehe in Weingeist und in Aether ISslich ist und als Triiger des feinen Aroms der Vanille gilt. Es kommt bisweilen mit Weingeist ausgezogene Vanille im Handel vor. Bei dieser sind die eben bezeichneten Schliiuche leer. Das der Vanille bei langerem Liegen auskrystallisirende Va- nillin ist bei solchen Schoten nicht mehr vorhanden, sondern meist gar nicht oder durch Benzoesiiure, in deren LSsung man die Vanille einlegte, ersetzt. Die Vanillinkrystalle erscheinen aber bei nur geringerer Vergrosserung als v6llig regelmassige, scharf kantige flache Prismen, welehe senkrecht zur Fruchthiille stehen, wahrend kiinstlich auskrystallisirte Benzoesiiure als unregelmassige, sehriig angesetzte, oft federbartartige Massen erscheinen. Ausgezogene Schoten erscheinen auch oft gespalten, welk, weich und sind mit Perubalsam beschmiert, welcher auf Seidenpapier Fettflecke erzeugt. FigurenerklSrung. Fig. 1. Gewtirznelke, Langsschnitt, 25 Mai vergrSssert. „ 2. Gewtirznelke, Querschnitt, 25 Mai vergrossert. „ 3. Oelzelle im Parenehymgewebe, 150 Mai vergrSssert. „ 4. Langsschnitt durch den Unterkelch, Gefasse, Krystall- drusen und Parenehymgewebe zeigend, 150 Mai ver- grossert. „ 5. Querschnitt durch Bastzellen, 150 Mai vergrossert. „ 6. Langsschnitt, Bastzellen und Parenchym, 150 Mai ver- grossert. „ 7. Nelkenstiel, Liingssehnitt, 25 Mai vergrossert. „ 8- Nelkenstiel, Quersehnitt, 25 Mai vergrossert. „ 9. Querschnitt, stark vergrossert, mit Oelzelle, 150 Mai vergrSssert. „ 10. Langsschnitt, Treppengefasse, 150 Mai vergrossert. „ 11. Querschnitt durch Bastzellen, 150 Mai vergrSssert. „ 12. Langsschnitt, Bastzellen und Steinzellen, 150 Mai ver- grSssert. „ 13. Gewurznelkenpulver, 150 Mai vergrSssert. „ 14. Nelkenstielpulver, 150 Mai vergrossert. „ 15. Gewiirzpulver mit Stielen, 150 Mai vergrSssert. „ 16. Vanille, Querschnitt durch das Fruchtfleisch, 25 Mai vergrSssert. „ 17. Schliiuche in der FruchthShle, 150 Mai vergrSssert. Tafel VL Piment. Piment, Nelkenpfeffer, Englisches Gewiirz ist der Name fur die noch unreif gepfllickten, getrockneten Steinfriichte eines kleinen, -dem immergriinen Geschlechte der Myrtaceen angehSrigen, in Westindien, besonders auf der Insel Jamaika, einheimischen und kultivirten Baumes, der Myrtus pimenta. Die kleinen zierlichen Bltithen wachsen in traubenfSrmigen Biischeln, und an den Enden der Zweige entwickelt sich aus dem unterstandigen Fruchtknoten die pfefferkorn- bis erbsengrosse, anfangs sehmutzig grtine, dann rothbraun werdende Steinbeere, welcbe nach dem Trocknen haufig noeh mit Kesten des vertrockneten Kelcb.es gekrSnt ist. Die ge- trocknete Beere ist nicht runzlig, aber rauh auf der Oberflache. Die Fruchtschaale ist korkartig, etwas spr5de, und umscbliesst zwei kleine violette, halbkugelfSrmige, schneckenfo'rmig eingerollte, durch eine Scheidewand voneinander getrennte, eiweisslose Samen. Piment muss schwer sein; die Friichte miissen von den Sainen v5llig aus- gefullt sein; kleinere Korner sind gewShnlich aromatischer als grossere. Der eigentliche, wahre englisehe oder Jamaika-Piment kommt nur in einer Sorte vor. Der spanisehe, mexikanische oder Tab as co -Piment (auch aus Brasilien) slammt von einer an- deren Species (Myrtus Tabasco), ist reifer, gr5sser und minder aromatiseh als der echte Piment. Der Kronpiment. dessen Ab- stammung noch nicht genau bekannt ist, kommt aus Guadeloupe und Martinique, ist oval und mit einem fiinftheiligen Kelchiiberrest gekrSnt. Beide Sorten kommen bei uns h8chst selten im Handel vor. Der gestossene oder gemahlene Piment ist denselben Ver- falschungen ausgesetzt wie alle anderen Gewiirze. Man hat in ihm gefunden: ausgezogene Nelken, Nelkenstiele, Brotrinde, Zwie- back, Eichelmehl, Eiib- und Leinkuchenmehl, Zucker, Ocker, Sand. Mineralische Verunreinigungen ermittelt man durch Bestimmung der Asche, wovon das reine Gewiirz nach dem Verbrennen nur 3 bis hdchstens 5 °/0 hinterlassen darf. Alle anderen KSrper werden mit Hilfe des Mikroskopes ermittelt. Durchschneidet man ein Pimentkorn und macht einen feinen Querschnitt zunachst durch die Fruchthiille, so lasst dessen Struktur die dicht unter der Kinde, meist in den kleinen warzigen Aus- buehtungen derselben , befindlichen Oelzellen erkennen ; darauf folgt, wie die Oelbehalter in kleinzelliges Gewebe eingebettet, eine Schieht sehr dickwandiger, punktirter Steinzellen, deren Wande von Poren vielfach durchbrochen sind. In der nun kommenden Schieht von grosszelligem, diinnwandigem Gewebe finden sich zarte Spiral- gefasse, zu Biindeln vereinigt, meist auf der Grenze zwischen den beiden eben bezeichneten Schichten. Ein Querschnitt durch den Samen zeigt unter der Umhtillungshaut eine Lage grosser, mit rothem Farbstoff erfullter rundlicher Zellen, darauf folgend eine gleichmassige Schieht von ziemlich grossen, vieleckigen, fast rund- lichen Zellen mit massig starken Wanden, welche mit eigenthiimlich geformtem Starkemehl dicht gefiillt sind. Man findet daher im Pulver als charakteristische Gewebs- theile: grosse und kleine Steinzellen, Theile von Spiralgefassen, grossmaschiges Zellgewebe, StarkekSrnchen, welehe mit runder Bauch5ffnung versehen, meist semmelfftrmig aneinander gelagert sind. Bisweilen (inden sich auch Krystalldrusen von oxalsaurem Kalk. Bastzellen fehlen giinzlich. Spanischer Pfeffer. Spanischer, indischer oder tiirkischer Pfeffer sind die getrockneten Fruchte des in Sudamerika wild wachsenden, in West- und Ostindien kultivirten, auch in Deutschland und Ungarn, viel- faeh als Zierpflanze, angebauten spanischen Pfeffers (Capsicum annuum), eines zur Familie der Solanaceen gehorigen Strauches. Die aus dem oberstandigen Fruchtknoten sich entwickelnden Fruchte bilden spitzbeutelfOrmige, geschlossene Taschen, richtiger Beeren, ganz falsch MSchoten". Die Fruchthulle ist glanzend roth- braun, blasig-runzlig, zerbrechlich, an der Basis mit sternformigem, in den Stiel auslaufendem Kelch gekront. Wie bereits im Fruchtknoten, findet sich auch in den Fruchten eine doppelte Anordnung der Samen, an der Basis dreifacherig, nach der Spitze zu einfacherig, mit drei wandstandigen Samentragern, welche nach der Mitte zu in eine Saule auslaufen. Meist lose zerstreut in der FruchthOhle finden sich die zahlreichen, runden, flachen, gelben Samen. Diese letzteren sind die eigentlichen Trager des Aroms, wahrend die Hiilse mehr scharf-schleimig und reizend wirkt. Im Handel kommt meist die langgestreckte Fruchtform vor; sie ist an der Basis breit, am an- deren Ende spitz und 6 — 8 Ctm. lang. Seltener kommt die kurz- schotige, herzformige Frucht in den Handel, die von einer anderen Species abstammt. Wohl aber kommen ganz kurze und gedrungene, gelbliche Fruchte unter dem Namen Cayenne-Pfeffer in den Handel. Diese stammen von mehreren sudamerikanischen Arten (Capsicum baccatum und frutescens) und stellen im gemahlenen Zustande, mit Mehl und Salz vermischt, das in Oesterreich beliebte Paprikagewurz dar. Der anatomische Bau ist mit dem der grSsseren Fruchte tibereinstimmend. Die Fruehthaut besteht aus drei Schichten, von welcher die mittlere ein gleichartiges, grosszelliges, diinnwandiges Gewebe dar- stellt, welches mit Oeltropfen und rothen Farbstoffkugelchen reich- lich erfullt und von zarten Spiralgefassen durchzogen ist. Die aussere Schicht besteht aus buchtig-tafelfSrmigen , dickwandigen Zellen, wahrend die innere Schicht aus sehr dickwandigen, ganz irregular und kraus, labyrinthartig geformten Tafelzellen besteht. - Der Same besteht aus dem aus vieleckigen, mit Oel und Kleber- kornchen erfiillten Zellen gebildeten Eiweisskorper , welcher von einer eigenthumlieh geformten Samenhaut umschlossen ist. Die dicken Zellen der letzteren, auf dem Durchschnitt sternfSrmig er- scheinend, ragen zapfenfdrmig in die Hohe, fiber dieselbe ist die aussere Oberhaut ausgespannt, welche aus ganz merkwtirdig irre- gular, buchtig-lappig gestalteten, stark verdickten Zellen gebildet ist, in welchen kaum noch eine Hohle zu entdecken ist. Charakteristisch zur Erkennung des Pulvers sind folgende Organe: Labyrinthzellen der inneren Fruchthulle und der ausseren Samenhaut, Theile der mit Oeltropfen und Farbstoffkb'rpern erfiillten Mittelschicht der Samenhulle, Bruchstiicke von Spiralgefassen, end- lich dicht getiipfelte, rundliche, diinnwandige Steinzellen, welche aus dem Fruchtstiel, welcher zwar eigentlich vor dem Zerkleinern entfernt werden soil, herriihren konnen. Als Verfalschungen des gemahlenen spanisehen Pfeffers gelten Santelholz Curcuma, Kindermehl, Mandelkleie, Brotrinde, die sammtlich durch das Mikroskop zu entdecken sind. Santelholz zeigt stiefelknechtahnliehe Form, Curcuma hat eigenthiimlich ge- formte, sehr grosse Starkek8rner (Ballen), in Kindermehl und in Brot- rinde sind GetreidestarkemehlkSrnchen im aufgequollenen Zustande, naufig beim Betupfen mit sehr verdtinnter JodlSsung blau oder ama- rantroth werdend, zu erkennen; Mandelkleie zeigt neben grossen mandelf5rmigen, eingesaumten, getiipfelten Zellen aufgerollte Spiral- fasern. — Von mineralischen Zusatzen verdienen Ocher, Bolus, Eoth- stein und Mennige Erwahnung; die letztere ist stark giftig. Urn solche Zusatze zu erkennen, wird ein Theil des Pulvers in einem Porzellan- oder Platintiegelchen verbrannt; es diirfen hierbei hochstens 8 % Asehe iibrig bleiben. Man kann auch eine Prise des Pulvers auf Wasser werfen, worauf sieh mineralische Zusiitze zu Boden senken werden. Gedenkt man speziell auf Mennige zu priifen, so kann man einen kleinen Theil des Pulvers mit starkem Essig schiitteln und der abfiltrirten Fliissigkeit Schwefelwasserstoffwasser zusetzen, worauf bei Gegenwart von Blei (Mennige) sofort eine sehwarze oder schwarzliche Farbung erfolgt. Statt der Essigsaure kann man aueh verdunnte Salpetersaure nehmen und der abfiltrirten Losung einen Tropfen JodkaliumlSsung oder einige Tropfen Glauber- salzlosung zusetzen. Es entsteht im ersteren Falle, wenn Mennige vorhanden war, ein dichter gelber Niederschlag von Jodblei, im arideren Falle ein weisser Niedersehlag von schwefelsaurem Blei- oxyd. Eine quantitative Bestimmung muss dem Berufschemiker vorbehalten bleiben. Muskatnuss und Macis. Der Muskatnussbaum (Myristica moschata oder M. fragrans), weleher auf den Molukken, den Papus-Inseln und auf Neu-Guinea einheimisch ist 'und wild wachst, auf den Bandainseln und den Antillen aber kultivirt wird, geh5rt zur Familie der Myristicaceen. Er erreicht eine GrOsse von 9 Metern, tragt dunkelgriine, saftige, lederartige, durchseheinend punktirte Blatter und entwickelt ge- trennt mannliche und weibliche Bluthen. Beide sind graziOs glockenfdrmig gestaltet; in der mannliehen Bliithe sind die Staub- gefasse zu einer eleganten Saule verwachsen, deren Kapital von den im Kranze stehenden schongefarbten Antheren gebildet wird. Die weibliehe Bliithe enthalt den mit Narbe gekrSnten Frucht- knoten, weleher spater zur Steinfrucht auswachst. Die Frucht ist eine Nuss, deren harte Schale den fettigen Kern enthalt. Die Muss selbst ist von einem mehrfach zerschlitzten, karminrothen, lederartigen Mantel (dem Arillus, die spatere Macis oder sogenannte %Muskatbliithe) umgeben, durch deren Oeffnungen die glanzend dunkelbraune Nusssehale siehtbar wird. Das Ganze ist von einer dicken, griinen, saftigen Hiille (dem Pericarpium) umgeben, welche bei der Beife in zwei Theile birst, die abfallen, ahnlich wie es in unseren Gegenden bei der Walnuss zu sehen ist. Zur Zeit der Eeife werden die Fruchte gesammelt; die griine Schale wird ent- fernt, der Samenmantel sorgfaltig abgeschalt und getrocknet. Der- selbe, erst leuchtend roth, nimmt beim Trocknen eine durehsichtig goldgelbe, spater hell orange werdende Farbung an und stellt so die Macis (Muskatbltithe) des Handels dar. Die Nuss wird in Eaucherkammern getrocknet, bis der Kern beim Schiitteln klappert; dann wird die Nuss aufgeschlagen. Die Kerne, die eigentliche Muskatnuss des Handels, werden mit Kalkmilch geschuttelt, um sie vor Wurmfrass zu schiitzen, und nochmals getroeknet; so wer- den sie in den Handel gebracht. Man unterscheidet zwei Arten von Muskatntissen, die all- gemein bekannte, rundliche, sogenannte weibliche Sorte, die von kultivirten Baumen abstammen, und eine langgeformte, dattelahnliche, sogenannte mannliche oder schlechte Sorte, welche von den wild wachsenden Baumen abstammt. Erstere ist schwer, hat ein feines, dabei kraftiges Arom und eine relativ dunkle Farbe; die letztere ist leicht, von geringerem Arom und von hellerer Farbe, auch im Inneren. Sowie die Muskatnusse variiren auch die Muskatbliithen von- einander. Wahrend die von der kultivirten Pflanze abstammende Macis eine mehr orangegelbe Farbe besitzt, ist die von der wild wachsenden Pflanze gewonnene Macis mehr orangeroth. Je heller die Macis ist, als desto besser pflegt sie im Allgemeinen zu gelten. Der anatomische Bau der Muskatnuss lasst sich aus einem Querschnitt durch dieselbe ersehen. Die Hauptmasse des Samen- eiweisses bildet ein Parenchym von vieleckigen, dtinnwandigen Zellen, welche von StarkemehlkSrnchen dicht erfullt sind, die in einer fettartigen Masse eingebettet sind; ausserdem finden sich in vielen Zellen flache Krystallgebilde , die man fur Fettkorper zu halten geneigt ist. Die Starkemehlkornchen haben eine eigenthiim- liehe Gestalt; sie liegen meist semmelartig aneinander und haben silmmtlich runde BauchSffnungen. Das Parenchym des Samen- eiweisses wird durchdrungen von der den Samen einhiillenden zarten Haut, die den Kern mannigfach durchkliiftet und die mar- morirte Fiirbung des Querschnittes veranlasst. Diese Samenhaut besteht aus einem Gewebe grosser, inhaltsloser, vieleckiger Zellen und ist hier und da sparlich von Gefassbtindeln durchsetzt. Das Hauptgewebe der Macis besteht aus dicht aneinander ge- fiigten grossen, starkwandigen Zellen, welche mit einem feinkOr- nigen Inhalte dieht angefiillt sind; das Gewebe ist vielfach von grossen, rundlichen Oelzellen unterbrochen. Ober- und unterhalb ist das Gewebe durch eine feine Sehicht langgestreckter Tafelzellen begrenzt, die als Oberhaut anzusehen ist und das Gebilde naeh aussen hin abschliesst. Als Verfiilschungsmittel fur ganze Muskatnusse gelten kiinstliche Ntisse. die aus dem Pulver der wilden Friiehte oder aus alten, verlegenen, vorzugsweise aber wurmstichigen Muskatnussen fabrikmiissig hergestellt werden. Das Pulver erhalt ein Bindemittel (Brotteig, Gummischleim), wird mit etwas fettem und atherischem MuskatOl parfiimirt und dann in Formen gepresst. Havarirte Muskatnusse, wurmstichige und Bruch werden im Handel als ,,Eompen" bezeichnet. Die ktinstlichen Muskatnusse zerfallen beim Einlegen in Wasser. Gepulverte Muskatnusse dtirften kaum im Handel verlangt werden. Die gepulverte Macis unterliegt aber den verschiedensten Verfalschungen , wie Zwieback- oder Kinder- mehl, Mehl, Zucker, Curcuma. Mineralische Zusatze, wie Sand, Ocker. Schwerspath etc. erkennt man durch den hohen Asehen- gehalt, welcher fur reine Macis hochstens 2%, meist nur 1,5% betriigt. FigurenerklUrung. Fig. 1. Piment, Querschnitt durch die Fruchthtille, 30 Mai ver- gro'ssert. „ 2. „ Querschnitt durch Fruchthtille und Samen, 30 Mai vergro'ssert. „ 3 u. 4. „ Querschnitt durch einen Theil der Fruehthulle, Stein zellen und Gefasse, 150 Mai vergrSssert. „ 5 u. 6. „ Querschnitt durch den Samen , 150 Mai ver- grSssert. „ 7. „ Pulver, 150 Mai vergro'ssert. „ 8. „ Pulver mit Nelkenstielen, 150 Mai vergrOssert. „ 9. „ Pulver mit Sand, 150 Mai vergrOssert. „ 10. Querschnitt durch die Schoten (Samenhtille) von spa- nischem und Cayenne-Pfeffer, 150 Mai vergrSssert. „ 11. Schnitt durch den Samen, 15 Mai vergr5ssert. n *«• M n j) n 1"0 „ „ „ 13. Span. Pfeffer, Pulver, Labyrinth- und Farbstoffzellen, 150 Mai vergr5ssert. „ 14. Span. Pfeffer, Pulver, Labyrinth- und Farbstoffzellen mit Curcuma und Santelholz, 150 Mai vergrossert. „ 15. Querschnitt dureh den ausseren Theil der Muskatnuss, 150 Mai vergro'ssert. „ 16. Querschnitt durch Macis, 150 Mai vergrOssert. Tai. V. Verlaft v. WLheln. Photogr. Attst. v Otto Wigani Eeiu. Taf. VI. Hiotoitr. Aasv v Otto Wigaud. ZeiU ffl 1 1 '1 ...1 ischer All Ein illustrirtes Sammelwerk zum Gcbrauche fur Gesundheitsbeamte, Apotheker, Drogisten, Kaufleute und gebildete Laien. Von Dr. F. Iff I;. -.;! Viertes Heft. Pfeffer. Safran. Kardamom. VerfalBchungsiuittel. (Mit i?0 Mikrophotographieen in Lichtdnick auf 2 Tafeln.) Halle a. 8. Drnck und Verlag von Wilhelm Knap p. 1884. Tafel VII. Pfeffer. Von alien Gewurzen ist der Pfeffer am meisten bekannt und gefordert. Er stammt vom Pfefferstrauch (Piper nigrum), einem in Ostindien einheimischen Gewachse, welches vorzugsweise an der Kiiste von Malabar (der Pfefferkiiste), dann aber aueh in den sudlichen Kiistendistrikten von Voider- und Hinterindien , sowie auf den Inseln des indischen Archipels kultivirt wird. Der Pfeffer- strauch ist eine Kletterpflanze, welche an Stangen, wie in Deutsch- land der Hopfen, gezogen wird. Stamm und Zweige sind rohr- artig, knotig gegliedert; die zerstreut stehenden Blatter sind lederartig, herzformig zugespitzt , mit 5 — 7 Langsnerven versehen , auf der unteren Seite glanzend; die Bltithen sind einer fleischigen Spindel eingesetzt, einen iihrenartigen Bltithenstand bildend, nackt, von kleinen Blattchen untersttitzt; sie enthalten zwei Staubgefasse und einen sitzenden P'ruchtknoten , welcher beim Eeifen zur Beere auswachst. Die in ihrer Gesammtheit (20 — 30 Stuck) einen herab- hiingenden Kolben bildenden Beeren sind unreif griin, werden all- mahlich roth und bei der vollendeten Eeife gelb. Die Kolben werden vor vollendeter Eeife gesammelt und moglichst schnell getrocknet, wodurch die Beeren ihre braune Farbe und schwach runzlige Obertiiiche erhalten. Sie werden sodann von den Spindeln abgerupft und ihrer Beschaffenheit nach sortirt. Der Pfeffer wird beim Einkauf nach Aussehen und Gewicht beurtheilt, letzteres wird von feinflihligen Maklern mit freier Hand geschiitzt. Man unterscheidet darnach schweren, halbschweren und leichten Pfeffer. Der schwere Pfeffer hat grosse, kastanienbraune, vollig runde KSrner mit sehr hartem, in der Mitte mehligem Kern. Die Kfirner des halbschweren Pfeffers sind kleiner, graubraun, minder regel- massig, gerunzelt, mit kleinem, hartem Kern. Der Kern des harten Pfeffers ist auf dem Bruche gelb, der des halbweissen Pfeffers ist blass. Der leichte Pfeffer besteht aus ganz unregelmassig ge- formten, grauschwarzen, tief gefurchten, leicht zerreiblichen , im Innern oft ausgehohlten Kornern, welche oft noch mit Hullen und Bruckstucken von zerbrochenen Kornern vermischt sind. — Als Handelssorten werden unterschieden : Malabar-Pfeffer, wel- cher als beste und theuerste Sorte gilt. Ziemlich gut ist der holliindische oder Sumatra-Pfeffer. Minder gut ist der englische oder Singapore-Pfeffer und noch schlechter ist der Penang- Pfeffer. Der weisse Pfeffer, welcher hauptsachlich von der mala- barischen Ktiste, von Malacca und von Java tiber England exportirt wird, hat einer besonderen Behandlung unterlegen. Es werden dazu nur die schwersten Sorten genommen, welche in Seewasser eingeweicht und darnach von der ilusseren Hiille befreit werden. Die Kerne selbst werden oftmals noch mit Kalkwasser besprengt oder durch kurzes Einlegen in Chlorkalk und Schwefelsaure ge- bleicht, wahrend die abgeriebenen Hullen unter dem Namen „ Pfeffer- staub" in den Handel kommen und betriigerischer Weise (denn sie besitzen fast keine Scharfe) dem gemahlenen schwarzen Pfeffer beigemischt werden. Der anatomische Bau des Pfefferkorns 1st sehr kunstvoll. Die das Korn umgebende Samenhulle besteht aus fiinf voneinander getrennten Schichten, die sehon bei massiger Vergrosserung deut- lich zu erkennen sind. Unter einer sehr dtinnen Haut, die das Ganze umzieht, liegt eine Schicht dickwandiger , eng aneinander liegender Steinzellen. Dieser folgt eine Schieht diinnwandiger, langgestreckter , hier und da von grossen Oelzellen durchsetzter, oft geflechtartig erscheinender Zellen, welche durch eine Sehicht diehtgewundener Spifalgefasse von den beiden inneren Schichten der Fruchthaut, welche aus grossen, nach innen zu kleiner wer- denden, unregelmassigen, mit OeltrSpfchen reich erfiillten Zellen bestehen, abgegrenzt ist. Nun folgt eine ganz dtinne Schicht stark nach innen verdickter Steinzellen, welcher sich die aus inhaltslosen, rothbraunen Zellen bestehende Samenhaut anschliesst, von welcher der eigentliche Kern, das Sameneiweiss , eingeschlossen ist. Das letztere besteht aus unregelmassigen, vieleckigen, dunnwandigen Zellen, welche nach aussen zu mit aufgequollener, im Innern mit unveriinderter Starke angefullt sind. Die Pfefferstiirke ist ausser- ordentlich klein und unterscheidet sich dadureh von anderen Starke- mehlkSrnchen. — Beim weissen Pfeffer fehlen die iiusseren Schichten der Fruchthulle. Die Verfiilschungen, welche der gemahlene Pfeffer er- leiden muss, sind zahlreich. Eeines Pfefferpulver zeigt im mikroskopischen Bilde Bruchstucke der einzelnen. Gewebs- schichten. Steinzellen aus der iiusseren Fruchthaut, Spiralgefasse, oft mit anhaftenden Parenchymzellen , ganze Partien aus den Mittelschichten der Fruchthaut und der Samenhulle, unregelmassig geformte Klumpen aus dem Sameneiweiss, zahllos zerstreute Stilrke- mehlkCrnchen kleinster Gestalt, ab und zu aueh nadelformige Krystalle, welche moglicherweise den eigenthlimlich seharfen, kampherartigen Stoff, das Piperidin, bilden, sind die regular* auf- tretenden Formgebilde. - - Als VerlalsclumgsmiUel des schwarzen Pfeffers gelten : Pfefferstaub, mit mehr oder weniger Erde, Asche, Braunkohlen- oder Torfgrus vermischt, Eichel-, Lein-, Raps-, Senf- und Mohnkuchenmehl, Mehlarten der Cerealien und der Hiilsen- frtichte, Mais-, Palmkuchen-, Baumwollsamenkuchen- und Oliven- kernmehl, Abfalle von Steinntissen, Brotrinde und Baumborken. Der gepulverte weisse Pfeffer erscheint oftmals mit allerlei Mehl, sogar mit unorganischen Substanzen, wie Gyps- und Talkstein vermischt. Alle diese Zuthaten verrath das Mikroskop. Erdige Bestandtheile, Sand, Asehe erscheinen als formlose, fremdartig und strukturlos gestaltete Massen. Senf- und Etibolkuchen zeigen eigenthiim- lich gestaltete Steinzellen, welche aus der dunklen Samenhulle herriihren und ein grosszelliges, parenchymatoses Zellgewebe der darunter liegenden Kleberschicht. Zur Charakteristik des Lein- kuchenmehles geh5ren langgestreckte , ineinander geschobene, spindelformige, stark verdickte, gelblich gefarbte Faserzellen, welche aus der inneren Schicht der Samenhaut stammen und meist mit dickwandigen, rundlichen Zellenkomplexen der Oberhaut verwachsen sind, sodass man die einen oder die anderen durchschimmern sieht. Ferner formlose Massen braunen Farbstoffes und diinn- wandiges, gleichmiissiges, vielkantiges, mit sehr kleinen Bliischen punktirtes Parenchym aus dem eigentlichen Sameneiweiss. — Die StarkemehlkSrnchen der Hulsenfriichte sind sehr gross, meist bohnenfo'rmig und mit spinnenftrmigen Bauchrissen versehen. Die Starkemehlkornchen der Cerealien unterscheiden sich durch Korin und GrSsse von denjenigen der Pfefferstiirke. Sie treten be- sonders schon hervor und erscheinen blau gefarbt, wenn man das feuchte Beobachtungsobjekt mit einer Spur sehr diinner Jodlosung betupft. — Diemineralischen Zusiitze zum Pfefferpulver findet man durch Einaschern einer gewogenen Menge des letzteren in einer Platinschale. Guter schwarzer Pfeffer hinterliisst hierbei ca. 5°/0 Asche, weisser Pfeffer hSchstens 2%, Pfeffer, welchem viel ,,Pfeffer- staub" zugesetzt wurde, 8 — 10%. Solcher Pfeffer ist als gut nicht mehr zu betrachten. Safran. Wer kennt nicht die kleinen anmuthigen, in alien Farben spielenden, mit der Friihlingssonne bei uns zugleich erscheinenden Crocusse? Von einer anderen Species derselben Gattung, der Crocus sativa, einer in Kleinasien und Persien einheimischen , in den Kiistenliindern des siidlichen Europas kultivirten, ebenso zier- lichen Pflanze aus der Familie der Liliengewiichse stammt der Safran. Derselbe stellt die getrockneten Narben der Bliitbe dar. Die Ernte findet im Herbste statt. Man pfltickt am friihen Morgen die noch geschlossene Bliithe, entfernt Abends den langen, faden- formigen Griffel, welcher sich oben in drei lappenfo'rmige Narben theilt, und trocknet, nachdem der untere gelbe Theil des Grifiels entfernt ist, die isolirten Narben auf kleinen Oefen. Etwa eine Million Griffel liefern erst ein Kilo Safran des Handels. Derselbe stellt ein Gewirr von gesiittigt purpurrothen, matt gliinzenden Fiiden dar, welche meist zu dreien am Grunde vereinigt, nach oben ab- geschnitten, trichterformig erweitert, mit gefranztem Saume er- scheinen ; der Griffelfortsatz ist gelblich gefarbt. Man unterscheidet mehrere Handelssorten, von denen der Ssterreiehische Safran, von dem sehr wenig ausgefuhrt wird, als bester gilt; ibm gleieh steht der ungarische Safran. Derselbe hat keine Griffelreste und ist einfarbig tief blauroth. Ihm iihnlich ist der franzosische Safran aus der Landsehaft Gatinais, Depart. Loiret. Auch bei Avignon, Languedoc und Angouleme wird Safran, wenn auch von geringerer Gtite, gewonnen. Gleicbartig ist der italienische Safran, welcher in Sicilien und Calabrien gezogen wird. Nicht so gut ist der spanische Safran, welcher vorzugsweise in Aragonien und Castilien erbaut und von Cadiz versandt wird. Derselbe ist vielfach ver- fiilscht und kommt mit Oel, Honig, Farbstoff und Fleischfasern, mit gefarbten Fiiden vermischt, in den Handel. Von noch schlechterer Beschaffenheit ist der iiber Triest kommende tiirkische oder levantinische Safran. Die Verfillschungen, welche der Safran erleidet. sind viel- fach mit unbewaffnetem Auge, besser mit der Loupe zu entdecken. Junge Graskeimchen, Safflorbluthen, Eingelblumen, Fiiden, Fleisch- fasern, welche oft kunstvoll roth gefarbt und. noch mit kalkartigen Massen beschwert, mit Oel und Honig befeuchtet sind, haben wesentlich abweichende Formen. Die Safflorbliithe triigt auf langer Blumenrohre den fadenfb'rmigen Griffel, welchen fiinf linien- formige Lappen umgeben. -- Die Eandbliithen der Eingelblume sind spatelformig , flach, dreizahnig. - - Fleischfasern erkennt man unter dem Mikroskop an den Querstreifen , mit denen sie umgiirtet sind. - - Oel bewirkt beim Driicken zwischen Papier bleibende durchsichtige Flecke. Honig und Glycerin sind am Geschmack zu erkennen. - Kalkartige Belastung bewirkt Brausen beim Uebergiessen mit Siiuren. Mit Weingeist aus- gezogener Safran hat verminderte Fiirbekraft und liefert wenig Extrakt. Zieht man reinen Safran wiederholt mit Wasser und Weingeist aus, so hinterbleiben durchschnittlich 50% Biick- stand. Unter nFeminell" versteht man die gelben Griffelreste ohne Narben, die theils so wie sie sind, theils gefarbt in den Handel kommen. Noch mehr verfalscht als der ganze Safran wird das Safran- pulver, ja, man kann wohl behaupten, dass dasselbe vollig rein nur in Apotheken zu haben ist. Als Hauptsurrogat ist das Santelholz zu bezeichnen; daneben aber Alles, was roth ist. Das mikroskopische Bild des reinen Safrans zeigt hauptsiichlich lang- gestreckte, diinnwandige Tafelzellen , welche vielfach von feinen, abrellbaren Spiralgefiissen durchsetzt sind. Santelholz bildet kleine, stilbchenartige, oft stiefelknechtartig gespaltene, rothlich erseheinende Stiiubehen. — Ein sehr gutes Prufungsmittel auf andere organische Substanzen bietet das Verhalten des Safranpulvers zu concentrirter Sehwefelsiiure dar, welches dutch den eigenthumlichen Farbstoff im Safran, den Polychroit, bewirkt wird. Die genannte Siiure fiirbt reinen Safran tiefblau, allmahlich in Lila vibergehend, wahrenJ fremde Substanzen verkohlt werden und ^ eine schmutzige, oft schwarz werdende Fiirbung horvorrufen. Beim Verbrennen im Platinschiilehen liisst reiner Safran nicht mehr als 5% Asche zuriick. Kardamom. Unter Kardamom versteht man die kleinen, 8 — 12 Mm. langen, dreiseitigen , an den beiden Enden zugespitzten , langs- gestreiften Kapseln, welche gelblich weiss von Farbe, von leder- artiger Beschaffenheit, durch drei Scheidewiinde abgesondert, zahl- reiche, kleine, viereckige, aromatisch schmeckende Samenk5rner enthalten. Diese Friichte stammen von der in Ostindien, vorzugs- weise in Malabar einheimischen, dem Geschlechte der Scitaminen oder Ingwergewachse angehSrigen Elettaria cardamomum, einem niedrigen Gewurzstrauche , aus dessen kriechendem, geringeltem Wurzelstocke ahrige Bliithenschafte mit halbsitzenden , oberhalb wolligen, unterhalb lederartigen Slattern emporwachsen. Kelch und Krone der Bliithe sind dreiblattrig; von den, den spiiter zur Kapsel auswachsenden Fruchtknoten umgebenden sechs, in zwei Eeihen stehenden Staubgefassen bleiben zwei aussere klein, blumen- blattartig, wahrend das dritte sich zur Honiglippe erweitert, wo- gegen zwei innere verkiimmern und nur eins mit einem zwei- facherigen Staubbeutel versehen erscheint. Andere im Handel vorkommende Sorten sind: Der lange oder Ceylon-Kardamom, graubraune, 7 — 9 Mm. lange Kapseln, und der grosse oder Java-Kardamom mit 2 — 3 Ctm. langen. gefliigelten Kapseln. Seltener kommen Siam-, Banda- und Mada- gaskar-Kardamom, letzterer mit sehr langen Kapseln, in den Handel. Diese siimmtlichen Sorten stehen dem kleinen Kardamom erheblich an Gtite und Arom nach. Der anatomische Bau von Samen und Fruchthiille ist ziernlich einfach. Ein Querschnitt durch die Letztere zeigt eine gleichmassige Schicht langgestreckter, fast netzartig erscheinender, gefarbter, mit Oeltr5pfchen besprengter Zellen. Ein Schnitt durch den Samen zeigt die aussere Schicht kleinerer Zellen, eine mittlere Schicht grosserer Oelbehillter (Bezeptakeln) und eine dtinne Schicht dunkel gefarbter Zellen. Diese drei Schichten umschliessen die Hauptmasse des Samens, welche aus gleicbmiissig grosszelligem. durchsichtigem, mit feiner Stiirke erftilltem Parenchym besteht. Von alien diesen Organen finden sich im Pulver Bruchstiicke wieder. Die Fruchthiille soil eigentlich nicht zum Pulvern mit ver- wendet werden, da sie wenig gewtirzig ist; Theile derselben sind unter dem Mikroskop leicht zu erkennen. — Zwieback, Kindermehl, Mehl und Zucker sind gewohnliche Beigaben zum Pulver, die unter dem Mikroskop leicht zu erkennen sind. Mineralisehe Beimischungen werden beim Einiischern des Pulvers erkannt, Der reine Same hinterlasst nicht mehr als 4 bis 5% Asehe, wahrend die Fruchthiille fur sich allein verbrannt 10 — 12% Asche liefert, Gepulverte voile Fruchtkapseln geben 6% Asche. FigurenerklJirung. Fig. 1. Schwarzer Pfeffer, Durchschnitt, 30 Mai vergrossert. „ 2. „ „ Schnitt durch die Rinde, 150 Mai vergrossert. „ 3. „ „ Schnitt durch den Kern, 150 Mai vergrossert. „ 4. „ „ Pulver, 150 Mai vergr6ssert. „ 5. „ „ mit Leinkuchenmehl, 150 Mai ver- grSssert. „ 6. „ „ mit Linsenmehl, 150 Mai vergrossert. Fig. 7. Schwar/er Pfeffer mit Senfkuchenmehl. 150 Mai vergr. „ 8. „ „ mit Asche, 150 Mai vergrossert. „ 9. Safran, Safflor und Randbliithen der Ringelblume, naturliche Grosse. „ 10. Safran, Pulver, 150 Mai vergrossert. „ 11. Safran mit Santelholz, 150 Mai vergrtssert. „ 12. Kardamom, Querschnitt, 150 Mai vergrossert. „ 13. „ Schnitt durch die Fruchthiille, 150 Mai vergrossert. „ 14. „ Pulver, 150 Mai vergrtissert. „ 15. „ mit Zwieback, 150 Mai vergrossert. Tafel VIII. Verfalsclmngsmittel. Von den zahlreichen Verfalschungsmitteln , welehen man bei der Priifung der Nahrungs- und Genussmittel begegnet, soil vor- liiufig nur eine kleine Auswahl besproehen werden, wilhrend die Fortsetzung dieser Serie spiiteren Wiinschen und Bedurfnissen vor- behalten bleiben mag. In erster Linie kommen die verschiedensten Samen in Betracht, die theils direkt, theils nach gesehehener Entfettung als Samenkuchen gemahlen und als Surrogat verkauft werden. So sind es die Abfalle der Steinnuss, der Samen der Phytelephas makroearpa, einer in Stidamerika einheimischen Palme, welche insbesondere als Pfeffer- surrogat vielfach Verwendung finden. Aus den Niissen selbst werden hauptsiichlich KnOpfe gedrechselt, die Drehspilhne werden gemahlen. Der anatomische Bau des Samens zeigt im Querschnitt ein kom- paktes Zellgewebe, welches dureh zierliehe Kaniile untereinander verbunden ist und im Liingsschnitt sich in bandwurmahnlicher Form prasentirt. Demselben Zwecke dienen die entolten Samenkerne der Para- nuss, der Frucht der in Brasilien einheimischen, zum Geschlecht der Myrtenbaume gehorigen Bertholletia gigantea. Der Same zeigt unter dem Mikroskop ein gleichmiissiges Gewebe grosser vieleckiger, auch rundlicher und gedriickter Zellen, die bisweilen noch mit Oeltropfchen erfullt sind. Palmmehl sind die gemahlenen, entfilten Samenkerne der Frtichte der an der Kiiste von West-Afrika einheimischen Oel- palme, Elais guinensis. Die Fruchte selbst sind nicht viel grosser als ein Taubenei. Der Same wird von einer fleischigen Hiille umschlossen, aus welcher durch Auspressen oder Auskochen mit Wasser und AbschOpfen das Palmol gewonnen wird. Die kleinen Kornchen, aus denen das Palmmehl besteht, sind sehr hart und schwer, und sinken im Wasser unter. Sie sind im Pfeffer mit gutem Auge, besser mit der Loupe , zu erkennen und erscheinen gliinzend, durchscheinend, fast wie Hollundermark. Unter dem Mikroskop sieht man ein grosszelliges , von feinen Leisten um- rahmtes, sonst vSllig irreguliires, fast porzellanartig erscheinendes Gewebe, was, wenn man es einmal gesehen hat, mit keinem anderen verwechselt werden kann. Gemahlene Olivenkerne, die Samen des Oelbaumes, der in Asien einheimischen, in den Mittelmeerliindern kultivirten Olea Europaea, aus deren Fruchtfleisch das Baumol (Provencerol) durch Auspressen resp. Auskochen mit Wasser gewonnen wird, sind neuerdings sehr beliebte Surrogate geworden. Bemerkenswerth und charakteristisch unter dem Mikroskop sind die der Steinschale entstammenden farblosen, langgestreckten, sehr dickwandigen Stein- zellen, die dicht ineinander geschoben liegen. Von einheimischen Samen werdon die gemahlenen Presskuchen von Lein und Eiibsen vorzugsweise als, Surrogate verwandt. Der Leinsame (von Linum usitatissimum) besteht aus dem aus gleichmassigem Zellgewebe gebildeten Sameneiweiss, welches von mehreren Schichten eingehullt ist. Die iiusserste feine Umhullungs- schicht enthalt Schleim; darunter folgt eine Schicht ovaler, brauner Zellen, auf welche eine dritte Schicht spindelf5rmiger, stark ver- dickter, ineinander geschobener, gelblicher Faserzellen folgt. Auf eine ganz feine und diinne Schicht quergestreckter Zellen folgt endlich eine Schicht von Tafelzellen, welche mit rothbraunem, leicht herausfallendem Inhalte versehen ist. Im Pulver unter dem Mi- kroskop erblickt man Bruchstiicke von sammtlichen Zelllagen und vom Sameneiweiss; charakteristisch sind die dickwandigen Zellen der zweiten Schicht, die als zarte Streifen erscheinende Querzellen- schicht und die Farbstoffzelleu. Auch die Kubsamen bestehen aus einem von gleichmassigem, kleinzelligem Parenchym gebildeten EiweisskSrper, welcher von mehreren Zellschichten eingehullt ist. Charakteristisch sind fur das Kiibkuchenmehl Partien aus der Steinzellenschicht, welche aus ziemlieh regelmassig gebauten, dickwandigen, eckigen, mit Luft erfullten Zellen besteht. Auch die Mandelkleie, das ist der gemahlene Presskuchen, welcher bei der Gewinnung des aus den Mandeln, den Samen der Amygdalus communis. bereiteten Oeles zuriickbleibt, dient als Sur- rogat fur mancherlei Gewiirze. Charakteristische Kennzeichen sind grosse mandelformige Steinzellen mit dicken, vielfach punktirten Wiinden, die aus den inneren Schichten der Steinschale stammen, Spiralgefasse aus der Samenhaut und kleinzelliges Parenchym aus der Masse des Sameneiweisses. Ger5stete Brotrinde lasst bisweilen aufgequollene Stiirke- mehlkornchen erkennen; meist bildet sie formlose Massen. Sowohl Sagemehl des wirklichen Mahagoniholzes (von Swietenia Mahagoni), als wie vorzugsweise das Sagemehl des falsehen Cedern- oder Zuckerkistenholzes (von Gedrula brasi- liensis, deren geringere Sorten zu Cigarrenkisten verarbeitet werden) dienen als Verfalschungsmittel fiir Zimmt und andere Gewiirze. Man erkennt es an den meist biischelformig , wie'Flechtwerk zu- sammenliegenden, langgestreckten Bastzellen, und getupfellem Holz- parenchym. Das feingemahlene Santelholz von Pterocarpus santalinus, einem in Ostindien einheimischen, der Familie der Papilionaceen an- gehorigen Baume, zeigt unter dem Mikroskop rtthlich erschei- nende, feine, stiibchenartige , oft an einem Ende gespaltene, bastartige Holzfasern. Sehr reich an Stein- und Bastfaserzellen erscheinen auch die Einden des Zimmtlorbeerbaum«s (Prunus laurocerasus) und der Eichenrinde (Lohe), welche ebenfalls als Beimisehungen gepulverter Gewiirze gefunden werden. Embelia ribes ist eine in Ostindien heimische, der Familie der Myrsineen angehorige Pflanze, deren getrocknete Beeren an Ort und Stelle zur Verfalschung des Pfeffers dienen. Die kleinen Steinzellen der Fruchthulle sind von denjenigen des Pfeffers leicht zu unterscheiden. Das Pulver der Gilbwurz oder Curcuma, aus dem Wurzel- stocke der in Siidasien einheimischen, dem Geschlechte der Gewurz- lilien angehSrigen Curcuma longa ist charakterisirt dureh gross- zelliges Parenchym, in welchem grosse gelbliche Kleisterklumpen lagern, durch weite Spiralgefasse oder Eeste derselben und durch eigenthiimlich geformte, meist rundliche, an einem Ende aber spitz ausgezogene, grosse Starkemehlkornchen. Es wird oft zum Ver- ialschen der gepulverten Macis verwandt. FigurenerklJtrung. Fig. 1 u. 2. Langs- und Querschnitt durch die Steinnuss, 150 Mai vergrSssert. „ 3. Querschnitt durch die Paranuss, 150 Mai vergro'ssert. „ 4. Querschnitt durch die Schale des Olivenkerns, 150 Mai vergro'ssert. Fig. 5. Piilmkernmehl, 150 Mai vergro'ssert. „ 6. Partien aus dem Leinkuchenmehl, 150 Mai vergrossert. „ 7. „ Kubkuchenmehl, „ „ „ 8. Cigarrenkistenholz-Pulver, 150 Mai vergrfissert. „ 9. Gerostete Brotkrume, 150 Mai vergrossert. „ 10. Mandelkleie, 150 Mai vergr5ssert. Fig. 11. Eothes Santelholz, 150 Mai vergrossert. „ 12. Querschnitt durch die Gilbwurz, 150 Mai vergrSssert. „ 13. Embelia ribes, gepulverte Frucht, 150 Mai vergrossert. „ 14. Schnitt durch die Kinde des Zimmtlorbeerbaumes, 150 Mai vergrossert. „ 15. Eichenrinde, Pulver, 150 Mai vergr6ssert. 10 Tat. V1L m < *P- " •r- Venae v. Wilhelm Knapp, Halle a 8. Photogr Anst v Utto Wipmo. Eeiti ff^- 0« THC *\i (( I'NfVERslTY )) »J> Taf. VIII. jr -y/ ?.'e, •«. '*9 .fc' ?•-** if^^1 Verkf ¥ Wilhelm Knapp Halle aS Phntwr Aiisl v Otb Wiitand. Zeitz. UNIVERSITY OF CALIFORNIA LIBRARY